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Full text of "Basler Chroniken"

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BASLER  CHRONIKEN 

HEBAUSGEGEBEN 

VON  DER  HISTORISCHEN  GESELLSCHAFT  IN  BA8EL 


ERSTER 


HERAUSGEGEBEN  DURCH 
WII-.HELM  VISCHER  OND  ALFRED  STERN. 
usthi  Mitwirkung  ton  Mohiü  Heyn«. 


LEIPZIG 

VERLAG    VON   S.    HIRZEL. 
1872. 


71',  E  f-«-  '    —  "K 

P-J3UC  LIBRARY 

406541 A 

A3  COT,  LHNOX  AND 
TILDEN  F.yjNDATIONS 
M  1929  L 


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BÜRGERMEISTER  UND  RATH 


BASEL-STADT 


IN    EHRERBIETUNG   ZUGEEIGNET. 


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Vorrede. 


Basel     Y>esitzt,  wie  es  bei  einer  Stadt  von  seiner  Bedeu- 
tung 7.u  erwarten  ist,  aus  der  Zeit,  die  wir  als  die  eigentliche 
Zeit   der  Städtechroniken  bezeichnen   können,   d.  h.    aus   den 
Jahrhunderte*1 ,    in  denen  sich  der  U ebergang  vom  Mittelalter 
zur  "Neuzeit  vollzieht,   eine  ganze  Anzahl  von  Aufzeichnungen 
über  seine  Geschichte.    Zu  einem  Werke,  das  eine  zusammen- 
hängende   Darstellung  derselben   von   den  Anfangen  der  Stadt 
bis  auf  die  Zeit  des  Schreibers  anstrebt,  wie  die  Nachbarstädte 
Strassburg    und   Bern  deren  schon  zu   Ende   des    14.    und  zu 
Anfang   des  15»  Jahrhunderts  aufzuweisen  haben,  ist  es  freilich 
erst    am    Schlüsse  dieser  Periode  gelangt,    erst  in    Folge   des 
neuen  Anstosses,  den  die  historischen  Studien  im  Reformations- 
zeitalter  erhielten.     Damals  hat  Christian  Wurstisen  es   unter- 
nommen,  ein  solches  zu  liefern  in  der  im  Jahre  1580  gedruck- 
ten »Baszier  Chronick«,  die  als  ein  Product  fleissigen  Sammeins 
und    gewissenhafter  Forschung   bis   auf  den   heutigen  Tag  ein 
wohlverdientes  Ansehn   geniesst.     Was   uns   aus  früherer   Zeit 
erhalten   ist,  beschränkt  sich  auf  die  Darstellung  einzelner  Zeit- 
abschnitte   oder  einzelner  hervorragender   Begebenheiten,    auf 
die  Schilderung  der  Geschichte  einzelner  Anstalten,  wie  eines 
Klosters ,    auf  Berichte  über  persönliche  Erlebnisse,   tagebuch- 
artige  Aufzeichnungen  über  die  Zeitbegebenheiten,  durch  welche 
der  Niederschreibende  mehr  oder  weniger  unmittelbar  berührt 
wurde,   und  wo  etwa  aus  dem  Gesammtgebiete  der  städtischen 
Geschichte    Nachrichten   über  einen  längern  Zeitraum   zusam- 
mengestellt sind,  geschieht  es  in  unzusammenhängender,   rein 
compilatorischer  Weise, 


VI  Vorrede. 

Von  diesen  Aufzeichnungen,  unter  denen  sich  des  Werth- 
vollen  viel  findet,  und  die  zum  Theil  auch  von  Spätem   schon 
vielfach  benutzt  worden   sind,   ist  noch  sehr  wenig  veröffent- 
licht worden,   und  dies  Wenige  ganz   zerstreut  und  oft    sehr 
ungenügend.     Eine  Sammlung  und  kritische  Herausgabe    der- 
selben erscheint  als  ein  dringendes  Bedürfnisse  und  die  histo- 
rische Gesellschaft  in   Basel  hat  es  als   ihre  Pflicht   erkannt, 
diesem  Bedürfnisse   zu   entsprechen.     Es  sind    freilich    schon 
verschiedene  Unternehmungen  begonnen  worden,  die  sich  über 
kurz  oder  lang  auch  auf  unsre  »Basler  Chroniken«,    so  wollen 
wir  alle  diese  Aufzeichnungen  kurzweg  nennen,    oder  wenig- 
stens auf  einen  Theil  derselben  erstrecken  könnten :  die  schwei- 
zerische  geschichtsforschende  Gesellschaft,    die  schon  mehrere 
schweizerische   Chroniken    oder  Chroniken,    die    für   die    Ge- 
schichte der  Schweiz   von  besonderer  Wichtigkeit  sind,    her- 
ausgegeben hat,   beabsichtigt  diese  Thätigkeit  auch  fernerhin 
fortzusetzen,  und  von  der  Münchener  historischen  Commission 
ist  bekanntlich  die  Herausgabe  der  Chroniken  der  sämmüichen 
deutschen  Städte   an  die  Hand   genommen  worden  und   wird 
mit  erfolgreicher  Thätigkeit  betrieben ;  allein  wir  hielten  es  für 
eine  Ehrensache,  uns  nicht  damit  zu  trösten  und  zu  warten,  bis 
jene  einmal  dazu  kommen  würden,  sich  mit  unsern  Chroniken 
zu  beschäftigen,   und  wir  fürchten  auch  nicht,    dass  sie  unsre 
Arbeit  etwa  als  einen  Eingriff  in  ihr  Gebiet  übel  vermerken 
werden.     Die   schweizerische  geschichtsforschende   Gesellschaft 
strebt  keine  abgeschlossene  Sammlung  von  irgend  welcher  Voll- 
ständigkeit an;   die  historische  Commission  aber  hat   für   ihre 
Chronikensammlung,  abgesehen  davon,   dass  dieselbe  vorzugs- 
weise deutschgeschriebene  Chroniken  enthalten  soll  und  z.  B. 
von  den  drei  lateinischen  des  vorliegenden  Bandes  wenigstens  die 
beiden  ersten  sicher  nicht  aufgenommen   hatte,   ein  so  weites 
Feld,    dass  ihr   nur  lieb  sein  kann,   wenn  ein  Theil  desselben 
von   anderer  Hand  in  Angriff  genommen   wird,    und  sie  wird 
unser  Unternehmen  gewiss  mit  Freuden  begrüssen,  um  so  mehr, 
als  wir  in  der  Einrichtung  und  Ausführung  desselben   bemüht 
gewesen  sind,    uns  soviel  als  möglich  dem  von  ihr  eingeschla- 
genen Verfahren  anzuschliessen. 

Der  vorliegende  erste  Band,  über  dessen  einzelne  Bestand- 
theile   in   den  Einleitungen  zu   denselben   des   ausführlicheren 


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Vorrede.  VII 

berichtet  wird,   enthält  ein  reiches  Material  für  die  Geschichte 
der  Reformation  in  Basel  und  für  die  Kenntniss  der  ihr  vor- 
angegangenen kirchlichen  Zustände,  Berichte  von  evangelischer 
sowohl  als  von  altgläubiger  Seite.     Er  bildet  somit  ein  Seiten- 
£tück  zu  zwei  kürzlich  von   anderer  Seite   erschienenen  Publi- 
tationen,   den  von  dem  historischen  Verein  in  St.  Gallen  her- 
ausgegebenen   Sabbata  Kesslers    (St.   Gallen  1866.    1868)    und 
dem  ersten  Bande  des  Archivs  für  die   schweizerische  Refor- 
mationsgeschichte,  herausgegeben  auf  Veranstaltung  des  schwei- 
zerischen Piusvereins  (Solothurn  1868).    Dass  unsre  Sammlung 
gerade  mit  Riesen  Stücken  eröffnet  wird,   hat  einen  zufälligen 
Grund:    die   Verhandlungen    mit  Herrn    Dr.    Stern    über    die 
Herausgabe    der    in   Carlsruhe  befindlichen  »Aufzeichnungen« 
s.  Seite  435)   gaben  den  Anstoss,   den  Plan  einer  Herausgabe 
von  Basler  Chroniken  ins  Werk   zu   setzen.     Die  Gesellschaft 
übertrug  die  Besorgung  derselben  einem  Ausschusse,  bestehend 
aus  den    Herren   Conrector  Dr.    Fechter,   Dr.  Hans   Frey, 
Professor  Andreas  Heusler,    Dr.   Rud.    Liechtenhan,   an 
dessen  Stelle  später  Herr  Professor  M.  Heyne  trat,  Dr.  J.  J. 
Merian  und  dem  Unterzeichneten,  der  die  unmittelbare  Lei- 
tung der  Arbeiten  übernahm.    Es  wurde  beschlossen,  zunächst 
mit  jenen  Aufzeichnungen  auch  die  übrigen  Karthäuser  Chro- 
niken herauszugeben  und  als  Ergänzung  dazu   die  von   streng 
eFangelischem  Standpunkt  abgefasste   sogenannte  Chronik  des 
Fridolin  Ryff.  —  Für  die  übrigen  Bände  haben  wir  einstweilen 
folgende  Stücke  in  bestimmte  Aussicht  genommen :  Die  in  dem 
Bande  E.  VT-  26  der  Basler  Universitätsbibliothek  im  Anschluss 
an  eine  Weltchronik  enthaltenen  Aufzeichnungen   über  Basler 
Geschiente,    zum   grösten  Theil   um  die   Mitte  des    15.   Jahr- 
hunderts von  Erhard  von  Appenweiher,   Kaplan   am  Münster, 
niedergeschrieben     (vgl.     Wackernagel:     die     altdeutschen 
Handschriften    der  Basler  Universitätsbibliothek    (Basel    1835) 
30  ff.,  die    Schlacht  bei   St.  Jacob  in  den  Berichten  der 
Zeitgenossen ,     Säcularschrift    der  historischen  Gesellschaft  zu 
Basel  (Basel   1844)    10  ff.);    des  Hans  Sperrer,   genannt  Brüg- 
linger,    Meisters   der  Brotbeckenzunft,    Bericht   über   den  St. 
Jacober  Krieg,    beendet  am  12.  Dezember  1446   (schon  einmal 
herausgegeben     im     Schweizerischen    Geschichtsforscher    XII, 
1—28,  zu  einem  kleinen  Theil  auch  in  der  genannten  Säcular- 


vin  Vorrede. 

schrift  5  ff.)  ;   die  Denkwürdigkeiten  des  Henmann  Offenburg, 
den  Zeitraum  von  1413 — 1445  umfassend  (ebenfalls  abgedruckt 
im   Schweizerischen   Geschichtsforscher  XII,   33  —  98,   einige 
Auszüge   daraus   Schlacht  bei   St.  Jacob  18  ff.) ;   die  Röt- 
teler    und   Basler  Zusätze    zu  Königshoven    (s.    Chroniken 
der  deutschen  Städte  8,  208  f.),   zum  Theil  schon  abgedruckt 
in   Mone's  Quellensammlung  der  badischen  Landesgeschichte 
I,  280  ff.    (s.  jedoch  das  Chroniken  d.  d.  St.  a.  a.  O.  Be- 
merkte) ;   eine  im  Anschluss  an  Etterlin ,   gegen  die  Mitte  des 
16.   Jahrhunderts  niedergeschriebene  Chronik,    die  aber  auch 
über  frühere  Zeiten,  namentlich  über  das  15.  Jahrhundert  aus 
gleichzeitigen   Berichten   werthvolle   Mittheilungen  giebt;    wir 
haben   die  eine  Handschrift  derselben   S.  212,  8  ff.    erwähnt, 
die  andere  reichhaltigere,   die  unter  dem  Namen  der  Chronik 
des   Heinrich  von  Beinheim  bekannt  ist,    einem   nicht   ganz 
zutreffenden,  weil  nur  einen  Theil  ihres  Inhalts  bezeichnenden 
Namen,  befindet  sich  im  Besitze  des  Berner  Historikers  Herrn 
Egb.  Friedrich  v.  Mülinen,   der  uns-  in   freundlichstet  Weise 
die  Erlaubniss,   sie   zu  benutzen,   zugesagt  hat.     Sodann  die 
lateinisch  geschriebene  Chronik  des  Kaplans  Johannes  Knebel 
aus  der  Zeit  der  Burgunderkriege,   die  Karl   Buxtorf  in  den 
Jahren   1851    und   1855   in    deutscher  Uebersetzung   herausge- 
geben hat   (s.   Kopp  in   den   Geschichtsblättern  aus  der 
Schweiz  II,  263  ff.),   und   im  Anschluss   an   sie  die  deutscheu 
Aufzeichnungen,    die  wir  von    dem   damaligen   Basler  Stadt- 
schreiber   über    die  Burgunderkriege    besitzen    (s.    eben  das. 
264.  269) ;   endlich  das  in  den  Auszügen   des  Johannes  Try- 
phius    erhaltene    lateinische   Tagebuch    des  Pfarrers  Johannes 
Gast  zu  St.  Martin  aus  den  Jahren  1531  — 1552    (1853  eben- 
falls  in   deutscher   Uebersetzung  von  Karl  Buxtorf  herausge- 
geben).    Diesen  Stücken  behalten  wir  uns  vor  vielleicht  noch 
einige  andere  beizufügen,  über  deren  Aufnahme  wir  uns  noch 
nicht  endgültig  entschieden  haben;  im  ganzen  soll  die  Samm- 
lung 4 — 5  Bände  umfassen. 

Der  Antheil  der  Mitarbeiter  am  ersten  Bande  an  der  Her- 
ausgabe desselben  vertheilt  sich  in  folgender  Weise :  Die  sämmt- 
lichen  Chroniken  sind  von  Herrn  Dr.  Stern,  früher  Hilfsar- 
beiter am  Grossherzoglich  Badischen  Generallandesarchiv,  jetzt 
Privatdocenten  in  Göttingen,   abgeschrieben,    von  mir  sowohl 


Vorrede.  IX 

vor  dem  Druck,  als  bei  der  Correctur  mit  den  Originalhand- 
<chriften,  insofern  solche  vorhanden  waren,  verglichen  worden ; 
bei  der  Narratio,  von  der  wir  das  Original  nicht  besitzen,  habe 
ich  auf  Grund  der  Sternischen  Abschrift  mit  genauer  Verglei- 
chung  der  beiden  Handschriften,  nach  welchen  dieselbe  ange- 
fertigt war,  den  für  die  Herausgabe  bestimmten  Text  herge- 
stellt. Bei  zweifelhaften  Formen  im  Texte  der  deutschen 
Chroniken  ist  jedesmal  der  sachkundige  Rath  von  Prof.  Heyne 
eingeholt  worden,  dem  wir  auch  das  Glossar  zu  denselben  ver- 
danken. Die  Anmerkungen  zu  d#  ersten  Chronik  und  ihrer 
Fortsetzung  sind  der  Hauptsache  nach  das  Werk  des  Herrn 
Stern,  die  zu  den  folgenden  umgekehrt  das  meinige.  Wo  in 
jenen  in  der  ersten  Person  der  Einzahl  geredet  wird,  ist  Herr 
Dr.  Stern,  wo  in  diesen,  der  Unterzeichnete  gemeint.  Die 
Beilagen  zur  ersten  Chronik  sind  mit  Ausnahme  der  erst  wäh- 
rend des  Druckes  von  mir  aufgefundenen  siebenten  von  Dr. 
Stern  ausgewählt,  von  mir  mit  Benutzung  der  von  ihm  für 
Nr  I,  IIb,  HI  und  VI  gemachten  Abschriften  und  einiger  von 
ihm  herrührender  Anmerkungen  herausgegeben.  Die  Beilagen 
zu  den  Karthäuser  Chroniken  sind  von  mir  sowohl  ausgewählt 
als  herausgegeben  oder  verfasst.  Die  Abschriften  der  in  Nr. 
III,  IV  und  IX  enthaltenen  Urkunden  verdanke  ich  der  Ge- 
fälligkeit des  Herrn  Dr.  Hans  Frey;  auch  sie  sind  von  mir 
collationiert  worden.  Das  Namenregister  habe  ich  angefertigt, 
zu  den  Nachträgen  hat  mir,  wie  der  Leser  je  weilen  betreifen- 
den Orts  angegeben  findet,  Herr  Dr.  Stern  eine  Anzahl  Be- 
merkungen geliefert.  —  Ursprünglich  war  dem  Herrn  Dr.  Stern 
ein  grösserer  Antheil  an  der  Herausgabe  zugedacht ,  sie  sollte 
der  Hauptsache  nach  von  ihm  besorgt  werden ,  während  ich 
mich  anheischig  machte,  wo  seine  Kenntnisse  der  localen  Ver- 
hältnisse nicht  ausreichten,  und  wo  aus  dem  hier  vorhandenen 
urkundlichen  Material  seine  Behauptungen  und  Anmerkungen 
ergänzt  werden  konnten,  auszuhelfen.  Allein  es  stellte  sich 
heraus,  dass  eine  derartige  Theilung  der  Arbeit  nicht  möglich 
war;  auch  äussere  Umstände,  eine  wissenschaftliche  Reise,  die 
Herr  Dr.  Stern  nach  Beginn  des  Druckes  sich  zu  machen  ge- 
nöthigt  sah,  u.  s.  w.  traten  hinzu,  so  dass  nach  und  nach 
mein  Antheil  an  der  Herausgabe  sich  mehr  und  mehr  ver- 
grösserte.     Die  Anmerkungen    zu    der  Chronik    des  Fridolin 


X  Vorrede. 

Ryff  sind  von  mir  auf  Grund  des  hiesigen   urkundlichen  Ma- 
terials  revidiert  und  ergänzt  worden  (die  betreffenden  Ergän- 
zungen und  Zusätze  im  Drucke  von  der  ursprünglichen  Arbeit 
Sterns   auseinanderzuhalten,   war  nicht  möglich,   da   beide    oft 
in   einem  und  demselben   Satze   verschmolzen  sind) ,   bei  den 
•  Karthäuser  Chroniken  dagegen,   wo  das  Urkundenmaterial    ein 
ausserordentlich   reiches    war  *) ,    die   Arbeit   des  Herrn   Stern 
überdies   auch  noch   nicht    die    von    ihm    beabsichtigte    letzte 
Durchsicht  erhalten  hatte,  ist  wenig  von  derselben  stehen  ge- 
blieben ,  dagegen  haben  mjf  seine  Anmerkungen  für  die  Aus- 
arbeitung der  meinigen  manche  erwünschte  Winke,    Citate    u. 
dgl.  geboten.     Die  Einleitungen  zu  den  Karthäuser  Chroniken 
sind  alle   von  mir  verfasst;    die  bereits  gedruckte  Einleitung 
des  Herrn  Dr.  Stern  zu  der  Chronik  des  Fridolin  Ryff  habe 
ich  schliesslich  auch   noch   durch   eine  von  mir  ausgearbeitete 
ersetzt.     Herr  Dr.  Stern  hatte  bei  Abfassung  seiner  Einleitung 
ohne   weiteres   angenommen,   die  unter  dem  Namen  des  Fri- 
dolin Ryff  bekannte  Chronik  sei   von  diesem  verfasst,    indem 
er  ßich   dabei  den   sämmtlichen  Schriftstellern  anschloss,    die 
bis  dahin  die  Chronik  benutzt  oder  erwähnt  haben2).     Auch 

1)  S.  hierüber  die  Einleitung  zu  denselben.  Um  jeder  Verwirrung 
vorzubeugen ,  will  ich  hier  bemerken ,  dass  die  Ausdrücke  » öffentliche  Bi- 
bliothek« und  »Universitätsbibliothek«  ein  und  dasselbe  bedeuten. 

2)  Wir  begegnen  dieser  Ansicht  in  Hans  Jac.  Leu's  helvetischem  Le- 
xicon  (1759),  in  den  Athenae  Rauricae  (1778),  in  Hallers  Bibliothek  der 
Schweizergeschichte  (1786).  Auch  Ochs  führt  in  seiner  Basler  Geschichte 
unter  den  von  ihm  benutzten  Quellen  I,  xn  »Fridolin  Ryfs  Chronik«  an, 
indem  er  hinzufügt:  »Fridolin  Ryf  war  Rathsherr  zur  Zeit  der  Reforma- 
tion«, gerade  wie  es  S.  XI  heisst:  »Andreas  Ryfs  Chronik.  Ryf  war  De- 
putat von  1595  bis  1603«,  S.  XIII:  Oastii  Tagebuch.  Johann  Gast  war 
Frediger  bey  St.  Martin«  u.  s.  w. ,  »Beinheims  Chronik.  Heinrich  von 
Beinheim  war  Doktor  in  den  geistlichen  Rechten«  u.  s.  w.,  so  dass  nicht 
daran  zu  zweifeln  ist,  dass,  als  er  die  Stelle  niederschrieb,  er  Fridolin  Ryff 
für  den  Verfasser  hielt.  Im  5.  und  6.  Bande,  wo  er  die  Chronik  häufig 
citiert,  wird  immer  »Ryf«  als  der  Verfasser  genannt  (Ryf  sagt,  Ryf  schreibt, 
Ryf  nennt,  Ryf  beruft  sich  u.  s.  w.).  Sonderbarer  Weise  giebt  er  ihm 
aber  an  einigen  Stellen  (V,  550,  622)  den  Vornamen  Peter,  und  dass  er 
dabei  nicht  an  den  Professor  Peter,  den  Fortsetzer  der  Chronik  des  Fri- 
dolin gedacht  hat,  geht  aus  der  letztern  Stelle  hervor,  wo  es  heisst: 
»schreibt  Peter  Ryff,  Meistex  zu  Webern«,  was  auf  den  Vater  Fridolins 
gehen  würde.  —  Die  neuern  Gelehrten,  welche  die  Chronik  benutzt,  haben 


Vorrede.  XI 

ich  folgte  Anfangs  dieser  Annahme  und  habe  noch  in  den 
Beilagen  zur  Chronik  den  Fridolin  Ryff  als  den  Verfasser 
derselben  erwähnt,  aber  gerade  in  Folge  der  Beschäftigung 
mit  diesen  Beilagen  wurde  mir  die  Sache  zweifelhaft,  und  als 
ich  sie  näher  zu  untersuchen  anfieng,  mehr  und  mehr  un- 
wahrscheinlich, bis  ich  zuletzt  zu  dem  Ergebniss  kam,  dass 
Ryff  der  Verfasser  nicht  gewesen  sein  könne.  Unter  diesen 
Umständen  konnte  ich  natürlich  die  bisherige  Einleitung  nicht 
stehen  lassen,  sondern  sah  mich  genöthigt,  sie  durch  eine 
andre  zu  ersetzen.  Die  Stellen  in  den  Anmerkungen  zum 
Texte  der  Chronik  und  in  den  Beilagen,  in  denen  von  Fri- 
dolin Ryff  als  dem  Verfasser  die  Rede  ist,  Hessen  sich  frei- 
lich Dicht  mehr  beseitigen,  und  ich  muss  den  Leser  bitten, 
sie  selbst  in  Gedanken  zu  berichtigen. 

Der  Umstand,  dass  der  Band  seine  endgültige  Gestalt  erst 
nach  und  nach  während  des  Druckes  erhielt,  konnte  überhaupt 
nicht  verfehlen,  manche  kleine  Uebelstände  mit  sich  zu  fuh- 
ren ;  einzelne  Angaben  in  den  Anmerkungen  und  Einleitungen 
mussten  in  Folge  der  Herbeiziehung  weiteren  Quellenmaterials 
an  späterer  Stelle  berichtigt  werden.  Wir  haben  diesen  Uebel- 
standen  abzuhelfen  gesucht  durch  Verweisungen,  die  wir  in 
den  Nachträgen  anbrachten,  und  haben  ebendort  noch  einige 
weitere  Berichtigungen  und  Zusätze  gegeben. 

In  der  Anordnung  und  Einrichtung  unseres  Bandes  haben 
wir  uns  nach  dem  Muster  der  Chronikensammlung  der  Mün- 
chener historischen  Commission  gerichtet,  zu  der  die  unsrige 
als  eine  Ergänzung  oder  als  ein  Seitenstück  angesehen  werden 
kann,  und  es  war  uns  dieses  um  so  leichter,  als  der  Herr 
Verleger  der  Chroniken  der  deutschen  Städte  sich  in  zuvor- 
kommender Weise  bereit  erklärte,  auch  den  Verlag  unsrer 
Sammlung  zu  übernehmen.  Eine  Hauptabweichung  von  dem 
bei  der  Herausgabe  jener  Chroniken  beobachteten  Verfahren 
liegt  in  der  durchgängigen  Anwendung  der  lateinischen  Let- 
tern. Es  schien  uns  dieselbe  schon  durch  das  beständige  Ab- 
wechseln deutscher  und  lateinischer  Texte  in  unsrer  Sammlung 
geboten,  wenn  der  Band  nicht  ein  unschönes,  buntscheckiges 
Aussehen  bekommen  sollte. 

die  Verfasserschaft  des  Fridolin  Ryff  als  eine  feststehende  Thatsache  an- 
genommen. 


XII  Vorrede. 

Ueber  die  Behandlung  der  lateinischen  Texte  ist  nicht 
viel  zu  bemerken.  Wo  in  den  von  Georg  verfassten  Stücken 
ae  gedruckt  ist,  ist  dies  überall  eine  Auflösung  des  in  der 
Vorlage  stehenden  §;  neben  diesem  wendet  Georg  in  ganz 
inconsequenter  Weise  auch  das  einfache  e  in  Fällen  an,  wo 
der  Diphthong  stehen  sollte.  Ich  habe  mich  natürlich  immer 
genau  an  die  Vorlage  gehalten,  ebenso  wie  in  den  deutschen 
Texten  bezüglich  der  Inconsequenzen  in  der  Anwendung  von 
ou  und  au. 

In  Beziehung  auf  die  deutschen  Texte  war  unsre  Aufgabe 
keine  so  einfache,  da  wir  es  mit  der  verwilderten  Orthogra- 
phie des  16.  Jahrhunderts  zu  thun  hatten.  Was  zunächst  den 
Consonantismus  betrifft,  so  haben  wir  uns  beim  Abdrucke  der 
beiden  deutschen  Chroniken  genau  an  die  Vorlagen  gehalten. 
Bei  den  nach  den  Rathsbüchern  und  nach  alten  Drucken  ge- 
gebenen Urkundentexten  dagegen  wurde  eine  Vereinfachung 
vorgenommen,  da  hier  eine  Rücksicht  auf  die  Individualität 
des  Schreibers  nicht  in  Betracht  kam,  und  überdies  die  Häu- 
fung der  Consonanten  eine  noch  stärkere  war  als  in  den  Hand- 
schriften der  Chroniken.  Auch  bei  den  Aufzeichnungen  des 
Diebold  Ryff  habe  ich  eine  Vereinfachung  vorgenommen  und 
bloss  die  von  seiner  eigenen  Hand  und  derjenigen  der  Anna 
Uelin  geschriebenen  Zeilen  (227,  34  ff.)  ohne  jede  Veränderung 
der  Orthographie  wiedergegeben.  Die  Vereinfachung  geschah 
nach  den  von  Weizsäcker  in  dem  Vorwort  zu  dem  ersten 
Bande  der  Reichstagsakten  LXXII  ff,  entwickelten  Grund- 
sätzen. Nur  zwei  Abweichungen  von  denselben  habe  ich  mir 
erlaubt,  indem  ich  nach  dem  Wunsche  von  Prof.  Heyne  die 
dt  und  gk,  die  ihre  Anwendung  einem  Schwanken  des  Schrei- 
bers, ob  tenuis  oder  media  zu  setzen  sei,  verdanken,  beibe- 
hielt, und  indem  ich  uff  nicht  in  uf  vereinfachte,  da  mir  Jene 
Schreibart  zur  Andeutung  der  Kürze  des  u  im  Gegensatze  zu 
dem  mittelhochdeutschen,  in  manchen  Mundarten  noch  vor- 
kommenden uf  ihre  Bedeutung  zu  haben  schien. 

Bei  der  Behandlung  des  Vocalismus  machten  namentlich 
die  U-Laute  Schwierigkeiten.  Die  Bezeichnung  derselben  ist 
in  den  verschiedenen  Stücken  eine  verschiedene.  In  Betreff 
der  letzten  Karthäuser  Chronik,  der  »Aufzeichnungen«,  habe 
ich    mich    in    der    Einleitung    zu    diesen    ausgesprochen.      In 


Vorredt».  XIII 

Betreff  der  andern  Stücke  ist  folgendes  zu  bemerken :  Der  Ver- 
fasser der  Chronik  des  Fridblin  Ryff  hat  für  den  Diphthongen 
q,  obgleich  er  ihn  gesprochen,  kein  besonderes  Zeichen.     Das 
u,  ob  es  die   Bedeutung  von  u  oder  von  u  hat,  ist  bald  ohne 
jedes  Zeichen ,    bald  ist  es  mit  einem ,  das  unserem  heutigen 
U-Zeichen  ähnlich  ißt,   versehn.     In  den  wenigen  Fällen,  wo 
dasselbe   als    ganz   geschlossenes  Rund  erscheint,   ist  dies  zu- 
fällig   und    daher    beim   Drucke  nicht  berücksichtigt  worden. 
Hie  und    da,    namentlich  mehrmals  im  Worte  zu,   erscheinen 
statt  dieses  U-  Zeichens   zwei  gegen  einander  geneigte  Halb- 
kreise oder  Kreissegmente,   so  dass  ein  Zeichen  entsteht,   das 
»ich  zwei    Strichen  über  dem  u    annähert;    wir    haben    auch 
dieses    nicht    berücksichtigt.      Den  Umlaut    von  u  bezeichnet 
der  Schreiber  in  der  Regel  durch   zwei  wagrecht  nebeneinan- 
derstehende Punkte,   den  von   u  durch  ein  einem  c  ähnliches 
Zeichen,    einen  kurzen  dicken   Strich  und   einen  schräg  auf- 
wärts daneben  stehenden  Punkt.     Wir  haben  den  Umlaut  des 
u  immer   durch  ü,    den  des   u   durch   u  wiedergegeben.      Da 
über  dem  i  bald  ein  einfacher  Punkt,  bald  aber  auch  ein  dem 
oben    beschriebenen  U-Zeichen    ähnliches   Zeichen  steht,    so 
kommt  man  bei  der  Sorglosigkeit,  mit  welcher  die  Striche  des 
m,  n  und  u  behandelt  werden  (s.  S.  xiv),  hie  und  da  in  Verlegen- 
heit, wie  ein  Wort  zu  lesen  ist,  ob  z.  B.  der  Chronist  ortnung, 
ortnug  oder   ortnig  schreiben  wollte.     Wir  haben  solche  Fälle 
immer  der  sorgfältigsten  Prüfung  unterzogen,  wollen  aber  nicht 
behaupten,  dass  wir  jedesmal  das  Richtige  getroffen  haben. 

In  den  zwei  aus  den  Rathsbüchern  abgedruckten  Urkun- 
den 76,  18  ff.  und  93,  1  ff.  wird  &  sowohl  in  der  Bedeutung 
von  ue,  d.  h.  einem  abgeschwächten  uo,  als  auch  in  der  Be- 
deutung von  üe,  dem  Umlaute  des  ersteren  verwendet.  Wir 
haben  es  der  Handschrift  getreu  wiedergegeben  (S.  94,  29  ist 
aus  V ersehn  zu  gedruckt). 

Peter  Ryff  bezeichnet  das  ä  durch  einen  meist  nicht  ganz 
geschlossenen  Ring  über  dem  u,  während  das  einfache  u  ohne 
jedes  Zeichen  bleibt.  Wir  haben,  wo  jener  Ring  sich  findet, 
immer  &  gedruckt,  auch  an  Stellen,  wo  die  Anwendung  des- 
selben etwas  auffallend  erscheinen  kann,  wie  bei  zöge  S.  173, 
14  u.  s.  w.  (vgl.  hiezu  S.  437).  —  In  einige  Verlegenheit 
kommt    man    oft   durch    den    Umstand,    dass    Peter  Ryff   zur 


Xiv  Vorrede. 

Bezeichnung  der  Länge  des  i  sich  vielfach  eines  ii  bedient, 
das  sich  in  der  Schrift  vom  ü  kaum  unterscheiden  lässt  (gerade 
wie  sein  Verwandter  Andreas,  s.  Beiträge  IX,  xx)  ;  doch 
ist  in  den  meisten  Fällen  aus  dem  Worte  selbst  leicht  zu  er- 
kennen, welches  der  beiden  Zeichen  gemeint  ist.  | 

In   den  Aufzeichnungen   des  Diebold  Ryff  wird  das    S    in      \ 
der  Schrift  vom  einfachen  u  nicht  unterschieden.     Anna  Üelin 
(227,  36  ff.)  schreibt  uo. 

Soviel   über  die  U-Laute.     Den  Umlaut  von  a  und  von  o       i 
haben  wir,   wo  die  Sylbe  lang  ist,    durch  a  und  o,   wo  kurz, 
durch  ä  und  ö  wiedergegeben. 

Endlich  ist  noch  einiger  Eigentümlichkeiten  zu  gedenken, 
welche  die  Chronik  des  Fridolin  Ryff  aufweist,  und  deren  in 
der  Einleitung  zu  derselben  zu  erwähnen  der  für  diese  letztere 
zur  Verfügung  stehende  Raum  nicht  erlaubte  (s.  oben  S.  x.  xi). 
Zu  diesen  Eigentümlichkeiten  gehört  das  völlige  Fehlen  jedes 
Interpunktionszeichens,  sodann  die  Nachlässigkeit  beim  Ab- 
setzen der  Zeilen,  die  es  dem  Schreiber  nicht  darauf  an- 
kommen lässt  stro-ff,  lose-n,  cristli-ch,  mö-cht,  geh-allten, 
anfa-ngsz,  zw-üschen,  sp-an  u.  dgl.  zu  trennen.  Es  ist  ferner 
soeben  bemerkt  worden,  dass  m,  n  und  u  oft  schwer  zu  un- 
terscheiden sind,  namentlich  ist  es  oft  schwer  zu  erkennen, 
ob  am  Ende  der  Worte  ein  m  oder  ein  n  steht,  bei  doppelten 
n  und  m  sind  oft  ein  oder  zwei  Striche  gespart,  und  bisweilen 
verschwimmen  die  Züge  für  jene  drei  Buchstaben  geradezu  in 
eine  Wellenlinie,  in  der  Haar-  und  Grundstriche  völlig  auf- 
gehn.  Auch  die  Zeichen  für  s  und  st  sind  oft  nicht  ausein- 
andergehalten, a  und  o  sind  oft  nicht  mit  Sicherheit  von  ein- 
ander zu  unterscheiden.  Uer  letztere  Umstand  bringt  uns  um 
so  mehr  in  Verlegenheit,  als  der  Chronist  in  der  Anwendung 
des  'schriftdeutschen  (langen)  a  und  des  alemannischen  o 
schwankt.  Er  giebt  dem  letztern  den  Vorzug ,  doch  finden 
sich  auch  Stellen,  wo  deutlich  a  geschrieben  ist;  in  den  Ver- 
sen am  Anfang  der  Chronik  steht  er  nicht  an,  mehrmals  jor  und 
war  sich  reimen  zu  lassen  (19,  19,  20,  39,  40).  —  Eine  auffal- 
lende Erscheinung  ist,  dass  häufig  an  der  Stelle,  wo  man  ein  o 
(meist  ein  kurzes)  erwartet,  deutlich  a  geschrieben  steht,  nament- 
lich vor  T-Lauten :  gat,  gattes,  batschafft,  erbatten  u.  s.  w.  statt 
got,  gottes  u.  s.  w.,  bisweilen  auch  vor  andern  Consonanten. 


Vorrede.  XV 

Nach  dem   Wunsche  unseres  sprachwissenschaftlichen  Mitarbei- 
ters  haben    wir    im   Abdrucke    des   Textes    überall    o    gesetzt, 
wollen    aber    hier  die  Fälle,   die   wir  uns  notiert  haben,   auf- 
zählen:    gat    steht   18,  7,  16.    20,  15.    23,  27.    30,  22.    37,  12. 
5S,  23.    62,  29,  34.  63,  3.  64,  13.    66,  11,  19.  67,23.  69,9,40. 
70,  33,  34,  42.   71,  25.   81,  25.    91,  11.    105,  26.     gattes  20,  6. 
51,31.    61,21.   68,28,32.   70,5.   71,20.   79,15     80,21.   83,6. 
gatz  69,  8,  12.     120,  22.      gatzlestrung  77   Var.   30.      gatzwort 
52,  11.    59,  25.    73,  37.    108,  15,  30.    114,  8,  17.     gatzwart  86, 
10.      gatzwartz   85,  1.      gätüch  83,  17.      gättlicher   78,  2   Var. 
gätzen  90,  1.     bat  (subst.  masc.)    U5,  13.    hatten  102,22.   207, 
29.     bat    (subst.  neutr.)   50,  19.    55,  35.    89,  11    (107,  6  ist  bat 
in  bot    geändert),     verbat  (subst.  neutr.)   59,  28.    60,  21.     ge- 
bat  ^subst.   neutr.)   80,  9.     gebatten  (praet.  v.  gebieten)   59,  43. 
63,  33.      verbat  (praet.  v.  verbieten)  36,  17.     hatten  (part.  perf.) 
90,  29.    102,  17.   112,  4.     gebatten  110,  36.    angebatten  66,  18. 
angebattne  77,  39  Var.       embatten  102,  26.       erbatten  24,  23. 
65,  2.    77,  34  Var.    159,  35.      verbatten  121,  11.    148,  5.     bat- 
schafft 26,  40   (hier  aus  Veröehn  im  Drucke  beibehalten)  84,  15. 
100,24.    101,26.   102,20.    104,30.   107,22.    108,9,36.    110,11. 
119,  10.     120,  39.    122,  9.    124,  17.     129,  38.     136,  6.     161,  25. 
batscbafften  73,  33.    nat  20,  33.  30,  14.  53,  10;     ratdieren  29, 
14.     gerattet  56,  2.     tadt,  tad  105,  20,  22,  26.      baden  140,  2. 
art  20,  30.     gatzwart,  gatzwartz  8.  oben,     schmochwart  100,  9. 
brunstack  111,  28.     Nicht  ganz  so  deutlich  sind  walt  84,  34. 
walten   51,  3.   75,  37.    79,  14.    85,  3.    86,  16.     walfart  210,  41. 
Castanz   91,  11.   127,  21.     Das  Verzeichniss  ist  kein  ganz  voll- 
ständiges;   ausser  manchen  zweifelhaften  Fällen  sind  auch  die 
weggelassen,   die  in  den  nicht  nach  dem  Texte  der  Chronik, 
sondern  nach  anderen  Vorlagen  abgedruckten  Mandaten  u.  s.  w. 
enthalten  sind,  wenn  nicht  etwa  das  betreffende  Wort  zufallig 
in    den   Varianten  noch  besonders    aufgeführt    wird.    —    Eine 
Abweichung  von  der  Vorlage   haben  wir  uns   ferner   in   Be- 
ziehung  auf  das  Wort  wissen  erlaubt.     Der  Chronist  wendet 
mit  Vorliebe  statt  des  ss  oder  sz  das   blosse  s  an;   er  schreibt 
grose,  eydgnosen,  beschlosen,  losen,  wisen  u.  s.  w.     Da  nun 
in  Beziehung  auf  das  letzte  Wort  diese  Schreibart  eine  Ver- 
wechslung mit  wisen  =  weisen  für  den  Leser  nahe  legt,  haben 
wir  immer  wissen  gedruckt.    Endlich  steht  überall  da,  wo  wir 


XVI  Vorrede. 

über  Bin  gesetzt  haben,  im  Originale  uberin;  wir  haben  es 
des  leichteren  Verständnisses  wegen  in  seine  beiden  Bestand- 
theile  zerlegt. 

Bei  der  Feststellung  des  Textes  der  deutschen  Stücke 
habe  ich,  wie  bereits  bemerkt,  in  allen  irgend  zweifelhaften 
Fällen  nicht  versäumt,  den  Hath  Prof.  Heynes  einzuholen, 
und  der  Leser  darf  versichert  sein,  dass  die  ungewöhnlichen 
Formen,  die  sich  hie  und  da  finden,  nicht  auf  Versehen  bei 
der  Herausgabe  beruhn,  sondern  nach  reiflicher  Erwägung  aus 
dem  Texte  der  Originale  ohne  Veränderung  aufgenommen 
worden  sind. 

Bei  der  Anfertigung  des  Registers  habe   ich,    abweichend 
von    dem    bei    den    Städtechroniken    beobachteten    Verfahren, 
nach  dem  Vorgange  Weizsäckers  in   den  Reichstagsakten,    die 
Orts-  und  die  Personennamen  in  Einem  Verzeichnisse    zusam- 
mengestellt,  indem  mir  schien,    dass   der  Bequemlichkeit   des 
Nachschlagenden  damit  besser  gedient  sei.  —    Unter   den  Per- 
sonennamen   habe   ich   die  zum  Theil  nicht  einmal  genannten 
Verfasser  der  S.  519  f.  aufgezählten  Schriften  nicht  aufgeführt, 
es  möge  genügen  hier  einfach  auf  die  dort  gegebene  Liste   zu 
verweisen,    deren  Hauptinteresse  doch  gerade  in  ihrer  Zusam- 
mensetzung   besteht.      Ich    habe    ferner    nicht    aufgeführt    die 
Namen  der  biblischen  Schriftsteller  finsofern  nicht  eine  histori- 
sehe  oder  historisch  sein  wollende  Angabe  über  ihre  Person  ge- 
macht wird,  wie  19,  2  ff.)  und  der  Gemeinden,   an  welche  die 
apostolischen  Sendschreiben  gerichtet  sind,   aus   denen  Stellen 
citiert  werden,  ebensowenig  biblische  Namen,  die  beispielsweise 
aufgeführt  werden,   wie   Pilatus  und   Herodes   u.  dgl.     Nicht 
angeführt  habe  ich  ferner  die  Namen,   welche  die  beiden  Re- 
ligionsparteien sich  selbst  und  ihren  Gegnern  geben,   Evange- 
lische,  Catholici,   Päpstler,   Lutherische,  Lutherani,  Antiluthe- 
rani,  Oecolampadiani,  Zuingliani,    wozu  bei  dem  Verfasser  der 
Aufzeichnungen  noch  als  Schimpfnamen  für  die  Evangelischen 
die  Ausdrücke  Hussische  (446,  36.  447,  37),  Böhmen  (448,  1), 
Wiclefflsche  (477,  1)  kommen,   weil   es  dehnbare  Parteinamen 
sind,   die  wohl  in  ein  Sachregister  gehören,    nicht  aber  in  ein 
Personen-   und  Ortsregister,   das  wir  allein  hier  geben  wollen, 
um  so  weniger  als  sie  bald  mehr  als  Eigennamen,   bald  mehr 
als  Appellati va  gebraucht  werden.     Anders   ist  es,   wenn  von 


Vorrede.  xvn 

jlen  evangelischen  Städten  der  Schweiz  die  Rede  ist,  wo  wir 
es  mit  einer  bestimmten  Staatengruppe  zu  thun  haben,  oder 
wenn  Peter  Ryff  von  den  Protestierenden  oder  Reformierten 
spricht,  indem  er  darunter  die  Glieder  des  schmalkaldischen 
Bundes  versteht.  Aus  den  Anmerkungen  und  Einleitungen 
habe  ich,  dem  von  Frensdorff  (Chroniken  d.  d.  Städte  IV, 
101)  und  wiederum  von  Weizsäcker  (Deutsche  Reichs- 
tagsakten I,  lxxxiii)  ausgesprochenen  Grundsatze  folgend, 
nur  diejenigen  Namen  aufgenommen,  die  selbständig  in  Be- 
tracht kommen  und  nicht  bloss  zur  Besprechung  oder  Er- 
läuterung einer  bereits  im  Register  unter  dem  betreffenden 
Namen  citierten  Textstelle  dienen.  In  Fällen,  wo  es  zweifel- 
haft war,  ob  einem  Namen  eine  solche  selbständige  Bedeutung 
zukomme,  Hess  ich  meinen  Entscheid  durch  die  Nähe  der  Be- 
ziehung bestimmen,  in  welcher  derselbe  zur  baslerischen  Ge- 
schichte oder  zu  baslerischen  Verhältnissen  steht,  denn  in  dem 
Namenregister  zu  einem  Bande  von  Basler  ChronüWi  wird 
man  vor  allem  Personen  oder  Orte  nachschlagen,  von  denen 
man' weiss,  dass  sie  in  einer  solchen  Beziehung  stehn  oder 
gestanden  haben.  Auf  die  Namen  der  Verfasser  von  Briefen, 
aus  denen  Stellen  citiert  werden,  habe  ich  nur  da  verwiesen, 
wo  die  betreffende  Stelle  nicht  bloss  etwas  über  Andere  aus- 
sagt, sondern  zur  Charakteristik  des  Schreibenden  selbst  wichtig 
ist.  Aus  den  Einleitungen  sind  die  Namen  nicht  berücksich- 
tigt, die  sich  auf  die  spätere  Geschichte  der  Handschriften 
beziehn. 

Die  Namen  habe  ich  in  der  Regel  in  ihrer  heutigen  Form 
oder  bei  ausgestorbenen  Geschlechtern  in  der  am  allgemeinsten 
gebräuchlichen  Form  gesetzt.  Wo  es  besonders  nöthig  schien, 
sind  Verweisungen  angebracht,  doch  wollte  ich  die  Zahl  der- 
selben nicht  in  unnöthiger  Weise  ausdehnen;  wer  das  Regi- 
ster benutzt,  wird  von  selbst  bei  Namen,  in  denen  i  oder  ei, 
u  oder  au,  ou  oder  au,  eu  oder  öu,  e  oder  ä  u.  s.  w.  kann 
gesetzt  werden,  wenn  er  den  Namen  unter  der  einen  Form 
nicht  findet,  ihn  unter  der  andern  nachschlagen. 

Unter  Basel,  Karthaus,  habe  ich  die  Stellen,  an  denen 
die  einzelnen  Gebäulichkeiten  und  Räume  des  Klosters  ange- 
führt sind,  zusammengestellt,  und  zwar  bin  ich  hier  von  der 
alphabetischen  Anordnung,  für  deren  Anwendung  sich  schwer 


XVIII  Vorrede. 

ein  leitender  Grundsatz  hätte  aufstellen  lassen,  abgewichen 
und  habe  sie  vielmehr  in  rein  sachlicher  Weise  gruppiert  im 
Anschluss  an  die  Beilage  XII  zu  den  Karthäuser  Chroniken, 
zu  der  sie  nun  eine  passende  Ergänzung  bilden.  Den  Text 
dieser  Beilage  selbst  habe  ich  nicht  auch  noch  ins  Register 
hineingezogen. 

Die  Kaiser  sind  unter  Deutschland,    die  Päbste  und  Car- 
dinäle  unter  Rom,   die  Bischöfe  unter  den  Namen  ihrer  Bis- 
thümer,    die  Fürsten  unter  den  Namen   ihrer  Lander    und  die 
Kalthäuser  Prioren   unter  den  Städten,   in  denen  ihre  Kloster 
sich   befanden,   die  Vorsteher  des  ganzen  Ordens   unter  Kar- 
thaus   die  grosse)  zu  suchen.     Die  Frauen  sind  in   der  Rege] 
unter  dem  Namen  des  Geschlechtes,   dem  sie  durch  ihre  Ge- 
burt angehören,  aufgeführt,   nur  wo  dieses  nicht  bekannt  oder 
die   Frau  nur  durch  ihren  Mann   ein    Interesse  für  uns    hat, 
findet  sie   sich  unter   dem  Namen   dieses  letztern   aufgeführt. 
In  einjttn  Fällen  habe  ich 'bei  Geschlechtsnamen   von  Frauen 
die  Endung  in  beibehalten,   weil  ich  über   die  Form  des.  Na- 
mens vor  Ansetzung  dieser  Ableitungssilbe   nicht   sicher   war. 
Geschlechtsnamen,   die  auf  in  endigen,    verwandeln  nämlich 
(und  zwar  geschieht  dies  noch  heute  im  Baseldeutschen),  wenn 
sie   behufs  Bildung  eines  Femininums  ein  in  ansetzen,   jenes 
erste  in  in  er,  so  dass  z.  B.  aus  Ströulin  Ströulerin,  aus  Brüst- 
lin  Brüstlerin  gebildet  wird,   bei  Namen  wie  Brücklerin,  Dist- 
lerin  können  wir  also  nicht  mit  Bestimmtheit  angeben,  ob  sie 
aus  Brückler,  Distler  oder  aus  Brücklin,  Distelin  gebildet  sind. 
Wir  haben  noch  ein  Wort  beizufügen    über    die    beiden 
dem  Bande  beigegebenen  Kunstbeilagen.     Als  eben  die  Her- 
ausgabe des  Bandes  in  Angriff  genommen  wurde,  machte  eines 
der   Mitglieder    des    zu    diesem  Zwecke    niedergesetzten   Aus- 
schusses, Herr  Conrector  Dr.  Fechter,  darauf  aufmerksam,  dass 
es  vielleicht  möglich  wäre,  durch  Gefälligkeit  der  löbl.  Inspec- 
tion    des  Waisenhauses  unsrem   Bande  eine  Ansicht  des  alten 
Kalthäuser  Klosters  beizugeben.     Es  war  die  Absicht  der  löbl. 
Inspection  gewesen,   eine  Säcularfeier  der  im  J.   1669  stattge- 
habten   XJebersiedelung   des  kurz  zuvor   gegründeten   Waisen- 
hauses    in    die  Bäume  der  Karthaus   zu  veranstalten  und  bei 
Gteieg-enlieit  dieser  Feier  eine  Denkschrift  über  die  Geschichte 
u&d    die    Hinrichtung  jener  Anstalt  erscheinen  zu  lassen.     Die 


Vorrede.  XIX 

Feier  mu&ste  aus  verschiedenen  Gründen  unterbleiben,  die 
Schrift  aber  erschien,  wenn  auch  etwas  verspätet  im  Jahre 
IS7I,  unter  dem  Titel:  Das  Waisenhaus  in  Basel.  Seine 
Gründung,  seine  Entwicklung  und  sein  gegenwärtiger  Bestand 
no  Dr.  D.  A.  Fechter,  Conrector  am  humanistischen  Gym- 
nasium zu  Hasel,  und  J.  J.  Schäublin,  Watgenvater.  Eine 
Denkschrift  aus  Anlass  des  zweihundertjährigen  Bestehens  der 
Anstalt.  Hasel  1871.  In  4.  Dieser  Schrift  sind  mehrere  Ab- 
bildungen und  Pläne  beigegeben,  unter  anderem  eine  vogel- 
perspecovische  Ansicht  der  Karthaus  nach  dem  Stadtplane  des 
Matthäus  Merian  von  1615,  in  vergrössertem  Maassstabe.  Durch 
Vermittlung  des  Herrn  Fechter  erhielten  wir  von  der  löbl.  In- 
»pertioo  die  Erlaubnis»,  die  für  sie  angefertigte  Steinzeichnung 
auch  für  unseren  Band  verwenden  zu  dürfen,  wofür  wir  ihr 
biemit  ungern  verbindlichsten  Dank  aussprechen.  Die  Auf- 
nahme dieser  Ansicht  in  unsem  Band  wurde  die  Veranlassung 
dazu,  auch  noch  einen  Plan  des  alten  Klosters  beizufügen  (siehe 
S.  537  ff.),  dessen  Anfertigung  wir  dem  Herrn  Architecten  Vi- 
sther  verdanken.  Bei  den  zu  diesem  Zwecke  nötliigen  Besich- 
tigungen der  Gebäulichkeiten  hatten  wir  uns  der  immer  be- 
reiten Freundlichkeit  und  Gefälligkeit  des  Herrn  Waisenvaters 
Schäublin  zu  erfreuen.  Auch  Herr  Aufseher  Zeller  (jetzt 
Siegtist  zu  St.  Alban)  gab  mir  bei  einem  solchen  Besuche 
manche  erwünschte  Aufschlüsse. 

Ich  kann  mich  dem  Schlüsse  dieser  Vorrede  nicht  zuwen- 
den, ohne  in  dankbarer,  Erinnerung  eines  Mannes  zu  geden- 
ken, tiessen  Arbeiten  gewissermaiisücn   die  Grundlage    unseres 
Unternehmens   bilden,  ich  meine   den   am   6.  Nov.  1870  ver- 
»tobenen  Dr.   Karl   Buxtorf,    Lehrer  an  der  ReaUchule   und 
langjährigen  Unterbibliothekar  an  der  Universitätsbibliothek  in 
Hasel.    Die  Verdienste  Buxtorfa   bestehen   weder  in  kritischer 
Herausgabe  alter  Chronikentexte  noch  in  der  Verwertbung  sol- 
cher zu  streng  wissenschaftlicher  Forschung,  sie  liegen  in  dem 
unermüdlichen  Eifer,  mit  dem  er  dieselben  aus  den  Schris"v™ 
der  Bibliotheken  ans  Licht  zu  ziehen  und,  sei  es  durch  l 
Setzungen,  sei  es   durch  populäre  Bearbeitungen,   in  we 
Kreisen  bekannt  zu  machen   suchte.     In   dieser  Weise 
die  Uebereetzungen  der  in  unserem   Bande  abgedruckte 
trinischen  Karthäuser  Chroniken  {siehe  S.  246.  319.  377 


XX  Vorrede. 

Chronik  des  Kaplans  Knebel  (s.  oben  S.  viu),  des  Gastischen 
Tagebuchs  (s.  S.  vin),  sowie  die  Baslerischen  Stadt-  und  L.and- 
geschichten  aus  dem  16.  Jahrhundert  in  3  Heften  (IS63 — 1868), 
denen  sich  dann  noch  (1868)  ein  Heft  »Basler  Zauberprocesse 
aus  dem  14.  und  15.  Jahrhundert«  und  (erst  nach  seinem 
Tode  1872  erschienen)  ein  Heft  »Stadt-  und  Landgeschichten 
aus  dem  17.  Jahrhundert a  angeschlossen  haben,  und  die  klei- 
neren Mittheilungen,  die  er  in  den  verschiedenen  Jahrgängen 
des  Basler  Taschenbuchs  und  sonst  gemacht  hat,  erfolgreich 
gewirkt.  Durch  diese  Arbeiten  Buxtorfs  musste  das  Verlangen 
geweckt  werden,  die  betreffenden  Geschichtsquellen  recht  bald 
in  ihrem  Urtexte  veröffentlicht  zu  sehn,  und  sie  haben  uns 
bei  der  Anlage  und  der  Herausgabe  unsrer  Sammlung  vielfach 
als  Wegweiser  gedient. 

Wir  fühlen  uns  ferner  verpflichtet,  unsern  Dank  den  Her- 
ren Vorstehern  und  Beamten  der  verschiedenen  Anstalten  aus- 
zusprechen,  deren  Gefälligkeit    wir    bei    der  Herbeischaffung 
des  Materials  für  unsern  Band  in  Anspruch  zu  nehmen  hatten, 
vor  allem   dem  Herrn  Director  des  Grossherzoglich  Badischen 
Generallandesarchivs,    Freiherrn   K.  H.  Roth  von   Schrecken- 
stein,  den  Vorstehern  der  vaterländischen  Bibliothek   und   der 
Bibliothek   des  Antistitiums  in   Basel,   der  Stadtbibliothek   in 
Zürich    und    der  Kantonsbibliothek    in   Luzern,    den    Herren 
Angestellten  der  hiesigen   Archive,    die    uns    alle'  in    bereit- 
willigster Weise  an  die  Hand  gegangen  sind,   sowie    endlich 
der  hohen  Regierung  des  Kantons  Basel -Stadt,   durch   deren 
freigebige  Unterstützung  der  gedeihliche  Fortgang  unseres  Un- 
ternehmens gesichert  ist.    Möge  dieser  Band,  den  wir  ihr  dank- 
bar und  ehrerbietig  zu  überreichen  wagen,  den  Beweis  liefern, 
dass    unsre  Arbeit    der    genossenen  Unterstützung    werth    ist, 
möge  dieser  Arbeit  eine  freundliche  Aufnahme  zu  Theil   wer- 
den von  Seiten   der  Männer  der  Wissenschaft  sowohl  als  von 
Seiten  der  baslerischen  Bürgerschaft,  der  einer  der  wichtigsten 
Abschnitte  aus  der  Vergangenheit  ihres  Gemeinwesens   in  le- 
bensvollen Zügen  vor  Augen  gefuhrt  wird. 


Basel  den  2.  Oktober  1872. 


Wilhelm  Ylscher, 

d.  Z.  Vorsteher  der  historischen  Gesellschaft. 


Yerzeichniss   der  Werke,  die  unter  abgekürztem 

Titel  citiert  werden: 


Anshelm.  —  Valerius  Anshelm's,  genannt  Küd ,  Bcrnor- Chronik, 
von  Anfang  der  Stadt  Bern  bis  1526.  Herausgegeben  von 
E.  Stierlin   und  J.  R.  Wyss.     Bd.   1—6.     Bern  1825  —  1833. 

Anl  Gernl.  —  Antiquitates  Gernlerianae ,  eine  von  dem  Antistes 
Lacas  Oernler  (f  1675)  angelegte  Sammlung  theils  handschrift- 
licher, theils  gedruckter  Documentc  zur  Basler  Kirchengc- 
schichtc,  im  Basler  Antistitium. 

Athenae  Rauricae.  —  Athenae  Rauricae  sive  catalogus  professorum 
academiae  Basiliensis  ab  a.  mcccclx.  ad  a.  mdccxxxviii.  cum 
brevi  singulorum  biograpbia.  —  Bas.  1768.  Verfasser  ist  der 
im  J.    1813   verstorbene  Professor  Jobann  Wcrnhard  Herzog. 

Beiträge.  —  Beiträge  zur  vaterländischen  Geschichte  (der  erste  Band 
fuhrt  den  Titel :  Beiträge  zur  Geschichte  Basels)  herausgegeben 
von  der  historischen  Gesellschaft  zu  Basel.  Band  1 — 9.  Ba- 
sel 1839—1870. 

Bullioger.  —  Heinrich  Bullingers  Reformationsgeschichte  nach  dem 
Autographon  herausgegeben  auf  Veranstaltung  der  vaterländisch- 
historischen Gesellschaft  in  Zürich  von  J.  J.  Hottinger  und 
H.  H.  Vögeli.     Bd.   1—3.     Frauenfeld   1838—1840. 

ßurekhardt  (oder  L.  A.  Burckhardt)  bedeutet,  wenn  nichts  anderes 
beigefügt  ist:  L.  A.   Burckhardt,   der  Kanton  Basel/ historisch, 

geographisch,   statistisch  geschildert. Erste  Hälfte  :  Basel - 

Stadttheil.  (A.  u.  d.  T. :  Historisch-geographisch-statistisches 
Gemälde  der  Schweiz.  Eilftes  Heft).  St.  Gallen  und  Bern 
1811. 

Eidgen.  Abschiede.  —  Amtliche  Sammlung  der  altern  Eidgenössi- 
schen Abschiede.  Herausgegeben  auf  Anordnung  der  Bundes- 
behörden (die  Sammlung,  deren  Bände  nicht  in  chronologischer 
Reihenfolge  erscheinen,  ist  noch  nicht  abgeschlossen). 

Fechter,  wenn  nichts  weiteres  beigefügt  ist,  bezieht  sich  auf  die 
in  dem  Bande  »Basel  im  vierzehnten  Jahrhundert.  Geschicht- 
liche Barstellungen  zur  fünften  Säcularfeier  des  Erdbebens  am 


XXII  Verzeichniss  der  citierten  Werke. 

S.  Lucastage  1356  herausgegeben  von  der  Basier  historischen 
Gesellschaft.  Basel  1856«  S.  1  ff.  enthaltene  »Topographie 
mit  Berücksichtigung  der  Cultur-  und  Sittengeschichte  von  Dr. 
D.  A.   Fechter.« 

Gast.  —  Gast's  Tagebuch.  In  Auszügen  behandelt  von  Tryphius. 
Ue hersetzt  und  erläutert  von  Buxtorf-Falkeisen.     Basel   1856. 

Hagenbach,  wenn  nichts  anderes  bemerkt  ist:  »Johann  Ockolam päd 
und  Oswald  Myconius  die  Reformatoren  Basels.  —  —  Von  Dr. 
K.  R.  Hagenbach  o  (A.  u.  d.  T. :  Leben  und  ausgewählte 
Schriften  der  Väter  und  Begründer  der  reformirten  Kirche. 
II.  Theil).     Elberfeld   1859. 

Haller.  —  Gottlieb  Emanuel  von  Hallers  —  —  Bibliothek  der 
Schweizer-Geschichte.  Tbl.  1—6.  Bern  1785 — 1787.  Haupt- 
Register  über  die  sechs  Bände.     Bern   1788. 

Herminjard.  —  Correspondance  des  reformateurs  dans  les  pays  de 
langue  francaise  recueillie  et  publiee  —  par  A.-L.  Hermin- 
jard. Bis  jetzt  erschienen  Tome  I  —  IV.  Genfeve  et  Paris 
1866—1872. 

Herzog.  —  Das  Leben  Johannes  Oekolampads  und  die  Reformation 
der  Kirche  zu  Basel.  Beschrieben  von  Johann  Jakob  Herzog. 
Bd.    1.  2.     Basel   1843. 

Heusler.  —  Verfassungngeschichte  der  Stadt  Basel  im  Mittelalter 
von  Andreas  Heusler.     Basel   1860. 

Hottinger.  —  Geschichte  der  Eidgenossen  während  der  Zeiten  der 
Kirchentrennung,  von  Johann  Jakob  Hottinger.  Abthlg.  1.  2. 
(A.  u.  d.  T.  :  Johann's  von  Müller  und  Robert  Glutz  Blotz- 
heims  Geschichten  Schweizerischer  Eidgenossenschaft ,  fortge- 
setzt von  Johann  Jakob  Hottinger.  Bd.  6.  7).  Zürich  1825. 
1829. 

Kessler.  —  Johannes  Kesslers  Sabbata.  Chronik  der  Jahre  1523 
bis  1539.  Herausgegeben  von  Dr.  Ernst  Götzinger.  Tbl.  1.2. 
(Mittheilungen  zur  vaterländischen  Geschichte.  Herausgegeben 
vom  historischen  Verein  in  St.  Gallen.  V — X).  St.  Gallen 
1866.  1868.  Wo  im  Citat  nur  Eine  römische  Ziffer  steht, 
bezieht  sich  diese  auf  die  von  Kessler  selbst  vorgenommene 
Eintheilung  in  Bücher. 

Leu.  —  Allgemeines  Helvetisches,  Eydgenössisches,  oder  Schweitze- 
risches  Lexicon, von   Hans  Jacob  Leu.     Thl.    1 — 20. 

Zürich  1747—1765.     Nebst  Supplement  von  Hans  Jakob  Holz- 
halb.     Thl.    1—6.     Zürich  und  Zug   1786—1795. 

Lutz  auf  S.  66,  Anm.  1  bedeutet:  Vollständiges  geographisch- 
statistisches  Hand -Lexikon   der   Schweizerischen  Eidgenossen- 


Verzeichniss  der  citicrten  Werke.  XXIII 

Schaft.     Von  M.    Lutz.     Neu  bearbeitet  und  vielfach  vermehrt 
herausgegeben  von  A.   v.  Sprecher.     Bd.    1.   2.     Aarau  1856. 

Merians  Karte  S.  183,  Anm.  t.  bezieht  sich  auf  den  Plan  von 
Basel  in  Matthäus  Merians  Topographia  Helvetiae. 

Ochs.  —  Geschichte  der  Stadt  und  Landschaft  Basel.  Von  Peter 
Ochs.  Bd.  1.  Berlin  und  Leipzig.  Bd.  2—8.  Basel  1786 
bis  1822.      Namen-  und  Such- Register.     Basel   1832. 

Oecol.  et  Zuingl.  Epp.  (auch  bloss  als  Epp.  ciüert).  —  DD.  Joan- 
nis  Oecolampadii  et  Huldrichi  ZuingÜi  epistolarum  libri  qua- 
tuor  —  — .      Basileae   1536.     Fol. 

Felix  Platter.  —    Thomas  Platter  und  Felix  Platter.     Zwei  Auto- 

biographieen herausgegeben  von  Dr.  D.  A.   Fechter. 

Basel  1840. 

»  Potthast «  bezieht  sich  auf  die  in  dem  Supplement  zu  Aug.  Pott- 
hasts  Bibliotheca  historica  medii  aevi  (Berlin  1868)  enthaltene 
Zeitfolge  der  deutschen  Bischöfe. 

Ranke's  Deutsche  Geschichte  im  Zeitalter  der  Reformation  und  seine 
französische  Geschichte  sind  nach  den  neuesten  in  der  Gesa  mm  t- 
ausgabe  seiner  Werke  enthaltenen  Abdrücken  citiert. 

Reformationschronik.  —  Unter  diesem  Titel  haben  wir  mehrfach 
die  von  uns  als  »Narratio«  u.  8.  w.  herausgegebene  dritte 
Karth&u8er  Chronik  citiert,  die  durch  die  Bux  torfische  Ueber- 
setzung  unter  demselben  bekannt  geworden  ist. 

Andreas  Ryffs  Zirkel  der  Eidgenossenschaft  ist  nach  der  (nur  den 
Abschnitt  über  Basel  enthaltenden)  Abschrift  des  Bürgermeisters 
Wieland  auf  der  Universitätsbibliothek  citiert. 

Salat.  —  Chronik  der  Schweizerischen  Reformation ,  —  —  bis  — 
1534,  im  Auftrage  der  katholischen  Orte  verfasst  von  Johann 
#  Salat.  Herausgegeben  von  Fr.  Fiala,  P.  Bann  wart  und  Th. 
Scherer-Boccard  im  Archiv  für  die  schweizerische  Reformations- 
Geschichte,  herausgegeben  auf  Veranstaltung  des  schweizeri- 
schen Piusverein8,  Bd.    1.     Solothurn   1868. 

Schaler  u.  Schulthess.  —  Epistolarum  a  Zuinglio  ad  Zuingliumque 
scriptarum  pars  I.  II.  (Huldreich  Zwingli's  Werke.  Erste 
vollständige  Ausgabe  durch  Melchior  Schuler  und  Joh.  Schult- 
hess.    Bd.   7.  8).     Turici  1830.   1842. 

Tonjola.  —  Basilea  sepulta  reteeta  continuata.    Hoc  est:  tarn  urbis 

quam   agri  Basileensis   monumenta   sepulchralia olim 

—  a  —  Dn.  M.  Johanne  Grossio  —  sparsim  collecta  —  nunc 
vero  in  ordinatam  annorum  seriem  locata  et  ad  annum  1661 
continuata  —  opera  Johannis  Tonjolae.     Basileae  1661. 


XX IV  Verzeichnis^  der  citierten  Werke. 

Vulliemin.  —  Geschichte  der  Eidgenossen  während  des  16.  und 
17.  Jahrhunderts,  von  L.  Vulliemin.  Aus  dem  Frausö tischen. 
Tbl.  1—3.  (A.  u.  d.  T.  :  Johann  von  Müller's,  K.  Glutz- 
Blolzhcim's  und  J.  J.  Hottinger's  Geschichten  Schweizerischer 
Eidgenossenschaft,  fortgesetzt  von  L.  Vulliemin.  Bd.  8 — 10). 
Zürich   1842—1845. 

Wurstisen.    —    Baszier   Chronik zusammen   getragen     durch 

Christian  Wurstisen.     Basel  (1 580). 

Die  übrigen  citierten  Quellen  und  Hilfsmittel  sind  jedes- 
mal bei  ihrer  ersten  Erwähnung  vollständig  angeführt.  —  In  Be- 
treff der  vielfach  benutzten  Rathsbücher  im  Basler  Staatsarchiv  ver- 
weisen wir  neben  den  von  uns  gemachten  Angaben  auf  die  Zu- 
sammenstellung derselben  in  der  Vorrede  zu  den  Rechtsquellen  von 
Basel  Stadt  und  Land.     Thl.  I.      (Basel  1856)     S.   vi  ff. 


\ 


Inhaltsverzeichniss. 


Seit* 

Vorrede V 

Die  Chronik  des  Fridolin  Ryff  1514— 1541,  mit  der  Fortsetzung 

des  Peter  -Ryff  1 543-1 5S5. 

Einleitung 1 

Text 18 

Beilagen. 

I.  Vorwort  des  Peter  Ryff 193 

II. a  Stammbaum  der  Familie  Ryff 190 

II. b  Die  Hyffische  Familiengeschichte l'JS 

III.  Zwei  Aktenstücke  aus  den  Verhandlungen  zwischen  Frank- 
reich und  den  Eidgenossen  im  Jahre  1 51 G 200 

IV.  Ein  Bericht  über  die  in  Folge  der  französischen  Pensio- 
nen im  J.  1521  in  Basel  entstandene  Bewegung      .     .     .  211 

V.  Erkanntniss  des  Rathes  zu  Basel,  betreffend  die  Pensio- 
nen.    1521,  August  29 214 

VI.  Der  Streit  der  Stadt  Basel  mit  Bischof  Jacob  Christoph 
Blarer  von  Wartensee.    Aus  Peter  Ryff 's  »summarischer 

generali  und  Basler  chronic« 215 

VII.  Aufzeichnungen  des  Diebold  Ryff 218 

Die  Chroniken  des  Karthfiuser  Klosters  in  Klein- Basel 

1401—1532. 

Einleitung 233 

I.  Chronica  fundationis  Carthusiae  in  Basilea  minori,    auctore 
Henrico  Arnoldi  de  Alveldia,  eiusdem  domus  priore.    1401  —  1480. 

Einleitung 241 

Text 24S 

II.  Continuatio  chronicorum  Carthusiae  in  Basilea  minori,  auctore 
fratre  Oeorgio  Carpentarii  de  Brugg,   eiusdem  domus  monacho 

professo.     1480-1526. 

Einleitung 309 

Text 320 


XXVI  Inhaltsverzeichnis». 

Seit«. 

III.  Narratio  rerum,  quae  refonnationis  tempore  Basileae    et    in  | 
circumjacentibus  regionibus  gestae  sunt,   auctore   fratre  Georg io  | 

Carpentarii  de  Brugg  Carthusiensi,  1 51  *(  1499)— 1528.  | 

Einleitung 3f>y  j 

Text 37s 

l 

IV.  Aufzeichnungen  eines  Basler  Karthäusers  aus  der  Keforma- 

tionszeit  (1522—1532).  ' 

Einleitung 42«  j 

Text 430   I 

Beilagen.  i 

1.  De  fundatione  ortuque  Carthusiae  Basiliensis 49)1 

II.  De  cellis  Carthusiae  Basiliensis 49ii 

III.  Bulle  Bonifaz  IX.  vom  IS.  April  1402 499 

IV.  Vergleich  mit  dem  Domcapitel  vom  29.  Januar  14Ü4    .  501    i 
V.  Jacob  Louber  über  Heinrich  von  Alfeld 50S    | 

VI.  Das  Bekenntniss  des  Bruders  Martin 51  v 

VII.  Letzter  Wille  des  Bruders  Georg  Carpentarii   von    Hrugg 
und  Verzeichniss  der  von  ihm  dem  Kloster  bestimmten 

Bücher 51b 

Vlll.  Brief  des  Bruders  Georg  Carpentarii  an  Bonifacius  Amer- 

bach 520 

IX.  Vertrag  des  Convents  mit  dem  llathe  vom  10.  Juli  1532  522 

X.  Die  letzten  Schicksale  der  Karthaus 524 

XL  Die  Riegel  der  Karthaus 531 

X1L  Die  Gebäulichkeiten  der  Karthaus 537 

Personen-  und  Ortsverzeichnis» 541* 

Glossar , 573 

Nachträge. 

Anmerkungen  zu  Seite  3 — 1 7 5WJ 

Berichtigungen  und  Zusätze 5S3 

Grundriss  der  Karthaus. 

Vogelperspectivische  Ansicht  der  Karthaus  nach  Matthäus  Merian. 


Die 


Chronik  des  Fridolin  Ryff 

1514  —  1541, 

mit  der  Fortsetzung  des  Peter  Ryff 

1543  —  1585. 


Butler  Chroniken.   J. 


1 


Einleitung. 


Als    erstes    Stück   unseres  Bandes  veröffentlichen  wir   die  Chronik 
von  allen  Geschichtschreibern   der  Basler  Reformation  als  einedJJ,fJ!" 
Hauptquelle    benutzte   Chronik,    deren  Originalhandschrift   aus  R>,fl;. 
dem  Besitze   des  ums  J.  1554  verstorbenen  Meisters  und  Depu-  ^oii"" 
taten  Fridolin  Ryff  stammt,  und  die  man  deshalb  als  die  Chro-  verfJü- 
nik  des  Fridolin  Ryff  zu  bezeichnen  gewohnt  ist.    Ob  der  letz-  «"»•? 
tere,   wie    man    bisher   allgemein   angenommen   hat,   auch  der 
Verfasser  derselben   gewesen,   das  muss  zunächst  den  Gegen- 
stand unserer  Untersuchung  bilden. 

Fridolin  Ryff  gehörte  einer  Familie  an,  die  um  die  Mitte 
des  15.  Jahrhunderts  aus  dem  Elsass  in  Basel  eingewandert 
hier  bald  zu  Ehren  und  Ansehn  gelangte  und  dem  Gemein- 
wesen, in  das  sie  eingetreten,  eine  Reihe  von  tüchtigen  Män- 
nern lieferte,  von  denen  namentlich  der  im  Jahre  1603  ver- 
storbene Rathsherr  Andreas  Ryff  eine  grössere  Berühmtheit 
erlangt  hat  f)  -  Des  Stammvaters  Claus  Sohn  Peter ,  der  Vater 
Fridolins,  erwarb  im  Jahre  1488  das  Bürgerrecht,  er  betrieb 
ein  Färberei—  und  Webergeschäft  und  sass  viele  Jahre  hindurch, 
bis  zu  seinem  zwischen  Johanni  1528  und  Johanni  1530  erfolg- 
ten Tode  als  Meister  der  Weberzunft  im  Rathe.  Fridolin, 
Peters  ältester  Sohn,  wird  ums  Jahr  1488  geboren  sein2),  er 
trat  in  das  Geschäft  6eines  Vaters,  daneben  wurde  er  im  Jahre 
1521  durch  den  Rath  an  das  Unterkäufer  Amt  im  Kaufhaus 
befördert  (Oeffnungsbuch  1490—1530,  Bl.  185b).  Wann 
er  zum  Sechser  seiner  Zunft  erwählt  wurde,  wissen  wir  nicht. 
Er  erscheint  als  solcher  im  Februar  1529;  damals  wurde  er, 
als  es  sich  darum  handelte,  dem  der  Bürgerschaft  gegebenen 
Versprechen  gemäss  eine  neue  Rathsverfassung  zu  entwerfen 
(S.  88,  1  ff.) ,    in    den  hiezu  niedergesetzten,   aus   zehn  Raths- 

1)  Die  Anmerkungen  zu  dieser  Einleitung  haben  in  die  Nachträge  ver- 
wiesen werden  müssen,  da  der  vorhandene  Kaum  (s.  die  Vorrede)  das  An- 
bringen derselben  unter  dem  Texte  nicht  gestattete. 

1* 


4  Einleitung. 

gliedern  und  zehn  Sechsern  bestehenden  Ausschuss  berufen 
(Ochs  V,  677) ,).  Bald  darauf  trat  er  an  die  Stelle  seines  ver- 
storbenen Vaters  als  Meister  der  Weberzunft  in  den  Rath,  und 
um  dieselbe  Zeit  wurde  er  zu  einem  der  obrigkeitlichen  Pfleger 
der  Karthaus  bestellt2).  Als  man  im  Jahre  1532  dazu  schritt, 
die  seit  1529  faktisch  aufgelöste  Universität  neu  herzustellen, 
und  zu  diesem  Ende  das  Amt  der  Deputaten,  eines  Raths- 
ausschusses,  dem  die  Besorgung  der  Universitätsangelegenheiten 
oblag,  wieder  ins  Leben  rief,  wurde  Ryff  Mitglied  desselben  3) . 
Daneben  rauss  er  ein  eifriges  Mitglied  der  Gesellschaft  der 
Armbrust-  oder  Stachelschützen  gewesen  sein,  denn  er  war 
Meister  derselben,  als  im  Jahre  1546  das  neue  Schützen- 
haus auf  dem  Petersplatz  gebaut  wurde  (S.  199,  15).  Im  Jahr 
1 554  erscheint  er  zum  letztenmale  als  Meister  seiner  Zunft  auf 
der  Rathsliste.  Nach  dem  Stammbaum  S.  196  wäre  er  noch 
in  diesem  Jahre  gestorben. 

Sehen  wir  nun  zu,   wie   das,   was  wir   über  die  Lebens- 
umstände  des  Fridolin  Ryff  wissen,   mit  demjenigen   stimmt, 
was  wir  aus   der  Chronik   über  die  Persönlichkeit  des  Verfas- 
sers erfahren,  und  ob  sich  hieraus  schliessen  oder  mit  Wahr- 
scheinlichkeit  abnehmen   lässt,    dass  beide   ein  und    dieselbe 
Person  gewesen.    Die  eifrig  protestantische  Gesinnung  des  Ver- 
fassers stimmt  sehr  wohl  zu  der  Stellung,  die  wir  Fridolin  Ryff 
einnehmen  sehen,    und  die  mangelhafte  Kenntniss  des  Latei- 
nischen, welche  der  Chronist  verräth,  ist  mit  dem  Amte  eines 
Deputaten  nicht  unvereinbar,   wie  das  Beispiel  von  Fridolins 
Vetter  Andreas  zeigt,    dessen   Sinn  für  Bildung    und    dessen 
Eifer  für  die  Hebung  der  Bildungsanstalten   seiner  Vaterstadt 
ebenso  gross  war,  als  seine  eigene  Jugendbildung  mangelhaft4), 
es   sind  andere  Bedenken,   welche  sich  gegen  jene  Annahme 
erheben  und  uns  nöthigen,  sie  für  durchaus  unstatthaft  zu  er- 
klären.    Wir    haben    gesehn,    dass    Ryff   einer    der    zwanzig 
»Boten«  war,    welche  den  15.  Februar  1529  verordnet  wurden, 
um  die  neue  Rathsverfassung  auszuarbeiten,   und   die  sich  im 
Laufe  der  nächsten  Tage  ihres  Auftrages  entledigten.    Zu  die- 
ser Thätigkeit  passt  nun  aber  die  dürftige  und  ungenaue  Art 
und   Weise,  in  der  die  Chronik  das  Zustandekommen  dieser 
Verfassung  auf  Seite  88,  1  ff.  erzählt,   schlechterdings  nicht5). 
—  Seite  137,2   erfahren  wir  sodann,    dass   der   Chronist  den 
zweiten   Cappeler  Krieg  mitgemacht  hat;    es  ist  anzunehmen, 
dass  wenn  Ryff  mitgezogen  wäre ,   er  als  Mitglied  des  Rathes 
eine    irgendwie    hervorragende    Stellung    eingenommen    hätte, 
sei    es    als    einer    der    militärischen  Befehlshaber,    sei  es  als 
einer    der   »Zugegebenen«,    wir    suchen    aber   seinen   Namen 
vergebens    sowohl    Seite   131,  10  ff.    als    Seite  135,  17  ff.    — 
Bei  der  Erzählung  von   Staatshändeln  spielt  der   Bericht  über 
die   im    grossen   Rathe  gehaltenen   Berathungen    eine    Haupt- 


Einleitung.  5 

rolle,    so    z,    B.     bei    den    Verhandlungen,     die'   dem    Aus- 
bruche des  zweiten  Cappeler  Krieges  vorangegangen,   und  bei 
dem  Streite    mit    Solothum  über  das  Hochgericht;    bei  meh- 
rern anderen    Gelegenheiten  gewinnt   man  geradezu   den    be- 
stimmten Eindruck ,    dass  der  Verfasser  seine  Kenntniss   der 
betreffenden   Angelegenheit  erst  aus    den  dem  grossen  Rathe 
darüber  gemachten  Vorlagen  des  kleinen  Käthes  und  den  sich 
daran  knüpfenden  Berathungen  geschöpft  hat.     In  Betreff  von 
Angelegenheiten,    die  der  kleine  Rath  von   sich  aus  entschie- 
den hat,  spricht  er  mehr  als  einmal  seine  vollständige  Unwis- 
senheit aus.    Siehe  namentlich  die  Stellen  57,  10  ff.   107,  31  ff. 
zusammengehalten  mit  107,  36  ff.)   118,  10  ff.   153,  25  ff.    155, 
4  ff.    Er  ist   also  wohl  Mitglied  des  grossen ,   nicht  aber  des 
kleinen  Rathes  gewesen,  und  zwar  zu  einer  Zeit,  wo  Fridolin 
Ryff  in    dieser   letztern  Behörde  sass.   —  Noch    eine    fernere 
Andeutung,  die  der  Chronist  über  seine  Person  giebt,  scheint 
nicht  recht  auf  Ryff  zu  passen.     S.  147  wird  erzählt,    wie  im 
Jahre  1536  der  Wein  besonders  wohlfeil  gewesen,  eine  Maass 
Landwein  habe   zwei  Pfennig  gekostet,   »und  ich   hab  in  selb 
ouch  disz  jor  also  uszgemesen«,  fugt  der  Erzähler  hinzu,  wor- 
aus wohl  hervorgeht,   dass  er  als   obrigkeitlicher  Weinmesser 
auf  dem  Weinmarkte  beim  Verkaufe   des  Weins  thätig  gewe- 
sen1), also  eine  untergeordnete  Beamtung  versehen,  die  nicht 
zu  der  Stellung  eines  Mannes  passt,  der  seit  mehreren  Jahren 
einerseits    an    der    Spitze    eines    namhaften   Geschäftes    steht, 
andrerseits  in  hohen  Ehrenämtern  dem  Gemeinwesen  dient.  — 
Ein  weiteres    Bedenken   ruft  der  Umstand    hervor,    dass    die 
Chronik,  von  welcher  der  Verfasser  am  Eingang  sagt,  er  wolle 
sie  fortfuhren,   »so  lang  mir  got  sin  gnod  verlicht«,   mit  dem 
Jahre  1541  schliesst.    Es  lässt  sich  nicht  recht  erklären,  warum 
er,  nachdem  er,  wie  wir  sehn  werden,   in  den  letzten  Jahren 
regelmässig,    in    kurzen   Zwischenräumen    seine    Eintragungen 
gemacht,  nun  auf  einmal  seine  Arbeit  eingestellt  hätte,  wenn 
er,  wie  dies  bei  Fridolin  Ryff,  der  bis  1554  in  Amt  und  Wür- 
den erscheint,   noch  eine  Beihe  von  Jahren  in  rüstiger  Kraft 
verlebt  hätte.     Die  Chronik  bricht  aber  so  jäh  ab,   dass  nicht 
einmal  die   Lücke,   welche   der  Verfasser   S.  162,  25   gelassen 
hatte,  um  den  Endpunkt  der  zur  Zeit  seines  Niederschreibens 
herrschenden  Pestilenz  anzugeben,  ausgefüllt  wird.    Sollte  dies 
nicht  ein  Wink  sein,  dass  er  diesen  Endpunkt  gar  nicht  mehr 
erlebt  hat,    dass   er  .vielleicht  als   ein  Opfer  dieser   Pestilenz 
selbst  gestorben  ist?  In  der  Anmerkung  7  zu  8.  lft  ist  einige 
Verwunderung  darüber  ausgesprochen,   dass  der  Tod  des  Bür- 
germeisters Jacob   Meyer    zum   Hirzen    nicht    erwähnt   werde. 
Vielleicht    erklärt     sich    dieses    Nichterwähnen    dadurch,    dass 
Jacob  Meyer  erst  in  den  letzten  Tagen  des  Jahres  1541,  nach- 
dem die  letzte  Notiz  der  Chronik  aufgezeichnet  war,  gestorben 


6  Einleitung. 

(eine  nähere  Angabe  über  die  Zeit  seines  Todes,  als  dass  er 
im  Jahre  1541  verstorben,  habe  ich  nirgends  finden  können), 
und  der  Chronist  nicht  mehr  dazu  gekommen  ist,  weitere  Ein- 
tragungen zu  machen. 

Endlich  fällt  ins  Gewicht,   dass  Nicolaus  Rippell,  der  im 
Jahre    1614    die   Chronik  des   Fridolin  Ryff  sammt   der  Fort- 
setzung des   Peter  Ryff  abschrieb,    am   Schlüsse  der    ersteren 
bemerkt:    »Ich  hätte  oder  möchte  des  gutten  allten  ehrlichen 
mans  namben,   so  hievorstendes  bisz   dohar  alles  verzeichnet, 
trefflich  wol  mögen  wissen,   etc.    Nun,  er  sey  gewesen,  wer  er 
woll,    so  wirt  vermerkht,    dasz   er  ein  fromb   christlich  ehren- 
man  gewesen,  etc.«     Dieser  Niclaus  Rippell   aber  muss   nach 
dem,   was  uns  über  das  RippelFsche  Geschlecht  bekannt  ist, 
derselbe  gewesen  sein,  der  für  Peter  Ryff  das  Ryffische  Wap- 
pen von  einem  Grabsteine  in  der  Barfüsser  Kirche  zu  Ruffach 
abzeichnete  und  dann  in  die  Chronik  malte  (S.  195,  11).    Wäre 
Fridolin  Ryff  der  Verfasser  gewesen,    so  hätte   dies  sicherlich 
Rippell  nicht  unbekannt  bleiben  können,  daraus,  dass  er  über 
den  Verfasser  vollständig   im  Dunkeln  war,   möchte  man  aber 
weiter  schliessen,   dass  dies  auch  bei  Peter  Ryff  der  Fall  war 
und  dieser  sich  deshalb  S.  194, 25  so  unbestimmt  ausdrückt,  Fri- 
dolin Ryff  habe  die  Chronik  in  Händen  gehabt,  ohne  über  die 
Urheberschaft   derselben   etwas   zu  bemerken.     Wahrscheinlich 
war   der  Verfasser  ein  guter   Freund  und   Gesinnungsgenosse 
des  Fridolin  Ryff,  dem  sie  deshalb  nach  dessen  Tode  zugestellt 
wurde.    Fridolin  Ryff  scheint  in  seiner  Familie  nicht  viel  von 
dieser  Chronik  gesprochen   zu  haben,   und   so  kam  der  Name 
des   Verfassers  in  Vergessenheit.      Ob  es  möglich  sein  wird, 
durch  zufällige  Umstände  denselben  wieder  zu  entdecken,  muss 
dahingestellt  bleiben.     Einstweilen  thun  wir  wohl  am  besten, 
wenn  wir  die  Chronik  nach  ihrem   ersten  bekannten  Besitzer 
mit  dem   bisher  üblichen  Titel  als   die  Chronik   des  Fridolin 
Ryff  bezeichnen. 
charak-         Was   wir   ausser  dem   schon  Erwähnten    aus   der  Chronik 
verfa«-  über  die  Person  des  Verfassers  erfahren,  ist  wenig !) ,  da  er  in 
sera.   bescheidener  Weise  diese  6eine  Person  sehr  wenig  hervortreten 
und  auch  bei  wichtigeren  Gelegenheiten,  an  denen  er  bethei- 
ligt war,    seine  Betheiligung  nur  ganz   gelegentlich  erkennen 
lässt.      Nach   S.  65,  4   scheint   er   schon  im  Jahre  1528   Mit- 
glied des  grossen  Rathes  gewesen  zu  sein,    er  betheiligte  sich 
dann    an    den    Zusammenkünften    der    evangelischen   Bürger, 
durch  wclAc  erst  das  Mandat  vom  5.  Januar  1529  erlangt  und 
später   im   Februar  dieses   Jahres   der  Austritt  der  katholisch 
gesinnten  Rathsglieder  und  die  vollständige  Durchführung  der 
Reformation   erzwungen  wurde  (S.  76,  7.  81,  25).     Die  unbe- 
fangene und  arglose  Weise,   in  welcher  das   gewaltsame  Vor- 
gehen der   evangelischen  Partei  erzählt  wird,    zeigt  uns,  das? 


Einleitung.  7 

wir  es  keineswegs  mit  einem  leidenschaftlichen  Hitzkopfe,  son- 
dern mit  einem  durchaus  ruhigen,  nüchternen  Bürger  zu  thun 
haben,  der  nicht  im  mindesten  das  Gefühl  hat,  dass  er  sicli 
an  einer  Empörung  betheilige,  vielmehr  sich  bewusst  ist,  der 
schwankenden  und  durch  unberechtigte  Einflüsse  am  Einschla- 
gen des  richtigen  Weges  gehinderten  Regierungsbehörde  auf 
diesen  zu  verhelfen,  und  wir  gewinnen  zugleich  aus  seiner 
Darstellung  den  Eindruck,  dass  die  ganze  Bewegung  diesen 
Charakter  getragen  hat,  wenn  sie  auch,  wie  es  bei  einer  ge- 
waltsamen Erhebung  irgend  einer  Art  kaum  anders  möglich 
ist,  sich  über  die  beabsichtigten  Grenzen  hat  hinausreissen 
lassen  in  der  durch  einige  ungeduldige  Gesellen  angeregten, 
gegen  den  Willen  des  Ausschusses  vollzogenen  gewaltsamen 
und  eigenmächtigen  Zerstörung  der  Bilder.  —  Von  der  Rich- 
tigkeit und  der  alleinigen  Berechtigung  seines  evangelischen 
Standpunktes  und  der  Verkehrtheit  der  päbstlichen  Lehre  ist 
der  Chronist,  ganz  im  Sinne  der  Supplication  der  evangelischen 
Bürgerschaft,  so  durchdrungen,  dass  ihm  der  richtige  Maassstab 
für  die  Beurtheilung  der  Gegenpartei  abhanden  kommt,  und  er 
bei  derselben  nur  Verstocktheit  oder  geradezu  Böswilligkeit 
erblickt.    Siehe  z.  B.  S.  73,  26  ff.  83,  4  ff. 

Die  evangelische  Gesinnung  des  Verfassers  besteht  in  einem 
lebendigen  Erfassen  der  Grundprincipien  der  Reformation,  er 
verlangt  freie  Verkündung  des  lautern  Gotteswortes,  wie  das- 
selbe in  der  Bibel  enthalten  ist,  und  Abschaffung  aller  in  dem- 
selben nicht  gegründeten  Bräuche  und  Satzungen.  Um  die 
Festsetzung  der  Lehrsätze  im  einzelnen  kümmert  er  sich  wenig. 
Wir  sehen  aus  seinem  Werke,  dass  schon  damals,  wie  noch 
heutzutage,  in  der  Basler  Bürgerschaft  ebensoviel  christlich 
religiöser  Sinn  als  Gleichgültigkeit  in  rein  confessionellen  und 
dogmatischen  Fragen  geherrscht  hat.  Wie  wenig  muss  doch 
diese  Bürgerschaft  von  dem  Abendmahlsstreite,  der  die  Bezie- 
hungen zwischen  den  Reformatoren  vergiftete,  berührt  worden 
sein,  wenn  der  Chronist  über  das  Marburger  Gespräch  einen 
Bericht  geben  kann,  wie  wir  ihn  S.  104,  26  ff.  lesen!  — 
Während  ferner  der  Chronist  den  Fortschritten  der  Reforma- 
tion in  Basel  mit  sorgfältigem  Interesse  folgt,  die  bezüglichen 
Mandate  mittheilt  und  zuletzt  noch  die  Reformationsordnung 
vom  1.  April  1529,  durch  welche  der  Sieg  derselben  zum  Ab- 
schlüsse gelangte,  vollständig  in  sein  Werk  einreiht,  erwähnt 
erder  im  Jahre  1536  aufgestellten  Basler  Confession  mit  kei- 
nem Worte. 

Mit  der  evangelischen  Gesinnung  Hand  in  Hand  geht  bei 
unserem  Chronisten  das  Eifern  gegen  die  fremden  Kriegs- 
dienste, deren  Bekämpfung  bekanntlich  auch  Zwingli  sich  hatte 
angelegen  sein  lassen.  Mit  den  schärfsten  Ausdrücken  verur- 
teilt  er    das    französische    Bündniss    von    152t     (S.  27,   11  ff, 


8  Einleitung. 

28,  25  ff.  33,  5  ff.  48,  11  ff.)  und  belobt  die  Zürcher,  dass  sie 
als  die  Weisen  sich  nicht  in  dasselbe  eingelassen. 
Bildung.  Die  wissenschaftliche  Bildung  des  Verfassers  ist  keine  sehr 
hohe,  das  zeigt  schon  die  erwähnte  Art  und  Weise,  in  der  er 
sich  über  den  Abendmahlsstreit  ausspricht;  so  wenig  als  dem 
Abendmahlsstreite  ist  er  dem  Aufkommen  und  Umsichgreifen 
der  reformatorischen  Bewegung,  insofern  sie  nicht  Basel  un- 
mittelbar berührt,  nachgegangen.  Luther  wird  ausser  bei  dem 
Marburger  Gespräche  gar  nicht  erwähnt,  und  Zwingli  wird 
S.  46,  4  ff.  ganz  gelegentlich  in  die  Erzählung  eingeführt.  — 
Auffallend  ist  es,  dass  er  sich  an  einer  Stelle  (S.  92,  15  ff.), 
die  freilich  einem  als  blossen  Lückenbüsser  gesetzten  Abschnitte 
angehört  (s.  unten  S.  11  Anm.  1J ,  hinsichtlich  der  politischen 
Verhältnisse  der  Eidgenossenschaft  schlecht  unterrichtet  zeigt 
(siehe  S.  92  Anm.  1). 

Im  Lateinischen  ist  er  nicht  stark.  Er  schreibt  »Erasmus 
von  Rotterdamusa  (45,  18.  147,  13),  »hoc  est  corpus  meus* 
(104,  38),  mehrmals  (35,  24.  69,4)  »ewangelius«  statt  »evange- 
lium«,  und  gebraucht  »Cristuma  als  Nominativ  (99,  19).  Wenn 
er  151,  11  von  einem  Jungen  spricht,  der  »in  der  Studium 
oder  schull  stundt«,  so  ist  dies  unter  dem  Einfluss  des  Genus 
von  » schull«  geschehen,  ein  guter  Lateiner  würde  aber  schwer- 
lich so  gesagt  haben.  Indessen  scheint  der  Verfasser  seiner 
Zeit  in  der  Schule  lateinisch  getrieben  zu  haben,  er  sagt  z.  B. 
»im  colleio«,  »dem  ewangelio«  und  schwingt  sich  sogar  in  einer 
Randbemerkung  (138  Anm.  3)  zu  einem  freilich  falschen  Citat  aus 
Persius  auf.  Was  über  das  Lateinische  hinausgeht,  das  geht 
dann  auch  vollends  über  sein  Verstäudniss  hinaus,  wie  er  den« 
S.  35,  20  f.  berichtet,  es  sei  einer  aufgetreten,  »genant  Johannes 
Eocolampadius  im  hebreisch,  ist  zu  tutsch  Johannes  Huschin«. 
Inhalt  Den  Inhalt  der  Chronik  bildet  die  Erzählung  dessen,  was 

Qneiien  sich  in  den  Jahren  1514 — 1541  in  und  um  Basel  Denkwür- 
ChJ^ikdiges  zugetragen  mit  Berücksichtigung  auswärtiger  Ereignisse, 
insofern  dieselben  auf  baslerische  Verhältnisse  eine  Rückwir- 
kung auszuüben  geeignet  sind  oder  aber  an  und  für  sich  ein 
allgemeines  Interesse  in  Anspruch  nehmen.  Der  Verfasser  er- 
zählt in  erster  Linie,  was  er  selbst  erlebt  oder  beobachtet  hat, 
und  bei  dem  gesunden  Menschenverstand,  den  er  besitzt,  und 
dem  ehrenwerthen  Sinn,  der  ihn  beseelt,  erhalten  wir  eine  im 
ganzen  glaubwürdige  und  theilweise  recht  lebendige  Darstel- 
lung dessen,  was  innerhalb  dieses  Rahmens  liegt.  Anders  ist 
es  da,  wo  er  nur  nach  Hörensagen  berichtet,  da  kommen  bis- 
weilen sehr  ungenaue  oder  geradezu  unrichtige  Angaben,  allein, 
wie  eben  bemerkt,  beschränkt  sich  ja  seine  Chronik  fast  ganz 
auf  baslerische  Angelegenheiten,  auf  Begebenheiten,  bei  denen 
er  entweder  selbst  mitthätig  gewesen  ist,  oder  die  er  aus  näch- 
ster Nähe  mitangesehen  hat.    Neben  der  Darstellung  der  poli- 


Einleitung.  9 

tischen  und  der  kirchlichen  Angelegenheiten  treffen  wir  Berichte 
über  Naturereignisse,  Witterungsbeobachtungen,  Angaben  von 
Lebensmittelpreisen.  Eine  Benutzung  fremder  schriftlicher  oder 
gedruckter  lierichte  findet  nicht  6tatt,  wohl  aber  werden  ur- 
kundliche Acten  stücke  öfter  erwähnt,  so  S.  101,  17.  105,  8, 
(der  auch  vollständig  mitgetheilt,  das  letztere  wohl,  so  oft  ihm 
der  Wortlaut  der  angeführten  Actenstücke'  zur  Hand  war;  es 
ist  dies  namentlich  der  Fall  bei  einer  ganzen  Anzahl  von  Acten- 
stücken,  die  sich  auf  die  Hasler  Reformation  beziehn,  und  die 
er  theils  aus  geschriebenen,  theils  aus  gedruckten  Vorlagen 
wiedergiebt.  Die  Abschriften  sind  leider  meist  sehr  incorrect, 
einigemale  ist  es  ihm  auch  begegnet,  dass  er  die  Actenstücke 
an  unrichtiger  Stelle  in  den  Text  einreiht;  so  hat  er  das 
S.  38,  4  ff.  mitgetheilte  Mandat  nicht  an  dieser  Stelle  einge- 
schoben, obgleich  er  in  den  vorhergehenden  Worten  dessen 
Inhalt  deutlich  genug  angegeben  hat,  sondern  nach  S.  54,  37, 
wohin  es  nicht  gehört,  so  giebt  er  als  Wortlaut  des  franzö- 
sischen Bündnisses  von  1521  Artikel,  die,  wie  es  in  der  Ueber- 
«chrift  zu  denselben  (S.  27,  7  ff.)  heisst,  »abgered  sind  uff  ein 
hindersichbringen  zu  ein  bericht  und  friden  des  künigs  von 
Franckrich  und  gemeiner  eydgnoschafft«  u.  s.  w.,  d.  h.  Artikel 
aus  den  Friedensverhandlungen  von  1516,  und  zwar,  wie  sich 
bei  genauerer  Betrachtung  ergiebt,  zweierlei  Entwürfe,  die  hier 
als  ein  einziges  Actenstück  mitgetheilt  werden.  Wir  haben 
jenes  Mandat  an  die  ihm  zukommende  Stelle  gerückt,  diese 
Entwürfe  unter  den  Keilagen  abgedruckt,  von  den  übrigen 
mitgetheilte n  Actenstücken  haben  wir  zwei  ganz  weggelassen, 
den  Friedensvertrag  vom  16.  November  1531  zwischen  Zürich 
und  den  fünf  Orten,  der  in  mehreren  leicht  zugänglichen  Ge- 
^chichtswerken  abgedruckt  ist,  und  zwar  correcter  als  unsre 
Chronik  ihn  giebt,  und  die  sehr  umfangreiche  Hasler  Refor- 
mationsordnuiig  vom  1.  April  1529,  die  in  Hullingers  Refor- 
mationsgeschichte II,  82 — 108  nach  einem  alten  Drucke  wort- 
getreu, bei  Ochs  V,  686 — 739  in  modernisierter  Fassung  wie- 
dergegeben ist.  Zwei  andere  Actenstücke,  die  sich  ebenfalls 
bei  liullinger  finden,  die  Supplication  der  evangelischen  Bür- 
gerschaft aus  dem  December  1528  und  das  Mandat  des  Rathes 
vom  5.  Januar  1529,  haben  wir  gleichwohl  abgedruckt,  da  sie 
viel  enger  als  jene  vorhergenannten  mit  dem  Zusammenhange 
der  ganzen  Erzählung  verflochten  sind,  und  es  für  manchen 
Leser  störend  gewesen  wäre,  um  diesen  nicht  zu  verlieren, 
erst  Bullinger  nachschlagen  zu  müssen ,  der  ihm  vielleicht  gar 
nicht  zur  Hand  ist.  —  Wo  uns  der  Wortlaut  der  in  der  Chronik 
mitgetheilten ,  von  uns  zum  Abdrucke  bestimmten  Actenstücke 
m  einer  authentischeren  Fassung,  in  einem  der  Rathsbücher 
oder  in  einem    gleichzeitigen  Drucke,   erhalten  ist,   haben  wir 


1 0  Einleitung. 

diese  zu  Grunde  gelegt  und  die  Abweichungen  im  Texte  der 
Chronik  als  Varianten  mitgethcilt. 
Art  und  Die  Chronik  ist  nicht  in  Einem  Zuge,  sondern  in  ver- 
Abfas-rschiedenen  Absätzen  niedergeschrieben,  jedoch  nicht  in  der  Art, 
sung.  dags  d^  Erzählung  in  der  Form,  wie  sie  uns  jetzt  vorliegt, 
von  Anfang  an  eine  tagebuchmässige ,  den  Ereignissen  gleich- 
zeitige wäre,  hicgegen  spricht  die  abgerundete  Darstellung, 
welche  manche  Abschnitte  erhalten  haben,  und  die  Art  und 
Weise,  wie  sie  Ereignisse  späterer  Jahre  erzählen  oder  gele- 
gentlich erwähnen.  So  bildet  namentlich  der  Abschnitt,  in  wel- 
chem das  Aufkommen  und  die  Fortschritte  der  evangelischen 
Lehre  in  Basel  erzählt  werden  (S.  33,  11 — 46,  22),  ein  zusam- 
menhängendes Ganzes,  das,  an  die  Erzählung  von  Ereignissen 
aus  dem  Jahre  1522  sich  anschliessend,  sich  über  die  Jahre 
von  1522  bis  1526  erstreckt.  Es  kann  also  dieser  Abschnitt 
und  was  ihm  folgt  (der  Faden  der  Erzählung  kehrt  wieder 
zum  Jahre  1523  zurück)  nicht  vor  1526  niedergeschrieben  sein, 
und  wenn  S.  47,  10  bei  der  Erzählung  eines  Auszuges  von 
300  Baslern  nach  Mailand  der  Chronist  hinzufügt:  »got  geb 
in  gluck  a,  so  dürfen  wir  daraus  nicht  auf  eine  dem  Ereignisse 
gleichzeitige  Abfassung  dieses  Theils  der  Chronik  schli essen, 
sondern  nur  darauf,  dass  der  Chronist  eine  gleichzeitige  Auf- 
zeichnung unverändert  in  diese  aufgenommen  hat.  Hat  uns 
der  Abschnitt  über  die  Ausbreitung  der  evangelischen  Lehre 
auf  eine  Abfassung  nicht  vor  1526  hingewiesen,  so  finden  wir 
S.  29,  40  ff.  eine  Stelle,  die  auf  Ereignisse  des  Jahres  1527 
Bezug  zu  nehmen  scheint  (vgl.  56,  26  ff.) ,  so  dass  wir  den 
Endpunkt  für  die  Abfassung  schon  dieses  Abschnittes  noch 
etwas  weiter  hinabrücken  müssen.  Auf  der  andern  Seite  erse- 
hen wir  aus  der  Erzählung  des  ersten  Cappeler  Krieges,  dass 
dieser  ganze  Theil  der  Chronik  vor  dem  Ausbruche  des  zwei- 
ten muss  geschrieben  sein.  Denn  nachdem  die  Vermittlerthä- 
tigkeit  der  Strassburger  und  des  Ammanns  von  Glarus  gerühmt 
worden,  spricht  der  Chronist  S.  102,  5  die  Hoffnung  aus,  »das 
es  zu  solchem  fall  in  einner  eygnoschafft  nyt  me  kumen  sol«. 
Diesen  Satz  hätte  der  Chronist  nach  dem  Ausbruche  des  zwei- 
ten Cappeler  Krieges  nicht  schreiben,  er  hätte  ihn  aber  auch, 
wenn  er  ihn  in  einer  früheren  Aufzeichnung  vorgefunden,  nicht 
stehen  lassen  können,  wie  das  harmlose  »got  geb  in  gluck«, 
von  dem  oben  die  Rede  war.  Wir  müssen  also  schliessen,  dass 
die  Ausarbeitung  dieses  Abschnittes  und  all  dessen,  was  ihm 
vorangeht,  nicht  nach  dem  Jahre  1531  kann  stattgefunden 
haben.  Betrachten  wir  nun  das  Aeussere  der  uns  erhaltenen 
Originalhandschrift,  so  erscheint  dieselbe  von  Anfang  bis  in 
die  Darstellung  der  Ereignisse  des  Jahres  1529,  bis  S.  104,  15 
unserer  Ausgabe,  als  in  Einem  Zuge  geschrieben;  sowohl  die 
Farbe  der  Tinte  als  die  Züge  der  Handschrift  bleiben  sich  im 


Einleitung.  ]  \ 

wesentlichen  gleich  *) ;  von  dem  erwähnten  Abschnitte  an  tritt 
dagegen  ein  merklicher  Wechsel  ein,  der  uns  zeigt,  dass  die 
folgenden  Aufzeichnungen  in  verschiedenen,  der  Zeit  nach  aus- 
einanderliegenden Absätzen  gemacht  sind.  Wir  werden  also 
annehmen  dürfen,  dass  der  Verfasser  im  Jahre  1529,  wohl  aus 
Anlass  der  glücklichen  Durchführung  der  Reformation  in  Basel 
und  des  günstigen  Ausgangs  des  ersten  Cappeler  Krieges  es 
unternommen,  eine  Erzählung  der  merkwürdigen  Begebenhei- 
ten, die  er  erlebt  hatte,  niederzuschreiben.  Er  konnte  hiebei, 
wie  die  Genauigkeit  zeigt,  mit  der  auch  bei  längst  vergange- 
nen Ereignissen  das  Datum  und  die  nähern  Umstände  ange- 
geben werden,  eine  Fülle  von  genauen,  tagebuchmässigen  Auf- 
zeichnungen benutzen,  die  er  sich  im  Laufe  der  Jahre  angelegt 
hatte  und  die  er  theil weise  in  ihrer  abgerissenen  Gestalt  wört- 
lich seiner  neuen  Arbeit  einverleibte,  während  er  einzelnen 
Abschnitten  eine  ausführlichere,  abgerundetere  Darstellung  zu 
Theil  werden  Hess.  Von  diesen  letztern  muss  er  sich  aber  erst 
ein  Concept  entworfen  haben,  denn  die  vorliegende  Handschrift 
stellt  sich  als  eine  sauber  ausgefertigte  Reinschrift  dar.  Hie 
und  da  schob  er  die  Abschrift  von  Actenstücken  ein,  die  er 
ebenfalls  seit  längerer  Zeit  gesammelt  und  aufbewahrt  hatte. 
Hei  undatierten  Stücken  ist  es  ihm  dann  freilich  manchmal 
begegnet,  dass  er  sich  über  die  Stelle  getäuscht,  an  der  sie 
einzuschalten  waren ,  ebenso  wie  er  auch  etwa  ein  Ereigniss 
unter  einem  unrichtigen  Jahre  aufgeführt  hat,  so  den  Zug  nach 
Dijon,  den  er  ins  J.  1514  setzt,  während  er  1513  stattgefunden. 
Mit  besonderer  Ausführlichkeit  und  Anschaulichkeit  hat  er  die 
im  Augenblicke  des  Niederschreibens  ihm  noch  in  frischestem 
Gedachtuiss  stehenden  Ereignisse  vom  December  1528  bis  zum 
Februar  1529,  welche  den  Sieg  der  Reformation  in  Basel  zur 
Folge  hatten,  und  bei  denen  er  selbst  mithandelnd  betheiligt 
gewesen  war,  geschildert2).  —  Dem  eben  Gesagten  scheinen 
freilich  auf  den  ersten  Blick  die  Verse  auf  dem  Titelblatte  zu 
widersprechen,  die  vielmehr  auf  eine  Abfassung  nach  1533  hin- 
deuten. Allein  beim  Betrachten  der  Originalhandschrift  schwin- 
det dieses  Bedenken,  da  sich  aufs  Deutlichste  zeigt,  dass  ein 
Theil  der  Verse,  darunter  die,  welche  von  dem  Jahre  33  als 
einem  vergangenen  sprechen,  erst  späterer  Zusatz  sind.  Beim 
Niederschreiben  der  Chronik  hat  der  Verfasser  im  Anschluss 
au  das  Vorhergegangene  »got  schick  al  ding  zum  besten! 
Amen«  hinzugefugt:  »Frilich  selzam  ding  fürwar,  eb  das  kumpt 
das  33.  jar!«  Wie  es  scheint,  waren  auf  das  Jahr  1533  selt- 
same Dinge  prophezeit  worden,  und  der  Chronist  ruft  nun, 
indem  er  sich  anschickt,  seine  Chronik  einzutragen,  im  Hin- 
blick auf  den  angeführten  frommen  Wunsch  aus :  »Wahrhaftig, 
»  gehen  seltsame  Dinge  vor,  und  zwar  noch  vor  dem  Erschei- 
nen des   33.  Jahres!«     Später    hat    er    dann    die    Verse    »Sur 


12  Einleitung. 

sechen wel  machen«  eingeschaltet,   in  welchen  er  seine 

ruhige  Ergebung  in  das,  was  noch  kommen  soll,  ausspricht. 
Während  er  an  seiner  Chronik  weiter  arbeitete,  lief  das  Jahr 
33  ab,  und  er  fugte  nun  den  Versen,  die  sich  auf  dasselbe 
bezogen,  noch  bei:  »Dasz  33.  ist  hindan,  uff  das  40.  wend  wir 
achtung  han«.  Wie  es  scheint,  waren,  wie  auf  das  Jahr  1533, 
so  auch  auf  1540  wichtige  Ereignisse  prophezeit. 

Nachdem  der  Chronist  in  ununterbrochener  Arbeit  eine 
Erzählung  der  Begebenheiten  bis  ins  Jahr  1529  gegeben  hatte, 
führte  er  dieselbe  in  Absätzen  fort.  Offenbar  hat  er  auch  jetzt, 
wie  die  fast  vollständige  Abwesenheit  von  Correcturen  zeigt, 
die  ersten  Aufzeichnungen  an  andrer  Stelle  gemacht  und  sie 
dann  sauber  in  die  Chronik  eingetragen.  Dieses  Eintragen  ge- 
schieht aber  oft  in  einer  den  Ereignissen  noch  sehr  nahe  lie- 
genden Zeit.  Man  sieht,  er  steht  bisweilen  noch  mitten  iu 
denselben  drin  und  weiss  nicht,  was  sie  für  einen  Ausgang 
nehmen  werden.  Es  lässt  sich  dies  vielfach  in  auffallender 
Weise  bemerken.  Es  würde  zu  weit  fuhren,  wenn  wir  alle 
Fälle  der  Art  namhaft  machen  wollten,  wir  beschränken  uns 
auf  einige  besonders  deutliche  Beispiele.  So  wird  S.  126, 
nachdem  von  einer  den  8.  August  1531  abgehaltenen  Gross- 
rathssitzung  die  Rede  gewesen,  berichtet,  es  sei  auf  den 
13.  August  ein  Tag  zur  Verhandlung  mit  den  5  Orten  angesetzt 
worden,  und  der  Chronist  begleitet  diese  Angabe  mit  dem 
Wunsche:  »got  wendz  zum  besten«.  Nachträglich  hat  er 
aber  zwischen  diese  Worte  und  den  Anfang  des  folgenden  Ab- 
satzes  die  Worte  eingeschoben:  »Diser  tag  wart  zerschlagen 
und  ein  andrer  angesetzt  uff  mentag  vor  Bartlomey«1).  So 
werden  auch  die  Unternehmungen  und  Verhandlungen,  die  auf 
den  Ueberfall  der  französischen  Studenten  im  Jahre  1537  folgen, 
nicht  erst  nach  Abschluss  des  ganzen  Handels,  sondern  all- 
mälich,  während  der  Abwicklung  desselben,  eingetragen.  Ein 
Absetzen  des  Schreibers  lässt  sich  nach  den  Worten  »hörren 
wurt«  (152,36),  nach  »jor«  (153,  10),  nach  »uffendthielten« 
(153,  28)  ,  nach  »hornug«  (154,  3)  ,  nach  »besten«  (154,  35) 
und  endlich  nach  »zstöllen«  (155,  16)  aus  der  Farbe  der  Tinte 
aufs  Deutlichste  erkennen.  In  dem  folgenden  Abschnitte,  der 
über  Lebensmittelpreise  berichtet,  hat  er  nach  »15  ß.«  (156,  3) 
und  wieder  nach  »fierthalb  ß«  (156,  11)  abgesetzt,  in  dem  Ka- 
pitel »Von  einner  mustrung«  (158,  10  ff.)  nach  »geendet«  (158, 
24 ;  das  Semicolon  sollte  nach  diesem  Worte  stehen,  nicht  nach 
»tagen«,  wo  es  jetzt  im  Drucke  steht),  in  dem  Kapitel  »Von 
dem  krieg  und  handlung  derren  von  Rotwill «  (161,  22)  nach 
»ist«  (162,  1)  und  nach  »versandet«  (162,  5). 

Die  angeführten  Beispiele  zeigen,  dass  in  diesem  zweiten 
Theile  der  Chronik  die  Ereignisse  oft  wenige  Tage  nachdem 
sie  sich  zugetragen  haben,  in  dieselbe  eingetragen  worden  sind, 


Einleitung.  \  3 

während  der  erste  Theil  zwar  auch  auf  solchen  gleichzeitigen 
Aufzeichnungen  beruht,  aber  erst  geraume  Zeit,  nachdem  die 
ältesten  derselben  gemacht  worden  waren,  seinen  Platz  in  der 
Ohnraik^gefunden   hat. 

Die  Schriftzüge  der  Chronik  sind  sauber,  wenn  ihnen  auduussehn 
nicht  gerade  das  Lob  grosser  Deutlichkeit  gespendet  werden  u™?^ 
kann.  Hierüber,  sowie  über  einzelne  Eigentümlichkeiten  der  d*j 
Orthographie  haben  wir  uns  in  der  Vorrede  zu  unserem  Hände  schritt, 
eingehender  ausgesprochen.  Die  Handschrift  enthält,  wenn  wir 
das  Titelblatt  als  das  erste,  das  Blatt,  welches  den  Schluss  der 
Chronik  enthält,  als  das  letzte  rechnen,  134  Blätter.  Da  das 
Titelblatt  und  das  letzte  Blatt  auf  der  Rückseite  nicht  beschrie- 
ben und  zwei  Blätter  in  der  Mitte,  das  62.  und  63.,  ganz 
weiss  gelassen  sind,  ergiebt  dies  262  ganz  oder  theilweise  be- 
schriebene Seiten,  die  in  dem  Bande,  wie  er  uns  jetzt  vorliegt, 
als  S.  60  —  321  numeriert  sind.  Wie  das  Wasserzeichen,  ein 
grosser  Baselstab ,  zeigt ,  haben  von  den  jetzt  in  dem  Bande 
befindlichen  Blättern  noch  das  dem  Titelblatt  unmittelbar  vor- 
angehende und  eine  grosse  Zahl  der  auf  den  Schluss  der  Chro- 
nik folgenden  ursprünglich  dem  Buche  angehört,  in  welches 
diese  eingetragen  war.  Dieses  Buch  nun  befand  sich,  wie  uns 
Peter  Rytf  berichtet  (S.  194),  im  Besitze  des  Fridolin  Ryff  bis 
zu  dessen  Tode;  nachher  gelangte  es  in  die  Hände  seiner 
Tochter,  der  Magdalena  Wollet),  welche  es  dem  Peter  Ryff 
zum  Geschenke  machte. 

Peter  Ryff  war  der  gleichnamige  Enkel  von  Fridolins  jün-  Peter 
gerem  Bruder  Peter,  der  vor  der  Reformation  Augustmennönch*^*  "d 
und  Organist  im  Münster  gewesen  war,  im  Jahre  1526  das2™**™ 
Kloster  verlassen  und  sich  verheirathet  (199  Anm.  3.  402chronik. 
Anra.  4),  Tuchhandel  und  Weberei  getrieben  und  die  Stelle  eines 
Freiamtmanns  amjßtadtgericht  bekleidet  hatte  und  im  J.  1550 
gestorben  war.  Dessen  Sohn  Daniel,  der  das  väterliche  Geschäft 
fortsetzte ,  scheint  ein  wohlhabender  und  angesehener  Mann 
gewesen  zu  sein.  Er  war  Mitglied  des  Rathes  und  starb  1612 
im  Alter  von  83  Jahren.  Der  älteste  seiner  Söhne  war  eben 
unser  Peter.  Nach  den  Athenae  Rauricae  (S.  412)  war  er  am 
S.Mai  1552  geboren,  wurde  1569  auf  der  Universität  imma- 
triculiert,  erwarb  1572  den  Grad  eines  Haccalaureus,  1576  den 
eines  Magisters  der  Philosophie  und  1584  die  medicinische 
Doctorwürde.  Nachdem  er  einige  Jahre  practiciert  hatte ,  er- 
langte er  den  durch  die  Ernennung  des  Chronisten  Christian 
Wurstisen  zum  Stadtschreiber  erledigten  Lehrstuhl  der  Mathe- 
matik, den  er  bis  zu  seinem  Tode  im  J.  1629  bekleidete. 
Zugleich  versah  er  das  Amt  eines  Universitätsbibliothekars  (vgl. 
S.  235) .  Peter  Ryff  hat  eine  Anzahl  mathematischer  Schriften 
verfasst,  deren  Titel  sich  zum  Theil  in  den  Athenae  Rauricae 
verzeichnet  finden.     Durch  den  Besitz  der  Chronik  des  Frido- 


14  Einleitung. 

lin  wurde  er  zu  einem  Versuche  geschichtschreiberischer  Thä- 
tigkeit  veranlasst,   indem  er   sich  im  J.  1585  entschloss,  jene 
zu  ergänzen  und  fortzufuhren,   angeregt  wahrscheinlich   durch 
den  Abschluss   der  Verhandlungen  der   Stadt  Hasel  mit  dem 
Bischof,   der  einen  wichtigen  Abschnitt  in  der  Geschichte  der 
ersteren  bezeichnet,   indem,   allerdings  gegen  schwere  Opfer, 
ihre   factisch  schon  längst  bestandene  völlige  Unabhängigkeit 
vom  Bisthum   zu   rechtlicher  Anerkennung  gelangte,   und  das 
Verhältniss   zum  Bischof  ein   für  allemal   geregelt  wurde.     Er 
liess  das  Buch,   in  das  sie  eingetragen  war,  auseinander  neh- 
men,  vorn  und  hinten   eine  Anzahl  von  neuen  Blättern  ein- 
fügen  (sie  sind  von  den  früher  schon  vorhandenen   durch  ein 
anderes  Wasserzeichen,  einen  kleinen  Baselstab  mit  einem  un- 
ten  angefügten  Kleeblatt  kenntlich)  und   das  Buch  in  Papp- 
deckel, mit  gepresstem  Pergament  überzogen,  neu  binden.   Bei 
dieser  Gelegenheit  sind  das  Titelblatt  und  einige  spätere  Blät- 
ter etwas  zu  stark  beschnitten  worden,  so  dass  einzelne  Buch- 
staben weggefallen  (s.  unten  S.  18.  149.  157  in  den  Varianten- 
rubriken und   S.  138  Anm.  3).     Nachdem  RyfF  das  Buch  neu 
hatte  binden  lassen,  schickte  er  der  vorhandenen  Chronik  eine 
kurze  Uebersicht  der  Hauptmomente  der  Basler  Geschichte  von 
der  Zeit  der  Rauracher  bis  zum  Abschlüsse  des  Vertrages  mit 
Bischof  Christoph  voraus  und  versah  sie  mit  einer  bis  auf  eben 
diesen  Zeitpunkt  geführten  Fortsetzung,   welche  im  Style  der 
alten  Chronik  auch  die   gewöhnlicheren,    aber  immerhin  wis- 
senswerten   Ereignisse   aus    der   Basler   Geschichte    berichten 
sollte.    Er  spricht  sich  hierüber  in  einer  auf  dem  zweiten  Blatte 
des   Bandes   eingetragenen  lateinischen  Vorrede   aus.    —    Das 
erste  Blatt  enthält  den  Titel:  BASILEA | Petri  Ryff.  Bas-I-M1) 
Ueber  1585  hinaus   hat  er  die  Chronik  nicht  fortgesetzt,   und 
das   viele  weisse  Papier,    das   er  hinten   ha*  anbinden   lassen, 
ist  unbenutzt  geblieben.     Dagegen   hat  er  einige  Jahre   später 
zwischen  die  Vorrede  und  die  summarische  Chronik  eine  kurze 
Geschichte   seines   Geschlechtes   eingeschoben,    welche  sammt 
dem    Schlüsse   der  zu    gleicher   Zeit    erweiterten  Vorrede   das 
dritte,   vierte  und  fünfte  Blatt   in   Beschlag  nimmt   (s.  unten 
S.  193  ff.).     Blatt  6  und  7  sind  leer2),   dann   folgt   die  kurze 
Darstellung  der  gesammten  Basler  Geschichte  unter  dem  Titel : 
Summarische  generali  und  Basler  chronic,  von  dem  ersten  se- 
cuta der  geburt  unsers  herrtfn  und  heilandts  Christi  har  in  die 
volgenden,  durch  der  jaren  zall  usz  vilen  schribenten ,  die  ich 
hiezü  conferiert,   als  chronicam   Stumpfii,    Urstisii,   cosmogra- 
phiam  Munsteri,   und  sunst  alten  instrumenten  und  sonderen 
verzeichnussenn,  deren  ich  transumpten  bekommen,  zusammen 
gezogen  und  den  volgenden  chronicis  historiis,  in  anno  Christi 
nämlich    1514   angefangen,    premittiert.     Anno    domini    15&5- 
Petr.  Ryff  Bas.  philosophiae   ac  med.  doct.    —  Diese  Chronik 


Einleitung.  1 5 

füllt  24  Blätter  (vom  8.  bis  zum  31.  des  Bandes)  und  von  dem 
zunäehstfolgenden  noch  einen  Theil  der  Vorderseite,  dann  kom- 
men zwei  ganz  leere  Blätter,  auf  diese  folgt  die  Chronik  des 
Fridolin  Ryff,  und  auf  diese  die  Fortsetzung  Peters  auf  15 
Blättern-  Bei  Gelegenheit  der  Abschrift,  welche  im  vorigen 
Jahrhundert  Emanuel  Uli  von  den  im  Bande  befindlichen  Stücken 
nahm  (s.  unten  S.  17),  hat  er  denselben  paginiert,  wobei  er 
mit  Ausnahme  der  Bückseite  des  ersten  Titelblattes  und  der 
damals  noch  unbeschriebenen  Rückseite  der  auf  Blatt  4  stehen- 
den Stammtafel  (s.  S.  196  ff.)  die  leeren  Seiten  nicht  berück- 
sichtigt hat.  Die  summarische  generali  und  Basler  chronic  hat 
wenig  Werth ;  über  die  älteren  Zeiten  enthält  sie  eine  blosse 
Compilation,  über  die  Zeiten,  welche  der  Verfasser  selbst  erlebt 
hat,  ist  sie  sehr  kurz,  weil  diese  ja  in  der  Fortsetzung  der 
Chronik  des  Fridolin  zur  Behandlung  kommen  sollen,  bloss 
den  Verhandlungen  der  Stadt  mit  Bischof  Christoph,  mit  denen 
sie  abschliesst,  widmet  sie  eine  grössere  Ausführlichkeit,  so 
dass  in  der  Fortsetzung  auf  die  in  ihr  enthaltene  Darstellung 
kann  verwiesen  werden.  Werthvoller  ist  die  Fortsetzung,"  ob- 
gleich auch  sie  an  Bedeutung  nicht  mit  der  Chronik  des  Fri- 
dolin Ryff  verglichen  werden  kann.  Diese  beruht  durchweg 
auf  sorgfaltigen  gleichzeitigen,  Jahrzehnte  hindurch  fortgeführ- 
ten Aufzeichnungen  eines  Mitlebenden  und  theilweise  Mithan- 
delnden, die  er  selbst  zusammengestellt  und  verarbeitet  hat, 
iuer  sind  über  einen  Zeitraum  von  mehr  als  40  Jahren  Noti- 
zen verschiedener  Art  durch  einen  Bearbeiter  zusammengestellt, 
der  weniger  aus  selbständigem  Interesse  als  in  Folge  einer  zu- 
falligen Veranlassung  diese  Arbeit  unternommen  hat.  Als  Peter 
Ryff  sich  im  J.  1585  daran  machte,  diese  Fortsetzung  zu  schrei- 
ben, war  bereits  die  Chronik  von  Wurstisen  erschienen,  die 
«ch  ausfuhrlich  über  den  grösten  Theil  des  von  dieser  zu  be- 
handelnden Zeitraumes  verbreitet.  Ryff  gieng  also  nicht  darauf 
aus,  eine  umfassende  Darstellung  der  Basler  Geschichte  wäh- 
rend desselben  zu  geben,  sondern  beschränkte  sich,  eine  An- 
zahl interessanter  Begebenheiten  zu  verzeichnen.  Hiebei  schöpfte 
er  aus  seiner  eigenen  Erinnerung,  indem  er  Dinge  berichtete, 
die  er  selbst  erlebt  oder  mitangesehn,  oder  über  die  er  Leute, 
die  sie  erlebt,  hatte  erzählen  hören,  er  muss  aber  auch,  na- 
mentlich da,  wo  er  genaue  Angaben  über  Naturerscheinungen 
und  Lebensmittelpreise  macht,  handschriftliche  Aufzeichnungen 
benutzt  haben.  Von  wem  dieselben  herstammen,  ist  schwer  zu 
»gen;  dass  er  selbst  im  Brauche  gehabt,  solche  zu  machen, 
möchte  man  bezweifeln,  wenn  man  sieht,  dass  er  nach  1585 
keinen  Drang  mehr  gefühlt  hat,  seiner  Arbeit  Nachträge  bei- 
zufügen. Endlich  hat  er  auch  bei  dem  Niederschreiben  seiner 
Chronik  gedruckte  Bücher  zu  Rathe  gezogen,  jedoch  nicht  so, 
dass  er  sie  ausschreibt*  er  fasst  sich  im  Gegentheil  öfter  kurz 


1 6  Einleitung. 

• 

über  Gegenstände,  welche  in  gedruckten  Werken  ausfuhrlicher 
können  nachgelesen  werden  (164,  8  ff .  166,  6  ff.  170,4.  174,21. 
177,  27).  In  eben  dieser  Weise  hält  er  es  mit  urkundlichen 
Acten8tücken ,  er  nimmt  sie  nicht,  wie  sein  Vorgänger,  wört- 
lich in  den  Text  auf,  sondern  erwähnt  sie  bloss  (180,  25)  oder 
giebt  ihren  Inhalt  im  Auszuge  wieder  (168,  12  ff.  vgl.  S.  216. 
217).  Es  ist  natürlich,  dass  aus  den  früheren  Zeiten,  wo  der 
Verfasser  noch  gar  nicht  lebte  oder  noch  ein  Kind  war,  eine 
spärlichere  Zahl  von  Hegebenheiten  berichtet  wird,  als  aus  den 
späteren.  Die  ganze  Arbeit  trägt  ihrer  Entstehung  nach  nicht 
den  Charakter  der  Unmittelbarkeit  und  Genauigkeit,  der  die 
Chronik  des  Fridolin  Ryff  auszeichnet,  und  der  auch  den  Auf- 
zeichnungen des  Diebold  Ryff  (218  ff.)  eigen  ist,  immerhin  lie- 
fert aber  auch  sie  manche  eigenthümliche  und  erwünschte  Bei- 
träge zu  der  Geschichte  Basels  in  dem  von  ihr  behandelten 
Zeiträume,  wir  haben  daher  keinen  Anstand  genommen,  sie 
im  Anschluss  an  die  Chronik  des  Fridolin  Ryff  zum  Abdrucke 
zu  bringen.  Dagegen  haben  wir  den  größten  Theil  der  sum- 
marischen generali  und  Basler  chronic  dessen  nicht  werth  er- 
achtet und  uns  beschränkt,  den  Schluss  derselben,  der  den 
Streit  der  Stadt  mit  dem  Bischof  Christoph  behandelt,  in  den 
Beilagen  mitzutheilen.  Eben  dort  haben  wir  auch  die  Vorrede 
des  Peter  Ryff  und  den  Stammbaum  der  Ryfnschen  Familie 
sammt  den  ihn  erläuternden  Familiennachrichten  mitgetheilt. 

Auf  einem  kleinen  Blättchen,  das  auf  der  Innenseite  des 
vordem  Deckels  aufgeklebt  ist,  hat  Peter  Ryff  folgende  Ver- 
fugung aufgeschrieben: 

NB.  Dises  buch  der  Basler  chronic  soll  iederzeit  und  al- 
wägen  by  dem  eltisten  miner  shönen  einem  verbliben  und  ge- 
trewlichen  aufgehalten  werden,  oder  sonst  einem  mines  ge- 
schlechts  der  Ryffen,  auch  niemanden  lichtlichen  gezeiget  oder 
auszgelichen  werden,  damit  es  nicht  dahinden  verblibe,  wil  in 
disem  buch  vil  sonderbare  Sachen  aufgezeichnet  sindt,  welche 
iederzyt  häliglichen  gehalten  sindt  worden,  so  man  in  getruck- 
ten  cronicen  nicht  wollen  offenbaren. 

Doct.  Petr.  Ryff. 

Biahe-  Trotz   dieser  ängstlichen  Verfügung  ist  jedoch  das  Buch 

"ntzwigkeineswegs  als  ein  todter  Schatz  in  den  Händen  der  Ryfnschen 
Chronik  Familie  gehütet  worden.    Schon  Wurstisen  hat  in  seiner  Basler 
Ab-   Chronik  die  Chronik  des  Fridolin  Ryff  fleissig  benutzt;  ob  sie 
tenhund  damals  schon  in  den  Händen  des  ohne  Zweifel  mit  Wurstisen 
drück«  hefreundeten    Peter    (s.  oben   S.   13)    war,    wissen  wir  nicht, 
ebensowenig,   ob  dies  der  Fall  war,   als  Diebold  Ryff  sie  ab- 
schreiben Hess    (siehe   S.  219,  4  ff.);   späterhin,   nachdem  der 
Band  schon  seine  jetzige  Gestalt  erhalten  hatte,  im  Jahre  1614, 
hat  Peter  dem  Niclaus  Rippell,   der  ihm  die   beiden  Ryffen- 


Einleitung.  1 7 

wappen  in  denselben  eingemalt,  erlaubt,  eine  Abschrift  von 
den  darin  enthaltenen  Chroniken  zu  nehmen 1) .  Ebenfalls  wohl 
aus  dem  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  findet  sich  auf  der  Uni- 
versitätsbibliothek eine  Abschrift  desjenigen  Theiles  der  Chronik 
des Fridolin,  der  die  Hegebenheiten  von  1514 — 1529  enthält2). 
Endlich  besitzt  die  Bibliothek  des  Antistitiums  eine  sorgfaltige 
Abschrift  sämmtlicher  in  dem  Hand  enthaltener  Stücke,  die  im 
Türigen  Jahrhundert  Emanuell  Uli  angefertigt  hat 3) .  Diese 
toh  uns  gelegentlich  als  Cop.  Ant.  citierte  Abschrift  allein 
war  Haller  bekannt,  als  er  in  seiner  Bibliothek  der  Schweizer- 
geschichte die  Chronik  aufführte,  und  Herzog  in  seinem  Leben 
Oecolampads  (1843  erschienen)  hat  nach  ihr  gearbeitet,  indem 
er  das  Original  für  verloren  hielt,  das  damals  schon  seit  eini- 
ger Zeit  auf  der  Universitätsbibliothek  stand.  Es  war  im  Be- 
sitze von  Peter  Ryffs  Nachkommenschaft  geblieben,  bis  im 
November  1822,  wie  eine  auf  der  Innenseite  des  vorderen 
Deckels  befindliche  Bemerkung  des  damaligen  Bibliothekars, 
Prof.  Dan.  Huber,  uns  belehrt,  Herr  Christoph  Socin,  Vater, 
der  Handelsmann,  sie  der  öffentlichen  oder  Universitätsbiblio- 
thek zum  Geschenke  machte.  Wie  Wurstisen,  so  hat  auch 
Ochs  die  Chronik  vielfach  zu  Rathe  gezogen  und  verwerthet, 
ob  uach  dem  Original  oder  nach  einer  Abschrift,  lässt  sich 
nicht  mit  Sicherheit  sagen,  wahrscheinlicher  ist  das  letztere; 
in  unserem  Jahrhundert  haben  sie  Herzog  und  Hagenbach  bei 
ihren  Arbeiten  über  die  Basler  Reformation  benutzt,  Peter 
Merian  (vgl.  S.  197,  11  ff.)  in  seiner  Schrift  über  die  Erdbeben 
in  Basel  (1834)  u.  s.  w.  Dr.  Karl  Buxtorf  hat  in  den  Anmer- 
kungen zu  der  Reformationschronik  des  Karthäusers  Georg 
[s.  8.  377)  und  in  seinen  Basler  Stadt-  und  Landgeschichten  aus 
dem  16.  Jahrhundert  (Basel  1868}  manche  Auszüge  aus  derselben 
mitgetheilt,  Prof.  Friedrich  Fischer  in  dem  Basler  Taschenbuch 
auf  das  Jahr  1850,  herausgegeben  von  Streuber,  S.  17 — 37  den 
interessanten  Abschnitt,  der  die  auf  die  Durchführung  der  Re- 
formation bezüglichen  Ereignisse  vom  Ostermontag  1528  bis 
zum  Aschermittwoch  1529  erzählt,  aus  der  Rippell'schen  Ab- 
schrift abgedruckt,  ohne  zu  wissen,  dass  er  es  mit  einer  Abschrift 
der  vielgenannten  Ryfnschen  Chronik  zu  thun  hatte. 

Eine  vollständige,  mit  diplomatischer  Treue  angefertigte 
Ausgabe  bieten  wir  hier  zum  erstenmale.  Möge  sie  in  Verbin- 
dung mit  den  andern  in  unserem  Bande  enthaltenen  Quellen 
der  gründlichen  Erforschung  der  Basler  Reformationsgeschichte 
eine  neue  Anregung  geben! 


BuIot  Chroniken.  1.  '2 


[60]  f     IHS     f 

1514. 

Bedenck  all  ding  im  anfang, 

Wie  es  mög  han  sin  uasgang, 

Welcher  ein  ding  wil  understan,  5 

Solsz  in  guttem  losen  usskon! 

Diewil  al  ding  durch  got  unserem  schöpfer  erschaffen  und 
angefangen  ist,  hab  ich  durch  sin  hilff  und  gnod  disz  buch 
angehebt  zu  schriben  und  angefangen  allen  liebhabren  der 
alten  und  geschechen  dingen  zu  h6ren'  zu  lieb  beschriben  etliche  io 
geschienten,  so  6ich  verlonen  hant  und  beschechen  by  miner  zit, 
60  ich  dan  worhafftiglich  weisz  und  gesechen  hab  zum  deil, 
wasz  sich  dan  begeben  hat  von  disem  datum  an  minsz  schri- 
bens,  so  lang  mir  got  sin  gnod  verlicht,  in  dem  jor  angefan- 
gen noch  der  geburt  unsers  erlosers ,  alsz  man  zalt  dusent " 
runffhundert  und  fierzechen  jor.  Got  schick  al  ding  zum  besten! 
Amen. 

Sur  sechen  hilfft  nit  vil, 

Uff  künftig  ding  ich  achten  wil 

Und  stil  scnwigen  zu  allen  Sachen,  20 

Was  got  mit  unsz  wel  machen. 

Frilich  selzam  ding  fürwar, 

Eb  das  kumpt  das  33.  jar ! 

Das  33.  ist  hindan, 

Uff  das«  40.  wend  vir  achtung  han1).  .  25 

[ei]  Dis  nochgend  tiab  ich  in  eim  alten  buch  fanden,  dorum 
hab  ichs  hieher  gesetzt  zum  anfang,  und  ouch  durch  gott  be- 
schechen ist: 

4.  UBiga...  Der  Reut  iat  durch  Verschneiduns;  des  Bande«  weggefallen.  11.  hat  H». 
23.  j{ar).  Durch  Randverschneidung  sind  in  der  Hb.  die  zwei  leisten  Buchstaben  wegge- 
fallen. 25.  w[end]  b.  die  vorhergehende  Anra.  Cop.  Ant.  liest  das  xl  w  der  Ha.  irrifcnmhch 
als  42.  Mit  dieser  Zeile  endet  S.  60.  der  Hb.   Die  Rückseite  ist  leer  und  nicht  paginiert. 

1)  Diese  Verse  (s.  über  dieselben  oben  Einleitung  S.  11  f.)  ^i-,  stehen  um 
eine  rohe  Federzeichnung ,   auf  der  ein  lorbeerbekränzter  ZTL  Mann  dar- 
gestellt ist,  der  fast  ganz  durch  einen  Schild  mit  dem  Zeichen :  \k£  ( Christus 
vincit?  oder  sollten  die  beiden  Buchstaben  den  Namenszug  >L    des  Ver- 
fassers enthalten?)  verdeckt  wird. 


1514.  19 

In  jüdischer  sprach  und  land 
Hatt  sant  Matheus  mit  sinaer  hand 
Geschriben  das  ewangelium  Cristi,  dass  ist  war, 
Noch  Crist  geburt  swentsig  und  swey  jar. 

5  So  hat  sant  Marx,  der  ewangelist, 

Alsx  man  salt  noch  der  geburt  Ihesu  Crist 
Drü  und  Herzig  jor,  in  kriechischer  zungen 
Das  ewangelium  gsohriben  alten  und  jungen. 

Über  manch  jor  dornoch 
ii  Zu  Asia  in  launischer  sproch 

Von  Johanny,  dem  ewangelist, 
Das  ewangelyum  geschriben,  und  glich  gestorben  ist. 

Über  swey  jor  dornoch  von  Marcus,  lisz  ich  das, 
Geschriben  hat  sant  Lucass 

ü  Sin  ewangelium  in  Kriechealand 

Und  den  Launischen  über  mör  gesant. 

Dise  sagen  von  geistlichen  dingen. 
Anden  wil  ich  harfOrer  bringen: 
Do  man  salt  1366  jor, 
»  Vom  erdbydem  Basel  ferfiel,  das  ist  war  !). 

[ö]        Noch  sant  Urich  den  ersten  tag,  5.  Juli. 

Tusent  flerhundert  sibenzechne  vor  ougen  lag, 
Zu  Basel  sant  Alban  und  der  spital 
Verbrantten  gar  noch  überal*). 

23  Tusent  sweyhundert  jor  gesalt 

Und  eins  wasz  ouch  do  mit  gewalt 
Um  nun  krutzer,  merck  mich  eben, 
Ein  soum  win  zu  Basel  wart  geben. 

So  weiss  ich  das  und  ist  wari 
*  Gesalt  tusent  sweyhundert  acht  und  xwenzig  jar 

Der  win  im  aprellen  bl&gen  thet, 
Und  um  Johanny  man  den  herbst  het. 

Tusent  fierhundert  und  achtzig  jor, 
Wasz  ich  sag,  das  ißt  war, 
ä  Uff  sant  Jocabsz  tag,  wie  wir  lessen,  25.  Juli. 

Der  Bin  am  gr&sten  ist  gwesen*). 

Ein  marck  sylber  das  körn  galt 
Zu  Strasburg,  alsz  man  salt 
Tusent  ein  hundert  nützig  siben  jor 
«  Noch  Crist  geburt,  sag  ich  fürwar. 

13.  doreoek  tob  etrrig.  ans :  »mmd  Ksrevs«  Hs. 

1)  Och«  II  S.  97  ff.:  1366.  18.  OctoUr.  W.  Waokernagel,  Das 
Eidbeben  von  1356  etc.  in  »Basel  im  14.  Jahrhundert.«  Basel,  Georg  1956 
S  211  ff.  2)  Ochs  JH  S.  123:  1417.  5.  Juli.  3;  1).  23.  Juli  hat  Wurs- 
tisen  462. 


20  1514.  1513. 

Zu  Strasburg  in  der  selben  »tat 

Man  angefangen  zu  buwen  hat 

Das  munster,  hab  ich  glesen, 

Do  die  zal  tusent  und  15  ist  gewesen1). 

6.  Jan.    I«*]  Als  man  zalt  1514  uff  der  heilligen  drü  künigen  tag  noch  •*» 
gottes  geburt,  wasz   der  Rin  hie  zu  Basel  überfroren  oberthalb 
der  Pfalz  herab  bisz  für  Klingenthall ,   dasz  man  doruff  danzet 
und  mit  pfiffen  und  drumen  usz  der  grosen   stat  in  die  kleine 
zoch  über  dasz  ysz ;  esz  weret  sollich  gfryst  wol  acht  tag  lang, 
esz  gieng  ouch  alle  tag  ein  grose  weit  von  jungen  und  alten  " 
menschen  über  das  ysz,  über  und  wyder  über  und  zu  ring  um 
das  kapeile,   so   uff  der  brücken  stat.      Esz   reit  ouch  uff  das 
letscht  ein  müller  usz  der  kleinnen  stat  über  das  ysz,  wolt  ouch 
versuchen  und  reit  underhalb  der  brücken,   also  brach  das  ysz 
under  im,  und  fiel  im  das  rosz  hinin,  und  halff  im  got,  das  vil  " 
lüt  ouch  uff  dem  ysz  woren,  die  lieffen  zu  und  hulffen  im  und 
dem  rosz,  das  sy  beyde  uszkomen  on  schaden.    Also  fieng  das 
ysz  an  zu  spalten  und  brach  noch  und  noch  hinweg2). 

Es  wart  ouch  in  disem  jor  ein  groser  erdbydem  gehört  uff 

20.  Jan.  sant  Sebastians  tag  zu  nacht  zwischen  sibnen  und  achten3),  der  ** 
für  ein  grose  warnung  geachttet  wart, 
ist»  In  disem  jor4)  uff  sant  Bartlomes  tag  sind  gemein  eydgno- 

24.  Aug.  gen  ugz  jer  ganten  eydgnoschaffit  von  allen  ortten  zogen  in  Hoch- 
Burgund,  zugen  für  die  stat  Dision5),  worren  wyder  ein  kung 
von  Franckrich.  Belegerten  also  die  stat,  dan  die  eydgnosen  2* 
woren  vormolsz  nie  also  starck  uszzogen,  dan  sy  woren  in 
disem  zug  by  drüszigtusent  starck  von  allen  ortten  und  len- 
dren.  Esz  wasz  ouch  alsz  der  recht  kern  von  errenlütten  und 
[64]  «fast  wol  gerüst  und  hübsch  lüt  mit  alem  gschuz  und  reysz- 
zug  wolversechen ,  zugen  vil  ort  hie  durch  Basel,  nämlich  Zu-  *» 
rieh,  Lutzern,  Schaffhusen,  Sant  Gall,  Glarisz,  Apenzel,  Ury, 
Schwitz,  Underwalden,  Zug,  Frowenfeld.  Desglich  alle  flecken 
und  zugwandten,  on  not  al  zu  nemen.  Aber  Bern,  Friburg 
und  Sollenthurn  zugen  ein  andren  weg  hinin.  Es  wart  hie  zu 
Basel  so  vol  volcks,  das  man  in  alle  burgershuser  legen  must,  & 
bisz  ein  zug  dem  andren  wichen  mocht;  leyd  man  etwan  in 
ein  husz  zwentzig  man,  zechen  man,  minder  und  me,  und  wur- 
den all  erlich  gehalten,  dan  es  alsz  namhafltig  erlich  lütt  wo- 
ren,  und  wert  diser  zug  am  hininziechen  by  acht  tagen,    das 

1)  Ann.  Argen t.  88.  XVII. 87.  S.  Die  Chroniken  d.  deut.  St&dte 
VIII  8.  16.  2)Wurstisen:  »Solche  warnung  vermocht,  das  es  die  Ober- 
keit  mornderigs  verbothe.«  3)  Wurstisen:  »zwischen  sechs  und  sieben.« 
4)  Ein  Irrthum  des  Autors.  Es  war  1513.  8.  fl&r  diesen  Abschnitt:  Dr. 
W.  Oisi:  Der  Antheil  der  Eidgenossen  an  der  europäischen  Politik  in  den 
Jahren  1512 — 1516,  Schaffhausen,  Hurter  1866,  bes.  Cap.  4  und  die  dazu  ci- 
tirten  Quellen ,  vornämlich  Anshelm  IV.  463  ff.  8.  die  Eidgenössi- 
schen Abschiede  III.  2  8.  730  ff.        5)  Dijon. 


1515.  21 

ein  ort  dem  andren  kum  endwichen  mocht,  und  wart  groser 
mangel  an  essen,  dan  sich  nieman  einsz  sollichen  grosen  volcks 
rersechen  hat  hie  durch  zu  ziechen.  Esz  zugen  ouch  unsere 
herren  von  Basel  mit  in  mit  fierhundert  wolgeruster  knechten1), 

5  ander  dennen  wasz   houptman  her  Lienhart  Grieb,   desmolsz 
oberster  Zunftmeister2). 

Nun  alsz  sy  die  stat  Dision  belegertten ,  fieng  die  untruw 
und  verettry  an  under  den  eygnosen,  das  do  etuch  houptlüt 
under  innen  sich  liesen  bestechen  mit  gelt,  das  sy  ein  vertrag 

i>  annomen3)  mit  dem  künig  und  liessen  sich  mit  gelt  abkouffen, 
nämlich  wart  innen  zugeseit  etlich  donnen  golt  zu  geben,  des- 
jjlich  pension,  so  vülen  dorvon  wart,  und  yederman  wyder 
abzoch.  Es  gieng  aber  under  dem  hudly  zu  und  mit  verettry, 
das  nit  iedem  zu  wissen  wart.    Es  wasz  ouch  gemeinen  knech- 

Men  nit  lieb,  dan  do  hetten  sy  mögen  er  und  gutt  [es]  gewin- 
nen, dorzu  sy  ouch  recht  hetten  gehebt.  Also  zoch  man  wyder 
ab  liederlich  und  on  alle  er.  Beroubten  das  land  allenthalben, 
brochten  vil  fiech  mit  innen,  schoff,  ochsen,  rosz  und  schwin, 
von  hnszrat  ein  grose  zal,   so  sy  den  armen  lütten  genumen 

»hatten;  wart  ouch  vil  zu  Basel  verkouift  desselben  fiech.  Sy 
brochten  ouch  etlich  Frantzosen  mit  innen,  die  gemeinen  eyd- 
gnosen zu  pfand  warren  gen4),  bisz  innen  das  wurt,  so  innen 
vom  kung  zugeseit  wasz  worden.  Also  wart  diser  zug  lieder- 
lich gericht,  hat  ouch  harnoch  manchen  frumen  eygnosen  kostet, 

*  dei  sin  um  sin  leben  kam. 


Von  ein  zug  aber  von  gemeinen  eydgnosen  wyder  ein  hang  von 
Franckrich  des  herzogen  von  Meyland  halb 5) . 

Uffmagii  alsz  man  zalt  1515  zoch  aber  gemein  eydgnosen  (9.)  Hai. 
atz  mit  groser  macht  zu  hilff  dem  herzogen  von  Meyland  wy- 

*><ier  ein  künig  in  Franckrich.  Dan  esz  traff  gemein  eydgnosen 
ouch  an,  zoch  man  von  Basel  usz  mit  sechsz  hundert  wolge- 
ruster manen,  alsz  gut  namhafftig  burger,  zugen  mitsampt  an- 
dren eydgnosen  in  Meiland,  kfcgen  do  in  vom  obgenanten  mo- 
net  an  bisz  um  Johanny;  wasz  under  disem  huffen  houptmami.Jnni. 

*  her  Hans  Trutman,  desmolsz  obrister  zünfftmeister •)  und  liffer- 
her  jungker  Fernhart  Meyger  und  fenrich  Hans  Lützelman  der 
metzger. 

1)  Wurstisen:  »Basel  hatt  in  disem  Zeug  700  Mann.«  Anshelm 
IV. 464  hat  600  Mann.  2)  Seit  1504.  Leu.  3}  6.  die  Artikel  v.  13.  Sept. 
'513 bei Gisi  S.  123. 124,  nach  Anshelm  IV.  471  ff.  Eidgen.  Abschiede 
ID.  2  S.  734.  1359.  4)  Herrn  von  Mezieres  und  Herrn  von  Rochefort,  sowie 
^r  Bürger  von  Di  Job  Gisi  124.  Kidgen.  Abschiede  III.  2  S.  763  etc. 
0  Wurstigen  weicht  von  Ryff  vielfach  ab.  Nach  ihm  sind  im  Mai  nur 
•W  Baseler  ausgezogen.  Er  giebt  die  Hauptleute  für  beide  Züge  umgekehrt 
»•  Ihm  folgt  Ochs  V.  296.  297.         6)  Seit  1509.  Leu. 


1}  1515. 

Aber  ein  zug .  so  man  von  Basel  thet,  schickt  man  disetn 

huffen  zu. 

24.  Jan.  [ß«j  Also  ufF  Johanny  m  dem  vorgenempten  jor  wurtten  me 
knechten  in  Meiland  geschickt  von  gemeiner  eydgnoschaift, 
wurtten  aber  von  Basel  uszgeschickt  sechsz  hundert  wol^eruster  & 
knecht  zu  rosz  und  fusz,  under  dennen  wasz  houptman  jungker 
Heman  Offenburg1)  und  lifferher  Martin  von  Seltz,  der  schni- 
der,  und  fenrjch  her  Hans  Her2),  der  gewantman.  Zügen  also 
uff  obgemelt  datum  hinweg,  logen  ouch  also  in  Meyland  bisz 

24.  An*,  uff  Bartlomey.  n 

Also  diso  zwelff  hundert  von  Basel  zamen  komen  mitsampt 
andren  eydgnosen,  kam  ylenz  botschafft,  wie  das  man  me  lüt 
must  hynin  schicken,  dan  dise  vorgenanten  nit  me  wolten  still 
lygen ,  sunder  die  figend  angriffen ,  dan  diewil  sy  so  lang  din- 
nen  stil  gelegen  woren,  hat  sich  der  kung  mechtig  gesterckt,  dan  u 
sy  nie  kein  angriff  thon  hatten.  Also  schickt  man  aber  von 
allen  ortten  hinin,  schickten  mine  herren  von  Basel  aber  sechsz- 
hundert3)  wolgeruster  knecht  hinin,  wurtten  vil  uszgleyd,  die 
alters  und  kranckeit  halb  nit  ziechen  mochten ;  dennen  liesz  man 
soldner,  doch  liesz  man  keim  kein  soldner,  er  were  dan  burger.  2« 
Also  zugen  vil  redlicher  handwerchszgsellen  hinin,  ein  deil  um 
das  burgrecht,  die  andren  koufften  das  burgrecht,  uff  das  mans 
ziechen  liesz.  Under  dysem  huffen  wasz  houptman  jungker 
Heinrich  Meltinger,  lifferher  her  Bartlome  Schmyd,  gwantman, 
und  fenrich  Hans  Maser,  der  winschenck,  und  zugen  in  disem  2* 
huffen  die  namhaffiigisten  burger,  so  vor  ie  zogen  worren.  Zugen 

24. Aug. uff  sant  Bartlomes  tag  [67]  hinweg  des  vorbestimpten  datum; 
do  kam  ein  hubscher  huff  immer  redlicher  eygnosen  zamen,  er 
wart  aber  eilend  zertrend,  alsz  man  hienoch  hftren  wurt. 

u.s«pt.  Uff  des  heutigen  crutz  tag4)  zu  herbstzit  dises  jors  handle 
dise  erst  genanten  huffen  mitsampt  den  andren  eydgnosen  die 
Franzosen  angriffen  zu  vesperzit  und  hertiglich  mit  einandren 
geschlagen  bisz  in  die  nacht  und  des  Franzosen  huffen  und  zug 
hinweg  geschlagen,  das  ir  keiner  beliben  ist  und  zu  beyden 
sitten  vil  erschlagen.  Doch  band  die  eygnosen  das  feld  und  3* 
den  Big  behalten  denselben  oben ,  und  vil  er  und  gut  erlangt. 
Also  brach  die  nacht  in  und  wart  zu  beyden  sitten  uflgehdrt,  bisz 
an  den  morgen;  fiengen  sy  zu  beyden  sitten  wyder  an  hertig- 
lich gegen  einander  zu  fechten,  aber  das  glück  wand  sich  umb, 

37.  »wart«,  Tom  Sinn  erfordert,  fehlt  in  der  H  s. 

1)  Bürgermeister  1542.  Leu.  2)  8.  über  seine  tapfere  Rettung  des 

Bannen  Leu  u.  s.  w.  3}  Wurstisen:  800.  4)  Die  Schlacht  von  Ma- 
rignano.  Der  erste  Schlachttag  war  aber  nicht  der  14.,  sondern  der  13.  Sept., 
»des  heiligen  KrOzes  Abend.«  Anshelm  V.  177.  S.  Oisi  S.  183  ff.  Eid- 
gen. Abschiede  III.  2  S.  917  ff. 


1515.  1517.  23 

dan  ein  alt  gesprochen  wort  ist:  »Zu  vil  eren  ist  halb  laster.a 
Dan  betten  die  eydgnosen  sich  losen  benigen  an  dem,   so  sy 
den  oben  erlangt  hatten,  so  betten  sy  erren  gnng  erjagt*). 
Also  suchten  sy  ire  fygende  wy  tter,  do  fanden  sy  ein  frischen 

<  hülfen  mit  den  kiiriseren,  die  überwanden  die  eydgnosen,  wor- 
ren  aber  etlicher  wartten,  die  körnen  aber  leyder  au  spot,  und 
wa*z  ouch  vil  verettry  under  in ;  dan  man  fand  etlich  honptlut 
zu  Meyland  im  schlosz,  die  wenig  mangel  oder  schaden  hetten, 
aber  wenig  acht  uff  ire  knecht,   dennen  wart  ouch  ein  deil  ir 

mlon,  dan  sy  hatten  ein  heimlichen  vertrag  mit  «fem  künig  und 
liesen  sy  die  knecht  einander  gnng  sehlagen.  Also  verluren 
die  eyd  [es]  gnosen  die  Schlacht  und  alles,  das  sy  den  oben  ge- 
wiinnen hatten.  Do  kamen  zu  beyden  deilleu  vil  redlicher  lüt 
um,  wart  mancher   fromer  redlicher  eydgnosz  erschlagen,   esz 

i*  kamen  vil  erlicher  redlicher  burger  von  Basel  um.  Got  wel  in 
allen  gnedig  sin  I  Esz  blipen  von  Basel  usb  ,  die  utnkummen 
worren,  so  mir  im  besten  bekant  worren,  der  fenrich  Hans  Ber, 
der  fenrich  Hans  Lutzelman,  Bartlome  Schmyd  liffeiher,  Jeoro- 
nimus  Stechely,  Bartlome  zum  Sternnen,  etlich  wurtten  wund 

» und geschosen  heim  brecht,  es  gieng  fast  übel«    Got  erbarmst 

Von  eim  sterbend,  so  zu  Basel  gsin  ist. 

Im  jor  alsz  man  zalt  noch  der  gburt  unsers  erlösers  1517, 
kam  ein  groser  sterben  mit  grosem  houptwe,  das  die  lut  in 
grose  doubsucht   Hellen,   und  kam  die  pestilentz   dormit,    das 

%  also  vil  namhaiftiger  burger  stürben,  des  gemeinen  volck  ein 
grose  zal,  weret  gar  noch  ein  jor  lang ;  wart  den  kilchen  noch 
geschetzt,  das  by  zweytusent  menschen  woren  gestorben.  Got 
sy  unsz  allen  gnedig! 

Do  nu  sollicher  sterben  uffhfirt,  hat  man  hie  zu  Basel  nit 

»  tu  fröud  gehebt  in  zwey  joren  von  wegen  der  schlacht  und  des 
Sterbens ;  das  Sachen  nu  unsere  lieben  eygnosen  an  und  mach- 
ten ein  kürtzwil,  domit  etlich  trürickeit  vergesen  wurt,  nämlich 
machten  die  von  Ury  ein  schiesen  und  ein  kilby.  Luden  also 
die  von  Basel  ouch  doruff,  desglichen  die  von  Schwitz,  Lutzern 

«  und  andre  lender.  Also  [69]  verortnetten  mine  herren  etlich  nam- 
hafltig  burger  by  sechtzig,  die  hinuff  zugen  wol  uszbutzt  und 
hübsch  und  kostlich  in  ein  färb  bekleyd.  Do  wurtten  sy  fast 
erlich  gehalten  allenthalben  in  stetten  und  lendern  und  hieltten 
vil  kürtzwil.    Do  worren  sy  by  acht  tagen  doben;  also  do  sy 

«wyder  heim  vrolten,  schanckten  in  iedes  ort,  nämlich  Ury  zwen 
hübsch  grosz  ochsen  mit  irer  färb  bekleyd,  die  von  Schwiz  und 
Latzern  ouch  zwen  mit  irer  färb  bekleyd,  die  brochten  sy  mit 

1)  Ans  he  Im  V.  179  fast  wörtlich  ebenso. 


24  1517.  1520.  1519. 

u.sept.  grosen  eren  heim.  Besehach  in  dem  erst  benempten  jor  uff  crutzisz 
ze  herbstzit.  Sy  schanckten  ouch  alleu  knechten,  alsz  stat- 
knecht  und  furlut,  iedem  ein  rock  irer  färb,  und  wart  iederman 
kostfry  gehalten,  so -lang  sy  do  woren. 

Also  hielt  man  hie  ouch  grose  kurtzwil  mit  den  ochsen,  5 
die  sy  mit  innen  brochten,  und  liesen  mine  herren  dorzu  jagen  *) 
und  deuten  uff  alle  zunfft,   das  do  wib   und  man  froud  und 

29.sept.  kurzwil  hielten,  nämlich  uff  sant  Michelsz  tag,  do  wasz  nieman, 
jung  und  alt,   er  het  froud  denselben  tag.    Den  armen  lütten 
wart  uff  dem  Kornmerckt  kocht  und  allen  zu  essen  gnug  gen,  i« 
und  den  tag  mit  dantzen  und  springen  vil   froud   volbrocht. 
Got  welsz  zu  gutem  rechnen! 

Wie  Pfeffingen  ingenumen  warf1). 

15.  sept.  Uff  samstag  noch  crutzisz  zu  herbstzit  im  1520.  jor  schick- 
ten mine  heren  von  Basel  by  zweyhundert  burger  gen  Pfeffin-  is 
gen  by  nacht  zwischen  nun  und  zechnen  das  schlosz  inzunemen 
etlicher  spennen  halb,  so  der  bischoff  und  mine  herren  hetten. 
Leyden  ein  zusatz  dorin  zu  verhütten.  Also  wart  ein  vertrag 
gemacht,  das  mine  herren  im  das  schlosz  wyder  liesen  und 
gab  in  der  bischoff  das  dorff  Riechen 3)  mit  aller  zugehört  und  20 
solt  ouch  das  schlosz  Pfeffingen  minen  herren  [70]  ein  offen  husz 
sin  zu  ewigen  zitten,  und  schwuren  also  die  von  Riechen  minen 
herren,  aber  vil  schmoch  und  leydz  wart  in  erbotten  des  ersten 
von  den  margreftischen  und  bischöffischen,  und  wart  Meltinger 
ir  obervogt.  23 

Von  eim  grasen  weiter. 

29.  Juni.  Uff  sant  Petter  und  Paulus  tag  1519  gezelt  noch  mitnacht 
alsz  es  eins  schlug,  kam  ein  sollich  ungestüm  grosz  wetter  mit 
regen,  das  desglich  nie  erlebt  wasz  by  unseren  zitten,  dan  es 
wasz  ein  sollicher  wassergusz,  das  in  einner  stund  die  waser  so  so 
grosz  wurtten,  das  der  Birszick 4)  vor  Steinnendor  so  grosz  wart, 
das  er  den  schwibogen  bim  thor,  do  er  sin  inlouff  hat,  mitsampt 
der  muren  hinweg  stiesz.  Wart  an  den  Steinnen  allenthalben  so 
vol  waser,  das  das  kloster  und  alle  huser  vol  wurtten,  und  fürt 
man  weydling  hinusz ,  das  man  könd  zum  kloster  farren  innen  r> 
zu  hilff.    Der  Birszick  stiesz  ouch  am  Fischmerckt  ein  hinder- 

20.  Am  Bande  ton  epfcterer  H»nd :  Riehen  wirft  der  SUtt  Baeel. 

1)  »gab  die  oberkeit  Wildpret«  Wurstisen.  2)  S.  das  Nähere  bei 
Lutz,  Geschichte  der  vormaligen  Herrschaften  Birseck  und  Pfeffingen.  Basel, 
Schweighauser  1816,  S.  52  ff.  und  vor  Allem  die  ausführliche  Darstellung 
bei  Heusler:  Verfassssg.  S.  425  ff.  Eidgen.  Abschiede  II.  3  8.  1229. 
1259  u.  8.  w.  3)  Kienen.  Der  förmliche  Kaufbrief  ist  erst  vom  23.  April 
1528,  obschon  das  Dorf  schon  jetzt  übergeben  wurde.  Heusler  431.  4)  S. 
unten  Chron.  Georgii  ad.  a.  1519;  vgl.  über  ähnliche  verheerende  Ueber- 
schwemmungen  des  Birsigs  L.  A.  Burckhardt:  Der  Kanton  Basel  I  S.  31. 


1520.  1521.  25 

hoßly  hinweg  und  wasz  dorm  wasz,  es  ertranek  ouch  vil  fieoh 
iu  etlichen  huseren,  es  wüst  ouch  nieman,  wo  man  dem  waser 
werren  solt,  dan  das  grosz  angst  und  not  wasz.  Got  wel  unsz 
wyder  behütten ! 

s  Von  eim  füry  so  zu  Brunnentrut  uszgangen  ist. 

Uff  unser  frowen  tag  der  geburt  anno  1 520  gieng  ein  sollich  8-  s«pt. 
grusz  für  uff  zu  Bruntrut  von  hanflstenglen,  das  do  in  der  etat 
me  dan  hundert  huser  verbrunen,  verdarb  vil  fiech  und  lüt,  mocht 
man  den  schin  uff  etlichen  dürnen  wol  sechen  hie  zu  Basel. 

tf    ;ij  Von  eim  cotnet. 

Uff  zinstag  vor  sant  Simon  und  Judas  *)  tag  des  erst  ge-  '<».  oct. 
melten  jorsz  zwischen  nun  und  zechnen  noch  mittag  wart  ein 
komet  gesechen  am  himel,  und  ich  habe  selb  mitsampt  viller 
lütten  gesechen  am  himel  schiessen  mit  einem  langen  strimen 
r>  alsz  ob  ein  facklen  brun,  gab  ein  schin,  alsz  ob  der  mon  schin, 
and  wasz  balt  verschwunden.  Es  wart  ouch  sust  an  vil  ortten 
gesechen.    Got  schicks  zum  besten! 

Von  einer  kylby  zu  Basel. 

Uff  sant  Sebastians  tag  1521  jor  komen  die  von  Ury,  Schwitz  ».  Jw». 

y>  und  Lutzern  mitsampt  etlichen  zugewantten  by  hundert  manen, 
wol  und  kostlich  uszbutzt  und  bekleyd,  dan  mine  herren  hatten 
!>y  geladen  uff  die  er  und  firundschaflt,  so  sy  innen  bewisen 
hatten  uff  irer  kilby,  hatten  sich  ouch  wol  doruff  gerüst,  und 
ragen  in  die  burger  usz  der  stat  hie  wol  gekleyd  engegen  fast 

r. starck  und  empfiengen  sy  erlich,  und  wurtten  erlich  gehalten; 
wie  sy  dan  den  unseren  thon  hatten,  beweysz  man  innen  dry- 
fach  wyder.  Do  wart  kein  kosten  gespart  und  froud  vergessen 
uff  allen  zunfften  und  Stuben,  weret  uff  acht  tag,  gab  man  in 
das  gleyd  erlich  wyder  hinweg,  schanckten  in  mine  herren  iedem 

» ort  ein  wagen  mit  guttem  Elseser.  Liesen  also  ein  erliche  letz, 
das  man  harnoch  uff  den  zunfften  ouch  mit  frouden  verzert. 

Wh  Bieüerthal  das  schlosz  ingenumen  wart  von  den  von  Basel2) . 

Uff  suntag  vor  sant  Thomasz  tag  im  zwentzigysten  jor  zu  i«.  Dec. 
nacht  zwischen  zwelffen  und  ein  schickten  mine  herren  by  sech- 
trig  uszgesuchter  burger  gon  Bietterthal  hinder  Landzkron  das 
selbig  in  zu  nemen,  wart  ein  zusatz  dar  gleyd  und  vogt  doruff 

33.  »imc  fehlt  in  der  Hs. 

1)  Wurstisen  hat  den  »23.  Nov.  abents  nach  acht  Uhr.«  Ihm  folgt 
Ochs  V.  420.  An  sh eim  V.  497 :  »Hienach  uf  den  23.  Tag  October  z'Nacht 
wichen  8  und  9  by  heitrem  Himmel  kam  ein  grosser  Blitz «  etc.  2)  Bie- 
fertbal,  s.  P.  Ristelhuber,  L'Alsace  ancienne  et  moderne.  Strasbourg, 
Salomon  1865.    Vgl.  Ochs  V.  342  nach  Gross,  Kurze  Basel-Chronik  1624. 


26  1521. 

gemacht  Gorius  Schülly,  der  metzger,  es  wart  aber  balt  wyder- 
gen,  dan  es  wasz  ein  lechen  vom  hus»  Osterich. 

[72]  Von  einer  ortnug  der  ßscheren. 

13.  Febr.  Uff  die  eschmitwuchen  1521  jor  geschach  ein  erkantnvsz 
von  rainen  herren  den  ritten  der  fischeren  halb,  das  sy  nu  für-  i 
hin  die  großen  fisch  nit  anders  gölten  verkouffen  dan  bim 
gwicht  und  die  kleinen  by  der  mosz,  wurtten  also  tiff  disen  tag 
die  wogen  und  mosen  uffgericht,  namüch  wart  gemacht,  das  sy 
ein  pfiind  karpffen  acht  rapen,  ein  pfund  hecht  zwen  schillig, 
die  kleinnen  ouch  noch  irem  wert,  on  not  zu  beschriben;  dan  1 
es  wart  nit  die  halby  fasten  gehalten,  dan  sy  beklagten  sich, 
sy  mochten  nit  dorby  beston,  nnd  wart  groser  mangel  an  fischen, 
wart  also  wyder  abthon. 

Von  eim  zug,  den  man  zum  bopU  ihet 
u.M&rs.        Uff  donstag  vor  dem  suntag  judica  im   obgenempten  jor  1 
schickten  die  von  Basel  drühundert  wolgerüster  burger  dem  bapst 
zu  hilff  mitsampt  andren  eydgnosen,  wasz  under  disem  huffen 
houptman  meister  Hans  Bondorff,  der  schiffinan,  wasz  desmolsz 
der  rotten,  und  fenrich  jungker  BaltaserHilbrand l),  und  sin  vor- 
fenrich  Petter  Batz,  der  küeffer.     Zügen  vil  erlicher  und  red-  i 
24. Jnni.  lieber  burger  under  disem  zeichen,  hupen  also  usz  bisz  Johannr 
Batista,  komen  sy  frölich  wyder  heim  mit  gtoser  gab  und  sehen- 
ckinen,  so  in  der  heillig  vatter  geben  hat,  und  wart  diser  krieg 
gricht. 

Von  eintier  erwerbung  an  ein  eydgnoschafft  vom  heiser  und  kung  T} .  i 

Im  obgenantten  jor  kam  ein  erliche  botschafö  von  keiser- 
licher  magistat  regentten,  und  würben  an  ein  gemein  eydgno- 
schafft um  etlich  lüt  innen  zu  losen  ziechen  und  begertten  ein 
bündnisz  oder  vereinig  mit  einer  eydgnoschafft  zu  machen, 
und  hat  aber  der  künig  von  Franckrich  sin  botschafft  ouch  do  3 
fast  kostlich  und  erlicn  und  wasz  ir  beger  ouch  also  wie  der 
[73]  keiserschen;  begert  ouch  ein  vereinig  mit  den  eydgnosen 
zu  machen  und  wyder  ein  eydgnoschafft  mmermer  zu  sin,  sun- 
der innen  alzit  behilfflich  zu  sin  und  zu  geben  j$ rlich  fgrose 
pension  in  ein  gantze  eydgnoschafft  zu  geben.  Do  fieng  an  des  3 
enderist  vorlöuffer  in  ein  eydgnoschafft  zu  kumen  mit  sinnen 
goben,  dordurch  ein  eydgnoschafft  anfieng  abzunemen;  so  balt 
sy  das  gelt  schmackten  und  sich  wolten  frömder  herren  bela- 
den, wart  sy  balt  zertrent,  alsz  man  wol  hernoch  hörren  würt. 
Es  wart  also  ein  tag  angesetzt  gon  Zürich,  do  iede  batschafft  * 
solt  hinkumen,  und  der  sach  usztrag  geben. 

20.  küoffer  Hs. 

1)  B.  Hiltbrand,  vermuthlich  1530  oberster  Zunftmeister,  Leu.       2)  S. 
Anshelra  VI.  12  ff.     Bullinger  I.  37  ff. 


1521.  27 

Also  wart  der  tag  gehalten  und  ein  vereinig  mit  dem 
Franzosen  gemacht;  der  vor  unser  tätlicher  fygend  wasz,  wart 
ietz  durch  geltz  willen  unser  friind.  Des  ein  eydgnoschafft  syd- 
har  nit  yü  erren  erlangt  hat,  und  wie  die  vereinig  gemacht 
>  wart,  stat  hienoch  geschriben  von  eim  artickel  zum  andern.  Dem 
ist  also: 

Dis  sind  die  artickel,  so  abgered  sind  uff  ein  hindersich- 
bringen  zu  ein  bericht  und  friden  des  künigs  von  Franckrich 
und  gemeiner  eydgnoschafft  antreffen  die  vereinig,  so  mit  in 
:* gemacht  ist  worden1). 

*  j  Also  ist  man  in  der  eydgnoschafft  in  disen  pund  mit  dem 
Franzosen  kumen,  das  man  franzfischisz  wart,  wiewol  man  aol- 
lichs  nit  hett  dörffen,  das  ein  eydgnoschafft  hette  sich  einicher- 
ley  herschafft  annemen  oder  pündnusz  zu  machen;  wie  wol  es 
•„aber  erschosen  hat,  ist  man  zum  dickeren  mol  wol  innen  wor- 
den, das  es  mengen  man  kostet  hat.  Beschach  alsz  durch  des 
*eltz  willen.  Die  aber  schuld  doran  hatten,  wart  ouch  mengem 
sm  Ion.    Amen. 

Von  eim  zusatz,  so  man  von  Basel  schickt  gon  Ellykurt*) . 

»       Uff  zinstag  noch  Johanny  Batista   schickten  die  von  Basel  25 Juni, 
sechzig  burger  gon  Ellykurt,   alsz  man  zalt  1521  jor,   zu  eim 
aisatz.   Dan  mine  herren  hatten  groff  Wilhelm  von  Furstenberg 
etlich  gelt,   ein  grose  sum,  doruff  glichen ,   dorum  sysz  hatten 
zu  ein  underpfand,  dorum  sy  disen  zusatz  darleyden ;  machten 

%  ouch  zum  vogt  druff  jungker  Wolff  Ysilly ,  der  harnoch  ouch 
do  erstochen  wart ;  wasz  under  disen  sechtzigen  houptman  Jocab 
Brattaler,  der  metzger. 

Von  eim  zug9  so  man  dem  Frantxosen  schickt  von  Basel. 

Uff  donstag  vor  sant  Maria  Madallenen  tag  im  obgenantenis.Juii. 
ia  jor  schickt  man  von  Basel  dreihundert  knecht  dem  Frantzosen 
zu  hilff  mitsampt  andren  eydgnosen.  Wasz  der  erst  zug,  so  man 

1;  Statt  nun  die  Artikel  des  Bündnisses  mit  Frankreich  vom  5.  (7.)  Mai 
1521  zu  bringen,  welche  sich  abgedruckt  finden  bei  Bullinger  I.  38— 41, 
Anghelm  vi.  31  ff.,  im  Auszug  bei  Wurstisen  530,  setzt  Fr.  ÄytT  an 
diese  Stelle  8.  73—83  ein  Acten  stück,  das  gar  nicht  unter  dies  Jahr  gehört, 
andern  vielmehr  aus  den  Verhandlungen  des  Jahres  1516  stammen  musa 
und,  trotz  bedeutender  Abweichungen,  ganz  eng  zusammenhangt  mit  den 
Artikeln,  die  unter  dem  Datum  des  27.  Sept.  1516  mitgetheilt  und  in  den 
Eidgen.  Abs  eh.  III.  2  S.  1008  zun.  Da  die  umfangreiche  Urkunde  hier 
&n  Zusammenhang  der  Chronik  ganzlich  stören  würde  and  doch  des  Ab- 
(irocks  werth  scheint,  glaube  ich  am  besten  zu  thun,  ihr  unter  den  Beilagen 
«ne  Stelle  anzuweisen  (s.  daselbst  No.  III) .  2)  Hericourt  bei  Mümpelgard. 
Och»  V.  362  sagt,  von  unserm  Autor  abweichend :  »Auf  Ansuchen  des  Gr. 
V.  t.  F.,  der  die  am  5.  Juni  (P)  wider  Herzog  Ulrich  ergangene  Achtserklä- 
rang  rollsog.«  Vgl.  £.  Münch,  Geschichte  des  Hauses  Fürstenberg  II.  30. 
Heyd,  Ulrich  von  Würtemberg  II.  105.  109.  147.  Stalin,  Wirtembergt- 
*&e  Geschichte  IV.  1.  S.  212  Anm.  4. 


28  1521. 

dem  Frantzoeen  schickt  noch  der  pundnüsz  vorgemelt.  Liesz 
man  ziechen,  wer  gern  zoch,  wasz  houptman  Heinrich  Ysen- 
flam,  [8i]  liesz  ein  fry  fenly  machen  und  hat  sin  mustrung  zu 
Liestal.  Aber  die  von  Zürich  wolten  ire  knecht  nit  Ion  ziechen, 
verhütten  in  irem  land,  das  nieman  hinweg  dörfft  ziechen,  wer 
aber  doruber  hinweg  lieff,  dorfft  in  ir  stat  und  land  nit  me  ku- 
men,  dan  sy  woren  nit  in  der  vereinig,  sy  thetten  ouch  als/ 
die  wisen1). 
24.  Aug.  Also  bestund  es  bisz  Bartlomey,  disz  datum  liesz  man  aber 
knecht  louffen,  wer  louffen  wolt,  dry hundert  liesz  man  in  ein 
fryfenly,  wart  houptman  meyster  Anthony  Dichtler,  der  schloser, 
wasz   desmolsz  der  r&tten,    lifferher   Joeob    Boumgartter,  der 

gwantman,  wasz  fenrich  Andres  Otly,  forfenrich  Caspar  Davit, 
der  metzger.  Aber  es  kam  botschafft,  das  nüt  usz  disem  zug  wart. 

Indem  begert  ouch  der  bopst  knecht,  do  sich  aber  diser 
huff  geriist  hat  und  nüt  solt  sin,  do  zugen  sy  mit  disem  volck 
dem  bopst  zu,  wasz  aber  der  bopst  desmolsz  wyder  den  künig 
von  Franckrich,  warff  sich  Jocob  Boumgartter  uff  für  ein 
houptman  und  macht  under  im  fenrich  Petter  Batz,  den  kiief- 
fer,  und  zugen  vil  redlicher  burger  in  disem  huffen  hinweg, 
wiewolsz  mine  herren  hetten  verbotten,  das  iemans  solt  hinweg 
louffen  dan  zum  Franzosen.  Also  woren  von  Basel  zwen  huf- 
fen hinweg  zogen  und  woren  wyder  einander,  es  woren  ouch 
usz  andren  ortten  der  eydgnosen  ouch  vil  dem  bopst  zuzogen 
glich  wie  unsere,  das  dan  gar  ein  grose  Uneinigkeit  anfieng  zu 
bringen  under  den  eydgnosen,  das  dan  die  frucht  wasz,  die 
sollich  bundnusz  brocht;  esz  wer  vil  dorvon  zu  schriben. 

Es  zoch  ouch  mit  disen  eydgnosen,  so  zum  bopst  zogen 
worren,  der  kardinal  von  Sitten,  der  wasz  obrister  felther,  fürt 
sy  mitsampt  andren  knechten  so  er  dan  von  landzknechten  an- 
genumen  hatte,  in  Mey  [ss]  land,  do  dan  der  künig  sin  volck  in 
hat  lygen2) .  Dan  er  hat  desmolsz  Meyland  in.  Also  überfielen 
(i9.Nor.)die  böpschischen  die  in  der  stat  mit  hilff  der  bürgeren  in  der 
stat  Meyland,  jagten  die  knecht  usz  der  stat,  aber  sy  schlugen 
nit  mit  in ,  um  das  es  ouch  eydgnoszknecht  woren 3) ,  aber 
8usz  deuten  sy  alle  untruw  mit  in,  dan  do  wart  kein  frundschafft 
erzeygt.  Do  wasz  eydgnosz  wyder  eydgnosz,  nomen  die  kartdi- 
nallischen  dennen,  die  in  der  stat  logen,  alles  wasz  sy  hatten, 

15.  Im  fem  Ha.       19.  koftffer  Hb.  Vgl.  ob. 26,21.       31.  hatten  Hs. 

1)  Bullinger  I.  41  ff.  Mörikofer,  Ulrich  Zwingli.  Leipzig,  Hinel 
1867, 1  S.  86  ff.  2)  Mathäus  Schinner,  Bischof  von  Sitten,  8.  Gisi  a.  a.  0. 
S.  59.  .Gisi  im  Archiv  für  Schweiz.  Gesch.  XV  S.  232.  Leider  wird  eine 
ausführliche  Biographie  des  ausserordentlichen  Mannes  noch  immer  vermiest 
Bullinger  1.  62  rf.  Anshelm  VI.  74ff.  Hottinger  I.  75.  3)  Al- 
heim Vi  S.75:  »Der  Cardinal  von  Sitten  erwahrt,  da«  keinem  Eydgenosr 
an  Lyb  üUet  beschach ,  —  etlich  wurden  uszogen ,  —  sunst  wärmt  ihrer 
wenig  darvon  kommen.« 


1521.  29 

<k  der  karttinal  vil  Spanngier  mit  im  brocht  hat,  domit  besatzt 
erMeyland  in  der  mosen,  das  sy  usz  des  keisers  gewalt  nit  balt 
me  kumen  mocht,  dan  sy  nomens  insz  keisers  namen  in. 

Also  erhub  sich  grose  Uneinigkeit  under  den  bürgeren  hie 
*  n  Basel,  do  sy  wyder  heim  komen,  dan  do  wasz  einer  wyder 
den  andren,  einner  wasz  bepschisch,  der  ander  französchisch.  Do 
üomen  mine  herren  die,  so  uff  des  bopst  ritten  worren  gsin. 
Mens  in  dum,  strafften  sy  um  grosz  gelt,  dan  sy  hatten  vil 
futi  brocht.  Aber  es  verlieff  sich  mangerley  red  under  dem  volck 

i>  und  trugen  grose  findschaffi;  gegen  einander,  dasz  sy  zu  vil 
zitten  einander  übel  schlugen ') .  Esz  wart  ouch  Jocab  Boum- 
jartter  übel  wund  gehouwen,  er  dorfft  ouch  in  langer  zit  nit  in 
die  stat  kumen  um  des  uffsatz  willen,  den  er  von  den  bürgeren 
furchten  must.    Esz  fieng  ßich  an  rotdieren,    also  das  sich  die 

"•  böiger  parthigetten,  das  mine  herren  musten  sollichs  iurkumen 
und  liesen  ein  erkandnusz  uszgon,  das  nieman  den  andren  me 
uratzen,  schmSchen  noch  beleydigen  solt,  sunder  ein  gut  bür- 
gerlich wesen  füren  und  in  gutten  friden  und  einigkeit  leben, 
dlter  es  halffnit  vil,  sunder  es  wasz  ein  parthy  wyder  die  ander 

>  für  und  für.     Das  brocht  unser  vereinig  und  pündnusz   und 

fos  Usz  gelt,  das  manchen  um  sin  leben  brocht2). 

■*■  In  dem  erstgemelten  jor  glich  noch   der  Uneinigkeit,    so 

ander  die  burger  kumen  wasz  und  sich  deglich  begab  von  diser 

erstgemelten  zwytrachtigkeit  wegen,  erhub  sich  allerley  red  un- 

s  der  den  bürgeren  der  pencion  halb.    Wart  ein  gemurmel,  wie 
etlieh  «ölten  sin,  die  heimlich  gelt  oder  pencion  nemen ;  sollich 
'Rschrey  kam  für  min  herren,  die  griffen  in  die  sach  und  hielt- 
en ein  grosen  rodt  uff  mentag  und  zinstag  vor  Gally  der  pen-  4^Ä 
fion  halb3).    Also  wart  ernstlich  gehandlet  und  wart  die  sach 

*  je  lenger  ie  biser.  Esz  fiengen  an  etlich  rotzherren  usztretten, 
tren  by  zechen,  wart  also  dry  tag  noch  einander  groser  rot  ge- 
halten, also  weisz  ich  nit,  wie  es  beschlosen  wart.  Es  wasz 
Irich  Falckner4),  desmolsz  obrister  zunfftmeister,  der  wart  ge- 
fänglich angenumen,  desglichen  her  Jocab  Meyger,  den  man 

-nempt  Jocab  zum  Hasen,  wart  ouch  gefangen,  wasz  desmolsz 
Arister  burgermeister,  desglich  ander  me,  edich  wichen  hinweg, 
nämlich  her  Hans  Gallitzion  5) ,  ouch  des  ratz,  thet  sich  ouch  hin- 
weg, dem  beschlosz  man  sin  husz  zu,  und  wart  im  harnoch  durch 
oin  herren  al  sin  gut  verkoufft  an  der  gandt,  und  kam  sin  wib  8) 

* and  kind  hinweg.  Esz  kam  aber  minen  herren  zu  grosem  scha- 
len. Dan  esz  wart  vil  zancks  harnoch  gegen  minen  herren  dorvon, 


■}  ?■?  wörtlich  übereinstimmend  Wurstißen.  2)  Aehnliche  Er- 

i.         3)  Ochs 
vom  14.,    15., 
■  «,  -  ,   -  _ — -  —  i  •  *  -«-»»0*  Kwivu  uwaiu  -«A«  mw»  cingiebt.      4)  8.  Ober 
*■; *■ ewchiilden  O  o  h  s  V.  364.      5)  H.  O.  Meister  1512,  L  e u.      6)  Maria  Jun- 
S*niQiiin,  b.  Wurstisen.  Andr.  Byff:  Zirkel  der  Eidgenouenchaft  8. 433. 


1)  Fast  wörtlich  übereinstimmend  Wurstisen.  2)  Ai 

jungen  traten  i.  B.  in  Zug  tu  Tage,  s.  Bullinger  I.  66. 
iK VT  &1  .    ?ach  Wnritisen  drei  Grossrathsstaungen  an  v< 
h  v     ™  denn  Ryf  f  "«H**  «leich  darauf  -dm  tag*  angiebt 


30  ltel. 

dorvon  ril  zu  schriben  wer,  aber  durch  kürtzy  willen  wil  ichß  un- 
derlofien,  dan  er  starb  in  dem  handel,  do  hieng  sich  die  frow 
an  etlich  edellüt,  die  seitten  minen  herren  und  einer  gantzen 
gemeint  der  stat  Basel  ab,  dordurch  die  burger  zum  dickeren 
mol  in  sorgen  wandlen,  nämlich  die  koufflüt1).  £sz  wurtten 
ouch  sust  vü  des  handeis  halb  vom  rot  gestossen ,  dan  sy  al 
hatten  [st]  ein  heimlichen  pack  mit  dem  Frantzosen  und  im  et- 
wasz  me  zugesagt,  dan  mine  herren  oder  gemein  burger  wüsten, 
dordurch  vil  in  gross  lyden  mochten  kumen  sin,  dovor  unsz 
dan  got  woL  behud  hat.  Dan  ein  gemein  spruchwort  ist:  kein 
guthat  beschicht,  die  unbelond  blipt,  so  blipt  ouch  boszheit  nit 
rerschwigen.  Eez  wart  ouch  vom  rot  gethon  her  Hans  Trut- 
man,  desmolsz  alter  zunfifaneister,  der  alt  Holtzach  über  Bin, 
on  not  al  zu  nemen;  esz  wart  Falckner2)  und  Jocob  Meyger3) 
hert  gestrofft  und  von  allen  erren  gestosen,  logen  fast  lang 
gefangen,  also  wart  der  rot  wyder  besetzt,  und  wart  ein  ortnug 
erkant,  wie  die  iuttet,  find  man  hienoch  geschriben: 

Dis  ortnug  und  Statut  ist  der  gemeind  künd  thon  worden  uff 
19.  oct  samstag  noch  sanJt  Lux  tag  im  erstgemeltenjor4). 

Zu  wissen  syg  allermenglich,  das  unser  harren  beyd  röt  und 
ir  gemein,  die  man  nempt  die  Sechser,  einhelliglich  erkant,  ver- 
einbart und  zu  got  und  den  heilligen  ze  handhaben  geschwo- 
ren hand,  das  hinfür  zu  ewigen  zitten  keiner  der  unseren  in 
der  stat  und  in  den  emptren,  sy  sygen  höupter  des  kleinen  oder 
grosen  ratz,  hoch  oder  nyder,  vögt  und  dienstlut,  nieman  usz- 
gescheyden,  durch  sich  selb,  sin  ewib  oder  dienstgsind,  noch  nie- 

11.  mite  von  derselben  Hand  mit  frischerer  Tinte  Hb.       2«.  huagBind  De  er. 

1;  8.  unten  zum  J.  1527.  2)  Starb  1551,  Leu.  3)  J.  M.  «um  Ha- 
sen, 1510  Meister,  1516  der  erste  Bargermeister,  der  aus  den  Zünften  ge- 
nommen wurde  (Leu.  He  üb  ler  425),  der  Stifter  der  berühmten  Hol- 
bein'sehen  Madonna.  4)  In  dem  Bande  des  Staats -Archivs:  De- 
creta  et  Mandata  senatus  Basiliensis  1521  —  1601,  Bl.  VI  findet 
sich  folgende  Erkenntnis:  »Wie  man  die  penscion  widerumb  abgestellt 
und  cenemen  verschworen  hatt.  Anno  domini  XVCXXII  (sie!)  uff  s&nt 
Lux  tag  haben  unsere  gnedige  herren«  beyd  reth  und  ir  gemeyndt,  die  man 
nemnt  die  sechs ,  sich  einheiligklich  vereinbaret ,  erkant  und  zu  gott  und 
den  neiligen  zu  handthaben  geschworen  haben,  das  hinfuro«  etc.  Nun  folgt 
der  Text  wie  bei  Ryff.  Dieser  ist  beim  Druck  zu  Grunde  gelegt  und  nur 
Fehler  bei  ihm  sind  nach  dem  Text  der  Dec.  verbessert,  sowie  samtige 
Varianten  derselben  (mit  der  Bemichnung  De  er.)  angemerkt,  insofern  »e 
Ton  Werth  sind.  Im  Ganzen  ist  der  Text  der  Dec.  nicht  sehr  sorgfältig 
gehalten ,  schon  die  Datums  -  Angabe  falsch ,  wie  ein  Blick  auf  die  Kaths- 
Ußten  zeigt,  wie  sie  sich  im Oeffnungsbuche  finden  und  theil weise  bei  Ochs  V. 
353  f.  und  434  abgedruckt  sind.  Die  ganse  Sammlung  der  Dec.  et  Mand. 
ist  erst  im  Jahre  1589  angelegt  worden,  enthält  Eintragungen  verschiedener 
Hände  und  bindet  sich  nacht  streng  an  chronologische  Ordnung.  Bin  wei- 
teres Actenßtück  aus  ihr,  das  sich  auf  die  Angelegenheit  der  Pensionen  be- 
zieht, s.  in  den  Beilagen  No.  IV.  Ebenda  s.  No.  V  ein  früheres  Decret  über  die 
Pensionen  (von  Donnerstag  nach  Bartholom&i  1521)  aus  dem  Erkanntnisbucn. 


JS2I.  81 


man  anders  kein  pencion  noch  dienstgelt  von  keinem  herren, 
forsten,  nach  comunen,  nach  niemand  anderen  by  iren  geschwor- 
nen  eyden  erwerben,  haben,  nemen  nach  empfachen  sollen,  und 
ob  iemand  einich  penscion,  dienstgelt  oder  wie  das  genempt 

smoebt  werden,  von  wem  oder  in  wasz  gestalt  das  wer,  erwer- 
ben, brieff  oder  ander  zusagung  deshalb  hette,  das  der  und 
dieselben  sich  solcher  pencion,  ouch  aller  zusagung,  innen  des- 
halben beschechen,  gentzlich  und  ouch  luterlich  veraghen,  die  in 
keinen  weg  begeren,    innemen  noch  empfachen  sollen  in  kein 

tt  wis.  Desglich  so  sol  ouch  nieman,  er  sy  der  retten,  des  [ss]  grichta 
oder  der  gemeint,  ze  stat  oder  ze  land,  ouch  kein  vogt  noch 
dienner,  kein  mod,  schenck,  gob  noch  vererung  von  ieman, 
wer  der  sy,  über  drier  schillig  Basler  pfenig  wert,  innemen 
oder  empfachen,  domit  ieman  weder  in  rot,   glicht,  in  andren 

&  gescheuten  wjder  billichs  gefhrttert  oder  gehindert  werden  möcht, 
allen  betriighchen,  verdeckten,  geferlichen  schin  in  alweg  ver- 
mitten,  den  welchy  sollichsz  alsz  obstat,  verbrechen,  einiche  pen- 
cion mad  oder  gab  do  über  empfachen,  und  das  furkumen  wurt, 
die  sollen'  dorum  ernstlich  furgestelt  und  gestrofft  werden,  noch 

»grose  irer  Verhandlung. 

Es  ist  ouch  erkant,  das  die  funffzechen  kronnen,  die  den 
retten,  und  die  sechsz  kronnen,  die  den  sechseren  worden  sind, 
hilifür,  wo  die  fallen,  nit  gedeih,  sunder  dem  gemeinen  seckel 
blipen  sollen. 

ü  Ako  ouch  ein  erkantnysz  in  alle  zünfft  und  geselschafften 
^ben  ist,  das  in  besatzung  der  retten  und  meystren,  ouch  der 
sechseren,  die  statkynd  fürgezogen  und  bedocht  sollen  werden, 
das  dieselb  erkandnisz1)  ab  sin  und  die  geschafften,  deshalb 
geben,  abgethon  und  herusz  geben  sollen  werden  und  in  solli- 

4cbem  ein  rot,  zunfft,  geselschafften  ir  chur  und  wall  fry  sin, 
wie  ron  altem  harkomen  ist. 

Es  langt  ouch  ein  ersamer  rot  an,  wie  das  etlich  sich  zu» 
«men  rotten  und  allerley  grober  wort,  die  dan  zu  uffrur  die- 
am,  brachen  sollen,  dorab  ein  rot  ein  miszfallen  empfangen 
7  fat,  den  solliche  fürnemen ,  wo  dem  also  were,  wyder  den  jor- 
fjdwere;  deshalb,  so  wellen  die  zunfft,  geselschafften  under 
iaaen  selb  verfiegen,  das  sollich  rotten  und  hitzigen  reden 
»'  abgestelt  werden,  domit  nit  not  wert  mit  denselben  der  no- 


1-4.  'von*— dienstgelf  ans  Deer.  entnommen,  die  Worte  fehlen  beiByff,  daher  bei  ihm 
«ae  siniTerwirrende  Locke  entsteht.  8.  onoh  lnterlioh  Conj.  für  noplntslich  Byf  f , 

trelieUich  D  e  c  r.        12.  dianery  D  •  e  r,t  offenbar  tancbrieiien  Ar  d  i  e  n  e  r.       13.  wert 
eis  nemen  Ha.    wert  sige  Deer.  15.  So  De  er.    Bei  Kyff  steht  irrig:  solliehs. 

16.  bstrftglkbeit  Deer.     geferlicheit  D  e  o  r.       17.  »vermittenc  fehlt  bei  D  e  e  r.     dann 
vtlUeher  Deer.  27.  bedocht  Deer.    Sei  By  ff :  gedockt.  28.  dieselben  Deer. 

gnemrift  Deer.      30.  tir  —  wall»  fehlt  bei  Rjff,  etagefagt  nach  Deer. 

l;  S.  traten  8.  32. 


32  1521.  1522. 

turfft  noch  mit  hilff  und  rot  der  sechseren  ze  handien ,   domit 
gut  einigkeit  under  unsz  gehaltden  wert. 

Da«  aber  dise  erkandnusz  dester  basz  verstanden  wert  der 
statkindern  halb  im  vordren  artickel,  ist  es  dohar:  Alsz  Urich 
Falckner  zunfftmeister  wasz,  alsz  vorgemelt  ist1),  und  die  verei-  5 
nig  mit  dem  kunig  angenumen  wasz,  brocht  er  dasselbig  jor 
mit  sinner  geselschafft  zu  wegen,  das  mit  dem  rat  erkend  wart 
und  wart  ouch  in  zünffit  und  geselschafften  geben,  das  man  fiirer 
in  den  zunfften  kein  ratzheren  noch  meister  noch  sechser  solt 
machen,  er  were  dan  ein  statkind ;  usz  wasz  ursach  dasz  bschach,  n 
wurtten  sy  wol  innen,  dan  untrüw  schlug  iren  eygnen  Herren*). 

Von  eim  zug,  den  man  aber  zum  Frantzoten  thet  von  Basel. 

25.  Jm.  Uff  conversionisz  Pauly,  alsz  man  zalt  1522  jor,  begert  der 

künig  aber  an  ein  eydgnoschafft  lüt,  das  man  im  liesz  knecht 
zukniffen,  in  meinig  das  Meyland  wyder  zu  gewynnen.  Alsso  is 
kam  des  künig  trysenier  har  gon  Basel,  begert  im  ouch  losen 
louffen,  das  man  dan  im  verwillget;  mustert  also  der  trysinier 
selb  im  Werckhoff,  nam  wasz  im  gefiel,  wie  ein  metzger  das 
fich  koufft.  Zuchen  desmolsz  vil  gutter  redlicher  burger  um 
des  bösen  geltz  willen,  des  ouch  etlichen  gnug  wart  in  disem*» 
zug.  Dan  do  gab  der  Frantzosz  geiz  gnug.  Do  zugen  vil  der 
ritten  und  vil  sechser,  al  frygs  willens,  dan  do  leyd  man  nie- 
mansz  usz,  dan  der  gern  zoch,  der  man  gnug  fand.  Dan  do 
goben  sy  lib,  er  und  gut  um  des  bösen  geltz  willen.  Das  brocht 
alsz  die  vereinig,  das  wir  um  [90]  manchen  gutten  burger  ko- 2s 
men  und  leytten  doch  kein  er  in,  dan  das  sy  hülffen  arm  lüt 
machen  und  land  und  lüt  verderben.  Alsso  hat  sy  das  gelt  ver- 
blent,  das  sy  keinner  billickeit  me  achtetten.  Also  gab  er  eim 
rotzherren,  der  in  disem  zug  zoch,  sechsz  und  zwentzig  kron- 
nen,  eim  sechser  dryzechen  kronnen,  eim  gemeinen  knecht  fiert-  » 
halbe  kronnen.  Liesz  man  disen  zug  louffen  Vierhundert  wol 
gerüster  redlicher  burger3),  under  disen  wartt  houptman  meister 
Anthony  Dichtler,  der  schloser,  wasz  desmolsz  der  rotten,  und 
wasz  fenrich  Gorius  Schülly,   der  metzger,  und  lifferher  Hans 

7.  Febr.  Carnellius 4).  Zügen  uff  fritag  noch  liechtmesz  hinweg,  zugen  mit-  " 
sampt  andren  eydgnosen  in  Meiland,  in  meinig  dem  kunig  das 
wyder  in  zu  nemen,  aber  es  wasz  vergeben,  dan  die  Spangier 
hattens  in  sollicher  mosen  in,  das  die  eydgnosen  grosen  scha- 

(29.Apr.)den  empfiengen;    sy  thetten  ouch   ein  schlacht  mit  den  Span- 
gieren5), aber  die  Franzeschischen  verlurensz,  wurtten  zu  beyden  40 

%  Der  gante  Absatz :  »Et  langt  —  werte  fehlt  bei  Deer. 

1)  S.  ob.  S.  29.      2)  Ochs  V.  368  hat  dies  ausführlicher.      3)  Vgl.  Ans- 
heim  VI  S.  150.  4)  Ochs  V  S.  443 1  Hans  Appendecker.  5)  Die 

Schlacht  bei  Bicocca,  8.  Anshelm  VI.  158  ff.   Bullinger  I.  72.    Hottin- 
ger  I.  105.   Bei  Anshelm  steht  irrthflmlich  »der  20.  Tag  Aprell.« 


1522.  33 

theillen  tu  lüt  erschlagen.  Wir  verluxen  oüch  von  Basel  men- 
gen erlichen  burger  und  bürgere  sun,  nämlich  bleip  jungker 
Jocob  Meltinger,  jungker  Heinrich  Meltingers  sun,  Bonnafen- 
tura  Ber,  Lienhart  Davit,  Marthin  Brunmeyster,  Adam  Zeller, 

s  wirt  zur  Sunen,  Hans  Keygel,  der  scherrer,  noch  vil  me,  on  not 
al  zu  erzellen1). 

Also  verkoufiten  wir  teglich  unsere  gutten  burger,  dorzu 
unsz  die  pencion  brocht  und  die  schandliche  vereinig,  des  ein 
eydgnoschafft  nit  vil  eren  und  gutthat  harnoch  mit  dem  Fran- 

iotzosen  erlangt  hand.    Got  wel  unsz  fürrer  sin  gnod  verliehen! 

Wie  der  anfang  des  ewmgetium  hie  uffgieng,  dordurch  die  küchen- 
brttch  noch  und  noch  abgiengen,  das  by  unsz  noch  selzam  wasz. 

[91]  Inn  disem  erst  genempten  jor  kam  ein  junger  gelertter  man 
bar  gon  Basel,  wasz  ein  priester,  hiesz  meister  Wilhelm2),  der  wart 

15  lüpriester  sant  Alban,  der  fieng  .an  zu  predigen  usz  der  heilli- 
gen  gschrüft  des  nüwen  und  alten  testamentz,  desglichen  die 
prophetten  und  apostel,  leyd  dasselbig  so  cristUch  und  wol  usz, 
das  desglich  vor  nie  wasz  gehört  worden,  des  er  ein  mechtig 
volck  überkam,  im  all  predig  zuzuhören ;  er  warff  allen  bSpsten, 

21  bischöffen  und  pfaffen  ire  seckten,  cermonien  und  ander  kilchen- 
bruch,  die  man  dan  gar  heillig  hielt,  die  warff  er  mit  der  heu- 
tigen schafft  all  um,  desglich  volge,  jorzit,  Beigret  und  indem 
sy  unsz  dan  schandlich  verfurt  hatten ;  er  erbot  sich  ouch  gegen 
menglichem  um  soltichs  rechenschafft  zu  geben  mit  der  gscnnfft, 

25  er  verwarff  in  ouch  die  heillig  mesz,  das  sy  vor  got  für  das 
grfat  guthett  hielten.  Do  das  die  pfaffen  und  das  stuft  innen 
wart,  wurtten  sy  nit  zutriden,  sunder  fast  unruwig,  beclagten 
das  fast  dem  bischoff  und  andren  prelatten,  vermeinten  den 
predicanten  nit  zu  dulden,   gaben  in  für  ein  ketzer,   dorfften 

31  doch  nit  hand  an  in  legen  von  wegen  und  forcht  der  gemein, 
die  im  dan  fast  anhieng. 

Sollichs  beclagt  sich  nu  der  bischoff. von  Basel  mitsampt 
dem  capitel  gegen  minen  herren,  im  sollichen  ketzer  erlouben 
anzugriffen,    der  wyder  crißtliche  kilchenbruch  und  gotzdienst 

u  schrawe.  Do  das  die  gemeind  innen  wart,  versamletten  sich  ein 
grose  zal  zu  den  Barfusen  in  willens,  an  mine  herren  ein  bit  zu 
legen,  innen  den  predicanten  zu  handhaben,  dan  sy  wolten  in 
nit  losen,  usz  ursach  diewil  er  nüt  anders  prediget  dan  wasz 
er  mit  der  heüligen  gschrifft  wüst  zu  erhalten,  des  er  sich  erbut 

«gegen  menglichem  zu  verantwurtten,  dan  das  wer  einmol  die 

• 

1)  Wurstigen  erwähnt  noch  Henrich  Stör.  2)  Wilhelm  Reublin, 
b.  Fusslin:  Beiträge  nur  Erläuterung  der  Kirchenrefonnations-Getchichte 
de»  Schweiaerlandes,  1 74 1 ,  IV.  43.  45.  Näheres  bei  Cornelius:  Geschichte 
des  Münsterischen  Aufruhrs,  Leipzig,  Weigel  1860,  II  S.16ff.  Hottinger 
I.  400.  Lutz:  Ref.  v.  Basel  30  ff.  Herfcogj  Das,  Leben  J.  Oekolampads 
I.  91  ff.    Hagenbach:  J.  Oekolampad  und  Myconius  36  u.  s.  w. 

Baaler  Chroniken.  1.  3 


84  1M5. 

luttre  worheit.  {92]  Sollicher  Versandung  wurtten  mine  herren  balt 
innen ,  schickten  also  den  burgenneister,  her  Adelberg  Meyger, 
mitsampt  etlich  der  retten  zun  Barfdsen  zu  verneinen,  wasz  ir 
meinig  wer.  Do  nu  die  genieint  ir  anlygen  minen  herren.  er- 
zalten, do  seitten  in  min  herren  zu,  den  predicanten  zu  losen  4 
und  zu  handhaben,  unangesechen  den  bischoff  und  sin  anhang,  das 
sy  zu  guttem  friden  werren  und  ieder  heimzug,  erbutten  sich 
ouch  mit  Terwillgung  gegen  der  gemeint,  bisz  sysz  von  ein- 
ander brochten;  esz  ist  ein  gemein  sprüehwort:  gutte  wort  und 
hertte  stroff,  wiewol  hie  kein  stroff  erzeigt  dorfft  werden.  Also  1 
bschach  do  ouch:  sy  goben  gutte  wort,  dan  sy  soeben  wol,  das 
sich  die  burger  zamen  hielten ;  doch  gedoehten  sy  wol :  wan  wir 
sy  von  einander  bringen,  kernen  sy  nit  balt  wyder  zusamen, 
alse  auch  uff  diszmol  besehach. 

Als  nu  die  gemeint  von  einander  kam ,   brocht  doch  der  li 
bischoff  mitsampt  dem  pfeffischen  gsind  sovil   zuwegen  durch  1 
goben  und  schenckinen,  dan  es  wasz  innen  etwasz  doran  ge- 
legen,  ir  babery  wolt  do  ein  usabruch  nesnen,  darum  sy  sich 
nit  sumpten,   sunder  ernstlich  zu  der  sach  thetten  und  logen 
minen  herren  fast  an,  domit  sy  den  predioanten  möchten  hin-  21 
weg  bringen.    Also  schickten  min  herren  uff  nochgende  zit  in  1 
14  tag,   nochdem  und  die  gemein   hy  einander  worren  gsin, 
noch  disem  predicanten,   und  uff  andringen  desz  bischöflichen 
gsindz  butten  sy  im  der  tagzit   usa  der  stat  wyder  alles  zu- 
sagen, so  sy  der  gemeint  thon  hatten.    Do  das  die  gemein  innen  21 
wart,  wasz  sy  unr&wig  gnug,  kamen  aber  nit  me  zusamen.   Do 
samletten  sich  die  wiber,  so  dan  in  dem  kilspal  warren  [n]  edel 
und  andre  wiber  by  den  funffirigen,  etlich,  die  gxosz  mit  kin- 
den  giengen ,   komen  uff  das  richthusa ,  hatten  min  herren  für 
disen  predicanten   und  thet  in  jungker  Lux   Zeiglear  die  red,  34 
und  begertten,  das  man  innen  den  predicanten  liesz  und  hand-  1 
habte,  nochdem  und  der  gemeint  zugeseit  wer  worden,  diewil 
er  doch  nüt  seit  dan.  die  cristlich  woarheit,  das  er  sieh  erbut  zu 
bewisen.   Aber  es  halff  nüt,  man  wolt  sy  nit  verhören  und  must 
der  predicant  hinweg  *) .   Sy  fiengen  an  und  schuldten  alle  die,  x 
so  an  sin  predig  gangen  worren,  lüttrisch  ketzer,  die  eum  nu- 
wen  glühen  werren,  und  wart  grose  Uneinigkeit  under  dem  volck 
zwischen  peyden  parthiigen. 

Also  vermeinten  die  pf äffen,   sy  hettens  alsz  gewunnen, 

9.  Die  Worte  »und  (welches  nun  doppelt  in  der  He.)  —  werden«  von  de»  Hand  den  Anton    i 
mit  spaterer  Tinte  am  Bande,  wofür  zwei  Worte  im  Text  durchstrichen  sind. 


t)  Dass  Wurstisen  und  Ochs  Reublins  Vertreibung  irrthümlkh  in's 
Jahr  152t  setzen,  hat  schon  Hersog  nach  einem  Brief  von  Herrn.  Busch 
an  Zwingli  (Zwinglii  opera  VII,  P.  I,  p.  196—197)  bewiesen.  8.  seinen  Auf- 
satz: Christoph  von  Uttenheim  in  den  »Beitragen  zur  Geschichte  Ba- 
sels« I  S.  88. 


1522.  SS 

sy  den  piedicanten  hatten  hinweg  hrocht,  aber  got  wolt  sin 

wort  losen   uflgon,    sy  moehtens  nit   erwerron.    Do  nu  diser 

hinweg  kam,  do  wasa  ein  predicant  im  spytthal  hie*),   dereelb 

wäre  rins  bürgen  sun  hie,  hiesz  sin  vatter  Jocab  von  Wuen- 

*boig,  w«BE  ouch  dee  iotz  hie,  hiesz  sin  sun  meyster  Wolff  Wi~ 

aenburg,  ein  gelertter  junger,    derselbig  fieng  ouch  an,    die 

worheit  zu  verkünden  des  gothehen  ewangelischen  Worte,   der 

überkam  iete  dm  anhaug  der  gemeind,  vil  fester  den  der  fonryg, 

und  fieng  an  die  lattiniseh  mesz  zu  tutach  halten,  domit  man 

abirren  möcht,  wornff  sy  gesetzt  wer,   des  die  pfeifen  aber  nit 

wo!  ztrfryden  worren ;  esz  wolt  in  aber  do  nit  gongen  alsz  vor, 

d*n  diewil  er  ein  burger  wasz  und  sin  vatter  des  rotz,  ein  frum 

redlich'man,  hat  er  grosen  gunst,  das  sy  in  musten  len  bKpen. 

Doch  liesen  sy  heftig  wyder  in  predigen  durch  ire  falschen 

ts  predicanten  und  schulden  in  und  alle,  die  im  anhiengen,  ketzer 

und  wasz   sy  ubelsz  eidencken  konden,  aber  die  [94]  1er  nam 

von  tag    au  tag   zu,    das    sisz    nime    mochten    undertrncken, 

sunder  musten  in  mit  sim  predigen  losen  blypen. 

Im  andren2)  jor,  alsa  man  zalt  1522,  fieng  ein  gelertter  man 
*  hie  an  zu  lesen  im  oolleio3),  genannt  Johannes  Eooolampadkis4) 
im  hebreisch,  ist  zu  tutscn  Johannes  Husohin,  ein  doctor  der 
heutigen  ffschrüft,  lasz  usz  dem  prephetten  Jeremiasz,  den  leyd 
er  so  cristHeh  usz,  das  im  menglich  gern  zuhorret;  er  lasz  ouch 
usz  dem  ewangeUus,  das  er  ein  grosz  volck  alzit  by  sinner 
sietage  hat  von  p&ffien  und  leygen,  wart  also  fürnem,  das  im 
keiner  der  gelertten  möcht  zujpame»;  also  versolteten  in  mine 
herren,  goben  im  joigelt,  das  er  alle  tag  im  oollehun  lesen  zeit, 
und  gieng  sin  1er  wyd  usz. 

Also  stund  es  nit  lang,  er  thet  ein  predig  «der  dary  zu  sant 
»Martin,  do  verkund  er  das  gütlich  wort  in  sollich^r  motz,  das 
desglich  so  cristüch  nie  gebort  waaz;  hieng  sich  das  gßmem 
?olck  im  heßig  an,  das  er  kein  predig  thet,  er  het  ein  mech- 
bg  volck  doran.  Er  wasa  ouch  ein  fast  geistlich  pareon,  eins 
eristLiches  lebeoa.  Die  gemein  wart  im  ouch  faßt  günstig,  das 
»sy  ir  üb  und  Leben  für  in  gewogt  betten,  wo  im  teyfe  solt 
wyderfarren  sin«    Er  endaokt  do  erst  recht  d*r  pfeffen  heilig 

21.  Am  Stade  tob  andern  H*a4 :  »Grieeaiacli.«  22.  phrtpetton  Hb.  Abi  Bande  tob 
anderer  Hand:  »Jeaaias«,  was  dae  Sichtige  ist,  ft.  Hersog  I.  22&JF.  Hagenback  B.  49. 
Aoek  Worstiaen  hat  4a#  Äifbtagt.  Dia  copneata-riQium  ia  Prophet*!* 
Eaaiam  Ubri  V  erschienen  1525  im  Druck  (Hagenbach  B.  45Anm.). 

■ 

1)  Bei  Wurstisen  kaum  erwähnt.  Geb.  1496  (Lutz  35.  ^  Athenae 
Rauricae  72),  nach  Herzog  1491,  dem  Leu's  Notiz  widerspricht,  er  sei, 
tf  Jahr  alt,  1575  gestorben  (s.  unten  die  Fortsetzung  des  Peter  Ryf  f  ad  a. 
1575).  2)  Auch  vorher  war  van  1522  die  Rede.  3)  Nach  jetzt  heizet 
das  Univeraitttegebftiide  im  Munde  des  Volkes  »daz  Collamm.«  4)  Geb.  1482; 
Er  langte  in  Bsvsei  an  am  17.  Not.  1522,  s.  Hagenbach  8.24  nach  den  Epp. 
Ose.  et  Zwingt-  f.  2wl,  Tgl.  unten  die  Anmerkungen  zu  dem  Chron.  Geor- 
gii  id  a.  1522.     Vi  seh  er,  Gesch.  der  Univemtftt  Basel  226  ff. 

3* 


86  1522.  1523, 

und  wie  sy  unsz  verfurt  hatten,  und  verwarf  dem  pfeffischen 
huffen  all  ir  cermonien  und  kilchenbrüch.    Do  marckten  die 
pfaffen  wol,  wo  es  hinuaz  wolt.    Sy  mochten  aber  nime  werren, 
es  fieng  do  an  al  ir  bracht  und  er  abgon,   dan  do  wart  man 
innen  all  ir  bubery,  domit  sy  um  worren  gangen ;  dan  do  ver-  s 
warf  er  in  mit  götlicher  gschrifft  alle  bruderschaiften,   volge, 
sibend,  drisgist  *) .  und  jorzit,  kerzenbrennen,  wiewaser,  alle  ir 
zoubery,  domit  sy  um  worren  gangen,   singen  und  lesen,  jo 
ouch  ir  meszhan,  desglich   [w]  das  sacrament  des  altarsz,  pro- 
biert ouch  das  und  erbot  sich  mit  heilliger  geschrillt  sollichs  « 
zu  erhalten  gegen  allen  gelertten,  wo  einner  wer,  der  im  sollichs 
wolt  mit  gschnfft  beston.    Do  das  die  pfaffen  Sachen,  wüsten 
sy  nit,  wie  sy  sich  halten  wolten,  dan  sy  soeben  wol,  das  ir 
ding  nüt  me  wolt  sin,  vermenden  doch,  es  wurt  nit  lang  wer- 
ren, wurt  balt  besser  uff  ir  sitten,  aber  es  wart  innen  ie  lenger  \i 
ie  bdser.    Do  thetten  sy  eins ,  und  liesz  der  bischoff  ein  man- 
that  uszgon  über  die  unyfersytet  und  verbot  do  allen  pfaffen 
und  dennen,  die  im  dan  solten  anhengig  sin,  an  sollich  predig 
und  letzge  nit  zu  kumen  by  verlierung  irer  pfrunden,  desglich 
allen  Studenten  und  glideren  der  hochen  schulten ;   also  hetten  » 
sy  gern  al  weg  versucht,  aber  es  halff  nüt,  das  gotlich  wort  wolt 
sych  nit  me  Ion  verbergen,  sunder  brach  ie  lenger  ie  fester  herfur. 
Es  gierigen  ouch  uff  die  zit  all  crutzgeng  ab,  die  man  dan 
von  alter  har  gethon  hat  in  vermeinig,   es  wer  fast  ein  gut 
werck  gegen  got ;  es  gieng  ouch  ab  der  umbgang,  so  man  thet  2s 
an   unsers    herren   frolichnamtag  und  dergleichen;    es  fiengen 
ouch  die  zit  an  etlich  priester  ewiber  zu  nemen,   das  by  unsz 
desmolsz  gar  seltzam  manchen  menschen  dunckt,   aber  diser 
doctor  gab  sollichs  usz  der  gschriflt  für  gut. 

Aber  die  pfaffen  liesen  ir  boszheit  und  argen  duck  nit.  d 
Wo  in  einner  werden  mocht,  der  sich  sollicher  cristlichen  1er 
annam,  über  den  sy  gwalt  mochten  han,  der  must  sin  leben 
dorum  gen,  derren  vU  wart,  dan  dise  1er  teilt  sich  vast  wyd 
usz;  wo  dan  von  fursten  und  heren  einer  vermerekt  oder  er- 
griffen wart,  der  must  sin  leben  dorum  gen,  nämlich  wurtten  ss 
sollicher  cristlichen  lerrer  vil  zu  Ensen a)  gericht,  verbrent,  er- 
hengt,  erdrenckt,  alle  pin  und  marter  thetten  sy  in  an,  nämlich 
fiengen  [w]  sy  ein  burger  von  Basel  zu  Ensen,  der  nam  sich 
ouch  des  ewangelium  an  und  red  cristlich  dorvon,  und  wasz 
ouch  wyder  das  sacrament  des  altarsz  und  verwarf  ouch  susz  *o 


1)  Die  zweite  und  die  dritte  feierliehe  Darbringung  des  Messopfers  für 
die  Verstorbenen.  Als  Grand  für  den  7.  Tag  wird  geltend  gemacht  die  Sab- 
bathtruhe  Gottes,  für  den  30.  die  dreissigtägige  Trauer  des  Volkes  Israel 
um  Moses  und  Aaron;  s.  Wetter  und  Weite,  Kirchen-Lexieon  III  S.  $46. 
2)  Ensisheim,  Sita  der  Oesteirewhischen  Besserung  j  vgl.  über  den  Tod  des 
Sigismund  Steinschneider  Chron.  Oeorgii  unten  ad  a.  1522. 


1523.  37 

etlich  cermonien ,  sj  möchten*  aber  nit  lyden  noch  hären.  Er 
wasa  aber  ein  weltlicher  ley,  hiesz  ineister  Sygmund,  waaz  ein 
steinschnider ;  griffen  sy  zu  Ensen  an,  beclagten  in  für  ein 
ketzer,  wart  ouch  verurtteilt  feischlichen  und  mit  groser  martter 

i  glicht.  Sy  fierteiltten  in  und  verbrantten  im  sin  ingeweit,  aber 
er  starb  cristlich  und  handfest.  Wie  sy  aber  an  im  geurtteilt 
hand,  geb  in  got  zu  erkennen,  dan  er  wasz  wol  ein  martrer. 
Aber  es  beschach  fast  usz  nyd  und  träte  gegen  dennen  von 
Basel,  dennen,  so  dem  gotzwort  aahengig  worren;   doch  fand 

»man  wol  etlich  des  pfeffischen  völcklisz,  die  fast  rot  und  that 
dorau  goben  undz  mit  in  hatten;  nu  es  wer  vil  hievon  zu 
schriben,  aber  um  kürtzy  willen  wellen  wir  furvarren.  Got 
verlieh  unsz  allen  sin  gnod,  domit  wir  all  mit  sinem  wort  er- 
lücht  werden. 

ih  Nun  in  diaer  nochgengenden  zit  nam  das  wort  gotz  durch 
disen  vorgenempten  doctor  Ecolampadius  fast  überhand  in  diser 
statt  Basel,  und  erhüben  sich  noch  und  noch  sollich  cristlich 
lerrer  by  unsz,  die  durch  sin  1er  die  gschriflt  erfarren  hatten, 
das  nu  zu   sant  Martin1),   zu  den  Ougustiner3) ,   im   spital3), 

»zun  Barfuaen4)  und  sant  Iienhart*)  fast  gut  cristlich  predi- 
canten worren,  aber  in  den  andren  kilchen  woren  fast  bfaz  und 
wyderwerdig  predicanten,  die  vil  Uneinigkeit  stüftetten  under 
einner  burgerschafft  mit  schelten  und  schmechen,  uff  das  mine 
herren  ein  mantat  liesen  usz  gon  •)  in  der  stat  und  emptren  allen 

5  predicanten   und   selsorgeren  zu  bietten  by  groser  stroff ,  daa 

18.  »hatten«  doppelt  in  dar  Hb. 

1)  Hieronymus  Bothanus.  2)  Thomas  Qeyerfalk.  3)  Wolfgang  Weis- 
senburg.  4)  Konrad  Pellikan.  5)  Marx  Bersy  v.  Rorschach,  Leutprie- 
rter,  und  Balthasar  Vögeli,  Helfer  zu  St.  Leonhard.  8.  für  die  Genannten 
Ochs  V.  450.  Hagenbach  36,  Vgl.  Wurstiaen.  8.  die  Aufzeich- 
nungen f.  2b.  Bersy  starb  1566,  s.  Gast  10t.  6)  Dies  »erste  öffentliche 
Docnment  in  Basels  Keformationsgeschichte«  trägt  kein  Datum,  wiewohl 
man  es  gewöhnlich  in' s  Jahr  1524  setzt.  Die  Gründe,  die  eher  für  1523 
sprechen,  s.  bei  Herzog  I.  268.  Vgl.  Wurstisen.  Bullinger  1.  152. 
In  unserm  Autor  findet  sich  das  Mandat  in  extenso  irrthOmlich  in  daa  Jahr 
1526  gesetzt.  S.  unten  unter  1526  nach  dem  Unfall  vom  19.  Sept.  Ich  habe 
es  daher  von  jener  Stelle  an  diese  gerückt.  Ochs  V.  550,  der  das  Mandat, 
wenn  auch  nicht  in  der  Ursprache,  abdruckt,  setzt  es,  unserm  Chronisten 
folgend,  gleichfalls  irrthfimlich  unter  das  Jahr  1526.  Bei  Bullinger  II.  35 
findet  es  sich  gar  unter  dem  Jahre  1 529,  weil  es  in  einem  von  ihm  benutz- 
ten Druck,  der  sich  auf  1 529  bezieht,  mit  enthalten  war.  Ich  bringe  es  zum 
Abdruck  nach  dem  Exemplare  in  der  Sammlung  gedruckter  Mandate 
auf  der  öffentl.  Bibliothek  zu  Basel  E.  J.  I.  28,  wo  es  die  Vorderseite  eines 
Folioblattes  füllt,  und  merke  nur  die  Varianten  bei  Ryff,  abgesehen  von  ganz 
fprbgfügigen  orthographischen,  an.  Ein  anderer  Druck,  von  demselben 
Format,  in  den  Antia.  Gernl.  I.  Bl.  10,  darunter  die  handschriftliche 
Bemerkung  von  einer  Hand  des  16.  Jahrhunderts:  »A.  J524«,  handschrift- 
lich in  den  Deere  ta  etmandata  Senatus  Basiliensis  1521 — 1601  zweimal! 
I  auf  Bl.  1  ff.,  2.  auf  Bl.  25*>  ff.  Varianten  hievon  sind  unter  der  Bezeich- 
nung De  er.  angegeben. 


38  1*** 

wort  gottes  einhelligkliöh  zu  verkünden  dsB  niiwen  und  alten 
testament  und  was«  mit  der  heutigen  gschriift  möcht  erhalten 
werden. 

[im]  Von  ein  mandat  wtzgangen  de*  euwngeluan  halb. 

Wir  huigermeyster  und  tat  der  statt  Basel  thfind  alten  und  * 
ieden  pfarrern,  lütpriestern*  Seelsorgern,  predicanten  und  ver- 
kundern  des  Worts  gottea,  sy  syen  in  pfarren,  dfistern*  in  unser 
ötatt  Basel  emptern  und  gebieten,  kund :  demnach  und  bisshar 
ryi  zwytracht,  zweyungen  und  irrsal  durch  das  zweyspeltig  pre- 
digen, so  von  den  rerkündern  des  Worts  gottes  und  heiligen  io 
evangeliums  uff  den  canzlen  enstanden,  indem  das  edkh  pre- 
diget yermeynen  das  wort  gottes  und  heilig  evangelium  recht 
und  wol  nach  vermög  der  leer  gottes  geprediget  haben  und  noch 
predigen,  das  abe?  etüoh  geysüiche  und  weltliehe  personen, 
predicanten,  oder  die  ire  predig  h6ren,  Widersprechen*  diesel-  u 
bigeö  ketker,  schelmefc  und  blben,  etWan  mit  heiteren  uhb- 
gedrtickten,  etwaü  mit  verengten  Worten  tiennen,  doch  nüt  be- 
werlichs  usz  der  leer  Christi  und  heiligen  [in]  geschrift  dar- 
thfind,  dardurch  das  gemeyn,  arm  und  schlecht  volk,  so  recht 
nach  der  leete  gottes  christlich  begert  ze  lebeü,  verßrt  möcht  20 
werden,  Und  nit  allein  under  den  geystlichen,  sonder  ouch  un- 
der unser  gemeynd,  uffruren  und  emporungen  villicht  zä  be- 
sorgen, demselbigen  allem  vorzesyn,  damit  christliche,  brüder- 
liche eynigkeit  und  lieb  under  den  unBern  geöffnet  und  ge- 
pflanzt werden:  24 

Harumb  so  haben  wir  wolbedachtlich  Und  einhellig  erkant, 
wollen  ouch,  das  söllichs  hinfUrter  bisz  zu  verrer  erlüterung 
vestenkllch  gehalten  und  volnzogen  werd:  natnlich  das  alle 
die  pfarrer,  Seelsorger,  lütpriester  oder  ordenslüt  in  pfarren  und 
cWstern,  so  sich  predigens  Uhdertiehen,  sy  syen  wer  sy  wollen,  *o 
und  in  unser  statt  Basel  emptern  und  gebieten  annemen  wer- 
den, nüt  anders1)  dann  allein  das  heilig  evangelium  und  leer 
gottes  fry  öffentlich  und  unverborgen  >  desglychen  was  sy  trü- 
wen,  können  und  mögen  durch  die  wäre  heilige  geschrift,  als 
nämlich  durch  die  vier  evangelisten,  den  heiligen  raulum,  pro-  35 
pheten  und  bibel2),   und  in  summa  durch  das  alt  und  nüw 

4.  Diese  Ueberschrift  nech  Rjffa  Ha.  5*  thnnd  kud  Deor.  1.  2.  6.  lftpriestern 
l)ecT.  1.2.  lup.  Hb.  7.  verkundren  H s.  wort  Hs.  sygen  Hs.  8-  bismher  Hs. 
10.  rerknttderen  Hs.        wort  Hb.        tind  des  neilllgen  Ht.  11.  ewanfrelliuia  Ha. 

12.  »redigen Hs.  16.  merdren  Hs.  fei.  Tonmsln  Hs.  24.  n&fiwt  Aat. 

Gern.Hs-  geoffnot  Peer.  1,  geSfnot  Deor.  2.  (Der  ginn  dieser  verschiedenen  Les- 
arten ist  derselbe.  Wir  beben  es  nicht  mit  unserem  »öffnen«  sn  tbnn,  sondern  mit 
•trfhen«,  mehren,  emporbringeh.  Vgl.  Stakter  unter  »tafaen.«)  26.  einhellig  De  er.  1.2. 
29.  laprieetor  Hs. 

1)  Das  Verbum,  von  dem  »nüt  anders«  u.  s.  w.  abhängt  (»leeren,  pre- 
digen« oder  ein  diesen  verwandtes),  ist  dem  Verfasser  des  Mandats  in  Folge 
der  grossen  Ausdehnung,  die  der  S*t*  gewöhnen  hat,  in  der  Feder  stecken 
geblieben.       2)  S.  über  die  Art  dieser  Aufzählung  Ochs  V.  651  Anm. 


1M3.  S9 

totameat  beschirmen,  bybringen  und  beweren,  und  alle  an- 
liefe leeren,  disputation  und  stempanien,  den  heiligen  evange- 
ien  und  geschnften  (wie  vor  gemelt)  ungemesz ,  sy  syen  von 
•lern  Luther  oder  andern  doctoribus ,  wer  die  syen ,  geschriben 
*  oder  usagangen ,  ganz  und  gar  undierlassen,  die  nit  predigen, 
allegieren  oder  uff  den  canzlen  dem  gemeynen  volk  meidung 
darvon  th&n,  sonder  neben  sich  stellen  und  deren  nit  gedenken. 

Das  ouch  in  eoKchem  predigen  sich  niemandt  flysse  einem 
oder  dem  andern,    er  sy  was  standts,  wirdigkeit,  oder  wesens 
werwöUe,  wider   die  warheit  und  leer  Christi  mit  verdeckten 
oder  offnen  Worten   zu  willfaren,   tum  oder  eigennützig  lob  ze 
flehen,  sonder  das   ein  [lial  ieder  predicant  die  blosse  lutere 
nrbeit  der  heiligen  geschrüx  zfi  entdecken  und  zu  verkünden 
sieh  ftbe,  dermassen  das  die  predicanten  (davor  gemeldt)  allzyt 
u  aririttig  syen,  grundt  und  christliche  geschnft  irer  leer  eim  ieden 
geistlichen  und  weltlichen,   so  das  brüderlich  erforderet  wirt, 
gÄtwüligkKchen  anzuzeigen,  damit  zweyungen,  irrsal,  uneynig- 
keiten,  so  versehenlich  under  gemevnem  volk  darusz  erwach- 
sen möchten,   vermitten  bliben.    Wa  aber  iemandt  were  von 
»  weltlichen  priestern,  ordenslüten,  leyen  oder  sunst  von  der  ge- 
meynd,  der  wider  dise  unser  erkantnusz  und  gebott  handelt, 
die  fuigieng  und  nit  halten,   einen  oder  den  andern  ketzer, 
beben  oder  Schelmen  heissen  würd  und  das  usz  der  waren  hei- 
ligen geschrift  (oben  angezeygt)  nit  uff  in  oder  sy  bybrechte, 
s  oder  aber,  ob  einer  etwas  uff  den  canzlen  an  synem  predigen, 
das  er  usz  der  waren  gottesleer  und  heiligen  geschrift,  (wie  in 
anfang  gemeldet),  nit  beweren  möcht,  uszgüsz,  der  soll  furohin 
syns  predigens  stülstan  und  nit  destweniger,  glich  wie  die  an- 
dere übertretter  disz  gebots,  unserer  schwerer  ungenad  und  straff 
»  erwarten  syn. 

Hienach  wisz  sich  ein  ieder  ze  richten. 
[97]  Aber  es  wart  von  den  bebstischen  predicanten  nie  gehaltten. 
Also  kam  ein  frombter  gelertter  man  har  mit  namen  Wilhelmus 
Farellus l) ,  begert  hie  zu  undeiricht  werden  der  heutigen  gschriüt 

»in  etlichen  artickeln,  wie  hienoch  stat,  und  beffert  solhchs  an 
minen  herren,  im  ein  gesprech  zuzulosen  im  coleio.  Das  wart 
im  gönd,  aber  die  bebschischen  vermeinten  sollichs  zu  werren> 
rerbutten  sollichen  under  irer  unüfersithet  nieman  sollichem 
gesprech  zuzuhftrren ;  aber  min  herren  erloubten  im  sin  artickel 

«ufiniscUachen,  die  lütten  also: 

■ 

3. 4. 15.  tfygeo  Hb.  4.  Lrtter  Hs.  5.  und«rlos«n  Hb.  6.  alliieren  Hfl.  8.  nlo- 
wb  H*.  S.  »wyderwertigkeit«  iteM  »wirdigkeit«  Hb.  11.  worden  Hs.  14.  ttou 
8  s.  15.  urp****«  Deer.  1,  nibüttif  De  er.  2,  ttrbfttig  Hb.  grund  otfetlicter  Hb. 
16.  trforttort  wftrt  Hb.  19.  ienum  Hb.  20.  leygen  Hb.  snstH*.  24.  mn&  Hb. 
25.  »ob«  fehlt  in  der  Hb. 

1)  Geb.  1489,  gest.  1565. 


40  "24. 

Wühelmm  FareUus  allen  christlichen  Usern1). 

Ich  acht  einem  yeden  christlichen  menschen  nichts  basz 
ze  thfin  sein,  dann  das  er  die  läutern  warheit,  (die  Christus  sich 
selbs  sein  bezeuget  hat),  mit  hohem  flysz  und  ernst  ergründe. 
Umfo  solcher  willen  hat  mich  gedeucht  nutz  und  gut  sein,  so  5 
zu  meiner,  so  auch  zu  erbuwung  meines  nechsten,  (welche  uns 
Christus  selbs  am  allermeisten  uffgelegt  hat),  etliche  propositio- 
nes  furzuhalten,  in  den  do  begriffen  wirt  die  summ  christlicher 
freyheit,  und  durch  welche  die  tyianney  menschlicher  Satzun- 
gen darnider  ligt,  bleybende  weltlichem  schwert  sein  gewalt,  i| 
von  dem  do  ja  nur  nicht  einer  auszgenommen  wirt.  Darumb 
sovil  eiiwer  hie  zugegen  ichts  mögt  fördern,  und  der  nechsten 
erbuwung  und  heil  etwas  nütz  sein,  auch  ir  hirten,  den  do 
uffgelegt  ist  die  sorg  christlicher  herd,  auch  all  andere,  den 
das  ampt  zu  leren  bevolhen  ist,  ja  auch  ir,  die  do  euch  selb  ' 
mit  dem  eyd  verpflicht  und  verbunden  haben,  das  ir  wölt  sein 
Schützer  und  schirmer  der  warheyt,  oder  auch  ir,  die  do  wol- 
len, das  die  römischen  decret  für  recht  gehalten  sollen  wer- 
den: kumpt  her,  und  von  dem  glouben,  der  in  euch  ist,  gebt 
mir  begerenden  ursach ,  über  dise  meine  propositiones,  dassel-  * 
big  hells  tags,  als  kinder  des  liechts,  und  keiner  besorg  sich, 
als  thet  er  unrecht,  herfur  an  [98]  tag  zu  kommen,  lauft  auch 
(als  uns  der  herr  zu  solchem  ermant)  mit  christenlichem  her- 
zen herzu  darauf  dringend,  das  allein  das  wort  gottes  über- 
hand nem.   Das  ir  das  wellen  thun,  bitte  und  ermane  ich  euch  3 

2.  ittt  Hb.         3.  lutren  Bs.         4.  beiftget  Hb.         5.  gedacht  und  Ha.  6.  »zu  — 

nechsten«  ausgelassen  in  der  Hb.        10.  blipente  Hs.        11.  nit  Hb.       15.  befallen  Hs. 
20.  disen  einnen  Hb.       22.  knnea  Hb. 

1)  Vgl.  Kirchhofer,  Das  Leben  Wilhelm  Farel's.  Zürich  1831.  I.  20 ff. 
Hagenbach  54.  Herzog  250.  Ochs  V.  460  läset  irrthümlich  die  Dis- 
putation am  15.  Febr.  gehalten  sein.  Das  genaue  Datum  der  Disputation 
wird  mir  indes  auch  aus  Herminjard  I.  107  nicht  klar,  sondern  nur, 
dass  Farel  die  Disputation  zuerst  auf  den  23.  Febr.  angekündigt  (s.S.  193), 
dass  darauf  als  Antwort  auf  ein  gehässiges  Mandat  der  Universität  der  Rath 
am  24.  oder  wohl  eher  27.  (s  Herminjard  p.  195,  vgl.  198  Anm.  5,  s. 
unten  S.  44  zu  Zeile  38  und  Anm.  1)  Febr.  sein  Mandat  zu  Gunsten  Farel's 
erliess.  Die  Vorrede  und  die  Thesen  Farel' s,  wie  ich  sie  hier  gebe,  sind  einem 
alten  Druck,  4  Bl.  kl.  4°,  entnommen,  der  sich  in  einem  Sammelbande  der 
öffentlichen  Bibliothek  zu  Basel  £.  J.  IX.  34  als  sechstes  Stück  befindet. 
Dieser  Druck,  der  auch  das  Mandat  des  Rathes  enthält  (s.  unten  S.  42  ff.), 
lag  unzweifelhaft  Fr.  Ryff  vor.  Es  konnte  daher  genügen,  nur  RyfFa  Va- 
rianten, abgesehen  von  den  unbedeutendsten  orthographischen,  anzugeben. 
Gleichfalls  liegt  dieser  Druck  zu  Grunde  der  späteren  Abschrift  in  dem 
Bande  des  Antistitiums  ( Basler  Schriften  Tom.  IV.  Kirchen  -  Geschichte 
No.  13),  welche  das  Mandat,  die  Vorrede  und  die  Thesen  Farelfs  enthält, 
und  einer  anderen  Gopie  in  den  De  er.  et  m  and.  Bl.  115  ff.,  die  von  dem 
Genannten  die  Vorrede  ausUsst.  Modernisirt  waren  die  Thesen  schon  bekannt 
aus  Füsslin's  Beitr.  IV7  246  ff.  Vgl.  Haller  III.  Nr.  205.  Lateinisch 
stehn  sie  bei  Herminjard  I.  193. 


1524.  41 

durch  Jesum  Christum ,  unsern  behalter,  der  so  trungelich  uns 
bevolhen  hat  die  sorg  unsere  nechsten. 

Hienach  volgen  die  artickel  Guill.  Fareli. 

1.  Christus   hat  uns  die  allervolkomneste  regel  ze  leben 
,  furgezeicbnet ,  wölcher  nitt  gebürt  etwas  hinzusetzen  oder  hin- 

wegnemen. 

2.  Allein  die  gebot  gottes  mögen  geschehen  usz  dem  glou- 
ben,  also,  das  es  gotlosz  sey,  so  sich  einer  einer  andern  par- 
teyen  anhenkt,  oder  einer  under  andern  gebotten  dann  Christi 

•«lebet,  in  welchen  auch  geheissen  werden,  das  die,  so  nit  sich 
mögen  enthalten,  sollen  zu  der  ee  greifen. 

3.  Es  ist  frembd  von  dem  evangelischen  liecht,  dasz  man  helt 
nach  jüdischer  gewonheit  underscheidung  der  kleider,  der  speisz 
und  der  cerimonien. 

u  4.  Die  g-el^ett,  die  von  vylen  Worten  seind,  und  nit  nach 
dem  gebett  Christi  oder  ouch  nit  gereguliert  nach  christenlicher 
form,  mögen  nit  on  geferlicheit  gebettet  oder  uffgesetzt  werden, 
also  das  es  besser  were,  das,  was  man  darumb  gibt,  würd  usz- 
geteylt  den  armen,   und  nit  würd   uffenthalten  der  some  und 

Azundel  grosser  übel,  ja  man  sol  sich  mit  allem  flysz  under- 
ston,  das  alle  ding  zu  einigkeit  gebracht  werden,  das  da  ge- 
schehe, so  die  *)  würden  gehalten  zu  studieren  die  heiligen  ge- 
schrift,  und  nit  allein  underscheid  betten  in  mancherley  kleyder. 

5.  Das  warlichst  ampt  der  priester  ist,  dasz  man  oblige  dem 
a  wort  gottes ;  dem  sollen  sie  also  verbunden  sein ,  das  sy  nicht 

hoher«  halten,  und  so  inen  andere  Sachen  zu  hand  stossen  die 
mit  dem  wort  nit  [99]  fuglich  gehandelt  mügen  werden,  sollen 
sonderbar  diener  darzu  verordnet  sein.  In  diser  sach  sieht  man 
ein  verdamlich,  damit  ich  nit  sage,  die  schedlichste  schläf- 
»ferkeit  vyler. 

6.  Die  gebott  Christi  sol  man  nit  frävenlich  in  ratschleg 
keren,  auch  nit  widerumb  die  rit  in  gebott,  dann  das  ist  des 
tufels  ampt.  Zu  dem  gehört  auch,  das  verdamlich  ist  dero  geyz, 
die  umb  gwinsz  willen  predigen,  das  Christen  halten  sollen,  das 

siu  fliehen,  oder  fliehen,  das  zu  halten  ist. 

7.  Der  underdruckt  das  evangeli,  der  das  evangeli  unge- 
wisz  macht,  und  der  schempt  sich  Cristi,  der  nitt  seinen  bru- 
der  on  falscheit  leret  und  mer  förcht  die  menschen  dann  got. 

8.  Der   da   hofft  usz  eygner  kraft  oder  gewalt  selig  oder 
»gerecht  zu  werden  und  nit  durch  den  glauben,   der  rieht  sich 

1.  tmngenlich  Hl.  3.  »Gaill.  Fareli«  fehlt  in  der  Hs.  7.  glnben  Hg.  8.  sy  Hb. 
9.  parifaigen  Hb.  12.  rVftmptHs.  13.  14.  spisz  v.  d.  eeraonieii  Hb.  16.  sind  Hb. 
19.  rat  usgedeU*  Hb.  23.  kleydnng  Hm.  5t.  hoohera  Hb.  32.  rSd  Hb.  33.  der- 
lei Hb.  36.  «wangeliiim,  ewmgelj  Hs.  39.  »oder  gerecht«  fehlt  in  der  Hb. 
40.  glvben  Hb. 

1)  *si  hi  adigerentui*  etc.    Herminjard  I.  194. 


41  1524. 

uff  und  macht  sich  durch  den  freyen  willen  tu  einem  got,  und 
würt  durch  die  gotloszigkeit  erblindet.  | 

9.  Das  sol  man  am  allermeisten  begern  und  bitten,  das 
der  heilig  gtyst  ingibt,  und  die  opfer  der  Christen  sollen  allein 
got  geopfert  werden.  * 

10.  Die  do  gsund  am  leyb  seind  und  nit  ganz  dem  wort 
gottes  obligen,  die  seind  usz  des  apostels  sprach  schuldig  mit 
der  hand  zö  arbeiten1). 

11.  Ein  Christ  sol  sich  hüten  vor  den  rassnachtepil  und 
jüdischer  gleisznerey  in  fasten,  und  allem,  die  do  nitt  gesche-u 
hen  durch  ingebung  des  geysts,    auch  sich    hüten    tot   den 
götzen. 

12.  Welche  sach  sich  verglychen  jüdischen  Satzungen  und 
bürden  und  nit  gerimmen  christenlicher  freyheit,  sonder  sie 
niderdrucken,  sollen  von  christem  volk  nit  erlitten  werden,      ts 

[iso]  13.  Wir  sollen  sorg  han,  das  uns  Christus  anschein, 
durch  welches  kraft,  und  nit  durch  die  gestirn  und  ander  de- 
menten herschung,  alle  ding  werden  regiert,  wekhs  wir  genz- 
lich  hoffen,  das  es  geschehen  werde,  so  alle  ding  nach  evan- 
gelischer regel  würden  geregiert,  und  alle  hader  und  Bank  werd  w 
hindangesetzt,  damit  der  frid,  der  do  Übertrift  allen  sinn,  in 
unsern  herzen  wonete.   Amen. 

Uff  dise  artickel  und  uffschlachen  erhub  sich  ein  groser 
unwil  mit  dem  bischoffischen  huffen,  wie  dan  vorgemelt  ist*). 
Sy  vermeinten  sollich  disputatz  oder  gesprech  abzustellen,  ver-  v> 
butten  ouch  der  ganzen  universithet,  das  ir  keiner  solchem 
gesprech  solt  zuhürren,  doruff  daa  min  herren  ouch  ein  man- 
dat  liesen  uszgon,  wie  hienoch  stat3). 

Mandat  von  einem  ersamen  rat  der  etat  Botel,  gegen  des  bischofo 
vicari,  rectorn  und  regenten  der  universitet  daselbsz  (als  sie  aie% 
herinnen  verfaszie  artickel  zu  disputieren,  auch  allen  den  iren 

zäzehoren  verbauen)  uszgangen  4) . 

Wir  Adelberg  Meyer,  burgermeister,  und  der  rat  der  stat 

15.  njdertrocken  Hi.       16.  »hmU*  Hb.      20.  Wvdea  Hb.        33.  Kftjger  H*. 

I )  Wohl  eine  Anspielung  auf  1 .  Korinther  9  und  2.  Thessalonicher  3. 
2)  S.  ob.  39,37.  3)  Der  Sats  »Uff-  stat«  ist  wieder  aus  Ryff  entnom- 
men. 4)  Dies  Mandat  steht,  wie  schon  oben  8.  40  Anm.  1  erwähnt,  gleich- 
falls in  dem  alten  Druck ,  der  es  an  erster  Stelle  (vor  Farers  Vorrede  und 
Thesen)  bringt.  Der  Titel  nimmt  daselbst  die  erste  Seite  ein.  Da  auch 
hier  der  Druck  die  Vorlage  für  Ryff,  die  Cop.  Antist.  und  die  Cop. 
De  er.,  (an  welchen  beiden  Orten,  wie  oben  erwähnt,  das  Mandat  sich 
gleichfalls  findet),  gebildet  hat,  so  bin  ich  dem  Druck  auch  gefolgt  und 
habe  nur  relevante  Varianten  der  Ryff  sehen  Ha.  bemerkt.  In  selbst- 
st&ndiger  Ueberlieferung  findet  sich  das  Mandat  noch  in  den  Antiq. 
Gern ler.  I  Blatt  11  unter  dem  Titel:  »Mandatum,  die  bewerte  disputation 
Wilhelmi  Farelli  nicht  zu  verhinderen,  und  das  sie  von  allen  verpfrfindten 
solle  bes&cht  verden.    Anno  1524.«    Indes  stellt  sich  a«eh  diese  üeberlie- 


1514.  43 

Basel,  ftgen  tnfetigklteh,  so  geystlich*,  do  weltlichs  Stands  zu 
wissen:  Demnach  biszhär  und  noch,  durch  die  Seelsorger  und 
predicanten  dlser  statt  Basel  vil  zwyspältige  meinungen  uff 
den  kanzeln  geprediget,  auch  darneben  von  gemeinem  unserm 

iTolk  mengerley  reden,  also  das  ein  teyl  den  götlichen  leren 
und  heilig  geschfiften,  das  ander  teyl  den  Satzungen  und  Ord- 
nungen der  b&pst  und  eoncüien  anhangen  wollen,  gebrucht; 
und  aber  vergangner  tagen  etliche  gelerte  und  des  verstendig 
leüt,  durch  offenliche  disputationes,  freüntliche  underredungen, 

ü  im]  (doch  allweg  mit  Vergünstigung  eins  ersamen  rats  der  stat 
Basel),  im  callegio  der  universitet  diser  loblichen  stat,  do  dann 
»llicns  billich  hingehört,  auch  deszhalben  dise  und  ander  uni- 
veraiteten  am  meisten  aufgesetzt  und  gestiftt  ase  halten,  von 
einander  bericht  zu  empfahen,  damit  sich  ein  yeder  der  göt- 
tlichen warheit  und  evangelischen  leeren  am  glychisten  wisz  zö 
gettudienj  understanden ,  aber  stitigs  durch  die  obern  rector 
und  regenten  der  univerritet,  (die  sollichs  billicher  dann  bil- 
lich zö  für  dem,  gemeinem  christenlichem  volk  zu  nute,  bes- 
serting  irs  leben«  und  selenheyl  dardurch  zfi  empfahen  geneygt 

»  sein  holten) ,  ire  schwere  mandaten,  und  besonder  wider  die  in- 
gdipten  und  anhenger  der  universitet  greulich,  wie  dann  die- 
selben ire  ungegrünten  ussgestf eckte  mandaten  anzeigen,  ver- 
hindert, und  yetz  abermals  (als  zft  vermuten,  usz  ingiessung 
des  heiligen  geystes)  ein  christlicher  mensch  und  brfider,  mit 

b  atmen  Gwilhelm  Fareüus,  artickel,  so  uns  dann  teütscher  sprach 
gehalten,  mer  umb  des  willen,  ob  et  irret,  gelert  zä  werden 
und  berieht  zu  empfahen ,  dann  andere  dardurch  ze  leren ,  öf- 
fentlich im  collegio  zu  disputieren  willens,  den  rector  und 
regenten  der  universitet  zuvor  darunder,  im  das  zö  vergönnen, 

»  demotigklich  angesucht,  aber  unangesehen  sein  gut  christlich 
gemSt  und  fürnemeh  das  nit  Wollen  bewilligen,  sonder  stracks 
abgeschlagen,  deshalben  er  für  uns  als  die  oberkeit  ze  keren, 
ime  das  zft  vergünstigen,  verursacht.  Dieweil  wir  nun  solche 
seine  furgesätzte  artickel,  die  wir  nit  unzimlich,  den  ewange- 

ßlien  etwas  gemesa,  den  menschen  mer  nutzlich  dann  schaden, 
bericht  darunder  zu  empfahen,  befunden,  haben  wir  demselben 
Girilhelflio  vermelte  seine  artickel  latinischer  sprach,  und  umb 

1.  nengffieatn  H b.,  mengkliehen  Antlq.  Gernl.  4.  geprediaen  H s.  >toüc  fehlt  in 
Asl.OernL  5.  lerreren  H  s..lehrern  An  t.  Gern  1.  11.  ooleio  Ha.  11.  12.  »nni- 
▼enitet  —  mildert  fehlt  in  der  Hb.  Statt  «diser  löblichen  etat«  lesen  Ant.  Gernl.: 
iuelbet.  21.  ingelnpten  He.  eingeleibten  Ant.  Oernl.  grftwlich  Hb.  25.  Wil- 
helm Hb.  WUbehnus  Ant.  Gernl.  tateeher  Hb.  28.  ooleio  Hs.  3t.  wellen  He. 
33.  nn  Ht.  95.  »neehsten«  etett  »mensehen«  He.         37.  Wilhelao  Hb.  und  Ant. 

Gernl. 

femng  *]*  eine  spätere  (aus  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrb.)  dar  und 
konnte  daher  nur  sur  Vergleicfcung  benutzt  werden.  8.  Haller  III  No.  205. 
Füsslin  IVS.243.  Kirchhofer  a.  a.  O.  I.  20.  Herzog  1.250.    Hagen- 


44  1524. 

des  sich  unser  selsorgeren,  so  etwas  bericht  erlangen  möchten, 
im  collegio  diser  universitet  miltigklich  zu  disputieren  zuge- 
lassen. Aber  über  sollich  [102]  unser  Zulassung  haben  sich  die 
hochgelerten  herren  Heinrich  von  Schönow,  der  geistlichen  rech- 
ten doctor  und  in  geistlichen  Sachen  unsere  gnedigen  herren  5 
des  bischofs  von  Basel  vicari,  und  dan  rector  und  regenten 
der  universitet,  deren  sie  gnugsamlich  bericht  und  gut  Wis- 
sens gehebt,  abermals  zä  Verachtung  und  schmach  (als  wol  zu 
gedenken)  unserer  Zulassung  mandata  und  edicta  lassen  U6Z- 
geen,  allen  priestern,  Studenten  und  verwanten  der  hohen  schul,  t0 
by  penen  des  bans  und  uszschliessung  der  universitet  oder 
hohen  schul,  in  solliche  disputation  weder  darinnen  zu  dispu- 
tieren oder  zuzehören  ze  gon  verbotten,  darab  wir  nit  klein, 
sonder  grosz  beduren  empfangen,  und  wil  uns  gefallen,  das 
mengklich,  und  zuvor  die  selsorger,  predicanten,  priester,  »tu-  t* 
denten  und  verwanten  der  universitet,  in  solliche  disputation, 
so  betrachtlich  von  uns  vergünnet,  unangesehen  einicher  man- 
daten  oder  verbott,  sy  seien  joch  von  vicarien  oder  der  uni- 
versitet besehenen,  gangen  darinnen  disputieren  und  waren  be- 
richt der  heiligen  götlichen  leren  und  geschriften  sovil  müglich  20 
zu  vememen.  So  aber  yemands,  wer  der  were,  hohes  oder  ni- 
dern  6tands,  geistlich  oder  weltlich,  niemandt  hievon  uszgeschei- 
den,  und  besonder  die  von  einem  ersamen  rat  und  der  stat 
Basel  verpfrundet  oder  sunst  belehnet,  in  welcherley  gestalten 
das  were,  die  solche  disputation  über  unser  vorgehörte  zülas-  ** 
sung  verhindern,  oder  yemands,  und  vorab  die  geistlichen  und 
verwanten  der  universitet,  darein  zu  gan,  selbs  zu  disputieren 
oder  zuzuhören,  durch  vorige  oder  weitere  mandata  oder  gebot, 
wie  und  welcherley  weisz  die  geschehen  möchten,  verhindern 
w ölten  oder  underst&nden ,  denselbigen,  wer  die  [103]  seyen,  w 
sol  hinfür  malen,  bachen,  feyler  märekt,  durch  sy  oder  ir  ge- 
sind zu  gebruchen,  genzlichen  verbotten  und  abgeschlagen  sein, 
desgleichen  denen,  so  von  uns  und  der  stat  verpfrundet  oder 
belehnet,  ire  pfrunden  und  leben  genomen  und  der  genzlich 
entsetzt  werden.  Diser  unser  getrüwen  warnung  soll  sich  me-  s*. 
nigklich  wissen  zu  richten.  Zu  urkund  mit  unserer  stat  uflge- 
trucktem  secretinsigel  verwart,  und  geben  samstags  vor  oculi 
27.Febr.den  27.  tag  februarii1)  anno  domini  etc.  24. 

Caspar  Schaller  protoscriba 

civitatis  Basiliensis.  40 

2.  ooleio  He.  3.  »zu  losen,  zu  losung«  H s.  10.  ntuttenden  H «.  12.  schallen  H s.  13.  in 
solcher  disputation  weder  zu  disputieren  zuzeh&ren  A n t.  Gernl.  16.  disputastion  Hs. 
17.  vergönnet H s.  18.  eigen  Hs.  19.  worren  Hb.  20.  »gescheiten«  statt  »geechrif- 
tenc  An  t.  Gern  1.  22.  nieman  Hb.  24.  snst  belechnet  Ha.  25.  iolcb  disputieren 
Hb.  27.  dorin  Hb.  28.  wydre  He.  30.  sjiten  H  r.  31.  und  baohen  Hs.  und  Ant. 
Gernl.  34.  lochen  genuinen  Hb.  dorren  Hb.  deren  Ant.  Gernl.  35.  »unser • 
fehlt  in  der  H s.  and  In  den  Ant  Gernl.  36.  menglioh  Hb.  38.  So  haben  richtig  die 
A  n  t.  G«  r  n  1.  Der  alte  Druck  hat :  24.  »flerzeobenden«  Hb. 

1)  S.  über  die  unklare  Datirung  dieses  Documenta  Herminjard  I.  198. 


1524.  1525.  45 

Also  wart  dise  diaputation  volbrocht  und  ein  grose  zal 
volcks  die  do  zuh&retten,  von  geistlichen  und  weltlichen;  es 
kam  ouch  vil  gute  dorvon,  es  giengen  ouch  vil  sackten  und 
cermonien  ab,   es  endstunden  ouch  vil  cristlicher  lerrer  dovon 

s  uff,   und  nam  das  wort  gotz  fast  zu  und  wart  doctor  Ecalam-   «g 
padius  ein  lupriester  bestettet  zu  sant  Martin  und  in  dem  co- 
leio  alle  tag  zu  lesen  l) ;  er  macht  ouch  Vil  gutter  cristlicher  bu- 
cher,  die  Ton  im  uszgiengen  in  wytte  land,   er  liesz  ouch  ein 
buchly  uszgon  vom  sacrament  gar  cristlich  und  gut  im  latin 2) , 

ndesglich  vor  nie  gehört  wasz  worden,  er  verwarff  hiemit  dem 
romischen  huffen  alsz  ir  kromwerck,  aber  man  wolt  im  zu  Ba- 
sel nit  im  truck  losen  uszgon.  Doch  wasz  desmolsz  ouch  ein 
fast  gelertter  man  hie,  nit  namen  doctor  Erasmus  von  Rotter- 
dam, demselben  goben  mine  herren  solliches  buchly  zu  lesen, 

is  wie  im  ze  thun  wer ;  uff  disz  besechen  und  überlesen  schreib 
er  minen  herren  dise  nochgeschribne  antwurt  uff  disz  Ecolam- 
padius  bfichly  3) : 

[m]  Doctor  Erasmus  von  RoUerdamu*  beschribung  an  min  herren. 

sGroszgünstigen  herren,  uwer  erbarkeit  zu  gefallen  han  ich 
ä  überlesen  das  buchly  Johannes  Eocolampadii ,  welches  do  sagt 
von  den  wortten  des  nachtmolsz  unsers  herren.  Dorum  so  vil, 
alsz  ich  mich  verston,  so  ist  es  fiirwor  ein  geschickz,  geziert 
and  wolgemachtz  buchly,  und  das  noch  wol  mer  ist ,  so  möcht 
ich  wol  sagen,  das  es  ein  cristlich  buchly  werre,  wo  anders 
5 ouch  etwasz  cristlichs  genent  möcht  werden,  so  do  wydrig  ist 
dermeinung  und  verwüligung  der  küchen,  von  welcher  abwichen 
oder  wyderspennig  syen  minnem  urttel  noch  geferlichen  ist.« 

Aber  es  wart  im  nit  zugelosen  hie  zu  trucken  oder  das 
maus  het  losen  uszgon,  so  vil  betten  die  pfaffen  zuwegen  brocht, 
»  dan  es  lag  in  fast  vil  doran,  dan  es  wasz  gaqtz  wyder  die  mesz 
und  all  ir  Satzung.  Also  wart  es  zu  Strasburg  truckt  und  gieng 
wyd  und  breyd  und  wart  ouch  vil  uff  disz  buchly  gehalten. 
Dornoch  wart  erkent,  das  man  alle  sinne  bfichly  liesz  hie  in 
truck  kumen. 

Er  hat  »samedi  avant  Oculi  le  24.  jour  de  Fevrier«,  wie  der  alte  Druck  und 
Fu  salin  IV.  246,  was  aber,  wie  er  schon  bemerkt,  sinnlos  ist,  da  Samstag 
vor  Oculi  1524  der  27.  Feb.  war.  Ochs  V.  460  liest  wie  Ryff :  den  14.  Feb. 
Warstigen  hat:  »Sampstag  vor  der  alten  Fastnacht« f  vor  Invocavit  =* 
13.  Februar.  1)  Hersog  I.  284.    Hagenbach  64.    Herminjard  I. 

336.  Oekolampad  an  Farel  6.  Feb.  1525.  ^  2)  De  genuina  verborum  Do- 
mini  »hoc  est  corpus  meum«  juxta  vetustissimos  auctores  expositio.  Hagen- 
bach  79.  Hersog  I.  322,  verdeutscht  von  Hetzer  1526.  S.  Weller 
No.  3943.  3)  Wurstisen.  Hagenbach  82.  Der  Kath  verlangte  von 
Ludwig  Ber,  Erasmus,  Cantiuncula  und  Bonifaciua  Amerbach  ein  Outachten 
über  des  Oekolampadius  Schrift.  Das  Gutachten  des  Erasmus  findet  sich  in 
einer  Abschrift  des  16.  Jahrh.  in  den  Ant.  Gern ler.  I.  Bl.  17  f.,  ferner  in  ei- 
nem Drucke  des  vorigen  Jahr,  (anscheinend  Basel,  bei  Sörin,  um  1780), 
deutsch  bei  Wurstisen  542  ff. 


46  (1520)  16U. 

Also  brecht  die  1er  von  disem  doctor  Ecolampadius  vil  frucht 
in  allen  landen,  dan  disz  buchly  macht  vil  anhangs  des  ewan- 
gelium,  also  da«  es  ouoh  kam  in  die  eydgnoschafft,  wiewol  die 
von  Zürich  vor  der  meinig  worren,  hatten  ouch  ein  crist- 
lichen  lerrer  in  aller  meinig  wie  Ecolampadius,  dordurch  das* 
gotzwort  ouch  by  innen  fast  Bnnam,  des  man  disen  zweygen 
predicantten  nit  fast  günstig  wasz  in  der  eydgnoschafft,  vorusz 
die  grosen  pensioner,  wyder  die  es  heftig  wasz.  Man  satzt  in 
ouch  fast  zu,  wo  man  sy  möcht  umbringen,  den  von  Zürich 
und  den  von  Basel,  derren  von  Zürich  genant  meyster  Urichi 
Zwingly,  gar  ein  gelertter  man. 

[105]  Also  erdochten  gemein  eydgnosen  ein  fand,  wie  sy  möch- 
ten zuwegen  bringen,  das  sy  dise  zwen  menner  möchten  hin- 
dergon,  und  wart  ein  disputatz  angesechen  und  uszgeschriben 
zu  Obren  Baden  im  Eigöw !) .  Aber  es  wasz  uff  kein  gutz  an- i 
gesechen,  dorum  wolten  die  von  Zürich  iren  predicanten  nit 
dar  schicken,  aber  von  Basel  schickt  man  Ecolampadius  dar 
mitsampt  andren  predicanten  und  etlich  der  redten. 

Also  wart  ein  dispütatzion  gehalten,   aber  es  verfieng  by 
sollichen  lütten  nüt,  es  mögen  berly  under  süwen  nit  für  wert  i 
gehalten  werden.    Es  wer  vil  hievon  zu  schriben,   ist  aber  on 
not,  dorum  wil  ich  wydter  mit  andrem  färfarren. 

Von  eitn  gememnsn  gssellensckieten,  so  zu  Basel  gshaUsn  ist 

worden. 

24.  Mai.         Uff  pfinßten,  alsa  man  zalt  1523  jor,  wart  durch  beger  ge-  i 
meiner  schützen  von  Basel  mit  der  buchsen  und  mit  dem  bogen 
ein  gemein  geseüenschiesen  erkant  und  uszgeschriben,  wytt  und 

2o.jnu.  breyd  zu  halten,  uff  mentag  noch  sant  Margretten  tag  anzu- 
fachen; also  kam  ein  grose  erliche  geselschafft  har  von  frempten 
lütten.  Esz  komen  har  großen,  fryherren  und  ritter,  desglich  i 
vil  edellüt,  ouch  usz  der  eydgnosehafft,  von  andren  wyden  stat- 
ten nidsiden  und  obsiden;  esz  komem  euch  die  von  Strasburg 
fast  erlich,  und  gaben  mine  herren  für  das  best  vorusz  nerzig 
rinsch  gülden,  und  wurten  der  goben  sust  vil  gemacht  in  Sil- 
ber und  golt,  wart  also  mit  dem  bogen  erlich  acht  tag  gehal- $ 
ten,  dornoch  acht  tag  mit  den  buchsen,  wart  ouch  iederman 
grosz  zucht  und  er  bewisen  und  gutte  geselschafft  gehalten. 
Es  wasz  ouch  alle  ding  hübsch  und  wol  zugerust  uff  dem  platz1] 
und  uff  der  Schüzenmatten  mit  zelten  und  andren  ziertten, 
so  man  innen  zu  erren  ungeschlagen  hat,  bisz  uff  den  letsten  \ 
tag,  kam  gar  ein  ungestüm  wetter,  warff  die  zelten  und  alsz 
um,  das  iederman  must  ab  der  matten  gon,  doch  wasz  es  schon 
[ioe]  gar  usz,  und  gewunen  die  von  Strasburg  mit  dem  bogen 

1)  Vgl.  Chron.  Georgii  ad  a.  1526  aueführiich.       2)  I).  h.  auf  dem  St. 
Peten-Plats. 


1*24.  47 

die  beste  gob  und  die  von  Ulm  mit  dar  buchsea  die  beste. 
Also  endet  sich  diaa  schießen  ouob  und  für  iedennan  erlich  wy- 
der  heim. 

Von  ein  zug,  so  man  in  Meüand  thet  von  Basel  zum  Franzosen*). 

;      UffLoreutzii  im  erstgemelten  jar  sobiokt  man  drü  hundert  10.  Aug. 
burger  von  Basel  in  Meiland,  doch  nit  anders,  dan  der  gern 
riechen  wolt,  wasz  under  disen  houptman  jungker  Baltaser  Hil- 
brant  und  fenricb  Martin  Streiff  zum  Rapen  und  underfenricb 
Hansa  Zwilchenbart  über  Bin,   hatten  ein  fry  fenly  von  dry 

uferben,  wisa  und  schwarz  und  rouchfarb.  Got  geb  in  gluck! 
Es  zogen  ouch  hie  durch  die  von  Mulhusen  den  unseren  glich 
noch  mit  hundert  knechten,  ouch  mit  eim  frygen  fenly,  wasz 
dorunder  houptman  Franz  Hagenbach. 

Von  eim  ungestümen  weiter. 

r,       Uff  sant  Simon  und  Judes  tag  im  jor  erstgemelt  zu  nacht  28.  oct 
zwischen  siben  und  achten  im  nachtmol  kam  aber  ein  unge- 
stüm wetter  mit  donner  und  blixgen  und  mit  eim  starcken 
regen,  das  desglich  kum  erhört  wasz  worden,    werret  bisz  uff 
ein  stund  lang,  wart  es  wyder  gantz  hell. 

»  Von  eim  grasen  erdbydem7). 

Uff  der  kindlen  tag  zu  nacht  zwischen  zwelffen  und  ein  28.  Dee. 
im  1524  jor  kam  ein  groser  erdbydem,  das  die  huser  erziderten. 
Man  seit  ouch,  das  er  by  sechsz  mal  wegs  wyd  gehört  wer  wor- 
den, vergieng  schnei  wyder. 

s»  Von  eim  zug  aber  in  Meyland. 

Uff  zinstag  noch  dem  suntag  jubilate  im  erstgemelten  jor  i».  Apr. 
zoch  Jocab  Meyger,  den  man  nempt  zum  Hasen3),  mit  zwey 
hundert  knechten  mit  eim  [107]  frygen  fenly,  wasz  fenrich  Os- 
walt  Holtzach  und  underfenrich  Petter  Schorendorff;  sy  zugen 
a  aber  nit  wyd,  sy  wurtten  gewend,  komen  in  acht  tagen  wyder 
heim. 

Von  eim  zug,  so  man  aber  thet  in  Meüand  und  wart  diser  zug 

gon  Boffiy  K)  geleyd. 

Zu  herbstzit    im    erstgemelten    fier  und    zwenzigisten  jor 

;mand  der  kunig  aber  ein  eydgnoschafft  im  zu  hilff  zu  kumen. 

Also  zoch  man  für  Bofiy,  belegertten  das  mit  des  künigs  volck, 

logen  lang  dorvor  in  meinig  die  in  der  stat  uszzuhüngeren, 

tber  sy  hatten  sich  wol  versechen,  logen  die  keiserschen  fast 

t)  S.  Wurstisen.  Bullinger  I.  113.  Anshelm  VI.  217.  Er  sagt: 
der  Zog  tei  »tu  End  Aagstens  usgangen.«  2)  Vom  Karth.  Georg  in'» 
hb  1*24  gesetst,  a.  u.  3)  Hierdurch  wird  Ochs'  Zweifel  V  S.  470 
»Melle ich t  der  cum  Hasen«)  gehoben.        4)  Pavia. 


48  1&25. 

starck  in  der  stat,  ouch  fast  vil  edler,  thetten  zu  beyden  par- 
thigen  einander  grosen  schaden,  zuchen  vil  eydgnosen  hinin, 
ließen  von  Basel  by  fierhundert  hinweg  usz  der  stat  und  usz  den 
emptren.  Also  zum  letsten  fiellen  die  usz  der  stat  und  über- 
(W.Feb. fiellen  die  französischen  und  thetten  ein  grose  Schlacht1),  und^ 
'  wasz  von  lantzknechten  uff  des  Franzosen  hülfen  wasz,  deren 
komen  wenig  dorvon,  desglichen  die  franzischien  empfiengen 
grosen  schaden;  do  komen  ouch  vil  eydgnosen  um,  und  wasz 
dorvon  kam,  wart  gefangen  und  ellendiglich  mit  in  gehandlet, 
etlich  wurtten  gantz  nacket  uszzogen,  den  andren  genumen  tl 
wasz  sy  hatten.  Do  gewunen  wir  aber  ein  erliche  but  von  unser 
vereinig,  so  wir  mit  dem  künig  gemacht  hatten,  do  verluren 
wir  aber  menchen  gutten  burger  um  des  bösen  gcltz  willen. 
Got  verzichs! 

Aber  von  eim  erdbydem.  t 

20.  Apr.  Uff  mitwuchen  noch  dem  suntag  jubilate,  anno  wie  ob- 
stat, wart  aber  ein  groser  erdbydem  gehört,  wart  ouch  an  vil 
ortten  gehört,  vergieng  ouch  schnei  wyder. 

[tos]    Von  eim  grosen  volck,  dasz  sich  versamlat  hat  in  alten  landen 
wyder  ire  oberkeitten,  so  man  nempt  die  burren.  * 

In  dem  monet  des  mertzen  alsz  man  zalt  von  der  geburt 
unsers  erlösers  1525  jor  erhub  sich  ein  grosz  gemein  volck,  so  man 
nampt  die  burren,  erstmolsz  in  dem  Franckenland  und  dornoch 
uff  dem  Schwarzwald2),  ins  pfaltzgroffen 3)  land,  desglich  im 
Elsesz  und  Sungäw,  im  Rinthal  und  insz  margroffen  land 4) ,  in  - 
summa  allenthalben  im  land  erhub  sich  das  gemein  volck  uff 
dem  land  und  samlaten  sich  mit  einer  grosen  zal,  und  wüst 
aber  nieman,  wasz  willens  sy  worren  oder  wasz  sy  mud  hatten, 
endsatzt  sich  iederman  gegen  in,  dan  sy  worren  fast  wolgerust, 
und  seit  man ,  das  ir  meinig  wer ,  iren  herren  und  obren  we- » 
der  zinsz,  zechend  noch  gült  me  zu  geben,  sunder  wolten  fry 
sin5).  Es  wasz  ouch  ir  meinig,  den  adel,  desglich  pfaffen  und 
munchen  und  nunnen,  zu  vertriben,  alsz  sy  ouch  zum  teil  thet- 
ten, dan  sy  zerstörten  vil  kloster  uff  dem  land  allenthalben; 
es  dörflt  ouch  kein  pfaff  noch  munch  ir  wartten,  sunder  sy-* 
wurtten  uff  dem  land  zerstrouwt,  dasz  sy  sich  in  die  stet  thet- 

i 

1)  Die  Schlacht  von  Pavia  vgl.  Anshelm  VI  S.  331  ff.  Buliinger  1 
S.  256.  Kessler  III.  367  ff.  2)  Diese  Auffassung  ist  nicht  richtig.  Der 
Schwarzwald,  insbesondere  Stühlingen  im  Hegau,  war  die  Wiege  des  Auf- 
standes, und  zwar  schon  im  Sommer  1524.  Im  März  1525  lodert  er  beson- 
ders im  Algftu  wieder  auf.  Im  Allgemeinen  vgl.  Zimmermann,  Geschichte 
des  grossen  Bauernkrieges,  2  Bde.  Stuttgart,  Rieger  1S56  (2.  Aufl.). 
3)  Pfalzgraf  Ludwig.  4)  Ernst,   Markgraf  in  der  obem  Markgrafschaft 

Baden.        5)  Anspielung  auf  die  12  Artikel. 


1526.  49 

reu  und  wo  ay  dan   uffenthalt  han   möchten.  ^     gy  zerbrachen 
den  pfaffen  ire  huaer  und  äsen  und  truncken   in,  wagz  8j  flmmm 
kn,  verdarbten  den  klostera  und  edlen  vil  win   un^  körn,  des- 
glich  ?il  fiech.    Es  wasz  nüt  vor  in  sicher,    j^  <jan  pfagexkf 
üminchen,  nunen  oder  edellütten  zuhört;    sy    fl engen  ouch  an 
und  thetten  sich  für  die   stet1),   nämlich   für  Ensen,   Friburg, 
Sultz1),   Gebwiller»)    und  Watwiller  und  Sennen4),   deszglich 
ins  margroffen  land   nomen  sy  Rottällen  in ,    Susenburg  und 
Hochburg.    Es  dorfft  ouch  kein  bur  wyder  sy  sin,  sunder  mit 

i  in  riechen,   so   halt   sy  in  mandten.    Sy  zugen  ouch  im  Elses 
für  Than  und  [109]  Zscherwüler5),  do  empfengen  sy  ein  grosen(2o.M«i.> 
schaden,  dan  die  edlen  hatten  ouch  etlich  rütter  gesamlat,  die 
komen  hinder  ein  hüffly  burren  vor  Scherwiller,   die  brochten 
^y  fast  al  um ,    sy  thetten  in  ouch  sust  an  andren  ortten  ouch 

"vü  schaden.    Es  komen   ouch  fast  vil  der  burren  gon  Elsesz- 
Zabern,  by  zwentzig  tusent  in  die  stat,   die  wurten  von  dem 
herzogen  usz  Lutringen  starck  überfallen  und  do  jemerlich  er-<i7.M»i.) 
mört6i.    Dan  der  herzog  seit  in  frid  und  gnod  zu,  das  sy  sol- 
ten  abziechen,   ieder  mit  siner  hab,   gab  den  burren  des  ouch 

*  brieff  und  sygel,  doch  das  sy  ire  gewer  und  woffen  solten  von 
in  thun.  Do  sy  das  selbig  thetten ,  überfiel  er  sy  über  alles 
zusagen  und  ennörtet  sy  alle  ellendglich  und  brocht  do  um 
me  dan  zwentzig  tusent  burren.  Er  macht  do  manch  vatterlosz 
kind,   er   wasz    unredlich  und  unfurstlich  mit  in  umgangen. 

i'Uesglich  thet  ouch  der  pfalzgroff  am  Rin,  der  überfiel  ouch 
etlich  und  liesz  ir  uff  ein  tag  me  dan  hundert  die  köpf  ab- 
xilachen7).  Die  armen  lütt  wurtten  allenthalben  mit  groser 
>troff  wyder  gehorsam  gemacht ,  es  musten  ouch  vil  usz  dem 
land  wichen,   die  nimermer  zu  den  iren  kumen   dorfften.    Es 

s  wer  vil  von  disem  burrenkrieg  zu  schriben ,  wie  die  fursten 
and  herren  mit  in  umgangen  sind  so  ellendglich  und  unbarm- 
herzig, das  nieman  gnug  dorvon  sagen  kan,  dan  do  kam  ein 
stroff  über  die  andre  noch  und  noch ,  das  sy  nit  me  grümen 
mochten.    Es  wurtten  ouch  vil  zu  Ensen  gericht,   etlich  und 

;  tu,  die  nie  schuld  doran  gewunnen,   aber  do  wart  kein  gnod 


1]  Vgl.  H.  Schreiber:  Das  Breisgau  im  Bauernkriege,  in  dessen 
Taschenbuch  für  Geschichte  und  Alterthum  in  Süddeutschland.  Freiburg, 
Eamerting  1839,  Bd.  1.  2)  10.  Mai,  Zimmermann  II.  403.  3)  12.  Mai, 
Zimmermann  II.  403.  4)  Sennheim  (Cernay)  15.  Mai,  Zimmermann 
ilO.  8.  403.  5)  Das  Gefecht  am  Pass  von  Scherweiler:  Zimmer- 

mann TJ.  420.  S.  die  synchronistische  Uebersicht  in  Bensen:  Geschichte 
^Baaernkrieges  in  Ostfranken.  Erlangen,  Palm  1840,  S.  582.  6)  Zim- 
mermann II.  417.  S.  von  Schweizer  Quellen :  Bullinger  I.  247,  wo  in- 
des die  Darstellung  nicht  klar  ist,  auch  Wurstisen.  Kessler  III.  336. 
An s heim  VI.  294.  7)  Das  »uff  ein  tag«  ist  Uebertreibung  des  schon  an 
®d  für  sich  Furchtbaren;  vgl.  Bensen  a.  a.  O.  S.  485  nach  Haar  er, 
Wendelstein  u.  s.  w.    Zimmermann  II.  Cap.  12  u.  s.  f. 

feto  Ckro&ikaa.  L  4 


60  J&25. 


sunder  sobalt  er  von  den  rüttern  ergriffen  wart,  ao 
nrast  ers  lyden,  dan  sy  ritten  tag  und  nacht  uff  sy,  dorfiten 
ir  etlicfa  wol  in  den  betten  ufinemen  und  mit  in  gon  Ensen 
farren.  Hieby  ichsz  wil  Ion  blrpen  um  kürze  willen1). 

[110]    Von  eim  vffkuff,  so  zu  Basel  sok  besckecken  sin,  so  uff  die    s 

burger  er  dockt  tvasz  worden2) . 

1.  Hu.  Uff  Phillip  und  Jacoby  im  erstgemelten  jor  gieng  ein  red 

under  der  gemeind  und  kam  ouch  fiir  min  herren,  wie  etlich 
burger  solten  ein  anschlag  gemacht  han  mit  den  burren  in 
unsren  emptren,  wie  das  man  wolt  in  der  stat  die  kloster  über-  10 
fallen,  und  solt  der  bescheyd  uff  der  weber  husz  sin  beschechen. 
Do  das  mine  herren  innen  wurtten,  versamlatt  man  ein  grosen 
rot,  wie  man  sich  in  der  sach  halten  wolt,  dan  es  gieng  wol 
ein  red  usz,  das  die  burren  in  emptren  unr&wig  werren  und 
wolten  für  min  herren  kerren,  innen  ir  beschwernusz  erzenen ;  i» 
nu  aber  es  wasz  noch  alsz  still  und  wasz  diser  anschlag  ouch 
erlogen,  dan  das  der  verzwifflet  huff  der  pfaffen  vil  lüg  erdoch- 
ten3).  Also  Wart  dennocht  so  vil  gehandlet,  das  man  ein  ge- 
mein bot  uff  allen  zunfften  hielt  uff  des  hellgen  crutz  tag  im 

3.  Mai.  meygen  und   Wart  mit  grosem  rot   erkent ,    das  man  uff  iede  20 
zunnt  etlich  herren  vom   rat  schickt,   die  nu  all  zunfftbruder 
gemeinlich  anforderten,  welcher  eins  andren  willens  wer,   dan 
das  er  lieb  und  leyd  mit  minen  herren  lyden  wolt,  ouch  lib  und 
gut  zu  innen  setzen  wolt  ietz  in  disen  wyderwertycken  loüffen, 
des  ouch  nieman  unwillig  runden  wart,  sunder  aUi  lib,  er  und  2s 
gut  zu  minen  herren  setzen ;  dan  diewil  schwerlich  Sachen  ver- 
banden worren  allenthalben,   besorgten  mine  herren,   es  wurt 
under  irer  gemeind  ouch   endstonn.    Sollichem   zu  Türkinnen, 
hielten  sy  disz  bot  uff  allen  züntften  und  begertten  ouch   ein 
wissen  zu  haben,  ob  sich  iemans  beclagte,  der  etwasz  beschwert  ao 
were,   der  mochte  sollichs  minen  herren  anzeygen,  ab  es  wart 
iederman  gutwillig  funden.    [111]  Also    gieng  iederman  wyder 
heim  und  worren  wol   zurriden   und  gestund  also   an   bisz  uff 

3.  Mu.  den  oben  dises  tags  um  die  fierte  stund  noch  mitag,   kam  die 
mer,   wie  die  burren  usz   unseren  emptren  kernen  mit  macht  35 


1)  Verglichen  mit  andern  Schweizer  Darstellungen  des  Bauernkrieges 
steht  die  unsres  Autors  der  sehr  gedrängten  des  Salat  (S.  127. 128)  voran. 
wird  aber  sehr  übertreffen  durch  die  von  Bullinger  I.  241  ff.,  An  ehe  Im 
VI.  269  ff.,  vor  allem  aber  durch  Kessler  III.  314  ff.,  der  sogar  deutschen 
Quellen  sehr  wesentlich  ergänzend  an  die  Seite  tritt.  Abweichungen  vom 
Chron.  Geörgii,  die  in  cum  verschiedenen  religiösen  Interessen  der  beiden 
Autoren  wurzeln,  sollen  bemerkt  werden.  2)  S.  Zimmermanns  zu- 

sammenfassende Darstellung  in  dessen  Geschichte  des  Bauernkrieges 
IL  95—99,  nach  Ochs  V.  492  ff..  3)  Bruder  Georg  weicht  in  dieser  Auf- 
fassung bedeutend  von  Ryff  ab.    S.  u.  Chron.  Georgii. 


1125.  51 

oad  wolten  in  die  »tat.  Do  aeitten  etlich,  ay  wolten  die  klo- 
m  überfallen  und  hetten  etlich  burger  beacheyd  mit  innen, 
das  gy  innen  das  thor  wolten  offen  behalten,  etlich  seiften,  die 
«fhlosz  an  den  thorren  werren  vergosen,  das  man  die  thor  nit 

>be*chliesen  möcht,  es  gieng  villerley  red  usz,  ein  ieder  leyd 
es  noch  sim  verstand  uff  dasz  Wst  usz,  und  wart  doch  der 
gwst  zwiffel  uff  der  weber  zünflt  gleyd ,  die  es  dan  mit  den 
burren  solten  gehebt  han.  Also  erfand  es  sich  doch,  das  nit 
daran  wasa,  aber  es  musten  vil  um  Unschuld  dorum  in  gefeng- 

taisz,  alsz  man  harnoch  wol  h&rren  wurt.  Je  alaz  es  wart  um 
die  nt,  wie  obstat,  komen  die  burren  usz  den  empören  bis» 
zum  kapelle1)  vor  Eschamar  thor,  hatten  ouch  Liestal  ingenü* 
men  und  etlich  burger  dorusz,  die  mit  in  ziechen  musten,  und 
Eagenthal2) ,  das  kloster,  desglich  zum  rotten  husz2),   worren 

sbegynenhüser,  osen  und  truncken,  wasz  do  wasz,  vertriben 
ouch  die  beginnen ;  also  wart  fast  ein  grosz  geloüff  hie  in  der 
>ut,  das  man  alle  thor  versach,  desglich  alle  dum  und  murren, 
and  am  Kornmerckt  wasz  man  ouch  im  harni&t  und  mit  gewer. 
Do  wasz  ein  grosser  schrecken  in  den  bebstischen,  hatten  ein 

ff£n*z  geschrey  und  forcht,  man  wolt  in  die  hüser  durlouffen, 
bitten,  man  wolt  in  das  ir  nemen.  Ich  sach  aber  nieman, 
der  des  willens  wer,  es  wasz  ouch  nit  alsz  grusam,  alsz  maus 
macht.  Also  wart  die  nacht  und  noch  und  noch  starck  getrot- 
tet und  gewacht,  und  schickt  man  etlich  des  rotz  und   von 

t  -a]  houptren  die  nacht  für  das  thor  hinusz  mitsarapt  etlichen 
wolgerasten  bürgeren  und  kamen  zu  den  burren,  die  dan  die- 
selbe nacht  vor  dem  thor  oder  vor  der  stat  logen,  zu  erfordren, 
*a*z  doch  ir  beger  oder  anügen  wer,  das  sy  in  dan  inmosen 
erzaltten,  on  not,  alsz  hie  zu  beschriben*    Esz  wasz  aber  ouch 

>ir  beger  einue,  das  sy  an  mine  Herren  begertten,  innen  crist- 
üch  predicanten  zu  geben,  die  in  das  wort  gottes  lutter  und 
clor  prediggetten  noch  inhalt  alt  und  nüw  testamont,  und  wasz 
if  beger  gar  nüt  iemans  zu  beleydigen  oder  das  sin  zu  nemen, 
«laz  man  dan  in  und  andren  zugeleyd  hat3).   AJbso  wart  in  der 

3ärh  gehandlet,  das  in  mine  herren  in  etlichen  articklen  ver- 
ketten and  in-  vil  in  beschwerden  und  andrem  nochlieseu, 
domit  sy  zu  friden  kernen,  und  wart  alle  ding  verzigen  und  ge- 
rieht und  zagen  wyder  heim. 

1-Ab  Sud«  tos  sptterer  Rand,  anscheinend  der  des  Peter  Et  ff:  »MB.  das  pfaffen- 
*******  nsseten  m.  Wissenbuif ,  dessen  Tatter  des  rkate  af  deiaalbigen  swift  cwasen  md 

1/  KapeUe  der  heiligen  Elisabeth.  Fechter  107.  2)  S.  L.  A.  Burck- 
sirdt,  Die  Verfassung  der  Landgrafschaft  Sisgau  in  den  Beitr.  iur  vaterl. 
Wuchte  n  über  Engenthal  und  da»  Bothe  Haus  S.  332  und  S.  432—434. 
>?<-  die  Stelle  aus  Wurstisen  bei  Buxtorf,  Reform**.  Chronik  des  K. 
«wy  S.  75.  üeber  die  Beginen  in  Basel  überhaupt  s.  Fechter  8.  60-63. 
1  ue  Einwirkung  der  12  Artikel  auf  diese  4er  Baseler  Bauern  ist  unver- 
itüflbw;  s.  auch  Zimmermann,  Geschichte  des  Bauernkrieges  IL  98. 


52  1525. 

4.  Mfti.         Also  hielten  mine  herren  den  andren  tag  aber  den  ganzen 
tag  rot  und  wurtten  vil  von  wehren  gefangen,   wib  und  man, 
logen  by  acht  tagen.    Sy  wurtten  aber  unschuldig  funden  an 
dem,  so  man  in  dan  zugleyd  hat,  bisz  an  ein,  wart  mit  disen 
gefangen,   mit  namen   Urich  Leyderer.    Denselben   hielt  man  * 
lang  gefangen  und  wart  vil  uff  in  geleyd  von  dem  pfeffischen 
hüffen  und  irem  anhang,  dan  diser  wasz  fast  wol  am  wort  got- 
tes,   des  er  dester  mer  figent  im  rot  und  sust  von  pfaffen- 
knechten  hat.   Es  wart  ouch  ruch  mit  im  gehandlet  mit  strecken 
und   andrer  marter.    Es  wart  wennig  an   im  vergesen,    ob  sy  lft 
etwasz  hetten  mögen  usz  im  bringen,    domit  sy   das   gotzwort 
hetten  [113]  wyder  undertruckt,  aber  diser  wart  unschuldig  fun- 
den, dan  er  begert  nüt  anders  dan  rechtz,  so  er  schuldig  wer, 
im  das  solt  beschechen,   wol   und  we   thun;    dan  es  wart  vil 
ubels  uff  in  erdocht,   wie   er  etwasz  solt  geschriben  han,    das  ls 
wyder  den  rot  oder  oberkeit  solt   sin  gesin,   desglich  ein  an- 
schlag  mit  den  burren  gemacht  han,  das  alsz  erlogen  wasz ;  es 
wart  ouch  zu  mer  mollen  erkent  mit  grosem  rot,  das  man  im 
recht  solt  halten,  aber  es  mocht  im  nit  verlangen,  dan  die  an 
im  schuldig  worren,   besorgten   sich,    sy  wurtten  übel  bestan.  20 
*  Sy  funden  in  gantz  unschuldig,  dennest  wolten  sy  in  nit  her- 
usz  losen,   dan  sy  forchten  die  gemein  wurtten  innen,  wie  sy 
mit  im  gehandlet  hetten  nit  alsz  gnedig  herren,   sunder  alsz 
thirannen.    Gott  gebs  in  zu  erkennen!    Lag  also  by  eim  hal- 
ben jor l)  hertiglich  gefangen ,    bisz   sy  in  vor  der  gemeint  nit  *•> 
wol  lenger  dörfften  in  Ion  und  liesen  in  also  alsz  ein  krancken, 
den  sy  wol  pinget  hetten,  herusz,  leyden  im  ouch  ein  schwere 
urfech  uff,  domit  nieman  ir  thyranny  innen  wurt. 

Es  erhub  sich  ouch  das  bursvolck  insz  bischoff  von  Basels 
biet  und  wolten  dem  bischoff  nit  me  gehorsam  sin,  noch  in  3° 
ouch  für  ein  herren  haben,  und  ruften  min  herren  an  für  ir 
Schirmherren.  Begertten  innen  ouch  gehörig  und  gehorsam  ze 
sin  des.  In  derren  von  Sollenthurn  biet  und  empter  lüffen  ire  bur- 
ren ouch  zusamen,  doch  wart  es  halt  gestillet  und  ferdettiget 
durch  min  herren  und  ander  gut  nochburren.  Also  wart  hie  ** 
lang  grosz  wacht  und  hud  gehalten2). 

Von  eim  tag,  der  hie  zu  Basel  gehalten  vfart  der  burren  halb 

in  Sungow  und  margroffen  land. 

(25.  Juli)  [114]  In  dem  erst  gemelten  jor  wart  ein  tag  angesetzt  hiehar 

14.  Hier  scheint  im  Sinn«  etwa»  an  fehlen,  dae  ich  nicht  am  ergänzen  wage ;  die  »ehr  un- 
klare Constrnction  will  offenbar  tagen :  »wann  er  schuldig  wäre,  sollte  ihm  dae  (eein 
Hecht)  geschehen,  nämlich  (Je  nach  Umstanden)  Wohl-  oder  Wehe thun.c  28.  Am  Bande 
von  der  Hand  den  Peter  Byff:  »Ich  hab  disen  man  wol  gekant,  Hans  Leiderer,  ein  son  iat 
rhatsher  aun  wabern  worden.« 

1)  »Per  trea  menses«  Chron.  Georgii  ad  a.  1525.        2)  Anshelm 
VI.  295  ff. 


1525.  53 

gon  Basel !)  durch  anrußen  gemeiner  burschaflt  im  Elsesz,  Sun- 
gow und  ins  margroffen  land,  um  hilff  und  gnod  innen  zu  er- 
werben gegen  iren  herren  und  dem  regiment2),  dan  sy  in  gar 
vil  not  und  ubertrang  anthetten,  sobalt  die  edlen  überhand  ge- 
urunen  und  die  burren  wyder  zerteilt  wurden,  wasz  wenig 
snod  und  barmhertzigkeit  do,  ietz  mit  brand  und  dan  mit  ge- 
fengnis3;.  Also  fiengen  die  burren  im  Sungow  an  zu  flöchten, 
und  uff  sant  Bartlomesz  tag  erst  genant  datum  furtten  die  bur-2*-  Ang. 
ren  usz  dem  Sungow  harin  in  die  stat,  wasz  sy  erfuren  moch- 
ten von  körn,  win,  huszrot,  wib  und  kind.  Do  wart  grose  not 
jesechen,  es  wart  also  vol  rosz  und  karren  das  nieman  durch 
Spallen  forstat4L  noch  zum  thor  usz  oder  in  mocht  kumen  den 
ganzen  tag.  Es  wurten  allenthalben  die  huser  vol  körn  ge- 
M?huttet  und  vol  huszrat  gestelt,  wo  sy  so  vil  blatz  finden 
*  mochten. 

Also  leyden  sich  gemein  eydgnosen  in  die  sach,  nämlich 
Zürich,  Bern,  Schaffhusen,  Sollen thurn  und  min  herren,  und 
von  der  herschafft  woren  hie  vom  regiment  von  Ensen  ein  bot- 
schaff von  Iszbruck,  zwelff  edler5),    es  warren  von  iedem  huf- 

*fen  der  burren  ouch  hie  me  dan  zwey hundert,  wart  der  tag  zu 
den  Barfusen6)  gehalten  und  thettiget,  wart  gericht  aller  bän- 
de! zwischen  den  burren  und  dem  adel  und  ein  Schätzung  uff 
die  burren  geleidt,  das  iedes  husz  im  Sungow  und  Elsesz  solt 
?en  sechsz  gülden  für  die  Zerstörung   der  kloster  und  pfaffen- 

i  Laser  und  ouch  susz  allen  kosten  und  schaden  abtragen.  Es 
wart  in  [115]  susz  ouch  vil  frid  und  gnod  zugeseit  vom  adel, 
■iber  es  wart  in  wenig  gehalten,  sunder  in  ein  Schätzung  über 
die  ander  uffgeleit  und  susz  ellendlich  durchecht,  wie  dan 
w  anzeigt  ist :   do  sy  meinten  sy  werren  in  guttem  friden,  kam 

-  mancher  redlicher  bur  schandlich  um  sin  lib  und  leben7),  er 
und  gut,  dovon  vil  zu  schriben  wer,  aber  um  kurtzy  losz 
ifhsz  8 ton. 


1  »Umb  Magdalena  (22.  Juli)  sagt  Wurstisen.  Vgl.  Ochs  V.  509. 
Aashelm  VI.  295.  8.  einen  Theil  der  auf  diese  Verhandlung  bezüglichen  Ur- 
imden  bei  H.  Schreiber:  Der  deutsche  Bauernkrieg,  gleichzeit.  Urkun- 
•ien  Irkundenbuch  der  Stadt  Freiburg.  Neue  Folge)  Jahr  1525,  Juli— De- 
cember.  Freiburg,  Wangler  1866.  Den  Abschied  zu  Basel  in  Betreff  der 
Markgriilichen  Bauern  vom  25.  Juli  siehe  daselbst  S.  62  ff.  Vgl.  C  h  r  0  n. 
Gtorgii.  2)  Nämlich  der  vorderösterreichischen  Regierung.  3)  Siehe 
Schreiber  a.  a.  O.  S.  91.  Basel  an  die  österreichische  Regierung  20.  Au- 
rot  1525.  4)  Späten  -  Vorstadt.     Ueber  den  Namen   derselben   s. 

Fechter  76  f.  und  im  Basler  Taschenbuch  auf  das  Jahr  1852.  S.  239  ff. 
5  S  Schreiber,  Einleitung  V.  VI.  6)  Die  Barfüsserkirche.  7)  S.  bei 
Treiber  a.  a.  O.  S.  124  das  verzweifelte  Schreiben  der  Sundgauer  an 
äasel  Tom  7.  Sept  1525:  »So  bittend  wir  trüwlich  und  ernstlich,  als  zu 
%*rc&  liebsten,  das»  ihr  das  Landt  zu  eweren  Händen  nemen 
'Ubewaren«  u.  s.  w. 


54  1*3*. 

Von  eim  großen  Sonnerschlaff  *) . 
19.  Sept.  Als  man  zeit  1526  jor  der  nunzechend  tag  herbstmonetz 
um  die  sechste  stund  noch  mitag  kam  ein  grusamer  donner- 
schlag  von  heidrem  himel  mit  einem  blix  und  schlug  in  ein- 
nen  dum  an  der  etat  graben  zwischen  Eschamarthor  und  sant 
Albanthor.  Dorin  hatten  mine  herren  ir  büchsenbulffer  und 
schwebet,  desglich  vil  hockenbüchsen  und  andre  stuck,  also 
schlug  disz  wetter  dorin  in  das  bulffer,  des  by  fünfzig  donnen 
vol  wasz  ungeforlich,  alsz  man  seit,  zerschlug  den  mechtigen 
starcken  dum  usz  dem  erdrich  hinweg,  alsz  ob  kein  dura  nie 
dogestanden  wer.  Esz  bleip  kein  stein  bim  andren.  Es  zer- 
schlug die  murren  von  ein  dum  bisz  zum  andrep  und  zerschlug 
alle  huser  in  der  Malzgasen,  esz  bleip  keins  ungeschend.  Esz 
warff  etlich  grosz  quaderstein  bisz  in  sant  Alban  forstat  und 
inn  Eschamar  forstat,  geschandt  vil  huser  und  decher ;  wasz  um 
den  dum  wasz,  wart  zerschlagen  und  geschend,  die  reben  usz 
dem  grund  hinweg,  boum  und  alsz  und  noch  vil  schedlicher. 
Es  zerschlug  by  zwelff2)  menschen,  etlich  schlug  es  in  die 
luflt,  das  nieman  wüst,  wo  sy  hinkumen  woren,  do  het  einner 
grosz  jomer  und  not  gesechen,  wasz  eilender,  barmherziger  an- 
blyck  das  worren.  Eim  teil  wasz  sin  houpt  vom  lib  geschla- 
gen,  dem  ein  arm,  dem  andren  der  halb  lyb;  vil  wurden  sust 
geschend ,  dasz  sv  eilend  lüt  wurtten;  die  stuck  von  üben 
[ii6]  wurden  in  ein  karren  zu  sant  Eisbetten  gefurt  und  do 
begraben.  Diser  donnerschlag  erschüt  ouch  me  dan  in  der  hal- 
ben stat  die  huser,  alsz  ob  ein  erdbydem  gewesen  wer.  Es  er- 
schlug ouch  Heinrich  Spilman,  dem  metzger,  ein  sun  uff  dem 
feld,  der  huttet  der  ochsen,  und  .zerschlug  zwcn  ochsen  ouch 
zu  tod.  Es  wasz  ein  eilender  anblick  zu  sechen,  on  not  vil 
dovon  zu  sagen. 

In  disem  jor  erhub  sich  aber  vil  zwytrechtigkeit  under  der 
gemeind  der  zwyspaltigen  predig  halb,  so  man  in  der  stat  hat ; 
ein  teil  red,  wir  hetten  sollichen  Unfall  von  den  baptistischen 
pfaffen,  das  ander  teil  vermeind,  wir  hetten  kein  gluck,  diewil 
die  zwyspaltung  wer.  Also  sochen  min  herren  dorin  und  lie- 
sen  ein  man  tat  uszgon  wie  nochstat,  domit  nit  ergers  dorusz 
endstund  3) . 

[ti8]  Von  eim  grasen  wetier. 

10. Not.         Uff  sant  Martins  oben,  anno  wie  obstat,  zwischen  zechen 
und  elffen  noch  mitag  kam  ein  grosz  wetter  mit  donner  und 

1)  Ochs  V.  560  ff.  Vgl.  Chron.  Georgii  ad  a.  1526,  woselbst  auf 
einen  Brief  des  Erasmus  Bezug  genommen  ist.  Aufzeichnungen  160. 
be2)  Uerein8timmend  Erasmus.     Dagegen  hat  Chron.  Georgii:  plus 

3uam  quadraginta,  s.  o.  3)  Hierauf  folgt  nun  in  der  Us.  das  Mandat 

es  Käthes,  welches  von  Rvff  irrthümlich  mit  den  Ereignissen  des  Jahres 
1526  in  Verbindung  gebracht  und  von  uns  oben  unter  das  Jahr  1523  an 
seine  richtige  Stelle  gesetzt  ist.    S.  oben  S.  38. 


v 


1537.  55 

blitzgen  und  mit  eim  grosen  regen-,  aLsz  ob  es  mitten  im  *u- 
mcTwer,  weret  by  einner  stund  lang*  zergieng  es  aenfftiglich 
wydeT,  waBa  Ter  nit  vil  me  gesechen  worden  um  die  zit  qin 
solüch  wetter  *) . 

Fo»  einner  Versandung  der  gemeind  der  predicanten  halb. 

im]  Uff  zinstag  vor  Simon  und  Judy  akz  man  zalt   1527  jqr».  oct 
Fersamlat  eich  die  gemeind  der  burger  zu  den  Ougustineren3) 
frag  noch  der  predig,  kamen  zusamen  by  fierhundert  burger, 
tU  alter  redlicher  mener,  rotschlugen  do,  wie  der  sach  zu  tbun 
»wer,  dan  sich  aber  vil  Unwillens  erhebt  hat  uader  den  bürge- 
rcn  zwischen  beyden  parthyen  der  zwyspeltigen   predig  halb, 
dan  do  wart  miner  herren  mandat  uff  der  Mbstler  sytten  nit 
gehalten,  sunder  achalten  und  lästerten  für  und  für  die,  so  dem 
ewangelium  anheneig  worren;  das  mocht  nun  ein  cristlich  geh 
^mein  mit  lyden,  schusen  also  under  in  by  drisig  ersamer  mener 
u»,  die  sollen  ein  suplicacion  setzen  an  min  Herren  in  friint- 
lieber  bit  wisz,  in  solhehe  sach  au  sechen  und  ir  mandat  hand- 
haben, das  dasselbig  vom  wyderthetl  gehalten  wurt,  domit  wy- 
der  uneinigkeitt  vermitten  blip  und  einhelliglich  geprediget  wurt. 
»Aher  in  allem  rotschlag  schickten  mine  herren  dry  vom  rot  zu 
den  Oagustiner  zu  der  gemeint,   nomlich  her  Jocab  Meyger, 
Zunftmeister,  Jocab  Götz,  der  saltzher,  Petter  Riff3),  der  weber, 
das  dieselben  solten  die  gemeind  frogen,  wasz  ir  anligen  wer, 
and  sy  guttiglich  wyder  von  einander  thetigen,   wie  sy  moch- 
ten, domit  süsz  von  einander  brachten.    Also  wart  innen  sol- 
üehs  offenbart  von  dem  uszschutz,  wasz  der  gemein  beger  werre, 
das  qu  dise  unsere  herren  wol  uftnomen  und  sollichs  minen 
herren  anzeygten,  in  hoflhung,  sy  wurtten  in  der  sach  handien, 
das  die  gemeind  wol  zufriden  würt  sin.    Batten  also  die  ge- 
»mein,  das  ieder  froüch  wyder  heim  solt  kerren  und  zu  guttem 
friden  werren,  dan  sollichs  solt  uff  das  allerfurderlichest  gehand- 
let werden,  das  sy  ein  vernugen  wurtten  haben. 

itt]  Uff  das  sasen  mine  herren  über  disen  handel,  und  wart 
off  denn  neehsten  suntag  noch  vorgemelt  dag  uff  allen  zünfften  37.  Oct. 
**  ein  gemein  bot  gehalten  und  vom  rot  verorttnet  uff  alle  zünflft, 
und  hielten  der  gemeind  fiir  ein  mandat,  so  dan  vom  rot  er- 
tant  wasz  worden,  sollichem  furhin  zu  geleben;  dem  ist  alsz 
wie  hienoch  stat4).    Sy  helten  ouch  der  gemeind  in  den  zünff- 

&  4b  feste  nit  wdmr  Hart  wdTint«:  PettsyByff.       20.  wissygei)  H  f . 


a  früheren  Jahrhunderten  oft  »Zeuge  politischer  Verhandlungen .«  S.  F  e  c  h  - 
ter  14.  S.Chron.  Georgii  S.  86.    Wurstigen.    Ochs  V  S.  591.   Her- 


1)  Vgl  Chron.  Georgii  8.  76.      2)  Das  Augustinerkloster  war  schon 

...     *+.   w*i»wu.    VlCUlgÜ    b.    <7V.        TT    UrtMBCil.       UUU8     f     U.   V9I.      UOf  " 

!°f£ 8  5*'-  Ha«epbach  103.  3)  Der  Vater  Fridolin's,  *.  Einleitung, 
v  Der  Chronist  hat  die  Absicht,  dies  Mandat  in  extenso  abzuschreiben,  nicht 
»»gefthrt  oder  nicht  ausführen  können.  Ueber  dieses  Mandat  (vom  23.  Sept., 
resp.  21.  Oct)  s.  die  folgende  Anmerkung. 


56  1*27. 

ten  fiir,  wie  das  min  herren  so  ein  grosz  misztallen  hetten  an 
einner  burgerschafft,   das  sy  sich  also   zamen  hetten  gerottet 
oder  versamlat  und  wie   sisz  unsz  in  vil  weg  mochten  zu  ar- 
gem uffhemen,   und  geacht  möcht  werden  für  ein  uffrur  und 
derglichen,    diewil  doch  min  herren  vonnolsz  ein  mandat  het—  5 
ten  losen  uszgon  *) ,  das  dan  zum  deil  anzeigt,  wie  hinfur  ieder- 
man  solt  sinsz  glubens  fry  sin  und  ieder  gluben,    wasz  in  sin 
conciens  wisz  und   ieder  den   andren   des  glubens  halb  unan- 
tastat  losen  und  iedem  deil  sin  predicanten  und  furnemen  un- 
gehindert sin  und  derglichen,  und  furrer  ouch  sich  ieder  mosen  ifl 
solt  vor  sollichem  rotten  oder  versamlung;  wan  wo  das  wytter 
beschech  von  eim  oder  dem  andren,   den  weiten  myne  herren 
stroffen  noch  grose  der  schuld.    Aber  es  wart  do  nit  vil  crist- 
lichs  gehört,  das  erkant  wasz  worden  nochdem  und  sy  ein  man- 
dat hatten  vormolsz  losen  uszgon,   dan   sy  vermeinten,   es  solt  is 
grose   einikeit  bringen,   so  ieder  deil  sin   eygnen  predicanten 
oder  gluben  het,   achtetten  nit,   wie  es  gegen  got  und  einner 
cristlichen  gemeind  geachtet  wurt.    Es  wart  do  ouch  nüt  ge- 
meltet,  das  man  die  predicanten  zamen  ortnet,  domit  sy  ir  1er 
rechnung  geben ,    alszdan  ouch  im  vorrygen  mandat  erlüttert  20 j 
wasz.    Sy  hetten  aber  susz  gern  der  gemeint  die  muller  ver- 
stoßt, das  nieman  [121]  nüt  reden  solt,  aber  got  wolt  sin  wort 
nit  Ion  undertrucken,  sunder  es  must  ein  mol  sin  fürgang  han, 
dan  ie  me  die  oberkeit  der  pfaffen  schonnet,   ie  me  und  gro- 
sere  zespaltung  wart  under  der  burgerschafft.  25 

27.oet  Es  hielten  ouch  mine  herren  uff  erstgemelt  datum  für  uff 

allen  zunfften,  wie  Hans  Gallicions  seiligen  frow  sich  het  et- 
licher edellüt  angehengt2),  die  einner  stat  von  Basel  und  gan- 
zen gemeint  abseitten  von  wegen  der  frowen  um  ir  ansproch, 
so  sy  understund  an  min  herren  zu  haben,  um  das  dan  mine  so 
herren  ir  das  ir  verkoufft  und  verganttet  hetten  wyder  alle 
recht,  alsz  sy  fürgab,  und  worren  diser  edellüt  zwelff,  etlich 
under  dem  pfalzgroffen,  etlich  under  dem  herzog  von  Luttrin- 
gen, dan  sy  hatten  minen  herren  gesehriben  und  ire  namen 
dorm  gesetzt,  ouch  dorin  Warnung  geben :  wo  sy  solliche  frowen  3& 
um  ir  ansproch  nit  vernftgten  in  monetz  frist,   so  möcht  sich 

33.  pfilffgroffso  Hs. 

1)  Es  ist  das  Mandat  vom  23.  September  1527  gemeint  (Erkanntnis- 
buch  IV.  30.  Ochs  V.  587).  In  einer  Erkanntnis  vom  21.  October  waren 
die  Hauptpunkt«  desselben,  vornehmlich  im  Hinblick  auf  die  Glieder  der 
Räthe ,  aufs  Neue  hervorgehoben  und  bestätigt  worden.  Es  heisst  da  un- 
ter anderem:  Darzu  soll  ein  ieder  seines  gloubens  frey,  niemans  getrun- 
gen,  noch  gezwungen,  mesz  oder  nit,  dyse  oder  ghinnige  predig  ze  hören, 
sunder  soll  das  eins  ieden  conscienz  heimgestelt  sin  (Erkanntnisbuch  IV. 
31b.  Ochs  V.  587.  589  ff.  Herzog  IL  54.  Heusler  440  2)  S.  oben 
zum  Jahre  1521. 


1527.  1526.  1528.  57 

ieder  burger  versechen ,  wasz  im  begegnen  wurt ,  dan  sy  ver- 
neinten etlich  koufflüt  von  Basel  mit  iren  guttren  nyder  zu 
*«rffen,  des  sich  mine  herren  und  burger  ein  wil  fast  besorg- 
ten. Also  warnnetten  mine  herren  ire  burger:  wer  userthalb 
s  etwas«  zu  handien  het,  das  ers  sich  solt  v^sechen  und  ge- 
waranet  sin.  Also  schickten  min  herren  etlich  vom  rot  hin- 
weg zum  herzog  von  Lutringen,  under  dem  dan  derren  edel- 
lnt  etlich  woren,  um  das  sollicher  frevel  abgestelt  wurt,  des— 
glich  zum  pfalzgroffen  ouch  also,   wo  sy  dan  wüsten ,   do  die 

!•  edellüt  ir  uffenthalt  hatten.  Also  wart  die  sach  gestillet,  das 
nüt  wytters  dorusz  entstund ;  aber  wie  es  abgericht  ist  worden, 
Ist  mir  nit  zu  wissen,  dan  das  vil  von  disem  handel  zu  schri- 
ben  wer,  wie  er  zum  end  kumen  wer,  dan  es  ist  zu  beyden 
teülen  vil  rechtens  gewesen  zu  Strasburg,  dordurch  min  herren 

isiu  grosem  kosten  kumen  sind. 

[m]  In  dem  sechsz  und  zwenzigisten  jor  wart  groser  mangel 
allenthalben  im  land  und  in  stetten  am  fleisch,  weret  uff  zwey 
jor  lang. 

Uff  den   ostermentag  alsz  man  zalt   1528  jor  wurtten  die  t s.  Apr. 

s>  götzen  oder  bilder  heimlich  zu  sant  Martin  und  den  Ougustiner 
hinweg  brochen  durch  etlich  gut  cristlich  burger;  das  wurden 
mine  herren  innen  und  thetten  fast  übel  dorum,  alsz  ob  man 
ein  grosz  ubelthat  het  thon,  und  liesen  fier  man  fachen,  wo- 
ren zünfftig  bin  spywettren1)  und  gut  redlich  burger.    Do  das 

25 gemein  zunfftbruder  innen  wurtten  von  spywettren,  hielten  sy 
ein  gemein  bot  uff  ir  zunfll  und  wurtten  des  einhellig  am  mit- 
wuchen,  für  dise  gefangnen  zu  bitten,  diewil  sy  nüt  anders  ge-  u*  Ap»- 
handlet  betten,  so  wer  doch  sollichs  nit  wyder  got,  sunder  ein 
geheisz  gotz,    der   do   an  vil  ortten  verbüt  sollich  götzenwerch 

&zu  machen,  dorum  man  in  sollichs  nit  in  argem  uff  solt  ne- 
men  *) .  Aber  es  wasz  den  pfaffen  und  götzendienneren  ein  grosz 
übel,  sy  hetten  mögen  lyden,  das  mans  alle  dorum  erdrenckt 
het.  Do  nu  die  gemeinen  burger  sollich  anschlag  in  bittlicher 
wisz  innen  wurtten,  versamletten  sich  von  stund  an  von  allen 

k  zunfften  uff  dem  Kornmerckt  zusamen  by  dryhundert 3)  und  wol- 
ten  wartten,  wan  die  von  spywettren  kernen,  wolten  sy  mit  in 
helffen  bitten.  Also  do  sy  komen,  zugen  sy  mit  in  uff  das 
richthusz,  wurtten  ir  me  dan  fierhundert  der  burger.  Do  mag 
einner  wol  dencken,   das  min   herren  nit  kleinnen   schrecken 

*  Domen  im  rot,  do  sy  all  uff  das  richthusz  zugen  und  nit  wüsten, 

1)  Die  Zunft  der  Zimmerleute  und  Maurer.     Ueber  den  Ursprung  des 
Xamen«  s.   Fechter,   Basel  im  14.  Jahrb.  S.  52.  2)  Im  Ganzen  über- 

einstimmend mit  RytT  berichtet  Wurstisen,  sehr  kun  Bullinger  II.  6 
und  Kessler  V.  139,  der  irrig  den  Bildersturm  auf  den  17.  April  verlegt. 
Salat  8-  197  berichtet  von  der  ganzen  Sache  in  einem  kurzen  Satze;  vgl. 
Oekolampads  Brief  an  Zwingli  vom  16.  April.  Schuler  und  Schuithess 
II  162         3)   Wuratisen  hat  200,  Bullinger  in  Uebertreibung  800. 


58  1*2*. 

waaz  [123]  dorusz  werden  wolt.  Es  meret  sieh  ouch  der  h 
ie  lenger  ie  fester.  Abo  schickten  mine  heran  den  zunffhn 
ster  mitsampt  andren  herren  harusz  an  sy,  in  guttickeit  zu  (0 
dem,  wasz  ir  beger  wenre,  das  in  dan  balt  von  den  burger 
anzeigt  wart,  nämlich  der  fier  gefangnen  halb,  wie  vor  an» 
ist.  Do  begertten  mine  herren,  das  die  gemein  ein  uszschu 
macht  und  dieselben  handien  solten  vor  minen  herren,  die  üb 
gen  möchten  heimkerren.  Aber  disz  wasz  der  gemeind  nit 
legen,  sunder  sy  wolten  by  einander  blipen.  Also  wart  man  2 
rot,  das  sy  uszschussen  by  drisig  ersamer  burger1),  die  sola 
in  bittlicher  wisz  vor  minen  herren  handien ,  und  leytten  si 
gemein  burger  uff  der  spywetter  zunfit2).  Do  wolten  sy  by  ei 
ander  blipen,  bisz  in  ein  antwurt  wurt  und  die  gefangne 
herusz  kernen.  Das  werret  nu  von  frug  an  bisz  um  die  funffi 
noch  mitag.  Dan  do  wurden  vil  arttickel  erzelt,  die  die  gern 
weit  haben  noch  inhalt  des  uszgangnen  mandat,  vonnolsz 
schechen3),  der  predicanten  halb,  das  die  zamen  gewisen  wu 
den  und  sich  vereinbarten  mit  einander  einhellicklich  zu  pr 
digen ,  desglich  nit  also  um  klein  ursach  ein  ieder  burger  ge- 
fenglich  angenumen  wurt;  so  hetten  dise  ouch  nüt  uncristlicha| 
gehandlet,  dan  das,  so  sy  an  den  götzen  oder  bildnusen  be- 
gangen hetten,  wer  nüt  dan  cristlich  und  wol  thon  gegen  got, 
dan  sy  ein  grüwel  gegen  got  und  den  cristenmenschen  werren, 
und  derglich  arttickel  me,  wurt  man  henioch  wol  hören4,. 
Also  by  langem  kam  der  uszschutz,  brocht  die  antwurt  voa) 
minen  herren,  das  die  gefangnen  on  alle  endgeltnisz  wurtten 
uszgelosen,  desglichen  ouch  susz  wytter  gehandlet  wurt,  domil 
die  burger  ein  gut  vernugen  hetten,  und  liesen  ouch  also  ein 
mandat  uszgon,  wie  hienoch  stat: 

[124]  Mandat  von  eim  ersamen  rat  der  stat  Basel  der  predicanten 

und  kilchen  halb  6) . 

Diewil  unser  gnedig  herren  burgermeister  sampt  nüw  vnd 
alten   rotten   der   stat  Basel   hievor  usz  gutter  erbrer  meinung 

9.  »by«  fehlt  in  dar  H  ■. 

1)  Wurstisen  riebt  den  Ausschuss  zu  34  Mann  an.  2)  Fechter 
52.  3)  S.  das  Mandat  von  1523  oben.  4)  S.  unten.  5)  Im  Auszug 
bei  Wurstisen.  8.  Ochs  V.  610.  Vollständig  befindet  sich  dies  Mandat 
in  den  Decreta  et  mandata  senatus  ßasiliensi»  1521  —  160$, 
Blatt  XVI  ff.  unter  der  Ueberschrift :  Mandat,  wie  man  sich  in  den  zwey- 
nungen,  also  das  man  in  einer  kilchen  die  mesz  und  bilder  abgethan  und 
in  etlichen  kilchen  die  behalten  hat,  halten  soll  etc.;  ferner  in  den  Ant. 
Oernler.  I.  Blatt  32  unter  dem  Titel:  Mandat  der  Predicanten  und  Kir- 
chen halb,  in  welchen  die  bilder  abgethon  werden  oder  bleiben  sollen  Anno 
1528.  Da  auch  dies  eine  spatere  Abschrift  (erst  aus  der  zweiten  Hälfte  des 
16.  Jahrhunderts)  ist,  so  ist  dem  Druck  die  Hs.  von  Rvff  zu  Gründe  gelegt 
und  bei  event.  Versehen  und  wichtigen  Varianten  auf 'die  beiden  andern 
Texte  Rücksicht  genommen. 


1528.  59 

und  in  sunders  um  fridens  und  einigkeit  willen  erkant  und  in 
alle  zunfft  sagen  losen,  das  iederman  des  glubens  fry  sin  und 
nochdem  einnem  ieden  von  got  gnod  verliehen,  gluben  solle 
und  dan  die  bilder  den  bürgeren  und  hindersesen,  so  zu  sant 
*  Martin ,  zu  sant  Lienhart,  zu  den  Ougustineren ,  zu  den  Bar- 
fusen  und  in  dem  spital  das  götlich  wort  verkünden  hören, 
ergerlich,  irem  gluben  unlidenlieh  und  deshalb  ze  haben  be- 
schwerlich, domit  dan  obgemeltte  erkantnisz  by  würeklichen 
krefften  bestan,   so  haben  gemelti  unser  gnedig  herren  an  hüt 

10  dato  wytter  erkant  und  wellen,  das  die  vorbesthnpten  sant  Mar- 
tin, sant  Lienhart,  der  Ougustinner  und  Barfuser  kilchen  sampt 
dem  spital  durch  unser  herren,  alsz  die  orttenliche  oberkeit, 
und  niemans  andren,  durch  unserer  herren  wereklüt  gerumpt, 
die  bilder  dannenthon  und  solliche  kilchen,  wie  vorgenant  un- 

15  derthonen  gebetten,  zugericht  werden,  doch  sollend  der  chor 
zu  sant  Lienhart  und  zu  den  Barfusen  sampt  iren  nebencapel- 
len,  wie  die  ietz  sind,  also  geziert  blipen,  domit  die,  so  an 
den  beyden  ortten  noch  mesz  habend,  an  sollichen  ortten  ir 
andacht  verbringen  mögend,  und  sollen  aber  dise  chor  und  ca- 

20  pellen,  wan  man  in  disen  kilchen  das  gotteswort  verkündet, 
domit  niemans  geergert,  nit  uffgethon,  sunder  beschlosen  ge- 
halten werden.  Sunst  haben  unsere  herren  wytter  erkant  und 
wellend,  das  in  allen  übrygen  kilchen  zu  beyden  statten  Basel, 
in   dennen  man  noch  uff  disen  tag  wie  vor  nocher  geprucht 

35  das  gotzwort  verkündet  und  mesz  haltet,  [im]  die  bilder  und 
kilchenzierten  blipen  und  nit  dannen  gethon,  noch  von  nie- 
mans geschmeeht  werden  sollen,  dan  wer  der  oder  die  sind, 
so  über  dise  erkantnisz  und  verbot  die  bilder  und  kilchenziert- 
ten  in  andren  kilchen  oder  die,   so  wie  obstot,   zu  sant  Lien- 

m  hart  und  den  Barfusen,  in  den  choren  und  nebencapellen  vor- 
behalten, dannethun  oder  sich  sollicher  oder  derglichen  Sachen 
halb  furhin  rottieren,  zesamen  louffen  oder  uffrürig  erzeigen 
wurden,  den  oder  dieselben  wellend  unsre  herren  hertiglich  an 
lib  und  gut  oder,  so  iemans  alsz  frevenlich  handlette,  sich  rot- 

35  tierte  oder  ufrr&rig  were,  ouch  an  sinem  leben  stroffen. 

Hieby  wellend  unsere  herren  und  gebietten  menglichen 
geistlichen  und  weltlichen  standz,  das  hinfür  alle  burger,  hin- 
dersesen  und  underthonnen ,  sy  sygend  geistlich  oder  weltlich, 
edel  oder  unedel,  jung  oder  alt,  man  oder  wibsparsonnen  sampt 

40  denn  dienstgesellen  und  knechten  in  stat  und  land  Basel  won- 
nende,  gutten  bürgerlichen  friden,  lieb  und  einigkeit  mit  ein- 
andren haltend,  niemans  den  andren,  wie  dan  hievor  ouch  ge- 
botten,    von   des  glubens   wegen  mit  wortten    noch  wereken, 

15.  »gebetten«  Deer.  Ryf  f  hat  »gehalten.«  Ant.  Ger nl.:  »hinweg  gethon  nnd  zum  ge- 
bett  sngericht  werden  sollen.«  16.  Im  By  f  f  stehn  die  Worte  »und  —  Barfasen«  hinter 
»«pellen«.  26.  »toi«  fehlt  bei  Ev  ff.  findet  sieb  in  D  e  c  r.  Die  AnkGernl.  umschrei- 
ben :  »noch  auch  jemandts  gesehmehet  werden  soll.«  31.  »dannethnn«  lesen  De  er.  und 
Aal.;  bei  Byff:  »dannethin.«  38.  hinder  seseseo  H s. 


60  1528. 

heimlich  noch  offenlich,  weder  hasen,   schmechen,    verachten, 
papischtisch,  luttrisch,  ketzerisch,  nüw  oder  alt  glubens  keinner- 
ley  wegs  nemen,  schelten  noch  übel  reden,  sunder  einer  dem 
andren  in  lieb  und  leyd  bruderliche  und  bürgerliche  trüw  und 
liebe  erzeygen,   bewisen,    einandren   für  lieb  und  wert  haben* 
und  ieden  by  sinnem  gluben  ungetratzt  und  ungeschmecht,  fry 
blipen  losen.    Es  sol   ouch  furhin  niemans  in  beyden  stetten 
Basel  und  vor  den  stetten  innerhalb  den  crützsteinnen  *)  kein- 
nerley  buchsen  heimlich  under  den  rocken  und  in  ermlen  tra- 
gen ,  dorzu  des  frempten ,  hargelofihen  volcks ,  die  weder  bur-  i| 
ger  noch  zunffig  und  aber  me  zu  uffrur  und   unglück  reitzen  : 
und  stuften,  [ne]  niemans  annemen,   beladen  noch  under  sich 
müschlen,  sunder  derren  sich  gantz  abthun  und  endschlachen. 
Und   ob  sich,   dovor  got  unsz  welle  behutten,    zutragen, 
das  fursz  oder  andre  not  uszgon  und  deshalb  gestunnpt  wurtte,  1 
dan   soll   iederman  gehorsamlich  an   das   ort,   dohin  ein  ieder  j 
verorttnet,  wie  dan  fromen  underthonnen  geburt,  ziechen  und 
»ich  niemans  parthigist  oder  argwennig  erzeigen,  sunder  sinnen 
befelch,  alsz  ein  byderman  trüwlich  erstatten  und  gar  nit  wy- 
derspennig  bewisen,  dan  wer  das  nit  thun,  sunder  sich  hierin } 
ubersechen  und  dise   erkantnisz  und  verbot  verbrechen  wurde,  i 
den  wellen  unsere  herren  an  lib  und  gut,  unnd  ob  sich  iemans, 
wie  vorstat,  so  schwerlich  Übersechen,  an  sinnem  leben  on  gnod 
herttiglichen  stroffen  und  niemand  mer  (wie  hiefor  beschechen) 
Übersechen  oder  verschonen,  sunder  mit  der  straff  gestrags  für-  i 
farren.    Des  wisz  sich  menglich  ze  richten  und  vor  schaden  ze 
15.  Apr.  verhütten.    Actum   samstags  den   funffzechenden   tag    aprellisz 
anno  zwentzig  acht. 

Heinrich  Bichiner  rotschriber. 

Also  uff  disz  mandat  wart  die  gemeint  aber  gestillet  uiidsj 
wol  zufriden  der  kilchen  halb,  so  in  der  götzen  und  mesen 
halb  gerumpt  wurden,  aber  der  zweygerley  gluben  halb,  so  man 
ieder  parthy  liesz  .  .  .  Ein  teil  hielt  mesz  und  hatten  ire  gotzen 
noch  und  ire  falschen  predicanten,  die  andren  hielten  cristlich 
bruch.  Werret  es  nit  lang,  es  wart  aber  vil  Unwillens  zwischen  i 
den  bürgeren,  es  wolt  ein  parthy  beser  sin  dan  die  ander  an 
irem  gluben;  wasz  dorusz  endsprang,  wurt  man  nocher  wol 
hfirren. 

2.  glonhig  De  er.  und  Ant.  Gernl.  0.  »ondt  fehlt  Inder  Hs.,  steht  in  De  er.,  in    i 

Ant.  Gernl:  noch.  13.  Decr.  mi schien.  14.  zutrage  Ant.  Gern].  21-  ver- 
sprachen Decr.  22.  tunndc  De  er.,  fehlt  in  der  Hs.  24.  »niemand  —  «tr»fft  fehlt 
in  der   Flu.  und  in  Ant.  Gernl.,  nach   De  er.  27.  Ant.  Gernl. :  1H.  Apnli«> 

29.  Ant.  Gernl.:  Reihiner;  in  den  alten  Rath*buchern  findet  sich,  von  der  eignen  Hand 
de«  Mannes  immer,  von  anderen  meist:  Ryhiner,  die  noch  beute  Übliche  Form.  I»  Deor. 
fehlt  die  Unterschrift.  £1.  Hier  scheint  in  d«r  H  s.  etwas  in  fehlen,  etwa:  »ward  man 

nfit  zufriden.c 

1)  Das  »steinerne  Kreuz«,  zur  Bezeichnung  des  Weichbildes,  s.  Fech- 
er  S.  114.  144  ff. 


1528.  61 

127]   Von  eim  reisygen  zug,  so  von  nyderlendischem  volck  usz 

Meyland  kam. 

In  dem  heüwmonet,  alsz  man  zalt  1528  jor,  alsz  die  Span-  Jnli- 
ger  das  Meyland  in  hatten l)  mitsampt  andren  landzknechten  in 

iwunen  des  keisers,  schickt  der  keiser  oder  sin  anwalt  Ferdi- 
nantus2f  ein  reisigen  zag  usz  dem  Nyderland  hinin  in  das  Mei- 
land  zu  hiltf  und  beschirm  der  Spanger.  Diser  reisig  zug  wasz 
du  fast  kostlich  by  zwelffhundert  starck,  desglich  man  meint 
von  keim  reisigen  zug  je  gesechen  wer  worden  von  köstlic- 
hkeit an  rosz,  man,  kleydung,  harnist  und  gwer,  dorvon  vil  zu 
schrihen  wer,  alsz  gut  edellut,  herzogen,  groffen,  ritter  und 
knechten,  dorunder  wasz  der  herzog  von  Brunschwig *) ,  die  rit- 
ten nu  durch  etlich  richstet.  Do  sy  nu  mit  irem  bracht  vil 
ubennudz  triben  in  stetten  und  landen,  meinden  den  Frantzo- 

i>  >en  und  alle  weit  zu  verderben  und  zu  zwingen,  dordurch  ouch 
die  pfatfen  und  ander  böbstler  vil  uffbochten  und  fast  tröuwet- 
ten  uff  sy,  wie  sy  die  ewangelischen ,  so  man  desmolsz  nampt 
die  Lutterschen,  wurtten  durchechten ;  aber  got,  der  die  hoffart 
und  boszhafftigen  von  anfang  nit  hat  wellen  dulden  und   sy 

& nydertrechtig  macht,  hat  sin  gewalt  wol  gegen  disen  ouch 
brucht,  das  menglich  wol  gottes  werck  dorby  erkennen  mag. 
Es  mocht  einner  kum  gnug  dorvon  schriben,  wie  köstlich  diser 
zug  wasz  und  wie  hochmudig  der  jungst  under  in  vermeint, 
die  weit  wer  sin,  aber  noch  vil  eilender  und  erbendselliger  und 

ö  lydenhaftiger  und  kranckmudiger  wart  dises  volck:  alsz  sy  in 
Meyland  logen  mit  irem  zug  vor  einner  stat,  heist  Lodenn, 
wurtten  sy  all  kranck,  dan  do  wasz  groser  hunger4)  und  man- 
gel  an  allen  dingen ,  das  sy  iren  vü  musten  sechen  hungers 
»terben,  rosz  und  lüt,  und  vü  ellendz  schlucken,  das  sy  ellend- 

'« lieh  musten  abziechen ,  dan  die  stat  wasz  fast  wol  besetzt  [m'| 
mit  des  Franzosen  volck,  und  thetten  disem  zug  fast  grosen 
schaden,  dan  sy  brochten  ir  vil  um  und  susz  von  andren  edel- 
lütten  ouch,  die  dan  usz  unseren  landen  insz  keisers  namen  do 
logen,  nämlich  komen  ir  vil  um  von  Strasburg,   ouch  etlich 

a  Riehen,  die  man  nempt  von  Eichenstem.  Also  zoch  dises  volck 
ellendlich  ab,  kranck  und  erbendsellig ,  zugen  durch  die  eyd- 
gnoschafft  harusz,  do  man  dan  grosz  erbermpt  mit  in  hat. 
Dan  sy  kein  andre  strosz  lufft  hatten,  sy  weren  all  erwürgt 
worden,  aber  man  sach  do  ir  eilend  an  und  thetten  innen  vil 

*•  gute,  komen  also  hie  durch  so  ellendlich,  das  kein  mensch  die 
zyginger  oder   heyden  so  ellendlich  hatt  sechen  kumen.    Do 

li  8.  Ranke,  Keibrmationsieitalter  Ul.  21  ff.  2)  Der  Bruder 

Karls  V.  3)  Herzog  Heinrich  von  Braunschweig  und  Marx  Sittich  von 
Eos  fährten  dem  Kaiser  deutsche  Truppen  in  die  Lombardei  zu;  s.  rtanke 
ta.0.  Hl  S.  22.        4)  Kessler  V.  159.    Sleidanus  VI  p.  363. 


62  1628. 

wurden  all  herbergen  und  stel  voll  lütten  und  rosen.  Es  wasz 
alsz  kranck  und  barmherzig  anzusechen;  der  grost  her  und 
jungker  wasz  eilender  dan  der  knecht,  es  logen  die  stell  vol 
krancker,  desglich  im  spitall  wasz  es  vol,  es  wart  menger  edel- 
man  und  groser  her  in  den  spital  geleyd,  der  vorher  gemeint, 
er  wolt  allein  die/  weit  bezwungen  han.  Esz  stürben  ouch  vil 
hie  in  den  stellen,  do  verkoufften  sy  rosz  und  harnist  hie,  es 
wart  manig  rosz  um  zechen  oder  zwentzig,  um  funff  gülden 
gen,  das  vor  etwan  hundert  gülden  kostet  hat,  maniger  kürrisz 
und  harnist  um  acht  oder  zechen  gülden,  der  drüsig  oder  fier-  »| 
zig  hat  kostet.  Also  fürt  mansz  im  schiff  hinweg;  wen  ein  j 
huff  kam,  so  für  der  ander  hinweg,  es  stürben  ouch  vil  uff 
der  strosen;  also  hand  sy  das  Meiland  und  Oberland  versucht 
in  sollicher  niosz,  dasz  ich  glub,  sy  kumen  nume  dorin.  Es 
blipen  vil  krancker  lang  hie  lygen,  es  stürben  zwen  groffen  i| 
hie,  die  man  hie  begraben  hat  und  wart  in  vil  gutz  erzeigt,      j 

[129]      Von  ein  brand,  der  hie  usz  gieng. 

In  dem  jor,   alsz  man  zalt  1528  jor,  gieng  des  brotbecken  I 
19.  Apr.  husz  an  in  der  wisen  gasen  am  morgen  frug  am  suntag  noch  ' 
ostern,  alsz  iederman  in  der  kilchen  wasz.  Also,  do  man  sturmpt,  i 
lieff  iederman  zu ,   aber  es  mocht  im  nieman  erweren ,    sunder 
esz   verbran    bisz  uff  den  boden  hinweg  und    verbran   einner 
dorin,   ein  frygetzknecht1),   der  dan   gern   het  helffen  werren,  ! 
wasz  zuwyd  hinin  kumen ,   das  im  nieman  mocht  zu  hilff  ku-  ! 
men,  der  hiesz  Hansz  Leberwurst.    Do  bleip  nüt  dan  ein  mu-  % 
ren,  die  fiel  in  der  nacht  nyder  und  zerschlug  ein  husz,  wasz 
Michel  Winlegers,  und  schlug  in  selber  im  bet  zu  tod,  desglich 
ein  zymerman  ouch  zu  todt.    Do  wart  ouch  grose  not  gesechen.  I 
Got  bewar  unsz  wytter!  ' 

Balt  hernoch  gieng  Wolffgang  Harnisters  schurren  an  in  -m 
Spallen  forstat  by  Sumerysen  husz  und  verbran  ouch  uff  den 
boden  hinweg,  das  ouch  nieman  erwerren  mocht,  aber  susz 
beschach  nieman  nüt.  Es  verbran  im  ouch  vil  gutz  dorin,  von 
körn,  habren,  heuw  und  andrem  ding»  Got  wel  unsz  wyder 
behüden.  31 

Balt  aber  hernoch  gieng  ein  für  usz  by  den  Predigeren,  in 

1)  »frygetzknecht«  ist  =  Metok necht.  S.  Grimm  Wörterbuch  unter 
Freihartsknecht ,  Freiheitsknabe.  —  Weiteren  Aufschluss  über  die  Frei- 
heitsknechte, die  in  Basel  eine  eigene  Corporation  bildeten,  nebt  ein* 
Stelle  über  das  Kohle  üb  erger  Gericht  zu  Basel  in  Andreas  RyfTs  Zirkel  der 
Eidgenossenschaft,  abgedruckt  in  Fechter'a  Thomas  Platter  und  Felix 
Platter  S.  187  Anm.  1  (und  daraus  bei  Grimm,  Wekth.  1.  819):  Zuo 
Basel. haben  wir  ein  völcklin,  die  nent  man  die  fryetsknaben,  das  sind 
von  stat  verordnete  secktrager,  die  die  frücht  der  obrikeit  uff  die  kästen 
tragen. 


1528.  es 

Bat1;  LemlißE  husu,  das  verbran  oben  bisz  uff  die  stuben  herab ; 

do  erwart  man  dennest,  das  nit  gar  verbran ,  dan  es  wart  von 

iedennan  fast  gearbeit.    Got  wel  unsz  aber  furrer  verhuden ! 2) 

In  disem  jor  hand  sieb  die  van  Costandz  vereind  mit  de- 

;oen  von  Zürich  und  Bern  und  ein  burgrecht  mit  innen  ange- 
üumen  des  gotzwortz  halb  und  ir  raesz  und  götzen  hinweg 
gethon  und  all  pfeffisch  zermonien  in  glicher  mosz  wie  Zürich 
und  Bern  sieh  deshalb  gehalten  hand3).  [190]  In  disem  vorge- 
sehen jor  band  sich  in  glicher  gestalt  die  von  Grlaris«  vereind 

n  mit  Zürich  und  Benin,  wie  die  von  Costantz 4) . 

Von  einner  dupuiacion,  gehalten  zu  Bern  in  Uchtland,  des  gotz- 

wortz  halb  betreffend h). 

Als  man  zalt  1528  jor  noch  der  gehurt  unsere  heiüandz 
den  nechsten  suntag  noch  des  nuwen  jor  tag  wart  ein  gemeine  r>.  j». 

u  disputacton  gehalten  zu  Bern  in  Uchtland  von  wegen  des  gotz- 
wortz  und  der  ewangelischen  1er  betreffend,  wart  wyd  und 
breyd  beschriben  von  eim  ersamen  rot  von  Bern  und  aller- 
roenglich  firy,  sicher  gleyd  geben  dar  und  dannen,  der  uff  sol- 
liche disputatz  kumen  wolt.    Es  wart  ouch  allen   iren  pfarre- 

*ren,  lupriestren  und  selsoxgeren  geschriben,  dar  zu  kumen,  so 
in  ixen  bietten  und  lastdschafitten  worren ,  by  verlierung  irer 
ptrunden.  Es  komen  ouch  susz  vil  frempter  gelertter  lüt  dar, 
es  wurden  von  Basel  hinuff  geschickt  doctor  Ecolampadius,  her 
Marx'1),  predicant  sant  Lienhart,  der  im  spital7)  mitsampt  etlich 

r  der  ritden*).  Desglich  schickt  man  von  Zürich  meister  Urich 
Zwingly  mitsampt  einner  erlichen  botschafft.  Es  komen  ouch 
zwen  giert  mener  und  predicanten  von  Strosburg9),  wurtten 
all  erlich  und  wol  empfangen  und  gehalten.  Es  wart  ouch  die 
duputaa  cristlich  und  wol  verorttnet,    wie  dan  zu   sollichem 

*  gehört,  und  selliglich  vollend  in  sollicher  mosz,  das  das  gotz- 
wort  cristlich  do  aagenumen  wart  und  gut  frid  und  einjgkeit 
under  in  gepflantzt  wart  in  allen  iren  gebietten  und  emptren, 
wart  allen  iren  pfarreren  und  selsorgeren  gebotten  [131]  das  got- 

11.  n  n  Ha. 

1)  Beatus;  vgl.  Beiträge  IX.  66:  Bath  Wilhelm;  80:  Bath  Brandt. 
Battenberg  nennt  das  Volk  den  Beatenberg  am  Thuner  See.  2)  Vgl.  über 
<k  drei  Brande :   Wurstiien.    Ochs  V.  754.  3)   S.  Bullinger  I. 

US  ff.  Hier  auch  der  Burgrechtsbrief  von  Zürich  und  Constanc  vom  25.  Dec. 
1527.  Daselbst  II.  8  der  Burgrechtebrief  von  Zürich  und  Bern  vom  25.  Juni 
1*2S.  Salat  165.  176.  4)  Salat  212.  5)  S.  Chron.  Georgii  S.  90 
«ad  die  dort  dt.  Wurstisen,  Salat  171  ff.,  Bullinger  I.  430  und 
"tan  vorher  395  ff.;  sehr  ausführlich  Kessler  V.  131  ff.,  Hottinger  II. 
Httff.,  Hagenbach  V.  104  und  die  hier  citirten  Werke.  Die  Disputation 
t*gnm  übrigens  den  6.  Januar ;  vgl.  »Handlung  oder  Acta  gehaltener  Dis- 
jwtatwn  su  Bern  etc.«  Hall  er  III.  No.  317.  6)  Markus  Bersius  s.  ob. 

yil  Anm.5.  7)  Wolfgang  Wissenburger.  8)  Ausserdem  Imelij  b.  Her- 
min jard  II.  95.         9)  Butzer  und  Capito. 


64  1^28. 

lieh  wort  zu  verkünden  mit  ewangelischer  1er1).  Es  wart  ouch 
alle  zermonien  und  pfaffenbruch  mitsampt  der  mesz  hinweg 
gethon,  dan  do  wasz  nieman,  der  sy  für  gut  erhalten  mocht 
mit  göilicher  geschrifft,  deshalb  sy  ire  altar  hinweg  brachen, 
die  bilder  und  götzenwerch  liesen  sy  alle  verbrennen  und  hin-  s 
weg  brechen.  Es  wurden  ouch  all  örden  in  irer  etat  und  land- 
schafft abthon  und  mit  weltlicher  kleydung  angethon  und  er- 
samglich  uszgestürd,  das  man  dan  alsz  lutter  in  irem  uszgang- 
nen  truck 2)  find,  das  dan  andren  stetten  und  landen  vil  gutter 
exempel  geben  hat,  wiewol  sy  susz  vil  figenschafit  gegen  an-i 
dren  erlangt  hand,  doch  von  nieman  dan  die  des  gütlichen 
wortz  nit  bericht  sind.  Sy  musten  ouch  vil  troüwens  hören,  dar- 
innen begegnen  wurt,  aber  got  wurt  die  sinnen  nit  verlosen, 
sunder  in  alweg  bystand  thun. 

In  disem  erst  genempten  jor  noch  diser  dispütacion  gieng  ein  1 
buchly  usz  im  truck  under  dem  namen  doctor  Johannes  Eck3),  der 
do  wasz  ein  sehender  und  schmecher  des  götlichen  wortz  und  der 
ewangelischen  1er,  dorm  vil  schmoch,  tratz  und  Scheltwort  in  wo- 
ren  wyder  die  von  Bern,  Zürich  und  Basel,  sunderbarlich  wur- 
den ire  cristlichen  predicanten  fast  dorin  geschenzlet  und  ge- 1 
schmecht,  desglich  ein  ersamer  rot  von  Bern  der  disputatz  halb, 
und  wart  disz  buchly  hie  zu  Basel  truckt  und  feil  gehebt  durch 
ein  truck  er,   hiesz  Johannes  Faber4),   ouch  ein  wyderwertiger 
der  1er  Cristy;   von  wem  er  aber  den  gewalt  oder  schirm  hat, 
wart  man  hernoch  ouch  innen.    Sollicher  truck  misfiel  dennen ; 
von  Zürich  und  Bern,  ursach,  das  man  sollichen  truck  solt  hie  \ 
Ion  uszgon,  diewil  es  doch  wyder  sy  und  unsz  hie  wer,   aber 
es  wolt  nieman  dovon  wissen. 

[132]  Also  komen  zwen  von  rotten  von  Zürich  und  Bern,  ersani 
menner *) ,  die  dan  hargeschickt  wurden  an  ein  ersamen  rot  zu : 
Basel,  zu  langen  und  begeren,    sollichen  truck  und  derglichen 
schandlich  buchly  abzustellen.    Begertten  ouch  also  an  min  her- 
ren  ein  grosen  rot  zu  halten;   wasz  ir  beger  dan  wasz,  find 

12.  totkwen  Hs. 

1)  S.  die  Reformation  von  Bern  vom  7.  Februar  1528  bei  Bu Hinge r 
I.  440.        2)  Gemeint  ist  die  »Gemein  Reformation«  etc.   Haller  III.  323 
3)  Es  ist  die  »Verlegung  der  Disputation  zu  Bern,  mit  grund  göttlicher  ge- 
schrifft durch  Joann  Kck  Doctor.«  1529.4«.    Haller  III.  No.  319  kennt  nur 
ein  Exemplar  ohne  Anzeige  des  Drucker«  und  Druckorts.    S.  Wurstisen. 
Salat  174.    Kessler  VT  137.    Ochs  V.  612.    Hersog  IL  65.  69.    Vgl 
Wiedemann:  Dr.  Joh.  Eck.   Regensburg  1865.  570.  252 ff.       4)  Wurst- 
igen  S.  562.    Einen   solchen  Drucker  in  Basel  kann  ich  nicht  auffinden. 
Liegt  hier  etwa  eine  Verwechselung  mit  Johann  Faber,  dem  bekannten  Feinde 
der  Reformation,  vor?         5)  Von  Zürich:  Hans  Blüwler  und  Jakob  Frey; 
von  Bern:  Nikol.  Manuel  und  Ulimann.   S.  unten.   Wurstisen.   Ochs  V 
613  etc.    Herzog  IL  69  (und  nach  ihm  Hagenbaoh  106)  liest  irrthümlich 
Öry  statt  Frv.    Ry ff* s  Nachricht  würde  der  Annahme  widersprechen,  dass 
die  Hemer  nicht  erschienen  seien.    S.  Herzog  und  Hagenbach  a.  a.  0. 
nach  Grüneisen:  N.  Manuel. 


1*28»  65 

man  zum  teil  hie  noch1),  aber  er  wart  in  abgeschlagen  und 
in  schlechte  er  erbotten.  Logen  gar  noch  by  acht  tagen  hie, 
esforchten  aber  min  herren  zum  teil,  die  dan  wol  am  pfeffi- 
*ien  huffen  worren ,  forchten  alweg ,  wir  wurden  einsz ,  dan 
?y  dochten  wol:  so  sy  innen  ein  großen  rat  gehalten  hetten, 
<hs  in  die  gemeind  an  wer  gehangen  der  zwyspeltigen  predig 
klb,  das  man  die  eins  het  gemacht;  dorum  woltens  sisz  zu 
keim  grasen  rot  Ion  kumen ;  also  mußten  sy  wyder  heim,  dasz 
sy  nit  vil  noch  irem  beger  schuffen. 

Die  abgesckriffl  des  anzugs  halb  gegen  eim  grosen  rot  von  den 

von  Zürich7). 

Wasz  unser  lieb  rotzfrund,  meister  Hans  Bluwler  und 
meister  Jocob  Fry  vor  kleinnen  und  grosen  rotten,  unseren  lie- 
ben eydgnosen  von  Basel,  handien  und  fürbringen  sollen; 

Erstlich  innen  gebürlichen  grusz  zu  sagen.  Demnoch  in- 
nen anaeygen,  alsz  sy  vorgangner  zitten  durch  ir  ansechlich 
botschafft,  sampt  iren  predicanten  und  gelertten  uff  gehaltner 
tiisputacion  zu  Bern  erschinnen,  des  wir  und  menglich  dem 
Wligen  gütlichen  wort  anhengig,  sunderlich  erfröud  gewesen, 
»  in]  langt  doch  unsz  glublich  an,  das  demnoch  etliche 
bichly  zum  teil  usz  irem  geheisz  und  anmutten,  alsz  dieselbi- 
gea  anzeigen,  wyder  disputierte  und  erhaltne  schloszreden, 
ouch  etliche  andre  buchly  zu  schmoch  und  Verletzung  sollicher 
fcputatzion,  ouch  unser  und  der  erlichen  menner  und  cristlichen 
'^rrer,  so  by  und  under  derselbigeu  gegenwürdigen  gewesen, 
voq  den  iren  und  in  irer  stat  getruckt  sygen,  welches  unsz  ouch 
ft  die,  so  schuld  doran  haben  möchten,  nit  wenig  beschwerte. 
Zu  dem  haben  wir  gesechen  und  sechen  noch  deglich,  das  die 
predicanten,  so  sy  in  irer  stat  und  landschafft;  endhielten,  in 
'iren  lerren  und  predigen  zerteilt  und  zwyspeltig  weren,  usz 
welchen  wir  schinbarlich  abnemen  und  spüren,  das  by  und 
under  innen  ouch  etwasz  zerteillung,  sünderrung  und  verbor- 
pns  wyderwillens  sin  musz;  dan  nit  on,  wo  die  1er  nit  ein- 
zig ist,  nit  müglich,   das  die  völcker  einm&dig  sin  mögen, 

*  das  unsz  in  ganzen  trüwen  leyd  werre,  so  wir  den  wissen, 
^  gemeinem  nutz  und  regiment  nitz  schedlichers  und  abfelli- 
?ets  begegnen  mag  dan  zwey  teillung,  und  durch  miszhell  grose 
^g  zertrent  und  in  abfall  kumen  möchten  und  durch  einhel- 
^eit  kleine  ding  uffwachsen,  gestergt  und  gemert  werden3). 

*  So  wellen  wir  sy,  alsz  unser  sunder  gut  frund  und  frint- 
W»  lieb  eydgnosen,  zu  bürgerlicher  einigkeit  mit  ganzen  trüwen 

H.  Bs. >nad ernanger  Verletzung«.         25.  »andere  fehlt  In  der  R s.         26.  »in«  fehlt 
»ferHs.      35.  denanseniiHs. 

}  S.  unten.  2)  Im  Ausiug  bei  Wuratisen.  3)  Nara  con- 

JM«  Mrrae  res  crescunt,  disoordia  maxumae  düabuntur.     C.  Salluatii 
irspt  Jugurtha  Cap.  X. 

fetetCkioDiken.  I,  & 


66  1528. 

ermant  und  erinnert  und  zum  höchsten  gebetten  haben,  sy  wel- 
len got  und  sinnem  heilligen  wort  zu  lob  und  erren,  ouch  iren 
eygnen  bürgerlichen  einigkeit  zu  endhaltung,  die  schull,  pre- 
digen, und  wasz  useerthalb  dem  heilligen  gotlichen  wort  ge- 
prediget und  gelert  wurt  in  irer  [134]  8tat  und  landschafft  s 
gentzlich  abstellen  und  sich  keinnen  ziüichen  anmud,  vorteil 
und  geniesz  bewegen,  sunders  das  lutter  und  clor  ewangelium 
und  wort  gottes  noch  rechtem  crisüichen  verstand  fry  predigen 
losen  und  sich  ouch  demselbigen  unserem  ansechen  verglichen 
und  gemesz  hierin  handien  und  erzeigen ;  sygen  wir  gantz  un-  10 
gezwifflet,  der  almechtig  got  wert  innen  sampt  ewiger  begno- 
dung  hie  in  zit . .  und  gnod  verliehen,  dordurch  ir  regiment  und 
wesens  zu  ufrhung  und  merung  gebessert  und  erhalten,  ouch 
domit  alle  miszhel  abgestelt  werden.  Wo  in  dan  zu  troet  und 
handhabung  anmudig  und  erschieslich  sin  mag,  sich  mit  unsz  15 
und  unserren  lieben  mitburger  von  Costantz  in  ein  verstand 
und  burgrecht  ze  begeben,  wellen  wir  unsz  des  hiemit  frint- 
lich  angebotten  haben,  mit  innen  dorvon  zu  reden  und  ze 
handien  und  unsz  in  allen  dem,  das  got  loblich  und  innen 
und  unsz  erlich  und  erschieslich  sin  mag,  gegen  innen  schicken.  20 

Statschriber  Zürich. 

Von  einer  ujfrur,  so  wyder  die  von  Bern  Mass  von  iren  under- 

tkönen. 

Im  1528  jor  erhub  sich  ein  uffirur  under  dennen  von  Un- 
derwalden  wyder  die  von  Bern  usz  anwisung  der  lender,  so  *s 
dan  desmolsz  noch  wyder  das  wort  gotz  vachten  und  das  ver- 
meynten  nyder  zu  trucken,  wo  sy  möchten.  Bewegten  nu  die 
buren  usz  dem  Sibenthal1),  die  dan  dennen  von  Bern  under- 
würfflich  worren,  das  sy  sich  mit  innen  verbunden  also  usz 
einfalt,  vermeinten  die  von  Bernn  zu  bezwingen,  das  sy  innen  3* 
mußten  die  mesz  mit  [135]  sampt  allem  kilchenbruch  losen,  alle 
zermonien  und  pfaffenwerck,  oder  aber  sy  wolten  weder  zinsz 
noch  ander  ding  geben;  sy  meinten  ouch  und  woren  wartten 
der  andren  lender,  die  in  gölten  zuzogen  sin,  nämlich  Ury, 
Schwitz,  Lutzern  und  Zug,  aber  dieselben  schmackten  villicht  35 
wol,  wasz  sy  doran  gewinnen  wurtten  und  komen  nit,  aber 
die  von  Underwalten  mitsampt  den  Sibenthalleren  woren  schon 
wyder  die  von  Bern  zogen,  des  innen  die  von  Bern  mit  sol- 
licher mosz  begegneten,   das   sisz   balt  wyder  heim  fergetten, 

3.  burgelichen  Hb.       6.  abbestellen  Hb.       12.  Hier  ist  »Bin  hilfft  odar  etwas  ähnliche« 
ausgefallen. 

1)  »Das  Simmenthai  zieht  sich  vom  Thunexsee  neben  dem  Frutigerthal 
südostwärts  bis  an  den  Rätzliberg.«  Lutz.  Vgl.  über  das  Thats&chliche 
Hottinger  II.  174  ff.  A.  v.  Tillier:  Geschichte  des  eidgenössischen 
Staates  Bern.  Bern,  Fischer  1838.  III  S.  260  ff.  Von  gleichzeitigen  Schwei- 
zer Quellen  sind  Bullinger  II  S.  1  ff.  21  ff.  Kessler  V.  171  ff.  und  na- 
mentlich Salat  S.  181  ff.  ausfuhrlicher  als  unser  Autor. 


1528.  67 

machten  die  Sybenthaller  balt  wyder  gehorsam,  das  sy  nit  vil 
tust  me  betten  wyder  sy  zu  sin ;  wasz  sy  aber  dennen  von  Un- 
derwaltea  zu  Ion  schändeten,  hatten  sy  ouch  balt  behalten. 
Was  innen  Ton  dennen  von  Bern  gegnet  oder  noch  gegnen 
iwurt,  ist  on  not  hie  alsz  zu  beschriben.  Ich  acht  aber,  sy  wer- 
den innen  ire  underthonnen  nit  vil  me  bewegen  wyder  sy  zu 
sin.  Esz  ritten  ouch  die  von  Zürich,  Basel  und  Costantz  und 
<üe  Ton  8trosburg  dorzwischen,  thettigetten  die  sach  zum  besten, 
so  st  mochten,  domit  denn  underthonnen  verzigen  wart. 

»  Von  emnem  retschlag  vor  der  gemeint  zu  Basel,  einner  suplicatz 

halb  an  die  oberkeit. 

Uff  mitwuchen  vor  wiennacht,  alsz  man  zalt  noch  der  ge-23.D«c. 
burt  unsers  heillans  1528,  kernen  zusamen  etlich  erlich  und  gut 
cristlich  burger  uff  der  garttner  husz  by  zweyhundert *) ,  -hielt- 

uten  do  einnen  rotschlag,  wie  der  sach  zu  thun  wer  der  zwey- 
speltigen  predig  halb ,  so  do  stete  erwuchsen  ie  lenger  ie  fester, 
das  dan  vil  Uneinigkeit  und  Unwillens  deglich  under  den  bür- 
geren macht.  Dan  do  halff  kein  mandat,  die  mine  herren  lie- 
fen uszgon,  es  wer,  wie  es  wet,  so  si  dan  hatten  Ion  uszgon  des 

»ewangeüum  halb,  wart  von  den  bebetischen  predicanten  [m] 
nie  kein*  gehalten.  Sy  wurden  ouch  nit  dorumb  gestrofft,  dan 
7  ein  gutten  rucken  im  rot  hatten ,  dennen  es  lieb  wasz  und 
in  wol  dorzu  hulffen,  betrachtetten  aber  wenig,  das  gut  die 
kng  nit  wurt  vertragen  und  mit  sim  wort  nit  schimpfen  lot. 

»Deshalb  dise  burger  bewegt  wurden  und  sollichs  zu  herzen 
w»nen,  wurden  do  zu  rot,  wie  sy  die  sach  wolten  angriffen 
and  aber  ein  fruntlich  bit  an  min  herren  thun,  ob  doch  ir  herz 
an  mol  erweicht  wurt  und  die  Uneinigkeit,  so  under  einer  er- 
amen  burgerschafit  wer  durch  den  pfefiischen  huffen,   abstel- 

*kii.  Satzten  also  ein  cristliche  suplicatzion  an  ein  ersamen 
&t>  die  stund  von  wort  zu  wort,  wie  hienoch  bestimpt  wurt. 

fi»  suplicadon  etlicher  zunfften  an  ein  ersamen  rot  zu  Basel, 
abzustellen  daß  ztoy  speltig  predigen  und  die  mesz1). 

Ersamen,  vesten,  wisen,  besonder  gnedig  und  günstig  liev- 

5  ben  herren : 

Wir  üwer  willige  und  gehorsame 3)  burger  der  zunfften  er- 

13.  Die  ZaU  fehlt  U  der  H*.       19.  >iic  fehlt  In  der  H». 

1)  Wurstise n :  200.  2)  Die  Supplicatiou,  ans  einem  Baseler  Druck 
wiel,  bei  Thoman  Wolff),  bei  Bullinger  IL  37—41  in  extenso  abge- 
wwkt  Haller  III  No. 337.  VjLWur  stfsen  und  den  Aussug  bei  Ochs  V. 
Mff.  8.  die  kurve  Bnahlung  der  folgenden  Ereignisse  in  Kessler  V.  182. 
•vlliager  giebt  nur  die  Aktenstücke.  Salat  ist  hier  gam  lückenhaft. 
vgLHtriog  IL  119 ff.  Hagenbach  123  ff.  Vgl.  auch  für  das  Vorige  . 
tta&e  Aufzeichnungen  f.  5*>.  3)  Diese  Supplikation  findet  sich 

«Kk  in  den  Deor.  et  mand.  XXVP»  ff.   Die  dortige  Abschrift  beruht  aber 


68  1528. 

schinen  hie  allein  in  suplizierender  und  bit  wisz,  alsz  by  unse- 
ren fast  gnedigen  herren  und  lieben  vättren,  zu  dennen  wir 
unsz  alles  gutz  versechen,  by  den  wir  ouch,  so  fer  unser  Hb, 
gut  und  alles  vermögen  sich  erstrecket,  unsz  alsz  die  gehorsa- 
men erfinden  losen  wellen.  Dorum  üwer  ersam  wiszheit  welle  * 
disz  unser  einhellig  bitten  nit  dorfür  halten,  alsz  uflturisch  oder 
das  wir  iemand  das  sin ,  es  sy  grosz  oder  klein,  nemen  wellen 
oder  sunst  ein  gewalt  triben.  Jo  gnedigen,  üben  herren,  wo 
wir  einnen  under  unsz  wüsten,  der  sich  mit  einichem  wort  liesz 
mercken  etwasz  unrechten  handeis,  den  [137]  woltten  wir  alsz  10 
ein  ungehorsamen  und  trüwlosen  vor  üwer  ersam  wiszheit  selbs 
verclagen.  Dan  die  ere  eines  cristliches  namen  und  danckbar- 
keit  alles  gutz,  so  durch  ür  ersam  wiszheit  unsz  bewisen,  ist  unsz 
vil  basz  befollen  und  lieber,  dan  das  wir  unsz  also  Übersechen 
woltcgi.  Das  aber  villicht  üwer  e.  w.  vermeinen  möcht,  wir  het-  15 
ten  sollichs  wol  geschicklicher  und  unferdöchtlicher  angriffen 
und  das  durch  unser  herren  und  meister  der  zunfften,  glich  alsz 
bedörflte  es  der  versamlung  nüt,  gnedigen,  lieben  herren ,  das 
werre  ouch  unsz  vil  lieber  gsin,  domit  wir  unser  geschefit  dester 
basz  möchten  uszwartten,  wo  wir  hetten  mögen  hoffen,  das  2t 
unser  suplicatzion  mit  frucht  wer  angenumen  worden.  Dan  wir 
ouch  vor  vil  monetten  unseren  meistren  der  zunfften  befollen 
hand,  disz  unser  angelegen  sach  ü.  e.  w.  zum  ernsüichisten  für- 
tragen.  Nu  sin  endweder  ir  suplicatzion  nit  angenumen  oder 
derfur  gehalten ,  alsz  were  unsz  wenig  doran  gelegen ,  dorumb  v> 
wir  iez  zu  zit  kein  hoffhug  gehabt,  nützlich  mit  unser  supli- 
catzion durch  unser  meister  etwasz  usz  zu  richten.  Und  tringt 
aber  unsz  die  lieb  zu  der  ere  gottes  und  zu  einnem  gutten  friden 
einner  ganzen  stat  Basel ,  das  wir  versandet  und  parsonlich  unsz 
sechen  losen,  iedoch  in  bitlicher  wisz,  domit  ü.  e.  w.  sechen,  so 
das  unsz  die  sach  hoch  angelegen  sy,  die  worlich  nit  klein  noch 
gering  noch  zu  verachten.  Dan  es  antrifft  die  er  gottes,  Cristy 
und  des  glubens ,  von  welches  wegen  wir  ouch  schuldig  werren 
unser  leben  doran  zu  strecken.  Es  berurt  die  sach  ein  friden 
und  einnigkeit  einner  ganzen  stat  Basel,  welche  unsz  am  not-  35 
wendigisten  und  begirlichisten  ist.    Wir  bitten  nit  um  etwasz, 

2.  deno  Bu Hinge r(*nd  Decr.).       11.  trüluzen  Bull,  (and Decr.). 

auf  demselben  Druck,  den  Bu  Hing  er  II.  37-—  41  reproducirt,  denn  offen- 
bare Druckfehler  finden  sich  in  beiden.  Kleine  Unterschiede  zwischen  B  u  1  - 
linger  und  De  er.  sind  auf  Hechnung  des  Schreibers  der  Decr.  zu  setzen, 
Bul  linger  und  By  ff  stimmen  in  solchen  Fällen  meist  aberein.  Decr. 
schreiben  allenthalben  bürg  er,  auch  da,  wo  Bullinger  bürg  er  schreibt; 
in  beiden  findet  sich,  (ausgenommen  zwei  Stellen  in  den  Decr.)  die  aus  hoch- 
deutschen Aktenstücken  übernommene  Abkürzung  £.  £.  W.,  inconsequent  in 
dem  Basel  -  deutschen  Texte,  der  U.  (Uwer)  E.  W.  erwarten  lassen  sollte. 
Ich  habe  Ryff's  Hs.  dem  Druck  zu  Grunde  gelebt,  diese  auch  selbstän- 
dig interpungirt  und  nur  namhafte  Varianten  Bulhnger's  angegeben. 


*528.  69 

das  do  nochdeillig  8y  einichem  burger,  besunder  es  mag  unsz 
allen  zu  gittern  kumen,  und  ist  das  der  handell : 
W  Euwer  ersam  wiszheit  ist  wol  wsisend,  wie  in  verkündung 
purren  und  woren  ewangelius  Cristy  von  eygensüchtigen 
tu  wydersprechens  geschechen  ist  und  ist  furgangen  ein 
»ante  zwyspehig  predig.  Dem  zu  begegnen  hat  ü.  e.  w.  vor 
eichen  jorren  ein  cristlich  mandat  losen  uszgon,  das  man  das 
wort  gotz  noch  dem  nüwen  und  alten  gesatz  einhellig  predige. 
Des  wir  eü.  e.  w.  grosz  lob  und  danck  sagen,  und  wölte  got, 

«dasdisz  gehalten  wer  worden,  so  weren  wir  vor  langem  zu- 
fnden  gesin.  Das  aber  nit  beschechen  ist,  sonder  der  worheit 
und  dem  wort  gotz  ist  syderhar  vil  mer  wydersprochen  mit 
schelten  und  ketzeren  und  gotzlestrung.  Dan  es  musz  ie  ein 
parthy  schuldig  sin.    Usz  dem  ist  erwachsen  und  erwachst  deg- 

ß  lieh  vil  nit  und  hasz:  wo  einner  nit  mer  dan  zu  einner  predig 
gad,  musz  er  das  in  vil  weg  by  den  andren  engelten,  usz  wel- 
chem endlich  erfolgen  musz  von  nötten  grose  gef5rligkeit ,  jo 
ouch,  wo  unsz  not  angieng,  verderbung  einer  ganzen  stat  Basel 
und  oflhung  viller  sünd  und  Ungerechtigkeit.   Gnedigen,  lieben 

fcherren,  wasz  ist  sollich  zwyspeltig  predig  anders  dan  ein  brun 
riöer  laster,  so  furgon,  ein  deckmandel  aller  apostüzlery,  ein 
rerirung  der  verstrickten  conzienzen,  ein  sterekung  der  b8sz- 
haffHgen,  ein  undertruckung  der  worheit,  ein  erweckung  des 
ras  gottes,  ein  schand  einner  ganzen  stat  Basel,  das  nieman 

STeileognenmag;  das  bülich  unsz  und  ein  ieden  fromen  Basler 
behertzigek  Das  hat  ouch  unsz  üwer  gehorsamen  geursacht, 
hie  mit  diser  suplicatzion  zu  erschinen  und  uff  das  demudigist 
zu  bitten,  das  ü.  w.  zufordrest  die  ere  gottes  und  [139]  Cristy, 
te  namen  gelestert  würt,  welle  ansechen,  ouch  ein  friden  einer 

*?antzen  stat  Basel  und  unser  bit  erhßrren  und  on  allen  verzug 
Kit  ganzem  ernst  verschaffen,  das  abgestellet  werden  alle  pre- 
dicanten,  so  dem  ewangelium  Cristy  mit  böbstlicher  1er  zuwy- 
der  sind  und  verhindren  den  furgang  der  worheit,  und  wo  sy 
forthin  wolten  predigen,  das  sy  sich   nit  beschemetten ,  bereit 

-zu  sin  irer  1er  rechenschafft  zu  geben  und  mit  andren  predi- 
gten »ich  des  wort  gottes  halben  verglichen  und  vereinbar- 
en, unangesechen,  das  ir  bröpst  und  capitel  wyder  billigkeit 
b  dem  eyd  inbinden,  etlich  artickel  nit  zu  predigen.  Dan  so 
to  on  predig  nit  mögen  sin  und  not  ist  unsz  unser  laster  und 

lmi  anzuzeigen  und  ein  trost  geben,   domit  wir  zu   got  unsz 

\  nehtetten,  ist  unsz  also  in  alweg  überlegen  die  zwyspaltig  pre- 
%  Desglichen  ouch,  so  die  mesz  uszgeschriiwen  würt  in  sol- 

j   Hier  miszortnung  sin  by  den  bSpstleren ,  das  Cristus  vilfeltig 

(   sitttert  würt  und  die  menschen  durch  betrug  angefurt,   und 
c*ie  sy  fast  sy  ein  ursach  der  zwyspaltigen  predig  und  harnoch 
ta  bürgerlichen  zetrenug ,,   ist  unser   ernstlich   demfidtig   bit, 
abzustellen  so  fer  und  lang,   bisz  das   die  meszpriester  ire 


70  1528. 

mesz  gnugsamlich  verantwurtten,  und  ist  es  sach,  das  sy  wurt 
recht  erfunden,  so  wellen  ouch  wir  sy  annemen  in  unseren 
kilchen,  ist  sy  aber  nit  gerecht  und  ein  grüwel  vor  got,  wasz 
wellen  wir  unsz  all  ziehen,  das  wir  um  der  pfaffen  willen  den 
zorn  gottes  über  unsz  bewegen,  der  unsz  und  unseren  kinden  s 
zu  schwer  wurt?  Worum  wolten  wir  wyder  die  worheit  fech- 
ten und  wyder  den  heilligen  geist?  Das  ist  unser  bit,  gnedi- 
gen,  Heben  Herren,  die  wir  wissen,  das  sy  cristUch  und  not- 
wendig sin,  und  [140]  iret  unsz  mit,  das  man  sagt,  solch  sach 
sigen  langist  in  concillium  und  by  den  vättren  erlüttert.  Dan  10 
ir  gnedig  herren  wissend  wol,  das  wir  der  worheit  volgenn  sol- 
len, die  nit  iren  mag.  Die  concillium  haben  ofil  wyder  die 
worheit  erkend  und  geiret  und  sind  wyder  einander  gesin. 
Aber  noch  vil  weniger  ist  unsz  gnug  beschechen  mit  den  dis- 
pütatzion  zu  Baden  und  Benin,  welche  gehalten  sind  mit  ei-  u 
nem  grosen  kosten  einer  stat  BaseL  Ouch  ist  unsz  nit  gnug 
beschechen  mit  den  ingelegten  geschriffien  bedertheil  predican- 
ten  hinder  ein  ersamen  rat.  Dan  unsz  dorum  nit  geholffen  ist 
zum  fryden,  man  hat  nitz  dester  weniger  beyd  parthigen  fry 
losen  einander  wydersprechen  und  dorneben  die,  so  des  liechte  2» 
und  der  worheit  zu  fürdren  sumig,  in  villen  Sachen  gevorteillet, 
das  unsz  nit  wenig  bekumert,  so  ander  stet  zu  friden  kumen 
und  wir  also  fast  gehindert  werden.  Es  musz  unsz  billich  ir 
gotzlestrung  bekumeren,  wellen  wir  anders  cristen  sin.  Ob 
aber,  gnedigen,  lieben  herren,  etlich  der  wyderparthy  sich  sam-  25 
len  wurtden  und  aber  eins  ein  wyderwertige  suplicatzion  in- 
legen mit  Verachtung  unser,  welche  doch  in  bürgerlichen  bür- 
den zu  tragen  nit  weniger  sind  dan  sy,  und  hergegen  begerren, 
man  söl  es  in  dem  ietzigen  stand  losen  blipen,  werden  wir 
dorum  nit  ablosen  zu  bitten  und  ü.  e.  w.  ermanen,  die  sach  30 
selb  zu  erwegen,  welcher  bit  billicher  erhört  sollen  werden,  un- 
sere oder  die  ire.  Sy  bitten  by  irem  alten  brach  zu  blipen, 
der  noch  got  zu  eren,  noch  zu  frid  einner  stat  [ui]  Basel  (Ken- 
net, wir  aber  bitten  das,  so  got  erlich,  in  und  unsz  nützlich  ist. 
Mag  ü.  e.  w.  wol  abnemen,  wer  billicher  bittet  und  gewert  35 
sol  werden.  Wo  aber  die  sprechen,  man  sol  nieman  zum  glü- 
hen zwingen,  ist  unser  meinug  nit  solliches  unmüglichs  für- 
zunemen,  dan  got  gibt  allein  den  glühen.  Nicht  desterweniger 
sollen  die  falschen  prophetten  und  ander  ergernusz  von  keiner 
cristlichen  oberkeit  verhengt  werden,  alsz  wenig  ein  mutter  nit  40 
endschuldiget  ist,  so  sy  iren  döchtren  unerlicher  wiber  gespil- 
schafft  vergönte  und  wolt  sagen :  »Got  musz  sy  ziechen.«  Dorzu 
wil  es  nit  zu  friden  reichen,  und  wasz  mag  man  sich  trüw  ge- 
geneinander versechen  in  wachen,  hütten,  reisen  etc.,  do  groser 
nyd  ist  dan  zwischen  cristen  und  Durcken.    Den  Juden  wurt  45 

12.  Concily  B  n  1 1  i  n  g e  r.       25.  »siehe  fehlt  im  Ms.,  steht  bei  B  u  1 1  i  n  g  e r.      45.  »dann« 
Bullinger,  fehlt  im  Ms.       »Tüjckent  B  ollinge  r. 


1528.  71 

etlichen  mer  vertrüwet  dan  {insz,  welche  sy  für  abgefallen 
n  halten.  Zum  letsten  wo  sy  ouch  sagen,  es  aygen  schwer 
el,  die  gelertten  sigen  selbs  dorob  uneins,  worum  wolten 
wir  unsz  dero  beladen?  Gnedigen,  lieben  herren,  das  wel 
nimer,  das  unser  glub  und  unser  lerer  Cristus  also  gelestert 
e,  alsz  het  er  unsz  geben  ein  gesatz,  das  wir  solten  halten 
misten  verdampt  werden  und  solt  sich  aber  dorneben  nie- 
der joch  kein  ley  dorusz  mögen  verichten.  Wer  zwingt 
ein  weg  zu  gon  und  wil,  das  im  der  weg  verborgen  sy  ? 
vermögen  wir  sin,  das  etlich  hochgelertten  vor  grosem 
nyd  und  hoffart  die  worheit  nit  wellen  anneinen?  Sy  ist 
uaferborgen.  Wir  verstond  ouch,  gnedigen,  lieben  her- 
,  wie  das  am  nechsten  etlich  usz  der  ander  parthy  sich  in 
t  geriist  hand  mit  [ui\  vil  truwen.  Ist  unser  bit  an  ü.  e. 
r.,  das  in  andersagt  werd,  dorvon  ietzmol  abzuston,  dan  wir 
n  allem  frid  hie  sind  und  begeren  nieman  zu  beleydygen.  Wo 
iber  sy  sich  wurden  bewohnen,  werden  sy  unsz  ursach  geben, 
Im  wir  ouch  nit  werlosz  erfunden  werden,  das  dan  zu  besor- 
gen etwasz  geförlichers.  Ist  in  unabgeschlagen  ouch  zu  bitten. 
iber  so  wir  die  ere  gottes  und  den  finden  einner  ganzen  stat 
Basel  suchen,  werden  und  kennen  wir  nit  abston  von  unserem 
bitten  tag  und  nacht,  so  lang  bisz  unsz  ü.  ersam  wiszheit  gne- 
diglich  erhfcrt.  Dan  unsz  uff  erden  uff  disz  mol  nüt  höchers 
ingelegen  ist,  es  were  dan,  das  wir  dorin  bericht  wurden,  das 
unser  bit  got  unerlich,  einner  stat  Basel  schedlich,  das  aber 
nit  sin,  tragen  wir  gantz  kein  zwiffel,  ü.  e.  w.  welle  ein  ge- 
horsame burgerschaffl  hierinnen  on  uflzug  gnediglich  und  vät- 
erlich bedencken. 

Eüwer  ersam  wiszheit 
willige  burger  und  zünffk. 
Also  diewil  sy  in  sollichem  rotschlag  woren,  samlatten  sich 
vil  burger  zu  innen  uff  der  garttner  husz,  das  by  fünfhundert 
burger  zusamen  komen,  schüsen  also  by  sechaz  ersamer  burger 
os2,  dieselbig  solten  dise  suplicatzion  minen  herren  furbringen, 
komen  also  für  den  burgermeister  Meltinger1),  zeigten  im  die 
suplicatzion  an  mit  groser  bit  und  beger,  sollich  eim  ersamen 
rot  anzuzeigen  von  wegen  einr  gantzen  gemeint,  aber  er  wolt 
ȟich  nit  von  innen  annemen,  sunder  bott  innen  by  iren  ey- 
dcn  heim  zu  gon  und  die  andren  abzumanen ;  aber  dise  komen 
*yder  mit  irer  suplicatz  zu  dem  huffen  und  zeygten  innen  sol- 
lich jic]  antwurt  an.  Des  sy  ein  grosz  miszfallen  hatten  und 
*oien  fast  übel  zufriden,  thetten  sich  erst  fester  zusamen,  doch 

8..4onMi€feWtbeiBnllinger.         11.  geytt  Bullinger.        14.  hamMch  BullU- 
f «      17.  tmpnen  B ul  1.      18.  wehrlasx  Bull. 

1)  Heinrich  Meltinger,  »das  politische  Haupt  der  katholischen  Partei.« 


72  1528. 

nit  mit  gewaltiger  hand,  sonder  in  fryntlicher  bit  wisz.  Do  da»! 
die  uber  Bin  innen  wnrtten,  fiellen  sy  ouch  zusamen,  die  uff 
der  böbstler  und  pfeifen  gattung  worren,  mit  gewobnetter  hand 
in  irem  bandst,  desglich  die  an  den  Spailen1).  Derren  worren 
aber  ein  kleine  zall,  aber  vil  schmochwort  und  lestrung  tribcn 
sy,  dan  ir  gemfid  stund  uff  unfriden ,  vermeinten  die  ewange- 
lischen  mit  irem  tratz  und  bochen  zu  überwinden,  aber  ir 
boeben  hatff  klein,  sunder  woren  ein  gespot  gegen  den  andren. 
Also  leytten  sieb  min  herren  mit  allem  ernst  in  die  sach,  wüsten 
nit,  wo  sy  werren  gölten,  also  nam  der  burgermeister  Adelberg 
Meyger  mitsampt  dem  Zunftmeister  die  suplicatz  an  mit  bit 
und  beger,  das  iederman  heim  gieng  und  zu  guttem  friden 
werren,  mine  herren  wnrtten  mit  allem  flisz  in  der  sach  hand- 
ien, das  sy  ein  gut  vernugen  wurden  han.  Also  macht  man 
ein  erheben  uszschutz  von  der  gemeint  by  drissig  erlicher,  red- 
licher, ersamer  burger,  dorunder  ouch  gut  edelmener  und  nam- 
haffig  burger  woren,  die  von  wegen  der  ganzen  gemeint  der 
suplicatz  halb  handien  und  die  sach  vor  minen  herren  volfuren 
sotten,  doch  nitzit  handien  noch  beschliesen  on  einner  gemeint 
wissen  und  willen,  und  stalten  min  herren  die  wyderparthy  ouch 
zufriden,  das  susz  iederman  wyder  heimgieng,  doch  solt  die 
suplicatz  on  Verzug  von  eim  ersamen  rot  verlesen  werden  und 
innen  in  zweygen  tagen  ein  antwurt  geben  werden,  oder  sy 
wolten  wyder  zusamen  kumen.  Also  wart  in  sollichs  zugesagt 
von  minen  herren,  sollichs  uff  das  fürderlichest  zu  handien  und 
dem  allen  nochzukumen  on  allen  [144]  verzug.  Die  suplicatz 
wart  von  dem  rot  verlesen,  aber  wenig  achtung  doruff  geleit, 
dan  sy  vermeinten  die  sach  sunst  mit  schrecken  zu  stillen,  wie 
vormolsz,   dordurch  esz  verzogen   wart  bisz  uff  den  heilligen 

2s.r>ec.  wiennachttag,  wolt  der  gemeind  kein  antwurt  werden,  esz  tri- 
ben  aber  dorzwischen  die  bobstier  vil  tratzwort  und  mudwillens 
und  lieffen  zusamen  über  Hin  im  harnist  und  mit  iren  gewerren, 
desglich  die  an  den  Spailen;  wasz  ir  meinug,  wo  die  ewan- 
gelischen  wyder  zusamen  kernen,  wolten  süsz  von  einander 
bringen,  und  derglichen  tratzwort  triben  sy  vil  und  bewegten  I 
also  die  andren  ouch  zu  unfryden,  das  weder  ir  wil  noch 
beger  wasz,  sunder  nieman  zu  beleydigen  noch  zu  schedigen, 
allein  wasz  ir  frintlich  bit,  wie  die  suplicatz  uszwist. 

Do   das  die  gemeind  sach ,    das   sy  also  mit  gewobnetter 
hand  by  einander  worren,  komen  sy  ouch  wyder  zusamen,  die  \ 

25. Die. so  dem  ewangely  anhengig  worren,  am  heilligen  Crist  tag  «u 
nacht  ouch  in  irem  harnist  und  gewer  wolgerust  uff  der  gart- 
ner  husz  by  achthundert  wolgeruster  burger,  vereinden  sich  do 
by  einander  zu  belipen,  bisz  in  ein  antwurt  wurt  geben  uff 
die  suplicatzion,  so  sy  ingelegt  hatten ;  desglich  wolten  sy  ouch  i 

1}  In  der  Spalenvorstadt;  s.  ob.  S.  53  Note  4. 


1528.  73 

nit  von  einander,  die  ander  parthy  were  dan  wyder  von  einan- 
der, blipen  also  die  ganze  nacht  by  einander  bisz  morndes  an 
lant  Steffens  tag  um  die  nünte  stund,  sterckten  sich  ie  lenger  2b.dcc. 
ie  fester,  das  ir  vil  wurden,   des  sich  min  herren  nit  klein 

ibeengstiget,  das  dan  not  wasz.  Leydten  sich  zu  beyden  [145]  par- 
thvgen  fast  ernstlich  in  die  sach,  das  sy  die  burger  wyder  von 
einander  dettigeten,  aber  es  wolt  kein  theil  wichen,  das  ander 
thefl  wiche  dan  zum  ersten  von  einander.  Schickten  min  her- 
ren jungker  Heinrich  Meltinger  mitsampt  andren  herren  uff  der 

»prttaer  huaz,  die  gemeint  frintlich  abzumanen,  dan  min  her- 
ren wolten  triiwlich  in  der  sach  handien,  aber  die  gemeint  wolt 
md  red  nit  hören  noch  anemen,  sunder  wurden  e  ie  fester 
TcrpitterL  Also  schickt  man  ander  herren  dar,  den  burgermei- 
&r  Adelberg  Meyger,  mitsampt  dem  zunfftmeister,  her  Jocob 

sMeiger,  die  brachten  so  vil  zu  wegen,  das  sich  die  wyderpar- 
thy  usz  irem  härmst  thet.  Do  thetten  sich  die  uff  der  garttner 
iraa  ouch  von  einander,  doch  das  der  uszschutz,  so  sy  vor  ge- 
macht hatten,  in  der  sach  vor  minen  herren  für  und  nir  hand- 
ien sollen  und  uff  das  allerfurderlichest,   doch  nüt  beschliesen 

•on  der  gemeind  wissen  und  willen;  desglich  wart  dennen  uff 
der  wydeiparthy  ouch  ein  uszschutz  erloubt  und  der  supücatz 
an  abgeschrifit,  dan  sy  ouch  begertten  zu  suplizieren.  Also 
handlet  beyder  parthy  uszschutz  von  wegen  irer  gemeint  vor 
ninen  herren:  die  gemein  burgerschafft,  so  dem  ewangely  an- 

akengigwoiren,  begertten  noch  Tut  irer  ingelegten  suplicaz  noch- 
rojtumen,  bo  begerten  die  andren  by  irem  alten  harkumen  zu 
blipen,  by  dem  bobstum  und  iren  zermonien,  das  do  gantz  nüt 
mstlich  noch  bürgerlich,  ouch  der  heilligen  gschrifft  nüt  ge- 
fflesz,  snnder  dient  gantz  zu  zertrenug  einer  ganzen  burger- 

•schifft  8u8z.  zoch  iederman  wyder  heim  und  wart  ernstlich  in 
der  sach  tag  und  nacht  gehandlet. 

',»*]  Indem,  alsz  nu  der  handel  sich  also  verlieff,  komen  die 
romen  botschafftten  von  Zürich,  Bern  *) ,  Schaffhusen  und  Mul- 
hsen,  desglich  mit  erlicher  botschafft   die  von  Strasburg  in 

r nochburlicher  frundschaffl  und  liebe,  all  in  frintlicher  meinig, 
*  sy  möchten  helffen  do  gut  fryd  und  einigkeit  under  unsz 
n  pflanzen,  domit  wir  des  gotzwortz  halb  in  einhelügkeit  ke- 
iwü.  Do  das  die  wyderparthy  sach  uff  der  bfibstler  sitten,  do 
«schickten  sy  die  von  Ury,    Schwitz2),   Underwalten  und  von 

•hg5)  und  Sollenthurn*),   desglich  die  von  Friburg  in  Ucht- 

1;  S.  die  Berichte  der  Bernischen  Gesandten  Lienhart  Hüpschi,  Nikiaus 
2n %¥eBh,rt  Willadirig  von  der  Hand  des  Nik.  Manuel  (28.  Dec.  1528 

!  ■  y     •  ^^)  UQd  einige  andere,  mit  diesen  zusammenhängende  Akten-       • 
«*e  herausmjgehen  von  W.  Vischer  in  den  Beiträgen  zur  vaterl. 
Richte  V  S.  299  ff.    S.  308  wird  der  Bote  von  Zürich  'Werdmüller' 
P*JBL  8  302 :  Schultheis  Hug  und  der  Spitalmeister  von  Liwern.    2)  Joseph 
1  ÄTl  yi»«ner  a.  a.  O.  S.  304.  3)  Götschi  Zhag.    Vischer  302. 

<  fchultheis  Hebold  und  Hans  Hugi.   Vischer  8.  304. . 


74  1528.  1529. 

land,  das  sy  in  bystendig  werren,  das  sy  by  irem  bibsüichen 
gruben  möchten  blipen.  Es  komen  ouch  die  von  Lutzein  uff 
der  b&bstler  sitten,  aber  sy  echuffen  all  nit  vil,  dann  sy  woren 
nit  hie  um  der  er  gotz  willen,  sunder  das  sy  dem  böpst  moch- 
ten helfen  sin  rieh  erhalten,  das  aber  nit  sin  mocht.  : 

Es  wurden  in  disem  handel  alle  thor  beschlosen ,  bisz  an 
Spallenthor  und  Eschamardor  hie  disent,  und  über  Bin  das  ein 
thor  ouch  beschlosen  und  under  dennen  thorren  stareke  wacht 
und  hud  gehalten,  desglich  sunst  fast  stareke  wacht  in  der  stat 
alle  nacht,  dan  diser  handel  liesz  sich  fast  ernstlich  an,  das  nie- 
man  wüst,  wie  es  sin  uszgang  nemen  wolt,  dan  es  traff  an  den 
rot,  ein  oberkeit  und  die  ganze  pfaffheit  mitsampt  allen  irem 
bAbstum,  zermonien  und  kilchenbruch,  des  sich  gar  fast  gerumfft 
und  gespert  wart. 

[147]  Als  man  nu  über  disen  handel  saaz  und  die  sach  angrif- 
fen wart,  erhiesch  nu  die  supticatz,  so  von  den  ewangelischen 
ingelegt  wasz,  das  alle  die  usz  dem  rot  m&sten  tretten,  die  den 
pfaffen  verwant  und  anhengig  woren;  es  wasz  oueh  des  usz- 
schütz  beger  und  wil  von  wegen  der  gemeint,  das  manchem 
nit  ein  kleinnen  sehrecken  brocht,  der  im  rot  sasz.  Do  stun- 
den iren  so  vil  uff,  das  wenig  blipen  sitzen.  Do  das  ersechen 
wart,  do  wart  gemacht,  das  einer  mit  dem  andren  solt  hlipen 
ätzen  und  die  sach  heißen  handien,  es  berurt  recht,  wen  esa 
wed.  Do  trat  aber  zum  ersten  usz  Andres  Bischoff,  der  wass 
miner  herren  ladenherren  einner,  nit  weiss  ich,  wasz  in  bedunckt, 
er  wolt  nit  me  do  sitzen,  stund  uff  und  gab  mixten  herren  die 
schlusel  und  gab  sin  burgrecht  uff,  sasz  uff  und  reit  usz  der  stat. 

Uff  das  wart  kein  firren  in  disem  handel  tag  und  nacht, 
frft  und  spot  zwischen  beyden  parthigen.  Es  wurden  beyder 
teil  suplicatzion  gelesen  und  ir  beger  gehdrt:  ein  theil  begert 
dem  gotzwort  anzuhangen  und  das  das  einhellig  geprediget  wurt, 
das  ander  theil  begert  den  altten  zermonien  und  b&pstum  an- 
zuhangen. Also  wart  in  disem  handel  ein  mittels  erfanden  und 
der  gemeint  fÜTgehalten,  dem  ist  also: 

Es  ließen  min  herren  bietten  uff  allen  zunfflaen  und  gesel- 
schafften,  das  man  von  hu«  n  hu«  iede  »unift  und  gesÄft 
solt  iren  mitbrudren  bietten  und  sagen:   wer  ewangelisch   wer 
1529  oder  dem  anhengig  wer,  der  solt  morndes  am  mentag  vor  der 
4aJu<  heilligen  dry  künigen  tag  frfig  zu  den  Barfusen  komen,  der  an- 
dren parthy  wart  zu  den  Predigeren l)  [us]  botten.   Also  komen 
zu  den  Barfusen  die,   so  dem  ewangelly  anhengig  worren,  by 
zweytusent2)    mansparsonnen  von  bürgeren    und    hindersesen, 
•      aber  zu  den  Fredigeren  worren  ouch  zusamen  kumen,  so  uff 

1)  Ueber  das  Predigerkloster  s.  Fechter  S.  124  u.  s.  w.  2)  2501) 
Wurstisen.  »fil  über  3000«  Vischer  a.  a.  O.  S.  307.  Die  Aufzeich- 
nungen f.  5b  sagen  1500. 


1539.  75 

der  pfeifen  ritten  woran,  by  fiinffhundert *)  mansparsonnen. 
Nu  disen  beyden  parthigen  hielten  mine  herren  disz  mittel  für 
mit  ttt  und  beger,  sollichs  anzunemen,  domit  man  in  fiid  und 
«aigkeit  kamen  moeht.  So  wüsten  sy  iezo  kein  ander  mittel 
im  finden,  dan  diez2),  und  wer  also  von  beyden  roden  erkent, 
<fa  nu  hixkfur  einhelligklich  solt  geprediget  werden  in  allen 
p&rren  und  kilchen  nüt  anders,  dan  das  lutter  clor  wort  gots 
ms  und  altz  testament,  und  wo  einer  des  nit  bericht  wer, 
<h>  sollen  die  predicanten  al  wuehen  ein  mol  zamen  gon  und 
fem  andren  underwisen  und  berichten ,  domit  kein  feiler  be- 
sehech;  welcher  aber  das  nit  thet,  das  derselbig  sins  predigens 
»1t  soiston»  domit  die  1er  Cristy,  und  was»  der  beigen  gschrifft 
gemesz  ist,  einhelliglich  geprediget  wurt  by  verlierung  irer  pfrunr 
den.  Es  solt  ouch  keiner  den  andren  schritten,  schmechen  oder 
Istren  uff  den  kantzlen  ketzer  oder  mit  sollichen  wortten,  ouch 
solt  man  susz  die  messen  und  kilchenziertten  alle  losen  blypen 
in  dennen  kilchen,  do  sy  biszher  gewesen  sind.  Do  das  under 
der  gemeint  erhftrt  und  fürgehalten  wart,  wolt  mans  gar  nüt 
unemea  noch  dervon  hören  sagen ,  wiewol  die  fremden  her- 
ren ouch  ir  bit  von  wegen  miner  herren  an  die  gemeint  leyfc- 
tffl,  du  sy  die  herren  solten  in  diaem  stuck  erren  und  diaz 
mittel  annemen ;  aber  sy  woltena  nit  thun,  sunder  by  ir  supli- 
aü  blipen,  wasz  [149]  die  vermocht,  ermantden  ouch  domit  die 
von  Zürich  und  Bern  innen  bystendig  zu  sin  noch  hit  der  bün- 
<ta  und  dasz  man  das  mer  under  der  gemeint  machte,  doby 
volten  sy  blipen.  Des  ermantden  mine  herren  die  örtter,  ouch 
innen  bystendig  zu  sin.  Also  wart  ein  etil  gemacht  under  dem 
Toick  und  also  gebetten,  r&wig  au  sin  und  nüxit  mit  gwaltiger 
bad  angriffen :  biaz  uff  den  andren  tag  wolten  sy  wy tter  in 
ifa  Bach  handlen,  domit  sy  villicht  ein  vern&gen  würden  haben« 
Also  loch  das  volck  wyder  uff  der  garttner  husz  und  zum  Saf- 
frm?j,  uff  die  antwurt  zu  wartten. 

Also  wart  aber  nit  gefirt  mit  ratten  tag  und  nacht,  trug 
«ndspot.  Do  doch  min  herren  Sachen,  das  ie  nit  anders  sin 
»moeht  und  die  gemeint  nit  wolt  abston,   erfunden  sy  aber  ein- 
mittel,  das  sy  der  gemeint  wolten  fürhalten,   domit  sy  beyd 

1)  600  Wurstisen,  »nitt  Ober  CIIII  starck«  Vischer  a.  a.  O.  S.  308. 
jj*  Auflehnungen  unten  sagen  800.  2)  8.  Wurstisen.  Hersog 
*1*.  Vgl.  bei  Visoher  a.  a.  O.  S.  306  den  Gesandtschaftebericht,  nach 
«cum  dies  Mittel  »schon  am  3.  Januar«  beschlossen,  aber  freilich  (s.  8. 307) 
«m4ten,  wie  die  andern  Quellen  auch  sagen,  eröffnet  und  verle- 
rn wurde,  üebrigens  heisst  hier  der  Artikel,  in  dem  Ton  den  Pfründen 
•* Bede  ist*  »Der  von  der  mess  stan  weite,  dem  solle  tyn  pfrund  nüt 
*«t  minder  gefolgen«,  wodurch  Ryff's  und  Wurstiaen's  Be- 
**  wesentlich  erg&nst  wird.  3)  Das  Haus  sum  Saffren    (Safran, 

u  welchem  starker  Handel  getrieben   wurde),   Zunfthaus  der  Kramer 
» froheren  Bindermarkt,  jetzt  Gerbergasse.    Fechter  59.    Beitrage 


76  1529. 

parthigcn  gestillen  möchten,  hatten  ouch  domit  die  fromen  her- 
ren  und  eydgnosen  von  Zürich  und  Bern,  desglich  die  von 
Stroshurg  und  ander,  so  do  hie  trorren,  die  gemeint  eu  bitten 
sollich  myttel  anzunemen,  dan  min  herren  des  uff  alle  zunfft 
brieff  und  sigel  geben  wolten,  das  sollichs  solt  erhalten  werden,  5 
das  nu  trüwlich  beschach:  dan  die  fromen  herren  die  gemeint 
(6. Jan.)  gar  frintlich  baten  uff  der  garttner  husz,  das  wir  innen  so  vil 
zu  erren  solten  thun  und  sollich  myttel  guttlich  annomen,  do- 
mit wir  zu  beyden  parthygen  zu  frid  und  einigkeit  kumen  möch- 
ten, und  wer  ouch  wol  und  gut  anzunemen,  und  wo  sollichs  it 
nit  erstattet  solt  werden,  wolten  sy  die  sin,  die  sollichs  wurden 
begeren,  das  erstattet  wurde,  und  des  wurden  sy  ouch  ein  ab- 
scheyd  nemen ,  brieff  und  sigel ,  wie  wirsz  dan  uff  den  zunff- 
ten  hetten;  und  ist  disz  nochgend  das  mytel,  so  fiirgehalten 
wart  zum  andren  mol.  u 

[150]    Dis  ist  das  ander  mittel,  so  der  gemeint  ßirgehalten  wart 
s.  J*n.  und  angenwnen,  so  vom  rot  erkent  wart l) . 

Zu  wissen2),  demnach  sich  gmeine  burgerschaft  der  statt 
Basel  von  wegen  des  zwyspaltigen  bredigens,  bo  biszhär  in  ver- 
melter  statt  Basell  von  den  predicanten  geprucht  und  furgangen,  20 
gezweyet,  deszhalb  das  ein  teil  vor  uns  burgermeister  und  rat 
obgmelter  statt  Basel  ein  suplicationn  des  inhaltz,  das  wir  zfi 
ufrnung  fridens  und  einigkeit  ein  einhelliges  predigen  hie  geord- 
nen, deszglichen  die  mesz,  so  die  tägliche  uff  den  canzlen  von 
etlichen  predicanten  ein  gotslesterung  und  gruwel  vor  gott  sin  25 
gscholten,  solang  bisz  die  durch  die  meszbriester  us  heiliger 
göttlicher  biblischer  gschrift  gfit  und  gerecht  sin  erfunden,  ab- 
stellen wolten,  inglegt,  desglichen  so  hat  der  ander  teil,  das 
man  sy  by  letst  usgangnem  mandath  und  by  dem,  wie  es  ietzt 
in  der  statt  Basel  gehalten  wurdet,  handhaben  und  bliben  los-  30 
sen  wölli ,  ouch  suplicierender  meynung  uns  furtragen  lossen ; 
so  wir  nun  beider  teiln  als  der  unsern  suplicationen  vernomen, 
friden  und  einigkeit  zu  pflanzen,  Widerwillen,  Uneinigkeit  und 

7.  ÜB.  bat.  19.  predigensHs.  20.  gebracht  Ha.  23.  uffnnngHs.  ordnen  Ha. 
24.  Da«  zweite  »die«  fehlt  in  der  Hb.  teglichsHs.  25.  »predicatten« ,  Schreibfehler 
in  der  He.  29.  uszgangnen  mandaten  Hb.  nnd  Bull.  30.  wUrttetHs.  31.  wolle 
Hb.       32.  snplicatzion  Hb.  nnd  Bull. 

1)  Das  Mandat  des  Käthes  in  extenso  und  in  dem  Urtext  abgedruckt 
beiBullingerll.  41—  43.  Haller  III  No.  337.  ETkanntnisbücher  IV. 
49  (Heusler  441),  im  Auszug  bei  Wurstisen.  Ochs  V.  631.  Vgl.  Her- 
zog II.  130.  Hagenbach  124.  2)  Hier  ist  das  Mandat  abgedruckt 
nach  der  officiellen  Ueberlieferung  im  Staatsarchiv:  Nuw  erkantnus  Buch 
(in  der  ganzen  Reihe  ist  es  das  vierte),  angefanngenn  Anno  XXV —  Bis  1544. 
Blatt  49  ff.,  und  die  Varianten  Ryff's  (Hs.)y  abgesehen  von  den  unbedeu- 
tendsten, sind  angegeben.  Ryff  hat  vielleicht  den  Druck,  welcher  Bu Hin- 
ge r  vorlag,  benutzt,  vielleicht  stand  ihm  auch  eines  jener  Exemplare  des 
Mandats  zu  Gebote,  das  einer  einzelnen  Zunft  gegeben  war  (s.  am  Ende 
des  Mandats). 


1M9.  77 

enpirungen  under  den  unsern  zu  verhüten  mit  ganzen  begir- 
dengneigt,  so  haben  wir  dise  nochfolgende  mittel  guter  erba- 
rcrmeynung  einhelligclichen  bedocht  und  erkant: 
Entlich  diewil  das  zwyspaltig  predigen,   so  biszhar  für- 

»gagen,  der  pronn  und  uisach  aller  zweyung  und  bürgerlicher 
trennuDg  gwesen ,  und  wa  es  nit  abgstölt,  furer  sin  wurde ,  so 
habend  wir  umb  vennydung  solchen  ubels  für  gut  angsehen, 
dis  hinfur  alle  und  iede  predicanten,  pfarrer,  Seelsorger,  lut- 
pnester  und  ordenslut,  die  in  beiden  stetten  Basel  und  in  un- 

»sern  emptern  desz  predigend  sich  annemen,  nutzit  anders  dann 
allem  das  pur  dar  ewangelionn,  das  heilig  gottlich  wort,  in 
biblischer  gschrift  begriffen,  und  was  sy  [ui]  damit  beschirmen 
ondbeweren  mögen,  on  z&satz  anderer  lerem  und  menschen- 
Satzungen  eynmundigklich  fry  öffentlich  und  unverborgen,  wie 
erst  uagangen  maudath  vermag  und  anzeigt,  zu  uflhung 
eren  gotts,  zu  pflanzung  bruderlicher  truw,  liebe  und  gmei- 
m  finden«  verkünden  und  predigen  sollen. 

Der  gstalt  das  alle  predicanten  obgmelt  sich  ieder  wochen 
«m  wenigsten  ein  mal,  oder  so  oft  es  die  notdurft  erheuschen 

>wurt,  gütlich  und  fruntiich  zusamen  thun  und  sich  des  predi- 
gen«, damit  das  eynmundig  beschehe,  mit  einandern  verein« 
baren,  verglichen,  allein  mit  biblischer  gschrift  underrichtung 
gebend  und  nemend,  mit  solchem  geding :  wer  under  inen  sol- 
fcbes  nit  th&n,  sonder  sich  von  den  andern  predicanten  ussern, 

*  abrieben,  kein  bscheid  noch  bericht  us  biblischer  gschrift  geben 
noch  nemen  und  sich  also  mit  den  andern  glichformig  halten 
*urde,  das  der  von  stund  an  stilletan  und  furer  nit  predigen 

m. 

Sodann  die  mesz  betreffen:   diewil  die  dermasen  und  sy 

äfahär  gehalten,  von  etlichen  predicanten  für  ein  lesterung  und 

gnwd  uggschruwen,    mit  erpietung    darumb  rechenschaft  zu 

?eben,  dargegen  aber  die  andern  predicanten  die  mesz,  wie  die 

Whär  ghalten,  gerecht  und  gilt  furgeben  und  sich  die  zu  er— 

Wien  glich  wie  die  andern  erpotten,   damit  dann  die  warheit 

»osfiiüdig  an  tag  kome,  dester  sicherer  gehandelt,  und  was  zu 

der  eren  gottes  dienen  mag,  geuffhet  werde,  so  habend  wir  uns 

einhellig  erluttert,  vereinbaret  und  erkant,  das  wir  umb  offen- 

hrung  der  warheit  von  obgmelten  predicanten  und  meszprie- 

%ra  ir  angepottene  rechenschaft  bisz  sonntag  nechst  noch  [152] 

'tnutatigkomtig,  das  ist  vierzehen  tag  noch  pfingsten,  in  offner 

&putacionn  und  gsprech  in  der  Barfüserkilchen  und  in  bysin 

^engclichs  verneinen   und   das    allein   mit   heiliger  biblischer 

lotorHa.  5.brunHa.  6.  fnrtterHa.  7.  aolchee  H  a.  10.  nttUHa. 

U.  lemr  Hi.  15.  »Terato««  fehlt  in  der  Ha.  21.  einmfindlg  He.  23.  geben  and 
«Mi  Hi.  24.  fieseren  He.  27.  furtterUe.  30.  goUleetrang  He.  vnd  Bull. 
H.  ntwti usgesehrfiwen  H n.  erbietang  Hs.  32.  Hb.  statt  »wie  die«  :  so.  34.  erbot- 
k»fu.        35.  nazffindigHi.         36.  er  Ha.  geSffnot  Hs.  39.  nngebottne  Ha. 

«ti|  H  s.      40.  »konfüg«  fehlt  in  der  H  e.  und  bei  Ö  u  1 1. 


78  UM. 

gschrift  nuwen  und  alten  testamente,  ob  die  mesz  in  eollicher 
heiliger  gschrift  begründet  sy  oder  nit,  erörtern  fassen  wollend. 
Und  80  wann  dieselbig  rechenschaft  gehört  und  sich  das  gesprech 
geendet,  dann  wollend  wir  ron  stund  an  alle  unser  burger  und 
die  bo  zunftig  sind,  von  zunft  in  zunft  ausamen  beruften  ioe-  s 
sen,  das  urteil  eins  ieden  concienz  heimstöllen,  und  ein  mers, 
ob  man  die  mesz  behalten  oder  gar  abthfin  wölli,  mit  inen 
machen,  und  was  der  zit  durch  ein  rat,  gmeine  unser  burger- 
schaft  und  zunftbrikder  das  mer  wurdet,  dasselbig  in  dem  na- 
men  gottes  an  die  hand  nemen,  dem  merern  nachkomen,  gle-  10 
ben,  und  soll  das  minder  teil  eich  darwider  nit  setzen. 

Wir  habend  ouch  wyter  erkant  und  wollend,  das  von  hut 
an  alle  messen  in  beiden  statten  abgstölt  sin  und  furohin  bisz 
zu  obgmelter  disputacionn  und  gesprech  nit  me  dann  täglich 
ein  ampt  im  munster,  ein  ampt  by  saut  Peter  und  ein  ampt  15 
by  sant  Joder,  und  sunst  gar  kein  wyter  messen  gehalten  wer* 
den  sollen,  und  damit  sollend  gmein  unser  burger  der  zweyung, 
so  sich  diser  zit  zutragen,  beriiwiget,  mit  einandern  zufriden 
sin  und  keiner  gegen  dem  andern  nutzit  unfruntlichs  furnemen, 
sonder  in  gutem  brüderlichen  und  bürgerlichen  friden  by  und  ao 
mit  einander  Eigentlich  und  fruntlich  leben,  der  obgmelten  zit 
erwarten  und  sich  furer  nit  empören,  noch  für  sich  selbs  utsit 
handien. 

Wir  wollend  ouch  allen  denen,  sy  sigen  uff  wellicher  par~ 
thy  sy  [m]  wollen,  und  in  disem  handel,  es  wer  mit  schriben,  25 
raten,  reden,  uffwicklen  oder  anderm  verdacht  sin  möchten, 
gnedigclich  verzihen,  solches  denselben,  ouch  alles  dessen,  so 
sich  harinne  begeben  und  von  einem  ieden  zutragen,  in  argem 
oder  Ungnaden  niemermer  gedenken  nach  uffrupfen. 

Und  damit  aber  gmeine  unser  burgerschaft  desz  alles  gwusz*  90 
lieh  vertröstet,  das  disem,  wie  obstat,  also  glept  werden  soüi, 
so  habend  wir  verer  erkhant,   das  diser  dingen  und  erkantnus 
allen  zunften  versigelt  urkund  und  abscheid  gegeben  werden 
5.  j»n.  sollend.    Actum  zinstags  den  fünften  januarii  anno  etc.  29. 

Do  nu  sollich  mittel  uff  allen  zunfftan  gelesen  und  geben  » 
wart,  gefiel  es  der  gemeint  basz,  dan  das  vorig  und  nomens 
durch  bit  der  frempden  an,  wie  vorstat,  und  worren  wol  zufri- 
den; doch  wa6z  die  böbpstisch  parthy  nit  gar  wol  zufriden  der 
mesen  halb,  so  in  abgangen  worren,  doch  musten  sy  sich  mit 
den  drygen l)  Ion  begnügen  und  für  iederman  wyder  heim.   Ea  4e 

1.  alten  and  nuwen  Hb.  2.  heilligerjfftttlicher  Hi.  n.  Ball.  5.  «wnft  tn  xnnft«  H  s. 
6.  nrttel  H  s.  8.  »unser«  fehlt  im  der  He.  mnd  bei  B  a  1 1.  9.  wmrdet  H  s.  10.  merer  Hb. 
12.  hftt  II  e.  13.  »beestelt  Hb.  fürthin  H b.  14.  mer  H b.  15.  in  dem  H  b.  19.  naxit 
Hs.  nnfrintlichsHB.  22.  flzitHs.  21.  Bitten  Hb.  statt »parthj«.  25.  wellend 
H b.  werre  H e.  30.  »aber«  fehlt  in  der  H a.  nnd  bei  B n  1 1.  gewißlich  Hb.  31.  solle 
Ha.     33.  geben  Hs. 

1)  Die  Bestimmung  des  Mandats,  dass  bis  zu  der  abzuhaltenden  Dispu- 
tation (Sonntag  nach  Trinitatis  30.  Mai)  täglich  nur  im  Münster,  in  St.  Fe- 
ter, in  St.  Theodor  eine  Messe  gehalten  werden  solle. 


1529.  99 

wart  auch  von  minen  herren  ein  mandat1)  uff  all  ranfft  gen,  (7.Jm.) 
das  sollich  vergangen  Sachen  keinner  dem  andren  uffirapfen, 
schelten  oder  schmechen  solt,  sunder  alsz  tod  und  ab  sin  und  . 
frintlich  und  gätlich  under  einandren  leben;  doch  wart  dor- 
i  neben  verbotten,  in  dennen  kilchen  kein  psalmen  in  tütsch  zu 
singen,  in  dennen  sy  vor  nie  gesungen  woren,  das  gar  schier 
ein  nüw  ungluck  gemacht  het,  dan  die  gemeint  vermeint,  wo 
einhellig  prediget  wurd,  möcht  man  ouch  psalmen  singen ;  aber 
«wart  nit  nochgelon,  dan  das  gifft  mocht  sich  alweg  nit  ver- 

t*  bergen,  es  must  sin  schalck  alweg  erseygen,  doch  liesz  ieder- 
m&n  dorby  blipen,  dan  man  begert  nüt  dan  ftyden.  [154]  Do 
na  die  Mbstische  predicanten  sollichs  hortten  und  das  mittel 
musten  annemen,  stunden  sy  ire  predigen  stil,  und  wolt  kei- 
ner mer  predigen,  dan  sy  wolten  nit  zu  disen  gon,  das  sy  un- 

ßderwisen  wurden  von  innen  des  wort  gottes  halb,  vermeinten, 
sy  weren  beeer,  aber  man  spurt  wol,  wo  es  innen  gelegen  wasz, 
me  zu  unfryden  dan  zu  einigkeit.  Das  weret  nu  by  Serzechen 
tag  lang,  das  im  munster  noch  sant  Petter  oder  sant  Joder, 
noch  sant  Urich  geprediget  wart2)   und  wolten    ouch  nit  an 

xiise  predig  gon,  triben  ouch  vil  schmochwort,  tratz  und  an- 
der wyderoillen,  das  die  gemeint  schier  aber  in  Unwillen  ge- 
fidlen werren;  dan  es  wart  ein  schandlich  bfichly  gemacht  wy- 
der  den  doctor  Ecalampadius ,  das  liesz  man  hie  uszgon,  kam 
von  dem  predicanten  zu  den  Predigeren3),    der  liesz    sollich 

fcbichly  einner  stat  Basel  zu  letze,  er  macht  sich  aber  dervon, 
nam  urloub  hinder  der  thür ;  von  wem  er  aber  den  rucken  hat, 
»fand  sich  balt  hernoch. 

Do  es  nu  anstund  by  fierzechen  tagen  und  die  bftbstischen 
kein  predig  hatten,  beclagt  sich  die  gemein  gegen  irem  usz- 

»Klrotz,  das  man  die  kantzel  versech  mit  gutten  predicanten, 
Aewil  doch  dise  nit  wolten  das  wort  gotz  verkünden,  wer  wol 
ro  gedencken,  das  sy  die  worheit  nit  wolten  annemen;  sollichs 
vvt  vom  uszschutz  minen  herren  anzeigt ,  die  sagten  nu  zu 
sollichs  zu  versechen;  also  den  nechsten  suntag  dornoch  stund  24.  Jan. 

Ä.  «aea  tritoa  ouch  Ha. 

i)  8.  Wurstisen.  Ochs  V.  634.  Vgl.  unten  Chron.  Oeorgii  ad 
1 1526 ,  10.  August  und  die  Bemerkungen  dazu.  Riggenbach's:  »in 
tllen  Kirchen.«  Beitr.  IX.  347,  bezieht  sich  auf  den  spateren  völligen 
&g  der  Reformation.  2)  Nach  der  Bestimmung  des  Mandates  vom 

UaiL,  das«  jeder  Pradicant  der  Stadt  sich  jede  Woche  mindestens  ein  Mal 
st  lernen  Amtsbrüdern  »gütlich  und  früntlich  züsamen  thun  und  sich  des 
p&tigeps  ....  vereinbaren«  sollte,  (wozu  sich  vermuthlich  die  Geistlichen 
Jftet  vier  katholischen  Kirchen  nicht  verstanden)  und  der  weiteren,  dass  er 
ttdernlslls  »von  stund  an  still  stan  und  fürer  nit  predigen  sölli.«  3)  Die 
kflrift des  Ambrosius  Storch  (Pelargus) :  Hyperaspismus  sive  propugna- 
^Apologiae  Ambrosii  Pelargi,  quo  eucharistiae  sacrificium  ab  Oecolam- 
pdbia  calumnia  strenue  asseritur.  Hagenbach  125.  Hersog  II.  134. 
Ochi  V.  635.  *  * 


80  1529. 

der  predkant  zu  sant  Petter *)  wyder  uff  zu  predigen.    Do  das 
die  burger  vernumen,  giengen  vil  dar,  das  sy  zulosten,  wie  er 
sich  an  wolt  losen,  das  nu  die  böbstler  fast  verdrosz  und  ver- 
mentten  sy  usz  der  kilchen  zu  schlachen,   des  gar  schier  [im] 
sych  ein  groser  Unwillen  zwischen  beden  parthigen  begeben  het.  j 
Er  prediget  aber  wyder  uff  sin  alte  gattung,  wie  vor  stath,  uff 
nid  und  hasz  und  allen  unfriden ;  das  beschach  nu  ein  mol  oder 
drü,  hielten  ouch  in  allen  wincklen  mesz  über  allen  vertrag 
und  gebot,   ie  das  sich  die  gemeint  aber  beclagt  gegen  dem 
uszschütz  in  sollicher  mosz ,   das  weder  brieff  noch  sigel  von  i 
den  bebstischen    wolt   gehalten  werden,    sunder  ie  lenger  ie 
fester  zerbrochen  und  vil  mudwillens  von  innen  getriben  wurd, 
das  nu  der  uszschütz  vor  minen  herren  anzoch ;  den.  es  wart  im 
vertrag  gemacht,  das  der  uszschütz  uff  der  ewangelischen  par- 
thy  für  und  für  beliben  solt,   bisz  zu  der  zukumfft  der  ange-i 
sechenen  disputatz3):  wasz  dorzwischen  der  gemeint  angelegen 
wasz,  mochten  sy  alweg  dem  uszschütz  anzeigen;  dorum  brach- 
ten sy  dise  ubersechung  der  falschen  predicanten  für  min  her- 
ren mit  beger,  die  zu  stroffen,   die  sollich  ubersechung  thon 
betten  und  wyder  brieff  und  sygel  gehandlet  hetterl,   ouch  das 
man  die  falschen  predicanten,  die  wyder  das  wort  gottes  wer- 
ren,  hiesz  irsz  predigens  stil  ston  und  die  canzlen  mit  gutten 
cristlichen  predicanten  versechen  wurden,  domit  sich  des  nieman 
zu  beclagen  het. 

Also  stund  der  buigermeister  Meltinger  uff  und  bekant  sich, '. 
das  er  der  werte,  der  sollichs  Übersechen  het  des  predicanten 
halb  sant  Fetter,  den  het  er  heisen  predigen,  aber  begert  im 
sollichs  zu  verziehen,  dan  sollichs  solt  furbasz  nit  mer  gesche- 
chen  und  furrer  erstattet  werden,  wasz  do  zugeseit  wer;  aber 
der  uszschütz  bleip  uff  irem  furnemen,  das  die  gestrafft  wur- 
den, die  sollichs  Übersechen  betten,  dan  sy  besorgten,  die  ge- 
mein liesz  nit  noch,  domit  grosers  versechen  wurd.  [las]  Ouch 
wurden  ander  artickel  mer  erzelt,  so  sich  verlüffen  hatten  un- 
der  den  wyderparthigischen,  des  nu  min  herren  den  uszschütz 
hiesen  heim  kerren,  man  wurd  in  ein  gutte  antwurt  geben ;  der 
antwurt  musten  sy  aber  lang  wartten. 

Wie  aber  ein  burgerschaffl  zusamen  kam,  um  das  brieff  und 

sigel  nit  gehalten  wasz  worden. 

Also  gestund  die  sach  aber  an,  das  nieman  nüt  me  band 
len  wolt,  und  hattens  mine  herren  in  vergesz  gesteh,  meindtci), 
es  solt  der  gemeind  ouch  also  sin ;  aber  die  pfaffen  und  ir  an- 

38.  Diese  Ueberschrlft  steht  in  der  H  s.  erat  S.  157  oben,  mitten  im  Text. 

1)  Sebastian  Müller.  Haffenbach  126.  Hersoff  II.  135.  Wurst- 
igen 569,  bei  dem  fast  die  Worte  von  Ryff  wiederkehren.  Ochs  V.  630 
nennt  den  Prädicanten  irrig:  Seb.  Münster.        2)  S.  ob.  S.  77. 


1529.  81 

hang  mochten  ir  boszheit  nit  losen,  verbrachten  für  und  für  ir 
mudwülen  mit  irem  tratzen.    Das  verzoch  sich  nu  bisz  uff  der 
herren  fasnacht  *) ;  dorzwischen  hat  der  uszschutz  dick  und  vil  7.  Febr. 
begert,  das  man  in  ein  antwurt  geb  uff  ir  begeren  von  wegen 

i  einer  ganzen  gemeint  und  die  cantzell  versechen  wurden,  aber 
r  mocht  in  nit  erfolgen,  sunder  wolten  alweg  uff  irem  altem  für- 
nemen  Minen,  das  nu  die  gemeint  fast  anneng  murmlen  und 
logen  dem  uszschutz  an ,  wie  es  doch  zugieng ;  ie  in  suma, 
«  yerzoch  sich  bisz  uff  der  herren  fasnacht,  wie  obstat,   sach 

» man  in  mencherley  weg,  wie  brieff  und  sigel  gehalten  wart  uff 
der  böbschischen  parthy,  des  nu  der  uszschutz  sollichs  wol  be- 
trachtet, und  vereinbarsten  sich  zamen  uff  obgenanten  tag  und 
rotschlugen,  wie  im  zu  thun  wer,  diewil  in  von  minen  herren 
kein  antwurt  wolt  geben  und  sust  ouch  nüt  gehalten  wart,  do- 
li mit  sy  sich  gegen  der  gemeint  verantwurtten  möchten.  Also  in 
sollichem  rotschlag,  so  sy  thetten  uff  der  garttner  husz  uff  der 
herren  fasnacht,  sasen  sy  den  gantzen  tag  by  einander  by  dri- 
sig  redlicher  burger,  wurden  sy  des  eins,  das  sy  die  gemeind 
weiten  heimlich  beraffen  zu  den  Barfusen  und  [157]  in  die  sach 

3»  endecken,  domit  die  schuld  nit  uff  innen  leg ;  und  also  seit  ir 
einner  dem  andren,   die  dan  dem   ewangely  anhengig  woren,  • 
das  gy  morndes  am  mentag  trug  um  die  sechste  stund  am  mor-  8.  Febr. 
gen  zu  den  Barfusen  soltten  sin,  das  nu  beschach :  dan  es  kö- 
rnen aber  von  bürgeren  zusamen  by  acht  hundert,  thetten  also 

r.  ein  fr&gbet  zu  got  dem  herren  um  hilff  und  gnod,  domit  wir 
die  er  gottes  möchten  furdren  und  sin  wort  handhaben. 

Also  thet  einner  vom  uszschutz  die  red,  ein  ersamer  bur- 
ger2), und  erzalt  dem  volck,  wie  die  sach  schwer  und  hei  stund, 
wüsten  innen  sollichs  nime  zu  verhalten,  begertten  do  ein  rot 

*  von  der  ganzen  gemeint,  wie  sy  sich  wytter  gegen  minen  her- 
ren halten  gölten,  dan  sy  nüzit  handien  wolten  on  einner  ge- 
meint wissen  und  willen.  Man  sech  doch  wol,  das  do  niizet  ge- 
halten wurt  uff  der  wyderparthy  und  vil  und  mancherley  pra- 
tick  Terhanden  weren  zu  besorgen  grose  gefSrlickeit,  so  erwach- 

~  sen  möcht,  dorum  sy  wol  mochten  do  iren  rotschlag  thun  und 

1?  Wurstigen  stimmt  oft  fast  in  den  Worten  mit  Ryff  in  Erzäh- 
nmg  der  folgenden  Ereignisse  über  ein.  Bullin  ger  IL  43.  44.  Kessler 
V.  182  ff.  berichten  nicht  gerade  ausführlich,  doch  anscheinend  auf  selbstän- 
dige Quellen  gestützt.  Salat  nimmt  keine  Notiz  von  den  Ereignissen, 
«nderu  verweist  8.  202  auf  den  Bildersturm  von  1528,  als  wenn  dort  auch 
'*vai  über  den  von  1529  berichtet  w&re;  s.  ob.  S.  57.  Vgl.  Ochs  V.  636  ff. 
tterio«  H.  137  ff.  Hagenbach  126  ff.  Hottinger  II.  128  ff.  üeber 
ae  Aenderung  der  Verfassungsverhältnisse  s.  die  bündige ,  klare  Darstel- 
nag  bei  Heusler  441  ff.,  wo  namentlich  der  theilweis  politische,  gegen 
**  Oligarchie  der  Regierung  gerichtete  Charakter  des  Aufruhrs  hervor- 
?»<wn  wird.  Vgl.  Bull  in  ger  II.  43:*  »Die  gemeind  sach,  das  wenig 
sähen  in  dem  radt  allen  gwallt  alein  an  sich  riehen  understondent ,  dor- 
P*yff  sy  su  den  waaffen«  etc.        2)  Irmy,  s.  Ochs  V.  638. 

**te  Cfcwaik«.  1,  6 


82  1529. 

die  sach  erwegen  noch  irem  gutduncken,  wasz  innen  dan  wyt- 
ter  gefeilig  wer  und  sy  innen  witter  empfullen,  dem  weiten  sy 
nochhandlen. 

Indem  alsz  man  in  solcher  red  wasz,  kam  ein  statknecht, 
so  vom  rat  dar  geschickt  wart  und  hiesz  den  uszschutz  uff  das  5 
richthusz  kumen,  mine  herren  wolten  innen  die  antwurt  geben ; 
aber  es  wasz  der  gemeint  nit  gelegen  noch  dem  uszschutz  ouch, 
dan  vor  woren  min  herren  by  fier  wuchen  dorob  gesesen  und 
den  uszschutz  der  antwurt  losen  warten  und  woltens  eben  iez 
gen  hau;  das  wasz  nu  innen  uff  diasmol  ouch  nit  gelegen,  aber  10 
mine  herren  möchten  iez  wol  dencken ,  wie  sy  beston  wurden 
mit  ixem  brieff  und  sigel  gegen  den  frempten  herren  von  Zü- 
rich, Bern !)  und  [im]  von  Strosburg,  das  dieselben  wurden  ver- 
neinen,  wie  handfest  und  standhafftig  sy  mit  irem  ding  und 
erkantnusen   weren;    in  suma:    die  gantze  gemeint  wart  des  15 
einheillig  und  befullen  dem  uszschutz,  diewil  so  vil  gehandlet 
wer  worden  wyder  allen  vertrag,  brieff  und  sygel  und  die  can- 
tzel  noch  1er  stunden ,  weren  sy  nime  schuldig  by  dem  vertrag 
zu  beliben,   vermarekten  ouch  wol,  wohar  ein  sollicher  gewalt 
und  rucken  kern,  wer  nu   hinfur  ir  meinig  und  beger,   das  30 
..  hinfur  etlich  nit  me  im  rot  solten  sitzen,  sunder  usztretten  in 
diser  und  andrer  Sachen  uff  diszmol,  das  wolten  sy  ouch  haben 
und  dorby  blipen;  desglichen  die  falschen  predicanten  hinweg 
gethon,   verhofften  sy,   die  sach  wurt  zu  guttem  reichen  und 
gutter  fryd  und  einigkeitt  gemacht,  und  woren  disz  die  noch-  25 
genempten,  so  man  usz  dem  rot  erfördren  solt,  die  dan  solten 
abtretten,  nämlich  iren  zwelff  und  sind  disz  die2):   nämlich 
jungker  Heinrich   Meltinger,   obrister  burgermeister,   jungker 
Lux  Zeygler,  obrister  zunfftmeister ,  Franz  Her,   rotzher  vom 
Schlusel,   Lux  Isily,   meister  zum  Saffren  (diser  wasz  erst  des  so 
jorsz  in  rot  kumen),  jungker  Egly  Offenburg,  jungker  Bern- 
hart  Meyger  von  Balderstorff,   bed  vom  Suffzen3),   Andres  Bi- 

■VI.  »von  Balderstorff«  am  Rando  von  der  Hand  der  H  b.,  aber  mit  spaterer  Tinte. 

1)  S.  bei  Vischer  a.  a.  O.  S.  311  den  Bericht  der  zweiten  Berner 
Mission  vom  13.  Febr.  1529,  S.  316  Schultheis  und  Rath  zu  Bern  an  Frei- 
burg und  Solothurn  10.  Febr.  1529.  2)  S.  Ochs  V.  639.  Wurstisen 
571.  Kessler  V.  183.  Der  Rath  bestand  damals  aus  dem  Bürgermeister, 
dem  Oberstzunftmeister ,  zwei  Rathsherren  von  der  hohen  Stube ,  einem 
Rathsherrn  von  jeder  der  15  Zünfte  und  den  Meistern  der  15  Zünfte.  Di« 
vier  ersten  Zünfte :  zu  Kaufleuten  (zum  Schlüssel) ,  zu  Hausgenossen  (zum 
Bären),  zu  Weinleuten  und  zu  Rrämeren  (zum  Safran)  Wessen  die  Herren- 
Zünfte,  ihre  Vertreter  im  Rathe  wurden  mit  dem  Titel:  »Herr«  beehrt. 
Vgl.  den  unten  S.  92.  Anm.  2  citirten  Brief  des  Oekolampad  an  Capito 
vom  13.  Febr.  1529.  3)  »Zum  Seufzen«  in  dem  neueren  Stadttheile  jen- 
seits des  Birsigs,  in  der  Nähe  des  Fischmarktes  (Fechter  23),  war  ur- 
sprünglich die  Trinkstube  der  8terner,  der  erst  später  der  Dienstmannschaft 
beigetretenen  Geschlechter,  gewesen.  In  der  Zeit,  um  die  es  sich  hier 
handelt,  bildeten  die  Genossen  der  Stube  »zum  Seufzen«  (der  niederen 
Stube)  zusammen  mit  denen  «zum  Brunnen«  (der  oberen  Stube)  im  Gegen- 


159».  83 

«hoff,  her  Hans  Murer  vom  Herren1),  Caspar  Durnisen  von 
ffhmiden,  her  Hans  Stoltz  von  winlütten,  her  Hans  Oberiet, 
roteher  vom  Saften,  her  Hans  Schaffner,  den  man  nempt  von 
Hrun2),  meist»  vom  Schlusel:  dise  woren  all  under  einander 
treifiund  und  hatten  grosen  anhang  von  pfeifen  und  woren  ouch 
treffenlich  wyder  das  wordt  gottes,  dorum  sy  alweg  mit  den 
puffen  pradicierten,  wie  ay  ir  bobpsthum  mochten  erhalten,  un~ 
ingesedben  wie  ein  burgerschaffi;  in  frid  oder  einigkeit  kern 
oder  kumen  möcht.    Do  halff  kein  bit  noch  begeren,  ay  woren 

»«inte  in  sollicher  verstockung,  das  ea  nüt  [im]  an  innen  ver- 
lachen mocht,  biaz  man  diaz  für  die  hand  nam  und  ay  vom 
rot  gethon  wurden  ') . 

Wiewol  aber  aollicha  dem  uasachuta  schwer  was«  und  die 
gemeint  fast  ermantden,  ay  solten  nit  also  ruch  faren,  dan  ein 

srot  iu  endsetsen  wer  nit  schimpflich,  möcht  innen  ouch  au 
grotem  nochteil  reichen,  aber  es  halff  nüt  me,  aunder  ea  muat 
des  hindurch,  dan  ea  wasz  götlich  und  hatten  ursach  gnug  uff 
iwe,  wüsten  ouch  wol,  diewil  dise  im  rot  werren,  das  die  ge- 
neint  nimermer  zu  frid  und  einigkeit  kumen  möchten,   dan 

My  den  pfaflen  zu  fest  verwand  und  anhengig  woren.  Also  zoch 
der  usischutz  hin  uff  das  riehthusz  und  bleip  die  gemeint  by 
einander  uff  etlichen  zunfftan  und  am  Kornmerckt,  der  ant- 
wurt  au  wartten. 

Also  kam  der  uszschutz  für  min  herren,  zeigten  innen  sol- 

*Kch  beger  an  von  wegen  der  gantzen  gemeint,  des  min  herren 
nit  wol  zufriden  woren,  dan  ea  mag  ieder  wol  dencken,  wie 
Mfh  mencher  rümpfen  möcht,  das  er  wichen  muat;  ea  wasz 
«ch  miner  herren  meinug,  zu  wissen  usz  wasz  ursach  ay  nit 
«higenlich  werren  do  zu  sitzen,  butten  innen  und  der  ganzen 

tjßneint  recht;  uff  das  der  uazachutz  innen  antwurt  gab:  das 
wer  innen  von  der  gemeint  empfollen,  usz  wasz  ursach  wolten 
tf  innen  gern  anzeigen ,  eim  ieden  noch  aim  vermögen ,  so  er 
oit  qnberen  wolt ;  das  ander  wolten  ay  innen  zu  recht  werden 
wd  butten  innen  ouch   recht  von  wegen  der  ganzen  gemeint 

*  ton  Zürich,  Bern  oder  Strasburg,  doch  uff  irem  aelbaz  kosten 

1-  Ab  Bas!»  toi  tar  Hand  «tos  Peter  Jtjrff .  »PfepitÜMh«  rillt  werden  ftbfpMtit  wU 
•ogifardtrR  »Kanunen  4er  usg«?ordevton  von  rk»t«.  »EdeUtttt«»  ataJMa  noch  in 
w«.      5.  »batten«  fehlt  in  der  Hr.      »anhang«  mit  spaterer  Tinte  übenogen. 

2*  Wo  die  Zünfte  das  Patriciat,  die  hohe  Stube.  Ohne  dasa  ich  mich 
m  vd  TolttiiuigigetchtchtUche  Erörterungen  einlassen  kann,  aei  nur  ge- 
^  (Um  die  »Stube  tum  Seufzen«  im  17.  Jahrhundert  endigte.  8.  Heus- 
^rm.253.  1)  Genannt »SUherberv«.  Wurstisen,  Ochs.  2)  Ueber 
*  Ntmen  dies«  Mannes  Tgl.  Ochs  V.  639.  An».  1.  3)  Die  Erkannt- 
11 JJ"i  1  Februar,  durch  welche  die  oben  Gemannten  vom  Rathe  aua- 
"™"»  wurden  (s.  unten  6.  85,29),  findet  sich  Erkann tnubuoh  IV.  53 
fd  Becreta  et  maadata  1521  —  1601.  35*  f.,  abgedruckt  (in  moderniairter 
^he)  bei  Ochs  V.  646  f. 

6* 


84  1&29. 

und  seckel,  dan  das  ietz  ein  mol  ir  beger  werre,  des  rotz  stil 
zu  ston,  doch  an  iren  erren  ungeschend  oder  geschmecht,  es 
möcht  sich  ieder  der  mosen  bekeren  mit  sim  wesen  und  Wan- 
del, das  er  zu  disen  erren  wyder  kumen  [igo]  möcht  und  villicht 
zu  höcheren  erren  brucht  werden,  dan  er  vor  gewesen  wer. 

Do  sy  nu  sollichs  vernumen,  das  esz  nit  anders  sin  mocht, 
tratten  dise  usz,  wie  vor  bestimpt  sind,  und  hiesz  man  den 
uszschutz  wartten  der  antwurt.  Also  warttetten  sy  uff  dem 
richthusz  von  frug  zu  sibnen  bis«  das  esz  fünffe  schlug  zu 
nacht,  das  weder  der  rot  noch  uszschutz  weder  gesen  noch 
truncken  hatten,  konden  im  rot  nit  finden,  wie  sy  der  tsach 
thun  weiten,  das  nu  die  gemeint  fast  vertrosz  und  verwun- 
dertten;  ein  teil  meintden,  sy  wolten  zamen  im  harnist,  die  an- 
dren wolten  uff  das  richthusz  und  innen  die  sach  helffen  usz- 
ratten.  Disz  kam  für  den  uszschutz:  die  schickten  botschafft 
zur  gemeint,  sy  solten  rfiwig  sin,  die  sach  stund  wol;  also 
bleip  man  zufriden  bisz  nacht  um  die  stund,  wie  obstat,  stund 
der  rot  uff  und  kam  der  uszschutz  ab  dem  richthusz.  Do  lief 
die  gemeint  zamen,  komen  also  zum  uszschutz  zum  Saften 
und  begertten  der  antwurt,  aber  der  uszschutz  wasz  so  macht- 
losz  hungers  halb,  dan  sy  den  gantzen  tag  noch  nüt  gesen  het- 
ten,  das  sy  nit  vil  antwurt  geben  mochten,  hatten  die  gemeint, 
das  sy  heimkartten  und  zu  guttem  finden  werren  bisz  morndes 
um  die  sibne  vor  mittag,  wurt  man  in  die  antwurt  geben  on 
Verzug  und  die  in  geschrillt  stellen,  dan  es  zu  vil  wer  innen 
im  köpf  zu  behalten,  dan  innen  der  tag  zu  kurz  wer  worden, 
dan  der  handel  nit  klein  wer,  aber  sy  versechen  sich  einner 
gutten  antwurt,  domit  sy  wurden  vernugig  sin,  und  solten  dise 
nacht  noch  also  wartten.  Do  das  die  gemeint  höret,  woren  sy 
nit  wol  zufriden,  dasz  den  ganzen  tag  nit  mer  gehandlet  solt 
sin  worden,  meinttden  es  gieng  nit  recht  zu,  woren  fast  un- 
ruwig,  [i6i ]  giengen  zusamen  und  rotschlugen,  wie  sy  der  sach 
thun  wolten,  dan  sy  wol  sechen,  das  ein  butz x)  dohinden  stackt, 
das  der  uszschutz  innen  villicht  nit  gern  offenbaren  wolt,  und 
ie  lenger  sich  die  sach  Verzug,  ie  lenger  es  bfiser  wurt,  dan 
es  lag  innen  hart,  das  in  der  uszschutz  ouch  hat  furgeschlagen 
in  dem  einnen  artickel  von  wegen  der  gemeint,  das  kein  niei- 
ster  noch  sechser  in  der  zunfflt  solt  erweit  werden  anders  dan 
mit  der  ganzen  gemeint2),   und  derglichen  artickel  me3)  des 

17.  Hs.  büeip. 

1)  Wurstisen  570  hat  dieselben  Worte.  2)  Davon  hat  Ryff  oben 
noch  nicht  geredet,  obschon  es  dahin  gehört  hätte.  Vgl.  Wurstisen  569. 
Ochs  641.  Sechser:  ursprünglich  sechs  Männer  aus  jeder  Zunft,  »welche 
den  Rath  des  Meisters  bildeten  bei  Verfügungen  über  Zunftangelegenheiten«. 
Heusler  S.  125.  Vgl.  daselbst  über  das  Institut,  aus  dem  sich  der  grosse 
Rath  entwickelt  hat,  S.  376  ff.  382.  386.  Ueber  die  vorher  geübte  Art  der 
Wahl  von  Meistern  und  Sechsern  s.  Heusler  429.  Ochs  V.  350.  3)  S. 
gleich  unten  S.  85  f.  diese  »derglichen  artickel  me«. 


1529.  85 

?otm>rtz  halb.  Nu  im  solchen  rotschlachen  wurden  die  burger 
wn  allen  ziinfften  eins,  das  sy  die  sach  wolten  helffen  usz- 
nufhen  und  wolten  nit  warten  bisz  morndes,  das  sy  wol  sechen, 
wasz  pratick  vorhanden  weren,   deren  sy  nit  wartten  wolten, 

i  und  ennanten  einander ,  das  ieder  solt  heim  gon ,  sinnen  har- 
nist anlegen  und  sin  gewer  nemen,  und  so  wolten  sy  zusamen 
kamen  uff  dem  Kornmerckt  und  do  der  sach  eins  werden. 
Also  in  der  stund,  alsz  der  uszschutz  noch  asz,  das  wasz  um 
die  sechste  stund  noch  mitag,   komen  die  burger  zusamen  in 

Hirem  hainist  uff  dem  Kornmerckt  by  acht  hundert1)  starck  wol 
?erust ,  nomen  also  al  gasen  in  und  das  geschutz,  so  under 
dem  richthnsz  wasz  uff  dem  Kornmerckt,  und  wurden  ouch  alle 
thor  versuchen,  desglich  das  geschutz  im  Werckhoff;  in  suma: 
e5  wasz  alsz  wol  versechen  und  gerast ,    des  man  nit  kleinnen 

i  «chrecken  nam  und  vorab  die  oberkeit  und  der  uszschutz,  dan 
?v  sich  des  nit  versechen  het.    Also  wart  illens  der  rot  zusa- 

• 

men  versamlat  und  hielt  man  streng  rot.  dan  do  wasz  aller 
*rhimpf  usz ;  es  kam  ouch  der  uszschutz,  ennanten  die  burger 
zu  friden  und  das  sy  nieman  schedigetten ,   dan  sy  innen  nüt 

JYersumen  wolten,  sunder  selb  der  sach  oblygen,  und  solten  der 
<*2  antwurt  wartten  bisz  an  morgen,  wie  sy  dan  vor  mit  in 
abgered  betten,  dan  sollichs  hetten  sy  innen  nit  zugeseit ;  aber 
do  wasz  kein  bitten  oder  abmanen  me,  das  hulff,  sunder  wol« 
ten  kein  verzug  me  haben,  allein  die  antwurt  must  diser  nacht 

t  geben  weiden  oder  begertten  die  zu  iren  handen  usz  dem  rot, 
h)  dan  vor  anzeigt  sind. 

Also  verzoch  es  sich  bisz  in  die  nacht  um  die  nünde  stund, 
kam  der  uszschutz  ab  dem  richthusz  und  brocht  die  antwurt, 
da.«  alle  die,  wie  vorstot,   des  ratz  wurden  hinfür  stilston  und 

»der  andren  articklen  halb  ouch  noch  irem  gefallen  wer  der  pol- 
Iht halb  und  predicanten  halb;  aber  die  gemeint  wasz  des  noch 
nit  ersettiget,  vermeindten,  man  wolt  sy  domit  von  einander 
deftigen,  wolten  ein  andren  abscheyd  haben.  Also  bat  der  usz- 
<ouutz,  sy  solten  die  nacht  zufriden  sin,  dan  es  nu  ab  der  tag- 
rit  wer  und  iederman  der  ruw  begertt ,  dan  sy  nu  müd  und 
heilig  werren,  wüsten  uff  disz  nacht  nit  wyder  zu  handien. 
Also  ertten  sy  den  uszschutz  und  wolten  uff  disz  nacht  zufri- 
den sin  bisz  an  morgen ,  doch  wolten  sy  by  einander  blipen, 
und  theilden  sich  uff  der  garttner  husz,  zum  Sauren  und  uff  der 

*  winlüt  husz  und  uff  der  Rinbruck.  Aber  in  der  nacht  weisz 
*h  nit,  wasz  etlich  der  rotten  bedunckt,  sy  kamen  hinweg, 
nämlich  für  jungker  Heinrich  Meltinger  und  jungker  Egly 
Oflenburger2)  in  eim  weydling  uff  dem  Rin  hinweg.  Es  wur- 
den die  lachten  an  allen  gasen  anziind  und  die  nacht  von  bur- 

I;  1200  Wursti een.  2)  Kessler  V.  183  nennt  noch:  »Andres 

wchoff  «nd  Hans  Oberriet«,  welche  beide  nach  Ochs  V.  661  ihr  Bürger- 
et aufgaben. 


86  1529. 

geren  grose  wacht  gehalten.  Alaz  nu  die  nacht  vergangen  wasz 
9.  Febr.  am  zinstag  frag  hielt  man  wyder  streng  rot  um  der  pollitzy 
halb,  dan  dasselb  wolt  nit  fiaj]  von  »tat,  dan  nu  der  groet  ar- 
tickel  wasz,  das  die  gemeint  begert,  das  nu  hinfiir  kein  klein- 
ner rat  on  den  grosen  erweit  solt  werden,  desglich  kein  sechser  i 
noch  meister  in  den  zunfften  «rwelt  solt  werden  on  gemeiner 
zunfftbruder,  und  das  mit  merer  hand  beschech,  dan  vor  durch 
rotzher  und  meister  und  sechser  der  frundschafft  zu  vil  'inge- 
würtzlet  wasz,  das  sy  do  handleten,  wass  sy  wolten,  domit  der 
pfaffen  anhang  im  rot  zu  gross  wart  und  das  gotzwort  sin  für-  f 
gang  nit  haben  mocht 

Alsz  nu  der  rat  gesupert  wasz,    sosen   die   ubrügen  am 
zinstag  so  lang  ob  disem  artickel,   bisz  es  sich  verzocn  noch 
mitlag,  wuid«i  die  burger  vertnudg  des  langen  veraug»,  stan- 
d^n  rar  und  für  in  irem  harnist  am  Kornmerckt;  also  wurden  i 
ir  eüich  zu  rot,  das  sy  wolten  umgon  zu  besechen,   ob  sich 
ienen  etwasz  erheben  wolt,  und  also  zugen  ir  by  fierzigen  mit 
einander  uff  Burg1)  um  die  pfaffenhöff2),  also  zum  letsten  zu- 
gen sy  insz  munster,  giengen  dorin  zu  spatzieren;   indem  er- 
öffnet einner  ein  daJFlen  mit  sinnem  gewer,  das  sy  uberab  fiel  i 
und  zerbrach,  giengen  also  hinweg.   Indem  begegnetten  in  by 
zwey hundert  ab  dem  Kornmerckt,   kamen  am  Sprung3)  zusa- 
men,  wurden  zu  rot,  wasz  sy  thun  wolten,   der  rot  wolt  sich 
zu  lang  verziechen;   gab   einner  den  rot,   sy  wolten  wyder  in 
das  munster  und  die  götzen  zerschlachen  und  lugen,  ob  sy  die  i 
sach  möchten  uszmachen.   Dem  folgten  sy  alle  noch,  zugen  mit 
einander  wyder  in  das  munster.    Wie  man  in  dem  alle  thuren 
an  der  kilchen  beschlossen  hat,  do  die  pfaffen  Sachen,  das  ein 
dafflen  zerbrochen  wasz,   zerstiesen  sy  die  thüren  zu  stücken, 
fiengen  an  zerschlachen  alles  wasz  do  wasz4)  kein  schonnen:* 
wer  basz  mocht,  der  [m]  thet.destme,  zerheuwen  alle  gemelt, 
dafflen,   götzen,   steinnen  und  holtzen,   wart  alles  zerschlagen 
zu  kleinnen  stucken,   alle  ziertten,   das  innen  werden  mocht, 
must  zerschlagen  sin,  on  allein  wasz  von  golt,  silber  und  an- 
dren kleinatter  wasz,  das  wart  ungeschediget  und  wol  behalten,  ä 
dan  keinner  begert  etwasz  zu  nemen,   allein  zerschlachen,  es 

1)  Burg  =  castrum :  der  Platz,  auf  dem  das  Münster  steht  Fechter  4. 
»Am  zinstag  umb  die  zway  nach  mittag  stand  die  gmaind  nach  uff  dem 
plats  und  sprach  ainer  zu  dem  anderen:  was  wellen  wir  thun,  uns  fruret 
all.  Do  sprach  ainer:  wir  wellend  in  das  munster  und  die  götzen  zerschla- 
chen, bisz  wir  erwärmend«.  Kessler  V.  184.  2)  Pfaffennöfe,  wohl  das- 
selbe wie  Klosterhöfe,  d.  i.  der  Platz,  wo  die  Domherrnwohnungen  standen. 
Fechter  6.  3)  »am  Sprung«  oder  »an  den  Schwellen«  der  s.  g.  Spital- 
sprung (neuerdings  in  »Münsterberg«  umgetauft);  s.  Fechter  5.  Ochs 
8.  649  und  Herzog  II.  S.  140  reden  von  300  Mann  nach  Wurstisen. 
»Sin  gute  ansal«  sagt  Bullinger  II.  43.  4)  Entweder  hat  der  Chronist 
ein  zweites:  »do  wass«  zu  setzen  Terranen  oder  das  einmal  gesetzte  ist  «nb 
xoivov  gebraucht.  Vgl.  Beitr&ge  IX.  39  Anm.  2.  57  Anm.  1. 


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1529.  87 

s£0&&  «ch  ouch  keiner  des  annemen ,   das  er  in  weren  weit !) . 
J    -^ollichs  kam   für  den   rot,    die   schickten  etlich  herren  hinuff, 
™    ^ollichs  abzustellen,    aber   es  wasz  kein  abstellen  do,   sunder 
^ngen  usz  dem  munster  santürich,  sant  Alban  und  sant  Petter 
.  &jA  usz  ebner  kilchen   und  klöster  in  das  ander,   bisz  sy  die 
£r*faen  all  zerschlugen  in   allen  kilchen    hiedisent2),    wiewol 
^«r  uszschutz    sy  ouch   trüwlich  bat  und  ermant  von  sollichem 
^Jhzuston ;  aber  es  halff  nüt,  sunder  füren  irem  fürnemen  noch : 
<lo  wasz  kein  götz  noch  dafflen  sicher,  es  must  hindurch.  Also 
j  t#  tj.andletten  nüne    herren  für  und  für  in  der  sach  und  warttet 
der  uszschutz  noch  uff  die  antwurt.    Das  verzoch  sich  nu  bisz 
um  die  fierte  stund   noch  mitag,   kamen  die  burger  wyder  an 
den  Kornmerckt,  wurden  zu  rot,  sy  wolten  über  Bin  und  in- 
nen die  gotzen  ouch  hinweg  thun.    Do  das  die  über  Bin  innen 
\:.  wurden,   schickten  sy  für  den  uszschutz,   sy  von  sollichem  zu 
wenden,   dan   sisz  morndes  alles   selb  hinweg  wolten  thun  on 
allen  verzug ,    dan  sy  sich  des  nit  wolten  wydren ;   das  nu  der 
uszschutz  thet,   bat  also  die  gemeint,   sy  solten  nit  über  Bin 
gon,  dan  sisz  selb  hinweg  wolten  thun.    Also  erret  die  gemein 
»den  uszschutz  an  disem  ort  und  liegen  sy  zytriden,   aber  fast 
onruwig  woren  die  burger,   das  man  so  lang  ob  der  antwurt 
sasz,  die  innen  solt  geben  werden.    Es  wasz  under  etlichen  die 
red :   so  sy  die  gotzen  all  zerschlagen  hetten,  wolten  sy  die  ant- 
wurt  selb  uff  dem  richthusz  hollen,    domit  sy   ein  mol  zum 
2*  [1*5]   end  kernen.     Solliche  red  kam  für  min  herren,   die  nit 
klein  erschrecken  nomen,  dan  sy  wol  mochten  dencken,  so  sy 
uff  das  richthusz  kumen  werren  in  sollichem  brunst,  wie  esz 
gangen  wer,  dan  das  volck  gar  erdobet  wasz.    So  wasz  in  der 
handel  in  der  mosz,  das  sy  ouch  nit  dorvon  illen  kontten,  bat- 
3*  ten  ouch  also  den  uszschutz,  sy  von  sollichem  abzuwenden. 

Der  uszschutz  wasz  angstlich  in  der  sach,  dan  es  wolt  sy 
ouch  schier  gar  vertrusig  machen,   beruften  die  gemeint  am 
Kornmerckt  zusamen  und  hatten  sy,  das  sy  von  sollichem  für- 
nemen abstunden   und  sy  doran  erretten,   domit  ir  mug  und 
^  arbeit  nit  vergebens  wer :    die   sach   stund  uff  gutter  ban ,   sy 
hofften  in  einner  stund  wurt  in  die  antwurt  geben,  das  es  alsz 
zu  guttem  brocht  wurt.   Also  wart  die  sach  aber  gestillet,  also 
in  derselben  stund  wart  die  antwurt  im  rot  beschlosen  mit  dem 
nszschutz  und  geben  und  stund  der  rot  uff.   Also  kam  der  usz- 
» schütz,  berufft  die  gemeint  zamen  und  seit  in,  wasz  in  für  ein 

1)  Vgl.  Ii.  A.  Burckhardt  8.  288.  289  über  den  Kirchenschatz,  wel- 
cher 1529  stehen  geblieben  und  lange  ein  Streitgegenstand  zwischen  der 
Stadt  and  dem  Domkapitel  war.  2)  »Hiedisent«,  hier  diesseits  des  Rhei- 
nes in  Grossbasel.  Noch  jetzt  wird  diesseits  und  jenseits  in  einzelnen  Aus- 
drücken gleichbedeutend  gebraucht  mit:  In  der  grossen  (mehreren)  und  in 
der  kleinen  (minderen)  Stadt.    Ry ff  braucht  im  Gegensatz  zu  »hiedisent«: 

luberin«. 


88  1^29. 

antwurt  worden  wasz  und  wasz  gehandlet  wasz,  da8  stund  nu 
in  gschrifft  polliziert  und  georttnet,  wie  al  ding  hinfiir  solt  ge- 
halten werden.  Das  stot  nu  in  der  pollicy,  die  dan  uff  al  zunffi: 
geben  wart,  wie  man  hernoch  hören  wurt1). 

Hiemit  wart  die  gemeint  zu  guttem  friden  und  ruwen, 
zoch  iederman  wyder  heim,  doch  wart  für  und  für  gutte  hud 
und  wacht  versechen  und  verorttnet  durch  die  burger  under 
den  dorren  und  in  der  stat  tag  und  nacht.  Also  wart  man  die 
nacht  zufriden. 


i 
in, 


Wie  zu  Basel  die  götzen  und  aller  verbrent  und  abbrochen 

wurden. 

10.  Febr.  Uff  die  eschmitwuchen  der  zechend  tag  hornug,  datum  wie 
vorstat,  wart  erkent,  das  man  das  götzenwerck,  alsz  [iee]  dafflen, 
bilder  und  wasz  von  holtzwerck  in  den  kilchen  wasz,  solt  zer- 
houwen  und  armen  lütten  usztheillen,  die  kein  holtz  hetten,  1> 
das  sy  domit  flirren  solten.  Also  theilten  sy  das  an  theil  ortten 
unfrintlich  und  schlugen  einander  dorum.  Do  das  min  herren 
Sachen,  butten  sy,  das  man  nüt  me  uszgeb,  sunder  alsz  ver- 
brant.  Also  wurden  uff  allen  kilchhoffen  lütt  verortnet,  die 
sollichs  alsz  verbrantten.  Do  wart  uff  disen  tag  manch  grosz  20 
fasnachtfur  gesechen,  uff  dem  Munsterblatz  wurden  by  zwelff 
für  gemacht2)  und  alsz  verbrent,  desglichen  uff  allen  kilchhof- 
fen ;  wasz  von  steinwerch  wasz  und  eltren  wurden  al  abbrochen 
und  zerschlagen,  die  kilchen  al  gewisget.  Es  wart  ouch  in 
aller  miner  herren  empter  und  gebietten  kund  thon ,  das  man  n 
ouch  also  thet  und  hielt,  wie  in  der  stat,  und  wurden  al  kan- 
zel  mit  gutten  predicanten  versechen;  wie  es  alsz  verorttnet 
wart,  find  man  in  der  pollicy  und  reformatz  oder  ortnug  vom 
rot  erkant.  Also  wart  uff  disen  tag  manche  kostliche  dafflen 
und  gemelt  und  biltwerck  verbrent,  das  mit  grosem  gelt  ge-  »o 
macht  wasz  worden,  aber  es  wasz  do  nüt  zu  hübsch,  es  must 
alsz  insz  für.  Do  hat  die  abgötdry  zu  Basel  und  allem  gebiet 
.  und  emptren  ein  end  genumen  in  den  kilchen,  nit  weisz  ich, 
wie  in  allen  hertzen3). 

1)  S.  unt.  S.  92  ff.  Ich  habe  geglaubt,  die  »Pollicy«  nicht  von  der  Stelle 
verrücken  zu  sollen,  die  sie  in  Ryf  1  s  Hs.  einnimmt,  um  sie  etwa  hier  einzu- 
schieben. Alles  dazwischen  Stehende  schliesst  sich  an  die  Bewegung  von 
1529  an  und  zerreisst  den  Zusammenhang  keineswegs.  Es  ist  ein  Irrthum 
von  Ryff,  wenn  er  sagt,  und  anders  lassen  sich  doch  seine  Worte  nicht 
auffassen,  die  unten  von  ihm  mitgetheilte  Polizei  (vom  18.  Febr.)  sei  mit 
den  Zugeständnissen  vom  9.  Febr.  identisch;  s.  u.  2)  Bullinge  r,  der 
dies  Ereigniss  irrthümlich  II.  44  auf  den  12.  Febr.  setzt,  spricht  von  »nun 
huffen  götzen«,  die  man  auf  dem  Münsterplatz  gemacht  habe.  Kessler  V. 
184:  »machtend  uff  dem  munsterplatz  acht  für  und  in  der  kirchen  im  chur 
ains  und  uff  dem  kirchhoff  zu  sant  Peter  zway  und  in  allen  kilchen  zway 
für  etc.«  3)  »Nur  wenige  steinerne  Bilder  in  Gross-Basel  blieben  verschont. 
So  das  Marienbild  am  Spalenthor,  vor  dem  noch  heut  zu  Tage  der  katho- 
lische Sundgauer  betet«  etc.   Hagenbach  127. 


1529.  89 

In  di6em  handel  wichen  die  falschen  predicanten  und  vil 
der  pfaffen  usz  der  stat  hinweg,  vil  thumherren  und  caplonen, 
desglich  vil  burger,  ouch  die  nochin  gar  mit  irer  hab  hinweg 
zugen,  einer  gon  Friburg,  der  ander  gon  Ensen,  verluren  vü 
»  burger.  Doch  lag  ouch  nit  vil  doran,  woren  alsz,  die  den  pfaf- 
fen anhengig  woren  und  in  verfrund,  desglich  die,  so  ein  theil 
vom  rot  kumen  woren,  goben  ir  burgrecht  uff  *) . 

Li67J    Wie  der  rot  toyder  besetzt  wart  an  derren  stat,  so  dorusz 

kumen  waren. 

t»  Uff  donstag  der  elfft  tag  hornug  wart  uff  allen  zünfftenn.Febr 
ein  bot  gehalten  und  der  rot  wyder  besetzt  uff  ieder  zunfft  mit 
rotzher  und  meister  und  Sechser  an  derren  stat,  so  usz  dem  rot 
kumen  woren,  wie  mans  dan  haltett  sant  Johans  tag,'  noch  lut 
der  pollicy,  die  dan  hienoch  bestimpt  wurt2).  Morndes  am  fri- 12. Fei*. 
^  tag  hielt  man  grosen  rot  und  schwur  man  uff  allen  zunfiten 
dem  rot,  und  wart  zu  allen  parthigen  alle  ding  verzigen,  es 
wart  ouch  dennen  alles  verzigen,  die  sich  in  disem  handel  von 
der  stat  thon  hatten,  so  ver  welcher  nit  wyder  ein  stat  Basel 
^handlet  het,  das  dan  das  mallifiz  berurt;  susz  solt  keinner 
»dem  andren  der  Sachen  halb  gedencken  oder  in  argem  uffne- 
men.  Also  wart  do  für  und  für  cristlich  und  wol  gehandlet, 
dan  uff  diszmol  ein  ersamer  cristlicher  rot  gesetzt  wart. 

Uff  suntag  der  alten,  fasnacht  der  fierzechend  tag  honiug  1 4. Febr. 
prediget  der  alt  wichbischoff3)  im  munster,  wart  das  erstmol 
*  dutsch  psalmen  dorm  gesungen.  Uff  disen  tag  erhub  sich  ein 
unwil  über  Rin,  dan  alsz  sy  die  gotzen  abbrochen,  hatten  sisz 
/amen  behalten,  in  meinig,  die  zu  nochgendiger  zit  wyder 
uff  zu  richten ;  das  wart  nu  die  gemeint  innen,  des  sy  nit  wol 
mfryden  wasz,  giengen  eflich  burger  hiedisent4)  hinüber  zu  be- 
zechen, das  sy  nu  fast  vertrosz  und  satzten  die  über  Rin  an 
dise,  und  wart  ein  groser  zwy tracht 5) ,  zugten  über  einander, 
wart  ein  frempter  gsel6)  fast  übel  gehouwen  von  dennen  über 
Rin,  indem  dieselbigen  wichen  musten,  komen  also  uff  dem  Rin 

7.  tamcht  Hb. 

1)  S.  eine  unvollständige  Aufzählung  der  Ausgewanderten  bei  Ochs 
V-  661  ff.,  nach  Wurstisen  574;  s.  auch  Herzoff  II.  149.  Hagenbach 
12V  Bekanntlich  zog  ausser  Glarean  und  Ludwig  Ber  auch  Erasmus  damals 
f,*t.  S.  auch  Vischer:  Gesch.  d.  Univers.  Basel  S.  261.  2)  Der  Sinn  ist: 
ft  erledigten  Rathsstellen  wurden  besetzt,  wie  es  sonst  an  St.  Johannes  des 
Täufers  Tag  geschieht,  und  zwar  in  der  Weise,  wie  die  »pollicy«  es  vor- 
treibt. »Sant  Johans  tag«  ist  Accusativ  der  Zeitbestimmung;  vgl.  Bei- 
lage IX.  99  Anm.  2.  S.  übrigens  zu  dieser  Angabe  von  Ryn  die  Beroer- 
tragen  von  Ochs  V.  667  f.  682.  Eine  Beschreibung  der  Feierlichkeiten, 
&  in  alterer  Zeit  mit  der  jährlichen  Rathswahl  verbunden  waren,  s.  bei 
achter:  Basel  im  14.lJahrhundert  S.  22.  Ueber  die  Rathswahl,  wie  sie 
ra  1521— 1529  geschah,   s.  Heusler  428.  3)  Telamonius  Limpurger. 

1  D.  L  etliche  Bürger  aus  Grossbasel.      5}  Ochs  V.  669  ff.      6)  Ein  Gold- 
^audflgeselle.  Wurstisen. 


90  1529. 

hinweg.  Do  butten  min  herren,  das  sy  die  götzen  denselben 
tag  musten  zerhouwen  und  morndes  ouch  verbrent  wurden. 
Also  dorffiten  sy  sich  nit  me  losen  mercken  in  Unwillen,  und 
satzt  man  in  ouch  ein  gutten  predicanten  hinüber  zu  sant  Joder, 
wart  dornoch  gutter  frid  und  einigkeit.  5 

[168]   Von  eim  grosen  rat,  so  gehauen  wart  derren  kalb,  so  sich 

von  der  stat  Basel  thon  hatten. 

18.  Febr.  Uff  donstag  post  invocavit  der  achtzechend  tag  hornug 
anno  1529  wart  ein  groser  rot  gehalten  und  sich  underred,  wie 
man  sich  halten  solt  derren  halb,  so  sich  von  der  stat  thon  10 
hatten,  ob  man  in  wib  und  kind  wolt  .nochschicken  oder  in 
die  huser  beschliesen  oder  ob  man  innen  noch  ein  mol  schrie- 
ben wolt ;  wart  das  mer  erkant,  das  man  in  noch  ein  mol  schri- 
ben  solt,  also  das  innen  alle  ding  verzigen  wer,  so  wit  und 
einner  nit  gehandlet  het,  das  das  malifiz  antreff,  wie  dan  bestimpt  is 
ist,  möchten  sy  sich  wyder  harin  thun  und  das  ir  verhahdlen 
oder  das  burgTecht  uflgen1). 

Wen  tue  münch  und  klosterfrowen  usz  den  kiastren  kumen  sind. 

7.M*rz.'  Uff  mitfasten,  so  man  nempt  letare,  anno  wie  obstat,  wart 
erkant  von  minen  herren,  das  alle  munchen  und  klosterfrowen  20 
mochten  usz  den  klöstren  gon,  das  gotzwort  zu  hÖrren  und 
under  ander  lütten  handien  und  gon,  war  sy  wolten,  und  die 
ordenskleydung  abthun  in  der  stat  und  in  iren  gebietten,  be- 
kleydten  sy  mine  herren  usz  der  kloster  gut  in  erbre  weltliche 
kleydung,  doch  möchten  sy  niit  dest  minder  in  ire  kloster  usz  2& 
und  ingon,  bisz  uff  wytter  bescheyd,  es  wer  dan  sach,  das  einne 
manet  oder  einner  wibet,  dennen  wart  ouch  ir  zimliche  narung 
geben.  Es  wart  ouch  allen  pfaffen  erloubt,  ewiber  zu  nemen, 
und  in  botten,  in  monatz  frist  ire  metzen  oder  kellerin  hinweg 
zu  thun  by  verlierung  irer  pfrunden,  und  musten  alle  geistliche  so 
personnen,  munch  und  pfaffen,  den  burgereyd  schwerren  oder 
usz  der  stat  sich  hinweg  thun.  Do  zugen  aber  fil  hinweg,  pfaf- 
fen und  munchen,  die  ire  Orden  nit  ab  wolten  thun  und  ouch 
nit  schwerren ;  welche  aber  schwuren,  die  liesz  man  [t«o]  by  iren 
pfrunden  blipen,  doch  musten  sy  alle  tag  zwuren  zu  der  pre-  »5 
dig  oder  in  die  letzge  gon,  wie  dan  hienoch  in  der  ortnug 
stat ;  aber  etlich  wolten  das  nit  thun,  füren  e  hinweg,  der  obrist 
in  der  Cardusz2),  desglich  zu  den  Fredigeren 3)  füren  ouch  hin* 
weg.     Es  wurden  ouch  funff  predigermunch  gefangen  gleyd, 

* 

1)  S.  Ochs  V.  665.         2)  Hieron.  Zscheckenbürlin ,   s.  Einleitung  zu 

den  Kalthäuser- Chroniken.  3)  Der  Prior  Merz,  der  sich  in's  Kloster 

zu  Gebweiler  begab,  und  der  Subprior  Kaltberger,  der  nach  Ensisheim 
fuhr. 


1529.  91 

dye  dan  heimlich  das  kloster  wolten  gerumpt  han *) ,  kamen 
dornoch  ouch  von  der  stat,  und  verschlugen  mine  herren  alle 
kleinotter  und  ziertten  von  silber  und  golt  in  allen  klostren 
und  kilchen. 

Vom  burgreckt,  so  mit  dennen  von  Zürich  und  Bern 

gemacht  wart. 

Uff  donstag  post  reminiscere  der  25.  tag  hornug  wurden25.Febr. 
fyer  von  minen  herren  vom  rat  gon  Zürich  und  Bern  geschickt, 
mit  innen  das  burgrecht  anzunemen 2)  von  wegen  der  stat  und 
»ganzen  gemeint,  wart  innen  geschworen  und  sy  unsz  ouch. 
Got  geb  unsz  glück  in  disem  burgrecht !  Wart  ouch  Costanz 
und  Mulhusen  begriffen  und  my t  einander  vereind,  und  sollich 
bwgrecht  sol  alle  funff  jor  ein  mol  ernüwert  werden. 

[m]   Wie  die  cristenUchen  burgrecht  und  bündnusz  uffgericht 
i;  würden  mit  etlichen  sielten  und  herschafften  gegen  einander  des 

ewangelium  und  gotzwort  halb 3) . 

Zu  wissen,  nochdem  und  das  götlich  wort  und  heillig  ewan- 
gelium by  unsz  hie  zu  Basel  erofmet,  geortnet  und  von  aller 
menglich  angenummen  wart  und  cristlich  und  wol  geortnet  und 

fcrefoimiert  wart,  mit  der  hilff  got  des  almechtigen  zu  erhalten 
fibgemimmen  hatten  und  dem  zu  geleben,  hand  vil  fursten 
and  herren,  stet  und  land  sollich  cristlich  fürnemen  angesechen 
und  dasselbig  anzunemen  innen  ouch  gefellig  gewesen  ist,  näm- 
lich in  sollich  cristlich  bündnusz  und  burgrecht  zu  kumen  mit 

-•  unsz  and  andren,  so  sollich  cristlich  gemfidt,  hertzen  und  leben 
heften,  nämlich  in  ansechen  des  cristlichen  spiegelsz  derren  von 
Zürich  und  Bern,  komen  ouch  mit  unsz  derren  von  Basel  in 
ein  cristlich  burgrecht  die  ersamen  und  wisen  von  Strasburg 
mit  sollichem  geding :   wo  in  not  angieng  mit  notzwang  frem- 

*  der  forsten,  herren  und  stetten,  die  sy  von  dem  wort  gotz  wol- 
ten tringen  oder  susz  nottygen,  innen  mit  herresz  krafft  truw- 

1)  Vgl  L.  A.  Burckhardt  und  Chr.  Riggenbach:  Die  Domini- 
boer- Klosterkirche  iu  Basel  (Mittheilungen  der  Gesellschaft  für  vaterlän- 
&tae  Alterthümer  in  Basel  VI).  2)  Bericht  der  Gesandten  bei  Vischer 
ufl.  S.  312  vom  13.  Febr.  1529.  Wurstisen  574;  s.  Ochs  V.  675; 
beiBullinger  II.  8.  II.  63.  Kessler  V.  226.  234.  Salat  337.  Hot- 
tiager  II.  219.  Die  Datirung  ist  nicht  bei  allen  Obereinstimmend,  weil  der 
Tag  der  Ausfertigung  und  Ratification  der  Urkunden  von  Seiten  der  ver- 
^fiedenen  Parteien  auch  verschieden  war.  3)  Ich  versetze  dies  Stück : 
•Wie  die  —  ewangellium  worren«  von  seiner  ursprünglichen  Stelle  (S.  179 
-ISO;,  da  es  in  den  Zusammenhang  dieser  hier  vorliegenden  gehört.  Das 
fct Mitgetheüte  ist  von  dem  bei  Bullinger  IL  63  gegebenen  Aktenstück, 
■*>  &  3.  Harz  1529  verschieden.  —  Offenbar  liegt  bei  Ryff  kein  urkund- 
tebes  Aktenstück  yot  ,  sondern  seine  eigne  Erzählung  verfällt  im  Anfang 
&*r  Mittheilung  sehr  emphatisch  in  Urkundenform. 


92  1529. 

lieh  zuzuziechen ,  wir  von  Basel  miteampt  Zürich  und  Bern ; 
wo  aber  iedes  ort  sollich  not  begeb,  das  dan  innen  die  von 
Strosburg  behilfflich  sollen  sin  mit  irem  gelt,  nämlich  drütusent 
gülden ;  doch  wie  und  wen  sollich  burgrecht  mit  innen  gemacht 
ist,  findt  man  hienoch  bestimpt,  desglich  ouch  ein  herzog  von  * 
Sachsen,  nam  ouch  ein  sollich  bündnusz  und  burgrecht  an  mit 
disen  ortten,  im  be-  [iso]  hilfflich  zu  sin  in  sollicher  mosz ,  alsz 
wir  und  alle  burgerstet  w ölten,  das  in  von  im  beschech.  Esz 
woren  ouch  in  sollichem  burgrecht  die  von  Costanz,  Biell, 
Schaffhusen  und  Müllhusen  mitsampt  andren  stetten  und  land-  10 
schafften,  wie  dan  hienoch  bestimpt  und  gehört  wurt. 

Die  von  Zürich  undernomen  sich  ouch  der  Frigen  Empter 
mitsampt  dennen  von  Bern,  verhiesen  in  behilfflich  zu  sin  und 
sy  handhaben  by  dem  wort  gotz,  ir  schütz  und  schirm  zu  sin, 
nämlich  Bremgart,  Zoffingen,  Lentzberg,  Capellen,  Meilingen,  15 
Brück1)  und  ander  flecken,  doran  dan  ouch  die  funff  ort  oder 
lender  ouch  theil  hatten,  nämlich  Ury,  Schwitz,  Underwalden, 
Zug  und  Lutzern,  die  dann  uff  disz  zitt  gantz  hefftig  wyder 
das  wort  gotz  des  ewangellium  worren. 

[i69J     Hienoch  volgt  die  pollicy,   so  von  minen  herren  gemacht  20 
und  erkent  ist  worden,  wie  nu  hinfür  der  rot  besetzt  sol  werden, 
antreffen  die  antwurt,  so  der  gemeint  noch  langem  Verzug  geben 
wart,  und  ist  die  erwelhmg  der  heüpter  und  besatzung  eins  rote 

erlangen  2) . 

14.  »sine  fehlt  H  s.  19.  Hier  bricht  das  Aktenstück  auf  der  Hälfto  der  Seite  ab.    Es 

folgen  zwei  leere  Blatter,  auf  denen  offenbar  splter  eingetragen  werden  sollte,  was  Ryff 
uns  »hienoch«  hören  lassen  wollte.  S.  oben  den  Text  Zeile  11. 

1)  Zofingen,  Lentzberg  (d.  i.  Lenzburg)  und  Brück  (Brugg),  sämmtlich 
in  dem  ehemals  Bernerischen  Theile  des  Aargaus,  sind  ganz  irrthQmlich  hier 
mit  Bremgarten  und  Meilingen  zusammengestellt,  die  von  Zürich,  den  fünf 
katholischen  Orten  und  Glarus  beherrscht  wurden,  und  mit  dem  von  Zürich 
1 527  säcularisierten  Kloster  Cappel.  2)  Diese  »Pollizei«  ist  im  Auszuge  wie- 
dergegeben bei  W  u  r  s  t  i  8  e  n  572,  ausführlich  bei  O  c  h  s  V.  678  ff. ,  nach  ihrem 
wesentlichen  Inhalte  beiHeuslerS.  444 .  Sie  befindet  sich  im  Basler  Staats- 
Archiv  St.  3  (Kleiner  Rath),  Heft  in  Fol.  in  Pergamentumschlag,  über- 
schrieben: Raths-Ordnung  A°  1521  und  1529.  Dieses  Exemplar  ist  im  Fol- 
genden dem  Druck  zu  Grunde  gelegt  und  Varianten  Ryffs,  von  den  unbe- 
deutendsten abgesehen,  sind  angegeben.  Vielleicht  lag  auch  hier  (vgl.  o.  76  ff.) 
Ryff  das  Exemplar  einer  der  Zünfte  vor.  In  dem  Exemplar  des  Staats- 
Archivs  sind  später  einige  durch  die  Farbe  der  Tinte  leicht  als  nicht  gleich- 
zeitig mit  dem  Niederschreiben  des  Ganzen  erkenntliche  Aenderungen  an- 
gebracht. Die  ausgestrichenen  Stellen  sind  gesperrt  gedruckt,  die  Aende- 
rungen und  Zusätze  unter  dem  Texte  bemerkt.  Die  Pollizei  weicht  bedeu- 
tend von  den  Zugeständnissen  des  9.  Febr.  ab,  wie  Ochs  und  Heus ler 
ausführen  und  im  Einzelnen  noch  bemerkt  werden  soll.  Ueber  jene  Ver- 
fassungs-Aenderung  vom  9.  Febr.  selbst  haben  wir  keine  offiziellen  Berichte 
(s.  Heu  sie  r  443).  Besonders  beachtenswerth  ist  der  Brief  Oecolampad's  an 
Capito  vom  13.  Febr.,  gedruckt  in  Sculteti  Annal.  decas  II.  185,  Gerdesü 
Hist.  Ref.  II.  App.  139,  im  Auszuge  bei  Ochs  653.  Vgl.  Ochs  654  f. 
Ryff  86,  4  ff. 


k 


1529,  93 

dieerwöhtng  der  Häuptern  und  Besatzung  eins  rats  belangen. 

Wiewol  es  onwidersprechlichen  ein  warheit,  das  ein  löb- 
liche statt  Basel  zu  erhaltung  der  oberkeit  und  bürgerlichen 
Lesens  mit  vernunftigen  Statuten  und  Ordnungen,  hochwyszlich 
mit  ernstlicher  vorbetrachtung  angnomen,  dermasen  harkomen, 
k  es  wol  [i?o]  billicher  dann  billich  zu  verwundern,  so  iemand 
vorhanden  sin,  der  angeregte  pollicy  mit  vernünftigem  Ordnun- 
gen widerstund  zu  verbessern,  ja  es  were  mit  beschwerlichem 
gmut  zu  hören,    das  unsere  voreitern,   die  ein  statt  Basel  mit 

wszheit  und  Vernunft  und  darumb  mit  guten  Satzungen,  also 
geziert,  das  durch  ir  getruw  rät  vil  andere  diser  zit  hochgeachte 
stett  und  regyment  von  deinem  ansehen  in  hohe  eer  erwachsen, 
erst  ietzt  als  unvernunftig  gescholten,  ir  loblich  harkomen  zu- 
rackh  geworfen    und  mit  nuwen   Satzungen  ir  hoch  wyszheit 

vtercleint  werden  sölli,  deszhalben  niemanden  zu  ungutem  angno- 
men, der  glich  by  angeregten  Ordnungen  ze  pliben,  für  gut  an- 
seien möcht,  iedoch  cüewü  es  us  angeporner  durftigkeit  mensch- 
licher geschlecht  leider  dahin  komen,  das  vil  und  vil  ding, 
so  anfangs  erbarer  meynung  angesehen,   etliche  zyt  gut  und 

%  ^meinem  nutz  gwesen,  also  miszbrucht,  das  durch  vermischte 
untmw  nit  wenig  nachteils  gmeinlich  den  houptern  und  gli- 
dem,  das  ist  der  oberkeit  und  den  undertonen  davon  entstan- 
den und,  so  es  nit  wider  gebessert,  furer  entspringen  möcht, 
M)  haben  unser  hern  die  verordnoten  usz  treffenlichen  sy  darzu 

s  bewegenden  Ursachen,  vorab  gott  dem  allmächtigen  zu  lob  und 
eer,  gmeiner  burgerschaft  zu  statt  und  land  Basel  zu  nutz, 
pidnem  regement  zu  uffenthalt  und  merung,  ouch  umb  pflan- 
rung  eins  erbarn  ftoraen  cristenlichen  [171]  wesens,  wie  sy  durch 
uechst  geschwornen  eydt  gwisen  und  zu  thund  pflichtig  sind, 

*  die  ding  so  zu  uffhung  der  eer  gots  und  anleitung  eins  brüder- 
lichen, bürgerlichen,  cristenlichen  wesens  dienlich,  für  ougen 
Jörnen  und  nun  me  zu  erhaltung  guter  pollicy  für  gut,  wie 
Wach  folgt,  beratschlagt. 

Erstlich,  diewil  durch  die  oberkeit  als  ein  dienerin  gottes 

-  forderst  das  gottlich  wort  richlich  gepflanzet  alles  gutz  er- 
sten, wittwen  und  weisen  beschirmt  und  das  b5sz  übel  ge- 
straft werden  soll,  und  aber  die  diener  der  oberkeit  zu  sollichem 
;nnpt  mit  der  chur  und  wal  beruft,  so  will  hoch  von  noten  sin, 
ttlfiche  erkiesung  mit  so  vernunftigen  fugen  anzerichten,  damit 

*<a  deren  nit  gunst,  fynd-  noch  fruntschaft  mitlouf,  sunder  al- 

Ststt  Zeile  1  bat  Ha.  die  vorhergehende  Ueberschrirt.  2.  on  widersprechen  Ha. 

!t  dorm  Ha.  12.  »ine  fehlt  in  der  Ha.  honen  Us.  »eer«  fehlt  in  der  Hb. 
IX  vernfknAtig  Hs.  15.  solte  Hs.  deshalb  es  Hs.  ,  angennmen  Hs.  16.  ange- 
ritten Hs.  zu  hüben  Hs.  17.  von  angennmener  Hs.  18.  menschlicher  Hs. 
gaehleehtaSt.  knmen  Hs.  19.  etlicher  H s.  20.  Statt  »gwesen«  hat  Hs.  »fur- 
teadig  cain«.  osxprncht  H  s.  vermiete  H  s.  21.  gewonlich  H  s.  heaptren  H  s. 
24.  'jbMich  Hr.  30.  erren  Hs.  31.  dienstlich  Us.  33.  »beratschlagt«  ausge- 
«triehea «ad  durch  »angesechen«  ersetzt  im  St.  34.  dienneren  Hs.  35.  erlich 
B;    geplanxet  St.       40.  fründ-  noch  ÜndschafftHs. 


94  1620. 

lein  die  eer  gottes  und  gmeiner  nutz  betrachtet,  personen,  dem 
gottlichen  wort  anhengig  und  gmeinem  nutz  furstendig,  in  sol- 
liche regierung  beruft  und  erkosen  werden  sollen,  dem  also 
stattzethfind  habend  die  verordnoten  furg&t  angesehen,  das 
hinf  uro  beide  houpter  der  statt  Basel,  namblich  ein  nuwer  bur-  5 
germeister  und  ein  nuwer  Zunftmeister1)  furohin  zu  ewigen 
ziten  durch  beide,  nuw  und  alt  rät  sampt  den  sechsen,  so  mit 
der  mas  nacher  bestimpt,  jerlichen  von  gm  einen  [172]  burgern 
darzfl  erwölt,  iedes  jars  erkosen  werden  sollen,  dergestalt  das  ein 
yeder  meister  am  obend,  als  man  morndes  die  houpter  und  ratzhern  10 
ze  kiesen  pfligt,  alle  sine  zunftbrfider  sampt  ratzhern,  mei- 
ster und  sechsen  by  dem  eyd  z&samen  beruften  und  inen  anzeigen 
solli:  demnach  uff  morndrigen  tag  ein  nuwer  rat  und  nuwe 
houpter  erwolt  werden  sollen,  sig  unserer  hern  erkantnus,  das 
ein  iede  zunft  zu  derselbigen  chur  vier  irer  sechsen,  so  ein  15 
eeren  rat  und  die  houpter  helfen  kiesen  mit  ratzhern,  mei- 
stern und  sechsen  undgmeinen  zunftbr&dern  erwolen 
sollen,  und  diewil  sy  dann  by  einandern  versandet,  sollichs  zfl  er- 
statten, werde  man  vier  von  den  sechsen  verordnen  mit  geding, 
das  die,  so  also  verordnot,  uff  morndrigen  tag  by  unsern  hern  20 
den  raten  erschinen  und  die  chur  lut  des  kiesereyds  truwlich 
sollen  helfen  erstatten. 

Es  sollend  ouch  die  meistere  der  dryen  gesellschaften  jhen- 
sit  Rins*)  uff  disen  tag,  glich  wie  die  zunft,  ire  gmeinden  ver- 
samlen,  und  von  yeder  gesellschaft  zwen  meistere  zu  berörter  2:1 
chur  verordnen,  und  welche  vorgeluterter  wysz  in  den  zunften 
oder  den  dryen  gesellschaften  zu  angeregter  wal  verordnot, 
denen  sollend  die  meistere  morndes,  wann  man  das  ander  lutet, 
uff  dem  richthus  zu  erschinen  und  vermelteri  dingen,  die  chur 
belangen,  statt  zu  thun  gepieten.  30 

[173]  So  man  nun  uff  dem  tag  der  chur  im  grosen  sal  uff  dem 
richtnus  zusamen  kompt,  sollen  sich  beide,  nuw  und  alt  rät 
sampt  den  sechsen  in  den  zunften  und  meistern  in  den  dryen 

1.  gemeinen  Hs.  3.  »regierung«  H  •.  Im  St  siebt  »retgiernng«.  4.  »die  Tarordno- 
tenc  ausgestrichen  und  durch  »unser  herrenc  ersetst  S t.  5.  houpter  H s.  6.  ober- 
ster zunftm  H  s.  7.  bnrgeni  und  tannlhr&deren  Hs.  8.  jerHs.  10— 11.  »mora- 
des— uff  morndrigeic ;  die  ganze  Stelle  fehlt  in  der  Hb.  RyJTs,  der  beim Copiren  vermuth- 
lieh  gleich  auf  das  zweite  »morndrig«  übergesprungen  ist.  13.  morndrigs  tags  Hs.  statt 
u.  m.  t.  14.  houpter  H s.  erweit  Hb.  syHs.  unser  Hs.  17.  sechserea  H  b. 
erwellenHs.  18.  sydenHs.  einander  Hs.  erstettenHs.  19.  »inen«  eingefügt  vor 
»den  sechsen«  im  St.  von  der  spateren  Hand.  21.  rotten.  tHkwilch  Hs.  22.  »sellem« 
fehlt  in  der  H  s.  23.  meister  H  s.  drygen  H  s.  2*.  Nach  sanft  »dysechs«  eingeschaltet 
im  St.  Ton  der  spateren  Hand.  27.  »den«  fehlt  in  der  H  s.  drygen  H  s.  angereckter 
H  s.  verordnet  H s.  2$.  sfrUea  H s.  moidrigs  H s.  lflttet  Ha.  30.  gebietteo  H s. 
3t.  nu  H  s.       33.  drygen  Hs. 

1)  Da  es  selbstverständlich  unmöglich  ist,  die  Verfassimgigeachichte 
Basels  auch  nur  in  ihren  Grundzügen  diesem  Commentar  einzuverleiben» 
muss  ich  einfach  auf  Heusler's  vortreffliches  Werk  verweisen.  So  für  den 
Oberstsunftmeister  und  die  Stellung,  die  er  unmittelbar  vor  1529  einnahm , 
besonders  auf  S.  377  ff.  381 .  428  ff.  2)  Ueber  das  erste  Auftreten  der  drei 
Gesellschaften  von  Kleinbasel  (»jhensit  Rins«)  zur  Haren,  zum  Greifen 
und  das  Rebhaus  s.  Heusler  361. 


1539.  95 

gesdschaften  vorbestimpt  zu  söHcher  wal  erkosen  gütlich  und 
Äündich  zusamensetzen  und  anfengclich  die  erkantnus,  so  da 
wyszt,  das  kein  lehen-,  dienstman *)  oder  pensioner,  der  sin 
leben,  dienst  oder  pension  nit  zuvor  uneben2)  hette,  weder  aü 
ibuigermeistem,  Zunftmeistern,  nach  ratzhern  erkosen  werden 
soüi,  für  ougen  nemen ,  deren  gleben,  und'  soll  der  stattschri- 
ber  inen  daruff  den  kiesereydt  geben,  wie  nachvolgt: 

Der  eydt. 

Das  ir  einen  rat,  einen  burgermeister,  einen  obersten  zunft- 
Mneister  kiesen  von  den  burgern,  von  den  handwerken,  die  nach 
uwer  achtung  dem  gottlichen  wort  anhengig,  ouch  der  statt 
/fcsell,  den  burgern  gmeinlich  armen  und  riehen  die  nutzlich* 
*ten  und  verfengliclusten  bedunken  sin  und  das  nit  lossen, 
niemanden  zu  lieb  nach  zu  leid,  durch  fruntschaft,  vyentschaft, 
t.  lorcht ,  nyd,  hasz,  miet  nach  mietwann  nach  umb  keinerley 
geverden  willen.    Das  schwerend  ir  als  uch  gott  helfe. 

Nach  getonem  eyd  dann  fragt  der  stattschriber  desz  ersten 
umb  einen  burgermeister,  und  so  der  erwölt,  alsdann  umb  ein 
obersten  zunft- [1 74]  meister,   und  wer  zu  den  beiden  houptern 

3  wie  ietzgmelt,  benempt,  sollend  mit  irn  verwanten  furtretten, 
demnach  was  sich  in  der  chur  verloffen,  häling  ze  halten  ge- 
litten werden  by  dem  eyde,  und  welche  uff  sollichs  einhellig 
'jder  mit  merer  hand  zu  den  eren  des  burgermeister-  und  zunft- 
meisterthumbs  erkosen,  sollent  darzu  gehorsam  sin. 

-  Wann  nun  die  houpter  erwelet,  dann  sollend  beide,  alt 
und  nuw  rät,  sampt  den  sechsen  und  gesellschaftmeistern  ob- 
>tand  zu  der  chur  des  rata  gryfen,  an  der  obersten  zunft  an- 
heben, ein  nuwen  ratzhern  erkiesen,  und  so  bald  dieselbig 
zunft,  deren  man  ein  ratzhern  erwolen  soll,  bestimpt,  sollend 
on  stund  an  nuw  und  alt  ratzhern,  meistern  und  sechs  ange- 
regter zunften  furtretten,  und  glich  daruff  die  frag  umb  ein 
miwen  ratzhern  beschehen,  und  wer  dann  zu  eim  ratzhern  be- 
stimpt, der  sol  mit  allen  sinen  verwanten,  glich  wie  die  zunft, 
oszston,   und  darnach  umb  ein  ratshern  geraten  werden,   und 

1.  ertieeea  Üb.  sasamensitaen  U s.  4.  ieckvn,  dienstgelt  und  pension  Ha.  4.  z.  n. 
tfgebenHs.  5.  erkiesen  w.  solly  H  s.  1Ü.  handwerchen  Hs.  11.  »dem  —  onchc 
hvstet  in  der  H  s.:  »die  err  und  götlich  wort  xe  fordern,  dorzn  üch«.  12.  um  H  s.  13.  Das 
erste  »and«  fehlt  in  der  H  8.  14.  niemand.       findschaft  durch  H  s.        15.  miet  noch 

sievaa  H  s.  noch  H  s.  16.  wellend  II  s.  Statt :  D.  s.  i.  a.  hat  H  s.:  schweren  ie  das. 
17.  Hoch  H  s.  eyd  den  H  s.  ersten  nm  H  s.  18.  deraelbig  H  s.  dan  frogt  er  nm 
«iaea  Ha.  1&--20.  Statt  »den  —  irn«  hat  die  Hfl,:  »burgermeister  oder  znafftmeister  be- 
aüapt,  der  sol  mit  sinnen«.  21.  hellig  H  s.  22.  gehotten  Hl.  23.  bnrgermeister- 
ftanbeHe.  24.  erkosen  die  H  s.  25.  hoftpter  H  s.  26.  röiHs.  28.  dieselb 
tlaft  He.  erkiesen  Hs.  30.  Ton  standen  H  s.  angereckter  H s.  31.  einnen 
H*.  32-  »eim«  fehlt  in  der  Hs.  34.  »nsiston«,  d.  h.  austreten  wahrend  der  Wahl. 
Die  H  s.  hat :  uffston«       einnen  H  s.       gerotten  H  s. 

1;  Ein  Versehen  ist  es,  wenn  Heusler  S.  444  die  beiden  Worte  iu- 
■»amenfleht  und  von  »Lehendienstmann«  spricht.  2)  Bestimmung  der 
Votaung  von  1521.  Ochs  V.  348.  Heusler  S.  429.  Von  «pensionern« 
&  dort  nicht  ausdrücklich  die  Rede. 


*  \ 


96  1529. 

so  man  der  fiirgetrettenen  zunft  einen  ratzhern  erkosen,  dann 
sollend  die  uszgestölten  sampt  im  fruntschaften  wider  harin- 
gnomen,  und  glich  wie  mit  der  obersten  zunft  beschehen,  also 
ouch  mit  den  andern  allen  gehalten  und  volnzogen  werden1). 

Man  sol  ouch  häling  halten  und  nit  ussagen,  wer  zfl  den  5 
houptern  und  ratzhern  erwolt  sige,   bisz  das  man  dieselbigen 
morndes  öffentlich  vor  ganzer  gemeind  uff  dem  Platz  lyszt  und 
uszkhundet. 

[175]     Wie  man  die  meistere  kiesen  soll. 

Sodann  die  chur  und  wal  der  meistern,  so  in  den  zunften  10 
erkosen,  belangen,  diewil  nit  allein  diser  zit,  sunder  ouch  für 
und  für  in  ieder  zunft   zwölf  sechser2)    sin,   sollend  die   vier 
houptere  ieder  zunft3]  sampt  irn  sechsen  uff  tag,  so  man  einen 
rat  sampt  den  houptern  uff  dem  Platz  uszkundet,  nach  mittag 
sich  zusamen  setzen  und  des  ersten  dry  erenmann,  under  denen  t:, 
gewonlich  der  alt  meister  einer  von  inen,  uszschicken,  dännocht 
bliben  der  raten  und  sechsen  dryzehen  mann,    es  were   dann 
das  solicher  zit  etliche  der  raten  oder  sechsen  mit  den  dry  uszge- 
schossenen  fruntschaft  halb  furgetretten ,   oder  das  die  zal  der 
sechsen,  umb  was  sach  das  beschehen,  sich  gemindert.    Wann  20 
ein  sollicher  mangel  sin,  also  das  die  zal  der  dryzehen  mannen 
nit  völlig  were,   dann   sollend  ratzhern,   meister  und  sechs  an 
deren  statt,   so   inen   presten,  von   der  gmeinde  so  vil  erwe- 
len,  das  ir  zal  der  dryzehen  mannen  ervollet  sige.    Disen  dry- 
zehen mannen  sollend  dann  gmeine  zunftbruder  usz  der  gmeind  23 
vier  mann,  als  namblich  in  ieder  zunft  die  vier,  so  ein  gmeine 
burgerschaft  diser  zit  als  zflbotten  mit  den  raten  und  sechsen 
ze  handien  verordnot,   wa  aber  dise  vier  uff  zit  der  chur  eins 
meistere  gar  oder  zum  theil,  es  were  zu  sechsern  verendert  oder 
todeshalb  abgangen,  alsdann  andere  an  ir  statt  zuordnen,  damit  30 
deren,   so  einen  meister  kiesen  sollen,   sigen  sybenzehen  per- 
sonen;   die  sollend  dann,   vor  und   ee  sy  zu  der  chur  gryfen, 
öffentlich  vor  ganzer  zunft  gmeinden  einen  [itö]  gierten  eyd  mit 
uffgehepten  fingern  und  vorgesprochnen  worten,   das  sy  einen 
meister,  der  dem  wort  gotts  irs  bedunkens  anhengig,  einem  rat  35 
und  gmeiner  zunft  am  verfengklichsten  und  nützlichsten  sige, 

1.  ein  Hs.  2.  sollen  Hs.  irerHs.  4.  volxogenHs.  5.  heilig  Hs.  »den« 
fehlt  in  der  H  s.  G.  erweit  sy  H  s.  »das«  fehlt  in  der  Us.  7.  mordrigs  H  s.  10.  »so« 
fehlt  in  der  Hs.  11.  für  und  für  Hb.  13.  houpter  Hs.  1«.  dennacht  H  r. 

17. 18.  rotten  Hs.  19.  halben  furtretten  Hs.  20.  um  Hs.  21.  »also«  fehlt  in  der 
Hs.        minner  II 8.  24.  erfultsyHs.        27.  rotten  Hs.        28.  verordnen,  wo  Hs. 

29.  »es  were«  fehlt  in  der  H  s.       31.  sollend,  sind  Hs.       33.  gelertten  Hs.      3C.  sy  H  s. 

1 )  Die  Verfassungs-Aenderung  des  9.  Februar  bestimmte  dagegen,  das« 
der  grosse  Rath  den  neuen  Rath  wählen  solle.  Heusler  443.  444. 
2)  Nämlich  die  alten  Sechser  und  die  neuen  Sechser.  3)  Die  vier  Häupter 
ieder  Zunft  sind  der  alte  und  der  neue  Meister,  der  alte  und  der  neue  Raths- 
herr. 


1629.  97 

kiesen  wollen,  schweren,  und  darnach  erst  in  dem  namen  got- 
tes  zu  der  chur  gryfen,  einen  meister  erwölen,  und  der  also 
einhellig  oder  mit  merer  stym  zfi  den  eren  des  meisterthumbs 
erwölet  wurt,  der  soll  darzu  gehorsam  sin1). 

5  Nach  endung  ietzgmelter  chur  sollend  die  sibenzehen  per- 
sonen, so  den  nuwen  meister  erwölet,  saxnpt  dem  nuwen  mei- 
ster und  zweyen  sechsen,  so  usgeschossen  gwesen,  thund  zwein- 
rig  personen,  wider  zusamensitzen  und  sechs  nuw  sechser  er- 
kiesen, also  das  der  zunftschriber  under  den  alten  Sechsen,  so 

»nuw  werden  mögen,  den  eltesten  allein  lesen,  der  soll  ouch, 
alsbald  er  zu  sechser  bestimpt,  sampt  sinen  verwandten  fur- 
tretten und  darnach  von  den  übrigen  wider  nuw  oder  ein  an- 
derer an  sin  stat  erkosen  werden,  und  sobald  ein  alter  sechs 
wider  nuw  oder  ein  anderer  an  sin  statt  verordnot  ist,  sollend 

n  die  furgetrettenen  wider  harinberuft  und  darnach  von  einem  an 
den  andern  sechsern,  bisz  die  zal  erfult  ist,  glich  wie  von  dem 
ersten  bescheiden,  gehandelt  werden2). 

Hieby  sollend  ratzhern,  meister,   sechs  und  aller  zunften 
gmeinden3)  der  alten  Ordnung,  [177]  das  niemands,  er  sig  dann 

*  unser  burger,  eelich  erporn,  nit  eigen  und  eins  unverserten 
lumbdens,  zu  meistern  oder  sechsen  erkosen  werden  sölli,  truw- 
iich  ingedenk  sin  und  derselben  also  gleben,  darzu  niemanden, 
so  man  das  personen  halb  gehaben  mag,  zu  meistern  nach  sech- 
sen kiesen,   es  sige  dann  zuvor  der  meister  zehen  jar  und  der 

»sechser  fünf  jar  by  uns  burger  gwesen;  by  welchen  zunften 
aber  an  den  personen  mangel  fanden,  also  das  man  dise  anzal 
jaren  an  den  geschickten  tougenlichen  personen  nit  gehaben 
mocht,  die  sollend  hiemit  onverstrickt,  sonder  fry  sin4),  fromm, 
eelich,  fry  personen,   so  unsere  burger  und  by  inen  zunftig 

*  sind,  zu  solchen  eeren  zfi  kiesen,  alles  erbarlich  und  on  geverde  5) . 

Anno  etc.  29  uff  donstag  nach  invocavit  habend  unsere  her-is.PoV. 
ren  nuw  und  alt  rät  sampt  den  sechsen  und  gmeiner  zunften 

2.  »4er*  fehlt  in  d«rHi.  3.  mit  einaer  Ha.  4.  erfreuet  He.  »vurU  fehlt  in  der 
Ha.  5.  geaelterHa.  7.  naageechloaenKainHa.  9.  aecheerenHa.  lt.  aobaltHe. 
■eckMreaHs.  13.  andren  H  a.  erkiesen  H  s.  14.  ist,  dan  H  s.  18.  meister  nnd 
Ha.  19.  Ordnungen  H  s.  ayHe.  21.  InmdensHs.  22.  niemanHa.  23.  noch 
Ha.        24.  es ay  Ha.         27.  jor  Ha.         28.  eöllent  Ha.         29.  erllch  Ha. 


1)  Ochs  No.  6.   Von  dem  Zugeständnis  des  9.  Febr.  (Ochs  schreibt 
sma  des  11.  Februar,  vgl.   oben  S.  89}  weicht  dieser  Artikel  bedeu- 
tend ab.     Damals  war  die  Wahl  der  Meister  durch  die  ganze  Zunft 
billigt  worden;  s.  Ochs  V.  680.   Heualer  444.    Was  bei  Ochs  No.  7 
•üdet :  »Es  sollen  künftigs  auf  jeder  Zunft  (ganzen  Zunft)  zwölf  Sechser  sein«, 
"iüt  sich  sms  den  Worten  des  Mandates  nicht  herauslesen,  würde  auch 
itats  Neues  sagen        2)  Am  9.  Februar  war  gleichfalls,  im  Gegensatz  zu 
feaem  verwickelten  Wahlverfahren,  bestimmt,  daas  die  ganze  Zunft  ihre 
User  kiesen  solle.  Ochs  V.  680.   Heusler  444.        3)  D.  h.  die  Gemein- 
en Gesammtheiten)  aller  Zünfte  im  Gegensatz  zu  den  Meistern  und  Sech- 
<aa  derselben.       4)  Der  Sinn  ist:  »Dann  soll  ihnen  hiemit  nicht  verboten, 
tatera  erlaubt  sein«  etc.        5)  S.  Ochs  No.  8. 

Basier  Ckromken.  L  7 


98  1520. 

zugeordneten  potten  disz  obgnant  Ordnungen,  die  hinfur  also 
ze  halten  und  deren  sfi  gleben,  einhelligclich  z&  kreften  erkhant 
und  bestätet1),  und  sol  man  diser  erkantnusz  allen  zünfften  ab- 
geschrifft  mitteillen. 

Und  luttet  der  eyd,   den  ein  burgerschafft  thun  und  sich  s 
domit  gegen  der  oberkeit  verbinden  sol,  also: 

Ir  werden  ietz  schweren,  das  ir  unseren  herren,  dem  stat- 
haltter  des  burgermeisterthumbsz2),  dem  obersten  zunfftmeister 
und  den  deinen  und  grosen  rotten  gehorsam  sin,  der  stat  nuts 
und  er  werben  und  iren  schaden  wenden,  und  wasz  ein  ersame  is 
oberkeit  [i7s]  lut  irsz  gethonnen  eydz  zu  pflantzung  des  gött- 
lichen wortz,  cristenlichen  wesens,  bürgerlichen  frides  und  ei- 
nigkeit  erkennen  wurdet,  sy  doby  handhaben,  und  ob  ir  ersam 
wiszheit,  von  wem  joch  das  geschechen  möcht,  doran  verhin- 
dert und  bekumert  werden  solti,  üwer  lib,  er  und  gut  triiw-  15 
lieh  zu  innen  setzen  sollend  und  wellend  noch  üwerem  besten 
vermögen,  alles  getrüwlich,  erbarlich  und  on  geferd. 

Caspar  Schaller  protonotarius 
civitatis  BasiKensis  subscripsit. 
1533  Dise  pollycy  wart  in  eim  artickel  gemindert  uff  zinstag  vor  » 

17JOBi Johanny  im  1533.  jor3),  in  dem  dasz  die  fier  man  von  ieder 
zünfft,  so  man  nempt  die  zugwantten,  mit  dem  grosen  rot  wur- 
den aberkent  von  wegen  desz  mangelsz  der  lütten  in  den  zunff- 
ten  der  chur  halb  etc. 

Es  ist  sunst  ouch  von  diser  pollicy  vil  gemindert  und  ab-  ss 
gethon  mangelsz  der  lütten  halb  in  zünfften,   als  nämlich  in 
der  chur  die  meister  und  sechsz  zu  erkyesen   und  andrer  ar- 
ticklen  halb  etc.    Wart  noch  und  noch  also  gemindert  von  jor 
zjor. 

1529  [ist — 21a]  Ordnug,  so  ein  ersame  etat  Basel  den  ersten  tag  aprittisx  so 

** Apr*  in  irer  stat  und  landschafft  furhin  ze  halten  ertönt,  derttmen,  wie 

die  verworffhe  miszbruch  mit  worem  gottesdienst  ersetzt,  euch  wie 

die  laster,  so  crisüicher  dapfferkeü  untreglich,  got  zu  lob  abgesteU 

und  getrofft  werden  sollen,  vergriffen  ist,  alsz  man  zalt  noch  der 

geburt  Gristi  funffzechenhundert  zwentzig  und  nun  jor  4) .  35 

1.  ordnug  Hs.  f&rohüiHs.  2.  erkennt  Ha.  20.  Die  «wei  folgenden  Abs&tse  sind 
weder  unter  siel,  necn  mit  de»  Vorhergehenden  und  dem  Nachfolgenden  gleichseitig 
niedergeschrieben. 

1)  Hiemit  schliesst  die  Urkunde  im  Staats-Archiv;  das  Fol- 
gende nach  Ryff.  2)  Der  Statthalter  des  Bürgermeistefthuins  wird  genannt, 
weil  mit  der  Wiederbesetzimg  der  Stelle  eines  neuen  Bürgermeisters,  die 
Meltinger  inne  gehabt  hatte,  bis  vom  Johannistag  gewartet  wurde.  Ochs 
V.  682.  3)  S.  Heus ler  S.  444.  4)  Die  bei  uneerm  Autor  nach  die- 
sem Titel  folgende  »Reformationsordnung«,  welche  das-  System  der  Refor- 
mation, wie  sie  sich  in  Basel  in's  Leben  gesetzt  hatte,  zusammenlaset,  findet 
sich  als  beigebundener  alter  Druok  bei  Bullinger  und  ist  von  den  Her- 
ausgebern dieses  Chronisten  II.  S.  82— 108  wortgetreu  wiedergegeben.  Ochs 


1629.  99 

Von  einer  vereinig  oder  pundnisz,  so  die  funff  lender y  nämlich 
Uri,  Schwitz ,  Underwcdten ,  Zug  und  Lutzern,  mit  den  keiser- 

sehen  gemacht  hand  *) . 

Vor  pfinsten*)  des  erstgeinelten  jorsz,  alsz  die  funff  lender 
i  tny,  Schwitz,  Underwalden,  Zug  und  Luzern  Sachen,  das  sich 
«dich  stet  vereindten  in  ein  burgerschafft,   alsz  Zürich,  Bern, 
Kmtenz  und  Basel,   desglich  Mülhusen3)  und  ander  stet,  die 
<kn  ein  erisflichen  rerstand  mit  einander  hatten,  wüsten  sy  kein 
wrderwertigers  zu  machen  domit  sy  innen  und  andren  ortten 
uleydz  und  Schadens  gnug  möchten  zufügen,   das  sy  wenig  be- 
trachteten,   [214]  wasz  dorusz  endspringen  mocht,   das  zu  mer 
moüen  eins  dem  andren  ein  gruben  macht  und  feit  selb  dorin, 
also  beschaeh  in  oueh.    Dise  funff  ort  machten  ein  pündtnusz 
mit  den  keiserschen  oder  regimentischen,  wart  ein  tagsatzung 
tzuWaltzhud,  do  dan  die  botschaff  von  beyden  theillen  hinkam 
und  machten  do  mit  einander  ein  pündnusz  einandren  zu  helf- 
fen,  den  Mbstisehen  gluben  zu  erhalten.    Es  wasz  wol  glich* 
formig  dem  pand,  so  Pilatus  und  Cayphasz  mit  einandren  mach- 
!  ten  oder  Herrodes4),   dordurch  Cristum  sin  leben  must  geben, 
»dan  dise  woren   von  anfang  der  eydgnosehafft  und  des   husz 
Oesterichs  im  hertzen  einander  nie  hold  gesin,  aber  durch  un- 
emikeit  und  unfridens   und  um  geltz  willen,   das  dan  die  bi- 
«hoff  und  pfaffen  dapfer  do  lieseen  erschiessen .,   und  sy  ein 
eydgnosehafft  »lochten  unruwig  machen,   wart  diser  pund  zu- 
gegen brocht,    aber  es  halff  sy  nit  vil,    hat  ouch  nit  lang  ein 
tetond,  abz  man  hftren  wurt. 

Als  do  di$  funff  lender  und  die  keiserschen  des  pundtz 
eins  woren,  brieff  und  sygell  uflgericht  wart  mit  des  Ferdinan- 
de sygel  und  andren  wol  bewart  und  einandren  (geschworen 
»Ulten,  triben  sy  tu  mudwillens  und  tratzung  gegen  den  andren 
«Ben.  Also  do  das  die  andren  ort  innen  wurden,  ritten  die  von 
Zürich,  Bern,  Basel  und  andre  ort,  so  dan  in  burgerschafft  mit 
einander  woren,  in  die  lender,  weiten  ein  wissen  haben,  ob  es 
vach  die  gemeind  verwilliget  hetten  oder  ir  wissen  und  willen 
**»,  solche  pündnusz  zu  machen  on  anderer  ortter  wissen  und 
*ükn,  dan  disz  wyder  ire  bündbrieff  wasz,  desglich  wyder  die 
erbeinig,  die  dan  mit  dem  keiser  gemacht  ist;  aber  sy  wol- 
len in  kein  gemeint  halten,   sünder  erbutten  in  vil  schmoch, 

V  £6-739  entkleidet  sie  der  Ursprache  und  fügt  schätzbare  Noten  hinzu. 
tgLHigenbach  130.  Herzog  IL  154  ff.  1)  S.  Wuratisen  582  gans 
ot  Kessler  V.  189  nur  aber  die  Verhandlung  in  Feldkirch.  Salat 
*1210.  Ausführlich  mit  Einruckung  der  Urkunde  Bu  11  inger  EL  48— 69. 
^Hoitinger  IL  225  ff.  Ochs  V.  676.  Hagenbach  175.  2)  »Umm 
.fejy«  sagt  Bu  Hinter  S.  49.  Der  Vertrag  selbst  (auch  als  Beilage  £ 
*EfrUi&ffer)  hat  kein  Datum.  Hagenbach  a.  a.  O.  nimmt  den 
-  April  (Oeorgi)  an.         3)  S.  oben  S.  91.       4)  Luc.  23,  12. 

7* 

408541A 


100  1529. 

schand  und  lastet.  Es  wurden  ouch  an  etlichen  ortten  der 
Zürich  und  Bernner  und  Basel  schilt  gemolt  in  den  herbergen, 
do  sy  in  logen,  und  ein  galgen  doruber1),  alsz  zu  schmoch  und 
schand  irs  cristlichen  glubens  halb,  schulden  sy  ketzer  und 
derglichen.  Sollichs  nomen  sy  [215]  zu  hertzen  und  ritten  wyder  5 
heim.  Die  lender  goben  ouch  für,  wie  das  man  sy  von  irem 
alten  gluben  triben  und  zwingen  wolt,  desglich:  »machten  sy 
vil  burgerschafft,  so  wolten  sy  pündnusz  machen«2).  Derglichen 
schmochwort  wart  innen  geben;  nu  das  stund  nit  lang  an,  sy 
triben  vil  trattzung  gegen  den  Züricher  und  Bernner :  wo  der-  10 
ren  einer  in  die  lender  kam,  wart  im  vil  schmoch  und  schand 
bewisen.    Die  von  Schwitz  fiengen  dennen  von  Zürich  ein  ewan- 

(29.Mai.)gelischen  pfaffen  usz   iren  emptren3),   den  verbrantten  sy  von 
des  wort  gotz  wegen   und  ouch  dennen  von  Zürich  zu   tratz, 
und  susz  ouch  vil  schmoch ,   dovon  vil  zu  schriben  wer ,   aber  i& 
um  kürzy  wil  ichs  underlosen. 

Dise  sach  gestund  nu  also  nit  lang  an,  die  von  Zürich 
mochttens  ouch  nit  erlyden,  desglich  die  von  Bern.  Also 
zugen  die  von  Zürich  usz  mit  dem  houptbanner  wyder  die 
lender  by  acht  tusent  starck,  ermandten  ouch  die  von  Bern,  » 
die  zugen  innen  zu  sechsz  tusent  starck4),  desglich  zugen 
die  Durgöwer  ouch  dennen  von  Zürich  und  Bern  zu  acht 
tusent  starck,  desglich  die  Apenzeller  und  von  Sant  Gal- 
len,  ermandten  ouch   die  von  Basel,    kam  die  botschafft  uff 

6.  Juni,  suntag,  der  sechst  tag  brochmonet,   verzoch  sich  bisz  uff  den  25 

io.juni.donstag,  der  zechend  tag  brochat,  hielt  man  grosen  rot  und 
wart  beschicken,  dennen  von  Zürich  und  Bern  zu  schicken  von 
Basel  fünff  hundert  man5),  die  wurden  uszgeleyd  von  bürgeren 
und  usz  denn  emptren  wolgerust,  wasz  under  dennen  houpt- 
man  jungker  Baltaser  Hilbrand  und  lüdener  Wolff  Hütschy,  so 
fenrich  meister  Andonny  Gebilly  6)  der  schifiman,  forfenrich  Cas- 

12.jQni.par  Davit,  der  metzger.    Zugen   hinweg  am  samstag  zwelffken 
tag  brochmonetz,   fürt  man  mit  innen  fier  stuck  feldgschutz; 
es  kamen  ouch  susz  vil  zugwanten,  die  al  dennen  von  Zürich 
und  Bern  zuzugen.    Es  zugen  ouch  die  von  Mülhusen  mit  hun-  » 
dert  wolgeruster  manen  glich    dennen  von  Basel  noch;    also 

32.  ewelffen  Hs. 

1)   S.  Hottinger  IL  237  Anm.  176.     Vgl.  Bullinger  II.  142,   wo 
noch  Strasburg  genannt  wird.  2)  Dies  ist  wohl  so  su  verstehen :  Die 

L&nder  sagten:  »Wenn  jene  (sy),  d.  h.  die  Evangelischen,  viele  Burgrechte 
(burgerschafft)  machen,  so  wollen  sie  selbst  Bündnisse  schliessen«.  3)  Jakob 
Kaiser  (genannt  Schlosser).  S.  Bullinger  II.  148.  Wurstisen  582. 
Vgl.  Hagenbach   175.     Hottinger  II.  213.  240.  4)    5000   Bul- 

linger. Dieser  ist  in  der  Erzählung  dieses  ersten  Kappeier  Krieges  bei 
weitem  ausführlicher  als  unser  Autor;  dasselbe  gilt  von  Kessler  und 
Salat,  ohne  dass  es  möglich  wäre,   die  Abweichungen  im  Einseinen  hier 

fenau  su  verfolgen.  5)   Ochs  VI.  S.  11  hat  800  und  lasst  diese  am 

.  Juni  marschirt  sein.  Wurstisen  folgt  durchaus  unserem  Gewährsmann. 
6)  Gobelin  Wurstisen  583.   Desgl.  Ochs. 


1529.  101 

wart  geschetzt,  das  die  von  Zürich  und  Bern  und  die,  so  in- 
nen bystendig  woren,  so  sy  in  eim  huffen  gesin  weren,  drisig 
tnsent  starck  gewesen  werren.  So  wurden  die  lender  geschetzt 
uff  fierzechen  tusent  starck l),  [sie]  logen  also  nit  wydt  von  ein- 
sander  zu  beyden  parthigen2).  Aber  die  lender  lytten  grosen 
mangel  an  spisz,  dem  innen  nüt  mocht  zukumen,  die  von  Zü- 
rich liesend  in  dan  zukumen.  Die  von  Zürich  und  Bern  hatten 
den  lendren  ouch  susz  al  strosen  verleyd,  das  innen  nieman 
nüt  zu  füren  noch  ziechen  mocht,  dah  die  lender  woren  etlichen 

»knechten  und  eins  grosen  zügs  wartten,  so  innen  der  keiser 
solt  geschickt  han,  aber  es  hat  in  wüst  gefeld.  Es  wasz  ouch 
ir  anschlag:  wasz  sy  dennen  von  Zürich  und  Bern  und  iren 
zugwanten  abgwunen,  wolten  sy  widereinander  theillen;  und 
derglichen  anschleg  hatten  sy  vil  gemacht,  verkoufften  die  hut, 

u  eb  sy  den  berren  gefangen  hatten ,  und  also  do  nu  zu  beyden 
theillen  der  züg  zamen  kam,  woren  sy  in  grosem  brunst  gegen 
einander  und  sunderlich  der  gemein  man.   Es  liesen  ouch  die 
von  Zürich  und  Bern  im  truck  uszgon  die  artickel3)  und  ur-ß.Juni.) 
sach,  warum  sy  uszzogen  woren,  sy  liesens  ouch  dem  gemei- 

anen  volck  zu  wissen  thun  in  lendren,  dennen  dan  vil  anders 
furgen  wasz  worden  durch  ire  grosen  Hansen  und  pensioner, 
dan  sy  wüsten. 

Aber  in  solchem  Sachen  eüich  from  stet  und  herren  in  disen 
handel,  ritten  dorzwüschen  mit  grosem  flisz  und  ernst,   nam- 

»  Kch  die  fürstlichen  herren  von  Strasburg 4 )  ritten  mit  erlicher 
botschafft,  desglich  die  von  Costantz,  ouch  von  richstetten5), 
die  all  handletten  dapfer  in  der  sach,  dettigetten  sy  zu  beyden 
parthygen  ab,  desglich  die  von  Glarisz,  Schaffhusen  und  andre 
ort,  die  mittler  woren  und  keim  theil  zuzugen,  nämlich  so  lo- 

»  gen  die  von  Glarisz  mit  irem  houptbanner  im  feld  fast  starck, 
zugen  aber  keim  theil  zu.  Also  thetten  die  herren  von  Stros- 
burg ernstlich  in  der  sach,  woltens  nit  zusamen  losen  kumen, 
logen  also  zu  beyden  sitten  mit  grosem  kosten  by  fierzechen 
tag  lang,  ob  mans  zu  beyden  parthigen  richten  mocht,  dan  die 

u  von  Zürich  und  Bern  etlich  artickel  gesetzt  hatten5),  so  die  von 
den  lendren  nit  werren  an- [217] genumen  worden,  wer  diser 
krieg  nit  lichtlich  gericht  worden,  aber  die  frommen  herren  von 
Strosburg  handletten  so  ernstlich  in  der  sach,  das  es  must  zu 
beyden  parthien  gericht  und  in  einigkeit  brocht  werden,   des 

1)  Kessler  V.  S.  220  schätzt  die  Evangelischen  auf  30000,  die  Lander 
auf  9000  Mann.  Salat  229  giebt  für  die  Länder  8000  Mann  an.  2)  Die 
Züricher  and  ihre  Verbündeten  bei  Kappel  (Kanton  Zürich),  die  Lftnder  bei 
Baar  (Kanton  Zug).  3)  Man  findet  sie  (die  Proklamation  geht  übrigens 
mir  Ton  Zürich  aus),  bei  Bullinter  II.  S.  164  ff.  Vgl.  Salat  224  ff. 
4)  U.  a.  Jakob  Sturm;  s.  die  charakteristische  Anekdote,  in  der  er  eine 
Bolle  spielt,  bei  Hottinger  II.  264  Anm.  80  nach  Bullinger.  Vgl.  Kess- 
ler V.  219.        5)  8.  Bullinger  IL  178.  179. 


102  1&29. 

sy  zu  ewigen  zitten  nit  klein  lob  und  er  gegen  einner  eydgno- 
schafft  erlangt  band  und  ouch  in  guttem  in  kein  vergesz  ge- 
sielt, desglich  ouch  der  amman  von  Glarisz1),  der  «ich  ouch 
mit  allem  ernst  geübt  hat,  domit  sy  zu  beyden  theillen  wol  eins 
sind  worden,  das  ich  hoff  zu  got,  das  es  zu  solchem  fall  in  6 
einner  eygnoschafft  nyt  me  kumen  sol.  Wie  es  aber  mit  den 
articklen  beschlossen  ist  worden,  find  man  hienoch  geschriben, 
aber  under  allem  wart  der  pundbrieff  und  sygel,  so  die  lender 
mit  den  keiserschen  gemacht  hatten,  harusz  geben  und  über- 
antwurt  dennen  von  Zürich  und  Bern,  den  die  mittler  herren  t» 
zurheuwen  und  zerstochen,  die  sigel  abgehouwen,  derren  eins 
dem  mittelherren  von  Costanz  eins  wart,  das  Ferdinantus  sygel 
wasz,  und  eins  hierusz,  das  ander  dort  hinusz,  domit  solliche 

i>undnusz  gar  usz,  todt  und  ab  wasz  2j .  Wasz  sich  wyttex  ver- 
offen hat,  find  man  hernoch.  Do  zoch  iederman  wyder  heim,  n 
ritten  die  herren  von  Strosburg  mit  den  von  Zürich  heim.  Do 
wart  in  vil  zucht  und  er  erbotten,  komen  unsere  burger  ouch 
erlich  wyder  mitsampt  dennen  von  Mülhusen  uff  den  achtund- 
zwenzigisten  tag  brochmonet. 

Von  einner  hotschafft,  so  van  Lutzern  kam.  20 

Als  beyd  parthien  gegen  einander  logen  in  vermeinig, 
einander  zu  schlagen,  schickten  die  von  Lützern  ein  botten  bar, 
frmanten  min  herren  noch  lut  der  pündten,  in  bystendig  zu 
sin  und  innen  ein  fenly  knechten  zu  schicken,  ge6chach  uff 
i3.jnai.den  dryzechenden  tag  brochat,  aber  in  wart  kurtzer  bscheid  2* 
embotten.  Sy  hatten  ouch  sich  gegen  unsz  nit  gehalten  noch 
lut  der  puntten.  So  hatten  sy  unsz  ouch  den  pundeyd  nit  ge- 
schworen8), desglich  unsz  vil  schmoch  und  trateung  bewisen, 
dorum  in  ouch  dornoch  antwurt  solt  werden. 

[218]  Von  exm  grossen  weisser 4) .  so 

Als  man  zalt  von  der  geburt  unssers  heillandz  Cristi  rhesus 

14 Juni.  1529  jor  uff  den  fierzechenden  tag  brochmonatz  um  die  nünde 

stund  vor  mitag  kam  in  schneller  yll  ein  sollich  grosz  wasser, 

• 

1)  HansAebly;  s.  Hottinger  IL  258  und  die  daselbst  citirten  Quel- 
len. 2)  S.  Art.  2  des  Friedens  bei  Bullinger  II.  186  und  daselbst  II. 
192  die  drastische  Schilderung  der  Vernichtung  jenes  Bundbriefes.  Vgl. 
Salat  236.  3)  Im  J.  1526  bei  der  Erneuung  des  eidgenössischen  Bun- 
desschwures.  Hottinger  II.  165.  4)  8.  Wurstisen  584.  Aufzeich- 
nungen 160.  Ochs  VI.  15.  Die  Wassersnoth  in  Basel  muss  grossen  Ein- 
druck gemacht  haben.  Ihrer  gedenkt  auch  ausfuhrlich  die  Chronik  des 
Andreas  Lettsch  (Mone:  Quellensammlung  der  Badischen  Landes- 
geschichte II.  Karlsruhe,  Macklot  1854)  S.  54:  »LHeweil  die  statt  Basel  ge- 
standen, ist  kain  sollich  sewesser  darin ne  gesehen  worden «.  Vgl.  Kessler 
V.  226.  S.  auch  die  VilTinger  Chronik  (Mone:  Quellensammlung  II. 
S.  107) :  »Zue  Basel  flßtzt  es  die  Metzgibenckh  hinweg,  thet  in  kromgedea 
(khornngeden  B)  für  zway  mahl  hundert  taussent  guldin  schaden«. 


1529.  103 

dcsgJich  tot  nie  erlebt  ist  worden *) .  Es  wart  der  Birsick  so 
grosz,  das  er  sich  an  den  Steinnen  schwald  und  stiesz  die  klo- 
stennuren  um,  desgüch  der  weber  hinderhusz  und  gartten,  lieff 
ako  an  den  Steinnen  in  alle  hüser  und  in  die  kilchen,  so  hoch 

»das  kern  man  so  lang  ist,  der*  mit  der  hand  erreichen  mocht, 
na  er  uff  dem  herdt  stund.  Es  schwald  sich  ouch  under  der 
Scholl,  das  es  in  der  Schol2)  al  benck  und  trog  hinweg  fürt, 
desglich  die  Schintbrucken  fürt  es  ouch  hinweg,  und  schwald 
sich  mit  dem  holte  allen ,  das  das  wasser  sin  louff  nit  haben 

»mocht,  and  schwald  sich  ie  lenger  ie  fester,  das  es  hinder  dem 
Kommercktbrunnen  ouch  usabrach,  desglich  im  kouffhusz,  lieff 
allenthalben  zusamen,  es  lieff  schiffirich  von  den  Steinnen  die 
Gerweigasen  ab  eins  halben  mans  hoch,  es  schwald  sich  ouch 
under  derKutdelbruck3),  das  es  bim  Schlüsel  hinab  lieff,  ouch 

Berns  halben  mans  hoch,  und  wart  am  Kornmerckt  alsz  ein  see, 
das  richthusz  wart  vol,  das  es  eins  mans  hoch  im  richthusz 
waaz,  lieff  also  die  Brotlouben4)  herab  und  hinder  der  Schol 
herfiii  bisz  zum  Imbergesly  und  schifirich  eins  halben  mans 
hoch  den  Fischmerkt  hinab.    Do  wasz  es  alsz  ein  see,  dan  es 

»lieff  Um  saltzhusz  aby  und  by  der  Kronnen5).  Wer  sollich 
wasser  sach,  möcht  verzagt  sin,  dan  es  erschrocklich  anzusechen 
wasz,  dan  des  hat  sich  niemans  fersechen ;  wiewol  esz  lang  dor- 
for  fast  und  yil  geregnet  hat ,  hat  sich  doch  niemans  ein  sol- 
chen Schadens  versechen.    Es  zerbrach  das  gwelb  im  kouffhusz 

»and  fiel  dem  kouffhuszknecht  sin  rosz  durch  das  gwelb  hinab 
und  ertranck.  Es  nam  ouch  [219]  im  kouffhusz  alles  hinweg, 
wasz  es  von  gut  eigreiff,  eb  mans  endflechten  mocht,  und  ge- 
schaht mercklich  vil  gutz,  on  das  dennest  endfur.  Es  lag  vil 
mercklisz  sammatz  und  ander  syden  und  duch  und  andre  war 

»im kouffhusz,  dasz  alles  geschendt  wart  und  verwüstet.  Es  thet 
ouch  sosz  in  hüseren  und  lädnen  großen  schaden,  dan  wasz  es 
ogreyff,  must  hinweg.  Es  zerbrach  und  fürt  den  Kormerckt- 
Irannen  hinweg:  stock,  dacli,  trog  und  alsz.  Es  zerbrach 
ouch  eusz  an  vil  ortten  die  gwelb  und  besetze,  es  möcht  im 

soieman  werren,  dan  es  zu  ubergrosz,   schnei  und  dieff  wasz, 

13.  «Ha.       35.  das  Hi. 

i;  Die  messingene  Tafel  am  Rathhaus  (Wurstisen  586.  Tonjola, 
toaka  gepulta  379)  giebt  irrthümlich  den  13.  Juni  an.  Den  14.  bestätigt 
&  Wasserordnung  vom  4.  April  1531.  Erkanntnisb.  IV.  87b  n. 
1  Die  Schol  (im  Mittelalter  die  Schalen)  iat  die  Metzg.  Fechter  50. 
9tr  Name  ist  bis  jetzt  gebräuchlich,  wird  aber  in  Folge  der  Erbauung 
sbö  neuen  Schlachthauses  und  der  Aufhebung  der  öffentlichen  Fleisch- 
te verschwinden.  Jetzt  ist  unter  der  Schol  der  Birsig  überwölbt  Zu 
fcfi  Zeiten  scheint  das  nicht  der  Fall  gewesen  zu  sein,  sondern  über  den- 
ken noch  eine  Brücke  geführt  zu  haben,  die  Schindbrücke;  Tgl.  Fech- 
t«  51,  wo  Ton  dem  Schindhaus  die  Rede  ist.  3)  S.  Fechter  42. 

taler  sind  die  Verkäufer  der  Eingeweide  der  geschlachteten  Thiere. 
f  Fechter  84.  5)  Der  Gasthof  zur  Krone,  gegenüber  dem  ehema- 

ütea  Salithurm,  an  der  Schifflände,  wo  der  Birsig  in  den  Bhein  mündet. 


104  1529. 

das  nieman  zum  andren  kumen  mocht,  das  einner  dem  andren 
wer  zu  hilff  kumen.  Es  wasz  erbermglich  und  grusamlich  und 
erschrocklich  zu  sechen,  dan  iederman  meint,  die  weit  wolt 
lindergangen  sin.  Es  flock  menglich  so  bock  in  die  küser,  so 
er  mocht,  und  meint  dennest  nieman,  das  er  sicker  wer.  Ess 
kan  nieman  ersckrockenlick  gnug  dorvon  sckriben  oder  sagen, 
es  ist  vil  grusamer  gsin.  Es  ertruncken  ouck  dry  burger,  die 
der  gatter  an  den  Steinnen  kinnin  stiesz,  es  thet  ouch  susz  vil 
schaden  uff  dem  land  bisz  hinab  gon  Hapesen1),  Sennen,  Eli- 
sen und  Mülhusen,  verw&st  vil  heuws,  ertranckt  vil  fieck  und  n 
lüt,  man  für  hie  allenthalben  in  der  stat  mit  weydlingen.  Dises 
waser  weret  etwan  by  zwo  stund  lang,  verlieff  es  wyder  allent- 
halben, aber  grosen  mercklicken  schaden  hat  es  thon  an  der 
stat  und  an  gutt  den  bürgeren.  Got  wel  unsz  furrer  vor  sol- 
chem behfidten!  u 

Von  einner  düry  des  korntz. 
Im   erstgenempten  jor  wasz  das  körn  fast  dür,    nämlich 
galt  ein  fierzel  körn  dry  guläen  und  uff  das  neckst  fiertkalb 
pfund,  und  der  kabren  ein  fierzel  ein  kronnen,   und  ein  sack 
rocken  zwen  gülden,  werret  by  zweigen  monet2).  » 

[220]  Von  eim  erdbydem. 

n.sept  Uff  den  elften  tag  September  anno  etc.  zwenzig  nun  jor 
zwischen  siben  und  achten  noch  mittag  wart  ein  erdbydem  ge- 
hört hie  zu  Basel  und  andersckwo  an  vil  ortten,  in  zimlicher 
mosz  und  grose.    Got  welsz  zum  besten  alzit  schicken!  £ 

Von  einner  disputatz  des  sacramentz  halb*). 

Als  man  zalt  1529  jor  des  kerbstmonetz  schickten  die  von 
soptbr.  Zürich  iren  predicanten  Ulrichen  Zwingly  und  min  herren  von 
Basel  iren  predicanten  den  doctor  Eocolampadium  mit  erlicher 
botschafft  gon  Marburg  in  des  landgroffen  von  Hessen  land,  31 
mit  dem  Martinusz  Lutter  zu  disputieren  oder  einander  zu  un- 
derrichten  des  saccramentz  halb,  dem  ist  also.  Dise  dry  hoch- 
gelertten  menner  schriben  vil  wyder  einander  alzit  und  ander 
me  des  sacramentz  halb  des  altars.  Dan  Martinus  Lutter  mit- 
sampt  andren,  die  im  zuhielten ,  vermeinten  und  wolten  ouch,  j 
das  es  wer,  das  in  der  hostien  oder  in  dem  brot  des  altars  wer 
blut  und  fleisch,  vermeintens  also  zu  beweren  durch  dasz  ewan- 
gelium,    do  Cristus  spricht:    hoc  est  corpus   meus,    das  ist, 

8.  BÜeff  Hi. 

1)  Habsheim  im  Elsass.  2)  Vgl.  Chronik  des  Andreas  Lettsch 

S.  54:  »körn  und  wein,  auch  was  man  sunst  leben  must,  war  in  hochem 
kauf«.  3)  Das  Marburger  Gespräch  s.  Ranke:  Reformation  III.  121  ff. 
Hottinger  II.  276  ff.  S.  über  den  Antheil  der  Baseler  Hersog  II.  223  ff. 
Hagenbach  139  ff. 


1529.  105 

m 

do  er  das  brot  nam,  alaz  er  mit  sinnen  jüngeren  das  nachtmol 
hielt,  und  sprach:  »Das  ist  min  Ivb«  etc.  Usz  disem  ewange- 
lium  dan  vif  zweygung  wasz  under  in.  Alsz  sy  aber  zamen 
komen,  wurden  sy  der  sach  balt  eins,  dan  die  hochgelertten 

smenner  den  Lutter  in  disem  arttickel  überwunden1) ,  das  diser 
ptmckt  in  eim  andern  [m]  geist  mißt  verstanden  werden  und 
Cristum  im  himmel  erkennen  und  nit  im  zeichen  und  dergli- 
chen  me,  findt  man  klerer  im  truck  ussgangen*),  des  sich  der 
Lutter  hat  musen  benagen  losen,  komen  die  predicanten  wy- 

»der  heim  uff  den  samstag  des  sechsechenden  tag  octobrisz,  und  ie.  oct. 
det  der  Zwingly  hie  im  munster  am  suntag  ein  predig,  an  der 
ein  grose  zal  volck  wass. 

Von  eim  sterben  mit  evmer  ereehrochUehen  kranckheit 3) . 

Inn  dem  erstgenempten  jor  gieng  im  Nyderland  ein  er- 
«  schrockliche  kranckeit  usz  zu  Köll,  Andorff,  Mentz,  Frankfurt, 
Spir  und  kam  bisz  gon  Strasburg,  also  dasz  an  disen  ortten 
gross  menig  des  volcks  starb,  und  nampt  man  dise  kranckeit 
die  engelschy  schweiszsucht,  dan  sy  usz  Engelland  kam,  und 
wen  dwe  kranckeit  ankam,  der  wasz  in  fier  und  zwenzig  stun- 
» den  vom  leben  zum  todt,  dan  wan  ein  die  kranckeit  ankam, 
so  kam  es  mit  grosem  gültigen  schwitzen  und  schwitzt  sich  der 
mensch  glich  zu  todt,  das  diser  kranckeit  gar  ein  unzalber  volck 
in  allen  ortten  starb,  und  starb  diser  kranckeit  ouch  der  bi- 
schoff  von  Spir4)   mitsampt   sinnem  hofmeister  und  kantzier. 

*  Es  kam  ouch  etlich  gesund  ob  den  tischen  an  und  trug  mans 
tod  dorvon.  Got  wel  unsz  sin  gnod  und  barmherzigkeit  ver- 
liehen und  unser  sund  verziehen. 

• 

Wie  der  Dürek  Wien  in  Ostrich  belegeri  und  bekriegt*) . 

Inn  disem  jor  des  erst  bestimpten  monetz  kam  der  Durck26.sept. 

*  für  Wien  in  Oesterrich  mit  einner  grosen  macht,  [m]  belegert  15.  oct 
das  an  allen  ortten,   und  wasz  die  sag,   das  er  dorvor  lag  ob 
diyhundert   mol  tusent  starck  und   mit  grosem  gschutz    und 
reisigs  zugs,  dan  er  vil  der  eristen  by  im  hat,  nämlich  vil  der 
Teitribennen  buren,  so  im  burenkrieg  usz  iren  landen  vertriben 

»worren  worden,  und  etlich  eristen  fursten  und  edellüt,  so  der 
Ferdinantusz  vertriben  hat.  Do  wart  grosz  jomer  und  not  ge- 
hört, so  die  von  Wien  erlytten,  das  sy  all  ir  wib  und  kindt 
hatten  geflieht  me  dan  zwentzig  mü  wegs  von  Wien  und  alter 

1)  8.  gans  die  entgegengesetzte  Auffassung  bei  Salat  248.  2)  Die 
Marburger  Artikel ;  s.  Bulhnger  II.  232  ff.  3)  Vgl.  Kessler  V.  244. 
Ballinger  II.  223.  Andreas  Lettsch  a.  a.  O.  54.  4)  Bischof  Georg. 
Erstarb  den  27.  Sept.  1529;  s.  Beinling:  Geschichte  der  Bischöfe  zu 
Speier  IL  266.  5)  S.  Ranke:  Reformation  III.  133  ff.    Von  Schweizer 

leftgenössischen  Quellen  Tgl.  Kessler  V.  229,  der,  wie  gewöhnlich,  viel 
susffihrlicher  ist. 


106  1529. 

bitten,  dan  wasz  der  Durck  derselben  fand,  das  mußt  alsz 
sterben.  Er  zerstreyff  ouch  alles,  das  um  Wien  wasz,  alsz  win- 
gertten  und  andre  gutter.  Es  wart  ouch  usz  allen  landen  tu 
volck  dem  Ferdinantus  zu  hilff  geschickt  gegen  dennen  von 
Wien  wyder  den  Durcken,  aber  es  halff  nüt.  I 

Von  einer  erkantnusz  van  beden  rotten. 

(16.Hot.)  Des  monetz  novenber 1)  des  1 529  jor  wart  von  minen  her- 
ren  grosz  und  klein  rot  erkent  aller  derren  burger  halb,  so  sich 
von  der  etat  Basel  thon  netten  des  ewangely  halb,  desglichen 
die  pfaffen  und  weller  das  burgrecht  uff  hett  geben,  das  die 
solten  in  monetz  frist  weder  für  noch  liecht  in  iren  hüseren 
bruchen,  weder  durch  ir  gsind  noch  durch  sich  selb,  sunder 
sich  in  ein  offen  herberg  thun  und  [ns]  keren  by  pen  eins 
marck  silbers,  so  oft  das  Übersechen  würt. 

Von  einner  burgerschafft. 

Novbr.  In  disem  erst  bestimpten  monet  und  datum  schwuren  die 
von  Biell  und  Schaffhusen  gegen  minen  herren  von  Basel  den 
burgereyd,  und  also  mit  in  nomen  sy  die  burgerschafft  an ;  des- 
glich  mit  den  von  Zürich  und  Bern  thetten  sy  ouch  disen  eyd2). 

Wie  der  Barfuser  kilchhoff  und  gartten  zu  eim  merokt  gemacht 

wart. 
In  disem  1529  jor  brach  man  die  muren  um  das  Barfuser- 
kloster  ab  vom  Eseldürnly  bisz  herum  zu  der  mülly  und  macht 
usz  dem  gartten  und  dem  kilchhoff  ein  blatz,  und  wart  ein 
holtzmerckt  dorusz  gemacht. 

Von  einer  vereinig  zwischen  den  von  Strasburg ,  Zürich 

und  Bern. 

Des  monetz  novenber  3)  im  erst  bestimpten  jor  band  sich  die 
herren  von  Strasburg  vereind  mit  den  von  Zürich  und  Bern 
und  ouch  ein  burgerschafft  mit  in  angenumen  mit  etlichem  ver- 
stand, wie  das  etwan  hernoch  gehört  wurt.  Got  geb  in  allen 
glück  und  heil! 

Wie  die  kUchenzierten  verkoufft  sindt  worden. 

[224]   Als   man   zalt  von  der  geburt  unsere   heillandz   Crißti 

Deobr.Jehsus   1529  jor  des  cristmonetz  fieng  man    an   die  kilchen- 

gewender  verkouffen  durch  min  herren  die  obren,   alsz  mesz- 

gewender,  alban  und  lywad,   heydenschwerck  und  derglichen 

dinge,  das  dan  zu  der  abgöttery  dient  hat  und  ein  gotzlestrung 

5.  Die  letzten  Tier  Worte ,  welche  wenig  Urtheil  über  die  Tbtteachen  bekunden ,  wie  e* 
scheint,  mit  späterer  Tinte  geschrieben.       30.  »mit«  doppelt  Hs. 

1)  Ochs  VI.  14  hat  den  16.  Nov.  2)  Ochs  VI.  13.  3)  Dies  acheint  ein 
Miseverständniß«.  S.  Bullinger  II.  243.  Hottinger  II.  315.  VgLu.S.107. 


1529.  107 


ist,  fleug  m«n  zu  den  Ougustinneren  an  und  über 
ant  Joder,  desglich  zu  den  Predigeren  und  in  andren  kilchen. 
Do  wart  yü  hiibeeher  kostlicher  kieydung  verganttet  und  meng- 
lickem  zu  kouffen  geben,  aber  das  im  münster  wart  nit  verkoufft1) . 
i     üffsuntag  den  19.  tag  decembrisz,  genant  cristmonet,  des  19.  Dec. 
ewtgemelten    jorsz    liesen  mine  herren  ein   bot   oder   erkant- 
nosz  uszgon  uff  allen  zunfften,  diewil  etlich  burger  under  unsz 
flochworren   und  derren  vill,   die  sich  noch  userten  des  wort 
goö,  das  zu   hären  nit  vermeindten  noch  mit  andren  cristen- 
i» Heben  bürgeren  in  iren  kilchen  vereinbaren,  die  alle  geistlich 
und  weltlich,  wib  und  man,  burger  oder  hinderseeen,  solten  nu 
fohin  zum  wenigisten  al  wuchen  ein  mol  in  die  kilchen  gon, 
wort  gottes  zu  hftren  und  sich  mit  andren  cristlichen  bur- 
vereinbaren; welcher  dasz  nit  thette,   dem  solt  man  die 
tizoni  oder  geselschafften  endziechen  und  abschlachen  und  susz 
,  so  dan  doruff  gesetzt  woren. 


[m\  Von  einner  burgerschafft  zwischenn  dennen  von  Strasburg 

una  minen  herren  von  Basel. 

Uff  suntag  den  19.*  tag  deoember,  genant  cristmonet,  alsziiDso. 

»man  zalt  1529  jor  noch  der  geburt  unser  selligmachers  Cristjr 
Jlesu,  kamen  die  fronten  cristlichen  herren  der  etat  Strosburg 
mit  einner  erlichen  botschafit  har  gon  Basel,  desglich  min  her- 
ren von  Zürich  und  Bern,  Biel  und  Saut  Gallen  und  Mülhusen 
undvereinden  sich  abermolsz  miteinander  derren  von  Strosburg 

*halb.  Die  begertten  also  ein  burgerschafft  anzunemen  mit  my- 
neu  herren  von  Basel,  handletten  also  flisig  in  der  sach  und 
wt  die  burgerschafft  also  von  den  von  Strosburg  angenumen, 
schwuren  minen  herren  von  Basel  in  diser  wuchen  den  burger- 
«yd,  desglich  minne  herren  einner  ersamen  «tat  Strosburg  ouch, 

•und  wart  do  grose  vereinig  gemacht  von  disen  stetten  und 
ngwanten;  wasz  wytter  gehandlet  wart  oder  usz  wasz  ursach 
diu  bschach,  wirt  man  etwan  hernoch  hörren.  Got  verlieh  sin 
gnodt  und  friden.   Amen ! 2) 

Von  eim  grosenn  rot,  so  gehalten  wart  von  minen  herren  und 
8  sechseren. 

Uff  zinstag  der  28.  tag  des  erst  genanten  monetz,  wie  ob-  28.  Dec 
«tat,  hat  man  aber  ein  grosen  rot  gehalten  und  der  gemein  für- 
gehalten  die  vereinig  und  burgerschafft  derren  von  Strosburg 
talb,  wie  die  gehalten  sol  werden  funffzechen  jor  lang,  und 

1)  lieber  die  Schicksale  des  Kirchenschatzes  des  Münsters  s.  L.  A. 
Burckhardt  S.  288.  289.  Lichtenhalm  in  den  Beiträgen  I.  116  f. 
«ad  besonders  die  Mittheilungen  der  Gesellschaft  für  vaterländische 
AteHhüaer  in  Basel  IX.  X :  der  Kirchenschat*  des  Münsters  zu  Basel  von 
«;  Cail  Burckhardt  und  Architekt  Chr.  Riggenbach,  Basel  1862. 
^  4.       2)  Vgl.  Bullinger  IL  243.    Kessler  V.  246. 


108  1529.  1530. 

sollen  die  von  [220]  Strasburg  zechen  tusent  fierttel  weisen  har 
gon  Basel  legen  in  irem  kosten,  dasselbig  losen  ligen  für  und 
für,  so  es  die  notturft  erheüscht,  das  man  die  mag  angriffen 
und  under  ein  burgerschafft  zu  Basel  theillen,  doch  mit  zim- 
licher  bezallung,  und  so  das  alles  hinweg  wer,  das  dan  an  stat 
anders  dar  gleyd  wert,  wie  vor1). 

Handlung  zu  Sollenthurn  zwischen  der  oberhext  und  der  gemeint. 

7.  Febr.  Uff  mentag  der  sibent  tag  hornug,   alsz  man  zalt  von  der 

geburt  Jhesu  Cristi  1530  jor,  kam  botschafit  minen  herren  von 
Basel  von  dennen  von  Sollenthurn,  wie  das  die  gemeint  sich 
zusamen  thon  hetten  zu  beyden  parthien,  nämlich  die,  so  dem 
ewangelio  anhengig  weren  und  uff  der  andren  sitten  die  bfibsti- 
schen,  so  der  mesz  und  kilchenbruch  anhengig  woren,  hielten 
also  in  hämisch  und  mit  gewer  gegen  einander  in  groser  zwey- 
threchtigkeit,  dan  die  ewangelischen  begertten  das  gotzwort  zu 
haben  und  all  zermonien  und  götzenwerch  hinweg  zu  thun, 
dorwyder  dan  die  andren  woren,  vermeinten  uff  irem  alten  we- 
sen  zu  beliben,  des  die  oberkeit  in  groser  wyderwertigkeitt  stund, 
das  wol  zu  gedencken  ist:  dan  die,  so  dem  gotzwort  anhengig 
worren,  wolten  do  nit  wichen,  esz  werren  dan  alle  die  usz  dem 
rot,  so  wyder  das  wort  gottes  werren.  Also  schickten  min  her- 
ren von  Basel  zwen  vom  rot  hinuff,  die  sach  zu  dettigen  und 
handien  noch  bestem  flisz,  desglich  von  Zürich  und  Bern  und 
andre  ort,  domit  sy  [m]  wyder  find  und  einigkeit  under  in 
möchten  machen.  Dise  sach  wart  also  wyder  gestillet  und  ge- 
richt,  und  ein  anstand  zwischen  beden  parthigen  gemacht  bisz 
n.Nov.  sant  Martinsz  tag  im  drisigisten  jor  kunfftig;  dorzwischen  sol 
man  das  gotzwort  und  clor  ewangelium  in  irem  land  und  biet 
losen  verkünden.  Es  wart  ouch  den  uff  der  ewangelischen  par- 
thy  ire  kilchen,  in  dennen  man  das  gotzwort  verkund,  alle 
götzen  und  zermonien  abthon3). 

Von  eim  tag,  so  hie  zu  Basel  gehalten  wart*) . 

8.  Min.         Uff  zinstag  den  achten  tag   merzen  im    erstgemelten  jor 

komenn  die  fromen  wisen  herren  und  eydgnosen  und  mitburger 
von  Strasburg,  Zürich,  Bern,  Costanz,  Schaff husen,  Sant  Gal- 
len und  Mülhusen,  desglichen  ein  erliche  botschafft  von  dem 
hochgebornnen  fursten  und  herren,  dem  landgroffen  von  Hes- 
sen, und  ein  erliche  botschafit  von  dem  herzog  von  Sachsen  mit 
etlichen  zal  pf erden,  komen  har  gon  Basel,  hielt  man  ein  tag 
der  zweygen  fursten  halb  obgemelt,  wart  also  gehandlet,  das 
die  zwen  fursten  begertten  mit  den  obgemelten  stetten  in  die 
burgerschafft  zu  kumen  und  sich  mit  in  zu  vereingen.    Diser 

1)  S.  Wurstisen  586.  Nach  Zürich  lieferte  Strasburg  Pulver 
2)  S.  Bullinger  II.  294.  Vgl.  Hottinger  II.  289  ff.  *3)  Vgl.  Ochs 
VI.  20. 


1530.  109 

tag  wart  angestelt  bisz  in  nechst  künftigen  meygen  sollen  sy 
wyder  hie  «in,  sol  wytter  in  der  sach  gehandlet  werden,  wiirt 
man  hienoch  wol  h6rren. 

[22s]   Von  eim  tag,  so  zu  Colmar  im  JElsesz  gehalten  ist  worden, 
s  der  pfaffen  halb  von  Basel. 

Uff  mentag  der  21.  tag  merzen  anno  30  wart  ein  tag  ge-2i.mn. 
halten  zu  Colmar  zwischen  minen  herren  von  Basel  und  den 
pfeifen,   so  des  ewangelium  halb  sich  von  der  stat  Basel  thon 
hatten,  wasz  der  pfaffen  beger  und  meinig,    das  man  sy  wy- 

ii  der  in  die  stat  Basel  solt  nemen  oder  losen  on  alle  engeltnisz, 
und  andren  derglichen  begeren,  das  nu  minen  herren  noch  nit 
zu  sin  wasz,  sunder  man  hielt  ein  grosen  rot  uff  donstag  den 
7.  tag  aprellen  anno  wie  obstat,   und  wart  also  den  sechserenT.Apni. 
von  wegen  der  gemeint  furgehalten,  wasz  der  pfaffen  halb  ge~ 

b  handlet  wasz  worden  und  wasz  ir  beger  werre.  Also  wart  in 
cbsem  grosen  rot  beschlosen:  so  fer  und  die  pfaffen  alle  brieff 
und  gewarsamy,  so  sy  dan  von  einner  stat  Basel  geendret  net- 
ten, leydten  hynder  ein  ersame  stat  Colmar,  dannach  hin,  wasz 
sy  witter  begertten,  wurtten  sy  gutlich  antwurt  finden  und  in 

»der  sach  wytter  gehandlet  werden.  Wart  also  ein  andrer  tag 
angesetzt,  doch  wasz  noch  uff  diszmoll  nit  vil  willens  under 
der  gemeint,  die  pfaffen  wyder  in  die  stat  zu  losen,  dan  sy 
ach  vormolsz  gehalten  hätten ,  das  in  nit  wol  zu  vertrüwen 
wasz;  wasz  witter  in  diser  sach  gehandlet  ist  worden,  würt  man 

fchernoch  hörren. 

Von  eim  grosen  rot. 
Uff  mitwuchen  den  8.  tag  brochmonet  des  erst  gemel- »•  Jnni. 
ten  jorsz  hielt  man  grosen  rot  des  herzogen  von  Sachsen  halb 
uff  sin  begeren  der  burgerschafft  halb,  wie  vorgemelt  ist,  wesz 
»man  äich  in  der  sach  halten  wolt1) ;  desglich  wart  ouch  ge- 
handlet zum  theil  eins  cristlichen  bans  halb2),  so  umgesetzt  solt 
werden  [»>]  von  der  cristlichen  gemein  durch  die  heiigen  ge- 
schrillt, der  goüosen  halb,  so  do  in  lastren  stecken,  alsz  Wuche- 
rei) ebrecher,  zutrincker  und  andrer  Überlestiger  halb,  die  do 

*  ein  ergernisz  sind  einner  cristlichen  gemein  und  von  iren  Sun- 
den nit  abston  wellen  und  sich  doch  under  dem  schin  des  ewan- 
gellroms  erzeigen:  die  all  mag  man  cristlich  und  bruderlich 
warnnen,  domit  sy  von  iren  sünden  standen,  durch  erber  from 
verordnet  menner  zu  eim  und  andren  und  dritten  mol;   so  sy 

•  aitdorvon  ston  wend,  sind  zwelff  redlich  menner  verordnet, 
die  dan  solliche  person  macht  hand  zu  verbannen,   also  dasz 

7.  Hs.  der.       16.  Am  Bande  von  der  Hand  des  Peter  &.:  NB.  Entwendete  gwanamen. 

r    1)  Ochs  VI.  20.  2)  Hersog  IL  192  ff.     Hagenbach  169  ff. 

Oecol.  et  Zwingl.  Epp.  f.  4?. 


110  i«o. 

sy  von  der  gemein  abscheyden,  und  kein  gemeinschafft  mit  in 
zu  haben,  solang  biss  sy  sich  beseren  und  von  irem  fürnemen 
abstond.  Und  ander  derglichen  me  wart  in  disem  rot  gehand- 
let, alsz  man  hernoch  hören  wurt. 

Wie  ein  boUchaffl  kam  derren  von  Sckwiz  halb  *). 

lo.Jui  Uff  fritag  der  zechend  tag  brochmonet,  alsz  man  zalt  noch 
Crist  geburt  1530,  kam  botschafft  von  dennen  von  Zürich  noch 
mitag  zu  fiinff  uren,  wie  die  von  Schwitz  etlieh  irer  rotten  ge- 
fangen hetten  des  gotzwort  halb,  das  sy  sich  des  ewangellium 
angenumen  hetten,  wolten  die  glich  uff  mornigen  tag  d&tten;  i 
hielt  man  illens  rot  und  wart  botschaff);  desselben  tagsz  zu  nun 
urren  noch  mittag  hinweg  geschickt,  zwen  des  ritz  mitsampt 
den  soldneren,  musten  die  ganze  nacht  ritten,  [m]  das  sy  mom- 
des  zu  mittag  zu  Schwitz  werren,  desglich  von  Zürich  und 
Bern  ouch,  domit  sy  sollichs  abstalten.  Do  mag  man  woli 
hören,  wie  die  von  Schwitz  ir  zusagen  gehalten  hand,  so  sy 
dan  gethon  hand,  alsz  vorgeschriben  stot;  wasz  gutten  herzen 
oder  grund  sy  zu  der  lieby  gotz  und  sinnem  götlichen  wort 
hand,  mag  ein  ieder  wol  bedencken. 

Von  eim  groeen  rot,  so  gehalten  wart  andreffen  den  nüwen  rot2),  \ 
is.  Juni.  Uff  samstag  vor  Johanny  Batista  der  18.  tag  des  broch- 
monetz  genant  junius  anno  1530  hielt  man  ein  grosen  rot  mit- 
sampt den  sechsen,  zu  erwellen  noch  altem  harkuraen  ein  ersa- 
men  nüwen  rot  einner  loblichen  stat  Basel ,  wie  dan  die  pol- 
licy  vorgeschriben  uszwist,  ein  nüwen  burgermeister  und  obersten 
zunfftmeister  mitsampt  den  rotzherren  antreffen.  Alsz  man  nu 
am  oben  verordnet  und  von  sechsen  erkiest  hat,  die  dan  einnen 
ersamen  rot,  wie  obstat,  sblten  helffen  kiesen  und  erwellen, 
liesen  mine  herren  die  röt  vor  und  ee  alsz  man  zusamen  ku- 
men  wasz,  rotzherren,  meister  und  sechsen  anzeygen:  welche 
die  werren,  die  sich  nit  in  cristlichen  gluben  mit  in  vereinbart 
hetten  und  mit  inn  zu  dem  (lisch  des  herren  syder  in  vor- 
bestimpten  cristlichen  ordnug  und  mantat3),  der  und  die  solten 
usztretten.  Do  tratten  von  allen  zunfften  usz  von  sechsen  und 
rotten,  giengen  ouch  also  heim,  das  derren  keinner  witter  zu 
der  erwellung  beruffit  [231]  wart4).  Es  wart  ouch  gebotten  uff 
all  zunfft,  sollichsz  uff  den  suntag  anzuzeygen,  alsz  man  die 
meister  und  sechsz  kiesen  und  erwöllen  wolt;  musten  all  also 
abtretten  und  von  iren  meister  und  sechserthum  abgesetzt  und 

1)  HottingerII.332.Anm.t99.  2)  Vgl.  Wurstisen  586.  Och 8  VI. 
25.  3)  Nach  dem  Mandat  vom  1.  April  1529  No.  XII  bei  Ochs.  4)  Oeko- 
lampad  an  Zwingli  23.  Juni  1530,  SchuleT  und  Schalthess  II.  470: 
»Imitati  sunt  tandem  nostri  hie  exemplum  vestrum,  et  e  minori  majorique 
senatu  omnes  cedere  jusserunt,  qui  vel  verbo  Dei  advenantur  vel  nobiscum 
in  coena  Domini  communicare  hactenus  noluerunt«  etc. 


1*30.  111 

dasz  jor  Stil  ston.  Die  alle  wurden  nochmolsz  witter  uff  die 
ziinift  beschickt  und  gefrogt  irsz  furnemens  im  gluben,  ob  sy 
sich  noch  wollen  vereinbaren  und  mit  denn  andren  verglichen 
mit  des  herren  disch:   welcher  sich  do  bekant,   nit  besers  ge- 

5  wist  het  und  sich  begab  furer  sich  in  die  sach  zu  schicken, 
die  wurden  uff  etlichen  zunfften  wyder  angenumen;  welchy 
aber  uff  irem  furnemen  und  alten  bebstischen  gluben  wolten 
bliben  und  das  nachtmol  des  herren  disch  nit  wolten  annemen, 
wurden  uff  allen  zunfften  uffgezeychnet.    Wasz  witter  mit  in 

le  gehandlet  ist  worden,  würt  man  hernoch  wol  hörren,  aber  alsz 
ich  hoff  zu  got;  so  wart  uff  disz  jor  ein  cristlicher,  ersamer, 
wiser  rot  gesetzt,  dan  es  vormolsz  nie  also  gemustert  ist  wor- 
den,   dan  die  obgenanten  abtrettnen  disz  jor  bliben  Stil  ston, 

,  uff  und  bisz  sy  zu  wytrer  erkantnusz  gotz  kemmen  und  sy  ouch 

is  crisüich  underrichtung  wurden  empfachen. 

Von  eim  grossen  was  er,  so  im  jor  1530  gwesen  ist1). 

Uff  mentag  der  fiert  tag  july,   genempt  heuwmonet,  alsz  4.joii. 
man  zalt  von  der  geburt  Jhesu  Cristi  1530,  kam  ein  groser 
regen  und  von  sollichem  regen  wart  der  Birsyg  an  den  Stein- 

»nen  also  grosz  und  [232]  ungestüm,  das  er  allenthalben  uszlieff 
in  all  gasen ,  gficher  mosz  und  gestalt  wie  vorgeschriben  stat, 
so  er  gewesen  und  gloffen  ist  uff  den  14.  tag  brochat  wie  vor- 
besthnpt  ist,  und  brach  den  merentheil  alles  wyder,  so  vom  vo- 
rigen bruch  gebuwen  wasz,   und  thet  ouch  groseren  schaden 

R  an  huseren  dan  er  vor  thon  hat.  Es  wasz  alles  allenthalben 
ein  see  am  Rommerckt  und  Pischmerckt  wie  vor  bestimpt  ist 
des  nechsten  wasers.  Es  zerstiesz  und  zerbrach  das  büd  uff 
dem  brunstock  am  Kornmerckt,  so  man  erst  mit  grosem  costen 
buwen    und   gemacht   hat.     Es   brocht  abermolsz    ein   grosen 

»schrecken  in  das  volck,  dan  es  alsz  erschrockenlich  wasz  alsz 
das  vorig.    Got  wel  unsz  furer  in  sirmer  hut  haben! 

Inn  dkem  jor  galt  das  körn  drü  pfund  fanff  schillig2) 
und  drü  gülden  uff  das  letst,  der  haber  ein  cronnen  und  uff 
dass  letst  zwey  pfund,   ein  sack  kernnen  fier  pfund,   ein  sack 

»  rocken  zwen  gülden.    Dise  düre  weret  von  ostren  fast  bisz  uff 
Johany  Batista,  aber  dises  jorsz  koufft  man  ein  huffen  salmenft.Juni. 
um   ein  batzen  und  ein  ganzen  salmen  bim  größten  um  ein 
pfund.     Das  fleisch  wasz  ouch  fast  genem   bisz  uff  Johanny 
Batista3)  wart  es  wyder  wolfeil. 

18.  Dm  Zahl  fehlt  in  der  He. 

1)  Vgl.  Wurstisen  586.  Ochs  VI.  26.  27.  2)  8.  über  die  Theu- 
ranp  in  Süddeutschland  A  n dreas  Lettsch  a.  a.  O.  S.  55.  3)  »uff  Johanny 
Batista«  ist  noch  ein  Mal  iu  ergfinien ;  diese  Konstruktion  kommt  bei  un- 
serem Chronisten  und  seinen  Zeitgenossen  häufig  vor. 


112  1630. 

Wie  die  burger /rannen  mästen  *) . 

Juli.  Li  dem  monet  jully  genant  heuwmonet  des  erstgemelten 
drissigisten  jorsz,  als  der  Birssig  voigemelt  groszen  schaden 
gethon  hat,  alsz  gehört  ist,  wart  gemeinnen  [253]  bürgeren  hot- 
ten in  allen  zunfften  und  geselschafften,  geistlich  und  weltlich,  5 
edel  und  unedel  zu  frfinnen,  nämlich  hat  das  waser  mercklich 
vil  grümsz  in  die  stat  gefurt,  domit  der  Birsig  hoch  gefiilt  wasz 
bisz  zum  Bin  hinab,  das  must  man  uszfuren,  gar  noch  eins 
mansz  hoch,  domit  das  waser  sin  louff  mit  dieffe  und  witte  het 
vom  Hin  hinuff  zu  Steinnenthor ,  desglich  for  dem  thor  ouch  10 
bisz  zum  wurhuusz2),  und  wart  durchusz  ingefast  mit  grosem 
kosten,  dorum  dan  menglich  werchen  und  frönnen  must;  doch 
wer  nit  selb  worcht,  möcht  ein  knecht  haben,  den  er  verlond ; 
galt  eim  ein  tag  fier  schillig  und  wart  alle  tag  ein  zunfft  odjer 
drü  verortnet,  und  also  alle  zünfft  und  geselschaflt  einander  15 
noch,  weret  ein  lang  zit  und  hielten  mine  herren  nüt  destmin- 
der  in  irem  kosten  teglich  ouch  vil  knechten  doran  an  disem 
werch,  dan  alle  gewelb  und  gemur  zebrochen  worren,  das 
man  alle  tag  ob  zweyhundert  manen  an  disem  Birsich  zu 
werchen  hat.  20 

Von  einnem  ketzer,  so  hie  verbrend  wart 

11.  Aug.  Uff  den  elfften  tag  ougstmonetz,  alsz  man  zalt  von  der 
geburt  Jhesu  Cristi  unsers  erUsers  1530  jor,  wart  ein  ketzer 
hie  zu  Basel  verbrend  um  sinsz  miszglubens  willen,  nämlich 
hielt  er  nüt  uff  das  nüw  testament  Jhesu  Cristi,  glubt  nit,  das  te 
er  got  und  mensch  wer,  ouch  nit  empfangen  oder  geboren  von 
der  jungfrowen  Marie,  desglich  für  unsz  gelitten  oder  gestorben 
wer,  derglichen  abergluben  vil.  Er  glubt  ouch  nit,  das  noch 
disem  leben  ewig  leben,  sunder  lib  und  sei  tot  wer,  on  not 
alsz  zu  erzellen,  ist  gut  um  ergernisz  willen  dem  cristen  men-  30 
sehen  under  zu  losen.  Wart  also  uff  obgemelten  tag  verbrent, 
doch  im  gnod  bewisen  und  im  zum  ersten  das  houpt  abgenu- 
men  und  dornoch  verbrend,  nampt  sich  Curat3)  von  Helbrun4), 
bekant  sich  [234]  ein  crist  getoufft  und  genempt,  wasz  doch  in 
eim  jor  in  söllichen  miszgluben  bewent,  und  bekant  sich  ouch  35 
uff  das  letst  vor  sim  end  geirt  haben,  bat  ouch  menglich,  im 
got  den  almechtigen  helffen  bitten  um  verzichung  sinsz  irttumbsz 
und  miszglubens,  im  gnod  zu  verliehen. 

1)  Vgl.  Wurstisen  586.  Aufzeichnungen  161.  2)  Dieses  Wuhr- 
hauß  wird  unterhalb  Binningen  gestanden  haben,  beim  sogenannten  Schutz 
(Brückner,  Merkwürdigkeiten  346),  wo  der  Steinen-  oder  Rümmeiinbach 
aus  dem  Birsig  abgeleitet  wird.  Vgl.  Wurstisen  a.  a.  O.:  bis  gen  Bin- 
ningen. 3)  Curat  =  Cunrat.  Noch  jetzt  ist  in  Basel  Cueri  Koseform ; 
vgl.  die  Form  Curd.  4)  Ochs  VI.  29  nennt  ihn  »Konrad  in  der  Gasse 
von  Alfurt  bei  Halprun«  und  lasst  ihn  am  6.  August  verbrannt  werden.  Vgl. 
Herzog  II.  188.  Hagenbach  168. 


1530.  1 13 

Von  einner  Jeilby  zu  Ltestai1). 

Uff  suntag  der  eimindzwentzigist  tag  ougstmonetz,  alsz  man  21.  Aug. 
zalt  von  der  geburt  Cristi  Jhesu  unsere  selligmachers  1530,  zoch 
aan  mit  einner  erlichen  burgerochafft  von  Basel  gon  Liestal 
df  die  kilby,  nämlich  mit  sibenhundert  wol  bekleydten  bür- 
geren mitsampt  etlicher  zugebner  myner  herren  der  rotten,  alt 
haigermeister  und  zünfftmeyster ;  wasz  fenrich  Heinrich  Köuffer, 
uch  der  rotten ,  wart  die  kilby  erlich  gehalten  mit  allerley 
ihmü,  derglich  vor  nie  gesehen  wasz  worden.  Alsz  man  am 
roentag  wyder  heim  zoch,  hetten  sich  by  funffhundert  burger 
in  iien  harnist  wolgerust  und  zugen  unsz  engten  gar  noch 
by  sant  Jocab 2)  und  machten  ir  ortnug  und  schanz,  und  dise, 
h>  uff  der  kilby  woren  gsin,  ouch  ir  ortnug,  zugen  also  in 
*himpf  zusamen  in  der  mosz,  so  man  ein  feldschlacht  thut 
mit  schießen  und  andrem,  das  gar  fast  hübsch  und  kürtzwillig 
n  sehen  wasz ;  desglich  ouch  die  jungen  knaben  zugen  unsz 
-oh  engegen  mit  iren  geweren,  wasz  under  zechen  joren  wasz, 
}  zwelffhundert,  ouch  mit  irem  fenly,  und  wasz  iedennan, 
wasz  von  bürgeren  wasz,  uff  allen  zünfften  by  einander,  und 
H-knckten  myne  herren  den  win  und  wart  morndes  den  kna- 
oen,  $0  under  zechen  joren  wasz,  iedem  ein  pfenig  geben  uff 
dem  Kornmerckt,  derren  woren  by  drizechenhundert.  Also  zer- 
seng  die  kilby  mit  gutter  bürgerlichen  fryd  und  einigkeit  und 
amtlicher  liebe  gegen  einander,  des  min  herren  grosz  wol- 
lefkllen  hatten.  Got  wel  unsz  solliche  fröud  nit  zu  argem  rech- 
nen, [235]  sunder  unsz  alzit  sin  fryd  und  barmhertzigkeit  sen- 
den, dasz  wir  alzit  in  sollichem  frid  und  bürgerlicher  einigkeit 
leben.  Es  wasz  ouch  mit  unsz  doctor  Ecolampadius  uff  der 
&%,  der  unsz  verkund  das  götlich  wort  obens  und  morgens, 
liomit  wir  wisten,  wie  wir  die  kilby  halten  solten :  nit  mit  ful- 
W,  essen  und  trincken  oder  schandlicher  übykeit,  sunder  in 
.rötlicher  forcht  und  brüderlicher  liebe,  und  derglichen  crist- 
irher  1er.    Amen. 

Von  einnem  richstag,  so  zu  Augsburg  gehallen  wart*) . 

In  dem  1530.  jor  anfangsz  des  brochmonetz  fieng  man  an, 
-in  richstag  zu  Augsburg  ze  halten,  wurden  versandet  vil  fur-(i5.Jon.> 
**n,  herren,  frvgen,  ritter  und  edellütten,  desglychen  von  bi- 
Khoffen  und  pfeifen  und  des  volck,   desglich  von  stetten  und 
bdren,  ouch  wasz  der  keiser  selb  personlich  do  mitsampt  vil 

1,  S.  Wurstigen  587.  2)  St  Jakob,  die  Stätte  des  berühmten 

fcspf«  von  1444,  eine  Viertelstunde  von  Basel.  3)  8.  Ranke:  Re- 
"satkm  III.  S.  162— 200.  Keim:  Die  Reformation  der  Reichsstadt  Ulm. 
*3gan  1861.  S.  183  ff.  Von  Schweiserquellen  vgl.  Kessler  VI.  257  — 
-v'.  Bullineer  U.  272.  273.  Salat  260—262.  Der  Vergleich  wird,  was 
^Ausführlichkeit  betrifft,  nicht  eben  zu  Gunsten  unseres  Autors  ausfal- 
«a.  Von  der  confessio  und  confutatio  weiss  er  gar  nichts  su  berichten. 

EuUr  Chroniken.  I.  g 


114  1530- 

Spangeren  und  desglich  der  Ferdinantus.  Es  wasz  ouch  do  der 
herzog  von  Sachsen  und  der  landgroff  von  Hessen,  der  bischoff 
von  Trier  und  Collen1),  und  wasz  diser  richstag  angesetzt  in 
der  meinug  der  zwyspaltung  halb  des  cristlichen  glubens,  alsz 
dan  vil  stet  und  land  das  götlich  wort  und  ewangelion  ange-  5 
numen  hatten,  desglich  vereinig  und  burgerschafft  und  verstant, 
so  etlich  stet  miteinander  hatten,  das  dan  dem  keiser  wydrig 
wasz,  vermeint  sollichsz  abzustöllen  und  das  gotzwort  und  ewan- 
gelium  zu  weren  und  das  bopstum  wyder  uffzurichten.   Hielten 

septbr.  disen  richstag  bisz  in  herbstmonetz 2) ,   aber  sy  handletten  nit  io 
vil,  -wasz  got  zugehört,  sunder  dem  yrdischem  logen  sy  rast  ob, 
alsz  mit  dumieren  und  sollichen  brachtlichen  dingen;  aber  der 
cristliche  fürst,   herzog  Hans   von  Sachsen,   desglich  [2se]  der 
landgroff  von  Hesen  mitsampt  vil  fursten  und  herren,  so  dem 
gütlichen  wort  anhengig  worren,   Sachen  wol,  wie  noch  innen  15 
got  und  sin  wort  anlag,   das  do  gotlich  gschrifft  nit  vil  galt, 
sunder  ir  gemfidt  stunä,  das  gotzwort  mit  allem  gwalt  under- 
zutrucken  und  das  bobstdum  zu  erhalten.   Noch  langem  tagen 
schieden   dise   erstgenempten  fursten  ab,   nämlich  der  herzog 
von  Sachsen,  der  landgroff  usz  Hesen,  der  bischoff  von  Trier,  20 
der  bischoff  von  Collen  mitsampt  vil  dutscher  fursten,  desglich 
von  richstetten  die  herren  von  Strosburg,  die  dan  ir  erlich  bot- 
schafft  mit  grosem  kosten  die   gantze  handlung  usz  do  gehept 
hatten,  die  von  Costentz  und  ander  me,  die  all  wolten  by  dem 
gotzwort  und  cristlicher  1er  bliben  und  einander  by  irem  crist-  25 
liehen  ffluben  zu   handhaben;    herwyder  die  keiserschen   und 
pfaffen  huffen,  beschlusen  den  richstag,  by  dem  conzillium,  so. 
zuletst  zu  Costentz  gehalten  wer  worden,  zu  bliben.   Also  wart 
der  tag  geendet  den  letsten  tag  September  des  erstgenempten 
jorsz.  30 

Aber  indem  der  richstag  gehalten  wart,  belegert  der  hobst 
die  stat  Florenz  mit  eim  grosen  volck,  so  im  der  keiser  usz 
Spangen  und  anderschwo  dargeschickt  hat  zu  hilff  wyder  die 

*mu"  Fl°renzer>  aan  8y  dem  bobst  nit  me  wolten  gehorsam  sin.    Also 
erobert  er  die  stat  wyder  und  wurden  die  Florentzer  fast  ge-  » 
nöttiget,   dan  sy  von  nieman   hilff  möchten  han,   mußten  also 
dem  Dobst3)  wyder  gehorsam  sin. 

1)  Die  Aufzahlung  der  Forsten,  welche  dem  Reichstag  anwohnten,  igt 
sehr  unvollständig.  Vgl.  Bänke.  Unter  dem  Herzog  von  Sachsen  ist  der 
Kurfürst  Johann  verstanden.  2)  Am  22.  Sept.  wurde  der  Entwurf  des 

Reichstags  -Abschiedes  an  die  Protestirenden  bekannt,  wonach  das  Concil 
innerhalb  eines  Jahres  in  Aussicht  gestellt  wurde.  Am  24.  Sept.  wurde  der 
Abschied  auch  den  Städten  verlesen.  Der  Landgraf  reute  am  t>.  August  ab ; 
8,.  M.  Fazius:  Gesch.  dm  Reichstags  zu  Augsburg.  Leipiig,  Bartfc  1830, 
S.  133.  Vgl.  Fike n scher  1  Gesch.  des  Reichstags  zu  Augsburg.  Nürnberg, 
Riegel  1830>  S.  119/  De*  Kurfürst  von  Sachsen  und  der  Herzog  von.  Lüne- 
burg reisten  am  2?.  Sept.  ton  Augsburg  ab.  Keim  a.  a.  O.  B»  2§1.  Der 
Reichtabtchaed  datirt  erst  vom  19. Nov.  &  Ranke  S.  213.  3)  D.  h.  der 
Familie  der  Medice  weither  Clemens  VIL  angehörte. 


1530.  115 

Also  umb  der  kürtzy  willen  Ton  diser  handlung  zu  schri- 
ben,  wil  ichss  ietz  Ion  bliben,  wiewol  vil  dorvon  zu  schriben 
vct,  wie  sich  aller  handel  verloffen  hat  und  von  [237]  iedes 
magiestat  und  herlikeit  zu  sagen  und  von  iren  anschlegen  und 
igewalt  zu  schriben,  wil  ich  Ion  ston.  Wet  got,  ich  möcht  got 
cnserera  schopfer  sin  herlickeit  und  gutte  prisen,  das  er  unsz 
alrit  in  synen  gnoden  welle  leydten  und  ein  richstag  setzen  in 
cynem  rieh  und  den  handfeste  geben,  so  in  sinnem  gluben 
wmdlen.   Amen. 

c    Von  einner  schnellen  botschafft  y  so  von  Bern  kam  denen  von 

Jenff  halb  *) . 

Uff  suntag  den  andren  tag  october  genant  winmonet  1530  2-Oct. 
ein  bot  von  Bern  und  brecht  botaehafft,   wie  ein  grosz 
rolck,  so  vor  der  stat  Florenz  gelegen  woren,  zugen  für  Jenff 

s  die  zu  belegeren  in  namen  des  herzogen  von  Safby2).  Es  hat* 
ten  aber  die  von  Jenff  ein  burgerschafft  angenumen  mit  den- 
neu  von  Bern ,  Friburg  und  Sollenthurn ,  usz  der  ursach  der 
bertzog  von  Saffoy  die  von  Jenff  benötigen  wolt.  Also  zugen 
die  von  Bern   starck  usz  mit  dem  banner  zu  hilff  dennen  von 

1  Jenff  akz  iren  mitburgeren3),  desglich  die  von  Friburg  und 
Sollenthurn,  zugen  usz  uff  den  dritten  und  fierten  tag  october  3. 4.oct. 
and  mantten  ouch  min  herren  von  Basel,  die  leytten  euch  usz 
«ff  allen  zunffken  uff  den  fünften  tag  october  fierhundert  wol-  5.  oct. 
flraster  burger,  under  dennen  wasz  houptman  Jocob  Oötz  der 

»altxher,  von  rotten,  und  fenrich  meister  Heinrich  Köuffer. 

Usz  disem  Zug  wart  nett  uff  disz  mol  derren  von  Basel 
Wb?  aber  Bern,  Friburg  und  Sollenthurn  mitsampt  etlichen 
aa  den  lendren  zugen  fiir  und  verbrantten  und  zerbrochen  alle 
biliöser  im  Saffbger  land,  dan  der  herzog  gab  für,  wie  sollich 

i  aftur  und  embörung  on  sin  wissen  und  willen  geschechen  wer. 
Was*  aber  die  sag*),  wie  der  herzog  ein  bruder  het,  [23s]  der 

1;  Dies  bezieht  sich  auf  den  Zug  gegen  den  s.  g.  Löffelbund ;  s. 
Hottinger  IL  324—326.    Vulliemin  1.  27  ff.  und  vor  Allen  Kamp- 
»thulte:  Jobann   Cahin.     Leipzig,   Duncker  und   Humblot  1-869.    I. 
$  Si  f.  und  die  daselbst  Angeführten  Quellen.     Von  Schweizer  Quellen 
^  BulHnger  II.  322.     Kessler  VI.  274.  275  kurz.     Salat  berich- 
tet nicht*  hieran.  Wurstigen  587  ff.  hat  ausser  Ryff  noch  andere  Quellen 
tautet.      2)  Dies  Gerücht  scheint  weiter  verbreitet  gewesen  zu  sein :  »Dann 
=*d  ogt,  der  Banst  und  die  Hispanier  wölltend  sociehen  dem  Hertzogen 
*ifer0e»ff  und  Senn«.  Bullinger  II.  323.   »Dteweü  nun  Baptt  Clemens 
fe  7.  mit  der  Key.  May.  hilff,  tot  diaer  zeit  die  Statt  Floren*!  in  Italien 
^aj»  lang  belegeret  und  die  selbig  umb  Michaelis  beweltigett  gienge  die 
M  ein  Practick  wer  angelegt  die  selbigen  geurlaubten  Knechte  für  Genff 
isfgfattt«.  Wurstisen  997.        3)  Dfts  Bürgerrecht  swisehen  Genf,  Frei* 
*£,  Bern  war  den  9.  Febr.  1526  zu  Bern  geschlossen.   Hottinger  IL 
$  Kampichulte  I.  94.        4)  Ich  kann  die  Quelle  dieser  »S*g«  nicht 
Uftben.  Allerdings  hatten  in  den  letzten  Jahrhunderten  Savoisohe  Prinzen 
T*feAolt  den  bischöflichen  Stuhl  zu  Genf  inne,  und  man  war  gewohnt, 
äa»  als  eine  Dependenz  des  Savoischen  Hauses  zu  betrachten.    Der  da- 

8» 


116  1530. 

ein  bischoff  von  Jenff  genempt  wasz,  der  het  das  landvolck  also 
uffgewisen  und  sy  angefurt  wyder  die  von  Jenff  usz  der  ursach, 
das  sy  in  zu  keim  bischoff  haben  wolten,  vermeint  sy  domit 
zu  erschrecken,  kam  aber  innen  zu  eim  grosen  ungluck,  dan 
die  Bernner  mitsampt  Friburg  und  Sollenthurn  nit  noch  wolten  s 
Ion,  sunder  die  zu  stroffen,  so  sollichen  ufflouff  hetten  gemacht 
und  doran  schuldig  werren,  dorum  sy  dan  allen  edellütten  ire 
Schlösser  zerstirtten  und  verhergatten.   Logen  aldo  im  land  bisz 

ig.  oct.  Gally ,   wart  der  krieg    gericht    zwischen    dem  herzogen   und 
den  eydgnosen  *),  und  zugen  die  Bernner  mitsampt  andren  ortten  10 

21.  oct.  wyder  heim  uff  den  21.  tag  october. 

Von  eim  ufflouff.  imz  lischoffs  landt 2) . . 

21.  oct.         Uff  suntag  den  21.  tag- october  genant  wynmonet  1530  jor 
erhüben  sich  die  buren  im  Louffenthall,  6o  einsz  bischoffs  von 
Basel  sind,    doch  in  burgerschafft  uff  diszmol  verpfiicht  mit  u 
mynen  herren  von  Basel,   dennen  sy  ouch  den  burgereyd  ge- 
schworen hetten,  thetten  sich  ein  zaÜ  zusamen,  goben  für,  wie 
sy  der  bischoff  nötten  wolt  im  gehorsam  zu  sin  und  zu  schwer- 
ren,  das  sy  nu  nit  thun  wolten,  sunder  wolten  ein  weltlichen 
herren  und  oberkeit  haben ,  triben  inn  dem  also  etlich  burger  20 
von  Basel  ouch  uff,  das  sy  solten  zu  in  hinusz  kumen  und  in- 
nen helffen  mynen  herren  von  Basel  das  land  innemen  oder, 
wo  -das  nit  beschech,  wurden  ander  herschafften  dorzu  thun 
und  das  land  innemen.     Also  thetten  sich  etlich  burger  von 
Basel  ouch  zusamen  in  wyl  und  meynug  dennen  im  Louffen-  % 
thal  zuzuziechen,  liesen  ouch  also  hinder  ruck  myner  herren 
ein  fry  fenly  [230]  machen,  desglich  houpüut,  luttener,  weybel 
und  fenrich  on  myner  herren  wissen  und  willen,  das  doch  wy- 
der  er  und  eyd  wasz  noch  inhalt  des  artickelsz  der  nüw  usz- 
gangnen  ordnug  und  reformatzion,  wie  voigeschriben  stat.   Das  » 
wurden  nu  min  herren  innen,   manten  die  burger  by  groser    i 
stroff  und  eyden  wyder  heim,  dan  etlich  schon  heimlich  hinusz     | 
woren,  liesen  ouch  uff  allen  zünfften  by  Hb  und  gut  verbietten,    j 

23.  oct.  das  keinner  hinwegzug.  Also  wart  uff  den  23.  tag  groser  rot 
gehalten,  wie  man  sich  in  der  sach  halten  solt,  wart  mit  bey-  3* 
den  retten  erkant  alle  die  zu  stroffen,  so  sollichen  ufflouff  ge 
macht  hetten  und  sollich  rottung  zusamen  triben  het.  Also  wur- 
den ir  etlich  gefangen  und  etlichen  burgerern  wart  ein  gleyd 
geben,  sich  zu  verantwurtten,  aber  sy  thetten  sich  wyder  hin- 
weg, nämlich  Steffen  Bart,   der  in  diser  sach  ein   houptman  «q 

■ 

malige  Bischof  war  bekanntlich  Feter  de  la  Baume  aus  dem  Geschlecht  der 
Grafen  von  MoptreveL  S.  Kamp  schulte  a.  a.  O.  56.  1)  Der  Vertrag 
von  St.  Julien,  datirt  vom  19.  Oct.;  b.  Hottinger  II.  327.  Kessler  VI. 
275  hat  den  17.  Oct  2)  S.  Wurstisen  588.  Ochs  VI.  21.  S.  Oekol. 
an  Buteer  25.  Oct.  1530.  S.  IST  der  Ausg.  der  Epp.  Oec.  et  Zwinglii 
Baeil,  1536.  Fol. 


1530.15dl.  117 

wg82,    und  Urban  Gürtler  und  etlieh  me,    alsz  man  hernoch 
harren  wurt. 

In  disem  ufflouff  lejtten  sich  die  buren  für  Zwingen  und 
Birseck,  vermeyneten  die  inzunemen.   Es  wart  in  aber  gewert, 
5  und  wart  Birseck  ingenumen  von  dennen  von  Sollenthurn,  doch 
in  namen  des  bischoffs,  übergobens  im  aber  wyder,   und  wart 
diaer  ufflouff  gestillet  uff  disz  mol.   Wie  aber  die  gestrofft  wur- 
den,  so  schuld  doran  hetten,  wurt  man  hernoch  wol  hforen, 
dan  sy  weder  gxund,  ursach  noch  glimpf  zu  disem  ufflouff  het- 
» ten,  dan  das  wol  zu  mercken  ist,  wasz  hinder  mengem  gesteckt 
ist,  wiewolsz  etlieh  gern  rerglimpft  hetten,  sy  hettens  mynen 
herren  zu  dienst  thon,  innen  das  land  inzunemen,  dan  die  sag 
wer,  wie  das  ander  stet  innemen  wolten,  aber  den  dienst,  so 
5j  mynen  herren  doran  gethon  hetten,  wart  in  schwerlich  ge- 
stand,  weger   sy  hetten  sollichsz  underlosen.     Esz  wart  dises 
handelsz  halb  Urban  Blechnagel,  der  statknecht,  gefiertheilt  und 
an  die  strosen  gehenckt  üff  den  15.  tag  cristmonetz.  is.Doc. 

[2«]    Von  groser  wasernot  im  Nyderlandt  und  zu  Venedig  *) . 
1530  jor   noch  Cristi  geburt  des  monetz  octobrisz  genantoctober. 

*  windennonet,  kam  die  mer,  wie  das  merr  zu  Venedig  uszge- 
brochen  wer  und  den  flusz  von  der  stat  Venedig  genumen,  do- 
ron  grose  not  by  in  enstanden  ist,  das  nieman  zu  innen  noch 
sy  zu  nieman  kumen  mögen,  dordurch  sy  fast  grose  not  erly- 
den  mosten;    und  hat  söllich   mer  sin  flusz  in  das  Nyderland 

£  genuinen,  und  ist  die  sag  gewest,  das  esz  24  dörffer  und  15 
stett  rersenckt  hab  und  zu  Andorff2)  ouch  grosen  mereklichen 
schaden  thon,  dorvon  vil  zu  schriben  wer. 

Von  stücken  bolwercien,  so  hie  zu  Basel  gemacht  wurden  3) . 

Alsz  man  zalt  1531  jor  noch  der  geburt  unsersz  heren  1531 
*iehsu  Cristi,  des  monet  hornug,  wurden  etliche  boiwerck  an-Febnur' 
gefangen  zu  buwen  hie  zu  Basel,  nämlich  einsz  am  statgraben 
zwüschen  der  nüwen  vorstat  und  dem  Blatz4),  das  ander  über 
Rin  zu  sant  Kloren5),  an  dennen  man  alle  tag  vil  volcks  haben 
must  zu  wereken;  wurden  vü  armer  lütten  dordurch  ernert, 
%  die  teglich  do  zu  werchen  hatten,  die  susz  groser  armut  hetten 
musen  lyden,    dan  der  hunger  zur  selben  zit  grosz  wasz,    dan 

20.  Ab  Basd«  toix  derselben  Hand  mit  anderer  Tinte :  »Dise«  ist  ouck  nit  für  ein  worneit 
za halten«.         31.  nnHi. 

\)  Vgl.  von  Schweizer  Quellen:  Kessler  VI.  283  2)  Antwerpen. 

3;  S.  Och 8  VT.  43.  4)  Der  Petersplats,  schlechtweg  der  »Platz«  gerlannt. 
Fechter  119.  Die  »neue  Vorstadt«,  früher  »Pfaffenvorstadt«,  neuerdings 
ait  Rücksicht  auf  das  in  ihr  gelesene  Geburtshaus  Hebels  in  Hebelstrasse 
getauft.  Fechter  123.  Das  Bollwerk  hiess  das  Wasenbollwerk ;  s.  Ochs. 
Es  stand  noch  bis  ror  Kurzem,  ist  jetzt  aber  zum  Behuf  der  Anlage  eines 
jMkalisch  -  chemischen  Instituts  theilweise  abgetragen  worden.  5)  Beim 
Kloster  St.  Klara  in  Klein -Basel.  8.  Fechter  136  ff. 


118  1*81. 

das  koxn  ein  fierael  fünffthalb  pfund  galt,  ein  fiersel  habren 
zwen  gülden,  ein  sack  rocken  fierthalb  pfund,  ein  sack  kero- 
nen  fier  gülden ;  wurden  alle  tag  by  zweyhundert  menschen  an 
der  arbeit  bracht. 

[241]    Von  eim  tag,  so  hie  zu  Basel  gehalten  toartt  von  den         * 

burgerstetten x) . 

i2.Febr.  Im  erat  gemelten  jor  uff  den  zweifiten  tag  horaug  kamen 
die  ersamen,  wisen  botten  und  herren  der  stetten  Strosburg, 
Bern,  Zürich  und  Costantz  mitsampt  Schaffhusen,  Biell,  Mül- 
husen,  hielten  ein  tag  hie  etlicher  sachen  halb,  unwissend  dem  10 
gemeinen  man,  wase  desmolsz  gehandlet  wart,  dan  esz  ein  hel- 
lig under  innen  wasz,  doch  zu  nutz  gemeinnem  bundbuxger 
und  vereindtten  stetten,  so  in  burgerechaflt  wisz  gegen  einan- 
der vereind  waren  etc. 

Wie  hernnen  tisz  dem  Schwolenland  hargeßlrt  wart.  1* 

3i.M&rz.  Uff  fritag  vor  dem  bahn  tag,  der  31.  tag  merzen  im  1531. 
jor,  brocht  man  kemnen  von  Bibrach  und  von  Memingen  har 
gon  Basel  zu  verkouffen,  desglichen  von  Schaffhusen,  galt  dea 
tagsz  ein  sack  kernnen  funff  pfund  und  das  körn  fier  pfund 
funffzechen  schillig,  der  rocken  fier  pfund,  der  habren  zwen  20 
gülden. 

Von  einnem  krieg  wyder  die  Groicenbünder7). 
si.Mirz.  Uff  disen  tag  kam  botschafft ,  wie  der  herzog  oder  groff 
von  Miezen  die  Growenbünder  belegert  mit  etlichen  Spangeren 
und  hatten  das  Felcklin3)  ingeilumen.  Diaer  thett  esz  für  sich  2s 
selb,  dan  er  susz  von  nieman  kein  bystand  hett  von  keinnem 
fürsten  noch  herren.  Wurden  etlich  örtter  gemant  innen  zu  hilfi 
den  Bunderen,  do  woren  die  von  Zürich  mit  ein  fenly  knech- 
ten uszzogen  innen  zu  hilff  uff  den  tag  dorvor4),  desglich  an* 

4.  abeit  H  ».  23.  Nach  »wie«  durchstrichen  in  der  Hs. :  »Marx  Sittig  ron  Emex  and«, 
»oder  groff«  am  Rande  in  der  H  s*  von  Fr.  Riß  *a  Band.  24.  Urnprlnglich  stand  in  der 

Hb.:  belagerten.  Fr.  Ryff  hat  die  Schlnsssyloen  »erten«,  die  am  Anfang  einer  £eilc  stahen, 
ausgestrichen ,  dann  aber  am  Schlau  der  vorhergehenden  Zell«  an  da»  stehengeblieben* 
«beleg«  aus  Versehen  wieder  »erten«  angesetzt  statt  dea  beabsichtigten  »ort«.  »mit  et- 
lichen Bp.«  am  Bande  von  ders.  Hand.  25.  Nach  ingennmen  »In  namen  des  keisersz« 
durchstrichen  in  der  Hs.  27.  »diser  —  herren«  am  Bande  von  der  Hand  der  Ha.,  aam 
Theil  verschnitten.       28.  >do«  statt  »nff«,  welches  durchstrichen  in  der  Hs. 

,  1)  S,  Bu  Hing  er  II.  337  ff.  (S.  342  hat  er  den  13.  Febr.  als  batum.) 

Es  handelte  sich  um  den  Vorschlag  Zürichs,  in  den  Schmalkaldischen  Bund 
einzutreten,  und  um  die  Ablehnung  desselben  durch  die  übrigen  Verbün- 
deten. S.  Hottinger  II.  321  ff.  Vgl.  Ranke:  Reformation  III.  251. 
S.  Ochs  VI.  8.  43.  2)  Der  8.  g.  Müsserkrieg,  d.  h.  der  Krieg  gegen 
Jakob  von  Medici  auf  dem  Schlosse  Musso  (am  Comersee),  welchem  KarlV. 
den  Titel  eines  Markgrafen  verliehen  hatte;  s.  Hottinger  II.  226  ff.  327  ff. 
Vgl.  Bullinger  II.  352.  358  ff.  Kessler  272  ff.  6alat,  der  auch  hier 
nicht  sonderlich  unterrichtet  erscheint,  S.  272;  Wurstisen591.  Ochs 
VI.  44.  3)  Veltlin.  4)  Nach  Bullinger  II.  357:  am  1.  April,  so  dass 
RyfTs  Zeitbestimmung  nicht  richtig  wäre. 


1531.  119 

der  örtter;  ouch  wart  uff  disz  mol  hie  zu  Basel  ouch  utzgleyd 
ander  ein  fenly,  wart  houptman  Jocob  Götz,  der  saltzher,  und 
fenrich  meyster  Hansz  Luxenhoffer,  ludenner  her  Symon  Al- 
brecht,  [112]  und  wasz  vorfenrich  Martin  Kesler  über  Hin  und 
'.die  zugebnen  von  rot  meister  Adam  Hückily  und  meyster 
Hansz  Nagel  *),  zugen  usz  mit  fünff hundert  wolgeruster  knech- 
ten2) uff  den  osteroben,  den  8.  tag  aprellen  des  jom,  wie  ob- s.  Apr. 
not.  Grot  geb  in  glück!  Wan  sy  wyder  komen  oder  geschafft 
hand,  findet  hernoch  am  dritten  Hat. 

p  Von  einner  boischaffi,  so  vom  heiser  kam* 

Uff  disz  mol  kam  botschafft  vom  keiser,  schickt  an  mine 
Leiten  von  Basel,  desglich  in  andre  örtter  der  eygnoschafft, 
t-nnand  sy  noch  lut  der  alten  bunden  im  lütt  zu  schicken  wy- 
der den  Dürcken,  der  dan  mit  groser  macht  starck  in  die  cri- 
&*tenheit  truckt,  begert  von  minen  herren  von  Basel  im  zu 
schicken  drühundert  fuszknecht  und  sechtzig  reisiger  in  irem 
kosten  zu  vergolten,  wart  im  aber  nüt  zugeseit  oder  geben  uff 
&2  moll3). 

Von  einner  bolschaft  von  Wien  von  Oestrich. 

t       Uff  datum  disz  erstgemelten  monenz  kam  ein  erliche  bot-  Aprii. 
xhafft  von  Wien  usz  Oestrich,  nämlich  ir  oberster  burgermeister 
imtsampt  eüichen  im  zugeben,  begertten  mit  grosem  flisz  und 
amtlicher  liebe  um  hilff  und  rot  wyder  den  grasen  trang  und 
^hadens  des  Durcken,  des  zukünift  sy  dan  mit  grosem  schrecken 

?  *arten  werren,  des  innen  mit  hilff  miner  herren  von  Basel  mit 
frlicher  schenckung  begobet  wurden4). 

m\  Von  thürung. 

Vill  hab   ich  geschriben  vornnen   in  disem  buch  von  der 

'hure  des  kornsz,   nabren  und  rocken,   wasz   kouffs  iedes  syd 

*  irvey  oder  drü  joren  har,  doch  nie  recht  gründlich  oder  ursach 

*ie,  dorum  ich  hie  ein  wenig  dorvon  melten  wil  und  ist  dem 


J*o: 


Diewil  unsz  got  der  almechtig  nit  mit  groser  stroff  begrifft 

~nd  mit  schgorpionnen  schlecht,   achten  wir  synner  barmher- 

-  agkeit  nüt  und  vergesen  aller  gutty  gotz ,  dorum  er  unsz  bil- 

lich  nit  mit  kleinner  stroff  heimsuchen  sol.   Wir  erkantten  doch 

4.  •Sraon  Alb  recht  t  sUtt  »me  ister  Joder  Brand«,  welches  durchstrichen  in  der  Ha. 
*.  »wan  —  Ua4«  scheint  sptter  nachgetragen. 

1)  In  den  Rathalisten  bald  Nagel,  bald  Nager.  2)  Abweichend  Bill- 
iger IL  357:  »Basel  zog  mitt  ir  Statt  fendn  300  starck.  Ir  houptman 
<'£obGötz  Saltzherr  zu  Basel«.  Auch  Wurst isen  591  hat:  300  Mann 
*it2  Stock  Veldgefichütz«.  Aufzeichnungen  S.  162:  200  Mann;  vgl. 
Gm  8. 9.  3)  S.  Ochs  VI.  44;  vgl.  Ranke:  Reformation  III.  286  ff. 
-  Ziemlich  ausführlich  bei  Gast  S.  9. 


120  «M. 

susz  sin  gwalt  nit,  also  wir  ietz  ouch  thund,  der  her  mant  unsz 
im  29.  jor  ein  weni£  mit  der  thüre,  galt  zwey  pfund,  im  30.  jor 
galtz  4  pfund,  bisz  in  das  31.  jor  das  kumen  ist  uff  funff  pfund 
und  sechszthalb  pfund,  das  ist  nu  allenthalben  gwesen,  das 
sollich  not  ist  gwesen  des  hungersz1),  dorvon  vil  zu  schriben  n 
wer ,  dan  die  langwirigkeit  der  thüre  brochtz  dohin,  das  man 
nit  fand  grist  und  geraten,  musz  und  bonnen  zu  mallen  gnug, 
desglichen  habren,  sunder  esz  wart  an  vil  enden  emd  gemallen 
und  brot  dorusz  gebachen,  das  ich  selb  gesechen  hab,  durch 
welche  düre  vil  liit  zu  stat  und  land  verdürben,  alle  gwerb  und  % 
handdierungen  stunden  Stil.  Mine  herren  von  Basel  thetten  des- 
molsz  einner  burgerschafft  gar  vil  gutz,  dan  sy  al  wuchen  drü 
mol  iedem  burger  usztheilten  ein  sester  mell  oder  kernnen  und 
gobens  innen  um  ein  zimlich  gelt  und  thetten  das  ein  lange 
zit,  dormit  sy  einner  burgerschaffk  wol  kamen,  desglichen  an-  i 
dren  armen  lütten  mit  irer  hilff  und  almosen  geben,  welche  düre 
und  [244]  not  wir  billich  got  den  herren  bitten  solten  alle  zit, 
das  er  unsz  vor  sollicher  düre  und  not  und  andrer  wyderwer- 
digkeit  wel  verwarren.    Amen. 

Dise  dürung  werret  bisz  uff  herbstzit  im  31.  jor,  wart  alle  2 
ding  wyder  wolffeil,  der  win  um  1  gülden,  das  körn  2  gülden 
und  susz  alle  ding  gnug  von  gotz  gnod. 

Von  thüre  desz  winsz. 

».April.        Uff  fritag  post  misericordia,   der  28.  tag  aprellen  1531  jor 
galt  der  win  hie  uff  dem  merckt  usz  dem  Elsesz  sechtalb  pfund,  2 
und   der   landwin   funff  pfimd,    und   ein   huffen   salmen   fier 
schillig. 

Von  eitn  mirrackel,  so  zu  Rom  gesechen  ist  worden. 

April.  Des  monetz    aprellen    des    erstbestimpten   jorsz    kam  die 

mer,  wie  man  zu  Rom  in  der  stat  ein  iinsternusz  gesechen  hett,  J 
nämlich  so  wer  esz  drü  tag  und  drü  necht  gantz  finster  gewe- 
sen, das  nieman  das  ander  gesechen  het,  und  do  dise  finster- 
nusz  vergangen  ist,  hat  esz  blut  und  waser  geregnet  uff  zwen 
tag.    Got  wel  unsz  vor  allem  übel  bewarren! 

April.  In  disem  monet  wart  kernnen  und  weisen  von  Stroszburg  1 

in  schiffen  har  gon  Basel  gefurt  uff  dem  Hin  heruff,  das  vor- 
molsz  nie  ghfirt  ist  worden,  von  Strasburg  uff  dem  Hin  heruff 
gon  Basel  zu  farren. 

April.     [245]  In  disem  monet  erstgemelt  kam  botschafil  von  unseren 

14.  »gobensc  Conjektnr;  fehlt  in  der  Ha.         20—22.  »Dise  —  gned«  enger  in  der  Schrift 
zusammengeflickt,  offenbar  später  eingeschoben  Ton  der  Hand  des  Fr.  Byff.  28.  Am 

Bande  dieser  Enahinng  von  der  Hand  des  Autors ;  »Dies  ist  nit  glublich,  sunder  zwiffel- 
hafftigc 

1)  Von  süddeutschen  Quellen  vgl.  z.  B.  die  Strassburger  Jahr* 

feschichten  in  Mone's  Quellensammlung  der  Bad.  Landesgeschichte  1 1 - 
42.    Die  Chronik  des  Andreas  Lettsch  daselbst  IL  56. 


1531.  121 

knechten,  so  by  den  Growbundren  logen,  wie  die  Bunder  mit- 
sampt  den  Züricheren  dem  von  Miez  etliche  schiff  uff  dem  se 
abgewonnen  heften  mit  vil  Spangeren,  under  dennen  des  von 
Mysz  oberster  houptman1)  gewesen  ist,   den  sy  dan  ouch  er- 

ihenckt  hand,  die  andren  noch  kriegszrecht  mit  ungewertter 
band  usz  dem  land  geschickt  und  dorusz  m&sen  schwerren, 
deszglieh  vil  harnist  und  gwer  und  gschutz  dorm  erobret  und 
grosz  gut  von  körn  ouch  abgwunen,  desglich  susz  vil  erwürgt 
und  erstochen,   under  dennen  ein  fiy  fenly  gwunnen,   das  sy 

wgon  Zürich  geschickt  hand2),  und  ist  uff  disz  mol  durch  den 
keiser  allenthalben  verbotten,  das  nieman  dem  von  Misz  zu 
hilff  darff  züechen,  desglich  von  andren  forsten  und  herren  hat 
er  kein  hilff3),  und  must  Marx  Sittich  von  Emsz4)  ouch  mit 
sim  huffen  abziechen  durch  gheisz  und  bot  des  keisersz;   dan 

is  der  keiser  mocht  wol  besorgen ,  wo  er  dem  von  Misz  ein  ta- 
stend oder  hilff  thon  het,  so  wer  man  im  in  sin  land  gefallen ; 
dorum  im  niemansz  dorfft  zuziechen  uff  disz  mol. 

In  disem  monet  ^irt  zwyschen  dem  keiser  und  dem  Dür- 
cken  ein  friden  gemacht  zwey  jor  lang5). 

*       Uff  den  letsten  tag  jully  des  31.  jorsz  kam  botschafft,  wie  3t.  Jan. 
die  Bünder  mitsampt  unseren  knechten  zu  Mysz  mit  dem  her- 
ren von  Misz  und  den  Spangeren  ein  Schlacht  hetten  thon, 
und  sind  die  unseren  mit  der  hilff  gotz  obgelegen,   doch  susz 
mit  sundersz  gwunen6]. 

13    [2«]  Von  eim  grosen  roü. 

Uff  donstag  den  fiertten  tag  des  meygensz ,   alsz  man  zalt  4.  Mai. 

1531  jor,   wart  groser  rot  ghalten  durch  anr&fftmg  derren  von 

Zürich,   erzalten  do  gschrifftlich  vor  grosz  und  kleinnem  rot 

vil  verschmecht,  laster  und  schandlicher  wortten  und  wercken, 

39  *o  innen  begegnette  von  den  funff  örtten,  innen  und  den  iren, 

1)  Grasso  oderCrasso,  8.  Hottinge r  IL  329  nach  Bullinger  II.  359. 
Vgl.  auch  zu  den  oben  angeführten  Quellen  noch  Ulrich  Campe  11 's  zwei 
Bücher  Rätischer  Geschichte  im  Archiv  f.  d.  Gesch.  der  Republik 
Graubünden,  übersetzt  von  C.  v.  Mohr,  Bd.  II.  Chur,  Hit«  1851,  6.  320. 
Die  Gefangennahme  des  Grasso  wird  daselbst  8.  323  ausführlich  ersfthlt. 
2  Bullinger  IL  359  erwähnt  »ein  fendli  gftll  und  schwarte,  ettlich  falco- 
neten  und  36  haggen«.  3)  Vgl.  Hottinger  II.  330.  Unter  den  andren 
Fürsten  ist  vorzüglich  der  Herzog  von  Mailand  verstanden,  von  dem  eine 
Unterstützung  des  von  Musso  zu  fürchten  war.  4)  Gemeint  ist  der  Schwa- 
ger des  Kastellans  von  Musso,  Wolf  Dietrich  von  Hohen-Ems,  dessen 
Vater  der  ans  der  Geschichte  des  Bauernkrieges  von  1525  bekannte  Marx 
Sittich  von  Ems  war;  s.  Hottinger  II.  327.227.28.  Wolf  Dietrich 
Ton  Ems  musste  nicht,  wie  Ryff  es  darstellt,  abziehen,  sondern  die  Wege 
waren  seinem  Zuzug  versperrt;  s.  Hottinger  330.  U.  Campell  322. 
*i  Vgl.  hiegegen  Hanke  a.  a.  O.  6)  Ich  erkenne  nicht  klar,  welche  Epi- 
sode des  Krieges,  in  dem  es  an  grösseren  Massenkämpfen  fehlte,  unter  die- 
ser »Schlacht«  zu  verstehen  ist,  vielleicht  die  glückliche  Bewegung  gegen 
Masenzona?  S.  Campell  325.  Indes«  hätte  die  Nachricht  von  dieser,  die 
vor  dem  27.  April  stattfand,  nicht  erst  Ende  Juli  eintreffen  können. 


122  1531. 

nämlich  Ury,  Schwitz,  Underwalten,  Zug,  Luteern  und  Wal- 
lis«, und  geschech  das  nit  innen  allein,   sunder  allen  dennen, 
so  in  irer  bundniss  und  crißtlicher  vereinig  weren,   dorum  sy 
unsz  hoch  ennanten,   innen  sollich  schmochwort,  lasier  und 
schand  helffen  nyder  trucken,   in  willen  sy  zu  überziechen.  s| 
Also  wart  innen  göttlich  geantwurt  und  ein  tag  angesetzt,  uff  ; 
dem  aller  derren  wil  und  meinig  vernumen  wurt,  wie  man  sich  i 
halten  wolt,  uff  welchen  tag  ouch  beschriben  wart  ein  ersame 
botschafft  von  Strosburg  und  ander,  so  in  der  vereinig  woren, 

(Man  un(^  wart  ^er  **&  gehalten  zu  Arow  im  Ergöuw1),  und  do  nütz  i< 
gehandlet  sundersz,   aber  esz  wart  ein  andrer  tag  angesetzt, 
der  wart  gehalten  zu  Bern  im  Ergöuw2),  und  do  beyd  parthie-   | 
gen  verhört  gegen  einander  zu  allen  articklen,  nämlich  die  len- 
der und  die  von  Zürich. 

[247]     Von  eim  Juden,  so  hie  getoufft  wart  zu  crütenUchem      h 

glauben.  j 

7.  Mai.         Uff  suntag  cantate  1531  jor  uff  den  sibenden  tag  meygen   ; 
liesz  sich  ein  Jud  hie  touffen  im  munster  und  bekerren  zu  cri- 
stenlichem  gluben  noch  inhalt  unsersz  gegrunden  gluben   in 

Cristum  unsersz  erlfisersz  und  des  ewangeliums.  20 

! 

Von  unseren  knechten,  so  von  Mysz  wyder  heim  komen. 

24.  Mai.  Uff  mitwuchen  den  24.  tag  meygen  1531  jor  komen  unser  ! 
burger  von  Basel  wyder  heim3),  so  vor  dem  schlosz  Mysz  ge- 
legen woren  zu  hilff  den  Growenbündren  mitsampt  andren  eyd- 
gnossen,  dan  sich  der  herzog  usz  Meyland  mit  den  eydgnosen  25 
vereind  und  vertragen  hand  dises  kriegsz  halb  wyder  den  von 
Mysz;  dem  ist  also4),  das  der  herzog  sol  geben  in  sinnem 

1)  8.  Hottinrer  II.  843;  die  Akten  bei  Bullinger  IL  380  ff.  Das« 
hier  »nüts  gehandlet  sundersz«,  ist  doch  nicht  richtig.  Auf  diesem  Tage 
wurde  gerade  der  Vorschlag  gemacht,  den  fünf  Orten  den  Kauf  von  Korn, 
Sali,  Wein,  Eisen  etc.  zu  versagen,  freilich  zunächst  nur  als  Schreckmittel. 
Ryff  selbst  berichtet  dies;  s.  unten.  2)  »Bern  im  Ergöuw«  ist  in 
jeder  Weise  sinnlos.  Entweder  bat  der  Chronist  den  ersten  Tag  in  Brem- 
garten  gemeint  (s.  Hottinger  II.  350  ff.),  der  Montag  vor  Vitus  und  Mo- 
destus,  12.  Juni  (Hottinger  hat  S.  351  Anm.  19,  wohl  nach  Wurst- 
isen,  14.  Juni),  gehalten  wurde;  s.  Bullinger  III.  9  ff.;  vgl.  Salat  277. 
Ryff  hätte  damit  freilich  den  chronologischen  Gang  seiner  JEnÄhlung  un- 
terbrochen, ohne  dass  sich  etwa  durch  die  Schrift  die  Notiz  als  spaterer 
Nachtlag  darstellte.  Oder  er  meint  den  Tag  su  Zürich  vom  15.  Mai;  s. 
Bullinger  II.  3S3.  Damit  wurden  die  Worte  unt.  S.  123,3*6  stimmen:  »uff 
vorbestimpten  tag  su  Arow  und  Zürich«.  Er  hätte  dann  gans  gedanken- 
los B'ern  statt  Zürich  geschrieben,  dem  er  ebenso  gedankenlos)  »im  Er- 
göuw«  beifügte,  weil  er  eben  »Arow  im  Ergöuw«  geschrieben  hatte.  Vgl. 
über  diese  TagsaUungen  auch  Mörikofers  Zwingli  IL  36S  ff.,  der  übri- 
gens als  Datum  des  ersten  Tages  in  Bremgarten  auch  den  14.  Juni  angiebt. 
3)  »Jeder  vom  Zug  erhielt  einen  Kronenthaler«.  Gast  12.  4)  8.  Hot- 
tinger II.  330.  Vgl.  Kessler  VI.  287.  Den  Vertrag  selbst  s.  bei  Bul- 
linger II.  360.  Campell  326. 


1531.  1-23 

kosten  zweytusent  man  und  die  eygnosen  ouch  zweytusent  in 
irem  kosten,  und  aol  der  hersog  den  krieg  vollenden  in  der 
gstalt,  das  die  schlöser,  so  desz  von  Misas  sind,  uff  den  boden 
zerbrochen  und  zerschossen  werden  und  kein  stein  uff  dem  an- 

s  dren  losen,  das  dan  uff  disz  moi  angefangen  wasz,  dan  sy  das 
ein  acfalosz  Misz  uff  disz  mol  mim  theil  aerschosen  hatten ;  und 
wasz  do  gewunnen  und  erobert  wurt  von  gut,  land  und  lut, 
50I  halb  des  herzogen  sin  und  halb  der  eydgnoaen,  dorgegea 
dan  der  herzog  ouch  den  eygnosen  etlichen  kosten  sol  und 

» musz  geben,  alsz  man  hernoch  wol  h&ren  wiirt  etc.  *) . 

m]  Von  eim  grosen  rot,  so  hie  gehalten  wart  durch  anrüffung 

der  funff  ortten  2) . 

Uff  fritag  den  26.  tag  meygen  1531  jor  komen  rotobottenw. 
vou  den  funff  ortten,  nämlich  von  Ury,  Schwitz,  Underwalden, 

iZug  und  Lutzern  und  begertten  hie  für  ein  grosen  rot,  vor 
dem  ir  anlygen  und  beger  zu  erofihea  und  förgutragen,  um 
deszwillen  sy  gesant  woren ;  der  wart  innen  gehalten  uff  men- 
ug  den  29.  tag  mey,  Do  erzalten  sy  vil  Ursachen,  die  sy  dan 29. Mai. 
eim  ersamen  rot  furtrugen  der  anklag  halb,  so  vormollen  die 

» von  Zürich  ouch  vor  eim  grosen  rot  erzelt  hatten,  alsa  dasz  vor 
anzeigt  ist,  meintten  sich  do  fast  zu  verantworten  und  beclag- 
ten  sich  hart  des  verklagen,  so  die  von  Zürich  thon  hetten, 
und  sy  sich  vil  me  zu  beclagen  betten  viller  Ursachen,  so  in- 
nen von  dennen  von  Zürich  begcgepet  were,   dorum  sy  lang 

ß  and  vil  recht  gegen  innen  begert  hotten,  möcht  innen  nit  ver- 
folgen, und  derglichen  vil  schwacher  Ursachen,  domit  sy  sich 
vermeinten  zu  verantwurten ,  das  sich  doch  nienan  der  anclag 
noch  articklen  mocht  verglichen,  so  in  der  von  Zürich  clag 
vor  bestimpt  sind,    ouch  ein  ieder  byderman   wol  erkennen 

»möcht,  welcher  theil  gegem  andren  eu  verglichen  [349]  wasz, 
recht  oder  unrecht  zu  geben.  Uff  das  innen  ouch  uff  <Uez  mol 
schlecht  geantwurt  wart ;  doch  wart  innen  kein  afeder  antwurt, 
dan  sollichsz  an  die  andre  ort  zu  bringen,  so  mit  untz  vereind 
und  verburgerschafft  werren:  wasz  dan  do  gemeinlich  gemert 

5'^urt,  wurden  sy  wol  verneinen.  Uff  das  schieden  sy  wyder 
Hannen  heim.  Esz  wasz  aber  ein  mol  uff  vorbestimptem  tag  zu 
Arow  und  Zürich*),  wie  vorstat,  beschlosen  worden  und  erkent 
von  gemeinnen  ortten  der  burgerschafft ,  das  den  fünff  ortten 
vorgemelt  solt  uff  dise  pausten  alle  brobant  und  feillen  kouff 

«abgeschlagen  werden,   das  innen  ouch  uff  bestimpt  zit' abge- 
schlagen wart  uff  den  pfinstoben,  den  27.  tag  meyg  erst  gemelt  27. 
datum4),   und  füren   die  von  Zürich  also   mit  irer  erkantnusz 

3.  »irem«  doppelt  In  der  Hb.        19.  »tfxvm  tag  mey«  H  b.    Montag  war  aber  der  29ste.  S. 
aaehöek»  VI.4S. 

1;  Vgl.  unten  S.  139.      2)  S.  O  ch  s  VI.  48.      3)  S.  ob.  S.  122  die  Anm.  1. 
*  Hottinger  II.  344.    Bullinger  II.  3SS. 


124  1531. 

für,  liesen  die  lender  tagen  und  verantwurtten ,  wie  lang  sy 
wolten,  und  wurden  den  lendren  also  fier  wegen  nyder  gleyd, 
glich  noch  uszgang  disz  botz  etc. 

Von  einner  ortnug  der  metzgeren,  so  vom  grosen  rot  erkant  wart. 

Ess  wart  ouch  uff  erstgemelten  tag  mit  gross  und  klein-  • 
nem  rot  erkent  ein  ortnug  den  metzgeren,  dan  uff  disz  mol 
groser  mangel  an  fleisch  wasz  und  aber  allenthalben  fleisch 
gnug  gefunden  wart. 

[2*0]   Wie  Eocolampadius  gon  Ulm  geschickt  wart  zu  predigen ' . 

Mai.  Anno  1531  jor  im  meymonet  schickten  die  von  Ulm  am 

mine  herren  von  Basel  mit  ernstlicher  bit  und  begeren,  innen 
zu  schicken  und  gönnen  unseren  doctor  Eocolampadius,  innen 
das  götlich  wort  ein  zit  dasz  zu  verkünden,  domit  sy  und  die 
iren  ouch  möchten  des  gotzwortz  und  cristlichen  brach  berieht 
möchten  werden.  Der  wart  innen  zugesagt  und  disz  monetz  1 
geschickt  mitsampt  etlichen  andren  cristlichen  predicanten  von 
Strasburg  und  zugebnen  des  rotz  mit  erlicher  botschafft,  dan 
die  von  Ulm  der  cristlichen  meinig  woren,  dasz  götlich  wort 
anzunemen  mit  allem  brach  und  form,  wie  wirsz  mytsarapt 
andren  mitburgerlichen  stetten  hielten  etc.  Got  verlieh  sin  gnod  1 
alzit! 

14.  Joni.  Uff  mitwuchen,  den  14.  tag  des  brochmonetz  des  obgemel- 
ten  dato  schriben  die  predicanten  von  Ulm  herusz,  wie  zu  Ulm 
mit  dem  rott  erkent  wer  worden,  nu  furhin  alle  mesen  und 
götzen  und  bebstliche  zermonien  hinweg  zu  thun,  und  wart' 
ouch  in  aller  irer  landschafft  und  gebietten  hinweg  gethon, 
und  under  innen  das  götlich  wort  angenumen  und  alle  crist- 
liche  brach  under  innen  gehalten,  wie  mansz  by  unsz  und  an- 
dren cristlichen  stetten  bracht.  Esz  wart  ouch  Eocolampadius 
gar  schon  und  erlich  gehalten  mitsampt  synen  mitbrudren  von  ■ 
Strasburg  und  anderschwo,  die  mit  im  worren. 

i4.Joii.  Uff  den  14.  tag  jully  des  obgemelten  jorsz  ist  Eocolampa- 
dius mitsampt  sinnen  mitbrudren  mit  grosen  erren  und  nutz- 
barkeit  wyder  heimkumen2). 

[251]    Von  eim  grosen  rot9  so  gehalten  wart  derren  von  SoUen-    1 

thurn  halb 3)  • 

29. Juni.  Uff  donstag  den  29.  ta£  brochmonetz,  alsz  man  zalt  ron 
der  geburt  Cristi  Jesu  1531  jor,  wart  groser  rot  gehalten  derren 

1)  Vgl.  Gast  15.  Heriog  II.  232.  Haffenbach  149.  Auch  Butler 
und  Blaurer  waren  anwesend;  Tgl.  die  ausführliche  Erzählung  bei  Keim: 
Die  Reformation  der  Reichsstadt  Ulm.  Stuttgart,  Belser  1S51.  S.  22S  fT. 
2)  Gast  20:  »um  10  Uhr  Vormittags«.  3)  Ueber  den  s.  g.  Galgen- 

krieg, von  dem  im  Folgenden  gehandelt  wird,  s.  Bul lineer  III.  21  aus- 
führlich und  urkundlich.  Kessler  VI.  28?  gans  kurt.  Vgl.  von  Basier 
Autoren  Wurstisen  594  ff.  Gast  16  ff.  Ochs  VI.  45  ff. 


1531.  125 

-ron  SoDenthurnn  halb,  und  ist  disz  die  ursach :  Alsz  mine  her* 

ren  von  Basel  und  Sollenthurn  langwerig  spen  und  zwytracht 

gehebt  hatten  etlicher  landschafft  und  dörfferen.  so  dan  die  von 

Sollenthurn  ansprachen  und  vermeinten  dasz  ir  zu  sin,   und 

s  aber  myne  herren  von  Basel  gut  brieff  und  sigel  dorumb  dar- 

luthun  hatten  der  gantsen  landgroffschaffk  Syszgöuw1),  Sewen, 

Howalt2)  und  Gempen  und  andre  dörffer  bisz  uff  die  Schoff- 

mat3),  das  nu  alsz  die  von  Sollenthurn  vennenten  anzusprechen, 

dordurch  mine  herren  von  Basel  und  die  von  Sollenthurn  in 

r*  ein  sollichen  span  korHen,  das  sich  unsere  cristliche  mitburger 

von  Bern4)  dorzwüschen  leytten,  die  sach  ztr  verdedygen  mit- 

sampt  andrer  erlicher  obmeneren  und  underdettinger,  richtetten 

die  sach,   so  best  sy  mochten  und  endschieden  sy  mit  marck- 

«teinnen  und  endschey düngen ,   wie  sy  mochten,   des  sich  die 

ii  von  Sollenthurn  nit  ersettigen  losen  wolten  mit  vil  Ungeschick- 

ligkeitten,  so  von  innen  triben  wart,  doruff  mine  herren  durch 

ordnug  der  underdettinger  etliche  marckstein  liegen  setzen  mit 

b^ger  dorumb  zu  hören  losen  all  ir  gewarsamy,  brieff  und  sigel, 

so  sy  dorum  hetten,  das  aber  dennen  von  Sollenthurn  nit  gle- 

3»  gen  wasz,  sunder  wasz  sy  bedunckt  ist  nit  von  nötten  alsz  hie 

zu  melden,  dan  ichsz  umb  kurtze  willen  underlosen  wil,  wie- 

wol  vil  dor-[2ai]von  zu  schriben  wer,   aber  sy  gruben  minnen 

herren  etlich  irer  marckstein  usz  über  alsz  rechterbietten  und 

salzten  ein  nüwen  galgen  an  die  stat  uff  miner  herren  ertdrich 

soder  hochherlickeit,   zu  eim  zeichen,   alsz  ob  sy  ir  hochgricht 

und  gerechtigkeit  do  hetten,  das  nu  billich  mine  herren  grAslich 

beschmocht,   dan  esz  frillich  billich  für  ein  schmoch,  schand 

und  lesterliche  schmoch  ufizenemen  ist;  dan  esz  eim  ieden  mag 

xu  herzen  gon,  wie  erlich  das  gehandlet  ist,  die  do  unser  lieb, 

»truw  nochburen  soltten  sin  und  truwen  eydgnosen.    SoUichsz 

hielten  nu  mine  herren  eim  grosen  rot  für,   den  sechsen  mit- 

sampt  den  verordnetten,  und  erzalten  innen  den  handel.    Also 

noch  allem  furtrag  miner  herren  wart  erkant  mit  grosz  und 

Ueinnem  rot,   das  man  den  galgen  usz  befelch  miner  herren 

asolt  wyder  Ion   abhouwen«    So  sich  dan  die  von  Sollenthurn 

sollichsz  wolten  annemen,  alszdan  solt  man  uff  sin  gerast  mit 

35.  »o.  h.t  am  Bande  von  der  Hand  des  Fr.Ryff  mit  Verweisung  auf  die  betr.  Stelle  im  Text. 

/  1)  8.  L.  A.  Burckhardt:  Die  Verfassung  der  Landgrafschaft  8isgau 

/  in  den  Beitragen  zur  vaterl.  Geschichte  II,  bes.  S.  437  ff.,  8. 320—335.  336, 
daselbst  auch  über  die  vorkommenden  Namen.  2)  Hochwald  und  Gem- 
pen, früher  Dinghöfe  der  Domprobstei  Basel ;  s.  Burckhardt  a.a.O. S.  323. 
#4.  3)  Die  öchafmatt,  ein  wiesen-  und  holzreicher  Berg  in  der  Jurakette, 
theili  tum  Solothurner  Amt  Gösgen,  theils  zum  Basellandsch.  Bezirk  Sissach 
gehörig.  Ueber  die  Schafmatt  führt  der  nächste  Weg  von  Basel  nach  Aarau. 
Vgl.  La  ts.  4)  Bern  sandte  als  Vermittler  nach  Solothurn  den  Altschult- 
tassen  Sebastian  Ton  Diesbach,  den  Seckelmeister  Bernhard  Tilbnann  vom 
klonen«  Peter  Dittlinger  und  Heinrich  Schieifer  vom  grossen  Rathj  s.  Til- 
lier:  Geschichte  von  Bern  II.  298. 


126  l»l. 

dem  houptbanner  und  uff  die  von  Sollenthum  angriffen  und 
sy  bekriegen.  Disa  wart  ouch  unseren  crisdichen  mitbargeren 
von  Zürich  und  Bern  anzeigt,  ein  uffeeohen  uff  unsz  zu  haben, 
und  wart  in  alle  miner  herren  empter  befollen,  sorg  und  wacht 
zu  halten,  ob  sich  etwasz  erh&b ;  wart  uff  diaen  tag  von  allen  | 
zünfften  das  halb  theil *)  volck  uszgeleyd  zum  houptbanner, 
das  iederman  wol  gerust  wer.  Esa  wasz  ooch  iederman  gut- 
willig und  wol  [353]  gerußt  wyder  sy  zu  ziechen  um  der  grosen 
miazhandlung  willen.  Also  leytten  sieh  die  von  Bern  dorsnrü- 
schen  mit  ernstlichem  flisz  mitsampt  andren  truwen  eydgnosen 
und  cristliehen  nritburger  von  Zürich,  Friburg,  Biell  und  Müll- 
husen,  handletten  ernstlich  in  der  sach,  zu  verdettigen  und  zu 
vertragen  beyd  theil. 

2.  Jnii.         Kamen,  also  dise  erstgemelten  ortt  uff  suntag  den  2.  tag 

jully  genant  heuwmonet  firug,  hielt  man  aber  grosen  rot,  tru- 
gen cüse  dettigszheraen  minen  herren  beyden  retten  für  ir  be- 
ger  des  fridensz  halb  gegen  den  von  Sollenthum,  ermanten 
min  herren  by  den  buntten  und  noch  lut  des  burgereydz  nit 
usz  zu  ziechen,  noch  zu  verrücken,  sunder  innen  die  sach  zu 
vertrawen,  wolten  sy  dorin  handien  noch  irem  besten  vermö-1 
gen,  domit  mansz  zu  beiden  theillen  zu  frid  und  einigkeit 
bringen  möcht;  dan  mine  herren  uff  den  samstag  ganz  gerust 
waren  mit  dem  houptbanner  usz  zu  ziechen,  und  stund  das 
geschutz  uff  dem  Kommerckt,  und  wasz  iederman  wolgerüst; 
deszglich  woren  ouch  die  von  Sollenthum  schon  usazogen  mit  2 
etlichem  geschutz  und  knechten  bisz  gon  Beletal*),  doch  dürf- 
ten sy  nit  wydter  kumen,  dan  sy  ouch  von  disen  dettigszherren 
abgestelt  wurden,  nit  witter  zu  ziechen  bisz  uff  witter  bscheyd. 
Also  wurden  dise  dettigszherren  tot  beyden  retten  verhört 
und  begertten,  das  mine  herren  innen  die  sach  übergeben,  wie  i 
obgemek  ist,  so  wolten  sy  sich  des  gwaltz  annemen  und  den 
marckstein  und  galgen  wyder  uff  Ion  richten  und  wasz  do  ver- 
rückt oder  endwert  wer  worden,  iederman  zu  sim  rechten: 
[254]  welche  parthy  dan  recht  oder  unrecht  hett,  mocht  wol  so- 
Hchsa  losen  ston  oder  dannen  thun  noch  irem  gefallen,  mit  vil  i 
anmuttiger  wortten,  on  not  zu  eraellen;  verroch  sich  die  sach 

3.  Jnii.  den  tag,   das  innen  kein  antwurt  wart  bisz  an  mentag  frag, 

hielt  man  aber  grosen  rot,  wie  man  in  disem  handel  sich  hal- 
ten woit.   Also  wart  noch  allem  rot  einhellick  erkant,  das  mine 
herren  by  brieff  und  syglen  und  aller  irer  gewarsamy  blibeni 
solten  und  by  dem  anlosz,   so  zwuschen  dennen  von  Sollen- 
thum und  mynen  herren  gemacht  wer  worden,  und  erbutten 

14.  »ersten  tag«  H  f.,  was  ein  Irrthnm  ist.       38.  »man«  fehlt  in  der  H  «. 

1)  Die  Hilft«  der  Bewaffneten,  die  auf  jede  Zunft;  kamen.  8.  Aber  die 
Beslerisehe  Wehmrfeeeung  L.  A.  Burckhardt:  Der  Ctoton  Basel  250. 
251 .  2)  BaiLstel,  Kanton  Solotburn,  am  Fuste  des  Passes  Aber  den  obern 
Hauenstein,  unfern  der  Kantonsgrenze. 


1531.  127 

myne  herren  rechtz  und  begertten  das  unferzoglich  zu 
halten  gegen  den  Ton  Sollenthurn ,  und  das  do  weder  stock, 
galgen,  margstein  noch  andersz  uffgericht  noch  gesetzt  wart, 
bisz  uaztrag  der  sach  und  des  rechten,  und  die  von  Sollenthurn 

jouch  nit  witter  ruckten  noch  zugen  uff  miner  herren  erdrich 
«reder  mit  geschutz  noch  andrem  volck,  das  nu  dise  dettigsz- 
herren  in  zusagten,  ouch  weder  stock  noch  galgen  do  haben 
woben. 

Also  füren  dise  dettigszherren  wyder  hinweg  und  hand- 

»letten  in  diser  sach  zwuschen  beyden  stetten  Basel  und  Sollen- 
thurn, und  kamen  ouch  dorzwüschen  in  disen  handel  zu  det- 
tigen  mitsampt  disen  vorgenanten  stetten  und  ortten,  nämlich 
ein  ernch  botschafft  von  Costanz  und  von  den  fÜnff  ortten, 
Schaffhusen,  Sant  Gall,  Apenzel  etc. 

i*     [iu]  Van  eym  große»  rat,  so  aber  gehauen  wart  darren  van 

Sollenthurn  halb. 
Uff  mitwuchen,  den  funfften  tag  heuwmonet  des  vorbe-5.juu. 
stimpten  datum  kamen  die  dettigszherren  wyder  hax  gon  Basel, 
so  gegen  dennen  von  Sollenthurn  gehandlet  hatten,   nämlich 

»  Zürich,  Bern,  Friburg,  Biell,  Mulhusen,  Schaffhusen,  Sant  Gal- 
len und  Apenzel  nritsampt  Costantz,  Ury,  Lutzern,  Underwal- 
ten  und  Zug,  wart  uff  donstag  frug  den  sechsten  tag  heuw-e.Juii. 
monetz  aber  groser  rot  gehalten,   und  trugen  dise  obgemelten 
dettigszherren  mynen  herren  beyden  retten  für  den  handel  aber- 

23  mokz  betreffen  die  SoDenthurnner,  demnoch  und  sy  dan  nechst- 
molsz  abgescheyden  woren  und  miner  herren  meinig  und  bey- 
den retten  erkantnusz  vernumen  hetten,  wie  dam  mine  herren 
von  Basel  rechtz  begertten  gegen  dennen  von  Sollenthurn  in 
tiafft  irer  brieff  und  siglen,  wie  dan  vorgemelt  ist,   und  do 

35  weder  stock  noch  galgen  haben  wolten  an  dem  ort  und  end, 
do  dan  die  Sollenthurner  vermeinten  ir  herlickeit  zu  haben, 
sonder  das  esz  solt  alles  bliben  ligen  iederman  zu  sim  rechten 
und  zu  uaztrag  der  sach;  hatten  doch  under  andren  dise  det- 
tignherren  disa  mittel  an  die  band  genuinen,  dan  eich  die  Sol- 

«lenthuniner  ouch  nit  wolten  Ion  abreden  oder  stillen,  sunder 
vermeinten  das  hochgericht  wyder  uflkurichten ,  das  nu  myne 
herren  nit  liden  wolten.  Domit  aber  beyd  parthien  gestüt  wur- 
den, wasz  diser  abecheyd  und  ir  mittel,  das  dise  obgenanten 
Ferren  wolten  iiberein   das  hochgricht  wyder   Ion  uffrichten, 

*  ieder  parthy  an  ahn  rechten,  und  das  solt  man  [na]  innen  gön- 
nen und  zulosen,  domit  ieder  theil  zu  friden  und  ruwen  ke- 
rnen, das  nu  beyd  redt  grosz  und  klein  nit  zu  wolten  Ion, 
»ander  by  der  vorigen  erkantnusz  bliben  und  kein  hochgricht 
do  haben  bisz  usztrag  des  rechten ;  aber  kurz  ab :  dise  dettigsz- 

*  herren  wolten  by  dem  mittel  bliben  und  disz  furnemen  für  sich 

8.  Metten  Hj.        18.  mjwn  Hf. 


128  1531. 

selb  thun,  manten  ouch  uff  daszselb  mine  herren  etil  zu  sizeii, 
hatten  ouch  die  Sollenthurnner  ouch  abgemant,  die  dan  uff 
disz  mol  ouch  usz  dem  feld  heim  zogen  woren ;  wiewol  des  mine 
herren  übel  zufriden  woren,  musten  sy  doch  mit  gwalt  do  hin- 
durch. Esz  wart  aber  ouch  von  minen  herren  anzeigt  disen 
ortten  und  d$ttigszheren,  das  mine  herren  sy  uff  keim  tag  me 
besuchen  wolten  vor  usztrag  disz  rechten,  und  wart  also  uff 
disen  tag  das  banner  wyder  behalten,   das  dan  vom  samstag 

i-6.jui.bi8z  an  disen  donstag  uszgesteckt  wart.  Diser  handel  wart  ge- 
rechtfertiget und  taget  zu  Liestal  durch  siben  man  von  Zürich 
und  Bern  uszgesprochen,  bisz  uff  das  hochgericht,  wart  uff 
disz  mol  nit  uszgesprochen,  susz  wurden  die  zwing  und  ben, 
marchen  und  lochennen  endscheyden  und  theilt  und  wurden 
zu  allen  theillen  die  marckstein  gesetzt,  und  wart  mynen  her- 
ren zugesprochen,  wasz  ir  brieff  und  sygel  vermochten  und  in- 
hielten, und  wart  innen  vil  zugesprochen,  das  vor  alweg  die 
von  Sollenthurn  geeyget  und  angesprochen  hatten.  Des  hoch- 
[257]  grichtz  halb  und  der  hochheruckeit  wart  ein   tag  ange- 

vt.Ang.  setzt  uff  suntag  post  Lorentzii  der  13.  tag  ougusti  zu  Arouw. 

Von  eim  grosen  rot 

^Ang.  Uff  zinstag  vor  Lorenzii  den  achtisten  tag  ougstmonetz  1531 
jor  wart  groser  rot  gehalten  der  lender  halb,  nämlich  der  ab- 
geschlagnen brobant  halb,  von  dennen  von  Zürich  und  Bern 
wart  ein  tag  angesetzt,  und  aber  in  disem  erstgemelten  handel 
mine  herren  von  Basel  kein  tag  me  zu  besuchen  ermesen  hat- 
ten vor  usztrag  des  handelsz  derren  von  Sollenthurn  halb,  wur- 
den mine  herzen  beschriben  und  gemant  zum  dritten  mol  von 
dennen  von  Zürich  und  Bern,  disen  tag  zu  erschinnen,  grosesz 
nochtheil  und  uneinnickeit  zu  fürkumen,  so  dorusz  erwachsen 
möcht.  Dan  wo  sy  nit  erschinnen,  diser  tag  zerschlagen  wurt, 
und  aber  die  lender  sich  hoch  beclagten  der  abgeschlagnen  zu- 
furung,  das  sy  dan  fiirhin  nit  lenger  me  wüsten  zu  beharen, 
sunder  sich  hinusz  losen  und  die  undetston  zu  reichen,  dorusz 
dan  wol  grosz  krieg  und  zwytracht  zu  erwegen  ist  under  einner 
eydgnoschafft.  Uff  das  einhellig  mit  beyden  rotten  erkent  wart, : 
den  tag  zu  besuchen  mitsampt  andren  eydgnosen,  diewil  doch 
der  vorig  handel  angefengt  wer  und  witter  dorin  gehandlet 
werden  solt,   wie  oben  anzeigt  ist,  und  biszhar  drüwlich  ge- 

13. Aug. handlet  erfunden  wer  [2ss]  worden;  und  sol  uff  suntag  post 
Lorenzii  iedennan  an  der  herberg  sin  und  der  fönff  ortten  halb  \ 
zwüschen  dennen  ton  Zürich,  Bern  und  innen  gehandlet  wer- 
den.  Got  wendz  zum  besten!    Diser  tag  wart  zerschlagen  und 

21.  Aug.  ein  andrer  angesetzt1)  uff  mentag  vor  BartJomey. 

43.  »Diser — Berti  oroey«  mit  kleinerer  Schrift.  Statt  »vor«  hatte  Ryff  erst  »post*  geschrieben,   j 

1  ]  Ob  dieser  Tag  gehalten  worden,  weiss  ich  nicht,  finde  aber  nichts  davon. 


1531.  129 

Esz  wart  ouch  in  disem  grosen  rot  erkant  der  armen  lütten 
halb,  so  von  Welschen  hie  woren,  nämlich  geschach  ein  groser 
Überfall  in  einr  etat  Basel  von  welschem  volck  usz  Ludringen, 
Burgund,   Saffoy  und  anderschwo  har  von  armem  volck,    die 

s  dan  sterbensz  halb  und  düre  halb  har  gon  Basel  komen,  jungsz 
und  altz,  wib  und  man,  dasz  der  überfal  fast  grosz  wart,  dor- 
durch  ein  oberkeit  bewegt  wart  in  sollichsz  zu  sechen  und  ein- 
hellig erkant,  furer  die  usz  der  stat  zu  schicken  und  zu  be- 
suchen  und  furer  keinne  witter   inzulosen;    desglich  gschach 

u  ouch  vom  gantzen  regyment  ouch,  die  ouch  sollichsz  thetten, 
domit  man  das  volck  usz  dem  land  brocht. 

Uffmitwuchen,  den  sibenzechenden  tag  ougstmonetz  anno  n  Aug. 
1531  noch  mitag  um  die  nunte  stund  wart  ein   comet1)  ge- 
sechen  am  himel,  nämlich  ein  schönner  stern  mitt  eim  langen 

nstrimen,  glichet  sich  einner  brenneten  facklen,  und  sach  man 
disen  sternnen  drii  nacht  einander  noch,  alle  nacht  um  die  zit, 
und  wert  bisz  mitnacht,  stund  ob  dem  saltzthurn,  wasz  fast 
hübsch  anzusechen. 

Uff  mentag  vor  Bartlomey  anno  31  wart  aber  gesetzter  tag  21.  Aug. 

nzu  Bremgart  zwischen  den  fünff  ortten  und  Zürich  und  Bern 
halb,  wie  vorgemelt  ist ;  do  erschinen  die  von  den  fünff  ortten 
nit  uff  disen  tag  2] . 

[259]  Von  eim  grosen  rot,  so  gehalten  wart  derren  von  Sollenthum 

halb,  antreffen  das  hochgricht. 

%        Uff  zinstag  den  22.  tag  ougusti  1531  jor  wart  der  handel22.A„g. 
des  hochgrichtz  gegen  dennen  von  Sollenthum  und  minen  her- 
ren  uszgesprochen   und  zu  end  gesetzt  durch  die  siben  man, 
die  dan  in  dyser  sach  solten  rechtsprecher  sin,  wie  vor  gemelt 
ist,  das  der  galgen,  so  vor  durch  die  thettigszherren  uffgericht 

3i  wasz  worden  und  der  grftst  span  und  zwy tracht  zwischen  minen 
herren  und  dennen  von  Sollenthum  gwesen  ist,  sol  dannen 
thon  werden  und  kein  hochgricht  zu  ewigen  zitten  do  nimer- 
mer  uffgericht  werden  von  keim  theil;  und  wasz  susz  spen 
und  zwitracht  gegen  einander  verlouffen  sind,   sol  alsz  gricht 

ö  und  geschlicht  sin  und  ieder  theil  den  kosten  an  im  selb  haben 
und  domit  gut  frunt,  nochbur  und  lieb  truw  eydgnosen  sin 
etc.  Wart  diser  uszspruch  eim  grosen  rot  anzeigt  und  fürge- 
halten und  ein  erlich  botschafft  von  Bern  hargeschickt,  mine 
herren  und  ein   grosen  rot  zu  bitten,   das  wir  by  disem  usz- 

Dagegen  vermisse  ich  bei  Ryff  die  Erwähnung  des  Tages  zu  Basel  vom 
)6.  Sept.  (a.  Bullinger  III.  71.  Ochs  VI.  50;  wohl  irrthümlich  hat  Hot- 
tinger  II.  361  Anm.  58:  den  6»  Sept.)  1)  S.  Bullinger  III.  46:  ■Umm 
Lsurentii«  (10.  August).  Kessler  VI.  288  ff.:  »erstmals  gesechen  worden 
am  15.  tag  augstmonat*.  Salat  S.  2S9:  »um  assumptionis  Marie«.  Strass- 
burger  Jahrgeschichten  in  Mone :  Badische  Quellensammlung  II.  142: 
»Im  October«.  2}  S.  den  Abschied  dieses  5ten  Schiedtags  zu  Bremgarten, 
dat.  Zinstag  vor  Bartholomei  bei  Bullinger  III.  49  ff. 

Basier  Chroniken.  I.  Q 


130  1531. 

sprach  hüben  und  vernugig  sin  woken.*  Also  wart  esz  einhel- 
lig erkant  by  disem  uszspruch  zu  hüben.  Hiemit  wart  diser 
span  und  zwitracht  zwüschen  beyden  parthigen  ouch  abgestelt, 
und  gwunen  mine  herren  von  Basel  für  iren  theil  gnugsamlinb 
und  me  dan  sy  begert  hatten,  und  verluren  die  von  Sollen-  s 
•  thurn  die  hoch  herUckeit,  doruff  sy  vjl  gesetzt  hatten  ssu  ge- 
winnen etc. 

[2go]  Von  eim  grosen  hagel  *) . 

4.  Sept.         Uff  mentag  post  Frenny 2)  der  fiert  tag  September  genant 
herbstmonetz  1531  jor  zwüschen  fieren  und  funffen  noch  mit-  10 
•  tag  kam  ein  groser  hagel,    fiellen  stein  in   der  grose  wie  ein 
boumnusz   und   etlich  groser,   zerschlug  vil  opsz  an  bommen 
und  die  trubel  von  reben,  desglich  hagel  hat  uff  disz  zit  kein 
mensch  erdacht,  und  stund  des  jorsz  fast  wol  an  reben  und  vil 
opsz  allenthalben,  das  menglich  meind,  esz  solt  alsz  zu  grund  is 
gangen  sin;   aber  got  hat  gröslich  sin  gnod  bewisen  und  be- 
hut,    das  nit  sundersz  grosz  schaden  am  win  beschach;   dem 
20  soum  solt  worden  sin,  gieng  nit  über  ein   soum  ab,   dan 
das  man  glich  dornoch  herbsten  must,   ursach  des  fullensz  an 
den  trublen  noch   den   hagelstreichen,    aber  an   eychlen    und  20 
opflen  thet  esz  vil  schaden;   und   gieng  ouch   diser  hagel  nit 
wyd.    Got  behut  unsz  furer! 

Von  eim  burgeriag,  so  gehalten  wart. 

s*pti>r.  In  dem  monet  September  des  obgemelten  jorsz  wart  ein 

tag  gehalten  zu  Bremgart,  komen  zusamen  die  von  Strasburg,  25 
Costenz  mitsampt  Miühusen,   Bern   und  andre  ort,    desglich 
Basel,   Apenzel,   Schaffhusen,  handletten  und  tageten  by  drii 
wuchen  zu  Arouw,  Bremgart  und  zu  Baden  der  zweygung  und 
spennen  halb  zwüschen  dennen  von  Zürich,  Bern  und  der  funff 
ortten  halb,  hetten  die  gern  zu  fryd  und  einigkeit  brocht,  hatten  3« 
grosen  flisz  und  ernst,   esz  möcht  aber  gegen  beyden  theillen 
nüt  verfachen,  dan  kein  theil  dem  andren  nochlosen  wolt :  dan 
wo  die  Züricher  und  Bernner  billigkeit  begertten,   das  wolten 
[261]  die  andren  nit  annemen,  dovon  vil  zu  schriben  wer,  aber 
nit  von  nötten  alsz  zu  beschriben,  dan  ursach  gnug  vorgemeltet  33 
ist,  uff  dasz  die  schydherren  und  tagszherren  scheyden  musten, 
das  nüt  fruchbarlichsz  zu  end  brocht  wart,  und  endet  sich  der 
8.  oct  tag  uff  suntag  den  achten  tag  october,  das  die  tagszherren  wy- 
der  heim  füren. 

Von  eim  grosen  rot,  so  gehalten  wart  einner  manug  halb  von  Bern,  * 

und  ein  zug  wyder  die  lender. 

it. oct.  Uff  mitwuchen  den  elfften  tag  october,  genant  winmonet, 

12.  Statt  »bonmnuBt«  scheint  in  der  Ha.  »bonrausnußz«  oder  »bomnannst«  z«  Btenn. 
1)  S.  Wurstisen  599.   Gast  29.        2)  Vreni  «  Verena. 


1531.  131 

des  astgemelten  jorsz  hielt  man  grosen  rot,  und  wart  Abgehal- 
ten ein  maqug  von  dennen  von  Bern,  ein  uffsechen  zu  haben, 
ibglich  grust  zu  sin,  so  sy  minen  herren  von  Basel  die  andre 
manug  schickten,  das  sy  uff  weren  innen  zuzuziechen,  dan  die 

:  von  lendren  mit  macht  woren  uffbrochen,  diewil  innen  die  vqn 
Zürich  die  strosz  nit  wolten  uffthun  und  brobiant  zulosen,  die 
mit  gwalt  zu  hollen  und  uffzuthun.  Also  w^rt  mit  beyden  röt- 
teo  erkent  in  zuzuziechen,  und  wart  uff  disen  tag  uszgeleyd 
tuq  bürgeren   und   usz  miner  herren  empören   fünfhundert  *) 

nwlgeriister  Jmecht  mit  eim  fenly,  under  den  wasz  houptmw 
iiiT  Hansz  Rudolff  Fry  des  rotz  und  fenrich  Clausz  Zesty  der 
metzger2],  ludner  meister  Baschion  Krug3),  die  zugebnen  her 
Jeronimus  von  Kilchen  und  der  jung  Bientz,  ale  des  rotz, 
zugen  usz  uff  fritag,   den  zwelfften  tag  winmonetz.    Got  ver-i2.oct. 

.lieh  alzit  sin  gnod  und  friden! 

Uff  fritag ,    alsz  sy  uszzugen  von  Basel ,   zoch  man  itensz 
Liuweg,  kam  botschafft,  wie  am  mitwvichen  qbgemelt  die  len-itoct. 
der  die  von  Zürich  angriffen  hatten 4)  durch  veprettry,   und  zu 
beyden  tfreillen  by  thusent  manen  erschlagen  wurden.   Uff  disz 

^ mal  kam  der  Zwinly  um,  dan  er  mit  dem  houptbajmer  vQn 
Zürich  u&szogen  wasz  mitsampt  [m]  andren  redlichen  bürgeren 
ron  Zürich,  dan  &y  durch  etUch  von  Zürich  gegen  den  lende- 
ren  renrotten  und  uszgespecht  woren  worden,  deren  ouch  etlich 
gefangen    wurden    und   von  den  von  Zürich   gefiertheilt   und 

Sitdem  noch  sinnem  dienst  gelond  wart.  Got  verlieh  den  fro- 
ren cri&ten  sin  gaod  und  sig  alzit  1 

Esz  kamen  derren  von  Zürich  um  achtzechen  gelertter  men- 
aer'  mitsampt  dem  Zwingly  und  susz  retlicher  burger,  das  ir 
^  drühundert  der  Züricher  umkomen,  aber  die  lender  verluren 

» vfi  iner  und  ouch  fast  redlich  menner.  Esz  kamen  ouch  under 
m  um  die  dry  obresten  amänner  von  Zug,  Underwalten  und 
Schwitz,  litten  fast  ein  grosen  schaden. 

Tnierichtunq  disz  vorgemelten  kriegsz  Ursprung  und  ursach 

des  handelsz. 

Diser  erstgemelt  krieg  wasz  ein  härtter  krieg,  der  billich 
pin  iedes  cristenmensch  bekümeren  sol  und  im  zu  hertzen  gon, 

Ix  »Za  rieber  werden  von  irem  eigenen  volen  remtien«  am  Bande  Ton  der  Hand  des  Peter 
tyff.       32.  »Den  lenderen  gendt  ire  aman  und  oberste  druf«  desgl. 

1;  400  Mann:  Aufzeichnungen  26*>.  2)  S.  unten  [306].  3)  Vgl. 
Ktllinger  ÜT.  194.  Gast  34.  4)  Die  Schlacht  von  Kappel.  Ueber  die 
,  *erretry«  s.  Mörikofer  a.  a.  O.  IL  405.  Ebendaselbst  wird  der  Verlust 
^r  Züricher  an  Todten  nach  Bullinge  r  zu  614  (soll  heisren:  512,  r. 
Bull.  III.  158),  der  der  fünf  Orte  zu  80  Mann  angegeben,  so  dass  sich 
fcjff  s  Angaben,  zumal  die  aber  den  Mehrverlust  der  Länder,  als  falsch 
ausstellen.  Eine  genaue  Kritik  der  wichtigeren  Quellen  glaube  ich  mir 
^r  ersparen  und  statt  dessen  auf  Hottinger  IL  S.  373  ff.  verweisen  zu 
&fea.  5)  Eine  Aufzahlung  der  auf  Züricher  Seite  Gefallenen  s.  bei  % 

Jünger  HL  142  ff.;  unvollständig  Kessler  VI.  302. 

1»" 


132  1531. 

dan  esz  wol  zu   beduren   ist,   das  ein  so  hoch  gelopte  eygno- 
schafft  in  ein  solliche   zertrennig  kumen  ist,    aber  doby  ouch 
kein  wunder,   das  got   der  almechtig   sin  stroff  ouch  lot  gon, 
dan  esz  zu  zitten  wol  verschuld  wurt,  dan  do  von  iedem  for- 
sten und  herren  gelt  genumen  wart,   vil  wittwen  und  weysen  5 
zu  machen,   land  und  lüt  zu  verderben  wyder  alle  billickeit, 
er  und  recht,  do  lebt  ein  zit  ein  eygnoschaft  wol  und  woren 
wol  einsz,   aber  sobalt  got  sin  gnod  etlichen  ortten  sant  und 
sin  götlich  wort  mittheilt,   und  von   sollichem   blutgelt  liesen 
und  pencion  verhütten  zu  nemen,  das  schmackt  etlichen  ortten  to 
[203]  nit,  fiengen  an  die  andren  zu  hasen,  alsz  dan  die  usz  den 
lenderen  gethon  hand,  nämlich  die  von  Lutzern,  Ury,  Schwitz 
und  Underwalten  mitsampt  den  von  Zug,  dennen  dan  das  blut- 
gelt  und    die   pencion    basz   schmackt  dan   das    götlich  wort, 
fiengen  sy  an  zu  hassen  und  schmechen  die  von  Zürich  und  u 
Bern  mitsampt  andren  cristlichen  stetten  und  mitburgren,  sy 
zu  scheltten  und  lestren  mit  groser  schmoch  und  gotzlestren, 
dan  sy  die  von  Zürich  und  Bern  schultten  ketzer,  Juden  und 
heyden  mit  vil  andren  üpigen  wortten,   dordurch  sich  die  von 
Zürich  und  Bern  fast  beclagten  uff  die  lender,   dan  sy  innen  » 
ire  burger  schendetten  und  schmechten,  wo  sy  geschefften  halb 
in  die  lender  komen.    Sy  tötten  ouch  dennen  von  Zürich  etlich 
cristlichen  predicanten,  dordurch  dan  sich  ein  zug  erhub  zwy- 
schen  beyden  parthigen,   der  zu  Jona1]   bcschach,    alsz  man 
vornnen  gehört  hat2),    uff  das  ein    landfriden    gemacht  wart» 
durch  die  cristlichen  burgerstet,  wie  dan  ouch  vor  anzeigt  ist, 
und  wasz  uff  demselben  gemacht  wart,  stiff  zu  halten  und  die 
lender  nieman  solten  weren  das  gotzwort  anzunemen  und  nüw 
und  alt  testament  Ion  predigen,   ieden  losen  gluben,   dornoch 
im  got  gnod  verlieh,  und  vil  gutter  cristlichen  artickel,  so  ab-  so 
geret  und  betragen  wurden   und  des  verbriefft  und  versiglet; 
und  welcher  theil  sollichsz  nit  hielt,  das  der  ander  theil  disem 
brobiant,  feillen  kouff  und  merekt  abschlachen,   dordurch  dan 
diser  krieg  und  zanck  erwachsen  ist,    dan  die  lender  sollichen 
vertrag  und  landfriden  nit  hand  wellen  halten ,  ouch  das  got-  35 
lieh  wort  under  innen  nit  hand  wellen  Ion  pflantzen,   sunder 
alle  die  dorum  gestrofit  und  t&t,  die  sollichsz  gern  angenumen 
hetten,  und  [264]  über  das  alles  dennen  von  Zürich  und  Bern 
vil  schmoch,  schand  und  laster  erbotten,  iren  predigeanten  und 
bürgeren.    Wiewol  die  von  Zürich  und  Bern  innen  lang  sol- « 
lichsz  vertragen  hand  alsz  die,   dennen  nit  wol  mit  sollichem 
kosten  und  unfriden  ist,  hat  esz  mit  gutte  nüt  mögen  helffen, 

1)  Der  Bach  Jonen  entspringt  nördlich  von  Cappel  und  durchfliegst 
in  seinem  ersten  Laufe  die  Gegend,  in  der  nach  Bullinger  II.  171  die 
Zürcher  im  ersten  Cappeler  Kriege  ihr  Lager  aufgeschlagen  hatten.  Er  er- 
gieast  sich  bei  Lunkhofen  in  die  Reuss,  nachdem  er  kurz  vorher  noch  da* 
ihm  gleichnamige  Dorf  Jonen  durchflössen.       2)  S.  ob.  S.  100. 


1531.  133 

bisz  sisz  nit  me  hand  mögen  lyden  und  innen  noch  inhalt  des 
landfridensz  und  vertragsz  brobiant  und  feillen  kouff  abgeschla- 
gen, das  nu  ouch  ein  gutte  zit  gewert  hat,  bisz  sich  (ke  crist- 
lichen  burgerstet  doizwüschen  gleyd  hand,  sollichsz  zu  richten ; 
aber  esz  hat  zu  beyden  parthigen  nüt  mögen  erschiesen,  wie 
dan  ouch  vor  anzeigt  ist. 

Uff  das  mag  eim  ieden  fromen  cristen  wol  zu  herzen  gon, 
toz  crisüichen  und  dapffiren  gemfttz  die  lender  sindt,    und 
wasz  glubensz  und  götlichen  wesensz  inn  innen  ist.    AIbz  sy 
loffbrochen  sind  wyder  die  von  Zürich  zu  ziechen,  wie  vorge- 
melt  ist,   sind  die  von  Lutzern,   Underwalten  und  Zug  gon 
(appellen  gefallen  in  das  closter,   den  apt  erstochen  und  in 
also  tot  uff  den  kantzel  gesteh,  im  die  ougen  uszgestochen  und 
in  gespot  gesagt,   er  sig  ein  blindenfurer  und  er  sol  ietz  ouch 
«in  ewangellium  predigen1),   und  den  schwangeren  frowen,  so 
grosz  mit  kinden  gangen  sind,   die  handtbuchsen  an  ire  buch 
gehebt  mit  sollichen  wortten:  sy  wellen  innen  die  frucht  im 
üb  erschienen,    domit  sy  kein  ketzer  und  ewangellischen  mer 
machten ;   desglich  den  jungen  knaben  hand  sy  wellen  ire  ge- 
imecht  abhouwen,  dordurch  sy  kein  lutterschen  oder  [2*5]  ewan- 
gelischen  ketzer  mer  machen,   und  hand  ouch  den  söugenden 
frowen  ire  brüst  ab  wellen  houwen,   dordurch  sy  kein  ketzer 
mer  söugen   sollen,   und  innen  die  kleyder  ob  der  schäm  ab- 
gehouwen,   etlich  from  frowen  und  dochteren  geschmecht  und 
i  genötiget,  und  derglichen  vil  schandlicher  und  ungehörtter  din- 
gen hand  sy  getriben2),   das  do  gröslich  zu  erbarmen  ist  und 
hülich  ein  ieden  fromen  cristen  erbarmen  sol,   dan  under  den 
Torcken  und  heyden   ist  sollichsz  nie  erhört  worden.    Do  sol- 
liehe  ding  gestrafft  solten  sin  und  von   dennen  sollichsz  *solt 
•  beschirmt  werden  mit  Hb,  er  und  gut,  die  hand  selb  gehand- 
let, das  got  der  almechtig,  alsz  ich  in  in  hoff,  ungestrofft  nit 
sol  losen   bliben,   sunder  die  gotloscUschen  hertzen  zerknüt- 
?chen,  doby  sin  gwalt  und  gnod  mög  erkant  werden  und  sol- 
lichsz gerochen  wert  und  sin  götlich  wort  beschirmt  und  erhal- 
* ten  werden,    der  wel  mit    sinner  gnod  allen   fromen  cristen 
bvgton. 

« 

*.  8dafpreo  H  ••  9.  Am  Band«  tos  der  Hand  des  Peter  Rjff :  Notaadna:  Der  linderen 

Mafaindiech  rn    Hi.   »jftngen«  anf  einer  Correctnr. 

i 

1)  Biet  ist,  wie  es  scheint,   ein  unbegründetes  Gerücht.    Abt  Wolf- 
png  Joner,   der  auf  der  Wahlstatt  blieb,  wurde  nach  Bullinger  III. 
J'ri  auch  von    den   Feinden  betrauert.     Mörikofer  a.   a.   O.   II.   411. 
dessen  auch  Oekolampad  berichtet  der  Erzählung  yon  Ryff  gemäss  an 
Capito  22.  Oct.  1531  (Epp.  f.  173;  s.  Hagenbach  175)  und  ebenso  Gast 
a  leiuem  Tagebuch  35  mit  dem  Zusatz :  »eine  unerhörte  Blutgier,  die  so« 
w  dem  Türken  fremd  ist«.         2)  Auch  diese  schreckhaften  Dinge  schei- 
*»  grösstentheils  auf  erste  übertreibende  Gerüchte  zurückgeführt  werden 
xa  müssen. 


134  1531. 

Alsz  nu  clißz  fenly  knechten  von  Basel  hinweg  zugen1), 
wurden  sy  bscheyden  zu  der  Züricher  houptbanne*  miteampt 
Mülhusen,  Schaffhugen,  Apenzel,  Sunt  Gallen  und  die  Dur- 
gfiwer  und  dem  houptbanner  von  Hern ,   aber  dläz  ey  zusamen 

(ii.oci.)komen2),  wurden  die  unseren  von  Hasel  mit  iretn  zeichen  mit- 
sampt Mülhusen,  Schaff husen,  Apentzel  utid  den  Dürgfrüweren 
und  ein  fenly  von  Zürich  abgesondert  und  wurden  an  die  figent 

Ui.0ct.)ge6chickt  uff  einnen  berg  by  Zug8).  Afez  sy  hinuff  komen  by 
nacht  um  die  elfffce  stund ,  fiengen  sich  an  m  legeren,  ver- 
meinten keim  findta  dö  zu  erwartten  sin  uff  dieselbe  nacht, 
sunder  uff  motndes  [m]  wolten  sy  die  find!  angriffen ;  aber  alsz 
sy  sich  legertten  uff  dem  berg  und  meinten,  sy  weren  die  nacht 
wol  zu  rouwen,  indem  körnen  vil  Spanger,  so  dan  die  lender 
angenutnen  hatten ,  und  übfcrtiellen  die  unseren  mit  gantzer 
macht,  und  hatten  die  liegend  alle  wise  hemder  über  iren  hai- 
nast  an,  by  dem  sy  einander  by  der  nacht  möchten  kennen, 
dan  diser  angriff  beschach  fast  um  mitte  nacht.  Do  wart  zu 
beyden  theillen  manllch  gestritten,  aber  die  unseren  hatten  kein 
nochtruck,  dan  innen  von  den  Züricher  und  Hemneren  zuge- 
seit  wart  innen  zu  hilff  zu  kumen:  so  sy  uff  dem  berg  an-i 
griffen,  so  wolten  sy  unden  angriffen ;  aber  sy  wurttän  von  in- 
nen versumpt  und  verlosen,  deshalb  sy  musten  wichen,  und 
verluren  wir  von  Basel  mengen  gutten,  fromen  burger,  de*- 
glich  üer  stuck  büchsen,  nämlich  fackünly  4j ,  und  die  von  Mül- 
husen verluren  ir  fenly,  desglich  die  von  Zürich  ouch  ein 
fenly.  Esz  kam  den  von  Schaffhusen  ir  fenrich  um,  desglichen 
den  von  Mülhusen &),  die  litten  ein  grosen  schaden  an  hab, 
gut  und  lütten,  desglich  Apenzel  und  Sant  Gallen;  die  Dür- 
göuwer  verluren  ouch  ein  fenly  und  susz  gross  gut  und  lut. 
Esz  wurden  ouch  uff  der  lender  sit  vil  erschlagen,  sunderlich 
deren  in  den  wisen  hemdren,  derren  ein  grose  zall  uff  der 
waltstat  bliben,  dan  uff  der  Basler,  Züricher  und  Beniner  sit- 
ten,  wie  obgemelt  ist,  nit  mer  wan  drütusent6)  starck  waren. 
aber  uff  der  lender  sit  vast  starck,  dan  deren  von  Zug  und 
Lutzern  ouch  vil  under  disen  woren,  dennen  dan  ouch  ein 
groser  schad  geschach  an  namhafftigen  lütten,  so  sy  under  in- 

1)  S.  den  warnenden  Brief  der  Basler  an  Zürich  vom  12.  October  bei 
Bullinger  III.  178;  ferner  vom  13.  October  bei  Mörikofer  II.  425. 
2)  Bullinger  III.  184.  3)  Den  Gubel.  8.  Hottinger  11.  404.  Salat 
32D.  Bullinger  194.  Kessler  VI.  306.  S.  einen  Brief  Basels  an  die 
Hauptleute  von  Zürich  und  Bern  vom  24.  October  bei  Bullinger  III.  208. 
4)  »4  Falconeten  uff  redern«  erwähnt  auch  Bullinger  III.  194.  S.  über 
den  Verlust  an  Menschen  Wurstisen  604  (140  Mann,  darunter  Bothanusi . 
Bullinger  204.  Vgl.  Gast  37.  5)  Ulrich  Spyess,  s.  Bullinger  205. 

Er  »sol  das  fendli  todt  amm  armm  gehept  haben  und  also  von  Berglüthen 
f unden  sin « .  8.  auch  Heinrich  Petri:  Der  Stadt  Mühl hausen  Geschich- 
ten, herausgeg.  von  Graf.  Mflhlhausen  183s.  fc.  314.  6)  Mörikofer  4»2: 
4000  Mann. 


J»1.  135 

Den  lütten;  iedoch  behielten  sy  das  feit,  die  lender,  und  ge- 
vumen  den  [w]  unseren  vil  gut  ab  an  gelt,  buchten  und  an« 
iJrem,  dordurch  groser  schrecken  in  die  Züricher  und  andren 
kam,  dan  die  lender  sich  in  groeem.  vortheil  finden  liesen  alle 
sat,  dorm  in  nieman  nütz  mocht  abgewinnen,  dan  sy  in  kein 
witte  komen,  do  man  ein  rechte  schlacht  het  mögen  mit  in 
Terbringen. 

Uff  das  ylten  die  lender  fast  uff  die  von  Zürich,  sy  zu  be- 
leidigen und  zu  beschedigen,  uff  das  sy  die  von  Bern  aber 
n  Mitten  und  in  begertten  zu  hilff  komen  mit  dem  andren  houp- 
tonner  noch  lut  cristlichsz  burgrecht,  das  ouch  die  von  Bern 
(betten;  sugen  usz  mit  dem  houptbanner  abennolsz  mit  fier 
•tnsent  knechtten ,  und  manten  die  von  Basel  ouch  zu  innen 
Wen«  zu  riechen  gon  Zoffingen,  das  nü  min  herren  von  Basel 
looch  gutwillig  und  gehorsam  woren,  noch  inhalt  cristlichsz 
tnngreeht. 

Zügen  also  aber  usz  hie  zu  Basel  mit  funffhundert  wol- 

seraster  burger *) ,    under   den  wasz   houptman  her  Bernhart 

Heyger,  luttener  meister  Rudolff  Super,  zugebner  jungker  Hansz 

iDüimg  Hüg,  fenrich  meister  Hansz  Doltter  oder  Frischherz, 

Keffer,  zugen  usz  uff  frittag  sant  Symon  und  Judisz  oben, 

27.  tag  wimnonet  des  erstgemelten  jorsz,  zugen  den  neck- 
ten gon  Zoffingen,   do  funden  sy  die  von  Bern  mit  dem  an- 
«Iren  houptbanner,  by  fiertusent  starck,  wie  obgemelt  ist,  wur- 
»dra  die  von  Basel  erlich  von  innen  empfangen,  dan  sy  gantz 
Tolgerüst  woren  und  ernstlich  in  der  sach  alsz  die,   dennen 
•ian  ein  [*&]  groeer  Verlust  zugestanden  wasz  an  lüt  und  gut 
und  sy  dasselb  gern  wyder  gerochen  ketten»  aber  die  hilff  wasz 
nit  do  noch  dem  und  esz  zugeseit  wart.    Also  wasz  die  mei- 
Jnig,  aliz  man  am  suntag  gon  Zoffingen  kam,   das  man  glich 29. Oct. 
moradw  die  lender  solt  angriffen  und  zum  ersten  das  schlosz 
Wicken  su  statinen,  das  dan  vor  Zoffingen  lit  und  derren  von 
btaern  ist,  bim  selben  inzubrechen  und  uff  Surse,   Sembach 
bist  uff  Luteern  zu  riechen,   sollichsz  zu  verderben  und  inzu- 
»uemen;  aber  eez  wasz  der  Bernner  wil  nit;  wasz  verstandtz 
sy  mit  den  lendren  hatten,  ist  mir  unwissen,  iedoch  wart  in 
&em  handel  gedettiget  und  dorzwüschen  gehandlet  durch  erlich(2S.Oct.) 
HÜdkerren,  so  dorzwüschen  ritten  disen  krieg  zu  richten  und 
ra  tertragen,  nämlich  die  richstet,  Ulm,  Ougsburg,  Nürenberg 
«and  ander  stet2).   Aber  die  lender  wolten  dise  erüchen  stet  nit 

21.  koeffer  Hs.  Mit  Bficksieht  auf  26,21  and  28,19  wird  wohl  Weffer  zu  setzen  sein. 
Husz  Doltter  findet  sich  in  den  ftathsllsten  jener  Jahre  nicht,  wohl  »her  Von  1537  an  ein 
Cta&nt  Dolter  alt  Meister  der  Spinnwettenuunft,  tu  welcher  die  Koffer  gehören.  Es  sieht 
«teu,  als  httte  Bjrff  mit  der  Orthographie  des  Wortes  nicht  gehörig  rareoht  kommen 

'  .  1[ S.  Wurstuen  604.  Ochs  VI.  53.  Vgl.  Bullinger  III.  208.  Auf- 
Ahnungen  27»:  500  Mann.  2)  Bullinger  ÖL  215  nennt  Ulm, 
?*Mnngttif  Biberach,  Lindau,  Isini,  Kempten,  Wangen:  vgl.  Wurst- 
en 605.  Mörikof  er  IL  444.  «*»•"■•* 


136  1531. 

hören  noch  vertragen  losen,  noch  kein  ort,  das  do  das  ewan- 
gelium  angenumen  het,  sunder  sy  musten  also  ungeschaffet 
witter  hinweg  ritten.  In  dem  kamen  ouch  derzwuschen  das 
regiment  von  Engen,  der  margroff  mit  siner  botschafft  von  Bot- 
tällen ,  desglich  der  herzog  von  Saffoy,  des  Franzosen  erliche  s 
botschaflt  und  ander  vil  fursten  und  herren *) .  Stund  also  in 
der  richtung  by  den  10  tagen,  lag  man  also  zu  Zoffingen  die 
zit  im  leger  mit  dem  gantzen  huffen  still. 

Aber  dise  handlung  mocht  gegen  den  lendren  [aw]  nüt  er- 
schießen,   sunder   sy  leyden  arttickel  in2),   die  uff  diser  sitten  te 
nit  anzunemen  woren,  uff  das  dise  handlung  zerschlug.    Wasz 
die  arttickel  gegen  einander  sind,   stand  hernoch  zum  theil, 
alsz  man  hören  wurt,  so  dan  die  Züricher  mit  den  funff  ortten 

(i6.NoT.)angenumen  handt  in  disem  friden  etc. 3)    Und  wart  diser  friden 
gemacht  und  gehandlet  uff  dem  hoff  zu  Teinicken  under  dem  ib 
Breitholtz  hie  disenthalb   der  Syll  uff  der  von  Zug  ertdrich4) 
uff  frigem  feld,  alsz  man  in  articklen  hören  wurt. 

[270]  Uff  das5)  wasz  der  frid  usz,  und  kam  die  botschafft  gon 
Zoffingen  von  dennen  von  Zürich,  wie  die  lender  in  die  Frygen 
Empter 6)  wolten  brechen  und  do  brofiant  oder  saltz  hollen :  do  a© 
wolten  siez  angryffen.  Also  brach  man  zu  Zoffingen  ouch  uff 
mit  dem  houptbanner  von  Bern  und  dem  fenly  von  Basel  mit- 
sampt  andren  zeichen,  so  dennen  von  Bern  zugehortten,  zugen 

9.  Nov.  also  uff  donstag  vor  sant  Martinsz  tag  von  Zoffingen  ylensz 
gon  Arouw,   in  willensz  uff  Bremgart  zu  ziechen,    do  lag  das  k 
erst  houptbanner  von   Bern    mitsampt  unserem  vorigen  fenly 
von  Basel  und  andren  zeichen ;  aber  indem  kam  aber  botschafft, 
wie  die  schydherren  aber  in  der  handlung  werren  die  sach  zu 
richten,    des   man   aber   also   bleip  still  lygen  zu  Arouw  uff 
achtag.    In  dem  wurden   die  Bernner  knecht  im  alten  huffen  so 
fast  unwillig,   lieffen  von  dem  houptbanner  und  allen  zeichen 
von   Bremgartten  gon  Arow  und  lüffen  von  Arow  alle  heim. 
Die  von  Bern  liesen  in  bietten  by  er  und  eyd,   esz  halff  aber 
nüt,  sy  lieffen  all  heim.    Uff  dasselb,  diewil  niemansz  by  den 
houpbannerren  wasz ,   gaben  die  von  Bern  unseren  houplütten  » 
mit  beyden  zeichen  ouch  urloub  heim  zu  ziechen,  danckten  in 

17.  Die  Hälfte  von  S.  269  in  der  Hs.  nach  diesen  Worten  leer  gelassen.  Die  Worte  von  »so 
dan  —  hören  wnrtt  scheinen  mit  spaterer  Tinte,  derselben,  wie  sie  auf  Bl.  273  die  Schrift 
zeigt,  aufgezeichnet,  als  das  Vorig»  nnd  sind  daher  vermuthlich  nachgetragen.  54.  An 
Rande :  »Basleren  verlnrstc 

1)  Noch  werden  genannt  der  Herzog  von  Mailand,  die  Gr&fin  von 
Neuenburg,  Glaras,  Freiburg,  Appenzell.  Bullinger  III.  217.  Salat  325. 
Kessler  VI.  309.  Wurstisen  605.  Vgl.  d.  Eingang  des  Berner  Friedens 
fs.  unt.  S.  139.  Anm.  1)  2)  S.  diese  bei  Bullinger  III.  220.  Mörikofer 
II.  445.  3)  S.  unten  S.  138.  4)  So  im  Friedensvertrage  (vgL  unten  S.  158). 
Bullinger  III.  247 :  »an  den  platz  und  uff  ein  matten,  inen  von  den  5  orten 
bestimpt,  hiess  Teynicken  uff  der  Zuger  grund  under  Baarrburg«.  S.  Hot- 
tinger  II.  426.  Mörikofer  IL  448.  5)  S.  ob.  Zeile  11.  6)  D.  h.  in 
das  Zürcherische  Freie  Amt  am  Albig.   Bull.  III.  226  ff.   S.  das Orteregister. 


1531.  137 

mit  hochem  flisz  irsz    truwlichen   zuziechensz    mit  erbiettung 
alles  gutten  und  derglichen.    Also  zugen  wir  mit  unseren  bey- 
den  zeichen  ouch  heim,    kamen  uff  suntag  den   19.  tag  des  i9. not. 
monetz  novembrisz  mit  beyden  zeichen  wyder  heim,  doch  mit 

j? erlöst  etlicher  gutten,  redlichen  bürgeren. 

27i  1  In  dem  handlet  man  für  und  für  in  dem  friden  zwischen 
den  lendren  und  dennen  von  Zürich  und  Bern,  aber  in  disem 
handel  und  friden1),  alaz  der  zug  gantz  usz  dem  feld  wasz, 
iiberfiellen  die  usz  den  lendren  die  von  Bremgart  und  Mellin- 

ngen,  nomen  die  in  mit  gwalt  und  zerbrochen,  die  ringmuren 
m  Meilingen  und  machten  usz  der  stat  ein  dorff2),  richtetten 
ouch  do  wyder  mesz  uff  und  ander  zermonien,  desglich  wart 
der  mesz  halb  zu  Bremgart  ouch  von  innen  gehandlet.  Also 
wart  durch   die  schydherren  gehandlet  und  gefridet  zwüschen 

u.  dennen  von  Zürich  und  den  lendren,  aber  welche  uffenthaltter 
des  heilligen  ewangellisz  und  gotzwort  woren  zu  Meiligen  und 
Bremgart,  die  musten  wichen  und  entringen,  from  redlich  er- 
renmenner,  und  die  gotlosen  wurden  wyder  ingesetzt.  In  disem 
fall  wart   die  hoffhug  der  weit  wol  erkant,   dan  wasz  schütz, 

»  schirm  und  hilff  die  Frigen  Empter  wartten  sindt  gesin  von  den 
?on  Zürich  und  Bern,  hand  sy  do  wol  uff  disz  mol  erfaren: 
vil  Verheißung  von  in  beschechen,  aber  wenig  hilff  etc.  Got 
ngsz  befollen! 

Es  wart  uff  disz  mol   ein  friden  gemacht  in  der  eydgno- 

s  schafft  zwüschen  den  lendren  und  den  andren  ordten,  ein  frid, 
der  billich  ein  iedes  cristenherz  bekümeren  solt,  dan  in  disem 
friden  begriffen  wart  me  des  tuffelsz  regiment  dan  gottes  err, 
dan  do  wart  verwillget  alles,  das  die  lender  begertten.  Esz 
wart  gemacht,  das  man  in  den  Frygen  Emptren  in  gemeinnen 

ä  herschafften  must  ieden  losen  glouben,  wasz  er  wolt:  nämlich 
welche  noch  der  mesz  anhiengen,  dennen  must  man  mesz  losen 
und  [n?]  niemansz  witter  zwingen  noch  tringen  3) ;  desglich  alle 

1  An  Band« :  »Auihor  dieer  cronick  ist  eelbi  dorbey  gewiteoc.   Dieie  und  die  vorher- 
gekeade  Notix  von  der  B*od  dee  Peter  Bjrff. 

1)  Die  Darstellung  des  Chronisten  ist  hier  nicht  gans  klar.  Als  Mel- 
angen und  Bremgarten  eingenommen  wurden,  hatte  allerdings  Bern  seinen 
Frieden  mit  den  5  Orten  noch  nicht  Rem  acht,  wohl  aber  Zürich,  und  zwar 
mit  der  ausdrücklichen  Bestimmung,  dass  jene  beiden  Städte,  die  noch  mit 
des  Bernern  hielten,  von  demselben  sollten  ausgeschlossen  sein.  Beim  An- 
rucken der  5  Orte  sogen  die  Berner,  aller  Bitten  unbeachtet,  ihre  Besatzun- 
gen aus  denselben  zurück  und  sie  wurden  nun,  wahrend  Bern  über  seinen 
Frieden  mit  den   5  Orten  verhandelte,   von  diesen  besetzt.  2)   Man 

4*vff  inen  die  thoor  ab,  straafit  sy  ruch«.  Bullinger  III.  265.  3)  Es  ist 
ugenau,  wenn  Ryff  hier  die  Freien  Aemter  nennt.  Diese  mit  den  Städten 
Bremgarten  und  Meilingen  waren,  wie  erwähnt,  von  dem  Frieden  ausge- 
flossen und  wurden  mit  Gewalt  wieder  katholisch  gemacht ;  für  die  übri- 
gen gemeinen  Herrschaften  wurde  festgesetzt,  dass,  wenn  ganze  Gemeinden 
»der  Theile  von  solchen  vom  neuen  Glauben  zurücktreten  wollten,  sie  dies 
•«hau  könnten,   und  im  letzteren  Falle  ihnen  ein  entsprechender  Theil  des 


140  1532. 

sunder  must  alsz  uffgen ;  doch  wart  eiii  vertrag  zwischen  allen 
theillen  gemacht,  und  das  schlosz  Mysz  zerbrochen  uff  den  bo- 
den  hinweg. 

[286]  Von  eim  cometa {) . 

Mai.  Angensz  des  meygensz  1532  jor  wart  gesechen  am  himel  5 

hie  in  diser  gegendt  dry  sunnen  schinbarlich  und  gut  am  mor- 
gen zwuschen  achten  und  nunen  mitsampt  andren  sunderlichen 
sternnen  und  zeichen.    Got  verlieh  unsz  sin  gnodt! 

Von  einner  wörtlichen  und  wunderbarlichen  geschieht  zu  Basel 

beschechen  2) .  10 

4.  Aug.  Uff  sundag  den  fierten  tag  ougstmonetz  anno  gezelt  noch 
Cristi  unsersz  heillandtz  geburt  1532  jor  uff  die  stund  noch 
mittag  zwuschen  eim  und  zwelffen  geschach  ein  jomerliche 
mordt,  so  Cristoffel  Boumgartter,  ein  gewantman  und  namhaff- 
tiger  burger  hie  zu  Basel,  begieng  an  sim  ellichen  wib  und  is 
kindt  und  ouch  an  im  selb,  nämlich  ist  dem  also:  Er  hat 
ein  husch  jung  wib  vom  geschlecht  Davitz,  dan  sy  wasz  einsz 
riehen  erlichen  burgersz  dochter,  genant  Heinrich  Davit,  des 
rotz  der  zit  zu  Basel;  by  deren  diser  Stoffel  ein  hübsch  jung 
döchterly  hat  des  altersz  4  jor,  wenig  minder  oder  mer.  Nu  hat  20 
derselb  ein  knecht,  ouch  ein  frygen  jungen,  den  er  im  zyg  hat, 
er  bultte  im  sin  frowen,  und  hat  sollichen  iffer  und  gemudt 
lang,  nam  im  selb  ouch  für,  das  diser  sin  dienner  het  das  kindt 
gemacht  by  sinner  frowen,  wüst  doch  für  kein  [287]  eygen- 
schafft,  hatz  ouch  nie  by  eynander  funden,  sunder  usz  sinnem  25 
eygnen  fürnemen  im  selb  sollichsz  fürgleydt;  hub  sollichsz  et- 
wan  dick  dem  knecht  für,  der  sich  truwlich  gegen  im  ver- 
sprach und  urloub  von  im  begert  von  wegen  disz  argwonsz. 
Nu  stundt  die  sach  also  an  ein  lange  zit,  doch  uff  das  letst 
nam  es  leyder  ein  bösen  uszbruch,  dan  er  bezwang  die  frowen,  so 
das  sy  im  must  verjeehen  durch  notzwang,  dan  er  ir  ein  blosz 
schwert  an  iren  lib  satzt,  das  sy  im  must  verjeehen,  ob  diser 
syn  dienner  by  ir  glegen  wer  oder  nit;  also  usz  forcht  und 
zwang  verjach  sy  im,  sy  were  by  dem  knecht  glegen;  das  esz 
sich  aber  erfunden  hab  oder  susz  gehört  sig  worden,  hat  kein  35 
mensch  können  sagen,   aber   ein  jungfrowen  hat  er  im  husz, 

10.  Am  Bande  von  der  Hand  des  Peter  Byff :  Christoff  Bavmgartero  handlang. 

1)  Kessler  VI.  342:  »Man  sagt  warhafft,  das  ertliche  uff  25  tag  aprils 
an  morgen  umb  die  5  stund  dry  sonnen  gesechen  haben«.  Die  Strass- 
burger  Jahrgeschichten«  in  Mone:  Quellenslg.  der  Bad.  Landes- 
gesch.  II.  143  verzeichnen  das  Erscheinen  eines  Kometen  im  September. 
2)  Eine  Andeutung  bei  Ochs  VI.  82.  Eine  selbständige  Erzählung  des 
Vorfalls  findet  sich  bei  Kessler  VI.  356.  Er  nennt  die  Frau  Elsbetha  und 
'  ihr  Töchterchen  Eisbetlein.  Mone:  Quellensammlg.  der  Bad.  Landesgesch. 
Villinger  Chronik  IL  108:  »Zue  Basel  hat  ain  burger  sein  aigen  weyb 
ermordt  und  fiel  er  zum  laden  usz  zue  todt*. 


1532.  Hl 

derren  der  knecht  nit  abret  wasz  mit  iren  zschaffen  zu  haben. 
Na  das  ichsz  kürz,  dan  on  not  vil  dorvon  zu  sagen  und  schri- 
ben  ist  al  umbstendt,  dan  es  zu  lange  wil  wurt  nemen:  ist 
dem  allen  noch  diser  Cristoffel  in  solliche  verzwyfflung  kumen, 

idan  im  der  tüffel  sin  herz  gantz  besesen  hat,  das  er  disz  sin 
tosz  furnemen  annam,  hat  disen  argwon  und  iffer  also  in  sol- 
cher mosz,  das  der  frowen  fründt  dorzu  thetten  und  nomen 
die  frowen  von  im  uff  acht  tag  lang,  und  schickt  er  sinnen 
knecht  ouch  hinweg  in  sinen  gescheuten  zu  handien;   aber  in 

*•  dem  erzeigt  er  sich,  alsz  ob  ersz  by  einander  funden  het,  liesz 
äff  den  knecht  wartten  durch  die  statknecht  under  dem  thor, 
so  er  kern,  so  solt  man  in  gefenglich  annemen.  Das  wart  nu 
dem  [2$s]  knecht  kundt  gethon,  der  sich  hinweg  macht,  doch 
mit  beger,  sich  gegen  menglichem  zu  verantwurten  sinner  und 

ü  der  frowen  Unschuld  gegen  im,  aber  esz  halff  nüt.  Uff  das 
selb  erzeigt  sich  Stoffel  in  der  mosz,  das  die  fründschaft  sich 
mit  im  vertrugen  und  brochten  im  die  frowen  wyder  zu  husz, 
hielten  ouch  uff  disen  vorgenempten  sundag  ein  imbiszmoll  mit 
im,  und  wart  do  alle  ding  gegen  einander  verzigen,   dan  er 

» sich  bekant  zwuschen  innen  unrecht  gethon  haben,  und  erzeigt 
sich  gantz  fr&lich  gegen  sinnem  wib,  dasz  bald  dornoch  in  grosz 
jomer  und  leyd  verkert  wart,  das  billich  eim  ieden  menschen 
ein  grosen  grüsen  und  schrecken  bringen  mag.  Esz  stundt  nu 
also  bisz  noch  dem  imbisz,   das  die  frundschafft  hinweg  kam, 

» behielt  er  sin  frowen  und  das  kindt  by  im  doheim.  Dan  er 
wasz  etiich  zit  nit  usz  sim  husz  kumen  usz  schäm  des  ge- 
schreisz  halb,  so  er  im  selb  do  gemacht  hat.  Also  schickt  er 
«ine  übrigen  kindt,  derren  er  noch  drü  hat,  aber  nit  von  diser 
frowen,  dan  er  vor  ir  zwo  efrowen  gehebt  hat,  ouch  usz  dem 

*  husz,  desglich  den  knaben  und  die  jungfrowen,  so  er  im  husz 
bat  uff  disz  mol,  dan  die  vorige  jungfrow  wasz  hinweg,  mit 
derren  der  her  und  der  knecht  zu  schaffen  hat,  die  do  wasz 
ein  ursach  vast  disz  jomersz  allen.  Nun  alsz  er  nieman  im 
husz   wüst  dan   in  selb  mitsampt  sinner  ellichen  huszfrowen 

•-und  sinnem  lieben  elichen  kindt,  [289]  do  besasz  im  der  tüffel 
sin  herz  gar  und  reitzt  in  an  der  mosz,  das  er  ein  jemerliche 
mordt  begieng.  Wiewol  er,  vor  und  e  er  dise  mordt  begieng, 
schreib  er  ein  grosen  brieff,  dorm  er  sin  furnemen  zum  theil 
satzt,   wasz  er  begon  wolt,   nam  sollichen  brieff  zu  im,   alsz 

«>ich  nochin  by  im  erfandt,  dan  er  denselben  brieff  an  sich 
gebunden  hat;  wasz  in  dem  alsz  stund,  ist  mir  uff  disz  mol 
snwüssendt;  aber  noch  disem,  alsz  er  den  brieff  beschriben  hat 
und  sim  bösen  furnemen  stat  wolt  thun,  got  erbarmsz,  do  gieng 
er  und  brecht  sin  elich  wib  mordtlich  um  ir  leben  mitsampt 
'■fem  döchterly,  das  vorgemelt  ist,  und  lieff  gestracks  fusz  zu 
«brist  in  »in  husz  und  sprang  von  oben  herab  an  die  gasen 

30-  «kaaben«  corrigirt  ans  •  knecht«  Hb. 


142  1532.  1533. 

und  feilet  sich  selb  ouch  zu  todt,  das  er  an  der  at&t  starb. 
Also  lieff  man  zu  und  vermeint  im  iedes  zu  helffeu,  aber  esz 
wasz  kein  leben  mer  do.  Also  fandt  man  disen  erst  gesohryb- 
nen  brieff  by  im,  den  etwa  menger  lasz  ein  wenig  dorin,  also 
fandt  man  in  dem  brieff,  wasz  fiirnemen  er  gehebt  het  Also  s 
steig  man  in  sin  husz,  dan  er  all  rigell  gestoßen  hat,  das  susz 
nieman  dorin  möcht,  man  must  dorin  stygen.  Alsz  man  hinin 
kam,  fandt  man  das  jemerlich  leydt,  das  er  begangen  hat:  do 
lag  sin  frow  oben  im  husz  vor  der  kameren  ellendlich  ennört 
mit  dem  kindt,  woren  beyd  erbermglich  zerhouwen  und  »er-  to 
stochen.  War  das  sach,  möcht  wol  von  leyd  gestorben  sin, 
dan  esz  zwen  ellendt  anblick  worren,  und  sich  sollichsz  todtz 
gen  im  nit  versechen  uff  die  froliche  anzcdgung,  so  er  den 
imbisz  gen  iren  thon  hat,  [290]  aber  usz  bösem  falschen 
mördrischen  herzen,  der  do  sin  eygen  fleisch  und  blut  umb-  15 
brockt  hat,  ein  sollich  unschuldig  kindt.  Aber  er  hat  sin  böse 
meinig  also  geschriben,  das  kindt  und  die  mutter  umbzubrin- 
gen.  Also  wart  gericht  mit  recht  über  sy  alle  drü  und  im  sin 
recht  und  urttel  gefeit,  das  man  die  frowen  mit  irem  kindt  zu 
der  erden  bestatten  solt  und  in  alsz  ein  morder  uff  ein  radt  20 
legen  und  in  radbrechen  alsz  ein  morder,  und  wurden  im  sinne 
glider  noch  sim  todt  zeratosen  alsz  eim  morder  umb  disen  gro- 
ßen mordt,  und  dornoch  umb  das  er  im  selb  ouch  den  todt 
angethon  hat,  wart  er  in  ein  fasz  geschlagen  und  in  Bin  ge- 
worfen und  all  sin  gut  minen  herren  zuerkant.  Esz  kam  sol-  r» 
lieber  Ursprung  ouch  fast  von  erst  von  der  jungfrowen  har, 
die  er  ein  lange  zit  gebullet  het,  desglich  der  knecht  sy  ouch, 
und  kam  im  dornoch  der  zwiffel  und  argwon,  der  knecht  bul- 
let im  die  frowen  ouch.  In  dem  argwon  und  iffer  bleib  er  also, 
bisz  eacsz  also  böszlich  uszliesz.  Got  erbaxmsz  und  got  der  al-  30 
mechtig  welle  unsz  vor  sollichem  alzit  bewaren  und  ein  ieder 
crist  welle  got  alzit  bitten,  das  er  im  sin  sin  und  denck  vor 
bösem  behutten  wöll,  und  welle  ouch  ein  ieder  cristenmensch 
nit  sich  in  übykeit  begeben,  dan  nye  nüt  gutz  dorusz  endstan- 
den ist,  alsz  man  ouch  in  allen  historien  und  gachriflten  findt,  35 
das  kein  üpickeit  ie  gut  endt  hab  genumen. 

Esz  beschachen  ouch  in  disem  jor  susz  vil  groser  wyder- 
werdickeit  hie  zu  Basel  mit  todtschleg  und  [291]  andren  schwerren 
Sachen.    Got  wol  unsz  fürer  mit  sinnen  gnoden  alzit  behutten ! 

Von  eim  brant  hie  zu  Basel.  40 

1533  Uff  fritag  noch  mitterfasten,  alsz  man  zalt  von  der  geburt 

^'^"'Cristi  1533  jor  zwuschen  zwelffen  und  eim  noch  mitnacht  gieng 

der  scl^ifflütten  zünffthusz l)  an  mit  für  und  verbran  gantz  und 

36.  Statt  »iß«  hatte  der  Verf.  erst  »nie«  geschrieben. 

1)   Das  Zunfthaus  zu  Schiffleuten,  jetzt  abgebrochen,   stand  an  der 
Schifflände  beim  Einfluss  des  Birsigs  in  den  Rhein. 


1H 


1533.  1534.  143 

gar  uff  den  boden,  dasz  meman  erlöschen  mocht,  wiewol  man 
nl  übler  zit  donnit  hat,  halff  es  doch  alsz  nüt  und  waaa  die 
not  ouch  großz  mit  den  andren  hüseren  doigegen  und  dorneben, 
damit  die  selben  dorvor  erredet  wurden.  Got  wel  unsz  furer 
i  verhütten ! 

Von  eim  comet*). 

Anno    1533  des  monatz  junius  genant  brochmonatz  wart  Joni. 
aber  ein  schonner  comet  gesechen  am  himel,  nämlich  ein  gro- 
ser steni  iqit  eim  langen  strimen,  anzusechen  einsz  gutten  spiesz 
lang.    Got  welsz  alsz  zu  guttem  schicken! 

[w]  Disz  mantat  und  ortnug  ist  gemacht  und  uszgangen  von  mitten  1534 
Herren  dem  rot  der  stat  Basel,  uff  allen  zünfften  khundt  thon  uffw.  d*c. 
den  19.  tag  decembrisz  anno  etc.  34  mit  den  mülleren  desz  melsz 

halb*). 

Item :  mine  herren  handt  probiert  dasz  jdnszkorn  desz  erst 
gemelten  jorsz  und  erfunden,  dasz  ein  vierzel  gerentzkt  geben 
bat  über  desz  müllersz  Ion  7  klein  sester  kernnen,  die  sindt 
gemallen  worden  uff  der  rotten  mülly  und  handt  geben  gebud- 
let  tnell  1 1  sester  volkumenlich  und  ein  grosen  sester  grüsch ; 
so  esz  aber  uff  der  wisen  mülly  gemalen,  hat  esz  geben  9  sester 
mell  und  3  sester  grüsch. 

10.  Der  Best  der  Seite  ist  leer. 

1)  8.  Wurstisen  611.  2)  Im  Erkanntnissbuch  IV.  Bl.  124  findet 

sich  dieses  Mandat  in  folgender  Fassung: 

Anno  domini  1534  circa  medium  decembris  sind  die  proben  von  aller- 
ley  körn,  kernen,  roggen  etc.  gemacht  worden  usz  erkandthnusz  unserer 
Herren,  hat  sich  also  erfunden : 

Das  das  nüw  zinskorn  ein  viercel  gerenlet  geben  hat  7  dein  sester  ker- 
nen, die  sind  gemalen  worden  uff  der  roten  müli  und  hand  geben  11  sester 
nel  Tolkommenlich  und  2  sester  grüsch.  Uff  der  wissen  müli  hand  sy  «geben 
$  sester  mel  und  3  sester  grüsch. 

Aber  das  alt  zinskora  gerenlet  hat  ein  viercel  geben  7  sester  kernen, 
und  uff  der  roten  müli  gemalen  hat  es  geben  9  sester  mel  und  3  sester 
grüsch. 

Das  gemein  körn  so  uff  dem  merkt  erkouft,  ein  viercel  gerenlet,  hat 
geben  7  sester  2  küpfli  kernen,  uff  der  wissen  müli  gemalen  hand  sy  ge- 
ben 9  sester  mel  und  3  sester  grüsch. 

Aber  das  best  körn  hat  geben  halben  kernen  und  uff  der  roten  müli 
gemalen  hat  esz  geben  12  sester  mel  und  2  sester  grüsch. 

Der  kernen  am  merkt  erkouft,  uff  der  roten  müli  gemalen  hat  ein 
«ck  kernen  geben  12  sester  minder  ein  küpfli  mel  und  2  sester  grüsch. 
Aber  uff  der  wissen  müli  hat  er  geben  10  sester  mel  minder  ein  küpfli  und 
*  sester  grüsch. 

Bin  sack  weitaen  uff  der  roten  müli  gemalen  hat  geben  12  sester  mel 
rat  2  sester  grüsch.  Aber  uff  der  wissen  müli  hat  er  geben  10  sester 
sinder  ein  küpfli  mel  und  4  sester  grüsch. 

Ein  sack  mit  roggen  hat  geben  10  sester  2  küpfli  mel  und  3  sester 
grüsch. 

Diaes  als  über  desz  müllers  Ion.1 


144  1534.  1555. 

Item:  Dasz  alt  zinszkom  hat  ein  vierzel  geben  7  sester 
kernnen  und  desz  müllersz  Ion,  sindt  gemallen  worden  uff  der 
rotten  mülly  und  handt  geben  9  sester  mell  und  3  sester  grüsch. 

Item :  Dasz  körn,  so  erkoufft  wurt  am  merckt  ist  probiert, 
und  hat  ein  vierzel  geben  7  sester  2  küpf  ly  kernnen  über  desz  \ 
müllersz  Ion,   uff  der  wisen  mülly  9  sester  mell  und  3  sester 
grüsch. 

Aber  dasz  körn  bim  besten,  uff  dem  merckt  erkoufft,  hat 
geben  halben  kernnen,  ist  gemallen  worden  uff  der  rotten  mülly 
und  hat  geben  12  sester  mell  und  2  sester  grüsch,  alsz  über 
desz  müllersz  Ion. 

Item:  der  kernnen,  uff  dem  merckt  erkoufft,  ist  probiert, 
und  hat  ein  sack  mit  guttem  kernnen  uff  der  rotten  mülly  ge- 
mallen und  geben  gebudlet  mell  12  sester  minder  ein  küpfly 
und  2  sester  grüsch.  [293]  Aber  der  kernnen  uff  der  wisen 
mülly  gemallen  hat  ein  sack  kernnen  geben  10  sester  mell 
minder  ein  küpfly  und  3  sester  grüsch,  alsz  über  desz  mül- 
lersz Ion. 

Item :  Der  weitzen,  so  bim  besten  am  merckt  erkoufft,  ist 
probiert  worden,  und  hat  ein  sack  weitzen  geben  uff  der  rot- 
ten mülly  gebudlet  melsz  12  sester  und  2  sester  grüsch.  Aber 
uff  der  wisen  mülly  gemallen  hat  ein  sack  weitzen  geben  10 
sester  mell  minder  ein  küpfly  und  4  sester  grüsch,  alsz  über 
desz  müllersz  Ion. 

Item:  Es  ist  ouch  der  rocken  probiert  worden,  und  hat 
ein  sack  roggen  geben  uff  der  rotten  mülly  10  sester  2  küpfly 
mell  und  3  sester  grüsch  über  desz  müllersz  Ion. 

Dasz  zeygen  unsere  herren  beydt  rath  üch  an,  domit  ein 
ieder  wüssen  mög,  wasz  man  im  von  sinnem  gut  pringen  soll; 
und  so  iemandem  von  sinnem  gut  nit  wurt  alsz  esz  soll,  der 
sol  esz  den  müllerherren  und  geschwornnen  kornmeseren  an- 
zeygen,  die  werden  noch  inhalt  der  müllerortnug  dorin  handien 
wie  sich  gepuren  wurdet. 


[294]  Desz  1535.  jor. 

153&.  In  disem  gemelten  jor  erhub  sich  ein  zwytracht  zwüschen 

etlichen  bürgeren  zu  Sollenthurn  und  der  stat  alsz  der  ober- 
keit,  nämlich  und  der  ursach  und  anhab  vil  von  zu  schriben 
wer,  doch  zum  kürzisten  erhub  esz  sich  von  wegen  desz  ewan- 
gely;  alsz  sich  dan  begeben  hat,  dasz  sy  die  götlich  worheit 
und  heillig  ewangely  do  angenumen  hatten  und  aber  wyderum 
fiel  uff  desz  bobstumsz  1er,  wurden  etlich  cristlich  predigkanten 
und  bitrger  vertriben,  die  dan  dem  wort  gotz  anhengig  woren, 
dorunder  woren  etlich  namhaffig,  und  sunderlich  iren  nun, 
denen  namen  mir  nit  zu  wussen   syndt,    dan  dasz  man  etlich 


1535.  145 

dorander  nampt  die  Rockenbach 1) .  Die  nun  man  thetten  sich 
rusamen  und  satzten  sich  wyder  etlich  alsz  der  oberkeit  der 
M  Sollenthurn  und  thetten  innen  vil  übertrang  an,  wo  sy 
deren  ein  ankumen  mochten,  deszglich  ouch  iren  pfaffen,  die 
iten  ouch  dem  bobstum  anhiengen. 

Ie  sy  thetten  dennen  von  Sollenthurn  so  vil  trang  an, 
da»  sy  die  in  vil  und  mancherley  kosten  brochten,  dermosen 
dasz  sy  durch  etlich  zall  wolgerüster  knechten  vil  mollen  lie- 
sen  suchen  in  allen  flecken,  umkreisen  und  gebietten,  aber  sy 
^mochten  sy  nie  ankumen,  woren  doch  nie  wit  dorvon,  dan  sy 
sich  stetz  um  Sollenthurn  und  iren  gebietten  liesen  sechen, 
dochdermosz  gerügt,  dasz  nieman  lichtlich  an  sie  handt  leydt. 
Esz  wolt  ouch  kein  andre  herschafft  handt  noch  gwalt  [295]  legen, 
dan  sy  sunst  niemansz  beleydigetten  noch  kein  schaden  thet- 
ten, dan  innen  wasz  von  den  Sollenthurnneren  sollich  schmoch 
and  schaden  beschechen,  on  not  hie  alsz  zu  beschriben.  Aber 
dise  nun  begertten  alweg  rechtz  gegen  allermenglichem,  aber 
esz  möcht  in  von  dennen  von  Sollenthurn  nit  werden,  dan 
gegen  dennen  die  pardyesch  woren;  aber  ie  zuletst,  do  innen 
i  die  von  Sollenthurn  nit  mochten  mit  gwalt  zukumen,  ruften 
sy  die  lender  an,  dagetten  für  und  für,  bisz  dasz  zuletst  von 
den  zechen  ortten  erkant  wart,  dasz  man  dise  nun  man  solt 
för  fygendt  achten  und  haben  in  der  ganzen  eygnoschafft,  in 
von  und  weydt ,  spisz  und  trank ,  bhusung  und  herberg  nie- 
man  geben  noch  erstatten  noch  verhengen,  ouch  weder  schütz 
noch  schirm  haben  by  verlierung  aller  bündten. 

Sollichsz  wart  ouch  minen  herren  von  Basel  furgehalten 
von  disen  ortten,  dasz  sy  sollichsz  ouch  solten  ingon  und  diser 
erkantnusz  geleben  und  nochkumen  gegen  disen  nun  mannen ; 
»dasz  stundt  nu  an  bisz  in  dasz  36.  jor2). 

Von  dennen  van  Jenff*). 

Inn  disem  obgemelten  35.  jor  erhub  sich  ouch  ein  zwy- 
trarht  und  krieg  zwüschen  dennen  von  [296]  Jenff  und  dem  her- 
zogen von  Saffoy ,   ouch  desz  gotzwortz  halb ,   dasz   ist  nu  ein 

i  langer  span  gwesen  und  einandren  vill  schaden  gethon,  dan  sy 
ton  dem  herzogen  fast  belegert  und  geschediget  wurden  und 
dermosen  fast  genotiget.  Iedoch  thetten  etlich  uff  der  Jenffer 
>ytten  dem  Sanoier  uff  ein  zit  ein  grosen  schaden,  dan  etlich 
unecht  dem  herzogen  sin  volck  überfiellen  und  an  lütten  gro- 

**en  schaden  thetten,  doch  wart  lang  dorz wüschen  taget  und 
Tätragen  zwüschen  dem  herzogen  und  dennen  von  Jenff,  aber 
«  wart  kein  bestant  von  dem  herzogen ,   sunder  belegert  die 

*  »feu«  doppelt  in  der  Hb.     38.  Faffoier  H  s. 

nm  1)  Vgl.  aber  diese  Vorfalle  Ti  liier:  Geschichte  des  Freistaats  Bern  III. 
-•'-319.  S.  ober  das  Geschlecht :  Le  u  unter  »Rogenbach«.  2)  S.  u.  S.  146. 
:SVulliemin  I.  103ff.  Vgl.  Wurstisen  612.   Kessler  VII.  426. 

bün  Ckroniken.   I.  10 


I 

Januar. 


146  1536. 

Jenffer  für  und  für,    thet  innen  grosen  trang,   lieez  innen  nüt 
zukamen,  alle  brofant  wart  innen  abgeschlagen«  des«  die  Jenf- 
fer  um  hilff  anrufften  alsz  die  von  Bern  und  aader.    Sollichs« 
stundt  nu  an. 
1536  Im   1536.  jor  desz  monatz  jenner  nam  jungker  Heinrich  & 

von  Ostheim  etlich  knecht  hie  an  zu  Basel  von  landtzknechten 
ein  gutte  zajl  ouch  zu  hilff  dennen  von  Jenff,  dorunder  ouch 
vil  burger  von  Basel  zugen  mit  verwilgung  miner  herrea1). 

Von  eim  grosen  rotL  so  hie  gehaltten  wart. 

20.  ju.    [297]  Uff  donstag  den  zwenzigisten  tag  janarius  desz  1536.  jor  10 
hielt  man  hie  großen  rot,  und  wart  furgehalten  der  gemein  alsz 
den  sechsen,   wie  dasz  die  zechen   ort  desz  einsz  werren  und 
erkant  hatten  der  nun  mannen  halb  von  Sollenthurn,  alsz  vor- 
gemelt  ist,    sy  für  fygendt  zu  halten  und  achten,   dasz   sy  nu 
minen  herren  ouch  butten  sollichsz  zu  thun  und  nochzukuxnen,  \b 
und  wo  diso  man  in  miner  herren  biet  und  landtschafft  ergrif- 
fen wurden,  innen  die  mit  gwalt  angriffen  und  überantwurten, 
deszglich  die  andren  ort  ouch,   desz  mine  herren  in  kein  weg 
wolten  ingon  usz  ursach,  esz  woren  unser  fygent  nit  diso  man, 
daj*  sy  minen  herren  von  Basel  noch  keim  menschen  den  iren  20 
nie  kein  leydt  noch  schadt  bewysen  noch  zugefugt  hetten  und 
anders?  nut  begertten  dan  rechtz,  deszhalb  sy  kein  handt  noch 
gwalt  an  sy  on  recht  legen  wolten. 

Uff  dasz  die  zechen  ort  minen  herren  handt  embotten,  die- 
wil  sy  irer  erkantnnsz  nit  wollen  stat  thun,  dasz  sy  witter  mit  25 
innen  kein  tag  halten  noch  bsizen  wollen,  dasz  nu  also  etlich 
zit  bleip  anston,  bisz  dise  9  man  sich  selb  in  Bernner  biet  thet- 
ten  zu  recht  und  sich  rechtz  erbutten,  und  wart  sich  dorin 
geleydt  durch  etliche  örtter  der  eydgnoschafft,  und  wart  also 
verdettiget  und  vertragen  zwüschen  innen  und  den  von  Sollen-  30 
thurn. 

22.  Jan.  [298]  Uff  den  22.  tag  jenner  desz  vorgemelten  jorsz  zugen  die 
von  Bern  usz  mit  funfmisent  starck  zu  hilff  dennen  von  Jenff2) 
und  thetten  dem  herzogen  von  Saffoy  grosen  schaden  an  sin- 
nem  landt,  nomen  im  vil  schlosz  und  stett  in,  besatzten  die  35 
starck.  Der  herzog  thet  in  ouch  kein  wyderstandt,  sunder  wych 
mit  sim  zug  ab.  Wytter  wart  den  von  Jenff  kein  Übertrag  diser 
zit  von  nieman,  und  erhub  sich  glich  der  krieg  zwüschen  dem 
kiinig  von  Franckrich  und  dem  keiser  Karolus  usz  Hispannien, 
die  sich  zu  beytheyllen  mit  mechtigem  zug  und  volck  rüsten,  40 

1)  Ochs  VI.  120.  2)  Kessler  VII.  433  hat  6000  Mann,  Wurst- 
igen 612  gar  10000  Mann.  Kessler  ist  auch  hier  wieder  ziemlich  aus- 
führlich. S.  die  zusammenhängende  Darstellung  bei  Vulliemin  I.  129  ff., 
der  eleichfalls  6000  Mann  angiebt,  den  Auszug  aber  irrthümlich  am  1 .  Febr. 
geschehen  sein  lässt.  Ti liier:  Geschichte  des  Freistaats  Bern  III.  348  ff. 
und  Kampschulte:  Calvin  S.  196  ff.  (»über  0000  Mann«). 


1596.  147 

(täglichen  von  zweygen  den  mechtigisten  forsten  kum  gehört 
ist  worden *)  ;  waaz  aber  der  handel  anfangs«  und  endtz  ist, 
woft  hemoch  gehört  werden. 

Anno  1 5fcd  jor  des  monatz  jullius  genempt  höuwmonati  Jnii. 
s  wasz  der  win  We  au  Basel  so  wolfeü,  dasz  der  soum  galt  15  ß. 
tmd  by  der  mosz  gab  man  gutten  ximlichen  landtwin  ein  mosz 
um  2  d.,  wiss  und  rot,  und  ich  bab  in  selb  ouch  disz  jor  also 
uszgemesen,  1  mosz  um  2  d.;  deszglich  koufft  man  1  fierzel 
körn  um  18  ß.,  sunst  wasz  ouch  fleisch  und  andern  ouch  in 
uwolfflem  gek. 

Dira  monatz  obgemehen  jorsz  starb  der  wolgelert  und  geist- 
lich man  «ad  doctor  der  heiigen  gschrifft  hie  zu  Basels  doctor 
Enasnras  von  Rottertamus,  Ton  dem  ouch  vil  gescbrifften  und(i2Juii.) 
bucher  uszgangen  sindt  des  heillygen  ewaagelins  halb  und 
t* andrer  hochen  dingen,  der  doch  ouch  vil  spennig  gwesen  ist 
der  rechten  cristlichen  kilchen  des  heilligen  wort  gotts  halb, 
snader  raat  anhennig  gsin  der  römischen  kilchen^  von  dem 
ouch  vil  gschriben  und  glesen  wurt2). 

[na]     V&n  eim  zttg,  der  ge&ehoch  zu  BohI  bmm  künig  von 
n  Fr<mckrich$) . 

UfTsuntag  den  30.  tag  höuwmonatz,  alsz  man  zalt  noch  derso.Jvit. 
gebiert  Cristi  1 536  jor,  erhüben  sich  etlieh  burger  hie  zu  Basel 
und  äugen  hinweg  heimlich,  wolten  mit  eim  nygen  fenly  dem 
känig  von  Franckrich  zu  wyder  den  keyger,  zugen  also  heim- 
2s  lieh  biss  gon  Dornoch4),  sich  doselbsz  zu  samlen;  under  den- 
nen  wasz  houptman  Hansz  Erhart  Reinhart,  so  man  nempt 
kelbly  oder  houptman  Reinhart,  und  lutaner  Wolff  Hütschy, 
fenrich  Clausz  Irmy,  vorfenrich  Jocob  Sollenthurn ;  under  den- 

21.  In  4*r  H  a.  steht  »uff  snntaa  de»  xxx  ins  dng-uBti«.  In  J»fcr  1636  war  aber  dar  80.  Aogurt 
ein  Iflttwocl,  und  ausserdem  rann  sich  die  erzählte  Begebenheit  nicht  finde  Augusts  ru- 
«tmen  Üben,  weil  die  unten  gemeldete  Versammlung  der  Sanfte  Tom  6.  Angust  in  Folge 
derselben  abgehalten  wurde.  Da  nun  der  30.  Juli  auf  einen  Sonntag  fallt,  so  ist  kein  Zwei« 
r¥l,  dnss  Brffsien  beim  Setzen  des  Monatsnamens  terschrieben. 

1)  S.  Ranke,  Reformationszeitalber  IV.  15  ff.  2)  S.  Wurstisen 

633.  Kessler  VII.  441,  welcher  den  Mann  der  protestantischen  Richtung 
etwas  mehr  zu  vindiciren  geneigt  ist,  als  Ryff  es  über  sich  gewinnen  kann. 
Nach  Kessler  ist  Erasmus  gestorben  »am  dem  11.  tag  iura  umb  das  1 
nach  mittnachU.  Beatus  Rhenanus  in  der  späterhin  vielfach  abgedruckten, 
irapr&Dfttfch  der  von  Erasmus  besorgten  Qeaanuntausgabe  des  Origenes 
[Basel,  Frohen  1536)  vorausgeschickten  »epistola  nunoupatoria,  quae  ple- 
raque  de  vita  obituque  ipsius  Erasmi  cognitu  digna  continet«  sagt:  quinto 
eidue  Julias  sub  meaiam  noctem  vita  functus  est.  Die  von  seinen  genauen 
Freunden  und  Testamentsvollstreckern  Bonifacius  Amerbaoh,  rüeronymus 
Froben  und  Nicolaus  Bisch  off  (Episcopius)  gesetzte  Grabinschrift  im  Basler 
Münster  (Tonjola,  Basilea  sepulta,  S.  15)  hat  als  Todestag:  »IV.  eidusjul.« 
Aus  dem  Zusammenhalten  dieser  verschiedenen  Angaben  lässt  sich  wohl  als- 
das  Wahrscheinlichste  sehliessen,  dass  der  Tod  in  der  Nacht  vom  11.  auf 
den  12.  Juli,  kurz  nach  Mitternacht,  erfolgt  ist.  3)  Vgl.  Ochs  VI.  120. 
121.  4)  Dorn  ach  oder  Dorneck  im  Kanton  Solothurn,  2  Stunden 

südlich  von  Basel. 

10* 


148  1536. 

nen  wasz  ouch  Mathisz  Kolb  mitsampt  andren  bürgeren,  der- 
ren  usz  der  stat  und  miner  herren  emptren  fast  uff  dreihundert 
weren  worden,  so  mine  herren  sollichsz  nit  fürkumen  hetten. 
Do  nu  die  sollichsz  innen  wurden,   alsz  die  dasz  by  eydt  und 

24.  Jun.err  nechstvergangen  sant  Johansz  tag  verbotten  hatten,  und  5 
menglich  uff  allen  zunfften  dasz  im  joreydt  geschworen  hat, 
keinnem  forsten  noch  herren  noch  in  keinnen  krieg  on  miner 
herren  erloubnusz,  wissen  und  willen  zu  ziechen,  schickten  sy 
innen  rotzbotten  noch  und  liesensz  wyder  heim  mannen  by 
gethonnem  eydt,  aber  esz  mocht  noch  nutz  erfachen,  dan  sy  10 
vermeinten  irem  fürnemen  nochzukumen.  Also  wart  zwuschen 
innen  und  minen  herren  gehandlet  so  vil,  dasz  man  morndesz 

31.  Jvii.  am  mentag  miner  herren  der  höupter  mitsampt  andren  vier 
rotzherren  zu  innen  schickten,  und  so  vil  gehandlet  wart,  dasz 
innen  sollicher  zug  und  weglouffen  über  err  und  eydt  uff  disz  t5 
mol  verzygen  und  uflgehebt  wart,  sollichsz  innen  nimer  zu  ge- 
dencken,  doch  sollichsz  furhin  numermer  geschechen  solt,  und 
solten  also  on  alle  engeltnusz  wyder  heim  kerren. 

Es  wurden  ouch  etlichen  irre  hüser  bschlosen  durch  mine 
herren,   alsz  nämlich  dem  houptman  Reinharf,   dem  Hütschy  20 
und  Mathisz  Kolben,   die  wurden  in  wyder  uffgethon  uff  den 

l.Aog.  zinstag,  alsz  sy  wyder  heim  zugen. 

[300]  Es  wart  Wolff  Hütschy  uff  disz  mol  desz  rotz  abgesetzt, 
und  houptman  Reinhart  desz  sechseramptz  ouch  abgesetzt  uff 
der  winlut  husz  oder  zunfft.  Also  wart  diser  zug  abgestölt,  25 
dasz  er  nit  für  sich  gieng,  dan  esz  vormolsz  ouch  erkant  wasz 
worden  uff  dem  tag  zu  Obren  Baden  von  gemeinen  eydtgnosen, 
dem  Franzosen  uff  disz  mol  kein  knecht  zuzulosen l) . 

Disz  erstgemelten  jorsz  sindt  die  zwen  mechtigisten  fürsten 
diser  weit  wyder  einander,  alsz  nämlich  ein  krön  Franckrich  30 
und  keyser  Carolus  usz  Hiszpanien,  füren  den  mechtigisten 
krieg  wyder  einander,  so  zwuschen  innen  beyden  ie  gewesen 
ist,  so  mit  eim  grosen  volck,  so  sy  zu  beyden  theillen  haben 
uff  dise  zit ;  wasz  sich  aber  wytter  zwuschen  innen  erlouflt  und 
der  anhab  wurt  in  andren  bucheren  erfunden.  35 

Inn  disem  erstgemelten  jor  erlangten  mine  herren  von 
Basel  ire  alten  recht  und  fryheitten,  so  sy  von  alten  keyser- 
liehen  magiestaten  erlangt  hatten,  wyder  zu  ernüweren  und 
bestettigen  von  ietz  keyserlichcr  magiestat;  alsz  volkumenlich 
und  mer  dorzu  wart  innen  ernüwert,  bestettiget  und  gefryget  40 
zu  Iszbruck  durch  etliche  miner  herren  desz  rotz,  so  dor  ge- 
sant  wurden  mit  erlicher  botschafft. 
6.  Aug.  Uff  suntag  den  sechsten  tag  ougusti  erstgemeltz  jorsz  hielt 

man  ein  gemein  bot  uff  allen  zunfften  des  vorgemelten  weg- 

1)  S.  über  die  glücklichen  Werbeversuche  des  Königs  Kessler  VII. 
434  ff. 


1536.  149 

ziechensz  halb,  wart  von  minen  herren  erkant :  wo  furhin  iemansz 
me  erfunden  wurt,  der  sich  einer  houptmanschafil  oder  andrer 
embter  anderzuche  oder  annem  on  wissen  und  verwilligung 
miner  herren  oder  sunst,  die  und  derselb  sol  on  alle  gnodt  sin 

th«ropt  verfallen  und  mit  dem  schwert  gericht  werden. 

3i j  In  dem  1536.  jor  des  monatz   octobris  genant  winmonatzoctober. 
*ieng  vorgemelter  krieg  zwüschen  dem  künig  von  Franckrich 
und  dem  keyser  Carolus   m[it]sampt  sinnem  bruder  Ferdinan- 
ni5  usz,    und  wart  diser  krieg  zwüschen  beyden  parthien  an- 

i  gesteh  bisz  uff  den  künftigen  sumer,  und  wart  zu  beyden  Sit- 
ten allen  knechten  urloub  geben,  der  zu  beyden  theillen  ein 
grose  z[al]  wasz,  aber  uff  desz  keysersz  theil  vast  ein  kranck 
volck  vo[n]  allen  sinnen  knechten,  so  in  Marsilien1)  gelegen 
woren.    Im  woren  trefflich  vil  knechten  gestorben,  dan  sy  lang 

&  grossen  hünger  gelitten  hatten  under  innen,  esz  werre  lütt 
im  d |  vich,  rosz  und  man.  Esz  stürben  im  vil  der  edlen, 
derr  en;  er  ein  grose  zall  hat  von  groffen,  ritter  und  knechten ; 
akz  ouch  für  wor  gesagt  wart,  so  woren  im  gestorben  by  zwen- 
zigtuaent  knechten  und  ein  grose  zall  pferden;   d[an]  im  aller 

tadel  trefflichen  starck  und  wolgerüst  zuzogen  woren,  aber  we- 
nig wyder  heim  komen  und  doch  kein  schlacht  noch  stürm 
erlvtten,  dan  dasz  sy  der  Franzosz  ir[ig]  on  allesz  schlachen 
nszgehungert  hat2] .  Zügen  also  eUendgjTich]  mit  groser  kranck- 
heit  ab,   mit  grosem  verlust  irsz  kostensz,   u[nd]  liesz  mansz 

*  basieren  durch  ein  eydgnoszschafft,  dan  esz  fast  ny [der] lendisch 
volck  wasz,  vil  groffen,  forsten  und  groser  herren,  so  hie  durch 
Basel  füren  ellendglich  und  kranck.  Esz  were  [rosz]  oder  man, 
*>  wasz  esz  alles  kranck  und  erbendsellig,  dasz  esz  ein  ieden 
mocht  erbarmdt  haben,   der  esz  gesechen  het;  doch  thet  man 

i  innen  hie  zu  Basel  grose  er  an  m[it]  herbergen  und  schen- 
riennen  von  minen  herren  und  durch  ein  ganze  eydgnoszschafft, 
desz  sy  vil  lobsz  verjechen  und  sag[en]  musten.  Esz  wasz  ouch 
ander  disem  zug  der  herzog  v[on]  [302]  Brunschwig,  dem  mine 
herren  ouch  herlich  schanckten,  ein  halb  fuder  gutz  winsz  und 

v>  acht  seck  habren,  dasz  man  im  insz  schiff  fürt,  dan  sy  alle  inn 
schiffen  hinweg  furtten,  und  wasz  diser  wyderzug  fast  glich 
dem  wyderzug,  alsz  die  Nyderlendischen  oder  Brunschwigischen 
von  Loden  komen,  alsz  man  vornnen  geschriben  findt3),   aber 


*-  Dmreh  Verschneidong  des  Randes  sind  einige  Worte  dieser  Seite  in  der  Hs.  ▼erstttm- 
atltvorden.  Die  Ergänzung  ist  in  N  eingeschlossen.  Rippe  11  hat  eine  Abschrift  der 
loci  BBbeechmittenep  Chronik  gehabt,  und  seine  Lesart  konnte  daher  benutzt  werden. 
I  jaaü  genant  winmonatx  H  s. 

1;  Vor  Marseille,  gegen  das  Karl  V.  auf  Rath  des  Andrea  Doria  eine 
k*epmg  unternahm;  s.  Ranke  26.  2)  S.  Ranke  25  ff.  Auch  Kess- 
ar VII.  436  ff.  verbreitet  sich  über  diese  traurige  Entscheidung  des  Feld- 
aus: 4arzu  ain  sollich  schwerer  sterbend  under  sy  kommen,  das  in  funff 
^cben  wirt  gesagt)  ob  10,000  man  gestorben  syen«  etc.        3)  S.  ob.  S.  61. 


150  1536,  1^37. 

wasz  by  dem  Franzosen  gwesen  wasz  *) ,  4ie  woren  alle  frisch, 
feist  und  rieh  an  gelt.  Also  endet  sich  diser  krieg,  der  mit 
groser  rüstung  und  kosten  zu  beyden  theillen  angefangen  wasz 
und  lang  wirig  den  ganzen  sumer  wasz.  Esz  hat  ouch  der  key- 
ser  ein  grosen  zug  und  huffen  in  Byckarty2),  die  ouch  ein  & 
grosen  6chaden  an  eynnem  stürm  erlitten  und  mit  grosem  Ver- 
lust und  schaden  der  lütten,  dan  er,  alsz  der  keyser,  kein  glück 
disz  jor  gegen  dem  Franzosen  hat. 

In  disem   erstgemelten  jor  wasz   esz  ein  heysz    und    dür 
jor3),  zimlich  frucht  an  win  und  körn  und  allen  fruchten,  dan  10 
dasz   dtsz  heüw  und  emdt  uff  den  matten  verdoret  und  dasz 
jor  wenig  futter  wart,  dordurch  groser  mangel  wart  an  ancken 
und  unszschlet  allenthalben. 

Von  einner  frowen}  so  in  manszJdeidung  gerichtet  wart. 

1537  1537  jor  uff  mentag  den  24.  tag  herbstmonatz  wart  ein  15 

M'  ptfrow  in  manszkj^ydung  ertrenckt  by  Krenzach4}  am  Hörn  by 
der  salmenwog  usz  ursach,  dasz  sy  etlich  jor  also  in  mansz- 
kleydung  insz  margroffen  landt  gewandert  und  endthalten  hat, 
dasz  sy  niemansz  andersz  erkant  hat,  dan  alsz  ein  man  und 
ein  burenknecht,  hat  sich  in  allen  [303]  dörfiren  erkant  gemacht,  20 
gedient  und  gewercht  mit  dröschen  und  andren  burenarbeit, 
dordurch  iren  also  in  manlichem  schin  ein  hübsche  dochter  ver- 
mechlet  und  zu  der  e  geben  wart,  dasz  nieman  andersz  meint, 
dan  sy  ein  manszparson  sin,  bisz  sy  sich  so  ungebüxlich  hielt 
mit  der  gutten  dochter,  also  dasz  sy  sy  übel  schlug,  so  sy  ver-  25 
meint  manliche  werck  by  ir  zu  finden,  deszhalb  sy  ein  jung- 
frow  by  ir  belip  und  doch  nit  innen  wart  oder  andersz  ver- 
meint, dan  sy  ein  man  wer  und  sy  sunst  nit  lieben  wolt.  Dasz 
wert  etlich  zit,  bisz  sy  anfieng  zu  spülen,  praaen  und  in  allem 
luder  Ugen  wie  ein  ander  liederlicher  gsel,  ie  zum  leisten  an  30 
eim  diebstal  ergriffen  wart  und  zu  Höttallen  in  gefengnusz 
gleydt,  dorin  sy  ein  gutte  zit  lag,  und  man  mit  dem,  so  man 
sy  martert  oder  strackt,  innen  wart,  dasz  esz  ein  wib  wasz, 
und  um  ir  beschuldig  uff  gemelten  tag  gericht  und  ertrenckt 
wart.  35 

Von  einnem  frevel  von  etlichen  rüttren  vor  der  ttat  Basel 

begangen  5) . 

24. Nov.         Uff  samstag  den  24.  tag  wintermonatz,   alsz  man  zalt  von 

24.  sich  sieh  H  s.     37.  Au  Bande  von  der  Hand  (las  Peter  Ryff :  Wilhelm  Argents  handtL 

1)  Nämlich  die  von  dem  König  in  Sold  Genommenen.         2)  Picardie. 
3)  S.  Kessler  VII.  442.  4)  Xrenssjch  (jetit  aewöonüch  Grenaaoh  ge- 

schrieben), ein  am  Rhein,  eine  Stunde  oberhalb  Basel  entfernt  gelegenes 
badisches  Pfarrdorf.  Das  Krensacher  Qorn  ist  der  felsige  Abfall  eines  Aus- 
läufers des  Schwarzwaldes  nach  dem  Rhein  au  (zwischen  Krenjtach  und 
Basel).         5)  S.  Wurstisen  614  ff.    Ochs  VI.  122  ff.    Besonders  einge- 


1537.  151 

der  gebort  unseraz  heillant  1537  jor,  begiengen  etliche  rütter 
oder  edellut  ein  grosen  mordt  und  frevel  vor  der  stat  Basel 
m  saut  Johansz  thor  by  Hüniger  rein  oder  kepily  by  der  Bin* 
hslden1),  nämlich  und  ist  dem  also.  Erz  lag  ein  richer,  erlicher 

, französischer  apt  hie  zu  Basel2)  in  der  unyfersitet  oder  col- 
leium,  2u  den  Ougustiner 3)  gehalten,  mit  etlichen  sinnen  dien- 
seien und  edellut,  so  under  im  woren,  hat  sich  unser  relion 
undglubensz  underworffen,  den  anzunemen  und  leren,  dan  er 
ein  erlich,  rieh  und  giert  man  wasz.    Diser  apt  mitsampt  drier 

»flauer  dienner  und  edlen  wart  usz  veretry  einnesz  jungen* 
[m]  so  hie  zu  Basel  zu  den  Predigeren  ouch  in  der  Studium 
oder  schuü  stundt4),  ein  verfrunder  oder  verwantter  jungker  Wil- 
helm Arsy*)  von  Friburg  usz  Uchtlandt,  beredt  und  in  falscher 
meinig  hmusz  gefurt,   im  schin  ein  gut  gesellig  obendtmol  zu 

iHönigen  mitsampt  andren  gelertten  zu  essen,  die  in  dan  und 
sine  mitherren  geladen  hetten,  und  er  sy  zu  innen  hinab- 
gdeytten  solt,  desz  der  gut  her  und  apt  mit  sinnen  mitgsellen 
sich  usz  guttem  vertruwen  bereden  liesz  und  also  mit  disem 
jungen  hrausz  giengen  in  meinig  kurtzwil  zu  haben.    Alsz  sy 

14.  »warte,  welch««  in  der  Ha.  nun  »hinniz  gefurt«  noch  ein  Mal  steht,  rnnss  nach  der 
aftfefcngamn  Konstruktion  fehlen. 

ktnd :  Buxtorf- Falkeisen,  Baslerische  Stadt-  und  Landgeschichten  aus 
dem  16.  Jahrb.  Zweites  Heft  (Basel  1865)  8.  48  ff.        1)  S.  Fechter  145, 
«o  auch  die  Kapelle  (»das  kepily«),  an  der  Strasse  nach  Hüningen  hin  ge- 
legen, erwähnt  wird.  2)  Franz  von  Bochefort  (als  Franciscus  a  Rupe- 
forti  dioc.  Tholos.  wird  er  in  der  Universitätsmatrikel  von  1537/38  durch 
des  damaligen  Rector,  Andreas  Bodenstein  von  Carlstadt,  aufgeführt).  Ueber 
tue  Namen  der  beiden  mit  ihm  Überfallenen  Edelleute  s.  Buxtorf  a.  a.  O. 
Dtstdie  zwei  im  Matrikelbuch  aufgeführten  Tolosaner,  die  Buxtorf  nennt, 
rait  diesen  identisch  seien,  ist  nicht  anzunehmen,  schon  deshalb  nicht,  weil 
iler  eine  dieser  letzteren  im  Verzeichnisse  als  der  vorletzte  der  Inscribirten 
mt  rother  Farbe  folgendermassen  eingetragen  steht:   Sanxius  a  Rupeforti 
tioce».  Thaies,  benefioio  magnifici  clementissimique  senatue  nostri  Basilien- 
»  earcere  liberatus  et  reeeptus.   anno  38  die  marcü  24 :  VI  ß.  (die  regel- 
iiäwiee  Immatriculationsgebühr) .  S.  unten  S.  155.  3)  Bei  der  Wieder- 
heretelluiig  der  Universität  im  J.  1532  wurde  derselben  neben  dem  bisheri- 
pn,  noch  jetzt  bestehenden  Universitätsgebftude  am  Rheinsprung  noch  das 
benachbarte  Augustinerkloster  eingeräumt   Man  pflegte  dieses  als  da«  obere, 
jeees  als  das  untere  Collegium  zu  bezeichnen.    Im  Jahre  1849  wurde  an  der 
Stelle  des  oberen  Collegiums  das  Museum  erbaut,   das  die  academischen 
Sammlungen  enthält.         4)  Im  J.  1533  liess  der  Rath  im  Predigerkloster 
ein  Conrict  für  Studirende  einrichten,  der  jedoch  im  J.  1537,  eben  in  Folge 
der  hier  erzählten  Begebenheit,  theils  in  das  untere,  theils  in  das  obere 
Coüegium  übergesiedelt  wurde.    Im  J.  1624  wurde  die  Anstalt,  das  soff. 
couegram  Erasmianum  oder  collegium  alumnorum,  ganz  in  das  obere  Col- 
*gium  zu  den  Augustinern  verlegt,    wo  sie  bis  zu  ihrer  Aufhebung  im 
f.  1*35  verblieb.   S.  Ochs  VI.  76  ff.          5)  Wilhelm  Arsent  von  Freiburg 
-B^ hatte  eine  Anforderung  an  den  König  von  Frankreich.   Auf  sein  An- 
raea  hatten  ihm  die  Eidgenossen  erlaubt,  dass  er,  um  sich  Recht  zu  ver- 
^wn,  Franzosen  oder  ihre  Güter,  doch  nur  wo  er  sie  ausserhalb  der 
öflienossenschaft  betrete,  in  sein  Gewahrsam  bringen  dürfe.    S.  Wurst- 
*!*B  *• a-  O.    Sein  Bruderssohn  Jakob  führte  nun  den  im  Folgenden  er- 
ählten  Anschlag  aus.  Vgl.  Buxtorf  51. 


152  1&37. 

aber  hinusz  komen,  alsz  vorgemelt  ist,  hielten  die  rutter  d< 
und  umritten  und  fiengen  dise  all  usz  angeleitter  sach  vaii 
veretry,  alsz  esz  dan  alsz  vor  wol  braticiert  wass,  hatten  eil 
schiff  doruff  gerust  und  mit  zweygen  gefangen  dorin,  dorii 
ouch  der  veretter  sprang  und  hinweg  furtten.  Die  rutter  dei 
apt  ouch  gern  dorin  gehebt  hetten,  der  sich  dan  manlich  w< 
und  sich  nit  wolt  fachen  losen.  Mit  dem  die  im  schiff  hin- 
furen,  domit  sy  nit  uberylt  wurden,  der  apt  aber  sich  mit 
dennen  erfacht  und  sy  in  umgoben  und  in  einner  mit  einnerl 
buchsen  zum  houpt  schlug,  dasz  er  wundt  wart,  aber  innen] 
doch  endran  und  usz  schrecken  nit  wüst  wohin,  wo  er  frundt 
oder  fygendt  het,  lieff  er  uff  Michelfelden  *)  zu,  do  in  die  rut- 
ter wyder  erillten  und  fiengen,  in  uff  ein  rosz  bunden,  ver- 
meinten in  ouch  hinweg  zu  bringen,  desz  er  sich  in  keinnen 
weg  wolt  Ion  füren  noch  schleyffen,  dasz  die  rutter  besorgten 
überfallen  zu  werden,  schlugen  sy  in  usz  grimme  desz  zornsz 
über  dasz  rosz  ab,  und  schosz  der  ein  durch  in,  lieszen  in  also 
todt  lygen  jemerlich  und  unredlich  ermort  und  dot,  der  in  nie 
laster  noch  leydt  thet.  Alsz  aber  dasz  gschrey  und  die  mer 
für  min  herren  kam,  schickten  sy  illensz  etlich  soltner  hinusz 
dennen  noch,  aber  sy  mochtensz  nit  me  [305]  erillen  noch  er- 
farren,  dan  dasz  sy  zu  Keimsz*)  disen  totten  herren  funden, 
der  dan  durch  ein  hirtten  im  holte  vorgemelt  funden  waaz  wor- 
den und  den  buren  anzeigt,  die  in  dan  in  dasz  dorff  zu  recht 
besichtigen  tragen  hatten,  aber  nieman  wüst,  wie  esz  zugangen 
wasz.  Uff  dasz  mine  herren  ouch  erfuren,  wer  dasz  schiff  ge- 
furt  und  bereit  hat,  alsz  nämlich  der  schuldheisz  von  Belli- 
27.N0T.  cken3)  und  sin  sun,  desz  mine  herren  am  zinstag  znacht 
glich  noch  gemeltz  datum  by  dreihundert  wolgerüster  burger 
in  der  nacht  hinab  schickten,  disen  schuldheisen  gf englich  zu 
hollen,  und  am  morgen  by  fierhundert  wolgerüster  burger  hin- 
noch  geschickt  wurden,  dise  aber  nit  witter  innen  engegen 
zugen,  dan  bisz  gon  Eimeltingen4),  do  brochten  die  vorigen 
den  schuldheisen  also  gefangen  mit  innen.  Wart  also  hie  zu 
Basel  gefenglich  ingeleit  und  witter  in  der  sach  gehandlet,  alsz 
man  hernoch  hörren  wurt. 

In  diser  sach  wart  ouch  anzeigt  durch  obgemelten  schuld- 
heisen oder  buren  von  Bellicken  ein  burger  zu  Basel,  der  dan 
ouch  diser  handlung  wissen  tragen  solt,  nämlich  Macharius 
Stechely,  in  desen  husz  dise  vorgemelten  rutter  iren  inker  oder 
anschläg  gehebt  hetten  und  er  etwasz  ouch  dorin  solt  verhand- 
let haben;  der  sich  dan  hinweg  thet,  dan  er  mit  andren  bur- 

1)  Michelfelden,  westlich  von  Hüningen.  2)  Vermuthlich  Kembs, 
einige  Stunden  unterhalb  Hüningen,  am  Rhein.  3)  Da«  badische  Pfair- 
dorf  Bellingen  (damals  denen  von  Andlau  gehörig),  am  Rhein.  4)  Einlei- 
tungen, Pfarrdorf  an  der  Ränder  und  der  Landstrasse  von  Freiburg  nach 
Basel,  nicht  gans  halbwegs  «wischen  Basel  und  Bellingen. 


1537.  153 

geren  in  erstgemeltem  zug  ouch  hinusz  zoch,  im  schin  disen 
schuldheisen  helffen  zu  fachen,  aber  nit  wyder  inzoch,  sunder 
sich  verhindert  und  hiemit  sich  hinweg  thet,  wiewol  er  durch 
befelch  miner  herren  zu  Wil1)  und  anderschwo  gesucht  wart; 
5  80  er  [sw]  funden  wer  worden,  er  ouch  gefenglich  angenumen 
wer  worden,  aber  er  wart  nit  funden. 

Also  wart  in  diser  handlung  ein  tag  angesetzt  durch  mine 
herren  und  gemein  eydgnosen  gon  Obren  Baden,  dohin  mine 
herren  erliche  botschaff);  schickten  uff  mitwuchen  den  sybenden 7-  &«• 

10  tag  cristmonatz  im  gemelten  jor.    Esz  wart  uff  disem  tag  nüt 
gehandlet,   dan  dasz   ein  andrer  tag  angesetzt  wart  uff  suntag30Dec- 
noch  wienacht  gemelten  jorsz. 

In  diser  wuchen  leyden  mine  herren  uff  allen  zünfften  usz 
zum  houptbanner  und  zum  fenly  ein  grose  zall  burger,   die 

ts  alle  wol  gerüst  woren ,  und  wart  von  minen  herren  ouch  ein 
grose  rüstung  mit  grosz  und  kleinnem  geschütz,  so  sy  vermein- 
ten mit  innen  zu  nemen  mitsampt  andrem  kriegszzug ;  do  wart 
bannerher  her  Bernhart  Meyger  und  zu  im  gen  Clausz  Zeszly 
der  mezger3),  bedt  desz  rotz,  und  houptman  her  Jocob  Meyger 

» burgermeister  und  fenrich  Gregorius  Schüly  und  vorfenrich 
Hansz  Juchtenhamer  in  der  kleinnen  stat. 

In  diser  handlung  wart  witter  getaget  zu  Obren  Baden, 
wie  obstot,  wart  der  tag  acht  tag  gehalten,  und  hatten  mine 
herren  starge  postung  uff  und  nyder,   tag  und  nacht,  und  nit 

» anderer  meinig,  dan  alstundt  uff  und  gerust  zu  sin.  Warhin 
aber  die  meinig  wasz,  ist  mir  nit  zu  wüssen  gsin,  dan  dasz 
man  die  suchen  wolt,  die  disen  frevel  begangen  hetten  oder 
die,  so  sy  uffendthielten3),  aber  alsz  ich  verstanden  hab,  so  ist 
der  abecheydt  gemacht  und  gehandlet  worden,  [ao7]  dasz  die  re- 

»gentten  von  EnsiQzheim  sollen  durch  keiserliche  botschaff);  be- 
felch, so  ouch  uff  dem  tag  erschein,  dise  thetter  losen  suchen 
zu  Schwarzenburg,  Hochenkunigspurg  und  anderschwo,  do  dan 
möcht  gedöcht  werden  sy  ir  uffenthaltung  hetten,  und  wo  sysz 
möchten  begriffen,  minen  herren  zu  recht  halten  und  innen 

»den,  so  die  thetter  noch  gefangen  hielten,  minen  herren  on 
alle  endtgeltnusz  zu  uberantwurtten,  mit  andren  derglichen  ab- 
redungen, on  not  hie  alsz  zu  melden,  dan  nüt  dorusz  wart. 
Wiewol  die  von  Ensiszheim  ein  zug  hinschickten  gon  Schwär- 
zenbuig4)  und  derglichen  besuchung  thetten  und  nomen  dasz 

4i  schlosz  in,  funden  nieman  do,  alsz  sy  anzeigten,  dan  dasz  einer 
im  schlosz  tot  lag  oder  funden  wart,  der  mosen  und  gestalt, 
alsz  der,  so  sy  minen  herren  noch  gefangen  hatten.  Dem  noch 
ouch  ein  andrer  tag  angesetzt  wart  zu  Obren  Baden  und  ge- 

33.  nadwosy  Hs. 

1)    Weil,    badisches  Pfarrdorf,    eine    Stunde    nordöstlich   von  Basel. 
2)  S.  ob.  8.  131, 12.      3)  Vgl.  Ochs  VI.  128.      4)  Bei  Münster  im  Elsass. 


154  1538. 

halten  von  gemeinen  eydgnosen  mitsampt  kaiserlicher  botechafft 
und  der  regentten  von  Ensen  uff  mentag  noch  der  liechtmesz 
is.»  anno  1538  jor  der  fiert  tag  hornug,  wart  allerhandt  disz  han- 
delst abgeredt  und  der  gefangen  angefordert,  der  dan  zeigt 
wart  noch  in  leben  und  verbanden  wer,  den  die  regentten  in  & 
etlichen  tagen  solten  minen  herren  zu  banden  stöllen  on  alle 
endgeltnusz,  deszglichen  Schwarzenburg  abbrechen  und  alle  die, 
80  an  disem  frevel  schuldig  weren,  wo  sysz  ankumen  möchten 
zu  recht  halten,  ouch  innen  nienen  gestatten  im  romischen  rieh 
schütz  noch  schirm  oder  underschlieff  geben,  deszglichen  mi-  io 
neu  herren  allen  kosten,  so  sich  diser  handlung  halb  erlouffen 
het,  abtragen  und  erlegen,  desz  sich  die  regentten  zu  beden- 
cken  nomen  und  ein  andrer  tag  angesetzt  wart  uff  reminiscere 
i7.Mfcrz.den  ersten  suntag  in  der  fasten  wyder  zBaden  zu  erschinen. 

[308]  Von  eim  erdbydem.  is 

2o.j»n.  XJff  suntag  Sebastiany  der  20.  januarius  1538  jor  wart  ein 

groser  erdbydem  gehört  noch  mittag  zwüschen  funff  und  Sech- 
sen, weret  uff  acht  minutten  lang ]) . 

Ungvntter. 

23.  Jan.  Glich  dornoch  uff  mitwuchen  den  23.  tag  disz  monatz  um  20 

obgemelten  stunden  hat  esz  blitzget  und  donnert,   alsz  ob  esz 
im  sumer  wer,  an  etlichen  ortten  mit  grosem  h agell. 

Von  ein  warmen  wntter. 

Esz  wasz  disz  jor  fast  ein  warmer  wintter,  der  vormofez 
nie  erdocht  wasz  worden,  dan  anfang  herbst  des  37.  jorsz  bisz  25 

25.jau.  uff  Pauly  bekerung  hiezlandt  desz  38.  jorsz  kein  sehne  noch 
gefrist  gesechen  wart,   aber  fast  grose  Tüchtigkeit  mit  regen 

21.Febr.und  grosem  winden ;  wasz  die  groste  kelte  noch  Mathie,  weret 
zwen  tag  mit  kleinner  gfrist3). 

Von  eim  comet.  30 

In  disem  erst  gemelten  monat  wart  ouch  ein  schönner  co- 
met gesechen  gegen  der  sunnen  nydergang  mit  eim  langen 
strimem,  einnem  langen  spiesz  glychet,  wart  an  vil  ortten  hie 
und  anderschwo  gesechen  etüch  tag  und  nacht.  Got  schick  all 
ding  zum  besten ! 3] .  &> 

Von  eim  großen  rot. 

1».  Febr.  XJff  zinstag  den  19.  tag  hornug  anno  1538  jor  wart  ein 
groser  rot  hie  gehalten  und  der  gemein  fürgehalten,  wie  sich 
der  handel  vorgemeltz    frevelsz    und    handlung  der    tagen   zu 

11.  und  allen  kosten  Ha. 

1)  S.  Wurstisen  616.  Kessler  VII.  484.  2)  Kessler  VII.  484: 
»Dise  nun  verschiaen  winters  zit  ist  gesin  so  warm  und  lusti*,  das  man 
schier  kainen  schütten  gebrucht«  etc.         3)  Kessler  VII.  484. 


1536.  155 

zwischen  minen  herren  sampt  gemein  eydgnosen  gegen 
rcgentten  von  [300]  En&en  und  derren  halb,  so  den  frevel 
begangen  betten,  sich  biszhar  erstreckt  und  erlouffen  het,  und 
nsz  witter  darin  roocht  gehandlet  werden,  domit  die  gemein 
laidiwist,  wasz  min  herren  bandletten,  dasz  dan  menglichem 
wol  gfiel  und  ouch  trüwlich  und  erlich  und  ouch  ernstlich  durch 
unsere  herren  gehandlet  wasz,  ouch  innen  die  saeh  ernstlich 
firei  befallen  wart  noch  irem  besten  flisz  zu  handien. 

Von  eim  tag  zu  Schlierigen. 

'  Wart  gehalten  uff  den  fierzechenden  tag  merzen  erstgemeltzM.M&n. 
Saturn  und  jorsz,  vorgeschribner  handlung  halb  betreffen,  zwü- 
«Aen  minen  herren  rotz  botschafft  von  Basel  und  Schwighartz 
?on  Sickingen  und  sinnem  bruder,  die  sich  gegen  minen  her- 
rra  rerantwüittet  diser  sach  unschuldig,  ouch  innen  beholffen 
ondberatten  sin,  innen  disen  gfangnen  wyder  zu  handen  zstöl- 
h,  dasz  ouch  beechach  und  der  gefangen  wyder  überantwurt 
and  bracht  wart  uff  suntag  oculy  der  24.  tag  merzen  obgemeltmiun. 
4atmn  durch  der  von  Syckiger  dienner  on  alle  engeltnusz  har 
b  ein  stat  Basel,  am  mentag  frag  minen  herren  rar  ein  ersa- 
fKn  rot  überantwurt  und  geben1). 

Diser  handlung  noch  wart  der  schuldheisz  von  BelHcken, 
wrgemeltz  handekz  halb,  alsz  vor  gehört  ist,  gefänglich  von 
togeien  von  Bellicken  gfurt,  wart  uff  donstag  den  fiertten  4.  Apr. 
jtogiprilKsz  gerichtet  von  wegen  sinner  handlung,  die  er  in 
■ian  handel  begangen  hat,  und  im  dasz  houpt  abgeschlagen ; 
Itiewol  er  zur  ax2)  verurtheilt  und  erkant  wart,  bewisen  im 
ich  mine  herren  gnodt  und  nomen  dasz  houpt  von  im.  Wasz 
c  gehandlet  hat,  ist  vor  angezeigt  gnugsamlich. 

.310]  Von  erfrienmg  der  reben*). 

Uff  Hinstag,  mitwuchen  und  donstag  den  16.   17.  und  18.i6.ni8. 
ty  «prillisz  desz  erstgemelten  98.  jorsz  der  minderen  zal  gezelt  Apnl* 
«ffinen  noch  groser  werme  und  schönner  tag  schnei  und  grosz 
ijien  mit  grimer  kelte  und  gefirist,  dasz  alle  reben  um  Basel, 
nEkeaz,  Briszgouw,  Sungow  nydsich  und  obsich  erfruren  wit 
ted  breydt ,   deszglich  nie  erhÄrt  wasz  worden ,   deszglich   vil 
achten  von  opsz,    dasz  sich  dan  alsz  wol  und  hübsch  erzeigt 
ht;  (lesglich  kum    erlebt  wasz,   dan  esz   sich  alsz  noch  vor- 
padtem  warmen   wintter  frfi  harusztruckt  hat,  und  wasz  der 
»tu  sunrt  uff  disz  mol  und  zit  vast  thür  und  schlug  uff,  dasz 
r^  «mm  bisz   misericordia  galt  ein  soum   alt  win  sechsthalb  5.  Mai. 
und  der   hürig  1  soum  fier  pfundt;   vor  ostren  galt  er 


1  Vgl.  oben  S.  151  Anm.  2.  2)  Vermuthlich  zur  Achse,  d.  h.  zum 
^  Denn  Axt  kann  es  nicht  bedeuten,  da  sofort  zu  lesen  ist,  das  Haupt 
*n»  ihm  genommen  worden.        3)  Vgl.  Kessler  VIL  484. 


156  1538. 

durch  einander  uff  zwey  pfundt  fiinffzechen  schillig1).  Esz 
schlug  ouch  dasz  körn  uff,  dasz  esz  uff  disz  mol  galt  ein  gül- 
den, vor  ostren  14  ß.  und  15  ß.  Dasz  weret  aber  ny t  lang  mit 
dem  körn,  dan  daszselb  dasz  jor  wol  geriedt  und  bleip  disz  jor 
um  13  und  14  ß. ;  bisz  uff  herbst  galt  esz  wyder  ein  pfundt  5 
und  18  ß. 

Uff  herbst  disz  gemelten  jorsz  wart  zimlich  win  um  Basel, 
desz  sich  nieman  versechen  het,  bleip  aber  by  fiinff  pfunden 
der  soum,  die  mosz  um  1  ß. ,  sunst  wart  aller  fruchten  gnug, 
bisz  uff  Michaely  fieng  der  nüw  win  an  abschlachen,  den  soum  10 
um  drü  pfundt  und  fierthalb  ß.,  bleip  aber  nit  lang  dorby,  sun- 
der schlug  heutig  uff  für  und  für,  koufften  mine  herren  ein 
fast  grose  sum  win  der  etat  zu  nutz;  ouch  wart  von  minen 
herren  verortnet,  von  allen  bürgeren  kein  win  usz  der  etat  zu 
verkouffen,  domit  in  der  stat  Basel  kein  mangel  an  win  wurde.  15 

[311]         Von  eim  geseüenschiesen  hie  zu  Basell. 

Aufust.  Im  ougustmonet  desz  1538.  jorsz  wart  von  minen  herren 
von  Basel,  alsz  der  oberkeit,  ein  gemein  gsellenschiesen  an- 
gesechen  mit  der  huchsen,  und  goben  mine  herren  usz  für  ein 
fryge  gob  25  goltgulden.  Komen  vil  fremder  schützen  har  von  20 
Stroszburg,  Hagnow,  Colmar,  Ougszburg  und  Bibrach,  desz- 
glich  usz  der  eygnoschaffit,  dasz  ir  über  die  500  schützen  woren 
von  allen  landen  und  ortten,  wurden  fast  erlich  von  minen 
herren  gehalten  mit  winschencken  und  andrer  gasthaltung; 
18.  Aug.  fieng  dasz  schiesen  an  uff  suntag  vor  Bartlomey  und  werret  w 
30.Ang.bi8z  uff  fritag  vor  Frenne  mit  vü  und  mancherley  goben  und 
kürzwil;  wurden  fast  vil  zelten  uff  den  matten  uffgeschlagen 
und  zerung  do  gehalten. 

Von  eim  sterben  hie  zu  Baseü  und  düre  desz  tcinsz  und  körn. 

10.  Aug.  Fieng  an  um  Lorentzii  desz  38.  jorsz  der  mindren  zall,  ao 
weret  fast  bisz  um  Johanny  Baptista  desz  39.  jorsz,  stürben  vil 
kinder,  ouch  sunst  junger  lüt,  ouch  etliche  huser  gar  usz,  hordt 
fast  uff  gemelte  zit  uff,  und  wart  disz  39.  jor  fast  vil  körn, 
habren,  rocken  und  übervil  opsz  aller  fruchten  und  gattung. 
Der  win  wasz  aber  fast  dür,  doch  bleip  er  hie  zBasel  by  der  & 
mosz  um  l  ß.  und  Iß.  2  d.  und  bim  soum  um  funff  und  um 
sechszthalb  pfundt;  aber  im  Elsasz  gab  man  dasz  fuder  um 
45  pfundt  Baszier  werung  und  den  schlechtisten  um  40  pfundt. 
Dise  düre  desz  winsz  weret  von  vorgemeltem  datum  desz  riffen 
bisz  uff  Frenne  desz  39.  jorsz,  dasz  der  nüw  Baselwin  geherb-  *» 

9.  aller  fruchten  gnug  altorley  Antobten  He. 

1)  Wurstisen  616.  Der  Wein  wurde  nach  ihm  so  theuer,  dass  »ein 
Fuder  im  Elsasz  von  dreissig  bisz  zu  vier  und  viertzig  Ouldin  auffsteige, 
ein  Masz  zu  Basel  sechs  Creutzer  galt,  und  man  im  Sommer  gar  nahe  kein 
virnen  Wein  ankommen  mochte«. 


1538.  1539.  157 

stet  wart,   alsz  man  hernoch  hören  wurt;  dasz  körn  bleip  fast 
dasz  jor  in  eim  gelt,  die  Aertzel  um  28  und  30  ß. 

[312]  Von  eim  ungewitter. 

Item  uff  mentag  noch  sant  Michelsz  tag  der  7.  tag  wimo-  7.oct. 
*  natz  1538  jor  kam  zwüschen  siben  und  achten  noch  mitag  ein 
ungestüm  wetter  mit  blizen  und  donneren,  alsz  ob  esz  mitten 
im  sumer  wer,  zergieng  doch  mit  eim  zimlichen  regen. 

Von  eim  gutten,  vollen  herbst1). 

Anno  alsz  man  zalt  1539  jor,  wart  ein  schönner  volkumner  1539. 

10  und  überflüsiger  herbst,  deszglich  kein  mensch  uff  ein  jor  er- 
lebt, erhört  noch  gesechen  hat,  in  allen  landen,  do  reben  ge- 
pflantzt  woren,  obsich  und  nydsich,  im  Elsasz2)  und  allendt- 
halben,  dermossen  dasz  der  win  nit  aller  gefast  mocht  werden 
mangel  halb  der  fasen,   dasz  nieman  gnug  fasen  mocht  anku- 

1»  men ;  hat  ouch  nieman  kein  solliche  faszdüre  erlebt  und  ouch 
kein  mensch  solliche  schnelle  winwölffle;  dan  wie  vorgemelt 
ein  fuder  win  im  Elsasz  45  pfundt  galt,  wart  esz  ietz  dasz  fa- 
der um  4  pfundt  und  5  pfundt  Baszier  werung  uffs  thürist  gen, 
und  wer  fasz  brocht,  dem  wart  ein  soum  um  3  batzen  geben. 

»  Esz  bleip  ouch  vil  win  an  reben  ston,  den  nieman  fasen  kondt 
von  wegen  desz  mangelsz  der  fasen  in  dütschen  und  welschen 
landen;  wart  ein  sollicher  herbst:  by  der  mosz  gab  man  den 
win  hie  zBasel  um  ein  rapen  und  dry  pfenig,  den  Elsaser 
ein  mosz  um  4  pfenig,   und  den  besten  um  5  pfennig.    Esz 

£  wart  ouch  uff  den  fritag  vor  Gally  ein  mosz  win  und  ein  be-  10.  <m. 
sem  und  ein  wellen  strow  glich  geben,  iedesz  stück  um  ein 
rapen  gen.    Dem  herren  sy  lob  und  danck  in  ewigkeit! 

[313]         Absterben  desz  großen  von  Ortenburg. 

Anno  etc.  1539  jor  star[b]  der  groff  von  Orttenburg,  wart 

so  todt  hie  durch  gefurt  durch  dise  stat  Basel  gon  Orttenburg  be- 

stettet  und  begraben,  wart  mit  grosem  leydt  in  schwarzem  aller 

sinner  dienner  und  hoflgsindt  mit  vil  pfertten  beleytten,   der 

do  wasz  ein  dochterman  desz  margroff  Ernsten3)  und  ein  her- 

4.  der  sibenzechendt  tag  Hs.  Byff  hat  ohne  Zweifel  schreiben  wollen:  »der  sibendt«; 
bei  der  Datiruag  »mentag  noch  aast  Miehelsz  tag1  **t  er  nbenehen,  das«  zwischen  Montag 
dem  7.  October  nnd  St.  Michels  Tag  noch  ein  andrer  Montag,  der  30.  September,  in  der 
Mitte  lag.  28.  Durch  Verschneidung  des  Bandes  sind  einzelne  Buchstaben  der  Seite  in 
der  fl s.  gana  oder  theilweise  weggefallen.  31 .  B i pp e  1 1  liest :  »in  echwartzem  gewand. c 
Et  ist  aber  nicht  wohl  möglich,  dass  dies  letztere  Wort  bei  Byff  gestanden ,  es  ist  auch 
dem  Sinne  nach  nicht  nothwendig. 

1)  Wurstisen  616  und  die  ausführlichen  Nachrichten  bei  Kessler  VII. 
566  ff.  2)  Vgl.  die  Strassburger  Jahrgeschichten  beiMone,  Quel- 
lensammlung  ü.  143:  »Und  hat  man  vil  hüuene  kästen  gemacht,  darin  man 
wein  gefaszet  hatt«.  3)  Elisabeth,  die  Tochter  des  Markgrafen  Ernst  von 
Baden-Durlach  (1527—53),  geb.  1516,  war  in  erster  Ehe  vermählt  mit  Ga- 
briel von  Salamanca,  dem  Käthe  K.  Ferdinands,  den  dieser  zum  Grafen 
v.  Ortenburg  machte.    S.  Cohn,  Stammtafel  zur  Gesch.  der  europ.  Staaten, 


158  i&39.  1540. 

scher  und  her  deaa  gantzen  Sungow  und  Nyder-  und  Ober- 
Elsasz  etc.  und  ein  oberster  keiser  Karlige  und  ein   erweiter 
Dtebr.  von  sinnem  hoff  etc.,  starb  im  cristmonat  desz  obgemelten  jorsz 

Von  eim  ungeteilter. 

so.  dm.         Uff  zinstag  noch  wiennacht   den   30.  tag  cristmonatz  anno  5 

1539  jor  kam  vonnitag  um  die  zechne  ein  ungestüm  wetter  mit 
donner,  blitzgen  und  haglen,  deszglich  knm  gesechen  ist  wor- 
den, mit  starekem  windt,  zergieng  doch  mit  gutte  und  on  gra- 
sen schaden  wyder. 

Von  einner  mustrung.  t» 

iMo  Uff  mentag  noch  der  alten  fasznacht  der  16.  tag  hornug, 

16Febr*alsz  man  zalt  noch  der  gburt  Cristi  Jbesu  1540  jor,   gesehach 
ein  gemeine  mustrung  lue  zu  Hasel  durch  min  herren  in  der 
ganzen  buigertchafft,    also  dasz  uff  allen  ztmfften  und  gsel- 
schaffien  alle  burger  undt  hindersesen  sich  mnsten  erzeigen  in  » 
irem  gwer  und  harnist,  und  ouch  do  bim  eydt  behalten,  dasz 
soMieh  gwer  und  harnist  sin  wer  und  keinnerley  endlent  het; 
wart  auch  iedem  botten,   sollich  sin  gwer  und  harnist  weder 
[114]  zu  versetzen  noch  zu  ferkouffen,  sunder  zu  sinnem  lip   ' 
behalten.    Esz  erzeigten  sich  ouch  uff  disen  tag  noch  der  mu-  » 
strung  iede  zunfft  mit  irem  fenly  und  hübscher  kleydung  wol 
geriist,  zog  iede  ziinfft  in  der  stat  mit  irem  zeichen  um.    Esz 
wart  ouch  dise  zasznacht  mit  frölicher  geselschafit  und  menger- 
ley   kuxzwil   vertriben   und   geendet   in  acht   tagen;    dornoch 
musterten  mine  herren  in  allen  iren  emptren   ouch,  wart  uff* 
dise  mt  zu  stat  und  landt  iederman  wolgemst  erfunden ,  desz- 
glich mustrung  ist  nit  zu  erdencken  bisz  uff  dise  zit.     Got 
gebsz  unsz  zu  gut! 

Von  eim  erdbydem. 

in.  Jnii.         Wart  gehört  uff  suntag  vor  Jacoby  den  18.  tag  hmwmonatz  3* 
anno  etc.  1540  firyg  um  die  funffte  stund t  tot  mitag. 

Item  esz  was«  disz  jor  gar  ein  heiser  sumer1),   dasz  esz 
a.  Jani  von  dem  achten  tag  brochmonaiz  nie  regnet  bisz  uff  den  29.  tag 
29.  juu.  heuwmonatz   fieng  esz    mit  senfiten    regen  an  und  wart   gut 
weder.    Esz  wasz  ouch  so  treffenlich  heisz  die  zit  gsin,   dasz» 

Braunschweig,  Schwetachke  1865.  Band  I.  T.  103.    Nach  ihm  tat  Salamanca 

1540  gestorben.  Tgl.  Sachs:  Einl.  in  d.  Gesch.  d.  Markgrafschaft  Baden 
IV.  71,  der  das  Factum  der  Ehe  Elisabeths  mit  Salamanca  mit  Unrecht 
bezweifelt.  Vgl.  hierüber  und  Aber  die  höchst  interessante  Persönlichkeit 
des  berüchtigten  »Finanzers«,  der  eine  scharfen  Beleuchtung  verdiente: 
Jörg,  Deutschland  in  der  Revolutionsperiode  von  1522— 26.  Freiburg  i.  B  , 
Herder,  74  ff.  512.  521  ff.  Hasoh  bergt  Geschichte  des  heriogl.  und  grftfl- 
Gesammthauses  Ortenburg.  Sulibaoh,  Seidel  1828,  336  ff.;  die  Zimmern  - 
sehe  Chronik  III.  423.  577.  Georg  Kirchmair'«  Denkwürdigkeiten 
in  Fontes  rer.  Austriae.  SS.  Bd.  1.  460  ff.  etc.      1)  S.  Wurstisen  617. 


1540.  159 

man  besorgt,  der  wra  an  reben  verdoren  wurt,  alsz  an  etlichen 
eitten  besehach  und  sunderlich  um  dise  stat,  aber  der  regen 
erkichtz  akz  wyder.  Got  hab  lob  1  Wasz  disz  jor  wenig  un- 
gwitter,  und  wase  kam  gnug  worden  und  dasz  fast  gut.  Esz 
j  wart  aber  wenig  beuw  und  gar  kein  emdt,  deszglich  sumer  ist 
by  mansz  dencken  nit  gesechen  worden. 

[m]   Von  eitmer  lustigen  und  bürgerlichen  Jdlby  zu  Liestal x) . 
Uff  mentag  post  exaudy  den   10.  tag  mey,   alsz  man  zalt  io.Mai. 
ron  der  gburt  Cristi   unsersz   selligmachersz   1540  jor,    zoch 

u  man  usz  der  stat  Basel  gon  Liechstall  usz  ansechen  und  er- 
kantnuaz  miner  hewen,  so  vorhin  uff  der  vorgemelten  muatrung 
von  minen  harren  verortnet  wasz,  sollichen  zug  zu  volbringen; 
zugen  usz  mit  nünthalbhundert  wolgeruater  burger  und  mit 
ftmffirigen  zu  rosz,  die  all  mit  sollicher  mosz  mit  kleydung  und 

n  aller  rustung  gerust  woren,  deszglich  vor  nie  by  mansz  dencken 
gsechen  ist  worden.  Ein  iede  zunfft  hat  sich  für  sich  selb  uffs 
allerköstlichest  bekleit  und  zugrust,  wurden  von  minen  herren 
vü  der  ritten  zugeortnet,  her  Adelberg  Meyger  burgermeister, 
her  Marx  Heydilly  zuufömeyster  mitsampt  andren  der  rotten, 

» wasz  fenrich  Petter  Gernler,  wasz  fast  ein  hubscher  zug,  wur- 
den doben  von  dennen  von  Liestal  mitsampt  den  *  emptren2) 
schon  empfangen  mit  wolgrustem  gegenzug  und  komen  morn- 
desz  wyder  mitsampt  aller  emptren  miner  herren,  usz  der  vogty 
Farspuxg  mit  jungker  Heman 3)  irem  vogt,  usz  der  vogty  Wal- 

%  lenburg  Baschion  Daxelstein  irem  vogt,  jungker  During  Hugly 
mit  sinnem  volck  usz  der  vogty  Munchenstein  und  Mutenz, 
die  von  Honburg  mit  irem  vogt  Jerg  Wildisen,  Jerg  Wiszlemly 
mit  sinnem  volck  usz  der  vogty  Ramstein,  dasz  ir  in  einer  sum 
usz  den  emptren  komen  dryzechenhundert  wolbekleyder  und 

m hübscher  knechten;  [310]  ouch  komen  die  von  Riechen  und 
Betticken,  wasz  ir  vogt  Bat  Sumer,  und  hat  iede  vogty  ir  fenly. 
Eis  komen  ouch  die  usz  dem  Louffentall  usz  dem  stetly4)  mit 
irem  zeichen  und  landftschafft,  und  wasz  desz  bischoffs  volck 
wasz  usz  dem  Leinthaü5) ;  wurden  zerthedlt  in  alle  herbergen 

&  hie  und  innen  wol  und  erlich  erbotten ;  und  morndesz  am  mit- 
wuchen  wurden  die  von  Liestal  mitsampt  allen  emptren  uff 
alle  zunflfc  zertheilt  und  zgast  gehalten  den  gantzen  tag.   Sunst 

1)  S.  Wurttisen  617.  2)  S.  im  Allgemeinen  über  die  vorkommen- 
den Orte  Brückner;  Versuch  einer  Beschreibung  historischer  und  natür- 
licher Merkwürdigkeiten  der  Landschaft  Basel  (1748—1763.  Basel,  £.  Thurn- 
eysen).  3)  H.  von  Offenburg.  Brückner  2149.  4)  Stadt  und  Amt 
Laufen,  sowie  die  zum  Amte  Birseck  gehörigen  Dörfer  Reinach,  Therwyl, 
Obsrwyl,  Ettingen  und  AUsohwyl,  simmtlich  dem  Bischof  von  Basel  unter- 
than,  waren  seit  1525  mit  der  Stadt  Basel  Yerbumrechtet.  S.  Heu  sie  r  434. 
Lichtenhahn,  das  Baaler  Bürgerrecht  im  Bisuium,  im  ersten  Bande  der 
Beiträge  14.  5)  Das  Leimenthal,  das  Thal  des  Birsig,  in  welchem  die 
Dörfer  Oberwyl,  Therwyl  und  Ettingen  gelegen  sind. 


160  1540. 

wurden  kurtzwil  zuglosen  mit  springen,  steinstosen,  schiesen 
•  und  keyglen  um  allerley  goben,  so  min  herren  uszgoben,  wur- 
den all  von  minen  herren  und  gemeinnen  bürgeren  wol  gehal- 
ten. Esz  wart  kein  untzucht  noch  freffel  von  keim  erfunden 
noch  gesechen,  sunder  zergieng  mit  aller  zucht  und  erberkeit, 
13.  Mai.  zugen  am  donstag  zoben  wyder  heim  und  wurden  mit  der  bur- 
gerschafft wyder  hinusz  geleydet,  wie  sy  mit  in  herin  kumen 
woren,  goben  innen  dasz  gleydt  schier  bisz  Sant  Jocab,  schie- 
den also  mit  frintlickeit  von  einander.  Got  welsz  unsz  alsz 
für  gut  uffhemen  undz  unsz  zum  besten  kerren! 

Esz  wart  uff  dise  kurtzwil  und  kilby  durch  mine  herren 
verbotten  sunst  alle  spil,  zutrincken  und  gotzlestrung  und  üpi- 
keit,  esz  wer  mit  wortten  oder  wercken,  und  wart  ouch  wol 
und  erlich  von  allem  und  iedem  zstat  und  zlandt  ghalten  und 
also  mit  gutten  fridt  und  lieby  und  einigkeit  ghalten.  Got  der 
her  hab  lob  in  ewykeit! 

[$n]       Von  einnem  heüen  und  trocknen  sumer. 

Im  1540.  jor  noch  der  gburt  unsersz  selligmachersz  ist  ein 
fast  heiser  und  diirer  sumer  gwesen,  alsz  vorgemelt  ist,  dasz 
ii. Not.  esz  von  anfang  desz  sumersz  bisz  Martini  nit  über  drümol  reg-: 
net ;  so  esz  schon  regnet,  wert  esz  nit  über  zwen  oder  drü  tag 
und  necht  lang  und  klein,  senfft  regen ;  deszglich  sumer  ist  by 
keinsz  menschen  dencken  nie  ersechen  worden.  Esz  wart  kein 
ungewitter  disz  jor  erhört,  wart  ouch  vil  win  und  körn  und 
ein  gantz  volkumner  herbst,  dermosen  dasz  groser  mangel  an 
fasen  wasz  und  die  fasz  fast  dür.  Welcher  fasz  hat,  fandt 
allenthalben  den  besten  win,  ein  soum  um  zechen  oder  zwelff 
schillig  hiezlandt  in  allen  dörfferen  und  den  fast  gut.  Im 
Elsesz,wasz  er  vil  wölfler,  den  alten  win  ein  soum  um  funff 
oder  sechsz  schillig,  sunst  ouch  aller  fruchten  gnug,  weder 
dasz  wenig  heuw  wart  und  gar  wenig  und  an  vil  enden  gantz 
kein  emdt,  deszhalb  milch  und  kesz  und  ancken  dür  wart, 
ein  pfundt  ancken  um  siben  rapen,  an  etlichen  enden  1  batzen. 

Esz  giengen  ouch  gar  vil  waser  ab  an  allen  ortten,  dasz  die 
waser  fast  klein  wurden,  ouch  an  vil  enden  gar  ersigten,  der- 
ren  vor  nie  keinsz  abgangen  wasz,  deszhalb  vil  not  um  mallen 
wart,  etlich  müllennen  Stil  stunden  dasz  gantz  jor,  vil  brunnen 
abgiengen. 

Esz  wart  ouch  der  Hin  so  klein ,  dasz  man  uff  dem  grien 
oder  boden  usz  der  kleinnen  stat  bisz  zum  käply1)  oder  zur 
halben  brücken  trocken  gon  mocht  underthalb  und  oberthalb 

1)  Die  Kapelle  auf  der  Rheinbrücke,  1392  neu  erbaut  oder  umgebaut 
Die  hier  gemeinte  und  die  heute  noch  stehende  datirt  aber  von  1512. 
Fechter  132.  Bei  dem  neulichen  Umbau  der  Rheinbrücke  ist  das  Kippeli 
um  einen  Pfeiler  weiter  nach  der  Grossbasler  Seite  hin  versetzt  worden, 
was  bei  der  Angabe  Kyff's  in  Betracht  su  ziehen  ist. 


1540.  16! 

der  brücken.  Ich  bin  ouch  selb  trocken  gangen  am  Ryn  von  der 
drencke  ennent  Rinsz  bisz  für  die  Kardusz,  für  [3is]  den  gadren  1j 
hinuff  bisz  für  die  gertten  gar  noch  halben  weg  uff  Krentzacher 
strosz,  de&zglich  hie  disent  mocht  man  trocken  gon  uff  dem 
sbndt  am  Rin  vom  Saltzdurn2)  hinab  gar  noch  bisz  zun  Pre- 
digeren und  oberthalb  von  der  Sunnen  bisz  zu  sant  Alban. 
Esz  wasz  ouch  ein  sollich  grüm  by  sant  Alban  mitten  im 
Rin,  dasz  die  burger  und  buchsenschutzen  ein  gsellenschiesen 
doruff  heften,  stunden  uff  sollichem  grüm  und  schusen  hinüber 

i« gegen  dem  feldt  ob  der  Kardusz,  gschach  alsz  noch  Martini. 
Wasz  noch  zwuschen  Martini  und  wiennacht  fast  schon  und 
warm  wetter,  alsz  etwan  tun  ostren  gwesen  ist,  und  bisz  zu 
der  zit  kein  gfrist  gesechen  worden. 

Esz  wart  ouch  von  minen  herren  ein  mülly  uff  dem  Ryn 

ß  uffgericht  von  wegen  desz  grosen  mangelsz  desz  mallensz  und 
muQinnen,  doruff  sy  dan  ein  grose  sum  Hessen  mallen  uff  für- 
»org  und  grosersz  mangelsz.  Man  het  ouch  an  etlichen  enden 
durch  den  Rin  mögen  über  und  über  ritten,  deszhalb  kein 
M'hifT  den  Rin  obenaber  kumen  mocht,  dorum  uff  dise  Baszier 

»  mesz  disz  fierzigisten  jorsz  alle  gutter  über  lant  und  mit  wegen 
rausten  obenherab  gfurt  werden. 

Von  dem  krieg  und  Handlung  derren  von  RotwiU*). 

In  disem  gemelten  jor  erhub  sich  ein  zwytracht  und  krieg 
von  dem  Landenberger  wyder  die  von  Rotwil,  belegert  die  mit 

Keim  grosen  volck  zu  rosz  und  fusz,  alsz  gwise  botschafft  kam, 
dasz  er  sy  mit  funffzechenhundert  rüttren  und  drütusent  fusz- 
kuechten  angreiff,  verbrandt  und  verberget  alle  dörffer  [319]  und 
Hecken  vor  der  stat  dermosen,  dasz  sollichsz  für  ein  gemeinne 
eydgnoschafft  kam,   die  dan  ein  tag  noch  dem  andren  hielten 

Je  zu  Obren  Baden  der  gstalt,  ob  sy  innen  zu  hilff  kumen  wolten 
oder  nit.  Wart  ouch  deszhalb  groser  rot  hie  zu  Basel  gehalten 
uff  samstag  post  Othmary;  wasz  aber  witter  gehandlet  ist  und  ä>  Not. 

27.  Dm  Wort  »a&greiffc,  welchee  in  der  Hb.  fehlt,  oder  ein  ähnliches  muas  erglnzt  werden. 

1)  Wahrscheinlich  haben  wir  an  die  Umfriedungen  zu  denken,  mit  wel- 
chen die  an  den  Rhein  stossenden  Gärten  vor  der  Stadt  abgesperrt  waren. 
>S.  den  Plan  des  Matthäus  Merlan  von  1615  und  die  Ansicht  von  Basel  in 
«einer  Topographia  Helvetiae.  2)  Fechter  88.  Wie  der  Salzthurm  zu- 
siehst unterhalb  der  Rheinbrücke  auf  der  Grossbasler  Seite  stand ,  so  dan 
Haus  zur  Sonne  (jetzt  Rheinsprung  No.  I)  zunächst  oberhalb  derselben. 
{-  Vgl.  Ober  die  »Landenberger  Fehde«  H.  Ruck  gaber:  Geschichte  der 
Frei-  und  Reichsstadt  Rottweil.  Rottweil,  Englert  1838.  II.  2.  S.  186  ff.  und 
aKürae  Ochs  VI.  151.  S.  auch  die  Zimmern'sche  Chronik  III.  378. 
Hans  von  Landenberg,  genannt  von  der  Breitenlandenberg  zum  Schräm- 
berg,  dessen  Sohn  Christoph  hauptsächlich  die  Fehde  führte,  war,  als 
Besitzer  einiger  Güter  im  Kanton  Zürich,  Mitbürger  der  Eidgenossen,  die 
Stadt  Rottweil  seit  1519  mit  ihnen  in  ewigem  Bunde.  Ruckgaber  a.  a.  O. 
187.  223. 

Basier  Chroniken.  I.  1 1 


162  1**0- 1541 

wurt,  volgt  hernoch,  und  usz  wasz  ursach  dasz  erwachsen  ist1); 

23.  Nov.  und  wart  der  tag  geendet  uff  zinstag  vor  Katherine,  wart  be- 
schlosen,  dasz  die  lender  gemeinlich  gaben  tusendt  man,  schick- 
ten  sy  gon  Rotwil  in  zusatz,  zugen  in  diser  wuchen  usz,  wur- 

25. not. den  uff  Katherine    zu   Schaff husen  versandet.     Do  blipen  sy] 
bisz  uff  witter  bscheydt,   aber  in  disem  handel  zoch  der  Lan- 
denberger  ab  mit  sim  volck,   und  wart  diser  krieg  verdragen 
und   abgstält   zwüschen  dem  Landenberger   und    dennen   von 
Rotwil  uff  disz  mol2). 

iwi.  In  disem  41. jor  der  mindren  zal  wasz  der  ziblen  dur,  galt  i 

ein  durer  ziblen  in  der  gr&se  hie  verzeichnet  ein  pfenig  und 
drü  ein  rapen,  deszglich  dasz  opsz  drü  öpfel  ein  rapen. 

[320]  Von  eim  grosen  sterben^]. 

In  dem  1541.  jor  kam  ein  groser  sterben  in  allem  dütschen 
landt  nycUich  und  obsich  und  ouch  an  etlichen  ortten  im 
Welschlandt,  im  nydren  und  obren  Elsasz,  fieng  ouch  an  hie 
10.  Aug.  zu  Basel  um  Loren tzii  desz  ougstmonatz,  starb  hie  mercklich 
vil  volck,  jung  und  alt,  wib  und  man,  und  fast  vil  der  nam- 
haffbigen  burger  und  burgerin.  Esz  stürben  ouch  vil  glertten 
und  cristlicher  lerer  desz  gütlichen  wortz.  Nämlich  stürben 
funff  treffenlich  giert  menner  hie,  under  dennen  der  hochgiert 
und  wyt  berumpt  her  Symon  Grineus4),  Jeronimus  Ardolffus5:, 
und  sunst  zwen,  derren  namen  ich  nit  weisz,  ouch  meyster 
Anthonius  Wildt,  Schulmeister  und  ein  gelertter  aller  sprechen6;. 
Esz  weret  diser  sterben7]  von  obgemeltem  datum  an  bisz  .  . 

Also  wart  im  winmonat  dises  genempten  jorsz  angesechen 
von  minen  herren,  also  alle  zinstag  got  dem  almechtigen  zu 
lob  und  erren  sin  gütlich  wort  in  allen  pfarren  und  kilcheren 
zu  verkünden  und  nieman  kein  werck  andersz  zu  volfleren  oder 
zthun,  bisz  sollich  predig  volbrocht  wurt,  wie  an  einnem  sun- 
tag  mit  gemeinnem  bet  got  den  herren  zu  ermanen  und  bit- 
ten um   gnodt   und  barmherzigkeit  mit  unsz   zu  theillen  und 

12.  Nach  dem  Satze  hinter  »rapen«  steht  in  der  He.  eine  entsprechende  rohe  Federzeich- 
nung, durch  die  eine  Zwiebel,  6,2  Centimeter  breit,  4  hoch,  dargestellt  wird.  25.  Eine 
Ltofce  in  der  H  s.  naoh  »biwt«. 

1 )  Die«  »volgt  hernoch*  ist  unerfüllt  geblieben,  da  die  Chronik  de«  Fr. 
Hyff  mit  S.  321  abbricht;  s.  u.  S.  163.  2)  Der  Vertrag  zwischen  den  Strei- 
tenden kam  am  29.  Nov.  1540  iu  Seedorf  zu  Stande.  Huckgab  er  a.  a.  0. 
205.  3)  S.  Wurstisen  618.   Ochs  VI.  160.   Vgl.  VilUager  Chro- 

nik bei  Mone:  QueUensammlung  II.  HO:  »Zu  Baden  im  Ergo w  starb  die 
halb  weit«.  4)  Geb.  1493,  gest  I.August  1541.    Ath.  Rauricae  Ü» 

5)  Hieron.  Artolphus  art.  üb.  mag.  et  medic.  cand.;  s.  Ath.  Rauricae 
173.  6)  Ueber  Anton.  Wild  s.  Ath.  Rauricae  424.  7)  S.  auch  über 
alle  die  Genannten  Wurstisen  618.  Er  nennt  noch  den  Bürgermeister 
Jakob  Meier,  den  Ryff  nicht  hätte  vergessen  sollen,  und  die  swei  Jünglinge 
Eusebius  Oekolampadius  und  Wilhelm  Zwinglius,  welche  wohl  die  zwei 
sind,  deren  Namen  unser  Chronist  nicht  kennt. 


154t.  163 

in  mute,    glitte  und  gnodt  zu  erzeigen  und  sollich  stroff  der 
tranckeit  sollicher  schweren  pestillenz  von  unsz  zu  nemen1). 

f»i]  Absterben  desz  hochgier Uen  doctor  Andresz  von  Karlestat2) . 

Uff  den  wiennachtoben  1541  jor,  wasz  samstag  den  24.  tag  24.  bec. 
decembrisz,  genant  cristmonatz,  um  die  elflte  stundt  vor  mittag 
>tarb  der  hochgelert  und  wirdig  her  doctor  Andresz  Karlestat, 
verkünder  desz  gütlichen  wort,  furstender  und  predicant  der 
stuft  Sant  Petter  zu  Basel,  der  ein  gründlicher  lerrer  und  wyt 
berumpter  in  grecy,  hebraeisch  und  latinisch,  deszglich  nit  tu 
erfanden  würt  und  ist  zu  diser  zit.  Got  welle  unsz  sin  gnodt 
furer  verliehen  und  unsz  sin  gotlich  wort  nit  enziechen. 

11.  Hier  auf  dem  ertten  Drittel  toh  8.  32t  endigt  die  Hb.  des  Fridolin  Byff ;  8. 322  ist  leer. 

1)  Die  Gebete,   welche  für  diese  neu  errichteten  Wochengottesdienste 
verüuet  wurden,  finden  sioh  in  An t  Gern  1.  I.  Blatt  279—280.  unterer 
Unterschrift :    «Gmeine  andächtige  gebett,   so  man  alle  zinsxtag  zur  bfisz- 
predig  in  den  vier  pfarkirchen  zu  Basel  haltet,  für  den  grewlichen  Türeken, 
auch  für  alles  anligen  der  christlichen  kirchen.    In  dem  1541.  jor  angefan- 
gen«.  £e>  folgen  nun  nach  einander:  »D.  Osvaldi  Myconii  gebett  nach  der 
boszpredig  ini  mOnater«,  »D.  Andreae  Carolstadii  gebett  z«  s.  Peter«,  »D. 
Marci  Bereu  gebett  zu  s.  Lienhart«,  »D.  Jacobi  Truckenbroti  gebett  zu  s. 
Fbeoder«.      Blatt  281  steht  eine  »Begrebnus  Ordnung«,   die  also  anfängt: 
\\nno  1541,  montags  den  ersten  tag  augusti  haben  unsere  herren  r&ht  und 
meister  erkant:    das  nun  hinfort,  wann  unsz  gott  unser  himmlische  vatter 
wie  sich  ietz  ein  wiest)  mit  sterbenden  laufen  heimsuchet,  mit  dem  ver- 
graben folgende  Ordnung,  bei  peen  nachbestimpt,   gehalten  werde«.    Vgl. 
VTuiatUen  618.    Bänke:  Reformation  IV.  166  ff.        2)  S.  Wurstisen 
619    In  den  Athen.  Rauricae  steht  sein  Tod  irrthümlich  unter  1543. 


11* 


1543       [323]    In  dem  julio  desz  1543.  jars  fiel  zu  Basell  die  herberg 
zum  Kopff  in,  dorinn  zwen  man  und  ein  wibsperson  verfulen !) . 

Vonn  dem  Schmalkaldischen  oder  protestierendem  krieg. 

Als  man  zalt  von  der  geburt  Christi  unsers  säligmachers 
1546.  1546,  erhübe  sich  der  Schmalkaldische  krieg,  also  genannet,  5 
wil  die  protestierenden,  das  ist  die  forsten  und  stett,  so  sich 
wider  das  papstumb  und  sine  Satzungen  protestierten  und  ver- 
wirf lieh  satzten,  zu  Schmalkalden  ire  ersten  conventen  und 
anschlege  zu  disem  krieg  hatten,  wie  dan  Joannes  Schieidanus2) 
grundüich  disen  handel  beschrittet,  deszglichen  Lambertus  Hör-  io 
tensius3) .  In  welchen  krieg  sich  auch  vill  der  Baszieren  begaben4) . 

Diser  krieg  wardt  angestellet  uf  desz  papsts  Julii  III.  ernst- 
lich sollicitieren  durch  den  groszmechtigen  keiser  Carolum  quin- 
tum  gegen  und  wider  hertzog  Hansz  Friderichen  usz  Saxen, 
chürnrst,  und  landgraffen  Philips  usz  Hessen,  als  die  zwen  is 
hauptfierer  der  reformierten  und  protestierenden  der  religion 
halb,  welche  sich  mit  achzigtusendt  starck  dem  keiser  wider- 
satzten,  welcher  aber  nit  so  starck  zu  feldt  gewesenn5).  Diser 
krieg  weret  fast  zwey  jar  lang6),    anf englich  glucket  es  den 

1 .  Hier  beginnt  die  Fortsetzung  des  Peter  Byff.       9.  »hatten«  fehlt  in  der  U  8. 

1)  S.  Wurstisen  618.  Der  Gasthof  zum  goldenen  Kopf  (d.  h.  Becher, 
obgleich  der  ursprüngliche  Sinn  jetzt  in  Vergessenheit  gerathen  und  ein 
goldener  Menschenkopf  angemalt  ist) ,  steht  in  Grossbasel  unfern  der  Rhein- 
brücke an  der  Schifflände.  2)  Joan.  Sleidani  de  statu  religionis  et  reipubli- 
cae  Carolo  V  Caesare  commentarii  erschienen  zuerst  Argentor.  1555  in  Fol., 
dann  um  ein  26.  Buch  vermehrt  ebendaselbst  in  demselben  J.  in  8.  und  spater 
in  vielen  weitern  Auflagen.  Im  J.  1556  erschien  in  Basel  e.  deutsche  Ueoers. 
von  H.  Pantaleon,  die  schon  1557  e.  neue  Aufl.  erlebte,  1557  in  Pforzheim  eine 
v.  Isr.  Achacius,  denen  später  noch  andre  folgten.  3)  Des  Lambertus  Hor- 
tensius  aus  Montfort  bei  Utrecht  Bücher  de  bello  Germanico  erschienen  (nach 
Grässe,  Literärgesch.  V.  1250)  zuerst  Bas.  1560.  4;  deutsch  sind  sie  unter 
dem  Titel  »Warnaffte  und  eigentliche  beschreibung  des  Protestierenden 
kriegs  Teutscher  Nation«  von  Jac.  Schlüsser  herausgegeben  in  dem  Sam- 
melwerke »der  Peürisch  und  Protestierende  Krieg«.  Basel  1573.  Folio. 
4)  Officiell  bewahrten  die  Eidgenossen  Neutralität,  »aber  hindern  konnten 
sie  nicht,  dass  eine  Menge  Abenteurer  sich  unter  die  Fahnen  beider  Par- 
teien stellten«.  Vulliemin  I.  304.  Ueber  das  specielle  Verhalten  von 
Basel  s.  Ochs  VI.  185  ff.  5)  Ranke  IV.  312  berechnet  die  Grösse  des 
protestantischen  Heeres  für  den  August  1546  auf  35000  Mann  zu  Fuss  und 
Ö0U0  Mann  zu  Pferde  und  S.  311  die  der  Kaiserlichen,  die  Niederländer 
nicht  gerechnet,  auf  340UU  Mann  zu  Fuss  und  5000  Mann  zu  Pferde. 
6)  Der  Krieg  dauerte  vielmehr  vom  Juni  1546  bis  zum  Sommer  1547. 


1546—1552.  165 

protestierenden,  letztlich  aber  wante  sich  das  glück  umb,  also 
das  hertzog  Hansz  Friderich  in  einer  schlacht  von  keiserischen 
gefangen l) ,  sin  kriegsvolck  überwunden ,  die  protestierenden 
forsten  und  stett  sich  an  desz  keisers  gnodt  ergäben  miessen. 

i  m]  In  disenn  triebsäligen  empörungen  und  unglickhaften  krie- 
gen haben  sich  die  reformierten  fursten,  grafen  und  herren 
«chmieken  und  zu  merer  Sicherheit  etwan  exulieren  miesen. 

Derhalben  auch  hertzog  ChristofF  von  Wirtenberg  noch  in 
di>em  46.  jar  gon  liasell  umb  besserer  Sicherheit  kommen,  aldo 

i  uff  ein  gantzes  halbjar  lang  mit  wyb  und  künden  christenlichen 
hoff  gehalten  2) . 

Glicher  gestalten  hatt  im  auch  gethon  Sebastian  Schertlin3),  (iM7.) 
ritter,  so  vom  keiser  in  die  ach  erkleret  wardt,  will  er  der  pro- 
testierenden oberster  einer  gewesen  und  sich  mit  einem  regi- 

»ment  dem  keiser  ernstlichen  widersetzet  hat.  Und  domit  auch 
er  den  Basleren  kein  unwerder  gast  were,  haben  min  gn.  her- 
ren usz  sinem  anschlagen  und  angäben  die  grossen  bolwerck 
neben  dem  Steinenthor  beidersits  uff  dem  berg  gelegen  machen 
und  erbuwen  lossenn4). 

»  Es  was  auch  der  grim  desz  keisers  so  grosz  wider  disen 
ritter  Schertlin,  alsz  das  er  etlichen  praven  uf  in  geltt  gebot- 
en, under  denen  einer  ein  metzger,  der  Gattschick5)  genant, 
gewesen,  welcher  sich  in  der  statt  und  in  den  nechsten  dörffe- 
ren,  uff  denn  Schertlin  ze  lustren,  gehalten.    Indem  aber  min  (iwi.) 

*  gn.  herren  solches  innen  worden,  haben  sy  in  durch  ire  burger 
durch  ein  stratagema  in  desz   bischoffs  von  Basel  landt  erwit- 
5chen,    gefänglichen   in  die   statt  fieren  und   als   ein  verh&tter 
deren ,  so  min  gn.  herren  ze  versprechen  stünden ,  entheupten  riva.) 
k*sen. 

1)  1547,  24.  April  bei  Mühlberg.  2^  S.  Kugler:  Christoph,  Her- 
iog  tu  Wirtemberg.  Stuttgart,  Ebner  und  Seubert  1868,  S.  72.  Wurst- 
igen 620.'  Ochs  VI.  188.  In  Basel  gebar  die  Gemahlin  des  Herzogs  Chri- 
stoph am  14.  Jan.  1547  eine  Tochter.  Vgl.  Gast  55.  3)  Sebastian  Schert- 
lin von  Burtenbach,  geb.  12.  Febr.  1496,  gest.  1577,  18.  Nov.  S.  Th.  Her- 
t> erger:  Sebastian  Schertlin  von  Burtenbach  und  seine  an  die  Stadt 
Augsburg  geschriebenen  Briefe.  Augsburg,  Jenisch  und  Stege  1852.  Er  kam 
itn  24.  Not.  1547  nach  Basel.  S.  seine  Autobiographie,  Frankfurt  und 
Leipzig  1777,  S.  168.  (Irrthümlich  ist  dort  das  Datum  seiner  Ankunft  in 
Basel  unter  das  Jahr  1548  gestellt.  Vgl.  seine  Briefe  aus  Basel  bei  Her- 
hergera.a  O.  236  ff.)  Wurstisen  622.  Ochs  VI.  189  ff.  Gast62.69: 
'Seh.  versuchte  Einige  vom  Rathe  . .  zu  gewinnen.  Dem  Heidelin  gab  er  ein 
Spanferkel,  das  er  zurückerhielt«.  S.  77.  4)  Wurstisen  623:  »die  zwey 
Mwercke  umb  das  Heerthor  (Fechter  HO)  und  die  grosse  Pastey,  so 
darob  gegen  Mittag  sihet«.  —  In  der  Aufzählung  der  Festungswerke  bei 
?>&rckhardt  255   fehlen  diese  Bauten.  5}  Es  war  ein  Konstanzer.    S. 

Wurstisen  623.  Vermuthlich  war  der  Mörder  nicht  durch  direkte  Anf- 
orderung des  Kaiser«,  sondern  durch  die  3000  Fl.  provocirt,  die  auf  Schert- 
•r;*  Leichnam  ausgeschrieben  waren.  S.  Herberger  CXV  Anm.  Ochs 
ir*J.  Nach  Schertlin'«  Autobiographie  196,  Gast  93  war  der  Anstifter 
&s  Mörders  der  Freiherr  von  Bollweil,  Obrister  aus  Konstanz,  der  Gut- 
»lock  dagegen  aus  Stockach  gebürtig. 


166  1549  15M-  1552 

[325  j    Vonn  der  vereinn  mit  konig  Heinrico  dem  anderen  dises 

nammens  in  Franckrich*) . 

1549.  Im  1549.  jar  wirdt  von  gemeinen  eidtgnoBsen ,  uszgenom- 

men  Zürich  und  Bern,   ein  newe  verein  gemacht  und  ange- 
nommen, glich  wie  vormolenn  mit  könig  Francisco  sinem  vat-  5 
ter  säligen,    deren  inhalt  wirt  in  dem  bieohlin  de  republica 
Helvetiorum*) ,    auch    summarischer  wisz   in  Urstisens   Basler 
croneck3)  vergriffen. 

Von  einem  grossen  sehne. 

I&51  Uff  Michaelis  desz  1551.  jars  ful  ein  solcher  grosser  sehne,  io 

29.8«pt.  ^ag  er^  w^  ^  |ftu^  nocj1  njt  a^  (jen  ^eütoen  gefallen,  die  nest 

herab  drucket4). 

Von  ritter  Scher tlins  zug  in  Franckrich*) . 

Herzog  Moritz  zu  Sachsen  sampt  anderen  teütschen  forsten 
machten  einen  bundt  mit  könig  Heinrichen  usz  Franckrich  i& 
wider  den  keiser,  domit  sy  den  gefangenen  hertzog  Friderichen 
usz  Saxen  und  landgraffen  Philips  usz  Hessen,  welcher  hertzog 
Moritzen  schwecher  was6),  erledigen  möchten;  zu  welcher  factiön 
sich  auch  ritter  Schertlin  bruchen  liesz,  natnme  deszhalben  ein 
1552  regiment  landtsknecht  an,  verreite  den  22.  mertzens  desz  1552.  ao 
22.M*rz.jar  von  ßage]i  mj[t  einem  reisigen  züg  und  richtet  sine  fenlin 

vor  der  stat  uff  Rinacher7)  feldt  uff  und  zöge  in  Franckrich. 
Mit  ime  zugen  auch  vil  von  Basell  hinweg8). 

[326 J    Von  einer  boüschaft  der  Basleren  an  könig  Heinricum 

usz  Franckrich.  Tb 

Noch  in  disem  werenden  52.  jar  kompt  könig  Heinrich 
selbs  eigener  person  mit  einem  grossen  exercitu  usz  Franckrich 
durch  Lothringen  ins  Elsas ;  als  aber  solches  die  Oesterichische 
herschaft  nit  gern  sach,  sollicitierten  sy  die  eidgnossen,  domit 
inen  ir  keller  und  brotteasten  nit  von  frömbdem  kriegsvolck  30 
gefressen  wurde9),  das  sy  den  künig  usz  disem  landt  und  von 
disem  ort  ze  ziechen  bütüichen  ansuchten,  welches  auch  durch 

1)  Der  Bund  mit  Heinrich  IL  wurde  am  7.  Juni  zu  Solothurn  geschlos- 
sen. Vulliemin  I.  327.  Ochs  VI.  204.  2)  Von  Josias  Simler,  zuerst 
Tiguri,  Froschouer.  1576.  8,  später  in  vielen  Auflagen  in  verschiedenen 
Sprachen  wiederholt.  Vgl.  Haller:  Bibl.  IV.  Nr.  409.  3)  S.  623. 
4}  Wurstisen  624.  5)  S.  Ranke:  Reformation  V.  ! 52  ff.  6)  Phi- 
lipp von  Hessen  war  der  Schwiegervater  des  Herzogs  Moritz.  7)  Reinach 
an  der  Strasse  von  Basel  nach  Delsberg.  8)  5.  Schertlin 8  Autobio- 
graphie 194  ff  Ochs  VI.  208  ff.:  »Mklaus  Irmi  warb  ein  Regiment  von 
400')  Mann,  das  Heinrich  II.  wichtige  Dienste  leistete«.  Vgl.  Basler 
Taschenbuch  auf  das  J.  1858  S.  8<>  ff.,  wo  hübsch  erzählt  ist,  wie  der 
Professor  Bernhard  Brand  vom  Katheder  weg  unter  die  Soldaten  zieht. 
9)  Vgl.  unten  S.  173,12  zum  J.  1569:  »das  Sungow  und  Elsas  der  Helvetier 
keller  und  kastenn  genennet  wirdt«. 


1552.  1553.  167 

der  Haaler  und  anderer  eydgnoesenn  bottschaft  beschechen ,  so 
ine  den  könig  selbs  by  Zaberen  angetroffen,  ir  begären  eröff- 
net, welches  er  auch  iretwegen  gern  angenommen l) . 

Absterben  herren  Oswoldi  Miconii2). 

j  Den  15.  octobris  desz  1552.  jars  stirbt  s&lliglichen  ab  hert5.  oct. 
Oswaldt  Myconiuß,  oberster  pfarher  ze  Basel,  so  der  ander  in 
der  reformierten  kilchen  gewäsen  und  d.  Jo.  Oeeolampadium 
Miccedierte.  Disem  succedierte  Simon  Sulzer,  ein  Berner 3), 
so  auch  zevor  oberster  prediget  ze  Bern  gewesin,  aber  von 
itdannen  umb  etwas  miszhellung  der  1er  desz  h.  abentmols  hal- 
ben (so  do  gewöllenn,  das  der  lib  und  das  blut  Christi  wesen- 
lich mit  dem  brott  und  win  desz  herren  vereiniget  und  genos- 
sen werde4),  wichen  miessen. 

[m]   Von  einer  ufrür  und  netoen  burgrecht  mit  desz  bischoffs 
:j  underthanen 5) . 

In  dkem  1553.  jar  zu  ingang  desz  winmonats  starb  bischoff  i&w 
Phiüppus6),  und  bleib  uff  ein  jar  lang  anstan,  ehe  man  einen  1*°6t 
anderen  ordenlichen  bischoff  wöllete 7) .    Hiezwischen  entstunden 
selzame  practicen ,  dan  die  Sollothurner  under  anderem  necht- 

*  Bdier  wül ,  heimlicher  wisz  die  meyer  etc.  usz  den  nechsten 
ffinf  dörfferen  *)  by  der  statt  gelegen,  welche  auch  vor  langem 
bar  der  stat  mit  dem  burgrecht  zugethon  gewesen ,  gefenglich 
annemmen  und  usz  iren  hüseren  in  ir  der  Solloturner  vogteyen 

|  entfieren  Hessen,  im  willen  dieeelbige  dörfer  dem  bisthumb  und 

*  der  Stadt  Pasell  ze  entziechen  und  inen  den  Soljoturneren  an- 
hennig  ze  machen.    Dises  wurden  min  herren  baldt  noch  by 

1}  Vulliemin  I.  333.  Vgl.  Wurstisen  und  Ochs  a.  a.  O.  2)  Os- 
wald Mvconins,  geb.  14S8.  S.  seine  Biographie  von  Hagenbach:  Leben 
und  ausgewählte  Schriften  der  Väter  und  Begründer  der  reform.  Kirohe  II. 
Ites  dort  S.  382  als  Todestag  des  Mannes  der  14.  October  angegeben  wird, 
beruht  wohl  auf  einem  Druckfehler.  Vgl.  Wurstisen  628.  Athenae 
Kauricae  6S  und  die  Grabschrift  (Tonjola  16.  Hagenbach  384). 
Geb.  22.  Sept.  1508,  gest.  22.  Juni  1585.  Athenae  Rauricae  8.  26  ff. 
Die  concio  f unebris ,  die  er  dem  Myconius  gehalten ,  findet  sieh  in  den 
Aot.  Gern ler.  1.  Blatt  270—277.  4)  S.  über  die  Abendmahlsstreitig- 

keiten in  Bern  Tillier:  Gesch.  des  Freistaats  Bern  III.  571.  Hundes- 
tagen:  Ueber  die  Conflicte  des  Zwinglianismus,  Lutherthums  und  Calvi- 
nismus in  der  Bernenchen  Landeskirche.  Bern  1842.  Ueber  die  Conflicte, 
fo  Sulser's  Auftreten  in  Basel  hervorrief,  s.  besonders  Hagenbach:  Kri- 
ühe  Geschichte  der  Entstehung  und  der  Schicksale  der  ersten  Basler- 
konfession (Basel  1827.  8}  S.  87  ff.  5)  S.  Wurstisen  628  ff.  Ochs 
VI.  211  f.  Heusler  455,  am  ausfuhrlichsten  Lichtenhahn:  das  Basler 
Bürgerrecht  im  Bisthum  (Beitr&ge  IQ)  22  ff.  6)  Philipp  von  Oundels- 
fcim  starb  den  1.  October.  Potthast.  —  Heusler  S.  455  hat  den  13.  Sep- 
•anber.  7)  Den  Melchior  von  Lichtenfels.  8)  Reinach,  Therwyl,  Ober- 
*fl,  Ettingen  und  Allschwyl.  8.  oben  S.  159,  Anm.  4.  Nach  Lichte n- 
ä ahn  and  Heusler  wurden  Ariesheim,  Ettingen  und  Therwyl  durch  die 
^olothamer  besetst. 


168  (1555.)  1659. 

der  nacht  innen ;  hieruff  wurden  etliche  rhatsgesanten  binußz 
geschicket  und  wardt  mit  den  Sollothurneren  dermossen  geredt, 
das  sy  die  gefangnen  balt  ledig  hinscheiden  Hessen. 

Es  wurden   auch  die  gemeinden   im  Telspergthall ,    desz- 
glichen  im  Freyenberg,    domit  sy  in  allerley  beschwerden  etc.  5 
gewisse  schürmherren  haben  möchten,  bewegt,  für  min  gn.  her- 
ren  ze  keren  und  mit  inen  ein  burgrecht  uffzerichten,  welches 
(1555.)  auch  endtlich  den  bischoff  onbefraget  beschechen. 

|328j  Von  Davidt  Ger  gen  sacken1). 

In  Holandt  hat  sich  ein  ketzerey  erhept,  die  usz  der  teü-  to 
ferey  erstlich  entsprungen  und  durch  Davidt  Jergen  propagiert 
worden,  deren  furnembste  articul  dise  waren: 

1.  Von  der  1er  Moysis  und  der  propheten,  das  dieselben 
nur  ein  schatten  seyen,  durch  ine  Davidt  Jergen  aber  erfiilt; 
deszglichen  Christi  und  der  apostlen  1er  sige  unvolkommen  i* 
und  nit  gnugsamlich  zum  heil,  die  allein  künder  gezogen  und 
kein  volkommenheit  gehept;  er  aber  habe  usz  sinem  geist  ein 
volkommene  1er,  die  rechte,  wäre,  volkomne  kunder  gottes 
zieche. 

2.  Das  er  der  ander  Messias  und  wäre  sun  gottes  sige,  in  so 
welchem  der  vatter  ein  wolgefallen  habe,   der  do  nit  usz  dem 
fleisch,   sonder  usz  dem  heiligen  geist  geboren,   das  auch  der 
glaub  in  Christum  nichts  nutz  zum  heil,  es  sige  dan,  das  man 
auch  in  ine  glaube. 

3.  Das  Christi  menschlicher  lib  nit  ufferstanden,  sonder  durch  25 
den  thot  hingenommen  sige.    Sin  gottheit  syge  nit  uffgeopfert, 
wie  Isac. 

4 .  Das  der  heilig  geist  von  gott  dem  vatter  sige  allen  hei- 
ligen unbekant  gewesen  bisz  uff  dise  ziit,   in  welcher  er  ime 
ingegossen  worden,  one  welchen  niemandts  möge  die  geheim-  30 
nusz  verstau,   weder  die  allein,   so   sinem  wort  glauben   und 
anhangen. 

5.  Das  er  die  kürchen  Israels  und  den  tabernacul  gottes 
ufrichten  und  erbuwen,  nit  durchs  cryttz,  sonder  durch  den 
geist  Christi  Davidts.  35 

[329]  6.  Das  er  gewalt  habe  zu  binden  und  uffzfilesen,  ze 
rechen  und  ze  stroffenn,  das  er  das  letst  gericht  besitzen  und 
volfieren  werde  über  die  gantze  weit. 

7.    Das  Christus  Davidt  grösser  und  mher  sige  weder  Chri- 

1)  Felix  Platter  185  ff.  Wurstisen  632  ff.  sehr  ausführlich.  Ochs 
VI.  219  ff.  Vulliemin  IL  106.  Die  Ältere  Litteratur  über  David  Joris  ist 
ausführlich  angegeben  bei  Hall  er  II.  Nr.  1007—1022.  Ein  längerer  Auf- 
satz von  F.  Trechsel:  »David  Joris.  Ein  Bild  aus  dem  16.  Jahrhundert« 
findet  sich  in  den  von  Fröhlich,  Wackernagel  und  Hagenbach  herausgege- 
benen Alpenrosen,  Jahrg.  1*38,  nebst  dem  Bildniss  des  D.  Joris  nach 
dem  im  Basler  Museum  befindlichen  Oelgemälde. 


1559.(1561.)  1563.  169 

$tus  Jesus,    darumb  das  jener  usz  einem  wib  geboren,  Davidt 
aber  usz  dem  heiligen  geist  zu  einem  Christo. 

S.  Das  wer  da  sundige  in  ine,  der  sundige  in  den  heilt- 
en geist,  diewil  er  der  heilig  geist  sige. 

9.  Das  alles,  was  von  der  uferstentnus  geschahen,  solle 
geistlich  verstanden  werden.  Christus  stände  ietzundt  als  uff 
den  dritten  tag  in  ime  geistlich  uff,  dan  die  gottheit  sige  ie 
in  Christo  Davidt  crefliger  dan  in  Christo  Jesu. 

10.  Die  ietzundt  mit  Christo  Davidt  sindt,  die  werden  nit 
aferston  erst  im  gericht,  dan  sy  haben  keine  sindt,  sonder 
eigen  engell,  werden  auch  nit  mher  sterben. 

1 1 .  Christus  habe  wunderzeichen  bedörffen ,  dorumb  das 
<t  ein  unvolkomne  1er  und  ziitliches  riich  gehapt  hat,  er  aber 
bedörffe  keiner  wunderzeichen,  darumb  das  ein  1er  volkommen 
and  sin  rieh  geistlich  und  ewig  sige. 

12.  Es  sigendt  keine  tüffell,  dan  böse  menschen  und  böse 
Anfechtungen. 

13.  Das  die,  so  in  Christo  Davidt  widergeboren  sigen, 
bedörffen  keiner  büecher,  darusz  ze  lernen,  sonder  weiden  un- 
derwisen  usz  sinem  geist. 

14.  Das  er  ein  könig  sige  aller  königen,  und  wie  Christi 
riich  ziittlich  und  usserlich  gewäsen,  also  sige  sin  riich  ewig 
and  himmelisch. 

'»;  15.    Der  letzt:   das  der  ehestandt  frey  und  gemein  sige 
allen  denen,  so  in  diser  volkommenheit  sigendt. 

Diser  Davidt  Jerg  käme  im  44.  jar  gen  Basell,  wardt  do-  i&m. 
»tlbsten  als  ein  verdrybner  kaufher  umb  des  evangelii  willen 
genommen,  und  will  er  ein  usserlichen  gottseligen  schiin  ge- 
faret,  fiirnem  gehalten  worden.  Man  wüste  auch  von  diser  siner 
prtzketzerey  nizit  bisz  noch  sinem  thodt.  Als  er  dry  jar  lang 
begraben  gelägen,  ist  er  widerumb  im  1559,  jar  uszgraben  wor- 
den, sine  büecher  und  efngies  in  den  hoff  gestellet^  obgeschri- 
Vne  artieul  als  ein  verjicht  verlesen,  und  hieruff  von  minen 
herren  zum  fiir  verurteilet  worden,  ist  also  am  pfingstaben  desz  18,ö2^ 
59.  jars  in  der  bor  sampt  einem  karren  mit  biecheren  und  siner 
büdtnusz  für  Steinenthor  hinusz  gefieret  und  alles  mit  einander 
verbrennet  worden. 

Item  so  sindt  auch  sine  künder,  shön  und  thöchteren  und 

alle,  die  by  im  waren,  gefencklich  inzogen  worden,  deren  von 

►*ib  und  man  uf  die  dryssig  waren,   welche   alle  nochin  noch 

nner  ziinstagpredig  solche  artieul  öffentlich  verfliechten  und  den 

*aren  glauben  bekanten  und  hieruff  wider  ledig  gelossen  worden. 

uf    Von  einer  tagsleistung,  so  ze  Basel  gehalten  worden  wegen 
desz  herzogen  von  Safoy  und  der  herren  von  Bernn. 

*        Anno  1562,   15631)  sindt  ernstliche  tagsleistungen  ze  Basel  {\)mi. 
l<    Vielmehr   1561    (18.  Mai  und  24.  August)   und  1563  (24.  April). 


170 


1563. 


gehalten  worden  zwischen  dem  hertzogen  von  Safoy  und  den 
Herren  von  Bern,  welche  ime  etwas  landts  Bevor  ingenommen 
hatten,  welche  er  ernstlichen  von  Beineren  widerbegerte ;  wie 
aber  diser  handel  abgangen,  findet  man  ordenlich  in  herren 
Urstisii  croneck1).  * 

Von  heiser  Ferdinandi  inriäen  ee  BateW1). 

1563  Uff  frytag  den  8.  jannuarii  desz  1563.  jars  reyt  hie  ze  Basel 

Minn  keyser  Ferdinandus.  Min  herren  die  heupter  reiften  im 
engegen  bisz  zär  Wysenbruck,  do  dan  her  Caspar  Krug,  bur- 
germeyster3),  von  einem  pferdt  abgestanden  und  key.  mayestet  10 
empfinge;  under  dem  Bläsythor4)  holten  etlich  miner  herren 
der  rhaten5)  mit  einem  schwartz  und  wissen6)  damastinen  hüm- 
mel,  under  den  sy  key.  may.  empfangen;  her  Caspar  Krug 
gieng  neben  keys.  may.,  welche  uff  einem  wyssen  tobe  saaz, 
dohar  und  redte  bisz  in  den  hoff  hinuf  mit  ir  may.  Dan  er  is 
ein  man  solchen  libs,  das  er  fast  key.  may.  ze  pferdt  sitzende 
glich  lang  was.  Die  gassen  von  s.  Bläsy  thor  bysz  in  den  hoff, 
den  von  Uothenheim7)  anhörig,  waren  bestellet  mit  der  bur- 
gerschaft  in  harnest  und  gewer. 

Der  keyser  bleib   über  nacht  ze  Basell,   morndigs  verreit » 
er  noch  Bynfelden,  es  gaben  im  auch  min  herren  das  geleyt 
bisz  gen  Äugst.    Selbiger  ziitt  wurden  etliche  burger,  so  keyser- 
Hcher  may.  zu   sonderem  dienst  bestellet  wardenn,   von  ime, 
dem  keyser,  geadlet8). 

Wurstigen  638.  Eidgen.  Abschiede  IV.  2.  Nr.  129.  138.  192.  Ochs 
VI.  229  ff.  kennt  den  letztern  nicht,  verlegt  dagegen  die  beiden  enteren 
irrthümlich  ins  J.  1563.  Die  Verhandlungen  endeten  bekanntlich  damit, 
dass  Bern  von  den  Eroberungen  des  J.  1536  Gex,  Chablais  und  Genevois 
an  Savoyen  zurückgab,  die  Waadt  dagegen  definitiv  abgetreten  erhielt.  6. 
den  Vertrag  von  Lausanne  vom  30.  Octbr.  1564.  Eidg.  Abs  eh.  a.  a.  O. 
S.  1477  ff.  1)  8.  639  ff.  2)  S.  Wurstison  642.    Oohs  VI.  225  ff. 

Ausführlich  Felix  Platter  189  ff.  (Aus  Versehen  heisst  es  in  der  Ueber 
schrift  »den  8.  Januar  1562a  statt  1563).  Andreas  Ryff:  Zirkel  der  Eid- 
genossenschaft 538  ff.  —  In  Buchholtz:  Geschichte  der  Regierung  Fer- 
dinands I.  finde  ich  von  diesem  Aufenthalt  des  Kaisers  in  Basel  nichts  er- 
wähnt. Man  sollte  das  Ereigniss  in  Bd.  7  S.  521  bemerkt  erwarten.  3)  Der 
alte  Bürgermeister;  der  regierende  Bürgermeister  Franz  Oberried  war  am 
26.  Dec.  1562  gestorben.   Wurstisen.  4)  In  Kleinbasel,   früher  auch 

das  untere,-  niedere  Thor  oder  Isteinerthor  genannt.  Fechter  134.  Der 
Name  Bläsithor  stammt  daher,  dass  1256  das  Stift  St.  Blasien  dem  Kloster 
6t.  Alban  einen  Platz  bei  diesem  Thore  abgekauft  hatte,  den  noch  jetzt  s.  g. 
Blaser  Hof.  Das  Bläsithor  ist  vor  einigen  Jahren  abgebrochen  worden,  der 
Name  lebt  jetzt  noch  in  dem  des  St.  Bläsiquartiers  fort.  5)  Ulrich  Schult- 
heisz,  Heinrich  Petri,  Hans  Rudolf  Fäsch,  Bernhard  Brand,  Hans  Eszlin- 
ger,  Theodor  Merlan.  Wurstisen  a.  a.  O.  Ochs  227.  Anm.  1.  6)  Es 
sind  dies  die  Stadtfarben.  7)  In  der  Nähe  des  Münsters.         8)  Ochs 

nennt  den  Bürgermeister  Krug  und  seine  Brüder,  die  Rathsherrn  Fäsch 
und  Brand  und  den  Stadtschreiber  Falkner  nebst  dessen  Bruder.  Merian 
bekam  einen  Wappenbrief,  der  sein  bisheriges  Wappen  mit  einem  Sterne 
vermehrte.   S.  226.  228.  229.    Die  betreffenden  Familien  haben  von  diesen 


1564.  1565.  171 

[332]  Von  einem  grossen  $terbendtx). 

Anno  1564  kamen  den  Rhm  noch  uffhin  pestilentzische  i«m. 
sterbent,  welche  ze  Basel  derroossen  grassierten,  das  die  schä- 
len etlicher  mossen  abgingen.  Es  stürben  auch  ze  etat  und 
slandt,  als  ich  oft  gehört  hab,  (dan  dises  der  erste  pestilentzi- 
*che  sterbent  gewesen ,  dessen  ich  gedencken) ,  in  die  zechen- 
tusendt  menschen,  weret  fast  ein  gantzes  jar  lang. 

Verein  mit  kimig  Carolo  nono2). 

In  disem  jar  hat  konig  Carolas  usz  Franckrich,  der  ninte 
»dises  nanrmens,  by  gemeinen  eidgnossen  umb  ernewerung  der 
verein,  so  mit  Heinrico,  sinem  vatter  säligen,  gemachet  wor- 
den, angehalten,  darumben  auch  grossen  rhat  hie  gehalten  and 
entliehen  in  die  rerein  gewilligt,  doch  conditionaliter,  nämlich 
so  es  umb  die  religion  ze  thfin  wurde  sin  excipiert,  do  helfFen 
sie  kriegen  nit  verbunden  sin  solten. 

Zürich  aber  und  Bern  name  sy  nit  ann. 

Von  einem  mordt  in  s.  Äthans  twrstatt  bescheeken*) . 

Anno  1565  den   5.  hornung  beschach  ein  grewlich  mordt  tj** 
in  s.  Albans  Vorstadt ,   in  deren  ein  frommer  alter  man ,  sines 
»handwereks  ein  buchbinder,  Andresz  Hager  genant,  zömliches   . 
Vermögens  gesessen,  der  hatte  by  sich  ein  junge  basz,  die  ime 
husz  hielte,  will  er  ein  wittling  gewesen.   Diser  hat  einen  be- 

13.  »gewilligt*,  welche«  in  der  H  s.  fehlt,  oder  ein  unliebes  Wort  erfordert  der  Sinn. 

Meisbriefen  keinen  Gebrauch  gemacht.  Als  »Presente«,  welche  Basel  dem 
Kaaer  bei  seinem  Weggang  offerierte,  führt  And.  Ryff  an:  »Ein  silbern 
Trinkgetehirr  für  120  f.  und  darinnen  1000  Rhinisch  Goldflorin.  Item  40 
Saum  Wein  und  100  Säckh  Haber,  2  Stuckh  Hoch  Gwildt  und  by  250 
Stuckh  dreierley  fisch,  welches  er  alles  mit  Gnädigstem  bedanken  annahm«. 
Vgl  Ochs  228.  1)  Vgl.  unten  die  Aufzeichnungen  des  Diebold  Ryff. 
S.  auch  die  ausführliche  Schilderung  in  der  Selbstbiographie  des  Andreas 
Ryff  S.  55—58  {Beiträge  IX).  Er  verlor  in  17  Tagen  vier  Brüder  durch 
die  Pest  und  machte  die  Krankheit  selbst  durch.  Als  die  Zahl  der  Opfer 
giebt  er  12hoü  an.  Vgl.  Wurstisen  644.  Ochs  VI.  232  ff.  Die  Angaben 
•berdie  Zahl  der  Gestorbenen  schwanken  sehr.  Felix  Platter  194  meint, 
rach  den  Berechnungen,  die  er,  als  Arzt  damals  stark  in  Anspruch  ge- 
nommen, mit  dem  Ooerstpfarrer  Simon  Sulzer  zusammen  angestellt,  habe 
die  Zahl  der  Gestorbenen  etwa  4000  betragen.  Ueber  die  Verheerungen  an 
amiern  Orten  der  Schwert  s.  Vulliemin  II.  95  ff.  2)  1564,  7.  Dec. 

Freibarg,  und  1565,  21.  Juli,  Mont  de  Marsan.  S.  Eidgen.  Abschiede 
IV. 2,  S.  304.  1509  ff.  Vgl.  Vulliemin  II.  88.  Im  Allgemeinen  Ranke: 
franxöstsche  Geschichte  I.  B.  4.  Cap.  2.  Für  Basel  speciell  vgl.  Wur  St- 
ilen 644.  Der  Gesandte  Basels  war  Werner  Wölfflin.  Das  »oonditionali- 
fr«,  Ton  welchem  Ryff  redet,  bedeutet,  dass  die  Basier  den  Fall  ausneh- 
sen,  wenn  der  König  gegen  die  Reformirten  seines  Landes  zu  Felde  ziehn 
»eile.  Ein  Fascikel  im  hintern  Gewölbe  des  Basler  Staatsarchivs  (A.  H.  3) 
^thält  die  «Acta,  weisen,  wasz  in  erneüwerung  der  französischen  verein, 
•amo  I5S2  undt  64  verhandlet  worden«.  3)  Wurstisen  645  oft  wört- 
&h  ebenso. 


172  1565.  1567.  1569. 

kanten,  hiesz  Paulus  Schumacher,  welchen  er  usz  der  toufe 
gehaben,  erzogen  und  ein  handtwerk  leren  lossen.  Der  hat 
sich  in  ein  dorf  gesetzt  sin  handwerk  ze  triben ;  er  hielte  aber 
dermossen  husz,  das  er  uff  ein  ziit,  als  vorstadt,  zu  sinem  alten 
toufgötty  ins  husz  kommen,  der  gestalten,  er  wölte  den  alten 
man  heimsuchen.  Indem  er  also  vor  dem  bet,  in  dem  der 
[333]  alte  man  gelegen,  gesessen,  ersieht  er  einenn  scherham- 
mer  an  der  wandt  hangen,  und  wil  ime  der  leidige  teüfel  schon 
vor  anhin  sin  bösz  hertz  besessen,  grift  er  noch  dem  scher- 
hammer,  fast  in  in  die  hendt  und  schlecht  den  alten  man  im 
bet  an  den  köpf,  das  er  starb;  balt  lusterte  er  mit  dem  ham- 
mer uf  die  dochter  im  husz ,  welche  in  die  ober  kammer  ge- 
gangen was,  cleider  etc.  ze  behalten,  (dan  am  oben  davor  sy 
mit  einem  jungen  predicanten  verhüratet  wardt).  Als  sy  nun 
die  stägen  hinab  kummen,  Stadt  der  böszwicht,  zu  dem  sy  sich 
nit  böses  versechen,  und  schlecht  sy  glichfals  mit  dem  hammer 
ze  boden,  und  wil  er  sy  nit  gar  ze  thot  geschlagen,  nam  er 
ein  messer  und  stach  es  iren  in  den  halsz,  nam  die  schlussel 
und  hundert,*  was  er  fandt.  Dornoch  schleüft  er  sy  in  die  Stu- 
ben, trug  holtz  und  spen  darin,  zündts  an  und  gieng  darvon, 
vermeinende,  sy  gölten  also  sampt  dem  husz  verbrunnen  sin, 
domit  die  sach  nit  kundtbar  wurde;  aber  gott  schicket  es  än- 
derst: dan  indem  die  düren  und  fenster  verschlossen,  erstickte 
das  für  vor  rauch,  und  indem  man  noch  mittag  vermerket  den 
rauch  durch  das  gantze  husz  tringen  und  niemandt  sach  noch 
horte ,  steig  man  mit  leitteren  hinin ,  do  wardt  der  jamer  ge- 
funden. Will  man  aber  usz  etlichen  conjeeturenn  uf  den  the- 
ter  arguierte,  schuckten  min  herren  etliche  burger  ze  lusteren, 
wo  er  were,  welcher  auch  endtlich  ze  Hagentall1)  ergriffen, 
gefenglich  gon  Basell  geflert  und,  nochdem  er  die  that  be- 
(2i.Feb.)kennet,  condemniert,  hinusz  geschleift  zu  dem  hochgricht  und 
geredert  worden. 

Von  einem  joch,  das  man  erbessert2). 

,M7-  Anno    1567   erbuwet  man    ein  joch    an   der  Rhinbnicken 

wyderumb,  zu  welchem  die  gemein  burgerschaft  mit  fronen  und 
wasserschepffen  grosse  hilff  thatendt,  zug  ie  ein  rott  noch  der 
anderen  mit  drummen  und  pfiffen  und  iren  fenlinen  uff  und  ab. 

[334]  Von  einem  fliehten  vor  den  schwartzen  ryteren,  so  durch  das 

Sungow  ziechen  wollen. 

166».  Anno  1569  zöge  pfaltzgrave  Wolffgang   von  Zweybrucken 

9.  von  anbin  H  8. 

1)  Dorf,  den  Edlen  von  Eptingen  gehörig,  im  Sundgau,  südwestlich 
von  Basel.  2)  Vgl.  unten  die  Aufzeichnungen  des  Diebold  R)  ff  zum 
J.  1567.  Nach  Wurstisen  647  musste  man  nach  den  Verheerungen,  die 
der  Rhein  im  Sommer  1566  angerichtet,  im  folgenden  Jahr  drei  Joche 
der  Brücke  erneuern. 


L 


1569.  1570.  173 

mit  etlich  tusendt  pferden  in  Franckrich  *) .  Diser  begerte  ein 
summa  gelte  von  der  stat  Basell  ze  entlenen.  Wil  im  aber 
solches  abgeschlagen,  trewet  er  sinen  musterplatz  in  das  Sun- 
gow,  nit  wit  yon  der  statt  ze  legen.  Als  solches  das  landvolck 
I innen  worden,  haben  sy  vast  ir  hab  und  gät  usz  zälossen  der 
oberkeit  in  die  stat  hinin  geflAchtet;  die  thürn  und  thor  wur- 
den auch  mit  schützen  und  gewapneten  bürgeren  yersechen. 
Indem  aber  die  eidgnossen  solches  innen  worden,  haben  sy  im 
von  solchem  sinem  furnemmen  abzeston  dermossen  zugespro- 
chen2), das  er  sich  balt  eins  anderen  besinnet.  Dan  sy  zum 
teil  nüt  lidenn  mögen,  das  inenn  ein  frömbde  khu  uff  die  weide 
zieche,  dan  das  Sungow  und  Elsas  der  Helvetier  keller  und 
kastenn  genennet  wirdt;  dannethin  gedochten  auch  sy,  wil  er 
wider  königliche  may.  in  Franckrich  zöge,  mieeten  sy  lut  der 
Upiindtnusz  in  Franckrich  empfachen,  wollen  in  als  mher  salu- 
tieren, ob  er  dohin  komme3]. 

Von  einer  wassergrose  desz  Birsycks  und  desz  Mhins4). 

Anno  1570  den  2.  tag  julii  wardt  der  Birseck  am  morgen  1570 
firye  gechlingen  also  grosz,   das  man  mit  der  papstglocken 5)  2-JüU- 
sostürmte.    Er  gang   über  beide  stäg  usz,   so  von  der  weheren 
zunft  hiniber  in   den  garten  gondt,   fürt  die   hinweg   an  den 
Wasserthurn6)  zuchin  an  den  bogen  und  verschlossen  dem  wasser 
sinen  lauf,   wardt  aber  balt  mit  weidlingen  und  instrumenten 

20.  Statt  »so  ronc  fieit  H  ■■  »von  ton«. 

1)  Wolfgang,  Herzog  von  Zweibrücken,  geb.  1526,  f  1569  im  Kampfe 
fiir  die  Hugenotten",  s.  Hau 8 8 er:  Geschichte  der  Rheinischen  Pfalz  II.  56. 
lieber  den  hier  erwähnten  Zug  durch  das  Elsass  s.  Wurstisen  64S.  Ochs 
VI.  259.  A n d r.  R y f f  in  den  Beiträgen  IX.  69.  Die  Ausdrücke  »schwarze 
Heiter«,  «schwane  Gäste«  u.  s.  w.  für  die  Kriegsvölker  der  damaligen  Zeit 
rühren  yon  den  schwarzen  Rüstungen  her,  die  damals  immer  allgemeiner 
in  Aufnahme  kamen.  S.  Weiss,  Kostümkunde  III.  753.  Speciell  von  den 
deutschen  Söldnern,  die  in  den  Niederlanden  nnd  in  Frankreich  kämpften, 
findet  sich,  wie  an  unsrer  Stelle,  der  Ausdruck  «schwarze  Reiter«  bei  Mo n  e : 
Quellensammlg.  zur  Bad.  Landesgesch.  II.  118.  HI.  435.  2)  Eidgen. 

Abschiede  IV.  2.  S.  415.  417.  418.  419.  426.  663.  Man  machte  ernstliche 
Anstalten,  im  Kriegsfalle  Basel  energisch  zu  unterstützen.  3)  Der  unklar 
ausgedrückte  ironische  Sinn  dieses  Satzes  scheint  folgender  zu  sein :  Sie  ge- 
dachten auch,  weil  er  wider  den  König  von  Frankreich  ziehe,  so  müssten 
sie  ihn  laut  ihres  Bündnisses  mit  dem  Könige  doch  in  Frankreich  empfan- 
gen (<L  h.  dem  Könige  gegen  ihn  Hilfe  leisten) ,  sie  wollten  ihn  dort  schon 
salutieren,  falls  er  dorthin  komme,  es  sei  also  nicht  nöthig,  dass  er  sich 
den  Baslern,  indem  er  sein  Lager  in  der  Nähe  ihrer  Stadt  aufschlage,  als 
zu  bewillkommnenden  Gast  aufdringe.  4)  Wurstisen  649.  Andreas 
Goldmeyer:  Strassburgpsche  Chronica  etc.  Strassburg,  Eberhard  Welper, 
1636.  S.  55:  »Zu  Basel  ist  er  (der  Rhein)  innerhalb  der  Statt  von  dreyen 
Rhein  Thoren  under  der  Brücken  zusammen  geflossen«.  Vgl.  auch  unten 
die  Aufzeichnungen  des  Diebold  Ryff.  5)  Die  grosse  Glocke  auf  dem 
Münster,  von  dem  auf  dem  Basler  Concil  gewählten  Felix  V.  geschenkt 
1442,  jetzt  nur  an  hohen  Festtagen  gebraucht,  s.  Ochs  V.  203.  6)  Fech- 
ter: Basel  im  14.  Jahrh.  99. 


174  1W0-W73. 

dorzu  gehörig  allem  schaden  fürkommen.  [331]  Gliohpr  gestalt 
2.  Dec.  ist  auch,  in  gesagtem  jar  uf  den  2.  decembris  der  Rhin  so  grosz 
worden,  das  er  über  die  zünen  an  allen  orten  by  einem  schlich 
überflosz  in  der  deinen  Stadt,  in  deren  man  auch  durch  die 
Rhingasseu  mit  weidlingen  für.  In  der  grossen  Stadt  flosz  er  s 
nochin  dem  stöcklinbrunnen  uf  dem  Fischmerckt l)  an  die  raren. 

Von  hrancken  krieg sknechten,  so  usz  Franckrich  kamendl1}. 

oaob«r.  Anno  1570,  nochdem  der  friden  in  Franckrich  widerumb 
gemaohet  wardt3),  kamen  die  teutschen  kriegsknecht  in  octobri 
widerumb  arbentsälig  und  iperenteils  kranck  widerumb  hinusz,  1« 
derenn  man  vill  ze  Basell  im  spittall  und  im  grossen  almüsen- 
husz4)  ufiiiam,  bisz  sy  eintweders  stürben  oder  gesundt  war- 
den.  Es  wurdt  vil  barmherzigkeit  von  minen  herren  inen 
erzeigt. 

Von  einer  grossen  thüreh).  w 

1571.  Anno  1571  entstündt  uff  die  grossen  wassergiisz  by  unsz 

ein  ernstliche  diire,  welche  uff  etliche  jar  lang  uszhin  weret, 
das  win  und  körn  gemeinlich  4,  5,  6  fl.  gulten. 

Von  einem  neywen  cometeternm. 

1572  Anno  1572  uff  Bartolomei  geschach  ein  grüwlich  erwir-a 
24.Ang.geng  jn  Franctricij  der  evangelischen,  wie  dasselbig,  in  etlichen 

tractetlinen  verfasset,  im  truck  uszgangen  ist. 

Es  ist  auch  ein  newer  Sternen  in  der  Cassiopea  erschinen 
umb  den  ingang  novembris  dises   72.  jars  und  fast  anderhalb 
jar  lang  gesechen  worden,  von  welchem  auch  die  geleiten  wun-  » 
derding  geschriben  habenn6). 

[396]  Vonn  einer  grossen  kelty1). 

Zu  uszgang  dises  72.  jars  ist  es  dermossen   so  kalt  gewe- 
senn,   das  der  Rhin  gar  und  gante  iiberfroren  gesin  ist,   und 
28.  Oct  hat  die  kelty  von  Simonis  und  Judae  an  bisz  noch  dem  newen  a» 
jars  tag  geweret. 

1573  Anno  1573  den  6.  mai  reit  ertzherzog  Ferdinandus  ze  Ba- 
61ulsell  in,  bleyb  do  über  nacht,  nochdem  vereit  er  in  sin  iandt- 

ßchaft8). 

1)  Fechter  75.    Burckhardt  29.  2)  Vgl.   unten  die  Aufzeich- 

nungen des  DieboldRyff.  3)  Der  Friede  mit  den  Hugenotten  zu  St 
Gennain  8.  Aug.  1570.   Vulliemin  IL  131.   R an k e :  Franz.  Gesch.  I.  210. 

4)  Das  »grosse  AlmoBen«,  bei  Aufhebung  der  Kloster  und  Stifte  aus  dem 
Theile  ihres  Vermögens  gebildet,  der  früher  auf  Armenspenden  verwendet 
war  (1530).  Ein  TSeil  des  Barfüsser-  Klosters  wurde  dieser  Stiftung  ein- 
geräumt.    S.  Burckhardt  238.     Vgl.  auch  Beiträge  I.  124  ff.  u.  s.  v 

5)  Wurstisen  649.  S.  auch  an  mehreren  Stellen  der  Eidg.  Abschiede 
IV.  2,  so  S.  4G3.  476  u.  s.  w.  —  Vgl.  unten  die  Aufzeichnungen  des  Die- 
bold  Ryff.  6)  Wurstisen  650.  7)  S.  unten  Aufzeichn.  des  Die- 
bold  Ryff.        9)  Vgl.  Diebold  Ryff. 


1573.  1574.  175 

Anno  1573  den  20.  aprilig  ful  ein  ser  grosser  sehne,  dar- 20.  Apr. 
von  die  räben  erfruren,  also  das  man   oft  ab   einer  gantzen 
jucherten  nit  über  1  säum  win  machte. 

Von  der  beider  ordntmg1}. 

s  In  disem  73.  jar  ist  von  min  gn.  h.  das  beiden  uff  der 
gasen  abgestelt  worden,  und  sind  forthin  die  armen  lüt  von 
den  bettelvögten  in  die  eilende  herberg2)  gefiert  worden,  do 
man  sy  beherberget,  ze  essen  geben,  einer  person  4  d.  geben, 
und  widerumb  zur  stat  hinusz  gelieret,  do  sy  vonnolen  ir  leger 

14  uff  dem  Kolenberg3) ,  uff  welchem  bestehe  wirtshüser  für  sy 
gewesen  sindt,  hatten. 

Vom  lonenkrieg  *) . 
Im  meyendesz  1574.  jars  zugen  14  fenlin  freyer  eidtgnos-  1&74 
seil,  welcher  oberster  ritter  Roll5)  von  Ury  gewesen,  zu  hasell 
*  durch  in  Niderlandt  dem  könig  usz  Hispania  zu,  wurden  aber 
übel  gehaltenn,  mästen  lange  ziit  nit  änderst  dan  bonen  essen, 
dohar  es  der  bonenkrieg  genennet  worden;  kamen  balt,  on- 
gefar  in  3  monatenn,  wyderumb  heim. 

Von  Balthasar  Irmys  zug  in  Franckrich*). 

1        Im  julio  dises  74.  jars  hat  Balthasar  Irmy  zu  Dornek  ein  Juli, 
frey  fenli  one    der   oberkeit  wissen  und  willen  uffgerichtett ; 
min  gn.  h.   manden  in  ernstlichen  von  sinem  vorhaben  ab, 
will  sy  wüsten^   das  diser  zug  wider  die  reli- [337] gionß verwan- 
ten  in  Franckrich  angerichtet,  es  halff  aber  nit,  onangesechen 

5  das  min  herren  ire  ratsgesanten  zu  im  hinusz  schickten.  Liesse 
sy  uff  dem  won,  als  weite  er  abstonn,  endlich  zöge  er  fort  und 
mit  ime  vil  Basier,  derhalben  min  h.  ime  all  sin  hab  und  gut 
inventieren  Hessen;  ist  doch  letstlich  anno  76  widerumb  be- 
gnodet,  mit  einer  summa  gelts  und  gefencknusz  gestroft  und 

ein  sin  alte  posessionn  gelossen  worden.  Diser  krieg  ist  inen 
sur  gnug  worden,   dan  sy  fast  al  dohinden  bliben,   und  were 

7.  betterrdgton  Ha. 

1)  8.  Wuratisen  651.  Burckhardt  238.  Vgl.  im  Allgemeinen 
Fechter:  Basels  Anstalten  zur  Unterstützung  der  Armen  etc.  in  den  Bei- 
trägen IV.  2)  Die  Elenden-  oder  Annenherberge,  im  J.  144t  durch 
Konrad  nun  Haupt  gegründet  (Fechter:  Basel  im  14.  Jahrh.  93.  Beitr. 
IV.  396) ,  jetzt  dem  Spital  einverleibt  3)  Auf  dem  Kohlenberg  (zwischen 
der  Steinen-  und  der  Spalenvorstadt)  bestand  früher  eine  BetUercolonie, 
mit  besonderen  Freiheiten  ausgestattet  Fechter  111  ff.  L.  A.  Burck- 
bardt:  die  Freistätte  der  Oiler  und  Lahmen  auf  dem  Kohlenberg,  im  Bas- 
ler Taschenbuch  von  Streuber  auf  das  Jahr  1851.  Felix  Platter  187  ff. 
1/  Wurstisen  652.  Er  sagt,  es  seien  13  Fähnlein  gewesen.  S.  Eidgen. 
Abschiede  IV.  2.  S.  536.  Diebold  Ryff  spricht  von  15  F&hiüein. 
\  In  den  Eidgen.  Abschieden  IV.  2  mehrfach  erwähnt.  S.  das  Register 
duelbst        6)  Ochs  VI.  271.   Vulliemin  II.  154. 


176  1574. 

der  haupman  im  treffen  nit  kranck  gelegen,  were  auch  er  do- 
binden  verbliben,  dan  der  hauptlüten  von  eidgnossen  uff  die 
18  domolenn  umkamen. 

Printe  Ludwig  von  Conde  son  kotnpt  gon  Basell l) . 

Inn  disem  1574.  jar  uff  herpstziit  käme  gen  Basell  der 
durchlüchtig  printz  Heinrich  von  Conde  und  mit  ime  vil  fran- 
zoischer  herren2) ;  er  selbs  hulte  hoff  uff  dem  graben  in  desz 
Ryspachs  gewäsenem  hoff3),  verbleib  ein  gutte  ziit4)  ze  Basell 
mit  siner  hoffhaltung.  Aber  doch,  mit  der  worheit  ze  reden, 
sin  volck  yebte  ein  gottlosz,  unerbar  wäsen  mit  allerley  mutt- 
willen,  insonders  mit  der  hurey,  dan  by  minem  dencken  ze 
Basell  nie  mehr  hurey  gestrofft  und  turgangen;  also  das  man 
sinen  und  sins  volks  letstlich  so  miedt  worden,  im  fall  es  sich 
nit  geschicket,  das  er  sunst  von  Basell  hingescheiden  were,  so 
solte  ime  und  den  sinen  etwan  ein  schmach  von  der  burger- 
schaft  sin  widerfaren ;  dan  so  er  etwan  uszgeritten  für  die  statt 
ze  spacieren,  reitten  sy  one  alles  schlichen  durch  den  someu 
etc.  noch  irem  mut willen.  In  summa:  ein  burgerschaft  hat 
iren  schlechte  nutzung,  gaben  auch,  als  umb  desz  evangeln 
willen  verdribne  lüt,  der  gemeindt  ze  Basell  grosse  ergenius. 

[338]   Von  etlichen  fassen,  denen  man  uff  dem  toinmarkt  die 

boden  uszschläg. 

18. Nov.  Item  den  18.  novembris  dises  74.  jars  hatten  etliche  pursz- 
lüt  usz  der  margrafschaft  gon  Basell  uf  den  freyen  merkt  win 
ze  verkauften  gefiert;  derselbig  win,  oder  mher  gumpest,  was 
so  arg,  also  das  min  h.  verbotten  den  ze  verkauften .  Ward 
auch  endlichen  erkandt,  das  man  den  fassen  die  boden  us- 
stossen  und  das  tranck  uff  die  erden  usschitten  solle,  welches 
uff  vorgesagten  tag  an  einem  donstag  in  bysin  der  bureu  und 
anderen  geschechen.  Indem  nun  die  fas  geöffnet  und  das  tranck 
darusz  komen,  fandt  man  schlechen,  erbslen  etc.  in  den  fassen 
lügen.    Der  fassen  waren  9,  welche  by  18  säum  hielten.    Dise 

4.  »son«  spater  eingeschoben  yon  der  Hand  des  Chronisten.  tt.  »Heinriche  später  tor-j 

rigirt  aus  »Ludwig«  von  der  Hand  des  Chronisten.       8.  U  s.  gewäsenem. 

t)  Heinrich  von  Bourbon,  Prinz  von  Conde,  Sohn  des  in  der  Schlacht 
bei  Jarnac  1569  gebliebenen  Prinzen  Ludwig.  Wurstisen  652.  Ö c h s  Y1J 
269.  Vgl.  Eidgen.  Abschiede  IV.  2.  S.  55»  ff.  573.  576  u.  8.  w.  L.  A. 
Burckhardt:  Die  französ.  ReliKtonsflüchtlinge  zu  Basel  (Beiträge  VIP 
8.  3 1 1 .  3 1 6.  2)  »Henrich  von  Nemours  und  der  von  Tore«.  Wurstisen. 
31  »Im  Engelhof,  auf  dem  Nadelberg«.  Ochs  269.  Hinten  stösst  die  Lie- 
genschaft auf  den  St.  Petersgraben.  4)  Nach  B,yffa  Bericht  (s.  unten) 
reiste  er  am  6.  August  1575  wieder  ab.  Ochs  VI  271  giebt,  wohl  aul 
Versehn,  den  16.  August  an.  Das«  auf  der  Tagsatsung  zu  Baden,  am  7.  Au* 
gust  1575  (Eidgen.  Abschiede  IV.  2.  S.  573)  von  ihm  als  noch  in  Ha- 
sel wohnend  gesprochen  wird,  widerspricht  der  Angabe  Ryffs  nicht,  da  sein« 
Abreise,  wenn  sie  am  vorhergehenden  Tage  stattgefunden,  den  Boten  leicht 
noch  unbekannt  sein  konnte. 


1574.  1575.  177 

buren  wurden  auch  von  irer  oberkeit  hertiglichen  von  solches 
betrug»  wegen  gestroffet. 

Von  einem  schiessen  uf  dem  Rhin. 

Anno  1575  uff  invocavit  den   20.  februarii  hält  man   ein  1575 
«hiessen  enet  Rins  uff  trocknem  landt,  wil  der  Rihn  so  klein 20Pebr 
gewesen. 

Von  doctor  Wolffgang  Wissenburg  absterben. 

Den  9.  mertzens  dises   75.  jars  starb  der  hochgelert  her». Mir». 
doctor  Wolfgang  Wissenburg,   welcher  noch   einer  der  refor- 
mierten religion  ze  Basell  mitarbeiteren  gewäsen,   als  vornen 
io  disem  buch  gelesen  wirt1). 

Jacob  Christoff  Blarer  von  Wartense  wirt  bischoff. 

Im  brachmonat  dises  75.  jars,    als  nit  lang  davor  bischoff(22.jm>.) 
Melcher2)  gestorben,   wirdt  an   sin  statt  promoviert  von   dem 
apitell  Jacob  Christoff  Blarer  von  Wartensee9). 

[339]  Hertzoff  Johan  Casimirus  zücht  in  Franckrich*). 

Den  6.  augusti  genante  jars  zog  widerumb  von  Basell  hin-  6.  An*. 
weg  der  printz  von  Conde  sampt  sinem  anhang  und  zog  in 
die  Pfaltz  zu  herzog  Johan  Casimiro,  welcher  in  nammen  desz 
konigs  von  Navarren,  prinzen  von  Conde  und  herzogen  von 
Alazon*)  uff  die  hundert  tusendt  starck6)  in  Franckrich  wider 
den  künig  zog.  Es  liffen  im  auch  uff  die  20  fenlin  eidgnossen 
Berner  gebiete  zu 7) ,  mit  welchen  sampt  anderem  teutechen 
volck  könig  Heinrich  der  dritt  so  vill  ze  schaffen  bekam ,  das 
er  der  Stangen  begerte  und  den  könig  von  Navarra,  den  prin- 
zen von  Conde  etc.  widerumb  in  ire  herschaften  insatzte,  wie 
dan  die  sach  anderstwo  im  truck  witleüfng  beschriben  gefunden 
wirft*) . 

Von  einer  toolfeüy. 

In  disem  75.  jar  wardt  gottes  riicher  sägen  in  allen  fruch- 
ten widerumb  gesechen,  also  das  man  ein  nerzeil  körn,  so  vor- 
holen etliche  jar  nocheinander  6,  7,  8,  9  //.  gölten,  deszglichen 
ein  »um  win  5,  6,  7,  8,  9,  10,  11,  12  Ä,  ietzunder  in  disem  75. 

10.  mitutaitoreii  tiner  H«.       18.  Cande  Ha. 

1)  S.  ob.  8. 35  Anm.  1.  2)  Melchior  von  Lichtenfeie,  s.  ob.  S.  167  Anm.7. 
2  Geboren  11.  Mai  1542.  4)  Johann  Casimir  von  der  Pfala,  der  dritte  Sohn 
fc*  Kurfönten  Friedrichs  III.,  geh.  6.  Mars  1543.  H  aus  »er:  Gesch.  der 
Kein.  Pfah:  IL  132.  S.  Ranke:  Franse*.  Geschichte  I.  251.  Eidgen. 
Abschiede  IV.  2.  S.  581  ff.  5)  Der  Hersog  yon  Alencon.    Ranke 

ia.0.  242.  251.  6)  Eine  wohl  übertriebene  Angabe.    »Im  März  1576 

«aterte  Alencon  30000  Mann«.  Ranke  a.  a.  O.  251.  7)  Eidgen.  Ab- 
schiede IV.  2.  S.  581  sagen  »ungeföhr  25  Fähnchen«.  M  S.  die  Frie- 
deoartikel  von  1577  bei  Ranke  I  259. 

Bwtar  Ctaniken.  I.  12 


178  1575.  1570. 

jar,  welche«  woll  möcht  da»  gnadenrich  jubetyex  genent  werden» 
ein  fierzell  körn  hat  widerumb  angefangen  ze  gelten  erstlich 
3  //.,  nochmolen  von  tag  zu  tag  abstigen,  das  man  noch  in 
dem  louffenden  75.  jar  ein  nernzeü  hörn  umb  2  it.  gemeinlich, 
den  rocken  umb  ltfj  ß.,  den  haberen  1  tt.  10  ß.,  den  Boum  s 
win  bim  besten  umb  4  &,  geringeren  umb  3  Ä,  gemeinen 
landtwin  umb  2'&  10  ß.  hat  kouffen  mögen.  Gott  sey  lob  und 
danck  gesagt! 

[340]  König  Caroli  wittwe  usz  Franckrick  reist  ze  Basell  durch. 

ms  Den  12.  jannuarii  des  1576.  jars  kämm  gon  Basell  Maria1),  h 

411  könig  Caroli  usz  Franckrich  hinderlossne  wittwen,  und  mit 
iren  der  hertzog  usz  Peyeren2)  und  der  bischoff  von  Strosz- 
burg3) ,  bleiben  über  nacht  da  und  verreisseten  morndigs  wi- 
derumb. 

Dotnolen  wurden  hauptman  Balthaser  Irmy  sampt  sinen,  is 
so  mit  im  wider  miner  herren  verbott  in  krieg  zogen  waren, 
widerumb  erbetten,   doch  wardt  er  in  gefencknusc  gelegt  und 
umb  ein  summam  gelte  gestroffet4). 

Von  einem  grossen  rüffewn. 
1-3. Mai.        Inn  disen  76.  jar  den  1.,  2.  und  3.  tag  meyens  füllen  90I-20 
che  grosse  riiffen,  das  die  räben  im  ganzen  Elsas  und  by  unsz 
darvon  hingenommen  wurden,  und  wie  der  win  darvor  zümlich 
wolfeyll,  wardt  er  gechlingen  thür. 

Vom  grossen  schiessendt  ze  Straszburg*). 

biß^H.         ^m  mai°>  junio  und  julio  diees  76»  jars  wardt  ze  Straaz-2* 
bürg  ein  hauptschiessendt  mit  dem  armbrust  und  zylroren  ge- 

i4.Juni.  halten ;  es  gung  überusz  stattlich  t&.  Dan  den  14.  juni  fär 
auch  ich  mit  einer  companei  hinab  dises  ze  besichtigen.  Es 
waren  vill  Basler,  Züricher,  Berner  und  Schaffhuser  daruff,  es 

(2o.jnn.)furenn  auch  die  von  Zürich  mit  einem  halfen  gekochtes  hürses  » 
in  eim  tag  hinab,   brachten  denselbigen  also  warm  uff  desz 
ammeisters  Stuben  zä  einer  gedechtnusz6).    Item  es  fären  auch 

1)  Vielmehr  Elisabeth  (sie  war  eine  Tochter  Kaiser  Maximilians  II.)* 
Vgl.  Wurstisen  545.  2)  »Hertzog  Wilhelm  zft  Beyern«.  Wurstisen 
655.  3)  Johann  von  Mandertcheid.  4)  8.  oben  8.  175.  6)  Wurst- 
isen 545,  ziemlich  wörtlich  mit  Kyff  übereinstimmend.  6)  8.  über  dies 
Fest  Strobel:  Gesch.  des  Elsasses  IV.  170  ff.  Vulliemin  II.  225  ff. 
Jean.  Fr6d.  Hermann:  Notioee  hifltoriqves,  statistiqnes  et  lkerairea  sur 
la  ville  de  Strasbourg.  Strasbourg,  ehez  F.  O.  Levrault  1819.  IL  77.  78 
erwähnt  einer  Medaille,  die  zum  Andenken  an  Öles  Fett  und  einer,  die 
specieü  auf  die  Fahrt  der  Züricher  geschlagen  worden.  Er  sagt  u.  a.:  »Le 
pot  du  poids  de  124  livres  est  conservt  ä  Strasbourg  .  .  .  Oette  expädition 
extraordinaire,  consignee  authentiauemeat  dans  les  registres  du  magistrat, 
extraits  dans  les  annale«  de  Brandt,  a  et6  decrite  et  preoonieee  paar  Olrjr 
Wierv  d'Aarau  dans  son  trait6  intitul6:  Lobspruch  der  freyen  Reichastatt 
Strasburg  1576  et  dans  le  traitö  intitute :  Argo  Tigurina  seu  elogia  de  navi, 


1*76  —  1578.  179 

by  SO  Baszieren  *)  alsammen  in  wissen,  schönen  cleideren  hingbPUu.) 
inen  den  herren  von  Straszburg  ze  eren. 

Der  krantz  zu  einem  anderen  schiessendt  wardt  dem  bur- 
genneister  von  Zürich  ufoelegt. 

s       Es    guxtgen  do  aüorley   feeidenspyl,    so  man  gedencken 
mocht,  doch  erbarlich  und  gantz  ordenlichen  für. 

[mi]  Von  etlichen  erdbydmen*). 

Den  20.  novembris  zwischen  11  und  12  noch  mittag  ward  20.  No?. 
ein  grosser  erdbidem  gebort.    Item  den  21.  in  der  nacht  zwi~2i.Nor. 
tischen   6  und    7  widerumb  zwenn  glich  in  einer  viertelstundt 
uf  einander ,    und  darnach  in  der  nacht  umb  die  3.  widerumb 
ein  grosser.     Sonaten  sindt  auch  darvor  etlich  umb  herpstziit 
gehört  worden. 

Van  einem  pestilenzischen  sterbend*  $). 

5  In  disem  77.  jar  erh&ben  sich  abemolen  pestilenzische  ster-  1577. 
bendt,  grassiert  doch  nit  gar  heutig,  weret  aber  lang  über  das 
jar;  mir  stürben  domolen  mine  geschwisterte  alle  bisz  an  minen 
bruder,   so  im  Welschlandt  was. 

Von  einem  cometen. 

»        Den  11.  norembris  dises  jars  ward  ein  grewlicher,  grosser  u.Not. 
and  langer   com  et  am  himel  im  Steinbock  gesechen,   hat  fast 
das  gantze  zeichen  ingenommen,  weret  uf  ein  monat  lang. 

Graff  Hambal  von  Ernst  züehi  mit  einem  regimeni  durch 

Baeett*). 

6  Anno  1578  den  t?.,  17.,  18.  etc.  septembris  zücht  graf  Ha-  *"» 
nibal  toH  Emsz  mit  etlich  tosenden  durch  Basel! ,   dem  königsiptbr/ 
usz  Hispania  in  Niderlandt  ze  half.    Darumb  wardt  ernstliche 


l/zefcNwn  Ha. 

qua  deleeti  ca>es  Tigurini  unins  diei  spatio  ex  Tiguro  Argentinain  vecti  gunt 
uro  admoduin  tarn  expedita*  et  felicis  navigafconU  exemplo,  «uctoxe  Hu- 
dolpho  Gualthero  juniore.  Tiguri  MDLXXVI«.  Unter  den  Verherr- 
lichungen dar  Zürcher  Fahrt  ist  vor  Allem  hervorsuheben  das  Gedieht  Jo- 
hana^is oharta:  das  gluekhajft  Schiff  von  Zürich.  (Zuletzt  herausgege- 
ben in  der  Deutschen  Bibliothek  von  Heinrieh  Kurz.  IX.  177  ff. 
Die  früheren  Ausgaben  s.  daselbst  8.  XIV  ff.)  Vgl.  Oödeke:  Qrundrias 
wr  Geschichte  der  deutseben  Dichtung  I.  391.  X)ie  Ausgabe  von  Karl 
Halling,  Tübingen  1828,  enthalt  einen  eiaJeüenden  Beitrag  »zur  Geschichte 
der  Freiachieaaen«  von  h.  Unland»  der  auch  in  dessen  gesammelten  Schrif- 
ten wieder  abgedruckt  worden  ist.  1)  Wurstisen  hat  30,  so  auch  Andr. 
Kyff  (Zirkel  der  Eidg.  553),  der  diese  Fahrt  seibat  mitgemacht.  Er  nennt 
als  Tag  derselben  den  30.  Juni.  2)  Wurstisen  G5ö     Andr.  Byff ; 

Zirkel  der  Eidgen.  553.  3)  Wurstisen  655.  4)  S.  über  die  Wer- 
bangen  des  Oralen,  dessen  Truppen  der  König  von  Spanien  gegen  die  auf* 
laareriacfaen  Niederländer  gebrauchen  WQÜte,  Eid  gen.  Abschiede  IV. 
%  8.6*3. 

12» 


ISO  1578—1580. 

wacht,  will  so  fiil  firömder  kriegsknechten  in  der  stat  lagen, 
gehalten. 

Von  einem  sehne,  so  uf  den  carfrüag  gefallen. 
1579  Anno  1579  den  16.,  17.  aprilis,  was  der  carfrytag,  ful  ein 

Apriii  sehne  und  wardt  so  kalt,  das  die  reben  erfruren.  & 

Turniser  zürn  Turn  kompt  widerumb  gon  BaseU. 

Im  endt  dises  jars  kompt  widerumb  gon  BaseU  Leonhart 
Turniser !) ,  so  vor  zwenzig  jaren  etlicher  unfiieglicher  sachen 
halben  hinweg  kommen  was.  Er  empfacht  von  newem  wider- 
umb das  burgrecht,  kauft  ein  hoff  by  s.  Lienhart.  Im  wirdt  to 
vil  gute  erzeigt,  hat  aber  nochin  der  stat  Hasell,  sinem  eigenen 
vatterlandt,  schlechten  danck,  sonder  schmach  und  schandt  zu- 
geleit. 

[342]    Newe  stüett  werden  in  das  mynster  gemacht7) . 

Item  in  disem  79.  jar  werden  newe  stielt  überall  im  mün-  1* 
ster  gemacht  und  der  taufstein  in  das  chor  gesetzt. 

Bischoff  Christoff  macht  mit  den  eidgnossen  ein  pündtnusz  3) . 

11^4  Im  jannuario  dises  1580.  jars  macht  bischoff  Christoffell  mit 

Jmu.  den  7  papistischen  orten  der  eidgnoschaft,  als  nämlich  Luzernn, 
Ury,  Schwitz,  Underwalden,  Zug,  Friburg  und  Sollothurn  ein  20 
bindnusz,  deren  hauptsum  was,  das  er  innen  und  sy  ime  in 
allen  gepürlichen  Sachen  beratten  und  beholfen  sin  solten,  in- 
sonders  die  papistische  religion  ze  defendieren,  und  die,  so  dem 
bischof  zugethon  und  von  der  vorlangest  abgetretten,  widerumb 
dorzu  bringen  helffen  solten,  wie  dan  die  copey  derselbigen  25 
vorhanden4). 

1)  Ueber  Leonhard  Thurneiser,  eine  Art  Cagliostro  seiner  Zeit,  8.  u.  a. 
(Herzog)  Adumbratio  eruditorum  Basiliensium  meritis  apud  exteros  olim 
hodieque  celebrium.  Appendicis  loco  Athen»  Rauricis  aadita.  Bas.  1780, 
und  besonders  ausführlich  C.  W.  Möhsen:  Beiträge  zur  Geseh.  der  Wis- 
senschaften in  der  Mark  Brandenburg.  Berlin  und  Leipzig  1 783.  Mit  einer 
neuen  Bearbeitung  seines  Lebens  und  Treibens  ist  Herr  Stadtrath  Dr.  J.  R. 
Burckhardt  in  Basel  beschäftigt.  2)  A.  Sara  sin:   Versuch  einer  Ge- 

schichte des  Basler  Münsters.  (Bei tr.  I.)  31.        3)  Die  Literatur  über  die 
Streitigkeiten  Basels  mit  dem  Bischof  Jakob  Christoph  ist  so  ungemein 
sjj,  gross,  dass  es  die  Grenzen,  die  diesem  Werke  gesteckt  sind,  Oberschreiten 

hiesse,  wollten  wir  sie  erschöpfend  anfuhren  oder  benutzen.  Wir  nennen 
als  hervorragend  die  Einleitung  zu  Andreas  Ryff's  Rappenkrieg  1594 
(im  Druck  erschienen  Basel  1&33  bei  N.  Müller).  Lichtenhahn:  Das 
Basler  Bürgerrecht  im  Bisthum  (Beiträge  III.).  L.  Oser:  Die  Stadt  Basel 
und  ihr  Bischof  (Beiträge  IV.).  Jac.  Burckhardt:  Die  Gegenrefor- 
mation in  den  ehemaligen  Vogteien  Zwingen,  Ffeffingen,  Birseck  etc.  Basel, 
Schweighauser  1855;  die  zusammenfassende  Darstellung  bei  Heusler  457  ff. 
Vulliemin  II.  204  ff.  Ochs  VI.  272  ff.  4)  S.  den  Abdruck  der  Bund- 
niss-  Artikel  in  den  Ei  dg.  Ab  seh.  IV.  2.  S.  1570.     Der  Bund  datirt  vom 


1580—1582.  Igt 

Von  einer  wolfeily. 
In  dieem  achzigisten  jar  igt  fiil  wins   und  korns  worden, 
iioer  der  firkauff  nam  dermossen  überhandt,  also  das  min  gn. 
[)•  mit  gewalt    ein    insechen  darin   thunn  mästen   und  alle  ire 
by  iiea    eiden  ires  inkauffens  befrogen.    Galt  der  win 
fr  4//,  deszglichen  das  körn. 

!     Anno  1581  den  2.  mai  ist  abermolen  ein  synodus  gehalten  \^\ 
i  irorden  ^j .  (i.M*i.) 

Item  den  23.  junii  kam  herzog  Ludwig  von  Wirtenberg 2» Juni. 
ttnpt  sim  gemahel  gon  Basell,  bleib  do  bisz  uf  den  25.  junii,  2k Juni. 
rot  er  mit  200   pferden  noch  Mympelgardt 2) . 

1     M  Von  einem  grossen  rhat%). 

y)en  anderen  novembris  ist  grosser  rhat  gehalten  worden,  2.  n©t 
och  lang  zevor  nie  geschechen  was.  Die  furnembsten  ur- 
n  waren  erstlich  die  königische  verein  in  Franckrich ,  zu 
man  sich  widerumb,  wie  mit  Carolo  IX,  declariert.  In  dise 
terein  tratten  auch  die  Berner,  so  zuvor  keine  annemen  wollen 4) . 
Dannethin  wurde  auch  desz  bischof  halben  gehalten,  will 
«  anhob  usz  Vertröstung  siner  bindtnusz  mit  den  papistischen 
pdgnossen  die  mesz  zu  Arlisheim5)  etc.  herfurzeziechen  und 
ttust  andere  newerungen,  daryber  die  burgerschaft  ser  zornig, 
lo  das  min  h.  zu  besorgen  hatten ,  es  wurden  die  gemeinen 
er  etwan  ein  heimlichen  anstandt  mit  desz  bischofs  landt- 
kk  raachenn.  Dan  es  wunderbarlich  reden  gaben  hin  und 
1,  deszhalben  min  herren  der  gemein  soliches  furh&lten,  hie- 
ßen uf  alle  zünft  mandaten  anschlagen  lieszen,  das  sich  menig- 
hen  in  solcher  sach  bescheiden  halten  und  niemanden  ver- 
ossen,  weder  mit  worten  nochmit  wereken,  es  wurden  min 
Venen  in  der  sach  wachtbar  gnug  sin  und  ein  ernstlich  in- 
ierben ieder  ziit  haben. 


:m\]  Anno  1582  den  22.  jannuarii  ist  ein  mereklicher  casus  he-^J5^ 


i1"! 


Ä.  ftraftlte  Hs.       26.  hienabon  Hb.       Ums  Hb. 

*  Seot  1579,  wurde  aber  ratificirt  zu  Pruntrut  11—14.  Jan.  1580.  Eide 
Abschiede  699  ff.  1)  Vielmehr  den  1.  Mai.  Ueber  diese  Synode,  wel- 
fie  die  letzten  Aussichten  des  Simon  Sulzer,  die  Baslerische  Kirche  zur 
Annahme  der  Concordienformel  zu  bringen,  zu  nichte  machte,  vgl.  H  ot- 
ogen Helvetische  Kirchen  -  Geschichten  (Zürich  1698  — 1729)  III.  918. 
Brückner  in  seiner  ersten  Fortsetzung  des  Wurstisen,  S.  4.  Hagen« 
Uch:  Geschichte  der  ersten  Baslerkonfession  136.  In  den  Ant  Gernl. 
1  Bi.  W4  ff.  finden  sich  einige  interessante  handschriftliche  Actenstücke 
skr  dieselbe.  2)  Sattler:  Gesch.  des  Herzogthums  Würtemberg  unter 
«m  Hersagen  V.  72.         3)  Ochs  VI.  284.  4)  Der  Bund  wurde  am 

-  Juli  1582 geschlossen ;  s.  Vulliemin  II.  239  ff.  Eidgen.  Abschiede 
IV.  2.  S.  775  ff.  Ueber  den  Beitritt  Basels  s.  unten  zum  16.  Oct.  1582. 
fem  tnt  am  10.  Nov.  1582  bei.  Vgl.  Ochs  23*.  5)  S.  Eidgen.  Ab- 
schiede IV.  2.  S.  73S  und  die  oben  S.  180  Anm.  3  citirten  Werke. 


I« 


182  1582- 

schechen.  Es  hat  Cunrat  Schwartz  zftm  Hirtzenn  sinen  shon 
mit  desz  schulthessen  dochter  von  Liechstal  verhüratet,  und  ist 
der  kilchgang  uf  gesagten  tag  beschechen.  Uff  der  hochziit 
was  gar  vül  volcks  von  ailerley  stattlichen  bürgeren,  deren  ein 
teil  in  einem  gemach  gesessen  und  dorin  geessen  und  wegen  s] 
der  kelte  ein  glut  gehept,  die  das  gmach  hat  w  ernten  sollen. 
Indem  man  voll  gewesen,  sagt  man,  sy  haben  die  gleser,  so 
sy  uf  den  tuschen  gebrochen,  in  die  glfit  geworffen.  Dem  sige 
nun,  wie  im  wöll,  es  ist  ein  gemach  nebenn  demselbigen  ge- 
wesen ,  also ,  das  es  oben  zwischen  den  tremen  nit  vermacht  to 
gesin  ist,  das  der  dunst  und  dampf  von  der  glut  lichtlich  in 
das  ander  gemacht  hat  kummen  mögen.  In  dises  gemach  wardt 
der  briitgam  sampt  der  brut  ze   schlaffen  gelegt.    Als  es  nun 

gegen  dem  morgen  worden,   that  man  die  Kammer  uf,   als  sy 

niemandt  horten.  Als  sy  hinin  kamen,  fandt  man  die  brutt  15 
halb  thodt  uff  dem  herdt  Hgen,  die  trug  man  geschwindt  hin- 
usz.  Als  die  übrigen  zum  bett  kamen,  funden  sy  den  britgam 
im  bett  todt  ligen ;  die  brutt  bekant  nochin,  sy  habe  den  brit- 
gam wol  hfiren  rochlen,  als  sy  erwachen  syge  aber  schon  so 
machtlosz  selbs  gewäsen ,  das  sy  kum  vom  bett  uf  den  herdt  20 
kummen  mögen.  Also  wardt  usz  diser  freydt  ein  grosses  gech- 
liges  leidt;  was  man  am  nochtag  für  die  hochzitlichen  gest  zfi- 
geristet  hat,  wardt  recht  den  armen  lütten  ze  teill. 

[345]  Bisehoff  halt  messz  ze  Lauffen l) . 

18. Febr.        Den  18.  februarii  hält  der  bischoff  selbs  mesz  ze  Lauffen,  25 
darvon  ein   solcher  tumult  und  grim  by  sinem  volck  entstan- 
den, also  das  etlich,  wo  es  nit  gott  verhiettet,  im  willen  ghan 
inne  umbzebringen.    Das  geschrey  kam  auch  minen  herren  für. 

25.Febr.  Deszhalben  man  den  anderen  sontag,  indem  ein  starck  ge- 
schrey kam ,  es  were  als  im  hämisch  ze  Lauffen ,  min  herren  30 
noch  mittag  den  rhat  besamlen  Hessen,  schuckten  noch  etliche 
gesanten  umb  6  uhren  noch  mittag  uff  der  post  hinderen«)  zu 
inen,  sy  ze  entscheiden.  Es  was  aber  nur  ein  machmänlin, 
vom  bischof  angericht,  domit  er  erfaren  möchte,  wie  sich  die 
Baszier  gegen  inen  halten  wurden.  u 

Von  einem  cometen. 

14.  H»i.  Den  14.  mal  ist  abermolen  ein  comet  erschinen  in  dem 
zeichen  der  Zwillingen,  nit  wit  von  dem  asterismo  hirci,  des- 
sen schwantz  strackt  sich  gegen  ufgang  der  sonnen. 

Von  einer  Musterung.  40 

21.  Mai.         Den   21.  mai  hält  man  ein  mu6terung   uf  allen   zünften, 

1)  Lieh tenh ahn  a.  a.  O.  S.  41.        2)  hinderen:  nach  Laufen,  das  im 
Birsthai  »hinten«  liegt. 


1683.  183 

dunff  ein  sckiessen  mit  den  hocken,  do  zog  man  mit  drummen 
und  pfiffen  und  ufgerichten  fenlinen  uff  die  Schützenmatten  *) . 

Herzog  Johan  Casünirus  komtp  gen  Basett. 

Den  16.  junii  kompt  herzog   Johan   Casimirus    uff  einer f6Jui. 

^tischen  und  etwan  30  pferden  von  Mümpelgardt  gon  Basell, 
bleib  do  über  nacht.    Am  sontag  wardt  er  von  min  h.  in  das  n.jam. 
miinster  zur  predig  geliert,  nochin  durch  die  stat  hin  und  har, 
mich  imbisz  von  min  h.  den  heupteren  in  das  züghusz  und  uf 
den  Platz,  alda  schosz  er  mit  den  armbrustschutzen.    Morgens 

tffhVg  satzt  er  sich  in  ein  schüff,  für  den  Rhin  nidsich  noch 
Slraszburg,  wardt  also  herlich  empfangen  und  neben  denn  Ver- 
ehrungen gastfrey  sampt  den  sinen  gehalten. 

[m]  Von  einem  grossen  rhat. 

Den  19.  julii  ward  abermolen  grosser  rhat  gehalten.   Erst- t».J*ii. 
ilich  von  wegen  der  königlichen  verein,   dan  min  h.    etliche 
puncten  excipierten  in  dem  ersten  rhatstag,   welche  der  könig 
widerlegt,  und  wardt  derhalben  auch  dismolen  nit  entlichs  be- 
schlossen'), dannethin  von  wegen  der  stat  Jenf,  welche  mit  den 
,  evangelischen  stetten  der  eidgnoschaft  ein  bundtnusz  ze  machen 
pbegerten,  welche  man  auch  mit  inen  angenomen,  die  form  aber 
derselbigen  ist  mir  nit  ze  wissenn  3) . 

Zorn  dritten  von  wegen  der  Berneren,   welche,  will  sich 
der  herzog  usz  Safoy  wider  die  Vertragsbrief,  so  mit  inen ,  als 
rnrstadt,  uffgerichtet  worden4),   uflenete  und  darwider  hand- 
le, begerten  sy  an  die  evangelischen  stet,  das  sy  inen  erst- 
lich die  landtschaften,   von  inen  vor  jaren  im  Safoy  ingenom- 
&en  mit  irer  macht  und  costen,   item  was  Sy  witter  one  sy 
innemen  wurden,  ze  erhalten,  glichfalls  weiten  auch  sy  gegen 
l  anderen  orten  thün.    Solches  wardt  inen  zugesagt6). 
p     Hieruff  min  h.   denen  von  Bern  ein  lenli  zusagten  und 
I  Ferren  Marx  Russinger6)  zu  einem  hauptman  verordneten,  desz- 
tfichen  denen  von  Genf  auch  ein  fenlin ,   dan  die  fünf  alten 

I        1  bap.  So  Hi.  fttr  »kompt«.       28.  wsHe  H  t. 

'      1)  8.  Ochs  VI.  2S7.  Die  Schateenmatte  6.  auf  Merian's  Karte  No.  30. 

!  Sie  dient  noch  jetzt  alt  Schiets-  und  Exercierplatz.  2)  8.  oben  S.  181. 
J  8.  über  die  aamaligen  Verhältnisse  von  Genf,  welches  durch  Karl  Em- 
fcnelTon  Savoyen  bedroht  war,  Vulliemin  II.  237  ff.  Eidgen.  Ab- 
siede IV.  2.  8.  802  ff.     Daselbst  8.  1587  den  Wortlaut  des  Burgrechta 

i  röchen  Genf,  Zürich,  Bern  vom  30.  Aug.  1584.  4)  S.  ob.  S.  169  Anm.  1. 
Vd .  Tillier:  Gesch.  des  Freistaats  Bern  HI.  450  ff.  5)  Eidgen.  Ab- 
siede IV.  2.  S.  769.  785.  795  u.  s.  w.  8.  die  Urkunde  der  Aufnahme 
T*  Berns  welschen  Landen  in  den  eidgenössischen  Bund  und  Schirm  von 
&en2ärich»  daselbst  8.  1585  d.  d.  1583,  21.  Januar.  Die  Aufnahme  durch 
kelfretchah  den  14.  April  nach  Brückner,  Forts,  d.  Wurstisen  I,  7. 
OchtVI.  292  f.,  den  14.  Mai  nach  Eidg.  Absch.  a.  a.  O.  1586.  6)  Häufig 
aden  Eidgen.  Abschieden  IV.  2  und  in  den  Darstellungen  der  Bat- 
'röchen  Geschichte  jener  Zeit  erwähnt. 


i 


181  «582. 

papistischen  ort  dem  herzogen  zuzogen  waren  wider  die  Jenfer. 
Es  liesz  sich  ansechen,  als  wölte  e8  ein  ernstlichen  krieg  geben, 
aber  gott  gab  gnodt,  das  es  one  blütvergiessen  abgung,  will 
der  SafFaier  am  hag,  als  man  spricht,  abzog. 

Von  einem  zug  dem  hertzog  von  Alanzon  zä  in  Nyderlandt '). 

Es  hatten  die  Brabender  Franciscum,  herzogen  zu  Alan- 
eon, desz  königs  usz  Franckrichs  bruder,  zu  einem  herzogen  in 
Brabandt  ufgeworfenn  und  im  sin  residants  zu  Antorf2)  in  die 
stat  wider  den  konig  usz  Hispanien  zu  evigilieren  gelegt.  Diser 
sine  Brabender  vor  dem  könig  usz  Hispania  ze  entschütten, 
begerte  er  ein  regiment  eidgnossen 3) .  Etliche  [347]  ort  aber  be- 
willigeten  solches,  etliche  nit,  nit  desto  weniger  wurden  im  ein 
regiment,  deren  oberster  Caspar  Galate  von  Glarisz 4)  gewesen, 
zugefiert;  meren teils  hauptlüt  zogen  one  irer  oberkeit  willen 
hinweg,  dan  man  mit  dem  Alanconio  kein  bindtnusz  hatte.  1 
Also  nam  auch  Hansz  Heinrich  Irmi  von  Basel  ein  haupt- 
manschaft  an,  schwur  sin  burgrecht  uf,  nam  ze  Dorneck  knecht 
an  und  für  hinweg.  Hansz  Bernhart  Stechelin  und  Hansz 
Sparer  wurden  der  ein  sin  lütenampt,  der  ander  fenderich,  ' 
welche  beidt  nochin  (als  der  hauptman,  5b  sy  gon  Antorf  kom-  ^ 
men,  sich  mit  einem  sorglosen  schütz  usz  dem  fustling  verletzte, 
daran  er  dan  ze  Callis5)  gestorben)  an  sine  stat  hauptlüt  wur- 
den. Es  zugen  gar  vil  burger  mit  inen,  waren  uf  anderhalb 
jar  hinweg,  ob  sy  wider  kamen,  aber  vil  bleiben  dohinden. 
Dan  inen  der  hertzog  vil  änderst  furgeben ,  dan  es  gewesen,  2 
indem  er  vermeint  durch  sy  und  die  Franzosen,  so  ime  auch 
zuzogen  waren,  gantz  Brabandt  under  sin  joch  ze  bringen,  ein 
verrhaterische  that,  (zu  welcher  doch  die  eidgnossen  nit  kom- 
men), in  der  stat  furname;  aber  er  zöge  den  kürzeren6),  must 
sampt  sinen  kriegsvolch  das  landt  rumen.  Also  ist  die  fides* 
GalHca ! 

Von  einem  sterbendL 

Umb  herpstziit  disz  82.  jars  erhaben  sich  abermolen  pesti- 
lenzische sterbendt,  und  starb  in  einem  fiertell  jars  fast  der 
beste  kernen  der  jungen  manschaft  in  der  statt,  welches  ge-3* 
wiszlich  ein  strof  gottes  gewesen,  dan  iren  wenig  domolen 
gestorben,  zu  denen  nit  grosse  hoflhung  ins  regiment  gewäsen 
sige. 

18.  > Beinharte  corr.  in  4er  Ha.  atatt  »Heinricht. 

1)  S.  Ranke:  Französ.  Geschichte  I.  280.      2)  Antwerpen.      3)  S.  auch 
Eidgen.  Abschiede  IV.  2.  S.  759.  765.    Ochs  VI.  291.  4)  Kaspar 

Gallati,  mehrfach  erwähnt  in  den  Eid  gen.  Abs  eh.  IV.  2.  8.  das  Register. 
5)  Calais.  6)  S.  über  das  gescheiterte  Unternehmen  des  Herzogs  gegen 
Antwerpen  Ranke  a.  a.  O.  2S2. 


1582.  1583.  1564.  185 

Von  einem  grossen  rhat. 
Den  16.  octobris  ward  abermolen  grosser  rhat  von  wegen  16.  Oet. 
der  königlichen  verein  gehalten,  wardt  entlich  erkant  dieselbig 
sampt  anderen  orten  anzenemmen1),  doch  uf  einen  besonderen 
s  bybrief  hin,  so  es  umb  die  religion  ze  thun   sin  wurde,   sy 
exempt  sin2]. 

[m]      Doctor  PeL  Peulerich  zieht  durchs  Elsas. 

Umb  Johanni  desz  83.  jars  zöge  doctor  Petrus  Peüterich3),  i*8* 
pfalzgrevischer  rhat  und  oberster,   mit   1500  Franzosen  durch 

i*  das  Elses  hinab  in  die  Pfaltz,  do  dan  hertzog  Johan  Casimirus 
ein  exercitum  besamlet  dem  episcopo  Coloniensi  Gebhardo  zu 
dienst.  Disen  Franzosen  wolten  die  Oesterichischen  regimente- 
herren  den  pasz  nit  lossen,  do  nammen  sy  in  mit  gewalt,  und 
indem  sich  der  adel  und  landtvolch  wider  sy  ufmachte,  traffen 

i»  sy  einander  by  Sennen 4)  an,  aber  die  herschaftlüt  wurden  von 
den  Franzosen  geschlagen,  und  trangen  hindurch. 

Es  bewarb  sich  auch  hertzog  Johan  Casimirus  von  den  4 
evangelischen  stetten  umb  1  fenlin  uszerlesener  knechten  zu 
einer  gewardi.    Das  ward  im  vergondt,  zugen  by  den  60  bur- 

ügeren  von  Basel.  Der  hauptman  was  ein  Berner,  der  fenrich 
von  Basel  Tobias  Frey,  kamen  in  dreyen  moneten  widerumb 
heim5). 

Von  einem  frieen  donder. 

Uff  den  newen  jars  tag  dis  1584.  jars  kam  ein  ser  warmer  1W4 
ft  tummerregen  doher  und  umb  mittag  ein  solch  donderens  und 

4.  iiiMii  doppelt  in  dar  Hs.       14.  ald«l  Hb. 

1}  Vgl.  oben  8.  181  Anm.  4.  2)  In  den  oben  8.  171  Anm.  2  erwähn- 
ten Acta  etc.  findet  sich  über  diese  Grossrathssitzung  folgende  Aufzeichnung  i 

Zinstag  den  16.  octobris  anno  etc.  1582  ward  grosser  rath  gehalten  der 
rerein  und  des  bybriefs  halben: 

Ob  man  entlieh  by  der  alten  form  des  bybriefs  (der  da  vermag,  wan 
die  religion  angefochten,  das  wir  usz  der  verein  gon  mögen)  verpliben  und 
wo  die  nit  zu  erhalten,  die  verein  uszschlachen, 

Oder  ob  man  die  form  deren  von  Bern  und  Schaffhusen  (die  da  usz- 
wyset,  wan  die  religioit  angefochten,  das  sy  still  sytzen  und  ob  sy  knecht 
im  veld  heten,  die  wider  abmanen  und  heimb vordem  mögen  on verletzt  der 
eeren,  und  das  der  konig  sy  nit  hindern,  sonders  irer  bsoldung  vernugen, 
ooeh  sy  mit  Sicherheit  harus  abziechen  lossen ,  und  das  aber  bed  stet  nflt 
deitoweniger  in  der  verein  pliben  und  darus  nit  schry ten  sollen)  annemmen, 
und  in  die  verein  gon  welle, 

Ist  erkant :  diewyl  die  vorige  form  nit  zu  erhalten ,  in  die  form  deren 
'<m Bern  nnd  Schaffhusen,  und  in  die  verein  zu  treten.  3)  8.  Haus- 

ier: Geschieht«  der  Rhein.  Pfalz  II.  134.  Vgl.  Eidgen.  Abschiede  IV. 
2.  S.  7S3.  603.  4)  Senheim  (Cernay),  zwischen  Mülhausen  und  Thann. 

^gl.  oben  S.  49.  5)  Es  handelt  sich  hier  um  den  s.  g.  Kölnischen  Krieg, 
welchen  der  vom  Katholicismus  abgefallene  Erzbischof  Oebhard  veranlasst 
haue.  S.  H&uaser:  Gesch.  der  Rheinischen  Pfalz  II.  114  ff. 


186  1584.  1565. 


blittzgens,  das  sich  tnenigKchen  docmb  verwunderte,  auch  kein 
man  sich  solches  ie  erfaren  bekante1). 

Von  grossem  ungewitter. 

Im  maio  dises  jars  umb  mittentag  uf  einen  sontag  erhib 
sich  ein  erdbiden,  datt  by  unsz  kein  schaden,  aber  in  Berner 
gebiett  sollen  ganze  teller  und  derffer  darvon  verfallen  sin. 
Juni.  Umb  Johanni  ward  der  Rin  mechtig  grosz,  bleib  lang  also,  auch 
erhaben  sich  umb  die  stat  an  etlichen  orten  durch  den  ganzen 
summer  so  grosse  und  gechlinge  wassergysz,  das  es  die  felder 
verschwempt  und  die  hüser  in  den  [siä]  dörferen  mit  wasser 
fllt,  das  die  lüt  darusz  uff  das  feldt  entlauffen  miessen,  das 
vich,  das  in  den  Stelen  gestanden,  ertruncken.  Sunst  ist  win 
und  körn  disz  jars  durchusz  wolfeil  gewesen,  insonderheit  der 
win,  dan  es  solcher  mangel  an  fassen  wardt,  das  einer  öfter* 
malen  ein  soum  win  umb  1  soumfasz  bekam. 

Von  einem  grossen  rhai*). 

1685  Den  28.  jannuarii  dese  1585.  jars  ist  abermolen  grosser  rhat 

28.  Jm.  «^1^^  worden,  fiirnemlich  von  wegen  desz  bischöflichen  han- 
dels,  der  dan  ze  Baden3)  vor  etlichen  sequestribus  soüicitiert 
wardt.  Dan  der  bischof  schon  darvor  an  min  h.  begerte :  will  - 
sine  vorfaren  der  stat  Basel  etliche  herschaften  verpfendet, 
deszglichen  die  von  Basell  sunsten  andere  Sachen  in  possession 
hetten,  die  dem  bistumb  und  thumb  zustendig,  begerte  er  die, 
(one  angesechen  es  über  alle  menschliche  gedenchtnusz  an- 
gestanden), widerumb  ze  lösen  und  in  sin  possession  ze  brin-2 
gen ;  gäbe  darmit  min  Herren  vül  ze  schaffen ,  wardt  mancher 
tag  mit  erosem  costen  ze  Baden  gehalten.  Was  aber  von  einem 
tag  zu  dem  anderen,  item  von  einem  rathtstag  zäm  anderen 
proceslichen  verhandlet  sige  worden,  ist  mir  in  specie  nit  für- 
kommen.  Dannethin  ward  auch  in  diser  Versandung  furgehal-  i 
ten  der  herren  von  Straszburg  werben  umb  die  verein*),  item 
der  Jenfferen 5) ,  so  sy  mit  gemeinen  eidgnosaen  ufzerichten 
begärindt. 

1.  Nicht  ganz  ifoher,  ob  »blittzgeuc  odar  »bltttegenst  tu  leaen.      6.  solle  Äs. 

1)  Vgl.  die  Aufaeichnungen  des  Diebold  Ryff.  2)  Lichtenhahn 
a.  a.  O.  8.  51.  Oser  t.  a.  O.  6.  284.  3)  Die  Tage  in  Baden  fanden  statt 
am  16/26.  Dec.  1583  (Oser  275.  Abach.  811),  am  27.  Febr./7.  Man  1584 
(Absch.  6.  819),  vom  22.  November  bis  7.  Deoeraber  1584  (Oser  278. 
Lichtenhahn  50),  vom  17.  Februar  bis  8.  Min  n.  St.  (Oaer  284. 
Lichtenhaha  52);  endlich  vom  21.  Man  bis  1.  April  (Oser  288).  Der 
Schiedsspruch  datirt  vom  11.  April  1585  (Heusler  459.  Lichtenhahn 
60.    Oaer  293).  4)  Eidgen.  Abach.  IV.  2.  6.  848  ff.  — 945  (a.  das 

Register).    Zu  diesem  Bunde  kam  es  nicht.         5)  Ei  dg.  Absch.  IV.  2. 
8.  849  ff 


159».  IST 

Van  einem  seküessen  uff  dem  Run. 

_  m 

Den  letsten  disz  monats  wardt  mit  den  zyllroren  under-M.J«. 
halb  dem  Esell')  uff  die  100  schrit  von  dem  gestadt  uff  einem 
drocknen  grien,  so  sunsten  iederziit  mit  wasser  desz  Rhins  be- 
*  deckt  wirt,  ein  schiessen  zu  einner  gedechtnusz  solches  deinen 
Rhins  gehalten  worden. 

{»•]  Von  einem  grossen  rhat. 

Den  t8.  merteens2)  dises  85.  ja«  ward  abermolenn  voni».Mi». 
wegen  desz  bischofs  grosser  rhat  gehalten,  dan  der  bischoff 
»Tenneinte,  die  Basler  solten  sich  der  Laufemeren,  deren  von 
Afechwiler,  Oberwiler,  Derwiler,  Ettingen  und  Rinach,  welche 
mit  der  statt  ein  alt  burgrecht  und  verstandt  gehept,  ent- 
^hlachenn,  domit,  wo  er  sin  religion  do  pflanzen  wolte,  die 
gutten  lütt  die  von  Basell  als  schürmherren  doryber  und  dor- 
\  wider  nit  anrieffen  konten.  Als  nun  solches  den  landtlütten 
kundt  gethon  worden,  haben  sy  ein  landtsgemeinde  besamlet, 
do  ein  umbfrog  gehept:  welche  by  der  etat  Basell  altem  schütz, 
Khinn  etc.  begerten  ze  verhüben,  solten  sich  all  an  ein  ort 
zeeammen  stellen;  hieruf  nit  über  sechs  man  waren,  so  do 
i  wolten  intmediate  dem  bischof  hulden,  machten  deszhalb  einen 
uschntz,  santen  den  für  min  herren  mit  bitt  und  begärenn,  sy 
ferner  wie  biszharo  in  irem  schütz  und  schürm  ze  behalten, 
solches  nun  min  herren  gern  von  inen  annamen.  Deshalben, 
will  es  sich  ze  Baden  im  abtrucken  dises  handeis  haben  wölte, 
Hchuckt  man  uf  der  post  her  Remigium  Feschen  und  herren 
Bernhardt  Branden5)  zeruck,  kamen  am  sambstag  uf  den  im-2o.iUn. 
Hsz  har,  wardt  der  rhat  besamlet,  item  noch  dem  nachtessen 
min  herren  die  dryzehen,  morndigft  fry  am  sontag  umb  6  urensi.Mir». 
der  grosse  rhat,  die  bewiligten  den  gesaugten  volkommenliche 
» macht  ze  thun,  was  sy  beförderlich  sin  tuchte,  und  reitten 
stracks  noch  imbisz  wider  hinuf  gen  Baden,  und  ward  also  in 
der  wuchen  iudica  in  der  fasten  die  sach  transigiert  solcher 
gestalten,  alsz  dovornen,  so  vil  mir  ze  wissen,  verzeichnet  stedt 
im  generalchronick  4) . 

»       [351]  Von  einem  zug  in  Franckrich9). 

Als   nun    solches   mit  dem   bischoff  abgehandlet  worden, 
folgte  bah  ein  newer  casus,  dan  es  erhfib  sich  der  herzog  von 

15.  »nit«  fehlt  ta  dar  H  ■.       18.  tognta  H  •. 

1)  Ueber  die  Lokalität  Esel  hat  sich  nicht«  in  Erfahrung  bringen  las- 
*n.  Es  scheint  ein  verschollener  Flurname  in  der  Nahe  des  Rheines  zu 
»in.  2)  Burckhardt  a.  a.  0.  S.  79.  3)  Beide  in  den  Ei  dg.  Ab- 
schieden IV.  2  und  bei  den  Basler  Historikern  oft  erwähnt.  Ueber  Bern- 
hard Brand  s.  dessen  Lebensbeschreibung  von  J.  R.  Burckhardt  im  Bas- 
ler Taschenbuch  auf  das  J.  1858.  4)  S.  die  Beilage  VI.  5)  Vul- 
Hemin  11.  247  ff.    Ranke  I.  293  ff.    Eidg.  Abseh.  IV.  2.  No.  705  ff. 


I 


1 


:   I 


188  158». 

Guis  und  sine  consorten  *)  wider  den  könig  in  Franckrich,  do- 
har  er  gemeiner  eidgnossen  hülff  begert,  wurden  im  uff  die  30 
fenlin  eidgnossen  geschickt;    Luzern  zog  dem  von  Guisen  z&. 
Basell  schickt  auch  ein  fenlin,  dessen  hauptman  was  Balthasar 
«Mmi.  Irmi.    Den  6.  may  zog  er  mit  ufrechtem  fenlin  durch  die  Stadt  s 
zun  Eschemer  thor  hinusz  und  gab  inen  den  eidt  vor  dem  thor 
und  schickt  sy  fort.    Aber  balt  wardt  zwischen  dem  konig  und 
Guisen  ein  friden  gemacht,  warden  eins,   schlugen  die  hülfen 
zesammen  wider  den  könig  von  Navarrcn  und  die  evangelischen 
stett  und  stendt  in  Franckrich,  derhalben  min  herren  ir  volck  ie 
widerumb  heimforderten,  welches  auch  beschechen,  dan  sy  uff 
herpstziit  mit  dem  fenlin  widerumb  frisch   und  gesundt  heim 
kamen. 

Doctoris  Simonis  Sulzeri  absterben2). 

24.Jvni.         IJf  Johan  Baptistae  styrbt  der  hochgelerte  her  Simon  Sul-  « 
zer,    der  h.  schrift  doctor  und  dritte  oberster  prediger  in  der 
reformierten  kilchen. 

Von  einer  musterung. 

2i. Sept.         Den  21.  Septembers  dises  85.  jars  ward  aber  ein  musterung 
der  bürgeren ,   doch  nur  uf  den  zunften  gehalten ,   deszglichen  » 
uf  dem  landt  in  allen  vogteyen. 

Von  einer  legation  an  die  papistischen  ort. 

Im   ingang  desz  novembers   wurden    von    den   4   evange- 
lischen stetten    den   7   papistischen  orten  etlicher  sunderbarer 
Sachen  der  religion  und  policey  halb  gesante  'zugeschickt.   Was  2» 
uszgerichtet  worden,  wirdt  zu  siner  ziit  volgen3). 

[352]  Doctor  Jo.  Jacobus  Grynaeus4)  wirdt  oberster  prediger 

ze  Baseü. 

u.Dee.  Den  14.  decembris  wurden  inn  dem  capitelhusz  im  mün- 

ster  alle    senatores,    sechser  und  der  hochen  schull  verwante  u 
qualifizierten  personen  und  professores  besamlet,  einen  anderen 

11.  heimforderte  Hs. 

1)  Die  Ligue.  2)  S.  oben  S.  167,  8.  Seine  Grabschrift  (Tonjola  33) 
nennt  als  Todestag  den  12.  Juni  (ohne  Zweifel  alten  Styls,  was  die  Athe- 
nae  Rauricae  26  in  den  22sten  n.  St.  übersetzt  haben).  3)  S.  den 

denkwürdigen  Vortrag  der  Rathsabordnung  der  vier  evangelischen  Städte 
18—29.  Nov.  1585  in  den  Eidg.  Abschieden  IV.  2.  S.  895  ff.  Vgl.  Vul- 
liemin  II.  250.  Ryff  selbst  kommt  übrigens  nicht  darauf  zurück,  da  seine 
Chronik  alsbald  abbricht.  4)  Geb.  1.  Oct.  1540,  gest.  30.  Aug.  1617; 

s.  Athenae  Rauricae  S.  29.  Früher  Schüler  und  freund  Sulzer's  hatte 
er  sich  in  der  letzten  Zeit  dessen  lutheranisirenden  Tendenzen  energisch 
widersetzt.  Im  J.  1584  war  er  durch  den  Pfalzgrafen  Johann  Casimir  nach 
Heidelberg  berufen  worden. 


1586.  1585.  189 

• 

obersten  pfarherren  an  desz  abgestorbnen  d.  Simonis  Sulzeri 
Stadt  ze  erwölen.  Do  wardt  noch  ordenlichem  proces  doctor 
Jo.  Jacobus  Grynaeus  als  vil  als  mit  einheliger  stim  dohin  er- 
wölet,  one  angesechen  er  nit  mher  ze  Basel!,  sonder  zu  Hei- 
»delberg  dienstlich  gewesen.  Ime  wardt  diser  göttlicher  beruf 
ankündet  durch  min  gn.  herren,  deszhalben  er  sich  balt,  nem-  15g« 
lieh  den  23.  jannuarii,  gon  Basell  verwiegte  und  den  30.  jan-SJ"1* 
nuarii  sin  erste  predig  hielte.    Gott  verliehe  im  langes  laben! 

In  disem  85.  jar  ist  der  Rhin  durch  den  winter  aneinander  tws. 

..so  dein  und  dun*  den  summer  aneinander  so  gro8z  ge8in, 
als  by  mannes  gedencken.  Item  so  ist  der  ganze  sommer  so 
facht  und  nasz  gewesen,  das  die  fricht  nit  drieen,  sonder  eins 
teils  durch  die  fachte  und  kelte  verderben,  anders  teils  die 
fricht,  so  an  beümen  wachsen  solten,  von  den  nippen,  der  das 

tigantze  landt  vol  gewesen,  gefressen. 

Item  es  stürben  auch  disz  jars  etliche  grosse  und  fiir- 
nemme  personen  in  dem  Elsas,  daruf  baldt  unruw  erfolgte, 
als  der  her  von  Rapolstein,  der  von  Hatstadt  etc. 


Beilagen 


zu   der 


Chronik  des  Fridolin  Ryff  und  der  Fortsetzung 

des  Peter  Ryff. 


Beilagen 


zu  der 


Chronik  des  Fridolin  Ryff  und  der  Fortsetzung 

des  Peter  Ryff. 


194  Beilagen. 

Vorrede  setzt  Ryff  sein  Vorhaben  auseinander,  sich  in  dieses  »Stanv- 
biechlet  die  Wappen  derjenigen  Personen  einzeichnen  zu  lassen,  zu 
denen  er  »contschaft,  guotte  corespodentz  und  freindtschaft  gemacht 
habe,  derselbigen  desto  weniger  zu  vergessen«  u.  s.  w.,  giebt  auch 
einen  Stammbaum  seiner  Familie  mit  erläuternden  Personalnach-  * 
richten,  dann  folgen  die  schöngemalten  Wappen  der  Personen  seines 
nächsten  Familienkreises  (immer  die  Wappen  von  Mann  und  Frau 
neben  einander)  und  jedesmal  auf  der  gegenüberstehenden  Blattseite 
einige  erläuternde  Verse,  die  nicht  gerade  eine  grosse  dichterische 
Gewandtheit  zeigen,  hierauf,  wie  es  scheint,  die  Wappen  anderer  to 
Verwandten  und  Bekannten ,  meist  mit  eigenhändiger  Unterschrift 
der  Betreffenden  und  endlich  diejenigen  angesehener  Fremden  und 
Baslerischer  Gelehrten,  ebenfalls  in  der  Regel  mit  deren  Unter- 
schrift. In  der  letzten  Rubrik  begegnen  wir  auch  dem  Wappen  des 
Peter  Ryff,  darüber  die  Jahreszahl:  1598,  darunter  die  Worte:  u 
Vita  licet  aerumnosa,  modo  siet  gloriosa.  —  Petr.  Ryff,  art.  et  med. 
d.  —  Das  Stammbuch  ist  angelegt  worden  im  J.  1597  und  fort- 
geführt bis  in  Ryff's  Todesjahr   1603. 


[s]  .        D.   O.   MA.') 

Fridolimis  Ryff  senatoriae  dignitatis  Kasiliensis ,  vir  pius » 
atque  prudens,  familiae  nostrae  decus,  reformationis  tempore 
huius  seculi  anno  30 2)  ecclesiae  atque  scholae  Basiliensis  de- 
putatus  librum  manuscriptum,  in  quo  historiae  Basilienses  fere 
ab  anno  Christi  servatoris  1514  ad  annum  usque  42  vere  ha- 
bentur,  manibus,  dum  in  vivis  adhuc  erat,  tenuit.  Postmodum " 
vero  hunce  a  Magdalena  Ryffia,  Fridolini  filia,  maiHjnov*  quasi 
Ryfnorum  mihi  tracjitum  atque  commissum  accepi. 

Quum  vero  hie  inprimis  de  verbi  dei  propagatione  vera, 
refonnatione  ecclesiae  Hasiliensis  polita  doceatur,  acta  quoque 
patriae  varia,  (quae  inprimis  ob  amorem  patriae  lectu  unieuique  » 
solent  esse  jueundissima) ,  in  hoc  ipso  libro  compraehendantur, 
delectatione  horum  non  solum  haec  exeolui,  sed  etiam  ea,  quae 
ante  etpost,  (annum  scilicet  huius  seculi  1514  et  t542)3),  coo- 
sequuta  sunt,  adjicere  studui. 
\  Anno   salvatoris  1585  in  prineipio   et  fine  librum  papyro » 

!  auxi  et  novam  cartam  cum  cooperculo  defensorio  tali,   (ut  cer- 

nere  licet),  confeci. 

[4]  Ortum  ac  interitum  summarumque  rerum  Basiliensium  vi- 
cissitudines,  (ut  rerum  sunt  omnium) ,  consequenter  ac  summa- 
riter  ex  variis  authoribus  ac  instrumentis  memorialibusque  fide-  <• 

26.  wufywow  II  t. 

1)  T)eo  optimo  maximo.  2)  Richtiger  1532;  8.  oben  die  Einleitung 
S.  7  Anm.  4.  Ochs  VI.  75.  3)  Fridolin  Ryff  schlieft  aber  seine  Chro- 
nik nicht  mit  1542,  sondern  mit  1541. 


Beilagen.  195 

lisßimis  ad  hunc  usque  nostrum  terminum  quam  diligentissime 
ac  vere  notavi  illisque  praefixi,  comunioribus  vero,  scitu  tarnen 
dignis,  quantum  fieri  potuit,  continuavi. 

Et  quum  librum  hunce  in  manibus  agnatorum  meorum  esse 

i  unice  desiderem,  quo  et  posteritati  meae  de  ortu  nostro  aliquid 
constet,  primo  insignia  familiae  Ryfnorum  comunia  (in  specie 
enim  per  variam  effigurationem  litterae  R  sua  quilibet  peculia- 
ria  bona  etc.  notavitj,  ut  antiquitus  enait,  adpingenda  curari. 
Sic  enim  ea  metipee  in  sepulturis  antiquissimis  nostrorum  agna- 

wtoram,  in  templo  praesertim  Franciscanorum  oppidi  Rubea- 
eensis,  vidi  et  anno  1587  per  Nicolaum  Rippelium,  me  prae- 
sente,  depicta  et  postmodum  coloribu»  suis  in  hunc  librum 
eadem  figura,  qua  in  sepulturis  erant  incisa,  per  eundem  pieto- 
rem  translata  erant.    Quo  item  charactere  nomen  vel  principium 

i*  nominiß  Ryff  ab  anteoessoribus  nostris  scribebatur  hisce  insigni- 
bus  adjunxi;  insigniorum  enim  loco  aliquoties  eo  quoque  usi 
erant,  ut  oculis  patet*). 

[e]  Secundo  genealogiam  Ryfnorum  Basiliensium  et  illorum  po- 
tissimum,   qui  rei  oeconomicae  operam  dare  jam   incoepere*), 

»fidelissime  ex  matriculis  tribuum  et  aliis  instrumentis  ac  scri- 
pturis  cum  brevi  vitarum  adumbratione  descripsi.  Epocham 
Christi  initiis  ac  finibus  oeconomiarum ,  quantum  scire  potui, 
juxta  quorundam  nomina  adjeci3). 

Deus  omnipotens  benedictionesua  et  Spiritus  sancti  gratia 

aposteris  quoque  sicuti  piis  defunctis  nostris  ut  adsit,  ex  intimo 
pectore  per  Jeeum  Christum  oro.    Amen. 

13.  flm  Hb.  17.  8.  5  enthält  iwei  gemalte  Wappenschild«  mit  dem  ursprünglichen 

und  «km  abgeänderten  Byfflachen  Wappen,  darüber  auf  einem  Bande:  »Byfflorum  in- 
tigmiac. 

1)  S.  oben  Einleitung  8.  6.  Etwas  abweichend  von  der  Darstellung  in 
der  Jugendgeschichte  des  Andr.  Ryff  berichtet  ebenderselbe  in  dem  einige 
Jahre  später  angelegten  »Woppen  tfuoch«  über  die  Zeit  des  Ablegens  und 
der  Wiederannanme  des  ursprünglichen  Ryffischen  Wappens.  Auf  der  Rück- 
seite des  Blattes,  das  den  Stammbaum  enthalt,  ist  aas  abgeänderte  Wap- 
pen, ein  schwarzes  r  in  weissem  Schild,  abgebildet  mit  folgender  Anmer- 
kung: Nota.  Es  ist  zu  wissen,  demnach  die  Ryffen  ab  Iren  gieteren,  deren 
ij  gnotte  narung  und  nutzung  gehept  haben,  usz  dem  Elsas  nerauff  zogen, 
ire  kinder  in  Basel  sich  irer  firgenomnen  handtwercken  ernöhren  miesen 
and  sy  ervahren,  dasz  inen  dasz  pflaeter  zno  heisi  sein  wellen ,  haben  sioh 
allein  Fridlin  und  Peter  Ryff  verglichen,  es  welle  inen  als  schlechten  handt- 
werckslithen  (diewyl  man  domolen  noch  mehr  achtnng  uff  die  geschlechter 
tagen,  dan  ietz  beschicht)  nit  gebyren  ein  sollich  woppen  zu  fieren,  haben 
demhalben  allein  den  wissen  schilt  behalten  und  ein  sollich  r  darin  ge- 
macht und  dasz  uff  20  jor  also  geiebt,  nach  Fridlinsz  dfitlichem  abgang 
haben  sy  sich  wider  verglichen  und  dasz  rechte  woppen  ingmein  wider  zu 
banden  genomen.   Allein  hie  zuom  bericht  verzeichnet.  2)  D.  h.  eine 

eigne  Haushaltung  gegründet  haben.  3)  Das  Jahr  der  Verheirathung, 

des  Eintritts  in  die  Haushaltung,  hat  Rvff  meist  ohne  weitere  Bemerkung 
über  den  Namen  des  Betreffenden  geschrieben.  —  Wo  ein  Todeskreuz  steht, 
bedeutet  dies,  dass  der  Betreffende  ohne  Nachkommen  verstorben. 

13* 


196 


Beilagen. 


Stammbaum  der  Familie  Ryff. 


w 


Gradus  I 


II 


III 


IV 


A. 

CLAUS 
RYFF, 
labte  in 

der  husz-* 
haltung 

anno  1450, 

sine  8ön 

waren 


B. 

1488. 

PETER,  « 

des  rhats, 

starb  anno 

1530. 


Hein- 
rich f. 


1496. 


D. 

1510. 

FRIDOLIN, 

des  rhats, 

starb  anno 

1554. 

1522. 
Jacob. 


1527. 
Heinrichf. 

1534. 


Balthasar-)-. 


Andreas.   }H.  Jacob  +. 

1540. 
Hugo  f. 


E. 

1526. 

PETER, 

freyamptman,- 

starb  anno 

1550. 

Catharina, 
deren  man 

Hans  Brandt, 
des  rhats. 

Claus.  —  Fridolinf. 

F. 

154  [7]») 

THEOBALD. 

des  grichts, 

starb  anno 

15&16J*) 

Andres  +1) 


Magdalena, 

deren  man 

C.  Wollab, 

amptman. 

—  Jacob2). 

1552. 
DANIEL, 
des  rhats. 

Elisabeth, 

uxor  Christ. 

Wiesti. 

Martha, 

uxor  Cun. 

Kellers. 


Christoph, 
amptman. 

Cunrady 
atnptmati. 

Osualdj  des 
grichU,  rhatta. 

/        1579. 
JPetrus,doct 
etprofet», 

1582. 
Fridolin  a). 


C. 
ANDRES 


s 


theobald«) 


Susanna, 

uxor    Danielis 
Bnrckhardi. 


-    Erasmns, 
diaconna  ad  b. 
Pein. 


—  Johannes, 
•atiates. 

1825 

Reinhardt. 

1629. 
Daniel. 

Friderica. 

1629. 

Peler. 

Urania,    uxor 
Theod.  Faleki«. 

Jahel,    uxor 
J»c.WerenfeUi. 

Gertrudis, 
nxor  Jac.  Bier- 
mmnni. 

Dorothea, 
nxor  J.  Hein- 
rici  Halekneri, 
trihnni  plebis. 

—  Andreas. 


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Ol 


'        1574. 
ANDKEA8,  • 
des  rhats. 

Apolonia, 
uxor  m.  Eu- 
sebii  Martii. 

Salome,uxor 
Lux  Martins. 

Margare- 

t  h  a ,  uxor  Jo. 

Ja.  Luterbur- 

gers. 

Von  der  ursprünglichen  Niederschrift  des  Peter  Ryff  sind  die  späteren  Zusätze  in  folgender  Weil 
Druck  unterschieden:  Die  späteren  Zosätte  des  Peter  Byff  durch  die  grossere  Cursiraehrift,  die  erste  r« 
fremder  Hand  ans  dem  17.  Jahrh.  durch  Nonpareilschrift,  die  »weite  desgleichen  durch  die  kleinere  Cwnj 

a)  Die  leisten  Ziffern  dieser  beiden  Jahreszahlen  hat  Byff  nicht  geseilt. 

1)  »Starb  in  ledigem  standt,  ein  fenrich  in  Franckreich «.  Wo ppenbuoch. 
Jacob,  der  hier  mit  Keinem  Kreuz  bezeichnet  ist  (wohl  aber  in  der  Jugendgesc 
Andr.  K.)y  hatte  nach  dem  Woppenbuoch  allerdings  fünf  Söhne,  die  aber  all 
scheinen  gestorben  zu  sein,  da  es  dort  heisst,  seine  Freunde  hätten  ihm,  als 
geworden,  eine  Pfründe  im  Spital  gekauft.  Das  Woppenbuoch  führt  tob  seinen  S 
einen,  Asemusz  (Erasmus),  namentlich  auf,  mit  der  Bemerkung:  »Starb  in  ledig« 
3)  »Erzigt  etliche  söhn«  sagt  das  Woppenbuoch,  führt  diese  aber  nicht  auf.  so  we 
Kinder  des  Peter.  4)  Theobald  verheirathete  sich  1602  mit  Gertrud  Burckhardt 
1 029.  Die  Ehe  war  mit  1 0  Kindern  gesegnet.  TonjolaG9.—  Ueber  die  spateren  Kyt 


Beilagen.  197 

Auf  der  Rückseite  dieser  Stammtafel ,  8.8  des  Manuscriptes, 
hat  der  Bibliothekar  Prof.  Daniel  Huber  (f  1829)  einen  »Nachtrag 
rar  genealogischen  Tafel  anderseits ,  die  Verbindung  der  Ryff-  und 
Sodn'schen  Familien  anzeigend«  angebracht,  unterzeichnet:  DH.  1822, 
iDec.  19.  Dieser  Nachtrag  geht  bis  auf  die  Veronica  Ryhiner,  die 
Stiefmutter  des  Herrn  Christoph  Socin.  Dieser  selbst  hat  dann  noch 
eine  »Anmerkung  zu  obiger  Geschlechtstafel <r  beigefügt,  in  welcher 
er  nachweist ,  wie  auch  er  von  der  Ryffischen  Familie  abstammt. 
Wir  geben  hier  den  Inhalt  der  Huberischen  Tafel ,  ergänzt  nach 
>  Anleitung  der  Socinischen  Anmerkung,  und  heben  durch  den  Druck 
diejenigen  Personen  hervor,  die  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  hin- 
ter  einander  im  Besitze  unserer  Chronik  gewesen.  Wir  stützen  uns 
biebei  auf  die  Socinische  Anmerkung  und  auf  mündliche  Bemer- 
kungen des  Herrn  Rathsherrn  Prof.  Peter  Merian ,  dessen  Mutter 
leine  Schwester  des  Herrn  Christoph  Socin  gewesen,  und  auf  dessen 
Anregung  dieser  8.  Z.  die  Chronik  der  Öffentlichen  Bibliothek  ge- 
schenkt hat. 

Daniel  Ryff,    des   Raths,   verheirathet  mit  Ursula  Zimmermann. 


Peter  Ryff,    Med.  Dr.,  Prof.  Math.,  geb.  1552,  Mai  8,  gest.  1629, 
Mai  19,    verheir.     1.  (1579)  mit  Anna  Isengrien,  2.  (1583)  mit 

Dorothea  Wasserhuhn. 


2. 
Jäbel  Ryff,    vermählt  an  J.  J.  Werenfels ,  Pfr.  zu  Liestal,  dann 

zu  St.  Martin  in  Basel. 

!  I 

iPeter  Werenfels,   S.  Th.  D.  &  Prof.  und  Antistes,  geb.  1627, 
Mai  20,  gest.    1703,  Mai  23,  verheir.  (1656)  mit  Marg.  Grynäus. 

Samuel  Werenfels,       Maria  Werenfels,  Johannes  Werenfels, 

S  Theol.  Dr.  &  Prof.,   verm.  an Emanuel  Ry-  des  Raths, 

!geb.  1657,      März     1,    hiner,  Handelsmann.  geb.  1675. 

>ge*t.  1740,  Juni  1,  un-                      |  | 

verheirathet.                Peter  Ryhiner,  Anna  Maria  Werenfels, 

Prof.     Logices ,     geb.  (einzige  Tochter) ,  ver- 

1692,  Nov.  28,  gest.  mahlt  an  Abel  Socin, 

1771,  Apr.  28,  verh.  den  Handelsmann 

t                                           (1725)    mit    Veronica  (geb.  1695). 

Battier.  | 

|  Abel  Socin,  Med.  Dr. 
Veronica  Ryhiner,  und     Hessen  -  Hanau- 
dritte Ehefrau  von  Dr.  ischer    Hofrath,    geb. 
t                                          Abel  Socin,  kinderlos.  1729,  Jan.  16,    gest. 

Belerisches  Burgerbuch.  Basel  1819.  8.  271  f.  Gegenwärtig  leben  noch  ei- 
o:ee  venige  RyfT  in  untergeordneten  Verhältnissen.  Dagegen  stammen  eine 
fcüs  der  angesehensten  Basler  Familien  weiblicheraeiu  von  der  Ryffischen  ab. 


4 


198  Beilagen. 


1808,  verh.  1.  (1763) 
mit  Maria  Socin. 
2.  (1766)  mit  Salome 
Burckhardt.  3.  (1780) 
mit  Veronica  Ryhiner.  » 

I 
2. 

Christoph  Socin, 
Handelsmann ,  ältester 
Sohn,  geb.  1  768,  verh. 
( 1 795)  mit  Gertrud  Sa-  io 
ras  in.  Schenkt  1822 
die  Chronik  an  die 
öffentliche  Biblio- 
thek. 


IIb. 

Die  Ryffische  Familiengeschichte1). 


i& 


[9]  A.  Claus  Ryff  ist  der  erste  dises  nammens,  den  ich  ze 
Basel  husgehalten  gefunden ;  hatt  sich  der  agricultur  und  gart- 
nerey  erhalten2),  sol  ordinari  by  Rymmelins  myli3)  gewonet 
haben,  umb  das  jar  1450.  20 

B.   Dessen  eltester  son  Peter  wonete  in  der  Stein  envorstadt 
in  der  ferberey  gegen  der  wäber  zunft  über  am  eck,  darinnen  er 
dise  hantierung  sampt  dem  schurlitz-  oder  barchetwerck  getri- 
ben.  —  Umb  das  1572  hab  ich  das  Ryffenwappen,  als  vorstadt, 
an  einem  hölzinen  atubendürgestel ,  nach  der  alten  manier  ge-  25 
schnitten,   selbs  noch  gesechen.     Er  besasse  under  der  ritter- 
schaft  und  des  adelß  regierung  ze  Basel  einen  ersammen  rhat. 
Ist  in  der  ernstlichen  handlung  der  religionsreformierung  näben 
Jacob  Meyeren,  obersten  Zunftmeister,   und  Jacob  Götzen   ein  , 
deputierter  gewäsen ;   hatt  vil  mieh  und  arbeit  deshalben  usz-  30 
gestanden,  mit  gefar  sines  lyb  und  gute  die  wäre  religion  helffen 
promovieren. 

1)  Die  Buchstaben  A.  B.  C.  u.  s.  w.  verweisen  auf  den  Stammbaum, 
dem  diese  Notizen  als  Erläuterung  beigegeben  sind.  2)  Auf  der  Stamm- 
tafel im  Woppenbuoch  sind  ein  Weinstock,  an  welchem  ein  Karst  und  eine 
Hacke  lehnen,  und  ein  pflügender  Bauer  abgebildet,  darunter  von  der  Hand 
des  Andreas  Ryff  die  Bemerkung:  Mit  disem  turnnier  und  obstendten  rit- 
terlichen wehren  beiigen  wir  unseren  uralten  guotten  adel.  3)  Nahe  dem 
Mittelpunkte  der  grossen  Stadt;  der  kleine  Plats,  der  gemeinhin  »hinter 
der  Rfimmelins-Münle«  genannt  wird,  heisst  jetit  officiell  »Rümmelinsplat». 


Beilagen.  199 

C.   Dan  als  sin  brfider  Andres,  welchem  die  religionsende- 
rung  heftig    ze wider  und  dasz  um  antrib  eines  wibs,    so  in 
der  aptey  Wettingen  erzogen  gewäsen,   ist  er1}  usz  der  statt 
hinus  gon  Riechen,  so  domalen  der  aptey  noch  z&stendig,  ge- 
bogen und  aldo  verbliben2),  hatte  obgenanter  Peter  Ryff  dises 
sines  brudere  son,  Theobalden,   zfi  sich  genommen,  von  wel- 
chem wür  alle  solche  Sachen  der  lenge  nach  oftermalen  in  specie 
gehört,  so  in  gemein  in  der  Basel-cronic  geschriben  standt 
■»]  D.   Peter  Ryff  verliesz  3  sön,  deren  der  el teste,  Fridolin 
i) genant,   stracks  an  sins  vatters  Stadt  in  einen  ersammen  rhatt 
genommen,    dem  vatter  an  tagenden  nit  unglich.    Wardt  der 
reformierten  religion  erster  deputaten  einer ;  ist  als  man  damo- 
ien  dasz  new  armbrustschützenhus  uf  s.  Peters  platz  gebawen, 
als  sine  insignia  in  einem  fenster  daselbsten  uszwysen,  anno 
M6  schutxenmeister  gewäsen. 

E.  Der  jüngste,  Peter  genant,  ist  vor  der  reformation  Orga- 
nist im  münster  und  mönch  zun  Augustineren  gewäsen,  nochin, 
als  er  das  closterläben ,  wie  sonst  auch  andre  mher,  in  ende- 
rung  der  religion  verlassen,  sich  in  ein  ordenliche  huszhaltung 

»begaben9) .  Ist  des  stattgrichts  freyer  amptman  worden,  danäben 
mit  dem  lin wattkauf  und  verkauf  umbgangen. 

F.  Theobald  Ryff  begäbe  sich  in  sinem  eisten  wegschei* 
den  von  Basel  in  die  riichskrieg  und  rhingräfischen  hoffdienst, 
in  denen  er   ein  gatte  ziit  verbliben,   als  die  abscheidtsbrief, 

*  so  noch  vorhanden,  ordenlichen  uszwysen.  Sins  übrigen  thuns, 
im  iegiment,  gericht  und  hushaltung  ist  unser  selbs  memoria 
and  gedächtnus,  das  er  in  einem  christenlichen  ifer  mänig- 
licfaem  zu  gottem  ze  dienen  und  den  sinen  in  sonderbarer  gott- 
41ikeit,   bescheidenheit,   auch    frinddikeit  und  liebe  vorlüch- 

»tende,  ein  geziignus,  so  ze  beschriben  wol  würdig. 

1)  Der  Chronist  hat  die  anfängliche  Construction  des  Satzes  vergessen. 
2;  Vgl.  die  Jugendgeschichte  des  Andr.  Ryff  in  den  Beiträgen  Iä.  39. 
Ganz  anders  berichtet  hingegen  ebenderselbe  im  Woppenbuoch :  »Andres« 
-  war  zuo  Thann  burger  und  in  der  Haushaltung,  war  mein  Andresen  gros- 
*atter,  muost  der  religion  halben  weichen,  ward  ungevohr  ano  1523  in  Basel 
barger,  nachmolen  Wettiger  Schaffner  in  Riechen,  starb  in  Basel  uad  ver- 
lies 2  söhn,  Andreas  und  Theobaldum«.  Dieser  Nachricht,  mit  welcher  auch 
die  Verse  übereinstimmen .   die  Andr.  Ryff  den  Wappen  seiner  Grosseltern 
gegenüberstellt,   wird  wohl  der  Vorzug  zu  geben  sein.    Die  Zahl  1523  er- 
weckt jedoch    Zweifel,    da  sie  nicht   zu  dem  auf  dem  Stammbaume  der 
Jugendgeschichte  und  auf  dem  des  Woppenbuochs  anffesebenen  Todesjahre 
1522  stimmt.    Ist  dieaes  letztere  richtig,  so  wird  schon  dadurch  die  Annahme, 
sls  sei  dieser   Altere  Andreas  aus  Haas  gegen  die  Reformation  von  Basel 
fortgetoreü,  unhaltbar.  Dazu  war  vor  1522  keine  Veranlassung.  In  Riehen 
besmss  das  Kloster  Wettingen  ansehnliche  Güter  und  Rechte,  die  es  1540 
der  Stadt  Basel  verkaufte,  welche  im  J.  1520  die  Hoheitsrechte  über  das 
Dorf  vom  Bischof  erworben  hatte.   (S.  oben  S.  24,20.)   Brückner:  Merk- 
vunüakeiten  740.  749  ff.        3)  Er  heirathete  1526  Christiana  Kolb,  die  aus 
km  fteinenkloster  ausgetreten.   Ochs  V.  578. 


200  Beilagen. 


III. 

Zwei   Aktenstücke   aus  den   Verhandlungen 
zwischen  Frankreich   und  den  Eidgenossen 

im  Jahre  1516. 

(Fridolin  Ky ff  8.  73-83.) 


Bald  nach  der  Schlackt  von  Marignano  (13.  und  14.  Sept.  1515} 
wurden  unter  der  Vermittlung  des  Herzogs  von  Savoyen  neue  Frie- 
densverhandlungen zwischen  Frankreich  und  den  Eidgenossen  an- 
geknüpft und  am  7.  November1)  auf  einem  Tage  zu  Genf  durch 
die  beidseitigen  Bevollmächtigten  der  Vertrag  eines  Friedens  und 
zugleich  eines  Bündnisses  aufgerichtet,  für  dessen  Annahme  sich, 
nachdem  die  Sache  auf  mehreren  Tagen  durchberathen  worden  war, 
am  24.  December  zu  Luzern  die  8  Orte  Bern,  Luzern,  Unterwaiden, 
Zug,  Glaru8,  Freiburg,  Solothurn  und  Appenzell  definitiv  erklär- 
ten, während  die  5  Orte  Zürich,  Uri,  Schwyz,  Basel  und  Schaff- 
hausen, die  wohl  einen  Frieden,  aber  nicht  ein  Bündniss  wünsch- 
ten, dieselbe  verweigerten.  Nachdem  die  dadurch  hervorgerufene 
Spaltung  und  Spannung  zwischen  den  eidgenössischen  Orten  bis  in 
den  Sommer  1516  gedauert  hatte,  kam  man  auf  einem  Tage  in 
Zürich  am  26.  August  dieses  Jahres  überein,  sich  über  einen  neuen 
Friedensentwurf  zu  verständigen  und  mit  dem  Könige  über  die  An- 
nahme desselben  zu  verhandeln  (Ei dg.  Absch.  III.  2.  S.  99S  ff.). 
Auf  dem  Tage  zu  Zürich  vom  10.  September  wurde  ein  Entwurf 
aufgestellt,  und  bald  darauf  begannen  in  Freiburg  die  Verhandlun- 
gen mit  den  französischen  Gesandten,  an  deren  Spitze  der  Bastard 
Rene  von  Savoyen,  Gouverneur  der  Provence,  stand.  Am  29.  No- 
vember kam  es  ebendort  zum  Abschlüsse  des  ewigen  Friedens  der 
Eidgenossenschaft  mit  Frankreich ,  durch  den  die  entere  die  seit 
dem  J.  1512  verfolgte  Politik  eines  selbständigen  Eingreifens  in  die 
italiänischen   Kriege   aufgab    und   der    zugleich   die   Grundlage   des 

1)  Actum  in  urbe  Gebenensi  septima  die  mensis  novembris  anno  .  • 
1515.  DuMont:  Corps  diplomatique  IV.  220.  Actum  in  urbe  Gebenensi 
septimo  novembris  anno  subseauenti.  Ei  dp.  Absch.  III.  2,  1402.  Mit 
diesem  Datum  stimmt  nicht  recht,  wenn  bei  Anshelm  V.  2«» 7  der  »Ab- 
scheid  zu  Jenf«,  der  von  dem  bereits  erfolgten  Besiegeln  der  Urkunde 
durch  die  beidseitigen  Bevollmächtigten  spricht,  unterschrieben  ist:  «Be- 
schlossen su  Jenf  uf  den  3.  tag  november«.  Wenn  in  den  Eidg.  Absch. 
III.  2.  S.  92S  als  Datum  des  Tages  zu  Genf  einfach  der  29.  October  an- 
gegeben ist,  so  kann  dies  nur  soviel  heissen,  dass  er  an  demselben  eröffnet 
wurde. 


Beilagen.  20  t 

staatsrechtlichen  Verhältnisses  der  Schweiz  zu  Frankreich  für  die 
folgenden  Jahrhunderte  bildet.  Den  Verhandlungen,  welche  dem 
Abschlüsse  dieses  ewigen  Friedens  vorangiengen,  gehören  die  beiden 
folgenden  Aktenstücke  an.    Indem  Fridolin  Ryff  sie  in  seine  Chro- 

&  nik   aufnahm ,    ist    ihm    ein    doppeltes  Missverständniss    begegnet. 
Einmal  hat  er  nicht  bemerkt,    dass   er  es   mit  zwei  selbständigen 
Stocken  zu  thun  hatte,  er  glaubte  eine  zusammenhängende  Urkunde 
vor  sich  zu  haben  und   hat  daher  im  Anschluss  an  die  21  Artikel, 
des  ersten  Stackes  die  Absätze  des  zweiten  bis  auf  27  fortnumeriert. 

10  Sodann  hat  er  das  Ganze  für  die  Urkunde  des  im  J.  1521  abge- 
schlossenen Bündnisses  angesehn  und  an  der  entsprechenden  Stelle 
in  den  Text  seiner  Chronik  eingereiht  (s.  oben  S.  27).  —  Wenn 
wir  die  beiden  von  Ryff  mitgetheilten  Aktenstücke  mit  den  in  der 
Amtlichen  Sammlung  der  älteren  Eidgenössischen  Ab- 
is schiede  m.  2  an  den  betreffenden  Stellen  abgedruckten  zusam- 
menhalten, so  wird  sich  uns  Folgendes  ergeben:  Auf  dem  eidge- 
nossischen Tage,  der  am  10.  September  in  Zürich  abgehalten  wurde, 
wurde,  wie  eben  bemerkt,  der  Entwurf  zu  einem  neuen  Friedens- 
vertrage mit  Frankreich  aufgestellt  (Abschiede  S.  1002.  Nr.  677  h). 

M  Dieser  Entwurf  ist  sonderbarer  Weise  in  den  Abschieden  nicht 
S.  1004  in  der  Anmerkung  zu  Nr.  677  h,  wo  auf  ihn  verwiesen  wird, 
sondern  auf  S.  1008  in  den  Anmerkungen  zum  Tage  vom  27.  Septbr. 
abgedruckt,  wo  er  durchaus  nicht  hingehört.  Auf  diesem  letzteren 
Tage,    der  zu  Freiburg  abgehalten  wurde,   verständigte  man  sich, 

25  nachdem  mittlerweile  die  Verhandlungen  mit  den  französischen  Ge- 
sandten begonnen  hatten  und  deren  Ansichten  vernommen  worden 
waren,  über  einen  neuen  Entwurf  (Ab seh.  Nr.  679  n),  und  die- 
sen neuen  Entwurf  haben  wir  ohne  Zweifel  in  dem  ersten  der  von 
Ryff  mitgetheilten  Aktenstücke  zu  erkennen.    Wie  wir  aus  den  Ver- 

» handlungen  des  Tages  vom  27.  September  vernehmen,  hatten  die 
Franzosen  unter  anderem  auf  mehrere  Bestimmungen,  die  der  erste 
Entwurf  enthält,  nicht  eingehen  wollen,  auf  eine  Amnestierung  des 
Galeazzo  Visconti  und  auf  die  Auszahlung  einer  Geldsumme  an  den 
Herzog  von  Württemberg.    Die  beiden  betreffenden  Stellen  des  ersten 

%  Entwurfes  (Art.  15  und  Schluss  von  Art.  10)  fehlen  in  dem  Ryf- 
fischen,  dagegen  finden  sich  daselbst  zwei  Artikel  (13  und  14), 
gegenseitige  Hilfsleistung  der  beiden  Parteien  betreffend,  einen  Punkt, 
auf  den  ,  wie  wir  aus  den  nachfolgenden  Verhandlungen  ersehen, 
die  französischen  Gesandten   einen   hohen  Werth   legten ,    und  den 

4o  sie  wohl  sofort  beim  Beginn  der  Unterhandlungen  werden  zur 
Sprache  gebracht  haben.  Im  übrigen  fehlt  noch  in  diesem  zweiten, 
Ton  Ryff  mitgetheilten  Entwürfe  eine  für  den  Cardinal  von  Sitten 
nachtheilige  Clausel  des  Artikel  7,  die  sich  im  ersten  vorfindet, 
es  fehlt   bei   der  Festsetzung  einer  Amnestie   für   einige  Anhänger 

45 des  Maximilian  Sforza  der  Satz:  »also  das  sy  on  alle  entgeltnusz 
wider  zu  dem  iren  körnend«,  es  fehlt  endlich  der  17.  Artikel  des 
ersten  Entwurfes,  der  den  Schwyzern  eine  Genugthuung  für  die  im 


ii 


H 


202 

J.  1510  verübte  Ermordung  ihres  Läufen  zusicherte,  sonst  stimmen 
beide  fast  wörtlich  überein.  Steht,  wie  oben  bemerkt  worden  und 
wie  sich  aus  dem  Gesagten  ergiebt,  der  in  den  Abschieden  zu 
Nr.  679  n  abgedruckte  erste  Entwurf  dort  nicht  an  seiner  richtigen 
Stelle,  so  finden  sich  dagegen  ebendort  (S.  1010)  mit  vollem  Recht  s 
die  Zusätze ,  welche  in  den  zweiten  Entwurf  hereingebracht  worden 
waren,  nämlich  die  Artikel  13  und  14  und  der  Schlusssate, 
die  in  demselben  Abschiedbande  des  Luzerner  Staatsarchive«,  ans 
dem  jener  erste  Entwurf  entnommen  ist,  für  sich  verzeichnet  stehn. 

Wir  haben  in  der  Variantencolumne  die  Abweichungen|sowohl  u 
des  ersten  Entwurfes,   als   auch  dieser  Abschnitte   des  zweiten  von 
dem  Texte  Ryffs  angemerkt  und    hiebei  den  ersteren  mit   Abjsch. 
a,  die  letzteren  mit  Ab  seh.  ß  bezeichnet.    Da  die  Abschrift  Ryffs, 
wie  die  meisten   seiner  Urkundenabschriften,    entweder  nach    einer 
ganz  schlechten  Vorlage  oder  mit  äusserster  Nachlässigkeit  gemacht  u 
ist,    so  musste   bisweilen   sein  Text  nach   dem   der  beiden  obigen 
Stücke   ergänzt   und   verbessert  werden.     Die  betreffenden    Stellen 
sind  in  [  ]  eingeschlossen.    Wir  sogen  es  vor,  sie  unverändert  her- 
überzunehmen ,   statt  sie  in  Dialekt  und  Schreibart  dem  Ryffiechen 
Texte  anzubequemen.  —  Von  den  Varianten  haben  wir  dialektische  » 
Verschiedenheiten   gar  nicht,    geringfügige  Abweichungen   im  Aus- 
drucke nur  ausnahmsweise  berücksichtigt. 

Wenden  wir  uns  zu  dem  zweiten  der  Ryffischen  Aktenstücke. 
Das  Aufstellen  der  Artikel  13  und  14  des  neuen  Entwurfes  hatte, 
wie  wir  aus  Abs  eh.  ß  erfahren,  einen  »Spana  hervorgerufen«    Die  » 
fünf  Orte  wollten  wohl  von  einem  Frieden,    aber  nicht  von  einem 
Bündniss  wissen,    jene   Artikel   aber  gaben   dem  Vertrage   wieder 
mehr   den   Charakter   eines   Bündnisses.     Um   ihrem  Widerspruche 
Rechnung  zu  tragen,  entwarfen  die  8  Orte  in  Verbindung  mit  den 
französischen  Gesandten  eine  neue  Fassung  der  betreffenden  Artikel,  30 
welche  den  eidgenössischen  Orten  das  Recht  gab,  den  Zulauf  ihrer 
Leute  zu   den   Fahnen   des  Königs  zu  beschränken  und  die   Ver- 
pflichtung des  Königs  zur  Hilfeleistung  an  die  eidgenössischen  Orte 
nicht  nur  für  Kriege,  in  welche  sie  »dieses  Friedens  wegen«,  son- 
dern für   alle  Kriege ,    in   die   sie  gerathen  würden ,    » von  welchen  *s 
Ursachen  wegen  es  geschehen  möchte«,  festsetzte.     Zugleich  wurde 
ausgesprochen ,  dass  diese  beiden  Artikel,  sowie  noch  zwei  andere, 
nicht  wie  der  übrige  Theil  des  Friedensvertrages  auf  ewig,  sondern 
nur   ein    Jahr    über   den    Tod   des   Königs  hinaus,  dauern    sollten. 
Schliesslich  wurde  dann  aber  beigefügt,  dass  auch,  wenn  die  5  Orte  «* 
den    13.  Artikel  nicht  annehmen   wollten,    ihnen   dieses   freistehe, 
der  König  werde  ihnen  dennoch  die  Pension  und  das  Reisgeld  (die 
Kriegskosten)  geben,  nur  möchten  sie  den  Frieden  im  Uebrigen  anneh- 
men und  die  Ihren  nicht  den  Feinden  des  Königs  zuziehen  lassen.  — 
Dieses  ist  der  Inhalt  eines  Aktenstückes,  das  Abschiede  S.  1018  f.  tf 
abgedruckt  ist  unter  der  Ueberschrift :   » dis  sind  die  nachgenannten 
artikel  des  fridens  uff  sant  Lucas  tag  (18.  October) ,    die  man  den 


F 
Beilagen.  203 


fünf  orten  sageschickt  hat  in  einem  missiv«,  und  das  wir  als 
Abfch.  y  bezeichnen  wollen.  Mit  diesem  stimmt  das  zweite 
Aktenstück  bei  Ryff  aberein ,  mit  dem  einzigen  Unterschiede  (ab* 
gesehen  von  kleinen  Abweichungen  im  Ausdrucke  und  nachweis- 
i  liehen  Fehlern  des  einen  oder  des  andern  Exemplare) ,  dass  hier  an 
iwei  Stellen  {».  unten),  wo  von  den  Eidgenossen,  mit  denen  der 
Friede  abgeschlossen  und  denen  die  Pension  gezahlt  werde,  die  Rede 
&,  hinzugefügt  wird  »und  ir  (bez.  und  den)  zugewantent.  Ausser- 
dem hat  Ryff  noch  einen  Schlusssatz,  der  Ab  seh.  y  fehlt,  betreffend 

»das  Versprechen  des  Bastards,  sofort  nach  Abscoluss  des  Friedens 
den  5  Orten  und  den  Zugewandten  ihren  Antheil  an  den  Kriegs- 
kosten  und  die  erste  Jahrespension  auszuzahlen. 

Die  Bemühungen,  die  5  Orte,  welche  »einen  erlichen,  unhilf- 
lichen   und   bestendigen    friden«    wünschten    (Absch.  8.  1022. 

i»Nr.  684  f.),  zur  Annahme  des  13.  Artikels,  mit  welchem  natürlich 
auch  der  14.  stand  oder  fiel,  unter  irgend  welcher  Form  zu  bringen, 
waren  vergeblich.  Der  Bastard  bestand  darauf,  dass,  wenn  dieser 
13.  Artikel  nicht  aufgenommen  werde,  der  12.,  welcher  beiden 
Theilen  verbot,  den  Feinden  des  anderen  Theiles  Vorschub  zu  lei- 

»sten,  eine  schärfere  Fassung  erhalte  (Abschiede  8.  1019  ff.). 
Dies  geschah,  und  am  29.  November  wurde  der  Friede  abgeschloe- 
ten,  mit  Weglassung  jener  Artikel,  welche  sich  auf  eine  gegen- 
seitige Hilfsleistung  bezogen.  —  Freilich  gelang  es  5  Jahre  später 
den  Franzosen,    12  Orte  zum  Abschluss  eines  Bündnisvertrages  zu 

s  bringen,  zum  grossen  Bedauern  unseres  Ryff  und  vieler  Vaterlands- 
freunde. Nur  Zürich,  durch  Zwingli's  Einfluss  bestimmt,  blieb  dies- 
mal fest'). 


1. 

1.  Zum  allerersten  sol  hin,  tod  und  ab  sin  [die  vereinung], 
»so  unser  eydgnoeen  von  den  acht  ortten  mit  Franckirich  haben 

gemacht2},   und    deshalb  die   brieff  herusz  geben  und  abthon 
werden. 

2.  Zum  andren  sollen  durch  [dise  nachvolgende]  mittel  hin 
and  ab  und  gentzlich  befrid  und  grient  und  geschlicht  sin  all 

»fechten  und  fyndschafiten ,  desglichen  all  handlungen,  clegten 
und  ansprachen,  so  [sich]  usz  sollichem  krieg  vom  anfang  bisz 
off  disen  tag  zwischen  beyden  [74]  teillen  thon  haben  verloffen 

».de«  TimaMi  H«.  33.  die  Bodfcgelosne  Ha.  36.  »sieht  fehlt  in  der  Ha. 

37-  »tfcon«  fehlt  in  Absch.  u. 

1.  S.  ober  die  ganse  Angelegenheit  ausser  den  Eidgen.  Abschie- 
den namentlich  die  Berner  Chronik  von  Valerius  A nahe Im  (gedruckt 
Hera  182$— 1833),  von  neueren  Bearbeitungen  R.  Glutz-Blozheim:  Ge- 
buchte der  Eidgenossen  (Forte,  von  J oh.  Müller),  Zürich  1816  und  W. 
Gisi:  der  Antheil  der  Eidgenossen  an  der  europäischen  Politik  1512-151«. 
Schiffhausen  1866.         2)  Der  Genfer  Friede. 


204  Beilagen. 

und  begeben,  es  «y  mit  todschlag,  [roub],  brand  oder  in  andren 
weg ,  also  und  der  gestalt,  das  von  deswegen  dwetder  parthy 
die  andren  für  sy  noch  die  iren  in  kein  künftigen  zitten  keinsz 
wegs  solle  harsuchen,  betrüben  noch  anlangen,  doch  vorbehal- 
ten und  uszgelosen  Sachen  und  clegten,  so  iemans  sunders  hetty  & 
und  usz  disem  kriegen  und  iren  [anhengen]  nit  sind  endstan- 
den noch  erwachsen,  wem  und  welchem  die  mochten  zuston. 

3.  Zum   dritten  sollen  beyd  parthygen  gefangenen,    die 
[syend  uff]  dem  land  oder  mer,   in  schlosen,  stetten  oder  an- 
derschwo  gefangen  oder  verkoufit,  on  alle  Schätzung  und  end-  \i 
geltnusz  gelediget  werden,  und  sol  man   sy  on   all  beladung 
sicher  und  wyder  heim  losen. 

4.  Zum  fiertten  sol  der  künig  unsz  eydgnosen  harusz  in 
unser  hand  antwurtten  und  geben  den  tractat  zu  Gallaron1 
uflgericht,  dogegen  sollen  wir  eydgnosen  dem  künig  hinuszgen  d 
und  uberantwurtten  den  brieff  des  fridens  vor  [Tision]2)  ge- 
macht, [deszglichen  ouch  den  tractat  zu  Galleran] ,  darneben 
sollen  ouch  beyd  teil  die  bündnuszbrieff,  her  Maximilian  Bforcia 
betreffen,  zerbrechen  und  unnütz  machen. 

5.  Zumfunfften:  [betreffend]  frigung  der  zollen,  geleytdenaj 
und  ander  beschwerungen  [und  Schätzungen,  ouch  wie  man 
spenig  Sachen]  und  ansprochen  sol  berechtigen,  sollen  dieselben 
arttickel  usz  den  capittlen,  mit  künig  Ludwigen  von  Franck- 
rich  von  des  herzigthumb  von  Meiland  wegen  und  unsz  eyd- 
gnosen gemacht,  gezogen  und  hierin  beschriben  und  also  bracht  v> 
werden  8) . 

6.  Zum  sechsten  sollen  die  ansprechenden  knecht  unser 
eydgnoschafft4)  um  ir  sunder  ansprochen,  so  sy  an  den  künig 

1.  »roub«  fehlt  in  der  Ha.       6.  anfangnen  Hs.       8.  snmenusi  Hs.       11.  beleydiffunff 
▲  b s o  a.  a.     12.  Immb  kenn  and  komen  Absch.  a.     16.  »Tision c  fehlt  H s.     17.  »fou- 

{liehen  —  Galleran t  fehlt  He.         18.  Sfortia  Absch.  ».         20.  »betreffend«  fehlt  Ha. 
1 .  »und  —  nehenc  fehlt  H  e.       25.  »und«  vor  »also«  fehlt  A  b  s  c  h.  o. 

1)  Am  8.  Sept.  1515  war  iti  Gallarate  zwischen  den  Boten  des  fran- 
zösischen Königs  und  den  Bevollmächtigten  der  im  Felde  liegenden  Eid- 
genossen ein  Friedensvertrag  abgeschlossen  worden,  der  aber  nur  von  dem 
einen  Theile  des  Heeres,  der  in  Domo  d'Ossola  lag,  angenommen,  von  dem 
andern,  der  in  Monza  lag,  dagegen  verworfen  wurde.  Dieser  letztere  zog 
hierauf  nach  Mailand  und  lieferte  bald  darauf  die  Schlacht  von  Marignano. 
2)  Am  13.  Sept.  1513  schloss  der  Statthalter  von  Burgund,  La  Tremouille, 
mit  den  Kidgenossen,  welche  Dijon  belagerten,  in  trügerischer  Weise  einen 
für  sie  sehr  günstigen  Frieden  ab,  der  aber  vom  Könige  nicht  anerkannt 
wurde.  3)  Am  16.  Juni  1503  erneuerte  Ludwig  XU.  als  Herzog  von 

Mailand,  nachdem  er  im  Frieden  von  Arona,  11.  April  1503,  Stadt  und 
Grafschaft  Beilenz  an  die  Länder  Uri,  Schwyz  und  Nidwaiden  abgetreten 
hatte,  mit  den  eidgenössischen  Orten' das  Mailänder  Gapitulat.  Absc  h.  III. 
2.  S.  1308.  4)  Leute,  die  in  französischem  Dienste  gestanden  und  rück- 
ständigen Sold  anzusprechen  hatten.  Nach  der  Eroberung  Mailands  durch 
Ludwig  XII.  im  J.  1500  spielten  diese  Forderungen  der  »ansprechenden 
knecht«  oder  »ansprecher«  eine  grosse  Rolle  und  trugen  neben  den  An- 
sprüchen der  Urner  mit  dazu  bei,  den  König  mit  den  Eidgenossen  zu  ver- 
feinden. Glutz-Blotzheim  183  ff. 


Beilagen.  205 

haben  und  nit  usz  disem  krieg  sind  endsprungen,  ir  recht 
haben  und  suchen,  wo  sy  des  nit  wellen  enberren,  noch  sag 
der  capitlen,  so  hie  [75]  noch  um  all  rechtfertigung  eygendlichen 
begriffen  werden. 

j  7.  Zum  sibenden  sollen  alle  die,  so  noch  datum  der  ca- 
pittlen,  zwischen  künig  Ludwigen  und  unsz  eydgnosen  Mei- 
landz  halb  uflgericht,  von  unsz  eydgnosen  in  pündnisz  und 
burgrecht  sind  angenumen,  sich  derselben  frigungen,  ouch 
rechtfertigung   geniesen  und   sich  der   ouch  also  fröwen   und 

it  gebrochen,  doch  uszbeschlosen  alle  die,  so  userthalb  den  mar- 
chen  der  eydgnoschaift  und  einer  andren  nacion  und  sprachen, 
den  tutschen,  und  [nit]  unsz  eydgnosen  verpflicht  sind. 

8.  Zum  achten  sollen  den  koufflütten  und  untherthonen, 
so  von  unser  eydgnoschaift  [sind],  vorbehalten  sin  und  bestattet 
verden  all  prifilegia  und  sunder  fryheitten  in  der  stat  [Lyon!, 
ob  innen  einiche  von  den  künigen  von  Franckrich  sind  geben 
und  verliehen,  noch  irem  inhalt1). 

9.  Zum  nünden  sol  der  künig  von  Franckrich  die  begno- 
den  und  sy  wyder  zu  dem  iren  kumen  losen ,  so  von  dienst- 
barkeit  wegen   Maximilian  Sforcia  in  Tutschland   haben   kert 

der  sich  in  schlosen  Meyland,  Lowertz2),  Lucarisz3)  und  an- 
derschwo  haben  endhalten,  und  besunder  her  Fridrichen  und 
die  ander  groffen  von  Aronenen,  Jocopen  Pfillip  Sacura  doctor4) , 
Gabriel  Martely,  Tschan  Petter  Deriba,  her  Petter  Postola, 
r  her  Jocob  von  Gaberren ,  Bernhartin  Moresin  mit  sinnen  sün- 
"nen  Bastian  und  Jeronimus  von  Lugan  und  all  ander,  so  usz 
gemelter  Ursachen  den  künig  haben  erzürnnet. 

10.  Zum  zechenden  sol  der  künig  von  Franckrich   unsz 

X  dergemeltencapitelAb8ch.ee.  10.  UBge schlössen  der  cardinal  und  ietzigen 
Hschofvon  Sitten,  der  sinen  sita  usxerhalb  einem  bistnmb  hat,  oueta 
alle  die  u.  e.  w.  Absch.  ct.  12.  mit  He.  In  Absch.  a  folgt  noch:  Wo  aber  ein 
bischof  von  Sitten  in  einem  biistumb  und  nit  anderechwo  einen  sitz 
hat,  eol  er  hie  mit  nit  nsgeec  blossen  ein.         14.  ssindc  fehlt  Hs.        15.  han 

Hs.  21 .  in  den  schlössen  A  b  b  c  h.  a.  23.  Joe  pe  Hs.  26.  besunder  herren  Pri- 
dürichen  nnd  die  andern  grafen  von  Arona,  Jacob  Phillip  Sacrnm  doctor,  Gabriel  Marcel- 
lus,  hern  Peter  Paeterle,  her  Jacoben  vonttaloren,  Johann  Peter  deRipa  von  Löwin,  ßern- 
fcsrdin  Moresin  mit  sinen  sunen  Baptist  nnd  Jeronimo  von  Lnggan,  Marc  um  Antho- 
ni  n  m  und  all  ander  u.  s.  w.  A  b  s  c  h. «.  In  der  deutschen  Passung  des  Friedens-  und  Bund- 
nissvertrags,  welche  die  Boten  von  dem  Tage  zu  Genf  (1515,  Oct.  29)  heimbrachten,  halset 
w:  »besunder  herren  Galeazzen  Visconten,  herrn  Fridrichen  und  die  andern  gra- 
fco  von  Arona,  Jacoben  Philipp  Saccum  dootoren,  Gabrielen  Marcellei,  herrn  Petern 
Pasterle,  herrn  Jacoben  von  Galeran,  Johann  Petern  de  Bipa  von  Löwin,  Bernhardin  Mo- 
iwin  mit  einen  sfinen  Baptisten  von  (lies:  und)  Jeronimum  von  Lugan  und  all  ander«. 
(Ei  d g.  Ab  s  c  u.  III.  2.  S.  930.  931.)  In  der  lateinischen  Ausfertigung  des  Genfervertragej* 
(1515,  Dec.  24):  et  maxime  dominum  Federieum  et  oeteros  eomites  Arone,  Jaeobum  Philip- 
pun  Sacrum  doctorem,  Gabrielem  Marcellinnm,  dominum  Petrum  Pasterle,  dominum  Jaeo- 
bum de  Galler»,  Joannem  Petrum  de  Ripa  de  Luino,  Bernhardinum  Moresinum  cum  suis 
ftliia  Baptieta  et  Hieronymo  de  Lugano  et  alios  onines  (Ei dg.  Absch.  a.  a.  0.  6. 1399). 
27.  In  Absch.  a  folgt  noch:  also  das  sy  on  alle  entgeltnusx  wider  in  dem 
iren  körnend. 

1]  S.  über  den  früheren  Plan,   die  Messe,  die  von  Genf  nach  Lyon 

ragen  worden  war,  wieder  dorthin  iu  verlegen,   Ei  dg.  Absch.  III.  2. 
636.  S39.  654.  736.  745.  754.  2)  Lugano.  3)  Locarno.  4)  Bei 

Anshelm  V.  161   unterschreibt  er  sich  am  31.  Aug.  1515:   Doctor  Jakob 
Philipp  Sack,    des  herzogs  von  Meyland  bott  (bei  den  Eidgenossen) . 


206  Beilagen. 

eydgnosen  für  unser  schaden,  so  wir  in  dem  zug  [vor  Disiou] 
haben  erlitten,  geben  und  bezallen  fiermolhunderttu&ent  kron- 
nen1), desglichen  für  den  [76]  schaden  und  kosten,  so  wir  iefa 
in  Meiland  im  feld  gehebt  haben,  drümolhunderttusig  kronnen, 
und  die  bezallen,  nämlich  uff  den  ersten  tag  des  jenners  nechst  t 
zweymolhunderttusig  kronnen,  und  dornoch  alle  jor  uff  den 
selben  tag  sovil,  und  zuletst  einmolhunderttusig  kronnen,  bis« 
sollich  sibenmolhunderttusig  kronnen  beaalt  werden.  Ouch  sol 
der  künig  sollich  bezallung  zu  ieder  zit  thun  zu  Bern  in  sim 
kosten,  und  sollen  wir  eydgnosen  von  sollicher  beyder  stucken  u 
wegen  an  [den  küng]  nüt  me  fordren.  J 

11.  Zum  elften:  domit  diser  frid  und  bericht  dester  be- 
stendlicher sig,  so  sollend  wir  zu  beyder  sitten  für  disz  hin  mit 
unseren  [rychen,]  herschaften,  land  und  lütten,  underthonnen, 
inwonneren  und  gebietten  gegen  und  mit  einandren  fridlirh  is 
und  r&wig  leben  und  einander  mit  keinner  schmoch,  mit  kein- 
nem  krieg  oder  mit  einicherley  [unredlicher]  beschwert  in  ein- 
nichem  weg  nit  beladen,  betrüben  noch  beleydigen,  sunder  ob 
ein  deil  oder  sin  untherdonnen  [zu  dem  andern  teyl  oder  sinen 
underthanen]  iitzit  zu  fordren  oder  zu  sprechen  gewune,  so  sol » 
dem  begerenden  und  anrAffenden  theil  das  recht  gehalten  und 
harstattet  werden,  noch  form  und  wisung  der  capittlen,  so  um 
all  sollich  sachen  hienoch  eygentlichen  begriffen  werden,  alsz 
dovor  ouch  harluttert  ist. 

12.  Zum  zwölften:  domit  gutter  fridlicher  wil  und  mey-u 
nung  [gesehen]  und  erkent  wert,  sol  dwetder  theil  der  andren 
parthy  fygend  wissenlich,  oder  so  sy  des  bericht  wurt,  endhal- 
ten oder  in  iren  gerichten  und  herschafften  und  gebietten  dul- 
den. Es  sol  ouch  doby  dwetder  theil  die  sinnen  wyder  den 
andren  losen  louffen,  und  wan  not  ist,  das  ernst- [77] lieh  ver-s» 
kumen,  und  ob  es  dowyder  bschech,  die  by  schwerer  pen  und 
stroff  wyder  abfordren. 

13.  Zum  druzechenden :   und  wiewol  disz  ein  [warer  he- 
stendiger]   frid  zwischen  beyden  theillen,    alsz  wir  ouch  das 
verstand  und  vermeinent,   sin   sol,  nüt  dester  minder  wellen» 
wir  eydgnosen  obgenant  usz  kraft  disz  fridens  und  frundschatft, 

1 .  »ror  Diaion«  fehlt  H  a.  8.  krönen  genilich  salt  A  b  ■  c  h.  o.  9.  iu  iedem  sil  A  b  s  c  h. 
ö.  Ohne  Zweifel  hat  aaeh  In  der  Vorlage  RyfPs  so  gestanden.  11.  den  stock  He.  h 
Abech.  a  folgt  noch:  damit  ouch  der  hersog  von  Württemberg  der  guten 
dienst,  so  er  einer  eydgnoschaft  bewisen,  belont*  onch  sins  gehepten 
costens  ersetzt  werd,  so  sol  der  kling  von  Frankrieh  schuldig  sin  im 
su  geben  ackttnsent  krönen  und  sinen  reysigen  sweitnsent  krönen. 


S.  Anm.  1.  14.  lütten,  richtren  Hs.  16.  nüt  einander  Hb.  17.  rechlichen  Hs 
19.  >sn  —  naderthaaenc  fehlt  H  s.  23.  Statt  »sollichc :  rechtlich  Abech.«.  26.  geetbo- 
chen  H  s.  31.  Statt  »ob  es  dowyder« :  ob  es  darüber  A  b s eh.  a.  Wohl  das  Richtiger*. 
33.  Diebeiden  folgenden  Artikel  linden  sich  in  dem  Entwürfe  Abs  eh.  a  nicht,  anste- 
hen aber  Ab  seh.  ß.  Es  heisst  dort:  »der  13.  artikel,  darum  der  span  was,  und  wiewol« 
u.  s.  w.   8.  das  oben  8.  202, »  ff.  Bemerkte.       worre  beetandung  Hs. 

1)  Diese  Summe  war  im  Frieden  von  Dijon  für  die  Eidgenossen  au*- 
bedungen  worden,  sowie  für  den  Herzog  von  Württemberg  8000  und  für 
seine  Reisigen  2000  Kronen. 


Beilagen.  207 

ouch  von  semlicher  eum  gelte  wegen  nit  schuldig  noch  ver- 
bunden sin  zu  geben  demselben  cristlichen  künig  einicherley 
hilff,  so  aber  wir  mit  eygnen  kriegen  nit  beladen  werend,  und 
alssdan   unser  underthonnen  irs  gntten  willens  wellen  ziechen 

i  in  dienst  und  soldung  des  genanten  künigs,  werden  wir  sy  nit 
ireii,  sunder  losen  louffen  im  trüwlich  zu  dienen.  Doch  wo 
sich  [obgemelte]  beladnusz  unser  eygner  kriegen  begeben  wurt, 
mögen  wir  in  sollichem  [val]  innen  verbietten  und  sy  abfor- 
dren ;  und  so  also  unser  untherthonnen,  so  wir  nit  eygen  krieg 

»  hetten,  ziechen  wurtten  in  des  künigs  dienst,  also  sol  sich  dan 
derselbig  her  by  krafft  des  tratatz  des  firidens  und  frundschaflt 
nit  mögen  gebrachen  [derselben]  unser  underthonnen  zu  Über- 
ziehung unser  eydgnoschafft  oder  pündgnosen.  Ouch  wurt  er 
nit  sollen  über  der  unseren  gutten  willen  über  mör  losen  po- 

»syeren  noch  [ouch  sy]  doruff  setzen. 

14.  Zum  üerzechenden :  dogegen  und  domit  küniglicher 
[mt.]  gnedigen  wil  verstanden  und  vermerekt  werd,  wil  sin 
königlich  magiestat,  wo  die  obgemelten  eydgnosen  dysz  firidens 
mit  iemans  zu  krieg  und  wyderwertigkeit  kument,  das  er  alsz- 

i  (lan  gemelten  eydgnosen  hilff  thun  und  getruwlichen  [78]  erzey- 
gen  sol  mit  einner  zall  fünffhundert  lantzen  und  tusig  bögner, 
vereechen  und  georttnet  mit  eim  zimlichen  und  noturfftigen 
gschütz,  in  sim  kosten  und  schaden,  [wölhs  sin  mt.]  nit  sol 
abschlachen  noch  wyderruffen,   ungehindert  ob   sy  mit  eygnen 

» kriegen  were  beladen,  und  um  disen  arttickel  besorgen  und 
versicheren,  alsz  ieder  bot  wyder  weist  zu  sagen. 

15.  Zum  funffzechenden  so  sollen  unser  beyder  theillen 
und  unser  pündgnosen  in  beyder  theil  landschafiten  und  krei- 
sen, posesen  koufflüt,   botten,   dienner,  bilger,  underthonnen 

»und  verwantten,  in  wasz  wirden,  standz  und  wesens  die  sind, 
mit  iren  lyben,  guttren,  kouffinanschafften  in  allen  unseren 
landen  und  gebietten  allenthalben,  wo  das  ist,  fry  und  sicher 
zu  und  von  einander  gon,  handien  und  wandlen  und  ir  ge- 
werb und  gescheut  üben  und  brachen  on  einiche  beleydygung 

tt  und  schmoch  und  on  einiche  nüwerung  der  zollen  und  andren 
beladnusen,  anders  dan  von  alter  har  sit  und  brüchlich  ist  gsin. 

16.  Zum  sechtzechenden  wil  der  kunig  unsz  eydgnosen 
usz  sundren  gnoden  die  pencion  der  zweytusig  francken  jerlich 
iedem  ort  geben. 

7.  obgeuetter  Hs.  8.  wol  He.  12.  dieselben  Hb.  16.  »ouch  sy«  fehlt  Hs. 

.  17.  alss  H  s.  18.  üb  frids  wegen  A  b  b  e  b.  ß.  19.  Vor  »das  er«  schiebt  A  b  s  c  h.  ß 

noch  »gegen  wen  den  were«  ein.  21.  lanaen  oder  kfiriser  A  b  b  c  b.  ß.  23.  welebe  sum 
«t  flu.         27.  Znm  dryzeebenden  Ab« eh.  «.         28.  theillen  nnd  nnd  Eb.  »in  — 

posesen«  feblt  A  b  s  c  h.  a.  39.  Znm  ?iersechenden  ist  davon  geredt,  ob  nach  war,  da« 
der  kung  uns  eydgnosen  nsz  sunder  gnad  nnd  nacbpnracbaft  die  pension  der  2000  franken 
jirlich  iedem  ort  geben  wöll,  laez  man  beschechen.  Ab 8 eh.  <t.  Hierauf  folgt  eben  dort: 
Xvm  funfzeehenden  iat  von  berrn  Oaliatsen  wegen  geret,  das  man  im 
■  chaldig  syg  an  helfen,  damit  er  ouch  erlicben  befriedet  werd  und 
wider  zu  dem  einen  komme,  diewil  er  deeh  da*  nmb  uns  eydgnoasen 
«ol  hab  verdient. 


208  Beilagen. 

17.  Zum  sibenzechenden :  alsz  ouch  hievor  zu  Bern  und 
anderschwo  an  die  kuniglichen  röt  und  ietz  aber  [die  bittj  ge- 
thon  unser  lieben  pundgnosen,  her  apt  und  stat  Sant  Gal- 
len, Mülhusen  und  Rotwü  und  ander,  mit  einner  pencion  [usz- 
zerichten],  diewil  sy  ir  lib  und  gut  biszhar  trüwlichen  zu  unsz 
gesetzt,  ouch  zu  bedanck  [genumen],  und  aber  der  basthart 
des  nit  gewalt  [hat],  haben  wir  gemeltem  [79]  basthart  anzeigt,  das 
wir  unsz  gegem  gemelten  künig  der  werschaiR  annemend,  di- 
sen,  ouch  andren,  zweytusig  jerlich  für  ein  pencion  zu  geben 
und  noch  unser,  der  ortten,  gutduncken  under  sy  zu  theillen, 
das  gemelter  her  basthart  an  den  künig  förderlich  zu  schriben 
angenumen  hat,  gutter  hoflhug,  er  wert  do  unsz  nit  versagen  \: 

18.  Zum  achtzechenden:  von  wegen  der  schloser  Lou- 
wertz  und  Lucarisz,  ouch  des  Meintalsz  mit  aller  ir  zugehört 
ist  bered,  das  der  künig  unsz  die  wal  sol  losen  eins  jorsz  fryst, 
ob  w.ir  die  schlosz  dannethin  behalten  wellend  oder  die  drü- 
molhunderttusig  kronnen  dofür  nemen  und  im  die  schlosz  zu- 
stellen wellend.    By  sollicher  unser  wal  es  gentzlich  blipen  sol. 

19.  Zum  19.  sollend  dennen  von  Benetz,  [Lowers]  und 
Lucarisz  und  dennen  im  Meintal  und  allen  dennen,  so  zu  in-  1 
nen  gehören,  vorbehalten  sin  und  bestettet  werden  all  ir  pri- 
filegien  und  sunder  fryheitten,  so  sy  von  zollen,  saltzkouff. 
gabellen  und  ander  Sachen  wegen  biszhar  von  [einem]  herzei- 
gen von  Meiland  und  in  demselben  herzogthum  gehebt  haben, 
also  das  sy  hinfiir  gentzlich  doby  blipen.  1 

20.  Zum  20.  so  behalten  wir  eydgnosen  unsz  in  disem 
friden  vor  unser  helgen  vatter,  den  bopst  Leonem  den  zechen- 
den, den  helgen  stul  zu  Rom,  die  keiserliche  magiestat  [,das 
heilig  römisch  rieh],  das  durchluchtig  husz  Oestrich,  die  durek- 
lüchtigen  [herzogen  von  Savoy  und  Würtemberg,  den  durch- 
luchtigen]  herren  Lourentzium  [und  das  hus]  de  Medicis,  den 
stat  und  comun  zu  Florenz,    [den]   herren  von  Weree,  mar- 

1.  Dieser  Artikel  findet  sieh  A  b  so  h.  a  nicht.  Da  der  Text  bei  Eyff  sehr  fehlerhaft  ist 
srind  an  einigen  Stellen  Worte,  wie  sie  der  8inn  etwa  erfordert,  eingefügt  nnd  durch  [  J 
bezeichnet,  statt  »unseren  lieben  pnndgnosenc  ist  »unsere  n.  s.  w.  gesetst  worden. 
13.  Znm  sechtechenden  Ab  seh.  a.  Ib.  Nun  folgt  Ab  seh.  n:  Zun  sibeniecheo- 

den  sol  der  hftng  unser  eydgnossen  von  öchwyt  ein  abtrag  thun  nrnb 
ir  bnchsen  nnd  sohmach.    Es  besieht  sich  dies  auf  die  im  J.  1510  bei  Lugano  sUtt- 

Stfundene  Ermordung  einiger  eidgenössischer  Laufer  durch  die  Fransosen  und  den  Spott, 
er  mit  den  Lauferbnchsen  getrieben  wurde  (s.  namentlich  Anshelm  IV.  ISS),  eis* 
Schmach,  die  namentlich  von  Schwvs  tief  empfanden  wurde  und  wesentlich  tum  Aus- 
bruche des  Krieges  mit  Frankreich  im  J.  1511  beigetragen  hatte.  19.  Znm  achtzechrn- 
den  Absch.  o.  Löwin  Hs.  23.  ouch  Hb.  26.  Zum  nünzechenden  Absch.  a 
28.  des  helgen  römischen  rieh  H  s.  3Ü.  »hersogen  —  durchluchtigen«  fehlt  H  s.  Man 
kann  aber,  gestutzt  auf  den  Wortlaut  des  definitiven  Friedensvertrages  vom  29.  Nov.  lälfi 
(Abschiede  DI.  2. 1410)  unbedingt  annehmen,  dass  diese  Worte  in  der  Vorlage  BrfT*  ge- 
standen und  dass  er  von  dem  einen  »durchluchtigen«  auf  das  andere  übergesprungen 

31.  des  huses  Hs.     Vgl.  auoh  hier  den  Wortlaut  des   definitiven   Friedeasrertrage^ 

32.  dos  Hs.       Vergier  Absch. a. 

1)  Vgl.  Artikel  10  des  »ewigen  Friedens«  (Absch.  S.  1409),  wo  Abt 
und  Stadt  St.  Gallen  sowie  Mülhausen  als  bedacht  erwähnt  werden.  Ueber 
HottweiU  Versuche,  noch  etwas  zu  erhalten,  s.  daselbst  Nr.  695  e.  S.  1037. 


y 


Beilagen  209 

schalck  in  Burgunn,  unser  [alt]  pünd  und  [all]  andren,  mit  den- 
nen  wir  pündnus  und  bericht  haben. 

21.  Zum  21.  und  nochdem  und  wir  [gemeint],  das  sollich 
bericht  und  abred  disz  ietzund  künigs  leben  [so]  lang  und  ein 
jor  dornoeh  werren  solt,  haben  die  obgemelten  herren  gantz 
trungelieh  begert  und  frinüich  gebetten,  das  man  solliche  frund- 
a-hafit  zechen  jor  noch  des  künigs  thod  [lasse]  werren  und  be- 
>tan.  Sol  hierüber  ieder  bot  mit  gewalt  zu  [antworten]  wyder 
barschinnen. 


2. 

Als  inn  dem  ersten  capittel  des  fridens  anzeigt  ist,  das  die 
[vereinung],  so  zu  Genf!  gemacht  ist  zwischen  dem  künig  und 
unsz  den  acht  ortten,  hin,  tod  und  ab  sin,  also  vermeinent 
und  wellen  wir  obgnantten  eydgnosen,  das  diser  tratat  allein 
ein  uffrechter  und  bestendiger  frid  und  nochburglich  frund- 
sehafft  und  nit  ein  Vereinigung  oder  pundnisz  geheisen  sin  und 
blipen,  [ouch  uns]  zu  einner  hilff  gegen  dem  künig  weder  von 
des  fridens  noch  ouch  von  [vor]  oder  nochbestimpter  sum  geltz 
wegen  verbinden  oder  verpflichten  sol.  So  aber  wir  eydgnosen 
mit  eygnem  krieg  nit  beladen  werren  und  danmollen  obgemel- 
tem  künig  in  sim  künigkrich,  besitzungen  und  landen  [und] 
herschafften  krieg  zuflellen,  ob  dan  die  unseren  irsz  eygnen 
willens  für  sich  selbs  zu  sinnem  dienst  begertten  zu  ziechen, 
*o  sol  derselb  her  künig  vor  allen  dingen  sollich  unser  knecht 
an  [uns]  fordren  und  wir  dennocht  nit  schuldig  sin,  die  oder 
iemand  zu  schicken,  dan  allein  gestatten,  das  die,  so  also  für 
sich  selb  gern  ziechen  wolten,  doch  in  kumlicher  zall,  zu  sin- 
nem dienst  zukummen.  Ob  aber  der  uffbruch  oder  zulouff 
zu  grosz  sin  wolten,  so  möchten  dan  wir  eydgnosen  weren 
und  bisz  uff  ein  bescheidne  zal  abstellen.  Der  künig  sol  ouch 
die  unseren  in  krafft  des  fridens  wyder  kein  unseren  pünd- 
gnosen,  so  zu  disem  friden  vorbehalten  sind,  [si]  die  zu  uber- 
ziechen,  füren  noch  brachen  losen,  ouch  die  unseren  on  iren 
gutten  willen  nit  uff  das  mör  setzen.  Ob  aber  dorzwischen  wir 
eydgnosen  krieg  gewunnent,  so  möchten  wir  die  unseren,  so 
alsz  hinzogen  werren,  wydrum  abfordren,  und  sol  der  künig 
unsz  die  on  Verzug  wyder  zukumen  losen. 

Und  domit  des   aller  cristlichen  künigs   gutter  fründlicher 

1.  alle  Hs.  »all«  fehlt  H s.  2.  pnndtnisz,  burgrecht  and  Yerst&mtnisz  haben  A b  s eh.  «• 
Hkmit  schliefst  A  b  s  c  h.  a.  Der  folgende  Schlussartilcel  steht,  jedoch  ohne  Numerinmg, 
Ab •  eh.  ft  S.  1011.  3.  genennt  H  s.  5.  Statt  »gantz  trungelieh«  hat  A  b  s  c  h.  f :  trftw- 
lich  7.  losen  Ha.  8.  Aber  antwnrtten  H s.  11.  Zn  dem  dryzechenden  als  Abs  eh.  y. 
\X  versnng  Hs.  15.  nachpurlich  Ab  seh. r.         16.  genempt,  geheiszen  Ab  seh.  y. 

17.  »ouch  ans«  fehlt  Hs.  18.  »vor«  fehlt  flg.  21.  besizenden  landen  Abs  eh.  y. 

»tmd«  fehlt  H  s.  25.  »nns«  fehlt  H  s.  fordern  und  begeren  Ü  s.  im  die  A  b  s  c  h.  y . 
&  »das«  fehlt  A  b  s  c  h.  y.  29.  den  weren  A  b  s  c  h.  y.  34.  Mit  »ob«  beginnt  in  der 
Hs.  ain  nouer  Absatz,  der  mit  22  numeriert  ist.  38.  Zu  dorn  14.  damit  A b  s  c  n.  y.  In  der 
Ha.  ist  dieser  Abeatz  mit  23  numeriert. 

BmWt  Chroniken.   I.  14 


810  Beilagen. 

und  geneigter  wil  gegen  gemein  eydgnosen  gemerckt  wert,  alaz 
er  ouch  dieselben  im  zu  sinnen  allerliebsten  fründen  erweit  bat, 
so  wil  er  usz  volkumenheit  einer  gnoden  innen  die  frundschafft 
erzeygen  und  schuldig  sin:  wo  dTe  eygnosen  mit  iemant,  wer 
der  were,  ouch  von  welcher  ursach  wegen  es  beschechen  möcht,  5 
zu  krieg  kement,  innen  uf  ii  erfordrung  sin  getruw  hilff  zu- 
senden, nämlich  fünfhundert  wolgerüster  küriser  und  tusent 
wol&erüster  bögner  mitsampt  nofcirföigem  und  zimlichem  ge- 
schutz,  alsz  in  siner  magiestat  kosten,  so  lang  und  der  eyd- 
gnosen  krieg  wert,  ungehindert,  so  schon  sin  magiestat  ouch  10 
eygen  krieg  hat. 

Und  domit  diser  fnndlicher  frid  und  nochbufliche  frund- 
schafft  durch  kein  argenlist  des  bösen  vigens  betrübt  wert,  ist 
lutter  abgered  und  beschlosen,  das  der  zwischen  der  krön 
Franckrich  und  gemeinen  eydgnosen  in  allen  articklen  ewigk-  15 
liehen  beston  spi,  ungenumen  der  drüzechen  oder  fierzechen, 
ouch  der  sechzechen  und  17.  artickel:  dieselben  sind  angenu- 
men  des  bemelten  cristlichen  künig  Frantzisgus  leben  Lang  und 
ein  jor  dornoch.  Alsz  [dann]  sollen  die  pencionen  und  wasz 
dieselben  capitel  anzeygen,  hin  und  [82]  ab  sin,  doch  disem*2o 
ewigen  fxiden  in  ander  weg  unschädlich  ouch  unferzygen;  ob 
aldan  der  künffig  künig  wytter  begert  mit  der  eydgnoschafft 
dieselben  fier  arttickel  zu  ernüweren,  das.  sol  dan  an  beyder 
parthygen  ^utten  willen  stan. 

Und  wiewol  diser  frid  und  nochburlich  frundschafft  uff  die  » 
1 3  ort  und  ir  zugewanten  gemeinlich  gesetzt  ist,  nit  dester  min- 
der, ob  unser  lieb  eydgnosen  von  Zürich,  Ury,  Schwitz,  Basel 
und  Schaffhusen,    so  biszhar  mit  Franckrich  nit  gefrid  haben, 
den  drüzechenden  arttickel  ir  knechten  halb  nit  wellen  anne- 
men  oder  dorin  gon,  so  ist  mit  dem  basthart  so  vil  gered,  das  » 
er  nochgelosen  hat,  das  es  innen  heimstand,  den  iren  zu  ver- 
bietten  und  sy  doheimen  behalten  noch  irem  gutten  willen  und 
gefallen ;  nüt  dester  minder  wert  der  künig  innen  und  den  zu- 
gewantten  die  pencion,   ouch  das  gelt  geben,   wie  ander  eyd- 
gnosen,  doch  das  sy  disen  friden  in  ander  weg  annemen  und  35 
die  iren  nit  losen  ziechen  zu  des  künigs  fygend,  wie  der  zwelfft 
artickel  das  vermag. 

Doch  so  ist  des  her  basthart  fründlich  bit  und  grosz  be- 
geren,   das  wir  eydgnosen  unsz  nit  wellen  theillen  oder  sün- 
deren,  sunder  gemeinlich  in  sollich  bruderliches  wesen  gen  und  40 
kumen,  das  unsz  allen  zu  gluck  und  gutter  wolfart  harschiesen 

6.  Statt  »getruw«:    gethane  Ab  seh.  y.     Hier  hat  ohne  Zweifel  Ryff  das   Richtige. 

7.  lanzen  oder  küriser  A  b  s  c  h.  y.     8.  Statt  »wolgerüster«  hat  A  b  s  c  h.  y  guter  geschürter. 
12.  diser  loblicher  frid  A  b  s  c  h.  y.  In  der  H  b.  ist  der  Absatz  mit  24  numeriert.      16.  usz- 

§enpmmen  der  13.,  der  14.,  ouch  der  15.  Ab  seh.  y.  Hier  hat  Ry  ff  wieder  das  Richtige. 
.  oben  S.  202,37.  19.  dan  H  s.  25.  In  der  H  6.  ist  der  Absatz  mit  25  numeriert.  26.  »und 
ir  zugewanten«  fehlt  A bs c h.  y.  32-  zu  behalten  Ab s c h.  y.  33. 34.  »und  den  zugewant- 
ten«  fehlt  Ah  sc  h.  y.  reisgelt  A  bs  c  h.  y.  38.  In  der  Hb.  ist  der  Absatz  mit  26  nume- 
riert,        fründlich  nnd  allergrSst  bitt  A  b  s  c  h.  y. 


BeUagea.  211 

sol,  so  es  doch  nie  gehdrt  ist,  daß  wir  eydgnosen  nnsa  von 
anander  nie  gesündext  haben ,  dan  allein  in  disem  eilenden 
leben. 

Dannachin  hat  aich  obgemeUer  basthart  begeben?  sobait 
der  handel  beschloeen  und  beßiglet  wert,  denselben  fiinff  ortten 
and  den  zugrctntten  irren  theil  der  [ss]  zweymolhunderttusig 
kronnen  reiszgelt,  desglichen  die  pencion  tob  des  vorgenaroten 
jor  wegen,  alsa  ouch  den  acht  ortten  worden  ist  oder  sind, 
von  stund  aji  uazzurichten  et«. 


IV. 

Ein  Bericht  über  die  in  Folge  der  franzö- 
sischen Pensionen  im  Jahre  1521  in  Basel 

entstandene  Bewegung. 


In  dem  Bande  des  Basler  Staatsarchives  »Decreta  et  mandata 
t  senatus  Basiliensis  «  (von  neuerer  Hand  ist  hinzugefügt  1521 — 1601) 
Endet  sich,  wie  oben  S.  30  Anm.  4  bemerkt  ist,  das  Mandat  vom 
1(J.  October  1521,  welches  die  Annahme  von  Pensionen  verbietet, 
jedoch  mit  dem  falschen  Datum  »anno  domini  1522  uff  sant  Lux 
tagt.    Es  ist  überschrieben:  »Wie  man  die  penscion  widerumb  ab- 

*  gestellt  und  ze  nemen  verschworen  hat«.  Ihm  vorangestellt  ist  un- 
ter der  Ueberschrift  »Wie  man  eyderman  zu  Basel  pension  zu 
nemen  erioubt  hata  eine  Darstellung  der  Umstände,  welche  dem 
Erlasse  dieses  Mandates  vorangiengen  und  ihn  begleiteten.  Diese 
Darstellung  ist  insofern  unrichtig,  als  sie,  entsprechend  dem  falschen 

*  Datum  de*  Mandates,'  angiebt,  die  Bewegung  gegen  die  Pensionen 
sei  ein  Jahr ,  nachdem  diese  eingeführt  worden ,  entstanden ,  also 
1522,  während  sie  in  der  That  schon  im  J.  1521  eintrat  und  im 
October  dieses  Jahres  das  bewusste  Mandat  herbeiführte  (vgl.  das 
8.  30  Anm.  4   Bemerkte),  im  Uebrigen  ist  sie  nicht  ohne  Interesse. 

*Der  betreffende  Band  ist  im  J.  1539  angelegt  worden  und  enthalt 
zunächst  von  einer  und  derselben  Hand  (die  sich  1539  auch  im 
Erkanntnissbuche  findet)  und,  wie  es  scheint,  in  einem  Zuge  ge- 
schrieben eine  Anzahl  Erlasse  des  Käthes,  namentlich  viele,  die 
sich  auf  die  Durchführung  der  Reformation  beziehen.    Von  der  Re- 

3.  Hiemii  sehliMst  das  Aktenetftek  A  b bc  h.  7.    In  der  H  s.  ist  der  folgende  Abe&te  mit  27 
anneriert. 

14* 


212  Beilagen. 

formationsordnung  und  der  Basler  Confession  sind  gedruckte  Exem- 
plare eingeheftet.  —  Die  chronologische  Ordnung  ist  nicht  immer 
strenge  festgehalten.  Die  erste  Nummer  ist  das  Mandat  an  die 
Geistlichen ,  ausschliesslich  nach  der  heiligen  Schrift  zu  predigen, 
dann  folgen  einige  Verordnungen  aus  dem  J.  1525  und  Blatt  5  der  5 
hier  mitzutheilende  Bericht  Über  die  Pensionsangelegenheit.  —  Nach 
1539  folgen  dann  Eintragungen  von  verschiedenen  Händen  bis  1601. 

Ausser  in  der  Sammlung  der  Decreta  findet  sich  dieser  Bericht 
auch  in  dem  X.  IV.  14  signierten  Bande  der  Öffentlichen  Bibliothek 
zu  Basel  (Blatt  46b) .  Dieser  Band  enthält  die  Ausgabe  der  Chronik  ie 
Etterlin'8  vom  J.  1507  mit  zahlreichen,  von  einer  sauberen  Hand  aus 
der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  am  Rande  eingetragenen  Zusätzen  und 
selbständigen  historischen  Nachrichten,  die  bis  zum  J.  1540  reichen. 
Diese  Aufzeichnungen  scheinen  völlig  übereinzustimmen  mit  der  seit 
Ochs  unter  dem  Namen  der  Beinheimischen  bekannten,  gegenwärtig  im  n 
Besitze  des  Herrn  Egb.  Friedr.  v.  Mülinen  in  Bern  befindlichen  Chronik. 

Wir  geben,   indem  wir  den  Text  der  Decreta  abdrucken,    die 
Varianten  von  X.  IV.  14  an  (abgesehen  von  blosser  Verschiedenheit 
der  Orthographie) .    Die  meisten  dieser  Varianten  betreffen  die  Wen- 
dung des  Ausdrucks,  einige  aber  auch  den  Inhalt.    Decr.  nennt  die  » 
Namen  der  abgesetzten  Räthe,  X.  IV.  14  will  sie  lieber  verschwei- 
gen.    Decr.  giebt   als   Maximum   des  Werthes   der   erlaubten  Ge- 
schenke 3  ß  an,  übereinstimmend  mit  dem  Mandat,  wie  es  in  Decr. 
und  bei  Ryff  (oben  S.  31,  13  steht),  X.  IV.  14  hat  2  ß.    Wo  von 
dem  Austreten   der   zu   viel   Pension   beziehenden   Rathsglieder   die  » 
Rede  ist,  sagt  Decr.:  »da  drat  harusz  der  burgermeister  und  ein 
oberister  Zunftmeister«,  X.  IV.  14  hat  richtiger  *  »ein  burgermeister«. 
Jakob  Meyer  zum  Hasen  war,  als  er  abgesetzt  wurde  (Oct.  1521), 
nicht  der  (neue,  regierende)   Bürgermeister,    sondern  alter  Bürger- 
meister, neuer  Bürgermeister  war  seit  Job.  Baptistä  1521  Adelberg  so 
Meyer.    Ulrich  Falkner  hingegen  war  neuer  Oberstzunftmeister. 

Ohne  Zweifel  hat  von  den  zwei  Texten,  die  uns  vorliegen, 
keiner  den  andern  vor  sich  gehabt,  sondern  beide  haben  aus  einer 
dritten  Quelle  geschöpft. 


Wie  man  eyderman  zu  Basel  pension  zä  netnen  erlaubt  hat.        » 

Anno  1521  hat  sich  ein  statt  Basel  durch  ire  eydtgnossen, 
mit  denen  sy  in  eewiger  piintnusz  ist,  bewegen  lassen,  das  sy 
pensionnen  und  ire  burger  vom  könig  von  Franckrich  zu  ne- 
men  nachgelassen  haben,  und  daruff  mit  dem  Frantzossen  ab- 
geredt  und  beschlossen,  namblich  das  ein  ieder  vom  deinen  40 
rath  jerlichen  funfzechen  kronnen  und  einem  vom  grossen  rath 

35.  Von  einer  pension.  36.  miteydpnossen.  37.  lassen  bewegen,  das*  sy  oneh  ire 
burger  vom  kung  Ton  Franckrych  pension  hat  lassen  nemen,  and  mit  dem  kling  ein  abred 
thon,  was  er  eym  von  kleinen  nnd  grossen  rhat  jarlich  geben  solt,  und  ward  also  gemacht, 
dasz  er  eym  rhatsherren  j&rlich  geben  solt. 


r 


Beilagen.  213 

sechs  kronnen  geben  solt,  und  wer  sonst  von  der  gemeind 
etwas  erlangen  mocht,  ward  im  oueb  nachgelassen.  Ouch  ward 
ron  einem  rath  erkanth,  das  man  fiirhin  weder  zu  ratzherren 
nach  meister  und  sechsen  niemand  erkiesen  nach  nemen  solt, 
i  er  wer  dann  in  der  statt  Basell  erboren,  und  wurden  die  brief 
hierumb  in  alle  zünft  geben.  Sollich  penscion  ward  ein  jar  lang 
ingenomen,  darnach  entstund  in  kurzem  vilerley  reden  under  der 
gemeind ,  das  vil  der  redten  vil  iner  vom  künig  von  Franckrich 
den  1 5  kronnen    nemen ;    des  was    ein    rath    übel    zefriden  und 

ii  wolt  ie  wüssen,  wer  solliche,  so  über  1 5  kronnen  wert  genomen 
betten,  werend,  und  liessend  also  im  gesessenen  rath  by  dem 
eydt  bieten,  das  ein  ieder,  was  er  über  15  kronnen  genomen 
hette,  sollichs  anzuzoigen.  Da  drat  harusz  der  burgermeister 
und  ein  oberister  Zunftmeister    und  vil   der   rethen.    Nach  dem 

a  ward  ein  ieder  wider  in  den  rath  genomen,  und  was  er  geno- 
men hat,  eygentlichen  uffgeschriben ,  und  ward  die  sach  dar- 
nach an  den  grossen  rath  gebracht,  da  ward  sy  uszgemacbt, 
und  wurden  etliche  wider  in  den  rath  gesetzt,  etlieh  bliben 
gar  herussen,  als  namblicb  Jacob  Meyger  genant  zum  Hassen, 

» burgermeister ,  Ulrich  Falckner  oberister  Zunftmeister,  Carius 
Holtzaoh ,  Hanns  Galicion,  der  kremer ,  Hanns  Heinrich  Geb- 
hart, Marty  von  Seltz,  der  sehnider,  und  Surracher,  ein  Schu- 
macher. Und  ward  ouch  uff  dise  zit  die  penscion  luter  gar  ab- 
getan,  und  das  niemand  zu  eewigeu  zitten  vom  rath  und  ge- 

» rieht,  nach  von  amptlüten  der  oberkeit  zu  statt  und  laVid  kein 
pension  nach  schenk  inen  nach  gaben  nemen  sollen,  dann  allein 
dry  Schilling;  doch  warden  die  guten  jar  zimblicher  wysz  zu- 
gelassen ,  dann  vor  diser  nemung  der  penscionen  hat  kein 
mentsch  nit  mögen  gedenken,   das   man   zu  Basell  weder  von 

*  konigen,  fiirsten  oder  herren  ie  penscion  genomen  hette1). 

1.  »geben  üoltJ  fehlt.  ■  welcher*  etatt  htm*.  2.  macht,  gieng  oaeh  hin.  Dar  föj- 
gende  ßati:    «ouch  —  Ifinft  geben*  fehlt.  7.  vu  ein  jar  ynRnomniea ,  darnach  tut 

hrtt.'danlÄcronen.  9.™  «Säen,  "lind  uff  ein  zitYwolt  ein  riulwlnw,  «VjniM  1« 

den  rhSten  bieten  by  dem  ejd,  «o  »y  gethon  hetlen :  we'r  yeman  nnder  inen ,  der  mer  hott 
dam  die  i.Scronen.  oder  im  etwas  wittar  ingessit  were  .  dar  sott  by  einem  gethonen  eyd 

und  tu  der  rhiten.  Nachdem  wart  einer  nach  dem  anderen  hinjrngeuomman  und  aber  bim 
eyd  erfragt,  was  er  hett  über  die  15  cronen,  and  ward  sollich  »ins  yegklicheD  angaben 
nffgeachriben  and  wart  darnach  aa  den  greinen   rnat  bracht ,  de  ward  die  sieh  Toleadet. 

rhStan."wJelcn°e f  MaUUS  B>b>  Vttt»  willen  nnderUisen.  E. ™»rd  a.  a.  w.  ».  .^sr/fehl" 
lt.  na  gerieht.  m.  echenkenan,  gehen  noch  andsra  msr  nemen  soit.  17.  2  S  wart. 
%.  kein  mBnecb  nit  gedenken  mocht.  28.  in  Basel  pension  ™  knngan,  «raten  und 

herren  je.  genommen  hett.  Wart  a!>e  von  grossen  und  kleinen  rbltan  abgathon. 

t)  Dieser  letzte  Satz  ist  von  besonderem  Interesse. 


216  Beilagen. 

ime  irenthalben  ze  tradieren  und  ze  reden,  das  er  sy  by  sinen 
züsagungen  wolle  verhüben  lossen.  Welches  dan  ein  ziit  lang 
also  verblibenn,  hienäben  aber  gedachte  der  bischoff  und  un- 
derlusz  nit,  fug  mittell  und  weg  sin  intention  ze  exequierciui 
ze  suchen,  käme  derwegen  gegen  Basleren,  gegen  gesagten 
sinen  underthonenn,  auch  gegen  dem  vernachburten  grafen  ze 
Montpelgart  in  fundtschaft,  also  das  in  der  osterwuchen  gesag- 
tes jars  ein  heimliche  unbekante  hutt  uff  in  zwischen  Delsperg 
und  Bruntrut  gehalten.  Ist  aber,  wil  er  verwarnet  worden, 
zeruck  verbliben.  Dohar  zu  allen  teilen  vil  nidts  entstanden. 
Die  burgerschaft  wardt  so  grim  über  in,  das  man  darumb  den 
lfi'fat  *^'  octobris  gesagtes  82.  jars  grossen  rhatt  gehalten  und  der 
'  burgerschaft  uff  allen  zunften  mandierte,  sich  still  und  beschei- 
denlich  und  onufrierisch  ze  halten,  es  werde  ein  ersammer  rhat 
die  sach  wiszlich  ieder  ziit  bedencken. 

Es  liesse  der  bischoff  von  sinem  fürnemmen  nit  ab ,  son- 
der sollicitiert  so  lang  usz  anlosz  siner  verbünten  eidgnossen, 
vor  welchen  er  die  Basler  viler  injurien  beclagte  etc.  Hargegen 
auch  die  Rasier  ine,  als  der  wider  sin  zusagen  vill  newerungen 
in  den  kilchen  irer  verburgerten  und  in  anderen  Sachen  yebete, 
dargegen  sich  der  bischoff  in  allem  sinem  [57]  fürnemmen  recht 
ze  haben  furgabe,  wie  er  dan  solches  in  bysin  verstendiger 
lütten  woll  eröffnen  wolle. 

Uff  dises  ist  beiden  parteyen  zugesprochen  worden  also, 
das  ietwedere  parthey  drey  mannen  usz  der  eidgnoschaft  erbette 
und  erwöllete,  die  Sachen  giettiglich  anzehSren,  auch  wo  mög- 
lich noch  verhörter  sach  giettiglich  verhandlet  wurde.  Hieniit 
hat  diser  bischof  schon  erlanget,  das  weder  der  von  Uttenheim, 
noch  andere  noch  im  erlangen  mögen,  wil  keim  nie  kein  au- 
dients  alleinig  als  vorstedt  gegäben  worden.  Dan  als  solches 
bewilligt,  erwölte  im  der  bischoff  den  herren  schulthesz  Pfiffer 
von  Lutzern,  den  amman  Brunner  von  Ury  j)  und  den  schuld- 
hesz  Heiden2)  von  Friburg,  die  Basler  herren  obman  Keller 
von  Zürich,  herren  schuldhesz  von  Mylinen  von  Bern  und 
nochin  an  sin  Stadt,  will  diser  libs  schwacheit  halben  nit  er- 
schinen  mögen,  den  schul thessen  von  Wattenwil  ze  Bern  und 
N.  Meyer3),  j.  u.  d.,  burgermeister  ze  Schaffhusen. 

Vor  disen  6  sequestnbus  liesz  der  bischoff  und  das  thum- 
capitel  furtragen: 

l.  Wie  sy,  die  Basler,  ime  sine  underthonen  onbefiegter  wisz 
von  der  obedients  geistlicher  und  weltlicher  Sachen  abzugindt. 

1)  Hans  zum  Brunnen,  Ritter,  alt  Landamman.  Ei  dg.  Abs  eh.  IV.  2. 
S.  811.  Vgl.  das  Personenregister.  Hans  zum  Brunn.  Heus ler  45S 
2)  Hans  von  Lanten  genannt  Heid,  Ritter,  Schultheiss.  Ei  dg.  Ab  seh. 
und  Heusler  a.  a.  O.  3)  Hans  Ronrad  Meyer.    Eidg.  Ab  seh.  und 

Heuslera.a.  O.   8.  dort  im  Allgemeinen  die  genauere  Angabe  der  Namen 
der  hier  genannten  Boten. 


Beilagen.  217 

2.  Das  sy  die  bischöfliche  thiimkilnhen  sampt  desz  thiims 
hoffen  etc.,  so  dem  bischoff  und  thuin  anhörig,  eigens  gewalte, 
noch  irem  gevallen  innemmendt,  die  kilchen  und  ire  ornaten 
noch  irem  güttbeduncken,  (deren  er  doch  ein.prefect  ein  solle), 

i  enderten  etc. 

3.  So  besitzen  sy,  die  Basier,  etliche  herschaften,  als  Liech- 
stall,  Homburg  und  Walleuburg  und  das  Syszgew,  deszglichen 
etliche  gefell  und  empter  von  sinen  vorfaren,  als  Vorstadt,  der 
statt  pfandtswisz  zügestellet,  welche  er  hiemit  begäre  widerumb 

in  Kam  bistumb  lösen  und  den  pfandtschillig  ze  erlegenn. 

[m]  4.  Begäre  er  auch,  das  imme  die  zünszpfennig  etc.,  wider 
welches  bischoff  Christoff  von  Uttenheim  anno  24  öffentlichen 
protestiert1),  wie  von  altem  har,  geliifert  werden,  item  die 
handtveste  und  was  dieselbig  uszwise  widerumb  ze  banden  ge- 

l*  nommcn  werde. 

Solcher  siner  clagarticlen  leite  er  von  stundt  an  brieff  und 
sigell  uff  zur  bewisung  derselbigen. 

Hieryber  ist  uff  2  gantze  jar  lang  ernstlich  mit  grossem 
costen  ze  Baden  gedaget,   auch  offtermolen  groser  rhat  gehal- 

» ten  worden,  dan  mine  herren  über  solches  alles,  will  es  über 
menschliche  gedechtnusz  angestanden ,  kein  einicbe  redt  undt 
antwort  ze  gäben  vermeinten. 

Wardt  doch  der  handelt  letstlich  anno  1585  in  der  wuchen  i«& 
judica  durch  gesagte  sequestres  noch  viler  gehapter  mhie  und    p 

&  arbeit  ze  Baden  giettiglich  gescheiden,  also : 

Die  Fasler  sollen  dem  bischoff  erlegen  200000  fl.,  dem  thfim- 
capitcl  50000  fl.  und  dasz  zu  dryen  ziilen  in  anderhalb  jaren. 
Doch  was  inen  das  bistumb  an  zunsz Verschiebungen  und  desz- 
glichen schuldig,  mögen  sy,  die  Basler,  an  genanter  summ  ab- 

so  riechen.  Hargegen  solle  der  bischoff  der  statt  Hasel I  alle  brieff 
und  sigel,  domit  er  sin  clag  ze  probieren  understanden,  usser- 
gäben  und  alienglichen  der  verpfenten  empter,  zoll  und  her- 
schaften hiemit  uszkauft  und  unansprechig  sampt  allen  sinen 
nochkommenden  sin  und  ewiglich  bliben. 

»  Item  so  sol  auch  er  und  das  tluim  sich  aller  ansproch  desz 
miinsters,  desz  thums  höfen  und  aller  irer  renten,  züusen,  ze- 
henden verziehen,  kein  ansprach  an  statt  Basell  nimmermher 
haben,  dan  alleinig  der  bischoff  an  sin  hoff,  das  thumcapitel 
an  iren  hoff  etc.,  doch  nit  änderst  dan  als  der  statt  bürgere. 

»  [m]  Die  bischoffliche  landltit,  so  mit  der  statt  verburgrechtet, 
sollen  by  solchem  burgrecht  und  irer  religion  verbliben,  doch 
möge  wol  der  bischoff  glichfals  auch  sin  religion  allenghchen 
by  inen  anstellen. 


21ö  Benagen. 

Solche  transaction  sol  von  gemeinen  eidgnossen  investi- 
tuiert  und  beeiglet  werden. 

In  solcher  handlung  wurden  ze  tagen  abgefertiget  her  Bo- 
naventura von  Brun,  burgermeister,  her  Lux  Gäbhart,  oberster 
Zunftmeister,  her  doctor  Basilius  Ammerbach,  sindicus,  her  Re- 
migius  Fäsch  und  her  Wolfgang  Satler,  genant  Wissenburg, 
der  rhfiten. 


m 

Aufzeichnungen  des  Diebold  Ryff. 


Noch  bevor  Peter  Ryff  «eine  Einleitungen  und  seine  Fort- 
Setzung  ku  der  Chronik  des  Fridolift  abfadste,  hatte  ein  anderes 
Glied  der  Familie,  Theobald  oder  Diebold1),  der  oben  8.  199  er- 
wähnte Vater  des  berühmten  Andreas,  einer  abgekürzten  Abschrift 
der  letzteren  eine  Reihe  von  Aufzeichnungen  angefügt,  die  wir  am 
passendsten  an  dieser  Stelle  zu  veröffentlichen  glauben.  Wir  sind 
erst  während  des  Druckes  dieses  Bandes  ganz  zufällig  auf  diese 
Aufzeichnungen  gestossen,  die,  einem  auf  der  öffentliche^  Bibliothek 
in  Basel  befindlichen  Druckwerke  angefügt  (der  Band  trügt  die  Signa- 
tur E.  H.  IV.  5  und  stammt  aus  der  Fäschischen  Sammlung) ,  in 
dem  Hand8chriftenverzeichni8s  dieser  Bibliothek  nicht  eingetragen 
waren.  Einem  Exemplar  der  oben  S.  164  Anm.  2  erwähnten  Ueber- 
setzung  der  Chronik  des  Sleidan  durch  Israel  Achacius,    Pforzheim 

2.  Es  ist  nicht  möglich  anders  als  »inyestitalert«  in  lesen,  ww  allerdings  eine  etwas  nnge- 
hemerliehe  Fora  ist. 

1)  S.  über  ihn  noch  Andr.  Ryff  in  seiner  Jugendgeschichte  (Beitr. 
IX.  41.  43)  und  imWoppenbuoch.  In  letzterem  neigst  es:  »Theobaldus 
—  begab  sich  in  seinem  ersten  auszog  mit  landtsknechten  in  krieg,  durch 
welches  mitel  er  ahn  des  ryngroffen  Philip  Frantten  hoff  uff  Dhaunen  kö- 
rnen, do  er  erstlich  fir  ein  jungen,  demnoch  fir  ein  reisigen  knecht  gedient, 
letztlich  zuo  einem  hoffschneider  und  inkeiffer  verordnet,  welliches  er  7  jor 
lang  versechen ,  in  wellicher  seith  er  wider  hoffs  gebrauch  (diewyl  er  Hit 
vom  adel  gwesen)  in  4  jor  lang  des  groffen  kammerer  tfwesen  seiner  trei- 
wen  diensten  halb,  demnoch  ist  er  von  der  freindtschaft  heim  gemaant  und 
ano  1547  indt  hauszhaltung  befirdert  worden.  Der  hat  39  jor  in  einer  ehe 
gelebt,  sich  des  duochhandelsz  und  wullengarn  ferbens  ernehret,  21  jor  das* 
statgericht  besessen  und  ano  1586  sein  leben  christlich  beschlossen«.  (Von 
andrer  Hand  beigefügt:  »Alt  70  jähr«.) 


219 

1557,  fol. 1) ,  sind  46  Blätter  Schreibpapier  angebunden.  8.  1  *) 
enthält  den  Titel:  »Etlicher  warhaften  geschienten,  so  sich  in  der 
eydtgnosMckaft ,  zu  Basell  und  anderstwoh  zugetragen,  kune  ver- 
xeichnua.  Anno  1514  angefangen  zu  Basell.  —  8.  3—56  folgt  dann 
laue  vielfach  abgekürzte  Abschrift  der  Chronik  des  Fridolin  Ryff. 
An  mehreren  Stellen,  wo  der  Inhalt  der  Ryffischen  Darstellung  nur 
ganz  kurz  wiedergegeben  ist,  wird  dagegen  auf  Sleidan  verwiesen, 
k  bei  dein  Marburger  Gespräch ,  bei  der  Belagerung  von  Wien, 
bei  dem  Augsburger  Reichstage  und  der  Belagerung  von  Florenz. 
»Bei  der  Erwähnung  des  englischen  Schweisses  {s.  oben  S.  105,13) 
heisst  es:  »Hievon  besieh  den  Sleidanum  und  andre  mehr«.  Wo  von 
der  Ueberschwemmung  des  Birsig  am  14.  Juni  1529  (oben  8. 102,30) 
berichtet  wird,  betest  es :  »Besieh  hievon  des  Bernhard  Brand  chro- 
nicken  von  der  statt  Basel«3).  —  8.  57  —  67  enthalten  Aufzeich- 
nungen über  die  Jahre  1560 -—1585.  8.  68  —  86  sind  leer,  8.  87 
-90  geben  unter  der  Ueberschrift :  »Dieboldt  Reu?«  eine  Anzahl 
Ton  Nachrichten ,  welche  die  Familie  dieses  letzteren  betreffen.  — - 
Auf  der  Innenseite  des  hinteren  Deckels  steht :  »Ich  Ana  Yelli  von 
Baszeil  anno  1571  jar,  das  ist  war,  wersz  nitt  glaubtt,  der  ist 
sein  nar«.  Daneben  steht,  nicht  gleichzeitig,  sondern  wohl  eher 
früher,  in  der  Richtung  von  oben  nach  unten  geschrieben:  »Ich 
Anna  Yelly«.,  und  noch  einmal,  wieder  in  horizontaler  Richtung: 
«Anna«.  Auf  der  Vorderseite  des  Vorsetsblattes  steht  oben:  »Ich 
Dyeboltt  Ryff,  burger  und  gewandtman  inn  Basell  anno  1583  jar«, 
»veiter  unten  von  anderer  Hand:  »Ich  Teobalt  Ryffus  Basilliensis 
ana  [sie]  sallutis  1583  adi4)  13.  novemper,  und  Margreda  Yelly,  sin 
ehlich  husfrauw«.  Unter  diesen,  wohl  von  der  Hand  eben  dieser 
Maigaretha  herrührenden  Zeilen  steht  dann  noch  »Andres  Riiff« 
von  der  leicht   kenntlichen  Hand  dieses  letzteren  eingetragen.    Die 

lj  Chronica:  das  ist,  Warhafftige  vnd  gewisse  Besehreybung,  des»  Hoch- 
gelehrten heim  Johannis  Sleidani,  darinn  angezeigt,  was  sich  in  Geistlichen 
vnd  Weltlichen  Sachen  vnder  dem  Groszmechügsten  Keiser  Carolo  dem 
fünften,  verloffen  hab,  au  ff  ein  neüwes  Teütscher  Nation  zu  gut  verdol- 
metschet, in  ordenliche  Capitel abgetheilt  —  durch  Jsraelem  Acha- 

cium  von  Heilbrunn.  —  —  Getruckt  [zu  Pfortzheym  bey  Georg  Raben]  im  jar, 
M.  D.  LVII.         2)  Die  Paginirung  ist  erst  bei  Gelegenheit  dieser  Heraus- 
gabe vorgenommen  worden.  3)  Gemeint  ist  ohne   Zweifel  das  Buch: 
»Volkumner  Begriff  aller  lobwürdigen  Geschichten  vnd  Thaten,  vorab  Got- 
tes wunderwereken,  so  er  an  seim  volck  von  anfang  der  Welt  erzeigt,  dem- 
nach aller  Blpsten,  Keysern,  Königen,  Landen,  vnd  Stetten,  bisz  auff  das 
>LD  Llll.jar,   mit  schönen  figuren  erleüttert,  durch  Bernhart  Brandt. 
Jetz  neüwlich  auszgangen.    Getruckt  zu  Basel,  bey  Jacob  Kündig  auff  dem 
Xeüwen  platz«.    In  8.    Die  Widmung  an  Herzog  Christoph  von  Württem- 
berg ist  datirt  »Zu  Basel,  den  30.  Augusti,  im  jar  Christi  1553«.    Auf  Bl.  301* 
*im  jener  Ueberschwemmung  des  Birsig  in  Verbindung  mit  andern  Was- 
urioöthen  su  Basel  in  kurzen  Worten  gedacht.  —  (Jeher  Bernhard  Brand 
1525-1594)  vgl.  oben  S.  187  Anm.  3.        4)  Dieses  »adi«,  für  welches  ich 
Beitr.  IX,  101  Anm.  3  eine  unrichtige  Erklärung  gegeben,  ist  nichts  an* 
derea  als  das  italienische  »addl«,  das  mit  manchen  anderen  italienischen 
Ausdrücken  in  den  deutschen  Kaufmannsstyl  übergegangen  ist. 


220  Beilagen. 

Aufzeichnungen  der  S.  57  —  90  sind  fast  durchweg  von  einer  und 
derselben,  keiner  der  ebengenannten  Personen  angehörenden  Hand 
eingetragen.  Nur  der  zweite  Absatz  auf  8.  67  ist  von  der  Hand 
des  Diebold  Ryff,  der  dritte  ebendort  von  derjenigen  der  Anna 
Yelly  (Üelinj1)  geschrieben.  Den  letzten  Absatz  auf  8.  89,  der  den 
Tod  des  Diebold  berichtet,  hat  der  erwähnte  Schreiber  nachträglich 
beigefügt,  und  noch  später  hat  er  zwischen  diesen  und  die  Notiz 
über  die  Geburt  der  Tochter  Margaretha  die  Nachricht  von  deren 
Tode  eingeschoben. 

Die   Entstehung   des   handschriftlichen   Theils   unseres    Bandes 
lässt  sich    in   der  wahrscheinlichsten  Weise   folgendennassen   erklä- 
ren.   Die  Anna  Üelin,    welche  sich  im  J.  1571  als  Eigenthfimerin 
des  Buches  nennt,  ist  wohl  eine  Schwester  von  Diebolds  Gemahlin 
Margaretha  gewesen,   vielleicht  dieselbe  Person,  die  Andrea«  in  der 
Jugendgeschichte   (Beitr.  IX,    118)  seine  »basz  Anna  zuom  Moni- 
boum«  nennt  und  die  seine  Verlobung  mit  der  Wittwe  des  Andreas 
Im  Hof  einleiten   half.    Diese  Anna   scheint   im  J.  1583  das  Buch 
ihrem  Schwager,    dessen   Interesse   für   geschichtliche  Darstellungen 
sie  kannte,    geschenkt   zu   haben.     Diebold  Ryff  litt  damals  schon 
an   einer   schweren   Krankheit,     die    ihn    am    12.   December    1581 
befallen  hatte2).     In  früheren  Jahren  hatte  er  aber  eine  Reihe  von 
Aufzeichnungen  niedergeschrieben,  sowohl  über  die  wichtigsten  Er- 
eignisse  in   seiner  Familie ,    als   auch   über   merkwürdige  Begeben- 
heiten ,    die  sich  in  Basel  und  der  Umgegend   zugetragen.    Es  sind 
meist  Naturereignisse ,  die  er  aufgezeichnet  hat ,    daneben  vornehm- 1 
lieh  Durchzüge  von  Söldnerschaaren ,  die  ihn ,  der  früher  selbst  in 
fremden  Kriegsdiensten  gestanden,    besonders  interessierten.     Diese 
Aufzeichnungen   Hess   er   im   Anschluss   an   eine   etwas   abgekürzte 
Abschrift  der  Chronik  seines  Vetters  Fridolin,  in  dessen  elterlichem 
Hause  er  einen  Theil  seiner  Jugend  zugebracht  hatte,  auf  die  weissen  J 
Blätter,  die  jener  Ausgabe  des  Sleidan  angebunden  waren,  abschrei- 
ben.    Die   Aufzeichnungen    reichen   bis   ins   J.  1574.     Für   spätere 
Nachtragungen   wurde    hinlänglicher    Raum    gelassen,    indessen   ist 
Diebold  nicht  dazu  gekommen,  viel  solche  vorzunehmen.    Eine  ein- 
zige Notiz  aus  dem  J.  1584  hat  er  noch  eingezeichnet,  eine  andere  3 
aus  dem   J.  1585    hat  die   frühere  Eigenthümerin  Anna  Üelin  ein- 
gekritzelt.   Nach  Diebolds  Tode  hat  der  Schreiber,   der  das  Uebrige 
abgeschrieben   und    der   seinem    Hause    näher   gestanden   zu   haben 
scheint,    den  Familiennachrichten    die   Nachricht   von    seinem  Tode 
und  später  die  vom  Tode  seiner  Tochter  Margaretha  beigefügt.        * 


1)  Die  Schreibart  Yelly  zeigt  uns,  dass  wenn  der  Name  anderwärt* 
Velin  (s.  unten  S.  228)  oder  Völin  (Beitr.  IX,  43  f.)  geschrieben  wird,  das 
V  als  Vocal  gemeint  und  durch  uns  mit  U  wiederzugeben  ist  2)  S.  un- 
ten S.  229. 

\ 

\ 
■ 


Beilagen.  221 

[57]  Von  eim  kalten  urinier. 

Item  die  wochen  s.  Martini  anno  1560  hub  es  ahn  heftig  imo 
ol  windteren  undt  kalt  zu  werden,  also  dasz  ihm  nochvolgen- NaTbr> 
den  1561.  jar  uff  Sebastiani  den  20.  jenner  der  Rein  zu  Basell  imi 
syor  mittag  gar  zugefroren  undt  zwo  stundt  beschlossen  bliben,  20,Jm" 
dornoch  umb  mittag  mit  grossem  krachen  wider  uffgebrochen 
uff  vier  klofter   breidt  undt  uff  die  8  tag  also  bliben ;   er   hat 
auch  vor  undt  nach  uff  die  14  tag  grundysz  getriben. 

Ein  wunderzeichen  ahm  himmel. 

»        Anno   1560  den  28.  december  uff  der  unschuldigen  kind-  two 
lin  tag  ist  ahm  morgen  fünf  stundt  nach  mitternacht  ein  glast 28D6C* 
ahm  himmel  gesehen  worden,    dasz  man  beynoch  ihm  ganzen 
tüdschen  landt  gemeindt,  es  sye  ein  bronst,  desshalb  auch  ahn 
lilen  orthen  stürm  geschlagen  worden,  ein  ufflouff  geben,  undt 

ühat  diser  schein  mancherlei  gestalten  gewunnen. 

Ein  erdbidem. 

Anno   1563   uff  sontag   den   7.  november  zu  nacht  ist  zu  1563 
Basell  undt  in  derselben  refier  ein  grosser  erdtbidem  beschechen. 7NoT* 

Pestilenz  zu  Basell*). 

■        Anno   1563  umb  s.  Gallen  tag  hat  es  in  der  statt  Basell  Oct. 
ahn  der  pestilenz  angefangen  zu  sterben,  undt  hat  geweret  bis 
uff  Martini   ano  1564,    undt  seindt  in  diser  zeit  jung  undt  altj™** 
uff  die  8000  menschen  oder  dorüber  ahn  der  peste  todt  bliben, 
aber  mehrtheils  mit  guter  vernumft,   grosser  geduldt  undt  ge- 

ß  tasenheit.  Es  hat  auch  diser  sterbendt,  ein  rechte  heimsuchung 
der  grossen  sünden,  nit  allein  ganz  Dütschlandt,  sonder  bynach 
den  ganzen  erdtboden  ersucht.  Gott  geb  inen  undt  uns  allen 
ein  selige  ufferstendtnus.    Amen. 

Ein  kaller  urinier. 

*       Anno  1564  den  andren  tag  noch  s.  Luccyen  hat  es  ange-  i4.Dec 
fangen  kalt  zu  werden  undt  die  kelte  nochmalen  also  zugenom- 
men mit  vile  der  schnee  undt  gewerdt  bis  mitten  merzen  anno 
65,  dasz  die  räben  beynach  in  ganzem  tüdtschen  landt  erfro-   w& 
ren,  auch  kein  man  so  aldt,  der  solcher  kelty  gleich  gedenken 

35  möcht  Es  galt  ein  vuder  wein  ihm  Elsasz,  so  zuvor  ihm  herbst 
12  fl.  kostet,  42  fl.,  ehe  das  die  ostern  kham.  Mit  dem  körn 
gieng  es  lydlicher,  aber  die  weldt  hat  sich  uff  diszmal  ab  ver- 
gangnem [ss]  sterbendt  nit  allein  nit  gebesserdt,  sonder  ist  vil 
«ger  worden,  ja  gar  verrucht.    Es  erfroren  auch  in  obgemel- 

lj  Wir  unterlassen  es  bei  Ereignissen,  deren  auch  Peter  Ryff  gedenkt, 
regelmässig  auf  die  betreffende  Stelle  desselben  su  verweisen,  da  der  lieser 
tuch  ohne  eine  solche  Verweisung  leicht  nachschlagen  kann. 


222  Beilen. 

tem  gefräst  der  merher  theil  nusboum  ahm  Reinstrom  bis  in 
die  wurzeln,  dasz  man  sy  nochmalen,  als  sy  dürr  worden, 
müessen  abhowen  mit  grossem  schaden. 

Von  einem  heissen  Stimmer. 

1565.  Anno  1565  uff  den  6.  julii  hat  es  angefangen  gechlingen 

11 '"so  heisz  zu  werden,  das»  lüth  und  vich  ihm  veld  vor  grosspT 
hitz  ihm  veld  gechlingen  nidergefallen  undt  gestorben,  auch 
domalen  von  keinem  menschen  gehordt  worden,  dasz  grusamere 
hitz  in  disen  landen  zu  gedenkhen  sye,  weredt  uff  die  6  woehen 
lang  undt  nochmalen  wider  kiiel,  das*  8  tag  noch  Michaelis 
der  Blowen  ob  Basell1)  ganz  wyss  beschnyet  war. 
r,.D«c.  Anno  obgemelt  uff  den  wienechttagoben  hat  es  geblitzget 
undt  getonderet,  auch  zu  Befibrt  dermassen  gehaglet,  wo  es  ihm 
sommer  gewesen,  hätten  die  frücht  grossen  schaden  empfangen, 
undt  wardt  auch  in  disen  tagen  der  Rein  undt  andre  wasser 
vast  grosz,  also  dasz  man  ohn  grosse  gefar  weder  reiten  noch 
wandlen  kondte. 

Vü  sehne ,  darus  grosse  wasser  gevolgL 

156«.  Anno  1566  ist  ihm  frueling  noch  undt  noch  ihm  oberlen- 

dischen  Schwytzer  gebirg  undt  landt  dermassen  vil  schnee  ge- 
vallen,  dessgleichen  kein  man  gedacht,  und  als  der  abgangen 
mit  grossen  regen,  die  warm,  die  see  undt  alle  wasser  gros; 
worden,  die  auch  vil  schaden  ahn  fruchten  undt  gebüwen  ge- 
thon  haben. 

Orosz  wasser  zu  Basell. 

20.  Juni.  Ano  1566  ist  der  Rein  zu  Basell  so  gross  worden  uff  den 
20.  junii,  dasz  man  daselbst  umb  den  brunnen,  so  uff  dem 
Vischmerkt  ist,  mit  weidlingen  gefaren,  ahn  der  kleinen  statt 
über  die  rinckmuren  ingelüffen,  hat  auch  grossen  schaden  ge- 
thon ,  sonderlich  ihm  Saltzthurn ,  zu  Breisach  2  joch  undt  zu 
Strasburg  zechen  joch  ahn  den  bruckhen  hinweg  gerissen. 

11. Jon.  Eben  in  erstgemeltem  jar  uff  den  11.  julii  ist  der  Rein 
abermals  so  gross  worden,  also  dasz  er  ein  werkschuch  hocher 
gewachsen  weder  in  erstgesagtem  junio  und  abermalen  (wie  gut 
zu  erachten)  grossen  schaden  gethon. 

15G7.  [ss]  Item  anno  1 567  ist  wein  undt  körn  zimlich  woll  gerathen, 
aber  von  wegen  einer  unleidenlichen  hitz  höw  undt  habern  nit 
woll  gerathen,  also  dasz  ihn  disem  jar  ein  viernzel  habern  umb 
Martini  umb  3  it.  und  durer  ist  verkouft  worden. 

14.  »hatten!  fehlt  Ha.       22.  groBaem  Hb. 

1)  Der  Blauen  im  Jura,  ein  langer  Bergrücken,  2  Stunden  südlich  von 
Basel 


Beilagen.  223 

Von  einem  steinenen  Joch  ahn  der  brückten. 

Anno  1567  hat  man  hie  zu  Basel!  ein  steinen  joch  ahn  iw7. 
der  Reinbruckhen,  welches  die  grossen  wasser  in  vorgeiueltem 
jar,  wie  auch  andre  wassergebüw,  übel  zerrissen,  mit  einer  was- 
»serstuben  ingefasst  undt  wider  gebuwen  mit  grossem  kosten; 
als  aber  des  waaserschöpfens  zu  vil  werden  wollen,  hat  man 
die  burger  angesprochen  zu  frönen,  welches  sy  denn  auch  ganz 
glittwillig  der  obrigkeit  zu  underthenigem  gefallen  gethon,  undt 
handts  die    zünft   zum  Schlüssel  und  Beten  ahngefangen  den 

«  4.  tag  noch  wienechten.    Dry  stundt  noch  mitternacht  zugen  syteo.Dec. 
mit  drummen  undt  pfeife»  ahn  das«  werk,  zogen  ahn  den  was- 
serredern    under    vier  malen  undt    schichten   by   12   stunden. 
Also  auch  hernoch  alle  zünft,  und  liessendt  etliche  zünft  diser 
Handlung    gleich    einem   fastnachtspil    zu    lieb    nüwe    fennlin 

s  machen ,  zugen  also  mit  dem  schöpfen  uff  die  3  wochen  tag 
undt  nacht  mit  den  dmrnmen  uff  den  gassen.  —  Es  war  auch 
umb  wienechten  in  gesagtem  jar  und  nacherwerdts  den  jenner 
irodt  halben  hornug  recht  summerwarm  wetter,  sich  darab  zu 
verwunderen.     Doruff  in  gmeltem  jar  in  Franckreich  und  Bra- 

*bandt  ein  schwerer  kxieg  uxfdt  vervolgung  der  relligion  halben 
ahngangen ,  dasz  gantz  jemerlich  undt  erschröcklich  zu  hören 
ist,  in  welchen  vil  lüth  zu  grundt  gangen.  Disen  krieg  ver- 
ursachen eins  theils  der  bapst  zu  Rom,  Philippus  konig  in 
Hispanien,  Catharina,  Heinrici  königs  in  Fraackreichs  verlassne 

»  wittwen  mit  sampt  dem  geschlecht  von  Gwyae,  under  welchen 

ein  cardinal  was.    Dieem  widersetzt  sich  ein  herzog  von  Conde 

mit  sampt  dem  mehrertheil  der  ritterschaft  in  Franckreich.   Wie 

«ich  derselb  enden  wirt  man  erfaren.   Als  diser  krieg  anno  1568 

noch   kein    endt  hatt,    seindt  in  kurzer   zeit  in  Franckreich, 

*  ßrabandt,   Frieszlandt  etc.  vil  treffenlicher  lüth,  under  welchen 

auch  vil   fürstlichen  undt  greffischen  stammens  gewesen,    zu 

grundt  gangen,  welcher  handlung  auch  ein  mithelfer  was  neben 

vor  ahngezognen  personen  ein  herzog  von  Alben,    des  konigs 

su  Hispanien  kriegsregent  einer. 

&        [eo]    Von  etlichen  Frantzosen,  so  zu  Baseü  hinweg  füren. 

Anno   156S  seindt  etliche  Frantzosen,  mans  personen,  vast  ims. 
legioner,  fiirnemme  Ifith,  edel  und  unedel,  uff  die  1200  stark, 
by  Basell  ahnkhommen,  sich  in  dem  landt  uff  ein  monat  lang 
also  enthalten  ohn  sonderlichen  schaden.   Als  sy  aber  letztlich 

*ir  förnemmen  nit  mögen  vollenden,  als  zu  dem  herzog  von 
Borbon  oder  Conde  uff  dem  landt  zu  khommen,  haben  sy  iren 
weg  von  Basell  gohn  Strassburg  zu  wasser  undt  schiff  voln- 
bracht  undt  also  ungevor  noch  GalK  anno  68  zu  Strassburg  in 
gutem  fiiden  ahnkommen  und  uffgenommen  worden,  aber  dem- 

ttnach  undt  sy  von  Strassburg  verruckt,  seindt  sy  von  dem  her- 


224  Beilagen. 

ren  von  Driomalen  !) ,  eim  Frantzosen ,  mit  hilf  des  landtvolkf 
ihm  Brüschthal  mehrtheils  all  erschlagen  worden2). 

1669.  Anno  1569  uff  den  früeling,  nochdem  der  prinz  von  Condc 

gefangen  und  ertfidt3),  sindt  die  knecht,  so  herzog  Wolflgang 
pfalzgrave  ihme  Conde  zu  hilf  in  Franckreich  gefiiert4),  und! 
nochdem  er  der  pfalzgrave  auch  gestorben,  von  des  königs  bru 
der  mit  sampt  iren  beiden  obersten,  Geroltzeck  undt  Granwy- 
lern,  in  einer  veldtschlacbt 5)  mehrentheils  all  umbkhommen 
Gott  gnadt  inen  undt  uns  allen.    Amen. 

Erdbidem  zu  Basell. 

«i.Aüg/  Anno  1569  den  6.  tag  augusti  morgens  zwischen  5  und  (i 
uhren  ist  ein  grosser  erdbidem  gewesen,  der  mit  seinem  hef 
tigen  erschütten  veilen  gebüwen  schaden  zugefüegt  hat. 

[ei]  Von  einem  nassen  jar. 

1570.  Anno  1570  ist  der  summer  so  gar  durchusz  nass  gewesen, 

also  das  wein  undt  körn  schaden  gelitten,  der  wein  so  säur, 
das  nochmalen  seltzame  pestelenzische  krankheiten  geben,  dar- 
von  vil  sonderlich  menner  gestorben  seindt. 

Wassergrbsze. 
3.  Juli.  Anno  1570  den  3.  julii  ward  der  Birsich  zu  Basell  unver- 

sehens morgens  umb  8  uhren  so  gross,  also  das  darüber  ge- 
stürmbt  wardt,  thett  doch  nit  sonderlichen  grossen  schaden, 
allein  das  er  etliche  anligende  gärten  ahn  der  Steinen  zerreisz. 

Eidtgnossen  khommen  uss  Franckreich*). 

septbr.  Anno  1570  umb  Michaelis  khamen  die  eydtgnossen,  so  vil 
deren  überhüben  waren  undt  beurloubt,  wider  heim  von  Franck- 
reich, zogen  durch  Basell,  ellendt,  zerrissen,  arm,  blosz,  krank, 
ja  beynoch  von  hunger  ussgedorret,  lagen  zu  Basell  der  spit- 
tal,  ellendt  herberg  undt  almusenhusz  voll,  starben  auch  iren 
veil  daselbst,  etlich  nochmalen  underwegen,  ehe  sye  gar  heim- 
1567  khommen,  seindt  eben  die  gewesen,  welche  anno  1567  umb 
Juli*  Margredtae  uss  den  lendern  hinein  gezogen  waren. 

Von  frömbden  vögeln,  so  zu  Basell  gefangen. 

1570  Anno  1570  umb  Martini  vor  undt  noch  fieng  man  zu  Ba- 

Novbr.  geji  unftt  in  dereelbigen  gegne  umbher  seltzame  frömbde  vögel,  J 
welche  man  sagt,   das  sy  uss  dem  BShemer  waldt  khommen, 
verschwanden  nochgendigen  sommer.   Man  sagt  aber,  das  solche 

1)  Dem  Herzog  von  Aumale,  Bruder  des  1563  ermordeten  Henogs 
Frans  von  Guise.  2)  Am  12.  Nov.  1568.  Strobel:  Gesch.  des  Elsasses 
4,  156.  3)  In  der  Schlacht  bei  Jarnac,  12.  Mära  1569.  4)  Vgl.  oben 
S   172.        5)  Bei  Montcontour,  3.  Oct.  1569.        6)  Vgl.  oben  S.  174. 


Hans  BemhaH  Meiner    ...  15  krönen. 

Jacob  Meiger ') 15 

Hans  Irmy 6 

RMolff  Fry 6 

Lux  Yseiin 6 

Itemhart  Meiger  der  Wechsler  .  6 

Henrich  David ft 

Hans  Wyler       .......  6 

Hans  Öigly  ....*...  6 


VI. 

Der  Streit  der  Stadt  Basel  mit  Bischof  Jacob 

Christoph  Blarer  von  Wartensee. 

Aus  Peter  HyfFs  »summarischer  generali  und 

Basler  chronica. 

(8.  oben  B.  15  f.) 


[w]  Anno   75   wardt  Christoff  Blarer  Voll  Wartensee   bischof.  tsib. 
Diser  machet   anno   80  mense  januario  mit  etlichen  orten   der  i&so 
eidtgnosschaft  ein  pündtnusz,  durch  Welche  er  denen  von  Basel  Umi"- 
vill  unräwen  zufügte. 

»         Dan   glich  iu  dem   ingang   des   82.  jarfi  hat  er  die  masz,  ista. 
so  das  landtvolch  lang  zevor  abgestellet,   z&  Arliszheim  wider 
uffgerichtet,   hatt  auch  selba  eigener  person   den  11.  fbbruarUit.F«iw. 
zu  Pföfnngetl  mäsz  gehalten  und  gepredigt,  liesz  doch  itochinn 
uff  der  underthonen  ernstlich  anhalten   die  sach  der   züt  ver- 

a  bliben.    [u]  Glicher  gestalt  that  et  auch   den  18.  februarii  «niH.Fabr. 
Lauffenn,  welche  aber,  will  sy  sampt  den  Alflchwileren,  Ober- 
wileren,   Därwileren,   fittingeren  und  Rinacheren  mit  der  stät 
Basel!  von  altem  här  verburgrechtet  gewäsen,  solches  teinswegs 
zu  gedulden  vermeinten,   usz  ursach,   will   er  im   an  tri  t  siiles 

h  bistumbs  Inen  geschworen  und  zugesagt,  sy  by  iren  alten  guten 
gebrächen,  gewonheiteö  und  herkommenheitett  und  insondere 
by  angestelter  religion  verbliben  ze  lossen,  derhalben  einen 
ersammen  rhat  ze  Basell  angerieft ,  «ff  welches  ein  ersammer 
rhat  den  21.  febhlärii  ire  gesantenn  zfim  bischof  abfertigten  initii-F*kr. 

1)  Nmürlich  I.  Mayer  tum  Hitzen,   nicht  der  bald  darauf  abgesetzte 
J.  Meyer  nun  Hosen. 


226  Beilagen. 

1573.  Elsesz  besichtigen  wollen,  zu  Basell  ingekert,  Ton  der  burger- 
schaft  ehrlichen  empfangen,  als  er  ire  grenzen  ahngetretten, 
auch  mit  abschiessen  des  geschützes  uff  den  thürnen  hin  und 
wider.  Daselbst  ist  er  Übernacht  bliben,  volgenden  donstag  früe 
uffgebrochen  undt  uff  Ensheim  sich  gewendt,  do  abermalen  5 
von  den  burgern,  so  darzu  bestellt,  bis  uff  gesagter  statt  landt- 
marchen  beleitet,  nochmalen  under  der  Hardt  von  seinen  landt- 
sassen,  so  *in  gewehr  waren,  empfangen.  Als  er  zu  Spalenthor 
uszgeritten,  hat  man  uff  dem  bolwerk  neben  s.  Petters  blatz 
gelegen  mit  dem  nüwen  veldgeschütz,  so  ano  70  nüw  gegos-  10 
sen,  dem  forsten  zu  ehren  heftig  geschossen. 

[64]  Von  einer  weiniheure. 

Anno  1573  ist  ein  vast  nasser  sommer  gewesen,   also  das 
der  wein  nit  mögen  zeitigen,  derhalb  über  die  massen  sur,  zu 
dem  das  desselben  wenig  worden,   darumb  der*  alt  wein  der- 15 
massen  ie  lenger  ie  mehr  zu  Basell,   im  ElseB,  Breiszgow,  jo 
hin  und  wider  ahn   allen  orthen   ahn  preis   undt  werdt  heftig 
uffgestigen.   Es  ist  von   Jacobi  anno  73  bis  anno  74  ein  soum 
wein  bis  uff  9  fl.,   item  10  fl.  und  11  fl.  undt  dorüber  khom- 
men,  ja  der  alte  die  mas  galdt  gmeynlich  14  rappen,  der  nüw  » 
ein  masz  8  rappen,  sur,  unzeitig  drank  gegen  andrem  gewechs 
zu  halten.    Es   triben  auch  in  dem  val  die  geizhelsz,  wie  sy 
mit  dem  körn  gethan,  vil  iurkoufß,  seltzam  mancherley  pratikh, 
undt  die  wein  hatten,  so  vor  J/2  jar  nit  gern  l  soum  3  fl.  göl- 
ten hette,  die  Hessen  es  den  armen  nit  werden,  sy  hetten  dann  25 
noch  drye  mal  so  vil  darfur.    Wie  aber  solche  weintheurung 
gleich  wie  auch  mit  dem  körn  sich  geendet,   wirdt  man  her- 
noch  hören.    Dann  sye  noch  anno   74  umb  Laurentzii  heftig 
gewesen,  zudem  das  mangel  ahn  altem  wein  worden  undt,  als 
man  meynte,   der  alt  wein  bynach  uss*dem  Elses  ins  Nider- w 
landt  gefuert,   also  dasz  mehr  wein  undt  umb  ringer  geldt  zu 
Collen  umb  Jacobi  anno  74  zu  bekommen  geweszen  dan  ihm 
Elses.   Iedoch  triben  die  armen  auch  grossen  muttwillen,  dann 
inen  kein  gutter  wein  (unahngesechen  die  thüre  des  brodte) 
zu  thür  was,  sonder  der  gr6ste  theil  inen,  wie  man  meynt,  zu  ss 
theil  wardt. 

Es  seindt  auch,  in  gmeltem  sommer  uff  dem  Waldt1)  so 
zeitlich  sehnee  gefallen,  also  dasz  die  buren  daselbst  den  ha- 
bern ahn  vilen  orthen  nit  inbringen  mögen,  sonder  denselben 
ihm  sehnee  verderben  haben  müessen  lassen.  4a 

[es]  Von  einem  warmen  windter. 

Anno  1573  ist  ein  solcher  warmer  windter  gewesen,  also 
das  es  nie  recht  kalt,  sonder  mehrtheils  warme  lüfft,  bis  usshin 

t)  Auf  dem  Schwarzwald.    Noch  jetzt  wird  Wald,  Wälder  u.  8.  w.  für 
Scttwarzwald,  Schwarzwälder  u.  s.  w.  gebraucht. 


Beilagen.  227 

umb  der  herren   fastnacht  anno  74  vyel  ein  keldte  in,  das  der  1574 
Bein  grundysz  getriben  undt  die  reben  undt  frücht  ahn  etlichen*6*™** 
orthen  schaden  gelitten  haben,  im  hornung. 

Eydtgnossen  ziechen  dem  köttig  zu  Hispanien  zu  ins  Niderlandt  *) . 

Anno  1574  khamendt  gohn  Basell  uff  sontag  kriitzwochen 
den  16.  maii  15  vendlin  eydtgnossen  uss  den  4  orthen  TJri,  ie.  im. 
Sehweite,  Underwalden  undt  der  landtschaft  Zug,  nit  von  der 
rtatt,  in  willens  dem  küni?  Philyppo  zu  Hispanien  zuziechen, 
der  noch  zur  zeit  heftig  knegete  inm  Niderlandt  mit  dem  prin- 
cen  von  Uranien  undt  den  GAsen,  deren  oberster  war  einer 
Ton  Uhri,  genant  ritter  I&oll,  lagen  zu  Basell  bis  uff  zinstag 
den  18.  disz  monats,  waren  mehrtheils  eilende,  dürftige  liith,  18.  Mai. 
m  die  armutt  weggetriben,  hatten  kein  geldt,  wussten  auch 
m't,  wann  sy  bekhummen  wurden,  begerdten  von  der  oberkeit 
zu  Basell  geldt  zu  entlehnen,  wardt  inen  abgeschlagen.  Von 
dannen  zogen  sy  uff  Doli  in  ßurgundien 2] ,  es  wurden  auch 
vil  uss  inen  wendig,  vil  Kiffen  wider  zurück,  ehe  sy  zu  Basell 
hinweg  zogen,  dessgleichen  auch  nochmalen,  undt  sonderlich 
reu  junge,  so  do  ussgemustert  wurden.  Wie  aber  diser  zug 
ach  geendet  undt  was  sy  ussgericht,  wirdt  man  mit  der  zeit 
hören  werden.  Es  gieng  auch  die  redt,  es  gescheche  solcher 
xug  wider  aller  eydtgnossen,  auch  der  catholischen ,  willen, 
dann  ir  obrister  obgemeldt  mit  dem  hufen  uffgebrochen,  weil 
gmein  eydtgnossen  sich  zu  Baden  ob  der  saca  beratschlaget; 
i  welches  dester  gloüblicher,  weil  die  Lucerner  undt  andre  den 
pasz  durch  ire  landtschaft,  wie  auch  [w]  andre  orth,  sonderlich 
aber  die  Berner,  Züricher  undt  SchafFhuser  nit  zulassen  wol- 
len, wie  aber  zu  Basell  beschechen. 

[n]  Erdbidem. 

*       Anno  1574  uff  frytag  den  30.  julii  zu  nacht  zwüschen  9  30.juu. 
undt  zechen  uhren  ist  ein  schrecklicher  erdbidem  zu  Basell  undt 
umbligenden  landtschaft  gewesen,  die  gebüw  heftig  erschüttert, 
doch  ohne  nochteil  baldt  wider  nachgelassen. 

Anno  1584    uff  denn  heiligen  jors  dag  donnerett  es  und  iss4 
»bDickett  zu  Basel.   Gott  geb  gnodt.  UJwu 

Ano  1585  adi  24.  januerarius  wasz  der  Byn  so  klein,  das  iws 
man  zuo  Baszell  damitten  yn  dem  Ryn  ein  £uott  abenttmoll'24"  JmB* 
*».  Gott  der  her  well,  das  es  vyll  guotz  bettidt. 


3.  Krftau  ftklt  H 1.        34.  Diciei  Abtäte  tob  dar  Hand  des  Diebold  Byff. 
X-  Dtoar  Afeati  tob  dar  Hand  der  Abb»  Uelin. 


Abb»  Hs. 


1)  Vgl.  oben  8.  175, 12  ff.        2)  D61e  am  Doubs,  in  der  Freigrafschaft 
ftugund,  im  Juradepartement 

15* 


228  Beilagen. 

[87]  Dieboldt  Reif*) . 

1547  Anno  1547  uff  m&ntag  vor  Simonis  und  Judae  der  zweyer 

M"  0cL  apostlen  tag  wardt  mir  mein  husfrow  Margretha  Uelin  vermech-_ 

let,  welche  vermechlung  wir  nachmalen  uff  mentag  noch  Simo- 
st.  Oet.  niö  und  Jude  mit  öffentlichem  kilchgang  bestettiget  haben*   Gott  * 
geb  sein  göttlichen  segen.   Amen. 
iM8  Anno  1548  uff  s.  Jocobs  tag  den   24.  tag  julii  waidt  mir 

24.jnu.mc^n  ergte  tochter  Apolonia  erboren,  ihm  zeichen  der  vischen, 
funff  stundt  nach  mittag.   Gott  geb  sein  gnodt.   Und  waren  ge- 
vatern  herr  Bonaventura  von  Brunn2) ,  Maria  Distlerin  Hansen  w 
Werlins  des  Schumachers  frow,  undt  Christiana  N.,  Frantz  Jeckel- 
mans  des  scherers3)  husfrow. 
1550     [88]  Anno  1550   den   13.  februarii  uff  Valentini  obendt  ward 
13-Febrmir  mein  ander  kindt,  Andreas,  erboren,  zwüschen  siben  undt 
acht  uhren  vor  mittag  im  zeichen  des  wassermans.    Gott  wöll  i* 
sein  gottlichen  segen  über  in  undt  uns  alle  senden.    Amen. 
Warendt  gevatteren  Michel  Strölin,  Melcher  Watterohn  undt 
Königundta  Kegel  Lienhardt  Gebhardts  eheliche  huszfrow. 
i55t  Anno  1551  uff  s.  Thommens  tag  den  21.  december  zwii- 

21-Dee-8chen  5  undt  sechsen  noch  mittag  im  zeichen  der  wag  wardt» 
mir  mein  dritt  kindt  Salome  erboren.   Gott  woll  sein  gottlichen 
segen  geben.   Amen.     Waren  gevatern  herr  Jeronimus  Dürr, 
Balthasar  Langboums  des  kornschreibers  husfrow  Magdalena  N., 
undt  Ursell  hebamm. 
1553  Anno  1553  uff  mitwuchen  s.  Francisci  den  4.  tag  october» 

4.oct.  g  gtundt  noch  mittag  ihm  zeichen  der  jungfrowen  wardt  mir 
mein  viert  kindt  Hieronimus  erboren,  und  waren  gevatern  Jerg 
Fürvelder,  Hieronimus  von  Kilch  undt  herr  Thommen  Silber^ 
bergs  firow  die  Rusingerin,    undt  ist  gemelter  Jeronimus  uss 
i&m  disem  jamerthal  im  herren  verscheiden  ano  15644).     Gott  der  so 
(3a     }herr  pflege  der  seien.   Amen. 

1556     [so]  Anno  1556  uff  frytag  den  letzsten  julii,  nun  stundt  noch 
M.JnJi.  mittag,  im  zwiling,   wardt  mir  mein  fünft  kindt  Dieboldt  er- 
boren, waren  gevattern  herr  Jacob  Iselin,  Joder  Merian  undt  Elss- 
beth  Brücklerin ,    undt  ist  gesagter  Dieboldt  wider  verscheiden  35 

2o!&ept.U8S  ^8er  ze^  anno  l5^4>  den  20.  September4). 

1569  '        Anno  1558   uff  sontag  invocqvit  ein  stundt  noch  mitter- 

^•F«i»r nacht,  dasz  ist  11  stundt  vormittag,  ihm  zeichen  des  krebs  ist 

mir  meins  sechste  kindt  Margredt  erboren,    waren  gevattern 

,  ■ 

0.  Zwischen  den  einzelnen  Absitzen  ist  Jedesmal  ziemlich  riel  freier  Raum  gelassen ,  am 
sllfUlige  weitere  Notizen  aber  die  betnffiand*  Person  nachtragen  tu  können. 

1)  Die  folgenden  Notizen  hat  Andreas  Ryff  für  seine  Jugendgeschichte 
(Beitr.  IX.  43  ff.)  benutzt.  2)  Der  bekannte  Burgermeister  (er  gelangte 
1570  zu  dieser  Würde),  gest.  1591.  8.  Ober  ihn  Leu.  3)  Frans  Jeckel- 
mann  war  der  Schwiegervater  des  Felix  Platter.  4)  An  der  Peutz  Beitr. 
IX.  46.  56. 


Beilagen.  22g 

Hans  Ulrich  Ougliu,  Dorothe  Haraister  Melcher  Hutmachers 
frow,  iindt  Margredt  Spindlerin  Jocob  Finingers  des  metzgers 
frow.   Gott  geb  seinen  segen.   Amen. 

Dinstags  den  26.  julii  anno  1586   ist  obgemelte  Margredt  lue 

sRjffin  zu   nacht  umb    12   uhren  uss   diser   zeit  abgescheiden.  M-,"u- 
Gott  verleiche  ixen  ein  frfiliche  ufferstendtnuB.   Amen. 

[»]  Anno  1567  den  12.  november  ist  die  erengeachte  frow  isst 
Appolonia  Stihwartzin,  wylandt  des  ersamen  meister  Mathysz"'"0*' 
Ulins  seligen,  des  wirts  zum  Schnabel  allhie  zu  Basell  hinder- 

ugelassne  wytfrow'J,  in  hochein  alter  seliglichen  usb  diser  weldt 
verscheiden.    Gott  gebe  iien  ein  fröliche  ufferstendtnua.   Amen. 

Anno  1563  uff  montag   zu  nacht  den   25.  october  ist  mir  l&ea 
mein  tochter  Dorothea,   Hans  Heinrich  Scheldtners   eheliches M- 0eL 
gemachel5),  uss  disem  jammerthal  verscheiden.    Gott  verleiche 

is  iren  ein  frflliche  ufferstendtnus.    Amen. 

[m]  Anno  1586  frytags  den  18.  tag  inartii  ist  der  ersam  herr  iwe 
Theobaldt  Ryff,  burger  zu  Basell,  seliglichen  uss  diser  zeit  ab-1SHln' 
gescbeiden,  als  er  vom  12.  tag  decembris  anno  1581 3)  ahn  bisz  wbi 
uff  dato    obgemelt  seines  endts   (welches   zu  nacht  zwüschen "■  Dec- 

)i  neun  undt  zechen  uhren  beschechen)  schwere  krankheiten  mit 
grosser  undt  christlicher  gedult  ausBgeBtanden ,  seines  alters 
[70  jähr].  Der  allmechtig  Gott  verleich  ime  undt  uns  allen  ein 
fröliche  ufferBtendtmis  am  jüngsten  tag.   Amen. 


kun  wigan  hiebe,  in  das  Beb  Ihm  der  Anfmichnungen  g*at«Ut.  H.  FOr  die  Alinba 
de»  Allen  i.l  tu  der  IIb.  »iuo  Linkt  |>lww.  Wir iahu  Ak*M  Bijimi  nich  dem  Wort-- 
■     ■     ■       ~    nioUlB«.    VjLdl —  -" L 

sÜJijJe'in'dVrEhe'Baiabt'  " 

1)  Die  Schwiegermutter  de»  Diebold  Ryff.  Beitr.  IX,  43.  2)  Daa 
jünrite  von  Diebold'a  Tier  Stiefkindern.  Beitr.  IX,  45.  Ali  Todesjahr 
wird  dort  15fi4  genannt.  3)  Beitr.  IX,  41  aagt  Andr.  Ryff  von  seinem 
Vater,  er  sei  im  J.  1586  »an  einer  ^'/ajehrigen  «erbenden  kranckheit'  ge- 
■torben.  Wenn  daa  im  Texte  angegebene  Datum  richtig  int,  ao  hätte  Die- 
bold beinahe  4%  Jahre  an  «einer  Krankheit  gelitten. 


Die 


Chroniken  des  Kai 

Klosters 


i  n    Klein-Basel. 


1401  —  1532. 


Einleitung. 


Die  Chroniken  der  Karthaus  von  Basel  bilden  zusammen 
ein  interessantes  Seitenstück  und  eine  wichtige  Ergänzung  zu 
der  Chronik  des  Fridolin  Ryff.   Der  Hauptwerth  der  letztern  be- 
steht darin»   dass  wir  über  den  Fortgang  und  die  Durchführung 
der  'Reformation  in  Basel  die  Berichte  eines  Zeitgenossen  und 
Mithandelnden    erhalten.     In  dieser  Beziehung  treten  ihr  die 
beiden    letzten    der   hier  abgedruckten  Karthäuser -Chroniken 
zur  Seite,  auch  sie  berichten  über  die  Basler  Reformation,  auch 
sie    stammen   von   Zeitgenossen,   nicht  von  Mithandelnden  im 
Sinne  RyflTs,  wohl  aber  von  solchen,  die  durch  die  Zeitereig- 
nisse in  unmittelbarster  Weise  berührt  und  betroffen  wurden. 
Wie  'Ryff  ein  eifriger  Anhänger  der  Reformation  ist,  so  gehö- 
ren die  beiden  Karthfiuser,  denen  wir  jene  zwei  Chroniken  ver- 
danken, zn  ihren  erbittertsten  Gegnern.   Die  Karthaus  war  eine 
der  Hauptstutzen  des  alten  Glaubens  in  Basel,  ein  Hauptmit- 
telpunkt  für  diejenigen,   denen  das  Umsichgreifen  der  neuen 
Lehre  zuwider  war.    Während  die  andern  klösterlichen  Anstal- 
ten Basels  ihre  frühere  Bedeutung  längst  verloren  hatten,  stand 
die  EUrthaus  auf  dem  Höhepunkt  ihrer  Blüthe  *) ,  weithin  be- 
rühmt  durch  eine  Reihe  von  Gelehrten,    die  in  den  letzten 
Jahrsehnten  ihre  Zellen  bewohnt  hatten,  im  Besitz  einer  reichen 
Bibliothek,   getragen  durch  die  Gunst  einer  Anzahl  der  ange- 
sehensten  Basier  Familien,  in  regem  Verkehr  mit  den  nam- 
haftesten Buchdruckern   der  Stadt  und  manchen  der  wissen- 
schaftlich hervorragenden  Männer,  welche  durch  diese  und  durch 
die  Universität  herbeigezogen  worden  waren.    Wie  das  Kloster 

I)  Der  Karthäuserorden  wurde  im  Allgemeinen  weniger  von  dem  Ver- 
falle berührt,  dem  das  übrige  Mönchswesen  anheimfiel,  vgl.  die  bei  Gie- 
seler:  Lehrbuch  der  Kircbengeschichte  II.  4.  8.  271  citierte  Stelle  des  JFo. 
BtiBchiua    de   reform,  monasterioram  üb.  III.  c.  32  cos  Leibnitii  8criptt. 
Brunrnr.  U.   p-  935 :   Carthusia  *  jwima  sui  instiuitioa«  semper  in  observan- 
tia  reffulari  perroanait  propter  tna,  videlioet  solitudinem,  Silentium  et  Visi- 
tationen!    ot  patet  in  hoc  versu: 

'  Per  tria  So.  81.  Vi.  Carthusia  permanet  in  vi. 


234  Einleitung. 

nach  und  nach  zu  dieser  Blüthe  gelangt  ist,  das  lehren  uns 
die  beiden  ersten  Chroniken,  welche  die  Geschichte  desselben 
von  seiner  Gründung  bis  auf  die  Reformationszeit  herabfuhren 
und  somit  zum  Verständniss  der  späteren  den  nothwendigen 
Schlüssel  bilden. 

Da  die  Chroniken  selbst  die  reichste  Quelle  für  die  Ge- 
schichte des  Klosters  sind,  so  enthalten  wir  uns  hier  in  der 
Einleitung  näher  auf  dieselbe  einzugehn,  wir  ziehen  es  vor,  in 
den  Anmerkungen  aus  dem  übrigen  vorhandenen  Material  die 
nöthigen  Erläuterungen  beizubringen.  Es  ist  dieses  Material 
reichlich  genug,  um  zu  einer  umfassenden  Bearbeitung  des 
Klosters  aufzufordern  und  wir  hoffen,  dass  gelegentlich  einer 
unsrer  Basler  Historiker  sich  dieser  Aufgabe  unterziehen  werde, 
die  bei  der  Bedeutung,  welche  jenes  in  dem  letzten  halben 
Jahrhundert  seines  Bestandes  einnahm,  mehr  als  nur  localen 
Werth  haben  würde. 

Die  reichste  Fundgrube  bilden  begreiflicher  Weise  das 
Archiv  und  die  Bibliothek  des  Klosters,  von  denen  letztere  der 
öffentlichen  oder  Universität«-  Bibliothek  einverleibt  ist,  erste- 
res  einen  Theil  des  im  Rathhause  aufgestellten  Archives  der 
Baslerischen  Gotteshäuser  bildet.  Es  enthält  564  registrierte 
Urkunden,  die  sich  über  den  Zeitraum  von  1290 — 1683  er- 
strecken, ein  Faacikel  nicht  im  Einzelnen  registrierter  Papiere, 
14  Bände,  mit  den  Buchstaben  A — O  bezeichnet,  ausserdem 
eine  grössere  Anzahl  von  Rechnungsbüchern  aus  der  Zeit  der 
städtischen  Verwaltung  des  Klostergutes. 

Unter  den  erwähnten  Bänden  ist  von  besonderem  Interesse 
ein  sehr  reichhaltiges,  ausführlich  gehaltenes  Jahraeitbuch,  der 
sog.  über  benefactorum ,  mit  »Carthaus  L«  bezeichnet.  Es  ist 
ein  Band  in  massigem  Folioformat,  in  Holzdeckel  gebunden, 
die  mit  Tuch  überzogen  sind,  mit  Klappen  zum  Schliessen. 
Auf  der  Aussenseite  des  vorderen  Deckels  steht  mit  grosser, 
nur  noch  schwer  lesbarer  Schrift:   über  Benefactorum  domus 

huius,  scilicet  vallis Margarete  virginis ' —  (die 

letzten  Worte  sind  nicht  mehr  zu  erkennen,  ebenso  ist  nicht 
mehr  deutlich,  ob  vor  Margarete  ein  sancte  oder  beate  ge- 
standen). 

In  diesem  Buche  sind  die  Wohlthäter  der  Karthaus  nach 
den  Tagen  verzeichnet,  an  denen  für  sie  gebetet  werden  soll. 
Jedem  Tage  ist  in  der  Regel  ein  Blatt  gewidmet.  Auf  der  Vor- 
derseite desselben  ist  das  Datum  nach  römischem  Calender  an- 
gegeben, nicht  immer  auch  die  kirchliche  Bedeutung  des  Tages. 
Häutig  ist  dem  Namen  des  Festes,  das  auf  den  Tag  fällt,  noch 
eine  Notiz  beigegeben  über  die  Art  und  Weise,  wie  es  zu  feiern 
ist  (Üandelarum,  missa,  sermo,  capitulum,  trium  lectionum, 
duodecim  lectionum  u.  s.  w.).  Ueber  die  Wohlthaten,  durch 
welche   die   einzelnen  Gönner   sich  verdient   gemacht  haben, 


Einleitung.  235 

wird  im  Einzelnen  Bericht  erstattet.  Unter  den  Wohlthätern 
finden  wir  Personen  aller  Stände  von  Pabst  Felix  V.  und  Kaiser 
Sigismund  bis  auf  einfache  Dienstboten  herab.  Besonders  ver- 
treten sind  natürlich  die  angesehenen  Basler  Familien,  voran 
die  Zybol  und  Zscheckenbürlin l)  mit  ihren  Verwandten,  denen 
ach  später  die  Buchdruckerfamilien  der  Froben,  Amerbach  und 
Petri  anschlieesen.  Auch  die  dem  Orden  beigetretenen  Brüder 
und  die  Habseligkeiten,  die  sie  ins  Kloster  gebracht  und  dem- 
selben überlassen  haben,  werden  angemerkt.  Das  Buch  ist  bald 
nach  der  Gründung  des  Klosters  angelegt  und  bis  zur  Refor- 
mation fortgeführt  worden.  Besonders  zahlreich  sind  die  von 
den  beiden  letzten  Prioren  Jacob  Louber  (Lauber)  und  Hiero- 
nymus  Zscheckenbürlin  gemachten  Eintragungen. 

Für  eine  Geschichte  des  Klosters,  der  Baslerischen  Fami- 
lien, sowie  für  culturgeschichtliche  Studien  fände  sich  hier  eine 
reiche  Ausbeute. 

Ein  zweites  Jahrzeitbuch,  als  Calendarium  Carthusianum 
oder  Diarium  bezeichnet,  befindet  sich  auf  der  öffentlichen 
Bibliothek,  A.  VI.  23  bezeichnet.  Es  ist  später  angelegt  als 
der  über  benefactorum  und  auf  kürzere  Aufzeichnungen  be- 
rechnet, indem  jede  Seite  drei  Tage  enthält.  Bei  den  Namen 
der  Wohlthäter,  deren  Wohlthaten  in  der  Regel  nicht  namhaft 
gemacht  werden,  wird  bisweilen  auf  die  ausfuhrlicheren  An- 
gaben des  über  benefactorum  verwiesen.  Hingegen  ist  die  An- 
gabe der  Feste  und  der  Art,  wie  sie  gefeiert  werden  sollen, 
genauer  als  in  diesem,  an  mehreren  Stellen  finden  sich  auch 
betreffs  der  Feier  der  Jahrzeiten  specielle  Anweisungen  für  den 
Sacristan.  Während  der  Über  benefactorum  zu  einer  Art  Ge- 
schichtswerk  anwuchs,  scheint  das  Calendarium  zu  unmittel- 
barem gottesdienstlichem  Gebrauche  angelegt  worden  zu  sein. 

Die  Bibliothek  des  Klosters,  welche  etwa  2000  Bände 
zahlte,  wurde  im  Jahre  1590  der  Universität  übergeben  und 
erhielt  ihre  neue  Aufstellung  durch  unsern  Peter  Ryff,  der  da- 
mals das  Amt  des  Universitätsbibliothekars   bekleidete2).    Es 


1)  Der  Name  dieser  Familie  wird  in  den  gleichzeitigen  Schriftstücken 


uns  im  Anschluts  an  die  Schreibweise  des  Priors  Louber  für  die  Anwen- 
dung der  Form  Zscheckenbürlin  entschieden.,  die  den  Formen  unserer 
ßchnftaprache  am  meisten  entspricht.  —  Die  Schreibung  mit  Tsch  begegnet  in 
gleichzeitigen  Schriftstücken  nur  selten,  vereinzelt  kommt  auch  ein  einfaches 
Seh  vor.  —  Der  Name  ist  nach  der  unzweifelhaft  richtigen  Vermuthung 
Jacob  Burckhardt's  aus  dem  italienischen  Ceccopieri  entstanden.  So  wur- 
den noch  im  17.  Jahrhundert  die  Namen  Denais  und  Vertemate  in  Dienast 
und  in  Werthema&n  umgedeutscht,  und  noch  heute  verfahrt  das  Volk  mit 
fremdländischen  Namen,  die  sich  in  Basel  embürgern,  in  derselben  Weise, 
nur  dasi  diese  Umdeutschungen  jetst  nicht,  wie  früher,  auch  in  die  Ortho- 
gnphie  der  Namen  eindringen.         2)  P.  Merian:  Zur  Geschichte  der  in, 


236  Einleitung. 

existierten  über  dieselbe  zwei  Cataloge,  die  zugleich  mit  der 
Bibliothek  an  die  Universität  abgeliefert  wurden.  Der  altere 
dieser  beiden  Cataloge,  der  gegenwärtig  leider  nicht  mehr  auf- 
zufinden ist,  war  durch  den  Prior  Jacob  Louber  angelegt  wor- 
den, der  demselben  folgende  Bemerkung  beigefugt  hatte: 

Sunt  nonnulli,  qui  librorum  comparattoni  resistunt,  atten- 
dant  hü  quod  sequitur,  utpote  quid  sit  monasterium  sine  libris. 
Monasterium  sine  libris  est  sicut 

Civitas  sine  opibus, 

Castrum  sine  muro, 

Coquina  sine  suppellectili, 

Mensa  sine  cibis, 

Hortus  sine  herbis, 

Pratum  sine  floribus, 

Arbor  sine  foliis1). 

Ein  zweiter  ist  angelegt  von  derselben  Hand,  die  nach 
dem  Tode  Louber's  in  den  Büchern  selbst  die  Zugehörigkeit 
derselben  zur  Rarthäuserbibliothek  angemerkt  hat  (s.  die  Anm. 
zu  S.  e  der  Continuatio).  Dieser  neue  Catalog  besteht  aus 
zwei  fänden  in  schmal  Folioformat,  in  Pergament  gebunden, 
der  hintere  Deckel  ist  so  breit,  dass  er  bis  über  einen  Theil 
des  vordem  umgeklappt  werden  konnte,  er  ist  überdies  mit 
einem  ledernen  Riemen  versehn,  der  sich  mehreremale  um  den 
Band  schlingt.  Der  erste  Band  enthält  das  registrum  pro  an- 
tiqua,  der  zweite  das  pro  nova  bibliotheca.  Die  in  der  antiqua 
bibliotheca  (oder  libraria,  beide  Ausdrücke  werden  gebraucht' 
aufgestellten  Bücher  sind  mit  Buchstaben  (welche  das  armarium 
bezeichnen)  und  dem  »numerus  Ordinarius«1)  (römischen  Zif- 
fern) ,  die  der  nova  mit  Buchstaben  und  dem  »numerus  cyfra- 
lis«  (arabischen  Ziffern)  signiert.  Am  Eingange  des  ersten  Ban- 
des findet  sich  ein  »Iniormatorium  bibuothecarii  seu  librarii 
domus  vallis  beatae  Margaretae  in  Basilea  minori  Carthusiensis 
ordinis,  continens  12  canones  sive  regulas  informativas  officii 
sui«.  Eine  Veröffentlichung  dieses  Cataloges  wäre  sehr  inter- 
essant, würde  aber  die  Grenzen  einer  Beilage  zu  unserem  Bande 
weit  überschreiten. 

Die  Bibliothek  ist  für  unsere  Kunde  von  der  Geschichte 
des  Klosters  zunächst  insofern  von  grosser  Wichtigkeit,  als  die 
in  ihr  enthaltenen  Druckwerke  und  Manuscripte  uns  einen  Ein- 
blick in  die  geistige  Thätigkeit  desselben  gewähren,  es  finden 
sich  aber  in  derselben  begreiflicher  Weise  auch  manche  Schrift- 
stücke, die  uns  directe  Nachrichten  über  das  Kloster  geben3). 

dem  neuen  Museum  aufgestellten  akademischen  Sammlungen  (in  der  Fest- 
schrift zur  Einweihung  des  Museums  in  Basel.  1849)  8.  8.  1)  Merisn 
a.  a.  O.  6.  2)  8.  unten  8.  e  der  Continuatio.  3)  Von  den  Chroniken, 
die  wir  abdruoken ,  ist  keine  mit  der  Karthäuserbibliothek  an  die  Unirer- 


Einleitung.  237 

Neben  dem  Archive  und  der  Bibliothek  des  Klosters  hat 
für  das  Stadium  seiner  Geschichte  einen  nicht  geringen  Werth 
die  Sammlung  von  Auszügen  und  Bemerkungen,  welche  der  Chro- 
nist Christian  Wurstisen  (f  1588)  angelegt  hat  und  die  sich  in  dem 
mit  L  IL  14  bezeichneten  Bande  der  Basler  Universitätsbiblio- 
thek befindet.  Der  Band  führt  auf  dem  Bücken  die  Bezeichr 
nung  »Analecta  Christ.  Urstisii  Bas.«  und  wird  daher  gewöhn- 
lich als  «Analecta  Urstisii«  citiert,  Wurstisen  selbst  hat  folgen- 
den Titel  hinein^eschrieben :  Rhapaodiae  xerum  variarum,  in- 
primis  vero  Basiliensium,  ex  infinitis  diplomatibus,  instrumentis 
scriptisque  congestae,  seu  venationis  antiquariae  sylva  Christiani 
Urstisii  Basiliensis.  —  Diese  Analecta  enthalten  auch  viel  auf 
die  Geschichte  der  Kalthaus  Bezügliches,  zum  Theil  Auszüge 
aus  noch  vorhandenem  und  nachweisbarem  handschriftlichem 
Material,  wie  namentlich  aus  dem  liber  benefactorum,  zum  Theil 
aber  auch  aus  solchem,  das  zwar  wohl  noch  vorhanden  sein 
wird,  augenblicklich  aber  schwer  aufzufinden  ist:  da  die  aus 
der  Karthaus  herstammenden  Werke  auf  der  Universitätsbiblio- 
thek nicht  getrennt  aufgestellt  sind  und  für  den  grösten  Theil 
unseres  Handschriftenschatzes  zur  Zeit  nur  ein  ganz  kurz  gehal- 
tenes Verzeichnis  vorhanden  ist,  so  entzieht  sich  noch  Man- 
ches unsern  Nachforschungen,  und  da  bieten  die  Auszüge  und 
Abschriften  Wurstisens  willkommene  Ausbeute.  Ferner  giebt 
Wurstisen  Nachrichten  über,  die  zum  Theil  nicht  mehr  vorhan- 
denen Gebäulichkeiten  der  Karthaus,  er  beschreibt  namentlich 
die  Glasgemälde,  die  sich  in  dem  längst  abgebrochenen  grossen 
Kreuzgange,  der  sog.  Galilaea  maior,  fanden  und  fuhrt  die  In- 
schriften auf,  welche  über  dem  Eingange  der  einzelnen  Zellen 
standen1). 

Die  Gebäulichkeiten  des  Klosters  haben,  seitdem  das- 
selbe im  J.  1669  zum  Waisenhause  eingerichtet  worden2),  man- 
cherlei Veränderungen  erlitten,  namentlich  hat,  wie  oben  be- 
merkt, der  grosse  Kreuzgang  mit  den  ihn  umgebenden  Zellen 
fallen  müssen,  die  übrigen  Räumlichkeiten  sind  theilweise  um- 
gebaut und  vergrössert  worden,  immerhin  aber  macht  der  An- 
blick des  grossen,  rings  ummauerten,  zum  Theil  noch  von  der 
alten  Stadtbefestigung  umschlossenen  Baumes,  wie  er  sich  längs 
des  Rheinufers,  angelehnt  an  die  grüne  Herrenmatte,  erstreckt, 
mit  der  Kirche  und  den  sie  umgebenden  Gebäulichkeiten  einen 
eigentümlichen  Eindruck  und  erleichtert  uns  das  Verständniss 
der  in  den  Chroniken  enthaltenen  Erzählungen.  Wir  haben 
unserem  Bande  eine ,  vogelperspectivische  Ansicht  der  Karthaus 
beigegeben,    etwas  vergrössert  nach    dem   Plane  Basels    von 

»tat  gelangt,  sie  scheinen  zur  Zeit  der  Reformation  aus  dem  Kloster  wegge- 
kommen zu  sein  (vgl.  unten  die  Einleitungen  zu  den  einzelnen).  1)  wir 
geben  dieselben  unter  den  Beilagen.  2)  8.  die  in  der  Vorrede  citierte 
Whrift  S.  11  ff. 


238 


Einleitung. 


Matthäus  Merian  aus  dem  Jahre  1615,  der  das  Kloster  noch 
ganz  in  seiner  alten  Gestalt  giebt,  und  haben  uns  bemüht,  so- 
viel als  möglich  die  Räumlichkeiten  den  Berichten  der  Chro- 
niken gemäss  zu  bestimmen.  —  Sehenswürdig  für  den  jetzigen 
Besucher  der  Karthaus  sind  ausser  der  musterhaften  Einrich- 
tung des  Waisenhauses  und  der  Verwendung  der  alten  Kloster- 
räume zu  den  Zwecken  dieser  Anstalt,  an  der  wohl  selbst  die 
alten  Bewohner  des  Klosters  ihre  Freude  haben  würden,  von 
den  noch  ganz  oder  doch  mehr  oder  weniger  in  ihrem  alten 
Zustande  verbliebenen  Bauwerken  namentlich  die  geschickt  re- 
staurierte Kirche  mit  der  Sacristei  und  dem  kleinen  Kreuzgange, 
der  die  Grabmäler  der  Amerbache  enthält,  die  schön  vertäfelte 
Stuba  hospitum  und  die  gewölbte  Küche  *) .  Einige  Kunstwerke 
und  Geräthschaften  aus  dem  Kloster  sind  in  der  mittelalter- 
lichen Sammlung  untergebracht,  in  derselben  befindet  eich 
auch  das  lanzettförmige  Siegel  des  Klosters,  die  h.  Margaretha 
darstellend,  die  über  den  Drachen  schreitet,  darunter  einen 
betenden  Karthäuser,  mit  der  Umschrift:  S.  prioris  et  conventus 
domus  cartus.  in  bas.  minori. 

Eine  kurze  Geschichte  des  Klosters,  in  anziehender  Weise 
geschrieben,  mit  einer  Reihe  interessanter  Anmerkungen  bietet 
das  XVI.  Neujahrsblatt  für  Basels  Jugend,  heraus- 
gegeben von  der  Gesellschaft  zur  Beförderung  des  Guten  und 
Gemeinnützigen.  1838,  verfasst  von  Abel  Burckhardt.  Viel- 
fache Belehrungen  gewähren  auch  die  Anmerkungen  zu  den 
im  Folgenden  zu  erwähnenden  Uebersetzungen  der  drei  ersten 
unserer  Chroniken  durch  Karl  Buxtorf. 

I)  Vgl.  die  Beilage  über  die  Gebäulichkeiten  der  Karthaus. 


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I. 

Chronica  ftindationis  Carthusiaß 

in  Basilea  minori, 
aactore  Henrico  Arnoldi  de  Alveldia, 

eiuadem  domus  prioxe. 

1401—1480. 


\ 


Einleitung. 


i 


Der  Verfasser  der  Chronik,  welche  die  Schicksale  des  Klo-  v«r- 
^^ere  von  dessen  Gründung  bis  zum  Schlüsse  der  Amtsdauer  f"8er" 
$0&  neunten  Priors,  d.  h.  bis  zum  J.  1480,  schildert,  ist,  wie 
^\x  aus  dem  Eingange  der  Fortsetzung  erfahren  *) ,  eben  dieser 
_ ^eunte  Prior  selbst,  Heinrich  Arnold  (Henricus  Arnoldi)  aus 
jUhlfeld  in  der  Diöcese  Hildesheim,  auch  schlechtweg  Heinrich 
l^ron  Ahlfeld  genannt 2) .  —  Was  wir  über  seine  Lebensumstände 
ms  seiner  eigenen  Chronik  und  deren  Fortsetzung,  aus  Tri- 
liuß  und  ans  einer  Aufzeichnung  seines  Nachfolgers  im 
rat  der  Basler  Karthaus,  des  Jacob  Louber3),  erfahren, 
«ich.  kurz  in  Folgendem  zusammenfassen.  Geboren  zu  Ende 
Jahres  1407  4)  scheint  er  in  ziemlich  jungen  Jahren  nach  Rom 
zu    sein,  wo  er  am  päbstlichen  Hofe  lebte  und  die 

11  Auch  Trithemius  in  dem  Liber  de  scriptoribus  ecclesiasticis  und  in  dem 
logus  illuetrium   virorum  Germaniam  —  exornantium  führt  unter  den 
fcen  des  Heinricus  Arnoldi  die  «Chronica  domus  Carthusiensis  (resp.  d, 
■ne)  in  Basilea«  auf.       2)  In  den  nicht  von  seiner  eigenen  Hand  herrühren - 
~  Titelangaben  seiner  Schriften  in  den  ans  der  Karthäuser  Bibliothek  her- 
amenden  Exemplaren  der  Basler  Bibliothek  wird  er  bald  Henricus  oder 
inricus  Arnoldi ,    bald  Henricus  de  Alveldia ,  bald  Heinricus  Arnoldi  de 
hreldia  genannt.    Henricus  Arnoldi  Saxo  (resp.  natione  Saxo)  heisst  er  in 
Grabschrift  (Tonjola  319)  und  bei  Trithemius,  während  er  selbst  in 
Chronik  den  Familiennamen  wegläset  und  sich  nach  seinem  Heimaths- 
nennt.   Wenn  es  ietzt  an  der  betreifenden  Stelle  im  30.  Capitel  heisst: 
r  Heinricus  de  Alleveldia  Hildesemensis  ex  Saxonia,  so  ist  ohne  Zwei- 
ter oder  nach  Hildesemensis  das  Wort  diocesis  ausgefallen.    Das  l&sst 
schliessen  aus  der  Bezeichnung,  die  er  in  der  professio  des  frater  Geor- 
Ton  Gerolspach ,    alias   von  Schüren  Frisingensis  diocesis   ( auf  einem 
amentblattcnen    in  dem  Bande  G2  I.  34  der  öffentlichen  Bibliothek  in 
;I)  erhalt.   Dort  heisst  er:  Henricus  Arnoldi  de  Alleveldia  diocesis  Hü- 
mensis.  —  Die  Familiennamen  erhielten  bekanntlich  im  Mittelalter  bei 
Uebersetzung  ins  Lateinische  immer  die  Genitivform,  indem  man  sie  als 
Bezeichnung   des  Namens  des  Vaters  auffasstj   so  begegnen  wir  z.  B. 
Basler  Rittern  Otto  Sealarn  (Schaler),  Henricus  Monachi  (Münch),  Hen- 
Dtvitis  (Reich) ,    den  Basler  Gelehrten  Johannes  Currificis ,   Johannes 
fzü,  Johannes  Sellatoris,  so  werden  wir  unten  auf  die  Karthäuser  Geor- 
jfti  Csrpentarii  und  Nicolaus  Molitoris  stossen.     So  nannte  sich  auch  der 
•  Sdiriftsteiier   bekannte  Ulmer  Dominicaner  Felix  Schmid  auf  lateinisch 
WäFahri.        S)   S.  unten  S.  243  Anm.  4.        4)  Er  starb  den  5.  Juni  1487 
ilbcng  setstis  anno»   octoginta  minus  quasi  mensibus  quinque«.     Conti- 
DQitio  pag.  a. 
WCkrofliken.  i.  1G 


242  Einleitung. 

Stelle  eines  Notars  bekleidete1).  Bei  Gelegenheit  des  Basier 
Concils  kam  er  nach  Basel  und  wurde  Notar  des  Concils2) ; 
um  welche  Zeit  dies  geschah,  lasst  sich  nicht  nachweisen3), 
doch  wird  es  wohl  in  den  ersten  Zeiten  der  Versammlung  ge- 
schehen sein;  denn  schon  zu  Anfang  des  Jahres  1437*),  als 
der  Bruch  mit  dem  Pabste  in  naher  Aussicht  stand,  zog  er 
sich,  von  dem  Bewusstsein  der  Eitelkeit  aller  irdischen  Dinge 
durchdrungen,  in  die  Ställe  der  Karthaus  zu  Basel  zurück,  in 
deren  Mauern  er  den  übrigen  Tneil  seines  Lebens,  über  50 
Jahre,  zubrachte.  Um  Pfingsten  1449  wurde  er  zum  Prior  er- 
wählt und  bekleidete  das  Amt  über  30  Jahre  lang5).  Im  Jahre 
1478  wurde  er  durch  eine  Lähmung  betroffen,  die  ihn  an  den 
Rand  des  Grabes  brachte8)  und  ihm  die  Fortführung  seines 
Amtes  erschwerte;  da  er  aber  den  Jacob  Louber  zu  seinem 
Nachfolger  wünschte  und  dieser  das  erforderliche  Alter  noch 
nicht  besass,  so  wartete  er  mit  der  Niederlegung  seines  Amtes 
noch  beinahe  zwei  Jahre  und  sah  nun  seinen  Wunsch  in.  Er- 
füllung gehn7).  Er  starb  im  Jahre  14S78).  Wir  enthalten  uns 
über  seine  Amtsführung  als  Prior  hier  ausführlicher  zu  reden, 
da  die  unten  folgenden  Chroniken  hierüber  des  Weiteren  be- 
richten, bloss  das  sei  bemerkt,  dass  ihm  von  allen  Seiten  das 
Lob  eines  treuen  Hirten  gespendet  wird,  der  für  das  leibliche 
sowohl  als  namentlich  auch  für  das  geistige  Wohl  der  ihm  un- 
tergebenen Heerde  aufs  Gewissenhafteste  besorgt  war.  Aus  dem, 
was  über  ihn  berichtet  wird,  aus  dem  Lesen  seiner  Chronik 
wie  aus  der  Aufzählung  seiner  übrigen  Schriften  gewinnt  man 
den  Eindruck,  dass  man  es  mit  einer  durch  und  durch  re- 
ligiösen Persönlichkeit  zu  thun  hat  Noch  während  seiner 
Krankheit,  so  wird  ihm  nachgerühmt,  Hess  er  nicht  ab,  den 
Brüdern  mit  seinen  Ermahnungen  zur  Seite  zu  stehen0).  Nur 
selten,  wenn  das  Bedürfniss  seines  Klosters  es  dringend  erfor- 
derte, liess  er  sich  ausserhalb  der  Mauern  desselben  sehen,  was 

1)  Cortlsnnus  urbia  Rome  fuerat.  Chronica  fundationis  cap.  32. 
Qui,  cum  officio  notariatus  in  aacro  concilio  Basüienai  et  antea  in  urbe 
niultis  aunis  fungeretur.  Louber  in  der  demnächst  tu  erwähnenden  Auf- 
zeichnung. In  officio  notariatus  curialis  inter  trigiiila  primatum  obtinere 
meruit.  Continuatio  pag.  b.  2)  Tjrithem  und  Louber  a.  a.  0.  —  In 
Basilea  tempore  concüii  notariua  valde  famosus,  puta,  qui  rigore  eiaminis 
in  concilio  prefato  presidentibus  quodam  episcopo  imperatoris  capeUano  et 
kjjiim  doctore  et  cariiinali  Metensi  vsüde  famoso  et  experto  viro  inter  qui- 
dr ingeniös   notarios   obtinuit  tercium   locum.      Chronica  fund.   cap.  32. 

3)  Unter  denjenigen  Notarien,  die  Wurstisen,  gestützt  auf  die  Baaler  Hand- 
schrift des  Johann  von  Segobia,  als  in  den  ersten  Sitzungen  des  Concils 
ernannt,    aufzahlt    (S.   266.   26S.  271.  273),    findet  sich   sein   Name   nicht 

4)  Er  lebte  50  Jahre  und  etwa  4  Monate  im  Orden.  Continuatio  pag.  a. 

5)  Chronica  cap.  30.  Continuatio  pag.  a.  6)  a  qua  (raorte)  non  re- 
mote  eram.  Einleitung  der  Chronica.  7)  Continuatio  a.  a.  O.  Vgl. 
die  Beilage;  de  colli«  Carthusiae  Basiliensis.  8}  Continuatio  a.a.O. 
Trithemius,  Tonjola  319.  In  der  Chronica  cap.  33  steht  inthüm- 
lichenreise  1485.         9)  Continuatio  pag.  a. 


Einleitung.  243 

jedesmal  grosses  Aufsehen  unter  den  Ijcuten  erregte,  die  ein- 
ander seine  ehrwürdige  Gestalt  niesen  und  sich  zuflüsterten: 
Seht,  da  kommt  der  Vater  aus  der  Kartbaus  >). 

Obgleich  Heinrich  nie  eiuen  academischen  Grad  erworben 
hat1),  wird  von  ibm  gesagt,  dass  er  in  den  freien  Künsten 
sowohl  als  in  der  Gottesgelahrtheit  bewandert  und  auch  im 
geistlichen  Rechte  erfahren  gewesen5}.  Er  hat  sich  auch  als 
Verfasser  einer  Menge  geistlicher  Schriften  erbaulich  mystischen 
Inhaltes  einen  Namen  gemacht.  Trithemius  fuhrt  eine  Anzahl 
derselben  auf,  mehrere  von  diesen,  sowie  mehrere  andere 
finden  sich  auf  der  Basier  Bibliothek  vor4),  die  meisten  hand- 
schriftlich, gedruckt  nur  zwei.  Erstens  der  Tractatus  de 
modo  proveniendi  ad  veram  et  perfeetam  dei  et  pro- 
xiuii  dilectionem,  habens  fundamentum  ex  tbeolo- 

gia  mistica editus  a  quodam  Cu.rtusi.ensi  ad  dei 

laude ra  et  aliorum  edificacionem.  Am  Schluss  des  In- 
haltsverzeichnisses wird  das  Werk,  das  in  der  Torrn  eines  Ge- 
spräches zwischen  Christus  und  dem  Verfasser  gehalten  ist, 
auch  als  opus  de  caritate  bezeichnet.  Es  ist  identisch  mit  dem 
von  Trithem  angeführten  Bucht'  »de  commendacioue  oharitatu  n, 
das  nach  dem  über  de  scriptoribus  ecclesiasticis  mit  den  Wor- 
ten »charitatis  excellentia «  beginnt.  Der  Verfasser  ist  in  dem 
Tractat  selbst  nicht  genannt,  dagegen  wird  dieser  auf  dem  Vor- 
setzblatte des  aus  der  Karthäuserbibliothek  stammenden  Exem- 
plaren bezeichnet  als  » tractatus  de  caritate  patris  prioris  Henrici 
Amoldi  Cartusiensis  Ilasiliensisn.  Der  sehr  schöne  alte  Druck 
enthält  keine  Angabe  des  Jahres  oder  des  Druckortes.  Bernh. 
Pez,  der  in  seiner  Bibliothcca  ascetica  Bd.  VI  den  Xractat, 
dessen  Verfasser  er  nach  jener  Angabe  des  Trithem  heraus- 
gefunden, aus  einer  Handschrift  des  Klosters  Melk  abgedruckt, 
hat  den  alten  Druck  nicht  gekannt.  —  Sodann  zweitens  ein 
Gebet  gegen  die  Türken:  Contra  Teucros  specialis  leta- 
nia  et  preces  flexis  geuibus  dicende5).   Am  Schlüsse  des 

I)  Continuatio  pag.  b.  2]  Ibid.  pag.  a.b.  3)  Trithem.  und 
Lauber.  4)  Ausserdem  befindet  sich  dort  ein  von  der  Hand  des  Jacob 
I.onber  angefertigtes  ausführliche«  .Register  über  einen  Hammel  band  »Liber 
et  oratiunom  et  aliorum  opusculumm  pädia  iLeinricj,  Amoldi 
i.  a.  w.,  der  selbst  nicht  vorhanden  ist.  Dagegen  besitzt  die 
;n  andern,  ahnlichen,  jedoch  nicht  ganz  su  reichhaltigen  Sam- 
ionale  sanetomm  überschrieben ,  durch  den  Bruder  Johannes 
r  da«  Karthäuser  Kloster  zusammengeschrieben,  1484  vollen- 
Anleitung,  welche  Lauber  dem  erwähnten  ßegister  voraus- 
commendaüu  prediuti  patris  et  uuuruiu  upuseulorum«  geben 
Beilagen.  —  Der  Catalog  der  Basier  Bibliothek  erwähnt  noch 
jermanicum  Heinrich«  de  benefieüs  fundaotiurn  cellam  Car- 
as  aber  nach  der  Signatur,  die.es  trägt,  nicht  aufzufinden 
iieint  es  im  J.  1817  benutzt  zu  haben  (Chronik  S.,75  Ann.  1). 
la  war  auch  in  dem  von  Jacob  Louber.  beschriebenen  Sam- 
melbande  enthalten. 


244  Einleitung. 

aus  vier  Blättchen  bestehenden  Druckes  heisst  es:  Istam  letaniam 
magne  efficacie  composuit  venerabilis  ac  multum  devotus  pater 
dominus  Heinricus  Arnoldi  prior  Cartusiens.  in  Basilea  contra 
Teucros  pessimos  Christiani  nominis  inimicos.  Anno  domini 
m.  cccc.  lxxvi.  Oretur  pro  eo.  Jahr  und  Ort  des  Druckes  sind 
nicht  angegeben1), 
^bfiw?  Kehren  wir  wieder  zu  unserer  Chronik  zurück.  Dass  Hein- 
(Bung.rich  sie  erst  nach  seiner  Resignation  abgefasst,  bezeugen 
mehrere  Stellen  derselben.  Im  30.  Capitel,  beim  Bericht  über 
seine  Erwählung,  wird  beigefügt  »qui  domui  mee  30  annis  pre- 
fuit«2)  (pag.  67) ,  im  31.  Capitel  (pag.  70)  wird  eines  Zinses 
gedacht,  der  im  Jahre  1482  zurückgekauft  wurde.  Wir  sehen 
also,  dass  der  für  das  Wohl  seines  Klosters  unermüdlich  be- 
sorgte Mann,  nachdem  er  der  Pflichten  eines  Vorstehers  ent- 
hoben war,  sich  durch  die  Krankheit,  an  der  er  darniederlag 
und  deren  er  in f der  Vorrede  erwähnt3),  nicht  abschrecken  liess, 
die  Kunde,  die  er,  wie  kein  anderer,  von  den  Schicksalen  des- 
selben besass,  dem  bleibenden  Andenken  seiner  Mitbrüder  zu 
überliefern. 
za»&tee  Der  Arbeit  Heinrichs  von  Ahlfeld  ist  von  fremder  Hand 
[derer*  eine  Notiz  über  seinen  Tod 4)  und  ein  Nachruf  an  ihn  beigefugt 
H»nd.  worden.  Da  die  Chronik,  wie  sie  uns  vorliegt,  nicht  das  Auto- 
graph Heinrichs  ist,  sondern  eine  sorgfaltige  Reinschrift  seiner 
Arbeit  sowohl  als  der  ihr  beigefügten  Zusätze,  so  lässt  sich  auf 
Grund  der  Handschrift  nicht  feststellen,  welches  der  Umfang 
dieser  letzteren  ist,  ob  die  Arbeit  Heinrichs  im  32.  Capitel, 
von  dem  der  Verfasser  der  Continuatio  sagt,  es  sei  zur  Hälfte 
noch  von  jenem  verfasst5),  mit  den  Worten  »sicut  et  in  aliis 
factis  et  circumstanciis  eiusdem  emptionis  etc.«  abbricht  und 
alles  Folgende  von  anderer  Hand  herrührt  oder  ob  nicht  viel- 
mehr diese  nur  den  Abschnitt  »Postremo  noveris  —  feliciter 
obiit  anno  domini  1485«  eingeschaltet,  der  Schluss  des  Capitels 
»Nunc  itaque  gaudete  —  ut  erroneum  contemnendum  etc.a ,  der 
sich  wieder  auf  die  vorher  erzählte  endliche  Abwickelung  des 
lästigen  Lieler  Handels  bezieht,   und  die  Erzählung  von  der 

1)  Im  Cataloge  der  Bibliothek  findet  sich,  jedoch  ohne  Signatur,  noch 
eine  Ausgabe  aus  dem  J.  1479  aufgeführt ,  ferner,  ebenfalls  ohne  Signatur, 
eine  weitere  Druckschrift:  De  Septem  festivitatibus  b.  virginis  Mariae  septem- 
plificata  septem  gaudia.  2)  Da  Heinrich  Pfingsten  1449  erwählt  wurde 
und  Pfingsten  1480  den  Louber  zum  Nachfolger  erhielt,  so  scheint  auf  den 
ersten  Blick  die  Zahl  30  nicht  richtig  zu  sein,  indessen  ist  zu  bedenken, 
dass  ohne  Zweifel  die  Resignation  der  Erwählung  des  Nachfolgers  um  einige 
Zeit  vorangieng,  mithin  die  Zahl  von  31  Jahren  nicht  vollständig  erreicnt 
wurde.  3)  me  per  mortem ,   a  qua  non  remote  eram  causante  gravi  in- 

firmitate,  deficiente  (S.  248,42) .  quia  hoc  non  admisit  mea  infinnitas(248, 29). 
4)  Mit  dem  irrigen,  wohl  auf  einem  Schreibfehler  beruhenden  Datum  1485 
statt  1487.  5)  Er  spricht  zwar  von  dem  letzten  Capitel,  meint  aber 
damit  nicht  das  eben  nur  angefangene  33.,  sondern  das  32. 


Einleitung.  245 

lurch  Heinrich  sehnlichst  gewünschten  Wahl  Loubers  zum  Prior, 
iiit  der  ein  33. ,  nicht  weiter  fortgesetztes  Capitel  eröffnet  wird, 
noch  Heinrich  angehört. 

Von  wem  der  Nachruf  an  ihn  und  die  etwanigen  sonsti- 
|en  Zusätze  herrühren,  ob  von  seinem  Nachfolger  oder  von 
wem  der  beiden  Schaffner  Philipp  Stouffer  oder  Martin  Ströu- 
b,  von  deren  schriftstellerischer  Thätigkeit  der  Verfasser  der 
Jontinuatio  berichtet  *) ,  oder  von  sonst  Jemand ,  darüber  lässt 
ich  nichts  sagen. 

Eigenthümlich  ist  die  Form,  in  welche  die  Chronik  geklei-  Fora. 
[fit  erscheint.  Die  Schicksale  des  Klosters  werden  uns  erzählt 
b  einem  Gespräche  zwischen  der  Schutzpatroninn  des  Klosters, 
ier  heiligen  Margaretha  und  ihrem  Knechte,  dem  Prior.  Hein- 
ich  hat  diese  dialogische  Form  in  mehreren  seiner  Schriften 
ogewandt:  so  wird,  wie  wir  gesehen,  in  dem  Buche  de  cari- 
ite  Christus  als  den  Verfasser  in  Wechselrede  belehrend  ein- 
[efiihrt,  und  gerade  wie  in  der  Chronik  erscheint  die  heilige 
hrgaretha  im  Gespräche  mit  ihrem  ServuluB  in  den  von  Tri- 
bem  angeführten  beiden  Dialogen  de  exerciciis  spiritualibus 
lad  de  cruce2).  Für  Gegenstände  dieser  Art  passte  allerdings 
ie  Form  besser  als  für  eine  historische  Arbeit,  aber  Heinrich 
Ät  eben  mit  Absicht  dieser  seiner  historischen  Darstellung  zu- 
Jfich  den  Charakter  einer  Erbauungsschrift  geben  wollen. 
fchon  der  Fortsetzer  der  Chronik  blickt  mit  einer  Art  Wohl- 
rollender  Ueberlegenheit  auf  die  kindliche  Darstellung  seines 
'olgangers  zurück  und  schlägt  einen  andern  Ton  an. 

Die  Handschrift,  in  der  uns  die  Chronik  erhalten  ist,  be-  JJJiMt 
indet  sich  auf  der  öffentlichen  Bibliothek  in  Basel  und  trägt 
fe  Signatur  X.  HI.  10.  Sie  liegt  mit  der  Fortsetzung  zusam- 
men in  einem  Pergamentumschlag,  der  aus  einer  vom  Baaler 
"(rocil  ausgestellten  Urkunde  (d.  d.  1439.  2  non.  octobr.)  her- 
jerichtet  ist.  Aussen  auf  demselben  steht  der  Titel:  Cronica 
tadacionis  Cartusie  in  Basilea.  Dieser  Umschlag  schliesst  fünf 
Lagen  Papiers  ein,  von  denen  die  vier  ersten  die  Cronica 
imdacioiris  enthalten,  die  letzte  die  Fortsetzung.  Von  jenen 
ner,  die  hier  für  uns  in  Betracht  kommen,  bestehn  die  drei 
toten  aus  je  sechs,  die  letzte  aus  fünf  in  einander  gelegten 
Ifcgen,  zusammen  also  (das  Format  ist  klein  Folio)  aus  46  Blät- 
tern starken  Papiers.  Es  sind  drei ,  übrigens  fast  ganz  gleich 
«»sehende  Sorten  mit  verschiedenen  Wasserzeichen.  Von  den 
4$  Blättern  sind  das  erste  und  die  sechs  letzten  ganz  leer, 
Bttt  2 — 40  haben  von  neuer  Hand  die  Seitenzahlen  1 — 78  er- 
sten. S.  76  enthält  nur  eine  Zeile,  S.  77  ist  zur  Hälfte  be- 
schrieben, S.  78   ganz  leer. 

Die  Handschrift  ist,   wie  bemerkt,    eine  sorgfältige  Rein- 

1)  Vgl.  die  Einleitung  zu  dieser.        2)  Vgl.  Continuatio  pag.  a. 


246  Einleitung. 

sehrift,  in  schönen,  kräftigen  Zügen  ausgeführt.  Die  Ueber- 
schriften  der  Capitel  und  das  Sancta  in  der  Einleitung  der 
Antworten  der  heiligen  Margaretha  sind  roth  unterstlichen, 
die  Initialen  der  Capitel  gross  in  rother  Farbe  gemalt,  die  Ma- 
juskeln mit  rothen  V erticalstrichen  versehn.  Bisweilen  finden 
sich  am  Rande  Bemerkungen  in  rother  Farbe.  Der  Interpunction 
ist  eine  besondere  Sorgfalt  gewidmet.  Punkt,  Semicolon,  Punkt 
mit  einfachem  Häkchen  drüber  (v),  Punkt  mit  Doppelhäkchen 
(Vi)  begegnen  uns  in  sehr  zahlreicher  Anwendung.  Das  Semi- 
colon bezeichnet  eine  stärkere,  der  Punkt,  mit  und  ohne  Häk- 
chen, eine  schwächere  Pause.  Das  einfache  Häkchen  kommt, 
jedoch  sehr  selten,  auch  als  Accent  in  einzelnen  Worten 
vor.  Wir  haben  uns  selbstverständlich  nicht  an  die  Inter- 
punction der  Vorlage  gebunden,  sondern  sind  den  heutigen 
Grundsätzen  und  den  Bedürfnissen  der  heutigen  Leser  gemäss 
verfahren. 
schick-  Die    Handschrift    scheint    der  Karthäuser  Bibliothek    nie 

BHand-r fönnlich  einverleibt  worden  zu  sein.  Sie  trägt  keine  bezügliche 
schritt.  Signatur  und  ist  auch  nicht  mit  der  Karthäuser  Bibliothek  in 
die  der  Universität  übergegangen,  der  sie  vielmehr  erst  als  Be- 
standteil des  Fäschischen  Museums1)  im  Jahre  1823  zugefal- 
len ist.  Sie  befand  sich  wahrscheinlich  zur  Zeit  der  beginnen- 
den Säcularisation  des  Klosters  in  den  Händen  ihres  Fortr- 
setzers,  des  Bruders  Georg  Carpentarii  von  Brugg,  und  ist 
mit  der  Fortsetzung,  die  jetzt  noch  in  demselben  Umschlage 
mit  ihr  liegt,  und  dem  Diarium  oder  der  Reformationschronik 
Georgs  entweder  bei  seinem  Tode  oder  schon  vorher  aus  dem 
Kloster  weg  in  die  Hände  eines  seiner  Bekannten  gekommen. 
Durch  den  verdienstvollen  Eifer  des  Begründers  der  Fäschi- 
schen Sammlung,  den  1667  verstorbenen  Professor  Kemigius 
Fäsch,  ist  die  Chronica  nebst  der  Fortsetzung,  wie  so  manches 
andere  werthvolle  Stück,  für  Basel  gerettet,  vielleicht  überhaupt 
vor  dem  Untergange  bewahrt  worden,  während,  wie  wir  unten 
sehen  werden,  die  Originalhandschrift  der  Reformationschronik 
spurios  verschwunden  ist. 
riBieVer-  ^as  Verdienst,  die  Chronik  nebst  der  Fortsetzung  zuerst 
öffent-  veröffentlicht  zu  haben ,  gebührt  dem  um  die  Bekannt- 
1,egenn."  rhachung  Baslerischer  Geschichtsquellen  überhaupt  sehr  ver- 
dienten Dr.  Karl  Buxtorf  (f  1871),  der  in  der  Einladungsschrift 
zur  Promotionsfeier  des  Gymnasiums  und  der  Realschule,  Basel, 
Schweighauser  1847.  8,  »die  Chronik  von  der  Stiftung  der  Kar- 
thause im  Minderen  Basel«  (nebst  der  Fortsetzung)  in  deut- 
scher, oft  etwas  freier  Uebersetzung  herausgegeben  hat.  Von 
dem   lateinischen  Originaltexte,    den  wir   hier  zum   erstenmale 

1)    S.  über  dasselbe  Merian   in   der  oben   erwähnten   Festschrift 
8.  12. 


Einleitung.  2 

Bande  tl«»  Q^^Jc:fa:€5n>  hat  im  Jahre  1854  Mone  im  zweit 
■  S.  154  ff  «ij^^^  ^?*sammlun£  zur  badischen  Landesgeschicl 
".  Iiel   lw»^n»i£~»ir      ÄXir       den  Markgrafen  von  Röteln  und  das  Di 

•S^S^SSdCiSj^11?  TCröffenÜicfr    Cap   2:  9Qu«ri8  de  a 

•  teLs       wn     «i       ^**t*<>:rtls   domu8  mee«  bis  zum  Schlüsse  des  Cai 

*  «WH,™!^*    ?     letztes     Wort  irrthürolich  territorio  statt  domii 
5aMK^^  •       <2»p.    26:  »eodem  anno—  1432  fuerunt  mit 

f  JSES^TrXS.*      ^8    *f  Prevaluerunt  seduetores«.     Cap.  3 

»    »glandes  usurpantes«. 


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[1]  Prologus  in  cronicäm  fundationis  domus  Cartusiensis  in 
Ba&üea  minori  per  modum  dialogi. 

Que  temporaliter  gesta  sunt,   ne  cum  temporis  lapsu  eva- 
nescant,  opus  est,  ut  litterarum  ministerio  confirmentur,  alio- 
quin  oblivio  facile  delebit,  quod  auditus  percepit.    ßonum  ergo  5 
est  commendare  scripture,   quod  memorie  non  debet  decidere. 
Hac  et   ego   consideratione   ductus  et   aliorum  instigatione  in- 
ductus  statui  apud  me,  largiente  eo,  a  quo  bona  cuncta  proce- 
dunt,    in  medium  producere  stilo  simplici  et  michi  magis  fa- 
miliari  ortum  et  profectum  demus  vallis  beate  Margarete  ordi-  10 
nis  Cartusiensis  in  Basilea  minori  Constanciensis  diocesis,  ne, 
ut   quidam  volunt,   m^  per  mortem,   a  qua  non  remote   eram 
causante  gravi  infirmitate !) ,  deficiente,  mortua  mecum  videatur 
noticia  eorum,   que   ad  dei  sanctorumque  eius  honorem  et  ad 
proximi  edificationem  facere  posse  videbantur.    Et  licet  ego  non  u 
sim  de  sancte  Margarete  in  Basilea  filiis  primis,   ad  quos  me- 
rito  istud  spectasset  officium,  eorum  tarnen  plures  novi  et  cum 
eis  conversatus  sum  pluribus  annis,    a  quibus  ea,   que  dudum 
ab  ipsis  audivi,    ego  didici.     Que  et,  sancta  Margareta  coope- 
rante,   modo  aliis  communicare   gestio.     Cum  autem  noverim  M 
nonnullos  in  dialogi  stilo  delectari,  huic  et  ego,  quantum  po- 
tero  et  prout  historia  patitur,    adherebo,   me  ut  servo  interro- 
gante  et  sancta  Margareta  sicut  domina  respondente.    Ordinem 
disserendi  de  historie  materia  cum  capitulorum  distinctionibus 
dabit  primo  preambolorum  diversitas  ac  deinde  priorum  per  sua  25 
nomina  secundum  decursum  temporum  designatio.    Estque  di- 
stincta  hec  materia  [2]  dyalogi  pro  commodo  legentium,  si  forte 
ipsam  legere  placeret  in  refectorio,  per  accentus2),  non  quidem 
reguläres ,   quia  hoc  non  admisit  mea  infirmitas  3j ,  sed  simpli- 
citer  per  usuales ,   ut  materia  ipsa  non   totaliter  esset  sine  di-  10 
stinctione  cum  lectoris  gravedine.    Explicit  prologus. 

18.  Die  Worte  »eis  —  plnribnsc  siehn  auf  einer  Basar. 

1)  Hic  pater  Henricus  paralysi  tactus  fuit  proxima  die  post  festum  s. 
Aanae  anno  1478.  Continuatio  pag.  a.  Vgl.  oben  die  Einleitung. 
2)  Unter  diesen  »accentus«  versteht  der  Verfasser  offenbar  das  ganze  von 
ihm  angewandte  System  der  Interpunction,  über  welches  in  der  Einleitung 
zur  Chronica  (S.  246)  berichtet  worden  ist.        3)  Vgl.  Anm.  1. 


Capitulum  1.  249 

bcipit  ereniea  domus  Cartueienmm  in  Basilea  minari.  Et  nri<- 
*um  de  occasicne  ßmdationis  sumpta  ex  patris  de  Brummen  ex 
Saxonia  oriundi,  nee  non  ex  euiusdam  in  Argentina  Carttmenme 
tmersi  revelacione.    Servulus  sanete  Margarete  querit  a  domina 

8ttay  et  %tta  respondet 

Capitulum  1. 

Scire  cupio,  domina  mea  Margareta  sanetdssima,  unde  fun- 
dator  domus  tue  sumpserit  occasionem  vel  etiam  causam  do- 
mum  tuam  in  Basilea  minori  fundandi.  A  deo  quippe  sunt 
omnia,  settamen  per  certa  media  divinitus  ad  hoc  aptata.  Et 
fuia  ego  a  patribus  meis  sepius  audivi,  quod  domus  ordinis 
Cartusiensis  communiter  ineipiunt  per  aliqua  futurorum  pre- 
wgia,  vellem  libenter  aliquid  de  huiusmodi  audire  a  tua  pie- 
täte  virginea,  quia  tu  melius  nösti  hec  omnia.  Videtur  enim 
hec  commendabilis  curiositas,  unde  sequitur  morum  edificatio 
ei  audiencium  utilitas. 

Sancta  Margareta  respondet:  Placet,  serve  meua, 
quia  cogitas  de  honore  meo  et  de  filiorum  meorum,  confratrum 
toorum,  consolatione.  Ad  hoc  enim  dudum  te  elegi,  ut  ea, 
que  de  hiis  latent,  priusquam  viam  universe  carnis  ingrediaris, 
per  te  manifesta  fiant.  Quando  sponso  meo  celesti  placuit  me 
ßDcilkm  suam  cum  una  domo  Cartusiensis  ordinis  [3]  hono* 
ore,  ipse,  in  cuius  manu  sunt  omnia,  inspiravit  diversis  per* 
sonis  in  Basilea  et  circa  eam,  tarn  laicis  quam  clericis,  et  non 
«lum  privatis,  sed  et  nobilibus,  ymmo  et  bonis  religiosis  utrius- 
que  sexus  desiderium  habendi  in  Basilea  Cartusiensium  con- 
versationem,  de  quorum  strenua  et  exemplari  vita  multa  audi~ 
ri&sent.  Erant  autem  in  illo  tempore  Basilee  persone  devote, 
que  nominabantur  begute  l) ,  quas  vice  quadam  causa  devotio- 
nis  visitandum  duxit  venerabilis  pater  dominus  Johannes  de 
tirunawich,  natione  dux  de  Saxonia  et  professione  Cartusiensis 
i&  Friburgo  et  in  Torherg2)  successive  prior  et  quandoque 
dectus  archiepiscopus  Maguntinus,  sed  in  electionem  huius- 
modi ex  humilitate  consentire  noluit.  Idem  insjgnis  pater  erat 
idoctor  decretorum  a  multis  expertus,  fundatori  domus  Torperg 

1;  Ueber  die  Begutten  oder  Beginen  zu  Basel  s.  Fechter  (Basel  im 
^ Jahrhundert)  S.  60  ff.;  über  den  berühmten  Streit  des  Predigermönches 
Molberg  gegen  sie  1401—1411  s.  Ochs  III.  24  ff.  2)  Peter,  Ritter  von 
JWberg,  österreichischer  Landvogt  in  Schwaben ,  Aargau  und  Thurgaa, 
a  fcn  JUmpfen  Oesterreichs  mit  den  Eidgenossen  viel  genannt,  übergab 
jttT  sehe  Burg  Thorberg  ( «wischen  Burgdorf  und  Bern )  nebst  anderen 
«iitzangen  dem  KarthAuserorden  und  unterstellte  die  neue  Stiftung  der 
ÄmTogtei  der  Stadt  Bern.  Bruder  Johann  von  Braunach waig  wurde  der 
**te  Prior  dieses  Klosters  (auf  lateinisch  domus  sancta©  Paula©  Porta© 
»onus  gemumt).  Im  Jahre  1399  wurden  Prior  und  Convent  sowohl  von 
«mala  von  Solo th um  ins  Burgrecht  aufgenommen,  v.  Mülinen,  Hel- 
*ä* uml.  237.  Solothurner  Wochenblatt  1S25.  539.  1S32.  299, 
•&•  Ueber  die  Stellung  des  Johann  von  Braunschweig  in  Freiburg  findet 


25©  Capitulum  1. 

gratus  et  acceptus,  ideoque  etiam  eum  induxit,  dum  prior  ibi 
foret,  ut  domum  illara  in  sancte  Paule  vidue !)  honorem,  quam 
idem  pater  multum  dilexerai,  faceret  edificari,  quemadmodum 
et  factum  est,  ut  prior  nobilis  etiam  nobilem  dominam  haberet 
in  domus  sue  patronam.  Quia  sie  placuit  fundatori  illius  do-  * 
mus,  non  parum  quoque  nobili,  qui  Ulis  in  temporibus  dice- 
batur  dominus  Petrus  de  Torperg,  venustas  milicie  Burgundie, 
in  sui  magnam  utique  laudem.  (Hoc  dioitur  de  minori  Burgun- 
dia2),  que  est  de  dominio  dominorum  Bernensium  et  sub  con- 
federatiß) .  Hie  notabiKs  pater  vir  magne  litterature  et  multe  10 
devotionis  ad  memoratarum  religiosarum  humilem  instanciam 
in  earum  oonventu  super  portatüi  celebrans  intellexit  ab  ipsis 
magnnm  aßeotum,  quem  habebant  ad  ordinem  Cartusiensium, 
valde  optanteß,  ut  Basilee  esset  aliqua  talis  ordinis  domus. 
Tunc  [4]  prefatus  pater  sacrificio  altaris  peracto  in  hec  verba  15 
spiritu  prophetico,  ut  videtur,  prorupit  dicens:  »Gaudete,  in 
domino  dilecte  sorores,  quia  non  fraudabit  vestram  devotionem 
pins  dominus»  suo  tempore  nanque  erigetur  unä  Cartusiensium 
domus  in  Basilea,  que  quidem  muita  adversa  ad  tempus  sust*- 
nebit  et  in  paupertate  magna  erit ,  sed  postmodum  proficiet  in  20 
personis  et  rebus  in  tantum,  quod  Cartusiensium  super  Renum 
rocabitur  corona«.  Utrumque  horum  partim  rerificatum  et  in 
futuro  ampliuB  verineandum  esse  non  potes  dubitare,  si  ad 
meutern  revoeaveris  gravamina,  que  pro  parte  sustinuisti  et 
oonsolationes ,  qnas  de  post  nonnunquam  sensisti  pro  reveia-  u 
tionum  huiusmodi  verificatione.  Ille  enim  revelationes ,  que 
fundate  'sunt  super  humilitatem,  non  sunt  reputande  quemad- 
modum se  aliter  habentes,  nee  sunt  respuende,  quia  scriptum 
est:  »Ubi  humilitas,  ibi  sapiencia«.  Prelibstus  quippe  pater  tante 
erat  humilitatis,  quod  licet  dux  esset  genere ,  tarnen  ad  capitu-  30 
Ittm  generale  vadens  'ivit  pedester  cum  fratre  ducens  secum  non 
equum,  sed  asinum  ad  portandum  vestimenta,  eibaria  et  tibros. 
Ideo  autem  premisi  inter  occasiones  fundationis  domus  mee 
hoc  exetnphrm  tibi  et  aliis  fratribus  tuis  utique  merito  edifica- 
torium.     Revelatio  predieta  satis  conformis  est  revelationi,  que  35 

27.  re§jne»de.  28.  r«put*nde.    Der  Abschreiber  sebeint  die  Stelling  dieser  beiden 

Worte  verweobeelt  zu  haben. 

«rieh  in  H.  Schreiber 's  Kasthause  zu  Freiburg  (Freiburger  Adresskalender 
1868)  nichts  vor.  Auch  ton  den  Genealogen  (er  muss  nach  unserer  Chronik 
dem*  Hause  der  Weifen  angehört  haben)  scheint  er  bis  jetit  nicht  beachtet 
worden  su  sein.  1)  Die  bekannte  Freundin n  des  h.  Hieronymns.  2)  Die 
Landgtafschaft  Klem-Burgund  umfasste  den  auf  dem  rechten  Aarufer  nörd- 
lich der  Zulg  (bei  Thun)  gelegenen  Theil  des  heutigen  Cantons  Bern.  Im 
J.  1406  wurden  die  landgräflichen  Rechte  von  dem  Hause  Kyburgan  die 
Stadt  Bern  verkauft.  S.  besonders  Ed.  von  Wattenwyl  von  Diess- 
baeh:  Ueber  das  öffentliche  Recht  der  Landschaft  Kleinburgund  u.  s.  w. 
im  Archiv  für  Schweizerische  Geschichte  XIII.  3  ff. 


Capituhim  1.  2.  55  \ 

facta  fuit  Argen  tine  fratri  Burchardo  zem  Houpt1),  domus  Car- 
tusiensium Argentine  converso 2) ,  per  duos  annos  antequam 
quisquam  de  Cartusia  in  Hasilea  erigenda  cogitasset.  Hie  con- 
versus  communiter  ab  omnibus  habebatur  pro  saneto  viro.    Ad 

s  quem  visitandum  venit  tempore  illo  supradicto  pro  consplationö 
sna  Argen tinam  honesta  mulier  Verena  zem  Houpt3),  eiuadem 
conversi  quondam  famula  in,  Basilea,  et  inter  cetera  .[&]  dixit; 
$e  dolere  de  hoc,  quod  nulla  Cartusiensium  haberetar  domus 
Rasilee.    Ad  quod  verbum  idem  conversus,   qui   magne  quon- 

l«  dam  reputationis*  fuit  in  Basilea,  sie  et  in  Argentina,  quia  dives 
et  prudens,  et  non  parve  reputacionis  in  Cartusia  Argentinensi, 
quoniam  multe  deyocionis  erat,  frequens  in  orationibus  ultra 
modum  et  aliis  spiritualibus  exercieiis,  spiritu  prophetico  haut 
dubium  Verene  respondit:  »Dico  tibi,  Verena,  tu  adhuc  vives, 

ii  quando  tempore  tuo  fiet  in  Basilea  notabilis  Cartusiensium  do- 
mus. Cui  multi  perversi  resistent,  sed  finaliter  nichil  proficient, 
totaque  Basilea  de  profectu  eius  gaudebit«.  Hec  prophecia 
ineepit  verificari  utique,  quando  pater  ille  Wynandus  fuit  voca- 

tus  ad  providendum  de  loco  engende  domus  mee. 

i 

»  De  marchione  Rbtelensi;  alia  occasio  pro  domus  huim  inchoalione 

licet  non  ad  effectum  tunc  perdueta. 

Capituhim  2. 
Servulw  querit,  saneta  Margareta  respondet. 

Libenter  audivi,  domina  mea  saneta  Margareta,   de  occa~ 
a  sione  fiindationiß  domus  tue  premissa.    Adjice  ergo ,   rogo ,    et 
alia,   si   qua   sint  talia.     Delectat  enim  servulum  tuum  audire 
tuam  vocem  et  inde  colligere  tuam  laudationem. 

Sancta  Margareta  respondet:  Que  pro  tua  sunt  eru-> 
ditione  et  aliorum  consolatione,   non  tacebo  requisita.     Queris 
& de  alia  occaeione  fundationis  domus  mee,  audi  ergo  que  dicam» 
Noveris,    quod    circa  annum  domini  1401  illustris  vir  dominus  mm. 

1)  Die  zem  Houpt  waren  ein  angesehenes  Achtbflrgergesehlecht  in  Ba- 
«el.  S.  z.  B.  Heusler,  Verfassungsgeschichte  140.  Cunrat  zem  Houpt 
gründete  im  J.  1441  die  Elendennerberge.  Vgl.  oben  S.  175  Anm.  2. 
2  Die  conversi  bilden  eine  Classe  der  Laienbrüder,  »welche  letztern  in 
keinem  Orden  eine  so  untergeordnete  Stelle  einnehmen  und  doch  eine  so 
grosse  Zahl  und  Wichtigkeit  haben  als  bei  den  Karthausern ,  bei  denen 
3 Klassen  (conversi,  donati  und  redditi)  vorkommen«.  Herzog,  Bealency- 
clopidie  7,  434.  Ausführlicheres  s.  (Helyot),  Histoire  des  ordres  monastiques, 
«Ugieux  et  militaires  etc.  (Paris  1714—1717,  2.  Aufl.  1792)  VII.  385  ff.  Das 
Institut  der  redditi  wurde  durch  die  Statuten  von  1581  weder  abgeschafft. 
3;  Eine  Verena  zum  Houbtwird  im  über  benefactorum  fol.  123  als  magna 
fautrix  et  amica  des  Klosters  aufgeführt.  Sie  schenkte  unter  Anderem  600 
Gulden ,  welche  jbuii^  Ankaufe  Ton  Liel  (s.  unten)  verwendet  wurden ,  und 
eine  mappa  pro  altari  im  Werthe  von  3  Gulden.  Zugleich  mit  ihrer  Jahr* 
»it  soll  Sie  ihrer  consodalis  Greda  gefeiert  werden. 


vn 


252  Capitulum  2.  3. 

Rädolphus  marchio  de  RÄtelen1),  Hasiliensium  ricinus,  ad  or- 
dinem  Cartusiensem  multum  affectionatus  spiritum  devotionis 
concepit,  [e]  quomodo  posset  unam  dicti  orduiis  domum  suo  in 
dominio  engere,  mittens  propterea  ad  Argentinam  pro  illius 
loci  tunc  Cartusiensium  priore,  de  quo  priore  in  subsequenti- 
bus  latius  narratur2),  videlicet  domino  Wynando.  Qui  quidem 
venerabilis  pater  dicti  marchionis  acquiescens  vocationi  venit 
ad  eum  in  castrum  suum  Rötelen ,  quod  distat  unum  miliare 
a  Basilea.  Et  post  salutationes  amicabiles  refectionesque  cari- 
tativas  idem  dominus  marchio  in  suo  secreto  sibi  cordis  sui 
es  tum,  quem  ad  ordinem  haberet  Cartusiensium,  aperuit,  ro- 
gans  cordialius  ut  potuit,  quatenus  consilium  daret  et  ferret 
auxilium,  ut  hoc  suum  desiderium  ad  optatum  perduceretur 
finem.  Verum  pater  prefatus,  ut  vir  prudens  et  experiencia 
multa  doctus,  novit,  quod  non  est  facile  domum  Cartusiensium 
fundare,  ubi  multa  requiruntur  edificia,  que  nee  fieri  possunt 
sine  magnis  expensis;  et  ideo  pater  ipse  dixit,  de  situatione 
loci  et  de  dotatione  domus  engende  bene  esse  pensandum. 
Placuit  domino  marchioni  patris  sollertia.  Receptis  igitur  se- 
cum  viris  intelligentibus  et  ad  hoc  aptis  ibant  pariter  dominus 
marchio  et  pater  predicti.  Et  pene  toto  dominio  ipsius  mar- 
chionis perlustrato  pater  ipse  non  repperit  locum  sibi  satis  pla- 
centem,  quia  nimis  ab  hominum  haoitacionibus  distabant  aut 
nimis  appropinquabant.  Etiam  sensit  pater  ipse  deficere,  que 
ad  strueturam  et  dotationem  domus  erant  omnino  necessaria. 
Quare  non  multum  cor  apposuit  ista  vice,  sed  ad  propria  re- 
means  domino  marchioni  valedixit  cum  gracianim  actione  [i] 
quasi  interim  propensius  deliberaturus  de  modo  procedendi  in 
facto.  Dedit  tarnen  idem  dominus  marchio  ipsi  patri  consilium 
ante  discessum  suum  ab  invicem,  ut  civitatem  ßasiliensem  ar- 
cederet,  si  forte  ibidem  aliquam  reeipere  posset  pater  ipse  con- 
solationem,  ut  saltem  hoc  modo  Cartusienses  haberet  dominus 
in  propinquo,  si  non  obtinere  eos  posset  proprio  in  dominio. 

De  conventu  Cartusiensium  Nurenberge,  quomodo  fundator  domus 
Basüee  inde  sumpsit  occasionem  fundandi  domum  fumc. 

Capitulum  3. 

Servuhis  sanete  Margarete  queril,  ipsa  respondet  eidem. 

Domina  mea  saneta  Margarete,  si  sint  occasiones  aKe  sive 
preambula  domus  tue  origini  noticiam  prestantes  seu  prestan- 
tia,  peto  ut  illas  aut  illa  aperire  non  recuses ;  inter  multa  nan- 


28.  delibrataruB  Hs. 

1)  Bötein,  seit  1315  im  Besitze  der  Markgrafen  v.  Hochberg  -  Sausen 
berg,  war  langer©  Zeit  die  Residenz  dieser  Linie,  die  1503  ausstarb.  - 
Rudolf  III.  regierte  1384—1428.         2)  S.  bes.  Cap.  K>. 


Capitulum  3.  253 

que  et  varia.  narrationum  genera  delectatur  lectoris  aiiimus  ci- 
cius,  quam  si  sermo  maueret  semper  simplex  et  non  esset  iu 
multa  diffusivus. 

Sancta  Margareta  dignanter  respondet:  Si  tu  non 

fueris  piger  ad  audiendum,  ego  pigriciam  non  ostendam  ad  lo- 

quendum.      Obtulit  se   casus,   quod  dominus  Jacobus  Zybol1) 

impremus  magister  zunfltarum  civitatis  Basiliensis,  domus  mee 

ibidem  iniciator,  de  quo  latius  inferius  disserendum  erit,   vice 

quadam  una  cum  cofiegis   suis  in   ambasiata  certa  ad  Nuren- 

beigam  mittebatur  per  civitatem  Basiliensem,  quia  vir  erat  mul- 

tum  ydoneus.     Cum  autem  ipse  cum   sociis  reverenter  fuisset 

per  Nurenbergenses  receptus   et  honorifice  [%]   tractatus  et   ad 

diversa  loca  causa  solacii  deductus,   pervenit  etiam  cum  sociis 

ad  Cartusienses   Nurenberge2).     Ubi  consules    Nurenbergenses 

rogabant  prior  em,  ut  causa  reverencie  hospitum  suorum,  scili- 

cet  consulum  Basiliensium,  dignaretur  convocare  conventum  ad 

colloquium,   quod  desiderabat  valde    dictus    dominus   Jacobus 

Zirbel,  quatenus  sie  Cartusiensium  posset  gaudere  colloquio  et 

eorum  mores  videre.     Prout  et  factum  est.     In  hoc  colloquio 

de  fuit  idem  dominus  Jacobus  Zybel  edificatus,   presertim  in 

fratrum  conventualium  loquendi  maturitate,   in  morum   eorum 

gravitate  et  in  visus  custodia,   quod  ineepit  cogitare  intra   se 

tacitus,  si  ipse,  cum  foret  satis  abundans,  esset  tarn  felix,  ut 

unam  domum  ordinis  Cartusiensis  posset  edificare,   hoc   esset 

summum  eius  desiderium.   Hinc  elicere  potes,  quod  sicut  exem- 

plum  pravum  est  valde  noeivum,  ita  exemplum  bonum  est  mul- 

tum  edificatorium.   Unde  prineipes  haut  dubium  facti  sunt  om- 

nium  bonorum,  que  inde  sunt  secuta,  illi  patres  Nfirenbergen- 

^es,  qui  sua  exemplaritate  ita  fundatorem  domus  mee  edifica- 

trunt,  ut  8piritum  talem  ad  Cartusiensem  ordinem  coneiperet  et 

tempore  suo  eundem  spiritum  pareret  atque  in  lucem  produce- 

ret.    Sicut  enim  damnum  prestitisse  videtur,   qui  damni  occa- 

aonem  dedit,  sie  quoque  bonorum  est  partieeps,  qui  bonorum 

eititit  promotor.   Regressus  itaque  memoratus  dominus  Jacobus 

i  Zybel  ad  Basileam  mansit  estuans  die  noctuque  apud  se  super 

buiusmodi  coneepto  suo   desiderio,   quomodo  ipsum  posset  ad 

effectum  perducere  et  nne  optato  ex  hoc  gaudere. 

2S.  »potes«  fehlt  in  der  fl  s. 

1)  Genaueres  unten  Cap.  7.  2)  Im  J.  1380  durch  den  Nürnberger 
htnner  Marquard  Mendel  gestiftet.  Chroniken  der  deutschen  Städte 
I,  92  Anm.  6.    Vgl.  ebendort  S.  355  Anm.  1. 


254  Capitulum  4. 

[9]  De  revocatione  venerabüu  patrie  Wynandi  ab  Argentina  ad 
Basüeam  per  dominum  Jacobum  Zybel  facta  pro  habendo  secum 
consilio  super   iniciando  domum  ordinis  Cartusiensis ,   at  locus 

respectus  placeret. 

Capitulum  4. 

Intellexi  ego  servus  tuus,  domina  mea  sancta  Maxgareta, 
o  quam  gratanter>  que  tu  premisisti  dignanter.  Igitur  oru, 
domina,  die  ultra  de  preambulis  sive  occasionibus  inchoatioui> 
domus  tue,  que  novisti. 

Sancta  Margareta  animo  volenti  respondit:  Scias 
ad  fundationem  propius  aecedendo,  quod  predictus  dominus 
Jacobus  Zybel  in  Basilea  a  quibusdam  casualiter  fortassis  de 
hoc  narrantibus  pereepit,  quomodo  supradictus  dominus  mar- 
chio  Rötelensis  habuisset  consüium  de  construenda  domo  ordi- 
nis Cartusiensis,  sed  impedimento  interveniente  mansit  hoc  sine 
effectu  -9  cuius  causa  impedimenti  a  pluribus  tarnen  ignorabatur. 
Cogitabat  ergo  anxie  dictus  dominus  Jacobus,  si  forte  divinitu* 
sibi  hoc  reservatum  esset  opus,  sicut  re  vera  erat,  quare  non 
parum  inde  suo  in  corde  joeundabatur.  Unde  ipso  multuiii 
apud  se  sollicito  de  loco  aeeidit,  non  utique  a  casu,  sed  haut 
duhium  divina  ordinatione  et  promotione  mea,  ut  solemnis  lo- 
cus in  Basilea  minori,  qui  curia  episcopi  Basiliensis  vocabatur 
et  erat  de  dominio  ducis  Austrie,  vacaret1}  et  per  venditionem 
et  alienationem  domus  Austrie  emptionemque  et  attractionem 
.  civitatis  Basilee  per  translationcm  dominii  jam  in  proximis  esset 
subiciendus  et  in  diversos  cives  Basilicnseg  per  contractus  va- 
rios  pro  ortis  olerum  [10]  distrahendus.  Quo  per  prelibatum 
dominum  Jacobum  comperto,  ipse  huiusmodi  venditionem  curie 
caute  impedivit  et  dilationem  ad  suum  nutum  disposuit.  Scripsit- 
que  interim  idem  dominus  Jacobus  secrete  patri  memorato  do- 
mino  Wynando  Cartusiensium  prope  Argentinam  priori  anno 
not  domini  1401  circa  festum  cathedre  Petri,  quem  ipse  prius  in 
'  Febr'tractatibus  de  huiusmodi  facto  cum  domino  marchione  supra- 
dicto  cognoverat  fuisse,  quatenus  idem  pater  Argentine  digna- 
retur  venire  ad  se  in  causa  illa,  propter  quam  prius  cum  do- 
mino marchione   fucrat  locutus.     Pater  Wynandus  prefatus'iu 

3.  »ordiaiscfehltlls. 

I)  »Steigen  wir  den  kleinen  Abhang  am  Ende  der  Rheingasse  hinan, 
wo  Uto8  Gasse  sich  ausmündet,  und  betreten  wir  die  Gegend  zwischen  St. 
Theodors  Kirche  und  dem  Rheine  in  der  Nähe  von  Lessers  Thor,  so  be- 
finden wir  uns  an  dem  Orte,  welchen  man  ehemals  »,die  Gebreite«  nannte 
Dort  stand  bis  zu  Ende  des  XIV.  Jahrhunderts  der  Hof  des  Bischofs, 
des  Oberherrn  von  Kleinbasel,  welchen  derselbe  zeitweise  zu  bewohnen 
pflegte.  Als  Kleinbasel  an  den  Herzog  von  Oestreich  verpfändet  ward, 
ffieng  auch  dieser  Hof  an  denselben  über  und  kam  endlich  mit  Garten  und 
Reben  1392  an  den  Rath«.   Fechter  13Ü. 


Capitulum  4.  5.  255 

domino  confortatus  iter  arripuit,  gerens  spem  magnam  de  pw>s- 
pera  via  sua.  Audierat  enim  rumorem  de  dicti  domini  Jacobi 
bona  ad  ordinem  Cartusiensium  inclinatione  et  de  ipsius  simi- 
liter  diviciiß,  sed  de  loco  pro  future  domus  fundaüone  nondum 
tufficientem  informationem  habuerat.  Itaque.  cum  pariter  in 
Basilea  convenissent  prefati  pater  Wynandus  et  dominus  Jaco- 
bus Zybel  et  locum  vidissent,  utpote  tunc  curiam  episcopi  Ba- 
älienais  in  Basilea  minori,  inter  se  quoque  diligenter  tracta»- 
sent  de  loci  aptitudine  et  bona  situatione,  in  quibus  maximam 
habebant  complaeenciam  et  prior  et  dominus  Jacobus  predicti, 
et  ideo  cum  pater  tangeret  de  modo  acquirendi  curiam  ipsam, 
dominus  Jacobus  dixit:  »Ego  confido,  quod  in  hoc  nuUa  sit 
difficultas;  quando  enim  consulatus  Basiliensis  audierit,  quod 
ego  precium  curie  volo  exponere,  res  est  plana«.  Quare  et  ambo 
multum  sunt  gavisi  de  bona  spe,  quam  conceperant  super  con- 
sequendo,  quod  querebant. 

ti]  De  empHone  loci  pro  erectione  domus  Cartusiensium  in  Basilea 
minori  facta  per  dominum  Jacobum  Zybel  ad  patrie  Wynandi 

consilium  ei  instanciam. 

\  Capitulum  5. 

Servulus  interrogat,  domina  respondet. 

Supra  modum  servum  tuum  delectat,  gloriosa  domina  mea 
sancta  Margareta,  hoc  factum  jocundum,  quod  audivi.  Multum 
nanque  me  letificat  honoris  tui  magnificencia  et  tibi  devotorum 
idiligencia.  Honor  etenim  tuus  est  honor  sponsi  tui  et  bene- 
dicte  matris  sue.  Aperi  ergo  rursum,  virgo  preclara,  que  nunc 
consequenter  sunt  restancia. 

Sancta  Margareta  dixit:    Tanto  libencius  tibi   nunc 
respondeo,  quanto  desiderabilius  ea,  que  tractanda  sunt,  corde 
»gero.    Audisti  superius  de  concordi  complacencia ,  quam  habe- 
bant in  loco  acceptando  et  pater  Wynandus   et  dominus  Jaco- 
bus.  Unde  hoc  mit,  putas  ?  Noveris  hoc  fuisse  ex  mei  celeötis 
»ponsi  gracia  et  de   mea  providencia,  sciasque  quod  nichil  in 
luis  actum  est,   nisi  quod  placuit  sponso  meo  et  michi  ancille 
s  «ue.  Insipienter  igitur  egerunt,  qui  se  opposuerunt.    Sed  bene- 
dictus  deus,   quod  emuli  mei  suis  maehinationibus  nichil  pro- 
fecerunt   nee  dei   voluntatem  immutare  neque   meam   ordma- 
tionem  impedixe  potuerunt.     Electione  itaque  loci,   ut  tactum 
e?t,  premissa,   dominus  Jacobus   Zybel  loquebatur  consulatui 
*Bagüiensi   de   sua  intentione  manifestius,    desiderando  curiam 
predietam  sibi  et  nulli  alten  vendi,  offerens  pro  precio  eiusdem 
»excentos  florenos  auri  Renensis.     Quibus  auditis  constdes    [12] 
Üasüienses  pene  omnes  de  domini  Jacobi  Zybel  intentione  mi- 
mbantur,  sare  volentes,  quid  ipse.  tarnen  pretenderet  se  factu- 
vium  cum  Jhuiusmodi  curia.     Qui  finaliter  respondit,   se  curiam 


256  Capitulum  5.  6. 

hanc  ad  illum  statum  domino  largiente  velle  deducere,  quo«) 
civitas  Basiliensis  perpetuo  inde  deberet  gaudere.  Et  apertiuj 
loquens  subjecit  dicens:  »Hec  est  mea  intentio,  quodvolo,  de« 
propicio,  construere  ibidem  domum  ordinis  Cartusiensis.  Hiii 
auditis  Basilienses  consules  omnes  gavisi  valde,  benedicenta 
deum,  qui  talem  eis  mittere  dignaretur  ordinem,  libenter  desi^ 
derio  dicti  domini  Jacobi  annuerunt.  Et  ultra  hoc  optanta 
singuli  eidem  prospera  cum  bona  intentione  sua,  illo  salvo  ad- 
dentes,  quod  ipse  dominus  Jacobus  et  Cartusienses  non  alie- 
narent  neque  in  usum  alium  quam  in  divini  cultus  augmen- 
tum  venire  facerent  aut  permitterent  ipsam  curiam,  sie  utprej 
mittitur,  venditam,  nisi  de  civitatis  Basiliensis  bona  voluntaw 
atque  consensu.  Quod  etiam  tarn  dominus  Jacobus  quam  pata 
Wynandus  prefati  promiserunt.  Hiis  peractiß  leti  ultra  modun 
pater  Wynandus  et  dominus  Jacobus  effecti  loquebantur  simu 
de  hiis,  que  restabant  pro  executione  invente  gracie  quantocius 
facienda. 

De  donatione  loci  et  assignatume  eiusdem  facta  ordim  Carkuien» 
per  dominum  Jacobum  Zybel  ad  mantts  patris  Wynandi  cum  aliü 

condependentibus. 

Capitulum  6. 

Servulo  querente,  domina  saneta  Margareta  reependente. 

Dixisti  prius,  saneta  domina  mea  Margareta,  de  loci  pro 
tua  domo  erigenda  per  dominum  Jacobum  Zybel  acquisitum^ 
sed  nondum  audivi  de  eiusdem  loci  in  [ts]  tui  potestatem  transn 
latione.  Huius  enim  boni  novi  expecto  a  sanetitate  tua  rela- 
tionem. 

Saneta  Margareta  respondet  dicens:    Quia  tu  de 
meo  gaudes   honore,   et  ego  de  tua  gaudeo  consolatione ;  audi 
1401  ergo,  que  dico.     Anno  domini  1401  in  die  saneti  Mathei  apo- 
21öapt,8toli  et  evangeliste  locus  ille  in  ßasilea  minori,  qui  olim  dice- 
batur  curia  episcopi  Basiliensis,  per  civitatem  Basiliensem  emptt 
et  post  domino  Jacobo  Zybel  vendita  in  ipsiusque  potestatem 
redaeta,  commissa  fuit  una  cum  clavibus  patri  Wynando  priori 
Cartusiensium  de  Argentina.    Sed  feria  seeunda  post  Nicolai 
uoi  episcopi  eodem  anno  quo  supra,   scilicet  1401,   fuit  curia  ipsa 
13'06e*  domino  Jacobo  et  Cartusiensibus  per  civitatem  Basiliensem  re- 
signata  cum  litteris  et  sigillis  sub  cautela  hac  ex  parte  civita- 
tis de  non  alienando   coram  notario   et  testibus  ac  cum  ceteris 
solemnitaübus  in  talibus   fieri  consuetis1).     Anno  vero  domini 

10.  »mann*«  fehlt  U  dar  Hs.   Di««  oder  eis  &*aliche«  Wert  wird  yob  Sin»  erfordert 

1)  Die  Urkunde,  in  welcher  Günther  Marschalk  Bürgermeister  und  der 
Rath  der  Stadt  Basel  mit  Zustimmung  Herrn  Rudolfs  von  Brünikoven 
Probst«  und  des  Convents  von  8t.  Alban  zu  Basel,  denen  »die  eygenaebaft 


.  Capitulum  8.  257 

(402  circa  inicium  mensis  marcii  fuerunt  auctoritate  reverendi   uvi 
patns  domini  Stephani  prioris  Cartusie  maioris1)  et  ad  sepe^ 
&ti  patris  Wynandi  instantiam  duo  monachi  et  unus  eonver^ 
m  de  domo  Argentine  missi  ad  huiusmodi  novam  plantationem 
■  Basilea  minori.    Sed  et  non  diu  post  recepti  fuerunt  ibidem 
Ajui  nowicii.     Quibus  per   dominum   Jacobum  providebatur, 
wl,  ut  compertum  fuit,  satis  sobrie,   de  necessariis  usque  ad 
porisionem  uberiorem.    Eodem  anno  circa  vigiliam  sancti  Bar-  i**2 
Aölomei  apostoli,    quia  placuit  patri  reverendo  Cartusie  priori^    *  **' 
iomino  Stephano,  loci  emptio  pro  ordinis  domo  facta,  ipse  eam 
patam  habrät   et  (14]    hanc  novam  in  Basilea  minori  planta- 
rem, sie  ut   premittitur  coneeptam,   venerabilibus  patribus, 
femino  Hermanno    Coloniensi  et  sepedicto   Wynando    Argen- 
fae  domorum    prioribus  diligenter  commendavit2).     Ipse  vero 

9.  »menodoc  »uf  «in«r  Basar  in  der  H  b. 

irre  nachgeschribenen  gutern,  als  si  meynent,  zugehßret«,  »dem  bescheiden 
httb  Züböllen«  ihrem  Zunftmeister  und  Bürger  »in  namen  und  an  stat 
Ist  erberen  geystelichen  brndern  Carthüser  ordens  und  allen  iren  nach- 
kamen desselben  ordens«  ihren  Hof  und  Gesässe  in  Klein  Basel,  »so  man 
ftnrhar  genennet  hat  des  byschoffes  hofe,  mit  den  bonngarten,  rebgarten, 
kfeeren,  scharen  und  allen  iren  bflwen,  hof statten,  türen,  ingengen,  be- 
p£en,  rechten  und  zugehßrden,  wie  das  alles  genant  und  in  koufes  wise 
Rinskomen  ist>  um  die  Summe  von  600  Fl.  rhein.  verkaufen,  d.  d.  mentages 
Ifch  sant  Nidaus  tag  (12.  Dec)  1401,  befindet  sich  im  K,arthäuser  Archiv 
lb Nr.  57.  Ausser  der  oben  im  Texte  angegebenen  Bedingung,  dass  die 
luthiuser  die  Liegenschaft  ohne  Wissen  und  Willen  von  Bürgermeister 
ted  Kath  nicht  wieder  verkaufen  dürfen,  enthält  sie  auch  die,  »daz  si  kein 
Ist,  thür  noch  gange  wider  den  Rine  noch  wider  daz  velde  —  usz  haben 
riBcnt  —  noch  deheinen  bvrwe  uff  noch  durch  die  rin^muren  daselbes  tun 
loch  machen  ane  unseren  und  des  rates ,  der  ie  ce  zitten  ist ,  urlob  und 
*2iea,  denn  die  frye  laszen  durch  behutung  unser  minren  stat  Basel«. 
I  Die  sämmtlichen  Karthäuser  Klöster  stehn  unter  der  obersten  Leitung 
fo  Priors  der  grossen  Karthaus  bei  Grenoble  und  des  Generalcapitels,  das 
seh  aus  den  Abgeordneten  der  einzelnen  Klöster  alljährlich  dort  zusam- 
fceaSndet  Das  Schisma  von  1378  hatte  auch  den  Karthäuser  Orden  ergrif- 
fe. Während  die  Anhänger  Clemens  VII.  und  seiner  Nachfolger  ihre 
Geeralcapitel  in  der  grossen  Karthaus  abhielten  und  den  Prior  derselben 
&  ihren  General  anerkannten,  wählten  sich  die  Anhänger  Urbans  VI.  und 
feser  Nachfolger  ihren  eigenen  General ,  der  nun  auch  Prior  der  grossen 
&*nh*u8  hiess,  und  hielten  an  verschiedenen  Orten  ihre  Generalcapitel, 
Vf  sie  sich  im  J.  1391  verständigten,  Seitz  in  Steiermark  als  ihr  Mutter- 
ik»*ter  anzuerkennen.  Im  J.  1398  wurde  der  im  Texte  erwähnte  Stephan 
Matou  zum  Prior  desselben  und  somit  zum  General  ernannt.  Als  im  J. 
I4lu  aQf  dem  Concil  zu  Pisa  Gregor  XII.  und  Benedict  XIII.  abgesetzt 
**fca,  erkannten  die  s&mmilichen  Karthäuser  den  vom  Concil  gewählten 
Wunder  V.  an.  Die  beiden  Generale  legten  ihre  Stellen  nieder  und  es 
tärde  als  neuer  General  Johann  von  Greiffenberg,  bisher  Prior  zu  Paris, 
pählt  Die  grosse  Karthaus  trat  wieder  in  ihre  Stellung  als  Mutterkloster 
•frdeo  ganzen  Orden  ein.  Im  J.  150*  erliess  Julius  IL  eine  Bulle,  worin 
er  die  Stellung  des  Priors  der  grossen  Karthaus  und  des  Generalcapitels 
**4  der  Oberbehörden  des  Ordens  bestätigte  und  definitiv  festsetzte.  He- 
lfet VII,  390.  (391  der  2.  Ausg.)  400.  2)  Vgl.  die  in  den  Beilagen  ab- 
^ckte  Urkunde  Karth.  Aren.  60. 

BukrCfaMrik«.  1.         *  17 


258  Capitulum  «.  1. 

dominva  Jacebus  tempore,  quo  immediate  supra,  ooram  no- 
taiio  et  testibus  et  amicis,  ampliua  ostendere  volens  boniim  ani- 
mum  suuan,  quem  ad  domu»  haberet  fundationem ,  mos  pro 
eiusdem  dotactone  cum  bona  filiomm  et  heredum  auorum  vo- 
ltwtate  «t  conseneu  eonutdem  aseignavit  libere  um  cum  plu-  i 
libus  alns  beneficüs  nferias  denotandis  tiiginta  vernzeüas  spelte 
de  bonia  suis,  speoaliter  que  tunc  in  villa  Oetuken L)  habebat, 
annis  ungulis  paöribus  Cartusieambus  futuris  perpetno  exol- 
vendas.  Ecee  jam  habe«  noram  ordinis  Cartusienais  plantatio- 
nem ,  habes  et  daraus  mee  novelle  in  Basilea  mtnori  fundato- 11 
rem.  Et  veraces  inveuti  sunt,  qui  de  hnius  domus  erectwne 
prodixerunt.  Posaumue  ergo  deinceps  bene  loqui  de  domus  mee 
fundatore,  ubi  per  prius  aolebamue  dicere  de  quodam  Jacobo 
Basilienai  cive.  Verum  conaideravi,  quod  audisti  gnrtanter  de 
domus  mee  futura  magnificenria ;  audiae  necesse  est  et  pacicn- » 
ter  ipsiuB  adversa.  Non  enim  crescunt  rose  sine  spinis,  nee 
veniunt  desiderabüia  absque  pressuris.  Sis  ergo  in  omnibus 
equanimis,  et  seeurus  transibis. 

De  tfualitate  et  cmiditionibun  fundatorü   domus  Cariustetma  in 
Bastlea  mtnori,  ex  relacüme  eorum,   fui  pwtomam  «um  dudum   » 
noverant. 

Capitufam  7. 
Strvulm  tanete  Margarete  wtare  toliio  querii,  donüna  reapandet. 
[ts]  Circa  domus  tue  fundationem  quedam  dubia  oecurrunt, 
domina  mea  «meto  Margareta,   quorum  elueidationem   libenter » 
audiiem,  si  non  veüet  sanetitas  tua  ea  mieni  imputare  ad  cu- 
riositatem.     Nonnunquam  enim   per  alios  deputatur  curiositati, 
quod  magis  esset  aschbendum  utilitati.     Sed  quia  de  tua  pre- 
sumo   discreüooe,    non   vereor   de    mea   quasi   non   aeoeasaria 
queatione.  * 

Sancta  Margareta  ait:  Nolo  habere  inter  simpliciter 
curiosa,  unde  udificatio  Bequitur  aliqua.  Si  decet  aeeepti  bene- 
noii  eese  memorem,  decet  et  fundatoris  domus  mee  faeere  men- 
-üonem.  Sciaa  ergo,  quod  circa  annum  domini  1401  et  dein- 
ceps usque  ad  annum  domini  quasi  miüesimum  quadringente-  Jt 
ajmuni  quartum  deeimum  fuit  in  Baailea  maiori  oivis  quidam 
nomine  Jacobus  Zybel,  vir  multum  ydoneus ,  aupremus  Bepius 
ibidem  magister  zunfttamm,  in  persona  elegana,  in  prudencia 
precellenB,  in  faeundia  disertus,  in  agendis  erectus,  in  fama 
nomiuatua,   basiliensibus   multum  aeeeptus  et  in  temporalium  • 

1)   0 Blutigen,  Dorf  im  GroMherxogthum  Baden,  etwai  ober  eine  Stund* 
nordlich  von  Basel,  auf  dem  nordwestlich«*  Abhänge  der  Tailinger  Höhe. 


Capitata»  f.  S.  ftftf 

d^cjwiantia  noa    iafinus^) ,  ita  q«ou  raro  iebat  embaBiatorgaft 

ad     Te8w>  <principe8  et  «arfftatum  eangvegatioaee  «nnisio,  Quin 

idtsA  domiüu*    Jacobus   eeaet   onus   ex  eis,   qui  pittebantuor. 

Er0tq«e  UÄ*e^  de  oeto  primia  et  prinripaKaribiia  «pnaulum  curi~ 

jatie  Baaiüensie*)»   qui  cum  nobüibue  ulic  omeueTerant  jungem 

>f*&abia.      CPnde    pro  anaorum  insigniw  habuit  ab  imperatoqe 

igneas  Gammas  in  aiganteo  campo  cum  galea  oireniaa)  ca- 

yafioa  capitis  ivtter  flammas  expandentis.   Et  fort  flaute  potencie» 

quod  hoc  notabile  castotua  im.  Rinfekba,  quod  nunc  de~{t«]8tru+ 

ct«fli  est,  reeepit  a  dnce  Aaatrie  pro  magna  peeuniaram  summa 

xnpagnomtwi.      Ideo  noa  erat  in  üü«  temparikus  timor  ordiai 

i  Oartuaien&a  de  preepera  dapnia  mee  in  Basüea  fuadatiane,   af 

itpemso  «aeo  «eeleati  et  michi  ata  plaooiaeet.    tfon  aatem  semper 

ipaospesitae,  «od  magis  advetsitas  pvefcpxe  conmevit  dei  amicoa» 

iMac   otetit    per    fundatorem  domua  mee,  qaod  aova  plantario 

^aoaea  taxdn*  pnefecit  quam  eperabatur,  smkia  rantie  vaiidk  ex 

)«Miveiee  po*4uxn  optate  quietis  flata  auo  pesturbanäbue  abaque 

ipma  fandaftopie  culpa,   de  quo  in  aeqaentibus  latius  tactafei- 

tar.     Quod  autem  fundator  ipee  qempetr  bona  fuerit  voluntatia 

h  et  multaaan  «rifeetionatu*  ad  domua  mee  ereotionem,  considerari 

ffoteet  «*  memoraibiH  illo  «uo  verbo,  quod  aepiua  tempore  atru- 

'  **ftre    neplicare   conaueresat,  videKoet  ut  üle,   in  cuius  manu 

omnia,    digaeretar   bonam   euam   inspicere   intentionem, 

heberet  in   huiiiamodi  facto,  quatenua  ad  dei  profitieret 

Loran  et  animaruin,  pro  quibus  ad  ocandum  obligaretur,  aa- 

Ltem.    Hec  pietaa  et  devotio  fundatocU  domua  mee  me  wovit, 

de  ipskis  atatu  aeculari  eiiqna  in  piemfesia  tangecem. 

Con/trmatur  nova  plantacio  Cartusiensium  in  Basilea  minori  per 

hct  ardinarium  et  per  eundem  intitulatur.    Capella  in  civitatis  foe- 

saio  deponttur,  et  lapides  dantur  nooe  plantationi. 

Qapüuium  8. 

Servo  querente,  domina  respondente.    Sequitur: 

[w]  Qui*  de  tuia  aervulis,  gloriosa  dopiina  eancta  Afargareta, 
fte»  audiret  libenter  ea,  que  de  fundatori»  domua  tue  bona 
^wposiUone   ot>mmeznora»ti?     Nam   et  sa#cii  m  $ui$   historiis 

1)  Jacob  Zibol  war  einer  der  Wenigen ,  die  bei  4evt  grossen  Ungeld 
toi  £  1401  in  erster  Claase,  d-  h.  mit  einem  Vermögen  von  über  10000 
Salden     rteuerten.  2)  1R  Basel  Wessen  die  zwischen  den  Rittern  und 

4k&  Znnftganoaaen  in  der  Mitte  stehenden  Pstricierfamifien  (m  vielen  Städten 
*die  Geschlechter«  genannt)  Achtbürger.  Der  Name  kommt  davon,  daas  sie 
^  Vertreter  im  Haue  hatten.  6.  Heusler  265  ff.  %)  Cirenis  «=  «irenia. 
Die  weibliche  Figur  auf  dem  Helme  des  Zibolischen  Wappens ,  wie  es  sich 
bei  Wnrstiaen  205  abgebildet  findet,  kann  übrigens  nur  uneigentlich 
•bfo«  oder  als  Maacweübehan  betaichnet  werden,  der  ante»  Tneü  des 
Kdipen  Üuft  in  Blattveraierungen  aus. 

17» 


260  Cipitulim  8. 

sepe  commendantux  de  sua  prudencia,  eleganria,  facundia  et 
temporalium  affluencia  ac  ceteris  huiuamodi.  Nou  utique  ehn 
pliciter  propter  se,  seil  ob  usus  annexi  boni  utilitatem.  Novi- 
mus  enim,  quod  sicut  temporalia  impedimento  sunt  reprobris, 
ila  jusüb  sunt  adjumenta  virtutis.  Audivi  igitui  leta  meute,  t 
que  de  fundatoris  domus  tue  conditionibus  breviter  perstrinxisti. 
Med  valde  anhelo  a  tua  scire  sanctitate  originalem  causam  inb- 
tulationis  domus  tue,  et  unde  ortum  habeat  hoc,  quod  domus 
tua  Tocatui  domus  vallis  beate  Margarete. 

Sancta  Margarets  dignanter  respondit:    Quia  pie  lt 
investiga»  de  hiis,  que  me  meamque  concernere  videntur  com- 
mendationem ,  non  te  celabo,    que  propter  intitulatioucm  desi- 
um.  deras.    Noveris,  quod  anno  domini  1403  reverendissimus  pater 
in  Christo  dominus  Marquardus  episcopus  Constanciensis ')   au- 
diens   de  nova  ordinis  Cartusiensia    in  sua  diocesi  plant&tione  U 
multum  fuit  gavisus,  offerena  se  dignanter  ad  queque  giata  et 
eidem  plawtationi  accommoda.     Quare  et  eandera  plantationem 
auctoritatc  sua  ordinaria  confirmavit, ,    volens   atque   decemens, 
ut  locus  in  Baeilea  minori  pridem  dictus  curia  episcopi  Basi- 
Hensis  et  nunc  per  legittimum  translationis  contractum  devo-   » 
lutoB  primum  ad  civitatem  Basiliensem   ac  depoBt  ad  ordinem 
CartuBiensem  deinceps  perpetue  futuris  temporibug  nominaretur 
domus  vallis  beate  Margarete   ordinis   CartuBiensis  in   Basilea 
minori.     Et  quoniam  in   fossato  muri   hunc  locum  [is]  versus 
vineta  et  Renum  circumcingentis  erat  pulchra  de  lapidibus  ca-  u 
pella,   cuius  adhuc   apparent  in   fundamento  vestigia,   que   in 
eventum  putabatur  posse  fieri  civitati  Basüiensi  nociva,  instetit 
civitas  ipsa  apud  dominum  Constanciensem  pro  licencia  super 
capelle  huiuamodi  depositione.     Quam  et  dictos   episcopus  Or- 
dinarius in  predicte  nove  plantationis  Cartusiensis  favorem  liben-  » 
ter  indulsit  sub  hac  tarnen  conditione,  ut  occasione  desolationis 
dicte  capelle  non  negligeretur  patrocinium  illius  sancti,  cui  lo- 
cus  ille    fuisset  per  prius   intitulatus.     Hec  condicio  multum 
placuit  domus  mee  fundatori  et  patribus  Cartusiensibus,  placuit 
et  Basiliensium  congulatui.    Cum  autem  constaret  capellam  pre-  m 
dictam   esse   nomini   meo   ascriptam,    decreverunt   unanimiter 
omnes,    quorum    intererat,    domum    CartusiensMim    erigendam 
michi  debere  intitulari.     Sicut  et  factum  est.     Deposita  itaque 
pretacta  capella  lapides  sculpti  eiusdem  dabantur  a  oivitate  Ba- ._ 
aiüensi  in  structure  nove  mee  plantationis  subsidium ,  ut  patet  « 
in  preciosa  janua,    que  nunc  est  inter  monachorum  et  fratrum  " 
laicorum  domus  mee  chorum  nee  non  in  illa  coclea,  qua  ascen- 


Capitulum  8.  9.  261 

iitur  ab  imo  usque  ad  summum  ecclesie  mee.  Hec  janua  et 
iii  lapides  steterant  antea  in  commemorata  capella,  que  in  fos~ 
»to  civitatis  prius  fuerat. 

Huperias  muUa  fuit  in  inchoatione  domus  Cartusiensium  in 
Badlea  minori  in  diversis  necessariis  cum  magnq  patrum 

paciencia. 

Capitulum  9. 

Senulu*  sancie  Margarete  querit,  ipsa  ei  ad  quesita  reppondet. 

,is]  Ea  que  narrasti,  domina  mea  sancta  Margareta,  de  causa 
dfnominationis  domus  tue  cum  annexis,  audivi  non  sine  jocun- 
ditate,  sed  valde  desidero  audire  nunc  de  progressu  et  quomodo 
patres  nostri  primi  de  Argentina  adducti  se  habuerint  in  nova 
phntacione.  Presumo  nanque,  quod  patiencia  et  longanimitas 
as  fuerit  necessaria.  De  quo  etiam  non  dubito ,  cum .  omnibus 
in  rebus  gravis  sit  inceptio  prima, 

Sancta  Margareta  respondet  servulosuo:  Rationa- 
biliter judicasti  de  hiis  que  movisti.  Quia  in  adventu  primo- 
ram  filiorum  meorum  de  Argentina  ad  Basileam  nondum  erant 
celle  et  loca  alia  pro  ordine  neceasaria  edificata,  quamvis  magna 
esset  eis  spes  de  consolatione  cito  Ventura.  Settamen  spes,  que 
difertur,  affligit  animum.  Pro  confirmatione  dictorum  attende 
töligenter  que  dicam,  quia  sunt  materia  non  consolationis  sed 
eimpassionis.  Deficientibus  quippe  necessariis  structuris  pro 
eeclesia  habuerunt  aulam  quondam  episcopi,  que  nunc  vocatur 
supra  refectorium.  Sedilia  antiqua  fuerunt  ülic  de  deposita  ca- 
pella locata,  tintinnabulum  fuit  suspensum  in  Camino  coquine, 
>lau«truin  erat  ubi  nunc  sunt  celle  fratrum  laicorum,  collo— 
<piiumT)  fuit  in  transitu  superiori  versus  vineas  et  fossatum, 
Ttfa-torium  erat  stubella  circa  cameram  patrum,  celle  conven- 
tualium  fuerunt  partim  apud  fratres  laicos,  partim  in  turri  an- 
galari  civitatis  Basiliensis  et  partim  superius  in  domus  antiquo 
Sranario.  Nichil  de  victualibus  fuit  in  domo  nisi  vix  panis  cum 
pilmento.  Pietancia2)  cotidie  deferebatur  de  ultra  Renum  ex 
fondatoris  [20]  domo,  ubi  nunc  est  universitatis  studii  ßasilien- 

1,  Der  Ort,  wo  in  den  Karthäuserklöstern  die  Mönche  sich  zu  ge- 
saiLSchaftlichem  Gespräche  versammeln  durften,  war  der  kleine  Kreusgang 
•« petit  clonre  .  .  dont  le  cöte  oü  il  y  a  des  bancs  etoit  appele  Colloque, 
w«  qo'ili  etoient  destines  pour  y  parier«.  H ely o t  VII.  383  (384  der  2.  Ausg) . 
»gl.  ra  unserer  Stelle  die  Beilage  über  die  Gebaulichkeiten  der  Karthaus. 
2  Rctantia  (pitantia,  pietantia):  Portio  monachica  in  esculentis  ad  valorem 
'ßns  Pietae  (die  picta  war  eine  kleine  französische,  ursprünglich  von  den 
Gßfen  t.  Pottou  geschlagene  Münze);  lautior  pulmentis,  quae  ex  oleribus 
tnnt,  cum  pictanciae  easent  de  piscibus  et  huiusmodi.  Ducange.  Wir 
io&neti  das  Wort  mit  Zukost  (übersetzen.  Im  über  benefactorum  und  im 
lütrodariam  werden   häufig  Stiftungen  von  Pitanzen  erwähnt. 


262  Oapituku»  ».  tO. 

ab  coUegiwii  *) .  El  sepiufe  acotdit  ut,  cum  filii  et  servtüi  mei 
pulinentum  comedbsent,  pietanciam  expectantes,  kanc  poat  ho- 
ram  vel  duas  primo  viderent  non  nimis  delkate,  sed  satig  paroe 
preparatam.  Hec  de  victualibus.  Sed  quid  de  vestibus?  Putas 
ibi  abundasse  mutatoria  et  curiosa,  ubi  alia  deficiebant  necea-  i 
saria?  Non  credas  quesivisse  delicias,  qnfbus  eure  etkt  sola 
necessitag.  In  hac  tämeri  paupertate  ipsi  filii  mei  et  patres  tui 
magnam  habuerunt  cum  hilaritate  in  spiritu  saneto  pacienciam, 
omnia  equanimiter  tolerante»,  quamdiu  sponso  meo  celesti  et 
michi  placuit.  Ex  premissis  cofiigere  tu  poteris  una  cum  fra-  ii 
tribus  tuis  presentibus  et  futuris,  ut  öitis  rate  murmure  in  suo- 
cedentibus  robis  non  optate.  Et  si  quando  deficit»  in  neoee- 
sariis,  oogitate  quia  via  tali  vos  precesserunt,  quos  tos  mint 
beatificatis.  Ideo  a  domino  petiit  sapiens  non  ddrf.  sibi  dirien* 
nee  paupertatem,  sed  tarnen  victui  necessaria2).  Constat  autem  n 
nature  neoessitati  cum  paucis  cito  fore  satisfactum.  Non  enim 
ut  edas  vivendum  tibi  est,  sed  edendum  ut  Tirere  possis. 

• 
Duo  altaria  portatiUd  in  principali  sive  tnaiori  capetta  ordinantur. 
Et  magna  fit  resisteneia  nave  plantattoni,  tedpeemit  dantur, 

ut  pax  tribuatur.  20 

Capitulum  10. 

Servu*  fuerit,  domiha  r&pondet. 

Dixisti,  mater  nostra  saneta  Margare ta,  ea  que  magis  de- 
serviunt,  ut  videtnr,  lamento  quam  solatio,  attamen  libens  ea 
audivi ,  quia  spiritum  compunetionis  pariter  [21]  et  erudittonis  21 
inde  coneepi.  rfovi  enim  scriptum,  melius  fore  Ire  ad  domum 
luctus  quam  ad  domttm  convivii8).  Vellem  tarnen  Kbenter  au- 
dire  historialiter,  quid  ultra  factum  sit  juxta  annorum  domini 
qudtam,  cui  superiüs  deservire  dignata  fuisti.  Die  ergo  ultra, 
gloriosa  domina  mea,  [quid  actum  sit  in  nova  plantatione  tua  so 
post  predieta. 

Saneta  Margareta  ait:   Ut  sentio,  tu  libenter  audires 

grata,   sed  nondüm  üsquequaque  venit  hora.     Modicum  tarnen 

inde  pronunc  tltngam,   priusquam  ad  alia  minus  placencia  ve- 

i4<»  niam.     Anno  domini   1403   circa  Agathe    virginis   et   martirisss 

*" PebT'  fuerunt  duo  altaria  portatilia4)  in  plantatione  mea  nova  in  ca- 

V'  »lnctuic  Mf  ein«  Reror  in  der  H  s.        8*.  Statt  n«coee*t6feie  etavdf  «fgeraag U«k  is 
der  H  • .  m°  eeco*  zxx9. 

1)  Der  Rath  erwarb  für  die  Universität  1460  um  900  Gulden  das  ehemals 
den  Schalem,  damals  der  Wittwe  des  Burkhaft  Ziboll  gehörige  Hain  am 
Rheinftprunge,  da*  seh  jener  Zeit  der  Universität  geblieben  vt  V  i  8  c  h  er :  Ge- 
schichte der  Universität  Basel  85.  Ä)  Pf  orerb.  30,  8.  3)  Seelee.  7,  3. 
4)  Die  Traa>  oder  Befeeahire  (vgl.  8.  250, 12)  waren  kleine  in  Hdh  oder  Me- 
tall jjefaiste  Steintafeln,  auf  denen  Baum  für  Kelch  und  Fatene  war.  8.  Karjl 
Weis> :  Der  Tragaltar  des  Stiftes  Admont  in  Steiermark  (mit  Abbildungen) 
in  den  Mittheilungen  der  k.  k.  Centraicommieeion  V.  21. 


MS 

pella  majori  que  fuit  supra  refectorii  locum,  oonsecrata,  loca- 
que  ad  celebründum  ibidem  cum  aliis  neceasariia,  ut  penuria 
admisit,  Don  cum  tenestris  vitreis,  sed  de  pannis  lineis  confectis 
faerunt  ibi  ordinata.   Et  illa  pars  cimiterii  versus  antiquam  mai- 

s  oiem  capellam  pro  sepülturis  mortuorum  fuit  consecrata.  Hüb 
peractia  nichil  ultra  actum  est  infra  annum  tunc  currentem  in 
plantatione  mea  nova.  Attamen  aliquid  actum  est,  sed  magis 
in  eius  destructfoüem,  quam  edincabonem.  Hoc  est  verum,  in 
quanttün   pet    emüfos    servorum   meoriim    et  per  tnimicos  meos 

w  stctit.  Sed  latis  spoüsö  meo ,  quia  nun  prevaluenint  insidie 
malignantduni.  Ecce  considerafltes  advcrsarii  mei  et  persecutc— 
res  filiorüm  meorom,  quod  planfatio  riovella  mea  ad  profectum 
ten'tferet,  ünde  gaüdere  debebärit ,  inilt  materiam  timoris  et  pe- 
riculi  suspicabantur,   pottssimum  propter  locorum  ibidem  vici- 

i)  aitatem.  Quia  enim  platitatio  mea  nova  et  ecclesxa  sancti  Theo- 
dori  in  ßasilea  minon  e  vicinri  sc  respieiünt ')  et  quöniam  dicta 
sancti  Tbcodori  ecclesia  racorpoiata  exietil  capitulo  eccle'sie 
BasOiensis,  noiinulli  canonici  eiusdem  ecclesie  nee  non  plebamis 
in  saoeto  [ß]  Theodoro  titnuerunt;  sibi  propter  parochiam  suam 

»  magnum  imminere  damnum,  si  domua  mea  suseiperet  dispösi- 
tum  profectum.  Quare  habito  inter  se  consiUo  difnnierunt  haue 
plantatJonem  omnino  fore  dissipandäm  et  impediendam,  impe- 
trantes  ob  boc  apostoHce  sedia  litteras  de  Eoniaiia  curia  nar- 
rantes  cum  prohibitione  edificandi  de  nova  mea  plantatione  non 

»  secimdum  rei  Veritatem,  sed  seeündum  frivolam,  falsam  et  ex-* 
cogitatarii  connetionem,  prout  adTiuc  hodie  videri  potent  in  bufla 
per  meos  redempta  et  ad  perpetuam  rei  memoriam  post  sui 
confosaionen  et  taeerationem  per  n*eos  quorpie  reservat«1). 
Verum  hac  turbatione,  ut  premissum  est,   contra  pläutationein 

u  iiiearo  suscitata  domus  mee  tundator  et  omnes  mei  scjrvuli  ac 
filii  mal  tum  eraat  perplexi,  neacientea ,  quid  agendum  ftret 
contra  dietam  apostoiiee  sedis  prohibitionem.  Sei  iTiddrt  eis 
Sanum  consiTium  SölvCxre  boc  |iniquitafis  cotnmentam.  Sirut 
enim  vexationes  licet  redimere,  sie  et  notum  est  peeunie  omni* 

»  obedire.  Solut»  igitur  per  diverses  persona*  ad  fundationem 
meam  ineünatas  200  florenis  ftdvereantibu«  et  luera,  stttt  in 
huirannodi  querentibus,  pretactd  bulla  fuit  resignata  et  pax  meis 
eervulis  eisque  adherentibus  restätuta,  non  utique  sine  mea  sol- 
licitudine.  Discit«  ex  hiis  equaBimitatem  et  judiesorum  dei  ve- 
m  ritatem.  Cum  vnlt,  nemo  eam  avertrt,  qnando  non  mit,  nemo 
eum  inducit. 

IB.  Baaflitnaf  H>.       33.  üiiquit»»  H  ■.        16.  isoliutii  H«. 

t}  8.  <fcn  Plan  des  M.  Merian,        2]  Bitte  Balte  BonifM  IX.  v*w 
18.  April    I4ft2,  die  wegen  d«r  ■averseatmt  lügenhaften  atd  verdrahten 
ii  oei  DsmcapiuAi ,  die  ai«  aufführt,  inWiwiut  Ut,  geben  wir 


Reaistencia ,  quam  nonnulli  suscitaverunt  contra  noveSam  Cartu- 

siam  tn  Basüea  minor* ,  pecunia  tarnen  fuit  redempta  et  concor- 

data  non  obstantibue  emulorum  insidiit. 

Servus  more  solito  querit,  domina  respondet. 

Capitukm  LI.  t 

[w]  Tetigisti,  domina  mea  sancta  Margareta,  de  hüs  que  gesta 
■40».  sunt  partim  anno  domini  1403,  sed  ut  videtur  non  narrasti  ex 
um.  integro  que  dicto  anno  1403  inceperunt,  sed  anno  1404  pro- 
gressum  habuerunt.  Placeat  ergo  continuare,  rogo,  quod  ce- 
pisti ;  eint -grata  vel  non,  bonum  buiusmodi  scire,  cum  seien tia '• 
etiam  mali  intellectum  perficiat,  nee  scire  malum  sit  malum, 
sed  malum  operari. 

Sancta  Margareta  dixit:  Immediate  superius  audivisti 
de  practica  aliquorum  mee  plantationi  nove  contrariorum ;  si 
1404  non  plene,  potent  adhuc  suppleri  opportune.  Anno  domini  1404» 
M.Apr.  pjg,^,.^  c;tca  Georgii  martins  fuit  dieta  celebrata  ex  parte  nove 
plan  talionis  mee  de  domini  Stephani  Cartusie  roaioris  prioris 
commissione  inter  nonnullos  canonicos  ecclesie  Basiliensis 
eorumque  in  saneto  Theoduro  plebanum,  nee  non  inter  eepe- 
fatum  patrem  dominum  Wynandum  super  dissensione,  que  inter  *• 
eos  erat  ex  parte  bulle  supratacte  contra  ipsam  novam  planta- 
tionem  meam,  ut  supradictum  est,  per  ecclesie  Basiliensis  ca- 
pitulum  impe  träte  et  super  quibusdam  punetis  aliis  satis  captio- 
eis l) .     Et  licet  de   multis  clausulis   derogatoriis   essen  t   littere 


1)  Die  Resultate  dieser  Vereinbarung  sind  in  zwei  Urkunden  vom  29.  und 
30.  Jan.  U(M  (Karth.  Arch.  60.61)  niedergelegt.  Die  Angabe  im  Texte,  die 
Verhandlungen  hatten  circa  Georgii  martins  stattgefunden,  ist  mithin  un- 
genau. In  der  ersten,  die  wir  unter  den  Beilagen  abdrucken,  bekennt  Wy- 
nand,  das«  er,  von  dem  Generalprior  Stephanus  beauftragt,  sich  unter  Ver- 
mittlung von  Bürgermeister  und  Rath  mit  dem  Domcapitel  und  dessen  vi- 
c&rius  perpetuus  au  8t.  Theodor  verständigt  und,  um  ihre  Einwilligung  lur 
Errichtung  der  Karthaus  zu  erlangen,  im  Namen  der  letzteren  die  auf- 
gezahlten Bedingungen,  die  int  Texte  der  Chronik  nicht  mit  Unrecht  all 
clausulae  derog&toriae  bezeichnet  werden  ,  eingegangen  habe.  In  der  zwei- 
ten bekennen  Peter  Liehinger  Probst,  Johann  von  Hohe nstein  Decan  und 
das  ganze  Capitel   der  Kirche   lu  Basel ,   und   Eberhard  genannt  Schencke 

Serpetnus  vicarius  der  Pfarrkirche  8t.  Theodor  in  Xleiu  Basel ,  elass,  nach- 
em  der  vom  Oeneralprior  des  Karth äuserorde ns ,  Stephan,  hiezu  bevoll- 
mächtigte Wynand  von  Dortmund .  Prior  des  Hauses  Unser  Frauen  Berg 
bei  Strassburg  ihnen  in  locum  cottidianarum  oblacionum  ,  que  futuris  tem- 
poribu*  in  domo   vallis   sanete   Msrgarethe   predieta   obvenire   poterunt   et 

obvenient,  nee  non  aliorum  jurium  parochialium  nobis  in  eadem  domo 

cempetenciuin ,  nomine  dicti  ordinis  ac  vice  prioris,  conrentua  et  fratrum 
domus  eiusdem  —  —  congruentem  —  in  pecunia  numerata  raconpensacio- 
nom  fecerit,  de  qua  content!  sumus  et  nos  et  suooessores  noatros  promitti- 
mus  et  presentibui  obligamus  debere  pariter  et  velle  st-      ~  ~  ~J 


Capitulum  11.  265 

ipse,  que  super  concoidia  fabricate  erant,  vix  tarnen  poterant 
emulie  aatißfacere,  ut  es&ent  contetiti  de  communi  jueticia,  ne 
gravarent  servos  meos  cum  damno  et  injuria.  Hec  commemo— 
rari  sie  placuit  nun  in  derog&tionem  virorum  bonorum,  sed  ad 

i  correctionem  perverse  agentium,  pro  sponsi  mei  gloria,  [m]  qui  de 
malis  novit  elicere  bona  et  pro  servulorum  meorum  cautela,  ut 
discant  non  frangi  inter  sinistra  et  gracias  eciam  agere  inter 
gravia,  beuefactoribuB  benivolenciam  exhibendo  et  pro  adver- 
Baiiis  ex  caritatU  abundancia  orando.   Quod  autem  hec,  de  qua 

i«  dictum  est,  inbrigatio  vel  involucio  non  proecsserit  ex  omnium 
Basiliensium  capitularium  unanimi  conaeneu,  potest  ex  hoc  con ■  ■ 
stare,  quia  post  diete  peeunie  ducentorum  florenorum  solutio- 
nem  nommlü  canonici  Haeilienaie  eccleeie  plantacioni  mee  bene 
inclinati  fundatori   domus  mee  dixerunt,    sed  quasi  jocose  et 

is  non  ex  intencione:  Bonum  esset  pro  nobis,  ä  fui&semufi  eciam 
adversarii  vestri,  quia  benefacere  novistis  inimicis  vestris,  sed 
amicos  vestros  non  noscitis.  Uli  de  resistencia  leportarunt  lar- 
gas  florenorum  propinas,  nos  vero  de  adherencia  nichil  conse- 
cuti  Burnus,  nisi  graciarum  actiones  verbales.    In  joco  hec  dieta 

i*  Hunt,  attamen  non  ex  toto  jocum  pretevidunt.    Premissa  contro- 
versia  non  partim  retardavit  domus  mee  desideratum  profectum, 
ita  quod  quasi  ad  annum  domini  1406  parum  vel  nichil  dispe--  i* 
situm    fuit  optati,   etiam  patribus  ordinis  Cartusiensis  diversi- 
mode    sencientibus   propter   minores  varios  hinc  inde  auditos 

»  nunc  de  loci  mei  quasi  ineptttudine,  nunc  de  fundatoris  tenui- 
tate.  Inde  venit,  quod  pene  maior  pars  patrum  ordinis  Cartu- 
siensis erat  inclinata  ad  dimittendum  locum  utique  potms  quam 
ad  promovendum  eundem.  Fortis  tarnen  semper  mannt  pater 
Cartusic  maioris  dominus  StepbanuB  pro  loco  tenendo.    Qui  et 

u  dixit,  se  mirari  de  patrum  aliter  Bentieneiuin  singularitate,  cum 
locus  videretur  bene  aptuB  et  Basilea  esset  egregia  civitas,  que 
[»]  suo  tempore  posset  manuB  adjutrices  pro  tempore  porrigere. 

nachdem  er  sich  in  Betreff  der  Zehnten ,  Begrab  mssqu  arten  und  anderer 
Artikel  mit  ihnen  verständigt,  wie  ea  in  dem  darüber  ausgefertigten,  mit 
den  Siegeln  des  Hauses  Diner  Frauen  Berg  und  der  Stadt  Basel  versehe- 
nen Briefe  enthalten  «ei,  sie  cupientea  religiouem  plantandam  in  domo  val- 
lii  sanete  Margarethe  predieta  promovera  nee  non  premissorum  divineque 
retribucionis  intuitu  plantatam  confovere,  ihre  Einwilligung  iur  Errichtung 
der  Karthaus  geben ,  salvis  tarnen  condictis  obligaciombus  et  aliis  in  pre- 
•pecificatU  litteris  descriptis,  quaa  eciam  Utteras  et  contenta  in  eis  volumut 
in  suo  robore  perdurare  nee  eis  per  presentes  intendimne  quomodolibet  de- 
rogare,  und  versprechen  für  sich  und  ihre  Nachfolger,  nichts  gegen  die 
neue  Stiftung  zu  unternehmen. 


269  CapittUum  lt. 

De  qußuidatn  pfjkis  ofnissis,  ipe&tatiter  de  eatdiridH  Atdatenti, 
dt  patre  Cartmie  fndioHs  et  de  compertis  per  dKö*  m  Cartagia 

Batike  ndMtüt. 

Servus  querxt,  mncta  Margarete  respondeL 

Öapüulum  14.  s 

Si  non  displicerit,  domiaa  nbea  swfccta  Margaret*,  tue  «an- 
ctitati,  querere  vellem.  de  (Juodam  meo  motivo  incidentaliter, 
de  quo  sanctitas  tua  in  preoedentibus  nichü  tetigit,  presertim 
cum  michi  narrares  de  quibusdam  occaaionibus  seu  preaosti- 
catioüibus  fundationia  demua  tue*  Que  tattten  videatur  edifi-  10 
cationem  alii»  alerte  passe  et  ad  spänsi  tui  gloriam  kudemque 
tuam  pertinere.  Sed  et  non  eode»  tempotfe  sunt  gesta,  ymmo 
diu  poet  et  per  intetfVaUa.  Et  ut  verum  fatear,  ego  sum  in 
culpa,  quia  non  rfevocävi  ea  tue  sanctitat*  ad  memoriam  in  in- 
quisitione  mea.  15 

Sancta  Margareta  dignanter  ieapoadet:  Nichil  re- 
fert  quo  ordine  queras,  dummodo  niöhil  negligas  de  hüs,  que 
sunt  ad  propositum.  Scio  de  sponai  mei  gracia,  qui  onmia  no- 
vit preterita,  piesehcia  et  futura,  et  ttkltil  eet  onmino  quod  ipee 
ignoret,  scio,  inquam,  et  egö  ex  ipsiua  inspiratione,  quid  te  so 
moveat.  Audi  igitur  que  dicam.  Superius  in  capitulo  primo 
fit  mentk)  de  quodam  patre,  qui  precfixit  domtua  meam  fotu- 
ram.  Noverie  igitur  y  quodammodo  ad  idem  confermiter  non- 
nullos  alios  viro«  magno»  loeütos  fuisse.  De  quorum  numero 
non  erat  minimüs  saacte  memoria  dominus  Ludewicus ,  cardi-  25 
nalis  quondam  [»}  Arelatensis l) ,  qui  meam  sepius  visitavit 
causa  devotionis  domum,  quia  tempore  saeri  generalis  coneilii 
Basiliextais  valde  eidem  -placuit  ipeius  doraus  mee,  licet  non- 
dum  pro  medietate  complete,  disposicio«  ,«  Unde  dieere  coneue- 
vit,  locum  huno  ab  eterno  divinitue  esse  eleetum  pro  domo  or-  so 
dinis  Cartusiensis.  Idem  cardinalis  post  mortem  suam  miracu- 
lis  coruscavit  pene  innumeris.  Quare  non  creditur  ex  levitate 
isfa  abrisse,  sed  ex  firmo  proposito  et  utique  spiritu  prophetico. 
Eciam  intendebat  in  domo  mea  duas  cellae  edlficare,  sed  morte 
preventus  non  perduxit  intentum  huiusmodi  ad  effectum.  Simi~  35 
Kter  complftcenciam  mftgnam  habebant  et  alii  cardinare*  ac 
Ceteri  prelati  coneilii  in  domo  mea^  licet  protunc  in  edifieüs 
adbuc  esset  multum  defectuosa  et  in  personis  nondum  nnme- 
rosa  pro  illo  tempore  seeundum  ordinis  Cartusiensis  exigentiam. 
Devotionem  autöm  >  qttam  habuerunt  ad  domum  meam  prelati  40 

1)  Ludwig,  Kardinal  von  Arles,  stand  nach  der  Abreise  des  pibstlichen 
Legaten  dem  Concil  von  Basel  mit  ausserordentlichem  Geschick  vor  und 
krönte  den  neuen  Pabst  Felix  V.  Neujahrsblatt  S.  9.  v.  Wessen - 
berg:  die  grossen  Kirchen  Versammlungen  des  15.  und  16.  Jahrhunderts. 
Constani,  Glükher  1840.  II.  8.  371.  397.  420  etc. 


Otpitahun  12.  367 

ecdesie,  satia  ostendunt  eorum  sepulture  in  ecclesia  mea  posite 
»t  in  fenestris  vitreis  ipsorum  figurate  picture.  Audi  adhuc 
rerbum  magnum  a  patre  magno,  videlicet  domino  Francisco, 
Carfusie  maioris  tunc x)  priere*  pnophetice  dictum.  Qui  veniens 
le  Alemanie  partibus  inferioribus  in  priorem  Carturie  vocatus 
K  domum  meam  videns ,  licet  in  etnicturis  et  quam  pluribus 
üs  muhmn  adhuc  deficientem,  complaoeneiam  tantam  habuit 
d  eius  situ ,  quod  in  hec  verba  pioropit  spiritu  etiam  haut 
hbram  prophetico:  »Bene-  [rr]  dictus  dem,  quod  Tidere  merui 
wrellam  domtan  Cartuaiemeft»  in  Baeäea.  Ouk  licet  in  om- 
ribus  fuerim  provinciis  ardinie  Carturieiisis  et  in  mukis  do»- 
nibus  huius  ordims,  tarnen  nunquan»  vidi  locuntf  in  »to  ordine 
ta  michi  placenten*,  sicuti  lcteum  ifttuto«,  addensque  boc  quo- 
pe  dixit:  »Ego  non  dubito,  quin  dftntas  hecprofictet  suo  tem- 
pore in  rebus  et  persoftisa.  Hie  pater,  qui»  fiierat  {generalis 
wocurator  tothia  ordime  Carttwietowis,  notWam  haben»  omnium 
Rovinciarum  in  eodem  ordine,  Mea  preramitur,  quod  bene  pre- 
uditatus  hec  verba  ctixerit  et  sinoeriter  ex  inejrivatione  haut 
Urion  divina.  Quia  ipse  alias  erat  vir  seriosiie  et  ▼aMe'ma- 
nras.  Igte  idem  pater  erat  tir  no»  sohtm  in  ordine  Cartu- 
fensi,  eed  et  atibi  magne  auctoritatis  pluresque  vocee  pro  pa- 
fctu  habuit  vice  quadam ,  apostolica  eede  tunc  vacante.  Non- 
ralü  quoque  honesta  viri  fidle  digni  et  derici  et  laici  Barilien- 
es  de  ultra  et  citra  Bernau  sepe  protestati  sunt  se  ibidem 
ersepe  odoreto  mire  suavitatis  percepisse.  Quod)  sponso  meo 
lon  est  impoBsibile  ad  inei  videlicet  andlle  sue  tetoefrationei* 
t  ad  servonrm  meorum  consölationem  löciqtJe  illius  reyerenM 
km  et  commendatiotiieffl.  Yiflirto  sunt  ibi  quoque  sepulta  mtil- 
trum  veneraMHutn  patrum,  episcoporttm  et  aJiorum  prelätorum 
flnoHi  BaöiKensis,  corpora2),  qui  pro  universalis  ecelcftie  justi- 
ia  ibi  occubuerunt,  aptid  deum  fctique  magni  meriti.  Quo» 
bminus  ita  forte  magnificare  dignatu*  ad  ftliotum  fidelium 
»nsolatk>nem. 

tt.  Mqi*fMd6V  Ht. 

I)  Nämlich  rar  Zeit  des  Concik.  %  8.  die  (habechrifteii  der  aus 
In  bezeichneten  Epoche  in  der  Kartfeaute  befindlichen  Gräber  bei  Ton- 
ika 312-318.  Vgl.  Wurstisen  204.  Neujahrsblatt  9.  Neben  rer- 
KÜedenen  in  nnsrer  Chronfk  weiter  unten  erwähnten  ausländischen  Präla- 
tetistvon  den  hier  begrabenen  hervorzuheben  der  am  10.  August  1430 
tetorbene  Patriarch  Ludwig  von  Acjuiltja,  der  tetite  an»  dem  Hanse  der 
faö&e  Ton  Teok  (Stalin:  Wirtemb.  Oeaoh.  III.  441  Anm.  2),  dessen 
fabstein  (Tonjola  316)  nebst  den  andern  noch  erhaltenen  an  der  Wand 
*  -ier  Kirche  angebracht  ist. 


268 


Capitulom  13. 


k 


[28]  Iterum  de  origine  domus  Cartusie  in  Basilea  minori  per  obla- 
tionem  denarii  in  sabbato  tempore  structure  ecclesie  ex  pietateßdei. 

Capitutum  13. 
Domina  sancta  Margarete  respondente,  servüore  suo  querente. 

Non  in  vadium  movi,  domina  mea  sancta  Margareta,  ma-  & 
teriam  proxime  per  sanctitatem  tuam  dignanter  elucidatam,  igi- 
tur  si  non  indigne  sanctitas  tua  vellet  suscipere,  ego  adjicerem 
adhuc,  que  Interim  memorie  se  obtulerunt.  Audaciam  nanque 
hinc  sumpsi,  quia  dicis  te  non  curare  de  narrandi  ordine, 
quando  de  pertinentibus  ad  rem  nichil  silentio  studeo  tegere.  10 
Novi  quippe  te  yirginem  taute  prudencie,  quod  magis  velis  verba 
servire  rebus  quam  res  verbis. 

Sancta  Margareta  caritative  respondet:  Quam- 
vis  jam  procedere  videaris  ordine  prepostero  tua  inquisitione, 
non  adverto,  si  necessarie  oommutato;  ioeirco  nota  que  dicam.  t& 
Quamvis  plantationi  mee  novelle  varie  occurrerint  difficultates, 
ut  prius  audisü  et  in  sequentibus  suo  tempore  audies  amplius, 
pius  dominus,  sponsus  meus,  immiscuit  tarnen  misericorditer 
quandoque  consolationes.  Ipse  enim  novit,  quando  vinum  et 
quando  reliquum  pro  tempore  fuerit  necessarium.  Et  ergo  valde  20 
bonum  foret,  ut  homines,  presertim  religionis  habitum  gestan- 
tes,  committerent  se  et  sua  simpliciter  et  fiducialiter  in  Omni- 
bus domino  deo  absque  aliqua  difridentia.  Ipsi  quippe  est  cura 
de  confidentibus  [2»]  in  eum.  TJnde  tempore  illo,  quo  ecclesia 
mea  in  Basilea  minori  edificabatur,  accidit  ut  omni  sabbato  ad  25 
portam  domus  mee  exteriorem  ibidem  veniret  quedam  muliebris 
sexus  persona,  habitu  simplici  vestita,  non  nimis  juvenis  nee 
nimis  senex  in  annis,  sed  religiosi  vultus  et  multum  exempla- 
ris,  paucissimorumque  verborum  erat  et  magne  maturitati6, 
querens  diligenter,  quomodo  ecclesie  struetura  pronceret,  et  sie  30 
obtulit  cum  maxima  devotione  ad  eandem  strueturam  unum 
denarium  vulgariter  stebler l)  dictum.  Oblatione  huiusmodi 
cessante,  quando  et  ecclesie  struetura  quoad  principaliores  eius 
partes  cessabat,  ceperunt  filii  mei,  fratres  conventuales ,  inter 
se  querere  de  hac  sua  benefactrice,  de  hoc  plurimum  dolentes,  ss 
quod  nunquam  quesierant  de  ipsius  nomine.  Et  dixerunt  inter 
se  unus  sie,  alius  aliter.  Certe  ista  paupercula  fuisse  videtur 
in  misterio  illa  vidua  paupercula,  que  juxta  evangelium  in  edi- 
ficationem  templi  Salomonis  mittens  in  gazophilacium  duo  tan- 
tum  eris  minuta  plus  dedit  quam  ceteri *) .    Et  sie  hec  pauper-  40 

4.  responde  «t  H  s. 

1 )  Die  Stebler  waren  Pfennige,  welche  die  Bischöfe  von  Basel  geschla- 
gen hatten;  sie  trugen  ihren  Namen  von  dem  auf  ihnen  befindlichen  Bi- 
schofsstabe.   S.  Heusler  229  ff.        2)  Marc.  12,  41—44.  Luc.  21,  1—4. 


Capitulum  18.  14.  269 

cula,  ut  apparet,  fait  vera  fundatrix  nostra1).  Sie  aliqui  sen- 
serunt,  afii  voluerunt,  quod  ego  fuissem  illa  mulier  offereas 
omni  8abbato  ad  structuram  domus  mee  denarium,  unde  tan- 
tum  evenisse  notarunt  profectum.     Et  quia  vie  hee  ambe  pie- 

*  tati  innituntur,  pie  sustineri  posaunt.  Ego  pro  presenti  neu- 
tram  eanun  approbo  nee  reprobo,  ne  quippiam  michi  arrogando 
alten  derogem,  aut  quod  incertum  est,  afnrmare  presumam. 
Quod  pium  est,  pie  narravi,  quod  et  pium  requirit  lectorem. 
Plura  huiusmodi,  que  ab  aliiß  narrantur,  poesent  adduci  de  mea 

lonova  plantatione,  sed  cui  hec  [so]  pauca  non  sufficiunt,  fortas- 
sis  nee  multa  proderunt.  Jana  etenim  patet  ad  oculum,  si  do- 
mus mea  sponsi  mei  gracia  profeeerit  aut  defeeerit.  Cui  laus, 
honor  et  gloiia,  servisque  meis  et  eorum  fautoribus  benedictio, 
pax  et  misericordia. 

is  Plan  facto  nova  Cartusiensium  in  Basilea  minori  paiitur  diffictU- 
tate8 ;  ordinatur  propter  pacem  unus  Superintendent.    Domus  in- 
eorporatur  et  fundator  iterum  notabiUter  dotat. 

Capitulwn  14. 

Querit  servus,  domina  respondet. 

lo  Bonum  fuit  illa  commemorari  per  digressionem  jam  dieta, 
quia  ad  lucem  venerunt,  que  prius  latuerunt  et  edificationem 
valent  afferre  hec  audientibus.  Nunc  libenter  audirem,  domina 
mea  saneta  Margareta,  quid  ultra  factum  sit  de  nova  planta- 
tione  tua  seeundum  annorum  decursum  et  juxta  rerum  gesta- 

terum  dispositionem.  Tu  enim,  domina  mea,  melius  nosti  hec 
omnia  et  ideo  desideranter  conversor  cum  sanetitate  tua,  non 
obstante  indignitate  mea. 

Ad   hec   saneta  Margareta  respondit:    Digressione 
expleta  nota  sequencia.   Ab  anno  domini  1404  supradicto  usque  1404. 

»ad  annum  domini  1407  nichil  multum  notabile  in  domo  mea  1407. 
factum  est.     Tarnen  pius  pater  dominus  Wynandus,   prior  ad- 
huc  manens  semper  Cartusiensium  in  Argentina,  magnam  curam 
et  sollicitudinem  quasi  continue  habuit  pro  mee  planta-  [31]  cio- 
nis  nove  incremento,   licet  multos  propterea  haberet  ipse  con- 

» tradictores  et  emulos.  Quod  tarnen  ipse  meo  amore  humiliter 
sustinuit  nee  propterea  a  ceptis  cessare  curavit.  Habuit  nichi- 
lominus  in  hiis  semper  bonum  favorem  patris  prioris  Cartusie 
maioriß  domini  Stephani  nee  non  prioris  Nurenbergensis,  prio- 
ris in  Girio2)  et  nonnullorum   aliorum  priorum,  licet  numero 

24.  faewra  Ha.      88.  priorem N&renbttgen.  Hs. 

1)  Dieser  unbekannten  armen  Frau  ist  im  liber  benefactorum  lb 
ein  längerer  Nachruf  gewidmet,  der  seinem  Inhalte  und  Gedankengange 
nach  mit  der  obigen  Stelle  des  Textes  übereinstimmt  2)  Gyriov  (Gey- 

rach),  Karthäuserkloster  bei  Cilli  in  Steieftnark. 


L 


270  Capitata«  U..I*. 

paucorum.  Et  quia  sensit  dominus  Wynanivs,  quod  idispücon  - 
das  etiam  in  conventu  auo  Argtmtinensi  geaeravit,  quia  ipse 
sepius  propter  noram  meam  in  liasilea  minori  plantatiouttiu 
absens  fuit  de  Axgeniina,  pennisit,  ut  unus  alius  pater  rector 
domus  mee  in  statu  aretnir ,  prout  et  factum  est.  Nun  ex  com-  * 
mifi&ione  domini  Wynandi ,  priori«  Argentine,  cui  per  priorcon 
Carfusie  erat  plena  data  auotohtas  super  dispositione  nove  plan  - 
tationia  mee,  dominus  Ganradus  de  Wormancia,  qui  erat  pra- 
curator  domus  Cartusie  prope  Magunciam,  fuit  factus  quasi 
rector  mee  nore  plantalionis  in  Baailea,  sed  vorige  »implicitei  u> 
supermtendens.  Quo  facto  patres  onlinis  Cartusiensis,  qui  fu*- 
runt  inclinati  ad  dictam  pJantationem  meam,  ad  regit?  Boms- 
nonw1)  ac  domus  mee  fundatoris  nee  non  consulatus  Baai- 
liensis  et  plurium  notabilium  virorum  et  araieorum  «nt.»fii~i»> 
impetrarunt  a  capitulo  generali  ordinis  Cartusiensis  huius  do—  is 
mus  mee  incorporationem ,  currente  tunc  anno  a  nativitate 
i*ot.  Christi  1407  BupradictQ.  Facta  itaque  domus  mee  incorporatione, 
fundator  dominus  J&cobus  Zybol  volens  magnum  suum  [«]  quem 
liabebat  ad  domum  meam  affectum  manifestiuB  et  plenius  osten- 
dere ,  quia  vidit  domum  ab  ordine  Cartusiensi  suseeptam ,  pro  it 
eiusdem  domus  dotatione  donavit  100  florenos,  quos  tunc  annuo 
ei  perpetue  solvere  tenebantur  abbas  et  conventus  monasterii 
beatissime  virginis  ad  Heremitas3).  Sic  itaque  audivisti  gratam 
domus  mee  incorporationem,  audivisti  et  prius  non  usquequa- 
que  placentem  gravitatem,  quam  movenmt  qui  plantationi  mee  it 
non  favorabiliter  inclinati  fuerunt.  Prevaluit  tarnen  in  hiis  di- 
vina  ordinatio  et  mea  Bedula  deprecatio  servorumque  meorum 
intrepida  fortitudo.  Ex  hiis  disce  non  facile  moveri  inter  pro- 
spera  et  adversa,  quia  in  manu  dei  sunt  omnia. 

Primae  prior  Oartusiensium  in  Basilea  minori,  vir  notabxlis,  ineipit  » 
ecclesiam    Cooperation«    nsdditi   de    Argentina ,    magni   lapieide, 
poetea  monaohi  et  priorie  in   Torperg,   poeito  primo   lapide  m 
fimdamento. 

Capitulum  15. 
Servo  querenie  et  domina  respondente.  ss 

Jam  veniendum  esset,  domina  mea  saneta  Margateta,  ri 
tue  non  displiceret  sanetitati,  ad  illam  distinotionem,  unde  su- 
perius  tactum  est,  de  ordine  disserendi  in  cronica  seeundum 
priorum,  qui  pro  tempore  prefuerunt,  nomina,  ubi  iterum  in- 
digeo,  domina  mea,  tua  informatione  materna.   Quia  nnllus  ita  « 

IT.  Ab  Bind*  in  dar  Hi,  Ton  darwlban  Hund:  bicorpomtio  domus. 

1)  »Pro  illuitrianmo  prinoipe  domino  Ruptrto  rag*  KomaDorum ,  qui 
instanter  selipsit  et  laboravit  pro  innorporationo  domus  optima-.  Lib«r 
benefact.  8.        2)  Einsiedeln. 


Capituhim  16.  171 

pertinenter  de  faiis  sufticit  me  informare  sicut  tu*  pradenda 
Tirginea,  cum  materia  hec  [$sj  etiam  tue  sanetitati  sit  magis 
oordialiter  impressa. 

Sancta  Margareta  pie  respondit:   Tanto  tibi  nunc 
Kspondeo  libentius,  quanto,  quod  dücendum  «8t,  narro  deeide- 
rabilitis.    Domus  mea  hucusque  sine  proprio  fiwt  priore,  modo 
tatem  pvorimim  est  ei,  laus  deo,  de  notabfli  pasteve.    Prior 
primue  domus  mee  vallie  beate  Margarete  ontinis  Oartusiensis 
in  Hasüea  minori  fiiit  ille  veneratione  multa  diguus  pater  do- 
aunus  Wynaadus,  a  prioratu  domus  Argentine  absohttus  et  in 
domus  mee  pristtum  priorem  «rdmatus ;  quia  ipse  ad  novellam 
domum  meam   plurimum  erat  aifectionatais,  auotoritate  capituli 
generalis  ipse   provide  doorino  disponente  et  non  fortuite  fuit 
prefectus  anno  domini  1407  die  nativitatis  yirginis  gloriosissime    1407 
Marie.     Hie  memorabilis  rir  ftiit  ge?e*e  nebilis l) ,   vita  lauda-  *' 8ept* 
inlis  et  reKgione  subtimis,   expertus  in  multis,  in  domo  Gan- 
davi  ad  ordinem  Cartusiensem  reeeptas,  in  domo  Colonie  post 
yicarius,   hinc  in  domo  Treverensi  circa  annos  22  prior,   post 
hec  in   domo  Argentine  prior  annis  quatuor,    et  interim  quod 
erat  in  Axgentinensi  domo  prior,  sepius  venit  Basileaan  de  do- 
■us  mee  profectu   cogttaas.     Tandem  prior  domus  mee  factus 
«upervixit  annis   tantum  duobos.     Et  quoniam  prior  Cartusie 
maioris,    pater  Stephanus,   absolverat  eum  a  prioratu   domus 
Argentine  et  fecerat  ipsum  priorem  domus  mee  in  Basilea  mi~ 
Qori,  patribus  aliis  in  capkulo  generali  hoe  ignevantibus  ipsum- 
que  adhuc  fore   rectorem  putantibus,   ideo   ad  cautelam  caarta 
eapituH  generalis  dicii,   eum   a  vectoratn  absolvi  et  in  priorem 
Basilee  prefici.    Et  hoc  factum  est  anno  immediate  seque^ti,  vi- 
(Micet  [u]  anno  domini  1408.     Idem  pater  prior  et  fundator  i408. 
i  domus  mee,  tempore  eos  juvante,  non  vacabant  ocio,  eed  quasi 
txmtinue  sollicitudinem  egerunt  de  strueturis  necessariis ,  ordi- 
aando  coquinam,  refectonum,  pvomptuarium  et  stupas  maiorem 
et  minorem  locumque  rasure  eum  aliis  opportunis.     Deinde  in 
feto  sanetorum  Jöhannis  et  Pauli  anno  quo  immediate  eupra, 
iridelicet    1408,   pro  ecclesie  mee   erectione  fodere   ineeperunt  1408 
operarii  fandamentum ,  priove  inchoante  aliisque  firatribus  con- 26Jun* 
*equenter,   ac  deinde  laboratoribus ,  opus  dirigente  in  omnibus 
faire  Johanne  de  Ungaria,  tone  clerico  reddito  domus  Argen- 
tine, poetea  per  plures  annos  monacho  et  priore  domus  Porte 
5  Modus  ordinis  Cartusiensis 2) .    Qui,    ut  publica  de  eo  fuit  vox 

S.  Ab  Bude :  Prior  primus  domus  hultu. 

« 

1)  Aus  den  oben  S.  264  Anm.  1  erwähnten  Urkunden,  in  denen  er 
fater  Wynaadus  de  Tremonia  genannt  wird ,  läset  sieh  sohliessen ,  dass  er 
**  Dortmund  gebürtig  gewesen.  Ueber  seine  Thätigkeit  als  Prior  in  Strass- 
taff  hat  Herr  Dr.  Rudolf  Reuss  die  Gate  gehabt  Nachforschungen  anm- 
«eilen,  die  jedoch  su  keinem  Ergebniese  geführt  haben.  2)  Vgl.  Liber 
beiefict  113.    ▼.  Mülinen  I,  23*.    Ueber  die  redditi  »ausquels  on  ne 


272  Capitulum  15.  16. 

et  fama,  in  arte  lapicide  et  muratorum  non  habuit  in  Alemu- 
nia  similem  sibi  et  Bucceeeivis  temporibus  plures  in  ordine  Car- 
i4oe  tusiensi  erexit  domos.  Eodem  anno  quo  supra,  BciUcet  1408, 
'  n  "  sed  in  octava  apostolorum  Petri  et  Pauli,  missa  conventuali 
celebrata  prior  sacerdotalibus  vestimentis  indutus,  cruce  cum  & 
tburibulo  et  aqua  faenedicta  precedentibue  premisaaque  letania, 
presentibus  fratribus  et  bonestia  peraonis,  intrans  fossam  posuit 
pro  ecclesie  fundamento  lapidem  primura.  Sicque  mea  iniciata 
est  ecclesia,  que,  laue  deo,  non  parum  profecit  in  tempore 
brevi,  quia  crevit  a  fundamento  structure  usque  ad  superficies*  i* 
terre  ad  contractionem ')  muri  vulgariteT  Strechsumpf  dicti  in 
altitudinem  quasi  duorum  pedum. 

Sequitur  titulus  16.  capituli  de  ordinatione  etc. 

[ss]    Quomodo  fuerunt  aliquc  ofßcine  ordmate  in  domo  novelia 
Carttuiensitm in  Batilea  minori  et  tres  ceÜe  cum  aliit  neoeteariü.     is 
Capitulum  16. 
Ad  servuU  questionem  ac  domine  responrionem. 
O   quam  libenter  audivi,   domina  mea  sancta   Margarete, 
que  jam  immediate  narrata  sunt.   Dudum  desideravi  talia  a  tua 
sanctitate  percipere.     Utinam  placeat  plura  addere  et  servulum  » 
tuum  de  restantibus  ulterius  informare.    Letanter  etenim  audio 
que  pio   tuo  eunt  honore,   pro   domus  tue  profectu  atque  pro 
raeunim    fratium    consolatione    aliorumque    audiencium     ediri- 
catione. 

Sancta Margareta  benigne  respondit:  Ut  seias  pri-  w 
imim  priorem  supradictum  nee  non  domus  mee  fundatorem  sol- 
licitoa  misse  erga  domus  mee  profectum,   noveris,   quod  ipsi 
disposuerunt  cellam,  hoc  est  cameram  et  stubellam  cum  corre- 
quisitis,  justa  maiorem  domus  portam  pro  portario,  qui  respon- 
dere  posset  intrantjbus  et   exeuntibus  meam  domum    novellam,  *> 
hos.  prelibato  anno  domini  1408,  quia  religiosorum  domus  non  de- 
bent  esse  sine  custodia  et  clausura  die  noctuque,   maxime  ta- 
rnen Cartusiengium.     Anno  ideoque  quo  supra  pro  domus  uti- 
litate  fuit  una  cella  ordinata  per  dominum  Wynandum  priorem 
et  fundatorem  supra  fontem   pro  domus  procuratore  aut  aliquo  ss 
laico.     Que   tarnen  certo  respectu  fuit  postmodum  deposita  et 
ad  alium  locum,  videlicet  juxta  pistrinam  extra  gallileam2)  locata. 

donnoit  point  le  nom  de  Freres,  dont  Tun  etoit  Clerc  et  m&mv  pouvoit  Stre 

gomu  auDiaconat-  a.  Helyot  VII.  S8S  (3&9  der  2.  Auag).  1)  Conteacüo, 
egend.  2)  lieber  de o  Namen  Galilaeafür  Kreutgang  (vgl.  DucangeJ  giebt 
Jos.  Ant  Mesemer  In  deo  Mittheil,  der  k.  k.  Centralcommission 
VI.  104  f.  Aufschluss.  Man  nannte  im  Mittelalter  mit  Besug  auf  die  Stelle 
Matth.  26,32:  »Wenn  ich  auferstanden  «ein  werde,  verde  iah  euch  nach 
Galiläa  vorausgehn«  und  die  Worte  der  Engel  bei  der  Himmelfahrt,  Act. 
1,11:  »Ihr  M&nner  von  Galiläa,  waa  stehet  ihr  und  sehet  gen  Himmel?« 
sowohl   eine  Capelle  der  Zionakirche,   wo  der  Auferstandene   den  Jüngern 


Capitulum  16.  17.  273 

Post  hec  circa  omnium  sanctorum  festum  anno  V10  8UPra  140g 
idator,  volens  amplius  suum  fervorem  ad  novam  domumt.NoT. 
am  ostendere,  fecit  designari  per  supradictum  fratrem  red- 
um  omnia  loca  pro  domo  mea,  non  solum  de  presenti,  sed 
im  pro  futuris  ordinandis  cellarumque  faciendarnm  numerum 
dispositionein  designando.  Et  mox  ediiicare  incepit  cellas 
$,  quarum  una  fuit  intitulata  cum  littera  A,  alia  cum  littera 

tercia  vero   cum  littera  C.     Sed  hee  cellarum  intitulationes 
ot  postea  mutate  crescente   numero   habitationum  cum  habi- 
oribus  suis l) .    Has  tres  cellas  fundator  perduxit  simul  eodem 
Do  usque   ad    tecta  earum   exclusive.     Unde  multi  habebant 
ignam  complacenciam ,    congaudentes  tanto  profectui  domus 
ee  in  brevi  tempore.    Erat  autem  de  mente  fundatoris  domus 
ee,  prout  sepius  coram  ordinis  Cartusiensis  personis  amicis- 
le  et  notis   protestabatur ,    non  solum  cellas  inchoatas  perfi- 
fe,  sed  et   alias   superaddere  et  conventum  plenum  in  domo 
«a  constituere,    si  domino  deo   nostro   ita  placuisset  et  non 
kersitas  ei    supervenisset.     De   qua  adversitate   sua   inferius 
lenius  habetur.    Ipse  enim  semper  bone  erat  voluntatis  et  satis 
Hat  dnres  et  potens  ad  complendum  suum  desiderium,  optans 
I  bona,  que  ei  dominus  concesserat,  que  et  hereditarie  et  ex 
rquisitione  sibi  advenerant,  devenirent  ad  divinum  cultum,  ad 
tö  honorem  [37]   et  animarum,  pro  quibus  ad  orandum  obliga- 
ittur,  salutem.    Fuit  enim  vir  bone  consciencie  et  satis  stricte, 
pod  non  semper  in  personis  diviciis  temporalibus  abundantibus 
BOüsueyit  inveniri,   quia  pauci  de  talibus  advertere  solent  psal- 
abte  hanc  exhortationem :    »Divicie  si  affluant,  nolite  cor  ap- 
foneret*). 

kßmatur  primus  prior  Carttmensium  in  Basilea  minori  Colonie, 
sed  reversus  Basileam  moritur,  et  de  alio  promdetur. 

Capitulum  17. 

Servulus  more  solito  queril,  domina  respendet 

Magnalia  sunt,  domina  mea  saneta  Margareta,  que  supe- 
au«  retulisti ,  expecto  igitur  adhuc  plura  per  tuam  sanetitatem 
JnMenda,  ut  laus  tua  multiplicetur  et  servorum  tuorum  deside- 

1.  Ab  Hufe  mit  rother  Farbe:  fundator  recomroendatnr. 

«nchlossenen  Thüren  erschienen  sein  sollte,  wohin  man  auch  den  Saal 

ligen  Abendmahls   vernetzte,    als  auch   eine  Kuppe  des  Oelbergea 

.  und  im  12.  Jahrhundert  wurde  der  Name  gebraucht  für  den  Weg, 

^n  der  Zionskirche  Aber  Oethsemane  nach  der  Himmelfahrtskirche  auf 

Oelberge  fahrte.    Eine  Nachbildung  desselben  waren  die  Leidenswege 

toten  Stationen  im  Abendlande ,   daher  die  Uebertragung  des  Namens 

ä*  aneh  auf  sie.  1)  Es  sind  die  später  mit  +,  P  und  O  be*eich- 

«»  und  dem  Prior,  dem  Vicar  und  dem  Schaffner  zugewiesenen  bellen. 

feBeüage  de  cellia  Carthusiae.         2)  Psalm  62  (61),  II. 

fester  CkiwibB.  I  18 


274  Capituium  17. 

rium  itnpleatur.    Laus  enim  tua  est  nostrum  desiderium,  nostral 
qtie  salus  est  tuum  beneplacitum.    Matris  enim  est  de  füioruij 

£rofectu    cogitare   et   filiorum    est    de   matris   honore  gaudere 
later  fidelissima  tu  nobis  es,  yixgo  benedicta,  et  licet  indign 
simus,  nos  tarnen  filii  tui  optamus  nuncupari. 

Sancta  Margareta  respondet:  Dixi  tibi  dudum  qu 
modo  tu  libens  audis  placencia,  non  autem  sie  tristia.  Sed  p 
loci  et  temporis  varietate  opportet  utrumque  sustinere.    A 

1408.  supradioto   1408  fuerunt  pro  domo  mea  impetrate  per 
ordinis  Cartusiensis  juxta  ipsius  [m]  ordinis  consuetudinem 
cencie  tenninorum  pro  possessionibus  pro  priore  et  proc 

1409.  domus,   sed  anno  proxime  sequenti,   sedlicet  1409,   «int  p 
mum  per  capituium  generale  confinnate,  prout  patet  in  litte 
seorsum  desuper  reservatis  *) .    Anno  vero  domini  eodem,  vidi 
licet  1409,  in  quadragesima  se  transtulit  ad  Coloniam  pater  W 
nandus  pro  negoeüs  domus  mee  expediendis,  ubi  incidit  in 
nrmitatem,  in  qua  quasi  per  mensem  laboravit»     Unde  tarne) 
aliqualiter  convaluit  et  ad  Basileam  regressus  est.    Sed  tand 

e.  Juni,  in  solemnitate  corporis  Christi,  que  tunc  erat  die  sexta  m 
junii,  huio  corruptibili  vite  valefaciens  et  vitam  perpetuam 
prehendens  requievit  in  pace ,  inter  mortooB  in  eimiterio  w 
sepultos  factus  primue,  ut  quemadmodum  tpse  filerat  eccle 
mee  iniciator  primum  in  ea  ponens  lapidem,  idem  quoque 
eimiterii  mei  inchoator,  pro  fundamento  se  in  eodem  ponen 
Sublato  itaque  per  mortis  discrimen  tarn  notabiü  patre,  putas 
quod  domus  mee  filii  nraltum  inde  doluerint?  Videbatur 
que  eis,  quod  in  morte  tanti  viri  totus  domus  mee  profi 
impedimento  subjaceret.  Sed  sie  dolendum  erat  de  suo  traa&i 
ut  nichilominus  gaudium  maneret  de  eius  quietis  accessu.  M 
tum  laboravit,  requiem  meruit,  Qui  illum  dedit3  et  alium  d 
potent.  Non  est  abbreviata  manuß  [ae]  domini.  Consolation 
similem  opportebat  domus  mee  fundatorem  suseipere.  Qui  n 
parum  de  prioris  talis  subtractione  doluit.  Quia  novit  eius  i 
dustriam,  persensit  ipsius  diligenciam  et  suam  venerabatur  r 
ligiositatem.  Hiis  sie  gestis  convenerunt  filii  mei  fratres  d 
mus  mee  et  premissis  premittendis ,  preeibus  videlicet  et 
duano  jejunio  juxta  ordinis  Cartusiensis  consuetudinem,  cu 
visitatorum  adjutorio  elegerunt  priorem  alium,  virum  utiq 
etiam  bene  ydoneum,  non  parum  domui  mee  inclinatum  i 
multum  fidelem.   De  quo  in  sequentibus  plenius  tangetur. 

13.  »pafteW  fehlt  H».        24.  An  R*ade  der  H».  mit  rotaerfkrbe:  Non  «et  doletdimj 
morte  bonorum  nominum  quorumeunque  etc. 

f)  Karth.  Arch.  73.  Von  den  Visitatoren  HOS  circa  featum  beatiAuj 
atrai  (Aug.  28)  ausgestellt,  vom  Prior  Stephan  und  dem  Generalcapitel  anno  U 
beitätigt,  mit  einer  weitem  Bestätigung  vom  J.  1439.  £a  heuet  in  derUi 
künde:  pro  terminis  autem  posseasionum  eeu  bonorum  ipew  aasignayimtl 
decesn  leucas  per  gimm ,  ad  qaos  etiam  procurator  pro  tempore  exiiN 
possit  ire  quociens  hoc  pro  negoeiis  expemendum  fuent  oportanum. 


Capitukim  16.  37$ 

Seamdus  prior  Oartusiensium  in  Basilea  minori  preficitur ,  etfun- 
dcUpr  ip$iw  domus  captwatur  et  bonis  pnvatur. 

Gapittdum  18. 

Sertus  querit,  domina  respendet. 

Ar&iror,  domina  mea  aanota  Margarete,  juxte  ea  quo  pWr 
Aisisti,  quod  adhuc  plura  habeas  michi  dkere  pro  mea  erudi- 
tione  et  pro  confeatrum  meorum  oensolatione.  Nowbun  enim 
«imus  in  fiaie  ipatarie  quam  requirirnua,  bistone  ordine  indi- 
ante.  Quare  placcat  rogo,  glorios*  domina,  complexe  quod  aoa 
dkplieuit  mficum  ineboare,  ut  tuam  pietetem  maternam  virgi- 
aeam  merear  ubique  experiri. 

Sancta  Margareta  dixit:  Non  ignoro,  quid  biötcorie 
teries  nunc  expostukt.  Priorem  domus  mee  primum  pridäm 
babuisti,  [so]  modo  ad  priofeaa  domus  mee  secuadum  veniftti» 
virom  certe  commendacione  dignum  et  michi  meisque  filiis  et 
domus  mee  avticis  bene  gratum.  Hie  Ytnerandus  pater,  ao- 
■röe  Johannes  Dotzheim1),  fuit  filiua  domus  Maguncie,  in 
pnorem  «Lomaia  mee  prefectus  anno  domini  1409  die  aaacäVki  uw 
martiris.  Qui  utiliter  domui  m*e  prefuit,  quia  laboriosus  et  di-16*Jun1' 
Bgens  extitit.  Ipse  tres  cejlae,  qua«  domus  mee  fundator  in- 
eeperat,  perfecit.  Quibus  gestis,  cum  ad  ulteriora  procedendum 
in  domus  mee  edifieiis  et  rebus  attis  per  eos,  quorum  intere- 
ist,  eogitaretur,  intervenit  casus  mirabilje  parit?r  et  xoiserabüis, 
eogitatum  huiu&Btyodi  muitum  impediens.  Nävi  orte  Ute  maxima 
i&ter  ducem  Auatrie  Fridericum  et  civitetew  Basilißusem2)  ajjno 
domini  1409  circa  dpnufti  adventum,  ite  ut  Ba$ilie;nses  demo«- 
lireat  pene  eunete,  que  circa  BasUeam  ewwt  ducia  Ayatrie, 
fandator  domm  mee,  dominu*  Jacobus  Zybol,  inter  cetera,  que 
tenebat,  loea  babuit  a  duce  Austrie  in  pignua  solemne  tunc 
castram  in  Rinfeldia 3) ,  quod  contra  ducem  Austrie  pro  tuitione 
m  Tolueruint  Basilienses  sibi  tradi  et  resjgnari.  Hoc  quia  do- 
minus Jacobus  facere  recuaavit,  ipse  cum  duobus  suis  filiis.  per 
emtatem  ßaailiensem  captua  fuit,  pene  usque  ad  mortem  sie 
gaviter  detentus,  quoadusque  fortem  se  faceret  ad  solvendum 
dritaü  Basiliensi  [«]  nonnullorum  fide  dignorum  attestatione 
14  milia  florenorum4).     Sicque  tenta   florenorum  summa  do- 

1.  AaBaade  4er  Hb.  «ob  «lekber  Hand:  Secunta«  prior.        24.  Am  Bande  mit  rtftar 
Fsrte :  Oeeaaio  captiviUtis  fnndfttoru  nottri.       36.  xttii  oorrtgtoft  in  der  H  s.  ins  zl. 

1)  Bnxtorf  8.  43  und  nach  ihn  roft  MOlinea  haben  irrthQttlioh 
Dortheim.  2)  8.  über  diesen  Krieg  Ochs  III.  47  ff.         3)  Rhein- 

'elden ,  kkne  Stadt  «m  linken  BhoMfear»  3  6tnndea  westlich  von  Basel 
fr»  SeUtes,  dar  1445  serstArte  Stein  ton  Rheinfelden,  war  auf  eiaer  Insel 
fo  Rheine«  gelogen.  '  4)  Vielmehr  10008  Guide«.  Die  »abgeeebrift  de  Zi- 
boüeabrief  über  die  awölfthusent guldin*  findet  sich  imgrossenweissen 
Bache  des  Baaler   Staatsarchivs  fol.  132,  ebenda  fol.  133  »der  Zibetten 


276  Capitulum  IS.  Id. 

minus  Jacobus  expoliatua  a  captivitate  preilicta  una  cum  filiis 
fuit  liberatua  et  pnstine  Libertati  restitutua.  Hinc  cogitet  dili- 
genter,  qui  potest,  de  judiciia  dei,  que  sunt  re  vera  abissus 
multa,  quomodu  videlicet  vir  tarn  bone  voluntatis  et  ad  divi- 
num augmentandurn  cultum  tarn  fervide  inclinatus  ad  tantam  & 
substancie  sue  pervenerit  spoliationem.  Si  juste  vel  injuste,  re- 
linquendum  est  aliie,  Non  est  dubium,  quin  ex  huiusmodi  sub- 
latione  bonorum  domua  mea  defectum  et  gravamen  austinuerit, 
eicat  primoB  eervos  meos  satis  experiencia  docuit.  Mansit  tarnen 
semper  dominus  Jacobus  bone  voluntatis  ad  perficiendum  ea,  it 
que  iu  domo  mea  inchoaverat.  Adhuc  enim,  si  non  abundan- 
ciam,  tarnen  competenciam  temporalium  habuit,  quam  et  cari- 
tative  meis  servulia  impertiri  studuit.  Forte  fuit  bonum  ita 
humiliari  et  fundatorem  et  servulos  meoa,  ne  de  divieüs  suis 
nimium  ipse  presumeret,  et  mei  de  paupertatia  pressura,  ultra  it 
quam  religioaos  deceret,  more  human  o  pertimeacerent. 

Conaolatur  fundator  fratres  conventuales  super  capUvitate  sua  et 
Herum  dotai  domum.  Jneitat  patres  ordinis ,  hortatur  eos  ad  con— 
tmuandum.  Structura  amtinttatur  aODorsia  non  obstaxti/ius  quibus- 

eunque.  M 

Servus  interrogat,  domina  respondet. 

Capitulum  19. 

[«]  Ex  proxime  auditis,  domina  mea  saneta  Margarets,  motus 

sura,    ut   verum  tatear,    ad   compassionem   tum  propter   meos 

confratrea,  tum  propter  nostrum  fundatorem  occaaione  contrario-  w 

tatis  que  ei  evenit,  et  ideo  neacio  quid  dicam.     Vellem  tarnen 

libenter  aette,  domina  mea,  quid  fecerit  et  quomodo  se  habue- 

rit  fundator    domua   tue   post   tarn  grave    damnum   quod    austi- 

nuit,  si  manserit  nichilominus  fortis  in  temptationibus  et  cum— 

ceptibus  suis.  M 

Saneta  Margareta  ait:  Dignum  est,  ut  ad  compassio- 
nem movearia  ex  auditis,  quia  humanuni  existit  consortibus 
nature  in  tristicia  condolere.  Noveris,  quod  anno  domini  quo 
i.  supra,  videlicet  1409,  fundator,  quando  per  civitatem  dimisaue 
erat,  filioa  meos  fratres  domua  pie  conaolatus  est,  dicens:  »Nolite  » 
pro  hiis,  que  aeeiderunt,  ninvis  contristari.  Ego  domino  lar- 
giente  non  derelinquam  voe  ex  toto ;  etsi  voa  non  potero  juvare 
plene,  tarnen  id,  quod  possum,  nolo  vobis  aubtrahere*.  In 
signum  liorum  et  fidem  fundator  ipse  resignavit  meis  priori  et 
conventui  litteras,  unam  100  florenos  perpetuoe  contmentem  et « 

urfechtbrief a ,  in  welchem  Jacob  Zibal  und  (eine  Söhne  vermachen ,  sich 
nicht  rtcheu  iu  wollen  u.  «.  w.  Beide  Briefe  sind  cUtagee  nach  mint  Andres 
tag  (3,  Nov.)  14119  ausgestellt.  8;  ober  dieselben  Ochs  III.  59.  60.  (S.  59 
Tergiset  er  unter  den  Söhnen  de«  Jacob  Zibol  den  Peter  aufzuführen,  S.  1>U 
Aum.  I  steht  irrigerweise  p.  113  statt  fol.  133. ) 


Capitutan  1».  £0.  277 

alteram  de  6  äorenis  perpetnis,  necnon  clenodia  aurea  et  ar- 
gentea  ad  valorera  300  quasi  florenorum.  Tilem  fnndator  adhuc 
perfectius  suam  devotionenr  ad  doracm  raeam  ostendere  volens, 
[a]  ijuia  prior  Cartusie  maioris ,   pater  de  Seytz  *} ,   Stephanus 

t  nomine,   continuant.e  adhuc,  proch  dolor,  in  cristianitate  magno 
scismate,   venit  una  cum  decem  aliis  patribus   ordinis  C'artu- 
aiensis  anno  domini  1410  in  medio  quasi  quadragcsime  pro  ca-  nu>- 
pitnlo    private    in    domo   Argentine    celebrando,     quo    capitulo 
finito    randator    scriptis    suis    rogavit   dictos  pstree,   ut  venire 

ii  dignarentur  ad  videndum  fundationcm  suam  in  Rasilea.  Ptout 
et  patres  pretaco*  fecerunt.  Tunc  fnndator  humiKter  et  pie, 
quia  vir  prudens  erat  pro  sua  zelans  fundatione,  instituit  pro 
dictis  patribuB  in  loco ,  ubi  nunc  est  refectorium,  eonvivium 
solemne  et  preciosum,  mensas  jocalibus  *)  aureis  et  argenteis  non 

u  tantom  propriis ,  sed  et  amicorum  et  notoram  magniflce  or- 
nando.  Hiis  per  patres  visis  fnndator  ait  ad  eos:  »Licet,  vene— 
randi  patres,  graviter  darnnifiratus  sim,  nicbilominus  tarnen,  ut 
videtis,  laus  deo,  depauperatns  non  sum.     Igitar  nullus  debet 

__de  raea  fundatione  deeperare«.     Videntes   et    audientes  patres 

Mtalia,  qnia  usque  ad  illud  tempus  propter  diversas  perceptas 
relationes  communiter  magis  inclinati  erant  pro  majori  parte  ad 
dimittendum  quam  retinendum  plantationem  meam  novam,  de- 
liberarunt  auter  dicentes:  nrienedictus  dem,  quia,  ut  videmus, 
mndator  domus  Basilee    ordinis  Cartusiensis    non    est   cum  sua 

» fundatione    contenmendns ,    nee  est  illa   plantacio   resignanda, 
sed  tenenda  et  adjuvanda«.     Hinc  ceperunt  prior  prelibatus  et 
dominus  Jacnbus    fnndator   anno    domini    1410  conti-  [«]  nuaie  i«o. 
strueturam  ecclesie  mee  pritu  inchoatam  et  in  quatuor  annis, 
videlicet  usque  ad  annum  domini  1414,  deduxerunt  eam  usque  **'*■ 

n  ad  finem  muri  snperins ,  scilicet  qui  est  de  lapidibus  quadris 
et  scurptis,  inclusive  et  usque  ad  trabe«  exclnsive  cum  magnis 
et  altis  lapideis  fenestris  etiam  sculptis  Septem  nmnero.  Et 
artifices  testabantur,  quod  hie  munis  ecclesie  usque  ad  trabes 
exclosive  constaret  ad  minus  circa  millc  quingentos  norenos. 

«  Quedam  speeißcationes  circa  strueturam  ecclesie  Cartusiensium  in 

Basilea  mmori  tarn  in  signis  quam  in  lapidibus  et  de  campanili 

similiter. 

Servitor  guerit,  domina  pie  respondet. 

Gapitulum  20. 

w         Venimus  ad  strueturam  ecclesie  tue,  domina  et  mater  no- 

stra  carissima  saneta  Margareta,  que  est  materia  michi  multum 

grata,  placeat  igitur,  rogo,  perficere  quod  cepisti  et  hücusque 

]}  8.  oben  8.  157  Arno.  I.  2]  Joealis.,  roonilia,  gemmae,  annuli 

aliaque  id  genus  pretiou,  Gallis  joyaux,  Anglis  jeweils.    Duc. 


278  Cipit^w  20. 

eontinuaati ,  presortSm  de  structura  tue  ecclesie;  alia  videlioet, 
ediäcia  daraus  tue  buo  tempore  succesaive  etiam,  ut  confido, 
aperkntur.  Est  enim  eealema  solewnis  structura,  attestantibuB 
eciam  alienis  qui  ipsam  viderunt  et  dispositionem  eins  con  • 
sideraverunt.  & 

Margareta   beatissima   dignanter    reapondit,    buo 

servo:    Tu   gaudenter   traetaa   de  domus  mee  incremento ,   de 

i4io  quo  et  ego  loquor  iioo  cum  [w]  tedio.     Scias  ergo,  quod  tem- 

M.n-ug.pofe  pretacto,  videlicet  ab  anno  domini  1410  circa  festum  saneti 

14U   Bartholomei  apostoli  uaque  ad  anmnm  domini  1414  de  menge  ie 

°"''  junii  laboratum  fuit  fortiter  in  ecclesie  mee  lignis  per  carpen- 

tarios  ad  fundatoris  et  patris  Johannia   prioris    pTodictonim  in- 

stanciam  pro  tocto  fabricando,  fuitque  ipsum  tectum  oompletum 

Vi'  dicto  anno  1414  circa  nativitatis  virgiais  gloriose  Marie,  etiam 

b.  B=pt.  cum  teguHs   laterum   tecto  cooperto.     Ligna  in   emptione  con—  i» 
stabant  circa  60  florenoe,  carpentariis  pro  laboribus  solvebantur 
70  noreni.    Lateres  aive  tegule  ad  ecclesiam  eiant  numero  quaei 
80    milia    et    conatahant    illis    temporibus   nonaginta   flowuo». 
Graz   tietilia   super  chorum   in   acie  constabat   S  ßoienos,    sed 
cmx  de  lapidibus  scodptia  super  tectum  ecclesie  in  swimiiate  m 
domatis  constabat  5  norenos.    Hiis  contpletJB  vtsirm  fuit  artifi- 
eibus  adhuc   ncglertmm  aliquid    ease  in   tarn  aolemni  structura, 
non  sine  aüorum  admiratione.    Querentibus  patre  priora  et  do- 
minn    fundatoTe,    quid   hoc  esset,    dixenint;     »Eccc   campanili 
veatro  non   bene  provisum  eat  de  fundamento  et  sustentatäone,  k 
cum  intertdatis  hoc  buo  tempore  de  quadratrs  facere  lapidibus«. 
Quo  cognito  juseit  fundator  fundamentum  aliud  poni  cum  arcu 
alio,   qui  divido   intet  chorum  conventuahum  et  inter  chorum 
fratrum  laicorum,    dando   fundamento   in    apisaitudine  8  pedes, 
sed  arcui  usque  ad  trabes  quatuor  pedea  de  secne  et  quadratis  m 
■m    hujidibu».     Hoc  facta  sunt  et  consummata  anno  domini  1415 

21.AuB.drc*  Bartbolomei  apoatoli.  L apidos  inourvati  in  arcu  consta- 
bant  !•  florenos.  [4a]  Et  queenam  ad  ecclesie  mee  atrueturam 
me  traxisli  non  üarahintanam,  sed  bene  inclinatam,  volo  meos 
aervitores  esse  memores ,  si  quando  campanile  de  lapidibus  3» 
fuerit  erigandum,  ut  queiant  in  terra  circa  eocleaie  .fundamen- 
tum exterias  versus  aquilonem  et  versus  meridiem  columnas 
sive  pilaria  pro  campanilis  eiusdam  suatentatione ,  videlicet  ab 
utraque  parte  ecclesie  ordinataa1).  Hec  notari  poBsunt  in  con- 
cluaione  muri  ecclesie,  ubi  locus  aptatua  cernitur  in  eiuadem  40 
muri  spissitudine.  Sub  silencio  atiqua  de  premissis  forsitan 
transiBBero,  si  non  z«lus  domua  mee  comediaset  me2),  et  si  dili- 
geucia  tua  non  me  provocasset.     Utiliter  enim  hec   mota  sunt 

31.  faa  Bald«  Bit  r»ÜM1  f.rl*>:  f 


SCtit 


1)  Zur  Erbauung  eines  steinernen  Thunnea  ist  es  nie  gekommen,  man 
—  -  Mb,  bis  nthtst  mit  einem  sog.  Dachreiter.  8)  Fa.  69  (69),  10. 


Capitulum  30.  21.  279 

pro  poeterorum  avisamento  et  instructione.    Nee  tedet  me  la- 
boris,  ubi   est  aliquid  pro  meis  fiüia  utüitatis. 

Temptattones  diverse  suscitate  fuerunt  contra  novam  plantationem 
Cartusiensium  in  Basilea  minori  satis  graves  et  scandahse. 

Servus  querit,  domina  Aumiliter  respondere  non  refugit. 

Capitulum  21. 

Peto,  mater  et  domina  nostra  saneta  Margareta,  continua 
fideliter,  quod  hueusque  disseruisti  dignanter.  De  statu  do- 
mu*  tue  traetare  est  michi  delectabile.  Quid  autem  modo  sit  tra- 
etandum  consequenter,  quantum  ad  cronice  ordinem,  committo 
tue  prudencie.  Tu  nosti,  quid  restat  et  quid  magis  expediat. 
Quando  nanque  ego  aures  aperio  ad  dulcia,  tu  michi  narras 
tmara,  et  quando  timeo  tristia,  [47]  tu  michi  propinas  dulcia. 

Saneta  Margareta  ait:   Illas  vicissitudines  inter  dulcia 

et  amara,  ut  dixisti,  opportet  hie  sustinere,  in  futura  vita  secus 

erit.     Non  possum  pronunc  oonsolatoria  tibi  narrare,   sed  ad 

cautelam  turbativa.    Videns  antiquus  hostis,  quod  *non  valuit 

plantationem  meam  novam  ex  toto  impedire,  conabatur  tarnen 

eam  uteunque  eontristare.    Hec  tibi  prius  dixissem,  si  non  or~ 

(üne  prepoetero  de  struoturis  tactum  superius  luisset.    Sed  pa- 

nun  refert,  quo  ordine  quid  dicatur,  dummodo  nichil  de  per-* 

ünentibus   ad  rem  subtieeatur.     Pendente  autem  guenra  inter 

Australes  et  Basilienses,   unde  supra  tactum  est,  circa  annum 

domini  1410  aeeidit,  ut  servorum  meorum  in  plantatione  nova  uio. 

emuli,   videlioet  nonnulli  de  Basilea  minori,   ex  hostis  antiqui 

haut  dubivun  incitatione,   sine  omni  causa  rationabili  nimium 

tervitoribus  meis  inviderent,  occasione  sumpta,  ut  creditur,  de 

ftmdatoria  cum  conaolatu  Basiliensi  ratione  castri  in  Rinfeldia, 

prout  superius  dictum  est,  discordia,  quasi  fiüi  mei  essent  per- 

duales  in  causa  tali  cum  fundatore  sencientes.    Unde  ad  conso- 

latum  audebant  licet  mendose  dicere:   »Ecce  ut  sciatis  Cartu- 

tienses  tenere  cum  suo  fundatore  et  pro  parte  ducis  Austrie  fore, 

ipsi  habent  oeculte  in  domo  sua  scalas  in  ducis  eiusdem  fa- 

yorem  pro   exercitu    suo  occasione   opportunitatis    se   offerente 

*intromittendo«.   Alii  dixerunt,  Cartusienses  foramina  fecisse  in 

muro  versus  Renum  in  favorem  iterum  ducis  Austrie  ad  tra- 

dendum  Basileam  minorem   eidem.     Alii   causam   dissensionis 

huiusmodi  plus  aggravantes  voluerunt,   ut  Cartusienses  expel- 

lerentur  de  [w]  Basilea  minori  simpliciter,  quia  non  essent  ci- 

«  vitati  ut  alii  religiosi  utiles,   nemini   servientes  nisi  sibi  ipsis, 

quia  publice  non  predicarent    nee  confessiones    audirent  etc. 

Consules  tarnen  civitatis,  prout  viri  prudentes,  noluerunt  omni 

"piritui  credere,   sed  scrutiuio   super  premissis  habito   invene- 

runt  premissa  fore  falsa    et  frivola.     Et  quia  antiquus  hostis 


280  C&pitulum  21.  22. 

machinationibus  predictis  non  valuit  in  suis  membris  obtinere 
quod  quesivit,  repperit  alium  meos  servulos  inquietandi  modum. 
im.  Nam  anno  domini  1411  grassante  graviter  pestileneia  in  lla- 
silea,  ita  ut  processiones  magne  fierent,  etiam  ad  viiginem 
beatissimam  in  Heremo '),  fuit  homo  non  sane  mentis  in  Castro  s 
dicto  Zwingen2),  quod  ad  episiopum  Hasiliensem  pertinet,  qui 
loquebatur  mirabilia  nee  veri  similta  et  sepius  contraria.  Hie 
dixit,  se  fore  peeuniis  eonduetum  per  unum  conversum  de 
domo  mea  ad  intoxicaudum  fontes  in  Basilea.  Quo  rumore  ad 
aures  consulatus  Hasiliensis  perlato  nonnulli  fidem  adhibue—  10 
runt,  nonnulli  vero  audire  noluerunt.  Misso  itaque  per  civi- 
tatem  pro  priore  domus  mee  dictoque  converso  neenon  pro 
castaldo  in  Zwingen  coinpertum  fuit,  quod  dictus  pauper  homo 
ex  suggescione  dyabolica  talia  exeogitaverat  in  donius  mee  con- 
fusionem.  Et  dixit  ille  pauper  homo,  se  nunquam  vidisse  illum  t& 
conversum  nee  quiequam  scire  de  hoc,  si  aque  essent  infecte. 
Ciuibus  auditis  omnes  audientert  fuerunt  gavisi,  jubentes  cum 
benedictione  recedere  Cartusienses.  Aliam  quoque  adveraitatem 
concitavit  contra  meos  filios  inten  tor  omnium  malorum  in  hunc 
modum.  Ipse  enim  nonnullis  emulis  meorum  nliorum  inspi-  M 
ravit ,  quatenus  puerorum  scolas  in  saneto  Theodoro  trans-  f«] 
ferrent  ad  spacium  ,  quod  est  ante  portam  domus  mee ,  ut  sie 
oecasione  huiusmodi  esset  strepitus  et  clamor  in  eoclcsia  et 
domo  mea  ad  divinum  officium  impediendum.  Settamen  majo- 
res civitatis  nolebanl  ex  diacretione  in  hoc  insidiarum  machi-  as 
namentum  consentire.  Item  tribus  vieibus  fuit  incendium  in 
domo  mea  periculose  suscitatnm  nemine  seien  te  unde,  nisi  per 
emulos  ex  suspitionibus  variis,  sed  ego  manum  apposui,  ut 
non  prevaleret.  Laus  sponso  meo  celesti  semper.  Nunc  videe, 
quam  verum  est,  quod  omnes,  qui  volunt  in  Christo  pie  vi-  s» 
vere,  persecutionem  paciuntur.  Sed  et  beati,  qui  pereecutic— 
nem  paciuntur  propter  Justitium,  quoniam  ipBorum  est  regnum 
celorum  s) . 

Dedicatio  eeclesie  vallts   beate  Margarete  ordinte  Car/usiensü  in 
Ba&ilea  minor*  per  suffraganeutn  episcopi  Gonstancientix  facta.     35 
Capituhm  22. 
Servulo  querenfe  et  domina  respondente. 
ReeordoT,  domina  mea  saneta  Margareta,  quia  sepius  michi 
objeeisti,   quod  ad  audiendum  gaudiosa  sim  promptus,   aed  ad 
tristia  non  sie  voluntarius.     Non  possum  contradicere,  quoniam  w 
sie  est  in  veri  täte;    verumtamen    me  resolvendo  nolo  in  huius- 


Capitulum  32.  281 

modi  inveniri  obstmatus.  Dicat  ergo  domina,  quicquid  pla- 
cuerit,  et  audiet  servus  tuus.  Sei«  quod  sanetitas  tna  mm  lo- 
quitur  nisi  ediricatoria. 

Sancta  Margareta  respondit:  Do  ecclesie  mee  dedi- 

i  catione    nunc   dicendum  est.     Uude  ego  tarn   libenter  loquor, 
quam  libenter  tu  inde  audis.    Sub   presidencia   seeundi  prioris 
domus  mee  anno  domini  1416  dominica  quasi modogeniti ,   que^"" 
tunc  erat  dominica  sequenti  post  sanctiMarci  [so]  evange  liste,  licet 
ad   dominicam   misericordia   domini    immediate    sequentem    exs-ii«i. 

m  cauaa  dedicacio  translata  sit,  dedicata  fuit  cum  magna  solemni- 
Eate  ecclesia  mea  reverendissimi  patris  domini  Marquardi  Con- 
stanciensis  episcopi  auetoritate  per  reverendissimum  patrem  do- 
minum Conrädum  episcopum  Ebronensem  eiusdem  domini  Con- 
stanciensis  tunc  in  pontificalibus  vicarium  cum  tribus  altaribus, 

ii  ridelicet  sanete  Margarete  in  summo,  sanete  crucis  versus  me- 
ridiem  et  virginis  gloriose  versus  septentrionem ,  nee  non  cum 
parte  eimiteni  cum  magna  presbiterorum  et  clericorum  cantan- 
cium  comitiva  nmximaque  multitudine  populi  utriusque  sexus 
a  mane  diei  usque  ad  noctem  dorn  um  meam,  ecclesiam  et  am- 

a  bitum  et  cellas  ac  alia  inibi  loca  cum  multa  consolatione  visi- 
tantds,  prout  consuetum  est  in  ecclesiarum  ordinis  Cartusiensis 
consecratione  prima  die,  que  eciam  est  pro  mulicribus  libera. 
Altera  die  immediate  sequenti ,  cum  prior  et  fratres ,  mei  filii, 
pro  benivoleocia  ipsia  in  dedicatione  exhibita  humiliter  domino 

ftepiscopo  Conrad«  regraciarentur,  ipse  pie  respondit,  se  libenter 
in  hoc  ordini  servisse,  nichil  mercedis  desiderans,  nisi  tantum- 
modo  fratrum  orationes,  totumque  offertorium  dedicationis,  quod 
de  jure  dicebatur  esee  suum,  servulis  meis  resignavit,  quod 
tarnen  ad  valorem    40  florenorum    se   extendebat,    sumptus  iti- 

*  neris  eundo  et  redeundo  cum  duobus  capellanis  et  tribus  equis, 
tantunt  de  conti  rmatione  puerorum  videlicet  7  florenos  sumendo. 
Noluitque .  per  se  aut  suos  servitores  sive  capellanos  aliquam 
redpere  propinam  sive  parvam  sive  magnam.  Eciam  consuevit 
«lern  episcopus  suffraganeus  semper  esse  benivolus   ad  servien- 

"  dum  fratribus  domus  mee  in  ordinandis  personis  nee  non  eun- 
«t-randis.  calicibus,  benedieendis  corporalibus  et  vestibus  sacris, 
omnia  buiusmodi  semper  gratis  propter  deumque  simpliciter 
conferendo,  ymmo  et  munusculis  [si]  suis  propnis  sepius  filioB 
meos  honorando.  TJnde  et  ipsi  de  ingratitudine  apud  eum, 
«acut  nee  debuerunt,  nolentes  notari,  sed  potius  grati  et  cari- 
tativi  inveniri,  impetrarunt  eidem  a  capitulo  generali  ordinis 
Cartusiensis  tricennarium  defunetorum  post  ipsius  mortem,  of- 
ferentes  eidem  similiter  monaebatum  in  domo  mea  ipso  viam 
nniverse  carnis  ingieBso1).    Sicque,    ut  videtur,  suam  grati  tu  ■■ 


1}    >Ils   donnent   diffsreni   tionu   aux    »uffragee   qu'ils   disent  pour  Im 


dinem  filii   mei    sepememorato   patri  et  episcopo   bene   et  ooo- 
digne  exhibuerunt ,  cum  non  modica  mea  complacencia. 

Moritur  sectmdu»  prior  Carttaienrium  in  Baailta  mmori,  sucoedtait 
Urcitu  et  ovartm  in  officio  priorattu. 

Capitulum  23.  • 

Servulo  interroganie  et  dotnxna  rospottdente. 

Gavisus  sum  gaudio  magno,  domina  mea  sancta  Margureta, 
quia  audire  merui  de  templi  tui  dedicatione  et  de  solemnitate 
in  ea  habita.  .Tarn  enim  proprio  dicere  possumus:  »Cartusia 
sancte  Margarete  in  Basilea  minima.'  Tu  nosti  domina,  quid  u 
in  historia  fundationis  domus  tue  res  tat.  Non  igitur  displiceat 
rogo  addere  ea,  que  adhue  sunt  propalanda. 

Sancta  Margareta  subjecit  dicens:    Ordo   historie 
nunc   requirit,   ut  dicam   de  secundo   priore  domus  mee.     Hie 
bene  meritus   pater,   dominus  Johannes  de  Dotzheim   natione  u 
LOrt.  Maguntinus,  buic  seculo  valefecit  anno  domini  1418  die  saneto- 
rum  martirum  Dyonisii  et  sociorum  eius,  pestilencia  tunc  Ha— 
silee  ac-  rircumeirca  graviter  vigente    et  domum  meam  non  so— 
lum  predicto  patri?,  sed  et  procuratore  et  sacrista  neenon  uno 
fratre    converso    spoliante.     De    huius   patris    morte    eciam   non  » 
partim  contristati  fucrunt  filii  mei  et  domus  mee  fondator,  quia 
pater  multum  activus  fuit  et  domui  mee  fidelis.    Sed  quia  do- 
minus eum  dedit,   dominus  abstulit,   sicut  domino  placuit,  ita 
factum  est,  sit  nomen  domini  benedictum.    Sub  hoc  patre  do- 
mina Adelheydis  de  Eptingin,  alias  dieta  die  Mtinchin  '),  dedit  i§ 
domui  mee  [sj]  600  dorenos   in  aliquarum  cellanim  erectionem 
et  nonnullarum  ereetarum  perfectionem1].    Que  et  humiliter  se 

Defunu,  tomme  Monachat,  Agende  et  Tricenah-e.     Helyot  VII.  394  |3S4 
der  2.  Ausgabe) ,   wceolbst  dann  diese  Todtenfeiern  des  Weiteren  beoebrie- 
b«D  werden.      1)  Schwester  oder  nahe  Verwandte  der  ersten  Frau  des  Burkart 
Zibol.    Wurstigen  8.  205  giebt  folgenden  Stammbaum  der  Zibol: 
1349  Johann  Zibol,  am  Gericht, 

Agnes  und  Clara  seine  Gemahel, 
I  ihr  Sohn 
1400  Jacob,  Obrister  Zunftmeister, 
Verena  Seevoglin, 
|  ihr  Sohn 
1429  Burkart,  Obrister  Zunfitmeister, 
Agnes  von  Eptingen, 
Sophia  von  Kotberg, 
|  ihr  Sohn 
Caspar,  der  leiste,  starb  jung.     Der  liber  benef.   nennt  fol.  2 
als   Brüder   des   Burkart:    Nicolaus,    Peter  und   Heinrich,    und   ala   seine 
Schwester  die  Agnes  »er  Sunuen  (Tgl.  ibid.  1).   In  den  oben  8.  276  Ata».  4 
erwähnten   Briefen   über   Rhetnfelden   werden   von   den  Sehnen   des   Jacob 
Zibol  nur  Feter,  Burekart  und  Claus  aufgeführt.        2]  In  der  Notis  de  cel- 
lis  Carthusiae  (s.  Beilagen]  ist  nur  von  einer  Dotierung  der  von  Jacob  Zibol 
gestifteten  Zelle  O  (ursprünglich  B|  durch  sie  die  Bede. 


I 


Capitulum  23.  24.  283 

et  suos  orationibus  servitorum  meomm  commendavit.     Privati 
igitur   servitores   mei    tarn    utili    patre    premissis   premittendis 
elegerunt  predicto    anno    1418   terrium    domus    mee   priorem,  1418. 
videlioet  patrem  Conradum  dictum  de  Wormancia  domus  Car- 

s  tusie  prope  Magunciam  professum ,  qui  superius  quoque  tan- 
qnam  superintendens  sive  rector  nominatus  est l) ,  virum  utique 
bene  maturum,  devotum  et  religiosum.  Sub  huius  patris  regi- 
mine  fuit  cella  quarta  in  ambitu,  littera  A  nunc  intitulata, 
que  et  sub  dicto  secundo  priore  fuerat  inchoata,  oompleta  ex- 

upensis  pro  parte  domicelli  Burchardi,  ülii  fundatoris  sepedictL 
Puit  etiam  sub  dicto  patre  tercio  ecclesia  mea  pavimentata  una 
cum  ehoro.  Item  campanile  fuit  erectum  cum  nora  campanula. 
SimiHter  lectionarium  superius  fuit  sub  dicto  patre  constructum. 
Etiam  sub  eo  fuit  chorus  eoclesie  cum  tabulatura  asserum  factus. 

uHabuit  quoque  dictus  pater  magnum  affectum  ad  cultum  divi- 
num et  ad  «cclesie  ornamenta.    Anno  autem  domini  1424  pre-  um. 
dictus  pater  Conradus  certo  respectu  fuit  absolutus,  et  auctori- 
täte  capituli  generalis  fuit  prior  quartus  in  domo  mea  institu- 
tus  notabifis  pater  nomine  Ortwinus,  qui  quondam  fuerat  prior 

»Cartusie  prope  Magunciam.    Sub  cuius  presidencia  nichil  no- 
tabue  in  domo  mea  factum  est,  quia  tempus  hoc  non  admisit. 
Nam  statim  ut  factus  fuerat  prior  in  domo  mea,  anno  sequenti, 
videlieet  1425,  ipse  auctoritate  capituli  generalis  erat  absolutus  1425. 
et  factus  erat  prior  in  domo  Cartusie  prope  Argentinam.  — 

* Junxi  priorum  aliquorum  facta,  quia,  ut  tactum  est,  non  erant 
multiplicata.  Et  ut  sentio,  tu  iterum  aliqua  [*s]  neglexisti,  que 
non  ordine  debifco  investigasti ,  et  puto  quod  ex  oblivione  tua 
hoc  acciderit.  Presumo  nanque,  quoniam  non  libenter  hoc  obli- 
vioni  tradideris.     Ego  tarnen  non  dicam,  nisi  tu  moveris  pri- 

Mmum  ea.  Dixisti  enim  superius,  quoniam  libenter  me  loquen- 
tem  audias.  Interim  ergo  ego  volo  dissimulare  quod  novi,  donec 
tu  dederis  operam  deliberationi. 

Obitus  fundatoris  domus  Cartusie  in  Basilea  minori,  summa  quo- 
que benejlciorum  suorum  et  ultimum  suum  desiderium  ad  con- 
Ä  ventum. 

Servüor  querit,  domina  eitlem  retpandet. 

Capitulum  24. 

Letari  non  multum  possum,   cum  audierim  tarn  notahiles 

patres,  o  domina  mea  sancta  Margareta,  congregationi  tue  fore 

*«  subtractos.     Licet  nanque  loco  subtractorum  possint  alii  susci- 

tari,  dubium  tarnen  est,    quales  sint  futuri,  sicut  dubium  non 

1.  km  Bairito;  teroim«  frior.        9.  corapleta  tr»t  Ha.        20.  Am  Satde:  prior  ^uarttis, 
1)  S.  oben  S.  270, 8. 


284  Capitulum  34. 

est  de  preteritis,  quin  veneratione  multa  digni  fuerint.  Dicat 
ergo  domina  mea,  que  restant.  Presertim  intelligere  cupio  ea 
que,  ut  immediate  supra  dixisti,  ego  min  memini. 

Sancta  Margarets  dixit:  Quia  audiett  a  me  de  ali- 
quihua  per  te  non  tactis,  audi  ergo  que  dicam.  De  domus  mee  i 
fundatore  est,  quod  nunc  volo.  Opportet  igitur,  quantum  ad 
aimonim  numerum,  iterum,  ut  prius,  online  prepostero  proce- 
dere.  Ille  memorabüis  vir,  dominus  jacobus  Zybol,  domus  me« 
fundator,   ut  magnum  suum,   quem  babuit  ad  domum  meam, 

,   affectum  posset  plenius  ostendere,  ipse  ante  mortem  suam,  vi-  in 
delicet  anno  domini  1413  circa  domini  eircumcieionem ,  incepit 

"'  habitare  in  domo   mea  et  divina   die   noctuque  frequentare  ad 
probandum   se  pro  ordinis  Cartusiensis   donato1)    et  ad   relin- 
quendum  hoc  seculum.     Sed  priuequam  intentum  suum  buius- 
modi  perficeret,   postquam   15  diebus  in   innrmitate  sua  decu-  i» 
buerat,  ex  hac  luce  transiit  anno  immediate  sequenti,  videlicet 

i    [m     1414,  die  teicia  mensis  roarcii  in  domo  sua,   ubi  nunc  est 

*"  pollegium  universitatis  studii  Basüiensis,   quia  ibi  apprehende— 
rat  eum  infirmitas  in  itinere,  quo  iverat  ad  exequias  unius  ex 
filiis  suis.     Sepultusque   est  solemniter  in  domo  mea,    primum  n 
in  ambitu  circa  ceUam  per  litteram    P   nunc   intitulatam  usque 
ad  ecclesie  consecrationem  et  depost  proprio   euo  in  sepulchro 
mea  in  ecclesia  ante  summum  altare.    Ubi  et  filius  eius  domi— 
cellus  Burcbardus  Zybol  cum  pluribus  aliis  de  genealogüa  ipeius 
fundatoris    post  factam   translationem  corporum   requiescunt2).  js 
Et  quam  vis  sepedictus  dominus  Jacobus    fundator,    ut  superiufi 
nommemoratum  est,    fuerit  bonis  multis    spoliatus,    fecit  adhuc 
tarnen  domui  mee  notabilia  bencficia.      Nam   summarie  de  hiis 
loquendo  omnibusque  simul  collectis,  que  successive  et  sparsim 
domui    mee   donavit,  summa  ascendit   quasi   ad  quatuor   millia  M 
septingentos  tredecim  florenos3).    Unde  merito   debent  omne* 
tilii  mei  sibi  fore  grati  perpetue  de  tanta  "beneficentia.     Prout 
et  ipse   in   extremis  agens  coram   priore  et  procuratore  domus 
mee  devote  optavit   et  humiliter  cum  magna  instaucia  poetu- 
lavit,   dicens  ad  eos:   nEn  ego  viam  universe  carnis  ingrediar,  :is 
animam  meam  devotis  vestris  orationibus  commendo.     Et  spe— 
cialiter  peto   propter    deum,    ut   mei   sitis   memores   in  missis 
vestris  aliisque  orationibus,  et  non  solum  mei,  sed  et  meorum, 
unde  substanciam  meam  habui  temporalem,  quam  et  vobis  pro 
parte  communicavi,  quatenus  deo  et  sancte  Margarete  mea  pla—  u 
ceat  intencio,   quam  utcunque  erga  vos  Osten  di  pro  animo,    et 

18.  Am  R*üd.  mit  rottet  Pirbe :  da  benefldi«  fnnditoris  anmmuin.        ST.  mein  sitis  Hi. 

1)  lieber  die  donati,  die  kein  förmliches  Gelübde  ablegten,  b.  Helvot 
VII.  398.  S1  S.  die  Grabschrift  des  Grfindera   Jacob  Zybol  und  kidm 

Sohnes   bei   Tonjola  311.  312.  3)  Der  Hb.  benef.  hat  foi  I:  qua- 

tnor  müia  quingentoa  et  13  lloreno». 


Capitulum  24.  25.  285 

ut  mecum  inde  gaudere  raereantur  omnes  mei  benefactores, 
ttmsanguinei  et  amici,  et  si  quid  in  diviciis  meis  pristinis  mi- 
nus juste  acquisierim ,  quia  dei  judicia  ignoro,  ut  sie  per  fun- 
dationem  nove  domus  pro  omnibuB  satisfiat.  Ego  quoque,  si 
possem  et  scirem,  libenter  vellem  omnibus  talibus  satisfactio- 
nem  impeüdere.  Ego  quia  impedimento  interveniente,  ut  no- 
ctis, non  valui  omnia  apud  tob  implere  ut  optaveram,  igno- 
scite  et  oretis  deum  pro  mei.  Hiis  per  fundatorem  dictis,  ipse 
in  pace  requievit.  Sequitur  de  quinto  priore  domus  huius  in 
Kasilea  minori. 

[v>j  Quintus  prior  Cartusiensium  in  Basilea  minori  creatur.     Qui 
tarnen  postmodum  fit  prior  Ar  gentine  et  vmtator  Reni  provincie. 

Capitulum  25. 

Servus  interrogat,  domina  informat. 

Ad  priorum  domus  ordinem  redeundum  foret,  domina  mea 
xaneta  Margareta,  in  disserendo,  si  tue  placeret  sanetitati,  ex- 
peditis  illia,  que  ineiderunt  et  per  te  michi  ad  mentem  revo- 
rata  venerunt,  ne  videamur  digressionem  fecisse  viciosam  et  in 
oblivionem  tradidisse  ea,  que  narrandi  series  pronunc  ordinarie 
requirit,  quod  non  esset  commendabile  in  conspectu  auctoris 
historie. 

Sancta  Margareta  pie  respondit:  Fateor  ad  priorum 
domus  mee  successionem  nunc  fore  redeundum,  unde  prius  est 
digressum.     In  quorum  numero  erat  quintus  ille  insignis  pater 
> dominus  Heinricus  de  Ludensched  Westphalus  natione l) ,  do- 
mus Maguncie  professus  et  ibidem  quondam  vicarius,  vir  mul- 
tum  ydoneus  et  ad  regendum  valde  aptus  ac  intraneis  et  ex- 
traneis   non    parum  dilectus.      Idem   venerandus  pater   fuit   in 
priorem  domus  mee  per  capitulum  generale  anno  domini  1425  U26. 
tordinatus.     Sub  cuius  presidencia  in  primo  eius  anno  fuit  dis- 
positus  locus  privatus  cum  sua  camera  in  prioris  cella  antiqua, 
intitulata   cum   signo  crucis.     Item  pars  maioris    gallilee   illa, 
que  mittit  transitu  suo  ad  chorum.    Similiter  janua  sive  valva 
porte  magne,   qua  itur  nunc  de  orto  domus  et  torculari  ad  ce- 
*lare.    Eciam  duas  cellas   dictus  pater  erexit>  scilicet  unam  pro 
sacrista    littera  M  jam    intitulatam 2) ,    alteram  videlicet  juxta 

7.  noa  T»lni  Hb.       II.  Am  Band«  mit  rother  Farbe  :  prior  quintus.       12.  prior  fehlt  H  8. 

1)  »Hernien«  Kotlo  de  LudenBohed«  heisst  er  Anal.  UraL  234  in  Ex- 
cerpten  »ex  chartia  capituli  generalis  Carthusian.«  2)  In  Beziehung  auf 
die  Errichtung  der  Zellen  M  und  L  findet  sich  in  unserer  Chronik  einige 
Verwirrung.  Nach  der  Notiz  de  celhs  Carthusiae  wurde  L  durch  Peter  zum 
Luft  gestiftet,  und  ebendasselbe  erzahlt  unsre  Chronik  cap.  31  (S.  301, 1).  Cap. 
1't  -S.  29o,  32)  dagegen  lasst  sie  die  Erbauung  von  Ldurch  Ulrioh  Eberhard 
angefangen  werden,  der  nach  cell,  carth.  vielmehr  M  zu  bauen  anaeng,  da« 


286  Capitulum  36. 

prtoris  cellam  antiquam  versus  Renum  nunc  littera  A  de- 
signatam.  Premisse  structure  licet  incomplete  conntabant  circa 
300  florenos.  Item  granarium  fuit  cum  aUquali  aUeratione  sub 
eo  debite  dispoeitum  et  cum  lateribus  teotum  cum  inaltation* 
sui  muri,  expensis  60  libranun  in  repaiatione  cum  condepen- 
dentibus  structuris,  settamen  poetea  fuit  per  alium  priorem  ple- 
nius  refbrmatum  atque  ordinatum.  Idem  notabUie  pater  pro- 
curavit  domui  mee  pro  conrentu  meo  unum  bonum  missale 
pro  celebratione  misse  a  quodam  suo  oonsanguineo  domino 
Botgero  pro  22  florenis.  Item  idem  pater  emit  vineas  in  Wil l] 
pro  71  florenis,  postea  tarnen  revenditas  in  commutationem  cen- 
suum  meliorum,  quia  cultura  earum  communiter  plus  constabat 
quam  fructus,  quem  vinea  dabat.  [se]  Item  ipse  procuravit  do- 
mui mee  de  Colonia  duos  calices  necnon  certos  libros  et  cor- 
poralia2).  Item  sedilia  in  choro  meo  per  istum  patrem  facta 
i4M.  sunt  et  constabant,  octoginta  florenos  anno  domini  1428.  Item 
plures  alias  vineas  sive  vites  preter  supradictas  emerat,  que 
jam  sunt  in  meliora  bona  commutate  auctoritate  capituli  gene- 
ralis Cartusiensis  ordinis  per  fisitatorum  medium  impetrata. 
Item  ipse  impetratit  domui  mee  tabulam  pulchram  depictam 
cum  dominica  passione  pro  8  florenis,  item  unum  diurnale  pro 
2  florenis,  item  unum  noctumale  pro  10  florenis3}.  Item  idem 
bonus  pater  meis  flliis  m  eorum  paupertate  oompaciens,  quia 
gratus  et  acceptus  erat  pene  cunctis  patribus  ordinis  Cartu- 
siensis, maxime  in  capitulo  generali,  impetamt  ut  Septem  do- 
mus  pinguiores  in  provincia  Reni  contiibuerent  in  caritate  pau- 
percule  domui  mee  in  Basilea  70  florenos  pro  semel  duntaxat 
ex  gracia.   Item  idem  pater  pie  semper  affectus  domui  mee  im- 

15.  Am  Rinde  mit  rother  Mb« :  8eAUU  in  ofcftro. 

dann  in  der  Folge  durch  seinen  Verwandten  Peter  Wolfer  ausgebaut  wurde. 
Wann  demnach  in  der  Angab«  des  oap.  27  ein  Irrthum  vorliegt  und  dai 
dort  Aber  L  Gesagte  vielmehr  auf  M  zu  beliehen  ist,  so  kann  auch  die 
Angabe  unserer  Stelle  nicht  richtig  sein.  Man  ist  um  so  eher  geneigt,  die- 
selbe auf  N  statt  auf  M  *u  beciehn,  als  N  wenigstens  später  die  Zelle  des 
Saeristans  war,  wozu  sie  ihrer  Läse  naeh  am  besten  passt,  und  als  ebes 
ihre  Lage  auch  veraathen  laset,  dass  sie  vor  M  gebaut  worden.  Freilich 
wird  als  Gründer  von  N  der  Bischof  von  Woroester  genannt,  der  erst  durch 
das  Concil  nach  Basel  geführt  wurde,  und  in  dem  Revers,  den  das  Kloster 
am  26.  Aug.  14:57  seinen  Testamentsvollstreckern  ausstellte  (Karth.  Arch. 
136),  heisst  es  sogar,  dass  diese  die  Zelle  oonstrui  et  funditus  edificari  diipo- 
suerunt.  Indessen  ist  das  funditus  wohl  nicht  eo  haarscharf  au  nehmen, 
dass  man  nicht  an  einen  Ausbau  der  incompleta  structura  denken  könnte. 
Vielleicht  waren  auch  die  früheren  Arbeiten  so  gering  gemacht,  dass  ein 
völliger  Neubau  nöthig  war.  Vgl.  Conti n.  ohron.  Cap.  IL  pag»  f,  Csp.  V. 
pag.  o.  1 )  Bei  Weil,  eine  Stunde  nördlich  von  Basel,  wichst  am  Abhang« 
des  TfilKnger  Berpes  ein  guter  Markgrafler.  2)  Corporale,  palla,  <ju* 
saerificium  conteffitor  in  altari.  Duo.  3)  Diurnalo  and  noctumale  smd 
Bücher,  welche  sne  Tages-  und  die  Nachtgottesdienste  enthielten.  S.  Du- 
cange  unter  diarnalis,  nocturna,  nocturnale«  itbri,  noctumalia. 


Capitulum  36.  36.  J§? 

pctmyit  a  capitulo  generali,  ut  domus  Caitusienshim  prope  Fri- 
burgum  veuderet  filiis  meis  decem  Volumina  postillarum  Nicolai 
de  Lira  super  biblia1)  pro  20  florenis.  Iste  exiniiue  pater  ad- 
huc  uberius  domui   mee  providisset,    si  diuoius    in  domus  raee 

s  prioratu  permansiaset.     Sed  quia   toti  provincie  Rani  in  virita- 
toris  officio  utilis  estitit  et  domus  mea  ipsius  absenciam,  quam 
hoc  officium  aepius  requirit,    ferre    non  valait,    ipse  a  priormtv 
domus  mee  anno  domini  1429  per  capitulum  generale  abaolu-  hm. 
tus  fuit  ac  domui  Argenrjne  in  priorem  ordinatus  provincteque 

m  Reni  in  visitatorem  deputatus. 

Stztus  prior  Cartusiennium  in  Barilea  minori  et  de  actis  *m8  eo, 

de  ipstua  absolutione,  de  conciKi  Basiliensis  inckoalione  et  de  vitte 

Liele  emptione. 

Capitulum  26. 

u  Servitor  querit,  d&mina  retpondet. 

Quia,  domina  mea  sancta  Margaret»,  iterum  privaü  sumue 
notabiü  domus  tue  presidente,  rogo  dignetur  sanetitas  tua  con- 
tinuare  de  priorum  successione  tuosque  inibrmare  servulos  de 
alio,  qui  domui  tue  deineeps  presidere  debeat  tuamque  implere 

ls  rit  electus  voluntatem  ac  communem  domus  tue  procurare  uti- 
litatem.  Non  enim  dubito,  quin  hec  ofEcialium  [st]  mutatio  sit 
tua  et  sponsi  tui  celestis  dispositio. 

Sancta  Margareta  ait:  Bene  sentis,  prudenter  loqueris. 
Audi  igitur   nunc  de  sexto  domus  mee  priore.    Qui  fuit  pater 

a  Johannes  Eselweg -j ,    senior  domus  Cartusiensis  prope  Magun- 
ciam ,   per  domus  mee   conventum  circa  penthecoetes  solemnia 
anno  domini  1429  electus.    Hie  devotus  pater  tria  ostia  feejt,   ■■ 
unum  jux  tu  refectorium,  aliud  juxta  coquinam,  tercium  ad  prio-  '*■ M,i* 
ris  cellam  versus  refectorium.    Item  gaJlileam  ineepit  majorem 

»ante  procuratoris  cellam  ad  spacium  duarum  cellarum.  Item 
ipse  emit  ortum  juxta  vineam  domus  dictum  Beiersgarte  pro 
terminis  domus  mee  dilatandis *) .  Ipse  quoque  emit  bona  que- 
dam  immobilia  pr»  domo  mea,  que  nunc  sunt  alterata.  Item 
corpus  eexte  celle  sub  eo  fuit  factum,  sed  non  perfectum.    Item 

1  An  Bki4c  uit  »Uur  V«j» :  Ftittlls  Lin  »  mtribii«  do«u  Fakiigi  «;t«.        11.  Ab 
Budamltrothar  Fubc:  Prior  Mi  tu. 

1}  Nicolaua  de  Lyra  (Lehra*  dar  Theologie  »  Paria,  f  (MO)  hat  rieh 
durch  «sin«  PostUlae  perpetuae  in  Biblia  hsrrorragwade  Verdienet*  um  die 
Erklärung  der  beil.  fichnften  erworben.    Uaber  ihn  gieng  sptter  der  Vera: 

St  Lyra  non  lyrsaaet, 

Lutherna  non  eattueet. 
t|  Der  Name  wird  roeiat  Eaalweck  geschrieben,  an  im  C&lendarium  cum 
M.  laauar  uud  Anal.  Urat  234,   «>  in  dem  unten  au  Cap.  32  (6.  3#2, 
Aam.2)  su  erwähnenden  Kaufbrief  über  Liel.   Karth.  Arch.  Uli.        9)  S.  die 
Beilage  de  fundatione  ortuque  Carthusiae. 


286  Capitulum  26. 

ipse  procura vi  t  in  Maguncia  pro  domo  mea  bonos  sermones 
Jacobi  de  Vo  ragin  c '  ■  necnon  duo  Volumina  auree  legende  de 
sanctis.  Item  emit  quasi  decem  libros  pro  15  norenia  pro  li- 
brarie  domus  mee  incremento.  Item  sub  ipso  patre  sacrum 
generale  conciliiun  Basiliense  sumpsit  inicium ,  ad  quod  fue-  s 
runt  vocate  persone  de  omnibus  partibus  mundi  de  cunctisque 
religionibus  totius  Christianitatis'^;.  Quare  et  ordo  Cartusiensis 
requisitus  super  personis  mittendis,  capitulum  eiusdem  ordinis 
miait  expensis  totius  ordinis  pro  honore  universalis  ecclesie 
duos  notabiles  priores  ad  concilium  necnon  quatuor  benc  dis-  io 
positoa  monacho8  ad  domus  mee  subsidium.  Comperto  autem 
quod  prelibatus  prior  nun  fuit  magne  litterature  neque  suffi- 
cienter  facundus,  licet  alias  optäme  preaideret,  provisum  fuit 
capituli  generalis  auctoritate  ordinis  Cartusiensis  de  ipsius  ah- 
solutione.    Sicque  congregatio  mea  privata  fuit  iterum  anno  do-  is 

ia2.  mini  1432  capite  suo  ministeriali  et  de  alio  per  conventum  cum 
patrum    ordinis   consilio   per   electionem  canonicam  provisum. 

mi.  Eodem  anno  quo  immediate  supra,  videlicet  1432,  fuerunt  mi- 
serabiliter  decepti  prelibatus  pater  prior  atque  conventus  domus 
mee  per  nonnullos,  qui  putabantur  eorum  amici,  consilium  in  » 
dolo  dantes,   nnde   ipai  lucra  invenerunt  et  domus  mea  detri- 
menta.    Nam  domus  mee  profectus  in  peraonis  et  rebus  ex  hoc 
multum  impediebatur  et  pene  omnimode  desolationi  subjacuis- 
set,   nisi  ego  de   sponsi  mei  gracia  restitissem.    In  cau-  [sej  sa 
borum    fuerunt    aimplicitas    meorum    priori  s    et    conventualium  li 
necnon  astucia  falsorum  amicorum  ipsis  insidiantium.    Fuit  enim 
domui  mee  provisum  notabiliter  per  fundatorem  domus  mee  et 
filium  eius  per  aliosqüc   benefactores  de   redditibus   ad  valorem 
sortis  quasi  tri  um  millium  norenorum  pro  maiori  parte  reempti- 
bilium  aecundum  patrie  tunc  cursum,  quos  subdoli  amici  dixe-  x 
runt  fore  usurarios,  et  ideo  persuaserunt  meis  nliis,  ut  census 
huiusmodi  alienarentur  et  loco  ipaorum  emeretur  quoddam  pau- 
perculum  villagium  Liela'j  dictum,  in  dominio  domini  marchio- 
nis  Rötel  ensis  eitum  versus  castrum  Susenberg,  duobus  distans 
miliaribuB  a  Basilea,  unde  litee  et  damna  maxime  orte  sunt  et  js 
multis   annis   duraverunt.     Ut   autem  in  futurum    posteri    mei 
servitores  sint   plus  cauti  in  emendis  et  vendendia  bonis  tem- 

1K.  Ah  Kind»  mit  ruther  Fube:  Dflcflptl  fa*rtmt  priml  quidim  patrat  dornns  En  eraptione 

1)  Jacobus  de  Vorsgine,  such  Jacobus  Januensis  genannt,  geboren  tu 
Viraggio  im  Genuesischen  um  1230.  Predigerm&nch  und  Enbiachof  von 
Genua,  gest.  1298,  ist  der  Verfasser  der  sehr  beliebt  gewordenen  Legenden- 
sammlung :  Legenda  sanclorum  oder  legenda  aurea,  auch  historia  Combat 
dica  genannt.  Er  schrieb  ausserdem  eine  Chronik  von  Genua,  Predigten 
und  einige  andere  theologische  Werke.  Vgl.  He  riog  VII.  39»  f.  S)  Vgl. 
im  Allgemeinen  Wur st Uen  249  ff.  Ochs  III.  237— 301.  v.Wessenberg: 
Die  grossen  K ircheu verssminlungen  IL  'i'il  S.  3)  Liel  »wischen  Rändern 
und  Bchliengen. 


Capitulum  26.  27.  289 

r«^Ähbus  pro  domo   mea,  notent  diligenter,  que  dicam.    Abbas 
ßeinwiler    ordinis    sancti   Benedicti1)   in   dyocesi    Basiliensi 
".um,  erat  multis    iiivolutus  debitis  et  creditoribus  respondere 
>rx  poterat.      Quod  attendentes  creditores  et  suo  proprio  com- 
i><io  magis    quam    abbatds   consulere   studentes    subordinarunt 
iquos,  qui  abbati  consuluerunt,  ut  villani  nomine  Lielam  ven- 
?ret  et  cum  pecuniis  inde  recipiendis  sue  necessitati  consule- 
»t.    Hii  aubordixiati  postea  et  meos  accesserunt  servos  et  filios, 
is>    huius  ville    emptionem  persuadentes ,   ipsius  valorem  ultra 
?ri  tatem    magnificando    atque  census  reemptionum   a  diversis 
oaicis  sibi  datos   omnino  condemnando.    Quorum  subdolosorum 
oiisiliariorum  mei  nimis  creduli  alienarunt  census  certos  et  erne- 
nnt incertos,    pro  pacincis  bonis  recipientes  litigiosa  et  dam- 
osa,  quemadmodum  postmodum  experiencia  docuit.  Utinam  servi 
aei  intellexissent ,    quod  huiusmodi  consiliatores  non  meos  in 
ü>c  contractu    quesierunt  filios,   sed  se  et  suos.     Nam  abbas 
>retactus  fuit    eis    obligatus  circa  quatuor  milia  florenorum  ad 
uca  diversa    hincinde,    et  non  erat  eis  spes  de  solvendo,   nisi 
>ta  villa  vendexetur.     Qua  yendita  et  per  meos  empta  credito- 
^s  abbatds   pene  totam  receperunt  summam  kanc,   sibi  parum 
ibbas     inde    retinuit.       Non    erat   in   Basilea   nee    circumcirca 
erclesia,    que  emere  vellet  huiusmodi  villagium,   eciam  precio 
minori,  propter  timorem  invo-  [59]  lutionis ;  de  hoc  siluerunt  ipsi 
practici  2) .     Et  displicuit  emptio  huiusmodi  multum  filio  funda- 
loris    domus    mee,    sed  prevaluerunt  seduetores,   et  amici  non 
fuerunt  auditi.     Parcat  deus  dolose  agentibus  et  cautos  reddat 
kjuriam  pacientes  ab  eorum  insidiis!    Vides  ergo  quomodo  non 
omni  spiritui  est  credendum  nee  faciliter  mutatio  possessionum 
est  aeeeptanda.     Utinam  prelibatus  pater  fuisset  prudentior  in 
agendis,  similiter  et  conventus  in  causa  huiusmodi! 

De  gesti*  sub  priore  septimo  Cartusiensium  in  Basilea  minori  nee- 
non  de  strueturis  diversis  et  beneßeiis  quam  plurimis  protunc  eoe- 

nienäbus  et  de  ipsius  morte. 

Capitulum  27. 

*  Servulo  querente,  domina  respondente. 

Ex  quo  in  capitulo  immediate  precedente  dixisti,  domina 
mea  saneta  Margareta,  de  hiis,  que  pro  parte  placuerunt  atque 
pro  parte  displicuerunt,  nescioqu  id  pronunc  debeo  petere,  sed 
U>tum    committo    tue    virginee  prudencie  neenon    materne  tue 

2.  aitam  [0  i  cj.       35.  Am  Rande :  prior  efeptinua. 

I)  Der  Verkauf  von  Liel  wurde  1430  abgeschlossen  durch  Heinricus  — 
epiieopus  Siginensis  neenon  comendarius  seu  administrator  monasterii  sancti 
Vincencü  in  Beinwilr.  Kar th.  Arch.  1 16.  S.  unten  S.  302  Anm.  2.  2)  Vgl. 
unten  S.  302  und  303. 

Autor  ChroMdken.   L  19 


290  Capitulum  27. 

pietati,  ut  dicas  quod  vis.  Tarnen  de  priore  domus  tue  aeptimo 
libenter  audirem  et  de  facti«  temporibus  sue  presidencie. 

Sancta  Margareta  benigne   respondit:    Post  dicti 
lui  prioris  absolutionem  successit  in  officio  anno  domini  1432  circa 
s.  jüni. festum  penthecostes  pater  multum  notabilis,  nomine  Albertus1),  t 
magister  in  arribus  et  doctor  in  medicinis,  de  Trajecto  inferiori 
oriundus,   qui  antea  fuit  prior  in  domibus  Trajecti1)  et  Eura- 
raunde3;  et  in  Monechusen1) ,   vir  in  temporalibus  et  spiritua- 
libus   multum   expertus   valdeque  pacificus  et  piua  ac  in  facie 
prelatorom  concilii  Basiliensis  benc  visus.    Ipse  procuravit  do—  n 
mui  mee  a  conventu  Cärtusiensium  prope  Magunciam,  eed  in- 
completa,   moralia  beati  Gregoni   super  Job,   que   tarnen  jam 
sunt  in  alios  librns  commutata,   item  summam   sancti  Thome 
contra  gentiles,    item  eiusdem   sancti   Thome   primam  partem 
summe  sue9),    item  Ganfredum  in  jure*).     Item    sub  ipso  fuit  u 
cella  nunc  litter»  D  intitulata  per  reverendissimum  patrem  do- 
minum Nicolaum  cardinalem    sancte  crucia  ordinia  Cartusieusis 
constructa.    Item  eiuadem  cardinalis  expentsis  ipse  pro  vidi  t  meis 
servitoribus    de  duobus   libris    missalibus   ex  Nurenberga.     Item 
tempore  concilii  llasiliensis  ipse  conventui   meo  procuravit  ab  n 
eisdem    concilii  pre-  [so]  latis    nonnulla   oriuimenta   eculesiastica, 
Item  sub  dictu  priore  quidam  Gelrensis  domiceUus,  dictus  Udo 
de  Bosze,  dedit  domui  mee  300  Üorenus,  aüis  200  Üorenis   si- 
milibus   defalcatia ,   quin  debuissent  fuiase   500 ,   sed  inundatio 
aquarum  in  partibus  inferioribus  destruxit  agros ,   unde  huius-  » 
modi    colligebatur    census.     Item    sub    dicto    patre    fuit   ccclesia 
hm.  mea  inferior  tabulata,  scilioet  laicorum,  item  anno  domini  1434 
cella,   insignita  littera  C,  fuit  sub  dicto  patre  inchoata7) ,    sed 
non  eodem  anno  perfecta,  item  celle  due,   designate  nunc  lit- 
te ris   E   et  J1' ,    fuerunt  expensis    ducisae    Burgundie ,    domine  w 
Ysabelle,    per   eundem  patrem   fundate,    sed   non   sufncienter 
dutate").      Similiter   cella,    que   littera  intitulatur    L,    fuit  per 

1)  Albertus  Bur.  Anal.  Urst.  334  (vgl.  oben  8.  285  Anm.  1).  Alber- 
tus Buer.  Calendarium  Juli  6.  2)  Utrecht.  3)  Roermonde,  am  Ein- 
fluss  der  Roer  in  die  Mau  in  der  nieder!.  Provinz  Limburg.  4)  Bei  Arnheim 
in  Oeldern.  5}  Die  Summa  schlechthin  ist  die  S.  theolugiae  in  Illptirtt. 
6|  Die  Summa  super  titulis  decretalium  compilata  a  magistro  Goffridu  de  Trano 
domini  pape  subdiacono  et  cappellano  (er  lebte  tu  Ende  dea  13.  Jahrh.), 
von  der  die  öffent.  Bibl.  eine  aus  der  Karth.  Bibl.  herstammende  Pergaraent- 
handschr.  des  14.  Jahrh.  lohne  Zweifel  die  im  Texte  erwÄhntej  mit  hübschen, 
durch  eingemalte  FigOrchen  verzierten  Initialen  besitxt.  Auf  dem  Deckel  und 
auf  dem  ersten  Blatte  dea  Buches ,  sowie  im  Catalog  der  Karth.  Bibl.  wird  es 
als  summa  Ganfredi  (nicht  Oaufredij  bezeichnet.  7)  Vgl.  über  diese  und 
die  folgenden  Zellen  die  Beilage  de  cfellis  Carthutiae.  S]  Isabella  war  die 

Gemahlinn  Philipps  vonBurgund,  die  Mutter  Karls  des  Kühnen.  Die  Summe, 
die  sie  im  J.  143s  tu  der  Erbauung  und  Dotierung  der  zwei  Zellen  schenkte, 
betrug  IV0U  fl.  rhein.  Diese  Gabe,  sowie  zahlreiche  Geschenke  von  Kirchen- 
gerfohen  u.  dg).,  die  sie  unter  dem  damaligen  Prior  und  später  im  J.  I44H 
dem  Kloster   machte,    finden   sich   verzeichnet  im   lib.   benef.  V'  und  5*. 


Capitulum  27.  291 

njaum  mercatorem  Ulricum  Eberhardi  dictum ,    civem  Basilien- 
i&tnl}y  sub  ipso  inchoata,  item  quatuor  fenestre  lapidee  in  am- 
\atxi  fuerunt  Ordinate  sub  ipso.   Item  procura vit  filiie  meis  ipse 
tnanipulum  florum  2) .    item  due  alie  celle  fuerunt  sub  eo  ereote 
tuccessms    temporibus.    Item  sacristia  tempore  ipsius  fuit  edi- 
fccBta  expensis    domini  Alfonsi,   cardinalis  sancti  Eustachii  de 
flispania*),   cum  600  quasi  florenis,  et  quatuor  milia  florenorum 
fuerunt  domui  mee  per  eundem  cardinalem  ordinata,  quia  mul- 
tum  dives    erat,    sed  eius  testamentarii  egerunt  sicut  eis  pla- 
cuit,   non    ut  ordinatum  fuit,  subticendo  et  non  fideliter  exe- 
quendo  commissa.    Hec  primo  innotuerunt  casualiter  diu  post 
ctmcüium,  inutiliter,  quia  Hispaniam  repetiemnt,   unde  origi- 
nem  habuerunt.    Item  übraria  sub  eodem  patre  fuit  erecta,  licet 
non  complete  ordinata,  item  temporibus  suis  fuit  sacristia  com* 
pleta,  item  pro  loco  capitulari  fuit  positum  fundamentum,  sed 
itructura    incompleta,    item  ipse  ordinavit  poni  fundamentum 
pro  tota  gaUilea  minori,  item  ipse  disposuit  fundamentum  poni 
in  maiori  gallilea  pro  1 7  fenestris  tripücatis  et  postmodum  eius 
mumm  ex  toto  complevit  cum  tabulatura  inchoata,  et  pavimen- 
»tum   fuit  con&ummatum.    [ei]  Et  procuravit  a  diversis  prelatis 
concilii  Basiliensis  aliisque  personig  eas  eciam  cum  depictis  fe- 
nestris Titreis  consummari4).  Item  decretum  cum  aliis  libris  juris 
ipse  acquisrvit.    Item  memoratus  pater  practicavit  edificationem 
daarum  cellarum  pro  700  florenis  per  medium  predicte  domine 
5  ducisse  Burgundie  Ysabelle,  designatis  pronunc  litteris  hiis  vi* 
deHcet  E  necnon  F5),   eciam  suis  cum  ornamentis  eoclesiasti- 
cis  diversis,   similiter  cum  cellarum  illarum  duarum  pro  parte 
dotatione.     Idem  pater  ad   prelatorum  concilii  Basiliensis  in- 

6.  Euhitaesii  Hi. 

Einiges  aus  diesem  Verzeichnis* ,  jedoch  nicht  immer  richtig  dbersetzt  und 
ausgezogen,  theilt  BuxtorfS.  66  mit.    In  der  mittelalterlichen  Sammlung 
befindet  sich  eine  von  der  Herzogin n  im  J.  1433  in  die  Karthaus  gestif- 
tete ,  in  Erz  gegrabene  Votivtafel ,  den  Leichnam  Christi  auf  dem  Schoosae 
der  h.  Jungfrau  darstellend.       1)  S.  oben  S.  285  Anm.  2.       2)  Buztorf  65 
Anm.  1  denkt  an  ein  Blumenbüschel  von  edlem  Metall ,  wahrscheinlicher  ist 
mazüpolua  florum  der  Titel  eines  Buches,  im  Sinne  von  florilegium,  antho- 
Ißgia-         3)  Alfons  von  Curillo,  s.  seine  Grabschrift  T o n i  ola  313.    Er  starb 
V  kal.  mart.  1434.    Erst  wurden  seine  Eingeweide  hinter  dem  Fronaltar,  dann 
am  1».  Merz  sein  Leib  rechts  von  demselben  begraben.    Lib.  benef.  73 
Merz  14).   Wurstisen  204.    Sein  Wappen  bildet  noch  jetzt  den  Schluss- 
«tein  der  gewölbten  Decke  der  Sacristei.    Der  Grabstein  ist  an  der  Wand  in 
«ler  Kirche  angebracht.        4)  Ein  Verzeichniss  der  sammtlichen  Glasgem&lde 
der  Kreuzgange  giebt  Wurstisen  in  den  Analecta.      5)  Von  der  »Summa  mille 
*ptingentorum  florenorum  Renensium  aut  eorum  equivalenoia«,  welche  Isa- 
betta  schenkte ,  und  für  deren  vollständige  Ausrichtung  die  Karthauser  den 
^  Juli  1438  quittierten  (Karth.  Arch.  139.   Vgl.  lib.  benef.  4»»),  wurden, 
vie  es  scheint,    700  zur  Erbauung  der  Zellen  verwendet ,    1000  zu  deren 
Dotierung.     »Pro  harum  quoque  dotatione  cellarum  empta  est  curia  nota- 
W»  in  Egryngen,    ex  qua  una  cum  bonis  eidem  annexis  communiter  pro- 
Tfniunt  annuatim  40  quasi  floreni  Renenses  vel  circa«.   Lib.  benef.  1.  1. 

19* 


292  Capitulum  27.  28. 

stanciam  magnam  per  septem  quasi  menses  multum  laboravit 
pro  ipso  concilio  in  colligendo  pecuniam  indulgenciarum  in  par- 
tibus  inferioribus  Alemanie  cum  magno  eiusdem  concilii  fructu 
e*  cum  domus  mee  eciam  aliquali  commodo.  Nam  per  hoc  ac- 
quisivit  suis  cum  laboribus  filiiß  meis  circa  200  florenos.  Hie 
memorabilis  pater  tandem  post  multos  labores  obiit  anno  do- 
1439  mini  1439  in  oetava  apostolorum  Petri  et  Pauli1).  Qui  si 
6.  Juli.  diuc£ug  gupervixisset ,  bonum  pro  domus  mee  profectu  fuisset. 
Verum  ad  beneficia  pretaeta  multum  cooperabatur  prelatorum 
sacri  generalis  concilii  liasiliensis,  quod  tunc  erat  in  flore,  de- 
vocio,  que  fuit  in  eis  ad  meam  noyam  plantationem  magna, 
prout  patet  in  sepulturis  eorum  apud  domum  meam  atque  in 
elemosinis  suis  quam  plurimis,  in  quibus  non  fuerunt  minimi 
cardinalis  saneti  Eustachii  episcopique  Wygorniensis  2J  et  Kof- 
fensis3),  quorum  primus  dedit  circa  730  florenos,  seeunduü 
circa  300.  Primi  venerunt  pro  [62]  bonis  in  Tannenkilch 4) ,  se- 
eundi  ad  ambitum  maiorem.  Unde  si  concilium  generale  eius- 
que  prelati  cum  suis  benedictionibus  non  supervenisßent,  nescio, 
quid  de  domo  mea  propter  temporalium  defectum  factum  fuis- 
set.  Motum  quippe  sepius  extitit  inter  ordinie  Cartusiensis  per- 1 
8ona8,  domum  meam  adhuc  debere  dimitti  propter  quasi  despe- 
rationem  de  ipsius  profectu.  Quod  tarnen  michi  non  placuit, 
licet  aliis  ita  visum  fuerit  maxime  propter  adversitates  multas, 
presertim  propter  Utes  super  villagio  Liel,  quibus  valde  preme- 
bantur  servuli  mei,  prout  infra  tangitur.  Ego  autem  novi  sponsil 
mei  celestis  pietatem,  qua  novit  facile  supplere  omnes  defectum 
-urgentes,  quare  servulos  meos  oeculta  inspiratione  semper  ad 
longanimitatem  hortata  sum. 

Beneficia  ßlii  fundatoris  Cartusiensium  in  Basilea  minori  et  em 
seeunde   uxorü,    videlicet  domicelli  Burchardi  Zybol   et  domine  s 

Sophie  de  Ratperg  6j . 

Capitulum  28. 
Servitore  yuerente,  domina  respondente. 

Veilem  bene,  domina  mea  saneta  Margareta,  quod  imme- 

15.  Buxtorf  8.  67  irrtkamlieh  430.        34.  Am  Bande  mit  rother  Farbe:  Beneficia  filn 
fundatoris  et  eins  seennde  nxoris. 

» 

1)  Bei  Tonjola  findet  sich  seine  Grabschrift  nicht  vor.  2)  Thomas 
Polton,  Bischof  von  Worcester,  +  1.  Sept.  1433.  S.  seine  Grabschrift  bei 
Tonjola  312  (nach  Wurstisen  S.  204  starb  er  den  letzten  August. 
3)  Jonann  Langdon,  Bischof  von  Rochester,  +  30.  Sept.  143o.  Seine  Grab- 
schrift bei  Tonjola  312.  4)  Tannenkirch,  westlich  von  Rändern,  süd- 
lich von  Liel.  5)  Ratperg  ist  die  ursprüngliche  Form  des  Namens  dieses 
baslerischen  Rittergeschlechtes,  das  heute  noch  als  Geschlecht  der  Freiherrn 
von  Rotberg  im  Breisgau  blüht.  Der  Name  hat  mit  »roth«  ebensowenig 
zu  thun,  als  der  Name  Hochberg  (ursprünglich  Hachberg)  mit  »hoch«.  Die 
Schreibung  mit  o  ist  übrigens  zu  Ende  des  15.  Jahrhunderts  schon  ging 
und  gäbe  und  wird  auch  von  unserem  Chronisten  weiter  unten  angewandt. 


Capitolum  28.  293 

diäte  dietus  pater,  si  tibi  et  sponso  tuo  celesti  ita  placuisset, 
misset  diutius,  quia  absque  dubio  consolatorius  ampUus  nobiß, 
servulis  tuis,  fuisset.  Sed  fateor,  qnia  requiem  meniit,  ideo  a 
domino  vocatus    extitit  nosque  in  laboribus  reliquit,   quia  non 

veoronabitur  ,  nißi  qui  legittime  certaverit *) .  Dicat  ergo  domina 
mea,  rogo,   que  restant. 

Sancta  Margareta  respondit:  Verum  est,  quod  jam 
dixisti  de  patris  morte,  sed  si  mortuus  est  corpore,  vivit  tarnen 
adhuc  vita  bone  fame.    Nichil  tetigisti  [«3]  superius  de  funda- 

itoris  domus  mee  filio  Burchardo,  patrem  suum  pro  parte  ins- 
tante,    qui  et  domui  mee  benefecit  satis  notabiliter.     Hie  sub 
predicto  patre  Alberto  obiit  anno  domini  1433  die  prima  men-  t)4^ 
sis  augusti,    juxta   sepulchrum  patris   sui  in  ecclesia  mea  cum 
«olemnitate  magna  sepultus2).    Beneficia  ab  eo  filiis  meis  suc~ 

s  cessive  collata  ascenderunt  estimative  ad  sunnnam  mille  septin- 
gentorum  quinquaginta  florenorum 3)  in  subsidium  strueture  ali- 
quarum  cellarum  et  ornatus  ecclesie.  Igitur  bene  meruit  me- 
moriam  perpetuam  apud  servitores  meos.  Quia  domicellus  fuit 
notabilis ,  Basiliensibus  bene  gratus ,  eratque  post  suum  patrem 

»defunetum  supremus  zunfftarum  Basiliensis  civitatis  magister. 
Tu  eciam  nichil  dixisti  de  diett  domicelli  uxore,  presertim  de 
eeeunda,  que  vocabatur  Sophia  de  Rotperg4).  Et  quamvis  tem- 
pore alio  et  diu  post  illa  supervixerit,  similiter  post  plures  an- 
nos  mortua  fuerit,   tarnen,   quia  beneficia  mariti  eius  hie  suc- 

keinetim   enumerata  sunt,   possunt  non  incongrue  et  sua  bene- 
ficia hie  describi.    Hec  inquam  domina,  genere  et  virtute  vere 
nobilis,  multum  devota  meis  servulis,  vixit  in  sancta  viduitate 
honestissime   ab   anno    domini    1433   usque  ad  annum   domini  1433- 
U7S,  in  quo  et  obiit  die  saneti  Mathie  apostoli5),  multis  annis^J^ 

?*in  lecto  decumbens  egritudinis,  elemosinis  atque  aliis  operibus 

17.  An  Bande  mit  rottar  Farbe :  1750  floreni  a  flüo  fandatoris. 

1)  2  Timoth.  2,  5.  2)  S.  seine  Grabschrift  bei  Tonjola  S.  312. 

3  Lib.  benef.    1:   dedit  mille  septingentos  florenos  omnibus  computatis. 

4  "Hans  Ludman  von  Rotberg  ritter  (Heus ler  283  ff.)  ist  ihr  vatter  gwesen 
und  Ursul  von  Andlo  ihr  muter,  ihre  geschwistrigen  seind  gwesen  Arnold  bi- 
»ch off  (1451 — 1458),  Ludman,  Adelberg,  Bernhart  ritter,  aesz  gmahel  Anna 
Ton  Randeck,  Henrich  von  Eilingen  aber  von  einem  anderen  vatter,  Agnes  und 
Margret  ihre  Sophiae  Schwestern«.    Anal.  Urst.  229.  —  Ueber  8ophia  als 
Wohlthäterinn  des  Klosters  s.  die  Beilage  de  fundatione  ortuque  Carthusiae. 
Ein  ausfQhrliches  Verzeichniss  ihrer  mannigfaltigen  und  reichen  Vergabun- 
gen (vgl.  die  sogleich  folgenden  Angaben  im  Texte  der  Chronik)  findet  sich 
im  Hb.  benef.  lb.        5*  S.  ihre  Grabschrift  Tonjola  S.  319.    Dort  ist 
noch  bemerkt :    »Sie  hat  nach  absterben  ihres  herren  Junker  Burckhard 
Ziboln,  Obriaten  Zunftmeisters,  alles  zeitliche  verlassen,  ihren  Hoff  der  Stadt 
zn  kauften  geben :  ward  nachmaln  zum  Collegio  der  Universitet  verordnet. 
Begab  sich  hernach  zu  den  Closterfrawen  an  den  Steinen ,  und  empfange 
von  ihnen  auf  dem  Planlein  ein  klein  Häoszlein ,  weiches  sie  zu  notwen- 
diger Wohnung  rüsten  liesse«. 


294  Capitulmn  38.  29. 

bonis  semper  vacaro.  Huius  benefactricis  domus  mee,  quia 
multum  bene  fuit  servulis  meis  affectionata,  beneficia  notabilia 
successivis  temporibus  collata  in  unam  summam  redacta  ascen- 
dunt  ad  tria  milia  quingentos  florenos.  Quibus  pecuniis  fuit 
erectus  locus  capitularis  cum  libraria  necnon  cum  promptuario 
reliquiarum  circa  pulpitum  evangelii.  Item  tabula  preciosa  in 
summo  altari  meo  per  eandem  benefactricem  facta  est.  Similiter 
et  tabule  alie  sancte  crucis,  beate  Virginia,  in  sacristia,  super 
lectionarium,  in  altari  martirum1)  in  parva  gallileaque  similiter. 
Iste  ecclesie  mee  ornatus,  ut  videri  potest,  non  paucis  expen- 
sis  dispositus  est.  Eciam  hec  benefactrix  fieri  fecit  in  capitulo 
cancellos  ferreos  contra  pericula  forum  et  nocturoos  [ei]  incur- 
suis.  Item  preciosam  vitream  fenestram  depictam  ibidem  in  ca- 
pitulo, item  cameram  disposuit  supra  capitulum  pro  ecclesie 
ornamentis  et  yestibus  sacris  ad  aerem  exponendis.  Eciam  ipsa 
procuravit  parvulum  calicem  cum  sua  patenula  pro  communione 
infirmorum,  in  monstrancia  venerabiUs  sacramenti  eucharisüe 
incluAos.  Sed  ipsam  monstranciam  ordinaverat  maritus  eins, 
predictus  domiceuus  Burchardus,  amboque  et  maritus  et  relicta 
instanter  rogabant  pro  se  et  suis  orari.  Quare  et  locus  capi- 
tularis pretactus  cum  missarum  celebrationibus  est  speri&liter 
per  conventum  pro  ipsis  et  suis  attinentibus  deputatus,  prout 
quoque  dignum  et  justum  est  utique  ac  deo  gratum ;  accepti 
enim  beneficii  memorem  esse  convenit. 

Octavus  eequitur  prior  Cartusieneium  in  Basüea  minor iy  et  de'> 
oestis  sub  eins  preeidencia  necnon  de  aliquibus  stintcturis. 

Capitulum  29. 
Servulus  querii  diUgmter,  domina  respondet  dignanter.        j 

Satis  mutatus  est,  domina  mea  sancta  Margarete,  ordo  dis- 
serendi  in  superioribus ,  quamquam  non  sine  causa.  Sed  quia  31 
tue  sanctitati  ita  visum  fuit,  eciam  non  displicet.  In  idem 
nanque  redit,  quo  ordine  quid  dicatur,  dummodo  non  ex  toto 
ratione  evacuetur.  Dicat  ergo  domina  mea  ultra,  rogo,  que 
materia  dicendi  requirit,  potissimum  de  priorum  domus  conti- 
nuatione.  J3 

Sancta  Margare ta  dixit:  Ad  priorum  domus  mee  q«^- 
tarn,  unde  parum  digressionem  fecimus,  regrediendo  scias  octa- 

1.  An  Bande  mit  rother  Farbe :  Becommendatio  et  beneflcia  domine  foadatricis  mto 
tri»  milU  50  fior.  Der  1  i  b.  b  e  n  e  f.  hat  wie  die  Stelle  im  T  e  x  t  e  der  Chronik :  UM  wi 
flftgt  hiniu:  »Tel  circa  et  pottns  pavlo  minus  ultra«.  36.  Am  Bande  mit  rotber  F*r« 

prior  octavus. 

1)  Iniger  Weise  spricht  Neujahrsblatt  Anm.  S.  5  von  einem  Alf** 
der  Mütter  (matrum  statt  martirum).  Ausführlich  verbreitet  sich  über  die- 
sen Altar  die  S.  295,  20  und  Anm.  3.  4  erwähnte  Urkunde  des  Bischofs  von 
Marseille. 


Capitalum  29.  295 

Tum  priorem    esse    in   numero  illum  sanctum  virum  dominum 

Adolphum,   prius  domus  Cartusie  in  Colonia  vicarium  et  do- 

mui  mee  ex  conventualium  electione  quasi  per  postulationem 

in  priorem  aasignatum,  prioris  Cartusie  maioris  auctoritate  con- 

carrente,    anno   domini  1439.     Qui   quidem  juvenis   in  annis,  hw- 

sed  grandevns   in  virtutum  meritis ,   filius  erat  magistri  avium 

in  Colonia i) ,  de  magna  oriundus  parentela,  [s*]  vir  intelligens, 

totus  virtuosus  ac  multum  devotus,  de  cuius  hereditate  domus 

mea  habuit   ad  eius   instanciam  circa  200  florenos.     Et  prefuit 

domui  mee  quasi   ad  decem  annos  in  multa  paciencia  propter 

diversa   que    interim    occurrebat   incommoda,    maxime  propter 

rapratactum  yillagium  Liela.    Sub  ipsius  presidencia,  ut  supe- 

rius  tactum   est,    fuit  completus  locus  capitularis  cum  camera 

superius  pro  sacristie  ornamentis  annexa.    Sub  isto  patre  fuerunt 

dedicata  ea  loca ,  que  in  prioribus  dedicationibus  nondum  erant 

aptata,  videlicet  auctoritate  sacri  concilii  ßasilien&is  ac  domini 

pape  Felicia  per    dominum  episcopum  Massiliensem 2) ,   utpote 

pars  maioris  gallilee  cum  suo  adherente  cimiterio.    Item  tota 

minor  gallilea  cum  suo  cimiterio,  item  sacristia  et  capitulum 

nna  cum  suis  altaribus,  ut  patet  in  littera  dicti  domini  episcopi 

Massiliensis3).     Circa  quam  litteram  est  notandum,  quod  cimi- 

terium  maius  non  est  ex  toto  consecratum,  sed  est  prophanum 

inter  duo  signa  scripture  in  muro,  ubi  habetur  distinctio  sculpta 

»sanctusa   et   »prophanus«  ad  lapidem  in  medio   huius    spacii 

ipositum,  hac  de  causa,  ut  si  quis  excommunicatus  in  cimiterio 

meo  esset  sepeliendus,   posset  in  isto  loco  prophano  cum  ho- 

nestate  recondi,  donec  esset  ecclesie  reconciliatus,  et  ita  exhu- 

mari  etc.4)     Hie  laude  dignus  pater  maiorem  quoque  fruetum 

22.  km  Bande  mit  rother  Farbe;  Qoare  eimiterium  mains  non  est  es  toto  ooneecratnni. 

1)  Oremus  pro  bonorabiü  viro  domino  Adolpho  Brouwer  civitatis 
Colonie  reddhuano  et  magistro  dvium  et  pro  Nesa  Iegitima  eius  conthorali, 
defanetis  parentibus  patng  Adolphi  prioris  domus  nostre.  Lib.  benef. 
1*0.    Vgl.  Calendsrium  Mai  19.  2)  Oretor  gpecialiter  pro  reve- 

rendissimo  in   Christo  patre  ac  domino,  domino  Stephano  Plonerii, 
episcopo  Massiliensi,    decretorum  doctore  egregio  ac  olim  palacii  apostolici 
in  curia  Romana,  nee  non  reverendisrimi  in  Christo  patris  ac  domini ,  do- 
mini Ludoriei  cardinalis  Arelatensis  et  causarum  eius  in  sacrosaneta  gene- 
rali tynodo  Basiliensi  auditore  seu  judice,  de  Valentinensi  civitate  oriundo, 
magnoque  selatore  eiusdem  synodi  et  justiciario  eius.    Lib.  benef.  300. 
Vgl.  Calendarium  Oct.  21.        3)  Rarth.  Arch.  151.     Die  Einweihung 
der  verschiedenen ,    in  der  Urkunde  genau  aufgezahlten  Baulichkeiten  und 
Altäre  geschah  den  30.  Sept.,  den  1.  Oct.  und  den  22.  Oct.  1441.   Auch  die 
in  den  einzelnen  Altären  aufbewahrten  Reliauien  werden  sorgfaltig  auf- 
gezählt.   Am  entgenannten  Tage  wurde  der  kleine  Kreuzgang  mit  seinen 
beiden  Altären  geweiht,  sowie  der  Gang,  der  aus  dem  grossen  in  den  klei- 
nen Kreusgang  führt,  am  zweiten  die  Sacristei  und  der  Capitelsaal  mit  ih- 
ren Altären,  am  dritten  ungefähr  der  vierte  Theil  des  grossen  Kreuzganges 
und  der  Altar,  quod  est  in  angulo  supra  lectionarium  in  domus  memorate 
eccletia.        4)  Es  war  die  nordöstliche  Ecke  des  Kirchhofs,  etwa  50  Schritte 
nach  Süden,  33  nacb  Westen  sich  erstreckend.   Kart h.  Arch*  151. 


296  Capitulum  39. 

procul  dubio  domui  mee  fecisset  seu  protulisset,  si  in  tempo- 
ral ibus  experienciam  maiorem  habuisset  et  aliquorum  fratrum 
meorum  conventualium  ndeliorem  adherentiam  sensisset.  Pre- 
libatus  pater  edificavit  quoque  expenaia  domini  cardinalis  Vi- 
cenaia  ')  gallileara  minorem  preaertim  quoad  colloquium  a  clausula  s 
usque  ad  clausuram  cum  altari  martirum  necnon  omamentis  et 
calice  ad  idem  altare,  eciam  cum  lavachro  magno  pro  conventu, 
quod  tarnen  postea  ad  usum  alium  deputatum  extitit,  alio  mi- 
nori  reaumpto.  Eciam  lapides  sculpti  in  dicta  gallilea  minori 
pro  illa  parte  colloquii  predicta  necnon  cum  muro  et  tecto  cum  h 
canalibus  de  pltimbo,  similiter  cum  tabula  et  cum  preciosis  fe- 
nestria  vitreia  depictia,  sumptibus  predicti  domini  cardinalis 
precio  simul  norenia  300  soluti  sunt.  Item  sub  dicto  patre  est 
altare  virginum  in  oppoaito  loci  capitularis  expenaia  domine 
Margarete  Lostorfnn1),  alias  dicte  Vrandyn,  «rectum  atque  una  is 
cum  sacristia  et  capitulo  necnon  [m]  cum  ambitu  minori  so- 
lemniter  dedicatum.  Item  paramenta  altaris  et  postea  calicem 
cum  libro  missali  eadem  domina  ad  auum  virginum  altare,  ante 
quod  et  aepulta  est3),  ordinavit.  Similiter  ad  memorati  patrie 
instanciam  ipsa  deputavit  pro  servulorum  meorum  consolatione  m 
perpetuorum  reddituum  libras  30.  Omnia  aua  beneficia  alia 
taxata  fuerunt  quasi  ad  400  florenoe,  omnibua  similiter  collectis 
cum  premiasia.  Et  aepiua  donavit  eis  elemoainaa  in  pecuniie, 
caseis  et  aliis  muneribus  cum  sua  et  suorum  devota  recommen- 
datione.  Ipsaque  aingularem  ad  me  habuit  aemper  devotionem  U 
et  magnam  ad  servos  meoa  inclinataonem.  Statuitque  apud  se 
cellam  ordinis  in  domo  mea  engere,  sed  preoccupata  fuit  morte. 
lgitur  non  eat  cantum  opus  bonum  nimis  procrastinare.  Iate 
commendabilis  pater  fuit  absolutus  et  ad  Coloniam  reductus  ad 
aui  magnam   instanciam  propter  suam  desperatam  innrmitatem  j« 

13.  Bonii  H  b.        21.  Am  Bude  mit  rothai  Fuba ;  Banalen  domis*  Loatorffln. 

])  "KcverendiBsimuB  in  Christo  pater  ac  dominus,  dominus  Georgia) 
Presbyter  cardinalis  tituli  heatae  M  Striae  trans  Tyberim ,  episcopus  Vicensis 
(von  Vieh  in  Catalonien)  alias  dictus,  doctor  utriusque  juris  egregius,  de 
C&thalonia  oriundus  de  ditione  Serenissimi  regia  Aragonum  et  Ceciliae  et 
Valentiae«  war  er  nach  Anal.  Urat.  228  in  den  Fen  Sterin  Schriften  des 
kleinen  Krenzganges  genannt.  Bei  Tonjola  378.  379  sind  die  betreffen- 
den Inschriften,  wie  es  scheint,  ungenau  und  nicht  richtig  aua  den  ver- 
schiedenen Fenstern  i usanunen gestellt ,  wiedergegeben.  —  Als  Zeit  der 
Gründung  des  Altars  der  Märtyrer  nennen  die  Inschriften  bei  Urst.  das 
Jahr  1441.  1)  Margaretha  Löstornn  (Loatorfferin,  Loatorffin)  vidua,  meist 
Margaretha  Brandin,  alias  dicta  I.östorfin  genannt,  war  die  Schwester  von 
Oswald  Brand,  Schultheiesen  der  mindern  Stadt.  Den  Namen  Lostarfin 
hatte  sie  wohl,  wie  Wurstigen  in  den  Anal.  206  angiebt,  von  ihrem 
Manne.  Ihre  vielfältigen  Wohlthaten  gegen  die  Kalthaus  finden  sich  im 
Hb.  benef.  2<>  verzeichnet.  Ueber  ein  Stipendium,  das  sie  im  j.  1467  iu 
Gunsten  eines  Studierenden  der  Theologie  stiftete,  s.  Vischer:  Gesch.'' 
der  Universität  Basel  S3.  :<|  S.  ihre  Grabschrift  bei  Tonjola  318.    Sie 

starb  nach  derselben  den  8.  Man  1474. 


Capitulum  29.  30.  397 

atxuio  domini  1449,  quamquam  multis  postea  annis  supervixerit  1449. 
Lii  debilitate  sua,   semper  tarnen  compos  rationis.    Plures  nanque 
ajinoe  etatie  habuit,  in  ordine  ultra  quinquaginta. 

De  actifatis  sub   nono  priore  Cartusiensium  in  Basilea  minori  et 
speeialiter  de  temptationibus  eariis  temporibus  suis  ezortis. 

Capitulum  30. 

Servufo  querente,  domina  respondente. 

Hucusque  disseruit  sanctitas  tua,  domina  mea  dulcissima 
saiicta  Margarete,  de  servorum  tuorura  priorum  domus  tue  con- 
tlidonibus,  licet  propter  alia  quedam  incidentia  quandoque  dis- 

juncte,  iiichilominus  tainen,  quantum  ad  temporis  successum, 
congrue.  Non  igitur  displiceat,  prüden tissima  virgo  fidelisainia- 
que  mater,  addere  que  narrandi  nunc  requirit  series  in  eadem 
assumpta  materia. 

Sancta  Margareta  cum  magna  pietate  respondit: 
Quoniam,  ut  asseris,  disjuncte  quandoque  narravi  historiam,  tu 
fiiisti  interdum  in  causa,  quia  non  ordinate  ea  movisti,  vel 
eciam  materie  proprietas  id  postulabat,  quam  tu  superficialiter 
perspexißti.  Prior  nonus  domus  mee  fuit  anno  domini  1449  tH^ni 
[k]  infra  festa  penthecostes  factus  frater  Heinricus  de  Alle- 
veldia  Hildesemensis  diocesis  ex  Saxonia,  qui  domui  mee  30 
anuis  prefuit,  uno  anno  ex  causa  sub  nomine  rectoris,  aliis  an- 
nis nomine  prioris.  Fuitque  prius  pene  15  annis  domus  mee 
ricarius  *)   et  erat  primus  prior  in  domo  mea  de  propriis  domus 

>  mee  filiis,  ceteris  prioribus  de  aliis  domibus  assumptds.  Pluri- 
busque  quia  iste  prefuit  annis,  non  est  mirum,  si  temptationes 
niultas  expertus  sit.  Temptatio  una  inter  cetera»  fuit  persona- 
rum  tarn  laicorum  quam  conventualium  longo  tempore  paucitas, 
earumque  indispositio  et  infirmitas.    Itaque  sepe  vix  duo  erant, 

öqui  altaria  ministerium ,  quantum  ad  conventum,  implerent  et 
quandoque  idem  minister,  qui  legerat  epistolam,  legit  et  evan- 
geliuxn.  Sepiusque  prior  per  se  dixit  ad  missam  conventualem 
evangelium.  In  festo  quoque  1 2  lectionum  2)  communiter  unus 
legit  quatuor   lectiones  cum  quatuor   responsoriis.    Alia  quoque 

^•temptatio  non  minima  affuit,  quam  causabant  paupertas  et  de- 

19.  Am  Bande  mit  rother  Farbe:  prior  nonus.  21.  Dm  Wort  »diocesU«,  dae  im  Text« 

fehlt,  scheint  noth wendig  ergänzt  werden  zu  müssen.     8.  oben  8.241  Anna. 2.       27.  Ata 
&*ode  mit  rother  Farbe :  Temptationes  noni  prioris. 

I)  S.  Über  diese  Angabe  das  in  den  Nachträgen  Bemerkte.         2)  Festa 

•iuodeeim   lectionum  sind  Festtage,  an   denen   12  Lectionen   (Vorlesungen 

*m  Abschnitten    aus  der  Bibel  oder  den   Schriften   der  Väter)  abgehalten 

**r6ßn.     Diese  Feste,   sowie  die  festa  trium  lectionum  finden  sich  in  dem 

C&len  dar  iura    oder  kleineren  Jahrzeitbuch,    Bowie    in   den  Kaiendarien 

■«tiger  den  Karthäusern  gehörige  Gebetbücher  (A.  N.  VI.  27,  B.  TX.  8  der 

^entliehen  Bibliothek  in  Basel)  sorgfaltig  verzeichnet ,   weniger  genau  im 

W  benefactorum. 


298  Capitdlum  30.  31. 

bitorum  involutio.  Prelati  quippe  concilii  Basiliensis  serrulis 
meis  benefici  fuerunt,  presertim  ad  structuras,  sed  raro  ad  co- 
quinam  contribuerunt ;  concilio  igitur  cessante  cessarunt  et 
elemosine,  unde  accidit,  quod  domus  mea  debita  pene  quin- 
gentorum  florenorum  incidit.  De  quibus  eciam  nee  liberari 
potuit  nisi  de  lioencia  patrum  visitatorum,  ecclesie  cleno- 
diis,  puta  aliquot  pannis  deauratis  calicibus  et  libris  cum  aliis 
ornamentis  per  alienationem  distractis.  Insuper  evenit  et  alia 
temptatio  non  minus  quam  predicte  urgens.  Prior  enim  unus 
propter  infinnitatem  fuit  absolutus,  et  alter  in  domus  negoeiis 
inexpertus  institutus,  procuratorque  domus  sine  informatione 
de  statu  domus  mortuus,  sieque  omnibus  pene  contusis  domus 
mee  debita  subdole  negabantur,  credita  vero  districte  cum  eccle- 
siasticis  censuris  exigebantur.  Orte  sunt  et  alie  temptationes 
non  parum  ofnciales  domus  mee  oecupantes.  Contigit  nanque 
sepius,  ut  quandoque  20  aut  30  suscitarentur  negocia  litigiosa 
simul,  tum  super  paupercule  domus  mee  censibus  satLs  minu- 
tis,  tum  super  junbus  domus  mee  defensandis  ac  aliis  emer- 
gentibus  causis  et  rebus,  de  quibus  minus  [es]  suspicabarur. 
Occasione»premissarum  temptationum  surrexit  et  alia  temptatio, : 
non  minus  quam  cetere  premens.  Videntes  enim  patres  ordinis 
Cartusiensis  domum  meam  parum  vel  nichil  in  rebus  et  per- 
sonis  proficere,  ymmo  quasi  cotidie  deficere,  multi  ex  eis  in— 
clinati  erant  ad  resignandum  eam  ad  manus  heredum  funda- 
toris  usque  ad  fortunam  uberiorem,  etiam  cum  translatione  • 
personarum.  In  quod  tarnen  filii  mei,  fratres  domus  mee,  con- 
sentire  noluerunt,  dicentes  se  potius  velle  in  pane  et  aqua 
vivere  quam  domum  meam  tali  confusioni  exponere.  Benedi- 
cantur  igitur  in  eternum  et  ultra,  qui  mei  amore  non  veriti 
sunt  adversa  sustinere!  J 


Item  de  actüaüs  sub  priore  nono  ordinis  Cartusiensis  m  Basilea 
tninori  neenon  de  strueturis  et  ordinatis  temporibus  ehtsdem. 

Capitulum  31. 
Servxtore  inquirente,  domina  respondetäe. 

Mea  domina  saneta  Margareta,  quia  multa  facta  sunt  tem-  • 
pore  prioris  immediate  predicti  te  ipsa  teste,  quia  annis  pluri- 
bus  prefuit,  presumo,  quod  non  omnia  dicenda  tua  sanetita* 
dixerit.  Novi  enim,  quod  ea,  que  sunt  multa,  non  possunt 
expediri  semper  per  pauca,  et  quod  alioquin  sermonis  brevitas 
fit  interdum  maior  obscuritas.  Non  tarnen  verborum  commendo  i 
superfluitatem,   sed  approbo  eorum  moderamen. 

Saneta  Margareta  respondit:  Verum  est,  quod  dick 
et  ergo  volo  esse  brevis,  quantum  materie  sinit  vis.  Multa  in 
domo  mea  facta  sunt  sub  prioris  huius  presideneda.    Primum 


Ctpitulum  31.  299 

omnia  domus  mee  utensilia  sunt  renovata  sepius  pariter  et 
augmentata  tarn  in  coquina  quam  in  patrum  et  hospitum  Ca- 
mera et  tarn  in  refectorio  quam  in  domus  communi  loco,  in 
fratrum    laicorum    quoque    offininis    et  in    locis    alüs.     Caroeres 

s  etiain  duo  fuerunt  ordinati,  qui  prius  multum  fuerant  incongrui. 
Pistrina  fuit  instituta  cum  sua  condependencia.  In  coquina 
diversa  sunt  facta  et  in  melius  commutata.  Promptuarium  quo- 
que cum  sua  pro  leguminibus  cista  [•»],  fenestra  nova  de  qua- 
dris  lapidibus  in  coquina  et  cancellis  ferreis  similiter  novis  pru 

» munimine  civitatis.  Promptuarium  magnum  pro  reponendis 
Cassinis  'j  hospitum  et  aliis  necessariis  in  camera  patrum  et 
hoepicü  factum  fuit,  utique  opportune.  Fratrum  laicorum  ca- 
mere  etiain  in  multis  emendate  sunt.  Torcular  novum  pro  orto 
domus  aptando  positum  est.     Granarium  diversis  vicibus  refor- 

ü  matum  et  tandem  utiliter  dilatatum  est  cum  fenestrarurn  sculpta- 
mm  proprer  aeris  defectum  multiplicatione  et  paviineutoram 
«usdero  alteratione  necnon  cum  instrumento  ad  introducendum 
saccos  cum  frumentis  in  granarium  corde  et  funis  applicacione. 
Feneetra  de  quadris  et  sectis  lapidibus  cum  cancellis  ferreis  in 

m  celari  versus  orientem  disposita  fuit.  Nova  laquearia  in  celari 
posita  sunt  in  inferioribus  suis.  Omnia  tecta  totius  domus  re- 
fbrmata  sunt,  primum  ex  integro,  postea  sepius  in  locis  diver- 
ns  necessario.  Sub  dicto  priore  est  eriam  notabilis  facta  mu- 
tatio   de  domus  mee  orto   retro   celare  et  in  melius  ut  constat 

k  disposicio,  quia  pro  ampliatione  loci  facta  est  et  pro  domus  mee 
maiori  commodo.  Attractis  nanque  nou  sine  multis  pecuniis 
per  contractu»  varios  domunculis1),  que  domui  mee  vicine  erant, 
atqae  depositis,  murus  domum  circumcingens  erectus  est  non 
solum  versus  civitatis  plateam,  sed  ctiam  versus  sanctum  Theo- 

»  donim.  Item  diverse  ortorum  pecie  in  vinea  exteriori  retro  ple- 
baniam  sancti  Theodori  ad  dilatandum  termiuos  empte  sunt. 
Ornatus  ecclesie  multum  crevit  sub  dicto  patre  non  sine  ex- 
pensis  pluiimis  necnon  librorum  reformatio  in  choro  et  in  eccle- 
sia,  prout  patet  in  diversis  et  special  iter  in  tabulis  per  funda- 

»  tricem  dispositis.  De  cuius  benencencia  etiam  census  annui 
super  ecclesia  Constantiensi  domui  mee  ad  uumerum  quinqua- 
giuUi  floronnrum  crcverunt '; .  Sed  et  cellarum  in  domo  mea 
plurium  facta  est  tempore  huius  prioris  reparativ  et  imperfeeta- 
rum    completio,   puta   intitulatarum    per    litte  ras  A,   H,  1),   F, 

t»  M ,  N,  P;  illarum  facta  est  reparacio,  sed  aliarum  intitulata- 
rum [toj  litteris  G,  II,  I,  K,  L  facta  est  nova  fimdatio, 
sed  cum  H  incomplete.  Cellam  nunc  intitulatam  littera  K 
erci.it  suis  expensis  frater  Ludovicus  Moser  de  Thurego,  filius 
domus  mee,    et    coustabat  circa    230  florenos,    preter  beneficia 


300  Capitiilam  31. 

alia  ab  ipso  donata.      Item  cellam  nunc  intitulatam  littera  1 
fundavit  dominus  doctor  Petrus  zem  Luft,   ecclesie  KasiliensL* 
canonicus 1) ,   et  constabat  similiter  circa  230  florenos.    Et  do- 
tavit  eandem  10  vernzellie  spelte  super  conventu  fiancti  Alban 
i4%2.  in  Basilea,  postea  tarnen,   anno  videücet  1482,   reempti?  cun 
centum  florenis  pro  aliis  censibus  expositis.    Item  fenestre  vitre* 
per    totara   ecclesiam   et  in   aliis  domus  locis,    quia  grandinif 
tempestate  nimium  lese  erant,  ad  expensas  quasi  centum  flöte- 
norum  sub  prefato   patre  reparate  fuerunt,   sed  et  aliis  viribus 
grandine  presertim  bis  fuerunt  lese  et  reformate.    Aliaque  par- 
ticularia  diversa  damna  silencio  pertranseo,  tue  obtemperans  ex- 
hortacioni  de  brevitate.    Fueruntque  multa  edificata  ante  tempora 
in  villis  Liela  et  Egringen3) ,   quando  adhuc  ad  domum  raeam 
»pectabant  et  antequam  aliis  venderentur.    Egringen  fuit  hos- 
pitali  Hasiliensi  vendita  propter  occupationes  nimias  et  steriles, 
quia  vina  et  blada,  que  inde  provenerunt,  nimium  divisa  erant 
in  minutas  partes  et  male  solvebantur  propter  paupertatem  cen- 
suariorum,  qui  eciaxn  marchioni  et  Teuthonicorum  ordini  nec- 
non    hospitali    prefato  fuerunt  in    censibus   et  decimis  aunuis 
obligati,    et  servuli  mei  cum  hoc  multis  involuti  erant  debitk 
a   quibus  liberari  non   poterant  nisi  venditis  cum  superioram 
approbatione  bonis  huiusmodi  etc.    Suasit   nanque   utüitas  et 
jussit  necessitas  vendere  bona  nonnulla  pro   domo  mea  empta 
quasi  ad   utilitatem ,   que  tarnen  postea  experiebantur'  fore  in 
gravamen  et  serrorum  meorum  inquietudinem.    De  hiis  bonis  i 
erant  inter  cetera  ea,  que  fuerunt  in  villis  Egringen  et  Vischiu- 
gen3).    Que  bona  de  consilio  prüden  tum  cum  licencia  superio- 
rum, ut  patet  in  litteris  et  registris  domus,  alienata  et  in  umis 
magis   utiles  commutata  sunt,   licet  satis   care   secundum  tum 
patrie  cursum  empta  essent,  utpote  pro  noningentis  quasi  flo- 
renis.    In  quibus  bonis  hospitale  maius  Hasiliense4)  partemha- 
buit,   necnon  domus  ordinis  Theutonicorum   in   Basilea5)  n<H 
minibus  decimarum  et  censuum,  ut  supra  tactum  est,  ad  certun 
numerum.    Unde  magna  [7t]  inter  has   tres   partes  sequebatur 
involucio  et  plurima  contencio,   maxime  ex  eo,  quod  magist 
hospitalis  habens  dorsum   in  consulatu  Basilicnsi  voluit  m 

9.  Hinter  iflor« norum«  steht  in  der  H •.  nnd  also  doppelt:  reparate.       14.  Am  Band« 
rotier  Farbe :  Qnare  bona  in  Egringen  vend.  22.  Am  Bande :   nota.  23  »«« 

dem«  fehlt  Ha. 

1)  8.  über  ihn  Athenae  Rauricae  99,  vgl.  Vischer:  Gesch.  d -n 
Univers.  237.  322.  323.  2)  Südlich  von  dem  oben  erwähnten  Tannenkirch. 
3)    Fischingen  liegt  ganz   nahe  bei  Egringen.  4)    Der  Spital  an  der 

Schwellen,  der  neue  grosse  Spital  im  Gegen aati  zu  dem  alten  mit  dem  S' 
Leonhards  Stift  verbundenen  Spital.  Fechter  29.  5)  Fechter  26.  1K 
Spital  zu  Basel  war  Grundherr  zu  Egringen,  das  deutsche  Haus  ebenda- 
selbst  Grundherr  zu  Fischingen.  L.  A.  Burckhardt:  Die  Hofrödel  voi 
Dinghöfen  Baselischer  Gotteshäuser  und  andrer  am  Ober- Rhein.  Bad 
1S60,  S.  217  ff.  229  ff. 


Capitulum  31.  32.  301 

famulos  ratione  borura  bonorum  compellere,  ut  expensis  suis 
tenerent  uuum  officiatum  vulgariter  h&ber  lj  dictum,  qui  ibidem 
in  judicio  dominicali  responderet  ex  parte  servorum  meorum, 
quod  prius  erat  ibidem  inusitatum.    Fuit  autem  hoc  meis  ser- 

i  vulis  dis&uasum.  Ipsi  vere  oonsiderantes ,  se  non  posse  hospi- 
tali  resistere  et  civitati,  habito  consilio  fautorum  intelligencium, 
cum  licencia  superiorum  ordinis  Cartusiensis  vendiderunt  huius- 
modi  jus  suum  hospitali  predicto  pro  quingentis  quinquaginta 
dureuib.     Quos   nee   poterant  utiliter  mei   famuli  pro  censibus 

i  aliis  emendis  exponere,  de  consilio  et  jussu  amicorum  et  maio- 
rum  debita  inde  opportuit  solvere,  que  fuerunt  non  pauca, 
partim  contracta  ex  reemptionibus  in  diversis  necessitatibus, 
partim  ex  mutuo  receptis,  ut  patet  in  registris  prioris  et  pro- 
euratoris  tunc  temporis  seu  illorum  temporum.    Simile  Judicium 

\  est  de  quingentis  fiorenis  de  Gelria,  unde  supra  tangitur,  vide- 
licet  de  domicello  Udone  Böse,  quorum  tantum  ducenti  quin- 
quaginta provenerunt,  alia  medietas  fuit  defalcata  de  consensu 
partium  trium  cum  superiorum  interveniente  auctoritate,  ubi 
habuerunt  interesse  commune  domus  Cartusiensium  Confluencie 

»et  domus  Cartusiensium  Treveris  una  cum  domo  mea.  Hii 
uueenti  quinquaginta  floreni  etiam  expendebantur  de  superio- 
rum licencia  in  usum  alium  necessarium.  Hec  pro  tanto  in- 
nrere placuit,  ut  posteri  sciant  necessitates  suas  pacienter  to- 
ierare  et   prudenter  cum   maiorum   licencia  eas  quandoque  im- 

i  mutare. 

Iierum  de  gestis  suh  nono  priore  Cartusiensium  in  minori  Basilea, 
specialiler  quantum  ad  gravamina,  que  Mo  tempore  in  tempo- 

ralibus  acciderunt. 

Capitulum  32. 

Servulus  querit,  domina  respondet. 

n]  Dixit  in  superioribus,  domina  mea  dulcissima  sancta  Mar- 

gareta,  sanctitas  tua  de  damnis  ex  parte  villagii  Liela  per  no- 

stros  perpessis    superticie    tenus,    de   quibus   audirem   libenter 

plenius  ad  discendum  in  huiusmodi  cautelam  et  ad  consideran- 

idum  patrum    nostrorum,   qui  pro  tempore  illo  fuerunt,    equa- 

13.  «in«  fehlt  H  s.         30.  Hier,  als  am  Schluss  der  Seite,  stellt  noch :  Verte  folium  pro 
sequenti  capitulo  trigesimo  secundo.       33.  audire  H  s. 

1)  Huber  sind  die  Besitzer  von  Hufgütern,  die  verpflichtet  sind  am 
grundherrlichen  Gerichte  zu  erscheinen.  Der  Spital  zu  Basel  als  Grund- 
herr zu  Egringen  verlangte ,  indem  er  das  in  Abgang  gekommene  Ding- 
gericht wiederherstellte ,  dass  die  Karthäuser  als  Besitzer  eines  dingpflich- 
tigen Gutes  daselbst  einen  eigenen  Huber  als  Träger  der  auf  demselben 
haftenden  Verpflichtungen  aufstellen  sollten.  S.  über  den  Dinghof  zu  Egrin- 
gen ßurckhardt  217  ff. 


302  Capitulum  32. 

nimitatem,  que  baut  dubiuro  multum  fuit  eis  necessaria,  si  con- 
stantes  manere  debuerant  inter  gravi»  onera. 

Sancta  Margarets  benigne  respondit:   Racionabi- 
liter  motus  es   et  moveris    de   prctacto    vülagio    damnisque  eius 
occasione  domui   tnee  exortis.    Igitur  si  hiis   meis  verbis  pos-  * 
sem  servulos  meos  cautos  facere ,    o  quam   libenter   hoc  vettern 
perncere!   Villagium  Lieht';   predictum  CunstanciensiB  dioceeis, 
distans  duo   miliaris  a  Basilea  et  modicum   ultra  villam  Tan 
nenkilch  in  dominio  domini  marchionis  de  Rötelen,   ubi  sunt 
etiam  aliqui  census  doraus  mee,   ad  abbatem  et  eonventum  in  i» 
Keinwilr    ordinis    sancti    llenedicti    tunc   spectans ,    fuit  renale, 
quia  debitis  involutum  multis.    Unde  creditores  solliciti  pro  in- 
demnitate  induxerunt   tunc   üloo    Benedictinos   ad    dicti  villagii 
venditionem  necnon  Cartusienses  in  Basilea  minor)  ad  eiusdem 
emptionem,  quatenus  ita  ipsi  creditores  suis  debitoiibus  posBent  h 
satisfacere  et  Cartusienses    incautos   involvere.     Itaque  collectis 
undecunque   per  Cartusienses  pecuniis  trium   milium    floreno- 
tiud,  ex  boniB  diversis  domus  mee  censibus  veuditis,  apostolice 
sedis  et  ordinis  auctoritate  concurrentibus,  fuit  dictum  emptum 
villagium1).     Et  quia  in  dicto  vülagio   nonnulli  residebant  no-  *> 
biles   pro   dicti   villagii   interdum  castaldis   necnon  quandoque 
pro  advocatis  se  gerentes3j  et  per  hec  officia  notabiliter  Cartu- 
siensium  jura  ledenteB,  lites  inter  partes  ipsas  satis  graves  exozte 
sunt,    que  et  annis  pluribus  duraverunt,  quia  [n]  37,  videlicet 
1 7   annis   sub   prioribus  precedentdbus   et  quasi   annis   20   sub  K 
ipso  priore  nono,  sub  quo  et  tandem  finem  receperunt  per  com- 
positionem  amicabilem  et  per  mediana  certorum   dominonim  de 
Berno  interpositionem,  villagio  ipso  adverse  parti  pro  pace  vcn- 
dito  pro  mille  octingentis  norenis,  quod  tarnen  meis  servis  con- 
steterat    tria   milia  florenorum.     Et  ultra  hoc  damnum   juxta  *> 
calculum  duorum  doctorum  in  jure  expertissimorum  domus  mea 
litium  harum  occasione  fuit  damnincata  ad   quatuor  milia  do- 
renorum,  prout  hoc  damnum  innotuit  primum   manifeste  ces- 
santibus  elemosinis  et  promotionibus ,   que  affluxerant  tempore 
sacri   concilii  Basiliensis.    Damna  huiusmodi  quoque  creverunt » 
propter   gravissimas    expensas    in  hac    causa    in  quam  plurimis 
dietis,  quamquam  sine  fructu  factis.    Fuit  enim  causa  ipsa  de- 
voluta  non    sine   expensis   multis   ad   imperatoris    in   electorum 
imperii  presentia  auditorium,   ad  episcopi  Basiliensis  consisto- 
rium,   ad   consulatus  Basiliensis  sepissime  dietas   et  ad  depu-  « 
tatorum  Cognitionen'»,    coram  advocatis,    procuratoribus   et    aliis 
jurisperitis  cum  occupatione  capituli  generalis  ordinis   Cartu- 
sicnsis  necnon  cum  visitatorum  ordinis   inquietudine  sepissime. 


Capitulum  32.  303 

Semper  tarnen  mei  famuli  paciebantur  repulsam,  non  propter 
Jefectum  justicie,  quin  potius  propter  adverBariorum  et  eis  ad* 
herencium,  quorum  multi  fuerunt,  frivolam  et  iniquam  machi- 
nationem  et  suspensivam  in  dolo  protractionem.  O  quanta  illis 
temporibus  sustinuerunt  ofnciales  domus  mee,  qui  causam  hanc 
die  noctuque  sollicitaverunt  et  deduxerunt,  sepiuB  importune 
et  opportune  sepiusque  cum  adversantium  irrisione  et  injuria- 
nun  atque  minarum  jaculatione !  Videntes  itaque  servitores  mei, 
m1  nicliU  in  causa  huiusmodi  proficere,  cum  Buperiorum  suorum 
lieeutia,  auctoritate  intervenieute  apostolica,  ut  patet  in  litteriß 
desuper  confectis,  villagium  predictum  suo  adversario,  ut  tactum 
est,  propter  pacem  vendiderunt  *) ,  dominium  videlicet  cum  atti- 
nenciis,  deci-  [74 )  marum  vero  jus  percipiendarum  annexum  aucto- 
ritate apostolica  eadem  resignantes,  pecuniis  inde  receptis  in 
alios  census  super  consulatu  videlicet  Basiliensi  et  collegio  in 
opido  Waltkilch  prope  Fribuigum  partim  conversis.  Inter  ce- 
teras  autem  causaa  filios  meos  ad  dicti  villagii  exonerationem 
radonabiliter  moventes  kec  una  erat,  quia  expense  ibi  multi- 
plicabantur  sine  fructu  cum  occupationibus  quasi  continuis  pro- 
caratoris  domus  et  fratrum  laicorum,  maxime  tarnen  propter 
priicuratorein  villanum  ibidem  residentem,  ita  quod  prebenda 
ecclesie  in  villa  sepe  pinguior  erat  plebano  quam  tota  villa  meis 
iervulis  de  dominio,  rusticis  inter  castaldum  et  filios  meos  mul- 
ta>  involutiones  facientibus  et  raro  fidem  eis  servantibus,  licet 
juramento  firmatam.  item  blada  ibi  communiter  proveniunt 
sterilia ,  que  opportebat  per  meos  servulos  commutare  in  me- 
liora  semper  cum  expensiß,  similiter  vina  acerba  sunt.  Et 
quando  fnimenta  et  vina  ducebantur  ad  domum  meam,  fre- 
quenter  medietas  transiit  pro  expensis,  quia  via  lutosa,  prava 
et  remota,  muresque  cum  gliribus  magna  damna  illic  in  gra- 
oario  communiter  fecerunt.  De  nemore  villagii  etiam,  ibi  quon- 
dam  uieis  filiis  pertinente,  ipsi  modicum  fructum  perceperunt, 
sed  magis  castalduB  et  villani  inde  gaudebant,  quamvis  injuste, 
ligna  ibi  vastantes  et  glandes  usurpantes  etc.  Sed  quod  villa- 
gium sepenominatum  pro  minori  summa  florenorum  venditum 
ftiit  finaliter  quam  emptum,  racio  est  ista,  quia  hii  filii  mei 
tuuc  temporis  fuerunt  in  hoc,  quod  illud  carius  emerunt  juxta 
falsara  taxam  simulatorum  amicorum  suorum,  decepti,  sicut  et 
iu  aliis  factis  et  circumstanciiß  eiusdem  emptionis  etc. 

12.  Am  Rande  mit  rother  Farbe:  Cur  Liela  vendita  fnit.        13.  perciplenduro. 

1)  Den  13.  Nov.  1466  erklären  Bürgermeister  und  Kath  zu  Basel  als 
Vermittler  der  Späne,  die  sich  zwischen  den  Kalthäusern  und  Hans  Hein- 
rich Ton  Baden  erhoben  haben,  dass  die  zwei  von  ihnen  beauftragten  Raths- 
taten  Peter  Schönkind  und  Heinrich  Ziegler  einen  Vergleich  iu  Stande 
gebracht,  nach  welchem  das  Kloster  das  Dorf  Liel  sammt  all  seinen  Zu- 
behörden  dem  Hans  Heinrich  von  Baden  um  die  Summe  von  1800  fl.  rhein. 
\Tkaufrn  soll.    K  arth.  Arch.  249.    Vgl.  248.  257.  258. 


304  Capituium  32. 

Postremo  noveris  quod  sub  illo  nono  priore,  viro  multum 
experto,  quia  cortisanus  urbis  Home  fuerat  in  secuta  et  in  Ba- 
silea  tempore  concilii  notarius  valde  famotms,  puta  qui  rigore 
examinis  in  cuncilio  prefato,  presidentibue  quodam  episcopo, 
imperatoris  capellano  et  legum  doctore,  et  cardinali  Metensi  valde  i 
famoso  et  experto  viro,  inter  quadringentoB  notarios  obtinuit 
tercium  locum,  mulüs  aliis  rejcctis  propter  insufficienriam.  Hie 
talis  ac  tantus  vir,  magnus  et  [u]  excellens  practicus,  orania.  re- 
media,  que  humano  modo  fieri  consuerunt,  exeogitavit  et  an- 
tiquam  practicam  ad  memoriam  revoeavit,  ne  quiequam  negli-  i« 
geretur.  linde  inter  alia  attemptavit  judicialiter  conveniendo 
abbatem  cum  conventu  monasterü  Beynwilr,  a  quorum  ant«- 
cessoribus  villagium  T.iela  a  meis  famulis  emptum  fuerat,  et 
obtinuit  pro  warandia  filiis  meis  facienda  propter  tantas  tribu- 
lationes  et  tot  molestias  sentenriani  diffinitivam.  Sed  ubi  re-  n 
ciperent  nun  habebant,  nam  villagium  istud,  unde  turbatio 
filiis  meis  orta  est,  nimia  paupertate  compulsi  vendiderant  et 
peeuniam  hanc  creditoribus  distribuerant ,  ideo  non  habebant, 
unde  warandiam  filiis  meis  (acerent.  Sed  et  nobile»,  scüicet 
comites  de  Tierstein,  monasterü  dicti  Beynwilr  castaldos,  in» 
defensionem  pro  sua  parte  habebant  etc.  Utinam  bec  postem 
»int  ad  cautelaml  Iste  pater  multum  venerabilis  et  a  multis 
sanetus  reputatus  eciam  dum  adhuc  viveret  (fuit  enim  vir  bo- 
nus  et  benignus,  vereeundus  visu,  modestus  moribus  et  eloquio 
decorue  et  a  puero  in  virtutibus  exercitatus  etc.),  fuit  propter  n 
suam  innrmitatem  absolut  us  ab  officio  prioratus  et,  factue  ju- 
bileuB  in  ordine,  circa  octogesimum  annum  etatis  feliciter  obiit 
in  domino  anno  domini  14S51). 

Nunc  itaque  gaudete,  filii  mei  corissimi,  quia  de  grandi 
et  gravi  onere  estis  relevati  et  a  mulüs  superfluis  curia  suppor-  13 
tati  in  abiciendo  illam  villam  miseram.  Quare  et  Vobis  con- 
gratulantur  omnes,  qui  pacem  vestnim  atque  salutem  diligunt 
et  qui  noverunt  pressuras,  quas  annis  pluribus  occasione  illius 
paupercule  villule  sustinuiutis.  Benedictus  deus,  qui  vos  inde 
liberavit  et  vos  consolatus  est  ad  meam  magnam  instantia™.  » 
Nee  reputetis  damnum  inde  suseeptum,  sed  pacis  bonum  inde 
secutum.  Potens  est  dominus  deperdita  refundere.  Si  quis 
autem  aliter  senserit,  premissa  ncscit  aut  non  credit  vel  ninüs 
videtur  apud  steinet  ipsum  prüden«.  Cuius  «entimentum  per 
voe  non  est  [«]  curandum,  sed  ut  erroneum  contemnendum  etc.  w 

5—  B.  limpnntortB  —  rirai  im  Binde  Bit  TUitinn  »nf  die  Stelle  ueb  .episgonoi.  wo 
in  der  Ha.  ■<■•  Bunr.  10.  II .  naglitntnr.  40.  Nach  tüeeei  Zeile  bleibt  in  der  E».  die 
ginxe  Seile  7«  Im. 


Capitulum  33.  305 

n  Prions  ctecimi  ordinis  Cartusiensis  in  Basilea  tninori  gesta 
'  sequuntur. 

/  Capitulum  33. 

Serozdo  querente,  domina  respandenle. 

Gracias   tibi,    virgo  pulcherrima,  martir  gloriosissima,  Mar- 

^^^reta  beatissima  ,    quia  tarn  dignanter  et  non  dubito  quin  uti- 

*      *er  servulum    tuum   informasti  de  multis ,    que  in  oblivionem 

^^^nissent  ex  parte  Status  domus  tue,   nisi  tua  materna  sollici- 

0&o  manum  apposuisset.    Nunc  igitur,  inclita  domina,  dignetur 

^^^jactitas  tua  complere  ea,  que  adhuc  imperfecta  videntur. 

Sancta  Margareta  humiliter  respondit:  In  numero 

^iorum  domus  mee  est  decimus,  qui  sequitur,  Jacobus  nomine, 

|^trum  domus   concordi  anno  domini  1480   circa  festum  pen-^4^. 

^ecostes1)  electione  in  priorem  prefectus,  vir  bene  ydoneus  ad 

Tegendum  domum  meam,  quia  magister  in  artibus  et  in  decre- 

tis  doctor,  de   Lindowe,  que  est  civitas  imperialis  distans  qua- 

tuor  miliaria  ultra  Constanciam,  ex  honestis  et  notabilibus  pa- 

rentibus  *)    genitus  3) . 

M.  Hier  bricht  mitten  »nf  der  S«ito  die  Hi.  ab. 


i 


l)    Das  genauere  Datum  giebt  die  Continuatio  im  3.  Capitel:  in  die 

fs.  Urbttni  (25.  Mai)  electus  fuit  in  priorem  huius  domus,   altera  vero  die 

sive  sequenti  confirmatus  fuit  et  inthronizatus.       2)  Lib.  benef.  327  finden 

«ich  die  namhaften  Wohlthaten  verzeichnet ,  welche  Ulrich  Louber,  Jacobs 


Vater,     Johannes   und   Italhans   (vgl.  Continuatio  Cap.  2.  paff,  f),  seine 
Brüder,   dem  Kloster  erwiesen  haben.        3)  Es  ist  hier  zu  berichtigen,  was 
ich  oben  S.  244  und  245  über  die  Urheberschaft  des  Schlusses  der  Chronik 
,  bemerk*  hatte.     Im  ersten  Capitel  der  Fortsetzung  der  Chronik,   wo  über 
den  Tod  des  Priors  Heinrich  berichtet  wird,  hat  der  Verfasser  an  den  Rand 
geschrieben:    De  obitu   patris  Henrici  habetur  in  chronicus  praecedentibus 
cap.  32,   licet  dissonanter  Quantum  ad  annos  domini.    Nam  quae  hie  recen- 
sentur,   ex  quadam  schedula  domini  Martini  Ströulin  manu  exarata  decerpta 
Wbentur,   quanquam  et  ille  idem  eadem  chronica  transscripserit,   ideoque 
Vk  posita  possent  omitti.    Ich  hatte  diese  Stelle  erst  so  aufffefasst,  als  wolle 
Georg  sagen,    Ströulin  (s.  Näheres  über  ihn  in  der  Einleitung  zur  Conti- 
watio)  habe  in  seiner  schedula  doch  nur  die  chronica  fundationis  ausge- 
geben, die  Angaben  jener  hatten  also  keinen  selbständigen  Werth,  allein 
**»  genauerer  Betrachtung  musste  ich  die  Erklärung  vorsiehn ,  wornach  et 
^«  —  tnuisscripserit  bedeutet:   und  eben  derselbe  hat  jene  Chronik  ab- 
schrieben,  d.  h.   er   hat  die  uns  noch  vorliegende  Abschrift  angefertigt 
]?d  den  in   derselben   enthaltenen  Nachruf  an  Heinrich  verfasst.     Diese 
Klärung  wurde  mir  unzweifelhaft,  als  ich  die  in  der  Einleitung  zur  Con- 
^^atk>  erwähnten  Predigten  des  Martin  Ströulin  zur  Vergleichunff  heran- 
*?$  und  aufs   Deutlichste  dieselbe  Hand  erkannte,   welche  die  Chronica 
.geschrieben.    Es  musste  mir  nun  auch  wahrscheinlicher  vorkommen,  dass 
^*  Schluss  der  Chronica  nicht  von  Heinrich ,  sondern  von  Ströulin  her- 
\Mire    der  wohl  bei   der  genauen  Kunde,  die  ihm  seine  Stellung  von  den 
J^rhäitaissen  des  Klosters  gab,  daran  denken  mochte,  sie  noch  weiter  fort- 
f^ führen.    Auch  diese  Annahme  betreffs  des  Schlusses  der  Chronica  findet 
^ta  BestätiininK  *n  einem  äusseriiehen  Umstände.  In  den  Predigten  Ströu- 

BulcrCIraBikaa.  I-  20 


306  Capitulum  33. 

lins  treffen  wir  die  Interpunction,  wie  sie  in  der  Chronica  durchgeführt  ist 
(8.  oben  S.  246 ,  genau  dieselbe  begegnet  uns  in  den  151 U  bei  Johann 
Amerbach  gedruckten  statuta  et  privilegia  ordmis  Cartusiensis) ,  nicht,  er 
wendet  dort  nur  Punkt  und  Semioolon  an,  beim  Abschreiben  der  Chronica 
muss  er  sich  also  genau  an  das  Verfahren  Heinrichs  gehalten  haben.  Nun 
ermangelt  aber  die  ganxe  zweite  Hälfte  des  32.  Capitels,  nicht  nur  der 
Nachruf  an  Heinrich,  sondern  auch,  was  auf  denselben  folgt,  und  was  ihm 
zunächst  vorangeht,  sowie  das  angefangene  33.  Capitel  dieser  Interpunction. 
Hätte  Ströulin  einen  Theil  des  Schlusses  nach  einem  Concepte  Heinrichs 
coptert,  so  hätte  er  in  demselben  ebensogut  wie  in  der  übrigen  Chronik 
auch  die  Interpunction  Heinrichs  wiedergegeben.  Wir  dürfen  also  schh'es- 
aen ,  dass  soweit  diese  Interpunction  sich  nicht  findet ,  wir  es  mit  einen 
Zusätze  Ströulins  zu  thun  haben.  Nun  hört  sie  mit  den»  Satse.  der 
S.  303,16  schliesst,  auf,  mithin  ist  alles  Folgende  von  Ströulin.  Damit  j 
stimmt  vollkommen  Überein,  wenn  es  im  ersten  Capitel  der  Continuatiu 
heisst,  Heinrich  habe  noch  die  erste  Hälfte  des  Capitels  verfasst,  denn  der 
Antheil  Heinrichs  sowohl  als  der  Ströulins,  wie  sie  sich  nach  dem  eben 
Gesagten  herausstellen,  umfassen  jeder  zwei  Seiten  der  Handschrift.  Die 
Auseinandersetzungen,  die  mit  »Inter  ceteras  autem  causas«  beginnen,  pas- 
sen vortrefflich  zu  der  Stellung  Ströulins,  dem  als  Schaffner  jene  occupa- 
tiones  quasi  continuae  erwachsen  waren,  von  denen  Zeile   19  die  Rede  ist  i 


a«etoi 


Einleitung. 


Der  Verfasser  der  vorliegenden  Fortsetzung  der  Chronik  ver- 
der  Karthaus  nennt  sich  im  Eingang  derselben  frater  Georgius fM8er" 
humilis  et  indignus  monachus,  professus  dictae  domus.  Im 
fünften  Capitel,  das  von  dem  Prior  Hieronymus  Zschecken- 
bürlin  handelt,  sagt  er,  er  könne  über  dessen  Leben  im  Orden 
bis  zum  Jahre  1509  nur  unvollständigen  Bericht  geben,  und 
fahrt  dann  fort:  Was-  sich  zu  meiner  Zeit  zugetragen  hat  und 
von  mir  beobachtet  worden  ist,  das  heisst  von  1509  — 1526, 
das  werde  ich  getreulich  berichten  (Quae  meo  tempore,  scilicet 
ab  anno  dicto  1509  usque  ad  annum  1526  gesta  vidi  -  fideliter 
perstringam) .  Hieraus  geht  hervor,  dass  Georg  im  Jahre  1509 
in  das  Kloster  eingetreten,  und  daraus  lässt  sich  wieder  der 
Schluss  ziehn,  es  sei  dieser  Georg  identisch  mit  dem  humilis 
sive  vilis  et  abjectus  frater  Georgius  Cartusiensium  minimus,  dem 
wir  die  ebenfalls  in  unserem  Bande  abzudruckende  Reformations- 
chronik  verdanken,  und  der  in  dieser  erzählt,  er  sei  im  Jahre 

1509  in   die  Basler  Karthaus  eingetreten   und  habe  im  Jahre 

1510  daselbst  sein  Gelübde   abgelegt.    Diese  Notiz  über  den 
Eintritt   ins  Kloster,   verbunden  mit  einer  andern  Notiz  der- 
selben Reformationscaronik,   verschafft  uns  auch  die  Möglich- 
keit, zu  einer  sichern  Kunde  über  den  vollen  Namen  und  über 
die  Heimath  des  Chronisten  zu  gelangen.    Er  erzählt  in  jener 
Chronik,    er  habe  sich  im  Jahre    1503   als    Student   auf  der 
Universität  Basel  einschreiben  lassen.    Nun  findet  sich  in  der 
Universitätsmatrikel  im  Jahre  1503  ein  einziger  Georg  als  Stu- 
dent eingeschrieben   (über  den  schwachen  Besuch  der  Univer- 
sität gerade  in  jenen  Jahren  s.  Yischer  258):   Georius  Car- 
pentarii  de  Brück.    Er  ist  eingeschrieben   unter  dem  Rectorate 
des   Theodorus  Westhoffer   decretorum  doctor  decaAus   ecclesie 
collegiate  sancti  Petri  Basiliensis  (1.  Mai  bis  18.  October  1503), 
und  hat,  wie  alle  in  diesem  Semester  eingeschriebenen  Studen- 
ten, eine  Gebühr  von  6  s.  bezahlt  (vgl.  Vi  seh  er  131).    Vom 
9.  Juni  des  Jahres  1510  sodann,  in  welchem  der  Chronist,  wie 
er  erzählt,  sein  Gelübde  abgelegt,  findet  sich  auf  der  öffent- 


310  Einleitung. 

liehen  Bibliothek  in  Basel  ein  Testament  des  frater  Georgius 
Carpentarii  de  Brugk  vor,  in  welchem  er,  wie  gebräuchlich, 
bei  dem  völligen  Eintritt  in  die  Karthaus  zu  Basel  seine  Hab- 
seligkeiten dem  Kloster  vermacht,  mit  Ausnahme  einiger  be- 
sonders aufgeführter  Gegenstände,  über  die  er  anderweitig  ver- 
fugt. Uebereinstimmend  hiemit  berichtet  auch  eine  Notiz  des 
liber  benefactorum  über  den  1510  erfolgten  Eintritt  des  Geor- 
gius  Carpentarii  de  Brück  ins  Kloster  l) .  Wir  geben  das  Testa- 
ment nebst  einem  Verzeichniss  der  Bücher,  welche  Georg  dem 
Kloster  zugebracht  hat,  unter  deti'Bteilagen. 
s«in  Es  kann  somit  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  wir  in  diesem 

Geburt  Bruder  Georgius  Carpentarii  den  Verfasser  unserer  Fortsetzung 
gt2j£B_und  der  Reformationschronik  zu   sehen   haben.    Ohne  Zweifel 
«eit.  hiess   er  von   Haus  aus  Zimmermann   und  latinisierte   diesen 
Namen,   indem  er  sich   noch  nach  altertümlicher  Weise  der 
Genitivform  bediente  (vgl.  oben  S.  24t  Anm.  2),  in  Carpentarii. 
Seine  Heimath  war  das  Städtchen  Brugg  in  dem  damals  Ber- 
nerischen  Theile  des  Aargaus.     Ueber  seine  Geburt,  die  Ver- 
hältnisse seiner  Eltern,  seine  ersten  Lebensjahre  erzählt  fer  uns 
nichts ;  da  er  1 496  nach  SchafThaüsen  auf  die  Schule  kam  und 
1503  sich  in  Basel  als  Student  immatriculieren  Hess,  wird  er 
kaum   viel   später  als    1487   geboren  sein,  früher  können  wir 
aber  seine  Geburt  auch  nicht  ansetzen ,  da  er  1502  noch  jung 
genug  war,  um  als  Chorsänger  aufgenommen  zu  werden.    Die 
Verhältnisse,  unter  denen  er  aufwuchs,  müssen,  wie  sein  wei- 
terer Lebensgang  zeigt,  sehr  dürftige  gewesen  sein.    In  Schaff- 
hausen,  wohin  er,   wie  oben  bemerkt,   im  Jahre  1496  kam, 
besuchte  er  drei  Jahre  lang  die  Schule,    dann   trieb  er  sich 
kurze  Zeit  in  Strassburg  und  Benfeld  umher,  indem  er  das 
traurige  Leben  eines  mit  Entbehrungen  kämpfenden  fahren- 
den Schülers  führte,   wie  wir  es  aus  den  anschaulichen  Schil- 
derungen Thomas  Platters  kennen  lernen.    Von  1590  an  hielt 
er  sich  mit  kurzen  Unterbrechungen  in  Basel  auf,   wo  es  ihm 
Anfangs  nicht  besser  ergieng,  bis  er  im  Jahre  1501  durch  die 
Fürsorge   frommer  Wohlthäter,    des   Meisters   Diebold   Tisch- 
macher und  seiner  Frau,  die  ihn  bei  sich  aufnahmen,  in  etwas 
bessere  Umstände  scheint  gekommen   zu   sein.     In  der  Folge 
interessierte  sich,  wie  wir  aus  einer  Notiz  des  liber  benefacto- 
rum erfahren,  auch  ein  Jacob  Meyer  für  ihn*),  wohl  der  nach- 
malige Bürgermeister  Jacob  Meyer  zum  Hasen.    Im  Jahre  1502 

1)  Lib.  benef.  13:  Oretur  pro  domino  Georgio  Carpentarii  de  Brück 
arcium  maristro,  confratre  nostro,  qui  ante  professionem  suam  donavit  et 
ordinavit  aomui  nostre  48  Volumina  librorum,  ut  in  capitibus  singulorum 
signatum  est,  Valencia  circa  30  /#.  denariorura,  anno  1510.  Item  eodem  anno 
reeepimus  tarn  in  prompta  peeunia,  quam  ex  rendicione  vestimentorum 
ipsiua  17//.  17  a.  7  d.  2i  Nachdem  derselbe  in  den  Jahren  1505  —  l-^OT 
der  Karthaus  einige  kleine  Geschenke  gemacht,  spendet  er  1  florenum  in 
primieiis  confratriB  nostri  Georgii  Carpentarii  anno  1511.   Lib.  benef.  313b. 


Einleitung.  311 

gelang  es  ihm,  eine  Verwettdung  als  Chorsänger  an  der  St. 
Peterskirche ,  deren  Schule  er  1500  zu  besuchen  angefangen 
hatte,  zu  finden,  im  Jahre  1503  liess  er  sich  als  Student  an 
der  Universität  immatriculieren.  Zunächst  absolvierte  er  nach 
herkömmlicher  Weise  seine  Studien  in  der  philosophischen  öder 
Artistenfacultät  und  erwarb  den  Grad  eines  Magister  artium1), 
dann  scheint  er  sich,  aus  dem  Verzeichnisse  der  von  ihm  be- 
sessenen Bücher  zu  schliessen,  auf  das  Studium  der  Theologife 
geworfen  zu  haben,  ohne  jedoch  dasselbe  bis  zur  Erwerbung 
eines  academischen  Grades  fortzusetzen.  Im  Jahre  1509  zog 
er  sich,  wie  erwähnt,  in  die  Karthaus  zurück,  wo  er  im  folgen- 
den Jahre  sein  Gelübde  ablegte *)  und  1511  seine  Wimiz  hielt8). 
Ueber  die  Gründe,  die  ihn  zu  diesem  Schritte  veranlasst  habön, 
erfahren  wir  nichts. 

Als  Mönch  hat  er  sich  viel  mit  Schreiben  von  Büchern  i*ben 
beschäftigt4) ,    weniger  jedoch  mit  dem  Abfassen  selbständiger KiiTter. 
Werke,  als  mit  dem  Abschreiben  von  Schriften  zum  Gebrauche 
seines  Klosters.    Schon  in   seiner  Schülerzeit  hatte  er,   wie  er 
uns  erzählt,   durch  Abschreiben   eines  Messbuches   sein  Leben 
gefristet,  früher  hatte  er  in  Benfcld  bei  einem  Notar,  wohl  als 
Schreiber,  gedient,  und  so  hatte  er  sich  gewöhnt  auf  Sauber- 
keit und  Deutlichkeit  der  Handschrift  zu  achten,   wovon  die 
auf  der  öffentlichen  Bibliothek  noch   vorhandenen  von   seiner 
Hand  geschriebenen  Bücher  Zeugniss  geben.    Es  sind  mir  da- 
selbst begegnet   der  liber  spiritualis  gracie  sive    revelationum 
beate  Mechtildis  virginis  de  ordine  sancti  Benedicti,  abgeschrie- 
ben in  den  Jahren  1512  und  1513  (jetzt  A.  IX.  3  signiert)  und 
das  Martyrilogium  Usuardi  monachi  una  cum  directoriali  Car- 
thusiano  eidem  intermixto  (A.  IX.  26).    Bei  sorgfältigem  Durch- 
gehen unseres  gesammten  Handschriftenschatzes  würden  wohl 
noch  mehrere  zu  Tage  kommen.    Auch  für  die  Büchdrucker 
hat  er  gearbeitet,   die  mit  der  Karthaus  in  lebhafter  Verbin- 
dung standen  und  sich   der  gelehrten  Mönche  derselben  zur 
Beihilfe  bei   der   Herausgabe  ihrer  Verlagswerke   vielfach  be- 
dienten5).   So  besorgte   er  für  Adam  Petri  eine  Ausgabe  von 
Tauler.     Als   grosser   Verehrer   des    Erasinus    hat  er  mehrere 
Schriften  desselben  ins  Deutsche  übersetzt,  um  sie  so  dem  all- 
gemeinen  Verständnisse    zugänglicher   zu   machen.     Dieselben 
scheinen  jedoch  nicht  sämmtlich  zum  Abdrucke  gekommen  zu 
sein*).  Biidnng 

Haben  wir  in  dem  Verfasser  der  Chronica  fundationis  einen^jjj^" 
Mann  der  alten  Zeit,  einen  Vertreter  der  mittelalterlichen  Mystik  «n&B- 


W6186. 


1)  S.  oben  S.  310  Anm.  1.        2)  Ueber  das  bescheidene  Vermögen,  das 
«  dem  Kloster  zubrachte,  s.  ebendaselbst.  3)  6.  oben  S.  310  Anm.  2. 

4)  Plurimos  libroa  scripsit.  Reformationschronik  zu  Anfang.  5)  Vgl. 
*as  Continuatio  (Jap.  4  Ober  Johann  de  Lapide  gesagt  ist.  6)  S.  das 
Nähere  hierüber  zu  Anfang  der  Reformationschronik. 


312  Einleitung. 

kennen  gelernt,  so  tritt  uns  in  dem  bedeutend  Jüngern  Fort- 
setzer jener  Chronik  eine  ganz  andere  Bildung  und  Anschauung 
entgegen,  die  Frucht  des  inzwischen  auch  in  Deutschland  im- 
mer mehr  zur  Herrschaft  gelangten  Humanismus.  Als  Georg 
in  Basel  studierte,  war  die  Blüthezeit  jener  früheren,  mehr  noch 
an  das  Alte  sich  anschliessenden  Form  des  Humanismus,  wie 
sie  vornehmlich  durch  Heynlin  und  Sebastian  Brant  an  der 
Universität  vertreten  worden  war,  bereits  vorbei,  und  eine  neue, 
freiere  Richtung  begann  sich  Bahn  zu  brechen 1).  Zu  einem 
rechten  Aufschwung  gelangte  diese  freilich  erst  in  der  Zeit, 
wo  Georg  sich  schon  ins  Kloster  zurückgezogen  hatte,  als  GIa~ 
rean  an  der  Universität  auftrat  und  Erasmus,  obgleich  nicht 
an  dieser  Anstalt  thätig,  einen  Kreis  begeisterter  Anhänger  um 
sich  sammelte.  Indessen  die  Einflüsse  dieses  Kreises  drangen 
auch  in  die  Zellen  der  Karthaus.  Die  grossen  Buchdrucker 
schenkten  ihre  Verlagswerke  dem  Kloster,  und  wir  haben  obeu 
gesehn,  wie  Georg  die  Schriften  des  Erasmus  nicht  nur  las, 
sondern  auch  übersetzte.  Auch  in  persönliche  Beziehungen, 
soweit  die  Strenge  der  klösterlichen  Regel  es  erlaubte,  trat  er 
zu  diesem  Kreise.  Den  Bonifacius  Amerbach,  dessen  Familie 
den  lebhaftesten  Verkehr  mit  der  Karthaus  unterhielt,  nennt 
er  in  einem  Briefe2)  seinen  süssen  Freund,  und  durch  ihn 
konnte  er  über  das  ganze  Thun  und  Treiben  der  übrigen  Män- 
ner jenes  Kreises  fortwährend  unterrichtet  werden.  Ob  er  noch 
zu  einigen  derselben  in  directer  persönlicher  Beziehung  gestan- 
den, lässt  sich  nicht  sagen.  In  Betreff  des  Erasmus  sagt  er  in 
jenem  Briefe,  dass  er  sich  scheue,  an  ihn  selbst  zu  schreiben. 
Die  Art  und  Weise,  wie  Georg  sich  über  die  Reformation  und 
die  damit  verbundenen  Bewegungen  ausspricht,  ist  ganz  im 
Einklang  mit  den  Anschauungen  und  den  Aeusserungen  jener 
Männer.  Gewisse  Forderungen  der  Neuerer  findet  er  nicht  un- 
begründet, so  Beschränkung  des  Geläutes3),  der  öffentlichen 
Processionen4) ;  auch  gegen  eine  Verminderung  der  Feiertage 
scheint  er  an  und  für  sich  nichts  zu  haben5).  Dass  der  deut- 
sche Kirchengesang  in  tumultuarischer  Weise  eingeführt  wurde, 
betrachtet  er  als  eine  Strafe  dafür,  dass  die  Geistlichkeit  den- 
selben habe  ausser  Uebung  kommen  lassen6).  Doch  sind  dies 
lauter  Aeusserlichkeiten  und  Nebendinge.  Im  Grossen  und 
Ganzen  steht  er  auf  dem  Standpunkte  der  damaligen  Kirche, 
und  das  durchgreifende  Verfahren  der  Reformatoren,  wie  es 
aus  der  Verschiedenheit  in  den  wesentlichsten  Grundanschau- 

1)  Vi g eher  194.  Damals  hielt  sich  auch  Zwingli  in  Basel  auf,  das  er 
1506  nach  mehrjähriger  Th&tigkeit  als  Lehrer  an  der  Schule  zu  St.  Martin 
verlies».  Mörikofer  1.  9.  2)  Vom  4.  Juni  1526.  Wir  geben  den  Brief 
unter  den  Beilagen.  3)    Reformationschronik   zum  Jahre  1525. 

4)  Ebendas.  zu  demselben  Jahre.  5)  Ebendas,  zum  Jahre  1527.  6}  Eben- 
da», zum  Jahre  1526, 


Einleitung.  313 

ungen  nothwendig  hervorgehen  musste,  ist  ihm  durchaus  zu- 
wider. 

Ueber  dep  Tod  des  Bruders  Georg  wissen  wir  nichts  Be-  Tod. 
stimmtes  anzugeben.  Im  Jahre  1527  wurde  er  durch  einen 
Schlaganfall  auf  der  rechten  Seite  gelähmt l) ,  er  erholte  sich 
zwar  von  demselben  wieder  einigennaassen ,  fühlte  sich  aber, 
als  er,  wohl  im  Jahre  1528,  in  der  Reformationschronik  hier- 
über berichtete,  körperlich  und  geistig  so  herabgestimmt,  dass 
er  einem  baldigen  Ende  entgegensah.  Vielleicht  deutet  der 
Umstand,  dass  jene  Chronik  in  der  Darstellung  der  Ereignisse 
des  Jahres  1528  abbricht,  darauf  hin,  dass  ein  solches  in  der 
That  eingetreten. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  der  von  ihm  verfassten   Fort-   w« 
setzung  der  Chronica  fundationis,  die  uns  in  seiner  eigenhän- zeit  und 
digen  Niederschrift  vorliegt.     Wie  mehrere  Stellen  zeigen,  hat  JJJJ^ 
er   sie    im    Jahre    1526    abgefasst2).     Die    Stelle   am    Schlüsse  ihrer 
von  pag.  k,   in  welcher  ein  Ereigniss  aus  dem  Jahre  1528  er-  8nng" 
wähnt  wird,    ist,   wie  Tinte  und  Schrift  zeigen,   ein  späterer^*611011- 
Zusatz.   Die  Veranlassung,  seine  Arbeit  zu  unternehmen,  scheint 
ihm  der   Weggang  des  im  Jahre    1525    als    Prior  nach  Ittin- 
gen  berufenen  Bruders  Philipp  Stouffer  gegeben  zu  haben,  der 
Aufzeichnungen  über  die  Geschichte  des  Klosters  gemacht  hatte, 
die  sich  jedoch  bei  seiner  Abberufung  noch  im  Stadium  einer 
scopia«,    eines  Conceptes  befanden.    Philipp  Stouffer  von  Bios- 
senstouffen  war  von  edlem  Geschlechte,  Sohn  des  Junkers  Georg 
Stouffer   und  der  Apollonia  geborenen   von  Ryssenstein 3) ,   er 
trat,  nachdem  er  die  Würde  eines  Baccalaureus  der  Rechte  er- 
worben4), im  Jahre  1496  als  Novize  in  die  Karthaus  zu  Basel5), 
um  im  folgenden  Jahre  Profess  zu  leisten 6) ;   unter  dem  Prio- 
rate  des  Hieronymus  Zscheckenbürlin  wurde   er  Schaffher  und 
später  Vicar7).     Im  Jahre  1525  wurde  er,   wie  bemerkt,   zum 

1)  Reformationschronik  zum  betreffenden  Jahre.  2)  Qua©  meo 
tempore,  acilicet  ab  anno  dicto  1509  usque  ad  annum  1526  gesta  vidi. 
Cap.  5  pag.  1.  —  Maxime  post  annum  1512  usque  in  praesentem  annum 
1526.  Pag.  n.  —  Nunc  de  nonnullis  tentationibus  et  gravaminibus ,  quae 
ȟb  ipsiu8  regimine  contigerunt  ab  anno  1512  usque  ad  annum  1526,  vi- 
dendum  erit.  Pag.  n  am  Ende.  3)  Karth.  Archiv  390.  391.  Vgl.  lib. 
benef.  146.  4)  Contin.  cap.  3  pag.  h.  5)  Eben  das.  cap.  4  am 
Schlüsse.  6)  Karth.  Arch.  390.  391.         7}  Calendarium  Jan.  19: 

malus  annis  procurator  et  vicarius.  Vgl.  Continuatioam  Anfange.  Eben- 
das.  cap.  3  pag.  h  heisst  es,  er  habe  diese  Aemter  unter  dem  Prior  Zsche- 
ckenbürlin bekleidet.  Stouffer  wurde  wohl  Schaffner,  als  Zscheckenbürlin. 
der  in  der  letzten  Zeit  Loubers  diese  Stelle  inne  gehabt  hatte,  im  J.  1501 
zum  Prior  gewählt  wurde.  Er  bekleidete  das  Amt  noch  im  Jahre  1514 
X  im  Karth.  Arch.  Band  F  die  letzte  daselbst  enthaltene  Urkunde), 
im  Jahre  1519  begegnet  uns  (Karth.  Arch.  416)  schon  ein  anderer  Schaff- 
ner, Niclaus  Müller  (Nicolaus  Molitoris,  wie  ihn  Georg  am  Schlüsse  der 
Continuatio  nennt).  Mittlerweile  hatte  also  Stouffers  Erhebung  zum 
Vicar  stattgefunden. 


314  Einleitung. 

• 

Prior  der  im  vorhergehenden  Jahre  in  einem  Auflaufe  der 
Landleute  verbrannten  Karthaus  Ittingen  im  Thurgau  erhoben1). 
Er  stellte  sein  zerstörtes  Gotteshaus  wieder  her,  starb  aber 
schon  am  19.  Januar  15282).  Georg  nennt  ihn  sagacis  ingenii 
pro  temporalibus  gerendis.  Näheres  über  die  von  ihm  angefer- 
tigte copia,  die  Georg  neben  den  mündlichen  Berichten  der 
älteren  Brüder  als  die  Hauptgrundlage  seiner  eigenen  Arbeit 
nennt,  wissen  wir  nicht,  in  jedem  Falle  aber  war  er  durch 
seinen  langjährigen  Aufenthalt  und  seine  hervorragende  Stel- 
lung in  der  Basler  Karthaus  befähigt,  zuverlässige  Aufzeich- 
nungen über  ihre  Geschichte  zu  machen.  Ohne  Zweifel  hatte 
er  beabsichtigt  dieselben  zu  einer  Fortsetzung  der  chronica 
zu  verwenden.  Wenn  Georg  in  der  Vorrede  (siehe  unten 
S.  320)  sagt:  nos  — ,  qui  hanc  continuandi  ex  injuneto  sub- 
imus  provintiam,  so  möchte  ich  dies  darauf  beziehn,  dass  Phi- 
lipp ihn  bei ,  seinem  Weggange  zur  Vollendung  der  von  ihm 
begonnenen  Arbeit  aufgefordert  hat.  Das  ex  injuneto  scheint 
zwar  eher  auf  einen  vom  Prior  erhaltenen  Auftrag  zu  deuten, 
allein  die  Art  und  Weise,  wie  Georg  über  seinen  Prior  spricht, 
passt  schlechterdings  nicht  zu  der  Annahme  eines  solchen  offi- 
ciellen  Charakters  seiner  Fortsetzung,  und  ebenso  wenig  würde 
sich  mit  der  Annahme  eines  vom  Prior  erhaltenen  Auftrages 
die  Angabe  Georgs  vertragen,  er  wisse  über  den  Priorat  Zsche- 
ckenbürlin8  vor  der  Zeit  seines  eigenen  Eintrittes  in  den  Orden 
wenig  zu  berichten,  denn  in  jenem  Falle  würde  ihm  doch 
Zscheckenbürlin  alle  nöthige  Auskunft  verschafft  haben.  Wir 
werden  das  injungere  also  im  Sinne  des  Auferlegens  einer  Auf- 
gabe von  Seiten  nicht  des  Vorgesetzten,  sondern  eines  Freun- 
des zu  verstehen  haben.  Dass  Georg  dem  Philipp  Stouffei 
näher  gestanden,  zeigt  auch  die  Notiz  am  Schlüsse  von  Cap.  4, 
wo  er  anmerkt,  er  wolle  über  dessen. Eintritt  ins  Kloster,  seine 
Wohlthaten,  seine  Aemter  u.  s.  w.  berichten,  »quantum  ip?e 
voluerit«. 

Neben  dem  Manuscripte  Stöuffers  hat  Georg  noch  einige 
schriftliche  Aufzeichnungen  von  geringerem  Umfange  benutzen 
können.  Bei  dem  Bericht  über  den  Tod  des  Priors  Heinrich  be- 
ruft er  sich  auf  eine  schedula  des  Martin  Ströulin.  Diesen  Mar- 
tin Ströulin  nennt  er  Cap.  3  pag.  h  unter  den  ausgezeichneten 
Männern,  welche  das  Kloster  zur  Zeit  des  Priors  Louber  unter  sei- 
nen Mönchen  gezählt  habe,  und  bezeichnet  ihn  dort  als  procurator. 
Es  hat  derselbe  aber  schon  unter  Heinrich  von  Ahlfeld  lange 

1)  v.  Mülinen  I.  229.  Calendarium  Jan.  19:  Dominus  Philipp« 
Stouffer  prior  domus  in  Ittingen ,  domus  huius  professus  et  multis  annis 
procurator  et  vicarius.  2)  Pridie  Sebastiani  anno  1528.  Contin.  cap  4 
am  Schlüsse.  Auch  das  Calendarium  setzt  seine  Jahrzeit  auf  den  t9.  Januar 
an.  Die  Ungewissheit  v.  Mülinens  »18.  oder  19.  Januar  1528«  ist  somit 
gehoben. 


Sinleitang.  315 

Zeit  im  Kloster  zugebracht,  in  einer  Sammlung  von  Predigten, 
aermonum  dominicalium,  quos  fratribus  concionatus  est  in  ca- 
pitulu  eorum  (unter  den  Manuscripten  der  öffentlichen  Biblio- 
tbek  zu  Kasel  A.  IX.  31)  finden  sich  solche  schon  aus  dem 
Jahre  1456.  Vergleichen  wir  die  Hand,  von  der  diese  Predig- 
ten niedergeschrieben  sind ,  mit  derjenigen ,  welche  das  von 
uns  unter  den  Beilagen  abgedruckte  merkwürdige  Bekenntnis« 
des  Bruders  Martin  aufgezeichnet,  so  wird  es  im  höchsten  Grade 
wahrscheinlich,  dass  dieser  Bruder  Martin  kein  anderer  ist  als 
eben  unser  Martin  StrÖulin.  Ist  diese  Annahme  richtig,  so  muss 
Ströulin  1456  oder  1455  ins  Kloster  getreten  sein,  denn  jenes 
Hekenntniss  iBt  geschrieben  »anno  primo  professionis  mee  in 
ordine  Oarthusiensi  ipso  die  Marie  Magdalene«.  Zur  Würde 
eines  Schaffners  ist  er  «wischen  dem  20.  November  1458,  wo 
uns  noch  Martti  Sunentag  als  solcher  begegnet  (Karth.  Arch. 
217)  und  dem  7.  März  1461,  wo  wir  ihn  bereits  im  Amte  fin- 
den (Karth.  Arch.  Band  A  fol.  225),  emporgestiegen.  Er  be- 
kleidete sie  nach  dem  Zeugnisse  des  Calendariums  viele  Jahre 
hindurch,  in  keinem  Falle  aber  langer  als  bis  1484,  da  im  De- 
cember  dieses  Jahres  Johann  Allantsee  von  Scbongo  Schaffner  ist') . 
Nach  dem  Titelblatte  der  Predigtsammlung  zu  schlicssen,  auf  wel- 
chem Ströulin  domus  huius  quondam  procurator  ac  Yicarius  ge- 
nannt wird,  ist  er  vom  Schaffner  zum  Vicar  vorgerückt1).  Aus 
dem  Jahre  1499  finden  sich  noch  mehrere  Predigten  von  ihm 
vor,  und  noch  im  Jahre  1500  hat  er  eine  solche  gehalten.  Er 
starb  wohl  nicht  lange  nachher  als  der  Senior  des  ganzen  Klo- 
sters*). Seine  Predigten,  die  auf  einzelne  Blättchen  geschrie- 
ben waren,  wurden,  wohl  erst  nach  seinem  Tode,  zusammen- 
gebunden, nach  dem  Kirchenjahre  geordnet.  Nur  der  erste 
Hand,  der  vom  ersten  Advent  bis  zum  Sonntag  nach  Himmel- 
fahrt reicht,  ist  uns  erhalten.  Die  Predigten  sind  keine  eigent- 
lichen Original  arbeiten ,  sondern  Auszüge  und  Bearbeitungen 
uu  beliebten  Schriftstellern,  wie  Mcffret,  Ludolph,  Jacob  de 
Voragine,  Jacob  von  Erfurt,  Johann  Nider  u,  s.  w,  Ueber  jenes 
Kekenntnigg,  in  welchem  der  von  dem  Bewusstsein  seiner  Sün- 
den niedergebeugte  Bruder  die  TJeberzeugung  niederlegt,  dass 
die  Erlösung  von  den  Sünden  einzig  und  allein  in  dem  Leiden 
und  Sterben  Christi  zu  finden  sei,  werden  wir  in  den  Beilagen 
eingehender  reden.  —  Aus  einer  Notiz  Georgs  erfahren  wir  auch, 

1)  8.  die  Abschrift  einer  Quittung  unter  den  unsignierten  Papieren  im 
Kmh.  Arch.  2)  Etwas  auffallend  ist  es,  dass  er  bei  Georg  und  Im 
Cslendarium  nur  als  procurator  bezeichnet  wird.  Sollte,  was  aber  kaum 
umnehmen  ist ,  die  Angabe  der  Predigten  Sammlung  einen  Irrthum  ent- 
bilten,  so  mQsste  man  annehmen,  dass  Ströulin  aus  Altera-  oder  Gesimd- 
htitsrflck sichten  von  dem  Amte  des  Schaffners  zurückgetreten.  3)  Calen- 
uatlnu  Mai  22:  Dominus  Martinns  Ströwün  senior  professus  huius  domus 
et  pluribus  annia  procurator. 


316  Einleitung 

dass  Ströulin  es  ist,  der  die  Abschrift  der  chronica  fundationis 
angefertigt  und  mit  dem  jetzigen  Schlüsse  versehen  hat1). 
Die  schedula,  die  Georg  benutzt  hat,  muss  einige  nähere  An- 
gaben über  den  Prior  Heinrich  enthalten  haben2),  zu  dem  Ströu- 
lin ohne  Zweifel  in  genauerer  Beziehung  gestanden  hatte,  so 
dass  also  auch  hier  Georg  aus  zuverlässiger  Quelle  schöpfen 
konnte. 

Seine  Angaben  über  die  früheren  Erlebnisse  des  Prior 
Louber  entnahm  Georg  den  Notizen,  die  dieser  selbst  in  dem 
Kalender  eines  Psalteriums  aufgezeichnet  hatte 3) .  —  Auch  den 
liber  benefactorum  hat  er  durchgegangen4),  von  den  Registern 
oder  Zinsbüchern  dagegen  spricht  er  in  einer  Weise,  die  schlies- 
sen  lässt,  er  habe  sie  nicht  näher  eingesehn5). 

Neben  diesen  schriftlichen  Aufzeichnungen  schöpfte  er  für 

die  frühere  Zeit  aus  den  Erzählungen  älterer  Brüder  (ex  senio- 

rum  relatu,   Eingang   der  continuato,   ex  aliorum  fideli  relatu, 

Schluss  des  4.  Cap.) ,   auch  wohl  für  Begebenheiten,    die  sich 

auf  offener  Strasse  zugetragen,   aus  dem  Bericht  von   Laien, 

die  sie  mit  angesehen6),  für  die  spätere  Zeit  berichtete  er,  was 

er  selbst  erlebt  und  beobachtet  hatte. 

Fora  Indem  Georg  die  Chronik  des   Priors  Heinrich  fortsetzte, 

*tei*  fand  er  es   doch  angemessen,   die   von  diesem  gewählte  Form 

lang.  jes  Dialoges  zu  verlassen  und  sich  zugleich  einer  gedrängteren 

Darstellungsweise  zu  befleissen,   worüber   er  sich  im  Eingange 

seiner  Arbeit  ausspricht. 

Chan*-         Während  die  Chronik  Heinrichs  ein  sorgfaltig  ausgearbei- 

Toriie-  tetes  Schriftwerk  ist,  fertig  gemacht  zum  Vorlesen  im  Refecto- 

gendenrium,   wenn  dies  für  passend  erachtet  werden   sollte,   ist  die 

Fortsetzung  Georgs  erst  ein  Entwurf,  der  noch  soll  überarbeitet 

werden.     Er  bezeichnet  seine   Arbeit  am  Eingange  derselben 

1)  S.  oben  S.  305  Anm.  3.  2)  Keineswegs,  wie  man  aus  jener 

Notiz  schliefen  könnte ,  nur  dasselbe ,  was  auch  in  dem  Schlüsse  der 
Chronica  steht.  3)  Leider  ist  es  mir  nicht  gelungen ,  dieses  Psalterium 

auf  der  öffentlichen  Bibliothek  aufzufinden.  4)  S.  die  Erwähnungen  des- 
selben gleich  im  Eingang,  auf  pag.  b  in  dem  Nachrufe  an  Heinrich  von 
Vullenho  und  im  4.  Cap.  pag.  k  in  Betreff  des  Johannes  Amerbach. 
5)  S.  besonders  die  sogleich  im  Texte  anzuführende  Stelle   zu  Anfang  des 

5.  Capitels : sparsim  hincinde  confuse  digesta  sunt  — ,   donec  ex  re- 

gistris  plenius  cuncta  per  ordinem  cognoscantur  u.  s.  w.,  ferner  in  eben 
demselben  Capitel  zu  Ende  von  pag.  n :  de  quibus  pauca  quaedam  obiter 
annotabuntur,  donec  ex  registris  pfenior  cerütudo  colligatur.  Auch  der  Schiusa 
des  2.  Capitels  gehört  hiener,  wo  er  erst  sagt:  Denique  cum  superius  an- 
notaverimus,  qualem  domus  8  tat  um,  quantum  ad  annuos  proventus,  idem 
reppererit,  nunc  qualem  reliquerit,  huc  subjungere  placuit,  dann  aber,  statt 
dies  zu  thun,  fortfährt:  De  hoc  require  in  eiusdem  registro,  quando  reces- 
su8  sui  rationem  dedit.  Den  in  dieser  Stelle  angezogenen  genauen  Nach- 
weis über  die  Einkünfte  des  Klosters  zur  Zeit  von  Loubers  Antritt  des 
Priorats  (cap.  1  pag.  d)  wird  Georg  den  Aufzeichnungen  Stouffers  entnom- 
men haben.        6)  Cap.  5  pag.  1. 


Einleitung.  317 

foch  nicht  als  eine  Fortsetzung  der  Chronik  Heinrichs,    sondern 
erst  als  Material  zu  einer  solchen,  die  Nachrichten,  die   er  über 
den  Prior    Zscheckenbürlin  giebt,  sind,   wie  er  sagt,    sparsim 
hincinde   confuse   digesta  —  in    modum  consarcinatae   copiae, 
^lonec  ex  registris  plenius  cuncta  per  ordinem  cognoscantur  et 
^^ptius  ordinate    singula  disponantur l) ,   und  an  einer  späteren 
^$teüe  sagt    er,    er   habe  seine  Notizen  und  Bemerkungen  zu- 
sammengetragen ,    ut    si  quando  tempus    oportunum  videretur 
-^janc  chronicam    rite  continuandi,   quod  ex  his  et  compluribus 
^liis  adjiciendis    debitus    ordo    narrandi   texatur.     Georg  hatte 
^lo  die  Ansicht,    dass  seine  Aufzeichnungen  zu  gelegener  Zeit 
sollten  umgearbeitet  und  mit  Herbeiziehung  von  archiyalischem 
'Material  in  die    endgültige  Form  gebracht  werden.    Diese  ge- 
legene Zeit   konnte   aber  bei  den  freimüthigen  Aeusserungen, 
trelche   die    Aufzeichnungen    über  den   Prior    Zscheckenbürlin 
enthielten,  kaum  vor  dessen  Absterben  oder  sonstigem  Abgange 
antreten2) .   Eben  diese  Haltung  des  Werkchens  mochte  auch  die 
Ursache  sein,    dass  Georg  es  vorzog  keine  genaueren  archiva- 
Üschen  Studien  zu  machen,  um  nicht  die  Aufmerksamkeit  des 
Priors  mehr  als  nöthig  auf  jenes  zu  lenken. 

Mittlerweile,  bis  die  Zeit  der  definitiven  Redaction  kam,  Nach- 
machte Georg  in  seinem  Manuscripte  allerhand  Zusätze  undu^^ 
Nachträge,  die  er  theils  am  Rande  auf  beiden  Seiten,  theils  ■**«•■ 
unten^  wenn  noch  Platz  war,  anbrachte.  Die  Randbemerkun- 
gen, von  denen  manche  auch  schon  aus  der  Zeit  der  ersten 
Miederschrift  stammen  mögen,  enthalten  zum  Theil  Verweisun- 
gen auf  die  Stelle  des  Textes,  an  der  sie  einzufügen  sind,  zum 
Theil  laufen  sie  aber  auch  selbständig  neben  diesem  her  und 
harren,  um  ihm  eingefügt  oder  mit  ihm  verschmolzen  werden 
zu  können,  erst  einer  theil  weisen  Umarbeitung  desselben. 
Während  wir  im  ersteren  Falle  die  Zusätze  ohne  Weiteres  an 
der  ilmen  durch  den  Verfasser  selbst  angewiesenen  Stelle  ab- 
gedruckt, haben  wir  die  der  letztern  Art,  indem  wir  sie  an  der 
geeignetst  scheinenden  Stelle  einfugten,  durch  eckige  Klammern 
bezeichnet,  um  es  dem  Leser  möglich  zu  machen,  den  Zusam- 
menhang des  ursprünglichen  Textes,  der  durch  solche  Einfü- 
gungen doch  immerhin  einigermaassen  gestört  wird,  wieder  her- 
zustellen. Bemerkungen  ganz  abgerissener  Art,  die  mehr  den 
Charakter  unserer  jetzigen  Anmerkungen  tragen  und  sich  nir- 
gends passend  einzigen  Hessen,  haben  wir  unter  den  Text  in 
<Ue  Variantenrubrik  verwiesen. 


*.        1)  Cm.  5  sa  Anfang.  2)  Vgl.  auch  cap.  2  pag.  f :  prout  in  ipsius 

Vtonscriptione  poat  illius  obitum,  ubi  plus  quam  huc  convenit,  clarius  pate- 

^k  —  Cap.  5  P*&-  m :  8Ufl*cere  ~~  arbitramur  huiusmodi  —  donec  vixerit 

\t  auid  aliide  ipso    sensuri  sint,  postquam  nobis  et  domui  fuerit  ademptus 

atqoe  vet  mortem   subtractus,  plenius  edoctus  fuero. 


u- 


318  Einleitung. 

i  Besag-  Eigenthümtich  wag  es  auf  den   ersten   Blick   erscheinen, 

j  Hfdie  ^a8ft  Georg,  der  im  Jahre  1526  schrieb,  die  Stürme  der  letzten 

Ereig-  Jahre,  die  schon  sehr  vernehmlich  auch  an  die  Mauern  seines 
. derito-  stillen  Klosters  geschlagen  hatten,  nicht  in  den  Bereich  seiner 
«on£  Darstellung  zieht;  indessen  war  es  seine  Absicht  gewesen  dies 
seit.  3u  thnn.  Nachdem  er  im  fünften  Capitel  sich  über  die  Tugeu- 
den  und  die  Fehler  des  Priors  Zscheckenbürlin  ausgelassen  hat, 
fährt  er  (zu  Ende  von  pag.  n)  fort:  Nunc  de  nonnullis  teii- 
tationibus  et  gravaminibus ,  quae  sub  ipsius  regimine  contige- 
runt  ab  anno  1512  usque  ad  annum  1526,  videndum  erit,  prae- 
nussis  tarnen  hie,  quae  meliorationem  domus  concernunt  Zu 
einer  Ausführung  dieses  Vorhabens  ist  es  jedoch  nicht  gekom- 
men. Nachdem  Georg  versprochenermaassen  über  die  Bemü- 
hungen Zscheckenbürlins  um  die  melioratio  domus  berichtet 
hat,  bricht  seine  Arbeit  ab,  und  die  mehrfachen  Verweisungen 
auf  Dinge,  die  später  zur  Sprache  gebracht  werden  sollen,  zum 
Theil  eben  auf  solche  *  die  mit  den  Ereignissen  der  Reforma- 
tionszeit in  Verbindung  stehn1),  bleiben  gegenstandslos.  Dage- 
gen giebt  er  in  einer  andern  Reihe  von  Aufzeichnungen,  der 
sogenannten  Reformationschronik,  über  die  wir  in  der  Ein- 
leitung zu  derselben  des  Weiteren  werden  zu  sprechen  haben. 
eine  Uebersicht  der  Zeitereignisse  und  ihres  Eingreifens  in  die 
Geschichte  des  Klosters.  Vielleicht  war  ihm,  als  er  in  seiner 
Klosterchronik  an  die  Stelle  gelangte,  wo  er  die  Schilderung 
der  Drangsale  des  Klosters  und  seiner  Haltung  während  der- 
selben hätte  beginnen  sollen,  diese  Aufgabe  inmitten  der  hin 
und  her  fluthenden,  noch  auf  keinen  Abschluss  hinweisenden 
Bewegung  zu  schwer  erschienen,  und  er  zog  es  in  der  Folge 
vor,  eine  tagebuchartige  Aufzeichnung  der  Zeitbegebenheiten 
vorzunehmen,  die  immerhin  später  bei  einer  etwanigen  Um- 
arbeitung der  Klosterchronik  als  Material  konnte  beigezogen 
werden.  —  Das  Bewusstsein  von  dem  schweren  Ernste  der 
Zeit  bricht  an  mehreren  Stellen  unserer  Chronik  durch,  der 
Schreiber  verbirgt  sich  nicht,  dass  der  Fortbestand  seines  Klo- 
sters in  Frage  gestellt  ist2),  aber  im  Ganzen  ist  die  Haltung 
der  Schrift  eine  so  ruhige,  dass  man  ihr  kaum  die  bewegte 
Zeit  ansieht,  in  der  sie  geschrieben  ist.  Wohl  mochte  es  den 
Verfasser  mit  Zuversicht  erfüllen ,  dass  während  rings  umher 
die  Klöster  der  Stadt  sich  leerten,  ein  einziger  Karthäusei  die 

1)  Z.  8.:  quod  Status  domus  in  spiritali  negocio  refbrmetur  et  erigatnr, 
qui  paulo  ante  propter  multas  causas,  de  quibus  etiam  postea  modicum  an- 
notaoitur,  in  melius  reform  an  dus  esse  videbatur.  Cap.  5  pag.  o.  Auch  die 
Stelle  cap.  5  pag.  n  »quod  (die  Abneigung  des  Priors,  in  wichtigen  Dingen  den 
Convent  su  Käthe  zu  siehn)  quantum  üomui  scandalum  generaverit,  ex 
nonnullis  infra  subjectis  patere  potent«  gehört  wohl  hieher.  2)  Sit  saoe 
quaJfccunque  haec  exousatio  benevoüs  mentibus  et  üs>  qui  dorn  um  diu  - 
tius  stare  desiderant,  utcunque  aufficiena.   Cap.  5  pag.  n  su  Anfang. 


Einleitung.  319 

Erlaubniss  des  Rathes  zum  Austritt  benutzt  hatte,  und  er 
mochte  hoffen,  dass  mit  festem  Ausharren  und  erneuter  Hebung 
des  geistlichen  Lebens  im  Kloster1)  der  gegenwärtigen  Gefahr 
könne  Stand  gehalten  werden,  bis  wieder  bessere  Zeiten  ein- 
traten, auf  welche  die  Haltung  des  Käthes,  die  Stimmung  eines 
Theiles  der  Hiirgerschaft  und  der  Gang  der  Ereignisse  in  der 
Eidgenossenschaft  noch  nicht  alle  Aussicht  abschnitten. 

Das  Manu  Script  unserer  Fortsetzung,  über  dessen  Charak-  Händ- 
ler wir  nach  dem  bereits  Gesagten  wenig  mehr  hinzuzufügen  *° 
haben,  liegt,  wie  schon  oben  erwähnt  worden,  in  demselben 
Umschlage  mit  der  chronica  fundationis.  Es  enthält  eine  Lage 
von  sechs  Bogen.  Das  Papier,  das  als  Wasserzeichen  ein  p  mit 
einem  vierhlättrigen  Blümchen  darüber  hat,  ist  etwas  kleiner 
und  weniger  stark  als  das  der  chronica.  Die  Blätter  sind  von 
der  Hand  des  Schreibers  am  untern  Rande  rechts  mit  aj — a12 
bezeichnet.  Von  moderner  Hand  sind  die  allein  beschriebenen 
vierzehn  ersten  Seiten  in  der  obern  äussern  Ecke  mit  den 
Buchstaben  a o  versehen.  —  Die  Schrift,  mit  der  die  Auf- 
zeichnungen gemacht  sind,  ist  klein,  aber  trotzdem,  dass  wir 
es  mit  einem  Concept  zu  thun  haben,  im  Ganzen  deutlich. 
Nur  von  den  Einschiebseln  lässt  sich  dies  nicht  immer  behaup- 
ten, obgleich  sich  auch  da  kaum  Schwierigkeiten  für  die  Lesung 
ergeben. 

Wie  oben    bemerkt,   ist  auch  diese  Fortsetzung  von  Bux-  Ver- 
torf  in  deutscher  XJebersetzung  herausgegeben  worden,  im  Ur-  nchun- 
texte  wird   sie    hier  zum  erstenmale  veröffentlicht.  g£n£nT' 

1)  In  dieser  Beziehung  scheint  er  sich  freilich  von  dem  damaligen 
Prior  nicht  besonders  viel  versprochen  zu  haben.  Siehe  z.  B.  die  Stelle  zu 
Anfang  von  pag.  o. 


[a]  Pro  continuatione  t>el  instauratione  bhronicorum  dornus  vallü 
heatae  Mar  gare tae  virginis  et  martyris  in  Basilea  minori  sitae, 
Constanciensis  diocesis,  ex  copia  domini  Phüippi  Stouffers x)  quoti- 
dam  procuratoris  et  vicarii  domus  eiusdem  et  seniorum  relatu  fra- 
ter  Georgius  humilis  et  indignus  monachus  professus  dictae  domus 

subscripta  collegit  in  unum. 

Praefatiuncula  prima  in  secundam  partem  chronice  etc. 

Tametsi  primo  chronicorum  horum  compilatori,  ipsi  vide- 
licet  venerabili  patri  Henrico  priori,  hie  immediate  praecedenti, 
singulari  ex  devotione,  quam  ad  beatissimam  Margaretam,  huius 
domus  patronam,  praeeipue  ex  eo  habuisse  dinoscitur,  ut  ean- 
dem  per  dialogum,  nedum  in  hoc  libro,  sed  etiam  in  aliis  non- 
nullis  opuscuUs  suis,  servulo  scilicet  interrogante  et  ipsa  pa- 
trona  respondente,  introduetas  personas  hueusque  conscribere 
placuerit2):  nos  tarnen,  qui  hanc  continuandi  ex  injuneto  subi- 
mus  provintiam,  considerantes  quoniam  si  tali  deineeps  amba- 
giosa,  licet  grata  joeundaque  sermonum  multiplicatione  conti- 
nuaretur,  satis  formidamus,  ne  successu  temporis  libri  nimia 
prolixitas  et  tedium  generaret  legentibus,  et  denique  ex  tedio 
legendi  etiam  eandem  continuandi  diligentia  a  posteris  penitus 
omitteretur3).  Sicque  omissis  plerisque,  quae  notatu  minus  digiia 
fuerunt,  quae  cum  alibi  in  libro  benefactorum  latius  contiuean- 
tur,  hie  breviter  et  compendiose  solummodo  praeeipuis  inten« 
dendum  proposuimus. 

7.  Den  Inhalt  der  drei  ersten  Seiten  des  Mannscriptes  haben  wir  den  Andeutungen  d*s 
Verfassers  gemäss  theilweise  umstellen  müssen.  Seite  e  beginnt :  Praefatinnciila  prima  it 
secundam  partem  chronice  etc.  I  Tametsi  etc.  Praefatinncnla  seennda  |  Hierauf  folgt  der 
Abschnitt  Expedit» ingerat,  dann  die  Ueberschrift  des  ersten  Capitels,  hierauf  wie- 
der eine  Verweisung  auf  die  Seite  a  »Postquam  igitur  etc.  usque  huc  :  qui  tandem  foeliei- 
teretc.  etc.«,  worauf  dann  fortgefahren  wird :  Fnit  siquidem  idem  dominus  Jacobus.  - 
Wir  sind  diesen  Andeutungen  des  Verfassers  nachgekommen ,  haben  aber  an  den  Anfasg 

des  ersten  Capitels  nicht  seinem  Wunsche  gemäss  nur  den  Abschnitt  Postquam ha- 

buit  successorem,  sondern  auch  das  folgende  »qui  tandem  foeliciter in  biblioikeet* 

domus  inveniturc,  d.  h.  Alles,  was  noch  auf  Seite  a  folgt  und  die  ganze  Seite  b,  tot  di« 
Worte  Fuit  siquidem  u.  s.  w.  gestellt.  Der  Zusammenhang  wird  dadurch  allerdings  unter- 
brochen, denn  das  »Pult  siquidem t  schliesst  sich  dem  Sinne  nach  unmittelbar  an  d*< 
»habuit  snecessoreme  an,  aber ,  wenn  wir  das  andere  Stück  nicht  ganz  weglassen  wollt*«, 
so  konnten  wir  es  an  keinem  andern  Platte  unterbringen.  Ueber  die  verschiedenen  Be- 
standtheile  desselben  werden  wir  an  seiner  Stelle  noch  das  Nähere  bemerken. 

1)  S.  über  ihn  oben  S.  313  f.  2)  S.  oben  8.  245.  3)  Sowohl  der 
Vordersatz  als  der  Nachsatz  dieser  ersten  Satzperiode  ermangeln  einer  or- 
dentlichen Construction  und  tragen  den  provisorischen  Charakter,  von  dem 
oben  S.  310  die  Rede  gewesen. 


CapHulum  1. 


311 


[Alia  causa  rationabilis  esse  posset,  ne  dialogus  amplius 
continuetur,  ne  quis  super  alienum  fundamentum  aedificare 
yideatur.  Vix  enim  fieri  potent,  quod  stilus  modernus  et  mar* 
gis  curioeus  pristino  coherere  valeat,  quasi  si  quis  petiam  panni 

*rudk  veteri  vestimento  vellet  assuere1).  Item  ob  hoc  vel  ma- 
xime,  quod  praecedens  dialogus  solus  ab  ipso  patre  Henrico 
sit  compilatus  usque  ad  dimidium  ultimi  capituli,  quare  con- 
veniet  illum  solum  per  se  manere  debere,  nee  quempiam  decet 
illius  aemulari  stilum  praesumere  seu  modum  procedendi  sequi 

w  velle.j 

[c]     Praefaüwncula  seeunda. 

Expedita  prima  parte  chronicorum  domus  huius  venerabilis 
dominae  Margaretae  in  Basilea  minori  consistentis,  in  qua  ceu 
per  dialogum  luculenter  ostensum  est,  quanto  dignationis  nm- 

unere  deo  placuerit  pauperes  suos  in  paupertatis  Camino  proba- 
tos  per  sacrae  professionis  perseverantiam  ad  fidei  robur  perdu- 
cere,  hoc  est,  evidentibus  monstrare  signis,  quam  verum  sit, 
quod  scriptum  est:  »quoniam  dominus  amat  Judicium  et  non 
derelinquit  sanetos  suos,  in  aeternum  conservabuntur ;  non  con- 

afundentur  in  tempore  malo  et  in  diebus  famis  saturabuntur2)«, 
et  illud  Arnos  prophetae:  »plantabo  eos  super  humum  suama3), 
in  eo,  quod  tot  annis  domum  eandem  sub  tantis  procellis  agi- 
tatam  conservarit  illaesam  aut  saltem  non  usque  quaque  dere- 
lictam  et  forte  foelicioribus  incrementis  spiritualium  charisma- 

fc  tum  prosperatam,  quam  unquam  postea  factum  fuerit,  eo  quod 
in  penuria  temporalium  uberior  proventus  in  spiritalibus  exer- 
citiis  contingere  soleat :  jam  consequenter  in  hac  posteriore  sive 
seeunda  parte  sine  dialogico  sermone,  quis  profectus  fuerit  eius- 
dem    domus   in  temporalibus ,    ordine   debito   seriatim  texetur, 

3»  quamquam,  in  quanto  flore  profectus  spiritalis  ipsa  subinde  ver- 
naverit  et  in  opinione  celebri  fuerit,  et  in  ordine  et  coram  sae- 
cularibus,  minime  reticebitur.  Et  ut  consueta  capitulorum  se- 
ries  pro  conservanda  gestorum'  memoria  non  negligatur,  opere 
pretium  fuerit,   eisdem  vestigiis   eatenus   materiam  digerendam 

u  diducere,  ne  aut  prolixitas  fastidium  pariat,  aut  confusanea  nar- 
randorum  textura  contemptum  lecturis  ingerat. 

Capitulutn  primum  s&cundae  pariis  chronicorum  domus  Carthu- 

nensis  Basileae  minoris  ea  oompleotitur ,   quae  sub  dedmo  prior e 

domus  eiusdem  inchoata,  dedueta  et  consummata  ßierunt. 

49  [a]  Postquam  igitur  praefatus  venerabilis  pater  Henricus  huius 
domus  prioratum  triginta  annis  commendabiliter  administrasset, 

1)  Matth.  »,  16.  Marc.  2,  21.   Lue.  5,  36.        2)  Psalm  37,  28.  19. 
3)  Amot  9,  15. 

Basltr  Ctooaikra.  I.  .  21 


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3f2  Capftulum  J. 

quamvie  in  eodem  officio  tribus  ultimis  annis  paralyticus  et 
vaietudinarius  in  ceüa  decubuisset,  nee  tarnen  ob  id  propter 
ipgiua  proficuam  praeteritam  administrationem  a  suis  subditi? 
iuutiUs  reputatua,  sed  utrobique  in  charitate  (quae  omnia  suf- 
fert1)),  patientia  habita,  quousque  de  alio  utüi  successore  com- 
mode  provideri  pofcset*  Ad  quod  et  facile  consequendum  spem 
erigebat,  quod  dominus  Jacobus  Louber  de  Lindow  artium  et 
decretorum  doctor  noviter  ad  ordinem  yenerat.  Qui  quando  eos, 
%mo8  omUnis  statuta  ad  praelationem  requirunt,  annos  comples- 
set2),  idoneus  ad  id,  ut  sibi  surrogaretur,  ab  eo  reputatus  prae- 
stolabatur.  Moxque  Ulis  expletis  idem  tarn  pro  sui  absolutione, 
quam  pro  novi  prioris  suo  cönventui  committenda  electione  non 
minus  affectuose,  quam  sollicite  apud  capitulum  generale  ut  la- 
borabat/  ad  nutum  obtinuit.  Et  subinde  habito  conventualiter 
electionis  scrutinio  eundem  doctorem  Jacobum  Louber,  prout 
aride  desiderabat,  habuit  successorem.  —  Qui  tandem  foeticiter 
obiit  anno  domini  millesimo  quadringentesimo  octogesimo  septi- 
1487  mo  quinta  mensis  junii,  quae  tunc  erat  feria  tertia  penthecostes, 
*  ttM'habens  aetatis  annos  octoginta  minus  quasi  mensibus  quinque 
in  annis  naturalibus.  In  ordine  vero  fuit  jubileus  et  ultra  quasi 
in  quatuor  mensibus  processerat,  id  est  plus  quam  quinquaginta 
annis  Christo  regi  suo  miles  emeritissimus  in  militia  Cartusia- 
nae  professionis  devote  militando.  Qui  tametsi  gradum  [b]  sae- 
cularis  litteraturae  publicum  ac  insignem  assecutus  non  fuerit, 
hoc  est  vel  iriagisterii  vel  doctoratus  aut  baccalaureatus  insigni- 
bus  titulis  decoratus,  peritia  tarnen  litterarum  tarn  humanarum, 
quam  divinarum  multis  litteratis  et  expertis  sublimior  a  pluri- 
mis  fuisse  reputatus  est.  Quin  et  in  officio  notariatus  curialis 
inter  triginta  primatum  obtinere  meruit  etc.  (videtur  in  prioris 
chronicae  capitulo  32  3)).    Idem  denique  propter  nimium  affectum 


2.  An  Ännie :  Hie  fator  H.  paralysi  toetst  fait  »roxima  die  poet  featuu  maciae  Anw 
.anno  1478,  id  est  pene  duobus  annis  ante  prioratnm  patris  Jacofci,  tametsi  non  vacabst  &  *ts- 
dio  «randi  et  exhortaadi  etc.  16.  An  Bande :  De  obttn  patris  Henriei  habetur  in  chronkis 
praecedentibus  cap.  32,  licet  dissonanter,  qnantnm  ad  annos  domini.  Nein  qnae  nie  rtots» 
sentnr,  ex  qnadam  schednla  domini  Martini  9trÖnfin  mann  ezarata  decerpta  babentar. 
qiamqnam  et  ULe  idem  eadem  chronica  tnane«eripserit  ideoqne  bio  poaita  posaeat  oaitti- 
Als  das,  was  weggelassen  werden  könnte,  bat  der  Verfasser  durch  einen  Qneerstricb  oben, 
einen  nnten  umd  einen  senkrechten  Strich  am  Rande  die  Stelle  von  «Qni  tandem  foehetar« 
bis  «videtnr  in  prioris  chronicae  cap.  32*  bezeichnet.  Vgl.  das  8.  ä2u  in  der  Variastes- 
rubrlk  Bemerkte.  Ueber  die  schednla  des  Martin  Strönlin  s.  S.  314 — 316,  Tgl.  aneh  S.  506, 
Anm.  3.       18.  Am  Raade :  M*7.  Diflitnr  enim  9  »nni«  paralyticns  deenbnisse. 

1)   1.  Cor.  13,  7.  2)  Es  konnte  keiner  zum  Prior  gewählt  werden. 

der  nicht  das  25.  Altemiahr  erreicht  und  drei  Jahre  mit  gutem  Lobe  im 
Orden  zugebracht  hatte.  Secundapars  statutorum  novorum,  csp.II. 
§  5.  10.  3)  Dort  wird  vielmehr  gesagt,   er  habe  bei  einer  vom  Concil 

vorgenommenen  Notariatsprüfung  unter  vierhunderten  die  dritte  Stelle  er- 
halten, wahrend  hier  von  der  ersten  Stelle  unter  dreissig  Notaren  der  Curie. 
d.  n.  des  päbstlichen  Hofes,  wo  Heinrich  als  cortisanus  gelebt  (S.  304, '2; 
▼gl.  S  242  Anm.  1),  die  Rede  ist.  Georg,  der  Obiges  niederschrieb,  ohne 
die  beiden  einander  ähnlichen  Stellen  neben  einander  zu  halten,  war  das 
in  der  Chronik  Enthaltene  in  der  Erinnerung  als  gleichlautend  mit  der 
Angabe  der  schedula,  die  er  vor  sich  hatte,  erschienen.  * 


Gapitulum  I.  J£8 

devotioniR,  quem  ad  honorem  beatissimae  virginis  Marie  Christi 
genitricia  habuit  ao  ettam  sauctae  Margaretae,  sua  solius  cum- 
fit  industria,  consentientibus  quidem  nonnuüis  filiis  conven- 
tualibus,  nonnullis  vero  renitentibus,  quaedam  singularia  in  cer> 
tis  festis,  nempe  coneeptionis,  presentationis,  visitationis  et  com«t 
pareionis  beatae  Mariae,  quantum  ad  divina  celebranda,  peragi 
de  licentia  capituli  generalis ,  id  est  proprias  lectiones  in  ma« 
tutinis,  capdtula,  coliecta* ,  responsoria  etc.  legi,  decantaii  et 
arari,  prout  in  diurnalibus,  breviariis  ac  misaalibus  domus  huiits 
ceraere  licet.  Similiter  et  in  tribus  festis  beatiseimae  Marga-r 
retae  fieri  procuravit.  Nam  et  festum  reliquiarum  et  comme~ 
morationis  eiuadem  sub  ipao  celebrari  coeperunt1).  [Efecit  pa** 
riter,  quod  sufiragium  quotidiajmm  de  eadem  patrona  fieret  in 
vesperis  et  matutinis,  diebua  oonsuetis,  et  quod  in  missa  de 
mis  in  coliecta:  »Concede  q.  o.  d.«  nomen  ilHus  iruterserere^ 
mr.2i;  Maximain  tarnen  curam  impendit  ac  sategh  circa  cele- 
brationem  festi  compaseionis 3) ,  cuius  plenarium  officium,  quoad 

1)  Das  Fest  der  hl.  Mamnthi  wurde  im  Mittelalter  in  verschiedenen 
Gegenden  an  verschiedenen  Tagen  gefeiert,  in  den  Bisthumern  Basel  und 
Constanz  (zu  letzterem  gehörte  die  Karthaus)  am  15.  Juli.  £.  Fi  als:  Bar 
St. Margarethen  Tag,  im  Anzeiger  für  Schweizerische  Geschichte 
KU,  5  ff.  —  So  wird  dehn  auch  im  Liber  benefactorum  das  Fest  Marga- 
ret!« virginis  et  martiris  auf  diesen  Tag  angesetzt.  Im  J.  1459  gab  nun 
aber  das  Generalpapitel  dem  Kloster  die  Erlaubnis»,  qustenus  festum  reli- 
quiarum  eius  tercio  ydus  julii,  quando  notabile  de  reliquiis  suisjuisce- 
pUüs  portionem ,  qua  etiam  die  passio  eius  apud  multos  lestive  recolitur, 
cum  capitulo  pro  conventu  tan  tum,  necnon  commemorationis  festum 
eiusdem  illustns  virginis  et  martiris  illa  die,  qua  per  totum  nestrutn  gerne* 
niiter  ordinsm  servari  consuevit  ipsiu»  festivitas ,  cum  duodecim  duntsxat 
lectionibu*  perpetuia  futuris  temporibus  annuo  peragere  valestis  cum  lectio- 
uihus,  capitulis  et  officiis  per  visitatores  alias  aamissis  (Karth.  Ar  eh.  Nr. 
K2,  ?gl.  Nr.  212).  Demgemäss  finden  wir  nun  in  den  Kalendern  einiger 
dem  Kloster  gehöriger  Gebetbücher  und  Psalterien  (A.  N.  VI.  27  und  B. 
II.  &  der  Universitätsbibliothek)  und  im  Calendsrium  oder  kleineren  Jahr- 
zeitenbuche  neben  der  am  15.  Juli  gefeierten  eigentlichen  solemnitas,  dem 
patrocinium,  am  13.  Juli  das  Fest  der  Reliquien  und  am  20.  das  der  com- 
aemoratio  Terzeichnet.  2)  Die  betreffende  Erlaubniss  des  Generalcapitels 
vom  5.  April  1470  s.  Karth.  Arch.  Nr.  268.  3)  »Festum  compaseionis 
Marie,  Mariae  Ohnmachtfeier,  Mariae  Siebenschmerzenfeier,  wurde  1423 
von  der  Synode  zu  Köln  für  die  dortige  Diözese  eingeführt  und  am  Frei- 
tag  nach  Jubilate  gefeiert.  Erst  Fabst  Benedict  X1FU dehnte  das  Fest  1729 
auf  die  ganze  Kirche  aus  und  verlegte  es  auf  den  Freitag  vor  Palmsonn- 
tag«. Weidenbachs  Calendsrium  Historie*)- Christian  uro  192.  Der  Ma- 
nusenptenbsnd  A.  VIII.  18  der  Basler  Universitätsbibliothek  enthalt  fol- 
gende zwei,  auf  dieses  Fest  bezügliche  8chriften  des  Priors  Heinrich t  »De 
»mpassione  virginis  Marie  collatio  capitularis  seeundum  modum  et  stilum 
antiquorum  aliquaiiter  per  venerabilem  patrem  Heinricum  prierem  BaeiUea- 
*m  coliecta  tempore  institutionis  eiusdem  solemnitatis  etc.«  und  »Compss- 
<üms  Mariae  multiples:  materia  a  venerabüi  et  erudito  ac  devotisstmo  pstre 
Heurico  Arnoldi  coliecta  ex  diversis  sanetorom  patrum  sententiis*.  In  dem 
olug,  243,  Anm.  4  erwähnten,  von  Louber  angefertigten  Register  Über 
«inen  Sammelband  von  Schriften  Heinrichs  finden  sich  aufgeführt:  Quin- 
qoagena  de  compassione    seu    de  quinquaginta  gtadiis  anime  gloriosissime 

21* 


324  Capitnlum  1. 

omnia  requisita  specialis,  etiam  in  notis  ipsemet  composuerat. 
Quin  ad  hoc  quoque  laboravit,  quod  etiam  «dem  festum  in  dio- 
ceai  BasilienBi ,  maxime  in  ecclesia  cathedrali,  institueretur, 
quamquam  uidini  nostro  dictum  festum  placuerit  aliter  et  sub 
alia  die ,  quam  idem  pater  intendertit ,  celebrari  'j .  Sed  haec  fr 
alias-.  Porro  in  eiusmodi  studiis  patet ,  quam  propensus  fiierit 
ad  divina  studiose  devoteque  peragendn.  Patet  ti  i  hü  o  minus, 
quantae  litteraturae  fuerit,  qui  tarn  concinnas  lectiones  et  ho 
milias  per  se  ipsum  componere  noverit,  qui  etiam  plurimoe 
tractatulos,  libellos  ac  dialoyos  lectu  tarn  jocundos,  quam  edi-  11 
ticatorios  ediderit,  tot  curia  et  occupatio  nibus  pro  gubernatione 
domuB  in  temporalibus  aliaqui  praegravatus,  de  quibus  opuscu- 
lis  in  regietro  magno  librariae  per  ordinem  digestum  est1). 

[Denique  traditum  est  a  nonnullia  senioribus,  hunc  vene- 
rabilem  patrem  Tarissime  domum  seu  monasterium  exisse  et  i» 
quam  pro  miraculo  in  plateis  a  vulgo  conspectum  fuisse,  cunetis 
digitp  super  eum  monstnuitibuB ,  si  quando  pro  magna  neces- 
sitate  foris  videbatur,  et  dicentibus:  »Ecce  Carthusiensis  ille 
patet«  etc.  —  Item  notetur,  quod  viderit  in  viau  person&m  Ji>- 
hannis  Gerwrais3).  Item  de  dolore  capitis  et  insomnio,  propter  w 
quae  desperaverat  se  in  ordine  permansurum,  et  quod  a  sancto 
ßrunone  *)  retentus  sit,  eodem  sibi  dicente :  »Revertere  fili,  post 
professum  melius  habetur«.  Item,  quod  a  quodam  L.  M. s)  visus 
sit  flexis  polilitihus  ad  missam  celebrandam  progredi  coepisse  etc.] 

O  virum  laude  dignum,  sed  avem  raram  in  plerisque  reli-  m 
gionum  munasteriis,  maxime  temporibus  istis  modeinis,  quando 
praelaü  plus  iu  temporalibus  solbciti  sunt,  quam  aubditis  ex- 
pediat  aut  utilitas  suorum  monasteriorum  requirat.  Hinc  nimi- 
rum  contingit,  quod  negligentiores  circa  spiritalia  redditi  se- 
metipsis  et  sibi  subjectis  nee  in  tentationibus  consulere  nee  in  » 
adversis  casibug  remedia  ficlei  praestare  neverunt,  unde  multa 
tandem  scandala   conun  saecularibus   oboriri  necesse  est,   defi- 


matrie  dei  aemper  Virginia  Marie  (im  zweiten  Theüe  des  Bandes),  Opuscu- 
lum  per  modum  sermonia  de  veneranda  compaasione  seu  an  i  nie  martino  ge- 
nitricia  dei  neniper  Virginia  Marie,  premiaso  prohemiu, —  Item  quinque  ser- 
mones  de  cxMnpaaslona,  beste  virgiuis  (im  dritten  Tfaeile).  1)   lieber  Zeit 

und  Art  der  Feier  dieses  Festes  im  Kartbftuaerorden  verbreitet  sich  §  22 
de»  ernten  Capitels  der  tertia  compilatio  atatutoruro.  Als  Tag  des- 
selben wird  der  Samstag  vor  Palmsonntag  angesetzt.  In  dem  S.  323  Anm.  I  er- 
wähnten Calendarium  dea  Bandes  A.  N.  VI.  21  steht  beim  Man  am  Bande : 
Featam  compaaaionis  oelebratur  in  VI1  palmarum,  cand.  non  convers.,  vel 
proaima  die  va.oan.te .  2)  S.  den  unten  iu  erwähnenden  alphabe- 

tischen Bibliothejuscatalog   dea   Urban   Moaer.  3;  Johann  Gereon  (Joh. 

Charlier  de  Gereon),  der  berühmte  Kaniler  der  Sorbonne,  doctor  chriatia- 
nissimus,    r  1429.  4)  Dem   Gründer   dea   Karthauserordent   (f  1IOI). 

6)  L  H.  sind  ohne  Zweifel  die  Anfangsbuchstaben  eines  Eigennamen«,  den 
Georg  aus  irgend  welchen  Gründe»  nicht  vollständig  angeben  konnte  oder 
wollte. 


Capitulum  1.  325 

cientibus  religiosis  in  conversatione,  moribus  et  studiis  sanctis. 
Sed  de  his  alibi  forte  latius  dicetur1). 

Joannes  praeterea  Tritemius  Spannhemensis  in  catalogo 
wriptorum  illustrium  Germaniae  sie  de  eo  scribit  sub  compen- 
dio2):  »Henri cus  Arnoldi,  natione  Saxo,  professione  mönachus 
Carthusicnsis  domus  Basüiensis,  vir  religione  devotus,  ingenio 
clarus,  afTectu  syncerus,  moribus  gravis,  eloquio  dulciß,  con- 
versatione affabiliSj  pius,  humilis,  mansuetus,  (sobrius),  exem- 
plo  fulgidus,  in  sacris  litteris  plurimum  exercitatus  et  ponti- 
neii  juris  non  ignarus.  Qui  cum  officio  notariatus  in  sacro  Ba- 
<iliensi  concilio  multis  annis  fungeretur,  fidelis,  justus  ac  pru- 
dens  eunetorum  testimonio  probatus  est.  Tandem  cernens,  om- 
iiia  esse  vanitatem,  universa  pro  Christi  amore  contempsit,  clau- 
euram  praefatae  domus  Carthusiensis  eligens  ingressus  est,  ubi 
in  priorem  electus  multis  annis  sibi  subditos  monachos  in  magna 
pace  et  tranquillitate  gubernavit.  Scripsit  autem  multa  opuscula 
Talde  devota  atque  salubria,«  de  quibus  süpra  et  alibi  etc.  »Mo- 
ritur  sub  Frederico  imperatore  tertio  et  Innocentio  papa  oetavo 
anno  domini    1487  indictione  quinta*.  '  1487. 

De  domin o  Henrico  de  Vullenho.  Sub  huius  denique 
devoti  patris  regpLmine  quantum  domus  ipsa  paulatim  in  ornatu  cul- 
tus  divini  profecerit,  devoti  fratris  ac  monachi,  domini  Henrici  de 
Vullenho  Trajectensis  diocesis,  non  est  praetereunda  memoria  3) . 
Qui,  quantum  fruetus  in  solitudine  cellica  fecerit,  magnus  librorum 
te*tatur  a  se  conscriptus  acervus.  Quippe  qui  pene  omnes  libros, 
quibus  in  divinis  utimur,  manu  sua  conscripsit,  nempe  quatuor 
partes  bibliae,  magna  scilicet  volumina  litterae  texturalis 4) ,  tria 
»juoquc  sermonum  ac  homiliarum  volumina,  missale  unum  pro 
summo   altari,     collectarium ,    denique  quatuor  partes  Ludolphi 

1.  Mit  »et  rtadiiB  sanctis«  eeblost  nreprtnglich  pag.  b.  Wai  fön  »Joannes«  bis  »in  biblio- 
thecis  donwa  inremittu«  folgt,  ist  erst  spater  hinzugefugt.  Noch  spater  sind  dann  der  Satz 
>Sed  de  Ms  alibi  forte  laüna  dioetur«  und  dieBaadbemerknngea  »Denique— coepiaseetc.« 
eingeschoben  vor<fen.         5.  Heinricus  T.  8.  »sobrius«,  das  bei  Trithem  fehlt,  ist  in 

der  Ht.  vnterstricliett  und  eingeklammert.  15.  subditos  sibi  T.  17.  Statt  »snpra  et 
»Ubi«  etc.  heiaat  ••  bei  T.:  »femntur  anbjeeta«,  und  nun  folgt  ein  Vvraetahnisa  tob  Schrif- 
ten Heinrich* ,  saletxt:  »Chronica  domus  Carthusieasip  sne  in  Basilaa  ü.  1«  Et  quadam 
»Ha«.  Dann  folgt  »moritur  —  indictione  V.«  20.  Von  dem  Absätze,  der  über  Heinrich 
tob  Vullenho  bandelt,  ist  die  erste  Hälfte  bis  »gradalta«  (8. 326,4)  incl.  durch  einen  Queer- 
Ktrich  Tom  Folgenden  getrennt  und  zugleich  mit  einem  8triche  am  Bande  rersehen.  Au 
Sehlnaae  des  gaaaen  Absatzes  folgt  dann  wieder  ein  Queerstrich.  devote  H  s.  23.  Statt 
»praetereunda.«  hatte  der  Verf.  erst  »omittenda«  gesetzt. 

1)  Vergleiche ,  was  an  verschiedenen  Stellen  des  fünften  Capitels  über 
den  Prior  Zscbeckenbürlin  gesagt  ist.  Auf  ihn  zunächst  beziehn  sich  ohne 
Zweifel  die  bittern  Bemerkungen  unserer  Stelle.  2)  In ,  der  zweiten  Ausg. 
t.  1495,  von  der  ein  Exemplar  aus  dem  Besitze  des  Mag.  Urban  Moser  (s* 
Cap.  3)'  in  den  des  Klosters  übergegangen  war ,  Blatt  54  f.  Vgl.  in  den 
Beilagen  die  brevis  commendatio  Heinrichs  von  Louber.  3)  Dieser  Satz 
bietet  eine  von  den  mangelhaften  Constructionen ,  wie  sie  in  der  coneept* 
arügen  Niederschrift,  mit  der  wir  es  zu  thun  haben»  hie  und  da  begegnen, 
1  littera  texturalis  ist  »die  starke  und  feste  Bücherschrift«,  auch  wohl  als 
Uttera  psalterialis  bezeichnet.  Wattenbach:  Das  Schriftwesen  im  Mittel-» 
alter  S.  166. 


326  Capitulum  1, 

de  yita  Christi1)  pro  refectorio  srilicet,  et  statuta  ordinis  pro 
lectione  colloquii  sub  minusculis  litteris,  item  antiphonariorum 
partes  quatuor,  binas  pro  aestate  binasque  pro  hyemali  tem- 
pore, item  duo  gradalia  aliaque  parva  opuscula  seu  devotionalia, 
id  est  de  origine  Carthusiensium2),  item  unum  nocturnale  bre- 
viarium  pro  mfirmis.  Quantae  igitur  commendationis  huius  mo- 
nachi  labor  aestimandus  sit,  ex  tractatu  Gersonis  de  laude 
scriptoris  pensandum  est.  Porro  in  singulis  quibus^ue  volunii- 
nibu8  a  se  conscriptis  in  calce  nomen  iüius,  aetas  vitae  ac  pro- 
fessionis  tempus  ac  annorum  Christi  positum  est,  nun  quidem 
studio  vanae  laudis,  ut  nonnulli  causabantur,  sed  accendendae 
bonae  emulationis  similia  faciendi  posteris  occasio  per  huius- 
modi  praebita  est.  Sunt  autem  et  aha  beneficia  nonnulla,  quae 
propter  ipsum  eundem  confratrem  et  domus  filium  domui  pro- 
venere,  de  quibus  in  libro  benefactorum  latius  expressum  est3 . 
Fuerunt  praeterea  quidam  alii  tunc  temporis  et  sub  posteriori 
patre  devoti  monachi,  qui  suis  scriptis  se  declaraverunt  non 
ociosos  omnino  fuisse,  prout  passim  in  bibliothecis  domus  in- 
venitur. 

[cj  Fuit  siquidem  idem  dominus  Jacobus  nedum  optimis  lit- 
teris adprime  eruditus,  hoc  est  tarn  humanis,  quam  divinis, 
uti  praetatum  est,  sed  etiam  in  rebus  agibilibu«  ad  extra  vir 
sagacissimus,  eloquio  quoque  disertus  et  facundus,  et  velut  alter 
Ahot4)  ambidexter  ad  utraque  divinitus  dotatus.  Qui  novae 
plantationi  adhuc  tenuiter  succrescenti  et  in  spiritalibus  praeesü* 
et  in  temporalibus  prodesse  noverat.  In  spiritalibus  quidem 
(de  quibus  inprimis  curandum  esse  salvator  mandavit :  »primuru, 
inquens,  quaerite  regnum  dei  et  justiciam  eius,  et  haec  omnia. 
id  est  temporalia  necessaria,  adjicientur  vobis 5)  a)   quantum  ipse 

20.  DUteg  »Foit  siquidem«  «.  t.  w.  schliewt  rieh  an  »Jsoobnm  Lontar habnit  sbc- 

etMonm  (S.  322, 1S>  an.  Tgl.  wu  S.  320  unter  dem  Texte  bemerkt  iat. ' 

1)  Ludolphus  oder  Leutolphus  de  Saxonia,  Dominicaner,  später  zu 
Strasburg  in  den  Karthäuserorden  getreten,  schrieb  zu  Anfang  des  14.  Jahr- 
hunderte: Meditattones  vitae  Jesu  Christi  secundum  seriem  evangeliorum 
Sie  wurden  in  den  letzten  Jahrzehnten  des  15.  und  zu  Anfang  des  16.  Jahr- 
hunderts mehrfach  gedruckt  (Hain:  Repertorium  bibliographicum  Nr. 
10288  ff.  Grasse:  Literargeschichte  III,  447).  Die  Karthauserbibliothek 
besass  mehrere  geschriebene  und  mehrere  gedruckte  Exemplare.  Noch  jeut 
scheinen  sie  in  der  katholischen  Kirche  ein  beliebtes  Buch  zu  sein,  da  Palme  in 
Paris,  der  Herausgeber  der  Wiederabdrücke  der  Bollandisten  und  des  Bouquet 
eine  neue  Ausgabe  veranstaltet.  %  S.  die  Nachträge.  3)  Lib.  benef.  14* 
finden  sich  einige  Vergabungen,  welche  von  den  Eltern  Heinrichs  [Hermanno 
Heinrici  et  Berchta  uxore  eius,  qui  fuerunt  parentes  domini  Heinrici  de  Vol- 
lenhft)  und  mehreren  seiner  Verwandten  dem  Kloster  gemacht  worden.  4)  E* 
ist  Ehud  gemeint  (in  den  lateinischen  Uebersetzunzen  Aioth  oder  Aod),  der 
Israel  von  der  Herrschaft  des  Moabiterkönigs  Eglon  befreite.  Er  war  an 
der  rechten  Hand  lahm.  Das  Prädicat  ambidexter  beruht  auf  der  unrich- 
tigen Uebersetzung  der  Vulgata:  Qui  suscitavit  eis  salvatorem  vocabulo 
Aioth.  filium  Gera  filii  Jemini,  qui  utraque  manu  pro  dextera  ute- 
batur  (Judicum  3,  16).        5)  Matth.  6,  33. 


Z. 


Capitata»  1.  827 

vkfelicet  pro  monastici  caatus  concinnitate,  ceremoniarum  uni- 

formitate  et  etatutorum  diligenti  observatione  desudaverit  atque 

propria  solius  industria  laboraverit,  satis  eiusdem  libri  pro  cuitu 

divino  ab  eo  compilati  subindicant.     Quos  vel  aparaim  ex  sta-* 

tutis  Tel  ex   approbata  domus  et  ordinis  consuetudine  pro  sinr 

gulis  ecclesiasticis  oföciis  in  unum  ordinarium  (sie  enim  eos  in 

smul  collectos   appellari  placuit)    adeo    diligenter  et  Ordinate 

compegit,    quo  singula  novellis  clericis  aut  novitiis  essent  in-* 

ventu  facillvma,   quod  nihil  in  eis  a  quoquam  desyderari  pogsit, 

prout  intuentibus  manifestum  est.     Ad  haec,  quatenus  unifor^ 

mitas  in  eodem  onltu  divino  studiosius  introduoi  valeret,   tarn 

indefes&i  sedulique  laboris  extitit,  ut  etiam  novellos  sacerdotee, 

diacono8  quoslibetque  alios  officiales,   non  obstante,  quod  sufr* 

guli  sibi  deputatos  haberent  magistros,  per  se  ipsum  tarnen 

instrueret  in  missarum  celebratione  et  tarn  in  diaconatus,   sa- 

cristae    et    procuratoris   offieiis    eos   dirigere   non    pigritaretu*. 

Denique,  quo  singuU  assumptum  propositum  in  omnibus  serio- 

aus  prosequerentur,   ipse  in  eo  sie  subditos  praeire  satagebat, 

ut  vel  sui  exemplo  illos  alacriter  poat  se  viam  [d]  ma&datorum 

dei  currere  faceret,   aut  carte,   si  nonnulli  segnius  illaxn  insftr 

querentur,    quos   etiam  si  forte  diseiplinae  regularis  calcaribus 

urgeri  oporteret,    quod  ii  minus  recalcitrare  auderent.    Quam* 

quam  vero  xeligiosae  vitae  et  exemplaris  conversationis  ipsius 

praeconia  plura  possemus  adducere  et  de  maxima  industria  so* 

licitudinis,  qua  nedum  in  prineipio  suae  assumptionis  in  prio- 

ratum,  sed  etiam  in  omni  deineeps  tempore  pro  zelo  regularis 

obeervantiae  desudaverit,  longe  plurima  eommemoranda  forent, 

nos  tarnen  brevitati  studere  volentes  hoc  brevi  compendio  naj- 

rationis  solicitudinem  ipsius  posteris,  etsi  non  suffirienter,  com* 

»petenter  tarnen,   indicasse  sumus  arbitrati,   licet  forte  in  calce 

huius  capituli  de  laudabilibus  conditionibus  ipsius  uoftnulla  di* 

cenda  veniant.     Sic  igitur  regno  dei  eiusque  justicia  primum 

quaeeitis,  juxta  infallibile  divinum  promissum  quanta  ab  eodem 

omnium  bonorum  largitore  temporalis  benedictionis  sit  adjeeta 

tlaigitas,   moK  sequentia  scripta  declarabunt.     Dum  enim  idem 

dominus  Jaoobus  primum  ad  huius  domus  administrationem  se 

accinxerat,  in  granariis  non  repperit  blada  pro  una  hebdomada 

^ufficientia,    similiter  nee  vina  in   cellariis  pro  uno  mense,    et 

inMiper  aeris  marsupium  penitus  erat  vaeuum.    Nee  tarnen  quis 

rtob  haec,  quae  modo  retulimus,  antecessori  ipsius  malae  admi- 

ni«trationis  notam  impingere  voluisse  suspicari  debet,  sed  magiß 

admirari,    quod   ex  tanta  proventuum   tenuitate  sumptuumque 

non  modicorum  quantitate  et  ex  tarn  exili  censu  tantum  con- 

ventum  fratrum  sustentare  potuerit.    Certe,  nisi  dominus  eis  per 

upiam  fidelium   largitatem  elemosynariam  (qua  tunc  pro  maiori 

parte  vivebant,  prout  ex  chartis  visitationum  evidenter  colligi- 

tui'  providißset,   de  proventibus  tarn  exilibus  yivere  minijne 


858  Caprtulum  1. 

potuissfent.  Hinc  pro  futurorum  memoria,  tjuanti  tunc  domu* 
fuerint  annui  censu6,  hie  annotare  placuit,  quo  posteri  discant, 
ex  quanta  paupertate  in  quantam  sufficientiain  temporalium 
pervenerint,  ut  de  pereeptis  benefieiis  gratias  agentea  bene- 
diettone  largiori  in  spiritalibus  benedici  mereantur.  Igitur  tunc  • 
temporis  in  pecunialibus  erant  oensus  summatim  perstricti  439 
librae  denariorum,  6  solidi,  10  denarii,  in  bladis  56*/^  vernzel- 
lae  spcltarum,  5  vernzellae  siliginis,  in  avena  16  yerneeilae  et 
tinus  sextarius,  in  vino  non  plus  quam  sex  somae,  de  quibu* 
tarnen  omnibus  annue  62  libras  certis  pereonis  partim  ad  vitam 
tantum  et  partim  perpetue  tenebantur  exponere.  Et  sie  tantum- 
modo  376  librae  ipsis  remansere.  Cum  antem  de  ilK»  ultra  ter- 
tiam  partem  pro  vino  et  bladis  expendere  opottebat,  quisque 
perpendere  potest,  quam  valde  modica  restabat  sunvma,  de  qua 
sustentari  per  annum  debebant.  Pius  tarnen  dominus  nunquam; 
deBeniit  suos,  sed  quod  census  non  suppetebant,  ipso  pias  men- 
tes  inspirante  per  illorum  largitionem,  ut  jatn  saöpe  eommc- 
moratum  est  et  in  priori  parte  per  totum  proeessum  dialogi 
Batis  insinuatum,  Ulis  subveniebat.  Supereet  igitur,  quantura 
dieta  domus  sub  hoc  venerabili  patre  Jacobo  in  temporali  sub- : 
stantia  suecreverit.  Sed  hoc,  quanto  compendiosius  fieri  pote- 
rit,  assignabimus.  Siquidem  nimis  longum  et  tediosum  foret, 
si  singula  minutatim  (quemadmodum  in  priori  parte  chronica? 
digestum  est)  perstringere  et  recensere  vellemus,  qua«  tarnen, 
quamvis  si  simul  computarentur ,  grandem  facerent  acervum, 
illa  tarnen  praefatis  ex  causis  magis  omittere  et  solummodo  no- 
tabilioribus  insistere  consilii  ftiit.  Et  imprimis  de  bibKothcca, 
hl  qua  ceu  granario  quodam  spiritali  uberrimus  consolationum 
internarum  proventus  et  sempiternus  animarum  eibus,  statutis 
ordinis  testantibus ,  est  reconditus  *) ,  pauca  [e]  perstringenda ! 
sunt.  Igitur  bibliotheca,  quae  ante  eundem  pastorem  quasi  pene 
nulla  erat,  quantum  sub  eo  libris  ac  codieibus  pro  omnium  ar- 
tium  ac  scientiarum  facultate  referta  fuerit,  unusquisque  facile 
conjicere  poterit,  si  titulos  exteriores,  id  est  eos,  qui  in  fron- 
tispicio  singulorum ,  ipsius  eiusdem  propria  manu  conscriptos  \ 
aspexerit.    Singuli  quippe  Codices  bibliothecae  nostrae  singulas 

17.  Mpf  Hb. 

1)  Secunda  pars  antiquorum  statutorum,  cap.  16,  §  10:  Libros 

3uippe  tanquam  sempiternum  animarum  nostrarum  eibum  cautisaime  custo- 
iri  et  stuaiosissime  volumus  jfieri,  ut  quia  ore  non  possumus,  dei  ver- 
bum  manibus  predicemus;  quot  enim  libros  scribimus,  tot  nobis  veritatis 
precones  facere  videmur,  sperantes  a  domino  mercedem  pro  omnibus,  qui 
per  eos  vel  ab  errore  correcti  fuerint,  vel  in  catholica  veritate  profecermt, 
pro  eunetis  etiam,  qui  vei  de  suis  peccatis  et  vitiis  corapuneti,  vel  ad  desi- 
derium  fuerint  patne  celestis  accensi.  Diese  Stelle  citiert  Georg  auch  in 
der  Vorrede  zu  dem  in  der  nächstfolgenden  Anmerkung  zu  besprechenden 
Fachcataloge  der  Karthäuserbibliothek. 


Capitulum  1.  329 

in  se  eontinent  notulas ,  diligetiter,  a  quo  quisque  provenerit, 
raratas.  Igitnr  ultra  mille  ducentorum  voluminum  extendit  se 
numerus,  sub  eodem  patre  caeteris  codicibuR  veteribua  adjectusy 
qnorum  tarnen  maximam  partem  dominuH  Joannes  de  Lapide 
sacrae  paginae  doctor  (de  quo  nonnulla  in  subditis  dicentur)  *) 
ordinem  ingressus  secum  apportavit.  Denique  tantus  excrevit 
codicum  vetcrum  et  novorum  acervus,  ut  opus*  fuerit  binas  cori- 
strui  bibliothecas ,  altera m  veterem,  in  qua  Codices  yetustiores 
et  scripti  continerentur  sub  ordinali  ntimero  vulgari  consjgnati, 
alteram  novam  sub  cyfrali  numero2)  pro  noviter  impressis  et 
futuris  reponeudis,  cum  suis  propriis  registris  et  intitulationi- 
bus  singuloram  armariorum,  mira  quadam  et  singulari  novitate 
dictos  Codices  ordinatissime  collocandi.  Quo  nimirnm  patet, 
quante  vir  iste  sagacitatis  et  induetriae  fuerit  ac  laboris  inde- 
fosi,  qui  tantum  potuerit  se  in  talibus  defatigare,  in  qualibus 
rix  ociosissitnus  quisque  monachus  semetipsum  agitare  vel  exer- 
rerc  dignaretur.  Sed  quam  ob  rem?  Equidem  reor:  non  ob 
aliam,  nisi  quia  litteras  ex  animo  charas  habuit  et  quia  nove- 
rat,  quantum  utilitatis  et  quietis  in  soKtudine  versantibus  atnor 
litterarum  pariat,  tum  quia  decorem  domus  dei  dilexerat,  qüeni 
bonorum  librorum  copia  non  parum  commendat  utique  prao 
caeteris  ornamentis  universis.  Breviter,  quid  per  hoc  intende- 
rit,  satis  liquido  constare  videbit  quisquis  antiquum  registrum 
pro  utraque  libraria,  manu  illius  conscriptum,  in  fronte  eius- 
dem  legerit 3) .  Sed  de  hiis  satis  alibi  forsitan  benevolus  domus 
huius  suppellectilium  scrutator  inveniet.  Ad  structuras  eiusdem 
domus  properandum  est. 

Igitur  in  anno  primo  suae  assumptionis  idem  pater  Jaco- 
bus  structuram  cellae  II  per  antecessorem  eius  inchoatam 4)  ipse 
complevit  sumptibus  domini  N.  cancellarii  comarche  in  Hassia» 


1}  Cap.  4.  2)  In  dem  S.  236  erwähnten  neueren  zweibändigen  Re- 

gistrum der  Bibliothek  werden  die  römischen  Ziffern  bald  als  numerus  Or- 
dinarius, bald  als  numerus  vulgaris  den  arabischen,   dem  numerus  cyfralis 
entgegengestellt.      Dieses  Registrum  ist,  wie  ich  mich  nunmehr  überzeugt 
habe  und  wie   ich   in  der  Einleitung  zur  Reformationschronik  näher  dar- 
legen werde,  von  niemand  anders,  als  von  unserem  Georg  verfasst.    Es  ent- 
hält einen  Standorts-  und,   da  die  Bücher  in  jedem  der  beiden  Säle,   der 
mtiaua  und  der  nova  libraria ,   ihrem  Inhalte  nach  aufgestellt  waren ,   zu- 
?leicn  Fachcatalog  der  Bibliothek.    Einen  sorgfältigen  alphabetischen  Cata- 
log,  das  Repertorium  universale  veteris  ac  nove  Hb  ran  e  Carthusiensium 
minoris  Basilee,    hatte  der  in  Cap.  3  angeführte  Urban  Moser  von  Appen- 
zell angelegt.     Die  spätem  Eintragungen   hat  auch   hier  Georg   gemacht. 
IKeses  Repertorium  "bildet  einen  dicken  Folioband  (A.  I.  24   der  Univer- 
sitätsbibliothek.   Beim  Niederschreiben  von  S.  236  hatte  ich  Öin  noch  nicht 
gekannt).    Aus  einer  von  Georg  vorn  eingefügten  Auseinandersetzung  erse- 
hen wir,  das«  die  ursprüngliche  Signierung  der  Bücher  eine  Veränderung 
erlitten  hatte.    Da«  hatte  wohl   die  Veranlassung  gegeben,  das  alte  Regi- 
strum des  Jacob   Louber  (s.  S.  236)  durch  das  neue  Georgs  zu   ersetzen. 
\  S.  oben  S.  236.        4)  Vgl.  oben  S.  299,  42. 


330  Capitata»  I. 

cuius  fili  us  sepultuB  est  ante  cellam  procuratoris1).  Pro  quo 
expositi  sunt  ducenti  viginti  aurei  Renenses.  Item  eodem  anno 
inchoavit  edificium  cellae  G  aumptibuB  domini  Leonaidi  Trou- 
bach 2) ,  ante  ipsam  cellam  sepulti,  pro  cuius  erectione  et  dota- 
tione  idem  exposuit  ultra  quadringentas  libras  denariorum  mo-  * 
netae  Basiliensis.  Etiam  sequentibus  annis  plures  cellas  ruino- 
saa,  primum  exilibus  expensia  ereotas  per  fundatores,  reaar- 
civit  et  suppellectilibus  necessariis  munivit,  item  domum  pistri- 
nae,  quae  ante  bumili  muro  et  ligneifl  tegulis  tecta  erat  (quara 
magis  tugurii  quam  domus  speciem  gerebat),  inaltavit  ac  late—  H 
ribue  texit  uovisque  furno3)  et  Camino,  absque  offirinis  oportunia, 
aptavit.  Pro  quibua  *)  expositi  sunt  ceutum  quiudecim  aurei, 
ad  quod  dedit  dominus  Joannes  Irmes)  80  aureos.  Item  anno 
iig7  domint  1487  fuit  Basileae  ingens  grando9),  quae  nostram  hanc 
(^"«■Idomum  plus  quam  in  ducentis  aureis  aolummodo  in  laterculia  is 
et  fenestxis  daran  ificavit,  quae  ab  eodem  priore  quorundam  be- 


ll Llb.  benef.  262 1  Oretur  pro  Tenerabili  domino  Alberehto  Rode  de 
Margburg  in  Hawia,  decretorum  baccalario,  apud  nos  circa  cellam  procu- 
ratoris sepulto  anno  14T5,  cuius  parentes,  videlicet  magister  Heinricua 
Rode,  utriusque  juris  doctot.  constliarius  domini  lanigraffii  in  Hasaia,  et 
domina  Elyxabet  nata  de  Tresbach,  eiusdem  Heinrici  lejritima  nior,  fun- 
darunt  preeioiam  cellam  litten  H  aignatam  ipaamque  habitabilem  focarunt 
cum  omnibus  correquisitiB  et  neceaaariis,  pro  quibua  expoauerunt  260  flo- 
renoa  Renenses ;  insuper  pro  dotacione  eiuadem  aucceasive  dederunt  240  flo- 
renos,  et  ita  summane  dederunt  quingentos  florenos.  Premisaia  tribus  per- 
sonis  conventuuliter  concessum  est  perpatuum  an ni verBarium  jurta  formatn 
ordinis  et  quster  in  anno  participacio  officii  mensis  circa  augarUm,  et  aaao- 
cinmu»  persona»,  pro  quibua  deiiderarunt.  Vgl.  die  Beilage  de  cellis  Car- 
thusiae.  2)  Liber  benef.  291  :  Oretur  pro  vetierabili  domino  I<eonardo 
Troubach  de  Mulhasen,  ecclesie  ac  epiacopi  Basiliensis  cappellano,  magno 
benefaotore  noatro,  qni  hoc  die  [12.  Oct.J  obiit  in  cella  G  huiua  domus, 
quam  fundavit,  ante  cuiua  forea  corpus  eitia  septikum  est  anno  domini  1484 
u.  b.  w.  Seine  dort  aufgeführten  grösseren  Vergabungen  beliefen  sich  auf 
646  fl,  rhein.,  wozu  dann  noch  eine  Anzahl  kleinerer  Gescheake  kommen. 
Auch  seine  Dienstmagd  Blyeabetht  Merckin  schenkte  durch  seine  Vermitt- 
lung 8  fl.  rhein.  und  wurde  auf  dem  grossen  Kirchhofe  des  Klosters  beer- 
digt. —  Vgl.  auch  die  Beilage  de  cellis  Carthusiae.  —  Um  die  Erlaubnis«, 
dass  Leoniard  die  von  ihm  gestiftete  Zelle  bewohnen  dürfe,  hatte  sich 
Louberim  J.  1480  in  der  grossen  Karthaus  beworben.  Karth.  Arch.Nr.  313. 
3)  Ad  re  form  and  Jim  fornacem  pistrine  gab  Leon  hard  Troubach  2  fl,  -lj  Näm- 
lich für  alle  in  diesem  Satze  erwähnten  Bauten  'nicht  nur  für  die  an  der 
Backt rei1.  Vgl.  die  folgende  Anm.  5)  Kathsherr  Hans  Iraii  wird  in  der 
Basler  Geschichte  seiner  Zeit  viel  genannt.  Im  J.  1474  wurde  er,  als  man. 
in  Breisach  dem  gefangenen  burgundiachen  Landrogte  Feter  v.  Haftenbach 
den  Process  machte,  su  dessen  Fürsprecher  bestellt.  Vgl.  auch  Beiträge 
V,  511  ff.  Seine  Wohlthaten  samrat  denen  seines  Sohnes  Balthasar,  der  ma- 
gister artium  war  und  von  Ks.  Friedrich  III.  geadelt  wurde,  sind  verzeich- 
net Lib.  benef.  281.  Betreffs  seiner  Beiträge  an  die  Bauten  in  der  Kar- 
thaus heisa t  es:  Predictus  dominus  Johannes  semel  dedit  70  libras  dena- 
riorum ad  reformandas  cellas  autiquaa  litteris  D  et  E  signata»,  per  i  nun  da- 
tionem  aquarum  deatructaa,   annu  videlicet  1481.  ii)  Wuretisen  474. 

Ochs  V.  210. 


Capitulum  1.  2. 


SSI 


.  ne&ctorum  adjutorio  restaurata  fuerunt1).  Item  domus  nonnul- 
lis  censibus  annuis  perpetuis  onerata  fuit,  utpote  circa  decem 
libras  denariorum  ad  di versa  loca,  prout  in  antiquis  patet  do- 
mus  registris,  quoe  idem  pater  Jacobus  redemit,  pro  quibus  ex- 

»poeuit  circa  ducentos  aureoe  Renenses.  Remanserant  autem 
adhuc  et  alii  census  perpetui,  pro  qtiibus  idem  non  potuit  ha- 
bere redimendi  consensum.  De  quibus  postea  eins  successor 
venerabilis  pater  Hieronymus  redemit,  et  adhuc  pauci  sattem 
in  pecunialibus  restant.  Si  etiam  posset  domus  aliquando  exo- 
10  nerari  a  censu  de  siligine  annuo  monasterii  sancti  Albani  debito 
com  eorundem  consensu,  ad  id  omnis  conatus  esset  adhibendus2). 

[f]     Capitulum  2. 

Sub  huius  denique  non  multo  post  tempore  postquam  in 
prioratu  processisset ,   scilicet  anno  domini  1487,  venerunt  duo  MS7. 

i*  insignes  et  conspicui  viri  ad  ordinem  et  domum  hanc  nostram, 
videlicet  dominus  Joannes  de  Lapide  sacrae  paginae  professor 
et  concionator  ecclesiae  Basiliensis,  de  quo  nonnulla  in  sub- 
jectis 3)  annotabuntur,  et  dominus  Hieronymus  Zschegkenbürlin 
legum  licentiatus,   cuius  genitor  aliquando  fuit  tribunus  plebis 

»Basiliengis4);  de  quorum  adventu  domus  non  modicum  sumpsit 

10.  »nonutoriic  steht  deutlich ,  obgleich,  nachdem  einmal  »debito«  gefetzt  war,  »mon*~ 
ttoxiot  daa  Sichtige  gewesen  wäre. 

1)  Johann  de  Lapide  hatte,  cum  adhuc  secularis  erat /ad  priorem  re- 
formationem  fenestrarum,  anno  14S7  factam,  2  fl.  beigetragen.  Bei  seinem 
Eintritte  ins  Kloster  verordnete  er  aus  dem  eingebrachten  Oelde  21  U.  4  s. 
pro  secunda  reformatione  singularum  fenestrarum  domus  per  grandine«  Jo- 
nannis  et  Pauli  martirum  1487  miserabiliter  destructarum,  quas  eodem  anno 
preciose  reformavimus ,  et  statim  post  reformationem  destructe.  Et  per 
huiusmodi  grandines  tecta  singula  fesa  fuerunt,  et  destructa  circa  triginta 
sex  milia  laterum,  et  propter  necessitatem  plura  tecta  simplicia  facta  fue- 
runt. Pro  reintegratione  ergo  tectorum  maioris  galilee,  fontis  et  celle  pro- 
curatoris,  jussu  ipsius  facta,  ezposite  fuerunt  de  prescripta  pecunia  (der  ein« 
gebrachten  Summe  von  166  fl.  in  auro  und  22  s.)  quinquaginta  una  üb.  de- 
nariorum. Lib.  benef.  327b.  2)  Bemerkungen  wie  diese  stammen  sicht- 
lich aus  der  Feder  des  "Schaffners  und  Vicars  Philipp  Stouffer  (&.  die  Ein- 
leitung zu  unserer  Chronik).  3)  Cap.  4.  4)  Die  Zscheckenbürlin  waren 
eine  reiche  Wechsler-  und  Kaufmannsfamilie,  ohne  Zweifel  lombardischen 
Ursprunges  (s.  S.  235  Anm.  1.  Zu  dem  dort  über  die  Schreibung  des  Namens 
Gesagten  ist  nachzutragen,  dass  die  Schreibart  mit  Seh  hie  und  da  vorkommt, 
wahrend  die  mit  Tsch  mir  sehr  selten  begegnet  ist,  und  dass  in  der  ersten 
Sylbe  statt  des  e  auch  ein  ä  oder  a  vorkommt  Der  Prior  Hieronymus 
schreibt  im  Liber  benefactorum  Zschegepurlin ,  auch  wohl  Schegepurlin) . 
Der  Vater  des  Hieronymus,  der  Oberstzunftmeister  Hans,  starb  den  2-1 .  Juli 
1477.  Seine  Gemahlinn  war  Margaretha,  die  Tochter  des  Hans  von  Basel 
und  der  Elsa  von  Louffen.  Von  seinen  Kindern  lernen  wir  aus  dem  Liber 
benefactorum  und  den  Urkunden  der  Karthaus  kennen  die  Söhne  Hans 
fr  1490),  Ludwig  (f  1492),  diese  beiden,  wie  es  scheint,  aus  einer  früheren 
Ehe,  Hieronymus  den  Prior  (+  1536)  und  Bartholomäus,  der  ganz  june  ver- 
storben sein  muss,  die  Töchter  Elsbeth,  vermählt  mit  Junker  Ludwig  Kilch- 


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332  Capitulum  1. 

in  temporalibuß  incremen  tum.    Dominus  quippe  Joannes  Lapi- 
danus  aecnm  apportavit  libros,  pro  quibns  ultra  millenos  aureos 

mann  (aus  einem  Basier  Aohtbfirgergfcsohlechte) ,  Margaretha,  vermählt  mit 
Junker  Jacob  Nagel  von  der  Alten  Schönstein,  Landvogt  zu  Kotteln,  Maria, 
vermählt  mit  Junker  Jacob  Schorpp  (auch  Zaohorpp  geschrieben)  von  Freu- 
denberg  und  Sophia,  Nonne  in  dem  Dominicanerinnenklgster  Engelporten 
zu  Gebweiler.  Ein  Sohn  des  jüngeren  Hans  war  Thomas  (+  1502),  eine  Tc*h- 
ter  Sibylla ,  vermählt  mit  Gebhard  Hegner,  Schultheis«  zu  Wint<*rthur.  Von 
Ludwig  kennen  wir  zwei  Söhne,  Bernhard  und  Ludwig  (beide  gestorben  (493: 
und  eine  Tochter  Maria,  vermählt  (149J)  mit  Junker  Morand  von  Brunn  \% 
S.  334  Anm.  6).  Eine  Tochter  Bernhards ,  Magdalena,  war  mit  Junker  Hans 
Offenburg  vermählt.  Ueber  die  Verwandtschaftsverhältnisse  der  Frauen  dt* 
Hans  Oberriet  (Woltmann:  Holbein  und  seine  Zeit  I.  240  f.  Lib.  benef. 
20,  Chronik  des  Fridolin  Ry ff  83,  2)  und  des  Lienhard  Fuchs,  Kaufmann* 
xu  Neuenburg  a.  Rh.,  Schwiegervaters  des  Bonifacius  Amerbach  (Fechter 
in  den  Beiträgen  II,  229,  Lib.  benef.  19)  bin  ich  nicht  im  Klaren.  Vgl 
das  in  den  Nachträgen  Bemerkte.  Die  Zscheckenbürlin  scheinen  ursprüng- 
lich zu  Hausgenossen  (zum  Bären)  zünftig  gewesen  zu  sein.  Dort  war  IßW 
ein  Hemman  Meister,  dort  erneuerten  1427  der  spätere  Oberstzunftmeister 
Hans,  1461  seine  Söhne  Ludwig  und  Hans,  1488  Bernhard  und  Thomas  die 
Zunft.  Indess  nahmen  sie  daneben  auch  andre  Zünfte  an ,  der  alte  Hans  und 
sein  Sohn  Ludwig  erscheinen  im  Kath  als  Vertreter  der  Zunft  zum  Safran 
(zu  Krämern) ,  Thomas  als  solcher  der  Zunft  zum  Schlüssel  (zu  Kaufleuten 
Den  j  ungern  Hans  nennt  Lonber  imLiberbenefactorum  199  consequent 
(und  allem  von  allen  Zscheckenbürlin]  domioellus.  Es  muas  sich  dieser  ako 
unter  die  Achtbürger  haben  aufnehmen  lassen  (Heusler:  Verfassungsge- 
schichte 255} .  Sein  Sohn  Thomas  dagegen  vertritt  im  Bathe  bis  zu  seinem 
Tode  die  Zunft  zum  Schlüssel.  Vielleicht  Hess  sich  Hans  als  Achtbürger  auf- 
nehmen ,  als  er  sich  von  seinem  Geschäfte  zurückzog  und  dieses  dem  Thomas 
übergab,  der  zünftig  blieb.  Das  bedeutend  spätere  Calendarium  (d.  h.  vnsrr 
Georg,  s.  Einleitung  zur  Reformationschronik)  nenntauch  den  Tho- 
mas aoraiccllus.  Ueber  die  enge  Verbindung,  in  der  manche  den  höheren  Zünf- 
ten angehörige  Familien  zu  der  hohen  Stube  standen,  s.  Heusler  25fJ. 
Dass  die  Zscheckenbürlin  in  socialer  Hinsicht  als  den  Achtbürgern  eben- 
bürtig angesehen  wurden,  also  wohl,  auch  wenn  sie  zünftig  waren,  Stuben- 
recht bei  diesen  unterhielten,  zeigt  ihre  Verschwägerung  mit  so  manchen 
adeligen  Familien  ^  —  Die  ersten  Beziehungen  der  r  amilie  Zscneckenbürlin 
zur  Karthaus  scheinen  aus  der  Familie  der  Margaretha,  der  Frau  des  Oberst- 
zunftmeisters Hans,  zu  stammen.  Ihre  Eltern  erscheinen  unter  den  AVohl- 
thätern  des  Klosters,  als  eine  ganz  besondere  Wohlthäterinn  aber  ist  die 
Schwester  der  Elsa  von  Louffen,  Frau  Gredanna  von  Eptingen ,  genannt 
zem  Schiff,  ausgezeichnet,  die  Gemahlinn  des*  Junkers  Anton  von  Epthigt'Q 
(f  1462.  Tonjola  31*<,  wo  sie  irriger  Weise  Grediana  heisst).  Im  Lib  er 
benefactorum  199  wird  hervorgehoben,  dass  tempore  maxime  pauper- 
tatis  nostre,  quando  gens  Gallica  cum  delphino  vastabant  pene  euneta  circa 
Basilcam ,  quando  erat  tante  Basilee  tribulatio ,   quod  vix  frater  fratri  mu- 

tuasset  unum  florenum ,  taccamus  de  dando,  dedit nobis  in  tanta  an- 

gtistia  libere  sine  aliqua  conditione  obligationis  et  simpliciter  SO  florenos. 
Ein  anderesmal  schenkte  sie  kostbare  Hinge  mit  Steinen  im  Werthe  wn 
100  fl.  Einmal  gab  sie  pro  singulis  cellis  mensalia  cum  suis  mantilibus  par- 
vis  f  mehrmals  den  Laienbrüdern  camisias  et  vestimenta  linea ,  ausserdem 
Kirchen  Zierden,  Kirchengeräthschaften  und  Anderes.  Auch  Verlans  sie  nick 
von  Zeit  zu  Zeit  Leckerli  (electuaria) ,  Törtchen  (tortulas)  und  butirum  ver- 
nale  zu  schicken  und  viele  andere  consolationes  den  Mönchen  zu  erweisen. 
—  Auch  die  S.  29(>  Anm.  2  genannte  Lostorfinn  war  mit  den  Zschecku- 
bürlin  verwandt.  Sie  wird  Lib.  benef.  199b  amita  des  jüngeren  Haas 
genannt. 


Capitulum  2.  833 

Bencnse6  expenderat  *) ,  excepta  varia  suppellectile  curiosa,  quae 
simul  allata  fuerat*) ,  denique  dominus  Hieronymus,  qui  dicto 
venerabüi  patri  Jacobo  potrtmodum  in  prioratu  successit,  in  va- 
lore  circa  tria  milia  floreiioram  secum  apportavit,  qui  etiam 
eadem  bona  sua  ante  ingressum  ordinis  et  eiusdem  habitus  aa- 
sumptionem  nostrae  donrai  donatione  inter  vivoe  resignavit 
libere3),  quod  magnae  fidei  ftrit  atque  audacie,  praeter  ea,  quae 
occasione  ipshis  ab  eiusdem  consanguineis  (quorum  non  paucos 
opulentes  et  honoratissimos  habuit)  memoratae  domui  prove- 
nere4i,  quae  sciHcet  bona  praefatam  excedunt  summ  am,  prout 
in  ipsius  conscriptione  post  illius  obitum  (ubi  plus  quam  huc 
eonvenit)  clarius  patebit.  Sequenti  anno  ab  eodem  venerabili  1488- 
patre  Jacobo  testudinatus  est  chorus  ecclesiae  nostrae 5)  sumpti- 

1}  Donavit  domui  de  libris  suis  ducenta  triginta  tria  volumina  ligata  et 
preciose  et  exquisite  preparata  (vgl.  unten  Cap.  4)  et  quinquaginta  volumina 
oondum  ligata,  qui  in  secuta  noluisset  eis  caruisse  pro  müle  aureis.  Lib. 
bene  f.  327b.  2)  Item  recepimus  eciam  duo  preciosa  reservacula  qorpo- 

ralium  et  unum  supercilicium  duoque  faciieta  pro  usu  nostro  retenta, 

htm  habuimus  ab  eo  in  panno  Iineo  circa  centum  septuaginta  unam  ulnas, 
mensalia,  lintheanrina,  mappas,  pulvinaria,  cussinos,  tegimina  plurimu  pro 
diu  suo  ac  oellarie  retenta.    Item  duas  casulas  laneas  nigra«  de  suis  vesti» 
bus  fecimus.   Item  unam  albam  paratam  eomportavit.    Item  mensas,  cistas, 
annaria  et  plura  vasa  lignea  pro  usu  domus  nostre  servata.    Item  cantros, 
discos ,  scutellas  staneneos  et  alia  vasa  de  auricalco  et  «lectro ,  mortariola, 
horologium,    caldariola  et  quam  plurima  utensilia  pro  cella  eius  et  conso- 
latione  fratrum  atque  coquine  eomportavit.   Eciam  tabula«  et  ymagines  pro 
cella  eius.   Et  quidquid  de  utensilibus  suis  potuit  esse  utile  domui  aut  con- 
solatorium  fratribua,  ad  instanciam  eius  reservatum  fuit.  Dominus  sit  merces 
tos.  Anderes  wurde  bei  seinem  Eintritte  in  den  Orden  verkauft.   Was  dar* 
aus  gelöst  wurde  (ex  distractione  vestium,  vasorum  argen teor um,  lectorum, 
denodiorum  et  plurimorum  utensilium),  und  was  er  an  baarem  Gekle  ein- 
brachte, betrug  zusammen  oentum  sexaginta  sex  florenos  in  auro  et  22  so- 
lidoe  denariorum  Basiliensium.   Von  dieser  Summe  wurde  seinem  Wunsch« 
gemäss  ein  Tbeü  zur  Reparatur  der  durch  den  Hagel  des  Jahres  1487  an- 
gerichteten Beschädigungen  verwendet  (s.  oben  S.  331  Anm.  1),  für  21  fl. 
IT  g.  Hess  er  navem  argenteam   pro  thure  machen ,   für  7  tk  tria  annaria 
pro  libris  suis  in  cella  1»  —  Ausserdem  brachte  er  61  Viernsel  Spelt  und 
tt  Viernzel  Hafer  (=  43  fl.)  und   17  Saum  Wein  (-»  17  fl.)  dem  Kloster 
m  Lib.  benef.  a.  a.  O.).  —  Ueber  Einiges  von  seinen  Büchern,  Kleidern, 
Geräthschaften  u.  s.  w.  verfügte  er  bei  seinem  Eintritte  in  den  Orden  zu 
Gunsten  von  Bekannten,  Dienern  und  verschiedenen  wohlthfttigen  und  kirch-» 
liehen  Zwecken.     (S.  seine  ultima  voluntas  vom  16.  Nov.  1487  im  Karth. 
Arch.)  3)  Urkunde  vom  28.  Mai  1487  im  Karth.  Arch.  Nr.  361. 

4i  Ein  ausführliches  Verzeichniss  dessen,  was  Hieronymus,  »sie  dicendo  se- 
condos  huius  domus  fundator«,  dem  Kloster  zugebracht  hat',  findet  sich 
Lib.  benef.  198b.  Am  Schlüsse  bemerkt  der  eintragende  Prior  Louber: 
Et  sie  in  summa  prescriptus  conftrater  noster  Jheronimus  eomportavit  atque 
donavit  domui  nostre  circa  tria  milia  et  duoentos  florenos  Renenses,  et  se 
j»um.  Dominus  sit  merces  eius.  Die  Summe  der  Gutthatew,  welche  das 
Kloster  von  der  ganzen  progenies  der  Zscheckenbürlin  erhielt,  wird  im 
Über  benefa ctorum  50  auf  8000  Gulden  geschätzt.  5)  Das  C a  1  e n - 

<Uri um  verzeichnet  am  21.  Mai  die  Jahrzeit  des  Remigius  Vaesch,  qui 
ebnun  nostrum  testudinavit.  Den  24.  Sept.  1487  geben  Prior  und  Convent 
■dem  enamen  meister  Remigius  Vaesch,  der  statt  murerwerkmeister«, 
Haut  und  Hofstatt  genannt  ütingen ,  am  obern  Rindermarkt.     Karth. 


894  Capitulum  2. 

bus  praefeti  domini  Hieronymi,  pro  quo  trecenti  aurei  Benen- 
ae«  sunt  expositi.  Et  pro  tribus  fenestria  novis  in  eodem  choro 
expositi  sunt  circa  septuaginta  aurei,  quosjportun  dominus  doctor 
Geoigius  Keppffenbach ,  praepositus  ecclesiaa  sancti  Petri  in 
Baailea1),  partim  honestua  vir  dictua  Iteihanns  Louber  de  Lio- 
dow2),   eiusdena  patris  Jacobi  germanu*,   et  honestus  Joanne» 

um.  Kuppfferoagel3)  solverunt4).  Deinde  anno  1494  conatructa$8unt 
torcular  et  horreum,  et  ortus  muro  lapideo  cinctus  veraus  aacri- 
stiam,  qui  quidem  hortus  antea  sola  sepe  lignea  circumdatus 
erat,  etiam  sumptibus  praefati  domini  Hieronymi.  Item  anno 
aequenti  completa  est  structura  longae  domus  eeu  habitationis 
:  et  dormitorii  fratrum  laicorum,  pro  qua  expensi  sunt  ultra 
sexingenti  Bbenenses  aurei.  Quorum  maiorem  partem  solrit 
dominus  Joannes  David,  capellanus  ecclesiae  maioris  Basilien- 
sis5}.  Item  renovata  est  cella  procuratoris  sumptibus  domicelü 
Morandi  de  Brunn,  sororii  praefati  domini  Hieronymi  tunc  pro- 
curatoris, pro  qua  restauratione  sunt  expositi  circa  quinquaginte 

t496.  aurei4).    Item  anno   domini   1498  restaurata  est  cella  F,   quae 

Ar  eh.  Nr.  366.  Ueber  die  F&sch  als  Baumeister  8.  J.  R.  Burckbardt  in  den 
Beiträgen  III,  207.  1)  Lib.  benef.  60b  find  die  Wohlthateo  des  Geor- 
gius  Wilhelm i  deeretomm  doctor  prepoeitus  ecclesie  sancti  Petri  Basüieaau 
(+  lä.Dee.  148$  verzeichnet.  Am  Schlüsse:  Item  12  florenos  reeepimus  pott 
eius  mortem  ab  executoribus  testamenti  sui  pro  subsidio  feneetre  mag&e 
chori  prope  tabulam  reliquiarum  cum  ymagine  crueifixi;  reliquam  partem 
domus  solvit.  Es  ist  somit  picht  richtig,  wenn  v.  Mülinea  I,  32  den 
Georgias  Wilhelm*  und  den  Georgius  Jkepfenbach  als  zwei  verschiedene 
Personen  behandelt  Was  die  verschiedenartige  Bezeichnung  betrifft,  so  ver- 
halt es  sich  damit  wie  mit  Heinricus  Arnold*  und  Heinneue  de  Alveldis 
(s.  S.  241  Aam.  2) ,  Andreas  Bodenstein  von  Carlstadt  und  Andreas  Csrl- 
stadt  und  ahnliehen  Fallen.  2)  Fecit  fieri  novam  fenestram  in  choro 

Oestro  cum  ymegine  beate  Margarete  post  summum  altare ,  pro  quo  ex- 
posuit  22  florenos  in  auro  Renens.  Lib.  benef.  327.  Vgl.  oben  3.  305 
Anra.  2«  3)  Fecit  fieri  magnam  fenestram  in  choro  cum  ymagine  beate 
virgini*  Marie  in  wie,  pro  qua  exposuit  20  florenos  in  auro.  Lib.  benef. 
2H,  wo  noch  andere  Wohithaten  dieses  Hans  Kupfernagel  und  «einer  Mut- 
ter, dar  Agnes  Kupfernageün  von  Basel,  verzeichnet  sind.  Hans  gab  unter 
Anderem  im  J-  1511  pro  quodam  instrumento  ferreo  ad  ligaturam  libroruo 
a  solidoe.  4)  Den  29.  Oet.  14S8  weihte  Nicolaus ,   Bischof  v.  Tripolis 

Geaeralviear  des  B,  Caspar  von  Basel»  im  Auftrage  des  B.  Otto  von  Con~ 
stanz  die  Kirche ,  per  decrustationem  parietum  chori  atque  nove  testudioa- 
tionis  snperindnetionem  emendatam  notabiliter  et  ingenti  decore  insignio- 
rem  effeetam,  aufs  Neue.  Karth.  Ar  oh.  Nr.  371.  5)  Dedrt  i5  Boras 
denariorum  anno  1490  divisim  pro  structura  transitus  inchoanda,  qui  edi- 
ficeri  dßbet  pro  habitationibus  fratrum  et  hospitum,  ouius  strueture  fundator 

atque  ineeptor  fuit  per  huiusmodi  summam. Item  1  florenum  in  loca- 

tione  prinu  lapidis  nove  strueture  prescripte.  Lib.  benef.  340,  wo  auch  die 
zahlreichen  andern  Wohlthaten  des  Johannes  David  verzeichnet  sind.  Ef 
starb  den  29.  8ept.  15U2.  6)  Morand  von  Brunn  gehörte  einem  im  13- 
Jahrh.  auftauchenden ,  noch  heute  nieht  ausgestorbenen ,  übrigens  nie  io 
zahlreichen  Gliedern  blühenden  Bürgergeachlechte  an.  Sein  Vater  Heinrich 
war  bis  zu  seinem  Tode  (1491)  Bathsherr  zum  Schlüssel  (au  Kaufleuten). 
Morand  dagegen  sitzt  unter  den  Aohtburgern  im  Käthe.  Die  Wohlthaten 
Monade  und  seiner  Frau ,  Maria  Zacbeckenburlin ,  Anden  sieh  veneiehset 


n-gj 


Capitulum  2.  335 

Ideo  aolummodo  quatuor  murie  exterio- 
atra  totaliter  eam  reformare  oportebat, 

In  Betreff  der  Wiederherstellung  der  Zelle  des 
)  bezeichnet,   9.  die  Beilage  de  cellis  Carthusiae) 
'11    dedit  20  florenos  pro  reformatione  celle  procura- 
;kenbürlin  af&nis  sui  1495.    Im  Jahre  1496  gab  er 
<  >  ymaginibus  procuratori  predicto,  und  seine  Frau  9  flo- 
■•o  novo  horologio  valde  magistraliter  facto,  licet  parvo,  pro 
.usdem  procuratoris  nostri.    Damit  ist  allerdings  die  Summe 
.<  n  ,   welche  die  Wiederherstellung  der  Zelle  nach  der  Chronik 
noch  lange  nicht  erreicht.    Morand  nat  eben  nicht,  wie  man  aus 
•  artlaute  unserer  Stelle  sehliessen  könnte,   diese  Kosten  alkin  ge» 
. :  6  fl.  steuerte,  wie  wir  aus  dem  Liber  benef.  200  erfahren,  Lud- 
.  Xscheckenbürlin ,  der  Neffe  des  Priors ,  und  ebenderselbe  liess  ausser- 
-n  ein  neue»  Fenster  für  die  stubella  der  Zelle  machen,  was  i  Vc  fl*  kostete, 
,er  gleichnamige  Vater  dieses  Ludwig  fecit  soulpere  ymaginem  beate  Mar- 
garete cum  domuneula  sua  fratri  Jheronimo,  constantem  6  flor.,  das  Uebrige 
wird  auf  andere  Weise  gedeckt  worden  sein.  Es  mag  nicht  unpassend  sein, 
an  dieser  Stelle  eine  kurze  Zusammenstellung  auch  der  übrigen  Wohlthaten 
des  Morand  und  seiner  Frau  zu  geben,  da  sie  ein  Bild  von  der  Art  und 
Weise  bieten  kann,   wie  die  Karthaus  von  ihren  Gutthfttern  beschenkt  zu 
verden  pflegte.     An  die  Bauten  des  Klosters  gaben  sie  ausser  den  bereits 
genannten  noch  folgende  Beitrage:  Im  J.  1500  gab  Maria  200  fl.,  um  einen 
Bronnen  Ton  der  Stadt  anzukaufen  und  ins  Kloster  zu  leiten  (vgl.  unten 
Cap.  5  pag.  o).     Im  J.  1505  spendete  Morand  14  s.  für  ein  kleines  Fenster 
orca  aiuore  crucis,   1507  l1/«  t6.  für  ein  Fenster  in  der  Basierstube ,    1508 
steuerte  er  50  t$.  oder  40  fl.  zur  Errichtung  einer  Uhr  Über  dem  Basier* 
bauee,   1509  sodann  30  fl.  zur  Erbauung  der  8tube  im  Hause  der  Gäste, 
im  folgenden  Jahre  gaben  er  und  seine  Frau  ein  grosses  Bett  in  die  Kam* 
Der  der  Gaste  im  Werth  von  6  fl.,  und  im  J.  1512  gab  er  dann  noch  Geld 
für  »ein  wisse  katholonische  flecki«  dazu.   Mehrere  Zinse  trat  er  dem  Klo- 
ster  ab,  damit  eine  Lampe  im  Kreuzgange  Tag  und  Nacht  brennend  erhal- 
ten werden  könne.    In  die  Küche  stifteten  sie  einen  Musskessel,  ein  an* 
dereernal  Geld  zu  einem  Tröglein,  im  J.  1498  lieferte  Morand  das  Tuch  zu 
einem  Mantel  (cappa)  für  Bruder  Georg  den  Backer,   ein  anderesmal  gab 
er  2  A  21/*  ».  zu  einer  Cappa  für  den  Laienbruder  Sebastian,  und  im  J. 
151$  stiftete  Maria  25  mitras  de  lino,  scilicet  nachthublin,  in  utroque  con- 
ten tu.  Dazu  kommen  mehrere  Geschenke  an  KirchenirarAthen  und  korenen- 
gewtadern,   17  s.  für  ein  Erbauungsbuch  für  den  Schaffner  Hieronymus, 
zahlreiche  Geschenke  an  Fischen,   ritanzen  (s.  oben  8.  261   Annt.  2)  und 
Wein,   ein  »schlegumnest«,  mit  Spezereien  angemacht,  regelmässige  Neu* 
jahrageschenke    (enoenia)   an  Geld  im  Betrage  von   1—2  Gulden   (andere 
(Jänner  oder  Gönnermaen  pflegten  zu  Neujahr  wohl  auch  LeckerU,  electua- 
ria,  su  spenden,  so  die  Elszbet  zum  Schiff.   Lib.  benef.  199),  ein  Beitrag 
von  50  fl.,  den  Maria  in  Betracht  der  Unkosten,  welche  das  Kloster  wegen 
seiner  Zehnten  in  Krensach  gehabt,  im  J.  1517  gab,  und  verschiedene  klei- 
nere Geldbeiträge,   zu  verschiedenen  Zeiten  für  Beherbergung  von  Gasten, 
f&r  Anschaffung  verschiedener  Gerftthschaften  u.  s.  w.  geleistet    Endlich 
vermachte  Morand  {Karth.  Arch.  Nr.  403)  dem  Kloster  500  fl.   Dreüura» 
dert  davon  sollten  die  Testamentsexecutoren  sofort  nach  seinem  Tode,  zwei- 
hundert nach  dem  Tode  seiner  Gemahlinn  auszahlen.   Von  jenen  300  sollten 
aach  dem  Lib.  benef.)  200  an  den  Bau  des  Klosters  gewendet,  die  übrigen  100 
mi  Zins  gelegt  und  die  Feier  einer  Jahrzeit  für  ihn  daraus  bestritten  werden, 
bei  der  dann  dem  Convent  eine  gute  Pitanz  aufgewartet  werden  sollte.   Dem 
Prior  Hieronymus  als  Testamentsvollstrecker  vermachte  er  überdies  noch  10  fl. 
Kr  starb  am  10.  Sept.  1513.   Maria  setzte  in  ihrem  Testamente  vom  21.  und 
22. Juni  1518  (Karth.  Arch.  Nr. 463)  als  Haupterben  1.  den  Prior  Hierony- 


336  Capitulum  2. 

pro  quo  expositi  sunt  circa  uoaaginta  aurei  Renenses»  quorun 
sexaginta  solvit  honestus  vir  Balthassar  Zymmerman,  genitoi 
quondam  confratris  nostri  Joannis  Zymmerman  1j .  Et  eadem  cell* 
ordinata  est  pro  habitatione  vicarii.  Sunt  etiam  posteris  anni 
aliae'quaedam  cellae  ruinosae  reformatae,  de  quibus  brevitati 
causa  singularem  facere  specificationem  omisimus.  Sed  summa- 
tim  excedunt  centum  florenorum  sumptus. 
t499.  Item  anno  t499  erectum  est  tectum  magnae  domus,  ubi  con 

struenda  erant  refectoria  duo,  alterum  pro  monachis,  alterum  pn 
conversis,  item  domus  hospitum  coquinaque  cum  suis  promptua- 
riis,   cellarium  et  dispensa,  quae  omnia  postea  completa  et  ad 

mu«,  oder  wenn  er  vor  ihr  stürbe,  das  Kloster,  2.  die  Kinder  des  Hans  Offen 
buiff  und  der  Magdalena  Zscheckenbürlin  (s.  oben  S.  331    Anm.  4)  ein 
Nach  Abzug  der  betrachtlichen  Legate  für  wohlthätige  und  kirchliche  Zwecke 
und  an  andere  Verwandte  sollten  der  übrige  Hmisrath   und  600  fl.  an  die 
Offenburgischen  Kinder,  der  Rest  zur  Hälfte  an  diese,  zur  Hälfte  an  den 
Prior  (bez.  das  Kloster)  fallen.     Die  Karthäuser  sollten  dafür  verpflichtet 
sein,  1.  jährlich  an  ihrem  Todestage  und  an  den  vier  Fronfasten  ihre  Jahr- 
sei t  au  Degehn  »und  zu  iedem  jarzit  ongevorlich  acht  tag  vor  oder  noch, 
wann  inen  glegen  ist,  den  vättern  und  br&dern  in  gotshuses  ein  gute  pie* 
tanz  über  tnison,  irer  seien  dester  volkomner  ingedenk  ze  sind,  se  geben«, 
2.  zwei  neue  Zellen  zu  bauen  und  zwei  Väter  mehr  als  bisher  su  unterhal- 
ten, 3.  jährlich  20  Vierzel  Korns  mahlen  und  backen  su  lassen  und  nach 
und  nach  an  arme  Leute  an  ihrer  Pforte  zu  vertheüen.     Sie  starb  den 
28.  Febr.  1626.  Der  Antheil  der  Karthäuser  an  der  Erbschaft  betrug  2621  n1 
(Karth.  Ar  eh.  Nr.  430).  —  Eines  der  Offenburgischen  Kinder,  die  übel- 
beleumdete  Dorothea,  hat  wahrscheinlich  das  Urbud  zu  Holbeins  berühmter 
Lais  Corinthiaca  abgegeben  (E.  His:  Die  Basier  Archive  über  Hans  Hol 
bein  den  Jüngern  (Sonderabdruck  aus  Zahns  Jahrbüchern  für  Kuostwissen 
schaft,  III.  Jahrg.)  S.  47  ff.)         1)  Lib.  benef.  295:   Oretur  pro  domino 
Johanne  Zymmerman  de  Lindow,  novioio  huius  domus,  et  pro  domino  Bal- 
thasar Zymmerman  genitore  eius,  qui  anno  1498  dedit  30  florenos  ad  refor- 
mationem  celle  P,   quatenus  filius  eius  prescriptus,   illa  die  indutus,  inter 
nos  locum  habere  posset.    Idem  dedit  30  florenos  anno  1499  pro  plenana 
eiusdem   celle   reformatione  j    qui   eciam   eodem  anno    professionem  fecit 
Seine  Mutter  schickte  den  Brüdern  viele  Schlafmützen  und  Taschentücher 
(facileta) ,  sie  stiftete  auch  in  die  Zelle  ihres  Sohnes  eine  kostbare  Altar- 
tafel und  viele  Oeräthschaften ,  die  Kleider,  die  er  als  Novize  su  tragen 
hatte,  und  einen  Pelzrock  (nach  Statuta  ant.  H,  16  §  2  sollte  jeder  Be- 
wohner einer  Zelle  deren  zwei  haben,  einen  besseren  und  einen  geringeren.1. 
Ausserdem  schenkte  Balthasar  noch  zu  verschiedenen  Malen  Geld,  einen 
Sahnen  im  Wcrth  von  3  €Lt  Salz,  Reis  u.  s.  w.  —  Es  ist  nicht  ganz  klar, 
ob  die  Zelle  P,  Ton  der  hier  die  Rede  ist ,  die  auf  unserem  Plane  mit  P 
bezeichnete  oder  die  dort  mit  "1"  bezeichnete  Eckzelle  ist.  Louber  hatte  aus 
bestimmten  Gründen  die  Bezeichnung  dieser  beiden  Zellen  vertauscht  und 
es  scheint,  dass  nach  dem  Tode  des  Heinrich  v.  Ahlfeld  zunächst  an  eine 
Wiederherstellung  der  Eckselle    gedacht  wurde  (S.  die  Beilage  de  celii* 
Carthusiae.).  —  Es  ist  auch  nicht  recht  deutlich,  in  welcher  Besiehung  die 
hier  beschriebene  Restauration  su  der  unten  in  den  Anmerkungen  zu  Csp.  5 
erwähnten,   zur  Zeit  von  Loubers  Tode  1513  projektierten  der  cell*  cruew 
steht.  —  Johann  Zimmermann  scheint  die  früher  von  Johann  de  Lapide 
bewohnte  Zelle  I  (s.  oben  S.  333  Anm.  2)  zur  Wohnung  erhalten  zu  haben. 
Barbara  Mellingerin,   die  Frau  des  Buchdruckers  Johann  Petri,   stiftete 
(1502,  wie  es  scheint)  l1/*  iL  pro  fornace  in  cella  I  intuitu  afflnis  sui  con* 
fratris  nostri  Johannis  Zymerman  facta  (Lib.  benef.  103). 


Capitulum  3.  8.  337 

consummatkmem  justam  usque,  perducta  sunt  per  eins  succes- 
sorem  etc.  Porro  pro  solo  tecto  expositi  sunt  ducenti  sexaginta 
aurei,  ad  quod  ducenti  ordinati  faerant  seu  destinati  a  domino 
Philippo  Stouffer1)  confratre  nostro  de  hereditate  sua  paterna. 
Sunt  autem  et  pleraque  alia  plurima  ab  eodem  venerabili  patre 
Jacobo  aut  constructa  vel  restaurata,  et  praecipue  bibliotheca 
bina  pro  libris  reponendis.  Insuper  et  templum  decoris  orna- 
mentis  et  ipsa  domus  varia  suppellectile  referta  est,  quae  tarnen 
omnia  singillatim  perstringere  [g]  duximus  non  esse  necessa* 
rium,  cum  sparsim  divereis  annis  eub  eodem  pastore  domus  de 
die  in  dies  meliorata  sit,  quae  tarnen,  si  simul  collata  essent, 
non  modicae  esthnationis  reputari  possent. 

Cum  vero  pater  idem  venerabilis  viginti  annis  huius  do- 
mus prioratU8  obedientiam  fideliter  administrasset,  cum  ipse 
praecedenti  capitulo  generali  pro  urgente  necessitate  ad  domum 
Aulae  b.  Mariae  in  Buxia  prope  Memmingam2)  provintiae  Ale- 
maniae  inferioris3)  illuc  pro  priore  ordinatus  fuisset,  sed  ipse 
alinm,  scilicet  dominum  Gregorium  monachum  professum  do- 
mu?  Friburgensis4);  loco  sui  in  eodem  capitulo  surrogari  fecit, 
sed  cum  praefatae  domus  prior,  dominus  Johannes  Keszlin6), 
artium  et  juris  utriusque  doctor,  paulo  post  vita  decessisset» 
ipse  dominus  Gregorius  a  suo  conventu  pro  priore  revocatus 
est,  quare  idem  pater  Jacobus,  qui  ante  ad  domum  Buxiae  a 
capitulo  pro  priore  ordinatus  fuerat,  i terato  a  patre  reverendo 
Carthusiae  ad  eiusdem  domus  praesidentiam  ire  jussus  est« 

Denique  cum  superius  annotaverimus,  qualem  domus  star- 
tum,  quantum  ad  annuos  proventus,  idem  reppererit,  nunc  qua- 
lem reliqueritj  huc  subjungere  placuit.  De  hoc  require  in  eius- 
dem registro,  quando  recessus  sui  rationem  dedit. 

Capitulum  3. 

Et  cum  in  praefata  domo  Buxiae  quinque  annis  prioratus 
obedientiam  administraeset,  ibidem  laesus  paralysi,  cum  se  sen- 
tiret  illic  amodo  parum  profuturum  fore,  etiam  apud  capitulum 
pro  sui  absolutione  diligenter  instetit,  quam  et  obtinuit.  sub  tali 
tarnen  optione,   ut  vel  Buxiae  manere  Tel  Basileam  repetere 

».  Di«  C&piteHtberaehrift  hftt  Georg  ertt  spfctar  an  de*  B&ad  gMohrieten. 

1)  Ueber  Philipp  Stouffer  s.  oben  8. 3 1 3.  Vgl.  S.  340, 5.  347, 7.  2)  Bux- 
b«m  bei  Memmingen.  3)  Ein  Verzeichnis«  der  Ordensprovinzen  mit 

timmüichen  Klöstern  findet  sich  am  Schlüsse  der  in  der  folgenden  Anmer- 
ümj  erwähnten  Statutensammlung.  4)  Gregorius  Reysch ;  s.  aber  ihn 

Reformationschronik  ad  ann.  1525.  Er  ist  es  auch,  der  die  im  J.  1510 
M  Job.  Amerbach  erschienene  Sammlung  der  Statuten  und  Privilegien  das 
Ordens  besorgt  hat  (vgl.  unten  die  Anmerkung  1  su  S.  345).  5)  J.  Keszlin 
von  Leonberg  f  1502.  S.  H.  Schreiber :  Die  Karthause  bei  Freiburg  im 
Freiburger  Adress-Kalender  für  1868  S.  V. 

Rufer  Ckraifcen.  I.  22 


338  €aj>Uulum  3. 

placeret  vel  denique  domum  quamcunque  aibi  placeQtem  eli- 
gere  vellet,  illuc  se  taransferre  posset  et  expensia  domorum,  qui- 
bus  praefuit,  ibidem  sustentan  deberet.  Sed  sibi  prae  omnibus 
ülam  domum  suae  professionis,  utpote  in  qua  plus  labora?erai 
et  fructificaverat,  ob  amorem  indytae  patrxmae  suae  sanctae 
Margar  etae  promptus  et  alacer  elegit.  Et  cum  Ulk  etiam  quiii- 
que  annis  valetudinarius,  hoc  est  aegrotana,  maueret,  putrefacto 
sinistro  pede  suo,  quem  ohyrurgici  consulehant  abscindendum, 
cum  ille  sibi  praecideretur,  concurrentibus  aliis  inoommodi* 
sui  corporis  atque  senili  gxavamine,  in  eodem  momento  defun- 
1515  ctus  est  proxima  die  post  festum  sancti  Joannis  Baptistae  in 
sabbato,  scilicet  sub  missa  conventuali,  sacramentis  eoclesiasti- 
cifl  devote  pridem  susceptis  ab  eo,  anno  domini  1513. 

Hie  devotua  pater  vocatu*  fuit  ad  oidraem  CarthuaienseiD 
1477  anno  1477  in  festo  epiphaniae;   die  sequenti  perpetuam  conti- 
ft' J"' nentiam  vovit»  adbuc  oonstitutus  in  saeculo.   Idem  eodem  anno 
S7.F«br.penultima  februarii  in  loco  Heremi  tanim *)  vovit  atque  apud  se 
5.  iui.  conclusit  ordinem  Carthusiensem  infrare.   Quinta  autem  die  maii 
domum  hanc  ordinis  gratia  intravit.     Suscepit  autena   ordinis 
s.MBi.  Carthusiesxsis  habitum  oetava  die  mensia  eiusdem,   id  est  in 
.  festo  apparitionis  sancti  Michaelis.   Ordinatus  fuit  in  sacerdotem 
SiSüil eodem  anno  ultima  maii;  porro  in  festo  sancti  Jaoobi  prunitias 
"NoT.cecinit,  deinde  in  solemnitfete  sancti  Hugonis  eodem  anno  pari- 
ter  ex  ordinis  indulto  profesaionem  solemnem  fecit2).    In  anno 
1490  vero  1480  in  die  sancti  Urbani  electas  fuit  in  priorem  huius 
'  domus,  altera  vero  die  sive  sequenti  confiraaatue  mit  et  inthro- 
2«.  u»i.*nizatufl,  et  fuit  feria  sexta,     Fuit  autem  vir  affabiliw ,   eloquio 
dulcis  et  .consolatorius,  in  corripiendo  severus  et  ad  praeeaven- 
das  filiorum  tentationes  aon  imprudens  aut  negligens,   quippe 
qui  in  multis  experientiam  habuerat  et  in  litteris  maxime  sacris 
ac  piis  exercitiis  sedulo  versatus  sit.   Sub  huius  nimirum  tem- 
pore  et  sub  ipsius  regimine  domus  haec  doctos  et  litteratos  ac 
devotos  valde  viros  habuit,  nempe  dominum  Joannem  de  La- 
pide,  de  quo  supra?)  pauxilhua  et  infra4)  latius  dioetur,  item 
dominum  Hieronymam  Zschegkeburlin  legum  lioentiatum,  ma-i 
gistrum  Ambrosium  Alantsee,  virum  utique  praedarum,  litten- 
tum  et  valde  religiasum,  qui  ex  ordine  Cluniacensi  de  monaste- 
rio  sancti  Albani  huius  patris  Jacobi  hortatu  (cuius  et  intimus 
socius   in   saeculo   faerat)   Be  ad  ordinem  nostram  contulit*i. 

14-  Am  Eanfe :  Haee  in  qnoforo  pstltorio  nnanali  iprtn  «um»  dinwritii»  M»  fotafori 
coaaigMU.  rtpperi. 

1)  Einaiedeln.  2)  Vgl.  Lib.  beaef.  327  (Nov.  17).  Der  hl  Hitfo. 
Bischof  roa  Grenoble,  an  dessen  Tage  Louber  und  sniter  auch  Hejuin 
ihren  Profess  ablegten ,  aenos*  bei  dan  Karthausera  eines  besonders  An- 
sehens. Mit  seiner  Hilfe  hatte  einst  der  hl.  Bruno  das  MMtterUoster  in  der 
Chartreuse  gegründet.  3)  8.  331, 16.  4)  Cap.  4.  5)  Ambrotiui  Alant- 
see  (auch  Allan  taee,  Allantse,  Alenaee  geschrieben)  war  aus  Füeaen  getoürag 


CapHulurn  8.  339 

[h]  Coiüa  quaavta  diligentia  faerit  in  eaori&  littaris,  ifwius  opur- 
Kula  testari  poterun^  quorum  ingena  est  numerus,  per  dictum 
pfcm  Jaoobum  düigenter  exquiekus  et  in  unum  speciale  re>- 
ftttram  et  rotulum  annotatus.  [Hie  primum  ab  eodeni  patne 
fecobo  prior  Qrti  Christi1)  facbis  poatmoduni  in  acta  visitatio- 
ms  convisikator  defunetus  est.]  Item  magistrum  Ludovicuta  Mo- 
Kr2) }  vifum  nan  oontemnend&e  Jitteraturae  religtositatisque  6t 
e  Latino  in  Germanum  idioma  bonum  Interpretern ,  siewt  eius 
opuscuk  testentuT3) ,  item  magistrum  Conradum  de  Urach4), 

Ein  Bruder  von  ihm  war  Magister  Johannes,  decretorum  licentiatus,  Cano- 
lieug  zu  St.  Peter  in  Basel,  als  Lehrer  an  der  Universität  wie  Loubftr  der 
Partei  der  Nominellsten  angehörig  {Vis eher:  Gesch.  der  Universität  168), 
ein  anderer  Augustinus,  Canonieus  ebendaselbst.  Dieser  Magister  Johannes 
Alltnteee  (er  lebte  noch  1518)  ist  nicht  au  verwechseln  mit  Johann  Allant- 
*e  von  Sehoagau,  der  in  den  80er  Jahren  als  Schaffner  der  Karthaus  ver- 
*rb  (a.  oben  &  315,  Lib.  benef.  101.  102.  199>>)  und  mit  den  Familien 
Auerbach  und  ftscheckenburlin  befreundet  war.  Ak  Schaffner  erscheint 
er  schon  im  Jahr  1482.  1)  Christgarten  {domus  Hord  Christi)  bei  Nörd- 
hgea.  Bert*  er  dorthin  kam»  war  Ambrasius,  wie  wir  aus  dem  Repefc- 
tonum,  dem  alphabetischen  Cataloge  der  Karthämserbibliothek  (s.  oben 
8.329  Anm.  2)  erfahren ,  Yicar  der  Karthaus  in  Basel,  wohl  als  Nachfolger 
des  Martin  Strfiulin.  Wenn  dieser  die  Wurde  bis  an  seinem  nach  1500  er- 
folgten Tode  beibehalten  hat,  so  muss  die  Versetzung  Allantsees  nach  Nörd- 
Si  erst  in  der  Zeit  stattgefunden  haben,  als  Louber  Prior  in  Buxheim  war. 
dwig  Moser  aus  Zfirich  (in  dem  von  Urban  Moser  angelegten  alphabeta- 
äehen  Bibliothekacatalog  nennt  ihnOeoze  Ludovicus  Paluaianus,  vulgo  Moser 
de  Turego),  Sohn  des  Ulrich  Moser  und  der  Adelheid  Suterinn,  war  früher 
Siadtechreiber  in  Bheinielden  gewesen  und  unter  dem  Prioeate  Heinricas 
t.  Ahlfeld  in  die  Karthaus  getreten.  Eb  liess  die  Zelle  K  bauen ,  welche 
wh  der  Chronica  fuodaüoais  (S.  200,  44)  etwa  230,  nach  der  genaueren 
Aagabe  des  Liber  benefactorum  etwa  260  fL  kostete  (celz  florenos  heisst 
ei  dort;  das  gesperrt  Gedruckte  ist  von  der  Hand  Loubera  auf  einer  Rasur 
angetragen ,  durch  welche  die  frühere  Eintragung  des  Priors  Heinrich  ge- 
tilgt werden  ist,  wahrscheinlich  waren  eben  die  Kosten  nach  dieser  ersten 
Sntragaag  nach  geatiegen),  und  stiftete  au  deren  Dotierung;  erat  einen 
jährlichen  Zme  von  6  ff.,  dann  noch  weitere  Zinsen  und  Gefalle ,  im  Gen- 
ien ein  Capital  von  500  Gulden  repräsentierend;  auch  sonst  bekam  die 
Kalthaus  viel  aus  »einem  Vermögen,  im  Ganzen  etwa  1014  fl.  nebst  mari- 
«hem  Havsgaräthe  (Lib.  benef.  113).  Im  J.  1482  wurde  er  Prior  in  Ittin- 
gen  (t.  Malinen  L  229.  Lib.  benef.  15»).  Unter  ihm  starben  sammt- 
uehe  Conventualen  an  der  Pest.  1486  resignierte  et*  und  kehrte  nach  Basel 
«rück,  wo  er  16.  Juli  1510  starb  (v.  Mülinen  a,  a.  O.  Vgl.  Calenda- 
rium  Juli  16).    Wenn  v.  Malineu  sagt,  «r  sei  »aus  Weinfeiden  im  Thur» 

S«  gewesen,  so  hegt  hier  ohne  Zweifel  eine  Verwechslung  mit  Rhein- 
Jen,  wo  er  icine  Zeit  lang  gelebt  hatte,  zu  Grunde.         3)  Ein  ausführ- 
hches  Yerseiehniss  der  auf  der  Karthiuserhibliothek  befindlichen  Opnseura 
ffitfirpretstorom  devotkmalimm  «  Latino  in  elegans  ac  conoinne  Alemankrum 
fernaeuke  linguae  nostrae  jan>  multorum  taieorum  devotione,  welche  Moser 
gnehrieben  und  die  zum  Theil  gedruckt  worden,  giebt  Georg  in  dem  aiphabe- 
tiiehA  Repertorinm  derselben.    Beigefügt  wird:  Praeter  naec  ■uprascriptk 
noita  alia  interpretasse  fertur  ad  diverse  loca,  uti  erat  -agilis  ad  haec  mfleaiL 
4)  Ein  dominus  Conraduo  Cfiolin  de  Urach  senior  professus  domus  naive 
«ichemtCalendarium  Mai  25  (ade  es  scheint  im  Laufe  der  20er  Jahre 
da  16.  Jahrb.  eingetragen.     Vgl.  /Einleitung   au*    Reformation«- 
chiouik). 

22* 


340  Capitulum  3. 

magistrunx  Urbamim  Moser l) ,  dominum  Joannen!  .  de 
canonicum  quondam  in  Nidren  Baden2),  quem  ßaepedictus 
Jacobus  domui  Aigentinae  praefecit  in  priorem  *) ,  aed  et  J< 
nem  de  Constantia,  litteratum  valde  monachum,  item  Mi 
num  Ströulin  procuratorem4) ,  dominum  Philippum  Stouffer  U 
gum  baccalareum  et  nobilem  genere,  sagacis  ingenii  pro  ten 
poralibue  gerendis,  qui  et  postmodum  procurator  et  vicariu 
sub  auccessore  patria  eiusdem  factus  est6).  Hos  omnes  hie  pi 
ter  sub  suo  regimiae  habitos  quanta  quaeso  oportuit  eum  agei 
circumspeetdone,   quod  eos  in  ordinis  concordantia   consemi 

1)  Urban  Moser,  Sohn  des  Ammanns  Hans  Moser  von  Appenzell 
scheint  im  J.  I 500  als  Magister  im  Facult&tsrathe  der  philosophischen  Fi 
tat  der  Universität  Basel  (Vi  sc  her:  Geschichte  der  Universität  184). 
24.  Febr.  1602,  also  erst  unter  dem  Priorate  Zscheckenburlins,  that  erPi 
feas  in  der  Karthaus,  wo  er  Schaffner  und  Vicar  wurde  (Lib.  benef 
66.  63.  Calendarium  Jan.  13.  Titelblatt  des  Repertoriums  der  Ki 
th&userbibliothek.  Karth.  Aren.  Band  G,  164»>).  Schon  1506  scheint  i 
(namentlich  nach  der  zuletzt  ernannten  Stelle)  Vicar  gewesen  tu  sein,  * 
denn  auch  Philipp  Stouffer  schon  am  26.  Jan.  1507  als  Sehaffher  ertchei 
(Karth.  Aroh.  Nr.  416).  Die  Stellung  Mosers  als  Schaffner  -war  mir  na 
unbekannt  gewesen,  als  ich  S.  313  Anm.  7  die  Vermuthung  aussprad 
Stouffer  sei  im  Schaffneramte  unmittelbarer  Nachfolger  Zscheckenbürlii 
gewesen.  —  Ueber  das  von  Urban  Moser  angelegte  Repertorium  der  Bibli 
thek  s.  oben  8.  329  Anm.  2.  2)  Baden-Baden  im  Gegensatz  zu  Bad. 

im  Aargau,  das  noch  jetzt  in  Basel  Obern-Baden  genannt  wird.  3)  Joh* 
nes  Hochberg  hatte  erst  längere  Zeit  im  weltlichen  Stande  gelebt  und  d 
Würde  eines  cancellarius  atque  orothonotarius  nrincipum  de  Baden  bekli 
det,  in  welcher  ihm  sein  Sohn  Sebastian  nachfolgte.  Dann  war  er  Caa 
nieus  und  Cantor  der  Kirche  zu  Baden  gewesen.  Am  21.  Oct.  1488  that  I 
Profess  in  der  Karthaus  zu  Basel.  Nach  Cap.  4  unserer  Chronik  war  es  d 
Beispiel  Heynlins,  das  ihn  hiezu  veranlasste  (Heynlin  war  eine  Zeit  lai 
Rector  des  Stiftes  in  Baden  gewesen.  Vi  scher:  Gesch.  d.  Univ.  Basel  163 
Er  starb  in  Strassburg,  wohin  er  als  Prior  versetzt  worden  war.  Li| 
benef.  300.  Calendarium  Min  21.  4)  S.  Ober  ihn  oben  S.  314  i 
Er  scheint  aus  Basel  gewesen  zu  sein,  in  bescheidenen  Verhältnissen  gefo 
ren.  Aus  dem  Nachlasse  seiner  Mutter  Agnes  flössen  dem  Kloster  an  Gc 
und  an  Hausrath  24  U.  13  s.  zu  (Lib.  benef.  230).  Ein  Oheim  von  ihn 
Rudolf,  war  Leutpriester  zu  St.  Theodor,  nachher  Caplan  und  Assuias  a 
Chor  des 'Monsters.  8.  315  Anm.  2  hatte  ich  es  als  auffallend  erkürt,  da 
unsere  Chronik  und  das  Calendarium  den  Martin  Ströulin  nur  Proculin 
nennen  und  seiner  Stellung  als  Vicarius  nicht  gedenken*  Wenn  wir  ah 
sehen,  dass  die  uns  durch  den  Liber  benefactorum  und  das  Kepertoriui 
bezeugte  Stellung  des  Urban  Moser  als  Vicarius  ebenfalls  von  jenen  beide 
gar  nicht  erwähnt  wird,  so  werden  wir  uns  durch  jenen  Umstand  niel 
abhalten  lassen,  der  Angabe  der  Predifftensaaunlung ,  die  den  Ströuli 
Vicarius  nennt,  vollen  Glauben  zu  schenken.  Uebrigens  wissen  wir  jeti 
dass  diese  Angabe,  das  Calendarium  und  die  Chronik  alle  von  demselbe 
Bruder  Georg  niedergeschrieben  sind  (S.  329  Anm.  2  und  Einleitung  sa 
Reformationschronik).  StröuHns  Nachfolger  im  Vicariat  war  wohl  An 
brosins  Alantsee  (S.  339  Anm.  1).  5)  S.  oben  S.  313  f.  Vgl.  8.  337,4.  Ai 
Stouffer  als«  Prior  nach  dem  zerstörten  Ittingen  abgieng,  gab  Georg  (übe 
seine  Stellung  als  Bibliothekar  s.  die  Einleitung  zur  Reformation« 
chronik)  laut  einiger  Notizen  im  alphabetischen  Repertorium  mit  Genes 
migung  des  Priors  Hieronymus  eine  Anzahl  von  Binden  aus  der  Biblio 
thek  dorthin  ab. 


Capitulum  3.  341 

«wt  et  inter  se  dissidentes  aut  aemulantes  nonnunquam  pa- 
üfcare  aut  tranquillare  nosset?  Hie  profecto  magna  fuerat  opus 
idustria  diTinae  gratiae,  quae  et  tot  eruditos  insimul  habitan- 
«  non  dispeigi  sineret  et  praelato  tali  constantiam  adversus 
Stentes  porrigeret.  Quamvis  enim  domus  ipsa  tot  egregiis 
im  tunc  ornabatur  (fuerat  quippe  domus  haec  tunc  temporis 
a  magna  gloria  coram  ex  traneis  et  etiam  in  ordine,  ita  quöd 
wificata  videri  poterat  revelatio  patris  N.  Brunswig,  de  qua1) 
aprimo  capitulo  chronicae),  non  tarnen  de  omnimoda  concor- 
ia  domesticorum  eorundem  perfecte  letabatur,  et  sicut  de  illo- 
um  eminentia  litteraturae  foris  gloriari  poterat,  ita  sine  ecan- 
Wi  dolore  apud  semetipsam  permanere  non  valebat.  Raro 
flippe  fieri  potest,  ubi  in  eodem  contubernio  plures  litterati 
nml  cohabitant,  quin  zelus  et  aemulatio  cum  contentione  prae- 
ktoruro  et  ambitione  suboriantur,  unde  postmodum  multa  se- 
fliitur,  iiecesse  est,  fratrum  inquietudo,  partialitas,  contemptus 
i  irreverentia ,  immo  et  plurima  scandala  nedum  in  ordine 
fflscitantur,  ged  etiam  coram  saecularibus.  Non  quod  haec  in 
wjfgillationem  tot  virorum  religiosorum  dieta  sint,  sed  in  com- 
■endationem  potius  tanti  pastoris,  qui  talibus  malis  ingruen- 
<nim  tentationum  prudenter  et  zelose,  quod  ramm  est,  potuerit 
obviare.  Quanquam  et  hoc  quoque  interdum  pacatis  domibus 
»leat  turbationis  et  inquietudinis  ansam  praebere,  quando  prae- 

ritus  eius  frequentius  abesse  cogitur ,  sicut  et  lue  venerabi- 
pater  propter  crebras  visitationes  per  totam  Germaniam  [fuit 
eoim  convisitator  provinciae  Rheni  et  quodam  tempore  provin- 
jae  raperioris  Alemaniae]  a  reverendo2)  et  capitulo  sibi  in- 
jMirtas  a  domo  saepius  abstrahebatur  invitus,  licet  ubique,  quo- 
funque  missus  fuisset,  utilis  et  gratiosus  extiterit,  plurimum 
Ductus  afferens  in  domibus  visitatis  propter  singularem  gratiam 
«hortandi,  confessiones  audiendi,  discrete  corripiendi  et  infir- 
nos  consolandi.  Si  autem  haec  alibi,  quid  in  domo  propria? 
Profecto,  qui  grati  sunt,  haec  ipsa  de  eo  profiteri,  velint  nolint, 
«ffuntur.  Licet  autem  nonnullis  severior  visus  fuerit,  absit  ta- 
men,  ut  üdem  hoc  odii  vel  livoris  vicio  deputent,  quod  disci- 
plinae  regularis  censurae  juste  debebatur.  Quod  autem  nullos 
aut  quasi  nullos  libros  scripsisse  vel  edidisse  putatur,  quasi  qui 
jugiter  in  exterioribus,  ranus  in  cella  commoratus  sit,  hoc  nul- 
latenus  quemquam  movere  debet.  Nam  qui  expenderit  (prout  a 
«prineipio  hirius  narrationis  in  superioribus  annotatum  est),  quanta 
%entia  chorum   providere   sategit,   id  est  cantum  et  modum 

1}  S.  249.  2)  Unter  dem  reverendus  ist  der  Prior  der  grossen  Car- 
l!»w  iq  verstehen.  Vgl.  8.  337, 24 :  a  patre  reverendo  Carthusiae  ad  eins- 
im  domw  praesidentiam  ire  jussus  est.  Die  Prioren  der  eimelnen  Klöster 
taten  einander  nicht  reverendus  anreden ,  sondern  religiosus  oder  vene- 
ria oder  dilectus ;  von  ihren  Untergebenen  sollten  sie  domini  genannt 
***.  Stat  nov.  II,  3  §  15. 


342  Capitata»  &  4. 

divina  rite  et  expedite  celebrandi,  super  qua  ue  speciale»!  librum, 
quem  ordinarium  aovitii  vocavit  etc.,  manu  sua  conscripsit,  ni- 
hüominuß  tameu*  quantum  pro  aliia  officüs,  nempe  aaeristae, 
procuratom  et  priori« ,  identidem  scripserit  et  paasim  ad  mar- 
ginea  per  se  lecta  diligenter  annotaverit,  immo  quaatum  in  bi- : 
bliotbeeU  et  registris  domus  muverei&  (praesertim  aotentur  libri 
litteraruiu  ceaaualium  etc.  a  se  primo  comportati.  et  in  ingens 
volumen  redacti1)),  per  se  comportatis  laboraverit:  iß  reverami- 
rabitux  indefeeaum  illiua  ad  agenda  talia,  in  tali  officio  oonsti- 
tuti,  oonatum  fervidißsimum.  Praeterea  tarnen  libellum  quen- 1 
dam  de  modo  contemplandi  edidit,  item  de  anno  jubileo,  ma- 
teriam  valde  notabilem,  quam  et  in  colloquio  publice  coram 
iMO.  conventu  disseruit  anno  domini  1600,  insuper  et  complures  col- 
lationes  pro  acribus  visitationum ,  in  quibua  quantae  acientiae 
fuerit,  luce  claxius  patet,  et  quantum  scriptum*  vel  editurusi 
fuerat,  si  in  solitudine  sibi  soli  vixisset  mcolumis.  Quamvis 
autem  post  sui  absolutionem ,  uti  supra  commemoratum  est, 
quasi  quinque  amris  in  cella  permanserit ,  propter  debilitatem 
tarnen  corporis  et  mokßtias  dolorum  et  senectutis  nil  amplius 
scribere  potuit2).  Non  tarnen  ob  hoc  inutilis  aut  ingratus  velsj 
onerosus  fratribus  fuit,  nempe  qui  singulis  ad  se  venientibus 
verbum  edificationis  et  consolationis  uberrime  dicere  nosset  et 
in  tentationibus  tanquam  vir  expertissimus  remedia  congrua 
monetrare,  semper  aut  orans  aut  legens  aut  meditans  ac  usque 
ad  ultimum  vitae  suae  terminum,  quae  sunt  ordinis,  pro  posse  « 
fideliter  exequendo  longanimitatis  et  patientiae  virtutibus  seme- 
tipsum  viriliter  accingebat.    Cuius  anima  requiescat  in  pace. 

[i]     Capitulum  4. 

De  vita,  cotwersatione ,  dcriptis  et  obiiu  egregii  domini  Joanmt 

de  Lapide  sacrae  paginae  docfaris*)*  » 

Domus  huius   gloriae  ac  decori  non  parum  accessit,  quod 
venerabilis  confrater  noster,  quondam  dictus  doctor  Joannes  de 

1)  Im  J.  1490  hat  er  zwei  Copialbücher  anlegen  lassen,  das  eine  für  die 
Briefe  über  die  ablösbaren,  das  andere  für  die  über  die  ewigen  Zinsen,  im 
J.  1491  hat  er  mit  eigener  Hand  einen  genauen  Zinsrodel  angelegt.  Es 
sind  die  Bände  E,  F,  Q  des  Karth.  ArchiW  2)  üeber  Jaoob  Louber  als 
Gelehrten  (ar  hielt  auf  der  Universität  su  den  Nominaliaten)  a.  Vi  sc  her 
Gesch.  der  Universität  168  f.  —  Einen  Brief  des  Johann  Keuohlin  an  ihn, 
d.  d.  Stuttgart  1488,  Aug.  22  (in  dem  Bande  E.  III.  15  der  Basler  Univer- 
sitätsbibliothek) ,  worin  er  ihn  um  seine  Verwendung  bittet,  damit  das  Pre- 
digerkloster ihm  die  Minuakelhandsohrift  des  Neuen  Testaments,  die  es  ans 
dem  Nachlas*  des  Johann  v.  Ragusa  besass  (A.  N.  IV.  2  der  Universität*- 
bibliothtk,  in  der  Texteskritik  des  N.  T.  als  Codex  y  oder  Codex  Beuchlm 
bekannt!  wir  Benutaung  überlasse,  wird  Herr  Dr.  Ludwig  Geiger  in  seiner 
Sammlung  der  Reuohlia'aehen  Briefe  veröffentlichen.  3)  Ueber  den  be- 

rühmten Vertreter  des  Realismus  Johannes  Hevnün  von  Stein,,  iateinisdi 


Capttahtm  4:  343 

Lapide,  cogaooiento  HanKn,  convenrioms  gratia  ac  amore  qwe~ 

tis,  silentü,  solitudinis  et  oontempiationis  post  innumeras  fati- 

gationes  activae  vitae,   in  qua  se  laudabiliter ,   dum.  in  aaeculo 

viveret,   exercuit,  tandem  hune  loctrm  sibi  delegerat,  attractus 

mmirum  odtore  bonae  famae,  quo  tum  totus  endo  Carthusiensi», 

tum  etiam  doinus  haec  ipea  propter  praecedentes  patres  et  tum 

praesentes   coram  universis  fragravit,   et  quia  tunc  mundua  in 

charitate  dei  et  proximi,  supra  quam  credi  potest,  nedum  te- 

puerat,  sed  et  solito  more  temporum  horum  norissimorum  pe- 

nitua,    ut    ita  dixerim,   refrixerat,   et  ipse  idem  doctor  parum 

fruetus  l«gendo,  chsputando,  concionando  poese  videret  feteere, 

credens  cum  beato  Hieronymo,  tutras  esse  solum  salvari  quam 

perire  cum  pluribus,   sUtim  postquam  ordinem  intravit,  juravit 

et  statuit  euetodire  judicia  justiciae  dei,    hoc  est  professionem 

>  fecit.    [Intravit  autem  in  festo  assuraptionia  b.  Mariae  post  ha-  1614f jL 

bitum  scrmoiiem  in  cathedrah  templo  eiusdem ]) ,  id  est  circiter 

horam  prunam  pomeridianam,  et  piofesnonem  fecit  ipso  die  saneti : 

Hugonis  anno  domini  1487 2).)  —  Porro  quantum  decoris  et  uti-n.Nov. 

litatis    secum    attuleritin  Kbria  ae  diversi  generis  scientiararo 

i  codieibus,   partim  in  superioribns  est  mnnotatum  9)  et  infra  fmubr 

plus  dieetur.      Unde  ne  proprio  videamur  inmti  testimonip,  de 

ipsius  latiori    commendatione  opere  pretium  fuerit  ex  catalogo 

virorum  illustiium  seu  scriptorura  Germaniae,  quem  venerabi- 

\\»  dominus  Joannes  Tritemius  Spannhementis  abbas  composuit, 

äperpauca  recensere,  ne  tanti  viri  memoriam  prorsus  negtexisse 

videamnr;    licet  enim  rir  idem  hoc  nunquam  in  vita  sua  con- 

cupiverit  et  ob  hoc  vel  maxime  Cartbusiensem  aeretaum  prae 

saeculi  cathedris  et  honorincis   sedibus  elegerit,   ut  delitesceret 

et  mundo  mortuus  velut  sepuhus  a  conspectu  et  memoria  ho- 

»minum  abseonderetur,  justum  tarnen  est,  ut  qui  non  tarn  sibi, 

quam  publicae  rei  Christianoram,  quoad  lieuit,  prodesse  studuit, 

quod  illius    quantulacunque  memoria  posteris  relinquatur  non 

penitus  abolenda.    Verba  autem  Triteatii  sie  haben  t*) :  »Joannes 

de  Lapide   monachus  ordinis   Carthusiensis  domus   Basiliensis, 

nvir  in  divinis  scripturis   exuditissimus   et  saecularis  litteraturae 

non  ignarua^  ingenio  subtilis,  sermone  disertus,  vita  et  conver- 

satione  pxaeclarus.    Qui  olim  in  gymnasio  Parisiensi  magiste- 

rium  in  artium  faeültate  assequtus  pluribus  annis  rexit  in  eadem 

studiumque  sacrarum  litterarum  docendo,  legendo  ac  disputando 

de  oder  m  Lapide,  ».  besonders  Vischer:  Geschichte  der- Universität  Basel 
140  (Anm.  1,  wo  auch  die  übrige  einschlägige  Lhteratur  angeführt  ist)  ff., 
151  ff.  1 )  Sie  war  die  Patroninn  des  Münsters  in  Basel.    Einige  klei- 

nere Geschenke ,  die  er  noch  als  Canonions  und  Prediger  am  Münster  der 
Karthaus  machte»  sind  im  Liber  benefactorutn  zunu  Tage  von  Maria 
Himmelfahrt  angemerkt  (331t>).  2)  Vgl.  Lib.  benef.  327b  (Nov.  17). 

3;  S.  oben  8.  333, 1.  4)  Bl.  58  der  oben  $.  325  Anm,  2  angeführten  Aus* 
gfcbe  von  1495, 


344  Capitata»  4. 

diligenter  prosequens  doctorali  dignitete  in  schola  theologorum 
deoorari  meruit.  Hie  doctrinam  eorum  Pariaiensium,  qui  reales 
appellantiir,  primus  ad  Basiliensium  umversitatem  transtulit 
ibidemque  plantavit,  roboravit  et  auxit.  Inter  praeeipuos  quo- 
que  Tübingensis  gymnasii  ineeptores  unus  fuit  Qui  denique  j 
post  liberam  plurium  beneficiorum  dimissionem  ad  canonicatum 
et  praedicationis  officium  insignis  ecclesiae  Basiliensis  vocatus 
fuit  ac  tandem,  paucis  annis  elapsis,  onmia  pro  Christi  amore 
relinquens  sacriCarthusiensis  ordinis  habitum  assumpsit.  Scripsit 
autem  multa  praeclara  Volumina,  quibus  se  et  praesentibus  uti- 
lem  et  futuns  memorabilem  fecit«.  De  quibus  videatur  in 
registro  universali  bibliothecae  domus  huius  per  ordinem  et  in 
dicto  catalogo1).  Nam  non  omnes  libri,  qui  in  dicto  catalogo 
sunt  annotati,  in  domo  nostra  habentur.  »Multos  praeterea  cü- 
versorum  autorum  libros  per  traetatus  et  capitula  distinxit,  sin-  i 
gulis  argumenta  praemittens,  quibus  intentio  scribentis  dilueide 
potest  agnoscia2).  De  quibus  etiam  illic,  in  dicto  scilicet  cata- 
logo, specialis  fit  annotatio.  Ipse  est,  cuius  ingenti  labore  et 
industria  venerabilis  ac  plurimum  honestus  vir  magister  Joan- 
nes Amorbachiu83)  non  medioeriter  adjutus  bonas  litteras  ac  a 
praeeipue  sacras  per  artem  calcographiae  coepit  vehementer  mul- 
tiplicatas  in  magnum  [k]  profectum  orbis  Christiani  evulgare, 
primum  ab  operibus  biblicis,  deinde  Ambrosianis,  Augustinia- 
nis, Grregorianis  et  tandem  Hieronymianis  (hos  enim  quatuor 
doctores  specialiter  a  se  veneratos  intendebat  pro  utilitate  to-  2 
tius  ecclesiae  studiosissime  comportatos  et  emendatos  emittere 
magnam  sibi  laudem  ac  posteris  suis  nomen  acquirendo.  Ad  quod 
perficiendum  idem  doctor  saepe  cohortatus  est  eundem  ac,  quoad 
salva  ordinis  consuetudine  et  officio  divino  Hcuit,  corrigendo. 
cancellando,  distinguendo  etc.  juvit  eundem,  unde  et  idem  ma-  a 
gister  Joannes  magnus  postea  benefactor  ac  singularis  fautor 
domus  huius  effectus  est,  cuius  etiam  beneficia  plurima,  exceptis 
libris  (quorum  non  modicus  est  numerus) ,   in  libro  benefecto- 

5.  ThobingensU  T.  9.  sacri  ordinis  Carthnsiensis  T.  16. 17.  potest  äÜucids  T.  1*.  Anf 
annotatio  folgen  dnrehBtriohen  die  Worte :  licet  de  oneribns  divi  Anbresii,  que  parlier  esst 
ingenti  labore  distinxit  ac  emendata  prodire  fecit  tn  lneen ,  dum  adbnc  incolnnis  esset, 
non  flat  ibidem  specialis  mentio.  Georg  sobeint  die  Worte  de«  Tritbem :  »et  omnei  fere  libri 
©Ut!  Ambroiii  eplscopi«  erat  niebt beachtet,  dann  aber,  alt  er  »ein  Versehen  bemerkte, 
jenen  8ats  wieder  ausgestrichen  sn  haben. 

1)  Das  r.  u.  b.  ist  der  aiphabet.  Bibliothekscatalog ,  der  dictus  catalogus 
das  Werk  Trithems,  der  im  Anschluss  an  das  oben  Citierte  ein  Verseiehniss 
von  Heynlins  Werken  piebt.  *)Die  Worte,  welche  in  Anführungsseichen 
eingeschlossen,  sind  wieder  aus  Trithem.  3)  Geb.  1444  zu  Reutlingen, 

gest.  1514.  8.  den  Aufsats  von  Dr.  D.  A.  Fechters  Bonifacius  Amerbach 
m  den  Beitr.  II.  167—233;  vgl.  Beiträge  sur  Basler  Buchdrucker- 
gesch.  8.  30  ff.  Johann  Amerbach  war  in  Paris  Zuhörer  Heynlins  gewesen. 
Nach  Paris  hatte  Hevnlin  die  sog.  alamannischen  Brüder  (Ulrich  Gering, 
Martin  Krauts  und  Michael  Freiburger)  als  die  ersten  Buchdrucker  berufen. 


Capitulum  4.  345 

mm  contmeutur  *} .  [Item  alios  quoque  domui  concüiavit  amicos 
rtfautores,  nempe  dominum  Sebastianum  Brant,  qui  in  gratiam 
ipsius  multa  cannina  devota  composuit  et  in  commendationem 
>rdinis  Carthnsiensis  etc.,  item  dominum  Joannem  de  Hochperg 
anonicum  in  Nidren  Baden  post  se  ad  ordinem  attraxit2).] 
Praeterea,  gicut  postea  compertum  est  et  in  nonnullis  opusculiß 
i  se  scriptis  inventum,  etiam  litteris  Graecis  et  Haebraicia  idem 
ipse  doctor  operam  dedisae  putatur.  Tantum  autem  diligentia« 
luis  libris  apposuit,  ut  studiosissime  faceret  eos  praeparari,  nul- 
Is  paicens  expensis,  prout  manifeste  claret  in  singulis  Ulis, 
]uo3  ipse  apportavit,  quam  apte  sint  ligati,  rubricati,  lineati, 
»pitalibus  vel  initialibus  litteris  pulcherrime  distincti  et  ornati3). 
buper  et  in  his,  quos  peculiarius  legere  solebat,  diligenti  mar- 
pnum  apparatu  propriae  manus  industria  notabiliora  quaeque 
agnavit,  Unde  et  omnes  illi  Codices,  qui  sui  fuere,  prae  caete- 
ris  in  pretio  habentur  adhuc  et  nonnunquam  a  calcographis  de* 

1)  »CoMuevit  de  omni  opere  suo  dare  primicias  domui  nostre«  sagt  der 
Lib.  benef.  101.  Das  Verzeichnis  der  Ton  ihm.  später  theilweise  in  Ge- 
meinschaft mit  seinen  Genossen  Johann  Petri  von  Langendorf  und  Johann 
Froben  von  Hammelburg  geschenkten  Bücher  (Lib er  benefactorum 
10!,  100b,  101b)  üt  daher  ein  sehr  beträchtliches.  Ausserdem  beschenkte 
er  aber  das  Kloster,  namentlich  bei  fröhlichen  und  bei  traurigen  Faxnilien- 
flegmwen  mit  Geld,  Pitanzen,  Fischen,  Käse  ,  Wein  (2  masz  MaWasatioi 
diebos  minucionis,  in  den  Tagen  des  Aderlässen* ,  im  Jahre  1482,  2  om 
rcbei  vini  pro  offertorio  im  J.  1495) ,  Zucker ,  Gewürzen  (so  brachte  er  im 
J.I4S4  4  it.  Zucker,  1  M.  Ingwer,  1  U.  Pfeffer,  1  U.  Nägelein  von  der 
frankfurter  Messe  mit),  Tuch,  Kleidungsstücken,  Pergament,  Papier  u.  s.w., 
ahlte  1503  ein  Fenster  in  der  Stube  der  Zinsbauern  (vgl.  unten  zu  Cap.  5) 
ttjdgien?  sogar  im  J.  1500  dem  Kellermeister  mit  1  schruffen  et  spinnel 
ad  le?anda  vasa  an  die  Hand.  —  Die  Grabschriften  des  Johann  Amerbach 
wd  seiner  Kinder  im  kleinen  Kreuzgange  der  Karthaus  s.  bei  Tonjola 
320, 321.  —  Das  Wohlwollen  Amerbachs  für  die  Karthaus  schreibt  sich 
übrigens  nicht  erst  aus  der  Zeit  des  letzten  Aufenthaltes  fieynlins  in  Basel 
«rt  1484)  oder  seines  Eintrittes  in  das  Kloster  her ;  die  Geschenke  begin- 
B«,  und  zwar  in  reichem  Maasse ,  schon  mit  dem  Jahre  1481 ,  also  bald 
sich  Amerbachs  Ankunft  in  Basel.  Es  ist  also  eher  anzunehmen,  dass 
durch  Amerbach  Heynlin,  dessen  erste  Geschenke  an  die  Karthaus  aus  dem 
J™  daueren  (Lib.  benef.  231b),  mit  dieser  bekannt  geworden.  In  der 
"uge  neigst  es  dann  allerdings  gelegentlich  von  Amerbach  und  seinem  Ger 
ßosseu  Johann  Petri ,  sie  hätten  ein  Buch  geschenkt  intuitu  doctoria  de 
Upide.  (Bei  den  Geschenken,  die  der  Buchdrucker  Nicolaus  Keszler  der 
urthäuser  Bibliothek  machte  (Lib.  benef.  101*>),  ist  mehrmals  bemerkt, 
^Mchihen  intuitu  doctoris  nostri  de  Lapide).  —  Im  J.  1510  erschien 
|*  Joh.  Amerbach  und  seinen  Genossen  die  auf  Kosten  der  Karthaus  in 
mm  gedruckte,  durch  deren  Prior  Gregor  Reysoh  im  Auftrage  des  Ge- 
^wapitels  besorgte  Ausgabe  der  Statuten  und  Privilegien  des  Ordens 
?  J;  to09  war  die  tertia  compilatio  statutorum  zusammengestellt  worden] . 

>whworte  hebt  Amerbach  hervor,  dass  er  seit  vielen  Jahren  ein  Ver- 
ik  ,r* [Ordens  gewesen,  und  Revsch  rühmt  in  der  Vorrede  der  Privile- 
P  & die Uneigennützigkeit  Amerbacns,  qui  nulla  cupiditate,  nulla  spe  lucri, 

«nore  tantum  et  favore  ordinis  tan  tum  tanque  diligentem  subiit  labo- 
Droek  k-u^'0^11  ®*  34°»  *•  3)  Die  aus  seinem  Besitze  stammenden 

»«SLhKr     e'ne  Hawp^81^8  der  Incunabelnsammlung  der  Baaler  Uni- 


346  Capitulum  4. 

syderantur  pro  exemplaribus.  Patet  denique,  qnantnm  legerit 
et  in  quibus  studiis  omne  tempus  suum  oonsumpeerit.  licet 
autem  plerosqne  male  habuerit,  quod  vir  tantus  neglecto  verbi 
dei  ministerio  se  ad  solitudinem  et  monastieam  vitam  contale- 
rit  (unde  et  Uli  non  param  tentationis  callidißsimns  iile  ten- 
tator  ab  aemulis  invexit),  ipse  tarnen,  cur  hoc  fecerit,  singulis 
pro  posse  satisfaciens ]) ,  in  arrepto  proposito  dum  stabüis  per- 
severare  pergeret ,  nonnihil  a  domosticis  adversariis ,  hoc  est  a 
semetipso  nondum  penitna  mortificato,  pati  coeperat  et  peri- 
culoea  inter  praelatum  suum  et  se  ipsum  ac  alioa  quosdam  con- 
fratres  simultate  torqueri  et  in  scandalum  plerorumque  pusillo- 
rum  neBcio  quid  instabüitatis  et  aemulationis  attentare.  Pono 
querela  tentationis  orta  fuit  ex  eo,  quod  prior,  scüieet  pater 
Jacobos,  durius  quam  pro  aetate  congruebat  eundem  tractaverit 
Ita  sane  quibusdam  visum  est,  nonnullis  autem,  quod  mahiis- 
sent  illum  sibi  praeesse  quam  patrem  Jaoobum.  Dens  tarnen 
pius  ac  clemens  non  pexmijsit  hoc  fieri,  sed  in  tentatione  pro- 
ventum  faciendo  non  diu  post  haec  perieula  liberavit  eundem. 
12Ij2J,  Mortuus  est  autem  anno  domini  1498  in  festo  sancti  Gregorii 
papae  post  prandium 2) .  Ut  autem  nonnulli  dixenmt,  poßtillius 
obitum  universitas  studii  Basiliensis  (alii  dicunt :  maior  pars  docto- 
rum  üniversitatis)  patrem  Jacobum  petiit,  ut  ad  locum  privatum 
in  ecclesia  seu  in  ambitu  corpus  eius  humaretor  et  insigni  quo- 
dam  epitaphio  in  lapide  sculpto  parietique  juxtatenus  seu  de- 
super  anfixo,  pro  decore  et  reverentia  tarn  eiusdem  üniversitatis 
quam  pro  dignitate  doctoratus  insigniretur,  ad  quod  perfiden- 
dum  egregius  dominus  doctor  Sebastianus  Brant  (nonnulli  di- 
cunt dominus  Bernardus  Öuglin3)),  plurimum  hortabatur,  nimi- 
rum  et  epitaphium  ipsum  per  se  aediturus  et  expensas  proprio 
oblaturus.  Sed  nequaquam  hoc  idem  pater  admittere  voluit  ob 
multas  causas,  maxime  tarnen,  quia  hoc  contra  morem  ordinis 
esset  et  contra  simplicitatem  eorum,  qui  mundo  quondam  peni- 
t;u§  mortui  vanitatibus  istis,  dum  adhuc  in  hac  mortali  vita  ri- 
vetent,  renunciassent,  nee  amplius  necessarium  fore,  quod  tales 
quasi  in  conspectu  hominum  denuo  (talibus  insignibue  scilicet1 : 
vivere  deberent,   quorum  vita  jamdudum  cum  Christo  abscon- 

1)  »Dessen  ihn  straft  Junker  Brandolf  von  Stein,  von  Bern,  recht  ver- 
meynt:  er  hätte  nutzer  mit  Predigen  mögen  syn;  antwurt  dfeer:  wenn  er 
%wö  Seelen  hätte ,  wellte  er  gnug  die  eine  an  gut  Gesellen  gewagt  han«. 
Ans  heim  :  Berner  Chronik,  hsgg.  von  Stierlin  und  Wyss,  I,  262.  2)  VgL 
Lib.  behef.  327b.  3}  Bernhard  Öugiin  (Oiglin,  Oeglin,  Egelin)  von  Alt- 
kirch, artium  et  decretoram  doctor,  canonicus  ecclesie  Basiliensis  (bis  1495 
Decan  des  Stiftes  St.  Peter)  et  eiusdem  curiae  officialis  (Calendarinm 
Jani  11),  dreimal  Decan  der  Artistenfacultat  und  als  Lehrer  an  derselben 
Vertreter  der  realistischen  Richtung,  viermal  (1478,  1481,  1488,  1496)  Bector 
(Vischer  a.  a.  O.  168.  324.  315.  Athenae  Raurioae  102  f.),  als  Wohl- 
tbater  der  Karthaus  Lib.  benef.  142  und  Calendarium  a.  a.  0.  auf- 
geführt. 


Capitata»  4.  6.  347 

dite  flösset  in  deo.  Sudle  quiddam  a  nonnullis  praepotentibue 
attentatum  fuerat,  quateuus  obtenta  diipensatione  summi  pon- 
Cificts  et  ordini*  licuisset  eidem  doctori  denuo  publice  concio- 
nari,  dum  adhuc  wäret,  et  vicariatum  in  spiritalibus  agiere 
Aigentomti.  Sed  conatus  illorum  audaeia  dicti  priori*  prüden*« 
ter  frustratus  est. 


BSc  nammOa  de  domino  Pküippo  Stouffer  nobili  notanda  sunt, 
sc&cet  fvando  miraverit,  et  de  beneficiia  eius  etc.  ei  ofßciis  etc., 
qeenium  ipee  voluerü.    Item  de  domino  Joanne  de  Lmdow  et 

de  bene/icm  ewcs. 

Anno  domini  1496  in  festis  penthecostes  duae  non  igno-  **•• 
biles  pereonae  ad  domum  hanc  ordinis  gratia  suscipiendi  geren- 
dique  venerunt.  Quorum  alter  nobilis  genere  dictus  Philippus 
Stouffer  ad  minus  ducentos  aureos  secum  afferens  et,  quod  naec 
omnia  superat,  bonam  voluntotem  ac  pium  quoque  desiderium 
deo  praestänte.    Et  obiit  pridie  Sebastiani  anno  1528.  15» 

'    19.  Jan. 

{\)  Ea,  quae  in  subditis  annotata  cernuntur  de  undecimo  friere 
fomus  huius,  scilicet  domino  Hieronymo  Zschegkebürlin,  spareim 
tineinde  confuse  digesia  sunt  in  modum  consarcinotae  copiae, 
donec  ex  regtstrie  plenius  cuncta  per  ordinem  cognoscantur  W  apthte 
crdinate  singula  disponantur.  Saec  eadem  denique,  quae  sub- 
jicientur,  frater  Georgine ,  quantum  ipee  per  eese  cognoecere  po- 
teit  ex  decursu  rerum  gestarum  (et  altorum  fideli  relatu)  tantun- 
dem  (empörte  quamdiufuit  in  erdine 9fideUter  annotare  curavit. 

Capüulum  5. 

Igitur  anno  domini  1487,  domum  hanc  venerabili  patre  uw. 
Jacobo  Louber  velut  pio  pastore  gubernante  crescenteque  plus 
solito  in  his  regionibus  fama  laudabili  patrum  et  fratrum  totius 
ordinis  Carthusiensis  et  eiusdem  memorati  pastoris  provida  cura 
1  supra  gregem  suum  solicite  vigilantis,  a  deo  ceu  res  miraculosa 
contigit  in  urbe  Basilea,  nempe  quod  vir  quidam  non  infirai 
generis,  aetate,  forma,  divitiis  ac  scientia  conspicuus  (fuit  tegum 

T— 10.  Dieter  Satz,  nach  Art  einer  Uebereahrift  gegen  die  Mitte  deft  Blattes  geruckt,  Bit 
immer  kleiner  mnd  nachlässiger  werdeader  Schrift  hingeworfen,  seilte  offenbar  nicht  eis 
Bestandtheil  der  Chronik  werden,  sondern  eine  Vormerkung  für  den  Chronisten  selbst 
sein.  Das  quantum  ipse  roluerit  deutet  an,  dass  er,  bevor  er  diesen  Abschnitt  ausführte, 
noch  mit  Philipp  Stonffer  Rücksprache  nehmen  wollte.  Vorläufig  setzte  er  nur  die  paar 
Wette  von  Anno  —  praestänte  hin  und  liees  den  Beet  der  Seite  leer.  Bs  ist  aber  dann  hei 
dkter  kurzen  Notiz  geblieben,  der  iv  später  noch  der  Zusatz :  St  obiit  — 1538  beigefügt- 
worden  ist.  So  erfahren  wir  von  Philipp  Stonffer  wenig ,  von  Johann  v.  Lindan  gar  niohte 
ins  ditser  Chronik.  Letzterer  kann  nicht  identieoh  sein  mit  dem  oben  8.  536, 3  erwähnten 
Johann  Zimmermann  t.  Lindau,  da  dieser  erst  1498  Novize  wurde.  10.  »Et  —  1*28«  ist 
erst  später  hinzugefügt.  Vgl.  eben  S.  313.  23.  Dan  »et  aUorum  ideli  relatu«  iet  am 

Bande  beigefügt ,  mit  Verweisung  auf  die  betreffende  Stelle  im  Texte ,  an  der  es  den  Zu- 
sammenhang zwischen  dem  Torhergehenden  und  dem  nachfolgenden  Satze  nicht  ganz  ge- 
Mkiekt  irutetbiinh*. 


348  Capitulum  5. 

lioentiatUB1))  et  qui,  dum  adhuc  in  saeculo  viveret,  omnigenis 
voluptatibus  potiretur  et  Ulis  quasi   totus  quondam  immersus 
non  potiri  vel  non  illici  non  potuisset,  subito  velut  haec  omni» 
proterenö  atque  despiciens  aeremittci  rigoris  et  eiusdem  Cartu- 
siam  coepiaset  ambire  dispendium  et  quasi  novus  athleta  Christi 
pro  ipsius  amore  cuncta,  quae  gerebantur  in  saeculo,  pro  nihilo 
ducere  et  annisu  forti   eura,    cui  prius  studiose  famulabatur, 
hostem  malignum  oonstanter  dejicere.    O  quanta  tunc  fuit  an- 
geüs  dei  exultatio  super  tali  peceatore  poenitentiam  in  reliquum 
vitae  tempus  (quod  multum  erat  reliquum) ,  tarn  strennue  medi- 
tante.    Immo  quanta  fuit  admiratio  Basiliensis  populi  super  tarn 
insolita  mutatione   sui   alumni,    tarn  admirabili  portento  pluri- 
morum  impoenitentiam  redarguentis.    Quid  enim   tale  unquam 
in  ea  civitate  contigit?   Super  qua  re  quid  alii  senserint,  nescio; 
certe  quicunque  modum  conversionis  ülius  diligenter  cognoscere 
valuit.vel  expenderit,  non  admirari  super  potenti  manu  dei  non 
poterit,    Sed  de  his   alias  forte  dicetur  uberius.    Breviter  per- 
stringendo  conversionem   tanti  viri,   domini  scilicet  Hieronymi 
[de  hoc  nonnulla  superius  in  vita  patris  Jacobi],  sciendum,  quod 
ab  anno  praecedente  antequam   habitum  ordinis   idem  assume- 
ret,  frequenter  nocturnis  temporibus  quasi  spaciator  noctivague 
trans  pontem  Rheni  deambulando  per  plateas  diversas,    domus 
huius  latenter  habitacula  consideraturus  et  ordinis  labores  ac 
vigilias  partim  probaturus  clandestinus  intravit,   multis  putan- 
tibus,   eum  sohto  more,   velut  prius  facere  consueverat  hie  et: 
Parisius,  ad  laseivias  exercendas  eo  tempore  circumvagari.    Ubi 
quantum  in  eo   resipiscendi  a  pristina  saeculari  conversatione 
ceperit  vigor  augescere,  subsequentis  mox  anni  declaravit  prosper 

(3i.Xfti.)eventus.     Nam  in  festis  pentheoostes ,  habitu  saeculari  delicate 
comptus  amicisque  compluribus  comitatus,   palam   eunetis  cer-j 
nentibus  et  admirantibus  (confluxerat  enim  turba  non  modica 
supra  pontem  Rheni,  rarum  visura  spectaculum),  ad  Carthusiam 
perpetuo  illic  habitaturus  ingrediebatur2).  Qui  professionem  fecit 

i.Not.  in  festo  omnium  sanetorum  eodem  anno.    Et  haec  quidem,  sicut 
hie  perstrieta  sunt,   ego   frater  Georgius  ex  communi  relatione^ 
saecularium,  qui  tunc  temporis  se  dicebant  interfuisse,  cognita 
huc  assignavi 3) .    Caeterum,  quid  postea,  dum  intrasset  ordinem, 

1)  Das  Diplom,  Orleans  den  21.  April  1482  ausgestellt,  s.  Karth.  Arcb. 
Nr.  321.  2)  Das  Neujahrsblatt  giebt  eine  hübsche  bildliche  Darstellung 
dieses  Vorganges  von  Hieron.  Hess.  3)  Am  28.  Mai  1487   wurde  die 

Urkunde  über  die  oben  S.  333, 5  erwähnte  Vergabung  seines  Vermögens  aus- 

Sestellt.  Et  sequenti  ebdomada  (nämlich  nachdem  er  die  Vergabung  dem 
Zoster  angezeigt)  domum  nostram  intravit  animo  suseipiendi  nabitum  or- 
dinis et  serviendi  domino  sub  diseiplina  nostra  regulari,  in  oetava  videlicet 
asconsionis  domini,  que  fuit  ultima  mensis  maii  anno  domini  1487.  Insu- 
per  in  die  saneto  penthecostes  sequenti  indutus  fuit  habitu  monachali  et 
in  die  omnium  sanetorum  eiusdem  anni  per  antieipacionem  concessam  fedt 
professionem,  anno  vero  sequenti,  scilicet  1488,  in  soUemnitate  beatiswime 


>.  349 

n  demini  1509  yixerit,  com-  im. 
ü  quod  eundem  ante  paucos 
effeotum   agTioYi  et  nonnuUa  tut. 
isterio  «wxisse,  nempe  por- 
üa   et  domum   rasurae   cum 
ubella  etc.  contigiiis,  de  qui- 
i  tempore  notabitui.    Porro, 
diclo  1509  ueque  ad  aua«m   um 
i,   br*riter  et  obiter,  quan-~1M" 
ideüter  peratringam  aine  ta- 
uh  de  eisdem   sentientis  aut 
ifcasat,  ut  ei  quando  tempus 
n  rite  continuandi,  quod  ex 

debitus  ordo  narramti  tex«- 
j  ipso  prior«  domino  Hiero- 

omneB  antecellere  judicare- 
emporalibus,  quae  ob  ipsius 
a  et  indus triam  domui  aooes- 
conce  raunt,  non  ueque  adeo 

acceperint,  prout  etiam  in 
t. 

ii  mirabili  con veraone  exta- 
nmia  (Japnionie  ad  eundem, 
in  qua  valde  vir  idem  rnira- 
nem.  Nun  quia  praeceptor 
overat  et  i  titer  caetera  onan-  : 
lis  et  Anrelianis  causa  studii 
rocabat,  ita  quod'  quasi  Arie- 
ls inter  eoa,  qui  in  nwn- 
olutabantur,  sed  deinde  coIt 
am  ad  arreptaat  propoeitum 
quod  in  brevi foret  in  prae-- 

quos  a  statu  paupertarJB  ad 
n  latgitate  bonorum  prove- 

prob,  dolor,  combusta;  est; 
ärbo  ad  verbum  assignari. 
im  vidotur ,  quanta  ■  discre- 
ii  Jacobus,  tunc  prior,  eun- 
rerit,  nimirum  in  eo  consi- 
i  sicut  caeteroa  patiebantur 
t    statim   in   brevi  fecit  eum 


:antavit.  Vgl.  du  in  den  Nach- 
al«  er  in  den  Orden  trat.  Lib. 
er  diapoauit  aibi  utenaili»  färaeine 
■atorio  in  valore  60  Horenomnv 


sacristam,  quatenus  laborando  et  discurreudo  fantnaiw  i 
cholicis  eximeretur.  N«m,  ut  aiunt,  non  diu  manaerat  in  cell*, 
quando  jam  velut  defectus  apoplexiae  videbatur  eum  atnngere; 
quare  sollerter  factum  fuerat,  ut  tali  muUtione  relevaretur. 
Uode  in  ipsius  gratiam  et  etiam  pro  pace  paeteronim  dictui  i 
pater  Jaoobua  ordinarium  Bacriatae  poBtmodum  compüavit,  licet 
priua  in  g euere  fui&eet  ab  aliia  praecedentibuB  aacriatie  inchoa- 
tum  et  ab  eodem  domino  Hieronvmo  diligenter  obaervalun*  et 
ex  senior  um  traditione  pro  Bingulia  anni  temporibua  paritei 
manu  propria  aignatum ') .  In  quo  quidem  officio  aaepe  memo- 1 
latus  dominus  Hieronymus  aoUicitum  et  vigilantem  ac  laborio- 
sum  ee  exhibuit  ac  in  omnibus  morigerum  et  humüem,  quippe 
qui  per  ee  ipaum  nedura  oorporalia  et  pannioulos  calicum  aiia- 
que  conaimilia  lequiaita  pro  Ulo  ot'ncio,  sed  et  propria  vesti- 
menta  aemper  lavabat  et  nunquam  ainebat,  usque  dum  prior  i 
efficeretur,  ut  quiaquam  illius  vestimenta  lavanet.  Quod  oerte 
magnae  fuit  exemplum  humilitatia  et  modeaüae,  ne  quem  sei- 
licet  gravara  viderektT  aut  talem  ae  acilicet  reputare  quondam 
in  mundo  fuisae,  qui  talibue  officiia  esset  indignus. 

Non   diu  post  naec   (creio  poat  duoB   forme  annot) ,  quo  1 
magis  ex  onere  publico  recrearetur,   absolutua  ab  officio  sacxi- 
atae  procKrator  effectus  est2) ,  in  quo  quidem  officio  saus  pru- 
dentem  ac  ndelem  coram  intraneäa  et  extraneia   ae  domua  mi- 
niabrum  exhihuit,  donec  taadem  auffragio  maioria  partia  coa*v«n- 
tus  poat  absolutionem  aut  reaignaaionem  aaapedicti  patria  Jacobi  : 
j^in  priorem  est  electus  anno   doaaini  1601  in  festo  sanoti  M*t- 
tniae.     In  quo  acilicet  officio   quatenua  ae  tarn  quoad  cultuat 
divinum,  quam  quoad  adminigtcationem  tempotalium.  exliibuorit, 
peavs   omiues  visitatorum  cartae   (quamdiu  prior  extitit)  teatari 
poeeent,  ta  auperextarent.   Nam  fere  in  aingulia  haec  vel  eon~  i 
ajmflia  encomii  clausula  de  eo  recitabatur:   »Invenimus  ibidem 
dominum  Hieronymum,   virum  in  divino  officio  frequentem  et 
aallieitum  ac  in.  tamporali  domua  adminietratione  solicitua»,  pra- 
dentem  et  indefeasum,  ab  utroque  conventu  neenon  ab  externa*» 
velut  exemplarem  ubique  commendatum«.   Licet  nonnullae  clau-  i 
sulae  de  eodem   maioca  oontinerent  pmeoonia,   sufneere  taiaen 
arbitramur  huiusmodi  pro  suffioieuk  commendatione  praeconio- 


1)  Von  dem  Ordinarium  pro  officio  aacriste,  dal  in  dem  Quart  bin  dcheo 
A.  IX.  6  der  Universitätsbibliothek  enthalten  ist,  sind  die  11  ersten  Seiten 
von  alterer  Hand  geschrieben,  die  IS  folgenden  »de  distinetione  horarum 
•t  temporibus  pulsandi.  per  totum  annum«  von  der  Hand  LouWs.  Sie 
schlieasen  mit  einer  Anrede:  Dileote  sacrinta  u.  ».  w.,  unterzeichnet :  Per  me 
fratrem  Jacobum  priorem  anno  domint  1491  in  oetavia  nativitatU  domini 
salvatoris  Jiostri  Jhesu  Christi.  1)  Wenn  da*  Ordinarium  pro  offüno  aa- 
eriite  oooh  für  Zacheckenbtirlin  Kuaaramtenge stellt  worden  ist,  so  kann  er, 
wie  aua  der  vorhergehenden  Anmerkung  hervorgeht,  nicht  vor  item  i.  1493 
Schaffner  geworden  sein. 


«5. 


3S1 


lii  de  ipso  sensuri  eint,  po«t- 
aptiu  atqne  per  mortem  aub- 
L'uuc  enim  apparebit,  quid  in 
«  lucrata  sit.     Scriptum   est: 

Et  meo  quidem  judicio  prae- 
n>c  in  eo  peculiarius  eommen- 
!t«a,  alacer  et  affabilis  coram 
n  frequenter  extibstat,  tarn  vel 
Heus.  Quo  factum  rerera  pu- 
le  semper  pacem  in  conveatu 
ldalosa  jurgia  in  domo  susci- 
adationis  hoc  praeeonänm  sit, 
umtamen  nnnnulia  yidebantur 
e  tarnen  piorum  charitas  filio- 

et  verenda  patris  Tereeunde 
*it  multitndinem  delictorum, 
1,  quod  in  aedinciw  Tidebatur 
itMwrtini  patet  in  ataba  hoa- 
de  saeculare»  plerique  et  reli- 
poteiant,   sed  baec  curioaüna 

eeu  contributorum  intentione 
fit.  Attamen  omnimodis  pro- 
angnantibus  anaa  caromiiiandi, 
tri.  Quod  autem  et  alias  pro- 
idum,  ooc'vicio  damdum  noa 
.t  expenaae  et  m  victimaiibuB 
ur.  Sin  auOem ,  potius  aedifi- 
1  est  ipsa  oorpora  peatu  con- 
ationia    reparanda,    quam  ela- 

tigim  conBumonda;  Tema  id 
ltigit,  quod  jnsta  querab  po- 
,  quod  in  nospitalitate  modiamt 
»nvic-tu  plurium  eaecuhuiuN 
boneatarum  penonaram.  Nam, 
iraeredena  prior,  scilieet  patei 
uit  ad  religioaoe  et  saecul&res 
,  ita  et  hie  ad  saeculaiea  lakos 
es  oonfovendoa.     Verum.  aeUt, 

id  doctoa  aut  religiöse«  spte> 
lon  fuerat  talis,  ut  ex  illorum 
u  Tel  melior  tieri  vel  doebk« 
:ligiosi  Tel  aaecularoB  sacerdo- 
adere  potuerit1),  sed  qui  prae- 
ionem  et  de  consilio  maiorum 
ttendere  debuerit,   quis  magia 


352  Capmüum  9. 

nocere  potuisset,  quam  qui  prodesse.  (Recte  haec  intelligantur!} 
At,  in  periculis  imminentibuB  etsi  elend  seu  religio«  nobis 
bene  vellc,  non  tarnen  magis  prodesse,  quam  fautores  saecula- 
res  prodesse  poterant,  tametsi  »aecularea  iniqui  magis  obesse, 
quo»  et,  ne  hoc  aliquando  facerent,  interdum  benevolentia  prae- 
oecupari  prudeutiae  tribuendum  videtur.  Sit  sanc  qualiscunque 
haec  escusatin  benevolis  mentibus  et  iis,  qui  domum  diuüue 
stare  desiderant ,  uteunque  Bufficiens.  Verum  per  hoc  milk 
praestari  intenditur  occaaio  wolvendae  Cartusianae  frugalitatjs 
aut  sobrietatie,  quae  ut  in  plurimum  plus  aedifieat,  quam  assi- 
dua  convivantium  hospitum  simulata  charitas.  Hospitum  susce- 
ptionem  nee  probo  nee  improbo,  modo  statuta  serventur  et 
charitas  ad  proximum  non  negligatur  etc.  Sed  et  illud  vide- 
batur  in  dicto  patre  non  admodum  probabile,  quod  quasi  con- 
ventura  in  consihis  reeipiendis  deepicere  videretui,  maxime  in 
causis  et  negotii»  arduis,  quasi  suo  snlius  aut  alterius  cuiuspiam 
vel  duorum  (potius  extnmeorum  quam  intraneorum}  content«» 
eiset  consilio.  Quod  quantum  domui  scandalum  generaverit, 
ex  nonnullis  infra  subjeetis  patere  potent').  Et  licet  nee  hoc 
quidem  sine  causa  fecerit,  utpote  qui  putaret,  conventum  aut 
certe  nonnullos  melancholicos  aut  imprudentes  vel  inexpertos 
ex  huiusmodi  t'requenti  rerum  extemarum  traetatu  Tel  praeatan- 
dia  oonsüÜB  reddi  magis  distractos  aut  inquietos  in  divinis  per- 
ageudis,  tarnen  expediebat  magis  statuta  super  bis  coasulere, 
quam  unius  aut  alterius  inniti  prudentiae  frequentiusque  de  ta- 
Üsmodi  negotiis,  etsi  non  semper  coram  conventu,  tarnen  cum 
princdpalioribuB  officialibus  aut  aenioribus  disquirere,  consultare 
et  procedere1).  Sunt  autem  et  alia  nonnulla,  quae  in  ipso  eo~ 
demque  patre  a  plerisque  desyderabantur,  nempe  ut  frequen- 
tius  tentatos  inviseret  et  per  cellas  oviculas  suas  laboribus  va- 
riarum  passionum  fessas  veluti  pius  pastor  curaturus  visitaret, 
quippe  qui  gratiam  haberet  consolandi  et  linguam  satig  ad  hoc 
eruditam,  ut  sustentare  posset  eum,  qui  lapsus  esset,  verbo. 
Verum  etsi  hoc  non  usquequaque  neglexerit,  non  tarnen  aa 
promptitudine  seu  ferrore  (nonnulli  suspicantur ) ,  qua  pastor: 
non  mercennariuB  suis  providet  oviculis.  Sed  boni  consulunt, 
quotquot  illius  naturales  conditJonea  noverunt,  nimirum  quod 
foetorein  nonnullorum  hypocaustorum,  id  est  stubellarum  oale- 
faetarum,  aut  conclavium  sive  ceUarum  non  bene  sufferre  po- 
tuerit,  deinde  querelas  illic  aecusantium  et  deponentium  invi- 
tus  audiverit,  utpote  qui  pacem  in  conventu  cuperet  esse  quo- 
quo  modo  perpetuo  salvam.  Sed  et  alia,  quae  verebatur  in 
ovibus  intueri,    quae  maiora,    quam  ipee  dare  posset,   remedia 

1)  Ueber  die  nicht  erfolgte  Ausführung  der  in  dieser  und  in  andern 

Verweisungen  versprochenen  Abschnitte  s.  oben  8.  318.  2)  Ueber  diese 

Vernachlässigung  sogar  der  prroeipsliores  offlcialei  m»-    'L  -    L1  "----■*•■ 
Schaffner  and  Vicar,  gelegentlich  klagend  geäussert  h 


»S.  868 

rapremua  propterea  auaa  oves 
U  incuratae.  Praeterea  noa- 
:essoribus  ad  extraneae  causaa 
i  negotiis  demus  esse.,  quam 
srum  qui  perpendeiit  ingmen- 
les  (tub  suo  regimine,  waxime 
entern  1526,  siiniliter  et  4«-J"|, 
a  benefactorum  et  fautorum, 
?tatem  in  talibus,  aed  potius 
borem,   quo  pariter  et  divinis 

niliilominus  talibus,  ao  taatifi 
on   pigriter  incumbere. .    Nawi 

ad  oidinem  elemosjraae  >defi- 
i  tarn  praesentee  quam  futuri 
proclamantibus ,  jam  Caxthu- 
quippe  qüi  ob  adventum  tanti 
esse  coepiBseat  [tametsi  pnu- 
leemosynae ,  tarnen  ob  ipsius 
liaritatem  nee  nun  amicitiam 
ovenere  benefieia,  quibus  ipsa 
lUBtentabatur ,  laus  deo] ,  ni- 

alia  subinde  gravamina  suc- 
,  quae  proventum  flagitaeseiit 
nem  ueoessariiirum  Btructuras- 
devenire  deberet.     Quare  ne- 

haec  capeasenda  vel  fautorea 
s  industriae  pro  talibus  con- 
nonnulla  perstringentur  infe- 
s  saepedicti  patris  tarn  lauda- 
tamen  excusabfltbua,  hactenus 
le  nonnullis  tentatlunibus  et 
■egimine  contigerunt  ab  anno 
indum  crit,  piaemieeis  tarnen -jsjg. 
:oncemunt,  de  quibus  pauca 
nee  ex  registris  pleoior  certi- 

lomua  haec  peoe  consuroma- 
s<;im«  et  fundatione  censuum 

poat  cum  recturus  fuerit  (si 
rlit  esse  negügens  aut  impro-r 

sollicitudinis  habere  cogetur, 
,  aed  ai  seeundum  deum  am- 
us  domus  in  spiritali  negocio, 
i  ante  propter  multas  causa«, 


864  Cepfrulwn  5. 

dequitras  etiam  postea  modicum  annotabitur1),  in  meKus  re- 
fbrmandus  esse  videbatur.  Alioqui  Status  uterque  statim  simul 
hrmi  funditus  corruet,  et  interibit  domus,  pro  qua  tantum  labo- 
ris  et  expensaram  insumptum  est.  Et  haec  pro  avisatione  poste- 
rorum  dicta  ßunto. 

Praeter  ea,  quae  saepefatus  pater  venerabilis  dominus 
Hieronymus  de  propriis  bonis  et  opibus  domui  contuüt,  multa 
atia  beneficia  per  illius  amicos,  cognatos  et  fautores  aocesse- 
runt,  nempe  a  domino  Morando  de  Brunn J),  donina  Maria3), 
domino  Appollinare  Schorpp4),  domino  Henrioo  de  Sennhein*), 
Joanne  Schickini*)  et  magistro  Bernaidino7) ,  ma^istro  Joanne 
Amorbachio  etc.  >  de  quorum  spectalibus  beneficik  loeo  am- 
gruenti  dicendum  erit  in  subditis. 

Porto  strueturae  sub  illius  ereotae  praesidentia  sunt:  Porti 
domns  cum  stubellis  portarii  et  rustioorum  et  earundem  con- 
clavibus8),  domus  rasurae*)  cum  stuba  et  conclavi  pro  praeben- 
dario10)  excepto  horologio,  quod  postea  simul  expensis  domini 

I)  Vgl.  das  8.  318  Anm.  1  Bemerkte.  2)  8.  oben  8.  334  Anm.  6. 

3)  8.  ebendaselbst.  4)  Janker  Apollinaris  Schorpp  von  Freudenberg 

(f  den  1.  Mai  1521)  war  ein  Sohn  des  Jacob  Schorpp  und  der  Maria  Zsche- 
ckenbürlin.  5)  Rathsherr  und  Apotheker.  Sein  Testament  s.  Karth.  Arch 
Nr.  431.  Vgl.  Nr.  437.  6)  Aus  Teufen  im  Appenzeller  Lande,  Pfründner 
(praebendarius)  des  Klosters,  gest.  6.  April  1520.  Lib.  benef.  96:  Oretur 
pro  honesto  tiro  Hanss  Sohickün  von  Abbaeel,  qui  dedit  pro  nrebenda  apad 
nos  duoentos  et  quinquaginta  florenos.  qui  fuit  valde  artinciosus  et  sub- 
tilis  faber  lignarius  et  omnibus  nobis  laborando  voluntarius  fuit,  et  valde 
devote  et  quiete  conversacionis  fuit  ita  ut  eciam  si  non  dedisset  nobis 
obulttm,  non  penituisset  nos  eum  recepisse.    Et  postea  alia  olura  nobis  le- 

Savit,  in  summa  auadringentos  florenos  ab  eo  habemua.  &mi  eciam  fim- 
avit  nauperibus  ad  portam  omni  angaria  quatuor  temporum  5  s.  erogan- 
dos,  facit  in  summa  1  &.  Reqwescat  in  pace.  Amen.  (Eingeschrieben 
von  der  Hand  des  Nicolaus  Molitoris.)  Die  Vergabung  jener  250  Gulden 
und  der  damit  verbundene  Abschluss  des  Pfrundvertrages  wurden  volliefen 
am  31.  Januar  1609>  nachdem  Schickün  » etwas«  svt  Ober  jars  frysW  bei 
den  Karthäusem  gewohnt  hatte.  Karth.  Arch.  Nr.  425.  Vgl.  die  un- 
sign.  Papiere.  Calend.  Apr.  6.  Tonjola320.  7)  Magister  Bernhar- 
dinus  Coci  (Koch?)  war  ebenfalls  praebendarius  des  Klosters.  Lib-  be- 
nef act  63.  Oalendar.  Mers  2.  Seine  Wohlthaten  erstrecken  sieh  über 
die  Jahre  1504—1518.  8)  In  die  Stube  der  Zinsbaueini  (oansitaroa) 

stifteten  Job.  Amerbach  und  Joh.  Proben  im  Jahre  1503  je  ein  Fenster, 
in  ebendemselben  Jahre  Joh.  Petri  eines  in  die  Küche  des  Pförtners  und 
Johann  Oberried  ein  solches  in  dessen  Stube.  Lib.  benef  act.  101 b 
102^.  io3. 20.  9)  Die  rasnra  der  Mönche  fand  nach  der  alteren  Ordnung 
am  ersten  jedes  Monats  statt,  servato  silentio  (Stat.  ant  II,  15  f.  16) r 
spiter  (Tertia  compilatio  7  §.  16)  sweimal  im  Monat,  aur  Ader  gelas- 
sen wurde  den  Mönchen  fünfmal  im  Jahre,  den  Laienbrüdern  viermal  (Stat. 
ant.  II,  15  §.  4.  III,  2 1  §.5).  Zur  Zeit  Loubers  war  Johannes  Röwlin, 
Burger  und  des  Rathes  tu  Basel,  rasor  der  Mönche,  ihm  folgte  sein  gleich- 
namiger Schwiegersohn  und  diesem  Meister  Nicolaus  Appfel.  Alle  drei  haben 
Vergabungen  an  das  Kloster  gemacht.  Lib.  benef.  324.  324*.  1«)  Hiepi 
leistete  der  oben  genannte  praebendarius  Bernhardinus  Coci  einen  Beitrag: 
dedit  20  florenos  in  auro  pro  stmctura  domus  supra  fontem,  quam  inhabi- 
tacionem  idem  inhabitavit,  anno  15^0.     Ueber  die  I*age  des  Scheerhauät* 


Capitata»  t.  356 

Morandi  de  Brunn  txmstr  uebntur  *j  ac  depost  sub  anno  domini 
1516  ab  eodem  patre  reformabatur ,   item  hoepitum  etuba  «tun  mm. 
eamera  testuditiata  pro  vwitatoribus2),  [item  stuba  nora],   item 
fons  juxta  domum  rasutae  forinsecus  induetus  cum  stm  requi» 
sitis  expensi*  dominae  Mariae  de  Bman^),  qni  tarnen  postm*- 
dam  paulntim    defictendo   tandem  anno   domini   1Ö23  penitns  1523. 
exiecatus  et  inntiliß  efeetus  est  universis  expeneis  ilBs  pegBim- 
datie,  de  quo  alibi.    Item  oeltarinm  bipartitum  «üb  anno  1524,  1624. 
refectorium  pro  monachi«,  et  aliud  pro  laieis  anno  1524.    Item  twe. 
cellae  C  «t   D  sub  ipso  reformatae  et  renovatae  sunt,  altera 
sciMcet  D  sub  anno  domini  1518  expeneta  domini  Henrioi  Beb»  1518. 
lin  conftatris  et  sacristae4) ,    altera  scilieet  G  subsequentibiss 
annis  expensis  benefaetorum  et  laboribus  domini  Cohnanni6) 
illius  incolae.     Item  in  Blotebein*)  qttaedant  mini  aedrfioata  etc. 

Praeterea,  quantum  ad  templi  nostri  decorem  attinet,  sub 
dicti  priori«  gubernamine  altare  sahcti  Joannis  Haptistae  fün- 
datum,  dotatum  et  consecratutn  est  expensis  venerabilis  domini 
magistri  Joannis  Amorbacbii,  quod  postea  anno  1523  in  pictu-  im». 
m  consummatum  est. 

Multae  deniqne  casalae7)  holosericae  et  preciosae  diversi 

■ 

mit  der  Pfründnerwohnung  s.  die  Beilage  über  die  Gebäulichkeifcen  dar 
Ktfthaaa.  1)  Im  J.  1508.  S.  oben  8.  334  Anm.  6  2)  Die  Kammer  der 
Gärte  mit  vertäfelten  Wänden  und  mit  der  ebenfalls  zierlich  vertafelten  ge- 
wölbten Decke  ist  noch  wohl  erhalten.  Johann  Oberried  steuerte  1509  an 
den  Bau  derselben  20  Gulden  (Lib.  benef.  20),  Morand  von  Brunn  30. 
Im  folgenden  Jahre  schenkte  letzterer  mit  seiner  Frau  ein  grosses  Bett  in 
dieselbe  und  im  Jahre  1512  ein  wisse  katholonische  decki  pro  hospitibus 
in  eamera  hoapitum  (Lib.  benef,  204.  204b).  Ein  anderes  Bettgestell  stif- 
tete im  Jahre  1512  Lienhard  Fuchs  (s.  oben  8.  331  Anm.  4),  und  schon  das 
Jahr  vorher  hatte  er  zwo  gron  sergen  super  lectis  in  eamera  hoapitum  auf 
der  Frankfurter  Messe  gekauft  (Lib.  benef.  19).  Eine  dieser  sprossen  Bett- 
laden wurde  bia  vor  kurzem  noch  an  Ort  und  Stelle  aufbewahrt  und  soll 
jetzt  in  der  mittelalterlichen  Sammlung  aufgestellt  werden.  3)  8.  oben 

8. 334  Anm.  6.  » Dedit  ducentos  florenos ,  ut  fontem  a  civitate  Basiliensi 
poenraremus  et  in  domum  introducemus  1500«.  Am  IS.  Mai  1510  machten 
Bürgermeister  und  Rath,  die  den  Karthäusern  vergönnt  hatten,  einen  Brun- 
nen aus  dem  Teiche  (Canal)  vor  Riehamer  Thor  in  ihr  Kloster  zu  leiten, 
mit  denselben  aus ,  sie  sollten ,  «sobald  und  der  brunn  anhebt  zu  loufen, 
and  solang  als  sy  dann  den  behalten,  als  von  sweyen  brunnen,«  jähr- 
lich den  Wassermeistern  und  »ander  ir  mitgewandten«  10  s.  Stehler  zahlen. 
Karth.  Ar  eh.  Nr.  436.  4)  Aus  Basel,  1513  ins  Kloster  getreten.  Das 
eingebrachte  Geld  wurde  1519  seinem  Wunsche  gemäss  zur  Wiederherstel- 
lung der  cella  crucia  verwandt  (Lib.  benef.  13b  und  seine  ultima  voluntas : 
Karth.  Arch.  unaign.  Papiere).  Hat  er  später  noch  einmal  eine  ihm  zu- 
gefallene Erbschaft  cur  Restauration  der  Zelle  D  (sie  hatte  eine  solche  schon 
un  J.  148 1  erfahren,  s.  oben  8.  330  Anm.  5)  bestimmt ?  5)  Dieser  Colmann 
war befreundet  mit  Bonifacius  Amerbach.  Fechter  in  den  Beiträgen  III, 
22s  Anm.  67.  6)  Im  Sundgau ,  zwei  Stunden  nordwestlich  von  Basel. 

'1)  Caauia,  »das  eigentliche  Messgewand  aus  schwerem  Seidenstoff,  ursprüng- 
lich ein  weiter  ärmelloser  Mantel ,  der  nur  eine  Oeffnung  für  den  Kopf 
hatte,  über  welchen  er  schlauchartig  gezogen  wurde.  Die  freie  Bewegung 
der  Arme  wurde  also  dadurch  behindert,  weshalb  man  bald  auf  den  Seiten 

23» 


356  Capitulum  5. 

Colons  donatae  sunt  aut  provenerunt  et  alia  quaedam  ad  orna- 
tum  templi  conducentia. 

Item  quatuor  partes  antiphonariorum  ingentis  quantitatis 
i&io  sub  illius  tempore,  nempe  ab  anno  1510  usque  ad  annum  1516, 
~1M6-per  religiosum  ac  devotum  confratrem  dominum  Nicolaum Mo- 
litoris1), postea  procuratorem  et  vicarium,  pulchra  textuia*j 
scriptae  sunt  et  unum  gradale.  Idem  insuper  prius  librum  evan- 
geliorum  scripserat  et  unum  missale  pro  altare  sancti  Joannis 
Baptistae,  quod  postea  ad  altare  capituli  pro  priore  usurpatum 
est.  Item  unum  invitatoriale,  coUectarius  minuaculus  et  alia 
complura  ab  illo  scripta  sunt,  quorum  omnem  materiam,  id  est 
pergamenum,  idem  pater  procurari  fecit. 

Procuravit  pariter  idem  prior  pro  libraria  novellos  codioes 
non  paucos,  quorum  expensae  tendunt  ad  summam  forte  N.  etc 

Sehnurensuge  sum  Heiauftiehen  des  Gewände«  Ober  den  Annen  anbrachte, 

weichet  nun  vorn  und  hinten   in  reichen   Bogenfalten    herabhing. 

Später  machte  man  für  die  Arme  8eitenausschnitte ,  so  das«  etwa  seit  den 
15.  Jahrhundert  nur  die  kahle  Form  eines  langen  Stücke«  Zeug  übrig  blieb, 
welches  in  der  Mitte  mit  einer  Oeffhung  für  den  Kopf  versehen  ist.  Die 
Casel  ist  das  leiste  Stuok  der  priesterliohen  Mesakleidung  und  wird  such 
planeta  genannt.«  H.  Otte:  Archäologisches  Wörterbuch  fLeizig  1857),  S.22. 
1)  S.  flber  ihn  unten  iu  den  Aufieichnungen.  2)  Vgl.  oben  S.  325 

Anm.  4. 


III. 

Narratio 

mm,  qnae  reformationis  tempore  Basileae  et 
in  circumjacentibuB  regionibns  gestae  sunt, 

auctore 

firatre  Georgio  Carpentarii  de  Brugg 

Carthusiensi. 
1518(1499)  — 1528. 


Einleitung. 


schon     in    der   Einleitung    au    der    vorhergehenden  Ver- 
Chronik.    nachgewiesen  worden,   ist  es  derselbe  Verfasser,  YonjEiXr 
dem  jene  und  die  hier  zu  besprechende  herrühren..    Dem,  wasg»** 
dort  über  die  Person  dieses  Verfassers,   des  Bruders  Georgius  thek*r 
Carpentaxii  von  Brugg  bemerkt  worden  ist,  kann  ich  in  Folge  ^Sf" 
von  "Nachforschungen ,   die  ich  seit  dem  Niederschreiben  jener 
Einleitung  gemacht  habe,  die  interessante  Notiz  beifügen,  daas 
derselbe  läutere  Zeit  das  Amt  eines  Bibliothekars  im  Kloster 
versehen  und  eine  angesehene  Stellung  daselbst  eingenommen 
\taben  muss.    Beim  Zusammensuchen  des  Materials  für  die  An- 
merkungen   der   Continuatio  sties*  ich    auf   das  alphabetische 
Repertorium  der  Klostearbibliothek  von  Urban  Moser  (S.  329 
i   Anna.  2,  340  Anm.  1),   und  da  fielen  mir   sofort  eine  Menge 
Eintragungen   und  namentlich  die    vorausgeschickten   Bemer- 
1   kungen  auf,  welche  entschieden  die  einzelnen  Züge  •  und  den 
ganzen  Charakter  der  Schrift  Georgs,  wie  sie  in  der  Continuatio 
auftritt,  aufwiesen«   Schon  früher,  ganz  zu  Anfang  meiner  Be- 
schäftigung mit   der  Continuatio,   war  mir  eine  Anmerkung 
Auxtorfs  zu  S.  96  der  oben  S.  246  erwähnten  Uebersetzung  der 
Chronica  fundationis  und  der  Continuatio  aufgefallen.    Zu  der 
Stelle ,   wo  Continuatio  Cap.  I   von  Loubers  Fürsorge   für  die 
Bibliothek  die  Bede  ist  und  gesagt  wird,  er  habe  in  jedem  ein- 
seinen Bande  angemerkt,   von  wem  derselbe  herstamme  (der 
betreifende  Satz  schliefst  in  unserem  Texte  S,  329,  %),  wird  dort 
bemerkt :  »Zahlreiche  Bände  der  Art  mit  Pater  Georgs  Inhal  ts- 
anzeigen  und  sonstigen  handschriftlichen  Bemerkungen  stehen 
au/  der  öffentlichen  Bibliothek.   Eine  dieser  Bemerkungen,  die 
zugleich  von  Georgs  Glauben  an  die  Verdienstlichkeit  des  Klo- 
sterlebens  zeugt,  mag  hier  folgen:  Bonum  est  nos  hie  esse  in 
ckustro  itrictioriB  observantiae  nee  non  aretioriß  religionis,  quia 
hie  homo  vivit  purius,  cadit  rarius,  surgit  velocius,  incedit  cau- 
irroratukx   frequencius,  quiescit  securius,  moritur  confiden- 
c}a0'  tmg*ratu.r  cicius,  praemiabitur  copiosius«.   Der  Zusammen- 
fluß r  .*** welchem  diese  Anmerkung  steht,  läsat  zwar  vermu- 


360  Einleitung. 

then,  dass  Buxtorf  sich  verschrieben,  und  beide  Male  Jacob  statti 
Georg  zu  lesen  sei.  Indess  suchte  ich  mich  zu  überzeugen,  ob 
vielleicht  doch  die  mir  unbekannte  Hand,  die  später  manches 
Jahr  hindurch  auf  den  Vorsetzblättern  der  dem  Kloster  gehö- 
rigen Bücher  in  der  von  Louber  eingeführten  Weise  Inhaltsver- 
zeichniss  und  Herkunft  eingetragen,  und  die  auch  das  zweibän- 
dige Registrum  der  Klosterbibliothek  (s.  oben  S.  236)  angelegt 
hat,  die  Georgs  sei.  Von  Schriftstücken,  die  erwiesenennaassen 
von  Georgs  Hand  stammen,  konnte  ich  damals  bloss  den  Brief 
an  Bonifacius  Amerbach  (s.  oben  6.  312  Anm.  2;  zur  Verglei- 
chung  heranziehn  (das  Manuscript  der  Continuatio  befand  sich 
noch  in  den  Händen  meines  Mitarbeiters,  Herrn  Dr.  Stern). 
Die  Aehnlichkeit  der  Schriftzüge  schien  mir  nun  so  gering, 
dass  ich  auf  eine  Identität  des  Schreibers  nicht  glaubte  schlies- 
sen  zu  dürfen,  und  ich  beschäftigte  mich  mit  der  Frage  nicht 
weiter,  zumal  da  ich  annehmen  musste  (und  auch  jetzt  noch 
annehme),  dass  sie  durch  ein  blosses  Versehn  Buxtorfs  in  mir 
angeregt  worden.  Auch  die  Beschäftigung  mit  der  Handschrift 
der  Continuatio,  deren  Züge  ebenfalls  von  denen  des  Registrums 
sehr  abweichen,  rührte  sie  nicht  wieder  auf.  Dies  geschah  er*t 
durch  das  Auffinden  des  Repertoriums,  aus  dem  mir  sofort  an 
gewissen  Stellen  die  Schrift  Georgs  aufs  Unverkennbarste  ent- 
gegentrat. Zur  Vergleichung  mit  den  andern  Eintragungen  die- 
ses Repertoriums,  wie  mit  den  Schriftzügen  des  zweibändigen 
Registrums  zog  ich  nun  auch  das  Uebrige  herbei,  was  mir  seit- 
dem von  eigenhändiger,  sicher  bezeugter  Schrift  Georgs  bekannt 
geworden,  namentlich  die  beiden  oben  S.  311  erwähnten,  von 
ihm  für  die  Klosterbibliothek  abgeschriebenen  Bücher,  den  Liber 
spiritualis  gracie  sive  revelationum  beate  Mechtildis  virginis  und 
dis  Martyrilogium  Usuardi.  Diese,  zusammengehalten  mit  der 
Handschrift  der  Continuatio,  dem  Briefe  an  Bonifacius  Amer- 
bach, dem  beim  Eintritt  in  den  Orden  errichteten  Testamente 
und  dem  Verzeichniss  der  dem  Kloster  zugebrachten  Bücher 
(s.  oben  S.  310) ,  bieten  eine  solche  Verschiedenheit  und  eine 
so  mannigfaltige  Abstufung  der  Schriftzüge,  dass  man  sich  oft 
darüber  verwundert,  dass  es  dieselbe  Hand  ist,  von  der  die 
einen  und  die  andern  herrühren.  Der  Liber  spiritualis  gracie 
ist  in  fester  Urkundenschrift  geschrieben,  während  die  Conti- 
nuatio eine  kleine,  flüchtige  Conceptschrift  aufweist,  die  übri- 
gens die  sichere  Hand  eines  geübten  Schreibers  nicht  verken- 
nen lässt.  Im  Briefe  ist  diese  letztere  Schrift  sauberer  und  sorg- 
fältiger zur  Anwendung  gebracht.  Das  Testament  und  das 
Bücherverzeichniss ,  sowie  das  Martyrilogium  Usuardi,  obwohl 
unter  sich  wieder  ziemlich  verschieden,  stehen  der  Form  und  dem 
Charakter  ihrer  Züge  nach  in  der  Mitte  zwischen  der  Urkun- 
denschrift jeneri  ersten,  der  Cursivschrift  jener  beiden  letztem 
Stücke.     Die  Schrift  des  Martyrilogiums  schwankt  bald  mehr 


361 

nach  der  einen,  bald  nach  der  andern  Richtung  hin.     Da  wo 
sie  ihren   eigentümlichen  Charakter  am   schärfsten  zeigt,   ist 
sie  steifer,   eckiger,   als  die  der  Continuatio  und  des  Briefes, 
aber  weniger  breit,   mehr  in   die  Höhe  gezogen,   als  die  des 
Liber  spintualis  gracie.     In  dieser  Form  zeigt  sie  eine  grosse 
Aehnlichkeit  mit  derjenigen  des  Registrams  der  Bibliothek  und 
die  Tergleichung  einzelner  Seiten  des  Martyrilogrums  nament- 
lich mit  dem  Vorworte  des  Registrums  und  dem  Informatorium 
für  den  Bibliothekar  zeigt  eine   solche   Uebereinstimmung   in 
Schrift  und  Anwendung  der  rothen   Farbe,   dass  wir   an   der 
Identität  des  Schreibers  nicht  zweifeln,  sondern  die  Behauptung 
3eorg,  der  das  Registrum  angefertigt 
in  auch  bei  den  spätem  Eintragungen 
ewählten  Schriftzuge  gehalten,  finden 
n  Repertorium,  das  nicht  von  seiner, 
ser  Hand  angelegt  war,  in  den  Nach- 
gten  Vorbemerkungen  alle  die  Schrift- 
rg  in  den  aufgezählten  verschiedenen 
n  verwandt  hat,  so,  dass  sich  immer 
t  dem   einen  oder  dem  andern  dieser 

Aus  dem  Gesagten  geht  hervor,   dass  Georg  längere  Zeit 
hindurch  die   Stelle  eines   Bibliothekars  im   Kloster  bekleidet 
hat.   Die  Aufsicht  über  die  Bibliothek  war  eigentlich  Sache  des 
Sacrista;    sobald  die  Bibliothek   aber  einmal  eine  gewisse  Be- 
deutung erlangt  hatte,  musste  es  sich  empfehlen,  sie  der  Obhut 
eines  Klosterbruders  zu  übergeben,   der   ein  Verständnis«  für 
den  Werth  der  in  ihr  enthaltenen   Schätze    besass ') .     Georg 
ior  Jacob  Louber,  unter  welchem  die  Biblic— 
rs  erst  zu  grösserem  Umfange  gelangte,  dass 
Ordnung  und   Bezeichnung  der  Bücher  an- 
zh  in  Besorgungen  abgearbeitet,   mit  denen 
z  massiger  Mönch  sich  abzugeben  würdigte1), 
ung   der  Bücher  und  das  von  Louber  ange- 
findet  sich  an  der  betreffenden  Stelle  und 
ihere  angegeben.     Später  scheint  eine  *  Zeit 
ronymus  die  Verwaltung  der  Bibliothek  und 
er   neuen    Erwerbungen   besorgt    zu    haben, 

I)  In  dem  Infonnatorium  bibliothecarii  am  Eingänge  des  Regwtrunt 
pro  anüqua  bibliothecs  sagt  Georg :  SatU  claret,  Quantum  studii  debeamui 
bibliotheeia  noatris,  quave  cura  Bit  invigilandum  ei,  cui  librorum  fuerit  in- 
juneta  custodia.  Quae  tameUi  aacriatae  pecuUariter  comraendata  «it ,  prout 
patet  part.  1  ant.  cap.  34  §.  9,  ubi  dicitur,  quod  »libroa  seu  legendo*  seu 
tranacribendcM  ■  aacrista  poacimua  et  neeipimua«,  et  cap.  41  {.  31  eiuadem: 
•meriata  libros,  cum  aecomodantur,  acribit,  pignui  retlnet  et  cuatoditi,  «i 
Urnen  alteri  vel  ipsi  talii  obedientia,  aervandorum  t c LI ioet,  librorum,  fuerit 
ronuniaaa ,  juxt»  aubaequentea  canonea  aeu  infonnationei  procedere  poteat 
et  debet  n.  s.  w.        2)  Contin.  cap.  1  8.  328.  339, 


362  Einleitung. 

wenigstens  hat  er  in  einer  Anzahl  von  Büchern  vorn 
und  Herkunft  eingetragen.  Unter  ihm  wurde  daan  noch  ein 
wichtiger  Schritt  zur  Erleichterung  der  Benutzung  der  Biblio- 
thek gethan,  indem  Bruder  Urban  Moser1)  sieh  der  mühsamen 
Arbeit  unterzog,  ein  genaues  alphabetisches  Repertorium  aniu- 
fertigen.  Ob  er  daneben  auch  die  ständigen  Bibliothekars- 
geeehäfte  versehen,  ist  mir  zweifelhaft.  In  der  Folge  (wann, 
vermag  ich  nicht  zu  sagen)  wurden  diese  unserem  Georg  über- 
tragen, der  nun  die  Bücher  aufzustellen»  zu  signieren  und  so- 
wohl im  Registrum ,  als  im  Repertorium  einzutragen  katte. 
Um  den  Gebrauch  des  letztem  zu  erleichtern ,  brachte  er  auf 
einem  nach  dem  Titelblatte  eingeklebten  Blatte  eine  Anzahl 
von  Bemerkungen  an,  die  zunächst  auf  gewisse  beim  Nach- 
sehlagen zu  berücksichtigende  Unvollkommenheiten  in  der  al- 
phabetischen Anordnung  aufmerksam  machen,  dann  über  die 
Signierung  derjenigen  in  neueren  Sprachen  abgefassten  Bücher 
Auskunft  geben,  die  nioht  in  der  eigentlichen  Bibliothek,  son- 
dern, der  Obhut  des  cellerarius  unterstellt,  im  Schlafeaale  der 
Laienbruder  aufgestellt  waren,  und  endlich  ein  Yenseiehniss  der 
Nummern  enthalten,  die  verloren  gegangen  oder  durch  die 
Apostasie  des  Thomas  Brun  im  J.  1523  (s.  die  Narratio  oder 
Reformationschronik  zu  diesem  Jahre)  dem  Kloster  wieder 
entfremdet  worden  (Später  hinzugefügt  ist  noch  ein  Verzeichnis* 
derjenigen,  die  1526  nach  Ittingen  geschickt  wurden,  s.  oben 
S.  340  Anm.  5).  Da  ferner  nach  Vollendung  des  Repertoriums  eine 
grossere  Zahl  von  Bänden,  etwa  400,  umgestellt  worden  warn, 
fugte  Georg,  um  den  ferneren  Gebrauch  desselben  möglich  iu 
machen,  ohne  doch  zahllose  Signaturen  ändern  zu  müssen  (denn 
von  den  umgestellten  Bänden  enthielten  manche  eine  grössere 
Anzahl  von  kleinen  Schriften,  die  alle  einzeln  aufgeführt  wa- 
ren), auf  einigen  nach  dem  eben  erwähnten  Blatte  eingefügten 
weiteren  Blättern  eine  Tabelle  ein,  auf  der  die  sämmdichen 
bisherigen  Signaturen  aufgeführt  waren,  mit  Beifügung  der 
neuen  Bezeichnung,  da  wo  eine  Umstellung  stattgefunden  hatte, 
so  dass,  wer  ein  Buch  im  Repertorium  nachschlug,  sich  sofort 
mit  Hilfe  dieser  Tabelle  überzeugen  konnte,  ob  die  Signatur, 
die  es  dort  trug,  die  noch  gültige,  oder  ob  sie  durch  eine  an- 
dere und  durch  was  für  eine  sie  ersetzt  war.  Während  für  den 
ferneren  Gebrauch  des  alphabetischen  Repertoriums  auf  diese 
Weise  einstweilen  geholfen  werden  konnte,  war  es  dagegen 
nöthig  gewesen,  den  Standortscatalog  (den  Georg  in  den  ein- 
leitender^ Bemerkungen  zum  Repertorium  diesem,  dem  reper- 
torium oder  registrum  universale  als  speciale  registrum,  quod 
usuale  sive  manuale  librarii  dici  potest,  gegenüberstellt)  voll- 
ständig umzuschreiben,   an  die  Stelle  des  Louberischen  Regi- 

t)  S.  über  ihn  oben  8.  340  Anm.  1.  Vgl.  S.  320  Anm.  2. 


Einleitung.  363 

Stroms  ein  neues  zu  setzen.  Diese  Arbeit  hatte  Georg,  vielleicht 
in  Verbindung  mit  der  Umstellung,  in  den  Jahren  1520  bis 
1523  vollzogen,  indem  er  das  zweibändige  Begistrum  anfertigte, 
ron  dem  schon  mehrfach  die  Bede  gewesen  ist.  Er  nahm  übri- 
gens auch  für  das  alphabetische  Repertorium  eine  vollständige 
Umarbeitung  und  Umschreibung  in  Aussicht,  bei  welcher  ihm 
dann  jene  Tabelle  als  Hilfsmittel  dienen  sollte.  Zur  Ausfuh- 
rung dieses  Planes,  der  eine  gewaltige  Arbeit  erfordert  hätte, 
ist  Georg  nicht  gekommen,  er  scheint  aber,  wie  aus  den  Ein- 
tragungen in  den  beiden  Catalogen  hervorgeht,  die  Stelle  eines 
Bibliothekare  bis  zu  seinem  Tode  bekleidet  zu  haben.  Nach 
diesem  sind,  so  viel  ich  bemerkt,  im  alphabetischen  keine  Ein- 
tragungen mehr  gemacht  worden,  im  Standortscataloge  dagegen 
finden  sich  einige  solche  von  der  Hand  des  Nicolaus  Molitoris, 
der  auch  im  Calendarium  nach  dem  Tode  Georgs  (s.  die  fol- 
gende Ausführung)  und  im  über  benefactorum  nach  dem  Tode 
Zscheckenbürlins  die  Aufzeichnungen  gemacht  hat  (vgl.  die  Bei- 
lage über  die  letzten  Schicksale  der  Karthaus).  Eben  dieser  hat 
dann  auch  in  den  betreffenden  Büchern  Signatur  und  Herkunft 
Tora  angemerkt. 

In  Folge  der  eingehenden  Beschäftigung  mit  den  S^brüV^^»- 
zngen  Georgs  in  ihren  verschiedenen  Abstufungen  bei  verschie-  rium 
denartiger  Verwendung,  zu  der  ich  durch  die  Untersuchungen  (££" 
ober  die  Bibliothekscataloge  des  Klosters  gefuhrt  worden  war,  *w^ 
wurde  mir   klar,    dass  auch    das   von   uns    als    Calendarium  beit 
ciüerte  Jahrzeitbuch   eine  Arbeit   Georgs  ist1).     Es  ist  das-0*"8*' 
selbe,   wie   oben  S.  235  bemerkt,    so  eingerichtet,    dass  die 
Seite  drei   Tage,    ausnahmsweise   auch  vier  oder   einigemale 
beim  Schlüsse    eines    Monats   nur   zwei    umfasst   und    unten 
noch  einen  durch   einen  Queerstrich  abgetrennten  Baum  für 
Bemerkungen    enthält,    die   sich  nicht   auf  einen  bestimmten 
der  obigen  Tage  beziehen,  wie  z.  B.  auf  der  Seite  1 — 3.  Jan. : 
Circa   vel   pöst    festum    sancti    Stephani    prothomartyris    flat 
commemoratio  benefactorum  nostrorum,  prout  habetur  in  sta- 
tutis,  prime  parris   capitulo   quinto,    quod    officium   appella- 
tar  officium  benefactorum  Stephani  u.  s.  w.,    13  — 15.  Sept.: 
Circa  angariam  crucis  in  officio  mensis  partdcipationem  specia- 
lem habet  domicellus  Thomas  Zschegkepürlin,  qui  fundavit  unam 
pitantiam  circa  hoc  tempus  conventui  ministrandam  u.  s.  w., 
oder  nähere  Bestimmungen  über  eine  der  oben  verzeichneten 

f)  Auf  dem  Rücken  fraßt  es  auf  einem  aufgeklebten  Bl&ttchen  (es  ist 
in  Pappdeckel  gebunden,  mit  schwarzem  Leder  Überzogen ,  das  durch  ein- 
eepresste  Verzierungen  geschmückt  ist,  der  hintere  Deckel  ist  über  einen 
*wü  det  vorderen  herumgeklappt)  von  der  Hand  des  Prof.  und  Biblio- 
thek» loh.  Conr.  Pfiater  (+  1636)  den  Titel:  Calendarium  Carthuaianum 
m.  s.  ch.  cum  consignatione  officiorum  annuorum  pro  defunctiß.  Die  Be- 
zeichnung Diarium ,  die  ich  S.  235  erwähnt  habe ,  ist  ihm  im  Handschrif- 
teacataloge  der  Universitätsbibliothek  gegeben. 


364  Einleitung. 

Jahrzeiten  geben,  z.  B.  Febr.  26 — 28  (auf  letzteren  Tag  fiel  die 
Jahrzeit  der  Maria  von  Brunn,  geb.  Zscheckenbürlin):  In  anni- 
versario  dominae  Mariae  sternatur  pannus  viridis  super  sepul- 
chrum  domicelli  Nagel,  duae  quoque  candelae  ibidem  accensae 
ponantur,  quae  per  totam  agendam  et  missam  ardeant,  u.  s.  w. 
Auf  dem  ersten  der  drei  dem  Calendarium  vorangehenden  Blät- 
ter findet  sich  eine  Bemerkung  über  die  Verbrüderung  des 
Klosters  mit  den  Karthausen  der  Umgegend  nebst  Anweisun- 
gen über  die  in  Folge  davon  zu  verrichtenden  Gebräuche,  fer- 
ner Bemerkungen  über  die  Messen  pro  benefactoribus,  auf  dem 
Blatte  am  Schlüsse  des  Buches  eine  Bemerkung  de  quarta  fu- 
neralium.  Für  die  Einzeichnung  der  Tage  und  ihrer  kirch- 
lichen Bedeutung  hat  sich  Georg  der  grossen  eckigen  Bücher* 
schrift  bedient,  die  er  in  der  Continuatio  S.  325,  27  als  lit- 
tera  texturalis  bezeichnet,  die  Eintragungen  innerhalb  dieses 
Rahmens,  insoweit  sie  bei  der  Anlage  des  Buches  in  Einem 
Zuge  geschrieben  worden,  sowie  die  Bemerkungen  auf  dem 
ersten  und  dem  letzten  Blatte  sind  in  der  Urkundenschrift  ge- 
macht, wie  wir  sie  in  dem  Liber  spiritualis  gracie  finden,  die 
spätem  Eintragungen  zeigen  die  Schrift  Georgs  in  den  ver- 
schiedenen Abstufungen,  die  wir  oben  kennen  gelernt  haben. 
—  Ueber  das  Verhältniss  dieses  Buches  zum  Liber  benefacto- 
rum  ist  schon  oben  (S.  235)  gesprochen  worden.  Im  Liber  be- 
nefactorum1)  werden  unter  der  einleitenden  Formel  »Oretur  pro* 
u.  s.  w.  die  Geschenke  der  betreffenden  Gönner  ausfuhrlich 
aufgezählt;  da  die  meisten  bei  Lebzeiten  gemacht  und  in  der 
Regel  auch  sofort  oder  wenigstens  nach  nicht  allzulanger  Frist 
aufgezeichnet  wurden,  so  konnte  die  Einzeichnung  in  den  we- 
nigsten Fällen  zum  Datum  des  Todestages  gemacht  werden; 
man  nahm  vielleicht  für  die  erste  Einzeichnung  den  Tag,  an 
dem  die  Vergabung  geschehen  war,  oder  den  Tag  eines  Hei- 
ligen, den  der  Betrenende  besonders  verehrte,  und  trug  spätere 
Geschenke  zu  eben  diesem  Datum  nach,  oder  man  stellte  Ver- 
wandte oder  Freunde  auf  demselben  Blatte  oder  auf  benach- 
barten Blättern  zusammen  (so  sind  die  Zibol  um  den  1.  Januar, 
die  Zscheckenbürlin  um  den  15.  Juli,  den  Margarethentag, 
gruppiert) ,  bei  den  Klosterbrüdern  wählte  man  oft  den  Tag 
ihres  Eintritts  in  das  Kloster  (so  bei  Louber ,  bei  Johann  de 
Lapide).  Hie  und  da  finden  wir  nun,  namentlich  in  der  frü- 
hem Zeit,  dass  nach  dem  Tode  von  Wohlthätern,  deren  Wohl- 
thaten  anderwärts  verzeichnet  waren,  auch  an  ihrem  Todestage 
eine  Vermerkung  gemacht  wird,   so   wird  z.  B.  der   Tod  des 

1}  Vor  der  Anlage  des  vorhandenen,  vielfach  erwähnten  Liber  bene* 
facto  rum  muaft  ein  früherer,  kleinerer  existiert  haben.  Bei  einigen  der  äl- 
testen Aufzeichnungen  in  jenem  wird  auf  einen  solchen  verwiesen :  ut  in- 
venitur  in  alio  libro  benefactorum  (Bl.  1),  sicut  habetur  in  libro  parvo  be- 
nefactoruro  (Bl.  216). 


Einleitung,  365 

ßurkhart  Zibol  am  1.  August,  der  seiner  ersten  Gemahlinn, 
Agnes  von  Eptingen,  am  3.  Juli,  der  der  Adelheid  von  Eptin- 
gen,  genannt  die  Münchin,  am  19.  Januar  vermerkt,  während 
ihre  Wohlthaten  zum  1.  Januar  aufgezeichnet  stehn.  Auf  die 
Dauer  konnten  aber  solche  Vermerke  inmitten  der  immer  zahl- 
reicher werdenden  ausfuhrlichen  Gabenverzeichnisse  des  Liber 
benefactorum  zum  praktischen  Gebrauche  für  den  Gottesdienst 
nicht  genügen,  wie  sich  überhaupt  der  Liber  benefactorum 
nicht  zu  einem  Handbuche  für  den  Sacrista  eignete,  man  ist 
also  gewiss  schon  frühe  darauf  gekommen,  für  die  Feier  der 
Jahrzeiten  ein  eigenes  Calendarium  mit  einem  Verzeichniss  der 
Todestage  anzulegen.  Später  mochte  es  wünschenswerth  erschei- 
nen, dasselbe  in  sauberer  Weise  umzuschreiben,  und  so  ent- 
stand die  uns  vorliegende  Arbeit  Georgs.  Bei  der  Anfertigung 
desselben  mag  er  auch  den  Liber  benefactorum  zu  Rathe  ge- 
zogen haben,  dessen  Kenntniss  er  dann  bei  dem  Abfassen  der 
Continuatio  verwerthete.  —  Wann  Georg  die  Arbeit  ausgeführt 
hat,  lässt  sich  nicht  mit  Sicherheit  angeben,  doch  möchte  ich 
annehmen,  dass  es  nicht  vor  1518  geschehn.  Die  Namen  des 
Bernardinus  Coci  (vgl.  S.  354  Anm.  7)  und  des  Johann  Alantsee 
von  Füssen  (S.  338  Anm.  5),  die  nach  dem  Liber  benefactorum  in 
diesem  Jahre  noch  am  Leben  waren,  scheinen  gleich  bei  der 
Anlage  des  Buches  eingetragen  worden  zu  sein,  während  eine 
Reihe  von  Personen,  deren  Tod  in  die  Zwanzigerjahre  fallt, 
nachträglich  eingeschrieben  sind.  Freilich  ist  das  letztere  auch 
der  Fall  bei  einigen  schon  früher  verstorbenen,  z.  B.  Marga- 
retha  Nagel,  geb.  Zscheckenbürlin  (f  1516,  nach  Tonjola  320), 
Heinrich  von  Senheim  (f  1511,  nach  ebendems.  319),  Mo- 
rund  von  Brunn  (f  1513),  welch  beide  letztere  der  Prior  Zsche- 
ckenbürlin selbst  eingetragen.  Indessen  konnten  bei  der  An- 
lage des  Buches  einzelne  Eintragungen  aus  gewissen,  von  uns 
nicht  mit  Sicherheit  zu  erkennenden  Gründen  einstweilen  auf- 
geschoben worden  sein. 

Es  wäre  nicht  richtig,  wenn  wir  aus  dem  Umstände,  dass 
Georg  die  Verwaltung  der  Bibliothek  führte,  die  nach  der  ur- 
sprünglichen Bestimmung  der  Statuten  Sache  des  Sacrista  war, 
und  dass  er  das  zum  Gebrauche  für  eben  diesen,  mit  manchen 
an  ihn  gerichteten  Bemerkungen  versehene  Jahrzeitbuch  ange- 
fertigt, schliessen  wollten,  er  selbst  habe  dieses  Amt  versehen, 
gerade  die  Thätigkeit,  die  er  als  Bibliothekar  entfaltet  hat,  lässt 
sich  kaum  mit  den  vielfachen,  grossentheils  mechanischen  und 
zum  Theil  sehr  untergeordneten  Geschäften  jenes  vereinigt  den- 
ken, auch  wählte  man  den  Sacrista,  wenn  man  nicht,  wie  dies 
bei  Zscheckenbürlin  der  Fall  war,  im  Sinne  hatte,  ihn  bloss 
vorübergehend  mit  dem  Amte  zu  betrauen,  schwerlich  gerade 
vorzugsweise  aus  den  wissenschaftlich  gebildeten  Männern  des 
Klosters.     Wohl   aber  mag  Georg  neben   der  Verwaltung   der 


366  Einleitung. 

Bibliothek  eine  Oberaufsicht  über  die  Abhaltung  der  Seelen- 
messen gefuhrt  und  sich  dann  für  die  Zuriietungen  und  Vor- 
kehrungen im  Einzelnen  der  Beihilfe  des  Sacrista  bedient  haben. 
In  jedem  Falle  war  er  eine  nicht  unbedeutende  Persönlichkeit 
im  Kloster.  Das  lässt  uns  auch  die  Freimüthigkeit  leichter  be- 
greifen, mit  der  er  sich  in  der  Continuatio  über  den  Prior  aus- 
spricht. War  bei  der  jovialen  Natur  Zscheckenbürlins ,  dem 
nichts  mehr  zuwider  war,  als  Zank  und  Streit  im  Kloster,  und 
der  die  Brüder  in  ihren  Zellen  kaum  so  viel  heimsuchte  als 
unbedingt  nöthig  war  (s.  oben  S.  352),  schon  schwerlich  ra 
befürchten,  dass  er  in  ihren  Schriften  herumstöbern  würde,  so 
konnte  ein  Mann,  der  dem  Kloster  so  wichtige  Dienste  leistete 
wie  Georg,  auf  alle  mögliche  Rücksicht  zählen,  ich  möchte 
denken,  sogar  auf  den  Fall  hin,  dass  dem  Prior  etwas  von  sei- 
nen Auslassungen  zur  Kunde  gekommen  wäre. 
Dfc  Wenden  wir  uns  nun  wieder  von  der  Person   des  Chro- 

'nisten  zu  der  uns  vorliegenden  Chronik,  so  ist  zunächst  zu 
bemerken,  dass  uns  das  Original  nicht  erhalten  ist,  und  die  vor- 
handenen Abschriften  den  Text  nicht  vollständig  wiedergeben, 
aber  doch  so,  dass  nicht  viel  Wesentliches  scheint  verloren  ge- 
gangen zu  sein.  Nach  dem,  was  uns  erhalten  ist,  und  was  die 
Ueberschrift  der  einen,  von  uns  mit  L  bezeichneten  Copie  (s. 
unten)  berichtet,  hat  der  Chronist  erst  in  kurzen  Worten  über 
seine  eigenen  Erlebnisse  bis  zu  seinem  Eintritt  ins  Kloster, 
über  seine  Schicksale  und  seine  litterarische  Thättgkeit  in  den- 
selben berichtet,  dann  vom  Jahre  1618  an  eine  Uebersicht  von 
Zeitbegebenheiten  gegeben. 
z*Lf4"  Es  ist  oben  S.  318  die  Vermuthung  ausgesprochen  worden, 
nng.  dass  Georg  die  Abfassung  der  Reformationschronik  an  die  Hand 
genommen,  nachdem  er  die  Continuatio  geschrieben,  und  es 
finden  sich  in  der  That  zahlreiche  Stellen,  welche  zeigen,  dass 
wir  es  nicht  mit  jahrelang  fortgesetzten  Aufzeichnungen  zu  thun 
haben,  sondern  mit  einer  Arbeit,  die  in  Einem  Zuge  oder  we- 
nigstens mit  nicht  allzugrossen  Unterbrechungen  niedergeschrie- 
ben worden  ist.  Nicht  nur  wird  häufig  vorgreifend  berichtet, 
wie  sich  eine  Sache,  von  der  die  Rede  ist,  im  Laufe  der  näch- 
sten Monate  entwickelt  hat,  es  wird  oft,  und  zwar  schon  in 
den  früheren  Theilen  der  Chronik,  auf  die  letzten  oder  geradezu 
das  letzte  der  Jahre  hingedeutet,  innerhalb  deren  sich  die  in 
ihr  berührten  Ereignisse  bewegen.  Wir  wollen  hier  einige  die- 
ser Stellen  namhaft  machen.  Gleich  nachdem  der  Verfasser 
seinen  Eintritt  in  den  Orden  erzählt  hat,  sagt  er:  »Fui  in  or- 

dine ab  anno  1509  usque  ad  annum  1528.«   Die  littera- 

rischen  Arbeiten,  deren  er  dann  gedenkt,  fallen  in  die  Jahre 
1522  —  1526;  zum  J.  1518,  wo  er  von  dem  Eintritte  des  Tho- 
mas Brun  in  den  Orden  und  seiner  Verpflegung  durch  die 
Brüder,  nachdem  er  pestkrank  geworden,  gesprochen,  erwähnt 


Einleitung.  307 

er  «einer  Apostasie  im  J.  1523  und  seines  Todes  im  J.  1526; 
mm  J.  1521  bei  der  Erwähnung  Huttens  weist  er  auf  dessen 
Tod  im  J.  1523  hin;  beim  J.  1523  klagt  er  über  die  Ausbrei- 
tung der  lutherischen   Sekte  und  nennt  unter  den  schlimmen 
Folgen  derselben  auch  schon  den  Bauernkrieg  von  1 525 ;  eben- 
dort  berichtet  er  über  den  Austritt  des  Bruder  Sebastian  und 
seine  Abreise  nach  Mülhausen,   zugleich  aber  auch  über  Beine 
im  J.  1526  erfolgte  Rückkehr  nach  Basel;    zum  J.  1524  wird 
bei  Anlass  des  begonnenen  Neubaues  des  Refectoriums   auch 
schon  der  im  J.  1527  erfolgten  Vollendung  desselben  gedacht, 
die  Notiz  über  die  Schlacht  bei  Pavia,   1525,  erwähnt  zugleich 
des  im  folgenden  Jahre  abgeschlossenen  Friedens;   wo  er  über 
die  im  J.  1525  von  den  Zürchern  vorgenommene  Abschaffung 
der  Messe  und  Einführung  einer  neuen  Weise  der  Communion 
spricht,  heisst  es  weiter :  cuius  rei  gratia  postmodum  disputatio 
solemnis  in  Obren  Baden  celebrata  est,  scilicet  anno  sequenti; 
zum  J.  1526  wird  erzählt,   dass  die  Acten  der  Badener  Dispu- 
tation im  folgenden  Jahre  herausgegeben  worden  seien,  und 
wie  er  von  dem  Schlaganfalle  berichtet,  der  ihn  im  Jahre  1 527 
betroffen,  fugt  er  hinzu,  er  sei  seitdem  nie  wieder  recht  gesund 
geworden,  so  dass  zwischen  dem  Ereigniss  und  der  Erzählung 
desselben  geraume  Zeit  verflossen  sein  muss.  —  Da  uns  nicht 
die  eigenhändige  Niederschrift  des  Chronisten  vorliegt,  so  lässt 
ach  freilich  nicht  erkennen,  inwiefern  einzelne  dieser  auf  spä- 
tere Jahre  hinweisenden  Stellen  etwa  nachträgliche  Zusätze  sind, 
und  es  mag  dies  bei  mehreren  der  Fall  sein,  wie  bei  der  Stelle 
über  Huttens  Tod,   wo  es  heisst:    »de   cuius   obitu   habetur 
infra  anno  1523«  und  der  ganzen  Notiz  über  Bruder  Sebastian, 
die  an  den  Rand  geschrieben  war,   aber  die  Stellen  sind  zu 
zahlreich  und  der  Zusammenhang  der  meisten  mit  der  übrigen 
Erzählung  ein  zu  enger,   als  dass  sich  jenes  im  Allgemeinen 
annehmen  Hesse.     Für   eine  einheitliche  Abfassung  im  Jahre 
1528  spricht  auch  der  Umstand,  dass  sich  bei  den  früheren 
Jahren  betreffe   der  Zeitangaben  einige  Versehen  finden,  wie 
z.  B.  das  Mandat  wegen  der  Frauenklöster  ins  Jahr  1 524  ge- 
setzt wird,   während  es  ins  Jahr  1525  gehört,   auch  der  Tod 
der  Maria  von  Brunn  nicht  richtig  angegeben  ist.  —  Dadurch 
ist  übrigens  nicht  ausgeschlossen ,   dass  Georg  bei  der  Abfas- 
sung seiner  Arbeit  Notizen  benutzte,  die  er  sich  früher  angelegt 
hatte.    Wahrend   der  Arbeit  hat  er,   wie  in   der  Continuatio, 
zahlreiche  Randbemerkungen  nachgetragen,   von  denen  unten 
noch  weiter  die  Rede  sein  wird. 

Der  Zweck  des  Verfassers  ist  offenbar,  das  Umsichgreifen  '»Jj1* 
der  reformatorischen   Bewegung  in  Basel  und  der  Umgegendcimmik. 
und  die  Schicksale  seines  Klosters  inmitten  derselben  zu  schil- 
dern. Er  beginnt  mit  dem  Jahre  1518,  um  den  später  zu  be- 
richtenden Austritt  des  Thomas  Brun,  der  in  diesem  Jahre  als 


368  Einleitung. 

neu  aufgenommener  Bruder  im  Kloster  liebevoll  verpflegt  wor- 
den war,  in  einem  um  so  schlimmeren  Lichte  erscheinen  zu 
lassen.  Es  folgt  dann  die  Bedrängung  der  Karthäuser  von  Stras- 
burg durch  Ulrich  von  Hütten  1521,  die  Rückkehr  Oecolam- 
pads  nach  Basel  1522,  der  Spanferkelschmaus  u.  s.  w.  Politi- 
sche Begebenheiten  nimmt  er  nur  auf,  insofern  sie,  wie  der 
Bauernkrieg,  im  Zusammenhang  mit  der  Reformation  Stefan, 
und  wenn  er  sich  gelegentlich  nicht  enthalten  kann,  ein  so 
Aufsehen  machendes  Ereignis»,  wie  die  Schlacht  von  Pavia,  die 
ausserdem  noch  wegen  der  grossen  Verluste,  welche  die  Schwei- 
zer dort  erlitten,  Eindruck  auf  ihn  machen  musste,  zu  erwäh- 
nen, so  fügt  er  doch  gleich  hinzu:  de  qua  historia  nihil  ad 
nos,  eo  quod  graviora  circa  regionem  nostram  contigerunt  Die 
Naturerscheinungen,  von  denen  er  berichtet,  sieht  er  auch  un- 
ter einem  höheren  Gesichtspunkte  an ,  als  Zeichen  der  gött- 
lichen Barmherzigkeit,  wie  die  Fruchtbarkeit  des  Unglücks- 
jahres 1525,  oder  als  ernste  Warnungen,  wie  den  Ithtzstral 
des  Jahres  1526.  Als  Einleitung  giebt  er  eine  kurze  Darstel- 
lung seines  eigenen  Lebensganges,  wozu  die  unter  dem  Jahre 
1527  gegebene  Erzählung  von  dem  Schlaganfall,  der  ihn 
betroffen,  eine  Ergänzung  bildet.  Es  ist  schon  oben  S.  313 
die  Vermuthung  ausgesprochen  worden,  es  möchte  Georg  152$ 
gestorben  sein  *) .  Für  diese  Vermuthung  scheint  auch  der  Um- 
stand zu  sprechen,  dajBS  ich  in  dem  alphabetischen  Repertorium 
der  Bibliothek  unter  den  Werken  des  Erasmus  keine  eingetra- 
gen gefunden  habe,  die  später  als  1528  gedruckt  sind.  Viel- 
leicht hat  gerade  die  Erwartung  eines  baldigen  Hinscheids  ihn 
bewogen ,  an  die  Abfassung  seines  Werkes  zu  gehn.  Es  ist 
nicht  undenkbar,  dass  ihn  ein  zweiter  Schlaganfall  betroffen, 
der  dann  seinen  Tod  herbeiführte.  Sein  Todestag  ist  der 
6.  October,  der  Tag  des  heiligen  Bruno,  des  Stifters  »eines 
Ordens.  Unter  diesem  Datum  findet  sich  im  Calendarium 
von  der  Hand  des  Nicolaus  Molitoris  eingezeichnet:  Domi- 
nus Georgius  Carpentarii  de  Brück  monachus  professus  huius 
domus. 


1)  Wenn  es  lum  J.  1527  bei  der  Nachricht  vom  Tode  des  Bischofr 
Christoph  von  Utenheim  heisst:  quanta  vafritie  ( Oecolampadius)  civitotan 
hanc  suis  praedicationibus  et  scriptis  infecerit  et  corruperit ,  partim  in  *Q' 
perioribus  aunis,  partim  in  subsequentibuB  natere  poterit,  so  ist  daraus 
nicht  mit  Notwendigkeit  su  schliessen ,  dass  aiese  Stelle  später  als  152* 
geschrieben  sein  müsse.  Denn  wenn  der  Chronist  1528  schrieb,  so  konnte 
er  getrost  von  den  subsequentes  anni  reden,  in  denen  die  Folgen  von 
Oecolampads  Wirken  sich  noch  zeigen  würden,  er  konnte  auch  annehmen. 
dass  es  ihm  vielleicht  vergönnt  sein  werde,  in  seiner  Chronik  noch  über 
Dinge  su  berichten,  die  später  fielen,  als  das  Jahr,  in  dem  er  eben  schrieb. 
und  die  mit  iur  Bestätigung  seiner  Behauptung  dienen  worden. 


Einleitung.  369 

Haben  wir  in  Georg  natürlich  einen  Gegner  den  Refor-  <»•«»- 
vgiatioö  au  finden,  so  ist  er  doch,  wie  schon  S.  312  QngedeutotdeT'w 
vrorden,  keineswegs   ein  Fanatiker.    Es  tritt  uns  auch  neben fks8ttrs- 
all  den  heftigen  Ausfallen,,  auf  die  wir  stossen,  eine  erfreuliche 
Müde  der  Gesinnung  entgegen.    Nachdem  er  (zum.  J.  1&2&) 
den  Tod  dea  abgefallenen  Thomas  Brun  und  .der  8einigen  eraähit 
hat,  schliesst  er:   Dens  ignoscat  illis,  quicquid  in  illum  et  nos 
peceaveranil    Wo  er  berichtet,  wie  die  Zürcher  im  J.  1525  die 
Kirchenzieffden  eingeschmolzen  und  das  Metall  zum  Beaten  der 
Armen  in  ihren  Staatsseokel  aufbewahrt  hätten,  setzt  er  hinzu;: 
Intentio  qoidem,  ut  apparet,  in  speriem  non  wquequaque  imr 
probabilis,  sed  effectus  inde  secutus  quid  fructua  boni  pariturus 
sit .  . ,  omnibua  constare  potest.    Ideoque  mihi  »aper  bis  nihil 
jadicandum  arbitror.     Si  bonum  fecerunt,  viderint  ipsi.     Suo 
domino  stant  aut  cadunt.  Ueber  seine  Stellung  zu  Luthers  Schrit- 
ten sind  uns  einige  interessante  Bemerkungen  erhalten,    die 
er  als  Bibliothekar* des  Klosters  niedergeschrieben.    Im  Decem- 
ber  1522  druckte  Adam  Petri  Luthers  Uebersetzung  des  neuen 
Testaments  nach  und  schenkte  den  Karthäusem  einige  Exem- 
plare davon.   »Eines  derselben«,  so  berichtet  Ochs,  »wurde  tum 
Gebrauch   der  Layenbsüder  bestimmt.     Auf  dem  ersten  Blatt 
desselben  steht  unter  andern  geschrieben,   dass  manches  ver- 
muthlieh  von  Luther  sich  darin  befände,  dass  aber  sehr  wenig 
oder  gar  nichts  ärgerliches  darin  zu  lesen  wäre,  dass  übrigens 
ein  jeder  diese  Dinge  mit  gutem  Bescheid  erlesen  und  nicht 
veiter  darauf  bauen  solle,   als  die  gemeine  christliche  Kirche 
lehrt  und  hält«.   Die  Bemerkung  rührt  nach  dem  oben  Gesag- 
ten von   niemand  anders  als  von  Georg  her.    Das  betreffende 
£xemplar  ist  leider  nicht  mehr  auf  der  Universitätsbibliothek 
aufzufinden  (vgl.  Woltmann:  Holbein  II,  41),  es  ist  ohne 
Zweifel  als  Doublette  veräussert  worden.  —  Auf  dem  Vorsetzr 
blatte   des  Bandes  tt.  F.  V.  34  der  UmversitätsbibKo&bek,  der 
einige  den  Karthäusern  durch  Johann  Frohen  und  Adam  Petri 
geschenkte  Bücher  enthält,   hat  Georg  dem  Titel  des  letzten 
derselben  »in  epistolam  beati  Pauli  ad  Galathas  fratris  Martini 
L.  commentarius«  beigefügt:   Qui  quidem  tunc  temporis  non 
foit  cendemnatus,  sed  pene  post  duos  annos,  dum  antor  in  pro- 
tervitate  sua  peraistens,  etiam  bona  simul  cum  maus,  quo  scri* 
pserai,  ei  ipae  pariter  cum  eis  condemnari  merueruat  Idooque 
commentarius  iste  legatur  cum  judicio  vel  potius  negligatur. 
Im  alphabetischen  Repertorium  endlich  hatte  Georg  eine  Anzahl 
Schriften  von  Luther  eingetragen  unter  der  Ueberschrift :   Ser- 
mones  reverendi  patris  Martini  I^utheri  Augüstibaiani ,  ttaolo- 
giae  profe88oris  celeberrimi.     Nachher  hat  er  reverendi  patris 
und  Augnstiniani  —  celeberrimi  ausgestrichen,  mit  besonderem 
Nachdrucke  die  Worte  reverendi  patris  und  celeberrimi,   dann 
^ber  auch  einige  Striche  durch  das  ganze  Verzeichniss,  gemacht 

Btttor  Ckromiken.  l,  24 


370  Einleitung. 

und  darunter  geschrieben:  Iste  Martinus  Lutherus,  quia  al 
ecoleftiae  proceribus  reprobatus  est,  non  meretur  inter  abos  ca- 
tholioos  scriptores  reputari  vel  hie  specialiter  signari,  etiamsi 
longe  plures  libros  ediderit,  quam  hie  signati  tuerint.  —  Wii 
sehen,  er  hat  das  erste  Auftreten  Luthers  mit  Freuden  begrüs&j 
er  gesteht  auch  jetzt  noch  zu,  dass  dessen  Schriften  manches 
an  sich  Gute  enthalten,  aber  dass  er  es  gewagt  hat,  im  Gegen- 
satze gegen  die  anerkannten  Häupter  der  Kirche  seine  Lehre 
auszubilden  und  dass  die  Kirche  ihn  dafür  verdammt  hat,  istj 
für  Georg  Grund  genug,  sich  von  ihm  loszusagen  und  auch 
das  an  sich  Gute  in  seinen  Schriften  mit  Misstrauen  zu  be- 
trachten und  davor  zu  warnen  (Vgl.  auch  die  Anm.  1  zu  S.  379  . 
Der  Widerstand,  der  von  Männern  dieser  Gesinnung  kam,  musste 
der  Durchführung  der  Reformation  viel  grössere  Hindernisse  be- 
reiten, als  das  Eifern  fanatischer  Anhänger  des  Alten,  und  wenn 
man  bedenkt,  dass  diese  Gesinnung  gerade  an  einem  langjähri- 
gen Sitze  geistiger  Bildung,  wie  Basel,  ihre  zahlreichen  Vertreter 
haben  musste,  so  begreift  man,  dass  auch  abgesehn  von  andern 
äussern  Umständen  der  Bruch  mit  der  alten  Lehre  sich  hier  nicht 
so  leicht  vollziehen  konnte,  wie  z.  B.  in  Zürich,  wo  die  Be- 
schränktheit der  Vertheidiger  der  alten  Lehre  in  keinem  Verhalt- 
nisse  stand  zu  der  Ueberlegenheit,  mit  der  ihnen  Zwingli  entge- 
gentrat« Einen  interessanten  Einblick  in  die  Anschauungen  dieser 
Basler  Kreise  gewährt  der  Briefwechsel  des  Bonifacius  Amerbach, 
dessen  Ausbeutung  eine  der  ersten  Pflichten  des  Geschichtsckrei- 
bers  wäre,  der  sich  eine  umfassende  quellenmässige  Darstellung 
der  Basler  Reformation  zur  Aufgabe  machen  wollte  *}.  Der  Rath, 
unter  dem  Einflüsse  dieser  Anschauungen,  ging  in  einer  Weise 
vor,  die  weder  die  eifrigen  Freunde  der  neuen  Lehre,  noch 
die  Anhänger  des  Alten  vollständig  befriedigen  konnte.  Die 
Beschlüsse  und  Verordnungen,  die  er  in  Religionssachen  traf, 
waren  im  Ganzen  der  Reformation  gunstig,  aber  sie  trugen 
einen  mehr  provisorischen  Charakter,  eine  definitive  Entschei- 
dung zu  treffen,  so  glaubte  er,  sei  nicht  die  Sache  einer  ein- 
zelnen Regierung,  sondern  eines  allgemeinen  Concils,  auf  dem 
die  ganze  Kirche  vertreten  wäre2). 
Ab-  Die  Wichtigkeit  der  Chronik  GeorgB  als  Quelle  für  die 

£n  d«~r  Geschichte    der  Basler  Reformation  ist  schon  längst   erkannt 
chnmik.worden,  wir  verdanken  dieser  Erkenntniss  die  Abschriften,  die 

1)  8.  manche  Auszüge  aus  diesem  Briefwechsel  bei  Fechter:  Bonifa- 
cius Amerbach  in  den  Beiträgen  II,  215  ff.;  vgl.  Stintzing:  Ulrich  Z*- 
sius  216  ff.  369  ff.  2)  Mit  dem  Mandat  vom  5.  Jan.  1529  (abgedruckt 

oben  S.  76  ff.)  verüess  der  Rath  diesen  Standpunkt,  indem  er  die  Entschei- 
dung einer  14  Tage  nach  Pfingsten  abzuhaltenden  Disputation  und  einer 
darauf  folgenden  Abstimmung  auf  den  Zünften  anheimstellte.  Noch  vor 
diesem  Zeitpunkte  aber  erzwang  die  Bürgerschaft  durch  den  Auflauf  vori 
S.  and  9.  Februar  die  Durchführung  der  Reformation.   Vgl.  Heusler432n 


Einleitung.  371 

^»8  nun   das    leider  verschwundene  Original  ersetzen  müssen. 
4^  h*00  zwei  dieser  Abschriften  benutzen  können,  von  denen 
.    j?&  eine  ( A)   sich  auf  der  Bibliothek  des  Antistitiums  in  dem 
j^^ammelbajide  »Basier  Schriften,  Tom.  IV.  Kirchen-Geschichte« 
a^8  ^r"  *l    befindet,   die  andere   (L)  auf  der  vaterländischen 
,;  ehemals  Lutzischen)   Bibliothek  der  Lesegesellschaft,  in  dem 
^V^mmelbande  »O  8.    Einiges  zur  Basler  Geschichte  vor  1789.  2.« 
ai*  Nr.  7.  —  Die  erstere  ist  angefertigt  von  dem  durch   seine 
Verdienste  um  die  Texteskritik  des  Neuen  Testamentes  bekann- 
ten J.  J.  Wettstein  (f  1754  als  Professor  am  Remonstranten- 
gymnasium    in    Amsterdam.     Der   Professor   und   Bibliothekar 
J.  R.  Wettstein,  Sohn  des  berühmten  Bürgermeisters,  den  Bux~ 
torf  in  dem  Vorworte    zu  seiner  demnächst  zu  erwähnenden 
Uebersetzung  der  Chronik  irrigerweise  statt  seiner  nennt,  war 
sein    Grossoheim).      Das   Manuscript   muss   ursprünglich    fünf 
in  Quartform  zusammengelegte  halbe  Bogen   enthalten  haben, 
die  je  auf  der  Vorderseite  des  ersten  Blattes  mit  den  Buch- 
staben A.  B.  C.  D.  £.   bezeichnet  waren.     Die  Lage  A,  die 
vier    ersten   Seiten   des  Manuscriptes  enthaltend,    ist  verloren 
gegangen.     Auf   der    ersten    Seite    von    £    schliesst    die  Ab- 
schrift mit  der  Darstellung  der  Bernerdisputation,   die  zweite 
Seite   ist  leer.     Die  dritte  giebt  unter  der  Ueberschrift  »Autor« 
die    Nachrichten    über   die    persönlichen   Erlebnisse  des   Ver- 
fassers   vom  Jahre   1499   an,    Seite  4   ist   wieder  leer.     Jetzt 
ist  dieser  letzte  halbe  Bogen  (die  Lage  E)   so  gefaltet,  dass 
Seite    3   als  erste,    Seite   t   als   dritte  zu  stehen  kommt   und 
er   zugleich   als   Umschlag  für    die  übrigen  Lagen  dient,    die 
Seite    mit  der  Ueberschrift  »Autor«  also  an  den  Anfang  des 
ganzen    Manuscriptes  zu  stehen   kommt.      I^age    E    in    dieser 
ihrer   umgekehrten  Gestalt  und  Lage  C   sind  zusammengehef- 
tet,    zwischen    Seite    2     (ursprünglich  4)    von    Lage    E    und 
Seite  1   von  Lage  C  ist  Lage  B,  zwischen  Seite  4  von  Lage  C 
und   Seite  3  (ursprünglich  1)  von  Lage  E  ist  Lage  D   einge- 
klebt.     Auf  der  Seite,   welche  die  persönlichen  Erlebnisse  des 
Chronisten  enthält  und  die  jetzt  die  erste  des  ganzen  Heftchens 
geworden  ist,  hat  der  im  Jahre  1838  verstorbene  Antistes  Hie- 
tonymus  Falkeisen,    der  den   Sammelband  angelegt,   zwischen 
Aem   ziemlich    dicht  am  obern  Rande   des   Blattes   stehenden 
Worte  »Autor«  und  dem  durch  einen  grösseren  Zwischenraum 
davon  getrennten  Anfange  des  Textes  den  Titel :  »Ex  F.  Oeor- 
Ä  Carthusiensiß  Basil.  Chronic.  Fragmente«  angebracht.    Am 
^htern  Rande  steht  die  Zahl  11,  die  Stelle  bezeichnend,  welche 
^8  Stuck  in  dem   Bande  einnimmt.  —  Wettstein,   geb.  1693, 
IwKfSS  nach   Vollendung  seiner  Studien  Basel  im  Jahre  1714, 
wahrte  1717  wieder   dahin  zurück,   bekleidete  die  Stelle  eines 
^     .  uetfers,  dann  die  eines  Helfers  zu  St.  Leonhard,  bis  er  im 
^rntfl1  »einer  theologischen  Ansichten  wegen  verketzert,  diese 
''  '  24* 


372 

aufgab  und  nach  Holland  gieng,  wo  er  bis  zu  seinem  Ende 
wirkte,  obgleich  im  Jahre  1744  der  Versuch  gemacht  wurde, 
ihn  als  Professor  des  Griechischen  für  die  Universität  zu  ge- 
winnen. Die  Abschrift  muss  also  entweder  vor  1714  oder  zwi- 
schen 1717  and  1730  gemacht  worden  sein. 

Die  zweite  Abschrift  (L)  stammt  ebenfalls  aus  dem  vorigen 
Jahrhundert.  Sie  füllt  35  Seiten  in  Folio  und  trägt  den  Titel: 
Excepta  (so,  nicht  Exoerpta)  ex  libro  manuscripto  in  4°,  cui 
titulus  Chromeon  Georgii  Cartusiani  cuiusdam  Basil.  ab  anno 
1499.  usque  ad  annum  1528-,  qui  anterioribus  qnidem  annis 
fere  vaeuus,  annorum  1518,  19  et  seqq.  historiam  plenius  enar- 
rat.  Von  anderer  Hand  beigefügt  ist:  NB.  Autographum  est  in 
manibus  Ven.  Fastoris  Petrini  Domini  J.  Henrici  Bruckeri.  — 
«Von  derselben  Hand,  welche  die  Abschrift  angefertigt,  folgt  in 
dem  Sammelbande  eine  Abschrift  der  unter  dem  Namen  Be- 
schreibung der  Münsterkirche  bekannten  historisch-topographi- 
schen Arbeit  Wnrstisens  über  das  Münster  und  dessen  Umge- 
bungen, mit  der  Ueberschrift :  Analecta  ad  historiam  Basil. 
pertinentia,  autore  Christiano  Urstisio,  qui  post  editw»  jam 
chronicon  haec  congessit.  Descripsi  ex  ipsius  Urstisii  autc- 
grapho,  quod  hodie  est  in  manibus  J.  Henrici  Bruckneri1), 
theo),  st.,  Joh.  Henr.  pastoris  f.  —  Wir  dürfen  daraus  schlies- 
sen,  dase  auch  die  Abschrift  unserer  Chronik  direct  aus  dem 
Original  genossen  i8t,  und  zwar  bei  der  genauen  Uebereinstim- 
mung  von  Schrift  und  Papier  ebenfalls  zu  der  Zeit,  wo  es 
sich  im  Besitze  des  damaligen  Studiosus  der  Theologie,  nach- 
maligen Professors  der  Geschichte,  Joh.  Heinrich  Brucker  be- 
fand, also  zwischen  1740  und  17461}. 

Neben  den  beiden  genannten  Abschriften  gab  oder  giebt 
es  nun  noch  mehrere,  von  denen  uns  Kunde  erhalten  ist,  die 
aber  nach  dem,  was  uns  daraus  bekannt  ist,  keinerlei  selbstän- 
digen Werth  besitzen,  sondern  blosse  Abschriften  von  L  sind. 
Die  eine  soll  sich  auf  der  Bibliothek  des  Anünütiuraa  befinden, 
wo  ich  sie  jedoch  trotz  der  freundlichen  Hilfe  des  Herrn  Pfar- 
rer Grünauer,  der  mit  der  Anfertigung  eines  neuen  Cataloges 
der  letzteren  beschäftigt  ist,  nicht  aufzufinden  vermochte.  Einen 
Einblick  in  ihren  Werth  verschaffte  mir  iadess  eine  Arbeit, 
die  Herr  Professor  und  Civilgerichtspräsident  Joh.  Schnell  s.  Z. 
noch  als  Schüler  ausgeführt  und  die  er  mir  freundlichst  zur 
Verfügung  stellte.  Er  hatte  es  unternommen,  aus  der  Wett- 
steinischen und  der  eben  genannten   Abschrift  den  Text   der 


I)  Das  n  ist  ipSter,  wohl  von  anderer  Hand,  wenigstens  mit  anderer 
Tinte,  ausgestrichen  worden.  Lutt:  Daaleiw.hes  Bürger-Buch  69  ff.  be- 
handelt die  Brucker  und  Brückner  al«  dieselbe  Familie.  2)  Athenae 
Bauricae  399.  400. 


373 

Chronik  George  zusammenzustellen.  Mach  seiner  Angabe  (vgl. 
auch  Buxtorf  im  Vorwort  zu  seiner  UeberseUung ,  VI)  trägt 
die  Abschrift  dieselbe  Ueberschrift  wie  L  (nur  dass  er  nicht 
excepta,  sondern  excerpta  schreibt}  mit  Einschluss  de«  spätem 
Zusatzes  über  den  Besitzer  des  Originale.  An  letzteren  schliesst 
sich  noch  ein  weiterer  Zusatz  von  anderer  Hand :  cuius  ex  hae- 
reditate  vwtit  in  manus  viri  ven.  past.  Petrini  domini  Ertzber- 
geri  indeque  cum  aliis  eiutdera  Ubris  sub  hasta  venditum  est. 
—  Schnell  hatte  den  Text  L  auch  gekannt,  aber  nicht  näher 
angesehn,  er  hielt  ihn  für  eine  Abschrift  des  eben  erwähnten 
von  ihm  benutzten  Textee.  Schon  Buxtorf  bemerkt  indess, 
dass  L  eine  correctere  Form  desselben  Textes  gebe,  den  jene 
Handschrift  des  Antistiüums  enthalte.  In  der  That  erweist  sich 
diese  nach  den  Lesarten,  die  Schnell  mittheilt,  als  eine  fehler- 
hafte Abschrift  von  L.  Als  eine  eben  solche  stellt  sich  auch 
die  Abschrift  dar,  welche  Ochs  besessen  (V.  440  Anm.  1)  und 
aus  welcher  er  bei  der  Darstellung  der  Heformationszeit  manche 
Stellen  mittheilt.  Dass  sie  aus  L  geflossen,  geht  unter  ande- 
rem deutlich  daraus  hervor,  daas  an  Stellen,  wo  L  eine  un- 
aufgelöetc  Abbreviatur  giebt,  der  Text  bei  Ochs  eine  Lücke 
enthält,  z.  B.  494  Anm.  1.  Wir  brauchen  also  in  keiner  Weise 
zu  bedauern,  dass  uns  diese  Ochsische  und  die  zweite  Hand- 
schrift des  AntistitiutnB  nicht  zugänglich  gewesen. 

Das  Original,  das  nach  Haller:  Bibliothek  der  Schweizer-  °J^Lt 
geschiente  IV,  Mr.  734   netwann   12   .Bögen«  umfasste   (Haller  setiet- 
giebt  als   Format  Folio,   L  Quart  an)  und   wie  wir  aus   den "'' f_" 
Angaben  Hallers  und  der  Abschrift  L  entnehmen  können,  von  «* 
späterer  Hand  mit  der  Ueberschrift  sChronicon  Georgii  Cartu-  KhHn. 
siani   cuiusdam  Basil.  ab   anno    1499   usque   ad  annum   1528* 
versehen  war,  hat  sich,  wie  aus  dem  Gesagten  hervorgeht,  in 
der  Mitte   des  vorigen  Jahrhunderts  in   den  Händen  des  Pro- 
fessors Job.  Heim.  Brucker  befunden,  der  sich  durch  die  Her- 
ansgabe der  Scriptores  rerum  Basiliensium  minores  (Bas.  1752) 
um  das  Studium  der  Basler  Geschichte  verdient  gemacht  hat. 
Ueber  die  früheren  Schicksale  der  Handschrift  sind  wir  nicht 
unterrichtet;   in  keinem  Falle  ist  sie,  wie  Ochs  V.  440  sagt, 
«mit  den  übrigen  Schriften  und  Büchern  des  Klosters  der  Biblio- 
thek  (d.  h.  der  öffentlichen  oder  Universitätsbibliothek)  über- 
geben« worden,  sie  muss  vielmehr  wie  die  Chronica  fundatioais 
and  die  Contrauatio  direct  aus  Georgs  Nachläse  in  Privatbesitz 
übergegangen  sein.     Nach  Bruckers   frühzeitigem  Tode   1754 
kam  sie,   wie  der  Zusatz  zu  der  Ueberschrift  von  L  zeigt,   in 
den   Besitz  Beines  Vaters,   des  gleichnamigen  Pfarrers   zu  St. 
Peter    (j-    1761),    dann   nach  dem   weiteren   Zusätze   der  Ab- 
schrift  des   Aiitjstitiunis   in   denjenigen    des    Pfarrers    Johann 
Georg  Ertzbcrger  ff   1765),   nach   dessen  Tode   sie  versteigert 
wurde    und   den   Blicken  der   Basier    Geschichtsforscher   ent- 


376 

Randbemerkungen  macht,  habe  ich  nicht  nach  eigener  Ver- 
um thung  eine  solche  aufstellen  wollen;  dem  Leser,  der  aus 
der  Variantenrubrik  ersieht,  weldhe  Studie  A  allein  angehören, 
ist  die  Möglichkeit  gelassen,  sich  su  entscheiden,  ob  er  in  ihnen 
oder  in  einigen  von  ihnen  Randbemerkungen  sehen  will.  Es 
liesse  sich,  wie  ich  bereits  in  der  Anm.  2  zu  6.  374  angedeutet 
habe,  denken,  dasB  vielleicht  die  Ursache  ihres  Fehlens  bei  L 
gerade  in  dieser  ihrer  Stellung  in  der  Originalhandeckrift  lie- 
gen möchte,  dass  sie  übersehen  wurden,  wie  djenn  einzelne 
derselben  auch  bei  A  erst  nachträglich  an  dem  (nicht  wie  bei 
L  au  diesem  Zwecke  bestimmten)  schmalen  Rande  eingescho- 
ben sind. 

giomn  Ausser  diesen  Randbemerkungen,  die  vom  Verfasser  seifet 

«ine«  herstammen,  begegnen  uns  aber  auch  einige,  die,  wie  es  scheint, 

sp*  Tn^ne  nicht  viel  spätere  Hand  zu  einzelnen  Steilem  hinschrieb 
und  durch  welche  gewisse  Beschuldigungen  und  Verdachts- 
äusserungen gegen  die  Evangelischen  oder  Gerüchte  über  An- 
schläge, weldbe  von  ihnen  geplant  worden  6ein  sollten,  zu  ent- 
kräften gesucht  oder  geradezu  als  unverschämte  Lügen  bezeich- 
net weiden.  Diese  Randglossen,  die  sowohl  A  als  L  mitthei- 
len, finden  sich  in  der  Variantenrubrik. 

Inhalt«-         Eine  dritte  Art  von  Randbemerkungen  bilden  die  Inhalte- 

XSl  angaben,  welche  sich  in  den  beiden  Handschriften  in  dieser 
Form  angebracht  finden.  A  hat  deren  ziemlich  viele;  keine 
derselben  kehrt  bei  L  wieder,  was  bei  der  Beschaffenheit  der 
beiden  Handschriften  Grund  genug  für  die  Annahme  bietet. 
dass  sie  nicht  aus  dem  Original  herübergenommen,  sondern 
Zuthat  des  Abschreibers  sind.  Dafür  spricht  auch  die  Fassung 
derselben:  Inhaltsangaben,  wie  »Contemtus  sacrifieutarum«, 
»Auctar  parairy&i  tactus«  können  schwerlich  als  von  Cneoig  her- 
rührend gedacht  werden.  Wir  haben  sie  daher  nicht  in  den 
Text  aufgenommen,  verzeichnen  sie  aber  in  der  Varianten- 
rubrik. —  Anders  verhält  es  sich  mit  den  Inhaltsangaben  bei 
L.  Es  finden  sich  deren  eine  Anzahl  auf  den  ersten  Seiten, 
also  gerade  zu  dem  Theile  der  Chronik,  der  bei  A  fehlt.  Isl 
schon  an  sich  kaum  zu  denken,  dass  der  Schreiber  von  L  etwas 
Eigenes  dem  Texte  der  Chronik  beigefügt  habe,  so  werden  wir 
auch  hier,  wie  bei  A,  freilich  im  entgegengesetzten  Sinne, 
durch  den  Wortlaut  der  Inhaltsangaben  in  unserer  Annahme 
bestärkt  Schwerlich  würde  ein  Schreiber  des  vorigen  Jahrhun- 
derts das  Sturmläuten  bei  einer  Wassersnoth  als  Classioum  in- 
undationis  causa  bezeichnet  haben.  Wir  haben  diese  Inhalts- 
angaben, da  wir  den  Band  für  die  chronologischen  Daten  vor- 
behalten haben,  mit  gesperrter  Sehrift  an  den  Eingang  der 
betreffenden  Abschnitte  gesetzt  Ebenso  sind  wir  mit  einigen 
weiteren  Inhaltsangaben  verfahren,  die  sich  auf  den  Bauern- 
krieg   beziehn    und    als    Ueberschrift    über   die    betreffenden 


Einleitung.  375 

gelegentlich  statt  eines  Wortes  beim  raschen  Hinschreiben  eiA 
verwandtes  oder  ein  solches,  das  sonst  allenfalls  an  die  Stelle 
passen  würde,  hinzusetzen.  Wir  können  dies  durch  das  eigene 
Zeugniss  der  Handschrift  beweisen,  da  eine  Anzahl  derartiger 
Stellen  später  corrigiert  worden  sind ,  während  sicher  manche 
andere  stehen  geblieben.  Zum  J.  1525  hatte  er  z.  B.  erst  ge- 
schrieben: calices  et  vasa  religiosa,  und  für  letzteres  dann 
argentea  gesetzt;  omnis  cogitatio  laici  parva  erat  ad  hoc  evan- 
?elicum  Studium,  das  parva  nachher  aber  in  prona  corrigiert; 
in  locis  clanculariis  deposuit  custodias,  was  dann  in  deputa- 
vit  geändert  ist;  zum  «f.  1526:  omnia  jam  disputata  (geändert 
in  tum};  ex  hac  disputatione  provenerit  (manaverit);  Inte- 
rim —  haec  perfidia  —  praevaluit  (in  tan  tum);  impudenter 
declamare  ( deblaterare)  u.  s.  w.  —  Die  Randbemerkungen 
fügt  er  an  der  ihm  gut  scheinenden  Stelle  in  den  Text  ein.  — 
Ist  so  im  Ganzen  L  der  gewissenhaftere  Abschreiber,  so  fehlt 
es  doch  auch  bei  ihm  nicht  an  deutlich  erkennbaren  Versehen, 
und  was  Geschick  im  Lesen  der  Handschrift  und  Verständnis« 
des  Inhalts  betrifft,  steht  A  entschieden  über  ihm.  Statt  des 
eben  erwähnten  prona  —  ad  hoc  evangelicum  Studium  hat  L 
»prava«,  wodurch  die  feine  Ironie,  die  in  dem  Ausrufe  liegt, 
verloren  geht.  Statt  postis  pulsu  (einige  Seiten  vorher) ,  was 
allerdings  auf  den  ersten  Anblick  nicht  leicht  verständlich  ist, 
hat  L  »postea  pulsu  t  u.  s.  w.  In  manchen  Fällen  ist  ausser- 
ordentlich schwer  zu  entscheiden,  ob  die  Lesart  von  A  oder 
die  von  L  den  Vorzug  verdient,  indem  auch  das  Zurückgehen 
auf  den  Sprachgebrauch  Georgs,  wie  er  uns  aus  der  Continuatio 
bekannt  ist,  nicht  immer  den  nöthigen  Anhalt  gewährt,  und 
ich  gebe  gerne  zu,  dass  ich  wohl  in  manchem  dieser  Fälle  nicht 
das  Richtige  getroffen  habe,  kann  aber  mich  und  den  Leser 
damit  trösten,  dass  es  gerade  in  diesen  Fällen  für  das  Ver- 
ttändniss  und  die  Benutzung  der  Chronik  ziemlich  gleichgültig 
ist,  nach  welcher  Seite  hin  wir  uns  entscheiden. 

Die  Randbemerkungen  sind,  wie  bemerkt,  in  unsrer  Chro-  n**- 
nik  noch  zahlreicher  und  namentlich  umfangreicher  als  in  der*^**™ 
Continuatio,  da  hier,  wo  die  Erzählung  mehr  aus  einem  An- 
einanderreihen von  einzelnen  Begebenheiten  besteht  als  dort, 
dem  Verfasser  nachträglich  viel  öfter  Dinge  einfallen  mussten, 
die  er  beim  Niederschreiben  vergessen  hatte,  die  er  aber  doch 
gerne  noch  anbringen  wollte.  Ich  habe  es  mit  diesen  Rand- 
bemerkungen, insofern  sie  durch  ihre  Stellung  am  Rande  von 
L  sich  als  solche  auswiesen,  gehalten,  wie  in  der  Continuatio : 
ich  habe  sie  in  den  Text  eingeschoben,  aber  durch  Einschliessen 
in  eckige  Klammern  gekennzeichnet.  Es  gehören  nun  freilich 
in  die  Classe  der  Randbemerkungen  ohne  Zweifel  auch  ein- 
zelne Stücke,  die  bei  L  ausgelassen  sind  und  sich  nur  bei  A 
vorfinden,  da  aber  A  keine  Unterscheidung  zwischen  Text  und 


1499—1501. 


1499*). 

Hoc  anno  relicto  oppido  Schaffhusen,  tibi  triennio  coramo- 

Febr  ra*us  litteris  operam  dedi,  ad  Argentinam  cum  sociis  me  rccepi 

28.  Oct/circa  dominicam  remiuiscere,   ubi  usque  ad  Simonis  et  Judae 

in  scholis  cathedralis  ecclesiae  conversatus  sum   et  in  anxieU- 

tibu8  variis  detritus,  postmodum  ad  oppidum  Beynfelden2)  eius- 

dem  diocesis  me  recipiens  a  quodam  notario  susceptus  sum. 

1500. 

30.  Apr.  In  profesto  sanctorum  Philippi  et  Jacobi  Basileam  veni. 
Item  locum  Heremi  tarum  3)  visitavi,  demum  Basileam  convo- 
catus  apud  sanctum  Petrum  scholas  visitavi,  ludi  magistro  Balta- 
zaxo  Hünlin,  cui  Conradus  Coppius  successerat4).  Hoc  aiino 
non  parum  egestatis  pertuli,  pracsertim  imminente  hyeme,  quia 

2o.Deo.  in  vigilia  sancti  Thomae  pauperes  scholares  cogebantur  edicto 
publico  civitatem  deserere  propter  famis  penuriam  etc.  Und* 
pro  precio  scribens  unum  missale  etc. 

1501 

su8ceptu8  fui  in  hospitium  piorum  nutritorum  meorum  meister 
Diebold  Dischmachers  et  dominae  Ureulae5). 

• 

1 .  Die  Stolle  ton  Anfang  bis  »ob  certa*  cansasc  (382,2)  findet  sioh  nur  in  A.  Obgleich  M*<tort 
nraprnnglich  am  Schinne  ninM  gestanden  haben  (•.  oben  S.  371 ),  ist  doch  iaiut*h««, 
namentlich  im  Hinblick  anf  die  Ueberschrift  ?on  L ,  data  eie  im  Origin&lmanuscript  a* 
Anfange  stand,  nnd  so  habe  ich  eie  anch  hieber  gesetzt.  Bei  A  stehen  die  Jahrekzashi 
dieses  Abschnittes,  die  theilweise  in  den  Satsbaa  des  Textes  rerflochten  sind,  dieses  rar 
Seite  am  Bande ,  nicht  als  tJebersehriften.  Oleichwohl  habe  ich  um  der  Gleichnssnikäl 
mit  dem  Spatern  willen  vorgesogen,  sie  als  solche  in  settea.  7.  dioeee*  L 

9.  Filippi  A.       11.  s.  Petri  A,  was  dem  Sjprachgebraache  des  Chronisten  (TgL  venckhv 
dene  Stellen  unten)  nicht  angemessen  scheint. 
I 

I)  lieber  den  Lebensgang  des  Chronisten  vgl.  oben  S.  309  ff.      2)  ßeo- 
feld  an  der  111,   zwischen  Schlettstadt  und  Straasburg.  3)  Kinsiedeln. 

4)  Ueber  das  Schulwesen  in  Basel  zur  damaligen  Zeit  s.  Fechter:  Ge- 
schichte des  Schulwesens  in  Basel  bis  zum  J.  1589.  Einladungsschrift  im 
Promotionsfeier  des  Gymnasiums  und  der  Realschule.  Basel  ( 1 837) .  5'»  Ursulf 
Tischmacherinn  erscheint  nach  Georgs  Eintritt  ins  Kloster  als  Wohlth&te- 
rinn  desselben.  Lib.  benef.  54  :  Oretur  pro  honesta  domina  Ursula  Tisch- 
macherin  vidua,  que  anno  1511  donavit  nobis  unum  caseum  valentem  S  •. 
Item  dedit  20  florenos  in  auro  intuitu  anniversarii  sui  post  mortem  ipsia» 
celebrandi  pro  se  et  pro  quibus  desideravit  anno  1512.  Item  dedit  I  nore- 
num  fratribus  pro  piscibus  anno  1513.    Calendarium  Juni  4:  Domim 


1502—1528.  379 

1502 

confectus  sum  in  templo  collegii  sancti  Petri  choralis  et 
tempore  paschali  rubea  tunica  donatus. 

1503 

studio  universitatis  me  tradidi  et  intitulatus  sum  ac  novitius 
inter  studentes   effectus. 

1509 
mense  maio  ordinis  assumendi  gratia  domum  hanc  intravi. 

1510 

professionem  feci  sub  domino  Hieronymo  Zschegepürli  tunc 
teraporia  priore. 

Fui  in  ordine  ego  humilis,  id  est  vilis  et  abjectus  frater 
Ueorgius  Cartusiensium  minimus,  scilicet  ab  anno  1509  usque 
ad  annum   1528. 

Plurimos  libros  scripsit,  quos  citat  existentes  in  bibliotheca  Carthas., 
numeris  suis;  jaxn  forsan  sunt  in  nostra  publica. 

Taulernm    descripsit  et  correxit  rogatu  Adami  Petri  de  Langendorf 

impressom1). 

8.  »Carthnsiam«  fogt  A  erklärend  nach  »intraTit  in  Klammern  bei.  VL  Statt  »id  est« 

habe  ich  8.  309  irrigerweise  lsive«  geschrieben.         13.  Cartneiensie  A.  Im  Original  stand 
da»  Wort  ohne  Zweifel  in  abcekurster  Form.  15.  Die  folgenden  Sitae,  in  denen  A  nur 

den  Inhalt,  nicht  aber  den  Wortlaut  der  Chronik  mittheilt,  haben  wir  durch  kleineren 
Druck  unterschieden. 

Ursula  Diachmacherin,  cui  associamus  maritum  eins,  meister  Diebolt  Kam* 
minger  cum  progenitoribus  eorundem.  Es  ist  auffallend,  dass  während  in 
der  Chronik  Georg  den  Mann  Meister  Diebold  Dischmacher  nennt,  in  der 
ebenfalls  von  seiner  Hand  gemachten  Einseichnung  des  Calendariums  der 
Name  Dischmacher  nur  der  Frau  gesehen ^  der  Mann  hingegen  Ramminger 
genannt  wird.  1)  Joannis  Tauleri  des  heiligen  lerers  Predig,  fast  frucht- 

bar zu  eim  recht  christlichen  leben.  Deren  Predigen  gar  nah  hie  in  disem 
buch  des  halbteyls  meer  seind  dann  in  andern  vorgetruckten  becheren, 
die  man  sydhar  mit  der  hilff  gots  runden  hat.#  Der  seyn  wort  yetzt  wider 
erweckt  unnd  aller  weit  verkündt.   Getruckt  zu  Basel  Anno  M.D.xxi.  Am 
Schlüsse:  Hie   endent  sich  die  lere  un  predigen  dess  erleuchten  un  hoch- 
pelerten  lerers  Johannis  Tauleri ,  mit  grosser  arbeit  zusamen  gelesen ,   und 
mit  dem  besten  corrigiert.    Allen  Christen ,  besunder  geistlichen  leüten  zu 
nuu  und  fürdrung  irs  Christlichen  fürnemens.    Auch  zu  lob  un  ere  gott 
dem  allmechtigen ,    und  allem  hymelischen  here.    Nüwlich  durch  angebung 
de»  fürsichtigen  weisen  herren  Johann  Rynman,  gedruckt  und  volendet  in 
der  loblichen  statt  Basel  durch  Adam  Petri,  im  Augstmonat,  nach  der  ge- 
hurt unsers  erlftsers  M.D.xxi.  jar.    (Vgl.  Carl  Schmidt:  Johannes  Tau- 
ler Ton  Strassburg ,    Hamburg  1841 ,  S.  68  ff.)  —   In  der  Vorrede  auf  der 
Rückseite  des  Titelblattes  setzt  Petri  auseinander,  wie  es  allezeit  seine  be- 
sondere Neigung  gewesen,  »der  heiligen  gschrifft  liebhabern  nutz  und  für- 
deniog  h&herzu   sehetzen«  als  Alles,  was  ihm  sonst  grösseren  seitlichen 
Vortheil  hatte  bringen  können,  und  wie  er  nun  »under  anderen  heylsamen 


380  1509-1528. 

christlichen  unnd  evangelischen  böchern  (so  den  Aristotelem,  ouch  das  Ge- 
spenst wind  falsche  underwysung  etlicher  phariseischen  unnd  verkerten  le- 
rem gentzlich  verwerffen  —  dise  geistliche,  im  evangelio  und  Paulo  wol- 
gegründte  sermones  —  Joannis  Tauleri«  erkundet  und  gedruckt  habe.  Der 
erste  der  beiden  Anhange  enthalt  Manches,  von  dem  es  nach  der  Aassage 
des  Herausgebers  (Bl.  CLXV)  selbst  zweifelhaft  ist,  ob  ea  wirklich  von 
Tauler  herrührt,  und  den  zweiten  bezeichnet  er  selbst  (Bl.  CCXLIP)  als 
»predigen  etlicher  rast  gelertter  andechtiger  vatter  und  lerem ,  auas  denen 
man  achtet  doctorem  Tauler  etwas  seins  grundes  genommen  haben.  Näm- 
lich und  insonders  meister  Eckarts, der  ein  furtreffenlich  hoch- 

felerter  man  gewesen  ist  und  in  eubtilikeiten  natürlicher  und  göttlicher 
ünsten  so  hoch  bericht,  das  vil  gelerter  leüt  zu  seinen  zeitten  in  nit  wol 
verstunden,  deszhalb  seiner  1er  ein  teyl  auch  in  etlichen  stücken  und  ar- 
ticklen  verworffen  ist  und  noch  von  einfeltigen  menschen  gewarsamlich 
gelesen  werden  sol.  Wiewol  hiehar  in  diaz  bficn  mit  fleiaz  nüt  geseUet  ist, 
dann  das  gemeinlich  wol  verstanden  und  erlitten  werden  mag«.  —  Im  Jahn; 
1522  erschien  eine  gleichlautende  neue  Ausgabe.  Weller:  Repertorium 
typographicum  Nr.  2280  giebt  das  Schlusswort  wesentlich  anders  an,  als  es 
in  der  ersten  Ausgabe  lautet.  Statt  des  mittleren  Theiles  desselben  ist  eise 
Entschuldigung  wegen  Aufnahme  der  nicht  von  Tauler  herrührenden  Stücke 
angebracht.  In  dem  mir  vorliegenden,  aus  der  Karthäuser-Bibliothek  stam- 
menden Exemplare  ist  dagegen  das  Schlusswort  gleichlautend  mit  dem  der 
ersten  Aussähe  mit  einer,  den  Fortschritt  der  reformatorischen  Ideen 
bezeichnenden  Ausnahme.  Statt  »Allen  Christen,  besunder  geistlichen  leg- 
ten« heisst  es:  »Allen  geystlicben,  das  ist  Christlichen  leüten«.  —  Das  Vor- 
wort ist  vielfach  anders  gefasst.  Von  den  Predigten  Taulers  heisst  es:  »In 
wölchen  on  zweyffel  finden  wirst  den  waren  eirund  Christlicher  volkommen- 
heyt  und  des  rechten  lebendigen  glauben,   der  yetzt  gar  nach  allenthalb 

erlöschen  were,  hett  uns  der  barmhertzig  *ot nit  so  gnediglich  in 

disen  zeyten  angesehen  und  disz  oder  anderley  bucher  und  leren  nit  geof- 
fenbaret«. Auf  den  Vorsetzbl&ttern  der  Exemplare  der  beiden  Ausgaben 
hat  Georg  der  Angabe  von  Titel  und  Herkunft  derselben  (beide  sind 
von  Petri  geschenkt)  eine  warme  Empfehlung  des  Buches  beigefürt,  neben 
und  unter  die  Vorrede  der  zweiten  Ausgabe  hat  er  indeas,wonl  später 
beim  Fortgang  der  reformatorischen  Bewegung  (die  Züge  sind  ganz  die 
der  Continuatio,  jedoch  durchweg  zierlich  ausgeführt)  vorsichtig  warnende 
Bemerkungen  angebracht.  Neben  den  Anfang  des  eben  erwähnten  Satzes 
»In  wölchen«  u.  s.  w.  schreibt  er:  Yerum  non  omnibus  datum  est  nosse 
mysterium  regni  dei,  neben  den  Schluss :  Libri  quidem  multi  prodierunt  in 
lucem ,  pluribus  tarnen ,  ut  majrjs  cecutiant.  Und  wie  die  Vorrede  fortfahrt 
»Usz  wölchen  mag  ein  yeder,  jung  und  alt,  gelert  und  ungelert,  schöpfen 
und  verneinen,  wie  er  christliche  Ordnung  verstan  und  dero  geleben  und 
volgen  sol«,  setzt  er  an  den  Band:  Profecto  liber  sequens  nonmsi  provectii 
aetate  et  sapientia  congruit,  pueris  atque  carnalibus  minime.  Endlich  fügt 
er  noch  folgende  Auseinandersetzung  bei :  Hortandus  est  lector  libri  prae- 
sentis,  ut  non  plus  sapiat,  quam  oporteat,  scilicet  ad  sobrietatem  et  ad 
normam  evangehcam,  non  phüosophicam ,  ita  sane,  ut  humiliter  cedat  ec- 
clesiae  judicio  discatoue  seipso  quotidie  melior  fieri.  non  elatior,  sicut  mal- 
tis  heu  contigit ,  qui  paulufum  gustato  spiritu  se  mox  arbitrantur  spiritua- 
tissimos,  qui  soli  possint  alios  judicare,  at  a  nemine  velint  judicari.  Quants 
mala  provenerint  ecclesiae  propter  tales  arrogantes  et  secundum  libertatem 
Spiritus  sine  judicio  ambulantes ,  non  satis  enarrari  potest.  Hinc  enim  tot 
haeresium  et  errorum  inflnitae  pestes ,  animarum  corruptiones  atque  perdi- 
tiones,  regnornm  eversiones,  scandala  et  infinit»  homicidia.  Licet  enim  Tau- 
lerus  iste  suis  temporibus  admirationi  sit  habitus  ob  insignem  pietatia  ac 
doctrinae  speciem ,  non  tarnen  usmiequaque  sine  scrupulo  venit  legendi«, 
modernis  maxime  temporibus,  quibus  sufficienter  proditum  est,  quantum 
vel   ubi  prisci  patres  nonnunquam  vel  erraverint  vel   hallucinati  fuerint. 


1509-1528.  381 

Transtulit  ex  Latino  in  vulgare  Erasmi  de  modo  orandi1),  de  compa* 
ratione  Virginia  et  martyris2),  quae  impressa  sunt;   ad  versus  praestigias  de 

eucharistia3). 


Deeiea  ia  quinque  annis  cella  mutatur. 


s        Item  de  libexo  arbitrio  diatribe4),  quam  Joannes  Cochleus5) 
male  vel   non    satis  intelligibiliter  verterat,   quem   sane  librum 


Patet  hoc  ipsum  de  magistro  sententiarum,  Petro  scilicet  Lombardo,  Nicho- 
lao  Lyrano,  Anshelmo  ceterisque  compluribus,  q/iorum  dogmata  certis  arti- 
culis  refelluntur.     Sic  etiam  de  hoc  devoto  sanctoque  patre  (quod  audacter 
dixerim)  fertur,   cjuod  in  certis  articulis  erraverit,  maxime  circa  Cooperatio- 
nen! liberi  arbitni  cum  cratia,  et  quod  anima  se  passive  habeat  ad  opus 
dei,  quod  frequenter  inculcare  videtur.   Cetera  quoque  videtur  asserere,  quae 
non  omnibus  probantur,   de  quibus  tarnen  ego  non  adeo  certus  sum  pro- 
nunciare.   Verum,  ut  praelibavi,  monendus  est  lector,  ut  humili  spiritu  spi- 
ritum  sanctum  loquentem  attendat,  oedat,  obtemperet  et  acquiesoat.    Pro- 
fecto,  si  sie  in  hoc  toto  libro  diligenter  versatus  fuerit,  non  quidem  tumul- 
tuarie,  aed  quiete :   thezaurum  inveniet  oecultum  et  marjraritam  preciosissi- 
mam.     Porro  si  de  his  quispiam  addubitet,  legat  histonam,  quae  sequenti 
registro   contiguatur   (die  historia  und  das  leben  des    erwürdigen  doctors 
Jonannia  Tauleri,  die  sich  in  der  ältesten  Leipziger  Ausgabe  von  149S  und 
dann  in  allen  folgenden  Ausgaben  der  Predigten  Taulers  findet,  Schmidt 
6$),  et  mira  quaedam  repenet  et  archana,  quibus  alliciatur  ad  ulteriora 
libri  persorutanda.       1)  Modus  orandi  deum  per  Des.  Erasraum  Roteroda- 
mum.  Opus  nunc  primum  et  natura,  et  excusum  typis.   Basileae  apud  Joan* 
nem  Frob.  Anno  M.  D.  XXIIIL  Mense  Octobri.  Die  deutsche  Uebersetzung 
ist  betitelt :  Ein  schSn  buch  Wie  man  Gott  bitten,  loben  und  dancken  soll, 
gemacht  zu  Latin  durch  den  hochgelerten  doctor  Erasmum  von  Roterodam, 
nüwlich ,   so  vi!  mufflich  was  z&  gemeinem  nutz  vertfltschet.     Getruckt  zu 
Basell   durch  Joan.  Proben.    Im  Jor  1525.    (Vgl.  Weller  3388.    Noch  in 
demselben  Jahre  scheint  in  Leipzig  ein  Nachdruck  davon  erschienen  zu 
sein.    S.  ebenda  3389.)  2)  Die  »Vireinis  et  martyris  comparatio«  des 

Erasmus  ist  als  zweites  Stück  eines  Bändchens,  das  als  erstes  dessen  concio 
de  immensa  dei  misericordia  enthält,  erschienen  »Basileae  apud  Jo.  Frob. 
mense  aeptemb.  anno  M.  D.  XXIIII«.  Eine  deutsche  Uebersetzung  befindet 
sich  auf  der  Basler  Universitätsbibliothek  nicht.  (Auch  die  des  vorher  ge- 
nannten Buches  stammt  übrigens  nicht  aus  der  Karthäuserbibliothek.) 
3)  Erasmi  Rot.  detectio  praestigiarum  cuiusdam  libelli  sermanice  scripti, 
ficto  autoris  titulo,  cum  nac  inscrintione ,  Erasmi  et  Lutneri  opiniones  de 
Coena  domini.  Am  Schlüsse :  Basileae  apud  Joan.  Frob.  An.  M.  D.  XXVI. 
Mense  Junio.  —  Ueber  die  Uebersetzung  dieses  Buches  durch  Georg  s.  den 
Brief  an  Bonifacius  Amerbach  in  den  Beilagen.  4)  De  libero  arbitrio 

iiar(Hßi\  sive  Collatio,  Desiderii  Erasmi  Roterod.  Primum  lerito,  deinde 
judicato.  Basileae  apud  Joannem  Frobenium ,  Anno  M.D.XXIIII.  Mense 
Septembri,  in  der  Folge  verschiedentlich  nachgedruckt.  Das  Exemplar  der 
Basler  Universitätsbibliothek  enthält  einige  Randbemerkungen  von  der 
Hand  Georgs.  5)  Johann  Dobeneck  aus  Wendelstein  bei  Nürnberg,  mit 
Ijatinisierung  des  Namens  seines  Geburtsortes  Cochlaeus  genannt,  bekannt 
als  heftiger  Gegner  der  Reformation,  ein  Ȋusserst  fruchtbarer  und  allezeit 
schlagfertiger  polemischer  Schriftsteller*,  dessen  Arbeiten  indes«  von  gerin- 
gem Gehalt  sind.    S.  Herzogs  Realencyclopädie  2,  768, 


382  1518 — 1521 

hortatu  Frobeniorum  emendavi  et  ingrossavi1),  sed  non  estim- 
pressus  ob  certas  causas. 

Anno  domini  1518. 

Pestis.    Pestis  Basileae  fuit,  sed  non  admodum  grandis-), 
25.  dm.  usque  post  natalem  domini  perdurans,  qua  etiam  confrater  Tho-  * 
mas  Solemacher3)  fuit  infectus,  sed  cura  fratrum  relevatus  per- 
mansit  ingratus,  sed  anno  1526  in  secunda  epidemia  percussus 
interiit. 

Thomas  Brunus.     Thomas   Brunus,   cognomento  Sole- 
macher, venit  ad  ordinem,   qui  postmodum  anno  1523  temere'e 
apostatavit. 

Anno  1519. 

Classicum  inundationis  causa.  Item  in  festo  sancto- 
29.Jnni.rum  Petri  et  Pauli  de  sero  circiter  6.,  7.,  8.  et  9.  ingens  ca- 
tharacta  nubis  erumpere  coepit  praecedentibus  choruscationibus  i- 
et  tonitruis,  quae  notabile  damnum  civitati  in  suburbanis  tex- 
torum  et  monasterio  ad  Lapides  intulit  et  adeo  vehemens  inun- 
datio  fieri  coepit,  dasz  man  stürm  zu  nacht  umb  die  zwei  lö- 
ten was4). 

Anno  1521.  » 

Hütten us.  Udalricus  Huttenus  miles  (ne  dicam  predo, 
de  quo  infra  anno  1523)  calumniatus  priorem  domus  Argen- 
tinae,  quod  certa  verba  contumeliosa  in  eum  publice  dixerit, 
domum  illam  damnificavit  in  duobus  millibus  aureorum,  com- 
putatis  singulis  expensis  eiusdem  causae  periculosae,  prout  pa-  » 
ter  noster  dominus  Hieronymus  Zschekapürlin  mihi  assevera- 
vit6).  Ecce  quantam  messem  protulit  Lutheranorum  seges!  Qui 
si  via  concordiae  non  fuisset  contentatus,  universas  domos  Car- 
thusienses  circa  Rhenum  vel  in  Germania  sitas  fuerat  deprae- 

2.  Mit  diesen  Worten  sehliesst  die  erat«  Seite  Ton  A.  Die  folgende  Seite  ist  leer.  W« 
dritte  beginnt  mitten  in  der  En&alnng  der  Begebenheiten  des  Jahres  1525  nit  den  Wortes 
»credibile  estc  n.  i.  w.  Was  wir  in  unserem  Texte  von  »Anno  domini  1518c  bis  ib  j"»w 
Worten  mittheilon,  findet  «ich  bloss  in  L.       7.  necondo. 

1)  Ingrossare,  ins  Reine  schreiben.  2)  Ein  grosses  Sterben  hatte  das 
Jahr  vorher,  1517,  geherrscht  8.  oben  8.  23.  3)  S.  aber  ihn  su  den  J.  1523 
und  1526.  4)  VgL  oben  S.  24.  5)  Prior  und  Schaffner  des  Karthtu«'' 
Klosters  su  Strasshurg  hatten  sich  allerhand  ehrenrührige  Reden  über  Hüt- 
ten erlaubt,  unter  Anderem  hatte  sich  der  Prior  öffentlich  gerahmt,  einige 
auf  Papier  gedruckte  Bildnisse  Huttens,  wie  dieser  sagt,  «mir  in  verseht, 
schmach  und  hon  su  seOberung  unrevniger  ewers  leibs  orten  gebracht  ft 
haben«.  S.  den  Fehdebrief  Huttens,  Darmstein  24.  Oct.  1521  in  Hütten' 
8  c  h  r  i f  t  e  n  von  Bocking  II,  84  ff.  Vgl.  S t  r  a u  s  s :  Ulrich  von  Hütten,  2.  Aufl 
446  ff.  Hütten  verlangte  erst  10,000  n\,  gab  sich  aber  dann  mit  2000  Al- 
frieden. 


1521.  1522.  383 

daturus1).  Tanta  corripuit  eum  persequendi  religiosos  demen- 
tia. Is  denique  Praedieatorum  ordinem  a  se  diffidavit2).  Sed 
non  longo  tempore  (gratia  deo)  sua  duravit  iniqultas.  De  cuius 
obitu  habetur  infra  anno  1523. 

*  [Dominus  Sebastianus  ab  ordine  declinavit  habitum  exu- 
tus,  qui  anno  sequenti  circa  initium  martii  subito  defunctus 
est.   Utinam  melius  sibi  consuluisset.] 

Anno  1522. 

Oecolampadius  Basileam  reversus.  Circa  idera 
'tempus  (decembrem  eiusque  solemnitatem  natalis  domini)  do-(n.Nor.) 
minus  Johannes  Oecolampadius  deserto  monasterio  contemtoque 
professionis  suae  voto  ab  ordine  sanctae  Brigittae,  quem  salva- 
toris  vocant,  apostatans  sub  palliatione  vocationis  dominicae  ad 
evangeÜzandum,  relicto  Francisco  Sickingen,  cum  quo  aliquan- 
Ä  tum  temporis  traneegit,  Basileam  quasi  ad  patriam  suam  se  con- 
tulit3),  ibique  susceptus  et  a  Lutheranis  sustentatus  parochiam 
sancti  Martini  pro  ptebano  tunc  temporis  aegrotante 4)  providere 
coepit,  donec  tandem  ex  sermonibus  suis  et  studiis  cognosceret, 
se  a  civibus  (maxime  Lutheranis)  impensius  amari.   Tum  demum 

*  coepit  ad  novandas  res  in  ecclesiis  incitator  et  hortator  fieri, 
palam  in  vulgari  disputare,  legere,  contra  veritatem  se  engere, 
di&npulos  agjfregare.   Is  etiam  antea  hie  doctoratum  suseepit5). 

Eodem  anno  quidam  capellanus  sancti  Martini6)  in  domi- n.Apr. 

1)  Zugleich  mit  dem  erwähnten  Fehdebrief  Hess  Hütten  ein  Entschul- 
digung- and  Warnungsschreiben  an  den  »erwirdigen  und  andechtigen  hern 
Jörgen ,  prior  der  Carthusen  bey  Freyburg  und  visitator  der  provintz  des 
Heins*  (Uregorius  Hevech,  über  den  unsre  Chronik  zum  J.  1525  sich  aus- 
führlich verbreitet) ,  abgehen ,  theilte  ihm  eine  Copie  des  Fehdebriefe  mit, 
damit  er  das  gehässige  Benehmen  der  Strassburger  Karthäuser  daraus  er- 
sehe, und  bat,  dass  er  »als  der  hochverstendig  (dem  on  zweyffel  dis  hessige 
sampt  allen  erbern  misfellige  handlung  leidj  dermassen  einsehen»  haben 
wollt,  damit  nit  euch  und  gemeiner  provintjs  oder  deren  besonder  gelider 
und  verwantten  ichts  widerwertigs  oder  nachtheiligs  begegne,  das  mir  dan 
treulich  leidt«  u.  s.  w.  2)  In  seinem  Streite  mit  dem  Frankfurter  Pfarrer 
Peter  Meyer,  11.  April  1522,  Strauss  452.  Huttens  Schriften  II,  116. 
3)  Oecolampad  war  am  23.  April  1520  in  das  dem  St.  Brigitten-  oder  Erlö- 
serorden angehörige  Kloster  Altenmünster  im  Sprengel  von  Freising  ein- 
getreten, hatte  dasselbe  aber  nach  einem  Aufenthalte  von  nicht  ganz  zwei 
Jahren  nieder  verlassen.  Im  April  1522  trat  er  in  den  Dienst  Sickingens 
als  Schlosacaplan  auf  der  Ebernburg.  Im  Herbste  verliess  er  den  ihm  nicht 
völlig  zusagenden  Wirkungskreis,  um  einer  Einladung  des  Buchdruckers 
Cratander  nach  Basel  zu  folgen.  Nach  seinem  Briefe  an  Capito  vom  19.  Nov. 
1522  (Joannis  Oecolampadii  etHuldrichi  Zuinghi  epp.  libri  qua- 
tnor.  Bas.  1536,  fol.,  Bl.  20S)  langte  er  am  17.  November  dort  an,  wornach 
Georgs  unbestimmter  gehaltene  Angabe  zu  berichtigen  ist  Ueber  den  frü- 
heren Aufenthalt  Oecolampads  in  Basel  (1515  —  1518)  s.  Herzog  117  ff. 
Via  eher:  Gesch.  der  Universität  228.  4)  Antonius  Zancker.  5)  Wahr- 
scheinlich gegen  Ende  des  Jahres  1518.  Vischer  a.  a.  O.  6)  Bonifacius 
Wolfhart  aus  Buchen  in  der  Würzburger  Diöcese.  An  dem  Schmause  be- 
teiligten sich  auch  Wolfharts  Freund  Magister  Wolfgang  Wissenburger 


384  1512.  1623. 

nica  palmarum  palam  caroes  suillas  comedit  apud  quendam 
Sigismundum  vulgo  dictum  Steinsclmyder ,  qui  scilicet  laicus 
anno  sequenti  post  invoeavit  propter  auae  blasphemiaa  in  6a- 
cramenta  ecclesiae  et  Mariam  virginem  ac  proditionem ,  quam 
in  Alsatia  moliebatur,  apud  Ensishemium  quadratus  est1). 

Arno  1523. 

Coepit  Lutheranorum  secta  latius  undique  serpere  et  ex  illa 
complures  aliae  deteriores  emergere,  religiosi  passim  monasteria 
sua  deserere,   vota  suae  professionis  floccipendere ,  uxores  du- 
cere.    Idem  et  sanctimoniales  facere  coeperunt  ac  spreto  sacrui 
velamine  palam  viris  tarn  laicis  quam  clericis  et  monasticis  nu- 
bere,  claustralium  quoque  monasteria  per  diversa  loca  magistra- 
tibus  jubentibus  et  cogentibus  aperiri,  porro  clerici   aeculares 
tarn  sacerdotes  quam  cUaconi  ordinis  charactere  conterapto  vi- 
tarn  prophanam  more  laicorum  degere,  matrimonialiter  ▼ivere2,;*! 
sed  et  missa  sub  lingua  vernacula  [i.  e.  Germanica,  per  di- 
versa Germaniae  loca]  celebrari,  feata  sanctorum  abrogari  cete- 
raeque  solemnes    feriae,    etiam  ipse  dies  sanctissimuft  natalis 
domiui  (sicut  patuit  in  kalendario  Argentinensi);  oblationes  au- 
tem  jam  dudum  cessare  coeperunt,  unde  non  modicum  clericis  i 
detrimentum.     Quin  et  laici  clericorum  et  religioaorum  bona 
teraporalia  nullo  probibente  usurpare  coeperunt  et  caetera  bis 
deteriora  tentare.  fmagines  denique  sanctorum  et  statuae  palam 
tarn  in  sacris  aedibus,  quam  in  compitis  viarum  ac  ceteris  loci? 
tolli  et  comburi  vel  destrui  coeperunt     Donec  tandem  anno  t 
1525  sectae  eiusdem  in  tantum  procederet  saevitia,  ut  infra  tri- 
mestre  tempus  etiam  clericorum  et  religiosorum  bona  per  rusti- 
cos  diriperentur,  loca  sacra,  •  id  est  templa  et  monasteria,  domus 
et  habitacula  destruerentur,   reliquiae  sanctorum  projicerentur 
et  vasa  tarn  aurea,  quam  argentea,  quibus  servabantur,  ab  illb » 
prophania  sceleratissime  contaminarentur  et  diriperentur. 

[Thomas  Brun  apostata.    In  festo  sanctorum  Marcellini 

und  der  bekannte  Humanist  Hermann  von  dem  Busche.  Letzterer  schreibt 
an  Zwingli  darüber:  Nova  Bi  qua  delectent  te,  tustavimus  hie  duntaxst 
porcellum  lactentem  pauet  sacerdotes  in  dominica  palmarum.  Hino  aophistae 
cum  iuo  antistite  tantaa  exoitarunt  tragoedias,  quantas  centum  homieidia 
■acerdotum  non  commovissent  (Zuinghi  opera,  ed.  Schüler  et  8chullhew 
VII.  196).  An  ebendenselben  berichtet  Glarean:  Noa  paulum  aggravavit 
aus  ilk  in  die  palmarum  comestua  causam  Lutheri  (ibio.  197).  Sie  Auf- 
regung, weicht  die  Sache  hervorrief,  veranlasste  den  Erasmat  au  der  Ab- 
fassung der  Schrift:  Ad  reverendum  in  Christo  patrem  et  illustrem  prin- 
cipem  Christonhorum  epiacopum  Basiliensem,  epistola  apologetica  Brssni 
Hoterodami,  de  interdicto  eau  carnium,  deque  similibus  hominum  constitu- 
tiouihus  u.  s.  w.,  datiert  Basileae  postndie  Paachae.  Anno  M.D.XX1I,  ge- 
druckt bei  Joh.  Proben  in  eben  diesem  Jahre.  1)  S.  oben  die  Chronik 
des  Fridolin  Ryff  S.  36  f.  2)  Vgl.  gani  dieselben  Klagen  aus  der- 
selben Zeit  in  dem  Briefe  des  Basüius  Amerbach  an  seinen  Bruder  Boni- 
facius  bei  Fechter  in  den  Beiträgen  II,  320  Anm.  64. 


"SJ! 


1523. 


385 


10 


15 


20 


et  Petri ,  quod  erat  feria  tertia  post  trinitatis ,  Thomas  Brunus  2.  jnn. 
quondam  confrater  noster,  apostatavit  ab  ordine  palam  circa  ho- 
ram  undecimam  meridianam,  monasterium  egressus  et  in  paren- 
tum  domo  susceptus,  qui  mox  eodem  die  deposito  habitu  ordinis 
suas  res,  quas  secum  apportaverat  aut  habebat,  repoposcit,  id 
est  libros,  utensilia  etc.  Quantum  postea  profecerit  in  seculo, 
subsequenter  patebit1). 

Eodem  anno  Zuinglius  duxit  uxorem ,  similiter  et  Leo 
Judae  et  alii.  Hi  duo  civitatem  illam  et  omnem  ditionem  eorum 
Lutherismo  subegerunt 2) . 

Adam  impressor  gravi  poena  multatus  est  propter  infama- 
tionera  Lucernensium3).] 

Francisci  Sickingii  interitus.  Eodem  anno  Fran- 
ciscus  Sickinger,  miles  famosus,  dum  episcopum  Trevirensem 
obsideret  et  nonnulla  ditionis  eius  oppida  monasteriaque  spo- 
liaret  ac  dissiparet  sicut  anno  praecedenti ,  posteaquam  ad  loca 
munita  cum  satellitio  suo  se  recepisset  et  cum  Palatino  seu 
aliis  principibus  bellum  gereret,  lapide  percussus  in  latere  ex 
resilitione  ictus  bombardae  in  quodam  castro4)  graviter  laesus 
post  paucos  dies  interiit5).  Hie  nempe  signiferum  agere  coepit 
contra  clenim  et  religiosos  praeliandi.  Quem  si  deus  non  tu- 
lisset  e  medio,  graviora  damna  principibus  fuerat  illaturus  quam 
olim  Joannes  Zischa  regno  Bohemorum.  Nam  sub  specie  re- 
parandae  veritatis  evangelicae  Lutheranis  patrocinando  molieba- 
tur  insidias  episcopis  electoribus  Moguntinensi ,  Trevirensi  et 
Coloniensi.    Cuius  gesta  habentur. . .  .  6). 

Eodem  denique  anno  in  mense  septembri  Udalricus  Hut- 
tenus  peregre   latitans   inter  Helvetios   apud  Tigurenses   obiit. 


M- 


i*J 


il 


6.  perfecerit  L.      26.  Die  Lücke,  die  L  hier  hat,  fand  sich  wohl  auch  im  Autograph  Georgs, 
der  nicht  mehr  dazu  kam,  hier  das  beabsichtigte  Citat  anzubringen. 

I)  S.  unten  zum  J.  1526.  Vgl.  oben  S.  362.  382,5  ff.  und  den  Brief  des 
Basilius  an  Bonifacius  Amerbach  vom  22.  Juni  1523  bei  Fechter  a.  a.  O. 
In  diesem  heisst  es,  Thomas  habe  »ante  triduum«  seine  Kutte  abgeworfen. 
2)  Die  öffentliche  Trauung  Zwingiis  mit  Anna  Reinhart,  der  Wittwe  des 
Hans  Meyer  von  Knonau,  fand  am  5.  April  1524  statt.  Mörikofer: 
Zwingli  I,  212,  vgl.  211.  Leo  Judä  hatte  sich  im  Herbste  1523  mit  einer 
Begine  aus  dem  Kanton  Schwyz  verheirathet.  3)  Adam  Petri  hatte  das 

Schriftchen  gedruckt :  Ein  kurtz ,  treflwe ,  Christliche  vermanung ,  an  die 
Eydgnossen,  von  Hartmudt  von  Cronberg  (am  Schlüsse:  Datum  uff  dinstag 
nach  Conceptionis  Marie,  Anno.  xxii).  Die  Stadt  Luzern  fand  sich  durch 
dieses  Büchlein  in  ihrer  Ehre  verletzt  und  klagte  bei  Bürgermeister  und 
Rath  von  Basel.  Petri  musste  einen  Widerruf  tnun,  200  fl.  Strafe  zahlen 
and  die  vorr&thigen  Exemplare  an  Schultheiss  und  Rath  von  Luzern  ab- 
liefern. S.  seine  Erklärung  bei  Salat  65.  4}  Landstuhl  unfern  Kaisers- 
lautern. 5)  Vgl.  Ranke:  Reformationszeitalter  II,  70  ff.  6)  Eine 
gleichzeitige  Schilderung  von  Sickingens  Ausgang  giebt  des  Hubertus  Tho- 
mas Leodius  Schrift:  De  Francisci  a  Sickingen  eq.  rebus  gestis,  seu  potius 
auais  et  calamitoso  obitu,  historiola,  abgedruckt  in  Fr  eh  er  s  Scriptores  III, 
252  ff.  der  Ausgabe  von  1611. 


Basier  Chroniken.   I. 


25 


»'S'-.-  S*m_ 

1  •?**■-_♦  v"agto>.-  -ii 


SV 


1523. 

386  modicas  osor   cleri  LuthWMiae^r  fatir 

Qui  et  ipse  nonraSe  mult*  oibIsl  perpetraturus  m  Germai 

Autor  extiterat,   T^aC  pnnapum  fuisaet  ad    suppüria  requ 

nisi  jussu  Cae^^ißUS  divertere  ad  Basileam,  dein  Mulhusii] 

tu».    Qua«?  ^^8ecuTas,    tandem  se  Tigurum  contulit  ibiqj 

neutrobiqu«  extremumi),  quondam  monachuB  Fuldenffls1, 

^'fJ?1  rtteratus,   contra  quem  et  dominus  Brosmus  spongiai 

scripsit  etc.         m  . 

Lutherani    professores    academiae    riasiuensi 

Eodein  anno  doctores  et  magistri  Lutherani  in  locum  pi 
dentium  veteranorum  in  studio  univsrsitatis  Barilieneis 
rogati  sunt4]. 

Oecolampadii  disputatio.    In  medio  augusti  domii 
Oecolampadius  publicam  disputationem  in  vulgari   laicis  col 
pluribus  praesentibus  habuit5),   prius   in  Isaiam  similiter  col 
mentus,   in  aula  magna  scilicet.     Tunc  coeptum  est 
linguas,  ab  eodem  Bcilicet  et  Pellicano. 
16.  i>*c.  [Feria  quarta  angariae  decembris ,   quae   erat  post  Lu( 

frater  Sebastianus  apostatavit  ab  ordine  et  contulit  se  ad  Mi 
husenses,  ubi  sequenti  anno  duxit  vetuiam  uxorem.  Auno  itej 
tum  1526  Basileam  se  denuo  cum  uxore  recepit  serritiis  a« 
labore  manuum  victum  quaerens.  Nee  ullatenus  ad  ordinera 
revocari  potuit.]  I 

18.  amgarla«  L. 

I)  Hütten  starb  bekanntlich  nicht  in  Zürich  selbst,  sondern  auf  der 
dem  Kloster  Einsiedeln  gehörigen  Insel  Ufnau  im  Zürcher  See.  Ueber  sei- 
nen Todestag  stimmen  die  Berichte  nicht  gani  überein.  6.  Straus» 
Ulrich  von  Hütten  2.  Aufl.  533.  2)  Hütten  war  allerdings  von  seines 

Eltern  ins  Kloster  Fulda  gethan  worden,  um  dort  für  den  Möochssta&d 
erzogen  su  werden,  und  hatte  sich  gegen  den  Willen  seines  Vaters  a« 
demselben  geflüchtet,  er  hat  aber  den  Behauptungen  seiner  Feinde  gegen- 
über feierlich  in  Abrede  gestellt,  dast  er  je  ein  Mönchagelübde  abgelegt 
Strauss  a.  a.  O.  14.  3}  Spongia  Erasmi  adversus  aspergines  Huttem 
Basileae  per  Jo.  Frobenium,  an.  MD. XXIII.  mense  septembri.  Vgl. 
S  t  r  au  s  s  5 1 1  ff.  4)  Im  Laufe  des  Sommersemesters  1523  entsog  der  Bau 
vieren  der  heftigsten  Anhftnger  Roms  ihre  Besoldung  und  ernannte  Oeeo* 
larapad  und  Peltican  au  Lehrern  der  heiligen  Schrift.  Vi  seh  er  230.  Her- 
zog 221  ff.  5)  Die  Angabe  Georgs  ist  nicht  ganz  genau.  Oeeolampd 
hatte  allerdings  beabsichtigt,  Mitte  August  eine  Disputation  su  halten,  w 
Aufzeichnungen,  die  wir  als  vierte  Karthäuser- Chronik  abdrucke. 
geben  die  Thesen,  die  er  aufgestellt,  mit  der  Ueberschrift:  -Conclasiooei 
Joannis  Ecolampadii,  quas  disputare  statu« rat  dominica  post  Laurentu 
(16.  Aug.)  1523,  nachdem  sie  bemerkt,  die  Disputation  sei  vom  Rath  und 
von  der  Universität  nicht  zugelassen  worden,  hi  Uebereinstimmung  damit 
berichtet  Erasmus  am  31.  August  an  Zwingli:  Oecolampadius  proposueitt 
quaedam  disputare,  jamque  senedas  prodiderat.  Jussus  est  in  aliud  temp« 
prorogare.  Nunc  pertnissum  est  disputare ,  quum  volet ,  und  in  demselbeo 
Briefe  weiter  unten  erzählt  er:  Oecolampadius  heri  (also  am  30.  Aogu* 
disputavit,  disputaturus  denuo  proximo  dominioo  (Zuinglii  Opera  VU, 
308.  310).    Vgl.  Herzog  234  ff. 


1523.  1524.  *     387 

Terrae    motus.     Item  in  nocte    sanctorum   innocentum 28. Dec. 
*iter    horam   secundam  terrae  motus  valde  magnus  Basileae 
in  omni  pene  Alsatia  fuit1). 

Anno  domini  1524. 

Tigurini  idola  conquassant.  In  ditione  Tigurensi 
ncs  imagines  sanctorum  de  templis  et  viarum  compitis  et 
ä  locis,  similiter  et  statuae  et  simulachra  sublata  sunt  et 
a 2) .  Multaque  temeritas  in  diversis  regionibus  circa  eiusce- 
imagines  et  circa  missam  cum  maximis  blasphemiis  com- 
lUsa  est,  ita  quod  etiam  Lutherus  ipse  contra  tales  eversores 
aginum  scripserit,  quos  bildstürmer  vocare  solebat.  Item 
der  die  rottengeister ,  qui  in  Turingia  fuerunt  et  in  Saxo- 
quorum  Thomas  Mintzer3)  antesignanus  fuisse  dicitur  et 
dreas  Carolostadius 4) ,  qui  etiam  suos  errores  de  eucharistia 
am  et  ubique  per  Germaniam  sparsit,  maxime  hoc  anno, 
xixne  sub  mense  septembri  etc.  Unde  non  modica  mala  sub- 
acuta sunt.  Et  ex  eodem  errore  subinde  prodierunt  alii,  sci- 
licet  Zuinglianorum  et  Oecolampadianorum,  tametsi  postea  Ca- 
rolstadius  sunm  errorem  revocaverit;  contra  quem  etiam  Luthe- 
rus scripserat,  sicut  et  postea  contra  Zuinglium  etc. 

[Valde  modicum  vini  crevit  apud  nos,  id  est  quasi  nil. 
Ultima  martii  obiit  domina  Maria  de  Brunn,  domus  bene- 
factrix  5) .] 

1)  Chronik  des  Fridolin  Ryff  47,20.         2)  Nachdem  vereinzelte 
Fälle  von  Bilderstürmerei  vorgekommen,  wurde  im  October  1523  in  Zürich 
eine  Disputation   über  die  Trage  der  Messe  und  der  Bilder   abgehalten. 
In  Folge  derselben  befahl  am  15.  Juni  1524  der  grosse  Rath,  die  Bilder  in 
geordneter  und  schonender  Weise  zu  beseitigen.  Mit  Abschaffung  der  Messe 
wurde  noch   gewartet,  doch  wurde  Niemand  zum  Abhalten  derselben  ge- 
drungen.   Mörikofer  I,  221.   Bullinger  I,  162  ff.        3)  Vgl.  das  Nähere 
in  J.   K.   Seidemann:    Thomas   Münzer,    Dresden    und    Leipzig    1842. 
4  Ranke  II ,7  ff.    Zimmermann:  Bauernkrieg  II,  229 ff.        5)  Ueber  die 
Wohlthaten  der  Maria  von  Brunn   und  ihres  Gemahles  Morand  s.   oben 
S.  334  Anm.  6.    Calendarium  Febr.  28  verzeichnet  sie  Georg  als  singu- 
lare beneiactrix  ac  altera  fundatrix  monasterii  domus   huius  merito  nomi- 
nal«, wie  Louber  im  Liber  benefactorum  I98b  von  fiieronvmus  Zsche- 
ckenburlin  sagt,  dass  er  sie  dicendo  seeundus  huius  domus  fundator  extitit. 
Als  der  fundator  des  Klosters  wurde  der  Oberstzunftmeister  Jacob  Zibol, 
als  fundatrix  Sophia  von  Ratperg,  die  zweite  Frau  seines  Sohnes  Burkhart 
verehrt.   Als  Todestag  der  Maria  habe  ich  in  der  eben  angeführten  Anmer- 
kung den  28.  Febr.  1526  angegeben.     Dass  sie  am  letzten  Februar  gestor- 
ben ist ,   nicht  am  letzten  Merz ,  wie  untre  Chronik   sagt ,   kann  nach  der 
durch  Georg  gemachten  Verzeichnung  ihrer  Jahrzeit  im  Calendarium,  mit 
welcher  auch  die  Angabe  des  Nicolaus  Molitoris  im   Liber  benefacto- 
rum 59  stimmt,  keinem  Zweifel  unterliegen,  die  Jahreszahl  entnahm  ich,  da 
mir  die  Stelle  unserer  Chronik  keinen  hinlänglichen  Anhalt  zu  bieten  schien, 
einer  Angabe  von  Herrn  His  in  dem  am  Schlüsse  der  genannten  Anmer- 
Wg  ciüerten  Aufsatze,  von  der  ich  vermuthete,  dass  sie  auf  einer  urkund- 
lichen Quelle  beruhe.  Indes ß  weiss  sich  Herr  His  augenblicklich  einer  solchen, 
die  ausdrücklich    1 526  als  Todesjahr  nennt,  nicht  zu  erinnern ;  es  ist  wahr- 
scheinlich, dass  er  zu  seiner  Angabe  durch  den  Umstand  geführt  worden  ist, 

25* 


/ 

388  1524. 

(1525  Moiualium   raonasteria    Basileae    aperta;     Eodei 

tLFVb 'anno1)  circa  vel  ante  quadragesimam  monialiuin^monasterij 
etiam  reformata,  jubente  senatu  Basileae  coeperunty  aperiri  &u 
certis  conditiombus  et  ea  intentione,  quod  si  quae  salutem  ani 
mac  suae  non  possent  in  Ulis  operari,  per  annum  integrum  * 
deliberarc  possent  et  tunc  libere  exire,  si  velleut,  aut  nubere 
Quod  et  nonnullae  fecerunt,  sicut  etiam  antea.  Item  prohibit 
sunt  ab  eis  consueti  confessores  et  praedicatores  scilicet  de  or 
dine  illarum,  et  assignati  sunt  eis  pro  illis  secularcs  eonfes*urtf 
et  praedicatores ,  scüicet  dominus  Thelainonius ,  suflraganeus 
ad  Lapides2j,  magister  Stephan us  de  Diessenhofen,  qui  paravi 
civitatis  proditionem,  ad  Gnadenthal 3)  etc.  O  quam  bene  fuerun 
illae  sorores  provisae!  etc. 

Refectorii  struetura.  Proxima  die  post  Petri  et  Pauli 
refectorium  nostrum  vetus  destrui  coepit  et  contra  cellarium, 
quod  subtus  erat,  a  novo  testudinari  et  novum  refectorium  aedi- 
ficari,  quod  tandem  anno  1527  plene  consummabatur.  Interim 
sine  refectorio  in  cellis  diebus  festivis  mandueavimus,  non  sine 
gravi  jactura  verbi  divini. 

Sub  hoc  tempore,  sicut  et  in  retroactis  paucis  annis,  nun 
solum  bonae  litterae,  sed  et  scholae  tarn  eae,  quas  particulare>. 
quam  eae,  quas  universales  vocant,  aut  clericatus  et  moua^ti- 
corum,  id  est  clericorum  et  claustralium ,  vita  deficere  seu  fri- 
gere  coeperunt,  sed  etiam  nonnullae  artes  mechanicae,  nemye 
pictorum,  statuariorum,  aurificum,  ampictorum  et  id  genus  ar- 
tificum,  qui  ex  templorum  requisitis  suum  victum  hactenus  con- 
quirere  solebant,  damnificari.    Tarn  mira  fabula  temporis  iustan- 

7.  Am  Rande  b«i  L :  Nota.        17.  tum  in  anno  L. 

dass  am  5.  Januar  1 527  die  Urkunde  Über  die  vollzogene  Th eilung  der  Erb- 
schaft aufgerichtet  worden  ist  (Kar  th.  Ar  eh.  Nr.  480).   Die  Stelle  uuserer 
Chronik  {riebt  keinen  festen  Anhalt,  weil  sie  erstens,  wie  die  irrthüinlich* 
Angabe  des  Monats  beweist,    aus   einem  nicht  ganz  sichern  Gedächtnis, 
niedergeschrieben   wurde,    weil   sie  ferner   eine   Randbemerkung  ist,  d» 
leicht  aus  Versehn  an  einer  unrichtigen  Stelle  konnte  angebracht  werden, 
ausserdem  im  Texte  der  Chronik  selbst  eine  Verwirrung  stattfindet,  in- 
dem unter   dem  Jahre   1524  Ereignisse   erzählt  werden,    die   entschieden 
ins  Jahr  1525  gehören  (s.  die  folgende  Anmerkung).    Die  Randbemerkung 
steht  in  L  zur  Seite  der  Stelle  des  Textes,   wo  von  Münzer  die  Rede  i&U 
die  über  den  geringen  Weinwachs  etwas  weiter  oben.     Die  letztere  kano 
sich  in  keinem  Falle  auf  das  Jahr  1525  beziehn,  das  nach  Georgs  Zeugnis 
(8.  unten)  sehr  fruchtbar  war.         1)  Das  betreffende  Mandat,  dessen  Inhalt 
Lichtenhahn  in  den  Beiträgen  I,  106  gut  zusammenfaßt,  ist  Tom 
Dienstag,  dem  14.  Febr.  datiert,  es  heisst  aber  im  Einlange,  der  Kathie 
es  erlassen  Montag  den  13.  Febr.   Georg  giebt  also  die  Jahreszeit,  in  wel- 
cher das  Mandat  erlassen  worden,   richtig  an,   bringt  es  aber  irrigerweise 
unter  den  Ereignissen  des  Jahres  1 J24.     Von  einer  Bedenkfrist  von  einem 
Jahre,  von  der  Georg  spricht,  ist  im  Mandate  nicht  die  Rede.       2,  In  da» 
Reuerinnen kloster  zu  St.  Maria  Magdalena   an  den    Steinen.    Ueber  den 
Weihbischof  Telamonius  Limpurger,  sowie  über  den  gleich  darauf  genann- 
ten Stephan  Stör  von  Diessenhofen  s.  weiter  unten.         3)  Das  Clarissinneu- 
kloster  Gnadenthal  lag  in  der  Spalen Vorstadt. 


1524.  1525.  389 

ts  sub  omnium    oculis  visa    est.     Quin    et  mendici  platearii  et 

totarii,   id  est   tarn    ex  ordinibus  Minorum,  Praedicatorum  etc., 

juam  eorum,    qui    ad  sanctum  Jacobum  vel  ad  alia  loca  mendi- 

ando   circumire    solebant,   pauperesque  scholastici  et   id  genus 

iniversorum  pene  mendicantium  conticescere  publicaeque  stipes, 

nigariter  die   spenden,  in  alium  commodiorem  usum   converti, 

Wationes  alterram    cessare,    fundationes   anniversariae  pro  de- 

unctis  et  exequiae   etc.  penitus  aboleri.     Immo  fundata  bene- 

icia  seu  sacerdotia  in  profanum  usum  sub  specie  meliorationis 

\A  alios    (nescio   si  pauperum)  usus   commutari.     Quae   tametsi 

n  multis  Germaniae  locis  fieri  compertum  sit,   maxime  tarnen 

u  Tiguro,  Argentina,  Nuremberga  etc.,  sub  hoc  tempore  palam 

rcemine  resistente   fiebant. 

Anno  dotnini  1525. 

In  festo  purificationis  beatissimae  Mariae  canonici  monasterii  2.  Febr. 
*ancti  Leonardi   sui  habitum  ordinis  solemniter  deponentes  ac  vi- 
tarn  claustralem  abdicantes  se  et  sua,  id  est  monasterium  cum  Om- 
nibus attinentiis,    civitati  contradiderunt,  amplius  sumto  habitu 
et  vita  secularium   clericorum  conversaturi1),  accipientes  singuli 
pxrepto  priore   doraino  Luca  Rollenbutz,  jam  praeposito  2) ,  sin- 
spilis  annis   62    aureos  a  civitate  quasi  pro  praebenda   victalitii, 
id  est  ad  vitatn   eorundem  duntaxat.    Porro  praeposito  dabantur 
rentum  et  viginti    aurei3),    residuum   possessionum   civitati   re- 
^naverunt.       Sic  iili  religiosuli  novam  quandam  speciem  apo- 
*tasiae   praetendentes    multis    aliis    occasio   ruinae   haud  dubie 
fuerunt.    Quorum  tarnen  admodum  pauci  diu  postea  supervixere. 
In  eadem  ecclesia    ab   hoc  tempore  et  deinceps  matutinus  pul- 
vis desiit  et  omnis  pene  priscus  ordo  parochiae.    Et  praedicari 
coepit  in  hebdomada  feria  secunda,  tertia,  quarta  et  quinta  et 
solum  una  missa  cantari,  scilicet  das  fronambt.    Porro  Uli  no- 
ve\\i  clerici  chorum  providere  pro  vesperis  duntaxat  et  illa  missa, 

2o.  L  hatte  erst  Kollenbentz  geschrieben  and  dieses  dann  in  Rollenbotz  geändert.  Ich 
habe,  da  eich  hieran»  eine  gewisse  Unsicherheit  des  Schreibers  im  Lesen  des  Namens  ein- 
riebt, mir  erlaubt,  Rollenbutz  zu  setzen,  wie  der  Name  sonst  geschrieben  wird  und  wie  er 
noch  jetzt  in.  Zürich  vorkommt.  Möglich  wäre  es  freilich  immerhin,  das*  Georg  Rollenbotz 
gesetzt. 

1)  Die  Urkunde    über  den  Vertrag  zwischen  Bürgermeister  und  Rath 
einerseits,   Prior    und   Convent  andrerseits,   vom   1.  Februar    1525  datiert 
Archiv  des   St.  Leonhardsstiftes  Nr.  902)  ist  im  Auszuge  bei  Lich- 
ten h  ahn  a.    a.    O.   99  ff.  mitgetheilt.     Vgl.  auch   Heusler:   Verfassungs- 
fcwehichte  435.  2)  Im  Vertrage  heisst  es :  Und  wie  sy  die  kutten  von  inen 

legen  und  des  ordens  habit  hinfur  nit  me  tragen  wurden,  dan  wil  uns  gefal- 
len, dheinen  prior  me  under  inen  ze  haben ,  sonder  sol  der ,  so  yetzund  prior 
»X,  der  anderen  yetzigen  conventherren  oberer  sin  und  jrenempt  werden 
usw.  -  Irrigerweise  sind  bei  v.  Mülinen  I,  149  die  Pnoren  des  Leon- 
hardsstiftes als  Pröbste  bezeichnet.  3)  Die  Angaben  sind  nicht  ganz  ge- 
nwi.  Der  Prior  bekam  ausser  dem,  was  er  eingebracht,  und  4  Saum  Wein, 
jihrlich  12*  fl.,  die  sechs  Conventualen  erhielten  jeder  2  Saum  Wein  und 
2  Viernzel  Korn,  und  jährlich  64  fl. 


deinde  nd  nihil  aliud  amplius  tenebantur.  Yeruntamen  pulsus 
(Humus  ad  vesperas  pene  sicut  in  cathedrali  ecclesia  per  aliquot 
unnos  perduravit,  sed  et  pulsus  primarum,  sed  longe  alitei 
quam  prius.  Imo  quasi  omnia  pene  sunt  illic  iuversa.  [Cre- 
dibile  est,  quod  ad  hoc  per  Lutheranos  indueti  sint,  nempe  j 
suffraganeum,  Oecolampadium ,  dominum  Marcum  plebanum'), 
magistrum  Steffanum  de  Diessenhofen  et  nonnullos  consultores. 
Assertum  est  denique,  senatum  eis  diutius  restitisse,  ne  hoc 
facere  p er se verareut,  sed  praevaluit  iniquitas.] 

u.Font.  In  mense  eodem,  circa  Matthias  strages  magna  prope  Medio- 
lanuro1)  facta  est  ex  parte  regia  Franciae  et  Hispanorum,  et  idem 
rex,  scilicet  dominus  Franciscus,  ibidem  captus  et  Helvetii  fugati 
sunt,  et  rex  in  Hispaniam  deduetus  per  anni  dimidium  in  rapti- 
vitate  tentus  est,  donec  anno  sequenti  concordia  solemni  facta 
et  obsidibus  datis  ad  sua  rediret  liberatus,  de  qua  historia  nihil 
ad  nos,  eo  quod  graviora  circa  regionem  nostram  contigerunt. 

12.  Aft.  in  menae  aprili,   duodeciina  mensis,  Tigurensium  senatus 

maior  decrevit,   missam   penitus   abrogandam  in  perpetuum  in 

'April'6'8110  tenitcrio,  et  mox  feria  quinta  sequenti  in  die  cenae  dornini, 
parasceves  et  paschae  novus  eommumeandi  modus  ibi  inchoatus 
est3),  qui  etiam  paulo  post  ad  Argen tinam  venit  et  tandem  ad 
Kasileam 4) ,  cuius  novitatis  Carolstadius  ansam  primam  prae- 
buisse  in  praecedenti  patuit  anno.  Deinde  Zuinglius  alia  via 
pergens  et  cum  eo  deinde  Oecolampadius  modum  illum  iirmare 
modis  omnibiis  contenderunt,  et  multis  idiotis  et  laicis  optimus 
visus  est,  quod  directe  conduceret  ad  papatum  convenienter 
subvertendum.  Cuius  rei  gratia  postmodum  disputatio  solemni» 
in  Obern  Baden  celebrata  est ,  scüicet  anno  sequenti  etc.  ■"•) . 
Sic  i'igureuses  missam  et  corpus  Christi  a  suo  dominio  penitus 
ejeeerunt  spiritu  singulari  praediti,  quod  caro  non  prosit  quic- 
quam.  Sed  et  ü  quoque  sanetormn  reliquias  in  capsulis  tarn 
aureis  quam  argenteis  et  ligneis  etc.  inclusas  sub  hoc  anno   in 

4.  HU  .creJlttle  out.  beginn 


1)  Marx  bersy  (Bersius)  von  Rorschach,  Lau  (priest  er  iu  St.  Leonhard. 
2)  Die  Schlacht  bei  Favi*.  3)  Mörikofer  I,  275.  Bullinger  I,  263  ff. 
4)  Diese  Behauptung  ist  nur  insofern  richtig,  als  unter  dem  nuvui  eommu- 
nicandi modus  die  Darreichung  des  Abendmahls  unter  beiderlei  Gestalt  an 
die  Gemeinde  verstanden  wird.  Die  Form ,  unter  der  dies  in  Zarich  ge- 
schah und  noch  geschieht,  wurde  weder  in  Sirassburg  noch  in  Basel  nach- 
geahmt. Denn  während  in  Zürich  die  Feier  die  Gestalt  eines  Liebumnaliles 
tragt  (Zwingiis  Werke  II,  3,  134,  Ranke  111,  65,  Mörikofer  I,  276), 
wurde  in  Strasburg  und  Basel  am  Altäre  oder  Abendmahls  tische  durch 
den  Geistlichen  das  Brot  und  der  Wein  an  die  Communicanten  dargereicht 
(Uathgeber:  Strassburg  im  16.  Jahrhundert ,  Stuttgart  1871,  S.  172  ff. 
Hagenbach  85).         ä)  S.  unten. 


1525.  391 

.^f  P*ophaT\o    eixrrul  sepelientes  aurum  et  argentum  omne  con- 

jT/®^  *a  STL\xxn    aerarium  aut  statnarium  pro  pauperum  emolu- 

#^0®Üo  teposuerunt.     Similiter  et  de  uniyersa  supellectili  et  or- 

^^#tu  templorum  suae  ditionis  universo  fecerunt1).   Intentio  qui- 

l^^1B>  ut  appaxet,    in   speciem  non  usquequaque  improbabilis, 

f^d  effectuß    inde    secutus  quid   fructus  boni  pariturus   sit  .  .  . 

9t^uiibu8    conetare    potest.     Ideoque  mihi   super  his  nihil  judi- 

c^ndum  arbitror.      Si   bonum  fecerunt,   viderint  ipsi.    Suo  da- 

tJ1iiio  staut  aut  cadunt.    Et  quod  hie  scriptum  est  de  novo  com- 

^anicandi  modo,  etiam  de  novo  baptizandi  ritu  velim  intelligi, 

jjui  non  aolum  ab  illis,    sed  etiam  ab  aliis  civitatibus  usurpari 

coepit.    TJnde  postea  nova  seeta,   scilicet  rebaptistarum ,  exorta 

«st,  quae  et  in  oppido  Waldshut  et  ad  sanetum  Gallum  et  prope 

Tigurum    et    alibi    scandalose  nimis   emergere  coepit.     Contra 

quam    etiam  ip&e  Zuinglius  et  Oecolampadius  et  Capito  scripse- 

ront  et  voeiferati  sunt3).   Ecce  tempora  talibus  erroribus  digna ! 

De    tumultibus   rusticorum   in   generali.      Eodem 

anno,   maxime  in  mensibus  maio,  junio  et  julio,  in  diversis  locis 

rastiei   simiü  hinc  inde  quasi  subito  coadunati  cum  magna  vio- 

lentia  et  inaudita  temeritate  innumera  bona  clericorum,  religio- 

^orum   ac  nobilium  vel  dominorum  suorum  diripere  tentaverunt, 

domo«,   eccleeias,    monasteria,  castra,  villagia  demolientes  seu 

graviter  laedentes,  in  tantum  in  eo  scelere  rebellionis  proficiendo, 

quod   nisi  per  prineipes  aliquot  Germaniae  et  ligam  Suevorum, 

>  vulgariter  der  schwäbisch  pund,   suppressi  fuissent,   nihil  non 

demolitum  ac  subversum   reliquissent.     Unde  divina  super  eos 

ultione   procedente  ultra  centum    millia   (etiam   Luthero  asse- 

rente  *) )    corruerunt    in   bellis   diversis  juste   afflicti ,    praeterea 

muletati,  qui  residui  superstites  relinquebantur,  alii  vero  capi- 

»  tibuB    plexi  ceterisque  publicis  addicti  poenis  trueidabautur,  alii 

vero   olementiori  censura  ad  illatorum  damnorum  restitutionem 

serva.t>antur.    Huius  mali  parochi  Lutherani,  id  est  rusticorum 

plebani  ac  sacerdotes  fugitivique  ac  apostatantes  monachi  fue- 

runt    occasio,  qui  illos  videlicet  ad  tantae  cladis  praesumtionem 

h5  prstecticationibus  suis  indoctis   ac  litteris   et  suggestionibus  ex- 

citarunt  et  armaverunt.    Quorum  tunc  non  minima  pars  ex  Ulis 

inter   alios  rusticos  periit,  pars  vero  suspendiis  et  aliis  tormen- 

6.  LftcJte  bei  L.  Der  Abschreiber  scheint  ein  Wort  nioht  haben  lesen  in  können.  32.  Hit 
»hnin*  mali«  beginnt  A  wieder.  Den  Worten  vorangesetzt  ist  die  Inhalteangabe:  De  tn- 
mnJta  rusticorum.    Am  Bande  steht:  Tunreltne  rnstkonun.  34.  >qni  —  eradicati« 

i8.31T42)  fohlt  A. 

i)  Mdrikofer  1,252.  313.  2)  S.  über  die  Kämpfe  der  Schweizer 
Reformatoren  mit  den  Wiedertäufern  Mörikofer  1,  2»7  ff.  Hagenbach 
70  108  ff  3)   In  dem  Sendbrief  an  den  Mansfeldischen  Kanzler  Caspar 

^filier  von  dem  harten  Büchlein  wider  die  Bauern  sagt  Luther,  wenn  man 
Ä?  •  h  cu  Anfang  flugs  einen  Bauern  oder  hundert  daran  gewagt  und  auf 
peicntu  <,ÄflClila«en  hätte,  so  würde  man  viele  Tausend  erhalten  haben, 
die  K«P** _£*        sterben  müssen  (bei  Walch  XVI,  114). 


392  1525. 

tis  e  medio  sublata  est,  plerique  postmodum  proscripti  ac  pro- 
fligati  sunt,  non  tarnen  funditus  eradicati.  De  qua  clade  spe- 
cialis liber  congestorum  habetur  a  doctissimo  Joanne  Cochlea 
theologo  fideliter  utraque  lingua  conscriptus  x) . 

[Senserunt  hoc  grande  malum  haec  insignia  et  mihi  nota 
monasteria,  sancti  lilasii  in  silva  Hcrcinja,  quod  ultra  valorem 
30  millium  aureorum  damnum  perpessum  est,  item  Lucella-, 
Marpach3),  Heitersheim4),  Luterpach  *) ,  item  duo  monasteria  in 
Gebwyler 6) ,  item  domus  ordinis  nostri  prope  Fribuigum ,  et 
quaecunque  monasteria  extra  septa  murorum  constituta  fuerant, 
pene  in  omni  Alsatia,  et  partim  in  Brisgaudia,  item  prope 
Kinfelden  et  Licchstahl,  praeter  ea,  quae  in  aliis  regionibu* 
destructa  fuerunt  et  lacerata.  Apud  solos  Helvetios,  excepto 
Ittingen7),  et  apud  eos  Germanos,  qui  infra  Moguntiam  habi- 
tant,  id  est  inferiorum  partium,  scilicet  Gelriae,  Hollandiae, 
Brabantiae  etc.,  malum  huius  seditionis  non  invaluit,  licet  fürte 
sit  at ten ta tum. 

His  cladibus  vigentibus  Lutherus  autor  initialis  earum. 
dum  alii  turbarentur,  ipse  duxit  uxorem  monialem,  ut  dicitur. 
speciosissimam ,  nuptias  Wittembergae  celebrando s)  ac  concio- 
nator,  ut  antea,  contra  religiosos,  principes  ac  papatum  inde- 
sinenter  latrando,  scribendo ,  dictando ,  interpretando  ac  nihilo- 
nimus  hoc  grande  malum   a   se  quasi   non   factum   constanter 

3.  »conge«tonim«  fehlt  A.  Joh.  A.  4.  Statt  «thoologo  fideliter c  hat  A :  etc.  5--1".  »S«*- 
serunt  —  attentatatnc  fehlt  A.  11.  Breisgandia  L.  12.  Kheiuftlden  L.  19.  dicaol  A. 
20.  Witebergae  A.  et  A.  21.  et  A.  22.  L  hat  »loquendo,  neribendo«  u.  a.  w.;  »loqneo'!"« 
ist  unterstrichen  und  darüber  ^ench rieben  »latrando«.  Die  Copie  folgt  hier  ohne  ZweiM 
genau  dem  Original.  Georg  schrieb  erbt  »loqueudo«  n.  s.  w.,  setzt*  dann  aber  den gehi»&u*B 
Ausdruck  »latrando«  darüber.  Mit  »scribendo«  schürest  bei  A  dieser  Abaati.    Lw 

folgende  beginnt  mit  den  Worten:  »Dominica  in  profesto  Filippi  et  Jacobi«.    Am  Band-» 
»Iiasileens.«  (im  Anschlug  an  das  »Tumultns  rnsticorun«,  s.  oben  an  8.  391,32). 

1)  Ad  versus  latrucinantes  et  raptorias  cohortes  rusticorum.  Mar.  Lutht- 
rus.  Responsio  Johannis  Cochlaei  Wendeistini.  Cathalogus  tumultuum  et 
praeliorum  in  superiori  Germania  nuper  gestorum.  cxxxii.  articuli.  ei- 
cerpti  ex  seditioso  et  impio  libro  Mar.  Lutheri  contra  Ecclesiasticos. 
Responsio  brevis  Johannis  Cochlaei  ad  singulos.  Anno  M.  D.  XXV.  Menw 
Augusto.  Haec  omnia  ex  Teutonico  in  latinum  translata.  Am  Schluß 
Colonie.  Anno  M.  U.  XXV  Mense  Septembri.  —  Die  deutsche  Originalaus- 
gabe, die  ich  nicht  aus  eigener  Anschauung  kenne,  beschreibt  well  er 
Nr.  3364.  2)  Lützel  (Lucelle)  südlich  von  Altkirch,  dicht  an  der  Schvei- 
zerprenze ,  Cisterzienser  Stift.  3}  Abtei  von  Augustiner  Chorherren  bei 
Egisheim,   südwestlich  von  Colmar.  4)  Im  Breisgau,  den   Johannitern 

gehörig.  5)  Bei  Mülhausen,  Priorat  von  Lützel  abhängig.  ti}  Da»  Domi- 
nicaner- und  das  Dominicanerinnenkloster,  letzteres  zur  Engelporten  genannt 
V8.  oben  S.  331  Anm.  4).  7}  Die  Zerstörung  der  Karthaus  von  Ittingen  im 
Thurgau,  7.  Juli  1524,  hieng  nicht  mit  dem  Bauernkriege  zusammen,  son- 
dern war  die  That  eines  aufgeregten  Haufens,  der  den  auf  Befehl  des  «chwy- 
zeri sehen  Landvogteß  verhafteten  Pfarrer  Oechslin  hatte  befreien  wollen 
S.  Mörikofer  I,  242,  Bullinger  I,  180  ff.  u.  s.  w.  Die  Wiederherstel- 
lung des  Klosters  fiel  dem  als  Prior  dorthin  berufenen  Freunde  unseres 
Georg,  dem  Bruder  Philipp  Stouffer,  zu.  S.  oben  S.  314.  Vgl.  S.  34«» 
Anm.  5.   S.  362.       *>)  Im  Juni  1525. 


1525.  393 

*  ^udo.        Sed    legantur  sua  priora  odiosa   opuscula  et  hipe- 
PSrUtea  firasmi  1).     Sic   et   alii   doctores  Lutherani  semetipsos 

WxvsÄnxnt,   sed.  tarn  innocegtes,  quam  lupus  aut  vulpes  praedae 
iu£\&ax&,  quam  assequi  nequierat.] 

s         De  eodem    tumultu  circa  civitatem  hanc  in  spe- 
ciali  nonnulla.    Eodem  anno  dominica  misericordia  domini,  30.  Apr. 
f/uae  erat  in  profetrto  Philippi  et  Jacobi,  dum  fieret  concio  in  ca- 
thedrali  ecclesia,  tumultus  aliqualis  excitari  coepit  in  eodem  tcm- 
plo,    sed  statim  suppressus  et  consopitus  quievit,  cum  altera  die,  i.m«. 

tu  quae  erat  ipso  festo  dictorum  apostolorum,  de  sero,  quando  jam 
ad  exequias  domini  decani  Mörspergensis,  prout  tunc  moris  erat, 
pulsabatur,  Lutheranorum  factio  seditionem  adornare  coepit  et 
parare  sese  ad  diripiendum  monasteria,  primum  ad  Lapides, 
item    sancti  Albani   et  Carthusiam,    deinde  cetera,    postmodum 

!5  domos  canonicorum  ac  sacerdotum,  tandem  et  ipsum  senatum 
minorem  sibi  suspectum  et  clerum  Universum  subito  obruere 
paratis  .  .  .  .  2)  insidiis  et  clanculario  tractatu  cum  rusticis  ex- 
traneis,  praesertim  de  ditione  Basiliensi,  quibus  duae  portae, 
«cilicet   Eschemer    und   sant   Alban   thor,    apertae  servabantur 

2ö  Tii&i  praeventi  fuissent) ,  et  nescio  quid  libertatis  illi  eisdem 
pollicebantur ,  cum  ecce  scultetus  minoris  Basileae  cum  non- 
nullis  fortioris  animi  viris  fldeliter  senatum  jamjam  consterna- 
tum  et  pavidum  et  non  audentem  se  coadunare  exhortatum  et 
animatum  colligere  coepit  et  circa  horam  octavam  aut  nonam 
»  de  tractandis,  quae  ad  rem  necessaria  fuerint,  consilii^  indicere. 

7.  Filippi  A.  foit  concio  A.  8.  »aliquali»«  fehlt  A.  9.  »cum«  fehlt  A.  10.  qnnm  A. 
11.  MÄrsp<»rfcn  A.  »proat  -  erat«  fehlt  A.  12.  Lntfranornm  A.  13.  »e  A.  diri- 
pienda  L.  14.  s.  Alban.  A.  ad  s.  Alban  um  L.  Vgl.  indes»  931, 10;  338,  ;J8.  L'artbnsienae 
I*.  Carthus.  A.  dein  A.  15.  »et«  statt  »ac«  A.  16.  »Universum«  fehlt  A.  Am  Rande 
b«i  L :  »Ad  marginem  steht  aliena  mann  :  Mendacium  ingens«.  A  hat  etwas  später,  nach 
» übe  rata*  sit  necne«,  in  Klammern  heige/Qgt:  NB.  alfns  monachi  mann  ascriptnm  est  ca~ 
ractere  illi  coaevo  »ingens  mendacium«  ad  marg.  17.  Nach  »paratis«  ist  bei  Leine 

Lücke,  die  etwa  für  ein  Wort  Kaum  lägst,  A  hat  vor  »paratis«  ein  Zeichen  wie  etc. 
18.  Ba*.  A.  19.  »scilicet«  fehlt  A.  -  Alben  A.  20.  quam  libertatem  A.  22.  L  hat 
»fidel«  und  eine  kleine  Lücke.  24.  Btatt  animatum  hat  A  »meutern«,  zum  Theil  auf  einer 
getilgten   andern  Lesart   stehend,  mit  Punkten  unter  dem  Worte.  25.  fuerunt  A. 

imducere  A. 

1)  Hyperaspistes  diatribae  adversus  servum  arbitrium  Martini  Lutheri, 
per  D.  Erasmum  Roterodamum.  Basileae  apud  Jo.  Frob.  An.  M.I).  XXVI. 
2}  Wie  ein  Zeitgenosse  Georgs  hier  an  den  Hand  der  Chronik  geschrieben 

*  Mendacium  ingens«,    so  sagt  auch  die  Chronik  des  Fridolin  Ryff 
S.  50  :  und  wasz  diser  anschlag  ouch  erlogen ,   dan  das  der  verzwifflet  huff 
der  pfaffen  vil  lüg  erdochten.    Die  Chronik  X.  IV.  14  (s.  oben  S.  212),  von 
einem  gemässigten  Anhänger  der  neuen  Lehre  redigiert  (wir  werden  sie  in 
einem  der  nächsten  Bände  unserer  Sammlung  zum  Abdrucke  bringen),  sagt 
BL  116b:    fi«    was  ouch  etwas  practica  gemacht  worden   durch    den    pfaff 
St 5 reo,  lötpriester  zu  Liechtstall,  der  dann  mit  inen  zoch,  und  etlich  in  der 
statt  hatten    ouch  mit  inen  practiciert,   dann  der  pfaff  von  Liechtstall  hat 
etlichen  von  der  gemeind  in  der  stat  geschriben ,   das  sy  uff  die  zitt  harab 
komen  wollen,   und  die  puren  verwaent,  sy  wurden  die  statthor  offen  finden. 
So  sy  dann  hinyn  komen  weren,  wölten  sy  die  clfater  und  pfaffen  geplün- 
deret haben    und  darnach  alsbald  an  burger.    Vgl.  über  die  ganze  Sache 
Wurstiaen   546  ff.   Ochs  V,  492  ff. 


394  15». 

Unde  mox  ad  custodiam  vigilibus  et  armatis  ubique  per  *in- 
gulos  vicos  deputatis,  cives  minoris  Basileae  pontem  oonstanti 
et  intrepido  sunt  animo  contutati,  wo  defensione  scüicet  den 
sui  et  monasteriorum  parati  sanguinem  rundere,  si  quis  eis  ex 
opposita  civitate  vellet  quoquo  modo  reeistere.  Sicque  divina  s 
gratia  factum  est,  ut  insidiae  paratae  paulatim  solverentur,  et 
crastino  de  his,  quae  gesta  fuerant,  mafrttiufl  deliberaretur. 
Nos  autem  in  hac  domo  eadem  nocte  matutinam  circa  horam 
decimam  pulsavimus  more  solito  et  salutationem  angelicam 
hora  prima.  Nam  festinantius  solito  cantavimus  eo  quod  maior  «e 
pars  conventus  quasi  fuerit  ...  et  in  timore  constituta. 

[Huius  proditionis  autores  dicebatur  fuisse  quendam  texto- 
rem  cognomento  der  Leiderer  et  magistrum  Stephanum  de  Dies- 
senhoven,  quondam  plebanum  in  Liechstal,   qui  et  ipsos  rusti- 
cu8    cum   certis   significationibus  advocaverat,    sed  hac  eadem  » 
nocte  per  mumm   exsiliens   semetipsum  tunc  temporis  a  peri- 
culo  Hberavit.     Postmodum  vero  captue  Argentinae  et  incarce- 
ratus,  nescio  si  postmodum  a  morte  liberatus  ah  necne ' j .  Quid 
alteri  contigerit,  sequenti  folio  patebit.] 
2.  Mai.         Altera  die,  quae  erat  post  Philippi,  congregatus  est  uter-» 
que  senatus   cum  magna  gravi  täte,   et  serio   tractatum  de  bis, 
quae  gesta  fuerant  et  adhuc  timebantur,  tantaque  maturitate  de 
variis  causis  (eo  quod  nonnulli,  qui  prius  nihil  audebant  loqui, 
publice  coram   toto  senatu  damna  et  gravamina  civium  expo- 
nerent  et  abusiones),    quod  quinque   diebus   continuis   (quoda 
tarnen  quasi  insolitum  in   multis  annis   fuit)    uterque  senatum 
conveniret.     In  hac  igitur  die,   id  est  in  profesto  inventionis 
sanctae  crucis,  tractabatur  de  contutanda  civitate,  prius  susceptu 
ab  omnibus  indigenis  juramento  renovato,  eo  quod  rustici  ditio- 
nis  civitatis,  id  est  de  Liechstal,  Walhenburg,  Olthingen2)  etc.  * 
et  universus  eorum  cuneus  eadem  die  venturi  fuerant,  civitatem 

8-11.  »Noa  -  constitntac  fehlt  A.  11.  Nach  t  fuerit«  im  Tute  bei  L  ein«  Locke  E* 
ist  ein  Wort  wie  »ezanfniisc  hier  zn  rermuthen.  12.  dicehant  L.  13.  L  Iieit  »Beodf- 
rer«,  während  A  zueret  »Benderer«  getichrieben  vnd  dies  dann  in  »Beiderer«  corririert  ni 
haben  scheint.  Ich  glaube,  dass  im  Original  »Leiderer«  stand  and  wir  et»  in  den  TorÜegw>- 
den  Texten  mit  Abtchreibfehlern  zu  than  haben.  Im  Erkanntuisebnck*,  iu  der  tob  Och> 
V,  Ml  erwähnten  Abbitte  de«  Ulrich  Leiderer  findet  sich  der  Name  auch  so geschrijben. 
da*s  ein  flüchtiger  Abschreiber  leicht  Benderer  bitte  lesen  können.  Stef.  Stör  A. 

14.  quendam  A.  Liechntall  A.  16.  exiliens  A.  17.  Amntinae  capto*  A 

18 — 10.  »Quid  —  patebit«  fehlt  A.  20.  Filifpi  A.  21.  tracUtu  U  22.  imminebuU. 
V>.  a.uae  quinque  L.  29.  etnorato  A.  et  quod  L.  30.  Wallenburg  A.  Beide  Ab- 
schriften geben  die  Abkünrang  »Olthn«  mit  einem  fltriehe  über  den  beiden  leteten  Bttb- 
staben  «naufgelöst.    üeber  ihre  Bedeutung  kann  kein  Zweifel  obwalten. 

1)  Stephan  Stör  von  Diessenhofen,  Leutpriester  in  Liestal,  hatte,  nach- 
dem er  sich  mit  seiner  bisherigen  Haush&lterinn  verheirathet,  am  16.  Febr. 
1524  die  Priesterehe  in  einer  öffentlichen  Disputation  im  Collegium  (Uni- 
versit&tsgebaude)  vertheidigt  und  deren  Acten  im  Druck  herausgegeben 
Herzog  240.  Seine  Gefangensetsung  in  StrasBburg  erfolgte  auf  Ansuchen 
des  Käthes  von  Basel.  Herzog  296,  Ochs  V,  506  ff.  Wie  Ober  sein  fer- 
neres Schicksal  entschieden  wurde,  weiss  ich  sowenig  anzugeben,  als  Georg 
Vgl.  auch  die  Aufzeichnungen  4*.  2)  O Hingen,  Dorf  am  Fusse  der 
Schafmatt  (vgl.  125  Anm.  3). 


1525.  395 

oppugnaturi  aut  certe,  si  prüden  tia  civium  nocte  praecedenti 
non  praecavisset,  civitatem  ingressuri  ac  claustralium  et  aliorum 
opulentorum  bona,  uti  tactum  est,  direpturi  fuerant. 

[Hac  die  clerus  universus   ac  monasteria  se   civitatis   fidei 

*  commendaverunt  ac  semetipsos  ad  omnia  possibilia  vota  dedi- 
derunt  ad  nutum  eorum.  ut  pios  erga  se  patronos  de  cetero  in 
tantis  discriminibus  sentire  possent.  Fecerunt  sicut  felis ,  sive 
catus,  qui  cane  viso  conscendit  in  arborem,  postea  cane  fugato 
ludit  ut  priu8,  sed  non  semper  impune.] 

10  Quare  cum  omni  instantia  custodiae  civitatis  et  vigiliae 
tlisponebantur  pro  nocte  Ventura  diei  eiusdem,  et  omnium  cam- 
panarum  pulsus  suspensus  fuit,  sicut  in  parasceve,  praeter  cam- 
panas  eonsulares1)  et  quibus  pro  custodiis  matutinis  utebatur2), 
has  sola»  pulsari  licuit  ad  minus   tribus  hebdomadibus ,   id  est 

u  ab  hac  die  post  vesperas  usque  ad  sabbatum  dominicae  vocem  20.  Mai. 
jocunditatis,  quando  pulsabatur  iterum  ad  salve  regina3). 

[Ab  hac  die  et  deinceps  prohibitus  fuit  etiam  pulsus  ille, 
qui  solet  fieri  vespertino  tempore  pro  exequiis  canonicorum  cum 
campana  chorali  et  capellanorum  maioris  ecclesiae  cum  campana 

»parvula  in  capella  sancti  Joannis4),  qui  quidcm  pulsus  semper 
pene  civibus  fuit  molestus,  quanquam  etiam  propter  alias  ratio- 
nabiles  causas  huiusmodi  prohibitio  facta  sit.  In  monasteriis 
tarnen  licitum  est  more  solito  pro  recenter  defunctis  suis  tria 
signa  de  sero  pulsari  etc.] 

»         Et  nos  die  crastina,   id  est  eadem  dominica5),   ad  primas2t.  Mai. 
et  deinceps  ad  reliquas  horas  6)  more  solito,  excepto  quod  ad  ma- 

3.  »uti  tactum  est«  fehlt  A.  4.  Hoc  A.  4—5.  fldei  civitatis  commendamnt  A. 
H.  cattns  A.  10.  ac  A.  14.  »ad  —  estc  fehlt  A.  15.  «post  vesperas«  fehlt  A.  — 
L  aeichoat  die  Abkürzung  für  das  zweit«  Wort  nidglichst  getreu  ab  und  setzt  in  Klam- 
mern dazu:  vesperam  forte.  Es  scheint  aber  eher  die  Abkürzung  für  »vesperas c  zu 
sein,  was  auch  besser  pasat.  16.  jucunditatis  A.       »quando  —  regina«  fehlt  A. 

20—21.  civibus  pene  semper  A.       24.  etc.  fehlt  A. 

1)  Die  Rathsglocken ,  die  Glocken,  mit  denen  zu  den  Sitzungen  des 
Rathes  geläutet  wurde  (wie  noch  bis  auf  den  heutigen  Tag  gebräuchlich 
ist).  2)  Noch  jetzt  wird  täglich  frühmorgens  um  5  Uhr  geläutet.  3)  Das 
salve  regina  wurde  (nach  dem  älteren  Theile  des  Ordinarium  pro  officio 
sacriste,  s.  oben  S.  350  Anm.  1)  während  des  ersten  Vesperläutens  abgesun- 
gen. 4)  Ueber  die  St.  Johannscapelle  auf  dem  Münsterplatze  s.  Fech- 
ter 19.  5)  Nämlich  vocem  jucunditatis.  6)  »Die  Zahl  der  Gebetsstunden 
wird  verschieden  angegeben,  indem  bald  einzelne  mit  andern  verbunden, 
bald  davon  getrennt  werden.  Gewöhnlich  werden  sieben  angenommen 
Septenarium  officium,  Septenarius) ,  bisweilen  acht  ( Octonarius ) .  Diese 
Stunden  sind  als  horae  diurnae  (officium  diurnum)  die  prima  (6  Uhr),  tertia, 
sexta,  nona,  vespera,  als  horae  nocturnae  (officium  nocturnum)  das  com- 
pletorium  vor  dem  Schlafengehen,  das  aber  gewöhnlich  noch  den  Tages- 
stunden zugezählt  wird  und  die  matutina  (Mette)  oder  laudes  (3  Uhr  Mor- 
gens). Zwischen  den  beiden  letzteren  liegt  dann  mitunter  noch  als  achte 
Gebetszeit  die  Mitternacht  (nocturnum  median  um),  die  gewöhnlich  aber  mit 
der  Matntine  verbunden  wird«.  Herzog:  Realencyclopädie  II,  376.  Ueber 
die  Feier  der  Hören  speciell  bei  unsern  Karthäusern  giebt  Aufsohluss  das 
oben  erwähnte  Ordinarium  pro  officio  sacriste. 


396  1525. 

tutinas  nusquam  pulsari  licebat  nisi  in  ecclesiis  parochialibu« 
et  in  summo  !) ,  de  mane ,  sicut  alias  consuetum  fuit ,  pulsavi- 
mus.    Duravit  autem  hoc  matutinum  silentium  usque  ad  festum 

inov.  omniuin  sanctorum,  quando,  annuente  senatu,  prius  petita  licen- 
tia ,   eadem    nocte   eoepimus   nos   primi  in  monasteriis  pulsum  > 
renovare  matutinum.    Interim  vero  utebamur  postis  pulsu,  sicut 
in  parasceve2),  sed  non  sine  gravi  taedio  et  incommodo. 

[Hoc  tempore  cessaverunt  solemnes  processiones  ecclesiasti- 
corum  et  letaniae,  licet  in  solo  festo  sancti  Marci  adhuc  leta- 
nia  maior  consueto  more  celebraretur ,  nisi  quod  ecclesia  i* 
sancti  Martini  cum  cetcris  non  ibat,  Occolampadio  prohibente. 
Ceterae  tarnen  processiones,  etiam  in  solemnitate  corporis 
Christi,  desierunt  in  reliquum  hoc  anno  et  sequenti.  Porro  pro 
letaniis  in  singulis  ecclesiis  singulis  Ulis  diebus  sermo  seu  coacio 
tiebat  et  letania  privata  sicut  in  quadragesima.  Denique  offi-  n 
cium  missae  solemne  etc.  De  jcjuniis  nulla  cura.  Ceterum 
privatae  processiones  propterea  nondum  cessaverunt  in  catho- 
licorum  templis.  Quare  etiam  huiusmodi  publicae  processione> 
desierunt,  multae  causae  rationabiles  extiterunt  non  solum 
propter  seditiones  vitandas,  sed  etiam  propter  alias  magis  ne-a 
cessarias.  Et  putandum  est,  quod  non  sine  licentia  episcopi 
sit  factum.  Multi  enim  docti  et  prudentes  viri  huiusmodi  abro- 
gationem  commendaverunt.] 

213.  Mai.  Eadem  igitur  nocte  supervenerunt  rustici,  sed  civitatem 
invenere  munitam,  nam  strenue  celebrabantur  custodiae  vigi-is 
lum,  et  quasi  ab  hostibus  metuebatur.  Qui  postmodum  a  lega- 
tis  interrogati  causam  adventus  nonnullos  querelarum  articulos 
deposuerunt,  de  quibus  postmodum  seriöse  et  prudenter  tracta- 
batur  in  utroque  senatu,  monitis  rusticis,  ut  quantocius  abirent 
et  ad  suas  sedes  reverterentur,  nisi  vellent  cladis  instantis  evi-  * 

3.  Mai.  tare  periculum.  Quod  et  altera  die  fecerunt,  id  est  in  festo 
inventionis  sanctae  crucis3).  Nihilominus  tarnen  per  14  die«' 
et  amplius  custodia  civitatis  firma  servabatur,  forte  etiam  proper 
alios  rusticos,  qui  tum  in  Alsatia  et  Brisgaudia  tumultuabanrur. 

1.  pal 8 are  A.  2.  pulsavimus,  das  der  Chronist  zu  Hetzen  vergessen,  haben  wir  erpiait 
4.  quum  A.  K.  postea  L.  fc.  Ich  will  hier  ein  für  allemal  bemerken,  daas  die  Abschrif- 
ten immer  »*olftnnes«  n.  s.  w.  haben.  In  der  Urschrift  stand  ohne  Zweifel  nur  ein  n  cn-i 
ein  Strich  über  dem  vorhergehenden  e,  den  ich  hier  wie  in  den  vorhergehenden  Chronik« 
mit  m  wiedergegeben  habe.  Ebenso  habe  ich,  mich  dem  für  die  früheren  Chroniken  aup*- 
nommenen  Verfahren  anschliessend,  immer  »litteraec  u.  s.  w.  geschrieben,  auch  wtoo  du 
Abschriften  nur  ein  t  haben.  15.  Dein  A.  17.  cessarnnt  A.  1b — 19.  proceatione*  pu- 
blicae desierint  A.       20.  sed  et  A.       23.  commendarunt  A.       26.  cavebatux  A. 

1)  In  summo  teraplo,  im  Münster.  2)  Statut,  ant.  I,  13  §23.  In 
parasceve  et  die  seouenti  —  ad  raatutinas  —  pulsatur  a  sacrista  per  singu- 
las  cellas,  singulis,  aum  evigilantur,  signum  facientibus.  Vgl.  ebendort  §  2R 
statim  seeundum  signum  poste  pulsetur  per  galileas.  §11:  vespere  poste 
nulsantur.  3)  Während  Georg  die  Verhandlungen  mit  den  Bauern  in  die 
Nacht  vom  2.  auf  den  3.  Mai  setzt,  fanden  sie  nach  der  Chronik  des  Fri- 
dolin  Ryff  in  der  vom  3.  auf  den  4.  statt. 


1525.  397 

Igitur  eadein  die,  ul  est  tertia  maii,  et  sequentibus,  iterum  a.  Mai. 
(neunte  senatu    universo,    autores  proditionis  aut  seditionis  qui 
suspecti  habebantur ,   in  carceres  conjiciebantur ,    pene   triginta 
vel  quadraginta  homines,    qui  tarnen  postmodum  dimissi  liber« 

:  sinebantur  abire,  vigilante  nimirum  sollerti  prudentia  consulum, 
ne  quod  forte  gravius  scandalum  exoriri  poseet.  Principalior 
autem  iuter  eos ,  de  quo  supra  in  margine  praecedentis  pagi- 
nae,  diutius  servabatur,  ad  minus  per  tres  menses l) ,  et  per  tor- 
turas  diligentissime  examinabatur  et  in  custodia  damnandorum 

u  servabatur.  Qui  cum  neminem  prodere  vellet  aut  cogi  posset, 
tandem  de  jussu  senatus  libere  dimissus,  sed  publice  infamis 
et  notorie  suspectus  redditus  et  habitus  est.  De  quo  nihil  am- 
plius  hie   signincandum  judico. 

Nona  die  maii  obiit  venerabilis  ac  multum  praecellens  vir ».  mm. 

is  dominus  Gregorius  Reysch2)  prior  domus  Friburgi  ac  principalis 
visitator  provinciae  Rheni,  de  cuius  eruditione  si  quis  amplius 
nosse  velit,  legat  margaritam  philosophicam  ab  illo  compilatam 
ac  suas  eollationes  capitulares  habitas  in  capitulo  generali  ac 
visitationibus.      Item   si   quis  amplius   testimoniorum  desiderat, 

*j  legat  opera  Erasmi  Roterodami  et  illic  inveniet  eum  tantopere 
commendatum,  quod  ipsius  verba  yelut  oracula  a  Germanis 
recipi  solebant.  Huic  accedit  testimonio,  quod  Serenissimus 
dominus  Maximilianus  imperator  quondam  Romanoruin  hunc 
peculiariter  coluit   ac  dilexit  et  pro  confessore  in  extremis  suis 

r,  sibi  ascivit a) ,  quem  et  sua  propria  praesentia  visitando  hono- 
rare  dignatus  est.  Fuit  autem  hie  venerabilis  pater  satis  pru- 
dens  ac  circumspectus  in  agendis  spiritualibus  et  temporalibus, 
quod  ex  sua  scientia,  undc  multam  experientiam  consecutus 
est,  evidenter  patere  potuit.    Totus  enim  ab  ineunte  aetate  lit- 

3»  teris  studuit  et  vaeavit,  nunquam  desistens  legere,  quandoeun- 
que  iu  aliquem  bonum  autorem  ineidisset,  unde  forte  factum 
est,  quod  postmodum  in  apoplexiam  caderet,  quae  solam  ei  me- 
moriam  abstulerat,  tametsi  postea,  ingruentibus  plurimis  ad- 
versis,   corpore  contabescens  penitus  deficere  coepisset.    Animad- 

&  vertit  nimirum,  quanta  mala  mundum  hunc  et  statum  sui  tem- 

4.  liberi  A.  5.  solerti  A.  6.  quid  A.  7—8.  Statt  »iu  —  paginaec  hat  A :  praeced. 
pmg.  12.  nil  A.  13.  aignandum  A.  14.  Statt  des  ganzen  folgenden  Abschnittes  von 
tuona  die  •-  erat  in  nobis  etc.  Denique«  (S.  W9, 11)  stobt  bei  A :  Gregorius  Reysch  obiit 
9.  maii.   Elogia,  opera  etc.  eins  multis.  Erasmo  commendatns  etc. 

1)  Nach  der  Chronik  des  Fridolin  Ryff  lag  Ulrich  Leiderer  »by  eim 
halben  jor«  gefangen.  2)  Ueber  Gregorius  Reysch  von  Balingen,  seit  1502 
Prior  der  Karthaus  bei  Freiburg  (vgl.  oben  S.  337)  s.  Schreiber:  die  Kar- 
thause bei  Freiburg,  im  Freiburger  Adress-Kalender  für  das  J.  1608,  S.  vi  f., 
desselben  Gesch.  der  Universität  Freiburg  I,  63  ff.,  wo  auch  ausführlich 
über  die  zuerst  im  J.  1503  erschienene,  dann  in  zahlreichen  Auflagen  ver- 
breitete Margarita  philosophica,  »eine  philosophische  Encyclopädie « ,  gehan- 
delt wird,  und  Hütten i  opp.  supplem.  IT,  452.  3)JohannisFabri  ora- 
tio funebris  in  mortem  Maximilian!  I imperatoris  bei  Freher-Struve  II,  740. 


398  1525. 

poris  concuterc  tentarent.    Quapropter  fidelis  et  constantißsimu* 
in    orthodoxae    fidei   soliditate  persietens    plurimum    satagebat, 
quo  Lutheranum  fermentum  ab  ordine  nostro  purgaretur  et  pel- 
leretur,  civitatemque  studii  8ui,  id  est  Friburgum,  magna  so- 
lertia  et  animi  constantia  cum  prudentia  ab  hoc  malo  vindica-3 
vit,  quousque  res  in  deterius  caderent  propter  ipsius  adversam 
valetudinem.     Si  enim  adhuc  per  illud  biennium,    id  est  anni 
1524  et    1525  incolumis   permansisset ,   Friburgum,    Brisgaudia 
quoque  et  sua  domus  in  tantam  calamitatem  non  incidisset,  de 
quo   paulo  inferius.     Igitur  cum  jam  rustici  in  tantum  tumul-u 
tuari  coepissent,  quod  etiam  ad  Friburgum  tenderent  obsiden- 
dum,  boni  patres  ac  confratres  nostrae  domus  Friburgensis  prae- 
moniti  statim  in  diebus  ....    scilicet  post  quasimodo  patrera 
eundem  ad  civitatem  difnculter  perducentes  ac  res  suas,   quas 
asportare  poterant,  illuc  devehentes  aut  portantes,  domum  reli-  n 
quere  vacuam,  dimiasis  ibi  duobus  aut  tribus  fratribus  conver- 
sis  et  uno  monacho  etc.,   cum  ecce  post  obitum  felicem  prae- 
dicti  patris  octava  vel  nona  die,   id  est  circa  medium  mensis 
huius    vel   paulo    post    (cum    scilicet   rustici    in   Alsatia   prope 
Zabern  tumultuarentur)  ii,    qui   ex  Briagaudiae  locis  convene-& 
rant,  primo  castrum  Rötelen  ac  deinde  alia  sui  dominii,  id  est 
marchionis,   castra  invadentes   et  monasteriis  nocentes,  deinde 
oppidum  Newenburg  oppugnantes  intraverunt  et  bombardas  un- 
decunque  tarn  in  Ulis  locis,   quam  aliis  colligentes  postmodum 
in  oppido  Kentzingen  semetipsos  coadunantes  et  maiorem  exer-  » 
citum  de  die  in  diem  congregantes,  quippe  qui  sperabant  etiam 
Alsaticos  sibi  in  auxilium  venturos,  sie  multiplicati  FriburgoHi 
illam  civitatem  nobUiBsimam  oppugnare  praeaumpaerunt*).    Et 
in   tantum  prosperatum   est  ilüs  negotium,   ut  tandem  'quod 
cives  civitati  essent  inndeles  et  Lutheranae  faetionis,   licet  oc-» 
eultej    aperta   civitate  et   capitaneis   rusticorum  intromissis  pa- 
(24Mai.)ciscerentur  de  certis  conditionibus  et  summa  peeuniae,  qua  pol- 
licita  capitanei  illi  cum   suo  exercitu  civitatem   deserentes  ad 
alia  loca  tendere  parabant2). 

[Interim  autem  dum  Friburgum  obsiderent  rustici,  domum  a 
quoque  saneti  Johannis  baptistae  nostri  ordinis  graviter  laese- 
runt,  destruentes  et  demolientes  turpiter  multa  aedificia,  ultra 
valorem  trium  millium  norenorum  damnum  inferendo  nee  prin- 
cipem  nee  civitatem  verentes,  et  hi  praesertim,  quibus  plura 
bona  ex  eadem  domo  facta  fuerant  etc.] 

13.  Lücke  in  T«xt«  von  L,  fftr  etwa  swei  Wort«  Raum  luMnd. 

1)  Schreiber:  Das  Breisgau  im  Bauernkriege  im  Taschenbuch  für 
Geschichte  und  Alterthum  in  Süddeutschland  I,  235  ff.  Der- 
selbe: Geschichte  der  Stadt  Freiburg  III,  273  ff.  2)  8.  die  Urkunde 
de»  Vertrages  vom  24.  Mai  1525  zwischen  Freiburg  und  den  Bauern  bei 
Schreiher:  Der  deutsche  Bauernkrieg.  Gleichzeitige  Urkunden  Nr.CCXL 


1525.  399 

Sed  Interim  audito,  quod  Alsaticis  contigisset  et  aliis,  qui 
tränt  in  partibus  Sueviae  et  superioribus  etc.,  paulatim  dissol- 
vebantur  et  amplius  tumultuari  desistebant,  sed  nonnisi  usque 
post  mensem  hunc  et  dimidium  junii.  Tunc  igitur  temporis 
i  civitas  Friburgensis  in  magna  solicitudine  constituta  fuit.  Nam 
universt  Antilutherani,  maxime  vero  clerus  universus  et  reli- 
gio«, quorum  temporalia  valde  plurima  in  eadem  civitate  con- 
gregata  fuerant  ad  coneervandum ,  in  mortis  discrimine  certis- 
simo  fuerant,  nisi  desuper  sua  gratia  benignus  creator  eos 
10  protexisset  sicut  et  noe.  Unde  haud  immerito  psallere  quique 
poterant  illud:  »Nisi  quia  dominus  erat  in  nobis«1)  etc.  Deni- 
que  tanta  cleri  et  religioeorum  fuit  persecutio  (quanquam  ru- 
stici  neminem  occiderunt) ,  quod  nemo  eorum  tutus  in  suo  reli- 
gionis  babitu  prope  posset  foris  incedere,  quin  aut  palam  de- 
is  rideretur  aut  inclamaretur  aut  certe  verbis  injuriosis  maledice- 
retur  aut  invaderetur.  Quare  multi,  praesertim  religiosi,  pro 
necessariis  negotüs  per  campos  transeuntes  laicum  induerunt 
habitum,  quaiiter  etiam  fecit  dominus  prior  domus  Confluentiae, 
dum  ad  Carthusiam  ad  capitulum  proncisceretur ,  et  nonnulli 
»alii  ex  domo  Friburgi,  quando  conventu  dimisso  monachi  seu 
conversi  foras  mittebantur.  Similiter  etiam  in  civitatibus  id 
ipsum  alicubi  contingere  solebat,  nempe  Argentinae,  Tiguri  et 
interdum  hie,  si  quispiam  forte  Lutheranos  praeteriret. 

Quinta  deeima  junii  die,  quae  erat  festum  corporis  Christi,  lsjnni. 

fcpost  prandium  circa  horam  seeundam  venerunt  ad  nos  burgi- 

magister  civitatis2)  una  cum  nonnullis,   quinque  vel  sex  aliis, 

quorum  aliqui   senatores  fuerunt,   et  coadunato  conventu  pro- 

poßuerunt  mandatum  civitatis  utriusque  senatus  nomine,   quod 

neminem  de  cetero  deberemus  ad  ordinem  assumere,  ne  quidem 

jo  personam  etiam  de  aliena  domo  ordinis  nostri  nihilque  peeuniae 

superioribus  nostris  alienigenis  sive  ad  Carthusiam  amplius  con- 

tribuere  vel  alienare  de  possessionibus  nostris  etc.  et  multa  alia, 

quorum  oblitus  sum.     [Hoc  mandatum  postea  probavimus,  nee 

fieuit  nobis  duas  personas  de  domo  Friburgi  missas  hospitatum, 

»  etiam  propriis  ipsorum  expensis,  usque  ad  modicum  tempus  re- 

cipere.]   Dieque  crastina  revertentes,  quae  erat  feria  sexta  posti6.Jum. 

dictum  festum,    conscripserunt  omnia   bona  monasterii  nostri 

generaliter,   id  est  quantos  census  seu  reditus  seu  proventus 

13.  Mit  »feaata«  fceginnt  A  wwd«.  Am  Bande  steht:  Content™  «aeriAcnlorum.  13.  occi- 
derent  A.  nemo  coram  A.  13—14.  religioso  A.  19—21.  »et  nonnulli—  etiam«  fehlt  A. 
22.  »alicuhi«  fehlt  A.         23.  Statt  »et  interdum  hie«  hat  A:  etc.  et  hie.  Lutheranos 

fort«  A.  24.  A :  d.  16.  junii  (nun  folgt  ein  unverständliches  Zeichen)  fest.  c.  Christi. 
25.  h.  2—3  A.  Vor  »burgimagiater«  hat  A :  d  (d.  h.  dominus).  29.  eztero  A.  nee  A. 
35.  iDornm  A.  36.  Die  quoque  A.  38.  quaiiter  L.  Bei  A  steht  generaliter  über 
einer  Correctur. 

1)  Pialm  124  (123  nach  der  Zahlung  der  Vulpata),  1.  2)  Bürger- 
meister war  von  Johanni  1524  hin  Johanm  1525  Heinrich  Mehinger.  Alt- 
bürgermeiftter  war  Adelberg  Meyer.  Öffnnngsbuch  1490  —  1530,200.224. 
Ochs  V,  474. 


400  1525. 

haberemus  ornatumque  ecclesiae  Universum,  id  est  calices  et 
vasa  argen tea,  casulas  etc.  sub  intentione  (uti  praetenderunt , 
quod  possent  nobis  auxilio  esse  contra  publicos  raptores1. 
Verum  quid  intenderint,  meum  non  est  judicare.  Sicut  feceruut 
nobis,  ita  prius  et  postea  fecerunt  in  aliis  monasteriis,  similiter  s 
in  ecclesia  cathedrali  et  ad  sanctum  Petrum,  singula  etiam  be- 
neficia  seu  sacerdotia  conscribentes,  ut  scirent  quantum  quisque 
possideret  vel  unaquaeque  ecclesia  haberet  in  substantia,  quod 
postmodum  huiusmodi  omnia  convenienter  in  usum  secularibu* 

{dacitum   distribui   forsitan   possent.     Ita   sane   omnis   cogitatio  \> 
aici  prona  erat, ad  boc  evangelicum  Studium.     Ita  fortiter  cre- 
scebat  verbum  dei,  quod  haeretici  praedicabant.    Heu,  heu,  heu 
domine  deus,    ergo   non  judicabis  eos? 
4Jnii.  Circa  initium  julii  in  festo  sancti  Udalrici  coeperunt  rustici 

concordiam  optare.  Nam  dum  domini  Hasilienses  et  confederati  t$ 
quasi  mediatores  et  sequestres  non  paucis  expensis  hincinde  ad 
loca  periculosa  equitantes  rusticos  verbis  prudentibus  et  pari- 
ficis  a  suo  maligno  conatu  revocarcnt  nee  aliquid  proncerent, 
tandem,  cum  rustici  propter  varias  clades  in  diversis  locis  him 
indc  perpessis  viderent,  se  non  posse  proficere,  concordiam« 
ambire  coeperunt  in  praedicto  festo.  Quae  tarnen  postea  in 
festo  sanetae  Mariae  Magdalenac  praesentibus  multis  ambasiato- 
22. Juli. ribus  ex  diversis  locis,  etiam  ex  Argentina,  sub  spe  recon- 
ciliationis  cum  prineipibus  inita  est2).  De  quo,  quia  magnuui 
fuit  negotium,  tantundem  scripsisse  sufneiat.  *■ 

Hoc  tempore  rebaptistarum  seeta  vigere  coepit  in  Walds- 
hut et  hie3)  et  Tiguri  et  Argentinae,  contra  quos  Zuinglius 
Oecolampadius  et  Capito  praedieaverunt  et  scripserunt  ac  eot- 
fugandos  et  e  civitate  pellendos  procuraverunt.   Coeperunt  autem 

4.  Unde  quid  A.  10.  forsan  A.  tl.  praTa  L.  —  A  hatte  errrt  »parrac  genchrieben,  di**«* 
dann  in  »prona«  verbessert.  18—20.  Statt  »nee  aliquid  —  proficere«  hat  A:  etc.  etf. 

etiam  malus  cladibu*  fracti  etc.    Am  Rande:  Rnsticornm  traneactio.  21.  Statt  »in 

festo  sanetae«  hat  A:  die.  22.  »ex  diversis  locis«  fehlt  A.  23.  »sub  —  prinripita" 
fehlt  A.  24—25.  »De  quo  —  auffleiat«  fehlt  A.  27.  A :  et  hie,  Tiguri,  Argent.  NVh 
Zuiuglins  hat  A :  etc.  statt  des  ganzen  übrigen  Abschnittes  bis  exortns. 

1)  Das*  den  Karthäusern  schon  damals  eigentliche  Pfleger, jfesetxt  wur- 
den, wie  den  meisten  übrigen  Klöstern  (Lichtenhahn  102.  Öffnungs- 
buch 204.  20.».  206.  210),  davon  findet  sich  im  Öffnungsbuche  keine  Spur, 
wie  auch  Georg  nichts  davon  erwähnt.  —  Ueber  das  damals  angefertigte 
Inventar  des  Klostervermögens,  von  der  Hand  des  Bruder  Nicolaus  Molito- 
ris atygefasst,  von  dem  Notar  Adelberus  Salimann  beglaubigt,  das  unter  den 
unsignierten  Papieren  des  Karth.  Arch.  liegt,  s.  die  Anm.  zu  Bl.  2  der  Auf* 
Zeichnungen.  2j  Vgl.  oben  die  Chronik  des  Fridolin  Ryff  S.53. 
3)  S.  über  die  Kämpfe  der  Basler  Reformatoren  mit  den  Wiedertäufern  und 
die  einschlägige  Litteratur  Herzog  I,  299  ff..  II,  75  ff.,  183  ff.  Hagen- 
bach  70  ff.,  10$  ff.,  165  ff.  Eine  Hauptouelle  bildet  das  Werk  des  Pfar- 
rers Gast  zu  St.  Martin*  De  anabaptismi  exordio,  erroribus,  historiis abo- 
minandis,  confutationibus  adjeetis  libri  duo  autore  Joaüe  Gastio  Brisacensi. 
Basil.  1544. 


1525.  401 

isti  rebaptistae,  meri  laici  scilicet1),  publice  praedicare  in  locis 
campestribus,  in  villis,  in  tabernis,  demum  semetipsos  et  suos 
auditores  denuo  baptizare,  multas  scripturas  pro  se  allegantes, 
quas  tarnen  ita  sane  intellexerunt,  sicut  equus  et  mulus,  qui- 
bus  non  est  intellectus.  Interim  vero  nihil  non  seditiosum  ne  - 
dum  adversus  papistas,  sed  et  adversus  Lutheristas '  molieban- 
tur,  populus  nimirum  ab  hoste  pacis  exortus.  August. 

Circa  Laurentii  vel  antea  dominus  Nicolaus  Schurstein  prior 
quondam  domus  Portae  Montis,  Lutherano  confectus  fermento  ac 

■  Zuinglianis  nimis  incubans  libellis,  ordinis  habitum  a  se  rejiciens, 
profanam  vitam  cum  ceteris  Tiguri  coepit  vivere  ac  mox  postea 
ducens  uxorem  puellam  Bernensem  publicas  apud  Tigurenses 
eelebravit  nuptias2)  ac  deinde  litteris  Latinis,  Graecis  et  He- 
braicis  insudans    ac  multos   eodem   anno   et  deinceps  perferens 

'  labores  ac  tentationes  tandem  in  pastorem  seu  parochum  cuius- 
dam  villae  promotus  est 3) ,  habens  liberos  ex  conjuge  jampri- 
dem  susceptos.  Sic  illa  domus  fratrum  nostrorum  scandalose 
suo  fuit  orbata  pastore.  In  cuius  locum  postea  circa  festum 
exaltationis    sanctae  crucis  dominus  Johannes  Hurre  de  Thun,  saptbr. 

&  procurator  ibidem,  prior  institutus  est.  Heu  quanta  mala  deus 
tendit  nobis  hoc  anno  1  Imrao  vero  quanta  bona,  quos  ex  hisce 
Lutheranorum  malis  eruere  dignatus  est! 

Prima  die  mensis  octobris,    quae  erat  dominica,   venerunt  l.oct. 
ad  nos  quatuor  domini  de,  senatu  missi,  habentes  secum  man- 

a  datum  senatus  eiusdem  scriptum,  in  quo  mandabatur  universis 
et  singulis  congregatis  in  colloquio  tarn  monachis  quam  laicis, 
quod,  si  qui  forent  inter  nos,  quibus  monastica  forsitan  vita  sibi 
non  videretur  ad  salutem  animae  conducere,  sed  quod  in  seculo 
putaret   se    commodius   eatenus  victurum,   quod  talis  posset  se 

>°  mfra  mensis  spatium  deliberare.  Et  tunc  vellent ,  talem  libere 
facere  dimitti,  dato  aliquantulo  subsidii  pecuniarii  vel  rebus  aut 
bonis,  quas  secum  ad  monasterium  apportasset  sibi  restituendis 
ad  integrum  sub  ea  lege,  quod  si  quis  permanere  deliberasset, 
perpetuo    sine  spe  liberationis  illic  perseverare  cogendus  esset; 

9 — 22.  Statt  des  ganten  Absatzes  »Circa  —  dignatus  est«  steht  in  A  nur :  Nicolaua  8chnr- 
stein,  prior  domus  Portae  Montis,  Cartus.,  abit  Tigurum,  ibi  uzoratur  et  fit  paroehus  etc. 
etc.  cuiuadam  villae.  9.  quidam  L.  17.  minorum  L.  25.  mandato  A.  Am  Rande : 
Xandaium  s.  Eaail.,  weiter  unten :  Defectio  a  monachatu.  27.  forsan  A.  29.  puta- 
rent  L. 

1)  Einige  der  namhaftesten  Leiter  der  Bewegung  waren  doch  Geist- 
liche, so  Balthasar  Hubmaier  und  Wilhelm  Röublin.  2)  Unter  disen  un- 
ruhigen und  unter  vil  andern  hartmügigen  Handien  [1525],  das  da  zu  Bern 
noch  sehr  ze  verwundern,  hat  der  wohlgeachtet  geistlich  Vater  der  Karthus 
zu  Thorberg ,  Herr  Nikiaus  Schürstein ,  von  Solothurn  bürtig,  die  Karthus 
und  Kutten  verlassen,  und  ist  mit  Schmaldiensts  von  Bern  Tochter,  siner 
Ehfrouwen,  im  Augsten  gan  Zürich  zogen.  Anshelm  VI,  324.  3)  Er 
wurde  »1528  Helfer  zu  Frutigen,  Prediger  zu  Krauchthal,  1529  Pfarrer  zu 
Lütxelflüh,  1530  Prediger  der  Evangelischen  in  Solothurn,  kurz  darauf 
Pfarrer  zu  Oberbipp«.  v.  Mülinen  I,  238. 

Basier  Chroniken.  I.  26 


402  1525. 

at  qui  vellet  exire,  similiter  data  cautione  revertendi  spem  nul- 
latenus  habere  etc.  l) .  Quod  et  postmodum  in  profesto  Simonis 
et  Judae  factum  est,  quando  Joannes  Koffer2)  conversus,  datis 
sibi  1 8  aureis  pro  labore  sex  annorum  illorum,  quibus  in  online 
fuerat3),  palam  apostatans,  habitu  seculari  indutus  in  dvitate» 
süperbe  cüscurrens  uni  civium  adhaesit,  apud  quem  delatoris 
officium  exercuit  etc.  Ceteri  porro  de  gratia  dei  stabiles  per- 
manserunt,  tametsi  nonnulli  prius  nutantes  ac  vacillantes  ex- 
titerunt,  maxime  propter  huismodi  saevas  secularium  tragoedias 
et  minas  ac  perversitates  alias,  quibus  insultare  religiosis  noni 
cessaverunt.  Et  quod  in  domo  nostra  contigit,  etiam  in  aliis 
monasteriis  factum  tabescimus  et  dolemus.  Nana  apud  Prae- 
dicatores  tres  aut  quatuor  simul  apostataverunt.  Similiter  apud 
Minoritas.  Item  apud  Augustinianos 4) .  Item  in  monasteriis 
monialium  in  Gnadental,  ad  Lapides,  Clarissarum  b)  non  paucae  t 
voto  religionis  neglecto  ad  seculum  redeuntes  maritis  junctae 
sunt  et  liberos  procreantes  nonnullae  postmodum  statim  obie- 
runt.  Misera  mulierum  conditio !  Ad  hoc  perduxit  eas  auditus 
verbi  Lutherani,  bellique  famosi  libelli.  Hoc  pacto  monasteria 
paulatim  evacuari  coeperunt.  Maluissent  Lutherani,  quod  subito 
cuncta  periissent.  Sed  nondum  deo  placuit. 
4  "m  Circa  festum  omnium  sanctorum  dominus  Thelamonius6 , 

1.  MOV. 

1.  Statt  »similiter  c  hat  A  ein  »uwfestrichenes  sine  oder  live,  redeundi  A.  3.  qucs 
A.  5.  seculari s  A.  9.  extiierint  A.  10.  »et«  statt  »acc  A.  lt.  cesetTenatA 
12.  »tabeacimuf  et«  fehlt  A.  13.  »simul«  fehlt  A.  14.  Augastiaiease*  A.  21-  fc* 
nondum  A.       22.  A  am  Bande :  Thelamonius  loco  motus,  snffectns  Marios. 

1)  S.  diese  Erkanntniss  (vom  26.  Sept.  1525)  bei  Lichte n]i ahn  107 f. 
Die  Bestimmung ,  das«  wer  sieh  in  Monatsfrist  entscheide ,  im  Kloster  ra 
bleiben,  darin  zu  verharren  habe,  will  nicht  eine  unwiderrufliche  Entschei- 
dung herbeiführen;  denn  es  wird  beigefügt,  daas  der  Rath  jährlich  einmal 
in  aen  KlöBtern  nachforschen  solle,  ob  aüe  gerne  bei  einander  seien,  uod 
die,  welche  herausgelassen  zu  werden  wünschten,  in  der  oben  festgesetzten 
Weise  entlassen.  2)  Bruder  Hansz  K&fer  von  Summerich  nennt  er  siel. 
in  seinem  Ordensgelübde  (Karth.  Arch.  Nr.  554),  Bruder  Hansz  Koüffer 
nennt  ihn  Zscheckenbürlin  auf  dem  Umschlag  der  Copie  des  in  den  Auf- 
zeichnungen erwähnten  Entlassungsscheines.  Wir  finden  also  hier  das- 
selbe Schwanken  der  Orthographie,  dem  wir  in  der  Chronik  des  Fridolin 
Ryff  begegnet  sind.  Vgl.  das  in  der  Variantenrubrik  zu  S.  1^5, 21  Bemerkte 
3)  Aufzeichnungen:  war  by  funff  jar  ym  orden  ge wessen,  dem  gab  die 
Stadt  usz  dosten  gut  16  fl.  Das  in  der  vorigen  Anmerkung  erwähnte  Ge- 
lübde trägt  das  Datum  des  5.  Febr.  1521.  4)  Unter  den  damals  oder  bald 
darauf  ausgetretenen  Augustinern  befand  sich  Peter  Ryff,  der  Grossvster 
des  gleichnamigen  Chronisten  und  Bruder  Fridolins.  Er  vermahlte  sich 
(nach  der  Stammtafel  S.  196  im  J.  1526)  mit  Christiana  Kolb,  die  aus  dem 
Steinenkloster  ausgetreten  war.  Erkanntniss h.  IV.  152b  zum  J.  153S. 
Ochs  V.  578.  Vgl.  oben  S.  199.  5)  Zu  St.  Clara  in  Klein  Basel  (sack 
Gnadenthal  an  der  Spalen  in  Gross  Basel  war  ein  Clarissinnen-  Kloster, 
6)  Dilman  (Telamonius)  Limpurger,  früher  Provinzial  der  Augustiner,  er- 
scheint schon  im  Jahre  1501  als  Bischof  von  Tripolis  und  Weihbischof  tob 
Basel.  Vischer  221.  222.  Er  zeigte  sich  als  eifrigen  Anhänger  der  Refor- 
mation.  S.  oben  S.  3S8,  9. 


1525.  403 

episcopus  siiffira^aneus,  dudum  concionator  ecclesiae  catkedralis, 
^utherana  fece   pollutus  ab   officio  praedicationis  destitit  et  in 
\ocum  eius    dominus  Augustinus,  similiter  episcopus  ac  suffra- 
ganeus Frisingeiisis  ac  de  cetero  Basiliensis J) ,   subrogatus  est, 

%  qui  sua  praeclicatione  populo  multum  acceptus  et  clero  concio- 

nator  eiusdem   ecclesiae  iastitutus  est.     Quin  etiam  postea  sub 

^nno  sequenti   sacros  ordines  ministravit  in  templo  eodem  sub 

^ngariis,  prcmt  moris  est. 

Circa  festum  sancti  Nicolai  episcopi  doctor  Balthasar  Hub-  *• *>eo 

^ueyer,  quondam  parochus  sive  plebanus  in  Waldshut2),  magnus 

^rrrorum   semiuator  et  protervus    seductor   plurimorum   ac   re- 

l^aptista,    ab    oppido  pulsus  est  per  dominum  Joannem  Fabri, 

cJoctorem  Constantiensem  etc.  ac  secretarium  Ferdinandi  prin- 

2.  Luterana  A.  faece  A.  3.  ein«  locum  A.  6— S.  »Quin  —  moris  est«  fehlt  A. 
9.  Statt  der  Stelle  »Circa  festum  —  innovative  (8.  404,7)  hat  A  bloss :  Baltassar  Habmeier 
rebaptUW  circa  fest.  Nicolai  a  d.  Joann.  Fabri  jralsn»  per  200  equites,  qui  Waldshnt  opp. 
b.  *L  noct.  obsess.  ad  obedienttam  Ferdinandi  pnneipis  redegernnt. 

1)  De  cetero  Basiliensis,   der  späterhin  Weihbischof  in  Basel  werden 
sollte.      Es  ist  nicht  richtig,  wenn  Wurstisen  551,  Herzog  I,  345  und 
Hagenbach  87  den  Telamonius  jetzt  schon  in  seiner  Stellung  als  Weih- 
Bischof  durch  Augustinus  Marius   ersetzt  werden  lassen.     Georg  spricht 
ausdrücklich  zunächst  nur  von  der  Stellung  als  Prediger  am  Münster.  Vgl. 
Oecolampad  in  dem  Briefe  an  Zwingli  vom  6.  Dec.  1525  (Zuinglii  opera 
VII,   445):    Suffraganeus  n oster  alium  succeasorem  reeepit  pro  suggestu 
(in  quo  nihil  periculi)  suffraganeum  Frisingensem ,  ni  fallor,  Xvxov.    Wenn 
er    ninzufügt:   Succedet  fortassis  et  in  initiandi  officio,   so  stimmt  damit 
überein,  wenn  Georg  sofort  erzählt,  dass  er  im  folgenden  Jahre  die  Weihen 
«rtheilt  habe.    Zur  Stelle  des  Weihbischofs  gelangte  er,  wie  Georg  wiederum 
ausdrücklich  berichtet,   erst  im  J.  1527  nach  dem  Tode  des  Bischofs  Chri- 
stoph von  Utenheim.   Bis  dahin  blieb  Telamonius  im  Besitz  dieser  Würde, 
nur  war  ihm  die  Ausübung  verschiedener  sonst  damit  verbundener  Functio- 
nen entzogen.  —  Deshalb  wird  auch  Marius  in  dem  Briefe,  den  am  4.  Dec. 
1526  die  evangelischen  Prediger  Basels  an  ihn  richteten,   als  suffraganeus 
Frisingensis ,   nicht  Basiliensis  angeredet  (Oecolamp.   et  Zuingl.  epp. 
178).    Ebenso  spricht  Bullinger  I,  348  (bei  der  Badener  Disputation)  von 
ihm  als  Augustin  wychbischoff  zu  Frysingen,  predicant  im  thumstifft  Basel, 
in  einem  Verzeichnisse  der  von  den  Bischöfen  auf  die  Disputation  verord- 
neten Geistlichen  (in  dem  Bande  des  Antistitiums :  Antiquitates  eccles.  Bas. 
manuscr.  K.  A.  C  I  3)  steht  unter  den  Baslern  oben  an:  Wichbischoff  von 
Frysingen  docter  Augustin  Meyer,  unter  den  Constanzern  dagegen :  d e r 
wychbischoff  docter  Melchior,   und  wenn  Oecolampad  (Zuinglii  opera 
VI],  512}  vom  suffraganeus  schlechthin  spricht,  der  nicht  nach  Baden  kom- 
men werde,  so  ist  darunter  Telamonius  verstanden.  —  Freilich  bezeichnet 
ungenauer  Weise  Georg  selbst  bei  der  Erzählung  der  Badener  Disputation 
f*-en  Telamonius  als  suffraganeus  quondam  Basiliensis.  —  Den  Brief  vom 
*^  .  Dec.  1525,   in  welchem  Oecolampad  den  in  Basel  eingetroffenen  Marius 
w^tegruaste  und  die  Grundsätze  darlegte,  auf  denen  er  ein  gutes  Einverneh- 
^Ö3etl    mit  ihm   zu   begründen  hoffe,    s.   Oecol.   et    Zuingl.  epp.  177b. 
^j  Balthasar  Hubmeyer,   geb.  zu  Friedberg  bei  Augsburg,  verbrannt  den 
i>"  Merz  1528  in  Wien.    S.  Schreiber:  Balthasar  Hubmaier,  Stifter  der 
u  ^dert&afer  auf  dem  Schwarzwalde,  im  Taschenbuch  für  Geschichte 


404  1525. 

cipis1)  cum  exercitu  ducentorum  equitum,  et  ipsum  oppidum 
eadem  nocte  sub  hora  secunda  obsessum  et  ad  obedientiam 
principis  domini  sui  denuo  redactum,  ac  ecclesia,  quae  priu«- 
ablatis  imaginibus  et  aliis  inconvenientiis  erat  dehonestata,  in 
pristinum  decorem,  quantum  fieri  potuit,  reparata  ac  civibu* 
nonnullis  inde  profligatis  et  carceratis  lutherismoque  fugat* 
Catholicorum  ritus  est  innovatus.  Sic  etiara  postea  factum  e>t 
in  Rinfelden  pulsis  inde  sacerdotibus  uxoratis  etc.2). 

i4.Dee.  In  sacratissima  nocte  vigiliae  natalis   dominici,   quae  erat 

in  dominica,  Lutheranorum  factio  nonnihil  seditionis  ac  tu- 
multus  moliri  minabatur  in  civitate.  Nempe  quod  media  nocte, 
quam  primum  pulsus  maioris  campanae  sonaret,  vellent  in  tem- 
plum  maioris  ecclesiae  irrumpere  ac  argentum  omne  et  aurum 
seu  clenodia  reliquiarum  sanctorum  rapere  ac  inter  se  dividere. 
resistentes  vero  trucidare,  deinde  similiter  in  reliquis  templi* 
et  monasteriis  facere  etc.  Quod  quia  senatus  avisatus  praesen- 
sit,  oportunis  in  locis  clanculariis  deputavit  custodias,  similiter 
in  stratis  publicis,  ita  quod  in  domo  domini  praepositi  eiusdem 
maioris  ecclesiae  quinquaginta  viri  ad  custodiam  deputati  fue- 
rint,  sicque  divino  munere  conatus  perversorum  submotus  e>t 
et  inanitus !  Sic  etiam  finis  anni  pulchre  principio  suo  respon- 
dit.    Laus  deo  super  judiciis  eius  inenarrabilibus ! 

Sciendum  praeterea,   quod  iste  annus    1525/  licet  multi< 
calamitatibus   et  miseriis  universos  premeret,    ubertate   tarnen 
vini,   frumenti,   pomorumque  ac  ceterorum  fructuum  non  me-; 
diocriter  redundavit.    Fuit  enim  serena  ac  bene  temperata  aura, 
pauca  tonitrua  fuerunt  audita  vel  fulgura  visa,    excepto  quod 

Ä.Jnu.  semel  grando  juxta  Basileam  tarnen  subitus  in  die  Pantaleonis 
....  cecidit,  sed  vix  per  dimidium  quartale  unius  horae  du- 
ravit.  Alias  nulla  querela  de  sterilitate  fuit,  nisi  forte  in  legu- 
minibus.     Ecce  quam  mirabilis  et  benignus  deus ,    qui  miseri- 

7.  Dm  zweite  »estt  fehlt  A.  8.  »inde«  fehlt  A.  »etc.«  fehlt  A.  9.  Am  Bande  it*Lt 
bei  L:  »ad  aarg.  Mendacium  pudendumc.  A  hat  nach  respondit  Z«ile22  in  Klamotni: 
»NB.  eadem  manu,  qua  supr»,  ad  man.:  Mendacium  pudendus«,  aas.  dni  A.  13-  ««u 
•iae  maioris  A.  irrumpere  et  A.  14.  aanotarnm  L.  sacrarum  A.  15.  »vero«  fehlt  A 
dein  A.  aliis  A.  16.  quam  A.  17.  oportunas  A.  18.  ita  qnoque  A.  ■  '9.  eccWii* 
maioris  A.  20.  fuerunt  A.  21.  »et  inanitus«  fehlt  A.  initio  A.  22.  iL*«5- 
inenarrabilibus«  fehlt  A.  23.  praeterea  est  A.  26.  Von  Fuit  bis  snm  Schluß  v.  r 
Jahr  1525  fehlt  Alle«  bei  A.       27.  tonitnra  L.       29.  Lücke  in  L.  Hum  für  1-2  Work. 

,  1)  Vgl.  Stern  a.  a.  O.  8.  67  Anm.  3.  —  Bullinger  I,  348  beieich- 
net  Johann  Fabri  als  «der  fürstlichen  durchlüchtigkeit  von  Oesterrvch  botf- 
radt«.  2)  »Die  neue  Lehre  fand  auch  in  Rh  einfei  den  Eingang/  und  Jo- 
hannes Eberlin  von  Qünzburg,  der  in  dieser  Stadt  als  Prediger  auftrat, 
Sewann  durch  seine  Vorträge  nicht  unbedeutenden  Anhang.  Als  aber  an 
ieser  kirchlichen  Bewegung  sich  auch  Hubmaier  und  die  Wiedertäufer 
betheiligten,  wurde  es  dem  Bischöfe  von  Basel  sowie  der  österreichischen 
Regierung  in  den  vordem  Landen  nicht  schwer,  durch  rechtzeitiges  ent- 
schiedenes Einschreiten  dem  weitern  Umsichgreifen  des  Abfalls  zu  steuern 
und  die  gesammte  Bürgerschaft  beim  alten  Glauben  zu  erhalten«.  Kopp-- 
Geschichtsbl&tter  aus  der  Schweiz  II,  31. 


1525.  1526.  405 

cordiam  suam  a  pauperculis  illis  rusticis  non  penitus  abstulit, 
sed  hac  permodica  consolatione  relevare  »Jignatus  est,  licet  multi 
fructus  pecorum  perirent  propter  huiusmodi  turbulentam  de- 
vastationem  multumque  vini  pessundatum  per  furiosos  ac  temu- 
5  lentos  tumultuarios  istos ,  qui  nihil  non  perdere  veriti  sunt. 
Quod  postmodum  satis  juste  in  caput  illorum  redundavit. 

Anno  1526. 
In  epiphania  domini  ad  senatum  pulsabatur,  et  communis  6.  Jan. 
omnium  opinio  perstrepebat ,  quod  novae  leges  et  nova  statuta 

lo  pro  civium  commoditate  et  reformatione  condendae  forent,  quae 
tarnen  postmodum,  cum  conderentur,  pluribus  displicere,  pau- 
cissimis  autem  placere  coeperunt x) .  Quid  his  profectum  sit  nescio, 
cum  nihil  ad  me,  quanquam  nonnulla  etiam  monasteria  concer- 
nere  videbantur2).  Viderint  hi,  quibus  domus  cura  commissa  est. 

u  In  mense  martio  vel  paulo  ante  prodiit  libellus  Lutheri  de 

servo  arbitrio3).    Lege  Cochleum.  28.Mirz. 

Feria  quarta  ante  coenam  domini  pulsatum  est  praeter  so- 
litum  morem  ad  completorium  hora  tertia,  ad  matutinas  hora 
quinta,   ita.  quod   matutinae  clarissima  adhuc  luce  fiuiebantur, 

20  propter  insidias  Lutheranorum  et  Oecolampadianorum,  qui  nescio 
quid  seditionis  ac  tumultus  sive  confusionis  in  Catholicorum  tem- 
plis  sub  eo  tempore  moliri  minabantur.  Quod  senatus  praesen- 
tiens  clerum  avisavit.  Sicque  a  periculo  tali  fideles  evasere.  Simi- 
liter  factum  est  duobus  diebus  sequentibus.  Porro  in  coena  dominiffi.M&rx. 

25  aliter  Catholici  fiuos  et  aliter  Oecolampadius  suos  communicavit 

etc.    O  quam  modicus  inde  fructus  aedificationis  consecutus  est! 

[Hoc  anno  Conradus  Pelicanus4)    (ex   guardiano  quondam 

13.  nU  A.  15—16.  »In  —  Cochleum«  fehlt  L.  17.  Statt  »praeter  solitam  morem«  hat 
A:  aolito  more.  18.  matntinam  L,  mat.  A.  19.  ita  qnoqno  A.  21.  ant  tnmnltne  A. 
26.  Qnanqnam  L.  »aedificationis«  fehlt  L.   snbsecntus  A.  Am  Schlüsse  des  Ab- 

satzes hat  A :  MB.  manns  iternm  illa :  Kngae.  De  aliis  ex  te  conjectnram  facis.  Bei  L 
steht  die  Bemerkung  am  Bande. 

1;  Ueber  die  am  3.  Januar  1526  durch  den  grossen  Rath  eingeleitete 
Reformation  der  Zünfte  s.  Ochs  V,  528  ff.  (die  betreffenden  Ordnungen 
finden  sich  im  Staatsarchive  St.  13:  Ehren-Zünfft) .  Sie  hat  keinerlei  poli- 
tische Bedeutung,  sondern  l&uft  im  Ganzen  auf  eine  spiessbürgerliche  Be- 
schränkung der  Handelsfreiheit  zu  Gunsten  des  Handwerkerstandes  hinaus. 
Von  den  Bestimmungen  haben  übrigens  wenigstens  einzelne,  wie  das  Ver- 
bot, mehreren  Zünften  zngleich  anzugehören  (vgl.  oben  S.  331  Anm.  4), 
keine  Dauer  gehabt.     S.  Beiträge  IX,  89  Anm.  2.  2)  Den  Klöstern 

wurde  verboten  ihre  Bedürfnisse  auswärts  zu  kaufen  und  Brüder  zu  haben, 
die  ein  Handwerk  trieben  (Ochs  537),  sowie  Wein  auszuschenken,  der 
nicht  im  Stadtbann  gewachsen.  3)  In  der  decirao  calendas  martias  1526 
datierten  Vorrede  zum  Hyperaspistes  sagt  Erasmus:   Liber  mihi  sero  red- 

ditus  est. Temporis  spatium,   quod  dari  poterat  tum  relegendae  dia- 

tribae ,  tum  perlegendo  Lutheri  libro  — ,  tum  responsioni  meae ,  non  erat 
longius  diebus  decem.  4)  Ueber  Pellican  vgl.  Mörikofer:  Zwingli  I, 
320  ff.  und  besonders  die  »Bruchstücke  aus  Conrad  Pellicans 
Chronik,  verdeutscht  von  S.  Vögelin«  in  dem  Züroher  Taschenbuch 
auf  das  Jahr  1858.    Auszüge  aus  dieser  Selbstbiographie  giebt  Vögelin  auch 


406  1526. 

Minoritarum  et  professore  litterarum  Hebraicarum ,  quas  hit 
publice  legerat1) ,  laioos  prophanus  effectus)  Tigurum  se  con- 
ferens  anno  praesente  illic  duxit  uxorem,  ut  aiunt  meretricem2 , 
et  legit  litteras  Hebraicas,  dato  sibi  stipendio  sufficienti  per 
Tigurinenses.    Ad  hoc  dudum  aspiraverat.] 

15. Mai.  Disputatio  Badensis3).  In  mense  maio  15.  die4)  so- 
lemni8  haben  coepit  disputatio  in  opido  communi  confederato- 
rum,  scilicet  in  Baden  im  Aergöw,  coram  deputatia  legatis  eo- 
rundem  Helvetiorum,  sed  non  omnium5),  ac  praesentibiis  doctis- 
simis  virie  ad  minus  22  Antilutheranis 6) .  Eius  actores  prinei- 
pales  fuere  dominus  Joannes  Egkius  et  dominus  Joannes  Fabri, 
poti8simum  autem  adversus  dogmata  Udalrici  Zuinglii  et  Joan- 
nis  Oecolampadii.  Quae  quidem  disputatio  duravit  per  tre* 
integras  septimanas  et  ultra,   id  est  usque  ad  dominicam  post 

io.Jub. octavas  corporis  Christi7)  cum  magna  advertentia  jet  matura 
consideratione  (nam  res  seriöse  gerebatur)  praesentium  legato- 
rum  illorum  et  praesidentium  deputatorum.  In  qua  denique 
lingua  Germanica  principaliter  disputatum  fuit  de  veritate  sub- 
stantiae  corporis  et  sanguinis  Christi  in  eucharistia  et  de  missa. 
an  sit  sacrmcium  pro  vivis  ac  defunctis  salubriter  institutum, : 
itemque  de  sanctorum  invocatione  et  patrocinio,  de  purgatoriu 
etc.    Comparuerunt  autem  ex  secta  contraria  (licet  inviti,  nam 

2.  profanus  A.       3.  praeterito  A.         5.  Tigurinoe  A.        6.  Dieter  gaase  Abschnitt  Vi* 
»fleri  cernimns  etc.«  (S.  408,20)  findet  eich  nur  bei  A.  8.  dms  in  der  Einleitung  B«a>«it\ 
1&.  A:  >aota«  mit  einem  Striche  durch  dne  t,  der  eich  anch  AVer  du  c  and  ecrstred; 
.  22.  contria  A 

in  dem  Neujahrsblatt,  hrsgeg.  von  der  Stadtbibliothek  in  Zürich  auf 
das  Jahr  1871,  im  Anschluss  an  eine  kurze  Lebensskizze  Pelikans  von 
J.  J.  Hottinger,  mit  einer  Lithographie  nach  einem  schönen,  wahrschein- 
lich von  Holbein  gemalten  Bildnisse  desselben.  Mit  letzterem  ist  zu  ver- 
gleichen die  Beschreibung,  die  Kessler  I  (Buch  II)  164  von  Pellicam 
Aussehen  und  Auftreten  giebt.  1)  Vi  seh  er  230.  2)  Mit  mehr  Recht 
sagt  Kessler,  er  habe  sich  »mit  ainer  ersamen  frowen«  verheirathet.  Sehr 
hübsch  erzahlt  Pellican  selbst  (Taschenbuch  196,  Neujahrsblatt  J4 
wie  er  seine  Frau  kennen  gelernt  und  sie  zur  Ehe  genommen.  3)  Vgi. 
Bullinper  I,  331  ff.  Kessler  II  (Buch  IV),  6  ff .  Salat  130  ff.  Briefe 
über  die  Disputation  in  Baden  (Aus  dem  Luzerner  Staatsarchiv'  im 
Archiv  für  die  schweizerische  Reformations-Geschichte  79Sff. 
Hottinger  II,  77  ff.  4)  Die  Zusammenkunft  war  anberaumt  auf  den 

16.  Mai,  an  welchem  Tage  auch  die  Rathsboten  der  eidgenössischen  Orte 
und  die  Theilnehmer  an  der  Disputation  erschienen.  Am  19.  Mai  (Pfingst- 
abend)  wurde  Vormittags  die  Ordnung  der  Disputation  an  den  KirchthOres 
angeschlagen,  Nachmittags  schlug  Eck  ebendort  seine  Thesen  an ,  und  am 
21.  Mai,  Pfingstmontag  begann  die  Disputation.  Bullinger  I,  33Sr  342. 
340  ff.  5)  Zürich  war  nicht  vertreten.  Die  Namen  der  anwesenden  Katiis- 
boten  s.  bei  Bullinger  I,  348.  Von  Basel  waren  abgeordnet  der  Bürger- 
meister Adelberg  Meyer  und  Urban  von  Brunn ,  Meister  zu  Gerbern  (bei 
Bullinger  ist  irrthümlich  gedruckt  Urban  von  Bünnen  statt  von  Brunnen 
Ochs  V,  544.        6)  Die  hauptsächlichsten  sind  aufgezahlt  bei  Bullinger 

I,  349.        7)  Den  8.  Juni  wurde  die  Disputation  geschlossen,  doch  blieben 
die  Boten  der  zwölf  Orte  noch  die  nächsten  Tage  in  Baden.    Hottinger 

II,  94. 


1526.  407 

cogebantur  salvo  conductu  a  suis  superioribus  et  magistratibus 
de  iide  sua  satisfactionem  publicam  reddere)  dominus  Joannes 
Oecolampadius  cum  universis  Lutheranae  faetionis  concionato- 
ribus  in  partibus  Helvetiorum,  exceptis  Tigurinensibus,  qui  soli 
comparere  contempserunt ,  scilicet  Zuinglius  cum  suis,  propter 
quem  specialiter  hie  actus  destinatus  fuerat.  Vocatus  autem 
simiüter  fuerat  dominus  Thelamonius  suffraganeus  quondam 
ßasiliensis,  utpote  fautor  Oecolampadii;  qui  tarnen  propter  suam 
aegritudinem  (ut  ipse  protestabatur)  venire  renuit.  Similiter  et 
dominus  Erasmus  Roterodamus  vocatus  fuerat ,  non  ut  Luthe- 
ranus, sed  ut  vere  Catholicus,  qui  judicare  posset  inter  litteras 
maxime  Graecas  et  praesidio  fore  Catholicis.  Qui  tarnen  propter 
ritream  valetudinem  sui  corporis  se  plurimum  honeste  petiit 
excusatum   haberi1).    Longa  igitur  concertatione  Joannis  Egkii 

>  et  Joannis  Oecolampadii  habita  (nam  alii  Lutherani  velut  in- 
doctissimi  nil  disputarunt2),  sed  solum  utri  parti  se  vellent  sub- 
scribere,  proiitebantur),  licet  nil  tunc  temporis  ibidem  finaliter 
desumtum  atque  conclusum  fuerit,  omnia  tarnen  disputata  per 
quinque    notarios  juratos  publice   sunt  excepta  et  in  quinque 

>  volumina  parilis  materiae  congesta,  sed  non  sine  rationabili 
causa  apud  eosdem  Helvetios,  ne  publicarentur  usque  ad  tem- 
pus  opportunum  servata  et  sub  anno  sequenti  publice  impressa 
et  evulgata  sunt  utraque  lingua,  Latina  scilicet  et  Germanica, 
in  quibus  sane  videri  poterit,   quidnam  ibi  sit  actum3).     Nam 

s  Lutherani  magno  supercilio  et  quasi  praejudicium  passi  voci- 
ferari  postea  coeperunt,  quod  res  in  oeculto  gesta  videretur, 
et  quod  publicari  vererentur,  quasi  tarn  strenue  suas  partes 
essent  contutati.  Quid  autem  pacis  aut  fruetus  ex  hac  dispu- 
tatione  manaverit,  nondum  patuit,  nisi  quod  sperabatur,  Luthe- 

o  ranorum  seetam  non  parum  inde  detrimenti  sensuram  esse. 
Attamen  concionatores  illi  postmodum  revertentes  concionari 
sua  consueta  Telut  antea  minime  destiterunt 4) .  Nee  Oecolam- 
padius quidem  vel  in  minimis  suam  opinionem  deserere  voluit, 

5.  Zwinglins  A.        18.  fuerat  A.       Statt  »Urnen«  hat  A  ein  ans  jam  corrigiertes  tum. 

1)  Der  betreffende  Brief  vom  15.  Mai  1526  steht  in  der  Leidener  Ausgabe 
des  Erasmus  III,  935  (Nr.  DCCCXVIII) .  Er  beklagt  sich  darin  auch  über  die 
Verbreitung  eines  Schriftchens,  das  darauf  abzielte,  seine  Ansicht  vom 
Abendmahle  als  mit  derjenigen  Luthers  übereinstimmend  darzustellen,  und 
verspricht  fortassis  intra  sex  dies  eine  Erwiderung  herauszugeben.  Es  ist 
dies  die  oben  S.  381,  2  erwähnte  Schrift  Detectio  praestigiarum  u.  s.  w. 
2)  Dies  war  keineswegs  der  Fall.  S.  Bullinger  353  f.  Kessler  10  f. 
Hottinger  88.  93.  3)  Die  Herausgabe  der  Acten  geschah  im  J.  1527 
zu  Luzern  durch  Thomas  Murner.  Im  J.  1529  erschien  ebendort  eine  latei- 
nische Uebersetzung  derselben.  Hall  er  III,  Nr.  267.  Ueber  die  verschie- 
denen noch  vorhandenen  Exemplare  der  handschriftlichen  Originalacten  s. 
ebendort  und  besonders  Hottinger  II,  84  Anm.  156.  4)  Vgl.  Salat 
139:  fuorend  —  glych  hein  und  wider  an  ir  irrung,  als  werencLs  nie  zuo 
Baden  gsyn,  oder  war  ir  t antaten  zuo  Baden  für  grecht  geben  und  obgesigt. 


408  1526. 

sed  exemplum   et  verbis   et  factis  in   hoc  novo  communicandi 
ritu  et  fide  stabiiire  contendit  sicut  et  Zuinglius  et  Capito  etc. 
In  tantum  autem  haec  processit  opinio,   quod  pene  per  totaiu 
dispersa  sit  Europain,   ita  quod  Hollandi,  Poloni  etc.  Luther»» 
neglecto   potius  Oecolampadiuin   et  Zuinglium  mirentur,  adeo ; 
cupida  est  novandarum  rerum  omnis  Germanorum  natio  adeoque 
clericis  et  religiosis  infensa.    Et  quanquam  Erasmus  non  segni- 
ter    contra   hanc   opinionem  scripserit  in  quadam  epistola  ad 
Conradum  Pellicanum *)  et  in  libello  adversus  praestigias 2)  etc., 
non  tarnen   palam  proiiteri  dignatus  est ,   quid  ipse   de  hac  re  v 
sentiat  vel  utra  verior  sit  opinio.    Sed  haec  alias.    Legatur  iste 
libellus  et  pro   parte   cognoscetur,   quid  olim  intenderit.     Post 
disputationem   nonnulla   contigerunt  in   comitiis  Jegatorum  ex 
HelvetiiS;  quae  dolum  quendam  et  fraudem  contra  tarn  solem- 
nem  et  ordinarium  actum  per  clandestinas  litteras  Lutheranorum  i 
praetendebant ,    et  per  libellos  quosdam  famosos,  quibus  etiam 
excellentes  viri   traducebantur ;    quare   domini  Helvetii    seriöse 
mandaverunt  etiam  principibus  aliis,    ut  huiusmodi   scandala, 
quantum  fieri  possit,   tollerentur,    quod  tarnen  nondum  adhuc 
impletum  fieri  cernimus  etc.3).  ** 

Postmodum  pestis  epidimia,  quae  etiam  in  aprili,  sed 
magis  ac  magis  in  maio,  junio,  julio,  maxime  vero  in  augusto, 
septembri  et  octobri  vigere  coepit,  vehementer  civitatem  hanc 
urgere  tentavit  et  quam  plurimos  e  medio  tollere.  Tamque 
saeva  fuit ,  ut  nee  remedia  consueta  proficerent ,  quin  et  ipsos  - 
expertoß  raedicos  invaderet  et  extingueret,  praeterea  senes  et 
veteranos  septuaginta  vel  amplius  annorum,  paueos  autem  pue- 
ros,  sed  robustos  et  adolescentes,  maxime  autem  sanguineos  et 
naturaliter  joeundos  auferebat,  ita  quod  in  24  annis  tanta  cla- 
des  non  extiterit4) ,  quanquam  et  nonnulli  convaluerint ,  sed  a 
admodum  pauci.  Plerosque  tarnen  cholica  passio  plus  gravarit 
quam  epidimia,  quos  tarnen  epidimia  postea  invadens  extinxit. 
indifferenter  Lutheranos  et  Antilutheranos,  juvenes  et  senes 
conturbans  et  auferens.  Nihilosecius  tarnen  quisquam  vi  tarn 
suam  in  melius  instituere  visus  est  neque  Lutherani  suis  erro-  •  • 
ribus   renunciare.     In   tantum  enim  haec  perfidia  dudum  con- 

2.  Zwinglius  A.  5  Zwingliura  A.  18.  mandarunt  A.  21.  epidemia  A.  L.  S.  ia- 
dessen  Zeile  32.  23.  Statt  »septemhric  haben  sowohl  L,  als  A:  decembri,  was  aber  ei» 
offenbarer  Schreibfehler  des  Chronisten  ist.  28—29.  »et  naturaliter  joenndose  fehlt  A 
32.  epidemia  A.    epidemia  A.     33.  Statt  »indifferentere  hat  A  eine  Locke.     36.  Interim  L 

1)  In  der  Leidener  Ausgabe  der  Werke  des  Erasmus  III,  964  (Nr. 
DGCCXLVII).  2)  Vgl.  S.  407  Anm.  1.  3;  Ueber  die  Streitigkeiten,  die 
sich  wegen  des  Verfahrens  beim  Drucke  der  Acten  der  Disputation  erhoben, 
und  über  die  zahlreichen  Streit-  und  Schmähschriften ,  welche  die  Disputa- 
tion hervorrief,  vgl.  Hottinger  97  ff.,  Herrn.  Cardauns:  De  reforma- 
tione  Bernensi  (Bonner  Dissertation  von  1868),  84  ff.  4)  Im  J.  1502  hatte 
eine  heftige  Pest  gewüthet,  die  nach  Wurstisen  49$  bei  5000  Menschen 
wegraffte. 


1526.  409 

i-epta  praevaluit,  ut  nemo  ex  ins  omnibus,  tarn  Antilutheranis 
quam  Lutheranis,  sibi  apud  nos  precem  ullam  fieri,  prout  olim 
neri  solebat,  expetüt  nee  commemorationem  ullam  pro  exequiis 
neu  anniversariis  ordinari,  dictu  mirum,  quomodo  purgatorium 
in  omnium  cordibus  refrixerit  et  quanta  contra  clerum  invidia 
rxarserit.  Ex  hac  etiam  clade  nonnulla  monasteria  coeperunt 
magis  ac  magis  evacuari.  Nam  apud  sanetum  Albanum  vix 
unus  aut  alter  superstes  relictus  est.  Similiter  apud  Clarissas, 
ubi  tantum  duae  remanserunt.  Apud  Praedicatores  etiam  pau- 
ciores  relicti  ,  et  apud  Minores ,  quorum  aliquando  plus  quam 
quadraginta  sustentabantur,  modo  vix  decem  in  universo  simul 
inveniebantur.  Porro  de  numero  Augustinianorum  vix  quatuor 
superstites  relicti  sunt,  quorum  unus  nomine  frater  Thomas *j, 
ibidem  concionator ,  Oecolampadianorum  partes  impudenter  in 
sermonibus  suis  fovebat,  sicut  apud  Minores  quidam  dictus  fra- 
ter Joannes  de  Lucerna2],  insignis  et  protervus  declamator  ad 
auram  applaudentis  Lutherani  populi,  qui  quiequid  in  buccam 
veniret,  impudenter  deblaterare  non  verebatur,  nee  quidem  ho- 
nestatis  et  modestiae  gratia  servata.  Talibus  nimirum  egregiis 
viris  et  apostatantibus  monachis  Basiliensis  populus  verbo  dei 
*e  pasd  gratulabatur.  De  aliis  concionatoribus  non  monachis, 
sed  eiusdem  fermenti  putredine  scatentibus  mea  nihil  interest 
etc.  Viderint  pastores  illi,  quatenus  rationem  de  grege  sibi 
«ommisso  reddituri  sint.  Loquor  de  magistro  Wolfgango  in 
hospitali  et  domino  Marco  ad  sanetum  Leonardum3}. 

[Cessaverunt  autem  a  pulsu  matutino  primi  Augustiniaui 
anno  praeterito,  deinde  Clarissae  similiter.  Hoc  autem  anno 
Kiam  Albanenses  circa  medium  augusti.] 

In  hac  etiam  pestilitate  (quod  praetereundum  non  est)  obiit 
(juondam  confrater  noster  dictus  Thomas  Brun  Basiliensis,  de 
( uius  introitu  et  exitu  licet  in  superioribus  annis  breviter  per- 
^trictum  sit4;,  lubet  hie  tarnen  latius  aliquanto  de  ipsius  carnali 
utinam  non  damnabili )  conversatione  post  egressum  ordinis 
perstringere.     Is  enim  non  diu  postquam  monasterium  reliquit, 

2.  ullam  precem  A.  4.  » quomodo •  ans  »quod«  corrigiert  A.  quam  L.  5  -8.  »et  — 
exarserit«  fehlt  A.  6.  EtL.  11.  snstentabant  A.  12.  inveniebant  A.  10.  Johan- 
nes da  Puceraa  A.  18.  renerit  A.  qaaedam  A.  2Q.  Basiliensinm  A.  21 .  »tarnen« 
statt  non  L.  22.  nil  A.  24.  »in«  fehlt  A.  25.  Statt  »s.  Leonardum«  hat  A  :  b.  Leo- 
nardum. 26—28.  Der  Absatz  »Cessaverunt  —  augusti«  fehlt  A.  29.  Der  Abschnitt 
»In  —  peceaverunt«  (S.  410,30;  fehlt  A. 

1    Thomas  Geyerfalk,  aus  dem  Gregorienthai.   Ochs  V,  450.   Herzog 
1,  256.  2}  Johann  Lüthart,   auch  Hans  Sundli  genannt,  aus  Luzern. 

Ochs  V,  450.  Herzog  I,  86.  222.  265.  Hottinger  II,  89.  Archiv  f. 
Schweiz.  Ref. -Gesch.  I,  805  Anra.  1  u.  8.  w.  Ueber  Geyerfalk  und 
Lüthart  s.  auch  die  Aeusserung  Oecolainpads  in  dem  Briefe  an  Farel  vom 
25.  Juli  1525:  Plus  derogant  duo  illi  in  cucullis  monachatui,  quam  multi 
alii  excucullati,  monasticas  tarnen  hypoerises  retinentes.  Herminjard  I, 
370.  3)  S.  oben  S.  35  Anm.  1.  37,  Anm.  5.  4)  S.  oben  S.  384,  32  ff. 
Vgl.  unten  die  Aufzeichnungen  Bl.  22  f. 


410  1526. 

apud  parentes  suos  (qui  non  modica  causa  suae  apostaaiae  fue- 
runt,  praesertim  mater  ipsius,  quae  velut  altera  Eva  satis  im- 
pudenter  eum  ad  hoc  pellicere  visa  est)    commoratus ,  tan  tum 
effecit,  quod,  ut  in  secuta  posset  sine  opprobriis  vivere,  dispen- 
sationem  a  sede  apostolica  impetraret.    In  quibus  quam  frivole,  5 
quam  false  narraverit  contra  nos,  idem,  ut  timeo,  modo  sentit. 
Utinam    melius    narrasset   aut   cautius    cum    ipso   dispensatum 
fuisset!    Licet  enim  ordo  noster  libere  dimiserit  illum,   sed  ta- 
rnen cum  illa  conditione,  si  legitimam  a  summo  pontifice  posset 
habere  dispensationem,  ipse  autem  non  expectata  dispensatione  u 
prius  apostataverat,'  scilicet  anno  1523,  cum  tarnen  postea  circa 
palmarum  anni  sequentis  processus  dispensationis  hie  apud  of- 
ficialem  et  vicarium  consistorii  Basiliensis  ageretur.    Deinde  vero 
impetravit  (nescio  qualiter,  ne  durius  dixerim),  quod  promove- 
batur  in  capellanum  sancti  Petri  Basiliensis,  scilicet  anno  1 525.  " 
Interim  vero  cum  ancillis  domi  suae  ludens   tres  pueros  gene- 
ravit  in  scandalum  plurimorum  civium  et  nostrum.    Cum   autem 
dominus  vellet  eum  pro  suis  excessibus  in  exemplum   aliorum 
emendare,  permisit,  ut  in  scabiem  Gallicam,  id  est  die  bösen 
blateren,  caderet,  quae  et  epiglottim  sive  vocalem  ipsius  arte-  *> 
riam  corrodens  gravi ter  torsit  et  afflixit  eum  usque  ad  mortem, 
ita  quod  de  salute  ipsius  penitus  desperaretur.    Et  haec  quidem 
in  martio,  aprili  et  maio  circa  eum  contigerunt,  cum  eoce  ipso 
jam  denuo  convalescente ,   mater  ipsius  circa  finem  julii  peste 
correpta  statim   extineta  est,   deinde   et  ipse  quoque  una  cum  >•' 
patre  in  prima  septimana  augusti  pene  simul,  frater  autem  eius 
non  diu  postea  similiter  obierunt,   ita  quod  infra  mensis  spa- 
tium  aut  paulo  plus  quam  quindenam  hi  quatuor  simul   ex  nac 
luce  subtracti  sunt.     Deus  ignoscat  Ulis,  quiequid  in  illum  et 
nos  peceaverunt!  » 

4. Aug.  Quarta  die  mensis  augusti,  quae  erat  in  sabbato,  in 
profesto  scilicet  sancti  Dominici !) ,  circa  horam  seeundam  et 
maxime  infra  tertiam  et  quartam  grando  valde  vehemens  et 
condensa  cum  coruscationibus  et  tonitruis  ac  mira  caligine 
cecidit  circa  Basileam,  extendens  se  longe  lateque  ultra  vi-  n 
ginti  aut  triginta  miliaria,  quae  non  sine  magno  damno  vi- 
nearum  et  agrorum,  maxime  avenae,  nondum  demessorum  ex- 
titit.  Et  licet  apud  nos  hie  vix  per  unum  quartale  perdura- 
verit,  tarnen  adeo  condensa  fuit,  ut  etiam  in  crastino  die  gla- 
ciei  eiusdem  crusticula  residerent  usque  post  vesperam,    etiam  ^ 

14.  promovebitnr  L.       31—39.  Statt  »Quarta  —  extitit.  Ett  hat  A:  5.  an«,  graodo  «aera 
h.  3  et  4.       40.  res«derint  L.   »ueque  post  Tefptranu  fehlt  A. 

1)  In  dieser  Zeitbestimmung  herrscht  eine  Verwirrung.  Der  4.  August 
ist  der  Dominicustag  selbst,  nicht  dessen  Vorabend.  Es  muss  also  entwe- 
der die  Angabe  des  Monatstages  unrichtig  sein  oder  der  Chronist  hat  irr- 
thümlicher  Weise  profesto  statt  festo  geschrieben.  Wahrscheinlich  ist  letz- 
teres der  Fall ,  da  der  angegebene  Monatstag  mit  dem  in  sabbato  stimmt. 
Der  4.  August  fiel  im  J.  1526  auf  einen  Samstag. 


1526.  411 

lucente  tunc  sole.  Et  quidem  cum  annus  iste  satis  serenos 
semper  dies  habuerit  ac  oompetenter  temperatos,  mirum,  quam 
pauci  fructus  pomorum  exorti  sint  et  adeo  pauci,  ut  vix  intra 
triginta  vel  quadraginta  annos  tantus  defectus  extiterit,   quan- 

»quarn  bladorum  mediocris  ac  sufficiens  copia  suppetiverit,  vini 
quoque  apud  eas  terras  (nam  non  ubique  grando,  etiam  circa 
Blotzheim l)  fuit) ,  ubi  aeris  intemperies  aestiva  grassata  non 
est,  competene  copia  fuerit  etc.  In  omnibus  istis  non  est  aver- 
su6  furor  dei,  sed  et  manus  eius  extenta,   et  populus  non  est 

■  reversns  a  pravitate  sua  et  dominum  exercituum  non  requi- 
sierunt2}. 

In  festo  sancti  Laurentii   ceperunt  Lutherani ,   vehementer  io.Ang. 
et  fortiter  prohibente  senatu3),  psalmos  rythmicos  in  lingua  ver- 
nacula    apud   Argentinam   tralatos  invitis  magistratibus 4)   laico 

s  more  cantilenarum,  sed  satis  incondito,  in  templo  sancti  Martini 
decantare.  [Hanc  sane  novitatem  iidem  in  festis  paschalibus 
invehere  tentaverunt,  sed  repulsam  passi  fuerunt.] 5)  Et  parum 
abfuit,  quin  hoc  idem  in  templo  cathedralis  ecclesiae  tentassent 

J.  »tuac«  fehlt  A.         1—3.  8t»tt  »et  quidem  —  adeo  pauoic  hat  A:  adeo  pauci  fructus 

Somorum  orti  suat.         4.  SUtt  »vei«  hat  A :  sire.  Von  »qnanquamc  bis  sn  Ende 

es  Absatzes  fehlt  Alle«  bei  A.        12.  coepernnt  A.   Am  Rande  ebendaselbst:  Pealmodiae 
in  t.  M&rtino  eantatae.  12—13.  reelamante  et  fortiter  prohibente  A.    Die  Intel- 

punctum  von  L :  ceperunt  Lutherani  vehementer  et  fortiter,  prohibente  senatu, de- 

csmterefi)  ist  abgesehen  davon,  dass  sie  dem  sprachlichen  Gefühle  nicht  insagt,  deshalb 
zu  verwerfen,  weil  der  Chronist  offenbar  den  Machdruck  darauf  legen  will,  dass  die  Neue- 
rung gegenüber  ausdrücklichem  und  strengem  Verbote  des  Bathes  durchgeführt  worden. 
Siehe  die  Anmerkung.  16.  Sowohl  L  als  A  haben  .»decantaric,  das  also  wohl  von  der 
Nachlässigkeit  des  aus  der  Construction  gefallenen  Chronisten  selbst  herrührt. 
16. 17.  »Hanc  —  fuerunt«  findet  sich  nur  bei  A  am  Bande.  18.  Am  Bande  bei  L :  ad 

marg.:  Ita  sibi  persuaserant  falso  interim  sibi  male  conscii.  A  riebt  diese  Bandbemerkung 
nach  •termoque  suspensus«  (S. 412, 11)  in  Klammern,  eingeleitet  durch  die  Worte:  NB. 
Herum  manus  illa  notat. 

1}  In  Blotzheim  hatte  das  Kloster  Besitzungen.   8.  oben  S.  356  Anm.  6. 
2)  Jesaj.  9,  12.  13.        3)  Oecolampad  schreibt  am  12.  August  an  Zwingli: 
Hodie  et  in  die  Laurentii  psalmocuae  Germanicae  in  templo  meo  a  plebe 
eantatae  sunt.     Praesenserunt  hoc  sacerdotes  ex  concionibus  meis  eventu- 
rum,   eo  quod  de  jubilis  spiritus  et  oris  quaedam  ex  psalmis  dixeram  ad 
hanc  rem  facientia.    Unde  et  apud  senatum  egerunt,   si  impedire  possent, 
et  impetraverunt  edictum  a  senatu,  ut  ostiatim  prohiberetur  cantus,  de  quo 
ego  adhuc  nihil  sciebam.     Verum,  ut  in  vetitum  nitimur  omnes,  ita,   ubi 
excusat  pietas,  audaciores  reddimur.  Frustra  prohibuit  senatus.    Quid  inde 
futurum  sit,  ignoro.   Zuinglii  opera  VII,  53U;   Die  auf  die  Einführung  des 
deutschen  Gemeindegesangs  bezüglichen  Nachrichten  sind  zusammengestellt 
und  verwerthet  in  der  wichtigen  Arbeit  von  Riggenbach:  Der  Kirchenge- 
sang in  Basel  seit  der  Reformation,  in  den  Beiträgen  IX,  340  ff.      4)  Das 
invitis  magistratibus  kann  sich  nicht  auf  das  Absingen  in  Basel  beziehn, 
da  es   sonst  nur  eine  matte  Wiederholung  des  so  eben  kr&ftiger  Ausge- 
sprochenen  enthielte,   sondern  muss  von  der  Uebersetzung  in  Strassburg 
verstanden  werden.   Dass  der  deutsche  Kirchengesang  und  die  Herausgabe 
der  deutschen  Psalmen  in  Strassburg  auf  Seiten  der  Stadtbehörden  Wider- 
stand gefunden,  scheint  indess  nicht  der  Fall  gewesen  zu  sein.    Riggen- 
bach 335  ff.     Jung:   Geschichte  der  Reformation  der  Kirche  in  Strass- 
burg, Bd.  I,  Strassb.  u.  Lpz.  1830,  S.  317  ff.     Rathgeber:  Strassburg  im 
16.  Jahrh.  67  ff.         5)  Den  9.  April  1526  schreibt  Oecolampad  an  Zwingli: 
His  diebus  pascalibus  plebs  cecinerat  psalmos,  sed  prohibita  a  magistratu. 


412  1526. 

in  solemnitate  assumtionis  almae  virginis   cum   occulta  dolosa- 
que  machinatione   sanguinolentae  seditionis,    nisi   deus  meritis 
eiusdem  gloriosae  virginis  motus  malum  hoc  imminens  clemen- 
ter avcrtisset.    Tunc  enim,   id  est  in  eadem  solemnitate,  cum 
dominus  Augustinus ,  suffraganeus  ille  Frisingensis ,  sennonem ; 
facere  vellet,    comperto   quod   factiosi   illi  sinistrum  aliquid  in 
principio  sermonis  seu  sub  novis !)  attentare  parassent,  ad  no- 
vas  illas,  quae  omni  anno  solemnissime  cum  compulsu  campa- 
narum  et  cantu  festivo  ac  organis  celebrari  solebant,   simplici- 
ter,   sicut  in  feriis,   pulsatum  est  et  simpliciter  cantatum  etc.  i* 
sermoque   suspensus.    Ecce   qualis   obedientia  erga   superiores. 
Verumtamen  his  non  obstantibus  multo  super  hac  novitate  tra- 
ctatu  senatus   habito  Lutheranis   tandem   sie  importunis  indul- 
tum  fuit,  quod  deineeps  in  certis  templis  hanc  suae  praesumtio- 
nis  novitatem  continuare  possint.     Quod  quam  adversum  futu-  i; 
rum   sit   devotis  ac   sanetis  cleri    cerimoniis    et    usui    consueto 
contrarium,  aliorum  esto  Judicium.    Et  quidem  justo  dei  judicio 
etc.    Cum   enim   deus  cernat   clerum   et  religiosos  a  germano 
ritu  devote  festa  et  psalmodiam  seu  cantum  ecclesiasticum  Uni- 
versum celebrandi  defecisse,  per  laicorum  ridicula  conventicula  *■ 
clamoremque  rusticum  illos   vexare  permisit  etc.     In   omnibus 
his  non  est  aversus  furor  eius  etc. 
*>.  (29).         Rex  Ungariae  periit  26.  augusti2)  etc.    Quarto  decembris  co- 
***$£'.  w>natus  Ferdinandus  archidux  Austriae  frater  Caroli  V  rex  Bo- 

hemorum  3, .  *> 

19.  sept.         Eodem  anno  1 9.  die  septembris,  quae  eratferia  quarta  angariae 

3.  »matriac  statt  »motus«  A.  b.  »ille  Frisingensis«  fehlt  A.  6.  aliqaod  A.  7.  »m« 
sub  norisc  fehlt  A.  lü.  Statt  »pulsatum«  hat  L  »cantatum c.  11.  »Ecce —  saperiores« 
fehlt  A.  12.  mnlta  L  (vielleicht  ein  Versehn  schon  des  Originals).  15.  gössest  A. 
odiosnm  A.  16.  »et«  statt  »ac«  A.  22.  domini  A.  23—25.  »rex  —  Bohemons» 
steht  nur  bei  A.  26.  Statt  »Eodem  —  angariae«  hat  A :  d.  19.  septembris  feria.    Am 

Bande  ebendaselbst:  Tunis  de  coelo  facta disjectaqne. 

Zuinglii  opera  VII.  490.  In  seiner  undatierten  Bittschrift  an  den  Rath 
sagt  er :  Dweil  aber  am  nechst  osterfeiern  angefengt  solhe  psalmgsang  in 
etliche  e.  g.  pfar-  und  klosterkirchen ,  on  unszern  oefelh  und  anraitzung. 
doch  auch  nit  gewert  als  ein  gutt  werck,  in  dem  viler  menschen  aso  gros« 
andacht  erkendt,  dasz  in  auch  die  äugen  für  frod  und  andacht  übergangen 
wie  etwan  auch  geschach,  do  in  der  widerbuwung  der  stat  HierusaTem  die 
kinder  Israel  für  frod  weinten.  Antiq.  Oernl.  I,  Bl.  28,  abgedruckt  bei 
Kiggenbach  494.  1)  Die  Erklärung  von  »novae«  giebt  Riggenbach 
345  ff.  mit  Hilfe  des  zu  Anfang  des  16.  Jahrh.  erschienenen  Manuale  cura- 
torum  des  Job.  Ulr.  Surgant,  Pfarrers  tu  St.  Theodor  in  Klein-Basel.  Es 
ist  die  durch  den  Prediger  abzulesende  Verkündung  der  in  die  nächste 
Woche  fallenden  Feste,  der  aufzubietenden  Brautpaare,  der  Todten,  für  die 
gebetet  werden  soll.  »Es  ist  begreiflich,  dass  Verwundungen  von  Gestorbe- 
nen zum  Zweck  der  Empfehlung  in  die  Fürbitte  am  Tag  der  Himmelfahrt 
Maria  besonders  feierlich  gehalten  wurden«.  2)  Die  Schlacht  bei  Mohacs, 
in  der  König  Ludwig  von  Ungarn  fiel ,  fand  nicht  am  26. .  sondern  am 
29.  August  statt  (Ranke:  Reformation  II,  291).  3)  Am  4.  Dec.  erkanntt 
~  stie  Ständeversammlung  der  Schlesier  Ferdinands  Erbrecht  an  (am  23.  Oci. 
muten  ihn  die  Stände  des  Königreichs  Böhmen  auf  den  Thron  berufen., 
aber*rst  am  24.  Febr.  1527  wurde  er  in  Prag  gekrönt  (Ranke  295  ff. : 


\ 


1526.  413 

proxima  ante  vigiliam  sancti  Matthaei,  paulo  post  horam  sextam 
post  vesperam  fulmen  de  coelo  cecidit  in  unam  turrim  (quam  vulgo 
den  Schniderthurn  vocant,  quae  sita  fuit  in  maiori  fossato  maioris 
civitatis  inter  portas  sancti  Albani   et  Eschemer  thor),   in  qua, 
>  ut  asserebatur,   quinquaginta  cadi  pulveris  tormentarii  servaban- 
fcur  (das  ist,  bi  50  tonnen  büxenbulvers*.    Unde  contigit,  hor- 
rendum   dictu,    quod   ex  violentia  incensi  pulveris  ex  injectu 
fulminis  tota  turris   illa  subito  cum  ingenti  fragore  dirumpere- 
tur  et  a  fundamentis  evelleretur,   lapides  quadri  mirae  magni- 
i  tudinis   simul    disjecti  ad  loca  valde   remota  projicerentur  non 
sine  gravi  damno  civium  et  urbis  utriusque  concussione  formi- 
dabili,    quin  et   plures  quam  24  homines  (nonnulli  asseverave- 
runt  plus  quam  quadraginta  homines),  qui  circum  turrim  illam 
in  vineis  laborantes  (nam  vindemia  erat)  aut  occupati  vel  casu 
.  transeuntes  inveniebantur,  hoc  impetu  subito  sint  extincti,  non- 
nulli graviter  et  enonniter  laesi,  quorum  aliqui  de  post  statim 
mortui  sunt.     [Aliqui  dixerunt  18,  alii  14,  alii  solum  octo  fuisse 
homines.     Credat   quisque,   quod   velit,    non  tarnen   verisimile 
videtur,    tarn    paucos  fuisse  propter  circumstantias  huius  terri- 
»ficae  plagae.J    Sed  et  non  solum  murus  fossatae  contiguus,  sed 
etiam  domus  et  tecta,  praesertim  in  multis  locis  maxime  vici- 
nis,  destructa  sunt.     Item  fenestrae  vitreae  de  longinquo  posi- 
tae,  sicut  et  in  hac  domo,   id  est  in  Carthusia,   et  in  ecclesia 
sancti  Theodori,  notabiliter  laesae  et  destructae  propter  pulve- 
3  res  et  lapillos   ac  rudera  vaporemque  densissimum  longe  late- 
que  circumquaque  provectos  ex  illa   turri.    Item  vineae  prope 
illic  positae   penitus  devastatae,   fundamentis  domorum  et  tur- 
rium  ibidem  consistentium  graviter  concussis.     Terribilis   pro- 
fecto  plaga,    tametsi  plaga  videri  non  potuisset,  si  nemo  mor- 
se talium  tunc    interisset  et   tarn  sero  temporis   in   anno  tonitrua 
et  fulmina  videri  solita  fuissent.     Quanquam  ea  die  et  praece- 
dentibus   nonnullis   aura  valde  serena  et  calida  fuerit,   tarnen 
quibus  considerare  vacavit,   nubes  ista,  unde  fulmen  hoc  ceci- 
derat,    quasi  per  quinque  continuas   horas   conglomerabatur  et 
■■5  colligebatur  in  unum  locum,  sole  in  illam  ex  opposito  respien- 
dente.    Porro  tonitrua  bis  aut  ter  duntaxat  praesonabant  simul- 
que  solis  splendor  videbatur.   Verum  hoc  mirum  erat,  quod  nulla 
domus   incendebatur  ex  huiusmodi   calidissima  eruptione  pul- 
verum  illorum.    Nihilominus  tarnen,  qui  portentum  hoc  pro  ni- 
whilo  ducit,    a   timore  dei  se  profecto  testatur  alienum.     Nam 
pauci  fuerunt,  quos  fragor  ille  non  exterruerit  in  civitate,  qui 
etiam  et  extraneos   in  villis  et  oppidis   etiam  remotis   contur- 

3.  9chneid«rthnni  L.  3. 4.  »qo*e  —  civitatis«  fehlt  A.  6.  b«y  ftknfiig  tonnen  büoh- 
Benpnlvera  L.  9.  qaidam  A.  10.  Statt  »aimulc  hat  A  ein  ausgestrichenes  »sunt«. 
12.  asseyerarnnt  A.  13.  circa  A.  15.  sunt  A.  17.  Die  Bemerkung  »Aliqui  —  pla- 
ga««,  bei  L  am  Hände,  int  bei  A  nach  »plus  quam  quadraginta  homines«  (Z.  13)  einge- 
schoben, dicnnt  A.  18.  qnid  A.  18-19.  ridetur  verisimile  L.  22.  Statt  »longtaquo« 
bei  A  eine  Lücke.  23.  Cartusia  A.  26.  projectos  A.  37.  solisqne  splendor  simul  A. 
42.  »etiam«  nach  »oppidis«  fehlt  A. 


414  1526.  1527. 

bavit.  Quantum  damni  civitas  inde  senserit,  non  omnibus  no- 
tum  fieri  volutt.  Dicebant  tarnen  fide  digni  viri,  quod  damnum 
illud  30  millibus  aureorum  vix  resarciri  potuerit  in  sola  stru- 
ctura  murorum  et  tectorum  etc. J) 
U.Not.  In  profesto  sancti  Martini  hora  decima  et  undecima  post? 
meridiem  visae  sunt  plurimae  choruscationes  et  audita  toni- 
trua2) ,  et  contra  tempestatem  imminentem  in  multis  ecclesiis. 
sicut  in  aestate,  compulsatum  est. 

Anno  domini  1527. 

lO.MArz  Nonadecima  martii  obiit  reverendissimus  dominus  Christo- 1« 

phorus  de  Udenheim  Basiliensis  episcopus,  vir  adprime  reli- 
giosus  et  doctus  piusque,  qui  sub  anno  domini  1502  (ni  fallor 
electus  et  consecratus  anno  sequenti,  id  est  1503,  synodum 
celeberrimam  in  suae  dioceseos  metropoli  celebravit,  ut  supra 
habetur3).  Et  tandem,  cum  fere  octogesimum  atrigisset  annum,  • 
post  diutinam  podagrae  vexationem  vivis  excessit,  aeterna,  uti 
speramus,  subintrans.  Sepultus  (ut  ferunt)  in  civitate  Telsperg. 
Non  enim  Hasileae  voluit  sepeliri  propter  multas  rationabiles 
causas,  et  quia  jam  pridem  ei  cum  civitate  Basiliensi  non  me- 
diocris  simultas  intercesserat  propter  castrum  Pfeffingen  etc.4  * 

4.  »et  tectorum «  fehlt  A.  5— 8.  Der  AbsaU  »In  —  compnlaatam  est*   nur  bei  A. 

0.  »Anno  domini«  fehlt  A.  10.  Am  Bande  hat  A:  Obitn«  Christof,  de  Utenheim.  xew- 
rendne  L.  re?.  A.  11.  apprime  A.  12.  acA.  13.  »id  est«  fehlt  A.  aiaodamA- 
14.  dioeceseos  L.  diocoes.  A.  14—15.  L  hat:  ut  habetur,  mit  dem  unaufgelösten  Abkür- 
zungszeichen für  supra  ober  dem  ut.  A  hat  einfach :  ut  habetur.  Was  mit  den  CiUt 
Semeint  ist,  Ist  schwer  zu  Bagen;  in  unsrer  Chronik  findet  sieb,  wenigstens  in  deoTor- 
egenden  Aussagen  und  Abschriften,  die  Synode  von  1503  nicht  erwähnt.  17.  speratarL 
20.  Statt  etc.  hat  A  eine  Lacke. 

1)  S.  die  Beschreibungen  dieses  Ereignisses  in  der  Chronik  des  Fr i- 
dolin  Ryff  S.  54  und  unten  in  den  Aufzeichnungen  Bl.  26.  Oecolam- 
pad  berichtet  den  24 .  September  an  Zwingli :  Quantum  incommodi  civitas  ex 
f ulmine  aeeeperit,  alii,  opinor,  indicarunt.  Lapsum  enim  in  turrim,  in  qua 
sulfura,  salpetrae,  pulveres  et  alia  quaedam  ad  belli  usum  pertinentia,  tur- 
rim a  solo  funditus  evertit  et  cum  justa  parte  muri  disjeeit  vicinosque  vin- 
demiantes  perdidit,  animas  opinor  18.  Ita  ut  admoneamur  turris  Siloe. 
Sunt  et  multi  laesi,  et  domus  pleraeque  in  suburbio  graviter  vexatae.  Bene- 
dictus  sit  dominus  in  omnibus  oneribus  suis.  Zuinglii  opera  VII,  642. 
Besonders  anschaulich  ist  der  Brief  des  Erasmus  an  Nicolaus  Varius  Mar- 
villanus  vom  26.  Sept.  1526,  III,  955  (Nr.  DCCCXL)  der  Leidener  Ausgabe. 
Ueber  die  verschiedene  Deutung  dieses  Ereignisses  durch  die  beiden  Reli- 
gionsparteien vgl.  Salat  150  f.  2)  Chronik  des  Fridolin  Ryff  54. 
3)  Christoph  v.  Utenheim  war  den  1.  Dec.  1502  an  die  Stelle  des  gerade 
einen  Monat  vorher  verstorbenen  Caspar  zu  Rhein  «um  Bischof  gewählt 
worden,  nachdem  er  schon  seit  1500  Verweser  des  Bisthums  gewesen.   Ver- 

fleiche  über  ihn  und  über  seine  Anstrengungen  zur  Wiederherstellung  der 
Lirchenzucht  und  zur  Hebung  des  religiösen  Lebens  besonders  den  Auf- 
satz von  Herzog  in  den  Beiträgen  I,  33  ff.     Im  J.  1519  Hess  er,  über 

cn 


gekommene!] 

Schriftstellern  nicht  der  19.,  sondern  der  16.  Merz  .angegeben.      4)  8.  Chro- 
nik des  Fridolin  Ryff  24  nebst  der  Anm.  2  daselbst. 


1527.  415 

Fuit  autem  stixdiosis  et  doctis  satis  favorabilis  et  inclinatus, 
mm  quibus  etiam  multam  habuit  con versationem ,  sicut  ex 
«eriptis  Erasroi  Roterodami  ad  eundem  patet  evidenter.  Et  Lu- 
theri  quidem  scriptis  in  principio  multum  favere  videbatur  im- 
prudens,  donec  tandem  serpentem  viridi  in  gramine  latitantem 
et  se  et  suam  metropolim  ac  diocesim  graviter  laesisse  depre- 
henderet,  sed  niinis  sero.  Nam  hac  occasione  multi  postmodum 
sua  indocta  seu  verius  haeretica  dogmata  impune  spargere  coe- 
perunt  in  Basiliensi  diocesi,  quae  nunquam  postea  poterant  ex- 
tirpari,  uti  supra  patuit.  Quod  forte  fieri  poterat,  si  Joannes 
Oecolampadius  non  praevaluisset,  qui  quanta  vafritie  civitatem 
hanc  suis  praedicationibus  et  scriptis  infecerit  et  corruperit, 
partim  in  superioribus  annis,  partim  in  subsequentibus  patere 
poterit.  Sic,  sie  donnitantibus  aut  negligentibus  patribus  fami- 
liär inimicus  homo  zizania  seminando  fidei  triticum  sufFocavit *) . 
Sed  baec  alias.  In  huius  episcopi  locum  jam  pridem  diebus 
ferme  decem  aut  quatuordeeim  elapsis  ante  illius  obitum  tan- 
quam  coadjutor  electus  et  subrogatus  fuit  quidam  ex  canonicis 
cathedialis  ecclesiae,  dictus  dominus  Philippus  de  Gundelsz- 
heim,  qui  postmodum  episcopatu  potitus  dietae  gubernacula 
suseepit  ecclesiae  pro  libito  moderanda2).  Utinam  pie  felici- 
terque ! 

[Tunc  temporis  in  locum  domini  Thelamonii  subrogatus 
est  reverendissimus  in  Christo  pater,  dominus  Augustinus  Fri- 
•  singensis  episcopus ,  ut  sit  suffiraganeus  sive  vicarius  in  spiri- 
tualibus  domini  episcopi  Basiliensis  moderni,  quem  et  ipse 
postmodum  quoad  subdiaconatum ,  diaconatum  et  sacerdotium 
consecravit,  nihilominus  concionator  in  ecclesia  cathedrali  per- 
severans.] 

i  Porro  praedecessor  ille  dictus  dominus  Nicolaus  a  Diespach, 
qui  prius  coadjutoris  officium  gerebat,  paulo  ante  pro  pace  sua 
civitatisque  et  capituli  prudenter  suo  cesserat  officio  (forte  a 
suis  Bernensibus  avisatus) ,  redditis  illi  eunetis  expensis  prius 
habitis  etc.  Susceptus  est  autem  idem  modernus  episcopus  ho- 
5  noriüce  a  senatu  civitatis  feria  seeunda . . .  3j  anno  praesenti  non-(23.Spt.) 
dum  in  sacerdotem  consecratus 4) .  Nam  postmodum  in  festo 
saneti  Thomae  apostoli,  quod  erat  in  sabbato  quatuor  tempo-2i.Dec. 
nim,  consecrabatur. 

8.  dioeeesim  L.  dioeceain  A.  9.  dioecesi  L.  dioec.  A.  19.  Filippus  de  Gundoliz- 
heitn  A.  21.  moderandae  A.  24.  reverendus  L.  rdns  A.  2S— 29.  permanens  A. 
32.  ac  A.        37.  »quataortemporum«  fehlt  A.* 

1)  Matth.  13,  24  ff.  2)  Wurstisen  555.  Ochs  V,  565  ff.  3)  Wir 
haben  hier  eine  Lücke  angegeben.  Die  nähere  Bezeichnung  des  Tages  ist 
dem  Chronisten  in  der  Feder  stecken  geblieben.  Es  war  nach  der  in  der 
folgenden  Anmerkung  angegebenen  Quelle,  dem  Oeffnungsbuche ,  Montag 
der  23.  Sept. ,  es  ist  also  etwa  zu  ergänzen :  ante  iestum  saneti  Michaelis. 
4)  Oeffnungsbuch  1490—1530,  227.    Ochs  V,  568.    Heusler  437. 


416  1527. 

«m  Hoc  anno   circa  festa  paschalia  ex  Frankfortensibus  nun- 

2l" Apr'  (Unis  libri  venerunt  Lutheri1),  Roffensis  2) ,  Jodoci  Clichtovei  , 
etc.  contra  Oecolampadium  et  alios  signincatistas  de  veritate 
corporis  Christi  sub  sacramento  altaris.  Sed  quid  ipse  respon- 
nm  derit  non  legitur.  Circa  trinitatis  disputatio  Badensis  impresso 
nn'venundabatur,  non  tarnen  omnia  acta  eius  in  specie,  sed  so- 
lum  nucleus  materiae  disputatae. 
24.M*™.  In  vigilia  annunciationis  b.  Mariae  post  prandium  circiter 
horam  secundam  tactus  fui  paralysi  prima  vice,  quam  doctoi 
Eucharius 4)  physicus  dicebat  esse  opilationem  nucharum  5  ,  quae 
et  totum  latus  dextrum  a  vertice  usque  ad  pedes  notabilitcr 
debilitavit,  ita  quod  eodem  tempore  vel  momento  tactus  illiu> 
non  solum  penitus  nii  scribere  sed  nee  legere  aut  perfecte 
vel  intelliffibiliter  loqui  potuerim.  Et  perduravit  huiusmodi  de- 
bilitatio  ultra  mensis  spacium,  quanquam  loquela  in  octo  diebus  i; 
restituta  fuerit,  sed  non  integra  tarnen,  verumtamen  postmodum  | 
nunquam  recte  convalui,  quin  semper  claudicaverim  et  viribus* 
subinde  destitus  ad  quaeque  pene  agenda,  maxime  ad  scriben- 
dum,  expedite  saltem  ut  prius,  inutilis  essem.  Porro  melan- 
cholica  pasßio  cum  suis  conditionibus  adeo  vehementer  in  me 
suecrescere  coepit,  ut  non  possim  sperare  me  diu  posse  super- 
vivere  etc. 6) 

1—7.  Der  Abs*U  »Hoc  anno  —  dUputatM«  findet  sieh  nur  bei  A,  am  Bande  nachntnf»^ 
8— 22.  Der  Absats  »In  vigilia  —  anpervivere  etc.c  findet  sich  nur  bei  A.  Am  Band«  >tckl: 
Anetor  paralysi  tactus.       9.  qua  A. 

1)  Das  dise  wort  Christi  (das  ist  meyn  leib  etee.)  noch  fest  stehen 
wydder  dye  Schwermergeister.  Mart.  Luther,  zu  Wittemberg.  M.D.XXVÜ 
Kuczvnski:  Thesaurus  libellorum  hiatoriam  reformatioms  illustrantiuni, 
Lpz.  1870,  Nr.  1698.  2)  De  veritate  corporis  et  sanguinis  Christi  in  eu- 
cnaristia,  per  Reverendum  in  Christo  patrem,  ac  dominum.  D.  Johannen 
Roffensem  Episcopum  (den  bekannten  im  J.  1535  durch  Heinrich  VIR  hin- 
gerichteten Johann  Fisher ,  B.  von  Rochester) ,  adversus  Johann em  Oeco- 
lampadium. Coloniae,  Anno  doraini  M.  D.  XXVII.  Aeditio  prima.  Am 
Schlüsse :  Excusum  est  jam  primum  hoc  egregium  opus ,  Coloniae  per  ho- 
nestum  civem  Petrum  Quentel.  Anno.  M.  D.  XXViI.  Mense  Februano 
In  fol.  —  Jo.  Hoffen,  episcopi  de  veritate  corporis  et  sanguinis  Christi  in  eu- 
charistia,  libri  quinque  adversus  Johan.  Oecolampadium  recens  editi.  Editio 
postrema.  Eucharius  Cervicornus  exeudebat ,  Anno  M.  D.  XXVII.  mens« 
Aprili.  In  80.  3)  Jodocus  Clichtoveus  war  Doctor  der  Sorbonne  und  Ca- 
nonicus  zu  Chartres.  Er  starb  zu  Chartres  1543.  Was  für  ein  Werk  von 
ihm  hier  gemeint  ist,  vermag  ich  nicht  zu  sagen.  4)  Ohne  Zweifel  »Eu- 
charius Holtzach  der  artzny  doctor«  (Erkanntnissbuch  III,  197',  gestor- 
ben 1558  im  Alter  von  72  Jahren  (Wurstisen:  Epitome  historiae  Basi- 
Hensis,  in  den  Scriptores  rerum  Basiliensium  minores  257).  Nach  Wurstisen 
war  er  ein  Sohn  des  im  Jahre  1521  wegen  der  französischen  Pensionen 
aus  dem  Rathe  ausgeschlossenen  Eucharius  Holtzach  (Ochs  V,  365],  den 
die  Chronik  des  Fridolin  Ryff  30,13  als  den  alten  Holtzach  über 
Rin  bezeichnet.  Der  Eucharius  Holtzach  civis  Baailiensis  in  minori  civi- 
tate,  der  nach  Lib.  benef.  18b  im  J.  1513  und  dann  wieder  1518  dem 
Convent  eine  Pitanz  verabfolgen  Hess,  ist  wohl  der  altere.  5)  Verstopfung 
des  Rückenmarks.  6)  Es  mag  hier  hervorgehoben  werden,  wie  vielen 
Fällen  von  Schlagflüssigkeit  unter  den  Karthäusern  wir  in  unseren  Basler 


1527.  417 

Feria  quinta    in   coena  domini  post  prandium   et  cirdtensApr. 
horam  quartana  apud  Minoritas  et  Augustiiiianos,   item  in  pa-i9.Apr. 
rasceve  d«   mane    circiter   tertiam    ad  Minoritas,    deinde  hora 
octava  ad  sanctum  Martinum  et  hora  quarta  apud  Auguatinia- 
nos,  similiter  in  vigilia  ßanctä  paschae  hora  orttpa  ad  sanctum  20.  Apr. 
Martinuaa  ad  sermonem  puleatum  firit  cum  campanis  more  so- 
Uta  contra  consuetudinem  patriae  et  totius  ecclesiae.   Ita  Luthe- 
ranis visum  fuit  quippiam  singularitatis  in  scandalum  aut  con- 
temtum  aliorum  Catbolicorum  Christi  fidelium  invehere. 

Item   eodem   anno   28.  die   mensis   maii,   quae    erat  feria  2b.  Mai. 

tertia  rogationum,    decretum   est  in  senatu  Basiliensi  et  domi- 

nica  sequenti  publice  chartis  impressis  in  omnibus  zunftis  lectum,  2.  Juni. 

deinde  per  omnem  ditionem  Basiliensem  Ultimatum  et  publi- 

catum  est,    abrogatos  esse  plerosque  dies  festos,   nempe  ferias 

tertias  et  quartas  paschae  et  pentecostes,  item  solemnitates  visi- 

tationis,  nativitatis  et  oonceptionis  b.  Mariae  virginis,  item  b. 

Mariae  M agdalenae,  crucis  inventionis  et  exaltationis,  Michaelis, 

innocentum,   Henrici  et  dedicationis  maioris  ecclesiae,  item  festa 

sanctorum  Laurentii,   Martini,   Nicolai,  Catharinae,   sanguinis 

miraculosi ,  Marci  ac  singularum  ecclesiarum  patronorum,  puta 

Theodori,  Leonardi,  Albani,  Francis«  etc.,  quae  prius  de  con- 

suetudine  feriari  praecipiebantur.    [Summa  24  dies  festi  prin- 

eipaliores    sunt    abrogati.]      Cetera    festa    sunt   jussa    servari. 

[Unde    parochia   Basueae    minoris   festum  sancti  Theodori  ad 

dominicam   illius   hebdomadae,    qua  dictum   festum    contingit, 

transtulit  festivandum.]    Item  quaedam  alia  mandabantur,  quae 

ad  pietatem  conducere  videbantur,   scilicet  de  choreis  tollendis 

et   compotationibus    etc.  l)      Item   processio    in    festo    corporis 

Christi  penitus  abrogata  est,  nisi  in  parochiis  sancti^Petri,  Tneo- 

»dori  et  Albani  et  in  ecclesia  cathedrali,  duntaxat  circum  tem- 

1.  »eU  fehlt  A.       10. 11.  »qnee  —  rogrfoiiinic  fehlt  A.      13.  drin  A.      18.  Inaooentü  A. 
19.  Cstarüuu  A.        25.  quo  L.       2fi.  mandabaiit  A.       30.  »ett  vor  Albani  fehlt  A. 

Chroniken  begegnen.  Die  Prioren  Heinrich  von  Ahlfeld  und  Jacob  Louber 
(als  Prior  von  Buxheim)  wurden  durch  solche  zur  Weiterführung  ihres  Am- 
tes untüchtig  gemacht  (8.  322,1  ff.  und  die  dazu  gehörige  Randbemerkung, 
S.  337,32),  desgleichen  der  Freihurger  Prior  Gre*orius  Keysch  (8.  397,32). 
Zscheckenbürlin  war  nooh  nicht  lange  in  den  Oraen  getreten,  quando  jam 
velut  defectus  apoplexiae  videbatur  eum  attingere  (8.  350, 4) ,  weshalb  der 
Prior  Jacob  ihn  zum  Siegrist  machte,  damit  er  sich  (laborando  et  discur- 
rendo)  Bewegung  gebe  und  tali  mutatione  relevaretur.  1)  Dieses  Mandat 
vom  28.  Mai  1527  (Ant.  Gernl.  I,  Bl.  33,  34  geben  eine  Abschrift  aus 
dem  16.  Jahrfc.)  findet  sich  im  Auszüge  bei  Ochs  V,  570  ff.,  kurzer  bei 
Hersog  II,  40  f.  Hagenbach  101.  Während  Georg  die  Feiertage  auf- 
zählt, die  abgeschafft  wurden,  macht  das  Mandat  die  namhaft,  die  beibe- 
halten werden  sollen  und  an  denen  auch  fernerhin  nicht  gearbeitet  werden 
darf.  An  den  andern  wird  den  Stiften,  Pfarren  oder  Klöstern  eine  kirch- 
liehe Feier  nicht  verboten,  »doch  dass  sie  khein  sonderlichen  pomp,  ala 
biszher  gewohn  gwesen,  daraus«  machen  oder  einichen  tisch,  den  ablasz  zu 
tosen,  aufrichten«  u.  s.  w. 

Dealer  Chroniken.  I.  27 


418  1527. 

pla,  sine  pompatico  ritu  vel  apparatu  etc.1]  Similiter  proces- 
siones  in  rogationibus  2; .  Et  haec  de  licentia  summi  pontinci* 
et  Caesaris  dicebantur  fieri.  Quod  an  sit  necne,  mea  nil  refert, 
licet  magis  crediderim  huiusmodi  ex  Lutheranorum  commentis 
esse  prolecta  etc. 

<i2.8pt)         Item  circa  .  .  .  septembris  vel  paulo  ante  prior  ordinis  Prae- 
dicatorum,   der  Rieher  cognominatus ,    ab   ordine    et  pastorali 
cura  sua  apostatando  3j  duxit  uxorem  die   von  Rosenberg  pene 
octogenariam  vetulam. 
Bept.  Circa   initium    mensis    septembris    causa    de    celebratione  « 

16.  M*i.  missae ,  quae  16.  die  maii  propter  Oecolampadianos  ventilari 
coeperat4;,  aliquatenus  sopita  est,  senatu  concludente,  prout 
infra  paulo  post  patebit,  prius  praesentatis  singulorum  prae- 
dicantium,  id  est  Oecolampadianorum  et  Catbolicorum  huius 
civitatis,  sententiis  in  lingua  Germanica  conscriptis,  an  scilicet  u 
missa  sit  quoddam  divinum  sacrificium,  in  quo  pro  salute  vi- 
vorum  et  mortuorum  Christus  deo  patri  jugiter  singulis  diebus 
offeratur,  ut  orthodoxi  hactenus  tenuerunt,  an  abhominatio, 
sicut  contraria  pars  asseverat  et  hactenus  impudenter  satis  tra- 
giceque  in  cancellis  praedicavit,  ac  eos,  qui  diversum  sentirent,  fr 
publice  condemnavit  et  excommunicavit,  non  sine  grandi  scan- 
dalo  et  metu  seditionis.    Senatus  igitur  ad  compescendum  scan- 

5.  profectum  A.  6.  circa  BaptombrU  L.  eiroa  Mptambrem  A.  Ich  rermuUie,  dasa  L  4» 
Bicntige  giebt,  und  data  dem  Chronisten  atwaa  in  der  Fadar  itaekan  geblieben.  7.  Kiea*r 
A.  cognomina  A.  Statt  »ordine  et«  hat  A  eine  Lacke.  S.  »ma«  fehlt  L.  16.  *u< 
fehlt  A.       18.  aboninatio  L. 

1}  Unter  den  zu  feiernden  Tagen  fahrt  das  Mandat  auf  »unser*  herr- 

fote  tag.   Doch  soll  an  demselbigen  tag  khein  gmeiner  umbgang,  wie  bisi- 
er ,  mit  dem  sacrament  besehenen  (ursach  dasz  auf  denselbigen  tag  vii  n 
hochfart  und  sünden  forderlich  für  andere  tag  vollbracht)  genalten  werden. 
Wollen  aber  die  in  den  stiften  oder  pfarren  in  beiden  unseren  stetten  Basel 
umbgehn,   soll  ihnen  zugelassen  sein,   doch  nicht  weiter  dann  in  ihren 
kirchhöfen  und  creutzgängen.    Und  soll  zu  denselbigen  umbg&ngen  kheine 
zünft  oder  bruderschaften  ire  kerzen,  wie  vornachher  gebraucht,  tragen, 
sonder  die  anheimisch  auf  ihren  zunfihäusern  behalten«.  —  Es  ist  also  un- 
richtig, wenn  Ochs  V,  574,  nachdem  er  das  Mandat  im  Auszuge  gegeben, 
im  Hinblick  auf  das  von  Georg  Bemerkte  beifügt :  » Die  Kreuzgänge  am 
Frohnleichnamstage   wurden    nur    in    einigen  Kirchspielen  gestattet«.  Es 
machte  vielmehr  nur  die  Geistlichkeit  einiger  Kirchen  von  der  Erlaubnis 
sie  beizubehalten,   Gebrauch.         2)  In  der  Woche  nach  dem  5.  Sonntag 
nach  Ostern  (Rogate  oder  Vocem  jucunditatis).        3)  Der  Revers,  wodurch 
«Jeorig  Hardtmann  Ryeher  von  Basel«  bei  seinem  Austritte  aus  dem  Pre- 
digerkloster dieses  aller  Ansprüche  von  seiner  Seite  ledig  erklart,  ist  da- 
tiert vom  12.  Sept.   Auf  die  Aussteuer,  die  er,  obgleich  er  nichts  ins  Klo- 
ster gebracht  hatte,  nach  dem  S.  401,23  ff.  erwähnten  Mandate  des  Rathes 
zu  fordern  berechtigt  war,  leistete  er  Verzicht.   Prediger  Are h.  Nr.  1206. 
4)  Von  diesem  Datum  ist  die  Rathserkanntniss,  welche  die  beiden  Parteien 
auffordert,   binnen  Monatsfrist  ihr  Gutachten  über  die  Messe  einzugeben, 
mit  dem  ausdrücklichen  Befehle ,  alle  ihre  Gründe  ausschliesslich  der  heil 
Schrift  alten  und  neuen  Testamentes  zu  entnehmen.    S.  hierüber  und  über 
den  weiteren  Verlauf  der  Angelegenheit  Ochs  V,  584  ff.   Herzog  II,  42 ff. 
Hagenbach  102  ff. 


1527.  419 

dalum  decrevit,  ex  quo  tale  negotium  esset  satis  arduum  et  ara- 
biguum,  nee  de  bac  re  temere  quid  definiendum  esset,  quod 
deberet  ad  concilium  proxime  futurum  referri.  Quare  dixit,  se 
acodum  velle  quiequam  aliud  statuere,  nisi  quod  ecclesia  uni- 
versalis et  legitime  congregata  definiret,  interim  concedendo 
rel  indulgendo  praedicatoribus  Oecolampadianis  (id  instanter 
postulantibus) ,  quod  a  missarum  celebratione  possent  abstinere ; 
similiter  Augustinianis  apostatis  et  sacerdotibus  ecclesiae  saneti 
Martini  pro  pace  et  tranquillitate  civitatis,  ne  quid  seditionis 
tales  molirentur  *, . 

[Item  domini  confoederati  de  antiqua  liga  visitari  fecerunt 
omnia  monasteria  suae  ditionis  per  suos  nuntios  laicos,  ne  quid 
scilicet  de  bonis  eorundem  sive  litteris  deperiret,  quod  non 
tandem  omne  in  prophanas  manus  devenire  contingeret.  Nam 
ad  hoc  laici  omnimodis  inhiant,  quod  monasteriorum  bona  ad 
se  devolvantur,  alias  de  fide  et  religione  non  admodum  curant. 
Similiter  et  Bernenses  omnia  monasteria  suae  ditionis  per  ca-r&Joü) 
staldos  tutari  et  commendari  fecerunt2).  Si  band  sy  bevögtet 
mit  Lutherischen  puren  oder  meyeren,  die  sich  mit  wyb  und 
kind  darusz  erneren  sollen3).  Sic  fecerunt  etiam  in  Tigurensi 
ditione4).     O  qualia  temporal    Haec  omnia  in  eum  finem,    ut 

2.  tarnen  L.  5.  MuremUter  L.  II.  Von  dam  g*men  Abschnitte  »lt«m  —  ripatc 
(3.  420, 13)  hat  A  nur  das  Stück  »Bernenses  omnia  —  in  Tignr.  ditione«,  das  es  oben  nacb 
den  Worten  »octogenartam  retnlam«  (8.  418, 9)  einschiebt.  14.  prophanos  L.  IS.  Sie 
band  L.       sie  berogtet  A.        19. 20.  weib  und  kinderen  L.       20.  ernebren  A.       sollen  L. 

1)  Die  betreffende  Rathserkanntniss  wurde  den  23.  Sept.  erlassen.  Den 
Inhalt  derselben  s.  bei  Ochs  V,  587  f.  (8.  598  ist  uff  mutzen  statt  uff- 
muthen  zu  lesen),  Herzog  II,  54.  Vgl.  oben  8.  56  Anm.  1.  —  Der  Ge- 
danke, das«  der  Rath  dem  allein  endgültigen  Entscheid  eines  Concils  nicht 
vorgreifen  wolle,  findet  sich  im  Wortlaute  der  Erkanntniss  nicht  ausge- 
sprochen, es  berechtigt  uns  dies  aber  nicht,  mit  Ochs  V,  586  und  Her- 
sog II,  5!  neben  der  Erkanntniss  vom  23.  September  noch  eine  frühere 
Erkanntniss  oder  Antwort  an  die  Prediger  anzunehmen,  welche  die  Ver- 
schiebung auf  ein  Concil  ausgesprochen.  Am  31.  August  schreibt  Oecolam- 
pad  an   Zwingli:   Nudiustertius  (also  am  29.  August)  leeta  sunt  hie  coram 

senatu,  quae  de  abroganda  missa  scripsimus. Iterum  aliquandiu  sen- 

tentiam,  ut  vereor,  suspendent  (Zuinglii  opp.  VIII,  89).  Am  7.  September 
sehreibt  er  an  Otto  Binder  in  Mülhafcsen :  Speramus  autem  et  senatum  pro- 
pediem  aliquid  super  re  missaria  definiturum  (Oecol.  et  Zuingl.  epp. 
207).  Wie  Ochs  dazu  kommt,  für  jene  vermeinte  frühere  Erkanntniss  das 
Datum  des  2.  oder  3.  September  anzugeben,  ist  mir  nicht  ganz  klar. 
2)  Am  28.  Juli  1527  beschlossen  die  Käthe  zu  Bern,  alle  Klöster  ihres 
Gebietes  unter  Bevogtung  zu  setzen,  so  dass  künftighin  von  allen  ihren 
Einkünften,  sowie  von  deren  Verwendung  Rechenschaft  abgelegt  werden 
nrasste.  Am  4.  August  wurden  diese  Vögte-  eingesetzt.  Ti  liier:  Gesch. 
des  Freistaates  Bern  III,  249.  Cardauns:  De  reformatione  Bernensi  100. 
Alishelm  im  Geschichtsforscher  X,  284.  3)  Der  bekanntlich  eifrig 
evangelisch  gesinnte  Anshelm  leitet  a.  a.  O.  das  Verzeichniss  der  einge- 
setzten Vögte  mit  den  Worten  ein :  und  sind  disz  von  den  burgren  die 
ersten  vögt  gewesen,  deren  keiner  arm  worden.  4)  Im  J.  1527  über* 
gab  Wollgang  Joner,  Abt  zu  Cappel,  dem  Rathe  zu  Zürich  sein  Kloster, 
das  nun  unter  seiner  Leitung  zu  einer  Schule  umgewandelt  wurde.    Die 

27* 


420  1527. 

cuncta  monasteria  aboleantur  in  aliis  regionibus,  sicut  postmo- 
dum  evidenter  patuit. 

Item  hoc  anno  secta  rebaptistarum  in  diversis  Germaniae 
partibus,  praesertim  in  Suevia,  vehementer  augmentari  coepit, 
et  multi  ex  eis  graves  poenas  dedere.  iSt  haee  haeresis  cunctis 
aliis  nocentior  credebatur,  si  tandem  (quod  deus  avertat)  prae- 
valeret.  Sed  ea  tarnen  de  territoriis  Bernensium  et  Tigurino- 
rum  sub  poena  gravissima  et  interminatione  mortis  profligata 
est  partim  hoc  anno,  partim  anno  subsequenti  *) .  Nam  nequi- 
tia  eius  paulatim  revelari  coepit  et  deterior  apparere ,  quam  i 
illius  sectae  Bohemicae,  quae  vulgariter  der  Grubenheimer  ap- 
peilatur2),  licet  adhuc  ooculte  in  multis  loci»  et  in  hac  civitate 
(uti  fide  digni  retulerunt)  vigeat.] 
22.  oct.  In  mense  octobri  feria  tertia  post  Ursulae  conventiculum 
fecerunt  nonnulli  ex  Oeoolampadianis  seu  Lutheranis  in  coe-  t 
nobio  Augustinensi  circiter  trecenti  viri,  qui  et  ibidem  coena- 
verunt,  quasi  simul  tractaturi  de  ütilitate  civitatis  seu  reipublicae 
et  senatum  conveniendi  seu  interpellandi  pro  certis  articulis. 
quos  eidem  proponere  volebant,  supplicaturique,  quatenus  legi- 
timum  in  his  et  aliis  habere  possent  consensum,  quandoquidem  t 
nee  ipse  senatus  (ut  mentiebantur)  non  esset  inter  sese  Concors 
et  unanimis.  Qui  dum  diutius  de  huiusmodi  negotio  traetarent 
consulendo  et  vota  singulorum  pensando,  cum  ipsi  inter  se 
valde  discordes  essent,  disoedentibusque  ab  Ulis,  qui  potiores 
prüden tioresque  inter  eos  esse  videbantur,  cum  indignatione,  £ 
quod  spreti  viderentur,  contigit  nutu  dei,  quod  huiusmodi  con- 
ciliabulum  senatui  denudaretur,  qui  statim  ad  eos  missis  nuntiis 
de  huiusmodi  negotio  percontabantur  et  post  sabbato  sequenti 

26.  oct.  convocatis  universis  illis  strictius  eos  convenientes  et  increpan- 

tes  adhibitis  miiiis  dimiserunt.    Sequentique  dominica  de  huius-  * 

27.  oct.  modi    conventiculis  cavendis   in  singulis   zunftis    omnes  cives 

monueruntj   ne  quid  tale  de  cetero  a  qudpiam  tentaretur,  nisi 
graviter  vellet  puniri  in  substantia  et  corpore  etc.  3) 

[Simile  quiddam  nebulones  isti  infra  natalitia  Christi  et 
carnisprivium  eodem  anno  facere  tentaverunt,  quando  in  certis  a 

r 

16.  Angnstin.  A.  20.  possent  habere  A.  quem  qvidem  A.  2t.  m  A.  25.  s«*A 
25.  et  prndentioree  A.  33.  Am  Sohltet«  dieses  Absatzes  hat  A  In  Klammen  :&«* 
Hanns  illa  aeecripeit:  Nugae.  L  hat  am  Bande  neben  dem  Texte:  Ad  maif.:  S«!*6- 
35.  »qui«  statt  »quando«  A. 

übrigen  Klöster  des  Züriehbiets  waren  schon  früher  secularisiert  worden 
1)  Hottinger  II,  31  ff.  2)  Grubenheimer,  Jamnici  worden  die  böhmi- 
schen Brüder  genannt,  welche  durch  die  Verfolgung  des  Georg  Podiebnd 
genöthigt  wurden,  sich  in  den  Gebirgen  und  Wäldern  verborgen  su  halten, 
wo  sie  in  Hohlen  wohnten.  Herzog:  RealeneyclonAdie  fl?  388.  Wie 
Georg,  so  vergleicht  auch  Salat  150  die  Wiedertäufer  mit  ihren  Dicht- 
lichen Versammlungen ,  bei  denen  (s.  B.  su  Therweil  bei  Basel)  viel  Ud- 
keuschheit  verübt  worden  sei,  den  böhmischen  Ketsern.  3)  Vgl.  die 

Chronik  des  Fridolin  Kyff  55. 


1527.  1528.  421 

zunftis  convivia  fecerunt.  Interdum  quinquageni,  nonnunquam 
centeni  vel  plures  quasi  pro  honore  et  reverentia  suorum  prae- 
dicantium,  id  est  Joannis  Oecolampadii,  Marci  Bertech,  Tho- 
mae  Kessler J)  Auguatmensis,  Wolfgangi  in  hospitali  et  Joannis 

iMinoritae,  quos  pariter  invitatos  aecum  esse  fecerunt,  quasi  hi 
soli  essenl,  per  quos  Christi  veritas  eis  innotuisset.  Nee  quen- 
quam,  qui  non  esset  de  seeta  ipsorum,  invitaverunt.  Quare 
indignati  ceteri  coneives  Antilutherani  ac  se  contemtos  esse 
judicantes,  et  ipsi  convivia  facere  inter  sese  coeperunt,  conve- 

»oientes  in  zunfta  laniorum2).  Unde  domini  de  senatu  vereng- 
tes, ne  sub  hac  occasione  tumultus  oriri  posset,  ex  utraque 
parte  prohibuerunt  de  cetero  talia  convivia  fieri  sine  scitu  et 
licentia  magistratuum.  Ecce  quid  evangelici  viri  Uli  promovere 
student,   non  certe  charitatem  aut  concordiam  inter  eures,   sed 

» seditiones  et  scandala.  Quae  utinam  aliquando  non  contingant, 
dum  incaute  pacata  speramus  omniai] 

Anno  domini  1528. 

In  mense  januario  Augustinenses  Basileae  suum  mona8te-<i8.j»n> 
rium  civitati  vendiderunt  pro  victalitio  ad  vitam3),  qui  post- 
fimodum  omnes  duxerunt  uxores. 

In  eodem  mense  in  die  epiphaniae  coepit  disputatio   sc— e.  Jan. 
lemnis  Bernae4),  pro  qua  est  sciendum,  quod  17.  die  novem-  n. n©t. 
bris  anni  praeoedentis  domini  Bernenses  communi  decreto  dia-   '"" 
cosioram  (qui  vulgariter  die  zweyhundert  appellantur)  ordina- 

4.  AnnttinicuU  A.  8.  Antünterani  L.  9.  se  A.  16.  A  fügt  bei :  NB.  AMOripsit 
ille :  Haee  fteta  sunt  inicü«  et  renneotibu  ooncionfttoribus.  L  seist  nnter  den  selUt 
semon  am  Band«  gtohendftn  Abnta :  Alien»  manu:  Haec  facta  sunt  ineoiis  etrennea- 
tilrai  eoncionatoribus  penegnis.  In  dem  persegnie  steckt  natürlich  ein  Fehler ,  dem  aber 
tchver  anf  die  Spur  es  kommen  ist.  17.  »Anno  domini«  fehlt  A.  1S.  Angosttnienaes 
A.  20.  Statt  »omnes  duxentnt«  hat  A :  abdnxerunt.  24.  quos  Tnlgariter  die  200  ap- 
pellant  A. 

1)  8onst  Thomas  Oeyerfalk  (Girfalck,  Oyifalok)  genannt.  Vgl.  aber  ihn 
und  die  andern  Prediger  oben  S.  37.  409.  2)  Hagenbach  103  vergleicht 
diese  convivia  der  beiden  Parteien  unseren  »Zweckessen«.  3)  Donnerstag 
den  18.  Januar  1528  übergaben  die  noch  im  Augustinerkloster  befindlichen 
Mönche  »Nicolaus  Kornmesser  prior,  Thomas  Oirfalck  der  letsmeister, 
Connradus  Hug  custor  und  schanner,  Bath  Gropp,  Jopp  und  Georius  von 
Rinfelden  gebrudere,  als  gemeiner  convent  des  dosten  saneti  Augustini 
alhie  zu  Basel  und  des  ordens  der  Heremiten«  das  Kloster  mit  all  seinen 
Rechten  und  Besitzungen  an  Bürgermeister  und  Rath,  und  Samstag  den 
20.  Jan.  sichern  diese  den  Mönchen  angemessene  Leibgedinge  su.  Bruder 
Thomann  Oyrfalck  wird  die  Prädicatur  auch  fernerhin  versenn.  August. 
Archiv  Nr.  280»'».  4)  Ueber  die  Berner  Disputation  siehe  die  unten  er- 
mahnten Acten  derselben  in  den  verschiedenen  Ausgaben,  am  lug&ngtich- 
«ten  in  Walch's  Ausgabe  von  Luthers  Schriften  XVII,  2008  ff.  Ur- 
kunden der  Bernischen  Kirchenreform  aus  dem  Staatsarchive 
Berns  gesammelt  von  M.  v.  StOrler,  hsgeg.  vom  histor.  Verein  des  Kan- 
tons Bern.  Bd.  I,  Bern  1862.  Bullinger  I,  395  ff.  Salat  161  ff.  Kess- 
lern (Buch  V),  131  ff.  Tillier  III,  250  ff .  Hottingerll,  103  ff.  Cor- 
respondance  des  reformateurs  dans  les  pays  de  langue  fran- 
caise  reeueillie  —  par  A.  L.  Herminjard  II,  54  (Nr.  206)  ff. 


1527. 


422  1528. 

verunt  disputationein  fieri  in  sua  civitate  in  hoc  anno  sub  die 
praedicta  epiphaniae  et  sequentibus,  ita  quod  mandatum  mise- 
runt  ad  omnes   civitates,    opida   et  viilas   &uae   ditienis,   quod 
singuli  plebani   seu  curati,   etiam  monasteriorum ,   id  est  tarn 
priores  temporales  quam  abbates  in  dicta  sua  ditione  ad  domi- 1 
nicam   proximam   post   circumcisionis,    quae    erat    in  profesto 
epiphaniae,   ad  hospitia  se  conferrent  disputaturi  et  responsori 
de  his,  quae  pro  fidei  concordia  deservirent,  maxime  de  prin- 
cipalioribus  articuliß,  quos  tunc  simul  promulgaverunt  ad  par~ 
tem,  scilicet  de  ecclesia,  de  cerimoniis,  de  missa,  de  purgato-i 
rio,  de  coelibatu  etc.,  de  imaginibus  etc. l)    Insuper  quod  epi- 
scopi  quatuor  diocesium,  ad  quos  se  Bernensis  ditio  extendit, 
scilicet  Constantiensis,  Lausannensis,  Sedunensis  et  Basiliensis, 
tanquam  supremi  pastores  animarum  eorum,  pro  quibus  se  jacta- 
rent  et  haben  veflent,   in  propria  persona  cum  suis  doctoribusi: 
et  theologis  ibidem  compareant,  sub  poena  privationis  omnium 
bonorum  seu  jurium,   quae  ex  parte  dignitatis  et  officii  sui  in 
ditione  Bernensi  haberent2),  ad  auscultandum  et  discurrendum 
seu  definiendum  (per  scripturas  canonicas)  de  his,  quae  dispu- 
tanda  forent  pro  communi  pace  et  concordia  fidei  in  Ulis  par-  & 
tibus,  eo  quod  disputatio  Badensis,  quae  fuit  sub  anno  supe- 
riore,  scilicet  1 526,  maiori  parti  sacerdotum  et  plebis  non  satis- 
fecisset,  sed  nihilominus  dissensiones  et  scandala  suborta  fuis- 
sent  inter  eos,  quae  tollenda  decrevissent  omnino  et  quod  am- 
plius  talia  fieri  non  sinerent  in  territoriis   suis.     Episcoporum * 
tarnen   nullus  illuc    se   conferre  dignatus  est,    eo   quod  Tide- 
retur    eis   hoc    esse    contra    decreta    catholicae    et   apostolicae 
sive  Rhomanae  ecclesiae,    et   quia  pars   adversariorum  fortior 
ibi  conventura  esset,  prout  ex  facto  postmodum  patuit,  ut  iiifra 
videbitur.    Episcopus  tarnen  Lausannensis  duos  aut  tres  docto-» 
res  loco   sui   miserat   illuc,    quorum    tarnen   duo  fuerunt  mo- 
nachi,   et  quia  idioma  Alamanicum  ignorabant ,   ad  dominum 
suum  sunt  remissi 3) .    Praeterea  mandatum  Bernensium  ad  om- 

2.  Epiphanii  A.  quoque  A.  3.  »et«  fehlt  A.  5.  ■tempora.lee«  fehlt  L.  »dictu 
fehlt  L.  6.  circnmeisionem  A.  feste  L.  9.  promulgaverant  A.  10.  eeremoaii*  A, 
11.  celibatn  A.  et  imaginibus  L.  12.  dioecetinm  L.  quae  A.  IS.  appsieaitL 
21.  ab  anno  L.  feit  anno  1526  A.  24.  Statt  »omnino«  hat  L:  nunc.  2$.  nseatar  L 
2tf.  illic  A.  26.  viderent  A.  28.  Bomanne  L.  qnod  A.  29.  conreaU  L. 

32.  Alle  mannten  in  A.        33.  »ewunc  fehlt  L.        remissi  sunt  A. 

1)  6.  dieses  Ausschreiben  vom  17.  Nov.  1527  bei  Bullinger  I,  395  ff. 
Stürler  2U4  ff.  Walch  2008  ff.  Die  französische  UeberseUung  Farel«  bei 
Herminjard  II,  54  ff.  2)  Das  Schreiben  an  die  Bischöfe  s.  Stürler  209, 
die  lateinische  Fassung,  die  an  den  Bischof  von  Lausanne  abgieng,  bei 
Hermini  ard  II,  61  f.  3}  Die  Correspondenz,  welche  sich  auf  das  Ein- 
ladungsschreiben an  den  Bischof  von  Lausanne,  Sebastian  v.  Montfsucon, 
zwischen  diesem  und  dem  Rathe  von  Bern  entspann,  s.  bei  Herminjard 
II,  74  ff.  Nr.  212.  213.  215.  216.  217.  218,  Stürler  219.  535.  236.  239.  554. 
Der  Rath  bestimmte  am  6.  Januar,  die  Welschen  sollten  »in  Latin  dispu- 
tieren,  zu  letst«  (Stürler  74).    Erst  am  25.  Januar  kam  es  dazu  (Her- 


1528.  423 

nes   confoederatos    miesum   est1)    et  ad  longinquas   Alamaniae 

partes  divulgatum ,    item  doctori  Egkio,  qui  ex  causis  rationa- 

bilibug,  ut'ipse  postmodum  per  litteras  insinuavit  confoederatis, 

venire  seu   comparere  non  potuit,   imo  et  noluit2).    Unde  etsi 

valde  pauci  de  confoederatoribus  ligae  veteris  ad  disputationem 

venirent,  xnulti  tarnen  ex  aliis  venerunt  et  ex  Suevis,  Viennen- 

sibus*)   etc.,    qui  omnes  Lutheranae  factioni  favere  videbantur. 

Et  revera  disputatio  haec  per  Oecolampadianos  et  Zuinglianos 

fieri  dudum  practicata  est.    Nam  cum  viderent  Oecolampadiani, 

quod  Basileae  non  possent  reperire  locum  aptum  sui  propoeiti, 

diu  laboraverunt,   quatenus  saltem  alibi  libere    de  huiusmodi 

rebus  disputare  et  definire  possent.   Quod  et  tandem  factum  est 

Rernae  (prout  etiam  Zuinglius  dudum  ante  duos   annos  desy- 

deraverat)    industria  et  praxi   Berchtoldi  Hallers  concionatoris 

Bernensis  et  Francisci  Kolb,  qui  prius  ibidem  plebanus  quon- 

dam  extitit4) ,   deinde  ordinem  Carthusiensem  professus,   post- 

quam  multis  annis   in  eo   stetisset  Nurembergae,   eatenus  pro- 

fecit,  ut  tandem  lutherismum  professus  apostataverit  ab  ordine 

sub  anno    15245).    Sicque  demum,  postquam  multa  loca  perva- 

»  gatus  esset,  Bernam  se  contulit  et  a  Lutheranis  civibus  gratan- 

ter  exceptus  in  concionatorem  una  cum  Berchtoldo  publice  est 

electus  sub  anno  1527.    Igitur  hi  duo  quantum  in  hoc  negotio 

profecerint,    effectus  subsequens  ostendit.    Miserunt  itaque  Ar- 

gentinenses   duos    ex    concionatoribus    suis,    scilicet  Martinum 

1.  confederatos  A.  Alemanniae  A.  3.  oonfederati»  A.  4.  »imo  et  nolnitc  fehlt  L. 
*.  venerant  L.  Wiennenedbut  A.  8.  Zwingliano»  A.  10.  invenire  A.  11.  dein  A. 
13.  Zwinglias  A.  14.  HaUeri  A.  (Vgl.  indeas  Philipp!  Stouffers,  8.  320, 3.)  16.  dein  A. 
IS.  »potWtaret  A.  20.  omnibus  L.  21—22.  Statt  »est  eleetus«  hat  A :  delectns. 

minjard  Nr.  218  Anm.  3).  Die  Lausanner  Gelehrten  (das  Berner  Raths- 
manaal  spricht  von  vieren,  Stürler  77)  reisten  aber  schon  den  11.  Januar 
ab  tStürler  77),  worüber  sich  der  Rath  in  einem  Schreiben  vom  12.  Jan.. 
beim  Bischof  beklagte,  der  am  21.  Jan.  antwortete  (Herminjard  Nr.  217. 
21%.  Stürler  554).  Er  lasit  die  Gelehrten  su  ihrer  Rechtfertigung  u.  a. 
sagen:  sustinuimus  sex  dierum  spacio,  si  quid  Latini  sermonis  ao  auctori- 
bus  abxiomatum  (quae  vocant)  in  verbi  dei  gratiam  depromerentur  [lies: 
depromeretur],  sed  spectrum  nobis  visum  est,  quo  [lies :  quod]  ydiomate  nobis 
iucognito  res  agatur,  cum  tarnen  ipsa  axiomata  Latin e  acceperimus.  H. 
meint,  der  Bischof  habe  auf  den  an  ihn  gelangten  Befehl  des  Kaisers  hin, 
die  Disputation  mit  allen  Mitteln  zu  verhindern ,  seine  Gelehrten  zurück- 
berufen. —  Vgl.  auch  Herminjard  Nr.  237  den  Brief,  in  welchem  der 
Rath  von  Bern  dem  Johannes  Grandis,  Chorherrn  zu  Lausanne,  einem 
jener  Gelehrten,  in  Folge  des  Ausgangs  der  Disputation  seine  pfarrherr- 
lichen  Rechte  im  Bezirk  von  Aigle  entzieht.  ))  Das  Begleitschreiben  s. 
Stürler  211.  2)  Sein  Schreiben  an  die  Eidgenossen  s.  Salat   172. 

3]  Was  hier  gemeint  ist,  ob  und  wie  der  Chronist  sich  verschrieben  (viel- 
leicht für  Ulmensibus),  ist  schwer  su  sagen.  4)  S.  Bullinger  I,  393. 
5)  Anshelm  VI,  95  berichtet  zum  J.  1522:  So  gieng  uf  St.  Stephanstag 
Meister  Franz  Kolb  von  Basel ,  der  Schwyzer  gnemt ,  in  der  Karthus  [zu 
Nürnberg]  Custor  und  Predikant  —  der  sunderlich  grossen  Zulouf  hatt 
und  zum  ersten  mit  Doctor  Johann  Oseandern  die  evangelische  Lehr  hatt 
angelassen  —  us  der  Karthus  ins  Augustinerkloster  in  die  Fryheit. 


424  1538. 

Butzerum,  qui  et  ipse  fuxt  apostata  ex  oidine  Praedicatorum  et 
ad  disputandum  et  loquendum  promtug,  et  WoUgangirm  Capi- 
2e?i>ee.  tonem,  qui  ambo  in  festis  sanctorum  Stephani  et  Jo&nnis  evan- 
27  Dec- gelistae  Basileae  concionati  et  a  Lutheranis  honorifice  teactati 
sunt.   Hi  postmodum  una  cum  Oecolampadio  Bernam  venenint.  * 
quo  et  Zuinglius  armata  et  valida  manu  suorum  et  Bernensram 
perductus  est,   et  alii  complures  ex  diversis  locis,   aoüicet  ex 
Const&ntia,  Ulma,  sancto  Gallo  etc.  haud  indocti  sectae  illiu> 
doctores  venerunt1].     Coepta  est  autem  disputatio  illa  in  festo 
epiphaniae  et  duravit  pene  quatuor  septimanis  2) .    Et  praevaluit  h 
pars  maior  nrinori,  id  est  Lutheranorum  Catholiris,  quorom  mi- 
nor pars  ibidem  affuit,   hoc  est  simplices  et  indocti   plebani, 
curati  et  sacerdotes,   qui  se   subscripserant  hactenus   ecdeaae 
catholicae,   qui  tandem  importunitate  et  vexationibus  Luthera- 
norum victi  etiam  ipsi  cum  ceteris  se  dediderunt,   paucis  ex*  •-'- 
ceptis.    Miserant  autem  et  Friburgenses  Bernensibus   finirimis 
suum  doctorem  Augustinianum  dictum  N.  Treyer,  virum  utique 
doctum  et  catholicum,    ut   cum  Ulis  disputare  tentaret.     Sed 
quamprimum  exorsus  est  partem   adversariorum   conveüere  et 
conipere,    repulsam  passus  est  et  ad  suos  redire   quantocyus  *■ 
JU8SU8 s) .    Fuerunt  tarnen  inter  curatos  et  plebanos  ditkmis  Ber- 

1.  Bnttram  A.  3.  flum  ambo  L.  Stetem  A.  6.  «am  armata  A.  V.  profanerem 
adrenenintA.  10.  epifaniae  A.  11.  maior  numero  L.  15.  »etumc  fehlt  A. 

caotoris  A.  16.  flnittmi  A.  17.  Statt  K.  Trojer  hat  L  «ine  Lftoko.  30.  qmaatochu 
A.  21.  Am  Bande  bei  L:  Ad  man.:  Audita,  non  Visa  narras.  Dieao  Baadbeserkunf. 
•ingeleitet  durch  die  Worte :  NB.  hie  asaoript.  ad  marg.  fügt  A  nach  paastts  est  in  Klam- 
mern ein. 

1)  Ein  Verzeichnis*  der  auf  der  Disputation  anwesenden  Gelehrten  und 
Rathsbotschaften  aus  der  Eidgenossenschaft  und  aus  der  Fremde  giebt 
Bullinger  I,  42S  ff.  In  Betreff  Basels  s.  Ochs  Vt  601.  2)  Sie  wurde 
geschlossen  den  26.  Januar.  Walch  XVII,  2351.  Bullinger  I,  435 
»Zu  uussgendem  jenner  schierst  sieh  das  vokk  —  und  sog  iedennan  heym 
an  sin  gwarsamme«.  Ebend.  438.  *  3)  Dr.  Conrad  Treyer  (auch  Tracer 
oder  Treger  geschrieben ) ,  Aujrustmerprovineial ,  hatte  sich  schon  an  3er 
Badener  Disputation  eifrig  betneiligt.  Auf  Ansuchen  Capito«  und  Butter* 
wurden  am  5.  Januar  die  R&the  von  Luxem  und  Freiburg  noch  einmal 
dringend  eingeladen,  Murner  und  Treyer  an  die  Disputation  tu  schicken 
(8 tür ler  74.  237  f.  Baum:  Capito  und  Butler  397).  Murner  erschien 
nicht,  wohl  aber  Treyer,  der  am  9.  Januar  zur  Bekämpfung  der  ersten 
Schlussrede  auftrat,  wobei  er  ausdrücklich  erklarte,  er  sei  nicht  von  seiner 
Obrigkeit,  Schultheiss  und  Rath  von  Freiburg,  noch  vom  Bischof  von  Lau- 
sanne hergesandt  von  ihretwegen  tu  disputieren,  »sonders  für  sich  selb* 
und  sunst  für  niemand*«.  Handlung  und  Acta,  Bl.  XXV*  der  in  der 
folgenden  Anm.  aufführenden  Zürcher  Quartausgabe,  bei  Walch  8.  2061 
Er  disputierte  nun  an  diesem  Tage  mit  Capito  und  Butler.  Nachdem  am 
folgenden  Tage  Butter  wieder  gesprochen,  erhob  sich  Treyer  mit  den  Wor- 
ten :  »Eruammen  frommen  lieben  Christen,  es  hat  hütt  den  gantsen  tag  Martin 
Butter  vil  seltsamer  red  yngefort  und  ein  lange  predig  lassen  h&ren  etc.«.  Die 
Präsidenten  bedeuteten  inm,  er  solle  den  Span,  den  er  mit  den  Straeshurgem 
hatte  (Tgl.  H  aller  III,  Nr.  199)  und  der  an  anderer  Stelle  tu  erledigen  sei,  aus 
dem  Spiele  lassen  und  sich  an  die  Erörterung  der  aufgestellten  Schluasreden 
halten.    Darauf  protestierte  er  und  erklärte,  er  müsse  auf  die  Stellen,  die 


1528.  425 

nensis  aliquot  haud  indocti,  qui  etiam  fortiter  restiterunt  ad- 
versariis.  De  quibus  omnibus  latius  et  verius  habetur  in  actis 
disputationis  ilHus,  quae  postea  Tiguri  fuit  impressa  et  in  nun- 
dinis  Franckfordensibus  post  dominicam  laetare  publicata  etaLMirt. 
s  divulgata l) .  Disputatum  fuit  in  templo  sancti  Vincentii2)  sub 
lingua  vemacula  et  omnibus  per  ordlnem  libera  facultas  disnu- 
tandi  concessa  tarn  doctis  quam  idiotis,  tarn  clericis  quam  laicis 
etc.,  exceptis  mulieribus,  quibus  hoc  non  licet,  scilicet  in  eccle- 
sia  loqui.    Proposuerunt  et  rebaptistae  causam  suam  coram3). 

4-  Fnacofartenaibiia  L.       7.  doctoribus  A.       idaotis  L.      »tarn«  Tor  »clericiac  fehlt  A. 
8.  in  coetn  A.  9.  »Proposnerunt  —  coram •  fehlt  A.    L  fugt  noch  hinan:  Hia  rerbis 

Init  chronica  ana  antor. 

Butzer  aus  seinen  Schriften  angeführt  und  erläutert  habe,  eintreten  dürfen. 
»Unnd  so  verr  im  nit  volkomner  platz  zu  reden,  was  zu  der  sach  dienen, 
vergönnen  möge  werden,  als  uff  einer  fryen  disputation,  diewyl  dem  Butzer 
sölichs  hütt  zugelassen,  welle  er  nit  disputieren:  dann  die  acta  möchten  in 
track  uszgan ,  und  so  im  nit  bewilliget  nach  notturfft  ze  reden ,  möchte 
geachtet  werden,  das  er  das  selb  ze  thund  nit  gewüzst,  so  im  ein  gsatz 
gemacht  und  das  mul  verschlossen  were«.  Gegen  diese  Auffassung  prote- 
stierten sodann  die  Präsidenten,  die  Strassburger  und  Zwingli.  Handlung 
und  Acta  XL1III  ff.,  bei  Walch  2092.  1)  Handlung  oder  Acta 
gehaltener  Disputation  zu  Bern  in  Uchtland.  —  Die  Quartausgabe ,  -  von 
der  die  Universitätsbibliothek  in  Basel  ein  Exemplar  besitzt,  trägt  am 
Schlüsse  das  Datum:  »Getruckt  zu  Zürich  by  Christoffei  Froschouer,  am 
XXIII.  tag  Mertz.  Anno.  M.D. XXVIII«.  —  Sie. enthält  245  Blätter. 
Halle r  III,  317  führt  noch  eine  Froschouerische  Ausgabe  in  8°  an,  welche 
das  Datum  des  23.  April  trägt.  S.  ebendort  über  die  spätem  Ausgaben. 
Vgl.  oben  S.  421  Anm.  4.  2)  Vielmehr  in  der  Barfüsserkirche.  Walch 
2014  (wo  4.  Januarii  ein  Druckfehler  ist  für  6.  Januarii).  Bullinger  I, 
430.         3)  Bullinger  I,  436.   Stürler  79. 


/  IV. 

Aufzeichnungen  eines  B* 

Karthäusers 


aus   der  Reformationszeit. 


1522—1532. 


\ 
\ 
\ 
\ 


1 


Einleitung. 


Die  letzte  unsrer  Chroniken,  in  deutscher  Sprache  abgefasst,  Inhalt 
behandelt    zunächst  die  Schicksale  der  Karthäuser  in  der  Zeit^Jf^ 
zwischen   dem  Auflaufe  vom  8.  und  9.  Febr.  1529,  durch  wel- 
chen  die   evangelische  Partei  in  Basel  zum  vollständigen  Siege 
gelangt  war,    und  dem  Vertrage  vom  16.  Juli  1532,   der  das 
Verhältnis»     des   Klosters   zur   Stadt   endgültig   regelte.     Kurz 
uach    der     durch  jenen   Auflauf  erzwungenen  Aenderung   im 
Rattie  wurde   ein  Mandat  erlassen,   nach  welchem  die  Ordens- 
leute ihre  Statuten  aufgeben,   ihre  Kleidung  ablegen  und  die 
Predigt  besuchen  sollten,   übrigens  die  Wohnung  im  Kloster 
beibehalten  konnten,  wenn  sie  es  nicht  vorzogen,  auszutreten 
und    eich    in    der  durch  das  Mandat  vom  26.  September  1525 
IS.  402  Anm.  1)  vorgeschriebenen  Weise  abfinden  zulassen  (S.  90). 
Die    Kalthäuser   wollten   sich   nun   mit   wenigen  Ausnahmen 
nicht  dazu  verstehn,   unter  jenen  Bedingungen  im  Kloster  zu 
bleiben»   sie  wollten  aber  ebensowenig,  um  Basel  verlassen  und 
anderswo    ihr  Ordensleben  fortsetzen  zu  können,   sich  darauf 
einlassen,   gegen  eine  persönliche  Abfindung  auf  ihre  Ansprüche 
an  das  Kloster  zu  verzichten.     Der  Rath  befand  sich  in  einer 
sehr  schwierigen  Stellung.   Liess  er  den  Karthäusern  gegenüber 
eine  Ausnahme  von  dem  eben  erlassenen  Mandat  zu,   so  ge- 
fährdete er  sein  Ansehen  und  rief  möglicherweise  Gewaltsam- 
keiten  von  Seiten  der  Bürgerschaft  hervor,   liess   er  die  Kar- 
thäuser  abziehn,  ohne  dass  sie  auf  ihre  Rechte  an  das  Kloster 
verzichtet,    so  gab  er  die  Stellung,   die  er  als  Kastvogt  und 
Schirmherr   der  in  seinem  Gebiete  liegenden  Klöster  in  An- 
sprach nahm,  der  Karthaus  gegenüber  Preis  und  hatte  die  unan- 
genehmsten, vielleicht  von  weittragenden  Folgen  sowohl  in  reli- 
giöser als    in  politischer  Beziehung  begleiteten  Verwicklungen 
mit  dem   Orden  und  auswärtigen  Behörden,  die  dieser  voraus- 
sichtlich in  sein  Interesse  zu  ziehen  vermochte,  zu  gewärtigen. 
Er  versuchte  daher  alle  Künste  der  Ueberredung,  um  die  Brü- 
der   asu,  bewegen,  dass  sie  auf  die  eine  oder  die  andre  Weise 


430  Einleitung. 

sich  fügen  möchten,  und  liess  zugleich  das  Kloster  bewachen, 
damit  niemand  sich   ohne   sein   Vorwissen    entfernen    könne, 
bestrafte  auch  einen  Entweichungsversuch  mit  ziemlicher  Strenge. 
Die  Einkünfte   des  Klosters  nahm  er  völlig  unter    seine  Ver- 
waltung und  verfuhr  mit  ihnen,   wie  mit  den  Kirchenzierden 
nach    seinem  Gutdünken.     Die  Karthäuser  aber   unter  ihrem 
Vicar  Nicolaus  Molitoris  (der  Prior  hatte  sich  noch  bei  Zeiten 
nach  Freiburg  geflüchtet)  hielten  tapfer  aus,  während  der  Prior 
von  Freiburg  aus  sich  bemühte,  zu  erwirken,  dass  auswärtige 
Zinsen,    die   aus   seinem   Vermögen  herstammten,    nicht   den 
obrigkeitlichen  Pflegern  des  Klosters,  sondern  ihm  gezahlt  wür- 
den.    Endlich  am  16.  Juli  1532  kam  zwischen  ihm  und  dem 
Rathe  ein  Vertrag  zu  Stande ,   der  auf  der  einen  Seite ,   wenn 
auch  nicht  mit  ausdrücklichen  Worten,   so   doch   thatsächlich 
dem  Rathe  den  völligen  Heimfall  des  Klosters  nach  dem  Ab- 
sterben  der  gegenwärtigen . Conventualen   zusicherte,    auf  der 
andern  Seite  aber  diesen  nicht  nur  die  Verwaltung   desselben 
unter  Oberaufsicht  der  Pfleger  zurückgab,  sondern  ihnen  auch 
das  Tragen  ihrer  Kleidung  innerhalb  der  Klostermauern  ge- 
stattete.   Auf  den  Inhalt  des  Vertrags  im  Einzelnen  einzugehn. 
enthalten  wir  uns,  da  wir  ihn  unter  den  Beilagen  abdrucken. 
Diese  Zeit  des  Kampfes  und  des  Duldens  nun,    die  Ver- 
handlungen mit  den  Pflegern  und  mit  dem  Rathe,  die  Verab- 
redungen mit  dem  Prior,    die  Taktlosigkeiten   und  Ungebühr- 
lichkeiten,  welche   sich  die  Pfleger  oder  ihre  Angestellten  hin 
und  wieder  zu  Schulden  kommen  Hessen,  all  dies  wird  uns  in 
der  anschaulichsten  Weise  und  mit  bitterem  Humor  vorgeführt 
und  bildet  den  Hauptinhalt  der  Chronik.   Als  Einleitung  giebt 
der  Verfasser  eine  Erzählung  der  auf  die  Basler  Reformation 
bezüglichen  Ereignisse  seit  dem  Aufruhr  des  Jahres  1525  und 
der  daran   sich  knüpfenden   Inventarisierung  der  Klostergüter 
durch  den  Rath,  wobei  er  auch  auf  Früheres,  wie  die  Dispu- 
tationen  Wonneckers,    Oecolampads    und    Störs    zurückgreift. 
Später,  Blatt  22,  schiebt  er  auf  einmal  wieder  einen  Abschnitt 
über  die  Zunahme  des  »lutherischen  oder  wickle  vischen«  We- 
sens in  Basel  und  über  den  Abfall  und  den  Tod  des  Bruders 
Thomas  Brun  ein,   und  kurz  vor  dem  Schluss  giebt  er  noch 
eine  Zusammenstellung  »was  glucks  ein  stat  Basel  hat  gehebt, 
nachdem  dasz  lutherisch  wesen  anfinge  uberhant  ze  nemmen*. 
Die  ganze  Darstellung  ist,   wie  gesagt,   mit  vielem   allerdings 
bitterem  Humor  und  höchst  drastisch  gehalten,  sie  macht  auch, 
da  wo  sie  eigene  Erlebnisse   erzählt,    durchaus   den   Eindruck 
der  Glaubhaftigkeit,  wenn  freilich  auch  keineswegs  zu  verken- 
nen ist,  dass  sie  mit  Behagen  Alles  hervorhebt,  was  die  Geg- 
ner in  einem   ungünstigen  Lichte  erscheinen  lässt.     Immerhin 
ist  der  Verfasser  gerecht  genug,  um  z.  B.  zuzugeben,  dass  die 
Brüder,  während  sie  im  Kloster  eingeschlossen  waren,  reich- 


Einleitung.  431 

lieh  mit  Nahrung  und  Kleidung  versorgt  wurden.  Zweifelhafter 
wird  die  Glaubwürdigkeit,  wo  es  sich  um  Dinge  handelt,  die 
sich  ausserhalb  des  Klosters  zugetragen,  auch  da  finden  sich 
willkommene  Notizen  und  treffliche  ans  dem  Leben  gegriffene 
Züge,  wie  z.  B.  die  Reden,  welche  die  Bürger  im  Wirthshause 
über  die  Karthauser  fahren  (Bl.  1 3b) ,  indessen ,  wie  der  Ver- 
fasser yon  einer  fabelhaften  Predigt  Zwingli's  vor  der  Schlacht 
von  Kappel  su  erzählen  weiss,  so  hat  er  auch  bei  den  Klatsch- 
geschichten, die  er  aus  Basel  bringt,  schwerlich  die  Quellen, 
aus  denen  sie  stammten,  einer  genauen  Prüfung  unterzogen. 
Von  nichtbaslerischen  Dingen  hat  er  bloss  die  eben  erwähnte 
Niederlage  der  Zürcher  bei  Kappel  und  den  Tod  des  »Häre- 
siarchen«  Zwingli  in  den  Kreis  seiner  Darstellung  gezogen. 

Der  Name   des  Verfassers  wird  in   der  Chronik  nicht  ge-   d«* 
nannt,   und    aus   den   Zügen   der  Handschrift  lässt  sich  keinmiuus- 
Schluss   auf  denselben  thun ;   was  wir  besitzen ,   ist  nicht  die  ve^L- 
ursprüngliche  Niederschrift ,  sondern  eine  Abschrift ,  und  zwar  »er  ni- 
kann  sie   nicht  vom  Verfasser  angefertigt  sein ,   da  ihre  Züge  Moiuo- 
uns  in  den  Unterschriften  der  Klosterbrüder  unter  dem  Schrei-    ria* 
ben  an  Hans   Irmy  (s.  unten  Bl.  8b)  nicht  begegnen,  während 
doch  der  Verfasser  einer  von  diesen  gewesen  sein  muss.     Mir 
kommt  es  am  wahrscheinlichsten  vor,  dass  er  kein  anderer  ist, 
als  der  Vicar,    unter  dessen  Leitung  die  Karthäuser  dem  An- 
sinnen des  Rathes  ihren  nicht  erfolglosen  zweijährigen  zähen 
Widerstand  entgegensetzten,   der  am  Schlüsse  der  Continuatio 
genannte  Nicolaus  Molitoris.     Die  ganze  Haltung  der  Erzäh- 
lung trägt   denselben  derben,    energischen  Charakter,   der  das 
darin  erzählte  Auftreten  des  Vicars  und  die  von  ihm  verfassten 
Schreiben  an  den  Rath  auszeichnet  und  der  einen  der  Abgeord- 
neten des  Rathes  zu  der  Bemerkung  veranlasste:  »Uwer  vica- 
rius  ist  ein  ruchman  und  unerfaren  in  weltlichen  Sachen,   das 
wirt  von  unseren  herren  ermessen,  wo  dasz  nit,  hett  er  7  köpff, 
man  hüwe   sy   im   alle   syben  ab«  (Bl.  22).     Auch  spricht  für  . 
diese  Annahme  die  Genauigkeit,   mit  der  alle  Verhandlungen 
und  Auseinandersetzungen  wiedergegeben  werden,  und  die  auf 
einen  Verfasser  deutet,   der  bei  denselben  in  hervorragender 
Weise  betheiligt  war,   sowie  die  wörtliche  Mittheilung  der  an 
den  Rath   erlassenen  Schreiben.     Nicolaus  Molitoris  (nur  aus- 
nahmsweise kommt  er  mit  dem  deutschen  Namen  Müller  vor1)) 
legte  am  Tage  Simonis  und  Judä  (28.  Oct.)  1496  sein  Gelübde 
in  der  Karthaus  zu  Basel  ab2),  wo  er  in  der  Folge  die  Stellen 

1}  Heber  die  genitivische  Form  der  latinisierten  Geschlechtsnamen  8. 
oben  S.  241  Anm.  2.  Die  Humanisten  neueren  Schlages  machten  sich  Aber 
diese  mittelalterliche  Art  der  Latinisierung  lustig,  für  die  fingierten  Ver- 
fasser der  epistolae  obscurorum  virorum  werden  mit  Vorliebe  latinisierte 
Handwerkernamen  im  Genitiv  gewählt,  Lignipercussoris ,  Fornacificis,  Li- 
nitentoris,  Pileatoris  u.  s.  w.         2)  Karth.  Arch.  Nr.  554. 


4QO  Einleitung. 

des  Sacrista,  des  Schaffners  und  des  Vicare  bekleidete Jl,t<* 
dein  Zeugnisse  Georg»  (oben  S.  356J  hat  er  eine  #»-  Anzahl 
tod  Büchern  fürs  Kloster  abgeschrieben.  Schärfte  'wurde  er 
nach  eben  dieser  Stelle  Georgs  erst  nach  1516,  wad  als  Nach- 
folger Philipp  Stouffera,  im  Jahre  1519  begegnet  ex  uns  in 
einer  Urkunde  als  solcher.  Vicar  wurde  er  wohl  ebenfalls  als 
Nachfolger  Stouflers,  der  im  Jahre  1525  nach  Ittingen  abgieng, 
denn  schon  1526  (am  19.  Nov.)  ist  Bartholome  Knobloch  Schaff- 
ner (Karth.  Arch.  Nr.  478),  derselbe,  der  in  unsern  Aufzeich- 
nungen so  schlecht  wegkommt.  Als  nach  dem  Vertrage  tod 
1532  die  Verwaltung  des  Klosters  wieder  dem  Convente  über- 
geben wurde,  übernahm  Nicolaus  aufs  Neue  die  Stelle  des 
Schaffhers  und  wird  nun  bald  bloss  als  Schafliier  (in  einem 
von  seiner  Hand  geschriebenen  Actenstücke  von  1533  unter 
den  unsignierten  Papieren  des  Karthäuser  Archivs  nennt  er 
sich  »conventual  und  Schaffner  desz  gotzhusz  sant  Margarethen* ., 
bald  als  oberster  Schaffner,  bald  als  Vicarius  und  Schaffaer 
bezeichnet,  und  zwar  auch  nach  dem  1536  eingetretenen  Tode 
Zscheckenbürlins ,  wo  ihm  die  oberste  Leitung  des  Conveuts 
zufiel.  Prior  wird  er  nur  in  einem  Briefe  des  Mainzer  Priors 
Gobelin  genannt,  der  als  Visitator  der  Provincia  Rheni  nach 
seinem  Tode  vom  Rathe  verlangt,  dass  ihm  gestattet  werde, 
dem  Kloster  einen  neuen  Prior  zu  setzen.  Da  dieser  Brief 
(Karth.  Arch.  Band  O,  Nr.  22)  vom  18.  October  1545  datiert 
ist,  das  Calendarium  aber  den  Todestag  des  Nicolaus  unterm 
6.  September  verzeichnet,  so  werden  wir  nicht  irren,  wenn  wir 
annehmen,  dass  er  am  6.  September  1545  gestorben. 

ZAbfM-r  *^e  Cnronik  ***&  an*  Schlüsse  das  Datum:  Finis  12.  maii 
sn^anno  1532.  Die  Aufzeichnung  fallt  also  noch  in  die  Zeit  des 
Kampfes.  Dass  sie  in  Einem  Zuge  gemacht  worden,  dafür 
spricht  eben  diese  Angabe  des  Datums  am  Schlüsse.  Die  Be- 
denken, die  aus  der  mehrmaligen  Unterbrechung  des  Zusam- 
•  menhangs  durch  das  Einschieben  der  Erzählung  früherer  Bege- 
benheiten hiegegen  erhoben  werden  könnten ,  worden  wir  bei 
Bl.  22,  wo  eine  solche  Unterbrechung  eintritt,  zu  beseitigen 
suchen.  Der  Verfasser  konnte  seine  Darstellung  an  die  Mit- 
theilung der  an  den  Rath  gesandten  Schreiben  anknüpfen. 
deren  Concepte  er  aufbewahrt  hatte  und  zu  deren  besse- 
rem Verständniss  er  sich  vielleicht  schon  gleichzeitig  die  nö- 
thijgen  Notizen  über  die  sie  begleitenden  Thaisachen  und 
mündlichen  Verhandlungen  aufgezeichnet  hatte.  In  den  ersten 
Jahren  der  reformatorischen  Bewegung  hatte  er  die  Thesen 
der  in  Basel  abgehaltenen  Religionsgespräche  gesammelt  und 
flocht  diese  nun,  soweit  er  sie  noch  besass,  in  die  Darstellung 

1)  Calendarium  Sept.  6:  Dominus  Nicolaus  MolitorU,  procuroior  et 
vicarius  huius  domus  multis  annis.    Et  eciam  sacrista. 


Einleitung.  433 

3aopäigeB  ein,  den  die  Reformation  in  Basel  genommen  und 
r  ^%en  aUmälich  die  Schicksale  des  Klosters  verflochten  worden 
rfaren. 

Wir  begegnen  in  dem  Verfasser  unserer  Chronik  einer  ganz  ^0si£s 
anderen  Natur,  als  wir  sie  in  Kruder  Georg  kennen  gelernt.  v«3m- 
Iteide  sind  Gegner  der  kirchlichen  Neuerung,  aber  die  Beden-  Mn' 
ken,  durch  welche  Georg  dazu  geführt  wird  sie  schliesslich 
völlig  zu  verwerfen,  stechen  scharf  ab  von  dem  derben  Hasse, 
mit  dem  dieser  sie  verfolgt  und  der  durch  seine  persönlichen 
Erlebnisse  zwar  wohl  gesteigert,  aber  nicht  erst  hervorgerufen 
worden  ist;  denn  nur  daraus,  dass  ein  solcher  Hass  von  An- 
fang an  vorhanden  War,  erklärt  es  sich,  dass  er  in  Wonnecker 
einen  Vorkämpfer  des  katholischen  Glaubens  ehrt  und  seine 
albernen  Thesen,  deren  Georg  sich  gewiss  von  Herzen  ge- 
schämt hat,  als  »treffenliche  artickel«  preist  und  in  die  Chronik 
aufnimmt.  Dass  die  katholischen  Orte  der  Eidgenossenschaft, 
wie  er  berichtet,  etliche  Prädicanten  verbrannt,  etlichen  die 
Köpfe  abgehauen  (Bl.  27b),  scheint  er  ganz  in  der  Ordnung 
zu  finden.  Wir  werden  ihn  also  wohl  als  einen  starren  An- 
hänger des  Alten  bezeichnen  dürfen,  was  uns  jedoch  nicht 
hindert,  ihm  die  Theilnahme  zu  widmen,  die  aufrichtige  Gesin- 
nung, ehrliche  Ueber$eugung  und  unentwegtes  Festhalten  an 
derselben  unter  allen  Widerwärtigkeiten  und  Versuchungen  er- 
wecken muss.  Wir  werden  uns  auch  freuen,  dass  neben  den 
Berichten,  die  wir  von  evangelischer  Seite  über  die  Durchfuh- 
rung der  Reformation  in  Basel  besitzen,  und  neben  den  Auf- 
zeichnungen Georgs  uns  diese  so  recht  mitten  aus  dem  Leben 
herausgegriffenen  Schilderungen  erhalten  sind,  die  uns  helfen, 
das  Bild  jener  wichtigen  Zeit  zu  vervollständigen. 

Die  Handschrift . .  die  uns  erhalten  ist  und  sich  auf  dem  JJjjfc 
grossherzoglich  badi£.:hen  Generallandesarchiv  in  Carlsruhe  be- 
findet, bildet  ein  Heft  in  Quart,  dessen  beschriebene  Blätter 
a2,  a-j,  a* ,  dann  5,  6  u.  s.  w.  bis  29  signiert  sind.  Auf  der 
Vorderseite  von  Blatt  29  schliesst  die  Chronik.  Vor  a?  ist  statt 
des  verschwundenen  ursprünglichen  ersten  Blattes  ein  Blatt 
starken  Handpapiers  geklebt  mit  der  Aufschrift:  Ausland. 
Basel.)  Geschichte.  (Religion.*)  Die  Geschichte  des  Klosters 
Karthaus  zu  Kasel  zur  Zeit  der  reformation.  de  1525.  — 1532. 
Das  Ganze  ist  in  neuerer  Zeit  in  grau  überzogenen  Pappdeckel 
gebunden  worden  und  trägt  die  Nummer  626.  Die  Handschrift 
ist  deutlich  geschrieben,  und  schon  die  gleichmässige ,  durch 
wenig  Correcturen  bezeichnete  Haltung  derselben  lässt  schlies- 
sen,  dass  wir  es  nicht  mit  der  ersten  Niederschrift,  sondern 
mit  einer  gleichzeitigen  Abschrift  zu  thun  haben,  einen  förm- 
lichen Beweis  dafür  liefert  eine  dieser  Correcturen  auf  Bl.  23, 
wo  geschrieben  steht  in  nammcn  des  vicarien,  nach  nammen  aber 
gemäss  einer  Verweisung  auf  den  untern  Rand  der  Seite  nach- 

B*8ler  Cwroniktn.    I.  28 


434  Einleitung. 

zutragen  ist:  und  von  wegen  der  Stadt  als  unser  Schirmherren 
und  in  nammen,  also  der  Abschreiber  durch  das  zweimal  vor- 
kommende in  nammen  irre  geführt  eine  Zeile  übersprungen, 
dann  aber  das  Versehen  bemerkt  und  wieder  gut  gemacht  hat 
Dazu  kommt  noch,  wie  oben  bemerkt,  der  Umstand,  dass  die 
Handschrift  mit  keiner  der  Unterschriften  unter  dem  Briefe 
der  Karthäuser  an  Hans  Irmy  übereinstimmt,  woraus  zugleich 
hervorgeht,  dass  es  keiner  der  Klosterbrüder  gewesen  ist,  der 
die  Abschrift  angefertigt.  —  Nach  den  Eingangsworten  zu  dem 
sofort  zu  erwähnenden  Abdruck  der  Chronik  durch  Dr.  E.  Jarke 
lag  sie  »bis  zur  Säkularisation  unter  alten  Acten  des  Bisthums 
Basel,  die  mit  der  Herrschaft  Schliengen  an  Baden  gekommen 
sind«.  Beruht  diese  Angabe  auf  einer  sichern  Notiz  oder  auf 
einer  blossen  Vermuthung  Jarke' 8  oder  Mone's ,  der  sie  ihm 
zur  Veröffentlichung  muss  übergeben  haben,  aus  dem  Umstände 
geflossen,  dass  die  Chronik  baslerischen  Ursprungs  ist  und  ihr 
Uebergang  in  badische  Hände  am  ehesten  durch  diese  Mittel- 
stufe bischöflichen  Besitzes  zu  erklären  schien?  Ich  bin  ge- 
neigt, das  letztere  anzunehmen  und  glaube  dieser  Vermuthung 
über  die  Herkunft  des  Manuscriptes  eine  besser  begründete 
entgegenstellen  zu  können. 

Als  im  Jahre  1762  Athanasius  Kolb,  Prior  der  Karthaus 
bei  Freiburg  i.  Br.  im  Namen  des  Ordens  von  dem  Rathe  tu 
Basel  die  Wiedereinräumung*  der  Karthaus  an  denselben  ver- 
langte (vgl.  die  Beilage  über  die  letzten  Schicksale  der  Kar- 
thaus), schrieb  er  unter  anderem,  es  könne  dem  Rathe  un ver- 
borgen sein,  »dasz  dtio  in  eben  gedachten  jähr  (1529),  da  sich 
die  so  ser  bedaurliche  religionsspaltung  ergeben,  unser  gotts- 
hausz  gewalthätig  hievon  entsetzet,  das  convent  hinweckh  ge- 
nommen, zu  einseithigen  gebrauch  applicieret,  das  archivspo- 
lieret,  die  schritten  und  brüf  enthzogen,  die  clostereinkünfften, 
gültt  und  rentten  eigenmächtig  obschon  nomine  monasterii  ver- 
walthet,  die  religiösen  ohne  einige  gegebene  anlasz  eingesper- 
ret,  mit  allerhandt  unfiiegen,  welche  dermahlen  ehrenhalber 
nit  austruckhen  will ,  betrangsahlet ,  vorziglich  aber  theils  in 
güette,  theills  mit  schärfe,  das  sie  die  lehr  annemen,  das  or- 
denskleidt  ablegen  und  gegen  einem  anzuhoffendten  lebenläng- 
lichen unterhalt  das  gottshausz  sambt  demme,  was  ihme  zu- 
gehöret, abtretten  sollen,  in  sie  villfalthig  gesetzt  worden  seye. 
—  Das  4to  sie  religiösen  allen  betrohungen  sich  lieber  bios- 
gegeben, ja  alle  ungemacht  mit  standthaffter  gedult  vill  willi- 
ger übertragen,  als  zu  obigen  eint  so  anderen  sich  einveretan- 
dten,  mithin  auch  ihr  leben,  und  zwahr  der  leste  mit  nammen 
Thomas  in  dem  Jahr  1564  in  dem  bis  dahin  noch  ingehabten 
closter  beschlossen  habe«  u.  s.  w.  Diese  Auseinandersetzung 
stimmt  so  genau  mit  dem  ganzen  Gedankengang  und  Inhalt 
unserer  Chronik,   dass   sich  die  Vermuthung  kaum  abweisen 


Einleitung.  435 

last,  sie  sei  auf  Kenntniss  dieser  begründet  und  das  Carls« 
ruher  Exemplar  stamme  aus  der  Freiburger  Karthaus,  deren 
Archiv  nach  ihrer  Aufhebung  im  J.  1783  dem  vorderösterrei- 
chischen Landesarchiv  und  mit  diesem  in  der  Folge  dem  ba- 
dischen Generallandesarchiv  einverleibt  worden  ist.  Dass  die 
Chronik  nach  Freiburg  kam,  wo  während  der  Zeit  des  in  ihr 
geschilderten  Kampfes  der  Prior  Zscheckenbiirlin  seinen  Auf- 
enthalt genommen  hatte,  und  wo  man  fortwährend  die  Schick- 
sale der  Basler  Karthäuser  mit  Aufmerksamkeit  verfolgte  (s. 
die  in  dem  Briefe  des  Priors  Kolb  enthaltene  Notiz  über  das 
Absterben  des  letzten  derselben  und  die  Beilage  über  die  letz- 
ten Schicksale  der  Karthaus) ,  ist  sehr  begreiflich,  vielleicht  ist 
die  uns  vorliegende  Abschrift  im  dortigen  Kloster  selbst  nach 
der  dorthin  geschickten  Originalhandschrift  des  Nicolaus  Moli- 
toris angefertigt  worden. 

Während  so  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  unsere  Chronik  *«{• 
in  praktischer  Weise  zu  einem  allerdings  verunglückten  Resti-  fent- 
tutionsversuche  verwerthet  wurde,  blieb  sie  in  der  Wissenschaft-  hc£^ug 
liehen  Welt  völlig  unbekannt.  Erst  im  Jahre  1846  wurde  sieChro,lik- 
ihr  bekannt  gemacht  oder  vielmehr  sollte  sie  ihr  bekannt  ge- 
macht werden,  denn  die  Veröffentlichung,  die  sie  in  diesem 
Jahre  durch  £.  Jarke  in  seinen  Studien  und  Skizzen  zur  Ge- 
schichte der  Reformation  erhielt1),  blieb  fast  gänzlich  unbeach- 
tet. Keiner  der  Gelehrten,  die  seitdem  über  baslerische  oder 
schweizerische  Beformationsgeschichte  geschrieben,  hat  sie  ge- 
kannt. Es  war  uns  daher  eine  freudige  Ueberraschung,  als  uns 
im  Jahre  1868  Herr  Dr.  Alfred  Stern,  damals  Hilfsarbeiter 
auf  dem  Carlsruher  Archiv,  auf  dieselbe  aufmerksam  machte, 
und  es  benutzte  sofort  unsre  Gesellschaft  die  Gelegenheit, 
sich  mit  ihm  über  die  Veröffentlichung  dieser  wichtigen  Ge- 
schichtsquelle zu  verabreden,  wozu  die  Direction  des  Archives 
bereitwilligst  ihre  Erlaubniss  ertheilte.  Erst  während  dieser 
Verabredungen  erfuhren  wir  durch  unser  Mitglied  Herrn  Con- 
rector  Dr.  Fechter,  dass  die  Chronik  bereits  veröffentlicht  sei. 
Er  hatte  den  betreffenden  Band  in  einem  Exemplar  der  Luzer- 
ner Kantonsbibliothek  in  Händen  gehabt,  und  der  Vorsteher 
der  letztern,  Herr  Bibliothekar  Schiffmann,  hatte  die  Gefällig- 
keit mir  dasselbe  zur  Vergleichung  zuzustellen.  Wir  glaubten 
uns  durch  diese  frühere,  fast  ganz  unbekannte  Veröffentlichung 
nicht  abhalten  lassen  zu  sollen,  die  Chronik  in  unserem  Bande 
in  Verbindung  mit  andern  Quellen  zur  Geschichte  der  Basler 
Reformation    und    der   Basler   Karthaus   wieder   abzudrucken, 

1)  Unter  dem  Titel  »Tagebuch  eines  Basler  Karthäusermönchs  über  die 
Schicksale  seines  Klosters  während  der  Reformationszeit«  bildet  sie  Nr.  VIII 
(8.  523—575)  des  Bandes :  Studien  und  Skizzen  zur  Geschichte  der  Refor- 
mation. Bin  Beitrag  zur  Würdigung  derselben,  aus  dem  politischen  und 
socialen  Gesichtspunkte.    Erster  Band.    Schaff  hausen,  Hurter,   IMti. 

28* 


436  Einleitung. 

umsomehr  als  die  Ausgabe  Jarke's  viel  zu  wünschen  übrig  lässt. 
Man  braucht  nur  eine  beliebige  Seite  aufzuschlagen,  um  auf 
grobe  Fehler,  zum  Theil  Lesefehler,  zum  Theil  Druckfehler, 
zu  stossen.  Namentlich  zeichnen  sich  durch  solche  die  latei- 
nischen Sätze  aus,  die  der  Verfasser  hie  und  da  einzustreuen 
liebt.  So  heisst  es  S.  536  (Bl.  8*):  vadant  ...  ad  sanct.  Thes- 
dorum  pyra  reversuri  ad  chanstrum  statt:  ad  s.  Theodo- 
rum  postea  reversuri  ad  claustrum,  S.  537  (Bl.  9) :  uff  vi- 
talis  martyris  anno  vite  1529,  während  die  Handschrift  liest: 
anno  ut  supra  (d.  h.  die  hiefür  gebräuchliche  Abkürzung  hat 
und  neben  der  Zeile,  die  mit  ut  supra  endet,  am  Rande  »1529* 
steht,  S.  547  (Bl.  14)  cusuria  statt  luxuria,  S.  547  (Bl.  Ub; 
in  preposito  und  S.  558  ad  prepositum  (Bl.  20]  statt  in  propo- 
sito  und  ad  propositum  u.  s.  w.  u.  s.  w.  Doch  auch  der  deut- 
sche Text  wimmelt  von  Fehlern.  So  heisst  es  gleich  S.  524: 
»doch  ein  Conventbruder  ergab  sich,  das  er  wolt  die  Kut- 
ten usz  ziehen,  des  hat  gantz  und  gar  nyt  ins  closter  bracht, 
vnd  war  by  fünft  iar  ym  orden  geweszen«,  während  die  Hand- 
schrift Bl.  2  hat :  »doch  ein  converszb rüder  ergab  sich , 

der  hat nyt  ins  closter  bracht,    und  war  by  funff  jar 

ym   orden   geweszen«,    und  Aehnliches  begegnet   anderwärts, 
ohne  dass  man  lange  zu  suchen  braucht. 

Gftgtn-         In   Betreff  unserer  Ausgabe  ist  Folgendes   zu   bemerken: 
"aSTWo  die  Schreiben  an  den  Rath  im  Originale   noch  vorhanden 

«***•  waren,  habe  ich  diesen  Originaltext  zum  Abdrucke  gebracht 
und  die  Abweichungen  im  Texte  der  Chronik  als  Varianten 
angemerkt,  diese  Abweichungen  betreffen  nicht  wesentliche 
Punkte  des  Inhalts,  erstrecken  sich  aber  doch  nicht  nur  auf 
die  Rechtschreibung,  sondern  auf  einzelne  Wendungen  des  Aus- 
druckes, was  daraus  zu  erklären  ist,  dass  für  die  Chronik  die 
Concepte  der  Briefe  verwendet  wurden,  die  der  Verfasser  der- 
selben, als  er  sie  zum  Abschicken  ins  Reine  schrieb,  wie  es 
uns  ja  häufig  beim  Abschreiben  selbstverfasster  Schriftstacke 
begegnet,  hie  und  da  etwas  verändert  hatte,  ohne  diese  Ver- 
änderungen im  Concepte  anzumerken.  —  Wie  mit  diesen  Schrei- 
ben, so  haben  wir  es  auch  mit  den  Thesen  Oecolampads  ge- 
halten, bei  denen  wir  einen  alten  Druck  zu  Grunde  gelegt, 
der  einen  authentischeren  Text  bietet,  als  die  Handschrift  un- 
serer Chronik. 

Eine  andere  Bemerkung  betrifft  unser  Verhalten  gegenüber 
den  verschiedenen  Zeichen  über  dem  u,  die  sich  in  der  Hand- 
schrift der  Chronik  sowohl  als  in  den  Originalschreiben  des 
Nicolaus  Molitoris  finden.  Was  zunächst  die  Chronik  betrifft, 
so  treffen  wir  in  ziemlich  häufiger  Anwendung  den  Ring  über 
dem  u  zur  Bezeichnung  des  Diphthongs  uo.  Es  steht  aber  die- 
ses Zeichen  lange  nicht  an  allen  Stellen,  wo  uo  zu  lesen  ist, 
während  es  andrerseits  vielfach  begegnet,  wo  es  zweifelhaft  ist. 


Einleitung.  437 

ob  wirklich  ein  uo  angedeutet  werden  soll.  So  in  Fällen  wie 
nun  (was  sehr  häufig  vorkommt),  lut  (Bl.  4b.  24),  wurden  (Bl.  5), 
husz,  huszrat  (5.  22b) ,  wüst,  wüsten  (Präteritum  von  wissen, 
Bl.  5b.  18),  versämen  (5b),  stüben  (8.  21b),  beschläsz  (9.  U), 
inbroch  (llb),  brüst  (14.  26),  erwfisten  (18b),  flühen  (18b.  20), 
uszzuch,  zug,  zugen  (19b.  26b.  27),  günst  (19b),  Brun  (22),  Schü- 
ben (22b),  verlor  (22b;  28b  steht  verluren  in  der  Bedeutung  des 
Infinitivs  verlieren) ,  Substituten  (22b)  ,  zwuschen  (22b) ,  lasten 
(Dat.  plur.  von  lust,  22b),  gefengnusz  (23),  vernünfft  (25),  umb- 
sunst,  sonst  (26b.  28b),  schruwen  (26b),  houben  (Präteritum  von 
houwen,  27b) .  —  Nun  für  nun  kommt  auch  anderwärts  häufig  vor, 
dass  in  sünst  das  Zeichen  fi  seine  Begründung  in  der  Aus- 
sprache des  Schreibers  findet,  zeigt  uns  die  Stelle  Bl.  25b,  wo 
umbsuost  geschrieben  ist,  und  so  ist  sicher  afüch  noch  in  an- 
dern Fällen,  wo  wir  im  ersten  Äugenblicke  geneigt  sein  möch- 
ten, den  Ring  über  dem  u  als  willkürlichen  Schnörkel  zu  igno- 
rieren, derselbe  mit  Absicht  gesetzt  worden,  und  wir  haben 
uns  daher  nicht  für  berechtigt  gehalten,  ihn  an  irgend  einer 
Stelle,  wo  er  vorkommt,  wegzulassen,  auch  den  Fall  voraus- 
gesetzt, dass  er  an  der  einen  oder  der  andern  Stelle  wirklich 
ohne  Bedeutung  sein  sollte. 

Das  zweite  Zeichen  über  dem  u,  das  uns  in  der  Chronik 
begegnet,  besteht  aus  den  zwei  schräg  von  links  unten  nach 
rechts  oben  übereinandergestellten  Punkten.  Wir  haben  es  je 
nachdem  es  den  Umlaut  von  u  oder  von  uo  darstellt,  mit  ü 
oder  mit  u  wiedergegeben.  —  Davon  verschieden  ist  ein  ande- 
res Zeichen,  das  aus  zwei  in  senkrechter  oder  etwas  schräger 
Richtung  parallellaufenden  kleinen  Strichen  besteht.  An  eini- 
gen Stellen  wird  es  gleichbedeutend  mit  den  zwei  Punkten 
gebraucht,  in  den  meisten  Fällen  aber,  in  denen  es  vorkommt, 
bezeichnet  es  nicht  einen  eigentlichen  Umlaut,  sondern  deutet 
ein  spitz  gesprochenes  u  an.  In  lateinischen  Schriftstücken  der 
Zeit,  so  z.  B.  in  den  lateinischen  Karthäüser  Chroniken,  die 
unser  Band  enthält,  begegnet  uns  dieses  Zeichen  häufig,  wir 
haben  S.  337  Anm.  1  davon  gesprochen  und  bemerkt,  dass  wir 
es  bei  dem  Drucke  dieser  Chroniken  nicht  berücksichtigt  haben. 
Auch  in  unserer  Chronik  kommt  es  vorzugsweise  in  den  ein- 
geflochtenen lateinischen  Stücken  vor,  in  den  Thesen  Wonne- 
ckers  und  Oecolampads,  besonders  häufig  in  den  ersteren,  in 
deren  Originaltext  es  der  Schreiber  der  Chronik  wohl  bereits 
vorfand,  sowie  in  den  lateinischen  Sätzen,  die  der  Chronist  in 
seinen  deutschen  Text  von  Zeit  zu  Zeit  einstreut.  Hie  und 
da  findet  es  sich  aber  auch  im  deutschen  Texte  selbst,  so  gleich 
auf  Bl.  2b:  von  stund  an,  die  lutherischen,  dispütirt,  ferner 
Bl.  6 :  bistü  got,  u.  s.  w.  Wir  haben  dieses  ü  in  unserer  Chro- 
nik sowohl  im  deutschen,  als  auch,  abweichend  von  unserem 
Verfahren  in   den  vorhergehenden   Karthäuser  Chroniken,   im 


438  Einleitung. 

lateinischen  Texte  im  Drucke  wiedergegeben.  Bei  den  vorher- 
gehenden lateinischen  Chroniken  hatte  die  Wiedergabe  dessel- 
ben keinen  Werth.  Sobald  wir  es  aber  in  der  deutschen  Chro- 
nik beim  deutschen  Texte  berücksichtigen,  dürfen  wir  es  auch 
in  den  eingefügten  lateinischen  Stücken  nicht  ignorieren,  weil 
uns  nur  so  die  Bedeutung  desselben  im  deutschen  Texte  klar 
wird.  Ziemlich  häufig  finden  sich  diese  beiden  Striche  auf  dem 
Worte  zu.  Ich  glaube,  dass  auch  hier  nicht  etwa  A  gemeint  ist 
im  Sinne  von  ue  oder  einem  abgeschwächten  uo ,  wie  es  z.  B. 
in  den  Erkanntnissen  S.  76  ff.,  93  ff.  gebraucht  wird.  Es  soll 
diese  Schreibart  zft  vielmehr  eine  Aussprache  andeuten,  die  zwi- 
schen der  vollen  Form  zuo  und  der  Form  ze  die  Mitte  halt. 

Endlich  hat  die  Chronik  noch  ein  Zeichen  über  dem  u, 
das  aus  einem  nach  unten  links  spitzen,  nach  oben  rechts  offe- 
nen Haken  besteht  und  das  keine  weitere  Bedeutung  hat  als 
den  Buchstaben,  über  dem  es  steht,  als  U-Laut  überhaupt  zu 
kennzeichnen,  der  je  nach  Umständen  als  u,  ü,  u  oder  o  zu 
lesen  ist.  Wir  haben  dieses  Zeichen  gar  nicht  berücksichtigt, 
da  es  dem  Leser  doch  keinen  nähern  Ausschluss  über  die  Aus- 
sprache giebt  und  gleich  den  zahlreichen  Fällen,  wo  schon  der 
Schreiber  das  u  ohne  jedes  Zeichen  gelassen  hat,  es  ihm  über- 
lässt,  sich  diese  selbst  zurechtzulegen. 

Etwas  anders  als  dem  Texte  der  Chronik  gegenüber  muss- 
ten  wir  uns  bei  der  Behandlung  desjenigen  der  Originalbriefe 
des  Nicolaus  Molitoris  verhalten.  Bei  diesem  hat  der  King  über 
dem  u,  der  bald  ganz  geschlossen,  bald  mehr  oder  weniger 
offen  ist,  schon  keine  andere  Bedeutung  mehr  als  der  Haken 
in  der  Schrift  der  Chronik.  Ein  anderes  Zeichen  über  dem  u, 
das  sich  bei  ihm  findet,  ist  ein  von  rechts  oben  nach  links 
unten  gezogener  schräger  Strich.  Es  licsse  sich  vielleicht  der 
Unterschied  feststellen  für  die  Fälle,  wo  er  das  eine  und  wo 
er  das  andere  dieser  Zeichen  angewandt  hat,  es  hat  derselbe 
aber  für  uns  absolut  keine  Bedeutung,  und  wir  haben  daher 
diese  beiden  Zeichen  nicht  berücksichtigt,  sondern  nur  das- 
jenige, durch  welches  er  den  Umlaut  andeutet  und  das  der 
Form  eines  kleinen  e  ziemlich  ähnlich  kommt. 

An  diese  Bemerkungen  über  die  Behandlung  der  U-Zeichen 
möge  sich  noch  eine  solche  über  ein  anderes  Zeichen  anreihen. 
In  Fällen,  wo  ye  gelesen  werden  soll,  wie  yederman,  sye  u.  s.w., 
ist  das  e  mehrmals  über  das  y  gestellt,  mehrmals  zwar  neben 
dasselbe,  aber  ganz  klein  und  etwas  in  die  Höhe  gerückt.  Ich 
habe  auch  in  diesen  beiden  Fällen  ye  drucken  lassen. 

In  Betreff  der  zahlreichen  etc. ,  welche  sich  vielfach  an 
Stellen  angewandt  finden,  wo  sie  jeder  Bedeutung  entbehren 
und  sogar  den  Zusammenhang  unterbrechen,  haben  wir  uns  vor- 
behalten, die  praktischen  Bedürfnisse  des  Lesers  zu  berücksich- 
tigen und  sie  nur  da  zu  setzen,  wo  sie  wirklich  einen  Sinn  haben. 


1525. 


2]  Im  jar  nach  Christi  geburt  1525  uff  Philippi   und  Jacobi  1. 
ward  die  erste  uffrur  zu  Basel  durch  die  weber  und  gartner  an 
den  Steynen.    Wider  dieselbe  ufirur  versamlent  sich  die  in  der 
kleinen  Stadt   Baszel,   und  also  ward   dieselbe  ufirur  gestillet 
5  und  zertrennet  on  schaden  ') . 

Darnach  ward  erkennet  und  beslossen,  das  man  aller  kil- 
chen,  styfft  und  kloster  rent,  gült,  zins,  zechen  und  kleinoten 
solt  anschriben,  und  die  Presidenten  der  kirchen  etc.  musten 
dem  rat  rechnung  geben,  welche  rechnung  und  anschriben  ge- 

loschach  uff  fritag  nach  corporis  Cristi  in  der  Carthusen,    anno  te. Juni, 
ut  supra2). 

Nit  lang  darnach  komen   aber  etlich    vom   rat   verordnet  (l.oct.) 
und  zöigten  an  in  geschafft ,   wie  bede  rSt  hetten  erkant,   das 
ein  yedliche  person   solt  und  möcht  frywillig  hinuszgon,   und 

uwölche  person  etwas  ins  closter  het  broht,  wolt  man  ir  lassen 
volgen,  wölche  aber  nyet  ins  closter  het  broht,  wolt  man  mit 
ir  uberkoxnen  mit  eim  zimlichen,  uff  das  die  arbeit,  so  sie  im 
closter  gehebt,  belonet  wurde.  Uff  solche  anbringen  gaben  sie 
uns  .ein  monat  ze  bedencken.     Nachdem  der  monat  verlouffen 

20  was,  begert  man  von  uns  antwort.  Do  ward  inen  antwort  von 
allen  personen  beder  convcnten,  sie  wolten  im  orden  verharren. 
Doch  ein  converszbruder3)  ergab  sich,  das  er  wolt  die  kutten 
uszzichen;  der  hat  gantz  und  gar  nyt  ins  closter  bracht  und 
war  by  funff  jar  ym  orden  geweszen,   dem  gab  die   Stadt  usz 

25  dosiere  gut  16  fl.  4),  und  er  must  sich  verschriben,  das  er  keinen 
ansprach  me  ans  kloster  hett.  Desglichen  gab  im  die  Stadt 
ein   brieff,    must  unser  convent  versigeln,    wölcher   brieff  in 

1}  Oben  50  ff.  393  ff.  2)  Vgl.  oben  399  f.    Dass  das  S.  400  Anra.  t 

erwähnte  Inventar  des  Klostervermögens  damals,  und  nicht  etwa  erst  nach 
dem  Vertrage  vom  16.  Juli  1532,  der  den  Conventualen  die  ihnen  wah- 
rend der  letzten  Jahre  entzogene  Verwaltung  ihres  Vermögens  zurückgab, 
abgefasat  sein  muss,  geht  daraus  hervor,  dass  eine  ganze  Anzahl  der  darin 
aufgerührten  Kirchengewänder  in  dem  Verzeichnis  der  im  J.  1530  verstei- 
gerten Gegenstände  (s.  unten  die  Anmerkungen  zu  Bl.  22)  erscheinen. 
H]  Johannes  Koffer.  S.  die  folgende  Anm.  4)  Vgl.  mit  dem  hier  Erzähl- 
ten 6.  401  f. 


J 


5.  Dt«. 


2fl 


440  1525.  1522. 

summa  inhielt,  das  er  wer  usz  dem  orden  von  uns  gangen  mit 
wissen  und  willen  des  priors  und  convents1],  [2b]  was  aber  nit 
war,  dann  wir  musten  es  thun. 

Zu  denselben  ziten  warden  die  predicanten  der  stat  Hasel 
partiisch:  Nemlich  uif  dem  hohen  stifft,  im  styfft  zu  sant  Peter,  & 
in  der  pfarr  zu  sant  Theoder  in  der  kleinen  Stadt  und  im  Pre- 
diger closter  waren  die  predicanten  alle  catholici.  Aber  in  den 
pfarren  zu  sanct  Martin,  zu  sant  Lienhart,  zu  sant  Alben  und 
in  Barfusser  closter  waren  die  predicanten  alle  luterisch,  und 
schriben  wider  einander2).  » 

In  denselben  ziten  theten  die  Lutherischen  vil  und  man- 
cherley  ungeschickt.  Nämlich  ufF  dem  hohen  styfft  hiessen  sie 
den  predicanten  zweymal  öffentlich  an  der  predig  lugen.  So 
waren  von  stund  an  da  die  Catholici  und  schlugen  mit  rüsten 
inn  sie,  doch  ward  es  gestylt  on  witere  uffirur.  Darnach  hetteu  i» 
die  doctores  catholici  mergliche  disputationes  mit  trefflichen 
artickeln  wider  die  Lutherischen  in  der  universitet  ze  Basel. 
Nemlich  d.  Joannes  Wonegker3)  dispütirt  die  nachgonen  arti- 
i*m  ekel  und  positiones.  Und  schlug  sie  uff  in  form  und  gestalt 
also  4) : 

1)  Eine  Copie    dieses   Entlassungsscheines    Karth.   Ar  eh.   Nr.  476. 
2)  Chronik  des  Fridoiin  Ryff  37.     Hersog  II,  46  f.  3)  Ueber 

Johannes  Romanus  Wonecker,  früher  Schererknecnt ,  d.  h.  Barbieijreselle, 
dann  Stadtarzt,  zuletzt  Professor  der  Medicin  an  der  Universität  s.  Vi  scher 
250  f.  Sein  eigentlicher  Name  war  Johannes  Rulmann  von  Windegk  oder 
Windegker  (in  der  Universit&tsmatrikel  von  1493  nennt  er  sich  gespreizt, 
um  sien  ein  vornehmes  Ansehn  zu  geben,  Johannes  Romanus  Windegker 
de  Windegk).  Das  in  Romanus  umgeänderte  Rulmann  scheint  sein  Fami- 
lienname gewesen  zu  sein,  denn  unter  seinem  ersten  Rectorate  1519  sind 
als  die  beiden  ersten  immatriculiert  Paulus  Romanus  Wonnecker  Basiiien- 
sis  und  Lucas  Romanus  Wonnecker  Basiliensis.  Da  er  im  Eingang  der 
Thesen  sagt,  er  sei  aus  der  Stadt  Hanau,  wird  der  Beiname  Windefcker 
(Windecken  liegt  nördlich  von  Hanau)   kaum  die  Bezeichnung  seiner  ei- 

Knen  nächsten  Herkunft  enthalten.  Vgl.  den  Beinamen  Mentzer,  den 
schart  führte  (Wackernagel:  Johann  Fischart  10  ff.).  Er  war  zweimal 
Rector,  im  Sommersemester  1519  und  im  Wintersemester  1522/23.  Beide- 
mal hat  er  dem  Verzeichniss  der  Studierenden  eine  ganz  im  Style  der  The- 
sen behaltene,  mit  astrologischen  Zeichen  versehene  Einleitung  vorausge- 
schickt, die  von  1522  fängt  mit  den  Worten  an :  Ordinem  eccleaie  aposto- 
lica  auetoritate  oelitus  ftucitum  priscorumque  philosophantium  kathedrss 
Maitino  Lutter  Turingo  tempestuosa  dicacitate  cautelosaoue  hypoerisi  agi- 
tante  u.  s.  w.  In  die  Zeit  dieses  zweiten  Rectorates  lallen  aie  Thesen. 
Daher  der  Titel  gymnasiarches,  den  er  sich  in  denselben  beilegt.  4)  Olarean 
schreibt  am  30.  Dec.  1522  an  Zwingli:  D.  doctor  Wonneckus  chartulam 
valvis  templorum  die  ipso  nativitatiß  affixit  tarn  elegantem ,  quam  ipse  est 
homo  elegans,  in  qua,  si  modo  unam  lineam  capio,  contra  Lutterum  et  novo» 
haereticos  disputaturus  est  ad  8.  cal.  jan. ;  quem  diem  ille  designari  noluit 
(lies :  voluit).  nemo  nostrum  scire  potuit,  porro  ex  eo  interrogare  prorsus  nemo. 
Faciemua  aliquando  te  eius  partioipem.  Nam  opinor,  privabitur  brevi  sc  in 
alias  universitates  mittetur ,  ut  pateat  toti  mundo ,  qualis  nobis  sit  gymns- 
siarches.  Ita  enim  se  ipsum  in  eadem  appellitat  (Zuinglii  opp.  VII,  257). 
Zwingli  an  Oecolampad  den  14.  Januar  1523:  Adlata  est  autem  hiscediebus 


1522.  441 

Quatenus  ad  pacis  Christi  zelosorum  et  osorum  omniorsum 
effiuat  oras,  Joannes  Romanus  Wonegk,  illustris  familie  Hanawe 
oppido  satus,  Erfordianus  alumnus,  Christi  fidei  hafid  degener 
divineque  humaneque  legnm  professor,  urbis  Basilee  gymnasi- 
s  arches,  evangelicus  preco  fidelisque  Christi  palestrita,  non  modo 
Pieridum  fontis  (quo  Ennius  animam  Homeri)  potu,  verum 
uranico  applutus  rore,  superstites  senecte  vires  bonarumque 
artium  refiquias  abstriiseque  facis  scintillulas  acturus,  diva  ex 
omni  scibili   humano   captüi  apta  sparsim   delecta  oracula  su- 

►  blita  contra  quoscunque  e  diverso  blatterantes  deipare  virginis 
presidio  primorumque  venia  confisus  octavo  calendas  januarias  ad 
rostra  percudit,  eadem  nonas  j  Alias  aliquotque  diebus  insequen- 
tibus  (ut  copia  palestritarum  temporisque  angustia  exegerit) 
protelando    Basilee  in   solita  collegialis   curie  palestra  [3]  hora 

»octava  premeridiana  orsurus,  cunctis  litterarie  milicie  cuiusvis 
Status  commilitonibus  ubiubi  degentibus,  patriciis  suis  huma- 
nissimis,  fidei  orthodoxe  cultoribus,  ad  hoc  humillime  invitatis 
atque  rogatis,  publice  defensurus.  Ne  tarnen  adeo  differendo 
protesum  reantur,  presentaneis  ad  secundo  nonas  marcias  loco 
i  et  hora  precentis  (sine  temporis  prefixi  prejudicio)  antecipat. 

Ordo  nature  omnia  servans  tufbatus  dejicit  atque  deturbat. 

Pater  creando  naturaque  ministra  ordine  omnia  finxit. 

Quique  justicie  ordinis  debito  homo  factus  mediator  filius 
datus  est. 
»         lpse  spiritus  corda  rigans,  ordine  spirans,  salutem  indidit. 

Cuius  ingestu  ordinata  pontificia  regna  atque  fasces.    Que 
spiritus  ordine  vim  statuendi  nacta  (effectus  divinij  observentur. 

£0   conciliorum ,   pontiftcum,   cesarum   natureque  discussu 
edita  et  recepta  divina  rata  sunt. 

>  Philo8ophorum,  prophetarum,  ecclesie  principum  sane  edi- 
tis  cautelosa  adversari  protervia  in  divinum  est  sevire  ordinem. 
Cavillationibus  temerariis  in  sacra  principum  (Christi  organo- 
rum)  garrire  statuta  est  ordinem  sancti  spiritus  pervertere. 

33.  Statt  garrire  hatte  der  Schreiber  erat  aevire  gesetzt. 

ad  nos  schedula  N.  Eggii  vestri,  verborum  monstris  inusitatis  ambitiosa, 
quam  nee  Sibylles  ullas,  nee  magos  intellecturos  puto.  Ibi  hominem  obsecro 
pro  dignitate  rideatis.  Opportunissimus  enim  erit  Olareanus  n oster,  ut 
Spov  istom  musas  suas  conspurcantem  exibilet  jocis  et  salibus.  Ego  enim, 
cum  paulo  ante  Olareanus  rem  significasset ,  statueram  pars  aliqua  fabulae 
fieri,  at  postquam  propositionem  adspexi,  satius  esse  auzi  domi  manere, 
citra  enim  periculum  haud  fieri  posse,  ut  motae  mentis  homo  attingeretur. 
T(p  &tq>  £«(>#?,  ort  rtov  avrt/Qiartuf  causa  huc  sit  redaeta,  ut  talibus  nitatur 
propugnatoritraB  (ibid.  261).  Olarean  an  Zwingli  20.  Januaf  1523:  Risisti, 
quae  de  Horeste  isto  scripseram,  et  merito.  Sed  jam  faxo,  ut  magis  rideas, 
nam  mitto  eleganteis  elegantiseimi  viri  disputationes.  Eaa  volo  amicis  com- 
raunicea,  ut  et  hif  quod  rideant,  habeant.  Sunt  enim  dignae,  quas  omnes 
rideant  docti  (ibid.  263).  Oecolampad  sah  indessen  die  Sache  nicht  ohne 
Besorgnis«  an.    S.  die  Anm.  2  S.  442. 


442  1522.  1523. 

Et  sie  extra  obedientie  habenas  evangelicas  callere  scriptu- 
ras  levaque  mente  celitus  implutis  objioere  sanetionibus  contra 
divinum  constat  grassari  ordinem. 

Vota,  contractus,  pacta,  cereraonias,  celibatum,  sacramenta, 
indulgentias,  federa,  censuras  obedientie  nervum  ibrmantia  sol-  j 
vere  est  divinum  türbare  ordinem  sathaneque  suggeatus. 

Que  abusiva  sceleBtorum  ineuria  atque  indignitate  mini- 
strata  nihil  roboris  meritique  amittunt. 

Eterna  salus  Christi  duetu  nostrorumque  operum  coneursu 
non  absolute  parta  ordine  pendet.  u 

Usus  statutorum  a  sanetis  patribus  promulgatos  reeeptos 
vafre  carpentes  in  divinum  humanumque  inveetant  ordinem. 

Quique  extra   orbitam  ordinis   celitus  institüti   statuariara 
personarutn  facultatem  fragilitatis  humane  füco  denigrare  atque 
notare  ausint,   divina  non  missi  castigantes,   tanquam  putridati 
[sb]  membra  scismatici  resecandi  sunt. 

Uti  Borna  mundi  caput  lingueque  Latine  omnium  ideoma- 
tum  finis  et  prineipis,   nullius  intellectus  coneeptuum  termini 
notamine  pre  ceteris  expertis,  scaturigo :  sie  monarchica  ditione 
pape  Christi  vicarii   omnia  sibi  divino  abundantissime  vendi-a 
cantis  ordine  preeipua  sedes  existit. 

»Multa  habeo  vobis  dicere«,  ait  Christus,  »q&e  non  pote- 
stis  portare  modo,  sed  Spiritus,  quem  mittet  pater  in  nomine 
meo,  ille  vos  docebit  omnia«1). 

Stoice  idee,  Ptolomaice  ere,  mathematica  cenitus,  metha-M 
phisicorum  absoluta,   philosophorum  respectiva  statuto  celi  co- 
dicis  ordine  descendunt. 

Hipocratis  Coos,  Pythagorici  phisicorum  evangeliste  afb- 
rismatice  veritates  divino  scatent  ordine. 

Venefici  astralogazontes,  farine  fures,   leges  utriusque  fori  a 
boni   spiritus  flatfi   latas  ludentes  pestiferaque  rabie  publicam 
honestatem  perperam  reboando  consarcientes  tunicam  inconsu- 
tilem ,  sponsam  Christi  ecclesiam  scindere  molientes ,  justo  dei 
judicio  invisi  pastorali  conciti  pietate  revertan tur. 

Orbe  diffusa  truce  nixi  labe  » 

Sancta  priscorum  lacero  ore  mordent. 
Christe,  neu  sinas  equitate  inulta 

Impia  facta. 

Nach  diser  disputation,  die  wol  recht  und  eerlichen  von 
den   Catholicis  ward   gehalten2)    und    wider   die   Lutherischen^ 

14.  fragiiitts  Hb. 

m 

1)  Joh.   16,  12.  13.  2)  Wir  haben  sonst  keine  Nachricht  über  die 

Abhaltung  dieser  Disputation.  Oecolampad  war  durch  die  Ankündigung 
derselben  mit  Besorgniss  erfüllt  worden,  er  fürchtete,  dass  wenn  (w* 
er  wünschte)  niemand  von  der  evangelischen  Partei  sich  an  derselben  be- 
theiligte,  die  Feinde  sich  beim  Volke  als  Sieger  ausgeben  würden.  <S.  die 
Briefe,  die  er  am  21.  Jan.  an  Zwingli  und  an  Heoio  schrieb  (Zuinglü 


1523.  443 

gnugsam  concludiert,  da  ward  doctor  Joannes  Ecolampadiue 
saropt  der  anderen  Lutherischen  erzürnet  und  understonden 
onch  ein  disputation  ze  halten  wider  die  Catholicos.  Doch  ward 
sie  vom  rat  und  der  univereitet  nit  zugelaszen l) . 

*   Cmclumones  Joatmis  Ecolampadii,  quas  disputare  statuerat  do- 

minica  post  Laurentii  1523 2).  ig.  Aug. 

Sicut  verba,   quae  Christus  vel  benedicto  ore  suo  vel  per 

7.  »»noc  Mit. 

opp.  VII,  265.    Oecol.  et  Zu  in  gl.  epp.  209.)  Indessen  kam  die  von  dem 
Käthe  von  Zürich  auf  den  29.  Januar  1523  anberaumte  und  an  diesem  Tage 
auch  wirklich  abgehaltene  Disputation  dazwischen.  Nach  dem  Berichte  Gla- 
reans  wurde  Wonnecker  vom  Rathe  aufgefordert,   selbst  nach  Zürich  zu 
gehn  oder  dafür  zu  sorgen,  dass  die  Universität  dort  vertreten  werde.     Er 
gieng  aber  nicht ,    und  sein  Gesinnungsgenosse  Johannes  Gebwiler  wurde 
bezichtigt  geäussert  zu  haben,  »es  wärind  alle  buben,  die  gen  Zürich  uf  die 
disputauon  giengend>,  was  durch  Glarean  an  Zwingli  berichtet  wurde,  als 
die  Ehre  Zürichs    angreifend   zu  weitläufigen   Erörterungen  führte  und, 
verbunden   mit   dem  Ausgang  der  Zürcher  Disputation,   die  Folge  hatte, 
dass  sowohl    Gebwiler   als  Wonnecker   sehr   kleinlaut  wurden  (Zuinglii 
opp.  VII.  263.  267  ff.  274).    Von  der  Disputation  über  die  Wonneckerischen 
Thesen  ist  in  der  Gorrespondenz  der  Reformatoren  keine  Rede  mehr  und 
wenn  sie  wirklich  abgehalten  worden  ist,   so  ist  sie  ohne  jedes  Aufsehen 
vorübergegangen.     Im  Sommer    1523  wurden  Wonnecker,    Gebwiler   und 
noch  zwei  andere  Gegner  der  Reformation  vom  Rathe  ihrer  8tellen  entsetzt 
(vgl.  oben  6.  586).        1)  Ueber  die  Disputation,  die  erst  verschoben,  dann 
aber  am    30.  August    wirklich    abgehalten    wurde ,    s.  oben  3S6  Anm.  5. 
2)  Ein  Originaldruck   der  folgenden  Thesen  befindet  sich  in  den  Anti- 
quitates  Gernlerianae  1,  BL  12.  13.     Sie  sind   lateinisch  und  deutsch 
neben  einander  gedruckt  auf  der  einen  Seite  eines  grossen  (jetzt  zusammen- 
gefalteten) Bogens,   so  dass  die  andere  Seite  frei  bleibt  und  das  Blatt  an 
eine  Wand  angeschlagen  werden  konnte.    Vorausgeschickt  ist  eine  Einlei- 
tungt  die  in   der  lateinischen  Fassung  folgendermaassen  lautet:   Joannes 
Oecolanipadius  christianis  fratribus  gratiam  et  pacem  a  Christo.     Quoniam 
nonnulli  contra  Evangelicos,   quos  ipsi  novos  doctores  vocant,  temere  lo- 
qunntur  multa   et  in  summa  quatuor  auditu  duriora  inimice  et  infideliter 
trsgica  querimonia  illis  impinßtuit,  nempe  quod  despiciant  omnes  doctores, 
deiode  quod   occupati  in   sohus  fidei  ooctrina  nihili    faciant   omnia  bona 
°pera,  tertio  quod  despiciant  omnes  sanctos,  denique  quod  conculcent  om- 
nes hiuaanaÄ>  feges.   Et  quia  id  genus  sycophantiarum  in  praejudicium  evan- 
gelii  et  seduictionem  simplicium  cordium  cedere  compertum  est,   eapropter 
iboru  studio  pacis ,  chantatis  et  gloriae  evangelii  Christi  statui  huiusmodi 
calumniia  asaistente  gratia  dei  per  infrascriptas  propositiones,  ex  sacris  lite- 
ns  depromptas,  proximo  die  dominico  hora  prima  post  meridiem  in  Colle- 
ge omnibua  et  singulis  exposcentibus  sive  Latino  sive  vernaculo  sermone 
respondere  et  rationem  reddere  idque  non  ludicra  quadam,  sed  seria,  non 
contentiosa ,   sed  amica  disputatione ,   imo  potius  sacrarum  literarum  colla- 
Üoive.  Contendendi  enim  morem  ecclesia  non  habet,  1  Cor.  11,  nee  doctri- 
nas  peregrinas  agnoscit,   ad  Heb.  13.    Quapropter  omnes,   qui  sese  huius- 
modi doctrina  gravari  putant  et  ei  derogare  non  erubeseunt,  obsecro  et  ob- 
testoi  per  dulce  fraternae  charitatis  vinculum,  per  sanetimoniam  pacis  chri- 
'tianae,  per  gloriam  et  honorem  evangelii  et  nominis  Jesu  Christi,  ut  tunc 
comparere  dignentur  et  vel  certiora  doceant  vel  se  doceri  permittant.   Spero 
epim  per  Christum  occaßionera  hanc  ad  tollenda  dissidia  et  fovendam  cha- 
"tatem  christianam  non  medioeriter  profuturam.   Amen.  —  Die  vier  Ab- 
sätie  tragen  die  Ueberschriften :  ad  prlmam ,  ad  seeundam ,  ad  tertiana ,  ad 


444  1523. 

prophetarum  et  apostolorum  Organa  locutus  est,  spirituFSunt 
ac  vita  dicique  merentur  [4]  panis  vitae,  quo  vivanjtfflrfmae : 
ita  omnis  mundana  philosophia,  omnes  Pharisaeorum  sequun- 
dariae  traditiones,  omnis  denique  humana  eruditio  caro  sunt, 
et  non  solum  nihil  prosunt,  sed  et  multum  nocivae  sunt  et  > 
recte  appellantur  siliquae,  quibus  prodigus  filius  saturari  nequit. 
Igitur  ut  in  scholis  et  templis  Christianorum  solius  Christi 
omne  magisterium  est,  ita  ethnicorum  philosophorum  et  onj- 
nium  aliorum,  quanticunque  sunt,  doctorum,  contemptibilis  fit 
authoritas.  t« 

Incredulitas  potissimum  in  causa  est,  quod  verbum  dei 
apud  plerosque  inefficax  est  et  praeter  naturam  suam  non  miri- 
ficum.  Verbum  crucis  (quod  est  verbum  fidei)  ad  aedificium 
dei  prae  omnibus  ac  uberius  populo  Seminare  convenit  et  ne- 
cessarium  est.  Quibus  verbum  fidei  displicet,  iisdem  nee  Jesus  » 
crueifixus  probatur,  nee  censendi  sunt  praedicare  evangelium, 
qui  fidem  et  gratiam  non  magnificant.  Verissimum  et  saluber- 
rimum  evangelium  est  et  a  Christo  unice  demandatum ,  ut  in 
fide  Jesu  Christi  praedicentur  remissio  peccatorum  et  salus 
nostra,  non  item  in  operibus  et  satisfactionibus  nostris.  Quum » 
omnes  justitiae  nostrae  sunt  immunditiae  et  sicut  pannus  men- 
struatae,  qui  fieri  potest,  ut  aliunde  quam  ex  fide  (quae  nihil 
creaturae,  sed  totum  divinae  misericordiae  tribuit)  constet 
salus? 

Verissimum   evangelium  est  et  omni   aeeeptione   dignum,  v> 
peceatoribus  etiam  maximis  ad  Christum  patere  aditum  nullis- 
que   opus  intercessoribus.     Impium    autem   est   et  contrarium 
evangelio,   docere  praeeeptam  a  deo   sanetorum  invocationem. 
Hoc  enim  est  tollere,  non  augere  fidem  in  Christum. 

Verissimum  evangelium  est ,    quod   proprio   filio   suo  non » 
pepercerit  deus,  sed  pro  nobis  omnibus  tradiderit  illum  donan- 
doque  illum  cum  ipso   donaverit  nobis  omnia.     Quorum  enim 
Christus   est,    illorum  sunt  et  omnia,    quae   Christi.     Et  qui 
Christi  fratres  sumus,  per  Christum  etiam  sacerdotes  sumus  et 
reges  et  jam  non  sub  lege,  sed  supra  legem,  jam  non  amplius  a 
servi,  sed  domini  temporum,  eiborum,  vestium,  locorum  et  ope- 
rum.     Quod  qui  negant,  nimirum  et  gratiam  Christi  obscurant 
et  libertati,   quam   sanguis  Christi  peperit,   insidiantur.     Unde 
apostolus  saneto  [ih]  zelo  daemoniacam   doctrinam  vocat  prohi- 
bentium  eibos  et  nuptias  l) .     Nihilominus  in  summa  christiana  <* 
libertate  manent  interim  seculari  potestati  salvum  Buum  jus  et 
inviolatae  leges,  et  respublicae  nihil  habent  deterius,  sed  feli- 

\.—%  spiritas  et  vita  sunt.       2.  vivunt.       4.  himmUm  haman&ve  traditio  mb  ereiitie 
6.  fluni  prodigus.       7.  in  Unpl».       20.  iU.       21.  sint. 

quartana  calumniam.  Wir  geben  die  Thesen  in  dem  authentischen  Wort- 
laute des  Drucks  mit  Angabe  der  Varianten  unserer  Handschrift,  insofern 
sie  nicht  lediglich  die  Orthographie  betreffen.        1)  1  Tim.  4,  3. 


1523.  1524.  445 

nssime  agunt,    in  quibus  Christus  regit,    dum  juxta   verbum 
eius,  quod  libere  docetur,  et  libere  vivitur. 
Credidi,  propter  quod  loquutus  sum1). 

Sed   et  nos  credimus,   propter  quod  et  loquimur.    Utinam 

ssicut  Paulus. 

Umb  dieselb  zit  magister  Stephanus,  pfarrer  zu  Lychstal, 
het  ein  concubin  und  etliche  kinder.  Der  kam  vor  rat  und 
sprach  under  andern  Worten  also,  wie  er  biszhar  ein  sundliches, 
verrucht  und  bubische  leben  gefurt  het,  wolt  er  ytzunt  bessern, 

»und  nach  lut  des  heiligen  evangelii  syne  magt  eelichen,   das 
der  rät  im  es  nachlyesz.   Wart  im  vom  rat  abgeschlagen.  Dar-  (1W| 
nach  hielt   er   ouch  ein   disputation  mit  der  lutherischen  rottto.Fbr.) 
und  Ecolampadius  presidiert,   aber  niemans  manhafftigs  wäre 
daby2).     Die  artickel,  die  er  disputirt,  hab  ich  verloren.     Sie 

ti  waren  in  tutsch  intimiert.  Nach  der  egemelten  disputation  het 
er  hochzit  und  nam  sin  concubin  zu  der  ee.  Darnach  die  her- 
ren  im  hohen  stuft,  die  der  pfarr  zu  Lychstall  collatores  sindt, 
privirten  in  der  pfrund.  Deshalb  er  au  Basel  uff  der  gartner 
husz  koufft  die  zunflt.     Und  was  ein  anfang  oder  Stifter  der 

»  ersten  uflrur  obgemelt.  Darumb  er  ouch  must  wychen  und 
kam  gen  Straszburg.  Do  lysen  die  von  Basel  yn  vohen  und 
strecken.  Verja  er,  so  sin  anschlag  ein  furgang  het  gehebt, 
so  wer  ein  wundergrosz  blutvergiessen  gescheen.  Deshalben 
er  zu  Straszburg  zum  tod  erkant  wurde;  doch  ob  er  heimlichen 

25  oder  öffentlich  gericht  warde,  ist  mir  nit  zu  wissen 3) .  Das  ist 
die  erst  ewangelisch  frucht  zu  Basel. 

Item  in  derselben  zit  was  ein  pfarrer  zu  sant  Alben  in 
Basel,  mit  namen  magister  Petrus.  Der  hett  den  tisch  by  eim 
burger  [»]  zu  Basel,   wölcher  burger  was  fast  alt  und  hett  ein 

so  junge  hübsche  efrowe.  Do  ward  die  frow  mit  dem  pfarrer  eins, 
und  begereten  von  dem  eeman,  er  solt  darinn  verwilligen,  das 
sich  der  eeman  scheidet  von  der  frowen,  doch  also,  das  die 
dry  personen  by  einander  wonten  in  eim  husz,  und  der  pfarrer 
by  der  frowen  schlieff.     Das  wolt  der   eeman  umb  keinerley 

»  sach  thun.  Do  trawet  im  der  pfarrer,  wo  er  das  nit  wolt  thun, 
so  wolt  er  von  im  sagen  öffentlich  und  iederman  ein  gar  swere 
sach  und  handel,  den  er  im  gebichtet  hett,  da  er  noch  pfarrer 
was  vor  etlichen  jaren,   dan  er  hett  im  gebycht,   wie  er  ein 

1)  2  Cor.  4,  13  (Psalm  116,  10).  2)  Die  Acten  der  Disputation,  an 
der  sich  niemand  von  den  Gregnern  betheüigte,  hat  Stör  im  Druck*  heraus- 
gegeben und  Schultheis«  und  Rath  von  Diessenhofen  gewidmet  (Weller 
Nt.  3180.  Haller  III.  Nr.  204).  Einen  Wiederabdruck  giebt  J.  C.  Enss- 
lin: Beyträge  zur  Erläuterung  der  Kirchen  -  Reformation«  -  Geschichten  des 
SchweiUerlandes  II,  151  ff.  Vgl.  Bullinger  I,  152  ff.  Ochs  V,  461. 
Herzog  I,  240  ff.  Hagenbach  49  ff.  Dass  Oecolampad  präsidiert  habe, 
ift  nicht  richtig.  Er  war  der  erste ,  der ,  von  Stör  aufgefordert ,  sich  über 
die  Thesen  aussprach.        3)  Vgl.  oben  S.  394  Anm.  1. 


44£  1624—1529. 

burger  überrechnet  het  in  suiiima  200  ü.     Do  der  jnan  dtsz 
bort    erschrack  er  und  wüst  im  kein  widerstandt  a  thun ,  und 
zum  letsten  verwilligt  er  in  die  aach.   Darnach  jtfhet  der  pfar- 
rer  den  handel  eim  geswornen  notarien  und  begeret  von  im 
ein  gloubhafftig  instrument  ze  machen.     Da  endeckt  der  nota-  * 
rius  dem  rat  <Mh  handel,  und  der  rat  nam  die  dry  person  ge- 
fangen und  streckt  den  pfarrer  vast  übel;   da  verja  er  under 
anderen ,   daaz  er  gantz   und  gar  kein  conscientz  het  gehebt, 
als  lang  er  im  lutherischen  wessen  wer  geweazen,  bat  ouch 
den  rat,  das  er  sich  hütet  vor  der  lutherischen  sect,  dann  sie i« 
hetten  kein  gotsforcht   noch   conscientien.    Darnach  sielt  man 
den  pfarrer  inn  das  halszysen  und  slug  in  mit  raten  uss  unnd 
verbot  im  die  Stadt   und  landt,    aber  dem  eeman    mit  siner 
frowen  verbot  man  die  Stadt. 

In  denselben  siten  schruwen  die  lutherischen  predicanteu  » 

fast  wider  den  bapst,  bischoff  und  geistlichen,  ouch  wider  die 

bicht,   zins  und  zehen.    Desglichen  lysz  Luther  vil  buchlin  in 

latin  und  tutsch  ussgon,  wurden  alle  zu  Hasel  getruckt  durch 

1528  Adam  Petri,  die  lasze  der  gemein  man  und  hört  darzu  die  lu- 

'Ag-20.  thrischen    predicanten.     Deshalben    vil   von   der  gemeiii  vast* 
unruwig  wurden  und  rottent  sich  zusamen  offfc  und  dick,  heim- 
lich und  [&bj  öffentlich  und  hettent  ir  anschleg,   wie  sie  den 
Sachen  weiten  thun.   Nemlich  kamen  die  Lutherischen  uff  ein- 
mal zesamen  im  Barfusser  closter.    Da  die  Catholici  das  verna- 
men,  versandeten  sie  sich  ouch  uff  dem  hohen  stuft.    Da  schickt  » 
der  rat  zu  beden  parthyen  und  ermanet  sy  abzuziehen.   Des  be- 
schach  on  wyter  uffrur  und  schaden.  Demnach  stelten  die  Catho- 
lici ir  supplication  an  radt,  desglichen  ouch  die  Lutherischen1!. 
Zu  derselben  zit  wäre  ein  wild  und  seltzam  rumor  zu  Ba- 
sel, wüst  nieman,  wer  find  oder  frünt  were,  und  nierges  kein» 
Sicherheit.    Deshalbe  der  rat  genötiget  wurde,  daaz  er  kesi  ver- 

fcjäi  Kunden   un?  allen  zunfften   im  jor   1529  nach  wynachten  uff 
'  octava  Stephani :  Wer  lutherisch  were,  solt  ins  closter  zu  Bar- 
fusaern  kommen,  wer  aber  wolt  by  dem  alten  weazen  blyben, 
solt  ins  kloster  zu  den  Predigern  kommen.   Do  komen  ins  Bar-  £ 

(4.jan.)fu8ser  closter  zusamen  by  1500  Hussischen  oder  Luthrischen; 
war  der  merteyl  jung  scnrantzen,  hantwergsgesellen  und  von 
den  nechsten  dörffern  etliche  buer.  Aber  zu  den  Predigern 
versandeten  sich  die  Catholici  by  800,  als  alt,  gestanden  und 
dapffer  menner2).     Da  nun  der  rat  sähe,   das  der  Luthrischen * 

1)  Ueber  die  Ereignisse  vom  23—26.  Dee.  1528,  welche  der  Chronist 
hier  berührt,  vgl.  die  Chronik  dee  Fridolin  Ryff  67  ff.,  wo  auch  die 
andern  Quellen  und  die  neueren  Bearbeitungen  aufgeführt  sind.  Unrichtig 
ist,  wenn  in  unseren  Aufzeichnungen  ersahlt  wird,  die  evangelische  Partei 
habe  sich  im  Barfusser  Kloster  versammelt  Es  geschah  vielmehr  auf  der 
Gartneroxunft.  Beim  Auflauf  vom  8.  Febr.  hingegen  war  das  Barfusser 
Kloster  der  Versammlungsort.  2)  Vgl.  oben  S.  74  f.  nebst  den  Anmer- 
kungen.    Ueber  die   Qualität  der  evangelischen  Partei    urtheilen  die  sur 


1629.  447 

1&4  waren,  dan  der  anderen,  begert  er  von  den  Catholicis,  das 
£e  theten,    als   die  gehorsamen  und  dem  rat  die  sach  über- 
geben,  so  wolt  der  rat  sie  nit  versamen,  und  nach  vil  und 
mancherley  red  und  Widerrede   ergaben  sich   die   Catholici  als 
die  gehorsamen  dem  rat,  in  hoffhung,  man  wurt  in  ein  kirche 
lassen.    Da   ward  von  beden  raten  einhelliglich  erkant*   dasz  (5.  Jan.) 
du  hinfur   bitz  zu  pfingsten  in  der  Stadt  zu  Baszel  nit  mehr 
dan  3  gesungen  mesz  solten  gehalten  werden,  nemlich  uff  dem 
hohen  stuft  ein,   zu   sant  Peter  ein,   und  ein  in  der  pfarr  zu 
sant  Theoder.     Und  dazwischen  solt  iderman  zefriden  sin,  und 
solt  niemans    nicht  gescheen1).    Das  [e]  musten  bed  parthyen 
mit  u%ehebten  fingern  ein  eyd  sweren,  und  zu  pfingsten  wolt 
man  ein   disputation   halten    und    darnach    uff  allen    zunfften 
fragen,  und  was  dasz  merteyl  wurd,  dem  wolt  man  folgen. 
,        Item   uff  fritag   nach    epiphanie  im  jar   1529   kamen  die  15.  Jan. 
houpter  und  besten  vom  rat,  by  zehen  personen,  und  begerten 
für  bede  convent  und  endeckten  da,  was  bede  rat  erkant  und 
beslossen  hetten,  verbotten  ouch,  dasz  unser  convent  gar  kein 
mesz  mer  solt  haben  bitz  nach  usztrag*  der  disputation.   Da  bat 
•  der  prior  mit  dem  convent,   man  solt  uns  alle  tag  heimlichen 
lassen  nit  mer  dan  1  mesz  leszen;  wart  uns  abgeslagen. 

Nach  dem  waren  die  Luthrisehen  gar  unruwig  und  sprachen, 
der  geiet  gote  tryb   sie.    Der  ouch  so  krefltig  in  inen  wurgkt, 
dasz  sie  das  eydts,  vorgethon,  vergassen  und  rotten  sich  wider 
ftzesamen,    und  in  einer  nacht  brachen  sie  ins  wergkhusz  und 
namen  das  geschutz  und  belegerten  eüich  gassen  mit  buchszen 
und  sogen  uff  den  Kornmergk  für  dasz  rathusz  und  handtleten 
mit  dem  rat.     Und  ee  der  rat  ja  oder  neyn  sagt,  zogen  sie  uff 
das  hochstiffl    und    sturmeten   und    zerschlugen    alle  bild  mit(9.F©br.) 
»groszer  ungestymmickeit    und  mit  vil    lesterigen  spottworten. 
Nämlich  namen  sie  ein  grosz  crucifix,  im  hohen  stifft  und  ban- 
den ein  lang  seil  daran,  und  vil  junger  knaben,  by  8,  10  und 
12  jar  alt,  zugen  es  uff  den  Kornmarg  und  sungen:  »Ach  du 
armer  Judas  «  mit  vil  anderen  smachworten ;  under  anderen  spra- 
uchengye:  »ßistü  got,  so  wer  dich,  bistü  aber  mensch,  so  blut«. 
Und  darnach   zogen   sie  dasz  crucifix  ins  wergkhusz  und  ver- 
branten  es.   Item  da  die  Hussischen  im  hochstifit  die  bild  het- 
ten gestirmet,    lag  die  gantz  kilch  vol  bilder,    eim  war  der 
kopff  ab,   dem   ander  ein  hant  etc.    Und  war  eben,   wie  in 
«einem  krieg,  da  ein  grosze  slacht  geschehen  ist.    Da  sprachen 

6.  dass  man  B  8. 

Vermittlung  abgesandten  Boten  von  Bern  günstiger  als  unser  Chronist,  sie 
sagea  in  ihrem  Berichte  vom  28.  Dec.  1528,  es  gehöre  dazu  »der  grösser 
te&  in  Bassel  —  in  beden  stetten ,  ouch  vernünftig ,  herrlich  und  mechtig 
rieh  personen«.  Beiträge  V,  300.  1)  Mandat  vom  5.  Januar  1529,  ab- 
gedruckt oben  S.  76  ff. 


448  1529. 

[eb]  die  Bökemischen  mit  vil  spottworten :  » Schow,  schow,  wie 
bluten  sie«.  Antwort  inen  der  diephencker:  »Sie  bluten  nit, 
aber  hüten  uch  eben,  dasz  ir  der  tag  eins  nit  müssen  bluten  a. 
Darnach  zogen  sie  in  der  groszen  Stadt  in  alle  kilchen  und 
zerschlugen  und  verbrenten  alle  bylde. 

Da  der  radt  sach,  das  er  ubermeistert  was,  ettlich  im  rat, 
die  nit  luthrisch  waren,  uff  dasz  sie  by  gwalt  und  eren  blyben 
(dilexerunt  enim  gloriam  hominum  magis  quam  dei),  wurden 
luthrisch,  die  aber  nit  wolten  luthrisch  sin,  komen  usz  dem 
rat1) ,  und  der  burgermeister2)  wich  von  der  Stadt,  danner 
wolt  das  hellisch  weszen  nit  annemen ,  dfcshalben  m&st  er  die 
gemeyn  forchten.  Auch  vil  andere  vom  rat  und  von  den  bür- 
gern zogen  hinweg.  Darnach  schickt  der  rat  ire  werglute  in 
die  klein  Stadt,  uff  das  mit  bescheidenheit  die  bild  zerschlagen 
wurden.  Dan  die  klein  Stadt  was  dasmal  noch  vast  uff  dem 
alten  weszen3). 

In  der  Carthusz  zerschlugen  sie  nit  allein  die  bild,  sonder 
ouch  zerryssen,  was  sie  in  der  kirchen  und  an  den  cellen  ge- 
schriben  fanden.  Ich  acht,  uff  tusent  gülden  wert  theten  sjre 
uns  schaden. 

Nach  dem  fing  man  an  zu  handelen  mit  den  geistlichen, 
stuft,  clöster  und  kirchen,  und  setzt  man  den  clöstern  pfleger, 
on  welcher  wissen  und  willen  nyt  dorfft  gehandlet  werden4). 

In  denselben  ziten  wurden  dick  und  offt  vom  rat  verord- 
net eüich,  die  mit  uns  Carthusern  solten  handien,  welche  ouch 
uns  alle  ingemein  und  ein  iedlichen  insunders  überhörten  und 
fragten  einen   nach  dem   anderen,   nemlich  was  er  ins  dotier 

1)  Die«  geschah  schon  vor  dem  Bildersturm.  2)  Heinrich  Melünger. 
3)  Ueber  diesen  Auflauf  vom  8.  und  9.  Februar  1529  s.  die  Chronik 
des  Fridolin  Ryff  80  ff.  mit  den  Anmerkungen  d&iu.  Die  Gefahr, 
die,  wie  sich  aus  den  Rathsbuchern  deutlich  erkennen  lägst,  der  Stadt  durch 
das  Entweichen  vieler  angesehener  Bürger,  die  sich  cum  Theil  in  Eons- 
heim  zusammenfanden,  einen  Augenblick  drohte,  ist  von  den  bisherigen 
Geschichtschreibern  noch  nicht  gehörig  gewürdigt  worden.  4}  Das  Ver- 
zeichnis» derselben  s.  Erkanntnissbuch  1525—1544,  Bl.  53b.  Der  Kar- 
thaus wurden,  wie  wir  aus  diesem  Verseichnisse  sehen,  zuerst  Hans  Irmi 
und  Rudolf  Supper  zu  Pflegern  gesetzt,  später  wurde  Hans  Irmi  auf  dir 
Klagen  der  Rarth&user  hin  von  seinem  Amte  entfernt  (s.  unten  Bl.  1* 
Sein  Name  ist  in  dem  Verzeichnisse  gestrichen  und  darüber  der  Name  des 
Ludwig  Becherer  gesetzt.  In  der  Abfindung  des  Bartholomäus  Knoblock 
vom  18.  Oct.  1529  (s.  unten  Bl.  14)  handeln  Ludwig  Becherer  und  Rudolf 
Supper,  des  Rathes,  als  Pflefferherren  in  Beiwesen  und  mit  Zuthun  »Frid- 
lin  Ryffen  und  Hannsen  Veldners  ouch  dess  ratts«,  in  der  am  gleichen 
Tage  ausgestellten  Urkunde  betreffend  die  Abfindung  des  Bonifaäiu  Keck 
werden  alle  viere  »als  vorgemelts  gotshus  pflegerherren«  aufgeführt  Ap 
der  Stelle  des  Hans  Veldner  finden  wir  am  1.  September  1530,  wo  ein  Theil 
der  Kirchengewänder  versteigert  wird,  den  Anthoni  Gobelin  (Gobelin, 
und  in  dem  Verzeichnis«  im  Krkanntnissbuche  sind  den  Namen  des  Lud- 
wig Becherer  und  des  Rudolf  Supper  nachträglich  die  des  »Anthoni  Oeble» 
und  des  »Fridlin  Ryff«  beigefügt. 


1529.  449 

nett  broht,  ^wstnn  er  were,  was  willen  er  werc  etc.  Und  so  ir 
unseren  hexen  den  raten  (sprachen  sie)  willforen  und  uwere 
beeleydung  ixszziehen,  so  wollen  sie  uch  lassen  volgen  als,  das 
ir  ins  closter  [7]  habt  bracht,  und  uch  wol  versehen.    Wo  aber 

dir  uwere  beeleydung  nit  wolten  abziehen  und  glichiormig  machen 
der  gemeyrxe,  so  wissent,  das  uch  unser  herren,  der  rat,  in  die 
bare  nit  mögen  beschirmen  vor  der  gemeyn«1).  —  Darnach 
underret  sich,  der  prior  mit  dem  convent  und  fragt  ein  ytlichen, 
wes  willen  er  wer;  antworten  all  person  beder  conventen  in- 

10  gemein  und  ein  yglicher  insonders,  so  es  nit  anders  möcht  sin, 
so  wolten  sie  dasz  closter  und  was  des  closters  ist,  verlaszen, 
uff  das  sie  by  beeleydung  und  im  orden  möchten  bliben. 

Nach  dem  sprach  der  (schalckhafftig)  schafiher2)  (in  dolo): 
»Es  ist  nit  gut,    dasz  wir  alle  hinweg  zyhen  und  dasz  closter 

15 den  weltlichen  in  ir  hende  stellen;  aber  dasz  das  closter  dem 
orden  uffbehalten  blybe,  so  wil  ich  die  "beeleydung  des  orden 
ein  zit  abziehen«.  Desglichen  thet  ouch  ein  perversbruder, 
was  daszmal  portner3).  Darnach  uff  zinstag  nach  palmarum 
1529  komen  witere  warnung  dem  prior;  derohalben  er  sidra.M&rz. 
#*  geliehen  in  eim  stütz  hinweg  macht4]  und  befalch  dem  schafiher 
dasz  gantz  gotzhus  und  vertruwet  im  brieff,  sigel,  schlussel  zu 

1)  Vgl.  unten  S.  455,  31.       2)  Bartholomäus  Knobloch  von  Wesen.    S. 
unten  S.  462  Anm.  1.        3)  Bonifacius  Keck  von  Dornbirn.    S.  462  Anm.  2. 
4    Kr  begab  sich  erst  nach  Neuenbürg  a.  Rh.,  wo  sein  Schwager  Lienhard 
Fuchs    (s.  die  Nachträge  zu  S.  331  Anm.  4)   Bürgermeister  war.     Hieher 
wurde   ihm   von  Freiburg  aus  ein   verdecktes  Wagelein  zugeschickt.     Der 
Schwager  gab  ihm  aber  noch  einen  Soldner  (Stadtreiter)  nebst  einem  ledi- 
gen Pferde  mit  für  den  Fall,  dass  er  das  Fahren  nicht  ertragen  könnte. 
In  Freiburg,  wo  er  Freitag  nach  Ostern,  den  2.  April  anlangte,  wurde  er 
aufs  Beste  empfangen.    In  der  Karthaus  rüstete  man  sich,  auch  die  übrigen 
Brüder   von  Basel,    wenn  es  nöthig  würde,    aufzunehmen.      So   schreibt 
Zscheckenbürlin  in  dem  unten  S.  456, 6  erwähnten  Briefe  vom  7.  April.    In 
Neuenbürg  hatte  Zscheckenbürlin  ein  Schreiben  des  Rathes  von  Basel  er- 
halten,   er  möchte  nach  Basel  zurückkehren,  wozu  ihm   »Sicherheit  undt 
tr&stung«  zugesagt  wurde.    £r  Hess  dem  Rathe  die  mündliche  Antwort  hin- 
terbringen, er  werde  sich  mit  dem  Visitator  (dem  Prior  Gobelin  von  Mainz), 
der  nächster  Tage  ins  Land  komme,  besprechen  und  seinem  Rathe  folgen. 
Am   1 1 .  April  schreibt  er  nun  dem  Rathe ,   der  Visitator  habe  ihm  nichts 
rathen  wollen,  sondern  gesagt,  die  Sachen  seien  ihm  überlegen,  da  er  aber 
auf  dem  Wege  nach  der  grossen  Karthaus  sei,  wolle  er  sie  dort  ans  Capi- 
tel  bringen,   indem  Zscheckenbürlin  dies  dem  Rathe  zu  wissen  thut,  bittet 
er  ihn.    den  etwa  über  seine  Abreise  entstandenen  Unwillen  abzustellen, 
angesehen,   dass  er  aus  keiner  andern  Meinung  Basel  verlassen,   als  aus 
Rücksicht  auf  sein  Alter,  »byn  ein  betagter  schwacher  mann,  hab  minn 
junge  tag  nu  mehr  bisz  in  das  zwey  undt  viertzigszt  jar  im  orden  verschlis- 
^SiLmmUb  villicht  noch  vier  tag  zu  leben,   solt  ich  mich  erszt  des  ordens 
^en  undt  gotsdienszts  verziehen ,  khann  ich  in  miner  conscients  undt 
jenen,  nicht  finden«.     Da  Zscheckenbürlin,   als  er  1487  Novize  wurde 
oben  S.  348},  26  Jahre  alt  war  (Lib.  benef.  198b),  so  war  er  1460  oder 
461  geboren,  jetzt  also  68  oder  69  Jahre  alt.  —  Der  Brief  an  den  Con- 
rent  vom  7.  April  ist  von  Zscheckenbürlin»  Hand,   der  an  den  Rath  vom 
'  * .  (wie  auch  die  spätem  an  den  Rath)  von  der  Hand  eines  Schreibers. 

Butor  Chroniken.  I.  .     29 


450  1529. 

seiner  cellen,  zu  allen  kisten  und  trögen.    (Sicut  ovis  corarait- 
titur  lfipo.) 

2t.M&n.         Item   uff  raitwoch    nach   palmarum   vernam  der  rat,   wie 
unser  prior  gewichen  were,   und  verordnet  den  Zunftmeister1) 
und  4  oder  5  vom  rat,  die  komen  in  unser  closter  und  beger-  s 
ten  für  bede  convent.      Und  der  Zunftmeister  redt  uff  söliche 
meynung,   wie  ein  e.  w.  rat  ein  gross  mitlyden  mit  uns  het, 
dasz  der  wirdig  vater  und  prior  were  gewichen  von  uns  und 
het  uns  gantz  trostlose  verloszen  etc. ,  Joch  so  wir  wolten  einem 
e.  w.  rat  wilfaren  und  unser  becleydung  abzyhen  und  änderte 
kleider  wie  weltlich  priester  anlegen  und   hinusz   zum   (mort 
wort  gotes  gon  zu  sant  Theoder.    »Es  ist  doch  (sprach  er)  num- 
met  umb  3  oder  4  schrytt  ze  thon,  darnach  gangen  wider  ins 
closter  und  dienen  got,  wie  uwer  gewonheit  [7°]  und  brach  ist. 
Dan  ir  mögen  got  eben  als  wol  dienen  in  eim  swartzen  kleydi* 
als  in  eym  wissen,    tr  solt  ouch  sicher  sin,  ein  e.  w.  rat  wurt 
das  closter  beslossen  laszen,   keine   frowe  hinyn  laszen,  kein 
fleisch  im  closter  kochen  laszen   und  uch   by    uwer   spysung 
blyben  laszen  wie  von  alter  har«.    Item  wyter  sprach  er:  »Wir 
wollen  etwan  zum  dickermal  zu  uch  kommen  mit  unsern  pre-* 
dicanten ,   nämlich  mit  dem  wychbischoff *| ,   der  alwegen  eins 
geistlichen  wandeis   ist  geweszen,   hochgelert  und  vil  erfaren, 
und  mit  uch  im  refectorio  essen  und  uns  undereinander  frunt- 
lichen  ersprachen«.     Item  wyter  sprach  er:   »Ee  4  jar  verschi- 
nen ,   würt  das  gantz  tutsch  landt  das  nuwe  weszen  annemen.  » 
Das  wil  ich  uch  gesagt  haben«. 

Uff  solche  anbringen  antwort  unser  convent:  »Das  ein  e. 
w.  rat  ein  mitlyden  mit  uns  hat,  nemen  wir  an  mit  grosser 
dancksagungen,  und  wo  wir  das  möchten  verdienen,  wolten  wir 
vast  gern  mit  hohem  vlisz  thun;  doch  unser  kleydung  abzie-» 
hcn  einem  e.  w.  rat  ze  wolgefallen  ist  wider  unsere  conscientz. 
darumb  werden  wir  es  nit  thon.  Ouch  ist  unser  fliszliehe  bitte, 
ir  wollent  uns  erlaszen,  das  die  predicanten  nit  zu  uns  kommen 
bitz  zu  der  Zukunft  unsers  w.  vatters«. 

28.H&nc.  Item  darnach  in  ochsternfyertagen  must  unser  sacrist  dies 
Schlüssel  zu  der  sacristien  den  pflegern  zu  iren  henden  geben, 
und  darzu  hanckten  sie  ein  grosz  mallenschloss  an  die  thür; 
also  gont  sie  usz  und  in  on  des  convent  wissen  und  willen 
und  handien  und  machen  mit  den  zinsbrieffen  und  kleynoten 
der  kirchen,  wie  sie  wollen  und  inen  gefalt.  w 

4.  April.  Item  uff  Ambrosii  komen  die  pfleger  mit  etlichen,  verord- 
net vom  rat,  und  nach  dem  imbysz  beschickten  sie  alle  person 
beder  conventen  für  des  Schaffners  cellen  unnd  beruften  einen 
nach  dem  anderen  in  die  Stuben.  Der  must  uff  ir  anbringen 
unbedacht  und  unbesunnen  antwort  geben,  und  ee  er  von  inen  ** 

1)  Jakob  M«yer  sum  Hirzen.        2}  Ttolamonius  Liropurgefr. 


1529.  451 

hinusz  gieng,  raust  einer  dem  pfleger  in  die  handt  verheyssen, 
dem  andern  geböte  er  [s]  by  der  gehorsamen,  die  er  dorn  Or- 
den gethon,  das  er  nit  wölt  offnen  den  anderen,  was  und  wie 
mit  im  in  der  Stäben  gehandlet  were  (Ecce  qualis  vafricies!). 

$  Dasmal  under  anderen  Worten  sprach  vicarius  zu  den 
pflegern  also :  »Mich  wundert  und  beftemmet  fast  ser,  das  man 
fromm,  siecht,  einfaltig  lüt  also  uff  das  gnofiszt  erfündlet  und 
ersucht ,  und  das  sie  sollen  jo  oder  neyn  sagen,  nit  bedacht 
und  besunden.     Lond  uns  by  brieff  und  sigel  blyben  und  hoff 

io und  platz,  do  unser  closter  stot,  unbekümmert,  lut  derselben 
brieff  etc.  So  sindt  alle  Sachen  gesucht  und  gericht.  So  wol- 
len wir  hinwegk«. 

Da  sie  das  horten,  wurden  sie  fast  erzürnet  und  einer  usz 
inen  stundt    uff  und  sprach:   »Wöllent  ir  dann   myne  herren 

u'zwingen?«  Antwort  vicarius  :  »Neyn.  Aber  wir  hoffen,  sie  wer- 
den uns  laszen  by  brieff  und  sigel  blyben«. 

Item  nit  lang  darnach  komen  die  pfleger  abermals  für  den 
convent  und  brachten  mit  ynen  einen  geswornen  notarien  und 
4  zügen   und    einen   stattknecht  unnd  redten  also:    »Sitenmal 

20  unser  herren  nit  von  uch  begeren,  dann  dasz  ir  wol  und  mit 
guter  conscientz  mögen  annemmen,  aber  ir  inen  nit  wollen  ge- 
hörig sin  und  begeren  hinwegkzezyhen ,  so  bezügen  und  pro- 
testieren wir  uns  ytzunt  hie  vor  dem  notarien  und  gezfigen 
hie  zugegen  und  wollen  uns  des   bezugt  und  protestirt  haben, 

25  das  unser  herren  uch  nit  wollen  vertryben  von  dem  uweren, 
wollen  ouch  dasz  wort  nit  haben,  wo  ir  hinkomen,  dasz  sie 
uch  von  dem  uweren  vertryben  haben.  Und  her  notarie,  wir 
begeren  des  ein  in  strömen t  in  der  besten  formen  als  es  imer 
mag  gescbeen«.     Darnach   sprachen   sye  zu   dem   stadtknecht: 

so  oWir  gebiiten  dir  by  dem  eyd,  den  du  unseren  heren  hast  ge- 
thon  (stondt  der  knecht  mit  offgehebten  fingern),  das  du  wol- 
lest die  porten  verhftten  und  nieman  in  convent  laszen  zu  reden, 
es  sy  dann,  das  du  zuhörest.  Auch  ob  [sb]  iemant  in  convent 
gschnflt   kemm,    soltft  dem  Schaffner  überantworten.     Und   so 

3:>  iemant  im  convent  understündt  zu  flyhen ,  den  werden  unsere 
herren  der  massen  straffen,  das  er  wölt,  er  het  es  nit  gethon«. 
Herwiderumb  protestirt  unser  convent  vor  dem  notarien  und 
zugen  also:  »Sytmal  wir  in  eim  standt  sindt,  der  got  (als  wir 
hoffen)  angenem,    der  heiligen  geschrifft  gemesz  und  .der  seel 

40  heil  nit  widerig  ist,  wollen  wir  den  nit  verlassen,  unsern  orden 
nit  übergeben,  ouch  unser  bekleidung  nit  abzyhen,  unser  gots- 
husz  und  was  das  gotshusz  ist,  so  lygen  so  faren  hab.ist,  uns 
des  nit  verzychen  noch  übergeben  in  keinerjey  wisz  und  weg. 
Und  ir,   herr  notary,  machent  uns  des  ein  instrument  in  der 

«  besten  formm«. 

Item  uff  montag  nach' Georgii  1529   schickt  Hans  Irmy,  26.  Apr. 
dasmal  pfleger,  unserem  convent  ein  collation,  als  er  sie  nempt, 

29* 


452  1529. 

subtilich  uffgesmyckt,  darinn  hönig  und  gyfft  gar  lystlich  ver- 
mengt wäre.  Und  begert  daruff  ein  antwort  (sdlicet  ut 
exuant  habitura  ordinis  et  vadant  ad  sermones  Lutheranoruni 
audiendo  verbum  (ut  nuncopant)  dei  ad  sanctum  Theodorum, 
postea  reversuri«  ad  claustrum  etc.)  *).  s 

Uff  solchs  schriben  antwort  unser  convent,  wie  nachfolget  *: 

Dem  ersamen  unnd  wysen  herr  Hansen  Irme  in  Christo 
sinem  insunder  gelybten. 

Gnad  und  fryd  von  got  dem  vatter  und  unserem  herren 
Jesu  Christo.  Ersamer  lieber  herr,  üweren  grossen  flysz,  arbevt » 
und  muge,  so  ir  unser  halb  erlydten,  ist  uns  nit  unwyssen, 
deshalb  ir  auch  von  unsz  mundtüch  zum  dickermall  gebetten, 
uch  unser  halb  nit  wyter  beluden  mit  arbeyt,  angesehen  das 
ir  unser  aller  endtliche  meynung  und  beschlusz  zum  offtermal 
wol  vermerckt  und  verstanden  habt.  So  aber  das  alles  nit  ver-  u 
fencklich  ist  gewesen,  begeren  ir  wyter  gschrifftlich  antwort 
und  endtlichen  beschlusz  derer  artickel,  so  gschrifftlich  von 
üch  unsz  Überantwort  sind.  Aber  dieselben  alle  zu  verantwor- 
ten erfordert  und  erheischt  gar  lange  wil,  vil  zyts  und  gschriift 
und  darumb  allen  verdrüsz  und  Unwillen  zu  vermeydenn  wöl-  w 
len  wir  uffs  kürczt  abermals  unser  meynung  unnd  endtlichen 
beschlusz  gschrifftlich  anzöigen,  in  [9]  hofihung,  es  werd  üch 
und  uns  dienen  zu  fryd.  Nun  sindtmal  wir  sind  in  eim  standt, 
der  got  (als  wir  hoffen)  angeneme,  der  heiligen  gschriift  ge- 
mesz,  nit  wider  der  seel  heil,  von  der  gemeynen  christlichen » 
kilchen  nit  verworffen,  aber  angenommen,  bestettiget,  confir- 
mirt  und  probirt,  werden  wir  denselben  in  keinerlay  wysz 
noch  weg  übergebenn  oder  des  uns  verzyhen,  wie  ir  dann  von 
unsz  allen  und  yedem  insunder  zum  dickermal  wol  verstanden 
habt,  wollen  ouch  nit  mer  dovon  disputiren  oder  argumenti-  •* 
renn;  dann  der  zwyfelt,  musz  disputiren,  uff  das  er  sins  zwv- 
fels  gewysz  werde  etc.  Item  wir  möchten  villycht  vermerckt 
werden  alsz  die  ungehorsamen,  eygenkApftigen,  verblendten, 
verstopften  etc.  Aber  das  heilig  ewangelium  spricht,  man  solle 
nit  urteylen.    Doch   syge   dem,    wie  es  wöl,   sind  wir  ye  der& 

3.  exeant  fi  b.  7.  Dien«  Aufschrift  des  Briefes  findet  lioh   in  der  Chronik  nicht 

11.  mühe,  unseren  halb  byshar  von  ach  erlitten.  14.  snm  dyckermal.  18— 19.  Welcke 
sber«u  verantworten  erforschet  und  erheyscht  gar  lange  wyl.  19—20.  geschrifit.  Das  « 
vermeiden.  23.  tarn  fryden.    Sitmal.  24.  3er  geschrillt.  27.  approbiert. 

27—28.  wir  in  keynerley  wisz  noch  weg  denselben  übergeben  oder  uns  des.  28.  dtna 
oflPt.  29— 50.  yedem  insonders  vernommen  habt.  30— 31.  »oder  argnmentirent  fehlt 
32.  ledig  werd.       34.  verstecken.       So  spricht  doch  das  heilig  evangeunm. 

• 

1)  Ein  Concept  oder  eine  Abschrift  dieses  Schreibens,  das  in  sehr 
freundlich  belehrendem  Tone  gehalten  ist  (ohne  Unterschrift  und  Datum1, 
ist  mit  dem  folgenden  Briefe  aufbewahrt.  2)  Wir  geben  den  Wortlaut 

des  Originalschreibens  mit  den  Varianten  des  Textes  der  Chronik.   8.  oben 
S.  436. 


1529.  453 

meynung,  alsz'vil  an  unsz  ist,  nieman  begeren,  auch  nit  wol- 
len in  sin  gewalt,  erkantnüsz,  glouben,  wesenn,  meynung  oder 
fumemung  redenn,  handien  oder  thun  in  keinerley  weg,  und 
dasz  usz  cristlicher  und  bruderlicher  lieb,  alsz  widerumb  erfor- 

i  dert  und  erheischet  cristliche  billigheit ,  in  unser  wesen ,  mey- 
nung und  fursatz  keinen  intrag  lassen  bringen.  Nun  aber  un- 
ser wesen  unnd  der  löblichen  stat  Basel  wesen  nit  einhellig  wil 
concordiren,  sind  wir  alzyt  geneygt,  unseren  nächsten  men- 
schen zu  förderen  und  nit  zu  hinderen,  wasz  die  eer  gotes  und 

»der  seel  heil  berurt,  wollen  auch  niemans  ursach  geben  zu 
ergernüsz,  unruwe  oder  unfryd.  Deshalb  ist  abermalsz  unsere 
demütige  und  ernstliche  bytte,  das  ir  sampt  des  anderen  un- 
ser» pflegers  wollen  unseren  gnädigen  und  günstigen  herren 
der  ratt  unsere  endtliche   meynung  und  beschlusz   mit  hohem 

'flysz  uffs  aller  best  furtragen,  sy  früntliche  und  ernstliche  byk- 
ten,  das  sy  sich  verwilligen  und  uns  vergünen  hinwegk  und 
von  binden  sampt  des  ünserens  zu  scheyden,  wollen  wir  alweg 
urab  üch  mit  unserem  demutigen  gebett  verdienen.  Datum  in 
der  Cartusz    in  minderen  Basel    ufF  sant  Vitalis   des   heiliges 

iö  martir  tag  im  29.  jar.  zs.Apr. 

Und   das  wir  alle  der  meynung   sigen,   auch   unser   aller 

endtlicher  beschlusz,  haben   wir   alle   und  yedlicher  besunders 

sich  mit  siner  hand  und   eygnen  namen   underschriben ,   und 

dasz  in  der  meynung,  dasz  unsere  gnadige  und  günstige  herren 

»  der  ritt  mundtlichen  und  gschriülichen   gnugsame  mögen  be~ 
rycht  werden,  wesz  willen  wir  sind. 
Johannes  Schupp  Johannes  Dryel 

Johannes  Loy  von  Lindow         Thomas  Kresszi 
Nicolaus  Frolich       Nicolaus  Molitoris       Othmarus  de  Sancto 

3o     Heinricus  Ecklin  Gallo 

Bruoder  Cristen       Bruder  Hans  Werli       Bruder  Hans  Roth l) . 

[*h]  Die  obgemelt  antwort  unsers  convents  wart  von  Hans 
Inny,  deszmal  unser  pfleger,  underschlagen  und  dem  rat  nit 
uberantwort,  wie  wir  von  im  begerten*). 

1—2.  Ut  ye  das  (als  vil  in  uns  ist)  unser  meynung  and  begeren ,  nieman  in  einen  gwalt. 
2-3.  ftumeraen  oder  meynung  zft  reden,  se  handien  oder  se  thon  (»in  keinerley  wegc  fehlt). 
5.  »und  erheischet«  fehlt.  5—6.  das  man  in  unser  wessen,  meynung  und  fursatz  keinen 
intrag  bringe.  7—6.  wessen  mit  einander  nit  wil  concordiren.  9.  forderen  und  nit 
hinderen.  11.  ergernysz,  uffrur  oder  unfriden.  aber  unsere.  12—18.  sampt  des 
anderen  pflegers  unseren.  14.  dem  rat.  16.  das  sie  uns  wollen  vergunnen  und  ver- 
wjftjgen  tob  hynnen  und  hyuwegk.  18—20.  Datum  uff  Vitalis  martiris  anno  ut  supra  (am 
litt:  1529).  21—24.  und  unser  entlicher  beschlusz  sye,  so  haben  wir  uns  alle  in  ge- 
BvspPand  yeglicher  in  Bonders  mit  siner  eygnen  handt  und  namen  underschriben,  der  mey- 
nung. 25—26.  gnogsam  berioht  werden  muntlich  und  schrifftlich.  27.  Die  Unter- 
schriften giebt  die  Chronik  nicht.  Von  denselben  sind  ausser  derjenigen  des  Nicolaue  Mo- 
litoris auch  noch  die  der  beiden  an  letzter  Stelle  aufgeführten  Laienbruder,  des  BrudtT 
Haas  Werli  und  des  Bruder  Hans  Roth  von  seiner  Hand  geschrieben. 

I)  Dieses  Verzeichniss  stimmt  zu  der  S.  368  ausgesprochenen  Vermu- 
tfcung,  dass  Bruder  Georg  Carpentarii  schon  am  6.  October  1 528  gestorben. 
8.  indessen  die  Nachtrage.  2)  Dass  das  Schreiben  doch  in  die  Hände  des 
Ratheß  kam,  geht  daraus  hervor,  dass  es  mit  den  Briefen,  welche  die  Kar- 
thäuser später  an  den  Rath  absandten,  zusammenliegt. 


454  1529- 

Nit  lang  darnach  setzten  die  pfleger  abermals  an  uns  mit 
scharpffen  herten  Worten.     Sytmal  wir  nit  wollen  hinusz  gon, 
dasz  gotswort  zu  hören,  so  solten  wir  von  iren  predicanfcen  ein 
uszerwölen,   der  uns   dasz  wort  im  closter  predige.    Antwort 
unser  convent  und  sprach:    »Es  ist  brach  und  gwonheit  un-  % 
sers  ordens,  dasz  man  alle  jar  eins  die  gantz  bibel  von  Anfang 
bitz  zum  end  einmal  uszlyszt,  und  nämlich  zu  winterzit  haben 
wir  3  oder  4  stund  metten,  do  hören  wir  das  goüich  und  bi- 
blisch wort  gnfigsam,  und  wiewol  dasselb  uns  ytzunt  nit  wurt  _ 
zugelaszen,   so   han  wir  doch  der  heiligen  lerer  bucher,  die» 
exponiren  und  predigen  uns  das  gotswort  ratlichen,  die  lesen 
wir  und  geben  inen  glouben,   dasz  sie  uns  nit  verfuren,  son- 
der die  recht  luter  götlich  warheit  under  dem  b&chstaben  ver- 
borgen endecken.    Aber  der  nuwen   lerer  halben,   wollen  wir 
nfizemal  volgen  dem  heiligen  sant  Paulo,  so  er  schribt  zu  den  u 
Hebreern:   »Nit  werden  verfurt  mit  mancherley  und  fremden 
leren«1).    Darumb  bitten  wir,  ir  wolt  uns  erlaszen,  uwere  pre- 
dicanten  ze  hören«. 

Uff  solche  unsere  wort  wart  uns  kein  antwort.    Nit  lang 
M.JuBi.darnach,  nämlich  uff  Cirici  und  Julite  1529  komen  die  pfleger» 
und  brachten  gebraten  fleisch,  dasz  assen  sie  mit  unseren  apo- 
staten   im  gewelm  vor  der  kirchen    mit  vil  stoltzen  schmoch- 
worten,    uns   und   unseren   orden   zu   verachten,   und  nämlich 
Hans  Irmy  mit  groszen  spottworten  in  Verachtung  wysz  sprach 
zum  dickermale :  »O  we,  dasz  es  der  subprior  nit  innen  werde«, n 
meynt  aber  den  vicarien.    Nachdem  sie  gessen  hetten,  giengen 
sie  in  die  kuchen  und  Hans  Irmy   sprach  zu  bruder  Hansen 
dem  kuchenmeister :  »So  ich  hynnen  werd  essen,  mäst  ir  mir 
fleisch  kochen.     So  aber  ir  dasz   nit  thon  wölten,   wurd  ich 
myne  junckfraw  heryn  schicken,  dasz  sie  mir  koch«.   Antwort #> 
bruder  Hans  und  sprach:    »Ir  solt  mich   nit  mÄszen,   ich  kan 
nit  fleisch  kochen«.    [ic]  Antwort  Hans  Irmi:  »So  machen  nch 
usz  dem  kloster«,   mit  vil  anderen  bochworten.     Usz  solichem 
frevel  ward  unser  convent  fast  bewegt  und  venneynt,  die  pfle- 
ger nemen  sich  mer  gwalts  an,   dann  inen  vom   rat  befolhen* 
were.    Darumb  ward  unser  convent  ritig,   er  wolt  des  bekla- 
gen vor  rat,  und  stelt  die  nachgonde  supplication*) : 

Den  ersamen,  fürsichtigen,  wysenn,  vesten  unnd  strengen 
herren,   herr  Adelberg  Meyer,   wol würdigem  burgermeuter  in 
Basel  unnd  dem  gantzem  rat,   unseren  günstigenn  unrra  gnä-^ 
digenn  herrenn. 

Edlen,  strengen,  ervesten,  fiirnemen,  fromen  und  wysenn 

42.  fromm*»,  ernvtston,  farnemen. 

1)  Hebr.  13,  9.  2)  Auch  hier  haben  wir,  wie  oben,  den  Wordtut 

des  noch  vorhandenen  an  den  Rath  abgesandten  Exemplars  au  Grunde  ge- 
legt mit  Angabe  der  Varianten  der  Chronik. 


1529.  455 

herren.  Esz  wurt  unsz  anzöigt  durch  unser  pfleger,  das  ir, 
unsere  gnädige  und  günstige  herren,  nit  ein  klein  misfallen 
enphonen,  so  ir  vermerckt  unseren  willen,  von  hinnen  zu  schei- 
den. Geschieht  aber  das  nit  von  unsz  usz  unstenttiglicher  lycht- 
»  fertigheit,  dann  wir  fast  gern  hie  wölten  blyben,  wo  wir  darzu 
nit  mereklichenn  geursachet  wurden.  Hierumb  wollen  wir  un- 
ser anligen  hie  uffs  kürezst  gschriftlichen  verzeichnen,  in  hoff- 
nung,  e.  e.  w.  werde  dasz  basz  vermereken  und  ermessen,  dann 
unsere  schlechte  einfaltigkeit  könne  oder  vermüge  darthun  und 

tt  an  tag  bringenn.  Nun  sitmall  wir  geheissen  werden  geistliche 
knecht  und  diener  gotes,  auch  dieselben  gern  in  der  warheit 
durch  die  werekt  erfunden  wölten  werden,  were  billich,  der 
gotesdienst  von  unsz  mit  grosser  andacht  und  hohem  flysz  ver- 
bracht wurde.     So  aber  dasz  nit  geschieht,  auch  unsz  yetzunt 

u  nit  müglich  ist,  denselben'  ze  verbringen,  -alsz  unsz  unsere  con- 
scieneze  heist,  der  orden  gebüttet  und  wir  vor  got  und  den 
menschen  schuldig  sind,  deszhalben  e.  e.  w.  woll  mag  ermes- 
sen, wasz  fryds  und  ruwe  wir  in  unsz  mögen  haben.  Item 
sitmal  wir  in  einem  standt  sind,  der  got  (alsz  wir  hoffen)  an- 

10  genem  ist,  dem  wort  gotes  gemesz,  der  seel  heil  nit  widerig 
und  von  der  gmeynen  cristlichen  kilchen  nit  verworffen,  sonder 
angenommen,  probiret  unnd  confirmiret,  können  noch  mögen 
wir  denselben  in  keinerley  wysze  noch  weg  wider  unsere  con- 
scienezien  verlassen,  übergeben  oder  unsz  desz  verzyhen,  möch- 

35  ten  [10*]  deszhalben  einer  gemeyne  der  löbigen  stat  Basel  (alsz 
ze  'besorgen)  Ursachen  zu  unruwe,  dann  Rudolff  Fry  in  der 
fasten,  da  er  mit  unsz  handlet  an  stat  unnd  von  wegen  herr 
Hansz  Yrmisz,  hielt  er  unsz  für,  wo  wir  üch  unseren  gnädigen 
und  günstigen  herren  nit  wölten  wilfarenn  und  unsere  beklei- 

30  düng  abzyhen ,  möcht  ein  ersamer  wiser  ratt  unsz  in  die  harr 
vor  der  gemeine  nit  beschirmen1),  deszhalb  wir  dasmal  merek- 
liche  forcht  enphingen,  aber  allermeist  unser  wirdiger  vater 
der  prior,  der  usz  forcht  solcher  und  derglichen  Worten  von 
unsz   sinen  schefflin  gewichen.    Ist  wol  war,   das  das  besehe- 

36  hen  ist  on  befelch  (wie  wir  berichjt  sind)  e.  e.  w.  Nit  dester- 
minder  mangellen  wir  unsere  vaters  des  priors,  nit  on  merek- 
liche  beschwertnüsz  und  grossen  kumer.  Auch  nemen  wir 
darusz  und  unsz  bedunckett,  es  werde  etwann  anders  mit  unfcz 
gehandlet,  dann  ir,  unsere  gnädigen  und  günstigen  herren  be- 

40  folhen  haben.    Dann  herr  Hans  Yrme  nimpt  sich  roer  gwalts 


* 


4.  tob  uns  nit.  uMtendiger.  12.  Nach  billioh  ist  in  Texte  der  Chronik  nachträglich  «j 
«in  »das«  eingeschoben.  Da«  Fehlen  dieses  Wortes  im  Briefe  wird  übrigens  wohl  kaum  J 
•in  Versehen  sein.  20.  gotswort.  22.  approbirt.  25—26.  eine  geffleyne  der  Üb- 
lichen etat  Basel Temrsaehen.       30.  e.  e.  w.       32.  Statt  vater  hat  die  Chronik 

die  Abkürzung  f&r  pater.      34*  tat  gewichen.      das*  es.      37.  groezes  komnier.      38.  wil 
uns  bednneken. 

1)  S.  oben  S.  449,  7. 


456  1529. 

an  (wil  unsz  beduncken)  tlau  im  von  c.  e.  w.  befulleu  ist,  dar- 
umb  wir  nit  wenig  werden  betrübet.  Dann  so  wir  unser  ober- 
ckeit  vor  den  pflegern  gedencken,  spricht  herr  Hans  Yrme: 
»Ir  habt  keine  oberckeit,  aber  ich  bin  euwer  oberer«,  und  usz 
solcher  vermessenheit  hat  er  unsern  vicarien  (nit  lang  ist)  ge-t 
nötiget,  im  gschrifft  ze  überantworten,  damit  unser  würdiger 
vater  der  prior  unsz  sine  verlassene  scheflin  (wie  eim  frommen 
getruwen  hirten  zimpt)  heimgesucht *) .  Dörffen  wir  siderhar  un- 
ser anligen  im  nit  schriben,  mögen  sines  ratsz  nit  pflegen, 
deshalb  nit  wenig  beleydiget  sind.  Item  wir  darnach  (wiewolu 
an  das  ingeschlossen  sind)  gar  gefangen  worden  und  in  krücz- 
gang  ingekerckert  uffs  gnubst,  das  wir  doch  weder  vor  got 
(alsz  wir  hoffen)  noch  vor  den  menschen  beschuld  haben.  Ist 
wol  war,  in  solcher  lyblicher  gefengnüsz  mosten  wir  unsz  lyden 
und  patiencz  haben ,  wo  wir  nit  inwendig  in  unser  consciencz  n 
vil  ein  swerere  enphönen  und  hetten ;  dann  sant  Petrus  tröstet 
unsz  sprechende:  »Lieben  [11]  bruder,  so  ir  lyden,  nit  alsz  die 
übeltheter,  sonder  alsz  cristen,  sind  ir  selig«2)  etc.  Item,  ist 
nit  lang,  hat  unnsz  herr  Hans  Yrme  gschrifUicn  etliche  artickel 
zugeschickt,  widerumb  begeret  von  unsz  gschriftliche  antwort. » 
Ist  geschehen  von  unsz  einhelling,  jo  auch  alle  unsz  und  ein 

1.  als  uns  bcxtanckt.  2.  bekümmert  und  betrübt  werden.  3.  dem  pfleger.  4.  dun 
ich.  5.  hat  er  (nit  lang  ist)  eint  mals  genStiget  unseren  vicarien.  8.  hat  beimge*»cH 
9.  mögen  onoh.  11.  »an  das«  fohlt.  17-- 18.  all  übeltheter.  18.  als  fromm  crirtw. 
19.  »ums«  fehlt.  in  gechrifft.  20.  in  uns  geschickt.  21.  Ist  beaeheen  einhelligbefe 
tob  uns. 

1)  Es  ist  ohne  Zweifel  der  oben  S.  449  Anm.  4  erwähnte  Brief  vom  7.  April 
(•dem  würdigen  geistlichen  vatter  vicarien  in  der  Cartuss  zu  Basel  etc.  in 
sin  hand«),  der  jetzt  in  dem  Sehreiben  Zscheckenbürlins  an  den  Rath  vom 
1 1 .  April  eingeschlossen  und  von  derselben  Hand  wie  dieser  mit  der  Auf- 
schrift »Carthuser«  versehen  ist,  also  erst  mit  diesem  späterhin  dem  Kar 
thauser  Archive  wieder  einverleibt  worden  ist.  Zscheckenbürlin  schreibt, 
er  sei  »frfisch  und  fast  ruwig,  allein  wann  min  vetter  und  br&der  by  mir 
weren«,  rath  diesen  auszuharren,  so  lang  als  möglich,  und  in  keinem  Falle 
ihre  Rechte  am  Kloster  eu  Übergeben,  dann  erz&hlt  er  seine  Beise  nach 
Freiburg  und  ermahnt  sie  noch  einmal  standhaft  zu  sein,  indem  er  den 
bis  hieher  deutsch  geschriebenen  Brief  auf  lateinisch  iu  Ende  führt.  Wenn 
Johann  von  Lindau  (s.  oben  Seite  453 ,  28  und  unten  die  Beilage  aber 
die  leisten  Schicksale  der  Karthaus)  oder  der  Sacrista  (wohl  Heinrich 
Ecklin,  siehe  unten  su  Bl.  18)  oder  irgend  welche  andere  schreiben  woll- 
ten, um  durch  den  Reverendus  (den  Prior  der  grossen  Karthaus,  Tgl. 
Seite  341  Anm.  2)  oder  das  Capitel  in  eine  andere  Provinz  versetzt  zu 
werden,  so  sollten  sie  es  so  rasch  als  möglich  thun  und  den  Brief 
heimlich  dem  Cunrat  Obrecht  zustellen ,  der  ihn  dem  Zoller  Enderlin  as 
der  Wiesenbrücke  geben  werde.  Dort  werde  ihn  der  Prior  von  Main»  auf 
seiner  Durchreise  in  Empfang  nehmen.  —  In  den  Brief  Zscheckenbflrlim 
eingeschlossen  ist  ein  lateinischer  Brief  eben  dieses  Priors  Gobelin  von 
Mains,  Visitators  der  Provincia  Rheni,  an  den  Vicar  und  die  aammtlichen 
Conyentualen.  Er  tröstet  sie ,  ermahnt  sie  zur  Sündhaftigkeit  und  bittet 
sie,  ihm  an  den  verabredeten  Ort  eine  Antwort  zukommen  zu  lassen,  wel- 
cher Gesinnung  sie  seien,  und  namentlich  auch,  ob  der  Schaffner  noch  fest 
sei,  trotzdem  dass  er  das  Kleid  abgelegt.  Der  Brief  ist  von  demselben 
Datum  wie  der  Zcheckenbürlins.        :)  1  Tetr.  3,  14. 


1529.  457 

^tJjcher  besonders  mit  sinem  nomen   und  hand  underschriben 
•^  ^wcr  knixtseliaift,  wasz  unser  endtlicher  beschlusz  und  wesz 
viÜcn  wir  weren,   in  auch  früntlichen  gebetten,   das  er  sampt 
^e*  andrenn    pflegers   unsere  gschriftliche   antworte    meynung 
lUnd  endüiclien.    beschlusz    e.  e.  w.  anzöigt  und  überantwortt, 
iu  hoffnung  ,     es  wurde  e.  e.  w.  und  unsz  dienen  zu  fryd  etc. 
fSW  unsz  beduncken,  es  sige  nit  besehenen.   Item  ist  nit  lang, 
id  die   pfleger    in   unser  Kloster  körnen,   ir  gebroten  fleisch 
itbracht  \xxid  dasz  vor  der  kuchen  geessen  etc.    Wir  glouben, 
^^rglichen    syge    nyemer  geschehen,   alsz   lang  unser  gotzhusz 
£  ^standen  ist,   "wir  nemen  es  auch  uff  für  ein  mutwillige  lycht- 
ft^xtigkeit  zu  schmach  und  Verachtung  unser  und  unsers  ordensz. 
It^em  ist   da&zmalsz    herr  Hansz  Yrme   in  die  kuchen  gangen, 
bruder  Hansen   den   kuchenmeister  mit  stolczen  worten  ange- 
>  faxen  sprechende :    »  So  ich  hinnen  wurdt  essen ,   musen  ir  mir 
fleisch  kochen  «.     Hat  bruder  Hansz  geantwortten :  » Ir  sölt  mich 
nit  musen,    dann   ich   kann  kein   fleisch    kochen«.    Hat   herr 
Hans  Yrme  aber  mit  bochwortten  gesprochen ,    er  söl  sich  usz 
dem    kloster    machen   etc.     Gnädigen   lieben  herrn,    personen 
i  unsers  gotzhusz,    die  sich  lang  zyt  frumbtlich  und   eerlich  ge- 
haltenn,   auch  not  und  nücz  unsz  und  dem  gotzhusz  gewesen, 
wollen   vertriben  on   redliche  ursach  ist  unsz  überlegen,   be- 
dunrckt  auch  fast  unbillich.    Item  er  hat  sich  auch  lassen  mer- 
ckenn,  so  man  im  closter  nit  wolle  fleisch  kochen,  wöll  er  sine 
,  roagt    harinschicken ,   musz  im  kochen.    Item   er  spricht  etwan 
auch   gar  sportlichen  zu  etlichen  unsern  personen :  »Wann  wölt 
ir  dasz  narrenkeplin  abzyhen  ? «    Wir  "hett  wol  gemeynt,  so  man 
Handlet  in  nomen  und  von  wegenn  einesz  ersamen  wysen  ratts, 
mau    sölt  auch   wort  bruchen,   die  einem   ersamen  wysen  ratt 
»  gemesz  weren    [nb]  und  dienen t  zu  eeren,    ob  man  joch   die 
personen,  mit  den  man  handlet,  wölt  verschmähen.     Harumb, 
gnaedigen    lieben    herrn,    ist   unsere  demutige    und  ernstliche 
r>ytte  ,   e.  e.  w.  wolle   söliche  und  derglichen  lychtfertigkeit  nit 
gestatten,    aber  abstellen,   wie  dann   unser  herr   zümpfmeister 
>  Jacob  Meyer  dasz  unsz  wol  vertrustet   nach   dem  abscheid  un- 
sere  würdigen  vaters  des  priors,  sprechende,   e.  e.  w.  sige  der 
meynung,   das  unser  closter  solle  und  werde  hin  und  hin  be- 
schlossen blyben,  keine  frowen  harinlassen,  auch  unser  spisung 
lassen  bruchen,  wie  von  altar  gewonheit  ist.    Wir  hoffen  unnd 
o  vertruwen,  e.  e.  w.  wer  unsz  daby  handhaben  und  keinen  lycht- 
fertigen  inbrirch  lassen  machen.    Gnadigen  lieben  herrn,    man 
möcht  villicht  gedencken,    das  soliches  lyden  und  kumer  unsz 

1.  onch  wir  alle  und  ein  vglicher  insonders.  5.  »endtlichen«  fehlt.  6.  in  hoffen. 
9.  mit  ynen  bracht-  10.  ei  sy  niemer.  17.  müssen.  21.  »unsz  and«  fehlt. 
23—23.  dann  es  bedunckt  uns.  26.  die  müsz.  25—26.  onch  etwan.  27.  betten. 
30.  ob  jach.  31.  »man«  vor  »handlet«  ist  in  dem  Texte  des  abgeschickten  Briefee  aus 
Versehn  ausgelassen.  34.  sonder  abstellen.  35.  des*«  uns.  39.  von  altar  har. 
40.  werd. 


1 


458  1529. 


billich  zu  handen  gang,  und  nit  on  ursach  musten  eranien, 
angesehen  wir  weren  eygenköpffig,  hartmutig,  verblent,  ver- 
stockt und  die  keinen  bericht  wollen  anemen  etc.  Aber  dasz 
were  freflichen  geurteilt,  im  heiligen  ewangelio  verbotten.  Doch 
sige  dem,  wie  es  wöl,  ist  ye  dasz  unsere  meynung  und  für- 
nemen,  nit  wollen  thun  wider  got,  unsere  glybt  und  conscien- 
czien,  auch  niemant  (alsz  vil  an  uns  ist)  ergernüsz  geben  oder 
am  guten  hinderen,  wollen  auch  usz  cristlicher  liebe  niemant 
in  sinen  glouben,  gwalt,  recht,  erkantnüs»,  fürnemen  undwe- 
senn  nit  reden,  keinen  intrage  bringen,  nit  verwerfen,  nit  ver-  u 
spotten  oder  verachten.  Dann  sant  Paulus  leret  unsz,  wie  ein 
yedlicher  mensche  für  sich  selbs  musz  rechnung  geben  vor  dem 
strengen  gericht  Christi  und  da  enphohen,  wie  er  gehandlet 
hat  im  lybe,  es  sige  gut  oder  bösz1)  etc.  Harwiderumb  erfor- 
dert cristliche  billicheit,  das  man  unsz  thuge,  wie  wir  den  an-  u 
dren,  und  lasz  unsz  blyben  by  unserem  glouben,  recht,  wescn 
und  fürnemen  etc.  Darumb,  gnädigen  lieben  herrn,  ist  unsere 
ernstliche  und  demütige  bytte,  e.  e.  w.  wolle  usz  cristlicher 
liebe  zu  herczen  fassen,  betrachten  unnd  ermessen  onsern 
mercklichen  kumer  desz  lybs  und  der  conscienczen,  schwere  % 
gefengnüsz,  wie  obgemelt,  und  unsz  thun,  [12]  wie  e.  e.  w. 
wölt  in  glichen»  fall  ir  geth&n  werden,  und  unsz  lassen  und 
günnen  ziehen  an  die  ort  und  endt,  da  wir  nach  unserem 
glouben,  conscienczien  und  orden  leben  und  thun  mögen,  wol- 
len wir  allezyt  mit  unserem  demutigen  gebett  umb  e.  e.  w.s 
2.  Juli,  verdienen.    Geben  uff  visitationis  Marie  anno  29. 

Auch ,  gnädigen  liebten  herrn ,   sit  herr  Hans  Yrme  kran- 
ckeit  halb  unser  anligen  nit  wol  gnugsamplich  mage  verenden. 
wo  esz   e.  e.  w.  nit  widerig  were,    begeren   wir  an  sine  stat 
einesz  andern  pflegersz,   der  unser  anligen,  wie  not  erfordert.« 
möge  uszrichten. 

Item  das  zytlich  unsers  gotzhusz  wurt  regirt  und  gehand- 
let on  unser  wyssen  und  bericht ;  ze  besorgen,  in  die  har  bring 
es  nit  ein  nüczbarliche  endt. 

U.  g.  demütigen  capellonen  und  diener,  beydei 
conventt  der  Carthusz  in  minderen  Basel. 

Uff  dise  supplication  ward  uns   keine  antwort,  dann  das 
Hans  Irmy  ward  vom  pflegerampt  gesetzt,   wie  wir  begerten 
doch  stond  es  lang  an,  dasz  man  in  nit  absetzt.   Dann  er  fa*t 
usz   unserem   schriben  erzürnet  und  begert  vom  rat  ein  copj 
unser  supplication  und  meynt  ie,  wir  hetten  in  ze  fast  gesmy- 

6.  wider  unser  getabde.       8.  cristlicher  und  bruderlicher  liebe.       9.  gwtU,  reebt.  gl* 
ben.       1 1.  Am  Rande  in  der  Chronik :  2  C«r.  &.       12.  oftua  tut  eich  selbe.      13.  »stow 

Knc  fehlt.       24.  mögen  thon  und  leben.       96.  im  1520  jnr.       27.  ntamL      »•  •««• 
hlt.        34.  »ein«  fehlt. 

1)  2  Cor.  5,  10. 


I. 


1529.  459 


ttct  und  trowet    uqs  ouch  fast  durch  unseren  schaffiier,  er  wolt 

roß  mit  recht    ersuchen  etc.    Doch  da  im  ein  copy  vom  rat 

ttterantwort  wurde ,  mocht  er  nit  anders  finden ,  dan  die  luter 

w*rheit  und   wie    er  mit  uns  gehandelt  het,  darumb  mnst  er 

y^ehwigen,   dann    er  erkant,  dasz  sin  spetzwörtlin  waren  im  in- 

^^ttrenckt,  und    merckt  ouch,  das  der  subprior  war  innen  wor- 

>gpkn,  da  er  sprach:   »O  we  dasz  der  subprior  nit  innen  werda, 

1  ^^rol  <ht  zwischen  ward  nit  witer  mit  uns  gehandelt.    Darnach 

^^^ttzt  der  rat  zwen  ander  pfleger  an  sin  stat1). 

Item  nach   dem  begert  unser  convent,  dasz  man  zwo  per- 

1  ^tffl  ra*  dem  convent  zum  prior  gen  Friburg  lyesz,  in  hoflhung, 

(*ß&  die  den  prior  wider  har  brechten.   Ward  dem  vicarien  er- 

^^ubt,  das  er  allein  hynab  füre.     Doch  [12*]  mast  der  convent 

£&x  in  versprechen,  und  er  eim  notario  in  die  hand  verheissen, 

ggy  er  sich  nit  widerstellet  nach  10  tagen,  solt  er  kein  anspruch 

xftef  ansz  cloeter  haben. 

Da  nun  der  vicary  sich  wider  gestelt  hett,  begerten  die 
pfleger  geschriffliche  antwort,  uff  das  sie  möchten  den  rat  un- 
derrichten,    wes   willen  der  prior  were.     Antwort  inen  unser 

>  convent  in  schrifft,  wie  har  folgt2) : 

Gnad  gotes  und  unser  demutiges  gebett  zuvor :  ersamen  wy- 
sen lieben 3)  herrn  und  pfleger,  nachdem  und  wir  durch  uch  von 
einem  ersamen  wysen  rat  erlangt  haben  verwilügung  unseren  vi- 
cariixm  schicken  gen  Friburg  zu  unserem  wirdigen  vatter,  im  an- 
zuzexigen  unser  anlygen  in  hoffnung,  er  wurd  sich  personlich  har- 
thun  und  underston  ein  vereynigung  und  rachtung  machen  mit  ei- 
nem ersamen  wysen  rat,  unser  und  unsere  gotshusz  halb,  ist  ytzunt 
bescheen  und  unser  vicarius  hat  sich  wider  gestelt  nach  unserem 
und  sinem  verheisz.  Wiewol  unser  wirdiger  vatter,  der  prior,  nän- 

>  zemal  nns  nit  mag  willforen  harzukomen  usz  vil  und  menger- 
ley  Ursachen,  nit  notwendig  hie  ze  melden,  dann  nach  sinem 
abscheid  von»  uns  hat  er  sich  selbs  vor  einem  ersamen  wysen 
rat  geschrifflichen  entschuldiget  und  anzöigt,  in  was  meynung 
er    von    hinnen   gewychen  sye 4) ,    da  by    lassen    wirs   blyben. 

>  Hat  och  muntlichen  unserm  vicarien  endecket  einen  willen  und 
entlichen  beschlusz,  nemlich,  das  er  wöll  durch  die  gnad  gotes 
verharren  und  bliben  in  dem  orden,  wider  sin  gelubde,  so  got 
dem  almechtigen  gethon,  in  keynerley  wysz  noch  weg  (als  vil 

1)  Wie  schon  oben  (S.  448  Anm.  4)  angedeutet  worden,  verhält  sich  die 

Sache  wohl  so ,    dass  Hans  Irmy ,  der  mit  Rudolf  Supper  die  Pflesrerstelle 

'ersehen   hatte   (in  den  Briefen  der  Karth&user  ist  Seite  453, 12  und  457,  4 

r0n  einem  Amtegenosaen  Irmys  die  Rede) ,  durch  Ludwig  Becherer  ersetzt 

*Urde,   und  zwei  weitere  Pfleger,   zunächst  Fridolin  Ryn  und  Hans  Veld- 

**£r    dazu  kamen.  2)  Von  diesem  Schreiben  habe  ich  das  an  die  Pfleger 

^sandte  Exemplar  nicht  finden  können.        3)  Wir  haben  die  Abkürzungen 

^   v   1   herrn«  und  »ein  e.  w.  rat«  oder  »e.  e.  w.  rat*  aufgelöst.       4)  S.  über 

*Wn  Brief  vom    H     April  S.  449  Anm.  4. 


460  1529. 

es  menschlicher  blodikeit  möglich  ist)  handien  oder  thun,  sin 
bekleidung  nit  verendern,  unser  gotshusz  und  was  des  gotehua 
ist,  ouch  was  er  hat  mit  got  und  mit  eim  rechten  titel  besitzt, 
nit  verlaszen  noch  übergeben  oder  sich  verzyehen,  des  willen 
wir  ouch  alle  samen  zu  beden  conventen  sindt,  wie  wir  dan  zu 
dickermal  uns  des,  so  muntlich  so  schrifflich,  entschlossen 
haben  und  nämlich  in  der  supplication  an  einen  ersamen  wy- 
sen  rat  gestelt,  ouch  uns  disz  protestirt  vor  einem  notariell. 
By  dem  wollen  wir  es  laszen  blyben. 

Hierumb  ist  unsere  ernstliche  und  fruntliche  bit,  das  ir,  unser 
pfleger,  wollent  einem  ersamen  wysen  rat  soliche  unser  meynung 
und  entlichen  beslusz  mit  hohem  [13]  flysz  uffs  allerbest  offnen  und 
anzeugen,  unser  halben  ein  ersamen  wysen  rat  frunüichen  bit- 
ten, das  ein  ersamer  wiser  rat  sich  nit  witer  bemuge  und  be- 
kummer  andere  antwort  von  uns  zu  warten.  Dann  so  ein  ersa- 
mer wyser  rat  uns  wolt  lassen  blyben  in  unserem  wessen  und 
etwas  bescheidlicher  halten,  dann  wir  ein  zit  har  gehalten  sindt, 
und  vor  der  gemeyne  sicheren,  wollen  wir  gern  und  willig  hie 
blyben,  wo  aber  das  nit,  wollen  wir  aber  gern  einem  ereamen 
wysen  rat  wilforen  und  von  hinnen  sampt  des  unseren  mit) 
irem  wissen  und  willen  zyhen.    Damit  sin  got  befolhen.  Datum 

^J™  secunda  post  Mathei  1529. 

Bede  convent  der  Cartusz  in 
mindern  Baszel. 

16.  Oct.         Item  nach  Galli  komen  die  pfleger  in  convent  und  retten  1 
mit  vil  ernstlichen  und  merglichen  Worten  und  sprachen :  »Sit- 
mal  ir  nit  wollen  usz  dem  closter  zum  wort  gotes  gon,  hond 
uch  unsere  herren  der  rat  4  predicanten  Angeschlagen,  darun- 
der  werden  ir  einen  nemen,  der  uch  gefalt,  der  musz  im  klo- 
ster    predigen,    und    sindt   nämlich  dise:    der  wychbischoff1,, 
Ecolampadius ,    doctor   Paulus2)   und   magister   Wolflgangus3 
Da  sy  sahen,  dasz  der  convent  nit  willig  was,  sprach  der,  der 
die  redt  thet:    »Ich   sprach  schier,    ir  weren   nit  crisüiche  lüt, 
dann  der  predicant,  den  ir  werden  erwelen,  musz  predigen  die 
gschrifft  von   got,    von  Christo,   den   cristlichen  glouben,  das* 
evangelium  etc.« 

.  Da  antwort  unser  convent:  »So  es  ie  mfisz  sin,  und  die 
herren  der  rat  habents  erkent,  so  wollen  wir  magistrum  Wolff- 
gangum  hören«. 

21.  oct.         Der   thet  sin   erste   predig   uff  Ursule  [im  closter  und  die« 

25-Not.  letste  darnach  uff  Catharine.  In  derselben  waren  die  pflege 
zegegen.  In  welcher  predig  der  praedicant  die  gute  werck  ?er- 
wurff  und  sprach  under  anderen  Worten :  »Die  kütten  sindt  nit, 

t  Vgl.  S.  450,  22.  2)  Paulus  Phrygio,  seit  kuriem  als  Pfarrer  an  die 
Kirche  St.  Peter  berufen,  vgl.  Hagenbach  129;  s.  Athenae  Kauriese 
p.  18  f.       3)  Wolfgang  Wissenburger. 


^»1 


1529.  461 

inder  den   miiren  sitzen  ist  nita  etc.     Da  wart  einer  usz  dem 
^O^onvent   entriist    und  ging  hinweg.     Schrey  im   der  predicant 
^^)ach  und   sprach:    »Hab  ich   nit  die  warheit  gesagt?     Ich  bin 
^^ereit  myner   predig  rechenschafft  zu  geben«.    Antwort  im  der 
^^onventual  mit  uflgehebten  henden,  sprechende :  »Ich  künts  dir 
,(^*ol  sagen«.     Et   sie  exivit  de  templo.    Do  beschlosz  der  predi- 
^ant  sin  predig   und  [i3b]  sprach:  »Ich  syhe  wol,  das  ich  kein 
^jrucht  bring   an  uch,  dann  ich  und  das  wort  gotes  werden  von 
^ch  veracht  und  verspott.   Wyll  mich  ouch  ytzunt  bezeugt  haben 
\^jiit  uch  und  allen   denen,   die  hie  gegenwertig  sind,   das  ich 
atn  jüngsten  tag  vor  dem  strengen  gericht  Christi  kein  schuld 
uwerhalben  wil    haben ,   so  ich  mit  allem  vlysz   und  ernst  die 
warheit  und  dasz  wort  (mort)  gotes  hab   f urgetragen.     Aber  ir 
gantz  verblent  und  verstockt  verharren  in  uwerem  furnemen« 
>etc.     Also  verluren  wir  (optate)  den  predicanten  mit  dem  (er- 
dichten)   wort  gotes. 

Noch  der  predig  beschickten  die  pfleger  den  convent,  usz- 
geslossen  des,  der  usz  der  predig  was  gangen,  und  sprachen: 
«Es    hat    her  Thoman1)  ein   grosze  Ungeschick   gethon  in   der 
0  warheit,   wo  das  die  gemein  innen  wurde,  dasz  ir  unseren  glou- 
ben    nit  wollen  annemen,  darzu  das  wort  gotes  verachten,  wir 
wissen  nit,  was  darusz  wurde«.    Antwort  vicarius:  »Es  ist  uns 
leyctt ,    ouch  haben  wir  im   nüt  befolhen ,   möchten  wol  lyden, 
es  wer  underwegen  bliben.    Darumb,  lieben  herren,  wir  bitten 
*  uch  ,     ir  wolts  ins  best  keren  und  den  convent  nit  laszen  en- 
gelten«.    Darnach  im  crutzgang  begegnet  her  Thoman  eim  pfle- 
ger  tind  sprach  zu  ym:    »Vermeynen  ir,   dasz   ich  unrecht  ge- 
thon. hab,    so  wil  ich  uch  ze  recht  werden  vor   der  universitet 
zu    Friburg  oder  vor  dem  bischoff  zu  Costentz«. 
d  Item  demnach  wurden  wir  von  den  pflegern  und  anderen 

verordneten  vom  rat  dick   und  vil  angelangt  und  mit  groszen 
lysten  ersucht,  darusz  uns  grosze  unrfiwe  und  mencherley  fan~ 
tasy    erwuchs,  wan  wir  besorgten  yemer,  durch  ire  besehybikeit 
wurden  sy  uns  in  unseren  Worten  fochen.   Darzu  schruwen  die 
&  predicanten    fast    uff  den    cantzeln  wyder  die  Carthuser    und 
sprachen,  wir  weren  ungehorsam  und  eygenköpfng  unnd  wölten 
keynen  bericht  annemen  etc.   Desglichen  theten  auch  die  bur- 
ger,  wa  sie  by  eynander  woren  uff  den  Stuben,  theten  sie  nit 
dan  von  den  Carthfiseren  disputiren.    Der  ein  verwundert  sich, 
»  das   1 1  oder  1 2  personen  eym  gantzen   rat  wyderig  weren  und 
in  keim   stuck    dem  rat  wolten  wilfaren.     Der   ander  wolt  die 
C'artuser  alle  uff  die  Rynbruck  füren  (so  man  im  volgt) ,  und 
*U  inen  sprechen:  »Nun  ziechent  die  [u]  kutten  usz,  oder  ich 
*tosz  uch    in    den   Reyn«.     Der  dryt  wolt   sy   über  die  muren 
Ä  ^erffen.     Etliche  wolten  sie  hencken  und  nämlich  im  groszen 

\)  8.  oben  S.  453,28. 


462  1&2& 

rat  waren  etlichen,  die  ratschlugen  und  sprachen,  man  solt  ein 
uftrur  machen  und  das  closter  überfallen,  und  alle  die,  die  do 
nit  wolten  dasz  nuwe  weszen,  die  (on)cristliche  religion  (sn- 
perstition)  annemen,  solt  man  erstechen.  Solchs  und  derghchen 
vil  ratschleg ,  über  uns  verfeit,  wurden  wir  innen  und  gewar-i 
net.  Usz  welchen  wir  wurden  etwas  erschrocken  und  cleimnu- 
tig  und  wurden  mit  einander  rätig,  wir  wolten  ein  supplicaiion 
an  radt  stellen,  in  derselben  alle  mergliche  artickel  yerantwur- 
ten,  so  mit  uns  gehandlet,  unser  gerechtigkeit  und  ursach,  war- 
umb  wir  den  orden  nit  wolten  verlassen,  uffs  best  anzeigen. 
Item  in  denselben  tagen  die  zwen  apostaten ,  nämlich  da 
schafEner  und  conversabruder,  desmal  portner ,  uberkomen  mit 
der  »tat,  und  der  Schaffner  nam  lypding,  alle  fronfasten  15  #.,  t 
soram  win,  2  nertzel  korns  und  huszrat,  für  ein  huszgesin  uber- 
swenglich  gnug,  und  für  sin  arbeit  der  schaffeny  halben  alle 
jar  20  ü.  und  behuszung  und  den  tisch  im  closter,  wie  eiu 
conventher,  und  so  er  ein  frow  neme,  möcht  er  sy  zu  im  ins 
closter  setzen1). 
28.  Not.  UfF  den  ersten   sontag  des  advents   gieng  er  nach  lutheri- 

scher art  zu  kilchen  mit  eim  jungen  meydlin  by  1 4  jaren,  da*  i 
satzt  er  zum  ersten  ein  zit  nit  gar  zu  im  ins  closter,  aber  dyck 
und  vil  fürt  er  es  ins  closter  und  tryb  gar  vil  lychtferngen 
mütwillen  mit  im,  unverholet,  unverschamet,  ytaunt  in  der  gast- 
kammern,  ytzunt  in  den  andern  kemmerlin,  dann  in  der  edlen. 
das  er  wol  mag  sprechen  (sathanice) :  »Non  est  locus  Cartuäe.  i 
quem  non  transeat  luxuria  mea«.  Darzu  entblfaxt  er  uff  einmal 
demselben  (unseligen)  meydlin  die  brost  vor  dem  eisten  im 
convent  ins  priors  cellen,  sprechende:  »Schouw,  wie  myn  frow 
(meretricula)  brüst  hat«  etc.  Warumb  aber  im  der  rat  so  groszen 
sold  gäbe  und  allen  mütwillen  gestattet,  wil  ich  hernach  sagen. > 
Aber  der  ander  apostata,  der  portner,  nam  in  barem  gelt  und 
huszrat  mer  dan  200  gülden  wert2).  Und  sie  bede,  was  sy 
mochten  zu  der  porten  hynusz  bringen  heimlich  oder  öffentlich, 
blyb  inen  alles.  Wyter  der  Scharnier  ward  von  dem  vicario  tot 
den  pflegern  verclagt  sins  bübischen  mütwillen  halben  [ubj,  unda 
sprach  zu  den  pflegern  under  anderen  Worten:  »Ir  haben  im* 
ein  spigel  für  die  ougen  gestelt,  er  gehört  uff  den  graben3]  und 

1)  In  einer  Urkunde  vom  18.  Oct.  t521>  (Karth.  Arch.  Kr.  490}  ver- 
lieh tet  Bartholomäus  Knobloch  (a.  oben  S.  432)  gegen  das  Leibgeding«  . 
wie  es  die  Chronik  hier  richtig  angiebt,  auf  alle  fernere  Ansprache  am 
Kloster.  Ueber  die  Dienste,  die  er  fernerhin  als  Schaffner  leisten  sollte 
und  die  dafür  zu  beziehende  Besoldung  berichtet  diese  Urkunde  nichts 
2)  Bonifacius  Keck  von  Dornbirn,  Laienbruder,  quittiert  ebenfalls  am  18.  Oct 
die  Pfleger  um  alle  Ansprache  an  das  Kloster,  nachdem  er  180  &  Steblei 
Basler  Münz  und  Währung  erhalten  hat ,  sammt  den  Kleidern ,  die  er  aa 
diesem  Tage  auf  dem  Leibe  getragen ,  seinem  Werkzeug  und  etwas  Haus- 
rath  (Karth.  Arch.  491).  3)  Den  Ausdruck  »üf  dem  graben  gen«,  d.  h 
um  den  Stadtgraben  spazieren,  gebraucht  Berthold  von  Regeasburg  nm 


1529.  463 

nit  in  die  Carthusz«.  Das  zoigten  die  pfleger  dem  rat  an.  Da 
wart  vom  rat  erkant  (in  concilio*  malignantium) ,  es  wer  sin 
eefrow,  er  solt  sie  gantz  zu  im  ins  closter  setzen.  Dann  der 
schafiher  hett  gröszer  gunst  vom  rat,  angesehen,  dasz  er  inen 

*  brieff,  sigel ,  alle  heimligkeit  und  alles ,  das  der  prior  im  ver~- 
trnwet  het,  ofihet  und  uberantwort.  Der  ouch  die  kutten  ab- 
gezogen und  gantz  ein  sellosz,  verrucht,  weltlich  und  fleisch- 
lich leben  fürt.  Dan  deszmal  pfaffen,  munch  und  nonnen,  ye 
verruchter  und  fleischlicher  sie  lebten,  ye  me  sie  gunst  vom  rat 

»  erlangten  und  gelybt  worden  vom  rat  (tanquam  in  proposito  pares) . 
Dann  unser  vicarius  beclagt  sich  vor  den  pflegern  unser  apo- 
staten  eins  und  sprach:  »Do  er  noch  in  der  kutten  was, 
war  er  alwegen  eins  streflichen  wandeis«.     Antworten  im  die 

..pfleger  sprechende:   »Das  er  allwegen  im  hertzen  hat  gehebt, 

u  das  thut  er  ytzunt,  daran  haben  unser  herren  ein  wolgefallen«. 
(Ecce  quales  justiciarii!)  Da  nun  der  Schaffner  vom  rat  ver- 
willigung  hat,  setzt  er  das  meydlin  zu  ym  ins  priors  cellen. 
Doch  wart  dem  meydlin  verbotten ,  dasz  es  nit  in  crutzgang 
ging.     Ouch  ob  yemant  usz   dem   convent  ansz   priors   cellen 

so  lütet,  und  der  Schaffner  nit  wer  in  der  cellen,  solt  es  nit  uff- 
th&n.  Da  nun  der  (Judas)  Schaffner  also  het  gehuset  ins  priors 
cellen,  visitirt  in  zum  dickermal  der  lutpriester  zu  sant  Theo- 
der,  mit  siner  metzen,  und  nämlich  im  advent,  an  den  frytagen 
zu  nacht,   und  bracht  sin  gesotten  fleisch  mit  ym  und  sassen 

*&  da  und  schlempten  und  buszetten  oder  brassetten  bitz  in  die 
tyeffe  nacht,  lachten  und  kytterten,  wie  in  eim  offnen  husz. 
In  summa,  des  priors  cell  was  frow  Venus  berg.  Doch  thet 
der  lupriester  solchs  visitiren  nit  umbs  Schaffners  willen,  son- 
der von  wegen  des  (glatten)  meydlin,  dann  es  gefyel  im,  wie 

30  nit  lang  darnach  offenbar  ward.  Darumb  der  Schaffner  und  der 
lutpriester  (die  ewig  hellischen  menner)  wurden  einander  thot- 
findt.  Darnach  wurd  der  Schaffner  mit  dem  meydlin  ouch  un- 
eins,  dan  der  kuszmonat  was  harumb.  Und  schlugen  und 
stiessen  [u]  einander  und  hetten  ein  geschrey,  wie  huren  und 

B  buben ,  (quales  erant) .  Da  schlug  dasz  meydlin  den  Schaffner 
mit  eim  buschel  Schlüssel  einen  wüsten  flecken  ins  angesicht. 
Da  der  rat  vernam,  wie  sie  ein  so  bubisch  leben  fürten,  und 
der  schaffher  trug  das  zeichen  im  angesicht  (posuit  signum  in 
fadem  suam,   ut  nullam  preter  ipsam  meretriculam  admittat), 

m  erkant  der  rat,  dasz  er  das  meydlin  gantz  und  gar  solt  usz 
dem  closter  thun.  Dasz  must  er  thun  des  tags,  da  es  im  ver- 
kunt  wurde. 

Nun,   dasz  ich  wider  kumm,  da  ichs  gelaszen  hab,   der 
suppKcation  halben,  wurden  wir  geürsacht  usz  mencherley  an- 

den  liederlichen  Dirnen.  S.  Mittelhoch d.  Wörter b.  v.  Benecke- Müller- 
Zarncke  I,  562.   Lexer:  Mittelh.  Handwörterbuch  I,  1064. 


L 


464  1 529. 

zeigung,  so  der  gantz  rat  bericht  wurde,  wie  statt mA  platz, 
da  unser  closter  stat,  von  inen  were  erkoufft  worden,  dei 
rat  wurd  die  predicanten,  desglichen  ouch  die  gemeine  heyszen 
swigen  und  uns  hynweg  oder  zufriden  laszen.  Item  die 
pfleger  sprachen  etwan:  »Die  burgerschafft  der  stat  Basel 
hat  uwer  closter  gestifft  und  begabt«,  und  wir  weren  frembd, 
mit  was  rechten  wir  dann  das  closter  und,  was  des  closteis  ist, 
mit  uns  begerten  hin wegzef Aren  ?  Wo  sye  uff  dem  weren  ver- 
harret, hetten  wir  inen  vil  ein  anders  können  darthun. 

Voigt  nun  die  supplication  in  form  und  gestalt  von  wort 

zu  wort,   wie  dan  durch  unseren  vicarium   sampt  zweien  per- 

sonen  unsers  gotshüsz  wart  beden  raten  sytzen1)  uberantwort 

und  geleszen  vor  beden  raten  zugegen  unsers  vicarien  und  der 

it.  dm.  ander  zwo  personen  uff  samsztag  nach  Nicolai  im  jar  1529* : 

Edlen,  strengen,  frommen,  vesten,  fursichtigen ,  ersamen 
und  wysen,  sonders  gnadigen  und  günstigen  herrenn.  Sit  wir 
yeczunt  lange  zyt  in  mercklicher  gefengnüsz  verknüpft  und 
verhelft  gewesen >  auch  gancz  und  gar  trostlose  gehalten,  ist 
noch  nye  unsz  mit  eim  einzichenn  wort  endeckt  ursach,  wie 
oder  warumb  wir  solche  trostlosze  gefengnüsz  verschüldiget  i 
haben,  deszhalb  unser  unmut,  kumer  und  beswernüsz  von  ta? 
zu  tag  sich  mercklichen  meret,  sonder  so  wir  verneinen,  wie 
die  predicanten  über  unsz  schryen,  die  gemeyne  murmel,  und 
closterlütt  klagen,  und  wir  in  solchem  vall  auch  unsers  leben* 
besorgen.  Deszhalb  wir  auch  (ist  nit  lang)  geschrirftlichen  un-1 
seren  pflegern  anzöigt  haben  ze  berichten  e.  e.  w. ,  wolle  mau 
unsz  hie  lassen  und  in  unserm  wesenn  blyben,  nemen  wir  gut- 
williglichen  an,  doch  dasz  wir  bescheidlicher  gehalten,  [i5bj  dac 
ein  zyt  har  gehalten  sind,  und  vor  der  gemeyne  gesichert 
wurden.  Ist  unsz  noch  kein  antwort  worden,  daruinb  un*er! 
kumer  und  forcht  mercklichen  zunympt,  wiewol  nit  in  unseni 
conscienczien  oder  gewisne  ist,  dasz  yemandt  in  beden  steten 
Basel  ab  unsz  könne  oder  möge  klagen,  dasz  wir  yemant? 
habenn  beleydiget  oder  beschediget  im  mersten  oder  im  min- 
stenn,  auch  keine  klage  schuld  halb  über  unsz  gehört  wurt,: 
haben  auch  keinen  frevell  begangen.  Deszglichen  haben  vir 
unsern  orden  und   observancz   dem  gotzwort,    alsz    wir  hotfen, 

24.-  in  disxem  fall.         28.  bescheydlicher  gehalten  werden ,   dan  wir.         34.  »«I«  ** 
schediget«  fehlt.       34-35.  im  mersten  oder  mynsten,  in  vil  oder  in  wenig. 

1)  Sitzend,  in  gesessenem  Rathe.  2)  Auch  hier  geben  wir  den  Wort 
laut  des  dem  Käthe  Oberreichten  Exemplars  mit  den  Varianten  der  Chrono 
Da  die  Schrift  durch  den  Vicar  selbst  im  Rathe  übergeben  wurde,  ist  * 
nicht,  wie  die  beiden  ersten  Schreiben  (S.  452  ff.,  454  ff.)  in  Briefform  zu- 
sammengelegt, versiegelt  und  mit  Adresse  versehen,  sondern  bloss  doppalt 
zusammengefaltet.  Von  swei  ineinanderpelegten  Bogen  sind  die  sieb« 
ersten  Seiten  beschrieben,  auf  der  Rückseite  steht  von  der  Hand  des  Bitt* 
Schreibers  Ryhiner :  Der  Carthuser  suplicationn,  welche  wol  ze  be<Jencken  ;«t 


r 


1529.  4Ö5 

gemfaz  nach  gelegenheit  der  Bach  wol  (und  alsz  vil  unsz  got 
gtvad  verfychen)  recht  gehalten.  Darumb  on  unsere  (ob  got 
wü)  schuld  und  alle  andere  angezögte  ursach  unsz  in  solcher 
gefengnüsz  und  geferligheit  verstrickten  und  halten  nach  un- 
s  serm  beduncken  geschieht  unbillich.  Ist  wol  war,  die  verornet- 
ten  von  e.  e.  w.  mit  unsz  ze  handien  han  sich  lassen  mereken, 
esz  beschee  darumb ,  dasz  wir  unsz  vor  einem  notarien  hand 
protestiret  und  bezögett,  dasz  wir  unser  gotzhusz  nit  wollen 
übergeben  etc.  Wo  dem  also,  wer  in  der  warheit  wol  ein  jamer 
)  ze  h6ren,  dasz  fromme  Cristen  andere  unschuldig  Cristen  allein 
urabsz  zytlichs,  so  unser  ist,  dermasen  solten  halten,  wie  mir 
ein  lange  zyt  gehalten  sind.  Man  möcht  villicht  sprechen, 
neyn,  esz  hang  mer  daran,  nämlich,  dasz  ir  nit  gehorsam  sind 
und  dasz  nüwe  ewangelisch  wesen ,  yeezunt  in  beden  stetten 
einhellig  angenomen,  ir  nit  annemen.  Gnadigen  lieben  herren, 
dasz  sige  wytt  von  unsz  und  sol  sich,  ob  got  wil,  niemer  erfin- 
den, dasz  wir  dem  heiligen  ewangelio  ungehorsame  oder  mit 
dem  minsten  buchstaben  wölten  widerfechten.  Möcht  man  aber 
sprechen:  Warumb  verwilligen  ir  üch  dan  nit  in  die  erkant- 
niisz,  so  bede  rat  einhelliglich  beschlossen  und  üch  han  lassen 
furtragen?    Achten  ir  sy  nit  ewangelisch? 

Gnädigen  lieben  herren,  wie  die  erkantnüsz,  item  wer 
yedennan  syge,  befelchen  wir  got,  der  do  alle  herezen  erkent 
unnd  lassens  die  bescheiden,  die  mer  verstancz  haben,  dan  wir. 
Sagen  darby,  so  schön  unser  [ie]  orden  dem  wort  gotes  nit 
gemasz  (dasz  wir,  ob  got  wil,  nit  verhoffen),  so  sollen  doch 
wir  nit  gezwongen  werden,  die  wil  Cristus  Jesus  unser  heil- 
macher  ein  fry  ungezwungen  hercz  erfordert,  glouben  auch  nit, 
das  ye  yemandt,  es*syge  by  den  Römern,  Corinthiern  oder  an- 
deren, zu  wölehen  der  heilig  sant  Paulus  geschriben  hat,  oder 
anderswo  gezwungen  syge  worden,  sonder  menglich  sin  fry  er 
wil  gelassen  und  got  befolchen,  der  allein  die  gnad  geben  und 
ingiessen  kann  und  mage. 

Item  wir  verjähen  und  bekennen  die  fiirschleg,  byszhar 
mit  unsz  gehandlet,  der  wort  halb  gütlich  unnd  früntlich  ge- 
wesen, aber  nachfolgungen,  wie  dieselben  sind,  wollen  wir 
yeezunt  zum  teyl  melden  und  unsz  (ob  got  wil)  dermasen  en- 
schuldigen  (alsz  vil  esz  schlechten  einfaltigen  menschen  mög- 
lich ist; ,  das  nieman  könne  oder  möge  unsz  straffwurdig  erken- 
nen. Nun  anf englichen  ist  unsz  furtragen,  zum  teyl  münd- 
lichen und  zum  teyl  gschriftlichen,  wie  e.  e.  w.  ire  erkantnüsz 
nit  habe  lassen  uszgon  also  blind,  unbedacht  und  gechlingen, 
sonder  mit  vorgeendem  rat,  ob  mit  got  und  guter  consciencien 
sy  yemand  solche  fürhalten  möchten,  und  haben  darin  funden, 

4.  verstricken.  6.  nngntlichen.  7.  geswornen  notarien.  Iß — 17.  und  »ich,  ob  got 
wil  oveh  nymmer  sol  erfinden.  22.  oder  wer.  24.  bescheiden  declariren.  27.  dann 
Christus.         »*•  si*«n- 

Basier  Chroniken.   I.  iJU 


466  1529. 

das  sy  solchs  fug  und  recht  habenn ,  und  syge  ye  nit  gesche- 
hen usz  einem  Widerwillen  gegen  unsern  personen  oder  begirde 
unserer  habe,  o  neyn,  und  werde  nit  anders  gesucht  oderge- 
meynet,  dan  der  seel  heil  etc. 

Gnädigen  lieben  herren ,  wer  wölte  dise  angesagte  wort 
verwerffen,  dasz  sy  nit  wol  und  recht  geseczt  weren,  aber  nacb- 
gonde  werckt,  ob  sy  den  rechten  gem&sz  sygen,  lassen  vir 
uszrichten ,  die  mer  vernufft  und  verstantz  haben ,  dan  vir. 
Dan  nach  den  obgemeldten  Worten  ist  gefolgt,  nämlich  on  alle 
angezeigte  ursach  ist  unsz  dasz  unser  verspert  und  beschlossen 
worden ,  die  Schlüssen  von  unsz  genommen ,  man  nympt  inn 
und  gybt  usz,  man  zöigt  die  zinszbrieff  den  zinszherreu,  spre- 
chende: »Wir  han  brieff,  geben  unnsz  zinsz«.  Man  erfordert 
und  gybt  rechenschafft  etc.,  und  dasz  alles  on  unser  wywen 
und  willen,  und  so  wir  fragen,  wurt  unsz  antwort  vom  schaf- 
ner,  wir  sollen  dem  zytlichen  nume  nit  [ieb]  nachgedencken. 

Gnädigen  lieben  herren,  dasz  ist  unsz  mercÖicheii  über- 
legen, angesehen  dasz  wir  alle  unsere  habe  mit  gutem  rechten 
eerlichen  tytel  überkommen,  in  guter  ruwiger  posaession  gehebt 
und  also  yeezunt  unverdienter  sach  entseezt  und  aller  admini- 
stration  beroubt  werden.  Gnädigen  lieben  herren,  wir  bytten 
durch  dasz  lyden  Cristi,  e.  e.  w.  wöl  unsz  nit  verargeun. 

Wir  fragen,  ob  dasz  closter  mit  sampt  anderem,  daau  ge- 
hörig ,  unser  syge  oder  nit.  Ist  es  nit  unser ,  so  begeren  vir 
keinesz  frembdes  guts,  dan  got  hat  gebotten  exodi  am  2t)- 
»Du  8olt  nit  dines  neonaten  husz,  wyb,  knecht,  magt,  vychc 
oder  wasz  din  nechster  hat,  begeren«,  item  oueh  nit  mit  oder 
under  eim  schin  desz  rechten  darnach  stellen.  —  Item,  ist  etf 
nit  unser,  warumb  werden  wir  dan  in  solcher  trostloser  gefeng- 
nüsz  gehalten  unnd  wil  man  unsz  nit  hinwegk  lassen,  *u 
übergeben  dan  dasz  closter?  Wyter,  ist  esz  nit  unser,  warum» 
werden  dan  wir  so  dick  und  ofÄ  angelangt,  wir  sollen  uns«  de*z 
closters  verzychen ,  so  ye  niemand  rechtlichen  hinwegk  gy & 
dan  dasz  vor  sin  ist.  Item,  ist  esz  nit  unser,  so  begeren  wr, 
dasz  gloubwürdig  brieff  und  sigel  darüber  verhört  werden,  sol- 
che gnugsam  e.  e.  w.  aller  ding  underrichten  werden,  und  &> 
sich  usz  denen  befindt,  dasz  dasz  closter  sampt  anderem  nit 
un$er  oder  an  unsz  nit  kommen  nach  inhalt  gütlicher  und 
menschlicher  recht,  so  werde  esz  dem  zugestelt,  der  recht  darzo 
habe;  wir  begeren,  gnädigen  lieben  herren,  nach  dem  geb"ttl 
Cristi  unsere  heilmachers,  dasz  mit  unsz  gehandlet  werde,  w 
dan  ein  yedlicher  in  glichem  vall  begert  mit  im  gehandlet  k 
werdenn. 

Item,  esz  ist  etwan  unsz  färgehalten,  ob  wir  ye  uff  unser 

2.  «ss  begyrde.         3—4.  gemeynet  noch  gesucht.         7—8.  die  «strickte«.       lf  'jj 
haben  die  brieff,  gebt  uns  den  suis.       21—22.  wir  bitte«  e.  e.  w.  nnb  dss  ljden  Ctn^ 
wollen.       27—28.  nnder  oder  onch  mit.       30.  man  wtl.        32.  wir  dann. 


k 


1W9.  467 


meynuHg  wölten  verharren  und  hinwegk  zyhen,  so  wolte  e.  e. 
w.  unsz  eerlichen  abfertigen,  dan  esz  were  einer  löblichen  statt 
Basel  nit  fast  eerlichen,  wo  wir  insz  nechst  dorff  körnen  mit 
leerer  hand,  und  ob  wir  nit  stat  und  placz  wüsten,  wölt  man 

5  unsz  mit  solchen  versehen  etc.  Gnädigen  lieben  herren ,  wer 
wölt  sprechen,  dasz  solche  wort  nit  barflüssen  usz  frommen 
ewangeüschen  herczen,  die  sich  von  volle  cristlicher  und  brü- 
derlicher liebe  überschütten.  Aber  nit  lang  darnach  begerten 
wir  ein  früntlichen  abzug,  wart  unnsz  antwort,  [17]  wir  mosten 

u>  quittiren  etc.  Gnädigen  lieben  herren,  ist  dasz  closter  mit  sampt 
der  hab  (wie  vormalsz  bemeldet)  nit  unser,  so  begeren  wir 
nüczs,  ^darff  es  keiner  quittirung,  begeren  noch  ein  früntlichen 
abzug  (wo  dem  also)  mit  unser  bekleydung.  Ist  esz  aber  unser, 
verhoffen  wir,   dasz  sich  nieman  desz  sinen  ze  verzychen  urj- 

15  verschuld  und  deszhalb  ze  quittiren  von  allen  rechten  gezwun- 
gen söl  oder  muge  werdenn. 

Gnädigen  lieben  herren,  man  ist  überkommen  mit  zwoen 
personen  unsers  gotzhusz,  nämlich  mit  dem  Schaffner  unnd 
partner,  eim  yedlichen  ein  merckliche  summe  verordnet  on  un- 

20  ser  wyssen  und  willen,  bedunckt  unsz  billich,  ob  in  solchem 
vall  wir  nit  mer  am  closter  hetten  dan  ein  interesse,  sölt  ye- 
mand  von  unsz  auch  darzu  beruffit  sin,  so  wir  mit  inen  und 
sy  mit  unsz  vereinbart  und  überkommen  sind  (wie  derselb  ver- 
trag lutet,   ist  nit  notwendig  yeczunt  ze  melden).     So  sy  nun 

&  von  unsz  abgewichenn  und  wir  nit  von  inen,  und  der  vertrag 
ob  unser  wissen  und  willen  beschechen,  Ion  wir  in  ston  in 
sinem  werd,  vermeynen,  esz  sige  in  allen  rechten,  wie  krefffcig 
oder  unkreftig  er  syge,  nit  unverborgen. 

Man  möcht  villicht  sprechen,   die   yeczunt  zwo  gedachte 

*>  persone  sind  gehorsam  gewesen ,  die  cutten  abgezohen ,  den 
orden  verlassen  und  sich  desz  gotzhusz  verzychen.  Gnädigen 
lieben  herren,  wer  recht  gehorsam  syge,  befelchen  wir  got ;  esz 
spricht  der  heilig  saut  Petrus:  »Man  musz  got  mer  gehorsam 
sin  dan  den  menschen«1).     Auch   durch  abzychen   der  cutten 

i*.  und  verlassen  den  orden  wurt  nieman  sicher  siner  seel  heil, 
mer  gybt  man  sich  in  geferligheit,  und  »wer  sich  in  geferligheit 
gybt«,  spricht  sapiens  ecclesiastici  3.,  »verdyrbt  darinen  «  2) .  Der 
aber  die  cutten  anbehaltett,  im  ordenn  verharret  und  demselben 
gelebet,   ist  siner  seel  heil  sicher.     Man  möcht  villicht  sagen: 

*•  »Wer  versichert  die,  so  im  orden  verharren  ?  Der  babst  ?«  Ant- 
wort: »Nein!«  »Wer  dan?«   Antwort:  »Der  versichert  hat,  dasz 

6.  die  «ort.  9.  abzog  mit  anaer  bekleidnng.  14.  niemant  sieh.  »ze«  fehlt. 

21.  dann  interesae.  23.  »vereinbart  und«  feilt.  25.  »nit«  fehlt,  offenbar  ein  Ver- 
ael»sn  des  Abschreibers.  28.  »ee«  statt  »er«.  3i.  Statt  »verlassen  —  veraychen«  hat 
die  Chronik  bloss  »verlassen  etc.«  35.  synea  heils.  37.  »ecclesiastici  3«  fehlt. 

39.  gelebet,  gibt  sich  nit  in  ftrlikeit,  ist.       40-41.  »Antwort«  vor  »Nein«  fehlt. 

1)  Act.  5,  29.         2)  Ecclesiasticus  'Sirach   3,  27. 

au* 


1 


468  1*29. 

Matheus,  Marcus,  Lucas  und  Johannes  die  luter,  pur  und  göt- 
lich  warheit  geschriben  haben  !a  »Wer  ist  derselb?«  »Esz  ist 
autoritas  ecclesie  catholice,  dasz  ist  der  krefftig  gewalt  der  ge- 
meynen  cristlichen  kilchen,  langwirig  bruch  und  einhellig  an- 
nemen  durch  die  ganczen  Cristenheit«.  Wer  nun  solche  auto-  & 
ritet  verwürfft,  wasz  im  gnugsam  sicher  und  gewysz  könne 
oder  möge  gsin,  geben  wir  e.  e.  w.  alsz  den  verstendigen  ze 
ermessen;  [nb]  wir  lassen  yeczt  anston  unser  glübt,  so  wir  fry, 
ungezwungen,  gott  vorab  und  darnach  dem  orden,  gethon 
habenn.  io 

Item  man  halt  unsz  für,  wie  e.  e.  w.  erkantnüsz  und  man-  • 
dat   sige  götlich,   recht  und  billich,   deszhalb  auch   im  druck 
uszgangen  und  talme  kumen  für  forsten  und  herrn.    Gnadigen 
lieben  herren,  dasz  üwer  mandat  götlich,  recht  und  billich  syge, 
lassen  wir  geschehen ,   wurt  aber  darumb   niemer  folgen ,    dasz  m 
wir  oder  ander  lüt  dasz  ire,   so  sy  han  und  besyczen  mit  got, 
recht  und  aller  billigheit,  mflsen  verlassen  oder  sich  desz  ver- 
zychen,  vermeynen  auch  nit,  dasz  im  gemeldten  mandat  oder 
erkantnüsz   sölchs   mit   eim  wort  gedacht  syge,    deszhalb    wir 
unsz  aller  billigheit  alsz  zu  einem  cristlichem  regiment  ze  Ter-  m 
sehen,  dan  on  zwyfel  e.  e.  w.,  wasz  sapiencie  am  6.  cap.   ge- 
schriben stot,  unverborgen  ist1). 

Item  man  spricht  zu  unsz:  »Wölten  unser  herrn  die  rat 
zwen  glouben  in  der  stat  haben,  wüsten  sy  wol«  etc.  Gnadi- 
gen lieben  herren ,  wir  wissen  nit  mer  dan  von  eim  glouben  n 
ze  sagen,  den  wir  im  tauff  enphangen  haben,  in  Latin  genent 
fides  catholica,  dasz  ist  der  gemeyn  cristlich  gloub,  der  anhebt 
»wir  glouben  in  got  vater  den  almechtigena  etc.  mit  allen  nach- 
gonden  stucken  und  aller  massen,  wie  im  heiligen  concilio 
Niceno  und  anderen  beschlossen  ist  worden.  In  dem  gloubenn  so 
wollen  wir  blyben  und  verharren,  so  ver  unsz  got  sine  gnad 
verlühet,  und  ee  lyb  und  leben  darann  strecken,  ee  wir  wöl- 
ten ein  andern  annemen,  wie  joch  der  genant  mag  werdeim. 

Item  so  wir  demutiglichen  bytten  und  begeren,  man  söl 
unsz  lassen  by  brieff  und  sigel  blyben,  antwort  man  unsz,  ob  » 
wir  dan  e.  e.  w.  wollen  zwingenn  etc.  Neyn,  gnadigen  lieben 
herren,  wir  wollen  niemandt  weder  zwingen  noch  dringen, 
sonder  begeren  by  dem  unserm,  so  wir  mit  got  und  recht  über- 
kommen, ze  blyben.     Deszhalb,    so  e.  e.  w.  villicht  der  ding 

1.  «und«  nach  Lucas  fehlt.  2.  Antwort:  es  ist.  Am  Rande  in  d.  Chron.:  Note  bane. 
4.  Der  Brief  hat  »cristlicher«.  6—7.  was  im  könne  oder  möge  gnugsam  versicheren  nnad 
gewiss  sin.  8.  anston  ytsnnt.  12.  «recht«  fehlt.  13.  talleme.  16.  »and  be- 
sycxen«  fehlt.  18.  »der«  statt  »oder«.  20.  tn  nch  ale  tu.  20—21.  zn  ramehen. 
21—22.  »dan  -  ist«  fehlt.  23.  der  rlt.  28.  in  gloub.  »den«  fehlt  30.  in  dem- 
selben glonben  (so  Ten-  uns  got  sin  gnod  verlychet)  wollen  wir  blyben  und  verharren.  # 

1)  Ungerechtigkeit  verwüstet  alle  Länder,  und  böses  Leben  stünet  die 
Stühle  der  Gewaltigen.  So  höret  nun,  ihr  Könige,  und  merket;  lernet,  ihr 
Richter  auf  Erden  u.  s.  w. 


r 


1529.  469 


nit  volkumenlich  underricht  were,  geben  wir  üch  ze  verston, 
wie  vor  zyten  ein  ersamer  wysser  rat,  ingeschlossen  die  ge- 
meyne,  bat  verkoufft  den  hoff  und  placz,  da  yeczunt  unser 
gotzhusz  stat,  mit  allen  inbüen  und  zugehörungen,  einsz  fryen 
»koiiHs,  ir  bar  gelt  darumb  en-[i8]phangen,  brieff  und  sigel 
darüber  uffgericht  und  sich  verzychen  aller  gerechtigheit ,  an- 
sprüch ,  inträg  und  aller  fund,  so  durch  menschen  möchten 
erfunden  werden  etc.,  auch  versprochen  und  verheysen,  sampt 
die  gemeyne   solchen  kouff  den  Cartusern  by  ire   triiwe   vest 

10  und  stet  ewiglichen  ze  halten  und  die  Cartuser  mit  dem  ob- 
gemeldten  hoff  und  placz  lassen  handien  und  wandlen,  schal- 
ten und  waltten  on  alles  ansprechen,  alsz  mit  dem  ircnn1). 

Gnädigen  lieben  herrn,  so  nun  unsz  merckliche  not  dring 
und  zwing,  so  musen  wir  thun,  dasz  wir  nit  vermeyden  ken- 

l*  nen.  Hierumb,  gnädigen  lieben  herren,  wollen  wir  üwere 
strenge  wysheit  ermanenn  und  ermanet  haben  desz  obgemeldten 
kouffs,  auch  uffs  höchst  darumb  ersuchen  und  ersuchet  haben, 
wie  eim  Cristen  zimpt  den  anderen  ze  ermanen  und  ze  er- 
suchen.    Wir    bytten   auch    luter    durch   gotes  willen,    üwere 

at  strenge  wysheit  wolle  mit  unsz  handien  nach  dem  gebot  Cristi, 
so  Math,  am  7.  spricht:  »Alles  dasz  ir  wollen,  dasz  üch  die 
lüt  thüend,  dasz  thun  inen  auch  ir,  dasz  ist  dasz  gesäczt  und 
propheten « ,  und  wollen  unsz  also  by  brieff  und  sigel  beschu- 
czen,   beschirmen,  behalten  und  lassen  blyben   und  den  offt 

25  gemeldten  hoff  und  placz  nach  lut  derselbigen  brieff  und  sigel 
ze  unsern  henden  stellen  und  fry,  on  alle  hindernüsz  durch 
personen  unsers  ordens  den  lassen  verwalten  und  verschaffen, 
wie  billich  ist. 

Gnädigen  lieben   herren,    dise  meynung  unsers   convents 

so  wolle  üwere  strenge  wysheit  im  besten  verneme  und  antwort 
nit  verengeren  oder  gar  keine  gebenn,  wie  vormalsz  be- 
schehenn. 

Da  nun  unser  convent  dise  supplication  het  dem  rat  uber- 
antwort,  wie  obstot,  und  der  rat  hört  unser  meynung  und  ge- 

35  rechtigkeit,  die  wir  zum  closter  hetten,  wüsten  ouch  nit,  wie 
oder  wasz  sie  dem  convent  solten  antworten,  nitdestmindcr 
wolten  sie  uff  irem  furnemen  verharren  und  dasz  closter  nit 
usz  iren  henden  und  gwalt  lassen,  darumb  forchten  sie,  unser 
ein   teyl  wurden  fluchtig  und  sich  heimlich  hinweg  machen, 

4»  und  so  denn  der  merteyl  by  dem  prior  were,  mästen  sie  dem 
prior  und  convent,  der  by  im  were,  die  zins  laszen  volgen, 
darumb  bestelten  sie  heimlieh  hfit,  die  uns  bewaret  etc.    Und 

3.  haadt.  13.  nnt  nnn.  13—14.  drinckt  und  zwingt.  17.  darumb  nffs  höchst. 
21.  Der  Brief  hat  »am  «.«  Die  Chronik  giebt  da«  Sichtige.  Der  Sprach  steht  Matth.  7, 12. 
22—23.  »da»  ist  —  »propheten«  fehlt. 

1)  8.  oben  8.  256  Anm.  1. 


470  1520. 

wie  wir  uff  samsztag,  wie  obstat,  inlegten  die  supplication,  in 
derselben   nacht  thet   unser  custor1)  gar  ein  dorechten  Unge- 
schick.    Dann  [isb]  er  was   ein  statkindt  und  hett  dielen  odor 
brett  ufgehebt  in  der  Stadt  gang  und  mit  sinem  liplichen  brü- 
der  verlaszen,  das  er  durch  dasselb  loch  im  sin  cleyder  hinusz  s 
trüge.    Und  so  der  custor  hinweg  kerne,  solt  er  im  sin  cleyder 
hienach  schicken  gen  Friburg.    Da  aber  nun  weder  der  custor 
noch  sin  bruder  nit  wüsten  von  der  heimlichen  hSt,  kome  uf 
12. d»c.  sontag  frue,   da  es  noch  finster  was,  uff  den  gang  unsere  cu- 
stors  bruder  und  wolt  die  kleider  reychen.   Do  erwusten  in  die  i< 
verhüter  und  legten  in  inn  den  thurn  3  oder  4  tag.    Aber  den 
custor  nam  die  stat  und  legt  yn  inn  den  kereker  1  nacht  und 
darnach  an  ein  kettin  in  sin  cell  und  gaben  ym  ein  weltlichen 
man  zu,  der  in  verhütet,  das  nieman  vom  convent  solt  mit  Ym 
reden.    Do  komen   alle  tag   3  oder  4  mann  vom  rat  verordnete 
mit  im  zu  handelen,  das  weret  4  oder  5  tag.     Darnach  ergab 
sich  der  custor  inen,  er  wolt  die  kutten  uszziehen  und  hinusz- 
gon  zum  wort  gotes.    Da  must  er  versprechen  sampt  sin  frundt 
mit  ym,  ob  es  sach  were,  dasz  er  sich  heimlich  oder  offenlich 
hinweg  mächt,   so  solt  er  sich  aller  ansprach  zum  closter  mitsJ 
der  that  verziehen  haben,  doch  diewyl  er  hie  blyb,  solt  er  ein 
pfrund  haben  wie   ein  ander  conventual.     Darnach  zog  er  ha- 
bitum  ordinis  ab  von  uszwendig,    aber  inwendig   behüt  er  in 
an,   und  legt  ein  swartzen   rock   darüber  und  gieng  also  usz 
und  in  bitz  nach  winachten  des  jars  1530;  wart  ym  witer  zu-a 
gemutet,  das  er  solt  zum  disch  gon,  und  verwyssen  im,  das  er 
gieng  zu  denen,   die  des  nuwen  weszen  nit  weren  und  kunt- 
schafil  mit  inen  hett,  das  solt  er  vermyden.    Er  besorgt  ouch, 
dasz   er  must  zum  gots  (zu  irem)  tisch  gon ,   darumb  ging  er 
heimlich  hinweg  gen  Friburg  widerumb  in  den  orden.  * 

Wyter  ist  zu  wissen,  das  der  radt  usz  dem,  dasz  der  custor 
glich  nach  inlegung  der  supplication  understanden  het  zu  flu- 
hen,  in  argwon  kam  wider  den  gantz  convent,  imm  wer  nit  zu 
vertruwen,  darumb  er  lange  zit  antwort  uffschlug.  Darzu  hat 
es  sich  ouch  begeben,  dasz  ein  namhafftiger  burger  der  Stadt  $ 
Basel  zu  Friburg  by  unserem  [19]  prior  het  gessen  und  under 
anderen  worten  hat  im  der  prior  gesagt  sprechende :  »Min  con- 
vent hat  ein  supplication  ingelegt  wider  mynen  willen,  dan  ich 
hab  die  besten  im  rat  zu  Friburg  und  die  gelerosten  in  der 
umversitet  dieselb  supplication  laszen  lesen  und  sie  rads  ge~<' 
fragt.  Und  sie  haben  das  alle  widerraten  usz  ursach,  der  con- 
vent wurde   dasz  fiier  gantz  anzünden  a  etc.    Da  nun  der  ege- 

I }  Wahrscheinlich  Heinrich  Ecklin ,  den  Georg  im  J.  1 526  als  sacrUu 
bezeichnet  (S.  355,  12;  unter  custor  und  aacrista  ist  derselbe  Beamte  w 
verstehn)  und  der  ein  »Stadtkind«  war  (S.  355  Anm.  4).  Des  Sacrista  er- 
wähnt auch  Zscheckenbfirlin  in  seinem  Briefe  vom  7.  April  (S.  oben  S.  45$ 
Anm.  1).    Vgl.  die  Beilage  über  die  letzten  Schicksale  aer  Karthaus. 


1529.  471 

nant  burger  wider  harkam,  zeigt  er  die  wort  des  priors  un- 
serem schaffrier  an,  der  sagts  im  convent  und  den  pflegern. 
Aber  Theoder  Scherrer1),  einer  Yon  den  13,  sagt,  der  prior 
het  ouch  solche  meynung  hargeschriben,  doch  wem,  ist  uns 
nit  zu  wissen,  dann  dem  convent  hat  er  nye  keinen  buchstaben 
geschriben  der  supplication  halben. 

Aber  dem  schaffher ,  wiewol  er  apostatirt  het,  nitdestmin- 
der  war  im  der  prior  fast  geneigt  und  schrib  im  dick  und  vil 
gar  fruntlichen.     Ouch  in  etlichen  handelen,   so  der  convent 

»mit  der  Stadt  hett  gehandelt,  schrib  er  dem  convent,  er  het 
recht  und  wol  gethon,  aber  dem  Schaffner  schrib  der  prior,  als 
ob  der  convent  nit  recht  het  gethon  und  sprach :  Jo  der  con- 
vent solt  sich  laszen  wisen,  dan  es  ist  itzo  also  ein  ding,  man 
muosz  dem  wasser  sinen  lauff  laszen  etc.   Sic  volo,  sie  jubeo2) 

>  etc.  Desglichen,  so  der  schaffher  gen  Friburg  kam,  wart  er  vom 
prior  frimtlich  entpfangen,  eerlichen  gehalten  vor  dem  convent 
und  prior  zu  Fryburg  entschuldiget ,  dasz  er  het  habitum  ordi- 
nis  abgezogen  in  einer  guten  meynung  (exitus  acta  probavit). 
Da  nun   der   Schaffner  sähe,    dasz   der  prior  kein   myszfallen 

»het  an  sinem  vresen,  ward  er  in  sinem  bösen  furnemmen  ge- 
sterekt   (maioraque   cornua  sumpsit3)).     Und  do  er  widerkam 
gen  Basel  (beschahe  uff  fritag  vor  dem  advent  1529  jar),  glych26.Nov. 
darnach   uff  sontag  het  er  hochzit  nach  der  lutherischen  art,  zs.Nov. 
dan  unser  prior  zu  Friburg  war  guter  ding  mit  ym  und  sprach, 

i  ob  er  darumb  wer  gen  Friburg  kommen,  dasz  er  in  ouch  wolt 
uff  sin  (maledyten)  hochzit  laden  etc.  Ich  kan  den.  prior  nit 
entschuldigen,  das  er  spricht:  »Ich  hab  dem  schaffher  ze  vil 
vertruwet,  und  wo  ich  mit  im  nit  guter  ding  were,  öffnet  er 
alle  heymlikeit  [i»b]  den  weltlichen«  etc.   (facUe  deviat  a  justi- 

*  eia,  qui  in  causis  plus  homines  quam  deum  timet) .  Ursach  ist, 
do  man  den  Schaffner  solt  machen,  war  der  merteyl  des  con- 
vents  darwider  und  sprachen  zu  den  visitirern,  er  wer  gantz 
und  gar  hinlessig,  weltlich  und  het  gar  keinen  anmut  zu  an- 
seht und  geistlichen  dingen  und  Übungen  (qui  sibi  nequam, 

»cui  bonu8?).  Da  antwort  der  visitirer  im  capitel  und  sprach: 
»Wir  wollen  uch  schaffher  machen  in  hofihung,  ir  werdent  uch 
besseren«.  Das  wasz  ein  hübsche  hoffhung.  In  der  cellen  nit 
geistlich  sin,  sunder  weltlich,  aber  am  ampt  in  der  weit  erst 
geistlich  werden.    In  summa :  die  visitirer  wolten  thfm,  was  inen 

*>der  prior  ingab  (sicut  moris  est).     Dornach  in  allen  Visitation 

1)  Ohne  Zweifel  Theodor  Brand ,  aus  einer  angesehenen  Kleinbasier 
Familie  (vgl.  S.  296  Anm.  2),  seines  Berufs  Scherer,  damals  Rathsherr  sei- 
ner Zunft,  spater  Oberstzunftmeister  und  zuletzt  Bürgermeister,  Vater  des 
S-  1S7,  26  erwähnten  Oberstzunftmeisters  Bernhard  Brand.  Ein  Kathsglied, 
das  den  Geschlechtsnamen  Scherrer  geführt  hätte ,  gab  es  damals  nicht. 
2)  Juvenal.  VI,  223.        3)  Anklang  an  Ovid.  Ars  am.  I,  230.    Trist.  IV, 


472  1529. 

warde  grosze  klag  ab  dem  Schaffner  von  beden  convent.  Be- 
glichen ward  der  prior  von  weltlichen  und  dapfferen  mannen, 
als  vom  zunfftmeister *)  gewaniet,  das  er  dem  schaffiier  nit  sott 
also  vil  vertruwen,  mocht  alles  nit  helffen,  der  prior  sprach 
allwegen:  »Ich  hab  mir  ein  guten  Schaffner  a.  Darumb  in  allen* 
Visitation  wart  der  Schaffner  nit  reprehendirt  von  den  visitirern, 
wiewol  sie  vil  klag  gehört  hetten,  sonder  vast  commendirt  und 
nemlich  in  der  nechsten  visitatz,  ee  er  die  kutten  uszzuch  und 
apostatirt,  declarirten  die  visitirer  (wie  inen  der  prior  ingeben 
het),  man  solt  dem  Schaffner  ein  eygin  rosz  kouffen.  Nit  lang  i* 
darnach  apostatirt  der  Schaffner  und  koufit  ym  selbs  2  röszlin, 
das  ein  rydt  er  im  tag,  das  ander  in  der  nacht  (dasz  mosz 
got  im  hymmel  erbarmen).  Darzfi,  da  der  prior  hinweg  fiire, 
vertruwet  er  dem  Schaffner  sigel,  brieff,  schlussel  zu  siner  und 
aller  heymligkeit.  Das  öffnet  und  uberantwort  er  alles  dem  rat,  '> 
darumb  er  groszen  gftnst  vom  rat  erlanget,  und  machten  in  zu 
eim  schaffher  der  stat  über  dasz  closter  und  lieszen  in  innemen 
und  uszgeben.  Deshalb  er  merglichen  groszen  schaden  dem 
closter  zugefugt ,  aber  da  was  kein  schand ,  dan  in  der  selben 
zit  zu  Basel  munch ,  pfafien  und  nunnen ,  ie  verruchter  und  2e 
fleiszlicher  [20]  sie  lebten,  ye  eerlicher  vom  rat  und  gemein  sie 
wurden  gehalten  (laudatur  peccator  in  desideriis  anime  sue  et 
iniquus  benedicitur) ,  und  sprach  man:  »Der  oder  die  ist  recht 
erlucht  mit  dem  gotswort  und  evangelio,  (ve,  quod  dicitur  bo- 
num  malum) ,  dan  er  oder  sye  hat  sich  gantz  von  den  apostütz-  s> 
lerwereken  gekert  und  ist  rechtgloubig  worden  und  hat  sin 
hoffnung  gantz  in  (anty)  Christum  gesetzt  und  nit  in  die  werg, 
damit  munch  und  nunnen  umbgon«  etc. 

Nun  wieder  ad  nropositum:  da  der  rat  vernam,  wie  der 
custor  hett  wollen  flänen  und  der  prior  het  dem  convent  ge-  » 
schriben  und  geraten  (das  doch  nit  war  wasz) ,  dasz  er  die  sup- 
plication  nit  solt  inlegen,  wie  dann  der  rat  von  Theoder  Scher- 
rer  und  vom  schaffher  ward  bericht,  doch  vil  anders  dan  an 
im  selbs  wasz,  dann  der  Schaffner  kan  der  lugen  ein  gut  gestalt 
machen,  darnach  ward  der  rat  mit  einander  rattig  und  sprach  » 
(wie  mir  ein  namhafftig  man  anzoigt) :  »Die  munch  wollen  un* 
in  keinem  stuck  wilfaren  und  gehorsam  sin,  auch  irem  eygneu 

9.  Am  Bande :  anno  1528.       13.  Am  Bude:  anno  1529. 

1)  Wahrscheinlich  ist  Lux  Zeigler  (aus  einem  Basler  AchtbOrgerge- 
schlüchte)  gemeint,  der  1523  Oberstzunftmeister  wurde  und  abwechselnd 
mit  Jacob  Meyer  zum  Hirsen  dieses  Amt  bekleidete,  bis  er  1529  als  An- 
hänger der  katholischen  Partei  genöthigt  wurde,  es  niederzulegen.  Maria 
von  Brunn ,  die  Nichte  des  Priors  und  grosse  Wohlthftterinn  des  Klosters, 
bezeichnet  ihn  in  ihrem  Testamente  (s.  oben  S.  334  Anm.  6}  als  ihren  Vet- 
ter. In  die  Zeit  zwischen  1523  und  1529  fällt,  wie  wir  oben  S.  432  bemerkt 
haben,  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  die  Wahl  des  Bartholomäus  Knobloch 
zum  Schaffner. 


1529.  1530.  473 

prior  sind  sie  nit  gehörig,  darzu  ouch  understond  sie  fluchtig 
ze  werden,  inen  ist  nit  zu  vertruwena.  Und  beschlussen,  man 
wolt  uns  nit  hinweg  lassen,  es  wer  dan  sach,  das  wir  uns  des 
gotshusz  verzychen  und  das  inen  übergaben  mit  gnugsamer 
»Versicherung  und  quittirung,  das  wir  kein  anspruch  mer  an 
das  closter  w ölten  haben,  wo  aber  dasz  nit,  so  wolt  man  un- 
ser bede  convent  in  crutzgang  inbeschlyssen  und  uffs  gnubst 
Fersperren.  Nach  dem  wart  nit  witer  gehandelt  mit  unserem 
convent  bisz  uff  Fabiani  und  Sebastiani  im  jar  1530.     Do  ko-  20.  Jan- 

t«  men  die  verordneten  vom  rat,  6  oder  7  man,  für  bede  convent 
und  redten  uff  solche  meynung:  »Unser  herren  des  rats  mey- 
nung  ist,  nit  dasz  sie  uch  von  dem  uweren  wollen  vertryben, 
aber  sie  begeren,  dasz  ir  ire  cristliche  religion  annemen  und 
uch  uwers  ordens,  regel,  Statuten  und  habyt  verziehen  wollen. 

i.s  So  wil  ein  ersamer  wyser  rat  das  regiment  wider  zu  uweren 
banden  stellen,  wie  ir  begeren  in  uwer  supplication,  doch  must 
ir  pfleger  [2ob]  haben.  So  ir  aber  dasz  nit  wollent  thun,  und 
vermeynen  vilycht,  es  wer  wyder  uwere  conscientz  und  des- 
balben  hinweg  wolten,   so  wil  man  uch  allen  ingemeyne  und 

»eim  yglichen  insonders  sin  leben  lang  laszen  volgen  ein  gute 
competentz,  80  ir  quitieren  mit  gnugsamer  Versicherung«.  Item 
wyter  sprach  einer  von  inen :  »Unser  herren  sindt  ob  uwer  sup- 
plication gesessen  und  die  verstanden,  wie  sie  lutet  nach  dem 
buchstaben,  und  ir  habent  unseren  herren  eben  gnub  zugeschri- 

fcben,  sprechende,  sie  haben  uch  das  uwer  beslossen  und  ver- 
spert ;  ir  han  doch  noch  essen  und  trincken,  und  sie  sindt  cast- 
vögt  (casten-  und  kistenfeger)  über  das  closter,  aber  ir  allein 
usufruetuariitt  etc.  Darnach  giengen  sie  hinweg,  und  bede  con- 
vent hetten  sich  bald  bedacht  und  verordneten  zum  vicario  zwo 

i<>  person ,  die  inen  uff  dasz  egemelt  anbringen  solten  antworten 
und  sprechen :  »Ersamen  wysen  lieben  herren.  Es  ist  noch  umb 
ein  kleyne  zit  zu  thon,  so  halt  man  capitel  in  der  obersten 
Cartusz,  dahin  kommen  vil  vätter  und  gelerte  personen,  den 
schriben  ir,  wollen  wir  ouch  schriben,  und  so  uns  wider  vom 

&  capitel  geschriben  wurt,  wollen  wir  uch  ein  fruntlich  antwort 
geben«.  Antworten  sie  und  sprachen:  »Wir  wollen  nit  mer 
disputiren.  Aber  wir  wollen  einmal  von  uch  wissen:  Jo  oder 
neyn,  ob  ir  unser  cristlich  religion  (ah  got  der  religion)  wollen 
annemen  oder  nit  und  uch  wollen  verzychen,  wie  obstat,   mit 

w  einer  gnugsamer  quitirung,  das  ist  tutsch  geredt «  (Latine:  Lu- 
pus in  omni  sermone  agnellum  vocitat).  Antwort  vicarius: 
•  Wir  werden  fiwer  religion  in  keinerley  wisz  noch  weg  anne- 
men, aber  so  es  nit  anders  mag  gesin,  so  stellen  ir  die  quiti- 
rung nach  uwerem  gefallen,  und  so  wir  sy  geleszen  haben,  ist 

4.)  »ie  uns  anzunemmen,  so  wollen  wir  sie  annemen,  wo  aber  nit, 

31.  •.  w.  1.  h. 


474  153«. 

so  wollen  wir  witer  thün,   das  billich  und  recht  ist«.     Solchs 
anbringen  ward  von  in  nit  abgeslagen,  und  sie  lyeszen  uns  uff    i 
dem  won,   dasz  sie  ein  quittirung  stellen  wolten.    Do  waren    j 
etlich  vom  convent  nit  wol  content,   vermeinten,    der  vicarius    ' 
het  sich  ze  vil  [11]  ergeben  etc.    Item  witer  redet  ein  conven-*  ' 
tual,  sprechende:  »Lieber  herr,  es  ist  erkant  von  beden  raten, 
wölche  person  etwas  ins  closter  hat  bracht,  wöll  man  ir  laszen 
volgen.   Nun  hab  ich  von  mynes  vetterlichen  erb  bracht  200  fl., 
beger  ich,  das  man  mir  die  lasz  volgen,  so  will  ich  für  mich 
und  alle  myne  frundt  gnugsam  quittieren,  das  weder  ich  noch» 
myne  fründ    ansz    closter    oder   stat   keinen   anspruch  wollen 
haben,  und  so  das  geschieht,  will  ich  hinweg.   Aber  das  closter 
zu  übergeben  und  mich  das  verziehen,   hab   ich  nit  gewaltf. 
Antworten  sy  und  sprachen:   »Es  ist  wol  ein  wunder,  dasz  ir 
uch  alle  so  fast  sperren,   dasz  closter  zu  übergeben,   so  doch» 
uwer  keiner  mag  sprechen  von  dem  minsten,   das  des  closters     | 
ist,    dasz  ist  myn,   dann  ir  sindt  allein  usufruetuarii  und  nit 
eigen  Schaffner,   aber   unser  herren  sindt  kastvögt«  etc.  (nnde 
locus?).    Antwort  vicarius :  »Ja,  ir  sagent  recht,  das  unser  kei-     j 
ner  für  sich  selbs  insonders  mög  sprechen,  das  ist  myn,  aber*>  ' 
der  orden  und  wir  alle  ingemeine  mit  dem  orden  mögen  spre- 
chen :  das  closter  und  was  des  closters  ist,  ist  unser  und  myn. 
Doch,  so  ir  selber  bekennen,  das  unser  keiner  mög  sprechen, 
dasz  closter  ist  myn,  wie  mögen  dann  wir  hinweg  geben,  das 
nit  unser  ist?«    Wyter  wart  geredt:  »Ir  hand  in  uwer  suppli-r» 
cation  gesetzt,   der  seel  heyl  hang  an  der  kutten«.     Antwort 
vicarius :  »Das  haben  wir  nit  geschahen,  sonder  in  der  kutten, 
so  wir  unser  gelubd  halten  und  dem  orden  leben,  sindt  wir  der 
seel  heyl  sicherer  in  der  kutten  dan  on  die  kutten«.    Wyter 
wart  von  inen  geredt :    » Ir  sollen  wissen ,  das  unser  herren  in  u 
irer  Stadt  und  landt  kein  kutte  mer  wollen  haben  noch  wissen«. 
Antwort  vicarius:    »Wir  möchten  lyden,    dasz  man  uns  noch 
hinacht  hynweg  lyesz«.     Antworten   sie   und   sprachen:  »Wir 
haben  tutsch  geredt:  wöllent  ir  unser  cristliche  religion  (aiity- 
christianam  abominationem  dicere  debuerant)  anneinen  oder  quit-  >; 
tiren?  (schaff  her)  den  weg  mftsz  es  hinusz«.    Antwort:  »Stel- 
lerat ir  die  quitantz«,  [21  bj  wie  obstat. 
28.  Jan.         Darnach  uff  Agnetis  seeundo  komen  abermals   die  vorbe- 
stympten  und  berufften  bede  convent  und  redten,   wie  vorge- 
melt,   ob  wir  wolten  ir  christliche  religion  annemen  etc.,  wie« 
obstat.   Antwort  der  convent:  »Wir  wollen  in  unserem  wessen 
verharren«.    Witer  sprach  vicarius:   »Der  nechst  abscheid  was, 
das  ir  solten  ein  quitantz  stellen«  etc.    Das  wolten  sie  nit  an- 
redt sin,  sonder  sie  sprachen:  »Wir  haben  dasz  uch  nit  zuge- 
sagt«, und  also  stunden  sie  uff  und  giengen  hinweg.   Da  redete 
einer  usz  inen,  indem  do  sie  zu  der  thür  uszhin  giengen:  >Jo, 
ir  wollen  das  closter  nit   übergeben  und  wollen  doch  hinweg, 


1530.  475 

wo  ist  dasz  recht,  jo  morgen  im  dorff«.  Uff  dise  wort  ward 
inen  kein  antworte  dann  sie  warten  nit.  Darnach  beschickten 
sie  zum  ersten  vicarium  ins  Schaffners  stüben  und  fragten  in, 
wes  willen  er  wer,   wolt  er  sich  des  closters  verzychen,   wolt 

3  man  in  sin  leben  lang  wol  versehen  mit  einer  guten  competentz 
etc.,  und  solt  sich  glychformig  den  anderen  christgloubigen 
menschen  machen,  »dan  uwer  orden  und  andere  örden  halten 
wir  nit  anders  dann  für  secten.  Also  (sprachen  sie)  wollen  wirs 
nennen«  etc.    Antwort  vicarius:  »Das  ir  unseren  orden  für  ein 

losect  halten,  volgt  darumb  nit,  das  er  müsz  ein  sect  sin«.  Da 
nun  vicarius  wider  von  inen  herusz  gieng,  stundt  ein  Stadt- 
knecht  vor  der  thür  und  wolt  in  nit  mer  zu  dem  convent  lassen. 
Darnach  beschickten  sie  einen  nach  dem  anderen,  und  so  er 
wider  herusz   gieng,   liesz  man  in  nit  mer  zu  dem   anderen 

u  (ecce  quanta  machinantur  versipelles,  ut  illaqueent  innocentes) . 

Item   ufT  mitwoch  nach  palmarum   1530  kamen  aber  dien. Apr. 
verordneten  vom  radt  für  bede  convent  und  sprachen  wie  ob- 
gemelt,   w ölten  wir  ir  religion,    die  der  geschrifft  gemesz  ist, 
annemen.     Antwort  der  convent:    »Neyn,  wir  wollen  in  unse- 

»rem  weszen  verharren«.  Antworten  sie  und  sprachen:  »Unser 
herren  wergklut  sindt  hinnen  und  werden  uch  im  crutzgang 
versperren,  dasz  keiner  herusz  mag  komen«.  Da  redt  vicarius 
und  sprach :  »Lieben  herren,  wir  haben  (ist  nit  lang)  unser  an- 
ligen  in  ein  supplication  gestelt  einem  ersamen  wysen  rat  uber- 

K  antwortet,  als  einem  christlichen  regiment,  in  hofmung,  [22]  uns 
wurde  christliche  antwort,  aber  ytzunt  wil  man  uns  on  antwort 
und  alle  angezöigt  ursach  versperren  und  beschlieszen  in  dem 
unsern,  uff  dem  unsern  und  umb  des  unsern x)  wider  got,  recht 
und  alle  billigkeit«. 

ao  Da  sie  dasz  horten,  wurden  sie  fast  zornig  und  erbleich- 
ten und  sahen  wie  die  doten  und  kamen  inen  die  websten  in 

12.  Erst  battej»farc  gestanden,  was  jetzt  duroh  »vom  ersetzt  ist. 

1)  Diese  Stelle  scheint  eine  Reminiseenz  an  den  Ausspruch  über  Herzog 
Leopolds  Tod  bei  Sempach,  dem  wir  in  verschiedenen  Wendungen  begeg- 
nen: Ich  wil  bi  minen  rittern  und  knechten  hfit  sterben  und  genesen  umb 
das  min  und  uff  dem  minen  und  nmb  min  väterlich  erb.  Sogen.  Klin- 
genberger  Chronik,  hsgg.  v.  Henne  190.  —  In  und  um  und  uf  dem 
sin  si  der  herr  erschlagen,  das  tun  die,  so  nit  holder  Bin  den  eidgnoszen, 
von  in  sagen.  Sempacher  Lied  bei  Liliencron:  Die  historischen 
Volkslieder  der  Deutschen  I,  136.  —  Quod  dux  Lupoldus  non  fuit  per  suos 
et  in  suo  interfeotus.  —  Quod  a  suis  et  in  suis  dominus  tunc  iaem  dux 
interfeetus  fuit.  —  Ex  quo  manifeste  constat  a  suis  et  in  terris  suis  id 
factum  fuisse.  Eidgen.  Abschiede  II,  313.  314  (Verhandlungen  zwischen 
den  Eidgenossen  und  Oesterreich  auf  dem  Tage  zu  Constanz,  1461  Mai  2). 
—  »Warn  erschlagen  bey  den  Seinen  und  von  den  Seinen  und  in  dem  Sei- 
nen« heisst  es  auf  dem  Bilde  des  Herzogs,  das  im  Kathhaus  zu  Gersau 
hängt.  Geschichtsfreund  19,  12.  —  Am  meisten  klingt  die  Stelle  der 
Chronik  an  das  Lied  an,  das  also  wohl  dem  Verfasser  bekannt  sein  mochte. 


476  15*0. 

den  hindern,  und  rütsten  uff  der  benck  hin  und  har,  doch  seyt 
ir  keiner  etwas,  das  dahär  dienet.  Solche  antwort  ward  uns 
von  der  crisüichen  religion  uff  unser  eupplication.  Darnach 
im  crutzgang  sprach  einer  zum  vicario:  »Ir  sindt  mit  uweren 
Worten  zu  vu  unbescheiden  geweszen«.  Antwort  vicarius:  »Habs 
ich  nit  die  luter  warheit  geredt?«  Antwort  er:  »Jo  warheit,  jo 
warheit«  (veritas  est  nobis  gcavis  ad  audiendum,  sed  in  men- 
dacio  ponimus  spem  nostram,  quo  et  protecti  sumus; .  Item  nit 
lang  darnach  redet  einer  von  den  verordneten  mit  einem  welt- 
lichen priester,  daszmal  unser  pfrunner  und  sprach:  »Uwer« 
vicarius  ist  ein  ruchman  und  unerfaren  in  weltlichen  sachen, 
das  wirt  von  unseren  herren  ermessen,  wo  dasz  nit,  hett  er 
7  köpff,  man  hüwe  sy  im  alle  syben  ab«  etc.  Item  in  solicher 
gefengnusz  gab  man  uns  essen  und  trincken  ein  gute  notturft, 
ouch  bekleidung  (fidelis  deus ,  qui  non  sinit  suos  famulos  in " 
se  sperantes  tentari  supra  id  quod  posaunt).  Aber  mit  dem 
ubengen  machten  sie,  wie  inen  gefiel,  sy  gaben  usz  und  na- 
men  in  on  unser  wissen  und  willen,  kouftxen  und  verkouffken1] 
etc.,  doch  solch  gefengnusz  was  uns  wol  lydlich,  dann  man 
liesz  uns  züfryden  und  hört  uff,  uns  wyter  ze  vexiren  (non* 
invenientes  quod  ultra  contra  insontes  molirentur2)). 

1)  Am  1.  und  2.  August  1530  wurden  durch  die  Pfleger  »heren  Ludwig 
Becherer,  meister  Rudolffen  Supper,  meister  Anthoni  Gobelin  und  Meister 
Fridlin  Ryffen«  eine  Menge  Kirchen  gew&n der  versteigert  und  daraus  die 
Summe  von  260  U.  10  s.  7  d.  erlöst.  Das  Verzeichnis«  der  versteigerten 
Gegenstande  und  des  Preises,  um  den  sie  losgeschlagen  wurden,  findet  sich 
auf  dem  Karth.  Ar  eh.  unter  den  unsignierten  Papieren.  Am  Schlüsse 
bescheinigt  der  Rathschreiber  Ryhiner,  dass  am  13.  Jan.  1531  Fridolin  Rvff 
von  der  obgenannten  Summe  250  tt.  den  Almosenherren  ausbezahlt  habe 
(Ueber  Stiftung  oder  Erweiterung  des  grossen  Almosens  in  der  Reforma- 
tionszeit  aus  Beiträgen  der  Klöster  s.  Lichtenhahn  124  ff.).  —  Bei  der 
Versteigerung  finden  wir,  dass  eine  Frau,  »her  Heinrich  Rumana  frouw«, 
Messgewänder  zurückkauft,  die  sie  und  ihr  Mann  geschenkt  hatten.  (Liber 
benef.  312  sind  Heinrich  Romann  und  seine  Frau,  deren  Sohn  Jacob 
Rumann  und  seine  Frau,  wohl  die  Grosseltern  und  Eltern  dieses  Heinrich 
verzeichnet,  er  selbst  ist  Blatt  19  u.  20  erwähnt.)  2)  Man  könnte  ver- 
sucht sein ,  aus  dem  Umstände ,  dass  hier  und  dann  wieder  Bl.  25b  der 
Faden  der  Erzählung  unterbrochen  und  ohne  eine  durch  den  Zusammen- 
hang gegebene  Veranlassung  auf  Früheres  zurückgegangen  wird,  zu  schlieft- 
sen,  die  Aufzeichnung  der  Chronik  sei  in  verschiedenen  Absätzen  geschehn, 
der  Verfasser  habe,  nachdem  er  hier  in  seiner  Schilderung  bis  zu  der  Zeit, 
in  welcher  er  schrieb,  gelangt,  Früheres  eingeschoben,  habe  dann  geraume 
Zeit  nachher  die  Erzählung  der  jüngstvergangenen  Begebenheiten  wieder 
aufgenommen  und  bis  zur  Gegenwart  fortgeführt,  nachdem  er  so  weit  ge- 
wesen ,  wieder  Anderes  aufgenommen  (Bl.  25*>  ff.) ,  um  nach  einiger  Zeit 
(Blatt  29)  aufs  neue  zur  Schilderung  der  letzten  Ereignisse  zurückzukehren. 
Allein  dem  widersprechen,  wie  schon  8.  432  bemerkt  worden,  zunächst  die 
Schlussworte  der  Chronik:  Finis  12.  maii  1532.  Bei  einer  in  verschiedenen, 
durch  grössern  oder  geringeren  Zeitraum  getrennten  Absitzen  gemachten 
Aufzeichnung  hätte  diese'  Bemerkung  am  Schlüsse  des  letzten  Absatzes  nur 
eine  Bedeutung,  wenn  der  betreffende  Absatz  nun  definitiv  als  der  letzte 
hätte  angesehn  werden  können,  ein  vollständiger  Abschluss  der  Darstellung 


1523—1526.  477 

Item  wyter  ist  zu  wyssen,  dasz  das  lutherisch  (wicklevisch) 
wesen  zu  Basel  merglichen  hat  zugenomen  von  eim  stuck  in 
das  ander.  Nämlich  im  jar  1520  und  21  etc.  fiengen  an  munch 
und  nonnen   usz  den  clostern  zu   Stäben  oder  gon,   dorfft  die 

soberkeit  der  closter  nit  straffen1). 

In  den  selben  tagen,  do  man  zalt  1523,  hetten  wir  ein 
conventual  mit  nammen  Thomas  Brön,  was  ein  stadtkindt  und 
sine  vater  und  muter  warend  fast  rych  geacht 2) .  Diser  Thomas 
ward  fluchtig,  nämlich  also.    Umb  dasz  fest  corporis  Christi  im   *** 

io  obgemelten  jar ,   da  der  convent  asz  in  den   cellen ,   kam   sin  *  Juni- 
moter  mit  einem  abtrinnigen  Augustiner  munch  und  mit  an- 
deren mer  [22b]  weltlichen  mennern   und   bracht  her  Thoman 
ein  weltlichen  rock  und  ein  baret  verborgen  under  irer  Schüben. 
Da  her  Thoman  zu  ir  kam  an  die  porten,  gab  sy  im  den  weit- 

is  liehen  rock  über  die  kutten  und  fürt  in  mit  ir  hinweg  am  hel- 
len tag  (o  crudelis  mater,  non  sufficit  tibi  in  scelere  tuo  pe- 
rire,  nisi  et  filium  tuum,  quem  deo  suo  celesti  et  vero  patri 
devoveras,  ipsum  afiferens  tecum  perimas?).  Am  andern  tag 
schickt  her  Thoman  (vilis  apostata)  die  kleider  des  ordens  wider 

ains  closter  und  begert,  das  man  im  widerschickt,  was  er  ins 
closter  het  bracht  von  buchern3)  und  huszrat.  Das  schlug  der 
prior  im  nit  ab  umb  fryds  willen,  doch  must  er  quittieren, 
dasz  er  kein  anspruch  mer  ansz  closter  het  und  im  wer  gn&g 
gescheen.    Der  lebt  in  apostasia  ongevert  2i/2  jar,   in  welchen 

25  er  wenig  glucks  het.  Dan  zum  ersten  war  er  fast  verspott  und 
veracht.  Darnach  schickten  sine  eitern  ein  botten  gen  Rom 
und  gaben  im  70  h\,  das  er  im  ein  dispensatz  (dissipatz)  erlangt, 

eingetreten  wäre,  was  hier  ja  nicht  der  Fall  ist.  Ist  aber  die  Erzählung 
in  Einem  Zuge  geschrieben  ,  so  hat  dieses  Datum  einen  Sinn ,  auch  wenn 
wir  noch  keine  vollständig  abgeschlossene  Darstellung  haben.  Die  Verhält- 
nisse, wie  sie  damals  bestanden,  konnten  ja  möglicherweise  noch  Jahre 
lang  dauern,  und  es  blieb  dem  Verfasser  unbenommen,  später  eine  Fort- 
setzung anzufügen.  —  Gegen  jene  Annahme  spricht  aber  auch  noch  die 
Art  und  Weise,  wie  sich  der  Verfasser  an  unserer  Stelle  ausdrückt.  Wäre 
tie  geschrieben  unmittelbar  nachdem  die  Wendung  eingetreten^  die  er  schil- 
dert, so  würde  er  nicht  sagen  »gab  man  unsz  essen  und  tnncken«,  »mit 
dem  uberigen  machten  sie,  wie  inen  gefiel,  sy  gaben  usz  -  ,  koufften  und 
verkoufften«,  »solch  gefengnusz  was  uns  wol  lydlich,  dann  man  liesz  uns 
züfryden«  u.  s.  w.  Ganz  ebenso  verhält  es  sich  mit  dem  Schlüsse  des  Ab- 
schnitts, der  Bl.  25b  endigt,  wozu  kommt,  dass  in  dem  dort  folgenden, 
wieder  zurückgreifenden  Abschnitte  mehrfach  Ereignisse  aus  dem  J.  1532 
erwähnt  werden,  was  beweist,  dass  er  nicht  kurz  nach  den  zuletzt  erzähl- 
ten Begebenheiten  des  Sommers  1531  geschrieben  sein  kann.  Die  Sache 
ist  vielmehr  so  aufzufassen ,  dass  der  Chronist  einige  Stellen  seiner  Erzäh- 
lung, an  denen  ein  gewisser  Abschluss,  ein  Wendepunkt  eintritt,  geeignet 
fand,  um  einzuhalten  und  Anderes,  was  zur  Erläuterung,  zum  bessern 
Verständnis«  der  erzählten  Begebenheiten  zu  dienen  schien,  einzufügen. 
11  Auf  die  Jahre  1520  und  1521  passt  nach  dem,  was  wir  sonst  wissen, 
diese  Bemerkung  nicht.  Vgl.  die  Chronik  des  Fridolin  Ryff  S.  33 ff. 
Georgs  Nar ratio  384,  der  zum  J.  1 523  derartige  Klagen  bringt.  2)  Vgl. 
mit  dem  Folgenden  S.  3*4,32  ff.  409,  29  ff.        3)  Vgl.  S.  362. 


478  1*26.  1530. 

weltlicher  priester  ze  werden.    Das  war  alles  vergebens.   Dann 
man  wolt  nit  mit  im  dispensiren,  und  verlor  kosten  und  arbeit 
Darnach  abermalsz  erdachten  sie  etlich  artickel,  ongef&r  5  oder 
6,  dererhalben  er  (wie  er  furwendet)  ursach  het  gehebt,   sieb 
nsz  dem  orden  ze  machen.     Da  gab  der  bapst  den  bischoff  zu  > 
Basel  oder  sinen  vicarium  richter  und  mandirt ,   dasz  man  die 
Carthuser  examinirt,  ob  die  artickel  war  weren,  solt  man  mit 
ym  dispensiren.     Da  schickt  des  bischoffs  vicarius  einen  nota- 
rium  mit  sinem   Substituten,   dasz   sie  die  sach   examinierten. 
Da  erfand  es  sich,  dasz  kein  artickel  war  was.   Da  sprach  der  i* 
notarius  zum  prior:  »Es  ist  nit  not,  dasz  uwer  schaffiier1)  er- 
schin  vor  dem  richter«.  Ist  wol  zu  achten,  das  der  richter  und 
vicarius  weren  bestochen.     Also  mit  der  unwarheit  ward  mit 
im  dispensirt.   Nit  lang  darnach  koufft  im  sin  vatter  ein  capel- 
lanie  zu  sant  Peter.    Dazwuschen  ward  her  Thomas  gantz  ver-  - 
röcht,   vergasz  got  und  einer  sei  heil,    lebt  des  fleisch  lasten 
und  nach  der  weit  art,  also  dasz  im  in  eim  jar  warden  geben 
dry  kindt  on  das,  das  er  öffentlich  by  einer  metzeu  sasz.    Nil 
lang  darnach  überkam  er  die  frantzosen,  die  bAsen  blätteren, 
und  gewan  löcher  im  halsz,  darüaeh  stiesz  in  die  pestilentz  an  'i 
und  erwürgt  in  gantz  (utinam  non  similia  Antyocho  aut  [23]  He- 
rodi  paseus),   auch  sinen  vatter  und  rjuuter  und  sinen  liplichen 
bruder.    Starben  einander  nach  in  14  tagen  oder  uffs  lengst  in 
3  wochen.     Ouch  des  bischoffs  zu  Basel  vicarius  (der  mit  ym 
dispensirt  het)  starb  des  selben  jars.  2* 

Witer  zu  wissen,  das  unser  prior  zu  Fribuxg  erlangt  von 
Ferdinando  verwilligung ,  dasz  das  regiment  zu  Stuckarten2], 
desglichen  das  regiment  zu  Einszhein3)  im  solten  fiberantwor- 
ten alle  zins,  die  unser  closter  het  zu  Wyrtenberg  und  zu  Einsz- 
hein4).    Uff  solche  verwilligung  verhelft  unser  prior  den  zins ; 

1)  Wohl  Nioolaus  Molitoris  (s.  S.  432).  2)  Bekanntlich  stand  Wir- 
temberg  von  1519 — 1534  unter  österreichischer  Herrschaft.  3)  Enaisheim. 
wo  der  Site  der  vorderösterreichischen  Regierung  war.  4)  Am  21.  Dec, 
1529  hatte  sich  der  Prior  in  einem  Schreiben  an  den  Rath  gewandt,  in 
welchem  er  sunächst  betheuert,  dass  er  sein  Gotteshaus  und  die  Stadt  Basel 
nicht  aus  irgend  einem  Widerwillen  oder  um  Bache  su  suchen,  verlassen 
habe,  sondern  allein,  weil  er  es  mit  seinem  Gewissen  nicht  verträglich  ge- 
funden, den  Gottesdienst  seines  Ordens  und  die  heiligen  Messen  zu  ver- 
lassen, und  immer  gehofft,  der  allmächtige  Gott  werde  es  fügen«  dass  diese, 
wie  von  alter  löblicher  Gewohnheit,  wieder  zugelassen  würden,  >alsdan  «er 
mir  niendart  uff  erdtrich  begirlicher  zu  wonen  dan  in  e.  e.  w.  statt  undt 
doselbszt  in  minem  gotahus«,  dann  fortfährt,  er  habe  gehört,  könne  es  aber 
nicht  glauben,  dass  man  zu  St.  Theodor  etliche  Gotteazierden  vergantet 
habe  (vgl.  die  Chronik  des  Fridolin  Byff  106  f.);  sei  dem  also,  so 
wäre  zu  befürchten ,  dass  man  demnäohst  an  die  Karthaus  gehen  werde. 
Er  bittet,  es  nicht  zu  thun,  auoh  seine  armen  Väter,  die  eine  Zeit  lang  in 
schwerer  Geftngniss  gehalten  worden,  zu  entledigen.  Sollte  aber  jenes  doch 
geschehn ,  so  möge  man  ihm  wenigstens  die  Gotteszierden  von  Silber  und 
jSeidengewand,  auch  die  Zinsen  und  Gülten,  die  er  aus  seinem  väterlichen 


1530.  479 

r4>*  Wyrtenberjj  zu  Friburg.  Nach  dem  verordnet  die  Stadt  zwen 
y^fß  rat,  da&z  sie  mit  dem  prior  handient,  und  kamen  zusamen 
g^x  Nuwenburg,  wölche  zumuten  dem  prior,  das  er  das  closter 
y&ll  übergeben ,  so  wolt  man  im  sin  leben  lang  aller  jar  1 00 
gxilden  geben.  Da»  hett  der  prior  für  ein  gespött,  und  also 
^runl  nyt  usz  demselben  handel.  Darnach  haben  die  dry  pfle- 
get1) in  namiaen  luid  von  wegen  der  Stadt,  als  unser  schirm- 

und  mütterlichen  Gute  ins  Kloster  eingebracht,  herausgeben.    Am  4.  Jan. 
1*30  antworteten  Bürgermeister  und  Rath,  sie  hitten  sich  ihrem  trostlichen 
i    ^sprechen  und  seinem  freundlichen  Erbieten  nach,  das  er  zu  öfteren  Ma- 
«fo  vor  seiner  Abreise  gethan,  nicht  versehen,  dass  er  »mit  lyb  und  gut«, 
*U  ob  ex  dessen  hier  nicht  sicher  wäre,  abreisen  und  ihrem  fernem  Erbie- 
ten zum  Trotoe  bis  jetzt  ausbleiben  werde.   Wiewohl  sie  ihm  deshalb  billig 
keine  AntwoH  schuldig  gewesen,  wollen  sie  ihm  doch  zu  wissen  thun,  dass 
sie  allerdings   im  Sinne  haben ,   auch  in  der  Karthaus  die  Kirchenzierden 
mm  Besten  der  Armen  zu  verkaufen;  er  solle  binnen  14  Tagen  nach  Basel 
kommen  und  sein  vermeint  väterlich,  mütterlich  und  ererbt  Out  anzeigen, 
wozu  sie  ihm  sicheres  Geleit  für  Hin-  und  Rückreise  geben.  Werde  er  in 
bestimmter  Frist  nicht  kommen,  so  werden  sie  sein  Begehren  nicht  berück- 
sichtigen.    Am  II.  Januar  erwidert  Zscheckenbürlin  diesen  Brief,  spricht 
•eine  Entrüstung  Aber  die  Verunglimpfung  aus,  als  habe  er  seines  Gottes- 
hauses »grosse  hab  undt  gutt«  mitgenommen;  hätte  er  gefährlich  handeln 
vollen,  so  hätte  er   allerdings  Etliches  mitnehmen  können,   er  habe  aber 
zu  ihnen  als  seinen  getreuen  Herren  die  Zuversicht  gehabt,  dass  es  hinter 
ihnen  wohl  und  sicher  für  sein  Gotteshaus  gelegen  sei.   Für  das  angebotene 
Geleit  dankt  er  bestens,  er  hat  übrigens  das  Vertrauen,  dass  er  auch  ohne 
dieses  Geleite  in  ihrem  Gebiete  sicher  gewesen  wäre.   Die  Reise  zu  unter- 
nehmen ist  ihm  nicht  möglich ,   weshalb  er  schriftlich ,   soweit  er  aus  dem 
Ged&chtniss  kann,  am  Schlüsse  des  Briefes  sein  ererbtes  Gut  anzeigt,  wie- 
wohl die  Mehrzahl  unter  ihnen  wohl  wissen  werde,   was  Vermögens  seine 
Eltern  und  seine  Verwandten  gewesen  und  was  ihm  von  diesen  angefallen ; 
sie  hätten  daher  nicht  von  seinem  vermeinten,  sondern  von  seinem  na- 
türlichen,  wissentlichen   und  vor  Gott  und  der  Welt  zugehörigen  Erbe 
sprechen  sollen.     Er  will  diese  seine  Anforderung  und  die  früheren,   mit 
denen  er  begehrt,  dass  sein  Gotteshaus,  dessen  er  sich  in  keinen  Weg  vere- 
ngen haben  will,  in  seinem  Wesen  gelassen  werde,  als  recht  und  billig  zu  Gott 
und  der  Welt  gesetzt  haben  und  sich  zu  ihnen  als  Liebhabern  der  Gerech- 
tigkeit versehen,  sie  werden  so  handeln,   dass  es  ihnen  unverweislich  sei 
und  ihm  nicht  Grund  zu  rechtfertigen   (gerichtlich  zu  klagen)  gebe.    (Die 
Briefe  Zscheckenbürlins  liegen  unter  den  unsignierten  Papieren  im  Karth. 
Ar  eh.    Der  Brief  des  Rathes  in  eben  demselben  Nr.  492.    Das  Goncept 
daau  steht  im  Missivenbuch  1525—1530,  170*>.)  —  Unter  dem  aufgeführ- 
ten Vermögen  werden  u.  a.  2400  fl.  erwähnt,  welche  der  Prior  Jacob  (Louber) 
auf  Wirtemberg  angelegt  und  die  120  fl.  Zins  abwerfen,   auf  Gregorientag 
(12.  Merz)  fallend,  ein  Zins  von  55  fl. ,  ebenfalls  von  Wirtemberg  fallend, 
auf  Lichtmesz,  ferner  ein  von  der  Frau  Margaretha  (soll  heissen:  Maria) 
von  Brunn  stammender  Zins  von  106  fl.  »ab  Senheim,  Thann,  Enszheim  etc. 
vallende«.  —  Wegen   dieser  Zinsen  wandte  sich  nun  Zscheckenbürlin,  da 
er  vom  Rathe  keine  befriedigende  oder  wohl  überhaupt  gar  keine  Antwort 
erhielt,  an  die  Österreichische  Regierung.  —  Bei  der  6.  47»  Anm.  1  erwähn- 
ten Versteigerung  von  Kirchengewändern  wurde  übrigens  wahrscheinlich 
auf  seinen  Brief  Rücksicht  genommen,  und  die  13  Messgewänder,  darunter 
2  sammtene,   die  ein,  wie  es  scheint,  im  J.  1575  aufgenommenes  Inventar 
unter  den  unsignierten  Papieren  des  Karth.  Ar  eh.  als  noch  vorhanden  an- 
riebt, sind  wohl  die  laut  jenem  Briefe  von  ihm  herrührenden.        1)  Auch 
hier  ist  wieder  von  drei  Pflegern  die  Rede,  entsprechend  der  Stelle  S.  459;  9, 


480  1530.  1531. 

herren  und  in  namen  des  vicarien,  als  eins  Stadthalter  der 
Cartusz  mit  sampt  dem  gantzen  convent,  alle  genant  mit  iren 
eignen  namen,  ein  brieff  uffgericht  und  den  brieff  mit  des  con- 
vents  sigel  versigelt,  wölches  der  schafmer  inen  uberantwort 
het,  doch  dasz  theten  sie  als  on  unser  wissen  und  willen. 

Darnach  komen  die  pfleger  zum  vicario  und  sprachen:  »Der 
vatter  hat  die  zins  zu  Wirtenberg  verhefft.    Darumb  sollent  ir 
unseren   herren   fruntlichen    entgegen   gon    und   uff  irer  syten 
ston,  nit  uffs  vatters  syten,  sonder  gedencken  der  groszen  frunt- 
scbafft,    die  uch   unsere  herren  haben  bewisen.     Dan  ir  sehen  n 
wol,  dasz  alle  closter  zergangen  sind  und  die  pereon  vertryben, 
aber  uwer  hat  man  geschondt  und  dasz  closter  ist  noch  ganU, 
und  ir  sindt  noch  hie«,    mit  vil   andern  glatten  werten.    Ver- 
meynten,  wir  solten  des  für  ein  fruntschafft  rechneu,  dasz  mai» 
uns  dasz  unser  verspert  und  beslossen  hat  und   uns   in  ewige;- 
gefengnfisz  erkant.    Antwort  vicarius:  »Wir  wollen  uns  beden- 
cken  und  uch  ein  zimliche  antwort  geben«.    Darnach  underredt 
sich  der  convent  mit  einander  und   beschlusz  inen   nit  anders 
ze  antworten,  dann  also:    »Ir  haben  uns  in  ewige  gefengnusz 
erkant  on  unser  schuld  und  on  alle  angezöigten  ursach.   Ouoh  .* 
nemen  ir  in  und  geben  usz  das  unser  und  was  das  closter  hat, 
on  unseren  wissen  und  [23b]  willen,  mit  wasz  recht,  wissen  wir 
nit,  darzu  handeln  ir  mit  dem  prior  und  der  prior  mit  uch  on 
unser  wissen.    Hierumb  wollen  wir  uns  der  Sachen  nit  beladen, 
sonder  yedem  sin  recht  lassen  volgen,   wie  billich  ista.    Dar-; 
zwuschen  kam  der  pott  von  Wirtenberg  mit  dem  zins,  und  die 
pfleger   handleten  mit  ym   vor  rat,   das  er  in   den  zins  gab, 
doch  mästen   sie    in  quittieren,    wo   wyter  cost  daruff  tryben 
wurde,  solt  im  on  schaden  gescheen.    Da  nun  die  pfleger  den 
153]   zins  hetten,  begerten  sie  von  uns  kein  antwort.  " 

2»'junt.  Darnach  uffPetri  und  Pauli  1531  schrib  uns  der  prior,  wie 
die  pfleger  in  zu  Wyrtenberg  gemanet  hetten,  und  under  ande- 
ren worten  schrib  also:  »Mich  verwundert,  dasz  ir  mich  mit 
den  pflegern  haben  gemanet,  doch  vermeyn  ich,  sie  kabens 
gethon  fälschlich  on  uwer  wissen.  Hegeren  mich  des  ze  be-.* 
richten«.  Uff  solichs  schriben  antwort  unser  convent,  es  wer 
als  geschehen  on  wissen  und  willen  des  convents  etc.  Und  der 
gantz  convent  war  fast  fro,  da  er  hört,  dasz  der  prior  ins  recht 
het  geleyt  den  zins,  und  hett  ein  groszes  wolgefallen  daran. 
Begerten,  er  solt  furfaren  mit  recht  den  zins  ze  behalten,  wölte « 
im  der  convent  in  allen  dingen  (als  vil  im  möglich  werej  hylff- 
lich  sin  onangesehen,  dasz  wir  in  der  kluppten  stecken.    Des- 

39.  »fcettc  fehlt  Hb. 

wo  es  heisst,  anstatt  des  Hans  Irmy  (der  bisher  mit  einem  andern  das  Amt 
versehen)  seien  zwei  neue  gew&hlt  worden.  Wir  haben  dort  bemerkt,  da« 
diese  Angabe  sich  mit  den  Urkunden  nicht  recht  reimt. 


1531.  481 

halben  schickt  er  dein  prior  gen  Friburg  die  nachfolgend  in- 
struction,  darinn  er  mocht  finden  und  sehen,  wes  willen  wir 
weren. 

Copia  instrucüorm. 

5         Wir   vicarius  und  der  gantz    convent   des   gotshusz   sanct 
Margaretheii    tale   in  myndern  Basell  Carthuser  ordens   lassen 
wissen  und  thun  kundt  menglichen,  die  disen  hrieff  leszen  oder 
hören  leszen,   das,  nachdem  dasz  nuwe  weszen,  so  man  nempt 
(temerarie)  christliche  religion,  in  der  Stadt  Basell  angenommen 
w  ist,  vil  und  dick  von  einem  ersamen  wysen  rat  der  eegemelten 
stadt  Basell    an    uns  Carthuser  alle  ingemeine  und  an   einen 
yedlichen  insonders  begeret,  gebracht  und  erfordert  ist,  das  wir 
uns  unsers  ordens,  habit,  regel,  Statuten  verzychen,  verlyeszen 
und  übergeben  und   [24]    das  nuwe  weszen,    die  (on) christlich 
ts  religion,   annSmen ,   uns  glichformig  mächten  der  gemeine  und 
wilforten    den   herren   des  radts,    wölche  einhelliglich  erkant, 
beschlossen  und  in  irem   mandat  hon  lassen  uszgon  (non  tarn 
stolide  quam  impie) ,  solche  cristliche  religion  mög  wol  mit  guter 
conscientz  angenomen  werden.     Uff  solichs  anbringen  ist  all» 
20  wegen  unser  aller  ingemeyn  und  eins  yeglichen  insonder  ant- 
wort  ge weszen,  das  wir  nit  wollen  thun  wider  got,  wyder  der 
sei  heyl ,    wyder  unser  conscientz ,   von  der  gemeyn  cristlichen 
kyrchen  nit  wychen,  unsern  orden,  habit,  Statuten  nit  verlaszen, 
wollen  ouch  uns   nit  verzychen  und  übergeben   unser  closter, 
u  gotshusz  und  was  desselben  ist,   so  ligen,   so  faren  guter  und 
habe;  ursach  ist,  wir  deten  wider  unser  conscientz,  dann  wir 
Habens  nit  gewalt.   Das  alles  samen  haben  wir  uns  bezöigt  vor 
einem  geschwornen  notarien  und  4  gezugen,  so  zugegen  waren. 
Witer  habend  wir  begert,  man  sol  uns  laszen  by  brieffen  und 
30  sigel  blyben  und  hoff  und  platz  mit  allen  sinen  zugehörungen, 
da  ytzunt  unser  closter  stat,  unbekümmert,  fry,  ledig  on  alle 
hyndernusz  nach  lut  derselben  brieffen  zu  unseren  henden  stel- 
len,   wölche  brieff  Inhalten  und  uszwysen,   wie  vor  zyten  ein 
ersamer    wyser   rat    sampt  die    gemeyn   der    offtgemelten    stat 
w  Baszel  den  obgenanten  hoff  unnd  platz  mit  allen  zugehörungen 
verkoufft  haben  den  Carthusern,  sie  versichert  mit  irem  grossen 
secret  unnd  sigel,  ouch  by  irer  truwe  versprachen  für  sich  und 
alle  ire  nachkommen  solche  kouff  stet  und  vest  ze  halten  etc. 
Witer  wo  dasz  geschehe,  nämlich  dasz  closter  zu  unseren  han- 
40  den  gestelt  wurde ,   wölten  wir  unser  closter  mit  eim  Schaffner 
versehen  und  mit  unser  bekleydung  hinweg  zychen ,   uff  dasz 
niemant  unser  becleydung  halben  geergert  wurde,  wie  uns  ffir- 
gehalten  warde.    Uff  solchs  wurde  uns  antwort,  so  wir  hinweg 
wölten,  musten  wir  quittiren  mit  einer  [24b]  gnugsamer  versiche- 

1.  »er«  fehlt  H». 
Basier  Chroniken.  I.  31 


482  1531. 

rung,   das  wir  kein  ansprach  mer  ansz  closter  wolten  haben. 
Das  ward  inen  von  uns  einhelliglich  abgeschlagen.    Witer,  wir 
haben  ein  supplicacion  an  rat  gesteh  und  dieselb  durch  unse- 
ren   vicarium   mit  zwoen  personen  unsers  gotshusz  presentirt 
und  uberantwort  einem  ersamen  wysen  rat.     Ist   geleszen  vors 
beden  raten1)  zugegen  der  dryer  person  unsere  gotshusz.    In 
welcher   supplication   alle  mengliche   artickel    uns    fuigehalten 
wol  recht  und  gnftgsamlich  (als  wir  ho€en,  und  siechten  ein- 
fältigen   personen    möglich  ist)    verantwort   und    in    derselben 
supplication  mit  dem  letsten  artickel  die  herren  im  rat  dis  ob-  u 
gemeltes  kouffs  ermanet  und  uffs  höchst  darumb  ersucht,  das 
man  uns  lasz  by   brieff  und  sigel  blyben  und   die  adminißtra- 
tion  und  regiment  unsers  closters  zu  unseren  henden  stellen  etc. 
Uff  sölchs  ward  uns  antworte   so  wir  wölten  die  nuwe  christ- 
lich religion  annemen  und  uns  verzychen  unsers  ordens  etc.,  wiei; 
obstat,    so  wolt  man   uns  die  administration  und   regiment  zu 
unseren  henden  stellen.    Ward  abermals  inen  von  uns  einhel- 
liglich abgeschlagen.    Nach  dem  hand  die   herren  der  rat  uns 
in  den  crutzgang  beschlossen   und  verspert  on  alle  angezeigte 
ursach,    handeln   und  machen  mit  uns   und    unseres  gotxkuss 
gut  und  habe,   wie  sie  wollen  und  inen  gefeit.     Sie  schriben 
und  versigeln  mit  des  convents  sigel  in  namen  und  von  wegen 
unsers  vicarien  und  des  gantzen  convent,  on  unser  wissen  und 
willen  etc.   Und  durch  solche  unbilliche  mittel  wurt  unser  wirdi- 
ger  vatter  und  prior  unsers  convents,  her  Hieronimus  N.,  merg-  s 
liehen  gehindert  an  sinen  rechten,    redlichen   Sachen  und  an- 
sprachen,  die   er  hat  von  rechts  wegen   zu   unserem  gotzhns. 
Hierumb  wir  vorgemelter  vicarius   und  convent  des  gotshusz, 
wie  obstat,  verjehen  und  bekennen  öffentlich  mit  disem  brieff, 
das  unser  wirdiger  vatter,  der  prior  her  Hieronimus  N.,  vollen  ** 
gewalt  hab,  [25]  ouch  sol  und  mög  haben  unserethalben ,  alle 
zins,  zechent,  rent  und  gult  unsers  gotzhusz  entpfahen  und  in- 
nemen,   wie  recht  und  billich  ist,    nach  bruch  und  gewonheit 
unsers  ordens.     Wo  aber  yemans  in   daran  understond  ze  hin- 
deren an  solchem   gwalt  und   recht  in  namen  und  wegen  un-:^ 
sers  convents  (er  nem  sich  schirmher  oder  kastvogt),  ouch  mit 
brieffen,  so  mit  unsers  convents  sigel  versigelt  weren,  den  soll 
man  keinen  glouben  geben,  dasz  es  geschehe  mit  unserem  wis- 
sen und  willen.    Witer,  ob  man  sich  understund  unseren  wür- 
digen vattet  und  prior  ze   hinderen  an   sinem  gwalt  und  recht  40 
mit  anderen   gloubhafflagen  solemniteten ,    als   so   man  in  ein 
sach   verwilliget  vo*   einem  geswornen  notarien,   in  die  hend 
verspricht  und  mit  eigner  handt  underschribt  und  derglichen 

26.  sinem  Hs. 

1)  D.  h.  dem  neuen  und  dem  alten  Käthe ,   die  zusammen  zu  sitien 
pflegten  und  mit  einander  die  Regierungsbehörde  bildeten.    Heu 8 ler  377 ff. 


1531.  483 

wo  söliche  testification  und  gezugnusz  von  uns  oder  in  namen 
and  ron  wegen  unsers  convents  anzöigt  wurde,  dadurch  unser 
wirdiger  vatter  nnd  prior  an  sinen  rechten  und  gwalt  verhin- 
dert oder  im  nachteilig  were,  sol  krafftlosz  erkant  werden,  dann 

swir  offtgedacht  vicarius  und  convent  wol  bedacht  mit  guter 
venranfft;  lange  zit  einhelliglichen  beslossen  und  diffiniert  haben, 
unserem  wirdigen  vatter  und  prior  sin  recht  und  gwalt  fry, 
ledig  und  on  alle  hindernissen  lassen  volgen,  und  ob  etwas 
von  den  obbestympten  solemniteten,  testificationen  oder  gezug- 

o  nüssen  von  uns  uszgyengen,  beschee  on  zwifel  nit  von  fryhem 
willen,  aber  wir  wurden  als  die  gefangnen  darzä  genötiget  und 
gezwungen,  deshalben  so  blyb  es  in  sinem  wert,  wie  andere 
getnmgen  und  gezwungen  Sachen.  Des  zu  warer  kuntschafft 
haben  wir   uns   alle  laszen   underschriben  und  an  disen  brieff 

>  gedruckt  un9ers  vicarien  bitschsigel *) ,  dann  des  convent  sigel 
ist  nit  in  unserem  gewalt.  Geben  in  der  Carthusz  zu  myndern 
Basel  uff  montag  nach  Margarethe  anno  etc.  1531.  n.Juii. 

Uff  dise  instruction  schrib  der  prior  widerumb  mit  disen 
worten : 

>  Recepi  litteraa  vestras  cum  copia  instructionis  etc.  Uff 
solchs  hab  ich  expertos  radts  gefragt,  wie  doch  in  der  sach  zu 
handien  sige,  find  ouch  in  mynem  beduncken  und  irem  rat 
den  weg  nit,  mit  recht  die  stat  furzunemen  oder  zu  kriegen. 
Dann  ich  gantz  nutzet  wurd  schaffen ;  wo  wolt  ich  [2&b]  sye  fur- 

>  nemen,  so  sie  umb  niemand  gebent  noch  gehorsam  sind,  son- 
der ein  grosze  summe  must  haben,  sie  in  acht  ze  thun;  so 
vermöht  ich  kranckheit  mynes  libs  halben  nit  nochin  selbs 
trulin,  und  usz  andern  vil  Ursachen  alles  umbsuost  und  ver- 
gebes  were.     Deshalben  zu   diser  zit  gedult  not  ist  ze  haben, 

o  bitz  unser  hergott  sin  gnade  schickt  in  andere  wege  etc. 

Uff  solchs  schriben  antwort  vicarius,  es  wer  nit  not,  dasz 
er  in  eygner  person  handlet,  auch  must  die  stat  gericht  und 
recht  brachen  an  frembden  orten  und  enden,  nämlich  das  landt- 
gericht  ze  Rotwill  etc.    Darumb  das  sie  selbs  bruchen,  mögen 

wanderen  nit  abschlagen.  Doch  aber,  so  er  nit  wolt  recht  bru- 
chen, solt  er  sin  vätterlichs  erb  von  den  pflegern  erfordern  und 
inen  anzeigen,  dasz  bede  rätte  erkant  hetten,  wölche  person 
usz  dem  closter  gieng,  wolt  man  ir  lassen  volgen  alles,  das 
sie  ins  closter  hett  bracht,   aber  er  wer  ytzunt  nit  im  closter, 

o  sonder  in  dem  eilend  und  must  sich  des  heiligen  almusen  be- 
helffen,  und  sines  vätterlichen  erbs  wurd  er  entsetzt  on  sin 
schuldt,  das  öffentlich  were  wider  die  heilige  gütliche  geschrifft 
und  wider  die  gebott  gotes  etc.  —  Uff  das  antwort  der  prior  jut. 

6.  diffiniriert  Hs-    Ebenso  hat  der  Text  der  Chronik  oben  ß.  468, 32  regirirt. 

1)  S.  die  Beilage  über  die  Siegel  der  Karthaua. 

31» 


484  1626-1531. 

Da  nön  der  convent  sähe,  das  er  weder  vom  prior  odercapi- 
tel,  noch  vom  reverendo1)  oder  visitirer2)  mocht  erlanget  hüff 
oder  träst,  gab  er  sich  in  gedult  und  befalch  sich  $ot  (qui 
juxta  est  his  qui  tribulato  sunt  corde 3) ,  qui  et  de  quolibet 
justo  dicit:  invocavit  me  et  exaudiam  eum4),  cum  ipso  sum  ins 
tribulatione  etc.  Et  propius  presentiusque  est  auxilium  divi- 
num, cum  abfuerit  humanum).  Dann  man  liesz  in  volgen  ein 
zimliche  und  gnugsame  lybsnarung  mit  essen  und  drincken, 
ouch  mit  bekleidung.  Darzu  het  der  convent  keinen  uberdrang, 
im  crutzgang  liesz  man  in  zefriden.  Darzu  mocht  er  auch  heim- 1 
lieh  mesz  leszen  und  die  heiligen  sacrament  bruchen  und  messen. 

1527.  Wyter  ist  ze  wissen,   das  im  jar  1527  ein  converszbruder 

wurde    fluchtig    und    zu  Mulhusen   nam   er   nach  lutherischer 
[26]  art  ein  alte  eefrowen   (si  diis  placet  etc.)    Darnach  im  jar 

1530.  1530  setzten  in  die  pfleger  an   porten,   doch  ward  ym  ange-u 
dinckt,  er  solt  sin  wyb  (alte  schell)  nit  ins  closter  füren  noch 
lassen.     Das  hielt  er  wie  sin  gelubd,  got  gethon,  gab  ir  ouch 

i53i.  verstolen  win  und  brot  by  der  schwere  etc.  Darnach  im  1531. 
jar  ward  im  zugelassen,  dasz  er  sie  mocht  zu  im  ins  closter 
2s. Mai. setzen.  Das  thet  er  uff  pfingsten.  Und  uff  fritag  nach  aller* 
3.  Nor.  heiligen  tag  desselben  jars  starb  er  wie  ein  ander  viche ,  dan 
er  läge  nie  ze  bett.  Er  klagt  sich  wol  vor  ee  er  starb  ein  tag 
oder  vier,  im  wer  eng  umb  die  brüst,  und  uff  fritag  nach  aller 
heiligen  tag  in  der  nacht  gieng  er  die  portenstuben  uff  und  ab, 
darnach  sasz  er  an  disch  und  leyt  das  houpt  uff  bede  hendt.  a 
darnach  rycht  er  sich  uff  und  sanck  uff  die  syten  und  starb 
also,  das  er  weder  gucks  noch  gacks  sprach.  Sicut  vhrit,  ita 
morixit:  Sine  crux,  sine  lux,  sine  deus  et  sine  omnis  justieia5 

Voigt  wyter,  was  glucks  ein  stat  Basel  hat  gehebt,   nachdem 
dasz  lutherisch  wesen  anfinge  uberhant  ze  nernmeti.  * 

Zum  ersten,  da  die  heilige  mesz  durch  Oecolampadium  in 
1525.  der  pfarr  zu  sant  Martin  ward  abgethon  im  jar  1525,  nit  lang 
20.  s«pt darnach  im  selben  jar  uff  Mathei  obent   schlug  der  tonner  in 
den  buchsenpulverthurn 6)  und  zerrysz  in  gantz  und  gar,  und 
die  stein  zerspreyt   er  wyt  unnd   breyt   und   erschlug  ouch  vil ' 
menschen,   etliche  fast  geschediget  und   thet  mergliehen  scha- 
den an  den  huszern  in  beden  stäten,  nämlich  an  den  fenstern, 
das  ouch  in  unserem  closter  zerrysz  mer  dann  für  1 2  fl.  fenster. 
1529.  Item  im  meyen7)    des  jars,    do   man   die  byld  gesturroet 

1)  Dem  Prior  der  grossen  Karthaus.  Vgl.  S.  341  Anm.  2.  2)  Vgl.  oben 
S.449Anm.4.  3)  Psalm  34  (33),  19.  4)  Jerem.  29,  12.  Psalm  50  tf. 
15.^  5)  Es  wäre  verkehrt,  nach  dieser  Stelle  die  Sprachkenntniss  des  Ver- 
fassers zu  beurtheilen.  Es  sind  sprichwörtlich  gewordene  Ausdrücke,  <ü« 
er  anführt.  6)  Vielmehr  am  19.  Sept.  1526.  Vgl. 'S.  54.  412  ff.  7j  Viel- 
mehr am  14.  Juni  1529.   S.  oben  S.  102  ff. 


I 


1529—1532.  485 


het,  kam  ein   nasser,  dasz  man   stürmet  in  alle  macht,   und 

u  zerrysz  die  gewölb  am  Korn-  und  Fischmarck,  thet  ouch  merg- 
Uchen  schaden    ann  den  huszem,   in  den  kellern  am  win,    in 
den  laden  am  thüch  und  gewurtz  etc.,  das  man  meynt,  solcher 
ftschad  möcht  mit  hundertmal   tusent  [26*]  guldin   nit  widerleyt 

j    werden,   jo  man  möcht   solchen  groszen  ungläubigen  schaden 
int  gnügsam  achten  und  schetzen.     Item  im  nechsten  jar  dar-  1530. 
nach,  aber  im  meyen1),  kam  so  grosz  w asser,   dasz  man  aber 
stürmet   in    alle  macht.     Doch  thet  es  nit  so  groszen  schaden 

to  als  vor.  Dasmal  hett  man  vor  dem  thor  ein  hübsche  kilch, 
mit  quadratsteinen  gebuwet,  abgebrochen  und  mit  denselben 
steynen  das  gewölb  und  brück  by  den  Barfuszern  wider  ge- 
macht, wölches  das  wasser  im  nechsten  jar  davor  het  zerryszen, 
und   am    obent,    da  man  daszselb  gewelb   het  uszgemacht,   in 

is  der  selben  nacht  kam  dasz  wasser  und  zerrysz  grund  und  bo- 
den  und  fürt  die  stein  in  den  Ryn. 

Item  im  jar  1530  ward  die  Stadt  gemanet  von  den  Zur- 
chera  wider  die  lender2],  und  zugen  inen  zu  mit  400  mannen, 
was  als  umbsfinst,  costen  und  arbeit  verloren. 

*>  Item  darnach  ward  die  stat  gemanet  von  dem  Grawen  Bunt, 
dem  schickt  man  zweyhundert  man  in  eignem  costen,  was  als 
vergebens.  Lagen  ouch  jar  und  tag  im  velde,  darnach  zögen 
sie  ab  und  lieszen  200  mann  im  velde  zu  einer  hinderhut.  Ligen 
noch  im  velde  und  gat  groszer  costen  uff  sy.    1532 3}.  1632. 

25  Abermals  im    1531.  jar  ward  die    stat  gemanet  von    den  i53i. 

Zurchem  wider  die  lender4),  den  zug  man  zu  mit  400  mannen 
und  mit  vii  hacken-  und  karrenbuchszen,  als  in  eygnem  costen, 
und  do  man  wolt  uszziehen,  sehr u wen  die  lutherischen  predi- 
canten  uff  den  cantzeln,  man  solt  unerschrocken  wider  die  gots- 

»o  lester  und    ungloubigen   zychen ,   dann   einer  von   dem   nuwen 
weszen    wurd   5   von  den   ungloubigen  verjagen  etc.    Da  nun 
die  Zürcher,  Berner,  Baszier  mitsampt  der  ander  stet,  so  mit 
inen  dran  waren,  zusamenkamen,  schickten  sie  wider  die  len-pi.oct.) 
der  1 1   fendlin  mit  8000  mann ,    wider  dieselben   schickten  die 

55  lender  600  mann,  die  man  nempt  der  verlorn  huffen5).    Alsbald 

31.  V  siebt  am  Bande  von  der  Hind  des  Schreibers  als  Verbesserung  für  das  im  Texte  ste- 
hende C.   Erateres  stimmt  mit  der  8telle  S.  486,  Z.  19. 

1)  Vielmehr  am  4.  Juli  1530.  S.  oben  S.  111.  2)  Vielmehr  1529  zum 
ersten  Cappeler  Krieg.  S.  oben  S.  100.  Bekanntlich  war  damals  »costen 
und  arbeit  nicht  verloren«.  3)  Ueber  den  Müsser  Krieg,  der  auch  nicht 
»vergebens«  war,  s.  die  Chronik  des  Fridolin  Ryff  118.  122.  139 
nebst  den  Anmerkungen.  4)  Ueber  den  zweiten  Cappeler  Krieg  und  die 
Betheiligung  Basels  an  demselben  s.  oben  S.  130  ff.  Die  Chronik  des  Fri- 
dolin Ryff  giebt  den  ersten  Auszug  der  Basler  auf  500  Mann  an.  5)  Auch 
Tschudi  in  der  Helvetia  II,  204  und  Salat  319  geben  die  Zahl  der 
Evangelischen  in  der  Schlacht  am  Gubel  auf  8000  an  auf  Grund  eines 
Mahnschreibens  von  Bürgermeister  und  Rath  von  Zürich  an  die  im  Gaster 
liegenden  Bändner,    Zürich,   23.  October  1531   (abgedruckt  Helvetia  II, 


486  1531. 

aber  dieselben  angryffen  die  1 1  fendlin  mit  8000  mannen,  gaben 
[27]  sie  die  flucht  (domino  de  celo  eis  metum  incutiente  et  pro 
suis  Catholicis  pügnante),  und  lyeszen  dahinden  büchsen,  pro- 
viand  und  cleyder  etc.    Nämlich  die  stat  Baszel  hett  irem  houpt- 
man  geschickt   3000  fl.   mit   einem   uszgeloffnen  manch   sancts 
Augustin  ordens,   was  ein  stadtkindt   und  was  gantz  eriuchtet 
(obtenebriert,  obdüriert,  exceciert)  mit  der  ewig  hellischen  dor- 
heit,  unsinnigkeit,  blindtheit,  darumb  slug  so  grosz  gluck  darzu, 
dan  do  man  anneng  zu  frühen,   sprang  er  ab  dem  rosz,   und 
das  rosz  lieff  glich  mitten  under  die  lender.    Die  büchszen  aber,  1a 
die  dahinden  blyben,  het  die  Stadt  Baszel  gössen  usz  den  möV 
sin  lichtem  oder  lychtstöcken ,    die  sie   usz   den   kirchen  und 
clöstern  genomen  betten,  ouch  wurden  von  den  Baselern  etlich 
erstochen,  und  vil  wunclt  und  gefangen.    Also  ward  erfult  die 
prophetie  der  lutherischen  predicanten,  ein  rechtgloubiger  würt  15 
der  ungläubigen  funfF  verjagen.    Gaben  sich   domit   selbe  an 
die  axt,  das  der  lutherisch  gloub  wer  ein  ungloub,  dann  von 
den  lendern,  die  do  den  gemeinen  christlichen  glouben  behal- 
ten,   verjagt  und   slug  ein  man  nit  allein  5  man  (wie  die  lu- 
therischen  predicanten  hetten  prophetizirt)   sondeT  10,  jamer* 
dann  12. 

Nach  dem  wart  die  stat  Basel  abermals  gemanet  von  den 
Zurchern  uffs  höchst,  dasz  sie  inen  zuzogen  mit  dem  houpt- 
banner.  Da  schickt  die  Stadt  aber  600  *)  mit  eim  fendlin  und 
sprach:  »Wir  haben  ytzunt  1200  mann  im  veldt2)  etc.  Ist** 
gnug«.  Ursach  aber,  warumb  die  Zürcher  die  gemanet  hant 
ist,  die  Zürcher  waren  uszgezogen  mit  dem  hoüptbanner  wider 
die  lender  und  hetten  ein  Schlacht  mit  den  lendern  gethon  und 
aber  das  velt  verloren  mit  etlichen  fendlin  und  vil  lüt.  Näm- 
lich den  burgenmeister3)  und  hern  Ulrich  Zwinglin  iren  pre-» 
dicanten  (heresiarchen)  mit  18  anderen  lüthrischen  predicanten 
usz  Zürcher  emptern4).     Derselb  Zwinglin  ist  gewesen  ein  an- 

25.  1200  am  Rande  als  Verbesserung  des  »ejlffhundert«  im  Texte.       26.  biHi. 

205,  im  Auszug  wiedergegeben  bei  Salat  318),  worin  es  allerdings  heisst, 
es  seien  an  diesem  Tage  aus  dem  Lager  der  Evangelischen  8000  über  den 
Horgerberg  und  die  Sihlbrücke  gegen  die  Schwyzer  ausgesandt  worden. 
Nach  Bullinger  III,  194  aber,  der  die  Stärke  der  11  Fähnlein  im  Ein- 
zelnen angiebt,  waren  es  3700 — 4000.  »Bann  das  ettliche  von  6000  und  SOÖO 
schribend ,  ist  uberr&chnet  und  ze  vil  daran  gethan.  Diser  huff  aber  was 
so  schftn  und  wolgerüst,  das  ouch  die,  die  krieg  vil  gebracht ,  saftend ,  sv 
hättend  schftnern  nuffen  nie  gesähen«.  Die  Katholischen  geben  Tachudi 
207  und  Salat  320  auf  632  Mann  an,  Bullinger  sagt:  »633,  ettJich  sa- 
gend 636«.  1}  Nach  der  Chronik  des  Fridolin  Ryff  135  waren  es 
»500  wolgeruster  burger«.  2)  Nämlich  1000  gepen  die  fünf  Orte,  2iK) 

gegen  den  Castellan  von  Müsz.  3)  Ein  Bürgermeister  ist  bei  Capper  nicht 
umgekommen  (s.  das  Verzeichniss  der  Gefallenen  bei  Bullinger  Hl 
142  ff),  dagegen  der  Oberstzunftmeister  Rudolf  Dumysen.  4)  Wenn  man 
die  sämmthchen  Geistlichen  zusammenrechnet,  die  Bullinger  a.  a.  0.  auf- 
zählt, so  ergeben  sich  ausser  Zwingli  6  aus  der  Stadt,  19  aus  den  Aemtern, 


1531.  487 

fenger  des  lutherischen  (bubischen)  weszen  zu  Zurch,  hat  ouch 
com  ersten  in  futschen  landen  die  raesz  abgethon  und  die  bild 
gesturmet,  hat  ouch  ein  zyt  wider  die  lender  geprediget  und 
gesprochen,   dasz   man   das  gotslosz  und  ungloubig  volck  solt 

s[»b]  usztUgen.  Er  hiesz  die  lender  unchristen ,  dasz  sie  des 
Luthers  abangelion  nit  wolten  annemen,  sonder  wolten  blyben 
und  verharren  im  gemeynen  christlichen  glouben  und  von  der 
gemeinen  christlichen  kirchen  nit  wichen.  Auch  schickt  Zwing- 
en in  die  lender   zu   predigen   etliche  lutherische  predicanten, 

•  die  fingen  die  lender  und  verbranten  etliche,  etlichen  hoüben 
sy  die  köpff  ab *) .  Aber  an  dem  tag,  do  die  Zürcher  uszzogen 
mit  irem  houptbaner,  hat  Zwinglin  fast  ein  ungeschickte  pre- 
dig gethon  und  under  andern  Worten  ouch  also  geredt,  das 
man   unerschrocken   wider  das  gotzlosz  unchristen  fleischver- 

nkouffer  volck  (bona  verba,  queso)  etc.  (mit  vil  andern  groben 
worten)  solte  zychen.  »Dan  das  evangelium  (sprach  er)  wirt 
uch  beschirmen  (mendax  fuit  stilus  scribarumj ,  und  die  spysz 
der  ungloubigen  werden  nit  stechen.  Ire  buchszenstein  und 
pfyi  werden  sich  umbkeren  und  dasz  gotslosz  volck  erschiessen. 

»Ouch  ir  buchszenstein  werden  ir  in  uweren  ermein  entpfahen. 
Ir  Schwerter  werden  nit  houwen  etc.  (mentita  est  iniquitas  sibi) . 
Hiemmb  wil  ich  mit  uch,  forden,  in  der  mitten,  oder  am  end 
dran  sina2).  Da  die  lender  die  erschlagne  Zürcher  abzogen, 
han  eye  den  Zwinglin  thot  f&nden  und  ein  gülden  crucifix  mit 

»einer  sidenen  schnür  am  halsz  bangen.  Do  haben  sie  im  dasz 
houpt  abgeschlagen  und  daszselb  uff  ein  stang  gesteckt,  aber 
den  cörper  in  vier  stuck  gehouben  und  darnach  verbrenten  sie 
in  etc.  Die  Zürcher  begerten  und  erforderten  von  den  lendern 
für  den  Zwinglin  ein  gülden  man.    Antworten  die  lender  und 

*•  sprachen:  »Wir  haben  keinen  gülden  man,  aber  wolt  ir  einen 
ström,  musz  uch  werden«/ 

Darnach  ergaben  sich  die  Zürcher  den  lendern,  die  mosten 
ouch  geben  den  lendern  ein  thunne  golt  etc.  Wie  aber  die 
Baszier  und  Berner  mit  den  lendern  ein   rachtung  haben  ge- 

» macht,  ist  mir  nit  ze  wissen3).    Demnach  sindt  die  lender  ge- 
il. uHi. 

ton  denen  freilich  streng  genommen  nicht  alle  unter  den  Begriff  Prädi- 
canten  fallen  mögen.  1)  Die  Verbrennung  des  Jacob  Kaiser  von  Uznach, 
Pfarrers  au  Schwerzenbach  im  Zarichbiet,  der  nach  Oberkirch  im  Gaster 
ak  Prediger  berufen  worden  war,  durch  die  Schwyzer  am  30.  Mai  1529  gab 
die  Veranlassung  zum  Ausbruche  des  ersten  Cappeler  Krieges.  Er  ist  der 
einzige  aus  dem  Zürcher  Gebiete  in  das  der  Länder  gekommene  Prädicant, 
der  hingerichtet  wurde.  Verschiedene  Beispiele  von  Hinrichtungen  sonstiger 
Anhänger  der  neuen  Lehre  werden  aber  bei  Hottinger  II,  161  ff.  nam- 
haft gemacht.  2)  Diese  Hede  Zwingiis  ist  den  Reden  nachgebildet,  welche 
man  von  einigen  Führern  im  grossen  Bauernkriege,  namentlich  von  Tho- 
mas Münaer  vor  der  Schlacht  bei  Frankenhausen,  erzählte.  Vgl.  Zimmer- 
mann: Gesch.  des  grossen  Bauernkrieges  3,  777  f.        3)  S.  oben  S.  137  f. 


488  1^31.  1532. 

faren  in  alle  vogtyen,  ämpter  und  clöster,  daran  sie  teyl  hetten, 
und  haben  die  mesz  und  bilder  wider  uffgericht,  die  die  [v] 
Zürcher  hetten  abgethon.  Und  die  darzu  geholfen  hetten.  straff- 
ten sie  ein  yeglichen  nach  dem  er  verschult  hett.  Und  die 
priester,  die  vertryben  waren,  die  beschickten  und  setzten  sye* 
wider  in  und  gaben  in  ir  pfrund  wider. 

In  denselben  tagen,  do  Oecolampadius  hört  und  sähe,  wie 
die  gotsloszen  (das  ist  die  lender)  inn  allen  Sachen  oblagen, 
und  sin  mitgnosz  oder  bruder  (in  der  kysten)  in  Christo,  Ulrich 
Zwinglin,  war  umkommen,  und  alle  sine  anschleg  giengen  hin- 1 
der  sich,  ward  er  kranck  (ich  acht  von  leyt)  und  starb  uff  Cri- 
24. Not.  sogoni  1531.  anno1).  Man  murmelt  ouch,  er  het  im  selbs  ver- 
geben2). 

Item  in  denselben  ziten  gab  die  stat  Basel  mer  dann  den 
halben  iren  wergluten  urloüb  und  brach  allen  denen,  so  von» 
der  stat  solt  hetten,  etwas  ab,  nämlich  dem  burgenmeister, 
zunfftneister  und  allen  ratzherren  iren  sold  halber  ab,  den  pre- 
dicanten,  die  die  Stadt  besolt  usz  irem  seckel,  yedlichem  1 0  öl 
etc.  Ursach,  es  gieng  groszer  costen  uff  die  stat  krieg«  halben, 
und  das  ungelt  mindert  sich  von  tag  zu  tag  fast,  das  einer» 
vom  rat  sprach:  »Es  feit  yetzunt  der  drytteil  minder  umgelt 
dan  vor  der  lutherya.  Dann  die  priesterschafft,  vil  burger  und 
Studenten  zogen  hinweg. 

Zu  denselben  ziten  klagten  alle  koufflüt,  sie  hetten  wenig 
losung,  und  die  handtwergslüt,  sie  hetten  nit  zu  wergkcn,  und» 
der  gmein  man  klagt,  er  het  nit  zu  essen,  dann  alle  ding  wa- 
ren 3  oder  4  jar  fast  thuer.   Im  jar  1531  galt  ein  viertzal  körn 
uff  dem  margk   6  ff.  5  Schilling  d.  und  ein  som  winsz  5  Ä, 
item  7  eiger  galten  ein  Schilling,  und  was  umb  und  umb  grosze 
armut.    Solche  frucht  (myns  beduncken)  bracht  der  kilchen  und  5* 
clöster  gut,  dann  ee  man  die  kilchen  und  clöster  stürmet  und 
die    priesterschafft    vertrybe,    wolt    iderman    von    pfiffen   und 
munch  gut  rych  werden.    Es  solt  niemans  mer  zechen  geben3), 
und  dasz  halb  ungelt  muost  ab  sin  etc.   Aber  man  enpfand  in 
allen  dingen  das  [28b]  wyderspiel.    Dan  pfaffen  und  munch  gut  ^ 
behalt  in  alle  weg  sine  art,   dan  so  es  andery  gut  findt,  ver- 
zert  es  dasselb,  so  es  aber  keins  findt,  beschuszt  es  nit. 

Wyter  ze  wissen,  wiewol  die  lutherisch  sect  mit  dem 
geistlichen  gut  gar  kein  gluck  erlangen,  nit  destminder  wol- 
ten  sy  ires  Schadens  gern  mit  der  geistlichen  guter  inkomen, « 
und  mer  für  und  für  beschwerten  sie  die  clöster.  Uff  die  Car- 
thusz  haben  sie  gelegt  jerlichs  costen  by  200  fl.  Darnach  im 
1532.  jar  1532  schätzten  sie  die  Carthusz  umb  400  fl.  und  sonst  alle 
andere,  nit  allein  clöster,  sunder  ouch  kirchen4). 


1)  Vgl.  oben  S.  138.  2)  Vgl.  über  diese  auch  sonst  ausgesprochene 

ächtigung  Herzog  II,  251.       3)  Vgl.  Heusler439.       4)  Am  J2.Febr. 

ermächtigte  der  Kath  die  Pfleger  der  Klöster,  zur  Deckung  der  auf- 


Item  da  die  luthery  zu  Basel  anfing,  stundt  ein  frow  in 
saht  Johans  vorstat  uff  die  cantzel  in  sant  Anthonien  capcllen ') 
und  prediget  in  spott  wysz,  darnach  bruntzet  sie  in  die  band 
[■fach    tu    impudentissima  bestiaj   und   gab  das   (maledyet)   ge- 

i  wicht  wasser  etc.     Nit  lang   darnach   erlamb  sie  an   derselben 
handt    (justus    es    domine  et  rectum  Judicium    tuum).     Ir  man 
nag  daszmai  fast  gwalttg  im  radt,  darzu  ouch  gantz  lutherisch. 
Ward   im  jar    1530  ubz  dem  radt  gestossen  und  von  allen  eren  two. 
gesetzt. 

i«         Item    ein   goltsmyt  hett  von  den   Zurchem    und  Bernern 

etlich  kelch  koufft,   und  da  er  sie  schmeltxet,   (ur  der  dampff 

in  inne   und  erstockt  in,  und  dasz  sylber  zersprang  an  die  wend, 

und  ein  teyl  zu  dem  kemmich  usz.    Ist  geschehen  anno  1532.  i»s. 

Item    da   die  luthery  ze  Hasel   uberhandt  het  genommen, 

ii  verbot  die  stadt  hy  1  &„  dasz  weder  man  noch  frow  solt  usz— 
gon  in  die  dörffer  mesz  hören,  bichten  oder  das  sacrament 
entpfahen2). 

Item  den  priestem,  die  in  der  stadt  blyben,  wart  gebotten 
by  eyd  und  verluren  irer  pfrund,  dasz  sie  uiemant  Holten  bicht 

TD  hören  oder  sacramenta  geben 3) . 

Item  alle  die,  dy  nit  wolten  zum  dysch  gon,  wurden  von 
allen  iren  emptern  gestossen*)  (non  considerantes  scriptum  [29] 
esse:  Non  potestia  calicem  domini  bibere  et  calicem  (Lutherano- 
rum)  demoniorum,  non  potestia  mense  domini  participes  esse  et 

b  mense   fLutheranorum}  demoniorum*)). 

Item  anno  domini  1532  uff  mentag  nach  quasimodo  kamen  tsra 
die  pfleger  zu  unserem  vicario,  sprechende :  »Der  bott  von  Wir-  '  ** 
tenberg  ist  hie,  wil  aber  nit  zinsen,  deshalben  wir  mit  im  vor 
rat  sind  geweszen,  haben  ym  unser  herren  der  rat  anzeigt,  sie 
■i"  haben  die  brieff  und  den  convent  müssen  sie  zyhen ,  ouch  hat 
der  hertzog  von  Wirtenberg  sich  verwilliget,  er  wöll  alle  zin 
in  die  eytgnosschafft  gehörig  laszen  volgcn  etc. ,  das  wir  uc 
anzeigen,    als  eim  stathalter  dis  gotzhusz«.    Vicarius  antwort 

erlegten  Reiskcmten  Geld  aufzunehmen ,  ohne  dase  es  den  Pflegern  ode 
ihren  Erben  Kosten  oder  Schaden  bringe.  Erkanntnisab.  1525  —  1544 
I03b,  Schwaribuch  23<>.  Die  Nonnen  im  Kimgenthal  und  ihre  Vei 
wandten  machten  Schwierigkeiten,  und  erst  am  4.  Juni  wurden  die  dei 
Kloster  auferlegten  800  fl.  gezahlt.  Ochs  VI,  54  f.  In  dem  Vertrage  toi 
16.  Juli  wird  des  Beitrages  von  400  fl.  gedacht,  den  die  Karthaus  'der  «tat 
Rutil  kurz  hievor  an  iren  erlittenen  reiazkosten  ze  steur  abgerichtet* 
1!  Pech  ter  127.  2)  In  einem  Mandat  Tom  27.  Aug.  1532  (Antiq.  Gern! 
I.  Bl.  I4S)  wird  diese  Bestimmung  wiederholt.  Das  erstemal  betragt  di 
S  trete  1,  das  zweitemal  2,  das  drittemal  3  und  das  Tiertemal  4  ff.  Stehlet 
Wer  auch  dann  noch  fortfährt  die  Messe  zu  besuchen,  wird  des  Lande 
verwiesen.  S.  die  betreffende  Bestimmung  auch  bei  Ochs  VI,  SO.  3)  S.di 
Bestimmungen  der  Reformationaordnung  vom  1.  April  1529  bei  Ochs  V 
702.703.        4)  Vgl.  oben  8.  110  t    Hersog  II,  l»3.  208  ff.   Ochs  VI,  SS 


490  1532. 

»Ja,  hubscher  Btadthalter.   Ich  bin  gefangen  und  hab  nit  gwalt 
über  1  d.«    »Darumb  (sprachen  die  pfleger)    han  wir    uch    das 
wellen  anzöigen,  das  ir  uch  mit  uweren  mitbrudern  bedencken 
und  dem  vatter  früntlichen  schriben    (zu   vermyden    unnützen 
costen) ,  das  er  lasz  den  zins  harvolgen  etc.     Und  schriben  ym  j 
uff  solche  meynung  und  zeygen  an,  wie   er  von    uch    ist  ge- 
wychen  und  ir  nit  von  im,  er  mög  uch  helffen,   aber  ir  ym  nit. 
Wo  aber  er  den  zins  nit  wolt  laszen  harvolgen,   mästen  vilycht 
ir  des   tags  eins  engelten,   das  ir  nie  genossen  habt.      Daran 
ouch  haben  ir  in  sinem  abweszen  manchen  ruwen  styrm  erlyt-  t« 
ten,   das  ir  ouch  etwan  üweres  leben   nit   sindt  sicher  gesin. 
Auch  so  wendt  der  vatter  für,  wie  der  radt  erkant  habe,  wölche 
person  nit  wöll  im  closter  blyben,  wol  man    ir    laszen  volgen 
alles,  das  sie  ins  closter  hat  bracht.    Ist  wol  war,   doch  ist  dasz 
besehenen ,   das  unser  herren  damit  wolten    herusz  locken  die  is 
buben,  so  in  clöstern  waren,  dasz  sie  gantz  zä  buben  wurden«. 
(Ecce  quam  sapiens  consilium.)    Vicarius:  wir  reden  ytzunt  usz 
mynem  hertzen  und  nit  usz  dem  uweren«.     » Jo    (sprachen  sie) 
ir  gloubens  also?«  Vicarius:  »Wir  wollen  warten,   bisz  antwort 
von  Wirtenberg  kompt,  darnach  uch  ein  zimlich  antwort  geben«  !».  * 
Finis  12.  maii  anno  1532. 

1)  Am  12.  Juni  1532  schrieb  Zscheckenbflrün  an  Statthalter  und  Regen- 
ten in  Wirtemberx  und  bat  sie ,  die  Zinsen  und  Gülten ,  die  seinem  Got- 
teshause jährlich  ab  dem  Fürstenthum  fielen,  nicht  den  Herrn  ron  Basel, 
sondern  zu  seinen  Händen  zu  reichen;  wenn  jene  damit  nicht  zufrieden 
seien,  sondern  nach  Inhalt  der  Verschreibungen  die  Schuldner  oder  Bürgen 
mahnen  würden,  so  sollten  sie  bedenken,  dass  die  Verschreibungen  auf 
Prior  und  Conrent  und  wer  sie  mit  ihrem  Wissen  und  Willen  inhabe, 
gestellt  seien.  Die  Herren  von  Basel  hatten  nun  dieselben  zwar  mit  seinem 
und  des  Convents  Wissen ,  nicht  aber  mit  ihrem  Willen  inne ,  und  es  sei 
zu  ermessen,  mit  was  Recht  und  Billigkeit  sie  die  Zinsen  und  Gülten  ein- 
nahmen, da  doch  alles  das,  darum  sie  ans  Gotteshaus  gekommen  seien« 
nicht  mehr  gelten  solle.  Er  beklagt  sich  dann  noch  darüber,  dass  seine 
armen  Conventspersonen  eingeschlossen  und  von  jedermann  abgesperrt  ge- 
halten würden,  und  bittet,  das  Alles  zu  Herzen  zu  nehmen  und  ihn  alten 
betagten  Mann  in  Gnaden  bedenken  zu  wollen.  Am  18.  Juni  schickte  der 
königliche  »rentmeister  und  geordnet  irer  mt.  camer  in  Wurtemperg«  (sei- 
nen Namen  unterschreibt  er  nicht)  eine  Copie  dieses  Schreibens  an  den 
Rath,  mit  dem  Bemerken,  der  Visitator  Prior  der  Karthäuser  in  Köln 
(Mains?  s.  449  Anm.  4  u.  Beil.  X)  habe  in  demselben  Sinne  suppliciert.  Dt 


freundlicher  Meinung  ihnen  solches  nicht  verhalten  wollen.   Am  16.  Juli 

wurde  endlich  der  Vertrag  zwischen  der  Stadt  und  dem  Kloster  abgeschlos- 
sen, der  dem  langen  Kampfe  ein  Ende  machte  (s.  denselben  unter  den 
Beilagen). 


Beilagen 

zu  den 

Chroniken  des  Karthäuser  Klosters 
in  Klein-Basel. 


I.  De  fundatione  ortuque  Carthusiae  Basilienaia. 
II.  De  eeüis  Carthusiae  Basiliensii. 

III.  Bulle  Bonifai  IX.  vom  18.  April  1402. 

IV.  Vergleich  mit  dem  Domcapitel  vom  29.  Januar   1404. 
V.  Jakob  Louber  über  Heinrich  von  Alfeld. 

VI.  Das  Bekenntnis*  des  Bruders  Martin. 
VII.  Letzter  Wille  des  Bruders  Georg  Carpentarii   von    Brugg  und  Ver- 

seichniss  der  von  ihm  dem  Kloster  bestimmten  Bücher. 
VIII.  Brief  des   Bruders  Georg  Carpentarii  an  Bonifa  cius    Amerbach  vom 
4.  Juni  1526. 
IX.  Vertrag  des  Convents  mit  dem  Käthe  vom  16.  Juli   1532. 
X.  Die'  letzten  Schicksale  der  Karthaus. 
XI.  Die  8iegel  der  Karthaus. 
XII.  Die  Gebäulichkeiten  der  Karthaus. 


I. 

De  fundatione  ortuque  Carthusiae  Basiliensis. 


Die     axispxechende  kurze   Schilderung   der  Gründung   und   des 

-Aufblnhens    der    Hasler  Karthaus,  die  wir  auf  den  folgenden  Seiten 

*-  mittheilen        findet    sich  auf  S.  223  und  224  der  Analecta  Urstisii, 

von    denen   oben.    S.  237  die  Rede  gewesen  ist.     Das  Original  habe 

ick    ois  jetzt    nicht  aufzufinden  vermocht.     Die  Abfassung  fällt  wohl 

in     die   Zeit   Yjald    nach  dem  Tode  des  Priors  Heinrich   von  Alfeld, 

dessen   Andenken  sammt  dem  der  Sophia  von  Botberg,  der  grossen 

to  Won^lthatex-inn  des  Klosters  (vgl.  Chronicafundationis  Cap.  28. 

3.   292  ff.  ,     ferner  S.  387  Anm.  5),    hier   besonders   gefeiert  wird. 

Einen  Anhaltspunkt  zur  Bestimmung  der  Person  des  Verfassers  haben 

wir    nicht.     Das**   er  die  von  Heinrich  verfasste  Chronica  fundationis 

gekannt,    davon   findet  sich  keine  Spur;  dagegen  erwähnt  er  mehr- 

is  mala    des   Liber  benefactorum,  von  dessen  Benutzung  auch  einzelne 

seiner  Angaben  Zeugniss  ablegen.     Beim  Abdrucke   habe  ich  mich 

ganz   an   die  Orthographie  Wurstisens  gehalten.    Ob  die  Ueberschrift 

»de    fundatione    ortuque   Carthusiae   Basiliensis«   von   ihm   herrührt 

oder   sich   schon  im  Originale  fand,  muss  dahingestellt  bleiben. 


20  Anno    domini    1401,    secunda   feria  proxima  post  festum 

sancti  Nicolai,  fuit  ordini  nostro  data  curia  episcopi  Basiliensis, 

ut  inde  construeretur  monasterium  sive  domus  ordinis  Carthu- 

aiensis.    Vocabatur  namque  locus  iste  desz  bischofs  hof,  et 

fuit  empta  per  fundatorem  nostrum  a  consulatu  Basiliensi.  Voca- 

2s  batixr  autem  fundator  noster  Jacobus  Zibol,   vir  valde  venera- 

bilis,   pruden3  et  devotus,   supremus  magister  zunftarum  ßasi- 

liensium,    secundus  post  magistrum  civium  in  dignitate  et  aucto- 

ritSLte       insixper  abundans  divitiis    et  honoribus  seculi.     Et  fuit 

domus    habitationis   suae,   quam  etiam   (ut  praesumo)  expensis 

or0pnis   construxerat,  in  monte  sancti  Martini,  quae  postea  fuit 

**mT>tSL   pro    collegio  universitatis   a  domina  nostra  gratiosa,   do- 


494  Beilagen. 

mina  de  Ratperg,  relicta  Burkardi  Zibel,  filii  fundatoris  nostri 
praedicti,  quam  semper  fundatricem  appellavimus,  quod  multa 
beneficia  nobis  contulit1),  prout  in  libro  beneficiorum  domus 
huius  habetur  specincatum  de  manu  venerabilis  patris  nostri, 
domini  Henrici  de  Alveldia  dioecesis  Hildensemensis  in  Saxo-s 
niae  provincia  situatae,  qui  extitit  prior  domus  huius  multa 
annis,  perutilis,  honestus,  devotus,  dulcis  et  benignus,  Omni- 
bus gratus,  aflabilis  et  amabilis  valde  et  (quod  magnum  fuit, 
tarn  in  adversis  quam  prosperis  patiens  et  immobilis,  totam 
spem  habens  et  ponens  in  deo.  Huius  venerabilis  patris  dile-  t< 
ctione  et  benignitate  domina  nobilis  et  omni  laude  digna  pex- 
mota  multa  bona  fecit  nobis,  quod  fuit  viro  valde  inclinata 
propter  virtutes  strpramemoratas.  Uöde  etiam  elegit  eura  sibi 
in  executorem  testamenti,  quod  prudens  erat  et  doctus  valde 
atque  practicus  magnus  tarn  in  spiritualibus  quam  in  tempo- » 
ratibus.  Fuerat  enim  cortisanus  in  curia  Romana  tempore  Eu- 
genii  papae  necnon  procurator  caussarum  in  Basilea  tempore 
generalis  concilii,  et  ideo  expertus  erat  et  tarnen  semper  hu- 
milis  et  zelosus  pro  honore  dei  et  beatissimae  virginis  ae  sanctae 
Margar  etae,  quaö  erat  sua  patrona  spedUdissima.  Pro  curas  etiam  *• 
honore  duo  festa  et  commemorationes  quottdiana*  et  speciales 
lectiones  pro  choro  et  refectorio,  quas  ipse  per  se  dictavit,  a 
capitulo  generali  ordinis  nostri  impetravit  omni  tempore  in 
domo  nostra  duratnras.  Insnper  pro  solemmtatibus  beatissimae 
virginis  de  eanetissima  eins  conceptione  et  jocundissima  visita-  2* 
ttone  specialem  materiam  dictavit,  collegit  et  a  capitata  impe- 
travit. Sed  et  festum  praesentationis  dei  genitrieis  auetoritate 
capituli  de  novo  apud  nos  instituit  et  legendam  pro  choro  dicta- 
vk  et  collegit  et  per  capitulum  approbari  et  con&rmari  impe- 
travit3). » 

Hunc  virum  sanctum  et  devotttm  nralier  sancta  et  devota 
in  tantum  dilenit,  quod  ad  eius  rnstantiam  omnia  altarm  eccle- 
siae  nostrae  cum  tabulis  depictis  propriis  experrais  decoravit. 
Appellabatur  proprio  nomine  Sophia  de  Rotberg,  nobili  genea- 
logia,  paucis  annis  a  puellari  aetate  vivens  cum  marito,  domi- * 
cello  Burkardo  Zibel,  filio  nmtui  fbadataris.  Quo  defuncto  con- 
tentabatur  cum  statu  viduitatis,  licet  juvencula  esset  nobilis  et 
abundans  ac  pulchxa  nxmis  valde,  usque  ad  finem  vitae.  In- 
super  legavit  et  vivens  dooaavit  nobis  censum  50  florenorum 
super  episoopo  Constantiensi.  Stmiliter  aliis  religiosis  bencfecit  <« 
in  vita,  ne  post  mortem  ipsius  res  aliter  iret,  quam  rpsa  v<>- 
lebat.  Semper  prudenter  agebat  in  cunctts  et  patientiam  ser- 
vavit  in  magna  et  diutina  infirmitate  corporis,  totam  se  de» 
offerens,  hostiam  vivam  et  immaculatam. 

6.  ritttaiis. 

1)  Die  Summe  ihrer  Vergabungen  wird  Lib.  benef.  lb  und  Chron. 
fund.  294,4  auf  etwa  3500  Gulden  geachtet.        2)  Vgl.  S.  323. 


Beäagsn.  %  495 

Habuit  etiam  eadem  domina  nobilis  inter  suas  ancillas 
unam  praecipuam  secretariam,  nomine  Elsam  de  Rinfelden1), 
virgraem  valde  honestam,  quae  etiam  multum  induxit  dominam 
ad  benefaciendum  nobis,  semper  existens  promotrix  et  fautrix 
nostra.  lila  namque  omnia  scrinia  cum  reliquüs  ecclesiae  nostrae 
manu  propria  expensis  dominae  noetrae  fundatricia  praefatae 
de  novo  reparavit. 

Anno    1408   in   octava  apostolorum  Petri  et  Pauli  positum 
fuit  fundamentum  ecclesiae  nostrae  et  successive  aedificata  ipsa 
ecclesia   cum   paupertate  et  non  sine  turbatione,    quod   fiebat 
resistentia,    instigante    hoste    humani   generis,    per    capitulum 
maioris  ecclesiae  Basiliensis  mediante  bulla  papali.     Sed  prae- 
raluit  dei  gratia,  et  omnis  turbatio  fuit  sedata.    Sic  anno  1416 
dominica  in  octava  paschae,  quae  fuit  6.  kal.  maii,  fuit  eccle- 
sia consecrata  cum  tribus  altaribus ,  videlicet  summo,  crucis  et 
beatdssimae  Mariae.  Et  postea  adveniente  sacro  concilio  Basiliensi 
anno  1431    et  durante   illo    17  annis  praelati  et  caeteri  conci- 
liistae  porrexerunt  manus  adjutrices  cum  aliis  fidelibus,  ita  quod 
domus   de    die  in  diem  profecit  in  structura  et  ornamentis  et 
» aliis  necessariis,   prout  epitaphium  dominae   dueissae  Buigun- 
diae  et   episcopi   Wigorniensis  clare  demonstrant,   et  in  libro 
beneficiorum  latius  habetur.     Et  nisi  ista  maledicta  cauasa  ex 
parte  villae   Liel  inter  armigeros  de  Baden  et  domum   istam 
bisset  exorta,   de  qua  longum  esset  enarrare,  domus  ordtuis 
r,  Carthusiensis  in  Basilea  esset  jam  domus  inclyta  et  in  provin- 
cia  Rheni  non  minima. 

Sciendum  vero,  quod  olim  fuerunt  plures  domunculae  sibi 
contiguae  in  platea  a  porta  civitatis  circa  Rhenum,  quae  dici- 
tur  Laesers  türli,  usque  ad  torcular  dominorum  maioris 
*>  ecclesiae  Basiliensis,  quod  dicitur  die  Zehend-trotte.  Has 
domunculas  emerunt  cum  .oneribus  suis  patres  nostri  primi  ad 
dilatandum  terminos  nostros,  et  ne  incolae  inquietarent  cellitas 
versus  illam  partem  morantes.  Et  destruentes  istas  eadem  de 
eaussa  aedificaverunt  murum  istum  pro  decore  et  custodia  loci 
*  et  hortos  earum  attraxerunt  et  fecerunt  vineam  pro  consolatione 
et  utilitate  sua  et  suorum  successorum. 

Prima  autem  domuncula  adhaerens  torculari  praefatorum 
dominorum  vocabatur  domus  maior  Welti,  secunda  domus 
;  Welti  minor  et  erant  istae  duae  domus  sibi  contiguae  et  ad- 
frhaerebant  torculari.  Tertia  domus  sequebatur  versus  Khenum 
et  vocabatur  domus  zur  B  ebenen.  Quarto  sequebantur  duae 
domuneulae  sibi  contiguae  et  vocabantur  Wasenegk.  Quinto 
sequebantur  iterum  duae  domunculae  sibi  contiguae,  quondam 

))  Elszlna  Manerinn  de  Rinfeldia  nennt  sie  der  Prior  Heinrich  Lib. 
benef.  2.  Eben  dort  werden  noch  andere  Mägde  der  Sophia,  eine  Agnes, 
eine  Qreda  und  eine  Cecilia  als  Wohltäterinnen  des  Klosters  aufgeführt. 


496  #  Beilagen. 

Lienhard  Peyers,  unde  hortus  ifitarum  domuncularum,  qu| 
attraximus  satis  care  emendo,  vocabatur  Peiers  ga 
sequebantur  rursus  duae  domunculae  sibi  conds^psflNHHRoräi  I 
suis  adhaerentes  tum  praefatae,  quae  dicitur  Laesers  turli, 
per  quam  transitur  ad  Rhenum,  et  vocabantur  antiquitus  der; 
zur  Kinden  husz  vel  der  von  Liitzel  garten,  quod  ante 
tempore  fuerat  Lücellensium  ordinis  Cistertiensis. 


n. 

De  cellis  Carthusiae  Basiliensis. 


Von  diesem  Stücke,  das  uns  unter  dem  Titel,  unter  dem  wir  i 
es  hier  aufführen,  in  den  Analecta  Urstisii,  S.  205,  aberliefert  ist, 
gilt  im  Wesentlichen  dasselbe,  was  von  dem  vorhergehenden.  Das 
Original  kenne  ich  nicht,  über  die  Person  des  Verfassers  giebt  uns 
der  Text  keinen  Aufschluss,  die  Abfassung  muss  in  der  Zeit  bald 
nach  dem  Tode  des  Priors  Heinrich  stattgefunden  haben.  Vielleicht  u 
ist  der  Verfasser  beider  Stücke  derselbe.  An  der  Orthographie 
Wurstisens  habe  ich  auch  hier  nichts  andern  wollen  und  habe  da- 
her auch  die  Schreibart  »Lauber«  beibehalten,  obgleich  es  mir  im 
höchsten  Qrade  wahrscheinlich  ist,  dass  im  Original  »Louber«  ge- 
standen. 


Cella  prioris  debet  esse  angularis  prope  ceüam  A,  cuius 
hortus  et  secretum  tendit  ad  coquinam.  Cella  vicarii  debet  esse 
P,  quae  etiam  januam  habet  versus  refectorium  ad  responden- 
dum  secularibus  in  absentia  prioris.  O  debet  esse  cella  procu- 
ratoris  prope  fontem,  quae  habet  januam  ad  secularibus  respon-  s 
dendum.  Cella  N  sacristae  deputata  est.  Sic  prudenter  a  pa- 
tribus  ordinatum.  Cum  Jacobus  Lauber  electus  esset  prior  vi- 
vente  suo  antecessore  Henrico  de  Alveldia,  sed  paralyüco  per 
9  annos,  qui  post  suam  absolutionem  in  cella  prioris  jacuit. 
idem  successor  Jacobus  eum  noluit  ex  sua  cella,  quam  30  annis  y 
inhabitaverat,  amovere,  sed  ad  cellam  P  vicarii  declinavit,  quam 
munivit  et  aliqualiter  reformavit.  Mortuo  vero  patre  Henricu 
cellam  prioratus  intrare  distulit,  quod  ruinosa  esset  et  contra 
ignis  pericula  non  satis  munita.  Quare  cellam  P  fecit  f  signari 
pro  priore  et  cellam  prioratus  litera  P,  donec  cella  prioratus  a 
reformata    fuerit.     Qua    reformata    et   priore    eam    inhabitante 


Beilagen.  497 

"fi'^Bflae    in  praescriptis  cellis   transmutari   debent,  nee  cella  P 
io  deputata  priori  conveniens  est  eo  quod  seculares  per  ca~ 
suam,    ubi  sua  fercula  reponit,   ad  stubellam  deducere 
pellitur. 

Cella  prioris  f  post  januam  nolae:  Qui  non  baiulat 
crucem  ßuam  et  venit  post  me,  non  potest  meus  esse  diseipu- 
lus.  Luc.  14.  —  In  alia  janua  versus  refectorium:  Qui 
Tult  venire  post  me,  abneget  semetipsum  et  tollat  crucem  suam 
et  sequatur  me.  Math.  16.  —  Hanc  fundavit  dominus  Jacobus 
'•  Zibol  fundator. 

A.  Ambulate,   dum  lucem  habetis,   ut  non  tenebrae  vos 
comprehendant.   Joan.  12.  —  Fundavit  Hurkardus  Zibol. 

B.  lkm  um  est  nos  hie  esse:   si  vis,  faciamus  hie  tria  ta- 
bernacula.    Math.  17.  —  Fundavit  idem  Hurkardus  Zibol. 

h  C.  Caro  et  sanguis  regnum  dei  non  possidere  possunt, 
neque  corraptio  incorruptibilitatem  possidebit.  1  Cor.  15.  — 
Fundavit  dominus  ßurkardus  Zibol  et  domina  Agnes  de  Eptin- 
gen,  conthoxalis  eius  l) . 

D.    Diligite  inimicos  vestros,  benefacite  his,  qui  vos  ode- 

zo  runt.    Math.  5.   —  Fundavit  reverendissimus  pater  et  dominus 

Nicolaus  monachus  professus  ordinis  Carthusiensis  tituli  sanetae 

Crucis  presbyter  cardinalis  tempore  generalis  Basiliensis  concilii. 

£.    Existimo  quod  non  sint  condignae  passiones  huius  tem- 

poris  ad  tuturam  gloriam,  quae  revelabitur  in  nobis.    Rom.  8. 

25 —  Fundavit  Isabella  regis  Portugalliae  filia,  Burgundiae,  Lo- 
tharingiae,  Brabantiae  et  Limburgiae  ducissa,  sacri  Romani 
imperii  marchionissa ,  Flandriae,  Artesii  et  Burgundiae  pala- 
t\na,  Hannoniae,  Zelandiae  et  Namurci  comitissa,  domina  de 
Frisia,   Salinis   et  Mechlinia.  —   Haec  fuit  mater  Caroli  Bur- 

>  gundiae  ducis  caesi  apud  Nanse.   Pater  eius  fuit  Philippus. 

F.  Facite  dignos  fruetus  poenitentiae:  jam  enim  securis 
ad  radicem  arboris  posita  est.  Luc.  3.  —  Fundatrix  eadem  prin- 
cipissa. 

G.  Gaudium  est   angelis   dei  super  uno  peccatore  poeni- 
5*  tentiam  agente,  quam  super  99  justis,  qui  non  indigent  poeni- 

tentia.    Luc.  15.  —  Fundavit  dominus  Leonardus  Troubach  de 

3.  fercnla.     Die  Abkürzung  Wurstisens  ist  nicht  ganz  deutlich.  4.  Wnrstisen  liest 

»compellitc ,  was  nicht  geradezu  unmöglich  wäre ,  doch  kommt  es  mir  wahrscheinlicher 
vor,  daes  es  ein  Versehn  für  »compelliUur«  ist. 

1)  Nach  der  Chron.  fund.  S.  290  wurde  der  Bau  dieser  Zelle  1434 
begonnen ,  während  Burkhard  Zibol,  nachdem  er  bereits  eine  zweite  Frau, 
die  Sophia  von  Rotberg,  freheirathet,  im  J.  1433  (S.  293)  starb.  Die  obige 
Angabe  wird  also  in  der  Weise  zu  verstehen  sein,  dass  Burkard  und  seine 
erste  Frau  die  Mittel  zum  Bau  dieser  Zelle  gegeben  hatten,  die  dann  erst 
nach  ihrer  beider  Tode  gebaut  wurde.  Damit  stimmt  lib.  benef.  1,  wo 
e<  nach  der  Aufforderung,  für  Burkhard  und  Agnes  zu  beten ,  heisst :  Qui 
fundavit  duas  cellas,  dieses  duas  aber  später  ausgestrichen  und  durch  tres, 
a,  b  et  c  ersetzt  ist. 

Basier  Chroniken.  I-  32 


498  Beilagen. 

Mülhusen,  cappellanus  maioris  ecclesiae  Basiliensis.   Hie  prope 
eam  sepultus. 

H.  Humiliamini  sub  potenti  manu  dei,  ut  vos  exaltet  in 
tempore  visitationis.  1  Petr.  5.  —  Fundavit  dominus  Henricus 
Rode  de  Marcburg,  juris  utriusque  doctor,  consiliarius  lantgra- . 
vii  Hassiae,  cuius  filius  prope  cellam  procuratoris  sepultus  est. 

I.  In  omnibus  operibus  tuis  memorare  novissima  tua  et  in 
aeternum  non  peccabis.  Eccles.  7.  —  Fundavit  Johannes  Vischer 
cappellanus  maioris  Basiliensis  ecclesiae. 

K.   Karitas  est  finis  praeeepti,  de  puro  corde  et  consaentk  i 
bona  et  fide  non  fieta.    1  Timoth.  1.  —  Fundavit  dominus  Lu- 
dovicus  Moser  Tigurinus,  protonotarius  in  Rinfelden ;  monachus 
factus  Carthusiensis  primus  eam  inhabitavit. 

L.   Labora  sicut  bonus  miles  Christi.    Nemo  militans  deo 
implicat  se  negotiis  secularibus.    2  Tim.  2.  —  Hanc  cellam  fun-t 
davit  magister  Petrus  zem  Luft,  decretorum  doctor,  canonicum 
maioris  Basiliensis  ecclesiae. 

M.    Mandatum  novum  do  vobis,  ut  diligatis  invicem,  sicut 
dilexi  vos,   ut  et  vos  diligatis  invicem.    Joan.  13.  —  Fundarit 
dominus  Ulricus  Eberhart  civis  et  mercator  Basiliensis,  quam* 
dominus  Petrus  Wolfer  cognatus  ipsius  ac  haeres,  prope  ipsam 
sepultus,  complevit. 

N.  Nolite  conformari  huic  seculo,  sed  reformamini  in  no- 
vitate  sensus  vestri.  Roman.  12.  —  In  alia  janua  versus 
ecclesiam:  Nemo  potest  amplecti  deum  simul  et  seculum. a 
Gregor.  18.  moral.  super  Job.  —  Fundavit  reverendissimus  do- 
minus in  Christo  pater  dominus  Thomas  Polton  episcopus  Wi- 
gorniensis  in  choro  sepultus  tempore  generalis  concilii. 

O.   Omnes  nos  manifestari  oportet  ante   tribunal  Christi, 
ut  reeipiat  unusquisque  propria,  prout  gessit,  sive  bonum,  sive^ 
malum.    2  Cor.  5.  —  Fundator  Jacobus  Zibol,  dotavit  Adelhei- 
dis  de  Eptingen. 

P.   Patientes  estote,    fratres,    et  confirmate  corda  vestra. 
quoniam  adventus  domini  appropinquabit.    Jacobi  5.  —  In  ja- 
nua versus   refectorium:   Praeparate   corda  vestra  dominoa 
et    servite  illi  soli,    et  liberabit  vos    de    manibus  inimicorum 
vestrorum.    1  Reg.  7.  —  Fundator  Zibolius,  fundator  Carthusiae. 


j 


Beilagen.  499 

ni. 

Bulle    IBonifaz  IX.  vom  18.  April  1402. 

(Siehe  S.  263.) 


Das  Original  auf  Pergament  befindet  sich  auf  dem  Karthäuser 
&  Archiv  als  T^x.  58.  Durch  das  Pergament  sind  zwei  Schnitte  ge- 
macht ,  die  wohlerhaltene  Bulle  war  abgeschnitten  und  eingenäht 
und  ist  erst  "bei  der  Neuordnung  des  Archivs  der  bessern  Aufbe- 
wahrung wegen  wieder  mit  einer  Schnur  an  der  Urkunde  befestigt 
worden.  Ajuf  dem  umgebogenen  untern  Theil  des  Pergaments  steht 
lo  links  :  Ista  Vulla  (darüber  von  derselben  Hand  nachträglich  beigefügt  : 
falsa  et  mendosa.  servetur  pro  posteris,  ut  hec  sciant)  fuit  impe- 
trata  contra  nos  Carthusienses  minoris  Basilee,  et  per  eam  impediti 
foimus  ad  annum  integrum.  Redempta  cum  180  florenis  datis  do- 
minis    de    summo   ecclesie  Basiliensis.     Von  derselben  Hand  steht, 

15  beinahe  ausgelöscht,  fast  wörtlich  dieselbe  Bemerkung  auf  der  Rück- 
seite der  Urkunde.  Hier  hatte  zuerst  gestanden:  cum  C  florenis, 
nachträglich  war  beigefügt  worden:  et  lxxx  florenis.  Ebenfalls  auf 
der  Rückseite  steht  von  der  Hand  des  Priors  Heinrich  von  Alfeld : 
Bulla  Bonifacii  IX  contra  novam  plantacionem  Bas.  ordinis  Cartu- 

20  siexxsis ,    ad    instantiam   capituli    ecclesie   Basiliensis  impetrata ,    sed 
poetea  concordatum  est  cum  pecuniis  etc. 


Bonifacius  episcopus  servus  servorum  dei  dilecto  filio  priori 

monasterii  sancti  Albani  Basiliensis  per  priorem  soliti  gubernari 

salix tem  et  apostolicam  benediccionem.   Honestis  suppücum  vo- 

-2s  tis   libenter  annuimus  illaque  favoribus  prosequimur  oportunis. 

üxhibita  siquidem  nobis  nuper  pro  parte  dilectorum  filiorum 

prepositi,  decani  et  capituli  ecclesie  Basiliensis  peticio  contine- 

bat ,    quod  licet  in  opido  minori  Basilea  nuncupato  Constan- 

ciensis  diocesis  civitati  Basiliensi  contiguo,  cuius  quidem  opidi 

so  proprietas   ad  dictam  ecclesiam   ab   olim  spectare   noscebatur, 

apud  curiam  episcopalem  in  eodem  opido  consistentem ,   quam 

retroactis  temporibus  episcopi  Basilienses  pro  tempore  inhabitare 

consueverant,  fuerit  et  sit  quedam  parrochialis  ecclesia  sub  vo- 

catmlo  sancti  Theodori,  mense  capitulari  Basiliensi  ab  antiquo 

35  tinita  et  incorporata,  fuerintque  et  sint  tarn  cathedralis,  quam 

dicta  sancti  Theodori  et  alie  ecclesie  Basilienses  ac  eciam  dicta 

curia  per  terre  motum  olim  in  Ulis  partibus  factum  adeo  quas- 

sate,    collapse   et  in  structuris   difformate,   quod   eciam  ex  pia 

largicione   fidelium  adhuc  infra  longi  temporis  successum  vix 

40  refbrmaxi  valeant,  dictaque  curia  ex  opposito  chori  ipsius  eccle- 

32» 


500  Beilagen. 

sie  cathedralis,  qui   solo  flumine  Reui   intermediante  quasi  in 
medio  civitatis  predicte  consistit,  ubi  eciam  pro  tempore  hasti- 
ludia,  tornamenta,  fistulaciones,  coree  et  alia  mundana  exercicia 
fieri  solent,   situetur,   et  retro  curiam  ipsam  super  arena  dicti 
fluminis  sepesepius  diverse  coree  et  vanitates  per  mulieres  et 
alias  personas  vanas  exerceantur,  ita  quod  ipsa  curia  tarn  propter 
prejudicium ,  quod  ex  hoc  ipsi  cathedrali  et  aliis  ecclesiis  pre- 
dictis  oriretur,  quam  eciam  propter  honestatem  et  observandam 
religionis  sit  locus  saltem  pro  fratribus  ordinis  Cartusiensis  mi- 
nus aptus,  tarnen  nonnulli  fratres  dicti  ordinis  quorumdam  ci-n 
vium  Basiliensium  asserencium,   prefatam  curiam  ad  commune 
dicte  civitatis  racione  cuiusdam  contractu«  olim   super  hoc  ha- 
biti  pertinere,  seculari  euffulti  auxilio  in  ipsa  curia  absque  con- 
sensu   et  voluntate  dilecti  filii  Humberti  electi   Basiliensis  et 
dictorum  prepositi,    decani   et  capituli  construere    et    habitareis 
nituntur  atque  proponunt,   quodque,    si  huiusmodi  propositiim 
in  hac  parte   sortiretur  effectum,   magnum  ex  hoc  non  solum 
episcopo,   preposito,   decano  et  capitulo  ac  ecclesiis  predictis, 
verum  eciam  toti  clero  Basiliensi  prejudicium   generaretur  ac 
eciam  diversa  sediciones  et  scandala  possent  exinde  inter  cle-a 
rum  et  cives  dicte  civitatis  verisimiliter  exoriri  et  jura  tarn  ca- 
thedralis et  sancti  Theodori  quam  aliarum  ecclesiarum  predicta- 
rum  non  modicum  diminuerentur.     Quare  pro  parte  dictorum 
prepositi,   decani   et  capituli  nobis  fuit  humiliter  supplicatum. 
ut  super  hiis  ad  obviandum  scandalis  et  aliis  periculis  kuius-a 
modi  providere  de  benignitate  apostolica  dignaremur.    Nos  igi- 
tur  huiusmodi  supplicacionibus  inclinati  discrecioni  tue,  de  qua 
in  hiis  et  aliis   specialem  in  domino   fiduciam  obtinemus,  per 
apostolica  scripta  comittimus  et  mandamus,    quatinus  vocatis 
qui  fuerint  evocandi  super  premissis,  te  summarie,  simpliciter^ 
et  de  piano  ac  sine  strepitu  et  figura  judicii  auctoritate  nostra 
diligenter  informes,   et  si  per  informacionem  huiusmodi  pre- 
missa  vel   aliquod  ipsorum,   quod  ad  hoc  sufficiat,   reppereris 
veritate  fulciri,  fratres  et  cives  predictos  ac  omnes  et  singulos 
alios   sua  interesse   putantes  conjunctim   et  divisim,    quociens» 
expedierit,  sub  pena  excommunicacionis  moneas  et  requiras,  ut 
infra  peremptonum  competentem  terminum  ipsis  ad  hoc  per  tc 
prefigendum  ab  huiusmodi  structuris  et  edificio  penitus  et  oro- 
nino  desistant  eisque  inhibeas,  ne  de  cetero  huiusmodi  vel  si- 
milia  alia  in   ipsorum  episcopi,   prepositi,   decani   et  capituli # 
prejudicium    quomodolibet    attemptent;    alioquin   lapso  huius- 
modi termino  omnes   et  singulos  huiusmodi  tuis  monicionibus, 
requisicionibus  et  inhibicionibus  non   parentes  declares  huius- 
modi  excomunicacionis  sentenciam  incurrisse,    et  nichilominus 
legitimis   per  te  super  hiis  habendis   servatis  processibus  eos, *> 
quociens  expedierit,  aggravare  procures,  contradictores  per  ceii- 
suram  ecclesiasticam  appellacione  postposita  compescendo,  in- 


Beilagen.  50] 

vocato  ad  hoc,  si  opus  fuerit,  auxilio  brachii  secularis,  non 
obetante  si  prefatis  ordini  et  fratribus  ac  civibus  vel  quibusvis 
aliis  communiter  vel  divisimab  eadem  sit  sede  indultum,  quod 
interdici,  snspendi  vel  excomunicari  non  possint  per  litteras 
1  apostolicas  non  facientes  plenam  et  expressam  ac  de  verbo  ad 
verbum  de  indulto^  huiusmodi  mencionem  et  quibuslibet  pri- 
vilegiis,  indulgenciis  et  litteris  apostolicis  generalibus  vel  spe- 
mlibus,  quorumcunque  tenorum  existant,  per  que  presentibus 
non  expressa.   vel   totaliter  non  inserta  effectus  earum  impediri 

l*  valeat  quomodolibet  vel  differri ,  et  de  quibus  quorumque  totis 
tenoribus  habenda  sit  in  nostris  litteris  de  verbo  ad  verbum 
mencio   specialis,   et  aliis  contrariis  quibuscunque. 

Datum     Rome  apud  sanctum  Petrum    14.  kalendas   maii, 
pontificatus    rxostxi  anno  tercio  decimo. 

15  G.  de  Pala. 


IV. 

Vergleich   mit  dem  Domcapitel  vom  29.  Januar 

1404. 

(Siehe  S.  264.; 


3b  Das     Original   auf   Pergament   mit   zwei    anhängenden    Siegeln 

liegt   im   "KLartViäuser  Archiv  als  Nr.  60. 


In  dei   nomine.   Amen.    Nos  frater  Wynandus  de  Tremonia 

prior  domus  montis  beate  Marie  prope  Argentinam  ordinis  Car- 

thusiensis,     commissarius  ad  infrascripta  a  venerabili   et  reli- 

»  gioso  in  Cbristo  patre  domino  fratre  Stephano  priore  generali 

maioris  domus  Carthusiensis  speeialiter  deputatus,   ad  omnium 

et   singulorum,   quorum  interest  vel   intererit  et  quos    infra- 

scriptum    tangit  negocium  vel  tangere  potent  quomodolibet  in 

futurum ,   noticiam  tenore  presencium  cupimus  pervenire  et  re- 

30  coenoscimus  publice  per  presentes:   quod  cum  nuper  providus 

et  discretus  vir  Jacobus  Zibell  civis  Basiliensis,  zelo  devocionis 

accensus,    curiam  seu  domum  sive  habitacionem  pridem  appel- 

/atam    des    byschoffes  hoff,    nunc  vero  appellatam  et  in  per- 

petuum    fnturis  temporibus   appellandam   domus   vallis    sancte 

^  Marg^irethe   virginis  et  martiris,   intendens  in  illa  monasterium 


502  Beilagen. 

sive  claustrum   de  ordine  Carthusiensi  predicto  in   honore  do- 
mini  nostri  Jhesu  Christi  et  beatissime   virginis  Marie  matris 
eius   et  sancte  Margarethe  patrone   antedicte   ac  divini  cultus 
augmentum   engere,   fundare   atque  dotare   et  animo  erigendi 
fundandi   et  dotandi  huiusmodi   monasterium    sive    claustrum,  * 
cum  suis  areis,  edificiis,  ortis,  juribus,  attinenciis,  pertinenciis, 
appendiciis  et  circumferenciis  universis  nobis  necnon  vener&bili 
et  religioßo  viro  fratri  Hennanno  de  Davantria  domus  Colo- 
niensis  dicti  ordinis  priori,  commissariis  tunc  ad  hoc  a  prefato 
domino  fratre  Stephano  priori  deputatis ,  vice  et  nomine  ac  ad  u 
üsum  dicti  ordinis  et  signanter  religiosorum  fratrum  prioris  et 
conventus,  qui  sunt  vel  erunt  pro  tempore  in  futurum  in  mo- 
nasterio  seu  claustro  sive  domo  vallis  sancte  Margarethe  ante- 
dicte, et  ipsius  monasterii  ipsorumque  in  eodem  monasterio  suc- 
cessorum  universorum,  recipientibus  et  gratanter  acceptantibus  ii 
dederit,    donaverit,   tradiderit  et  assignaverit  atque  fundaverit 
irrevocabiliter  inter  vivos  justisque  et  legitimis  donacionis  et 
fundacionis  titulis  pro   sue   et  quondam  Verene  Sevöglin  eius 
uxoris  suorumque  liberorum   et  progenitorum  animarum  reme- 
dio   et  salute,     que   quidem   curia  jamdicta   situatur  in  opidoft 
minor  Basilea  nuncupato  Constanciensis  diocesis  juxta  et  prope 
ecclesiam  parochialem   sancti  Theodori  in   dicto  opido  minoris 
Basilee  consistentem ,  mense  capitulari  ecclesie  cathedraüs  Ba- 
siliensis   ab   antiquo  unitam   et  incorporatam ,    et   ex  opposito 
chori  ipsius  ecclesie  cathedralis   Basiliensis   solo  flumine  Reniü 
intermediante,  quam  eciam  curiam  r$troactis  temporibus  episcopi 
Basilienses  pro  tempore  consueverant  inhabitare:    idcirco  non- 
nullis  tractatibus  inter  venerabiles  in  Christo  viros  dominos  pie- 
positum,    decanum  et  capitulum  ecclesie  Basiliensis   prelibate 
necnon  discretum  virum  dominum  Eberhardum  dictum  Schenck  # 
perpetuum  vicarium   dicte  parochialis  ecclesie  sancti  Theodori 
ex  una  et  nos  priores  prefatos  vice   et  nomine  predictis  parte 
ex  altera,  de  scitu  eciam  et  consensu  prudentum  et  honestorum 
virorum  dominorum  magistri  civium  et  consulum  civitatis  Ba- 
siliensis, intervenientibu8 ,  pro  nobis  fratre  Wynando  commiß-^ 
sario  in  hac  parte  et  predictis  religiosis  fratribus  priore  et  con- 
ventu,  qui  sunt  vel  erunt  pro  tempore,  domo  sive  claustro  val- 
lis  sancte  Margarethe  in  prefata  eademque  domo,   ac  vice  et 
nomine,   quibus  supra,   quos  eciam  et  eorum  in  dicta  domo 
successores  universos  ad  subscripta  omnia  et  singula  eorumque  41 
observanciam  et  ratihabicionem  perpetuas  et  inviolabües  auto- 
ritate,   qua  supra,   scilicet  a  predicto  domino  fratre  Stephano 
priore  nobis  commissa,  qua  et  fungimur  in  hac  parte,  presen- 
tibus  firmiter  astringentes  et  obligantes,  cum  dominis  preposito 
decano  et  capitulo  prenominatis,  quibus  dicta  ecclesia  parochia-  u 
lis  sancti  Theodori  incorporata  dinoscitur,   ut  premissum  est, 
et  ad  quos  jus  patronatus  eiusdem  ecclesie  parochialis  pertinet, 


Beilagen.  503 

necnon  cum  perpetuo  vicario  supradicto,  ipsorum  et  successo- 
rum  suorum  nominibus  in  et  ad  huiusmodi  ereccionem,  fun- 
dacionem  et  dotacionem  suos  consensus  et  voluntates  adhiben- 
tibus,  propter  bonum  pacis,  concordie  et  tranquillitatis  inter 
sdictas  partes  perpetuo  habendarum,  cum  pacis  auctor,  scilicet 
dominus  noster  Jhesus  Christus,  non  bene  colitur,  nisi  pacis 
tempore,  amicabiliter  convenimus  et  concordavimus  in  hunc 
modum. 

1.    Primo   videlicet  quod  dicti  fratres  prior  et  conventus 
i*pro  tempore  existentes  in  domo  vallis  sancte  Margarethe  sepe- 
dicta  perpetuis   temporibus   futuris  absque  contradiccione ,   re- 
sistencia    et   impedimento   quibuscumque    dominus   de    capitulo 
ecclesie  Basiliensis  antefatis  et,  eiusdem   ecclesie  vasallis,  qui 
tunc  hoc  in  feodum  habuerint  ecclesia  ab  eadem,  solvere,  dare, 
u  tradere,  expedire  et  assignare  integraliter  et  cum  effectu  et  sine 
diminucione  qualibet,  fraude,  dilacione  et  protraccione  quibus- 
vis  in  hiis  remotis  et  exclusis,  debebunt  et  tenebuntur,  debeant 
atque  teneantur  decimas  prediales  de  omnibus  et  singulis  ipso- 
rum bonis  immobilibus  per  eos  habitis  et  habendis,   acquisitis 
»  et   acquirendis  quibuscumque   in  parochia  ecclesie   parochialis 
sancti   Theodori  memorata  et  infra  limites  eiusdem   parochie, 
sive  fuerint  agri,   prata,   orti,   novalia  et  alie  res  quecumque, 
de  quibus  decime  dari  debent,  et  secundum  quod  et  prout  alii 
homines  parochiani  in  eadem  parochia  moram  trahentes  huius- 
2i  modi  decunam  dant,    dare  debebunt  et  consueverunt.     Si  vero 
aliqui  seu  alique  aut  aliqua  domus,   orti,   prata,   agri,   vinee, 
novalia,    possessiones  vel  aree  in  dicta  parochia  vel  alibi  seu 
in  loci»,  parochiis,  limitibus  seu  dyocesibus  aliis  quibuscumque 
aut  nbicumque  siti,   site  aut  sita  ipsis  fratribus  per  quemcum- 
■«  que  seu  quoscumque  ullo  unquam  tempore  donarentur  seu  per 
fratres  eosdem  emerentur  vel  alias  eis  obvenirent,  de  huiusmodi 
donatis,   emptis  vel  obventis,  ut  pretangitur,  similiter  dicti  fra- 
tres decimas,   census  et  alia  jura  prefatis  dominis  de  capitulo 
ac  fabrice  dicte  Basiliensis  ecclesie  debitos,  debitas  et  debita  de 
i5  eisdem  dominis  et  fabrice  premissis  perpetuis  temporibus  absque 
contradiccione  et  impedimento  quibuscumque  integraliter  et  cum 
effectu  dare  et  sine  diminucione  et  protraccione  quibuslibet  as- 
signare teneantur  et  debeant  omnibus,  eo  jure  et  modo,  quibus 
et  prout  alii  homines  antea  et  priusquam  domus,   orti,   agri, 
40  prata,   vinee,   novalia,  possessiones  vel  aree  huiusmodi  dictis 
fratribus  donati  vel  empti  fuerint  .seu  obvenerint,  ut  prefertur, 
solvere  et  expedire  debuerunt,  consueverunt  et  tenebantur. 

2.    Item,   quod  iidem  fratres  prior  et  conventus  pro  tem- 
pore dicte  domus  vallis  sancte  Margarethe  apud  comprehensio- 
ttnem,  circumferenciam  seu  limites,  vulgariter  dicendo  by  deme 

9.  Wir  haben  die  einzelnen  Punkte  des  Vergleichs  durch  Absitze  hervorgehoben  und  die 
Ziffern  ,  die  in  der  Urkunde  am  Bande  stehn ,  an  den  Anfang  dieser  Absitze  gerückt. 


504  Beilagen. 

begriffe   dicte  eorum   curie   et  habitacionis ,   prout  nunc  sunt, 
teneantur  pcrpetuo  permanere  et  in  huiusmodi  comprehensione, 
circumferencia  seu  limitibus  stare  contenti,  huiusmodi  ipsorum 
domum  sive  claustrum  ulterius  et  amplius  extra  et  ultra  huius- 
modi   comprehensionem  ,    circumferenciam    sive  -  limites    nunc ; 
existentes  non  extendendo   seu  edificando   sive   dilatando  sine 
consensu  dominorura  decani  et  capituli  predictorum,  hoc  tarnen 
salvo,  quod  si  qui  seu  que  domus,  orti,  agri,  vinee,  possessio- 
nes   vel  aree   curie  predicte  contigui   seu  contigue   seu  eciam 
vicini  aut  vicine  seu  juxta  eandem  curiam  siti  aut  site  dictis  t 
fratribus  per  quemcumque  seu  quoscumque  donarentur  seu  per 
fratres  emerentur  aut  eis  obvenirent,  huiusmodi  domus,  ortos, 
agros,  vineas,  possessiones  et  areas  fratres  ipsi  oonsequi  pote- 
runt  et  habere  necnon  eis  uti,  dummodo  domus,  ortos,  agros, 
vineas,  possessiones  et  areas  premissos  dicte  habitacioni  domus  i; 
vallis  prelibate  contiguos   seu    contiguas    per   remocionem  seu 
deposicionem   muri  seu  murorum  habitacionis   eiusdem  eidem 
huiusmodi  habitacioni   non  includant  seu   ad  eam  aptent  aut 
comprehendant  quovis  modo  similiter  absque  consensu  domino- 
rum  de  capitulo  pretactorum,  salvis  tarnen  fratribus  ipsis  hostiis  * 
seu  januis  per  huiusmodi  murum   seu  muro6  in  et  ad  domos, 
ortos,  agros,  vineas ,  possessiones  et  areas  jamtactos  dirigendis 
et  ordinandis  pro   introitu  et  "exitu  accessibusque  et  egressibus 
oportunis,   ita  tarnen  eciam,   quod  de  eisdem  domibus,  ortis, 
agris,  vineis,   possessionibus  et  areis  cum  censuum  inde  debi-s 
torum  et  decimarum  solucione  faciant  et  facere  debeant,  sicut 
ceteri  parochiani  in  parochia  antefata  commorantes,    eo  dum- 
taxat  addito   specialiter  atque  salvo  fratribus  antedictis,   prout 
hoc  per  dictos  dominos  de  capitulo  eis  graciose  concessum  existit, 
quod  ipsis  liceat,  licitum  sit  et  esse  debeat,  si  et  quandocum-* 
que  voluerint  nunc  vel  imposterum  de  orto  seu  ortis  dicte  ha- 
bitacioni contiguo  seu  contiguis  solo  muro  versus  pontem  Reni 
intermediante ,   de  muro  seu  meniis  Beni  dicti  opidi  usque  ad 
plateam  seu   stratam  publicam  dicte    ecclesie  sancti  Theodori 
huiusmodi   ipsorum  habitacioni  eciam  per   dicti  intermediantis  13 
muri  remocionem   et  novorum  muri  vel  murorum  seu  sepium 
ereccionem  vel  alias,  prout  eis  placuerit  et  expedierit,  includere 
et  comprehendere  peciam  seu  spacium  quadraginta  pedum  vel 
circa,  sine  dolo  et  fraude,  secundum  quod  tunc  id  eis  faciendi 
ab  illis  seu  ab  eo,  cuius  seu  quorum  ortus  seu  orti  huiusmodi  »< 
existunt  aut  intererit,  fuerit  p.ermissum,  pro  cellis  et  aliis  ipso- 
rum fratrum  comodis,  necessariis  et  oportunis  faciendis  et  con- 
struendis,   eciam  absque  decimarum  dictis  dominis  de  capitulo 
de  huiusmodi  pecia  debitarum,    si  que  ipsis   inde  deberentur, 
solucione  ullis  unquam  temporibus  facienda  quacumque.  ^ 

3.   Item  quod  fratres  prior  et  conventus  pro  tempore  domus 
vallis   sancte  Margarethe  jamscripte  nulli  homini  seu  neroini 


Beilagen.  505 

ullis  unquam  temporibus  futuris  debeant  ecclesiastica  sacra- 
menta  ministrare,  familiaribus  ipsorum  domesticis  dumtaxat  ex- 
c-eptis,  quibus  eukaristie  et  extreme  unccionis  sacramenta  pote- 
runt  ministrare,  si  ac  quatenus  et  quod  eisdem  domesticis  id 
sfacere  possin  t,   fuerint  privilegiati. 

4.  Item  quod  fratres  prior  et  conventus  pro  tempore  ante- 
scripti  ecclesiam  aut  ecclesias  nunc  incorporatas  seu  futuris  tem- 
poribus  incorporandas  dominis   preposito,    decano    et  capitulo 
ecclesie  Basiliensis  prenotatis  aut  alias  gracias  eis  datas,   con- 
to cessas,  et   impetratas,   dandas,   concedendas   et  impetrandas  in 

futurum  quaseumque  nunquam  ullis  tempore  et  modo  debeant 
sibi  ipsis  vel  aliis  quibuscumque  a  sancta  sede  apostolica  vel 
aliunde  seu.  alias  quomodolibet  impetrare. 

5.  Item  quod  prefati  fratres  prior  et  conventus  prefate  do- 
li mus  vallis    sancte  Margarethe  pro  tempore    omnia   et  singula 

funera  personarum  quarumcumque  apud  eos  suorum  corporum 
sepulturam  eligencium  permittant  et  permittere  teneantur  et 
debebunt  presentari  in  ecclesias  parochiales  parochie  seu  paro- 
chiarum,  signanter  in  civitate  et  dyocesi  Basiliensi  et  dicta  mi- 
te nori  Basilea  existencium,  ex  quibus  seu  ex  qua  tunc  huius- 
modi  funera  venerint,  quousque  inibi  missa  pro  defunctis  de- 
cantetur  seu  celebretur. 

6.  Item  et  quod  fratres  prior  et  conventus  sepescripti  pro 
tempore  rectoribus  seu  plebanis  ac  vicariis  ecclesiarum,  preser- 

is  tun  in  civitate  et  dyocesi  Basiliensi  necnon  minori  Basilea 
prescripta  constitutarum,  ex  quarum  parochiis  pretacta  venerint 
funera,  quartam  seu  canonicam  porcionem  hodie  jure  communi 
debitam  et  taxatam  integraliter  debeant  et  tenebuntur  dare  et 
cum  effectu  expedire,  dicta  funerum  presentacione  non  obstante, 

sofraude  et  dilacione  quibusvis  in  hiis  resecatis. 

7.  Item  et  quod  memorati  fratres  prior  et  conventus  pre- 
nominate  domus  vallis  sancte  Margarethe  omnia  et  singula  pre- 
missa  et  eciam  subscripta  perpetuis  temporibus  teneantur  et 
debeant  firmiter  et  inviolabiliter  attendere,  rata  et  grata  tenere, 

ftobservare  et  adimplere  nee  ea  mutare  vel  revocare  seu  econtra 
ullo  tempore  facto  vel  jure  in  judicio  quocumque  ecclesiastico 
vel  seculari  vel  extra  illud  directe  vel  indirecte,  per  se  vel 
alium  seu  alios  seu  alias  quomodolibet  facere  vel  venire  aut 
contravenire,  mutare  vel  revocare  volenti  taliqualiter  consentire 

4»  seu  hec  aut  quevis  ex  eis  fieri  procurare  aut,  quantum  in  eis 
fuerit,  permittere  tacite  vel  expresse,  publice  vel  oeculte,  nee 
litteras,  gracias,  libertates,  privilegia  vel  exempeiones  quaseum- 
que a  sancta  sede  apostolica  seu  Romanis  imperatoribus  vel 
regibus   quibuscumque  vel  eciam  aliunde  premissis   aut   sub- 

4&  scriptis  vel  eorum  aliquo  quovis  modo  prejudiciales  impetrare 
vel  impetratis  uti,  quesito  quovis  ingenio  vel  colore,  sine  con- 
sensu  et  voluntate  dominorum  decani  et  capituli  dicte  ecclesie 


506  Beilagen. 

Hasiliensis  pro  tempore  existencium  predictorum,  sed  quod  quam 
primum  domus  vallis  sancte  Margarethe  prefate  priorem  habue- 
rit  atque  conventum,  iidem  prior  et  conventus  pro  se,  eadem 
domo  necnon  eorum  successoribus  domo  in  eadem  univends 
de  observacione,  ratihabicione  et  adimplecione  perpetuis  omnium  s 
et  singulorum  premissorum  et  eciam  infra  designatorum  donii- 
nis  de  capitulo  sepetactis  pro  tempore  tribuant  et  effectualiter 
assignent  recognicionem  et  caucionem  litteratoriam,  eiusdem 
prioris  et  conventus  sigillis  et  alias,  prout  opus  fuerit,  robora- 
tam ,  ad  eademque  omnia  et  singula  se  et  successores  ac  do-  i» 
mum  eorum  premissos  firmiter  et  inviolabiliter  perpetuis  tem- 
poribus  obligent  eaque  faciant,  approbent,  confirment,  ratificent 
et  auctorizent  cum  renunciacionibus  debitis,  necessariis  et  opor- 
tunis  ad  omnimodam  ac  juxta  presencium  litterarum  intencio- 
nem,  continenciam  et  tenorem,  sponte  acceptantes.  u 

Nos  frater  Wynandus    commissarius   sepefatus   in   fratres 
priorem  et  conventum   domus  vallis   sepescripte   pro   tempore 
eorumque  successores  universos  domo  in  eadem  pene  nomine, 
scilicet  quod  ipsos  in  casu,  quo  et  si  aliquo  anno  vel  tempore 
in  observacione  et  adimplecione  premissorum  vel  eorum  aliquo  3u 
scienter  defecerint  et  negligentes  fuerint  vel  remissi  vel  ea  seu 
eorum  aliquid  mutaverint  vel  revocaverint  aut  in  contrarium 
venerint  seu  fecerint  modo  quovis  premissis  contrarium,  extunc 
reverendi  in  Christo  patres  et  domini  domini  episcopi  Basilien- 
sis  et  Constantiensis  eorumve  officiales  necnon  conservator  seu» 
conservatores  auctoritate  apostolica  deputati   et  deputandi  qui- 
cumque  jurium  et  priyilegiorum  dominorum  prepositi,  decani 
et  capituli  ecclesie  Basiliensis  predictorum  pro  tempore  existen- 
tes et  eorundem  subconservatores,   quorum   et  cuiuslibet  ipso- 
rum  conjunctim   et   divisim  jurisdiccionibus  seu   jurisdiccioni, » 
ipsorum  videlicet  episcoporum  seu  officialium  ordinarie,   dicto- 
rum   vero  conservatorum  et   subconservatorum    apoßtolice  seu 
delegate,  eosdem  fratres  priorem  et  conventum  pro  tempore  in 
casu  jamdicto,    videlicet  defectus  et  negligencie  aut  in  contra- 
rium faccionis  vel  vencionis  eorundem,   subicimus  et  submitti-a 
mus  in  hiis  scriptis,  possint  et  debeant  sive  alter  eorum  possit 
et  debeat  conjunctim  et  divisim  ad  instanciam,   quorum  tunc 
interfuerit  in  ea  parte,  ad  integram  observacionem  et  adimple- 
cionem  premissorum  tunc  non  attentorum,    observatorum  vel 
neglectorum  aut  in  contrarium  factorum  vel  ventorum  et  ex-  * 
pensarum  desuper  factarum  et  habitarum  huiusmodi  negligencie 
vel  defectus  occasione,   postquam  eis  vel  alteri  eorum  de  hiis 
legitime  constiterit,   tamquam  rei  coram  illo  seu   Ulis  per  eos 
in  jure  confesse,  compellere  et  artare  ecclesiasticam  per  cen- 
suram  premissisque  et  eciam  subscriptis  omnibus  et  singulis, « 
non  obstantibus  omnibus  et  singulis  privilegiis  et  libertatibus, 
graciis,  litteris  et  exempcionibus  quibuscumque,  fratribus  priori 


Beilagen.  507 

et  conventui  pro  tempore  domus  vallis  antedicte  eidemve  domui 
aut  ordini  prescriptis  a  dicta  sancta  sede  apostolica  vel  impe- 
ratoribus  seu  regibus  predictis  vel  aliunde  in  genere  vel  in 
specie  impetratis  et  impetrandis,  concessis  et  concedendis,  qui- 

ibus  necnon  insuper  eciam  excepcioni  doli  mali,  in  factum 
accioni  et  sine  causa  quod  metus  compulsionis,  lesionis,  de- 
cepcioni»,  circumvencionisve  causa ,  beneficio  restitucionis  in 
integrum  ob  quamcumque  causam  et  quo  maiores  vel  minores 
juvantur,  excepcioni  non  sie  facte  convencionis  et  aliter  fuisse 

•  dictum  quam  scriptum,  et  qua  lesis  ecclesiis  et  monasteriis  pro- 
videtur  et  subvenitur,  consuetudinibus  et  statutis  municipali- 
bus,  publicis  et  privatis,  dominorum,  castrorum,  civitatum  et 
patrie  generalis  omnibusque  et  singulis  aliis  accionibus,  ex- 
eepeionibus  et  defensionibus  juris  et  facti  scripti,   non  scripti, 

canonici,  civilis,  consuetudinarii  et  municipalis,  privilegio  fori 
omnique  juri  et  juris  auxilio,  quibus  seu  ope  quorum  fratres 
sepefati  vel  quivis  alter  possent  ullo  tempore  communiter  vel 
divisim  contra  premissa  vel  eorum  aliquid  juvari,  facere  vel 
venire,  jurique  generalem  renunciacionem  nisi  precesserit  spe- 

."  ciaüs  dicenti  non  sufficere  seu  valere,  nos  fiater  Wynandus 
eommissarius  predictus,  quoad  premissa  et  eciam  subscripta 
omnia  et  singula,  pro  nobis  et  quibus  supra  ac  vice  et  nomine 
supratactis,  ex  certa  nostra  sciencia  renunciavimus  et.  tenore 
presencium  renunciamus  expresse,  hoc  eciam  condicto  premis- 

2>  sis  adjeeto  speciali ,  videlicet  quod  in  supradicto  defectus  et 
negligencie  aut  in  contrarium  faccionis  vel  vencionis  casu  pru- 
dentes  et  honesti  viri  domini  magister  civium  et  consules  dicte 
civitatis  Basiliensis  pretacti  prenotatis  dominis  preposito,  decano 
et  capitulo  et  aliis,  quorum  interfuerit  pro  tempore,   contra  et 

>>  adrersus  fratres  priorem  et  conventum  pro  tempore  domus  val- 
lis memorate  auxilio,  consilio,  opera  et  favore  suis  oportunis 
efficaciter  assistere  eisque  huiusmodi  ipsorum  consulum  con- 
silium,  auxilium,  operam  et  favorem  fideliter  impertiri  va- 
leant  atque   possint,  ipsisque  consulibus  hoc  liceat  et  licitum 

v>existat,  dictorum  fratrum  prioris  et  conventus  et  quorumlibet 
aliorum  contradiccione  et  impedimento  quibuscumque  non  ob- 
stantibus. 

In  quorum  omnium  et  singulorum  premissorum,  de  quibus 
due  equales  littere,  upa  pro  dominis  de  capitulo,  alia  vero  pro 

Jjfratribus  memoratis,  tradite  sunt  et  confecte,  testimonium  evi- 
dens  atque  robur  nos  frater  Wynandus  prior  eommissarius  ante- 
scriptus  nostri  prioratus  et  conventus  dicte  nostre  domus  mon- 
tis  sanete  Marie  sigillum  hiis  litteris  duximus  appendendum, 
nos  quoque  magister  civium  et  consules  civitatis  Basiliensis  su~ 

*'  ptatacti,  quia  eciam  premissa  omnia  et  singula  de  scitu  et  con- 
sensu  nostris  expressis  facta  sunt  et  pacta,  ut  est  pretactum, 
quapropter  sigillum  nostre  civitatis  Basiliensis  predicte  ad  pe- 


508  Beilagen. 


ticionem   dictaruin   parcium  hiis   litteris    fecimus    appensari  in 
maius  robur  et  testimonium  perpetuum  premissorum. 

Acta  sunt  hec  sub  anno  a  nativitate  domini  nostri  Jhesu 
Christi  millesimo  quadringentesimo  quarto    feria   tercia  seu  die 
martis  proxima  ante  festum  purificacionis  beate  Marie  virgini>,  \ 
que  fuit  et  est  vicesima  nona  dies  mensis  januarii. 


V. 

Jacob  Louber  über  Heinrich  von  Alfeld. 


Wir  haben  S.  243  Anm.  4  des  Registers  über  einen  Sammel- 
band von  kleinen  Schriften  des  Priors  Heinrich  erwähnt ,    das  sein  \i 
Nachfolger  Jacob  Louber  angefertigt  und  dem  er  einen  Nachruf  an 
den  frommen  Verfasser  vorangeschickt   hat.    Es  bildet   dasselbe  ein 
Heftchen  in  4°,  das  mit  dem  S.  353  Anm.  1  erwähnten  Ordinarium 
pro  officio  sacriste  und  einigen  andern  Stücken  in  einen  Pergament* 
Umschlag  eingeheftet  ist   und  mit   ihnen   zusammen   das  BSndchenu 
A.  IX.  6  der  Universitätsbibliothek  ausmacht.    S.  1  dieses  Heftchen* 
enthält  den  Titel :    Liber  meditacionum   et   orationum    et   aliorum 
opusculorum    patris    Heinrici    Arnoldi    de    Allveldia    Cartusiensis 
quondam  prioris   Cartusie   Basiliensis.     S.  2   ist  leer,    S.  3  und  1 
enthalten   die  brevis   commendatio,    die  wir  im  Nachfolgenden  ab- » 
drucken,    auf  S.  5  steht  erst  folgende   einleitende  Bemerkung  über 
die  Anordnung  des  Bandes:  Et  quanquam  hoc  totale  opus  laborio- 
sissime   in   unum   collectum   principaliter   contineat   meditaciones  et 
orationes    devotas,    poterit    tarnen    non    inconvenienter  in  quinque 
partes  dividi.     In   prima  agitur  de  mysterio  incarnationis  et  passio-s 
nis  totaque  vita  Christi ,    in  secunda   de  felici   ortu  beatissime  vir- 
ginis  Marie  insigniisque   ipsius   gloriosissimis   et  vite   sue  octo  ata- 
tibus ,    premissis  humilitatis  et  caritatis  precohiis ,    in  tercia  oratio- 
num et  meditacionum  de  tempore  et  sanctis  pars  hyemalis,  incipiens 
a  die   nativitatis  domini ,    in  quarta  orationum  et  meditacionum  de  * 
tempore  et  sanctis  pars  estivalis,  a  penthecoste  incipiens,  in  quinta 
de  diversis  agitur  exerciciis  spiritalibus,  ad  invocandum  divinum  au- 
xilium  in  nostris  variis  necessitatibus,  letanie  pro  pace,  contra  Teu- 
cros  et  ad  visitandum   obsessum,    notabilia  pro  directione  procura- 
torum  ceterorumque  officialium,  denique  multa  pro  noviciis  tempU- 
tis  et  afflictis  consolatoria ,    prout  plenissime   subsequens  registrum 
explanabit.     Dann  folgt  auf  dem  Rest  von  S.  5  und  auf  den  fol- 


Beilagen.  509 

genden  Seiten  bis  S.  30  dieses  Kegistrum,  S.  31  —  34  sind  leer. 
In  dem  Register  ist  für  jede  Schrift  die  Blattzahl  des  Bandes  an- 
gegeben, auf  dem  sie  sich  findet,  die  letzte  (Conclusio  operis  cum 
oratkme  devota  et  pulcherrima  pro  felici  statu  sancte  matris  eccle- 

isie,  maxime  pro  conservatione  sacri  ordinis  Cartusiensis  aliarumque 
religionum,  dignitatum  et  statuum  eracacissima)  steht  fol.  856  et 
sequentibus.    Den  Band  selbst  habe  ich  nirgends  gefunden. 

Beim  Durchlesen  der  brevis  commendatio  wird  uns  sofort  auf- 
fallen, dass  sie   in  ihrem  ersten  Theile  fast  wörtlich  mit  der  Lebens- 

iö  skizze  übereinstimmt ,  die  Trithem  in  dem  Liber  de  scriptoribus 
eeclesiasticis  und  in  dem  Cathalogus  illustrium  virorum  giebt  (s. 
oben  S.  241  Anm.  1)  und  die  Georg  in  die  Continuatio  aufgenom- 
men hat  (8.  325).  Entweder  muss  Louber  nach  Trithem  oder  Tri- 
them muss  nach  Louber  gearbeitet  haben.     Ich  halte  letzteres  für 

r>  das  wahrscheinlichere  und  vermuthe,  dass  Trithem  sich  von  Louber 
die  nöthigen  Notizen  hat  geben  lassen  und  dieser  sie  dann  zugleich 
passend  fand,  um  zu  einer  Einleitung  zu  den  gesammelten  kleinen 
Schriften  Heinrichs  verwerthet  zu  werden. 


Brems  commendatio  predicti  patris  et  suorum  opusculorum  per 
?<•      quendam  Carttmensem  de  film  professionis  ac  discipulis  suis. 

Venerabilis  pater  Hainricus  Arnoldi  de  Allveldia,  natione 
Saxo,  professione  monachus  Cartusiensis  domus  ßasiliensis,  vir 
religione  devotus,  ingenio  clarus,  affectu  sincerus,  moribus  gra- 
vis,   eloquio  dulcis,   conversatione  affabilis,   pius,   mansuetus, 

25  exemplo  fulgidus,  in  artibus  liberalibus  et  sacris  litteris  pluri- 
mura  exercitatus  et  pontificii  juris  non  ignarus,  qui,  cum  officio 
notariatus  in  sacro  concilio  Basiliensi  et  antea  in  urbe  multis 
annis  fungeretur,  fidelis,  justus,  prudens  ac  circumspectus 
cimctorunm  testimonio  inventus  est  probatus.    Hie  tandem  om- 

sö  nia  cernexis  esse  vanitatem  universa  pro  Christi  amore  con- 
tempsit,  «clausuram  Cartusiensium  eligens  et  durante  concilio 
Basilee  ingrediens,  ubi  triginta  annis  prior  ac  pater  subditos 
sibi  monachos  ac  conversos  ceterosque  paterno  prosequens  af- 
fectu in  pace  et  tranquillitate  laudabiliter  rexit,  scripsitque  fa- 

3ö  miliari  stilo  et  aperto  sermone  pro  fratrum  suorum  et  aliorum 
in  Christo  pie  vivere  volencium  edificacione  quedam  plena  doc- 
trine,  virtutum  et  devotionis,  zeli  et  charitatis  opuscula,  in 
quibus    diligens  lector   tanquam    in   quodam   viridario  inveniet 

19—20.  Di«  Ueberschrift  steht 'anf  einem  aufgeklebten  Blattchen.  Die  ursprüngliche 
a  TJebeTBchrift,  die  theilweise  ausgestrichen  und  zuletzt  mit  diesem  Blattchen  überklebt  wor- 
den  ist,  scheint  den  Inhalt  der  jetzigen  mit  dem  auf  S.  1  stehenden  Titel  znsammengefaast 
zu  haben.  Vgl.  das  am  Schlüsse  Bemerkte.  25.  »artibns  liberalibus«  steht  znm  Theil 
auf  einer  Raeur.  29.  »inrentns  estc  steht  anf  einer  Rasur.  38.  üeber  »Yiridario« 
steht  von  andrer  Hand:  »in  eynem  wQrtzgartden«.  Am  Rande  ist  eine  Hand  gezeich- 
net, die  anf  diese  Stelle  verweint. 


510  Beilagen. 

copiose  spiritualiuin  geniminum !)  et  aromatum  delieias  ad  o\ 
ctandum  oculos  mentis  et  ad  pascendum  desideria  cordis, 
demque  discent  clerici  et  religiosi  mmistri  Christi  in  comn 
officils  exhibere  diligenciam,  dignitatis  sue  servare  moribus 
cellenciam,  salutaribus  lucere  exemplis,  fernere  in  divini* 
tare  castrimargiam ,  diligere  castitatem ,   lucra  spiritalk  S0I4 
querere,    temporalia   pro   necessitudine    prudenter  disp< 
animarum  zelum  facto  ostendere,  ad  ea,  qne  pia  sunt, 
gerere,    disciplinam  in  cunctis,    devocionem   in  ecclesiasf 
discent  eciam  procuratores  et  ceteri    officdales  sie  transirej 
bona  temporalia,   ut  non  amittant  eterna,    sieque  hoc  ml 
uti  provide,  ne  a  gracia  dei  contingat  excidere,  in  adverss 
munnurare,  in  prosperis  non  presumere,    dubiis  in  rebus  I 
temere  agere,   in  arduis  procedere  strennue,   deferre  honoi 
maioribus,   non  injuriari  equalibus  et  minoribus,  dei  timol 
nunquam  negligere  et  amori   dei  conditoris  nostri  nichil  an! 
ponere,  in  hoc  prineipatum  in  suis  opusculis  tenens  inter  01 
nes,   quos  legimus,   devotarios,   quod    docendo  orat  et  01 
docet  meditandoque  narrat  et  devotissime  suplicando  concM 
sieque  scripta  et  devocionalia  sua  multum  deserviunt  omni) 
ecclesiasticis  devote  orare  et  celebrare  desiderantibus ,  ita  que 
quasi  per  excessum  mentis  dicere  possit,   quod  expurgent  men^ 
tem,  intellectum  illuminent  inflammentque  affectum. 

Idem  pater  Hainricus  obiit  quinta   die   mensis  junii  ann( 
doinini  1487,  in  Cartusia  Basiliensi  prescripta  sepultus. 


vi. 

Das  Bekenntni8s  des  Bruders  Martin. 


Das  Bekenntniss  des  Bruders  Martin,  dessen  wir  oben  S.  315 
Erwähnung  gethan,    befindet  sich  auf  der  öffentlichen  oder  Univer- 

3.  Am  Bande  wieder  eine  Hand,  die  auf  die  Stelle  verweist.  6.  tJeber  »csstrioar- 
giamc  steht  von  derselben  Hand,  von  der  die  eben  erwähnte  Einschiebuog  «errftkrt: 
»id  est   superfluitatem  c  10.  Am  Bande  wieder  ein«  Hand,  die  auf  die  Stellt 

verweilt.  »eciam  t  steht  über  einer  Baenr.  23.  Nach  dem  Absatxe,  der  mit  »afeetan« 
schlieset,  folgt  eine  Zeile:  »  Sequi  tur  diviiio  operis  et  registnunc    Wir  nahen  sissw- 

Eelassen ,  weil  sie  den  Zusammenhang  mit  dem  Abeatse  »Idem  —  sepultus«  unterbricht 
»ieser  ist  erst  nachträglich  beigefügt.  —  »inflammentque«  und  ru  nun  folgt  steht  wie- 
der auf  einem  aufgeklebten  Blattchen.  Die  durch  dasselbe  verdeckt«  ursprüngliche  Schrift 
ist  überdies  stark  durchstrichen,  sie  seheint  in  directerer  Verbindung  müdem,  was«' 
S.  5  folgt  (s.  oben  8.  608)  gestanden  sn  haben.  Durch  Aenderung  der  Ueberschrift  iM  der 
Schlussworte  des  Nachrufs  an  Heinrich  wnrde  demselben  eine  grössere  Selbständigkeit 
dem  Begister  gegenüber  gegeben. 

1}  Gemmen  =  germen. 


Beilagen.  51 1 

sitätsbibliothek  in  Basel.  Es  ist  aufgezeichnet  auf  zwei  mit  einander 
verbundene  Pergamentblättchen.  Das  eine  derselben  ist  ein  Streifen 
von  durchschnittlich  36  Centimeter  Breite  und  8  Centimeter  Hohe, 
der  auf  der  einen  Seite  der  Länge  nach  mit  13  Zeilen  beschrieben 

5  ist,  das  andere  ist  gegen  10  Centimeter  hoch,  oben  nicht  ganz  7. 
unten  9  breit,  auf  beiden  Seiten  beschrieben.  Der  obere  Band  des 
letztem  ist  an  den  untern  des  erstem  (unweit  dem  linken  Ende  des- 
selben) angenäht,  es  war  dann,  wie  der  Augenschein  zeigt,  über 
die  Vorderseite  des  grösseren  Blättchens  geklappt  und  indem  dieses 

le  nun  vielfach  zusammengelegt  wurde,  in  dasselbe  eingeschlossen  wor- 
den. Nachdem  die  beiden  Blättchen  in  ein  kleines  Format  zusam- 
mengefaltet worden,  waren  sie  durch  einige  Nadelstiche  in  demsel- 
ben festgehalten  worden ,  auf  den  beiden  Seiten  des  zusammen- 
gefalteten Zettels  wurden  die  beiden  Kreuze,   von  denen  unten  die 

15  Rede  sein  wird ,  angebracht.  Jetzt  sind  die  beiden  Blättchen  in 
einen  dünnen  Pappdeckel  eingerahmt  in  der  Weise,  dass  mit  Aus- 
nahme der  äussersten  Bänder  die  ganzen  Vorder-  und  Rückseiten 
frei  liegen,  und  bilden  nebst  einem  über  ihre  Herkunft  Aufschluss 
gebenden,  mit  dem  aufgedruckten  Siegel  der  Stadtcanziei  versehenen 

30  »Proces  verbal«  und  einer  Abschrift  des  Bekenntnisses  den  Band 
X.  IV.  15.    Der  erstere  lautet  folgendermaassen : 

Proc6s  verbal 

über  die  in  dem  Waysenhaus,  ehemahligen  Cartheüszer-Closter  ge- 
fundene Glaubens  Bekentnisz  eines  Cartheüszers. 

2s  Nachdeme   im   Jahr    eintausend    siebenhundert   siebenzig    und 

sechs  die  ohnehin  baufälligen  und  unbrauchbahren  Gellen,  die  sich 
noch  in  dem  Waysenhaus  befanden,  zu  Ersparung  der  Dachung 
Unterhai ts-Kösten,  wie  auch  um  dem  Waysenhausz  mehr  Lufft  und 
Sonne  und  zum  Anbau    der   nöhtigen  Qemüser   mehrern  Raum   zu 

so  verschaffen,  auf  Veranstaltung  der  Herren  Inspectoren  des  Waysen- 

Hauszes   sind  abgebrochen   worden:    So  hat  sich   in   der  zweyten 

Cellen  rechter  Hands  wenn    mann   in   den  Garten   kommt  in   dem 

Gemäuer  derselben  unter  einem  Balcken  ein  rundes  hölzernes  Büchsz- 

*  lin  eingemaurt  befunden ,    welches   im  herabfallen  durch  die  darauf 

ss  gefallene  Mauer-Steine  zerschmetteret  worden,  so  den  ein  und  zwan- 
zigsten Christmonats  anno  ein  tausend  sieben  hundert  sechs  und 
siebenzig  besehenen  ist. 

In  diesem  Büchszlin   befände   sich   beyliegende    auf  Pergament 
mit  Mönchen-Schriift  geschriebene  Sünden-  und  Glaubens-Bekennt- 

40  nisz  eines  Cartheüszers,  von  welcher  durch  die  Herren  Inspectoren 
Abschriften  und  Uebersetzungen  veranstaltet  worden,  mit  einem 
Memoriale  unterm  zwey  und  zwanzigsten  Jenners  im  Jahr  ein  tau- 
send sieben  hundert  sieben  und  siebenzig  an  Meine  Gnädigen  Her- 
ren  einem   Ehrsahmen    und   Wohlweysen   Kleinen   Raht    gebracht, 

46  und  von  Hochdenenselben   der   hiesigen  öffentlichen  Bibliothec  das 


512  Beilagen. 

Original  zur  Aufhebung  zu  übergeben  und  darüber  diesen  proce* 
verbal  aufzusetzen  und  demselben  beyzulegen  erkannt  worden.  Den 
22.  Januarii  anno   1777. 

(L.  S.)  Canzley  der  Stadt  Basel. 

Das  Bekenntniss  des  Bruders  Martin,  der  im  Bewusstsein  sei- ; 
ner  Sündenlast  seine  Hoffnung  weder  in  der  Verdienstlichkeit  seiner 
eigenen  Werke  noch  in  der  Fürbitte  der  Heiligen,    sondern  einzig 
und  allein  in  dem  Leiden  Christi  erblickt,  erregte  grosses  Interesse, 
es  wurde  sofort  in  deutscher  Uebersetzung  gedruckt,  und  aus  dem 
Erlös  dieses  Druckes,    der  80  Pfund  betrug,  wurden  den  Waisen-} 
kindern  Bibeln  gekauft  (Fechter  und  Sch&ublin:  Das  Waisen- 
haus in  Basel  31).   In  neuerer  Zeit  ist  es  im  Urtext  im  Neujahrsblatt 
für  1838,    in  deutscher  Uebersetzung  bei  Buztorf  in  dem  Vorwort 
zu   seiner  Uebersetzung  der  Chronica   fundationis    (S.  vra  Anm.  1) 
herausgegeben  worden.     Der  Verfasser  des   Nenjahrsblattee   nimmt  i 
(S.  12  f.)  an,  der  Bruder  habe  das  Bekenntniss  aufgeschrieben,  weil  er 
nicht  hätte  wagen  dürfen,  es  auszusprechen,  und  es  verschlossen  und 
eingemauert,  weil  er  in  Lebensgefahr  gekommen  wäre,  wenn  man  es 
aufgefunden.    Ich  glaube,  die  ganze  Fassung  des  Bekenntnisses  wi- 
derspricht dieser   Annahme.     Nirgends   ist  die  Befürchtung  ausge-  a 
sprochen  oder  auch  nur  angedeutet,    der  Schreiber   könnte  einmal 
durch  Menschenfurcht  dazu  getrieben  werden,  den  Glauben,  dem  er 
hier  Ausdruck  giebt,  zu  verleugnen,  er  fürchtet  vielmehr,   er  möchte 
selbst,  sei  es  in  der  Stunde  des  Todeskampfes,  sei  es  sonst,  durch 
die  Einflüsterungen   des  bösen  Feindes   in  demselben  wankend  ge-» 
macht  werden,  Unglaube,  Irrthum,  Verzweiflung,  Misstrauen  könn- 
ten  die   feste  Zuversicht  erschüttern,    deren   er   sich  jetzt   erfreut. 
Jetzt  also,  wo  er  sich  von  dieser  Zuversicht  getragen,  von  keinem 
Zweifel   bewegt,    von   dem  Bewusstsein,    dass   ihm  Christus   durch 
sein  Leiden  vollständige  Vergebung   der  Sünden  erworben ,    durch-  a 
drungen  und  gehoben   fühlt,    schreibt   er  sein  Bekenntniss  nieder, 
erklärt  seine  gegenwärtige  Stimmung   für  die  allein  berechtigte  und 
geltende ,  verwahrt  sich  im  voraus  dagegen ,  dass  die  Zweifel ,  von 
denen    er    etwa    angefochten   werden    könnte,    dem   Werthe   seines 
Glaubens  Eintrag  thun  sollten   und  verbirgt  nun  seine  Schrift,  in» 
der  er  dieses  Zeugniss  niedergelegt,  und  von  der  er  wünscht,  dus 
sein  Schutzengel  sie  in  der  Zeit  seiner  Noth  und  am  jüngsten  Ge- 
richte Gott  vorweise ,  an  einem  Orte ,  wo  sie  vor  seiner  und  jeder 
menschlichen  Berührung  sicher  ist.    Wenn  er  sagt,  er  bekenne  mit 
dem  Herzen  und  mit  der  Schrift,  auch  wenn  er  nicht  mit  der  Zunge « 
bekennen  könnte,  so  heisst  das  offenbar,  »wenn  ich  auch  nicht  Gele- 
genheit haben  sollte ,    mit   der  Zunge   zu  bekennen ,   ja  wenn  mir 
etwa   im   Augenblicke   des  Todes,    wo    ich   gerne  das   Bekenntniss 
aussprechen  würde,    die  Zunge  versagte«,    nicht   aber  »auch  wenn 
ich,  meiner  Ansicht  wegen  zur  Rechenschaft  gezogen,  nicht  den  Muth  a 
hätte,   sie  zu  vertreten«.    Wir  thun  dem  frommen  Bruder  und  seinem 


Beilagen.  513 

Glauben  wenig  Ehre  an,  wenn  wir  das  letztere  annehmen.  Eine 
Qefahr,  wegen  des  Inhalt«  seines  Bekenntnisses  bestraft  zu  werden, 
lig  übrigens  nicht  vor ,  da  es  nichts  enthält ,  was  gegen  die  Lehre 
der  Kirche  streitet  und  weniger  Änstoss  erregen  konnte ,    als  z.  B. 

i die  Predigten  Taulers»  der  doch  bei  seinen  Lebzeiten  und  lange 
nachher  das  grösste  Ansehn  genoss  (über  die  Bedenken,  die  in  der 
Reformatio nszeit  in  Bruder  Georg  gegen  Tauler  erwachten,  der  ihm 
der  Selbstth&tigkeit  des  Menschen  im  Ergreifen  der  Gnade  zu  wenig 
zuzuschreiben   schien,  s.  oben  die  Anm.  1  zu  8.  379).    Am  wenig- 

# sten  war  der  damalige  Prior  der  Karthaus ,  der  fromme  Heinrich 
von  Alfeld,    der  Mann,  der  eine  solche  Gesinnung  verdammt  hätte. 

Sehr  interessant  ist  es  nun,  dass  wir  wissen,  wer  unser  Bru- 
der Martin  gewesen  ist,  und  welche  Stellung  er  in  der  Folge  im 
Kloster  eingenommen  hat.     Die  Vermuthung,    die  ich  S.  315  aus- 

s  gesprochen ,  dass  wir  in  ihm  den  Martin  Ströulin &)  von  Basel  zu 
erkennen  haben,  der  lange  Jahre  hindurch  Schaffner,  dann-  Vicar 
des  Klosters  war  und  zugleich  als  Prediger  in  demselben  wirkte, 
dem  wir  auch  die  auf  uns  gekommene  Abschrift  der  Chronica  fun- 
dationis  verdanken  (s.  über  ihn  S.  305  Anm.  3,  S.  314  ff.,   340), 

a  ist  mir,  seitdem  ich  noch  einige  weitere  bezeugtermaassen  von  Ströu- 
üns  Hand  herrührende  Schriftstacke  (in  dem  Bande  A.  VIII.  18 
der  Universitätsbibliothek  und  dem  Binde  D  des  Karthäuser  Archivs) 
verglichen,  zur  völligen  Gewissheit  geworden.  Dass  ein  Mann  von 
seiner  Gesinnung  zu  solchem  Ansehn  im  Kloster  gelangte,  ist  sicher- 
te lieh  ein  gutes  Zeichen  für  den  Geist,  der  in  demselben  herrschte, 
und  wird  diejenigen  freuen,  die  sich  bis  jetzt  für  das  Bekenntniss 
des  Bruders  Martin  interessiert  haben,  ohne  über  seine  Person  etwas 
näheres  zu  wissen.  Die  Predigten  Ströulin  s  sind,  wie  schon  S.  315 
bemerkt   worden   ist,    keine    eigentlichen   Originalarbeiten,    sondern 

»Bearbeitungen  von  Predigten  beliebter  Schriftsteller.  Ströulin  tritt 
uns  somit  nicht  als  eine  schöpferische  geniale  Natur  entgegen  und 
kann  nicht  mit  einem  Tauler  oder  einem  Geiler  von  Kaysersberg 
verglichen  werden,  die  sich  übrigens  in  der  Stille  eines  Karthäuser 
Klosters  auch    schwerlich  zu   dem    ausgebildet  hätten,    was    sie   in 

v  ihrer  Thätigkeit  als  Volksprediger  geworden  sind ,  immerhin  aber 
verleugnet  er  auch  in  diesen  Bearbeitungen  den  Geist  nicht,  der 
uns  aus  dem  Bekenntnisse  entgegentritt. 

Ich  dachte  manchem   der  baslerischen  Besitzer    unseres  Bandes 
einen  Dienst  zu  thun,  wenn  ich  ihm  dieses  Bekenntniss,  von  dem 

*>  er  vielleicht  schon  oft  hat  reden  hören,  ohne  es  noch  selbst  gelesen 
zu  haben,  in  deutscher  Uebersetzung  darböte,  da  die  früheren  Ueber- 
setzungen,  auch  die  von  Buxtorf,  nicht  ganz  leicht  mehr  aufzu- 
treiben sind. 

1)   Die   Orthographie  des  Namens  schwankt;    er  selbst  schreibt  sich 

Ströwly. 


Battar  Chroniken.  I.  33 


514  Beilagen. 

Ego  frater  Martinus  indignus  nomine  Carthuaiensis  con- 
fiteor  tibi,    clementissime  deus  pater,   multitudinem ,    magni- 
tudinem  et  enormitatem   universorum  scelerum  et   peccatorum 
meorum,  que  umquam  perpetravi  a  tempore  regeneracionis  mee 
ex  baptismo  usque  ad  hanc  horam.    Et  pro  illis  omnibus  ex-: 
ceBsibus  et  peccatis  meis  multis  et  magnis  offero  tibi  pro  satis- 
factione,  amantissime  deus,  preciosissimum  et  superhabundan- 
tissimum  thezaurum  innocentissime  passionis  domini  nostri  Jhesu 
Christi  crucifixi,  tui  dilectissimi  filii,  sciens  me  aliter  non  posse 
salvari  et  tibi  satisfacere,  nisi  per  meritum  innocentissime  mor- 1 
tis  et  passionis  eiusdem.   Et  si  hec  predicta  confiteri  non  po&- 
sem  lingwa,  confiteor  tarnen  corde  et  scripto.    Item  in  fide  do- 
mini nostri  Jhesu,   quam  personaliter  et  presenter   docuit  suos 
discipulos  et  ipsi  deinceps   nobis  eandem  fidem  tradiderunt  et 
pro  ipsa  mortui  sunt,  in  qua  ex  gracia  altissimi  dei  natus  sura  u 
et  eruditu8  a  cunabulis,  in  eadem  et  mori  volo  tamquam  bonus 
Christianus.    Quod  si  inimicus  humani  generis  mihi  in  agonia 
posito  vel  alibi  in  quocumque  loco  voluerit  immittere  vel  per- 
suadere  aliquam  incrcdulitatem,  errorem  vel  desperacionem  vel 
eciam  diffldenciam,   tunc  jam   sanus  existens   et  bona  racione» 
utens  ex  intimo  corde  contradico  et  non  consencio,  et  in  scriptis 
relinquo  me  numquam  consentire  nee  ore  nee  corde  nee  rarione 
nee  voluntate  eius  immissionibus   et  persuasionibus   fallacibus 
et  mendosis,  malis  et  perversis,  in  tesümonium  bone,  firme  et 
perfecte  fidei,  quam  umquam  aliquis  fidelium  habuit  vel  habere  s 
posset  in  perfectissimo  gradu.   Item,  si  fieri  potest,  et  si  sum 
tante  discrecionis ,  quacumque  hora  cordintime  et  ferventissiine 
desidero  et  peto  humiliter  propter  deum,  mihi  subveniri  in  ex- 
tremis sanctis  sacramentis  ecclesie,  scilicet  unetionis  et  eucha- 
ristie.    Item  vellem,  quod  omnibus  diebus  vite  mee  numquam  so 
offendissem  excellentissimam  divinitatem   tuam  aliquo  peccato, 
et  vellem,  si  possibile  esset,  cottidie  in  signum  vere  contricio- 
nis  sangwineum  sudorem  et  sangwineas  lacrimas  ex  oculis  meis 
habundanter  efrundere  pro  omnibus  excessibus  et  peccatis  meis 
et  tocius  populi  Christiani.   In  manus  tuas,  domine,  commendo  tf 
spiritum  meum.    Optime  Jhesu,   omnis   sialus  mea  in  tua  est 
manu,  et  ideo  corpus  et  animam  meam  in  manus  tuas  recom- 
mendo,  sive  vivo  sive  morior.    Non  ergo  poteris  a  me,  Jhesu 
piissime,  manus  tue  pietatis  avertere,  quia  manus  tue  feceruut 
me  et  plasmaverunt  et  redimerunt  me.     Stilo  ferreo  in  manus41' 
tuas  inscripsisti  me  validissime   et  cordi  tuo  caritate  vulnerato 
infixisti  me.    Ideoque  si  mater  obliviscatur ,   ut  filio  uteri  sui 

27.  Die  Abschrift  auf  der  Universitätsbibliothek  and  die  bisherigen  Abdrucke  habe*  irr- 
thumlieherweise  »cordacissime«.  40—41.  Mit  »mann»  tuas«  schliesst  die  13.  nad  lotott 
Zeile  auf  der  Vorderseite  des  langen  Streifen.  Durch  ein  Kreuscfaen  wird  auf  die  Vorder- 
seite des  angehefteten  kleinern  Blattchena  verwiesen,  wo  es  heisst:  »Stilo  fiireo  efc. 
verte  cedulamc  Auf  der  Rückseite  dieses  kleinen  Blattchens  ist  dann  wieder  eis  Ertli- 
chen und  hier  folgt  nun  die  Fortsetsung  des  Textes,  so,  dass  die  Anfaagsworte  des  Satiet. 
»stilo  ferreo  in  manus  tuasc,  noch  einmal  wiederholt  werden. 


Beilagen.  51b 

noii  misereatixr,  tu  tarnen,  benignissime  Jhesu,  mei,  quem  ta- 
ten, pedibus  et  manibus  tuis  tarn  misericorditer  et  indelebiliter 
inscripsisti,  nequaquam  poteris  in  fine  oblivisci.  Suscipiant  me, 
queso    hodie ,     manus  tue  pro  me  vulnerate,   ut  passionis  tue 

*  remedia  efficaciter  senciam  mihi  profuisse.  Clementissime  Jhesu, 
certus  sum,  quod  nemo  alius  tollat  animam  meam,  cum  in  ma- 
nus tnas  eommendavero  spiritum  meum,  et  hoc  firmissime  credo 
et  sie  teneo    etc. 

Sancte   angele,  qui  michi  datus  es  in  custodem,  tibi  com- 

m  mendo  h&nc  cedulam ,  ut  eam  ostendas  altissimo  deo  tempore 
necessitatis  mee  vel  eciam  in  futuro  judicio.  Hoc  signum  «f» 
magni  regia  est  Jhesu  Christi  domini  nostri,  qui  nos  per  hoo 
custodia!  ab  omnibus  insidiis  inimici  nunc  et  in  futuro.  Amen. 
1456. 

\%  Anno   primo  professionis  mee  in  ordine  Carthusiensi,   ipsa 

die  Marie   Magdalene  1456. 


Jhesus  Nazarenufl 


Rex  Judeonun 


20 


Confessio 


fidei  katholice 


Ich  Bruder  Martin,  unwürdig  des  Namens  eines  Karthäu- 
sers  bekenne  dir  gnädigster  Gott  Vater  die  Menge,  Grösse  und 
Uebennässigk^t;  aller  meiner  Verbrechen  und  Sünden,  die  ich 
•  bedangen  habe  von  der  Zeit  meiner  Wiedergeburt  aus  der 
25  Taufe  bis  auf  diese  Stunde.  Und  für  alle  diese  meine  vielen 
und  grossen  Ueberschreitungen  und  Sünden  biete  ich  dir  zur 
Genugthuung,  liebevollster  Gott,  den  kostbarsten  und  über- 
niessendsten  Schatz  des  unschuldigsten  Leidens  unseres  Herrn 

_  «  «Taxi«  »tobt:  »quod  nemo  quod  alius«.  Wir  glaubten  am  so  eher  dM  sweite,  aus 
v   i^.*ifln  *eset*te,  »quode  weglassen  zu  dürfen ,  als  ein  schwacher  Strich  durch  dasselbe 

^5*«ten  scheint,  dass  der  Verfasser  selbst  es  wieder  beseitigt  wünschte.  8.  Hiemlt 
"^kitMst  die  10.  und  letzte  Zeile  der  Kuckseite  des  kleinern  Blattohens.  Das  Folgend« 
!♦  iit     mit  der  TJeberecbrift  »Conclusio«,  auf  der  Vorderseite  desselben  unter  der  oben  an- 

4*l&rten  verweisenden  Bemerkung:  »Stilo  —  cedulamc.  16.  Die  swei  Krause  sind  auf 
5*  Sflckeeite  des  grösseren  Blattchen«  in  der  Ecke  rechts  so  angebracht,  dass  ihre 
S  -«i*.n  nach  unten,  nach  dem  kleinen  Blattchen  su  gekehrt  sind.  Sie  wurden  ohne  Zwei- 
er1* JT«5  nachdem  die  Blattchen  cusammengelegt  waren ,  auf  diese  Stelle ,  die  jetst  die 
beiden  Ao»seI18eiten  def*  cvsammengefalteten  Zettels  bildete,  gezeichnet. 

33  * 


516  Beilagen. 

Jesu  Christi  des  Gekreuzigten,  deines  geliebtesten  Sohnes,   in- 
dem ich  weiss,  dass  ich  nicht  anders  gerettet  werden  und   dir 
genugthun  kann,  als  durch  das  Verdienst  seines  unschuldigsten 
Todes  und  Leidens.    Und  wenn  ich  dies  eben  Gesagte  mit  der 
Zunge  nicht  bekennen   könnte,   so  bekenne   ich   es   doch  mit  « 
dem  Herzen  und  mit  der  Schrift.    Desgleichen  will  ich  in  dem 
Glauben  unseres  Herrn  Jesu,  den  er  persönlich  und  gegenwär- 
tig seine  Jünger  gelehrt  hat,   den  sie  uns  hinwiederum   über- 
liefert haben  und  für  den  sie  gestorben  sind,    in  welchem  ich 
nach   der  Gnade  des  höchsten  Gottes   geboren   bin   und   auf—  » 
erzogen  von  der  Wiege   an,    in  ihm  will   ich  auch  sterben  als 
ein  guter  Christ.    Wenn  der  Feind  des  menschlichen  Geschlech- 
tes mir  im  Todeskampfe  oder  sonst  an  welchem  Orte  es  auch 
sei,   irgend   welchen  Unglauben,    lrrthum  oder  Verzweiflung 
oder  auch  Misstrauen  einflössen  oder  einreden  wollte,  so  thue  u 
ich  jetzt,    da  ich  gesund  bin  und  meine  gute  Vernunft  habe, 
aus  innerstem  Herzen  Einsprache  und   stimme  nicht  bei,    und 
hinterlasse    es    schriftlich,    dass    ich    niemals    weder   mit   dem 
Munde  noch  mit  dem  Herzen  noch  mit  der  Vernunft  noch  mit 
dem  Willen   seinen   trügerischen  und   irrigen,   schlechten  und  .» 
verkehrten  Eingebungen   und  Zureden  beistimme,   zum  Zeug- 
niss  eines  guten,  festen  und  vollkommenen  Glauben*,  wie  ihn 
je  einer  der  Gläubigen  gehabt  hat  oder  haben  könnte  im  voll- 
kommensten Grade.   Desgleichen,  wenn  es  geschehen  kann  und 
ich   dazu   auserkoren  werde  *) ,   bitte  ich  zu  jeder  Stunde   aus  ?* 
innerstem  Herzen   und  aufs   brünstigste,   dass  mir  an  meinem 
Ende  beigestanden   werde   mit  den  heiligen   Sacramenten   der 
Kirche,    nämlich  der  Oelung  und  dem  Abendmahle.    Desglei- 
chen wollte  ich,  dass  ich  an  allen  Tagen  meines  Lebens  nie- 
mals deine   erhabenste  Gottheit  mit  irgend  einer  Sünde  belei-  •* 
digt  hätte,  und  ich  wollte,  wenn  es  möglich  wäre,  täglich  zum 
Zeichen  wahrer  Zerknirschung  blutigen   Schweiss  und  blutige 
Thränen  aus  meinen   Augen   in  reichlichem    Maasse    strömen 
lassen   für   alle  meine  und  des  ganzen  Christenvolkes  Ueber- 
tretungen  und  Sünden.     In  deine  Hände,   Herr,   befehle  ich  ■» 
meinen  Geist.    Bester  Jesu,  all  mein  Heil  ist  in  deiner  Hand, 
und  deshalb  befehle  ich  meinen  Leib  und  meine  Seele  in  deine 
Hände,  ich  lebe  oder  sterbe.    Du  kannst  darum  nicht,  fromm- 
ster Jesu,  deine  frommen  Hände  von  mir  abziehn,  denn  deine 
Hände  haben  mich  gemacht  und  mich  gebildet  und  mich  er-  *• 
kauft.     Mit   eisernem  Griffel   hast  du  mich   aufs  kräftigste  in 
deine  Hände   eingeschrieben  und  mich    in    dein    verwundetes 
Herz  befestigt.   Drum  wenn  eine  Mutter  vergässe,  dass  sie  des 
Kindes  ihres  Leibs   sich  nicht  erbarmte,    wirst  du,   gnädigster 

1)  Ich  kann  das  eigenthümliche  »si  sum  tante  discrecionis«  nicht  an- 
ders verstehen. 


Beilagen. 


517 


I. 


deine  für 
»wie  die 
Gnädig» 
wegnehm 

fohlen 
ich 


den  du  in  deine  Seite,  in  deine  Fasse  und  Hände 

^    und    unvertilglich  eingeschrieben  hast,   an  mei- 

nicnt  vergessen.   Es  mögen  mich,  so  bitte  ich  heute, 

mich  verwundeten  Hände  aufnehmen,  dass  ich  fühle, 

Heilmittel   deines  Leidens  mir  wirksam  genützt  haben. 

*"       Jesu,    ich  bin  gewiss,  dass  kein  anderer  meine  Seele 

'wird,   -wenn  ich  in  deine  Hände  meinen  Geist  be- 

xznd   das  glaube  ich  aufs  Festeste  und  daran  halte 


u.  s. 


i 

k 


^  _  _     Engel ,   der  du  mir  zum  Wächter  gegeben  bist, 
xlg    ich    dieses  Blättchen  an,  dass  du  es  dem  höchsten 
in    der  Zeit  meiner  Noth   oder  auch  beim  künf- 
]>ieses  Zeichen  -f*  ist  das  Zeichen  des  grossen 
Christus,  unseres  Herrn,  der  uns  durch  dasselbe 
allen  Nachstellungen  des  Feindes,  jetzt  und  in  der 
aen.      1456. 
ersten    Jahre  meines  Gelübdes   im  Karthäuser  Orden, 
am  Tage    IVfariae    Magdalenae  1456. 


dir  vertra. 
Gotte 
tigen 
Königs 
bewahrt 
Zukunft. 
Im 


Jesus  von  Nazareth 


der  Juden  König 


Bekenntnis» 


4 


des  katholischen  Glaubens 


518  Beilagen. 


VII. 


Letzter  Wille  des  Bruders  Georg  Carpentarii 

von  Brugg  und  Verzeichniss  der  von  ihm  derf 

Kloster  bestimmten  Bücher. 

(Siehe  S.  310.) 


Die  beiden  Stücke,  die  wir  hier  geben,  befinden  sieb  auf  zwei 
Papierblättern,  einem  kleinern  und  einem  grössern,  als  Nr.  7  und  S 
in  dem  Bande  G2  I,  34  der  Basler  Universitätsbibliothek.  In  dem 
sorgfältig  nach  dem  Format  geordneten  Verzeichniss  der  Bücher 
giebt  sich  schon  die  Anlage  Georgs  zu  dem  Beruf  des  Bibliothe-i 
kars,  dem  er  späterhin  obzuliegen  bestimmt  war  (8.  361  ff.),  kund. 
Die  Preisansätze  der  Bücher,  die  wir  in  eckigen  Klammern  beige- 
fügt haben,  rühren  ebenso  wie  die  Aufschriften  auf  den  Rückseiten 
der  Blätter  und  die  Bemerkung  über  die  Vollstreckung  des  Testa- 
mentes von  der  Hand  des  Priors  Hieronymus  Zscheckenbürlin  her.  u 


a. 

Ego  frater  Geoigius  Carpentarii  de  Brugk  praesenti  meo 
reoognosco  chyrographo,  pure  propter  deum  proque  ampliori  sa- 
lute  animae  meae,  tanquam  extremae  voluntatis  meae  testamen- 
tum  deliberatione  sufficienti  praehabita  me  esse  testatum  et» 
legas8e  domui  vallis  sacratae  virginis  et  martyxis  Margarethe 
Basileae  minoris  Cartusiensis  orchnis  omnia  (licet  exigua  fue- 
rint)  bona  mea ,  si  qua  proprio  hactenus  iure  possedi  in  vesti- 
mentis,  libris,  peeuniis  ceterisve,  modicis  tarnen  ex  hiis  qui- 
busdam  alienis  (dum  facultas  erat)  datis  infra  subscriptis.  Igitur  & 
nee  quisquam  heredum  aliorum  sive  successorum  rneonim  huic 
meo  Scripte  testato  contradicens  quaeeunque  sibi  ex  hiisce  prae- 
sumat  usurpare.    Datum  5.  idus  junii  anno  Christi  1510. 

Quae  alienis  te&tamento  legaverim. 

Den  blawen  rock,  ein  swartze  kapp  mit  bruner  syden  ge-  * 
futertt,  ein  swartz  byrett,  item  von  buchlinen  conpendium  theo- 
logie  scriptum,  speculum  vitae  humanae  sol  man  geben  domino 
Georgio  Molitoris  de  Clingnow,  cappellano  in  Rinfelden. 

Item  margaritam  poeticam  magistro  Joanni  Currificis,  und 
ein  brun  byrett,  dasz  schlechter.  * 

Item  ein  swartze  kapp  mit  grüner  syden  underzogen  der 
bruderschafft  sant  Annen  in  mindern  Hasel. 


Beilagen.  519 

Darunter  von  der  Hand  des  Priors  Hieronymus  Zschecken- 
barlin:   Expedita  sunt  legata  extraneys  anno  1510. 

Auf  der  Rückseite  von  der  Hand  ebendesselben:  Testa- 
mentum  ae  ultima  voluntas  confratris  nostri  Georgii,  qui  fecit 
professionem  dominica  post  octavas  corporis  Christi,  que  fuit 
9.  junii    1510.] 

b. 

Artnotatio  librorum  a  confratre  nostro  Georgio  Carpentarii  de 
Brugk  domui  valU*  beatae  Margarethae  martyris  Basileae  mt- 
i  noris  Cartusiensis  ordims  donatorum. 

Libri  in  forma  arcuali. 

Quatuor   partes  Bonaventurae  in  libros   sententiarum ,    in 
duobus  voluminibus  contentae.    [2  gl.] 

Augustinus  super  Joannem  et  Holkot  super  librum  sapien- 
%  tiae,  in  uno  volumine.     [1  gl.] 

Opera  Gersonis  in   tribus  voluminibus  contenta.    Quatuor 

enim   eorumdem  sunt  partes,   quarum  bine  priores  in  uno  vo- 

lumine,    aliae  vero  duae  singillatim  singulis   voluminibus   sunt 

coactae.     [3  it.] 

h  Translatio  Argyropili  in  operibus  Arestotelis,    uno  codice. 

[i  gi-i 

Questiones   methaphysicales   Dominici    de    Flandria,    uno 
codice.     [1  gl.] 

Textus  bibliae   cum   concordantiis ,   noviter  Parrhisiis  im- 
»  pressus,  uno  volumine.     [1  it.) 

Vocabularius  Calepinus.    [1  gl.] 
Vocabularius  breviloquus.     [16  8.] 

Expositio  psalteriana  et  rosetum  exercitiorum  spiritualium, 
in  uno  codice  colligata.     [1  fit.] 
n         Concordantiae  maiores  et  minores  totius  bibliae.    [15  s.] 

Libri  formae  mediocris  vel  setniarcuaUs. 

Pisanella  sive  supplementum.     [1  &] 

Opera  beati  Ambrosii,  tribus  voluminibus  congesta  vel  seor- 
sum  colligata.     [2  gl.] 
u  Lombardica  hystoria.    [*/2  gl.] 

Viola  animae.    Lavachrum  conscientiae.    Opus  Guntheri  de 
oratione,  jejunio  et  elemosyna.    [V2  gl-] 

Sermones  Oliverii.   Manuale  curatorum  etc.    [1  gl.] 

Gemma  praedicantium.     Expositio  Pascasii   super  threnos 
«  Hieremiae.    [1  dicken  p.] 

Liber  de  charitate.     [1  dicken  p.] 

Regimen  sanitatis.    [1  dicken.] 

Margarita  philosophica.    [V2  gl-] 

Parvulus  physicae  vel  philosophiae  naturalis,    [i  dicken  p.] 


520  Beilagen. 

Boetius  de  consolatione  philosophiae.     [1  dicken  p.] 
Navis  stultifera  Jodopi  Badii  etc.    [xfa  gl.] 
Nicolaus  de  Orbellis.    [1  dicken  p.] 
Grammatica  Mancinelli.    [t  dicken  p.]  * 

Boetius  de  disciplina  scholarum.    Auetorita tes  Arestoteiis.  * 
Vocabularius  rerum.    [1  dicken  p.] 

Libelli  formae  regularis  vel  parviusculae. 

Rhetorica    divina.     Hortulus    rosarum.      Hugo   de    Sancto 
Victore  de  modo  orandi  et  tribus  dietis.     [5  s.] 

Ysidorus  de  summo  bono  et  libellus  de  imitatione  Christi.  11 

[5   8.] 

Anthidotarius  animae  etc.    [1  dicken  p.] 
Horologium  devotionis  etc.    [4  8.] 
Paradysus  animae.    [5  8.] 

Libri  non  tigati.  j» 

Rosarium  aureum  theologiae,  cuius  sunt  quatuor  partes. 
[4  dick  p.] 

Rhabanus  de  laudibus  sanetae  crucis.     [t  dicken  p.] 

Introductorium  ethicae  vel  parvulus  moralis  philosophiae. 
[5  8.]  ^       ^  7» 

Nestor  Novariensis.    [6  8.] 

Alanus  de  maximie  theologiae.    [2  s.] 

Sedulius  in  carmine  paschali.    [1  8.] 

Juvencus  preebiter  in  carmine  evangelico.     [2  s.] 

Sermones  saneti  Effrem  dyaconi.    [5  s.]  2s 

Aurea  novae  grammatices  vena.    [4  s.] 

Opuscula  Bonaventuras    [10  8.] 

[Summa  29  fit  16  s.  8d.,  facit  by  24  gl. ,  in  48  volumi- 
nibus.] 

[Auf  der  Rückseite  von  der  Hand  des  Priors  Hieronymus :  3* 
Libroß  quos  apportavit  frater  Georiue.] 


vm. 

Brief  des  Bruders  Georg  Carpentarii  an  Boni- 

facius  Amerbach. 

(Siehe  8.  312.  381.)  Ä 

Das  Original  befindet  sich  im  Basler  Antistitium  in  dem  Bande 
K[irchen]  A[rchiv]  C.  I.  3,  der  auf  dem  Racken  den  Titel  »Antiquita- 
tes  ecclesiae  Basüiensis  manu  Script.«  trägt,  als  Nr.  24. 


Beilagen.  521 

Salutem    plurimam  cum  humili  recommendatione.    Prüden- 
öMme  vir,     -veritixs     ego   cum   principe  latinitatis,    doctissimo 
Erasmo,  per   litteras   loqui,  quippe  qui  rusticitatis  et  inelegan- 
titt,   ne    dicam     ixnprudentiae  conscius  viro   circumspectissimo 
*  öderer  iltudexe  ,     cogor  ob  instans  periculum  te  ceu  patronum 
humiliorexn,    non  tarnen  ob  id  velut  indoctum,  convenire.   Et  ut 
paucis  quid  velvm  ,   intelligas ,  ad  te  mitto  detectionem  praesti- 
giaram  etc.  ,   per   me  diebus  proximis  Germanice  versam ,  qua- 
tenus  auspicio   tuo  diligentique  trutinatione,  ei  visum  fuerit,  in 
■  publicum  excudatur   propere.    Nam   quid  moverit,   qur  absque 
:  arbitris  Yucubratiunculam  hanc  non  ausim  quantocius*  emittere, 
praesentibus    tibi    litteris  patefacere   consilii  fuit.    Imprimis  ob 
tempoTum  instantium  procellam  sevissimam,  quando  nihil  non  ad 
calummae    pernieiem  vertitur,   deinde   quia  videri   poseem   in- 
l&  fidelis  in,  vertendo,  quod  adjectis  vel  mutatis  nonnullis  aut  ali- 
ter  citatia  quam  in  originali  habeantur,  de  meo  velut  ex  indu- 
stria    positum    fuisset.     Quod  profecto  minime  credendum  est, 
niä  quod  propter  nonnulla  minus  accurate  per  dominum  Eras- 
mum   citata   libello   adversarii   non  usquequaque  respondere  vi- 
ü  debantur.     Idcirco   diligentissime  collatis   hincinde  sententiis  et 
verborum  ponderibus  studui,  quantum  potui,  ne  ullum  calum- 
niandi  locum  reimquerem,   sermonemque  temperavi  et  plurima 
prmesertim,   quae   memoratus  idem  doctor  jusserat,   praeterivi, 
ne    vel   illi   negocium  facesserem  vel  mihi  aut  domui  nostrae 
2s  (iaminim    ex  occasione  ferrem.    Audi  vi   sane  hodie  a  magistro 
Hasilio    germano   tuo,    quod   nedum  Oecolampadianos ,    verum 
etiam  Lutheranos  male  habeat  libellus  igte  Latinus,  quanto  ma- 
gis*     si  Germanice  fuerit  evulgatus?    Quin  et  illud  diligentius 
expendi,  ut  ea,  quae  hie  passim  vel  ex  enchiridio  vel  ex  para- 
3«  phxasibus    Paulinis   citantur,    apte  suis   prototypis   Germanicis 
responderent,  quos  et  mecum  habeo  contulique,  immo  et  phra- 
sin    ipsam   Germanicam  diligentius  observavi,   quo   minus  ca- 
Vumniarum  insidiis  pateret  uterque.     Tu  proinde,   sagacissime 
vir,    prospice  rogo  primum,   quid  facto  sit  opus  et  fac,  uti  vel 
äs  per  te  ipsum  vel  Henricum  Glareanum  aut  Beatum  Rhenanum 
exemplar  hoc  prius  perlegatur  ac  dijudicetur,    antequam  excu- 
datux.     Dicasque  vefim  domino  Erasmo,  quae  hie  tibi  scripse- 
rim,    insuper  quod  paratus  sim  et  hysperaspisten x)  nuper  a  me 
laboriose  versum,  quando  Frobenio  visum  fuerit,  evulgare.    Sed 
*>  et    linguam    et    paraphrases    evangelicas    aggredi    cuperem,    si 
Oraeca   quispiam  mihi  vertere  curaret,   quae  in   lingua  passim 
oecurrunt.     Non  tarnen  id  ipsum  laboris  deineeps   ausim  arri- 
pere,    nisi   prius   a  patre   priore  nostro  (quae  per  te  vel  domi- 
num   Erasmum    facile    potent   impetrari)    largiori    data   venia. 
46  Alioqui  non  juxta  morem  ingredi  satis  onerosum  foret  nonnul- 

1)   Soll  heiseen:  hyperaapisten.    Vgl.  8.  393  Anm.  1. 


522  Beilagen. 

lis  confratribus ,  qui  velut  infiimiores  laborem  meum  profec-fc 
non  exilem  indulgentiam  temere  judicarent ,  si  nullo  patrora 
tutus  fuerit.  Vale,  dulcis  amice  et  equanimiter  nugis  mei 
ignosce,  causaeque  praesenti  curam  mox  adhibe.  Ex  larari« 
Carthusiano.    4.  nonas  junii  anno  dotnini   1526. 

Frater  Georgius. 

[Adresse]   Magnifico  prudentique  Honifacio  Amorbachio   legem 
doctori  studiique  Basileensis  rectori  moderantbäino. 


IX. 

Vertrag  des  Convents  mit  dem   Rathe  vom 

16.  Juli  1532. 

(Siehe  S.  430.) 


Von  den  beiden  Ausfertigungen  (auf  Pergament  mit  zwei  hän- 
genden Siegeln)  befindet  sich  die  eine  (K. )  auf  dem  Karthäuser 
Archiv  als  Nr.  494  ,  die  andere  (St.)  auf  dem  Staatsarchiv  Z  III 
(Vertrage  mit  den  Klöstern)  A.  Obgleich  von  derselben  Hand  ge- 
schrieben zeigen  sie  manche  kleine  Abweichungen.  Wir  haben  die 
erstere  dem  Abdruck  zu  Grunde  gelegt  und  die  Abweichungen, 
soweit  sie  bloss  orthographischer  Art  sind,  nicht  berücksichtigt,  mit 
Ausnahme  einer  einzigen  gleich  zu  Anfang,  die  einen  Eigennamen 
betrifft. 

Wir  Jacob  Meyger  burgermeister  und  der  rhatt  der  statt 
Basell,  als  rechte  castvögt  und  Schirmherren  des  Carthuser  Clu- 
sters in  unser  myndern  statt  Basell  gelegen,  an  einem  und  wir 
Jheronimus  Zscheckhenpurlin  prior  und  der  gemein  convent  i 
erstgenanter  Charthüsern  am  andern  theil  thunt  khunt,  beken- 
nent  und  verjeehent  vor  allermenglichem  mit  dysem  brief, 
demnach  sich  hingefloszner  zeit,  als  wir  burgermeister  und  rhat 
der  statt  Basell  etwas  enderung  christenlicher  religion  halben 
furgenomen,  zwüschen  uns  beiden  parthien  allerley  spenn  unda 
miszverstant  zugetragen,  in  massen  das  ich  Jheronimus  Zscheck- 
henpurlin prior  mich  selbiger  zeit  von  hynnen  gen  Fryburg  in 
das  Priszgouw  gethon,  bitznar  daselbst  enthalten,  aber  von  son- 
derer lieby  wegen,  die  ich  zu  einer  loblichen  statt  Basell,  my- 

22.  Meyer  St.       26.  CftrUnsen  St. 


Beilagen.  523 

n  vatterlandt ,    darzu  angeregtem  Carthuser  closter  und  ge- 
en    convent    trage,   mich  widerum  alher  verfugt,    das  wir 
soiicher  spennen  und  aller  miszverstendt,  so  zwischen  uns 
webt,   gutlich  und  fruntlich  geeiniget  und  betragen  habent 
volgender  wysz, 
.     Das    für     das    erst  wir  burgermeister  und    rhat    der   statt 
Äsell   den    obgenanten  herren  Jheronimum   Zscheckhenpürlin 
i&rn  widerum  in  die  administration  obvermelten  closters  zitt- 
en  hab    und    gutern  komen  lassen  sollen  und  wollen,   als 
ouch    sein    erwürde  in  und  mit  craft  ditz  briefs  ynsetzen 
kut  rechter  gewaltgebung ,   das  erstgenanter  her  prior  alle  und 
Jede  obgenanter  Carthusen  gutere,  zins,  rent,  gulten  und  ze- 
ltenden verwalten,    die  durch  sich  selbs  oder  andere  innemen, 
Beigeben,    mit    seinem  convent  messen,   das  closter  darvon  in 
[guten  puwen,    eeren  und  was  nottwendig,    wie  von  altem  sin 
pruch  und  gewonheit  gewesen  ist,  erhalten,  doch  von  solichen 
jnutzungen  gefarlich  dheine  verendern,  sonder  unsern  pflegern, 
«o  wir  yeder  zeit  dahin  verordnen,  an  unser  statt  jerlich  erbare 
Technung    thun,    und  das  alle  und  yede  brief  und  gewarsami 
^aber  vermelten   closters  gutere,   zinsz,   gulten,   zehenden  und 
andere  nutzungen  und  gerechtigkeiten  wysende  uns  den  cast- 
rögten,   ouch   herren  priorn  und  convent  obstat  zu  gemeinen 
getruwen  banden  ingeschlossen   und  mitsampt  den  cleinottern 
erbarlich  bewart  werden,  also  das  wir  prior  und  convent  einen 
I  Schlüssel  zu  den  brieven,   und  die  verordneten  pflegere  in  na- 
men  unser  der  rhaten   den  andern  zusampt  dem  schliiszel  zu 
den  cleinottern  haben  und  besorgen,   ouch  das  vilgenante  her 
prior  und  convent  inhalt  der  erkantnusz,  so  wir  burgermeister 
und  rhat  der  statt  Basell  im  verschinnen  funfzehenhundert  fünf 
•  und  zwenzigisten  jare  uszgon  lassen ,   niemanden  me  one  un- 
sern willen  in  bedacht  closter  und  iren  convent  uff-  noch  an- 
nemen,  darzu  der  messen,  singens  und  ander  der  kilchen  ceri- 
monien,  die  sich  mit  unser  angenomner  christenlichen  religion 
nit  verglichen,  stillstan,  sich  deren  furohin  nit  gepruchen,  doch 
*  iresz  habits  im  closter,  den  anzetragen  oder  von  inen  ze  legen, 
fry  sein  und  deszhalben  von  menglichem  ungerechtvertiget  pli- 
ben,  wann  sy  aber  für  das  closter  harus  in  die  statt  gan  wur- 
den, das  sy  alsdann  ein  gemeine  erbare  cleidung  antragen,  iren 
habit  in  dem  closter  lassen  sollent.     Dargegen  habent  wir  ob- 
^  genante  prior  und  convent  über  die  vierhundert  gülden,  so  wir 
den  vilgenanten  unsern  gnedigen  herren  burgermeister  und  rhat 
der  statt  Basell  •  kurz   hie  vor   an   iren   erlittenen  reiszeosten  ze 
steur  abgerichtet,   furohin   zu  erhaltung   der  universitet  jerlich 
vierzig  pfunt,  glich  zu  den  vier  fronvasten  getheilt,  thüt  yede 
fcfronvasten  zehen  pfunt  stebler,   und   zu  uffenthalt  der  armen 
in  das  gemein  almüsen  jerlich  uff  sant  Martins  tag  sechszehen 
vierazal   korns   ze  geben  verwilligt  und  zugesagt.     Doch  was 


524  Beilagen. 

almusens  uff  uns  uszzutheilen  wither  gestiftet,  die  sollent  und 
mögent  wir  benanten  prior  und  convent  one  intrag  selber 
uszpenden  und  theilen  in  massen  wir  das  gegen  gott  und  den 
Stiftern  getruwen  zu  verantworten.  In  soliche  weisz  sollent  wir 
zu  beiden  syten  geeint  und  verricht  sein  dysem  betrag  sampt 
allen  dem  hieran  geschriben  stat,  truwlich  nachzekhomen. 
Darzu  wir  burgermeister  und  rhät  der  statt  Basell  die  vilge- 
nanten  prior  und  convent  als  unsere  schütz-  und  schirmsver- 
wanten  alle  zeit  in  gnediger  befelch  haben ,  sy  wither  nit  be- 
schweren, es  were  dann,  das  wir  zu  Zeiten  ein  gemeine  steur 
oder  anleg  uff  alle  unser  schirmsverwandten  gottshuser  legen, 
deren  sollent  wir  prior  und  convent  uns  nit  wideren,  sonder 
in  solichem,  ouch  sunst,  einen  ersamen  rhat  der  statt  Basell 
als  unsere  castvögt  und  Schirmherren  mit  allen  treuwen  frunt- 
lich  gemeinen.  Zuw  urkhunt  und  stethaltung  aller  hieran 
geschribner  dingen  sind  dyscr  brieven  zwen  an  Worten  glich 
lutent  verfertiget,  yeder  parthie  einer,  mit  unserm  buiger- 
meisters  und  der  rhaten  der  statt  Basell  anhangendem  secret 
und  unsern  des  priors  und  convent  hieran  gehenkhten  insig- 
len  bewart.  Geben  .uff  zinstag  den  sechszehenden  tag  heuw- : 
monats  als  man  zallt  von  der  gcpurt  Christi  Jhesu  unsere  er- 
lösers  thusent  fünfhundert  zwei  und  drissig  jare. 


Die  letzten  Schicksale  der  Karthaus. 


Mit  dem  Vertrage  vom  16.  Juli  1532  gieng  die  Verwaltung  2 
der  Karthaus  wieder  in  die  Hände  des  Convents  über.  Der  Prior 
kehrte  ins  Kloster  zurück,  der  Vicar  Nicolaus  Molitoris  übernahm 
nun  wieder  das  Amt  des  Schaffners  l) ,  er  besorgte  auch  die  Biblio- 
thekarsgeschäfte und  setzte  die  Eintragungen  ins  Calendarium  fort 
(vgl.  S.  363).  Im  letztern  verzeichnete  er  ausser  den  Todestages?* 
der  Klosterbrüder  die  der  Prioren  der  grossen  Karthaus,  einer  An- 
zahl von  Mönchen  aus  den  benachbarten  mit  der  Basler  Karthaus 
verbrüderten  Karthausen  und  einiger  Wohlthäter.  Am  7.  Januar 
1536  starb  der  Prior  Hieronymus,  ein  neuer  Prior  wurde  nicht  er- 
nannt,  in  den  Kaufverträgen  ist  jetzt  statt  von  »prior  und  convent?  55 

b.  dysen  K.       6.  oachkhomen  St. 

1)  Zahlreiche  Belege  hiefür  im  Karth&user  Archiv. 


/ 


Beilagen.  525 

,vteary    xuaxl    convent«  die  Rede.    Es  ist  am  natürlichsten  anzu- 
^«a,    daL^s     "Nicolaus  Molitoris,    als   er    im  Jahr  1532    das  Amt 
<"*  Schafeiexs    -wieder  übernahm ,  weil  er  die  tüchtigste  Persönlich- 
kcit  &a?.\x  war,    die  Stelle  des  Vicars  gleich wol  beibehielt,  und  dass 
fer  nach  dem   Tode  Zscheckenbürlins    als    solcher   dem  Kloster  vor- 
stand.    Y>\e    Schaffner  stelle  war   bei   den    veränderten  Verhältnissen 

i 

die  wichtigste   im  Kloster  geworden,   die  Obliegenheiten  des  Vicars, 
die  in   dexa  zusammengeschmolzenen  Convent   und   bei  den  Schran- 
ken,   welche  dem  Gottesdienste  durch  den  Vertrag  von   1532  gezo- 
gen worden  waren,   eine  weit  geringere  Bedeutung  hatten  als  früher, 
konnten  mit    ihr   ganz    bequem  vereinigt  werden.     Indessen  ist  ein 
Umstand ,    der  uns  gegen  diese  Annahme  etwas  bedenklich  machen 
kann.        Zum    13.  December   ist   im  Calendarium   von  der  Hand  des 
Nicolaus   Molitoris  verzeichnet:  »Johannes  Spilman  de  Lindow  mo- 
*  nachus     et  vicarius   huius  domusu.     Johannes   Spilman    von  Lindau, 
der   im    Jahre   1488    sein  Klostergelübde  abgelegt   hatte   (s.  dasselbe 
Kart  h.   Aren.  Nr.   554,    seinen   letzten   Willen   ebendas.  unter 
den   unsignierten  Papieren) ,   begegnet  uns  unter  diesem  Namen  nicht 
in  der    Zahl  der  Klosterbrüder,  die  den  Briet'  an  Hans  Irray  unter- 
»  zeichnet,   dagegen  finden  wir  dort  (S.  453,  28)  einen  »Johannes  Loy 
von  Lindow«,    der  hinwiederum  unter  diesem  Namen  nicht  im  Ca- 
lendarium erscheint.     Die  Vermuthung,  dass  beide  Namen  ein  und 
dieselbe    Person   bezeichnen ,    wird    aufs  unzweifelhafteste    bestätigt 
einmal    durch    die  Vergleichung    der  Handschrift   des  Gelübdes  und 
'»des  letzten  Willens  mit  der  Unterschrift  unter  dem  Briefe,    sodann 
durch   das  Calendarium,  das  zum  4.  Januar  die  Jahrzeit  eines  Elo- 
gius    (wofür  Loy   der  deutsche  Name  ist)   Spilman    von  Lindau  und 
der  Seinigen  verzeichnet.    Es  ist  dies  wohl  der  Vater  unseres  Johan- 
nes,    und   es    erklärt   sich    nun,    warum    dieser    sich  bald  Johannes 
->  Spilman,    bald   Johannes  Loy  nennt.     Bisweilen,    so  z.  B.  in  dem 
Briefe  Zscheckenbürlins  an  den  Convent  vom  7.  April  1529  (s.  oben 
S.  456  Anm.  1)   heisst   er  auch   schlechtweg  Johann  von  Lindau1). 
Um   seine  Bezeichnung  als  Vicar   zu  erklären,    muss  man  entweder 
annehmen,   dass  er  in  früherer  Zeit  einmal  vorübergehend  auf  kür- 
^  zere   Zeit   das  Amt  bekleidet  habe   (über  Martin   Ströulin,    Ambro- 
sius   Alantsee,   Urban  Moser,    Philipp  Stouffer  und  Nicolaus  Moli- 
toris,   die  in  den  letzten  Jahrzehnten  das  Vicariat  inne  gehabt,  siehe 
S.   315.  339  Anm.  1.   340  Anm.  1.   313.  432)   oder,    was   mir   das 
Richtigere  scheint,    man  muss  aus  ihr  schliessen,    dass  er  dasselbe 
**  in   den  letzten  Jahren  seines  Lebens  versehen.    Es  Hesse  sich  den- 

1)  So  nennt  ihn  auch  Louber  auf  der  Rückseite  des  letzten  Willens. 
In  dem  Verzeichnis«  der  Einnahmen  und  Ausgaben  des  Barth olome 
Knobloch  als  Schaffners  der  Karthaus  im  Jahre  1529  (Rechnungen  der 
Karthaus  Bd.  I)  heisst  er  der  Lindauer.  Z  B.  «item  dem  Lindower  und 
Schupen  umm  2  schribmesser  2  s.  —  item  umm  2  ougspiegel  dem  Lin- 
dower 3  s«.  Wir  sehen  hieraus,  dass  er  sich  in  seinem  Alter  einer  Brille 
bedient  hat. 


526  Beilagen. 

ken,  dass  man  im  Jahre   1532  doch  gerne  die  sämmtlichen  Aemte 
im  Kloster  wieder  besetzt  hätte,  und  dass  nun  Molitoris  sich  da« 
verstand,   indem  er  das  wichtige  Schaffneramt  übernahm,  die  des 
Range  nach  höhere,  jetzt  aber  weniger  bedeutende  Stelle  des  Vicar 
dem   Johann   von   Lindau   zu   überlassen !) ,    der   einer   der  ältestei 
Mönche  war,    übrigens  noch  im  Jahr  1529    genug  Eifer  und  Wil- 
lenskraft  gehabt   hatte,    um  eine  Versetzung  aus   dem  Kloster,  in 
welchem   er   Über  41  Jahre  zugebracht  hatte,    zu  wünschen2).    Ob 
Johann  den  Prior  Hieronymus  überlebt  hat  und  dann,  falls  die  aus- 
gesprochene Vermuthung  richtig  sein  sollte,  dem  Namen  nach  Vor- 
steher des  Klosters  geworden ,  lässt  sich  nicht  sagen.   —  Es  lies« 
sich   auch   noch   etwas   anderes  annehmen,    dass   nÄmlich  Nioolam» 
Molitoris   nach   Zscheckenbürlins   Tode   als  Vorsteher  des  Klosters 
officiell   zwar   den   Titel  eines  Priors  nicht  habe   brauchen  dürfen 
und  sich  auch  ferner  mit  demjenigen  eines  Schaffners  begnügt,  dass 
aber,  gleichwie  der  Orden  fortfuhr,  den  Vorsteher  des  Klosters  all 
Prior  zu  betrachten ,    er   sich   ebenfalls    als  solchen  ansah  und  sich 
nun  einen  Vicar  zur  Seite   stellte3).     Ich  muss  aufrichtig  gestehen, 
dass  mich  keine  dieser  Vermuthungen  ganz  befriedigt,   und  dass  es 
mir  nicht  möglich  ist,  für  die  Stellung  des  Johann  von  Lindau  eine 
sichere  Erklärung  zu   finden.     Sei   dem  aber,    wie  ihm  wolle,  der 
factische  Vorsteher  war   nach  Zscheckenbürlins  Tode   Nicolaus  Mo- 
litoris,  der  wohl  schon  in  den  letzten  Jahren  des  gealterten  Priors4, 
die  Hauptperson  im  Kloster  gewesen  war ;  dass  er  wenigstens  gegen 
Ende   seines   Lebens   auch   rechtlich   das   Vorsteheramt  inne  hatte,' 
geht  aus   dem   sofort    zu   erwähnenden   Briefe   des    Priors  Gobelin 
hervor. 


1)  Nicolaus  nennt  sich  in  den  vorhandenen  Schriftstücken  immer  nur 
Schaffner.  Als  Vicar  und  Schaffner  wird  er  in  zwei  Quittungen  der  Uw- 
versitätsrectoren  Nicolaus  Briefer  und  Albanus  zum  Thor  aus  den  Jahren 
1540  und  1543  bezeichnet.  Dazwischen  aber,  im  J.  1542,  nennt  ihn  der- 
selbe Briefer  einfach  Schaffner.  Für  die  Frage  über  die  Stellung  des  Johann 
von  Lindau  haben  diese, Fälle  keine  Bedeutung,  da  er  damals  wohl  schon 
gestorben  war.  2)  S.  456  Anm.  1.  3)  Hiefür  könnte  die  Art  angeführt 
werden,  wie  eine  Urkunde  von  1539  (Karth.  Arch.  Nr.  507)  sich  ausdrückt 

Dort  wird  ein  Zins  verkauft  »den herrn  vatter  schaffner,  vicarien  und 

convent  des  gotzhuses  sant  Margrethen  thal«  u.  s.  w. ,  der  Schaffner  wird 
also  dem  Vicar  vorangestellt.  Es  ist  aber  die  Frage,  ob  hiemit  etwas  an- 
deres gesagt  werden  soll,  als  wenn  es  in  einer  Urkunde  von  1537  (Karth. 

Arch.  Nr.  504)  heisst:  »dem herrn  Niclausen  Schaffnern  der  Carthuw 

und  in  namen  der herrn  vatter  vicary  und  convent  des  gotehu«*« 

u.  s.  w.,  ähnlich  wie  in  einer  Urkunde  von  1459  (Nr.  219)  steht,  es  sei  vo: 
Gericht  gestanden  »Martin  Sonntag  wissenthaftiger  schaffner  der  wirdigen 
und  geistlichen  brudern  priors  und  convents  des  closters  sant  Margareten 

tal Carthuser  ordens  und  in  namen  desselben  closters«.      4)  Der  Brief 

Zscheckenbürlins  an  den  Convent  vom  7.  April  1529,  sowie  die  Rechnung, 
die  er  im  Jahre  1534  den  Pflegern  abgelegt,  und  die  sich  im  ersten  Bande 
der  Rechnungen  der  Karthaus  findet,  zeigen  eine  zitternde  Hand.  V}( 
Briefe  an  den  Rath,  von  denen  oben  die  Rede  gewesen,  hat  er,  wie  bereits 
bemerkt,  durch  fremde  Hand  niederschreiben  lassen. 


Beilagen.  527 

Nicolaus  hat  nach  und  nach  die  Mehrzahl  seiner  Conventbrü- 
der  zu  Grabe  tragen  sehn  und  ihre  Todestage  im  Calendarium  an- 
gemerkt 1) .  Nach  dem  Briefe  des  Priors  Gobelin  waren  nach  seinem 
Tode  noch  zwei  Brüder,  Thomas  und  Nicolaus,  vorhanden.  Wenn 
tu  einer  Stelle  des  Briefes  das  »wen  ausgestrichen  und  vier  dafür 
gesetzt  ist,  so  ist  dies  wohl  so  zu  erklären,  dass  noch  zwei  Mönche 
und  zwei  Laienbrüder  vorhanden  waren,  und  damit  stimmen  auch 
die  Aufzeichnungen  im  Calendarium.  Nicolaus  hat  in  demselben 
die  sämmtlichen  Mönche,  deren  Namen  unter  dem  Brief  an  Hans 
limy  stehen,  eingetragen  (Calendarium  Apr.  25,  Apr.  30,  Oct.  29, 
Dec.  13)  mit  Ausnahme  des  Thomas  Kresszi  und  des  Nicolaus 
Frölich  ?) ,  eben  der  beiden ,  die  ihn  nach  dem  Briefe  Gobelins 
überlebt  haben,  und  des  Heinrich  Ecklin.  Wir  haben  schon 
oben  die  Vermuthung  ausgesprochen,  dass  Heinrich  Ecklin  der 
Küster  gewesen ,  der  nach  den  Aufzeichnungen  erst  einen  vergeb- 
lichen Entweichungsversuch  machte,  später  aber  wirklich  nach  Frei- 
burg entkam3).  Er  wird  bei  der  Rückkehr  Zscheckenbürlins  nach 
Basel  in  Freiburg  zurückgeblieben  sein,  woraus  sich  erklärt,  dass 
er  weder  unter  den  von  Molitoris  ins  Calendarium  eingetragenen, 
Qoch  unter  den  ihn  überlebenden  Mönchen  erscheint.  Laienbrüder 
stehen  drei  unter  dem  Briefe  an  Hans  Irray  unterzeichnet,  bruoder 
Cristen ,  bruder  Hans  Werli  und  bruder  Hans  Roth.  Dem  erst- 
genannten begegnen  wir  im  Calendarium  Sept.  11,  wo  Molitoris 
aufgezeichnet  hat:  frater  Cristianus  sartor  conversus  et  senior  do- 
minus nostre  professus.  Den  Hans  Werlin  führt  Zscheckenbürlin  im 
Über  benefactorum  71  auf  als  Johannes  Wernherus  Wolleb 
de  Louffenberg  conversus  et  pistor  nostre  domus  (im  Register  nennt 
er  ihn  Hans  Werlin  mit  Verweisung  auf  Blatt  71,  so  dass  über  die 
Identität  kein  Zweifel  bestehn  kann).  Molitoris  verzeichnet  im  Ca- 
•  lendarium  Febr.  25  einen  frater  Johannes  Bernardi  conversus 
huias  domus,  was  niemand  anders  sein  kann  als  wiederum  dieser 
Hans  Werli,  dessen  Name  in  ungeschickter  Weise  latinisiert  ist. 
Es  bleibt  somit  von  den  drei  Laienbrüdern  des  Briefes  an  Hans 
Irmy  der  einzige  Hans  Roth  übrig,  während  der  Brief  Gobelins 
> deren  zwei  als  noch  lebend  voraussetzt.  Nun  finden  wir  aber  Ca- 
lendarium Jan.  1  von  der  Hand  des  Thomas  Kresszi  einen  frater 
Jacobus  de  Abbacella  conversus  professus  huius  domus  verzeichnet, 
in  welchem  wir  den  zweiten  der  den  Molitoris  überlebenden  Laien- 
bruder  erkennen.  Er  ist  ohne  Zweifel  der  Jacob  Knusshartt  von  Appen- 
zell, der  im  J.  1506  unter  Zscheckenbürlin  sein  Gelübde  als  Laien- 

1)  Es  waren  zum  Theil  schon  sehr  alte  Herren.  Der  Prior  und  Johan- 
ns Dryel  (nach  Lib.  benef.  39  war  er  der  Sohn  eines  Junker  Otto  von 
%el  aus  Geldern,  vgl.  über  ihn  auch  Bl.  20)  hatten  im  J.  1487  ihr  Ordens- 
gelübde  abgelegt  (s.  in  Betreff  des  letztern  Karth.  Arch.  Nr.  554),  Johan- 
***  Spilman,  wie  wir  oben  gesehn,  im  J.  1488.  2)  Nicolaus  Frölich  von 
Enwaheim  hatte  in  demselben  Jahre  wie  Molitoris,  14%,  sein  Gelübde  ab- 
legt.       3)  Siehe  S.  470  Anm.  1. 


528  Beilagen. 

b  rüder  abgelegt1).  Aus  dem  Ausgaben  Verzeichnis*  des  Bartholome 
Knobloch  vom  Jahre  1529  sehen  wir,  dass  Bruder  Jacob  öfter  in 
Geschäften  des  Klosters  in  die  benachbarten  Ortschaften  geschickt 
wurde.  Eine  solche  Abwesenheit  wird  wohl  der  Grund  sein,  warum 
sein  Name  nicht  unter  dem  Brief  an  Hans  Irmy  steht.  s 

Nach  dem  Tode  des  Nicolaus  Molitoris  wandte  sich,  wie  be- 
reits (S.  432)  bemerkt,  »bruder  Gobelin us  prior  der  Cartausen  bey 
Meintz,  visitator  unnd  bevelchhaber  der  closter  bey  dem  Rinstrumbt 
am  18.  October  1545  in  einem  Briefe  an  Bürgermeister  und  Rath 
von  Basel,  setzte  auseinander,  wie  jetzt  Herr  Niclaus  Prior  und  u 
Verweser  der  Karthaus  in  Basel  gestorben  sei,  von  den  vorhandenen 
Brüdern  aber  keiner  zur  Regierung  des  Gotteshauses  sich  eigne, 
er  habe  daher  die  Absicht  einen  neuen  Prior  zu  wählen  und  hin- 
zusenden, habe  es  aber  nicht  thun  wollen,  ohne  sie  darum  zu  be- 
grüssen,  in  der  Zuversicht,  sie  würden  damit  einverstanden  sein,  u 
Denn  es  sei  zu  bedenken,  dass  wenn  die  Sache  länger  anstehn 
bleibe,  alle  Gefälle,  welche  ausserhalb  der  8tadt  und  deren  Gebiet 
fallen,  nicht  mehr  gereicht,  sondern  durch  die  betreffenden  Obrig- 
keiten eingezogen  oder  behalten  werden  möchten,  was  nicht  allein 
dem  Gotteshaus  und  dem  Orden,  sondern  auch  gemeiner  Stadt  Basel  20 
zu  Nachtheil  reichen  und  kommen  möchte2).  —  Der  Rath  antwor- 
tete am  12.  November;  er  drückte  sein  Befremden  über  den  Brief 
aus,  erklärte,  er  werde  auch  in  Zukunft  sein  Verhalten  nach  dem 
Vertrage  richten,  den  er  mit  dem  Kloster  abgeschlossen,  und  bat, 
der  Visitator  möge  künftighin  ihn  und  seine  Schirmsverwandten,  2& 
die  Karthäuser,  mit  seinen  Schriften  unbemüht  lassen 3) .  Nach  dem 
späteren  Briefe  Gobelins  (s.  unten)  zu  schliessen,  hat  dieser  nun  sei- 
nen »Mitgesellena,  den  Prior  Christoph  von  Trier  bewogen,  sich  an 
den  Rath  zu  wenden,  worauf  aber  keine  Antwort  erfolgte4).  Im 
Mai  1546  beschäftigte  sich  das  Generalcapitel ,  das  in  der  grossen  30 
Karthaus  abgehalten  wurde ,  mit  der  Angelegenheit  und  beauftragte 
die  beiden  Visitatoren ,  in  der  Sache  vorzugehn.  Zugleich  schrieb 
der  Prior  der  grossen  Karthaus,  Johannes,  den  27.  Mai  an  Boni- 
facius  Amerbach,  er  möge  durch  das  Ansehn,  dessen  er  beim  Rathe 
zu  Basel  geniesse ,  denselben  bewegen  zu  gestatten ,  dass  entweder  3» 
durch  ihn  den  Prior  oder  durch  die  Visitatoren  der  Provinz  des 
Rheines  jemand  zum  Prior  oder  Rector  oder  Schaffner  Über  das 
Vermögen  des  Ordens  in  dessen  Hause  zu  Basel  (in  priorem  aut 
rectorem  aut  procuratorem  de  statu  dicti  ordinis  nostri  in  domo 
nostra  Basileensi)  eingesetzt  werde ,  wie  ihm  dies  der  Prior  Chri-  40 
stoph  von  Trier  ausführlicher  werde  auseinandersetzen  können5). 
Was  nun  auch  versucht  worden  sein  mag,  der  Rath  liess  sich  auf 

1)  Karth.  Arch.   Nr.  554.  2)  Karth.  Arch.   Band  O  Nr.  22. 

3)  Missivenbuch.  Copie  daraus  Karth.  Arch.  Bd. O  Nr.  23.  4)  Einen 
Brief  Christophs  habe  ich  nicht  finden  können.  5)  Der  Brief  befindet 

sich  in  dem  Sammelbande  des  Basler  Antistitiums :  Antiquitates  eccles. 
manuscr.    K[irchen]  A[rchiv]  C.  I,  3  Nr.  51. 


v 


Beilagen.  529 

liebt?  ein,  weshalb  Gobelin,  als  er  im  folgenden  Jahre  zum  Gene- 
ipitel  reiste,  den  18.  April  1547  von  Freiburg  aus  einen  zwei- 
Brief  an  denselben  schrieb.  Da  der  Vertrag,  dessen  der  Rath 
«einer  Antwort  gedacht,  ihm  unbekannt,  auch  nicht  mit  Verwil- 
■iring  und  Bestätigung  eines  Viaitators  der  Provinz  oder  mit  Vor- 
men  de»  gemeinen  Capitels  aufgerichtet  worden  sei,  habe  er 
Amts  halben  nicht  unterlassen  können  noch  einmal  durch  den  Prior 
in  Trier  bei  ihnen  anhalten  zu  lassen,  habe  aber  keine  Antwort 
»feilten,  vielleicht  weil  »gedachter  prior  von  Trier  derselbigen  nitt 
ha  khinden  erwarttena ,  dann  sei  ihnen  beiden  von  dem  letzten 
CUf/itel  ein  Mandat  zugeschickt  und  ernstlich  befohlen  worden,  einen 
Fror  und  Vorsteher  der  Karthaus  zu  Basel  zu  verordnen.  Diesem 
Befehl  hätten  sie  wegen  der  geschwinden  fährlichen  Zeiten  und 
Knegsl&ufe  nicht  nachkommen  können;  um  nun  dem  Capitel  guten 
teilen  Bericht  geben  zu  können,  bittet  er  den  Rath,  zu  antworten, 
ob  er  einen  verordneten  Prior  zulassen  würde ,  und  ihm  zugleich 
tiae  Copie  des  erwähnten  Vertrags  zu  übersenden ') .  Dieses  Schrei- 
ben scheint  der  Rath  nicht  beantwortet  zu  haben ,  er  wurde  auch 
3uiz  dem  für  die  Katholischen  glücklichen  Ausgange  des  schmalkal- 
fcchen  Krieges  mit  ferneren  Zumuthungen  einstweilen  verschont, 
<ler  Orden  aber  wählte ,  wie  wir  aus  dem  später  zu  erwähnenden 
Briefe  des  Athanasius  Kolb  ersehen,  bis  zum  J.  1594  Prioren  in 
partibus  für  das  Basler  Kloster. 

Von  den  beiden  alten  Herren,  den  Brüdern  Thomas  und  Ni- 
eclius,  scheint  keiner  geeignet  gewesen  zu  sein,  nach  dem  Tode 
<ta  Nicolaus  Molitoris  die  Verwaltung  des  Klosters  zu  Übernehmen. 
Es  wurde  der  Laienbruder  Hans  zum  Schaffner  bestellt,  demselben 
»J»t  in  der  Person  des  Andreas  Fleyter  ein  weltlicher  Gehilfe  bei- 
gegeben2) ,  und  während  bis  dahin  bei  Zinskäufen  u.  dgl.  immer 
1  <itT  Schaffner  genannt  worden  war,  als  der  das  Geschäft  abgeschlos- 
sen, im  Namen  von  Vicar  und  Convent  des  Gotteshauses,  wie  bis- 
weilen bemerkt  ist,  so  sind  es  von  nun  an  die  Pfleger,  die  han- 
telnd auftreten.  Im  Jahre  1557  endlich,  ohne  Zweifel  nach  dem 
Tode  des  Bruder  Hans ,  gieng  die  Verwaltung  vollständig  in  welt- 
liche Hände  über.    Hieronymus  Mieg,  des  Raths, .dem  am  1.  Merz 


1)  Kart h.  Are h.  Bd.  O.  Nr.  24.  2}  Im  ersten  Bande  der  Rechnun- 
gen der  Karthaus  finden  sich  Rechnungen  über  die  Jahre  1548,  1549  und 
1^0,  im  Namen  von  Bruder  Hans  ausgestellt,  jedoch  von  der  Hand  Fley- 
Un  geschrieben,  wie  die  Vergleichung  mit  dem  sofort  zu  erwähnenden 
KitUchreiben  zeigt.  In  diesen  Rechnungen  erscheint  die  Besoldung  eines 
Wieners  Andres,  in  welchem  wir  eben  den  Andreas  Fleyter  zu  erkennen 
haben.  Auf  einer  Verschreibung  aus  dem  Jahre  1553  (Papiere  des  Karth. 
toth.'i  treten  dagegen  »bruder  Hannsz  und  Andreas  Fleyter  als  wüssent- 
haffte  Schaffner«  auf,  und  auf  einem  undatierten  Blatte  (ebendas.)  über- 
schrieben »Beger  Anndresenn  Fleyter«  Schaffners  der  Carthus  ravnen  gn. 
Wenn  fürprocht«,  stellt  Fleyter  verschiedene  Anfragen  über  die  dem  Bru- 
'!<*  Hans  zu  belassenden  Befugnisse  betreffs  der  Verwaltung  des  Klosters 
uftd  beklagt  sich  zum  Schluss  über  seine  geringe  Besoldung  von  52  fl. 

faltr  Chroniken.   I.  $\ 


530  Beilagen. 

die  Schaffnerstelle  übertragen  wurde1),  starb,  wie  es  scheint,  kui 
darauf,  und  nun  wurde  Leonhard  Hospinian2)  von  Bürgerineist* 
und  Rath  zum  Schaffner  ernannt  und  legte  den  1 1 .  October  untc 
Stellung  angemessener  Bürgschaft  ebendenselben  gegenüber  das  Vei 
sprechen  ab,  seinem  Amte  treu  und  gewissenhaft  obzuliegen3]. 

Von  den  Klosterbrüdern  lebte  noch  immer  der  alte  Thonu 
Kresszi.  Nach  dem  Tode  des  Nicolaus  Molitoris  hat  er  die  Ein- 
tragungen ins  Calendarium  besorgt,  er  hat  mit  immer  zitternderef] 
Hand  neben  einigen  Namen,  die  uns  nicht  interessieren,  den  Nico- 
laus Molitoris,  den  am  3.  Juli  1548  verstorbenen  Notar  Adelbergj 
Salzmann,  der  bis  an  sein  Lebensende  viel  mit  den  Karthäusernl 
verkehrt  hatte4),  den  Nicolaus  Frölich5)  und  den  Laienbruder  Jacob 
von  Appenzell6)  eingeschrieben.  Den  Hans  Roth  finden  wir  nicht 
aufgezeichnet ;  bei  seinem  Tode  ist  Thomas  wohl  schon  zu  schwach 
gewesen,  um  weitere  Eintragungen  zu  machen.  In  seinem  verödeten  <| 
Kloster  erfreute  er  sich  der  liebevollen  Fürsorge  des  Bonifa eiu> 
Amerbach  ,  der  die  alten  Beziehungen  seiner  Familie  zur  Karthau^ 
nicht  erlöschen  Hess.  Auch  diesen  sollte  er  noch  überleben.  Zwei 
Jahre  nachdem  Bonifacius  im  Kreuzgange  des  Klosters  seine  Ruhe- 
stätte gefunden  hatte,  im  Jahre  1564,  schloss  sich  das  Grab  über  .i 
dem  letzten  Basler  Karthäuser,  162  Jahre  nachdem  die  ersten 
Mönche  von  Strassburg  aus  hier  eingezogen  waren,  35  Jahre  nach- 
dem die  Reformation  in  Basel  dem  Gottesdienste,  wie  er  früher  im 
Kloster  gehalten  worden  war,  ein  Ende  gemacht  hatte.  | 

Als  der  Convent  dem  Aussterben  nahe  war ,   wurde  von  Frei-  ti 
bürg  aus   noch    einmal    der  Versuch   gemacht,    die  Verbindung  des 
Klosters  mit  dem  Orden  aufrecht  zu  erhalten  und  wo  möglich  eine 
Ergänzung  des  Personals  zu  erreichen.    Am  16.  Januar  1561  schriet" 
Bruder  Matthias,    der  Prior   der    dortigen  Karthaus,    an  Bonifacius 
Amerbach  und  bat  ihn,   dem  früher  gegebenen  Versprechen  gemäss  - 
das  Übernommene  Geschäft   mit  Eifer    zu   befördern7).     Es  handelt 
«ich ,    wie  wir  sehen ,    darum ,    dem  Rathe  das  Beispiel  Strassburg?« 
vorzuhalten  und  zu  bewirken,  dass  er  dem  Kloster  gegenüber  eine 
ähnliche  Behandlung  eintreten  lasse,   wie  sie  die  Strassburger  ihrer 
Karthaus   zu  Theil    werden    Hessen.      Die  Punkte ,    auf   die   es  an-  « 
kommt,  hatte  der  Prior  Matthias  früher  mündlich  des  ausführliche- 
ren mit  Amerbach  besprochen,    er  fasst  sie  jetzt  schriftlich  zusam- 
men,   indem  er  ihm  überlässt,    bei  der  Betreibung   des  Geschäftes 
diejenigen  nicht  zu  berücksichtigen,  die  etwa  der  glücklichen  Durch- 
führung desselben  hinderlich   sein  könnten.     Zunächst  wird  hervor-  « 
gehoben,    dass  der  Rath  von  Strassburg  die  Abhaltung  des  Gottes- 
dienstes nach  Sitte  des  Karthäuser  Ordens  in  der  Strassburger  Kar- 

1)  Oeffnungsbuch  1530—1565,  Bl.  173.  2)   Im  Oeffnungsb. 

IM.  176  heisst  er  irrthümlich  Johann.  3)  Karth.   Ar  eh.   Nr.  5  t  7. 

4)  Gast  s  Tagebuch  71.  5)  Calend.  Febr.  S.  6}  Ebendas.  Jan.  t. 
7)  Der  Brief  befindet  sich  in  dem  S.  52$  Anm.  4  erwähnten  Sammelbande 
des  Hisler  Antistitiums  als  Nr.  54. 


Beilagen.  531 

thaus  gestatte  und  jederzeit  gestattet  habe.  Dieser  Punkt  möge 
jedoch ,  wenn  er  der  Sache  hinderlich  sein  könnte ,  weggelassen 
werden.  Sodann  hätten  die  Strassburger  im  Jahre  1558  bei  der 
Erwählung   und    Bestätigung    eines   neuen  Priors   die  Autorität  des 

\  Ordens  anerkannt,  indem  sie  einen  Boten  an  den  Prior  der  grossen 
Karthaus  abgeschickt,  und  als  dieser  ihm,  dem  Prior  Matthias,  die 
Bestätigung  des  nach  Sitte  des  Ordens  gewählten  Priors  übertragen, 
ihn  durch  berittene  Boten  hin  und  hergeleitet  und  mit  einem  ehr- 
lichen   Reisegelde    versehen   hätten.     Besonderes  Gewicht   aber    legt 

•  er  auf  die  drei  folgenden  Punkte.  1.  Weisen  sie  die  dorthin  ge- 
schickten Karthäuser  Mönche  nicht  zurück,  sondern  bitten  im  Gegen- 
teil, deren  Zahl  zu  vermehren.  2.  Bezahlen  sie  wie  die  andern 
Klöster  des  Ordens  jährlich  an  die  Kosten  der  Abhaltung  des  Ge- 
neralcapitels  2  Kronen.    3.  Desgleichen  an  das  Reisegeld  für  die  zum 

jfapitel  Reisenden  3  fl.  rhein.  Die  Karthaus  zu  Basel  hat  diese  Bei- 
träge von  1557  an,  dieses  Jahr  eingeschlossen,  nicht  entrichtet, 
schuldet  also  mit  Einschluss  des  Jahres  1561  zusammen  10  Kronen 
und  15  fl.  rhein.  Zum  Schlüsse  empfiehlt  Matthias  »unseren  Senior, 
den  würdigen  Vater  Thomas«,   der  ferneren  Fürsorge  Amerbachs. 

»  Diesem  Briefe  nach  hätte  die  Basler  Karthaus,  der  im  Jahre 
1525  verboten  worden  war,  Beiträge  nach  auswärts  zu  zahlen  (S.  399), 
in  der  Folge  doch  wieder  solche  entrichtet,  und  zwar  bis  1556, 
<1.  h.  so  lange  noch  ein  Angehöriger  des  Ordens  die  Schaffnerstelle 
innc  hatte.     In  den  Rechnungen  des  Bruder  Hans  finden  wir  einen 

s solchen  Posten  nicht.  Vielleicht  verhält  sich  die  Sache  so,  dass 
der  Orden  die  Basler  Karthäuser,  weil  sie  doch  nicht  zahlen  durf- 
ten ,  ausdrücklich  dispensierte .  um  seine  Rechte  zu  wahren ,  und 
deshalb  die  Beiträge  erst  von  der  Zeit  der  weltlichen  Verwaltung  an 
reclamierte. 

rt  Ob  Amerbach  beim  Rath  Schritte  gethan ,  wissen  wir  nicht ; 
in  keinem  Falle  änderte  dieser  sein  Verfahren  der  Karthaus  gegen- 
über. Die  Strassburger,  mit  deren  Beispiel  der  Prior  von  Freiburg 
Hatte  wirken  wollen,  hoben  im  Jahre  1591,  nachdem  sie  mit  Hein- 
rich IV.   als  dem  Landesherrn  der   grossen  Karthaus   einen  Vertrag 

u  abgeschlossen ,  ihre  Karthaus  auf  und  brachen  die  Gebäulichkeitcn 
derselben,  die  ihnen  in  Kriegszeiten  schon  sehr  hinderlich  gewesen, 
ab1  .  Da  die  Karthäuser  die  Gültigkeit  dieses  Vertrages  anfochten, 
erkundigten  sich  Meister  und  Rath  von  Strassburg  am  13.  Mai  1593 
über  die  Art  und  Weise,  wie  seiner  Zeit  der  Rath  von  Basel  vor- 
gegangen2).  Am  19.  Mai  wurde  der  gewünschte  Aufschluss  ertheilt, 
und  es  konnte  bemerkt  werden,  dass  man  bis  jetzt  unangefochten 
verblieben 3) .  Ungestört  Hess  der  Rath  das  Gut  des  Klosters  unter 
Aufsicht  der  Pfleger  durch  einen  Schaffner  verwalten,  bis  etwa  100 
Jahre   später   die  Verwaltung   desselben   mit  derjenigen  der  übrigen 

1/  Strobel:  Geschichte  des  Elsasses  IV,  19(J.  2)  Karth.  Arch. 

•^  536.  3)  M  i  s s  i  v  e  n  b  u  c  h. 


532  Beilagen. 

Gotteshäuser    vereinigt  wurde.     Den    11.  Juni  1590    erkannten   die 
Herren  Dreizehn  auf  Anhalten  des  Rectora   der  Universität  Samuel 
Grynäus,  J.  U.  D. ,    dass  die  Bibliothek    des  Klosters    der  Univer- 
sitätsbibliothek  einverleibt  werden   solle,    und   bewilligten    zugleich 
auf  Anhalten  der  Pfleger ,    dass  die  noch  vorhandenen  Kirchenzier-  « 
den  eingeschmolzen ,    zu  Geld  gemacht  und    »zu  besserer  gebenden 
Allmusens  continuation«  auf  jährlichen  Zins  angelegt  würden  (Karth. 
Arch.  Papiere).    Die  Gebäulichkeiten  wurden  im  J.  1669  zur  Auf- 
nahme  der   Waisenkinder  eingerichtet    und    in    der   Folge    in   dem 
Maasse  als  die  Einrichtung  des  Waisenhauses  sich  vervollkommnete,  I 
theilweise  umgebaut.     Da   erfolgte  plötzlich  im  Jahre   1762,    etwas 
über  zweihundert  Jahre,  nachdem  der  Prior  Matthias  an  Amerbach 
geschrieben  hatte ,    wiederum  von  Freiburg   aus  ein  ganz  irnerwar-  i 
teter  Angriff1).  : 

Am  2.  Juni   1762  meldete  sich  beim  Bürgermeister  Hagenbach  i 
ein  fremder  Geistlicher,    der   sich   für   den   Prior   der  Karthaus  zu 
Freiburg  ausgab,  und  eröffnete,  er  sei  von  dem  General  des  Ordens 
beauftragt,    die  Basler  Karthaus  mit  allen   ihren  Einkünften  wieder, 
abzufordern,    indem  er    hinzufügte,    die  Sache   sei   am  kaiserlichen \ 
und  am  französischen  Hofe  schon  bekannt.     Als  der  Bürgermeister i 
erklärte ,    er   könne   auf  die   Forderung  nicht   eingehn ,    zeigte   der 
Geistliche  an,  es  werde  mit  nächstem  ein  Schreiben  in  dieser  An- 
gelegenheit eintreffen.    Ein  solches,  unterzeichnet  von  Pater  Atha- 
nasius  Kolb,    Prior  der  Karthaus  zu  Freiburg,  langte  in  der  ThaJ| 
am   10.  Juni  an.     Es  suchte   den  Besitz  des  Vermögens   der  Basier? 
Karthaus  durch  die  Stadt  als  eine  blosse  Usurpation  nachzuweisen..  . 
Kein  Reichsabschied ,  keine  pax  religiosa,  kein  Vertrag  schütze  sie. . 
bei  derselben.     Bis  1564  hätten  die  Religiösen  das  Kloster  bewohnt,   . 
bis   1594  sei  es  durch  auswärtige  vom  Orden  ernannte  Prioren  ver- 
sehen worden,    während  weltliche  Schaffner   die  Güter  ^und  Gefall' 
im  Namen  der  Karthaus   und  unter  deren  Siegel  verwaltet  und  di 
Herren  von  Basel   sich  selbst,    wie   eine  Urkunde  von   1539  zeig 
als    blosse   Schirmherren    und   Kastvögte    betrachtet  hätten.     Da 
sollte  wohl  dargethan  sein,  dass  der  Augsburger  Religionsfriede  vo 
1555    der   Stadt   Basel   kein  Eigentumsrecht   verleihe,    indem    d 
Kloster  ja  damals  noch  als  solches  bestanden  habe.    Uebrigens  wi 
beigefügt,  dass  ja  alle  diese  Verträge  nur  die  Reichsstände  betroffe 
hätten.     Eine  Hinweisung   auf   den  westfälischen  Frieden,    der  be*V., 
trefft  der  geistlichen  Güter  den  Besitzstand  von   1624  sanetionier"    * 
wird  abgelehnt,   weil  die  Stadt  Basel  sich  schon  im  Jahre  1501  vo 
römischen  Reiche   getrennt   und    in   den   eidgenössischen  Bund 
geben  habe,   der  Artikel  aber  nur  die  im  Kriege  begriffenen,  dama 
pactierenden  Reichsstände  angehe.     Der  Schreiber  des  Briefes,    \ 


JA) 
-    '1 


^u] 


•  X 

I 


1 )  S&mmtliche  auf  diese  Angelegenheit  bezügliche  Acten  nebst  älteren  *j 
zur  Erläuterung  derselben   dienenden  Schriftstücken   und  Copien  von  so» 
eben  sind  in  dem  Bande  0  des  Karth&user  Archivs  vereinigt. 

J 


Beilagen.  533 

seinem  durch  hohe  und  höchste  Patrocinanz  allenfalls  unterstützten 
Orden  beauftragt,  die  Eigenthumsbefugniss  desselben  zur  Geltung 
zu  bringen,  hofft  um  so  eher  von  dem  Rathe  die  Einräumung  des 
Klosters  zu  erlangen,  als  die  Karthäuser  weder  dem  exercitio  reli- 
i  #ionis ,  noch  der  städtischen  Verfassung  irgend  welchen  Eintrag 
thun,  sondern  sich  ihrem  Institut  gemäss  ruhig  und  einsam  betragen 
würden.  • 

Der  Kath   beantwortete    nach   dem  Rathe   der   kurz   darauf   zu 
Frauenfeld    auf  der   Tagsatzung   erschienenen  Gesandten   der  evan- 
i^elischen    Orte    das    Schreiben   kurz,    in   derb    abweisendem   Tone, 
worauf  ein  zweiter  Brief  des  Priors  einlief,  den  man  unbeantwortet 
liess.     Die  Sache   schien   nun  zu  ruhen,    als   am    25.  Januar  1763 
auf   der    Stadtcanzlei   die   Nachricht   aus   Colmar   einlief,    dass   der 
Prior  Kolb  bei  dem  dortigen  königlichen   hohen  Rath   (dem  conseil 
»souverain    d'Alsace)    eine   Eingabe   gemacht,    in  welcher   der  Stand 
Basel   aufgefordert  werde   binnen    acht  Tagen  zu   erklären,    ob  man 
die    im    Elsass   gelegenen   Gefälle   der   Karthaus   gutwillig    abtreten 
werde.     Man  beschloss,  nachdem  die  Sache  den  evangelischen  Städten 
mitgetheilt   und    ihr    nicht   ganz   übereinstimmender  Rath   eingeholt 
i  worden ,    sich    abwartend    zu    verhalten ,    worauf   die  Karthäuser   es 
dahin   brachten,    dass    der   hohe  Rath   am  11.  Juni    den  Rath  von 
Basel    eitleren   liess  ^    binnen   zwei  Monaten  vor   ihm  zu  erscheinen 
und  seine  Verantwortung   zu   führen.     In  Basel  entschied  man  sich 
aber,    sich  grundsätzlich  nicht  auf  einen  Prozess  einzulassen,   sondern 
mit    Berufung    auf  den    westfälischen    Frieden   die   Niederschlagung 
des  Verfahrens   durch    königlichen  Befehl   zu   erwirken.     Durch  die 
Vermittlung  des  französischen  Gesandten  bei  der  Eidgenossenschaft, 
des    Marquis   d'Entraigue,     wurde    zu    Anfang   Augusts   dieses   Ziel 
glücklich    erreicht ,    die   Zumuthung ,    welche   die    Karthäuser   dann 
noch   an    den   hohen  Rath  stellten  ,    für   die   Zurücknahme  des  Be- 
fehles zu  wirken,   indem  der  westfälische  Friede  sich  nicht  auf  die 
eidgenössischen  Orte   erstrecke,    wurde    von   diesem   abgelehnt.     So 
war  nach  vielem  Verhandeln  und  Hinundherschreiben  diese  Gefahr 
placklich  beseitigt.     Zwanzig   Jahre  darauf,    im   Jahr  1783,    wurde 
die  Freiburger  Karthaus  selbst,   von  der  sie  ausgegangen  war,  durch 
Joseph  IL  aufgehoben,  und  eine  weitere  Anfechtung  ist  fortan  nicht 
erfolgt. 

Wie  das  in  die  Gebäulichkeiten  der  Karthaus  verlegte  Waisen- 
haus nach  und  nach  in  immer  zweckmässigerer  Weise  eingerichtet 
wurde  und  jene  im  Laufe  der  Zeit  ihre  heutige  Gestalt  erhielten, 
darüber  zu  berichten  ist  nicht  unsre  Autgabe ;  wir  verweisen  auf 
die  schöne  Denkschrift :  Das  Waisenhaus  in  Basel.  Seine  Grün- 
dung, seine  Entwicklung  und  sein  gegenwärtiger  Bestand.  Von  Dr. 
D.  A.  Fechter  und  J.  J.  Schäublin.  Basel  1871  1) ,  die  uns  schil- 
dert ,     wie    sich   an  der  Stelle    des  Alten ,    dessen  Absterben  wir  in 

1)  Vgl.  über  dieselbe  unsre  Vorrede. 


i 


534  Beilagen. 

gegenwärtigem  Aufsätze  verfolgt,  ein  Neues  erhoben  bat,  das  je U: 
in  vollster  und  irischester  Blütbe  vor  uns  steht. 


XL 

Die  Siegel  der  Karthaus. 


Es  sind  mir  an  den  Urkunden  und  Briefen  der  Basler  Kar- 
thäuser sieben  Siegel  begegnet ,  drei  Conventssiegel ,  die  nach  ein- 
ander im  Gebrauch  waren  (Nr.  I,  2,  3),  ein  Prioratssiegel  (Nr.  1 
und  drei  kleinere  runde  Siegel  (Nr.  5 ,  6  ,  7) ,  wahrscheinlich  von 
Siegelringen ,  welche  die  drei  obersten  Beamten  des  Klosters ,  der 
Prior,  der  Vicar  und  der  Schaffner  trugen.  Von  Nr.  3,  dem  jung- 1- 
sten  Conventssiegel.  dessen  man  sich  noch  in  der  Zeit  der  städti- 
schen Verwaltung  des  Klosters  bediente,  ist  der  messingene  Siegel- 
stock vorhanden  und  wird  in  der  mittelalterlichen  Sammlung  auf- 
bewahrt. 

1.  Hängt,  oben  und  unten  beschädigt,  an  einer  Urkunde  vom 
28.  August  1437  (Nr.  130);  an  "einer  Urkunde  vom  23.  Juli  H3S 
(Nr.  139)  ist  es  beinahe  ganz  zerbröckelt.  Es  ist  lanzettförmig  und 
hat  (mit  Ergänzung  der  abgebrochenen  Enden)  eine  Höhe  von  5.5 
Centimeter.  Die  Umschrift  auf  dem,  wie  es  scheint,  um  das  ganze 
Siegel  laufenden,  nirgends  unterbrochenen  Rande  lautet:  .  .  .  .oris-* 
2  Quet9  vallis  bte  marg  .  .  .  .  gis  I  basilea.  ordls  carthusie .... 
(Sigillum  prioris  et  conventus  vallis  beate  Margarethe  virginis  in 
Basilea  ordinis  Carthusiensis) .  In  der  Mitte  die  heilige  Margaretha 
unter  einem  gothischen  Baldachin  in  der  Weise»  dass  über  dem 
Haupte  der  Heiligen  sich  zwei  Bogen  wölben,  auf  jeder  Seite  ein- 
zweifach  abgestufter  reich  verzierter,  in  Thürmchen  endender  Pfei- 
ler steht.  Die  Heilige  hält  in  der  Rechten  das  Kreuz ,  die  Linke 
lässt  Bie  am  Gewand  herabgleiten,  zu  ihren  Füssen  bäumt  sich  der 
Drache.  Einen  Heiligenschein  hat  sie  nicht.  Der  untere  Theil  de* 
innerhalb  des  Randes  mit  der  Inschrift  befindlichen  Raumes  wird 
von  der  obigen  Gruppe  durch  einen  halbkreisförmigen  Bogen  ab- 
gesondert und  enthält  die  sehr  stark  gekrümmte  Figur  eines  knieen- 
den betenden  Mönchs.  In  dem  Raum  unter  dem  Baldachin,  der  die 
Heilige  in  sich  fasst .  und  in  dem  untern  Felde,  in  welchem  der 
Mönch  sich  befindet,  ist  der  Hintergrund  durch  schräge,  sich  kreu- 
zende Striche  in  kleine  Rauten  gegliedert. 

2.  An  einer  Urkunde  vom  2.  Mai  1460  (Nr.  223);   auf  der  lin- 
ken  Seite    (für   den    Beschauer)    ist    ein    Stück    abgeschlagen.,    das 


Beilagen.  535 

Uebrige  ist  ziemlich  gut  erhalten.  Mehr  beschädigt  und  weniger 
deutlich  ist  der  Abdruck,  der  an  der  Urkunde  Nr.  215,  1458  Mai  24 
hängt ,  doch  lässt  sich  aus  ihm  das  auf  dem  andern  fehlende  Stück 
Umschrift  theil weise   ergänzen.    —    Das    Siegel    ist    lanzettförmig, 

s  6,1  Centimeter  hoch.  Architektur  und  Stellung  der  Figuren  sind  im 
Wesentlichen  mit  Nr.  3  übereinstimmend,  doch  ist  die  Architektur 
reicher  ausgeführt  und  zeigt  noch  ein  lebendigeres  Verständniss  des 
gofhischen  Styles.  Der  Kaum,  in  welchem  der  betende  Kalthäuser 
sieht,    auf  beiden    Seiten,  durch   einen    einfachen    Stab    abgegränzt, 

i>schlies8t  oben  mit  einem  Halbrund.  Die  Eckchen  zwischen  diesem 
Bogen  und  dem  wagrecht  abgeschlossenen  Boden ,  auf  welchem  die 
Heilige  steht,  sowie  die  Eckchen  unter  den  Seitenpfeilern  sind  durch 
kleine  Rosetten  ausgefüllt.  Die  Heilige  ist  ohne  Nimbus.  Wie  bei 
Nr,  3  ist  der  Rand  mit  der  Umschrift  oben  und  unten  unterbrochen. 

ä  Die  Umschrift  lautet :  s  poris !)  -fc  gvetg  vallif  bte  mar  ]  garete  (bis 
hieher  deutlich  an  der  Urkunde  223  zu  lesen)  [in  basijlea  ord 
cartusife]. 

3.  Ist  mir  zuerst  an  einer  Urkunde  vom  19.  December  1486 
iNr.  349)   begegnet2).     Ich   enthalte  mich,    eine  Beschreibung  des- 

s  selben  zu  geben ,  da  es  in  natürlicher  Grösse  auf  dem  Titelblatte 
unseres  Bandes  abgebildet  ist3). 

4.  Das  Prioratssiegel ,  mit  dem  die  beiden  Briefe  Zschecken- 
bürlins  an  den  Rath  vom  21.  December  1529  und  vom  11.  Januar 
1530    (S.  478  Anm.  4)   versiegelt    sind  und  das  auch  an  Urkunden 

5  hängend  vorkommt,  ist  am  deutlichsten  erhalten  auf  dem  erstge- 
nannten Briefe.  Es  ist  lanzettförmig,  3,5  Centimeter  hoch  und  trägt 
die  Umschrift  S.  prior  f  domus  |  cartus.  i.  bas.  |  In  der  Mitte  steht 
die  Figur  der  heiligen  Margaretha  mit  Heiligenschein,  sie  hält  in 
der  Rechten  das  bis  auf  den  Boden   herabreichende  Kreuz,    in  der 

i<  Linken  die  Palme.  Die  Figur  ist  nur  bis  etwas  unter  die  Kniee 
abwärts  sichtbar,  der  unterste  Theil  wird  verdeckt  durch  den  dick- 
leibigen eidechsenhaft  gebildeten  Drachen,  dessen  linke  Füsse  ihrer 
ganzen  Grösse  nach  sichtbar  sind.  Der  Drache  füllt  die  ganze  Breite 
iles  Siegels  und  unterbricht  den  Rand  mit  der  Inschrift.    Zu  beiden 

r>  Seiten  der  Heiligen  sind  parallel  mit  dem  Rande  laufend  eine  An- 
zahl Sterne  angebracht. 

5.  Dient  zur  Versieglung  des  Briefes  Zscheckenbürlins  an  den 
Rath  vom  11.  April  1529  und  des  Briefes  an  den  Convent  vom 
7 .  April.     An  letzterem  ist  es  fast  ganz  unkenntlich.     Es  ist  rund, 

i  hat  einen  Durchmesser  von   1,35  Centimeter  und  enthält  die  Figur 

1}  Ueber  dem  p  scheint  des  mangelnden  Raumes  wegen  kein  Abkür- 
zungszeichen angebracht  worden  zu  sein.  2)  Da  ich  nicht  die  sämmt- 
Hchen  Urkunden  des  Karthäuser  Archivs  Stück  für  Stück  durchgangen  habe, 
so  kann  mir  natürlich  gelegentlich  das  Vorkommen  eines  Siegels  entgangen 
sein.  3)  Auf  der  Zeichnung  ist  dem  Rande,  der  die  Inschrift  enthält, 
ein  dunkler  Untergrund  gegeben  worden,  um  die  Figuren  in  der  Mitte  mehr 
hervortreten  zu  lassen. 


536 


Beilagen. 


der    heiligen  Margare tha    bis   beinahe    zum  Knie    abwärts. 
Rechten    hält   sie   das  Kreuz,    in   der  Linken    die  Palme, 
Haupt  hat  sie  einen  Heiligenschein.    Dicht  dem  untern 
zieht  sich    die  Zeichnung  des   nicht   mehr  in    seiner 
auf  dem  Siegel  angebrachten  Drachen,   man  sieht  den  sie 
menden   Kopf,    den    obern   Theil   des    Leibes    und    den 
Rechts  von  der  Figur  (für  den  Beschauer)  ein  C,  links 
S  gestanden  zu  haben,  doch  ist  dies  nicht  mit  Sicherheit 
nen ,    da   der   Abdruck   gerade   auf   dieser   Seite   nicht 
geprägt  ist. 

6.  Dient   zur  Versieglung   der  Schreiben   der  Kf 
28.  April  1529   an   Hans  Irmy   und    vom  2.  Juli   dessell 
an  den  Rath  (S.  452  ff.   454  ff.).     Es  ist  rund,    hat  eim 
messer    von     1,65  Centimeter   und  enthält   die    Figur 
Margaretha  bis  zum  Knie  abwärts,  mit  dem  Kreuz  in  deri 
der  Palme  in  der  Linken,   unten  die  ganze  Gestalt  des  Di 
Füssen    und   starkgeringeltem  Schwänze.     Während   auf 
beschriebenen  Siegeln   die  Heilige    sich   vollständig  gej 
schauer   kehrt,    höchstens   etwas   nach    rechts    (heraldisch) 
(am   meisten   auf  dem    neuen  Conventssiegel)  ,    sehen  wir] 
nach  rechts  schreiten ,    den  rechten  Arm    mit  dem  Kreuz 
gehalten.    Einen  Heiligenschein  hat  sie  nicht;  nach  dem 
druck    scheint   sie   eine  Krone    zu    tragen,    nach   dem  an< 
sieht  es  so  aus   (und  es  ist  dies  auch  das  Wahrscheinliche 
ob  sie  eine  Binde   trage   und   über  ihrem  Haupte  dem 
einige  Sterne  schwebten. 

Es    ist    dies    ohne    Zweifel    »unsers    vkarien   bitschsigel 
nach  S.  483,  15  auf  die  Instruction  gedruckt  wurde,  welche 
ventsbrüder  den   17.  Juli   1531   dem  Prior  nach  Freiburg  sei 

7.  Einer  von  Nicolaus  Molitoris  als  Schaffner  den 
1533  ausgestellten  Urkunde »  auf  Papier  aufgedrückt.  Rund, 
timeter  im  Durchmesser.  In  der  Mitte  die  heilige  Margaret 
in  der  Rechten  das  Kreuz,  in  der  Linken  die  Palme  hall 
unterste  Theil  der  Figur  durch  den  Drachen  verdeckt,  der  inj 
ganzen  Gestalt,  mit  Füssen,  sichtbar  ist.  Der  Kopf  der 
der  in  den  Rand  mit  der  Umschrift  hineinragt  und  diesen 
bricht,  ist  im  Abdruck  undeutlich,  die  Umschrift  lautet: 
STE.  MRGARTE. 

Während  auf  Nr.  1,  2  und  3  die  Heilige  in  ihrer 
stalt  sichtbar  ist,  auf  Nr.  4  und  7  die  ganze  Gestalt  auf  dem' 
Raum  hätte,  aber  der  untere  Theil  durch  den  Drachen  vc 
wird,  geben  5  und  6,  auch  wenn  wir  uns  den  Drachen  wegd« 
nicht  mehr  als  ein  Kniestück. 


<8^ 


Beilagen.  537 

xn. 

Die  Gebäulichkeiten  der  Karthaus. 


Durch  die  Gefälligkeit  der  löbl.  Inspection  des  Waisenhauses 
ist  es  uns  möglich  geworden,   die  nach  dem  grossen  Stadtplane  des 

5  Matthäus  Merian  von  1615  gezeichnete  vogelperspectivische  Ansicht 
der  Karthaus ,  die  für  die  Denkschrift  über  das  Waisenhaus  l)  an- 
gefertigt worden,  auch  unserem  Bande  beizugeben.  Es  schien  mir 
nun  nöthig,  diesem  Bilde  einige  Erläuterungen  über  die  Bedeutung 
der    einzelnen   auf  demselben   dargestellten   Gebäulichkeiten   beizu- 

o  fügen  und  so  dem  Verständnisse  der  Stellen  unsrer  Chroniken,  die 
von  denselben  handeln,  nachzuhelfen.  Indem  ich  aber  das  Bild 
einestheils  mit  diesen  Stellen,  anderestheils  mit  den  noch  vorhan- 
denen Gebäulichkeiten  verglich,  überzeugte  ich  mich  bald,  dass  wir 
es  keineswegs  mit   einer  völlig  genauen ,    in  allen  Einzelheiten  ge- 

j  treuen  Darstellung  zu  thun  haben.  Die  Zeichnung  des  Matthäus 
Merian  ist  in  einem  bedeutend  kleineren  Maassstabe  ausgeführt  als 
die  nach  demselben  angefertigte  Lithographie,  und  vor  allem  ist  zu 
berücksichtigen,  dass  Merian  nicht  beabsichtigt  Jiat,  eine  Abbildung 
der  Karthaus  zu  liefern ,    sonfHrn  einen  Stajdtpfafc  v  bei  welchem  es 

o  nicht  darauf  ankam,  jedejp-^  ue  Gebäude  fiis.'ms  Einzelste  getreu 
wiederzugeben,  was  einen  ganz  unverhältnissmässfgen  Aufwand  von 
Zeit  und  Arbeit  verlangt  hätte.  Wir  dürfen  uns  also  nicht  ver- 
wundern, wenn  die  Zahl  der  Zellen,  wenn  Zahl  und  Lage  der  Mauer- 
öffnungen ,    der  Thüren    und  Fenster ,    die    auf   dem  Plane    oft   als 

a  blosse  Striche  und  Punkte  erscheinen,  nicht  richtig  angegeben  sind, 
wir  dürfen  uns  aber  auch  nicht  irre  machen  lassen ,  wenn  wir  in 
einem  wichtigeren  Punkte  die  Merianische  Darstellung  mit  dem, 
was  sich  uns  aus  der  Betrachtung  der  vorhandenen  Gebäulichkeiten 
und  aus  den  Beschreibungen  des  alten  Klosters  ergiebt,  nicht  ver- 

o  einigen  können.  Es  betrifft  derselbe  die  Stellung  der  beiden  Kreuz- 
gänge zu  einander.  Merian  lässt  die  Kreuzgänge  mit  ihren  Ecken 
zusammenstossen,  während  gar  kein  Zweifel  sein  kann,  dass  an  den 
südöstlichen  Theil  des  kleinen  Kreuzgangs,  in  derselben  Richtung 
laufend,    erst  ein  Verbindungsgang,    und  an   diesen  der  eine  Theil 

t5  des  grossen  Kreuzgangs  sich  anschloss.  Die  Zellen,  welche  an  die- 
sem Theile  des  grossen  Kreuzgangs  gestanden ,  haben  mit  ihrer 
andern  Seite  direct  auf  den  Hof  gestossen,  sind  nicht,  wie  bei 
Merian  angegeben  ist,  von  demselben  durch  eine  fernere  Reihe  von 
Gebäuden  getrennt   gewesen.     Es  schien  mir  deshalb  zweckmässig, 

io  dem  Merian ischen  Bilde  noch  einen  möglichst  genauen  Grundriss 
des    alten  Klosters   beizugeben ,    den  mein  Bruder ,    Herr  Architekt 

1)  S.  Über  diese  die  Vorrede. 


538  Beilagen. 

Eduard  Vischer,  mir  anzufertigen  die  Gefälligkeit  hatte.  Er  legte 
demselben  den  von  Herrn  Architekten  Giek  entworfenen  und  in 
der  erwähnten  Festschrift  enthaltenen  Plan  des  Waisenhauses  zu 
Grunde.  Diejenigen  Gebäulichkeiten,  an  denen  seit  der  Aufhebung 
des  Klosters  nichts  verändert  worden  ist ,  konnten  demselben  voll* 
ständig  entnommen  werden,  bei  denjenigen,  die  einzelne  Verände- 
rungen erlitten  haben,  wurde  neben  genauer  Besichtigung  des  Vor- 
handenen der  durch  Herrn  Architekt  Gauss  sei.  vor  den  Umbauten 
der  letzten  Jahre  aufgenommene  Plan  zu  Rathe  gezogen.  Anderes 
dagegen,  namentlich  der  grosse  Kreuzgang  mit  den  ihn  umgeben-  * 
den  Zellen,  konnte  zum  grösten  Theil  nur  auf  Grund  der  in  den 
Chroniken  und  in  den  Anaiecta  Urstisii  enthaltenen  Beschreibungen1 
reconstruiert  werden ,  natürlich  ohne  Anspruch  auf  vollkommene 
Genauigkeit.  Hiebei  ist  zu  bemerken,  dass  das,  was  wir  zu  recon- 
struieren  versuchen,  das  Kloster  ist,  wie  es  am  Ende  seines  Bestan- 
des ausgesehen  hat  nach  den  durchgreifenden  Umbauten  der  letzter. 
Jahrzehnte.  Wie  wir  aus  der  Chronica  fundationis  und  aus  dem 
Anfang  der  Continuatio  zur  Gentige  erfahren,  hatte  das  Kloster 
nicht  nur  in  der  ersten  Zeit  nach  der  Gründung,  sondern  noch  sehr 
lange  Zeit  hindurch  über  Mittel  zu  verfügen,  die  gering  waren  im-' 
Verhältniss  zu  dem,  was  die  Ausführung  der  nöthigen  Bauten  ver- 
bunden mit  dem  Unterhalt  des  Convents  in  Anspruch  nahm.  Die 
Bauten  wurden  daher  ganz  allmälich  und  in  so  nothdürftiger  Weis« 
ausgeführt,  dass  ein  fortdauerndes  Nachbessern  und  Umbauen  der- 
selben  nöthig  war.    So  erfahren  wir  von  manchen  Zellen,   dass  sie-' 

1)  Wurstisen  giebt  auf  S.  217  und  215  ein  Verzeichniss  und  eine  Be- 
schreibung der  in  den  Fenstern  des  grossen  Kreuzganges  befindlichen  Glas 
gemälde,  und  8.  22S  dasselbe  für  den  kleinen  Kreuzgang  und  den  Verbin- 
dungsgang. Diese  Beschreibungen  sind,  wie  ihre  Fassung  zeigt,  Aufzeich- 
nungen aus  der  Zeit  des  Klosters  entnommen.  Am  Schlüsse  der  Beschrei- 
bung der  Fenster  des  grossen  Kreuzganges,  S.  215,  steht  «Anno  1487«,  au! 
S.  228  ist  der  Beschreibung  der  an  dem  Fensterbogen  gegenüber  der  Kirch- 
thüre  im  kleinen  Kreuzgange  befindlichen  Glasgemälde  die  nachträgliche 
Bemerkung  beigefügt:  Ista  testudo  deposita  est  et  obstrueta  ob  columnam 
chori  1488  (1488  wurde  der  Chor  gewölbt  und  dabei  der  Strebepfeiler  ge- 
baut, dem  dieses  Fenster  weichen  musste).  Wir  werden  also  wohl  anneh- 
men dürfen ,  dass  die  Beschreibung  der  beiden  Kreuzgänge  aus  dem  Jahre 
1487  stamme.  Vielleicht  ist  sie  niedergeschrieben  worden  in  Verbindung 
mit  den  Aufsätzen  de  fundatione  ortuque  Carthusiae  und  de  cellis  Carthu- 
siae,  die  ebenfalls  der  Zeit  bald  nach  dem  Tode  des  1487  verstorbenen 
Priors  Heinrich  angehören  (s.  oben  S.  493.  496).  —  Fernere  Hilfsmittel 
deren  wir  uns  bei  der  Anfertigung  des  Grundrisses  und  der  Erklärung  des- 
selben hie  und  da  bedient  haben,  sind  der  im  Jahre  1743,  noch  vor  des 
ersten  grossem  Bauten  im  Waisenhause,  von  Emanuel  Büchel  gezeichnete, 
von  J.  M.  Weis  in  Strassburg  gestochene  »Prospect  der  Statt  Basel  von  der 
St.  Alban  Vorstatt «,  der  eine  Ansicht  der  Karthaus  von  der  Rhein-  und 
der  Stadtgrabenseite  her  enthält,  und  ein  »Plan  von  dem  Waisenhaus  und 
dessen  Umgebungen»  aufgenommen  und  ausgefertigt  von  Friederich  Baader 
Waisenknao  in  Basel  (später  Strasseninspector  des  Kantons)  im  Jahr  1S1*. 
der  indessen  blosser  Situationsplan  ist  ohne  Angabe  der  inneren  Einthei- 
lung  der  Gebäulichkeiten- 


•*»„ 


Beilagen. 


539 


ganz  oder  beinahe  ganz  niedergerissen  und  dann  neu  aufgebaut 
wurden,  so  wurden  auch  an  den  andern  Gebäuden  vielfache  Ver- 
änderungen und  Verbesserungen  vorgenommen  (s.  namentlich  S.  299) . 
Mit    dem  Eintritt   Zscheckenbürlins   beginnt   eine   neue    Bauperiode 

5  für  das  Kloster.  Mit  den  Mitteln,  die  von  den  Zibollen  und  andern 
Gönnern  dem  Kloster  zugewandt  worden  waren,  hatten  nach  und 
nach  die  nothigen  Gebäulichkeiten  hergestellt  werden  können,  jetzt 
konnte  man  daran  gehen ,  mit  den  neuen  Hilfsquellen ,  welche 
der  Eintritt  Zscheckenbürlins   eröffnet  hatte,    das  Vorhandene   um- 

10  zubauen  und ,  weil  das  Bedürfniss  nicht  zur  Eile  drängte ,  an 
die  Stelle  des  Alten  etwas  recht  festes  und  dauerhaftes  zu  setzen1). 
Zuerst  wurde  1488  der  Chor  gewölbt,  1490 — 1495  das  neue 
Haus  für  die  Laienbrüder  gebaut,  1494  die  Trotte  (Kelter)  und 
ebenso   die    Scheune,     1495    stellte   man    die    Zelle   des    Schaffners 

15  (O)  und  1498  die  des  Vicars  (P)  neu  her.  Im  J.  1499  wurde  mit 
dem  Umbau  des  grossen  Hauses  begonnen,  das  die  Refectorien  und 
die  Gastzimmer  enthielt,  der  Umbau  desselben  gieng  sehr  allmiä- 
lich  vor  sich  und  wurde  erst  im  J.  1527  vollendet2).  Dazwischen 
wurde,  noch  unter  Louber,  die  Bibliothek  neu  hergerichtet,   später 

2o  im  J.  1503  das  Klosterthor  und  die  Pförtnerwohnung  neu  gebaut, 
1506  das  Scheerhaus,  nach  1513  die  Priorszelle,  wozu  noch  der 
Umbau  einiger  Zellen  kommt,  die  Herstellung  zweier  Brunnen,  viel- 
leicht auch  noch  Anderes,  was  in  den  Quellen  nicht  aufgeführt 
wird. 

25  Diese  Neubauten  wurden,  wie  gesagt,  in  sehr  dauerhafter  Weise 

ausgeführt,  sie  bestehen  daher  zum  grossen  Theile  noch  bis  auf 
den  heutigen  Tag  und  dienen,  allerdings  mit  manchen  baulichen 
Veränderungen ,  noch  den  Zwecken  des  jetzigen  Waisenhauses. 
Ebendadurch  ist  es  uns  möglich  geworden,  mit  annähernder  Genauig- 

39  keit  einen  Grundriss  der  alten  Karthaus  herzustellen,  aber  allerdings 
der  Karthaus,  wie  sie  nach  den  letzten  Bauten  aussah.  Die  Art 
und  Weise,  wie  die  von  Heinrich  von  Alfeld  geschilderte  Einrich- 
tung der  Gebäude  zu  derjenigen  der  letzten  Zeit  des  Klosters  sich 
verhält,  lässt  sich  im  Einzelnen  nicht  mehr  nachweisen. 

tt  Aus  der  ersten  Bauperiode  stammen  von  dem,   was  jetzt  noch 

vorhanden  ist,  der  kleine  Kreuzgang  und  der  Hauptsache  nach  auch 
die  nordöstlich  und  nordwestlich  an  ihn  anstossenden  Gebäude. 
Dieser  kleine  Kreuzgang  zeigt  im  Vergleich  zu  dem  Charakter  der 
zweiten  Bauperiode  eine  grosse  Dürftigkeit,   immerhin  wäre  es  aber 

io  zu  wünschen,  dass  er  aus  dem  Zustande  gänzlicher  Verwahrlosung, 
in  welchem  er  sich  jetzt  befindet,  gerissen  und  in  angemessener 
Weise  wiederhergestellt  würde,  was  gerade  bei  seiner  Einfachheit 
ohne   grossen  Kostenaufwand   möglich    wäre.     Es  würde    damit   ein 

I>  S.  besonders  S.  333  ff.  354  ff.  Wir  enthalten  uns  hier  und  später 
bei  der  Beschreibung  der  einzelnen  Gebäulichkeiten  die  sämmtlichen  Beleg- 
stellen anzuführen,  da  das  Register  (unter  Basel:  Karthaus)  eine  bequeme 
Zusammenstellung  derselben  bietet.       2)  S.  3&S,  17. 


** 


540  Beilagen. 

Act  der  Pietät  vollzogen  nicht  nur  gegen  die  alten  Inwohner  des 
Klosters,  sondern  auch  gegen  die  um  die  Pflege  der  Kunst  und  der 
Wissenschaft  in  Basel  so  hoch  verdiente  Familie  der  Aracrbache, 
deren  Grabstätten  sich  hier  befinden. 

Durchgehen   wir   nun   an   der  Hand   unseres   Grundrisses  und* 
des  Merianischen  Bildes  die  einzelnen  Gebäulichkeiten. 

Das  an  den  Eckthunn  der  Stadtbefestigung  (Nr.  1  auf  unserem 
Grundrisse)   angebaute  grosse  Haus,    die  magna  domus1),  ist 
insofern  das  älteste  Gebäude  des  ganzen  Klosterraumes,   als  es  durch 
mehrfache  Umbauten   aus   dem    vor  der  Stiftung   des  Klosters  hier  • 
befindlichen  Wohnhause  des  Bischofshofes  entstanden  ist.    Die  Räum- 
lichkeiten  dieses  letzteren   hatten  sich   die  ersten  Con ventualen ,  so 
gut  es  gieng,   zu  ihren  klosterlichen  Zwecken  eingerichtet  (S.  261. 
263).     Der   Saal   musste   als  Kirche   dienen,    der  Schornstein  der 
Küche  als  Glockenturm,    eine  kleine  Stube  als  Refectorium ,  oben- 
auf dem  Dachboden  wurden  einige  Zellen  eingerichtet.     Später  alf 
für  die  verschiedenen  Bedürfnisse  des  Klosters  durch  eigene  Gebäude 
konnte  gesorgt  werden ,    verblieben    in   diesem  Hause   vornehmlich 
die  beiden  Refectorien ,    die  Küche  sammt  ihren  Nebenräumen  und 
die  Zimmer  zur  Beherbergung   der  Gäste.    Die  Einrichtungen  des-? 
selben   wurden   zu    verschiedenen    Zeiten   verändert   und    verbesser 
(S.  271,  30  ff.   299).     Ein  durchgreifender  Umbau  wurde  im  Jahre 
1499    durch    Jacob   Louber    begonnen    (336,   8  ff.)    und    im  Jahn 
1527    durch   seinen   Nachfolger   vollendet  (355,  2  ff.  nebst  Anm.  2 
ebendaselbst.   388,  14  ff.).    Im  Jahre  1507  erhielt  das  Kloster  tohw« 
Rathe   die  Erlaubniss ,    einen  Thurm ,    »so   an   der   statt  müren  im 
graben    gestanden  und   der  Kämynthurn  genant  ist«,    der  ihm   -»an 
der  gesicht  des  nüwen  büws  verhinderlich  gewesen,    wa   der  stend 
bliben   sin    solt « ,    abzubrechen   und   die   Steine   desselben    für  den 
beabsichtigten  Bau  zu  verwenden 2) .    Das  Erdgeschoss  enthielt  nach  * 
Vollendung  des   letzten  Umbaues   das  Refectorium    für   die  Mönche 
(6)   auf  der  Seite  gegen  den  Hof,    auf  der  entgegengesetzten  Seite 
nach  dem  Rheine  zu  die  stattliche  Küche   (2)  ,    in   die  man  einige 
Stufen    hinabsteigt ;    die   Decke   derselben    wird   durch   vier   Kreuz- 
gewölbe gebildet,  die  ein  in  der  Mitte  stehender  viereckiger  Pfeiler * 
stützt,  auf  dem  die  Jahreszahl  1508  cingehauen  ist.    An  die  Küche 
stossen  die  Speisekammer  (3)  und  die  Hausflur  mit  der  Treppe  r'4). 
Dieses   Erdgeschoss    wird    noch   jetzt    ganz   seinem    ursprünglichen 
Zwecke  gemäss  benutzt,  nur  dass  in  jüngster  Zeit  das  Refectorium. 
das   als    Speisesaal   dient,    durch    Hinzunahme  des   als  Vorplatz  zu  i 
demselben  angelegten  Raumes  5  vergrössert  worden  ist.    Bei  dieser 
Gelegenheit  sind  auch  die  nach  dem  Hofe  schauenden  Hauptfenster 
anders  eingesetzt  worden,    so    dass   sie  nun,    was  früher  nicht  der 

1)  Als  das  grosse  Haus  wird  es  bezeichnet  in-  der  sofort  zu  erwähnen- 
den Urkunde  vom  31.  Merz  1531,  magna  domus  heisst  es  in  der  Chro- 
nica fundationis  336,8.  2)  Urkunde  vom  31.  Merz  1507,  Karth 
Ar  eh.  Nr.  420. 


Beilagen.  541 

Fall  war,   gerade   unter  die  Fenster  des  obern  Stockwerkes  zu  stehn 
gekommen  sind. 

Im  ersten   Stocke   befand   sich  über   dem  Refectorium  das  Re- 
fectorium der  Laienbrüder,  das  jetzt  als  Arbeitszimmer  des  Waisen- 
vaters  dient.    Zwischen  den  beiden  Fenstern,  die  es  an  der  Haupt- 
facade  hat,    ist  die  Jahreszahl  1525  eingehauen.     Es   nimmt  nicht, 
wie  das  Refectorium   der  Mönche ,    die  ganze  Breite   des  Gebäudes 
vom  Hofe  bis  zum  Stadtgraben,  sondern  bloss  die  halbe  vom  Hofe 
an  ein.     Die  Räume  über  der  Küche   und   der  Speisekammer,    zu 
denen   man    von   der  Treppe   aus   durch    einen   gewölbten  Vorplatz 
gelangte,   waren  der  Beherbergung  der  Gäste  gewidmet ;  es  sind  die 
hospitum  stuba  cum  camera  testudinata  pro  visitatoribus  (S.  355,2). 
Durch    eine    (jetzt  zugemauerte)  Thüre  neben  dem  Thurme   standen 
sie   mit    einander   in  Verbindung.     Das   grössere  Zimmer   über  der 
Küche,    das   jetzt  als  Arbeitszimmer   für  einen  Theil   der  Mädchen 
dient,  hatte  bis  zu  den  Veränderungen  der  letzten  Jahre  einen  mit 
Backsteinen  belegten  Fussboden,  es  war  die  stuba,   das  Wohnzim- 
mer der  Gäste1),  während  das  kleinere  Gemach,    über  Nr.  3,  das 
über  den  Stadtgraben  hin  den  obern  Lauf  des  Rheines  überblickt2), 
i  als  camera ,   Schlafkammer  diente.     Dieses  Gemach  mit  seinen  ver- 
täfelten Wänden   und    dem   hölzernen   Deckengewölbe,    das   in   der 
Mitte    das    Bild  Christi,    ringsum    auf  den    16    Knotenpunkten   der 
Rippen  in    einem    ersten  Kreise  die  vier  Evangelisten  und  die  vier 
grossen  Kirchenlehrer,    in  einem  zweiten  acht  Engel  mit  den  Mar- 
'<  terwerkzeugen  enthält,    bildet  das  eigentliche  Kleinod  der  gesamm- 
ten  Kloaterbauten.     Die  auf  den  Mitten  der  vier  Wände  unter  den 
dort   zusammenlaufenden   Gewölberippen  angebrachten  Wappen    der 
Familien  von  Brunn,  Oberried,    Zscheckenbürlin  und  Fuchs  deuten 
an ,     woher   die   Mittel   zum   Bau   und   zur   Ausschmückung   dieses 
o  Gemaches   geflossen ,    dessen  Zierlichkeit   von  Manchem  nicht  ohne 
Anstoss    betrachtet  wurde3).     Diese  Gastzimmer   scheinen    vorzugs- 
weise für  die  Visitatoren  bestimmt  gewesen  zu  sein,  zur  Aufnahme 
geringerer  Gäste   dienten  Zimmer   im  Langhause 4) ,    vielleicht   auch 
die  S.  355,  3  erwähnte  stuba  nova,  die  neben  der  vertäfelten  Kam- 
'>>  mer   auf   der  Stadtgrabenseite   zu    suchen  sein  wird ,    wo   sich  jetzt 
Magazinräume  befinden;  zwischen  diesen  und  dem  Refectorium  der 
Laienbrüder  führt  ein  Gang  in  das  Langhaus  (7)  zu  den  Wohnungen 
der  letzteren.  —  Das  zweite  Stockwerk  mit  Giebelfenstern  nach*  dem 

1)  An  mehreren  Stellen  ist  der  Ausdruck  stuba  hospitum  offenbar  in 
weiterem  Sinne  gebraucht,  in  der  Weise,  dass  er  auch  die  Schlafkammer 
mit  umfasst,  so  S.  351,  18,  so  Lib.  benef.  20,  wo  es  von  Hans  Oberried 
heisftt :  Idem  dedit  20  fiorenos  ad  strueturam  stube  in  domo  hospitum  anno 
15o9.  Denn  anzunehmen,  das  vertäfelte  Zimmer  sei  die  Wohnstube,  du» 
andere  die  Schlafkammer  gewesen,  wird  uns  durch  den  Ausdruck  camera 
testudinata  bei  Georg  verboten.  2)  Wohl  hauptsächlich  aus  Rücksicht 

auf  dieses  Zimmer  wurde  die  Erlaubniss  zum  Abbruch  des  Kämynthurmes 
nachgesucht.  3)  S.  351.  17  ff.  Jetzt  werden  in  diesem  Zimmer  die  Con- 
tirmationen  der  Waisenkinder  abgehalten.         4}  S.  334  Anm.  5. 


542  Beilagen. 

Hofe    zu  war  ein  offner  Dachboden,    Estrich    nach  Basler  Bezeich- 
nung, drüber  auf  einem  zweiten  Dachboden  war  wie  an  allen  älu- 
ren  Basier  Häusern  ein  grosses  Dachfenster  mit  einem  »Zug«,  vermit- 
telst dessen  die  auf  den  Estrichen  aufzubewahrenden  Vorräthe  aus  den. 
Hofe  heraufgezogen  werden  konnten  l) .    Endlich  ist  noch  des  gewolb- ; 
ten  doppelten  Kellers  zu  erwähnen,  der  sich  unter  dem  Hause  befinde;. 
Das  an  das  grosse  Haus  anstossende   dem  Stadtgraben  entLu^ 
laufende  Langhaus  mit  den  Wohnungen  der  Laienbrüder 
(7)   wurde  in  den    Jahren   1490—1495  gebaut   (S.  334,  10  ff.  uel 
Anm.  5).    Dieser  Bau  war  wohl,  wenn  auch  von  einer  Grundstein-  u 
legung  die  Rede  ist ,  nicht  ein  völliger  Neubau  ,   sondern  der  Um- 
bau eines  älteren  demselben  Zwecke  gewidmeten  dürftigen  Gebäude*. 
Daraus  erklärt  sich  auch,  dass  er  fünf  Jahre  lang  dauerte,  weile 
nur  ganz  all  mal  ich  vor  sich  gehen  konnte,   wenn  nicht  die  Ins&ssa 
des   bisherigen  Gebäudes   eine  Zeit  lang   ohne  Wohnung  sein  soli-u 
ten.     Das  Erdgeschoss  dieses  Hauses  besteht  aus  sieben  Gewölben 
die  sich  in  grossen  Bogen  nach  dem  Hofe  öffnen  und  zur  Aufbewah- 
rung von  Holz  u.  dgl.  mögen  gedient  haben.     An  einem  der  abge- 
schrägten Stützpfeiler  zwischen    den  Bogen  ist  die  Jahreszahl  UM 
eingehauen.    Im  ersten  und  wohl  auch  im  zweiten  Stockwerke  ;da^ 
letztere   ist   bei   Merian    nicht   angegeben,    wohl    aber   bei  Bucht] 
befanden  sich   die  Wohnungen  der  Laienbrüder  und  Gastzimmer - 
Zur  Zeit   als    der  Bischofshof   in   den  Besitz    der  Karthäuser  Ober- 
gieng,    scheint  an   der   Stelle   dieses  Hauses    und   noch  weiter  dir 
Stadtmauer  entlang   ein  Gang  gelaufen  zu  sein,    ähnlich  dem,  der* 
später   zwischen   dem    grossen  Hause  und    dem  Lessersthürlein  an- 
gebracht wurde    und    der  noch  auf  der  Merianischen  Zeichnung  zu 
sehen  ist.     Auf  diese  Weise  erklärt  sich  die  Stelle  S.  261,  27,  wo 
Heinrich  von  Alfeld  erzählt,  die  ersten  Conventualen  hätten  das  clau- 
strum  da  gehabt,    wo  jetzt  die  Zellen  der  Laienbrüder  seien,  da>* 
colloquium  in  transitu  superiori  versus  vineas  et  fossatum,  das  hei& 
in   dem   obern   Theile    des   auf  der  Seite   der  Weinberge   und  de? 
Stadtgrabens   gelegenen  Ganges    der   untere  Theil  war   eben  der  ia 
der  Folge. zu  Zellen  für  die   Laienbrüder   verwendete^).     Wie  hie; 
dieser  Gang  als  der  versus  vineas  et  fossatum  bezeichnet  wird,  qk:' 
ihn  zu  unterscheiden  von  dem,  der  an  der  Mauer  gegen  den  Rbeir 
hin  lief,  so  heisst  es  in  der  Urkunde  vom   12.  December  1401  übe 
den   Verkauf   des    Bischofsholes    an    die    Karthäuser,     diese   dürften 

1)  Es  ist  dasselbe  sowohl  bei  Merian  als  auf  der  Zeichnung  von  Bück 
sichtbar.  S.  290, 1 7  ist  die  Rede  von  einem  instrumentum  ad  introduceo 
dum  saecos  cum  fruraentis  in  granarium  corde  et  funis  applicatione ,  doel 
ist  dort  unter  dem  granarium  nicht  der  Dachboden  des  grossen  Hau*e< 
sondern  das  ganz  als  Keller  und  Speicher  dienende  Gebäude  Nr.  14  ver- 
standen. Jeder  der  drei  Kornboden,  die  dieses  enthält,  hatte  in  der  Mitte  d^ 
nordöstlichen  Giebelfacade  eine  thürartige  Oeffnung,  durch  die  vermittels' 
eines  an  der  obersten  derselben  angebrachten  Zuges  die  Korns&cke  herein- 
geschafft  werden  konnten.  2;  iS.  334  Anm.  5.  3)  Vgl.  S.  334  Anm.*1 
pro  struetura  transitu s. 


Beilagen.  543 

keinen  Ausgang  durch  die  Stadtmauer  machen  wider  den  Rine  noch 
wider  daz  velde. 

An  das  Langhaus  schliesst  sich  (Nr.  8)  das  Haus  an,  das  die 
Bäckerei,  die  pistrina  enthält.  Die  Räume  derselben  befinden 
sich  im  Erdgeschoss  ,  die  Zimmer  des  ersten  Stockwerkes  dagegen, 
die  jetzt  als  Arbeitszimmer  des  Verwalters  und  als  Sitzungszimmer 
benutzt  werden,  haben  offenbar  als  Wohnung  gedient,  vielleicht  für 
einen  der  Pfründner1). 

Die  Kirche  zerfallt  in  den  Chor  der  Mönche  (9)  und  in  die 
Laienkirche  (10).  Der  Chor  wird  von  der  letztern  durch  eine  Scheide- 
wand getrennt,  in  deren  Mitte  sich  unten  eine  Thüre,  oben  eine 
grosse  BogenÖffnung  befindet.  Unmittelbar  vor  dieser  Scheidewand 
erhob  sich  in  der  Laienkirche  das  lectionarium ,  der  Lettner,  die 
ganze  Breite  des  Gebäudes  einnehmend,  auf  drei  Kreuzgewölben 
ruhend.  In  den  Raum  unter  dem  Lettner  führen  die  beiden  Thüren, 
durch  welche  man  in  die  Kirche  gelangt,  die  eine  aus  dem  Kreuz- 
gange für  die  Mönche,  die  andere  aus  dem  Hofe  für  die  Laien. 
Die  Laienkirche  hat  immer  eine  flache  Decke  behalten,  der  Chor 
dagegen   wurde   im   Jahre    148S    auf  Kosten   des   eben    ins  Kloster 

\  getretenen  Hieronymus  Zscheckenbürlin  durch  Meister  Remigius 
Fäsch  gewölbt  (S.  333  f.  und  Anm.  5  daselbst) .  Die  Jahreszahl  ist 
auf  einem  der  Schlusssteine  des  Gewölbes  eingehauen2). 

Der  kleine  Kreuzgang,  dessen  einer  Arm  der  Kirche  ent- 
lang läuft,    ist  noch  auf  zwei   andern  Seiten    von  Gebäuden  einge- 

»  schlössen ;  das  an  den  Chor  anstossende  Haus  enthält  zunächst  der 
Kirche  die  Sacristei  (11),  daneben  die  Capitelstube  (12),  über  die- 
ser eine  Kammer  zur  Aufbewahrung  der  Kirchengewänder3).  Die 
Sacristei  ist  so  hoch  wie  diese  beiden  zusammen.  Im  obersten  Stock- 
werk befinden  sich  die  beiden  Bibliothekszimmer. 

»  Das   an   die   nordwestliche    Seite   des  Kreuzganges   anstossende 

Gebäude  (13)  enthält  einen  Keller,  über  demselben  einen  niedrigen, 
ziemlich  dunkeln  Raum  und  dann  drei  über  einander  liegende  mit 
Backst  ein  platten  gepflasterte  luftige  Kornboden4).  Man  darf  sich 
nicht  wundern ,    dass   das  doch  nicht  sehr  viele  Insassen  beherber- 

>  gende  Kloster  so  viele  Vorrathsräume  besass,  da  man  sich  zu  erin- 
nern hat,  dass  der  gröste  Theil  des  Einkommens  in  Bodenerzeug- 
nissen, in  Korn  und  Wein,  floss,  und  diese  dann  erst,  insofern  sie 
nicht  zum  Unterhalt  der  Klosterbewohner  und  zu  Spenden  an  die 
Armen  verwandt  wurden ,    durch    den  Schaffner   in  Geld    umgesetzt 

>  werden  mussten. 

1;  Bei  dem  neulichen  Umbau  des  Waisenhauses  ist  dieses  Haus  um 
ein  Stockwerk  erhöht  worden.  2)  Das  Innere  der  Laienkirche  ist  längst 
in  Stockwerke  abgetheilt  und  zu  Turn-  und  Schlaf säien  hergerichtet,  der 
Chor  dagegen  dient  als  Waisenhauskirche.  3)  S.  294,  14.         4)  Dieses 

Gebäude  meint  ohne  Zweifel  der  Verfasser  der  Chronica  fundationis ,  wenn 
er  S.  2S6,  3  ff.  und  299,  14  ff.  von  dem  granarium  und  299,  20,  24  von  dem 
celare  spricht.  Wir  können  es  mit  einem  sonst  bei  den  Basier  Klöstern 
\orkommenden  Namen  als  die  » Fruchtschütte «  bezeichnen. 


544  Beilagen. 

Die  vierte  Seite  des  Kreuzgangs  wird  Anal.  Urst.  228  ah  lata 
minoris  galileae  versus  vestiarium  bezeichnet;  jetzt  steht  hinter  der- 
selben kein  Qebäude  und  ich  finde  in  den  Chroniken  keiner/ 
Notiz  über  ein  solches,  das  dort  gestanden. 

Ein  Theil  des  kleinen  Kreuzgangs  hiess  das  Colloquium  •. 
oben  S.  261  Anra.  I).  In  den  Analecta  Urstisii  wird  der  längs  cfo 
Fruchtschutte  laufende  Arm  (14)  als  latus  minoris  gallileae  versu* 
colloquium  bezeichnet,  nach  S.  296,  5  ff.  muss  aber  zum  mindest 
der  an  diesen  anstossende  südöstliche  Arm  mit  zum  Colloquinrc 
gerechnet  worden  sein.  In  diesem  letztgenannten  Arm  befand  sin; 
in  dem  Vorsprung  15  der  Altar  der  Märtyrer,  in  einer  Nische 
unter  dem  Fenster  16  das  lavacrum  (296,  5  ff.,  vgl.  mit  Ami 
Urst.  228).  In  dem  nordöstlichen  Arme  sieht  man  neben  der  Tb': 
zur  Capitelstube  noch  die  Nische  (17),  in  welcher  der  Altar  <w 
Jungfrauen  muss  gestanden  haben1). 

Der  kleine  Kreuzgang  wird  mit  dem  grossen  durch  einen  Gar.z 
(18)  verbunden.  Dieser  hatte  vier  schmale,  mit  je  einem  Öl- 
gemälde geschmückte  Fenster,  ein  fünftes  Über  der  Thür  der  Zell' 
des  Sacrista  war  schmucklos.  An  der  Mauer  der  Kirche  war  »:'• 
Legende  von  der  Gründung  des  Karthäuser  Ordens  abgebihl''  < 
Gewisse  bauliche  Veränderungen  haben  vor  etwa  25  Jahren  eir. 
beinahe  völlige  Zerstörung  dieser  Bilder  mit  sich  geführt;  doch  $rc<' 
zuvor  durch  den  Maler  Herrn  Constantin  Guisc  sei.  sorgfältig 
Oopieen  des  noch  Vorhandenen  aufgenommen  worden ,  die  jetzt  im 
Waisenhause  aufbewahrt  werden.  Der  auf  dem  zweiten  Blatte  &* 
1510  bei  Johann  Amerbach  gedruckten  Karthäuser  Statuten  befind- 
liche Holzschnitt  ist  eine  freie  Nachbildung  dieser  Wandgemälde 

Von  dem    grossen    Kreuz  gang   sind    im  vorigen  Jahrhun- 
dert drei  Seiten  vollständig  abgetragen  worden,   die  vierte,  eben  d:? 
Verlängerung   des   erwähnten    Ganges,     ist    in    die    vorgenommen* p 
Neubauten  hineingezogen  worden  und  hat  ihre  ursprüngliche  Genta!' 
verloren,    doch    lässt   sich    diese   aus   den   vorhandenen   Spuren  uii* 
ziemlicher  Sicherheit   erkennen2).     Um    ein  möglichst  genaues  Bil» 
von   der  Lage   des   ganzen   Kreuzganges   und   der  .ihn  umgebenden 
Zellen  zu  erhalten  ,    haben  wir  die  Beschreibung  der  auf  den  Fee 
stern    des  Kreuzganges   angebrachten  Glasgemälde   in   den  Anale*' 
Urstisii  zu  Rat  he  zu  ziehn ,    in  zweiter  Linie  auch  den  Aufsatz  A 
cell  is  Carthusiae.     Die  Fenster  des  Kreuzganges  waren  fast  alle  m 

1)  S.  290,  14  heiant  es  freilich,  er  sei  in  opposito  loci  capitularia  errie- 
tet worden ;  er  kann  aber  nicht  an  der  innern  Mauer  des  Kreuzgangs  p- 
standen  haben,  weil  sich  dort  keine  Spur  eines  für  ihn  bestimmten  Kaum»-4 
vorfindet,  und  weil  er,  wenn  er  an  dieser  Mauer  gestanden  hätte,  in  ür 
Analecta  Urstisii  ebensogut  hätte  erwähnt  werden  müssen ,  wie  der  Mw 
der  Märtyrer  und  das   lavacrum.  2)  Von   den   übrigen   drei  Seiten  hu 

sich  eine  letzte  Spur  in  der  Richtung  der  den  Garten  durchkreuzend 
Wege  erhalten.  Noch  deutlicher  als  es  heutzutage  der  Fall  ist,  tritt  äVr 
Anlage  der  Wege  auf  Grund  des  alten  Kreuzganges  auf  dem  Baaderi^cl^ 
Situationsplane  hervor. 


Beilagen. 


545 


der  Art  gebaut,  dass  drei  kleine  Spitzbogenfenster  unter  einem 
ilachen  Bogen  zusammengefasat  waren.  Ein  Fenster  dieser  Art  ist 
noch  erhalten  neben  der  Zelle  des  Priors,  wir  werden  später  auf 
dasselbe  zurückkommen.    Im  Jdeinen  Kreuzgange  ist  nur  Ein  solches 

5  dreigetheiltes  Fenster,  über  dem  Altar  der  Märtyrer,  die  übrigen 
sind  viereckig,  meist  mit  einem  steinernen  Fensterkreuz ,  zwei,  die 
auf  beiden  Seiten  des  Altars  der  Märtyrer,  sind  jedoch  nur  halb 
so  breit  als  die  übrigen  und  deshalb,  ebenso  wie  der  Beschreibung 
nach  die  Fenster  des  Verbindungsganges,   ohne  einen  vertical  thei- 

10  lenden  Fensterpfeiler.  In  der  Beschreibung  bei  Wurstisen  werden 
nun  die  einzelnen  testudines  des  grossen  Kreuzgangs  mit  ihren  je 
drei  fenestrae  aufgeführt1),  und  wir  erfahren,  dass  der  von  der  Seite 
des  Refectoriums  in  der  Richtung  nach  dem  Lessersthürlein  laufende 
Arm  des  Kreuzgangs  zwölf  testudines  hatte,   der  folgende  acht,   der 

15  dritte  vierzehn,  der  letzte  endlich  ein  kleines  Fenster  und  sieben 
testudines.  So  haben  wir  die  Möglichkeit,  die  Lage  des  gleich  dem 
kleinen  unregelmässig  gebauten  grossen  Kreuzganges  wenigstens 
einigermaassen  zu  reconstruieren.  Wir  erfahren  auch,  dass  E  und  I 
Eckzellen  waren,  und  N,   die  Zelle  des  Sacrista,   eine  Thür  auf  den 

20  Verbindungsgang  zwischen  den  beiden  Kreuzgängen  hatte.  So  wird 
uns  die  Lage  der  Zellen  von  A  bis  N  klar.  Der  Grundriss  der- 
selben im  Einzelnen  beruht  freilich  auf  blosser  Vermuthung.  Nicht 
so  verhält  es  sich  mit  der  Priorszelle,  der  Cella  crucis,  deren  Mauern 
und  deren   eine  Thüre ,   die  gegen  das  Refectorium ,  erhalten  sind. 

25  Zwischen  der  Priorszelle  und  dem  Refectorium  ist  ein  breiter  ge- 
wölbter Durchgang  ( 22 ) ,  dessen  Bau ,  wie  die  an  dem  gegen  den 
Hof  schauenden  Bogen  eingehauene  Jahreszahl  zeigt,  erst  im  Jahre 
1533,  nach  Zscheckenbürlins  Rückkehr  aus  Freiburg  vollendet  wurde. 
An    diesen   breiten   Gang   schloss   sich,    wie    der   Plan   des   Herrn 

30  Gauss  noch  erkennen  lässt,  ein  schmalerer  (23),  der  neben  der  Zelle 
des  Priors  in  den  grossen  Kreuzgang  führte,  so  dass  die  Mönche 
jederzeit  trockenen  Fusses  aus  ihren  Zellen  nach  dem  Refectorium 
gelangen  konnten.  Zwischen  diesem  Gang  und  der  Kirche,  die  eine 
Seite    dem   Hofe    zugekehrt,    mit   der    andern    an    den   Kreuzgang 

35  stossend ,  standen  die  Zelle  des  Vicars  (P) ,  die  des  Schaffners  (O) 
und  die  domus  rasurae  (das  Scheerhaus,  19) 2),  Den  Grundriss 
dieser  Gebäude  genau  zu  bestimmen  ist  nicht  möglich,  da  hier  im 
vorigen  Jahrhundert  ein  vollständiger  Neubau  aufgeführt  worden  ist, 
der  es  schwer  macht,    die  Spuren  dessen,   was  früher  hier  gestan- 

40  den ,  gehörig  auszumitteln.  An  die  Kirche  stösst  auf  der  Zeich- 
nung Merians  ein  Haus  mit  einem  Thürmchen,  welch  letzteres  der 
Lithograph  nicht  ganz  richtig  wiedergegeben  hat,    denn  bei  Merian 


^  -*j 


1)  Der  Ausdruck  testudo  wird  in  den  Analecta  Urstisii  auch  bei  der 
Aufzählung  der  Fenster  des  kleinen  Kreuzganges  gebraucht,  die  der  Mehr- 
zahl nach  viereckig  waren,  jedoch  gewölbte  Fensternischen  hatten.  2)  Die 
Zellen  +,  P  und  0  hatten  ursprünglich  A,  B,  C  geheissen  und  verdankten 
ihren  ersten  Aufbau  dem  Jacob  Zibol.   Vgl.  273,  6  ff.  mit  497,  9.  498,  31,  37. 


Basler  Chroniken.  I. 


35 


546  Beilagen. 

steigt  es  nicht  aus  der  einen  Seite  des  Daches  heraus,  sondern  sh| 
als  Dachreiter  auf  dem  First.  Dieses  Haus  ist  auch  auf  der  ZeicL< 
nung  von  Büchel  sichtbar,  es  war,  wie  wir  aus  dieser  sehen.,  ai 
der  dem  Hofe  zugekehrten  Dachseite  mit  einer  Uhr  versehen: 
ist  also  kein  Zweifel,  dass  wir  in  ihm  das  Scheerhaus  zu  erkennei 
haben,  an  welches,  wie  wir  S.  355  f.  erfahren,  Morand  von  Brut*] 
eine  Uhr  stiftete.  Es  stimmt  auch  dazu  die  Lage  am  Brunnen  {21 
der  wohl  in  der  Zeit  des  Klosters  an  derselben  Stelle  stand,  w: 
jetzt1).  Das  Scheerhaus  enthielt  zugleich  die  Wohnung  für  einen] 
Pfründner.  Es  fragt  sich  nun :  Wie  breit  mag  dasselbe  gewesci 
sein?  Der  Durchgang  (20) ,  der  aus  dem  Hofe  in  den  Kreuzgang  führt,] 
trägt  auf  dem  Bogen  gegen  den  Hof  die  Jahreszahl  1506.  Da  nach| 
S.  354  Anm.  10  der  Bau  des  Scheerhauses  in  das  Jahr  1506  fällt, 
so  möchte  ich  annehmen,  was  auch  an  und  für  sich  wahrscheinlich 
ist ,  dass  der  Durchgang  mitten  durch  dieses  Haus  geführt  habe. 
Mit  völliger  Sicherheit  lässt  sich  der  Orundriss  dieses  Gebäude? 
natürlich  nicht  entwerfen ,  ebensowenig  als  derjenige  der  beiden 
Zellen  des  Schaffners  und  des  Vicars.  Aus  dem  Aufsatze  de  cell.'* 
Carthusiae  erfahren  wir ,  dass  jede  der  beiden  letzteren  eine  Thflrt 
nach  dem  Hofe  zu  hatte. 

Von  den  Fenstern,  die  aus  dem  grossen  Kreuzgange  nach  dem 
Kirchhofe  giengen,  ist  seit  den  letzten  Umbauten  keines  mehr  vor- 
handen. Dagegen  ist  noch  eines  erhalten,  das  durch  die  Süssere 
Mauer  gebrochen  ist,  an  dem  nach  der  Rheinseite  gekehrten  Ende 
des  südöstlichen  Armes,  zwischen  der  Zelle  des  Priors  und  der- 
Zelle  A2) ;  wir  sehen  aus  diesem  Ueberreste  (vgl.  oben  S.  545,  2  ff. 
dass  auch  die  Fenster  des  grossen  Kreuzganges  sehr  einfach  ausge- 
führt waren  ;  auch  war  der  grosse  Kreuzgang  ebenso  wie  der  kleine 
nicht  überwölbt,  sondern  mit  einer  blossen  Holzdecke  versehen5. 
Eine  Zierde  der  Kreuzgänge  bildeten  aber  die  gemalten  Scheiben, 
mit  welchen  zahlreiche  Wohlthäter  die  sämmtlichen  Fenster  aus- 
gestattet hatten,  und  deren  Beschreibung,  wie  gesagt,  in  den  Analecu 
Urstisii  erhalten  ist.  Die  Scheiben  selbst  sind  leider  fast  alle,  wie 
es  scheint  durch  Verwahrlosung,  zu  Grunde  gegangen  4) ,  das  wenige. 


1}  Während  das  Scheerhaus  nach  354  Anm.  10  supra  fontem  stand,  wird 
496,  25  die  Zelle  O  als  prope  fontem,  in  der  Nähe  des  Brunnens  liegend. 
beseichnet.  Die  Zelle,  welche  der  Prior  Wynand  und  der  Gründer  des 
Klosters,  Jacob  Zibol,  supra  fontem  pro  domus  procuratore  aut  aliquo  laiw 
erbaut  hatten ,  die  aber  später  verlegt  worden  war  (272,  34  ff.) ,  muss  an 
der  Stelle  des  nachmaligen  Scheerhauses  gestanden  haben.  2)  In  den 

Analecta  Urstisii  wird  dieses  Fensters  nicht  gedacht.  Sollte  es  vielleicht 
erst  bei  einem  späteren  Umbau  an  diese  Stelle  verlest  worden  sein?  Wir 
haben  vorgezogen,  es  auf  unserem  Grundrisse  wegzulassen.  3)  Disposoit 
fundamentum  poni  in  maiori  gallilea  pro  17  fenestris  triplicatis  et  post- 
modum  eius  mumm  ex  toto  complevit  cum  tabulatura  inchoata,  et  ps- 
vimentum  fuit  consummatum.  Cnron.  fund.  291,  17  ff.  Das  pavimentum 
der  Fussboden  der  Kreusgänge,  bestand  aus  Backsteinplatten.  4}  Vgl 
Fechter  und  Schäublin  12. 


Beilagen.  547 

was  von  den  Glasgemälden  der  alten  Karthaus  noch  vorhanden  ist, 
ist  theils  in  den  Fenstern  der  Kirche  angebracht,  theils  soll  es  in 
die  Fenster  der  Gastkammer  eingefügt  werden. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  den  Gebäuden,  die  in  der  Umgebung 
s  des  grossen  Eingangsthores  (26)  stehen  *) ,  dessen  nach  dem  Hofe 
gerichteter  Bogen  die  Jahreszahl  1503  trägt.  Links  von  diesem 
Thore  ist  (25)  die  Wohnung  des  Pförtners  sammt  dem  Warte- 
raum für  die  Zinsbauern,  ebenfalls  mit  der  Jahreszahl  1503  bezeich- 
net,  weiter  dann  (24)  Scheune  und  Stall,   rechts  dagegen  die  Trotte 

10  oder  Kelter  (27),  an  deren  einer  Thüre  sich  die  Jahreszahl  1494  und 
das  Zscheckenbürlin  Wappen  befindet  (vgl.  S.  334,  7).  Von  dieser 
Trotte  war  eine  Mauer  nach  der  Fruchtschütte  hinüber  gezogen, 
welche  den  Garten  des  Klosters  von  dem  Hofe  trennte.  In  die 
nördliche  Ecke  des  Gartens  rechts  unten  auf  unserem  Plane  ist  ein 

ts  fremdes  Grundstück  (28)  eingekeilt,  das  die  Trotte  des  Domstiftes, 
die  sogenannte  Zehntentrotte  und,  wie  es  scheint  (s.  namentlich 
Karth.  Arch.  Nr.  318),  das  Pfarrhaus  von  St.  Theodor  enthielt, 
die  westliche  Ecke  des  Gartens,  rechts  oben,  stösst  an  das  Lessers- 
thürlein   (29).     Von    diesem   Lessersthürlein   an  Hess  zur  Zeit  des 

20  Einbruchs  der  Armagnaken  (1444)  die  Stadt  zur  besseren  Vertei- 
digung der  gegen  den  Rhein  schauenden  Kingmauer  einen  bedeck- 
ten Gang  längs  derselben  errichten  (s.  denselben  auf  der  Meriani- 
schen  Zeichnung),  wie  folgende  Notiz  in  den  Analecta  Urstisii  226 
besagt:    Der  gang  an   der  ringmaur  durch  dasz    closter  ist  gemacht 

2s  worden  im  Schinderkrieg  von  Läsers  thurn2)  bisz  an  den  Orthurn, 
thut  59  werckklafter  oder  472  werckschu,  braucht  30  gwelm,  ein 
iedes  2  klafter  weit  mit  pfulmenten  und  mauren,  ist  aber  hernach 
anno  99  also  gehauen  worden  mit  gewelmen.  Als  Heinrich  Ecklin 
das  ins  Kloster  eingebrachte  Vermögen  zu  einem  Umbau  der  Priors- 

30  zelle  bestimmte ,  verordnete  er :  Item  unter  der  stat  gang  sol  man 
die  mfiren  besehen  und  ein  sitz  dorunder  machen,  asz  lang  der 
gang  ist,  und  dorunder  mit  kislingen  besetzen.  —  Als  im  Decem- 
ber  1529  der  Küster,  d.  h.  eben  Heinrich  Ecklin,  damit  umgieng, 
nach   Freiburg   zu   entweichen,    hob   er   in   der   Stadt  Gang   einige 

35  Dielen  aus  und  verabredete  mit  seinem  Bruder,  dass  dieser, 
wohl  durch  das   Lessersthürlein,    auf  den   Gang   komme    und  ihm 

1)  Im  J.  1507  erhielten  die  Karthäuser  die  Erlaubnis»,  eine  Thüre, 
welche  vom  St.  Theodors  Kirchhofe  her  durch  den  Stall  ins  Kloster  geführt 
hatte,  zu  vermauern,  wogegen  sie  sich  verpflichten  mussten,  in  Kriegs- 
zeiten ihre  grosse  Pforte  für  die  Bedürfnisse  des  Wachtdienstes  stets  offen 
zu   halten.  2)  In  den  Urkunden  steht  meist  Lessers  (bisweilen  auch 

Lässers,  auch  Lesers)  törli;  in  der  Abschrift  des  Aufsatzes  de  fundatione 
ortuque  Carthusiae  schreibt  Wurstisen  Laesers  türli  (S.  495,  29.  496,  4). 
Das  Thor  ist  erst  vor  etwa  15  Jahren  abgebrochen  worden,  es  hatte  aber 
seinen  alten  Namen  längst  verloren  und  hiess  das  obere  oder  das  grosse 
Rheinthor.  Den  Namen  Lessersthürlein  hatte  es  nach  Fechter  (Basel  im 
14.  Jahrh.)  135  von  einem  Johannes  Lesser,  der  dort  gegen  Ende  des  13. 
Jahrhunderts  Häuser  und  Hofstätten  besass. 

35* 


y 


548  Beilagen. 

durch  dieses  Loch  seine  Mönchskleider  hinwegtrage,  was  je< 
entdeckt  wurde  (S.  470,  2  ff.).  Die  beiden  innerhalb  des  El 
sterumfang8  gelegenen  Stadtthürme,  der  Ortthurxn  oder  Eckthurmr»] 
und  der  mittlere  Thurm  (30),  gaben  die  Räume  für  die  Kloster-1 
gefangnisse  her.  »Sie  haben«,  heisst  es  Analecta  Ursüsü  52SJ 
»ein  kerker  ghept  im  Ortthurn  und  etliche  im  mittleren  th&nl 
under  der  wacht«.  Zwischen  dieser  Stadtmauer  und  dem  Rfcthtl 
lief,  von  einem  Vorbau  des  Lessersthürleins  ausgehend,  eine  zutkt 
Mauer,  die  vor  noch  nicht  langer  Zeit  abgetragen  worden  ist;  £af 
der  Feldseite  steht  noch  heutzutage  die  bei  Merian  sichtbare  zweite 
Mauer  ausserhalb  des  Stadtgrabens,  während  der  aussen  an  dies« 
sich  hinziehende  zweite  Stadtgraben  längst  verschwunden   ist2}. 

Auf  der  Merianischen  Zeichnung  ist  endlich  in  der  untern  Ecke 
links  der  obere  Theil  des  Thurms  und  ein  Stück  des  Daches  dei 
St.  Theodorskirche  sichtbar,  deren  Lage  dicht  gegenüber  der  voa 
den  Karthäusern  erworbenen  Liegenschaft  dem  Gedeihen  der  neues 
Gründung  anfänglich  so  grosse  Schwierigkeiten  bereitet  hatte. 

1)  Egkthurn  heisst  er  in  der  Urkunde  vom  31.  Merz  1507.  2:  Die 
Urkunde  vom  31.  Merz  1507  erwähnt  auf  der  Rhein  sei  te  einer  »andere 
muren,  so  hinder  unserm  closter  gat,«  und  legt  den  Karthäusern  auf,  eiz? 
Thüre  aus  dem  Eckthurm  in  den  Gang  derselben  zu  brechen.  Wenn  es 
vom  Kämynthurn  heisst,  er  stehe  an  der  Stadtmauer  im  Graben,  so  & 
unter  dieser  Stadtmauer  ohne  Zweifel  die  ausserhalb  des  Stadtgrabens  lau- 
fende zweite  verstanden. 


Personen-  nnd  Ortsverzeichnis». 

(S.  das  in  der  Vorrede  darüber  Bemerkte.) 


•»  * 


Aarau  122,10.  123,37.  128,19.  130, 
28.  136,25,29,32. 

Aargau  122,10,12.    162  A.  3.  406,8. 

Achacius,  Israel,  164  A.  2.  218,22. 

Aebly,  Hans  s.  Olarus. 

Aemter,  die  freien,  s.  Freien  Aemter. 

Agnes,  Magd  der  Sophia  von  Rot- 
berg 495  A. 1 . 

Aigle  422  A.  3. 

Alantsee  s.  Allantsee. 

Alba,  Herzog  von  223,  33. 

Albrecht,  Simon  119,3. 

Alemania,  Alemannia  s.  Deutsch- 
land, Alemannia  inferior  s.  Nieder- 
land. 

Alemaniae  inferioris  provincia  des 
Karthäuser  Ordens  337, 16.  —  su- 
perioris  341,27. 

Alencon,  Herzog  Franz  v.  177,21. 
184. 

Alfeld,  Heinrich  von  s.  Basel ,  Kar- 
thaas, Prioren. 

Alfons  von  Curillo,  Cardinalis  sancti 
Eustachii  s.  Rom,  Cardinäle. 

Alfurt  112  A.  4. 

Allantsee ,  Ambrosius  338,  36,  A.  5. 
340  A.  4. 

—  Augustinus  338  A.  5. 

—  Johannes,  von  Füssen  338  A.  5. 
365. 

—  Johannes,  von  Schongau  315.  338 
A.  5. 

Allschwyl  159  A.  4.  167  A.  8.  187,11. 

215,26. 
Altenmünster  383  A.  3. 
Alten  Schönstein  s.  Nagel. 
Altkirch  346  A.  2. 
Am  Berg,  Joseph  73  A.  2. 
Ambrosius,  der  hl.  344,23. 
Amerbach,    Familie   235.   338  A.  5. 

540, 3. 


Amerbach,  Basilius,  Sohn  des  Johan- 
nes, Bruder  des  Bonifacius  384 
A.  2. 

—  Basilius,  Sohn  des  Bonifacius 
218,5. 

—  Bonifacius  45  A.3.  147  A.2.  312. 
331  A.4.  355  A.  5.  370.  520—522. 
529,34.  530.  531. 

—  Johannes  344,20,31.  345  A.  1. 
354, 12,  A.  8.  355,18. 

Andlau  (Andlo),   Ritter  v.  152  A.  3. 

—  Ursula  v. ,  Om.  des  Hans  Ludmann 
v.  Rotberg  293  A.  4. 

Anselm  von  Canterbury  379  A.  1. 
Antwerpen  (Antorf)  105,15.  117,26. 

184,8,20. 
Apfel,  Nicolaus  354  A.  9. 
Appendecker,  Hans  s.  Carnellius. 
Appenzell  20,31.  100,23.  127,14,21. 

130,27.  134,6,28.  136 A.l.  200,14. 

354  A.  6. 

—  Jacob  von  s.  Knusshart. 
Aquileja,   Patriarch  Ludwig  v.  267 

Aft. 

Aquino,  Thomas  von  290, 14. 

Aragon,  Sicilien  und  Valencia,  Kö- 
nigreich 296  A.  1 . 

Arles,  Cardinal  Ludwig  von,  s.  Rom, 
Cardinäle. 

Ariesheim  167  A.  8.  181,20.  215,21. 

Armagnaken  331  A.  4.  547, 20, 25. 

Arona,  Friede  v.  204  A.  3. 

—  Friedrich  und  die  andern  Grafen 
v.  205,23. 

Arsent,  Jacob  151  A.  o. 

—  Wilhelm  151, 13. 
•Artolphus,  Hieronymus  162,22. 

Asia  19  10. 

Augsburg  113,34,36.  135,39.  156, 
21.  219,  9.  —  Augsburger  Reli- 
gionsfriede 532,  34. 


550 


Personen-  und  Ortsverzeichnis*. 


Äugst  170,22. 

Augustinus,  der  hl.  344,  23. 
Aula  b.  Mariae  s.  Buxheim. 
Aumale,  Herzog  v.  224,1. 

Baar  101  A.2. 

Baarburp  136  A.  4. 

Baden  im  Aargau  (Obern  Baden) 

46,  15.  70,  15.  130,  28.  148,  27. 

153,8,22,43.  154,14.  155,1.  161, 

30.  162  A.  3.  176  A.  4.  186,19,27. 

187,  24,31.  217,  19,25.  227,  24. 

390,28.  403  A.  1.  406.  416,5.  422, 

21. 
Baden  i.  Markgrafen  Land  (Niedern 

Baden)  340,2,  A.  2, 3.  345,5. 
Baden,  Markgrafen  von  340  A.  3. 

—  Elisabeth,  Gm.  des  Gabriel  v. 
Salamanca,  Grafen  v.  Ortenburg 
157  A.  3. 

—  Ernst  (+1553;  136,4.  157,33. 

—  des  Markgrafen  Land,  die  Mark- 

r schaft,  die  Markgräfischen  24, 
48,25.  49,8.  52,38.  53,2.  150, 
18.   176,24.  398,21. 

—  Edelknechte  v.  302  A.  3.  495,23. 
—  Hans  Heinrich  v.  303  A.  1 . 

Baiern,  Herzog  Wilhelm  V.  (i  1626) 

17S,  12. 
Baistal  126,26. 
Barfüsser  Orden  369,  2. 
Bart,  Steffen  116,40. 
Basel 

Aeschenthor  (Eschamarthor,Esche- 
mer  thor)  51,  12.  54,  5.  74,  7. 
188,6.  393,19.  412,4. 

Aeschen vorstadt  54,15. 

St.  Alban  19,23.  33,15.  87,4.  161, 
6,7.  256  A.l.  300,4.  331,10. 
338,38.  393,14.  409,7,26.  417, 
30.  440,8.  445,27.  499,  23.«l 

St.  Alban  Thor  54,6.  393,19.  412,4. 

St.  Alban  Vorstadt  54,14.  171,17, 
19. 

Almosen,  das  grosse,  174,11.  224, 
29.  476  A.l. 

St.  Annen  Bruderschaft  518,37. 

St.  Antonien  Kapelle  489,2. 

Armbrust  schützenhaus  1 99, 1 8. 

Armenherberge  s.  Elendenher- 
berge. 

Augustiner  Kloster  37,19.  55,7, 
21.  57,20.  59,5,11.  107,1.  151, 
6,  A.3,4.  199,17.  402,14.  409, 
12,15,26.  417,2,4.  419,8.  420, 
16.  421,4,18.  —  Ein  Augusti- 
nermönch  477,11.  486,6. 

Aula  386, 16. 


Bären-Zunft  s.  Hausgenossen. 

Barfüsser  Kloster  33, 36.  34,3.  öT 
20.  53,21.  59,5,11,16,30.  74. 
39,41.  77,41.  81,19,23.  106,2- 
22.  174A.4  402,14.  406,1.  W* 
10.  417,2,3.  421,5.  440,8.  44t. 
24, 33, 35.  —  Barfüsser  Platz  lt"... 
20  ff.  219  A.  3  (der  neue  Platz 
»Das  gewölb  und  brück  bv  der. 
Barfuszern«  485,12. 

Bebenen,  zur  495,21. 

Beiersgarten  s.  Peyers  Garten. 

Bischofshof  hinter   dem    Münster 
217, 3S. 

Bischofshof  in  Klein  Basel  8.  Kal- 
thaus. 

Bl&serhof  170,  A.  4. 

Bl&sithor  170,11,17. 

Blömiein  s.  Plänlein. 

Bollwerk  zu  St.  Ciaren  117,  3 J. 
—  zwischen  der  Neuen  Verstau* 
und  dem  Petersplatz  {Wa*en- 
bollwerk)  117,32.226,9.  —  neben 
dem  Steinenthor  165,  IS. 

Breite  s  Gebreite. 

Brotlaube  103,17. 

Brunnen,  Stube  zum,  82  A3. 

Büchsenpulverthurm  s.  Schneider- 
thurm. 

Burg,  auf,  86, 16. 

St.  Clara  117,33.  402,15.  409, 8, »ö 

Collegium  (Universitttagebäude  am 
Rheinsprung}  35,20,27.  39,3t. 
43,11.  44,2.  45,7.  151  A.  3.  MI, 
34.  262,1.  264,18.  293  A.  5.  441 
14.  443  A.  2.  493,31.  —  Obere 
Collegium  im  ehemaligen  Augu- 
stiner Kloster  151, 5  und  A.  3.4 

Deutschordenshaus  300, 18, 32. 

Domcapitel,  Hof  des,  217,  39. 

Domprobst,  Haus  des,  404,  IS. 

Domstift  s.  Münster. 

Elendenherberge  175,7.  224,29. 

St.  Elisabethen  54,24.  196. 

Engelhof  17G  A.  3. 

Esel  167,3. 

Eselthürmlein  106,23. 

Fischmarkt  24, 36.  82  A.  3.  1 03, 19 
1 1 1 ,  26.  465, 2.  —  Brunnen  auf 
demselben  174,6.  222,28. 

Gärtnern,  Zunft  zu  67, 14.  11/62, 
42.  73,10,16.  75,31.  76,7.  61. 
16.  85,39.  439,2.  445,16. 

Gebreite  254  A.  1 . 

Oerbergasse  103,13. 

Gerbern,  Zunft  zu  406  A.  5. 

Gnadenthal,  Kloster  388,12.  40t 
15. 


Personen-  und  Ortsverzeichniss. 


551 


Graben  s.  St.  Peters  Graben. 
Gren  zach  er  Strasse  161,3. 
Hasen,  Jacob  Meyer  zum,  47,27. 

231,  19.   S.  unter  Meyer,  Jacob. 
Hausgenossen  (Bären)  Zunft  83,1. 

223,  9.  331  A.  4. 
HebelstrasBe  s.  Neue  Vorstadt. 
Hirzen,  Jacob  Meyer  zum,  s.  Meyer, 

Jacob.  —  Cunrat  Schwarte  zum, 

182,1. 

Hohe  Stube  331  A.  4. 

lmbergässlein  103,22. 

St.  Johanns  Kapelle  auf  dem  Mün- 
sterplatz 395,20. 

St.*  Johanns  Thor  151,3. 

St.  Johanns  Vorstadt  489,  2. 

Kämynthurm  540,27.  548  A.  2. 

Kapelle  vor  dem  Aeschen  Thor 
51,12. 

—  auf  der  Rheinbrücke  20,12. 
160,40. 

—  bei  der  Rheinhalde  bei  Hünin- 
ger  Rain  151,3. 

Karthaus  90,38.  161,2,10.  379,6  ff. 
393,14.  413,23.  439, 10  ff.  447, 
15  ff.  448  ff.  484,38.  488,41,43. 
—  Karthäuser  394, 8  ff.  395, 25  ff. 
399,  24  ff.  401,  23  ff.  405, 17  ff. 
409,2. 

—  Gebäulichkeiten  derselben 

a.  Vor  Errichtung  des  Klo- 
sters. 

curia  episcopi,  des  byschoffes  hove 
254,22.  255,7,45.  256,32,A.l. 
260,19.  493,21,23.  499.  500. 
501,32,33.  502,20,26. 

aula  episcopi  261,24. 

domus  antiquum  granarium  261, 
31. 

Margarethencapelle  im  Stadtgra- 
ben 259,29.  260,25.  261,25. 

b.  Zeitder  ersten  proviso- 
rischen Einrichtung. 

refectorium  261,29. 

celle  conventualium  261,  29. 

capella    maior    261,24.     262,18. 

263, 1, 4. 
claustrum  261,27. 
colloquium  261,27. 

c.  Gebäulichkeiten  aus  der 
altern  Zeit  des  Klosters, 
welche  in  der  Folge  ei- 
nen durchgreifenden 
Umbau  erlitten  haben. 

Plan  für  die  gesammten  Gebäu- 
lichkeiten 273,  3. 


coquina  271,32.   287,28.    299,2, 

6,9. 
promptuarium  271,32.  299,7. 
refectorium  271,32.  277,13.  287, 

28,29.  299,3. 
supra  refectorium  261,25.  263,1. 
stupae  maior  et  minor  271,32. 
locus  rasure  271,33. 
patrum  et  hospitum  camera  299, 

2,11,12. 
stubella   circa    caxneram    patrum 

261,29. 
promptuarium  pro  reponendis  cus- 

sims  hospitum  et  aliis  necessa- 

rii8  in  camera  patrum  et  hos- 

picii  299,10,11,12. 
domus  communis  locus  299,3. 
cella    supra    fontem    pro    domus 

procuratore  aut  aliquolaico  272, 

34—36. 
apud  fratre8  laicos  30.    fratrum 

laicorum  celle  261,27.    camere 

299, 12.    officine  299,4. 
carceres  299,4. 

d.   Das    Kloster   in    seiner 
Vollendung. 

Magna  domus  336,8.  Dach  der- 
selben 336,8.  337,2.— Refecto- 
rien  336,9, 10.  355,9.  388.  450, 
23.  496,23.  498,35.  —  coquina 
336, 10.  349, 6  (an  dieser  Stelle : 
coquina  cum  stubella  etc.  con- 
tiguis).  454,22,27.  457,9,13. 
496, 22.  gewelm  vor  der  kuchen 
454,  22.  —  promptuaria  der 
Küche  336, 10.  —  dispensa  336, 

11.  —  cellarium  336,11.  355,8. 
—  GastrSume :  Stube  im  Hause 
der  Gäste  (stuba  in  domo  hos- 
pitum) 334  A.  6.  stuba  hospi- 
tum 351,18.  hospitum  stuba 
cum  camera  testudmata  pro  vi- 
sitatoribus  355, 2, 3.  Kammer 
der  Gäste  (camera  hospitum) 
334  A.  6.  355  A.  2.  gastkammer 
462,24.  —  stuba  nova  355,3. 
andere  kemmerlin  462,  24. 

Langhaus,  structura longae do- 
mus seu  habitationis  et  dormi- 
torii  fratrum  laicorum  334,  11, 

12.  structura  transitus,  aui  edi- 
ficari  debet  pro  habitationibus 
fratrum  et  hospitum  334  A.  5. 
Schlafsaal  ( dormitorium )  der 
Laienbrüder  362. 

pis  tri  na  272,37.  299,6.  330,8  ff. 

Kirche  270,31.  271,35.  272,8ff. 

274,  22.  277,  28  ff.  278.  2S0,  34. 


552 


Personen-  und  Ortsverzeichniss. 


281,11,19.  284,22,23.  293,  13. 
294,10.    299,33.    346,23.    448, 
18.  495,9.   498,25.  —  Fenster 
277,32.    Bedachung   27S,13ff. 
Legung    des  Fussbodens    283, 
11,12.  Innere  Ausschmückung 
337,7.  —  coclea,  qua  ascendi- 
tur  ab  imo  usque  ad  summum 
ecclesie  260,  42.    —    Chor  der 
Mönche  283,11,12.  285,33.  299, 
33.  498,28.  Vertagung  283, 14. 
Wölbung    333,  13.     334  A.  4. 
Glasgemälde  334, 2.  Chorstühle 
286,15.     Thüre  zwischen  dem 
Chor  und  der  Laienkirche  260, 
41.    Bogen  zwischen  ebenden- 
selben 278, 27, 30, 32.  —  Laien- 
kirche.     Vertäflung    derselben 
290,26,27.  —  Lettner  283,13. 
294, 9.  295  A.  3.  —  Kreuze  auf 
dem  Dache  278,19,20.  Funda- 
ment für  einen  Thurm  278,24  ff. 
Erbauung  des  Thurmes  283, 12. 
—  Altäre:  Hochaltar  (hl.  Mar- 
garet ha)   281,15.    284,23.    291 
A.  3.  294, 6, 7.  495, 15.     sancte 
crucis  281,15.  294,8.  334  A  6. 
495,  15.     virginis  gloriose  281, 
16.    294,8.    495,16.     auf  dem 
Lettner  294,4.  295  A.  3.   sancti 
Joannis  Baptistae  355, 16.  356, 
8.    —    promptuarium  reliquia- 
rum    circa   pulpitum  evangelii 
294, 6. 

Sacristei  291,5, 14,  A.  3.  295, 
19.  296,16.  334,8.  450,36.  — 
Altar  in  derselben  294,  8.  295, 
20. 

Capitelhaus291,15.  294,5,20. 
295,13,19.  296,14,16.  Eiserne 
Gitter  an  dem  Fenster  dessel- 
ben 294,  11,  12.  Glasgemälde 
294, 13.  Altar  295, 15.  356, 9. 
Kammer  über  demselben  für 
Kirchengewänder  und  Kirchen- 
geräthe  294,14,15.   295,13,14. 

Bibliothek  291, 13.  294,5.  328, 
27  ff.  329, 8  ff.  337,6. 

Keller  und  Fruchtschütte: 
celare  285, 34.  299, 20, 24.  gra- 
narium  286, 3.  299, 14  ff. 

Kreuzgang  (ambitus, gallilea)  im 
Allgemeinen  272,37.  281,19. 
284,21.  291,2,3.  346,23.  456, 
11.  461,26.  463,18.  473,7.475, 
21.  476,4.  482,19.  —Kirchhof 
(cimiterium)  im  Allgemeinen 
263,4.    274,21,24.    281,17.    — 


Der  grosse  Kreuzgang  (gallilea 
maior;  285,32.  287,29.  291 ,17  ff. 
292,17.295,18.  Vertäflung  291 
19.  Fussboden  291, 19,20.  Be- 
dachung 331  A.  1.  Fenster  und 
Glasgemälde  291,  18,  21,  T2. 
Lampe  (ampula  in  magna  galli- 
lea) 334  A.6  —  Der  grosse  Kirch- 
hof 295, 18.  330  A.  2.  Geweihter 
und  un geweihter  Theil  dessel- 
ben 295, 21  ff.  —  Der  kleine 
Kreuzgang  (gallilea  minor;  291 

16. 17.  295, 19.  296.  Bedachung 
296,10,11.  Glasgemälde  29<f 
11, 12.  Coiloquium  296,  o,  1" 
342,12.  401,26.  Altäre  295  A.X 
Altar  der  Märtyrer  294,9.  296. 
6.     Altar  der  Jungfrauen    29<>. 

14.18.  Lavacrum  296, 7.  —  Der 
kleine  Kirchhof  295,19.  —  Ver- 
bindungsgang zwischen  dem 
grossen  und  dem  kleinen  Kreuz- 
gang 285,33.  295  A.  3. 

Zellen  281,20.  282,26,27.  291. 
4.  293, 17.  330, 6.    336,  5.    352. 
38.  448, 18.  477, 10.  —  Zelle  A 
283,8.  286,  t.  299,39.   496.21. 
497,11.   —  B  299,39.  497,  Uv 
—  C  290,  28.    355, 10, 12.    497, 
15.  —  D  290, 16.   299, 39.  3*' 
A.  5.    355,10,11.    497,19.    - 
E  290,  30.    291,  21.    330  A.  h. 
497,23.  —    F  290,30.  291,21 
299,  39.  497,  31.  —  G  299,  41. 
330,  3.  497,  34.   —   H  299,  41. 
42.  329,29.  498,3.  —  I  299,41. 
333  A.  2.  498, 7.     Ofen  in  der- 
selben 336  A.l.  —   K  299,41. 

42.  339  A.  2.  498, 10.  —  L  2*5 
A.2.  290,32.  299,41.  3<K),2. 
498, 14.  —  M  285,  36,  A.  2.  29V. 
40.  498,18.  —  N  (Zelle  des 
Sacrista)  285  A.  2.  299,40.  329. 
30.  470,13.  496,26.  498,23.- 
O  (früher  C  273,8.  275,  2» 
Zelle  des  Schaffners  287,  3». 
330,1.   331  A.l.    334,15.    450, 

43.  475,3.  496,24.  498,6,29. 
Wahrscheinlich  ist  sie  gemeint 
470, 13.  Uhr  in  derselben  334 
A.  6.  Fenster  in  der  stubella 
derselben  und  übrige  Ausschmü- 
ckung 334  A.  6.  —  P  (früher  B 
273,8.  275,20.  282  A.  2)  Zell« 
desVicars  284,21.  299,40.  334. 
18  ff.  336  A.l.  496.  497.  49\ 
33.  —  +  (früher  A  273,  7.  275, 
20)  cella  crucis,  Zelle  des  Priors 


f 


Personen-  und  Ortsverzeichniss. 


553 


267,28.  336  A.l.  355  A.  4.  462, 
28.  463.  496.  *497.  —  prioris 
cella  antiqua  2S5, 31.  286, 1.  — 
sexta  cella  (der  Zeit  der  Er- 
bauung nach)  287, 34.  —  Zelle, 
welche  Zscheckenbürlin  nach 
seinem  Eintritt  ins  Kloster  be- 
wohnte, und  Ausschmückung 
derselben  348  A.  3. 

Scheerhaus,  domus  rasurae 
349,5,6.  351,16.  355,4.  Pfründ- 
nerwohnung in  demselben  354, 
16.  Fenster  in  der  Rasierstube 
334  A.  6.  Uhr  über  dem  Hause 
334  A.  6.  349,5,6.  354, 17  ff. 

Brunnen  272,35.  334  A. 6.  355, 

4.  A.  3.  496,  25.  Bedachung  331 
A.l. 

Pforte  und  Pförtnerswoh- 
nung 272,28,29.  2S0,22.  349, 

5.  351,14,15.  462,33.  477,14. 
484,15,24.  habitacula  annexa 
349,  5.  Stube  der  Zinsbauern 
354,  15.  Fenster  in  derselben 
und  in  der  Pförtnerswohnung 
345  A.l.  354  A. 8. 

Scheune  334,8. 

Trotte  (Kelter)  285,34.  299,13. 

334, 8. 
Garten  2S5,34.  299,13,24.  334, 

8.    495, 27  ff.     Gartenthor  und 

Gartenmauer  334,8. 
Stadtmauer  auf  der  Rheinseite 

260,24.   279,36.    504,33.    »der 

Stadt  gang«    an  dieser  Mauer 

470,4.  —  Stadtmauer  auf  der 

Feldseite  260,24.  261,28. 
Mauer   gegen    die    Strasse 

und  gegen  St.  Theodor  299,28  ff. 

495,34. 
Eckthurm  261,30. 
Murus    vulgariter    Strech- 

sumpf  dictus  272,11. 

Karthaus,  Prioren 

1.  Wynand  von  Dortmund  (1407 
—1409)  251,18.  252,6.  254— 
257.  264,20.  269,31.  270-273. 
501  ff. 

2.  Johannes  Dotzheim  (1409  — 
1418)  275,17.  278, 12  ff.  281, 
6,23.  282.  283,9.  284,33. 

3.  Conrad  von  Worms  (1418  — 
1424)  270,8.  283, 4  ff. 

4.  Ortwin  (1424— 1425)  283, 19  ff. 

5.  Heinrich  Kotlo  von  Lüden- 
scheid (1425—1429)  285,  25  ff. 
286.  287. 

6.  Johannes    Eselweg    (1429 — 


1432)     287,25.     288, 12,  19  ff. 
289,29. 

7.  Albert  Bur  von  Utrecht  (1432 
—1439)  290.  291.  292,6. 

8.  Adolf  Brouwer  von  Cöln  (1439 
—1449)  295, 1,2  ff.  296. 

9.  Heinrich  Axnoldi  von  Alfeld 
(1449—1480)  239  ff.  248  A.  1. 
297—304.  305  A.  3.  311.  314. 
316.  317.  320,9.  321,6,40. 
322—325.  334  A.  1.  336  A.  1. 

339  A.  2.  416  A.  6.  494.  496, 
28.  499,18.  508—510.  513. 

10.  Jacob  Louber  von  Lindau 
(1480—1500  oder  1501)  235. 
236.  241.  242.  243  A. 4.  244 
A.2.  245.  305.  313  A.  7.  314. 
316.  322,7  ff.  323  A.  3.  325 
A.  2.  326,20—342,27.  346. 
347,27.  348,19.  349,38.  350, 
6,25.  351,36.  359.  360.  361. 
362.  364.  416  A.  6.  478  A.  4. 
496, 27.  508.  509.  539, 19.  540, 
23. 

11.  Hieronymus  Zscheckenbürlin 
v.  Basel  (1501-1536)  90,38.  235. 
309. 313. 314. 317. 318. 325  A.l. 
331,8,18.  333,2.  334.  338,35. 

340  A.  1,5.  347,17  —  356,14. 
361.  363.  365.  366.  379,10. 
382,  26.  387  A.  5.  416  A.  6. 
432.  435.  447,20.  449,8,19. 
450.  455,33,36.  456,7.  457, 
36.  459.  463,5.  469,40,41. 
470,36,37.  471.  472.  477,22. 
478,11,24,30.  479.  480.  481, 
1.  482.483.  484,1.  490,4,12. 
518.  519.  520.  521,43.  522— 
527.  535,22,37.  539,4,9.  540, 
27.  545,28. 

Kaufhaus  3.  103, 11, 24, 26, 30. 

zur  Kinden,  Hof  der  s.  ZurKinden. 

Klein  Basel :  die  kleine  Stadt  160, 
40.  222,28.  439,4.  440,6.  Min- 
deres Basel  518,37.  Basilea  mi- 
nor 248  ff.  393,21.  394,2.  417, 
24.  die  über  Rhein  30, 13.  47, 9. 
72,2,32.  74,7.  87.  89.  107,1. 
117,33.  118,4.  —  die  Tränke 
»ennent  Rinsz«  161,2.  die  Ge- 
sellschaften jenseit Rheins  94,24, 
A.2. 

Klingenthal  20,7.  488  A.4. 
Kohlenberg  175, 10.  Kohlenberger 

Gericht  62  A.l. 
Kopf,  Wirthshaus  zum,  164,  2. 
Kornmarkt   24,10.   51,18.   57,35. 

83,22.     85,7,10,12.     86,15,22. 


554 


Personen-  und  Ortsverzeichnis«. 


87,13,33.  103,15.  111,26,28. 
113,22.  126,24.  143  A.l.  144. 
447,27,33.  485,2.  Kornmarkt- 
brunnen 103,11,32.    111,28. 

Kreuzsteine  60,  8. 
Krone,  zur,  103,20. 
Kuttelbrücke  103, 14, 17. 
St.  Leonhard  37, 20.    59, 5, 11, 16, 
29.  63,24.  163  A.  1.  389.  409,25. 

440. 8. 

—  Hof  bei  180, 10. 

Lessers  Thürlein  254  A.  1.  495,29. 
496,4.  545,13.  547.  548. 

Lützel,  Garten  der  von,  496,6. 

Malzgasse  54, 13. 

St.  Martin  35, 30.  37, 19.  45, 6.  57, 
20.  59,5,10.  196.  197,24.  312 
A.l.  363,17,23.  396,11.  411, 
15.  417,3,6.  419,9.  440,8.  484, 
32.  —  der  Pfarrer  zu  (Anton 
Zanker)  383,17. 

St.  Martins  Berg  493, 30. 

Maulbaum,  zum  220,15. 

Metzgern,  Zunft  zu,  421,10. 

Münster  und  Domstift  78, 15.  79, 
18.  86,19,25,27.  89,24.  107,4. 
163  A.l.  170  A. 7.  180,14,15. 
183,7.  188,29.  199,17.  217,1, 
36.  300,2.  324,3.  330  A.l.  331, 
17.  334,14.  340  A.  4.  343,16. 
344,7.  346  A.  3.  390,2.  393,8. 
395,19.  396,2.  400,6.  403,1,6. 
404,13.  411,18.  417,30.  440,  5, 
13.  445,17.  446,25.  447,9,29ff. 
495,12.  498,1,9,17.  499—508. 
—  Capitelhaus  im  Münster  188, 
29.   Pabstglocke  173,19. 

Münsterplatz  SS,  21,  A.2. 

Nadelberg  176  A.  3. 

Neue  Vorstadt  117,32. 

St.  Peter  78,15.  79,18.  87,4.  163, 
8,  A.l.  196.  309.  334,4.  338 A. 5. 
346  A.  3.  378,11.  379,1.  400,6. 
410,15.  417,29.  440,5.  447,9. 
460  A.  2.  478,15.  -  der  Kirch- 
hof zu  88  A.  2.  —  der  predicant 
zu  (Sebastian  Müller)  80,1,27. 

St.  Peters  Graben  176,7. 

St.  Peters  Platz  (der  Platz)  46, 98. 
96,7,14.  117,32.  183,9.  199,13. 

226. 9. 

Peyers  Garten  287,31.  496,2. 
Pfalz  20, 7.  225, 33. 
Plänlein  293  A.  5. 
Platz  s.  St.  Peters  Platz. 
Platz,  der  neue,  s.  Barfüsser  Platz. 
Prediger  74,40,43.   90,38.  107,2. 
151,11.  342  A.2.  402,12.  409,9. 


418,6.  440*6.  446,  35, 36.  -  der 

predicant  zu  den  (Ambrosiui  Fe 

largufi)  79,24. 
Predigern,  Haus  bei  den,  62, 36.  das 

Rheinufer  bei  den,  161,5. 
Kappen,  zum,  47,8. 
Rathhaus   f  Richthaus)   34,29.  57 

38,40.    83,21.   84,9,14,18.   S5 

12,28.  67,24,27.  94,29,31.103 

16  A.l.  447,27. 

Reinacher  Feld  166,22. 
Rheinbrücke  20, 12,14.  85,40.  160. 

41.     161,1.     164  A.l.    172,34. 

223,1,3.     225,33.    348,22,32. 

394,2.  461,42.  504,32. 
Rheingasse  174,5. 
Rheinhalde  vor  dem  St,  Johanns 

Thor  151,3. 
Rheinthore  173  A.4.  —  das  obere 

oder  grosse  Rheinthor  547  A.  2. 

S.  auch  Lessers  Thürlein. 
Rindermarkt  333  A.  5. 
Rümmelins  Mühle  198, 19. 
Rvspachs  Hof  176,8. 
Safran,  Zunft  zum,  75,31.  62, 3«. 

83,3.  64,19.  85,39.  331  A.  4. 
Salzhaus,  Salzthurm  103, 20,  A.  o 

129,17.  161,5.  222,30. 
Schiff,  zum,  331  A.4. 
Schiffleuten,  Zunft  zu,  142,43. 
Schindbrücke  103,8. 
Schlüssel,  Zunft  zum,  82,30.  83,4. 

103,  14.    223,  9.    331  A.  4.  334 

A.6. 
Schmieden,  Zunft  zu,  83,2. 
Schnabel,  zum  229,9. 
Schneiderthurm  413,3.  AlsBöcl 

senpulverthurm  bezeichnet  4S4 

34.   ohne  Namen  54,5. 
Schol  103,7.  ' 

Schützenhaus  s.  Armbrußtachfltxeu-  I 

haus. 
Schützenmatte  46, 39.  163, 2. 
Schutz  112  A.l. 
Seufzen,  Stube  zum,  82,32. 
Sonne,  zur  (am  Rheinsprunf )  1<>M 
Sonne ,   Wirthshaus  zur  (in  Klar. 

Basel)  33,5. 
Spalen vorstadt  (an  den  ßpalen  ». 

12.  62,31.  72,4,33.  44 

Spalenthor  53,12.   74,7.  88 A3 

226, 8. 
Spital   19,23.   35,3.  37,19.  5PJ 

12.  62,4,5.  63,24.  174,11  .»4. 

28.  300.  301.  409,25.  421,  i - 

der  (Pfarrer)  im  Spital  Geissen- 

burger. 
Spitalspmng  s.  Sprung. 


Personen-  und  Ortsverzeichniss. 


555 


Spinnwettern,  Zunft  zu,  57.  59, 12. 
Sprung  86,22. 

Stachelschützenhaus  s.  Armbrust- 
schützenhaus. 

Steinen  Vorstadt  (an  den  Steinen) 
24,33.  103,2,4,12.  104,8.  111, 
19.  198,21.  224,23.  439,3. 

Steinenkloster  24, 34, 35.  103,  2. 
199  A.  3.  293  A.  5.  382, 17.  388, 
11.  393,13.  402,15. 

Steinenthor  24,31.  112,10.  165,18. 
169, 36. 

Sternen,  zum,  23, 19. 

Sumerysen  Haus  62,31. 

St.  Theodor  (St.  Joder)  78, 16.  79, 
18.  90,4.  107,2.  163  A.l.  263, 
15  ff.  280,21.  299,29,31.  340 
A.4.  413,24.  417,24,29.  440,6. 
447,10.450,12.  Nachtrag  zu  460, 
31.  478  A.  4.  499.  500.  502.  503. 
504. 

-  Kirchhof  547  A.l.  Pfarrhaas 
299,31.  547,17. 

—  der  Leutpriester  zu  (wahrschein- 
lich Wolfgang  Weissenburger) 
463, 22  ff. 

Tränke  »ennent  Rinsz«  161, 2. 
St.  Ulrich  79,19.  87,4. 
Universitätsgebäude  s.  Collegium, 

auch  Aula. 
Utenheim,  Hof  der  von,  170,18. 
Utingen,  Haus  333  A.  5. 
Wasenbollwerk  s.  Bollwerk. 
Waseneck,  Haus,  495, 42. 
Wasserthurm  173,22. 
Webern,  Zunft  zu  (auch  Garten  und 

Hinterhaus  der  Weber,   subur- 

bana  textorum)   50,  11.   103,3. 

173,20.  198,22.  382, 16.  439,2. 
Weinleuten,  Zunft  zu,  83, 2.  85, 40. 

148,25. 
Weisse  Gasse  62, 19. 
Welti,  Häuser,  495, 38, 39. 
Werkhaus  s.  Zeughaus. 
Werkhof  32, 18.  85,13. 
Wiesenbrücke  170,9.  456  A.l. 
Wuhrhaus  112,11. 
Zehntentrotte    des    Domstifts    in 

Klein  Basel  495, 29, 30, 37. 
Zeughaus  (Werkhaus)  183,8.  447, 

25, 36. 
ZurKinden,  Haus  der  496,6, 

Basel,  Bischof,  Bischöfe  302, 39.  330 
A.  2.  499, 32.  506,  24. 

—  Humbert  von  Neuenburg  in  Bur- 
gund  (1399—1418)  500, 14. 

-  Arnold  von  Rotberg  (1451—1458) 
293  A.  4. 


Basel,  Bischöfe 

—  Caspar  zu  Rhein  (1479—1502)  334 
A.4.  414  A.  3. 

—  Christoph  von  Utenheim  (1502  — 
1527)  24, 17  ff.  33.  34.  36, 16.  44,  6. 
52.  199  A.  2.  216,28.  217,12.  383 
A.6.  396,21.  403  A.l.  414.  415. 
478, 5. 

—  Philipp  von  Gundelsheim  (1527 — 
1553)  116,18.  117,6.  167,17.  415. 
422, 13. 

—  Melchior  von  Lichtenfels  (1554  — 
1575)  167  A.  7.  168,8.  177,14. 

—  Jacob  Christoph  Blarer  von  War- 
tensee (1575—1608)  177,12,15.  180, 
17  ff.  181,28.  182,24,25.  186,20. 
187,9  ff.  215  ff. 

Basel,  Diöcese  323  A.  1 .  324,3.  415. 
9.  505,19,25. 

—  weltliches  Gebiet  und  Untertha- 
nen  des  Bischofs  24, 24.  52, 29.  116y 
12,14.  159,33,  A.  4.  165,26.  167, 
14,24.  181,23.217,40.  280,6. 

Basel,  Hans  von  331  A.  4. 

—  Elsa  von,  s.  von  Laufen. 
Battier,  Veronica  vermählt  an  Peter 

Ryhiner  197, 35. 
Batz,  Peter  26,20.-28, 19. 
Baumgarter,  Christoph  140 — 142. 

—  Elsbetha  140  A.  2. 

—  Elsbethlein  140  A.  2. 

—  Jacob  28,12,18.  29,11. 
Becherer/Ludwig  448  A. 4.  459  A.  1. 

476  A.l. 

Beffort1)  222,13. 

Beinweil  289,2.  302,11.  304,12,20. 

Beilenz  204  A.  3.  208,19. 

Bellingen  152  A.3,4.  155,23.  —  der 
Schultheiss  von  (AmbrosiusKxenck- 
lin)  152,27  ff.  153,2.  155,21. 

Benfeld  310.  311.  378,6. 

Ber,  Bonaventura  33,4. 

—  Franz  82, 29.  214, 33. 

—  Hans  22,8.  23,17. 

—  Ludwig  45  A.  3.  89  A.  1. 

Bern  20,33.  53,17.  63.  64.  65,18.  66. 
67.  70,15.  73,33.  75,24.  76,2.  82, 
13, A.l.  83,35.  91.  92.  99,6,32. 
100—102.  106.  107,23.  108,23,35. 
110,15.  115.  116.  118,9.  122,12. 
125—138.  139  A.l.  146,6,27,33. 
166,4.  167,8,9.  169—170.  171,16. 


1)  Diese  Schreibart  ist  die  allgemein  ge- 
bräuchliche in  den  deutschen  Schriftstücken 
der  frühem  Zeit.  Ihre  Anwendung  hat  um  so 
mehr  Berechtigung,  als  die  französische 
Schreibart  Beifort  nur  zu  einer  unrichtigen. 
Aussprache  des  Namens  verleitet. 


556 


Personen-  und  Ortsverzeichnis». 


177,23.  176,29.  181,17.  183,22,30. 
185, 20,  A.  2.  1S6,5.  200,13.  206,9. 
208,1.  216,34,36.  227,27.  249A.2. 
250,9.  302,28.  346  A.l.  401,12. 
415,33.  419,17.  421—425.  446A.2. 
485,32.  4*7,34. 

Bernard  inus,  roagister  8.  Coci. 
Bernhardi,  Johannes  s.  "Wolleb,  Joh. 

Werner. 
Bertschi   (Bertsch  ,  Bersy ,   Bersius) , 

Marx  37  A.5.  63,24.  138  A.2.  163 

A.l.  390,6.  409,25.  420,7.  421,3. 
Bettingen  (Betticken)  159,31. 
Biberach  118,17.  135  A.  2.  156,21. 
Bicocca,  Schlacht  von,  32,  39. 
Biderthal  25, 32  ff. 
Biel    92,9.    106,17.    107,23.    11^,9. 

126,11.  127.20. 
Bientz,  der  junge  (Hans)  131,13. 
Biermann,  Gertrud  s.  Ryff. 

—  Jacob  196. 
Binningen  112  A.  2. 
Birseck,  Schloss  117,4,5. 

—  Amt  159,4. 

Birsig  24,31,36.  lü3,l,A.2,5.  111, 
19.  112.  159  A.  5.  173,17.  219,12. 
224,  20.  485. 

Bischoff,  Andreas  74,24.  82,32.  65 
A.2. 

—  Niclaus  147  A.  2. 
St.  Blasien  392, 6. 
Blauen  im  Jura  222,11. 
Blaurer,  Ambrosius  124  A.  1. 
Blechnagel,   Urban    (Urban  Gürtler) 

117,1,16.   Nachtrag  zu  376  A.  5. 
Bleuler,  Hans  64  A.  5.  65, 12. 
Blotzheim  355,14.  411,7. 
Böhmen  412,25.  420,11.  —  Böhmer 

Wald  224, 36. 
Böse,  Udo  290,23.  301,16. 
Bollweiler,  Niclaus  v.  165  A.  5. 
Bondorff,  Hans  26,18. 
Bothanns,  Hieronymus,  Nachtrag  zu 

37  A.l.  134  A.  4. 
Brabant  1S4.  223,19,30.  392,16. 
Brand,  Bernhard  166  A.  8.  170  A.  5, 

6.  187,26.  219,13.  471  A.l. 

—  Catharina  s.  Ryff. 

—  Hans  196. 

—  Margare tha  s.  Lostorf finn. 

—  Oswald  296  A.  2. 

—  Sebastian,  Dr.  (von  Strassburg) 
312.  345,2.  346,27. 

—  Theodor  119Var.4.  471,3.  472, 
32. 

Brandmüller,  Heinrich  196. 

—  Ursula  s.  Wolleb. 
Bratteler,  Jacob  27,  27. 


Braunschweig ,  Herzog  Heinrich  II. 
der  jüngere  von  Braunschweig- 
Wolfenbüttel  (+  1568)  61,12.  14», 
33.  die  Braunschweigischen  (die 
von  ihm  geführten  Truppen  149. 
37.  —  S.  auch  Lüneburg. 

—  Johannes  von,  »natione  dux  de 
Saxonia« ,  Karthäuser  249, 2,31. 
A.2.  341,8. 

Breisach  222,30. 

Breisgau    155,34.     226,16.   392,11. 

396,34.  398. 
Breitholz  136, 16. 
Bremgarten  92,15.  122 A.  2.  129, 2o. 

130,25,2S.    136,25,32.    137,9,13. 

17.  139  A.l. 

Breuschthal  224,  2. 
Briefer,  Niclaus  526  A.  1. 
Brigittenorden  363, 12. 
Brouwer,   Adolf,   Bürgermeister  von 
Cöln  295  A.  1 . 

—  Adolf,  Karthäuserprior  in  Basel 
s.  Basel,  Karthaus,  Prioren. 

—  Nesa  295  A.l. 
Brücklerin,  Elsbeth  228, 35. 
Brünikoven,  Rudolf  v.  256  A.  1.  499. 

23. 

Brugg  92,  16  S.  auch  Carpentarii. 
Georg. 

Brun,  Thomas  362.  382,6,9.  384. 
32  ff.  409,30.  410.  477.  478.  Nach- 
trag zu  378  A.  5. 

von  Brunn,  Bonaventura  218,4.  22$. 
10. 

—  Hans  s.  Schaffner. 

—  Heinrich  334  A.  6. 

—  Maria  s.  Zscheckenbürlin 

—  Morand  331  A.4.  334.16.  354.9 
355  A.  2.  365.  vgl.  541, 2S. 

zum  Brunnen  (Brunner),  Hans  216. 
32. 

Brunnmeister,  Martin  33,4. 
Bruno,  der  hl   324,  22.  338  A  2. 
Burckhardt,  Andreas  196. 

—  Daniel  I.  196. 

—  Daniel  II.  196. 

—  Gertrud,  vermählt  mit  Theobald 
Ryff  196  A4. 

—  Gertrud  geb.  Falkeisen,  s.  Falk- 
eisen. 

—  Salome  198,3. 

—  Susanna  s.  Ryff. 

Burgund  129,4.  204, 2.  209,1.  227,16. 
Carl  v.  497  29. 

—  Isabella  v.  290,30.  291,25.  495>. 
497,  25, 32. 

—  Phüipp  v.  497, 30. 
Burgund,  Hoch-  20, 23. 


J 


Personen-  und  Ort sv erzeich niss. 


557 


Burgundia    minor ,    Klein  -  Burgund 

250?7,8. 
Busch.  Hermann  von  dem,  383  A.6. 
Butzer,  Martin  124  A.l.  424,1,  A.  3. 
Buxheim  337,  16  ff. 

Caecilia,  Magd  der  Sophia  v.  Rotberg 

495  A.l. 
Calais  (Callis)  184,22. 
Cantiuncula,  Claudius  45  A.  3. 
Capito,    Wolfgang    391,15.   400,27. 

408,  2.  424,  2,  A.  3. 
Capnio  s.  Reuchlin. 
Gappel  92,15.  101 A.  2.  133,12.  419 

A.4. 

-  Abt  von  (Wolfgang  Joner)  133,12. 
419  A.  4. 

-  Schlacht  von  131, 18  ff.  486, 27  ff. 
Carlstadt,    Andreas  Bodenstein  von, 

151A.2.   163,3,6,  A.l.  387,14,19. 

390, 22. 
Carnellius,  Hans  (Hans  Appendecker) 

32, 35.    Nachtrag  zu  378  A.  5. 
Carpentarii,  Georg  246.  307  ff.  320,5. 

328  A.l.    329  A.  2.    331A.4.    339 

A.  3.    340  A.  5.     347,22.    34«,  35. 

357  ff.  379, 13.  416.  433.   453  A.  1 

und  Nachtrag  zu  dieser  Stelle.  518 

—522. 
Ceccopieri  235  A.  1 . 
Chablais  169  A.l. 
Christgarten  bei  Nördlingen  339,5. 
Christian,  Laienbruder  in  der  Kar- 

thaus  zu  Basel  453,31.  527. 
Christoph,  Karthäuserprior  in  Trier 

s.  Trier. 
Cistercienser  Orden  496,  7. 
Clichtoveus,  Jodocus  416, 2,  A.  3  und 

Nachtrag  dazu. 
Cluniacenser  Orden  338,37. 
Coblenz  301,19.  399,18. 
Cochleus,    Johannes    381,5.    392,3. 

405, 16. 
Coci,    Bernhardinus    354, 11,  A.  10. 

365. 
Cöln  105,15.  226,32.  271,17.  273,29. 

274,15.  286,14.    295,2,7.   296,29. 

323. 
-•-  Erzbischöfe:   Hermann  v.  Wied 

(1515—1546)  114,3,21.  385,26.— 

Oebhard    Truchsess    v.  Waldburg 

(1577—1583)  185,11. 

-  Karthauserp rior  Hermann  v.  De- 
venter  502,8. 

Colmann,  Karthäuser  in  Basel  355,13. 
Coimar    109.    156,  21.   —  der  hohe 

Hath  zu   (conseil  souverain  d'Al- 

sace)  533. 


Conde,  Heinrich  v.  176,6.  177,18, 
20, 26. 

—  Ludwig  v.  176,4.  223,25,41.  224, 
3,5. 

Constanz  (Stadt)  63,4,10.  66,16.  67, 
7.  91,11.  92,9.  99,7.  101,26.  102, 
12.  108,35.  114,24,28.  118,9.  127, 
13,21.  130,26.  138,3.  165  A.  5. 
305,17.  403,13.  424,8. 

—  Diöcese  248,11.  302,7.  323  A.  1. 
499  28. 

—  Bischöfe  von  461,29.  494,40.  506, 
25.  —  Marquard  v.  Randeck  (1398 
—1408)  260, 14  ff.  281, 11.  —  Otto 
v.  Sonnenberg  (1475—1490)  334 
A.  4.  —  Hugo  v.  Hohenlandenberg 
(1496—1529,  1531—1532)  422,13. 

—  Weihbischöfe :  Bischof  Conrad  v. 
Hebron  281.  —  Melchior  403  A.  1. 

—  Johann  von  340,4. 
Coppius,  Conradus  378, 12. 
Crasso  s.  Grasso. 

Cronberg,  Hartmudt  v.  385  A.  3. 
Cünlin,  Conrad  (v.  Urach)  339  A.4. 
Curillo,  Alfons  v.  s.  Rom,  Cardinäle. 
Currificis,  Johannes  518,34. 

David,  Caspar  28, 13.  100,32. 

—  Elsbeth,  vermählt  an  Christoph 
Baumgarter  s.  Baumgarter. 

—  Heinrich  140,18.  215,7. 

—  Johannes  334, 14. 

—  Lienhart  33,4. 
Daxelstein,  Sebastian  159,25. 
Deinikon  136,15.  138  A.  5. 
Delsberg  216,8.414,17. 
Delsberger  Thal  168,4. 

Denais,  Geschlechtsname  235  A.  I . 

Deutschland,  deutsche  Nation,  Ale- 
mania,  Germania  162,14.  205,12, 
20.  219  A.l.  221,13,26,33.272,1. 
325,4.  341,25.  382, 19.  384,17. 
386,2.  387,15.  389,11.  390,24. 
392,14.  397,21.  408,6.  420,3.  423, 
1.  450,25.  487,2.  —  deutsche 
Kriegsknechte  174,9.  177,23. 

—  Kaiser  und  Könige  148,37.  208, 

28.  302,38. 
Ruprecht  270, 12. 
Sigmund  235.  242  A.  2.  304, 5. 
Friedrich  III.  325, 18.  330  A.  5. 
Maximilian  I.  397, 23. 
Carl  V.    26, 25  ff.   29,2,3.   61.  99, 

37.  113,39.  114.  118Var.25.  118 

A.2.     119,10,11.    121.    146,39. 

147,24.    148,31,39.    149.    150. 

153,30.  154,1.  158,2.  164,13,17. 

165.  166,16.  386,3.  390,11.  412, 


558 


Personen-  und  Ortsveraeichniss. 


24.  422  A.  3.  —  die  Kaiserischen 
(Kriegsvölker  Carls  V.)   47,39. 
165, 2.  —  die  Kaiserisohen  =  die 
Oesterreicher  s.  Oester reich. 
Ferdinand  I.  61, 5.  99,28.  102,12. 
105,36.  106,4.  114,1.  149,8.  157 
A.3.  170.   403,13.  412,24.  478, 
27. 
Maximilian  II.  179  A.  1. 
Joseph  II.  533, 36. 
Dementer,  Hermann  v.  s.  Cöin. 
Dhaun  218  A.  1. 
Dichtler,  Anton  2$,  11.  32,33. 
Dienast,  Geschlechtsname  235  A.  1. 
Diesbach,   Niclaus  v.  414  A.  3.  415, 
30. 

—  Sebastian  v.  125  A.  4. 
Diessenhofen  445  A.  2. 

—  Stephan  v.  s.  Stör,  Stephan. 
Dijon  20,24.  21,  7.  204, 16.  206, 1. 
Dischmacher  s.  Ramminger. 
Distlerin,  Maria  229, 10. 
Dittlinger,  Peter  125  A.  4. 
Dörfer,  die  fünf  s.  Fünf  Dörfer. 
Döle  227,  16. 

Dolter,  Conrad  135  Var.  21. 

—  Hans,  auch  Frischhers  genannt 
135,  20. 

Dornach  (Dorneck)  147,25.  184, 17. 

Dornbirn  449  A.  3. 

Dortmund    (Tremonia)    501,22.    — 

Wynand  von  Dortmund  s.  Basel, 

Karthaus,  Prioren. 
Driomalen,  Herr  v.  s.  Herzog  v.  Au- 

male. 
Dryel,  Johannes  v.  453, 27.  527  A.  1. 

—  Otto  v.  527  A.  1 . 
Dürr,  Hieronymus  229, 22. 
Dumysen,  Rudolf  4S6  A.3. 

Eberhard,  Ulrich  285  A.  2.  291,1. 
498, 20. 

Eberlin  v.  Gunsburg,  Johannes  404 
A.2. 

Ebernburg  383  A.  3. 

Eck,  Johannes  64,  16.  406,11.  407, 
14.  423  2. 

Eckart,  Meister  379  A.  1. 

Ecklin,  Heinrich  355,11.  453,30. 
527, 13  ff.  547,28.  Wahrscheinlich 
ist  er  gemeint  450,35.  456  A.  1. 
470.  472,  30.   vgl.  547,  33. 

Ef ringen,  Heinrich  v.  293  A.  4. 

Erringen  291  A.  5.  300, 13, 14, 26. 

Eidgenossen  (confoederati,  confoe- 
derati  de  antiqua  liga,  confoede- 
ratores  iigae  veteris),  Eidgenossen- 
schaft 20.  21.  22.  23.  26.  27.  28.  32. 


46.  47,35.  48.  53,16.  99,20,24 
102,6.  108,34.  116,10.  119,12.  111 
24,25.  123.  128,36.  132,1,7.  137. 

24.  145,23.  146,29.    149,27.  149 

25,  31.  151  A.  5.  153,  8.  154,  1. 
155,1.  156,22.  161,29.  163,3,29. 
167,1.  171,10.  t73,8.  175,13.  177. 

22.  180,19.  181,20.  183,19.  1$4. 
11,28.  186,32.  188,2,3.  200  ff.  212 
36.  215  ff.  219,3.  224,25.  227.  2*> 
9.  400, 15.  406, 7.  419, 11.  423, 3,  b 
—  Helvetier,  Helvetü  173, 12.  385 
28.  390,12.  392,13.  406,9.  407,4. 
21.408,14,17.  ihm  oberlendischen 
Schwytxer  gebirg  222, 20. 

Eimeldingen  30,33. 

Einsiedeln  270,23.  280,5.  335.17 
378  10. 

Elsass  3.  48,25.  49.  53,1,23.  109,4. 
120,25.  153  A.  4.    155,34.  156,37 
157, 12  ff.  158,1.    160,29.   162,16. 
166,28.    173,12.    178,21.    1S5,  1" 
189,17.   195A.  1.   221,35.  225,41 
226.  384,  5.  3S7,  3.  392, 11.  396,34. 
398, 19,  27.  399, 1.  533, 17.  —  B- 
s&sser  Wein  25,30.  120,25.  157,23 
221,35.  226. 

Elsass  Zabern  s.  Zabern. 

Ellykurt  s.  Hericourt. 

Ems,  Hannibal  v.  179,23,25. 

—  Marx  Sittich  v.  61  A.  3.  11$  Var 

23.  121  13, 

—  Wolfdietrich  v.  121  A.4. 
Enderlin,  Zoller  an  der  Wiesenbrücke 

456  A.l. 
Engelporten,    Kloster  in  Gebweiler 

331  A.  4.  392  A.  6. 
Engenthal  51,14. 
England  105,18. 
Ennius  441 , 6. 
Ensisheim  (Ensen,  Einszhein)  36,  & 

38.37,3.  49,6,34.  50,3.  89,4.  90 

A.3.  104,9.  226,5.  384,5.473,29. 

A.4.  527  A.  2. 

—  das  Regiment  v.  (die  vorderöster- 
reichische Regierung)  53,18.  99,14. 
129,10.  136,4.  153730,38.  154, 2  ff. 
185,12.  478,28. 

Entraigue,  Marquis  d'  533, 28. 
Episcopius  s.  Bischoff. 
Eptinffen,  Ritter  v.  172  A.l. 

—  Adelheid  v.,  genannt  die  Münchin 
282,25.  365.  498,31. 

—  Agnes  v. ,  vermählt  an  Burkhard 
Zibol  282  A.l.  365.497,17. 

—  Anton  v.  331 A.  4. 

—  Oredanna,  geb.  v.  Laufen,  geninnt 
zum  Schiff  331 A.  4. 


Personen-  und  Ortsverzeichniss. 


559 


Elrasmus  Ton  Rotterdam ,  Desiderius 
45.  69  A.  1.  147,  13.  311.  312.  368. 
381.  383  A.  6.  386,7.  393,2.  397,20. 
407,10.408,7.  415,3.  521. 

Erfurt  441,3. 

—  Jacob  v.  315. 
Esslinger,  Hans  170  A.  5. 
Ettingen  159  A.  4.  167  A.  8.  187,11. 

215,27. 
Eustachii,   Cardinal  sancti  s.  Rom, 

Cardin&le.    . 
Evangelische  Städte   und    Orte   der 

Eidgenossenschaft  183,19,25.  185, 

18.  188,23.  533,10,18. 

Faber,  Johannes,  Buchdrucker  64, 23 
und  Nachtrag  zu  dieser  Ätelle. 

Fabri,  Dr.  Johannes  403,  IX  404  A.  1. 
406,11. 

Fäsch,  Hans  Rudolf  170  A.  5, 8. 

—  Remigius ,  Maurerwerkmeister 
(1487)  333  A.  5. 

—  Remigius,  Rathsherr,  später  Bür- 
germeister (f  1610)  187,25.  218,6. 

Falkeisen,  Gertrud  196. 

—  Theodor  196. 

—  Ursula  8.  Ryff. 
Falkner,  Daniel  196. 

—  Dorothea  s.  Ryff. 

—  Heinrich,  Stadtschreiber  (+  1566) 
170  A.  8. 

—  Heinrich  196. 

—  Johann  Heinrich,  Oberstzunft- 
meister  196. 

—  Ulrich,  Oberstzunftmeister  29, 33. 
30,14.32,5.212,31.213,14,20. 

Farel,  Wilhelm  39,34.   40,1.   41,3. 

43, 25, 37. 
Farnsburg,  Vogtei  159,24. 
Fesch  s.  Fäsch. 
Fininger,  Jacob  229, 2. 
Fischingen  300,26. 
Fleyter,  Andreas  529, 28. 

Florenz  114,32,35.  115,14.208,32. 
219,9. 

Franken  48,  23. 

Frankfurt    105,15.    —    Frankfurter 

Messe   345  A.l.   355  A.  2.   416,1. 

425, 4. 

Frankreich,  Franzosen  21.  22.  32.  40. 
48,7.  151  A.  5.  166,22,27.  173. 
174,7,8,21.  175,19,24.  177,21. 
181,15.  184,26.  185.  187,35.  188, 
10.  223.  224. 

—  Könige  v.  205, 16. 

Ludwig  XI.  (als  Delphin)  331  A.  4. 
Ludwig  XII.  20.  21.  204,23,  A.4. 
205, 6. 


Franz  I.  21.  z.  23.  26.  27.  28.  30, 
7.  32.  33,9.  47.  48.  61.  136,5. 
146,39.  147,19,24.  148,28,30. 
149.  150.  151  A. 5.  166,5.  200ff. 
212.  213.  214.  390, 11  ff.  —  des 
künig  trysenier  32, 16, 17. 

Heinrich  IL    166.    167,2.    171,11. 

—  Catharina,  Heinrici  wittwen 
223  24. 

Carl  IX.  171,8,9.  173,14.  181,16. 

—  könig  Caroli  wittwe  178, 9  ff. 
Heinrich  III.  177,22.24.    183,16. 

184,  7.  188, 1, 7.  -  die  königliche 
verein  185,3. 
Heinrich  IV.    177,20,25.    188,9. 
531,33. 

Frauenfeld  20, 32. 

Freiberge,  die  168,  5. 

Freiburg  i.  Br.  49, 6.  89, 4.  249,  32. 

287, 1.  303, 16.  337, 19.  392,9.  397, 

15.    398.    399.   434.  435.  449  A.  4. 

456  A.l.  459,11,24.  461,29.    470. 

471.  478,26.  479,1.  481,1.  522,32. 

527,16,18. 

—  Prioren  der  Karthaus  |(Johannis- 
berg),  Johann  v.  Braunschweig  s. 
Braunschweig.  Johannes  Kesslin 
v.  Leonberg  337, 20.  —  Gregorius 
Reysch  v.  Balingen  337, 18, 22.  345 
A.l.  383 A.l.  397.  398.  416 A. 6. 
—  Matthias  530.  —  Athanasius 
Kolb  434.  435.  532.  533. 

Freiburg  X.  Ü.  20, 23.  73, 40.  82  A.  1. 
115.  116.  126,11.  127,20.  136A.1. 
151,13.  180,20.  200,14.  201,24. 
216,33.424,16. 

Freiburger,  Michael  344  A.  3. 
Freie  Amt,  das  (am  Albis  im  Zürich- 
biet) 136, 20. 

Freien  Aemter,  die  (im  Wagenthal) 
'    92,12.  137,20,29. 
Freisingen,  Weihbischof  v.  s.  Marius, 
Augustin. 

Freudenberg  s.  Schorpp. 
Frey,  Jacob  64  A.  5.  65, 13. 

—  Rudolf  (Hans  Rudolf)  131,  11. 
215,4.  455,26. 

—  Tobias  185,21. 
Friesland  223, 30. 
Frischherz  s.  Dolter. 
Froben,  Familie  235.  382, 1. 

—  Hieronymus  147  A.  2. 

—  Johann  345  A.  1.  354  A.  8.  369. 
381  A.l, 2, 3, 4.  383 A. 6.  386 A. 3. 
393  A.l..  521,39. 

Frölich,  Nicolaus  453, 29.  527, 4, 12. 
529,24.  530,12. 


560 


Personen-  "und  Ortsverzeichniss. 


Fuchs,  Lienfaard  331  A.4  nebst  Nach- 
trag, 355  A. 2.  449  A.4.  541,28. 

Fünf  Dörfer,  die  (Reinach,  Therwyl, 
Oberwyl,  Ettingen,  Allschwyl)  167, 
21. 

Fünf  Orte,  die  Luxem,  Uri,  Schwyz, 
Unterwaiden,  Zug)  92, 16.  99, 13. 
121,30.  123,14,38.  128,40.  129,20, 
21.  130,29.  136,13,19.  183,32.  — 
die  fünf  Linder  99, 1,4,27.  —  die 
Lander  99,33.  100,6,11.  101.  102, 
8.  124,1,2.  128,22,31.  131—137. 
145,21.  162,3.  224.32.  485.  486. 
487.  4SS. 

Fürstenberg,  Graf  Wilhelm  v.  27, 22. 

Fürvelder,  Jerg  228,28. 

Füssen  338  A.  5. 

Fulda  386, 6. 

Galiläa,  Name  für  Oertlichkeiten  in 

und  bei  Jerusalem  272  A.  2. 
Oallarate,  Friede  v.  204, 14, 16. 
Oallera  (Oallarate?)  Jacob  v.  205,  25. 

vorl.  Var. 
Gallati,  Caspar  184, 13. 
St.  Gallen    20,31.    100,23.    107,23. 

10S,35.  127,14,20.  134,28.  203,3. 

391, 13.  424, 8.  —  Abt  v.  208, 3. 

—  Othmar  v.,  Karthftuser  in  Basel 
453, 29. 

Gallicandes  164,31. 
Gallica  gens  s.  Armagnaken. 
GaUicion,  Hans  29,37.  56,27.  213,21. 
Ganfredus  s.  Trano,  Goffrido  de. 
Gebhart,  Hans  Heinrich  213,21. 

—  Lienhart  228,18. 

—  Lux  218,4. 
Gebilly,  Geble  s.  Gobelin. 
Gebweiler  49, 7.  331  A.  4.  392, 9. 

—  Johann  442  A.  2. 
Geierfalk,  Geirach  s.  Geyerfalk,  Gey- 

rach. 
Geldern  290,22.  301,15.  392,15.  527 

A.  1. 
Gempen  125, 17. 
Genevois  169  A.  1. 
Genf  115.  116.  145.  146.  183,18,32. 

184,1.  186,32.  200,9.  205  A.l.  209, 

12. 
Gent  271,16. 
Georg,  Bruder  (Laienbruder  u.  Bäcker 

in  der  Karthaus  tu  Basel)  334  A.  6. 

—  Bruder,  Mönch  in  der  Karthaus 
zu  Basel  s.  Carpentarii. 

—  David  s.  Joris. 
Gering,  Ulrich  344  A.  3. 
3t.  Germain,  Friede  v.  174,8. 
Germania  s.  Deutschland. 


Gernier,  Peter  159,20. 
Geroldseck,  Oberster  224,7. 
Gerolspach,  Georgius,  alias  von  Schü- 
ren 241  A.2. 
Gerson,  Johann  324, 20.  326, 7. 
Geusen,  die  227, 10. 
Gez  169  A.l. 
Geyerfalk,   Thomas    (auch  Thoma» 

Kessler)    37  A.  2.    409,13.    421.4 

A.3. 
Geyrach  (Girio;  269,39. 
Glareanus,  Heinrich  89 A.l.  312. 3S> 

A.6.  440  A.4.  521,35. 
Glarus  20,31.  63,9.  92 A.l.  101 .2* 

30.    136 A.l.    1S4, 13.   200,14.  - 

der  Ammann  von  (Hans  Aeblj 

102,3.  Ä 
Gobelin,  mrth&userprior  in  Maini  * 

Mains. 
Gobelin  (Gebilly,   Geble,  Gobelin. 

Anton  100,31.  448  A.4.  476 A! 
Götz,  Jacob   55,22.   115,24.  119,2 

A.2.  198,29. 
Grandis,  Johannes  422  A.  3. 
Granwyier,  Oberster,  224,7. 
Grasso  121  A.l. 
Graubündten,  Graubündtner  US.  12!. 

1,21.  122,24.  139,23.485,20. 
Greda,   consodalis  der  Vereni  m 

Haupt  251  A.  3. 

—  Magd  der  Sophia  v.  Rotberg  4fc 
A.l. 

Gregor  d.  Grosse  s.  Rom,  Päbite. 
Gregorienthai  409  A.  1 . 
Grenoble,  Bischof  Hugo  v.  338,  23. 
Grenzach  150, 16.  334  A.  6. 
Grieb,  Lienhard  21,5. 
Griechenland  19, 15. 
Gropp,  Bath  421  A.3. 
Gruoenheimer  420, 11. 
Gryn&us,  Johann  Jacob  188, 27. 1^.3 

—  Margaretha  197,26. 

—  Samuel  532,  3. 

—  Simon  162,22. 

Gubel,  Schlacht  auf  dem  134.  4s>.  , 

31  ff. 
Gürtler,  Urban  s.  Blechnagel. 
Guise,  Geschlecht  v.  223, 25. 

—  Heinrich  I.v.  188,1  ff. 
Gutschick  165,  22. 
Gypsmüller,  Johannes  243  A.  4. 


Habsheim  104,9. 
Hänlin  s.  Lapide,  Johannes  de. 
Hagenau  156,21. 
Hagenbach,  Frans  47, 13. 
—  Isaak  532, 15. 
Hagenthal  172,29. 


Personen-  und  OrtsvAzeichniss. 


561 


Hager,  Andreas  171,20. 
Haller,  Berthold  423, 14,  21. 
Hammelburg  345  A.  1 . 
Hanau  441/2. 

Hans,  Bruder  s.  Roth,  Hans. 
Hardt,  die  (im  Sundgau)  226,  7. 
Harnister,  Dorothea  229,1. 

—  Wolfgang  62,  30. 

Hattstadt,  Claus  v.  189,18. 
Haupt,  Burkard  zum  251, 1. 

—  Conrad  zum  175  A.  2.  251  A.  1. 

—  Verena  zum  251, 6  ff. 

Heboid  (Peter)  73  A.  4. 
Hegner,  Gebhard^31  A.4. 

—  Sibylla  s.  Zscneckenbürlin. 

Heid  s.  Lanten. 
Heidelberg  189,4. 
Heidelin,  Marx  159,19.  165  A.  3. 
Heübronn,  Conrad  v.  llfc,33. 
Heinlin  s.  Lapide,  Johannes  de. 
Heitersheim  392,8. 
Heitzmann,  Anton  14  A.  2. 
Helvetier,  Helvetii  s.  Eidgenossen. 
Henrici,  Hermann  s.  Vullenhoe. 
Hercinia  silva  s.  Schwarzwald. 
Hericourt  (Ellykurt)  27, 19  ff. 
Hermanni,  Heinrich  s.  Vullenhoe. 
Hessen,  Landgrafen  v.  329,30.   330 

A.  I.  498,6.  —  des  Landgrafen  v. 

H.  Land  104, 30. 

—  Landgraf  Philipp  der  Grossmü- 
thige  lt)8,37.  114.  164,15.  166,17. 

Hetzer,  Ludwig  45  A.2. 
Heynlin  s.  Lapide,  Johannes  de. 
Hieronymus,  der  hl.  343,  12.  341,24. 
Hüdbrand  (Hilbrand),  Balthasar  26, 
19.47,7.  100,30. 

Hildesheimer  Diöcese    241.    297,21. 
494, 5. 

Hippocrates  441,28. 
Hispania  s.  Spanien. 
Hochberg  (Hochburg),  Schloss  49,  9. 

—  Markgrafen  v.  s.  Rötteln. 

—  Johann  v.  340,1.  345,4. 

—  Sebastian  v.  340  A.  3. 
Hochburgund  s.  Burgund. 
Hochkönigsburg  153,32. 
Hochwald  125,  7. 
Hohenembs  s.  Ems. 
Hohenstein,  Johann  v.  264  A.  1. 
Holbein,  Hans  334  A.  6. 
Holland  168, 10.  392, 15.  408,4. 
Holzach,  Eucharius  d.  ä.  30, 13.  213, 

21.  416  A.  4. 

—  Eucharius  d.  j.,  Arzt  416, 10,  A.  4 
und  Nachtrag  zu  derselben. 

—  Oswald  47,29. 

BmUt  Chroniken.  I. 


Homburg  (Honburg)  Vogtei  159,27. 

217,7. 
Homerus  441,6. 

Hörn,  das,  bei  Grenzach  150, 16. 
Hortensius,  Lambertus  164,  10. 
Hospinian,  Leonhard  530, 2. 
Howalt  s.  Hochwald. 
Hubmaier,  Balthasar  401  A.  1.  403, 9. 

404  A.  2. 
Hückily,  Adam  1 19,  5. 
Hüningen  151. 
Hünlin,  Balthasar  378, 12. 
Hüpschi,  Lienhart  73  A.  1. 
Hütschy,  Wolf  100,31.  147,27.  148, 

20, 23. 
Hug,  Conrad  421 A.  3. 

—  (Hans)  v.  Luzern  73  A.  4. 

—  Hans  Düring  (During  Huglv)  135, 
20.  159,  25. 

Hugi,  Hans  73  A.  4. 

Hugly  s.  Hug. 

Hurre,  Johannes  401,  19. 

Hutmacher,  Melchior  229,1. 

Hütten,  Ulrich  v.  382, 21  ff.  385,27. 


Imeli,  Jacob  63  A.  8. 

In  der  Gassen,  Conrad  s.  Heilbronn, 

Conrad  v. 
Innsbruck,  die  Österreich.  Regierung 

in,  53,19. 
Irmy,  Balthasar  I.  330  A.  5. 

—  Balthasar  II.  175,19,20.  177,15. 
188,5. 

—  Hans  I.  330, 13. 

—  Hans  IL  81 A.  2.  215,3.  448 A.  4. 
451,46.  452,7.  453,33.  454,27. 
455,28,40.  456,3,19.  457,13,18. 
458,27,38.  480 A.l. 

—  Niclaus  147,28.  166A.8. 
Iselin,  Jacob  228,  34. 

—  Lux  82,30.  215,5. 

—  Wolf  27,  25. 
Isenflam,  Heinrich  28, 2. 
Isengrien,  Anna  197,20. 
Isny  135  A.  2. 

Ittingen  313.  314.  339  A.  2.  340  A.  5. 
362.  392, 14. 


Jacob,  St.,  bei  Basel  113, 12.  160, 8. 

Jacob  v.  Erfurt  s.  Erfurt. 

Jacobus  Januensis  s.  Voragine,   Ja- 

cobus  de. 
S.  Jago  de  Compostella  389, 3. 
Jarnac,  Schlacht  bei,  224, 4. 
Jeckelmann,  Franz  228, 1 1 . 
—  Christiana  ebenda«. 
Jeuchdenhammer,  Hans  153,21. 

36 


562 


Personen-*  und  Ortsverzeichniss. 


Johannes,  Evangelist  19,11. 
Johannisberg,  Karthaus  bei  Freiburg 

398, 36,  s.  auch  Freiburg  i.  B. 
Jona  132,24,  A.  1. 
Joner,  Wolfgang  s.  Cappel. 
Joris,  David  168.  169. 
Juchtenhamer  s.  Jeuchdenhammer. 
Judae,  Leo  385, 8. 
Jude,   der  sich  zum  Christenthume 

bekehrt  122, 15,  IS. 
St.  Julien,  Friede  v.  116,9. 
Jungennann,  Maria,  vermählt  an  Hans 

Gallicion  29, 39,  A.  6.  56, 27. 

Kaiser,  Jacob  100, 13,  A.  3.  487  A.  1. 
Kaltberger,  Subprior  der  Prediger  in 

Basel  90  A.  3. 
Karthaus,  die  grosse  (Chartreuse  bei 

Grenoble)  257  A.l.   338  A.  2.    399, 

19,31.  473,33.  531. 

—  Prioren  337,24.  341, 27,  A.  2.  456 
A.l.  484,2.-531.  —  Stephan  Ma- 
con,  Prior  von  Seitz,  zur  Zeit  des 
Schismas  von  den  Anhängern  der 
römischen  Päbste  als  Prior  der 
grossen  Karthaus,  d.h.  als  Ordens- 
general anerkannt,  257  A.  1 .  264, 
17.  265,29.  269,38.  270,6.  271,23. 
274 A.l.  277,4.  501,25.  502,10,42. 
—  Johann  v.  Greiffenberg  257  A.  1 . 
Frans  (zur  Zeit  des  Basler  Concils) 
267,3.  —  Johannes  (1546)  52S. 

Keck,   Bonifacius  448  A. 4.   449,18. 

462.  467, 19  ff. 
Kegel  (Keygel),  Hans  33,5. 

—  Kunigunde  228, 18. 
Kelbly  s.  Reinhart. 
Keller,  Conrad  196. 

—  Hans.  v.  Zürich  216, 33. 

—  Martha  s.  Ryff. 
Kembs  (Keimsz)  152,22. 
Kempten  135  A.2. 
Kenzinpen  398,25. 
Kepfenbach,   Georg  (Georgius  Wil- 

helmi  v.  Kepfenbach)  334, 4,  A.  1. 
Kessler,  Martin  119,4. 

—  Nicolaus  345  A.  1 . 

—  Thomas  s.  Geyerfalk. 
Kesslin,  Johannes  s.  Freiburg  i.  B., 

Karthaus. 
Keygel  s.  Kegel, 
von  Küchen,   Hieronymus    131,13. 

228, 28. 
Kilchmann,   Elsbeth  s.   Zschecken- 

bürlin. 

—  Ludwig  331  A.  4. 
Klingnau  518,33. 

Knobloch,   Bartholomäus    432.    448 


A.4.  449,13,20.  451,34.  456 AI 

459,1.  462.  463.  467, 18 ff.  471.472 

480, 4.  525  A.  1 .  528,1. 
Knusshart,    Jacob,   von  Appenzell 

Laienbruder    in  der  Karthaus  k 

Basel  527.  528.  530, 12. 
Köuffer,  Heinrich  s.  Zeller. 
Kolb,  Athanasius  s.  Freiburg  i.  Br 

Karthaus. 

—  Christiana  199  A.  3.  402  A.  4. 

—  Franz  423,  15. 

—  Matthias  148,1,21. 
Kornmesser,  Nicolaus  421  A.  3. 
Krantz,  Martin  344, 3. 
Krencklin,  Ambnsjius  s.  Bellingeo. 
Krenzach  s.  Grenzach. 

Kressi,   Thomas   434.  453,28.  461 

527,4,11.  529,24.  530.531,19. 
Krug,  Caspar  170,9, 13,  A.  8. 

—  Sebastian  131,12. 

Küffer  (Kftfer,   Kouffer),  Johannes 

402, 3.  439, 22. 
Kündig,  Jacob  219  A.  3. 
Kupfernagel,  Agnes  334  A.  3. 

—  Johann  334, 7. 

Lämmlin,  Bat  63, 1. 
Länder  s.  Fünf  Orte. 
Landenberg ,  Hans  und  Christoph  t. 

161, 24,  A.  3.  162,6,8. 
Landskron  25,  35. 
Landstuhl  385, 19,  A.  4.      . 
Langbaum,  Balthasar  228, 23. 

—  Magdalena  ebendas. 
Langendorf  345  A.  1.  379, 16. 
Lanten,  Hans  v.,  genannt  Heid  216, 

33. 
Lapide ,  Johannes  de  (Johann  Hei&- 

fin,   Hänlin)    312.   329,4.  331,16. 

A.l.  338,  33,  A.  2.  342,29—347,6 

364. 
La  Tour  s.  Thore,  v. 
La  Tremouille  204  A.  2. 
Lauber  s.  Louber. 
Laufen  159A.4.  182.  187,10.  215,-26. 

—  Elsav.  331 A.  4. 
Laufenburg  (Louffenberg)  527, 27. 
Laufenthal,  das  116,14,25.  159,32. 
Lausanne,  Vertrag  v.  169A.  1. 

—  Bischof  v.    (Sebastian  v.  Mont- 
faucon  1517—1560)  422,13, 30,  A.3. 

Leberwurst,  Hans  62,25. 

Leiderer,  Hans  52  Var. 

~  Ulrich  52,5.  394, 13.  397,6. 

Leimenthal  (Leinthall)  159,34. 

Lemli  s.  Lämmlin. 

Lenzburg  92, 15. 

Lesser,  Johannes  547  A.  2. 


J 


Personen-  und  Ortsverzeichniss. 


563 


Ziebinger,  Peter  284  A.  1. 

Uel  2MA.3.  288,33.  289,6.  292,24. 

295,12.300,13.  301,32.  302-304. 

405  23 
Liestal  2S,4.  51,12.  113,1,4.  12«, 10. 

159.    196.  197,23.    217,6.    392,12. 

393  A. 2.  394,14,30.  445,6,17. 

—  des  schul thessen  dochter  v.  182, 2. 
Lirapurger,  Telamonius   89,24.  388, 

10.  390,6.  402,22.  403  A.  1.  407,  7. 
415,23.  450,21.  452,  3.  460,30. 

Lindau     135  A.  2.     305,  16.     322,  7. 
334,5. 

—  Johann  v.  347,9  Var.  7- 10.   Vgl. 
auch  Spilman,  Johannes. 

Locarno  (Lucarisz)  205,21.  208,14,20. 

Lodi  61,26.  149,38. 

Lostorffin,  Margaretha  296, 15.    331 

A.4. 
Lothringen  129,3.  166.28. 

—  Herzog  v.  (Aiiton  f  1544)  49,17  ff. 
56,33.  57,7. 

Louber,   Italhans    305  A.  2.    334,5. 

—  Jacob  s.  Basel,  Karthaus,  Prioren. 

—  Johannes  305  A. 2. 

—  Ulrich  305  A.  2. 
Lucas,  Evangelist  19, 14. 

Lucern  20,31.  23,34,42.  25,20.  66, 
35.  74,2.  92,18.  99,2,5.  102,20, 
22.  122,1.  123,14.  127,21.  132,12. 
133,11.  134,34.  135,33,34.  180,19. 
200,13.  202,8.  216,32.  227,25.  3S5, 
12.  407  A.  3. 

—  der  Spitalmeister  v.  73  A.  1. 

—  Johann  v. ,  s.  Lüthart. 
Ludolphus  de  Saxonia  315.  325,29. 

326  A.  1 . 
Lüneburg,  Herzog  Ernst  der  Beken- 

ner  114  A.  2. 
Lüthart,  Johannes  (auch  Johannes  de 

Lucerna,  Johann  Sündli)  Nachtrag 

zu  37  A.  4.  409, 16.  421,4. 
Lützel  392,7.  496,7. 
Lützelman,  Hans  21,36.  23,18. 
Luft ,   Peter  zum    285  A.  2.    300,  2. 

498, 16. 
Lugano  (Louwertz,  Lowers)  205,  21, 

26.  208,13, 19,  Var.  18. 
Luino  (Löwin)  205  Var.  26.  * 

Luterbach  392,8. 
Luterburger,  Jacob  196. 

—  Margaretha  s.  Ryff. 

Luther,    Martin    39,4.    104,31,34. 

105,5,9.    287  A.l.    369.    370.    383 

A.6.  387,10.  391,27.  392.  405,  16. 

407 A.l.  408,4.  415,3.  416,2.  440 

A.3,4.  487,6. 
Luxenhoffer,  Hans  119,3. 


Lyon  205, 15,  A.l. 

Lyra,  Nicolaus  de  287, 2.  379  A.  1. 


Mailand  21.  22.  23,8.  28, 31  ff.  29,2. 
32,15,36.  47.  61.  62,  13.  206,4. 
390, 10. 

—  Herzöge,  Herzogthum  204,  24. 
20S,24.  —  Maximilian  Sforza  21. 
201, 45.  204,18.  205,20,  A.  4.  — 
Franz  Sforza II.  121  A.3.  122,25,27. 
123.   136  A.l.  139,24. 

Mainz  105, 15.  249,33.  270,9.  275, 
17.  282,  16.  283,5,20.  2S5, 26.  287, 
25.  288,1.  290,11.  392,14. 

—  Erzbischof  v.  (Albrecht  v.  Bran- 
denburg) 385,  25. 

—  Karthäuserprioren :  örtwin  283, 
20.  8.  auch  Basel,  Karthaus,  Prio- 
ren. —  Gobelin,  Visitator  der  pro- 
vincia Rheni  432.  449A.4.  456  A.l. 
484,2.  526—529.  Wahrscheinlich 
ist  er  auch  gemeint  490  A.  1. 

Malvasier  Wein  345  A.  1 . 
Maner,  Elisabeth  495, 2,  A.  1 . 
Manuel,  Niclaus  64  A.  5.  73  A.  1. 
Marbach  392,  8. 

Marburg  104,30.  219,8.  330  A.l. 
498,5. 

Marcellin,  Gabriel  205,  24.  vgl  Var. 
Marcus,  Evangelist  19,  5, 13. 
Marcus  Antonius  205  Var.  26. 
Marignano,  Schlacht  von  22,  30.  200, 

6.  204  A.l. 
Marius,  Augustin  403, 3  ff.,  A.  1 .  412, 

5.  415,24. 
Marschalk,  Günther  256  A.  1. 
Marseille  149,13. 

—  Bischof  von  (Stephanus  Plonerii) 
295,17,21. 

Martin,  Lux  196. 

—  Salome  s.  Ryff. 
Martius  s.  Merz. 
Maser,  Hans  22, 25. 
Matthäus,  Evangelist  19,2. 
Matthias,  Prior,  s.  Freiburg  i.  Br. 
Mechtildis  virgo  311.  360. 
Medici,  Jacob  s.  Musso. 

Medicis,  Lorenzo,  und  das  Haus  von 
208,31. 

Meffret  315. 

Meintal  s.  Val  Maggia. 

Melchior,   Weihbischof  v.  Constanz 

8.  Constanz. 
Mellingen  92,15.  137. 
Mellinger,  Barbara,  Gem.  des  Johann 

Petri  336  A.l. 

36* 


564 


Personen-  und  Ortsverzeichnis«. 


Meltinger,  Heinrich  22,24.  24,24. 
33,3.  71,35.  73,9.  «0,25.  82,28. 
85, 42.  98  A.  2.  399  A.  2.  448, 10. 

—  Jacob  33,  3. 

Memmingen   118,17.    135  A.  2.   337, 

16. 
Merckin,  Elisabeth  330  A.  2. 
Merian,  Theodor  170  A.  5,8.  228,34. 
Merz,  Apollonia  s.  Ryff. 

—  Euseoius  196. 

—  Prior  der  Prediger  zu  Basel  90  A.  3. 
Metz,  Cardinal  v.  fcardinalis  Meten- 

sis)  304,5. 

Meyer,  Adelberg  34, 2.  42,33.  72,11. 
73,14.  159,18.  212,31.  399  A.  2. 
406  A.  5.  454, 39. 

—  Augustin  s.  Marius. 

—  Bernhard,  der  Wechsler  135,  19. 
153,18.  215,6. 

—  Bernhard  (Hans  Bernhard)  von 
Balderstorf  21,36.  S2.32.  215,1. 

—  Hans  Conrad  (Bürgermeister  zu 
Schaffhausen)  216,37. 

—  Jacob,  zum  Hasen  29,34.  30,14. 
47,27.212,28.  213,13,19.  wahr- 
scheinlich  gemeint  310. 

—  Jacob,  zum  Hirzen  55,21.  58,2. 
72,11.  73,15.  153,19.  162  A.  7 
(vgl.  mit  8.  5.  6).  198,29.  215,2. 
450.  457,35.  522,22. 

—  Peter,  Pfarrer  in  Frankfurt  3S3 
A.  2. 

Michelfelden  152,12. 

Mieg,  Hieronymus  529,35. 

Misz  s.  Musso. 

Mörsperg,  v.,  Decan  am  Münster  in 

Basel  393,  11. 
Mohacs,  Schlacht  v.  412,23. 
Molitoris,  Georg  518,  33. 

—  Nicolaus  313  A.  7.  354  A.6.  356, 
5.  363.  368.  387  A.  5.  400  A.l. 
430  ff.  451,5,15.  453,29.  454,25, 
26.  456,5.  459.  461,22.  462,34. 
463,11.  464,11,13.  473,41.  474. 
475.  476.  478,11.  480.  481,3.  482. 
483.  4S9,27,33.  490.  524  ff.  536, 
30. 

Monechusen  290, 6. 
Montbeliard  s.  Mümpelgart. 
Montcontour,  Schlacht  v.  224,8. 
Moresin,  Baptista  205, 26  vgl.  Var. 

—  Bernhardin  205,25. 

—  Hieronymus  205,26. 
Moser,  Adelheid  s.  Suter. 

—  Hans  340  A.l. 

—  Ludwig  299,43.  339,7.  498.12. 

—  Ulrich  339  A.  2. 

—  Urban    324  A.  2.     325  A.2.     329 


A.  2.   339  A.  2.    340,1.   359.   m 

362. 
Mühlberg,  Schlacht  v.  165, 2. 
Mülhausen     47.11.     73,33.    91.  IS. 

92, 10.  99, 7.  100, 35.  102,  IS.  IM. 

10.  107,23.  108,36.  118,9.  ltt.ll 

127,20.  130,26.134,6,24,27.**, 

4.    330  A.  2.     386,4,19.    4S4.H 

498,1. 
Mülinen,  Beat  Ludwig  v.  216,  M 
Müller,  Niclaus  s.  Molitoris. 

—  Sebastian  s.  Basel,  St.  Peter. 
Mümpelgart  181,11.  183,5. 

—  der  Graf  v.  (Friedrich,  seit  15*1 
216,7. 

Münch,  Adelheid  s.  Eptingen. 

Münchenstein,  Vogtei  159,26. 

Münster,  Sebastian  14. 

Münzer,  Thomas  387, 13.  487  A.! 

Murer,  Hans  (genannt  Silberber; 
83,1. 

Murner,  Thomas  407  A.3.  424  A 

Musso  (Misz ,  Mysz ,  Müsz)  am  O 
mersee  und  dessen  Besitzer  Gb- 
como  Medici)  118,24.  121.  IS 
123.   139.  140,2.    vgl.  485, 20 1 

Muttenz  159,26. 

Myconius,  Oswald  163 A.l.  167,1* 

Nagel  (auch  Nager),  Hans  119,6. 
Nagel    von    der    Alten   Schönste 
Jacob  331  A.4.  364. 

—  Margaretha  s.  ZscheckenbQrlin 
Nanzig  497,30. 

Navarra,  König  v.  (Heinrich  IV  * 
Frankreich. 

Nemours,  Heinrich  v.  176A.2. 

Neuenburg  a.  Rhein  331 A.  4.  ** 
23.  449  A.  4.  479, 3. 

Neuenburg  am  See,  Gräfinn  v.  Jo- 
hanna v.  Hochberg,  verm.  Orlean* 
Longueville)  136  A.l. 

Nicolaus,  Bischof  v.  Tripolis,  Gene- 
ralvicar  des  B.  Caspar  v.  Basel  & 
A.4. 

Nider,  Johann  315. 

Nidwaiden  204  A.  3. 

Niederland,  partes  inferiores  Ale- 
manie  61,1,6.  105,14.  117.18.« 
f49,25,37.  175,15.  179,27.  154.3- 
226,30.  227,9.  267,5.  290,25.2« 
3.  392, 15. 

Nördlingen  s.  Christgarten. 

Nürnberg  135, 39.  252, 34.  253.  Jft. 
38.  290,19.  389,12.  423,17. 

Oberland,  Oberländer  62, 13.  225,1" 
—  ihm  oberlendischen  Schwytw 
gebirg  222, 20. 


1<  jonen-  und  Ortsverzeichniss. 


565 


)berried,  Hans  83,2.  ;  .  A.2.  331 
A.  4  und  Nachtrag  da  l.  354  A.  8. 
355  A.  2.  541,  28,  A.  1. 

—  Frans  170  A.3. 

)berwyl     159  A.  4, 5.    167  A.  8.    187, 

11.   215,26. 
3brecht,  Cunrat  456  A.  1. 
)ecolampadius,  Eusebius  162  A.  7. 

—  Johannes  35,20ff.  37,16.  45.  46. 
63,23.  79,23.  104,29.  124.  138, 
14.     167,7.    383, 9  ff.    386.    390,6, 

24.  391,15.   396,11.   400,27.   405, 

25.  406,13.  407.  408,5.  415,11. 
416,3.  421,3.  424,5.  440  A.  4.  442 
A.  2.  443,1,5.  445,13.  460,31. 
4S4,31.  488,7. 

Oesterreich  105,30.  119,19,21. 

—  Haus ,  Herrschaft ,  Unterthanen 
derselben  26,2.  99.  102,9.  166, 
28.  185,15.  208,29.  254,23,24. 
279, 23.  —  die  österreichischen  Re- 
gimentsherren s.  Engisheim,  Regi- 
ment v. 

—  Herzog  Leopold  v.  (f  1386)  475 
A.l. 

—  Herzog  Friedrich  v.  (+  1439)  275, 
25  ff.  279. 

—  Erzherzog  Ferdinand,  spater  Kai- 
ser Ferdinand  I.,  s.  Deutschland, 
Kaiser. 

—  Erzherzog  Ferdinand,  Sohn  K. 
Ferdinands  L,  174,32.  225,41,42. 

Oetiingen  (Oetliken)  258,7. 
Qetly,  Andreas  28, 13. 
Ougiin,  Bernhard  346, 28. 

—  Hans  215,  9. 

—  Hans  Ulrich  229,1. 

Offenburg  (von  Offenburg,  Offenbur- 
ger), Dorothea  334  A.  6. 

—  Egly  82,31.  85,43. 

—  Hans  331  A.4.  334  A.  6. 

—  Heman  22,7.  159,24. 
Oigly  g.  Öuglin. 
Ölungen  394, 30. 

Oranien,  Wilhelm  v.  227, 10. 
Orleans  348  A.l.  349.27. 
Orte,  die  fünf  s.  Fünf  Orte. 
Ortenburg  157,30. 

—  der  Graf  v.  (Gabriel  v.  Salamanca), 
157,29,30. 

Ortus  Christi  s.  Christgarten. 
Oslander,  Johannes  423  A.  4. 
Ostheim,  Heinrich  v.  146  6. 
Othmar  y.  St.  Gallen  s.  St.  Gallen. 

Paludianus,  Ludovicus  s.  Moser. 

Pantaleon,  Heinrich  1 64  A.  3. 

Paris  343, 37.  344,2.  348,26.  349,27. 


Paris.   Karthäuserprior  Johann  von 

Greiffenberg  257  A.l. 
Pasterle  (Pusteria?)  Peter  205,24  vgl. 

Var. 
Pavia,' Schlacht  v.  47, 33  ff.  390, 10  ff. 
Pelargus,  Ambrosius  s.  Basel,  Predi- 

firer&loster. 
Pellican,   Conrad  386,17.  405,27  ff. 

408,  9. 
Persius  1 38  A.  3. 
Petri,  Familie  235. 

—  Adam  311.  336A.  1.  369.  379,17. 
385,11.  446,19. 

—  Barbara  s.  Mellinger. 

—  Heinrich  170  A.  5. 

—  Johann  345  A.  1 .  354  A.  8. 
Petrus  Lombardus  379  A.  1 . 
Petrus,  Pfarrer  zu  St.  Alban  445, 28. 
Peuterich,  Petrus  185,7,8. 

Peyer,  Lienhard  496,  1. 

Pfalz,   des  Pfalzgrafen  Land  48,  24. 

56,33.  177,19.  185,10. 
Pfalzgrafen 

Ludwig  V.  49,25.  57,9.  385,17. 

Johann  Casimir    177,16,19.    183, 
3,4.  185,10,17.  188  A.  4. 

Wolfgang  v.  Zweibrücken  172,  40. 
224, 4. 
Pfeffingen  24, 13  ff.  215,23.   414,20. 
Pfyffer,  Ludwig  216,31. 
Phrygio,  Paul  Constantin  460,31. 
Picardie  (Byckarty)   150,5. 
Platter,  Felix  228  A.  3. 
Polen  408,4. 

Porta  Montis  s.  Thorberg. 
Prediger  Orden  383,2.  389,2.  424,1. 
Protestierenden,  die  164,3,6,16.  165, 

1,3,13. 
Pruntrut  25,  5  ff.  180  A.  3.  216, 9. 

Ramminger,  Diebold  310.  378,  19 
und  Nachtrag  zu  378  A.  5. 

—  Ursula  378,19. 
Harnstein,  Vo£tei  159,28. 
Randeck ,   Anna  v. ,  Gemahlinn  des 

Bernhard  v.  Kotberg  293  A.  4. 

Rappoltstein,  der  v.  189, 18. 

Ratperg  s.  Rotberg. 

Reich  v.  Reichenstein,  die  61,35. 

Reformierten,  die  (d.  h.  die  Genos- 
sen des  schmalkaldischen  Bundes) 
164,16.  165,6. 

Reinach  159  A.  4.  167  A.  8.  187,11. 
215  27. 

Reinhart,  Hans  Erhart  147,26,27. 
148,20,24. 

Reublin  s.  Röublin. 

Reuchlin,  Johann  342  A.  2.  349, 23. 


566 


Personen-  und  Ortsverzeichnis*. 


Reysch,  Gregor  s.  Freiburg,  Karthaus. 

Rhein  19,36.  20,6.  85,43.  89,33. 
112,8,10.  120,36,37.  142,24.160, 
39.  161.  171,2.  173.17.  174,2,29. 
177,3,5.  183,10.  186,7.  187,1  ff. 
189,9.  221,4.  222,1,15,26  6".  225, 
32,43.  227,2,36,38.  250,21.  256 
A.l.  286,1.  382,29.  461,44.  485, 
16.  500,1.  502,25.  —  ultra  Rhe- 
num  261,33.  de  ultra  et  citra  Re- 
num  267,  24.  Vgl.  auch  Basel, 
Kleinbasel. 

—  provincia  Rheni  des  Karth&user 
Ordens  285, 12.  2s6,26.  2s7,5, 10. 
341,26.  383A.  1.  397,16.  432.456 
A.l.  495,26.  528,8. 

Rheinfelden  170,21.   259,9.  275,30. 

279,28.    339  A.  2.    392,12.    404,8. 

498,12.  51S,33. 
Rheinfelden,  Elsa  v.  s.  Maner. 

—  Jopp  u.  Georius  v.  421  A.3. 
Rheingraf,  Philipp  Franz,  auf  Dhaun 

199,23.  218  A.l. 

Rheinthal  (in  der  Umgegend  von  Ba- 
sel) 48,25. 

Rhenanus,  Beatus  521,35. 

Riehen  (Riechen)  24,20,22.  159,30. 
199, 4,  A.  2. 

Rieher,  Georg  Hartmann  418,  7. 

Riff  s.  Ryff. 

Ripa,  Joh.  Peter  de  205, 24. 

Rippell,  Niclaus  6.  16.   17.  195,11. 

Rocnefort,  Anton  von,  Frans  von 
1 51 , 5  ff.,  A.  2  und  Nachtrag  zu  der- 
selben. 

—  Sanctius  v.  (auch  Herr  v.  Viviers 
genannt)  151,7  ff.,  A.2  und  Nach- 
trag zu  derselben  155,16. 

Rochester,  Bischöfe  v. 

Johann  Langdon  292,14. 

Johann  Fisher  416,2. 
Rochier,   Marx    151,  6  ff.,  A.  2   und 

Nachtrag  zu  derselben. 
Rockenbach ,     Solothurner    Familie 

145,1. 
Rode,  Albert  330  A.  1. 

—  Elisabeth  geb.  v.  Tresbach  330 
A.l. 

—  Heinrich  329, 30.  330 A.l.  498,4. 
Roermonde  290,  7. 

Rütteln  49,8.  150,31.  252,8.  331 
A.4.  39-,  21. 

—  Markgrafen,  Markgrafschaft  288, 
34.  300, 18.  302,9.  —  Rudolf  (Ru- 
dolf III.  v.  Hochberg- Sausenberg) 
251,20.  252,1  ff.  254,14.  —  Ernst 
v.  Baden -Durlach  136,4.  s.  auch 
Baden. 


Röublin ,  Wilhelm  33, 14  ff    34.  4SI 
A.l. 

Röwlin,  Johannes  354  A.  9. 
Roffensis  episcopus  s.  Rochester 
Roggenbach  s.  Kockenbach. 
Roll,  Walther  v.  175,14.  227,11. 
Rollenbuts,  Lucas  389,20. 
Rom  120,28,30.  442,17. 

—  Stuhl  zu,  römische  Curie  20S,> 
241.  242 A.l.  263,23.  304,2.  477. 
26.  494,16.  509,27. 

—  Päbste 

Gregor  d.  Gr.  290,12.  344,24. 
Bonifaz  IX.  263  A.2.  499. 
Eugen  IV.  242.  494,16. 
Felix  V.  Gegenpabst  173  A.  5.  23V 

266  A.  1.  295,17. 
Innocenz  VIII.  325,18. 
Julius  II.  257  A.  1. 
Leo  X.    26, 14  ff.    28, 15  ff.    29,7 

208, 27.     —     die    Mpschischrti 

(Truppen  Leos  X.l  28, 33. 
Clemens   VII.    114, 31  ff.    115  A.2 

418,2.  478,5. 
Pius  V.  223, 23. 

—  Cardin&le 

Alfons  v.  Curillo,  Cardinalis  s.  Eu- 
stachi! 291,6  ff.  292,14. 

Georgius  presbyter  cardinalis  &• 
tuh  beatae  Mariae  trans  Trbe- 
rim  episcopus  Vicensis  296, 4, 12 

Ludwig  v.  Arie«  266,1,25.  295 A.l 

Matthaus  Schinner,  Bischof  v.  Sit- 
ten 28,  29  ff.  201,42.  205  Var 
10,  12.  —  die  kartdinallischrt 
(Truppen,  Schinners)  2^,  37. 

Nicolaus  tituli  sancte  Crucis  pirs- 
bvter  cardinalis  290.17.  497,21 

cardinalis  Metensis  304,5. 

—  das  römische  Reich  154,9.  3*. 
29.   s.  auch  Deutschland,  Kaiser 

Romann,  Heinrich  s.  Ramann. 
Romanus  s.  Wonnecker. 
Rosenberg,  die  v.  418,8. 
Rotberg   (Ratperg),   Familie  r.  t9t 
A.  5. 

—  Adelberg,  Agnes,  Anna  eeb.  *. 
Randeck,  Arnold,  Bernhard,  Hans 
Ludman  ,  Ludman ,  Margret ,  1*' 
sula  geb.  v.  Andlo  293  A.  4  und 
Nachtrag  dazu. 

—  Sophia  v. ,  Gemahlinn  des  Bur- 
kard  Zibol,  fundatrix  der  Basler 
Karthaus  282  A.  1.  292,31.  293. 
22  ff.  294.  299,  34.  387  A.  5.  494 

Roth,  Bruder  Hans  453,31.  530,13. 
wahrscheinlich  gemeint  454, 27,31 
457,14,16.  527.  529,27,34.  531,24. 


Personen-  und  Orts  Verzeichnis . 


567 


Rothen  Haus,  Kloster  zum  51, 14. 

Rotterdam  s.  Erasmus. 

Rottweil  161.  162.  208,4.  —  das 
Landgericht  (Hofgericht)  zu  483, 34. 

Ruffach  195,10. 

Rumann,  Heinrich  476  A.  1 . 

—   Jacob  476  A.  1. 

Rupeforti,  a,  s.  Rochefort. 

Russinger,  Marx  183,  31. 

Russingerin,  die,  Oemahlinn  des  Tho- 
mas öüberberg  228,29. 

Ryff,  Familie  3.  194,27.  195,6,15, 
18.  —  Wappen  195,7  ff.,  A.l. 

—  Andreas  1.  196.  199,1,  A.2. 

—  Andreas  II.  196.  199  A.  2. 

—  Andreas  III.  196. 

—  Andreas  IV.  Rathsherr  und  De- 
putat 3.4.  171  A.l.  179  A.l.  193. 
196.  199  A.  2.  218, 13.  219,28.  228, 
14,  A.l. 

—  Anna  s.  lsengrien. 

—  Apollonia  verm.  an  Eusebius  Merz 
196.  228,8. 

—  Asemusz  106  A.  2. 

—  Balthasar  196. 

—  Catharina,  verm.  an  Hans  Brandt 
196 

—  Claus  I.  3.  196.  198, 17. 

—  Claus  II.  196. 

—  Daniel  I.  3A.2.  13.   196.  197,18. 

—  Daniel  II.  196. 

—  Erasmus  s.  Asemusz. 

—  Diebold  8.  Theobald. 

—  Dorothea,  verm.  an  Joh.  Heinrich 
Falkner  196. 

—  Dorothea  geb.  Wasserhuhn  s. 
Wasserhuhn. 

—  Elisabeth  vermählt  an  Christoph 
Wiest  196. 

—  Fridolin  I.  Meister  und  Deputat 
3ff.  194,20,26.  195  A.l.  196.  199, 
9.  448  A.  4.  459  A.  1.  476  A.  1. 

—  Fridolin  II.  196. 

—  Fridolin  III.  196. 

—  Friedrich  196. 

—  Gertrud  verm.  an  Jac.  Biermann 
196. 

—  Gertrud  geb.  Burckhardt  s.  Burck- 
hardt. 

—  Hans  Jacob  196. 

—  Heinrich  I.  196.- 

—  Heinrich  II.  196. 

—  Hieronymus  228,27,29. 

—  Hugo  196. 

—  Jacob  I.   196. 

—  Jacob  H.  196. 

—  Jahel  vermählt  an  J.  J.  Werenfels 
196.  197,23. 


f  Ryff,   Magdalena  verm.   an  Conrad 

Wolleb  194,26.  196. 
I  —  Marffaretha  verm.  an  Joh.   Jac. 

Luterburger  196.    220,8,40:    228, 

39.  229,  4. 

—  Martha  verm.  an  Conrad  Keller 
196. 

—  Peter  1.  Meister  3.  55,  22.  196. 
198,21.  199,5,9. 

—  Peter  II.  Freiamtmann  13.  14A.2. 
195  A.  1.  196.  199,16.  402  A.  4. 

—  Peter  III.  Professor  6.  13  ff:  178, 
28.  193—199  und  Nachtrag  zu  l!)7, 
20,21.  235.  . 

—  Peter  IV.  196. 

—  Reinhard  196. 

—  Salome  verm.  an  Lux  Martin  196. 
228,21. 

— -  Susanna  verm.  an  Daniel  Burck- 
hardt 196. 

—  Theobald  (Diebold)  I.  14A.2.  196. 
199, 5,  22,  A.  2.  218  ff.  228.  229. 

—  Theobald  (Diebold)  II.  228, 33, 35. 

—  Theobald  1H.  196. 

—  Ursula  verm.  an  Theodor  Falk- 
eisen 196. 

—  Ursula  geb.  Zimmermann  s.  Zim- 
mermann. 

Ryhiner  (Richiner),  Emanuel  197,28. 

—  Heinrich  60,  29.  464 A.  2.  476 A.l. 

—  Peter  197, 31. 

—  Veronica  verm.an  Abel  Socin  197, 
38.  198,5. 

—  Veronica  geb.  Battier  s.  Battier. 
Rynman,  Johann  379  A.  1. 
Ryssenstein,  Apollonia  v.,  verm.  an 

Georg  Stoufler  v.  Blossenstouffen 
313. 

Sacco   (oder  Sacro) ,  Jacob  Philipp 

205, 23  und  Var. 
Sachsen  297,21.  325,5.  387,12.  494, 

5.  509,22. 

—  Herzöge  und  Kurfürsten  v. 
Johann  der  Beständige  92,  6.  108, 

38.  109,28.  114. 
Johann  Friedrich  der  Grossmüthige 

164,14.  165,2.  166,16. 

Moritz  166, 14, 18. 

Johannes  de  Brunswich,    natione 

dux  de  Saxonia  s.  Braunschweig. 

Salamanca,  Gabriel  v.  s.  Ortenburg. 

Salzmann,  Adelberg  400 A.l.  530,11. 

Sarasin,  Gertrud  verm.  an  Christoph 

Socin  198,|10. 
Sattler,  Wolfgang,  genannt  Weissen  - 

bürg  218,6. 
Sausenburg  49,8.  288,34. 


568 


Personen-  und  Ortsverzeichnis*. 


Savoyen,  Savoyerland  115,29.  129,4. 
183,26. 

—  Herzöge 

Kart  III.    115,15,29.    136,5.    145. 

146,34,36.  200,7.  208,30. 
Emanuel  Philibert  169,44.  170,  1. 
Karl  Emanuel  183,23.  184,1,4. 

—  der  Bastard  v.  (Rene)  200,26.  203, 
17.  208,6,7,12.  210,30,38.211,4. 

Schaffhausen  20,31.  53,17.  73,33. 
92,10.  101,28.  106,17.  108,35. 
118,9,18.  127,14,20.  130,27.  134, 
6,26.  162,5.  178,29.  185  A.  2.  200, 
15.  210,27.  216,37.  227,27.  310. 
378,2. 

Schaffner,  Hans  genannt  von  Brunn 

83,3. 
Schafmatt  125,7. 
Schaller,  Caspar  44, 39.  98, 18. 
Scheldtner,  Hans  Heinrich  229, 13. 
Schenck,  Eberhard  264  A.  1 .  502,  30. 
Scherrer,  Theodor  s.  Brand,  Theodor. 
Schertlin.  Sebastian  165.  166,13,19. 
Scherweiler  (Zscherwiller)  49, 11, 13. 
Schick iin,  Hans  354,11. 
Schiff,  Elsbeth  zum  334  A.  6. 

—  Gredanna  zum  s.  Eptingen. 
Schinder  s.  Armagnaken. 
Schinner,  Matthäus  s.  Rom,  Cardi- 

näle. 
Schleifer,  Heinrich  125  A.  4. 
Schlierigen  155,  9. 
Schlosser,  Jacob  s.  Kaiser. 
Schmaldienst  401  A.2. 
Schmalkalden  164,  8.  —  der  Schmal- 

kaldische  Krieg  164,  3,  5. 
Schmid,  Bartlome  22,24.  23,18. 
Schnitzer,  Dorothea  229,13. 
Schönkind,  Peter  303  A.l. 
Schönau,  Heinrich  v.  44,4,  478, 6 ff. 

und  Nachtrag  zu  dieser  Stelle. 
Schongau  315.  338  A.  5. 
Schorendorff,  Peter  47,  29. 
Schorpp   (Zschorpp)  v.  Freudenberg, 

Apollinaris  354,10. 

—  Jacob  331  A.4.  354  A.  4. 

—  Maria  s.  Zscheckenbürlin. 
Schülly,  Gorius  26,1.  32,34.  153,20. 
Schüren,  Georg  v.  s.  Gerolspach. 
Schulthess  (Schultheisz),   Ulrich  170 

A.  5. 

Schumacher,  Paulus  172,1. 
Schupp,  Johannes  453, 27.  525  A.  1. 
Schurstein,    Nicolaus    s.    Thorberg, 

Prioren. 
Schwabenland  (Suevia)  118,15.  399,2. 

420, 4.  423, 6.  —  der  Schwäbische 

Bund  391,24,25. 


Schwarte,  Apolloma,  Wittwe  de«  Mat- 
thias Üelin  229, 8. 

—  Cunrad  182,1. 
Schwarzenburg  im  Elsass  1 53, 32,  3*. 

154,7. 

Schwarzwald  (Wald ,  Silva  Hercinia) 

48,24.  226.37.  392,6. 
Schweiz  s.  Eidgenossen.  —  Schweizer 

Gebirg  222,20. 
Schwyz  20,32.   23,34,41.  25,19.  66, 

35.  73,39.  92,17.  99,2,5.  100,12. 

110.    122,1.    123,14.    131,32.  132, 

12.    180,20.    200,15.   201,47.  204 

A.3.  208  Var.  18.  210,27.  227?<. 
Sebastian,  Mönch  in  der  Karthaus  n 

Basel  383,  5. 

—  Laienbruder  ebendaselbst  334  A.  b, 
vielleicht  eine  Person  mit  dem  fol- 
genden. 

—  Laienbruder  in  der  Karthaus  xu 
Basel  386.  wahrscheinlich  gemeint 
484,  12  ff.  s.  Nachtrag  zu  dieser 
Stelle. 

Seevogel,  Verena,  Gemahlinn  des  Ja- 
cob Zibol  2^2A.  1.  502,18. 
Seewen  125,6. 
Seitz  257  A.l.  277,4. 

—  Stephan  Macon,  Prior  zu,  s.  Kar- 
thaus, grosse,  Prioren. 

Seltz,  Martin  v.  22,7.  213,22. 
Sempach,  Schlacht  v.  475  A.l. 
Senheim  (Sennen),  Stadt  49,7.  104,9. 

185,15.  478  A. 4. 
Senheim  (Sennhein,  sonst  auch  Senn- 

hin),  Heinrich  v.  354,10.  365. 
Sibenthal,  Sibenthaler  66,28.  6«,  37. 

67,1. 
Sickingen,  Franz  v.  383, 14.  3S5. 

—  Schweikhard  v.  und  sein  Bruder 
(Franz  Cunrad)  155, 13, 18. 

SiginenBis  episcopus,   Heinricua  2b9 

A.  1. 
Sigmund  s.  Steinschneider. 
Sihl,  die  136, 16. 
Silberberg,  Hans  s.  Murer. 

—  Thomman  228, 28.  s.  auch  Kus- 
singer. 

Simler,  Josias  166  A.  2. 
Simmenthai  s.  Sibenthal. 
Sisgau  125,6.  217,7. 
Sitten,  Bischöfe  v. 

—  Matthäus  Schinner  s.  Rom,  Car- 
dinale. 

—  Philipp  am  Heimgarten  422, 13. 
Sleidanus,  Johannes  164,9.  218.  219. 

220. 
Socin,  Abel  Handelsmann  197,33. 

—  Abel  med.  dr.  197,37,40. 


Personen-  und  Ortsverzeichniss. 


569 


Socin,  Christoph  17.  198,6. 

—  Gertrud  s.  Sarasin. 
-Maria  198,2. 

—  Salome  s.  Burckhardt. 

—  Veronica  s.  Ryhiner. 
Solemacher,  Thomas  s.  Brun. 
Solothurn  20,34.   52,33.    53,17.   73, 

40.  82  A.  I.  108,7,10.  115.  116. 
117,5.  124,35.  125—128.  129.  130. 
144,36.  145.  146,13,30.  167,19, 
23,25.  168,2.  180,20.  200,14.249 
A.  2. 

Solothurn,  Jacob  147, 28. 

Sonntag   (Sunnentag) ,    Martin    315. 

526  A.  3. 
Spanheim,  Johann  Trithemius  Abt  v. 

s.  Trithemius. 
Spanien,  Spanier  29, 1 .  32, 37, 39.  61 . 

114,1.  1I5A.2    118,24.   121,3,22. 

134,13.  291,7,  12.  390,13. 

—  Könige:  Kaiser  Carl  V.  s.  Deutsch- 
land, Kaiser.  —  Philipp  II.  175, 
15.  179,27.  184,9,10.  223,23,34. 
227,4,8. 

Speier  105,16. 

—  Bischof  v.  (Pfalzgraf  Georg  + 1 529) 
105,24. 

Speyr,  Hsns  v.  (Hansz  Spiirer)  184, 

18. 
Spiesz,  Ulrich  134  A.  5. 
Spürer  s.  von  Speyr. 
Spilman,  Elogius,  v.  Lindau  525,  27. 

—  Heinrich  54,27. 

—  Johannes,  v.  Lindau  453,28.  456 
A.  1.  525.  526. 

Spindler,  Marearetha  229, 2. 
Stäheün  (Stechely,  Stechelin),  Hans 
Bernhard  184,18. 

—  Eucharius,  Nachtrag  zu  152,  4 1 . 

—  Hieronymus  23,19. 

—  Macarius( vielmehr  Eucharius)  152, 
41. 

Staufer  s.  Stouffer. 

Stein,  Brandolf  v.  346  A.  1. 

—  Johann  v.  s.  Lapide,  Joh.  de. 

Steinschneider,  Sigmund  37,3.  384,2. 

Stephan,  Prior  von  Seitz,  General- 
prior der  Karthäuser  s.  Karthaus, 
die  grosse. 

Sternen,  Bartlome  zum  23, 19. 
Stör,  Heinrich  33  A.  1 . 

—  Stephan,  v.  Diessenhofen  388,11. 
390,7.  393  A.  2.  394,13.  445,  6  ff. 

Stoltz,  Hans' 83, 2. 
Stouffer  v.  Blossenstouffen ,  Apollo- 
nia  s.  Ryssenstein. 

—  Georgd.  ä.u.d.j.  313 u.  Nachtrag. 

—  Philipp  313  f.  u.  Nachtrag  hiezu. 


320.3.  331  A.  2.  337,4.  340,5,A.l, 
5.  347,7,14,  Var.  7— 10.  352  A.  2. 
432. 

Strassburg  19,38.  20,1.  45,31.  46, 
32,43.  57,14.  61,34.  63,27.  67,8. 
73,34.  76,3.  82,13.  83,35.  91,28. 
92,3.  lüOA.l.  101.  102,16.  105, 
16.  106.26,29.  107.  108,1, 35,  A.l. 
114,22.  118,8.  120,35,37.  122,9. 
124,17,30.  130,25.  138,3.  156,21. 
178,24,25.  179,2.  183,11.186,31. 
222,31.  223,42,43,45.  249,3.251. 

252.4.  261,18.  269,32.  270,2,4, 
31.  271.  277,8.  283,24.  287,9. 
310.  340,3.  347,5.  378,2.  382,22. 
384,19.  389,12.  390,21.  394,17. 
399,22.  400,23,27.  411,14.  423,23. 
440,21,24.  501,23.  507,43.  530. 
531. 

—  Piöcese  37*,  7. 

—  Bischof  von  (Johann  von  M ander- 
scheid) 178,12. 

—  Prioren  der  Karthaus  Unser  Frauen 
Berg,  domus  montis  sanete  Marie 
(501, 23) :  Wynand  von  Dortmund, 
Ortwin,  Heinrich  Kotlo  v.  Lüden- 
scheid s.  Basel,  Karthaus,  Prioren. 
—  Johannes  v.  Hochberg  s.  Hoch- 
berff. 

Streiff,  Martin  47,8. 
Ströulin  (Strolin,  Ströwlin,  Ströwly), 
Agnes  340  A.  4. 

—  Martin  305  A.  3.  314  ff.  322  Var. 
16.  339  A.l.  340,5.  510—517. 

—  Michael  228, 17. 

—  Rudolf  340  A.  4. 
Stumpf,  Johann  14. 
Sturm,  Jacob  101  A.  4. 
Stuttgart,  das  Regiment  zu,  478,  27. 
Sfindli,  Hans  s.  Lüthart. 

Sultz  49,7. 

Sulzer,  Simon    167,8.    171  A.l.   181 

A.l.  188,14,15.  189,1. 
Sumer,  Bat  159,31. 
Sumerysen  62,31. 
Summerich  402  A.  2. 
Sundgau  (Sungäw,   Sungow)    48,25. 

52,38.  53.   155,34.  158,1.  172,39. 

173,3,12. 
Sunnen,  Agnes  zur  s.  Zibol. 
Super,  Rudolf  135,  19.  448  A.  4.  459 

A.l.  476  A.  1. 
Surracher  213,22. 
Suter,   Adelheid,  verm.  Moser  339 

A.  2. 

Tannenkirch  292,16.  302,8. 
Tauler,  Johannes  311.  379,17.  513. 


570 


Personen-  und  Ortsveneichniss. 


Teck,  Ludwig  Hersog  v.,  Patriarch  v. 

Aauileja  s.  A<juileja. 
Teinicken  s.  Deiniken. 
Teufen  354  A.  6. 

Thann  49,11.  199  A.  2.  478  A.  4. 
Therwyll59A.4,5.  167A.8.  187,11. 

215  27. 
Thierstein,  Grafen  v.  304, 20. 
Thomas,  Bruder  s.  Kressi. 
Thomas  de  Hibernia  Nachtrag  zu  291 

A.  2. 
Thor,  Aiban  zum  526  A.  1. 
Thore,  der  v.  (de  La  Tour?)  176  A.2. 
Thorberg,  Peter  v.  249  A.  2.  250,  7. 

—  Karthaus  (domus  sanctae  Paulae 
Portae  Monüs)  249, 32, 35.  270, 32. 
271,  39.  —  Prioren:  Johann  von 
Braunschweig  s.  Braunschweig.  — 
Niclaus  Schurstein  401,8. 

Thüringen  387, 12. 

Thun  401,19. 

Thurgau,  Thurgauer  100,22.  134,6, 

28. 
Thurneisen,  Caspar  83,1. 
Thurnei«er   tum    Thurn   (eigentlich 

ebenfalls  Thurneisen ) ,    Leonhard 

180,6,7. 
Tillmann,  Bernhard,  Berichtigung  zu 

64  A.  5.  125  A.  4. 
Tischmacher  s.  Kamminger. 
Toulouse  151  A.2. 
Trano,  Ooffridus  de  290, 15. 
Traubach,  Leonhard,  v.  Mulhausen 

330,  3,  A.  2,  3.  497, 36. 
Tremonia,   Wynandus  de  s.   Basel, 

Karthaus,  Prioren. 
Tresbach,  Elisabeth  s.  Kode. 
Treyer,  Conrad  424, 17. 
Trier  301,20. 

—  der  Bischof  v.  (Richard  v.  Greiffen- 
klau  1511  —  1531)  114,3,20.  385, 
14,25. 

—  Karthftuserprioren :  Wynand  von 
Dortmund  (271,18)  s.  Basel,  Kar- 
thaus, Prioren.  —  Christoph  528, 
28,40.  529,8,9. 

Tripolis,  Bischöfe  v.  s.  Nicolaus  und 

Limpurger,  Telamonius. 
Trithemius,  Johannes  325,3.  343,24. 

33.  509. 
Troubach  s.  Traubach. 
Truckenbrot,  Jacob  163  A.  I. 
Trutman,  Hans  21,35.  30,12. 
Tübingen  344,  5. 
Türken  70,45.  105.  106.  119,14,24. 

121,18.  163  A.l.  243. 

Uchtland  63, 11,15.  73,40.  151,13. 
Üelin,  Anna  219,22.  220. 


Oelin,  Margaretha  219,26,28.  210, 
14,17.  228,3. 

—  Matthias  229, 9. 
Ufnau  386  A.l. 

Ulm  47,1.  124.  135,39.  424,8. 
Ungaria,  Johanne«  de  271,38. 
Ungarn,  der  König  v.  (Ludwig  IL 

412,23. 
Unterwaiden  20,32.  66,24,37.  67.1 

73,39.  92,17.  99,2,5.  122,1.  123. 

14.    127,21.    131,31.  132,13.  133. 

11.    180,20.  200,13.  227,7.  -  S 

auch  Nidwaiden. 
Urach,  Conrad  v.  339, 9. 
Uri  20,31.  23,33,40.   25,19.   66.34 

73,39.  92,17.  99,2,5.  122,1.  123 

14.  127,21.    132,12.   175,14.  ISA, 

20.    200,15.    204  A.  3, 4.    210,  27 

216,32.  227,6,11. 
Urstisen  s.  Wurstisen. 
Ursula,  Hebamme  228,24. 
Usuardus  monachus  311.  360. 
Utrecht  290, 6, 7.  —  Utrechter  Diö- 

cese  325,23. 

Vasch  s.  Fäsch. 

Valence  295  A.  2. 

Val  Maggia  (Meintal)  208,14.20. 

Veldner,  Hans  44S  A.4.  459  A.l. 

Veltlin  118,25. 

Venedig  117,18,20,21. 

Vergy  (Werse),  Peter  v.  208,  32. 

Vertemate.  Geschlechtsname  235 A.l 

Vesch  s.  Fftsch. 

Vieh,  Bischof  Georg  v.  s.  Rom,  Car- 
dinale. 

Vischer,  Johannes  498, 8. 

Vischingen  s.  Fischingen. 

Visconti,  Galeazxo  201,33.  205  Vit 
26.  207  Var.  39. 

Viviers,  Sanctius  v.  s.  Rochefort 

Vögeli,  Balthasar  37  A.  5. 

Vollenhoe  s.  Vullenho. 

Von  Brunn  s.  Brunn. 

Vonkilch  s.  Küchen. 

Voragine,  Jacobus  de  288,2.  315. 

Vullenho  (Vollenhoe) ,  Heinrich  ton 
325, 20  ff.  326  u.  Nachtrage  hie« 

—  Hermann  v.  326  A.  3  nebst  Nach- 
trag. 

—  Berchta  v.  326  A.  3. 

Waadt  169  A.l. 

Wald  s.  Schwariwald. 

Waldkirch  303, 16. 

Waldshut    99,15.     391,13.    400,26 

403,10. 
Wallenburg,  Herrschaft,  Vogtei  159 

24.  217,7.  394,30. 


Personen-  und  Ortsverzeichnis«. 


571 


Wallis  122,1. 

Wangen  inj  Allgäu  135  A.  2. 

Wasserhuhn,  Dorothea,  vermählt  an 
Prof.  Peter  Ryff  197,21  und  Nach- 
trag zu  dieser  Stelle. 

Watterohn,  Melchior  228, 17. 
Watwiller  49, 7. 
Weil   153,4.  286,10. 
Weissenburger    (von   Weissenburg), 
Jacob  35,4. 

—  Wolfgang,  Pfarrer  im  Spital,  nach- 
her zu  St.  Theodor  35, 6  ff.  37  A.  3. 
63,24.  Nachtrag  zu  90, 4.  177,7,9. 
383  A.  6.  409,24.  421,4.  460,31. 
Nachtrag  zu  dieser  Stelle.  460, 38  ff. 
Wahrscheinlich  ist  er  gemeint  463, 

—  Wolfgang  s.  Sattler. 
Weisslämmlein,  Jere  159,27. 
Welsche,  welsches  Volk,  Welschland 

129,2,3.   162,16.   179,18. 
Weifen  249  A.  2. 
Werdmüller  73  A.  1. 
Werenfels,  Anna  Maria,  vermählt  an 

AbelSocin  197,31. 

—  Jacob  196. 

—  Jahel  s.  Ryff. 

—  Johannes  197,27. 

—  Job.  Jacob  196.   197,  23. 

—  Maria  197,27. 

—  Peter  196.   197,  25. 

—  Rudolf  I.  und  IL  196. 

—  Salome  196. 

—  Samuel  197,27. 

Werlin,  Hans,  der  Schuhmacher  228, 
11. 

—  Hans ,  Laienbruder  bei  den  Kar- 
thäusern s.  Wolleb,  Joh.  Wernher. 

Wertbemann,  Geschlechts name   235 

A.  1. 
Wesen  449  A.  2. 

Westfälische  Friede,  der  532,38.  533. 
Westhoffer,  Theodorus  309. 
Wettingen  199,3,  A.  2. 
Wicken  s.  Wykon. 
Wiedertäufer    391,12.    100,26.    420, 

3  ff.  425,9. 
Wien   105.    106.    119,19,21.    219,8. 

Ist  423,  6  an  Wien  zu  denken  ?  Vgl. 

in  den  Nachträgen  die  Bemerkung 

zu  dieser  Stelle. 

Wiest,  Christoph  196. 

—  Elisabeths.  Ryff. 
Wigorniensis  episcopus  s.  Worcester. 
Wild,  Anton  162,24. 
Wüdisen,  Georg  159,27. 
Wilhelmi,  Georgias  s.  Kepfenbach. 
Willading,  Lienhart  73  A.  1. 


Windeck,  Johann  von  (Johann  Win- 
decker) s.  Wonnecker. 
Windecken  440  A.  3. 
Winleger,  Michel  62, 27. 
Winterthur  331  A.  4. 

Wirtemberg  478,29.  479, 1.  480.  489, 
28,31. 

—  Herzöge  von 

Ulrich  201,  34.    206  Var.  11,  A.  1. 

208  30 
Christoph  165,8.  219  A.  3. 
Ludwig  181,9. 
der  Herzog  von  (es  ist  wohl  König 

Ferdinand  oder  sein  Statthalter 

gemeint)  489,31. 
s.  auch  Mümpelgart. 

—  Statthalter  und  Regenten  in,  490 
A.  1.   vgl.  Stuttgart,  Regiment  zu. 

Wisenburg,   Wissenburg  u.  s.  w.  s. 

Weissenburger. 
Wittenberg  392,20. 
Wölfflin,  Werner  171  A.  2. 
Wolfer,  Peter  285  A.  2.  498,21. 
Wolfhart,  Bonifacius,  383, 23,  A.  6. 
Wolleb,  Christoph  196. 

—  Conrad  L,  Amtmann  196. 

—  Conrad  IL,  Amtmann  196. 

—  Erasmus  196. 
-—  Jacob  196. 

—  Johannes  196. 

—  Johannes  Wernherua  (v.  Laufen- 
burg, Laienbruder  bei  den  Kar- 
thäusern, auch  Hans  Werli  genannt) 
453,31.  527. 

—  Magdalena  s.  Rvff. 

—  Margaretha  s.  Urynäus. 

—  Oswald  196. 

—  Theodor  196. 

—  Ursula  196. 

Wonnecker,  Johannes  Romanus  440, 
18,  A.3,4.  441,2.  442  A.  2. 

—  Lucas  Romanus  440  A.  3. 

—  Paulus  Romanus  440  A.  3. 

Worcester,  Bischof  v.  (Thomas  Pol- 
ton) 285  A.  2.  292,14.  495,21.  498, 
27. 

Wurstisen,  Christian  13.  14.  166,7. 
170,5.  237. 

Wygomiensis  episcopus  s.  Worcester. 
Wykon   135,32. 
Wyler,  Hans  215,8. 
Wynand  v.  Dortmund  s.  Basel,  Kar- 
thaus, Prioren. 


Yellv  s.  Üelin. 
Ysehn,  Ysilly  s.  Iselin. 
Ysenflam  s.  Isenfiam. 


572 


Personen-  und  Ortsverzeichnis*. 


Zabern  (Elses«  Zabern)  49,16.  167,2. 

398  20 
Zfislin,  Ciaua  131,11.  153,13. 
Zanker,  Anton  383, 17,  A.  4. 
Zeigler  (Zeygler,  Zotgier,  Ziegler) 

—  Heinrich  303  A.  1 . 

—  Lux  34,30.  82,29.  472  A.l. 

—  Wilhelm  214,32. 
Zeller,  Adam  33,  4. 

—  Heinrich  113,7  und  Nachtrag  zu 
378  A.  5. 

Zhag,  Götschi  73  A.  3. 
Zibol   (Zybol,   Zybel),    Familie  235. 
282  A.l.  364.  539,5. 

—  Agnes  verm.  xur  Sunnen  282  A.  1. 

—  Agnes  geb.  v.  Eptingen  s.  Eptin- 
gen. 

—  Burkart  282A.  1.  283,  10.  284,24. 
288,28.  289,24.  292,30.  293, 11  ff. 
294, 19  ff.  365.  387  A.  5.  494,1,36. 
497,12,14,17. 

—  Caspar  282  A.  1. 

—  Clara  282  A.l. 

—  Heinrich  282  A.l. 

—  Jacob,  fundator  der  Basler  Kar- 
thaus 253.  259.  270—279.  282,21, 
A.  1,2.  283,33.  284.  285.  288,27. 
293,11.  298,24.  387  A.  5.  493.  494, 
1,36.  497,10.  498,31,37.  501,31. 

—  Johann  282  A.  1 . 

—  Nicolaus  282  A.  I . 

—  Peter  276  A.  4.  282  A.  1. 

—  Sophia  geb.  v.  Rotberg  s.  Rotberg. 

—  Verena  geb.  Seevogel  s.  Seevogel. 
Ziegler  s.  Zeigler. 
Zimmermann,  Balthasar  336,2. 

—  Johann  336,3. 

—  Ursula  197,18. 
Ziska,  Johannes  385,  23. 
Zofingen    92,15.    135,14,23,30,32. 

136. 
Zscheckenbürlin,  Name  235  A.  1.  331 
A.4. 

—  Familie  235.  331  A.  4.  333  A.  4. 
338  A.  5. 

—  Bartholomäus  331  A.  1. 

—  Bernhard  331  A.  4. 

—  Elsbeth  verm.  an  Ludwig  Kilch- 
mann  331  A.  4. 

—  Hans  I.  Oberstzunftmeister  331, 
19,  A.  4. 

—  Hans  II.  331  A.4. 

—  Hemmann  331  A.  4. 

—  Hieronymus  s.  Basel,  Karthaus, 
Prioren. 

—  Ludwig  I.  331  A.  4.  334  A.  6. 


Zscheckenbürlin,  Ludwig  II.  331 A.  4. % 
334  A. 6. 

—  Magdalena  vermählt  an  Lienhard 
Fuchs  Nachtrag  zu  331  A.  4. 

—  Magdalena  verm.  an  Hans  Offen- 
burg 331  A.4.  334  A.6. 

—  Margaretha  verm.  an  Jacob  Nagel 
von  der  Alten  Schönstein  331  A.  4. 

—  Margaretha  geb.  v.  Basel  a.  Basel. 

—  Maria  verm.  an  Morand  v.  Brunn 
331  A.  4.  334  A.  6.  354,9.  355,5. 
364.  387,22.  472  A.  1.  478  A,  4. 

—  Maria  verm.  an  Jacob  Schorpp  t. 
Freudenberg  331  A.  4.  354  A.  4. 

—  Sibylla  verm.  an  Gebhard  Hegner 
331  A.  4. 

—  Sophia  331  A.4. 

—  Thomas  331  A.4.  363. 

Zscherwiller  s.  Scherweiler. 

Zschorpp  s.  Schorpp. 

Zürich   20,30.  26,40.    28,4.    46.  53, 

17.    63.    64.    65,11.    66,21.    67,7. 

73,33.  75,24.  76,2.  82,12.   83,35. 

91.    92.   99,6,32.    100—102.    104, 

28.   106.    107,23.    108,23,  35,  A.  I. 

110,7,14.   118,9,28.   121,2,10.2*. 

122.14,  A.2.  123.  126,3,  II.  127, 
20.  128.  130,29,33.  131.  132.  133, 
10.  134.  135,3,8.  136,13,19.  137 
138,2,17.  139  A.l.  161  A.  3.  166, 
4.  171,16.  178,29,30.  179,4.  183 
A.3,5.  200, 15,20,23.  201,  17.  203, 
26.  210,27.  216,34.  227,27.  299. 
43.  339  A.  2.  370.  385,28.  386,5. 
387.  389,12.  390.  391.  399,21 
400,27.  401,11,12.  406,2,5,  A.  5. 
407,4.  419,20.  420,7.  425,3.  442 
A.2.  485.  486.  487.  488,3.  498,12. 

Zug  20,32.  66,35.  73,40.  92,  IS. 
99,2,5.  122,1.  123,14.  127,21 
131,31.  132,13.  133,11.  134,  8, 34. 
136,16.  180,20.  200,14.   227,7. 

Zugewandten  der  J  3  eidgenössischen 

Orte,  die,  210,26. 
Zweibrücken,  Pfalagraf  Wolfgang  v. 

s.  Pfalsgraf. 

Zwilchenbart,  Hans  47,9. 

Zwingen  117,3.  280,6,13. 

Zwingli,  Ulrich  7.  46.  63,  26.  104  2S 
105,11.  131,20,28.  203,26.  '312 
A.l.  370.  385,8.  387,20.  390,23. 

391.15.  400,27.  406,12.  407,5 
408,2,5.  423,13.  424,  6,  A.  3.  486, 
30,  32.  487.  488, 10. 

—  Wilhelm  162  A.  7. 


G  1  o  s  8  a  r. 


a.  Ritckumlaut  des  e  in  &:  verdarbten 
49,3.  geschan dt  51,15.  schmackten 
66,35.    flchwald  schwellte  103,2.  u. 
ö.    vergl.   heimkarten    heimkehrten 
S4,23.  —  a/Kre:  harnoch  51,10. 
ayderhar  69,12.   harkumen  73,26. 
mansparsonnen    74,  42.     rachtung 
459,  26.  —  a  im  Endungen  für  ton- 
loses e :  gesamlat  49, 12.  versamlatt 
50,12.    56,3  u.  ö.    samlatten   sich 
71,31.  altar  ^«-457,39. 
a  selten,  weil  vielfach  durch  6  ersetzt : 
rat  50, 21.  78,  8.  85, 29.    bestan  52, 
20.  stat55,38.  brachen  64, 4.   rat- 
ten  berathen  75,33.  dar  77, 11  (ge- 
gen clor  75,7).    aasen  sassen  81, 17 
{gegen  sosen  86, 12).  begaben  164, 
11.     pfingstaben  Pfingstabend  169, 
34. 
ammeiater,  m.  Vorsteher  der  Hand- 
werker {neben  dem  Stättmeister  der 
oberste  Beamte  in  Strassburg)  178, 
32.  —  Vergl.  deutsche  Städtechron. 
9,  1080b. 
andingen  zur  Bedingung  machen : 

pari,  angedinkt  484, 15. 
angon,  angehen,  vom  Feuer  ergrif- 
fen werden  62, 30. 
anfaennig,    anhängig  147,17.    167, 

26. 
anke,  m.  Butter  150, 12.   160,33. 
anmut,  m.  Begier,  Lust,   Neigung 

471,33. 
apostüzlery,    anooraola,    Abfall 

vom  Glauben  69,21. 
apostüzlerwerk,  n.  472,26. 
arbentsälig  s.  erbendselig. 
ax  ,f.  155,26.   Vergl.  die  Anmerkuna 
zu  dieser  Stelle;  auch  gaben  sich 
domit  selbs  an  die  axt  486, 16. 


bescheid,  m.  Abrede  50, 11. 

bescheidlich,  ordentlich,  angemes- 
sen 460,17.  464,28. 

beschibikeit, /.  Kunst  einem  et- 
was zuzuwälzen:  beschybikeit  461, 
33.  inltd.  beschtben,  zuwenden,  zu- 
(heilen. 

beschicken,  berufen,  holen  lassen 
461,17. 

beschieszen,  helfen,  fördern, 
nützen :  beschuszt  es  nit  488,  37. 

beschmöchen,  Schmach  zufügen 
125,27. 

bezögen,  zeigen,  erklären  mhd.  be- 
zöugen)  465,8. 

b  i  b  r  l  e  f ,  Beibrief,  angeschlossene 
schriftliche  Abmachung  185,5. 

bitschsigel,  n.  Petschaft,  Siegel 
483, 15. 

blitzgen,  blitzen  154,21.  158,7. 
gegen  blizen  157,6;  blicken  227,35. 

blixgen,  blitzen  47,17. 

bochwort.  n.  Trotzwort  454,33. 
457,18. 

b  ö  g  n  e  r ,  m.  Bogensehütz  207,  2 1 . 
210,8. 

bot,  n.  Versammlung  aller  Mitglie- 
der einer  Zunft  50, 19.  55,  35.  57, 
26. 

boumnusz,/.  jualans  regia  {im  Ge- 
gensatz zu  Maseinuss)  130, 12.  vgl. 
Grimm  Wb.  1,  1194.  noch  jetzt  im 
Wiesenthalc :  {Hagelstücke)  theil- 
weise  in  der  grösze  einer  baumnusz. 
Schweizer  Grenzpost  v.  2.  Sept.  1871 
(aus  Lörrach). 

brobant,  /.  {sonst  im  16.  Jahrh. 
profand,  profend,  m.  und  f.)  Pro- 
viant 123,  39.  128,  23.  brobiant 
131,6.   132,33.   brofiant  136,20, 


574 


Glossar. 


b  r  o  c  h  a  t  für  brochmonat ,  Brach- 
monat, Juni  100,26.   102,25. 

b  r  o  n  s  t ,  /.  Feuersbrunst  221 ,  13. 

buchsen stein,  n.  [steinerne)  Buch- 
Benkugel  487, 18. 

burgers chaft,  /.  Bündnis  unter 
Städten  107,17. 

burgrecht,  n.  besondere  Form  eines 
Bündnisses  zwischen  Städten  63,5. 
93,5.   138,1  u.  ö. 

b  u  s  s  e  n ,  küssen,  liebeln  463 ,  25 .  Gr. 
Wb.  2,  570. 

but,  Beute  4^,11. 

buts,  m.  Popanz,  Sehreckgestalt; 
Pfropf  in  Geschtcüren  (Grimm  Wb. 
2, 588).  dan  sy  wol  sechen,  das  ein 
butx  dohinden  »tackt  dass  noch  et- 
was 'böses)  verborgen  wäre  84,  33. 

€  s.   K. 

d.  («.  auch  t,  für  das  es  mehrfach 
steht;  dagen  tagen,  Tagsatzutig  hal- 
ten 217, 19;  aus-  oder  abgefallen  in 
des  bösen  vigens  für  vigends  Fein- 
des 210, 13.  so  lygen  so  faren  hab 
ist  451,42.  sitten  464, 12.  ähnlich 
481,25.  nd  für  nn:  nit  bedacht 
und  besunden  451,9  {gegen  unbe- 
dacht und  unbesunnen  450,  45). 
von  hinden  von  hinnen  453, 17. 

daffel,/.  Gemäldetafel,  Altartafel 
86,20,32.  88,13,29. 

denn  est  dennoch  [Grimm  Wb.  2, 
952)  63,2.  103,28. 

dettigen,  sühnen,  schlichten  (tei- 
dingen),  108,22.  127,11.  135,37. 
s.  verdettigen,  thedigen. 

dettigsherr,  m.  Herr  (RathsmüV 
gliedi ,  der  zur  Schlichtung  eines 
Handels  abgeordnet  ist  126,16,27, 
29.  127,6,9.   thettigstherr  129,29. 

de  weder,  ein  jeder  von  beiden  206,  ' 
26, 29.    [in  negativen  Sätzen)  keiner 
von  beiden:  dwetder  204,  2. 

dhein,  kein  523,17. 

disent:  hie  disent  von  dieser  Seite 
[von  der  Grossstadt)  74,7.  161,4. 
vergl.  hiedisent. 

doben  (aus  da  oben)  oben  {im  Lande) 
159,21. 

doubffucht, /.  Tobsucht,  Tollwuth 
23,  24. 

drieen,  gedeihen,  wachsen  [für  drü- 
ben) 189,12.  s.  Grimm  Wb.  2, 
1456. 

driszgist  36,8.   vergl.  Note  dazu. 

durchechten,  verfolgen,  plagen 
61,18. 


^  für  ie  im  Prät.  reduplizierend* 
Verben :  empfengen  49, 10.  bellen 
55,38.  vergl.  zurheuwen  zerhieben 
102,11.  tßirbi  kilchere  162,  fc 
uffzu  Lesen  168,  36. 

eb,  ehe  18,24.  101,15. 

ei  für  kurzes  atis  a  umgelautetes  e: 
einheil  Hg  einhellig  82,16.  für  i: 
▼eilen  vielen  224.13.  Teil  224. 30. 
227, 19  (gegen  vil  227, 17). 

eiderm  an  ,  jedermann  212,35. 

emd,  n.  Grummet  120,8.  150,11. 

e  mp  f  a  h  e  n ,  empfangen,  inf.  enpho- 
hen  458,  13.    prät.  empfinge  17o. 

11.  conj.  empnftnen  456,16.  pari 
enphonen  455,  3 

end  flechten  (für  entflechten)  tni- 

ßüchten,  bergen  103,  27. 
e n et f  jenseits  177,5. 
erarnen,  verdienen,  entgelten  4öSJ. 
e  r  b  e  i  n  i  g ,  f.  Erbvereinigung  99, 37. 
erbendsehir,  arbeitsefig,  voll  AVM 

61 ,  24,  36.     1 10,  28.    dafür  arbent- 

sftlig  174,  10. 
ergeben,  reflexiv,  nachgeben  4  74. 5. 
er  Fun  dien,  erforschen  451,7. 
erkichen,  erquicken  159,3. 
erluttern,  klar  machen,  bestimme» 

77,37. 
erm orten,  ermorden,  pari,  ermört 

49,17.  prät.  ermörtet  49,21. 
erschieszen,    gedeihen,    gerathtn, 

helfen  (Grimm  Wb.  3,  961)  136.& 

part.  erschosen  27, 15.  s.  harschie- 

szen  und  beschiessen. 
ersprachen,   Gespräch  halten,  sieh 

unterhalten  450,  24. 
ersticken,  ersticken  machen :  frit 

erstockt  (für  erstuckt  aus  erstickt 

489,12. 
ersuchen,  rechtlich  (belangen) 459,2. 

fackünly,  n.  Falconei  134,24. 

fallen,  fallen,  prät.  fol  166, 1U. 
175,1. 

fantasy, /.  (Trugbild)  Anfechtung 
461,32. 

fechte,  /.  Fehde  203,  35. 

verburgerschaften,  sich  verbin- 
den 123,34.  s.  burgerschaft. 

verburgrechten,  derselben  Bedeu- 
tung 215,28.  217,40. 

▼erdettigen,  schlichten  52,34.  126, 

12.  146,30.  verdedygen  125,11. 
verein,  f.    Vereinigung,    lieberen*- 

kommen  171,11,13.  183,15. 
verfallen,  durch  Fallen  umkommen 
prät.  verftilen  164, 2. 


Glossar. 


575 


rerfenglich,  wirksam,  Erfolg  Sta- 
bend 95,  13.  96,36.  vergl.  Schnel- 
ler, bair.  Wb.  1,  542. 

verflüechen,  verfluchen,  prät.  ver- 
fliechten  169,41. 

f e  r g  e  n,  schicken,  fortschaffen  66, 39. 

verglichen,  reflexiv,  steh  vertra- 
gen, zusammen  passen  523,  34. 

verklagt,  verblümt,  von  Worten  38, 
17. 

vernugen,  Genüge  thun  56,  36.  inf. 
nubstant.  Genüge  58,  28. 

vernugig  sin,  sich  begnügen,  Ge- 
nüge haben  84,  28. 

verschliszen,  verschlussen,  ab- 
nutzen 449  Anm.  4. 

versperren,  einsperren  475,27. 
482,  19. 

verstand,  m.  Verständnis,  Einver- 
nehmen 99,  8. 

vertrus ig,  überdritstig  86,  14. 

v  i  e  r  n  z  el,  n.  Viertel  (beim  Getreide- 
mass)  222,38.  225,7,11,13.  ge- 
wöhnlicher vierzel,  fierzel  104, 18. 
177,  31  u.  s.  w.   vierzal  488,  27. 

tt  ei  *  z\i  ch,  ßeüchlich  472,  21. 

v  o  1  g  e,  exequiae,  feierliches  Leichen- 
begängnis mit  Darbringung  des 
Messopfers  33, 22.  36, 6.  vgl.  Sur- 
gant: Manuale  curatorum.  Bas. 
1508,  Bl.  XcK  C. 

forden,  vornen,  an  der  Spitze  487, 
22. 

frigetsknecht  62,  23.  S.  die  An- 
merkung zu  der  Stelle. 

füllen,  faulen.  130,  19. 

fand,  m.  Anschlag,  Plan  46,12. 
469,7. 

für  er,  fürder ,  fernerhin  77,6,27. 
furrer  80,  29. 

furfaren,  fortfahren  480,  40. 

furo,  weiterhin,  fernerhin  214,  15. 

füütling,  m.  Faustrohr,  kurzes  Ge- 
wehr 184,  21. 

g  für  hd.  ng  in  Endsilben:  hoffnug 
68,  26.  meinug  70,  37.  zertrenug 
73,29.  meinig  73,35.  hornug  88, 
12  u.  I).  in  der  Stammsilbe:  Über- 
trag 146,  37. 

gäbe  He,  /.  Zoll,  vorzüglich  vom 
Salz  208,23. 

gacks:  das  er  weder  gucks  noch 
gacks  sprach  484,  27. 

gebüdlet  mel,  gebeuteltes ,  feines 
Afehl  144, 14.  gebüdlet  melsz  144, 
21. 

Regnen,  begegnen,  geschehen  67,4. 


gesicht,/.  das  Sehen,  Aussicht  540, 
28. 

gesprech,  Disputation  77,41.  78,3. 

gewantman,  m.  Tuchhändler  140, 
14.  219,24. 

gitz,  Gier  71,11. 

gnou,  genau,  enge,  superl.  uff  das 
gnoüszt  451,7.  uffs  gnöbst  456,12. 
uffs  gnubst  473,  7.  —  gnab,  streng, 
schwer  473,  24. 

gon,  gegen,  gen  33,14.  49,14.  50, 
3  u.  oft. 

götze,  m.  Heiligenbild  57,20.  58,21. 

grist,   Grütze?  120,7. 

grüm,  m.für  grien,  Sand,  Kiest 
161,7,9.  gen.  grQmsz  112,7.  sonst 
grien  160,39.   vergl.  187,4. 

grümen,  verb.  49, 32. 

gucks,  8.  gacks. 

gumpest,  m.  Sauerkraut;  verächt- 
lich für  sauern  Wein  176,25.  vergl. 
schlegumpest. 

gut,  out.  die  guten  jar  Neujahrs- 
geschenke 213,  27. 

habit,  m.  Ordenskleid  473, 14.  481, 

13,23. 
hag,  m.  am  hag  abziehen  unterrich- 
teter Sacke  184,4. 
handfest,  treu,  unverbrüchlich  am 

Glauben  haltend  37,  6. 
handhaben,  schützen  33,37.  81,26. 
hare,  harre, /.  Harre,  Länge,  in 

die  hare  449, 7.  in  die  harr  455, 30. 

in  die  har  458, 33. 
harluttern,  erläutern  206,24. 
harschieszen,    auf  schiessen ,    er- 

spriessen,  gedeihen  210,41.  vergl. 

erschieszen. 
harschinen,  erscheinen  209,9. 
har  statten,  erstatten  206,22. 
harsuchen,   ersuchen,  heimsuchen 

204, 4. 
h  e  f t  i  g ,  adv.  fest,  andauernd  35, 32 . 

sehr  46,  8. 
heiden seh- werk,  n.  Weberei mor- 

genländischen    Ursprungs    106,37. 

s.  Grimm  Wb.  4,  2,  sp.  811. 
h  e  i  sz  e  n,  verb.:  einen  logen  heisxen, 

einen  der  Lüge  zeihen  440, 12. 
-heit,  Nachsilbe  noch  in  geferligheit 

465,  4.  467,  36.    billigheit  468,  20. 

(billigkeit  475, 29).  «* 

heiter,  klar,  deutlich,  von  Worten 

38, 16. 
hei   {stehen) ,  eigentlich  schlüpfrig, 

glatt,  daher  nicht  fest  81, 28.  vergl. 

hähl  Grimms  Wb.  4,  2,  sp.  158. 


576  Gl. 

hellig,  m.  Geheimnis,  geheime 
Rttnke  35,36.  geheimer  Pathschlag, 
Plan  118,11.  et  hehling  in  Gr. 
Wh.  4,  2,  788. 

herd,  m.  Boden,  Erde  103,11.  182, 
I  6,  20. 

hiedisent ,  hier  diesseits  {dei 
Rheine]   87,  6  u.  im,  B9,  29  u.  B. 

hinderhut,  /.  Hinterhalt  495,23. 

hingeflossen,  verflossen,  vergan- 
gen (Zeit)   522,  28. 

h  i  n  1  e  s  s  i  g ,  nachlässig ,  liederlich. 
faul  471,33. 

hinnen,  hier  innen  454, 28.  4i7,  15. 

hochherlickeit.  /.  oberste  Her- 
echaft,  hliehste  Gctcalt  {über  einen 
Landstrich)  125,25.  128,18.  130,6. 

hodler:  von  den  Oberlendern,  die 
man  die  hodler  heiszt  225,  10;  vgl.: 
hodler.  fürköuffer,  der  körn  und 
dergleichen  »uff  theure  hinderlich 
halt,  der  redlich  mit  dem  juden- 
spiesa  ficht.  Maalerteütsrh  Spraarh 

hulden,  haldigen   IS", 20, 
hudgesin,  n.  ( für  -gesind),  Naun- 

diener,  Dientthote  4t>2,  14. 
hat,/.    II  „che;   Hinterhalt  216,  S. 
hü  tly:  es  gieng  under  dem  hürtlv  zu, 

nicht  redlich  21,  13  lern,  den  Gauk- 

lerkunttstücken  entlehnt). 

I  für  tonloses  e  :  kurtzy  53, 31 .  kurzy 
100.  IG.  alli50,  25.  buchly  79,22, 
2Ä.  sülli  tolle  03,15,  solti  eallte  9S, 

15.  gewarsamy  109,17  u.a.  im  gan- 
ten nicht  hilufig.  —  ißlr  ü  häufig, 
t.  B.  lindt  Sunde  109, 10.  chürtirst 
Kurfilrtt  164,  15.  geatirmet  gc 
stürmt  447, 3Sj  ebmm  ie  für  üe: 
miewen  mästen  16ä,3.  triehMÜtg 
165,  4.  biechlin  166,  li.  «MÖeren 
167,24,  u.  u.  umgekehrt  ü  für  i: 
baulichen  bittlich  1116,32.  schunn- 
herren  168,6.  künder  Kinder  16S, 

16.  geWeit  geliefert  217,13.  xunsi 
Zins  217,28  u.  s.  u>.  für  ie:  müd 
Mietedi,  12.  stüben  ttitben  477.4. 
Aüaenfliehen  486,9.  —  tfüriX,  mhd. 
iu;  crytz  Kreuz  HiS, 34.  bedidt  be- 
deutet 221  ,A*.  lichter  Z«Henter  486, 
Kt/tfrie;  iderraan  447,10.  ytsutit 
'■"  "3.  454,9.  475,26.  (yeUunt455, 


ledlich,  »Wer448,  26.  459,12.4(16, 
42.   fyeglich  4SI,  211). 


inbn.it.  Einbau,  OthUud, imM 
einet  abgegrenzten  Platzes  m  1 

Inhalten,  enthalten,  Inhalt  y, 
481,33. 

inker.m.  Einlehr,  Verkehr  i:.!> 

intrag,  m.  Einwurf,  Einredet-: 

Joch,  auch,  doch,  wenngleich  44,1' 
jor-eid,   der  alle   Jahre  zh  rw 

rende  Treueid  34,35.   148,6. 
jor-lit,  /.  Jahrestag  einet  lir- 

benen  33,22.  336U«»>.  fi  ;u  s  : -., 

vgl.  ■elgrete. 

karrenbuch.se, /.  kleiner,,  faß- 
bares  Geschütz,    Feldgwl,;,::  i- 

keiglen,  Kegelschieben   llin.J. 
kemmich,  m.   Kamin,   &<-/«, ri,,'- 

489, 13. 
kernen,   »i.  Kern:  der  beste  L' 

nen  der  jungen  inanschaft  1»J. 
-L      ingcschnben    in    ochilrrn   <!■</■■ 


450,  '.i 


I.  christlich    dal  t 


m/flr  chrisUiem  42,14. 
r,    Wo«,    Wahlamt  '-" 


rf(i>A«. 


va,*a.  94,26. 
kilby,   {eigentlich  Kirchuriih    Fr-! 

Volksfest    23,33.   25,24.    IM..' 

reraf.  Grimms  Hl.  5,  831  mi.v. 
kilcher,  /.  (o<m  kiLchh&re. .  n- 

samtheit  der   tu   einer  Kirche  •:■■ 

hörigen,  Kirchspiel  Irt2.  2^    n-, 

Grimmt  Wb.  5,  820. 
kilnpal.    Kirchspiel  34.27 
kittern,  kichern  463,26. 
clegte,  /.  ÄiaS«  203,35.  2«4.;-. 
klein,   adv.  wenig  72.8.  73,4. 
kluppte,  /.  Spalt,  Klemme:  in  &a 

kluppten  «ecken  480,42. 
kost,  ni.  Kosten,  Aufieand  4^",-" 

kosten  485, 24.  488, 19. 
kouf,  m.  Kaufpreis  119,29. 
krans,  »n.    Verpßichtnng  ein    Sri*- 

fc«i!/*j*   cAruiaft«n  1(9,3.    rwf-' 

Grimmt  Wb.  5,  2054. 
rutzgang.  Bittgang  unter  Furt« 

gung  des  Kreuzes,  Prottssi*» '■■*■  ■'< 
kumlich,    angemessen  209,27. 
1"""      ~     jwSarni»rAt«"   >S- '■■  ■' 

m.  toi*  sonst  Flaue 


adenherr,  Btwahrtr  der  Lade,  i 

welcher  die  städtischen  /(«.,'..'■"'■ 
fiepen  74, 25.  «.  üier  d«  Lmh; 
herren  Heusler:  Vwfastgsgtrh .-• ■ 


Glossar. 


577- 


langen,  verlangen  64,31. 

leren,  lernen  172,  2. 

letze,  f.  Abschiedsgabe ,  Geschenk 
25,31. 

letzge,  lectio,  Lemma  eines  Bibel- 
abschnitte*,  dann  Vorlesung  Über- 
haupt 35,  25.  36, 19.  90,  36. 

lifferher?  21,35.  22,7,24.  23,13t#.ff. 

lob  ig,  Lob  habend,  löblich  455,25. 

lochennen,  plur.  Grenzzeichen  an 
Waldbäumen  u.  dgl.  128, 13.  loch- 
boüm,  lochenen,  marchstein  und 
ander  gemerk.  Basler  Rechtsquellen 
I,  221.  Ä.  ebendort  I,  669  Anm. 
Ein  Haus  zwischen  Langenbruck 
und  Holderbank  an  der  Grenze  der 
Kantone  Basel  und  Solothum  heisst 
das  Lochhaus,  vergl.  bair.  lachen 
und  lacken,  einen  Baum  so  zeichnen. 
Schneller  [2.  Aufl.)  1,  1432. 

losen,  zu-losen,  zuhören  80 ,  2 . 

lumde,  m.  Leumund,  eins  unver- 
serten  lumbdens  97,  21. 

lüpriester  für  liutpriester,  Leut- 
priester  33, 15.  lüpriester  45,  6.  63, 
20. 

lustren,  auflauem  165,24.  172, 
11,28. 

luttener,  m.  Lieutenant  116,27. 
ludenner  119,3.  ludner  131,12. 
lutaner  147,  27. 

lutter,  klar,  unzweideutig  {von  einer 
Verabredung)  210,  14. 

machmänlin,  n.  GaukelmänncJten; 
hier  im  Sinne  von  Versuch,  Probe 
{spöttisch)  182,33. 

maflenschlosz, n.  Vorhüngeschloss 
450,37. 

manen,  einen  Mann  nehmen,  heira- 
ten 90,  27. 

meins,  selten  für  das  neutr.  mein: 
meins  sechste  kindt  228,  39. 

merklich,  beträchtlich,  vorzüglich, 
gen.  vil  merklisz  sammatz  103,  29. 
bedeutend,  wichtig:  merglich  462,8. 
schwer  464, 17.  472, 18.  adv.  merg- 
lichen  beträchtlich  477,  2.  schwer 
482,  25. 

mietwan,  m.  Versprechung  einer 
Belohnung  in  der  Absicht  zu  be- 
stechen 95,  15.  vgl.  Lexer,  mhd. 
Wb.  1,  2136. 

mud,  {Miete),  Belohnung  31, 12  {ge- 
gen mi  et  95,15). 

murmlen,  murren  81,7.  murmeln, 
verstohlen  als   Gerücht    verbreiten 

m,  12. 

ßtsler  Chroniken.  I. 


mustern,  ausmustern,  sichten  111, 

12. 
müssen,    quälen,  plagen    454,  31. 

457,  17.   vgl.  Maater  295b. 

n  ausgefallen,  s.  g  am  Einaang.  Isz- 
bruck  Innsbruck  148,  41.  vernuft 
466,8.  nn^Srng:  anhennig  147, 
17.  ngt/ürnt:  gesangten  {den)  Ge- 
sandten 187, 29.  vergl.  auch  unter 
d  am  Eingang. 

nach-  8.  noch-. 

nidertrechtig,  niedrig,  verächt- 
lich 61,  20. 

nidsich,  nieder  {das  Land  hinab) 
155,  34.  157,  12.  162,  15.  183,  10. 

n  i  d  s  i  d  e  n ,  aus  dem  Unterlande  46, 
32. 

nitzit;  nichts  72,  19.  nOzit  75,28. 
nutzit  77,  10.  nizit  169,30.  nutzet 
483,  24.  nützit  219,  29.  gen.  nüczs 
467,  12.  *.  ützit. 

ndchg&ndig  {nachgehendig)  nach- 
folgend 224,  37.  in  gleichem  Sinne 
die  nachgönen  artikel  440,  28. 

o  für  tonloses  e :  verordnot  96,  28. 
97,14.  geordnoten  98,1.  gelerosten 
gelehrtesten  470,  39.  für  6  in  wor- 
ren  waren  124,  31  und  oft  {gegen 
wären  129,  2).  für  ou  in  bommen 
Bäumen  130,12.  bonngart  Baum- 
garten 256  Anm.  1 .  für  u :  gezwun- 
gen 465,  27.  s.  unten  on-.  über  a 
für  o  *.  Vorrede  S.  XV. 

oben  zech,/.  Abendzeche  225,  38. 

obsich,  ftufwärts  {das  Land  hinauf) 
155,34.   157,  12.  162,15. 

o  b  8  i  d e  n ,  aus  dem  Oberlande  46, 32. 

ftfnen,  aufrichten,  constituere.  pari. 
geöffnet  38,  24.   vgl.  uffnen. 

o  n  -  für  un- :  onufnerisch  unaufrüh- 
rerisch 216,  14.  onbefiegt  unbefugt 
216, 14.  oncristlich  462, 3.  onange- 
sehen  480, 42.  unerschrocken  485, 
29.  vergl.  bronst  für  brunst  221, 
13. 

ougspiegel,  m.  plur.  Brille  525 
Anm.  1* 

parthigist  60,18. 

pfrunner,   Pfründer,   alimentarius 

476,  10. 
pietanz,/.  S. 336  {Anm.  6  zu  S.  334) . 

vgl.  die  Erklärung  £.261  Anm.  2. 
p  o  1 1  i  c  y ,  obrigkeitliches  Mandat  88,3. 

88, 28.  89, 14  i#.  <>. 

37 


/ 


578 


Glossar. 


p olli ziere n  ,  ein  solches  Mandat  er- 
lassen 9S,2. 

posyeren  207,14.  An  der  entspre- 
chenden Stelle  Eidgen.  Abschiede 
III,  2,  1011  steht  passiren. 

prave,  m.  nach  dem  ital.  bravo, 
Mörder,  Banditt  105,  21. 

probieren,  beweisen  {probare)  36,9. 
217,31. 

quadratstein,  m.  behauener,  Qua- 
derstein 4S5, 11. 

r  ach  tun  g,/.  Vergleich,  Sühne  459, 
20.  487,  34.  rergl.  Haltaus  Glossar 
1499. 

renzlen,  renlen,  Getreide  reini- 
gen 143,16.  vergl.  Stalder  2,  281 
unter  rollen. 

rouchfarb,  rostltraun,  ferrugineus 
47,10. 

ruchtnan,  m.  grolter  Mann  476, 1 1 . 

r  ü  1 8  e  n ,  rutschen  476, 1 . 

schenki,  pl.  schenkine,/.  Schen- 
kung, Geschenk  213,26. 

schenzlen,  mit  Schande  belegen 
64,20. 

scherhammer,  m.  Werkhammer 
172,7,9. 

schidherre,  m.  Herr  {Ratsmit- 
glied) zur  Schlichtung  eines  Han- 
dels verordnet  130,36.   135,28. 

schiffrich,  so  dass  man  zu  Schiffe 
fahren  kann  103,12, 18.  vgl.  Frisch 
2,  180c. 

schinbarlich,  offenbar,  klar  und 
deutlich  65,31.  • 

schlegumpest,  Eingemachtes  aus 
Schlehen  335  {Anm.  6  zu  S.  334) . 

schmecken,  riechen,  merketi.  priit. 
plur.  schmackten  66,35. 

schmitzen,  schlagen ,  empfindlich 
treffen,  beschimpfen,  part.  gesmy- 
tzet  458,41. 

sehr u ff e.  m.:  1  schruffen  et  spinnel 
ad  levanda  vasa  345  Anm.  1 . 

schwere,/.  Gewicht :  by  der  schwere 
in  schwerer  Menge  484, 18. 

aelgret,  {mhd.  seigerste),  was  von 
der  Hinterlassenschaft  eines  Ver- 
storbenen zum  Heil  seiner  Seele  ei- 
ner Kirche  für  Seelmessen ,  Jahr- 
tage u.  der  gl.  zufällt  oder  vermacht 
ist  33,  22. 

s  e  1 1  o  s ,  uti  (feist lieh  463,7. 

sem lieh,  solch  207,1. 

Serge,/.  Sarsche,  Wolleristoff,  Decke 
aus  solchem  355  Anm.  2. 


span,  m.  Span,  Zwietracht  125,  In 
plur.  spenne  24, 17.   spen  125.2. 

s  p  e  n  n  i  g ,  widerspenstig ,  entifew. 
147,15.  spenig  sachen'201.22.  * 

spetzwörtlin,  n.  plur.  spitzfimlüit, 
Spottworte  459,5  (spätxle,  schmiitz- 
wort,  schlötterle,  aculeus  et  vuih- 
dictum,  scomma,  argutiae  Minder 
378a). 

spinnel,  m.:  1  schruffen  et  spinnt! 
ad  levanda  vasa  345  Anm.  1 . 

strecken,  foltern  445,22.  440.7 

strime,  Streif,  Schweif  {am  Comr- 
ten)  25,15.  129,15.  143, 9^ 

stüben,  stieben, fliehen  477,4. 

stutz,  m.  Stoss.  in  eim  stütz  {fort- 
gehen) plötzlich,  sofort  449,  20. 

t  nach  f  assimiliert:  zunffig  zmiJU*. 
60, 11.  namhaffig  namhaftig  7*2, 1' 
144,43.  künffig  149,10.  204,3.  ze- 
schrifflich  459,18.  460,6.  ebtu*> 
nach  r :  furrer  fürder  80, 29  (furer 
77,6). 

—  ausgefallen:  lupriester  33,15.  4o 
6.  fruchbarlichsz  130,37.  eyjjno- 
schaft  132,1,7.  houpbanner  l;*J,U> 
houp lütten  136,  35.  gelerosten  et- 
lehrtesten  470,39.  vgl.  zu  beytheyl- 
len  zu  beiden  Theüen  146,40.  — 
abgefallen  zechen  Zehent  4W,  7 
angetreten:  werkt  für  werk  455.12 
466.  7.  beschwertnüss  455,  37.  - 
vgl.  d  zu  Eingang. 

tagsherre,  m.  Herr  [Rat&tnitgltc*! 
zur  Tagsatzung  verordnet  130,  :to 
38. 

t Kirne  t  jetzt,  heute,  nun  468, 13.  r<// 
Grimm  IVb.  2,  698  unter  daling 

t  h  e  d  i  £  e  n ,  vergleichen ,  heilten 
thettiget  53, 21.  s.  dettigen,  veniet- 
tigen. 

trawen,  droheti  445,35.  priit.  tro- 
wet  459,1. 

trem,  plur.  von  trom  {für  tram 
Balken  182,10. 

trungelich,  trungenlich,  <«*> 
eindringlich  41,1.  209,6. 

trysinier,  Tresorier,  Schatzfneiitn 
32,16. 

n  für  uo  in  gutt  gut  79, 30.  80,  35  < 
ö.  anmuttig  126,  36.  rufften  n>V 
145,20.  armutt  227, 13.  berutitm 
450,43.  vielleicht  auch  in  schlug 
156,12.  slug  446, 12.  —  fi/ffr  iej* 
Priit.  ehemals  reduplizierender  Ytf- 
ben  mit  a  oder  &  in  der  StamimM* 
ffii  164,2.   166,10.    empfinge  IT" 


k 


Glossar. 


579 


11.  hülfen  hielten  170, 11.  176,  7. 
abgungen  171,3.  sung  173,20.  fül- 
len 178,  20.  underlusz  unterließ* 
216,  4.  auch  sonst  für  ie:  fluhen 
fliehen  470, 32.  472, 30.  —  ü  *.  un- 
ter i.  —  ü/tfr  ou  in  glühen  56,7,8. 
59,  2, 3  «.  0.  glublich  65, 20.  gl  übe 
6S,33.  71,5«.  ff. 

■überlegen,  beschwerlieh,  ungelegen 
457,  22.  vgl.  Maaler  444*1 . 

ubertrang,  w.  Bedrängnis  53,4. 
145,3.  Übertrag  146,  37.  uber- 
drang  484, 9. 

uffnen,  aufrichten,  constituere  77, 
36.   t?0ri\  öfnen. 

uffnung,  Aufrichtung  76,23.  77,15. 

ii  ff  schlagen,  aufschieben,  verzö- 
gern 470,34. 

uffzug,  m.  Verzug,  Versäumnis 
71,27. 

underdettinger,  m.  Unterhänd- 
ler, Sühner,  Schlichter  125,17. 

u  n  gelt,  ».  Abgabe  über  das  eigent- 
liche gelt  488,  20.  dafür  umgelt 
488,21. 

ungenumen,  ausgenommen  210.16. 

u  n  s  z  seh  1  e  t ,  ».  Ünschlitt  1 50, 1 3. 

un  zeitig,  unreif  226, 21. 

Ursachen,  Ursache  geben  455,  26. 
463, 44. 

ürthe,/.  Zeche,  Schmauserei 225,40. 

usfundig,  ausfindig,  vollkommen, 
erschöpfend  77,35. 

u  s  z  k  o  n ,  auskommen,  vollenden  1 8,6. 

uszrichten,  recht ,  verständlich 
machen  466,8. 

uszschutz,  Ausschuss,  Commission 
rnn  Beratenden  72, 15.  73,  17,21. 
uszschutz  80, 10.  uschutz  187,21. 

uszwarten,  zu  Ende  warten,  voll- 
führen 68,  20. 

ützit,  etwas  206,20.  vgl.  nützit. 

ü  wer,  euer,  verkürzt  zu  ür  68, 13. 

V  unter  F. 

W achtbar,    Wache  haltend ,   acht- 
sam 181,29. 
wasserst  übe,/.  Baum,  in  dem  die 


Werkleute  beim  Pfeilerbau  einer 
Brücke  arbeiten,  und  der  dem  Fluss- 
bette abgewonnen  ist  223, 4. 

webste,  /.  Wespe,  kamen  inen  die 
wehsten  in  den  hindern  475, 31. 

weidling,  kleiner  Kahn,  Nachen 
24,35.  173,23.  222,28. 

wellen,  wollen,  wend  {sie)  wollen 
109,40.  wet  wollte  67,19.  115,5. 
wed  74,24.   wolt  130,32. 

wendig,  abtrünnig  227,17. 

wiben,  ein  Weib  nehmen,  heiraten 
90,27. 

widerlegen,  ersetzen,  entschädigen 
485,5. 

widern,  sich  widersetzen  87,17. 

widerzug,  m.  Bückzug  149,36,37. 

wittling,  m.  Witwer  171,22. 

wolfel,  wolfeil.  in  wolfflem  gelt 
147,10.  compar.  wölfler  160,29. 

wölfle,  /.  Wolfeilheit:  wfnwölfle 
157,16. 

wun  und  weydt,  spisz  und  trank  145, 
24. 

zamen ,  zusammen  75,9.  81, 12  u.  ff. 

zechen,  m.  [der  Zehnte)  Abgabe  439, 
7.  488,  33.   zechent  482,  32. 

zeugen,  zöigen,  zögen,  zeigen, 
{fnhd.  zouge,  zöuge) :  anzeugen  460, 
13.  anzuzeugen  459, 25.  anzoigt 
457,  5.  4^9,33.  zeigten  463, 1.  an- 
gezeigt 465, 3.   cf.  bezögen. 

zibel,  m.  Zwiebel  162,10,11. 

ziginger  Zigeuner,  zyginger  oder 
heyden  61,41. 

zilror,  n.  Büchse,  Flinte  178,26. 
187,2. 

z  i  m  1  i  c  h ,  schicklich ,  angemessen 
484,  8. 

zöben,  zu  Abend  160,6. 

zundel,  Zunder,  Zündstoff  41,20. 

z  u  n  f t ,  /.  Zunft ;  Zunftgerechtsame. 
die  zunft  koufen  sich  tn  eine  Zunft 
einkaufen  445, 19. 

zusatz,  Besatzung  von  Hilfstruppen 
[vgl.  Frisch  2,  154»»).  24,  18.  26, 1. 
Hilfstruppen  27,19,24. 

zwuren,  zwier,  zweimal  90,  35. 


37 


Nachträge.  5g  j 

Sechser   erscheint  (Anm.  1),  an  die  Stelle  seines  Vaters  gewählt  worden   sein. 
Wenn    sich  dies  so  verhält,  so  ist  aher  Peter  Rvff  nicht  erst  1530  gestorben, 
wie  der  Stammbaum  angiebt,  sondern  diese  Angabe  beruht  lediglich  darauf, 
dass  er  1530  zum  erstenmale  nicht  mehr  auf  der  Kathsliste  erscheint.    Ferner 
liegt  hierin  ein  neuer  Beweis  gegen  die  Richtigkeit  der  in  unsrer  Chronik  S.  89, 
10  ff.  enthaltenen  Angabe,  dass  die  erledigten  Rathsstellen  den  11.  Febr.  be- 
setzt worden  seien.   Die  Geschichte  dieser  Wochen  bedarf  noch  einer  gründ- 
lichen Erforschung  nach  den  Quellen.   Ochs,  der  über  die  damaligen  Gross- 
rathssitzungen  Einiges  mittheilt  nach  den  Decreta  et  mandata  senatus  Ba- 
siliensis  1521—1601,  Bl.  36»>  ff.  und  Bl.  59  ff.  (auf  S.  670  ff.  und  665  ff.)  und 
nach    dem  Büchlein  St.  2.  A  (auf  S.  675  ff.  681  f.),  giebt  mehrmals  falsche 
Daten  an  (wahrscheinlich  irre  geführt  durch  jenes  »fritag  den  28.  febr.«), 
S.  670  den  14.  Febr.  statt  des  12.,  S.  676  den  17.  statt  des  15.  und  S.  677 
den  20.  statt  des  18.  3)  S.  Ochs  VI,  75  ff.  4)  S.  Beiträge  IX, 

M  ff.  5)  Ich  verstehe  die  Stelle  so,   dass  der  Verfasser  erzählen  will, 

der  Ausschuss  habe  der  Gemeinde  mündlichen  Bericht  über  die  vom  Rathe 
erth eilte  Antwort  gegeben,  über  diese  Antwort  habe  aber  bereits  eine  schrift- 
liche Aufzeichnung  Gestanden ,  eben  die  Policy,  die  dann  am  18.  Febr.  von 
dem  grossen  Rathe  angenommen  und  bestätigt  wurde  (97,  31).   Nun  ist  aber 
kein  Zweifel,  dass  diese  ganze  Policy  erst  das  Werk  der  am  15.  Februar  zu 
»Boten«  verordneten  20  Rathsglieder  und  Sechser  war  (sie  sollten  »die  ar- 
tigkel,  so  ein  burgerschaft  begert,  an  ein  end — p ringen«),  einer  dieser  Ver- 
ordneten kann  also  jene  Stelle  nicht  geschrieben  haben.    Dass  die  Policy 
in  der  Form,  wie  sie  am  IS.  Febr.  angenommen  wurde,   aus  den  Händen 
der  Verordneten  kam ,  wusste  der  Verfasser  der  Chronik ,  der  nach  S.  65,  4 
schon  1528  im  grossen  Rathe  scheint  gesessen  zu  haben  (vgl.  S.  5.  6),  wohl, 
er  scheint  aber  angenommen  zu  haben,  dass  die  Th&tigkeit  der  Verordne- 
ten sich  bloss  auf  eine  genauere  Formulierung  der  schon  schriftlich  verzeich- 
neten Zugeständnisse  beschränkt  habe ,  wie  er  denn  auch  keinerlei  Andeu- 
tung darüber  macht,    dass  die  von  der  Gemeinde  erzwungenen  Zugeständ- 
nisse (s.  S.  86,  4  ff.  und  den  S.  92  Anm.  2  erwähnten  Bnef  Oecolampads) 
in   der  Policy  modificiert  erscheinen.     Geschickt  spricht  der  Wortlaut  der 
letzteren  in  einer  Weise ,  die  offenbar  darauf  berechnet  ist ,  den  Eindruck 
hervorzubringen,   die  Policy  enthalte  dem  Wesen  nach  die  gemachten  Zu- 
geständnisse, wenn  auch  aus  praktischen  Rücksichten  bei  der  genauen  Fest- 
setzung einige  Einschränkungen  gemacht  worden.   —  Wie  unser  Chronist 
86,  9  deutlich  ausspricht ,  war  auch  bei  den  Forderungen  politischer  Art, 
welche  die  Bürgerschaft  an  den  Rath  gestellt ,  die  Rücksicht  auf  die  Durch- 
führung der  Reformation  der  treibende  Grund  gewesen;   nachdem   diese 
glücklich  erreicht  war,  wandte  man  jenen  eine  geringere  Aufmerksamkeit  zu. 

Seite  5.  1)  So  scheint  mir  die  Stelle  eher  erklärt  werden  zu  müssen, 
ab  in  der  Weise,  dass  man  annimmt,  der  Verfasser  wolle  damit  sagen,  er 
selbst  habe  um  diesen  Preis  Wein  verkauft.  Er  würde  in  diesem  Falle  ge- 
wiss nicht  ausgemessen,  sondern  verkauft  gesagt  haben.  Ueber  die 
Weinmesser  vgl.  Fechter  (in  der  Festschrift:  Basel  im  14.  Jahrhundert)  44, 
Recht squ eilen  von  Basel  I,  126  f.,  über  das  Verkaufen  von  Wein  auf 
offenem  Markte  in  Basel  noch  im  16.  Jahrhundert  Peter  Ryff  176,  21  ff. 

Seite  6.  1)  Wir  erwähnen  noch,  dass  er  sich  am  21.  August  1530  an 
der  von  ihm  beschriebenen  Kirch  weih  in  Liestal  betheiligt  hat.  S.  113, 
2h,  30.  —  Ausser  den  im  Texte  erwähnten  Versammlungen  der  evangelischen 
Bürger  hat  er  nach  56,  3  auch  schon  der  im  October  1527  abgehaltenen 
beigewohnt. 

Seite  II.  1 )  Ein  grösseres  Stück  ist  etwas  später  eingeschaltet.  Als  der 
Verfasser,   nachdem  er  die  vollständige  Durchführung  der  Reformation  in 

Basel  erzählt  hatte,  die  Ueberschrift  setzte  »Hienoch  volgt  die  pollicy 

geben  wart«  (92,  20  ff.),  war  ihm  ein  Exemplar  des  Wortlautes  dieser  letz- 
teren nicht  zur  Hand;  er  Hess  also  den  Rest  des  Blattes,  auf  welchem  er 
angelangt  war,  und  die  Bieben  folgenden  Blätter  leer  und  fuhr  auf  dem 


Nachträge.  583 

habe  er  sich  irgendwoher  die  Fortsetzung  des  Peter  Ryff  verschafft.    Allein 
ich   bin  von  dieser  Ansicht  zurückgekommen.     Gerade  die  Art  und  Weise, 
wie  liippell  jene  beschädigten  Stellen  wiedergiebt,  zeigt,  dass  er  sie  in  ver- 
stümmelter Uestalt  vor  sich  gehabt.    Denn  entweder  sind  seine  Lesarten 
der  Art,  dass  sie  sich  für  jeden,  der  jene  Stellen  vor  sich  hatte,  von  selbst 
ergeben  mussten,    oder  sie  sind  geradezu  unrichtig,  wie  S.  IS,  25,   wo  er 
»uff  dasz  40.  w..a  ergänzt:  »uff  dasz  40.  wil  ich«,  indem  er  übersieht,  dass 
auf  der  nächsten  Zeile  folgt:  »wir  achtung  han«,   es  sich  also  nur  darum 
handelt,  den  Best  des  mit  w  anfangenden  Wortes  zu  ergänzen,  und  8.  157, 
31,    wo  er  »in  sehwnrtzem  gewand«  schreibt,  während  letzteres  Wort  auch 
In  der  noch   unbeschnittenen  Chronik  gar  nicht  mehr  Platz  gehabt  haben 
kann.     Auch  der  Ausdruck,   er  habe  »dises   biszdohar  abgeschriben  *, 
deutet  eher  darauf  hin,  dass  er  noch  mehr  abschreiben  wollte,  als  dass  er 
«eine  Arbeit  hiemit  als  abgeschlossen  ansah.    Auch  das  Verhältniss,  in  wel- 
chem Rippell  zu  Peter  Ryff  und  zu  dessen  Chronikenband  selbst  stand, 
spricht  durchaus  für  unsre  jetzige  Annahme.        2)  In  Quart,  A.  G.  V.   14 
signiert.     Die  Handschrift  ist  der  Bibliothek  von  den  Herrn  Professoren 
Peter  und   Rudolf  Merian  geschenkt  worden ,    deren  Vater  Johann  Rudolf 
Merian  sie  im  Jahre  1786  von  seinem  Vater  erhalten  hatte.     Sie  ist  nicht 
eine  genaue  Abschrift  unserer  Chronik ;  einzelne  Stellen  sind  verkürzt  oder 
ganz  weggelassen ,   andere  durch  Zusätze  erweitert  oder  in  etwas  verschie- 
dener Weise  gefasst.    Ochs  hat  sie  benutzt  und  führt  mehrfach  Stellen  aus 
ihr  an,  z.  B.  V,  363.  3G5.  3(iS.  652.  654  f.  6S4.    Unrichtig  ist  es,  wenn  er  sie 
309  und  654  als  gleichzeitige  Handschrift  bezeichnet.         3)  Als  »Geschenk 
von  Herrn  Pfarrer  Thurneisen,   erhalten   den  15.  July  1831«.    Pfarrer  Ru- 
dolf Th.  war  der  Sohn  des  Buchhändlers  Emanuel,  den  Haller  IV.  Nr.  736 
als  Besitzer  nennt.   Das  Buch  trägt  die  Signatur:  K(irchen)  A(rchiv)  E.  I.  20. 
Ueber  die  persönlichen  Verhältnisse  des  Peter  Ryff  ist  aus  seiner  Chro- 
nik nachzutragen,  dass  er  nach  178,27  das  Strassburger  Schiessen  von  1576 
besuchte,   und   dass  ihm   nach   J 79,  17   an   der  Pest  des  Jahres  1577  alle 
seine  Geschwister  starben  bis  auf  einen  Bruder,   der  im  Welschland  war 
(d.  h.  wohl   in  der  französischen  Schweiz  zur  Erlernung  der  Sprache,   s. 
Beiträge  IX,  49  Anm.  2). 


Berichtigungen  und  Zusätze. 

S.  20  Anm.  1.  In  dem  Citat:  Chroniken  d.  deut.  Städte  VIII  S.  16  be- 
zieht sich  16  auf  die  Einleitung,  nicht  auf  den  Text  der  Chroniken. 

S.  26,  40  ist  aus  Versehen  »batschafft«  gedruckt.  Siehe  hierüber  das  in 
der  Vorrede  Bemerkte. 

S.  30,  24  ist  nach  »höupter«  ein  Komma  zu  setzen. 

S.  35  Anm.  4  in  der  zweiten  Zeile  v.  u.  lies  208  statt  201  (allerdings 
ist  in  der  betreffenden  Ausgabe  Blatt  208  durch  einen  Druckfehler  als  Blatt 
201  bezeichnet). 

S.  37  Anm.  1  ff.  Wenn  der  Chronist  von  den  guten  Prädicanten  spricht, 
welche  die  von  ihm  genannten  Kirchen  versehen,  so  hat  er  bei  St.  Martin 
in  erster  Linie  an  den  so  eben  im  Texte  erwähnten  Oecolampad  gedacht, 
der  1522  oder  1523  Vicar  des  kranken  Pfarrers  Anton  Zanker  geworden 
war  (Herzog  I,  209  f.)  und  1526  vom  Rathe  als  Leutpriester  zu  St.  Mar- 
tin förmlich  angestellt  wurde.  Eine  Abschrift  des  Anstellungsdecrets  findet 
sich  Antiq.  Gernl.  1  fol.  27.  Damals  wurde  ihm  auch  Hieronymus  Bo- 
thanus    aus  Massmünster  als  Helfer  beigeordnet.     Herzog  I,  353  f.  — 


5S6  Nachträge. 

peura  1868,  202  ff.  angezeigte  Verzeichnis  der   Schriften    des  David  Jm- 
(David  Joris  Bibliografie)  von  A.  Van  der  Linde,    's  Gravenhage  ls»>" 

8.  178  Anm.  6.  Der  von  Herrmann  genannte  »Olry  Wiery-  kommt  k 
Haller  mehrmals  vor  als  Ulrich  Wirry  von  Arow  (V,  Nr.  557.  1198;. 

S.  187,  32  lies  judica  statt  iudica. 

8.  107,  20, 21.  Die  «weite  Vermählung  des  Peter  Ryff  fand  nicht,  wk  k< 
Huberische  Tafel  aus  Versehn  berichtet,  1583,  sondern  1593  statt. 

S.  235.  Unter  den  Wohlthätern  der  Karthaus  sind  auch  die  Pruft^o- 
ren  der  Universität  stark  vertreten.  —  Es  sind  hier  die  Eintragungen  i:-: 
beiden  letzten  Prioren  hervorgehoben.  Sehr  zahlreich  sind  aber  auch  d? 
des  Heinrich  v.  Alfeld. 

8.  243.  Die  alte  Ausgabe  des  Tractatus  de  modo  proveniendi  u .  &.  « 
ist,  wie  die  Lettern  zeigen,  bei  Michael  Wenszler  in  Basel  gedruckt. 

S.  244.  245.  Ueber  den  Schluss  der  Chronik  und  dessen  Verfasser  s 
S.  305  Anm.  3. 

S.  246.  Dr.  Karl  Buxtorf  ist  nicht  1871,  sondern  den  6.  Nov.  1*7" 
gestorben. 

S.  269  Anm.  1.  Die  Stelle  im  Liber  benefactorum  stammt  ebenfall- 
von  der  Hand  Heinrichs  v.  Alfeld. 

S.  275  Anm.  4  lies  »der  Ziboilen«  statt  »de  Zibollen«. 

8.  291  Anm.  2.  Es  ist  der  Manipulus  florum  des  Thomas  de  Hibernh 
(eines  Prediger  Mönchs  aus  der  zweiten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts.1  se- 
meint, eine  Sammlung  von  Sentenzen  aus  den  Schriften  der  Kirchenvater 
Das  Exemplar  der  Karthäuser,  eine  Pergamenthandschrift,  nach  den  Notint 
am  Schlüsse  1324  in  vigilia  epyphaniae  durch  Wilhelmus  Zuremont  vollcmitt 
steht  jetzt  Universitätsbibliothek  B.  iv.  9. 

S.  293  Anm.  4.  Die  Notiz  Wurstisens  über  die  Eltern  und  Geschwirr 
der  Anna  v.  Kotberg  ist  einer  Aufzeichnung  Heinrichs  v.  Alfeld  im  Liber 
benefactorum  2  entnommen. 

S.  297  Anm.  1.  Die  Angabe,  Heinrich  sei  beinahe  15  Jahre  lang  Yiu- 
rius  seines  Klosters  gewesen,  stimmt  nicht  mit  dem,  was  wir  sonst  ütar 
seinen  Aufenthalt  im  Kloster  erfahren.  Wenn  er  am  5.  Juni  1487  starb 
(322,17.  325,19.  510,25.  Tonjola  319)  und  50  Jahre  und  4  Monate  im 
Orden  zugebracht  hatte  (322,20  ff.  304,26),  so  kann  er  nicht  vordem  Früh- 
ling 1437  eingetreten  sein,  war  also  bei  seiner  Erwählung  zum  Prior,  Pfing- 
sten 1449,  nicht  viel  über  12  Jahre  in  demselben.  Es  muss  also  wohl  in  ikai 
15  unserer  Stelle  ein  Fehler  stecken. 

8.  309  ff.  Zu  dem,  was  über  die  Persönlichkeit  und  den  Charakter 
Georgs  gesagt  ist,  ist  das  in  der  Einleitung  zur  Narratio  S.  359  ff.  Bemerkt« 
zuzuziehn. 

S.  309  Zeile  15  ist  statt  sive  zu  lesen  id  est.     S.  Nachtrag  zu  357  ff 

S.  312.  Die  Stelle,  »dass  der  deutsche  Kirchengesang  in  tumultuari- 
scher  Weise  eingeführt  wurde,  betrachtet  er  als  eine  Strafe  dafür,  dass  d;v 
Geistlichkeit  denselben  habe  ausser  Uebung  kommen  lassen«,  ist  zu  berich- 
tigen. Bei  genauerer  Erwägung  glaube  ich  nicht,  dass  Georg  bei  dem  «a 
germano  ritu  —  defecisse«  auf  S.  412,  \b  ff.  an  ein  Aufgeben  des  deutschen 
Ritus  (wie  S.  339  von  dem  Germanum  idioma  die  Rede  ist)  gedacht  habt 
er  meint  vielmehr  die  ächte  ursprüngliche  Art  des  Gottesdienstes. 

In  Betreff  der  Bildung  Georgs  ist  zu  bemerken,  dass  er  nach  einer 
Aeusserung  in  dem  Briefe  an  Bonifacius  Amerbach  (521, 41)  des  Griechi- 
schen nicht  kundig  war. 

S.  313.  Ueber  die  letzten  Lebenszeiten  Georgs  vgl.  das  S.  36S  und  in 
dem  Nachtrage  zu  S.  453  Anm.  1  Bemerkte. 

Der  Jerg  Staufer  von  Blossen  -  Staufen ,    der  in  der  Zimmerischen 
Chronik  (herausgeg.  v.  Burack  in  der  Bibl.  des  literar.  Vereins  als  Bd.  Ol 
— 94)  II,  474  ff.  so  schlecht  wegkommt  (s.  über  ihn  auch  Stalin:  Wirtemb 
Geschichte  IV,  89  Anm.  1,  123,  137,  193),  ist  wohl   der  Karth.  Arch 
Nr.  390  als  Philipps  Bruder  erwähnte  Görg. 


v_ 


Nachträge.  587 

S.  313  Anm.  7.    Stouffer  ist  nicht  der  unmittelbare  Nachfolger  Zsche- 
ckenbürlin s  im  Schaffneramte  gewesen;  siehe  das  S.  340  Anm.  1  Bemerkte. 

S.  323.  Ueber  die  Bemühungen  Heinrichs  um  die  Marien-  und  Mar- 
garethenfeste  siehe  auch  6.  494. 

S.  326.  4,  5.  Die  Stelle  »aliaque  parva  opuscula  seu  devotionalia,  id  est 
de  origine  Carthusiensium  «  versteht  man,  wenn  man  den  von  Heinrich  von 
Yullenho  oder  von  Vollenhoe,  wie  er  sich  dort  nennt,  geschriebenen  Band 
A.  VI.  14  der  Basier  Universitätsbibliothek  ansieht,  der  die  Schrift  des  Hein- 
rich von  Kaikar  (f  HOS)  »ortus  et  decursus  ordinis  Carthusiensis«,  daneben 
noch  eine  Anzahl  Schriften  über  den  Karthäuser  Orden  und  einige  andere 
erbauliche  Tractate  enthält  und  von  Louber  mit  dem  Titel  versehen  wor- 
den ist:  De  origine  et  decursu  ordinis  Cartusiensis  et  plura  devotionalia. 

S.  326  Anm.  3.  Wie  hier  der  Vater  Heinrichs  v.  V.  als  Hermannus 
Heinrici  aufgeführt  wird,  so  erscheint  Heinrich  selbst  im  Calendarium 
Dec.  S  als  Henricus  Hermanni  de  Vollenho  monachus  domus  huius. 

S.  331  Anm.  4.  Ueber  die  Frau  des  Hans  Oberried  habe  ich  nichts 
gefunden,  und  deshalb  habe  ich  nicht  klar  darüber  werden  können,  welcher 
Art  die  Schwagerschaft  ist,  in  welcher  er  nach  den  Urkunden  zu  verschie- 
denen Gliedern  der  Familie  Zscheckenbürlin  gestanden.  Morand  von  Brunn 
nennt  ihn  in  seinem  Testamente  vom  25.  Juni  1502  (Karth.  Arch.  Nr.  403) 
seinen  Schwager,  aber  eben  diesen  Titel  giebt  er  dort  dem  Thomas  Zsche- 
ckenbürlin, der  Geschwisterkind  mit  seiner  Frau  war,  und  den  er  an  einer 
andern  Stelle  (Nr.  395)  seinen  Vetter  nennt,  und  dem  Prior  Hicronymus, 
dem  Oheim  seiner  Frau,  der  sich  selbst  auch  Lib.  benef.  204b  als  Mo- 
randa  sororius  bezeichnet,  wie  in  der  Continuatio  334,16  Morand'  soro- 
rius des  Hieronymus  heisst.  —  Nr.  414  (1507  Jan.  4)  nennt  Oberried  den 
Thomas  seinen  lieben  Schwager  sei.,  und  da  er  Nr.  422  (1507  Juli  1)  als 
Vogt  (Vormund)  von  dessen  Kindern  erscheint,  mag  hier  eine  wirkliche 
Schwagerschaft  bestanden  haben  und  die  Frau  Oberrieds  eine  Schwester 
des  Thomas,  eine  Tochter  des  jungern  Hans  gewesen  sein.  —  Den  Lien- 
hard  Fuchs  nennt  der  Prior  Hieronymus  in  dem  S.  449  Anm.  4  erwähnten 
Schreiben  vom  7.  April  1529  seinen  sororius,  und  Lib.  benef.  19  bezeich- 
net er  hinwiederum  sich  als  sororius  Lienhards.  Lienhards  Frau  hiess  nach 
Fechter  (Beiträge  II,  229)  Magdalena  Zscheckenbürlin.  Näheres  wusste 
mir  Hr.  Fechter  augenblicklich  nicht  mehr  anzugeben.  Es  ist  nicht  un- 
möglich, dass  diese  Magdalena  eine  Schwester  des  Priors  gewesen. 

S.  339  Anm.  2.  Von  der  Angabe  »echt  florenos«  sollte  blos  »lx  flore- 
nos«  gesperrt  gedruckt  sein. 

S.  345  Anm.  3.  Auch  eine  Anzahl  sehr  schöner  Handschriften  stam- 
men aus  dem  Besitze  des  Johannes  de  Lapide. 

S.  347.  Herr  Dr.  Stern  bemerkt:  Eine  der  Bekehrungsgeschichte  des 
Hieronymus  Zscheckenbürlin  analoge  Erzählung  findet  sich  in  J.  Marx: 
Geschichte  des  Erzstifts  Trier.  Abth.  II.  Bd.  2  (1862),  S.  331  ff.  mit  Bezug 
auf  Dominicus  aus  Polnisch- Preussen,  der  in  das  Karthäuser -Kloster  St. 
Alban  in  Trier  eintrat. 

S.  348  Anm.  8.  Die  in  dieser  Anmerkung  angeführten  Stellen  zeigen, 
dass  die  Angabe  der  Chronik,  Zscheckenbürlin  habe  seinen  berühmten  letz- 
ten Gang  ins  Kloster  in  festis  penthecostes  unternommen,  nicht  ganz  genau 
ist.  Der  Chronist  hat  diesen  Gang  und  die  einige  Tage  darauf  am  Pfingst- 
tage  (3.  Juni)  folgende  Einkleidung  Zscheckenbürlins  nicht  auseinander- 
gehalten. 

S.  357  ff.  Der  Einleitung  zur  Narratio  ist  folgende  Bemerkung  beizu- 
fügen: In  der  Continuatio  bedient  sich  Georg  für  id  est  der  bekannten 
Abkürzung,  eines  senkrechten  oder  etwas  schrägen  Striches  mit  einem 
Punkte  vor  und  einem  solchen  nach  demselben.  D^ese  Abkürzung  hat  die 
Abschrift  A  der  Narratio  beibehalten,  jedoch  so,  dass  sie  den  ersten  Punkt 
wegläset  (nur  ein  einziges  mal  ist  mir  derselbe  begegnet).  Eben  diese  Ab- 
schriftbedient sich  als  Abkürzungszeichens  für  sive  oder  seu  eines  langen 


nit  einem  Punkte  dahinter ,  und  es  ist  nun  in  vielen  Fidlen  schlechter- 
iga  nicht  iu  unterscheiden ,  welches  der  beiden  Zeichen  gemeint  i" 
i  sehr  oft  dem  Sinne  nach  ebenso  gut  id  est  als  aive  stehen  kürnitr. 
ren  wir  hSiifig  in  Verlegenheit ,  welches  von  beiden  wir  «etsen  »Uten 
nn  wir  unsern  Entscheid  nicht  durch  die  Lesart  der  andern  Abs/hr;''' 
stimmen  lassen  könnten.  An  einer  Stelle,  die  uns  nur  bei  A  erhalt-.- 
(319, 121 ,  hatte  ich  erat,  als  ich  sie  Seite  3ufl  Zeile  14,  15  anIVr. 
ve  gelesen,  in  der  Folge  hat  mich  aber  sowohl  die  Form  de*  Zei  '.- . 
.  die  Hückaicht  auf  den  Sinn  bestimmt,  id  est  in  den  Text  aufinnrii 
•n.  —  Erst  hatte  ich  angenommen,  das  f  mit  dem  Funkte  dahinter  könnt 
i  und  da  auch  für  scilicet  angewandt  worden  sein,  und  habe  es  in  eim-n 
ischnitte,  der  sich  nur  bei  A  findet,  iweimal  H06.S  und  407,5]  d-inr 
licet  wiedergegeben.  Allein  ich  bin  von  dieser  Annahme  luruckgek-'rc- 
•n ,  da  in  den  Abschnitten ,  die  sich  bei  A  und  bei  L  finden ,  wUtetH 
{  scilicet  hat,  wo  A  jenes  Zeichen  setzt,  und  für  scilicet  sich  bei  A  seil 
,  die  Abkürzung  seil,  findet.  Ich  bitte  also,  an  den  beiden  genannte 
sllen  scilicet  durch  id  est  zu  ersetzen. 

S.  3fi8.  Ueber  die  letiten  Lebenszeiten  Georgs  vgl.  das  in  dem  Nacfi- 
ge  iu  S.  453  Anm.  I   Bemerkte. 

S.  37S  Anm.  5.  Ich  habe  es  in  dieser  Anmerkung  auffallend  gefunden 
ss  im  Calendarium  der  sonst  als  Diebolt  Dischmacher  bezeichnete  Man-, 
imminger,  seine  Frau  dagegen  Ursula  Disch macherin  genannt  wird.  Di» 
che  erklärt  sich  wahrscheinlich  so,  daas  Ursula  nach  dem  Tode  de*  Msn- 
s  dessen  Tisch  lergeschaft  fortsetzte  und  deshalb  im  Calendarium  als  l)i»cl- 
icherin  bezeichnet  wird,  wahrend  der  verstorbene  Mann  genauer  mit  trt- 
m  wirklichen  Familiennamen  aufgeführt  wird.  Der  Diebold  Diachmaiher 
r  in  den  Rechnungen  des  Bruder  Hans  ''siehe  S.  529)  bei  den  Ausgabt' 
die  Handwerksleute  genannt  wird  (Item  Düebolt  Duschmacher  um  < 
nen  1  fit.  4  ■.),  und  der  uns  im  Oeffnungsbuch  1530-1565,  Bl.  \}\ 
.  "Diebolt  der  tischmacher  jenait  Bhins«  begegnet,  wird  ein  Sohn  uiit_- 
ikel  des  alten  Diebolt  gewesen  sein.  Die  Sitte ,  abwechselnd  m '.'■ 
m  bereits  feststehenden  Familiennamen  auch  den  Berufsnamen  g.inz  i*> 
r  Weise  eines  Familiennamens  zu  brauchen,  muss  damals  noch  allgtmetf 
wesen  sein,  da  sich  in  den  verschiedenen  Chroniken  unseres  Hm:-.- 
»Ireiche  Beispiele  finden.  Theodor  Brand  wird  von  dem  Verfasser  d« 
ifzeichnungen  als  Theodor  Scherer  aufgeführt  (siehe  471  Anm.  1  .  •'■■■ 
ironik  des  Fridolin  Kyff  nennt  113,7  einen  Heinrich  Kouffer,  Mit;.-!" 
r  lUthe,  wahrend  sich  in  den  Hathslisten  jener  Jahre  kein  Mann  die*" 
imens  findet,  wohl  aber  ein  Heinrich  Zeller  als  Meister  der  Spinnwnr-r 
nfl,  zu  welcher  die  Küfer  gehören  [über  die  Schreibung  köutfer  fui 
effer  s.  1:15  Var.  21.  4112,3  und  Anm.  2].  S.  32,35  wird  ein  Hans  ('5 
llius  genannt.  In  der  Anmerkung  ist  darauf  hingewiesen,  daas  Och.'  ibr 
*  Hans  Appendecker  aufführt.  Dass  wirklich  ein  und  dieselbe  I'er*< 
meint  ist,  geht  aus  einer  StcUe  des  Oeffnungsbuches  M9o— 1-i> 
.  24U1>  hervor,  welche  berichtet,  dass  am  24.  Juni  1529  Hans  Cnrnn* 
ie  dort  der  Name  geschrieben  i»tl  sein  Bürgerrecht  aufgegeben  hsbi 
.hrend  am  Bande  angemerkt  ist;  Hans  Appentecker.  Urban  Gurt»' 
17,1)  ist  ohne  Zweifel  dieselbe  Person  wie  Urban  Itlechnagel  (117, 1" 
■ss  der  Chronist  auf  derselben  Seite  den  Mann  mit  zwei  verschiedener 
imen  nennt,  fallt  weniger  auf,  wenn  man  weiss,  dass  die  Stelle  von  ■£«! 
irU  [117,  15)  an,  wie  die  Tinte  reigt,  einige  Zeit  später  geschrieben  i-". 
i  das  Vorhergehende  (vgl.  was  S.  12  bemerkt  ist).  Bisweilen  haftet*  dii 
Tufsname  auch  noch  an  Nachkommen ,  die  das  betreffende  Gewerbe  pi 
;ht  mehr  trieben.  Dies  mag  der  Fall  gewesen  sein  bei  Thomas  Brim 
r  auch  Thomas  Solcmacher  [3S2,  6,  1»)  ,  bei  Thomas  Girfalk ,  der  aufh 
lomas  Keszler  (421,  4)  und  bei  Jacob  Kaiser,  der  auch  Jacob  Sfl.l--" 
nannl  wird  (100  Anm.  3).  —  Noch  jetzt  hat  bei  uns  auf  dem  Lande  dit- 
r  Gebrauch   nicht   aufgehört.     Ich   kenne   eine   Pachtersfamilie,   die  dri 


Nachträge.  589 

Geschlechtsnamen  Rudin  führt,  deren  Glieder  aber  in  der  Umgegend  selten 
unter  diesem  Kamen  aufgeführt  werden,  sondern  ganz  allgemein  unter  dem 
Namen  Dreher ,  weil  der  erste  Rudin ,  der  auf  den  Hof  gekommen ,  den 
Drechalerberuf  getrieben  hatte. 

S.  386,  5  ist  ohne  Zweifel  tarnen  statt  tum  zu  lesen,  was  L  hat.  Der 
Abschreiber  wird  tn  des  Originals  für  tu  genommen  haben. 

S.  393,  23  liest  A :  exhortatur.  Ich  möchte  diese  Lesart  vorziehn  und 
mit  Rücksicht  auf  dieselbe  auch  statt  »animatum«  »mentem«  lesen,  was 
A  hat,  und  statt  »consiliis«,  was  beide  Abschriften  geben,  »consilium«,  so 
dass  die  Stelle  nun  heissen  würde:  —  scultetus  —  —  exhortatur,  et 
mentem  colligere  coepit  (nämlich  senatus)  et  circa  horam  octavam  aut  no- 
nam  de  tractandis,  quae  ad  rem  necessaria  fuerint,  consilium  indicere. 
Vielleicht  war  schon  im  Original  aus  Versehn  consiliis  statt  consilium  ge- 
schrieben. 

S.  397  Anm.  2.  Herr  Dr.  Stern  fügt  bei :  Vgl.  über  Gregorius  Reysch 
die  Zimmerische  Chronik  IV.  353;  über  die  Margarita  philosophica 
s.  ferner  A.  v.  Humboldt:  Kritische  Untersuchungen  über  die  historische 
Entwicklung  der  geographischen  Kenntnisse  von  der  neuen  Welt  (deutsche 
Ausgabe  v.  Ideler)  II,  367  und  Kortüm  und  v.  Reichlin-M eidegg: 
Geschichte  Europas  im  Uebergang  vom  Mittelalter  zur  Neuzeit  (Leipzig, 
Weisel  1862)  II,  57—61. 

S.  403  am  Schlüsse  von  Anm.  2  ist  beizufügen:  Vgl.  A.  Stern:  die 
Streitfrage  über  den  Ursprung  des  Artikelbriefs  und  der  zwölf  Artikel  der 
Bauern,  in  den  Forschungen  zur  deutschen  Geschichte  XII,  bes. 
S.  494  ff. 

S.  405  Anm.  1.  Bei  Ochs  VI,  383  ff.  wird  erzählt,  wie  die  am  3.  Jan. 
152b*  eingeführte  Reformation  der  Zünfte  am  14.  Jan.  1552  wieder  aufge- 
hoben wurde. 

S.  406,8  und  407,5  lies  id  est  statt  scilicet.    S.  Nachtrag  zu  S.  357. 

S.  408  Anm.  3.  Herr  Dr.  Stern  fügt  bei:  S.  auch  B.  Hidber:  Dr. 
Thomas  Murners  Streithandel  mit  den  Eidgenossen  von  Bern  und  Zürich, 
mit  Urkunden,  im  Archiv  für  Schweizerische  Geschichte  X,  272 ff. 

S.  416  Anm.  3.  Herr  Dr.  Stern  theilt  mir  mit,  dass  vermuthlich  fol- 
gendes Werk  des  Clichtoveus  gemeint  sei:  »De  sacramento  Euchariatiae, 
contra  Oecolampadium  opusculum:  per  Judocum  Clichtoveum  Neoportuen- 
sein,  doctorem  tneologum  Parisiensem,  elaboratum :  duos  libros  complectens. 
Primus,  multiplici  authoritate  et  ratione  comprobat  sub  forma  panis  et  vini 
in  eucharistia,  verum  Christi  corpus  et  sanguinem  re  ipsa  contineri.  Secun- 
dus,  rationes  Oecolampadii ,  contendentes  in  pane  et  vino  consecrato  figu- 
ram  tantum  esse  et  repraesentationem  corporis  et  sanguinis  Christi  dissol- 
vit.   Cum  Privilegio.   Parisiis.  Ex  officina  Simonis  Colinaei  1526«.   In  Quart. 

S.  416  Anm.  4.  Die  Rechnung  des  Bartholomäus  Knobloch  (siehe  S.  525 
Anm.  1)  hat  folgenden  Posten :  Item  doctor  Holtzach  sim  (statt  sin,  wie  bei 
den  andern  ähnlichen  Posten  steht)  jarlon,  thut  2*/g  U. 

S.  416,  18.    Statt  destitus  lies  destitutus. 

S.  419,  20  liest  A:  Sic  factum  et  in  Tigur.  ditione.  Diese  Lesart  dürfte 
vorzuziehn  sein. 

S.  423,  6.  Sollte  Georg  bei  dem  »ex  Viennensibus«  an  Waldenser  aus 
der  Dauphine  gedacht  haben?  Von  Beziehungen  derselben  zu  den  Schwei- 
zer Reformatoren  ist  uns  sonst  vor  dem  Jahre  1530  nichts  bekannt.  S. 
Herzog  II,  240  ff. 

S.  435,  Z.  27  lies  1869  statt  1868. 

S.  437,  Z.  13  v.  u.  1.  S.  377  statt  337. 

S.  453  Anm.  1.  Aus  dem  Verzeichniss  der  Ausgaben  des  Bartholome 
Knobloch  im  J.  1529  (siehe  S.  525  Anm.  1)  scheint  sich  zu  ergeben,  dass 
Georg  in  diesem  Jahre  noch  lebte ,  aber  auf  dem  Krankenbette  darnieder- 
lag Es  finden  sich  folgende  Posten :  Item  dem  Jörgen  umm  artzny  2  s.  — 
item  dem  Jörgen  umm  artzny  6  s.  —  item  dem  Jörgen  umm   frisch  brott 


690  Nachtrage. 

2  s.  (die  Klosterleute,  für  welche  die  Ausgaben  gemacht  wurden,  werden 
alle  in  dieser  Weise  im  Dativ  aufgeführt).  Das  Fehlen  von  Georgs  Unter- 
schrift unter  dem  Briefe  zeigt,  dass  seine  Krankheit  keine  leichte  ^rar. 
Nicht  unwahrscheinlich  ist,  dass  ein  erneuter  Schlaganfall  ihm  den  Ge- 
brauch seiner  geistigen  sowie  seiner  körperlichen  Kräfte  entzogen. 

S.  454,  22  lies  kuchen  statt  kirchen.  Unter  dem  Gewölbe  vor  «Irr 
Küche  kann  man  entweder  an  eines  der  Gewölbe  denken,  welche  den  Ga  - 
an  der  Stadtmauer  trugen  (S.  547,  24  ff.)  oder,  was  mir  wahrscheinlicher 
vorkommt,  und  wofür  ich  mich  auf  der  Erklärung  zum  Plane  ausgesprochen 
habe,  an  die  gewölbte  Hausflur  vor  der  Küche.  In  der  Schrift  üoer  da^ 
Waisenhaus  wird  S.  12  berichtet,  dass  der  Rath,  als  er  16(59  die  Kloster- 
gebäude  dem  Waisenhause  einräumte,  sich  unter  anderm  »Tscheckapürlin«. 
des  ehemaligen  Priors,  Stube,  Kammer  und  Gewölb«  vorbehielt,  worun 
ter,  da  man  noch  heute  die  vertäfelte  Gastkammer  als  Zscheckenbürlin 
Zimmer  bezeichnet,  ohne  Zweifel  die  Stube  und  die  Kammer  der  Gast- 
land die  zu  denselben  führende  gewölbte  Hausflur,  die  gerade  über  der- 
jenigen vor  der  Küche  liegt,  verstanden  sind. 

S.  460,  31.  Wolfgang  Weissenburger  war  nach  der  Durchführung  der 
Reformation  Pfarrer  zu  St.  Theodor  geworden.  Vgl.  das  als  Nachtrag  zu 
90,  4  Bemerkte. 

S.  461,  40  ist  »10  oder  12«  (x  oder  XII)  zu  lesen.  Der  Strich  nach  dem 
X  ist  dazu  bestimmt,  das  x  von  dem  folgenden  »oder«,  mit  dem  es  zu 
nahe  zusammengerathen  ist,  zu  trennen,  nicht  aber  ein  I  vorzustellen. 

S.  469,  2 :  ingeschlossen  die  gemeyne.  Die  Gemeinde  ist  in  dem  Kauf- 
briefe ausdrücklich  erwähnt:   Wir  Günther  Marschalk  rytter  burgermeyster 

und   der  rate  der  stat  Basel  tünd  kund daz  wir  für   uns   und   alle 

unser  nachkomen,  die  burgermeister,  rate  und  die  «remeynde  ze  Basel,  di* 
wir  ouch  zu  allen  nachgeschobenen  dingen  und  iechchem  bindent  vestemli 
chen  ze  haltende verkoufet  hand  u.  s.  w. 

S.  477  Anm.  1.    Siehe  den  Nachtrag  zu  S.  484,12. 

S.  478,  8.  Vicarius  des  Bischofs  von  Basel  war  damals  Heinrich  vun 
Schönau  (s.  S.  44,  4).    Er  starb  den  19.  Juni  1525  (Tonjola  13). 

S.  484,  12   lies    1521    statt   1527.     Der   hier  erwähnte  Laienbruder   ist 
wahrscheinlich   der  von   Georg  386, 19   erwähnte  frater  Sebastianus    (nicht 
zu  verwechseln  mit  dem  dominus  Sebastianus,  von  dem  S.  383,  5  die  Reih- 
ist;   dieser  war  Mönch,  jener  Laienbruder).     Die  Rechnungen    des  Bruder 
Hans  führen  eine  Pension  für  die  Frau  des  Bruder  Sebastian  auf  (»Bruder 
Baschos  frow«  erhält  frohn fasten tlich  1  €6,).    Diese   Pension   erklärt   sich. 
wenn  man  annimmt,   Sebastian  sei   unserer  Stelle  gemäss  als  Pförtner  im 
Dienste  des  Klosters  verstorben.    Statt  1521  nennt  Georg  als  das  Jahr  von 
Sebastians  Austritt  1523.    Welche  von  den  beiden  Angaben,   die  beide  ge- 
raume Zeit  nach  jenem  Austritte  niedergeschrieben  sind,  die  der  »Auf zeich 
nungen«   oder  die  Georgs,    die  in   einer   nachträglich   beigefügten    Hand 
bemerkung  enthalten  ist  (vgl.  das  über  eine  ähnliche  Randbemerkung  S.  3*7 
Anm.  5  Gesagte),  einen  Irrthum  enthält,  ist  mit  Sicherheit  nicht  zu  sagen 
In   Betreff  der  Dauer  des   Aufenthaltes  des  Johannes   Kiiffer   im   Kloster 
den  auch  die  beiden  verschieden  angeben  (402,4  und  439,24),  kommen  die 
Aufzeichnungen  der  Wahrheit  näher  (s.  402  Anm.  3).    Wenn  die  Aufzeich- 
nungen Recht  haben,  so  darf  auch  ihre  Behauptung  S.  477,3,  in  den  Jah 
ren  1520  und  1521  hätten   die  Mönche  und  Nonnen  angefangen,    die  Klo- 
ster zu  verlassen ,   wenigstens  was  das  letztere   betrifft ,    nicht  angefochten 
werden. 

S.  487  Anm.  2  habe  ich   das  Werk  von  Zimmermann    nach  der  ersten 
Auflage  citiert,  ohne  zu  bedenken,  dass  die  früheren  Citate   (S.  48  ff.)  nach 
der  2.  Aufl.  gemacht  sind.    Herr  Dr.  Stern  macht  mich  darauf  aufmerksam, 
dass  die   betreffende   Stelle  in   der  2.  Aufl. ,    die    mir    nicht    zur  Hand  ist 
Bd.  11,  434  steht. 


Nachträge.  591 

8.  4S8  Anm.  2.  Herr  Dr.  Stern  fügt  bei .  Auch  Nikolaus  Eilenbog  be- 
richtet :  »Oekolampad  ist,  wenn  da*  Gerücht  wahr  ist,  nach  dem  Trinken 
eines  Giftbechers  gestorben«  im  Anfang  seiner  Schrift:  De  veritate  corpo- 
ris et  sanguinis  Christi  in  eucharistia.  i539.  S.  Ludwig  Geiger:  Niko- 
laus Eilenbog,  ein  Humanist  und  Theologe  des  16.  Jahrhunderts  (Wien 
I  s,  i  O,  Separatabdruck  aus  der  österreichischen  Vierteljahrsschrift  für  katho- 
linohe  Theologie,  Jahrg.  1870,  I.  und  II.  Heft),  S.  54. 

Zu  dem  Plane:  Die  Capitelstube  hat  ausser  dem  auf  dem  Plane  an- 
^«rg-ebenen  Fenster  noch  eines ,  in  der  Mitte  der  nordwestlichen  Mauer.  Es 
i«*t    nicht  dreitheilig.  wie  das  andre,  sondern  bloss  zweitheilig. 


mBtclIkopFunilHäriel 


5 


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+  u.t 


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