Google
This is a digital copy of a bix>k lhat was preservcd for gcncralions on library sIil-Ivl-s before il was carcfully scanncd by Google as pari ol'a projeel
to makc the world's books discovcrable online.
Il has survived long enough Tor the Copyright lo expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subjeel
to Copyright or whose legal Copyright terni has expired. Whether a book is in the public domain niay vary country tocountry. Public domain books
are our gateways to the past. representing a wealth ol'history. eulture and knowledge that 's ol'ten dillicult to discover.
Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this lile - a reminder of this book's long journey from the
publisher lo a library and linally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries lo digili/e public domain malerials and make ihem widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their cuslodians. Neverlheless. this work is expensive. so in order lo keep providing this resource. we have laken Steps lo
prevent abuse by commercial parlics. iiicIiiJiiig placmg lechnical reslriclions on aulomatecl querying.
We alsoasklhat you:
+ Make non -commercial u.se of the fites We designed Google Book Search for use by individuals. and we reüuesl lhat you usc these files for
personal, non -commercial purposes.
+ Refrain from imtomuted qu erring Do not send aulomated üueries of any sorl to Google's System: If you are conducling research on machine
translation. optical characler recognilion or olher areas where access to a large amounl of lex! is helpful. please contacl us. We encourage the
use of public domain malerials for these purposes and may bc able to help.
+ Maintain attribution The Google "walermark" you see on each lile is essential for informing people about this projeel and hclping them lind
additional malerials ihrough Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use. remember that you are responsable for ensuring lhat what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in ihc United Siatcs. lhat ihc work is also in the public domain for users in other
counlries. Whelher a book is slill in Copyright varies from counlry lo counlry. and we can'l offer guidance on whelher any specific use of
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be usec! in any manncr
anywhere in the world. Copyright infringemenl liability can bc quite severe.
About Google Book Search
Google 's mission is lo organize the world's information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers
discover ihc world's books wlulc liclpmg aulliors and publishers rcacli new audiences. You can searcli ihrough llic lull lexl of this book on llic web
al|_-.:. :.-.-:: / / bööki . qooqle . com/|
Google
Über dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches. Jas seil Generalionen in Jen Renalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Well online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat Jas Urlieberreclil ühcrdaucrl imJ kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich isi. kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheil und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar. das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren. Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Original band enthalten sind, linden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Niitmngsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichlsdcstoiroiz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sic diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sic keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zcichcncrkcnnung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist. wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google- Markende meinen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sic in jeder Datei linden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuchczu linden. Bitte entfernen Sic das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sic nicht davon aus. dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich isi. auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sic nicht davon aus. dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechlsverlelzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unlcrslül/1 Aulmvii und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen.
Den gesamten Buchlexl können Sic im Internet unter|htt:'- : / /-■:,■:,<.-: . .j -;.-;. .j _ ^ . .::-;. -y] durchsuchen.
BASLER CHRONIKEN
HEBAUSGEGEBEN
VON DER HISTORISCHEN GESELLSCHAFT IN BA8EL
ERSTER
HERAUSGEGEBEN DURCH
WII-.HELM VISCHER OND ALFRED STERN.
usthi Mitwirkung ton Mohiü Heyn«.
LEIPZIG
VERLAG VON S. HIRZEL.
1872.
71', E f-«- ' — "K
P-J3UC LIBRARY
406541 A
A3 COT, LHNOX AND
TILDEN F.yjNDATIONS
M 1929 L
•••
»•• •
• ••
•w ■ •••
• •• •
• • • •
>»• • •
• • • i
• •• • •
• • • •
• ••• •
••••
•• •
• ••
• • ••
; • • • •
• • * • •
• •
'•• • ••'
BÜRGERMEISTER UND RATH
BASEL-STADT
IN EHRERBIETUNG ZUGEEIGNET.
(
)
.-^J^U aw*-
. .*:
• ••<
•• ••
• • •
>•
f!
••• : • ••
• • • • • *
• •• • •(
Vorrede.
Basel Y>esitzt, wie es bei einer Stadt von seiner Bedeu-
tung 7.u erwarten ist, aus der Zeit, die wir als die eigentliche
Zeit der Städtechroniken bezeichnen können, d. h. aus den
Jahrhunderte*1 , in denen sich der U ebergang vom Mittelalter
zur "Neuzeit vollzieht, eine ganze Anzahl von Aufzeichnungen
über seine Geschichte. Zu einem Werke, das eine zusammen-
hängende Darstellung derselben von den Anfangen der Stadt
bis auf die Zeit des Schreibers anstrebt, wie die Nachbarstädte
Strassburg und Bern deren schon zu Ende des 14. und zu
Anfang des 15» Jahrhunderts aufzuweisen haben, ist es freilich
erst am Schlüsse dieser Periode gelangt, erst in Folge des
neuen Anstosses, den die historischen Studien im Reformations-
zeitalter erhielten. Damals hat Christian Wurstisen es unter-
nommen, ein solches zu liefern in der im Jahre 1580 gedruck-
ten »Baszier Chronick«, die als ein Product fleissigen Sammeins
und gewissenhafter Forschung bis auf den heutigen Tag ein
wohlverdientes Ansehn geniesst. Was uns aus früherer Zeit
erhalten ist, beschränkt sich auf die Darstellung einzelner Zeit-
abschnitte oder einzelner hervorragender Begebenheiten, auf
die Schilderung der Geschichte einzelner Anstalten, wie eines
Klosters , auf Berichte über persönliche Erlebnisse, tagebuch-
artige Aufzeichnungen über die Zeitbegebenheiten, durch welche
der Niederschreibende mehr oder weniger unmittelbar berührt
wurde, und wo etwa aus dem Gesammtgebiete der städtischen
Geschichte Nachrichten über einen längern Zeitraum zusam-
mengestellt sind, geschieht es in unzusammenhängender, rein
compilatorischer Weise,
VI Vorrede.
Von diesen Aufzeichnungen, unter denen sich des Werth-
vollen viel findet, und die zum Theil auch von Spätem schon
vielfach benutzt worden sind, ist noch sehr wenig veröffent-
licht worden, und dies Wenige ganz zerstreut und oft sehr
ungenügend. Eine Sammlung und kritische Herausgabe der-
selben erscheint als ein dringendes Bedürfnisse und die histo-
rische Gesellschaft in Basel hat es als ihre Pflicht erkannt,
diesem Bedürfnisse zu entsprechen. Es sind freilich schon
verschiedene Unternehmungen begonnen worden, die sich über
kurz oder lang auch auf unsre »Basler Chroniken«, so wollen
wir alle diese Aufzeichnungen kurzweg nennen, oder wenig-
stens auf einen Theil derselben erstrecken könnten : die schwei-
zerische geschichtsforschende Gesellschaft, die schon mehrere
schweizerische Chroniken oder Chroniken, die für die Ge-
schichte der Schweiz von besonderer Wichtigkeit sind, her-
ausgegeben hat, beabsichtigt diese Thätigkeit auch fernerhin
fortzusetzen, und von der Münchener historischen Commission
ist bekanntlich die Herausgabe der Chroniken der sämmüichen
deutschen Städte an die Hand genommen worden und wird
mit erfolgreicher Thätigkeit betrieben ; allein wir hielten es für
eine Ehrensache, uns nicht damit zu trösten und zu warten, bis
jene einmal dazu kommen würden, sich mit unsern Chroniken
zu beschäftigen, und wir fürchten auch nicht, dass sie unsre
Arbeit etwa als einen Eingriff in ihr Gebiet übel vermerken
werden. Die schweizerische geschichtsforschende Gesellschaft
strebt keine abgeschlossene Sammlung von irgend welcher Voll-
ständigkeit an; die historische Commission aber hat für ihre
Chronikensammlung, abgesehen davon, dass dieselbe vorzugs-
weise deutschgeschriebene Chroniken enthalten soll und z. B.
von den drei lateinischen des vorliegenden Bandes wenigstens die
beiden ersten sicher nicht aufgenommen hatte, ein so weites
Feld, dass ihr nur lieb sein kann, wenn ein Theil desselben
von anderer Hand in Angriff genommen wird, und sie wird
unser Unternehmen gewiss mit Freuden begrüssen, um so mehr,
als wir in der Einrichtung und Ausführung desselben bemüht
gewesen sind, uns soviel als möglich dem von ihr eingeschla-
genen Verfahren anzuschliessen.
Der vorliegende erste Band, über dessen einzelne Bestand-
theile in den Einleitungen zu denselben des ausführlicheren
> i
Vorrede. VII
berichtet wird, enthält ein reiches Material für die Geschichte
der Reformation in Basel und für die Kenntniss der ihr vor-
angegangenen kirchlichen Zustände, Berichte von evangelischer
sowohl als von altgläubiger Seite. Er bildet somit ein Seiten-
£tück zu zwei kürzlich von anderer Seite erschienenen Publi-
tationen, den von dem historischen Verein in St. Gallen her-
ausgegebenen Sabbata Kesslers (St. Gallen 1866. 1868) und
dem ersten Bande des Archivs für die schweizerische Refor-
mationsgeschichte, herausgegeben auf Veranstaltung des schwei-
zerischen Piusvereins (Solothurn 1868). Dass unsre Sammlung
gerade mit Riesen Stücken eröffnet wird, hat einen zufälligen
Grund: die Verhandlungen mit Herrn Dr. Stern über die
Herausgabe der in Carlsruhe befindlichen »Aufzeichnungen«
s. Seite 435) gaben den Anstoss, den Plan einer Herausgabe
von Basler Chroniken ins Werk zu setzen. Die Gesellschaft
übertrug die Besorgung derselben einem Ausschusse, bestehend
aus den Herren Conrector Dr. Fechter, Dr. Hans Frey,
Professor Andreas Heusler, Dr. Rud. Liechtenhan, an
dessen Stelle später Herr Professor M. Heyne trat, Dr. J. J.
Merian und dem Unterzeichneten, der die unmittelbare Lei-
tung der Arbeiten übernahm. Es wurde beschlossen, zunächst
mit jenen Aufzeichnungen auch die übrigen Karthäuser Chro-
niken herauszugeben und als Ergänzung dazu die von streng
eFangelischem Standpunkt abgefasste sogenannte Chronik des
Fridolin Ryff. — Für die übrigen Bände haben wir einstweilen
folgende Stücke in bestimmte Aussicht genommen : Die in dem
Bande E. VT- 26 der Basler Universitätsbibliothek im Anschluss
an eine Weltchronik enthaltenen Aufzeichnungen über Basler
Geschiente, zum grösten Theil um die Mitte des 15. Jahr-
hunderts von Erhard von Appenweiher, Kaplan am Münster,
niedergeschrieben (vgl. Wackernagel: die altdeutschen
Handschriften der Basler Universitätsbibliothek (Basel 1835)
30 ff., die Schlacht bei St. Jacob in den Berichten der
Zeitgenossen , Säcularschrift der historischen Gesellschaft zu
Basel (Basel 1844) 10 ff.); des Hans Sperrer, genannt Brüg-
linger, Meisters der Brotbeckenzunft, Bericht über den St.
Jacober Krieg, beendet am 12. Dezember 1446 (schon einmal
herausgegeben im Schweizerischen Geschichtsforscher XII,
1—28, zu einem kleinen Theil auch in der genannten Säcular-
vin Vorrede.
schrift 5 ff.) ; die Denkwürdigkeiten des Henmann Offenburg,
den Zeitraum von 1413 — 1445 umfassend (ebenfalls abgedruckt
im Schweizerischen Geschichtsforscher XII, 33 — 98, einige
Auszüge daraus Schlacht bei St. Jacob 18 ff.) ; die Röt-
teler und Basler Zusätze zu Königshoven (s. Chroniken
der deutschen Städte 8, 208 f.), zum Theil schon abgedruckt
in Mone's Quellensammlung der badischen Landesgeschichte
I, 280 ff. (s. jedoch das Chroniken d. d. St. a. a. O. Be-
merkte) ; eine im Anschluss an Etterlin , gegen die Mitte des
16. Jahrhunderts niedergeschriebene Chronik, die aber auch
über frühere Zeiten, namentlich über das 15. Jahrhundert aus
gleichzeitigen Berichten werthvolle Mittheilungen giebt; wir
haben die eine Handschrift derselben S. 212, 8 ff. erwähnt,
die andere reichhaltigere, die unter dem Namen der Chronik
des Heinrich von Beinheim bekannt ist, einem nicht ganz
zutreffenden, weil nur einen Theil ihres Inhalts bezeichnenden
Namen, befindet sich im Besitze des Berner Historikers Herrn
Egb. Friedrich v. Mülinen, der uns- in freundlichstet Weise
die Erlaubniss, sie zu benutzen, zugesagt hat. Sodann die
lateinisch geschriebene Chronik des Kaplans Johannes Knebel
aus der Zeit der Burgunderkriege, die Karl Buxtorf in den
Jahren 1851 und 1855 in deutscher Uebersetzung herausge-
geben hat (s. Kopp in den Geschichtsblättern aus der
Schweiz II, 263 ff.), und im Anschluss an sie die deutscheu
Aufzeichnungen, die wir von dem damaligen Basler Stadt-
schreiber über die Burgunderkriege besitzen (s. eben das.
264. 269) ; endlich das in den Auszügen des Johannes Try-
phius erhaltene lateinische Tagebuch des Pfarrers Johannes
Gast zu St. Martin aus den Jahren 1531 — 1552 (1853 eben-
falls in deutscher Uebersetzung von Karl Buxtorf herausge-
geben). Diesen Stücken behalten wir uns vor vielleicht noch
einige andere beizufügen, über deren Aufnahme wir uns noch
nicht endgültig entschieden haben; im ganzen soll die Samm-
lung 4 — 5 Bände umfassen.
Der Antheil der Mitarbeiter am ersten Bande an der Her-
ausgabe desselben vertheilt sich in folgender Weise : Die sämmt-
lichen Chroniken sind von Herrn Dr. Stern, früher Hilfsar-
beiter am Grossherzoglich Badischen Generallandesarchiv, jetzt
Privatdocenten in Göttingen, abgeschrieben, von mir sowohl
Vorrede. IX
vor dem Druck, als bei der Correctur mit den Originalhand-
<chriften, insofern solche vorhanden waren, verglichen worden ;
bei der Narratio, von der wir das Original nicht besitzen, habe
ich auf Grund der Sternischen Abschrift mit genauer Verglei-
chung der beiden Handschriften, nach welchen dieselbe ange-
fertigt war, den für die Herausgabe bestimmten Text herge-
stellt. Bei zweifelhaften Formen im Texte der deutschen
Chroniken ist jedesmal der sachkundige Rath von Prof. Heyne
eingeholt worden, dem wir auch das Glossar zu denselben ver-
danken. Die Anmerkungen zu d# ersten Chronik und ihrer
Fortsetzung sind der Hauptsache nach das Werk des Herrn
Stern, die zu den folgenden umgekehrt das meinige. Wo in
jenen in der ersten Person der Einzahl geredet wird, ist Herr
Dr. Stern, wo in diesen, der Unterzeichnete gemeint. Die
Beilagen zur ersten Chronik sind mit Ausnahme der erst wäh-
rend des Druckes von mir aufgefundenen siebenten von Dr.
Stern ausgewählt, von mir mit Benutzung der von ihm für
Nr I, IIb, HI und VI gemachten Abschriften und einiger von
ihm herrührender Anmerkungen herausgegeben. Die Beilagen
zu den Karthäuser Chroniken sind von mir sowohl ausgewählt
als herausgegeben oder verfasst. Die Abschriften der in Nr.
III, IV und IX enthaltenen Urkunden verdanke ich der Ge-
fälligkeit des Herrn Dr. Hans Frey; auch sie sind von mir
collationiert worden. Das Namenregister habe ich angefertigt,
zu den Nachträgen hat mir, wie der Leser je weilen betreifen-
den Orts angegeben findet, Herr Dr. Stern eine Anzahl Be-
merkungen geliefert. — Ursprünglich war dem Herrn Dr. Stern
ein grösserer Antheil an der Herausgabe zugedacht , sie sollte
der Hauptsache nach von ihm besorgt werden , während ich
mich anheischig machte, wo seine Kenntnisse der localen Ver-
hältnisse nicht ausreichten, und wo aus dem hier vorhandenen
urkundlichen Material seine Behauptungen und Anmerkungen
ergänzt werden konnten, auszuhelfen. Allein es stellte sich
heraus, dass eine derartige Theilung der Arbeit nicht möglich
war; auch äussere Umstände, eine wissenschaftliche Reise, die
Herr Dr. Stern nach Beginn des Druckes sich zu machen ge-
nöthigt sah, u. s. w. traten hinzu, so dass nach und nach
mein Antheil an der Herausgabe sich mehr und mehr ver-
grösserte. Die Anmerkungen zu der Chronik des Fridolin
X Vorrede.
Ryff sind von mir auf Grund des hiesigen urkundlichen Ma-
terials revidiert und ergänzt worden (die betreffenden Ergän-
zungen und Zusätze im Drucke von der ursprünglichen Arbeit
Sterns auseinanderzuhalten, war nicht möglich, da beide oft
in einem und demselben Satze verschmolzen sind) , bei den
• Karthäuser Chroniken dagegen, wo das Urkundenmaterial ein
ausserordentlich reiches war *) , die Arbeit des Herrn Stern
überdies auch noch nicht die von ihm beabsichtigte letzte
Durchsicht erhalten hatte, ist wenig von derselben stehen ge-
blieben , dagegen haben mjf seine Anmerkungen für die Aus-
arbeitung der meinigen manche erwünschte Winke, Citate u.
dgl. geboten. Die Einleitungen zu den Karthäuser Chroniken
sind alle von mir verfasst; die bereits gedruckte Einleitung
des Herrn Dr. Stern zu der Chronik des Fridolin Ryff habe
ich schliesslich auch noch durch eine von mir ausgearbeitete
ersetzt. Herr Dr. Stern hatte bei Abfassung seiner Einleitung
ohne weiteres angenommen, die unter dem Namen des Fri-
dolin Ryff bekannte Chronik sei von diesem verfasst, indem
er ßich dabei den sämmtlichen Schriftstellern anschloss, die
bis dahin die Chronik benutzt oder erwähnt haben2). Auch
1) S. hierüber die Einleitung zu denselben. Um jeder Verwirrung
vorzubeugen , will ich hier bemerken , dass die Ausdrücke » öffentliche Bi-
bliothek« und »Universitätsbibliothek« ein und dasselbe bedeuten.
2) Wir begegnen dieser Ansicht in Hans Jac. Leu's helvetischem Le-
xicon (1759), in den Athenae Rauricae (1778), in Hallers Bibliothek der
Schweizergeschichte (1786). Auch Ochs führt in seiner Basler Geschichte
unter den von ihm benutzten Quellen I, xn »Fridolin Ryfs Chronik« an,
indem er hinzufügt: »Fridolin Ryf war Rathsherr zur Zeit der Reforma-
tion«, gerade wie es S. XI heisst: »Andreas Ryfs Chronik. Ryf war De-
putat von 1595 bis 1603«, S. XIII: Oastii Tagebuch. Johann Gast war
Frediger bey St. Martin« u. s. w. , »Beinheims Chronik. Heinrich von
Beinheim war Doktor in den geistlichen Rechten« u. s. w., so dass nicht
daran zu zweifeln ist, dass, als er die Stelle niederschrieb, er Fridolin Ryff
für den Verfasser hielt. Im 5. und 6. Bande, wo er die Chronik häufig
citiert, wird immer »Ryf« als der Verfasser genannt (Ryf sagt, Ryf schreibt,
Ryf nennt, Ryf beruft sich u. s. w.). Sonderbarer Weise giebt er ihm
aber an einigen Stellen (V, 550, 622) den Vornamen Peter, und dass er
dabei nicht an den Professor Peter, den Fortsetzer der Chronik des Fri-
dolin gedacht hat, geht aus der letztern Stelle hervor, wo es heisst:
»schreibt Peter Ryff, Meistex zu Webern«, was auf den Vater Fridolins
gehen würde. — Die neuern Gelehrten, welche die Chronik benutzt, haben
Vorrede. XI
ich folgte Anfangs dieser Annahme und habe noch in den
Beilagen zur Chronik den Fridolin Ryff als den Verfasser
derselben erwähnt, aber gerade in Folge der Beschäftigung
mit diesen Beilagen wurde mir die Sache zweifelhaft, und als
ich sie näher zu untersuchen anfieng, mehr und mehr un-
wahrscheinlich, bis ich zuletzt zu dem Ergebniss kam, dass
Ryff der Verfasser nicht gewesen sein könne. Unter diesen
Umständen konnte ich natürlich die bisherige Einleitung nicht
stehen lassen, sondern sah mich genöthigt, sie durch eine
andre zu ersetzen. Die Stellen in den Anmerkungen zum
Texte der Chronik und in den Beilagen, in denen von Fri-
dolin Ryff als dem Verfasser die Rede ist, Hessen sich frei-
lich Dicht mehr beseitigen, und ich muss den Leser bitten,
sie selbst in Gedanken zu berichtigen.
Der Umstand, dass der Band seine endgültige Gestalt erst
nach und nach während des Druckes erhielt, konnte überhaupt
nicht verfehlen, manche kleine Uebelstände mit sich zu fuh-
ren ; einzelne Angaben in den Anmerkungen und Einleitungen
mussten in Folge der Herbeiziehung weiteren Quellenmaterials
an späterer Stelle berichtigt werden. Wir haben diesen Uebel-
standen abzuhelfen gesucht durch Verweisungen, die wir in
den Nachträgen anbrachten, und haben ebendort noch einige
weitere Berichtigungen und Zusätze gegeben.
In der Anordnung und Einrichtung unseres Bandes haben
wir uns nach dem Muster der Chronikensammlung der Mün-
chener historischen Commission gerichtet, zu der die unsrige
als eine Ergänzung oder als ein Seitenstück angesehen werden
kann, und es war uns dieses um so leichter, als der Herr
Verleger der Chroniken der deutschen Städte sich in zuvor-
kommender Weise bereit erklärte, auch den Verlag unsrer
Sammlung zu übernehmen. Eine Hauptabweichung von dem
bei der Herausgabe jener Chroniken beobachteten Verfahren
liegt in der durchgängigen Anwendung der lateinischen Let-
tern. Es schien uns dieselbe schon durch das beständige Ab-
wechseln deutscher und lateinischer Texte in unsrer Sammlung
geboten, wenn der Band nicht ein unschönes, buntscheckiges
Aussehen bekommen sollte.
die Verfasserschaft des Fridolin Ryff als eine feststehende Thatsache an-
genommen.
XII Vorrede.
Ueber die Behandlung der lateinischen Texte ist nicht
viel zu bemerken. Wo in den von Georg verfassten Stücken
ae gedruckt ist, ist dies überall eine Auflösung des in der
Vorlage stehenden §; neben diesem wendet Georg in ganz
inconsequenter Weise auch das einfache e in Fällen an, wo
der Diphthong stehen sollte. Ich habe mich natürlich immer
genau an die Vorlage gehalten, ebenso wie in den deutschen
Texten bezüglich der Inconsequenzen in der Anwendung von
ou und au.
In Beziehung auf die deutschen Texte war unsre Aufgabe
keine so einfache, da wir es mit der verwilderten Orthogra-
phie des 16. Jahrhunderts zu thun hatten. Was zunächst den
Consonantismus betrifft, so haben wir uns beim Abdrucke der
beiden deutschen Chroniken genau an die Vorlagen gehalten.
Bei den nach den Rathsbüchern und nach alten Drucken ge-
gebenen Urkundentexten dagegen wurde eine Vereinfachung
vorgenommen, da hier eine Rücksicht auf die Individualität
des Schreibers nicht in Betracht kam, und überdies die Häu-
fung der Consonanten eine noch stärkere war als in den Hand-
schriften der Chroniken. Auch bei den Aufzeichnungen des
Diebold Ryff habe ich eine Vereinfachung vorgenommen und
bloss die von seiner eigenen Hand und derjenigen der Anna
Uelin geschriebenen Zeilen (227, 34 ff.) ohne jede Veränderung
der Orthographie wiedergegeben. Die Vereinfachung geschah
nach den von Weizsäcker in dem Vorwort zu dem ersten
Bande der Reichstagsakten LXXII ff, entwickelten Grund-
sätzen. Nur zwei Abweichungen von denselben habe ich mir
erlaubt, indem ich nach dem Wunsche von Prof. Heyne die
dt und gk, die ihre Anwendung einem Schwanken des Schrei-
bers, ob tenuis oder media zu setzen sei, verdanken, beibe-
hielt, und indem ich uff nicht in uf vereinfachte, da mir Jene
Schreibart zur Andeutung der Kürze des u im Gegensatze zu
dem mittelhochdeutschen, in manchen Mundarten noch vor-
kommenden uf ihre Bedeutung zu haben schien.
Bei der Behandlung des Vocalismus machten namentlich
die U-Laute Schwierigkeiten. Die Bezeichnung derselben ist
in den verschiedenen Stücken eine verschiedene. In Betreff
der letzten Karthäuser Chronik, der »Aufzeichnungen«, habe
ich mich in der Einleitung zu diesen ausgesprochen. In
Vorredt». XIII
Betreff der andern Stücke ist folgendes zu bemerken : Der Ver-
fasser der Chronik des Fridblin Ryff hat für den Diphthongen
q, obgleich er ihn gesprochen, kein besonderes Zeichen. Das
u, ob es die Bedeutung von u oder von u hat, ist bald ohne
jedes Zeichen , bald ist es mit einem , das unserem heutigen
U-Zeichen ähnlich ißt, versehn. In den wenigen Fällen, wo
dasselbe als ganz geschlossenes Rund erscheint, ist dies zu-
fällig und daher beim Drucke nicht berücksichtigt worden.
Hie und da, namentlich mehrmals im Worte zu, erscheinen
statt dieses U- Zeichens zwei gegen einander geneigte Halb-
kreise oder Kreissegmente, so dass ein Zeichen entsteht, das
»ich zwei Strichen über dem u annähert; wir haben auch
dieses nicht berücksichtigt. Den Umlaut von u bezeichnet
der Schreiber in der Regel durch zwei wagrecht nebeneinan-
derstehende Punkte, den von u durch ein einem c ähnliches
Zeichen, einen kurzen dicken Strich und einen schräg auf-
wärts daneben stehenden Punkt. Wir haben den Umlaut des
u immer durch ü, den des u durch u wiedergegeben. Da
über dem i bald ein einfacher Punkt, bald aber auch ein dem
oben beschriebenen U-Zeichen ähnliches Zeichen steht, so
kommt man bei der Sorglosigkeit, mit welcher die Striche des
m, n und u behandelt werden (s. S. xiv), hie und da in Verlegen-
heit, wie ein Wort zu lesen ist, ob z. B. der Chronist ortnung,
ortnug oder ortnig schreiben wollte. Wir haben solche Fälle
immer der sorgfältigsten Prüfung unterzogen, wollen aber nicht
behaupten, dass wir jedesmal das Richtige getroffen haben.
In den zwei aus den Rathsbüchern abgedruckten Urkun-
den 76, 18 ff. und 93, 1 ff. wird & sowohl in der Bedeutung
von ue, d. h. einem abgeschwächten uo, als auch in der Be-
deutung von üe, dem Umlaute des ersteren verwendet. Wir
haben es der Handschrift getreu wiedergegeben (S. 94, 29 ist
aus V ersehn zu gedruckt).
Peter Ryff bezeichnet das ä durch einen meist nicht ganz
geschlossenen Ring über dem u, während das einfache u ohne
jedes Zeichen bleibt. Wir haben, wo jener Ring sich findet,
immer & gedruckt, auch an Stellen, wo die Anwendung des-
selben etwas auffallend erscheinen kann, wie bei zöge S. 173,
14 u. s. w. (vgl. hiezu S. 437). — In einige Verlegenheit
kommt man oft durch den Umstand, dass Peter Ryff zur
Xiv Vorrede.
Bezeichnung der Länge des i sich vielfach eines ii bedient,
das sich in der Schrift vom ü kaum unterscheiden lässt (gerade
wie sein Verwandter Andreas, s. Beiträge IX, xx) ; doch
ist in den meisten Fällen aus dem Worte selbst leicht zu er-
kennen, welches der beiden Zeichen gemeint ist. |
In den Aufzeichnungen des Diebold Ryff wird das S in \
der Schrift vom einfachen u nicht unterschieden. Anna Üelin
(227, 36 ff.) schreibt uo.
Soviel über die U-Laute. Den Umlaut von a und von o i
haben wir, wo die Sylbe lang ist, durch a und o, wo kurz,
durch ä und ö wiedergegeben.
Endlich ist noch einiger Eigentümlichkeiten zu gedenken,
welche die Chronik des Fridolin Ryff aufweist, und deren in
der Einleitung zu derselben zu erwähnen der für diese letztere
zur Verfügung stehende Raum nicht erlaubte (s. oben S. x. xi).
Zu diesen Eigentümlichkeiten gehört das völlige Fehlen jedes
Interpunktionszeichens, sodann die Nachlässigkeit beim Ab-
setzen der Zeilen, die es dem Schreiber nicht darauf an-
kommen lässt stro-ff, lose-n, cristli-ch, mö-cht, geh-allten,
anfa-ngsz, zw-üschen, sp-an u. dgl. zu trennen. Es ist ferner
soeben bemerkt worden, dass m, n und u oft schwer zu un-
terscheiden sind, namentlich ist es oft schwer zu erkennen,
ob am Ende der Worte ein m oder ein n steht, bei doppelten
n und m sind oft ein oder zwei Striche gespart, und bisweilen
verschwimmen die Züge für jene drei Buchstaben geradezu in
eine Wellenlinie, in der Haar- und Grundstriche völlig auf-
gehn. Auch die Zeichen für s und st sind oft nicht ausein-
andergehalten, a und o sind oft nicht mit Sicherheit von ein-
ander zu unterscheiden. Uer letztere Umstand bringt uns um
so mehr in Verlegenheit, als der Chronist in der Anwendung
des 'schriftdeutschen (langen) a und des alemannischen o
schwankt. Er giebt dem letztern den Vorzug , doch finden
sich auch Stellen, wo deutlich a geschrieben ist; in den Ver-
sen am Anfang der Chronik steht er nicht an, mehrmals jor und
war sich reimen zu lassen (19, 19, 20, 39, 40). — Eine auffal-
lende Erscheinung ist, dass häufig an der Stelle, wo man ein o
(meist ein kurzes) erwartet, deutlich a geschrieben steht, nament-
lich vor T-Lauten : gat, gattes, batschafft, erbatten u. s. w. statt
got, gottes u. s. w., bisweilen auch vor andern Consonanten.
Vorrede. XV
Nach dem Wunsche unseres sprachwissenschaftlichen Mitarbei-
ters haben wir im Abdrucke des Textes überall o gesetzt,
wollen aber hier die Fälle, die wir uns notiert haben, auf-
zählen: gat steht 18, 7, 16. 20, 15. 23, 27. 30, 22. 37, 12.
5S, 23. 62, 29, 34. 63, 3. 64, 13. 66, 11, 19. 67,23. 69,9,40.
70, 33, 34, 42. 71, 25. 81, 25. 91, 11. 105, 26. gattes 20, 6.
51,31. 61,21. 68,28,32. 70,5. 71,20. 79,15 80,21. 83,6.
gatz 69, 8, 12. 120, 22. gatzlestrung 77 Var. 30. gatzwort
52, 11. 59, 25. 73, 37. 108, 15, 30. 114, 8, 17. gatzwart 86,
10. gatzwartz 85, 1. gätüch 83, 17. gättlicher 78, 2 Var.
gätzen 90, 1. bat (subst. masc.) U5, 13. hatten 102,22. 207,
29. bat (subst. neutr.) 50, 19. 55, 35. 89, 11 (107, 6 ist bat
in bot geändert), verbat (subst. neutr.) 59, 28. 60, 21. ge-
bat ^subst. neutr.) 80, 9. gebatten (praet. v. gebieten) 59, 43.
63, 33. verbat (praet. v. verbieten) 36, 17. hatten (part. perf.)
90, 29. 102, 17. 112, 4. gebatten 110, 36. angebatten 66, 18.
angebattne 77, 39 Var. embatten 102, 26. erbatten 24, 23.
65, 2. 77, 34 Var. 159, 35. verbatten 121, 11. 148, 5. bat-
schafft 26, 40 (hier aus Veröehn im Drucke beibehalten) 84, 15.
100,24. 101,26. 102,20. 104,30. 107,22. 108,9,36. 110,11.
119, 10. 120, 39. 122, 9. 124, 17. 129, 38. 136, 6. 161, 25.
batscbafften 73, 33. nat 20, 33. 30, 14. 53, 10; ratdieren 29,
14. gerattet 56, 2. tadt, tad 105, 20, 22, 26. baden 140, 2.
art 20, 30. gatzwart, gatzwartz 8. oben, schmochwart 100, 9.
brunstack 111, 28. Nicht ganz so deutlich sind walt 84, 34.
walten 51, 3. 75, 37. 79, 14. 85, 3. 86, 16. walfart 210, 41.
Castanz 91, 11. 127, 21. Das Verzeichniss ist kein ganz voll-
ständiges; ausser manchen zweifelhaften Fällen sind auch die
weggelassen, die in den nicht nach dem Texte der Chronik,
sondern nach anderen Vorlagen abgedruckten Mandaten u. s. w.
enthalten sind, wenn nicht etwa das betreffende Wort zufallig
in den Varianten noch besonders aufgeführt wird. — Eine
Abweichung von der Vorlage haben wir uns ferner in Be-
ziehung auf das Wort wissen erlaubt. Der Chronist wendet
mit Vorliebe statt des ss oder sz das blosse s an; er schreibt
grose, eydgnosen, beschlosen, losen, wisen u. s. w. Da nun
in Beziehung auf das letzte Wort diese Schreibart eine Ver-
wechslung mit wisen = weisen für den Leser nahe legt, haben
wir immer wissen gedruckt. Endlich steht überall da, wo wir
XVI Vorrede.
über Bin gesetzt haben, im Originale uberin; wir haben es
des leichteren Verständnisses wegen in seine beiden Bestand-
theile zerlegt.
Bei der Feststellung des Textes der deutschen Stücke
habe ich, wie bereits bemerkt, in allen irgend zweifelhaften
Fällen nicht versäumt, den Hath Prof. Heynes einzuholen,
und der Leser darf versichert sein, dass die ungewöhnlichen
Formen, die sich hie und da finden, nicht auf Versehen bei
der Herausgabe beruhn, sondern nach reiflicher Erwägung aus
dem Texte der Originale ohne Veränderung aufgenommen
worden sind.
Bei der Anfertigung des Registers habe ich, abweichend
von dem bei den Städtechroniken beobachteten Verfahren,
nach dem Vorgange Weizsäckers in den Reichstagsakten, die
Orts- und die Personennamen in Einem Verzeichnisse zusam-
mengestellt, indem mir schien, dass der Bequemlichkeit des
Nachschlagenden damit besser gedient sei. — Unter den Per-
sonennamen habe ich die zum Theil nicht einmal genannten
Verfasser der S. 519 f. aufgezählten Schriften nicht aufgeführt,
es möge genügen hier einfach auf die dort gegebene Liste zu
verweisen, deren Hauptinteresse doch gerade in ihrer Zusam-
mensetzung besteht. Ich habe ferner nicht aufgeführt die
Namen der biblischen Schriftsteller finsofern nicht eine histori-
sehe oder historisch sein wollende Angabe über ihre Person ge-
macht wird, wie 19, 2 ff.) und der Gemeinden, an welche die
apostolischen Sendschreiben gerichtet sind, aus denen Stellen
citiert werden, ebensowenig biblische Namen, die beispielsweise
aufgeführt werden, wie Pilatus und Herodes u. dgl. Nicht
angeführt habe ich ferner die Namen, welche die beiden Re-
ligionsparteien sich selbst und ihren Gegnern geben, Evange-
lische, Catholici, Päpstler, Lutherische, Lutherani, Antiluthe-
rani, Oecolampadiani, Zuingliani, wozu bei dem Verfasser der
Aufzeichnungen noch als Schimpfnamen für die Evangelischen
die Ausdrücke Hussische (446, 36. 447, 37), Böhmen (448, 1),
Wiclefflsche (477, 1) kommen, weil es dehnbare Parteinamen
sind, die wohl in ein Sachregister gehören, nicht aber in ein
Personen- und Ortsregister, das wir allein hier geben wollen,
um so weniger als sie bald mehr als Eigennamen, bald mehr
als Appellati va gebraucht werden. Anders ist es, wenn von
Vorrede. xvn
jlen evangelischen Städten der Schweiz die Rede ist, wo wir
es mit einer bestimmten Staatengruppe zu thun haben, oder
wenn Peter Ryff von den Protestierenden oder Reformierten
spricht, indem er darunter die Glieder des schmalkaldischen
Bundes versteht. Aus den Anmerkungen und Einleitungen
habe ich, dem von Frensdorff (Chroniken d. d. Städte IV,
101) und wiederum von Weizsäcker (Deutsche Reichs-
tagsakten I, lxxxiii) ausgesprochenen Grundsatze folgend,
nur diejenigen Namen aufgenommen, die selbständig in Be-
tracht kommen und nicht bloss zur Besprechung oder Er-
läuterung einer bereits im Register unter dem betreffenden
Namen citierten Textstelle dienen. In Fällen, wo es zweifel-
haft war, ob einem Namen eine solche selbständige Bedeutung
zukomme, Hess ich meinen Entscheid durch die Nähe der Be-
ziehung bestimmen, in welcher derselbe zur baslerischen Ge-
schichte oder zu baslerischen Verhältnissen steht, denn in dem
Namenregister zu einem Bande von Basler ChronüWi wird
man vor allem Personen oder Orte nachschlagen, von denen
man' weiss, dass sie in einer solchen Beziehung stehn oder
gestanden haben. Auf die Namen der Verfasser von Briefen,
aus denen Stellen citiert werden, habe ich nur da verwiesen,
wo die betreffende Stelle nicht bloss etwas über Andere aus-
sagt, sondern zur Charakteristik des Schreibenden selbst wichtig
ist. Aus den Einleitungen sind die Namen nicht berücksich-
tigt, die sich auf die spätere Geschichte der Handschriften
beziehn.
Die Namen habe ich in der Regel in ihrer heutigen Form
oder bei ausgestorbenen Geschlechtern in der am allgemeinsten
gebräuchlichen Form gesetzt. Wo es besonders nöthig schien,
sind Verweisungen angebracht, doch wollte ich die Zahl der-
selben nicht in unnöthiger Weise ausdehnen; wer das Regi-
ster benutzt, wird von selbst bei Namen, in denen i oder ei,
u oder au, ou oder au, eu oder öu, e oder ä u. s. w. kann
gesetzt werden, wenn er den Namen unter der einen Form
nicht findet, ihn unter der andern nachschlagen.
Unter Basel, Karthaus, habe ich die Stellen, an denen
die einzelnen Gebäulichkeiten und Räume des Klosters ange-
führt sind, zusammengestellt, und zwar bin ich hier von der
alphabetischen Anordnung, für deren Anwendung sich schwer
XVIII Vorrede.
ein leitender Grundsatz hätte aufstellen lassen, abgewichen
und habe sie vielmehr in rein sachlicher Weise gruppiert im
Anschluss an die Beilage XII zu den Karthäuser Chroniken,
zu der sie nun eine passende Ergänzung bilden. Den Text
dieser Beilage selbst habe ich nicht auch noch ins Register
hineingezogen.
Die Kaiser sind unter Deutschland, die Päbste und Car-
dinäle unter Rom, die Bischöfe unter den Namen ihrer Bis-
thümer, die Fürsten unter den Namen ihrer Lander und die
Kalthäuser Prioren unter den Städten, in denen ihre Kloster
sich befanden, die Vorsteher des ganzen Ordens unter Kar-
thaus die grosse) zu suchen. Die Frauen sind in der Rege]
unter dem Namen des Geschlechtes, dem sie durch ihre Ge-
burt angehören, aufgeführt, nur wo dieses nicht bekannt oder
die Frau nur durch ihren Mann ein Interesse für uns hat,
findet sie sich unter dem Namen dieses letztern aufgeführt.
In einjttn Fällen habe ich 'bei Geschlechtsnamen von Frauen
die Endung in beibehalten, weil ich über die Form des. Na-
mens vor Ansetzung dieser Ableitungssilbe nicht sicher war.
Geschlechtsnamen, die auf in endigen, verwandeln nämlich
(und zwar geschieht dies noch heute im Baseldeutschen), wenn
sie behufs Bildung eines Femininums ein in ansetzen, jenes
erste in in er, so dass z. B. aus Ströulin Ströulerin, aus Brüst-
lin Brüstlerin gebildet wird, bei Namen wie Brücklerin, Dist-
lerin können wir also nicht mit Bestimmtheit angeben, ob sie
aus Brückler, Distler oder aus Brücklin, Distelin gebildet sind.
Wir haben noch ein Wort beizufügen über die beiden
dem Bande beigegebenen Kunstbeilagen. Als eben die Her-
ausgabe des Bandes in Angriff genommen wurde, machte eines
der Mitglieder des zu diesem Zwecke niedergesetzten Aus-
schusses, Herr Conrector Dr. Fechter, darauf aufmerksam, dass
es vielleicht möglich wäre, durch Gefälligkeit der löbl. Inspec-
tion des Waisenhauses unsrem Bande eine Ansicht des alten
Kalthäuser Klosters beizugeben. Es war die Absicht der löbl.
Inspection gewesen, eine Säcularfeier der im J. 1669 stattge-
habten XJebersiedelung des kurz zuvor gegründeten Waisen-
hauses in die Bäume der Karthaus zu veranstalten und bei
Gteieg-enlieit dieser Feier eine Denkschrift über die Geschichte
u&d die Hinrichtung jener Anstalt erscheinen zu lassen. Die
Vorrede. XIX
Feier mu&ste aus verschiedenen Gründen unterbleiben, die
Schrift aber erschien, wenn auch etwas verspätet im Jahre
IS7I, unter dem Titel: Das Waisenhaus in Basel. Seine
Gründung, seine Entwicklung und sein gegenwärtiger Bestand
no Dr. D. A. Fechter, Conrector am humanistischen Gym-
nasium zu Hasel, und J. J. Schäublin, Watgenvater. Eine
Denkschrift aus Anlass des zweihundertjährigen Bestehens der
Anstalt. Hasel 1871. In 4. Dieser Schrift sind mehrere Ab-
bildungen und Pläne beigegeben, unter anderem eine vogel-
perspecovische Ansicht der Karthaus nach dem Stadtplane des
Matthäus Merian von 1615, in vergrössertem Maassstabe. Durch
Vermittlung des Herrn Fechter erhielten wir von der löbl. In-
»pertioo die Erlaubnis», die für sie angefertigte Steinzeichnung
auch für unseren Band verwenden zu dürfen, wofür wir ihr
biemit ungern verbindlichsten Dank aussprechen. Die Auf-
nahme dieser Ansicht in unsem Band wurde die Veranlassung
dazu, auch noch einen Plan des alten Klosters beizufügen (siehe
S. 537 ff.), dessen Anfertigung wir dem Herrn Architecten Vi-
sther verdanken. Bei den zu diesem Zwecke nötliigen Besich-
tigungen der Gebäulichkeiten hatten wir uns der immer be-
reiten Freundlichkeit und Gefälligkeit des Herrn Waisenvaters
Schäublin zu erfreuen. Auch Herr Aufseher Zeller (jetzt
Siegtist zu St. Alban) gab mir bei einem solchen Besuche
manche erwünschte Aufschlüsse.
Ich kann mich dem Schlüsse dieser Vorrede nicht zuwen-
den, ohne in dankbarer, Erinnerung eines Mannes zu geden-
ken, tiessen Arbeiten gewissermaiisücn die Grundlage unseres
Unternehmens bilden, ich meine den am 6. Nov. 1870 ver-
»tobenen Dr. Karl Buxtorf, Lehrer an der ReaUchule und
langjährigen Unterbibliothekar an der Universitätsbibliothek in
Hasel. Die Verdienste Buxtorfa bestehen weder in kritischer
Herausgabe alter Chronikentexte noch in der Verwertbung sol-
cher zu streng wissenschaftlicher Forschung, sie liegen in dem
unermüdlichen Eifer, mit dem er dieselben aus den Schris"v™
der Bibliotheken ans Licht zu ziehen und, sei es durch l
Setzungen, sei es durch populäre Bearbeitungen, in we
Kreisen bekannt zu machen suchte. In dieser Weise
die Uebereetzungen der in unserem Bande abgedruckte
trinischen Karthäuser Chroniken {siehe S. 246. 319. 377
XX Vorrede.
Chronik des Kaplans Knebel (s. oben S. viu), des Gastischen
Tagebuchs (s. S. vin), sowie die Baslerischen Stadt- und L.and-
geschichten aus dem 16. Jahrhundert in 3 Heften (IS63 — 1868),
denen sich dann noch (1868) ein Heft »Basler Zauberprocesse
aus dem 14. und 15. Jahrhundert« und (erst nach seinem
Tode 1872 erschienen) ein Heft »Stadt- und Landgeschichten
aus dem 17. Jahrhundert a angeschlossen haben, und die klei-
neren Mittheilungen, die er in den verschiedenen Jahrgängen
des Basler Taschenbuchs und sonst gemacht hat, erfolgreich
gewirkt. Durch diese Arbeiten Buxtorfs musste das Verlangen
geweckt werden, die betreffenden Geschichtsquellen recht bald
in ihrem Urtexte veröffentlicht zu sehn, und sie haben uns
bei der Anlage und der Herausgabe unsrer Sammlung vielfach
als Wegweiser gedient.
Wir fühlen uns ferner verpflichtet, unsern Dank den Her-
ren Vorstehern und Beamten der verschiedenen Anstalten aus-
zusprechen, deren Gefälligkeit wir bei der Herbeischaffung
des Materials für unsern Band in Anspruch zu nehmen hatten,
vor allem dem Herrn Director des Grossherzoglich Badischen
Generallandesarchivs, Freiherrn K. H. Roth von Schrecken-
stein, den Vorstehern der vaterländischen Bibliothek und der
Bibliothek des Antistitiums in Basel, der Stadtbibliothek in
Zürich und der Kantonsbibliothek in Luzern, den Herren
Angestellten der hiesigen Archive, die uns alle' in bereit-
willigster Weise an die Hand gegangen sind, sowie endlich
der hohen Regierung des Kantons Basel -Stadt, durch deren
freigebige Unterstützung der gedeihliche Fortgang unseres Un-
ternehmens gesichert ist. Möge dieser Band, den wir ihr dank-
bar und ehrerbietig zu überreichen wagen, den Beweis liefern,
dass unsre Arbeit der genossenen Unterstützung werth ist,
möge dieser Arbeit eine freundliche Aufnahme zu Theil wer-
den von Seiten der Männer der Wissenschaft sowohl als von
Seiten der baslerischen Bürgerschaft, der einer der wichtigsten
Abschnitte aus der Vergangenheit ihres Gemeinwesens in le-
bensvollen Zügen vor Augen gefuhrt wird.
Basel den 2. Oktober 1872.
Wilhelm Ylscher,
d. Z. Vorsteher der historischen Gesellschaft.
Yerzeichniss der Werke, die unter abgekürztem
Titel citiert werden:
Anshelm. — Valerius Anshelm's, genannt Küd , Bcrnor- Chronik,
von Anfang der Stadt Bern bis 1526. Herausgegeben von
E. Stierlin und J. R. Wyss. Bd. 1—6. Bern 1825 — 1833.
Anl Gernl. — Antiquitates Gernlerianae , eine von dem Antistes
Lacas Oernler (f 1675) angelegte Sammlung theils handschrift-
licher, theils gedruckter Documentc zur Basler Kirchengc-
schichtc, im Basler Antistitium.
Athenae Rauricae. — Athenae Rauricae sive catalogus professorum
academiae Basiliensis ab a. mcccclx. ad a. mdccxxxviii. cum
brevi singulorum biograpbia. — Bas. 1768. Verfasser ist der
im J. 1813 verstorbene Professor Jobann Wcrnhard Herzog.
Beiträge. — Beiträge zur vaterländischen Geschichte (der erste Band
fuhrt den Titel : Beiträge zur Geschichte Basels) herausgegeben
von der historischen Gesellschaft zu Basel. Band 1 — 9. Ba-
sel 1839—1870.
Bullioger. — Heinrich Bullingers Reformationsgeschichte nach dem
Autographon herausgegeben auf Veranstaltung der vaterländisch-
historischen Gesellschaft in Zürich von J. J. Hottinger und
H. H. Vögeli. Bd. 1—3. Frauenfeld 1838—1840.
ßurekhardt (oder L. A. Burckhardt) bedeutet, wenn nichts anderes
beigefügt ist: L. A. Burckhardt, der Kanton Basel/ historisch,
geographisch, statistisch geschildert. Erste Hälfte : Basel -
Stadttheil. (A. u. d. T. : Historisch-geographisch-statistisches
Gemälde der Schweiz. Eilftes Heft). St. Gallen und Bern
1811.
Eidgen. Abschiede. — Amtliche Sammlung der altern Eidgenössi-
schen Abschiede. Herausgegeben auf Anordnung der Bundes-
behörden (die Sammlung, deren Bände nicht in chronologischer
Reihenfolge erscheinen, ist noch nicht abgeschlossen).
Fechter, wenn nichts weiteres beigefügt ist, bezieht sich auf die
in dem Bande »Basel im vierzehnten Jahrhundert. Geschicht-
liche Barstellungen zur fünften Säcularfeier des Erdbebens am
XXII Verzeichniss der citierten Werke.
S. Lucastage 1356 herausgegeben von der Basier historischen
Gesellschaft. Basel 1856« S. 1 ff. enthaltene »Topographie
mit Berücksichtigung der Cultur- und Sittengeschichte von Dr.
D. A. Fechter.«
Gast. — Gast's Tagebuch. In Auszügen behandelt von Tryphius.
Ue hersetzt und erläutert von Buxtorf-Falkeisen. Basel 1856.
Hagenbach, wenn nichts anderes bemerkt ist: »Johann Ockolam päd
und Oswald Myconius die Reformatoren Basels. — — Von Dr.
K. R. Hagenbach o (A. u. d. T. : Leben und ausgewählte
Schriften der Väter und Begründer der reformirten Kirche.
II. Theil). Elberfeld 1859.
Haller. — Gottlieb Emanuel von Hallers — — Bibliothek der
Schweizer-Geschichte. Tbl. 1—6. Bern 1785 — 1787. Haupt-
Register über die sechs Bände. Bern 1788.
Herminjard. — Correspondance des reformateurs dans les pays de
langue francaise recueillie et publiee — par A.-L. Hermin-
jard. Bis jetzt erschienen Tome I — IV. Genfeve et Paris
1866—1872.
Herzog. — Das Leben Johannes Oekolampads und die Reformation
der Kirche zu Basel. Beschrieben von Johann Jakob Herzog.
Bd. 1. 2. Basel 1843.
Heusler. — Verfassungngeschichte der Stadt Basel im Mittelalter
von Andreas Heusler. Basel 1860.
Hottinger. — Geschichte der Eidgenossen während der Zeiten der
Kirchentrennung, von Johann Jakob Hottinger. Abthlg. 1. 2.
(A. u. d. T. : Johann's von Müller und Robert Glutz Blotz-
heims Geschichten Schweizerischer Eidgenossenschaft , fortge-
setzt von Johann Jakob Hottinger. Bd. 6. 7). Zürich 1825.
1829.
Kessler. — Johannes Kesslers Sabbata. Chronik der Jahre 1523
bis 1539. Herausgegeben von Dr. Ernst Götzinger. Tbl. 1.2.
(Mittheilungen zur vaterländischen Geschichte. Herausgegeben
vom historischen Verein in St. Gallen. V — X). St. Gallen
1866. 1868. Wo im Citat nur Eine römische Ziffer steht,
bezieht sich diese auf die von Kessler selbst vorgenommene
Eintheilung in Bücher.
Leu. — Allgemeines Helvetisches, Eydgenössisches, oder Schweitze-
risches Lexicon, von Hans Jacob Leu. Thl. 1 — 20.
Zürich 1747—1765. Nebst Supplement von Hans Jakob Holz-
halb. Thl. 1—6. Zürich und Zug 1786—1795.
Lutz auf S. 66, Anm. 1 bedeutet: Vollständiges geographisch-
statistisches Hand -Lexikon der Schweizerischen Eidgenossen-
Verzeichniss der citicrten Werke. XXIII
Schaft. Von M. Lutz. Neu bearbeitet und vielfach vermehrt
herausgegeben von A. v. Sprecher. Bd. 1. 2. Aarau 1856.
Merians Karte S. 183, Anm. t. bezieht sich auf den Plan von
Basel in Matthäus Merians Topographia Helvetiae.
Ochs. — Geschichte der Stadt und Landschaft Basel. Von Peter
Ochs. Bd. 1. Berlin und Leipzig. Bd. 2—8. Basel 1786
bis 1822. Namen- und Such- Register. Basel 1832.
Oecol. et Zuingl. Epp. (auch bloss als Epp. ciüert). — DD. Joan-
nis Oecolampadii et Huldrichi ZuingÜi epistolarum libri qua-
tuor — — . Basileae 1536. Fol.
Felix Platter. — Thomas Platter und Felix Platter. Zwei Auto-
biographieen herausgegeben von Dr. D. A. Fechter.
Basel 1840.
» Potthast « bezieht sich auf die in dem Supplement zu Aug. Pott-
hasts Bibliotheca historica medii aevi (Berlin 1868) enthaltene
Zeitfolge der deutschen Bischöfe.
Ranke's Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation und seine
französische Geschichte sind nach den neuesten in der Gesa mm t-
ausgabe seiner Werke enthaltenen Abdrücken citiert.
Reformationschronik. — Unter diesem Titel haben wir mehrfach
die von uns als »Narratio« u. 8. w. herausgegebene dritte
Karth&u8er Chronik citiert, die durch die Bux torfische Ueber-
setzung unter demselben bekannt geworden ist.
Andreas Ryffs Zirkel der Eidgenossenschaft ist nach der (nur den
Abschnitt über Basel enthaltenden) Abschrift des Bürgermeisters
Wieland auf der Universitätsbibliothek citiert.
Salat. — Chronik der Schweizerischen Reformation , — — bis —
1534, im Auftrage der katholischen Orte verfasst von Johann
# Salat. Herausgegeben von Fr. Fiala, P. Bann wart und Th.
Scherer-Boccard im Archiv für die schweizerische Reformations-
Geschichte, herausgegeben auf Veranstaltung des schweizeri-
schen Piusverein8, Bd. 1. Solothurn 1868.
Schaler u. Schulthess. — Epistolarum a Zuinglio ad Zuingliumque
scriptarum pars I. II. (Huldreich Zwingli's Werke. Erste
vollständige Ausgabe durch Melchior Schuler und Joh. Schult-
hess. Bd. 7. 8). Turici 1830. 1842.
Tonjola. — Basilea sepulta reteeta continuata. Hoc est: tarn urbis
quam agri Basileensis monumenta sepulchralia olim
— a — Dn. M. Johanne Grossio — sparsim collecta — nunc
vero in ordinatam annorum seriem locata et ad annum 1661
continuata — opera Johannis Tonjolae. Basileae 1661.
XX IV Verzeichnis^ der citierten Werke.
Vulliemin. — Geschichte der Eidgenossen während des 16. und
17. Jahrhunderts, von L. Vulliemin. Aus dem Frausö tischen.
Tbl. 1—3. (A. u. d. T. : Johann von Müller's, K. Glutz-
Blolzhcim's und J. J. Hottinger's Geschichten Schweizerischer
Eidgenossenschaft, fortgesetzt von L. Vulliemin. Bd. 8 — 10).
Zürich 1842—1845.
Wurstisen. — Baszier Chronik zusammen getragen durch
Christian Wurstisen. Basel (1 580).
Die übrigen citierten Quellen und Hilfsmittel sind jedes-
mal bei ihrer ersten Erwähnung vollständig angeführt. — In Be-
treff der vielfach benutzten Rathsbücher im Basler Staatsarchiv ver-
weisen wir neben den von uns gemachten Angaben auf die Zu-
sammenstellung derselben in der Vorrede zu den Rechtsquellen von
Basel Stadt und Land. Thl. I. (Basel 1856) S. vi ff.
\
Inhaltsverzeichniss.
Seit*
Vorrede V
Die Chronik des Fridolin Ryff 1514— 1541, mit der Fortsetzung
des Peter -Ryff 1 543-1 5S5.
Einleitung 1
Text 18
Beilagen.
I. Vorwort des Peter Ryff 193
II. a Stammbaum der Familie Ryff 190
II. b Die Hyffische Familiengeschichte l'JS
III. Zwei Aktenstücke aus den Verhandlungen zwischen Frank-
reich und den Eidgenossen im Jahre 1 51 G 200
IV. Ein Bericht über die in Folge der französischen Pensio-
nen im J. 1521 in Basel entstandene Bewegung . . . 211
V. Erkanntniss des Rathes zu Basel, betreffend die Pensio-
nen. 1521, August 29 214
VI. Der Streit der Stadt Basel mit Bischof Jacob Christoph
Blarer von Wartensee. Aus Peter Ryff 's »summarischer
generali und Basler chronic« 215
VII. Aufzeichnungen des Diebold Ryff 218
Die Chroniken des Karthfiuser Klosters in Klein- Basel
1401—1532.
Einleitung 233
I. Chronica fundationis Carthusiae in Basilea minori, auctore
Henrico Arnoldi de Alveldia, eiusdem domus priore. 1401 — 1480.
Einleitung 241
Text 24S
II. Continuatio chronicorum Carthusiae in Basilea minori, auctore
fratre Oeorgio Carpentarii de Brugg, eiusdem domus monacho
professo. 1480-1526.
Einleitung 309
Text 320
XXVI Inhaltsverzeichnis».
Seit«.
III. Narratio rerum, quae refonnationis tempore Basileae et in |
circumjacentibus regionibus gestae sunt, auctore fratre Georg io |
Carpentarii de Brugg Carthusiensi, 1 51 *( 1499)— 1528. |
Einleitung 3f>y j
Text 37s
l
IV. Aufzeichnungen eines Basler Karthäusers aus der Keforma-
tionszeit (1522—1532). '
Einleitung 42« j
Text 430 I
Beilagen. i
1. De fundatione ortuque Carthusiae Basiliensis 49)1
II. De cellis Carthusiae Basiliensis 49ii
III. Bulle Bonifaz IX. vom IS. April 1402 499
IV. Vergleich mit dem Domcapitel vom 29. Januar 14Ü4 . 501 i
V. Jacob Louber über Heinrich von Alfeld 50S |
VI. Das Bekenntniss des Bruders Martin 51 v
VII. Letzter Wille des Bruders Georg Carpentarii von Hrugg
und Verzeichniss der von ihm dem Kloster bestimmten
Bücher 51b
Vlll. Brief des Bruders Georg Carpentarii an Bonifacius Amer-
bach 520
IX. Vertrag des Convents mit dem llathe vom 10. Juli 1532 522
X. Die letzten Schicksale der Karthaus 524
XL Die Riegel der Karthaus 531
X1L Die Gebäulichkeiten der Karthaus 537
Personen- und Ortsverzeichnis» 541*
Glossar , 573
Nachträge.
Anmerkungen zu Seite 3 — 1 7 5WJ
Berichtigungen und Zusätze 5S3
Grundriss der Karthaus.
Vogelperspectivische Ansicht der Karthaus nach Matthäus Merian.
Die
Chronik des Fridolin Ryff
1514 — 1541,
mit der Fortsetzung des Peter Ryff
1543 — 1585.
Butler Chroniken. J.
1
Einleitung.
Als erstes Stück unseres Bandes veröffentlichen wir die Chronik
von allen Geschichtschreibern der Basler Reformation als einedJJ,fJ!"
Hauptquelle benutzte Chronik, deren Originalhandschrift aus R>,fl;.
dem Besitze des ums J. 1554 verstorbenen Meisters und Depu- ^oii""
taten Fridolin Ryff stammt, und die man deshalb als die Chro- verfJü-
nik des Fridolin Ryff zu bezeichnen gewohnt ist. Ob der letz- «"»•?
tere, wie man bisher allgemein angenommen hat, auch der
Verfasser derselben gewesen, das muss zunächst den Gegen-
stand unserer Untersuchung bilden.
Fridolin Ryff gehörte einer Familie an, die um die Mitte
des 15. Jahrhunderts aus dem Elsass in Basel eingewandert
hier bald zu Ehren und Ansehn gelangte und dem Gemein-
wesen, in das sie eingetreten, eine Reihe von tüchtigen Män-
nern lieferte, von denen namentlich der im Jahre 1603 ver-
storbene Rathsherr Andreas Ryff eine grössere Berühmtheit
erlangt hat f) - Des Stammvaters Claus Sohn Peter , der Vater
Fridolins, erwarb im Jahre 1488 das Bürgerrecht, er betrieb
ein Färberei— und Webergeschäft und sass viele Jahre hindurch,
bis zu seinem zwischen Johanni 1528 und Johanni 1530 erfolg-
ten Tode als Meister der Weberzunft im Rathe. Fridolin,
Peters ältester Sohn, wird ums Jahr 1488 geboren sein2), er
trat in das Geschäft 6eines Vaters, daneben wurde er im Jahre
1521 durch den Rath an das Unterkäufer Amt im Kaufhaus
befördert (Oeffnungsbuch 1490—1530, Bl. 185b). Wann
er zum Sechser seiner Zunft erwählt wurde, wissen wir nicht.
Er erscheint als solcher im Februar 1529; damals wurde er,
als es sich darum handelte, dem der Bürgerschaft gegebenen
Versprechen gemäss eine neue Rathsverfassung zu entwerfen
(S. 88, 1 ff.) , in den hiezu niedergesetzten, aus zehn Raths-
1) Die Anmerkungen zu dieser Einleitung haben in die Nachträge ver-
wiesen werden müssen, da der vorhandene Kaum (s. die Vorrede) das An-
bringen derselben unter dem Texte nicht gestattete.
1*
4 Einleitung.
gliedern und zehn Sechsern bestehenden Ausschuss berufen
(Ochs V, 677) ,). Bald darauf trat er an die Stelle seines ver-
storbenen Vaters als Meister der Weberzunft in den Rath, und
um dieselbe Zeit wurde er zu einem der obrigkeitlichen Pfleger
der Karthaus bestellt2). Als man im Jahre 1532 dazu schritt,
die seit 1529 faktisch aufgelöste Universität neu herzustellen,
und zu diesem Ende das Amt der Deputaten, eines Raths-
ausschusses, dem die Besorgung der Universitätsangelegenheiten
oblag, wieder ins Leben rief, wurde Ryff Mitglied desselben 3) .
Daneben rauss er ein eifriges Mitglied der Gesellschaft der
Armbrust- oder Stachelschützen gewesen sein, denn er war
Meister derselben, als im Jahre 1546 das neue Schützen-
haus auf dem Petersplatz gebaut wurde (S. 199, 15). Im Jahr
1 554 erscheint er zum letztenmale als Meister seiner Zunft auf
der Rathsliste. Nach dem Stammbaum S. 196 wäre er noch
in diesem Jahre gestorben.
Sehen wir nun zu, wie das, was wir über die Lebens-
umstände des Fridolin Ryff wissen, mit demjenigen stimmt,
was wir aus der Chronik über die Persönlichkeit des Verfas-
sers erfahren, und ob sich hieraus schliessen oder mit Wahr-
scheinlichkeit abnehmen lässt, dass beide ein und dieselbe
Person gewesen. Die eifrig protestantische Gesinnung des Ver-
fassers stimmt sehr wohl zu der Stellung, die wir Fridolin Ryff
einnehmen sehen, und die mangelhafte Kenntniss des Latei-
nischen, welche der Chronist verräth, ist mit dem Amte eines
Deputaten nicht unvereinbar, wie das Beispiel von Fridolins
Vetter Andreas zeigt, dessen Sinn für Bildung und dessen
Eifer für die Hebung der Bildungsanstalten seiner Vaterstadt
ebenso gross war, als seine eigene Jugendbildung mangelhaft4),
es sind andere Bedenken, welche sich gegen jene Annahme
erheben und uns nöthigen, sie für durchaus unstatthaft zu er-
klären. Wir haben gesehn, dass Ryff einer der zwanzig
»Boten« war, welche den 15. Februar 1529 verordnet wurden,
um die neue Rathsverfassung auszuarbeiten, und die sich im
Laufe der nächsten Tage ihres Auftrages entledigten. Zu die-
ser Thätigkeit passt nun aber die dürftige und ungenaue Art
und Weise, in der die Chronik das Zustandekommen dieser
Verfassung auf Seite 88, 1 ff. erzählt, schlechterdings nicht5).
— Seite 137,2 erfahren wir sodann, dass der Chronist den
zweiten Cappeler Krieg mitgemacht hat; es ist anzunehmen,
dass wenn Ryff mitgezogen wäre , er als Mitglied des Rathes
eine irgendwie hervorragende Stellung eingenommen hätte,
sei es als einer der militärischen Befehlshaber, sei es als
einer der »Zugegebenen«, wir suchen aber seinen Namen
vergebens sowohl Seite 131, 10 ff. als Seite 135, 17 ff. —
Bei der Erzählung von Staatshändeln spielt der Bericht über
die im grossen Rathe gehaltenen Berathungen eine Haupt-
Einleitung. 5
rolle, so z, B. bei den Verhandlungen, die' dem Aus-
bruche des zweiten Cappeler Krieges vorangegangen, und bei
dem Streite mit Solothum über das Hochgericht; bei meh-
rern anderen Gelegenheiten gewinnt man geradezu den be-
stimmten Eindruck , dass der Verfasser seine Kenntniss der
betreffenden Angelegenheit erst aus den dem grossen Rathe
darüber gemachten Vorlagen des kleinen Käthes und den sich
daran knüpfenden Berathungen geschöpft hat. In Betreff von
Angelegenheiten, die der kleine Rath von sich aus entschie-
den hat, spricht er mehr als einmal seine vollständige Unwis-
senheit aus. Siehe namentlich die Stellen 57, 10 ff. 107, 31 ff.
zusammengehalten mit 107, 36 ff.) 118, 10 ff. 153, 25 ff. 155,
4 ff. Er ist also wohl Mitglied des grossen , nicht aber des
kleinen Rathes gewesen, und zwar zu einer Zeit, wo Fridolin
Ryff in dieser letztern Behörde sass. — Noch eine fernere
Andeutung, die der Chronist über seine Person giebt, scheint
nicht recht auf Ryff zu passen. S. 147 wird erzählt, wie im
Jahre 1536 der Wein besonders wohlfeil gewesen, eine Maass
Landwein habe zwei Pfennig gekostet, »und ich hab in selb
ouch disz jor also uszgemesen«, fugt der Erzähler hinzu, wor-
aus wohl hervorgeht, dass er als obrigkeitlicher Weinmesser
auf dem Weinmarkte beim Verkaufe des Weins thätig gewe-
sen1), also eine untergeordnete Beamtung versehen, die nicht
zu der Stellung eines Mannes passt, der seit mehreren Jahren
einerseits an der Spitze eines namhaften Geschäftes steht,
andrerseits in hohen Ehrenämtern dem Gemeinwesen dient. —
Ein weiteres Bedenken ruft der Umstand hervor, dass die
Chronik, von welcher der Verfasser am Eingang sagt, er wolle
sie fortfuhren, »so lang mir got sin gnod verlicht«, mit dem
Jahre 1541 schliesst. Es lässt sich nicht recht erklären, warum
er, nachdem er, wie wir sehn werden, in den letzten Jahren
regelmässig, in kurzen Zwischenräumen seine Eintragungen
gemacht, nun auf einmal seine Arbeit eingestellt hätte, wenn
er, wie dies bei Fridolin Ryff, der bis 1554 in Amt und Wür-
den erscheint, noch eine Beihe von Jahren in rüstiger Kraft
verlebt hätte. Die Chronik bricht aber so jäh ab, dass nicht
einmal die Lücke, welche der Verfasser S. 162, 25 gelassen
hatte, um den Endpunkt der zur Zeit seines Niederschreibens
herrschenden Pestilenz anzugeben, ausgefüllt wird. Sollte dies
nicht ein Wink sein, dass er diesen Endpunkt gar nicht mehr
erlebt hat, dass er .vielleicht als ein Opfer dieser Pestilenz
selbst gestorben ist? In der Anmerkung 7 zu 8. lft ist einige
Verwunderung darüber ausgesprochen, dass der Tod des Bür-
germeisters Jacob Meyer zum Hirzen nicht erwähnt werde.
Vielleicht erklärt sich dieses Nichterwähnen dadurch, dass
Jacob Meyer erst in den letzten Tagen des Jahres 1541, nach-
dem die letzte Notiz der Chronik aufgezeichnet war, gestorben
6 Einleitung.
(eine nähere Angabe über die Zeit seines Todes, als dass er
im Jahre 1541 verstorben, habe ich nirgends finden können),
und der Chronist nicht mehr dazu gekommen ist, weitere Ein-
tragungen zu machen.
Endlich fällt ins Gewicht, dass Nicolaus Rippell, der im
Jahre 1614 die Chronik des Fridolin Ryff sammt der Fort-
setzung des Peter Ryff abschrieb, am Schlüsse der ersteren
bemerkt: »Ich hätte oder möchte des gutten allten ehrlichen
mans namben, so hievorstendes bisz dohar alles verzeichnet,
trefflich wol mögen wissen, etc. Nun, er sey gewesen, wer er
woll, so wirt vermerkht, dasz er ein fromb christlich ehren-
man gewesen, etc.« Dieser Niclaus Rippell aber muss nach
dem, was uns über das RippelFsche Geschlecht bekannt ist,
derselbe gewesen sein, der für Peter Ryff das Ryffische Wap-
pen von einem Grabsteine in der Barfüsser Kirche zu Ruffach
abzeichnete und dann in die Chronik malte (S. 195, 11). Wäre
Fridolin Ryff der Verfasser gewesen, so hätte dies sicherlich
Rippell nicht unbekannt bleiben können, daraus, dass er über
den Verfasser vollständig im Dunkeln war, möchte man aber
weiter schliessen, dass dies auch bei Peter Ryff der Fall war
und dieser sich deshalb S. 194, 25 so unbestimmt ausdrückt, Fri-
dolin Ryff habe die Chronik in Händen gehabt, ohne über die
Urheberschaft derselben etwas zu bemerken. Wahrscheinlich
war der Verfasser ein guter Freund und Gesinnungsgenosse
des Fridolin Ryff, dem sie deshalb nach dessen Tode zugestellt
wurde. Fridolin Ryff scheint in seiner Familie nicht viel von
dieser Chronik gesprochen zu haben, und so kam der Name
des Verfassers in Vergessenheit. Ob es möglich sein wird,
durch zufällige Umstände denselben wieder zu entdecken, muss
dahingestellt bleiben. Einstweilen thun wir wohl am besten,
wenn wir die Chronik nach ihrem ersten bekannten Besitzer
mit dem bisher üblichen Titel als die Chronik des Fridolin
Ryff bezeichnen.
charak- Was wir ausser dem schon Erwähnten aus der Chronik
verfa«- über die Person des Verfassers erfahren, ist wenig !) , da er in
sera. bescheidener Weise diese 6eine Person sehr wenig hervortreten
und auch bei wichtigeren Gelegenheiten, an denen er bethei-
ligt war, seine Betheiligung nur ganz gelegentlich erkennen
lässt. Nach S. 65, 4 scheint er schon im Jahre 1528 Mit-
glied des grossen Rathes gewesen zu sein, er betheiligte sich
dann an den Zusammenkünften der evangelischen Bürger,
durch wclAc erst das Mandat vom 5. Januar 1529 erlangt und
später im Februar dieses Jahres der Austritt der katholisch
gesinnten Rathsglieder und die vollständige Durchführung der
Reformation erzwungen wurde (S. 76, 7. 81, 25). Die unbe-
fangene und arglose Weise, in welcher das gewaltsame Vor-
gehen der evangelischen Partei erzählt wird, zeigt uns, das?
Einleitung. 7
wir es keineswegs mit einem leidenschaftlichen Hitzkopfe, son-
dern mit einem durchaus ruhigen, nüchternen Bürger zu thun
haben, der nicht im mindesten das Gefühl hat, dass er sicli
an einer Empörung betheilige, vielmehr sich bewusst ist, der
schwankenden und durch unberechtigte Einflüsse am Einschla-
gen des richtigen Weges gehinderten Regierungsbehörde auf
diesen zu verhelfen, und wir gewinnen zugleich aus seiner
Darstellung den Eindruck, dass die ganze Bewegung diesen
Charakter getragen hat, wenn sie auch, wie es bei einer ge-
waltsamen Erhebung irgend einer Art kaum anders möglich
ist, sich über die beabsichtigten Grenzen hat hinausreissen
lassen in der durch einige ungeduldige Gesellen angeregten,
gegen den Willen des Ausschusses vollzogenen gewaltsamen
und eigenmächtigen Zerstörung der Bilder. — Von der Rich-
tigkeit und der alleinigen Berechtigung seines evangelischen
Standpunktes und der Verkehrtheit der päbstlichen Lehre ist
der Chronist, ganz im Sinne der Supplication der evangelischen
Bürgerschaft, so durchdrungen, dass ihm der richtige Maassstab
für die Beurtheilung der Gegenpartei abhanden kommt, und er
bei derselben nur Verstocktheit oder geradezu Böswilligkeit
erblickt. Siehe z. B. S. 73, 26 ff. 83, 4 ff.
Die evangelische Gesinnung des Verfassers besteht in einem
lebendigen Erfassen der Grundprincipien der Reformation, er
verlangt freie Verkündung des lautern Gotteswortes, wie das-
selbe in der Bibel enthalten ist, und Abschaffung aller in dem-
selben nicht gegründeten Bräuche und Satzungen. Um die
Festsetzung der Lehrsätze im einzelnen kümmert er sich wenig.
Wir sehen aus seinem Werke, dass schon damals, wie noch
heutzutage, in der Basler Bürgerschaft ebensoviel christlich
religiöser Sinn als Gleichgültigkeit in rein confessionellen und
dogmatischen Fragen geherrscht hat. Wie wenig muss doch
diese Bürgerschaft von dem Abendmahlsstreite, der die Bezie-
hungen zwischen den Reformatoren vergiftete, berührt worden
sein, wenn der Chronist über das Marburger Gespräch einen
Bericht geben kann, wie wir ihn S. 104, 26 ff. lesen! —
Während ferner der Chronist den Fortschritten der Reforma-
tion in Basel mit sorgfältigem Interesse folgt, die bezüglichen
Mandate mittheilt und zuletzt noch die Reformationsordnung
vom 1. April 1529, durch welche der Sieg derselben zum Ab-
schlüsse gelangte, vollständig in sein Werk einreiht, erwähnt
erder im Jahre 1536 aufgestellten Basler Confession mit kei-
nem Worte.
Mit der evangelischen Gesinnung Hand in Hand geht bei
unserem Chronisten das Eifern gegen die fremden Kriegs-
dienste, deren Bekämpfung bekanntlich auch Zwingli sich hatte
angelegen sein lassen. Mit den schärfsten Ausdrücken verur-
teilt er das französische Bündniss von 152t (S. 27, 11 ff,
8 Einleitung.
28, 25 ff. 33, 5 ff. 48, 11 ff.) und belobt die Zürcher, dass sie
als die Weisen sich nicht in dasselbe eingelassen.
Bildung. Die wissenschaftliche Bildung des Verfassers ist keine sehr
hohe, das zeigt schon die erwähnte Art und Weise, in der er
sich über den Abendmahlsstreit ausspricht; so wenig als dem
Abendmahlsstreite ist er dem Aufkommen und Umsichgreifen
der reformatorischen Bewegung, insofern sie nicht Basel un-
mittelbar berührt, nachgegangen. Luther wird ausser bei dem
Marburger Gespräche gar nicht erwähnt, und Zwingli wird
S. 46, 4 ff. ganz gelegentlich in die Erzählung eingeführt. —
Auffallend ist es, dass er sich an einer Stelle (S. 92, 15 ff.),
die freilich einem als blossen Lückenbüsser gesetzten Abschnitte
angehört (s. unten S. 11 Anm. 1J , hinsichtlich der politischen
Verhältnisse der Eidgenossenschaft schlecht unterrichtet zeigt
(siehe S. 92 Anm. 1).
Im Lateinischen ist er nicht stark. Er schreibt »Erasmus
von Rotterdamusa (45, 18. 147, 13), »hoc est corpus meus*
(104, 38), mehrmals (35, 24. 69,4) »ewangelius« statt »evange-
lium«, und gebraucht »Cristuma als Nominativ (99, 19). Wenn
er 151, 11 von einem Jungen spricht, der »in der Studium
oder schull stundt«, so ist dies unter dem Einfluss des Genus
von » schull« geschehen, ein guter Lateiner würde aber schwer-
lich so gesagt haben. Indessen scheint der Verfasser seiner
Zeit in der Schule lateinisch getrieben zu haben, er sagt z. B.
»im colleio«, »dem ewangelio« und schwingt sich sogar in einer
Randbemerkung (138 Anm. 3) zu einem freilich falschen Citat aus
Persius auf. Was über das Lateinische hinausgeht, das geht
dann auch vollends über sein Verstäudniss hinaus, wie er den«
S. 35, 20 f. berichtet, es sei einer aufgetreten, »genant Johannes
Eocolampadius im hebreisch, ist zu tutsch Johannes Huschin«.
Inhalt Den Inhalt der Chronik bildet die Erzählung dessen, was
Qneiien sich in den Jahren 1514 — 1541 in und um Basel Denkwür-
ChJ^ikdiges zugetragen mit Berücksichtigung auswärtiger Ereignisse,
insofern dieselben auf baslerische Verhältnisse eine Rückwir-
kung auszuüben geeignet sind oder aber an und für sich ein
allgemeines Interesse in Anspruch nehmen. Der Verfasser er-
zählt in erster Linie, was er selbst erlebt oder beobachtet hat,
und bei dem gesunden Menschenverstand, den er besitzt, und
dem ehrenwerthen Sinn, der ihn beseelt, erhalten wir eine im
ganzen glaubwürdige und theilweise recht lebendige Darstel-
lung dessen, was innerhalb dieses Rahmens liegt. Anders ist
es da, wo er nur nach Hörensagen berichtet, da kommen bis-
weilen sehr ungenaue oder geradezu unrichtige Angaben, allein,
wie eben bemerkt, beschränkt sich ja seine Chronik fast ganz
auf baslerische Angelegenheiten, auf Begebenheiten, bei denen
er entweder selbst mitthätig gewesen ist, oder die er aus näch-
ster Nähe mitangesehen hat. Neben der Darstellung der poli-
Einleitung. 9
tischen und der kirchlichen Angelegenheiten treffen wir Berichte
über Naturereignisse, Witterungsbeobachtungen, Angaben von
Lebensmittelpreisen. Eine Benutzung fremder schriftlicher oder
gedruckter lierichte findet nicht 6tatt, wohl aber werden ur-
kundliche Acten stücke öfter erwähnt, so S. 101, 17. 105, 8,
(der auch vollständig mitgetheilt, das letztere wohl, so oft ihm
der Wortlaut der angeführten Actenstücke' zur Hand war; es
ist dies namentlich der Fall bei einer ganzen Anzahl von Acten-
stücken, die sich auf die Hasler Reformation beziehn, und die
er theils aus geschriebenen, theils aus gedruckten Vorlagen
wiedergiebt. Die Abschriften sind leider meist sehr incorrect,
einigemale ist es ihm auch begegnet, dass er die Actenstücke
an unrichtiger Stelle in den Text einreiht; so hat er das
S. 38, 4 ff. mitgetheilte Mandat nicht an dieser Stelle einge-
schoben, obgleich er in den vorhergehenden Worten dessen
Inhalt deutlich genug angegeben hat, sondern nach S. 54, 37,
wohin es nicht gehört, so giebt er als Wortlaut des franzö-
sischen Bündnisses von 1521 Artikel, die, wie es in der Ueber-
«chrift zu denselben (S. 27, 7 ff.) heisst, »abgered sind uff ein
hindersichbringen zu ein bericht und friden des künigs von
Franckrich und gemeiner eydgnoschafft« u. s. w., d. h. Artikel
aus den Friedensverhandlungen von 1516, und zwar, wie sich
bei genauerer Betrachtung ergiebt, zweierlei Entwürfe, die hier
als ein einziges Actenstück mitgetheilt werden. Wir haben
jenes Mandat an die ihm zukommende Stelle gerückt, diese
Entwürfe unter den Keilagen abgedruckt, von den übrigen
mitgetheilte n Actenstücken haben wir zwei ganz weggelassen,
den Friedensvertrag vom 16. November 1531 zwischen Zürich
und den fünf Orten, der in mehreren leicht zugänglichen Ge-
^chichtswerken abgedruckt ist, und zwar correcter als unsre
Chronik ihn giebt, und die sehr umfangreiche Hasler Refor-
mationsordnuiig vom 1. April 1529, die in Hullingers Refor-
mationsgeschichte II, 82 — 108 nach einem alten Drucke wort-
getreu, bei Ochs V, 686 — 739 in modernisierter Fassung wie-
dergegeben ist. Zwei andere Actenstücke, die sich ebenfalls
bei liullinger finden, die Supplication der evangelischen Bür-
gerschaft aus dem December 1528 und das Mandat des Rathes
vom 5. Januar 1529, haben wir gleichwohl abgedruckt, da sie
viel enger als jene vorhergenannten mit dem Zusammenhange
der ganzen Erzählung verflochten sind, und es für manchen
Leser störend gewesen wäre, um diesen nicht zu verlieren,
erst Bullinger nachschlagen zu müssen , der ihm vielleicht gar
nicht zur Hand ist. — Wo uns der Wortlaut der in der Chronik
mitgetheilten , von uns zum Abdrucke bestimmten Actenstücke
m einer authentischeren Fassung, in einem der Rathsbücher
oder in einem gleichzeitigen Drucke, erhalten ist, haben wir
1 0 Einleitung.
diese zu Grunde gelegt und die Abweichungen im Texte der
Chronik als Varianten mitgethcilt.
Art und Die Chronik ist nicht in Einem Zuge, sondern in ver-
Abfas-rschiedenen Absätzen niedergeschrieben, jedoch nicht in der Art,
sung. dags d^ Erzählung in der Form, wie sie uns jetzt vorliegt,
von Anfang an eine tagebuchmässige , den Ereignissen gleich-
zeitige wäre, hicgegen spricht die abgerundete Darstellung,
welche manche Abschnitte erhalten haben, und die Art und
Weise, wie sie Ereignisse späterer Jahre erzählen oder gele-
gentlich erwähnen. So bildet namentlich der Abschnitt, in wel-
chem das Aufkommen und die Fortschritte der evangelischen
Lehre in Basel erzählt werden (S. 33, 11 — 46, 22), ein zusam-
menhängendes Ganzes, das, an die Erzählung von Ereignissen
aus dem Jahre 1522 sich anschliessend, sich über die Jahre
von 1522 bis 1526 erstreckt. Es kann also dieser Abschnitt
und was ihm folgt (der Faden der Erzählung kehrt wieder
zum Jahre 1523 zurück) nicht vor 1526 niedergeschrieben sein,
und wenn S. 47, 10 bei der Erzählung eines Auszuges von
300 Baslern nach Mailand der Chronist hinzufügt: »got geb
in gluck a, so dürfen wir daraus nicht auf eine dem Ereignisse
gleichzeitige Abfassung dieses Theils der Chronik schli essen,
sondern nur darauf, dass der Chronist eine gleichzeitige Auf-
zeichnung unverändert in diese aufgenommen hat. Hat uns
der Abschnitt über die Ausbreitung der evangelischen Lehre
auf eine Abfassung nicht vor 1526 hingewiesen, so finden wir
S. 29, 40 ff. eine Stelle, die auf Ereignisse des Jahres 1527
Bezug zu nehmen scheint (vgl. 56, 26 ff.) , so dass wir den
Endpunkt für die Abfassung schon dieses Abschnittes noch
etwas weiter hinabrücken müssen. Auf der andern Seite erse-
hen wir aus der Erzählung des ersten Cappeler Krieges, dass
dieser ganze Theil der Chronik vor dem Ausbruche des zwei-
ten muss geschrieben sein. Denn nachdem die Vermittlerthä-
tigkeit der Strassburger und des Ammanns von Glarus gerühmt
worden, spricht der Chronist S. 102, 5 die Hoffnung aus, »das
es zu solchem fall in einner eygnoschafft nyt me kumen sol«.
Diesen Satz hätte der Chronist nach dem Ausbruche des zwei-
ten Cappeler Krieges nicht schreiben, er hätte ihn aber auch,
wenn er ihn in einer früheren Aufzeichnung vorgefunden, nicht
stehen lassen können, wie das harmlose »got geb in gluck«,
von dem oben die Rede war. Wir müssen also schliessen, dass
die Ausarbeitung dieses Abschnittes und all dessen, was ihm
vorangeht, nicht nach dem Jahre 1531 kann stattgefunden
haben. Betrachten wir nun das Aeussere der uns erhaltenen
Originalhandschrift, so erscheint dieselbe von Anfang bis in
die Darstellung der Ereignisse des Jahres 1529, bis S. 104, 15
unserer Ausgabe, als in Einem Zuge geschrieben; sowohl die
Farbe der Tinte als die Züge der Handschrift bleiben sich im
Einleitung. ] \
wesentlichen gleich *) ; von dem erwähnten Abschnitte an tritt
dagegen ein merklicher Wechsel ein, der uns zeigt, dass die
folgenden Aufzeichnungen in verschiedenen, der Zeit nach aus-
einanderliegenden Absätzen gemacht sind. Wir werden also
annehmen dürfen, dass der Verfasser im Jahre 1529, wohl aus
Anlass der glücklichen Durchführung der Reformation in Basel
und des günstigen Ausgangs des ersten Cappeler Krieges es
unternommen, eine Erzählung der merkwürdigen Begebenhei-
ten, die er erlebt hatte, niederzuschreiben. Er konnte hiebei,
wie die Genauigkeit zeigt, mit der auch bei längst vergange-
nen Ereignissen das Datum und die nähern Umstände ange-
geben werden, eine Fülle von genauen, tagebuchmässigen Auf-
zeichnungen benutzen, die er sich im Laufe der Jahre angelegt
hatte und die er theil weise in ihrer abgerissenen Gestalt wört-
lich seiner neuen Arbeit einverleibte, während er einzelnen
Abschnitten eine ausführlichere, abgerundetere Darstellung zu
Theil werden Hess. Von diesen letztern muss er sich aber erst
ein Concept entworfen haben, denn die vorliegende Handschrift
stellt sich als eine sauber ausgefertigte Reinschrift dar. Hie
und da schob er die Abschrift von Actenstücken ein, die er
ebenfalls seit längerer Zeit gesammelt und aufbewahrt hatte.
Hei undatierten Stücken ist es ihm dann freilich manchmal
begegnet, dass er sich über die Stelle getäuscht, an der sie
einzuschalten waren , ebenso wie er auch etwa ein Ereigniss
unter einem unrichtigen Jahre aufgeführt hat, so den Zug nach
Dijon, den er ins J. 1514 setzt, während er 1513 stattgefunden.
Mit besonderer Ausführlichkeit und Anschaulichkeit hat er die
im Augenblicke des Niederschreibens ihm noch in frischestem
Gedachtuiss stehenden Ereignisse vom December 1528 bis zum
Februar 1529, welche den Sieg der Reformation in Basel zur
Folge hatten, und bei denen er selbst mithandelnd betheiligt
gewesen war, geschildert2). — Dem eben Gesagten scheinen
freilich auf den ersten Blick die Verse auf dem Titelblatte zu
widersprechen, die vielmehr auf eine Abfassung nach 1533 hin-
deuten. Allein beim Betrachten der Originalhandschrift schwin-
det dieses Bedenken, da sich aufs Deutlichste zeigt, dass ein
Theil der Verse, darunter die, welche von dem Jahre 33 als
einem vergangenen sprechen, erst späterer Zusatz sind. Beim
Niederschreiben der Chronik hat der Verfasser im Anschluss
au das Vorhergegangene »got schick al ding zum besten!
Amen« hinzugefugt: »Frilich selzam ding fürwar, eb das kumpt
das 33. jar!« Wie es scheint, waren auf das Jahr 1533 selt-
same Dinge prophezeit worden, und der Chronist ruft nun,
indem er sich anschickt, seine Chronik einzutragen, im Hin-
blick auf den angeführten frommen Wunsch aus : »Wahrhaftig,
» gehen seltsame Dinge vor, und zwar noch vor dem Erschei-
nen des 33. Jahres!« Später hat er dann die Verse »Sur
12 Einleitung.
sechen wel machen« eingeschaltet, in welchen er seine
ruhige Ergebung in das, was noch kommen soll, ausspricht.
Während er an seiner Chronik weiter arbeitete, lief das Jahr
33 ab, und er fugte nun den Versen, die sich auf dasselbe
bezogen, noch bei: »Dasz 33. ist hindan, uff das 40. wend wir
achtung han«. Wie es scheint, waren, wie auf das Jahr 1533,
so auch auf 1540 wichtige Ereignisse prophezeit.
Nachdem der Chronist in ununterbrochener Arbeit eine
Erzählung der Begebenheiten bis ins Jahr 1529 gegeben hatte,
führte er dieselbe in Absätzen fort. Offenbar hat er auch jetzt,
wie die fast vollständige Abwesenheit von Correcturen zeigt,
die ersten Aufzeichnungen an andrer Stelle gemacht und sie
dann sauber in die Chronik eingetragen. Dieses Eintragen ge-
schieht aber oft in einer den Ereignissen noch sehr nahe lie-
genden Zeit. Man sieht, er steht bisweilen noch mitten iu
denselben drin und weiss nicht, was sie für einen Ausgang
nehmen werden. Es lässt sich dies vielfach in auffallender
Weise bemerken. Es würde zu weit fuhren, wenn wir alle
Fälle der Art namhaft machen wollten, wir beschränken uns
auf einige besonders deutliche Beispiele. So wird S. 126,
nachdem von einer den 8. August 1531 abgehaltenen Gross-
rathssitzung die Rede gewesen, berichtet, es sei auf den
13. August ein Tag zur Verhandlung mit den 5 Orten angesetzt
worden, und der Chronist begleitet diese Angabe mit dem
Wunsche: »got wendz zum besten«. Nachträglich hat er
aber zwischen diese Worte und den Anfang des folgenden Ab-
satzes die Worte eingeschoben: »Diser tag wart zerschlagen
und ein andrer angesetzt uff mentag vor Bartlomey«1). So
werden auch die Unternehmungen und Verhandlungen, die auf
den Ueberfall der französischen Studenten im Jahre 1537 folgen,
nicht erst nach Abschluss des ganzen Handels, sondern all-
mälich, während der Abwicklung desselben, eingetragen. Ein
Absetzen des Schreibers lässt sich nach den Worten »hörren
wurt« (152,36), nach »jor« (153, 10), nach »uffendthielten«
(153, 28) , nach »hornug« (154, 3) , nach »besten« (154, 35)
und endlich nach »zstöllen« (155, 16) aus der Farbe der Tinte
aufs Deutlichste erkennen. In dem folgenden Abschnitte, der
über Lebensmittelpreise berichtet, hat er nach »15 ß.« (156, 3)
und wieder nach »fierthalb ß« (156, 11) abgesetzt, in dem Ka-
pitel »Von einner mustrung« (158, 10 ff.) nach »geendet« (158,
24 ; das Semicolon sollte nach diesem Worte stehen, nicht nach
»tagen«, wo es jetzt im Drucke steht), in dem Kapitel »Von
dem krieg und handlung derren von Rotwill « (161, 22) nach
»ist« (162, 1) und nach »versandet« (162, 5).
Die angeführten Beispiele zeigen, dass in diesem zweiten
Theile der Chronik die Ereignisse oft wenige Tage nachdem
sie sich zugetragen haben, in dieselbe eingetragen worden sind,
Einleitung. \ 3
während der erste Theil zwar auch auf solchen gleichzeitigen
Aufzeichnungen beruht, aber erst geraume Zeit, nachdem die
ältesten derselben gemacht worden waren, seinen Platz in der
Ohnraik^gefunden hat.
Die Schriftzüge der Chronik sind sauber, wenn ihnen auduussehn
nicht gerade das Lob grosser Deutlichkeit gespendet werden u™?^
kann. Hierüber, sowie über einzelne Eigentümlichkeiten der d*j
Orthographie haben wir uns in der Vorrede zu unserem Hände schritt,
eingehender ausgesprochen. Die Handschrift enthält, wenn wir
das Titelblatt als das erste, das Blatt, welches den Schluss der
Chronik enthält, als das letzte rechnen, 134 Blätter. Da das
Titelblatt und das letzte Blatt auf der Rückseite nicht beschrie-
ben und zwei Blätter in der Mitte, das 62. und 63., ganz
weiss gelassen sind, ergiebt dies 262 ganz oder theilweise be-
schriebene Seiten, die in dem Bande, wie er uns jetzt vorliegt,
als S. 60 — 321 numeriert sind. Wie das Wasserzeichen, ein
grosser Baselstab , zeigt , haben von den jetzt in dem Bande
befindlichen Blättern noch das dem Titelblatt unmittelbar vor-
angehende und eine grosse Zahl der auf den Schluss der Chro-
nik folgenden ursprünglich dem Buche angehört, in welches
diese eingetragen war. Dieses Buch nun befand sich, wie uns
Peter Rytf berichtet (S. 194), im Besitze des Fridolin Ryff bis
zu dessen Tode; nachher gelangte es in die Hände seiner
Tochter, der Magdalena Wollet), welche es dem Peter Ryff
zum Geschenke machte.
Peter Ryff war der gleichnamige Enkel von Fridolins jün- Peter
gerem Bruder Peter, der vor der Reformation Augustmennönch*^* "d
und Organist im Münster gewesen war, im Jahre 1526 das2™**™
Kloster verlassen und sich verheirathet (199 Anm. 3. 402chronik.
Anra. 4), Tuchhandel und Weberei getrieben und die Stelle eines
Freiamtmanns amjßtadtgericht bekleidet hatte und im J. 1550
gestorben war. Dessen Sohn Daniel, der das väterliche Geschäft
fortsetzte , scheint ein wohlhabender und angesehener Mann
gewesen zu sein. Er war Mitglied des Rathes und starb 1612
im Alter von 83 Jahren. Der älteste seiner Söhne war eben
unser Peter. Nach den Athenae Rauricae (S. 412) war er am
S.Mai 1552 geboren, wurde 1569 auf der Universität imma-
triculiert, erwarb 1572 den Grad eines Haccalaureus, 1576 den
eines Magisters der Philosophie und 1584 die medicinische
Doctorwürde. Nachdem er einige Jahre practiciert hatte , er-
langte er den durch die Ernennung des Chronisten Christian
Wurstisen zum Stadtschreiber erledigten Lehrstuhl der Mathe-
matik, den er bis zu seinem Tode im J. 1629 bekleidete.
Zugleich versah er das Amt eines Universitätsbibliothekars (vgl.
S. 235) . Peter Ryff hat eine Anzahl mathematischer Schriften
verfasst, deren Titel sich zum Theil in den Athenae Rauricae
verzeichnet finden. Durch den Besitz der Chronik des Frido-
14 Einleitung.
lin wurde er zu einem Versuche geschichtschreiberischer Thä-
tigkeit veranlasst, indem er sich im J. 1585 entschloss, jene
zu ergänzen und fortzufuhren, angeregt wahrscheinlich durch
den Abschluss der Verhandlungen der Stadt Hasel mit dem
Bischof, der einen wichtigen Abschnitt in der Geschichte der
ersteren bezeichnet, indem, allerdings gegen schwere Opfer,
ihre factisch schon längst bestandene völlige Unabhängigkeit
vom Bisthum zu rechtlicher Anerkennung gelangte, und das
Verhältniss zum Bischof ein für allemal geregelt wurde. Er
liess das Buch, in das sie eingetragen war, auseinander neh-
men, vorn und hinten eine Anzahl von neuen Blättern ein-
fügen (sie sind von den früher schon vorhandenen durch ein
anderes Wasserzeichen, einen kleinen Baselstab mit einem un-
ten angefügten Kleeblatt kenntlich) und das Buch in Papp-
deckel, mit gepresstem Pergament überzogen, neu binden. Bei
dieser Gelegenheit sind das Titelblatt und einige spätere Blät-
ter etwas zu stark beschnitten worden, so dass einzelne Buch-
staben weggefallen (s. unten S. 18. 149. 157 in den Varianten-
rubriken und S. 138 Anm. 3). Nachdem RyfF das Buch neu
hatte binden lassen, schickte er der vorhandenen Chronik eine
kurze Uebersicht der Hauptmomente der Basler Geschichte von
der Zeit der Rauracher bis zum Abschlüsse des Vertrages mit
Bischof Christoph voraus und versah sie mit einer bis auf eben
diesen Zeitpunkt geführten Fortsetzung, welche im Style der
alten Chronik auch die gewöhnlicheren, aber immerhin wis-
senswerten Ereignisse aus der Basler Geschichte berichten
sollte. Er spricht sich hierüber in einer auf dem zweiten Blatte
des Bandes eingetragenen lateinischen Vorrede aus. — Das
erste Blatt enthält den Titel: BASILEA | Petri Ryff. Bas-I-M1)
Ueber 1585 hinaus hat er die Chronik nicht fortgesetzt, und
das viele weisse Papier, das er hinten ha* anbinden lassen,
ist unbenutzt geblieben. Dagegen hat er einige Jahre später
zwischen die Vorrede und die summarische Chronik eine kurze
Geschichte seines Geschlechtes eingeschoben, welche sammt
dem Schlüsse der zu gleicher Zeit erweiterten Vorrede das
dritte, vierte und fünfte Blatt in Beschlag nimmt (s. unten
S. 193 ff.). Blatt 6 und 7 sind leer2), dann folgt die kurze
Darstellung der gesammten Basler Geschichte unter dem Titel :
Summarische generali und Basler chronic, von dem ersten se-
cuta der geburt unsers herrtfn und heilandts Christi har in die
volgenden, durch der jaren zall usz vilen schribenten , die ich
hiezü conferiert, als chronicam Stumpfii, Urstisii, cosmogra-
phiam Munsteri, und sunst alten instrumenten und sonderen
verzeichnussenn, deren ich transumpten bekommen, zusammen
gezogen und den volgenden chronicis historiis, in anno Christi
nämlich 1514 angefangen, premittiert. Anno domini 15&5-
Petr. Ryff Bas. philosophiae ac med. doct. — Diese Chronik
Einleitung. 1 5
füllt 24 Blätter (vom 8. bis zum 31. des Bandes) und von dem
zunäehstfolgenden noch einen Theil der Vorderseite, dann kom-
men zwei ganz leere Blätter, auf diese folgt die Chronik des
Fridolin Ryff, und auf diese die Fortsetzung Peters auf 15
Blättern- Bei Gelegenheit der Abschrift, welche im vorigen
Jahrhundert Emanuel Uli von den im Bande befindlichen Stücken
nahm (s. unten S. 17), hat er denselben paginiert, wobei er
mit Ausnahme der Bückseite des ersten Titelblattes und der
damals noch unbeschriebenen Rückseite der auf Blatt 4 stehen-
den Stammtafel (s. S. 196 ff.) die leeren Seiten nicht berück-
sichtigt hat. Die summarische generali und Basler chronic hat
wenig Werth ; über die älteren Zeiten enthält sie eine blosse
Compilation, über die Zeiten, welche der Verfasser selbst erlebt
hat, ist sie sehr kurz, weil diese ja in der Fortsetzung der
Chronik des Fridolin zur Behandlung kommen sollen, bloss
den Verhandlungen der Stadt mit Bischof Christoph, mit denen
sie abschliesst, widmet sie eine grössere Ausführlichkeit, so
dass in der Fortsetzung auf die in ihr enthaltene Darstellung
kann verwiesen werden. Werthvoller ist die Fortsetzung," ob-
gleich auch sie an Bedeutung nicht mit der Chronik des Fri-
dolin Ryff verglichen werden kann. Diese beruht durchweg
auf sorgfaltigen gleichzeitigen, Jahrzehnte hindurch fortgeführ-
ten Aufzeichnungen eines Mitlebenden und theilweise Mithan-
delnden, die er selbst zusammengestellt und verarbeitet hat,
iuer sind über einen Zeitraum von mehr als 40 Jahren Noti-
zen verschiedener Art durch einen Bearbeiter zusammengestellt,
der weniger aus selbständigem Interesse als in Folge einer zu-
falligen Veranlassung diese Arbeit unternommen hat. Als Peter
Ryff sich im J. 1585 daran machte, diese Fortsetzung zu schrei-
ben, war bereits die Chronik von Wurstisen erschienen, die
«ch ausfuhrlich über den grösten Theil des von dieser zu be-
handelnden Zeitraumes verbreitet. Ryff gieng also nicht darauf
aus, eine umfassende Darstellung der Basler Geschichte wäh-
rend desselben zu geben, sondern beschränkte sich, eine An-
zahl interessanter Begebenheiten zu verzeichnen. Hiebei schöpfte
er aus seiner eigenen Erinnerung, indem er Dinge berichtete,
die er selbst erlebt oder mitangesehn, oder über die er Leute,
die sie erlebt, hatte erzählen hören, er muss aber auch, na-
mentlich da, wo er genaue Angaben über Naturerscheinungen
und Lebensmittelpreise macht, handschriftliche Aufzeichnungen
benutzt haben. Von wem dieselben herstammen, ist schwer zu
»gen; dass er selbst im Brauche gehabt, solche zu machen,
möchte man bezweifeln, wenn man sieht, dass er nach 1585
keinen Drang mehr gefühlt hat, seiner Arbeit Nachträge bei-
zufügen. Endlich hat er auch bei dem Niederschreiben seiner
Chronik gedruckte Bücher zu Rathe gezogen, jedoch nicht so,
dass er sie ausschreibt* er fasst sich im Gegentheil öfter kurz
1 6 Einleitung.
•
über Gegenstände, welche in gedruckten Werken ausfuhrlicher
können nachgelesen werden (164, 8 ff . 166, 6 ff. 170,4. 174,21.
177, 27). In eben dieser Weise hält er es mit urkundlichen
Acten8tücken , er nimmt sie nicht, wie sein Vorgänger, wört-
lich in den Text auf, sondern erwähnt sie bloss (180, 25) oder
giebt ihren Inhalt im Auszuge wieder (168, 12 ff. vgl. S. 216.
217). Es ist natürlich, dass aus den früheren Zeiten, wo der
Verfasser noch gar nicht lebte oder noch ein Kind war, eine
spärlichere Zahl von Hegebenheiten berichtet wird, als aus den
späteren. Die ganze Arbeit trägt ihrer Entstehung nach nicht
den Charakter der Unmittelbarkeit und Genauigkeit, der die
Chronik des Fridolin Ryff auszeichnet, und der auch den Auf-
zeichnungen des Diebold Ryff (218 ff.) eigen ist, immerhin lie-
fert aber auch sie manche eigenthümliche und erwünschte Bei-
träge zu der Geschichte Basels in dem von ihr behandelten
Zeiträume, wir haben daher keinen Anstand genommen, sie
im Anschluss an die Chronik des Fridolin Ryff zum Abdrucke
zu bringen. Dagegen haben wir den größten Theil der sum-
marischen generali und Basler chronic dessen nicht werth er-
achtet und uns beschränkt, den Schluss derselben, der den
Streit der Stadt mit dem Bischof Christoph behandelt, in den
Beilagen mitzutheilen. Eben dort haben wir auch die Vorrede
des Peter Ryff und den Stammbaum der Ryfnschen Familie
sammt den ihn erläuternden Familiennachrichten mitgetheilt.
Auf einem kleinen Blättchen, das auf der Innenseite des
vordem Deckels aufgeklebt ist, hat Peter Ryff folgende Ver-
fugung aufgeschrieben:
NB. Dises buch der Basler chronic soll iederzeit und al-
wägen by dem eltisten miner shönen einem verbliben und ge-
trewlichen aufgehalten werden, oder sonst einem mines ge-
schlechts der Ryffen, auch niemanden lichtlichen gezeiget oder
auszgelichen werden, damit es nicht dahinden verblibe, wil in
disem buch vil sonderbare Sachen aufgezeichnet sindt, welche
iederzyt häliglichen gehalten sindt worden, so man in getruck-
ten cronicen nicht wollen offenbaren.
Doct. Petr. Ryff.
Biahe- Trotz dieser ängstlichen Verfügung ist jedoch das Buch
"ntzwigkeineswegs als ein todter Schatz in den Händen der Ryfnschen
Chronik Familie gehütet worden. Schon Wurstisen hat in seiner Basler
Ab- Chronik die Chronik des Fridolin Ryff fleissig benutzt; ob sie
tenhund damals schon in den Händen des ohne Zweifel mit Wurstisen
drück« hefreundeten Peter (s. oben S. 13) war, wissen wir nicht,
ebensowenig, ob dies der Fall war, als Diebold Ryff sie ab-
schreiben Hess (siehe S. 219, 4 ff.); späterhin, nachdem der
Band schon seine jetzige Gestalt erhalten hatte, im Jahre 1614,
hat Peter dem Niclaus Rippell, der ihm die beiden Ryffen-
Einleitung. 1 7
wappen in denselben eingemalt, erlaubt, eine Abschrift von
den darin enthaltenen Chroniken zu nehmen 1) . Ebenfalls wohl
aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts findet sich auf der Uni-
versitätsbibliothek eine Abschrift desjenigen Theiles der Chronik
des Fridolin, der die Hegebenheiten von 1514 — 1529 enthält2).
Endlich besitzt die Bibliothek des Antistitiums eine sorgfaltige
Abschrift sämmtlicher in dem Hand enthaltener Stücke, die im
Türigen Jahrhundert Emanuell Uli angefertigt hat 3) . Diese
toh uns gelegentlich als Cop. Ant. citierte Abschrift allein
war Haller bekannt, als er in seiner Bibliothek der Schweizer-
geschichte die Chronik aufführte, und Herzog in seinem Leben
Oecolampads (1843 erschienen) hat nach ihr gearbeitet, indem
er das Original für verloren hielt, das damals schon seit eini-
ger Zeit auf der Universitätsbibliothek stand. Es war im Be-
sitze von Peter Ryffs Nachkommenschaft geblieben, bis im
November 1822, wie eine auf der Innenseite des vorderen
Deckels befindliche Bemerkung des damaligen Bibliothekars,
Prof. Dan. Huber, uns belehrt, Herr Christoph Socin, Vater,
der Handelsmann, sie der öffentlichen oder Universitätsbiblio-
thek zum Geschenke machte. Wie Wurstisen, so hat auch
Ochs die Chronik vielfach zu Rathe gezogen und verwerthet,
ob uach dem Original oder nach einer Abschrift, lässt sich
nicht mit Sicherheit sagen, wahrscheinlicher ist das letztere;
in unserem Jahrhundert haben sie Herzog und Hagenbach bei
ihren Arbeiten über die Basler Reformation benutzt, Peter
Merian (vgl. S. 197, 11 ff.) in seiner Schrift über die Erdbeben
in Basel (1834) u. s. w. Dr. Karl Buxtorf hat in den Anmer-
kungen zu der Reformationschronik des Karthäusers Georg
[s. 8. 377) und in seinen Basler Stadt- und Landgeschichten aus
dem 16. Jahrhundert (Basel 1868} manche Auszüge aus derselben
mitgetheilt, Prof. Friedrich Fischer in dem Basler Taschenbuch
auf das Jahr 1850, herausgegeben von Streuber, S. 17 — 37 den
interessanten Abschnitt, der die auf die Durchführung der Re-
formation bezüglichen Ereignisse vom Ostermontag 1528 bis
zum Aschermittwoch 1529 erzählt, aus der Rippell'schen Ab-
schrift abgedruckt, ohne zu wissen, dass er es mit einer Abschrift
der vielgenannten Ryfnschen Chronik zu thun hatte.
Eine vollständige, mit diplomatischer Treue angefertigte
Ausgabe bieten wir hier zum erstenmale. Möge sie in Verbin-
dung mit den andern in unserem Bande enthaltenen Quellen
der gründlichen Erforschung der Basler Reformationsgeschichte
eine neue Anregung geben!
BuIot Chroniken. 1. '2
[60] f IHS f
1514.
Bedenck all ding im anfang,
Wie es mög han sin uasgang,
Welcher ein ding wil understan, 5
Solsz in guttem losen usskon!
Diewil al ding durch got unserem schöpfer erschaffen und
angefangen ist, hab ich durch sin hilff und gnod disz buch
angehebt zu schriben und angefangen allen liebhabren der
alten und geschechen dingen zu h6ren' zu lieb beschriben etliche io
geschienten, so 6ich verlonen hant und beschechen by miner zit,
60 ich dan worhafftiglich weisz und gesechen hab zum deil,
wasz sich dan begeben hat von disem datum an minsz schri-
bens, so lang mir got sin gnod verlicht, in dem jor angefan-
gen noch der geburt unsers erlosers , alsz man zalt dusent "
runffhundert und fierzechen jor. Got schick al ding zum besten!
Amen.
Sur sechen hilfft nit vil,
Uff künftig ding ich achten wil
Und stil scnwigen zu allen Sachen, 20
Was got mit unsz wel machen.
Frilich selzam ding fürwar,
Eb das kumpt das 33. jar !
Das 33. ist hindan,
Uff das« 40. wend vir achtung han1). . 25
[ei] Dis nochgend tiab ich in eim alten buch fanden, dorum
hab ichs hieher gesetzt zum anfang, und ouch durch gott be-
schechen ist:
4. UBiga... Der Reut iat durch Verschneiduns; des Bande« weggefallen. 11. hat H».
23. j{ar). Durch Randverschneidung sind in der Hb. die zwei leisten Buchstaben wegge-
fallen. 25. w[end] b. die vorhergehende Anra. Cop. Ant. liest das xl w der Ha. irrifcnmhch
als 42. Mit dieser Zeile endet S. 60. der Hb. Die Rückseite ist leer und nicht paginiert.
1) Diese Verse (s. über dieselben oben Einleitung S. 11 f.) ^i-, stehen um
eine rohe Federzeichnung , auf der ein lorbeerbekränzter ZTL Mann dar-
gestellt ist, der fast ganz durch einen Schild mit dem Zeichen : \k£ ( Christus
vincit? oder sollten die beiden Buchstaben den Namenszug >L des Ver-
fassers enthalten?) verdeckt wird.
1514. 19
In jüdischer sprach und land
Hatt sant Matheus mit sinaer hand
Geschriben das ewangelium Cristi, dass ist war,
Noch Crist geburt swentsig und swey jar.
5 So hat sant Marx, der ewangelist,
Alsx man salt noch der geburt Ihesu Crist
Drü und Herzig jor, in kriechischer zungen
Das ewangelium gsohriben alten und jungen.
Über manch jor dornoch
ii Zu Asia in launischer sproch
Von Johanny, dem ewangelist,
Das ewangelyum geschriben, und glich gestorben ist.
Über swey jor dornoch von Marcus, lisz ich das,
Geschriben hat sant Lucass
ü Sin ewangelium in Kriechealand
Und den Launischen über mör gesant.
Dise sagen von geistlichen dingen.
Anden wil ich harfOrer bringen:
Do man salt 1366 jor,
» Vom erdbydem Basel ferfiel, das ist war !).
[ö] Noch sant Urich den ersten tag, 5. Juli.
Tusent flerhundert sibenzechne vor ougen lag,
Zu Basel sant Alban und der spital
Verbrantten gar noch überal*).
23 Tusent sweyhundert jor gesalt
Und eins wasz ouch do mit gewalt
Um nun krutzer, merck mich eben,
Ein soum win zu Basel wart geben.
So weiss ich das und ist wari
* Gesalt tusent sweyhundert acht und xwenzig jar
Der win im aprellen bl&gen thet,
Und um Johanny man den herbst het.
Tusent fierhundert und achtzig jor,
Wasz ich sag, das ißt war,
ä Uff sant Jocabsz tag, wie wir lessen, 25. Juli.
Der Bin am gr&sten ist gwesen*).
Ein marck sylber das körn galt
Zu Strasburg, alsz man salt
Tusent ein hundert nützig siben jor
« Noch Crist geburt, sag ich fürwar.
13. doreoek tob etrrig. ans : »mmd Ksrevs« Hs.
1) Och« II S. 97 ff.: 1366. 18. OctoUr. W. Waokernagel, Das
Eidbeben von 1356 etc. in »Basel im 14. Jahrhundert.« Basel, Georg 1956
S 211 ff. 2) Ochs JH S. 123: 1417. 5. Juli. 3; 1). 23. Juli hat Wurs-
tisen 462.
20 1514. 1513.
Zu Strasburg in der selben »tat
Man angefangen zu buwen hat
Das munster, hab ich glesen,
Do die zal tusent und 15 ist gewesen1).
6. Jan. I«*] Als man zalt 1514 uff der heilligen drü künigen tag noch •*»
gottes geburt, wasz der Rin hie zu Basel überfroren oberthalb
der Pfalz herab bisz für Klingenthall , dasz man doruff danzet
und mit pfiffen und drumen usz der grosen stat in die kleine
zoch über dasz ysz ; esz weret sollich gfryst wol acht tag lang,
esz gieng ouch alle tag ein grose weit von jungen und alten "
menschen über das ysz, über und wyder über und zu ring um
das kapeile, so uff der brücken stat. Esz reit ouch uff das
letscht ein müller usz der kleinnen stat über das ysz, wolt ouch
versuchen und reit underhalb der brücken, also brach das ysz
under im, und fiel im das rosz hinin, und halff im got, das vil "
lüt ouch uff dem ysz woren, die lieffen zu und hulffen im und
dem rosz, das sy beyde uszkomen on schaden. Also fieng das
ysz an zu spalten und brach noch und noch hinweg2).
Es wart ouch in disem jor ein groser erdbydem gehört uff
20. Jan. sant Sebastians tag zu nacht zwischen sibnen und achten3), der **
für ein grose warnung geachttet wart,
ist» In disem jor4) uff sant Bartlomes tag sind gemein eydgno-
24. Aug. gen ugz jer ganten eydgnoschaffit von allen ortten zogen in Hoch-
Burgund, zugen für die stat Dision5), worren wyder ein kung
von Franckrich. Belegerten also die stat, dan die eydgnosen 2*
woren vormolsz nie also starck uszzogen, dan sy woren in
disem zug by drüszigtusent starck von allen ortten und len-
dren. Esz wasz ouch alsz der recht kern von errenlütten und
[64] «fast wol gerüst und hübsch lüt mit alem gschuz und reysz-
zug wolversechen , zugen vil ort hie durch Basel, nämlich Zu- *»
rieh, Lutzern, Schaffhusen, Sant Gall, Glarisz, Apenzel, Ury,
Schwitz, Underwalden, Zug, Frowenfeld. Desglich alle flecken
und zugwandten, on not al zu nemen. Aber Bern, Friburg
und Sollenthurn zugen ein andren weg hinin. Es wart hie zu
Basel so vol volcks, das man in alle burgershuser legen must, &
bisz ein zug dem andren wichen mocht; leyd man etwan in
ein husz zwentzig man, zechen man, minder und me, und wur-
den all erlich gehalten, dan es alsz namhafltig erlich lütt wo-
ren, und wert diser zug am hininziechen by acht tagen, das
1) Ann. Argen t. 88. XVII. 87. S. Die Chroniken d. deut. St&dte
VIII 8. 16. 2)Wurstisen: »Solche warnung vermocht, das es die Ober-
keit mornderigs verbothe.« 3) Wurstisen: »zwischen sechs und sieben.«
4) Ein Irrthum des Autors. Es war 1513. 8. fl&r diesen Abschnitt: Dr.
W. Oisi: Der Antheil der Eidgenossen an der europäischen Politik in den
Jahren 1512 — 1516, Schaffhausen, Hurter 1866, bes. Cap. 4 und die dazu ci-
tirten Quellen , vornämlich Anshelm IV. 463 ff. 8. die Eidgenössi-
schen Abschiede III. 2 8. 730 ff. 5) Dijon.
1515. 21
ein ort dem andren kum endwichen mocht, und wart groser
mangel an essen, dan sich nieman einsz sollichen grosen volcks
rersechen hat hie durch zu ziechen. Esz zugen ouch unsere
herren von Basel mit in mit fierhundert wolgeruster knechten1),
5 ander dennen wasz houptman her Lienhart Grieb, desmolsz
oberster Zunftmeister2).
Nun alsz sy die stat Dision belegertten , fieng die untruw
und verettry an under den eygnosen, das do etuch houptlüt
under innen sich liesen bestechen mit gelt, das sy ein vertrag
i> annomen3) mit dem künig und liessen sich mit gelt abkouffen,
nämlich wart innen zugeseit etlich donnen golt zu geben, des-
jjlich pension, so vülen dorvon wart, und yederman wyder
abzoch. Es gieng aber under dem hudly zu und mit verettry,
das nit iedem zu wissen wart. Es wasz ouch gemeinen knech-
Men nit lieb, dan do hetten sy mögen er und gutt [es] gewin-
nen, dorzu sy ouch recht hetten gehebt. Also zoch man wyder
ab liederlich und on alle er. Beroubten das land allenthalben,
brochten vil fiech mit innen, schoff, ochsen, rosz und schwin,
von hnszrat ein grose zal, so sy den armen lütten genumen
»hatten; wart ouch vil zu Basel verkouift desselben fiech. Sy
brochten ouch etlich Frantzosen mit innen, die gemeinen eyd-
gnosen zu pfand warren gen4), bisz innen das wurt, so innen
vom kung zugeseit wasz worden. Also wart diser zug lieder-
lich gericht, hat ouch harnoch manchen frumen eygnosen kostet,
* dei sin um sin leben kam.
Von ein zug aber von gemeinen eydgnosen wyder ein hang von
Franckrich des herzogen von Meyland halb 5) .
Uffmagii alsz man zalt 1515 zoch aber gemein eydgnosen (9.) Hai.
atz mit groser macht zu hilff dem herzogen von Meyland wy-
*><ier ein künig in Franckrich. Dan esz traff gemein eydgnosen
ouch an, zoch man von Basel usz mit sechsz hundert wolge-
ruster manen, alsz gut namhafftig burger, zugen mitsampt an-
dren eydgnosen in Meiland, kfcgen do in vom obgenanten mo-
net an bisz um Johanny; wasz under disem huffen houptmami.Jnni.
* her Hans Trutman, desmolsz obrister zünfftmeister •) und liffer-
her jungker Fernhart Meyger und fenrich Hans Lützelman der
metzger.
1) Wurstisen: »Basel hatt in disem Zeug 700 Mann.« Anshelm
IV. 464 hat 600 Mann. 2) Seit 1504. Leu. 3} 6. die Artikel v. 13. Sept.
'513 bei Gisi S. 123. 124, nach Anshelm IV. 471 ff. Eidgen. Abschiede
ID. 2 S. 734. 1359. 4) Herrn von Mezieres und Herrn von Rochefort, sowie
^r Bürger von Di Job Gisi 124. Kidgen. Abschiede III. 2 S. 763 etc.
0 Wurstigen weicht von Ryff vielfach ab. Nach ihm sind im Mai nur
•W Baseler ausgezogen. Er giebt die Hauptleute für beide Züge umgekehrt
»• Ihm folgt Ochs V. 296. 297. 6) Seit 1509. Leu.
1} 1515.
Aber ein zug . so man von Basel thet, schickt man disetn
huffen zu.
24. Jan. [ß«j Also ufF Johanny m dem vorgenempten jor wurtten me
knechten in Meiland geschickt von gemeiner eydgnoschaift,
wurtten aber von Basel uszgeschickt sechsz hundert wol^eruster &
knecht zu rosz und fusz, under dennen wasz houptman jungker
Heman Offenburg1) und lifferher Martin von Seltz, der schni-
der, und fenrjch her Hans Her2), der gewantman. Zügen also
uff obgemelt datum hinweg, logen ouch also in Meyland bisz
24. An*, uff Bartlomey. n
Also diso zwelff hundert von Basel zamen komen mitsampt
andren eydgnosen, kam ylenz botschafft, wie das man me lüt
must hynin schicken, dan dise vorgenanten nit me wolten still
lygen , sunder die figend angriffen , dan diewil sy so lang din-
nen stil gelegen woren, hat sich der kung mechtig gesterckt, dan u
sy nie kein angriff thon hatten. Also schickt man aber von
allen ortten hinin, schickten mine herren von Basel aber sechsz-
hundert3) wolgeruster knecht hinin, wurtten vil uszgleyd, die
alters und kranckeit halb nit ziechen mochten ; dennen liesz man
soldner, doch liesz man keim kein soldner, er were dan burger. 2«
Also zugen vil redlicher handwerchszgsellen hinin, ein deil um
das burgrecht, die andren koufften das burgrecht, uff das mans
ziechen liesz. Under dysem huffen wasz houptman jungker
Heinrich Meltinger, lifferher her Bartlome Schmyd, gwantman,
und fenrich Hans Maser, der winschenck, und zugen in disem 2*
huffen die namhaffiigisten burger, so vor ie zogen worren. Zugen
24. Aug. uff sant Bartlomes tag [67] hinweg des vorbestimpten datum;
do kam ein hubscher huff immer redlicher eygnosen zamen, er
wart aber eilend zertrend, alsz man hienoch hftren wurt.
u.s«pt. Uff des heutigen crutz tag4) zu herbstzit dises jors handle
dise erst genanten huffen mitsampt den andren eydgnosen die
Franzosen angriffen zu vesperzit und hertiglich mit einandren
geschlagen bisz in die nacht und des Franzosen huffen und zug
hinweg geschlagen, das ir keiner beliben ist und zu beyden
sitten vil erschlagen. Doch band die eygnosen das feld und 3*
den Big behalten denselben oben , und vil er und gut erlangt.
Also brach die nacht in und wart zu beyden sitten uflgehdrt, bisz
an den morgen; fiengen sy zu beyden sitten wyder an hertig-
lich gegen einander zu fechten, aber das glück wand sich umb,
37. »wart«, Tom Sinn erfordert, fehlt in der H s.
1) Bürgermeister 1542. Leu. 2) 8. über seine tapfere Rettung des
Bannen Leu u. s. w. 3} Wurstisen: 800. 4) Die Schlacht von Ma-
rignano. Der erste Schlachttag war aber nicht der 14., sondern der 13. Sept.,
»des heiligen KrOzes Abend.« Anshelm V. 177. S. Oisi S. 183 ff. Eid-
gen. Abschiede III. 2 S. 917 ff.
1515. 1517. 23
dan ein alt gesprochen wort ist: »Zu vil eren ist halb laster.a
Dan betten die eydgnosen sich losen benigen an dem, so sy
den oben erlangt hatten, so betten sy erren gnng erjagt*).
Also suchten sy ire fygende wy tter, do fanden sy ein frischen
< hülfen mit den kiiriseren, die überwanden die eydgnosen, wor-
ren aber etlicher wartten, die körnen aber leyder au spot, und
wa*z ouch vil verettry under in ; dan man fand etlich honptlut
zu Meyland im schlosz, die wenig mangel oder schaden hetten,
aber wenig acht uff ire knecht, dennen wart ouch ein deil ir
mlon, dan sy hatten ein heimlichen vertrag mit «fem künig und
liesen sy die knecht einander gnng sehlagen. Also verluren
die eyd [es] gnosen die Schlacht und alles, das sy den oben ge-
wiinnen hatten. Do kamen zu beyden deilleu vil redlicher lüt
um, wart mancher fromer redlicher eydgnosz erschlagen, esz
i* kamen vil erlicher redlicher burger von Basel um. Got wel in
allen gnedig sin I Esz blipen von Basel usb , die utnkummen
worren, so mir im besten bekant worren, der fenrich Hans Ber,
der fenrich Hans Lutzelman, Bartlome Schmyd liffeiher, Jeoro-
nimus Stechely, Bartlome zum Sternnen, etlich wurtten wund
» und geschosen heim brecht, es gieng fast übel« Got erbarmst
Von eim sterbend, so zu Basel gsin ist.
Im jor alsz man zalt noch der gburt unsers erlösers 1517,
kam ein groser sterben mit grosem houptwe, das die lut in
grose doubsucht Hellen, und kam die pestilentz dormit, das
% also vil namhaiftiger burger stürben, des gemeinen volck ein
grose zal, weret gar noch ein jor lang ; wart den kilchen noch
geschetzt, das by zweytusent menschen woren gestorben. Got
sy unsz allen gnedig!
Do nu sollicher sterben uffhfirt, hat man hie zu Basel nit
» tu fröud gehebt in zwey joren von wegen der schlacht und des
Sterbens ; das Sachen nu unsere lieben eygnosen an und mach-
ten ein kürtzwil, domit etlich trürickeit vergesen wurt, nämlich
machten die von Ury ein schiesen und ein kilby. Luden also
die von Basel ouch doruff, desglichen die von Schwitz, Lutzern
« und andre lender. Also [69] verortnetten mine herren etlich nam-
hafltig burger by sechtzig, die hinuff zugen wol uszbutzt und
hübsch und kostlich in ein färb bekleyd. Do wurtten sy fast
erlich gehalten allenthalben in stetten und lendern und hieltten
vil kürtzwil. Do worren sy by acht tagen doben; also do sy
«wyder heim vrolten, schanckten in iedes ort, nämlich Ury zwen
hübsch grosz ochsen mit irer färb bekleyd, die von Schwiz und
Latzern ouch zwen mit irer färb bekleyd, die brochten sy mit
1) Ans he Im V. 179 fast wörtlich ebenso.
24 1517. 1520. 1519.
u.sept. grosen eren heim. Besehach in dem erst benempten jor uff crutzisz
ze herbstzit. Sy schanckten ouch alleu knechten, alsz stat-
knecht und furlut, iedem ein rock irer färb, und wart iederman
kostfry gehalten, so -lang sy do woren.
Also hielt man hie ouch grose kurtzwil mit den ochsen, 5
die sy mit innen brochten, und liesen mine herren dorzu jagen *)
und deuten uff alle zunfft, das do wib und man froud und
29.sept. kurzwil hielten, nämlich uff sant Michelsz tag, do wasz nieman,
jung und alt, er het froud denselben tag. Den armen lütten
wart uff dem Kornmerckt kocht und allen zu essen gnug gen, i«
und den tag mit dantzen und springen vil froud volbrocht.
Got welsz zu gutem rechnen!
Wie Pfeffingen ingenumen warf1).
15. sept. Uff samstag noch crutzisz zu herbstzit im 1520. jor schick-
ten mine heren von Basel by zweyhundert burger gen Pfeffin- is
gen by nacht zwischen nun und zechnen das schlosz inzunemen
etlicher spennen halb, so der bischoff und mine herren hetten.
Leyden ein zusatz dorin zu verhütten. Also wart ein vertrag
gemacht, das mine herren im das schlosz wyder liesen und
gab in der bischoff das dorff Riechen 3) mit aller zugehört und 20
solt ouch das schlosz Pfeffingen minen herren [70] ein offen husz
sin zu ewigen zitten, und schwuren also die von Riechen minen
herren, aber vil schmoch und leydz wart in erbotten des ersten
von den margreftischen und bischöffischen, und wart Meltinger
ir obervogt. 23
Von eim grasen weiter.
29. Juni. Uff sant Petter und Paulus tag 1519 gezelt noch mitnacht
alsz es eins schlug, kam ein sollich ungestüm grosz wetter mit
regen, das desglich nie erlebt wasz by unseren zitten, dan es
wasz ein sollicher wassergusz, das in einner stund die waser so so
grosz wurtten, das der Birszick 4) vor Steinnendor so grosz wart,
das er den schwibogen bim thor, do er sin inlouff hat, mitsampt
der muren hinweg stiesz. Wart an den Steinnen allenthalben so
vol waser, das das kloster und alle huser vol wurtten, und fürt
man weydling hinusz , das man könd zum kloster farren innen r>
zu hilff. Der Birszick stiesz ouch am Fischmerckt ein hinder-
20. Am Bande ton epfcterer H»nd : Riehen wirft der SUtt Baeel.
1) »gab die oberkeit Wildpret« Wurstisen. 2) S. das Nähere bei
Lutz, Geschichte der vormaligen Herrschaften Birseck und Pfeffingen. Basel,
Schweighauser 1816, S. 52 ff. und vor Allem die ausführliche Darstellung
bei Heusler: Verfassssg. S. 425 ff. Eidgen. Abschiede II. 3 8. 1229.
1259 u. 8. w. 3) Kienen. Der förmliche Kaufbrief ist erst vom 23. April
1528, obschon das Dorf schon jetzt übergeben wurde. Heusler 431. 4) S.
unten Chron. Georgii ad. a. 1519; vgl. über ähnliche verheerende Ueber-
schwemmungen des Birsigs L. A. Burckhardt: Der Kanton Basel I S. 31.
1520. 1521. 25
hoßly hinweg und wasz dorm wasz, es ertranek ouch vil fieoh
iu etlichen huseren, es wüst ouch nieman, wo man dem waser
werren solt, dan das grosz angst und not wasz. Got wel unsz
wyder behütten !
s Von eim füry so zu Brunnentrut uszgangen ist.
Uff unser frowen tag der geburt anno 1 520 gieng ein sollich 8- s«pt.
grusz für uff zu Bruntrut von hanflstenglen, das do in der etat
me dan hundert huser verbrunen, verdarb vil fiech und lüt, mocht
man den schin uff etlichen dürnen wol sechen hie zu Basel.
tf ;ij Von eim cotnet.
Uff zinstag vor sant Simon und Judas *) tag des erst ge- '<». oct.
melten jorsz zwischen nun und zechnen noch mittag wart ein
komet gesechen am himel, und ich habe selb mitsampt viller
lütten gesechen am himel schiessen mit einem langen strimen
r> alsz ob ein facklen brun, gab ein schin, alsz ob der mon schin,
and wasz balt verschwunden. Es wart ouch sust an vil ortten
gesechen. Got schicks zum besten!
Von einer kylby zu Basel.
Uff sant Sebastians tag 1521 jor komen die von Ury, Schwitz ». Jw».
y> und Lutzern mitsampt etlichen zugewantten by hundert manen,
wol und kostlich uszbutzt und bekleyd, dan mine herren hatten
!>y geladen uff die er und firundschaflt, so sy innen bewisen
hatten uff irer kilby, hatten sich ouch wol doruff gerüst, und
ragen in die burger usz der stat hie wol gekleyd engegen fast
r. starck und empfiengen sy erlich, und wurtten erlich gehalten;
wie sy dan den unseren thon hatten, beweysz man innen dry-
fach wyder. Do wart kein kosten gespart und froud vergessen
uff allen zunfften und Stuben, weret uff acht tag, gab man in
das gleyd erlich wyder hinweg, schanckten in mine herren iedem
» ort ein wagen mit guttem Elseser. Liesen also ein erliche letz,
das man harnoch uff den zunfften ouch mit frouden verzert.
Wh Bieüerthal das schlosz ingenumen wart von den von Basel2) .
Uff suntag vor sant Thomasz tag im zwentzigysten jor zu i«. Dec.
nacht zwischen zwelffen und ein schickten mine herren by sech-
trig uszgesuchter burger gon Bietterthal hinder Landzkron das
selbig in zu nemen, wart ein zusatz dar gleyd und vogt doruff
33. »imc fehlt in der Hs.
1) Wurstisen hat den »23. Nov. abents nach acht Uhr.« Ihm folgt
Ochs V. 420. An sh eim V. 497 : »Hienach uf den 23. Tag October z'Nacht
wichen 8 und 9 by heitrem Himmel kam ein grosser Blitz « etc. 2) Bie-
fertbal, s. P. Ristelhuber, L'Alsace ancienne et moderne. Strasbourg,
Salomon 1865. Vgl. Ochs V. 342 nach Gross, Kurze Basel-Chronik 1624.
26 1521.
gemacht Gorius Schülly, der metzger, es wart aber balt wyder-
gen, dan es wasz ein lechen vom hus» Osterich.
[72] Von einer ortnug der ßscheren.
13. Febr. Uff die eschmitwuchen 1521 jor geschach ein erkantnvsz
von rainen herren den ritten der fischeren halb, das sy nu für- i
hin die großen fisch nit anders gölten verkouffen dan bim
gwicht und die kleinen by der mosz, wurtten also tiff disen tag
die wogen und mosen uffgericht, namüch wart gemacht, das sy
ein pfiind karpffen acht rapen, ein pfund hecht zwen schillig,
die kleinnen ouch noch irem wert, on not zu beschriben; dan 1
es wart nit die halby fasten gehalten, dan sy beklagten sich,
sy mochten nit dorby beston, nnd wart groser mangel an fischen,
wart also wyder abthon.
Von eim zug, den man zum bopU ihet
u.M&rs. Uff donstag vor dem suntag judica im obgenempten jor 1
schickten die von Basel drühundert wolgerüster burger dem bapst
zu hilff mitsampt andren eydgnosen, wasz under disem huffen
houptman meister Hans Bondorff, der schiffinan, wasz desmolsz
der rotten, und fenrich jungker BaltaserHilbrand l), und sin vor-
fenrich Petter Batz, der küeffer. Zügen vil erlicher und red- i
24. Jnni. lieber burger under disem zeichen, hupen also usz bisz Johannr
Batista, komen sy frölich wyder heim mit gtoser gab und sehen-
ckinen, so in der heillig vatter geben hat, und wart diser krieg
gricht.
Von eintier erwerbung an ein eydgnoschafft vom heiser und kung T} . i
Im obgenantten jor kam ein erliche botschafö von keiser-
licher magistat regentten, und würben an ein gemein eydgno-
schafft um etlich lüt innen zu losen ziechen und begertten ein
bündnisz oder vereinig mit einer eydgnoschafft zu machen,
und hat aber der künig von Franckrich sin botschafft ouch do 3
fast kostlich und erlicn und wasz ir beger ouch also wie der
[73] keiserschen; begert ouch ein vereinig mit den eydgnosen
zu machen und wyder ein eydgnoschafft mmermer zu sin, sun-
der innen alzit behilfflich zu sin und zu geben j$ rlich fgrose
pension in ein gantze eydgnoschafft zu geben. Do fieng an des 3
enderist vorlöuffer in ein eydgnoschafft zu kumen mit sinnen
goben, dordurch ein eydgnoschafft anfieng abzunemen; so balt
sy das gelt schmackten und sich wolten frömder herren bela-
den, wart sy balt zertrent, alsz man wol hernoch hörren würt.
Es wart also ein tag angesetzt gon Zürich, do iede batschafft *
solt hinkumen, und der sach usztrag geben.
20. küoffer Hs.
1) B. Hiltbrand, vermuthlich 1530 oberster Zunftmeister, Leu. 2) S.
Anshelra VI. 12 ff. Bullinger I. 37 ff.
1521. 27
Also wart der tag gehalten und ein vereinig mit dem
Franzosen gemacht; der vor unser tätlicher fygend wasz, wart
ietz durch geltz willen unser friind. Des ein eydgnoschafft syd-
har nit yü erren erlangt hat, und wie die vereinig gemacht
> wart, stat hienoch geschriben von eim artickel zum andern. Dem
ist also:
Dis sind die artickel, so abgered sind uff ein hindersich-
bringen zu ein bericht und friden des künigs von Franckrich
und gemeiner eydgnoschafft antreffen die vereinig, so mit in
:* gemacht ist worden1).
* j Also ist man in der eydgnoschafft in disen pund mit dem
Franzosen kumen, das man franzfischisz wart, wiewol man aol-
lichs nit hett dörffen, das ein eydgnoschafft hette sich einicher-
ley herschafft annemen oder pündnusz zu machen; wie wol es
•„aber erschosen hat, ist man zum dickeren mol wol innen wor-
den, das es mengen man kostet hat. Beschach alsz durch des
*eltz willen. Die aber schuld doran hatten, wart ouch mengem
sm Ion. Amen.
Von eim zusatz, so man von Basel schickt gon Ellykurt*) .
» Uff zinstag noch Johanny Batista schickten die von Basel 25 Juni,
sechzig burger gon Ellykurt, alsz man zalt 1521 jor, zu eim
aisatz. Dan mine herren hatten groff Wilhelm von Furstenberg
etlich gelt, ein grose sum, doruff glichen , dorum sysz hatten
zu ein underpfand, dorum sy disen zusatz darleyden ; machten
% ouch zum vogt druff jungker Wolff Ysilly , der harnoch ouch
do erstochen wart ; wasz under disen sechtzigen houptman Jocab
Brattaler, der metzger.
Von eim zug9 so man dem Frantxosen schickt von Basel.
Uff donstag vor sant Maria Madallenen tag im obgenantenis.Juii.
ia jor schickt man von Basel dreihundert knecht dem Frantzosen
zu hilff mitsampt andren eydgnosen. Wasz der erst zug, so man
1; Statt nun die Artikel des Bündnisses mit Frankreich vom 5. (7.) Mai
1521 zu bringen, welche sich abgedruckt finden bei Bullinger I. 38— 41,
Anghelm vi. 31 ff., im Auszug bei Wurstisen 530, setzt Fr. ÄytT an
diese Stelle 8. 73—83 ein Acten stück, das gar nicht unter dies Jahr gehört,
andern vielmehr aus den Verhandlungen des Jahres 1516 stammen musa
und, trotz bedeutender Abweichungen, ganz eng zusammenhangt mit den
Artikeln, die unter dem Datum des 27. Sept. 1516 mitgetheilt und in den
Eidgen. Abs eh. III. 2 S. 1008 zun. Da die umfangreiche Urkunde hier
&n Zusammenhang der Chronik ganzlich stören würde and doch des Ab-
(irocks werth scheint, glaube ich am besten zu thun, ihr unter den Beilagen
«ne Stelle anzuweisen (s. daselbst No. III) . 2) Hericourt bei Mümpelgard.
Och» V. 362 sagt, von unserm Autor abweichend : »Auf Ansuchen des Gr.
V. t. F., der die am 5. Juni (P) wider Herzog Ulrich ergangene Achtserklä-
rang rollsog.« Vgl. £. Münch, Geschichte des Hauses Fürstenberg II. 30.
Heyd, Ulrich von Würtemberg II. 105. 109. 147. Stalin, Wirtembergt-
*&e Geschichte IV. 1. S. 212 Anm. 4.
28 1521.
dem Frantzoeen schickt noch der pundnüsz vorgemelt. Liesz
man ziechen, wer gern zoch, wasz houptman Heinrich Ysen-
flam, [8i] liesz ein fry fenly machen und hat sin mustrung zu
Liestal. Aber die von Zürich wolten ire knecht nit Ion ziechen,
verhütten in irem land, das nieman hinweg dörfft ziechen, wer
aber doruber hinweg lieff, dorfft in ir stat und land nit me ku-
men, dan sy woren nit in der vereinig, sy thetten ouch als/
die wisen1).
24. Aug. Also bestund es bisz Bartlomey, disz datum liesz man aber
knecht louffen, wer louffen wolt, dry hundert liesz man in ein
fryfenly, wart houptman meyster Anthony Dichtler, der schloser,
wasz desmolsz der r&tten, lifferher Joeob Boumgartter, der
gwantman, wasz fenrich Andres Otly, forfenrich Caspar Davit,
der metzger. Aber es kam botschafft, das nüt usz disem zug wart.
Indem begert ouch der bopst knecht, do sich aber diser
huff geriist hat und nüt solt sin, do zugen sy mit disem volck
dem bopst zu, wasz aber der bopst desmolsz wyder den künig
von Franckrich, warff sich Jocob Boumgartter uff für ein
houptman und macht under im fenrich Petter Batz, den kiief-
fer, und zugen vil redlicher burger in disem huffen hinweg,
wiewolsz mine herren hetten verbotten, das iemans solt hinweg
louffen dan zum Franzosen. Also woren von Basel zwen huf-
fen hinweg zogen und woren wyder einander, es woren ouch
usz andren ortten der eydgnosen ouch vil dem bopst zuzogen
glich wie unsere, das dan gar ein grose Uneinigkeit anfieng zu
bringen under den eydgnosen, das dan die frucht wasz, die
sollich bundnusz brocht; esz wer vil dorvon zu schriben.
Es zoch ouch mit disen eydgnosen, so zum bopst zogen
worren, der kardinal von Sitten, der wasz obrister felther, fürt
sy mitsampt andren knechten so er dan von landzknechten an-
genumen hatte, in Mey [ss] land, do dan der künig sin volck in
hat lygen2) . Dan er hat desmolsz Meyland in. Also überfielen
(i9.Nor.)die böpschischen die in der stat mit hilff der bürgeren in der
stat Meyland, jagten die knecht usz der stat, aber sy schlugen
nit mit in , um das es ouch eydgnoszknecht woren 3) , aber
8usz deuten sy alle untruw mit in, dan do wart kein frundschafft
erzeygt. Do wasz eydgnosz wyder eydgnosz, nomen die kartdi-
nallischen dennen, die in der stat logen, alles wasz sy hatten,
15. Im fem Ha. 19. koftffer Hb. Vgl. ob. 26,21. 31. hatten Hs.
1) Bullinger I. 41 ff. Mörikofer, Ulrich Zwingli. Leipzig, Hinel
1867, 1 S. 86 ff. 2) Mathäus Schinner, Bischof von Sitten, 8. Gisi a. a. 0.
S. 59. .Gisi im Archiv für Schweiz. Gesch. XV S. 232. Leider wird eine
ausführliche Biographie des ausserordentlichen Mannes noch immer vermiest
Bullinger 1. 62 rf. Anshelm VI. 74ff. Hottinger I. 75. 3) Al-
heim Vi S.75: »Der Cardinal von Sitten erwahrt, da« keinem Eydgenosr
an Lyb üUet beschach , — etlich wurden uszogen , — sunst wärmt ihrer
wenig darvon kommen.«
1521. 29
<k der karttinal vil Spanngier mit im brocht hat, domit besatzt
erMeyland in der mosen, das sy usz des keisers gewalt nit balt
me kumen mocht, dan sy nomens insz keisers namen in.
Also erhub sich grose Uneinigkeit under den bürgeren hie
* n Basel, do sy wyder heim komen, dan do wasz einer wyder
den andren, einner wasz bepschisch, der ander französchisch. Do
üomen mine herren die, so uff des bopst ritten worren gsin.
Mens in dum, strafften sy um grosz gelt, dan sy hatten vil
futi brocht. Aber es verlieff sich mangerley red under dem volck
i> und trugen grose findschaffi; gegen einander, dasz sy zu vil
zitten einander übel schlugen ') . Esz wart ouch Jocab Boum-
jartter übel wund gehouwen, er dorfft ouch in langer zit nit in
die stat kumen um des uffsatz willen, den er von den bürgeren
furchten must. Esz fieng ßich an rotdieren, also das sich die
"• böiger parthigetten, das mine herren musten sollichs iurkumen
und liesen ein erkandnusz uszgon, das nieman den andren me
uratzen, schmSchen noch beleydigen solt, sunder ein gut bür-
gerlich wesen füren und in gutten friden und einigkeit leben,
dlter es halffnit vil, sunder es wasz ein parthy wyder die ander
> für und für. Das brocht unser vereinig und pündnusz und
fos Usz gelt, das manchen um sin leben brocht2).
■*■ In dem erstgemelten jor glich noch der Uneinigkeit, so
ander die burger kumen wasz und sich deglich begab von diser
erstgemelten zwytrachtigkeit wegen, erhub sich allerley red un-
s der den bürgeren der pencion halb. Wart ein gemurmel, wie
etlieh «ölten sin, die heimlich gelt oder pencion nemen ; sollich
'Rschrey kam für min herren, die griffen in die sach und hielt-
en ein grosen rodt uff mentag und zinstag vor Gally der pen- 4^Ä
fion halb3). Also wart ernstlich gehandlet und wart die sach
* je lenger ie biser. Esz fiengen an etlich rotzherren usztretten,
tren by zechen, wart also dry tag noch einander groser rot ge-
halten, also weisz ich nit, wie es beschlosen wart. Es wasz
Irich Falckner4), desmolsz obrister zunfftmeister, der wart ge-
fänglich angenumen, desglichen her Jocab Meyger, den man
-nempt Jocab zum Hasen, wart ouch gefangen, wasz desmolsz
Arister burgermeister, desglich ander me, edich wichen hinweg,
nämlich her Hans Gallitzion 5) , ouch des ratz, thet sich ouch hin-
weg, dem beschlosz man sin husz zu, und wart im harnoch durch
oin herren al sin gut verkoufft an der gandt, und kam sin wib 8)
* and kind hinweg. Esz kam aber minen herren zu grosem scha-
len. Dan esz wart vil zancks harnoch gegen minen herren dorvon,
■} ?■? wörtlich übereinstimmend Wurstißen. 2) Aehnliche Er-
i. 3) Ochs
vom 14., 15.,
■ «, - , - _ — - — i • * -«-»»0* Kwivu uwaiu -«A« mw» cingiebt. 4) 8. Ober
*■; *■ ewchiilden O o h s V. 364. 5) H. O. Meister 1512, L e u. 6) Maria Jun-
S*niQiiin, b. Wurstisen. Andr. Byff: Zirkel der Eidgenouenchaft 8. 433.
1) Fast wörtlich übereinstimmend Wurstisen. 2) Ai
jungen traten i. B. in Zug tu Tage, s. Bullinger I. 66.
iK VT &1 . ?ach Wnritisen drei Grossrathsstaungen an v<
h v ™ denn Ryf f "«H** «leich darauf -dm tag* angiebt
30 ltel.
dorvon ril zu schriben wer, aber durch kürtzy willen wil ichß un-
derlofien, dan er starb in dem handel, do hieng sich die frow
an etlich edellüt, die seitten minen herren und einer gantzen
gemeint der stat Basel ab, dordurch die burger zum dickeren
mol in sorgen wandlen, nämlich die koufflüt1). £sz wurtten
ouch sust vü des handeis halb vom rot gestossen , dan sy al
hatten [st] ein heimlichen pack mit dem Frantzosen und im et-
wasz me zugesagt, dan mine herren oder gemein burger wüsten,
dordurch vil in gross lyden mochten kumen sin, dovor unsz
dan got woL behud hat. Dan ein gemein spruchwort ist: kein
guthat beschicht, die unbelond blipt, so blipt ouch boszheit nit
rerschwigen. Eez wart ouch vom rot gethon her Hans Trut-
man, desmolsz alter zunfifaneister, der alt Holtzach über Bin,
on not al zu nemen; esz wart Falckner2) und Jocob Meyger3)
hert gestrofft und von allen erren gestosen, logen fast lang
gefangen, also wart der rot wyder besetzt, und wart ein ortnug
erkant, wie die iuttet, find man hienoch geschriben:
Dis ortnug und Statut ist der gemeind künd thon worden uff
19. oct samstag noch sanJt Lux tag im erstgemeltenjor4).
Zu wissen syg allermenglich, das unser harren beyd röt und
ir gemein, die man nempt die Sechser, einhelliglich erkant, ver-
einbart und zu got und den heilligen ze handhaben geschwo-
ren hand, das hinfür zu ewigen zitten keiner der unseren in
der stat und in den emptren, sy sygen höupter des kleinen oder
grosen ratz, hoch oder nyder, vögt und dienstlut, nieman usz-
gescheyden, durch sich selb, sin ewib oder dienstgsind, noch nie-
11. mite von derselben Hand mit frischerer Tinte Hb. 2«. huagBind De er.
1; 8. unten zum J. 1527. 2) Starb 1551, Leu. 3) J. M. «um Ha-
sen, 1510 Meister, 1516 der erste Bargermeister, der aus den Zünften ge-
nommen wurde (Leu. He üb ler 425), der Stifter der berühmten Hol-
bein'sehen Madonna. 4) In dem Bande des Staats -Archivs: De-
creta et Mandata senatus Basiliensis 1521 — 1601, Bl. VI findet
sich folgende Erkenntnis: »Wie man die penscion widerumb abgestellt
und cenemen verschworen hatt. Anno domini XVCXXII (sie!) uff s&nt
Lux tag haben unsere gnedige herren« beyd reth und ir gemeyndt, die man
nemnt die sechs , sich einheiligklich vereinbaret , erkant und zu gott und
den neiligen zu handthaben geschworen haben, das hinfuro« etc. Nun folgt
der Text wie bei Ryff. Dieser ist beim Druck zu Grunde gelegt und nur
Fehler bei ihm sind nach dem Text der Dec. verbessert, sowie samtige
Varianten derselben (mit der Bemichnung De er.) angemerkt, insofern »e
Ton Werth sind. Im Ganzen ist der Text der Dec. nicht sehr sorgfältig
gehalten , schon die Datums - Angabe falsch , wie ein Blick auf die Kaths-
Ußten zeigt, wie sie sich im Oeffnungsbuche finden und theil weise bei Ochs V.
353 f. und 434 abgedruckt sind. Die ganse Sammlung der Dec. et Mand.
ist erst im Jahre 1589 angelegt worden, enthält Eintragungen verschiedener
Hände und bindet sich nacht streng an chronologische Ordnung. Bin wei-
teres Actenßtück aus ihr, das sich auf die Angelegenheit der Pensionen be-
zieht, s. in den Beilagen No. IV. Ebenda s. No. V ein früheres Decret über die
Pensionen (von Donnerstag nach Bartholom&i 1521) aus dem Erkanntnisbucn.
JS2I. 81
man anders kein pencion noch dienstgelt von keinem herren,
forsten, nach comunen, nach niemand anderen by iren geschwor-
nen eyden erwerben, haben, nemen nach empfachen sollen, und
ob iemand einich penscion, dienstgelt oder wie das genempt
smoebt werden, von wem oder in wasz gestalt das wer, erwer-
ben, brieff oder ander zusagung deshalb hette, das der und
dieselben sich solcher pencion, ouch aller zusagung, innen des-
halben beschechen, gentzlich und ouch luterlich veraghen, die in
keinen weg begeren, innemen noch empfachen sollen in kein
tt wis. Desglich so sol ouch nieman, er sy der retten, des [ss] grichta
oder der gemeint, ze stat oder ze land, ouch kein vogt noch
dienner, kein mod, schenck, gob noch vererung von ieman,
wer der sy, über drier schillig Basler pfenig wert, innemen
oder empfachen, domit ieman weder in rot, glicht, in andren
& gescheuten wjder billichs gefhrttert oder gehindert werden möcht,
allen betriighchen, verdeckten, geferlichen schin in alweg ver-
mitten, den welchy sollichsz alsz obstat, verbrechen, einiche pen-
cion mad oder gab do über empfachen, und das furkumen wurt,
die sollen' dorum ernstlich furgestelt und gestrofft werden, noch
»grose irer Verhandlung.
Es ist ouch erkant, das die funffzechen kronnen, die den
retten, und die sechsz kronnen, die den sechseren worden sind,
hilifür, wo die fallen, nit gedeih, sunder dem gemeinen seckel
blipen sollen.
ü Ako ouch ein erkantnysz in alle zünfft und geselschafften
^ben ist, das in besatzung der retten und meystren, ouch der
sechseren, die statkynd fürgezogen und bedocht sollen werden,
das dieselb erkandnisz1) ab sin und die geschafften, deshalb
geben, abgethon und herusz geben sollen werden und in solli-
4cbem ein rot, zunfft, geselschafften ir chur und wall fry sin,
wie ron altem harkomen ist.
Es langt ouch ein ersamer rot an, wie das etlich sich zu»
«men rotten und allerley grober wort, die dan zu uffrur die-
am, brachen sollen, dorab ein rot ein miszfallen empfangen
7 fat, den solliche fürnemen , wo dem also were, wyder den jor-
fjdwere; deshalb, so wellen die zunfft, geselschafften under
iaaen selb verfiegen, das sollich rotten und hitzigen reden
»' abgestelt werden, domit nit not wert mit denselben der no-
1-4. 'von*— dienstgelf ans Deer. entnommen, die Worte fehlen beiByff, daher bei ihm
«ae siniTerwirrende Locke entsteht. 8. onoh lnterlioh Conj. für noplntslich Byf f ,
trelieUich D e c r. 12. dianery D • e r,t offenbar tancbrieiien Ar d i e n e r. 13. wert
eis nemen Ha. wert sige Deer. 15. So De er. Bei Kyff steht irrig: solliehs.
16. bstrftglkbeit Deer. geferlicheit D e o r. 17. »vermittenc fehlt bei D e e r. dann
vtlUeher Deer. 27. bedocht Deer. Sei By ff : gedockt. 28. dieselben Deer.
gnemrift Deer. 30. tir — wall» fehlt bei Rjff, etagefagt nach Deer.
l; S. traten 8. 32.
32 1521. 1522.
turfft noch mit hilff und rot der sechseren ze handien , domit
gut einigkeit under unsz gehaltden wert.
Da« aber dise erkandnusz dester basz verstanden wert der
statkindern halb im vordren artickel, ist es dohar: Alsz Urich
Falckner zunfftmeister wasz, alsz vorgemelt ist1), und die verei- 5
nig mit dem kunig angenumen wasz, brocht er dasselbig jor
mit sinner geselschafft zu wegen, das mit dem rat erkend wart
und wart ouch in zünffit und geselschafften geben, das man fiirer
in den zunfften kein ratzheren noch meister noch sechser solt
machen, er were dan ein statkind ; usz wasz ursach dasz bschach, n
wurtten sy wol innen, dan untrüw schlug iren eygnen Herren*).
Von eim zug, den man aber zum Frantzoten thet von Basel.
25. Jm. Uff conversionisz Pauly, alsz man zalt 1522 jor, begert der
künig aber an ein eydgnoschafft lüt, das man im liesz knecht
zukniffen, in meinig das Meyland wyder zu gewynnen. Alsso is
kam des künig trysenier har gon Basel, begert im ouch losen
louffen, das man dan im verwillget; mustert also der trysinier
selb im Werckhoff, nam wasz im gefiel, wie ein metzger das
fich koufft. Zuchen desmolsz vil gutter redlicher burger um
des bösen geltz willen, des ouch etlichen gnug wart in disem*»
zug. Dan do gab der Frantzosz geiz gnug. Do zugen vil der
ritten und vil sechser, al frygs willens, dan do leyd man nie-
mansz usz, dan der gern zoch, der man gnug fand. Dan do
goben sy lib, er und gut um des bösen geltz willen. Das brocht
alsz die vereinig, das wir um [90] manchen gutten burger ko- 2s
men und leytten doch kein er in, dan das sy hülffen arm lüt
machen und land und lüt verderben. Alsso hat sy das gelt ver-
blent, das sy keinner billickeit me achtetten. Also gab er eim
rotzherren, der in disem zug zoch, sechsz und zwentzig kron-
nen, eim sechser dryzechen kronnen, eim gemeinen knecht fiert- »
halbe kronnen. Liesz man disen zug louffen Vierhundert wol
gerüster redlicher burger3), under disen wartt houptman meister
Anthony Dichtler, der schloser, wasz desmolsz der rotten, und
wasz fenrich Gorius Schülly, der metzger, und lifferher Hans
7. Febr. Carnellius 4). Zügen uff fritag noch liechtmesz hinweg, zugen mit- "
sampt andren eydgnosen in Meiland, in meinig dem kunig das
wyder in zu nemen, aber es wasz vergeben, dan die Spangier
hattens in sollicher mosen in, das die eydgnosen grosen scha-
(29.Apr.)den empfiengen; sy thetten ouch ein schlacht mit den Span-
gieren5), aber die Franzeschischen verlurensz, wurtten zu beyden 40
% Der gante Absatz : »Et langt — werte fehlt bei Deer.
1) S. ob. S. 29. 2) Ochs V. 368 hat dies ausführlicher. 3) Vgl. Ans-
heim VI S. 150. 4) Ochs V S. 443 1 Hans Appendecker. 5) Die
Schlacht bei Bicocca, 8. Anshelm VI. 158 ff. Bullinger I. 72. Hottin-
ger I. 105. Bei Anshelm steht irrthflmlich »der 20. Tag Aprell.«
1522. 33
theillen tu lüt erschlagen. Wir verluxen oüch von Basel men-
gen erlichen burger und bürgere sun, nämlich bleip jungker
Jocob Meltinger, jungker Heinrich Meltingers sun, Bonnafen-
tura Ber, Lienhart Davit, Marthin Brunmeyster, Adam Zeller,
s wirt zur Sunen, Hans Keygel, der scherrer, noch vil me, on not
al zu erzellen1).
Also verkoufiten wir teglich unsere gutten burger, dorzu
unsz die pencion brocht und die schandliche vereinig, des ein
eydgnoschafft nit vil eren und gutthat harnoch mit dem Fran-
iotzosen erlangt hand. Got wel unsz fürrer sin gnod verliehen!
Wie der anfang des ewmgetium hie uffgieng, dordurch die küchen-
brttch noch und noch abgiengen, das by unsz noch selzam wasz.
[91] Inn disem erst genempten jor kam ein junger gelertter man
bar gon Basel, wasz ein priester, hiesz meister Wilhelm2), der wart
15 lüpriester sant Alban, der fieng .an zu predigen usz der heilli-
gen gschrüft des nüwen und alten testamentz, desglichen die
prophetten und apostel, leyd dasselbig so cristUch und wol usz,
das desglich vor nie wasz gehört worden, des er ein mechtig
volck überkam, im all predig zuzuhören ; er warff allen bSpsten,
21 bischöffen und pfaffen ire seckten, cermonien und ander kilchen-
bruch, die man dan gar heillig hielt, die warff er mit der heu-
tigen schafft all um, desglich volge, jorzit, Beigret und indem
sy unsz dan schandlich verfurt hatten ; er erbot sich ouch gegen
menglichem um soltichs rechenschafft zu geben mit der gscnnfft,
25 er verwarff in ouch die heillig mesz, das sy vor got für das
grfat guthett hielten. Do das die pfaffen und das stuft innen
wart, wurtten sy nit zutriden, sunder fast unruwig, beclagten
das fast dem bischoff und andren prelatten, vermeinten den
predicanten nit zu dulden, gaben in für ein ketzer, dorfften
31 doch nit hand an in legen von wegen und forcht der gemein,
die im dan fast anhieng.
Sollichs beclagt sich nu der bischoff. von Basel mitsampt
dem capitel gegen minen herren, im sollichen ketzer erlouben
anzugriffen, der wyder crißtliche kilchenbruch und gotzdienst
u schrawe. Do das die gemeind innen wart, versamletten sich ein
grose zal zu den Barfusen in willens, an mine herren ein bit zu
legen, innen den predicanten zu handhaben, dan sy wolten in
nit losen, usz ursach diewil er nüt anders prediget dan wasz
er mit der heüligen gschrifft wüst zu erhalten, des er sich erbut
«gegen menglichem zu verantwurtten, dan das wer einmol die
•
1) Wurstigen erwähnt noch Henrich Stör. 2) Wilhelm Reublin,
b. Fusslin: Beiträge nur Erläuterung der Kirchenrefonnations-Getchichte
de» Schweiaerlandes, 1 74 1 , IV. 43. 45. Näheres bei Cornelius: Geschichte
des Münsterischen Aufruhrs, Leipzig, Weigel 1860, II S.16ff. Hottinger
I. 400. Lutz: Ref. v. Basel 30 ff. Herfcogj Das, Leben J. Oekolampads
I. 91 ff. Hagenbach: J. Oekolampad und Myconius 36 u. s. w.
Baaler Chroniken. 1. 3
84 1M5.
luttre worheit. {92] Sollicher Versandung wurtten mine herren balt
innen , schickten also den burgenneister, her Adelberg Meyger,
mitsampt etlich der retten zun Barfdsen zu verneinen, wasz ir
meinig wer. Do nu die genieint ir anlygen minen herren. er-
zalten, do seitten in min herren zu, den predicanten zu losen 4
und zu handhaben, unangesechen den bischoff und sin anhang, das
sy zu guttem friden werren und ieder heimzug, erbutten sich
ouch mit Terwillgung gegen der gemeint, bisz sysz von ein-
ander brochten; esz ist ein gemein sprüehwort: gutte wort und
hertte stroff, wiewol hie kein stroff erzeigt dorfft werden. Also 1
bschach do ouch: sy goben gutte wort, dan sy soeben wol, das
sich die burger zamen hielten ; doch gedoehten sy wol : wan wir
sy von einander bringen, kernen sy nit balt wyder zusamen,
alse auch uff diszmol besehach.
Als nu die gemeint von einander kam , brocht doch der li
bischoff mitsampt dem pfeffischen gsind sovil zuwegen durch 1
goben und schenckinen, dan es wasz innen etwasz doran ge-
legen, ir babery wolt do ein usabruch nesnen, darum sy sich
nit sumpten, sunder ernstlich zu der sach thetten und logen
minen herren fast an, domit sy den predioanten möchten hin- 21
weg bringen. Also schickten min herren uff nochgende zit in 1
14 tag, nochdem und die gemein hy einander worren gsin,
noch disem predicanten, und uff andringen desz bischöflichen
gsindz butten sy im der tagzit usa der stat wyder alles zu-
sagen, so sy der gemeint thon hatten. Do das die gemein innen 21
wart, wasz sy unr&wig gnug, kamen aber nit me zusamen. Do
samletten sich die wiber, so dan in dem kilspal warren [n] edel
und andre wiber by den funffirigen, etlich, die gxosz mit kin-
den giengen , komen uff das richthusa , hatten min herren für
disen predicanten und thet in jungker Lux Zeiglear die red, 34
und begertten, das man innen den predicanten liesz und hand- 1
habte, nochdem und der gemeint zugeseit wer worden, diewil
er doch nüt seit dan. die cristlich woarheit, das er sieh erbut zu
bewisen. Aber es halff nüt, man wolt sy nit verhören und must
der predicant hinweg *) . Sy fiengen an und schuldten alle die, x
so an sin predig gangen worren, lüttrisch ketzer, die eum nu-
wen glühen werren, und wart grose Uneinigkeit under dem volck
zwischen peyden parthiigen.
Also vermeinten die pf äffen, sy hettens alsz gewunnen,
9. Die Worte »und (welches nun doppelt in der He.) — werden« von de» Hand den Anton i
mit spaterer Tinte am Bande, wofür zwei Worte im Text durchstrichen sind.
t) Dass Wurstisen und Ochs Reublins Vertreibung irrthümlkh in's
Jahr 152t setzen, hat schon Hersog nach einem Brief von Herrn. Busch
an Zwingli (Zwinglii opera VII, P. I, p. 196—197) bewiesen. 8. seinen Auf-
satz: Christoph von Uttenheim in den »Beitragen zur Geschichte Ba-
sels« I S. 88.
1522. SS
sy den piedicanten hatten hinweg hrocht, aber got wolt sin
wort losen uflgon, sy moehtens nit erwerron. Do nu diser
hinweg kam, do wasa ein predicant im spytthal hie*), dereelb
wäre rins bürgen sun hie, hiesz sin vatter Jocab von Wuen-
*boig, w«BE ouch dee iotz hie, hiesz sin sun meyster Wolff Wi~
aenburg, ein gelertter junger, derselbig fieng ouch an, die
worheit zu verkünden des gothehen ewangelischen Worte, der
überkam iete dm anhaug der gemeind, vil fester den der fonryg,
und fieng an die lattiniseh mesz zu tutach halten, domit man
abirren möcht, wornff sy gesetzt wer, des die pfeifen aber nit
wo! ztrfryden worren ; esz wolt in aber do nit gongen alsz vor,
d*n diewil er ein burger wasz und sin vatter des rotz, ein frum
redlich'man, hat er grosen gunst, das sy in musten len bKpen.
Doch liesen sy heftig wyder in predigen durch ire falschen
ts predicanten und schulden in und alle, die im anhiengen, ketzer
und wasz sy ubelsz eidencken konden, aber die [94] 1er nam
von tag au tag zu, das sisz nime mochten undertrncken,
sunder musten in mit sim predigen losen blypen.
Im andren2) jor, alsa man zalt 1522, fieng ein gelertter man
* hie an zu lesen im oolleio3), genannt Johannes Eooolampadkis4)
im hebreisch, ist zu tutscn Johannes Husohin, ein doctor der
heutigen ffschrüft, lasz usz dem prephetten Jeremiasz, den leyd
er so cristHeh usz, das im menglich gern zuhorret; er lasz ouch
usz dem ewangeUus, das er ein grosz volck alzit by sinner
sietage hat von p&ffien und leygen, wart also fürnem, das im
keiner der gelertten möcht zujpame»; also versolteten in mine
herren, goben im joigelt, das er alle tag im oollehun lesen zeit,
und gieng sin 1er wyd usz.
Also stund es nit lang, er thet ein predig «der dary zu sant
»Martin, do verkund er das gütlich wort in sollich^r motz, das
desglich so cristüch nie gebort waaz; hieng sich das gßmem
?olck im heßig an, das er kein predig thet, er het ein mech-
bg volck doran. Er wasa ouch ein fast geistlich pareon, eins
eristLiches lebeoa. Die gemein wart im ouch faßt günstig, das
»sy ir üb und Leben für in gewogt betten, wo im teyfe solt
wyderfarren sin« Er endaokt do erst recht d*r pfeffen heilig
21. Am Stade tob andern H*a4 : »Grieeaiacli.« 22. phrtpetton Hb. Abi Bande tob
anderer Hand: »Jeaaias«, was dae Sichtige ist, ft. Hersog I. 22&JF. Hagenback B. 49.
Aoek Worstiaen hat 4a# Äifbtagt. Dia copneata-riQium ia Prophet*!*
Eaaiam Ubri V erschienen 1525 im Druck (Hagenbach B. 45Anm.).
■
1) Bei Wurstisen kaum erwähnt. Geb. 1496 (Lutz 35. ^ Athenae
Rauricae 72), nach Herzog 1491, dem Leu's Notiz widerspricht, er sei,
tf Jahr alt, 1575 gestorben (s. unten die Fortsetzung des Peter Ryf f ad a.
1575). 2) Auch vorher war van 1522 die Rede. 3) Nach jetzt heizet
das Univeraitttegebftiide im Munde des Volkes »daz Collamm.« 4) Geb. 1482;
Er langte in Bsvsei an am 17. Not. 1522, s. Hagenbach 8.24 nach den Epp.
Ose. et Zwingt- f. 2wl, Tgl. unten die Anmerkungen zu dem Chron. Geor-
gii id a. 1522. Vi seh er, Gesch. der Univemtftt Basel 226 ff.
3*
86 1522. 1523,
und wie sy unsz verfurt hatten, und verwarf dem pfeffischen
huffen all ir cermonien und kilchenbrüch. Do marckten die
pfaffen wol, wo es hinuaz wolt. Sy mochten aber nime werren,
es fieng do an al ir bracht und er abgon, dan do wart man
innen all ir bubery, domit sy um worren gangen ; dan do ver- s
warf er in mit götlicher gschrifft alle bruderschaiften, volge,
sibend, drisgist *) . und jorzit, kerzenbrennen, wiewaser, alle ir
zoubery, domit sy um worren gangen, singen und lesen, jo
ouch ir meszhan, desglich [w] das sacrament des altarsz, pro-
biert ouch das und erbot sich mit heilliger geschrillt sollichs «
zu erhalten gegen allen gelertten, wo einner wer, der im sollichs
wolt mit gschnfft beston. Do das die pfaffen Sachen, wüsten
sy nit, wie sy sich halten wolten, dan sy soeben wol, das ir
ding nüt me wolt sin, vermenden doch, es wurt nit lang wer-
ren, wurt balt besser uff ir sitten, aber es wart innen ie lenger \i
ie bdser. Do thetten sy eins , und liesz der bischoff ein man-
that uszgon über die unyfersytet und verbot do allen pfaffen
und dennen, die im dan solten anhengig sin, an sollich predig
und letzge nit zu kumen by verlierung irer pfrunden, desglich
allen Studenten und glideren der hochen schulten ; also hetten »
sy gern al weg versucht, aber es halff nüt, das gotlich wort wolt
sych nit me Ion verbergen, sunder brach ie lenger ie fester herfur.
Es gierigen ouch uff die zit all crutzgeng ab, die man dan
von alter har gethon hat in vermeinig, es wer fast ein gut
werck gegen got ; es gieng ouch ab der umbgang, so man thet 2s
an unsers herren frolichnamtag und dergleichen; es fiengen
ouch die zit an etlich priester ewiber zu nemen, das by unsz
desmolsz gar seltzam manchen menschen dunckt, aber diser
doctor gab sollichs usz der gschriflt für gut.
Aber die pfaffen liesen ir boszheit und argen duck nit. d
Wo in einner werden mocht, der sich sollicher cristlichen 1er
annam, über den sy gwalt mochten han, der must sin leben
dorum gen, derren vU wart, dan dise 1er teilt sich vast wyd
usz; wo dan von fursten und heren einer vermerekt oder er-
griffen wart, der must sin leben dorum gen, nämlich wurtten ss
sollicher cristlichen lerrer vil zu Ensen a) gericht, verbrent, er-
hengt, erdrenckt, alle pin und marter thetten sy in an, nämlich
fiengen [w] sy ein burger von Basel zu Ensen, der nam sich
ouch des ewangelium an und red cristlich dorvon, und wasz
ouch wyder das sacrament des altarsz und verwarf ouch susz *o
1) Die zweite und die dritte feierliehe Darbringung des Messopfers für
die Verstorbenen. Als Grand für den 7. Tag wird geltend gemacht die Sab-
bathtruhe Gottes, für den 30. die dreissigtägige Trauer des Volkes Israel
um Moses und Aaron; s. Wetter und Weite, Kirchen-Lexieon III S. $46.
2) Ensisheim, Sita der Oesteirewhischen Besserung j vgl. über den Tod des
Sigismund Steinschneider Chron. Oeorgii unten ad a. 1522.
1523. 37
etlich cermonien , sj möchten* aber nit lyden noch hären. Er
wasa aber ein weltlicher ley, hiesz ineister Sygmund, waaz ein
steinschnider ; griffen sy zu Ensen an, beclagten in für ein
ketzer, wart ouch verurtteilt feischlichen und mit groser martter
i glicht. Sy fierteiltten in und verbrantten im sin ingeweit, aber
er starb cristlich und handfest. Wie sy aber an im geurtteilt
hand, geb in got zu erkennen, dan er wasz wol ein martrer.
Aber es beschach fast usz nyd und träte gegen dennen von
Basel, dennen, so dem gotzwort aahengig worren; doch fand
»man wol etlich des pfeffischen völcklisz, die fast rot und that
dorau goben undz mit in hatten; nu es wer vil hievon zu
schriben, aber um kürtzy willen wellen wir furvarren. Got
verlieh unsz allen sin gnod, domit wir all mit sinem wort er-
lücht werden.
ih Nun in diaer nochgengenden zit nam das wort gotz durch
disen vorgenempten doctor Ecolampadius fast überhand in diser
statt Basel, und erhüben sich noch und noch sollich cristlich
lerrer by unsz, die durch sin 1er die gschriflt erfarren hatten,
das nu zu sant Martin1), zu den Ougustiner3) , im spital3),
»zun Barfuaen4) und sant Iienhart*) fast gut cristlich predi-
canten worren, aber in den andren kilchen woren fast bfaz und
wyderwerdig predicanten, die vil Uneinigkeit stüftetten under
einner burgerschafft mit schelten und schmechen, uff das mine
herren ein mantat liesen usz gon •) in der stat und emptren allen
5 predicanten und selsorgeren zu bietten by groser stroff , daa
18. »hatten« doppelt in dar Hb.
1) Hieronymus Bothanus. 2) Thomas Qeyerfalk. 3) Wolfgang Weis-
senburg. 4) Konrad Pellikan. 5) Marx Bersy v. Rorschach, Leutprie-
rter, und Balthasar Vögeli, Helfer zu St. Leonhard. 8. für die Genannten
Ochs V. 450. Hagenbach 36, Vgl. Wurstiaen. 8. die Aufzeich-
nungen f. 2b. Bersy starb 1566, s. Gast 10t. 6) Dies »erste öffentliche
Docnment in Basels Keformationsgeschichte« trägt kein Datum, wiewohl
man es gewöhnlich in' s Jahr 1524 setzt. Die Gründe, die eher für 1523
sprechen, s. bei Herzog I. 268. Vgl. Wurstisen. Bullinger 1. 152.
In unserm Autor findet sich das Mandat in extenso irrthOmlich in daa Jahr
1526 gesetzt. S. unten unter 1526 nach dem Unfall vom 19. Sept. Ich habe
es daher von jener Stelle an diese gerückt. Ochs V. 550, der das Mandat,
wenn auch nicht in der Ursprache, abdruckt, setzt es, unserm Chronisten
folgend, gleichfalls irrthfimlich unter das Jahr 1526. Bei Bullinger II. 35
findet es sich gar unter dem Jahre 1 529, weil es in einem von ihm benutz-
ten Druck, der sich auf 1 529 bezieht, mit enthalten war. Ich bringe es zum
Abdruck nach dem Exemplare in der Sammlung gedruckter Mandate
auf der öffentl. Bibliothek zu Basel E. J. I. 28, wo es die Vorderseite eines
Folioblattes füllt, und merke nur die Varianten bei Ryff, abgesehen von ganz
fprbgfügigen orthographischen, an. Ein anderer Druck, von demselben
Format, in den Antia. Gernl. I. Bl. 10, darunter die handschriftliche
Bemerkung von einer Hand des 16. Jahrhunderts: »A. J524«, handschrift-
lich in den Deere ta etmandata Senatus Basiliensis 1521 — 1601 zweimal!
I auf Bl. 1 ff., 2. auf Bl. 25*> ff. Varianten hievon sind unter der Bezeich-
nung De er. angegeben.
38 1***
wort gottes einhelligkliöh zu verkünden dsB niiwen und alten
testament und was« mit der heutigen gschriift möcht erhalten
werden.
[im] Von ein mandat wtzgangen de* euwngeluan halb.
Wir huigermeyster und tat der statt Basel thfind alten und *
ieden pfarrern, lütpriestern* Seelsorgern, predicanten und ver-
kundern des Worts gottea, sy syen in pfarren, dfistern* in unser
ötatt Basel emptern und gebieten, kund : demnach und bisshar
ryi zwytracht, zweyungen und irrsal durch das zweyspeltig pre-
digen, so von den rerkündern des Worts gottes und heiligen io
evangeliums uff den canzlen enstanden, indem das edkh pre-
diget yermeynen das wort gottes und heilig evangelium recht
und wol nach vermög der leer gottes geprediget haben und noch
predigen, das abe? etüoh geysüiche und weltliehe personen,
predicanten, oder die ire predig h6ren, Widersprechen* diesel- u
bigeö ketker, schelmefc und blben, etWan mit heiteren uhb-
gedrtickten, etwaü mit verengten Worten tiennen, doch nüt be-
werlichs usz der leer Christi und heiligen [in] geschrift dar-
thfind, dardurch das gemeyn, arm und schlecht volk, so recht
nach der leete gottes christlich begert ze lebeü, verßrt möcht 20
werden, Und nit allein under den geystlichen, sonder ouch un-
der unser gemeynd, uffruren und emporungen villicht zä be-
sorgen, demselbigen allem vorzesyn, damit christliche, brüder-
liche eynigkeit und lieb under den unBern geöffnet und ge-
pflanzt werden: 24
Harumb so haben wir wolbedachtlich Und einhellig erkant,
wollen ouch, das söllichs hinfUrter bisz zu verrer erlüterung
vestenkllch gehalten und volnzogen werd: natnlich das alle
die pfarrer, Seelsorger, lütpriester oder ordenslüt in pfarren und
cWstern, so sich predigens Uhdertiehen, sy syen wer sy wollen, *o
und in unser statt Basel emptern und gebieten annemen wer-
den, nüt anders1) dann allein das heilig evangelium und leer
gottes fry öffentlich und unverborgen > desglychen was sy trü-
wen, können und mögen durch die wäre heilige geschrift, als
nämlich durch die vier evangelisten, den heiligen raulum, pro- 35
pheten und bibel2), und in summa durch das alt und nüw
4. Diese Ueberschrift nech Rjffa Ha. 5* thnnd kud Deor. 1. 2. 6. lftpriestern
l)ecT. 1.2. lup. Hb. 7. verkundren H s. wort Hs. sygen Hs. 8- bismher Hs.
10. rerknttderen Hs. wort Hb. tind des neilllgen Ht. 11. ewanfrelliuia Ha.
12. »redigen Hs. 16. merdren Hs. fei. Tonmsln Hs. 24. n&fiwt Aat.
Gern.Hs- geoffnot Peer. 1, geSfnot Deor. 2. (Der ginn dieser verschiedenen Les-
arten ist derselbe. Wir beben es nicht mit unserem »öffnen« sn tbnn, sondern mit
•trfhen«, mehren, emporbringeh. Vgl. Stakter unter »tafaen.«) 26. einhellig De er. 1.2.
29. laprieetor Hs.
1) Das Verbum, von dem »nüt anders« u. s. w. abhängt (»leeren, pre-
digen« oder ein diesen verwandtes), ist dem Verfasser des Mandats in Folge
der grossen Ausdehnung, die der S*t* gewöhnen hat, in der Feder stecken
geblieben. 2) S. über die Art dieser Aufzählung Ochs V. 651 Anm.
1M3. S9
totameat beschirmen, bybringen und beweren, und alle an-
liefe leeren, disputation und stempanien, den heiligen evange-
ien und geschnften (wie vor gemelt) ungemesz , sy syen von
•lern Luther oder andern doctoribus , wer die syen , geschriben
* oder usagangen , ganz und gar undierlassen, die nit predigen,
allegieren oder uff den canzlen dem gemeynen volk meidung
darvon th&n, sonder neben sich stellen und deren nit gedenken.
Das ouch in eoKchem predigen sich niemandt flysse einem
oder dem andern, er sy was standts, wirdigkeit, oder wesens
werwöUe, wider die warheit und leer Christi mit verdeckten
oder offnen Worten zu willfaren, tum oder eigennützig lob ze
flehen, sonder das ein [lial ieder predicant die blosse lutere
nrbeit der heiligen geschrüx zfi entdecken und zu verkünden
sieh ftbe, dermassen das die predicanten (davor gemeldt) allzyt
u aririttig syen, grundt und christliche geschnft irer leer eim ieden
geistlichen und weltlichen, so das brüderlich erforderet wirt,
gÄtwüligkKchen anzuzeigen, damit zweyungen, irrsal, uneynig-
keiten, so versehenlich under gemevnem volk darusz erwach-
sen möchten, vermitten bliben. Wa aber iemandt were von
» weltlichen priestern, ordenslüten, leyen oder sunst von der ge-
meynd, der wider dise unser erkantnusz und gebott handelt,
die fuigieng und nit halten, einen oder den andern ketzer,
beben oder Schelmen heissen würd und das usz der waren hei-
ligen geschrift (oben angezeygt) nit uff in oder sy bybrechte,
s oder aber, ob einer etwas uff den canzlen an synem predigen,
das er usz der waren gottesleer und heiligen geschrift, (wie in
anfang gemeldet), nit beweren möcht, uszgüsz, der soll furohin
syns predigens stülstan und nit destweniger, glich wie die an-
dere übertretter disz gebots, unserer schwerer ungenad und straff
» erwarten syn.
Hienach wisz sich ein ieder ze richten.
[97] Aber es wart von den bebstischen predicanten nie gehaltten.
Also kam ein frombter gelertter man har mit namen Wilhelmus
Farellus l) , begert hie zu undeiricht werden der heutigen gschriüt
»in etlichen artickeln, wie hienoch stat, und beffert solhchs an
minen herren, im ein gesprech zuzulosen im coleio. Das wart
im gönd, aber die bebschischen vermeinten sollichs zu werren>
rerbutten sollichen under irer unüfersithet nieman sollichem
gesprech zuzuhftrren ; aber min herren erloubten im sin artickel
«ufiniscUachen, die lütten also:
■
3. 4. 15. tfygeo Hb. 4. Lrtter Hs. 5. und«rlos«n Hb. 6. alliieren Hfl. 8. nlo-
wb H*. S. »wyderwertigkeit« iteM »wirdigkeit« Hb. 11. worden Hs. 14. ttou
8 s. 15. urp****« Deer. 1, nibüttif De er. 2, ttrbfttig Hb. grund otfetlicter Hb.
16. trforttort wftrt Hb. 19. ienum Hb. 20. leygen Hb. snstH*. 24. mn& Hb.
25. »ob« fehlt in der Hb.
1) Geb. 1489, gest. 1565.
40 "24.
Wühelmm FareUus allen christlichen Usern1).
Ich acht einem yeden christlichen menschen nichts basz
ze thfin sein, dann das er die läutern warheit, (die Christus sich
selbs sein bezeuget hat), mit hohem flysz und ernst ergründe.
Umfo solcher willen hat mich gedeucht nutz und gut sein, so 5
zu meiner, so auch zu erbuwung meines nechsten, (welche uns
Christus selbs am allermeisten uffgelegt hat), etliche propositio-
nes furzuhalten, in den do begriffen wirt die summ christlicher
freyheit, und durch welche die tyianney menschlicher Satzun-
gen darnider ligt, bleybende weltlichem schwert sein gewalt, i|
von dem do ja nur nicht einer auszgenommen wirt. Darumb
sovil eiiwer hie zugegen ichts mögt fördern, und der nechsten
erbuwung und heil etwas nütz sein, auch ir hirten, den do
uffgelegt ist die sorg christlicher herd, auch all andere, den
das ampt zu leren bevolhen ist, ja auch ir, die do euch selb '
mit dem eyd verpflicht und verbunden haben, das ir wölt sein
Schützer und schirmer der warheyt, oder auch ir, die do wol-
len, das die römischen decret für recht gehalten sollen wer-
den: kumpt her, und von dem glouben, der in euch ist, gebt
mir begerenden ursach , über dise meine propositiones, dassel- *
big hells tags, als kinder des liechts, und keiner besorg sich,
als thet er unrecht, herfur an [98] tag zu kommen, lauft auch
(als uns der herr zu solchem ermant) mit christenlichem her-
zen herzu darauf dringend, das allein das wort gottes über-
hand nem. Das ir das wellen thun, bitte und ermane ich euch 3
2. ittt Hb. 3. lutren Bs. 4. beiftget Hb. 5. gedacht und Ha. 6. »zu —
nechsten« ausgelassen in der Hb. 10. blipente Hs. 11. nit Hb. 15. befallen Hs.
20. disen einnen Hb. 22. knnea Hb.
1) Vgl. Kirchhofer, Das Leben Wilhelm Farel's. Zürich 1831. I. 20 ff.
Hagenbach 54. Herzog 250. Ochs V. 460 läset irrthümlich die Dis-
putation am 15. Febr. gehalten sein. Das genaue Datum der Disputation
wird mir indes auch aus Herminjard I. 107 nicht klar, sondern nur,
dass Farel die Disputation zuerst auf den 23. Febr. angekündigt (s.S. 193),
dass darauf als Antwort auf ein gehässiges Mandat der Universität der Rath
am 24. oder wohl eher 27. (s Herminjard p. 195, vgl. 198 Anm. 5, s.
unten S. 44 zu Zeile 38 und Anm. 1) Febr. sein Mandat zu Gunsten Farel's
erliess. Die Vorrede und die Thesen Farel' s, wie ich sie hier gebe, sind einem
alten Druck, 4 Bl. kl. 4°, entnommen, der sich in einem Sammelbande der
öffentlichen Bibliothek zu Basel £. J. IX. 34 als sechstes Stück befindet.
Dieser Druck, der auch das Mandat des Rathes enthält (s. unten S. 42 ff.),
lag unzweifelhaft Fr. Ryff vor. Es konnte daher genügen, nur RyfFa Va-
rianten, abgesehen von den unbedeutendsten orthographischen, anzugeben.
Gleichfalls liegt dieser Druck zu Grunde der späteren Abschrift in dem
Bande des Antistitiums ( Basler Schriften Tom. IV. Kirchen - Geschichte
No. 13), welche das Mandat, die Vorrede und die Thesen Farelfs enthält,
und einer anderen Gopie in den De er. et m and. Bl. 115 ff., die von dem
Genannten die Vorrede ausUsst. Modernisirt waren die Thesen schon bekannt
aus Füsslin's Beitr. IV7 246 ff. Vgl. Haller III. Nr. 205. Lateinisch
stehn sie bei Herminjard I. 193.
1524. 41
durch Jesum Christum , unsern behalter, der so trungelich uns
bevolhen hat die sorg unsere nechsten.
Hienach volgen die artickel Guill. Fareli.
1. Christus hat uns die allervolkomneste regel ze leben
, furgezeicbnet , wölcher nitt gebürt etwas hinzusetzen oder hin-
wegnemen.
2. Allein die gebot gottes mögen geschehen usz dem glou-
ben, also, das es gotlosz sey, so sich einer einer andern par-
teyen anhenkt, oder einer under andern gebotten dann Christi
•«lebet, in welchen auch geheissen werden, das die, so nit sich
mögen enthalten, sollen zu der ee greifen.
3. Es ist frembd von dem evangelischen liecht, dasz man helt
nach jüdischer gewonheit underscheidung der kleider, der speisz
und der cerimonien.
u 4. Die g-el^ett, die von vylen Worten seind, und nit nach
dem gebett Christi oder ouch nit gereguliert nach christenlicher
form, mögen nit on geferlicheit gebettet oder uffgesetzt werden,
also das es besser were, das, was man darumb gibt, würd usz-
geteylt den armen, und nit würd uffenthalten der some und
Azundel grosser übel, ja man sol sich mit allem flysz under-
ston, das alle ding zu einigkeit gebracht werden, das da ge-
schehe, so die *) würden gehalten zu studieren die heiligen ge-
schrift, und nit allein underscheid betten in mancherley kleyder.
5. Das warlichst ampt der priester ist, dasz man oblige dem
a wort gottes ; dem sollen sie also verbunden sein , das sy nicht
hoher« halten, und so inen andere Sachen zu hand stossen die
mit dem wort nit [99] fuglich gehandelt mügen werden, sollen
sonderbar diener darzu verordnet sein. In diser sach sieht man
ein verdamlich, damit ich nit sage, die schedlichste schläf-
»ferkeit vyler.
6. Die gebott Christi sol man nit frävenlich in ratschleg
keren, auch nit widerumb die rit in gebott, dann das ist des
tufels ampt. Zu dem gehört auch, das verdamlich ist dero geyz,
die umb gwinsz willen predigen, das Christen halten sollen, das
siu fliehen, oder fliehen, das zu halten ist.
7. Der underdruckt das evangeli, der das evangeli unge-
wisz macht, und der schempt sich Cristi, der nitt seinen bru-
der on falscheit leret und mer förcht die menschen dann got.
8. Der da hofft usz eygner kraft oder gewalt selig oder
»gerecht zu werden und nit durch den glauben, der rieht sich
1. tmngenlich Hl. 3. »Gaill. Fareli« fehlt in der Hs. 7. glnben Hg. 8. sy Hb.
9. parifaigen Hb. 12. rVftmptHs. 13. 14. spisz v. d. eeraonieii Hb. 16. sind Hb.
19. rat usgedeU* Hb. 23. kleydnng Hm. 5t. hoohera Hb. 32. rSd Hb. 33. der-
lei Hb. 36. «wangeliiim, ewmgelj Hs. 39. »oder gerecht« fehlt in der Hb.
40. glvben Hb.
1) *si hi adigerentui* etc. Herminjard I. 194.
41 1524.
uff und macht sich durch den freyen willen tu einem got, und
würt durch die gotloszigkeit erblindet. |
9. Das sol man am allermeisten begern und bitten, das
der heilig gtyst ingibt, und die opfer der Christen sollen allein
got geopfert werden. *
10. Die do gsund am leyb seind und nit ganz dem wort
gottes obligen, die seind usz des apostels sprach schuldig mit
der hand zö arbeiten1).
11. Ein Christ sol sich hüten vor den rassnachtepil und
jüdischer gleisznerey in fasten, und allem, die do nitt gesche-u
hen durch ingebung des geysts, auch sich hüten tot den
götzen.
12. Welche sach sich verglychen jüdischen Satzungen und
bürden und nit gerimmen christenlicher freyheit, sonder sie
niderdrucken, sollen von christem volk nit erlitten werden, ts
[iso] 13. Wir sollen sorg han, das uns Christus anschein,
durch welches kraft, und nit durch die gestirn und ander de-
menten herschung, alle ding werden regiert, wekhs wir genz-
lich hoffen, das es geschehen werde, so alle ding nach evan-
gelischer regel würden geregiert, und alle hader und Bank werd w
hindangesetzt, damit der frid, der do Übertrift allen sinn, in
unsern herzen wonete. Amen.
Uff dise artickel und uffschlachen erhub sich ein groser
unwil mit dem bischoffischen huffen, wie dan vorgemelt ist*).
Sy vermeinten sollich disputatz oder gesprech abzustellen, ver- v>
butten ouch der ganzen universithet, das ir keiner solchem
gesprech solt zuhürren, doruff daa min herren ouch ein man-
dat liesen uszgon, wie hienoch stat3).
Mandat von einem ersamen rat der etat Botel, gegen des bischofo
vicari, rectorn und regenten der universitet daselbsz (als sie aie%
herinnen verfaszie artickel zu disputieren, auch allen den iren
zäzehoren verbauen) uszgangen 4) .
Wir Adelberg Meyer, burgermeister, und der rat der stat
15. njdertrocken Hi. 16. »hmU* Hb. 20. Wvdea Hb. 33. Kftjger H*.
I ) Wohl eine Anspielung auf 1 . Korinther 9 und 2. Thessalonicher 3.
2) S. ob. 39,37. 3) Der Sats »Uff- stat« ist wieder aus Ryff entnom-
men. 4) Dies Mandat steht, wie schon oben 8. 40 Anm. 1 erwähnt, gleich-
falls in dem alten Druck , der es an erster Stelle (vor Farers Vorrede und
Thesen) bringt. Der Titel nimmt daselbst die erste Seite ein. Da auch
hier der Druck die Vorlage für Ryff, die Cop. Antist. und die Cop.
De er., (an welchen beiden Orten, wie oben erwähnt, das Mandat sich
gleichfalls findet), gebildet hat, so bin ich dem Druck auch gefolgt und
habe nur relevante Varianten der Ryff sehen Ha. bemerkt. In selbst-
st&ndiger Ueberlieferung findet sich das Mandat noch in den Antiq.
Gern ler. I Blatt 11 unter dem Titel: »Mandatum, die bewerte disputation
Wilhelmi Farelli nicht zu verhinderen, und das sie von allen verpfrfindten
solle bes&cht verden. Anno 1524.« Indes stellt sich a«eh diese üeberlie-
1514. 43
Basel, ftgen tnfetigklteh, so geystlich*, do weltlichs Stands zu
wissen: Demnach biszhär und noch, durch die Seelsorger und
predicanten dlser statt Basel vil zwyspältige meinungen uff
den kanzeln geprediget, auch darneben von gemeinem unserm
iTolk mengerley reden, also das ein teyl den götlichen leren
und heilig geschfiften, das ander teyl den Satzungen und Ord-
nungen der b&pst und eoncüien anhangen wollen, gebrucht;
und aber vergangner tagen etliche gelerte und des verstendig
leüt, durch offenliche disputationes, freüntliche underredungen,
ü im] (doch allweg mit Vergünstigung eins ersamen rats der stat
Basel), im callegio der universitet diser loblichen stat, do dann
»llicns billich hingehört, auch deszhalben dise und ander uni-
veraiteten am meisten aufgesetzt und gestiftt ase halten, von
einander bericht zu empfahen, damit sich ein yeder der göt-
tlichen warheit und evangelischen leeren am glychisten wisz zö
gettudienj understanden , aber stitigs durch die obern rector
und regenten der univerritet, (die sollichs billicher dann bil-
lich zö für dem, gemeinem christenlichem volk zu nute, bes-
serting irs leben« und selenheyl dardurch zfi empfahen geneygt
» sein holten) , ire schwere mandaten, und besonder wider die in-
gdipten und anhenger der universitet greulich, wie dann die-
selben ire ungegrünten ussgestf eckte mandaten anzeigen, ver-
hindert, und yetz abermals (als zft vermuten, usz ingiessung
des heiligen geystes) ein christlicher mensch und brfider, mit
b atmen Gwilhelm Fareüus, artickel, so uns dann teütscher sprach
gehalten, mer umb des willen, ob et irret, gelert zä werden
und berieht zu empfahen , dann andere dardurch ze leren , öf-
fentlich im collegio zu disputieren willens, den rector und
regenten der universitet zuvor darunder, im das zö vergönnen,
» demotigklich angesucht, aber unangesehen sein gut christlich
gemSt und fürnemeh das nit Wollen bewilligen, sonder stracks
abgeschlagen, deshalben er für uns als die oberkeit ze keren,
ime das zft vergünstigen, verursacht. Dieweil wir nun solche
seine furgesätzte artickel, die wir nit unzimlich, den ewange-
ßlien etwas gemesa, den menschen mer nutzlich dann schaden,
bericht darunder zu empfahen, befunden, haben wir demselben
Girilhelflio vermelte seine artickel latinischer sprach, und umb
1. nengffieatn H b., mengkliehen Antlq. Gernl. 4. geprediaen H s. >toüc fehlt in
Asl.OernL 5. lerreren H s..lehrern An t. Gern 1. 11. ooleio Ha. 11. 12. »nni-
▼enitet — mildert fehlt in der Hb. Statt «diser löblichen etat« lesen Ant. Gernl.:
iuelbet. 21. ingelnpten He. eingeleibten Ant. Oernl. grftwlich Hb. 25. Wil-
helm Hb. WUbehnus Ant. Gernl. tateeher Hb. 28. ooleio Hs. 3t. wellen He.
33. nn Ht. 95. »neehsten« etett »mensehen« He. 37. Wilhelao Hb. und Ant.
Gernl.
femng *]* eine spätere (aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrb.) dar und
konnte daher nur sur Vergleicfcung benutzt werden. 8. Haller III No. 205.
Füsslin IVS.243. Kirchhofer a. a. O. I. 20. Herzog 1.250. Hagen-
44 1524.
des sich unser selsorgeren, so etwas bericht erlangen möchten,
im collegio diser universitet miltigklich zu disputieren zuge-
lassen. Aber über sollich [102] unser Zulassung haben sich die
hochgelerten herren Heinrich von Schönow, der geistlichen rech-
ten doctor und in geistlichen Sachen unsere gnedigen herren 5
des bischofs von Basel vicari, und dan rector und regenten
der universitet, deren sie gnugsamlich bericht und gut Wis-
sens gehebt, abermals zä Verachtung und schmach (als wol zu
gedenken) unserer Zulassung mandata und edicta lassen U6Z-
geen, allen priestern, Studenten und verwanten der hohen schul, t0
by penen des bans und uszschliessung der universitet oder
hohen schul, in solliche disputation weder darinnen zu dispu-
tieren oder zuzehören ze gon verbotten, darab wir nit klein,
sonder grosz beduren empfangen, und wil uns gefallen, das
mengklich, und zuvor die selsorger, predicanten, priester, »tu- t*
denten und verwanten der universitet, in solliche disputation,
so betrachtlich von uns vergünnet, unangesehen einicher man-
daten oder verbott, sy seien joch von vicarien oder der uni-
versitet besehenen, gangen darinnen disputieren und waren be-
richt der heiligen götlichen leren und geschriften sovil müglich 20
zu vememen. So aber yemands, wer der were, hohes oder ni-
dern 6tands, geistlich oder weltlich, niemandt hievon uszgeschei-
den, und besonder die von einem ersamen rat und der stat
Basel verpfrundet oder sunst belehnet, in welcherley gestalten
das were, die solche disputation über unser vorgehörte zülas- **
sung verhindern, oder yemands, und vorab die geistlichen und
verwanten der universitet, darein zu gan, selbs zu disputieren
oder zuzuhören, durch vorige oder weitere mandata oder gebot,
wie und welcherley weisz die geschehen möchten, verhindern
w ölten oder underst&nden , denselbigen, wer die [103] seyen, w
sol hinfür malen, bachen, feyler märekt, durch sy oder ir ge-
sind zu gebruchen, genzlichen verbotten und abgeschlagen sein,
desgleichen denen, so von uns und der stat verpfrundet oder
belehnet, ire pfrunden und leben genomen und der genzlich
entsetzt werden. Diser unser getrüwen warnung soll sich me- s*.
nigklich wissen zu richten. Zu urkund mit unserer stat uflge-
trucktem secretinsigel verwart, und geben samstags vor oculi
27.Febr.den 27. tag februarii1) anno domini etc. 24.
Caspar Schaller protoscriba
civitatis Basiliensis. 40
2. ooleio He. 3. »zu losen, zu losung« H s. 10. ntuttenden H «. 12. schallen H s. 13. in
solcher disputation weder zu disputieren zuzeh&ren A n t. Gernl. 16. disputastion Hs.
17. vergönnet H s. 18. eigen Hs. 19. worren Hb. 20. »gescheiten« statt »geechrif-
tenc An t. Gern 1. 22. nieman Hb. 24. snst belechnet Ha. 25. iolcb disputieren
Hb. 27. dorin Hb. 28. wydre He. 30. sjiten H r. 31. und baohen Hs. und Ant.
Gernl. 34. lochen genuinen Hb. dorren Hb. deren Ant. Gernl. 35. »unser •
fehlt in der H s. and In den Ant Gernl. 36. menglioh Hb. 38. So haben richtig die
A n t. G« r n 1. Der alte Druck hat : 24. »flerzeobenden« Hb.
1) S. über die unklare Datirung dieses Documenta Herminjard I. 198.
1524. 1525. 45
Also wart dise diaputation volbrocht und ein grose zal
volcks die do zuh&retten, von geistlichen und weltlichen; es
kam ouch vil gute dorvon, es giengen ouch vil sackten und
cermonien ab, es endstunden ouch vil cristlicher lerrer dovon
s uff, und nam das wort gotz fast zu und wart doctor Ecalam- «g
padius ein lupriester bestettet zu sant Martin und in dem co-
leio alle tag zu lesen l) ; er macht ouch Vil gutter cristlicher bu-
cher, die Ton im uszgiengen in wytte land, er liesz ouch ein
buchly uszgon vom sacrament gar cristlich und gut im latin 2) ,
ndesglich vor nie gehört wasz worden, er verwarff hiemit dem
romischen huffen alsz ir kromwerck, aber man wolt im zu Ba-
sel nit im truck losen uszgon. Doch wasz desmolsz ouch ein
fast gelertter man hie, nit namen doctor Erasmus von Rotter-
dam, demselben goben mine herren solliches buchly zu lesen,
is wie im ze thun wer ; uff disz besechen und überlesen schreib
er minen herren dise nochgeschribne antwurt uff disz Ecolam-
padius bfichly 3) :
[m] Doctor Erasmus von RoUerdamu* beschribung an min herren.
sGroszgünstigen herren, uwer erbarkeit zu gefallen han ich
ä überlesen das buchly Johannes Eocolampadii , welches do sagt
von den wortten des nachtmolsz unsers herren. Dorum so vil,
alsz ich mich verston, so ist es fiirwor ein geschickz, geziert
and wolgemachtz buchly, und das noch wol mer ist , so möcht
ich wol sagen, das es ein cristlich buchly werre, wo anders
5 ouch etwasz cristlichs genent möcht werden, so do wydrig ist
dermeinung und verwüligung der küchen, von welcher abwichen
oder wyderspennig syen minnem urttel noch geferlichen ist.«
Aber es wart im nit zugelosen hie zu trucken oder das
maus het losen uszgon, so vil betten die pfaffen zuwegen brocht,
» dan es lag in fast vil doran, dan es wasz gaqtz wyder die mesz
und all ir Satzung. Also wart es zu Strasburg truckt und gieng
wyd und breyd und wart ouch vil uff disz buchly gehalten.
Dornoch wart erkent, das man alle sinne bfichly liesz hie in
truck kumen.
Er hat »samedi avant Oculi le 24. jour de Fevrier«, wie der alte Druck und
Fu salin IV. 246, was aber, wie er schon bemerkt, sinnlos ist, da Samstag
vor Oculi 1524 der 27. Feb. war. Ochs V. 460 liest wie Ryff : den 14. Feb.
Warstigen hat: »Sampstag vor der alten Fastnacht« f vor Invocavit =*
13. Februar. 1) Hersog I. 284. Hagenbach 64. Herminjard I.
336. Oekolampad an Farel 6. Feb. 1525. ^ 2) De genuina verborum Do-
mini »hoc est corpus meum« juxta vetustissimos auctores expositio. Hagen-
bach 79. Hersog I. 322, verdeutscht von Hetzer 1526. S. Weller
No. 3943. 3) Wurstisen. Hagenbach 82. Der Kath verlangte von
Ludwig Ber, Erasmus, Cantiuncula und Bonifaciua Amerbach ein Outachten
über des Oekolampadius Schrift. Das Gutachten des Erasmus findet sich in
einer Abschrift des 16. Jahrh. in den Ant. Gern ler. I. Bl. 17 f., ferner in ei-
nem Drucke des vorigen Jahr, (anscheinend Basel, bei Sörin, um 1780),
deutsch bei Wurstisen 542 ff.
46 (1520) 16U.
Also brecht die 1er von disem doctor Ecolampadius vil frucht
in allen landen, dan disz buchly macht vil anhangs des ewan-
gelium, also da« es ouoh kam in die eydgnoschafft, wiewol die
von Zürich vor der meinig worren, hatten ouch ein crist-
lichen lerrer in aller meinig wie Ecolampadius, dordurch das*
gotzwort ouch by innen fast Bnnam, des man disen zweygen
predicantten nit fast günstig wasz in der eydgnoschafft, vorusz
die grosen pensioner, wyder die es heftig wasz. Man satzt in
ouch fast zu, wo man sy möcht umbringen, den von Zürich
und den von Basel, derren von Zürich genant meyster Urichi
Zwingly, gar ein gelertter man.
[105] Also erdochten gemein eydgnosen ein fand, wie sy möch-
ten zuwegen bringen, das sy dise zwen menner möchten hin-
dergon, und wart ein disputatz angesechen und uszgeschriben
zu Obren Baden im Eigöw !) . Aber es wasz uff kein gutz an- i
gesechen, dorum wolten die von Zürich iren predicanten nit
dar schicken, aber von Basel schickt man Ecolampadius dar
mitsampt andren predicanten und etlich der redten.
Also wart ein dispütatzion gehalten, aber es verfieng by
sollichen lütten nüt, es mögen berly under süwen nit für wert i
gehalten werden. Es wer vil hievon zu schriben, ist aber on
not, dorum wil ich wydter mit andrem färfarren.
Von eitn gememnsn gssellensckieten, so zu Basel gshaUsn ist
worden.
24. Mai. Uff pfinßten, alsa man zalt 1523 jor, wart durch beger ge- i
meiner schützen von Basel mit der buchsen und mit dem bogen
ein gemein geseüenschiesen erkant und uszgeschriben, wytt und
2o.jnu. breyd zu halten, uff mentag noch sant Margretten tag anzu-
fachen; also kam ein grose erliche geselschafft har von frempten
lütten. Esz komen har großen, fryherren und ritter, desglich i
vil edellüt, ouch usz der eydgnosehafft, von andren wyden stat-
ten nidsiden und obsiden; esz komem euch die von Strasburg
fast erlich, und gaben mine herren für das best vorusz nerzig
rinsch gülden, und wurten der goben sust vil gemacht in Sil-
ber und golt, wart also mit dem bogen erlich acht tag gehal- $
ten, dornoch acht tag mit den buchsen, wart ouch iederman
grosz zucht und er bewisen und gutte geselschafft gehalten.
Es wasz ouch alle ding hübsch und wol zugerust uff dem platz1]
und uff der Schüzenmatten mit zelten und andren ziertten,
so man innen zu erren ungeschlagen hat, bisz uff den letsten \
tag, kam gar ein ungestüm wetter, warff die zelten und alsz
um, das iederman must ab der matten gon, doch wasz es schon
[ioe] gar usz, und gewunen die von Strasburg mit dem bogen
1) Vgl. Chron. Georgii ad a. 1526 aueführiich. 2) I). h. auf dem St.
Peten-Plats.
1*24. 47
die beste gob und die von Ulm mit dar buchsea die beste.
Also endet sich diaa schießen ouob und für iedennan erlich wy-
der heim.
Von ein zug, so man in Meüand thet von Basel zum Franzosen*).
; UffLoreutzii im erstgemelten jar sobiokt man drü hundert 10. Aug.
burger von Basel in Meiland, doch nit anders, dan der gern
riechen wolt, wasz under disen houptman jungker Baltaser Hil-
brant und fenricb Martin Streiff zum Rapen und underfenricb
Hansa Zwilchenbart über Bin, hatten ein fry fenly von dry
uferben, wisa und schwarz und rouchfarb. Got geb in gluck!
Es zogen ouch hie durch die von Mulhusen den unseren glich
noch mit hundert knechten, ouch mit eim frygen fenly, wasz
dorunder houptman Franz Hagenbach.
Von eim ungestümen weiter.
r, Uff sant Simon und Judes tag im jor erstgemelt zu nacht 28. oct
zwischen siben und achten im nachtmol kam aber ein unge-
stüm wetter mit donner und blixgen und mit eim starcken
regen, das desglich kum erhört wasz worden, werret bisz uff
ein stund lang, wart es wyder gantz hell.
» Von eim grasen erdbydem7).
Uff der kindlen tag zu nacht zwischen zwelffen und ein 28. Dee.
im 1524 jor kam ein groser erdbydem, das die huser erziderten.
Man seit ouch, das er by sechsz mal wegs wyd gehört wer wor-
den, vergieng schnei wyder.
s» Von eim zug aber in Meyland.
Uff zinstag noch dem suntag jubilate im erstgemelten jor i». Apr.
zoch Jocab Meyger, den man nempt zum Hasen3), mit zwey
hundert knechten mit eim [107] frygen fenly, wasz fenrich Os-
walt Holtzach und underfenrich Petter Schorendorff; sy zugen
a aber nit wyd, sy wurtten gewend, komen in acht tagen wyder
heim.
Von eim zug, so man aber thet in Meüand und wart diser zug
gon Boffiy K) geleyd.
Zu herbstzit im erstgemelten fier und zwenzigisten jor
;mand der kunig aber ein eydgnoschafft im zu hilff zu kumen.
Also zoch man für Bofiy, belegertten das mit des künigs volck,
logen lang dorvor in meinig die in der stat uszzuhüngeren,
tber sy hatten sich wol versechen, logen die keiserschen fast
t) S. Wurstisen. Bullinger I. 113. Anshelm VI. 217. Er sagt:
der Zog tei »tu End Aagstens usgangen.« 2) Vom Karth. Georg in'»
hb 1*24 gesetst, a. u. 3) Hierdurch wird Ochs' Zweifel V S. 470
»Melle ich t der cum Hasen«) gehoben. 4) Pavia.
48 1&25.
starck in der stat, ouch fast vil edler, thetten zu beyden par-
thigen einander grosen schaden, zuchen vil eydgnosen hinin,
ließen von Basel by fierhundert hinweg usz der stat und usz den
emptren. Also zum letsten fiellen die usz der stat und über-
(W.Feb. fiellen die französischen und thetten ein grose Schlacht1), und^
' wasz von lantzknechten uff des Franzosen hülfen wasz, deren
komen wenig dorvon, desglichen die franzischien empfiengen
grosen schaden; do komen ouch vil eydgnosen um, und wasz
dorvon kam, wart gefangen und ellendiglich mit in gehandlet,
etlich wurtten gantz nacket uszzogen, den andren genumen tl
wasz sy hatten. Do gewunen wir aber ein erliche but von unser
vereinig, so wir mit dem künig gemacht hatten, do verluren
wir aber menchen gutten burger um des bösen gcltz willen.
Got verzichs!
Aber von eim erdbydem. t
20. Apr. Uff mitwuchen noch dem suntag jubilate, anno wie ob-
stat, wart aber ein groser erdbydem gehört, wart ouch an vil
ortten gehört, vergieng ouch schnei wyder.
[tos] Von eim grosen volck, dasz sich versamlat hat in alten landen
wyder ire oberkeitten, so man nempt die burren. *
In dem monet des mertzen alsz man zalt von der geburt
unsers erlösers 1525 jor erhub sich ein grosz gemein volck, so man
nampt die burren, erstmolsz in dem Franckenland und dornoch
uff dem Schwarzwald2), ins pfaltzgroffen 3) land, desglich im
Elsesz und Sungäw, im Rinthal und insz margroffen land 4) , in -
summa allenthalben im land erhub sich das gemein volck uff
dem land und samlaten sich mit einer grosen zal, und wüst
aber nieman, wasz willens sy worren oder wasz sy mud hatten,
endsatzt sich iederman gegen in, dan sy worren fast wolgerust,
und seit man , das ir meinig wer , iren herren und obren we- »
der zinsz, zechend noch gült me zu geben, sunder wolten fry
sin5). Es wasz ouch ir meinig, den adel, desglich pfaffen und
munchen und nunnen, zu vertriben, alsz sy ouch zum teil thet-
ten, dan sy zerstörten vil kloster uff dem land allenthalben;
es dörflt ouch kein pfaff noch munch ir wartten, sunder sy-*
wurtten uff dem land zerstrouwt, dasz sy sich in die stet thet-
i
1) Die Schlacht von Pavia vgl. Anshelm VI S. 331 ff. Buliinger 1
S. 256. Kessler III. 367 ff. 2) Diese Auffassung ist nicht richtig. Der
Schwarzwald, insbesondere Stühlingen im Hegau, war die Wiege des Auf-
standes, und zwar schon im Sommer 1524. Im März 1525 lodert er beson-
ders im Algftu wieder auf. Im Allgemeinen vgl. Zimmermann, Geschichte
des grossen Bauernkrieges, 2 Bde. Stuttgart, Rieger 1S56 (2. Aufl.).
3) Pfalzgraf Ludwig. 4) Ernst, Markgraf in der obem Markgrafschaft
Baden. 5) Anspielung auf die 12 Artikel.
1526. 49
reu und wo ay dan uffenthalt han möchten. ^ gy zerbrachen
den pfaffen ire huaer und äsen und truncken in, wagz 8j flmmm
kn, verdarbten den klostera und edlen vil win un^ körn, des-
glich ?il fiech. Es wasz nüt vor in sicher, j^ <jan pfagexkf
üminchen, nunen oder edellütten zuhört; sy fl engen ouch an
und thetten sich für die stet1), nämlich für Ensen, Friburg,
Sultz1), Gebwiller») und Watwiller und Sennen4), deszglich
ins margroffen land nomen sy Rottällen in , Susenburg und
Hochburg. Es dorfft ouch kein bur wyder sy sin, sunder mit
i in riechen, so halt sy in mandten. Sy zugen ouch im Elses
für Than und [109] Zscherwüler5), do empfengen sy ein grosen(2o.M«i.>
schaden, dan die edlen hatten ouch etlich rütter gesamlat, die
komen hinder ein hüffly burren vor Scherwiller, die brochten
^y fast al um , sy thetten in ouch sust an andren ortten ouch
"vü schaden. Es komen ouch fast vil der burren gon Elsesz-
Zabern, by zwentzig tusent in die stat, die wurten von dem
herzogen usz Lutringen starck überfallen und do jemerlich er-<i7.M»i.)
mört6i. Dan der herzog seit in frid und gnod zu, das sy sol-
ten abziechen, ieder mit siner hab, gab den burren des ouch
* brieff und sygel, doch das sy ire gewer und woffen solten von
in thun. Do sy das selbig thetten , überfiel er sy über alles
zusagen und ennörtet sy alle ellendglich und brocht do um
me dan zwentzig tusent burren. Er macht do manch vatterlosz
kind, er wasz unredlich und unfurstlich mit in umgangen.
i'Uesglich thet ouch der pfalzgroff am Rin, der überfiel ouch
etlich und liesz ir uff ein tag me dan hundert die köpf ab-
xilachen7). Die armen lütt wurtten allenthalben mit groser
>troff wyder gehorsam gemacht , es musten ouch vil usz dem
land wichen, die nimermer zu den iren kumen dorfften. Es
s wer vil von disem burrenkrieg zu schriben , wie die fursten
and herren mit in umgangen sind so ellendglich und unbarm-
herzig, das nieman gnug dorvon sagen kan, dan do kam ein
stroff über die andre noch und noch , das sy nit me grümen
mochten. Es wurtten ouch vil zu Ensen gericht, etlich und
; tu, die nie schuld doran gewunnen, aber do wart kein gnod
1] Vgl. H. Schreiber: Das Breisgau im Bauernkriege, in dessen
Taschenbuch für Geschichte und Alterthum in Süddeutschland. Freiburg,
Eamerting 1839, Bd. 1. 2) 10. Mai, Zimmermann II. 403. 3) 12. Mai,
Zimmermann II. 403. 4) Sennheim (Cernay) 15. Mai, Zimmermann
ilO. 8. 403. 5) Das Gefecht am Pass von Scherweiler: Zimmer-
mann TJ. 420. S. die synchronistische Uebersicht in Bensen: Geschichte
^Baaernkrieges in Ostfranken. Erlangen, Palm 1840, S. 582. 6) Zim-
mermann II. 417. S. von Schweizer Quellen : Bullinger I. 247, wo in-
des die Darstellung nicht klar ist, auch Wurstisen. Kessler III. 336.
An s heim VI. 294. 7) Das »uff ein tag« ist Uebertreibung des schon an
®d für sich Furchtbaren; vgl. Bensen a. a. O. S. 485 nach Haar er,
Wendelstein u. s. w. Zimmermann II. Cap. 12 u. s. f.
feto Ckro&ikaa. L 4
60 J&25.
sunder sobalt er von den rüttern ergriffen wart, ao
nrast ers lyden, dan sy ritten tag und nacht uff sy, dorfiten
ir etlicfa wol in den betten ufinemen und mit in gon Ensen
farren. Hieby ichsz wil Ion blrpen um kürze willen1).
[110] Von eim vffkuff, so zu Basel sok besckecken sin, so uff die s
burger er dockt tvasz worden2) .
1. Hu. Uff Phillip und Jacoby im erstgemelten jor gieng ein red
under der gemeind und kam ouch fiir min herren, wie etlich
burger solten ein anschlag gemacht han mit den burren in
unsren emptren, wie das man wolt in der stat die kloster über- 10
fallen, und solt der bescheyd uff der weber husz sin beschechen.
Do das mine herren innen wurtten, versamlatt man ein grosen
rot, wie man sich in der sach halten wolt, dan es gieng wol
ein red usz, das die burren in emptren unr&wig werren und
wolten für min herren kerren, innen ir beschwernusz erzenen ; i»
nu aber es wasz noch alsz still und wasz diser anschlag ouch
erlogen, dan das der verzwifflet huff der pfaffen vil lüg erdoch-
ten3). Also Wart dennocht so vil gehandlet, das man ein ge-
mein bot uff allen zunfften hielt uff des hellgen crutz tag im
3. Mai. meygen und Wart mit grosem rot erkent , das man uff iede 20
zunnt etlich herren vom rat schickt, die nu all zunfftbruder
gemeinlich anforderten, welcher eins andren willens wer, dan
das er lieb und leyd mit minen herren lyden wolt, ouch lib und
gut zu innen setzen wolt ietz in disen wyderwertycken loüffen,
des ouch nieman unwillig runden wart, sunder aUi lib, er und 2s
gut zu minen herren setzen ; dan diewil schwerlich Sachen ver-
banden worren allenthalben, besorgten mine herren, es wurt
under irer gemeind ouch endstonn. Sollichem zu Türkinnen,
hielten sy disz bot uff allen züntften und begertten ouch ein
wissen zu haben, ob sich iemans beclagte, der etwasz beschwert ao
were, der mochte sollichs minen herren anzeygen, ab es wart
iederman gutwillig funden. [111] Also gieng iederman wyder
heim und worren wol zurriden und gestund also an bisz uff
3. Mu. den oben dises tags um die fierte stund noch mitag, kam die
mer, wie die burren usz unseren emptren kernen mit macht 35
1) Verglichen mit andern Schweizer Darstellungen des Bauernkrieges
steht die unsres Autors der sehr gedrängten des Salat (S. 127. 128) voran.
wird aber sehr übertreffen durch die von Bullinger I. 241 ff., An ehe Im
VI. 269 ff., vor allem aber durch Kessler III. 314 ff., der sogar deutschen
Quellen sehr wesentlich ergänzend an die Seite tritt. Abweichungen vom
Chron. Geörgii, die in cum verschiedenen religiösen Interessen der beiden
Autoren wurzeln, sollen bemerkt werden. 2) S. Zimmermanns zu-
sammenfassende Darstellung in dessen Geschichte des Bauernkrieges
IL 95—99, nach Ochs V. 492 ff.. 3) Bruder Georg weicht in dieser Auf-
fassung bedeutend von Ryff ab. S. u. Chron. Georgii.
1125. 51
oad wolten in die »tat. Do aeitten etlich, ay wolten die klo-
m überfallen und hetten etlich burger beacheyd mit innen,
das gy innen das thor wolten offen behalten, etlich seiften, die
«fhlosz an den thorren werren vergosen, das man die thor nit
>be*chliesen möcht, es gieng villerley red usz, ein ieder leyd
es noch sim verstand uff dasz Wst usz, und wart doch der
gwst zwiffel uff der weber zünflt gleyd , die es dan mit den
burren solten gehebt han. Also erfand es sich doch, das nit
daran wasa, aber es musten vil um Unschuld dorum in gefeng-
taisz, alsz man harnoch wol h&rren wurt. Je alaz es wart um
die nt, wie obstat, komen die burren usz den empören bis»
zum kapelle1) vor Eschamar thor, hatten ouch Liestal ingenü*
men und etlich burger dorusz, die mit in ziechen musten, und
Eagenthal2) , das kloster, desglich zum rotten husz2), worren
sbegynenhüser, osen und truncken, wasz do wasz, vertriben
ouch die beginnen ; also wart fast ein grosz geloüff hie in der
>ut, das man alle thor versach, desglich alle dum und murren,
and am Kornmerckt wasz man ouch im harni&t und mit gewer.
Do wasz ein grosser schrecken in den bebstischen, hatten ein
ff£n*z geschrey und forcht, man wolt in die hüser durlouffen,
bitten, man wolt in das ir nemen. Ich sach aber nieman,
der des willens wer, es wasz ouch nit alsz grusam, alsz maus
macht. Also wart die nacht und noch und noch starck getrot-
tet und gewacht, und schickt man etlich des rotz und von
t -a] houptren die nacht für das thor hinusz mitsarapt etlichen
wolgerasten bürgeren und kamen zu den burren, die dan die-
selbe nacht vor dem thor oder vor der stat logen, zu erfordren,
*a*z doch ir beger oder anügen wer, das sy in dan inmosen
erzaltten, on not, alsz hie zu beschriben* Esz wasz aber ouch
>ir beger einue, das sy an mine Herren begertten, innen crist-
üch predicanten zu geben, die in das wort gottes lutter und
clor prediggetten noch inhalt alt und nüw testamont, und wasz
if beger gar nüt iemans zu beleydigen oder das sin zu nemen,
«laz man dan in und andren zugeleyd hat3). AJbso wart in der
3ärh gehandlet, das in mine herren in etlichen articklen ver-
ketten and in- vil in beschwerden und andrem nochlieseu,
domit sy zu friden kernen, und wart alle ding verzigen und ge-
rieht und zagen wyder heim.
1-Ab Sud« tos sptterer Rand, anscheinend der des Peter Et ff: »MB. das pfaffen-
******* nsseten m. Wissenbuif , dessen Tatter des rkate af deiaalbigen swift cwasen md
1/ KapeUe der heiligen Elisabeth. Fechter 107. 2) S. L. A. Burck-
sirdt, Die Verfassung der Landgrafschaft Sisgau in den Beitr. iur vaterl.
Wuchte n über Engenthal und da» Bothe Haus S. 332 und S. 432—434.
>?<- die Stelle aus Wurstisen bei Buxtorf, Reform**. Chronik des K.
«wy S. 75. üeber die Beginen in Basel überhaupt s. Fechter 8. 60-63.
1 ue Einwirkung der 12 Artikel auf diese 4er Baseler Bauern ist unver-
itüflbw; s. auch Zimmermann, Geschichte des Bauernkrieges IL 98.
52 1525.
4. Mfti. Also hielten mine herren den andren tag aber den ganzen
tag rot und wurtten vil von wehren gefangen, wib und man,
logen by acht tagen. Sy wurtten aber unschuldig funden an
dem, so man in dan zugleyd hat, bisz an ein, wart mit disen
gefangen, mit namen Urich Leyderer. Denselben hielt man *
lang gefangen und wart vil uff in geleyd von dem pfeffischen
hüffen und irem anhang, dan diser wasz fast wol am wort got-
tes, des er dester mer figent im rot und sust von pfaffen-
knechten hat. Es wart ouch ruch mit im gehandlet mit strecken
und andrer marter. Es wart wennig an im vergesen, ob sy lft
etwasz hetten mögen usz im bringen, domit sy das gotzwort
hetten [113] wyder undertruckt, aber diser wart unschuldig fun-
den, dan er begert nüt anders dan rechtz, so er schuldig wer,
im das solt beschechen, wol und we thun; dan es wart vil
ubels uff in erdocht, wie er etwasz solt geschriben han, das ls
wyder den rot oder oberkeit solt sin gesin, desglich ein an-
schlag mit den burren gemacht han, das alsz erlogen wasz ; es
wart ouch zu mer mollen erkent mit grosem rot, das man im
recht solt halten, aber es mocht im nit verlangen, dan die an
im schuldig worren, besorgten sich, sy wurtten übel bestan. 20
* Sy funden in gantz unschuldig, dennest wolten sy in nit her-
usz losen, dan sy forchten die gemein wurtten innen, wie sy
mit im gehandlet hetten nit alsz gnedig herren, sunder alsz
thirannen. Gott gebs in zu erkennen! Lag also by eim hal-
ben jor l) hertiglich gefangen , bisz sy in vor der gemeint nit *•>
wol lenger dörfften in Ion und liesen in also alsz ein krancken,
den sy wol pinget hetten, herusz, leyden im ouch ein schwere
urfech uff, domit nieman ir thyranny innen wurt.
Es erhub sich ouch das bursvolck insz bischoff von Basels
biet und wolten dem bischoff nit me gehorsam sin, noch in 3°
ouch für ein herren haben, und ruften min herren an für ir
Schirmherren. Begertten innen ouch gehörig und gehorsam ze
sin des. In derren von Sollenthurn biet und empter lüffen ire bur-
ren ouch zusamen, doch wart es halt gestillet und ferdettiget
durch min herren und ander gut nochburren. Also wart hie **
lang grosz wacht und hud gehalten2).
Von eim tag, der hie zu Basel gehalten vfart der burren halb
in Sungow und margroffen land.
(25. Juli) [114] In dem erst gemelten jor wart ein tag angesetzt hiehar
14. Hier scheint im Sinn« etwa» an fehlen, dae ich nicht am ergänzen wage ; die »ehr un-
klare Constrnction will offenbar tagen : »wann er schuldig wäre, sollte ihm dae (eein
Hecht) geschehen, nämlich (Je nach Umstanden) Wohl- oder Wehe thun.c 28. Am Bande
von der Hand den Peter Byff: »Ich hab disen man wol gekant, Hans Leiderer, ein son iat
rhatsher aun wabern worden.«
1) »Per trea menses« Chron. Georgii ad a. 1525. 2) Anshelm
VI. 295 ff.
1525. 53
gon Basel !) durch anrußen gemeiner burschaflt im Elsesz, Sun-
gow und ins margroffen land, um hilff und gnod innen zu er-
werben gegen iren herren und dem regiment2), dan sy in gar
vil not und ubertrang anthetten, sobalt die edlen überhand ge-
urunen und die burren wyder zerteilt wurden, wasz wenig
snod und barmhertzigkeit do, ietz mit brand und dan mit ge-
fengnis3;. Also fiengen die burren im Sungow an zu flöchten,
und uff sant Bartlomesz tag erst genant datum furtten die bur-2*- Ang.
ren usz dem Sungow harin in die stat, wasz sy erfuren moch-
ten von körn, win, huszrot, wib und kind. Do wart grose not
jesechen, es wart also vol rosz und karren das nieman durch
Spallen forstat4L noch zum thor usz oder in mocht kumen den
ganzen tag. Es wurten allenthalben die huser vol körn ge-
M?huttet und vol huszrat gestelt, wo sy so vil blatz finden
* mochten.
Also leyden sich gemein eydgnosen in die sach, nämlich
Zürich, Bern, Schaffhusen, Sollen thurn und min herren, und
von der herschafft woren hie vom regiment von Ensen ein bot-
schaff von Iszbruck, zwelff edler5), es warren von iedem huf-
*fen der burren ouch hie me dan zwey hundert, wart der tag zu
den Barfusen6) gehalten und thettiget, wart gericht aller bän-
de! zwischen den burren und dem adel und ein Schätzung uff
die burren geleidt, das iedes husz im Sungow und Elsesz solt
?en sechsz gülden für die Zerstörung der kloster und pfaffen-
i Laser und ouch susz allen kosten und schaden abtragen. Es
wart in [115] susz ouch vil frid und gnod zugeseit vom adel,
■iber es wart in wenig gehalten, sunder in ein Schätzung über
die ander uffgeleit und susz ellendlich durchecht, wie dan
w anzeigt ist : do sy meinten sy werren in guttem friden, kam
- mancher redlicher bur schandlich um sin lib und leben7), er
und gut, dovon vil zu schriben wer, aber um kurtzy losz
ifhsz 8 ton.
1 »Umb Magdalena (22. Juli) sagt Wurstisen. Vgl. Ochs V. 509.
Aashelm VI. 295. 8. einen Theil der auf diese Verhandlung bezüglichen Ur-
imden bei H. Schreiber: Der deutsche Bauernkrieg, gleichzeit. Urkun-
•ien Irkundenbuch der Stadt Freiburg. Neue Folge) Jahr 1525, Juli— De-
cember. Freiburg, Wangler 1866. Den Abschied zu Basel in Betreff der
Markgriilichen Bauern vom 25. Juli siehe daselbst S. 62 ff. Vgl. C h r 0 n.
Gtorgii. 2) Nämlich der vorderösterreichischen Regierung. 3) Siehe
Schreiber a. a. O. S. 91. Basel an die österreichische Regierung 20. Au-
rot 1525. 4) Späten - Vorstadt. Ueber den Namen derselben s.
Fechter 76 f. und im Basler Taschenbuch auf das Jahr 1852. S. 239 ff.
5 S Schreiber, Einleitung V. VI. 6) Die Barfüsserkirche. 7) S. bei
Treiber a. a. O. S. 124 das verzweifelte Schreiben der Sundgauer an
äasel Tom 7. Sept 1525: »So bittend wir trüwlich und ernstlich, als zu
%*rc& liebsten, das» ihr das Landt zu eweren Händen nemen
'Ubewaren« u. s. w.
54 1*3*.
Von eim großen Sonnerschlaff *) .
19. Sept. Als man zeit 1526 jor der nunzechend tag herbstmonetz
um die sechste stund noch mitag kam ein grusamer donner-
schlag von heidrem himel mit einem blix und schlug in ein-
nen dum an der etat graben zwischen Eschamarthor und sant
Albanthor. Dorin hatten mine herren ir büchsenbulffer und
schwebet, desglich vil hockenbüchsen und andre stuck, also
schlug disz wetter dorin in das bulffer, des by fünfzig donnen
vol wasz ungeforlich, alsz man seit, zerschlug den mechtigen
starcken dum usz dem erdrich hinweg, alsz ob kein dura nie
dogestanden wer. Esz bleip kein stein bim andren. Es zer-
schlug die murren von ein dum bisz zum andrep und zerschlug
alle huser in der Malzgasen, esz bleip keins ungeschend. Esz
warff etlich grosz quaderstein bisz in sant Alban forstat und
inn Eschamar forstat, geschandt vil huser und decher ; wasz um
den dum wasz, wart zerschlagen und geschend, die reben usz
dem grund hinweg, boum und alsz und noch vil schedlicher.
Es zerschlug by zwelff2) menschen, etlich schlug es in die
luflt, das nieman wüst, wo sy hinkumen woren, do het einner
grosz jomer und not gesechen, wasz eilender, barmherziger an-
blyck das worren. Eim teil wasz sin houpt vom lib geschla-
gen, dem ein arm, dem andren der halb lyb; vil wurden sust
geschend , dasz sv eilend lüt wurtten; die stuck von üben
[ii6] wurden in ein karren zu sant Eisbetten gefurt und do
begraben. Diser donnerschlag erschüt ouch me dan in der hal-
ben stat die huser, alsz ob ein erdbydem gewesen wer. Es er-
schlug ouch Heinrich Spilman, dem metzger, ein sun uff dem
feld, der huttet der ochsen, und .zerschlug zwcn ochsen ouch
zu tod. Es wasz ein eilender anblick zu sechen, on not vil
dovon zu sagen.
In disem jor erhub sich aber vil zwytrechtigkeit under der
gemeind der zwyspaltigen predig halb, so man in der stat hat ;
ein teil red, wir hetten sollichen Unfall von den baptistischen
pfaffen, das ander teil vermeind, wir hetten kein gluck, diewil
die zwyspaltung wer. Also sochen min herren dorin und lie-
sen ein man tat uszgon wie nochstat, domit nit ergers dorusz
endstund 3) .
[ti8] Von eim grasen wetier.
10. Not. Uff sant Martins oben, anno wie obstat, zwischen zechen
und elffen noch mitag kam ein grosz wetter mit donner und
1) Ochs V. 560 ff. Vgl. Chron. Georgii ad a. 1526, woselbst auf
einen Brief des Erasmus Bezug genommen ist. Aufzeichnungen 160.
be2) Uerein8timmend Erasmus. Dagegen hat Chron. Georgii: plus
3uam quadraginta, s. o. 3) Hierauf folgt nun in der Us. das Mandat
es Käthes, welches von Rvff irrthümlich mit den Ereignissen des Jahres
1526 in Verbindung gebracht und von uns oben unter das Jahr 1523 an
seine richtige Stelle gesetzt ist. S. oben S. 38.
v
1537. 55
blitzgen und mit eim grosen regen-, aLsz ob es mitten im *u-
mcTwer, weret by einner stund lang* zergieng es aenfftiglich
wydeT, waBa Ter nit vil me gesechen worden um die zit qin
solüch wetter *) .
Fo» einner Versandung der gemeind der predicanten halb.
im] Uff zinstag vor Simon und Judy akz man zalt 1527 jqr». oct
Fersamlat eich die gemeind der burger zu den Ougustineren3)
frag noch der predig, kamen zusamen by fierhundert burger,
tU alter redlicher mener, rotschlugen do, wie der sach zu tbun
»wer, dan sich aber vil Unwillens erhebt hat uader den bürge-
rcn zwischen beyden parthyen der zwyspeltigen predig halb,
dan do wart miner herren mandat uff der Mbstler sytten nit
gehalten, sunder achalten und lästerten für und für die, so dem
ewangelium anheneig worren; das mocht nun ein cristlich geh
^mein mit lyden, schusen also under in by drisig ersamer mener
u», die sollen ein suplicacion setzen an min Herren in friint-
lieber bit wisz, in solhehe sach au sechen und ir mandat hand-
haben, das dasselbig vom wyderthetl gehalten wurt, domit wy-
der uneinigkeitt vermitten blip und einhelliglich geprediget wurt.
»Aher in allem rotschlag schickten mine herren dry vom rot zu
den Oagustiner zu der gemeint, nomlich her Jocab Meyger,
Zunftmeister, Jocab Götz, der saltzher, Petter Riff3), der weber,
das dieselben solten die gemeind frogen, wasz ir anligen wer,
and sy guttiglich wyder von einander thetigen, wie sy moch-
ten, domit süsz von einander brachten. Also wart innen sol-
üehs offenbart von dem uszschutz, wasz der gemein beger werre,
das qu dise unsere herren wol uftnomen und sollichs minen
herren anzeygten, in hoflhung, sy wurtten in der sach handien,
das die gemeind wol zufriden würt sin. Batten also die ge-
»mein, das ieder froüch wyder heim solt kerren und zu guttem
friden werren, dan sollichs solt uff das allerfurderlichest gehand-
let werden, das sy ein vernugen wurtten haben.
itt] Uff das sasen mine herren über disen handel, und wart
off denn neehsten suntag noch vorgemelt dag uff allen zünfften 37. Oct.
** ein gemein bot gehalten und vom rot verorttnet uff alle zünflft,
und hielten der gemeind fiir ein mandat, so dan vom rot er-
tant wasz worden, sollichem furhin zu geleben; dem ist alsz
wie hienoch stat4). Sy helten ouch der gemeind in den zünff-
& 4b feste nit wdmr Hart wdTint«: PettsyByff. 20. wissygei) H f .
a früheren Jahrhunderten oft »Zeuge politischer Verhandlungen .« S. F e c h -
ter 14. S.Chron. Georgii S. 86. Wurstigen. Ochs V S. 591. Her-
1) Vgl Chron. Georgii 8. 76. 2) Das Augustinerkloster war schon
... *+. w*i»wu. VlCUlgÜ b. <7V. TT UrtMBCil. UUU8 f U. V9I. UOf "
!°f£ 8 5*'- Ha«epbach 103. 3) Der Vater Fridolin's, *. Einleitung,
v Der Chronist hat die Absicht, dies Mandat in extenso abzuschreiben, nicht
»»gefthrt oder nicht ausführen können. Ueber dieses Mandat (vom 23. Sept.,
resp. 21. Oct) s. die folgende Anmerkung.
56 1*27.
ten fiir, wie das min herren so ein grosz misztallen hetten an
einner burgerschafft, das sy sich also zamen hetten gerottet
oder versamlat und wie sisz unsz in vil weg mochten zu ar-
gem uffhemen, und geacht möcht werden für ein uffrur und
derglichen, diewil doch min herren vonnolsz ein mandat het— 5
ten losen uszgon *) , das dan zum deil anzeigt, wie hinfur ieder-
man solt sinsz glubens fry sin und ieder gluben, wasz in sin
conciens wisz und ieder den andren des glubens halb unan-
tastat losen und iedem deil sin predicanten und furnemen un-
gehindert sin und derglichen, und furrer ouch sich ieder mosen ifl
solt vor sollichem rotten oder versamlung; wan wo das wytter
beschech von eim oder dem andren, den weiten myne herren
stroffen noch grose der schuld. Aber es wart do nit vil crist-
lichs gehört, das erkant wasz worden nochdem und sy ein man-
dat hatten vormolsz losen uszgon, dan sy vermeinten, es solt is
grose einikeit bringen, so ieder deil sin eygnen predicanten
oder gluben het, achtetten nit, wie es gegen got und einner
cristlichen gemeind geachtet wurt. Es wart do ouch nüt ge-
meltet, das man die predicanten zamen ortnet, domit sy ir 1er
rechnung geben , alszdan ouch im vorrygen mandat erlüttert 20 j
wasz. Sy hetten aber susz gern der gemeint die muller ver-
stoßt, das nieman [121] nüt reden solt, aber got wolt sin wort
nit Ion undertrucken, sunder es must ein mol sin fürgang han,
dan ie me die oberkeit der pfaffen schonnet, ie me und gro-
sere zespaltung wart under der burgerschafft. 25
27.oet Es hielten ouch mine herren uff erstgemelt datum für uff
allen zunfften, wie Hans Gallicions seiligen frow sich het et-
licher edellüt angehengt2), die einner stat von Basel und gan-
zen gemeint abseitten von wegen der frowen um ir ansproch,
so sy understund an min herren zu haben, um das dan mine so
herren ir das ir verkoufft und verganttet hetten wyder alle
recht, alsz sy fürgab, und worren diser edellüt zwelff, etlich
under dem pfalzgroffen, etlich under dem herzog von Luttrin-
gen, dan sy hatten minen herren gesehriben und ire namen
dorm gesetzt, ouch dorin Warnung geben : wo sy solliche frowen 3&
um ir ansproch nit vernftgten in monetz frist, so möcht sich
33. pfilffgroffso Hs.
1) Es ist das Mandat vom 23. September 1527 gemeint (Erkanntnis-
buch IV. 30. Ochs V. 587). In einer Erkanntnis vom 21. October waren
die Hauptpunkt« desselben, vornehmlich im Hinblick auf die Glieder der
Räthe , aufs Neue hervorgehoben und bestätigt worden. Es heisst da un-
ter anderem: Darzu soll ein ieder seines gloubens frey, niemans getrun-
gen, noch gezwungen, mesz oder nit, dyse oder ghinnige predig ze hören,
sunder soll das eins ieden conscienz heimgestelt sin (Erkanntnisbuch IV.
31b. Ochs V. 587. 589 ff. Herzog IL 54. Heusler 440 2) S. oben
zum Jahre 1521.
1527. 1526. 1528. 57
ieder burger versechen , wasz im begegnen wurt , dan sy ver-
neinten etlich koufflüt von Basel mit iren guttren nyder zu
*«rffen, des sich mine herren und burger ein wil fast besorg-
ten. Also warnnetten mine herren ire burger: wer userthalb
s etwas« zu handien het, das ers sich solt v^sechen und ge-
waranet sin. Also schickten min herren etlich vom rot hin-
weg zum herzog von Lutringen, under dem dan derren edel-
lnt etlich woren, um das sollicher frevel abgestelt wurt, des—
glich zum pfalzgroffen ouch also, wo sy dan wüsten , do die
!• edellüt ir uffenthalt hatten. Also wart die sach gestillet, das
nüt wytters dorusz entstund ; aber wie es abgericht ist worden,
Ist mir nit zu wissen, dan das vil von disem handel zu schri-
ben wer, wie er zum end kumen wer, dan es ist zu beyden
teülen vil rechtens gewesen zu Strasburg, dordurch min herren
isiu grosem kosten kumen sind.
[m] In dem sechsz und zwenzigisten jor wart groser mangel
allenthalben im land und in stetten am fleisch, weret uff zwey
jor lang.
Uff den ostermentag alsz man zalt 1528 jor wurtten die t s. Apr.
s> götzen oder bilder heimlich zu sant Martin und den Ougustiner
hinweg brochen durch etlich gut cristlich burger; das wurden
mine herren innen und thetten fast übel dorum, alsz ob man
ein grosz ubelthat het thon, und liesen fier man fachen, wo-
ren zünfftig bin spywettren1) und gut redlich burger. Do das
25 gemein zunfftbruder innen wurtten von spywettren, hielten sy
ein gemein bot uff ir zunfll und wurtten des einhellig am mit-
wuchen, für dise gefangnen zu bitten, diewil sy nüt anders ge- u* Ap»-
handlet betten, so wer doch sollichs nit wyder got, sunder ein
geheisz gotz, der do an vil ortten verbüt sollich götzenwerch
&zu machen, dorum man in sollichs nit in argem uff solt ne-
men *) . Aber es wasz den pfaffen und götzendienneren ein grosz
übel, sy hetten mögen lyden, das mans alle dorum erdrenckt
het. Do nu die gemeinen burger sollich anschlag in bittlicher
wisz innen wurtten, versamletten sich von stund an von allen
k zunfften uff dem Kornmerckt zusamen by dryhundert 3) und wol-
ten wartten, wan die von spywettren kernen, wolten sy mit in
helffen bitten. Also do sy komen, zugen sy mit in uff das
richthusz, wurtten ir me dan fierhundert der burger. Do mag
einner wol dencken, das min herren nit kleinnen schrecken
* Domen im rot, do sy all uff das richthusz zugen und nit wüsten,
1) Die Zunft der Zimmerleute und Maurer. Ueber den Ursprung des
Xamen« s. Fechter, Basel im 14. Jahrb. S. 52. 2) Im Ganzen über-
einstimmend mit RytT berichtet Wurstisen, sehr kun Bullinger II. 6
und Kessler V. 139, der irrig den Bildersturm auf den 17. April verlegt.
Salat 8- 197 berichtet von der ganzen Sache in einem kurzen Satze; vgl.
Oekolampads Brief an Zwingli vom 16. April. Schuler und Schuithess
II 162 3) Wuratisen hat 200, Bullinger in Uebertreibung 800.
58 1*2*.
waaz [123] dorusz werden wolt. Es meret sieh ouch der h
ie lenger ie fester. Abo schickten mine heran den zunffhn
ster mitsampt andren herren harusz an sy, in guttickeit zu (0
dem, wasz ir beger wenre, das in dan balt von den burger
anzeigt wart, nämlich der fier gefangnen halb, wie vor an»
ist. Do begertten mine herren, das die gemein ein uszschu
macht und dieselben handien solten vor minen herren, die üb
gen möchten heimkerren. Aber disz wasz der gemeind nit
legen, sunder sy wolten by einander blipen. Also wart man 2
rot, das sy uszschussen by drisig ersamer burger1), die sola
in bittlicher wisz vor minen herren handien , und leytten si
gemein burger uff der spywetter zunfit2). Do wolten sy by ei
ander blipen, bisz in ein antwurt wurt und die gefangne
herusz kernen. Das werret nu von frug an bisz um die funffi
noch mitag. Dan do wurden vil arttickel erzelt, die die gern
weit haben noch inhalt des uszgangnen mandat, vonnolsz
schechen3), der predicanten halb, das die zamen gewisen wu
den und sich vereinbarten mit einander einhellicklich zu pr
digen , desglich nit also um klein ursach ein ieder burger ge-
fenglich angenumen wurt; so hetten dise ouch nüt uncristlicha|
gehandlet, dan das, so sy an den götzen oder bildnusen be-
gangen hetten, wer nüt dan cristlich und wol thon gegen got,
dan sy ein grüwel gegen got und den cristenmenschen werren,
und derglich arttickel me, wurt man henioch wol hören4,.
Also by langem kam der uszschutz, brocht die antwurt voa)
minen herren, das die gefangnen on alle endgeltnisz wurtten
uszgelosen, desglichen ouch susz wytter gehandlet wurt, domil
die burger ein gut vernugen hetten, und liesen ouch also ein
mandat uszgon, wie hienoch stat:
[124] Mandat von eim ersamen rat der stat Basel der predicanten
und kilchen halb 6) .
Diewil unser gnedig herren burgermeister sampt nüw vnd
alten rotten der stat Basel hievor usz gutter erbrer meinung
9. »by« fehlt in dar H ■.
1) Wurstisen riebt den Ausschuss zu 34 Mann an. 2) Fechter
52. 3) S. das Mandat von 1523 oben. 4) S. unten. 5) Im Auszug
bei Wurstisen. 8. Ochs V. 610. Vollständig befindet sich dies Mandat
in den Decreta et mandata senatus ßasiliensi» 1521 — 160$,
Blatt XVI ff. unter der Ueberschrift : Mandat, wie man sich in den zwey-
nungen, also das man in einer kilchen die mesz und bilder abgethan und
in etlichen kilchen die behalten hat, halten soll etc.; ferner in den Ant.
Oernler. I. Blatt 32 unter dem Titel: Mandat der Predicanten und Kir-
chen halb, in welchen die bilder abgethon werden oder bleiben sollen Anno
1528. Da auch dies eine spatere Abschrift (erst aus der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts) ist, so ist dem Druck die Hs. von Rvff zu Gründe gelegt
und bei event. Versehen und wichtigen Varianten auf 'die beiden andern
Texte Rücksicht genommen.
1528. 59
und in sunders um fridens und einigkeit willen erkant und in
alle zunfft sagen losen, das iederman des glubens fry sin und
nochdem einnem ieden von got gnod verliehen, gluben solle
und dan die bilder den bürgeren und hindersesen, so zu sant
* Martin , zu sant Lienhart, zu den Ougustineren , zu den Bar-
fusen und in dem spital das götlich wort verkünden hören,
ergerlich, irem gluben unlidenlieh und deshalb ze haben be-
schwerlich, domit dan obgemeltte erkantnisz by würeklichen
krefften bestan, so haben gemelti unser gnedig herren an hüt
10 dato wytter erkant und wellen, das die vorbesthnpten sant Mar-
tin, sant Lienhart, der Ougustinner und Barfuser kilchen sampt
dem spital durch unser herren, alsz die orttenliche oberkeit,
und niemans andren, durch unserer herren wereklüt gerumpt,
die bilder dannenthon und solliche kilchen, wie vorgenant un-
15 derthonen gebetten, zugericht werden, doch sollend der chor
zu sant Lienhart und zu den Barfusen sampt iren nebencapel-
len, wie die ietz sind, also geziert blipen, domit die, so an
den beyden ortten noch mesz habend, an sollichen ortten ir
andacht verbringen mögend, und sollen aber dise chor und ca-
20 pellen, wan man in disen kilchen das gotteswort verkündet,
domit niemans geergert, nit uffgethon, sunder beschlosen ge-
halten werden. Sunst haben unsere herren wytter erkant und
wellend, das in allen übrygen kilchen zu beyden statten Basel,
in dennen man noch uff disen tag wie vor nocher geprucht
35 das gotzwort verkündet und mesz haltet, [im] die bilder und
kilchenzierten blipen und nit dannen gethon, noch von nie-
mans geschmeeht werden sollen, dan wer der oder die sind,
so über dise erkantnisz und verbot die bilder und kilchenziert-
ten in andren kilchen oder die, so wie obstot, zu sant Lien-
m hart und den Barfusen, in den choren und nebencapellen vor-
behalten, dannethun oder sich sollicher oder derglichen Sachen
halb furhin rottieren, zesamen louffen oder uffrürig erzeigen
wurden, den oder dieselben wellend unsre herren hertiglich an
lib und gut oder, so iemans alsz frevenlich handlette, sich rot-
35 tierte oder ufrr&rig were, ouch an sinem leben stroffen.
Hieby wellend unsere herren und gebietten menglichen
geistlichen und weltlichen standz, das hinfür alle burger, hin-
dersesen und underthonnen , sy sygend geistlich oder weltlich,
edel oder unedel, jung oder alt, man oder wibsparsonnen sampt
40 denn dienstgesellen und knechten in stat und land Basel won-
nende, gutten bürgerlichen friden, lieb und einigkeit mit ein-
andren haltend, niemans den andren, wie dan hievor ouch ge-
botten, von des glubens wegen mit wortten noch wereken,
15. »gebetten« Deer. Ryf f hat »gehalten.« Ant. Ger nl.: »hinweg gethon nnd zum ge-
bett sngericht werden sollen.« 16. Im By f f stehn die Worte »und — Barfasen« hinter
»«pellen«. 26. »toi« fehlt bei Ev ff. findet sieb in D e c r. Die AnkGernl. umschrei-
ben : »noch auch jemandts gesehmehet werden soll.« 31. »dannethnn« lesen De er. und
Aal.; bei Byff: »dannethin.« 38. hinder seseseo H s.
60 1528.
heimlich noch offenlich, weder hasen, schmechen, verachten,
papischtisch, luttrisch, ketzerisch, nüw oder alt glubens keinner-
ley wegs nemen, schelten noch übel reden, sunder einer dem
andren in lieb und leyd bruderliche und bürgerliche trüw und
liebe erzeygen, bewisen, einandren für lieb und wert haben*
und ieden by sinnem gluben ungetratzt und ungeschmecht, fry
blipen losen. Es sol ouch furhin niemans in beyden stetten
Basel und vor den stetten innerhalb den crützsteinnen *) kein-
nerley buchsen heimlich under den rocken und in ermlen tra-
gen , dorzu des frempten , hargelofihen volcks , die weder bur- i|
ger noch zunffig und aber me zu uffrur und unglück reitzen :
und stuften, [ne] niemans annemen, beladen noch under sich
müschlen, sunder derren sich gantz abthun und endschlachen.
Und ob sich, dovor got unsz welle behutten, zutragen,
das fursz oder andre not uszgon und deshalb gestunnpt wurtte, 1
dan soll iederman gehorsamlich an das ort, dohin ein ieder j
verorttnet, wie dan fromen underthonnen geburt, ziechen und
»ich niemans parthigist oder argwennig erzeigen, sunder sinnen
befelch, alsz ein byderman trüwlich erstatten und gar nit wy-
derspennig bewisen, dan wer das nit thun, sunder sich hierin }
ubersechen und dise erkantnisz und verbot verbrechen wurde, i
den wellen unsere herren an lib und gut, unnd ob sich iemans,
wie vorstat, so schwerlich Übersechen, an sinnem leben on gnod
herttiglichen stroffen und niemand mer (wie hiefor beschechen)
Übersechen oder verschonen, sunder mit der straff gestrags für- i
farren. Des wisz sich menglich ze richten und vor schaden ze
15. Apr. verhütten. Actum samstags den funffzechenden tag aprellisz
anno zwentzig acht.
Heinrich Bichiner rotschriber.
Also uff disz mandat wart die gemeint aber gestillet uiidsj
wol zufriden der kilchen halb, so in der götzen und mesen
halb gerumpt wurden, aber der zweygerley gluben halb, so man
ieder parthy liesz . . . Ein teil hielt mesz und hatten ire gotzen
noch und ire falschen predicanten, die andren hielten cristlich
bruch. Werret es nit lang, es wart aber vil Unwillens zwischen i
den bürgeren, es wolt ein parthy beser sin dan die ander an
irem gluben; wasz dorusz endsprang, wurt man nocher wol
hfirren.
2. glonhig De er. und Ant. Gernl. 0. »ondt fehlt Inder Hs., steht in De er., in i
Ant. Gernl: noch. 13. Decr. mi schien. 14. zutrage Ant. Gern]. 21- ver-
sprachen Decr. 22. tunndc De er., fehlt in der Hs. 24. »niemand — «tr»fft fehlt
in der Flu. und in Ant. Gernl., nach De er. 27. Ant. Gernl. : 1H. Apnli«>
29. Ant. Gernl.: Reihiner; in den alten Rath*buchern findet sich, von der eignen Hand
de« Mannes immer, von anderen meist: Ryhiner, die noch beute Übliche Form. I» Deor.
fehlt die Unterschrift. £1. Hier scheint in d«r H s. etwas in fehlen, etwa: »ward man
nfit zufriden.c
1) Das »steinerne Kreuz«, zur Bezeichnung des Weichbildes, s. Fech-
er S. 114. 144 ff.
1528. 61
127] Von eim reisygen zug, so von nyderlendischem volck usz
Meyland kam.
In dem heüwmonet, alsz man zalt 1528 jor, alsz die Span- Jnli-
ger das Meyland in hatten l) mitsampt andren landzknechten in
iwunen des keisers, schickt der keiser oder sin anwalt Ferdi-
nantus2f ein reisigen zag usz dem Nyderland hinin in das Mei-
land zu hiltf und beschirm der Spanger. Diser reisig zug wasz
du fast kostlich by zwelffhundert starck, desglich man meint
von keim reisigen zug je gesechen wer worden von köstlic-
hkeit an rosz, man, kleydung, harnist und gwer, dorvon vil zu
schrihen wer, alsz gut edellut, herzogen, groffen, ritter und
knechten, dorunder wasz der herzog von Brunschwig *) , die rit-
ten nu durch etlich richstet. Do sy nu mit irem bracht vil
ubennudz triben in stetten und landen, meinden den Frantzo-
i> >en und alle weit zu verderben und zu zwingen, dordurch ouch
die pfatfen und ander böbstler vil uffbochten und fast tröuwet-
ten uff sy, wie sy die ewangelischen , so man desmolsz nampt
die Lutterschen, wurtten durchechten ; aber got, der die hoffart
und boszhafftigen von anfang nit hat wellen dulden und sy
& nydertrechtig macht, hat sin gewalt wol gegen disen ouch
brucht, das menglich wol gottes werck dorby erkennen mag.
Es mocht einner kum gnug dorvon schriben, wie köstlich diser
zug wasz und wie hochmudig der jungst under in vermeint,
die weit wer sin, aber noch vil eilender und erbendselliger und
ö lydenhaftiger und kranckmudiger wart dises volck: alsz sy in
Meyland logen mit irem zug vor einner stat, heist Lodenn,
wurtten sy all kranck, dan do wasz groser hunger4) und man-
gel an allen dingen , das sy iren vü musten sechen hungers
»terben, rosz und lüt, und vü ellendz schlucken, das sy ellend-
'« lieh musten abziechen , dan die stat wasz fast wol besetzt [m'|
mit des Franzosen volck, und thetten disem zug fast grosen
schaden, dan sy brochten ir vil um und susz von andren edel-
lütten ouch, die dan usz unseren landen insz keisers namen do
logen, nämlich komen ir vil um von Strasburg, ouch etlich
a Riehen, die man nempt von Eichenstem. Also zoch dises volck
ellendlich ab, kranck und erbendsellig , zugen durch die eyd-
gnoschafft harusz, do man dan grosz erbermpt mit in hat.
Dan sy kein andre strosz lufft hatten, sy weren all erwürgt
worden, aber man sach do ir eilend an und thetten innen vil
*• gute, komen also hie durch so ellendlich, das kein mensch die
zyginger oder heyden so ellendlich hatt sechen kumen. Do
li 8. Ranke, Keibrmationsieitalter Ul. 21 ff. 2) Der Bruder
Karls V. 3) Herzog Heinrich von Braunschweig und Marx Sittich von
Eos fährten dem Kaiser deutsche Truppen in die Lombardei zu; s. rtanke
ta.0. Hl S. 22. 4) Kessler V. 159. Sleidanus VI p. 363.
62 1628.
wurden all herbergen und stel voll lütten und rosen. Es wasz
alsz kranck und barmherzig anzusechen; der grost her und
jungker wasz eilender dan der knecht, es logen die stell vol
krancker, desglich im spitall wasz es vol, es wart menger edel-
man und groser her in den spital geleyd, der vorher gemeint,
er wolt allein die/ weit bezwungen han. Esz stürben ouch vil
hie in den stellen, do verkoufften sy rosz und harnist hie, es
wart manig rosz um zechen oder zwentzig, um funff gülden
gen, das vor etwan hundert gülden kostet hat, maniger kürrisz
und harnist um acht oder zechen gülden, der drüsig oder fier- »|
zig hat kostet. Also fürt mansz im schiff hinweg; wen ein j
huff kam, so für der ander hinweg, es stürben ouch vil uff
der strosen; also hand sy das Meiland und Oberland versucht
in sollicher niosz, dasz ich glub, sy kumen nume dorin. Es
blipen vil krancker lang hie lygen, es stürben zwen groffen i|
hie, die man hie begraben hat und wart in vil gutz erzeigt, j
[129] Von ein brand, der hie usz gieng.
In dem jor, alsz man zalt 1528 jor, gieng des brotbecken I
19. Apr. husz an in der wisen gasen am morgen frug am suntag noch '
ostern, alsz iederman in der kilchen wasz. Also, do man sturmpt, i
lieff iederman zu , aber es mocht im nieman erweren , sunder
esz verbran bisz uff den boden hinweg und verbran einner
dorin, ein frygetzknecht1), der dan gern het helffen werren, !
wasz zuwyd hinin kumen , das im nieman mocht zu hilff ku- !
men, der hiesz Hansz Leberwurst. Do bleip nüt dan ein mu- %
ren, die fiel in der nacht nyder und zerschlug ein husz, wasz
Michel Winlegers, und schlug in selber im bet zu tod, desglich
ein zymerman ouch zu todt. Do wart ouch grose not gesechen. I
Got bewar unsz wytter! '
Balt hernoch gieng Wolffgang Harnisters schurren an in -m
Spallen forstat by Sumerysen husz und verbran ouch uff den
boden hinweg, das ouch nieman erwerren mocht, aber susz
beschach nieman nüt. Es verbran im ouch vil gutz dorin, von
körn, habren, heuw und andrem ding» Got wel unsz wyder
behüden. 31
Balt aber hernoch gieng ein für usz by den Predigeren, in
1) »frygetzknecht« ist = Metok necht. S. Grimm Wörterbuch unter
Freihartsknecht , Freiheitsknabe. — Weiteren Aufschluss über die Frei-
heitsknechte, die in Basel eine eigene Corporation bildeten, nebt ein*
Stelle über das Kohle üb erger Gericht zu Basel in Andreas RyfTs Zirkel der
Eidgenossenschaft, abgedruckt in Fechter'a Thomas Platter und Felix
Platter S. 187 Anm. 1 (und daraus bei Grimm, Wekth. 1. 819): Zuo
Basel. haben wir ein völcklin, die nent man die fryetsknaben, das sind
von stat verordnete secktrager, die die frücht der obrikeit uff die kästen
tragen.
1528. es
Bat1; LemlißE husu, das verbran oben bisz uff die stuben herab ;
do erwart man dennest, das nit gar verbran , dan es wart von
iedennan fast gearbeit. Got wel unsz aber furrer verhuden ! 2)
In disem jor hand sieb die van Costandz vereind mit de-
;oen von Zürich und Bern und ein burgrecht mit innen ange-
üumen des gotzwortz halb und ir raesz und götzen hinweg
gethon und all pfeffisch zermonien in glicher mosz wie Zürich
und Bern sieh deshalb gehalten hand3). [190] In disem vorge-
sehen jor band sich in glicher gestalt die von Grlaris« vereind
n mit Zürich und Benin, wie die von Costantz 4) .
Von einner dupuiacion, gehalten zu Bern in Uchtland, des gotz-
wortz halb betreffend h).
Als man zalt 1528 jor noch der gehurt unsere heiüandz
den nechsten suntag noch des nuwen jor tag wart ein gemeine r>. j».
u disputacton gehalten zu Bern in Uchtland von wegen des gotz-
wortz und der ewangelischen 1er betreffend, wart wyd und
breyd beschriben von eim ersamen rot von Bern und aller-
roenglich firy, sicher gleyd geben dar und dannen, der uff sol-
liche disputatz kumen wolt. Es wart ouch allen iren pfarre-
*ren, lupriestren und selsoxgeren geschriben, dar zu kumen, so
in ixen bietten und lastdschafitten worren , by verlierung irer
ptrunden. Es komen ouch susz vil frempter gelertter lüt dar,
es wurden von Basel hinuff geschickt doctor Ecolampadius, her
Marx'1), predicant sant Lienhart, der im spital7) mitsampt etlich
r der ritden*). Desglich schickt man von Zürich meister Urich
Zwingly mitsampt einner erlichen botschafft. Es komen ouch
zwen giert mener und predicanten von Strosburg9), wurtten
all erlich und wol empfangen und gehalten. Es wart ouch die
duputaa cristlich und wol verorttnet, wie dan zu sollichem
* gehört, und selliglich vollend in sollicher mosz, das das gotz-
wort cristlich do aagenumen wart und gut frid und einjgkeit
under in gepflantzt wart in allen iren gebietten und emptren,
wart allen iren pfarreren und selsorgeren gebotten [131] das got-
11. n n Ha.
1) Beatus; vgl. Beiträge IX. 66: Bath Wilhelm; 80: Bath Brandt.
Battenberg nennt das Volk den Beatenberg am Thuner See. 2) Vgl. über
<k drei Brande : Wurstiien. Ochs V. 754. 3) S. Bullinger I.
US ff. Hier auch der Burgrechtsbrief von Zürich und Constanc vom 25. Dec.
1527. Daselbst II. 8 der Burgrechtebrief von Zürich und Bern vom 25. Juni
1*2S. Salat 165. 176. 4) Salat 212. 5) S. Chron. Georgii S. 90
«ad die dort dt. Wurstisen, Salat 171 ff., Bullinger I. 430 und
"tan vorher 395 ff.; sehr ausführlich Kessler V. 131 ff., Hottinger II.
Httff., Hagenbach V. 104 und die hier citirten Werke. Die Disputation
t*gnm übrigens den 6. Januar ; vgl. »Handlung oder Acta gehaltener Dis-
jwtatwn su Bern etc.« Hall er III. No. 317. 6) Markus Bersius s. ob.
yil Anm.5. 7) Wolfgang Wissenburger. 8) Ausserdem Imelij b. Her-
min jard II. 95. 9) Butzer und Capito.
64 1^28.
lieh wort zu verkünden mit ewangelischer 1er1). Es wart ouch
alle zermonien und pfaffenbruch mitsampt der mesz hinweg
gethon, dan do wasz nieman, der sy für gut erhalten mocht
mit göilicher geschrifft, deshalb sy ire altar hinweg brachen,
die bilder und götzenwerch liesen sy alle verbrennen und hin- s
weg brechen. Es wurden ouch all örden in irer etat und land-
schafft abthon und mit weltlicher kleydung angethon und er-
samglich uszgestürd, das man dan alsz lutter in irem uszgang-
nen truck 2) find, das dan andren stetten und landen vil gutter
exempel geben hat, wiewol sy susz vil figenschafit gegen an-i
dren erlangt hand, doch von nieman dan die des gütlichen
wortz nit bericht sind. Sy musten ouch vil troüwens hören, dar-
innen begegnen wurt, aber got wurt die sinnen nit verlosen,
sunder in alweg bystand thun.
In disem erst genempten jor noch diser dispütacion gieng ein 1
buchly usz im truck under dem namen doctor Johannes Eck3), der
do wasz ein sehender und schmecher des götlichen wortz und der
ewangelischen 1er, dorm vil schmoch, tratz und Scheltwort in wo-
ren wyder die von Bern, Zürich und Basel, sunderbarlich wur-
den ire cristlichen predicanten fast dorin geschenzlet und ge- 1
schmecht, desglich ein ersamer rot von Bern der disputatz halb,
und wart disz buchly hie zu Basel truckt und feil gehebt durch
ein truck er, hiesz Johannes Faber4), ouch ein wyderwertiger
der 1er Cristy; von wem er aber den gewalt oder schirm hat,
wart man hernoch ouch innen. Sollicher truck misfiel dennen ;
von Zürich und Bern, ursach, das man sollichen truck solt hie \
Ion uszgon, diewil es doch wyder sy und unsz hie wer, aber
es wolt nieman dovon wissen.
[132] Also komen zwen von rotten von Zürich und Bern, ersani
menner *) , die dan hargeschickt wurden an ein ersamen rot zu :
Basel, zu langen und begeren, sollichen truck und derglichen
schandlich buchly abzustellen. Begertten ouch also an min her-
ren ein grosen rot zu halten; wasz ir beger dan wasz, find
12. totkwen Hs.
1) S. die Reformation von Bern vom 7. Februar 1528 bei Bu Hinge r
I. 440. 2) Gemeint ist die »Gemein Reformation« etc. Haller III. 323
3) Es ist die »Verlegung der Disputation zu Bern, mit grund göttlicher ge-
schrifft durch Joann Kck Doctor.« 1529.4«. Haller III. No. 319 kennt nur
ein Exemplar ohne Anzeige des Drucker« und Druckorts. S. Wurstisen.
Salat 174. Kessler VT 137. Ochs V. 612. Hersog IL 65. 69. Vgl
Wiedemann: Dr. Joh. Eck. Regensburg 1865. 570. 252 ff. 4) Wurst-
igen S. 562. Einen solchen Drucker in Basel kann ich nicht auffinden.
Liegt hier etwa eine Verwechselung mit Johann Faber, dem bekannten Feinde
der Reformation, vor? 5) Von Zürich: Hans Blüwler und Jakob Frey;
von Bern: Nikol. Manuel und Ulimann. S. unten. Wurstisen. Ochs V
613 etc. Herzog IL 69 (und nach ihm Hagenbaoh 106) liest irrthümlich
Öry statt Frv. Ry ff* s Nachricht würde der Annahme widersprechen, dass
die Hemer nicht erschienen seien. S. Herzog und Hagenbach a. a. 0.
nach Grüneisen: N. Manuel.
1*28» 65
man zum teil hie noch1), aber er wart in abgeschlagen und
in schlechte er erbotten. Logen gar noch by acht tagen hie,
esforchten aber min herren zum teil, die dan wol am pfeffi-
*ien huffen worren , forchten alweg , wir wurden einsz , dan
?y dochten wol: so sy innen ein großen rat gehalten hetten,
<hs in die gemeind an wer gehangen der zwyspeltigen predig
klb, das man die eins het gemacht; dorum woltens sisz zu
keim grasen rot Ion kumen ; also mußten sy wyder heim, dasz
sy nit vil noch irem beger schuffen.
Die abgesckriffl des anzugs halb gegen eim grosen rot von den
von Zürich7).
Wasz unser lieb rotzfrund, meister Hans Bluwler und
meister Jocob Fry vor kleinnen und grosen rotten, unseren lie-
ben eydgnosen von Basel, handien und fürbringen sollen;
Erstlich innen gebürlichen grusz zu sagen. Demnoch in-
nen anaeygen, alsz sy vorgangner zitten durch ir ansechlich
botschafft, sampt iren predicanten und gelertten uff gehaltner
tiisputacion zu Bern erschinnen, des wir und menglich dem
Wligen gütlichen wort anhengig, sunderlich erfröud gewesen,
» in] langt doch unsz glublich an, das demnoch etliche
bichly zum teil usz irem geheisz und anmutten, alsz dieselbi-
gea anzeigen, wyder disputierte und erhaltne schloszreden,
ouch etliche andre buchly zu schmoch und Verletzung sollicher
fcputatzion, ouch unser und der erlichen menner und cristlichen
'^rrer, so by und under derselbigeu gegenwürdigen gewesen,
voq den iren und in irer stat getruckt sygen, welches unsz ouch
ft die, so schuld doran haben möchten, nit wenig beschwerte.
Zu dem haben wir gesechen und sechen noch deglich, das die
predicanten, so sy in irer stat und landschafft; endhielten, in
'iren lerren und predigen zerteilt und zwyspeltig weren, usz
welchen wir schinbarlich abnemen und spüren, das by und
under innen ouch etwasz zerteillung, sünderrung und verbor-
pns wyderwillens sin musz; dan nit on, wo die 1er nit ein-
zig ist, nit müglich, das die völcker einm&dig sin mögen,
* das unsz in ganzen trüwen leyd werre, so wir den wissen,
^ gemeinem nutz und regiment nitz schedlichers und abfelli-
?ets begegnen mag dan zwey teillung, und durch miszhell grose
^g zertrent und in abfall kumen möchten und durch einhel-
^eit kleine ding uffwachsen, gestergt und gemert werden3).
* So wellen wir sy, alsz unser sunder gut frund und frint-
W» lieb eydgnosen, zu bürgerlicher einigkeit mit ganzen trüwen
H. Bs. >nad ernanger Verletzung«. 25. »andere fehlt In der R s. 26. »in« fehlt
»ferHs. 35. denanseniiHs.
} S. unten. 2) Im Ausiug bei Wuratisen. 3) Nara con-
JM« Mrrae res crescunt, disoordia maxumae düabuntur. C. Salluatii
irspt Jugurtha Cap. X.
fetetCkioDiken. I, &
66 1528.
ermant und erinnert und zum höchsten gebetten haben, sy wel-
len got und sinnem heilligen wort zu lob und erren, ouch iren
eygnen bürgerlichen einigkeit zu endhaltung, die schull, pre-
digen, und wasz useerthalb dem heilligen gotlichen wort ge-
prediget und gelert wurt in irer [134] 8tat und landschafft s
gentzlich abstellen und sich keinnen ziüichen anmud, vorteil
und geniesz bewegen, sunders das lutter und clor ewangelium
und wort gottes noch rechtem crisüichen verstand fry predigen
losen und sich ouch demselbigen unserem ansechen verglichen
und gemesz hierin handien und erzeigen ; sygen wir gantz un- 10
gezwifflet, der almechtig got wert innen sampt ewiger begno-
dung hie in zit . . und gnod verliehen, dordurch ir regiment und
wesens zu ufrhung und merung gebessert und erhalten, ouch
domit alle miszhel abgestelt werden. Wo in dan zu troet und
handhabung anmudig und erschieslich sin mag, sich mit unsz 15
und unserren lieben mitburger von Costantz in ein verstand
und burgrecht ze begeben, wellen wir unsz des hiemit frint-
lich angebotten haben, mit innen dorvon zu reden und ze
handien und unsz in allen dem, das got loblich und innen
und unsz erlich und erschieslich sin mag, gegen innen schicken. 20
Statschriber Zürich.
Von einer ujfrur, so wyder die von Bern Mass von iren under-
tkönen.
Im 1528 jor erhub sich ein uffirur under dennen von Un-
derwalden wyder die von Bern usz anwisung der lender, so *s
dan desmolsz noch wyder das wort gotz vachten und das ver-
meynten nyder zu trucken, wo sy möchten. Bewegten nu die
buren usz dem Sibenthal1), die dan dennen von Bern under-
würfflich worren, das sy sich mit innen verbunden also usz
einfalt, vermeinten die von Bernn zu bezwingen, das sy innen 3*
mußten die mesz mit [135] sampt allem kilchenbruch losen, alle
zermonien und pfaffenwerck, oder aber sy wolten weder zinsz
noch ander ding geben; sy meinten ouch und woren wartten
der andren lender, die in gölten zuzogen sin, nämlich Ury,
Schwitz, Lutzern und Zug, aber dieselben schmackten villicht 35
wol, wasz sy doran gewinnen wurtten und komen nit, aber
die von Underwalten mitsampt den Sibenthalleren woren schon
wyder die von Bern zogen, des innen die von Bern mit sol-
licher mosz begegneten, das sisz balt wyder heim fergetten,
3. burgelichen Hb. 6. abbestellen Hb. 12. Hier ist »Bin hilfft odar etwas ähnliche«
ausgefallen.
1) »Das Simmenthai zieht sich vom Thunexsee neben dem Frutigerthal
südostwärts bis an den Rätzliberg.« Lutz. Vgl. über das Thats&chliche
Hottinger II. 174 ff. A. v. Tillier: Geschichte des eidgenössischen
Staates Bern. Bern, Fischer 1838. III S. 260 ff. Von gleichzeitigen Schwei-
zer Quellen sind Bullinger II S. 1 ff. 21 ff. Kessler V. 171 ff. und na-
mentlich Salat S. 181 ff. ausfuhrlicher als unser Autor.
1528. 67
machten die Sybenthaller balt wyder gehorsam, das sy nit vil
tust me betten wyder sy zu sin ; wasz sy aber dennen von Un-
derwaltea zu Ion schändeten, hatten sy ouch balt behalten.
Was innen Ton dennen von Bern gegnet oder noch gegnen
iwurt, ist on not hie alsz zu beschriben. Ich acht aber, sy wer-
den innen ire underthonnen nit vil me bewegen wyder sy zu
sin. Esz ritten ouch die von Zürich, Basel und Costantz und
<üe Ton 8trosburg dorzwischen, thettigetten die sach zum besten,
so st mochten, domit denn underthonnen verzigen wart.
» Von emnem retschlag vor der gemeint zu Basel, einner suplicatz
halb an die oberkeit.
Uff mitwuchen vor wiennacht, alsz man zalt noch der ge-23.D«c.
burt unsers heillans 1528, kernen zusamen etlich erlich und gut
cristlich burger uff der garttner husz by zweyhundert *) , -hielt-
uten do einnen rotschlag, wie der sach zu thun wer der zwey-
speltigen predig halb , so do stete erwuchsen ie lenger ie fester,
das dan vil Uneinigkeit und Unwillens deglich under den bür-
geren macht. Dan do halff kein mandat, die mine herren lie-
fen uszgon, es wer, wie es wet, so si dan hatten Ion uszgon des
»ewangeüum halb, wart von den bebetischen predicanten [m]
nie kein* gehalten. Sy wurden ouch nit dorumb gestrofft, dan
7 ein gutten rucken im rot hatten , dennen es lieb wasz und
in wol dorzu hulffen, betrachtetten aber wenig, das gut die
kng nit wurt vertragen und mit sim wort nit schimpfen lot.
»Deshalb dise burger bewegt wurden und sollichs zu herzen
w»nen, wurden do zu rot, wie sy die sach wolten angriffen
and aber ein fruntlich bit an min herren thun, ob doch ir herz
an mol erweicht wurt und die Uneinigkeit, so under einer er-
amen burgerschafit wer durch den pfefiischen huffen, abstel-
*kii. Satzten also ein cristliche suplicatzion an ein ersamen
&t> die stund von wort zu wort, wie hienoch bestimpt wurt.
fi» suplicadon etlicher zunfften an ein ersamen rot zu Basel,
abzustellen daß ztoy speltig predigen und die mesz1).
Ersamen, vesten, wisen, besonder gnedig und günstig liev-
5 ben herren :
Wir üwer willige und gehorsame 3) burger der zunfften er-
13. Die ZaU fehlt U der H*. 19. >iic fehlt In der H».
1) Wurstise n : 200. 2) Die Supplicatiou, ans einem Baseler Druck
wiel, bei Thoman Wolff), bei Bullinger IL 37—41 in extenso abge-
wwkt Haller III No. 337. VjLWur stfsen und den Aussug bei Ochs V.
Mff. 8. die kurve Bnahlung der folgenden Ereignisse in Kessler V. 182.
•vlliager giebt nur die Aktenstücke. Salat ist hier gam lückenhaft.
vgLHtriog IL 119 ff. Hagenbach 123 ff. Vgl. auch für das Vorige .
tta&e Aufzeichnungen f. 5*>. 3) Diese Supplikation findet sich
«Kk in den Deor. et mand. XXVP» ff. Die dortige Abschrift beruht aber
68 1528.
schinen hie allein in suplizierender und bit wisz, alsz by unse-
ren fast gnedigen herren und lieben vättren, zu dennen wir
unsz alles gutz versechen, by den wir ouch, so fer unser Hb,
gut und alles vermögen sich erstrecket, unsz alsz die gehorsa-
men erfinden losen wellen. Dorum üwer ersam wiszheit welle *
disz unser einhellig bitten nit dorfür halten, alsz uflturisch oder
das wir iemand das sin , es sy grosz oder klein, nemen wellen
oder sunst ein gewalt triben. Jo gnedigen, üben herren, wo
wir einnen under unsz wüsten, der sich mit einichem wort liesz
mercken etwasz unrechten handeis, den [137] woltten wir alsz 10
ein ungehorsamen und trüwlosen vor üwer ersam wiszheit selbs
verclagen. Dan die ere eines cristliches namen und danckbar-
keit alles gutz, so durch ür ersam wiszheit unsz bewisen, ist unsz
vil basz befollen und lieber, dan das wir unsz also Übersechen
woltcgi. Das aber villicht üwer e. w. vermeinen möcht, wir het- 15
ten sollichs wol geschicklicher und unferdöchtlicher angriffen
und das durch unser herren und meister der zunfften, glich alsz
bedörflte es der versamlung nüt, gnedigen, lieben herren , das
werre ouch unsz vil lieber gsin, domit wir unser geschefit dester
basz möchten uszwartten, wo wir hetten mögen hoffen, das 2t
unser suplicatzion mit frucht wer angenumen worden. Dan wir
ouch vor vil monetten unseren meistren der zunfften befollen
hand, disz unser angelegen sach ü. e. w. zum ernsüichisten für-
tragen. Nu sin endweder ir suplicatzion nit angenumen oder
derfur gehalten , alsz were unsz wenig doran gelegen , dorumb v>
wir iez zu zit kein hoffhug gehabt, nützlich mit unser supli-
catzion durch unser meister etwasz usz zu richten. Und tringt
aber unsz die lieb zu der ere gottes und zu einnem gutten friden
einner ganzen stat Basel , das wir versandet und parsonlich unsz
sechen losen, iedoch in bitlicher wisz, domit ü. e. w. sechen, so
das unsz die sach hoch angelegen sy, die worlich nit klein noch
gering noch zu verachten. Dan es antrifft die er gottes, Cristy
und des glubens , von welches wegen wir ouch schuldig werren
unser leben doran zu strecken. Es berurt die sach ein friden
und einnigkeit einner ganzen stat Basel, welche unsz am not- 35
wendigisten und begirlichisten ist. Wir bitten nit um etwasz,
2. deno Bu Hinge r(*nd Decr.). 11. trüluzen Bull, (and Decr.).
auf demselben Druck, den Bu Hing er II. 37-— 41 reproducirt, denn offen-
bare Druckfehler finden sich in beiden. Kleine Unterschiede zwischen B u 1 -
linger und De er. sind auf Hechnung des Schreibers der Decr. zu setzen,
Bul linger und By ff stimmen in solchen Fällen meist aberein. Decr.
schreiben allenthalben bürg er, auch da, wo Bullinger bürg er schreibt;
in beiden findet sich, (ausgenommen zwei Stellen in den Decr.) die aus hoch-
deutschen Aktenstücken übernommene Abkürzung £. £. W., inconsequent in
dem Basel - deutschen Texte, der U. (Uwer) E. W. erwarten lassen sollte.
Ich habe Ryff's Hs. dem Druck zu Grunde gelebt, diese auch selbstän-
dig interpungirt und nur namhafte Varianten Bulhnger's angegeben.
*528. 69
das do nochdeillig 8y einichem burger, besunder es mag unsz
allen zu gittern kumen, und ist das der handell :
W Euwer ersam wiszheit ist wol wsisend, wie in verkündung
purren und woren ewangelius Cristy von eygensüchtigen
tu wydersprechens geschechen ist und ist furgangen ein
»ante zwyspehig predig. Dem zu begegnen hat ü. e. w. vor
eichen jorren ein cristlich mandat losen uszgon, das man das
wort gotz noch dem nüwen und alten gesatz einhellig predige.
Des wir eü. e. w. grosz lob und danck sagen, und wölte got,
«dasdisz gehalten wer worden, so weren wir vor langem zu-
fnden gesin. Das aber nit beschechen ist, sonder der worheit
und dem wort gotz ist syderhar vil mer wydersprochen mit
schelten und ketzeren und gotzlestrung. Dan es musz ie ein
parthy schuldig sin. Usz dem ist erwachsen und erwachst deg-
ß lieh vil nit und hasz: wo einner nit mer dan zu einner predig
gad, musz er das in vil weg by den andren engelten, usz wel-
chem endlich erfolgen musz von nötten grose gef5rligkeit , jo
ouch, wo unsz not angieng, verderbung einer ganzen stat Basel
und oflhung viller sünd und Ungerechtigkeit. Gnedigen, lieben
fcherren, wasz ist sollich zwyspeltig predig anders dan ein brun
riöer laster, so furgon, ein deckmandel aller apostüzlery, ein
rerirung der verstrickten conzienzen, ein sterekung der b8sz-
haffHgen, ein undertruckung der worheit, ein erweckung des
ras gottes, ein schand einner ganzen stat Basel, das nieman
STeileognenmag; das bülich unsz und ein ieden fromen Basler
behertzigek Das hat ouch unsz üwer gehorsamen geursacht,
hie mit diser suplicatzion zu erschinen und uff das demudigist
zu bitten, das ü. w. zufordrest die ere gottes und [139] Cristy,
te namen gelestert würt, welle ansechen, ouch ein friden einer
*?antzen stat Basel und unser bit erhßrren und on allen verzug
Kit ganzem ernst verschaffen, das abgestellet werden alle pre-
dicanten, so dem ewangelium Cristy mit böbstlicher 1er zuwy-
der sind und verhindren den furgang der worheit, und wo sy
forthin wolten predigen, das sy sich nit beschemetten , bereit
-zu sin irer 1er rechenschafft zu geben und mit andren predi-
gten »ich des wort gottes halben verglichen und vereinbar-
en, unangesechen, das ir bröpst und capitel wyder billigkeit
b dem eyd inbinden, etlich artickel nit zu predigen. Dan so
to on predig nit mögen sin und not ist unsz unser laster und
lmi anzuzeigen und ein trost geben, domit wir zu got unsz
\ nehtetten, ist unsz also in alweg überlegen die zwyspaltig pre-
% Desglichen ouch, so die mesz uszgeschriiwen würt in sol-
j Hier miszortnung sin by den bSpstleren , das Cristus vilfeltig
( sitttert würt und die menschen durch betrug angefurt, und
c*ie sy fast sy ein ursach der zwyspaltigen predig und harnoch
ta bürgerlichen zetrenug ,, ist unser ernstlich demfidtig bit,
abzustellen so fer und lang, bisz das die meszpriester ire
70 1528.
mesz gnugsamlich verantwurtten, und ist es sach, das sy wurt
recht erfunden, so wellen ouch wir sy annemen in unseren
kilchen, ist sy aber nit gerecht und ein grüwel vor got, wasz
wellen wir unsz all ziehen, das wir um der pfaffen willen den
zorn gottes über unsz bewegen, der unsz und unseren kinden s
zu schwer wurt? Worum wolten wir wyder die worheit fech-
ten und wyder den heilligen geist? Das ist unser bit, gnedi-
gen, Heben Herren, die wir wissen, das sy cristUch und not-
wendig sin, und [140] iret unsz mit, das man sagt, solch sach
sigen langist in concillium und by den vättren erlüttert. Dan 10
ir gnedig herren wissend wol, das wir der worheit volgenn sol-
len, die nit iren mag. Die concillium haben ofil wyder die
worheit erkend und geiret und sind wyder einander gesin.
Aber noch vil weniger ist unsz gnug beschechen mit den dis-
pütatzion zu Baden und Benin, welche gehalten sind mit ei- u
nem grosen kosten einer stat BaseL Ouch ist unsz nit gnug
beschechen mit den ingelegten geschriffien bedertheil predican-
ten hinder ein ersamen rat. Dan unsz dorum nit geholffen ist
zum fryden, man hat nitz dester weniger beyd parthigen fry
losen einander wydersprechen und dorneben die, so des liechte 2»
und der worheit zu fürdren sumig, in villen Sachen gevorteillet,
das unsz nit wenig bekumert, so ander stet zu friden kumen
und wir also fast gehindert werden. Es musz unsz billich ir
gotzlestrung bekumeren, wellen wir anders cristen sin. Ob
aber, gnedigen, lieben herren, etlich der wyderparthy sich sam- 25
len wurtden und aber eins ein wyderwertige suplicatzion in-
legen mit Verachtung unser, welche doch in bürgerlichen bür-
den zu tragen nit weniger sind dan sy, und hergegen begerren,
man söl es in dem ietzigen stand losen blipen, werden wir
dorum nit ablosen zu bitten und ü. e. w. ermanen, die sach 30
selb zu erwegen, welcher bit billicher erhört sollen werden, un-
sere oder die ire. Sy bitten by irem alten brach zu blipen,
der noch got zu eren, noch zu frid einner stat [ui] Basel (Ken-
net, wir aber bitten das, so got erlich, in und unsz nützlich ist.
Mag ü. e. w. wol abnemen, wer billicher bittet und gewert 35
sol werden. Wo aber die sprechen, man sol nieman zum glü-
hen zwingen, ist unser meinug nit solliches unmüglichs für-
zunemen, dan got gibt allein den glühen. Nicht desterweniger
sollen die falschen prophetten und ander ergernusz von keiner
cristlichen oberkeit verhengt werden, alsz wenig ein mutter nit 40
endschuldiget ist, so sy iren döchtren unerlicher wiber gespil-
schafft vergönte und wolt sagen : »Got musz sy ziechen.« Dorzu
wil es nit zu friden reichen, und wasz mag man sich trüw ge-
geneinander versechen in wachen, hütten, reisen etc., do groser
nyd ist dan zwischen cristen und Durcken. Den Juden wurt 45
12. Concily B n 1 1 i n g e r. 25. »siehe fehlt im Ms., steht bei B u 1 1 i n g e r. 45. »dann«
Bullinger, fehlt im Ms. »Tüjckent B ollinge r.
1528. 71
etlichen mer vertrüwet dan {insz, welche sy für abgefallen
n halten. Zum letsten wo sy ouch sagen, es aygen schwer
el, die gelertten sigen selbs dorob uneins, worum wolten
wir unsz dero beladen? Gnedigen, lieben herren, das wel
nimer, das unser glub und unser lerer Cristus also gelestert
e, alsz het er unsz geben ein gesatz, das wir solten halten
misten verdampt werden und solt sich aber dorneben nie-
der joch kein ley dorusz mögen verichten. Wer zwingt
ein weg zu gon und wil, das im der weg verborgen sy ?
vermögen wir sin, das etlich hochgelertten vor grosem
nyd und hoffart die worheit nit wellen anneinen? Sy ist
uaferborgen. Wir verstond ouch, gnedigen, lieben her-
, wie das am nechsten etlich usz der ander parthy sich in
t geriist hand mit [ui\ vil truwen. Ist unser bit an ü. e.
r., das in andersagt werd, dorvon ietzmol abzuston, dan wir
n allem frid hie sind und begeren nieman zu beleydygen. Wo
iber sy sich wurden bewohnen, werden sy unsz ursach geben,
Im wir ouch nit werlosz erfunden werden, das dan zu besor-
gen etwasz geförlichers. Ist in unabgeschlagen ouch zu bitten.
iber so wir die ere gottes und den finden einner ganzen stat
Basel suchen, werden und kennen wir nit abston von unserem
bitten tag und nacht, so lang bisz unsz ü. ersam wiszheit gne-
diglich erhfcrt. Dan unsz uff erden uff disz mol nüt höchers
ingelegen ist, es were dan, das wir dorin bericht wurden, das
unser bit got unerlich, einner stat Basel schedlich, das aber
nit sin, tragen wir gantz kein zwiffel, ü. e. w. welle ein ge-
horsame burgerschaffl hierinnen on uflzug gnediglich und vät-
erlich bedencken.
Eüwer ersam wiszheit
willige burger und zünffk.
Also diewil sy in sollichem rotschlag woren, samlatten sich
vil burger zu innen uff der garttner husz, das by fünfhundert
burger zusamen komen, schüsen also by sechaz ersamer burger
os2, dieselbig solten dise suplicatzion minen herren furbringen,
komen also für den burgermeister Meltinger1), zeigten im die
suplicatzion an mit groser bit und beger, sollich eim ersamen
rot anzuzeigen von wegen einr gantzen gemeint, aber er wolt
ȟich nit von innen annemen, sunder bott innen by iren ey-
dcn heim zu gon und die andren abzumanen ; aber dise komen
*yder mit irer suplicatz zu dem huffen und zeygten innen sol-
lich jic] antwurt an. Des sy ein grosz miszfallen hatten und
*oien fast übel zufriden, thetten sich erst fester zusamen, doch
8..4onMi€feWtbeiBnllinger. 11. geytt Bullinger. 14. hamMch BullU-
f « 17. tmpnen B ul 1. 18. wehrlasx Bull.
1) Heinrich Meltinger, »das politische Haupt der katholischen Partei.«
72 1528.
nit mit gewaltiger hand, sonder in fryntlicher bit wisz. Do da»!
die uber Bin innen wnrtten, fiellen sy ouch zusamen, die uff
der böbstler und pfeifen gattung worren, mit gewobnetter hand
in irem bandst, desglich die an den Spailen1). Derren worren
aber ein kleine zall, aber vil schmochwort und lestrung tribcn
sy, dan ir gemfid stund uff unfriden , vermeinten die ewange-
lischen mit irem tratz und bochen zu überwinden, aber ir
boeben hatff klein, sunder woren ein gespot gegen den andren.
Also leytten sieb min herren mit allem ernst in die sach, wüsten
nit, wo sy werren gölten, also nam der burgermeister Adelberg
Meyger mitsampt dem Zunftmeister die suplicatz an mit bit
und beger, das iederman heim gieng und zu guttem friden
werren, mine herren wnrtten mit allem flisz in der sach hand-
ien, das sy ein gut vernugen wurden han. Also macht man
ein erheben uszschutz von der gemeint by drissig erlicher, red-
licher, ersamer burger, dorunder ouch gut edelmener und nam-
haffig burger woren, die von wegen der ganzen gemeint der
suplicatz halb handien und die sach vor minen herren volfuren
sotten, doch nitzit handien noch beschliesen on einner gemeint
wissen und willen, und stalten min herren die wyderparthy ouch
zufriden, das susz iederman wyder heimgieng, doch solt die
suplicatz on Verzug von eim ersamen rot verlesen werden und
innen in zweygen tagen ein antwurt geben werden, oder sy
wolten wyder zusamen kumen. Also wart in sollichs zugesagt
von minen herren, sollichs uff das fürderlichest zu handien und
dem allen nochzukumen on allen [144] verzug. Die suplicatz
wart von dem rot verlesen, aber wenig achtung doruff geleit,
dan sy vermeinten die sach sunst mit schrecken zu stillen, wie
vormolsz, dordurch esz verzogen wart bisz uff den heilligen
2s.r>ec. wiennachttag, wolt der gemeind kein antwurt werden, esz tri-
ben aber dorzwischen die bobstier vil tratzwort und mudwillens
und lieffen zusamen über Hin im harnist und mit iren gewerren,
desglich die an den Spailen; wasz ir meinug, wo die ewan-
gelischen wyder zusamen kernen, wolten süsz von einander
bringen, und derglichen tratzwort triben sy vil und bewegten I
also die andren ouch zu unfryden, das weder ir wil noch
beger wasz, sunder nieman zu beleydigen noch zu schedigen,
allein wasz ir frintlich bit, wie die suplicatz uszwist.
Do das die gemeind sach , das sy also mit gewobnetter
hand by einander worren, komen sy ouch wyder zusamen, die \
25. Die. so dem ewangely anhengig worren, am heilligen Crist tag «u
nacht ouch in irem harnist und gewer wolgerust uff der gart-
ner husz by achthundert wolgeruster burger, vereinden sich do
by einander zu belipen, bisz in ein antwurt wurt geben uff
die suplicatzion, so sy ingelegt hatten ; desglich wolten sy ouch i
1} In der Spalenvorstadt; s. ob. S. 53 Note 4.
1528. 73
nit von einander, die ander parthy were dan wyder von einan-
der, blipen also die ganze nacht by einander bisz morndes an
lant Steffens tag um die nünte stund, sterckten sich ie lenger 2b.dcc.
ie fester, das ir vil wurden, des sich min herren nit klein
ibeengstiget, das dan not wasz. Leydten sich zu beyden [145] par-
thvgen fast ernstlich in die sach, das sy die burger wyder von
einander dettigeten, aber es wolt kein theil wichen, das ander
thefl wiche dan zum ersten von einander. Schickten min her-
ren jungker Heinrich Meltinger mitsampt andren herren uff der
»prttaer huaz, die gemeint frintlich abzumanen, dan min her-
ren wolten triiwlich in der sach handien, aber die gemeint wolt
md red nit hören noch anemen, sunder wurden e ie fester
TcrpitterL Also schickt man ander herren dar, den burgermei-
&r Adelberg Meyger, mitsampt dem zunfftmeister, her Jocob
sMeiger, die brachten so vil zu wegen, das sich die wyderpar-
thy usz irem härmst thet. Do thetten sich die uff der garttner
iraa ouch von einander, doch das der uszschutz, so sy vor ge-
macht hatten, in der sach vor minen herren für und nir hand-
ien sollen und uff das allerfurderlichest, doch nüt beschliesen
•on der gemeind wissen und willen; desglich wart dennen uff
der wydeiparthy ouch ein uszschutz erloubt und der supücatz
an abgeschrifit, dan sy ouch begertten zu suplizieren. Also
handlet beyder parthy uszschutz von wegen irer gemeint vor
ninen herren: die gemein burgerschafft, so dem ewangely an-
akengigwoiren, begertten noch Tut irer ingelegten suplicaz noch-
rojtumen, bo begerten die andren by irem alten harkumen zu
blipen, by dem bobstum und iren zermonien, das do gantz nüt
mstlich noch bürgerlich, ouch der heilligen gschrifft nüt ge-
fflesz, snnder dient gantz zu zertrenug einer ganzen burger-
•schifft 8u8z. zoch iederman wyder heim und wart ernstlich in
der sach tag und nacht gehandlet.
',»*] Indem, alsz nu der handel sich also verlieff, komen die
romen botschafftten von Zürich, Bern *) , Schaffhusen und Mul-
hsen, desglich mit erlicher botschafft die von Strasburg in
r nochburlicher frundschaffl und liebe, all in frintlicher meinig,
* sy möchten helffen do gut fryd und einigkeit under unsz
n pflanzen, domit wir des gotzwortz halb in einhelügkeit ke-
iwü. Do das die wyderparthy sach uff der bfibstler sitten, do
«schickten sy die von Ury, Schwitz2), Underwalten und von
•hg5) und Sollenthurn*), desglich die von Friburg in Ucht-
1; S. die Berichte der Bernischen Gesandten Lienhart Hüpschi, Nikiaus
2n %¥eBh,rt Willadirig von der Hand des Nik. Manuel (28. Dec. 1528
! ■ y • ^^) UQd einige andere, mit diesen zusammenhängende Akten- •
«*e herausmjgehen von W. Vischer in den Beiträgen zur vaterl.
Richte V S. 299 ff. S. 308 wird der Bote von Zürich 'Werdmüller'
P*JBL 8 302 : Schultheis Hug und der Spitalmeister von Liwern. 2) Joseph
1 ÄTl yi»«ner a. a. O. S. 304. 3) Götschi Zhag. Vischer 302.
< fchultheis Hebold und Hans Hugi. Vischer 8. 304. .
74 1528. 1529.
land, das sy in bystendig werren, das sy by irem bibsüichen
gruben möchten blipen. Es komen ouch die von Lutzein uff
der b&bstler sitten, aber sy echuffen all nit vil, dann sy woren
nit hie um der er gotz willen, sunder das sy dem böpst moch-
ten helfen sin rieh erhalten, das aber nit sin mocht. :
Es wurden in disem handel alle thor beschlosen , bisz an
Spallenthor und Eschamardor hie disent, und über Bin das ein
thor ouch beschlosen und under dennen thorren stareke wacht
und hud gehalten, desglich sunst fast stareke wacht in der stat
alle nacht, dan diser handel liesz sich fast ernstlich an, das nie-
man wüst, wie es sin uszgang nemen wolt, dan es traff an den
rot, ein oberkeit und die ganze pfaffheit mitsampt allen irem
bAbstum, zermonien und kilchenbruch, des sich gar fast gerumfft
und gespert wart.
[147] Als man nu über disen handel saaz und die sach angrif-
fen wart, erhiesch nu die supticatz, so von den ewangelischen
ingelegt wasz, das alle die usz dem rot m&sten tretten, die den
pfaffen verwant und anhengig woren; es wasz oueh des usz-
schütz beger und wil von wegen der gemeint, das manchem
nit ein kleinnen sehrecken brocht, der im rot sasz. Do stun-
den iren so vil uff, das wenig blipen sitzen. Do das ersechen
wart, do wart gemacht, das einer mit dem andren solt hlipen
ätzen und die sach heißen handien, es berurt recht, wen esa
wed. Do trat aber zum ersten usz Andres Bischoff, der wass
miner herren ladenherren einner, nit weiss ich, wasz in bedunckt,
er wolt nit me do sitzen, stund uff und gab mixten herren die
schlusel und gab sin burgrecht uff, sasz uff und reit usz der stat.
Uff das wart kein firren in disem handel tag und nacht,
frft und spot zwischen beyden parthigen. Es wurden beyder
teil suplicatzion gelesen und ir beger gehdrt: ein theil begert
dem gotzwort anzuhangen und das das einhellig geprediget wurt,
das ander theil begert den altten zermonien und b&pstum an-
zuhangen. Also wart in disem handel ein mittels erfanden und
der gemeint fÜTgehalten, dem ist also:
Es ließen min herren bietten uff allen zunfflaen und gesel-
schafften, das man von hu« n hu« iede »unift und gesÄft
solt iren mitbrudren bietten und sagen: wer ewangelisch wer
1529 oder dem anhengig wer, der solt morndes am mentag vor der
4aJu< heilligen dry künigen tag frfig zu den Barfusen komen, der an-
dren parthy wart zu den Predigeren l) [us] botten. Also komen
zu den Barfusen die, so dem ewangelly anhengig worren, by
zweytusent2) mansparsonnen von bürgeren und hindersesen,
• aber zu den Fredigeren worren ouch zusamen kumen, so uff
1) Ueber das Predigerkloster s. Fechter S. 124 u. s. w. 2) 2501)
Wurstisen. »fil über 3000« Vischer a. a. O. S. 307. Die Aufzeich-
nungen f. 5b sagen 1500.
1539. 75
der pfeifen ritten woran, by fiinffhundert *) mansparsonnen.
Nu disen beyden parthigen hielten mine herren disz mittel für
mit ttt und beger, sollichs anzunemen, domit man in fiid und
«aigkeit kamen moeht. So wüsten sy iezo kein ander mittel
im finden, dan diez2), und wer also von beyden roden erkent,
<fa nu hixkfur einhelligklich solt geprediget werden in allen
p&rren und kilchen nüt anders, dan das lutter clor wort gots
ms und altz testament, und wo einer des nit bericht wer,
<h> sollen die predicanten al wuehen ein mol zamen gon und
fem andren underwisen und berichten , domit kein feiler be-
sehech; welcher aber das nit thet, das derselbig sins predigens
»1t soiston» domit die 1er Cristy, und was» der beigen gschrifft
gemesz ist, einhelliglich geprediget wurt by verlierung irer pfrunr
den. Es solt ouch keiner den andren schritten, schmechen oder
Istren uff den kantzlen ketzer oder mit sollichen wortten, ouch
solt man susz die messen und kilchenziertten alle losen blypen
in dennen kilchen, do sy biszher gewesen sind. Do das under
der gemeint erhftrt und fürgehalten wart, wolt mans gar nüt
unemea noch dervon hören sagen , wiewol die fremden her-
ren ouch ir bit von wegen miner herren an die gemeint leyfc-
tffl, du sy die herren solten in diaem stuck erren und diaz
mittel annemen ; aber sy woltena nit thun, sunder by ir supli-
aü blipen, wasz [149] die vermocht, ermantden ouch domit die
von Zürich und Bern innen bystendig zu sin noch hit der bün-
<ta und dasz man das mer under der gemeint machte, doby
volten sy blipen. Des ermantden mine herren die örtter, ouch
innen bystendig zu sin. Also wart ein etil gemacht under dem
Toick und also gebetten, r&wig au sin und nüxit mit gwaltiger
bad angriffen : biaz uff den andren tag wolten sy wy tter in
ifa Bach handlen, domit sy villicht ein vern&gen würden haben«
Also loch das volck wyder uff der garttner husz und zum Saf-
frm?j, uff die antwurt zu wartten.
Also wart aber nit gefirt mit ratten tag und nacht, trug
«ndspot. Do doch min herren Sachen, das ie nit anders sin
»moeht und die gemeint nit wolt abston, erfunden sy aber ein-
mittel, das sy der gemeint wolten fürhalten, domit sy beyd
1) 600 Wurstisen, »nitt Ober CIIII starck« Vischer a. a. O. S. 308.
jj* Auflehnungen unten sagen 800. 2) 8. Wurstisen. Hersog
*1*. Vgl. bei Visoher a. a. O. S. 306 den Gesandtschaftebericht, nach
«cum dies Mittel »schon am 3. Januar« beschlossen, aber freilich (s. 8. 307)
«m4ten, wie die andern Quellen auch sagen, eröffnet und verle-
rn wurde, üebrigens heisst hier der Artikel, in dem Ton den Pfründen
•* Bede ist* »Der von der mess stan weite, dem solle tyn pfrund nüt
*«t minder gefolgen«, wodurch Ryff's und Wurstiaen's Be-
** wesentlich erg&nst wird. 3) Das Haus sum Saffren (Safran,
u welchem starker Handel getrieben wurde), Zunfthaus der Kramer
» froheren Bindermarkt, jetzt Gerbergasse. Fechter 59. Beitrage
76 1529.
parthigcn gestillen möchten, hatten ouch domit die fromen her-
ren und eydgnosen von Zürich und Bern, desglich die von
Stroshurg und ander, so do hie trorren, die gemeint eu bitten
sollich myttel anzunemen, dan min herren des uff alle zunfft
brieff und sigel geben wolten, das sollichs solt erhalten werden, 5
das nu trüwlich beschach: dan die fromen herren die gemeint
(6. Jan.) gar frintlich baten uff der garttner husz, das wir innen so vil
zu erren solten thun und sollich myttel guttlich annomen, do-
mit wir zu beyden parthygen zu frid und einigkeit kumen möch-
ten, und wer ouch wol und gut anzunemen, und wo sollichs it
nit erstattet solt werden, wolten sy die sin, die sollichs wurden
begeren, das erstattet wurde, und des wurden sy ouch ein ab-
scheyd nemen , brieff und sigel , wie wirsz dan uff den zunff-
ten hetten; und ist disz nochgend das mytel, so fiirgehalten
wart zum andren mol. u
[150] Dis ist das ander mittel, so der gemeint ßirgehalten wart
s. J*n. und angenwnen, so vom rot erkent wart l) .
Zu wissen2), demnach sich gmeine burgerschaft der statt
Basel von wegen des zwyspaltigen bredigens, bo biszhär in ver-
melter statt Basell von den predicanten geprucht und furgangen, 20
gezweyet, deszhalb das ein teil vor uns burgermeister und rat
obgmelter statt Basel ein suplicationn des inhaltz, das wir zfi
ufrnung fridens und einigkeit ein einhelliges predigen hie geord-
nen, deszglichen die mesz, so die tägliche uff den canzlen von
etlichen predicanten ein gotslesterung und gruwel vor gott sin 25
gscholten, solang bisz die durch die meszbriester us heiliger
göttlicher biblischer gschrift gfit und gerecht sin erfunden, ab-
stellen wolten, inglegt, desglichen so hat der ander teil, das
man sy by letst usgangnem mandath und by dem, wie es ietzt
in der statt Basel gehalten wurdet, handhaben und bliben los- 30
sen wölli , ouch suplicierender meynung uns furtragen lossen ;
so wir nun beider teiln als der unsern suplicationen vernomen,
friden und einigkeit zu pflanzen, Widerwillen, Uneinigkeit und
7. ÜB. bat. 19. predigensHs. 20. gebracht Ha. 23. uffnnngHs. ordnen Ha.
24. Da« zweite »die« fehlt in der Hb. teglichsHs. 25. »predicatten« , Schreibfehler
in der He. 29. uszgangnen mandaten Hb. nnd Bull. 30. wUrttetHs. 31. wolle
Hb. 32. snplicatzion Hb. nnd Bull.
1) Das Mandat des Käthes in extenso und in dem Urtext abgedruckt
beiBullingerll. 41— 43. Haller III No. 337. ETkanntnisbücher IV.
49 (Heusler 441), im Auszug bei Wurstisen. Ochs V. 631. Vgl. Her-
zog II. 130. Hagenbach 124. 2) Hier ist das Mandat abgedruckt
nach der officiellen Ueberlieferung im Staatsarchiv: Nuw erkantnus Buch
(in der ganzen Reihe ist es das vierte), angefanngenn Anno XXV — Bis 1544.
Blatt 49 ff., und die Varianten Ryff's (Hs.)y abgesehen von den unbedeu-
tendsten, sind angegeben. Ryff hat vielleicht den Druck, welcher Bu Hin-
ge r vorlag, benutzt, vielleicht stand ihm auch eines jener Exemplare des
Mandats zu Gebote, das einer einzelnen Zunft gegeben war (s. am Ende
des Mandats).
1M9. 77
enpirungen under den unsern zu verhüten mit ganzen begir-
dengneigt, so haben wir dise nochfolgende mittel guter erba-
rcrmeynung einhelligclichen bedocht und erkant:
Entlich diewil das zwyspaltig predigen, so biszhar für-
»gagen, der pronn und uisach aller zweyung und bürgerlicher
trennuDg gwesen , und wa es nit abgstölt, furer sin wurde , so
habend wir umb vennydung solchen ubels für gut angsehen,
dis hinfur alle und iede predicanten, pfarrer, Seelsorger, lut-
pnester und ordenslut, die in beiden stetten Basel und in un-
»sern emptern desz predigend sich annemen, nutzit anders dann
allem das pur dar ewangelionn, das heilig gottlich wort, in
biblischer gschrift begriffen, und was sy [ui] damit beschirmen
ondbeweren mögen, on z&satz anderer lerem und menschen-
Satzungen eynmundigklich fry öffentlich und unverborgen, wie
erst uagangen maudath vermag und anzeigt, zu uflhung
eren gotts, zu pflanzung bruderlicher truw, liebe und gmei-
m finden« verkünden und predigen sollen.
Der gstalt das alle predicanten obgmelt sich ieder wochen
«m wenigsten ein mal, oder so oft es die notdurft erheuschen
>wurt, gütlich und fruntiich zusamen thun und sich des predi-
gen«, damit das eynmundig beschehe, mit einandern verein«
baren, verglichen, allein mit biblischer gschrift underrichtung
gebend und nemend, mit solchem geding : wer under inen sol-
fcbes nit th&n, sonder sich von den andern predicanten ussern,
* abrieben, kein bscheid noch bericht us biblischer gschrift geben
noch nemen und sich also mit den andern glichformig halten
*urde, das der von stund an stilletan und furer nit predigen
m.
Sodann die mesz betreffen: diewil die dermasen und sy
äfahär gehalten, von etlichen predicanten für ein lesterung und
gnwd uggschruwen, mit erpietung darumb rechenschaft zu
?eben, dargegen aber die andern predicanten die mesz, wie die
Whär ghalten, gerecht und gilt furgeben und sich die zu er—
Wien glich wie die andern erpotten, damit dann die warheit
»osfiiüdig an tag kome, dester sicherer gehandelt, und was zu
der eren gottes dienen mag, geuffhet werde, so habend wir uns
einhellig erluttert, vereinbaret und erkant, das wir umb offen-
hrung der warheit von obgmelten predicanten und meszprie-
%ra ir angepottene rechenschaft bisz sonntag nechst noch [152]
'tnutatigkomtig, das ist vierzehen tag noch pfingsten, in offner
&putacionn und gsprech in der Barfüserkilchen und in bysin
^engclichs verneinen und das allein mit heiliger biblischer
lotorHa. 5.brunHa. 6. fnrtterHa. 7. aolchee H a. 10. nttUHa.
U. lemr Hi. 15. »Terato«« fehlt in der Ha. 21. einmfindlg He. 23. geben and
«Mi Hi. 24. fieseren He. 27. furtterUe. 30. goUleetrang He. vnd Bull.
H. ntwti usgesehrfiwen H n. erbietang Hs. 32. Hb. statt »wie die« : so. 34. erbot-
k»fu. 35. nazffindigHi. 36. er Ha. geSffnot Hs. 39. nngebottne Ha.
«ti| H s. 40. »konfüg« fehlt in der H e. und bei Ö u 1 1.
78 UM.
gschrift nuwen und alten testamente, ob die mesz in eollicher
heiliger gschrift begründet sy oder nit, erörtern fassen wollend.
Und 80 wann dieselbig rechenschaft gehört und sich das gesprech
geendet, dann wollend wir ron stund an alle unser burger und
die bo zunftig sind, von zunft in zunft ausamen beruften ioe- s
sen, das urteil eins ieden concienz heimstöllen, und ein mers,
ob man die mesz behalten oder gar abthfin wölli, mit inen
machen, und was der zit durch ein rat, gmeine unser burger-
schaft und zunftbrikder das mer wurdet, dasselbig in dem na-
men gottes an die hand nemen, dem merern nachkomen, gle- 10
ben, und soll das minder teil eich darwider nit setzen.
Wir habend ouch wyter erkant und wollend, das von hut
an alle messen in beiden statten abgstölt sin und furohin bisz
zu obgmelter disputacionn und gesprech nit me dann täglich
ein ampt im munster, ein ampt by saut Peter und ein ampt 15
by sant Joder, und sunst gar kein wyter messen gehalten wer*
den sollen, und damit sollend gmein unser burger der zweyung,
so sich diser zit zutragen, beriiwiget, mit einandern zufriden
sin und keiner gegen dem andern nutzit unfruntlichs furnemen,
sonder in gutem brüderlichen und bürgerlichen friden by und ao
mit einander Eigentlich und fruntlich leben, der obgmelten zit
erwarten und sich furer nit empören, noch für sich selbs utsit
handien.
Wir wollend ouch allen denen, sy sigen uff wellicher par~
thy sy [m] wollen, und in disem handel, es wer mit schriben, 25
raten, reden, uffwicklen oder anderm verdacht sin möchten,
gnedigclich verzihen, solches denselben, ouch alles dessen, so
sich harinne begeben und von einem ieden zutragen, in argem
oder Ungnaden niemermer gedenken nach uffrupfen.
Und damit aber gmeine unser burgerschaft desz alles gwusz* 90
lieh vertröstet, das disem, wie obstat, also glept werden soüi,
so habend wir verer erkhant, das diser dingen und erkantnus
allen zunften versigelt urkund und abscheid gegeben werden
5. j»n. sollend. Actum zinstags den fünften januarii anno etc. 29.
Do nu sollich mittel uff allen zunfftan gelesen und geben »
wart, gefiel es der gemeint basz, dan das vorig und nomens
durch bit der frempden an, wie vorstat, und worren wol zufri-
den; doch wa6z die böbpstisch parthy nit gar wol zufriden der
mesen halb, so in abgangen worren, doch musten sy sich mit
den drygen l) Ion begnügen und für iederman wyder heim. Ea 4e
1. alten and nuwen Hb. 2. heilligerjfftttlicher Hi. n. Ball. 5. «wnft tn xnnft« H s.
6. nrttel H s. 8. »unser« fehlt im der He. mnd bei B a 1 1. 9. wmrdet H s. 10. merer Hb.
12. hftt II e. 13. »beestelt Hb. fürthin H b. 14. mer H b. 15. in dem H b. 19. naxit
Hs. nnfrintlichsHB. 22. flzitHs. 21. Bitten Hb. statt »parthj«. 25. wellend
H b. werre H e. 30. »aber« fehlt in der H a. nnd bei B n 1 1. gewißlich Hb. 31. solle
Ha. 33. geben Hs.
1) Die Bestimmung des Mandats, dass bis zu der abzuhaltenden Dispu-
tation (Sonntag nach Trinitatis 30. Mai) täglich nur im Münster, in St. Fe-
ter, in St. Theodor eine Messe gehalten werden solle.
1529. 99
wart auch von minen herren ein mandat1) uff all ranfft gen, (7.Jm.)
das sollich vergangen Sachen keinner dem andren uffirapfen,
schelten oder schmechen solt, sunder alsz tod und ab sin und .
frintlich und gätlich under einandren leben; doch wart dor-
i neben verbotten, in dennen kilchen kein psalmen in tütsch zu
singen, in dennen sy vor nie gesungen woren, das gar schier
ein nüw ungluck gemacht het, dan die gemeint vermeint, wo
einhellig prediget wurd, möcht man ouch psalmen singen ; aber
«wart nit nochgelon, dan das gifft mocht sich alweg nit ver-
t* bergen, es must sin schalck alweg erseygen, doch liesz ieder-
m&n dorby blipen, dan man begert nüt dan ftyden. [154] Do
na die Mbstische predicanten sollichs hortten und das mittel
musten annemen, stunden sy ire predigen stil, und wolt kei-
ner mer predigen, dan sy wolten nit zu disen gon, das sy un-
ßderwisen wurden von innen des wort gottes halb, vermeinten,
sy weren beeer, aber man spurt wol, wo es innen gelegen wasz,
me zu unfryden dan zu einigkeit. Das weret nu by Serzechen
tag lang, das im munster noch sant Petter oder sant Joder,
noch sant Urich geprediget wart2) und wolten ouch nit an
xiise predig gon, triben ouch vil schmochwort, tratz und an-
der wyderoillen, das die gemeint schier aber in Unwillen ge-
fidlen werren; dan es wart ein schandlich bfichly gemacht wy-
der den doctor Ecalampadius , das liesz man hie uszgon, kam
von dem predicanten zu den Predigeren3), der liesz sollich
fcbichly einner stat Basel zu letze, er macht sich aber dervon,
nam urloub hinder der thür ; von wem er aber den rucken hat,
»fand sich balt hernoch.
Do es nu anstund by fierzechen tagen und die bftbstischen
kein predig hatten, beclagt sich die gemein gegen irem usz-
»Klrotz, das man die kantzel versech mit gutten predicanten,
Aewil doch dise nit wolten das wort gotz verkünden, wer wol
ro gedencken, das sy die worheit nit wolten annemen; sollichs
vvt vom uszschutz minen herren anzeigt , die sagten nu zu
sollichs zu versechen; also den nechsten suntag dornoch stund 24. Jan.
Ä. «aea tritoa ouch Ha.
i) 8. Wurstisen. Ochs V. 634. Vgl. unten Chron. Oeorgii ad
1 1526 , 10. August und die Bemerkungen dazu. Riggenbach's: »in
tllen Kirchen.« Beitr. IX. 347, bezieht sich auf den spateren völligen
&g der Reformation. 2) Nach der Bestimmung des Mandates vom
UaiL, das« jeder Pradicant der Stadt sich jede Woche mindestens ein Mal
st lernen Amtsbrüdern »gütlich und früntlich züsamen thun und sich des
p&tigeps .... vereinbaren« sollte, (wozu sich vermuthlich die Geistlichen
Jftet vier katholischen Kirchen nicht verstanden) und der weiteren, dass er
ttdernlslls »von stund an still stan und fürer nit predigen sölli.« 3) Die
kflrift des Ambrosius Storch (Pelargus) : Hyperaspismus sive propugna-
^Apologiae Ambrosii Pelargi, quo eucharistiae sacrificium ab Oecolam-
pdbia calumnia strenue asseritur. Hagenbach 125. Hersog II. 134.
Ochi V. 635. * *
80 1529.
der predkant zu sant Petter *) wyder uff zu predigen. Do das
die burger vernumen, giengen vil dar, das sy zulosten, wie er
sich an wolt losen, das nu die böbstler fast verdrosz und ver-
mentten sy usz der kilchen zu schlachen, des gar schier [im]
sych ein groser Unwillen zwischen beden parthigen begeben het. j
Er prediget aber wyder uff sin alte gattung, wie vor stath, uff
nid und hasz und allen unfriden ; das beschach nu ein mol oder
drü, hielten ouch in allen wincklen mesz über allen vertrag
und gebot, ie das sich die gemeint aber beclagt gegen dem
uszschütz in sollicher mosz , das weder brieff noch sigel von i
den bebstischen wolt gehalten werden, sunder ie lenger ie
fester zerbrochen und vil mudwillens von innen getriben wurd,
das nu der uszschütz vor minen herren anzoch ; den. es wart im
vertrag gemacht, das der uszschütz uff der ewangelischen par-
thy für und für beliben solt, bisz zu der zukumfft der ange-i
sechenen disputatz3): wasz dorzwischen der gemeint angelegen
wasz, mochten sy alweg dem uszschütz anzeigen; dorum brach-
ten sy dise ubersechung der falschen predicanten für min her-
ren mit beger, die zu stroffen, die sollich ubersechung thon
betten und wyder brieff und sygel gehandlet hetterl, ouch das
man die falschen predicanten, die wyder das wort gottes wer-
ren, hiesz irsz predigens stil ston und die canzlen mit gutten
cristlichen predicanten versechen wurden, domit sich des nieman
zu beclagen het.
Also stund der buigermeister Meltinger uff und bekant sich, '.
das er der werte, der sollichs Übersechen het des predicanten
halb sant Fetter, den het er heisen predigen, aber begert im
sollichs zu verziehen, dan sollichs solt furbasz nit mer gesche-
chen und furrer erstattet werden, wasz do zugeseit wer; aber
der uszschütz bleip uff irem furnemen, das die gestrafft wur-
den, die sollichs Übersechen betten, dan sy besorgten, die ge-
mein liesz nit noch, domit grosers versechen wurd. [las] Ouch
wurden ander artickel mer erzelt, so sich verlüffen hatten un-
der den wyderparthigischen, des nu min herren den uszschütz
hiesen heim kerren, man wurd in ein gutte antwurt geben ; der
antwurt musten sy aber lang wartten.
Wie aber ein burgerschaffl zusamen kam, um das brieff und
sigel nit gehalten wasz worden.
Also gestund die sach aber an, das nieman nüt me band
len wolt, und hattens mine herren in vergesz gesteh, meindtci),
es solt der gemeind ouch also sin ; aber die pfaffen und ir an-
38. Diese Ueberschrlft steht in der H s. erat S. 157 oben, mitten im Text.
1) Sebastian Müller. Haffenbach 126. Hersoff II. 135. Wurst-
igen 569, bei dem fast die Worte von Ryff wiederkehren. Ochs V. 630
nennt den Prädicanten irrig: Seb. Münster. 2) S. ob. S. 77.
1529. 81
hang mochten ir boszheit nit losen, verbrachten für und für ir
mudwülen mit irem tratzen. Das verzoch sich nu bisz uff der
herren fasnacht *) ; dorzwischen hat der uszschutz dick und vil 7. Febr.
begert, das man in ein antwurt geb uff ir begeren von wegen
i einer ganzen gemeint und die cantzell versechen wurden, aber
r mocht in nit erfolgen, sunder wolten alweg uff irem altem für-
nemen Minen, das nu die gemeint fast anneng murmlen und
logen dem uszschutz an , wie es doch zugieng ; ie in suma,
« yerzoch sich bisz uff der herren fasnacht, wie obstat, sach
» man in mencherley weg, wie brieff und sigel gehalten wart uff
der böbschischen parthy, des nu der uszschutz sollichs wol be-
trachtet, und vereinbarsten sich zamen uff obgenanten tag und
rotschlugen, wie im zu thun wer, diewil in von minen herren
kein antwurt wolt geben und sust ouch nüt gehalten wart, do-
li mit sy sich gegen der gemeint verantwurtten möchten. Also in
sollichem rotschlag, so sy thetten uff der garttner husz uff der
herren fasnacht, sasen sy den gantzen tag by einander by dri-
sig redlicher burger, wurden sy des eins, das sy die gemeind
weiten heimlich beraffen zu den Barfusen und [157] in die sach
3» endecken, domit die schuld nit uff innen leg ; und also seit ir
einner dem andren, die dan dem ewangely anhengig woren, •
das gy morndes am mentag trug um die sechste stund am mor- 8. Febr.
gen zu den Barfusen soltten sin, das nu beschach : dan es kö-
rnen aber von bürgeren zusamen by acht hundert, thetten also
r. ein fr&gbet zu got dem herren um hilff und gnod, domit wir
die er gottes möchten furdren und sin wort handhaben.
Also thet einner vom uszschutz die red, ein ersamer bur-
ger2), und erzalt dem volck, wie die sach schwer und hei stund,
wüsten innen sollichs nime zu verhalten, begertten do ein rot
* von der ganzen gemeint, wie sy sich wytter gegen minen her-
ren halten gölten, dan sy nüzit handien wolten on einner ge-
meint wissen und willen. Man sech doch wol, das do niizet ge-
halten wurt uff der wyderparthy und vil und mancherley pra-
tick Terhanden weren zu besorgen grose gefSrlickeit, so erwach-
~ sen möcht, dorum sy wol mochten do iren rotschlag thun und
1? Wurstigen stimmt oft fast in den Worten mit Ryff in Erzäh-
nmg der folgenden Ereignisse über ein. Bullin ger IL 43. 44. Kessler
V. 182 ff. berichten nicht gerade ausführlich, doch anscheinend auf selbstän-
dige Quellen gestützt. Salat nimmt keine Notiz von den Ereignissen,
«nderu verweist 8. 202 auf den Bildersturm von 1528, als wenn dort auch
'*vai über den von 1529 berichtet w&re; s. ob. S. 57. Vgl. Ochs V. 636 ff.
tterio« H. 137 ff. Hagenbach 126 ff. Hottinger II. 128 ff. üeber
ae Aenderung der Verfassungsverhältnisse s. die bündige , klare Darstel-
nag bei Heusler 441 ff., wo namentlich der theilweis politische, gegen
** Oligarchie der Regierung gerichtete Charakter des Aufruhrs hervor-
?»<wn wird. Vgl. Bull in ger II. 43:* »Die gemeind sach, das wenig
sähen in dem radt allen gwallt alein an sich riehen understondent , dor-
P*yff sy su den waaffen« etc. 2) Irmy, s. Ochs V. 638.
**te Cfcwaik«. 1, 6
82 1529.
die sach erwegen noch irem gutduncken, wasz innen dan wyt-
ter gefeilig wer und sy innen witter empfullen, dem weiten sy
nochhandlen.
Indem alsz man in solcher red wasz, kam ein statknecht,
so vom rat dar geschickt wart und hiesz den uszschutz uff das 5
richthusz kumen, mine herren wolten innen die antwurt geben ;
aber es wasz der gemeint nit gelegen noch dem uszschutz ouch,
dan vor woren min herren by fier wuchen dorob gesesen und
den uszschutz der antwurt losen warten und woltens eben iez
gen hau; das wasz nu innen uff diasmol ouch nit gelegen, aber 10
mine herren möchten iez wol dencken , wie sy beston wurden
mit ixem brieff und sigel gegen den frempten herren von Zü-
rich, Bern !) und [im] von Strosburg, das dieselben wurden ver-
neinen, wie handfest und standhafftig sy mit irem ding und
erkantnusen weren; in suma: die gantze gemeint wart des 15
einheillig und befullen dem uszschutz, diewil so vil gehandlet
wer worden wyder allen vertrag, brieff und sygel und die can-
tzel noch 1er stunden , weren sy nime schuldig by dem vertrag
zu beliben, vermarekten ouch wol, wohar ein sollicher gewalt
und rucken kern, wer nu hinfur ir meinig und beger, das 30
.. hinfur etlich nit me im rot solten sitzen, sunder usztretten in
diser und andrer Sachen uff diszmol, das wolten sy ouch haben
und dorby blipen; desglichen die falschen predicanten hinweg
gethon, verhofften sy, die sach wurt zu guttem reichen und
gutter fryd und einigkeitt gemacht, und woren disz die noch- 25
genempten, so man usz dem rot erfördren solt, die dan solten
abtretten, nämlich iren zwelff und sind disz die2): nämlich
jungker Heinrich Meltinger, obrister burgermeister, jungker
Lux Zeygler, obrister zunfftmeister , Franz Her, rotzher vom
Schlusel, Lux Isily, meister zum Saffren (diser wasz erst des so
jorsz in rot kumen), jungker Egly Offenburg, jungker Bern-
hart Meyger von Balderstorff, bed vom Suffzen3), Andres Bi-
■VI. »von Balderstorff« am Rando von der Hand der H b., aber mit spaterer Tinte.
1) S. bei Vischer a. a. O. S. 311 den Bericht der zweiten Berner
Mission vom 13. Febr. 1529, S. 316 Schultheis und Rath zu Bern an Frei-
burg und Solothurn 10. Febr. 1529. 2) S. Ochs V. 639. Wurstisen
571. Kessler V. 183. Der Rath bestand damals aus dem Bürgermeister,
dem Oberstzunftmeister , zwei Rathsherren von der hohen Stube , einem
Rathsherrn von jeder der 15 Zünfte und den Meistern der 15 Zünfte. Di«
vier ersten Zünfte : zu Kaufleuten (zum Schlüssel) , zu Hausgenossen (zum
Bären), zu Weinleuten und zu Rrämeren (zum Safran) Wessen die Herren-
Zünfte, ihre Vertreter im Rathe wurden mit dem Titel: »Herr« beehrt.
Vgl. den unten S. 92. Anm. 2 citirten Brief des Oekolampad an Capito
vom 13. Febr. 1529. 3) »Zum Seufzen« in dem neueren Stadttheile jen-
seits des Birsigs, in der Nähe des Fischmarktes (Fechter 23), war ur-
sprünglich die Trinkstube der 8terner, der erst später der Dienstmannschaft
beigetretenen Geschlechter, gewesen. In der Zeit, um die es sich hier
handelt, bildeten die Genossen der Stube »zum Seufzen« (der niederen
Stube) zusammen mit denen «zum Brunnen« (der oberen Stube) im Gegen-
159». 83
«hoff, her Hans Murer vom Herren1), Caspar Durnisen von
ffhmiden, her Hans Stoltz von winlütten, her Hans Oberiet,
roteher vom Saften, her Hans Schaffner, den man nempt von
Hrun2), meist» vom Schlusel: dise woren all under einander
treifiund und hatten grosen anhang von pfeifen und woren ouch
treffenlich wyder das wordt gottes, dorum sy alweg mit den
puffen pradicierten, wie ay ir bobpsthum mochten erhalten, un~
ingesedben wie ein burgerschaffi; in frid oder einigkeit kern
oder kumen möcht. Do halff kein bit noch begeren, ay woren
»«inte in sollicher verstockung, das ea nüt [im] an innen ver-
lachen mocht, biaz man diaz für die hand nam und ay vom
rot gethon wurden ') .
Wiewol aber aollicha dem uasachuta schwer was« und die
gemeint fast ermantden, ay solten nit also ruch faren, dan ein
srot iu endsetsen wer nit schimpflich, möcht innen ouch au
grotem nochteil reichen, aber es halff nüt me, aunder ea muat
des hindurch, dan ea wasz götlich und hatten ursach gnug uff
iwe, wüsten ouch wol, diewil dise im rot werren, das die ge-
neint nimermer zu frid und einigkeit kumen möchten, dan
My den pfaflen zu fest verwand und anhengig woren. Also zoch
der usischutz hin uff das riehthusz und bleip die gemeint by
einander uff etlichen zunfftan und am Kornmerckt, der ant-
wurt au wartten.
Also kam der uszschutz für min herren, zeigten innen sol-
*Kch beger an von wegen der gantzen gemeint, des min herren
nit wol zufriden woren, dan ea mag ieder wol dencken, wie
Mfh mencher rümpfen möcht, das er wichen muat; ea wasz
«ch miner herren meinug, zu wissen usz wasz ursach ay nit
«higenlich werren do zu sitzen, butten innen und der ganzen
tjßneint recht; uff das der uazachutz innen antwurt gab: das
wer innen von der gemeint empfollen, usz wasz ursach wolten
tf innen gern anzeigen , eim ieden noch aim vermögen , so er
oit qnberen wolt ; das ander wolten ay innen zu recht werden
wd butten innen ouch recht von wegen der ganzen gemeint
* ton Zürich, Bern oder Strasburg, doch uff irem aelbaz kosten
1- Ab Bas!» toi tar Hand «tos Peter Jtjrff . »PfepitÜMh« rillt werden ftbfpMtit wU
•ogifardtrR »Kanunen 4er usg«?ordevton von rk»t«. »EdeUtttt«» ataJMa noch in
w«. 5. »batten« fehlt in der Hr. »anhang« mit spaterer Tinte übenogen.
2* Wo die Zünfte das Patriciat, die hohe Stube. Ohne dasa ich mich
m vd TolttiiuigigetchtchtUche Erörterungen einlassen kann, aei nur ge-
^ (Um die »Stube tum Seufzen« im 17. Jahrhundert endigte. 8. Heus-
^rm.253. 1) Genannt »SUherberv«. Wurstisen, Ochs. 2) Ueber
* Ntmen dies« Mannes Tgl. Ochs V. 639. An». 1. 3) Die Erkannt-
11 JJ"i 1 Februar, durch welche die oben Gemannten vom Rathe aua-
"™"» wurden (s. unten 6. 85,29), findet sich Erkann tnubuoh IV. 53
fd Becreta et maadata 1521 — 1601. 35* f., abgedruckt (in moderniairter
^he) bei Ochs V. 646 f.
6*
84 1&29.
und seckel, dan das ietz ein mol ir beger werre, des rotz stil
zu ston, doch an iren erren ungeschend oder geschmecht, es
möcht sich ieder der mosen bekeren mit sim wesen und Wan-
del, das er zu disen erren wyder kumen [igo] möcht und villicht
zu höcheren erren brucht werden, dan er vor gewesen wer.
Do sy nu sollichs vernumen, das esz nit anders sin mocht,
tratten dise usz, wie vor bestimpt sind, und hiesz man den
uszschutz wartten der antwurt. Also warttetten sy uff dem
richthusz von frug zu sibnen bis« das esz fünffe schlug zu
nacht, das weder der rot noch uszschutz weder gesen noch
truncken hatten, konden im rot nit finden, wie sy der tsach
thun weiten, das nu die gemeint fast vertrosz und verwun-
dertten; ein teil meintden, sy wolten zamen im harnist, die an-
dren wolten uff das richthusz und innen die sach helffen usz-
ratten. Disz kam für den uszschutz: die schickten botschafft
zur gemeint, sy solten rfiwig sin, die sach stund wol; also
bleip man zufriden bisz nacht um die stund, wie obstat, stund
der rot uff und kam der uszschutz ab dem richthusz. Do lief
die gemeint zamen, komen also zum uszschutz zum Saften
und begertten der antwurt, aber der uszschutz wasz so macht-
losz hungers halb, dan sy den gantzen tag noch nüt gesen het-
ten, das sy nit vil antwurt geben mochten, hatten die gemeint,
das sy heimkartten und zu guttem finden werren bisz morndes
um die sibne vor mittag, wurt man in die antwurt geben on
Verzug und die in geschrillt stellen, dan es zu vil wer innen
im köpf zu behalten, dan innen der tag zu kurz wer worden,
dan der handel nit klein wer, aber sy versechen sich einner
gutten antwurt, domit sy wurden vernugig sin, und solten dise
nacht noch also wartten. Do das die gemeint höret, woren sy
nit wol zufriden, dasz den ganzen tag nit mer gehandlet solt
sin worden, meinttden es gieng nit recht zu, woren fast un-
ruwig, [i6i ] giengen zusamen und rotschlugen, wie sy der sach
thun wolten, dan sy wol sechen, das ein butz x) dohinden stackt,
das der uszschutz innen villicht nit gern offenbaren wolt, und
ie lenger sich die sach Verzug, ie lenger es bfiser wurt, dan
es lag innen hart, das in der uszschutz ouch hat furgeschlagen
in dem einnen artickel von wegen der gemeint, das kein niei-
ster noch sechser in der zunfflt solt erweit werden anders dan
mit der ganzen gemeint2), und derglichen artickel me3) des
17. Hs. büeip.
1) Wurstisen 570 hat dieselben Worte. 2) Davon hat Ryff oben
noch nicht geredet, obschon es dahin gehört hätte. Vgl. Wurstisen 569.
Ochs 641. Sechser: ursprünglich sechs Männer aus jeder Zunft, »welche
den Rath des Meisters bildeten bei Verfügungen über Zunftangelegenheiten«.
Heusler S. 125. Vgl. daselbst über das Institut, aus dem sich der grosse
Rath entwickelt hat, S. 376 ff. 382. 386. Ueber die vorher geübte Art der
Wahl von Meistern und Sechsern s. Heusler 429. Ochs V. 350. 3) S.
gleich unten S. 85 f. diese »derglichen artickel me«.
1529. 85
?otm>rtz halb. Nu im solchen rotschlachen wurden die burger
wn allen ziinfften eins, das sy die sach wolten helffen usz-
nufhen und wolten nit warten bisz morndes, das sy wol sechen,
wasz pratick vorhanden weren, deren sy nit wartten wolten,
i und ennanten einander , das ieder solt heim gon , sinnen har-
nist anlegen und sin gewer nemen, und so wolten sy zusamen
kamen uff dem Kornmerckt und do der sach eins werden.
Also in der stund, alsz der uszschutz noch asz, das wasz um
die sechste stund noch mitag, komen die burger zusamen in
Hirem hainist uff dem Kornmerckt by acht hundert1) starck wol
?erust , nomen also al gasen in und das geschutz, so under
dem richthnsz wasz uff dem Kornmerckt, und wurden ouch alle
thor versuchen, desglich das geschutz im Werckhoff; in suma:
e5 wasz alsz wol versechen und gerast , des man nit kleinnen
i «chrecken nam und vorab die oberkeit und der uszschutz, dan
?v sich des nit versechen het. Also wart illens der rot zusa-
•
men versamlat und hielt man streng rot. dan do wasz aller
*rhimpf usz ; es kam ouch der uszschutz, ennanten die burger
zu friden und das sy nieman schedigetten , dan sy innen nüt
JYersumen wolten, sunder selb der sach oblygen, und solten der
<*2 antwurt wartten bisz an morgen, wie sy dan vor mit in
abgered betten, dan sollichs hetten sy innen nit zugeseit ; aber
do wasz kein bitten oder abmanen me, das hulff, sunder wol«
ten kein verzug me haben, allein die antwurt must diser nacht
t geben weiden oder begertten die zu iren handen usz dem rot,
h) dan vor anzeigt sind.
Also verzoch es sich bisz in die nacht um die nünde stund,
kam der uszschutz ab dem richthusz und brocht die antwurt,
da.« alle die, wie vorstot, des ratz wurden hinfür stilston und
»der andren articklen halb ouch noch irem gefallen wer der pol-
Iht halb und predicanten halb; aber die gemeint wasz des noch
nit ersettiget, vermeindten, man wolt sy domit von einander
deftigen, wolten ein andren abscheyd haben. Also bat der usz-
<ouutz, sy solten die nacht zufriden sin, dan es nu ab der tag-
rit wer und iederman der ruw begertt , dan sy nu müd und
heilig werren, wüsten uff disz nacht nit wyder zu handien.
Also ertten sy den uszschutz und wolten uff disz nacht zufri-
den sin bisz an morgen , doch wolten sy by einander blipen,
und theilden sich uff der garttner husz, zum Sauren und uff der
* winlüt husz und uff der Rinbruck. Aber in der nacht weisz
*h nit, wasz etlich der rotten bedunckt, sy kamen hinweg,
nämlich für jungker Heinrich Meltinger und jungker Egly
Oflenburger2) in eim weydling uff dem Rin hinweg. Es wur-
den die lachten an allen gasen anziind und die nacht von bur-
I; 1200 Wursti een. 2) Kessler V. 183 nennt noch: »Andres
wchoff «nd Hans Oberriet«, welche beide nach Ochs V. 661 ihr Bürger-
et aufgaben.
86 1529.
geren grose wacht gehalten. Alaz nu die nacht vergangen wasz
9. Febr. am zinstag frag hielt man wyder streng rot um der pollitzy
halb, dan dasselb wolt nit fiaj] von »tat, dan nu der groet ar-
tickel wasz, das die gemeint begert, das nu hinfiir kein klein-
ner rat on den grosen erweit solt werden, desglich kein sechser i
noch meister in den zunfften «rwelt solt werden on gemeiner
zunfftbruder, und das mit merer hand beschech, dan vor durch
rotzher und meister und sechser der frundschafft zu vil 'inge-
würtzlet wasz, das sy do handleten, wass sy wolten, domit der
pfaffen anhang im rot zu gross wart und das gotzwort sin für- f
gang nit haben mocht
Alsz nu der rat gesupert wasz, sosen die ubrügen am
zinstag so lang ob disem artickel, bisz es sich verzocn noch
mitlag, wuid«i die burger vertnudg des langen veraug», stan-
d^n rar und für in irem harnist am Kornmerckt; also wurden i
ir eüich zu rot, das sy wolten umgon zu besechen, ob sich
ienen etwasz erheben wolt, und also zugen ir by fierzigen mit
einander uff Burg1) um die pfaffenhöff2), also zum letsten zu-
gen sy insz munster, giengen dorin zu spatzieren; indem er-
öffnet einner ein daJFlen mit sinnem gewer, das sy uberab fiel i
und zerbrach, giengen also hinweg. Indem begegnetten in by
zwey hundert ab dem Kornmerckt, kamen am Sprung3) zusa-
men, wurden zu rot, wasz sy thun wolten, der rot wolt sich
zu lang verziechen; gab einner den rot, sy wolten wyder in
das munster und die götzen zerschlachen und lugen, ob sy die i
sach möchten uszmachen. Dem folgten sy alle noch, zugen mit
einander wyder in das munster. Wie man in dem alle thuren
an der kilchen beschlossen hat, do die pfaffen Sachen, das ein
dafflen zerbrochen wasz, zerstiesen sy die thüren zu stücken,
fiengen an zerschlachen alles wasz do wasz4) kein schonnen:*
wer basz mocht, der [m] thet.destme, zerheuwen alle gemelt,
dafflen, götzen, steinnen und holtzen, wart alles zerschlagen
zu kleinnen stucken, alle ziertten, das innen werden mocht,
must zerschlagen sin, on allein wasz von golt, silber und an-
dren kleinatter wasz, das wart ungeschediget und wol behalten, ä
dan keinner begert etwasz zu nemen, allein zerschlachen, es
1) Burg = castrum : der Platz, auf dem das Münster steht Fechter 4.
»Am zinstag umb die zway nach mittag stand die gmaind nach uff dem
plats und sprach ainer zu dem anderen: was wellen wir thun, uns fruret
all. Do sprach ainer: wir wellend in das munster und die götzen zerschla-
chen, bisz wir erwärmend«. Kessler V. 184. 2) Pfaffennöfe, wohl das-
selbe wie Klosterhöfe, d. i. der Platz, wo die Domherrnwohnungen standen.
Fechter 6. 3) »am Sprung« oder »an den Schwellen« der s. g. Spital-
sprung (neuerdings in »Münsterberg« umgetauft); s. Fechter 5. Ochs
8. 649 und Herzog II. S. 140 reden von 300 Mann nach Wurstisen.
»Sin gute ansal« sagt Bullinger II. 43. 4) Entweder hat der Chronist
ein zweites: »do wass« zu setzen Terranen oder das einmal gesetzte ist «nb
xoivov gebraucht. Vgl. Beitr&ge IX. 39 Anm. 2. 57 Anm. 1.
I
t
il
)
I
I
■
(
1529. 87
s£0&& «ch ouch keiner des annemen , das er in weren weit !) .
J -^ollichs kam für den rot, die schickten etlich herren hinuff,
™ ^ollichs abzustellen, aber es wasz kein abstellen do, sunder
^ngen usz dem munster santürich, sant Alban und sant Petter
. &jA usz ebner kilchen und klöster in das ander, bisz sy die
£r*faen all zerschlugen in allen kilchen hiedisent2), wiewol
^«r uszschutz sy ouch trüwlich bat und ermant von sollichem
^Jhzuston ; aber es halff nüt, sunder füren irem fürnemen noch :
<lo wasz kein götz noch dafflen sicher, es must hindurch. Also
j t# tj.andletten nüne herren für und für in der sach und warttet
der uszschutz noch uff die antwurt. Das verzoch sich nu bisz
um die fierte stund noch mitag, kamen die burger wyder an
den Kornmerckt, wurden zu rot, sy wolten über Bin und in-
nen die gotzen ouch hinweg thun. Do das die über Bin innen
\:. wurden, schickten sy für den uszschutz, sy von sollichem zu
wenden, dan sisz morndes alles selb hinweg wolten thun on
allen verzug , dan sy sich des nit wolten wydren ; das nu der
uszschutz thet, bat also die gemeint, sy solten nit über Bin
gon, dan sisz selb hinweg wolten thun. Also erret die gemein
»den uszschutz an disem ort und liegen sy zytriden, aber fast
onruwig woren die burger, das man so lang ob der antwurt
sasz, die innen solt geben werden. Es wasz under etlichen die
red : so sy die gotzen all zerschlagen hetten, wolten sy die ant-
wurt selb uff dem richthusz hollen, domit sy ein mol zum
2* [1*5] end kernen. Solliche red kam für min herren, die nit
klein erschrecken nomen, dan sy wol mochten dencken, so sy
uff das richthusz kumen werren in sollichem brunst, wie esz
gangen wer, dan das volck gar erdobet wasz. So wasz in der
handel in der mosz, das sy ouch nit dorvon illen kontten, bat-
3* ten ouch also den uszschutz, sy von sollichem abzuwenden.
Der uszschutz wasz angstlich in der sach, dan es wolt sy
ouch schier gar vertrusig machen, beruften die gemeint am
Kornmerckt zusamen und hatten sy, das sy von sollichem für-
nemen abstunden und sy doran erretten, domit ir mug und
^ arbeit nit vergebens wer : die sach stund uff gutter ban , sy
hofften in einner stund wurt in die antwurt geben, das es alsz
zu guttem brocht wurt. Also wart die sach aber gestillet, also
in derselben stund wart die antwurt im rot beschlosen mit dem
nszschutz und geben und stund der rot uff. Also kam der usz-
» schütz, berufft die gemeint zamen und seit in, wasz in für ein
1) Vgl. Ii. A. Burckhardt 8. 288. 289 über den Kirchenschatz, wel-
cher 1529 stehen geblieben und lange ein Streitgegenstand zwischen der
Stadt and dem Domkapitel war. 2) »Hiedisent«, hier diesseits des Rhei-
nes in Grossbasel. Noch jetzt wird diesseits und jenseits in einzelnen Aus-
drücken gleichbedeutend gebraucht mit: In der grossen (mehreren) und in
der kleinen (minderen) Stadt. Ry ff braucht im Gegensatz zu »hiedisent«:
luberin«.
88 1^29.
antwurt worden wasz und wasz gehandlet wasz, da8 stund nu
in gschrifft polliziert und georttnet, wie al ding hinfiir solt ge-
halten werden. Das stot nu in der pollicy, die dan uff al zunffi:
geben wart, wie man hernoch hören wurt1).
Hiemit wart die gemeint zu guttem friden und ruwen,
zoch iederman wyder heim, doch wart für und für gutte hud
und wacht versechen und verorttnet durch die burger under
den dorren und in der stat tag und nacht. Also wart man die
nacht zufriden.
i
in,
Wie zu Basel die götzen und aller verbrent und abbrochen
wurden.
10. Febr. Uff die eschmitwuchen der zechend tag hornug, datum wie
vorstat, wart erkent, das man das götzenwerck, alsz [iee] dafflen,
bilder und wasz von holtzwerck in den kilchen wasz, solt zer-
houwen und armen lütten usztheillen, die kein holtz hetten, 1>
das sy domit flirren solten. Also theilten sy das an theil ortten
unfrintlich und schlugen einander dorum. Do das min herren
Sachen, butten sy, das man nüt me uszgeb, sunder alsz ver-
brant. Also wurden uff allen kilchhoffen lütt verortnet, die
sollichs alsz verbrantten. Do wart uff disen tag manch grosz 20
fasnachtfur gesechen, uff dem Munsterblatz wurden by zwelff
für gemacht2) und alsz verbrent, desglichen uff allen kilchhof-
fen ; wasz von steinwerch wasz und eltren wurden al abbrochen
und zerschlagen, die kilchen al gewisget. Es wart ouch in
aller miner herren empter und gebietten kund thon , das man n
ouch also thet und hielt, wie in der stat, und wurden al kan-
zel mit gutten predicanten versechen; wie es alsz verorttnet
wart, find man in der pollicy und reformatz oder ortnug vom
rot erkant. Also wart uff disen tag manche kostliche dafflen
und gemelt und biltwerck verbrent, das mit grosem gelt ge- »o
macht wasz worden, aber es wasz do nüt zu hübsch, es must
alsz insz für. Do hat die abgötdry zu Basel und allem gebiet
. und emptren ein end genumen in den kilchen, nit weisz ich,
wie in allen hertzen3).
1) S. unt. S. 92 ff. Ich habe geglaubt, die »Pollicy« nicht von der Stelle
verrücken zu sollen, die sie in Ryf 1 s Hs. einnimmt, um sie etwa hier einzu-
schieben. Alles dazwischen Stehende schliesst sich an die Bewegung von
1529 an und zerreisst den Zusammenhang keineswegs. Es ist ein Irrthum
von Ryff, wenn er sagt, und anders lassen sich doch seine Worte nicht
auffassen, die unten von ihm mitgetheilte Polizei (vom 18. Febr.) sei mit
den Zugeständnissen vom 9. Febr. identisch; s. u. 2) Bullinge r, der
dies Ereigniss irrthümlich II. 44 auf den 12. Febr. setzt, spricht von »nun
huffen götzen«, die man auf dem Münsterplatz gemacht habe. Kessler V.
184: »machtend uff dem munsterplatz acht für und in der kirchen im chur
ains und uff dem kirchhoff zu sant Peter zway und in allen kilchen zway
für etc.« 3) »Nur wenige steinerne Bilder in Gross-Basel blieben verschont.
So das Marienbild am Spalenthor, vor dem noch heut zu Tage der katho-
lische Sundgauer betet« etc. Hagenbach 127.
1529. 89
In di6em handel wichen die falschen predicanten und vil
der pfaffen usz der stat hinweg, vil thumherren und caplonen,
desglich vil burger, ouch die nochin gar mit irer hab hinweg
zugen, einer gon Friburg, der ander gon Ensen, verluren vü
» burger. Doch lag ouch nit vil doran, woren alsz, die den pfaf-
fen anhengig woren und in verfrund, desglich die, so ein theil
vom rot kumen woren, goben ir burgrecht uff *) .
Li67J Wie der rot toyder besetzt wart an derren stat, so dorusz
kumen waren.
t» Uff donstag der elfft tag hornug wart uff allen zünfftenn.Febr
ein bot gehalten und der rot wyder besetzt uff ieder zunfft mit
rotzher und meister und Sechser an derren stat, so usz dem rot
kumen woren, wie mans dan haltett sant Johans tag,' noch lut
der pollicy, die dan hienoch bestimpt wurt2). Morndes am fri- 12. Fei*.
^ tag hielt man grosen rot und schwur man uff allen zunfiten
dem rot, und wart zu allen parthigen alle ding verzigen, es
wart ouch dennen alles verzigen, die sich in disem handel von
der stat thon hatten, so ver welcher nit wyder ein stat Basel
^handlet het, das dan das mallifiz berurt; susz solt keinner
»dem andren der Sachen halb gedencken oder in argem uffne-
men. Also wart do für und für cristlich und wol gehandlet,
dan uff diszmol ein ersamer cristlicher rot gesetzt wart.
Uff suntag der alten, fasnacht der fierzechend tag honiug 1 4. Febr.
prediget der alt wichbischoff3) im munster, wart das erstmol
* dutsch psalmen dorm gesungen. Uff disen tag erhub sich ein
unwil über Rin, dan alsz sy die gotzen abbrochen, hatten sisz
/amen behalten, in meinig, die zu nochgendiger zit wyder
uff zu richten ; das wart nu die gemeint innen, des sy nit wol
mfryden wasz, giengen eflich burger hiedisent4) hinüber zu be-
zechen, das sy nu fast vertrosz und satzten die über Rin an
dise, und wart ein groser zwy tracht 5) , zugten über einander,
wart ein frempter gsel6) fast übel gehouwen von dennen über
Rin, indem dieselbigen wichen musten, komen also uff dem Rin
7. tamcht Hb.
1) S. eine unvollständige Aufzählung der Ausgewanderten bei Ochs
V- 661 ff., nach Wurstisen 574; s. auch Herzoff II. 149. Hagenbach
12V Bekanntlich zog ausser Glarean und Ludwig Ber auch Erasmus damals
f,*t. S. auch Vischer: Gesch. d. Univers. Basel S. 261. 2) Der Sinn ist:
ft erledigten Rathsstellen wurden besetzt, wie es sonst an St. Johannes des
Täufers Tag geschieht, und zwar in der Weise, wie die »pollicy« es vor-
treibt. »Sant Johans tag« ist Accusativ der Zeitbestimmung; vgl. Bei-
lage IX. 99 Anm. 2. S. übrigens zu dieser Angabe von Ryn die Beroer-
tragen von Ochs V. 667 f. 682. Eine Beschreibung der Feierlichkeiten,
& in alterer Zeit mit der jährlichen Rathswahl verbunden waren, s. bei
achter: Basel im 14.lJahrhundert S. 22. Ueber die Rathswahl, wie sie
ra 1521— 1529 geschah, s. Heusler 428. 3) Telamonius Limpurger.
1 D. L etliche Bürger aus Grossbasel. 5} Ochs V. 669 ff. 6) Ein Gold-
^audflgeselle. Wurstisen.
90 1529.
hinweg. Do butten min herren, das sy die götzen denselben
tag musten zerhouwen und morndes ouch verbrent wurden.
Also dorffiten sy sich nit me losen mercken in Unwillen, und
satzt man in ouch ein gutten predicanten hinüber zu sant Joder,
wart dornoch gutter frid und einigkeit. 5
[168] Von eim grosen rat, so gehauen wart derren kalb, so sich
von der stat Basel thon hatten.
18. Febr. Uff donstag post invocavit der achtzechend tag hornug
anno 1529 wart ein groser rot gehalten und sich underred, wie
man sich halten solt derren halb, so sich von der stat thon 10
hatten, ob man in wib und kind wolt .nochschicken oder in
die huser beschliesen oder ob man innen noch ein mol schrie-
ben wolt ; wart das mer erkant, das man in noch ein mol schri-
ben solt, also das innen alle ding verzigen wer, so wit und
einner nit gehandlet het, das das malifiz antreff, wie dan bestimpt is
ist, möchten sy sich wyder harin thun und das ir verhahdlen
oder das burgTecht uflgen1).
Wen tue münch und klosterfrowen usz den kiastren kumen sind.
7.M*rz.' Uff mitfasten, so man nempt letare, anno wie obstat, wart
erkant von minen herren, das alle munchen und klosterfrowen 20
mochten usz den klöstren gon, das gotzwort zu hÖrren und
under ander lütten handien und gon, war sy wolten, und die
ordenskleydung abthun in der stat und in iren gebietten, be-
kleydten sy mine herren usz der kloster gut in erbre weltliche
kleydung, doch möchten sy niit dest minder in ire kloster usz 2&
und ingon, bisz uff wytter bescheyd, es wer dan sach, das einne
manet oder einner wibet, dennen wart ouch ir zimliche narung
geben. Es wart ouch allen pfaffen erloubt, ewiber zu nemen,
und in botten, in monatz frist ire metzen oder kellerin hinweg
zu thun by verlierung irer pfrunden, und musten alle geistliche so
personnen, munch und pfaffen, den burgereyd schwerren oder
usz der stat sich hinweg thun. Do zugen aber fil hinweg, pfaf-
fen und munchen, die ire Orden nit ab wolten thun und ouch
nit schwerren ; welche aber schwuren, die liesz man [t«o] by iren
pfrunden blipen, doch musten sy alle tag zwuren zu der pre- »5
dig oder in die letzge gon, wie dan hienoch in der ortnug
stat ; aber etlich wolten das nit thun, füren e hinweg, der obrist
in der Cardusz2), desglich zu den Fredigeren 3) füren ouch hin*
weg. Es wurden ouch funff predigermunch gefangen gleyd,
*
1) S. Ochs V. 665. 2) Hieron. Zscheckenbürlin , s. Einleitung zu
den Kalthäuser- Chroniken. 3) Der Prior Merz, der sich in's Kloster
zu Gebweiler begab, und der Subprior Kaltberger, der nach Ensisheim
fuhr.
1529. 91
dye dan heimlich das kloster wolten gerumpt han *) , kamen
dornoch ouch von der stat, und verschlugen mine herren alle
kleinotter und ziertten von silber und golt in allen klostren
und kilchen.
Vom burgreckt, so mit dennen von Zürich und Bern
gemacht wart.
Uff donstag post reminiscere der 25. tag hornug wurden25.Febr.
fyer von minen herren vom rat gon Zürich und Bern geschickt,
mit innen das burgrecht anzunemen 2) von wegen der stat und
»ganzen gemeint, wart innen geschworen und sy unsz ouch.
Got geb unsz glück in disem burgrecht ! Wart ouch Costanz
und Mulhusen begriffen und my t einander vereind, und sollich
bwgrecht sol alle funff jor ein mol ernüwert werden.
[m] Wie die cristenUchen burgrecht und bündnusz uffgericht
i; würden mit etlichen sielten und herschafften gegen einander des
ewangelium und gotzwort halb 3) .
Zu wissen, nochdem und das götlich wort und heillig ewan-
gelium by unsz hie zu Basel erofmet, geortnet und von aller
menglich angenummen wart und cristlich und wol geortnet und
fcrefoimiert wart, mit der hilff got des almechtigen zu erhalten
fibgemimmen hatten und dem zu geleben, hand vil fursten
and herren, stet und land sollich cristlich fürnemen angesechen
und dasselbig anzunemen innen ouch gefellig gewesen ist, näm-
lich in sollich cristlich bündnusz und burgrecht zu kumen mit
-• unsz and andren, so sollich cristlich gemfidt, hertzen und leben
heften, nämlich in ansechen des cristlichen spiegelsz derren von
Zürich und Bern, komen ouch mit unsz derren von Basel in
ein cristlich burgrecht die ersamen und wisen von Strasburg
mit sollichem geding : wo in not angieng mit notzwang frem-
* der forsten, herren und stetten, die sy von dem wort gotz wol-
ten tringen oder susz nottygen, innen mit herresz krafft truw-
1) Vgl L. A. Burckhardt und Chr. Riggenbach: Die Domini-
boer- Klosterkirche iu Basel (Mittheilungen der Gesellschaft für vaterlän-
&tae Alterthümer in Basel VI). 2) Bericht der Gesandten bei Vischer
ufl. S. 312 vom 13. Febr. 1529. Wurstisen 574; s. Ochs V. 675;
beiBullinger II. 8. II. 63. Kessler V. 226. 234. Salat 337. Hot-
tiager II. 219. Die Datirung ist nicht bei allen Obereinstimmend, weil der
Tag der Ausfertigung und Ratification der Urkunden von Seiten der ver-
^fiedenen Parteien auch verschieden war. 3) Ich versetze dies Stück :
•Wie die — ewangellium worren« von seiner ursprünglichen Stelle (S. 179
-ISO;, da es in den Zusammenhang dieser hier vorliegenden gehört. Das
fct Mitgetheüte ist von dem bei Bullinger IL 63 gegebenen Aktenstück,
■*> & 3. Harz 1529 verschieden. — Offenbar liegt bei Ryff kein urkund-
tebes Aktenstück yot , sondern seine eigne Erzählung verfällt im Anfang
&*r Mittheilung sehr emphatisch in Urkundenform.
92 1529.
lieh zuzuziechen , wir von Basel miteampt Zürich und Bern ;
wo aber iedes ort sollich not begeb, das dan innen die von
Strosburg behilfflich sollen sin mit irem gelt, nämlich drütusent
gülden ; doch wie und wen sollich burgrecht mit innen gemacht
ist, findt man hienoch bestimpt, desglich ouch ein herzog von *
Sachsen, nam ouch ein sollich bündnusz und burgrecht an mit
disen ortten, im be- [iso] hilfflich zu sin in sollicher mosz , alsz
wir und alle burgerstet w ölten, das in von im beschech. Esz
woren ouch in sollichem burgrecht die von Costanz, Biell,
Schaffhusen und Müllhusen mitsampt andren stetten und land- 10
schafften, wie dan hienoch bestimpt und gehört wurt.
Die von Zürich undernomen sich ouch der Frigen Empter
mitsampt dennen von Bern, verhiesen in behilfflich zu sin und
sy handhaben by dem wort gotz, ir schütz und schirm zu sin,
nämlich Bremgart, Zoffingen, Lentzberg, Capellen, Meilingen, 15
Brück1) und ander flecken, doran dan ouch die funff ort oder
lender ouch theil hatten, nämlich Ury, Schwitz, Underwalden,
Zug und Lutzern, die dann uff disz zitt gantz hefftig wyder
das wort gotz des ewangellium worren.
[i69J Hienoch volgt die pollicy, so von minen herren gemacht 20
und erkent ist worden, wie nu hinfür der rot besetzt sol werden,
antreffen die antwurt, so der gemeint noch langem Verzug geben
wart, und ist die erwelhmg der heüpter und besatzung eins rote
erlangen 2) .
14. »sine fehlt H s. 19. Hier bricht das Aktenstück auf der Hälfto der Seite ab. Es
folgen zwei leere Blatter, auf denen offenbar splter eingetragen werden sollte, was Ryff
uns »hienoch« hören lassen wollte. S. oben den Text Zeile 11.
1) Zofingen, Lentzberg (d. i. Lenzburg) und Brück (Brugg), sämmtlich
in dem ehemals Bernerischen Theile des Aargaus, sind ganz irrthQmlich hier
mit Bremgarten und Meilingen zusammengestellt, die von Zürich, den fünf
katholischen Orten und Glarus beherrscht wurden, und mit dem von Zürich
1 527 säcularisierten Kloster Cappel. 2) Diese »Pollizei« ist im Auszuge wie-
dergegeben bei W u r s t i 8 e n 572, ausführlich bei O c h s V. 678 ff. , nach ihrem
wesentlichen Inhalte beiHeuslerS. 444 . Sie befindet sich im Basler Staats-
Archiv St. 3 (Kleiner Rath), Heft in Fol. in Pergamentumschlag, über-
schrieben: Raths-Ordnung A° 1521 und 1529. Dieses Exemplar ist im Fol-
genden dem Druck zu Grunde gelegt und Varianten Ryffs, von den unbe-
deutendsten abgesehen, sind angegeben. Vielleicht lag auch hier (vgl. o. 76 ff.)
Ryff das Exemplar einer der Zünfte vor. In dem Exemplar des Staats-
Archivs sind später einige durch die Farbe der Tinte leicht als nicht gleich-
zeitig mit dem Niederschreiben des Ganzen erkenntliche Aenderungen an-
gebracht. Die ausgestrichenen Stellen sind gesperrt gedruckt, die Aende-
rungen und Zusätze unter dem Texte bemerkt. Die Pollizei weicht bedeu-
tend von den Zugeständnissen des 9. Febr. ab, wie Ochs und Heus ler
ausführen und im Einzelnen noch bemerkt werden soll. Ueber jene Ver-
fassungs-Aenderung vom 9. Febr. selbst haben wir keine offiziellen Berichte
(s. Heu sie r 443). Besonders beachtenswerth ist der Brief Oecolampad's an
Capito vom 13. Febr., gedruckt in Sculteti Annal. decas II. 185, Gerdesü
Hist. Ref. II. App. 139, im Auszuge bei Ochs 653. Vgl. Ochs 654 f.
Ryff 86, 4 ff.
k
1529, 93
dieerwöhtng der Häuptern und Besatzung eins rats belangen.
Wiewol es onwidersprechlichen ein warheit, das ein löb-
liche statt Basel zu erhaltung der oberkeit und bürgerlichen
Lesens mit vernunftigen Statuten und Ordnungen, hochwyszlich
mit ernstlicher vorbetrachtung angnomen, dermasen harkomen,
k es wol [i?o] billicher dann billich zu verwundern, so iemand
vorhanden sin, der angeregte pollicy mit vernünftigem Ordnun-
gen widerstund zu verbessern, ja es were mit beschwerlichem
gmut zu hören, das unsere voreitern, die ein statt Basel mit
wszheit und Vernunft und darumb mit guten Satzungen, also
geziert, das durch ir getruw rät vil andere diser zit hochgeachte
stett und regyment von deinem ansehen in hohe eer erwachsen,
erst ietzt als unvernunftig gescholten, ir loblich harkomen zu-
rackh geworfen und mit nuwen Satzungen ir hoch wyszheit
vtercleint werden sölli, deszhalben niemanden zu ungutem angno-
men, der glich by angeregten Ordnungen ze pliben, für gut an-
seien möcht, iedoch cüewü es us angeporner durftigkeit mensch-
licher geschlecht leider dahin komen, das vil und vil ding,
so anfangs erbarer meynung angesehen, etliche zyt gut und
% ^meinem nutz gwesen, also miszbrucht, das durch vermischte
untmw nit wenig nachteils gmeinlich den houptern und gli-
dem, das ist der oberkeit und den undertonen davon entstan-
den und, so es nit wider gebessert, furer entspringen möcht,
M) haben unser hern die verordnoten usz treffenlichen sy darzu
s bewegenden Ursachen, vorab gott dem allmächtigen zu lob und
eer, gmeiner burgerschaft zu statt und land Basel zu nutz,
pidnem regement zu uffenthalt und merung, ouch umb pflan-
rung eins erbarn ftoraen cristenlichen [171] wesens, wie sy durch
uechst geschwornen eydt gwisen und zu thund pflichtig sind,
* die ding so zu uffhung der eer gots und anleitung eins brüder-
lichen, bürgerlichen, cristenlichen wesens dienlich, für ougen
Jörnen und nun me zu erhaltung guter pollicy für gut, wie
Wach folgt, beratschlagt.
Erstlich, diewil durch die oberkeit als ein dienerin gottes
- forderst das gottlich wort richlich gepflanzet alles gutz er-
sten, wittwen und weisen beschirmt und das b5sz übel ge-
straft werden soll, und aber die diener der oberkeit zu sollichem
;nnpt mit der chur und wal beruft, so will hoch von noten sin,
ttlfiche erkiesung mit so vernunftigen fugen anzerichten, damit
*<a deren nit gunst, fynd- noch fruntschaft mitlouf, sunder al-
Ststt Zeile 1 bat Ha. die vorhergehende Ueberschrirt. 2. on widersprechen Ha.
!t dorm Ha. 12. »ine fehlt in der Ha. honen Us. »eer« fehlt in der Hb.
IX vernfknAtig Hs. 15. solte Hs. deshalb es Hs. , angennmen Hs. 16. ange-
ritten Hs. zu hüben Hs. 17. von angennmener Hs. 18. menschlicher Hs.
gaehleehtaSt. knmen Hs. 19. etlicher H s. 20. Statt »gwesen« hat Hs. »fur-
teadig cain«. osxprncht H s. vermiete H s. 21. gewonlich H s. heaptren H s.
24. 'jbMich Hr. 30. erren Hs. 31. dienstlich Us. 33. »beratschlagt« ausge-
«triehea «ad durch »angesechen« ersetzt im St. 34. dienneren Hs. 35. erlich
B; geplanxet St. 40. fründ- noch ÜndschafftHs.
94 1620.
lein die eer gottes und gmeiner nutz betrachtet, personen, dem
gottlichen wort anhengig und gmeinem nutz furstendig, in sol-
liche regierung beruft und erkosen werden sollen, dem also
stattzethfind habend die verordnoten furg&t angesehen, das
hinf uro beide houpter der statt Basel, namblich ein nuwer bur- 5
germeister und ein nuwer Zunftmeister1) furohin zu ewigen
ziten durch beide, nuw und alt rät sampt den sechsen, so mit
der mas nacher bestimpt, jerlichen von gm einen [172] burgern
darzfl erwölt, iedes jars erkosen werden sollen, dergestalt das ein
yeder meister am obend, als man morndes die houpter und ratzhern 10
ze kiesen pfligt, alle sine zunftbrfider sampt ratzhern, mei-
ster und sechsen by dem eyd z&samen beruften und inen anzeigen
solli: demnach uff morndrigen tag ein nuwer rat und nuwe
houpter erwolt werden sollen, sig unserer hern erkantnus, das
ein iede zunft zu derselbigen chur vier irer sechsen, so ein 15
eeren rat und die houpter helfen kiesen mit ratzhern, mei-
stern und sechsen undgmeinen zunftbr&dern erwolen
sollen, und diewil sy dann by einandern versandet, sollichs zfl er-
statten, werde man vier von den sechsen verordnen mit geding,
das die, so also verordnot, uff morndrigen tag by unsern hern 20
den raten erschinen und die chur lut des kiesereyds truwlich
sollen helfen erstatten.
Es sollend ouch die meistere der dryen gesellschaften jhen-
sit Rins*) uff disen tag, glich wie die zunft, ire gmeinden ver-
samlen, und von yeder gesellschaft zwen meistere zu berörter 2:1
chur verordnen, und welche vorgeluterter wysz in den zunften
oder den dryen gesellschaften zu angeregter wal verordnot,
denen sollend die meistere morndes, wann man das ander lutet,
uff dem richthus zu erschinen und vermelteri dingen, die chur
belangen, statt zu thun gepieten. 30
[173] So man nun uff dem tag der chur im grosen sal uff dem
richtnus zusamen kompt, sollen sich beide, nuw und alt rät
sampt den sechsen in den zunften und meistern in den dryen
1. gemeinen Hs. 3. »regierung« H •. Im St siebt »retgiernng«. 4. »die Tarordno-
tenc ausgestrichen und durch »unser herrenc ersetst S t. 5. houpter H s. 6. ober-
ster zunftm H s. 7. bnrgeni und tannlhr&deren Hs. 8. jerHs. 10— 11. »mora-
des— uff morndrigeic ; die ganze Stelle fehlt in der Hb. RyJTs, der beim Copiren vermuth-
lieh gleich auf das zweite »morndrig« übergesprungen ist. 13. morndrigs tags Hs. statt
u. m. t. 14. houpter H s. erweit Hb. syHs. unser Hs. 17. sechserea H b.
erwellenHs. 18. sydenHs. einander Hs. erstettenHs. 19. »inen« eingefügt vor
»den sechsen« im St. von der spateren Hand. 21. rotten. tHkwilch Hs. 22. »sellem«
fehlt in der H s. 23. meister H s. drygen H s. 2*. Nach sanft »dysechs« eingeschaltet
im St. Ton der spateren Hand. 27. »den« fehlt in der H s. drygen H s. angereckter
H s. verordnet H s. 2$. sfrUea H s. moidrigs H s. lflttet Ha. 30. gebietteo H s.
3t. nu H s. 33. drygen Hs.
1) Da es selbstverständlich unmöglich ist, die Verfassimgigeachichte
Basels auch nur in ihren Grundzügen diesem Commentar einzuverleiben»
muss ich einfach auf Heusler's vortreffliches Werk verweisen. So für den
Oberstsunftmeister und die Stellung, die er unmittelbar vor 1529 einnahm ,
besonders auf S. 377 ff. 381 . 428 ff. 2) Ueber das erste Auftreten der drei
Gesellschaften von Kleinbasel (»jhensit Rins«) zur Haren, zum Greifen
und das Rebhaus s. Heusler 361.
1539. 95
gesdschaften vorbestimpt zu söHcher wal erkosen gütlich und
Äündich zusamensetzen und anfengclich die erkantnus, so da
wyszt, das kein lehen-, dienstman *) oder pensioner, der sin
leben, dienst oder pension nit zuvor uneben2) hette, weder aü
ibuigermeistem, Zunftmeistern, nach ratzhern erkosen werden
soüi, für ougen nemen , deren gleben, und' soll der stattschri-
ber inen daruff den kiesereydt geben, wie nachvolgt:
Der eydt.
Das ir einen rat, einen burgermeister, einen obersten zunft-
Mneister kiesen von den burgern, von den handwerken, die nach
uwer achtung dem gottlichen wort anhengig, ouch der statt
/fcsell, den burgern gmeinlich armen und riehen die nutzlich*
*ten und verfengliclusten bedunken sin und das nit lossen,
niemanden zu lieb nach zu leid, durch fruntschaft, vyentschaft,
t. lorcht , nyd, hasz, miet nach mietwann nach umb keinerley
geverden willen. Das schwerend ir als uch gott helfe.
Nach getonem eyd dann fragt der stattschriber desz ersten
umb einen burgermeister, und so der erwölt, alsdann umb ein
obersten zunft- [1 74] meister, und wer zu den beiden houptern
3 wie ietzgmelt, benempt, sollend mit irn verwanten furtretten,
demnach was sich in der chur verloffen, häling ze halten ge-
litten werden by dem eyde, und welche uff sollichs einhellig
'jder mit merer hand zu den eren des burgermeister- und zunft-
meisterthumbs erkosen, sollent darzu gehorsam sin.
- Wann nun die houpter erwelet, dann sollend beide, alt
und nuw rät, sampt den sechsen und gesellschaftmeistern ob-
>tand zu der chur des rata gryfen, an der obersten zunft an-
heben, ein nuwen ratzhern erkiesen, und so bald dieselbig
zunft, deren man ein ratzhern erwolen soll, bestimpt, sollend
on stund an nuw und alt ratzhern, meistern und sechs ange-
regter zunften furtretten, und glich daruff die frag umb ein
miwen ratzhern beschehen, und wer dann zu eim ratzhern be-
stimpt, der sol mit allen sinen verwanten, glich wie die zunft,
oszston, und darnach umb ein ratshern geraten werden, und
1. ertieeea Üb. sasamensitaen U s. 4. ieckvn, dienstgelt und pension Ha. 4. z. n.
tfgebenHs. 5. erkiesen w. solly H s. 1Ü. handwerchen Hs. 11. »dem — onchc
hvstet in der H s.: »die err und götlich wort xe fordern, dorzn üch«. 12. um H s. 13. Das
erste »and« fehlt in der H 8. 14. niemand. findschaft durch H s. 15. miet noch
sievaa H s. noch H s. 16. wellend II s. Statt : D. s. i. a. hat H s.: schweren ie das.
17. Hoch H s. eyd den H s. ersten nm H s. 18. deraelbig H s. dan frogt er nm
«iaea Ha. 1&--20. Statt »den — irn« hat die Hfl,: »burgermeister oder znafftmeister be-
aüapt, der sol mit sinnen«. 21. hellig H s. 22. gehotten Hl. 23. bnrgermeister-
ftanbeHe. 24. erkosen die H s. 25. hoftpter H s. 26. röiHs. 28. dieselb
tlaft He. erkiesen Hs. 30. Ton standen H s. angereckter H s. 31. einnen
H*. 32- »eim« fehlt in der Hs. 34. »nsiston«, d. h. austreten wahrend der Wahl.
Die H s. hat : uffston« einnen H s. gerotten H s.
1; Ein Versehen ist es, wenn Heusler S. 444 die beiden Worte iu-
■»amenfleht und von »Lehendienstmann« spricht. 2) Bestimmung der
Votaung von 1521. Ochs V. 348. Heusler S. 429. Von «pensionern«
& dort nicht ausdrücklich die Rede.
* \
96 1529.
so man der fiirgetrettenen zunft einen ratzhern erkosen, dann
sollend die uszgestölten sampt im fruntschaften wider harin-
gnomen, und glich wie mit der obersten zunft beschehen, also
ouch mit den andern allen gehalten und volnzogen werden1).
Man sol ouch häling halten und nit ussagen, wer zfl den 5
houptern und ratzhern erwolt sige, bisz das man dieselbigen
morndes öffentlich vor ganzer gemeind uff dem Platz lyszt und
uszkhundet.
[175] Wie man die meistere kiesen soll.
Sodann die chur und wal der meistern, so in den zunften 10
erkosen, belangen, diewil nit allein diser zit, sunder ouch für
und für in ieder zunft zwölf sechser2) sin, sollend die vier
houptere ieder zunft3] sampt irn sechsen uff tag, so man einen
rat sampt den houptern uff dem Platz uszkundet, nach mittag
sich zusamen setzen und des ersten dry erenmann, under denen t:,
gewonlich der alt meister einer von inen, uszschicken, dännocht
bliben der raten und sechsen dryzehen mann, es were dann
das solicher zit etliche der raten oder sechsen mit den dry uszge-
schossenen fruntschaft halb furgetretten , oder das die zal der
sechsen, umb was sach das beschehen, sich gemindert. Wann 20
ein sollicher mangel sin, also das die zal der dryzehen mannen
nit völlig were, dann sollend ratzhern, meister und sechs an
deren statt, so inen presten, von der gmeinde so vil erwe-
len, das ir zal der dryzehen mannen ervollet sige. Disen dry-
zehen mannen sollend dann gmeine zunftbruder usz der gmeind 23
vier mann, als namblich in ieder zunft die vier, so ein gmeine
burgerschaft diser zit als zflbotten mit den raten und sechsen
ze handien verordnot, wa aber dise vier uff zit der chur eins
meistere gar oder zum theil, es were zu sechsern verendert oder
todeshalb abgangen, alsdann andere an ir statt zuordnen, damit 30
deren, so einen meister kiesen sollen, sigen sybenzehen per-
sonen; die sollend dann, vor und ee sy zu der chur gryfen,
öffentlich vor ganzer zunft gmeinden einen [itö] gierten eyd mit
uffgehepten fingern und vorgesprochnen worten, das sy einen
meister, der dem wort gotts irs bedunkens anhengig, einem rat 35
und gmeiner zunft am verfengklichsten und nützlichsten sige,
1. ein Hs. 2. sollen Hs. irerHs. 4. volxogenHs. 5. heilig Hs. »den«
fehlt in der H s. G. erweit sy H s. »das« fehlt in der Us. 7. mordrigs H s. 10. »so«
fehlt in der Hs. 11. für und für Hb. 13. houpter Hs. 1«. dennacht H r.
17. 18. rotten Hs. 19. halben furtretten Hs. 20. um Hs. 21. »also« fehlt in der
Hs. minner II 8. 24. erfultsyHs. 27. rotten Hs. 28. verordnen, wo Hs.
29. »es were« fehlt in der H s. 31. sollend, sind Hs. 33. gelertten Hs. 3C. sy H s.
1 ) Die Verfassungs-Aenderung des 9. Februar bestimmte dagegen, das«
der grosse Rath den neuen Rath wählen solle. Heusler 443. 444.
2) Nämlich die alten Sechser und die neuen Sechser. 3) Die vier Häupter
ieder Zunft sind der alte und der neue Meister, der alte und der neue Raths-
herr.
1629. 97
kiesen wollen, schweren, und darnach erst in dem namen got-
tes zu der chur gryfen, einen meister erwölen, und der also
einhellig oder mit merer stym zfi den eren des meisterthumbs
erwölet wurt, der soll darzu gehorsam sin1).
5 Nach endung ietzgmelter chur sollend die sibenzehen per-
sonen, so den nuwen meister erwölet, saxnpt dem nuwen mei-
ster und zweyen sechsen, so usgeschossen gwesen, thund zwein-
rig personen, wider zusamensitzen und sechs nuw sechser er-
kiesen, also das der zunftschriber under den alten Sechsen, so
»nuw werden mögen, den eltesten allein lesen, der soll ouch,
alsbald er zu sechser bestimpt, sampt sinen verwandten fur-
tretten und darnach von den übrigen wider nuw oder ein an-
derer an sin stat erkosen werden, und sobald ein alter sechs
wider nuw oder ein anderer an sin statt verordnot ist, sollend
n die furgetrettenen wider harinberuft und darnach von einem an
den andern sechsern, bisz die zal erfult ist, glich wie von dem
ersten bescheiden, gehandelt werden2).
Hieby sollend ratzhern, meister, sechs und aller zunften
gmeinden3) der alten Ordnung, [177] das niemands, er sig dann
* unser burger, eelich erporn, nit eigen und eins unverserten
lumbdens, zu meistern oder sechsen erkosen werden sölli, truw-
iich ingedenk sin und derselben also gleben, darzu niemanden,
so man das personen halb gehaben mag, zu meistern nach sech-
sen kiesen, es sige dann zuvor der meister zehen jar und der
»sechser fünf jar by uns burger gwesen; by welchen zunften
aber an den personen mangel fanden, also das man dise anzal
jaren an den geschickten tougenlichen personen nit gehaben
mocht, die sollend hiemit onverstrickt, sonder fry sin4), fromm,
eelich, fry personen, so unsere burger und by inen zunftig
* sind, zu solchen eeren zfi kiesen, alles erbarlich und on geverde 5) .
Anno etc. 29 uff donstag nach invocavit habend unsere her-is.PoV.
ren nuw und alt rät sampt den sechsen und gmeiner zunften
2. »4er* fehlt in d«rHi. 3. mit einaer Ha. 4. erfreuet He. »vurU fehlt in der
Ha. 5. geaelterHa. 7. naageechloaenKainHa. 9. aecheerenHa. lt. aobaltHe.
■eckMreaHs. 13. andren H a. erkiesen H s. 14. ist, dan H s. 18. meister nnd
Ha. 19. Ordnungen H s. ayHe. 21. InmdensHs. 22. niemanHa. 23. noch
Ha. 24. es ay Ha. 27. jor Ha. 28. eöllent Ha. 29. erllch Ha.
1) Ochs No. 6. Von dem Zugeständnis des 9. Febr. (Ochs schreibt
sma des 11. Februar, vgl. oben S. 89} weicht dieser Artikel bedeu-
tend ab. Damals war die Wahl der Meister durch die ganze Zunft
billigt worden; s. Ochs V. 680. Heualer 444. Was bei Ochs No. 7
•üdet : »Es sollen künftigs auf jeder Zunft (ganzen Zunft) zwölf Sechser sein«,
"iüt sich sms den Worten des Mandates nicht herauslesen, würde auch
itats Neues sagen 2) Am 9. Februar war gleichfalls, im Gegensatz zu
feaem verwickelten Wahlverfahren, bestimmt, daas die ganze Zunft ihre
User kiesen solle. Ochs V. 680. Heusler 444. 3) D. h. die Gemein-
en Gesammtheiten) aller Zünfte im Gegensatz zu den Meistern und Sech-
<aa derselben. 4) Der Sinn ist: »Dann soll ihnen hiemit nicht verboten,
tatera erlaubt sein« etc. 5) S. Ochs No. 8.
Basier Ckromken. L 7
98 1520.
zugeordneten potten disz obgnant Ordnungen, die hinfur also
ze halten und deren sfi gleben, einhelligclich z& kreften erkhant
und bestätet1), und sol man diser erkantnusz allen zünfften ab-
geschrifft mitteillen.
Und luttet der eyd, den ein burgerschafft thun und sich s
domit gegen der oberkeit verbinden sol, also:
Ir werden ietz schweren, das ir unseren herren, dem stat-
haltter des burgermeisterthumbsz2), dem obersten zunfftmeister
und den deinen und grosen rotten gehorsam sin, der stat nuts
und er werben und iren schaden wenden, und wasz ein ersame is
oberkeit [i7s] lut irsz gethonnen eydz zu pflantzung des gött-
lichen wortz, cristenlichen wesens, bürgerlichen frides und ei-
nigkeit erkennen wurdet, sy doby handhaben, und ob ir ersam
wiszheit, von wem joch das geschechen möcht, doran verhin-
dert und bekumert werden solti, üwer lib, er und gut triiw- 15
lieh zu innen setzen sollend und wellend noch üwerem besten
vermögen, alles getrüwlich, erbarlich und on geferd.
Caspar Schaller protonotarius
civitatis BasiKensis subscripsit.
1533 Dise pollycy wart in eim artickel gemindert uff zinstag vor »
17JOBi Johanny im 1533. jor3), in dem dasz die fier man von ieder
zünfft, so man nempt die zugwantten, mit dem grosen rot wur-
den aberkent von wegen desz mangelsz der lütten in den zunff-
ten der chur halb etc.
Es ist sunst ouch von diser pollicy vil gemindert und ab- ss
gethon mangelsz der lütten halb in zünfften, als nämlich in
der chur die meister und sechsz zu erkyesen und andrer ar-
ticklen halb etc. Wart noch und noch also gemindert von jor
zjor.
1529 [ist — 21a] Ordnug, so ein ersame etat Basel den ersten tag aprittisx so
** Apr* in irer stat und landschafft furhin ze halten ertönt, derttmen, wie
die verworffhe miszbruch mit worem gottesdienst ersetzt, euch wie
die laster, so crisüicher dapfferkeü untreglich, got zu lob abgesteU
und getrofft werden sollen, vergriffen ist, alsz man zalt noch der
geburt Gristi funffzechenhundert zwentzig und nun jor 4) . 35
1. ordnug Hs. f&rohüiHs. 2. erkennt Ha. 20. Die «wei folgenden Abs&tse sind
weder unter siel, necn mit de» Vorhergehenden und dem Nachfolgenden gleichseitig
niedergeschrieben.
1) Hiemit schliesst die Urkunde im Staats-Archiv; das Fol-
gende nach Ryff. 2) Der Statthalter des Bürgermeistefthuins wird genannt,
weil mit der Wiederbesetzimg der Stelle eines neuen Bürgermeisters, die
Meltinger inne gehabt hatte, bis vom Johannistag gewartet wurde. Ochs
V. 682. 3) S. Heus ler S. 444. 4) Die bei uneerm Autor nach die-
sem Titel folgende »Reformationsordnung«, welche das- System der Refor-
mation, wie sie sich in Basel in's Leben gesetzt hatte, zusammenlaset, findet
sich als beigebundener alter Druok bei Bullinger und ist von den Her-
ausgebern dieses Chronisten II. S. 82— 108 wortgetreu wiedergegeben. Ochs
1629. 99
Von einer vereinig oder pundnisz, so die funff lender y nämlich
Uri, Schwitz , Underwcdten , Zug und Lutzern, mit den keiser-
sehen gemacht hand *) .
Vor pfinsten*) des erstgeinelten jorsz, alsz die funff lender
i tny, Schwitz, Underwalden, Zug und Luzern Sachen, das sich
«dich stet vereindten in ein burgerschafft, alsz Zürich, Bern,
Kmtenz und Basel, desglich Mülhusen3) und ander stet, die
<kn ein erisflichen rerstand mit einander hatten, wüsten sy kein
wrderwertigers zu machen domit sy innen und andren ortten
uleydz und Schadens gnug möchten zufügen, das sy wenig be-
trachteten, [214] wasz dorusz endspringen mocht, das zu mer
moüen eins dem andren ein gruben macht und feit selb dorin,
also beschaeh in oueh. Dise funff ort machten ein pündtnusz
mit den keiserschen oder regimentischen, wart ein tagsatzung
tzuWaltzhud, do dan die botschaff von beyden theillen hinkam
und machten do mit einander ein pündnusz einandren zu helf-
fen, den Mbstisehen gluben zu erhalten. Es wasz wol glich*
formig dem pand, so Pilatus und Cayphasz mit einandren mach-
! ten oder Herrodes4), dordurch Cristum sin leben must geben,
»dan dise woren von anfang der eydgnosehafft und des husz
Oesterichs im hertzen einander nie hold gesin, aber durch un-
emikeit und unfridens und um geltz willen, das dan die bi-
«hoff und pfaffen dapfer do lieseen erschiessen ., und sy ein
eydgnosehafft »lochten unruwig machen, wart diser pund zu-
gegen brocht, aber es halff sy nit vil, hat ouch nit lang ein
tetond, abz man hftren wurt.
Als do di$ funff lender und die keiserschen des pundtz
eins woren, brieff und sygell uflgericht wart mit des Ferdinan-
de sygel und andren wol bewart und einandren (geschworen
»Ulten, triben sy tu mudwillens und tratzung gegen den andren
«Ben. Also do das die andren ort innen wurden, ritten die von
Zürich, Bern, Basel und andre ort, so dan in burgerschafft mit
einander woren, in die lender, weiten ein wissen haben, ob es
vach die gemeind verwilliget hetten oder ir wissen und willen
**», solche pündnusz zu machen on anderer ortter wissen und
*ükn, dan disz wyder ire bündbrieff wasz, desglich wyder die
erbeinig, die dan mit dem keiser gemacht ist; aber sy wol-
len in kein gemeint halten, sünder erbutten in vil schmoch,
V £6-739 entkleidet sie der Ursprache und fügt schätzbare Noten hinzu.
tgLHigenbach 130. Herzog IL 154 ff. 1) S. Wuratisen 582 gans
ot Kessler V. 189 nur aber die Verhandlung in Feldkirch. Salat
*1210. Ausführlich mit Einruckung der Urkunde Bu 11 inger EL 48— 69.
^Hoitinger IL 225 ff. Ochs V. 676. Hagenbach 175. 2) »Umm
.fejy« sagt Bu Hinter S. 49. Der Vertrag selbst (auch als Beilage £
*EfrUi&ffer) hat kein Datum. Hagenbach a. a. O. nimmt den
- April (Oeorgi) an. 3) S. oben S. 91. 4) Luc. 23, 12.
7*
408541A
100 1529.
schand und lastet. Es wurden ouch an etlichen ortten der
Zürich und Bernner und Basel schilt gemolt in den herbergen,
do sy in logen, und ein galgen doruber1), alsz zu schmoch und
schand irs cristlichen glubens halb, schulden sy ketzer und
derglichen. Sollichs nomen sy [215] zu hertzen und ritten wyder 5
heim. Die lender goben ouch für, wie das man sy von irem
alten gluben triben und zwingen wolt, desglich: »machten sy
vil burgerschafft, so wolten sy pündnusz machen«2). Derglichen
schmochwort wart innen geben; nu das stund nit lang an, sy
triben vil trattzung gegen den Züricher und Bernner : wo der- 10
ren einer in die lender kam, wart im vil schmoch und schand
bewisen. Die von Schwitz fiengen dennen von Zürich ein ewan-
(29.Mai.)gelischen pfaffen usz iren emptren3), den verbrantten sy von
des wort gotz wegen und ouch dennen von Zürich zu tratz,
und susz ouch vil schmoch , dovon vil zu schriben wer , aber i&
um kürzy wil ichs underlosen.
Dise sach gestund nu also nit lang an, die von Zürich
mochttens ouch nit erlyden, desglich die von Bern. Also
zugen die von Zürich usz mit dem houptbanner wyder die
lender by acht tusent starck, ermandten ouch die von Bern, »
die zugen innen zu sechsz tusent starck4), desglich zugen
die Durgöwer ouch dennen von Zürich und Bern zu acht
tusent starck, desglich die Apenzeller und von Sant Gal-
len, ermandten ouch die von Basel, kam die botschafft uff
6. Juni, suntag, der sechst tag brochmonet, verzoch sich bisz uff den 25
io.juni.donstag, der zechend tag brochat, hielt man grosen rot und
wart beschicken, dennen von Zürich und Bern zu schicken von
Basel fünff hundert man5), die wurden uszgeleyd von bürgeren
und usz denn emptren wolgerust, wasz under dennen houpt-
man jungker Baltaser Hilbrand und lüdener Wolff Hütschy, so
fenrich meister Andonny Gebilly 6) der schifiman, forfenrich Cas-
12.jQni.par Davit, der metzger. Zugen hinweg am samstag zwelffken
tag brochmonetz, fürt man mit innen fier stuck feldgschutz;
es kamen ouch susz vil zugwanten, die al dennen von Zürich
und Bern zuzugen. Es zugen ouch die von Mülhusen mit hun- »
dert wolgeruster manen glich dennen von Basel noch; also
32. ewelffen Hs.
1) S. Hottinger IL 237 Anm. 176. Vgl. Bullinger II. 142, wo
noch Strasburg genannt wird. 2) Dies ist wohl so su verstehen : Die
L&nder sagten: »Wenn jene (sy), d. h. die Evangelischen, viele Burgrechte
(burgerschafft) machen, so wollen sie selbst Bündnisse schliessen«. 3) Jakob
Kaiser (genannt Schlosser). S. Bullinger II. 148. Wurstisen 582.
Vgl. Hagenbach 175. Hottinger II. 213. 240. 4) 5000 Bul-
linger. Dieser ist in der Erzählung dieses ersten Kappeier Krieges bei
weitem ausführlicher als unser Autor; dasselbe gilt von Kessler und
Salat, ohne dass es möglich wäre, die Abweichungen im Einseinen hier
fenau su verfolgen. 5) Ochs VI. S. 11 hat 800 und lasst diese am
. Juni marschirt sein. Wurstisen folgt durchaus unserem Gewährsmann.
6) Gobelin Wurstisen 583. Desgl. Ochs.
1529. 101
wart geschetzt, das die von Zürich und Bern und die, so in-
nen bystendig woren, so sy in eim huffen gesin weren, drisig
tnsent starck gewesen werren. So wurden die lender geschetzt
uff fierzechen tusent starck l), [sie] logen also nit wydt von ein-
sander zu beyden parthigen2). Aber die lender lytten grosen
mangel an spisz, dem innen nüt mocht zukumen, die von Zü-
rich liesend in dan zukumen. Die von Zürich und Bern hatten
den lendren ouch susz al strosen verleyd, das innen nieman
nüt zu füren noch ziechen mocht, dah die lender woren etlichen
»knechten und eins grosen zügs wartten, so innen der keiser
solt geschickt han, aber es hat in wüst gefeld. Es wasz ouch
ir anschlag: wasz sy dennen von Zürich und Bern und iren
zugwanten abgwunen, wolten sy widereinander theillen; und
derglichen anschleg hatten sy vil gemacht, verkoufften die hut,
u eb sy den berren gefangen hatten , und also do nu zu beyden
theillen der züg zamen kam, woren sy in grosem brunst gegen
einander und sunderlich der gemein man. Es liesen ouch die
von Zürich und Bern im truck uszgon die artickel3) und ur-ß.Juni.)
sach, warum sy uszzogen woren, sy liesens ouch dem gemei-
anen volck zu wissen thun in lendren, dennen dan vil anders
furgen wasz worden durch ire grosen Hansen und pensioner,
dan sy wüsten.
Aber in solchem Sachen eüich from stet und herren in disen
handel, ritten dorzwüschen mit grosem flisz und ernst, nam-
» Kch die fürstlichen herren von Strasburg 4 ) ritten mit erlicher
botschafft, desglich die von Costantz, ouch von richstetten5),
die all handletten dapfer in der sach, dettigetten sy zu beyden
parthygen ab, desglich die von Glarisz, Schaffhusen und andre
ort, die mittler woren und keim theil zuzugen, nämlich so lo-
» gen die von Glarisz mit irem houptbanner im feld fast starck,
zugen aber keim theil zu. Also thetten die herren von Stros-
burg ernstlich in der sach, woltens nit zusamen losen kumen,
logen also zu beyden sitten mit grosem kosten by fierzechen
tag lang, ob mans zu beyden parthigen richten mocht, dan die
u von Zürich und Bern etlich artickel gesetzt hatten5), so die von
den lendren nit werren an- [217] genumen worden, wer diser
krieg nit lichtlich gericht worden, aber die frommen herren von
Strosburg handletten so ernstlich in der sach, das es must zu
beyden parthien gericht und in einigkeit brocht werden, des
1) Kessler V. S. 220 schätzt die Evangelischen auf 30000, die Lander
auf 9000 Mann. Salat 229 giebt für die Länder 8000 Mann an. 2) Die
Züricher and ihre Verbündeten bei Kappel (Kanton Zürich), die Lftnder bei
Baar (Kanton Zug). 3) Man findet sie (die Proklamation geht übrigens
mir Ton Zürich aus), bei Bullinter II. S. 164 ff. Vgl. Salat 224 ff.
4) U. a. Jakob Sturm; s. die charakteristische Anekdote, in der er eine
Bolle spielt, bei Hottinger II. 264 Anm. 80 nach Bullinger. Vgl. Kess-
ler V. 219. 5) 8. Bullinger IL 178. 179.
102 1&29.
sy zu ewigen zitten nit klein lob und er gegen einner eydgno-
schafft erlangt band und ouch in guttem in kein vergesz ge-
sielt, desglich ouch der amman von Glarisz1), der «ich ouch
mit allem ernst geübt hat, domit sy zu beyden theillen wol eins
sind worden, das ich hoff zu got, das es zu solchem fall in 6
einner eygnoschafft nyt me kumen sol. Wie es aber mit den
articklen beschlossen ist worden, find man hienoch geschriben,
aber under allem wart der pundbrieff und sygel, so die lender
mit den keiserschen gemacht hatten, harusz geben und über-
antwurt dennen von Zürich und Bern, den die mittler herren t»
zurheuwen und zerstochen, die sigel abgehouwen, derren eins
dem mittelherren von Costanz eins wart, das Ferdinantus sygel
wasz, und eins hierusz, das ander dort hinusz, domit solliche
i>undnusz gar usz, todt und ab wasz 2j . Wasz sich wyttex ver-
offen hat, find man hernoch. Do zoch iederman wyder heim, n
ritten die herren von Strosburg mit den von Zürich heim. Do
wart in vil zucht und er erbotten, komen unsere burger ouch
erlich wyder mitsampt dennen von Mülhusen uff den achtund-
zwenzigisten tag brochmonet.
Von einner hotschafft, so van Lutzern kam. 20
Als beyd parthien gegen einander logen in vermeinig,
einander zu schlagen, schickten die von Lützern ein botten bar,
frmanten min herren noch lut der pündten, in bystendig zu
sin und innen ein fenly knechten zu schicken, ge6chach uff
i3.jnai.den dryzechenden tag brochat, aber in wart kurtzer bscheid 2*
embotten. Sy hatten ouch sich gegen unsz nit gehalten noch
lut der puntten. So hatten sy unsz ouch den pundeyd nit ge-
schworen8), desglich unsz vil schmoch und trateung bewisen,
dorum in ouch dornoch antwurt solt werden.
[218] Von exm grossen weisser 4) . so
Als man zalt von der geburt unssers heillandz Cristi rhesus
14 Juni. 1529 jor uff den fierzechenden tag brochmonatz um die nünde
stund vor mitag kam in schneller yll ein sollich grosz wasser,
•
1) HansAebly; s. Hottinger IL 258 und die daselbst citirten Quel-
len. 2) S. Art. 2 des Friedens bei Bullinger II. 186 und daselbst II.
192 die drastische Schilderung der Vernichtung jenes Bundbriefes. Vgl.
Salat 236. 3) Im J. 1526 bei der Erneuung des eidgenössischen Bun-
desschwures. Hottinger II. 165. 4) 8. Wurstisen 584. Aufzeich-
nungen 160. Ochs VI. 15. Die Wassersnoth in Basel muss grossen Ein-
druck gemacht haben. Ihrer gedenkt auch ausfuhrlich die Chronik des
Andreas Lettsch (Mone: Quellensammlung der Badischen Landes-
geschichte II. Karlsruhe, Macklot 1854) S. 54: »LHeweil die statt Basel ge-
standen, ist kain sollich sewesser darin ne gesehen worden «. Vgl. Kessler
V. 226. S. auch die VilTinger Chronik (Mone: Quellensammlung II.
S. 107) : »Zue Basel flßtzt es die Metzgibenckh hinweg, thet in kromgedea
(khornngeden B) für zway mahl hundert taussent guldin schaden«.
1529. 103
dcsgJich tot nie erlebt ist worden *) . Es wart der Birsick so
grosz, das er sich an den Steinnen schwald und stiesz die klo-
stennuren um, desgüch der weber hinderhusz und gartten, lieff
ako an den Steinnen in alle hüser und in die kilchen, so hoch
»das kern man so lang ist, der* mit der hand erreichen mocht,
na er uff dem herdt stund. Es schwald sich ouch under der
Scholl, das es in der Schol2) al benck und trog hinweg fürt,
desglich die Schintbrucken fürt es ouch hinweg, und schwald
sich mit dem holte allen , das das wasser sin louff nit haben
»mocht, and schwald sich ie lenger ie fester, das es hinder dem
Kommercktbrunnen ouch usabrach, desglich im kouffhusz, lieff
allenthalben zusamen, es lieff schiffirich von den Steinnen die
Gerweigasen ab eins halben mans hoch, es schwald sich ouch
under derKutdelbruck3), das es bim Schlüsel hinab lieff, ouch
Berns halben mans hoch, und wart am Kornmerckt alsz ein see,
das richthusz wart vol, das es eins mans hoch im richthusz
waaz, lieff also die Brotlouben4) herab und hinder der Schol
herfiii bisz zum Imbergesly und schifirich eins halben mans
hoch den Fischmerkt hinab. Do wasz es alsz ein see, dan es
»lieff Um saltzhusz aby und by der Kronnen5). Wer sollich
wasser sach, möcht verzagt sin, dan es erschrocklich anzusechen
wasz, dan des hat sich niemans fersechen ; wiewol esz lang dor-
for fast und yil geregnet hat , hat sich doch niemans ein sol-
chen Schadens versechen. Es zerbrach das gwelb im kouffhusz
»and fiel dem kouffhuszknecht sin rosz durch das gwelb hinab
und ertranck. Es nam ouch [219] im kouffhusz alles hinweg,
wasz es von gut eigreiff, eb mans endflechten mocht, und ge-
schaht mercklich vil gutz, on das dennest endfur. Es lag vil
mercklisz sammatz und ander syden und duch und andre war
»im kouffhusz, dasz alles geschendt wart und verwüstet. Es thet
ouch sosz in hüseren und lädnen großen schaden, dan wasz es
ogreyff, must hinweg. Es zerbrach und fürt den Kormerckt-
Irannen hinweg: stock, dacli, trog und alsz. Es zerbrach
ouch eusz an vil ortten die gwelb und besetze, es möcht im
soieman werren, dan es zu ubergrosz, schnei und dieff wasz,
13. «Ha. 35. das Hi.
i; Die messingene Tafel am Rathhaus (Wurstisen 586. Tonjola,
toaka gepulta 379) giebt irrthümlich den 13. Juni an. Den 14. bestätigt
& Wasserordnung vom 4. April 1531. Erkanntnisb. IV. 87b n.
1 Die Schol (im Mittelalter die Schalen) iat die Metzg. Fechter 50.
9tr Name ist bis jetzt gebräuchlich, wird aber in Folge der Erbauung
sbö neuen Schlachthauses und der Aufhebung der öffentlichen Fleisch-
te verschwinden. Jetzt ist unter der Schol der Birsig überwölbt Zu
fcfi Zeiten scheint das nicht der Fall gewesen zu sein, sondern über den-
ken noch eine Brücke geführt zu haben, die Schindbrücke; Tgl. Fech-
t« 51, wo Ton dem Schindhaus die Rede ist. 3) S. Fechter 42.
taler sind die Verkäufer der Eingeweide der geschlachteten Thiere.
f Fechter 84. 5) Der Gasthof zur Krone, gegenüber dem ehema-
ütea Salithurm, an der Schifflände, wo der Birsig in den Bhein mündet.
104 1529.
das nieman zum andren kumen mocht, das einner dem andren
wer zu hilff kumen. Es wasz erbermglich und grusamlich und
erschrocklich zu sechen, dan iederman meint, die weit wolt
lindergangen sin. Es flock menglich so bock in die küser, so
er mocht, und meint dennest nieman, das er sicker wer. Ess
kan nieman ersckrockenlick gnug dorvon sckriben oder sagen,
es ist vil grusamer gsin. Es ertruncken ouck dry burger, die
der gatter an den Steinnen kinnin stiesz, es thet ouch susz vil
schaden uff dem land bisz hinab gon Hapesen1), Sennen, Eli-
sen und Mülhusen, verw&st vil heuws, ertranckt vil fieck und n
lüt, man für hie allenthalben in der stat mit weydlingen. Dises
waser weret etwan by zwo stund lang, verlieff es wyder allent-
halben, aber grosen mercklicken schaden hat es thon an der
stat und an gutt den bürgeren. Got wel unsz furrer vor sol-
chem behfidten! u
Von einner düry des korntz.
Im erstgenempten jor wasz das körn fast dür, nämlich
galt ein fierzel körn dry guläen und uff das neckst fiertkalb
pfund, und der kabren ein fierzel ein kronnen, und ein sack
rocken zwen gülden, werret by zweigen monet2). »
[220] Von eim erdbydem.
n.sept Uff den elften tag September anno etc. zwenzig nun jor
zwischen siben und achten noch mittag wart ein erdbydem ge-
hört hie zu Basel und andersckwo an vil ortten, in zimlicher
mosz und grose. Got welsz zum besten alzit schicken! £
Von einner disputatz des sacramentz halb*).
Als man zalt 1529 jor des kerbstmonetz schickten die von
soptbr. Zürich iren predicanten Ulrichen Zwingly und min herren von
Basel iren predicanten den doctor Eocolampadium mit erlicher
botschafft gon Marburg in des landgroffen von Hessen land, 31
mit dem Martinusz Lutter zu disputieren oder einander zu un-
derrichten des saccramentz halb, dem ist also. Dise dry hoch-
gelertten menner schriben vil wyder einander alzit und ander
me des sacramentz halb des altars. Dan Martinus Lutter mit-
sampt andren, die im zuhielten , vermeinten und wolten ouch, j
das es wer, das in der hostien oder in dem brot des altars wer
blut und fleisch, vermeintens also zu beweren durch dasz ewan-
gelium, do Cristus spricht: hoc est corpus meus, das ist,
8. BÜeff Hi.
1) Habsheim im Elsass. 2) Vgl. Chronik des Andreas Lettsch
S. 54: »körn und wein, auch was man sunst leben must, war in hochem
kauf«. 3) Das Marburger Gespräch s. Ranke: Reformation III. 121 ff.
Hottinger II. 276 ff. S. über den Antheil der Baseler Hersog II. 223 ff.
Hagenbach 139 ff.
1529. 105
m
do er das brot nam, alaz er mit sinnen jüngeren das nachtmol
hielt, und sprach: »Das ist min Ivb« etc. Usz disem ewange-
lium dan vif zweygung wasz under in. Alsz sy aber zamen
komen, wurden sy der sach balt eins, dan die hochgelertten
smenner den Lutter in disem arttickel überwunden1) , das diser
ptmckt in eim andern [m] geist mißt verstanden werden und
Cristum im himmel erkennen und nit im zeichen und dergli-
chen me, findt man klerer im truck ussgangen*), des sich der
Lutter hat musen benagen losen, komen die predicanten wy-
»der heim uff den samstag des sechsechenden tag octobrisz, und ie. oct.
det der Zwingly hie im munster am suntag ein predig, an der
ein grose zal volck wass.
Von eim sterben mit evmer ereehrochUehen kranckheit 3) .
Inn dem erstgenempten jor gieng im Nyderland ein er-
« schrockliche kranckeit usz zu Köll, Andorff, Mentz, Frankfurt,
Spir und kam bisz gon Strasburg, also dasz an disen ortten
gross menig des volcks starb, und nampt man dise kranckeit
die engelschy schweiszsucht, dan sy usz Engelland kam, und
wen dwe kranckeit ankam, der wasz in fier und zwenzig stun-
» den vom leben zum todt, dan wan ein die kranckeit ankam,
so kam es mit grosem gültigen schwitzen und schwitzt sich der
mensch glich zu todt, das diser kranckeit gar ein unzalber volck
in allen ortten starb, und starb diser kranckeit ouch der bi-
schoff von Spir4) mitsampt sinnem hofmeister und kantzier.
* Es kam ouch etlich gesund ob den tischen an und trug mans
tod dorvon. Got wel unsz sin gnod und barmherzigkeit ver-
liehen und unser sund verziehen.
•
Wie der Dürek Wien in Ostrich belegeri und bekriegt*) .
Inn disem jor des erst bestimpten monetz kam der Durck26.sept.
* für Wien in Oesterrich mit einner grosen macht, [m] belegert 15. oct
das an allen ortten, und wasz die sag, das er dorvor lag ob
diyhundert mol tusent starck und mit grosem gschutz und
reisigs zugs, dan er vil der eristen by im hat, nämlich vil der
Teitribennen buren, so im burenkrieg usz iren landen vertriben
»worren worden, und etlich eristen fursten und edellüt, so der
Ferdinantusz vertriben hat. Do wart grosz jomer und not ge-
hört, so die von Wien erlytten, das sy all ir wib und kindt
hatten geflieht me dan zwentzig mü wegs von Wien und alter
1) 8. gans die entgegengesetzte Auffassung bei Salat 248. 2) Die
Marburger Artikel ; s. Bulhnger II. 232 ff. 3) Vgl. Kessler V. 244.
Ballinger II. 223. Andreas Lettsch a. a. O. 54. 4) Bischof Georg.
Erstarb den 27. Sept. 1529; s. Beinling: Geschichte der Bischöfe zu
Speier IL 266. 5) S. Ranke: Reformation III. 133 ff. Von Schweizer
leftgenössischen Quellen Tgl. Kessler V. 229, der, wie gewöhnlich, viel
susffihrlicher ist.
106 1529.
bitten, dan wasz der Durck derselben fand, das mußt alsz
sterben. Er zerstreyff ouch alles, das um Wien wasz, alsz win-
gertten und andre gutter. Es wart ouch usz allen landen tu
volck dem Ferdinantus zu hilff geschickt gegen dennen von
Wien wyder den Durcken, aber es halff nüt. I
Von einer erkantnusz van beden rotten.
(16.Hot.) Des monetz novenber 1) des 1 529 jor wart von minen her-
ren grosz und klein rot erkent aller derren burger halb, so sich
von der etat Basel thon netten des ewangely halb, desglichen
die pfaffen und weller das burgrecht uff hett geben, das die
solten in monetz frist weder für noch liecht in iren hüseren
bruchen, weder durch ir gsind noch durch sich selb, sunder
sich in ein offen herberg thun und [ns] keren by pen eins
marck silbers, so oft das Übersechen würt.
Von einner burgerschafft.
Novbr. In disem erst bestimpten monet und datum schwuren die
von Biell und Schaffhusen gegen minen herren von Basel den
burgereyd, und also mit in nomen sy die burgerschafft an ; des-
glich mit den von Zürich und Bern thetten sy ouch disen eyd2).
Wie der Barfuser kilchhoff und gartten zu eim merokt gemacht
wart.
In disem 1529 jor brach man die muren um das Barfuser-
kloster ab vom Eseldürnly bisz herum zu der mülly und macht
usz dem gartten und dem kilchhoff ein blatz, und wart ein
holtzmerckt dorusz gemacht.
Von einer vereinig zwischen den von Strasburg , Zürich
und Bern.
Des monetz novenber 3) im erst bestimpten jor band sich die
herren von Strasburg vereind mit den von Zürich und Bern
und ouch ein burgerschafft mit in angenumen mit etlichem ver-
stand, wie das etwan hernoch gehört wurt. Got geb in allen
glück und heil!
Wie die kUchenzierten verkoufft sindt worden.
[224] Als man zalt von der geburt unsere heillandz Crißti
Deobr.Jehsus 1529 jor des cristmonetz fieng man an die kilchen-
gewender verkouffen durch min herren die obren, alsz mesz-
gewender, alban und lywad, heydenschwerck und derglichen
dinge, das dan zu der abgöttery dient hat und ein gotzlestrung
5. Die letzten Tier Worte , welche wenig Urtheil über die Tbtteachen bekunden , wie e*
scheint, mit späterer Tinte geschrieben. 30. »mit« doppelt Hs.
1) Ochs VI. 14 hat den 16. Nov. 2) Ochs VI. 13. 3) Dies acheint ein
Miseverständniß«. S. Bullinger II. 243. Hottinger II. 315. VgLu.S.107.
1529. 107
ist, fleug m«n zu den Ougustinneren an und über
ant Joder, desglich zu den Predigeren und in andren kilchen.
Do wart yü hiibeeher kostlicher kieydung verganttet und meng-
lickem zu kouffen geben, aber das im münster wart nit verkoufft1) .
i üffsuntag den 19. tag decembrisz, genant cristmonet, des 19. Dec.
ewtgemelten jorsz liesen mine herren ein bot oder erkant-
nosz uszgon uff allen zunfften, diewil etlich burger under unsz
flochworren und derren vill, die sich noch userten des wort
goö, das zu hären nit vermeindten noch mit andren cristen-
i» Heben bürgeren in iren kilchen vereinbaren, die alle geistlich
und weltlich, wib und man, burger oder hinderseeen, solten nu
fohin zum wenigisten al wuchen ein mol in die kilchen gon,
wort gottes zu hftren und sich mit andren cristlichen bur-
vereinbaren; welcher dasz nit thette, dem solt man die
tizoni oder geselschafften endziechen und abschlachen und susz
, so dan doruff gesetzt woren.
[m\ Von einner burgerschafft zwischenn dennen von Strasburg
una minen herren von Basel.
Uff suntag den 19.* tag deoember, genant cristmonet, alsziiDso.
»man zalt 1529 jor noch der geburt unser selligmachers Cristjr
Jlesu, kamen die fronten cristlichen herren der etat Strosburg
mit einner erlichen botschafit har gon Basel, desglich min her-
ren von Zürich und Bern, Biel und Saut Gallen und Mülhusen
undvereinden sich abermolsz miteinander derren von Strosburg
*halb. Die begertten also ein burgerschafft anzunemen mit my-
neu herren von Basel, handletten also flisig in der sach und
wt die burgerschafft also von den von Strosburg angenumen,
schwuren minen herren von Basel in diser wuchen den burger-
«yd, desglich minne herren einner ersamen «tat Strosburg ouch,
•und wart do grose vereinig gemacht von disen stetten und
ngwanten; wasz wytter gehandlet wart oder usz wasz ursach
diu bschach, wirt man etwan hernoch hörren. Got verlieh sin
gnodt und friden. Amen ! 2)
Von eim grosenn rot, so gehalten wart von minen herren und
8 sechseren.
Uff zinstag der 28. tag des erst genanten monetz, wie ob- 28. Dec
«tat, hat man aber ein grosen rot gehalten und der gemein für-
gehalten die vereinig und burgerschafft derren von Strosburg
talb, wie die gehalten sol werden funffzechen jor lang, und
1) lieber die Schicksale des Kirchenschatzes des Münsters s. L. A.
Burckhardt S. 288. 289. Lichtenhalm in den Beiträgen I. 116 f.
«ad besonders die Mittheilungen der Gesellschaft für vaterländische
AteHhüaer in Basel IX. X : der Kirchenschat* des Münsters zu Basel von
«; Cail Burckhardt und Architekt Chr. Riggenbach, Basel 1862.
^ 4. 2) Vgl. Bullinger IL 243. Kessler V. 246.
108 1529. 1530.
sollen die von [220] Strasburg zechen tusent fierttel weisen har
gon Basel legen in irem kosten, dasselbig losen ligen für und
für, so es die notturft erheüscht, das man die mag angriffen
und under ein burgerschafft zu Basel theillen, doch mit zim-
licher bezallung, und so das alles hinweg wer, das dan an stat
anders dar gleyd wert, wie vor1).
Handlung zu Sollenthurn zwischen der oberhext und der gemeint.
7. Febr. Uff mentag der sibent tag hornug, alsz man zalt von der
geburt Jhesu Cristi 1530 jor, kam botschafit minen herren von
Basel von dennen von Sollenthurn, wie das die gemeint sich
zusamen thon hetten zu beyden parthien, nämlich die, so dem
ewangelio anhengig weren und uff der andren sitten die bfibsti-
schen, so der mesz und kilchenbruch anhengig woren, hielten
also in hämisch und mit gewer gegen einander in groser zwey-
threchtigkeit, dan die ewangelischen begertten das gotzwort zu
haben und all zermonien und götzenwerch hinweg zu thun,
dorwyder dan die andren woren, vermeinten uff irem alten we-
sen zu beliben, des die oberkeit in groser wyderwertigkeitt stund,
das wol zu gedencken ist: dan die, so dem gotzwort anhengig
worren, wolten do nit wichen, esz werren dan alle die usz dem
rot, so wyder das wort gottes werren. Also schickten min her-
ren von Basel zwen vom rot hinuff, die sach zu dettigen und
handien noch bestem flisz, desglich von Zürich und Bern und
andre ort, domit sy [m] wyder find und einigkeit under in
möchten machen. Dise sach wart also wyder gestillet und ge-
richt, und ein anstand zwischen beden parthigen gemacht bisz
n.Nov. sant Martinsz tag im drisigisten jor kunfftig; dorzwischen sol
man das gotzwort und clor ewangelium in irem land und biet
losen verkünden. Es wart ouch den uff der ewangelischen par-
thy ire kilchen, in dennen man das gotzwort verkund, alle
götzen und zermonien abthon3).
Von eim tag, so hie zu Basel gehalten wart*) .
8. Min. Uff zinstag den achten tag merzen im erstgemelten jor
komenn die fromen wisen herren und eydgnosen und mitburger
von Strasburg, Zürich, Bern, Costanz, Schaff husen, Sant Gal-
len und Mülhusen, desglichen ein erliche botschafft von dem
hochgebornnen fursten und herren, dem landgroffen von Hes-
sen, und ein erliche botschafit von dem herzog von Sachsen mit
etlichen zal pf erden, komen har gon Basel, hielt man ein tag
der zweygen fursten halb obgemelt, wart also gehandlet, das
die zwen fursten begertten mit den obgemelten stetten in die
burgerschafft zu kumen und sich mit in zu vereingen. Diser
1) S. Wurstisen 586. Nach Zürich lieferte Strasburg Pulver
2) S. Bullinger II. 294. Vgl. Hottinger II. 289 ff. *3) Vgl. Ochs
VI. 20.
1530. 109
tag wart angestelt bisz in nechst künftigen meygen sollen sy
wyder hie «in, sol wytter in der sach gehandlet werden, wiirt
man hienoch wol h6rren.
[22s] Von eim tag, so zu Colmar im JElsesz gehalten ist worden,
s der pfaffen halb von Basel.
Uff mentag der 21. tag merzen anno 30 wart ein tag ge-2i.mn.
halten zu Colmar zwischen minen herren von Basel und den
pfeifen, so des ewangelium halb sich von der stat Basel thon
hatten, wasz der pfaffen beger und meinig, das man sy wy-
ii der in die stat Basel solt nemen oder losen on alle engeltnisz,
und andren derglichen begeren, das nu minen herren noch nit
zu sin wasz, sunder man hielt ein grosen rot uff donstag den
7. tag aprellen anno wie obstat, und wart also den sechserenT.Apni.
von wegen der gemeint furgehalten, wasz der pfaffen halb ge~
b handlet wasz worden und wasz ir beger werre. Also wart in
cbsem grosen rot beschlosen: so fer und die pfaffen alle brieff
und gewarsamy, so sy dan von einner stat Basel geendret net-
ten, leydten hynder ein ersame stat Colmar, dannach hin, wasz
sy witter begertten, wurtten sy gutlich antwurt finden und in
»der sach wytter gehandlet werden. Wart also ein andrer tag
angesetzt, doch wasz noch uff diszmoll nit vil willens under
der gemeint, die pfaffen wyder in die stat zu losen, dan sy
ach vormolsz gehalten hätten , das in nit wol zu vertrüwen
wasz; wasz witter in diser sach gehandlet ist worden, würt man
fchernoch hörren.
Von eim grosen rot.
Uff mitwuchen den 8. tag brochmonet des erst gemel- »• Jnni.
ten jorsz hielt man grosen rot des herzogen von Sachsen halb
uff sin begeren der burgerschafft halb, wie vorgemelt ist, wesz
»man äich in der sach halten wolt1) ; desglich wart ouch ge-
handlet zum theil eins cristlichen bans halb2), so umgesetzt solt
werden [»>] von der cristlichen gemein durch die heiigen ge-
schrillt, der goüosen halb, so do in lastren stecken, alsz Wuche-
rei) ebrecher, zutrincker und andrer Überlestiger halb, die do
* ein ergernisz sind einner cristlichen gemein und von iren Sun-
den nit abston wellen und sich doch under dem schin des ewan-
gellroms erzeigen: die all mag man cristlich und bruderlich
warnnen, domit sy von iren sünden standen, durch erber from
verordnet menner zu eim und andren und dritten mol; so sy
• aitdorvon ston wend, sind zwelff redlich menner verordnet,
die dan solliche person macht hand zu verbannen, also dasz
7. Hs. der. 16. Am Bande von der Hand des Peter &.: NB. Entwendete gwanamen.
r 1) Ochs VI. 20. 2) Hersog IL 192 ff. Hagenbach 169 ff.
Oecol. et Zwingl. Epp. f. 4?.
110 i«o.
sy von der gemein abscheyden, und kein gemeinschafft mit in
zu haben, solang biss sy sich beseren und von irem fürnemen
abstond. Und ander derglichen me wart in disem rot gehand-
let, alsz man hernoch hören wurt.
Wie ein boUchaffl kam derren von Sckwiz halb *).
lo.Jui Uff fritag der zechend tag brochmonet, alsz man zalt noch
Crist geburt 1530, kam botschafft von dennen von Zürich noch
mitag zu fiinff uren, wie die von Schwitz etlieh irer rotten ge-
fangen hetten des gotzwort halb, das sy sich des ewangellium
angenumen hetten, wolten die glich uff mornigen tag d&tten; i
hielt man illens rot und wart botschaff); desselben tagsz zu nun
urren noch mittag hinweg geschickt, zwen des ritz mitsampt
den soldneren, musten die ganze nacht ritten, [m] das sy mom-
des zu mittag zu Schwitz werren, desglich von Zürich und
Bern ouch, domit sy sollichs abstalten. Do mag man woli
hören, wie die von Schwitz ir zusagen gehalten hand, so sy
dan gethon hand, alsz vorgeschriben stot; wasz gutten herzen
oder grund sy zu der lieby gotz und sinnem götlichen wort
hand, mag ein ieder wol bedencken.
Von eim groeen rot, so gehalten wart andreffen den nüwen rot2), \
is. Juni. Uff samstag vor Johanny Batista der 18. tag des broch-
monetz genant junius anno 1530 hielt man ein grosen rot mit-
sampt den sechsen, zu erwellen noch altem harkuraen ein ersa-
men nüwen rot einner loblichen stat Basel , wie dan die pol-
licy vorgeschriben uszwist, ein nüwen burgermeister und obersten
zunfftmeister mitsampt den rotzherren antreffen. Alsz man nu
am oben verordnet und von sechsen erkiest hat, die dan einnen
ersamen rot, wie obstat, sblten helffen kiesen und erwellen,
liesen mine herren die röt vor und ee alsz man zusamen ku-
men wasz, rotzherren, meister und sechsen anzeygen: welche
die werren, die sich nit in cristlichen gluben mit in vereinbart
hetten und mit inn zu dem (lisch des herren syder in vor-
bestimpten cristlichen ordnug und mantat3), der und die solten
usztretten. Do tratten von allen zunfften usz von sechsen und
rotten, giengen ouch also heim, das derren keinner witter zu
der erwellung beruffit [231] wart4). Es wart ouch gebotten uff
all zunfft, sollichsz uff den suntag anzuzeygen, alsz man die
meister und sechsz kiesen und erwöllen wolt; musten all also
abtretten und von iren meister und sechserthum abgesetzt und
1) HottingerII.332.Anm.t99. 2) Vgl. Wurstisen 586. Och 8 VI.
25. 3) Nach dem Mandat vom 1. April 1529 No. XII bei Ochs. 4) Oeko-
lampad an Zwingli 23. Juni 1530, SchuleT und Schalthess II. 470:
»Imitati sunt tandem nostri hie exemplum vestrum, et e minori majorique
senatu omnes cedere jusserunt, qui vel verbo Dei advenantur vel nobiscum
in coena Domini communicare hactenus noluerunt« etc.
1*30. 111
dasz jor Stil ston. Die alle wurden nochmolsz witter uff die
ziinift beschickt und gefrogt irsz furnemens im gluben, ob sy
sich noch wollen vereinbaren und mit denn andren verglichen
mit des herren disch: welcher sich do bekant, nit besers ge-
5 wist het und sich begab furer sich in die sach zu schicken,
die wurden uff etlichen zunfften wyder angenumen; welchy
aber uff irem furnemen und alten bebstischen gluben wolten
bliben und das nachtmol des herren disch nit wolten annemen,
wurden uff allen zunfften uffgezeychnet. Wasz witter mit in
le gehandlet ist worden, würt man hernoch wol hörren, aber alsz
ich hoff zu got; so wart uff disz jor ein cristlicher, ersamer,
wiser rot gesetzt, dan es vormolsz nie also gemustert ist wor-
den, dan die obgenanten abtrettnen disz jor bliben Stil ston,
, uff und bisz sy zu wytrer erkantnusz gotz kemmen und sy ouch
is crisüich underrichtung wurden empfachen.
Von eim grossen was er, so im jor 1530 gwesen ist1).
Uff mentag der fiert tag july, genempt heuwmonet, alsz 4.joii.
man zalt von der geburt Jhesu Cristi 1530, kam ein groser
regen und von sollichem regen wart der Birsyg an den Stein-
»nen also grosz und [232] ungestüm, das er allenthalben uszlieff
in all gasen , gficher mosz und gestalt wie vorgeschriben stat,
so er gewesen und gloffen ist uff den 14. tag brochat wie vor-
besthnpt ist, und brach den merentheil alles wyder, so vom vo-
rigen bruch gebuwen wasz, und thet ouch groseren schaden
R an huseren dan er vor thon hat. Es wasz alles allenthalben
ein see am Rommerckt und Pischmerckt wie vor bestimpt ist
des nechsten wasers. Es zerstiesz und zerbrach das büd uff
dem brunstock am Kornmerckt, so man erst mit grosem costen
buwen und gemacht hat. Es brocht abermolsz ein grosen
»schrecken in das volck, dan es alsz erschrockenlich wasz alsz
das vorig. Got wel unsz furer in sirmer hut haben!
Inn dkem jor galt das körn drü pfund fanff schillig2)
und drü gülden uff das letst, der haber ein cronnen und uff
dass letst zwey pfund, ein sack kernnen fier pfund, ein sack
» rocken zwen gülden. Dise düre weret von ostren fast bisz uff
Johany Batista, aber dises jorsz koufft man ein huffen salmenft.Juni.
um ein batzen und ein ganzen salmen bim größten um ein
pfund. Das fleisch wasz ouch fast genem bisz uff Johanny
Batista3) wart es wyder wolfeil.
18. Dm Zahl fehlt in der He.
1) Vgl. Wurstisen 586. Ochs VI. 26. 27. 2) 8. über die Theu-
ranp in Süddeutschland A n dreas Lettsch a. a. O. S. 55. 3) »uff Johanny
Batista« ist noch ein Mal iu ergfinien ; diese Konstruktion kommt bei un-
serem Chronisten und seinen Zeitgenossen häufig vor.
112 1630.
Wie die burger /rannen mästen *) .
Juli. Li dem monet jully genant heuwmonet des erstgemelten
drissigisten jorsz, als der Birssig voigemelt groszen schaden
gethon hat, alsz gehört ist, wart gemeinnen [253] bürgeren hot-
ten in allen zunfften und geselschafften, geistlich und weltlich, 5
edel und unedel zu frfinnen, nämlich hat das waser mercklich
vil grümsz in die stat gefurt, domit der Birsig hoch gefiilt wasz
bisz zum Bin hinab, das must man uszfuren, gar noch eins
mansz hoch, domit das waser sin louff mit dieffe und witte het
vom Hin hinuff zu Steinnenthor , desglich for dem thor ouch 10
bisz zum wurhuusz2), und wart durchusz ingefast mit grosem
kosten, dorum dan menglich werchen und frönnen must; doch
wer nit selb worcht, möcht ein knecht haben, den er verlond ;
galt eim ein tag fier schillig und wart alle tag ein zunfft odjer
drü verortnet, und also alle zünfft und geselschaflt einander 15
noch, weret ein lang zit und hielten mine herren nüt destmin-
der in irem kosten teglich ouch vil knechten doran an disem
werch, dan alle gewelb und gemur zebrochen worren, das
man alle tag ob zweyhundert manen an disem Birsich zu
werchen hat. 20
Von einnem ketzer, so hie verbrend wart
11. Aug. Uff den elfften tag ougstmonetz, alsz man zalt von der
geburt Jhesu Cristi unsers erUsers 1530 jor, wart ein ketzer
hie zu Basel verbrend um sinsz miszglubens willen, nämlich
hielt er nüt uff das nüw testament Jhesu Cristi, glubt nit, das te
er got und mensch wer, ouch nit empfangen oder geboren von
der jungfrowen Marie, desglich für unsz gelitten oder gestorben
wer, derglichen abergluben vil. Er glubt ouch nit, das noch
disem leben ewig leben, sunder lib und sei tot wer, on not
alsz zu erzellen, ist gut um ergernisz willen dem cristen men- 30
sehen under zu losen. Wart also uff obgemelten tag verbrent,
doch im gnod bewisen und im zum ersten das houpt abgenu-
men und dornoch verbrend, nampt sich Curat3) von Helbrun4),
bekant sich [234] ein crist getoufft und genempt, wasz doch in
eim jor in söllichen miszgluben bewent, und bekant sich ouch 35
uff das letst vor sim end geirt haben, bat ouch menglich, im
got den almechtigen helffen bitten um verzichung sinsz irttumbsz
und miszglubens, im gnod zu verliehen.
1) Vgl. Wurstisen 586. Aufzeichnungen 161. 2) Dieses Wuhr-
hauß wird unterhalb Binningen gestanden haben, beim sogenannten Schutz
(Brückner, Merkwürdigkeiten 346), wo der Steinen- oder Rümmeiinbach
aus dem Birsig abgeleitet wird. Vgl. Wurstisen a. a. O.: bis gen Bin-
ningen. 3) Curat = Cunrat. Noch jetzt ist in Basel Cueri Koseform ;
vgl. die Form Curd. 4) Ochs VI. 29 nennt ihn »Konrad in der Gasse
von Alfurt bei Halprun« und lasst ihn am 6. August verbrannt werden. Vgl.
Herzog II. 188. Hagenbach 168.
1530. 1 13
Von einner Jeilby zu Ltestai1).
Uff suntag der eimindzwentzigist tag ougstmonetz, alsz man 21. Aug.
zalt von der geburt Cristi Jhesu unsere selligmachers 1530, zoch
aan mit einner erlichen burgerochafft von Basel gon Liestal
df die kilby, nämlich mit sibenhundert wol bekleydten bür-
geren mitsampt etlicher zugebner myner herren der rotten, alt
haigermeister und zünfftmeyster ; wasz fenrich Heinrich Köuffer,
uch der rotten , wart die kilby erlich gehalten mit allerley
ihmü, derglich vor nie gesehen wasz worden. Alsz man am
roentag wyder heim zoch, hetten sich by funffhundert burger
in iien harnist wolgerust und zugen unsz engten gar noch
by sant Jocab 2) und machten ir ortnug und schanz, und dise,
h> uff der kilby woren gsin, ouch ir ortnug, zugen also in
*himpf zusamen in der mosz, so man ein feldschlacht thut
mit schießen und andrem, das gar fast hübsch und kürtzwillig
n sehen wasz ; desglich ouch die jungen knaben zugen unsz
-oh engegen mit iren geweren, wasz under zechen joren wasz,
} zwelffhundert, ouch mit irem fenly, und wasz iedennan,
wasz von bürgeren wasz, uff allen zünfften by einander, und
H-knckten myne herren den win und wart morndes den kna-
oen, $0 under zechen joren wasz, iedem ein pfenig geben uff
dem Kornmerckt, derren woren by drizechenhundert. Also zer-
seng die kilby mit gutter bürgerlichen fryd und einigkeit und
amtlicher liebe gegen einander, des min herren grosz wol-
lefkllen hatten. Got wel unsz solliche fröud nit zu argem rech-
nen, [235] sunder unsz alzit sin fryd und barmhertzigkeit sen-
den, dasz wir alzit in sollichem frid und bürgerlicher einigkeit
leben. Es wasz ouch mit unsz doctor Ecolampadius uff der
&%, der unsz verkund das götlich wort obens und morgens,
liomit wir wisten, wie wir die kilby halten solten : nit mit ful-
W, essen und trincken oder schandlicher übykeit, sunder in
.rötlicher forcht und brüderlicher liebe, und derglichen crist-
irher 1er. Amen.
Von einnem richstag, so zu Augsburg gehallen wart*) .
In dem 1530. jor anfangsz des brochmonetz fieng man an,
-in richstag zu Augsburg ze halten, wurden versandet vil fur-(i5.Jon.>
**n, herren, frvgen, ritter und edellütten, desglychen von bi-
Khoffen und pfeifen und des volck, desglich von stetten und
bdren, ouch wasz der keiser selb personlich do mitsampt vil
1, S. Wurstigen 587. 2) St Jakob, die Stätte des berühmten
fcspf« von 1444, eine Viertelstunde von Basel. 3) 8. Ranke: Re-
"satkm III. S. 162— 200. Keim: Die Reformation der Reichsstadt Ulm.
*3gan 1861. S. 183 ff. Von Schweiserquellen vgl. Kessler VI. 257 —
-v'. Bullineer U. 272. 273. Salat 260—262. Der Vergleich wird, was
^Ausführlichkeit betrifft, nicht eben zu Gunsten unseres Autors ausfal-
«a. Von der confessio und confutatio weiss er gar nichts su berichten.
EuUr Chroniken. I. g
114 1530-
Spangeren und desglich der Ferdinantus. Es wasz ouch do der
herzog von Sachsen und der landgroff von Hessen, der bischoff
von Trier und Collen1), und wasz diser richstag angesetzt in
der meinug der zwyspaltung halb des cristlichen glubens, alsz
dan vil stet und land das götlich wort und ewangelion ange- 5
numen hatten, desglich vereinig und burgerschafft und verstant,
so etlich stet miteinander hatten, das dan dem keiser wydrig
wasz, vermeint sollichsz abzustöllen und das gotzwort und ewan-
gelium zu weren und das bopstum wyder uffzurichten. Hielten
septbr. disen richstag bisz in herbstmonetz 2) , aber sy handletten nit io
vil, -wasz got zugehört, sunder dem yrdischem logen sy rast ob,
alsz mit dumieren und sollichen brachtlichen dingen; aber der
cristliche fürst, herzog Hans von Sachsen, desglich [2se] der
landgroff von Hesen mitsampt vil fursten und herren, so dem
gütlichen wort anhengig worren, Sachen wol, wie noch innen 15
got und sin wort anlag, das do gotlich gschrifft nit vil galt,
sunder ir gemfidt stunä, das gotzwort mit allem gwalt under-
zutrucken und das bobstdum zu erhalten. Noch langem tagen
schieden dise erstgenempten fursten ab, nämlich der herzog
von Sachsen, der landgroff usz Hesen, der bischoff von Trier, 20
der bischoff von Collen mitsampt vil dutscher fursten, desglich
von richstetten die herren von Strosburg, die dan ir erlich bot-
schafft mit grosem kosten die gantze handlung usz do gehept
hatten, die von Costentz und ander me, die all wolten by dem
gotzwort und cristlicher 1er bliben und einander by irem crist- 25
liehen ffluben zu handhaben; herwyder die keiserschen und
pfaffen huffen, beschlusen den richstag, by dem conzillium, so.
zuletst zu Costentz gehalten wer worden, zu bliben. Also wart
der tag geendet den letsten tag September des erstgenempten
jorsz. 30
Aber indem der richstag gehalten wart, belegert der hobst
die stat Florenz mit eim grosen volck, so im der keiser usz
Spangen und anderschwo dargeschickt hat zu hilff wyder die
*mu" Fl°renzer> aan 8y dem bobst nit me wolten gehorsam sin. Also
erobert er die stat wyder und wurden die Florentzer fast ge- »
nöttiget, dan sy von nieman hilff möchten han, mußten also
dem Dobst3) wyder gehorsam sin.
1) Die Aufzahlung der Forsten, welche dem Reichstag anwohnten, igt
sehr unvollständig. Vgl. Bänke. Unter dem Herzog von Sachsen ist der
Kurfürst Johann verstanden. 2) Am 22. Sept. wurde der Entwurf des
Reichstags -Abschiedes an die Protestirenden bekannt, wonach das Concil
innerhalb eines Jahres in Aussicht gestellt wurde. Am 24. Sept. wurde der
Abschied auch den Städten verlesen. Der Landgraf reute am t>. August ab ;
8,. M. Fazius: Gesch. dm Reichstags zu Augsburg. Leipiig, Bartfc 1830,
S. 133. Vgl. Fike n scher 1 Gesch. des Reichstags zu Augsburg. Nürnberg,
Riegel 1830> S. 119/ De* Kurfürst von Sachsen und der Herzog von. Lüne-
burg reisten am 2?. Sept. ton Augsburg ab. Keim a. a. O. B» 2§1. Der
Reichtabtchaed datirt erst vom 19. Nov. & Ranke S. 213. 3) D. h. der
Familie der Medice weither Clemens VIL angehörte.
1530. 115
Also umb der kürtzy willen Ton diser handlung zu schri-
ben, wil ichss ietz Ion bliben, wiewol vil dorvon zu schriben
vct, wie sich aller handel verloffen hat und von [237] iedes
magiestat und herlikeit zu sagen und von iren anschlegen und
igewalt zu schriben, wil ich Ion ston. Wet got, ich möcht got
cnserera schopfer sin herlickeit und gutte prisen, das er unsz
alrit in synen gnoden welle leydten und ein richstag setzen in
cynem rieh und den handfeste geben, so in sinnem gluben
wmdlen. Amen.
c Von einner schnellen botschafft y so von Bern kam denen von
Jenff halb *) .
Uff suntag den andren tag october genant winmonet 1530 2-Oct.
ein bot von Bern und brecht botaehafft, wie ein grosz
rolck, so vor der stat Florenz gelegen woren, zugen für Jenff
s die zu belegeren in namen des herzogen von Safby2). Es hat*
ten aber die von Jenff ein burgerschafft angenumen mit den-
neu von Bern , Friburg und Sollenthurn , usz der ursach der
bertzog von Saffoy die von Jenff benötigen wolt. Also zugen
die von Bern starck usz mit dem banner zu hilff dennen von
1 Jenff akz iren mitburgeren3), desglich die von Friburg und
Sollenthurn, zugen usz uff den dritten und fierten tag october 3. 4.oct.
and mantten ouch min herren von Basel, die leytten euch usz
«ff allen zunffken uff den fünften tag october fierhundert wol- 5. oct.
flraster burger, under dennen wasz houptman Jocob Oötz der
»altxher, von rotten, und fenrich meister Heinrich Köuffer.
Usz disem Zug wart nett uff disz mol derren von Basel
Wb? aber Bern, Friburg und Sollenthurn mitsampt etlichen
aa den lendren zugen fiir und verbrantten und zerbrochen alle
biliöser im Saffbger land, dan der herzog gab für, wie sollich
i aftur und embörung on sin wissen und willen geschechen wer.
Was* aber die sag*), wie der herzog ein bruder het, [23s] der
1; Dies bezieht sich auf den Zug gegen den s. g. Löffelbund ; s.
Hottinger IL 324—326. Vulliemin 1. 27 ff. und vor Allen Kamp-
»thulte: Jobann Cahin. Leipzig, Duncker und Humblot 1-869. I.
$ Si f. und die daselbst Angeführten Quellen. Von Schweizer Quellen
^ BulHnger II. 322. Kessler VI. 274. 275 kurz. Salat berich-
tet nicht* hieran. Wurstigen 587 ff. hat ausser Ryff noch andere Quellen
tautet. 2) Dies Gerücht scheint weiter verbreitet gewesen zu sein : »Dann
=*d ogt, der Banst und die Hispanier wölltend sociehen dem Hertzogen
*ifer0e»ff und Senn«. Bullinger II. 323. »Dteweü nun Baptt Clemens
fe 7. mit der Key. May. hilff, tot diaer zeit die Statt Floren*! in Italien
^aj» lang belegeret und die selbig umb Michaelis beweltigett gienge die
M ein Practick wer angelegt die selbigen geurlaubten Knechte für Genff
isfgfattt«. Wurstisen 997. 3) Dfts Bürgerrecht swisehen Genf, Frei*
*£, Bern war den 9. Febr. 1526 zu Bern geschlossen. Hottinger IL
$ Kampichulte I. 94. 4) Ich kann die Quelle dieser »S*g« nicht
Uftben. Allerdings hatten in den letzten Jahrhunderten Savoisohe Prinzen
T*feAolt den bischöflichen Stuhl zu Genf inne, und man war gewohnt,
äa» als eine Dependenz des Savoischen Hauses zu betrachten. Der da-
8»
116 1530.
ein bischoff von Jenff genempt wasz, der het das landvolck also
uffgewisen und sy angefurt wyder die von Jenff usz der ursach,
das sy in zu keim bischoff haben wolten, vermeint sy domit
zu erschrecken, kam aber innen zu eim grosen ungluck, dan
die Bernner mitsampt Friburg und Sollenthurn nit noch wolten s
Ion, sunder die zu stroffen, so sollichen ufflouff hetten gemacht
und doran schuldig werren, dorum sy dan allen edellütten ire
Schlösser zerstirtten und verhergatten. Logen aldo im land bisz
ig. oct. Gally , wart der krieg gericht zwischen dem herzogen und
den eydgnosen *), und zugen die Bernner mitsampt andren ortten 10
21. oct. wyder heim uff den 21. tag october.
Von eim ufflouff. imz lischoffs landt 2) . .
21. oct. Uff suntag den 21. tag- october genant wynmonet 1530 jor
erhüben sich die buren im Louffenthall, 6o einsz bischoffs von
Basel sind, doch in burgerschafft uff diszmol verpfiicht mit u
mynen herren von Basel, dennen sy ouch den burgereyd ge-
schworen hetten, thetten sich ein zaÜ zusamen, goben für, wie
sy der bischoff nötten wolt im gehorsam zu sin und zu schwer-
ren, das sy nu nit thun wolten, sunder wolten ein weltlichen
herren und oberkeit haben , triben inn dem also etlich burger 20
von Basel ouch uff, das sy solten zu in hinusz kumen und in-
nen helffen mynen herren von Basel das land innemen oder,
wo -das nit beschech, wurden ander herschafften dorzu thun
und das land innemen. Also thetten sich etlich burger von
Basel ouch zusamen in wyl und meynug dennen im Louffen- %
thal zuzuziechen, liesen ouch also hinder ruck myner herren
ein fry fenly [230] machen, desglich houpüut, luttener, weybel
und fenrich on myner herren wissen und willen, das doch wy-
der er und eyd wasz noch inhalt des artickelsz der nüw usz-
gangnen ordnug und reformatzion, wie voigeschriben stat. Das »
wurden nu min herren innen, manten die burger by groser i
stroff und eyden wyder heim, dan etlich schon heimlich hinusz |
woren, liesen ouch uff allen zünfften by Hb und gut verbietten, j
23. oct. das keinner hinwegzug. Also wart uff den 23. tag groser rot
gehalten, wie man sich in der sach halten solt, wart mit bey- 3*
den retten erkant alle die zu stroffen, so sollichen ufflouff ge
macht hetten und sollich rottung zusamen triben het. Also wur-
den ir etlich gefangen und etlichen burgerern wart ein gleyd
geben, sich zu verantwurtten, aber sy thetten sich wyder hin-
weg, nämlich Steffen Bart, der in diser sach ein houptman «q
■
malige Bischof war bekanntlich Feter de la Baume aus dem Geschlecht der
Grafen von MoptreveL S. Kamp schulte a. a. O. 56. 1) Der Vertrag
von St. Julien, datirt vom 19. Oct.; b. Hottinger II. 327. Kessler VI.
275 hat den 17. Oct 2) S. Wurstisen 588. Ochs VI. 21. S. Oekol.
an Buteer 25. Oct. 1530. S. IST der Ausg. der Epp. Oec. et Zwinglii
Baeil, 1536. Fol.
1530.15dl. 117
wg82, und Urban Gürtler und etlieh me, alsz man hernoch
harren wurt.
In disem ufflouff lejtten sich die buren für Zwingen und
Birseck, vermeyneten die inzunemen. Es wart in aber gewert,
5 und wart Birseck ingenumen von dennen von Sollenthurn, doch
in namen des bischoffs, übergobens im aber wyder, und wart
diaer ufflouff gestillet uff disz mol. Wie aber die gestrofft wur-
den, so schuld doran hetten, wurt man hernoch wol hforen,
dan sy weder gxund, ursach noch glimpf zu disem ufflouff het-
» ten, dan das wol zu mercken ist, wasz hinder mengem gesteckt
ist, wiewolsz etlieh gern rerglimpft hetten, sy hettens mynen
herren zu dienst thon, innen das land inzunemen, dan die sag
wer, wie das ander stet innemen wolten, aber den dienst, so
5j mynen herren doran gethon hetten, wart in schwerlich ge-
stand, weger sy hetten sollichsz underlosen. Esz wart dises
handelsz halb Urban Blechnagel, der statknecht, gefiertheilt und
an die strosen gehenckt üff den 15. tag cristmonetz. is.Doc.
[2«] Von groser wasernot im Nyderlandt und zu Venedig *) .
1530 jor noch Cristi geburt des monetz octobrisz genantoctober.
* windennonet, kam die mer, wie das merr zu Venedig uszge-
brochen wer und den flusz von der stat Venedig genumen, do-
ron grose not by in enstanden ist, das nieman zu innen noch
sy zu nieman kumen mögen, dordurch sy fast grose not erly-
den mosten; und hat söllich mer sin flusz in das Nyderland
£ genuinen, und ist die sag gewest, das esz 24 dörffer und 15
stett rersenckt hab und zu Andorff2) ouch grosen mereklichen
schaden thon, dorvon vil zu schriben wer.
Von stücken bolwercien, so hie zu Basel gemacht wurden 3) .
Alsz man zalt 1531 jor noch der geburt unsersz heren 1531
*iehsu Cristi, des monet hornug, wurden etliche boiwerck an-Febnur'
gefangen zu buwen hie zu Basel, nämlich einsz am statgraben
zwüschen der nüwen vorstat und dem Blatz4), das ander über
Rin zu sant Kloren5), an dennen man alle tag vil volcks haben
must zu wereken; wurden vü armer lütten dordurch ernert,
% die teglich do zu werchen hatten, die susz groser armut hetten
musen lyden, dan der hunger zur selben zit grosz wasz, dan
20. Ab Basd« toix derselben Hand mit anderer Tinte : »Dise« ist ouck nit für ein worneit
za halten«. 31. nnHi.
\) Vgl. von Schweizer Quellen: Kessler VI. 283 2) Antwerpen.
3; S. Och 8 VT. 43. 4) Der Petersplats, schlechtweg der »Platz« gerlannt.
Fechter 119. Die »neue Vorstadt«, früher »Pfaffenvorstadt«, neuerdings
ait Rücksicht auf das in ihr gelesene Geburtshaus Hebels in Hebelstrasse
getauft. Fechter 123. Das Bollwerk hiess das Wasenbollwerk ; s. Ochs.
Es stand noch bis ror Kurzem, ist jetzt aber zum Behuf der Anlage eines
jMkalisch - chemischen Instituts theilweise abgetragen worden. 5) Beim
Kloster St. Klara in Klein -Basel. 8. Fechter 136 ff.
118 1*81.
das koxn ein fierael fünffthalb pfund galt, ein fiersel habren
zwen gülden, ein sack rocken fierthalb pfund, ein sack kero-
nen fier gülden ; wurden alle tag by zweyhundert menschen an
der arbeit bracht.
[241] Von eim tag, so hie zu Basel gehalten toartt von den *
burgerstetten x) .
i2.Febr. Im erat gemelten jor uff den zweifiten tag horaug kamen
die ersamen, wisen botten und herren der stetten Strosburg,
Bern, Zürich und Costantz mitsampt Schaffhusen, Biell, Mül-
husen, hielten ein tag hie etlicher sachen halb, unwissend dem 10
gemeinen man, wase desmolsz gehandlet wart, dan esz ein hel-
lig under innen wasz, doch zu nutz gemeinnem bundbuxger
und vereindtten stetten, so in burgerechaflt wisz gegen einan-
der vereind waren etc.
Wie hernnen tisz dem Schwolenland hargeßlrt wart. 1*
3i.M&rz. Uff fritag vor dem bahn tag, der 31. tag merzen im 1531.
jor, brocht man kemnen von Bibrach und von Memingen har
gon Basel zu verkouffen, desglichen von Schaffhusen, galt dea
tagsz ein sack kernnen funff pfund und das körn fier pfund
funffzechen schillig, der rocken fier pfund, der habren zwen 20
gülden.
Von einnem krieg wyder die Groicenbünder7).
si.Mirz. Uff disen tag kam botschafft , wie der herzog oder groff
von Miezen die Growenbünder belegert mit etlichen Spangeren
und hatten das Felcklin3) ingeilumen. Diaer thett esz für sich 2s
selb, dan er susz von nieman kein bystand hett von keinnem
fürsten noch herren. Wurden etlich örtter gemant innen zu hilfi
den Bunderen, do woren die von Zürich mit ein fenly knech-
ten uszzogen innen zu hilff uff den tag dorvor4), desglich an*
4. abeit H ». 23. Nach »wie« durchstrichen in der Hs. : »Marx Sittig ron Emex and«,
»oder groff« am Rande in der H s* von Fr. Riß *a Band. 24. Urnprlnglich stand in der
Hb.: belagerten. Fr. Ryff hat die Schlnsssyloen »erten«, die am Anfang einer £eilc stahen,
ausgestrichen , dann aber am Schlau der vorhergehenden Zell« an da» stehengeblieben*
«beleg« aus Versehen wieder »erten« angesetzt statt dea beabsichtigten »ort«. »mit et-
lichen Bp.« am Bande von ders. Hand. 25. Nach ingennmen »In namen des keisersz«
durchstrichen in der Hs. 27. »diser — herren« am Bande von der Hand der Ha., aam
Theil verschnitten. 28. >do« statt »nff«, welches durchstrichen in der Hs.
, 1) S, Bu Hing er II. 337 ff. (S. 342 hat er den 13. Febr. als batum.)
Es handelte sich um den Vorschlag Zürichs, in den Schmalkaldischen Bund
einzutreten, und um die Ablehnung desselben durch die übrigen Verbün-
deten. S. Hottinger II. 321 ff. Vgl. Ranke: Reformation III. 251.
S. Ochs VI. 8. 43. 2) Der 8. g. Müsserkrieg, d. h. der Krieg gegen
Jakob von Medici auf dem Schlosse Musso (am Comersee), welchem KarlV.
den Titel eines Markgrafen verliehen hatte; s. Hottinger II. 226 ff. 327 ff.
Vgl. Bullinger II. 352. 358 ff. Kessler 272 ff. 6alat, der auch hier
nicht sonderlich unterrichtet erscheint, S. 272; Wurstisen591. Ochs
VI. 44. 3) Veltlin. 4) Nach Bullinger II. 357: am 1. April, so dass
RyfTs Zeitbestimmung nicht richtig wäre.
1531. 119
der örtter; ouch wart uff disz mol hie zu Basel ouch utzgleyd
ander ein fenly, wart houptman Jocob Götz, der saltzher, und
fenrich meyster Hansz Luxenhoffer, ludenner her Symon Al-
brecht, [112] und wasz vorfenrich Martin Kesler über Hin und
'.die zugebnen von rot meister Adam Hückily und meyster
Hansz Nagel *), zugen usz mit fünff hundert wolgeruster knech-
ten2) uff den osteroben, den 8. tag aprellen des jom, wie ob- s. Apr.
not. Grot geb in glück! Wan sy wyder komen oder geschafft
hand, findet hernoch am dritten Hat.
p Von einner boischaffi, so vom heiser kam*
Uff disz mol kam botschafft vom keiser, schickt an mine
Leiten von Basel, desglich in andre örtter der eygnoschafft,
t-nnand sy noch lut der alten bunden im lütt zu schicken wy-
der den Dürcken, der dan mit groser macht starck in die cri-
&*tenheit truckt, begert von minen herren von Basel im zu
schicken drühundert fuszknecht und sechtzig reisiger in irem
kosten zu vergolten, wart im aber nüt zugeseit oder geben uff
&2 moll3).
Von einner bolschaft von Wien von Oestrich.
t Uff datum disz erstgemelten monenz kam ein erliche bot- Aprii.
xhafft von Wien usz Oestrich, nämlich ir oberster burgermeister
imtsampt eüichen im zugeben, begertten mit grosem flisz und
amtlicher liebe um hilff und rot wyder den grasen trang und
^hadens des Durcken, des zukünift sy dan mit grosem schrecken
? *arten werren, des innen mit hilff miner herren von Basel mit
frlicher schenckung begobet wurden4).
m\ Von thürung.
Vill hab ich geschriben vornnen in disem buch von der
'hure des kornsz, nabren und rocken, wasz kouffs iedes syd
* irvey oder drü joren har, doch nie recht gründlich oder ursach
*ie, dorum ich hie ein wenig dorvon melten wil und ist dem
J*o:
Diewil unsz got der almechtig nit mit groser stroff begrifft
~nd mit schgorpionnen schlecht, achten wir synner barmher-
- agkeit nüt und vergesen aller gutty gotz , dorum er unsz bil-
lich nit mit kleinner stroff heimsuchen sol. Wir erkantten doch
4. •Sraon Alb recht t sUtt »me ister Joder Brand«, welches durchstrichen in der Ha.
*. »wan — Ua4« scheint sptter nachgetragen.
1) In den Rathalisten bald Nagel, bald Nager. 2) Abweichend Bill-
iger IL 357: »Basel zog mitt ir Statt fendn 300 starck. Ir houptman
<'£obGötz Saltzherr zu Basel«. Auch Wurst isen 591 hat: 300 Mann
*it2 Stock Veldgefichütz«. Aufzeichnungen S. 162: 200 Mann; vgl.
Gm 8. 9. 3) S. Ochs VI. 44; vgl. Ranke: Reformation III. 286 ff.
- Ziemlich ausführlich bei Gast S. 9.
120 «M.
susz sin gwalt nit, also wir ietz ouch thund, der her mant unsz
im 29. jor ein weni£ mit der thüre, galt zwey pfund, im 30. jor
galtz 4 pfund, bisz in das 31. jor das kumen ist uff funff pfund
und sechszthalb pfund, das ist nu allenthalben gwesen, das
sollich not ist gwesen des hungersz1), dorvon vil zu schriben n
wer , dan die langwirigkeit der thüre brochtz dohin, das man
nit fand grist und geraten, musz und bonnen zu mallen gnug,
desglichen habren, sunder esz wart an vil enden emd gemallen
und brot dorusz gebachen, das ich selb gesechen hab, durch
welche düre vil liit zu stat und land verdürben, alle gwerb und %
handdierungen stunden Stil. Mine herren von Basel thetten des-
molsz einner burgerschafft gar vil gutz, dan sy al wuchen drü
mol iedem burger usztheilten ein sester mell oder kernnen und
gobens innen um ein zimlich gelt und thetten das ein lange
zit, dormit sy einner burgerschaffk wol kamen, desglichen an- i
dren armen lütten mit irer hilff und almosen geben, welche düre
und [244] not wir billich got den herren bitten solten alle zit,
das er unsz vor sollicher düre und not und andrer wyderwer-
digkeit wel verwarren. Amen.
Dise dürung werret bisz uff herbstzit im 31. jor, wart alle 2
ding wyder wolffeil, der win um 1 gülden, das körn 2 gülden
und susz alle ding gnug von gotz gnod.
Von thüre desz winsz.
».April. Uff fritag post misericordia, der 28. tag aprellen 1531 jor
galt der win hie uff dem merckt usz dem Elsesz sechtalb pfund, 2
und der landwin funff pfimd, und ein huffen salmen fier
schillig.
Von eitn mirrackel, so zu Rom gesechen ist worden.
April. Des monetz aprellen des erstbestimpten jorsz kam die
mer, wie man zu Rom in der stat ein iinsternusz gesechen hett, J
nämlich so wer esz drü tag und drü necht gantz finster gewe-
sen, das nieman das ander gesechen het, und do dise finster-
nusz vergangen ist, hat esz blut und waser geregnet uff zwen
tag. Got wel unsz vor allem übel bewarren!
April. In disem monet wart kernnen und weisen von Stroszburg 1
in schiffen har gon Basel gefurt uff dem Hin heruff, das vor-
molsz nie ghfirt ist worden, von Strasburg uff dem Hin heruff
gon Basel zu farren.
April. [245] In disem monet erstgemelt kam botschafil von unseren
14. »gobensc Conjektnr; fehlt in der Ha. 20—22. »Dise — gned« enger in der Schrift
zusammengeflickt, offenbar später eingeschoben Ton der Hand des Fr. Byff. 28. Am
Bande dieser Enahinng von der Hand des Autors ; »Dies ist nit glublich, sunder zwiffel-
hafftigc
1) Von süddeutschen Quellen vgl. z. B. die Strassburger Jahr*
feschichten in Mone's Quellensammlung der Bad. Landesgeschichte 1 1 -
42. Die Chronik des Andreas Lettsch daselbst IL 56.
1531. 121
knechten, so by den Growbundren logen, wie die Bunder mit-
sampt den Züricheren dem von Miez etliche schiff uff dem se
abgewonnen heften mit vil Spangeren, under dennen des von
Mysz oberster houptman1) gewesen ist, den sy dan ouch er-
ihenckt hand, die andren noch kriegszrecht mit ungewertter
band usz dem land geschickt und dorusz m&sen schwerren,
deszglieh vil harnist und gwer und gschutz dorm erobret und
grosz gut von körn ouch abgwunen, desglich susz vil erwürgt
und erstochen, under dennen ein fiy fenly gwunnen, das sy
wgon Zürich geschickt hand2), und ist uff disz mol durch den
keiser allenthalben verbotten, das nieman dem von Misz zu
hilff darff züechen, desglich von andren forsten und herren hat
er kein hilff3), und must Marx Sittich von Emsz4) ouch mit
sim huffen abziechen durch gheisz und bot des keisersz; dan
is der keiser mocht wol besorgen , wo er dem von Misz ein ta-
stend oder hilff thon het, so wer man im in sin land gefallen ;
dorum im niemansz dorfft zuziechen uff disz mol.
In disem monet ^irt zwyschen dem keiser und dem Dür-
cken ein friden gemacht zwey jor lang5).
* Uff den letsten tag jully des 31. jorsz kam botschafft, wie 3t. Jan.
die Bünder mitsampt unseren knechten zu Mysz mit dem her-
ren von Misz und den Spangeren ein Schlacht hetten thon,
und sind die unseren mit der hilff gotz obgelegen, doch susz
mit sundersz gwunen6].
13 [2«] Von eim grosen roü.
Uff donstag den fiertten tag des meygensz , alsz man zalt 4. Mai.
1531 jor, wart groser rot ghalten durch anr&fftmg derren von
Zürich, erzalten do gschrifftlich vor grosz und kleinnem rot
vil verschmecht, laster und schandlicher wortten und wercken,
39 *o innen begegnette von den funff örtten, innen und den iren,
1) Grasso oderCrasso, 8. Hottinge r IL 329 nach Bullinger II. 359.
Vgl. auch zu den oben angeführten Quellen noch Ulrich Campe 11 's zwei
Bücher Rätischer Geschichte im Archiv f. d. Gesch. der Republik
Graubünden, übersetzt von C. v. Mohr, Bd. II. Chur, Hit« 1851, 6. 320.
Die Gefangennahme des Grasso wird daselbst 8. 323 ausführlich ersfthlt.
2 Bullinger IL 359 erwähnt »ein fendli gftll und schwarte, ettlich falco-
neten und 36 haggen«. 3) Vgl. Hottinger II. 330. Unter den andren
Fürsten ist vorzüglich der Herzog von Mailand verstanden, von dem eine
Unterstützung des von Musso zu fürchten war. 4) Gemeint ist der Schwa-
ger des Kastellans von Musso, Wolf Dietrich von Hohen-Ems, dessen
Vater der ans der Geschichte des Bauernkrieges von 1525 bekannte Marx
Sittich von Ems war; s. Hottinger II. 327.227.28. Wolf Dietrich
Ton Ems musste nicht, wie Ryff es darstellt, abziehen, sondern die Wege
waren seinem Zuzug versperrt; s. Hottinger 330. U. Campell 322.
*i Vgl. hiegegen Hanke a. a. O. 6) Ich erkenne nicht klar, welche Epi-
sode des Krieges, in dem es an grösseren Massenkämpfen fehlte, unter die-
ser »Schlacht« zu verstehen ist, vielleicht die glückliche Bewegung gegen
Masenzona? S. Campell 325. Indes« hätte die Nachricht von dieser, die
vor dem 27. April stattfand, nicht erst Ende Juli eintreffen können.
122 1531.
nämlich Ury, Schwitz, Underwalten, Zug, Luteern und Wal-
lis«, und geschech das nit innen allein, sunder allen dennen,
so in irer bundniss und crißtlicher vereinig weren, dorum sy
unsz hoch ennanten, innen sollich schmochwort, lasier und
schand helffen nyder trucken, in willen sy zu überziechen. s|
Also wart innen göttlich geantwurt und ein tag angesetzt, uff ;
dem aller derren wil und meinig vernumen wurt, wie man sich i
halten wolt, uff welchen tag ouch beschriben wart ein ersame
botschafft von Strosburg und ander, so in der vereinig woren,
(Man un(^ wart ^er **& gehalten zu Arow im Ergöuw1), und do nütz i<
gehandlet sundersz, aber esz wart ein andrer tag angesetzt,
der wart gehalten zu Bern im Ergöuw2), und do beyd parthie- |
gen verhört gegen einander zu allen articklen, nämlich die len-
der und die von Zürich.
[247] Von eim Juden, so hie getoufft wart zu crütenUchem h
glauben. j
7. Mai. Uff suntag cantate 1531 jor uff den sibenden tag meygen ;
liesz sich ein Jud hie touffen im munster und bekerren zu cri-
stenlichem gluben noch inhalt unsersz gegrunden gluben in
Cristum unsersz erlfisersz und des ewangeliums. 20
!
Von unseren knechten, so von Mysz wyder heim komen.
24. Mai. Uff mitwuchen den 24. tag meygen 1531 jor komen unser !
burger von Basel wyder heim3), so vor dem schlosz Mysz ge-
legen woren zu hilff den Growenbündren mitsampt andren eyd-
gnossen, dan sich der herzog usz Meyland mit den eydgnosen 25
vereind und vertragen hand dises kriegsz halb wyder den von
Mysz; dem ist also4), das der herzog sol geben in sinnem
1) 8. Hottinrer II. 843; die Akten bei Bullinger IL 380 ff. Das«
hier »nüts gehandlet sundersz«, ist doch nicht richtig. Auf diesem Tage
wurde gerade der Vorschlag gemacht, den fünf Orten den Kauf von Korn,
Sali, Wein, Eisen etc. zu versagen, freilich zunächst nur als Schreckmittel.
Ryff selbst berichtet dies; s. unten. 2) »Bern im Ergöuw« ist in
jeder Weise sinnlos. Entweder bat der Chronist den ersten Tag in Brem-
garten gemeint (s. Hottinger II. 350 ff.), der Montag vor Vitus und Mo-
destus, 12. Juni (Hottinger hat S. 351 Anm. 19, wohl nach Wurst-
isen, 14. Juni), gehalten wurde; s. Bullinger III. 9 ff.; vgl. Salat 277.
Ryff hätte damit freilich den chronologischen Gang seiner JEnÄhlung un-
terbrochen, ohne dass sich etwa durch die Schrift die Notiz als spaterer
Nachtlag darstellte. Oder er meint den Tag su Zürich vom 15. Mai; s.
Bullinger II. 3S3. Damit wurden die Worte unt. S. 123,3*6 stimmen: »uff
vorbestimpten tag su Arow und Zürich«. Er hätte dann gans gedanken-
los B'ern statt Zürich geschrieben, dem er ebenso gedankenlos) »im Er-
göuw« beifügte, weil er eben »Arow im Ergöuw« geschrieben hatte. Vgl.
über diese TagsaUungen auch Mörikofers Zwingli IL 36S ff., der übri-
gens als Datum des ersten Tages in Bremgarten auch den 14. Juni angiebt.
3) »Jeder vom Zug erhielt einen Kronenthaler«. Gast 12. 4) 8. Hot-
tinger II. 330. Vgl. Kessler VI. 287. Den Vertrag selbst s. bei Bul-
linger II. 360. Campell 326.
1531. 1-23
kosten zweytusent man und die eygnosen ouch zweytusent in
irem kosten, und aol der hersog den krieg vollenden in der
gstalt, das die schlöser, so desz von Misas sind, uff den boden
zerbrochen und zerschossen werden und kein stein uff dem an-
s dren losen, das dan uff disz moi angefangen wasz, dan sy das
ein acfalosz Misz uff disz mol mim theil aerschosen hatten ; und
wasz do gewunnen und erobert wurt von gut, land und lut,
50I halb des herzogen sin und halb der eydgnoaen, dorgegea
dan der herzog ouch den eygnosen etlichen kosten sol und
» musz geben, alsz man hernoch wol h&ren wiirt etc. *) .
m] Von eim grosen rot, so hie gehalten wart durch anrüffung
der funff ortten 2) .
Uff fritag den 26. tag meygen 1531 jor komen rotobottenw.
vou den funff ortten, nämlich von Ury, Schwitz, Underwalden,
iZug und Lutzern und begertten hie für ein grosen rot, vor
dem ir anlygen und beger zu erofihea und förgutragen, um
deszwillen sy gesant woren ; der wart innen gehalten uff men-
ug den 29. tag mey, Do erzalten sy vil Ursachen, die sy dan 29. Mai.
eim ersamen rot furtrugen der anklag halb, so vormollen die
» von Zürich ouch vor eim grosen rot erzelt hatten, alsa dasz vor
anzeigt ist, meintten sich do fast zu verantworten und beclag-
ten sich hart des verklagen, so die von Zürich thon hetten,
und sy sich vil me zu beclagen betten viller Ursachen, so in-
nen von dennen von Zürich begcgepet were, dorum sy lang
ß and vil recht gegen innen begert hotten, möcht innen nit ver-
folgen, und derglichen vil schwacher Ursachen, domit sy sich
vermeinten zu verantwurten , das sich doch nienan der anclag
noch articklen mocht verglichen, so in der von Zürich clag
vor bestimpt sind, ouch ein ieder byderman wol erkennen
»möcht, welcher theil gegem andren eu verglichen [349] wasz,
recht oder unrecht zu geben. Uff das innen ouch uff <Uez mol
schlecht geantwurt wart ; doch wart innen kein afeder antwurt,
dan sollichsz an die andre ort zu bringen, so mit untz vereind
und verburgerschafft werren: wasz dan do gemeinlich gemert
5'^urt, wurden sy wol verneinen. Uff das schieden sy wyder
Hannen heim. Esz wasz aber ein mol uff vorbestimptem tag zu
Arow und Zürich*), wie vorstat, beschlosen worden und erkent
von gemeinnen ortten der burgerschafft , das den fünff ortten
vorgemelt solt uff dise pausten alle brobant und feillen kouff
«abgeschlagen werden, das innen ouch uff bestimpt zit' abge-
schlagen wart uff den pfinstoben, den 27. tag meyg erst gemelt 27.
datum4), und füren die von Zürich also mit irer erkantnusz
3. »irem« doppelt In der Hb. 19. »tfxvm tag mey« H b. Montag war aber der 29ste. S.
aaehöek» VI.4S.
1; Vgl. unten S. 139. 2) S. O ch s VI. 48. 3) S. ob. S. 122 die Anm. 1.
* Hottinger II. 344. Bullinger II. 3SS.
124 1531.
für, liesen die lender tagen und verantwurtten , wie lang sy
wolten, und wurden den lendren also fier wegen nyder gleyd,
glich noch uszgang disz botz etc.
Von einner ortnug der metzgeren, so vom grosen rot erkant wart.
Ess wart ouch uff erstgemelten tag mit gross und klein- •
nem rot erkent ein ortnug den metzgeren, dan uff disz mol
groser mangel an fleisch wasz und aber allenthalben fleisch
gnug gefunden wart.
[2*0] Wie Eocolampadius gon Ulm geschickt wart zu predigen ' .
Mai. Anno 1531 jor im meymonet schickten die von Ulm am
mine herren von Basel mit ernstlicher bit und begeren, innen
zu schicken und gönnen unseren doctor Eocolampadius, innen
das götlich wort ein zit dasz zu verkünden, domit sy und die
iren ouch möchten des gotzwortz und cristlichen brach berieht
möchten werden. Der wart innen zugesagt und disz monetz 1
geschickt mitsampt etlichen andren cristlichen predicanten von
Strasburg und zugebnen des rotz mit erlicher botschafft, dan
die von Ulm der cristlichen meinig woren, dasz götlich wort
anzunemen mit allem brach und form, wie wirsz mytsarapt
andren mitburgerlichen stetten hielten etc. Got verlieh sin gnod 1
alzit!
14. Joni. Uff mitwuchen, den 14. tag des brochmonetz des obgemel-
ten dato schriben die predicanten von Ulm herusz, wie zu Ulm
mit dem rott erkent wer worden, nu furhin alle mesen und
götzen und bebstliche zermonien hinweg zu thun, und wart'
ouch in aller irer landschafft und gebietten hinweg gethon,
und under innen das götlich wort angenumen und alle crist-
liche brach under innen gehalten, wie mansz by unsz und an-
dren cristlichen stetten bracht. Esz wart ouch Eocolampadius
gar schon und erlich gehalten mitsampt synen mitbrudren von ■
Strasburg und anderschwo, die mit im worren.
i4.Joii. Uff den 14. tag jully des obgemelten jorsz ist Eocolampa-
dius mitsampt sinnen mitbrudren mit grosen erren und nutz-
barkeit wyder heimkumen2).
[251] Von eim grosen rot9 so gehalten wart derren von SoUen- 1
thurn halb 3) •
29. Juni. Uff donstag den 29. ta£ brochmonetz, alsz man zalt ron
der geburt Cristi Jesu 1531 jor, wart groser rot gehalten derren
1) Vgl. Gast 15. Heriog II. 232. Haffenbach 149. Auch Butler
und Blaurer waren anwesend; Tgl. die ausführliche Erzählung bei Keim:
Die Reformation der Reichsstadt Ulm. Stuttgart, Belser 1S51. S. 22S fT.
2) Gast 20: »um 10 Uhr Vormittags«. 3) Ueber den s. g. Galgen-
krieg, von dem im Folgenden gehandelt wird, s. Bul lineer III. 21 aus-
führlich und urkundlich. Kessler VI. 28? gans kurt. Vgl. von Basier
Autoren Wurstisen 594 ff. Gast 16 ff. Ochs VI. 45 ff.
1531. 125
-ron SoDenthurnn halb, und ist disz die ursach : Alsz mine her*
ren von Basel und Sollenthurn langwerig spen und zwytracht
gehebt hatten etlicher landschafft und dörfferen. so dan die von
Sollenthurn ansprachen und vermeinten dasz ir zu sin, und
s aber myne herren von Basel gut brieff und sigel dorumb dar-
luthun hatten der gantsen landgroffschaffk Syszgöuw1), Sewen,
Howalt2) und Gempen und andre dörffer bisz uff die Schoff-
mat3), das nu alsz die von Sollenthurn vennenten anzusprechen,
dordurch mine herren von Basel und die von Sollenthurn in
r* ein sollichen span korHen, das sich unsere cristliche mitburger
von Bern4) dorzwüschen leytten, die sach ztr verdedygen mit-
sampt andrer erlicher obmeneren und underdettinger, richtetten
die sach, so best sy mochten und endschieden sy mit marck-
«teinnen und endschey düngen , wie sy mochten, des sich die
ii von Sollenthurn nit ersettigen losen wolten mit vil Ungeschick-
ligkeitten, so von innen triben wart, doruff mine herren durch
ordnug der underdettinger etliche marckstein liegen setzen mit
b^ger dorumb zu hören losen all ir gewarsamy, brieff und sigel,
so sy dorum hetten, das aber dennen von Sollenthurn nit gle-
3» gen wasz, sunder wasz sy bedunckt ist nit von nötten alsz hie
zu melden, dan ichsz umb kurtze willen underlosen wil, wie-
wol vil dor-[2ai]von zu schriben wer, aber sy gruben minnen
herren etlich irer marckstein usz über alsz rechterbietten und
salzten ein nüwen galgen an die stat uff miner herren ertdrich
soder hochherlickeit, zu eim zeichen, alsz ob sy ir hochgricht
und gerechtigkeit do hetten, das nu billich mine herren grAslich
beschmocht, dan esz frillich billich für ein schmoch, schand
und lesterliche schmoch ufizenemen ist; dan esz eim ieden mag
xu herzen gon, wie erlich das gehandlet ist, die do unser lieb,
»truw nochburen soltten sin und truwen eydgnosen. SoUichsz
hielten nu mine herren eim grosen rot für, den sechsen mit-
sampt den verordnetten, und erzalten innen den handel. Also
noch allem furtrag miner herren wart erkant mit grosz und
Ueinnem rot, das man den galgen usz befelch miner herren
asolt wyder Ion abhouwen« So sich dan die von Sollenthurn
sollichsz wolten annemen, alszdan solt man uff sin gerast mit
35. »o. h.t am Bande von der Hand des Fr.Ryff mit Verweisung auf die betr. Stelle im Text.
/ 1) 8. L. A. Burckhardt: Die Verfassung der Landgrafschaft 8isgau
/ in den Beitragen zur vaterl. Geschichte II, bes. S. 437 ff., 8. 320—335. 336,
daselbst auch über die vorkommenden Namen. 2) Hochwald und Gem-
pen, früher Dinghöfe der Domprobstei Basel ; s. Burckhardt a.a.O. S. 323.
#4. 3) Die öchafmatt, ein wiesen- und holzreicher Berg in der Jurakette,
theili tum Solothurner Amt Gösgen, theils zum Basellandsch. Bezirk Sissach
gehörig. Ueber die Schafmatt führt der nächste Weg von Basel nach Aarau.
Vgl. La ts. 4) Bern sandte als Vermittler nach Solothurn den Altschult-
tassen Sebastian Ton Diesbach, den Seckelmeister Bernhard Tilbnann vom
klonen« Peter Dittlinger und Heinrich Schieifer vom grossen Rathj s. Til-
lier: Geschichte von Bern II. 298.
126 l»l.
dem houptbanner und uff die von Sollenthum angriffen und
sy bekriegen. Disa wart ouch unseren crisdichen mitbargeren
von Zürich und Bern anzeigt, ein uffeeohen uff unsz zu haben,
und wart in alle miner herren empter befollen, sorg und wacht
zu halten, ob sich etwasz erh&b ; wart uff diaen tag von allen |
zünfften das halb theil *) volck uszgeleyd zum houptbanner,
das iederman wol gerust wer. Esa wasz ooch iederman gut-
willig und wol [353] gerußt wyder sy zu ziechen um der grosen
miazhandlung willen. Also leytten sieh die von Bern dorsnrü-
schen mit ernstlichem flisz mitsampt andren truwen eydgnosen
und cristliehen nritburger von Zürich, Friburg, Biell und Müll-
husen, handletten ernstlich in der sach, zu verdettigen und zu
vertragen beyd theil.
2. Jnii. Kamen, also dise erstgemelten ortt uff suntag den 2. tag
jully genant heuwmonet firug, hielt man aber grosen rot, tru-
gen cüse dettigszheraen minen herren beyden retten für ir be-
ger des fridensz halb gegen den von Sollenthum, ermanten
min herren by den buntten und noch lut des burgereydz nit
usz zu ziechen, noch zu verrücken, sunder innen die sach zu
vertrawen, wolten sy dorin handien noch irem besten vermö-1
gen, domit mansz zu beiden theillen zu frid und einigkeit
bringen möcht; dan mine herren uff den samstag ganz gerust
waren mit dem houptbanner usz zu ziechen, und stund das
geschutz uff dem Kommerckt, und wasz iederman wolgerüst;
deszglich woren ouch die von Sollenthum schon usazogen mit 2
etlichem geschutz und knechten bisz gon Beletal*), doch dürf-
ten sy nit wydter kumen, dan sy ouch von disen dettigszherren
abgestelt wurden, nit witter zu ziechen bisz uff witter bscheyd.
Also wurden dise dettigszherren tot beyden retten verhört
und begertten, das mine herren innen die sach übergeben, wie i
obgemek ist, so wolten sy sich des gwaltz annemen und den
marckstein und galgen wyder uff Ion richten und wasz do ver-
rückt oder endwert wer worden, iederman zu sim rechten:
[254] welche parthy dan recht oder unrecht hett, mocht wol so-
Hchsa losen ston oder dannen thun noch irem gefallen, mit vil i
anmuttiger wortten, on not zu eraellen; verroch sich die sach
3. Jnii. den tag, das innen kein antwurt wart bisz an mentag frag,
hielt man aber grosen rot, wie man in disem handel sich hal-
ten woit. Also wart noch allem rot einhellick erkant, das mine
herren by brieff und syglen und aller irer gewarsamy blibeni
solten und by dem anlosz, so zwuschen dennen von Sollen-
thum und mynen herren gemacht wer worden, und erbutten
14. »ersten tag« H f., was ein Irrthnm ist. 38. »man« fehlt in der H «.
1) Die Hilft« der Bewaffneten, die auf jede Zunft; kamen. 8. Aber die
Beslerisehe Wehmrfeeeung L. A. Burckhardt: Der Ctoton Basel 250.
251 . 2) BaiLstel, Kanton Solotburn, am Fuste des Passes Aber den obern
Hauenstein, unfern der Kantonsgrenze.
1531. 127
myne herren rechtz und begertten das unferzoglich zu
halten gegen den Ton Sollenthurn , und das do weder stock,
galgen, margstein noch andersz uffgericht noch gesetzt wart,
bisz uaztrag der sach und des rechten, und die von Sollenthurn
jouch nit witter ruckten noch zugen uff miner herren erdrich
«reder mit geschutz noch andrem volck, das nu dise dettigsz-
herren in zusagten, ouch weder stock noch galgen do haben
woben.
Also füren dise dettigszherren wyder hinweg und hand-
»letten in diser sach zwuschen beyden stetten Basel und Sollen-
thurn, und kamen ouch dorzwüschen in disen handel zu det-
tigen mitsampt disen vorgenanten stetten und ortten, nämlich
ein ernch botschafft von Costanz und von den fÜnff ortten,
Schaffhusen, Sant Gall, Apenzel etc.
i* [iu] Van eym große» rat, so aber gehauen wart darren van
Sollenthurn halb.
Uff mitwuchen, den funfften tag heuwmonet des vorbe-5.juu.
stimpten datum kamen die dettigszherren wyder hax gon Basel,
so gegen dennen von Sollenthurn gehandlet hatten, nämlich
» Zürich, Bern, Friburg, Biell, Mulhusen, Schaffhusen, Sant Gal-
len und Apenzel nritsampt Costantz, Ury, Lutzern, Underwal-
ten und Zug, wart uff donstag frug den sechsten tag heuw-e.Juii.
monetz aber groser rot gehalten, und trugen dise obgemelten
dettigszherren mynen herren beyden retten für den handel aber-
23 mokz betreffen die SoDenthurnner, demnoch und sy dan nechst-
molsz abgescheyden woren und miner herren meinig und bey-
den retten erkantnusz vernumen hetten, wie dam mine herren
von Basel rechtz begertten gegen dennen von Sollenthurn in
tiafft irer brieff und siglen, wie dan vorgemelt ist, und do
35 weder stock noch galgen haben wolten an dem ort und end,
do dan die Sollenthurner vermeinten ir herlickeit zu haben,
sonder das esz solt alles bliben ligen iederman zu sim rechten
und zu uaztrag der sach; hatten doch under andren dise det-
tignherren disa mittel an die band genuinen, dan eich die Sol-
«lenthuniner ouch nit wolten Ion abreden oder stillen, sunder
vermeinten das hochgericht wyder uflkurichten , das nu myne
herren nit liden wolten. Domit aber beyd parthien gestüt wur-
den, wasz diser abecheyd und ir mittel, das dise obgenanten
Ferren wolten iiberein das hochgricht wyder Ion uffrichten,
* ieder parthy an ahn rechten, und das solt man [na] innen gön-
nen und zulosen, domit ieder theil zu friden und ruwen ke-
rnen, das nu beyd redt grosz und klein nit zu wolten Ion,
»ander by der vorigen erkantnusz bliben und kein hochgricht
do haben bisz usztrag des rechten ; aber kurz ab : dise dettigsz-
* herren wolten by dem mittel bliben und disz furnemen für sich
8. Metten Hj. 18. mjwn Hf.
128 1531.
selb thun, manten ouch uff daszselb mine herren etil zu sizeii,
hatten ouch die Sollenthurnner ouch abgemant, die dan uff
disz mol ouch usz dem feld heim zogen woren ; wiewol des mine
herren übel zufriden woren, musten sy doch mit gwalt do hin-
durch. Esz wart aber ouch von minen herren anzeigt disen
ortten und d$ttigszheren, das mine herren sy uff keim tag me
besuchen wolten vor usztrag disz rechten, und wart also uff
disen tag das banner wyder behalten, das dan vom samstag
i-6.jui.bi8z an disen donstag uszgesteckt wart. Diser handel wart ge-
rechtfertiget und taget zu Liestal durch siben man von Zürich
und Bern uszgesprochen, bisz uff das hochgericht, wart uff
disz mol nit uszgesprochen, susz wurden die zwing und ben,
marchen und lochennen endscheyden und theilt und wurden
zu allen theillen die marckstein gesetzt, und wart mynen her-
ren zugesprochen, wasz ir brieff und sygel vermochten und in-
hielten, und wart innen vil zugesprochen, das vor alweg die
von Sollenthurn geeyget und angesprochen hatten. Des hoch-
[257] grichtz halb und der hochheruckeit wart ein tag ange-
vt.Ang. setzt uff suntag post Lorentzii der 13. tag ougusti zu Arouw.
Von eim grosen rot
^Ang. Uff zinstag vor Lorenzii den achtisten tag ougstmonetz 1531
jor wart groser rot gehalten der lender halb, nämlich der ab-
geschlagnen brobant halb, von dennen von Zürich und Bern
wart ein tag angesetzt, und aber in disem erstgemelten handel
mine herren von Basel kein tag me zu besuchen ermesen hat-
ten vor usztrag des handelsz derren von Sollenthurn halb, wur-
den mine herzen beschriben und gemant zum dritten mol von
dennen von Zürich und Bern, disen tag zu erschinnen, grosesz
nochtheil und uneinnickeit zu fürkumen, so dorusz erwachsen
möcht. Dan wo sy nit erschinnen, diser tag zerschlagen wurt,
und aber die lender sich hoch beclagten der abgeschlagnen zu-
furung, das sy dan fiirhin nit lenger me wüsten zu beharen,
sunder sich hinusz losen und die undetston zu reichen, dorusz
dan wol grosz krieg und zwytracht zu erwegen ist under einner
eydgnoschafft. Uff das einhellig mit beyden rotten erkent wart, :
den tag zu besuchen mitsampt andren eydgnosen, diewil doch
der vorig handel angefengt wer und witter dorin gehandlet
werden solt, wie oben anzeigt ist, und biszhar drüwlich ge-
13. Aug. handlet erfunden wer [2ss] worden; und sol uff suntag post
Lorenzii iedennan an der herberg sin und der fönff ortten halb \
zwüschen dennen ton Zürich, Bern und innen gehandlet wer-
den. Got wendz zum besten! Diser tag wart zerschlagen und
21. Aug. ein andrer angesetzt1) uff mentag vor BartJomey.
43. »Diser — Berti oroey« mit kleinerer Schrift. Statt »vor« hatte Ryff erst »post* geschrieben, j
1 ] Ob dieser Tag gehalten worden, weiss ich nicht, finde aber nichts davon.
1531. 129
Esz wart ouch in disem grosen rot erkant der armen lütten
halb, so von Welschen hie woren, nämlich geschach ein groser
Überfall in einr etat Basel von welschem volck usz Ludringen,
Burgund, Saffoy und anderschwo har von armem volck, die
s dan sterbensz halb und düre halb har gon Basel komen, jungsz
und altz, wib und man, dasz der überfal fast grosz wart, dor-
durch ein oberkeit bewegt wart in sollichsz zu sechen und ein-
hellig erkant, furer die usz der stat zu schicken und zu be-
suchen und furer keinne witter inzulosen; desglich gschach
u ouch vom gantzen regyment ouch, die ouch sollichsz thetten,
domit man das volck usz dem land brocht.
Uffmitwuchen, den sibenzechenden tag ougstmonetz anno n Aug.
1531 noch mitag um die nunte stund wart ein comet1) ge-
sechen am himel, nämlich ein schönner stern mitt eim langen
nstrimen, glichet sich einner brenneten facklen, und sach man
disen sternnen drii nacht einander noch, alle nacht um die zit,
und wert bisz mitnacht, stund ob dem saltzthurn, wasz fast
hübsch anzusechen.
Uff mentag vor Bartlomey anno 31 wart aber gesetzter tag 21. Aug.
nzu Bremgart zwischen den fünff ortten und Zürich und Bern
halb, wie vorgemelt ist ; do erschinen die von den fünff ortten
nit uff disen tag 2] .
[259] Von eim grosen rot, so gehalten wart derren von Sollenthum
halb, antreffen das hochgricht.
% Uff zinstag den 22. tag ougusti 1531 jor wart der handel22.A„g.
des hochgrichtz gegen dennen von Sollenthum und minen her-
ren uszgesprochen und zu end gesetzt durch die siben man,
die dan in dyser sach solten rechtsprecher sin, wie vor gemelt
ist, das der galgen, so vor durch die thettigszherren uffgericht
3i wasz worden und der grftst span und zwy tracht zwischen minen
herren und dennen von Sollenthum gwesen ist, sol dannen
thon werden und kein hochgricht zu ewigen zitten do nimer-
mer uffgericht werden von keim theil; und wasz susz spen
und zwitracht gegen einander verlouffen sind, sol alsz gricht
ö und geschlicht sin und ieder theil den kosten an im selb haben
und domit gut frunt, nochbur und lieb truw eydgnosen sin
etc. Wart diser uszspruch eim grosen rot anzeigt und fürge-
halten und ein erlich botschafft von Bern hargeschickt, mine
herren und ein grosen rot zu bitten, das wir by disem usz-
Dagegen vermisse ich bei Ryff die Erwähnung des Tages zu Basel vom
)6. Sept. (a. Bullinger III. 71. Ochs VI. 50; wohl irrthümlich hat Hot-
tinger II. 361 Anm. 58: den 6» Sept.) 1) S. Bullinger III. 46: ■Umm
Lsurentii« (10. August). Kessler VI. 288 ff.: »erstmals gesechen worden
am 15. tag augstmonat*. Salat S. 2S9: »um assumptionis Marie«. Strass-
burger Jahrgeschichten in Mone : Badische Quellensammlung II. 142:
»Im October«. 2} S. den Abschied dieses 5ten Schiedtags zu Bremgarten,
dat. Zinstag vor Bartholomei bei Bullinger III. 49 ff.
Basier Chroniken. I. Q
130 1531.
sprach hüben und vernugig sin woken.* Also wart esz einhel-
lig erkant by disem uszspruch zu hüben. Hiemit wart diser
span und zwitracht zwüschen beyden parthigen ouch abgestelt,
und gwunen mine herren von Basel für iren theil gnugsamlinb
und me dan sy begert hatten, und verluren die von Sollen- s
• thurn die hoch herUckeit, doruff sy vjl gesetzt hatten ssu ge-
winnen etc.
[2go] Von eim grosen hagel *) .
4. Sept. Uff mentag post Frenny 2) der fiert tag September genant
herbstmonetz 1531 jor zwüschen fieren und funffen noch mit- 10
• tag kam ein groser hagel, fiellen stein in der grose wie ein
boumnusz und etlich groser, zerschlug vil opsz an bommen
und die trubel von reben, desglich hagel hat uff disz zit kein
mensch erdacht, und stund des jorsz fast wol an reben und vil
opsz allenthalben, das menglich meind, esz solt alsz zu grund is
gangen sin; aber got hat gröslich sin gnod bewisen und be-
hut, das nit sundersz grosz schaden am win beschach; dem
20 soum solt worden sin, gieng nit über ein soum ab, dan
das man glich dornoch herbsten must, ursach des fullensz an
den trublen noch den hagelstreichen, aber an eychlen und 20
opflen thet esz vil schaden; und gieng ouch diser hagel nit
wyd. Got behut unsz furer!
Von eim burgeriag, so gehalten wart.
s*pti>r. In dem monet September des obgemelten jorsz wart ein
tag gehalten zu Bremgart, komen zusamen die von Strasburg, 25
Costenz mitsampt Miühusen, Bern und andre ort, desglich
Basel, Apenzel, Schaffhusen, handletten und tageten by drii
wuchen zu Arouw, Bremgart und zu Baden der zweygung und
spennen halb zwüschen dennen von Zürich, Bern und der funff
ortten halb, hetten die gern zu fryd und einigkeit brocht, hatten 3«
grosen flisz und ernst, esz möcht aber gegen beyden theillen
nüt verfachen, dan kein theil dem andren nochlosen wolt : dan
wo die Züricher und Bernner billigkeit begertten, das wolten
[261] die andren nit annemen, dovon vil zu schriben wer, aber
nit von nötten alsz zu beschriben, dan ursach gnug vorgemeltet 33
ist, uff dasz die schydherren und tagszherren scheyden musten,
das nüt fruchbarlichsz zu end brocht wart, und endet sich der
8. oct tag uff suntag den achten tag october, das die tagszherren wy-
der heim füren.
Von eim grosen rot, so gehalten wart einner manug halb von Bern, *
und ein zug wyder die lender.
it. oct. Uff mitwuchen den elfften tag october, genant winmonet,
12. Statt »bonmnuBt« scheint in der Ha. »bonrausnußz« oder »bomnannst« z« Btenn.
1) S. Wurstisen 599. Gast 29. 2) Vreni « Verena.
1531. 131
des astgemelten jorsz hielt man grosen rot, und wart Abgehal-
ten ein maqug von dennen von Bern, ein uffsechen zu haben,
ibglich grust zu sin, so sy minen herren von Basel die andre
manug schickten, das sy uff weren innen zuzuziechen, dan die
: von lendren mit macht woren uffbrochen, diewil innen die vqn
Zürich die strosz nit wolten uffthun und brobiant zulosen, die
mit gwalt zu hollen und uffzuthun. Also w^rt mit beyden röt-
teo erkent in zuzuziechen, und wart uff disen tag uszgeleyd
tuq bürgeren und usz miner herren empören fünfhundert *)
nwlgeriister Jmecht mit eim fenly, under den wasz houptmw
iiiT Hansz Rudolff Fry des rotz und fenrich Clausz Zesty der
metzger2], ludner meister Baschion Krug3), die zugebnen her
Jeronimus von Kilchen und der jung Bientz, ale des rotz,
zugen usz uff fritag, den zwelfften tag winmonetz. Got ver-i2.oct.
.lieh alzit sin gnod und friden!
Uff fritag , alsz sy uszzugen von Basel , zoch man itensz
Liuweg, kam botschafft, wie am mitwvichen qbgemelt die len-itoct.
der die von Zürich angriffen hatten 4) durch veprettry, und zu
beyden tfreillen by thusent manen erschlagen wurden. Uff disz
^ mal kam der Zwinly um, dan er mit dem houptbajmer vQn
Zürich u&szogen wasz mitsampt [m] andren redlichen bürgeren
ron Zürich, dan &y durch etUch von Zürich gegen den lende-
ren renrotten und uszgespecht woren worden, deren ouch etlich
gefangen wurden und von den von Zürich gefiertheilt und
Sitdem noch sinnem dienst gelond wart. Got verlieh den fro-
ren cri&ten sin gaod und sig alzit 1
Esz kamen derren von Zürich um achtzechen gelertter men-
aer' mitsampt dem Zwingly und susz retlicher burger, das ir
^ drühundert der Züricher umkomen, aber die lender verluren
» vfi iner und ouch fast redlich menner. Esz kamen ouch under
m um die dry obresten amänner von Zug, Underwalten und
Schwitz, litten fast ein grosen schaden.
Tnierichtunq disz vorgemelten kriegsz Ursprung und ursach
des handelsz.
Diser erstgemelt krieg wasz ein härtter krieg, der billich
pin iedes cristenmensch bekümeren sol und im zu hertzen gon,
Ix »Za rieber werden von irem eigenen volen remtien« am Bande Ton der Hand des Peter
tyff. 32. »Den lenderen gendt ire aman und oberste druf« desgl.
1; 400 Mann: Aufzeichnungen 26*>. 2) S. unten [306]. 3) Vgl.
Ktllinger ÜT. 194. Gast 34. 4) Die Schlacht von Kappel. Ueber die
, *erretry« s. Mörikofer a. a. O. IL 405. Ebendaselbst wird der Verlust
^r Züricher an Todten nach Bullinge r zu 614 (soll heisren: 512, r.
Bull. III. 158), der der fünf Orte zu 80 Mann angegeben, so dass sich
fcjff s Angaben, zumal die aber den Mehrverlust der Länder, als falsch
ausstellen. Eine genaue Kritik der wichtigeren Quellen glaube ich mir
^r ersparen und statt dessen auf Hottinger IL S. 373 ff. verweisen zu
&fea. 5) Eine Aufzahlung der auf Züricher Seite Gefallenen s. bei %
Jünger HL 142 ff.; unvollständig Kessler VI. 302.
1»"
132 1531.
dan esz wol zu beduren ist, das ein so hoch gelopte eygno-
schafft in ein solliche zertrennig kumen ist, aber doby ouch
kein wunder, das got der almechtig sin stroff ouch lot gon,
dan esz zu zitten wol verschuld wurt, dan do von iedem for-
sten und herren gelt genumen wart, vil wittwen und weysen 5
zu machen, land und lüt zu verderben wyder alle billickeit,
er und recht, do lebt ein zit ein eygnoschaft wol und woren
wol einsz, aber sobalt got sin gnod etlichen ortten sant und
sin götlich wort mittheilt, und von sollichem blutgelt liesen
und pencion verhütten zu nemen, das schmackt etlichen ortten to
[203] nit, fiengen an die andren zu hasen, alsz dan die usz den
lenderen gethon hand, nämlich die von Lutzern, Ury, Schwitz
und Underwalten mitsampt den von Zug, dennen dan das blut-
gelt und die pencion basz schmackt dan das götlich wort,
fiengen sy an zu hassen und schmechen die von Zürich und u
Bern mitsampt andren cristlichen stetten und mitburgren, sy
zu scheltten und lestren mit groser schmoch und gotzlestren,
dan sy die von Zürich und Bern schultten ketzer, Juden und
heyden mit vil andren üpigen wortten, dordurch sich die von
Zürich und Bern fast beclagten uff die lender, dan sy innen »
ire burger schendetten und schmechten, wo sy geschefften halb
in die lender komen. Sy tötten ouch dennen von Zürich etlich
cristlichen predicanten, dordurch dan sich ein zug erhub zwy-
schen beyden parthigen, der zu Jona1] bcschach, alsz man
vornnen gehört hat2), uff das ein landfriden gemacht wart»
durch die cristlichen burgerstet, wie dan ouch vor anzeigt ist,
und wasz uff demselben gemacht wart, stiff zu halten und die
lender nieman solten weren das gotzwort anzunemen und nüw
und alt testament Ion predigen, ieden losen gluben, dornoch
im got gnod verlieh, und vil gutter cristlichen artickel, so ab- so
geret und betragen wurden und des verbriefft und versiglet;
und welcher theil sollichsz nit hielt, das der ander theil disem
brobiant, feillen kouff und merekt abschlachen, dordurch dan
diser krieg und zanck erwachsen ist, dan die lender sollichen
vertrag und landfriden nit hand wellen halten , ouch das got- 35
lieh wort under innen nit hand wellen Ion pflantzen, sunder
alle die dorum gestrofit und t&t, die sollichsz gern angenumen
hetten, und [264] über das alles dennen von Zürich und Bern
vil schmoch, schand und laster erbotten, iren predigeanten und
bürgeren. Wiewol die von Zürich und Bern innen lang sol- «
lichsz vertragen hand alsz die, dennen nit wol mit sollichem
kosten und unfriden ist, hat esz mit gutte nüt mögen helffen,
1) Der Bach Jonen entspringt nördlich von Cappel und durchfliegst
in seinem ersten Laufe die Gegend, in der nach Bullinger II. 171 die
Zürcher im ersten Cappeler Kriege ihr Lager aufgeschlagen hatten. Er er-
gieast sich bei Lunkhofen in die Reuss, nachdem er kurz vorher noch da*
ihm gleichnamige Dorf Jonen durchflössen. 2) S. ob. S. 100.
1531. 133
bisz sisz nit me hand mögen lyden und innen noch inhalt des
landfridensz und vertragsz brobiant und feillen kouff abgeschla-
gen, das nu ouch ein gutte zit gewert hat, bisz sich (ke crist-
lichen burgerstet doizwüschen gleyd hand, sollichsz zu richten ;
aber esz hat zu beyden parthigen nüt mögen erschiesen, wie
dan ouch vor anzeigt ist.
Uff das mag eim ieden fromen cristen wol zu herzen gon,
toz crisüichen und dapffiren gemfttz die lender sindt, und
wasz glubensz und götlichen wesensz inn innen ist. AIbz sy
loffbrochen sind wyder die von Zürich zu ziechen, wie vorge-
melt ist, sind die von Lutzern, Underwalten und Zug gon
(appellen gefallen in das closter, den apt erstochen und in
also tot uff den kantzel gesteh, im die ougen uszgestochen und
in gespot gesagt, er sig ein blindenfurer und er sol ietz ouch
«in ewangellium predigen1), und den schwangeren frowen, so
grosz mit kinden gangen sind, die handtbuchsen an ire buch
gehebt mit sollichen wortten: sy wellen innen die frucht im
üb erschienen, domit sy kein ketzer und ewangellischen mer
machten ; desglich den jungen knaben hand sy wellen ire ge-
imecht abhouwen, dordurch sy kein lutterschen oder [2*5] ewan-
gelischen ketzer mer machen, und hand ouch den söugenden
frowen ire brüst ab wellen houwen, dordurch sy kein ketzer
mer söugen sollen, und innen die kleyder ob der schäm ab-
gehouwen, etlich from frowen und dochteren geschmecht und
i genötiget, und derglichen vil schandlicher und ungehörtter din-
gen hand sy getriben2), das do gröslich zu erbarmen ist und
hülich ein ieden fromen cristen erbarmen sol, dan under den
Torcken und heyden ist sollichsz nie erhört worden. Do sol-
liehe ding gestrafft solten sin und von dennen sollichsz *solt
• beschirmt werden mit Hb, er und gut, die hand selb gehand-
let, das got der almechtig, alsz ich in in hoff, ungestrofft nit
sol losen bliben, sunder die gotloscUschen hertzen zerknüt-
?chen, doby sin gwalt und gnod mög erkant werden und sol-
lichsz gerochen wert und sin götlich wort beschirmt und erhal-
* ten werden, der wel mit sinner gnod allen fromen cristen
bvgton.
«
*. 8dafpreo H •• 9. Am Band« tos der Hand des Peter Rjff : Notaadna: Der linderen
Mafaindiech rn Hi. »jftngen« anf einer Correctnr.
i
1) Biet ist, wie es scheint, ein unbegründetes Gerücht. Abt Wolf-
png Joner, der auf der Wahlstatt blieb, wurde nach Bullinger III.
J'ri auch von den Feinden betrauert. Mörikofer a. a. O. II. 411.
dessen auch Oekolampad berichtet der Erzählung yon Ryff gemäss an
Capito 22. Oct. 1531 (Epp. f. 173; s. Hagenbach 175) und ebenso Gast
a leiuem Tagebuch 35 mit dem Zusatz : »eine unerhörte Blutgier, die so«
w dem Türken fremd ist«. 2) Auch diese schreckhaften Dinge schei-
*» grösstentheils auf erste übertreibende Gerüchte zurückgeführt werden
xa müssen.
134 1531.
Alsz nu clißz fenly knechten von Basel hinweg zugen1),
wurden sy bscheyden zu der Züricher houptbanne* miteampt
Mülhusen, Schaffhugen, Apenzel, Sunt Gallen und die Dur-
gfiwer und dem houptbanner von Hern , aber dläz ey zusamen
(ii.oci.)komen2), wurden die unseren von Hasel mit iretn zeichen mit-
sampt Mülhusen, Schaff husen, Apentzel utid den Dürgfrüweren
und ein fenly von Zürich abgesondert und wurden an die figent
Ui.0ct.)ge6chickt uff einnen berg by Zug8). Afez sy hinuff komen by
nacht um die elfffce stund , fiengen sich an m legeren, ver-
meinten keim findta dö zu erwartten sin uff dieselbe nacht,
sunder uff motndes [m] wolten sy die find! angriffen ; aber alsz
sy sich legertten uff dem berg und meinten, sy weren die nacht
wol zu rouwen, indem körnen vil Spanger, so dan die lender
angenutnen hatten , und übfcrtiellen die unseren mit gantzer
macht, und hatten die liegend alle wise hemder über iren hai-
nast an, by dem sy einander by der nacht möchten kennen,
dan diser angriff beschach fast um mitte nacht. Do wart zu
beyden theillen manllch gestritten, aber die unseren hatten kein
nochtruck, dan innen von den Züricher und Hemneren zuge-
seit wart innen zu hilff zu kumen: so sy uff dem berg an-i
griffen, so wolten sy unden angriffen ; aber sy wurttän von in-
nen versumpt und verlosen, deshalb sy musten wichen, und
verluren wir von Basel mengen gutten, fromen burger, de*-
glich üer stuck büchsen, nämlich fackünly 4j , und die von Mül-
husen verluren ir fenly, desglich die von Zürich ouch ein
fenly. Esz kam den von Schaffhusen ir fenrich um, desglichen
den von Mülhusen &), die litten ein grosen schaden an hab,
gut und lütten, desglich Apenzel und Sant Gallen; die Dür-
göuwer verluren ouch ein fenly und susz gross gut und lut.
Esz wurden ouch uff der lender sit vil erschlagen, sunderlich
deren in den wisen hemdren, derren ein grose zall uff der
waltstat bliben, dan uff der Basler, Züricher und Beniner sit-
ten, wie obgemelt ist, nit mer wan drütusent6) starck waren.
aber uff der lender sit vast starck, dan deren von Zug und
Lutzern ouch vil under disen woren, dennen dan ouch ein
groser schad geschach an namhafftigen lütten, so sy under in-
1) S. den warnenden Brief der Basler an Zürich vom 12. October bei
Bullinger III. 178; ferner vom 13. October bei Mörikofer II. 425.
2) Bullinger III. 184. 3) Den Gubel. 8. Hottinger 11. 404. Salat
32D. Bullinger 194. Kessler VI. 306. S. einen Brief Basels an die
Hauptleute von Zürich und Bern vom 24. October bei Bullinger III. 208.
4) »4 Falconeten uff redern« erwähnt auch Bullinger III. 194. S. über
den Verlust an Menschen Wurstisen 604 (140 Mann, darunter Bothanusi .
Bullinger 204. Vgl. Gast 37. 5) Ulrich Spyess, s. Bullinger 205.
Er »sol das fendli todt amm armm gehept haben und also von Berglüthen
f unden sin « . 8. auch Heinrich Petri: Der Stadt Mühl hausen Geschich-
ten, herausgeg. von Graf. Mflhlhausen 183s. fc. 314. 6) Mörikofer 4»2:
4000 Mann.
J»1. 135
Den lütten; iedoch behielten sy das feit, die lender, und ge-
vumen den [w] unseren vil gut ab an gelt, buchten und an«
iJrem, dordurch groser schrecken in die Züricher und andren
kam, dan die lender sich in groeem. vortheil finden liesen alle
sat, dorm in nieman nütz mocht abgewinnen, dan sy in kein
witte komen, do man ein rechte schlacht het mögen mit in
Terbringen.
Uff das ylten die lender fast uff die von Zürich, sy zu be-
leidigen und zu beschedigen, uff das sy die von Bern aber
n Mitten und in begertten zu hilff komen mit dem andren houp-
tonner noch lut cristlichsz burgrecht, das ouch die von Bern
(betten; sugen usz mit dem houptbanner abennolsz mit fier
•tnsent knechtten , und manten die von Basel ouch zu innen
Wen« zu riechen gon Zoffingen, das nü min herren von Basel
looch gutwillig und gehorsam woren, noch inhalt cristlichsz
tnngreeht.
Zügen also aber usz hie zu Basel mit funffhundert wol-
seraster burger *) , under den wasz houptman her Bernhart
Heyger, luttener meister Rudolff Super, zugebner jungker Hansz
iDüimg Hüg, fenrich meister Hansz Doltter oder Frischherz,
Keffer, zugen usz uff frittag sant Symon und Judisz oben,
27. tag wimnonet des erstgemelten jorsz, zugen den neck-
ten gon Zoffingen, do funden sy die von Bern mit dem an-
«Iren houptbanner, by fiertusent starck, wie obgemelt ist, wur-
»dra die von Basel erlich von innen empfangen, dan sy gantz
Tolgerüst woren und ernstlich in der sach alsz die, dennen
•ian ein [*&] groeer Verlust zugestanden wasz an lüt und gut
und sy dasselb gern wyder gerochen ketten» aber die hilff wasz
nit do noch dem und esz zugeseit wart. Also wasz die mei-
Jnig, aliz man am suntag gon Zoffingen kam, das man glich 29. Oct.
moradw die lender solt angriffen und zum ersten das schlosz
Wicken su statinen, das dan vor Zoffingen lit und derren von
btaern ist, bim selben inzubrechen und uff Surse, Sembach
bist uff Luteern zu riechen, sollichsz zu verderben und inzu-
»uemen; aber eez wasz der Bernner wil nit; wasz verstandtz
sy mit den lendren hatten, ist mir unwissen, iedoch wart in
&em handel gedettiget und dorzwüschen gehandlet durch erlich(2S.Oct.)
HÜdkerren, so dorzwüschen ritten disen krieg zu richten und
ra tertragen, nämlich die richstet, Ulm, Ougsburg, Nürenberg
«and ander stet2). Aber die lender wolten dise erüchen stet nit
21. koeffer Hs. Mit Bficksieht auf 26,21 and 28,19 wird wohl Weffer zu setzen sein.
Husz Doltter findet sich in den ftathsllsten jener Jahre nicht, wohl »her Von 1537 an ein
Cta&nt Dolter alt Meister der Spinnwettenuunft, tu welcher die Koffer gehören. Es sieht
«teu, als httte Bjrff mit der Orthographie des Wortes nicht gehörig rareoht kommen
' . 1[ S. Wurstuen 604. Ochs VI. 53. Vgl. Bullinger III. 208. Auf-
Ahnungen 27»: 500 Mann. 2) Bullinger ÖL 215 nennt Ulm,
?*Mnngttif Biberach, Lindau, Isini, Kempten, Wangen: vgl. Wurst-
en 605. Mörikof er IL 444. «*»•"■•*
136 1531.
hören noch vertragen losen, noch kein ort, das do das ewan-
gelium angenumen het, sunder sy musten also ungeschaffet
witter hinweg ritten. In dem kamen ouch derzwuschen das
regiment von Engen, der margroff mit siner botschafft von Bot-
tällen , desglich der herzog von Saffoy, des Franzosen erliche s
botschaflt und ander vil fursten und herren *) . Stund also in
der richtung by den 10 tagen, lag man also zu Zoffingen die
zit im leger mit dem gantzen huffen still.
Aber dise handlung mocht gegen den lendren [aw] nüt er-
schießen, sunder sy leyden arttickel in2), die uff diser sitten te
nit anzunemen woren, uff das dise handlung zerschlug. Wasz
die arttickel gegen einander sind, stand hernoch zum theil,
alsz man hören wurt, so dan die Züricher mit den funff ortten
(i6.NoT.)angenumen handt in disem friden etc. 3) Und wart diser friden
gemacht und gehandlet uff dem hoff zu Teinicken under dem ib
Breitholtz hie disenthalb der Syll uff der von Zug ertdrich4)
uff frigem feld, alsz man in articklen hören wurt.
[270] Uff das5) wasz der frid usz, und kam die botschafft gon
Zoffingen von dennen von Zürich, wie die lender in die Frygen
Empter 6) wolten brechen und do brofiant oder saltz hollen : do a©
wolten siez angryffen. Also brach man zu Zoffingen ouch uff
mit dem houptbanner von Bern und dem fenly von Basel mit-
sampt andren zeichen, so dennen von Bern zugehortten, zugen
9. Nov. also uff donstag vor sant Martinsz tag von Zoffingen ylensz
gon Arouw, in willensz uff Bremgart zu ziechen, do lag das k
erst houptbanner von Bern mitsampt unserem vorigen fenly
von Basel und andren zeichen ; aber indem kam aber botschafft,
wie die schydherren aber in der handlung werren die sach zu
richten, des man aber also bleip still lygen zu Arouw uff
achtag. In dem wurden die Bernner knecht im alten huffen so
fast unwillig, lieffen von dem houptbanner und allen zeichen
von Bremgartten gon Arow und lüffen von Arow alle heim.
Die von Bern liesen in bietten by er und eyd, esz halff aber
nüt, sy lieffen all heim. Uff dasselb, diewil niemansz by den
houpbannerren wasz , gaben die von Bern unseren houplütten »
mit beyden zeichen ouch urloub heim zu ziechen, danckten in
17. Die Hälfte von S. 269 in der Hs. nach diesen Worten leer gelassen. Die Worte von »so
dan — hören wnrtt scheinen mit spaterer Tinte, derselben, wie sie auf Bl. 273 die Schrift
zeigt, aufgezeichnet, als das Vorig» nnd sind daher vermuthlich nachgetragen. 54. An
Rande : »Basleren verlnrstc
1) Noch werden genannt der Herzog von Mailand, die Gr&fin von
Neuenburg, Glaras, Freiburg, Appenzell. Bullinger III. 217. Salat 325.
Kessler VI. 309. Wurstisen 605. Vgl. d. Eingang des Berner Friedens
fs. unt. S. 139. Anm. 1) 2) S. diese bei Bullinger III. 220. Mörikofer
II. 445. 3) S. unten S. 138. 4) So im Friedensvertrage (vgL unten S. 158).
Bullinger III. 247 : »an den platz und uff ein matten, inen von den 5 orten
bestimpt, hiess Teynicken uff der Zuger grund under Baarrburg«. S. Hot-
tinger II. 426. Mörikofer IL 448. 5) S. ob. Zeile 11. 6) D. h. in
das Zürcherische Freie Amt am Albig. Bull. III. 226 ff. S. das Orteregister.
1531. 137
mit hochem flisz irsz truwlichen zuziechensz mit erbiettung
alles gutten und derglichen. Also zugen wir mit unseren bey-
den zeichen ouch heim, kamen uff suntag den 19. tag des i9. not.
monetz novembrisz mit beyden zeichen wyder heim, doch mit
j? erlöst etlicher gutten, redlichen bürgeren.
27i 1 In dem handlet man für und für in dem friden zwischen
den lendren und dennen von Zürich und Bern, aber in disem
handel und friden1), alaz der zug gantz usz dem feld wasz,
iiberfiellen die usz den lendren die von Bremgart und Mellin-
ngen, nomen die in mit gwalt und zerbrochen, die ringmuren
m Meilingen und machten usz der stat ein dorff2), richtetten
ouch do wyder mesz uff und ander zermonien, desglich wart
der mesz halb zu Bremgart ouch von innen gehandlet. Also
wart durch die schydherren gehandlet und gefridet zwüschen
u. dennen von Zürich und den lendren, aber welche uffenthaltter
des heilligen ewangellisz und gotzwort woren zu Meiligen und
Bremgart, die musten wichen und entringen, from redlich er-
renmenner, und die gotlosen wurden wyder ingesetzt. In disem
fall wart die hoffhug der weit wol erkant, dan wasz schütz,
» schirm und hilff die Frigen Empter wartten sindt gesin von den
?on Zürich und Bern, hand sy do wol uff disz mol erfaren:
vil Verheißung von in beschechen, aber wenig hilff etc. Got
ngsz befollen!
Es wart uff disz mol ein friden gemacht in der eydgno-
s schafft zwüschen den lendren und den andren ordten, ein frid,
der billich ein iedes cristenherz bekümeren solt, dan in disem
friden begriffen wart me des tuffelsz regiment dan gottes err,
dan do wart verwillget alles, das die lender begertten. Esz
wart gemacht, das man in den Frygen Emptren in gemeinnen
ä herschafften must ieden losen glouben, wasz er wolt: nämlich
welche noch der mesz anhiengen, dennen must man mesz losen
und [n?] niemansz witter zwingen noch tringen 3) ; desglich alle
1 An Band« : »Auihor dieer cronick ist eelbi dorbey gewiteoc. Dieie und die vorher-
gekeade Notix von der B*od dee Peter Bjrff.
1) Die Darstellung des Chronisten ist hier nicht gans klar. Als Mel-
angen und Bremgarten eingenommen wurden, hatte allerdings Bern seinen
Frieden mit den 5 Orten noch nicht Rem acht, wohl aber Zürich, und zwar
mit der ausdrücklichen Bestimmung, dass jene beiden Städte, die noch mit
des Bernern hielten, von demselben sollten ausgeschlossen sein. Beim An-
rucken der 5 Orte sogen die Berner, aller Bitten unbeachtet, ihre Besatzun-
gen aus denselben zurück und sie wurden nun, wahrend Bern über seinen
Frieden mit den 5 Orten verhandelte, von diesen besetzt. 2) Man
4*vff inen die thoor ab, straafit sy ruch«. Bullinger III. 265. 3) Es ist
ugenau, wenn Ryff hier die Freien Aemter nennt. Diese mit den Städten
Bremgarten und Meilingen waren, wie erwähnt, von dem Frieden ausge-
flossen und wurden mit Gewalt wieder katholisch gemacht ; für die übri-
gen gemeinen Herrschaften wurde festgesetzt, dass, wenn ganze Gemeinden
»der Theile von solchen vom neuen Glauben zurücktreten wollten, sie dies
•«hau könnten, und im letzteren Falle ihnen ein entsprechender Theil des
140 1532.
sunder must alsz uffgen ; doch wart eiii vertrag zwischen allen
theillen gemacht, und das schlosz Mysz zerbrochen uff den bo-
den hinweg.
[286] Von eim cometa {) .
Mai. Angensz des meygensz 1532 jor wart gesechen am himel 5
hie in diser gegendt dry sunnen schinbarlich und gut am mor-
gen zwuschen achten und nunen mitsampt andren sunderlichen
sternnen und zeichen. Got verlieh unsz sin gnodt!
Von einner wörtlichen und wunderbarlichen geschieht zu Basel
beschechen 2) . 10
4. Aug. Uff sundag den fierten tag ougstmonetz anno gezelt noch
Cristi unsersz heillandtz geburt 1532 jor uff die stund noch
mittag zwuschen eim und zwelffen geschach ein jomerliche
mordt, so Cristoffel Boumgartter, ein gewantman und namhaff-
tiger burger hie zu Basel, begieng an sim ellichen wib und is
kindt und ouch an im selb, nämlich ist dem also: Er hat
ein husch jung wib vom geschlecht Davitz, dan sy wasz einsz
riehen erlichen burgersz dochter, genant Heinrich Davit, des
rotz der zit zu Basel; by deren diser Stoffel ein hübsch jung
döchterly hat des altersz 4 jor, wenig minder oder mer. Nu hat 20
derselb ein knecht, ouch ein frygen jungen, den er im zyg hat,
er bultte im sin frowen, und hat sollichen iffer und gemudt
lang, nam im selb ouch für, das diser sin dienner het das kindt
gemacht by sinner frowen, wüst doch für kein [287] eygen-
schafft, hatz ouch nie by eynander funden, sunder usz sinnem 25
eygnen fürnemen im selb sollichsz fürgleydt; hub sollichsz et-
wan dick dem knecht für, der sich truwlich gegen im ver-
sprach und urloub von im begert von wegen disz argwonsz.
Nu stundt die sach also an ein lange zit, doch uff das letst
nam es leyder ein bösen uszbruch, dan er bezwang die frowen, so
das sy im must verjeehen durch notzwang, dan er ir ein blosz
schwert an iren lib satzt, das sy im must verjeehen, ob diser
syn dienner by ir glegen wer oder nit; also usz forcht und
zwang verjach sy im, sy were by dem knecht glegen; das esz
sich aber erfunden hab oder susz gehört sig worden, hat kein 35
mensch können sagen, aber ein jungfrowen hat er im husz,
10. Am Bande von der Hand des Peter Byff : Christoff Bavmgartero handlang.
1) Kessler VI. 342: »Man sagt warhafft, das ertliche uff 25 tag aprils
an morgen umb die 5 stund dry sonnen gesechen haben«. Die Strass-
burger Jahrgeschichten« in Mone: Quellenslg. der Bad. Landes-
gesch. II. 143 verzeichnen das Erscheinen eines Kometen im September.
2) Eine Andeutung bei Ochs VI. 82. Eine selbständige Erzählung des
Vorfalls findet sich bei Kessler VI. 356. Er nennt die Frau Elsbetha und
' ihr Töchterchen Eisbetlein. Mone: Quellensammlg. der Bad. Landesgesch.
Villinger Chronik IL 108: »Zue Basel hat ain burger sein aigen weyb
ermordt und fiel er zum laden usz zue todt*.
1532. Hl
derren der knecht nit abret wasz mit iren zschaffen zu haben.
Na das ichsz kürz, dan on not vil dorvon zu sagen und schri-
ben ist al umbstendt, dan es zu lange wil wurt nemen: ist
dem allen noch diser Cristoffel in solliche verzwyfflung kumen,
idan im der tüffel sin herz gantz besesen hat, das er disz sin
tosz furnemen annam, hat disen argwon und iffer also in sol-
cher mosz, das der frowen fründt dorzu thetten und nomen
die frowen von im uff acht tag lang, und schickt er sinnen
knecht ouch hinweg in sinen gescheuten zu handien; aber in
*• dem erzeigt er sich, alsz ob ersz by einander funden het, liesz
äff den knecht wartten durch die statknecht under dem thor,
so er kern, so solt man in gefenglich annemen. Das wart nu
dem [2$s] knecht kundt gethon, der sich hinweg macht, doch
mit beger, sich gegen menglichem zu verantwurten sinner und
ü der frowen Unschuld gegen im, aber esz halff nüt. Uff das
selb erzeigt sich Stoffel in der mosz, das die fründschaft sich
mit im vertrugen und brochten im die frowen wyder zu husz,
hielten ouch uff disen vorgenempten sundag ein imbiszmoll mit
im, und wart do alle ding gegen einander verzigen, dan er
» sich bekant zwuschen innen unrecht gethon haben, und erzeigt
sich gantz fr&lich gegen sinnem wib, dasz bald dornoch in grosz
jomer und leyd verkert wart, das billich eim ieden menschen
ein grosen grüsen und schrecken bringen mag. Esz stundt nu
also bisz noch dem imbisz, das die frundschafft hinweg kam,
» behielt er sin frowen und das kindt by im doheim. Dan er
wasz etiich zit nit usz sim husz kumen usz schäm des ge-
schreisz halb, so er im selb do gemacht hat. Also schickt er
«ine übrigen kindt, derren er noch drü hat, aber nit von diser
frowen, dan er vor ir zwo efrowen gehebt hat, ouch usz dem
* husz, desglich den knaben und die jungfrowen, so er im husz
bat uff disz mol, dan die vorige jungfrow wasz hinweg, mit
derren der her und der knecht zu schaffen hat, die do wasz
ein ursach vast disz jomersz allen. Nun alsz er nieman im
husz wüst dan in selb mitsampt sinner ellichen huszfrowen
•-und sinnem lieben elichen kindt, [289] do besasz im der tüffel
sin herz gar und reitzt in an der mosz, das er ein jemerliche
mordt begieng. Wiewol er, vor und e er dise mordt begieng,
schreib er ein grosen brieff, dorm er sin furnemen zum theil
satzt, wasz er begon wolt, nam sollichen brieff zu im, alsz
«>ich nochin by im erfandt, dan er denselben brieff an sich
gebunden hat; wasz in dem alsz stund, ist mir uff disz mol
snwüssendt; aber noch disem, alsz er den brieff beschriben hat
und sim bösen furnemen stat wolt thun, got erbarmsz, do gieng
er und brecht sin elich wib mordtlich um ir leben mitsampt
'■fem döchterly, das vorgemelt ist, und lieff gestracks fusz zu
«brist in »in husz und sprang von oben herab an die gasen
30- «kaaben« corrigirt ans • knecht« Hb.
142 1532. 1533.
und feilet sich selb ouch zu todt, das er an der at&t starb.
Also lieff man zu und vermeint im iedes zu helffeu, aber esz
wasz kein leben mer do. Also fandt man disen erst gesohryb-
nen brieff by im, den etwa menger lasz ein wenig dorin, also
fandt man in dem brieff, wasz fiirnemen er gehebt het Also s
steig man in sin husz, dan er all rigell gestoßen hat, das susz
nieman dorin möcht, man must dorin stygen. Alsz man hinin
kam, fandt man das jemerlich leydt, das er begangen hat: do
lag sin frow oben im husz vor der kameren ellendlich ennört
mit dem kindt, woren beyd erbermglich zerhouwen und »er- to
stochen. War das sach, möcht wol von leyd gestorben sin,
dan esz zwen ellendt anblick worren, und sich sollichsz todtz
gen im nit versechen uff die froliche anzcdgung, so er den
imbisz gen iren thon hat, [290] aber usz bösem falschen
mördrischen herzen, der do sin eygen fleisch und blut umb- 15
brockt hat, ein sollich unschuldig kindt. Aber er hat sin böse
meinig also geschriben, das kindt und die mutter umbzubrin-
gen. Also wart gericht mit recht über sy alle drü und im sin
recht und urttel gefeit, das man die frowen mit irem kindt zu
der erden bestatten solt und in alsz ein morder uff ein radt 20
legen und in radbrechen alsz ein morder, und wurden im sinne
glider noch sim todt zeratosen alsz eim morder umb disen gro-
ßen mordt, und dornoch umb das er im selb ouch den todt
angethon hat, wart er in ein fasz geschlagen und in Bin ge-
worfen und all sin gut minen herren zuerkant. Esz kam sol- r»
lieber Ursprung ouch fast von erst von der jungfrowen har,
die er ein lange zit gebullet het, desglich der knecht sy ouch,
und kam im dornoch der zwiffel und argwon, der knecht bul-
let im die frowen ouch. In dem argwon und iffer bleib er also,
bisz eacsz also böszlich uszliesz. Got erbaxmsz und got der al- 30
mechtig welle unsz vor sollichem alzit bewaren und ein ieder
crist welle got alzit bitten, das er im sin sin und denck vor
bösem behutten wöll, und welle ouch ein ieder cristenmensch
nit sich in übykeit begeben, dan nye nüt gutz dorusz endstan-
den ist, alsz man ouch in allen historien und gachriflten findt, 35
das kein üpickeit ie gut endt hab genumen.
Esz beschachen ouch in disem jor susz vil groser wyder-
werdickeit hie zu Basel mit todtschleg und [291] andren schwerren
Sachen. Got wol unsz fürer mit sinnen gnoden alzit behutten !
Von eim brant hie zu Basel. 40
1533 Uff fritag noch mitterfasten, alsz man zalt von der geburt
^'^"'Cristi 1533 jor zwuschen zwelffen und eim noch mitnacht gieng
der scl^ifflütten zünffthusz l) an mit für und verbran gantz und
36. Statt »iß« hatte der Verf. erst »nie« geschrieben.
1) Das Zunfthaus zu Schiffleuten, jetzt abgebrochen, stand an der
Schifflände beim Einfluss des Birsigs in den Rhein.
1H
1533. 1534. 143
gar uff den boden, dasz meman erlöschen mocht, wiewol man
nl übler zit donnit hat, halff es doch alsz nüt und waaa die
not ouch großz mit den andren hüseren doigegen und dorneben,
damit die selben dorvor erredet wurden. Got wel unsz furer
i verhütten !
Von eim comet*).
Anno 1533 des monatz junius genant brochmonatz wart Joni.
aber ein schonner comet gesechen am himel, nämlich ein gro-
ser steni iqit eim langen strimen, anzusechen einsz gutten spiesz
lang. Got welsz alsz zu guttem schicken!
[w] Disz mantat und ortnug ist gemacht und uszgangen von mitten 1534
Herren dem rot der stat Basel, uff allen zünfften khundt thon uffw. d*c.
den 19. tag decembrisz anno etc. 34 mit den mülleren desz melsz
halb*).
Item : mine herren handt probiert dasz jdnszkorn desz erst
gemelten jorsz und erfunden, dasz ein vierzel gerentzkt geben
bat über desz müllersz Ion 7 klein sester kernnen, die sindt
gemallen worden uff der rotten mülly und handt geben gebud-
let tnell 1 1 sester volkumenlich und ein grosen sester grüsch ;
so esz aber uff der wisen mülly gemalen, hat esz geben 9 sester
mell und 3 sester grüsch.
10. Der Best der Seite ist leer.
1) 8. Wurstisen 611. 2) Im Erkanntnissbuch IV. Bl. 124 findet
sich dieses Mandat in folgender Fassung:
Anno domini 1534 circa medium decembris sind die proben von aller-
ley körn, kernen, roggen etc. gemacht worden usz erkandthnusz unserer
Herren, hat sich also erfunden :
Das das nüw zinskorn ein viercel gerenlet geben hat 7 dein sester ker-
nen, die sind gemalen worden uff der roten müli und hand geben 11 sester
nel Tolkommenlich und 2 sester grüsch. Uff der wissen müli hand sy «geben
$ sester mel und 3 sester grüsch.
Aber das alt zinskora gerenlet hat ein viercel geben 7 sester kernen,
und uff der roten müli gemalen hat es geben 9 sester mel und 3 sester
grüsch.
Das gemein körn so uff dem merkt erkouft, ein viercel gerenlet, hat
geben 7 sester 2 küpfli kernen, uff der wissen müli gemalen hand sy ge-
ben 9 sester mel und 3 sester grüsch.
Aber das best körn hat geben halben kernen und uff der roten müli
gemalen hat esz geben 12 sester mel und 2 sester grüsch.
Der kernen am merkt erkouft, uff der roten müli gemalen hat ein
«ck kernen geben 12 sester minder ein küpfli mel und 2 sester grüsch.
Aber uff der wissen müli hat er geben 10 sester mel minder ein küpfli und
* sester grüsch.
Bin sack weitaen uff der roten müli gemalen hat geben 12 sester mel
rat 2 sester grüsch. Aber uff der wissen müli hat er geben 10 sester
sinder ein küpfli mel und 4 sester grüsch.
Ein sack mit roggen hat geben 10 sester 2 küpfli mel und 3 sester
grüsch.
Diaes als über desz müllers Ion.1
144 1534. 1555.
Item: Dasz alt zinszkom hat ein vierzel geben 7 sester
kernnen und desz müllersz Ion, sindt gemallen worden uff der
rotten mülly und handt geben 9 sester mell und 3 sester grüsch.
Item : Dasz körn, so erkoufft wurt am merckt ist probiert,
und hat ein vierzel geben 7 sester 2 küpf ly kernnen über desz \
müllersz Ion, uff der wisen mülly 9 sester mell und 3 sester
grüsch.
Aber dasz körn bim besten, uff dem merckt erkoufft, hat
geben halben kernnen, ist gemallen worden uff der rotten mülly
und hat geben 12 sester mell und 2 sester grüsch, alsz über
desz müllersz Ion.
Item: der kernnen, uff dem merckt erkoufft, ist probiert,
und hat ein sack mit guttem kernnen uff der rotten mülly ge-
mallen und geben gebudlet mell 12 sester minder ein küpfly
und 2 sester grüsch. [293] Aber der kernnen uff der wisen
mülly gemallen hat ein sack kernnen geben 10 sester mell
minder ein küpfly und 3 sester grüsch, alsz über desz mül-
lersz Ion.
Item : Der weitzen, so bim besten am merckt erkoufft, ist
probiert worden, und hat ein sack weitzen geben uff der rot-
ten mülly gebudlet melsz 12 sester und 2 sester grüsch. Aber
uff der wisen mülly gemallen hat ein sack weitzen geben 10
sester mell minder ein küpfly und 4 sester grüsch, alsz über
desz müllersz Ion.
Item: Es ist ouch der rocken probiert worden, und hat
ein sack roggen geben uff der rotten mülly 10 sester 2 küpfly
mell und 3 sester grüsch über desz müllersz Ion.
Dasz zeygen unsere herren beydt rath üch an, domit ein
ieder wüssen mög, wasz man im von sinnem gut pringen soll;
und so iemandem von sinnem gut nit wurt alsz esz soll, der
sol esz den müllerherren und geschwornnen kornmeseren an-
zeygen, die werden noch inhalt der müllerortnug dorin handien
wie sich gepuren wurdet.
[294] Desz 1535. jor.
153&. In disem gemelten jor erhub sich ein zwytracht zwüschen
etlichen bürgeren zu Sollenthurn und der stat alsz der ober-
keit, nämlich und der ursach und anhab vil von zu schriben
wer, doch zum kürzisten erhub esz sich von wegen desz ewan-
gely; alsz sich dan begeben hat, dasz sy die götlich worheit
und heillig ewangely do angenumen hatten und aber wyderum
fiel uff desz bobstumsz 1er, wurden etlich cristlich predigkanten
und bitrger vertriben, die dan dem wort gotz anhengig woren,
dorunder woren etlich namhaffig, und sunderlich iren nun,
denen namen mir nit zu wussen syndt, dan dasz man etlich
1535. 145
dorander nampt die Rockenbach 1) . Die nun man thetten sich
rusamen und satzten sich wyder etlich alsz der oberkeit der
M Sollenthurn und thetten innen vil übertrang an, wo sy
deren ein ankumen mochten, deszglich ouch iren pfaffen, die
iten ouch dem bobstum anhiengen.
Ie sy thetten dennen von Sollenthurn so vil trang an,
da» sy die in vil und mancherley kosten brochten, dermosen
dasz sy durch etlich zall wolgerüster knechten vil mollen lie-
sen suchen in allen flecken, umkreisen und gebietten, aber sy
^mochten sy nie ankumen, woren doch nie wit dorvon, dan sy
sich stetz um Sollenthurn und iren gebietten liesen sechen,
dochdermosz gerügt, dasz nieman lichtlich an sie handt leydt.
Esz wolt ouch kein andre herschafft handt noch gwalt [295] legen,
dan sy sunst niemansz beleydigetten noch kein schaden thet-
ten, dan innen wasz von den Sollenthurnneren sollich schmoch
and schaden beschechen, on not hie alsz zu beschriben. Aber
dise nun begertten alweg rechtz gegen allermenglichem, aber
esz möcht in von dennen von Sollenthurn nit werden, dan
gegen dennen die pardyesch woren; aber ie zuletst, do innen
i die von Sollenthurn nit mochten mit gwalt zukumen, ruften
sy die lender an, dagetten für und für, bisz dasz zuletst von
den zechen ortten erkant wart, dasz man dise nun man solt
för fygendt achten und haben in der ganzen eygnoschafft, in
von und weydt , spisz und trank , bhusung und herberg nie-
man geben noch erstatten noch verhengen, ouch weder schütz
noch schirm haben by verlierung aller bündten.
Sollichsz wart ouch minen herren von Basel furgehalten
von disen ortten, dasz sy sollichsz ouch solten ingon und diser
erkantnusz geleben und nochkumen gegen disen nun mannen ;
»dasz stundt nu an bisz in dasz 36. jor2).
Von dennen van Jenff*).
Inn disem obgemelten 35. jor erhub sich ouch ein zwy-
trarht und krieg zwüschen dennen von [296] Jenff und dem her-
zogen von Saffoy , ouch desz gotzwortz halb , dasz ist nu ein
i langer span gwesen und einandren vill schaden gethon, dan sy
ton dem herzogen fast belegert und geschediget wurden und
dermosen fast genotiget. Iedoch thetten etlich uff der Jenffer
>ytten dem Sanoier uff ein zit ein grosen schaden, dan etlich
unecht dem herzogen sin volck überfiellen und an lütten gro-
**en schaden thetten, doch wart lang dorz wüschen taget und
Tätragen zwüschen dem herzogen und dennen von Jenff, aber
« wart kein bestant von dem herzogen , sunder belegert die
* »feu« doppelt in der Hb. 38. Faffoier H s.
nm 1) Vgl. aber diese Vorfalle Ti liier: Geschichte des Freistaats Bern III.
-•'-319. S. ober das Geschlecht : Le u unter »Rogenbach«. 2) S. u. S. 146.
:SVulliemin I. 103ff. Vgl. Wurstisen 612. Kessler VII. 426.
bün Ckroniken. I. 10
I
Januar.
146 1536.
Jenffer für und für, thet innen grosen trang, lieez innen nüt
zukamen, alle brofant wart innen abgeschlagen« des« die Jenf-
fer um hilff anrufften alsz die von Bern und aader. Sollichs«
stundt nu an.
1536 Im 1536. jor desz monatz jenner nam jungker Heinrich &
von Ostheim etlich knecht hie an zu Basel von landtzknechten
ein gutte zajl ouch zu hilff dennen von Jenff, dorunder ouch
vil burger von Basel zugen mit verwilgung miner herrea1).
Von eim grosen rotL so hie gehaltten wart.
20. ju. [297] Uff donstag den zwenzigisten tag janarius desz 1536. jor 10
hielt man hie großen rot, und wart furgehalten der gemein alsz
den sechsen, wie dasz die zechen ort desz einsz werren und
erkant hatten der nun mannen halb von Sollenthurn, alsz vor-
gemelt ist, sy für fygendt zu halten und achten, dasz sy nu
minen herren ouch butten sollichsz zu thun und nochzukuxnen, \b
und wo diso man in miner herren biet und landtschafft ergrif-
fen wurden, innen die mit gwalt angriffen und überantwurten,
deszglich die andren ort ouch, desz mine herren in kein weg
wolten ingon usz ursach, esz woren unser fygent nit diso man,
daj* sy minen herren von Basel noch keim menschen den iren 20
nie kein leydt noch schadt bewysen noch zugefugt hetten und
anders? nut begertten dan rechtz, deszhalb sy kein handt noch
gwalt an sy on recht legen wolten.
Uff dasz die zechen ort minen herren handt embotten, die-
wil sy irer erkantnnsz nit wollen stat thun, dasz sy witter mit 25
innen kein tag halten noch bsizen wollen, dasz nu also etlich
zit bleip anston, bisz dise 9 man sich selb in Bernner biet thet-
ten zu recht und sich rechtz erbutten, und wart sich dorin
geleydt durch etliche örtter der eydgnoschafft, und wart also
verdettiget und vertragen zwüschen innen und den von Sollen- 30
thurn.
22. Jan. [298] Uff den 22. tag jenner desz vorgemelten jorsz zugen die
von Bern usz mit funfmisent starck zu hilff dennen von Jenff2)
und thetten dem herzogen von Saffoy grosen schaden an sin-
nem landt, nomen im vil schlosz und stett in, besatzten die 35
starck. Der herzog thet in ouch kein wyderstandt, sunder wych
mit sim zug ab. Wytter wart den von Jenff kein Übertrag diser
zit von nieman, und erhub sich glich der krieg zwüschen dem
kiinig von Franckrich und dem keiser Karolus usz Hispannien,
die sich zu beytheyllen mit mechtigem zug und volck rüsten, 40
1) Ochs VI. 120. 2) Kessler VII. 433 hat 6000 Mann, Wurst-
igen 612 gar 10000 Mann. Kessler ist auch hier wieder ziemlich aus-
führlich. S. die zusammenhängende Darstellung bei Vulliemin I. 129 ff.,
der eleichfalls 6000 Mann angiebt, den Auszug aber irrthümlich am 1 . Febr.
geschehen sein lässt. Ti liier: Geschichte des Freistaats Bern III. 348 ff.
und Kampschulte: Calvin S. 196 ff. (»über 0000 Mann«).
1596. 147
(täglichen von zweygen den mechtigisten forsten kum gehört
ist worden *) ; waaz aber der handel anfangs« und endtz ist,
woft hemoch gehört werden.
Anno 1 5fcd jor des monatz jullius genempt höuwmonati Jnii.
s wasz der win We au Basel so wolfeü, dasz der soum galt 15 ß.
tmd by der mosz gab man gutten ximlichen landtwin ein mosz
um 2 d., wiss und rot, und ich bab in selb ouch disz jor also
uszgemesen, 1 mosz um 2 d.; deszglich koufft man 1 fierzel
körn um 18 ß., sunst wasz ouch fleisch und andern ouch in
uwolfflem gek.
Dira monatz obgemehen jorsz starb der wolgelert und geist-
lich man «ad doctor der heiigen gschrifft hie zu Basels doctor
Enasnras von Rottertamus, Ton dem ouch vil gescbrifften und(i2Juii.)
bucher uszgangen sindt des heillygen ewaagelins halb und
t* andrer hochen dingen, der doch ouch vil spennig gwesen ist
der rechten cristlichen kilchen des heilligen wort gotts halb,
snader raat anhennig gsin der römischen kilchen^ von dem
ouch vil gschriben und glesen wurt2).
[na] V&n eim zttg, der ge&ehoch zu BohI bmm künig von
n Fr<mckrich$) .
UfTsuntag den 30. tag höuwmonatz, alsz man zalt noch derso.Jvit.
gebiert Cristi 1 536 jor, erhüben sich etlieh burger hie zu Basel
und äugen hinweg heimlich, wolten mit eim nygen fenly dem
känig von Franckrich zu wyder den keyger, zugen also heim-
2s lieh biss gon Dornoch4), sich doselbsz zu samlen; under den-
nen wasz houptman Hansz Erhart Reinhart, so man nempt
kelbly oder houptman Reinhart, und lutaner Wolff Hütschy,
fenrich Clausz Irmy, vorfenrich Jocob Sollenthurn ; under den-
21. In 4*r H a. steht »uff snntaa de» xxx ins dng-uBti«. In J»fcr 1636 war aber dar 80. Aogurt
ein Iflttwocl, und ausserdem rann sich die erzählte Begebenheit nicht finde Augusts ru-
«tmen Üben, weil die unten gemeldete Versammlung der Sanfte Tom 6. Angust in Folge
derselben abgehalten wurde. Da nun der 30. Juli auf einen Sonntag fallt, so ist kein Zwei«
r¥l, dnss Brffsien beim Setzen des Monatsnamens terschrieben.
1) S. Ranke, Reformationszeitalber IV. 15 ff. 2) S. Wurstisen
633. Kessler VII. 441, welcher den Mann der protestantischen Richtung
etwas mehr zu vindiciren geneigt ist, als Ryff es über sich gewinnen kann.
Nach Kessler ist Erasmus gestorben »am dem 11. tag iura umb das 1
nach mittnachU. Beatus Rhenanus in der späterhin vielfach abgedruckten,
irapr&Dfttfch der von Erasmus besorgten Qeaanuntausgabe des Origenes
[Basel, Frohen 1536) vorausgeschickten »epistola nunoupatoria, quae ple-
raque de vita obituque ipsius Erasmi cognitu digna continet« sagt: quinto
eidue Julias sub meaiam noctem vita functus est. Die von seinen genauen
Freunden und Testamentsvollstreckern Bonifacius Amerbaoh, rüeronymus
Froben und Nicolaus Bisch off (Episcopius) gesetzte Grabinschrift im Basler
Münster (Tonjola, Basilea sepulta, S. 15) hat als Todestag: »IV. eidusjul.«
Aus dem Zusammenhalten dieser verschiedenen Angaben lässt sich wohl als-
das Wahrscheinlichste sehliessen, dass der Tod in der Nacht vom 11. auf
den 12. Juli, kurz nach Mitternacht, erfolgt ist. 3) Vgl. Ochs VI. 120.
121. 4) Dorn ach oder Dorneck im Kanton Solothurn, 2 Stunden
südlich von Basel.
10*
148 1536.
nen wasz ouch Mathisz Kolb mitsampt andren bürgeren, der-
ren usz der stat und miner herren emptren fast uff dreihundert
weren worden, so mine herren sollichsz nit fürkumen hetten.
Do nu die sollichsz innen wurden, alsz die dasz by eydt und
24. Jun.err nechstvergangen sant Johansz tag verbotten hatten, und 5
menglich uff allen zunfften dasz im joreydt geschworen hat,
keinnem forsten noch herren noch in keinnen krieg on miner
herren erloubnusz, wissen und willen zu ziechen, schickten sy
innen rotzbotten noch und liesensz wyder heim mannen by
gethonnem eydt, aber esz mocht noch nutz erfachen, dan sy 10
vermeinten irem fürnemen nochzukumen. Also wart zwuschen
innen und minen herren gehandlet so vil, dasz man morndesz
31. Jvii. am mentag miner herren der höupter mitsampt andren vier
rotzherren zu innen schickten, und so vil gehandlet wart, dasz
innen sollicher zug und weglouffen über err und eydt uff disz t5
mol verzygen und uflgehebt wart, sollichsz innen nimer zu ge-
dencken, doch sollichsz furhin numermer geschechen solt, und
solten also on alle engeltnusz wyder heim kerren.
Es wurden ouch etlichen irre hüser bschlosen durch mine
herren, alsz nämlich dem houptman Reinharf, dem Hütschy 20
und Mathisz Kolben, die wurden in wyder uffgethon uff den
l.Aog. zinstag, alsz sy wyder heim zugen.
[300] Es wart Wolff Hütschy uff disz mol desz rotz abgesetzt,
und houptman Reinhart desz sechseramptz ouch abgesetzt uff
der winlut husz oder zunfft. Also wart diser zug abgestölt, 25
dasz er nit für sich gieng, dan esz vormolsz ouch erkant wasz
worden uff dem tag zu Obren Baden von gemeinen eydtgnosen,
dem Franzosen uff disz mol kein knecht zuzulosen l) .
Disz erstgemelten jorsz sindt die zwen mechtigisten fürsten
diser weit wyder einander, alsz nämlich ein krön Franckrich 30
und keyser Carolus usz Hiszpanien, füren den mechtigisten
krieg wyder einander, so zwuschen innen beyden ie gewesen
ist, so mit eim grosen volck, so sy zu beyden theillen haben
uff dise zit ; wasz sich aber wytter zwuschen innen erlouflt und
der anhab wurt in andren bucheren erfunden. 35
Inn disem erstgemelten jor erlangten mine herren von
Basel ire alten recht und fryheitten, so sy von alten keyser-
liehen magiestaten erlangt hatten, wyder zu ernüweren und
bestettigen von ietz keyserlichcr magiestat; alsz volkumenlich
und mer dorzu wart innen ernüwert, bestettiget und gefryget 40
zu Iszbruck durch etliche miner herren desz rotz, so dor ge-
sant wurden mit erlicher botschafft.
6. Aug. Uff suntag den sechsten tag ougusti erstgemeltz jorsz hielt
man ein gemein bot uff allen zunfften des vorgemelten weg-
1) S. über die glücklichen Werbeversuche des Königs Kessler VII.
434 ff.
1536. 149
ziechensz halb, wart von minen herren erkant : wo furhin iemansz
me erfunden wurt, der sich einer houptmanschafil oder andrer
embter anderzuche oder annem on wissen und verwilligung
miner herren oder sunst, die und derselb sol on alle gnodt sin
th«ropt verfallen und mit dem schwert gericht werden.
3i j In dem 1536. jor des monatz octobris genant winmonatzoctober.
*ieng vorgemelter krieg zwüschen dem künig von Franckrich
und dem keyser Carolus m[it]sampt sinnem bruder Ferdinan-
ni5 usz, und wart diser krieg zwüschen beyden parthien an-
i gesteh bisz uff den künftigen sumer, und wart zu beyden Sit-
ten allen knechten urloub geben, der zu beyden theillen ein
grose z[al] wasz, aber uff desz keysersz theil vast ein kranck
volck vo[n] allen sinnen knechten, so in Marsilien1) gelegen
woren. Im woren trefflich vil knechten gestorben, dan sy lang
& grossen hünger gelitten hatten under innen, esz werre lütt
im d | vich, rosz und man. Esz stürben im vil der edlen,
derr en; er ein grose zall hat von groffen, ritter und knechten ;
akz ouch für wor gesagt wart, so woren im gestorben by zwen-
zigtuaent knechten und ein grose zall pferden; d[an] im aller
tadel trefflichen starck und wolgerüst zuzogen woren, aber we-
nig wyder heim komen und doch kein schlacht noch stürm
erlvtten, dan dasz sy der Franzosz ir[ig] on allesz schlachen
nszgehungert hat2] . Zügen also eUendgjTich] mit groser kranck-
heit ab, mit grosem verlust irsz kostensz, u[nd] liesz mansz
* basieren durch ein eydgnoszschafft, dan esz fast ny [der] lendisch
volck wasz, vil groffen, forsten und groser herren, so hie durch
Basel füren ellendglich und kranck. Esz were [rosz] oder man,
*> wasz esz alles kranck und erbendsellig, dasz esz ein ieden
mocht erbarmdt haben, der esz gesechen het; doch thet man
i innen hie zu Basel grose er an m[it] herbergen und schen-
riennen von minen herren und durch ein ganze eydgnoszschafft,
desz sy vil lobsz verjechen und sag[en] musten. Esz wasz ouch
ander disem zug der herzog v[on] [302] Brunschwig, dem mine
herren ouch herlich schanckten, ein halb fuder gutz winsz und
v> acht seck habren, dasz man im insz schiff fürt, dan sy alle inn
schiffen hinweg furtten, und wasz diser wyderzug fast glich
dem wyderzug, alsz die Nyderlendischen oder Brunschwigischen
von Loden komen, alsz man vornnen geschriben findt3), aber
*- Dmreh Verschneidong des Randes sind einige Worte dieser Seite in der Hs. ▼erstttm-
atltvorden. Die Ergänzung ist in N eingeschlossen. Rippe 11 hat eine Abschrift der
loci BBbeechmittenep Chronik gehabt, und seine Lesart konnte daher benutzt werden.
I jaaü genant winmonatx H s.
1; Vor Marseille, gegen das Karl V. auf Rath des Andrea Doria eine
k*epmg unternahm; s. Ranke 26. 2) S. Ranke 25 ff. Auch Kess-
ar VII. 436 ff. verbreitet sich über diese traurige Entscheidung des Feld-
aus: 4arzu ain sollich schwerer sterbend under sy kommen, das in funff
^cben wirt gesagt) ob 10,000 man gestorben syen« etc. 3) S. ob. S. 61.
150 1536, 1^37.
wasz by dem Franzosen gwesen wasz *) , 4ie woren alle frisch,
feist und rieh an gelt. Also endet sich diser krieg, der mit
groser rüstung und kosten zu beyden theillen angefangen wasz
und lang wirig den ganzen sumer wasz. Esz hat ouch der key-
ser ein grosen zug und huffen in Byckarty2), die ouch ein &
grosen 6chaden an eynnem stürm erlitten und mit grosem Ver-
lust und schaden der lütten, dan er, alsz der keyser, kein glück
disz jor gegen dem Franzosen hat.
In disem erstgemelten jor wasz esz ein heysz und dür
jor3), zimlich frucht an win und körn und allen fruchten, dan 10
dasz dtsz heüw und emdt uff den matten verdoret und dasz
jor wenig futter wart, dordurch groser mangel wart an ancken
und unszschlet allenthalben.
Von einner frowen} so in manszJdeidung gerichtet wart.
1537 1537 jor uff mentag den 24. tag herbstmonatz wart ein 15
M' ptfrow in manszkj^ydung ertrenckt by Krenzach4} am Hörn by
der salmenwog usz ursach, dasz sy etlich jor also in mansz-
kleydung insz margroffen landt gewandert und endthalten hat,
dasz sy niemansz andersz erkant hat, dan alsz ein man und
ein burenknecht, hat sich in allen [303] dörfiren erkant gemacht, 20
gedient und gewercht mit dröschen und andren burenarbeit,
dordurch iren also in manlichem schin ein hübsche dochter ver-
mechlet und zu der e geben wart, dasz nieman andersz meint,
dan sy ein manszparson sin, bisz sy sich so ungebüxlich hielt
mit der gutten dochter, also dasz sy sy übel schlug, so sy ver- 25
meint manliche werck by ir zu finden, deszhalb sy ein jung-
frow by ir belip und doch nit innen wart oder andersz ver-
meint, dan sy ein man wer und sy sunst nit lieben wolt. Dasz
wert etlich zit, bisz sy anfieng zu spülen, praaen und in allem
luder Ugen wie ein ander liederlicher gsel, ie zum leisten an 30
eim diebstal ergriffen wart und zu Höttallen in gefengnusz
gleydt, dorin sy ein gutte zit lag, und man mit dem, so man
sy martert oder strackt, innen wart, dasz esz ein wib wasz,
und um ir beschuldig uff gemelten tag gericht und ertrenckt
wart. 35
Von einnem frevel von etlichen rüttren vor der ttat Basel
begangen 5) .
24. Nov. Uff samstag den 24. tag wintermonatz, alsz man zalt von
24. sich sieh H s. 37. Au Bande von der Hand (las Peter Ryff : Wilhelm Argents handtL
1) Nämlich die von dem König in Sold Genommenen. 2) Picardie.
3) S. Kessler VII. 442. 4) Xrenssjch (jetit aewöonüch Grenaaoh ge-
schrieben), ein am Rhein, eine Stunde oberhalb Basel entfernt gelegenes
badisches Pfarrdorf. Das Krensacher Qorn ist der felsige Abfall eines Aus-
läufers des Schwarzwaldes nach dem Rhein au (zwischen Krenjtach und
Basel). 5) S. Wurstisen 614 ff. Ochs VI. 122 ff. Besonders einge-
1537. 151
der gebort unseraz heillant 1537 jor, begiengen etliche rütter
oder edellut ein grosen mordt und frevel vor der stat Basel
m saut Johansz thor by Hüniger rein oder kepily by der Bin*
hslden1), nämlich und ist dem also. Erz lag ein richer, erlicher
, französischer apt hie zu Basel2) in der unyfersitet oder col-
leium, 2u den Ougustiner 3) gehalten, mit etlichen sinnen dien-
seien und edellut, so under im woren, hat sich unser relion
undglubensz underworffen, den anzunemen und leren, dan er
ein erlich, rieh und giert man wasz. Diser apt mitsampt drier
»flauer dienner und edlen wart usz veretry einnesz jungen*
[m] so hie zu Basel zu den Predigeren ouch in der Studium
oder schuü stundt4), ein verfrunder oder verwantter jungker Wil-
helm Arsy*) von Friburg usz Uchtlandt, beredt und in falscher
meinig hmusz gefurt, im schin ein gut gesellig obendtmol zu
iHönigen mitsampt andren gelertten zu essen, die in dan und
sine mitherren geladen hetten, und er sy zu innen hinab-
gdeytten solt, desz der gut her und apt mit sinnen mitgsellen
sich usz guttem vertruwen bereden liesz und also mit disem
jungen hrausz giengen in meinig kurtzwil zu haben. Alsz sy
14. »warte, welch«« in der Ha. nun »hinniz gefurt« noch ein Mal steht, rnnss nach der
aftfefcngamn Konstruktion fehlen.
ktnd : Buxtorf- Falkeisen, Baslerische Stadt- und Landgeschichten aus
dem 16. Jahrb. Zweites Heft (Basel 1865) 8. 48 ff. 1) S. Fechter 145,
«o auch die Kapelle (»das kepily«), an der Strasse nach Hüningen hin ge-
legen, erwähnt wird. 2) Franz von Bochefort (als Franciscus a Rupe-
forti dioc. Tholos. wird er in der Universitätsmatrikel von 1537/38 durch
des damaligen Rector, Andreas Bodenstein von Carlstadt, aufgeführt). Ueber
tue Namen der beiden mit ihm Überfallenen Edelleute s. Buxtorf a. a. O.
Dtstdie zwei im Matrikelbuch aufgeführten Tolosaner, die Buxtorf nennt,
rait diesen identisch seien, ist nicht anzunehmen, schon deshalb nicht, weil
iler eine dieser letzteren im Verzeichnisse als der vorletzte der Inscribirten
mt rother Farbe folgendermassen eingetragen steht: Sanxius a Rupeforti
tioce». Thaies, benefioio magnifici clementissimique senatue nostri Basilien-
» earcere liberatus et reeeptus. anno 38 die marcü 24 : VI ß. (die regel-
iiäwiee Immatriculationsgebühr) . S. unten S. 155. 3) Bei der Wieder-
heretelluiig der Universität im J. 1532 wurde derselben neben dem bisheri-
pn, noch jetzt bestehenden Universitätsgebftude am Rheinsprung noch das
benachbarte Augustinerkloster eingeräumt Man pflegte dieses als da« obere,
jeees als das untere Collegium zu bezeichnen. Im Jahre 1849 wurde an der
Stelle des oberen Collegiums das Museum erbaut, das die academischen
Sammlungen enthält. 4) Im J. 1533 liess der Rath im Predigerkloster
ein Conrict für Studirende einrichten, der jedoch im J. 1537, eben in Folge
der hier erzählten Begebenheit, theils in das untere, theils in das obere
Coüegium übergesiedelt wurde. Im J. 1624 wurde die Anstalt, das soff.
couegram Erasmianum oder collegium alumnorum, ganz in das obere Col-
*gium zu den Augustinern verlegt, wo sie bis zu ihrer Aufhebung im
f. 1*35 verblieb. S. Ochs VI. 76 ff. 5) Wilhelm Arsent von Freiburg
-B^ hatte eine Anforderung an den König von Frankreich. Auf sein An-
raea hatten ihm die Eidgenossen erlaubt, dass er, um sich Recht zu ver-
^wn, Franzosen oder ihre Güter, doch nur wo er sie ausserhalb der
öflienossenschaft betrete, in sein Gewahrsam bringen dürfe. S. Wurst-
*!*B *• a- O. Sein Bruderssohn Jakob führte nun den im Folgenden er-
ählten Anschlag aus. Vgl. Buxtorf 51.
152 1&37.
aber hinusz komen, alsz vorgemelt ist, hielten die rutter d<
und umritten und fiengen dise all usz angeleitter sach vaii
veretry, alsz esz dan alsz vor wol braticiert wass, hatten eil
schiff doruff gerust und mit zweygen gefangen dorin, dorii
ouch der veretter sprang und hinweg furtten. Die rutter dei
apt ouch gern dorin gehebt hetten, der sich dan manlich w<
und sich nit wolt fachen losen. Mit dem die im schiff hin-
furen, domit sy nit uberylt wurden, der apt aber sich mit
dennen erfacht und sy in umgoben und in einner mit einnerl
buchsen zum houpt schlug, dasz er wundt wart, aber innen]
doch endran und usz schrecken nit wüst wohin, wo er frundt
oder fygendt het, lieff er uff Michelfelden *) zu, do in die rut-
ter wyder erillten und fiengen, in uff ein rosz bunden, ver-
meinten in ouch hinweg zu bringen, desz er sich in keinnen
weg wolt Ion füren noch schleyffen, dasz die rutter besorgten
überfallen zu werden, schlugen sy in usz grimme desz zornsz
über dasz rosz ab, und schosz der ein durch in, lieszen in also
todt lygen jemerlich und unredlich ermort und dot, der in nie
laster noch leydt thet. Alsz aber dasz gschrey und die mer
für min herren kam, schickten sy illensz etlich soltner hinusz
dennen noch, aber sy mochtensz nit me [305] erillen noch er-
farren, dan dasz sy zu Keimsz*) disen totten herren funden,
der dan durch ein hirtten im holte vorgemelt funden waaz wor-
den und den buren anzeigt, die in dan in dasz dorff zu recht
besichtigen tragen hatten, aber nieman wüst, wie esz zugangen
wasz. Uff dasz mine herren ouch erfuren, wer dasz schiff ge-
furt und bereit hat, alsz nämlich der schuldheisz von Belli-
27.N0T. cken3) und sin sun, desz mine herren am zinstag znacht
glich noch gemeltz datum by dreihundert wolgerüster burger
in der nacht hinab schickten, disen schuldheisen gf englich zu
hollen, und am morgen by fierhundert wolgerüster burger hin-
noch geschickt wurden, dise aber nit witter innen engegen
zugen, dan bisz gon Eimeltingen4), do brochten die vorigen
den schuldheisen also gefangen mit innen. Wart also hie zu
Basel gefenglich ingeleit und witter in der sach gehandlet, alsz
man hernoch hörren wurt.
In diser sach wart ouch anzeigt durch obgemelten schuld-
heisen oder buren von Bellicken ein burger zu Basel, der dan
ouch diser handlung wissen tragen solt, nämlich Macharius
Stechely, in desen husz dise vorgemelten rutter iren inker oder
anschläg gehebt hetten und er etwasz ouch dorin solt verhand-
let haben; der sich dan hinweg thet, dan er mit andren bur-
1) Michelfelden, westlich von Hüningen. 2) Vermuthlich Kembs,
einige Stunden unterhalb Hüningen, am Rhein. 3) Da« badische Pfair-
dorf Bellingen (damals denen von Andlau gehörig), am Rhein. 4) Einlei-
tungen, Pfarrdorf an der Ränder und der Landstrasse von Freiburg nach
Basel, nicht gans halbwegs «wischen Basel und Bellingen.
1537. 153
geren in erstgemeltem zug ouch hinusz zoch, im schin disen
schuldheisen helffen zu fachen, aber nit wyder inzoch, sunder
sich verhindert und hiemit sich hinweg thet, wiewol er durch
befelch miner herren zu Wil1) und anderschwo gesucht wart;
5 80 er [sw] funden wer worden, er ouch gefenglich angenumen
wer worden, aber er wart nit funden.
Also wart in diser handlung ein tag angesetzt durch mine
herren und gemein eydgnosen gon Obren Baden, dohin mine
herren erliche botschaff); schickten uff mitwuchen den sybenden 7- &«•
10 tag cristmonatz im gemelten jor. Esz wart uff disem tag nüt
gehandlet, dan dasz ein andrer tag angesetzt wart uff suntag30Dec-
noch wienacht gemelten jorsz.
In diser wuchen leyden mine herren uff allen zünfften usz
zum houptbanner und zum fenly ein grose zall burger, die
ts alle wol gerüst woren , und wart von minen herren ouch ein
grose rüstung mit grosz und kleinnem geschütz, so sy vermein-
ten mit innen zu nemen mitsampt andrem kriegszzug ; do wart
bannerher her Bernhart Meyger und zu im gen Clausz Zeszly
der mezger3), bedt desz rotz, und houptman her Jocob Meyger
» burgermeister und fenrich Gregorius Schüly und vorfenrich
Hansz Juchtenhamer in der kleinnen stat.
In diser handlung wart witter getaget zu Obren Baden,
wie obstot, wart der tag acht tag gehalten, und hatten mine
herren starge postung uff und nyder, tag und nacht, und nit
» anderer meinig, dan alstundt uff und gerust zu sin. Warhin
aber die meinig wasz, ist mir nit zu wüssen gsin, dan dasz
man die suchen wolt, die disen frevel begangen hetten oder
die, so sy uffendthielten3), aber alsz ich verstanden hab, so ist
der abecheydt gemacht und gehandlet worden, [ao7] dasz die re-
»gentten von EnsiQzheim sollen durch keiserliche botschaff); be-
felch, so ouch uff dem tag erschein, dise thetter losen suchen
zu Schwarzenburg, Hochenkunigspurg und anderschwo, do dan
möcht gedöcht werden sy ir uffenthaltung hetten, und wo sysz
möchten begriffen, minen herren zu recht halten und innen
»den, so die thetter noch gefangen hielten, minen herren on
alle endtgeltnusz zu uberantwurtten, mit andren derglichen ab-
redungen, on not hie alsz zu melden, dan nüt dorusz wart.
Wiewol die von Ensiszheim ein zug hinschickten gon Schwär-
zenbuig4) und derglichen besuchung thetten und nomen dasz
4i schlosz in, funden nieman do, alsz sy anzeigten, dan dasz einer
im schlosz tot lag oder funden wart, der mosen und gestalt,
alsz der, so sy minen herren noch gefangen hatten. Dem noch
ouch ein andrer tag angesetzt wart zu Obren Baden und ge-
33. nadwosy Hs.
1) Weil, badisches Pfarrdorf, eine Stunde nordöstlich von Basel.
2) S. ob. 8. 131, 12. 3) Vgl. Ochs VI. 128. 4) Bei Münster im Elsass.
154 1538.
halten von gemeinen eydgnosen mitsampt kaiserlicher botechafft
und der regentten von Ensen uff mentag noch der liechtmesz
is.» anno 1538 jor der fiert tag hornug, wart allerhandt disz han-
delst abgeredt und der gefangen angefordert, der dan zeigt
wart noch in leben und verbanden wer, den die regentten in &
etlichen tagen solten minen herren zu banden stöllen on alle
endgeltnusz, deszglichen Schwarzenburg abbrechen und alle die,
80 an disem frevel schuldig weren, wo sysz ankumen möchten
zu recht halten, ouch innen nienen gestatten im romischen rieh
schütz noch schirm oder underschlieff geben, deszglichen mi- io
neu herren allen kosten, so sich diser handlung halb erlouffen
het, abtragen und erlegen, desz sich die regentten zu beden-
cken nomen und ein andrer tag angesetzt wart uff reminiscere
i7.Mfcrz.den ersten suntag in der fasten wyder zBaden zu erschinen.
[308] Von eim erdbydem. is
2o.j»n. XJff suntag Sebastiany der 20. januarius 1538 jor wart ein
groser erdbydem gehört noch mittag zwüschen funff und Sech-
sen, weret uff acht minutten lang ]) .
Ungvntter.
23. Jan. Glich dornoch uff mitwuchen den 23. tag disz monatz um 20
obgemelten stunden hat esz blitzget und donnert, alsz ob esz
im sumer wer, an etlichen ortten mit grosem h agell.
Von ein warmen wntter.
Esz wasz disz jor fast ein warmer wintter, der vormofez
nie erdocht wasz worden, dan anfang herbst des 37. jorsz bisz 25
25.jau. uff Pauly bekerung hiezlandt desz 38. jorsz kein sehne noch
gefrist gesechen wart, aber fast grose Tüchtigkeit mit regen
21.Febr.und grosem winden ; wasz die groste kelte noch Mathie, weret
zwen tag mit kleinner gfrist3).
Von eim comet. 30
In disem erst gemelten monat wart ouch ein schönner co-
met gesechen gegen der sunnen nydergang mit eim langen
strimem, einnem langen spiesz glychet, wart an vil ortten hie
und anderschwo gesechen etüch tag und nacht. Got schick all
ding zum besten ! 3] . &>
Von eim großen rot.
1». Febr. XJff zinstag den 19. tag hornug anno 1538 jor wart ein
groser rot hie gehalten und der gemein fürgehalten, wie sich
der handel vorgemeltz frevelsz und handlung der tagen zu
11. und allen kosten Ha.
1) S. Wurstisen 616. Kessler VII. 484. 2) Kessler VII. 484:
»Dise nun verschiaen winters zit ist gesin so warm und lusti*, das man
schier kainen schütten gebrucht« etc. 3) Kessler VII. 484.
1536. 155
zwischen minen herren sampt gemein eydgnosen gegen
rcgentten von [300] En&en und derren halb, so den frevel
begangen betten, sich biszhar erstreckt und erlouffen het, und
nsz witter darin roocht gehandlet werden, domit die gemein
laidiwist, wasz min herren bandletten, dasz dan menglichem
wol gfiel und ouch trüwlich und erlich und ouch ernstlich durch
unsere herren gehandlet wasz, ouch innen die saeh ernstlich
firei befallen wart noch irem besten flisz zu handien.
Von eim tag zu Schlierigen.
' Wart gehalten uff den fierzechenden tag merzen erstgemeltzM.M&n.
Saturn und jorsz, vorgeschribner handlung halb betreffen, zwü-
«Aen minen herren rotz botschafft von Basel und Schwighartz
?on Sickingen und sinnem bruder, die sich gegen minen her-
rra rerantwüittet diser sach unschuldig, ouch innen beholffen
ondberatten sin, innen disen gfangnen wyder zu handen zstöl-
h, dasz ouch beechach und der gefangen wyder überantwurt
and bracht wart uff suntag oculy der 24. tag merzen obgemeltmiun.
4atmn durch der von Syckiger dienner on alle engeltnusz har
b ein stat Basel, am mentag frag minen herren rar ein ersa-
fKn rot überantwurt und geben1).
Diser handlung noch wart der schuldheisz von BelHcken,
wrgemeltz handekz halb, alsz vor gehört ist, gefänglich von
togeien von Bellicken gfurt, wart uff donstag den fiertten 4. Apr.
jtogiprilKsz gerichtet von wegen sinner handlung, die er in
■ian handel begangen hat, und im dasz houpt abgeschlagen ;
Itiewol er zur ax2) verurtheilt und erkant wart, bewisen im
ich mine herren gnodt und nomen dasz houpt von im. Wasz
c gehandlet hat, ist vor angezeigt gnugsamlich.
.310] Von erfrienmg der reben*).
Uff Hinstag, mitwuchen und donstag den 16. 17. und 18.i6.ni8.
ty «prillisz desz erstgemelten 98. jorsz der minderen zal gezelt Apnl*
«ffinen noch groser werme und schönner tag schnei und grosz
ijien mit grimer kelte und gefirist, dasz alle reben um Basel,
nEkeaz, Briszgouw, Sungow nydsich und obsich erfruren wit
ted breydt , deszglich nie erhÄrt wasz worden , deszglich vil
achten von opsz, dasz sich dan alsz wol und hübsch erzeigt
ht; (lesglich kum erlebt wasz, dan esz sich alsz noch vor-
padtem warmen wintter frfi harusztruckt hat, und wasz der
»tu sunrt uff disz mol und zit vast thür und schlug uff, dasz
r^ «mm bisz misericordia galt ein soum alt win sechsthalb 5. Mai.
und der hürig 1 soum fier pfundt; vor ostren galt er
1 Vgl. oben S. 151 Anm. 2. 2) Vermuthlich zur Achse, d. h. zum
^ Denn Axt kann es nicht bedeuten, da sofort zu lesen ist, das Haupt
*n» ihm genommen worden. 3) Vgl. Kessler VIL 484.
156 1538.
durch einander uff zwey pfundt fiinffzechen schillig1). Esz
schlug ouch dasz körn uff, dasz esz uff disz mol galt ein gül-
den, vor ostren 14 ß. und 15 ß. Dasz weret aber ny t lang mit
dem körn, dan daszselb dasz jor wol geriedt und bleip disz jor
um 13 und 14 ß. ; bisz uff herbst galt esz wyder ein pfundt 5
und 18 ß.
Uff herbst disz gemelten jorsz wart zimlich win um Basel,
desz sich nieman versechen het, bleip aber by fiinff pfunden
der soum, die mosz um 1 ß. , sunst wart aller fruchten gnug,
bisz uff Michaely fieng der nüw win an abschlachen, den soum 10
um drü pfundt und fierthalb ß., bleip aber nit lang dorby, sun-
der schlug heutig uff für und für, koufften mine herren ein
fast grose sum win der etat zu nutz; ouch wart von minen
herren verortnet, von allen bürgeren kein win usz der etat zu
verkouffen, domit in der stat Basel kein mangel an win wurde. 15
[311] Von eim geseüenschiesen hie zu Basell.
Aufust. Im ougustmonet desz 1538. jorsz wart von minen herren
von Basel, alsz der oberkeit, ein gemein gsellenschiesen an-
gesechen mit der huchsen, und goben mine herren usz für ein
fryge gob 25 goltgulden. Komen vil fremder schützen har von 20
Stroszburg, Hagnow, Colmar, Ougszburg und Bibrach, desz-
glich usz der eygnoschaffit, dasz ir über die 500 schützen woren
von allen landen und ortten, wurden fast erlich von minen
herren gehalten mit winschencken und andrer gasthaltung;
18. Aug. fieng dasz schiesen an uff suntag vor Bartlomey und werret w
30.Ang.bi8z uff fritag vor Frenne mit vü und mancherley goben und
kürzwil; wurden fast vil zelten uff den matten uffgeschlagen
und zerung do gehalten.
Von eim sterben hie zu Baseü und düre desz tcinsz und körn.
10. Aug. Fieng an um Lorentzii desz 38. jorsz der mindren zall, ao
weret fast bisz um Johanny Baptista desz 39. jorsz, stürben vil
kinder, ouch sunst junger lüt, ouch etliche huser gar usz, hordt
fast uff gemelte zit uff, und wart disz 39. jor fast vil körn,
habren, rocken und übervil opsz aller fruchten und gattung.
Der win wasz aber fast dür, doch bleip er hie zBasel by der &
mosz um l ß. und Iß. 2 d. und bim soum um funff und um
sechszthalb pfundt; aber im Elsasz gab man dasz fuder um
45 pfundt Baszier werung und den schlechtisten um 40 pfundt.
Dise düre desz winsz weret von vorgemeltem datum desz riffen
bisz uff Frenne desz 39. jorsz, dasz der nüw Baselwin geherb- *»
9. aller fruchten gnug altorley Antobten He.
1) Wurstisen 616. Der Wein wurde nach ihm so theuer, dass »ein
Fuder im Elsasz von dreissig bisz zu vier und viertzig Ouldin auffsteige,
ein Masz zu Basel sechs Creutzer galt, und man im Sommer gar nahe kein
virnen Wein ankommen mochte«.
1538. 1539. 157
stet wart, alsz man hernoch hören wurt; dasz körn bleip fast
dasz jor in eim gelt, die Aertzel um 28 und 30 ß.
[312] Von eim ungewitter.
Item uff mentag noch sant Michelsz tag der 7. tag wimo- 7.oct.
* natz 1538 jor kam zwüschen siben und achten noch mitag ein
ungestüm wetter mit blizen und donneren, alsz ob esz mitten
im sumer wer, zergieng doch mit eim zimlichen regen.
Von eim gutten, vollen herbst1).
Anno alsz man zalt 1539 jor, wart ein schönner volkumner 1539.
10 und überflüsiger herbst, deszglich kein mensch uff ein jor er-
lebt, erhört noch gesechen hat, in allen landen, do reben ge-
pflantzt woren, obsich und nydsich, im Elsasz2) und allendt-
halben, dermossen dasz der win nit aller gefast mocht werden
mangel halb der fasen, dasz nieman gnug fasen mocht anku-
1» men ; hat ouch nieman kein solliche faszdüre erlebt und ouch
kein mensch solliche schnelle winwölffle; dan wie vorgemelt
ein fuder win im Elsasz 45 pfundt galt, wart esz ietz dasz fa-
der um 4 pfundt und 5 pfundt Baszier werung uffs thürist gen,
und wer fasz brocht, dem wart ein soum um 3 batzen geben.
» Esz bleip ouch vil win an reben ston, den nieman fasen kondt
von wegen desz mangelsz der fasen in dütschen und welschen
landen; wart ein sollicher herbst: by der mosz gab man den
win hie zBasel um ein rapen und dry pfenig, den Elsaser
ein mosz um 4 pfenig, und den besten um 5 pfennig. Esz
£ wart ouch uff den fritag vor Gally ein mosz win und ein be- 10. <m.
sem und ein wellen strow glich geben, iedesz stück um ein
rapen gen. Dem herren sy lob und danck in ewigkeit!
[313] Absterben desz großen von Ortenburg.
Anno etc. 1539 jor star[b] der groff von Orttenburg, wart
so todt hie durch gefurt durch dise stat Basel gon Orttenburg be-
stettet und begraben, wart mit grosem leydt in schwarzem aller
sinner dienner und hoflgsindt mit vil pfertten beleytten, der
do wasz ein dochterman desz margroff Ernsten3) und ein her-
4. der sibenzechendt tag Hs. Byff hat ohne Zweifel schreiben wollen: »der sibendt«;
bei der Datiruag »mentag noch aast Miehelsz tag1 **t er nbenehen, das« zwischen Montag
dem 7. October nnd St. Michels Tag noch ein andrer Montag, der 30. September, in der
Mitte lag. 28. Durch Verschneidung des Bandes sind einzelne Buchstaben der Seite in
der fl s. gana oder theilweise weggefallen. 31 . B i pp e 1 1 liest : »in echwartzem gewand. c
Et ist aber nicht wohl möglich, dass dies letztere Wort bei Byff gestanden , es ist auch
dem Sinne nach nicht nothwendig.
1) Wurstisen 616 und die ausführlichen Nachrichten bei Kessler VII.
566 ff. 2) Vgl. die Strassburger Jahrgeschichten beiMone, Quel-
lensammlung ü. 143: »Und hat man vil hüuene kästen gemacht, darin man
wein gefaszet hatt«. 3) Elisabeth, die Tochter des Markgrafen Ernst von
Baden-Durlach (1527—53), geb. 1516, war in erster Ehe vermählt mit Ga-
briel von Salamanca, dem Käthe K. Ferdinands, den dieser zum Grafen
v. Ortenburg machte. S. Cohn, Stammtafel zur Gesch. der europ. Staaten,
158 i&39. 1540.
scher und her deaa gantzen Sungow und Nyder- und Ober-
Elsasz etc. und ein oberster keiser Karlige und ein erweiter
Dtebr. von sinnem hoff etc., starb im cristmonat desz obgemelten jorsz
Von eim ungeteilter.
so. dm. Uff zinstag noch wiennacht den 30. tag cristmonatz anno 5
1539 jor kam vonnitag um die zechne ein ungestüm wetter mit
donner, blitzgen und haglen, deszglich knm gesechen ist wor-
den, mit starekem windt, zergieng doch mit gutte und on gra-
sen schaden wyder.
Von einner mustrung. t»
iMo Uff mentag noch der alten fasznacht der 16. tag hornug,
16Febr*alsz man zalt noch der gburt Cristi Jbesu 1540 jor, gesehach
ein gemeine mustrung lue zu Hasel durch min herren in der
ganzen buigertchafft, also dasz uff allen ztmfften und gsel-
schaffien alle burger undt hindersesen sich mnsten erzeigen in »
irem gwer und harnist, und ouch do bim eydt behalten, dasz
soMieh gwer und harnist sin wer und keinnerley endlent het;
wart auch iedem botten, sollich sin gwer und harnist weder
[114] zu versetzen noch zu ferkouffen, sunder zu sinnem lip '
behalten. Esz erzeigten sich ouch uff disen tag noch der mu- »
strung iede zunfft mit irem fenly und hübscher kleydung wol
geriist, zog iede ziinfft in der stat mit irem zeichen um. Esz
wart ouch dise zasznacht mit frölicher geselschafit und menger-
ley kuxzwil vertriben und geendet in acht tagen; dornoch
musterten mine herren in allen iren emptren ouch, wart uff*
dise mt zu stat und landt iederman wolgemst erfunden , desz-
glich mustrung ist nit zu erdencken bisz uff dise zit. Got
gebsz unsz zu gut!
Von eim erdbydem.
in. Jnii. Wart gehört uff suntag vor Jacoby den 18. tag hmwmonatz 3*
anno etc. 1540 firyg um die funffte stund t tot mitag.
Item esz was« disz jor gar ein heiser sumer1), dasz esz
a. Jani von dem achten tag brochmonaiz nie regnet bisz uff den 29. tag
29. juu. heuwmonatz fieng esz mit senfiten regen an und wart gut
weder. Esz wasz ouch so treffenlich heisz die zit gsin, dasz»
Braunschweig, Schwetachke 1865. Band I. T. 103. Nach ihm tat Salamanca
1540 gestorben. Tgl. Sachs: Einl. in d. Gesch. d. Markgrafschaft Baden
IV. 71, der das Factum der Ehe Elisabeths mit Salamanca mit Unrecht
bezweifelt. Vgl. hierüber und Aber die höchst interessante Persönlichkeit
des berüchtigten »Finanzers«, der eine scharfen Beleuchtung verdiente:
Jörg, Deutschland in der Revolutionsperiode von 1522— 26. Freiburg i. B ,
Herder, 74 ff. 512. 521 ff. Hasoh bergt Geschichte des heriogl. und grftfl-
Gesammthauses Ortenburg. Sulibaoh, Seidel 1828, 336 ff.; die Zimmern -
sehe Chronik III. 423. 577. Georg Kirchmair'« Denkwürdigkeiten
in Fontes rer. Austriae. SS. Bd. 1. 460 ff. etc. 1) S. Wurstisen 617.
1540. 159
man besorgt, der wra an reben verdoren wurt, alsz an etlichen
eitten besehach und sunderlich um dise stat, aber der regen
erkichtz akz wyder. Got hab lob 1 Wasz disz jor wenig un-
gwitter, und wase kam gnug worden und dasz fast gut. Esz
j wart aber wenig beuw und gar kein emdt, deszglich sumer ist
by mansz dencken nit gesechen worden.
[m] Von eitmer lustigen und bürgerlichen Jdlby zu Liestal x) .
Uff mentag post exaudy den 10. tag mey, alsz man zalt io.Mai.
ron der gburt Cristi unsersz selligmachersz 1540 jor, zoch
u man usz der stat Basel gon Liechstall usz ansechen und er-
kantnuaz miner hewen, so vorhin uff der vorgemelten muatrung
von minen harren verortnet wasz, sollichen zug zu volbringen;
zugen usz mit nünthalbhundert wolgeruater burger und mit
ftmffirigen zu rosz, die all mit sollicher mosz mit kleydung und
n aller rustung gerust woren, deszglich vor nie by mansz dencken
gsechen ist worden. Ein iede zunfft hat sich für sich selb uffs
allerköstlichest bekleit und zugrust, wurden von minen herren
vü der ritten zugeortnet, her Adelberg Meyger burgermeister,
her Marx Heydilly zuufömeyster mitsampt andren der rotten,
» wasz fenrich Petter Gernler, wasz fast ein hubscher zug, wur-
den doben von dennen von Liestal mitsampt den * emptren2)
schon empfangen mit wolgrustem gegenzug und komen morn-
desz wyder mitsampt aller emptren miner herren, usz der vogty
Farspuxg mit jungker Heman 3) irem vogt, usz der vogty Wal-
% lenburg Baschion Daxelstein irem vogt, jungker During Hugly
mit sinnem volck usz der vogty Munchenstein und Mutenz,
die von Honburg mit irem vogt Jerg Wildisen, Jerg Wiszlemly
mit sinnem volck usz der vogty Ramstein, dasz ir in einer sum
usz den emptren komen dryzechenhundert wolbekleyder und
m hübscher knechten; [310] ouch komen die von Riechen und
Betticken, wasz ir vogt Bat Sumer, und hat iede vogty ir fenly.
Eis komen ouch die usz dem Louffentall usz dem stetly4) mit
irem zeichen und landftschafft, und wasz desz bischoffs volck
wasz usz dem Leinthaü5) ; wurden zerthedlt in alle herbergen
& hie und innen wol und erlich erbotten ; und morndesz am mit-
wuchen wurden die von Liestal mitsampt allen emptren uff
alle zunflfc zertheilt und zgast gehalten den gantzen tag. Sunst
1) S. Wurttisen 617. 2) S. im Allgemeinen über die vorkommen-
den Orte Brückner; Versuch einer Beschreibung historischer und natür-
licher Merkwürdigkeiten der Landschaft Basel (1748—1763. Basel, £. Thurn-
eysen). 3) H. von Offenburg. Brückner 2149. 4) Stadt und Amt
Laufen, sowie die zum Amte Birseck gehörigen Dörfer Reinach, Therwyl,
Obsrwyl, Ettingen und AUsohwyl, simmtlich dem Bischof von Basel unter-
than, waren seit 1525 mit der Stadt Basel Yerbumrechtet. S. Heu sie r 434.
Lichtenhahn, das Baaler Bürgerrecht im Bisuium, im ersten Bande der
Beiträge 14. 5) Das Leimenthal, das Thal des Birsig, in welchem die
Dörfer Oberwyl, Therwyl und Ettingen gelegen sind.
160 1540.
wurden kurtzwil zuglosen mit springen, steinstosen, schiesen
• und keyglen um allerley goben, so min herren uszgoben, wur-
den all von minen herren und gemeinnen bürgeren wol gehal-
ten. Esz wart kein untzucht noch freffel von keim erfunden
noch gesechen, sunder zergieng mit aller zucht und erberkeit,
13. Mai. zugen am donstag zoben wyder heim und wurden mit der bur-
gerschafft wyder hinusz geleydet, wie sy mit in herin kumen
woren, goben innen dasz gleydt schier bisz Sant Jocab, schie-
den also mit frintlickeit von einander. Got welsz unsz alsz
für gut uffhemen undz unsz zum besten kerren!
Esz wart uff dise kurtzwil und kilby durch mine herren
verbotten sunst alle spil, zutrincken und gotzlestrung und üpi-
keit, esz wer mit wortten oder wercken, und wart ouch wol
und erlich von allem und iedem zstat und zlandt ghalten und
also mit gutten fridt und lieby und einigkeit ghalten. Got der
her hab lob in ewykeit!
[$n] Von einnem heüen und trocknen sumer.
Im 1540. jor noch der gburt unsersz selligmachersz ist ein
fast heiser und diirer sumer gwesen, alsz vorgemelt ist, dasz
ii. Not. esz von anfang desz sumersz bisz Martini nit über drümol reg-:
net ; so esz schon regnet, wert esz nit über zwen oder drü tag
und necht lang und klein, senfft regen ; deszglich sumer ist by
keinsz menschen dencken nie ersechen worden. Esz wart kein
ungewitter disz jor erhört, wart ouch vil win und körn und
ein gantz volkumner herbst, dermosen dasz groser mangel an
fasen wasz und die fasz fast dür. Welcher fasz hat, fandt
allenthalben den besten win, ein soum um zechen oder zwelff
schillig hiezlandt in allen dörfferen und den fast gut. Im
Elsesz,wasz er vil wölfler, den alten win ein soum um funff
oder sechsz schillig, sunst ouch aller fruchten gnug, weder
dasz wenig heuw wart und gar wenig und an vil enden gantz
kein emdt, deszhalb milch und kesz und ancken dür wart,
ein pfundt ancken um siben rapen, an etlichen enden 1 batzen.
Esz giengen ouch gar vil waser ab an allen ortten, dasz die
waser fast klein wurden, ouch an vil enden gar ersigten, der-
ren vor nie keinsz abgangen wasz, deszhalb vil not um mallen
wart, etlich müllennen Stil stunden dasz gantz jor, vil brunnen
abgiengen.
Esz wart ouch der Hin so klein , dasz man uff dem grien
oder boden usz der kleinnen stat bisz zum käply1) oder zur
halben brücken trocken gon mocht underthalb und oberthalb
1) Die Kapelle auf der Rheinbrücke, 1392 neu erbaut oder umgebaut
Die hier gemeinte und die heute noch stehende datirt aber von 1512.
Fechter 132. Bei dem neulichen Umbau der Rheinbrücke ist das Kippeli
um einen Pfeiler weiter nach der Grossbasler Seite hin versetzt worden,
was bei der Angabe Kyff's in Betracht su ziehen ist.
1540. 16!
der brücken. Ich bin ouch selb trocken gangen am Ryn von der
drencke ennent Rinsz bisz für die Kardusz, für [3is] den gadren 1j
hinuff bisz für die gertten gar noch halben weg uff Krentzacher
strosz, de&zglich hie disent mocht man trocken gon uff dem
sbndt am Rin vom Saltzdurn2) hinab gar noch bisz zun Pre-
digeren und oberthalb von der Sunnen bisz zu sant Alban.
Esz wasz ouch ein sollich grüm by sant Alban mitten im
Rin, dasz die burger und buchsenschutzen ein gsellenschiesen
doruff heften, stunden uff sollichem grüm und schusen hinüber
i« gegen dem feldt ob der Kardusz, gschach alsz noch Martini.
Wasz noch zwuschen Martini und wiennacht fast schon und
warm wetter, alsz etwan tun ostren gwesen ist, und bisz zu
der zit kein gfrist gesechen worden.
Esz wart ouch von minen herren ein mülly uff dem Ryn
ß uffgericht von wegen desz grosen mangelsz desz mallensz und
muQinnen, doruff sy dan ein grose sum Hessen mallen uff für-
»org und grosersz mangelsz. Man het ouch an etlichen enden
durch den Rin mögen über und über ritten, deszhalb kein
M'hifT den Rin obenaber kumen mocht, dorum uff dise Baszier
» mesz disz fierzigisten jorsz alle gutter über lant und mit wegen
rausten obenherab gfurt werden.
Von dem krieg und Handlung derren von RotwiU*).
In disem gemelten jor erhub sich ein zwytracht und krieg
von dem Landenberger wyder die von Rotwil, belegert die mit
Keim grosen volck zu rosz und fusz, alsz gwise botschafft kam,
dasz er sy mit funffzechenhundert rüttren und drütusent fusz-
kuechten angreiff, verbrandt und verberget alle dörffer [319] und
Hecken vor der stat dermosen, dasz sollichsz für ein gemeinne
eydgnoschafft kam, die dan ein tag noch dem andren hielten
Je zu Obren Baden der gstalt, ob sy innen zu hilff kumen wolten
oder nit. Wart ouch deszhalb groser rot hie zu Basel gehalten
uff samstag post Othmary; wasz aber witter gehandlet ist und ä> Not.
27. Dm Wort »a&greiffc, welchee in der Hb. fehlt, oder ein ähnliches muas erglnzt werden.
1) Wahrscheinlich haben wir an die Umfriedungen zu denken, mit wel-
chen die an den Rhein stossenden Gärten vor der Stadt abgesperrt waren.
>S. den Plan des Matthäus Merlan von 1615 und die Ansicht von Basel in
«einer Topographia Helvetiae. 2) Fechter 88. Wie der Salzthurm zu-
siehst unterhalb der Rheinbrücke auf der Grossbasler Seite stand , so dan
Haus zur Sonne (jetzt Rheinsprung No. I) zunächst oberhalb derselben.
{- Vgl. Ober die »Landenberger Fehde« H. Ruck gaber: Geschichte der
Frei- und Reichsstadt Rottweil. Rottweil, Englert 1838. II. 2. S. 186 ff. und
aKürae Ochs VI. 151. S. auch die Zimmern'sche Chronik III. 378.
Hans von Landenberg, genannt von der Breitenlandenberg zum Schräm-
berg, dessen Sohn Christoph hauptsächlich die Fehde führte, war, als
Besitzer einiger Güter im Kanton Zürich, Mitbürger der Eidgenossen, die
Stadt Rottweil seit 1519 mit ihnen in ewigem Bunde. Ruckgaber a. a. O.
187. 223.
Basier Chroniken. I. 1 1
162 1**0- 1541
wurt, volgt hernoch, und usz wasz ursach dasz erwachsen ist1);
23. Nov. und wart der tag geendet uff zinstag vor Katherine, wart be-
schlosen, dasz die lender gemeinlich gaben tusendt man, schick-
ten sy gon Rotwil in zusatz, zugen in diser wuchen usz, wur-
25. not. den uff Katherine zu Schaff husen versandet. Do blipen sy]
bisz uff witter bscheydt, aber in disem handel zoch der Lan-
denberger ab mit sim volck, und wart diser krieg verdragen
und abgstält zwüschen dem Landenberger und dennen von
Rotwil uff disz mol2).
iwi. In disem 41. jor der mindren zal wasz der ziblen dur, galt i
ein durer ziblen in der gr&se hie verzeichnet ein pfenig und
drü ein rapen, deszglich dasz opsz drü öpfel ein rapen.
[320] Von eim grosen sterben^].
In dem 1541. jor kam ein groser sterben in allem dütschen
landt nycUich und obsich und ouch an etlichen ortten im
Welschlandt, im nydren und obren Elsasz, fieng ouch an hie
10. Aug. zu Basel um Loren tzii desz ougstmonatz, starb hie mercklich
vil volck, jung und alt, wib und man, und fast vil der nam-
haffbigen burger und burgerin. Esz stürben ouch vil glertten
und cristlicher lerer desz gütlichen wortz. Nämlich stürben
funff treffenlich giert menner hie, under dennen der hochgiert
und wyt berumpt her Symon Grineus4), Jeronimus Ardolffus5:,
und sunst zwen, derren namen ich nit weisz, ouch meyster
Anthonius Wildt, Schulmeister und ein gelertter aller sprechen6;.
Esz weret diser sterben7] von obgemeltem datum an bisz . .
Also wart im winmonat dises genempten jorsz angesechen
von minen herren, also alle zinstag got dem almechtigen zu
lob und erren sin gütlich wort in allen pfarren und kilcheren
zu verkünden und nieman kein werck andersz zu volfleren oder
zthun, bisz sollich predig volbrocht wurt, wie an einnem sun-
tag mit gemeinnem bet got den herren zu ermanen und bit-
ten um gnodt und barmherzigkeit mit unsz zu theillen und
12. Nach dem Satze hinter »rapen« steht in der He. eine entsprechende rohe Federzeich-
nung, durch die eine Zwiebel, 6,2 Centimeter breit, 4 hoch, dargestellt wird. 25. Eine
Ltofce in der H s. naoh »biwt«.
1 ) Die« »volgt hernoch* ist unerfüllt geblieben, da die Chronik de« Fr.
Hyff mit S. 321 abbricht; s. u. S. 163. 2) Der Vertrag zwischen den Strei-
tenden kam am 29. Nov. 1540 iu Seedorf zu Stande. Huckgab er a. a. 0.
205. 3) S. Wurstisen 618. Ochs VI. 160. Vgl. VilUager Chro-
nik bei Mone: QueUensammlung II. HO: »Zu Baden im Ergo w starb die
halb weit«. 4) Geb. 1493, gest I.August 1541. Ath. Rauricae Ü»
5) Hieron. Artolphus art. üb. mag. et medic. cand.; s. Ath. Rauricae
173. 6) Ueber Anton. Wild s. Ath. Rauricae 424. 7) S. auch über
alle die Genannten Wurstisen 618. Er nennt noch den Bürgermeister
Jakob Meier, den Ryff nicht hätte vergessen sollen, und die swei Jünglinge
Eusebius Oekolampadius und Wilhelm Zwinglius, welche wohl die zwei
sind, deren Namen unser Chronist nicht kennt.
154t. 163
in mute, glitte und gnodt zu erzeigen und sollich stroff der
tranckeit sollicher schweren pestillenz von unsz zu nemen1).
f»i] Absterben desz hochgier Uen doctor Andresz von Karlestat2) .
Uff den wiennachtoben 1541 jor, wasz samstag den 24. tag 24. bec.
decembrisz, genant cristmonatz, um die elflte stundt vor mittag
>tarb der hochgelert und wirdig her doctor Andresz Karlestat,
verkünder desz gütlichen wort, furstender und predicant der
stuft Sant Petter zu Basel, der ein gründlicher lerrer und wyt
berumpter in grecy, hebraeisch und latinisch, deszglich nit tu
erfanden würt und ist zu diser zit. Got welle unsz sin gnodt
furer verliehen und unsz sin gotlich wort nit enziechen.
11. Hier auf dem ertten Drittel toh 8. 32t endigt die Hb. des Fridolin Byff ; 8. 322 ist leer.
1) Die Gebete, welche für diese neu errichteten Wochengottesdienste
verüuet wurden, finden sioh in An t Gern 1. I. Blatt 279—280. unterer
Unterschrift : «Gmeine andächtige gebett, so man alle zinsxtag zur bfisz-
predig in den vier pfarkirchen zu Basel haltet, für den grewlichen Türeken,
auch für alles anligen der christlichen kirchen. In dem 1541. jor angefan-
gen«. £e> folgen nun nach einander: »D. Osvaldi Myconii gebett nach der
boszpredig ini mOnater«, »D. Andreae Carolstadii gebett z« s. Peter«, »D.
Marci Bereu gebett zu s. Lienhart«, »D. Jacobi Truckenbroti gebett zu s.
Fbeoder«. Blatt 281 steht eine »Begrebnus Ordnung«, die also anfängt:
\\nno 1541, montags den ersten tag augusti haben unsere herren r&ht und
meister erkant: das nun hinfort, wann unsz gott unser himmlische vatter
wie sich ietz ein wiest) mit sterbenden laufen heimsuchet, mit dem ver-
graben folgende Ordnung, bei peen nachbestimpt, gehalten werde«. Vgl.
VTuiatUen 618. Bänke: Reformation IV. 166 ff. 2) S. Wurstisen
619 In den Athen. Rauricae steht sein Tod irrthümlich unter 1543.
11*
1543 [323] In dem julio desz 1543. jars fiel zu Basell die herberg
zum Kopff in, dorinn zwen man und ein wibsperson verfulen !) .
Vonn dem Schmalkaldischen oder protestierendem krieg.
Als man zalt von der geburt Christi unsers säligmachers
1546. 1546, erhübe sich der Schmalkaldische krieg, also genannet, 5
wil die protestierenden, das ist die forsten und stett, so sich
wider das papstumb und sine Satzungen protestierten und ver-
wirf lieh satzten, zu Schmalkalden ire ersten conventen und
anschlege zu disem krieg hatten, wie dan Joannes Schieidanus2)
grundüich disen handel beschrittet, deszglichen Lambertus Hör- io
tensius3) . In welchen krieg sich auch vill der Baszieren begaben4) .
Diser krieg wardt angestellet uf desz papsts Julii III. ernst-
lich sollicitieren durch den groszmechtigen keiser Carolum quin-
tum gegen und wider hertzog Hansz Friderichen usz Saxen,
chürnrst, und landgraffen Philips usz Hessen, als die zwen is
hauptfierer der reformierten und protestierenden der religion
halb, welche sich mit achzigtusendt starck dem keiser wider-
satzten, welcher aber nit so starck zu feldt gewesenn5). Diser
krieg weret fast zwey jar lang6), anf englich glucket es den
1 . Hier beginnt die Fortsetzung des Peter Byff. 9. »hatten« fehlt in der U 8.
1) S. Wurstisen 618. Der Gasthof zum goldenen Kopf (d. h. Becher,
obgleich der ursprüngliche Sinn jetzt in Vergessenheit gerathen und ein
goldener Menschenkopf angemalt ist) , steht in Grossbasel unfern der Rhein-
brücke an der Schifflände. 2) Joan. Sleidani de statu religionis et reipubli-
cae Carolo V Caesare commentarii erschienen zuerst Argentor. 1555 in Fol.,
dann um ein 26. Buch vermehrt ebendaselbst in demselben J. in 8. und spater
in vielen weitern Auflagen. Im J. 1556 erschien in Basel e. deutsche Ueoers.
von H. Pantaleon, die schon 1557 e. neue Aufl. erlebte, 1557 in Pforzheim eine
v. Isr. Achacius, denen später noch andre folgten. 3) Des Lambertus Hor-
tensius aus Montfort bei Utrecht Bücher de bello Germanico erschienen (nach
Grässe, Literärgesch. V. 1250) zuerst Bas. 1560. 4; deutsch sind sie unter
dem Titel »Warnaffte und eigentliche beschreibung des Protestierenden
kriegs Teutscher Nation« von Jac. Schlüsser herausgegeben in dem Sam-
melwerke »der Peürisch und Protestierende Krieg«. Basel 1573. Folio.
4) Officiell bewahrten die Eidgenossen Neutralität, »aber hindern konnten
sie nicht, dass eine Menge Abenteurer sich unter die Fahnen beider Par-
teien stellten«. Vulliemin I. 304. Ueber das specielle Verhalten von
Basel s. Ochs VI. 185 ff. 5) Ranke IV. 312 berechnet die Grösse des
protestantischen Heeres für den August 1546 auf 35000 Mann zu Fuss und
Ö0U0 Mann zu Pferde und S. 311 die der Kaiserlichen, die Niederländer
nicht gerechnet, auf 340UU Mann zu Fuss und 5000 Mann zu Pferde.
6) Der Krieg dauerte vielmehr vom Juni 1546 bis zum Sommer 1547.
1546—1552. 165
protestierenden, letztlich aber wante sich das glück umb, also
das hertzog Hansz Friderich in einer schlacht von keiserischen
gefangen l) , sin kriegsvolck überwunden , die protestierenden
forsten und stett sich an desz keisers gnodt ergäben miessen.
i m] In disenn triebsäligen empörungen und unglickhaften krie-
gen haben sich die reformierten fursten, grafen und herren
«chmieken und zu merer Sicherheit etwan exulieren miesen.
Derhalben auch hertzog ChristofF von Wirtenberg noch in
di>em 46. jar gon liasell umb besserer Sicherheit kommen, aldo
i uff ein gantzes halbjar lang mit wyb und künden christenlichen
hoff gehalten 2) .
Glicher gestalten hatt im auch gethon Sebastian Schertlin3), (iM7.)
ritter, so vom keiser in die ach erkleret wardt, will er der pro-
testierenden oberster einer gewesen und sich mit einem regi-
»ment dem keiser ernstlichen widersetzet hat. Und domit auch
er den Basleren kein unwerder gast were, haben min gn. her-
ren usz sinem anschlagen und angäben die grossen bolwerck
neben dem Steinenthor beidersits uff dem berg gelegen machen
und erbuwen lossenn4).
» Es was auch der grim desz keisers so grosz wider disen
ritter Schertlin, alsz das er etlichen praven uf in geltt gebot-
en, under denen einer ein metzger, der Gattschick5) genant,
gewesen, welcher sich in der statt und in den nechsten dörffe-
ren, uff denn Schertlin ze lustren, gehalten. Indem aber min (iwi.)
* gn. herren solches innen worden, haben sy in durch ire burger
durch ein stratagema in desz bischoffs von Basel landt erwit-
5chen, gefänglichen in die statt fieren und als ein verh&tter
deren , so min gn. herren ze versprechen stünden , entheupten riva.)
k*sen.
1) 1547, 24. April bei Mühlberg. 2^ S. Kugler: Christoph, Her-
iog tu Wirtemberg. Stuttgart, Ebner und Seubert 1868, S. 72. Wurst-
igen 620.' Ochs VI. 188. In Basel gebar die Gemahlin des Herzogs Chri-
stoph am 14. Jan. 1547 eine Tochter. Vgl. Gast 55. 3) Sebastian Schert-
lin von Burtenbach, geb. 12. Febr. 1496, gest. 1577, 18. Nov. S. Th. Her-
t> erger: Sebastian Schertlin von Burtenbach und seine an die Stadt
Augsburg geschriebenen Briefe. Augsburg, Jenisch und Stege 1852. Er kam
itn 24. Not. 1547 nach Basel. S. seine Autobiographie, Frankfurt und
Leipzig 1777, S. 168. (Irrthümlich ist dort das Datum seiner Ankunft in
Basel unter das Jahr 1548 gestellt. Vgl. seine Briefe aus Basel bei Her-
hergera.a O. 236 ff.) Wurstisen 622. Ochs VI. 189 ff. Gast62.69:
'Seh. versuchte Einige vom Rathe . . zu gewinnen. Dem Heidelin gab er ein
Spanferkel, das er zurückerhielt«. S. 77. 4) Wurstisen 623: »die zwey
Mwercke umb das Heerthor (Fechter HO) und die grosse Pastey, so
darob gegen Mittag sihet«. — In der Aufzählung der Festungswerke bei
?>&rckhardt 255 fehlen diese Bauten. 5} Es war ein Konstanzer. S.
Wurstisen 623. Vermuthlich war der Mörder nicht durch direkte Anf-
orderung des Kaiser«, sondern durch die 3000 Fl. provocirt, die auf Schert-
•r;* Leichnam ausgeschrieben waren. S. Herberger CXV Anm. Ochs
ir*J. Nach Schertlin'« Autobiographie 196, Gast 93 war der Anstifter
&s Mörders der Freiherr von Bollweil, Obrister aus Konstanz, der Gut-
»lock dagegen aus Stockach gebürtig.
166 1549 15M- 1552
[325 j Vonn der vereinn mit konig Heinrico dem anderen dises
nammens in Franckrich*) .
1549. Im 1549. jar wirdt von gemeinen eidtgnoBsen , uszgenom-
men Zürich und Bern, ein newe verein gemacht und ange-
nommen, glich wie vormolenn mit könig Francisco sinem vat- 5
ter säligen, deren inhalt wirt in dem bieohlin de republica
Helvetiorum*) , auch summarischer wisz in Urstisens Basler
croneck3) vergriffen.
Von einem grossen sehne.
I&51 Uff Michaelis desz 1551. jars ful ein solcher grosser sehne, io
29.8«pt. ^ag er^ w^ ^ |ftu^ nocj1 njt a^ (jen ^eütoen gefallen, die nest
herab drucket4).
Von ritter Scher tlins zug in Franckrich*) .
Herzog Moritz zu Sachsen sampt anderen teütschen forsten
machten einen bundt mit könig Heinrichen usz Franckrich i&
wider den keiser, domit sy den gefangenen hertzog Friderichen
usz Saxen und landgraffen Philips usz Hessen, welcher hertzog
Moritzen schwecher was6), erledigen möchten; zu welcher factiön
sich auch ritter Schertlin bruchen liesz, natnme deszhalben ein
1552 regiment landtsknecht an, verreite den 22. mertzens desz 1552. ao
22.M*rz.jar von ßage]i mj[t einem reisigen züg und richtet sine fenlin
vor der stat uff Rinacher7) feldt uff und zöge in Franckrich.
Mit ime zugen auch vil von Basell hinweg8).
[326 J Von einer boüschaft der Basleren an könig Heinricum
usz Franckrich. Tb
Noch in disem werenden 52. jar kompt könig Heinrich
selbs eigener person mit einem grossen exercitu usz Franckrich
durch Lothringen ins Elsas ; als aber solches die Oesterichische
herschaft nit gern sach, sollicitierten sy die eidgnossen, domit
inen ir keller und brotteasten nit von frömbdem kriegsvolck 30
gefressen wurde9), das sy den künig usz disem landt und von
disem ort ze ziechen bütüichen ansuchten, welches auch durch
1) Der Bund mit Heinrich IL wurde am 7. Juni zu Solothurn geschlos-
sen. Vulliemin I. 327. Ochs VI. 204. 2) Von Josias Simler, zuerst
Tiguri, Froschouer. 1576. 8, später in vielen Auflagen in verschiedenen
Sprachen wiederholt. Vgl. Haller: Bibl. IV. Nr. 409. 3) S. 623.
4} Wurstisen 624. 5) S. Ranke: Reformation V. ! 52 ff. 6) Phi-
lipp von Hessen war der Schwiegervater des Herzogs Moritz. 7) Reinach
an der Strasse von Basel nach Delsberg. 8) 5. Schertlin 8 Autobio-
graphie 194 ff Ochs VI. 208 ff.: »Mklaus Irmi warb ein Regiment von
400') Mann, das Heinrich II. wichtige Dienste leistete«. Vgl. Basler
Taschenbuch auf das J. 1858 S. 8<> ff., wo hübsch erzählt ist, wie der
Professor Bernhard Brand vom Katheder weg unter die Soldaten zieht.
9) Vgl. unten S. 173,12 zum J. 1569: »das Sungow und Elsas der Helvetier
keller und kastenn genennet wirdt«.
1552. 1553. 167
der Haaler und anderer eydgnoesenn bottschaft beschechen , so
ine den könig selbs by Zaberen angetroffen, ir begären eröff-
net, welches er auch iretwegen gern angenommen l) .
Absterben herren Oswoldi Miconii2).
j Den 15. octobris desz 1552. jars stirbt s&lliglichen ab hert5. oct.
Oswaldt Myconiuß, oberster pfarher ze Basel, so der ander in
der reformierten kilchen gewäsen und d. Jo. Oeeolampadium
Miccedierte. Disem succedierte Simon Sulzer, ein Berner 3),
so auch zevor oberster prediget ze Bern gewesin, aber von
itdannen umb etwas miszhellung der 1er desz h. abentmols hal-
ben (so do gewöllenn, das der lib und das blut Christi wesen-
lich mit dem brott und win desz herren vereiniget und genos-
sen werde4), wichen miessen.
[m] Von einer ufrür und netoen burgrecht mit desz bischoffs
:j underthanen 5) .
In dkem 1553. jar zu ingang desz winmonats starb bischoff i&w
Phiüppus6), und bleib uff ein jar lang anstan, ehe man einen 1*°6t
anderen ordenlichen bischoff wöllete 7) . Hiezwischen entstunden
selzame practicen , dan die Sollothurner under anderem necht-
* Bdier wül , heimlicher wisz die meyer etc. usz den nechsten
ffinf dörfferen *) by der statt gelegen, welche auch vor langem
bar der stat mit dem burgrecht zugethon gewesen , gefenglich
annemmen und usz iren hüseren in ir der Solloturner vogteyen
| entfieren Hessen, im willen dieeelbige dörfer dem bisthumb und
* der Stadt Pasell ze entziechen und inen den Soljoturneren an-
hennig ze machen. Dises wurden min herren baldt noch by
1} Vulliemin I. 333. Vgl. Wurstisen und Ochs a. a. O. 2) Os-
wald Mvconins, geb. 14S8. S. seine Biographie von Hagenbach: Leben
und ausgewählte Schriften der Väter und Begründer der reform. Kirohe II.
Ites dort S. 382 als Todestag des Mannes der 14. October angegeben wird,
beruht wohl auf einem Druckfehler. Vgl. Wurstisen 628. Athenae
Kauricae 6S und die Grabschrift (Tonjola 16. Hagenbach 384).
Geb. 22. Sept. 1508, gest. 22. Juni 1585. Athenae Rauricae 8. 26 ff.
Die concio f unebris , die er dem Myconius gehalten , findet sieh in den
Aot. Gern ler. 1. Blatt 270—277. 4) S. über die Abendmahlsstreitig-
keiten in Bern Tillier: Gesch. des Freistaats Bern III. 571. Hundes-
tagen: Ueber die Conflicte des Zwinglianismus, Lutherthums und Calvi-
nismus in der Bernenchen Landeskirche. Bern 1842. Ueber die Conflicte,
fo Sulser's Auftreten in Basel hervorrief, s. besonders Hagenbach: Kri-
ühe Geschichte der Entstehung und der Schicksale der ersten Basler-
konfession (Basel 1827. 8} S. 87 ff. 5) S. Wurstisen 628 ff. Ochs
VI. 211 f. Heusler 455, am ausfuhrlichsten Lichtenhahn: das Basler
Bürgerrecht im Bisthum (Beitr&ge IQ) 22 ff. 6) Philipp von Oundels-
fcim starb den 1. October. Potthast. — Heusler S. 455 hat den 13. Sep-
•anber. 7) Den Melchior von Lichtenfels. 8) Reinach, Therwyl, Ober-
*fl, Ettingen und Allschwyl. 8. oben S. 159, Anm. 4. Nach Lichte n-
ä ahn and Heusler wurden Ariesheim, Ettingen und Therwyl durch die
^olothamer besetst.
168 (1555.) 1659.
der nacht innen ; hieruff wurden etliche rhatsgesanten binußz
geschicket und wardt mit den Sollothurneren dermossen geredt,
das sy die gefangnen balt ledig hinscheiden Hessen.
Es wurden auch die gemeinden im Telspergthall , desz-
glichen im Freyenberg, domit sy in allerley beschwerden etc. 5
gewisse schürmherren haben möchten, bewegt, für min gn. her-
ren ze keren und mit inen ein burgrecht uffzerichten, welches
(1555.) auch endtlich den bischoff onbefraget beschechen.
|328j Von Davidt Ger gen sacken1).
In Holandt hat sich ein ketzerey erhept, die usz der teü- to
ferey erstlich entsprungen und durch Davidt Jergen propagiert
worden, deren furnembste articul dise waren:
1. Von der 1er Moysis und der propheten, das dieselben
nur ein schatten seyen, durch ine Davidt Jergen aber erfiilt;
deszglichen Christi und der apostlen 1er sige unvolkommen i*
und nit gnugsamlich zum heil, die allein künder gezogen und
kein volkommenheit gehept; er aber habe usz sinem geist ein
volkommene 1er, die rechte, wäre, volkomne kunder gottes
zieche.
2. Das er der ander Messias und wäre sun gottes sige, in so
welchem der vatter ein wolgefallen habe, der do nit usz dem
fleisch, sonder usz dem heiligen geist geboren, das auch der
glaub in Christum nichts nutz zum heil, es sige dan, das man
auch in ine glaube.
3. Das Christi menschlicher lib nit ufferstanden, sonder durch 25
den thot hingenommen sige. Sin gottheit syge nit uffgeopfert,
wie Isac.
4 . Das der heilig geist von gott dem vatter sige allen hei-
ligen unbekant gewesen bisz uff dise ziit, in welcher er ime
ingegossen worden, one welchen niemandts möge die geheim- 30
nusz verstau, weder die allein, so sinem wort glauben und
anhangen.
5. Das er die kürchen Israels und den tabernacul gottes
ufrichten und erbuwen, nit durchs cryttz, sonder durch den
geist Christi Davidts. 35
[329] 6. Das er gewalt habe zu binden und uffzfilesen, ze
rechen und ze stroffenn, das er das letst gericht besitzen und
volfieren werde über die gantze weit.
7. Das Christus Davidt grösser und mher sige weder Chri-
1) Felix Platter 185 ff. Wurstisen 632 ff. sehr ausführlich. Ochs
VI. 219 ff. Vulliemin IL 106. Die Ältere Litteratur über David Joris ist
ausführlich angegeben bei Hall er II. Nr. 1007—1022. Ein längerer Auf-
satz von F. Trechsel: »David Joris. Ein Bild aus dem 16. Jahrhundert«
findet sich in den von Fröhlich, Wackernagel und Hagenbach herausgege-
benen Alpenrosen, Jahrg. 1*38, nebst dem Bildniss des D. Joris nach
dem im Basler Museum befindlichen Oelgemälde.
1559.(1561.) 1563. 169
$tus Jesus, darumb das jener usz einem wib geboren, Davidt
aber usz dem heiligen geist zu einem Christo.
S. Das wer da sundige in ine, der sundige in den heilt-
en geist, diewil er der heilig geist sige.
9. Das alles, was von der uferstentnus geschahen, solle
geistlich verstanden werden. Christus stände ietzundt als uff
den dritten tag in ime geistlich uff, dan die gottheit sige ie
in Christo Davidt crefliger dan in Christo Jesu.
10. Die ietzundt mit Christo Davidt sindt, die werden nit
aferston erst im gericht, dan sy haben keine sindt, sonder
eigen engell, werden auch nit mher sterben.
1 1 . Christus habe wunderzeichen bedörffen , dorumb das
<t ein unvolkomne 1er und ziitliches riich gehapt hat, er aber
bedörffe keiner wunderzeichen, darumb das ein 1er volkommen
and sin rieh geistlich und ewig sige.
12. Es sigendt keine tüffell, dan böse menschen und böse
Anfechtungen.
13. Das die, so in Christo Davidt widergeboren sigen,
bedörffen keiner büecher, darusz ze lernen, sonder weiden un-
derwisen usz sinem geist.
14. Das er ein könig sige aller königen, und wie Christi
riich ziittlich und usserlich gewäsen, also sige sin riich ewig
and himmelisch.
'»; 15. Der letzt: das der ehestandt frey und gemein sige
allen denen, so in diser volkommenheit sigendt.
Diser Davidt Jerg käme im 44. jar gen Basell, wardt do- i&m.
»tlbsten als ein verdrybner kaufher umb des evangelii willen
genommen, und will er ein usserlichen gottseligen schiin ge-
faret, fiirnem gehalten worden. Man wüste auch von diser siner
prtzketzerey nizit bisz noch sinem thodt. Als er dry jar lang
begraben gelägen, ist er widerumb im 1559, jar uszgraben wor-
den, sine büecher und efngies in den hoff gestellet^ obgeschri-
Vne artieul als ein verjicht verlesen, und hieruff von minen
herren zum fiir verurteilet worden, ist also am pfingstaben desz 18,ö2^
59. jars in der bor sampt einem karren mit biecheren und siner
büdtnusz für Steinenthor hinusz gefieret und alles mit einander
verbrennet worden.
Item so sindt auch sine künder, shön und thöchteren und
alle, die by im waren, gefencklich inzogen worden, deren von
►*ib und man uf die dryssig waren, welche alle nochin noch
nner ziinstagpredig solche artieul öffentlich verfliechten und den
*aren glauben bekanten und hieruff wider ledig gelossen worden.
uf Von einer tagsleistung, so ze Basel gehalten worden wegen
desz herzogen von Safoy und der herren von Bernn.
* Anno 1562, 15631) sindt ernstliche tagsleistungen ze Basel {\)mi.
l< Vielmehr 1561 (18. Mai und 24. August) und 1563 (24. April).
170
1563.
gehalten worden zwischen dem hertzogen von Safoy und den
Herren von Bern, welche ime etwas landts Bevor ingenommen
hatten, welche er ernstlichen von Beineren widerbegerte ; wie
aber diser handel abgangen, findet man ordenlich in herren
Urstisii croneck1). *
Von heiser Ferdinandi inriäen ee BateW1).
1563 Uff frytag den 8. jannuarii desz 1563. jars reyt hie ze Basel
Minn keyser Ferdinandus. Min herren die heupter reiften im
engegen bisz zär Wysenbruck, do dan her Caspar Krug, bur-
germeyster3), von einem pferdt abgestanden und key. mayestet 10
empfinge; under dem Bläsythor4) holten etlich miner herren
der rhaten5) mit einem schwartz und wissen6) damastinen hüm-
mel, under den sy key. may. empfangen; her Caspar Krug
gieng neben keys. may., welche uff einem wyssen tobe saaz,
dohar und redte bisz in den hoff hinuf mit ir may. Dan er is
ein man solchen libs, das er fast key. may. ze pferdt sitzende
glich lang was. Die gassen von s. Bläsy thor bysz in den hoff,
den von Uothenheim7) anhörig, waren bestellet mit der bur-
gerschaft in harnest und gewer.
Der keyser bleib über nacht ze Basell, morndigs verreit »
er noch Bynfelden, es gaben im auch min herren das geleyt
bisz gen Äugst. Selbiger ziitt wurden etliche burger, so keyser-
Hcher may. zu sonderem dienst bestellet wardenn, von ime,
dem keyser, geadlet8).
Wurstigen 638. Eidgen. Abschiede IV. 2. Nr. 129. 138. 192. Ochs
VI. 229 ff. kennt den letztern nicht, verlegt dagegen die beiden enteren
irrthümlich ins J. 1563. Die Verhandlungen endeten bekanntlich damit,
dass Bern von den Eroberungen des J. 1536 Gex, Chablais und Genevois
an Savoyen zurückgab, die Waadt dagegen definitiv abgetreten erhielt. 6.
den Vertrag von Lausanne vom 30. Octbr. 1564. Eidg. Abs eh. a. a. O.
S. 1477 ff. 1) 8. 639 ff. 2) S. Wurstison 642. Oohs VI. 225 ff.
Ausführlich Felix Platter 189 ff. (Aus Versehen heisst es in der Ueber
schrift »den 8. Januar 1562a statt 1563). Andreas Ryff: Zirkel der Eid-
genossenschaft 538 ff. — In Buchholtz: Geschichte der Regierung Fer-
dinands I. finde ich von diesem Aufenthalt des Kaisers in Basel nichts er-
wähnt. Man sollte das Ereigniss in Bd. 7 S. 521 bemerkt erwarten. 3) Der
alte Bürgermeister; der regierende Bürgermeister Franz Oberried war am
26. Dec. 1562 gestorben. Wurstisen. 4) In Kleinbasel, früher auch
das untere,- niedere Thor oder Isteinerthor genannt. Fechter 134. Der
Name Bläsithor stammt daher, dass 1256 das Stift St. Blasien dem Kloster
6t. Alban einen Platz bei diesem Thore abgekauft hatte, den noch jetzt s. g.
Blaser Hof. Das Bläsithor ist vor einigen Jahren abgebrochen worden, der
Name lebt jetzt noch in dem des St. Bläsiquartiers fort. 5) Ulrich Schult-
heisz, Heinrich Petri, Hans Rudolf Fäsch, Bernhard Brand, Hans Eszlin-
ger, Theodor Merlan. Wurstisen a. a. O. Ochs 227. Anm. 1. 6) Es
sind dies die Stadtfarben. 7) In der Nähe des Münsters. 8) Ochs
nennt den Bürgermeister Krug und seine Brüder, die Rathsherrn Fäsch
und Brand und den Stadtschreiber Falkner nebst dessen Bruder. Merian
bekam einen Wappenbrief, der sein bisheriges Wappen mit einem Sterne
vermehrte. S. 226. 228. 229. Die betreffenden Familien haben von diesen
1564. 1565. 171
[332] Von einem grossen $terbendtx).
Anno 1564 kamen den Rhm noch uffhin pestilentzische i«m.
sterbent, welche ze Basel derroossen grassierten, das die schä-
len etlicher mossen abgingen. Es stürben auch ze etat und
slandt, als ich oft gehört hab, (dan dises der erste pestilentzi-
*che sterbent gewesen , dessen ich gedencken) , in die zechen-
tusendt menschen, weret fast ein gantzes jar lang.
Verein mit kimig Carolo nono2).
In disem jar hat konig Carolas usz Franckrich, der ninte
»dises nanrmens, by gemeinen eidgnossen umb ernewerung der
verein, so mit Heinrico, sinem vatter säligen, gemachet wor-
den, angehalten, darumben auch grossen rhat hie gehalten and
entliehen in die rerein gewilligt, doch conditionaliter, nämlich
so es umb die religion ze thfin wurde sin excipiert, do helfFen
sie kriegen nit verbunden sin solten.
Zürich aber und Bern name sy nit ann.
Von einem mordt in s. Äthans twrstatt bescheeken*) .
Anno 1565 den 5. hornung beschach ein grewlich mordt tj**
in s. Albans Vorstadt , in deren ein frommer alter man , sines
»handwereks ein buchbinder, Andresz Hager genant, zömliches .
Vermögens gesessen, der hatte by sich ein junge basz, die ime
husz hielte, will er ein wittling gewesen. Diser hat einen be-
13. »gewilligt*, welche« in der H s. fehlt, oder ein unliebes Wort erfordert der Sinn.
Meisbriefen keinen Gebrauch gemacht. Als »Presente«, welche Basel dem
Kaaer bei seinem Weggang offerierte, führt And. Ryff an: »Ein silbern
Trinkgetehirr für 120 f. und darinnen 1000 Rhinisch Goldflorin. Item 40
Saum Wein und 100 Säckh Haber, 2 Stuckh Hoch Gwildt und by 250
Stuckh dreierley fisch, welches er alles mit Gnädigstem bedanken annahm«.
Vgl Ochs 228. 1) Vgl. unten die Aufzeichnungen des Diebold Ryff.
S. auch die ausführliche Schilderung in der Selbstbiographie des Andreas
Ryff S. 55—58 {Beiträge IX). Er verlor in 17 Tagen vier Brüder durch
die Pest und machte die Krankheit selbst durch. Als die Zahl der Opfer
giebt er 12hoü an. Vgl. Wurstisen 644. Ochs VI. 232 ff. Die Angaben
•berdie Zahl der Gestorbenen schwanken sehr. Felix Platter 194 meint,
rach den Berechnungen, die er, als Arzt damals stark in Anspruch ge-
nommen, mit dem Ooerstpfarrer Simon Sulzer zusammen angestellt, habe
die Zahl der Gestorbenen etwa 4000 betragen. Ueber die Verheerungen an
amiern Orten der Schwert s. Vulliemin II. 95 ff. 2) 1564, 7. Dec.
Freibarg, und 1565, 21. Juli, Mont de Marsan. S. Eidgen. Abschiede
IV. 2, S. 304. 1509 ff. Vgl. Vulliemin II. 88. Im Allgemeinen Ranke:
franxöstsche Geschichte I. B. 4. Cap. 2. Für Basel speciell vgl. Wur St-
ilen 644. Der Gesandte Basels war Werner Wölfflin. Das »oonditionali-
fr«, Ton welchem Ryff redet, bedeutet, dass die Basier den Fall ausneh-
sen, wenn der König gegen die Reformirten seines Landes zu Felde ziehn
»eile. Ein Fascikel im hintern Gewölbe des Basler Staatsarchivs (A. H. 3)
^thält die «Acta, weisen, wasz in erneüwerung der französischen verein,
•amo I5S2 undt 64 verhandlet worden«. 3) Wurstisen 645 oft wört-
&h ebenso.
172 1565. 1567. 1569.
kanten, hiesz Paulus Schumacher, welchen er usz der toufe
gehaben, erzogen und ein handtwerk leren lossen. Der hat
sich in ein dorf gesetzt sin handwerk ze triben ; er hielte aber
dermossen husz, das er uff ein ziit, als vorstadt, zu sinem alten
toufgötty ins husz kommen, der gestalten, er wölte den alten
man heimsuchen. Indem er also vor dem bet, in dem der
[333] alte man gelegen, gesessen, ersieht er einenn scherham-
mer an der wandt hangen, und wil ime der leidige teüfel schon
vor anhin sin bösz hertz besessen, grift er noch dem scher-
hammer, fast in in die hendt und schlecht den alten man im
bet an den köpf, das er starb; balt lusterte er mit dem ham-
mer uf die dochter im husz , welche in die ober kammer ge-
gangen was, cleider etc. ze behalten, (dan am oben davor sy
mit einem jungen predicanten verhüratet wardt). Als sy nun
die stägen hinab kummen, Stadt der böszwicht, zu dem sy sich
nit böses versechen, und schlecht sy glichfals mit dem hammer
ze boden, und wil er sy nit gar ze thot geschlagen, nam er
ein messer und stach es iren in den halsz, nam die schlussel
und hundert,* was er fandt. Dornoch schleüft er sy in die Stu-
ben, trug holtz und spen darin, zündts an und gieng darvon,
vermeinende, sy gölten also sampt dem husz verbrunnen sin,
domit die sach nit kundtbar wurde; aber gott schicket es än-
derst: dan indem die düren und fenster verschlossen, erstickte
das für vor rauch, und indem man noch mittag vermerket den
rauch durch das gantze husz tringen und niemandt sach noch
horte , steig man mit leitteren hinin , do wardt der jamer ge-
funden. Will man aber usz etlichen conjeeturenn uf den the-
ter arguierte, schuckten min herren etliche burger ze lusteren,
wo er were, welcher auch endtlich ze Hagentall1) ergriffen,
gefenglich gon Basell geflert und, nochdem er die that be-
(2i.Feb.)kennet, condemniert, hinusz geschleift zu dem hochgricht und
geredert worden.
Von einem joch, das man erbessert2).
,M7- Anno 1567 erbuwet man ein joch an der Rhinbnicken
wyderumb, zu welchem die gemein burgerschaft mit fronen und
wasserschepffen grosse hilff thatendt, zug ie ein rott noch der
anderen mit drummen und pfiffen und iren fenlinen uff und ab.
[334] Von einem fliehten vor den schwartzen ryteren, so durch das
Sungow ziechen wollen.
166». Anno 1569 zöge pfaltzgrave Wolffgang von Zweybrucken
9. von anbin H 8.
1) Dorf, den Edlen von Eptingen gehörig, im Sundgau, südwestlich
von Basel. 2) Vgl. unten die Aufzeichnungen des Diebold R) ff zum
J. 1567. Nach Wurstisen 647 musste man nach den Verheerungen, die
der Rhein im Sommer 1566 angerichtet, im folgenden Jahr drei Joche
der Brücke erneuern.
L
1569. 1570. 173
mit etlich tusendt pferden in Franckrich *) . Diser begerte ein
summa gelte von der stat Basell ze entlenen. Wil im aber
solches abgeschlagen, trewet er sinen musterplatz in das Sun-
gow, nit wit yon der statt ze legen. Als solches das landvolck
I innen worden, haben sy vast ir hab und gät usz zälossen der
oberkeit in die stat hinin geflAchtet; die thürn und thor wur-
den auch mit schützen und gewapneten bürgeren yersechen.
Indem aber die eidgnossen solches innen worden, haben sy im
von solchem sinem furnemmen abzeston dermossen zugespro-
chen2), das er sich balt eins anderen besinnet. Dan sy zum
teil nüt lidenn mögen, das inenn ein frömbde khu uff die weide
zieche, dan das Sungow und Elsas der Helvetier keller und
kastenn genennet wirdt; dannethin gedochten auch sy, wil er
wider königliche may. in Franckrich zöge, mieeten sy lut der
Upiindtnusz in Franckrich empfachen, wollen in als mher salu-
tieren, ob er dohin komme3].
Von einer wassergrose desz Birsycks und desz Mhins4).
Anno 1570 den 2. tag julii wardt der Birseck am morgen 1570
firye gechlingen also grosz, das man mit der papstglocken 5) 2-JüU-
sostürmte. Er gang über beide stäg usz, so von der weheren
zunft hiniber in den garten gondt, fürt die hinweg an den
Wasserthurn6) zuchin an den bogen und verschlossen dem wasser
sinen lauf, wardt aber balt mit weidlingen und instrumenten
20. Statt »so ronc fieit H ■■ »von ton«.
1) Wolfgang, Herzog von Zweibrücken, geb. 1526, f 1569 im Kampfe
fiir die Hugenotten", s. Hau 8 8 er: Geschichte der Rheinischen Pfalz II. 56.
lieber den hier erwähnten Zug durch das Elsass s. Wurstisen 64S. Ochs
VI. 259. A n d r. R y f f in den Beiträgen IX. 69. Die Ausdrücke »schwarze
Heiter«, «schwane Gäste« u. s. w. für die Kriegsvölker der damaligen Zeit
rühren yon den schwarzen Rüstungen her, die damals immer allgemeiner
in Aufnahme kamen. S. Weiss, Kostümkunde III. 753. Speciell von den
deutschen Söldnern, die in den Niederlanden nnd in Frankreich kämpften,
findet sich, wie an unsrer Stelle, der Ausdruck «schwarze Reiter« bei Mo n e :
Quellensammlg. zur Bad. Landesgesch. II. 118. HI. 435. 2) Eidgen.
Abschiede IV. 2. S. 415. 417. 418. 419. 426. 663. Man machte ernstliche
Anstalten, im Kriegsfalle Basel energisch zu unterstützen. 3) Der unklar
ausgedrückte ironische Sinn dieses Satzes scheint folgender zu sein : Sie ge-
dachten auch, weil er wider den König von Frankreich ziehe, so müssten
sie ihn laut ihres Bündnisses mit dem Könige doch in Frankreich empfan-
gen (<L h. dem Könige gegen ihn Hilfe leisten) , sie wollten ihn dort schon
salutieren, falls er dorthin komme, es sei also nicht nöthig, dass er sich
den Baslern, indem er sein Lager in der Nähe ihrer Stadt aufschlage, als
zu bewillkommnenden Gast aufdringe. 4) Wurstisen 649. Andreas
Goldmeyer: Strassburgpsche Chronica etc. Strassburg, Eberhard Welper,
1636. S. 55: »Zu Basel ist er (der Rhein) innerhalb der Statt von dreyen
Rhein Thoren under der Brücken zusammen geflossen«. Vgl. auch unten
die Aufzeichnungen des Diebold Ryff. 5) Die grosse Glocke auf dem
Münster, von dem auf dem Basler Concil gewählten Felix V. geschenkt
1442, jetzt nur an hohen Festtagen gebraucht, s. Ochs V. 203. 6) Fech-
ter: Basel im 14. Jahrh. 99.
174 1W0-W73.
dorzu gehörig allem schaden fürkommen. [331] Gliohpr gestalt
2. Dec. ist auch, in gesagtem jar uf den 2. decembris der Rhin so grosz
worden, das er über die zünen an allen orten by einem schlich
überflosz in der deinen Stadt, in deren man auch durch die
Rhingasseu mit weidlingen für. In der grossen Stadt flosz er s
nochin dem stöcklinbrunnen uf dem Fischmerckt l) an die raren.
Von hrancken krieg sknechten, so usz Franckrich kamendl1}.
oaob«r. Anno 1570, nochdem der friden in Franckrich widerumb
gemaohet wardt3), kamen die teutschen kriegsknecht in octobri
widerumb arbentsälig und iperenteils kranck widerumb hinusz, 1«
derenn man vill ze Basell im spittall und im grossen almüsen-
husz4) ufiiiam, bisz sy eintweders stürben oder gesundt war-
den. Es wurdt vil barmherzigkeit von minen herren inen
erzeigt.
Von einer grossen thüreh). w
1571. Anno 1571 entstündt uff die grossen wassergiisz by unsz
ein ernstliche diire, welche uff etliche jar lang uszhin weret,
das win und körn gemeinlich 4, 5, 6 fl. gulten.
Von einem neywen cometeternm.
1572 Anno 1572 uff Bartolomei geschach ein grüwlich erwir-a
24.Ang.geng jn Franctricij der evangelischen, wie dasselbig, in etlichen
tractetlinen verfasset, im truck uszgangen ist.
Es ist auch ein newer Sternen in der Cassiopea erschinen
umb den ingang novembris dises 72. jars und fast anderhalb
jar lang gesechen worden, von welchem auch die geleiten wun- »
derding geschriben habenn6).
[396] Vonn einer grossen kelty1).
Zu uszgang dises 72. jars ist es dermossen so kalt gewe-
senn, das der Rhin gar und gante iiberfroren gesin ist, und
28. Oct hat die kelty von Simonis und Judae an bisz noch dem newen a»
jars tag geweret.
1573 Anno 1573 den 6. mai reit ertzherzog Ferdinandus ze Ba-
61ulsell in, bleyb do über nacht, nochdem vereit er in sin iandt-
ßchaft8).
1) Fechter 75. Burckhardt 29. 2) Vgl. unten die Aufzeich-
nungen des DieboldRyff. 3) Der Friede mit den Hugenotten zu St
Gennain 8. Aug. 1570. Vulliemin IL 131. R an k e : Franz. Gesch. I. 210.
4) Das »grosse AlmoBen«, bei Aufhebung der Kloster und Stifte aus dem
Theile ihres Vermögens gebildet, der früher auf Armenspenden verwendet
war (1530). Ein TSeil des Barfüsser- Klosters wurde dieser Stiftung ein-
geräumt. S. Burckhardt 238. Vgl. auch Beiträge I. 124 ff. u. s. v
5) Wurstisen 649. S. auch an mehreren Stellen der Eidg. Abschiede
IV. 2, so S. 4G3. 476 u. s. w. — Vgl. unten die Aufzeichnungen des Die-
bold Ryff. 6) Wurstisen 650. 7) S. unten Aufzeichn. des Die-
bold Ryff. 9) Vgl. Diebold Ryff.
1573. 1574. 175
Anno 1573 den 20. aprilig ful ein ser grosser sehne, dar- 20. Apr.
von die räben erfruren, also das man oft ab einer gantzen
jucherten nit über 1 säum win machte.
Von der beider ordntmg1}.
s In disem 73. jar ist von min gn. h. das beiden uff der
gasen abgestelt worden, und sind forthin die armen lüt von
den bettelvögten in die eilende herberg2) gefiert worden, do
man sy beherberget, ze essen geben, einer person 4 d. geben,
und widerumb zur stat hinusz gelieret, do sy vonnolen ir leger
14 uff dem Kolenberg3) , uff welchem bestehe wirtshüser für sy
gewesen sindt, hatten.
Vom lonenkrieg *) .
Im meyendesz 1574. jars zugen 14 fenlin freyer eidtgnos- 1&74
seil, welcher oberster ritter Roll5) von Ury gewesen, zu hasell
* durch in Niderlandt dem könig usz Hispania zu, wurden aber
übel gehaltenn, mästen lange ziit nit änderst dan bonen essen,
dohar es der bonenkrieg genennet worden; kamen balt, on-
gefar in 3 monatenn, wyderumb heim.
Von Balthasar Irmys zug in Franckrich*).
1 Im julio dises 74. jars hat Balthasar Irmy zu Dornek ein Juli,
frey fenli one der oberkeit wissen und willen uffgerichtett ;
min gn. h. manden in ernstlichen von sinem vorhaben ab,
will sy wüsten^ das diser zug wider die reli- [337] gionß verwan-
ten in Franckrich angerichtet, es halff aber nit, onangesechen
5 das min herren ire ratsgesanten zu im hinusz schickten. Liesse
sy uff dem won, als weite er abstonn, endlich zöge er fort und
mit ime vil Basier, derhalben min h. ime all sin hab und gut
inventieren Hessen; ist doch letstlich anno 76 widerumb be-
gnodet, mit einer summa gelts und gefencknusz gestroft und
ein sin alte posessionn gelossen worden. Diser krieg ist inen
sur gnug worden, dan sy fast al dohinden bliben, und were
7. betterrdgton Ha.
1) 8. Wuratisen 651. Burckhardt 238. Vgl. im Allgemeinen
Fechter: Basels Anstalten zur Unterstützung der Armen etc. in den Bei-
trägen IV. 2) Die Elenden- oder Annenherberge, im J. 144t durch
Konrad nun Haupt gegründet (Fechter: Basel im 14. Jahrh. 93. Beitr.
IV. 396) , jetzt dem Spital einverleibt 3) Auf dem Kohlenberg (zwischen
der Steinen- und der Spalenvorstadt) bestand früher eine BetUercolonie,
mit besonderen Freiheiten ausgestattet Fechter 111 ff. L. A. Burck-
bardt: die Freistätte der Oiler und Lahmen auf dem Kohlenberg, im Bas-
ler Taschenbuch von Streuber auf das Jahr 1851. Felix Platter 187 ff.
1/ Wurstisen 652. Er sagt, es seien 13 Fähnlein gewesen. S. Eidgen.
Abschiede IV. 2. S. 536. Diebold Ryff spricht von 15 F&hiüein.
\ In den Eidgen. Abschieden IV. 2 mehrfach erwähnt. S. das Register
duelbst 6) Ochs VI. 271. Vulliemin II. 154.
176 1574.
der haupman im treffen nit kranck gelegen, were auch er do-
binden verbliben, dan der hauptlüten von eidgnossen uff die
18 domolenn umkamen.
Printe Ludwig von Conde son kotnpt gon Basell l) .
Inn disem 1574. jar uff herpstziit käme gen Basell der
durchlüchtig printz Heinrich von Conde und mit ime vil fran-
zoischer herren2) ; er selbs hulte hoff uff dem graben in desz
Ryspachs gewäsenem hoff3), verbleib ein gutte ziit4) ze Basell
mit siner hoffhaltung. Aber doch, mit der worheit ze reden,
sin volck yebte ein gottlosz, unerbar wäsen mit allerley mutt-
willen, insonders mit der hurey, dan by minem dencken ze
Basell nie mehr hurey gestrofft und turgangen; also das man
sinen und sins volks letstlich so miedt worden, im fall es sich
nit geschicket, das er sunst von Basell hingescheiden were, so
solte ime und den sinen etwan ein schmach von der burger-
schaft sin widerfaren ; dan so er etwan uszgeritten für die statt
ze spacieren, reitten sy one alles schlichen durch den someu
etc. noch irem mut willen. In summa: ein burgerschaft hat
iren schlechte nutzung, gaben auch, als umb desz evangeln
willen verdribne lüt, der gemeindt ze Basell grosse ergenius.
[338] Von etlichen fassen, denen man uff dem toinmarkt die
boden uszschläg.
18. Nov. Item den 18. novembris dises 74. jars hatten etliche pursz-
lüt usz der margrafschaft gon Basell uf den freyen merkt win
ze verkauften gefiert; derselbig win, oder mher gumpest, was
so arg, also das min h. verbotten den ze verkauften . Ward
auch endlichen erkandt, das man den fassen die boden us-
stossen und das tranck uff die erden usschitten solle, welches
uff vorgesagten tag an einem donstag in bysin der bureu und
anderen geschechen. Indem nun die fas geöffnet und das tranck
darusz komen, fandt man schlechen, erbslen etc. in den fassen
lügen. Der fassen waren 9, welche by 18 säum hielten. Dise
4. »son« spater eingeschoben yon der Hand des Chronisten. tt. »Heinriche später tor-j
rigirt aus »Ludwig« von der Hand des Chronisten. 8. U s. gewäsenem.
t) Heinrich von Bourbon, Prinz von Conde, Sohn des in der Schlacht
bei Jarnac 1569 gebliebenen Prinzen Ludwig. Wurstisen 652. Ö c h s Y1J
269. Vgl. Eidgen. Abschiede IV. 2. S. 55» ff. 573. 576 u. 8. w. L. A.
Burckhardt: Die französ. ReliKtonsflüchtlinge zu Basel (Beiträge VIP
8. 3 1 1 . 3 1 6. 2) »Henrich von Nemours und der von Tore«. Wurstisen.
31 »Im Engelhof, auf dem Nadelberg«. Ochs 269. Hinten stösst die Lie-
genschaft auf den St. Petersgraben. 4) Nach B,yffa Bericht (s. unten)
reiste er am 6. August 1575 wieder ab. Ochs VI 271 giebt, wohl aul
Versehn, den 16. August an. Das« auf der Tagsatsung zu Baden, am 7. Au*
gust 1575 (Eidgen. Abschiede IV. 2. S. 573) von ihm als noch in Ha-
sel wohnend gesprochen wird, widerspricht der Angabe Ryffs nicht, da sein«
Abreise, wenn sie am vorhergehenden Tage stattgefunden, den Boten leicht
noch unbekannt sein konnte.
1574. 1575. 177
buren wurden auch von irer oberkeit hertiglichen von solches
betrug» wegen gestroffet.
Von einem schiessen uf dem Rhin.
Anno 1575 uff invocavit den 20. februarii hält man ein 1575
«hiessen enet Rins uff trocknem landt, wil der Rihn so klein 20Pebr
gewesen.
Von doctor Wolffgang Wissenburg absterben.
Den 9. mertzens dises 75. jars starb der hochgelert her». Mir».
doctor Wolfgang Wissenburg, welcher noch einer der refor-
mierten religion ze Basell mitarbeiteren gewäsen, als vornen
io disem buch gelesen wirt1).
Jacob Christoff Blarer von Wartense wirt bischoff.
Im brachmonat dises 75. jars, als nit lang davor bischoff(22.jm>.)
Melcher2) gestorben, wirdt an sin statt promoviert von dem
apitell Jacob Christoff Blarer von Wartensee9).
[339] Hertzoff Johan Casimirus zücht in Franckrich*).
Den 6. augusti genante jars zog widerumb von Basell hin- 6. An*.
weg der printz von Conde sampt sinem anhang und zog in
die Pfaltz zu herzog Johan Casimiro, welcher in nammen desz
konigs von Navarren, prinzen von Conde und herzogen von
Alazon*) uff die hundert tusendt starck6) in Franckrich wider
den künig zog. Es liffen im auch uff die 20 fenlin eidgnossen
Berner gebiete zu 7) , mit welchen sampt anderem teutechen
volck könig Heinrich der dritt so vill ze schaffen bekam , das
er der Stangen begerte und den könig von Navarra, den prin-
zen von Conde etc. widerumb in ire herschaften insatzte, wie
dan die sach anderstwo im truck witleüfng beschriben gefunden
wirft*) .
Von einer toolfeüy.
In disem 75. jar wardt gottes riicher sägen in allen fruch-
ten widerumb gesechen, also das man ein nerzeil körn, so vor-
holen etliche jar nocheinander 6, 7, 8, 9 //. gölten, deszglichen
ein »um win 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12 Ä, ietzunder in disem 75.
10. mitutaitoreii tiner H«. 18. Cande Ha.
1) S. ob. 8. 35 Anm. 1. 2) Melchior von Lichtenfeie, s. ob. S. 167 Anm.7.
2 Geboren 11. Mai 1542. 4) Johann Casimir von der Pfala, der dritte Sohn
fc* Kurfönten Friedrichs III., geh. 6. Mars 1543. H aus »er: Gesch. der
Kein. Pfah: IL 132. S. Ranke: Franse*. Geschichte I. 251. Eidgen.
Abschiede IV. 2. S. 581 ff. 5) Der Hersog yon Alencon. Ranke
ia.0. 242. 251. 6) Eine wohl übertriebene Angabe. »Im März 1576
«aterte Alencon 30000 Mann«. Ranke a. a. O. 251. 7) Eidgen. Ab-
schiede IV. 2. S. 581 sagen »ungeföhr 25 Fähnchen«. M S. die Frie-
deoartikel von 1577 bei Ranke I 259.
Bwtar Ctaniken. I. 12
178 1575. 1570.
jar, welche« woll möcht da» gnadenrich jubetyex genent werden»
ein fierzell körn hat widerumb angefangen ze gelten erstlich
3 //., nochmolen von tag zu tag abstigen, das man noch in
dem louffenden 75. jar ein nernzeü hörn umb 2 it. gemeinlich,
den rocken umb ltfj ß., den haberen 1 tt. 10 ß., den Boum s
win bim besten umb 4 &, geringeren umb 3 Ä, gemeinen
landtwin umb 2'& 10 ß. hat kouffen mögen. Gott sey lob und
danck gesagt!
[340] König Caroli wittwe usz Franckrick reist ze Basell durch.
ms Den 12. jannuarii des 1576. jars kämm gon Basell Maria1), h
411 könig Caroli usz Franckrich hinderlossne wittwen, und mit
iren der hertzog usz Peyeren2) und der bischoff von Strosz-
burg3) , bleiben über nacht da und verreisseten morndigs wi-
derumb.
Dotnolen wurden hauptman Balthaser Irmy sampt sinen, is
so mit im wider miner herren verbott in krieg zogen waren,
widerumb erbetten, doch wardt er in gefencknusc gelegt und
umb ein summam gelte gestroffet4).
Von einem grossen rüffewn.
1-3. Mai. Inn disen 76. jar den 1., 2. und 3. tag meyens füllen 90I-20
che grosse riiffen, das die räben im ganzen Elsas und by unsz
darvon hingenommen wurden, und wie der win darvor zümlich
wolfeyll, wardt er gechlingen thür.
Vom grossen schiessendt ze Straszburg*).
biß^H. ^m mai°> junio und julio diees 76» jars wardt ze Straaz-2*
bürg ein hauptschiessendt mit dem armbrust und zylroren ge-
i4.Juni. halten ; es gung überusz stattlich t&. Dan den 14. juni fär
auch ich mit einer companei hinab dises ze besichtigen. Es
waren vill Basler, Züricher, Berner und Schaffhuser daruff, es
(2o.jnn.)furenn auch die von Zürich mit einem halfen gekochtes hürses »
in eim tag hinab, brachten denselbigen also warm uff desz
ammeisters Stuben zä einer gedechtnusz6). Item es fären auch
1) Vielmehr Elisabeth (sie war eine Tochter Kaiser Maximilians II.)*
Vgl. Wurstisen 545. 2) »Hertzog Wilhelm zft Beyern«. Wurstisen
655. 3) Johann von Mandertcheid. 4) 8. oben 8. 175. 6) Wurst-
isen 545, ziemlich wörtlich mit Kyff übereinstimmend. 6) 8. über dies
Fest Strobel: Gesch. des Elsasses IV. 170 ff. Vulliemin II. 225 ff.
Jean. Fr6d. Hermann: Notioee hifltoriqves, statistiqnes et lkerairea sur
la ville de Strasbourg. Strasbourg, ehez F. O. Levrault 1819. IL 77. 78
erwähnt einer Medaille, die zum Andenken an Öles Fett und einer, die
specieü auf die Fahrt der Züricher geschlagen worden. Er sagt u. a.: »Le
pot du poids de 124 livres est conservt ä Strasbourg . . . Oette expädition
extraordinaire, consignee authentiauemeat dans les registres du magistrat,
extraits dans les annale« de Brandt, a et6 decrite et preoonieee paar Olrjr
Wierv d'Aarau dans son trait6 intitul6: Lobspruch der freyen Reichastatt
Strasburg 1576 et dans le traitö intitute : Argo Tigurina seu elogia de navi,
1*76 — 1578. 179
by SO Baszieren *) alsammen in wissen, schönen cleideren hingbPUu.)
inen den herren von Straszburg ze eren.
Der krantz zu einem anderen schiessendt wardt dem bur-
genneister von Zürich ufoelegt.
s Es guxtgen do aüorley feeidenspyl, so man gedencken
mocht, doch erbarlich und gantz ordenlichen für.
[mi] Von etlichen erdbydmen*).
Den 20. novembris zwischen 11 und 12 noch mittag ward 20. No?.
ein grosser erdbidem gebort. Item den 21. in der nacht zwi~2i.Nor.
tischen 6 und 7 widerumb zwenn glich in einer viertelstundt
uf einander , und darnach in der nacht umb die 3. widerumb
ein grosser. Sonaten sindt auch darvor etlich umb herpstziit
gehört worden.
Van einem pestilenzischen sterbend* $).
5 In disem 77. jar erh&ben sich abemolen pestilenzische ster- 1577.
bendt, grassiert doch nit gar heutig, weret aber lang über das
jar; mir stürben domolen mine geschwisterte alle bisz an minen
bruder, so im Welschlandt was.
Von einem cometen.
» Den 11. norembris dises jars ward ein grewlicher, grosser u.Not.
and langer com et am himel im Steinbock gesechen, hat fast
das gantze zeichen ingenommen, weret uf ein monat lang.
Graff Hambal von Ernst züehi mit einem regimeni durch
Baeett*).
6 Anno 1578 den t?., 17., 18. etc. septembris zücht graf Ha- *"»
nibal toH Emsz mit etlich tosenden durch Basel! , dem königsiptbr/
usz Hispania in Niderlandt ze half. Darumb wardt ernstliche
l/zefcNwn Ha.
qua deleeti ca>es Tigurini unins diei spatio ex Tiguro Argentinain vecti gunt
uro admoduin tarn expedita* et felicis navigafconU exemplo, «uctoxe Hu-
dolpho Gualthero juniore. Tiguri MDLXXVI«. Unter den Verherr-
lichungen dar Zürcher Fahrt ist vor Allem hervorsuheben das Gedieht Jo-
hana^is oharta: das gluekhajft Schiff von Zürich. (Zuletzt herausgege-
ben in der Deutschen Bibliothek von Heinrieh Kurz. IX. 177 ff.
Die früheren Ausgaben s. daselbst 8. XIV ff.) Vgl. Oödeke: Qrundrias
wr Geschichte der deutseben Dichtung I. 391. X)ie Ausgabe von Karl
Halling, Tübingen 1828, enthalt einen eiaJeüenden Beitrag »zur Geschichte
der Freiachieaaen« von h. Unland» der auch in dessen gesammelten Schrif-
ten wieder abgedruckt worden ist. 1) Wurstisen hat 30, so auch Andr.
Kyff (Zirkel der Eidg. 553), der diese Fahrt seibat mitgemacht. Er nennt
als Tag derselben den 30. Juni. 2) Wurstisen G5ö Andr. Byff ;
Zirkel der Eidgen. 553. 3) Wurstisen 655. 4) S. über die Wer-
bangen des Oralen, dessen Truppen der König von Spanien gegen die auf*
laareriacfaen Niederländer gebrauchen WQÜte, Eid gen. Abschiede IV.
% 8.6*3.
12»
ISO 1578—1580.
wacht, will so fiil firömder kriegsknechten in der stat lagen,
gehalten.
Von einem sehne, so uf den carfrüag gefallen.
1579 Anno 1579 den 16., 17. aprilis, was der carfrytag, ful ein
Apriii sehne und wardt so kalt, das die reben erfruren. &
Turniser zürn Turn kompt widerumb gon BaseU.
Im endt dises jars kompt widerumb gon BaseU Leonhart
Turniser !) , so vor zwenzig jaren etlicher unfiieglicher sachen
halben hinweg kommen was. Er empfacht von newem wider-
umb das burgrecht, kauft ein hoff by s. Lienhart. Im wirdt to
vil gute erzeigt, hat aber nochin der stat Hasell, sinem eigenen
vatterlandt, schlechten danck, sonder schmach und schandt zu-
geleit.
[342] Newe stüett werden in das mynster gemacht7) .
Item in disem 79. jar werden newe stielt überall im mün- 1*
ster gemacht und der taufstein in das chor gesetzt.
Bischoff Christoff macht mit den eidgnossen ein pündtnusz 3) .
11^4 Im jannuario dises 1580. jars macht bischoff Christoffell mit
Jmu. den 7 papistischen orten der eidgnoschaft, als nämlich Luzernn,
Ury, Schwitz, Underwalden, Zug, Friburg und Sollothurn ein 20
bindnusz, deren hauptsum was, das er innen und sy ime in
allen gepürlichen Sachen beratten und beholfen sin solten, in-
sonders die papistische religion ze defendieren, und die, so dem
bischof zugethon und von der vorlangest abgetretten, widerumb
dorzu bringen helffen solten, wie dan die copey derselbigen 25
vorhanden4).
1) Ueber Leonhard Thurneiser, eine Art Cagliostro seiner Zeit, 8. u. a.
(Herzog) Adumbratio eruditorum Basiliensium meritis apud exteros olim
hodieque celebrium. Appendicis loco Athen» Rauricis aadita. Bas. 1780,
und besonders ausführlich C. W. Möhsen: Beiträge zur Geseh. der Wis-
senschaften in der Mark Brandenburg. Berlin und Leipzig 1 783. Mit einer
neuen Bearbeitung seines Lebens und Treibens ist Herr Stadtrath Dr. J. R.
Burckhardt in Basel beschäftigt. 2) A. Sara sin: Versuch einer Ge-
schichte des Basler Münsters. (Bei tr. I.) 31. 3) Die Literatur über die
Streitigkeiten Basels mit dem Bischof Jakob Christoph ist so ungemein
sjj, gross, dass es die Grenzen, die diesem Werke gesteckt sind, Oberschreiten
hiesse, wollten wir sie erschöpfend anfuhren oder benutzen. Wir nennen
als hervorragend die Einleitung zu Andreas Ryff's Rappenkrieg 1594
(im Druck erschienen Basel 1&33 bei N. Müller). Lichtenhahn: Das
Basler Bürgerrecht im Bisthum (Beiträge III.). L. Oser: Die Stadt Basel
und ihr Bischof (Beiträge IV.). Jac. Burckhardt: Die Gegenrefor-
mation in den ehemaligen Vogteien Zwingen, Ffeffingen, Birseck etc. Basel,
Schweighauser 1855; die zusammenfassende Darstellung bei Heusler 457 ff.
Vulliemin II. 204 ff. Ochs VI. 272 ff. 4) S. den Abdruck der Bund-
niss- Artikel in den Ei dg. Ab seh. IV. 2. S. 1570. Der Bund datirt vom
1580—1582. Igt
Von einer wolfeily.
In dieem achzigisten jar igt fiil wins und korns worden,
iioer der firkauff nam dermossen überhandt, also das min gn.
[)• mit gewalt ein insechen darin thunn mästen und alle ire
by iiea eiden ires inkauffens befrogen. Galt der win
fr 4//, deszglichen das körn.
! Anno 1581 den 2. mai ist abermolen ein synodus gehalten \^\
i irorden ^j . (i.M*i.)
Item den 23. junii kam herzog Ludwig von Wirtenberg 2» Juni.
ttnpt sim gemahel gon Basell, bleib do bisz uf den 25. junii, 2k Juni.
rot er mit 200 pferden noch Mympelgardt 2) .
1 M Von einem grossen rhat%).
y)en anderen novembris ist grosser rhat gehalten worden, 2. n©t
och lang zevor nie geschechen was. Die furnembsten ur-
n waren erstlich die königische verein in Franckrich , zu
man sich widerumb, wie mit Carolo IX, declariert. In dise
terein tratten auch die Berner, so zuvor keine annemen wollen 4) .
Dannethin wurde auch desz bischof halben gehalten, will
« anhob usz Vertröstung siner bindtnusz mit den papistischen
pdgnossen die mesz zu Arlisheim5) etc. herfurzeziechen und
ttust andere newerungen, daryber die burgerschaft ser zornig,
lo das min h. zu besorgen hatten , es wurden die gemeinen
er etwan ein heimlichen anstandt mit desz bischofs landt-
kk raachenn. Dan es wunderbarlich reden gaben hin und
1, deszhalben min herren der gemein soliches furh<en, hie-
ßen uf alle zünft mandaten anschlagen lieszen, das sich menig-
hen in solcher sach bescheiden halten und niemanden ver-
ossen, weder mit worten nochmit wereken, es wurden min
Venen in der sach wachtbar gnug sin und ein ernstlich in-
ierben ieder ziit haben.
:m\] Anno 1582 den 22. jannuarii ist ein mereklicher casus he-^J5^
i1"!
Ä. ftraftlte Hs. 26. hienabon Hb. Ums Hb.
* Seot 1579, wurde aber ratificirt zu Pruntrut 11—14. Jan. 1580. Eide
Abschiede 699 ff. 1) Vielmehr den 1. Mai. Ueber diese Synode, wel-
fie die letzten Aussichten des Simon Sulzer, die Baslerische Kirche zur
Annahme der Concordienformel zu bringen, zu nichte machte, vgl. H ot-
ogen Helvetische Kirchen - Geschichten (Zürich 1698 — 1729) III. 918.
Brückner in seiner ersten Fortsetzung des Wurstisen, S. 4. Hagen«
Uch: Geschichte der ersten Baslerkonfession 136. In den Ant Gernl.
1 Bi. W4 ff. finden sich einige interessante handschriftliche Actenstücke
skr dieselbe. 2) Sattler: Gesch. des Herzogthums Würtemberg unter
«m Hersagen V. 72. 3) Ochs VI. 284. 4) Der Bund wurde am
- Juli 1582 geschlossen ; s. Vulliemin II. 239 ff. Eidgen. Abschiede
IV. 2. S. 775 ff. Ueber den Beitritt Basels s. unten zum 16. Oct. 1582.
fem tnt am 10. Nov. 1582 bei. Vgl. Ochs 23*. 5) S. Eidgen. Ab-
schiede IV. 2. S. 73S und die oben S. 180 Anm. 3 citirten Werke.
I«
182 1582-
schechen. Es hat Cunrat Schwartz zftm Hirtzenn sinen shon
mit desz schulthessen dochter von Liechstal verhüratet, und ist
der kilchgang uf gesagten tag beschechen. Uff der hochziit
was gar vül volcks von ailerley stattlichen bürgeren, deren ein
teil in einem gemach gesessen und dorin geessen und wegen s]
der kelte ein glut gehept, die das gmach hat w ernten sollen.
Indem man voll gewesen, sagt man, sy haben die gleser, so
sy uf den tuschen gebrochen, in die glfit geworffen. Dem sige
nun, wie im wöll, es ist ein gemach nebenn demselbigen ge-
wesen , also , das es oben zwischen den tremen nit vermacht to
gesin ist, das der dunst und dampf von der glut lichtlich in
das ander gemacht hat kummen mögen. In dises gemach wardt
der briitgam sampt der brut ze schlaffen gelegt. Als es nun
gegen dem morgen worden, that man die Kammer uf, als sy
niemandt horten. Als sy hinin kamen, fandt man die brutt 15
halb thodt uff dem herdt Hgen, die trug man geschwindt hin-
usz. Als die übrigen zum bett kamen, funden sy den britgam
im bett todt ligen ; die brutt bekant nochin, sy habe den brit-
gam wol hfiren rochlen, als sy erwachen syge aber schon so
machtlosz selbs gewäsen , das sy kum vom bett uf den herdt 20
kummen mögen. Also wardt usz diser freydt ein grosses gech-
liges leidt; was man am nochtag für die hochzitlichen gest zfi-
geristet hat, wardt recht den armen lütten ze teill.
[345] Bisehoff halt messz ze Lauffen l) .
18. Febr. Den 18. februarii hält der bischoff selbs mesz ze Lauffen, 25
darvon ein solcher tumult und grim by sinem volck entstan-
den, also das etlich, wo es nit gott verhiettet, im willen ghan
inne umbzebringen. Das geschrey kam auch minen herren für.
25.Febr. Deszhalben man den anderen sontag, indem ein starck ge-
schrey kam , es were als im hämisch ze Lauffen , min herren 30
noch mittag den rhat besamlen Hessen, schuckten noch etliche
gesanten umb 6 uhren noch mittag uff der post hinderen«) zu
inen, sy ze entscheiden. Es was aber nur ein machmänlin,
vom bischof angericht, domit er erfaren möchte, wie sich die
Baszier gegen inen halten wurden. u
Von einem cometen.
14. H»i. Den 14. mal ist abermolen ein comet erschinen in dem
zeichen der Zwillingen, nit wit von dem asterismo hirci, des-
sen schwantz strackt sich gegen ufgang der sonnen.
Von einer Musterung. 40
21. Mai. Den 21. mai hält man ein mu6terung uf allen zünften,
1) Lieh tenh ahn a. a. O. S. 41. 2) hinderen: nach Laufen, das im
Birsthai »hinten« liegt.
1683. 183
dunff ein sckiessen mit den hocken, do zog man mit drummen
und pfiffen und ufgerichten fenlinen uff die Schützenmatten *) .
Herzog Johan Casünirus komtp gen Basett.
Den 16. junii kompt herzog Johan Casimirus uff einer f6Jui.
^tischen und etwan 30 pferden von Mümpelgardt gon Basell,
bleib do über nacht. Am sontag wardt er von min h. in das n.jam.
miinster zur predig geliert, nochin durch die stat hin und har,
mich imbisz von min h. den heupteren in das züghusz und uf
den Platz, alda schosz er mit den armbrustschutzen. Morgens
tffhVg satzt er sich in ein schüff, für den Rhin nidsich noch
Slraszburg, wardt also herlich empfangen und neben denn Ver-
ehrungen gastfrey sampt den sinen gehalten.
[m] Von einem grossen rhat.
Den 19. julii ward abermolen grosser rhat gehalten. Erst- t».J*ii.
ilich von wegen der königlichen verein, dan min h. etliche
puncten excipierten in dem ersten rhatstag, welche der könig
widerlegt, und wardt derhalben auch dismolen nit entlichs be-
schlossen'), dannethin von wegen der stat Jenf, welche mit den
, evangelischen stetten der eidgnoschaft ein bundtnusz ze machen
pbegerten, welche man auch mit inen angenomen, die form aber
derselbigen ist mir nit ze wissenn 3) .
Zorn dritten von wegen der Berneren, welche, will sich
der herzog usz Safoy wider die Vertragsbrief, so mit inen , als
rnrstadt, uffgerichtet worden4), uflenete und darwider hand-
le, begerten sy an die evangelischen stet, das sy inen erst-
lich die landtschaften, von inen vor jaren im Safoy ingenom-
&en mit irer macht und costen, item was Sy witter one sy
innemen wurden, ze erhalten, glichfalls weiten auch sy gegen
l anderen orten thün. Solches wardt inen zugesagt6).
p Hieruff min h. denen von Bern ein lenli zusagten und
I Ferren Marx Russinger6) zu einem hauptman verordneten, desz-
tfichen denen von Genf auch ein fenlin , dan die fünf alten
I 1 bap. So Hi. fttr »kompt«. 28. wsHe H t.
' 1) 8. Ochs VI. 2S7. Die Schateenmatte 6. auf Merian's Karte No. 30.
! Sie dient noch jetzt alt Schiets- und Exercierplatz. 2) 8. oben S. 181.
J 8. über die aamaligen Verhältnisse von Genf, welches durch Karl Em-
fcnelTon Savoyen bedroht war, Vulliemin II. 237 ff. Eidgen. Ab-
siede IV. 2. 8. 802 ff. Daselbst 8. 1587 den Wortlaut des Burgrechta
i röchen Genf, Zürich, Bern vom 30. Aug. 1584. 4) S. ob. S. 169 Anm. 1.
Vd . Tillier: Gesch. des Freistaats Bern HI. 450 ff. 5) Eidgen. Ab-
siede IV. 2. S. 769. 785. 795 u. s. w. 8. die Urkunde der Aufnahme
T* Berns welschen Landen in den eidgenössischen Bund und Schirm von
&en2ärich» daselbst 8. 1585 d. d. 1583, 21. Januar. Die Aufnahme durch
kelfretchah den 14. April nach Brückner, Forts, d. Wurstisen I, 7.
OchtVI. 292 f., den 14. Mai nach Eidg. Absch. a. a. O. 1586. 6) Häufig
aden Eidgen. Abschieden IV. 2 und in den Darstellungen der Bat-
'röchen Geschichte jener Zeit erwähnt.
i
181 «582.
papistischen ort dem herzogen zuzogen waren wider die Jenfer.
Es liesz sich ansechen, als wölte e8 ein ernstlichen krieg geben,
aber gott gab gnodt, das es one blütvergiessen abgung, will
der SafFaier am hag, als man spricht, abzog.
Von einem zug dem hertzog von Alanzon zä in Nyderlandt ').
Es hatten die Brabender Franciscum, herzogen zu Alan-
eon, desz königs usz Franckrichs bruder, zu einem herzogen in
Brabandt ufgeworfenn und im sin residants zu Antorf2) in die
stat wider den konig usz Hispanien zu evigilieren gelegt. Diser
sine Brabender vor dem könig usz Hispania ze entschütten,
begerte er ein regiment eidgnossen 3) . Etliche [347] ort aber be-
willigeten solches, etliche nit, nit desto weniger wurden im ein
regiment, deren oberster Caspar Galate von Glarisz 4) gewesen,
zugefiert; meren teils hauptlüt zogen one irer oberkeit willen
hinweg, dan man mit dem Alanconio kein bindtnusz hatte. 1
Also nam auch Hansz Heinrich Irmi von Basel ein haupt-
manschaft an, schwur sin burgrecht uf, nam ze Dorneck knecht
an und für hinweg. Hansz Bernhart Stechelin und Hansz
Sparer wurden der ein sin lütenampt, der ander fenderich, '
welche beidt nochin (als der hauptman, 5b sy gon Antorf kom- ^
men, sich mit einem sorglosen schütz usz dem fustling verletzte,
daran er dan ze Callis5) gestorben) an sine stat hauptlüt wur-
den. Es zugen gar vil burger mit inen, waren uf anderhalb
jar hinweg, ob sy wider kamen, aber vil bleiben dohinden.
Dan inen der hertzog vil änderst furgeben , dan es gewesen, 2
indem er vermeint durch sy und die Franzosen, so ime auch
zuzogen waren, gantz Brabandt under sin joch ze bringen, ein
verrhaterische that, (zu welcher doch die eidgnossen nit kom-
men), in der stat furname; aber er zöge den kürzeren6), must
sampt sinen kriegsvolch das landt rumen. Also ist die fides*
GalHca !
Von einem sterbendL
Umb herpstziit disz 82. jars erhaben sich abermolen pesti-
lenzische sterbendt, und starb in einem fiertell jars fast der
beste kernen der jungen manschaft in der statt, welches ge-3*
wiszlich ein strof gottes gewesen, dan iren wenig domolen
gestorben, zu denen nit grosse hoflhung ins regiment gewäsen
sige.
18. > Beinharte corr. in 4er Ha. atatt »Heinricht.
1) S. Ranke: Französ. Geschichte I. 280. 2) Antwerpen. 3) S. auch
Eidgen. Abschiede IV. 2. S. 759. 765. Ochs VI. 291. 4) Kaspar
Gallati, mehrfach erwähnt in den Eid gen. Abs eh. IV. 2. 8. das Register.
5) Calais. 6) S. über das gescheiterte Unternehmen des Herzogs gegen
Antwerpen Ranke a. a. O. 2S2.
1582. 1583. 1564. 185
Von einem grossen rhat.
Den 16. octobris ward abermolen grosser rhat von wegen 16. Oet.
der königlichen verein gehalten, wardt entlich erkant dieselbig
sampt anderen orten anzenemmen1), doch uf einen besonderen
s bybrief hin, so es umb die religion ze thun sin wurde, sy
exempt sin2].
[m] Doctor PeL Peulerich zieht durchs Elsas.
Umb Johanni desz 83. jars zöge doctor Petrus Peüterich3), i*8*
pfalzgrevischer rhat und oberster, mit 1500 Franzosen durch
i* das Elses hinab in die Pfaltz, do dan hertzog Johan Casimirus
ein exercitum besamlet dem episcopo Coloniensi Gebhardo zu
dienst. Disen Franzosen wolten die Oesterichischen regimente-
herren den pasz nit lossen, do nammen sy in mit gewalt, und
indem sich der adel und landtvolch wider sy ufmachte, traffen
i» sy einander by Sennen 4) an, aber die herschaftlüt wurden von
den Franzosen geschlagen, und trangen hindurch.
Es bewarb sich auch hertzog Johan Casimirus von den 4
evangelischen stetten umb 1 fenlin uszerlesener knechten zu
einer gewardi. Das ward im vergondt, zugen by den 60 bur-
ügeren von Basel. Der hauptman was ein Berner, der fenrich
von Basel Tobias Frey, kamen in dreyen moneten widerumb
heim5).
Von einem frieen donder.
Uff den newen jars tag dis 1584. jars kam ein ser warmer 1W4
ft tummerregen doher und umb mittag ein solch donderens und
4. iiiMii doppelt in dar Hs. 14. ald«l Hb.
1} Vgl. oben 8. 181 Anm. 4. 2) In den oben 8. 171 Anm. 2 erwähn-
ten Acta etc. findet sich über diese Grossrathssitzung folgende Aufzeichnung i
Zinstag den 16. octobris anno etc. 1582 ward grosser rath gehalten der
rerein und des bybriefs halben:
Ob man entlieh by der alten form des bybriefs (der da vermag, wan
die religion angefochten, das wir usz der verein gon mögen) verpliben und
wo die nit zu erhalten, die verein uszschlachen,
Oder ob man die form deren von Bern und Schaffhusen (die da usz-
wyset, wan die religioit angefochten, das sy still sytzen und ob sy knecht
im veld heten, die wider abmanen und heimb vordem mögen on verletzt der
eeren, und das der konig sy nit hindern, sonders irer bsoldung vernugen,
ooeh sy mit Sicherheit harus abziechen lossen , und das aber bed stet nflt
deitoweniger in der verein pliben und darus nit schry ten sollen) annemmen,
und in die verein gon welle,
Ist erkant : diewyl die vorige form nit zu erhalten , in die form deren
'<m Bern nnd Schaffhusen, und in die verein zu treten. 3) 8. Haus-
ier: Geschieht« der Rhein. Pfalz II. 134. Vgl. Eidgen. Abschiede IV.
2. S. 7S3. 603. 4) Senheim (Cernay), zwischen Mülhausen und Thann.
^gl. oben S. 49. 5) Es handelt sich hier um den s. g. Kölnischen Krieg,
welchen der vom Katholicismus abgefallene Erzbischof Oebhard veranlasst
haue. S. H&uaser: Gesch. der Rheinischen Pfalz II. 114 ff.
186 1584. 1565.
blittzgens, das sich tnenigKchen docmb verwunderte, auch kein
man sich solches ie erfaren bekante1).
Von grossem ungewitter.
Im maio dises jars umb mittentag uf einen sontag erhib
sich ein erdbiden, datt by unsz kein schaden, aber in Berner
gebiett sollen ganze teller und derffer darvon verfallen sin.
Juni. Umb Johanni ward der Rin mechtig grosz, bleib lang also, auch
erhaben sich umb die stat an etlichen orten durch den ganzen
summer so grosse und gechlinge wassergysz, das es die felder
verschwempt und die hüser in den [siä] dörferen mit wasser
fllt, das die lüt darusz uff das feldt entlauffen miessen, das
vich, das in den Stelen gestanden, ertruncken. Sunst ist win
und körn disz jars durchusz wolfeil gewesen, insonderheit der
win, dan es solcher mangel an fassen wardt, das einer öfter*
malen ein soum win umb 1 soumfasz bekam.
Von einem grossen rhai*).
1685 Den 28. jannuarii dese 1585. jars ist abermolen grosser rhat
28. Jm. «^1^^ worden, fiirnemlich von wegen desz bischöflichen han-
dels, der dan ze Baden3) vor etlichen sequestribus soüicitiert
wardt. Dan der bischof schon darvor an min h. begerte : will -
sine vorfaren der stat Basel etliche herschaften verpfendet,
deszglichen die von Basell sunsten andere Sachen in possession
hetten, die dem bistumb und thumb zustendig, begerte er die,
(one angesechen es über alle menschliche gedenchtnusz an-
gestanden), widerumb ze lösen und in sin possession ze brin-2
gen ; gäbe darmit min Herren vül ze schaffen , wardt mancher
tag mit erosem costen ze Baden gehalten. Was aber von einem
tag zu dem anderen, item von einem rathtstag zäm anderen
proceslichen verhandlet sige worden, ist mir in specie nit für-
kommen. Dannethin ward auch in diser Versandung furgehal- i
ten der herren von Straszburg werben umb die verein*), item
der Jenfferen 5) , so sy mit gemeinen eidgnosaen ufzerichten
begärindt.
1. Nicht ganz ifoher, ob »blittzgeuc odar »bltttegenst tu leaen. 6. solle Äs.
1) Vgl. die Aufaeichnungen des Diebold Ryff. 2) Lichtenhahn
a. a. O. 8. 51. Oser t. a. O. 6. 284. 3) Die Tage in Baden fanden statt
am 16/26. Dec. 1583 (Oser 275. Abach. 811), am 27. Febr./7. Man 1584
(Absch. 6. 819), vom 22. November bis 7. Deoeraber 1584 (Oser 278.
Lichtenhahn 50), vom 17. Februar bis 8. Min n. St. (Oaer 284.
Lichtenhaha 52); endlich vom 21. Man bis 1. April (Oser 288). Der
Schiedsspruch datirt vom 11. April 1585 (Heusler 459. Lichtenhahn
60. Oaer 293). 4) Eidgen. Abach. IV. 2. 6. 848 ff. — 945 (a. das
Register). Zu diesem Bunde kam es nicht. 5) Ei dg. Absch. IV. 2.
8. 849 ff
159». IST
Van einem seküessen uff dem Run.
_ m
Den letsten disz monats wardt mit den zyllroren under-M.J«.
halb dem Esell') uff die 100 schrit von dem gestadt uff einem
drocknen grien, so sunsten iederziit mit wasser desz Rhins be-
* deckt wirt, ein schiessen zu einner gedechtnusz solches deinen
Rhins gehalten worden.
{»•] Von einem grossen rhat.
Den t8. merteens2) dises 85. ja« ward abermolenn voni».Mi».
wegen desz bischofs grosser rhat gehalten, dan der bischoff
»Tenneinte, die Basler solten sich der Laufemeren, deren von
Afechwiler, Oberwiler, Derwiler, Ettingen und Rinach, welche
mit der statt ein alt burgrecht und verstandt gehept, ent-
^hlachenn, domit, wo er sin religion do pflanzen wolte, die
gutten lütt die von Basell als schürmherren doryber und dor-
\ wider nit anrieffen konten. Als nun solches den landtlütten
kundt gethon worden, haben sy ein landtsgemeinde besamlet,
do ein umbfrog gehept: welche by der etat Basell altem schütz,
Khinn etc. begerten ze verhüben, solten sich all an ein ort
zeeammen stellen; hieruf nit über sechs man waren, so do
i wolten intmediate dem bischof hulden, machten deszhalb einen
uschntz, santen den für min herren mit bitt und begärenn, sy
ferner wie biszharo in irem schütz und schürm ze behalten,
solches nun min herren gern von inen annamen. Deshalben,
will es sich ze Baden im abtrucken dises handeis haben wölte,
Hchuckt man uf der post her Remigium Feschen und herren
Bernhardt Branden5) zeruck, kamen am sambstag uf den im-2o.iUn.
Hsz har, wardt der rhat besamlet, item noch dem nachtessen
min herren die dryzehen, morndigft fry am sontag umb 6 urensi.Mir».
der grosse rhat, die bewiligten den gesaugten volkommenliche
» macht ze thun, was sy beförderlich sin tuchte, und reitten
stracks noch imbisz wider hinuf gen Baden, und ward also in
der wuchen iudica in der fasten die sach transigiert solcher
gestalten, alsz dovornen, so vil mir ze wissen, verzeichnet stedt
im generalchronick 4) .
» [351] Von einem zug in Franckrich9).
Als nun solches mit dem bischoff abgehandlet worden,
folgte bah ein newer casus, dan es erhfib sich der herzog von
15. »nit« fehlt ta dar H ■. 18. tognta H •.
1) Ueber die Lokalität Esel hat sich nicht« in Erfahrung bringen las-
*n. Es scheint ein verschollener Flurname in der Nahe des Rheines zu
»in. 2) Burckhardt a. a. 0. S. 79. 3) Beide in den Ei dg. Ab-
schieden IV. 2 und bei den Basler Historikern oft erwähnt. Ueber Bern-
hard Brand s. dessen Lebensbeschreibung von J. R. Burckhardt im Bas-
ler Taschenbuch auf das J. 1858. 4) S. die Beilage VI. 5) Vul-
Hemin 11. 247 ff. Ranke I. 293 ff. Eidg. Abseh. IV. 2. No. 705 ff.
I
1
: I
188 158».
Guis und sine consorten *) wider den könig in Franckrich, do-
har er gemeiner eidgnossen hülff begert, wurden im uff die 30
fenlin eidgnossen geschickt; Luzern zog dem von Guisen z&.
Basell schickt auch ein fenlin, dessen hauptman was Balthasar
«Mmi. Irmi. Den 6. may zog er mit ufrechtem fenlin durch die Stadt s
zun Eschemer thor hinusz und gab inen den eidt vor dem thor
und schickt sy fort. Aber balt wardt zwischen dem konig und
Guisen ein friden gemacht, warden eins, schlugen die hülfen
zesammen wider den könig von Navarrcn und die evangelischen
stett und stendt in Franckrich, derhalben min herren ir volck ie
widerumb heimforderten, welches auch beschechen, dan sy uff
herpstziit mit dem fenlin widerumb frisch und gesundt heim
kamen.
Doctoris Simonis Sulzeri absterben2).
24.Jvni. IJf Johan Baptistae styrbt der hochgelerte her Simon Sul- «
zer, der h. schrift doctor und dritte oberster prediger in der
reformierten kilchen.
Von einer musterung.
2i. Sept. Den 21. Septembers dises 85. jars ward aber ein musterung
der bürgeren , doch nur uf den zunften gehalten , deszglichen »
uf dem landt in allen vogteyen.
Von einer legation an die papistischen ort.
Im ingang desz novembers wurden von den 4 evange-
lischen stetten den 7 papistischen orten etlicher sunderbarer
Sachen der religion und policey halb gesante 'zugeschickt. Was 2»
uszgerichtet worden, wirdt zu siner ziit volgen3).
[352] Doctor Jo. Jacobus Grynaeus4) wirdt oberster prediger
ze Baseü.
u.Dee. Den 14. decembris wurden inn dem capitelhusz im mün-
ster alle senatores, sechser und der hochen schull verwante u
qualifizierten personen und professores besamlet, einen anderen
11. heimforderte Hs.
1) Die Ligue. 2) S. oben S. 167, 8. Seine Grabschrift (Tonjola 33)
nennt als Todestag den 12. Juni (ohne Zweifel alten Styls, was die Athe-
nae Rauricae 26 in den 22sten n. St. übersetzt haben). 3) S. den
denkwürdigen Vortrag der Rathsabordnung der vier evangelischen Städte
18—29. Nov. 1585 in den Eidg. Abschieden IV. 2. S. 895 ff. Vgl. Vul-
liemin II. 250. Ryff selbst kommt übrigens nicht darauf zurück, da seine
Chronik alsbald abbricht. 4) Geb. 1. Oct. 1540, gest. 30. Aug. 1617;
s. Athenae Rauricae S. 29. Früher Schüler und freund Sulzer's hatte
er sich in der letzten Zeit dessen lutheranisirenden Tendenzen energisch
widersetzt. Im J. 1584 war er durch den Pfalzgrafen Johann Casimir nach
Heidelberg berufen worden.
1586. 1585. 189
•
obersten pfarherren an desz abgestorbnen d. Simonis Sulzeri
Stadt ze erwölen. Do wardt noch ordenlichem proces doctor
Jo. Jacobus Grynaeus als vil als mit einheliger stim dohin er-
wölet, one angesechen er nit mher ze Basel!, sonder zu Hei-
»delberg dienstlich gewesen. Ime wardt diser göttlicher beruf
ankündet durch min gn. herren, deszhalben er sich balt, nem- 15g«
lieh den 23. jannuarii, gon Basell verwiegte und den 30. jan-SJ"1*
nuarii sin erste predig hielte. Gott verliehe im langes laben!
In disem 85. jar ist der Rhin durch den winter aneinander tws.
..so dein und dun* den summer aneinander so gro8z ge8in,
als by mannes gedencken. Item so ist der ganze sommer so
facht und nasz gewesen, das die fricht nit drieen, sonder eins
teils durch die fachte und kelte verderben, anders teils die
fricht, so an beümen wachsen solten, von den nippen, der das
tigantze landt vol gewesen, gefressen.
Item es stürben auch disz jars etliche grosse und fiir-
nemme personen in dem Elsas, daruf baldt unruw erfolgte,
als der her von Rapolstein, der von Hatstadt etc.
Beilagen
zu der
Chronik des Fridolin Ryff und der Fortsetzung
des Peter Ryff.
Beilagen
zu der
Chronik des Fridolin Ryff und der Fortsetzung
des Peter Ryff.
194 Beilagen.
Vorrede setzt Ryff sein Vorhaben auseinander, sich in dieses »Stanv-
biechlet die Wappen derjenigen Personen einzeichnen zu lassen, zu
denen er »contschaft, guotte corespodentz und freindtschaft gemacht
habe, derselbigen desto weniger zu vergessen« u. s. w., giebt auch
einen Stammbaum seiner Familie mit erläuternden Personalnach- *
richten, dann folgen die schöngemalten Wappen der Personen seines
nächsten Familienkreises (immer die Wappen von Mann und Frau
neben einander) und jedesmal auf der gegenüberstehenden Blattseite
einige erläuternde Verse, die nicht gerade eine grosse dichterische
Gewandtheit zeigen, hierauf, wie es scheint, die Wappen anderer to
Verwandten und Bekannten , meist mit eigenhändiger Unterschrift
der Betreffenden und endlich diejenigen angesehener Fremden und
Baslerischer Gelehrten, ebenfalls in der Regel mit deren Unter-
schrift. In der letzten Rubrik begegnen wir auch dem Wappen des
Peter Ryff, darüber die Jahreszahl: 1598, darunter die Worte: u
Vita licet aerumnosa, modo siet gloriosa. — Petr. Ryff, art. et med.
d. — Das Stammbuch ist angelegt worden im J. 1597 und fort-
geführt bis in Ryff's Todesjahr 1603.
[s] . D. O. MA.')
Fridolimis Ryff senatoriae dignitatis Kasiliensis , vir pius »
atque prudens, familiae nostrae decus, reformationis tempore
huius seculi anno 30 2) ecclesiae atque scholae Basiliensis de-
putatus librum manuscriptum, in quo historiae Basilienses fere
ab anno Christi servatoris 1514 ad annum usque 42 vere ha-
bentur, manibus, dum in vivis adhuc erat, tenuit. Postmodum "
vero hunce a Magdalena Ryffia, Fridolini filia, maiHjnov* quasi
Ryfnorum mihi tracjitum atque commissum accepi.
Quum vero hie inprimis de verbi dei propagatione vera,
refonnatione ecclesiae Hasiliensis polita doceatur, acta quoque
patriae varia, (quae inprimis ob amorem patriae lectu unieuique »
solent esse jueundissima) , in hoc ipso libro compraehendantur,
delectatione horum non solum haec exeolui, sed etiam ea, quae
ante etpost, (annum scilicet huius seculi 1514 et t542)3), coo-
sequuta sunt, adjicere studui.
\ Anno salvatoris 1585 in prineipio et fine librum papyro »
! auxi et novam cartam cum cooperculo defensorio tali, (ut cer-
nere licet), confeci.
[4] Ortum ac interitum summarumque rerum Basiliensium vi-
cissitudines, (ut rerum sunt omnium) , consequenter ac summa-
riter ex variis authoribus ac instrumentis memorialibusque fide- <•
26. wufywow II t.
1) T)eo optimo maximo. 2) Richtiger 1532; 8. oben die Einleitung
S. 7 Anm. 4. Ochs VI. 75. 3) Fridolin Ryff schlieft aber seine Chro-
nik nicht mit 1542, sondern mit 1541.
Beilagen. 195
lisßimis ad hunc usque nostrum terminum quam diligentissime
ac vere notavi illisque praefixi, comunioribus vero, scitu tarnen
dignis, quantum fieri potuit, continuavi.
Et quum librum hunce in manibus agnatorum meorum esse
i unice desiderem, quo et posteritati meae de ortu nostro aliquid
constet, primo insignia familiae Ryfnorum comunia (in specie
enim per variam effigurationem litterae R sua quilibet peculia-
ria bona etc. notavitj, ut antiquitus enait, adpingenda curari.
Sic enim ea metipee in sepulturis antiquissimis nostrorum agna-
wtoram, in templo praesertim Franciscanorum oppidi Rubea-
eensis, vidi et anno 1587 per Nicolaum Rippelium, me prae-
sente, depicta et postmodum coloribu» suis in hunc librum
eadem figura, qua in sepulturis erant incisa, per eundem pieto-
rem translata erant. Quo item charactere nomen vel principium
i* nominiß Ryff ab anteoessoribus nostris scribebatur hisce insigni-
bus adjunxi; insigniorum enim loco aliquoties eo quoque usi
erant, ut oculis patet*).
[e] Secundo genealogiam Ryfnorum Basiliensium et illorum po-
tissimum, qui rei oeconomicae operam dare jam incoepere*),
»fidelissime ex matriculis tribuum et aliis instrumentis ac scri-
pturis cum brevi vitarum adumbratione descripsi. Epocham
Christi initiis ac finibus oeconomiarum , quantum scire potui,
juxta quorundam nomina adjeci3).
Deus omnipotens benedictionesua et Spiritus sancti gratia
aposteris quoque sicuti piis defunctis nostris ut adsit, ex intimo
pectore per Jeeum Christum oro. Amen.
13. flm Hb. 17. 8. 5 enthält iwei gemalte Wappenschild« mit dem ursprünglichen
und «km abgeänderten Byfflachen Wappen, darüber auf einem Bande: »Byfflorum in-
tigmiac.
1) S. oben Einleitung 8. 6. Etwas abweichend von der Darstellung in
der Jugendgeschichte des Andr. Ryff berichtet ebenderselbe in dem einige
Jahre später angelegten »Woppen tfuoch« über die Zeit des Ablegens und
der Wiederannanme des ursprünglichen Ryffischen Wappens. Auf der Rück-
seite des Blattes, das den Stammbaum enthalt, ist aas abgeänderte Wap-
pen, ein schwarzes r in weissem Schild, abgebildet mit folgender Anmer-
kung: Nota. Es ist zu wissen, demnach die Ryffen ab Iren gieteren, deren
ij gnotte narung und nutzung gehept haben, usz dem Elsas nerauff zogen,
ire kinder in Basel sich irer firgenomnen handtwercken ernöhren miesen
and sy ervahren, dasz inen dasz pflaeter zno heisi sein wellen , haben sioh
allein Fridlin und Peter Ryff verglichen, es welle inen als schlechten handt-
werckslithen (diewyl man domolen noch mehr achtnng uff die geschlechter
tagen, dan ietz beschicht) nit gebyren ein sollich woppen zu fieren, haben
demhalben allein den wissen schilt behalten und ein sollich r darin ge-
macht und dasz uff 20 jor also geiebt, nach Fridlinsz dfitlichem abgang
haben sy sich wider verglichen und dasz rechte woppen ingmein wider zu
banden genomen. Allein hie zuom bericht verzeichnet. 2) D. h. eine
eigne Haushaltung gegründet haben. 3) Das Jahr der Verheirathung,
des Eintritts in die Haushaltung, hat Rvff meist ohne weitere Bemerkung
über den Namen des Betreffenden geschrieben. — Wo ein Todeskreuz steht,
bedeutet dies, dass der Betreffende ohne Nachkommen verstorben.
13*
196
Beilagen.
Stammbaum der Familie Ryff.
w
Gradus I
II
III
IV
A.
CLAUS
RYFF,
labte in
der husz-*
haltung
anno 1450,
sine 8ön
waren
B.
1488.
PETER, «
des rhats,
starb anno
1530.
Hein-
rich f.
1496.
D.
1510.
FRIDOLIN,
des rhats,
starb anno
1554.
1522.
Jacob.
1527.
Heinrichf.
1534.
Balthasar-)-.
Andreas. }H. Jacob +.
1540.
Hugo f.
E.
1526.
PETER,
freyamptman,-
starb anno
1550.
Catharina,
deren man
Hans Brandt,
des rhats.
Claus. — Fridolinf.
F.
154 [7]»)
THEOBALD.
des grichts,
starb anno
15&16J*)
Andres +1)
Magdalena,
deren man
C. Wollab,
amptman.
— Jacob2).
1552.
DANIEL,
des rhats.
Elisabeth,
uxor Christ.
Wiesti.
Martha,
uxor Cun.
Kellers.
Christoph,
amptman.
Cunrady
atnptmati.
Osualdj des
grichU, rhatta.
/ 1579.
JPetrus,doct
etprofet»,
1582.
Fridolin a).
C.
ANDRES
s
theobald«)
Susanna,
uxor Danielis
Bnrckhardi.
- Erasmns,
diaconna ad b.
Pein.
— Johannes,
•atiates.
1825
Reinhardt.
1629.
Daniel.
Friderica.
1629.
Peler.
Urania, uxor
Theod. Faleki«.
Jahel, uxor
J»c.WerenfeUi.
Gertrudis,
nxor Jac. Bier-
mmnni.
Dorothea,
nxor J. Hein-
rici Halekneri,
trihnni plebis.
— Andreas.
-üi
i.l
mal
J»<
pul
thai
Tili
tun
(Roä
Pct\
Red
Jac
Sal
Bei
D»i
*- 1
r|
tr
sc
a
«1
Ol
' 1574.
ANDKEA8, •
des rhats.
Apolonia,
uxor m. Eu-
sebii Martii.
Salome,uxor
Lux Martins.
Margare-
t h a , uxor Jo.
Ja. Luterbur-
gers.
Von der ursprünglichen Niederschrift des Peter Ryff sind die späteren Zusätze in folgender Weil
Druck unterschieden: Die späteren Zosätte des Peter Byff durch die grossere Cursiraehrift, die erste r«
fremder Hand ans dem 17. Jahrh. durch Nonpareilschrift, die »weite desgleichen durch die kleinere Cwnj
a) Die leisten Ziffern dieser beiden Jahreszahlen hat Byff nicht geseilt.
1) »Starb in ledigem standt, ein fenrich in Franckreich «. Wo ppenbuoch.
Jacob, der hier mit Keinem Kreuz bezeichnet ist (wohl aber in der Jugendgesc
Andr. K.)y hatte nach dem Woppenbuoch allerdings fünf Söhne, die aber all
scheinen gestorben zu sein, da es dort heisst, seine Freunde hätten ihm, als
geworden, eine Pfründe im Spital gekauft. Das Woppenbuoch führt tob seinen S
einen, Asemusz (Erasmus), namentlich auf, mit der Bemerkung: »Starb in ledig«
3) »Erzigt etliche söhn« sagt das Woppenbuoch, führt diese aber nicht auf. so we
Kinder des Peter. 4) Theobald verheirathete sich 1602 mit Gertrud Burckhardt
1 029. Die Ehe war mit 1 0 Kindern gesegnet. TonjolaG9.— Ueber die spateren Kyt
Beilagen. 197
Auf der Rückseite dieser Stammtafel , 8.8 des Manuscriptes,
hat der Bibliothekar Prof. Daniel Huber (f 1829) einen »Nachtrag
rar genealogischen Tafel anderseits , die Verbindung der Ryff- und
Sodn'schen Familien anzeigend« angebracht, unterzeichnet: DH. 1822,
iDec. 19. Dieser Nachtrag geht bis auf die Veronica Ryhiner, die
Stiefmutter des Herrn Christoph Socin. Dieser selbst hat dann noch
eine »Anmerkung zu obiger Geschlechtstafel <r beigefügt, in welcher
er nachweist , wie auch er von der Ryffischen Familie abstammt.
Wir geben hier den Inhalt der Huberischen Tafel , ergänzt nach
> Anleitung der Socinischen Anmerkung, und heben durch den Druck
diejenigen Personen hervor, die aller Wahrscheinlichkeit nach hin-
ter einander im Besitze unserer Chronik gewesen. Wir stützen uns
biebei auf die Socinische Anmerkung und auf mündliche Bemer-
kungen des Herrn Rathsherrn Prof. Peter Merian , dessen Mutter
leine Schwester des Herrn Christoph Socin gewesen, und auf dessen
Anregung dieser 8. Z. die Chronik der Öffentlichen Bibliothek ge-
schenkt hat.
Daniel Ryff, des Raths, verheirathet mit Ursula Zimmermann.
Peter Ryff, Med. Dr., Prof. Math., geb. 1552, Mai 8, gest. 1629,
Mai 19, verheir. 1. (1579) mit Anna Isengrien, 2. (1583) mit
Dorothea Wasserhuhn.
2.
Jäbel Ryff, vermählt an J. J. Werenfels , Pfr. zu Liestal, dann
zu St. Martin in Basel.
! I
iPeter Werenfels, S. Th. D. & Prof. und Antistes, geb. 1627,
Mai 20, gest. 1703, Mai 23, verheir. (1656) mit Marg. Grynäus.
Samuel Werenfels, Maria Werenfels, Johannes Werenfels,
S Theol. Dr. & Prof., verm. an Emanuel Ry- des Raths,
!geb. 1657, März 1, hiner, Handelsmann. geb. 1675.
>ge*t. 1740, Juni 1, un- | |
verheirathet. Peter Ryhiner, Anna Maria Werenfels,
Prof. Logices , geb. (einzige Tochter) , ver-
1692, Nov. 28, gest. mahlt an Abel Socin,
1771, Apr. 28, verh. den Handelsmann
t (1725) mit Veronica (geb. 1695).
Battier. |
| Abel Socin, Med. Dr.
Veronica Ryhiner, und Hessen - Hanau-
dritte Ehefrau von Dr. ischer Hofrath, geb.
t Abel Socin, kinderlos. 1729, Jan. 16, gest.
Belerisches Burgerbuch. Basel 1819. 8. 271 f. Gegenwärtig leben noch ei-
o:ee venige RyfT in untergeordneten Verhältnissen. Dagegen stammen eine
fcüs der angesehensten Basler Familien weiblicheraeiu von der Ryffischen ab.
4
198 Beilagen.
1808, verh. 1. (1763)
mit Maria Socin.
2. (1766) mit Salome
Burckhardt. 3. (1780)
mit Veronica Ryhiner. »
I
2.
Christoph Socin,
Handelsmann , ältester
Sohn, geb. 1 768, verh.
( 1 795) mit Gertrud Sa- io
ras in. Schenkt 1822
die Chronik an die
öffentliche Biblio-
thek.
IIb.
Die Ryffische Familiengeschichte1).
i&
[9] A. Claus Ryff ist der erste dises nammens, den ich ze
Basel husgehalten gefunden ; hatt sich der agricultur und gart-
nerey erhalten2), sol ordinari by Rymmelins myli3) gewonet
haben, umb das jar 1450. 20
B. Dessen eltester son Peter wonete in der Stein envorstadt
in der ferberey gegen der wäber zunft über am eck, darinnen er
dise hantierung sampt dem schurlitz- oder barchetwerck getri-
ben. — Umb das 1572 hab ich das Ryffenwappen, als vorstadt,
an einem hölzinen atubendürgestel , nach der alten manier ge- 25
schnitten, selbs noch gesechen. Er besasse under der ritter-
schaft und des adelß regierung ze Basel einen ersammen rhat.
Ist in der ernstlichen handlung der religionsreformierung näben
Jacob Meyeren, obersten Zunftmeister, und Jacob Götzen ein ,
deputierter gewäsen ; hatt vil mieh und arbeit deshalben usz- 30
gestanden, mit gefar sines lyb und gute die wäre religion helffen
promovieren.
1) Die Buchstaben A. B. C. u. s. w. verweisen auf den Stammbaum,
dem diese Notizen als Erläuterung beigegeben sind. 2) Auf der Stamm-
tafel im Woppenbuoch sind ein Weinstock, an welchem ein Karst und eine
Hacke lehnen, und ein pflügender Bauer abgebildet, darunter von der Hand
des Andreas Ryff die Bemerkung: Mit disem turnnier und obstendten rit-
terlichen wehren beiigen wir unseren uralten guotten adel. 3) Nahe dem
Mittelpunkte der grossen Stadt; der kleine Plats, der gemeinhin »hinter
der Rfimmelins-Münle« genannt wird, heisst jetit officiell »Rümmelinsplat».
Beilagen. 199
C. Dan als sin brfider Andres, welchem die religionsende-
rung heftig ze wider und dasz um antrib eines wibs, so in
der aptey Wettingen erzogen gewäsen, ist er1} usz der statt
hinus gon Riechen, so domalen der aptey noch z&stendig, ge-
bogen und aldo verbliben2), hatte obgenanter Peter Ryff dises
sines brudere son, Theobalden, zfi sich genommen, von wel-
chem wür alle solche Sachen der lenge nach oftermalen in specie
gehört, so in gemein in der Basel-cronic geschriben standt
■»] D. Peter Ryff verliesz 3 sön, deren der el teste, Fridolin
i) genant, stracks an sins vatters Stadt in einen ersammen rhatt
genommen, dem vatter an tagenden nit unglich. Wardt der
reformierten religion erster deputaten einer ; ist als man damo-
ien dasz new armbrustschützenhus uf s. Peters platz gebawen,
als sine insignia in einem fenster daselbsten uszwysen, anno
M6 schutxenmeister gewäsen.
E. Der jüngste, Peter genant, ist vor der reformation Orga-
nist im münster und mönch zun Augustineren gewäsen, nochin,
als er das closterläben , wie sonst auch andre mher, in ende-
rung der religion verlassen, sich in ein ordenliche huszhaltung
»begaben9) . Ist des stattgrichts freyer amptman worden, danäben
mit dem lin wattkauf und verkauf umbgangen.
F. Theobald Ryff begäbe sich in sinem eisten wegschei*
den von Basel in die riichskrieg und rhingräfischen hoffdienst,
in denen er ein gatte ziit verbliben, als die abscheidtsbrief,
* so noch vorhanden, ordenlichen uszwysen. Sins übrigen thuns,
im iegiment, gericht und hushaltung ist unser selbs memoria
and gedächtnus, das er in einem christenlichen ifer mänig-
licfaem zu gottem ze dienen und den sinen in sonderbarer gott-
41ikeit, bescheidenheit, auch frinddikeit und liebe vorlüch-
»tende, ein geziignus, so ze beschriben wol würdig.
1) Der Chronist hat die anfängliche Construction des Satzes vergessen.
2; Vgl. die Jugendgeschichte des Andr. Ryff in den Beiträgen Iä. 39.
Ganz anders berichtet hingegen ebenderselbe im Woppenbuoch : »Andres«
- war zuo Thann burger und in der Haushaltung, war mein Andresen gros-
*atter, muost der religion halben weichen, ward ungevohr ano 1523 in Basel
barger, nachmolen Wettiger Schaffner in Riechen, starb in Basel uad ver-
lies 2 söhn, Andreas und Theobaldum«. Dieser Nachricht, mit welcher auch
die Verse übereinstimmen . die Andr. Ryff den Wappen seiner Grosseltern
gegenüberstellt, wird wohl der Vorzug zu geben sein. Die Zahl 1523 er-
weckt jedoch Zweifel, da sie nicht zu dem auf dem Stammbaume der
Jugendgeschichte und auf dem des Woppenbuochs anffesebenen Todesjahre
1522 stimmt. Ist dieaes letztere richtig, so wird schon dadurch die Annahme,
sls sei dieser Altere Andreas aus Haas gegen die Reformation von Basel
fortgetoreü, unhaltbar. Dazu war vor 1522 keine Veranlassung. In Riehen
besmss das Kloster Wettingen ansehnliche Güter und Rechte, die es 1540
der Stadt Basel verkaufte, welche im J. 1520 die Hoheitsrechte über das
Dorf vom Bischof erworben hatte. (S. oben S. 24,20.) Brückner: Merk-
vunüakeiten 740. 749 ff. 3) Er heirathete 1526 Christiana Kolb, die aus
km fteinenkloster ausgetreten. Ochs V. 578.
200 Beilagen.
III.
Zwei Aktenstücke aus den Verhandlungen
zwischen Frankreich und den Eidgenossen
im Jahre 1516.
(Fridolin Ky ff 8. 73-83.)
Bald nach der Schlackt von Marignano (13. und 14. Sept. 1515}
wurden unter der Vermittlung des Herzogs von Savoyen neue Frie-
densverhandlungen zwischen Frankreich und den Eidgenossen an-
geknüpft und am 7. November1) auf einem Tage zu Genf durch
die beidseitigen Bevollmächtigten der Vertrag eines Friedens und
zugleich eines Bündnisses aufgerichtet, für dessen Annahme sich,
nachdem die Sache auf mehreren Tagen durchberathen worden war,
am 24. December zu Luzern die 8 Orte Bern, Luzern, Unterwaiden,
Zug, Glaru8, Freiburg, Solothurn und Appenzell definitiv erklär-
ten, während die 5 Orte Zürich, Uri, Schwyz, Basel und Schaff-
hausen, die wohl einen Frieden, aber nicht ein Bündniss wünsch-
ten, dieselbe verweigerten. Nachdem die dadurch hervorgerufene
Spaltung und Spannung zwischen den eidgenössischen Orten bis in
den Sommer 1516 gedauert hatte, kam man auf einem Tage in
Zürich am 26. August dieses Jahres überein, sich über einen neuen
Friedensentwurf zu verständigen und mit dem Könige über die An-
nahme desselben zu verhandeln (Ei dg. Absch. III. 2. S. 99S ff.).
Auf dem Tage zu Zürich vom 10. September wurde ein Entwurf
aufgestellt, und bald darauf begannen in Freiburg die Verhandlun-
gen mit den französischen Gesandten, an deren Spitze der Bastard
Rene von Savoyen, Gouverneur der Provence, stand. Am 29. No-
vember kam es ebendort zum Abschlüsse des ewigen Friedens der
Eidgenossenschaft mit Frankreich , durch den die entere die seit
dem J. 1512 verfolgte Politik eines selbständigen Eingreifens in die
italiänischen Kriege aufgab und der zugleich die Grundlage des
1) Actum in urbe Gebenensi septima die mensis novembris anno . •
1515. DuMont: Corps diplomatique IV. 220. Actum in urbe Gebenensi
septimo novembris anno subseauenti. Ei dp. Absch. III. 2, 1402. Mit
diesem Datum stimmt nicht recht, wenn bei Anshelm V. 2«» 7 der »Ab-
scheid zu Jenf«, der von dem bereits erfolgten Besiegeln der Urkunde
durch die beidseitigen Bevollmächtigten spricht, unterschrieben ist: «Be-
schlossen su Jenf uf den 3. tag november«. Wenn in den Eidg. Absch.
III. 2. S. 92S als Datum des Tages zu Genf einfach der 29. October an-
gegeben ist, so kann dies nur soviel heissen, dass er an demselben eröffnet
wurde.
Beilagen. 20 t
staatsrechtlichen Verhältnisses der Schweiz zu Frankreich für die
folgenden Jahrhunderte bildet. Den Verhandlungen, welche dem
Abschlüsse dieses ewigen Friedens vorangiengen, gehören die beiden
folgenden Aktenstücke an. Indem Fridolin Ryff sie in seine Chro-
& nik aufnahm , ist ihm ein doppeltes Missverständniss begegnet.
Einmal hat er nicht bemerkt, dass er es mit zwei selbständigen
Stocken zu thun hatte, er glaubte eine zusammenhängende Urkunde
vor sich zu haben und hat daher im Anschluss an die 21 Artikel,
des ersten Stackes die Absätze des zweiten bis auf 27 fortnumeriert.
10 Sodann hat er das Ganze für die Urkunde des im J. 1521 abge-
schlossenen Bündnisses angesehn und an der entsprechenden Stelle
in den Text seiner Chronik eingereiht (s. oben S. 27). — Wenn
wir die beiden von Ryff mitgetheilten Aktenstücke mit den in der
Amtlichen Sammlung der älteren Eidgenössischen Ab-
is schiede m. 2 an den betreffenden Stellen abgedruckten zusam-
menhalten, so wird sich uns Folgendes ergeben: Auf dem eidge-
nossischen Tage, der am 10. September in Zürich abgehalten wurde,
wurde, wie eben bemerkt, der Entwurf zu einem neuen Friedens-
vertrage mit Frankreich aufgestellt (Abschiede S. 1002. Nr. 677 h).
M Dieser Entwurf ist sonderbarer Weise in den Abschieden nicht
S. 1004 in der Anmerkung zu Nr. 677 h, wo auf ihn verwiesen wird,
sondern auf S. 1008 in den Anmerkungen zum Tage vom 27. Septbr.
abgedruckt, wo er durchaus nicht hingehört. Auf diesem letzteren
Tage, der zu Freiburg abgehalten wurde, verständigte man sich,
25 nachdem mittlerweile die Verhandlungen mit den französischen Ge-
sandten begonnen hatten und deren Ansichten vernommen worden
waren, über einen neuen Entwurf (Ab seh. Nr. 679 n), und die-
sen neuen Entwurf haben wir ohne Zweifel in dem ersten der von
Ryff mitgetheilten Aktenstücke zu erkennen. Wie wir aus den Ver-
» handlungen des Tages vom 27. September vernehmen, hatten die
Franzosen unter anderem auf mehrere Bestimmungen, die der erste
Entwurf enthält, nicht eingehen wollen, auf eine Amnestierung des
Galeazzo Visconti und auf die Auszahlung einer Geldsumme an den
Herzog von Württemberg. Die beiden betreffenden Stellen des ersten
% Entwurfes (Art. 15 und Schluss von Art. 10) fehlen in dem Ryf-
fischen, dagegen finden sich daselbst zwei Artikel (13 und 14),
gegenseitige Hilfsleistung der beiden Parteien betreffend, einen Punkt,
auf den , wie wir aus den nachfolgenden Verhandlungen ersehen,
die französischen Gesandten einen hohen Werth legten , und den
4o sie wohl sofort beim Beginn der Unterhandlungen werden zur
Sprache gebracht haben. Im übrigen fehlt noch in diesem zweiten,
Ton Ryff mitgetheilten Entwürfe eine für den Cardinal von Sitten
nachtheilige Clausel des Artikel 7, die sich im ersten vorfindet,
es fehlt bei der Festsetzung einer Amnestie für einige Anhänger
45 des Maximilian Sforza der Satz: »also das sy on alle entgeltnusz
wider zu dem iren körnend«, es fehlt endlich der 17. Artikel des
ersten Entwurfes, der den Schwyzern eine Genugthuung für die im
ii
H
202
J. 1510 verübte Ermordung ihres Läufen zusicherte, sonst stimmen
beide fast wörtlich überein. Steht, wie oben bemerkt worden und
wie sich aus dem Gesagten ergiebt, der in den Abschieden zu
Nr. 679 n abgedruckte erste Entwurf dort nicht an seiner richtigen
Stelle, so finden sich dagegen ebendort (S. 1010) mit vollem Recht s
die Zusätze , welche in den zweiten Entwurf hereingebracht worden
waren, nämlich die Artikel 13 und 14 und der Schlusssate,
die in demselben Abschiedbande des Luzerner Staatsarchive«, ans
dem jener erste Entwurf entnommen ist, für sich verzeichnet stehn.
Wir haben in der Variantencolumne die Abweichungen|sowohl u
des ersten Entwurfes, als auch dieser Abschnitte des zweiten von
dem Texte Ryffs angemerkt und hiebei den ersteren mit Abjsch.
a, die letzteren mit Ab seh. ß bezeichnet. Da die Abschrift Ryffs,
wie die meisten seiner Urkundenabschriften, entweder nach einer
ganz schlechten Vorlage oder mit äusserster Nachlässigkeit gemacht u
ist, so musste bisweilen sein Text nach dem der beiden obigen
Stücke ergänzt und verbessert werden. Die betreffenden Stellen
sind in [ ] eingeschlossen. Wir sogen es vor, sie unverändert her-
überzunehmen , statt sie in Dialekt und Schreibart dem Ryffiechen
Texte anzubequemen. — Von den Varianten haben wir dialektische »
Verschiedenheiten gar nicht, geringfügige Abweichungen im Aus-
drucke nur ausnahmsweise berücksichtigt.
Wenden wir uns zu dem zweiten der Ryffischen Aktenstücke.
Das Aufstellen der Artikel 13 und 14 des neuen Entwurfes hatte,
wie wir aus Abs eh. ß erfahren, einen »Spana hervorgerufen« Die »
fünf Orte wollten wohl von einem Frieden, aber nicht von einem
Bündniss wissen, jene Artikel aber gaben dem Vertrage wieder
mehr den Charakter eines Bündnisses. Um ihrem Widerspruche
Rechnung zu tragen, entwarfen die 8 Orte in Verbindung mit den
französischen Gesandten eine neue Fassung der betreffenden Artikel, 30
welche den eidgenössischen Orten das Recht gab, den Zulauf ihrer
Leute zu den Fahnen des Königs zu beschränken und die Ver-
pflichtung des Königs zur Hilfeleistung an die eidgenössischen Orte
nicht nur für Kriege, in welche sie »dieses Friedens wegen«, son-
dern für alle Kriege , in die sie gerathen würden , » von welchen *s
Ursachen wegen es geschehen möchte«, festsetzte. Zugleich wurde
ausgesprochen , dass diese beiden Artikel, sowie noch zwei andere,
nicht wie der übrige Theil des Friedensvertrages auf ewig, sondern
nur ein Jahr über den Tod des Königs hinaus, dauern sollten.
Schliesslich wurde dann aber beigefügt, dass auch, wenn die 5 Orte «*
den 13. Artikel nicht annehmen wollten, ihnen dieses freistehe,
der König werde ihnen dennoch die Pension und das Reisgeld (die
Kriegskosten) geben, nur möchten sie den Frieden im Uebrigen anneh-
men und die Ihren nicht den Feinden des Königs zuziehen lassen. —
Dieses ist der Inhalt eines Aktenstückes, das Abschiede S. 1018 f. tf
abgedruckt ist unter der Ueberschrift : » dis sind die nachgenannten
artikel des fridens uff sant Lucas tag (18. October) , die man den
F
Beilagen. 203
fünf orten sageschickt hat in einem missiv«, und das wir als
Abfch. y bezeichnen wollen. Mit diesem stimmt das zweite
Aktenstück bei Ryff aberein , mit dem einzigen Unterschiede (ab*
gesehen von kleinen Abweichungen im Ausdrucke und nachweis-
i liehen Fehlern des einen oder des andern Exemplare) , dass hier an
iwei Stellen {». unten), wo von den Eidgenossen, mit denen der
Friede abgeschlossen und denen die Pension gezahlt werde, die Rede
&, hinzugefügt wird »und ir (bez. und den) zugewantent. Ausser-
dem hat Ryff noch einen Schlusssatz, der Ab seh. y fehlt, betreffend
»das Versprechen des Bastards, sofort nach Abscoluss des Friedens
den 5 Orten und den Zugewandten ihren Antheil an den Kriegs-
kosten und die erste Jahrespension auszuzahlen.
Die Bemühungen, die 5 Orte, welche »einen erlichen, unhilf-
lichen und bestendigen friden« wünschten (Absch. 8. 1022.
i»Nr. 684 f.), zur Annahme des 13. Artikels, mit welchem natürlich
auch der 14. stand oder fiel, unter irgend welcher Form zu bringen,
waren vergeblich. Der Bastard bestand darauf, dass, wenn dieser
13. Artikel nicht aufgenommen werde, der 12., welcher beiden
Theilen verbot, den Feinden des anderen Theiles Vorschub zu lei-
»sten, eine schärfere Fassung erhalte (Abschiede 8. 1019 ff.).
Dies geschah, und am 29. November wurde der Friede abgeschloe-
ten, mit Weglassung jener Artikel, welche sich auf eine gegen-
seitige Hilfsleistung bezogen. — Freilich gelang es 5 Jahre später
den Franzosen, 12 Orte zum Abschluss eines Bündnisvertrages zu
s bringen, zum grossen Bedauern unseres Ryff und vieler Vaterlands-
freunde. Nur Zürich, durch Zwingli's Einfluss bestimmt, blieb dies-
mal fest').
1.
1. Zum allerersten sol hin, tod und ab sin [die vereinung],
»so unser eydgnoeen von den acht ortten mit Franckirich haben
gemacht2}, und deshalb die brieff herusz geben und abthon
werden.
2. Zum andren sollen durch [dise nachvolgende] mittel hin
and ab und gentzlich befrid und grient und geschlicht sin all
»fechten und fyndschafiten , desglichen all handlungen, clegten
und ansprachen, so [sich] usz sollichem krieg vom anfang bisz
off disen tag zwischen beyden [74] teillen thon haben verloffen
».de« TimaMi H«. 33. die Bodfcgelosne Ha. 36. »sieht fehlt in der Ha.
37- »tfcon« fehlt in Absch. u.
1. S. ober die ganse Angelegenheit ausser den Eidgen. Abschie-
den namentlich die Berner Chronik von Valerius A nahe Im (gedruckt
Hera 182$— 1833), von neueren Bearbeitungen R. Glutz-Blozheim: Ge-
buchte der Eidgenossen (Forte, von J oh. Müller), Zürich 1816 und W.
Gisi: der Antheil der Eidgenossen an der europäischen Politik 1512-151«.
Schiffhausen 1866. 2) Der Genfer Friede.
204 Beilagen.
und begeben, es «y mit todschlag, [roub], brand oder in andren
weg , also und der gestalt, das von deswegen dwetder parthy
die andren für sy noch die iren in kein künftigen zitten keinsz
wegs solle harsuchen, betrüben noch anlangen, doch vorbehal-
ten und uszgelosen Sachen und clegten, so iemans sunders hetty &
und usz disem kriegen und iren [anhengen] nit sind endstan-
den noch erwachsen, wem und welchem die mochten zuston.
3. Zum dritten sollen beyd parthygen gefangenen, die
[syend uff] dem land oder mer, in schlosen, stetten oder an-
derschwo gefangen oder verkoufit, on alle Schätzung und end- \i
geltnusz gelediget werden, und sol man sy on all beladung
sicher und wyder heim losen.
4. Zum fiertten sol der künig unsz eydgnosen harusz in
unser hand antwurtten und geben den tractat zu Gallaron1
uflgericht, dogegen sollen wir eydgnosen dem künig hinuszgen d
und uberantwurtten den brieff des fridens vor [Tision]2) ge-
macht, [deszglichen ouch den tractat zu Galleran] , darneben
sollen ouch beyd teil die bündnuszbrieff, her Maximilian Bforcia
betreffen, zerbrechen und unnütz machen.
5. Zumfunfften: [betreffend] frigung der zollen, geleytdenaj
und ander beschwerungen [und Schätzungen, ouch wie man
spenig Sachen] und ansprochen sol berechtigen, sollen dieselben
arttickel usz den capittlen, mit künig Ludwigen von Franck-
rich von des herzigthumb von Meiland wegen und unsz eyd-
gnosen gemacht, gezogen und hierin beschriben und also bracht v>
werden 8) .
6. Zum sechsten sollen die ansprechenden knecht unser
eydgnoschafft4) um ir sunder ansprochen, so sy an den künig
1. »roub« fehlt in der Ha. 6. anfangnen Hs. 8. snmenusi Hs. 11. beleydiffunff
▲ b s o a. a. 12. Immb kenn and komen Absch. a. 16. »Tision c fehlt H s. 17. »fou-
{liehen — Galleran t fehlt He. 18. Sfortia Absch. ». 20. »betreffend« fehlt Ha.
1 . »und — nehenc fehlt H e. 25. »und« vor »also« fehlt A b s c h. o.
1) Am 8. Sept. 1515 war iti Gallarate zwischen den Boten des fran-
zösischen Königs und den Bevollmächtigten der im Felde liegenden Eid-
genossen ein Friedensvertrag abgeschlossen worden, der aber nur von dem
einen Theile des Heeres, der in Domo d'Ossola lag, angenommen, von dem
andern, der in Monza lag, dagegen verworfen wurde. Dieser letztere zog
hierauf nach Mailand und lieferte bald darauf die Schlacht von Marignano.
2) Am 13. Sept. 1513 schloss der Statthalter von Burgund, La Tremouille,
mit den Kidgenossen, welche Dijon belagerten, in trügerischer Weise einen
für sie sehr günstigen Frieden ab, der aber vom Könige nicht anerkannt
wurde. 3) Am 16. Juni 1503 erneuerte Ludwig XU. als Herzog von
Mailand, nachdem er im Frieden von Arona, 11. April 1503, Stadt und
Grafschaft Beilenz an die Länder Uri, Schwyz und Nidwaiden abgetreten
hatte, mit den eidgenössischen Orten' das Mailänder Gapitulat. Absc h. III.
2. S. 1308. 4) Leute, die in französischem Dienste gestanden und rück-
ständigen Sold anzusprechen hatten. Nach der Eroberung Mailands durch
Ludwig XII. im J. 1500 spielten diese Forderungen der »ansprechenden
knecht« oder »ansprecher« eine grosse Rolle und trugen neben den An-
sprüchen der Urner mit dazu bei, den König mit den Eidgenossen zu ver-
feinden. Glutz-Blotzheim 183 ff.
Beilagen. 205
haben und nit usz disem krieg sind endsprungen, ir recht
haben und suchen, wo sy des nit wellen enberren, noch sag
der capitlen, so hie [75] noch um all rechtfertigung eygendlichen
begriffen werden.
j 7. Zum sibenden sollen alle die, so noch datum der ca-
pittlen, zwischen künig Ludwigen und unsz eydgnosen Mei-
landz halb uflgericht, von unsz eydgnosen in pündnisz und
burgrecht sind angenumen, sich derselben frigungen, ouch
rechtfertigung geniesen und sich der ouch also fröwen und
it gebrochen, doch uszbeschlosen alle die, so userthalb den mar-
chen der eydgnoschaift und einer andren nacion und sprachen,
den tutschen, und [nit] unsz eydgnosen verpflicht sind.
8. Zum achten sollen den koufflütten und untherthonen,
so von unser eydgnoschaift [sind], vorbehalten sin und bestattet
verden all prifilegia und sunder fryheitten in der stat [Lyon!,
ob innen einiche von den künigen von Franckrich sind geben
und verliehen, noch irem inhalt1).
9. Zum nünden sol der künig von Franckrich die begno-
den und sy wyder zu dem iren kumen losen , so von dienst-
barkeit wegen Maximilian Sforcia in Tutschland haben kert
der sich in schlosen Meyland, Lowertz2), Lucarisz3) und an-
derschwo haben endhalten, und besunder her Fridrichen und
die ander groffen von Aronenen, Jocopen Pfillip Sacura doctor4) ,
Gabriel Martely, Tschan Petter Deriba, her Petter Postola,
r her Jocob von Gaberren , Bernhartin Moresin mit sinnen sün-
"nen Bastian und Jeronimus von Lugan und all ander, so usz
gemelter Ursachen den künig haben erzürnnet.
10. Zum zechenden sol der künig von Franckrich unsz
X dergemeltencapitelAb8ch.ee. 10. UBge schlössen der cardinal und ietzigen
Hschofvon Sitten, der sinen sita usxerhalb einem bistnmb hat, oueta
alle die u. e. w. Absch. ct. 12. mit He. In Absch. a folgt noch: Wo aber ein
bischof von Sitten in einem biistumb und nit anderechwo einen sitz
hat, eol er hie mit nit nsgeec blossen ein. 14. ssindc fehlt Hs. 15. han
Hs. 21 . in den schlössen A b b c h. a. 23. Joe pe Hs. 26. besunder herren Pri-
dürichen nnd die andern grafen von Arona, Jacob Phillip Sacrnm doctor, Gabriel Marcel-
lus, hern Peter Paeterle, her Jacoben vonttaloren, Johann Peter deRipa von Löwin, ßern-
fcsrdin Moresin mit sinen sunen Baptist nnd Jeronimo von Lnggan, Marc um Antho-
ni n m und all ander u. s. w. A b s c h. «. In der deutschen Passung des Friedens- und Bund-
nissvertrags, welche die Boten von dem Tage zu Genf (1515, Oct. 29) heimbrachten, halset
w: »besunder herren Galeazzen Visconten, herrn Fridrichen und die andern gra-
fco von Arona, Jacoben Philipp Saccum dootoren, Gabrielen Marcellei, herrn Petern
Pasterle, herrn Jacoben von Galeran, Johann Petern de Bipa von Löwin, Bernhardin Mo-
iwin mit einen sfinen Baptisten von (lies: und) Jeronimum von Lugan und all ander«.
(Ei d g. Ab s c u. III. 2. S. 930. 931.) In der lateinischen Ausfertigung des Genfervertragej*
(1515, Dec. 24): et maxime dominum Federieum et oeteros eomites Arone, Jaeobum Philip-
pun Sacrum doctorem, Gabrielem Marcellinnm, dominum Petrum Pasterle, dominum Jaeo-
bum de Galler», Joannem Petrum de Ripa de Luino, Bernhardinum Moresinum cum suis
ftliia Baptieta et Hieronymo de Lugano et alios onines (Ei dg. Absch. a. a. 0. 6. 1399).
27. In Absch. a folgt noch: also das sy on alle entgeltnusx wider in dem
iren körnend.
1] S. über den früheren Plan, die Messe, die von Genf nach Lyon
ragen worden war, wieder dorthin iu verlegen, Ei dg. Absch. III. 2.
636. S39. 654. 736. 745. 754. 2) Lugano. 3) Locarno. 4) Bei
Anshelm V. 161 unterschreibt er sich am 31. Aug. 1515: Doctor Jakob
Philipp Sack, des herzogs von Meyland bott (bei den Eidgenossen) .
206 Beilagen.
eydgnosen für unser schaden, so wir in dem zug [vor Disiou]
haben erlitten, geben und bezallen fiermolhunderttu&ent kron-
nen1), desglichen für den [76] schaden und kosten, so wir iefa
in Meiland im feld gehebt haben, drümolhunderttusig kronnen,
und die bezallen, nämlich uff den ersten tag des jenners nechst t
zweymolhunderttusig kronnen, und dornoch alle jor uff den
selben tag sovil, und zuletst einmolhunderttusig kronnen, bis«
sollich sibenmolhunderttusig kronnen beaalt werden. Ouch sol
der künig sollich bezallung zu ieder zit thun zu Bern in sim
kosten, und sollen wir eydgnosen von sollicher beyder stucken u
wegen an [den küng] nüt me fordren. J
11. Zum elften: domit diser frid und bericht dester be-
stendlicher sig, so sollend wir zu beyder sitten für disz hin mit
unseren [rychen,] herschaften, land und lütten, underthonnen,
inwonneren und gebietten gegen und mit einandren fridlirh is
und r&wig leben und einander mit keinner schmoch, mit kein-
nem krieg oder mit einicherley [unredlicher] beschwert in ein-
nichem weg nit beladen, betrüben noch beleydigen, sunder ob
ein deil oder sin untherdonnen [zu dem andern teyl oder sinen
underthanen] iitzit zu fordren oder zu sprechen gewune, so sol »
dem begerenden und anrAffenden theil das recht gehalten und
harstattet werden, noch form und wisung der capittlen, so um
all sollich sachen hienoch eygentlichen begriffen werden, alsz
dovor ouch harluttert ist.
12. Zum zwölften: domit gutter fridlicher wil und mey-u
nung [gesehen] und erkent wert, sol dwetder theil der andren
parthy fygend wissenlich, oder so sy des bericht wurt, endhal-
ten oder in iren gerichten und herschafften und gebietten dul-
den. Es sol ouch doby dwetder theil die sinnen wyder den
andren losen louffen, und wan not ist, das ernst- [77] lieh ver-s»
kumen, und ob es dowyder bschech, die by schwerer pen und
stroff wyder abfordren.
13. Zum druzechenden : und wiewol disz ein [warer he-
stendiger] frid zwischen beyden theillen, alsz wir ouch das
verstand und vermeinent, sin sol, nüt dester minder wellen»
wir eydgnosen obgenant usz kraft disz fridens und frundschatft,
1 . »ror Diaion« fehlt H a. 8. krönen genilich salt A b ■ c h. o. 9. iu iedem sil A b s c h.
ö. Ohne Zweifel hat aaeh In der Vorlage RyfPs so gestanden. 11. den stock He. h
Abech. a folgt noch: damit ouch der hersog von Württemberg der guten
dienst, so er einer eydgnoschaft bewisen, belont* onch sins gehepten
costens ersetzt werd, so sol der kling von Frankrieh schuldig sin im
su geben ackttnsent krönen und sinen reysigen sweitnsent krönen.
S. Anm. 1. 14. lütten, richtren Hs. 16. nüt einander Hb. 17. rechlichen Hs
19. >sn — naderthaaenc fehlt H s. 23. Statt »sollichc : rechtlich Abech.«. 26. geetbo-
chen H s. 31. Statt »ob es dowyder« : ob es darüber A b s eh. a. Wohl das Richtiger*.
33. Diebeiden folgenden Artikel linden sich in dem Entwürfe Abs eh. a nicht, anste-
hen aber Ab seh. ß. Es heisst dort: »der 13. artikel, darum der span was, und wiewol«
u. s. w. 8. das oben 8. 202, » ff. Bemerkte. worre beetandung Hs.
1) Diese Summe war im Frieden von Dijon für die Eidgenossen au*-
bedungen worden, sowie für den Herzog von Württemberg 8000 und für
seine Reisigen 2000 Kronen.
Beilagen. 207
ouch von semlicher eum gelte wegen nit schuldig noch ver-
bunden sin zu geben demselben cristlichen künig einicherley
hilff, so aber wir mit eygnen kriegen nit beladen werend, und
alssdan unser underthonnen irs gntten willens wellen ziechen
i in dienst und soldung des genanten künigs, werden wir sy nit
ireii, sunder losen louffen im trüwlich zu dienen. Doch wo
sich [obgemelte] beladnusz unser eygner kriegen begeben wurt,
mögen wir in sollichem [val] innen verbietten und sy abfor-
dren ; und so also unser untherthonnen, so wir nit eygen krieg
» hetten, ziechen wurtten in des künigs dienst, also sol sich dan
derselbig her by krafft des tratatz des firidens und frundschaflt
nit mögen gebrachen [derselben] unser underthonnen zu Über-
ziehung unser eydgnoschafft oder pündgnosen. Ouch wurt er
nit sollen über der unseren gutten willen über mör losen po-
»syeren noch [ouch sy] doruff setzen.
14. Zum üerzechenden : dogegen und domit küniglicher
[mt.] gnedigen wil verstanden und vermerekt werd, wil sin
königlich magiestat, wo die obgemelten eydgnosen dysz firidens
mit iemans zu krieg und wyderwertigkeit kument, das er alsz-
i (lan gemelten eydgnosen hilff thun und getruwlichen [78] erzey-
gen sol mit einner zall fünffhundert lantzen und tusig bögner,
vereechen und georttnet mit eim zimlichen und noturfftigen
gschütz, in sim kosten und schaden, [wölhs sin mt.] nit sol
abschlachen noch wyderruffen, ungehindert ob sy mit eygnen
» kriegen were beladen, und um disen arttickel besorgen und
versicheren, alsz ieder bot wyder weist zu sagen.
15. Zum funffzechenden so sollen unser beyder theillen
und unser pündgnosen in beyder theil landschafiten und krei-
sen, posesen koufflüt, botten, dienner, bilger, underthonnen
»und verwantten, in wasz wirden, standz und wesens die sind,
mit iren lyben, guttren, kouffinanschafften in allen unseren
landen und gebietten allenthalben, wo das ist, fry und sicher
zu und von einander gon, handien und wandlen und ir ge-
werb und gescheut üben und brachen on einiche beleydygung
tt und schmoch und on einiche nüwerung der zollen und andren
beladnusen, anders dan von alter har sit und brüchlich ist gsin.
16. Zum sechtzechenden wil der kunig unsz eydgnosen
usz sundren gnoden die pencion der zweytusig francken jerlich
iedem ort geben.
7. obgeuetter Hs. 8. wol He. 12. dieselben Hb. 16. »ouch sy« fehlt Hs.
. 17. alss H s. 18. üb frids wegen A b b e b. ß. 19. Vor »das er« schiebt A b s c h. ß
noch »gegen wen den were« ein. 21. lanaen oder kfiriser A b b c b. ß. 23. welebe sum
«t flu. 27. Znm dryzeebenden Ab« eh. «. 28. theillen nnd nnd Eb. »in —
posesen« feblt A b s c h. a. 39. Znm ?iersechenden ist davon geredt, ob nach war, da«
der kung uns eydgnosen nsz sunder gnad nnd nacbpnracbaft die pension der 2000 franken
jirlich iedem ort geben wöll, laez man beschechen. Ab 8 eh. <t. Hierauf folgt eben dort:
Xvm funfzeehenden iat von berrn Oaliatsen wegen geret, das man im
■ chaldig syg an helfen, damit er ouch erlicben befriedet werd und
wider zu dem einen komme, diewil er deeh da* nmb uns eydgnoasen
«ol hab verdient.
208 Beilagen.
17. Zum sibenzechenden : alsz ouch hievor zu Bern und
anderschwo an die kuniglichen röt und ietz aber [die bittj ge-
thon unser lieben pundgnosen, her apt und stat Sant Gal-
len, Mülhusen und Rotwü und ander, mit einner pencion [usz-
zerichten], diewil sy ir lib und gut biszhar trüwlichen zu unsz
gesetzt, ouch zu bedanck [genumen], und aber der basthart
des nit gewalt [hat], haben wir gemeltem [79] basthart anzeigt, das
wir unsz gegem gemelten künig der werschaiR annemend, di-
sen, ouch andren, zweytusig jerlich für ein pencion zu geben
und noch unser, der ortten, gutduncken under sy zu theillen,
das gemelter her basthart an den künig förderlich zu schriben
angenumen hat, gutter hoflhug, er wert do unsz nit versagen \:
18. Zum achtzechenden: von wegen der schloser Lou-
wertz und Lucarisz, ouch des Meintalsz mit aller ir zugehört
ist bered, das der künig unsz die wal sol losen eins jorsz fryst,
ob w.ir die schlosz dannethin behalten wellend oder die drü-
molhunderttusig kronnen dofür nemen und im die schlosz zu-
stellen wellend. By sollicher unser wal es gentzlich blipen sol.
19. Zum 19. sollend dennen von Benetz, [Lowers] und
Lucarisz und dennen im Meintal und allen dennen, so zu in- 1
nen gehören, vorbehalten sin und bestettet werden all ir pri-
filegien und sunder fryheitten, so sy von zollen, saltzkouff.
gabellen und ander Sachen wegen biszhar von [einem] herzei-
gen von Meiland und in demselben herzogthum gehebt haben,
also das sy hinfiir gentzlich doby blipen. 1
20. Zum 20. so behalten wir eydgnosen unsz in disem
friden vor unser helgen vatter, den bopst Leonem den zechen-
den, den helgen stul zu Rom, die keiserliche magiestat [,das
heilig römisch rieh], das durchluchtig husz Oestrich, die durek-
lüchtigen [herzogen von Savoy und Würtemberg, den durch-
luchtigen] herren Lourentzium [und das hus] de Medicis, den
stat und comun zu Florenz, [den] herren von Weree, mar-
1. Dieser Artikel findet sieh A b so h. a nicht. Da der Text bei Eyff sehr fehlerhaft ist
srind an einigen Stellen Worte, wie sie der 8inn etwa erfordert, eingefügt nnd durch [ J
bezeichnet, statt »unseren lieben pnndgnosenc ist »unsere n. s. w. gesetst worden.
13. Znm sechtechenden Ab seh. a. Ib. Nun folgt Ab seh. n: Zun sibeniecheo-
den sol der hftng unser eydgnossen von öchwyt ein abtrag thun nrnb
ir bnchsen nnd sohmach. Es besieht sich dies auf die im J. 1510 bei Lugano sUtt-
Stfundene Ermordung einiger eidgenössischer Laufer durch die Fransosen und den Spott,
er mit den Lauferbnchsen getrieben wurde (s. namentlich Anshelm IV. ISS), eis*
Schmach, die namentlich von Schwvs tief empfanden wurde und wesentlich tum Aus-
bruche des Krieges mit Frankreich im J. 1511 beigetragen hatte. 19. Znm achtzechrn-
den Absch. o. Löwin Hs. 23. ouch Hb. 26. Zum nünzechenden Absch. a
28. des helgen römischen rieh H s. 3Ü. »hersogen — durchluchtigen« fehlt H s. Man
kann aber, gestutzt auf den Wortlaut des definitiven Friedensvertrages vom 29. Nov. lälfi
(Abschiede DI. 2. 1410) unbedingt annehmen, dass diese Worte in der Vorlage BrfT* ge-
standen und dass er von dem einen »durchluchtigen« auf das andere übergesprungen
31. des huses Hs. Vgl. auoh hier den Wortlaut des definitiven Friedeasrertrage^
32. dos Hs. Vergier Absch. a.
1) Vgl. Artikel 10 des »ewigen Friedens« (Absch. S. 1409), wo Abt
und Stadt St. Gallen sowie Mülhausen als bedacht erwähnt werden. Ueber
HottweiU Versuche, noch etwas zu erhalten, s. daselbst Nr. 695 e. S. 1037.
y
Beilagen 209
schalck in Burgunn, unser [alt] pünd und [all] andren, mit den-
nen wir pündnus und bericht haben.
21. Zum 21. und nochdem und wir [gemeint], das sollich
bericht und abred disz ietzund künigs leben [so] lang und ein
jor dornoeh werren solt, haben die obgemelten herren gantz
trungelieh begert und frinüich gebetten, das man solliche frund-
a-hafit zechen jor noch des künigs thod [lasse] werren und be-
>tan. Sol hierüber ieder bot mit gewalt zu [antworten] wyder
barschinnen.
2.
Als inn dem ersten capittel des fridens anzeigt ist, das die
[vereinung], so zu Genf! gemacht ist zwischen dem künig und
unsz den acht ortten, hin, tod und ab sin, also vermeinent
und wellen wir obgnantten eydgnosen, das diser tratat allein
ein uffrechter und bestendiger frid und nochburglich frund-
sehafft und nit ein Vereinigung oder pundnisz geheisen sin und
blipen, [ouch uns] zu einner hilff gegen dem künig weder von
des fridens noch ouch von [vor] oder nochbestimpter sum geltz
wegen verbinden oder verpflichten sol. So aber wir eydgnosen
mit eygnem krieg nit beladen werren und danmollen obgemel-
tem künig in sim künigkrich, besitzungen und landen [und]
herschafften krieg zuflellen, ob dan die unseren irsz eygnen
willens für sich selbs zu sinnem dienst begertten zu ziechen,
*o sol derselb her künig vor allen dingen sollich unser knecht
an [uns] fordren und wir dennocht nit schuldig sin, die oder
iemand zu schicken, dan allein gestatten, das die, so also für
sich selb gern ziechen wolten, doch in kumlicher zall, zu sin-
nem dienst zukummen. Ob aber der uffbruch oder zulouff
zu grosz sin wolten, so möchten dan wir eydgnosen weren
und bisz uff ein bescheidne zal abstellen. Der künig sol ouch
die unseren in krafft des fridens wyder kein unseren pünd-
gnosen, so zu disem friden vorbehalten sind, [si] die zu uber-
ziechen, füren noch brachen losen, ouch die unseren on iren
gutten willen nit uff das mör setzen. Ob aber dorzwischen wir
eydgnosen krieg gewunnent, so möchten wir die unseren, so
alsz hinzogen werren, wydrum abfordren, und sol der künig
unsz die on Verzug wyder zukumen losen.
Und domit des aller cristlichen künigs gutter fründlicher
1. alle Hs. »all« fehlt H s. 2. pnndtnisz, burgrecht and Yerst&mtnisz haben A b s eh. «•
Hkmit schliefst A b s c h. a. Der folgende Schlussartilcel steht, jedoch ohne Numerinmg,
Ab • eh. ft S. 1011. 3. genennt H s. 5. Statt »gantz trungelieh« hat A b s c h. f : trftw-
lich 7. losen Ha. 8. Aber antwnrtten H s. 11. Zn dem dryzechenden als Abs eh. y.
\X versnng Hs. 15. nachpurlich Ab seh. r. 16. genempt, geheiszen Ab seh. y.
17. »ouch ans« fehlt Hs. 18. »vor« fehlt flg. 21. besizenden landen Abs eh. y.
»tmd« fehlt H s. 25. »nns« fehlt H s. fordern und begeren Ü s. im die A b s c h. y .
& »das« fehlt A b s c h. y. 29. den weren A b s c h. y. 34. Mit »ob« beginnt in der
Hs. ain nouer Absatz, der mit 22 numeriert ist. 38. Zu dorn 14. damit A b s c n. y. In der
Ha. ist dieser Abeatz mit 23 numeriert.
BmWt Chroniken. I. 14
810 Beilagen.
und geneigter wil gegen gemein eydgnosen gemerckt wert, alaz
er ouch dieselben im zu sinnen allerliebsten fründen erweit bat,
so wil er usz volkumenheit einer gnoden innen die frundschafft
erzeygen und schuldig sin: wo dTe eygnosen mit iemant, wer
der were, ouch von welcher ursach wegen es beschechen möcht, 5
zu krieg kement, innen uf ii erfordrung sin getruw hilff zu-
senden, nämlich fünfhundert wolgerüster küriser und tusent
wol&erüster bögner mitsampt nofcirföigem und zimlichem ge-
schutz, alsz in siner magiestat kosten, so lang und der eyd-
gnosen krieg wert, ungehindert, so schon sin magiestat ouch 10
eygen krieg hat.
Und domit diser fnndlicher frid und nochbufliche frund-
schafft durch kein argenlist des bösen vigens betrübt wert, ist
lutter abgered und beschlosen, das der zwischen der krön
Franckrich und gemeinen eydgnosen in allen articklen ewigk- 15
liehen beston spi, ungenumen der drüzechen oder fierzechen,
ouch der sechzechen und 17. artickel: dieselben sind angenu-
men des bemelten cristlichen künig Frantzisgus leben Lang und
ein jor dornoch. Alsz [dann] sollen die pencionen und wasz
dieselben capitel anzeygen, hin und [82] ab sin, doch disem*2o
ewigen fxiden in ander weg unschädlich ouch unferzygen; ob
aldan der künffig künig wytter begert mit der eydgnoschafft
dieselben fier arttickel zu ernüweren, das. sol dan an beyder
parthygen ^utten willen stan.
Und wiewol diser frid und nochburlich frundschafft uff die »
1 3 ort und ir zugewanten gemeinlich gesetzt ist, nit dester min-
der, ob unser lieb eydgnosen von Zürich, Ury, Schwitz, Basel
und Schaffhusen, so biszhar mit Franckrich nit gefrid haben,
den drüzechenden arttickel ir knechten halb nit wellen anne-
men oder dorin gon, so ist mit dem basthart so vil gered, das »
er nochgelosen hat, das es innen heimstand, den iren zu ver-
bietten und sy doheimen behalten noch irem gutten willen und
gefallen ; nüt dester minder wert der künig innen und den zu-
gewantten die pencion, ouch das gelt geben, wie ander eyd-
gnosen, doch das sy disen friden in ander weg annemen und 35
die iren nit losen ziechen zu des künigs fygend, wie der zwelfft
artickel das vermag.
Doch so ist des her basthart fründlich bit und grosz be-
geren, das wir eydgnosen unsz nit wellen theillen oder sün-
deren, sunder gemeinlich in sollich bruderliches wesen gen und 40
kumen, das unsz allen zu gluck und gutter wolfart harschiesen
6. Statt »getruw«: gethane Ab seh. y. Hier hat ohne Zweifel Ryff das Richtige.
7. lanzen oder küriser A b s c h. y. 8. Statt »wolgerüster« hat A b s c h. y guter geschürter.
12. diser loblicher frid A b s c h. y. In der H b. ist der Absatz mit 24 numeriert. 16. usz-
§enpmmen der 13., der 14., ouch der 15. Ab seh. y. Hier hat Ry ff wieder das Richtige.
. oben S. 202,37. 19. dan H s. 25. In der H 6. ist der Absatz mit 25 numeriert. 26. »und
ir zugewanten« fehlt A bs c h. y. 32- zu behalten Ab s c h. y. 33. 34. »und den zugewant-
ten« fehlt Ah sc h. y. reisgelt A bs c h. y. 38. In der Hb. ist der Absatz mit 26 nume-
riert, fründlich nnd allergrSst bitt A b s c h. y.
BeUagea. 211
sol, so es doch nie gehdrt ist, daß wir eydgnosen nnsa von
anander nie gesündext haben , dan allein in disem eilenden
leben.
Dannachin hat aich obgemeUer basthart begeben? sobait
der handel beschloeen und beßiglet wert, denselben fiinff ortten
and den zugrctntten irren theil der [ss] zweymolhunderttusig
kronnen reiszgelt, desglichen die pencion tob des vorgenaroten
jor wegen, alsa ouch den acht ortten worden ist oder sind,
von stund aji uazzurichten et«.
IV.
Ein Bericht über die in Folge der franzö-
sischen Pensionen im Jahre 1521 in Basel
entstandene Bewegung.
In dem Bande des Basler Staatsarchives »Decreta et mandata
t senatus Basiliensis « (von neuerer Hand ist hinzugefügt 1521 — 1601)
Endet sich, wie oben S. 30 Anm. 4 bemerkt ist, das Mandat vom
1(J. October 1521, welches die Annahme von Pensionen verbietet,
jedoch mit dem falschen Datum »anno domini 1522 uff sant Lux
tagt. Es ist überschrieben: »Wie man die penscion widerumb ab-
* gestellt und ze nemen verschworen hat«. Ihm vorangestellt ist un-
ter der Ueberschrift »Wie man eyderman zu Basel pension zu
nemen erioubt hata eine Darstellung der Umstände, welche dem
Erlasse dieses Mandates vorangiengen und ihn begleiteten. Diese
Darstellung ist insofern unrichtig, als sie, entsprechend dem falschen
* Datum de* Mandates,' angiebt, die Bewegung gegen die Pensionen
sei ein Jahr , nachdem diese eingeführt worden , entstanden , also
1522, während sie in der That schon im J. 1521 eintrat und im
October dieses Jahres das bewusste Mandat herbeiführte (vgl. das
8. 30 Anm. 4 Bemerkte), im Uebrigen ist sie nicht ohne Interesse.
*Der betreffende Band ist im J. 1539 angelegt worden und enthalt
zunächst von einer und derselben Hand (die sich 1539 auch im
Erkanntnissbuche findet) und, wie es scheint, in einem Zuge ge-
schrieben eine Anzahl Erlasse des Käthes, namentlich viele, die
sich auf die Durchführung der Reformation beziehen. Von der Re-
3. Hiemii sehliMst das Aktenetftek A b bc h. 7. In der H s. ist der folgende Abe&te mit 27
anneriert.
14*
212 Beilagen.
formationsordnung und der Basler Confession sind gedruckte Exem-
plare eingeheftet. — Die chronologische Ordnung ist nicht immer
strenge festgehalten. Die erste Nummer ist das Mandat an die
Geistlichen , ausschliesslich nach der heiligen Schrift zu predigen,
dann folgen einige Verordnungen aus dem J. 1525 und Blatt 5 der 5
hier mitzutheilende Bericht Über die Pensionsangelegenheit. — Nach
1539 folgen dann Eintragungen von verschiedenen Händen bis 1601.
Ausser in der Sammlung der Decreta findet sich dieser Bericht
auch in dem X. IV. 14 signierten Bande der Öffentlichen Bibliothek
zu Basel (Blatt 46b) . Dieser Band enthält die Ausgabe der Chronik ie
Etterlin'8 vom J. 1507 mit zahlreichen, von einer sauberen Hand aus
der Mitte des 16. Jahrhunderts am Rande eingetragenen Zusätzen und
selbständigen historischen Nachrichten, die bis zum J. 1540 reichen.
Diese Aufzeichnungen scheinen völlig übereinzustimmen mit der seit
Ochs unter dem Namen der Beinheimischen bekannten, gegenwärtig im n
Besitze des Herrn Egb. Friedr. v. Mülinen in Bern befindlichen Chronik.
Wir geben, indem wir den Text der Decreta abdrucken, die
Varianten von X. IV. 14 an (abgesehen von blosser Verschiedenheit
der Orthographie) . Die meisten dieser Varianten betreffen die Wen-
dung des Ausdrucks, einige aber auch den Inhalt. Decr. nennt die »
Namen der abgesetzten Räthe, X. IV. 14 will sie lieber verschwei-
gen. Decr. giebt als Maximum des Werthes der erlaubten Ge-
schenke 3 ß an, übereinstimmend mit dem Mandat, wie es in Decr.
und bei Ryff (oben S. 31, 13 steht), X. IV. 14 hat 2 ß. Wo von
dem Austreten der zu viel Pension beziehenden Rathsglieder die »
Rede ist, sagt Decr.: »da drat harusz der burgermeister und ein
oberister Zunftmeister«, X. IV. 14 hat richtiger * »ein burgermeister«.
Jakob Meyer zum Hasen war, als er abgesetzt wurde (Oct. 1521),
nicht der (neue, regierende) Bürgermeister, sondern alter Bürger-
meister, neuer Bürgermeister war seit Job. Baptistä 1521 Adelberg so
Meyer. Ulrich Falkner hingegen war neuer Oberstzunftmeister.
Ohne Zweifel hat von den zwei Texten, die uns vorliegen,
keiner den andern vor sich gehabt, sondern beide haben aus einer
dritten Quelle geschöpft.
Wie man eyderman zu Basel pension zä netnen erlaubt hat. »
Anno 1521 hat sich ein statt Basel durch ire eydtgnossen,
mit denen sy in eewiger piintnusz ist, bewegen lassen, das sy
pensionnen und ire burger vom könig von Franckrich zu ne-
men nachgelassen haben, und daruff mit dem Frantzossen ab-
geredt und beschlossen, namblich das ein ieder vom deinen 40
rath jerlichen funfzechen kronnen und einem vom grossen rath
35. Von einer pension. 36. miteydpnossen. 37. lassen bewegen, das* sy oneh ire
burger vom kung Ton Franckrych pension hat lassen nemen, and mit dem kling ein abred
thon, was er eym von kleinen nnd grossen rhat jarlich geben solt, und ward also gemacht,
dasz er eym rhatsherren j&rlich geben solt.
r
Beilagen. 213
sechs kronnen geben solt, und wer sonst von der gemeind
etwas erlangen mocht, ward im oueb nachgelassen. Ouch ward
ron einem rath erkanth, das man fiirhin weder zu ratzherren
nach meister und sechsen niemand erkiesen nach nemen solt,
i er wer dann in der statt Basell erboren, und wurden die brief
hierumb in alle zünft geben. Sollich penscion ward ein jar lang
ingenomen, darnach entstund in kurzem vilerley reden under der
gemeind , das vil der redten vil iner vom künig von Franckrich
den 1 5 kronnen nemen ; des was ein rath übel zefriden und
ii wolt ie wüssen, wer solliche, so über 1 5 kronnen wert genomen
betten, werend, und liessend also im gesessenen rath by dem
eydt bieten, das ein ieder, was er über 15 kronnen genomen
hette, sollichs anzuzoigen. Da drat harusz der burgermeister
und ein oberister Zunftmeister und vil der rethen. Nach dem
a ward ein ieder wider in den rath genomen, und was er geno-
men hat, eygentlichen uffgeschriben , und ward die sach dar-
nach an den grossen rath gebracht, da ward sy uszgemacbt,
und wurden etliche wider in den rath gesetzt, etlieh bliben
gar herussen, als namblicb Jacob Meyger genant zum Hassen,
» burgermeister , Ulrich Falckner oberister Zunftmeister, Carius
Holtzaoh , Hanns Galicion, der kremer , Hanns Heinrich Geb-
hart, Marty von Seltz, der sehnider, und Surracher, ein Schu-
macher. Und ward ouch uff dise zit die penscion luter gar ab-
getan, und das niemand zu eewigeu zitten vom rath und ge-
» rieht, nach von amptlüten der oberkeit zu statt und laVid kein
pension nach schenk inen nach gaben nemen sollen, dann allein
dry Schilling; doch warden die guten jar zimblicher wysz zu-
gelassen , dann vor diser nemung der penscionen hat kein
mentsch nit mögen gedenken, das man zu Basell weder von
* konigen, fiirsten oder herren ie penscion genomen hette1).
1. »geben üoltJ fehlt. ■ welcher* etatt htm*. 2. macht, gieng oaeh hin. Dar föj-
gende ßati: «ouch — Ifinft geben* fehlt. 7. vu ein jar ynRnomniea , darnach tut
hrtt.'danlÄcronen. 9.™ «Säen, "lind uff ein zitYwolt ein riulwlnw, «VjniM 1«
den rhSten bieten by dem ejd, «o »y gethon hetlen : we'r yeman nnder inen , der mer hott
dam die i.Scronen. oder im etwas wittar ingessit were . dar sott by einem gethonen eyd
und tu der rhiten. Nachdem wart einer nach dem anderen hinjrngeuomman und aber bim
eyd erfragt, was er hett über die 15 cronen, and ward sollich »ins yegklicheD angaben
nffgeachriben and wart darnach aa den greinen rnat bracht , de ward die sieh Toleadet.
rhStan."wJelcn°e f MaUUS B>b> Vttt» willen nnderUisen. E. ™»rd a. a. w. ». .^sr/fehl"
lt. na gerieht. m. echenkenan, gehen noch andsra msr nemen soit. 17. 2 S wart.
%. kein mBnecb nit gedenken mocht. 28. in Basel pension ™ knngan, «raten und
herren je. genommen hett. Wart a!>e von grossen und kleinen rbltan abgathon.
t) Dieser letzte Satz ist von besonderem Interesse.
216 Beilagen.
ime irenthalben ze tradieren und ze reden, das er sy by sinen
züsagungen wolle verhüben lossen. Welches dan ein ziit lang
also verblibenn, hienäben aber gedachte der bischoff und un-
derlusz nit, fug mittell und weg sin intention ze exequierciui
ze suchen, käme derwegen gegen Basleren, gegen gesagten
sinen underthonenn, auch gegen dem vernachburten grafen ze
Montpelgart in fundtschaft, also das in der osterwuchen gesag-
tes jars ein heimliche unbekante hutt uff in zwischen Delsperg
und Bruntrut gehalten. Ist aber, wil er verwarnet worden,
zeruck verbliben. Dohar zu allen teilen vil nidts entstanden.
Die burgerschaft wardt so grim über in, das man darumb den
lfi'fat *^' octobris gesagtes 82. jars grossen rhatt gehalten und der
' burgerschaft uff allen zunften mandierte, sich still und beschei-
denlich und onufrierisch ze halten, es werde ein ersammer rhat
die sach wiszlich ieder ziit bedencken.
Es liesse der bischoff von sinem fürnemmen nit ab , son-
der sollicitiert so lang usz anlosz siner verbünten eidgnossen,
vor welchen er die Basler viler injurien beclagte etc. Hargegen
auch die Rasier ine, als der wider sin zusagen vill newerungen
in den kilchen irer verburgerten und in anderen Sachen yebete,
dargegen sich der bischoff in allem sinem [57] fürnemmen recht
ze haben furgabe, wie er dan solches in bysin verstendiger
lütten woll eröffnen wolle.
Uff dises ist beiden parteyen zugesprochen worden also,
das ietwedere parthey drey mannen usz der eidgnoschaft erbette
und erwöllete, die Sachen giettiglich anzehSren, auch wo mög-
lich noch verhörter sach giettiglich verhandlet wurde. Hieniit
hat diser bischof schon erlanget, das weder der von Uttenheim,
noch andere noch im erlangen mögen, wil keim nie kein au-
dients alleinig als vorstedt gegäben worden. Dan als solches
bewilligt, erwölte im der bischoff den herren schulthesz Pfiffer
von Lutzern, den amman Brunner von Ury j) und den schuld-
hesz Heiden2) von Friburg, die Basler herren obman Keller
von Zürich, herren schuldhesz von Mylinen von Bern und
nochin an sin Stadt, will diser libs schwacheit halben nit er-
schinen mögen, den schul thessen von Wattenwil ze Bern und
N. Meyer3), j. u. d., burgermeister ze Schaffhusen.
Vor disen 6 sequestnbus liesz der bischoff und das thum-
capitel furtragen:
l. Wie sy, die Basler, ime sine underthonen onbefiegter wisz
von der obedients geistlicher und weltlicher Sachen abzugindt.
1) Hans zum Brunnen, Ritter, alt Landamman. Ei dg. Abs eh. IV. 2.
S. 811. Vgl. das Personenregister. Hans zum Brunn. Heus ler 45S
2) Hans von Lanten genannt Heid, Ritter, Schultheiss. Ei dg. Ab seh.
und Heusler a. a. O. 3) Hans Ronrad Meyer. Eidg. Ab seh. und
Heuslera.a. O. 8. dort im Allgemeinen die genauere Angabe der Namen
der hier genannten Boten.
Beilagen. 217
2. Das sy die bischöfliche thiimkilnhen sampt desz thiims
hoffen etc., so dem bischoff und thuin anhörig, eigens gewalte,
noch irem gevallen innemmendt, die kilchen und ire ornaten
noch irem güttbeduncken, (deren er doch ein.prefect ein solle),
i enderten etc.
3. So besitzen sy, die Basier, etliche herschaften, als Liech-
stall, Homburg und Walleuburg und das Syszgew, deszglichen
etliche gefell und empter von sinen vorfaren, als Vorstadt, der
statt pfandtswisz zügestellet, welche er hiemit begäre widerumb
in Kam bistumb lösen und den pfandtschillig ze erlegenn.
[m] 4. Begäre er auch, das imme die zünszpfennig etc., wider
welches bischoff Christoff von Uttenheim anno 24 öffentlichen
protestiert1), wie von altem har, geliifert werden, item die
handtveste und was dieselbig uszwise widerumb ze banden ge-
l* nommcn werde.
Solcher siner clagarticlen leite er von stundt an brieff und
sigell uff zur bewisung derselbigen.
Hieryber ist uff 2 gantze jar lang ernstlich mit grossem
costen ze Baden gedaget, auch offtermolen groser rhat gehal-
» ten worden, dan mine herren über solches alles, will es über
menschliche gedechtnusz angestanden , kein einicbe redt undt
antwort ze gäben vermeinten.
Wardt doch der handelt letstlich anno 1585 in der wuchen i«&
judica durch gesagte sequestres noch viler gehapter mhie und p
& arbeit ze Baden giettiglich gescheiden, also :
Die Fasler sollen dem bischoff erlegen 200000 fl., dem thfim-
capitcl 50000 fl. und dasz zu dryen ziilen in anderhalb jaren.
Doch was inen das bistumb an zunsz Verschiebungen und desz-
glichen schuldig, mögen sy, die Basler, an genanter summ ab-
so riechen. Hargegen solle der bischoff der statt Hasel I alle brieff
und sigel, domit er sin clag ze probieren understanden, usser-
gäben und alienglichen der verpfenten empter, zoll und her-
schaften hiemit uszkauft und unansprechig sampt allen sinen
nochkommenden sin und ewiglich bliben.
» Item so sol auch er und das tluim sich aller ansproch desz
miinsters, desz thums höfen und aller irer renten, züusen, ze-
henden verziehen, kein ansprach an statt Basell nimmermher
haben, dan alleinig der bischoff an sin hoff, das thumcapitel
an iren hoff etc., doch nit änderst dan als der statt bürgere.
» [m] Die bischoffliche landltit, so mit der statt verburgrechtet,
sollen by solchem burgrecht und irer religion verbliben, doch
möge wol der bischoff glichfals auch sin religion allenghchen
by inen anstellen.
21ö Benagen.
Solche transaction sol von gemeinen eidgnossen investi-
tuiert und beeiglet werden.
In solcher handlung wurden ze tagen abgefertiget her Bo-
naventura von Brun, burgermeister, her Lux Gäbhart, oberster
Zunftmeister, her doctor Basilius Ammerbach, sindicus, her Re-
migius Fäsch und her Wolfgang Satler, genant Wissenburg,
der rhfiten.
m
Aufzeichnungen des Diebold Ryff.
Noch bevor Peter Ryff «eine Einleitungen und seine Fort-
Setzung ku der Chronik des Fridolift abfadste, hatte ein anderes
Glied der Familie, Theobald oder Diebold1), der oben 8. 199 er-
wähnte Vater des berühmten Andreas, einer abgekürzten Abschrift
der letzteren eine Reihe von Aufzeichnungen angefügt, die wir am
passendsten an dieser Stelle zu veröffentlichen glauben. Wir sind
erst während des Druckes dieses Bandes ganz zufällig auf diese
Aufzeichnungen gestossen, die, einem auf der öffentliche^ Bibliothek
in Basel befindlichen Druckwerke angefügt (der Band trügt die Signa-
tur E. H. IV. 5 und stammt aus der Fäschischen Sammlung) , in
dem Hand8chriftenverzeichni8s dieser Bibliothek nicht eingetragen
waren. Einem Exemplar der oben S. 164 Anm. 2 erwähnten Ueber-
setzung der Chronik des Sleidan durch Israel Achacius, Pforzheim
2. Es ist nicht möglich anders als »inyestitalert« in lesen, ww allerdings eine etwas nnge-
hemerliehe Fora ist.
1) S. über ihn noch Andr. Ryff in seiner Jugendgeschichte (Beitr.
IX. 41. 43) und imWoppenbuoch. In letzterem neigst es: »Theobaldus
— begab sich in seinem ersten auszog mit landtsknechten in krieg, durch
welches mitel er ahn des ryngroffen Philip Frantten hoff uff Dhaunen kö-
rnen, do er erstlich fir ein jungen, demnoch fir ein reisigen knecht gedient,
letztlich zuo einem hoffschneider und inkeiffer verordnet, welliches er 7 jor
lang versechen , in wellicher seith er wider hoffs gebrauch (diewyl er Hit
vom adel gwesen) in 4 jor lang des groffen kammerer tfwesen seiner trei-
wen diensten halb, demnoch ist er von der freindtschaft heim gemaant und
ano 1547 indt hauszhaltung befirdert worden. Der hat 39 jor in einer ehe
gelebt, sich des duochhandelsz und wullengarn ferbens ernehret, 21 jor das*
statgericht besessen und ano 1586 sein leben christlich beschlossen«. (Von
andrer Hand beigefügt: »Alt 70 jähr«.)
219
1557, fol. 1) , sind 46 Blätter Schreibpapier angebunden. 8. 1 *)
enthält den Titel: »Etlicher warhaften geschienten, so sich in der
eydtgnosMckaft , zu Basell und anderstwoh zugetragen, kune ver-
xeichnua. Anno 1514 angefangen zu Basell. — 8. 3—56 folgt dann
laue vielfach abgekürzte Abschrift der Chronik des Fridolin Ryff.
An mehreren Stellen, wo der Inhalt der Ryffischen Darstellung nur
ganz kurz wiedergegeben ist, wird dagegen auf Sleidan verwiesen,
k bei dein Marburger Gespräch , bei der Belagerung von Wien,
bei dem Augsburger Reichstage und der Belagerung von Florenz.
»Bei der Erwähnung des englischen Schweisses {s. oben S. 105,13)
heisst es: »Hievon besieh den Sleidanum und andre mehr«. Wo von
der Ueberschwemmung des Birsig am 14. Juni 1529 (oben 8. 102,30)
berichtet wird, betest es : »Besieh hievon des Bernhard Brand chro-
nicken von der statt Basel«3). — 8. 57 — 67 enthalten Aufzeich-
nungen über die Jahre 1560 -—1585. 8. 68 — 86 sind leer, 8. 87
-90 geben unter der Ueberschrift : »Dieboldt Reu?« eine Anzahl
Ton Nachrichten , welche die Familie dieses letzteren betreffen. — -
Auf der Innenseite des hinteren Deckels steht : »Ich Ana Yelli von
Baszeil anno 1571 jar, das ist war, wersz nitt glaubtt, der ist
sein nar«. Daneben steht, nicht gleichzeitig, sondern wohl eher
früher, in der Richtung von oben nach unten geschrieben: »Ich
Anna Yelly«., und noch einmal, wieder in horizontaler Richtung:
«Anna«. Auf der Vorderseite des Vorsetsblattes steht oben: »Ich
Dyeboltt Ryff, burger und gewandtman inn Basell anno 1583 jar«,
»veiter unten von anderer Hand: »Ich Teobalt Ryffus Basilliensis
ana [sie] sallutis 1583 adi4) 13. novemper, und Margreda Yelly, sin
ehlich husfrauw«. Unter diesen, wohl von der Hand eben dieser
Maigaretha herrührenden Zeilen steht dann noch »Andres Riiff«
von der leicht kenntlichen Hand dieses letzteren eingetragen. Die
lj Chronica: das ist, Warhafftige vnd gewisse Besehreybung, des» Hoch-
gelehrten heim Johannis Sleidani, darinn angezeigt, was sich in Geistlichen
vnd Weltlichen Sachen vnder dem Groszmechügsten Keiser Carolo dem
fünften, verloffen hab, au ff ein neüwes Teütscher Nation zu gut verdol-
metschet, in ordenliche Capitel abgetheilt — durch Jsraelem Acha-
cium von Heilbrunn. — — Getruckt [zu Pfortzheym bey Georg Raben] im jar,
M. D. LVII. 2) Die Paginirung ist erst bei Gelegenheit dieser Heraus-
gabe vorgenommen worden. 3) Gemeint ist ohne Zweifel das Buch:
»Volkumner Begriff aller lobwürdigen Geschichten vnd Thaten, vorab Got-
tes wunderwereken, so er an seim volck von anfang der Welt erzeigt, dem-
nach aller Blpsten, Keysern, Königen, Landen, vnd Stetten, bisz auff das
>LD Llll.jar, mit schönen figuren erleüttert, durch Bernhart Brandt.
Jetz neüwlich auszgangen. Getruckt zu Basel, bey Jacob Kündig auff dem
Xeüwen platz«. In 8. Die Widmung an Herzog Christoph von Württem-
berg ist datirt »Zu Basel, den 30. Augusti, im jar Christi 1553«. Auf Bl. 301*
*im jener Ueberschwemmung des Birsig in Verbindung mit andern Was-
urioöthen su Basel in kurzen Worten gedacht. — (Jeher Bernhard Brand
1525-1594) vgl. oben S. 187 Anm. 3. 4) Dieses »adi«, für welches ich
Beitr. IX, 101 Anm. 3 eine unrichtige Erklärung gegeben, ist nichts an*
derea als das italienische »addl«, das mit manchen anderen italienischen
Ausdrücken in den deutschen Kaufmannsstyl übergegangen ist.
220 Beilagen.
Aufzeichnungen der S. 57 — 90 sind fast durchweg von einer und
derselben, keiner der ebengenannten Personen angehörenden Hand
eingetragen. Nur der zweite Absatz auf 8. 67 ist von der Hand
des Diebold Ryff, der dritte ebendort von derjenigen der Anna
Yelly (Üelinj1) geschrieben. Den letzten Absatz auf 8. 89, der den
Tod des Diebold berichtet, hat der erwähnte Schreiber nachträglich
beigefügt, und noch später hat er zwischen diesen und die Notiz
über die Geburt der Tochter Margaretha die Nachricht von deren
Tode eingeschoben.
Die Entstehung des handschriftlichen Theils unseres Bandes
lässt sich in der wahrscheinlichsten Weise folgendennassen erklä-
ren. Die Anna Üelin, welche sich im J. 1571 als Eigenthfimerin
des Buches nennt, ist wohl eine Schwester von Diebolds Gemahlin
Margaretha gewesen, vielleicht dieselbe Person, die Andrea« in der
Jugendgeschichte (Beitr. IX, 118) seine »basz Anna zuom Moni-
boum« nennt und die seine Verlobung mit der Wittwe des Andreas
Im Hof einleiten half. Diese Anna scheint im J. 1583 das Buch
ihrem Schwager, dessen Interesse für geschichtliche Darstellungen
sie kannte, geschenkt zu haben. Diebold Ryff litt damals schon
an einer schweren Krankheit, die ihn am 12. December 1581
befallen hatte2). In früheren Jahren hatte er aber eine Reihe von
Aufzeichnungen niedergeschrieben, sowohl über die wichtigsten Er-
eignisse in seiner Familie , als auch über merkwürdige Begeben-
heiten , die sich in Basel und der Umgegend zugetragen. Es sind
meist Naturereignisse , die er aufgezeichnet hat , daneben vornehm- 1
lieh Durchzüge von Söldnerschaaren , die ihn , der früher selbst in
fremden Kriegsdiensten gestanden, besonders interessierten. Diese
Aufzeichnungen Hess er im Anschluss an eine etwas abgekürzte
Abschrift der Chronik seines Vetters Fridolin, in dessen elterlichem
Hause er einen Theil seiner Jugend zugebracht hatte, auf die weissen J
Blätter, die jener Ausgabe des Sleidan angebunden waren, abschrei-
ben. Die Aufzeichnungen reichen bis ins J. 1574. Für spätere
Nachtragungen wurde hinlänglicher Raum gelassen, indessen ist
Diebold nicht dazu gekommen, viel solche vorzunehmen. Eine ein-
zige Notiz aus dem J. 1584 hat er noch eingezeichnet, eine andere 3
aus dem J. 1585 hat die frühere Eigenthümerin Anna Üelin ein-
gekritzelt. Nach Diebolds Tode hat der Schreiber, der das Uebrige
abgeschrieben und der seinem Hause näher gestanden zu haben
scheint, den Familiennachrichten die Nachricht von seinem Tode
und später die vom Tode seiner Tochter Margaretha beigefügt. *
1) Die Schreibart Yelly zeigt uns, dass wenn der Name anderwärt*
Velin (s. unten S. 228) oder Völin (Beitr. IX, 43 f.) geschrieben wird, das
V als Vocal gemeint und durch uns mit U wiederzugeben ist 2) S. un-
ten S. 229.
\
\
■
Beilagen. 221
[57] Von eim kalten urinier.
Item die wochen s. Martini anno 1560 hub es ahn heftig imo
ol windteren undt kalt zu werden, also dasz ihm nochvolgen- NaTbr>
den 1561. jar uff Sebastiani den 20. jenner der Rein zu Basell imi
syor mittag gar zugefroren undt zwo stundt beschlossen bliben, 20,Jm"
dornoch umb mittag mit grossem krachen wider uffgebrochen
uff vier klofter breidt undt uff die 8 tag also bliben ; er hat
auch vor undt nach uff die 14 tag grundysz getriben.
Ein wunderzeichen ahm himmel.
» Anno 1560 den 28. december uff der unschuldigen kind- two
lin tag ist ahm morgen fünf stundt nach mitternacht ein glast 28D6C*
ahm himmel gesehen worden, dasz man beynoch ihm ganzen
tüdschen landt gemeindt, es sye ein bronst, desshalb auch ahn
lilen orthen stürm geschlagen worden, ein ufflouff geben, undt
ühat diser schein mancherlei gestalten gewunnen.
Ein erdbidem.
Anno 1563 uff sontag den 7. november zu nacht ist zu 1563
Basell undt in derselben refier ein grosser erdtbidem beschechen. 7NoT*
Pestilenz zu Basell*).
■ Anno 1563 umb s. Gallen tag hat es in der statt Basell Oct.
ahn der pestilenz angefangen zu sterben, undt hat geweret bis
uff Martini ano 1564, undt seindt in diser zeit jung undt altj™**
uff die 8000 menschen oder dorüber ahn der peste todt bliben,
aber mehrtheils mit guter vernumft, grosser geduldt undt ge-
ß tasenheit. Es hat auch diser sterbendt, ein rechte heimsuchung
der grossen sünden, nit allein ganz Dütschlandt, sonder bynach
den ganzen erdtboden ersucht. Gott geb inen undt uns allen
ein selige ufferstendtnus. Amen.
Ein kaller urinier.
* Anno 1564 den andren tag noch s. Luccyen hat es ange- i4.Dec
fangen kalt zu werden undt die kelte nochmalen also zugenom-
men mit vile der schnee undt gewerdt bis mitten merzen anno
65, dasz die räben beynach in ganzem tüdtschen landt erfro- w&
ren, auch kein man so aldt, der solcher kelty gleich gedenken
35 möcht Es galt ein vuder wein ihm Elsasz, so zuvor ihm herbst
12 fl. kostet, 42 fl., ehe das die ostern kham. Mit dem körn
gieng es lydlicher, aber die weldt hat sich uff diszmal ab ver-
gangnem [ss] sterbendt nit allein nit gebesserdt, sonder ist vil
«ger worden, ja gar verrucht. Es erfroren auch in obgemel-
lj Wir unterlassen es bei Ereignissen, deren auch Peter Ryff gedenkt,
regelmässig auf die betreffende Stelle desselben su verweisen, da der lieser
tuch ohne eine solche Verweisung leicht nachschlagen kann.
222 Beilen.
tem gefräst der merher theil nusboum ahm Reinstrom bis in
die wurzeln, dasz man sy nochmalen, als sy dürr worden,
müessen abhowen mit grossem schaden.
Von einem heissen Stimmer.
1565. Anno 1565 uff den 6. julii hat es angefangen gechlingen
11 '"so heisz zu werden, das» lüth und vich ihm veld vor grosspT
hitz ihm veld gechlingen nidergefallen undt gestorben, auch
domalen von keinem menschen gehordt worden, dasz grusamere
hitz in disen landen zu gedenkhen sye, weredt uff die 6 woehen
lang undt nochmalen wider kiiel, das* 8 tag noch Michaelis
der Blowen ob Basell1) ganz wyss beschnyet war.
r,.D«c. Anno obgemelt uff den wienechttagoben hat es geblitzget
undt getonderet, auch zu Befibrt dermassen gehaglet, wo es ihm
sommer gewesen, hätten die frücht grossen schaden empfangen,
undt wardt auch in disen tagen der Rein undt andre wasser
vast grosz, also dasz man ohn grosse gefar weder reiten noch
wandlen kondte.
Vü sehne , darus grosse wasser gevolgL
156«. Anno 1566 ist ihm frueling noch undt noch ihm oberlen-
dischen Schwytzer gebirg undt landt dermassen vil schnee ge-
vallen, dessgleichen kein man gedacht, und als der abgangen
mit grossen regen, die warm, die see undt alle wasser gros;
worden, die auch vil schaden ahn fruchten undt gebüwen ge-
thon haben.
Orosz wasser zu Basell.
20. Juni. Ano 1566 ist der Rein zu Basell so gross worden uff den
20. junii, dasz man daselbst umb den brunnen, so uff dem
Vischmerkt ist, mit weidlingen gefaren, ahn der kleinen statt
über die rinckmuren ingelüffen, hat auch grossen schaden ge-
thon , sonderlich ihm Saltzthurn , zu Breisach 2 joch undt zu
Strasburg zechen joch ahn den bruckhen hinweg gerissen.
11. Jon. Eben in erstgemeltem jar uff den 11. julii ist der Rein
abermals so gross worden, also dasz er ein werkschuch hocher
gewachsen weder in erstgesagtem junio und abermalen (wie gut
zu erachten) grossen schaden gethon.
15G7. [ss] Item anno 1 567 ist wein undt körn zimlich woll gerathen,
aber von wegen einer unleidenlichen hitz höw undt habern nit
woll gerathen, also dasz ihn disem jar ein viernzel habern umb
Martini umb 3 it. und durer ist verkouft worden.
14. »hatten! fehlt Ha. 22. groBaem Hb.
1) Der Blauen im Jura, ein langer Bergrücken, 2 Stunden südlich von
Basel
Beilagen. 223
Von einem steinenen Joch ahn der brückten.
Anno 1567 hat man hie zu Basel! ein steinen joch ahn iw7.
der Reinbruckhen, welches die grossen wasser in vorgeiueltem
jar, wie auch andre wassergebüw, übel zerrissen, mit einer was-
»serstuben ingefasst undt wider gebuwen mit grossem kosten;
als aber des waaserschöpfens zu vil werden wollen, hat man
die burger angesprochen zu frönen, welches sy denn auch ganz
glittwillig der obrigkeit zu underthenigem gefallen gethon, undt
handts die zünft zum Schlüssel und Beten ahngefangen den
« 4. tag noch wienechten. Dry stundt noch mitternacht zugen syteo.Dec.
mit drummen undt pfeife» ahn das« werk, zogen ahn den was-
serredern under vier malen undt schichten by 12 stunden.
Also auch hernoch alle zünft, und liessendt etliche zünft diser
Handlung gleich einem fastnachtspil zu lieb nüwe fennlin
s machen , zugen also mit dem schöpfen uff die 3 wochen tag
undt nacht mit den dmrnmen uff den gassen. — Es war auch
umb wienechten in gesagtem jar und nacherwerdts den jenner
irodt halben hornug recht summerwarm wetter, sich darab zu
verwunderen. Doruff in gmeltem jar in Franckreich und Bra-
*bandt ein schwerer kxieg uxfdt vervolgung der relligion halben
ahngangen , dasz gantz jemerlich undt erschröcklich zu hören
ist, in welchen vil lüth zu grundt gangen. Disen krieg ver-
ursachen eins theils der bapst zu Rom, Philippus konig in
Hispanien, Catharina, Heinrici königs in Fraackreichs verlassne
» wittwen mit sampt dem geschlecht von Gwyae, under welchen
ein cardinal was. Dieem widersetzt sich ein herzog von Conde
mit sampt dem mehrertheil der ritterschaft in Franckreich. Wie
«ich derselb enden wirt man erfaren. Als diser krieg anno 1568
noch kein endt hatt, seindt in kurzer zeit in Franckreich,
* ßrabandt, Frieszlandt etc. vil treffenlicher lüth, under welchen
auch vil fürstlichen undt greffischen stammens gewesen, zu
grundt gangen, welcher handlung auch ein mithelfer was neben
vor ahngezognen personen ein herzog von Alben, des konigs
su Hispanien kriegsregent einer.
& [eo] Von etlichen Frantzosen, so zu Baseü hinweg füren.
Anno 156S seindt etliche Frantzosen, mans personen, vast ims.
legioner, fiirnemme Ifith, edel und unedel, uff die 1200 stark,
by Basell ahnkhommen, sich in dem landt uff ein monat lang
also enthalten ohn sonderlichen schaden. Als sy aber letztlich
*ir förnemmen nit mögen vollenden, als zu dem herzog von
Borbon oder Conde uff dem landt zu khommen, haben sy iren
weg von Basell gohn Strassburg zu wasser undt schiff voln-
bracht undt also ungevor noch GalK anno 68 zu Strassburg in
gutem fiiden ahnkommen und uffgenommen worden, aber dem-
ttnach undt sy von Strassburg verruckt, seindt sy von dem her-
224 Beilagen.
ren von Driomalen !) , eim Frantzosen , mit hilf des landtvolkf
ihm Brüschthal mehrtheils all erschlagen worden2).
1669. Anno 1569 uff den früeling, nochdem der prinz von Condc
gefangen und ertfidt3), sindt die knecht, so herzog Wolflgang
pfalzgrave ihme Conde zu hilf in Franckreich gefiiert4), und!
nochdem er der pfalzgrave auch gestorben, von des königs bru
der mit sampt iren beiden obersten, Geroltzeck undt Granwy-
lern, in einer veldtschlacbt 5) mehrentheils all umbkhommen
Gott gnadt inen undt uns allen. Amen.
Erdbidem zu Basell.
«i.Aüg/ Anno 1569 den 6. tag augusti morgens zwischen 5 und (i
uhren ist ein grosser erdbidem gewesen, der mit seinem hef
tigen erschütten veilen gebüwen schaden zugefüegt hat.
[ei] Von einem nassen jar.
1570. Anno 1570 ist der summer so gar durchusz nass gewesen,
also das wein undt körn schaden gelitten, der wein so säur,
das nochmalen seltzame pestelenzische krankheiten geben, dar-
von vil sonderlich menner gestorben seindt.
Wassergrbsze.
3. Juli. Anno 1570 den 3. julii ward der Birsich zu Basell unver-
sehens morgens umb 8 uhren so gross, also das darüber ge-
stürmbt wardt, thett doch nit sonderlichen grossen schaden,
allein das er etliche anligende gärten ahn der Steinen zerreisz.
Eidtgnossen khommen uss Franckreich*).
septbr. Anno 1570 umb Michaelis khamen die eydtgnossen, so vil
deren überhüben waren undt beurloubt, wider heim von Franck-
reich, zogen durch Basell, ellendt, zerrissen, arm, blosz, krank,
ja beynoch von hunger ussgedorret, lagen zu Basell der spit-
tal, ellendt herberg undt almusenhusz voll, starben auch iren
veil daselbst, etlich nochmalen underwegen, ehe sye gar heim-
1567 khommen, seindt eben die gewesen, welche anno 1567 umb
Juli* Margredtae uss den lendern hinein gezogen waren.
Von frömbden vögeln, so zu Basell gefangen.
1570 Anno 1570 umb Martini vor undt noch fieng man zu Ba-
Novbr. geji unftt in dereelbigen gegne umbher seltzame frömbde vögel, J
welche man sagt, das sy uss dem BShemer waldt khommen,
verschwanden nochgendigen sommer. Man sagt aber, das solche
1) Dem Herzog von Aumale, Bruder des 1563 ermordeten Henogs
Frans von Guise. 2) Am 12. Nov. 1568. Strobel: Gesch. des Elsasses
4, 156. 3) In der Schlacht bei Jarnac, 12. Mära 1569. 4) Vgl. oben
S 172. 5) Bei Montcontour, 3. Oct. 1569. 6) Vgl. oben S. 174.
Hans BemhaH Meiner ... 15 krönen.
Jacob Meiger ') 15
Hans Irmy 6
RMolff Fry 6
Lux Yseiin 6
Itemhart Meiger der Wechsler . 6
Henrich David ft
Hans Wyler ....... 6
Hans Öigly ....*... 6
VI.
Der Streit der Stadt Basel mit Bischof Jacob
Christoph Blarer von Wartensee.
Aus Peter HyfFs »summarischer generali und
Basler chronica.
(8. oben B. 15 f.)
[w] Anno 75 wardt Christoff Blarer Voll Wartensee bischof. tsib.
Diser machet anno 80 mense januario mit etlichen orten der i&so
eidtgnosschaft ein pündtnusz, durch Welche er denen von Basel Umi"-
vill unräwen zufügte.
» Dan glich iu dem ingang des 82. jarfi hat er die masz, ista.
so das landtvolch lang zevor abgestellet, z& Arliszheim wider
uffgerichtet, hatt auch selba eigener person den 11. fbbruarUit.F«iw.
zu Pföfnngetl mäsz gehalten und gepredigt, liesz doch itochinn
uff der underthonen ernstlich anhalten die sach der züt ver-
a bliben. [u] Glicher gestalt that et auch den 18. februarii «niH.Fabr.
Lauffenn, welche aber, will sy sampt den Alflchwileren, Ober-
wileren, Därwileren, fittingeren und Rinacheren mit der stät
Basel! von altem här verburgrechtet gewäsen, solches teinswegs
zu gedulden vermeinten, usz ursach, will er im an tri t siiles
h bistumbs Inen geschworen und zugesagt, sy by iren alten guten
gebrächen, gewonheiteö und herkommenheitett und insondere
by angestelter religion verbliben ze lossen, derhalben einen
ersammen rhat ze Basell angerieft , «ff welches ein ersammer
rhat den 21. febhlärii ire gesantenn zfim bischof abfertigten initii-F*kr.
1) Nmürlich I. Mayer tum Hitzen, nicht der bald darauf abgesetzte
J. Meyer nun Hosen.
226 Beilagen.
1573. Elsesz besichtigen wollen, zu Basell ingekert, Ton der burger-
schaft ehrlichen empfangen, als er ire grenzen ahngetretten,
auch mit abschiessen des geschützes uff den thürnen hin und
wider. Daselbst ist er Übernacht bliben, volgenden donstag früe
uffgebrochen undt uff Ensheim sich gewendt, do abermalen 5
von den burgern, so darzu bestellt, bis uff gesagter statt landt-
marchen beleitet, nochmalen under der Hardt von seinen landt-
sassen, so *in gewehr waren, empfangen. Als er zu Spalenthor
uszgeritten, hat man uff dem bolwerk neben s. Petters blatz
gelegen mit dem nüwen veldgeschütz, so ano 70 nüw gegos- 10
sen, dem forsten zu ehren heftig geschossen.
[64] Von einer weiniheure.
Anno 1573 ist ein vast nasser sommer gewesen, also das
der wein nit mögen zeitigen, derhalb über die massen sur, zu
dem das desselben wenig worden, darumb der* alt wein der- 15
massen ie lenger ie mehr zu Basell, im ElseB, Breiszgow, jo
hin und wider ahn allen orthen ahn preis undt werdt heftig
uffgestigen. Es ist von Jacobi anno 73 bis anno 74 ein soum
wein bis uff 9 fl., item 10 fl. und 11 fl. undt dorüber khom-
men, ja der alte die mas galdt gmeynlich 14 rappen, der nüw »
ein masz 8 rappen, sur, unzeitig drank gegen andrem gewechs
zu halten. Es triben auch in dem val die geizhelsz, wie sy
mit dem körn gethan, vil iurkoufß, seltzam mancherley pratikh,
undt die wein hatten, so vor J/2 jar nit gern l soum 3 fl. göl-
ten hette, die Hessen es den armen nit werden, sy hetten dann 25
noch drye mal so vil darfur. Wie aber solche weintheurung
gleich wie auch mit dem körn sich geendet, wirdt man her-
noch hören. Dann sye noch anno 74 umb Laurentzii heftig
gewesen, zudem das mangel ahn altem wein worden undt, als
man meynte, der alt wein bynach uss*dem Elses ins Nider- w
landt gefuert, also dasz mehr wein undt umb ringer geldt zu
Collen umb Jacobi anno 74 zu bekommen geweszen dan ihm
Elses. Iedoch triben die armen auch grossen muttwillen, dann
inen kein gutter wein (unahngesechen die thüre des brodte)
zu thür was, sonder der gr6ste theil inen, wie man meynt, zu ss
theil wardt.
Es seindt auch, in gmeltem sommer uff dem Waldt1) so
zeitlich sehnee gefallen, also dasz die buren daselbst den ha-
bern ahn vilen orthen nit inbringen mögen, sonder denselben
ihm sehnee verderben haben müessen lassen. 4a
[es] Von einem warmen windter.
Anno 1573 ist ein solcher warmer windter gewesen, also
das es nie recht kalt, sonder mehrtheils warme lüfft, bis usshin
t) Auf dem Schwarzwald. Noch jetzt wird Wald, Wälder u. 8. w. für
Scttwarzwald, Schwarzwälder u. s. w. gebraucht.
Beilagen. 227
umb der herren fastnacht anno 74 vyel ein keldte in, das der 1574
Bein grundysz getriben undt die reben undt frücht ahn etlichen*6*™**
orthen schaden gelitten haben, im hornung.
Eydtgnossen ziechen dem köttig zu Hispanien zu ins Niderlandt *) .
Anno 1574 khamendt gohn Basell uff sontag kriitzwochen
den 16. maii 15 vendlin eydtgnossen uss den 4 orthen TJri, ie. im.
Sehweite, Underwalden undt der landtschaft Zug, nit von der
rtatt, in willens dem küni? Philyppo zu Hispanien zuziechen,
der noch zur zeit heftig knegete inm Niderlandt mit dem prin-
cen von Uranien undt den GAsen, deren oberster war einer
Ton Uhri, genant ritter I&oll, lagen zu Basell bis uff zinstag
den 18. disz monats, waren mehrtheils eilende, dürftige liith, 18. Mai.
m die armutt weggetriben, hatten kein geldt, wussten auch
m't, wann sy bekhummen wurden, begerdten von der oberkeit
zu Basell geldt zu entlehnen, wardt inen abgeschlagen. Von
dannen zogen sy uff Doli in ßurgundien 2] , es wurden auch
vil uss inen wendig, vil Kiffen wider zurück, ehe sy zu Basell
hinweg zogen, dessgleichen auch nochmalen, undt sonderlich
reu junge, so do ussgemustert wurden. Wie aber diser zug
ach geendet undt was sy ussgericht, wirdt man mit der zeit
hören werden. Es gieng auch die redt, es gescheche solcher
xug wider aller eydtgnossen, auch der catholischen , willen,
dann ir obrister obgemeldt mit dem hufen uffgebrochen, weil
gmein eydtgnossen sich zu Baden ob der saca beratschlaget;
i welches dester gloüblicher, weil die Lucerner undt andre den
pasz durch ire landtschaft, wie auch [w] andre orth, sonderlich
aber die Berner, Züricher undt SchafFhuser nit zulassen wol-
len, wie aber zu Basell beschechen.
[n] Erdbidem.
* Anno 1574 uff frytag den 30. julii zu nacht zwüschen 9 30.juu.
undt zechen uhren ist ein schrecklicher erdbidem zu Basell undt
umbligenden landtschaft gewesen, die gebüw heftig erschüttert,
doch ohne nochteil baldt wider nachgelassen.
Anno 1584 uff denn heiligen jors dag donnerett es und iss4
»bDickett zu Basel. Gott geb gnodt. UJwu
Ano 1585 adi 24. januerarius wasz der Byn so klein, das iws
man zuo Baszell damitten yn dem Ryn ein £uott abenttmoll'24" JmB*
*». Gott der her well, das es vyll guotz bettidt.
3. Krftau ftklt H 1. 34. Diciei Abtäte tob dar Hand des Diebold Byff.
X- Dtoar Afeati tob dar Hand der Abb» Uelin.
Abb» Hs.
1) Vgl. oben 8. 175, 12 ff. 2) D61e am Doubs, in der Freigrafschaft
ftugund, im Juradepartement
15*
228 Beilagen.
[87] Dieboldt Reif*) .
1547 Anno 1547 uff m&ntag vor Simonis und Judae der zweyer
M" 0cL apostlen tag wardt mir mein husfrow Margretha Uelin vermech-_
let, welche vermechlung wir nachmalen uff mentag noch Simo-
st. Oet. niö und Jude mit öffentlichem kilchgang bestettiget haben* Gott *
geb sein göttlichen segen. Amen.
iM8 Anno 1548 uff s. Jocobs tag den 24. tag julii waidt mir
24.jnu.mc^n ergte tochter Apolonia erboren, ihm zeichen der vischen,
funff stundt nach mittag. Gott geb sein gnodt. Und waren ge-
vatern herr Bonaventura von Brunn2) , Maria Distlerin Hansen w
Werlins des Schumachers frow, undt Christiana N., Frantz Jeckel-
mans des scherers3) husfrow.
1550 [88] Anno 1550 den 13. februarii uff Valentini obendt ward
13-Febrmir mein ander kindt, Andreas, erboren, zwüschen siben undt
acht uhren vor mittag im zeichen des wassermans. Gott wöll i*
sein gottlichen segen über in undt uns alle senden. Amen.
Warendt gevatteren Michel Strölin, Melcher Watterohn undt
Königundta Kegel Lienhardt Gebhardts eheliche huszfrow.
i55t Anno 1551 uff s. Thommens tag den 21. december zwii-
21-Dee-8chen 5 undt sechsen noch mittag im zeichen der wag wardt»
mir mein dritt kindt Salome erboren. Gott woll sein gottlichen
segen geben. Amen. Waren gevatern herr Jeronimus Dürr,
Balthasar Langboums des kornschreibers husfrow Magdalena N.,
undt Ursell hebamm.
1553 Anno 1553 uff mitwuchen s. Francisci den 4. tag october»
4.oct. g gtundt noch mittag ihm zeichen der jungfrowen wardt mir
mein viert kindt Hieronimus erboren, und waren gevatern Jerg
Fürvelder, Hieronimus von Kilch undt herr Thommen Silber^
bergs firow die Rusingerin, undt ist gemelter Jeronimus uss
i&m disem jamerthal im herren verscheiden ano 15644). Gott der so
(3a }herr pflege der seien. Amen.
1556 [so] Anno 1556 uff frytag den letzsten julii, nun stundt noch
M.JnJi. mittag, im zwiling, wardt mir mein fünft kindt Dieboldt er-
boren, waren gevattern herr Jacob Iselin, Joder Merian undt Elss-
beth Brücklerin , undt ist gesagter Dieboldt wider verscheiden 35
2o!&ept.U8S ^8er ze^ anno l5^4> den 20. September4).
1569 ' Anno 1558 uff sontag invocqvit ein stundt noch mitter-
^•F«i»r nacht, dasz ist 11 stundt vormittag, ihm zeichen des krebs ist
mir meins sechste kindt Margredt erboren, waren gevattern
, ■
0. Zwischen den einzelnen Absitzen ist Jedesmal ziemlich riel freier Raum gelassen , am
sllfUlige weitere Notizen aber die betnffiand* Person nachtragen tu können.
1) Die folgenden Notizen hat Andreas Ryff für seine Jugendgeschichte
(Beitr. IX. 43 ff.) benutzt. 2) Der bekannte Burgermeister (er gelangte
1570 zu dieser Würde), gest. 1591. 8. Ober ihn Leu. 3) Frans Jeckel-
mann war der Schwiegervater des Felix Platter. 4) An der Peutz Beitr.
IX. 46. 56.
Beilagen. 22g
Hans Ulrich Ougliu, Dorothe Haraister Melcher Hutmachers
frow, iindt Margredt Spindlerin Jocob Finingers des metzgers
frow. Gott geb seinen segen. Amen.
Dinstags den 26. julii anno 1586 ist obgemelte Margredt lue
sRjffin zu nacht umb 12 uhren uss diser zeit abgescheiden. M-,"u-
Gott verleiche ixen ein frfiliche ufferstendtnuB. Amen.
[»] Anno 1567 den 12. november ist die erengeachte frow isst
Appolonia Stihwartzin, wylandt des ersamen meister Mathysz"'"0*'
Ulins seligen, des wirts zum Schnabel allhie zu Basell hinder-
ugelassne wytfrow'J, in hochein alter seliglichen usb diser weldt
verscheiden. Gott gebe iien ein fröliche ufferstendtnua. Amen.
Anno 1563 uff montag zu nacht den 25. october ist mir l&ea
mein tochter Dorothea, Hans Heinrich Scheldtners eheliches M- 0eL
gemachel5), uss disem jammerthal verscheiden. Gott verleiche
is iren ein frflliche ufferstendtnus. Amen.
[m] Anno 1586 frytags den 18. tag inartii ist der ersam herr iwe
Theobaldt Ryff, burger zu Basell, seliglichen uss diser zeit ab-1SHln'
gescbeiden, als er vom 12. tag decembris anno 1581 3) ahn bisz wbi
uff dato obgemelt seines endts (welches zu nacht zwüschen "■ Dec-
)i neun undt zechen uhren beschechen) schwere krankheiten mit
grosser undt christlicher gedult ausBgeBtanden , seines alters
[70 jähr]. Der allmechtig Gott verleich ime undt uns allen ein
fröliche ufferBtendtmis am jüngsten tag. Amen.
kun wigan hiebe, in das Beb Ihm der Anfmichnungen g*at«Ut. H. FOr die Alinba
de» Allen i.l tu der IIb. »iuo Linkt |>lww. Wir iahu Ak*M Bijimi nich dem Wort--
■ ■ ■ ~ nioUlB«. VjLdl — -" L
sÜJijJe'in'dVrEhe'Baiabt' "
1) Die Schwiegermutter de» Diebold Ryff. Beitr. IX, 43. 2) Daa
jünrite von Diebold'a Tier Stiefkindern. Beitr. IX, 45. Ali Todesjahr
wird dort 15fi4 genannt. 3) Beitr. IX, 41 aagt Andr. Ryff von seinem
Vater, er sei im J. 1586 »an einer ^'/ajehrigen «erbenden kranckheit' ge-
■torben. Wenn daa im Texte angegebene Datum richtig int, ao hätte Die-
bold beinahe 4% Jahre an «einer Krankheit gelitten.
Die
Chroniken des Kai
Klosters
i n Klein-Basel.
1401 — 1532.
Einleitung.
Die Chroniken der Karthaus von Basel bilden zusammen
ein interessantes Seitenstück und eine wichtige Ergänzung zu
der Chronik des Fridolin Ryff. Der Hauptwerth der letztern be-
steht darin» dass wir über den Fortgang und die Durchführung
der 'Reformation in Basel die Berichte eines Zeitgenossen und
Mithandelnden erhalten. In dieser Beziehung treten ihr die
beiden letzten der hier abgedruckten Karthäuser -Chroniken
zur Seite, auch sie berichten über die Basler Reformation, auch
sie stammen von Zeitgenossen, nicht von Mithandelnden im
Sinne RyflTs, wohl aber von solchen, die durch die Zeitereig-
nisse in unmittelbarster Weise berührt und betroffen wurden.
Wie 'Ryff ein eifriger Anhänger der Reformation ist, so gehö-
ren die beiden Karthfiuser, denen wir jene zwei Chroniken ver-
danken, zn ihren erbittertsten Gegnern. Die Karthaus war eine
der Hauptstutzen des alten Glaubens in Basel, ein Hauptmit-
telpunkt für diejenigen, denen das Umsichgreifen der neuen
Lehre zuwider war. Während die andern klösterlichen Anstal-
ten Basels ihre frühere Bedeutung längst verloren hatten, stand
die EUrthaus auf dem Höhepunkt ihrer Blüthe *) , weithin be-
rühmt durch eine Reihe von Gelehrten, die in den letzten
Jahrsehnten ihre Zellen bewohnt hatten, im Besitz einer reichen
Bibliothek, getragen durch die Gunst einer Anzahl der ange-
sehensten Basier Familien, in regem Verkehr mit den nam-
haftesten Buchdruckern der Stadt und manchen der wissen-
schaftlich hervorragenden Männer, welche durch diese und durch
die Universität herbeigezogen worden waren. Wie das Kloster
I) Der Karthäuserorden wurde im Allgemeinen weniger von dem Ver-
falle berührt, dem das übrige Mönchswesen anheimfiel, vgl. die bei Gie-
seler: Lehrbuch der Kircbengeschichte II. 4. 8. 271 citierte Stelle des JFo.
BtiBchiua de reform, monasterioram üb. III. c. 32 cos Leibnitii 8criptt.
Brunrnr. U. p- 935 : Carthusia * jwima sui instiuitioa« semper in observan-
tia reffulari perroanait propter tna, videlioet solitudinem, Silentium et Visi-
tationen! ot patet in hoc versu:
' Per tria So. 81. Vi. Carthusia permanet in vi.
234 Einleitung.
nach und nach zu dieser Blüthe gelangt ist, das lehren uns
die beiden ersten Chroniken, welche die Geschichte desselben
von seiner Gründung bis auf die Reformationszeit herabfuhren
und somit zum Verständniss der späteren den nothwendigen
Schlüssel bilden.
Da die Chroniken selbst die reichste Quelle für die Ge-
schichte des Klosters sind, so enthalten wir uns hier in der
Einleitung näher auf dieselbe einzugehn, wir ziehen es vor, in
den Anmerkungen aus dem übrigen vorhandenen Material die
nöthigen Erläuterungen beizubringen. Es ist dieses Material
reichlich genug, um zu einer umfassenden Bearbeitung des
Klosters aufzufordern und wir hoffen, dass gelegentlich einer
unsrer Basler Historiker sich dieser Aufgabe unterziehen werde,
die bei der Bedeutung, welche jenes in dem letzten halben
Jahrhundert seines Bestandes einnahm, mehr als nur localen
Werth haben würde.
Die reichste Fundgrube bilden begreiflicher Weise das
Archiv und die Bibliothek des Klosters, von denen letztere der
öffentlichen oder Universität«- Bibliothek einverleibt ist, erste-
res einen Theil des im Rathhause aufgestellten Archives der
Baslerischen Gotteshäuser bildet. Es enthält 564 registrierte
Urkunden, die sich über den Zeitraum von 1290 — 1683 er-
strecken, ein Faacikel nicht im Einzelnen registrierter Papiere,
14 Bände, mit den Buchstaben A — O bezeichnet, ausserdem
eine grössere Anzahl von Rechnungsbüchern aus der Zeit der
städtischen Verwaltung des Klostergutes.
Unter den erwähnten Bänden ist von besonderem Interesse
ein sehr reichhaltiges, ausführlich gehaltenes Jahraeitbuch, der
sog. über benefactorum , mit »Carthaus L« bezeichnet. Es ist
ein Band in massigem Folioformat, in Holzdeckel gebunden,
die mit Tuch überzogen sind, mit Klappen zum Schliessen.
Auf der Aussenseite des vorderen Deckels steht mit grosser,
nur noch schwer lesbarer Schrift: über Benefactorum domus
huius, scilicet vallis Margarete virginis ' — (die
letzten Worte sind nicht mehr zu erkennen, ebenso ist nicht
mehr deutlich, ob vor Margarete ein sancte oder beate ge-
standen).
In diesem Buche sind die Wohlthäter der Karthaus nach
den Tagen verzeichnet, an denen für sie gebetet werden soll.
Jedem Tage ist in der Regel ein Blatt gewidmet. Auf der Vor-
derseite desselben ist das Datum nach römischem Calender an-
gegeben, nicht immer auch die kirchliche Bedeutung des Tages.
Häutig ist dem Namen des Festes, das auf den Tag fällt, noch
eine Notiz beigegeben über die Art und Weise, wie es zu feiern
ist (Üandelarum, missa, sermo, capitulum, trium lectionum,
duodecim lectionum u. s. w.). Ueber die Wohlthaten, durch
welche die einzelnen Gönner sich verdient gemacht haben,
Einleitung. 235
wird im Einzelnen Bericht erstattet. Unter den Wohlthätern
finden wir Personen aller Stände von Pabst Felix V. und Kaiser
Sigismund bis auf einfache Dienstboten herab. Besonders ver-
treten sind natürlich die angesehenen Basler Familien, voran
die Zybol und Zscheckenbürlin l) mit ihren Verwandten, denen
ach später die Buchdruckerfamilien der Froben, Amerbach und
Petri anschlieesen. Auch die dem Orden beigetretenen Brüder
und die Habseligkeiten, die sie ins Kloster gebracht und dem-
selben überlassen haben, werden angemerkt. Das Buch ist bald
nach der Gründung des Klosters angelegt und bis zur Refor-
mation fortgeführt worden. Besonders zahlreich sind die von
den beiden letzten Prioren Jacob Louber (Lauber) und Hiero-
nymus Zscheckenbürlin gemachten Eintragungen.
Für eine Geschichte des Klosters, der Baslerischen Fami-
lien, sowie für culturgeschichtliche Studien fände sich hier eine
reiche Ausbeute.
Ein zweites Jahrzeitbuch, als Calendarium Carthusianum
oder Diarium bezeichnet, befindet sich auf der öffentlichen
Bibliothek, A. VI. 23 bezeichnet. Es ist später angelegt als
der über benefactorum und auf kürzere Aufzeichnungen be-
rechnet, indem jede Seite drei Tage enthält. Bei den Namen
der Wohlthäter, deren Wohlthaten in der Regel nicht namhaft
gemacht werden, wird bisweilen auf die ausfuhrlicheren An-
gaben des über benefactorum verwiesen. Hingegen ist die An-
gabe der Feste und der Art, wie sie gefeiert werden sollen,
genauer als in diesem, an mehreren Stellen finden sich auch
betreffs der Feier der Jahrzeiten specielle Anweisungen für den
Sacristan. Während der Über benefactorum zu einer Art Ge-
schichtswerk anwuchs, scheint das Calendarium zu unmittel-
barem gottesdienstlichem Gebrauche angelegt worden zu sein.
Die Bibliothek des Klosters, welche etwa 2000 Bände
zahlte, wurde im Jahre 1590 der Universität übergeben und
erhielt ihre neue Aufstellung durch unsern Peter Ryff, der da-
mals das Amt des Universitätsbibliothekars bekleidete2). Es
1) Der Name dieser Familie wird in den gleichzeitigen Schriftstücken
uns im Anschluts an die Schreibweise des Priors Louber für die Anwen-
dung der Form Zscheckenbürlin entschieden., die den Formen unserer
ßchnftaprache am meisten entspricht. — Die Schreibung mit Tsch begegnet in
gleichzeitigen Schriftstücken nur selten, vereinzelt kommt auch ein einfaches
Seh vor. — Der Name ist nach der unzweifelhaft richtigen Vermuthung
Jacob Burckhardt's aus dem italienischen Ceccopieri entstanden. So wur-
den noch im 17. Jahrhundert die Namen Denais und Vertemate in Dienast
und in Werthema&n umgedeutscht, und noch heute verfahrt das Volk mit
fremdländischen Namen, die sich in Basel embürgern, in derselben Weise,
nur dasi diese Umdeutschungen jetst nicht, wie früher, auch in die Ortho-
gnphie der Namen eindringen. 2) P. Merian: Zur Geschichte der in,
236 Einleitung.
existierten über dieselbe zwei Cataloge, die zugleich mit der
Bibliothek an die Universität abgeliefert wurden. Der altere
dieser beiden Cataloge, der gegenwärtig leider nicht mehr auf-
zufinden ist, war durch den Prior Jacob Louber angelegt wor-
den, der demselben folgende Bemerkung beigefugt hatte:
Sunt nonnulli, qui librorum comparattoni resistunt, atten-
dant hü quod sequitur, utpote quid sit monasterium sine libris.
Monasterium sine libris est sicut
Civitas sine opibus,
Castrum sine muro,
Coquina sine suppellectili,
Mensa sine cibis,
Hortus sine herbis,
Pratum sine floribus,
Arbor sine foliis1).
Ein zweiter ist angelegt von derselben Hand, die nach
dem Tode Louber's in den Büchern selbst die Zugehörigkeit
derselben zur Rarthäuserbibliothek angemerkt hat (s. die Anm.
zu S. e der Continuatio). Dieser neue Catalog besteht aus
zwei fänden in schmal Folioformat, in Pergament gebunden,
der hintere Deckel ist so breit, dass er bis über einen Theil
des vordem umgeklappt werden konnte, er ist überdies mit
einem ledernen Riemen versehn, der sich mehreremale um den
Band schlingt. Der erste Band enthält das registrum pro an-
tiqua, der zweite das pro nova bibliotheca. Die in der antiqua
bibliotheca (oder libraria, beide Ausdrücke werden gebraucht'
aufgestellten Bücher sind mit Buchstaben (welche das armarium
bezeichnen) und dem »numerus Ordinarius«1) (römischen Zif-
fern) , die der nova mit Buchstaben und dem »numerus cyfra-
lis« (arabischen Ziffern) signiert. Am Eingange des ersten Ban-
des findet sich ein »Iniormatorium bibuothecarii seu librarii
domus vallis beatae Margaretae in Basilea minori Carthusiensis
ordinis, continens 12 canones sive regulas informativas officii
sui«. Eine Veröffentlichung dieses Cataloges wäre sehr inter-
essant, würde aber die Grenzen einer Beilage zu unserem Bande
weit überschreiten.
Die Bibliothek ist für unsere Kunde von der Geschichte
des Klosters zunächst insofern von grosser Wichtigkeit, als die
in ihr enthaltenen Druckwerke und Manuscripte uns einen Ein-
blick in die geistige Thätigkeit desselben gewähren, es finden
sich aber in derselben begreiflicher Weise auch manche Schrift-
stücke, die uns directe Nachrichten über das Kloster geben3).
dem neuen Museum aufgestellten akademischen Sammlungen (in der Fest-
schrift zur Einweihung des Museums in Basel. 1849) 8. 8. 1) Merisn
a. a. O. 6. 2) 8. unten 8. e der Continuatio. 3) Von den Chroniken,
die wir abdruoken , ist keine mit der Karthäuserbibliothek an die Unirer-
Einleitung. 237
Neben dem Archive und der Bibliothek des Klosters hat
für das Stadium seiner Geschichte einen nicht geringen Werth
die Sammlung von Auszügen und Bemerkungen, welche der Chro-
nist Christian Wurstisen (f 1588) angelegt hat und die sich in dem
mit L IL 14 bezeichneten Bande der Basler Universitätsbiblio-
thek befindet. Der Band führt auf dem Bücken die Bezeichr
nung »Analecta Christ. Urstisii Bas.« und wird daher gewöhn-
lich als «Analecta Urstisii« citiert, Wurstisen selbst hat folgen-
den Titel hinein^eschrieben : Rhapaodiae xerum variarum, in-
primis vero Basiliensium, ex infinitis diplomatibus, instrumentis
scriptisque congestae, seu venationis antiquariae sylva Christiani
Urstisii Basiliensis. — Diese Analecta enthalten auch viel auf
die Geschichte der Kalthaus Bezügliches, zum Theil Auszüge
aus noch vorhandenem und nachweisbarem handschriftlichem
Material, wie namentlich aus dem liber benefactorum, zum Theil
aber auch aus solchem, das zwar wohl noch vorhanden sein
wird, augenblicklich aber schwer aufzufinden ist: da die aus
der Karthaus herstammenden Werke auf der Universitätsbiblio-
thek nicht getrennt aufgestellt sind und für den grösten Theil
unseres Handschriftenschatzes zur Zeit nur ein ganz kurz gehal-
tenes Verzeichnis vorhanden ist, so entzieht sich noch Man-
ches unsern Nachforschungen, und da bieten die Auszüge und
Abschriften Wurstisens willkommene Ausbeute. Ferner giebt
Wurstisen Nachrichten über, die zum Theil nicht mehr vorhan-
denen Gebäulichkeiten der Karthaus, er beschreibt namentlich
die Glasgemälde, die sich in dem längst abgebrochenen grossen
Kreuzgange, der sog. Galilaea maior, fanden und fuhrt die In-
schriften auf, welche über dem Eingange der einzelnen Zellen
standen1).
Die Gebäulichkeiten des Klosters haben, seitdem das-
selbe im J. 1669 zum Waisenhause eingerichtet worden2), man-
cherlei Veränderungen erlitten, namentlich hat, wie oben be-
merkt, der grosse Kreuzgang mit den ihn umgebenden Zellen
fallen müssen, die übrigen Räumlichkeiten sind theilweise um-
gebaut und vergrössert worden, immerhin aber macht der An-
blick des grossen, rings ummauerten, zum Theil noch von der
alten Stadtbefestigung umschlossenen Baumes, wie er sich längs
des Rheinufers, angelehnt an die grüne Herrenmatte, erstreckt,
mit der Kirche und den sie umgebenden Gebäulichkeiten einen
eigentümlichen Eindruck und erleichtert uns das Verständniss
der in den Chroniken enthaltenen Erzählungen. Wir haben
unserem Bande eine , vogelperspectivische Ansicht der Karthaus
beigegeben, etwas vergrössert nach dem Plane Basels von
»tat gelangt, sie scheinen zur Zeit der Reformation aus dem Kloster wegge-
kommen zu sein (vgl. unten die Einleitungen zu den einzelnen). 1) wir
geben dieselben unter den Beilagen. 2) 8. die in der Vorrede citierte
Whrift S. 11 ff.
238
Einleitung.
Matthäus Merian aus dem Jahre 1615, der das Kloster noch
ganz in seiner alten Gestalt giebt, und haben uns bemüht, so-
viel als möglich die Räumlichkeiten den Berichten der Chro-
niken gemäss zu bestimmen. — Sehenswürdig für den jetzigen
Besucher der Karthaus sind ausser der musterhaften Einrich-
tung des Waisenhauses und der Verwendung der alten Kloster-
räume zu den Zwecken dieser Anstalt, an der wohl selbst die
alten Bewohner des Klosters ihre Freude haben würden, von
den noch ganz oder doch mehr oder weniger in ihrem alten
Zustande verbliebenen Bauwerken namentlich die geschickt re-
staurierte Kirche mit der Sacristei und dem kleinen Kreuzgange,
der die Grabmäler der Amerbache enthält, die schön vertäfelte
Stuba hospitum und die gewölbte Küche *) . Einige Kunstwerke
und Geräthschaften aus dem Kloster sind in der mittelalter-
lichen Sammlung untergebracht, in derselben befindet eich
auch das lanzettförmige Siegel des Klosters, die h. Margaretha
darstellend, die über den Drachen schreitet, darunter einen
betenden Karthäuser, mit der Umschrift: S. prioris et conventus
domus cartus. in bas. minori.
Eine kurze Geschichte des Klosters, in anziehender Weise
geschrieben, mit einer Reihe interessanter Anmerkungen bietet
das XVI. Neujahrsblatt für Basels Jugend, heraus-
gegeben von der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und
Gemeinnützigen. 1838, verfasst von Abel Burckhardt. Viel-
fache Belehrungen gewähren auch die Anmerkungen zu den
im Folgenden zu erwähnenden Uebersetzungen der drei ersten
unserer Chroniken durch Karl Buxtorf.
I) Vgl. die Beilage über die Gebäulichkeiten der Karthaus.
ff*
•■sa
V«
tr--
fö
iH
a r.i
J'*9
;iii
%>t
-.<•• • . «1' '"
.vi,; . n ' :
r''
I.
Chronica ftindationis Carthusiaß
in Basilea minori,
aactore Henrico Arnoldi de Alveldia,
eiuadem domus prioxe.
1401—1480.
\
Einleitung.
i
Der Verfasser der Chronik, welche die Schicksale des Klo- v«r-
^^ere von dessen Gründung bis zum Schlüsse der Amtsdauer f"8er"
$0& neunten Priors, d. h. bis zum J. 1480, schildert, ist, wie
^\x aus dem Eingange der Fortsetzung erfahren *) , eben dieser
_ ^eunte Prior selbst, Heinrich Arnold (Henricus Arnoldi) aus
jUhlfeld in der Diöcese Hildesheim, auch schlechtweg Heinrich
l^ron Ahlfeld genannt 2) . — Was wir über seine Lebensumstände
ms seiner eigenen Chronik und deren Fortsetzung, aus Tri-
liuß und ans einer Aufzeichnung seines Nachfolgers im
rat der Basler Karthaus, des Jacob Louber3), erfahren,
«ich. kurz in Folgendem zusammenfassen. Geboren zu Ende
Jahres 1407 4) scheint er in ziemlich jungen Jahren nach Rom
zu sein, wo er am päbstlichen Hofe lebte und die
11 Auch Trithemius in dem Liber de scriptoribus ecclesiasticis und in dem
logus illuetrium virorum Germaniam — exornantium führt unter den
fcen des Heinricus Arnoldi die «Chronica domus Carthusiensis (resp. d,
■ne) in Basilea« auf. 2) In den nicht von seiner eigenen Hand herrühren -
~ Titelangaben seiner Schriften in den ans der Karthäuser Bibliothek her-
amenden Exemplaren der Basler Bibliothek wird er bald Henricus oder
inricus Arnoldi , bald Henricus de Alveldia , bald Heinricus Arnoldi de
hreldia genannt. Henricus Arnoldi Saxo (resp. natione Saxo) heisst er in
Grabschrift (Tonjola 319) und bei Trithemius, während er selbst in
Chronik den Familiennamen wegläset und sich nach seinem Heimaths-
nennt. Wenn es ietzt an der betreifenden Stelle im 30. Capitel heisst:
r Heinricus de Alleveldia Hildesemensis ex Saxonia, so ist ohne Zwei-
ter oder nach Hildesemensis das Wort diocesis ausgefallen. Das l&sst
schliessen aus der Bezeichnung, die er in der professio des frater Geor-
Ton Gerolspach , alias von Schüren Frisingensis diocesis ( auf einem
amentblattcnen in dem Bande G2 I. 34 der öffentlichen Bibliothek in
;I) erhalt. Dort heisst er: Henricus Arnoldi de Alleveldia diocesis Hü-
mensis. — Die Familiennamen erhielten bekanntlich im Mittelalter bei
Uebersetzung ins Lateinische immer die Genitivform, indem man sie als
Bezeichnung des Namens des Vaters auffasstj so begegnen wir z. B.
Basler Rittern Otto Sealarn (Schaler), Henricus Monachi (Münch), Hen-
Dtvitis (Reich) , den Basler Gelehrten Johannes Currificis , Johannes
fzü, Johannes Sellatoris, so werden wir unten auf die Karthäuser Geor-
jfti Csrpentarii und Nicolaus Molitoris stossen. So nannte sich auch der
• Sdiriftsteiier bekannte Ulmer Dominicaner Felix Schmid auf lateinisch
WäFahri. S) S. unten S. 243 Anm. 4. 4) Er starb den 5. Juni 1487
ilbcng setstis anno» octoginta minus quasi mensibus quinque«. Conti-
DQitio pag. a.
WCkrofliken. i. 1G
242 Einleitung.
Stelle eines Notars bekleidete1). Bei Gelegenheit des Basier
Concils kam er nach Basel und wurde Notar des Concils2) ;
um welche Zeit dies geschah, lasst sich nicht nachweisen3),
doch wird es wohl in den ersten Zeiten der Versammlung ge-
schehen sein; denn schon zu Anfang des Jahres 1437*), als
der Bruch mit dem Pabste in naher Aussicht stand, zog er
sich, von dem Bewusstsein der Eitelkeit aller irdischen Dinge
durchdrungen, in die Ställe der Karthaus zu Basel zurück, in
deren Mauern er den übrigen Tneil seines Lebens, über 50
Jahre, zubrachte. Um Pfingsten 1449 wurde er zum Prior er-
wählt und bekleidete das Amt über 30 Jahre lang5). Im Jahre
1478 wurde er durch eine Lähmung betroffen, die ihn an den
Rand des Grabes brachte8) und ihm die Fortführung seines
Amtes erschwerte; da er aber den Jacob Louber zu seinem
Nachfolger wünschte und dieser das erforderliche Alter noch
nicht besass, so wartete er mit der Niederlegung seines Amtes
noch beinahe zwei Jahre und sah nun seinen Wunsch in. Er-
füllung gehn7). Er starb im Jahre 14S78). Wir enthalten uns
über seine Amtsführung als Prior hier ausführlicher zu reden,
da die unten folgenden Chroniken hierüber des Weiteren be-
richten, bloss das sei bemerkt, dass ihm von allen Seiten das
Lob eines treuen Hirten gespendet wird, der für das leibliche
sowohl als namentlich auch für das geistige Wohl der ihm un-
tergebenen Heerde aufs Gewissenhafteste besorgt war. Aus dem,
was über ihn berichtet wird, aus dem Lesen seiner Chronik
wie aus der Aufzählung seiner übrigen Schriften gewinnt man
den Eindruck, dass man es mit einer durch und durch re-
ligiösen Persönlichkeit zu thun hat Noch während seiner
Krankheit, so wird ihm nachgerühmt, Hess er nicht ab, den
Brüdern mit seinen Ermahnungen zur Seite zu stehen0). Nur
selten, wenn das Bedürfniss seines Klosters es dringend erfor-
derte, liess er sich ausserhalb der Mauern desselben sehen, was
1) Cortlsnnus urbia Rome fuerat. Chronica fundationis cap. 32.
Qui, cum officio notariatus in aacro concilio Basüienai et antea in urbe
niultis aunis fungeretur. Louber in der demnächst tu erwähnenden Auf-
zeichnung. In officio notariatus curialis inter trigiiila primatum obtinere
meruit. Continuatio pag. b. 2) Tjrithem und Louber a. a. 0. — In
Basilea tempore concüii notariua valde famosus, puta, qui rigore eiaminis
in concilio prefato presidentibus quodam episcopo imperatoris capeUano et
kjjiim doctore et cariiinali Metensi vsüde famoso et experto viro inter qui-
dr ingeniös notarios obtinuit tercium locum. Chronica fund. cap. 32.
3) Unter denjenigen Notarien, die Wurstisen, gestützt auf die Baaler Hand-
schrift des Johann von Segobia, als in den ersten Sitzungen des Concils
ernannt, aufzahlt (S. 266. 26S. 271. 273), findet sich sein Name nicht
4) Er lebte 50 Jahre und etwa 4 Monate im Orden. Continuatio pag. a.
5) Chronica cap. 30. Continuatio pag. a. 6) a qua (raorte) non re-
mote eram. Einleitung der Chronica. 7) Continuatio a. a. O. Vgl.
die Beilage; de colli« Carthusiae Basiliensis. 8} Continuatio a.a.O.
Trithemius, Tonjola 319. In der Chronica cap. 33 steht inthüm-
lichenreise 1485. 9) Continuatio pag. a.
Einleitung. 243
jedesmal grosses Aufsehen unter den Ijcuten erregte, die ein-
ander seine ehrwürdige Gestalt niesen und sich zuflüsterten:
Seht, da kommt der Vater aus der Kartbaus >).
Obgleich Heinrich nie eiuen academischen Grad erworben
hat1), wird von ibm gesagt, dass er in den freien Künsten
sowohl als in der Gottesgelahrtheit bewandert und auch im
geistlichen Rechte erfahren gewesen5}. Er hat sich auch als
Verfasser einer Menge geistlicher Schriften erbaulich mystischen
Inhaltes einen Namen gemacht. Trithemius fuhrt eine Anzahl
derselben auf, mehrere von diesen, sowie mehrere andere
finden sich auf der Basier Bibliothek vor4), die meisten hand-
schriftlich, gedruckt nur zwei. Erstens der Tractatus de
modo proveniendi ad veram et perfeetam dei et pro-
xiuii dilectionem, habens fundamentum ex tbeolo-
gia mistica editus a quodam Cu.rtusi.ensi ad dei
laude ra et aliorum edificacionem. Am Schluss des In-
haltsverzeichnisses wird das Werk, das in der Torrn eines Ge-
spräches zwischen Christus und dem Verfasser gehalten ist,
auch als opus de caritate bezeichnet. Es ist identisch mit dem
von Trithem angeführten Bucht' »de commendacioue oharitatu n,
das nach dem über de scriptoribus ecclesiasticis mit den Wor-
ten »charitatis excellentia « beginnt. Der Verfasser ist in dem
Tractat selbst nicht genannt, dagegen wird dieser auf dem Vor-
setzblatte des aus der Karthäuserbibliothek stammenden Exem-
plaren bezeichnet als » tractatus de caritate patris prioris Henrici
Amoldi Cartusiensis Ilasiliensisn. Der sehr schöne alte Druck
enthält keine Angabe des Jahres oder des Druckortes. Bernh.
Pez, der in seiner Bibliothcca ascetica Bd. VI den Xractat,
dessen Verfasser er nach jener Angabe des Trithem heraus-
gefunden, aus einer Handschrift des Klosters Melk abgedruckt,
hat den alten Druck nicht gekannt. — Sodann zweitens ein
Gebet gegen die Türken: Contra Teucros specialis leta-
nia et preces flexis geuibus dicende5). Am Schlüsse des
I) Continuatio pag. b. 2] Ibid. pag. a.b. 3) Trithem. und
Lauber. 4) Ausserdem befindet sich dort ein von der Hand des Jacob
I.onber angefertigtes ausführliche« .Register über einen Hammel band »Liber
et oratiunom et aliorum opusculumm pädia iLeinricj, Amoldi
i. a. w., der selbst nicht vorhanden ist. Dagegen besitzt die
;n andern, ahnlichen, jedoch nicht ganz su reichhaltigen Sam-
ionale sanetomm überschrieben , durch den Bruder Johannes
r da« Karthäuser Kloster zusammengeschrieben, 1484 vollen-
Anleitung, welche Lauber dem erwähnten ßegister voraus-
commendaüu prediuti patris et uuuruiu upuseulorum« geben
Beilagen. — Der Catalog der Basier Bibliothek erwähnt noch
jermanicum Heinrich« de benefieüs fundaotiurn cellam Car-
as aber nach der Signatur, die.es trägt, nicht aufzufinden
iieint es im J. 1817 benutzt zu haben (Chronik S.,75 Ann. 1).
la war auch in dem von Jacob Louber. beschriebenen Sam-
melbande enthalten.
244 Einleitung.
aus vier Blättchen bestehenden Druckes heisst es: Istam letaniam
magne efficacie composuit venerabilis ac multum devotus pater
dominus Heinricus Arnoldi prior Cartusiens. in Basilea contra
Teucros pessimos Christiani nominis inimicos. Anno domini
m. cccc. lxxvi. Oretur pro eo. Jahr und Ort des Druckes sind
nicht angegeben1),
^bfiw? Kehren wir wieder zu unserer Chronik zurück. Dass Hein-
(Bung.rich sie erst nach seiner Resignation abgefasst, bezeugen
mehrere Stellen derselben. Im 30. Capitel, beim Bericht über
seine Erwählung, wird beigefügt »qui domui mee 30 annis pre-
fuit«2) (pag. 67) , im 31. Capitel (pag. 70) wird eines Zinses
gedacht, der im Jahre 1482 zurückgekauft wurde. Wir sehen
also, dass der für das Wohl seines Klosters unermüdlich be-
sorgte Mann, nachdem er der Pflichten eines Vorstehers ent-
hoben war, sich durch die Krankheit, an der er darniederlag
und deren er in f der Vorrede erwähnt3), nicht abschrecken liess,
die Kunde, die er, wie kein anderer, von den Schicksalen des-
selben besass, dem bleibenden Andenken seiner Mitbrüder zu
überliefern.
za»&tee Der Arbeit Heinrichs von Ahlfeld ist von fremder Hand
[derer* eine Notiz über seinen Tod 4) und ein Nachruf an ihn beigefugt
H»nd. worden. Da die Chronik, wie sie uns vorliegt, nicht das Auto-
graph Heinrichs ist, sondern eine sorgfaltige Reinschrift seiner
Arbeit sowohl als der ihr beigefügten Zusätze, so lässt sich auf
Grund der Handschrift nicht feststellen, welches der Umfang
dieser letzteren ist, ob die Arbeit Heinrichs im 32. Capitel,
von dem der Verfasser der Continuatio sagt, es sei zur Hälfte
noch von jenem verfasst5), mit den Worten »sicut et in aliis
factis et circumstanciis eiusdem emptionis etc.« abbricht und
alles Folgende von anderer Hand herrührt oder ob nicht viel-
mehr diese nur den Abschnitt »Postremo noveris — feliciter
obiit anno domini 1485« eingeschaltet, der Schluss des Capitels
»Nunc itaque gaudete — ut erroneum contemnendum etc.a , der
sich wieder auf die vorher erzählte endliche Abwickelung des
lästigen Lieler Handels bezieht, und die Erzählung von der
1) Im Cataloge der Bibliothek findet sich, jedoch ohne Signatur, noch
eine Ausgabe aus dem J. 1479 aufgeführt , ferner, ebenfalls ohne Signatur,
eine weitere Druckschrift: De Septem festivitatibus b. virginis Mariae septem-
plificata septem gaudia. 2) Da Heinrich Pfingsten 1449 erwählt wurde
und Pfingsten 1480 den Louber zum Nachfolger erhielt, so scheint auf den
ersten Blick die Zahl 30 nicht richtig zu sein, indessen ist zu bedenken,
dass ohne Zweifel die Resignation der Erwählung des Nachfolgers um einige
Zeit vorangieng, mithin die Zahl von 31 Jahren nicht vollständig erreicnt
wurde. 3) me per mortem , a qua non remote eram causante gravi in-
firmitate, deficiente (S. 248,42) . quia hoc non admisit mea infinnitas(248, 29).
4) Mit dem irrigen, wohl auf einem Schreibfehler beruhenden Datum 1485
statt 1487. 5) Er spricht zwar von dem letzten Capitel, meint aber
damit nicht das eben nur angefangene 33., sondern das 32.
Einleitung. 245
lurch Heinrich sehnlichst gewünschten Wahl Loubers zum Prior,
iiit der ein 33. , nicht weiter fortgesetztes Capitel eröffnet wird,
noch Heinrich angehört.
Von wem der Nachruf an ihn und die etwanigen sonsti-
|en Zusätze herrühren, ob von seinem Nachfolger oder von
wem der beiden Schaffner Philipp Stouffer oder Martin Ströu-
b, von deren schriftstellerischer Thätigkeit der Verfasser der
Jontinuatio berichtet *) , oder von sonst Jemand , darüber lässt
ich nichts sagen.
Eigenthümlich ist die Form, in welche die Chronik geklei- Fora.
[fit erscheint. Die Schicksale des Klosters werden uns erzählt
b einem Gespräche zwischen der Schutzpatroninn des Klosters,
ier heiligen Margaretha und ihrem Knechte, dem Prior. Hein-
ich hat diese dialogische Form in mehreren seiner Schriften
ogewandt: so wird, wie wir gesehen, in dem Buche de cari-
ite Christus als den Verfasser in Wechselrede belehrend ein-
[efiihrt, und gerade wie in der Chronik erscheint die heilige
hrgaretha im Gespräche mit ihrem ServuluB in den von Tri-
bem angeführten beiden Dialogen de exerciciis spiritualibus
lad de cruce2). Für Gegenstände dieser Art passte allerdings
ie Form besser als für eine historische Arbeit, aber Heinrich
Ät eben mit Absicht dieser seiner historischen Darstellung zu-
Jfich den Charakter einer Erbauungsschrift geben wollen.
fchon der Fortsetzer der Chronik blickt mit einer Art Wohl-
rollender Ueberlegenheit auf die kindliche Darstellung seines
'olgangers zurück und schlägt einen andern Ton an.
Die Handschrift, in der uns die Chronik erhalten ist, be- JJJiMt
indet sich auf der öffentlichen Bibliothek in Basel und trägt
fe Signatur X. HI. 10. Sie liegt mit der Fortsetzung zusam-
men in einem Pergamentumschlag, der aus einer vom Baaler
"(rocil ausgestellten Urkunde (d. d. 1439. 2 non. octobr.) her-
jerichtet ist. Aussen auf demselben steht der Titel: Cronica
tadacionis Cartusie in Basilea. Dieser Umschlag schliesst fünf
Lagen Papiers ein, von denen die vier ersten die Cronica
imdacioiris enthalten, die letzte die Fortsetzung. Von jenen
ner, die hier für uns in Betracht kommen, bestehn die drei
toten aus je sechs, die letzte aus fünf in einander gelegten
Ifcgen, zusammen also (das Format ist klein Folio) aus 46 Blät-
tern starken Papiers. Es sind drei , übrigens fast ganz gleich
«»sehende Sorten mit verschiedenen Wasserzeichen. Von den
4$ Blättern sind das erste und die sechs letzten ganz leer,
Bttt 2 — 40 haben von neuer Hand die Seitenzahlen 1 — 78 er-
sten. S. 76 enthält nur eine Zeile, S. 77 ist zur Hälfte be-
schrieben, S. 78 ganz leer.
Die Handschrift ist, wie bemerkt, eine sorgfältige Rein-
1) Vgl. die Einleitung zu dieser. 2) Vgl. Continuatio pag. a.
246 Einleitung.
sehrift, in schönen, kräftigen Zügen ausgeführt. Die Ueber-
schriften der Capitel und das Sancta in der Einleitung der
Antworten der heiligen Margaretha sind roth unterstlichen,
die Initialen der Capitel gross in rother Farbe gemalt, die Ma-
juskeln mit rothen V erticalstrichen versehn. Bisweilen finden
sich am Rande Bemerkungen in rother Farbe. Der Interpunction
ist eine besondere Sorgfalt gewidmet. Punkt, Semicolon, Punkt
mit einfachem Häkchen drüber (v), Punkt mit Doppelhäkchen
(Vi) begegnen uns in sehr zahlreicher Anwendung. Das Semi-
colon bezeichnet eine stärkere, der Punkt, mit und ohne Häk-
chen, eine schwächere Pause. Das einfache Häkchen kommt,
jedoch sehr selten, auch als Accent in einzelnen Worten
vor. Wir haben uns selbstverständlich nicht an die Inter-
punction der Vorlage gebunden, sondern sind den heutigen
Grundsätzen und den Bedürfnissen der heutigen Leser gemäss
verfahren.
schick- Die Handschrift scheint der Karthäuser Bibliothek nie
BHand-r fönnlich einverleibt worden zu sein. Sie trägt keine bezügliche
schritt. Signatur und ist auch nicht mit der Karthäuser Bibliothek in
die der Universität übergegangen, der sie vielmehr erst als Be-
standteil des Fäschischen Museums1) im Jahre 1823 zugefal-
len ist. Sie befand sich wahrscheinlich zur Zeit der beginnen-
den Säcularisation des Klosters in den Händen ihres Fortr-
setzers, des Bruders Georg Carpentarii von Brugg, und ist
mit der Fortsetzung, die jetzt noch in demselben Umschlage
mit ihr liegt, und dem Diarium oder der Reformationschronik
Georgs entweder bei seinem Tode oder schon vorher aus dem
Kloster weg in die Hände eines seiner Bekannten gekommen.
Durch den verdienstvollen Eifer des Begründers der Fäschi-
schen Sammlung, den 1667 verstorbenen Professor Kemigius
Fäsch, ist die Chronica nebst der Fortsetzung, wie so manches
andere werthvolle Stück, für Basel gerettet, vielleicht überhaupt
vor dem Untergange bewahrt worden, während, wie wir unten
sehen werden, die Originalhandschrift der Reformationschronik
spurios verschwunden ist.
riBieVer- ^as Verdienst, die Chronik nebst der Fortsetzung zuerst
öffent- veröffentlicht zu haben , gebührt dem um die Bekannt-
1,egenn." rhachung Baslerischer Geschichtsquellen überhaupt sehr ver-
dienten Dr. Karl Buxtorf (f 1871), der in der Einladungsschrift
zur Promotionsfeier des Gymnasiums und der Realschule, Basel,
Schweighauser 1847. 8, »die Chronik von der Stiftung der Kar-
thause im Minderen Basel« (nebst der Fortsetzung) in deut-
scher, oft etwas freier Uebersetzung herausgegeben hat. Von
dem lateinischen Originaltexte, den wir hier zum erstenmale
1) S. über dasselbe Merian in der oben erwähnten Festschrift
8. 12.
Einleitung. 2
Bande tl«» Q^^Jc:fa:€5n> hat im Jahre 1854 Mone im zweit
■ S. 154 ff «ij^^^ ^?*sammlun£ zur badischen Landesgeschicl
". Iiel lw»^n»i£~»ir ÄXir den Markgrafen von Röteln und das Di
•S^S^SSdCiSj^11? TCröffenÜicfr Cap 2: 9Qu«ri8 de a
• teLs wn «i ^**t*<>:rtls domu8 mee« bis zum Schlüsse des Cai
* «WH,™!^* ? letztes Wort irrthürolich territorio statt domii
5aMK^^ • <2»p. 26: »eodem anno— 1432 fuerunt mit
f JSES^TrXS.* ^8 *f Prevaluerunt seduetores«. Cap. 3
» »glandes usurpantes«.
l
■
.-- i Ui-
»:'
ül
I
1
IHJ
gr
.«*:
3»
Et i
i#
•>-^M
[1] Prologus in cronicäm fundationis domus Cartusiensis in
Ba&üea minori per modum dialogi.
Que temporaliter gesta sunt, ne cum temporis lapsu eva-
nescant, opus est, ut litterarum ministerio confirmentur, alio-
quin oblivio facile delebit, quod auditus percepit. ßonum ergo 5
est commendare scripture, quod memorie non debet decidere.
Hac et ego consideratione ductus et aliorum instigatione in-
ductus statui apud me, largiente eo, a quo bona cuncta proce-
dunt, in medium producere stilo simplici et michi magis fa-
miliari ortum et profectum demus vallis beate Margarete ordi- 10
nis Cartusiensis in Basilea minori Constanciensis diocesis, ne,
ut quidam volunt, m^ per mortem, a qua non remote eram
causante gravi infirmitate !) , deficiente, mortua mecum videatur
noticia eorum, que ad dei sanctorumque eius honorem et ad
proximi edificationem facere posse videbantur. Et licet ego non u
sim de sancte Margarete in Basilea filiis primis, ad quos me-
rito istud spectasset officium, eorum tarnen plures novi et cum
eis conversatus sum pluribus annis, a quibus ea, que dudum
ab ipsis audivi, ego didici. Que et, sancta Margareta coope-
rante, modo aliis communicare gestio. Cum autem noverim M
nonnullos in dialogi stilo delectari, huic et ego, quantum po-
tero et prout historia patitur, adherebo, me ut servo interro-
gante et sancta Margareta sicut domina respondente. Ordinem
disserendi de historie materia cum capitulorum distinctionibus
dabit primo preambolorum diversitas ac deinde priorum per sua 25
nomina secundum decursum temporum designatio. Estque di-
stincta hec materia [2] dyalogi pro commodo legentium, si forte
ipsam legere placeret in refectorio, per accentus2), non quidem
reguläres , quia hoc non admisit mea infirmitas 3j , sed simpli-
citer per usuales , ut materia ipsa non totaliter esset sine di- 10
stinctione cum lectoris gravedine. Explicit prologus.
18. Die Worte »eis — plnribnsc siehn auf einer Basar.
1) Hic pater Henricus paralysi tactus fuit proxima die post festum s.
Aanae anno 1478. Continuatio pag. a. Vgl. oben die Einleitung.
2) Unter diesen »accentus« versteht der Verfasser offenbar das ganze von
ihm angewandte System der Interpunction, über welches in der Einleitung
zur Chronica (S. 246) berichtet worden ist. 3) Vgl. Anm. 1.
Capitulum 1. 249
bcipit ereniea domus Cartueienmm in Basilea minari. Et nri<-
*um de occasicne ßmdationis sumpta ex patris de Brummen ex
Saxonia oriundi, nee non ex euiusdam in Argentina Carttmenme
tmersi revelacione. Servulus sanete Margarete querit a domina
8ttay et %tta respondet
Capitulum 1.
Scire cupio, domina mea Margareta sanetdssima, unde fun-
dator domus tue sumpserit occasionem vel etiam causam do-
mum tuam in Basilea minori fundandi. A deo quippe sunt
omnia, settamen per certa media divinitus ad hoc aptata. Et
fuia ego a patribus meis sepius audivi, quod domus ordinis
Cartusiensis communiter ineipiunt per aliqua futurorum pre-
wgia, vellem libenter aliquid de huiusmodi audire a tua pie-
täte virginea, quia tu melius nösti hec omnia. Videtur enim
hec commendabilis curiositas, unde sequitur morum edificatio
ei audiencium utilitas.
Sancta Margareta respondet: Placet, serve meua,
quia cogitas de honore meo et de filiorum meorum, confratrum
toorum, consolatione. Ad hoc enim dudum te elegi, ut ea,
que de hiis latent, priusquam viam universe carnis ingrediaris,
per te manifesta fiant. Quando sponso meo celesti placuit me
ßDcilkm suam cum una domo Cartusiensis ordinis [3] hono*
ore, ipse, in cuius manu sunt omnia, inspiravit diversis per*
sonis in Basilea et circa eam, tarn laicis quam clericis, et non
«lum privatis, sed et nobilibus, ymmo et bonis religiosis utrius-
que sexus desiderium habendi in Basilea Cartusiensium con-
versationem, de quorum strenua et exemplari vita multa audi~
ri&sent. Erant autem in illo tempore Basilee persone devote,
que nominabantur begute l) , quas vice quadam causa devotio-
nis visitandum duxit venerabilis pater dominus Johannes de
tirunawich, natione dux de Saxonia et professione Cartusiensis
i& Friburgo et in Torherg2) successive prior et quandoque
dectus archiepiscopus Maguntinus, sed in electionem huius-
modi ex humilitate consentire noluit. Idem insjgnis pater erat
idoctor decretorum a multis expertus, fundatori domus Torperg
1; Ueber die Begutten oder Beginen zu Basel s. Fechter (Basel im
^ Jahrhundert) S. 60 ff.; über den berühmten Streit des Predigermönches
Molberg gegen sie 1401—1411 s. Ochs III. 24 ff. 2) Peter, Ritter von
JWberg, österreichischer Landvogt in Schwaben , Aargau und Thurgaa,
a fcn JUmpfen Oesterreichs mit den Eidgenossen viel genannt, übergab
jttT sehe Burg Thorberg ( «wischen Burgdorf und Bern ) nebst anderen
«iitzangen dem KarthAuserorden und unterstellte die neue Stiftung der
ÄmTogtei der Stadt Bern. Bruder Johann von Braunach waig wurde der
**te Prior dieses Klosters (auf lateinisch domus sancta© Paula© Porta©
»onus gemumt). Im Jahre 1399 wurden Prior und Convent sowohl von
«mala von Solo th um ins Burgrecht aufgenommen, v. Mülinen, Hel-
*ä* uml. 237. Solothurner Wochenblatt 1S25. 539. 1S32. 299,
•&• Ueber die Stellung des Johann von Braunschweig in Freiburg findet
25© Capitulum 1.
gratus et acceptus, ideoque etiam eum induxit, dum prior ibi
foret, ut domum illara in sancte Paule vidue !) honorem, quam
idem pater multum dilexerai, faceret edificari, quemadmodum
et factum est, ut prior nobilis etiam nobilem dominam haberet
in domus sue patronam. Quia sie placuit fundatori illius do- *
mus, non parum quoque nobili, qui Ulis in temporibus dice-
batur dominus Petrus de Torperg, venustas milicie Burgundie,
in sui magnam utique laudem. (Hoc dioitur de minori Burgun-
dia2), que est de dominio dominorum Bernensium et sub con-
federatiß) . Hie notabiKs pater vir magne litterature et multe 10
devotionis ad memoratarum religiosarum humilem instanciam
in earum oonventu super portatüi celebrans intellexit ab ipsis
magnnm aßeotum, quem habebant ad ordinem Cartusiensium,
valde optanteß, ut Basilee esset aliqua talis ordinis domus.
Tunc [4] prefatus pater sacrificio altaris peracto in hec verba 15
spiritu prophetico, ut videtur, prorupit dicens: »Gaudete, in
domino dilecte sorores, quia non fraudabit vestram devotionem
pins dominus» suo tempore nanque erigetur unä Cartusiensium
domus in Basilea, que quidem muita adversa ad tempus sust*-
nebit et in paupertate magna erit , sed postmodum proficiet in 20
personis et rebus in tantum, quod Cartusiensium super Renum
rocabitur corona«. Utrumque horum partim rerificatum et in
futuro ampliuB verineandum esse non potes dubitare, si ad
meutern revoeaveris gravamina, que pro parte sustinuisti et
oonsolationes , qnas de post nonnunquam sensisti pro reveia- u
tionum huiusmodi verificatione. Ille enim revelationes , que
fundate 'sunt super humilitatem, non sunt reputande quemad-
modum se aliter habentes, nee sunt respuende, quia scriptum
est: »Ubi humilitas, ibi sapiencia«. Prelibstus quippe pater tante
erat humilitatis, quod licet dux esset genere , tarnen ad capitu- 30
Ittm generale vadens 'ivit pedester cum fratre ducens secum non
equum, sed asinum ad portandum vestimenta, eibaria et tibros.
Ideo autem premisi inter occasiones fundationis domus mee
hoc exetnphrm tibi et aliis fratribus tuis utique merito edifica-
torium. Revelatio predieta satis conformis est revelationi, que 35
27. re§jne»de. 28. r«put*nde. Der Abschreiber sebeint die Stelling dieser beiden
Worte verweobeelt zu haben.
«rieh in H. Schreiber 's Kasthause zu Freiburg (Freiburger Adresskalender
1868) nichts vor. Auch ton den Genealogen (er muss nach unserer Chronik
dem* Hause der Weifen angehört haben) scheint er bis jetit nicht beachtet
worden su sein. 1) Die bekannte Freundin n des h. Hieronymns. 2) Die
Landgtafschaft Klem-Burgund umfasste den auf dem rechten Aarufer nörd-
lich der Zulg (bei Thun) gelegenen Theil des heutigen Cantons Bern. Im
J. 1406 wurden die landgräflichen Rechte von dem Hause Kyburgan die
Stadt Bern verkauft. S. besonders Ed. von Wattenwyl von Diess-
baeh: Ueber das öffentliche Recht der Landschaft Kleinburgund u. s. w.
im Archiv für Schweizerische Geschichte XIII. 3 ff.
Capituhim 1. 2. 55 \
facta fuit Argen tine fratri Burchardo zem Houpt1), domus Car-
tusiensium Argentine converso 2) , per duos annos antequam
quisquam de Cartusia in Hasilea erigenda cogitasset. Hie con-
versus communiter ab omnibus habebatur pro saneto viro. Ad
s quem visitandum venit tempore illo supradicto pro consplationö
sna Argen tinam honesta mulier Verena zem Houpt3), eiuadem
conversi quondam famula in, Basilea, et inter cetera .[&] dixit;
$e dolere de hoc, quod nulla Cartusiensium haberetar domus
Rasilee. Ad quod verbum idem conversus, qui magne quon-
l« dam reputationis* fuit in Basilea, sie et in Argentina, quia dives
et prudens, et non parve reputacionis in Cartusia Argentinensi,
quoniam multe deyocionis erat, frequens in orationibus ultra
modum et aliis spiritualibus exercieiis, spiritu prophetico haut
dubium Verene respondit: »Dico tibi, Verena, tu adhuc vives,
ii quando tempore tuo fiet in Basilea notabilis Cartusiensium do-
mus. Cui multi perversi resistent, sed finaliter nichil proficient,
totaque Basilea de profectu eius gaudebit«. Hec prophecia
ineepit verificari utique, quando pater ille Wynandus fuit voca-
tus ad providendum de loco engende domus mee.
i
» De marchione Rbtelensi; alia occasio pro domus huim inchoalione
licet non ad effectum tunc perdueta.
Capituhim 2.
Servulw querit, saneta Margareta respondet.
Libenter audivi, domina mea saneta Margareta, de occa~
a sione fiindationiß domus tue premissa. Adjice ergo , rogo , et
alia, si qua sint talia. Delectat enim servulum tuum audire
tuam vocem et inde colligere tuam laudationem.
Sancta Margareta respondet: Que pro tua sunt eru->
ditione et aliorum consolatione, non tacebo requisita. Queris
& de alia occaeione fundationis domus mee, audi ergo que dicam»
Noveris, quod circa annum domini 1401 illustris vir dominus mm.
1) Die zem Houpt waren ein angesehenes Achtbflrgergesehlecht in Ba-
«el. S. z. B. Heusler, Verfassungsgeschichte 140. Cunrat zem Houpt
gründete im J. 1441 die Elendennerberge. Vgl. oben S. 175 Anm. 2.
2 Die conversi bilden eine Classe der Laienbrüder, »welche letztern in
keinem Orden eine so untergeordnete Stelle einnehmen und doch eine so
grosse Zahl und Wichtigkeit haben als bei den Karthausern , bei denen
3 Klassen (conversi, donati und redditi) vorkommen«. Herzog, Bealency-
clopidie 7, 434. Ausführlicheres s. (Helyot), Histoire des ordres monastiques,
«Ugieux et militaires etc. (Paris 1714—1717, 2. Aufl. 1792) VII. 385 ff. Das
Institut der redditi wurde durch die Statuten von 1581 weder abgeschafft.
3; Eine Verena zum Houbtwird im über benefactorum fol. 123 als magna
fautrix et amica des Klosters aufgeführt. Sie schenkte unter Anderem 600
Gulden , welche jbuii^ Ankaufe Ton Liel (s. unten) verwendet wurden , und
eine mappa pro altari im Werthe von 3 Gulden. Zugleich mit ihrer Jahr*
»it soll Sie ihrer consodalis Greda gefeiert werden.
vn
252 Capitulum 2. 3.
Rädolphus marchio de RÄtelen1), Hasiliensium ricinus, ad or-
dinem Cartusiensem multum affectionatus spiritum devotionis
concepit, [e] quomodo posset unam dicti orduiis domum suo in
dominio engere, mittens propterea ad Argentinam pro illius
loci tunc Cartusiensium priore, de quo priore in subsequenti-
bus latius narratur2), videlicet domino Wynando. Qui quidem
venerabilis pater dicti marchionis acquiescens vocationi venit
ad eum in castrum suum Rötelen , quod distat unum miliare
a Basilea. Et post salutationes amicabiles refectionesque cari-
tativas idem dominus marchio in suo secreto sibi cordis sui
es tum, quem ad ordinem haberet Cartusiensium, aperuit, ro-
gans cordialius ut potuit, quatenus consilium daret et ferret
auxilium, ut hoc suum desiderium ad optatum perduceretur
finem. Verum pater prefatus, ut vir prudens et experiencia
multa doctus, novit, quod non est facile domum Cartusiensium
fundare, ubi multa requiruntur edificia, que nee fieri possunt
sine magnis expensis; et ideo pater ipse dixit, de situatione
loci et de dotatione domus engende bene esse pensandum.
Placuit domino marchioni patris sollertia. Receptis igitur se-
cum viris intelligentibus et ad hoc aptis ibant pariter dominus
marchio et pater predicti. Et pene toto dominio ipsius mar-
chionis perlustrato pater ipse non repperit locum sibi satis pla-
centem, quia nimis ab hominum haoitacionibus distabant aut
nimis appropinquabant. Etiam sensit pater ipse deficere, que
ad strueturam et dotationem domus erant omnino necessaria.
Quare non multum cor apposuit ista vice, sed ad propria re-
means domino marchioni valedixit cum gracianim actione [i]
quasi interim propensius deliberaturus de modo procedendi in
facto. Dedit tarnen idem dominus marchio ipsi patri consilium
ante discessum suum ab invicem, ut civitatem ßasiliensem ar-
cederet, si forte ibidem aliquam reeipere posset pater ipse con-
solationem, ut saltem hoc modo Cartusienses haberet dominus
in propinquo, si non obtinere eos posset proprio in dominio.
De conventu Cartusiensium Nurenberge, quomodo fundator domus
Basüee inde sumpsit occasionem fundandi domum fumc.
Capitulum 3.
Servuhis sanete Margarete queril, ipsa respondet eidem.
Domina mea saneta Margarete, si sint occasiones aKe sive
preambula domus tue origini noticiam prestantes seu prestan-
tia, peto ut illas aut illa aperire non recuses ; inter multa nan-
28. delibrataruB Hs.
1) Bötein, seit 1315 im Besitze der Markgrafen v. Hochberg - Sausen
berg, war langer© Zeit die Residenz dieser Linie, die 1503 ausstarb. -
Rudolf III. regierte 1384—1428. 2) S. bes. Cap. K>.
Capitulum 3. 253
que et varia. narrationum genera delectatur lectoris aiiimus ci-
cius, quam si sermo maueret semper simplex et non esset iu
multa diffusivus.
Sancta Margareta dignanter respondet: Si tu non
fueris piger ad audiendum, ego pigriciam non ostendam ad lo-
quendum. Obtulit se casus, quod dominus Jacobus Zybol1)
impremus magister zunfltarum civitatis Basiliensis, domus mee
ibidem iniciator, de quo latius inferius disserendum erit, vice
quadam una cum cofiegis suis in ambasiata certa ad Nuren-
beigam mittebatur per civitatem Basiliensem, quia vir erat mul-
tum ydoneus. Cum autem ipse cum sociis reverenter fuisset
per Nurenbergenses receptus et honorifice [%] tractatus et ad
diversa loca causa solacii deductus, pervenit etiam cum sociis
ad Cartusienses Nurenberge2). Ubi consules Nurenbergenses
rogabant prior em, ut causa reverencie hospitum suorum, scili-
cet consulum Basiliensium, dignaretur convocare conventum ad
colloquium, quod desiderabat valde dictus dominus Jacobus
Zirbel, quatenus sie Cartusiensium posset gaudere colloquio et
eorum mores videre. Prout et factum est. In hoc colloquio
de fuit idem dominus Jacobus Zybel edificatus, presertim in
fratrum conventualium loquendi maturitate, in morum eorum
gravitate et in visus custodia, quod ineepit cogitare intra se
tacitus, si ipse, cum foret satis abundans, esset tarn felix, ut
unam domum ordinis Cartusiensis posset edificare, hoc esset
summum eius desiderium. Hinc elicere potes, quod sicut exem-
plum pravum est valde noeivum, ita exemplum bonum est mul-
tum edificatorium. Unde prineipes haut dubium facti sunt om-
nium bonorum, que inde sunt secuta, illi patres Nfirenbergen-
^es, qui sua exemplaritate ita fundatorem domus mee edifica-
trunt, ut 8piritum talem ad Cartusiensem ordinem coneiperet et
tempore suo eundem spiritum pareret atque in lucem produce-
ret. Sicut enim damnum prestitisse videtur, qui damni occa-
aonem dedit, sie quoque bonorum est partieeps, qui bonorum
eititit promotor. Regressus itaque memoratus dominus Jacobus
i Zybel ad Basileam mansit estuans die noctuque apud se super
buiusmodi coneepto suo desiderio, quomodo ipsum posset ad
effectum perducere et nne optato ex hoc gaudere.
2S. »potes« fehlt in der fl s.
1) Genaueres unten Cap. 7. 2) Im J. 1380 durch den Nürnberger
htnner Marquard Mendel gestiftet. Chroniken der deutschen Städte
I, 92 Anm. 6. Vgl. ebendort S. 355 Anm. 1.
254 Capitulum 4.
[9] De revocatione venerabüu patrie Wynandi ab Argentina ad
Basüeam per dominum Jacobum Zybel facta pro habendo secum
consilio super iniciando domum ordinis Cartusiensis , at locus
respectus placeret.
Capitulum 4.
Intellexi ego servus tuus, domina mea sancta Maxgareta,
o quam gratanter> que tu premisisti dignanter. Igitur oru,
domina, die ultra de preambulis sive occasionibus inchoatioui>
domus tue, que novisti.
Sancta Margareta animo volenti respondit: Scias
ad fundationem propius aecedendo, quod predictus dominus
Jacobus Zybel in Basilea a quibusdam casualiter fortassis de
hoc narrantibus pereepit, quomodo supradictus dominus mar-
chio Rötelensis habuisset consüium de construenda domo ordi-
nis Cartusiensis, sed impedimento interveniente mansit hoc sine
effectu -9 cuius causa impedimenti a pluribus tarnen ignorabatur.
Cogitabat ergo anxie dictus dominus Jacobus, si forte divinitu*
sibi hoc reservatum esset opus, sicut re vera erat, quare non
parum inde suo in corde joeundabatur. Unde ipso multuiii
apud se sollicito de loco aeeidit, non utique a casu, sed haut
duhium divina ordinatione et promotione mea, ut solemnis lo-
cus in Basilea minori, qui curia episcopi Basiliensis vocabatur
et erat de dominio ducis Austrie, vacaret1} et per venditionem
et alienationem domus Austrie emptionemque et attractionem
. civitatis Basilee per translationcm dominii jam in proximis esset
subiciendus et in diversos cives Basilicnseg per contractus va-
rios pro ortis olerum [10] distrahendus. Quo per prelibatum
dominum Jacobum comperto, ipse huiusmodi venditionem curie
caute impedivit et dilationem ad suum nutum disposuit. Scripsit-
que interim idem dominus Jacobus secrete patri memorato do-
mino Wynando Cartusiensium prope Argentinam priori anno
not domini 1401 circa festum cathedre Petri, quem ipse prius in
' Febr'tractatibus de huiusmodi facto cum domino marchione supra-
dicto cognoverat fuisse, quatenus idem pater Argentine digna-
retur venire ad se in causa illa, propter quam prius cum do-
mino marchione fucrat locutus. Pater Wynandus prefatus'iu
3. »ordiaiscfehltlls.
I) »Steigen wir den kleinen Abhang am Ende der Rheingasse hinan,
wo Uto8 Gasse sich ausmündet, und betreten wir die Gegend zwischen St.
Theodors Kirche und dem Rheine in der Nähe von Lessers Thor, so be-
finden wir uns an dem Orte, welchen man ehemals »,die Gebreite« nannte
Dort stand bis zu Ende des XIV. Jahrhunderts der Hof des Bischofs,
des Oberherrn von Kleinbasel, welchen derselbe zeitweise zu bewohnen
pflegte. Als Kleinbasel an den Herzog von Oestreich verpfändet ward,
ffieng auch dieser Hof an denselben über und kam endlich mit Garten und
Reben 1392 an den Rath«. Fechter 13Ü.
Capitulum 4. 5. 255
domino confortatus iter arripuit, gerens spem magnam de pw>s-
pera via sua. Audierat enim rumorem de dicti domini Jacobi
bona ad ordinem Cartusiensium inclinatione et de ipsius simi-
liter diviciiß, sed de loco pro future domus fundaüone nondum
tufficientem informationem habuerat. Itaque. cum pariter in
Basilea convenissent prefati pater Wynandus et dominus Jaco-
bus Zybel et locum vidissent, utpote tunc curiam episcopi Ba-
älienais in Basilea minori, inter se quoque diligenter tracta»-
sent de loci aptitudine et bona situatione, in quibus maximam
habebant complaeenciam et prior et dominus Jacobus predicti,
et ideo cum pater tangeret de modo acquirendi curiam ipsam,
dominus Jacobus dixit: »Ego confido, quod in hoc nuUa sit
difficultas; quando enim consulatus Basiliensis audierit, quod
ego precium curie volo exponere, res est plana«. Quare et ambo
multum sunt gavisi de bona spe, quam conceperant super con-
sequendo, quod querebant.
ti] De empHone loci pro erectione domus Cartusiensium in Basilea
minori facta per dominum Jacobum Zybel ad patrie Wynandi
consilium ei instanciam.
\ Capitulum 5.
Servulus interrogat, domina respondet.
Supra modum servum tuum delectat, gloriosa domina mea
sancta Margareta, hoc factum jocundum, quod audivi. Multum
nanque me letificat honoris tui magnificencia et tibi devotorum
idiligencia. Honor etenim tuus est honor sponsi tui et bene-
dicte matris sue. Aperi ergo rursum, virgo preclara, que nunc
consequenter sunt restancia.
Sancta Margareta dixit: Tanto libencius tibi nunc
respondeo, quanto desiderabilius ea, que tractanda sunt, corde
»gero. Audisti superius de concordi complacencia , quam habe-
bant in loco acceptando et pater Wynandus et dominus Jaco-
bus. Unde hoc mit, putas ? Noveris hoc fuisse ex mei celeötis
»ponsi gracia et de mea providencia, sciasque quod nichil in
luis actum est, nisi quod placuit sponso meo et michi ancille
s «ue. Insipienter igitur egerunt, qui se opposuerunt. Sed bene-
dictus deus, quod emuli mei suis maehinationibus nichil pro-
fecerunt nee dei voluntatem immutare neque meam ordma-
tionem impedixe potuerunt. Electione itaque loci, ut tactum
e?t, premissa, dominus Jacobus Zybel loquebatur consulatui
*Bagüiensi de sua intentione manifestius, desiderando curiam
predietam sibi et nulli alten vendi, offerens pro precio eiusdem
»excentos florenos auri Renensis. Quibus auditis constdes [12]
Üasüienses pene omnes de domini Jacobi Zybel intentione mi-
mbantur, sare volentes, quid ipse. tarnen pretenderet se factu-
vium cum Jhuiusmodi curia. Qui finaliter respondit, se curiam
256 Capitulum 5. 6.
hanc ad illum statum domino largiente velle deducere, quo«)
civitas Basiliensis perpetuo inde deberet gaudere. Et apertiuj
loquens subjecit dicens: »Hec est mea intentio, quodvolo, de«
propicio, construere ibidem domum ordinis Cartusiensis. Hiii
auditis Basilienses consules omnes gavisi valde, benedicenta
deum, qui talem eis mittere dignaretur ordinem, libenter desi^
derio dicti domini Jacobi annuerunt. Et ultra hoc optanta
singuli eidem prospera cum bona intentione sua, illo salvo ad-
dentes, quod ipse dominus Jacobus et Cartusienses non alie-
narent neque in usum alium quam in divini cultus augmen-
tum venire facerent aut permitterent ipsam curiam, sie utprej
mittitur, venditam, nisi de civitatis Basiliensis bona voluntaw
atque consensu. Quod etiam tarn dominus Jacobus quam pata
Wynandus prefati promiserunt. Hiis peractiß leti ultra modun
pater Wynandus et dominus Jacobus effecti loquebantur simu
de hiis, que restabant pro executione invente gracie quantocius
facienda.
De donatione loci et assignatume eiusdem facta ordim Carkuien»
per dominum Jacobum Zybel ad mantts patris Wynandi cum aliü
condependentibus.
Capitulum 6.
Servulo querente, domina saneta Margareta reependente.
Dixisti prius, saneta domina mea Margareta, de loci pro
tua domo erigenda per dominum Jacobum Zybel acquisitum^
sed nondum audivi de eiusdem loci in [ts] tui potestatem transn
latione. Huius enim boni novi expecto a sanetitate tua rela-
tionem.
Saneta Margareta respondet dicens: Quia tu de
meo gaudes honore, et ego de tua gaudeo consolatione ; audi
1401 ergo, que dico. Anno domini 1401 in die saneti Mathei apo-
21öapt,8toli et evangeliste locus ille in ßasilea minori, qui olim dice-
batur curia episcopi Basiliensis, per civitatem Basiliensem emptt
et post domino Jacobo Zybel vendita in ipsiusque potestatem
redaeta, commissa fuit una cum clavibus patri Wynando priori
Cartusiensium de Argentina. Sed feria seeunda post Nicolai
uoi episcopi eodem anno quo supra, scilicet 1401, fuit curia ipsa
13'06e* domino Jacobo et Cartusiensibus per civitatem Basiliensem re-
signata cum litteris et sigillis sub cautela hac ex parte civita-
tis de non alienando coram notario et testibus ac cum ceteris
solemnitaübus in talibus fieri consuetis1). Anno vero domini
10. »mann*« fehlt U dar Hs. Di«« oder eis &*aliche« Wert wird yob Sin» erfordert
1) Die Urkunde, in welcher Günther Marschalk Bürgermeister und der
Rath der Stadt Basel mit Zustimmung Herrn Rudolfs von Brünikoven
Probst« und des Convents von 8t. Alban zu Basel, denen »die eygenaebaft
. Capitulum 8. 257
(402 circa inicium mensis marcii fuerunt auctoritate reverendi uvi
patns domini Stephani prioris Cartusie maioris1) et ad sepe^
&ti patris Wynandi instantiam duo monachi et unus eonver^
m de domo Argentine missi ad huiusmodi novam plantationem
■ Basilea minori. Sed et non diu post recepti fuerunt ibidem
Ajui nowicii. Quibus per dominum Jacobum providebatur,
wl, ut compertum fuit, satis sobrie, de necessariis usque ad
porisionem uberiorem. Eodem anno circa vigiliam sancti Bar- i**2
Aölomei apostoli, quia placuit patri reverendo Cartusie priori^ * **'
iomino Stephano, loci emptio pro ordinis domo facta, ipse eam
patam habrät et (14] hanc novam in Basilea minori planta-
rem, sie ut premittitur coneeptam, venerabilibus patribus,
femino Hermanno Coloniensi et sepedicto Wynando Argen-
fae domorum prioribus diligenter commendavit2). Ipse vero
9. »menodoc »uf «in«r Basar in der H b.
irre nachgeschribenen gutern, als si meynent, zugehßret«, »dem bescheiden
httb Züböllen« ihrem Zunftmeister und Bürger »in namen und an stat
Ist erberen geystelichen brndern Carthüser ordens und allen iren nach-
kamen desselben ordens« ihren Hof und Gesässe in Klein Basel, »so man
ftnrhar genennet hat des byschoffes hofe, mit den bonngarten, rebgarten,
kfeeren, scharen und allen iren bflwen, hof statten, türen, ingengen, be-
p£en, rechten und zugehßrden, wie das alles genant und in koufes wise
Rinskomen ist> um die Summe von 600 Fl. rhein. verkaufen, d. d. mentages
Ifch sant Nidaus tag (12. Dec) 1401, befindet sich im K,arthäuser Archiv
lb Nr. 57. Ausser der oben im Texte angegebenen Bedingung, dass die
luthiuser die Liegenschaft ohne Wissen und Willen von Bürgermeister
ted Kath nicht wieder verkaufen dürfen, enthält sie auch die, »daz si kein
Ist, thür noch gange wider den Rine noch wider daz velde — usz haben
riBcnt — noch deheinen bvrwe uff noch durch die rin^muren daselbes tun
loch machen ane unseren und des rates , der ie ce zitten ist , urlob und
*2iea, denn die frye laszen durch behutung unser minren stat Basel«.
I Die sämmtlichen Karthäuser Klöster stehn unter der obersten Leitung
fo Priors der grossen Karthaus bei Grenoble und des Generalcapitels, das
seh aus den Abgeordneten der einzelnen Klöster alljährlich dort zusam-
fceaSndet Das Schisma von 1378 hatte auch den Karthäuser Orden ergrif-
fe. Während die Anhänger Clemens VII. und seiner Nachfolger ihre
Geeralcapitel in der grossen Karthaus abhielten und den Prior derselben
& ihren General anerkannten, wählten sich die Anhänger Urbans VI. und
feser Nachfolger ihren eigenen General , der nun auch Prior der grossen
&*nh*u8 hiess, und hielten an verschiedenen Orten ihre Generalcapitel,
Vf sie sich im J. 1391 verständigten, Seitz in Steiermark als ihr Mutter-
ik»*ter anzuerkennen. Im J. 1398 wurde der im Texte erwähnte Stephan
Matou zum Prior desselben und somit zum General ernannt. Als im J.
I4lu aQf dem Concil zu Pisa Gregor XII. und Benedict XIII. abgesetzt
**fca, erkannten die s&mmilichen Karthäuser den vom Concil gewählten
Wunder V. an. Die beiden Generale legten ihre Stellen nieder und es
tärde als neuer General Johann von Greiffenberg, bisher Prior zu Paris,
pählt Die grosse Karthaus trat wieder in ihre Stellung als Mutterkloster
•frdeo ganzen Orden ein. Im J. 150* erliess Julius IL eine Bulle, worin
er die Stellung des Priors der grossen Karthaus und des Generalcapitels
**4 der Oberbehörden des Ordens bestätigte und definitiv festsetzte. He-
lfet VII, 390. (391 der 2. Ausg.) 400. 2) Vgl. die in den Beilagen ab-
^ckte Urkunde Karth. Aren. 60.
BukrCfaMrik«. 1. * 17
258 Capitulum «. 1.
dominva Jacebus tempore, quo immediate supra, ooram no-
taiio et testibus et amicis, ampliua ostendere volens boniim ani-
mum suuan, quem ad domu» haberet fundationem , mos pro
eiusdem dotactone cum bona filiomm et heredum auorum vo-
ltwtate «t conseneu eonutdem aseignavit libere um cum plu- i
libus alns beneficüs nferias denotandis tiiginta vernzeüas spelte
de bonia suis, speoaliter que tunc in villa Oetuken L) habebat,
annis ungulis paöribus Cartusieambus futuris perpetno exol-
vendas. Ecee jam habe« noram ordinis Cartusienais plantatio-
nem , habes et daraus mee novelle in Basilea mtnori fundato- 11
rem. Et veraces inveuti sunt, qui de hnius domus erectwne
prodixerunt. Posaumue ergo deinceps bene loqui de domus mee
fundatore, ubi per prius aolebamue dicere de quodam Jacobo
Basilienai cive. Verum conaideravi, quod audisti gnrtanter de
domus mee futura magnificenria ; audiae necesse est et pacicn- »
ter ipsiuB adversa. Non enim crescunt rose sine spinis, nee
veniunt desiderabüia absque pressuris. Sis ergo in omnibus
equanimis, et seeurus transibis.
De tfualitate et cmiditionibun fundatorü domus Cariustetma in
Bastlea mtnori, ex relacüme eorum, fui pwtomam «um dudum »
noverant.
Capitufam 7.
Strvulm tanete Margarete wtare toliio querii, donüna reapandet.
[ts] Circa domus tue fundationem quedam dubia oecurrunt,
domina mea «meto Margareta, quorum elueidationem libenter »
audiiem, si non veüet sanetitas tua ea mieni imputare ad cu-
riositatem. Nonnunquam enim per alios deputatur curiositati,
quod magis esset aschbendum utilitati. Sed quia de tua pre-
sumo discreüooe, non vereor de mea quasi non aeoeasaria
queatione. *
Sancta Margareta ait: Nolo habere inter simpliciter
curiosa, unde udificatio Bequitur aliqua. Si decet aeeepti bene-
noii eese memorem, decet et fundatoris domus mee faeere men-
-üonem. Sciaa ergo, quod circa annum domini 1401 et dein-
ceps usque ad annum domini quasi miüesimum quadringente- Jt
ajmuni quartum deeimum fuit in Baailea maiori oivis quidam
nomine Jacobus Zybel, vir multum ydoneus , aupremus Bepius
ibidem magister zunfttamm, in persona elegana, in prudencia
precellenB, in faeundia disertus, in agendis erectus, in fama
nomiuatua, basiliensibus multum aeeeptus et in temporalium •
1) 0 Blutigen, Dorf im GroMherxogthum Baden, etwai ober eine Stund*
nordlich von Basel, auf dem nordwestlich«* Abhänge der Tailinger Höhe.
Capitata» f. S. ftftf
d^cjwiantia noa iafinus^) , ita q«ou raro iebat embaBiatorgaft
ad Te8w> <principe8 et «arfftatum eangvegatioaee «nnisio, Quin
idtsA domiüu* Jacobus eeaet onus ex eis, qui pittebantuor.
Er0tq«e UÄ*e^ de oeto primia et prinripaKaribiia «pnaulum curi~
jatie Baaiüensie*)» qui cum nobüibue ulic omeueTerant jungem
>f*&abia. CPnde pro anaorum insigniw habuit ab imperatoqe
igneas Gammas in aiganteo campo cum galea oireniaa) ca-
yafioa capitis ivtter flammas expandentis. Et fort flaute potencie»
quod hoc notabile castotua im. Rinfekba, quod nunc de~{t«]8tru+
ct«fli est, reeepit a dnce Aaatrie pro magna peeuniaram summa
xnpagnomtwi. Ideo noa erat in üü« temparikus timor ordiai
i Oartuaien&a de preepera dapnia mee in Basüea fuadatiane, af
itpemso «aeo «eeleati et michi ata plaooiaeet. tfon aatem semper
ipaospesitae, «od magis advetsitas pvefcpxe conmevit dei amicoa»
iMac otetit per fundatorem domua mee, qaod aova plantario
^aoaea taxdn* pnefecit quam eperabatur, smkia rantie vaiidk ex
)«Miveiee po*4uxn optate quietis flata auo pesturbanäbue abaque
ipma fandaftopie culpa, de quo in aeqaentibus latius tactafei-
tar. Quod autem fundator ipee qempetr bona fuerit voluntatia
h et multaaan «rifeetionatu* ad domua mee ereotionem, considerari
ffoteet «* memoraibiH illo «uo verbo, quod aepiua tempore atru-
' **ftre neplicare conaueresat, videKoet ut üle, in cuius manu
omnia, digaeretar bonam euam inspicere intentionem,
heberet in huiiiamodi facto, quatenua ad dei profitieret
Loran et animaruin, pro quibus ad ocandum obligaretur, aa-
Ltem. Hec pietaa et devotio fundatocU domua mee me wovit,
de ipskis atatu aeculari eiiqna in piemfesia tangecem.
Con/trmatur nova plantacio Cartusiensium in Basilea minori per
hct ardinarium et per eundem intitulatur. Capella in civitatis foe-
saio deponttur, et lapides dantur nooe plantationi.
Qapüuium 8.
Servo querente, domina respondente. Sequitur:
[w] Qui* de tuia aervulis, gloriosa dopiina eancta Afargareta,
fte» audiret libenter ea, que de fundatori» domua tue bona
^wposiUone ot>mmeznora»ti? Nam et sa#cii m $ui$ historiis
1) Jacob Zibol war einer der Wenigen , die bei 4evt grossen Ungeld
toi £ 1401 in erster Claase, d- h. mit einem Vermögen von über 10000
Salden rteuerten. 2) 1R Basel Wessen die zwischen den Rittern und
4k& Znnftganoaaen in der Mitte stehenden Pstricierfamifien (m vielen Städten
*die Geschlechter« genannt) Achtbürger. Der Name kommt davon, daas sie
^ Vertreter im Haue hatten. 6. Heusler 265 ff. %) Cirenis «= «irenia.
Die weibliche Figur auf dem Helme des Zibolischen Wappens , wie es sich
bei Wnrstiaen 205 abgebildet findet, kann übrigens nur uneigentlich
•bfo« oder als Maacweübehan betaichnet werden, der ante» Tneü des
Kdipen Üuft in Blattveraierungen aus.
17»
260 Cipitulim 8.
sepe commendantux de sua prudencia, eleganria, facundia et
temporalium affluencia ac ceteris huiuamodi. Nou utique ehn
pliciter propter se, seil ob usus annexi boni utilitatem. Novi-
mus enim, quod sicut temporalia impedimento sunt reprobris,
ila jusüb sunt adjumenta virtutis. Audivi igitui leta meute, t
que de fundatoris domus tue conditionibus breviter perstrinxisti.
Med valde anhelo a tua scire sanctitate originalem causam inb-
tulationis domus tue, et unde ortum habeat hoc, quod domus
tua Tocatui domus vallis beate Margarete.
Sancta Margarets dignanter respondit: Quia pie lt
investiga» de hiis, que me meamque concernere videntur com-
mendationem , non te celabo, que propter intitulatioucm desi-
um. deras. Noveris, quod anno domini 1403 reverendissimus pater
in Christo dominus Marquardus episcopus Constanciensis ') au-
diens de nova ordinis Cartusiensia in sua diocesi plant&tione U
multum fuit gavisus, offerena se dignanter ad queque giata et
eidem plawtationi accommoda. Quare et eandera plantationem
auctoritatc sua ordinaria confirmavit, , volens atque decemens,
ut locus in Baeilea minori pridem dictus curia episcopi Basi-
Hensis et nunc per legittimum translationis contractum devo- »
lutoB primum ad civitatem Basiliensem ac depoBt ad ordinem
CartuBiensem deinceps perpetue futuris temporibug nominaretur
domus vallis beate Margarete ordinis CartuBiensis in Basilea
minori. Et quoniam in fossato muri hunc locum [is] versus
vineta et Renum circumcingentis erat pulchra de lapidibus ca- u
pella, cuius adhuc apparent in fundamento vestigia, que in
eventum putabatur posse fieri civitati Basüiensi nociva, instetit
civitas ipsa apud dominum Constanciensem pro licencia super
capelle huiuamodi depositione. Quam et dictos episcopus Or-
dinarius in predicte nove plantationis Cartusiensis favorem liben- »
ter indulsit sub hac tarnen conditione, ut occasione desolationis
dicte capelle non negligeretur patrocinium illius sancti, cui lo-
cus ille fuisset per prius intitulatus. Hec condicio multum
placuit domus mee fundatori et patribus Cartusiensibus, placuit
et Basiliensium congulatui. Cum autem constaret capellam pre- m
dictam esse nomini meo ascriptam, decreverunt unanimiter
omnes, quorum intererat, domum CartusiensMim erigendam
michi debere intitulari. Sicut et factum est. Deposita itaque
pretacta capella lapides sculpti eiusdem dabantur a oivitate Ba- ._
aiüensi in structure nove mee plantationis subsidium , ut patet «
in preciosa janua, que nunc est inter monachorum et fratrum "
laicorum domus mee chorum nee non in illa coclea, qua ascen-
Capitulum 8. 9. 261
iitur ab imo usque ad summum ecclesie mee. Hec janua et
iii lapides steterant antea in commemorata capella, que in fos~
»to civitatis prius fuerat.
Huperias muUa fuit in inchoatione domus Cartusiensium in
Badlea minori in diversis necessariis cum magnq patrum
paciencia.
Capitulum 9.
Senulu* sancie Margarete querit, ipsa ei ad quesita reppondet.
,is] Ea que narrasti, domina mea sancta Margareta, de causa
dfnominationis domus tue cum annexis, audivi non sine jocun-
ditate, sed valde desidero audire nunc de progressu et quomodo
patres nostri primi de Argentina adducti se habuerint in nova
phntacione. Presumo nanque, quod patiencia et longanimitas
as fuerit necessaria. De quo etiam non dubito , cum . omnibus
in rebus gravis sit inceptio prima,
Sancta Margareta respondet servulosuo: Rationa-
biliter judicasti de hiis que movisti. Quia in adventu primo-
ram filiorum meorum de Argentina ad Basileam nondum erant
celle et loca alia pro ordine neceasaria edificata, quamvis magna
esset eis spes de consolatione cito Ventura. Settamen spes, que
difertur, affligit animum. Pro confirmatione dictorum attende
töligenter que dicam, quia sunt materia non consolationis sed
eimpassionis. Deficientibus quippe necessariis structuris pro
eeclesia habuerunt aulam quondam episcopi, que nunc vocatur
supra refectorium. Sedilia antiqua fuerunt ülic de deposita ca-
pella locata, tintinnabulum fuit suspensum in Camino coquine,
>lau«truin erat ubi nunc sunt celle fratrum laicorum, collo—
<piiumT) fuit in transitu superiori versus vineas et fossatum,
Ttfa-torium erat stubella circa cameram patrum, celle conven-
tualium fuerunt partim apud fratres laicos, partim in turri an-
galari civitatis Basiliensis et partim superius in domus antiquo
Sranario. Nichil de victualibus fuit in domo nisi vix panis cum
pilmento. Pietancia2) cotidie deferebatur de ultra Renum ex
fondatoris [20] domo, ubi nunc est universitatis studii ßasilien-
1, Der Ort, wo in den Karthäuserklöstern die Mönche sich zu ge-
saiLSchaftlichem Gespräche versammeln durften, war der kleine Kreusgang
•« petit clonre . . dont le cöte oü il y a des bancs etoit appele Colloque,
w« qo'ili etoient destines pour y parier«. H ely o t VII. 383 (384 der 2. Ausg) .
»gl. ra unserer Stelle die Beilage über die Gebaulichkeiten der Karthaus.
2 Rctantia (pitantia, pietantia): Portio monachica in esculentis ad valorem
'ßns Pietae (die picta war eine kleine französische, ursprünglich von den
Gßfen t. Pottou geschlagene Münze); lautior pulmentis, quae ex oleribus
tnnt, cum pictanciae easent de piscibus et huiusmodi. Ducange. Wir
io&neti das Wort mit Zukost (übersetzen. Im über benefactorum und im
lütrodariam werden häufig Stiftungen von Pitanzen erwähnt.
262 Oapituku» ». tO.
ab coUegiwii *) . El sepiufe acotdit ut, cum filii et servtüi mei
pulinentum comedbsent, pietanciam expectantes, kanc poat ho-
ram vel duas primo viderent non nimis delkate, sed satig paroe
preparatam. Hec de victualibus. Sed quid de vestibus? Putas
ibi abundasse mutatoria et curiosa, ubi alia deficiebant necea- i
saria? Non credas quesivisse delicias, qnfbus eure etkt sola
necessitag. In hac tämeri paupertate ipsi filii mei et patres tui
magnam habuerunt cum hilaritate in spiritu saneto pacienciam,
omnia equanimiter tolerante», quamdiu sponso meo celesti et
michi placuit. Ex premissis cofiigere tu poteris una cum fra- ii
tribus tuis presentibus et futuris, ut öitis rate murmure in suo-
cedentibus robis non optate. Et si quando deficit» in neoee-
sariis, oogitate quia via tali vos precesserunt, quos tos mint
beatificatis. Ideo a domino petiit sapiens non ddrf. sibi dirien*
nee paupertatem, sed tarnen victui necessaria2). Constat autem n
nature neoessitati cum paucis cito fore satisfactum. Non enim
ut edas vivendum tibi est, sed edendum ut Tirere possis.
•
Duo altaria portatiUd in principali sive tnaiori capetta ordinantur.
Et magna fit resisteneia nave plantattoni, tedpeemit dantur,
ut pax tribuatur. 20
Capitulum 10.
Servu* fuerit, domiha r&pondet.
Dixisti, mater nostra saneta Margare ta, ea que magis de-
serviunt, ut videtnr, lamento quam solatio, attamen libens ea
audivi , quia spiritum compunetionis pariter [21] et erudittonis 21
inde coneepi. rfovi enim scriptum, melius fore Ire ad domum
luctus quam ad domttm convivii8). Vellem tarnen Kbenter au-
dire historialiter, quid ultra factum sit juxta annorum domini
qudtam, cui superiüs deservire dignata fuisti. Die ergo ultra,
gloriosa domina mea, [quid actum sit in nova plantatione tua so
post predieta.
Saneta Margareta ait: Ut sentio, tu libenter audires
grata, sed nondüm üsquequaque venit hora. Modicum tarnen
inde pronunc tltngam, priusquam ad alia minus placencia ve-
i4<» niam. Anno domini 1403 circa Agathe virginis et martirisss
*" PebT' fuerunt duo altaria portatilia4) in plantatione mea nova in ca-
V' »lnctuic Mf ein« Reror in der H s. 8*. Statt n«coee*t6feie etavdf «fgeraag U«k is
der H • . m° eeco* zxx9.
1) Der Rath erwarb für die Universität 1460 um 900 Gulden das ehemals
den Schalem, damals der Wittwe des Burkhaft Ziboll gehörige Hain am
Rheinftprunge, da* seh jener Zeit der Universität geblieben vt V i 8 c h er : Ge-
schichte der Universität Basel 85. Ä) Pf orerb. 30, 8. 3) Seelee. 7, 3.
4) Die Traa> oder Befeeahire (vgl. 8. 250, 12) waren kleine in Hdh oder Me-
tall jjefaiste Steintafeln, auf denen Baum für Kelch und Fatene war. 8. Karjl
Weis> : Der Tragaltar des Stiftes Admont in Steiermark (mit Abbildungen)
in den Mittheilungen der k. k. Centraicommieeion V. 21.
MS
pella majori que fuit supra refectorii locum, oonsecrata, loca-
que ad celebründum ibidem cum aliis neceasariia, ut penuria
admisit, Don cum tenestris vitreis, sed de pannis lineis confectis
faerunt ibi ordinata. Et illa pars cimiterii versus antiquam mai-
s oiem capellam pro sepülturis mortuorum fuit consecrata. Hüb
peractia nichil ultra actum est infra annum tunc currentem in
plantatione mea nova. Attamen aliquid actum est, sed magis
in eius destructfoüem, quam edincabonem. Hoc est verum, in
quanttün pet emüfos servorum meoriim et per tnimicos meos
w stctit. Sed latis spoüsö meo , quia nun prevaluenint insidie
malignantduni. Ecce considerafltes advcrsarii mei et persecutc—
res filiorüm meorom, quod planfatio riovella mea ad profectum
ten'tferet, ünde gaüdere debebärit , inilt materiam timoris et pe-
riculi suspicabantur, pottssimum propter locorum ibidem vici-
i) aitatem. Quia enim platitatio mea nova et ecclesxa sancti Theo-
dori in ßasilea minon e vicinri sc respieiünt ') et quöniam dicta
sancti Tbcodori ecclesia racorpoiata exietil capitulo eccle'sie
BasOiensis, noiinulli canonici eiusdem ecclesie nee non plebamis
in saoeto [ß] Theodoro titnuerunt; sibi propter parochiam suam
» magnum imminere damnum, si domua mea suseiperet dispösi-
tum profectum. Quare habito inter se consiUo difnnierunt haue
plantatJonem omnino fore dissipandäm et impediendam, impe-
trantes ob boc apostoHce sedia litteras de Eoniaiia curia nar-
rantes cum prohibitione edificandi de nova mea plantatione non
» secimdum rei Veritatem, sed seeündum frivolam, falsam et ex-*
cogitatarii connetionem, prout adTiuc hodie videri potent in bufla
per meos redempta et ad perpetuam rei memoriam post sui
confosaionen et taeerationem per n*eos quorpie reservat«1).
Verum hac turbatione, ut premissum est, contra pläutationein
u iiiearo suscitata domus mee tundator et omnes mei scjrvuli ac
filii mal tum eraat perplexi, neacientea , quid agendum ftret
contra dietam apostoiiee sedis prohibitionem. Sei iTiddrt eis
Sanum consiTium SölvCxre boc |iniquitafis cotnmentam. Sirut
enim vexationes licet redimere, sie et notum est peeunie omni*
» obedire. Solut» igitur per diverses persona* ad fundationem
meam ineünatas 200 florenis ftdvereantibu« et luera, stttt in
huirannodi querentibus, pretactd bulla fuit resignata et pax meis
eervulis eisque adherentibus restätuta, non utique sine mea sol-
licitudine. Discit« ex hiis equaBimitatem et judiesorum dei ve-
m ritatem. Cum vnlt, nemo eam avertrt, qnando non mit, nemo
eum inducit.
IB. Baaflitnaf H>. 33. üiiquit»» H ■. 16. isoliutii H«.
t} 8. <fcn Plan des M. Merian, 2] Bitte Balte BonifM IX. v*w
18. April I4ft2, die wegen d«r ■averseatmt lügenhaften atd verdrahten
ii oei DsmcapiuAi , die ai« aufführt, inWiwiut Ut, geben wir
Reaistencia , quam nonnulli suscitaverunt contra noveSam Cartu-
siam tn Basüea minor* , pecunia tarnen fuit redempta et concor-
data non obstantibue emulorum insidiit.
Servus more solito querit, domina respondet.
Capitukm LI. t
[w] Tetigisti, domina mea sancta Margareta, de hüs que gesta
■40». sunt partim anno domini 1403, sed ut videtur non narrasti ex
um. integro que dicto anno 1403 inceperunt, sed anno 1404 pro-
gressum habuerunt. Placeat ergo continuare, rogo, quod ce-
pisti ; eint -grata vel non, bonum buiusmodi scire, cum seien tia '•
etiam mali intellectum perficiat, nee scire malum sit malum,
sed malum operari.
Sancta Margareta dixit: Immediate superius audivisti
de practica aliquorum mee plantationi nove contrariorum ; si
1404 non plene, potent adhuc suppleri opportune. Anno domini 1404»
M.Apr. pjg,^,.^ c;tca Georgii martins fuit dieta celebrata ex parte nove
plan talionis mee de domini Stephani Cartusie roaioris prioris
commissione inter nonnullos canonicos ecclesie Basiliensis
eorumque in saneto Theoduro plebanum, nee non inter eepe-
fatum patrem dominum Wynandum super dissensione, que inter *•
eos erat ex parte bulle supratacte contra ipsam novam planta-
tionem meam, ut supradictum est, per ecclesie Basiliensis ca-
pitulum impe träte et super quibusdam punetis aliis satis captio-
eis l) . Et licet de multis clausulis derogatoriis essen t littere
1) Die Resultate dieser Vereinbarung sind in zwei Urkunden vom 29. und
30. Jan. U(M (Karth. Arch. 60.61) niedergelegt. Die Angabe im Texte, die
Verhandlungen hatten circa Georgii martins stattgefunden, ist mithin un-
genau. In der ersten, die wir unter den Beilagen abdrucken, bekennt Wy-
nand, das« er, von dem Generalprior Stephanus beauftragt, sich unter Ver-
mittlung von Bürgermeister und Rath mit dem Domcapitel und dessen vi-
c&rius perpetuus au 8t. Theodor verständigt und, um ihre Einwilligung lur
Errichtung der Karthaus zu erlangen, im Namen der letzteren die auf-
gezahlten Bedingungen, die int Texte der Chronik nicht mit Unrecht all
clausulae derog&toriae bezeichnet werden , eingegangen habe. In der zwei-
ten bekennen Peter Liehinger Probst, Johann von Hohe nstein Decan und
das ganze Capitel der Kirche lu Basel , und Eberhard genannt Schencke
Serpetnus vicarius der Pfarrkirche 8t. Theodor in Xleiu Basel , elass, nach-
em der vom Oeneralprior des Karth äuserorde ns , Stephan, hiezu bevoll-
mächtigte Wynand von Dortmund . Prior des Hauses Unser Frauen Berg
bei Strassburg ihnen in locum cottidianarum oblacionum , que futuris tem-
poribu* in domo vallis sanete Msrgarethe predieta obvenire poterunt et
obvenient, nee non aliorum jurium parochialium nobis in eadem domo
cempetenciuin , nomine dicti ordinis ac vice prioris, conrentua et fratrum
domus eiusdem — — congruentem — in pecunia numerata raconpensacio-
nom fecerit, de qua content! sumus et nos et suooessores noatros promitti-
mus et presentibui obligamus debere pariter et velle st- ~ ~ ~J
Capitulum 11. 265
ipse, que super concoidia fabricate erant, vix tarnen poterant
emulie aatißfacere, ut es&ent contetiti de communi jueticia, ne
gravarent servos meos cum damno et injuria. Hec commemo—
rari sie placuit nun in derog&tionem virorum bonorum, sed ad
i correctionem perverse agentium, pro sponsi mei gloria, [m] qui de
malis novit elicere bona et pro servulorum meorum cautela, ut
discant non frangi inter sinistra et gracias eciam agere inter
gravia, beuefactoribuB benivolenciam exhibendo et pro adver-
Baiiis ex caritatU abundancia orando. Quod autem hec, de qua
i« dictum est, inbrigatio vel involucio non proecsserit ex omnium
Basiliensium capitularium unanimi conaeneu, potest ex hoc con ■ ■
stare, quia post diete peeunie ducentorum florenorum solutio-
nem nommlü canonici Haeilienaie eccleeie plantacioni mee bene
inclinati fundatori domus mee dixerunt, sed quasi jocose et
is non ex intencione: Bonum esset pro nobis, ä fui&semufi eciam
adversarii vestri, quia benefacere novistis inimicis vestris, sed
amicos vestros non noscitis. Uli de resistencia leportarunt lar-
gas florenorum propinas, nos vero de adherencia nichil conse-
cuti Burnus, nisi graciarum actiones verbales. In joco hec dieta
i* Hunt, attamen non ex toto jocum pretevidunt. Premissa contro-
versia non partim retardavit domus mee desideratum profectum,
ita quod quasi ad annum domini 1406 parum vel nichil dispe-- i*
situm fuit optati, etiam patribus ordinis Cartusiensis diversi-
mode sencientibus propter minores varios hinc inde auditos
» nunc de loci mei quasi ineptttudine, nunc de fundatoris tenui-
tate. Inde venit, quod pene maior pars patrum ordinis Cartu-
siensis erat inclinata ad dimittendum locum utique potms quam
ad promovendum eundem. Fortis tarnen semper mannt pater
Cartusic maioris dominus StepbanuB pro loco tenendo. Qui et
u dixit, se mirari de patrum aliter Bentieneiuin singularitate, cum
locus videretur bene aptuB et Basilea esset egregia civitas, que
[»] suo tempore posset manuB adjutrices pro tempore porrigere.
nachdem er sich in Betreff der Zehnten , Begrab mssqu arten und anderer
Artikel mit ihnen verständigt, wie ea in dem darüber ausgefertigten, mit
den Siegeln des Hauses Diner Frauen Berg und der Stadt Basel versehe-
nen Briefe enthalten «ei, sie cupientea religiouem plantandam in domo val-
lii sanete Margarethe predieta promovera nee non premissorum divineque
retribucionis intuitu plantatam confovere, ihre Einwilligung iur Errichtung
der Karthaus geben , salvis tarnen condictis obligaciombus et aliis in pre-
•pecificatU litteris descriptis, quaa eciam Utteras et contenta in eis volumut
in suo robore perdurare nee eis per presentes intendimne quomodolibet de-
rogare, und versprechen für sich und ihre Nachfolger, nichts gegen die
neue Stiftung zu unternehmen.
269 CapittUum lt.
De qußuidatn pfjkis ofnissis, ipe&tatiter de eatdiridH Atdatenti,
dt patre Cartmie fndioHs et de compertis per dKö* m Cartagia
Batike ndMtüt.
Servus querxt, mncta Margarete respondeL
Öapüulum 14. s
Si non displicerit, domiaa nbea swfccta Margaret*, tue «an-
ctitati, querere vellem. de (Juodam meo motivo incidentaliter,
de quo sanctitas tua in preoedentibus nichü tetigit, presertim
cum michi narrares de quibusdam occaaionibus seu preaosti-
catioüibus fundationia demua tue* Que tattten videatur edifi- 10
cationem alii» alerte passe et ad spänsi tui gloriam kudemque
tuam pertinere. Sed et non eode» tempotfe sunt gesta, ymmo
diu poet et per intetfVaUa. Et ut verum fatear, ego sum in
culpa, quia non rfevocävi ea tue sanctitat* ad memoriam in in-
quisitione mea. 15
Sancta Margareta dignanter ieapoadet: Nichil re-
fert quo ordine queras, dummodo niöhil negligas de hüs, que
sunt ad propositum. Scio de sponai mei gracia, qui onmia no-
vit preterita, piesehcia et futura, et ttkltil eet onmino quod ipee
ignoret, scio, inquam, et egö ex ipsiua inspiratione, quid te so
moveat. Audi igitur que dicam. Superius in capitulo primo
fit mentk) de quodam patre, qui precfixit domtua meam fotu-
ram. Noverie igitur y quodammodo ad idem confermiter non-
nullos alios viro« magno» loeütos fuisse. De quorum numero
non erat minimüs saacte memoria dominus Ludewicus , cardi- 25
nalis quondam [»} Arelatensis l) , qui meam sepius visitavit
causa devotionis domum, quia tempore saeri generalis coneilii
Basiliextais valde eidem -placuit ipeius doraus mee, licet non-
dum pro medietate complete, disposicio« ,« Unde dieere coneue-
vit, locum huno ab eterno divinitue esse eleetum pro domo or- so
dinis Cartusiensis. Idem cardinalis post mortem suam miracu-
lis coruscavit pene innumeris. Quare non creditur ex levitate
isfa abrisse, sed ex firmo proposito et utique spiritu prophetico.
Eciam intendebat in domo mea duas cellae edlficare, sed morte
preventus non perduxit intentum huiusmodi ad effectum. Simi~ 35
Kter complftcenciam mftgnam habebant et alii cardinare* ac
Ceteri prelati coneilii in domo mea^ licet protunc in edifieüs
adbuc esset multum defectuosa et in personis nondum nnme-
rosa pro illo tempore seeundum ordinis Cartusiensis exigentiam.
Devotionem autöm > qttam habuerunt ad domum meam prelati 40
1) Ludwig, Kardinal von Arles, stand nach der Abreise des pibstlichen
Legaten dem Concil von Basel mit ausserordentlichem Geschick vor und
krönte den neuen Pabst Felix V. Neujahrsblatt S. 9. v. Wessen -
berg: die grossen Kirchen Versammlungen des 15. und 16. Jahrhunderts.
Constani, Glükher 1840. II. 8. 371. 397. 420 etc.
Otpitahun 12. 367
ecdesie, satia ostendunt eorum sepulture in ecclesia mea posite
»t in fenestris vitreis ipsorum figurate picture. Audi adhuc
rerbum magnum a patre magno, videlicet domino Francisco,
Carfusie maioris tunc x) priere* pnophetice dictum. Qui veniens
le Alemanie partibus inferioribus in priorem Carturie vocatus
K domum meam videns , licet in etnicturis et quam pluribus
üs muhmn adhuc deficientem, complaoeneiam tantam habuit
d eius situ , quod in hec verba pioropit spiritu etiam haut
hbram prophetico: »Bene- [rr] dictus dem, quod Tidere merui
wrellam domtan Cartuaiemeft» in Baeäea. Ouk licet in om-
ribus fuerim provinciis ardinie Carturieiisis et in mukis do»-
nibus huius ordims, tarnen nunquan» vidi locuntf in »to ordine
ta michi placenten*, sicuti lcteum ifttuto«, addensque boc quo-
pe dixit: »Ego non dubito, quin dftntas hecprofictet suo tem-
pore in rebus et persoftisa. Hie pater, qui» fiierat {generalis
wocurator tothia ordime Carttwietowis, notWam haben» omnium
Rovinciarum in eodem ordine, Mea preramitur, quod bene pre-
uditatus hec verba ctixerit et sinoeriter ex inejrivatione haut
Urion divina. Quia ipse alias erat vir seriosiie et ▼aMe'ma-
nras. Igte idem pater erat tir no» sohtm in ordine Cartu-
fensi, eed et atibi magne auctoritatis pluresque vocee pro pa-
fctu habuit vice quadam , apostolica eede tunc vacante. Non-
ralü quoque honesta viri fidle digni et derici et laici Barilien-
es de ultra et citra Bernau sepe protestati sunt se ibidem
ersepe odoreto mire suavitatis percepisse. Quod) sponso meo
lon est impoBsibile ad inei videlicet andlle sue tetoefrationei*
t ad servonrm meorum consölationem löciqtJe illius reyerenM
km et commendatiotiieffl. Yiflirto sunt ibi quoque sepulta mtil-
trum veneraMHutn patrum, episcoporttm et aJiorum prelätorum
flnoHi BaöiKensis, corpora2), qui pro universalis ecelcftie justi-
ia ibi occubuerunt, aptid deum fctique magni meriti. Quo»
bminus ita forte magnificare dignatu* ad ftliotum fidelium
»nsolatk>nem.
tt. Mqi*fMd6V Ht.
I) Nämlich rar Zeit des Concik. % 8. die (habechrifteii der aus
In bezeichneten Epoche in der Kartfeaute befindlichen Gräber bei Ton-
ika 312-318. Vgl. Wurstisen 204. Neujahrsblatt 9. Neben rer-
KÜedenen in nnsrer Chronfk weiter unten erwähnten ausländischen Präla-
tetistvon den hier begrabenen hervorzuheben der am 10. August 1430
tetorbene Patriarch Ludwig von Acjuiltja, der tetite an» dem Hanse der
faö&e Ton Teok (Stalin: Wirtemb. Oeaoh. III. 441 Anm. 2), dessen
fabstein (Tonjola 316) nebst den andern noch erhaltenen an der Wand
* -ier Kirche angebracht ist.
268
Capitulom 13.
k
[28] Iterum de origine domus Cartusie in Basilea minori per obla-
tionem denarii in sabbato tempore structure ecclesie ex pietateßdei.
Capitutum 13.
Domina sancta Margarete respondente, servüore suo querente.
Non in vadium movi, domina mea sancta Margareta, ma- &
teriam proxime per sanctitatem tuam dignanter elucidatam, igi-
tur si non indigne sanctitas tua vellet suscipere, ego adjicerem
adhuc, que Interim memorie se obtulerunt. Audaciam nanque
hinc sumpsi, quia dicis te non curare de narrandi ordine,
quando de pertinentibus ad rem nichil silentio studeo tegere. 10
Novi quippe te yirginem taute prudencie, quod magis velis verba
servire rebus quam res verbis.
Sancta Margareta caritative respondet: Quam-
vis jam procedere videaris ordine prepostero tua inquisitione,
non adverto, si necessarie oommutato; ioeirco nota que dicam. t&
Quamvis plantationi mee novelle varie occurrerint difficultates,
ut prius audisü et in sequentibus suo tempore audies amplius,
pius dominus, sponsus meus, immiscuit tarnen misericorditer
quandoque consolationes. Ipse enim novit, quando vinum et
quando reliquum pro tempore fuerit necessarium. Et ergo valde 20
bonum foret, ut homines, presertim religionis habitum gestan-
tes, committerent se et sua simpliciter et fiducialiter in Omni-
bus domino deo absque aliqua difridentia. Ipsi quippe est cura
de confidentibus [2»] in eum. TJnde tempore illo, quo ecclesia
mea in Basilea minori edificabatur, accidit ut omni sabbato ad 25
portam domus mee exteriorem ibidem veniret quedam muliebris
sexus persona, habitu simplici vestita, non nimis juvenis nee
nimis senex in annis, sed religiosi vultus et multum exempla-
ris, paucissimorumque verborum erat et magne maturitati6,
querens diligenter, quomodo ecclesie struetura pronceret, et sie 30
obtulit cum maxima devotione ad eandem strueturam unum
denarium vulgariter stebler l) dictum. Oblatione huiusmodi
cessante, quando et ecclesie struetura quoad principaliores eius
partes cessabat, ceperunt filii mei, fratres conventuales , inter
se querere de hac sua benefactrice, de hoc plurimum dolentes, ss
quod nunquam quesierant de ipsius nomine. Et dixerunt inter
se unus sie, alius aliter. Certe ista paupercula fuisse videtur
in misterio illa vidua paupercula, que juxta evangelium in edi-
ficationem templi Salomonis mittens in gazophilacium duo tan-
tum eris minuta plus dedit quam ceteri *) . Et sie hec pauper- 40
4. responde «t H s.
1 ) Die Stebler waren Pfennige, welche die Bischöfe von Basel geschla-
gen hatten; sie trugen ihren Namen von dem auf ihnen befindlichen Bi-
schofsstabe. S. Heusler 229 ff. 2) Marc. 12, 41—44. Luc. 21, 1—4.
Capitulum 18. 14. 269
cula, ut apparet, fait vera fundatrix nostra1). Sie aliqui sen-
serunt, afii voluerunt, quod ego fuissem illa mulier offereas
omni 8abbato ad structuram domus mee denarium, unde tan-
tum evenisse notarunt profectum. Et quia vie hee ambe pie-
* tati innituntur, pie sustineri posaunt. Ego pro presenti neu-
tram eanun approbo nee reprobo, ne quippiam michi arrogando
alten derogem, aut quod incertum est, afnrmare presumam.
Quod pium est, pie narravi, quod et pium requirit lectorem.
Plura huiusmodi, que ab aliiß narrantur, poesent adduci de mea
lonova plantatione, sed cui hec [so] pauca non sufficiunt, fortas-
sis nee multa proderunt. Jana etenim patet ad oculum, si do-
mus mea sponsi mei gracia profeeerit aut defeeerit. Cui laus,
honor et gloiia, servisque meis et eorum fautoribus benedictio,
pax et misericordia.
is Plan facto nova Cartusiensium in Basilea minori paiitur diffictU-
tate8 ; ordinatur propter pacem unus Superintendent. Domus in-
eorporatur et fundator iterum notabiUter dotat.
Capitulwn 14.
Querit servus, domina respondet.
lo Bonum fuit illa commemorari per digressionem jam dieta,
quia ad lucem venerunt, que prius latuerunt et edificationem
valent afferre hec audientibus. Nunc libenter audirem, domina
mea saneta Margareta, quid ultra factum sit de nova planta-
tione tua seeundum annorum decursum et juxta rerum gesta-
terum dispositionem. Tu enim, domina mea, melius nosti hec
omnia et ideo desideranter conversor cum sanetitate tua, non
obstante indignitate mea.
Ad hec saneta Margareta respondit: Digressione
expleta nota sequencia. Ab anno domini 1404 supradicto usque 1404.
»ad annum domini 1407 nichil multum notabile in domo mea 1407.
factum est. Tarnen pius pater dominus Wynandus, prior ad-
huc manens semper Cartusiensium in Argentina, magnam curam
et sollicitudinem quasi continue habuit pro mee planta- [31] cio-
nis nove incremento, licet multos propterea haberet ipse con-
» tradictores et emulos. Quod tarnen ipse meo amore humiliter
sustinuit nee propterea a ceptis cessare curavit. Habuit nichi-
lominus in hiis semper bonum favorem patris prioris Cartusie
maioriß domini Stephani nee non prioris Nurenbergensis, prio-
ris in Girio2) et nonnullorum aliorum priorum, licet numero
24. faewra Ha. 88. priorem N&renbttgen. Hs.
1) Dieser unbekannten armen Frau ist im liber benefactorum lb
ein längerer Nachruf gewidmet, der seinem Inhalte und Gedankengange
nach mit der obigen Stelle des Textes übereinstimmt 2) Gyriov (Gey-
rach), Karthäuserkloster bei Cilli in Steieftnark.
L
270 Capitata« U..I*.
paucorum. Et quia sensit dominus Wynanivs, quod idispücon -
das etiam in conventu auo Argtmtinensi geaeravit, quia ipse
sepius propter noram meam in liasilea minori plantatiouttiu
absens fuit de Axgeniina, pennisit, ut unus alius pater rector
domus mee in statu aretnir , prout et factum est. Nun ex com- *
mifi&ione domini Wynandi , priori« Argentine, cui per priorcon
Carfusie erat plena data auotohtas super dispositione nove plan -
tationia mee, dominus Ganradus de Wormancia, qui erat pra-
curator domus Cartusie prope Magunciam, fuit factus quasi
rector mee nore plantalionis in Baailea, sed vorige »implicitei u>
supermtendens. Quo facto patres onlinis Cartusiensis, qui fu*-
runt inclinati ad dictam pJantationem meam, ad regit? Boms-
nonw1) ac domus mee fundatoris nee non consulatus Baai-
liensis et plurium notabilium virorum et araieorum «nt.»fii~i»>
impetrarunt a capitulo generali ordinis Cartusiensis huius do— is
mus mee incorporationem , currente tunc anno a nativitate
i*ot. Christi 1407 BupradictQ. Facta itaque domus mee incorporatione,
fundator dominus J&cobus Zybol volens magnum suum [«] quem
liabebat ad domum meam affectum manifestiuB et plenius osten-
dere , quia vidit domum ab ordine Cartusiensi suseeptam , pro it
eiusdem domus dotatione donavit 100 florenos, quos tunc annuo
ei perpetue solvere tenebantur abbas et conventus monasterii
beatissime virginis ad Heremitas3). Sic itaque audivisti gratam
domus mee incorporationem, audivisti et prius non usquequa-
que placentem gravitatem, quam movenmt qui plantationi mee it
non favorabiliter inclinati fuerunt. Prevaluit tarnen in hiis di-
vina ordinatio et mea Bedula deprecatio servorumque meorum
intrepida fortitudo. Ex hiis disce non facile moveri inter pro-
spera et adversa, quia in manu dei sunt omnia.
Primae prior Oartusiensium in Basilea minori, vir notabxlis, ineipit »
ecclesiam Cooperation« nsdditi de Argentina , magni lapieide,
poetea monaohi et priorie in Torperg, poeito primo lapide m
fimdamento.
Capitulum 15.
Servo querenie et domina respondente. ss
Jam veniendum esset, domina mea saneta Margateta, ri
tue non displiceret sanetitati, ad illam distinotionem, unde su-
perius tactum est, de ordine disserendi in cronica seeundum
priorum, qui pro tempore prefuerunt, nomina, ubi iterum in-
digeo, domina mea, tua informatione materna. Quia nnllus ita «
IT. Ab Bind* in dar Hi, Ton darwlban Hund: bicorpomtio domus.
1) »Pro illuitrianmo prinoipe domino Ruptrto rag* KomaDorum , qui
instanter selipsit et laboravit pro innorporationo domus optima-. Lib«r
benefact. 8. 2) Einsiedeln.
Capituhim 16. 171
pertinenter de faiis sufticit me informare sicut tu* pradenda
Tirginea, cum materia hec [$sj etiam tue sanetitati sit magis
oordialiter impressa.
Sancta Margareta pie respondit: Tanto tibi nunc
Kspondeo libentius, quanto, quod dücendum «8t, narro deeide-
rabilitis. Domus mea hucusque sine proprio fiwt priore, modo
tatem pvorimim est ei, laus deo, de notabfli pasteve. Prior
primue domus mee vallie beate Margarete ontinis Oartusiensis
in Hasüea minori fiiit ille veneratione multa diguus pater do-
aunus Wynaadus, a prioratu domus Argentine absohttus et in
domus mee pristtum priorem «rdmatus ; quia ipse ad novellam
domum meam plurimum erat aifectionatais, auotoritate capituli
generalis ipse provide doorino disponente et non fortuite fuit
prefectus anno domini 1407 die nativitatis yirginis gloriosissime 1407
Marie. Hie memorabilis rir ftiit ge?e*e nebilis l) , vita lauda- *' 8ept*
inlis et reKgione subtimis, expertus in multis, in domo Gan-
davi ad ordinem Cartusiensem reeeptas, in domo Colonie post
yicarius, hinc in domo Treverensi circa annos 22 prior, post
hec in domo Argentine prior annis quatuor, et interim quod
erat in Axgentinensi domo prior, sepius venit Basileaan de do-
■us mee profectu cogttaas. Tandem prior domus mee factus
«upervixit annis tantum duobos. Et quoniam prior Cartusie
maioris, pater Stephanus, absolverat eum a prioratu domus
Argentine et fecerat ipsum priorem domus mee in Basilea mi~
Qori, patribus aliis in capkulo generali hoe ignevantibus ipsum-
que adhuc fore rectorem putantibus, ideo ad cautelam caarta
eapituH generalis dicii, eum a vectoratn absolvi et in priorem
Basilee prefici. Et hoc factum est anno immediate seque^ti, vi-
(Micet [u] anno domini 1408. Idem pater prior et fundator i408.
i domus mee, tempore eos juvante, non vacabant ocio, eed quasi
txmtinue sollicitudinem egerunt de strueturis necessariis , ordi-
aando coquinam, refectonum, pvomptuarium et stupas maiorem
et minorem locumque rasure eum aliis opportunis. Deinde in
feto sanetorum Jöhannis et Pauli anno quo immediate eupra,
iridelicet 1408, pro ecclesie mee erectione fodere ineeperunt 1408
operarii fandamentum , priove inchoante aliisque firatribus con- 26Jun*
*equenter, ac deinde laboratoribus , opus dirigente in omnibus
faire Johanne de Ungaria, tone clerico reddito domus Argen-
tine, poetea per plures annos monacho et priore domus Porte
5 Modus ordinis Cartusiensis 2) . Qui, ut publica de eo fuit vox
S. Ab Bude : Prior primus domus hultu.
«
1) Aus den oben S. 264 Anm. 1 erwähnten Urkunden, in denen er
fater Wynaadus de Tremonia genannt wird , läset sieh sohliessen , dass er
** Dortmund gebürtig gewesen. Ueber seine Thätigkeit als Prior in Strass-
taff hat Herr Dr. Rudolf Reuss die Gate gehabt Nachforschungen anm-
«eilen, die jedoch su keinem Ergebniese geführt haben. 2) Vgl. Liber
beiefict 113. ▼. Mülinen I, 23*. Ueber die redditi »ausquels on ne
272 Capitulum 15. 16.
et fama, in arte lapicide et muratorum non habuit in Alemu-
nia similem sibi et Bucceeeivis temporibus plures in ordine Car-
i4oe tusiensi erexit domos. Eodem anno quo supra, BciUcet 1408,
' n " sed in octava apostolorum Petri et Pauli, missa conventuali
celebrata prior sacerdotalibus vestimentis indutus, cruce cum &
tburibulo et aqua faenedicta precedentibue premisaaque letania,
presentibus fratribus et bonestia peraonis, intrans fossam posuit
pro ecclesie fundamento lapidem primura. Sicque mea iniciata
est ecclesia, que, laue deo, non parum profecit in tempore
brevi, quia crevit a fundamento structure usque ad superficies* i*
terre ad contractionem ') muri vulgariteT Strechsumpf dicti in
altitudinem quasi duorum pedum.
Sequitur titulus 16. capituli de ordinatione etc.
[ss] Quomodo fuerunt aliquc ofßcine ordmate in domo novelia
Carttuiensitm in Batilea minori et tres ceÜe cum aliit neoeteariü. is
Capitulum 16.
Ad servuU questionem ac domine responrionem.
O quam libenter audivi, domina mea sancta Margarete,
que jam immediate narrata sunt. Dudum desideravi talia a tua
sanctitate percipere. Utinam placeat plura addere et servulum »
tuum de restantibus ulterius informare. Letanter etenim audio
que pio tuo eunt honore, pro domus tue profectu atque pro
raeunim fratium consolatione aliorumque audiencium ediri-
catione.
Sancta Margareta benigne respondit: Ut seias pri- w
imim priorem supradictum nee non domus mee fundatorem sol-
licitoa misse erga domus mee profectum, noveris, quod ipsi
disposuerunt cellam, hoc est cameram et stubellam cum corre-
quisitis, justa maiorem domus portam pro portario, qui respon-
dere posset intrantjbus et exeuntibus meam domum novellam, *>
hos. prelibato anno domini 1408, quia religiosorum domus non de-
bent esse sine custodia et clausura die noctuque, maxime ta-
rnen Cartusiengium. Anno ideoque quo supra pro domus uti-
litate fuit una cella ordinata per dominum Wynandum priorem
et fundatorem supra fontem pro domus procuratore aut aliquo ss
laico. Que tarnen certo respectu fuit postmodum deposita et
ad alium locum, videlicet juxta pistrinam extra gallileam2) locata.
donnoit point le nom de Freres, dont Tun etoit Clerc et m&mv pouvoit Stre
gomu auDiaconat- a. Helyot VII. S8S (3&9 der 2. Auag). 1) Conteacüo,
egend. 2) lieber de o Namen Galilaeafür Kreutgang (vgl. DucangeJ giebt
Jos. Ant Mesemer In deo Mittheil, der k. k. Centralcommission
VI. 104 f. Aufschluss. Man nannte im Mittelalter mit Besug auf die Stelle
Matth. 26,32: »Wenn ich auferstanden «ein werde, verde iah euch nach
Galiläa vorausgehn« und die Worte der Engel bei der Himmelfahrt, Act.
1,11: »Ihr M&nner von Galiläa, waa stehet ihr und sehet gen Himmel?«
sowohl eine Capelle der Zionakirche, wo der Auferstandene den Jüngern
Capitulum 16. 17. 273
Post hec circa omnium sanctorum festum anno V10 8UPra 140g
idator, volens amplius suum fervorem ad novam domumt.NoT.
am ostendere, fecit designari per supradictum fratrem red-
um omnia loca pro domo mea, non solum de presenti, sed
im pro futuris ordinandis cellarumque faciendarnm numerum
dispositionein designando. Et mox ediiicare incepit cellas
$, quarum una fuit intitulata cum littera A, alia cum littera
tercia vero cum littera C. Sed hee cellarum intitulationes
ot postea mutate crescente numero habitationum cum habi-
oribus suis l) . Has tres cellas fundator perduxit simul eodem
Do usque ad tecta earum exclusive. Unde multi habebant
ignam complacenciam , congaudentes tanto profectui domus
ee in brevi tempore. Erat autem de mente fundatoris domus
ee, prout sepius coram ordinis Cartusiensis personis amicis-
le et notis protestabatur , non solum cellas inchoatas perfi-
fe, sed et alias superaddere et conventum plenum in domo
«a constituere, si domino deo nostro ita placuisset et non
kersitas ei supervenisset. De qua adversitate sua inferius
lenius habetur. Ipse enim semper bone erat voluntatis et satis
Hat dnres et potens ad complendum suum desiderium, optans
I bona, que ei dominus concesserat, que et hereditarie et ex
rquisitione sibi advenerant, devenirent ad divinum cultum, ad
tö honorem [37] et animarum, pro quibus ad orandum obliga-
ittur, salutem. Fuit enim vir bone consciencie et satis stricte,
pod non semper in personis diviciis temporalibus abundantibus
BOüsueyit inveniri, quia pauci de talibus advertere solent psal-
abte hanc exhortationem : »Divicie si affluant, nolite cor ap-
foneret*).
kßmatur primus prior Carttmensium in Basilea minori Colonie,
sed reversus Basileam moritur, et de alio promdetur.
Capitulum 17.
Servulus more solito queril, domina respendet
Magnalia sunt, domina mea saneta Margareta, que supe-
au« retulisti , expecto igitur adhuc plura per tuam sanetitatem
JnMenda, ut laus tua multiplicetur et servorum tuorum deside-
1. Ab Hufe mit rother Farbe: fundator recomroendatnr.
«nchlossenen Thüren erschienen sein sollte, wohin man auch den Saal
ligen Abendmahls vernetzte, als auch eine Kuppe des Oelbergea
. und im 12. Jahrhundert wurde der Name gebraucht für den Weg,
^n der Zionskirche Aber Oethsemane nach der Himmelfahrtskirche auf
Oelberge fahrte. Eine Nachbildung desselben waren die Leidenswege
toten Stationen im Abendlande , daher die Uebertragung des Namens
ä* aneh auf sie. 1) Es sind die später mit +, P und O be*eich-
«» und dem Prior, dem Vicar und dem Schaffner zugewiesenen bellen.
feBeüage de cellia Carthusiae. 2) Psalm 62 (61), II.
fester CkiwibB. I 18
274 Capituium 17.
rium itnpleatur. Laus enim tua est nostrum desiderium, nostral
qtie salus est tuum beneplacitum. Matris enim est de füioruij
£rofectu cogitare et filiorum est de matris honore gaudere
later fidelissima tu nobis es, yixgo benedicta, et licet indign
simus, nos tarnen filii tui optamus nuncupari.
Sancta Margareta respondet: Dixi tibi dudum qu
modo tu libens audis placencia, non autem sie tristia. Sed p
loci et temporis varietate opportet utrumque sustinere. A
1408. supradioto 1408 fuerunt pro domo mea impetrate per
ordinis Cartusiensis juxta ipsius [m] ordinis consuetudinem
cencie tenninorum pro possessionibus pro priore et proc
1409. domus, sed anno proxime sequenti, sedlicet 1409, «int p
mum per capituium generale confinnate, prout patet in litte
seorsum desuper reservatis *) . Anno vero domini eodem, vidi
licet 1409, in quadragesima se transtulit ad Coloniam pater W
nandus pro negoeüs domus mee expediendis, ubi incidit in
nrmitatem, in qua quasi per mensem laboravit» Unde tarne)
aliqualiter convaluit et ad Basileam regressus est. Sed tand
e. Juni, in solemnitate corporis Christi, que tunc erat die sexta m
junii, huio corruptibili vite valefaciens et vitam perpetuam
prehendens requievit in pace , inter mortooB in eimiterio w
sepultos factus primue, ut quemadmodum tpse filerat eccle
mee iniciator primum in ea ponens lapidem, idem quoque
eimiterii mei inchoator, pro fundamento se in eodem ponen
Sublato itaque per mortis discrimen tarn notabiü patre, putas
quod domus mee filii nraltum inde doluerint? Videbatur
que eis, quod in morte tanti viri totus domus mee profi
impedimento subjaceret. Sed sie dolendum erat de suo traa&i
ut nichilominus gaudium maneret de eius quietis accessu. M
tum laboravit, requiem meruit, Qui illum dedit3 et alium d
potent. Non est abbreviata manuß [ae] domini. Consolation
similem opportebat domus mee fundatorem suseipere. Qui n
parum de prioris talis subtractione doluit. Quia novit eius i
dustriam, persensit ipsius diligenciam et suam venerabatur r
ligiositatem. Hiis sie gestis convenerunt filii mei fratres d
mus mee et premissis premittendis , preeibus videlicet et
duano jejunio juxta ordinis Cartusiensis consuetudinem, cu
visitatorum adjutorio elegerunt priorem alium, virum utiq
etiam bene ydoneum, non parum domui mee inclinatum i
multum fidelem. De quo in sequentibus plenius tangetur.
13. »pafteW fehlt H». 24. An R*ade der H». mit rotaerfkrbe: Non «et doletdimj
morte bonorum nominum quorumeunque etc.
f) Karth. Arch. 73. Von den Visitatoren HOS circa featum beatiAuj
atrai (Aug. 28) ausgestellt, vom Prior Stephan und dem Generalcapitel anno U
beitätigt, mit einer weitem Bestätigung vom J. 1439. £a heuet in derUi
künde: pro terminis autem posseasionum eeu bonorum ipew aasignayimtl
decesn leucas per gimm , ad qaos etiam procurator pro tempore exiiN
possit ire quociens hoc pro negoeiis expemendum fuent oportanum.
Capitukim 16. 37$
Seamdus prior Oartusiensium in Basilea minori preficitur , etfun-
dcUpr ip$iw domus captwatur et bonis pnvatur.
Gapittdum 18.
Sertus querit, domina respendet.
Ar&iror, domina mea aanota Margarete, juxte ea quo pWr
Aisisti, quod adhuc plura habeas michi dkere pro mea erudi-
tione et pro confeatrum meorum oensolatione. Nowbun enim
«imus in fiaie ipatarie quam requirirnua, bistone ordine indi-
ante. Quare placcat rogo, glorios* domina, complexe quod aoa
dkplieuit mficum ineboare, ut tuam pietetem maternam virgi-
aeam merear ubique experiri.
Sancta Margareta dixit: Non ignoro, quid biötcorie
teries nunc expostukt. Priorem domus mee primum pridäm
babuisti, [so] modo ad priofeaa domus mee secuadum veniftti»
virom certe commendacione dignum et michi meisque filiis et
domus mee avticis bene gratum. Hie Ytnerandus pater, ao-
■röe Johannes Dotzheim1), fuit filiua domus Maguncie, in
pnorem «Lomaia mee prefectus anno domini 1409 die aaacäVki uw
martiris. Qui utiliter domui m*e prefuit, quia laboriosus et di-16*Jun1'
Bgens extitit. Ipse tres cejlae, qua« domus mee fundator in-
eeperat, perfecit. Quibus gestis, cum ad ulteriora procedendum
in domus mee edifieiis et rebus attis per eos, quorum intere-
ist, eogitaretur, intervenit casus mirabilje parit?r et xoiserabüis,
eogitatum huiu&Btyodi muitum impediens. Nävi orte Ute maxima
i&ter ducem Auatrie Fridericum et civitetew Basilißusem2) ajjno
domini 1409 circa dpnufti adventum, ite ut Ba$ilie;nses demo«-
lireat pene eunete, que circa BasUeam ewwt ducia Ayatrie,
fandator domm mee, dominu* Jacobus Zybol, inter cetera, que
tenebat, loea babuit a duce Austrie in pignua solemne tunc
castram in Rinfeldia 3) , quod contra ducem Austrie pro tuitione
m Tolueruint Basilienses sibi tradi et resjgnari. Hoc quia do-
minus Jacobus facere recuaavit, ipse cum duobus suis filiis. per
emtatem ßaailiensem captua fuit, pene usque ad mortem sie
gaviter detentus, quoadusque fortem se faceret ad solvendum
dritaü Basiliensi [«] nonnullorum fide dignorum attestatione
14 milia florenorum4). Sicque tenta florenorum summa do-
1. AaBaade 4er Hb. «ob «lekber Hand: Secunta« prior. 24. Am Bande mit rtftar
Fsrte : Oeeaaio captiviUtis fnndfttoru nottri. 36. xttii oorrtgtoft in der H s. ins zl.
1) Bnxtorf 8. 43 und nach ihn roft MOlinea haben irrthQttlioh
Dortheim. 2) 8. über diesen Krieg Ochs III. 47 ff. 3) Rhein-
'elden , kkne Stadt «m linken BhoMfear» 3 6tnndea westlich von Basel
fr» SeUtes, dar 1445 serstArte Stein ton Rheinfelden, war auf eiaer Insel
fo Rheine« gelogen. ' 4) Vielmehr 10008 Guide«. Die »abgeeebrift de Zi-
boüeabrief über die awölfthusent guldin* findet sich imgrossenweissen
Bache des Baaler Staatsarchivs fol. 132, ebenda fol. 133 »der Zibetten
276 Capitulum IS. Id.
minus Jacobus expoliatua a captivitate preilicta una cum filiis
fuit liberatua et pnstine Libertati restitutua. Hinc cogitet dili-
genter, qui potest, de judiciia dei, que sunt re vera abissus
multa, quomodu videlicet vir tarn bone voluntatis et ad divi-
num augmentandurn cultum tarn fervide inclinatus ad tantam &
substancie sue pervenerit spoliationem. Si juste vel injuste, re-
linquendum est aliie, Non est dubium, quin ex huiusmodi sub-
latione bonorum domua mea defectum et gravamen austinuerit,
eicat primoB eervos meos satis experiencia docuit. Mansit tarnen
semper dominus Jacobus bone voluntatis ad perficiendum ea, it
que iu domo mea inchoaverat. Adhuc enim, si non abundan-
ciam, tarnen competenciam temporalium habuit, quam et cari-
tative meis servulia impertiri studuit. Forte fuit bonum ita
humiliari et fundatorem et servulos meoa, ne de divieüs suis
nimium ipse presumeret, et mei de paupertatia pressura, ultra it
quam religioaos deceret, more human o pertimeacerent.
Conaolatur fundator fratres conventuales super capUvitate sua et
Herum dotai domum. Jneitat patres ordinis , hortatur eos ad con—
tmuandum. Structura amtinttatur aODorsia non obstaxti/ius quibus-
eunque. M
Servus interrogat, domina respondet.
Capitulum 19.
[«] Ex proxime auditis, domina mea saneta Margarets, motus
sura, ut verum tatear, ad compassionem tum propter meos
confratrea, tum propter nostrum fundatorem occaaione contrario- w
tatis que ei evenit, et ideo neacio quid dicam. Vellem tarnen
libenter aette, domina mea, quid fecerit et quomodo se habue-
rit fundator domua tue post tarn grave damnum quod austi-
nuit, si manserit nichilominus fortis in temptationibus et cum—
ceptibus suis. M
Saneta Margareta ait: Dignum est, ut ad compassio-
nem movearia ex auditis, quia humanuni existit consortibus
nature in tristicia condolere. Noveris, quod anno domini quo
i. supra, videlicet 1409, fundator, quando per civitatem dimisaue
erat, filioa meos fratres domua pie conaolatus est, dicens: »Nolite »
pro hiis, que aeeiderunt, ninvis contristari. Ego domino lar-
giente non derelinquam voe ex toto ; etsi voa non potero juvare
plene, tarnen id, quod possum, nolo vobis aubtrahere*. In
signum liorum et fidem fundator ipse resignavit meis priori et
conventui litteras, unam 100 florenos perpetuoe contmentem et «
urfechtbrief a , in welchem Jacob Zibal und (eine Söhne vermachen , sich
nicht rtcheu iu wollen u. «. w. Beide Briefe sind cUtagee nach mint Andres
tag (3, Nov.) 14119 ausgestellt. 8; ober dieselben Ochs III. 59. 60. (S. 59
Tergiset er unter den Söhnen de« Jacob Zibol den Peter aufzuführen, S. 1>U
Aum. I steht irrigerweise p. 113 statt fol. 133. )
Capitutan 1». £0. 277
alteram de 6 äorenis perpetnis, necnon clenodia aurea et ar-
gentea ad valorera 300 quasi florenorum. Tilem fnndator adhuc
perfectius suam devotionenr ad doracm raeam ostendere volens,
[a] ijuia prior Cartusie maioris , pater de Seytz *} , Stephanus
t nomine, continuant.e adhuc, proch dolor, in cristianitate magno
scismate, venit una cum decem aliis patribus ordinis C'artu-
aiensis anno domini 1410 in medio quasi quadragcsime pro ca- nu>-
pitnlo private in domo Argentine celebrando, quo capitulo
finito randator scriptis suis rogavit dictos pstree, ut venire
ii dignarentur ad videndum fundationcm suam in Rasilea. Ptout
et patres pretaco* fecerunt. Tunc fnndator humiKter et pie,
quia vir prudens erat pro sua zelans fundatione, instituit pro
dictis patribuB in loco , ubi nunc est refectorium, eonvivium
solemne et preciosum, mensas jocalibus *) aureis et argenteis non
u tantom propriis , sed et amicorum et notoram magniflce or-
nando. Hiis per patres visis fnndator ait ad eos: »Licet, vene—
randi patres, graviter darnnifiratus sim, nicbilominus tarnen, ut
videtis, laus deo, depauperatns non sum. Igitar nullus debet
__de raea fundatione deeperare«. Videntes et audientes patres
Mtalia, qnia usque ad illud tempus propter diversas perceptas
relationes communiter magis inclinati erant pro majori parte ad
dimittendum quam retinendum plantationem meam novam, de-
liberarunt auter dicentes: nrienedictus dem, quia, ut videmus,
mndator domus Basilee ordinis Cartusiensis non est cum sua
» fundatione contenmendns , nee est illa plantacio resignanda,
sed tenenda et adjuvanda«. Hinc ceperunt prior prelibatus et
dominus Jacnbus fnndator anno domini 1410 conti- [«] nuaie i«o.
strueturam ecclesie mee pritu inchoatam et in quatuor annis,
videlicet usque ad annum domini 1414, deduxerunt eam usque **'*■
n ad finem muri snperins , scilicet qui est de lapidibus quadris
et scurptis, inclusive et usque ad trabe« exclnsive cum magnis
et altis lapideis fenestris etiam sculptis Septem nmnero. Et
artifices testabantur, quod hie munis ecclesie usque ad trabes
exclosive constaret ad minus circa millc quingentos norenos.
« Quedam speeißcationes circa strueturam ecclesie Cartusiensium in
Basilea mmori tarn in signis quam in lapidibus et de campanili
similiter.
Servitor guerit, domina pie respondet.
Gapitulum 20.
w Venimus ad strueturam ecclesie tue, domina et mater no-
stra carissima saneta Margareta, que est materia michi multum
grata, placeat igitur, rogo, perficere quod cepisti et hücusque
]} 8. oben 8. 157 Arno. I. 2] Joealis., roonilia, gemmae, annuli
aliaque id genus pretiou, Gallis joyaux, Anglis jeweils. Duc.
278 Cipit^w 20.
eontinuaati , presortSm de structura tue ecclesie; alia videlioet,
ediäcia daraus tue buo tempore succesaive etiam, ut confido,
aperkntur. Est enim eealema solewnis structura, attestantibuB
eciam alienis qui ipsam viderunt et dispositionem eins con •
sideraverunt. &
Margareta beatissima dignanter reapondit, buo
servo: Tu gaudenter traetaa de domus mee incremento , de
i4io quo et ego loquor iioo cum [w] tedio. Scias ergo, quod tem-
M.n-ug.pofe pretacto, videlicet ab anno domini 1410 circa festum saneti
14U Bartholomei apostoli uaque ad anmnm domini 1414 de menge ie
°"'' junii laboratum fuit fortiter in ecclesie mee lignis per carpen-
tarios ad fundatoris et patris Johannia prioris pTodictonim in-
stanciam pro tocto fabricando, fuitque ipsum tectum oompletum
Vi' dicto anno 1414 circa nativitatis virgiais gloriose Marie, etiam
b. B=pt. cum teguHs laterum tecto cooperto. Ligna in emptione con— i»
stabant circa 60 florenoe, carpentariis pro laboribus solvebantur
70 noreni. Lateres aive tegule ad ecclesiam eiant numero quaei
80 milia et conatahant illis temporibus nonaginta flowuo».
Graz tietilia super chorum in acie constabat S ßoienos, sed
cmx de lapidibus scodptia super tectum ecclesie in swimiiate m
domatis constabat 5 norenos. Hiis contpletJB vtsirm fuit artifi-
eibus adhuc ncglertmm aliquid ease in tarn aolemni structura,
non sine aüorum admiratione. Querentibus patre priora et do-
minn fundatoTe, quid hoc esset, dixenint; »Eccc campanili
veatro non bene provisum eat de fundamento et sustentatäone, k
cum intertdatis hoc buo tempore de quadratrs facere lapidibus«.
Quo cognito juseit fundator fundamentum aliud poni cum arcu
alio, qui divido intet chorum conventuahum et inter chorum
fratrum laicorum, dando fundamento in apisaitudine 8 pedes,
sed arcui usque ad trabes quatuor pedea de secne et quadratis m
■m hujidibu». Hoc facta sunt et consummata anno domini 1415
21.AuB.drc* Bartbolomei apoatoli. L apidos inourvati in arcu consta-
bant !• florenos. [4a] Et queenam ad ecclesie mee atrueturam
me traxisli non üarahintanam, sed bene inclinatam, volo meos
aervitores esse memores , si quando campanile de lapidibus 3»
fuerit erigandum, ut queiant in terra circa eocleaie .fundamen-
tum exterias versus aquilonem et versus meridiem columnas
sive pilaria pro campanilis eiusdam suatentatione , videlicet ab
utraque parte ecclesie ordinataa1). Hec notari poBsunt in con-
cluaione muri ecclesie, ubi locus aptatua cernitur in eiuadem 40
muri spissitudine. Sub silencio atiqua de premissis forsitan
transiBBero, si non z«lus domua mee comediaset me2), et si dili-
geucia tua non me provocasset. Utiliter enim hec mota sunt
31. faa Bald« Bit r»ÜM1 f.rl*>: f
SCtit
1) Zur Erbauung eines steinernen Thunnea ist es nie gekommen, man
— - Mb, bis nthtst mit einem sog. Dachreiter. 8) Fa. 69 (69), 10.
Capitulum 30. 21. 279
pro poeterorum avisamento et instructione. Nee tedet me la-
boris, ubi est aliquid pro meis fiüia utüitatis.
Temptattones diverse suscitate fuerunt contra novam plantationem
Cartusiensium in Basilea minori satis graves et scandahse.
Servus querit, domina Aumiliter respondere non refugit.
Capitulum 21.
Peto, mater et domina nostra saneta Margareta, continua
fideliter, quod hueusque disseruisti dignanter. De statu do-
mu* tue traetare est michi delectabile. Quid autem modo sit tra-
etandum consequenter, quantum ad cronice ordinem, committo
tue prudencie. Tu nosti, quid restat et quid magis expediat.
Quando nanque ego aures aperio ad dulcia, tu michi narras
tmara, et quando timeo tristia, [47] tu michi propinas dulcia.
Saneta Margareta ait: Illas vicissitudines inter dulcia
et amara, ut dixisti, opportet hie sustinere, in futura vita secus
erit. Non possum pronunc oonsolatoria tibi narrare, sed ad
cautelam turbativa. Videns antiquus hostis, quod *non valuit
plantationem meam novam ex toto impedire, conabatur tarnen
eam uteunque eontristare. Hec tibi prius dixissem, si non or~
(üne prepoetero de struoturis tactum superius luisset. Sed pa-
nun refert, quo ordine quid dicatur, dummodo nichil de per-*
ünentibus ad rem subtieeatur. Pendente autem guenra inter
Australes et Basilienses, unde supra tactum est, circa annum
domini 1410 aeeidit, ut servorum meorum in plantatione nova uio.
emuli, videlioet nonnulli de Basilea minori, ex hostis antiqui
haut dubivun incitatione, sine omni causa rationabili nimium
tervitoribus meis inviderent, occasione sumpta, ut creditur, de
ftmdatoria cum conaolatu Basiliensi ratione castri in Rinfeldia,
prout superius dictum est, discordia, quasi fiüi mei essent per-
duales in causa tali cum fundatore sencientes. Unde ad conso-
latum audebant licet mendose dicere: »Ecce ut sciatis Cartu-
tienses tenere cum suo fundatore et pro parte ducis Austrie fore,
ipsi habent oeculte in domo sua scalas in ducis eiusdem fa-
yorem pro exercitu suo occasione opportunitatis se offerente
*intromittendo«. Alii dixerunt, Cartusienses foramina fecisse in
muro versus Renum in favorem iterum ducis Austrie ad tra-
dendum Basileam minorem eidem. Alii causam dissensionis
huiusmodi plus aggravantes voluerunt, ut Cartusienses expel-
lerentur de [w] Basilea minori simpliciter, quia non essent ci-
« vitati ut alii religiosi utiles, nemini servientes nisi sibi ipsis,
quia publice non predicarent nee confessiones audirent etc.
Consules tarnen civitatis, prout viri prudentes, noluerunt omni
"piritui credere, sed scrutiuio super premissis habito invene-
runt premissa fore falsa et frivola. Et quia antiquus hostis
280 C&pitulum 21. 22.
machinationibus predictis non valuit in suis membris obtinere
quod quesivit, repperit alium meos servulos inquietandi modum.
im. Nam anno domini 1411 grassante graviter pestileneia in lla-
silea, ita ut processiones magne fierent, etiam ad viiginem
beatissimam in Heremo '), fuit homo non sane mentis in Castro s
dicto Zwingen2), quod ad episiopum Hasiliensem pertinet, qui
loquebatur mirabilia nee veri similta et sepius contraria. Hie
dixit, se fore peeuniis eonduetum per unum conversum de
domo mea ad intoxicaudum fontes in Basilea. Quo rumore ad
aures consulatus Hasiliensis perlato nonnulli fidem adhibue— 10
runt, nonnulli vero audire noluerunt. Misso itaque per civi-
tatem pro priore domus mee dictoque converso neenon pro
castaldo in Zwingen coinpertum fuit, quod dictus pauper homo
ex suggescione dyabolica talia exeogitaverat in donius mee con-
fusionem. Et dixit ille pauper homo, se nunquam vidisse illum t&
conversum nee quiequam scire de hoc, si aque essent infecte.
Ciuibus auditis omnes audientert fuerunt gavisi, jubentes cum
benedictione recedere Cartusienses. Aliam quoque adveraitatem
concitavit contra meos filios inten tor omnium malorum in hunc
modum. Ipse enim nonnullis emulis meorum nliorum inspi- M
ravit , quatenus puerorum scolas in saneto Theodoro trans- f«]
ferrent ad spacium , quod est ante portam domus mee , ut sie
oecasione huiusmodi esset strepitus et clamor in eoclcsia et
domo mea ad divinum officium impediendum. Settamen majo-
res civitatis nolebanl ex diacretione in hoc insidiarum machi- as
namentum consentire. Item tribus vieibus fuit incendium in
domo mea periculose suscitatnm nemine seien te unde, nisi per
emulos ex suspitionibus variis, sed ego manum apposui, ut
non prevaleret. Laus sponso meo celesti semper. Nunc videe,
quam verum est, quod omnes, qui volunt in Christo pie vi- s»
vere, persecutionem paciuntur. Sed et beati, qui pereecutic—
nem paciuntur propter Justitium, quoniam ipBorum est regnum
celorum s) .
Dedicatio eeclesie vallts beate Margarete ordinte Car/usiensü in
Ba&ilea minor* per suffraganeutn episcopi Gonstancientix facta. 35
Capituhm 22.
Servulo querenfe et domina respondente.
ReeordoT, domina mea saneta Margareta, quia sepius michi
objeeisti, quod ad audiendum gaudiosa sim promptus, aed ad
tristia non sie voluntarius. Non possum contradicere, quoniam w
sie est in veri täte; verumtamen me resolvendo nolo in huius-
Capitulum 32. 281
modi inveniri obstmatus. Dicat ergo domina, quicquid pla-
cuerit, et audiet servus tuus. Sei« quod sanetitas tna mm lo-
quitur nisi ediricatoria.
Sancta Margareta respondit: Do ecclesie mee dedi-
i catione nunc dicendum est. Uude ego tarn libenter loquor,
quam libenter tu inde audis. Sub presidencia seeundi prioris
domus mee anno domini 1416 dominica quasi modogeniti , que^""
tunc erat dominica sequenti post sanctiMarci [so] evange liste, licet
ad dominicam misericordia domini immediate sequentem exs-ii«i.
m cauaa dedicacio translata sit, dedicata fuit cum magna solemni-
Eate ecclesia mea reverendissimi patris domini Marquardi Con-
stanciensis episcopi auetoritate per reverendissimum patrem do-
minum Conrädum episcopum Ebronensem eiusdem domini Con-
stanciensis tunc in pontificalibus vicarium cum tribus altaribus,
ii ridelicet sanete Margarete in summo, sanete crucis versus me-
ridiem et virginis gloriose versus septentrionem , nee non cum
parte eimiteni cum magna presbiterorum et clericorum cantan-
cium comitiva nmximaque multitudine populi utriusque sexus
a mane diei usque ad noctem dorn um meam, ecclesiam et am-
a bitum et cellas ac alia inibi loca cum multa consolatione visi-
tantds, prout consuetum est in ecclesiarum ordinis Cartusiensis
consecratione prima die, que eciam est pro mulicribus libera.
Altera die immediate sequenti , cum prior et fratres , mei filii,
pro benivoleocia ipsia in dedicatione exhibita humiliter domino
ftepiscopo Conrad« regraciarentur, ipse pie respondit, se libenter
in hoc ordini servisse, nichil mercedis desiderans, nisi tantum-
modo fratrum orationes, totumque offertorium dedicationis, quod
de jure dicebatur esee suum, servulis meis resignavit, quod
tarnen ad valorem 40 florenorum se extendebat, sumptus iti-
* neris eundo et redeundo cum duobus capellanis et tribus equis,
tantunt de conti rmatione puerorum videlicet 7 florenos sumendo.
Noluitque . per se aut suos servitores sive capellanos aliquam
redpere propinam sive parvam sive magnam. Eciam consuevit
«lern episcopus suffraganeus semper esse benivolus ad servien-
" dum fratribus domus mee in ordinandis personis nee non eun-
«t-randis. calicibus, benedieendis corporalibus et vestibus sacris,
omnia buiusmodi semper gratis propter deumque simpliciter
conferendo, ymmo et munusculis [si] suis propnis sepius filioB
meos honorando. TJnde et ipsi de ingratitudine apud eum,
«acut nee debuerunt, nolentes notari, sed potius grati et cari-
tativi inveniri, impetrarunt eidem a capitulo generali ordinis
Cartusiensis tricennarium defunetorum post ipsius mortem, of-
ferentes eidem similiter monaebatum in domo mea ipso viam
nniverse carnis ingieBso1). Sicque, ut videtur, suam grati tu ■■
1} >Ils donnent diffsreni tionu aux »uffragee qu'ils disent pour Im
dinem filii mei sepememorato patri et episcopo bene et ooo-
digne exhibuerunt , cum non modica mea complacencia.
Moritur sectmdu» prior Carttaienrium in Baailta mmori, sucoedtait
Urcitu et ovartm in officio priorattu.
Capitulum 23. •
Servulo interroganie et dotnxna rospottdente.
Gavisus sum gaudio magno, domina mea sancta Margureta,
quia audire merui de templi tui dedicatione et de solemnitate
in ea habita. .Tarn enim proprio dicere possumus: »Cartusia
sancte Margarete in Basilea minima.' Tu nosti domina, quid u
in historia fundationis domus tue res tat. Non igitur displiceat
rogo addere ea, que adhue sunt propalanda.
Sancta Margareta subjecit dicens: Ordo historie
nunc requirit, ut dicam de secundo priore domus mee. Hie
bene meritus pater, dominus Johannes de Dotzheim natione u
LOrt. Maguntinus, buic seculo valefecit anno domini 1418 die saneto-
rum martirum Dyonisii et sociorum eius, pestilencia tunc Ha—
silee ac- rircumeirca graviter vigente et domum meam non so—
lum predicto patri?, sed et procuratore et sacrista neenon uno
fratre converso spoliante. De huius patris morte eciam non »
partim contristati fucrunt filii mei et domus mee fondator, quia
pater multum activus fuit et domui mee fidelis. Sed quia do-
minus eum dedit, dominus abstulit, sicut domino placuit, ita
factum est, sit nomen domini benedictum. Sub hoc patre do-
mina Adelheydis de Eptingin, alias dieta die Mtinchin '), dedit i§
domui mee [sj] 600 dorenos in aliquarum cellanim erectionem
et nonnullarum ereetarum perfectionem1]. Que et humiliter se
Defunu, tomme Monachat, Agende et Tricenah-e. Helyot VII. 394 |3S4
der 2. Ausgabe) , wceolbst dann diese Todtenfeiern des Weiteren beoebrie-
b«D werden. 1) Schwester oder nahe Verwandte der ersten Frau des Burkart
Zibol. Wurstigen 8. 205 giebt folgenden Stammbaum der Zibol:
1349 Johann Zibol, am Gericht,
Agnes und Clara seine Gemahel,
I ihr Sohn
1400 Jacob, Obrister Zunftmeister,
Verena Seevoglin,
| ihr Sohn
1429 Burkart, Obrister Zunfitmeister,
Agnes von Eptingen,
Sophia von Kotberg,
| ihr Sohn
Caspar, der leiste, starb jung. Der liber benef. nennt fol. 2
als Brüder des Burkart: Nicolaus, Peter und Heinrich, und ala seine
Schwester die Agnes »er Sunuen (Tgl. ibid. 1). In den oben 8. 276 Ata». 4
erwähnten Briefen über Rhetnfelden werden von den Sehnen des Jacob
Zibol nur Feter, Burekart und Claus aufgeführt. 2] In der Notis de cel-
lis Carthusiae (s. Beilagen] ist nur von einer Dotierung der von Jacob Zibol
gestifteten Zelle O (ursprünglich B| durch sie die Bede.
I
Capitulum 23. 24. 283
et suos orationibus servitorum meomm commendavit. Privati
igitur servitores mei tarn utili patre premissis premittendis
elegerunt predicto anno 1418 terrium domus mee priorem, 1418.
videlioet patrem Conradum dictum de Wormancia domus Car-
s tusie prope Magunciam professum , qui superius quoque tan-
qnam superintendens sive rector nominatus est l) , virum utique
bene maturum, devotum et religiosum. Sub huius patris regi-
mine fuit cella quarta in ambitu, littera A nunc intitulata,
que et sub dicto secundo priore fuerat inchoata, oompleta ex-
upensis pro parte domicelli Burchardi, ülii fundatoris sepedictL
Puit etiam sub dicto patre tercio ecclesia mea pavimentata una
cum ehoro. Item campanile fuit erectum cum nora campanula.
SimiHter lectionarium superius fuit sub dicto patre constructum.
Etiam sub eo fuit chorus eoclesie cum tabulatura asserum factus.
uHabuit quoque dictus pater magnum affectum ad cultum divi-
num et ad «cclesie ornamenta. Anno autem domini 1424 pre- um.
dictus pater Conradus certo respectu fuit absolutus, et auctori-
täte capituli generalis fuit prior quartus in domo mea institu-
tus notabifis pater nomine Ortwinus, qui quondam fuerat prior
»Cartusie prope Magunciam. Sub cuius presidencia nichil no-
tabue in domo mea factum est, quia tempus hoc non admisit.
Nam statim ut factus fuerat prior in domo mea, anno sequenti,
videlieet 1425, ipse auctoritate capituli generalis erat absolutus 1425.
et factus erat prior in domo Cartusie prope Argentinam. —
* Junxi priorum aliquorum facta, quia, ut tactum est, non erant
multiplicata. Et ut sentio, tu iterum aliqua [*s] neglexisti, que
non ordine debifco investigasti , et puto quod ex oblivione tua
hoc acciderit. Presumo nanque, quoniam non libenter hoc obli-
vioni tradideris. Ego tarnen non dicam, nisi tu moveris pri-
Mmum ea. Dixisti enim superius, quoniam libenter me loquen-
tem audias. Interim ergo ego volo dissimulare quod novi, donec
tu dederis operam deliberationi.
Obitus fundatoris domus Cartusie in Basilea minori, summa quo-
que benejlciorum suorum et ultimum suum desiderium ad con-
Ä ventum.
Servüor querit, domina eitlem retpandet.
Capitulum 24.
Letari non multum possum, cum audierim tarn notahiles
patres, o domina mea sancta Margareta, congregationi tue fore
*« subtractos. Licet nanque loco subtractorum possint alii susci-
tari, dubium tarnen est, quales sint futuri, sicut dubium non
1. km Bairito; teroim« frior. 9. corapleta tr»t Ha. 20. Am Satde: prior ^uarttis,
1) S. oben S. 270, 8.
284 Capitulum 34.
est de preteritis, quin veneratione multa digni fuerint. Dicat
ergo domina mea, que restant. Presertim intelligere cupio ea
que, ut immediate supra dixisti, ego min memini.
Sancta Margarets dixit: Quia audiett a me de ali-
quihua per te non tactis, audi ergo que dicam. De domus mee i
fundatore est, quod nunc volo. Opportet igitur, quantum ad
aimonim numerum, iterum, ut prius, online prepostero proce-
dere. Ille memorabüis vir, dominus jacobus Zybol, domus me«
fundator, ut magnum suum, quem babuit ad domum meam,
, affectum posset plenius ostendere, ipse ante mortem suam, vi- in
delicet anno domini 1413 circa domini eircumcieionem , incepit
"' habitare in domo mea et divina die noctuque frequentare ad
probandum se pro ordinis Cartusiensis donato1) et ad relin-
quendum hoc seculum. Sed priuequam intentum suum buius-
modi perficeret, postquam 15 diebus in innrmitate sua decu- i»
buerat, ex hac luce transiit anno immediate sequenti, videlicet
i [m 1414, die teicia mensis roarcii in domo sua, ubi nunc est
*" pollegium universitatis studii Basüiensis, quia ibi apprehende—
rat eum infirmitas in itinere, quo iverat ad exequias unius ex
filiis suis. Sepultusque est solemniter in domo mea, primum n
in ambitu circa ceUam per litteram P nunc intitulatam usque
ad ecclesie consecrationem et depost proprio euo in sepulchro
mea in ecclesia ante summum altare. Ubi et filius eius domi—
cellus Burcbardus Zybol cum pluribus aliis de genealogüa ipeius
fundatoris post factam translationem corporum requiescunt2). js
Et quam vis sepedictus dominus Jacobus fundator, ut superiufi
nommemoratum est, fuerit bonis multis spoliatus, fecit adhuc
tarnen domui mee notabilia bencficia. Nam summarie de hiis
loquendo omnibusque simul collectis, que successive et sparsim
domui mee donavit, summa ascendit quasi ad quatuor millia M
septingentos tredecim florenos3). Unde merito debent omne*
tilii mei sibi fore grati perpetue de tanta "beneficentia. Prout
et ipse in extremis agens coram priore et procuratore domus
mee devote optavit et humiliter cum magna instaucia poetu-
lavit, dicens ad eos: nEn ego viam universe carnis ingrediar, :is
animam meam devotis vestris orationibus commendo. Et spe—
cialiter peto propter deum, ut mei sitis memores in missis
vestris aliisque orationibus, et non solum mei, sed et meorum,
unde substanciam meam habui temporalem, quam et vobis pro
parte communicavi, quatenus deo et sancte Margarete mea pla— u
ceat intencio, quam utcunque erga vos Osten di pro animo, et
18. Am R*üd. mit rottet Pirbe : da benefldi« fnnditoris anmmuin. ST. mein sitis Hi.
1) lieber die donati, die kein förmliches Gelübde ablegten, b. Helvot
VII. 398. S1 S. die Grabschrift des Grfindera Jacob Zybol und kidm
Sohnes bei Tonjola 311. 312. 3) Der Hb. benef. hat foi I: qua-
tnor müia quingentoa et 13 lloreno».
Capitulum 24. 25. 285
ut mecum inde gaudere raereantur omnes mei benefactores,
ttmsanguinei et amici, et si quid in diviciis meis pristinis mi-
nus juste acquisierim , quia dei judicia ignoro, ut sie per fun-
dationem nove domus pro omnibuB satisfiat. Ego quoque, si
possem et scirem, libenter vellem omnibus talibus satisfactio-
nem impeüdere. Ego quia impedimento interveniente, ut no-
ctis, non valui omnia apud tob implere ut optaveram, igno-
scite et oretis deum pro mei. Hiis per fundatorem dictis, ipse
in pace requievit. Sequitur de quinto priore domus huius in
Kasilea minori.
[v>j Quintus prior Cartusiensium in Basilea minori creatur. Qui
tarnen postmodum fit prior Ar gentine et vmtator Reni provincie.
Capitulum 25.
Servus interrogat, domina informat.
Ad priorum domus ordinem redeundum foret, domina mea
xaneta Margareta, in disserendo, si tue placeret sanetitati, ex-
peditis illia, que ineiderunt et per te michi ad mentem revo-
rata venerunt, ne videamur digressionem fecisse viciosam et in
oblivionem tradidisse ea, que narrandi series pronunc ordinarie
requirit, quod non esset commendabile in conspectu auctoris
historie.
Sancta Margareta pie respondit: Fateor ad priorum
domus mee successionem nunc fore redeundum, unde prius est
digressum. In quorum numero erat quintus ille insignis pater
> dominus Heinricus de Ludensched Westphalus natione l) , do-
mus Maguncie professus et ibidem quondam vicarius, vir mul-
tum ydoneus et ad regendum valde aptus ac intraneis et ex-
traneis non parum dilectus. Idem venerandus pater fuit in
priorem domus mee per capitulum generale anno domini 1425 U26.
tordinatus. Sub cuius presidencia in primo eius anno fuit dis-
positus locus privatus cum sua camera in prioris cella antiqua,
intitulata cum signo crucis. Item pars maioris gallilee illa,
que mittit transitu suo ad chorum. Similiter janua sive valva
porte magne, qua itur nunc de orto domus et torculari ad ce-
*lare. Eciam duas cellas dictus pater erexit> scilicet unam pro
sacrista littera M jam intitulatam 2) , alteram videlicet juxta
7. noa T»lni Hb. II. Am Band« mit rother Farbe : prior quintus. 12. prior fehlt H 8.
1) »Hernien« Kotlo de LudenBohed« heisst er Anal. UraL 234 in Ex-
cerpten »ex chartia capituli generalis Carthusian.« 2) In Beziehung auf
die Errichtung der Zellen M und L findet sich in unserer Chronik einige
Verwirrung. Nach der Notiz de celhs Carthusiae wurde L durch Peter zum
Luft gestiftet, und ebendasselbe erzahlt unsre Chronik cap. 31 (S. 301, 1). Cap.
1't -S. 29o, 32) dagegen lasst sie die Erbauung von Ldurch Ulrioh Eberhard
angefangen werden, der nach cell, carth. vielmehr M zu bauen anaeng, da«
286 Capitulum 36.
prtoris cellam antiquam versus Renum nunc littera A de-
signatam. Premisse structure licet incomplete conntabant circa
300 florenos. Item granarium fuit cum aUquali aUeratione sub
eo debite dispoeitum et cum lateribus teotum cum inaltation*
sui muri, expensis 60 libranun in repaiatione cum condepen-
dentibus structuris, settamen poetea fuit per alium priorem ple-
nius refbrmatum atque ordinatum. Idem notabUie pater pro-
curavit domui mee pro conrentu meo unum bonum missale
pro celebratione misse a quodam suo oonsanguineo domino
Botgero pro 22 florenis. Item idem pater emit vineas in Wil l]
pro 71 florenis, postea tarnen revenditas in commutationem cen-
suum meliorum, quia cultura earum communiter plus constabat
quam fructus, quem vinea dabat. [se] Item ipse procuravit do-
mui mee de Colonia duos calices necnon certos libros et cor-
poralia2). Item sedilia in choro meo per istum patrem facta
i4M. sunt et constabant, octoginta florenos anno domini 1428. Item
plures alias vineas sive vites preter supradictas emerat, que
jam sunt in meliora bona commutate auctoritate capituli gene-
ralis Cartusiensis ordinis per fisitatorum medium impetrata.
Item ipse impetratit domui mee tabulam pulchram depictam
cum dominica passione pro 8 florenis, item unum diurnale pro
2 florenis, item unum noctumale pro 10 florenis3}. Item idem
bonus pater meis flliis m eorum paupertate oompaciens, quia
gratus et acceptus erat pene cunctis patribus ordinis Cartu-
siensis, maxime in capitulo generali, impetamt ut Septem do-
mus pinguiores in provincia Reni contiibuerent in caritate pau-
percule domui mee in Basilea 70 florenos pro semel duntaxat
ex gracia. Item idem pater pie semper affectus domui mee im-
15. Am Rinde mit rother Mb« : 8eAUU in ofcftro.
dann in der Folge durch seinen Verwandten Peter Wolfer ausgebaut wurde.
Wann demnach in der Angab« des oap. 27 ein Irrthum vorliegt und dai
dort Aber L Gesagte vielmehr auf M zu beliehen ist, so kann auch die
Angabe unserer Stelle nicht richtig sein. Man ist um so eher geneigt, die-
selbe auf N statt auf M *u beciehn, als N wenigstens später die Zelle des
Saeristans war, wozu sie ihrer Läse naeh am besten passt, und als ebes
ihre Lage auch veraathen laset, dass sie vor M gebaut worden. Freilich
wird als Gründer von N der Bischof von Woroester genannt, der erst durch
das Concil nach Basel geführt wurde, und in dem Revers, den das Kloster
am 26. Aug. 14:57 seinen Testamentsvollstreckern ausstellte (Karth. Arch.
136), heisst es sogar, dass diese die Zelle oonstrui et funditus edificari diipo-
suerunt. Indessen ist das funditus wohl nicht eo haarscharf au nehmen,
dass man nicht an einen Ausbau der incompleta structura denken könnte.
Vielleicht waren auch die früheren Arbeiten so gering gemacht, dass ein
völliger Neubau nöthig war. Vgl. Conti n. ohron. Cap. IL pag» f, Csp. V.
pag. o. 1 ) Bei Weil, eine Stunde nördlich von Basel, wichst am Abhang«
des TfilKnger Berpes ein guter Markgrafler. 2) Corporale, palla, <ju*
saerificium conteffitor in altari. Duo. 3) Diurnalo and noctumale smd
Bücher, welche sne Tages- und die Nachtgottesdienste enthielten. S. Du-
cange unter diarnalis, nocturna, nocturnale« itbri, noctumalia.
Capitulum 36. 36. J§?
pctmyit a capitulo generali, ut domus Caitusienshim prope Fri-
burgum veuderet filiis meis decem Volumina postillarum Nicolai
de Lira super biblia1) pro 20 florenis. Iste exiniiue pater ad-
huc uberius domui mee providisset, si diuoius in domus raee
s prioratu permansiaset. Sed quia toti provincie Rani in virita-
toris officio utilis estitit et domus mea ipsius absenciam, quam
hoc officium aepius requirit, ferre non valait, ipse a priormtv
domus mee anno domini 1429 per capitulum generale abaolu- hm.
tus fuit ac domui Argenrjne in priorem ordinatus provincteque
m Reni in visitatorem deputatus.
Stztus prior Cartusiennium in Barilea minori et de actis *m8 eo,
de ipstua absolutione, de conciKi Basiliensis inckoalione et de vitte
Liele emptione.
Capitulum 26.
u Servitor querit, d&mina retpondet.
Quia, domina mea sancta Margaret», iterum privaü sumue
notabiü domus tue presidente, rogo dignetur sanetitas tua con-
tinuare de priorum successione tuosque inibrmare servulos de
alio, qui domui tue deineeps presidere debeat tuamque implere
ls rit electus voluntatem ac communem domus tue procurare uti-
litatem. Non enim dubito, quin hec ofEcialium [st] mutatio sit
tua et sponsi tui celestis dispositio.
Sancta Margareta ait: Bene sentis, prudenter loqueris.
Audi igitur nunc de sexto domus mee priore. Qui fuit pater
a Johannes Eselweg -j , senior domus Cartusiensis prope Magun-
ciam , per domus mee conventum circa penthecoetes solemnia
anno domini 1429 electus. Hie devotus pater tria ostia feejt, ■■
unum jux tu refectorium, aliud juxta coquinam, tercium ad prio- '*■ M,i*
ris cellam versus refectorium. Item gaJlileam ineepit majorem
»ante procuratoris cellam ad spacium duarum cellarum. Item
ipse emit ortum juxta vineam domus dictum Beiersgarte pro
terminis domus mee dilatandis *) . Ipse quoque emit bona que-
dam immobilia pr» domo mea, que nunc sunt alterata. Item
corpus eexte celle sub eo fuit factum, sed non perfectum. Item
1 An Bki4c uit »Uur V«j» : Ftittlls Lin » mtribii« do«u Fakiigi «;t«. 11. Ab
Budamltrothar Fubc: Prior Mi tu.
1} Nicolaua de Lyra (Lehra* dar Theologie » Paria, f (MO) hat rieh
durch «sin« PostUlae perpetuae in Biblia hsrrorragwade Verdienet* um die
Erklärung der beil. fichnften erworben. Uaber ihn gieng sptter der Vera:
St Lyra non lyrsaaet,
Lutherna non eattueet.
t| Der Name wird roeiat Eaalweck geschrieben, an im C&lendarium cum
M. laauar uud Anal. Urat 234, «> in dem unten au Cap. 32 (6. 3#2,
Aam.2) su erwähnenden Kaufbrief über Liel. Karth. Arch. Uli. 9) S. die
Beilage de fundatione ortuque Carthusiae.
286 Capitulum 26.
ipse procura vi t in Maguncia pro domo mea bonos sermones
Jacobi de Vo ragin c ' ■ necnon duo Volumina auree legende de
sanctis. Item emit quasi decem libros pro 15 norenia pro li-
brarie domus mee incremento. Item sub ipso patre sacrum
generale conciliiun Basiliense sumpsit inicium , ad quod fue- s
runt vocate persone de omnibus partibus mundi de cunctisque
religionibus totius Christianitatis'^;. Quare et ordo Cartusiensis
requisitus super personis mittendis, capitulum eiusdem ordinis
miait expensis totius ordinis pro honore universalis ecclesie
duos notabiles priores ad concilium necnon quatuor benc dis- io
positoa monacho8 ad domus mee subsidium. Comperto autem
quod prelibatus prior nun fuit magne litterature neque suffi-
cienter facundus, licet alias optäme preaideret, provisum fuit
capituli generalis auctoritate ordinis Cartusiensis de ipsius ah-
solutione. Sicque congregatio mea privata fuit iterum anno do- is
ia2. mini 1432 capite suo ministeriali et de alio per conventum cum
patrum ordinis consilio per electionem canonicam provisum.
mi. Eodem anno quo immediate supra, videlicet 1432, fuerunt mi-
serabiliter decepti prelibatus pater prior atque conventus domus
mee per nonnullos, qui putabantur eorum amici, consilium in »
dolo dantes, nnde ipai lucra invenerunt et domus mea detri-
menta. Nam domus mee profectus in peraonis et rebus ex hoc
multum impediebatur et pene omnimode desolationi subjacuis-
set, nisi ego de sponsi mei gracia restitissem. In cau- [sej sa
borum fuerunt aimplicitas meorum priori s et conventualium li
necnon astucia falsorum amicorum ipsis insidiantium. Fuit enim
domui mee provisum notabiliter per fundatorem domus mee et
filium eius per aliosqüc benefactores de redditibus ad valorem
sortis quasi tri um millium norenorum pro maiori parte reempti-
bilium aecundum patrie tunc cursum, quos subdoli amici dixe- x
runt fore usurarios, et ideo persuaserunt meis nliis, ut census
huiusmodi alienarentur et loco ipaorum emeretur quoddam pau-
perculum villagium Liela'j dictum, in dominio domini marchio-
nis Rötel ensis eitum versus castrum Susenberg, duobus distans
miliaribuB a Basilea, unde litee et damna maxime orte sunt et js
multis annis duraverunt. Ut autem in futurum posteri mei
servitores sint plus cauti in emendis et vendendia bonis tem-
1K. Ah Kind» mit ruther Fube: Dflcflptl fa*rtmt priml quidim patrat dornns En eraptione
1) Jacobus de Vorsgine, such Jacobus Januensis genannt, geboren tu
Viraggio im Genuesischen um 1230. Predigerm&nch und Enbiachof von
Genua, gest. 1298, ist der Verfasser der sehr beliebt gewordenen Legenden-
sammlung : Legenda sanclorum oder legenda aurea, auch historia Combat
dica genannt. Er schrieb ausserdem eine Chronik von Genua, Predigten
und einige andere theologische Werke. Vgl. He riog VII. 39» f. S) Vgl.
im Allgemeinen Wur st Uen 249 ff. Ochs III. 237— 301. v.Wessenberg:
Die grossen K ircheu verssminlungen IL 'i'il S. 3) Liel »wischen Rändern
und Bchliengen.
Capitulum 26. 27. 289
r«^Ähbus pro domo mea, notent diligenter, que dicam. Abbas
ßeinwiler ordinis sancti Benedicti1) in dyocesi Basiliensi
".um, erat multis iiivolutus debitis et creditoribus respondere
>rx poterat. Quod attendentes creditores et suo proprio com-
i><io magis quam abbatds consulere studentes subordinarunt
iquos, qui abbati consuluerunt, ut villani nomine Lielam ven-
?ret et cum pecuniis inde recipiendis sue necessitati consule-
»t. Hii aubordixiati postea et meos accesserunt servos et filios,
is> huius ville emptionem persuadentes , ipsius valorem ultra
?ri tatem magnificando atque census reemptionum a diversis
oaicis sibi datos omnino condemnando. Quorum subdolosorum
oiisiliariorum mei nimis creduli alienarunt census certos et erne-
nnt incertos, pro pacincis bonis recipientes litigiosa et dam-
osa, quemadmodum postmodum experiencia docuit. Utinam servi
aei intellexissent , quod huiusmodi consiliatores non meos in
ü>c contractu quesierunt filios, sed se et suos. Nam abbas
>retactus fuit eis obligatus circa quatuor milia florenorum ad
uca diversa hincinde, et non erat eis spes de solvendo, nisi
>ta villa vendexetur. Qua yendita et per meos empta credito-
^s abbatds pene totam receperunt summam kanc, sibi parum
ibbas inde retinuit. Non erat in Basilea nee circumcirca
erclesia, que emere vellet huiusmodi villagium, eciam precio
minori, propter timorem invo- [59] lutionis ; de hoc siluerunt ipsi
practici 2) . Et displicuit emptio huiusmodi multum filio funda-
loris domus mee, sed prevaluerunt seduetores, et amici non
fuerunt auditi. Parcat deus dolose agentibus et cautos reddat
kjuriam pacientes ab eorum insidiis! Vides ergo quomodo non
omni spiritui est credendum nee faciliter mutatio possessionum
est aeeeptanda. Utinam prelibatus pater fuisset prudentior in
agendis, similiter et conventus in causa huiusmodi!
De gesti* sub priore septimo Cartusiensium in Basilea minori nee-
non de strueturis diversis et beneßeiis quam plurimis protunc eoe-
nienäbus et de ipsius morte.
Capitulum 27.
* Servulo querente, domina respondente.
Ex quo in capitulo immediate precedente dixisti, domina
mea saneta Margareta, de hiis, que pro parte placuerunt atque
pro parte displicuerunt, nescioqu id pronunc debeo petere, sed
U>tum committo tue virginee prudencie neenon materne tue
2. aitam [0 i cj. 35. Am Rande : prior efeptinua.
I) Der Verkauf von Liel wurde 1430 abgeschlossen durch Heinricus —
epiieopus Siginensis neenon comendarius seu administrator monasterii sancti
Vincencü in Beinwilr. Kar th. Arch. 1 16. S. unten S. 302 Anm. 2. 2) Vgl.
unten S. 302 und 303.
Autor ChroMdken. L 19
290 Capitulum 27.
pietati, ut dicas quod vis. Tarnen de priore domus tue aeptimo
libenter audirem et de facti« temporibus sue presidencie.
Sancta Margareta benigne respondit: Post dicti
lui prioris absolutionem successit in officio anno domini 1432 circa
s. jüni. festum penthecostes pater multum notabilis, nomine Albertus1), t
magister in arribus et doctor in medicinis, de Trajecto inferiori
oriundus, qui antea fuit prior in domibus Trajecti1) et Eura-
raunde3; et in Monechusen1) , vir in temporalibus et spiritua-
libus multum expertus valdeque pacificus et piua ac in facie
prelatorom concilii Basiliensis benc visus. Ipse procuravit do— n
mui mee a conventu Cärtusiensium prope Magunciam, eed in-
completa, moralia beati Gregoni super Job, que tarnen jam
sunt in alios librns commutata, item summam sancti Thome
contra gentiles, item eiusdem sancti Thome primam partem
summe sue9), item Ganfredum in jure*). Item sub ipso fuit u
cella nunc litter» D intitulata per reverendissimum patrem do-
minum Nicolaum cardinalem sancte crucia ordinia Cartusieusis
constructa. Item eiuadem cardinalis expentsis ipse pro vidi t meis
servitoribus de duobus libris missalibus ex Nurenberga. Item
tempore concilii llasiliensis ipse conventui meo procuravit ab n
eisdem concilii pre- [so] latis nonnulla oriuimenta eculesiastica,
Item sub dictu priore quidam Gelrensis domiceUus, dictus Udo
de Bosze, dedit domui mee 300 Üorenus, aüis 200 Üorenis si-
milibus defalcatia , quin debuissent fuiase 500 , sed inundatio
aquarum in partibus inferioribus destruxit agros , unde huius- »
modi colligebatur census. Item sub dicto patre fuit ccclesia
hm. mea inferior tabulata, scilioet laicorum, item anno domini 1434
cella, insignita littera C, fuit sub dicto patre inchoata7) , sed
non eodem anno perfecta, item celle due, designate nunc lit-
te ris E et J1' , fuerunt expensis ducisae Burgundie , domine w
Ysabelle, per eundem patrem fundate, sed non sufncienter
dutate"). Similiter cella, que littera intitulatur L, fuit per
1) Albertus Bur. Anal. Urst. 334 (vgl. oben 8. 285 Anm. 1). Alber-
tus Buer. Calendarium Juli 6. 2) Utrecht. 3) Roermonde, am Ein-
fluss der Roer in die Mau in der nieder!. Provinz Limburg. 4) Bei Arnheim
in Oeldern. 5} Die Summa schlechthin ist die S. theolugiae in Illptirtt.
6| Die Summa super titulis decretalium compilata a magistro Goffridu de Trano
domini pape subdiacono et cappellano (er lebte tu Ende dea 13. Jahrh.),
von der die öffent. Bibl. eine aus der Karth. Bibl. herstammende Pergaraent-
handschr. des 14. Jahrh. lohne Zweifel die im Texte erwÄhntej mit hübschen,
durch eingemalte FigOrchen verzierten Initialen besitxt. Auf dem Deckel und
auf dem ersten Blatte dea Buches , sowie im Catalog der Karth. Bibl. wird es
als summa Ganfredi (nicht Oaufredij bezeichnet. 7) Vgl. über diese und
die folgenden Zellen die Beilage de cfellis Carthutiae. S] Isabella war die
Gemahlinn Philipps vonBurgund, die Mutter Karls des Kühnen. Die Summe,
die sie im J. 143s tu der Erbauung und Dotierung der zwei Zellen schenkte,
betrug IV0U fl. rhein. Diese Gabe, sowie zahlreiche Geschenke von Kirchen-
gerfohen u. dg)., die sie unter dem damaligen Prior und später im J. I44H
dem Kloster machte, finden sich verzeichnet im lib. benef. V' und 5*.
Capitulum 27. 291
njaum mercatorem Ulricum Eberhardi dictum , civem Basilien-
i&tnl}y sub ipso inchoata, item quatuor fenestre lapidee in am-
\atxi fuerunt Ordinate sub ipso. Item procura vit filiie meis ipse
tnanipulum florum 2) . item due alie celle fuerunt sub eo ereote
tuccessms temporibus. Item sacristia tempore ipsius fuit edi-
fccBta expensis domini Alfonsi, cardinalis sancti Eustachii de
flispania*), cum 600 quasi florenis, et quatuor milia florenorum
fuerunt domui mee per eundem cardinalem ordinata, quia mul-
tum dives erat, sed eius testamentarii egerunt sicut eis pla-
cuit, non ut ordinatum fuit, subticendo et non fideliter exe-
quendo commissa. Hec primo innotuerunt casualiter diu post
ctmcüium, inutiliter, quia Hispaniam repetiemnt, unde origi-
nem habuerunt. Item übraria sub eodem patre fuit erecta, licet
non complete ordinata, item temporibus suis fuit sacristia com*
pleta, item pro loco capitulari fuit positum fundamentum, sed
itructura incompleta, item ipse ordinavit poni fundamentum
pro tota gaUilea minori, item ipse disposuit fundamentum poni
in maiori gallilea pro 1 7 fenestris tripücatis et postmodum eius
mumm ex toto complevit cum tabulatura inchoata, et pavimen-
»tum fuit con&ummatum. [ei] Et procuravit a diversis prelatis
concilii Basiliensis aliisque personig eas eciam cum depictis fe-
nestris Titreis consummari4). Item decretum cum aliis libris juris
ipse acquisrvit. Item memoratus pater practicavit edificationem
daarum cellarum pro 700 florenis per medium predicte domine
5 ducisse Burgundie Ysabelle, designatis pronunc litteris hiis vi*
deHcet E necnon F5), eciam suis cum ornamentis eoclesiasti-
cis diversis, similiter cum cellarum illarum duarum pro parte
dotatione. Idem pater ad prelatorum concilii Basiliensis in-
6. Euhitaesii Hi.
Einiges aus diesem Verzeichnis* , jedoch nicht immer richtig dbersetzt und
ausgezogen, theilt BuxtorfS. 66 mit. In der mittelalterlichen Sammlung
befindet sich eine von der Herzogin n im J. 1433 in die Karthaus gestif-
tete , in Erz gegrabene Votivtafel , den Leichnam Christi auf dem Schoosae
der h. Jungfrau darstellend. 1) S. oben S. 285 Anm. 2. 2) Buztorf 65
Anm. 1 denkt an ein Blumenbüschel von edlem Metall , wahrscheinlicher ist
mazüpolua florum der Titel eines Buches, im Sinne von florilegium, antho-
Ißgia- 3) Alfons von Curillo, s. seine Grabschrift T o n i ola 313. Er starb
V kal. mart. 1434. Erst wurden seine Eingeweide hinter dem Fronaltar, dann
am 1». Merz sein Leib rechts von demselben begraben. Lib. benef. 73
Merz 14). Wurstisen 204. Sein Wappen bildet noch jetzt den Schluss-
«tein der gewölbten Decke der Sacristei. Der Grabstein ist an der Wand in
«ler Kirche angebracht. 4) Ein Verzeichniss der sammtlichen Glasgem&lde
der Kreuzgange giebt Wurstisen in den Analecta. 5) Von der »Summa mille
*ptingentorum florenorum Renensium aut eorum equivalenoia«, welche Isa-
betta schenkte , und für deren vollständige Ausrichtung die Karthauser den
^ Juli 1438 quittierten (Karth. Arch. 139. Vgl. lib. benef. 4»»), wurden,
vie es scheint, 700 zur Erbauung der Zellen verwendet , 1000 zu deren
Dotierung. »Pro harum quoque dotatione cellarum empta est curia nota-
W» in Egryngen, ex qua una cum bonis eidem annexis communiter pro-
Tfniunt annuatim 40 quasi floreni Renenses vel circa«. Lib. benef. 1. 1.
19*
292 Capitulum 27. 28.
stanciam magnam per septem quasi menses multum laboravit
pro ipso concilio in colligendo pecuniam indulgenciarum in par-
tibus inferioribus Alemanie cum magno eiusdem concilii fructu
e* cum domus mee eciam aliquali commodo. Nam per hoc ac-
quisivit suis cum laboribus filiiß meis circa 200 florenos. Hie
memorabilis pater tandem post multos labores obiit anno do-
1439 mini 1439 in oetava apostolorum Petri et Pauli1). Qui si
6. Juli. diuc£ug gupervixisset , bonum pro domus mee profectu fuisset.
Verum ad beneficia pretaeta multum cooperabatur prelatorum
sacri generalis concilii liasiliensis, quod tunc erat in flore, de-
vocio, que fuit in eis ad meam noyam plantationem magna,
prout patet in sepulturis eorum apud domum meam atque in
elemosinis suis quam plurimis, in quibus non fuerunt minimi
cardinalis saneti Eustachii episcopique Wygorniensis 2J et Kof-
fensis3), quorum primus dedit circa 730 florenos, seeunduü
circa 300. Primi venerunt pro [62] bonis in Tannenkilch 4) , se-
eundi ad ambitum maiorem. Unde si concilium generale eius-
que prelati cum suis benedictionibus non supervenisßent, nescio,
quid de domo mea propter temporalium defectum factum fuis-
set. Motum quippe sepius extitit inter ordinie Cartusiensis per- 1
8ona8, domum meam adhuc debere dimitti propter quasi despe-
rationem de ipsius profectu. Quod tarnen michi non placuit,
licet aliis ita visum fuerit maxime propter adversitates multas,
presertim propter Utes super villagio Liel, quibus valde preme-
bantur servuli mei, prout infra tangitur. Ego autem novi sponsil
mei celestis pietatem, qua novit facile supplere omnes defectum
-urgentes, quare servulos meos oeculta inspiratione semper ad
longanimitatem hortata sum.
Beneficia ßlii fundatoris Cartusiensium in Basilea minori et em
seeunde uxorü, videlicet domicelli Burchardi Zybol et domine s
Sophie de Ratperg 6j .
Capitulum 28.
Servitore yuerente, domina respondente.
Veilem bene, domina mea saneta Margareta, quod imme-
15. Buxtorf 8. 67 irrtkamlieh 430. 34. Am Bande mit rother Farbe: Beneficia filn
fundatoris et eins seennde nxoris.
»
1) Bei Tonjola findet sich seine Grabschrift nicht vor. 2) Thomas
Polton, Bischof von Worcester, + 1. Sept. 1433. S. seine Grabschrift bei
Tonjola 312 (nach Wurstisen S. 204 starb er den letzten August.
3) Jonann Langdon, Bischof von Rochester, + 30. Sept. 143o. Seine Grab-
schrift bei Tonjola 312. 4) Tannenkirch, westlich von Rändern, süd-
lich von Liel. 5) Ratperg ist die ursprüngliche Form des Namens dieses
baslerischen Rittergeschlechtes, das heute noch als Geschlecht der Freiherrn
von Rotberg im Breisgau blüht. Der Name hat mit »roth« ebensowenig
zu thun, als der Name Hochberg (ursprünglich Hachberg) mit »hoch«. Die
Schreibung mit o ist übrigens zu Ende des 15. Jahrhunderts schon ging
und gäbe und wird auch von unserem Chronisten weiter unten angewandt.
Capitolum 28. 293
diäte dietus pater, si tibi et sponso tuo celesti ita placuisset,
misset diutius, quia absque dubio consolatorius ampUus nobiß,
servulis tuis, fuisset. Sed fateor, qnia requiem meniit, ideo a
domino vocatus extitit nosque in laboribus reliquit, quia non
veoronabitur , nißi qui legittime certaverit *) . Dicat ergo domina
mea, rogo, que restant.
Sancta Margareta respondit: Verum est, quod jam
dixisti de patris morte, sed si mortuus est corpore, vivit tarnen
adhuc vita bone fame. Nichil tetigisti [«3] superius de funda-
itoris domus mee filio Burchardo, patrem suum pro parte ins-
tante, qui et domui mee benefecit satis notabiliter. Hie sub
predicto patre Alberto obiit anno domini 1433 die prima men- t)4^
sis augusti, juxta sepulchrum patris sui in ecclesia mea cum
«olemnitate magna sepultus2). Beneficia ab eo filiis meis suc~
s cessive collata ascenderunt estimative ad sunnnam mille septin-
gentorum quinquaginta florenorum 3) in subsidium strueture ali-
quarum cellarum et ornatus ecclesie. Igitur bene meruit me-
moriam perpetuam apud servitores meos. Quia domicellus fuit
notabilis , Basiliensibus bene gratus , eratque post suum patrem
»defunetum supremus zunfftarum Basiliensis civitatis magister.
Tu eciam nichil dixisti de diett domicelli uxore, presertim de
eeeunda, que vocabatur Sophia de Rotperg4). Et quamvis tem-
pore alio et diu post illa supervixerit, similiter post plures an-
nos mortua fuerit, tarnen, quia beneficia mariti eius hie suc-
keinetim enumerata sunt, possunt non incongrue et sua bene-
ficia hie describi. Hec inquam domina, genere et virtute vere
nobilis, multum devota meis servulis, vixit in sancta viduitate
honestissime ab anno domini 1433 usque ad annum domini 1433-
U7S, in quo et obiit die saneti Mathie apostoli5), multis annis^J^
?*in lecto decumbens egritudinis, elemosinis atque aliis operibus
17. An Bande mit rottar Farbe : 1750 floreni a flüo fandatoris.
1) 2 Timoth. 2, 5. 2) S. seine Grabschrift bei Tonjola S. 312.
3 Lib. benef. 1: dedit mille septingentos florenos omnibus computatis.
4 "Hans Ludman von Rotberg ritter (Heus ler 283 ff.) ist ihr vatter gwesen
und Ursul von Andlo ihr muter, ihre geschwistrigen seind gwesen Arnold bi-
»ch off (1451 — 1458), Ludman, Adelberg, Bernhart ritter, aesz gmahel Anna
Ton Randeck, Henrich von Eilingen aber von einem anderen vatter, Agnes und
Margret ihre Sophiae Schwestern«. Anal. Urst. 229. — Ueber 8ophia als
Wohlthäterinn des Klosters s. die Beilage de fundatione ortuque Carthusiae.
Ein ausfQhrliches Verzeichniss ihrer mannigfaltigen und reichen Vergabun-
gen (vgl. die sogleich folgenden Angaben im Texte der Chronik) findet sich
im Hb. benef. lb. 5* S. ihre Grabschrift Tonjola S. 319. Dort ist
noch bemerkt : »Sie hat nach absterben ihres herren Junker Burckhard
Ziboln, Obriaten Zunftmeisters, alles zeitliche verlassen, ihren Hoff der Stadt
zn kauften geben : ward nachmaln zum Collegio der Universitet verordnet.
Begab sich hernach zu den Closterfrawen an den Steinen , und empfange
von ihnen auf dem Planlein ein klein Häoszlein , weiches sie zu notwen-
diger Wohnung rüsten liesse«.
294 Capitulmn 38. 29.
bonis semper vacaro. Huius benefactricis domus mee, quia
multum bene fuit servulis meis affectionata, beneficia notabilia
successivis temporibus collata in unam summam redacta ascen-
dunt ad tria milia quingentos florenos. Quibus pecuniis fuit
erectus locus capitularis cum libraria necnon cum promptuario
reliquiarum circa pulpitum evangelii. Item tabula preciosa in
summo altari meo per eandem benefactricem facta est. Similiter
et tabule alie sancte crucis, beate Virginia, in sacristia, super
lectionarium, in altari martirum1) in parva gallileaque similiter.
Iste ecclesie mee ornatus, ut videri potest, non paucis expen-
sis dispositus est. Eciam hec benefactrix fieri fecit in capitulo
cancellos ferreos contra pericula forum et nocturoos [ei] incur-
suis. Item preciosam vitream fenestram depictam ibidem in ca-
pitulo, item cameram disposuit supra capitulum pro ecclesie
ornamentis et yestibus sacris ad aerem exponendis. Eciam ipsa
procuravit parvulum calicem cum sua patenula pro communione
infirmorum, in monstrancia venerabiUs sacramenti eucharisüe
incluAos. Sed ipsam monstranciam ordinaverat maritus eins,
predictus domiceuus Burchardus, amboque et maritus et relicta
instanter rogabant pro se et suis orari. Quare et locus capi-
tularis pretactus cum missarum celebrationibus est speri&liter
per conventum pro ipsis et suis attinentibus deputatus, prout
quoque dignum et justum est utique ac deo gratum ; accepti
enim beneficii memorem esse convenit.
Octavus eequitur prior Cartusieneium in Basüea minor iy et de'>
oestis sub eins preeidencia necnon de aliquibus stintcturis.
Capitulum 29.
Servulus querii diUgmter, domina respondet dignanter. j
Satis mutatus est, domina mea sancta Margarete, ordo dis-
serendi in superioribus , quamquam non sine causa. Sed quia 31
tue sanctitati ita visum fuit, eciam non displicet. In idem
nanque redit, quo ordine quid dicatur, dummodo non ex toto
ratione evacuetur. Dicat ergo domina mea ultra, rogo, que
materia dicendi requirit, potissimum de priorum domus conti-
nuatione. J3
Sancta Margare ta dixit: Ad priorum domus mee q«^-
tarn, unde parum digressionem fecimus, regrediendo scias octa-
1. An Bande mit rother Farbe : Becommendatio et beneflcia domine foadatricis mto
tri» milU 50 fior. Der 1 i b. b e n e f. hat wie die Stelle im T e x t e der Chronik : UM wi
flftgt hiniu: »Tel circa et pottns pavlo minus ultra«. 36. Am Bande mit rotber F*r«
prior octavus.
1) Iniger Weise spricht Neujahrsblatt Anm. S. 5 von einem Alf**
der Mütter (matrum statt martirum). Ausführlich verbreitet sich über die-
sen Altar die S. 295, 20 und Anm. 3. 4 erwähnte Urkunde des Bischofs von
Marseille.
Capitalum 29. 295
Tum priorem esse in numero illum sanctum virum dominum
Adolphum, prius domus Cartusie in Colonia vicarium et do-
mui mee ex conventualium electione quasi per postulationem
in priorem aasignatum, prioris Cartusie maioris auctoritate con-
carrente, anno domini 1439. Qui quidem juvenis in annis, hw-
sed grandevns in virtutum meritis , filius erat magistri avium
in Colonia i) , de magna oriundus parentela, [s*] vir intelligens,
totus virtuosus ac multum devotus, de cuius hereditate domus
mea habuit ad eius instanciam circa 200 florenos. Et prefuit
domui mee quasi ad decem annos in multa paciencia propter
diversa que interim occurrebat incommoda, maxime propter
rapratactum yillagium Liela. Sub ipsius presidencia, ut supe-
rius tactum est, fuit completus locus capitularis cum camera
superius pro sacristie ornamentis annexa. Sub isto patre fuerunt
dedicata ea loca , que in prioribus dedicationibus nondum erant
aptata, videlicet auctoritate sacri concilii ßasilien&is ac domini
pape Felicia per dominum episcopum Massiliensem 2) , utpote
pars maioris gallilee cum suo adherente cimiterio. Item tota
minor gallilea cum suo cimiterio, item sacristia et capitulum
nna cum suis altaribus, ut patet in littera dicti domini episcopi
Massiliensis3). Circa quam litteram est notandum, quod cimi-
terium maius non est ex toto consecratum, sed est prophanum
inter duo signa scripture in muro, ubi habetur distinctio sculpta
»sanctusa et »prophanus« ad lapidem in medio huius spacii
ipositum, hac de causa, ut si quis excommunicatus in cimiterio
meo esset sepeliendus, posset in isto loco prophano cum ho-
nestate recondi, donec esset ecclesie reconciliatus, et ita exhu-
mari etc.4) Hie laude dignus pater maiorem quoque fruetum
22. km Bande mit rother Farbe; Qoare eimiterium mains non est es toto ooneecratnni.
1) Oremus pro bonorabiü viro domino Adolpho Brouwer civitatis
Colonie reddhuano et magistro dvium et pro Nesa Iegitima eius conthorali,
defanetis parentibus patng Adolphi prioris domus nostre. Lib. benef.
1*0. Vgl. Calendsrium Mai 19. 2) Oretor gpecialiter pro reve-
rendissimo in Christo patre ac domino, domino Stephano Plonerii,
episcopo Massiliensi, decretorum doctore egregio ac olim palacii apostolici
in curia Romana, nee non reverendisrimi in Christo patris ac domini , do-
mini Ludoriei cardinalis Arelatensis et causarum eius in sacrosaneta gene-
rali tynodo Basiliensi auditore seu judice, de Valentinensi civitate oriundo,
magnoque selatore eiusdem synodi et justiciario eius. Lib. benef. 300.
Vgl. Calendarium Oct. 21. 3) Rarth. Arch. 151. Die Einweihung
der verschiedenen , in der Urkunde genau aufgezahlten Baulichkeiten und
Altäre geschah den 30. Sept., den 1. Oct. und den 22. Oct. 1441. Auch die
in den einzelnen Altären aufbewahrten Reliauien werden sorgfaltig auf-
gezählt. Am entgenannten Tage wurde der kleine Kreuzgang mit seinen
beiden Altären geweiht, sowie der Gang, der aus dem grossen in den klei-
nen Kreusgang führt, am zweiten die Sacristei und der Capitelsaal mit ih-
ren Altären, am dritten ungefähr der vierte Theil des grossen Kreuzganges
und der Altar, quod est in angulo supra lectionarium in domus memorate
eccletia. 4) Es war die nordöstliche Ecke des Kirchhofs, etwa 50 Schritte
nach Süden, 33 nacb Westen sich erstreckend. Kart h. Arch* 151.
296 Capitulum 39.
procul dubio domui mee fecisset seu protulisset, si in tempo-
ral ibus experienciam maiorem habuisset et aliquorum fratrum
meorum conventualium ndeliorem adherentiam sensisset. Pre-
libatus pater edificavit quoque expenaia domini cardinalis Vi-
cenaia ') gallileara minorem preaertim quoad colloquium a clausula s
usque ad clausuram cum altari martirum necnon omamentis et
calice ad idem altare, eciam cum lavachro magno pro conventu,
quod tarnen postea ad usum alium deputatum extitit, alio mi-
nori reaumpto. Eciam lapides sculpti in dicta gallilea minori
pro illa parte colloquii predicta necnon cum muro et tecto cum h
canalibus de pltimbo, similiter cum tabula et cum preciosis fe-
nestria vitreia depictia, sumptibus predicti domini cardinalis
precio simul norenia 300 soluti sunt. Item sub dicto patre est
altare virginum in oppoaito loci capitularis expenaia domine
Margarete Lostorfnn1), alias dicte Vrandyn, «rectum atque una is
cum sacristia et capitulo necnon [m] cum ambitu minori so-
lemniter dedicatum. Item paramenta altaris et postea calicem
cum libro missali eadem domina ad auum virginum altare, ante
quod et aepulta est3), ordinavit. Similiter ad memorati patrie
instanciam ipsa deputavit pro servulorum meorum consolatione m
perpetuorum reddituum libras 30. Omnia aua beneficia alia
taxata fuerunt quasi ad 400 florenoe, omnibua similiter collectis
cum premiasia. Et aepiua donavit eis elemoainaa in pecuniie,
caseis et aliis muneribus cum sua et suorum devota recommen-
datione. Ipsaque aingularem ad me habuit aemper devotionem U
et magnam ad servos meoa inclinataonem. Statuitque apud se
cellam ordinis in domo mea engere, sed preoccupata fuit morte.
lgitur non eat cantum opus bonum nimis procrastinare. Iate
commendabilis pater fuit absolutus et ad Coloniam reductus ad
aui magnam instanciam propter suam desperatam innrmitatem j«
13. Bonii H b. 21. Am Bude mit rothai Fuba ; Banalen domis* Loatorffln.
]) "KcverendiBsimuB in Christo pater ac dominus, dominus Georgia)
Presbyter cardinalis tituli heatae M Striae trans Tyberim , episcopus Vicensis
(von Vieh in Catalonien) alias dictus, doctor utriusque juris egregius, de
C&thalonia oriundus de ditione Serenissimi regia Aragonum et Ceciliae et
Valentiae« war er nach Anal. Urat. 228 in den Fen Sterin Schriften des
kleinen Krenzganges genannt. Bei Tonjola 378. 379 sind die betreffen-
den Inschriften, wie es scheint, ungenau und nicht richtig aua den ver-
schiedenen Fenstern i usanunen gestellt , wiedergegeben. — Als Zeit der
Gründung des Altars der Märtyrer nennen die Inschriften bei Urst. das
Jahr 1441. 1) Margaretha Löstornn (Loatorfferin, Loatorffin) vidua, meist
Margaretha Brandin, alias dicta I.östorfin genannt, war die Schwester von
Oswald Brand, Schultheiesen der mindern Stadt. Den Namen Lostarfin
hatte sie wohl, wie Wurstigen in den Anal. 206 angiebt, von ihrem
Manne. Ihre vielfältigen Wohlthaten gegen die Kalthaus finden sich im
Hb. benef. 2<> verzeichnet. Ueber ein Stipendium, das sie im j. 1467 iu
Gunsten eines Studierenden der Theologie stiftete, s. Vischer: Gesch.''
der Universität Basel S3. :<| S. ihre Grabschrift bei Tonjola 318. Sie
starb nach derselben den 8. Man 1474.
Capitulum 29. 30. 397
atxuio domini 1449, quamquam multis postea annis supervixerit 1449.
Lii debilitate sua, semper tarnen compos rationis. Plures nanque
ajinoe etatie habuit, in ordine ultra quinquaginta.
De actifatis sub nono priore Cartusiensium in Basilea minori et
speeialiter de temptationibus eariis temporibus suis ezortis.
Capitulum 30.
Servufo querente, domina respondente.
Hucusque disseruit sanctitas tua, domina mea dulcissima
saiicta Margarete, de servorum tuorura priorum domus tue con-
tlidonibus, licet propter alia quedam incidentia quandoque dis-
juncte, iiichilominus tainen, quantum ad temporis successum,
congrue. Non igitur displiceat, prüden tissima virgo fidelisainia-
que mater, addere que narrandi nunc requirit series in eadem
assumpta materia.
Sancta Margareta cum magna pietate respondit:
Quoniam, ut asseris, disjuncte quandoque narravi historiam, tu
fiiisti interdum in causa, quia non ordinate ea movisti, vel
eciam materie proprietas id postulabat, quam tu superficialiter
perspexißti. Prior nonus domus mee fuit anno domini 1449 tH^ni
[k] infra festa penthecostes factus frater Heinricus de Alle-
veldia Hildesemensis diocesis ex Saxonia, qui domui mee 30
anuis prefuit, uno anno ex causa sub nomine rectoris, aliis an-
nis nomine prioris. Fuitque prius pene 15 annis domus mee
ricarius *) et erat primus prior in domo mea de propriis domus
> mee filiis, ceteris prioribus de aliis domibus assumptds. Pluri-
busque quia iste prefuit annis, non est mirum, si temptationes
niultas expertus sit. Temptatio una inter cetera» fuit persona-
rum tarn laicorum quam conventualium longo tempore paucitas,
earumque indispositio et infirmitas. Itaque sepe vix duo erant,
öqui altaria ministerium , quantum ad conventum, implerent et
quandoque idem minister, qui legerat epistolam, legit et evan-
geliuxn. Sepiusque prior per se dixit ad missam conventualem
evangelium. In festo quoque 1 2 lectionum 2) communiter unus
legit quatuor lectiones cum quatuor responsoriis. Alia quoque
^•temptatio non minima affuit, quam causabant paupertas et de-
19. Am Bande mit rother Farbe: prior nonus. 21. Dm Wort »diocesU«, dae im Text«
fehlt, scheint noth wendig ergänzt werden zu müssen. 8. oben 8.241 Anna. 2. 27. Ata
&*ode mit rother Farbe : Temptationes noni prioris.
I) S. Über diese Angabe das in den Nachträgen Bemerkte. 2) Festa
•iuodeeim lectionum sind Festtage, an denen 12 Lectionen (Vorlesungen
*m Abschnitten aus der Bibel oder den Schriften der Väter) abgehalten
**r6ßn. Diese Feste, sowie die festa trium lectionum finden sich in dem
C&len dar iura oder kleineren Jahrzeitbuch, Bowie in den Kaiendarien
■«tiger den Karthäusern gehörige Gebetbücher (A. N. VI. 27, B. TX. 8 der
^entliehen Bibliothek in Basel) sorgfaltig verzeichnet , weniger genau im
W benefactorum.
298 Capitdlum 30. 31.
bitorum involutio. Prelati quippe concilii Basiliensis serrulis
meis benefici fuerunt, presertim ad structuras, sed raro ad co-
quinam contribuerunt ; concilio igitur cessante cessarunt et
elemosine, unde accidit, quod domus mea debita pene quin-
gentorum florenorum incidit. De quibus eciam nee liberari
potuit nisi de lioencia patrum visitatorum, ecclesie cleno-
diis, puta aliquot pannis deauratis calicibus et libris cum aliis
ornamentis per alienationem distractis. Insuper evenit et alia
temptatio non minus quam predicte urgens. Prior enim unus
propter infinnitatem fuit absolutus, et alter in domus negoeiis
inexpertus institutus, procuratorque domus sine informatione
de statu domus mortuus, sieque omnibus pene contusis domus
mee debita subdole negabantur, credita vero districte cum eccle-
siasticis censuris exigebantur. Orte sunt et alie temptationes
non parum ofnciales domus mee oecupantes. Contigit nanque
sepius, ut quandoque 20 aut 30 suscitarentur negocia litigiosa
simul, tum super paupercule domus mee censibus satLs minu-
tis, tum super junbus domus mee defensandis ac aliis emer-
gentibus causis et rebus, de quibus minus [es] suspicabarur.
Occasione»premissarum temptationum surrexit et alia temptatio, :
non minus quam cetere premens. Videntes enim patres ordinis
Cartusiensis domum meam parum vel nichil in rebus et per-
sonis proficere, ymmo quasi cotidie deficere, multi ex eis in—
clinati erant ad resignandum eam ad manus heredum funda-
toris usque ad fortunam uberiorem, etiam cum translatione •
personarum. In quod tarnen filii mei, fratres domus mee, con-
sentire noluerunt, dicentes se potius velle in pane et aqua
vivere quam domum meam tali confusioni exponere. Benedi-
cantur igitur in eternum et ultra, qui mei amore non veriti
sunt adversa sustinere! J
Item de actüaüs sub priore nono ordinis Cartusiensis m Basilea
tninori neenon de strueturis et ordinatis temporibus ehtsdem.
Capitulum 31.
Servxtore inquirente, domina respondetäe.
Mea domina saneta Margareta, quia multa facta sunt tem- •
pore prioris immediate predicti te ipsa teste, quia annis pluri-
bus prefuit, presumo, quod non omnia dicenda tua sanetita*
dixerit. Novi enim, quod ea, que sunt multa, non possunt
expediri semper per pauca, et quod alioquin sermonis brevitas
fit interdum maior obscuritas. Non tarnen verborum commendo i
superfluitatem, sed approbo eorum moderamen.
Saneta Margareta respondit: Verum est, quod dick
et ergo volo esse brevis, quantum materie sinit vis. Multa in
domo mea facta sunt sub prioris huius presideneda. Primum
Ctpitulum 31. 299
omnia domus mee utensilia sunt renovata sepius pariter et
augmentata tarn in coquina quam in patrum et hospitum Ca-
mera et tarn in refectorio quam in domus communi loco, in
fratrum laicorum quoque offininis et in locis alüs. Caroeres
s etiain duo fuerunt ordinati, qui prius multum fuerant incongrui.
Pistrina fuit instituta cum sua condependencia. In coquina
diversa sunt facta et in melius commutata. Promptuarium quo-
que cum sua pro leguminibus cista [•»], fenestra nova de qua-
dris lapidibus in coquina et cancellis ferreis similiter novis pru
» munimine civitatis. Promptuarium magnum pro reponendis
Cassinis 'j hospitum et aliis necessariis in camera patrum et
hoepicü factum fuit, utique opportune. Fratrum laicorum ca-
mere etiain in multis emendate sunt. Torcular novum pro orto
domus aptando positum est. Granarium diversis vicibus refor-
ü matum et tandem utiliter dilatatum est cum fenestrarurn sculpta-
mm proprer aeris defectum multiplicatione et paviineutoram
«usdero alteratione necnon cum instrumento ad introducendum
saccos cum frumentis in granarium corde et funis applicacione.
Feneetra de quadris et sectis lapidibus cum cancellis ferreis in
m celari versus orientem disposita fuit. Nova laquearia in celari
posita sunt in inferioribus suis. Omnia tecta totius domus re-
fbrmata sunt, primum ex integro, postea sepius in locis diver-
ns necessario. Sub dicto priore est eriam notabilis facta mu-
tatio de domus mee orto retro celare et in melius ut constat
k disposicio, quia pro ampliatione loci facta est et pro domus mee
maiori commodo. Attractis nanque nou sine multis pecuniis
per contractu» varios domunculis1), que domui mee vicine erant,
atqae depositis, murus domum circumcingens erectus est non
solum versus civitatis plateam, sed ctiam versus sanctum Theo-
» donim. Item diverse ortorum pecie in vinea exteriori retro ple-
baniam sancti Theodori ad dilatandum termiuos empte sunt.
Ornatus ecclesie multum crevit sub dicto patre non sine ex-
pensis pluiimis necnon librorum reformatio in choro et in eccle-
sia, prout patet in diversis et special iter in tabulis per funda-
» tricem dispositis. De cuius benencencia etiam census annui
super ecclesia Constantiensi domui mee ad uumerum quinqua-
giuUi floronnrum crcverunt '; . Sed et cellarum in domo mea
plurium facta est tempore huius prioris reparativ et imperfeeta-
rum completio, puta intitulatarum per litte ras A, H, 1), F,
t» M , N, P; illarum facta est reparacio, sed aliarum intitulata-
rum [toj litteris G, II, I, K, L facta est nova fimdatio,
sed cum H incomplete. Cellam nunc intitulatam littera K
erci.it suis expensis frater Ludovicus Moser de Thurego, filius
domus mee, et coustabat circa 230 florenos, preter beneficia
300 Capitiilam 31.
alia ab ipso donata. Item cellam nunc intitulatam littera 1
fundavit dominus doctor Petrus zem Luft, ecclesie KasiliensL*
canonicus 1) , et constabat similiter circa 230 florenos. Et do-
tavit eandem 10 vernzellie spelte super conventu fiancti Alban
i4%2. in Basilea, postea tarnen, anno videücet 1482, reempti? cun
centum florenis pro aliis censibus expositis. Item fenestre vitre*
per totara ecclesiam et in aliis domus locis, quia grandinif
tempestate nimium lese erant, ad expensas quasi centum flöte-
norum sub prefato patre reparate fuerunt, sed et aliis viribus
grandine presertim bis fuerunt lese et reformate. Aliaque par-
ticularia diversa damna silencio pertranseo, tue obtemperans ex-
hortacioni de brevitate. Fueruntque multa edificata ante tempora
in villis Liela et Egringen3) , quando adhuc ad domum raeam
»pectabant et antequam aliis venderentur. Egringen fuit hos-
pitali Hasiliensi vendita propter occupationes nimias et steriles,
quia vina et blada, que inde provenerunt, nimium divisa erant
in minutas partes et male solvebantur propter paupertatem cen-
suariorum, qui eciaxn marchioni et Teuthonicorum ordini nec-
non hospitali prefato fuerunt in censibus et decimis aunuis
obligati, et servuli mei cum hoc multis involuti erant debitk
a quibus liberari non poterant nisi venditis cum superioram
approbatione bonis huiusmodi etc. Suasit nanque utüitas et
jussit necessitas vendere bona nonnulla pro domo mea empta
quasi ad utilitatem , que tarnen postea experiebantur' fore in
gravamen et serrorum meorum inquietudinem. De hiis bonis i
erant inter cetera ea, que fuerunt in villis Egringen et Vischiu-
gen3). Que bona de consilio prüden tum cum licencia superio-
rum, ut patet in litteris et registris domus, alienata et in umis
magis utiles commutata sunt, licet satis care secundum tum
patrie cursum empta essent, utpote pro noningentis quasi flo-
renis. In quibus bonis hospitale maius Hasiliense4) partemha-
buit, necnon domus ordinis Theutonicorum in Basilea5) n<H
minibus decimarum et censuum, ut supra tactum est, ad certun
numerum. Unde magna [7t] inter has tres partes sequebatur
involucio et plurima contencio, maxime ex eo, quod magist
hospitalis habens dorsum in consulatu Basilicnsi voluit m
9. Hinter iflor« norum« steht in der H •. nnd also doppelt: reparate. 14. Am Band«
rotier Farbe : Qnare bona in Egringen vend. 22. Am Bande : nota. 23 »««
dem« fehlt Ha.
1) 8. über ihn Athenae Rauricae 99, vgl. Vischer: Gesch. d -n
Univers. 237. 322. 323. 2) Südlich von dem oben erwähnten Tannenkirch.
3) Fischingen liegt ganz nahe bei Egringen. 4) Der Spital an der
Schwellen, der neue grosse Spital im Gegen aati zu dem alten mit dem S'
Leonhards Stift verbundenen Spital. Fechter 29. 5) Fechter 26. 1K
Spital zu Basel war Grundherr zu Egringen, das deutsche Haus ebenda-
selbst Grundherr zu Fischingen. L. A. Burckhardt: Die Hofrödel voi
Dinghöfen Baselischer Gotteshäuser und andrer am Ober- Rhein. Bad
1S60, S. 217 ff. 229 ff.
Capitulum 31. 32. 301
famulos ratione borura bonorum compellere, ut expensis suis
tenerent uuum officiatum vulgariter h&ber lj dictum, qui ibidem
in judicio dominicali responderet ex parte servorum meorum,
quod prius erat ibidem inusitatum. Fuit autem hoc meis ser-
i vulis dis&uasum. Ipsi vere oonsiderantes , se non posse hospi-
tali resistere et civitati, habito consilio fautorum intelligencium,
cum licencia superiorum ordinis Cartusiensis vendiderunt huius-
modi jus suum hospitali predicto pro quingentis quinquaginta
dureuib. Quos nee poterant utiliter mei famuli pro censibus
i aliis emendis exponere, de consilio et jussu amicorum et maio-
rum debita inde opportuit solvere, que fuerunt non pauca,
partim contracta ex reemptionibus in diversis necessitatibus,
partim ex mutuo receptis, ut patet in registris prioris et pro-
euratoris tunc temporis seu illorum temporum. Simile Judicium
\ est de quingentis fiorenis de Gelria, unde supra tangitur, vide-
licet de domicello Udone Böse, quorum tantum ducenti quin-
quaginta provenerunt, alia medietas fuit defalcata de consensu
partium trium cum superiorum interveniente auctoritate, ubi
habuerunt interesse commune domus Cartusiensium Confluencie
»et domus Cartusiensium Treveris una cum domo mea. Hii
uueenti quinquaginta floreni etiam expendebantur de superio-
rum licencia in usum alium necessarium. Hec pro tanto in-
nrere placuit, ut posteri sciant necessitates suas pacienter to-
ierare et prudenter cum maiorum licencia eas quandoque im-
i mutare.
Iierum de gestis suh nono priore Cartusiensium in minori Basilea,
specialiler quantum ad gravamina, que Mo tempore in tempo-
ralibus acciderunt.
Capitulum 32.
Servulus querit, domina respondet.
n] Dixit in superioribus, domina mea dulcissima sancta Mar-
gareta, sanctitas tua de damnis ex parte villagii Liela per no-
stros perpessis superticie tenus, de quibus audirem libenter
plenius ad discendum in huiusmodi cautelam et ad consideran-
idum patrum nostrorum, qui pro tempore illo fuerunt, equa-
13. «in« fehlt H s. 30. Hier, als am Schluss der Seite, stellt noch : Verte folium pro
sequenti capitulo trigesimo secundo. 33. audire H s.
1) Huber sind die Besitzer von Hufgütern, die verpflichtet sind am
grundherrlichen Gerichte zu erscheinen. Der Spital zu Basel als Grund-
herr zu Egringen verlangte , indem er das in Abgang gekommene Ding-
gericht wiederherstellte , dass die Karthäuser als Besitzer eines dingpflich-
tigen Gutes daselbst einen eigenen Huber als Träger der auf demselben
haftenden Verpflichtungen aufstellen sollten. S. über den Dinghof zu Egrin-
gen ßurckhardt 217 ff.
302 Capitulum 32.
nimitatem, que baut dubiuro multum fuit eis necessaria, si con-
stantes manere debuerant inter gravi» onera.
Sancta Margarets benigne respondit: Racionabi-
liter motus es et moveris de prctacto vülagio damnisque eius
occasione domui tnee exortis. Igitur si hiis meis verbis pos- *
sem servulos meos cautos facere , o quam libenter hoc vettern
perncere! Villagium Lieht'; predictum CunstanciensiB dioceeis,
distans duo miliaris a Basilea et modicum ultra villam Tan
nenkilch in dominio domini marchionis de Rötelen, ubi sunt
etiam aliqui census doraus mee, ad abbatem et eonventum in i»
Keinwilr ordinis sancti llenedicti tunc spectans , fuit renale,
quia debitis involutum multis. Unde creditores solliciti pro in-
demnitate induxerunt tunc üloo Benedictinos ad dicti villagii
venditionem necnon Cartusienses in Basilea minor) ad eiusdem
emptionem, quatenus ita ipsi creditores suis debitoiibus posBent h
satisfacere et Cartusienses incautos involvere. Itaque collectis
undecunque per Cartusienses pecuniis trium milium floreno-
tiud, ex boniB diversis domus mee censibus veuditis, apostolice
sedis et ordinis auctoritate concurrentibus, fuit dictum emptum
villagium1). Et quia in dicto vülagio nonnulli residebant no- *>
biles pro dicti villagii interdum castaldis necnon quandoque
pro advocatis se gerentes3j et per hec officia notabiliter Cartu-
siensium jura ledenteB, lites inter partes ipsas satis graves exozte
sunt, que et annis pluribus duraverunt, quia [n] 37, videlicet
1 7 annis sub prioribus precedentdbus et quasi annis 20 sub K
ipso priore nono, sub quo et tandem finem receperunt per com-
positionem amicabilem et per mediana certorum dominonim de
Berno interpositionem, villagio ipso adverse parti pro pace vcn-
dito pro mille octingentis norenis, quod tarnen meis servis con-
steterat tria milia florenorum. Et ultra hoc damnum juxta *>
calculum duorum doctorum in jure expertissimorum domus mea
litium harum occasione fuit damnincata ad quatuor milia do-
renorum, prout hoc damnum innotuit primum manifeste ces-
santibus elemosinis et promotionibus , que affluxerant tempore
sacri concilii Basiliensis. Damna huiusmodi quoque creverunt »
propter gravissimas expensas in hac causa in quam plurimis
dietis, quamquam sine fructu factis. Fuit enim causa ipsa de-
voluta non sine expensis multis ad imperatoris in electorum
imperii presentia auditorium, ad episcopi Basiliensis consisto-
rium, ad consulatus Basiliensis sepissime dietas et ad depu- «
tatorum Cognitionen'», coram advocatis, procuratoribus et aliis
jurisperitis cum occupatione capituli generalis ordinis Cartu-
sicnsis necnon cum visitatorum ordinis inquietudine sepissime.
Capitulum 32. 303
Semper tarnen mei famuli paciebantur repulsam, non propter
Jefectum justicie, quin potius propter adverBariorum et eis ad*
herencium, quorum multi fuerunt, frivolam et iniquam machi-
nationem et suspensivam in dolo protractionem. O quanta illis
temporibus sustinuerunt ofnciales domus mee, qui causam hanc
die noctuque sollicitaverunt et deduxerunt, sepiuB importune
et opportune sepiusque cum adversantium irrisione et injuria-
nun atque minarum jaculatione ! Videntes itaque servitores mei,
m1 nicliU in causa huiusmodi proficere, cum Buperiorum suorum
lieeutia, auctoritate intervenieute apostolica, ut patet in litteriß
desuper confectis, villagium predictum suo adversario, ut tactum
est, propter pacem vendiderunt *) , dominium videlicet cum atti-
nenciis, deci- [74 ) marum vero jus percipiendarum annexum aucto-
ritate apostolica eadem resignantes, pecuniis inde receptis in
alios census super consulatu videlicet Basiliensi et collegio in
opido Waltkilch prope Fribuigum partim conversis. Inter ce-
teras autem causaa filios meos ad dicti villagii exonerationem
radonabiliter moventes kec una erat, quia expense ibi multi-
plicabantur sine fructu cum occupationibus quasi continuis pro-
caratoris domus et fratrum laicorum, maxime tarnen propter
priicuratorein villanum ibidem residentem, ita quod prebenda
ecclesie in villa sepe pinguior erat plebano quam tota villa meis
iervulis de dominio, rusticis inter castaldum et filios meos mul-
ta> involutiones facientibus et raro fidem eis servantibus, licet
juramento firmatam. item blada ibi communiter proveniunt
sterilia , que opportebat per meos servulos commutare in me-
liora semper cum expensiß, similiter vina acerba sunt. Et
quando fnimenta et vina ducebantur ad domum meam, fre-
quenter medietas transiit pro expensis, quia via lutosa, prava
et remota, muresque cum gliribus magna damna illic in gra-
oario communiter fecerunt. De nemore villagii etiam, ibi quon-
dam uieis filiis pertinente, ipsi modicum fructum perceperunt,
sed magis castalduB et villani inde gaudebant, quamvis injuste,
ligna ibi vastantes et glandes usurpantes etc. Sed quod villa-
gium sepenominatum pro minori summa florenorum venditum
ftiit finaliter quam emptum, racio est ista, quia hii filii mei
tuuc temporis fuerunt in hoc, quod illud carius emerunt juxta
falsara taxam simulatorum amicorum suorum, decepti, sicut et
iu aliis factis et circumstanciiß eiusdem emptionis etc.
12. Am Rande mit rother Farbe: Cur Liela vendita fnit. 13. perciplenduro.
1) Den 13. Nov. 1466 erklären Bürgermeister und Kath zu Basel als
Vermittler der Späne, die sich zwischen den Kalthäusern und Hans Hein-
rich Ton Baden erhoben haben, dass die zwei von ihnen beauftragten Raths-
taten Peter Schönkind und Heinrich Ziegler einen Vergleich iu Stande
gebracht, nach welchem das Kloster das Dorf Liel sammt all seinen Zu-
behörden dem Hans Heinrich von Baden um die Summe von 1800 fl. rhein.
\Tkaufrn soll. K arth. Arch. 249. Vgl. 248. 257. 258.
304 Capituium 32.
Postremo noveris quod sub illo nono priore, viro multum
experto, quia cortisanus urbis Home fuerat in secuta et in Ba-
silea tempore concilii notarius valde famotms, puta qui rigore
examinis in cuncilio prefato, presidentibue quodam episcopo,
imperatoris capellano et legum doctore, et cardinali Metensi valde i
famoso et experto viro, inter quadringentoB notarios obtinuit
tercium locum, mulüs aliis rejcctis propter insufficienriam. Hie
talis ac tantus vir, magnus et [u] excellens practicus, orania. re-
media, que humano modo fieri consuerunt, exeogitavit et an-
tiquam practicam ad memoriam revoeavit, ne quiequam negli- i«
geretur. linde inter alia attemptavit judicialiter conveniendo
abbatem cum conventu monasterü Beynwilr, a quorum ant«-
cessoribus villagium T.iela a meis famulis emptum fuerat, et
obtinuit pro warandia filiis meis facienda propter tantas tribu-
lationes et tot molestias sentenriani diffinitivam. Sed ubi re- n
ciperent nun habebant, nam villagium istud, unde turbatio
filiis meis orta est, nimia paupertate compulsi vendiderant et
peeuniam hanc creditoribus distribuerant , ideo non habebant,
unde warandiam filiis meis (acerent. Sed et nobile», scüicet
comites de Tierstein, monasterü dicti Beynwilr castaldos, in»
defensionem pro sua parte habebant etc. Utinam bec postem
»int ad cautelaml Iste pater multum venerabilis et a multis
sanetus reputatus eciam dum adhuc viveret (fuit enim vir bo-
nus et benignus, vereeundus visu, modestus moribus et eloquio
decorue et a puero in virtutibus exercitatus etc.), fuit propter n
suam innrmitatem absolut us ab officio prioratus et, factue ju-
bileuB in ordine, circa octogesimum annum etatis feliciter obiit
in domino anno domini 14S51).
Nunc itaque gaudete, filii mei corissimi, quia de grandi
et gravi onere estis relevati et a mulüs superfluis curia suppor- 13
tati in abiciendo illam villam miseram. Quare et Vobis con-
gratulantur omnes, qui pacem vestnim atque salutem diligunt
et qui noverunt pressuras, quas annis pluribus occasione illius
paupercule villule sustinuiutis. Benedictus deus, qui vos inde
liberavit et vos consolatus est ad meam magnam instantia™. »
Nee reputetis damnum inde suseeptum, sed pacis bonum inde
secutum. Potens est dominus deperdita refundere. Si quis
autem aliter senserit, premissa ncscit aut non credit vel ninüs
videtur apud steinet ipsum prüden«. Cuius «entimentum per
voe non est [«] curandum, sed ut erroneum contemnendum etc. w
5— B. limpnntortB — rirai im Binde Bit TUitinn »nf die Stelle ueb .episgonoi. wo
in der Ha. ■<■• Bunr. 10. II . naglitntnr. 40. Nach tüeeei Zeile bleibt in der E». die
ginxe Seile 7« Im.
Capitulum 33. 305
n Prions ctecimi ordinis Cartusiensis in Basilea tninori gesta
' sequuntur.
/ Capitulum 33.
Serozdo querente, domina respandenle.
Gracias tibi, virgo pulcherrima, martir gloriosissima, Mar-
^^^reta beatissima , quia tarn dignanter et non dubito quin uti-
* *er servulum tuum informasti de multis , que in oblivionem
^^^nissent ex parte Status domus tue, nisi tua materna sollici-
0&o manum apposuisset. Nunc igitur, inclita domina, dignetur
^^^jactitas tua complere ea, que adhuc imperfecta videntur.
Sancta Margareta humiliter respondit: In numero
^iorum domus mee est decimus, qui sequitur, Jacobus nomine,
|^trum domus concordi anno domini 1480 circa festum pen-^4^.
^ecostes1) electione in priorem prefectus, vir bene ydoneus ad
Tegendum domum meam, quia magister in artibus et in decre-
tis doctor, de Lindowe, que est civitas imperialis distans qua-
tuor miliaria ultra Constanciam, ex honestis et notabilibus pa-
rentibus *) genitus 3) .
M. Hier bricht mitten »nf der S«ito die Hi. ab.
i
l) Das genauere Datum giebt die Continuatio im 3. Capitel: in die
fs. Urbttni (25. Mai) electus fuit in priorem huius domus, altera vero die
sive sequenti confirmatus fuit et inthronizatus. 2) Lib. benef. 327 finden
«ich die namhaften Wohlthaten verzeichnet , welche Ulrich Louber, Jacobs
Vater, Johannes und Italhans (vgl. Continuatio Cap. 2. paff, f), seine
Brüder, dem Kloster erwiesen haben. 3) Es ist hier zu berichtigen, was
ich oben S. 244 und 245 über die Urheberschaft des Schlusses der Chronik
, bemerk* hatte. Im ersten Capitel der Fortsetzung der Chronik, wo über
den Tod des Priors Heinrich berichtet wird, hat der Verfasser an den Rand
geschrieben: De obitu patris Henrici habetur in chronicus praecedentibus
cap. 32, licet dissonanter Quantum ad annos domini. Nam quae hie recen-
sentur, ex quadam schedula domini Martini Ströulin manu exarata decerpta
Wbentur, quanquam et ille idem eadem chronica transscripserit, ideoque
Vk posita possent omitti. Ich hatte diese Stelle erst so aufffefasst, als wolle
Georg sagen, Ströulin (s. Näheres über ihn in der Einleitung zur Conti-
watio) habe in seiner schedula doch nur die chronica fundationis ausge-
geben, die Angaben jener hatten also keinen selbständigen Werth, allein
**» genauerer Betrachtung musste ich die Erklärung vorsiehn , wornach et
^« — tnuisscripserit bedeutet: und eben derselbe hat jene Chronik ab-
schrieben, d. h. er hat die uns noch vorliegende Abschrift angefertigt
]?d den in derselben enthaltenen Nachruf an Heinrich verfasst. Diese
Klärung wurde mir unzweifelhaft, als ich die in der Einleitung zur Con-
^^atk> erwähnten Predigten des Martin Ströulin zur Vergleichunff heran-
*?$ und aufs Deutlichste dieselbe Hand erkannte, welche die Chronica
.geschrieben. Es musste mir nun auch wahrscheinlicher vorkommen, dass
^* Schluss der Chronica nicht von Heinrich , sondern von Ströulin her-
\Mire der wohl bei der genauen Kunde, die ihm seine Stellung von den
J^rhäitaissen des Klosters gab, daran denken mochte, sie noch weiter fort-
f^ führen. Auch diese Annahme betreffs des Schlusses der Chronica findet
^ta BestätiininK *n einem äusseriiehen Umstände. In den Predigten Ströu-
BulcrCIraBikaa. I- 20
306 Capitulum 33.
lins treffen wir die Interpunction, wie sie in der Chronica durchgeführt ist
(8. oben S. 246 , genau dieselbe begegnet uns in den 151 U bei Johann
Amerbach gedruckten statuta et privilegia ordmis Cartusiensis) , nicht, er
wendet dort nur Punkt und Semioolon an, beim Abschreiben der Chronica
muss er sich also genau an das Verfahren Heinrichs gehalten haben. Nun
ermangelt aber die ganxe zweite Hälfte des 32. Capitels, nicht nur der
Nachruf an Heinrich, sondern auch, was auf denselben folgt, und was ihm
zunächst vorangeht, sowie das angefangene 33. Capitel dieser Interpunction.
Hätte Ströulin einen Theil des Schlusses nach einem Concepte Heinrichs
coptert, so hätte er in demselben ebensogut wie in der übrigen Chronik
auch die Interpunction Heinrichs wiedergegeben. Wir dürfen also schh'es-
aen , dass soweit diese Interpunction sich nicht findet , wir es mit einen
Zusätze Ströulins zu thun haben. Nun hört sie mit den» Satse. der
S. 303,16 schliesst, auf, mithin ist alles Folgende von Ströulin. Damit j
stimmt vollkommen Überein, wenn es im ersten Capitel der Continuatiu
heisst, Heinrich habe noch die erste Hälfte des Capitels verfasst, denn der
Antheil Heinrichs sowohl als der Ströulins, wie sie sich nach dem eben
Gesagten herausstellen, umfassen jeder zwei Seiten der Handschrift. Die
Auseinandersetzungen, die mit »Inter ceteras autem causas« beginnen, pas-
sen vortrefflich zu der Stellung Ströulins, dem als Schaffner jene occupa-
tiones quasi continuae erwachsen waren, von denen Zeile 19 die Rede ist i
a«etoi
Einleitung.
Der Verfasser der vorliegenden Fortsetzung der Chronik ver-
der Karthaus nennt sich im Eingang derselben frater Georgius fM8er"
humilis et indignus monachus, professus dictae domus. Im
fünften Capitel, das von dem Prior Hieronymus Zschecken-
bürlin handelt, sagt er, er könne über dessen Leben im Orden
bis zum Jahre 1509 nur unvollständigen Bericht geben, und
fahrt dann fort: Was- sich zu meiner Zeit zugetragen hat und
von mir beobachtet worden ist, das heisst von 1509 — 1526,
das werde ich getreulich berichten (Quae meo tempore, scilicet
ab anno dicto 1509 usque ad annum 1526 gesta vidi - fideliter
perstringam) . Hieraus geht hervor, dass Georg im Jahre 1509
in das Kloster eingetreten, und daraus lässt sich wieder der
Schluss ziehn, es sei dieser Georg identisch mit dem humilis
sive vilis et abjectus frater Georgius Cartusiensium minimus, dem
wir die ebenfalls in unserem Bande abzudruckende Reformations-
chronik verdanken, und der in dieser erzählt, er sei im Jahre
1509 in die Basler Karthaus eingetreten und habe im Jahre
1510 daselbst sein Gelübde abgelegt. Diese Notiz über den
Eintritt ins Kloster, verbunden mit einer andern Notiz der-
selben Reformationscaronik, verschafft uns auch die Möglich-
keit, zu einer sichern Kunde über den vollen Namen und über
die Heimath des Chronisten zu gelangen. Er erzählt in jener
Chronik, er habe sich im Jahre 1503 als Student auf der
Universität Basel einschreiben lassen. Nun findet sich in der
Universitätsmatrikel im Jahre 1503 ein einziger Georg als Stu-
dent eingeschrieben (über den schwachen Besuch der Univer-
sität gerade in jenen Jahren s. Yischer 258): Georius Car-
pentarii de Brück. Er ist eingeschrieben unter dem Rectorate
des Theodorus Westhoffer decretorum doctor decaAus ecclesie
collegiate sancti Petri Basiliensis (1. Mai bis 18. October 1503),
und hat, wie alle in diesem Semester eingeschriebenen Studen-
ten, eine Gebühr von 6 s. bezahlt (vgl. Vi seh er 131). Vom
9. Juni des Jahres 1510 sodann, in welchem der Chronist, wie
er erzählt, sein Gelübde abgelegt, findet sich auf der öffent-
310 Einleitung.
liehen Bibliothek in Basel ein Testament des frater Georgius
Carpentarii de Brugk vor, in welchem er, wie gebräuchlich,
bei dem völligen Eintritt in die Karthaus zu Basel seine Hab-
seligkeiten dem Kloster vermacht, mit Ausnahme einiger be-
sonders aufgeführter Gegenstände, über die er anderweitig ver-
fugt. Uebereinstimmend hiemit berichtet auch eine Notiz des
liber benefactorum über den 1510 erfolgten Eintritt des Geor-
gius Carpentarii de Brück ins Kloster l) . Wir geben das Testa-
ment nebst einem Verzeichniss der Bücher, welche Georg dem
Kloster zugebracht hat, unter deti'Bteilagen.
s«in Es kann somit nicht zweifelhaft sein, dass wir in diesem
Geburt Bruder Georgius Carpentarii den Verfasser unserer Fortsetzung
gt2j£B_und der Reformationschronik zu sehen haben. Ohne Zweifel
«eit. hiess er von Haus aus Zimmermann und latinisierte diesen
Namen, indem er sich noch nach altertümlicher Weise der
Genitivform bediente (vgl. oben S. 24t Anm. 2), in Carpentarii.
Seine Heimath war das Städtchen Brugg in dem damals Ber-
nerischen Theile des Aargaus. Ueber seine Geburt, die Ver-
hältnisse seiner Eltern, seine ersten Lebensjahre erzählt fer uns
nichts ; da er 1 496 nach SchafThaüsen auf die Schule kam und
1503 sich in Basel als Student immatriculieren Hess, wird er
kaum viel später als 1487 geboren sein, früher können wir
aber seine Geburt auch nicht ansetzen , da er 1502 noch jung
genug war, um als Chorsänger aufgenommen zu werden. Die
Verhältnisse, unter denen er aufwuchs, müssen, wie sein wei-
terer Lebensgang zeigt, sehr dürftige gewesen sein. In Schaff-
hausen, wohin er, wie oben bemerkt, im Jahre 1496 kam,
besuchte er drei Jahre lang die Schule, dann trieb er sich
kurze Zeit in Strassburg und Benfeld umher, indem er das
traurige Leben eines mit Entbehrungen kämpfenden fahren-
den Schülers führte, wie wir es aus den anschaulichen Schil-
derungen Thomas Platters kennen lernen. Von 1590 an hielt
er sich mit kurzen Unterbrechungen in Basel auf, wo es ihm
Anfangs nicht besser ergieng, bis er im Jahre 1501 durch die
Fürsorge frommer Wohlthäter, des Meisters Diebold Tisch-
macher und seiner Frau, die ihn bei sich aufnahmen, in etwas
bessere Umstände scheint gekommen zu sein. In der Folge
interessierte sich, wie wir aus einer Notiz des liber benefacto-
rum erfahren, auch ein Jacob Meyer für ihn*), wohl der nach-
malige Bürgermeister Jacob Meyer zum Hasen. Im Jahre 1502
1) Lib. benef. 13: Oretur pro domino Georgio Carpentarii de Brück
arcium maristro, confratre nostro, qui ante professionem suam donavit et
ordinavit aomui nostre 48 Volumina librorum, ut in capitibus singulorum
signatum est, Valencia circa 30 /#. denariorura, anno 1510. Item eodem anno
reeepimus tarn in prompta peeunia, quam ex rendicione vestimentorum
ipsiua 17//. 17 a. 7 d. 2i Nachdem derselbe in den Jahren 1505 — l-^OT
der Karthaus einige kleine Geschenke gemacht, spendet er 1 florenum in
primieiis confratriB nostri Georgii Carpentarii anno 1511. Lib. benef. 313b.
Einleitung. 311
gelang es ihm, eine Verwettdung als Chorsänger an der St.
Peterskirche , deren Schule er 1500 zu besuchen angefangen
hatte, zu finden, im Jahre 1503 liess er sich als Student an
der Universität immatriculieren. Zunächst absolvierte er nach
herkömmlicher Weise seine Studien in der philosophischen öder
Artistenfacultät und erwarb den Grad eines Magister artium1),
dann scheint er sich, aus dem Verzeichnisse der von ihm be-
sessenen Bücher zu schliessen, auf das Studium der Theologife
geworfen zu haben, ohne jedoch dasselbe bis zur Erwerbung
eines academischen Grades fortzusetzen. Im Jahre 1509 zog
er sich, wie erwähnt, in die Karthaus zurück, wo er im folgen-
den Jahre sein Gelübde ablegte *) und 1511 seine Wimiz hielt8).
Ueber die Gründe, die ihn zu diesem Schritte veranlasst habön,
erfahren wir nichts.
Als Mönch hat er sich viel mit Schreiben von Büchern i*ben
beschäftigt4) , weniger jedoch mit dem Abfassen selbständiger KiiTter.
Werke, als mit dem Abschreiben von Schriften zum Gebrauche
seines Klosters. Schon in seiner Schülerzeit hatte er, wie er
uns erzählt, durch Abschreiben eines Messbuches sein Leben
gefristet, früher hatte er in Benfcld bei einem Notar, wohl als
Schreiber, gedient, und so hatte er sich gewöhnt auf Sauber-
keit und Deutlichkeit der Handschrift zu achten, wovon die
auf der öffentlichen Bibliothek noch vorhandenen von seiner
Hand geschriebenen Bücher Zeugniss geben. Es sind mir da-
selbst begegnet der liber spiritualis gracie sive revelationum
beate Mechtildis virginis de ordine sancti Benedicti, abgeschrie-
ben in den Jahren 1512 und 1513 (jetzt A. IX. 3 signiert) und
das Martyrilogium Usuardi monachi una cum directoriali Car-
thusiano eidem intermixto (A. IX. 26). Bei sorgfältigem Durch-
gehen unseres gesammten Handschriftenschatzes würden wohl
noch mehrere zu Tage kommen. Auch für die Büchdrucker
hat er gearbeitet, die mit der Karthaus in lebhafter Verbin-
dung standen und sich der gelehrten Mönche derselben zur
Beihilfe bei der Herausgabe ihrer Verlagswerke vielfach be-
dienten5). So besorgte er für Adam Petri eine Ausgabe von
Tauler. Als grosser Verehrer des Erasinus hat er mehrere
Schriften desselben ins Deutsche übersetzt, um sie so dem all-
gemeinen Verständnisse zugänglicher zu machen. Dieselben
scheinen jedoch nicht sämmtlich zum Abdrucke gekommen zu
sein*). Biidnng
Haben wir in dem Verfasser der Chronica fundationis einen^jjj^"
Mann der alten Zeit, einen Vertreter der mittelalterlichen Mystik «n&B-
W6186.
1) S. oben S. 310 Anm. 1. 2) Ueber das bescheidene Vermögen, das
« dem Kloster zubrachte, s. ebendaselbst. 3) 6. oben S. 310 Anm. 2.
4) Plurimos libroa scripsit. Reformationschronik zu Anfang. 5) Vgl.
*as Continuatio (Jap. 4 Ober Johann de Lapide gesagt ist. 6) S. das
Nähere hierüber zu Anfang der Reformationschronik.
312 Einleitung.
kennen gelernt, so tritt uns in dem bedeutend Jüngern Fort-
setzer jener Chronik eine ganz andere Bildung und Anschauung
entgegen, die Frucht des inzwischen auch in Deutschland im-
mer mehr zur Herrschaft gelangten Humanismus. Als Georg
in Basel studierte, war die Blüthezeit jener früheren, mehr noch
an das Alte sich anschliessenden Form des Humanismus, wie
sie vornehmlich durch Heynlin und Sebastian Brant an der
Universität vertreten worden war, bereits vorbei, und eine neue,
freiere Richtung begann sich Bahn zu brechen 1). Zu einem
rechten Aufschwung gelangte diese freilich erst in der Zeit,
wo Georg sich schon ins Kloster zurückgezogen hatte, als GIa~
rean an der Universität auftrat und Erasmus, obgleich nicht
an dieser Anstalt thätig, einen Kreis begeisterter Anhänger um
sich sammelte. Indessen die Einflüsse dieses Kreises drangen
auch in die Zellen der Karthaus. Die grossen Buchdrucker
schenkten ihre Verlagswerke dem Kloster, und wir haben obeu
gesehn, wie Georg die Schriften des Erasmus nicht nur las,
sondern auch übersetzte. Auch in persönliche Beziehungen,
soweit die Strenge der klösterlichen Regel es erlaubte, trat er
zu diesem Kreise. Den Bonifacius Amerbach, dessen Familie
den lebhaftesten Verkehr mit der Karthaus unterhielt, nennt
er in einem Briefe2) seinen süssen Freund, und durch ihn
konnte er über das ganze Thun und Treiben der übrigen Män-
ner jenes Kreises fortwährend unterrichtet werden. Ob er noch
zu einigen derselben in directer persönlicher Beziehung gestan-
den, lässt sich nicht sagen. In Betreff des Erasmus sagt er in
jenem Briefe, dass er sich scheue, an ihn selbst zu schreiben.
Die Art und Weise, wie Georg sich über die Reformation und
die damit verbundenen Bewegungen ausspricht, ist ganz im
Einklang mit den Anschauungen und den Aeusserungen jener
Männer. Gewisse Forderungen der Neuerer findet er nicht un-
begründet, so Beschränkung des Geläutes3), der öffentlichen
Processionen4) ; auch gegen eine Verminderung der Feiertage
scheint er an und für sich nichts zu haben5). Dass der deut-
sche Kirchengesang in tumultuarischer Weise eingeführt wurde,
betrachtet er als eine Strafe dafür, dass die Geistlichkeit den-
selben habe ausser Uebung kommen lassen6). Doch sind dies
lauter Aeusserlichkeiten und Nebendinge. Im Grossen und
Ganzen steht er auf dem Standpunkte der damaligen Kirche,
und das durchgreifende Verfahren der Reformatoren, wie es
aus der Verschiedenheit in den wesentlichsten Grundanschau-
1) Vi g eher 194. Damals hielt sich auch Zwingli in Basel auf, das er
1506 nach mehrjähriger Th&tigkeit als Lehrer an der Schule zu St. Martin
verlies». Mörikofer 1. 9. 2) Vom 4. Juni 1526. Wir geben den Brief
unter den Beilagen. 3) Reformationschronik zum Jahre 1525.
4) Ebendas. zu demselben Jahre. 5) Ebendas, zum Jahre 1527. 6} Eben-
da», zum Jahre 1526,
Einleitung. 313
ungen nothwendig hervorgehen musste, ist ihm durchaus zu-
wider.
Ueber dep Tod des Bruders Georg wissen wir nichts Be- Tod.
stimmtes anzugeben. Im Jahre 1527 wurde er durch einen
Schlaganfall auf der rechten Seite gelähmt l) , er erholte sich
zwar von demselben wieder einigennaassen , fühlte sich aber,
als er, wohl im Jahre 1528, in der Reformationschronik hier-
über berichtete, körperlich und geistig so herabgestimmt, dass
er einem baldigen Ende entgegensah. Vielleicht deutet der
Umstand, dass jene Chronik in der Darstellung der Ereignisse
des Jahres 1528 abbricht, darauf hin, dass ein solches in der
That eingetreten.
Wenden wir uns nun zu der von ihm verfassten Fort- w«
setzung der Chronica fundationis, die uns in seiner eigenhän- zeit und
digen Niederschrift vorliegt. Wie mehrere Stellen zeigen, hat JJJJ^
er sie im Jahre 1526 abgefasst2). Die Stelle am Schlüsse ihrer
von pag. k, in welcher ein Ereigniss aus dem Jahre 1528 er- 8nng"
wähnt wird, ist, wie Tinte und Schrift zeigen, ein späterer^*611011-
Zusatz. Die Veranlassung, seine Arbeit zu unternehmen, scheint
ihm der Weggang des im Jahre 1525 als Prior nach Ittin-
gen berufenen Bruders Philipp Stouffer gegeben zu haben, der
Aufzeichnungen über die Geschichte des Klosters gemacht hatte,
die sich jedoch bei seiner Abberufung noch im Stadium einer
scopia«, eines Conceptes befanden. Philipp Stouffer von Bios-
senstouffen war von edlem Geschlechte, Sohn des Junkers Georg
Stouffer und der Apollonia geborenen von Ryssenstein 3) , er
trat, nachdem er die Würde eines Baccalaureus der Rechte er-
worben4), im Jahre 1496 als Novize in die Karthaus zu Basel5),
um im folgenden Jahre Profess zu leisten 6) ; unter dem Prio-
rate des Hieronymus Zscheckenbürlin wurde er Schaffher und
später Vicar7). Im Jahre 1525 wurde er, wie bemerkt, zum
1) Reformationschronik zum betreffenden Jahre. 2) Qua© meo
tempore, acilicet ab anno dicto 1509 usque ad annum 1526 gesta vidi.
Cap. 5 pag. 1. — Maxime post annum 1512 usque in praesentem annum
1526. Pag. n. — Nunc de nonnullis tentationibus et gravaminibus , quae
ȟb ipsiu8 regimine contigerunt ab anno 1512 usque ad annum 1526, vi-
dendum erit. Pag. n am Ende. 3) Karth. Archiv 390. 391. Vgl. lib.
benef. 146. 4) Contin. cap. 3 pag. h. 5) Eben das. cap. 4 am
Schlüsse. 6) Karth. Arch. 390. 391. 7} Calendarium Jan. 19:
malus annis procurator et vicarius. Vgl. Continuatioam Anfange. Eben-
das. cap. 3 pag. h heisst es, er habe diese Aemter unter dem Prior Zsche-
ckenbürlin bekleidet. Stouffer wurde wohl Schaffner, als Zscheckenbürlin.
der in der letzten Zeit Loubers diese Stelle inne gehabt hatte, im J. 1501
zum Prior gewählt wurde. Er bekleidete das Amt noch im Jahre 1514
X im Karth. Arch. Band F die letzte daselbst enthaltene Urkunde),
im Jahre 1519 begegnet uns (Karth. Arch. 416) schon ein anderer Schaff-
ner, Niclaus Müller (Nicolaus Molitoris, wie ihn Georg am Schlüsse der
Continuatio nennt). Mittlerweile hatte also Stouffers Erhebung zum
Vicar stattgefunden.
314 Einleitung.
•
Prior der im vorhergehenden Jahre in einem Auflaufe der
Landleute verbrannten Karthaus Ittingen im Thurgau erhoben1).
Er stellte sein zerstörtes Gotteshaus wieder her, starb aber
schon am 19. Januar 15282). Georg nennt ihn sagacis ingenii
pro temporalibus gerendis. Näheres über die von ihm angefer-
tigte copia, die Georg neben den mündlichen Berichten der
älteren Brüder als die Hauptgrundlage seiner eigenen Arbeit
nennt, wissen wir nicht, in jedem Falle aber war er durch
seinen langjährigen Aufenthalt und seine hervorragende Stel-
lung in der Basler Karthaus befähigt, zuverlässige Aufzeich-
nungen über ihre Geschichte zu machen. Ohne Zweifel hatte
er beabsichtigt dieselben zu einer Fortsetzung der chronica
zu verwenden. Wenn Georg in der Vorrede (siehe unten
S. 320) sagt: nos — , qui hanc continuandi ex injuneto sub-
imus provintiam, so möchte ich dies darauf beziehn, dass Phi-
lipp ihn bei , seinem Weggange zur Vollendung der von ihm
begonnenen Arbeit aufgefordert hat. Das ex injuneto scheint
zwar eher auf einen vom Prior erhaltenen Auftrag zu deuten,
allein die Art und Weise, wie Georg über seinen Prior spricht,
passt schlechterdings nicht zu der Annahme eines solchen offi-
ciellen Charakters seiner Fortsetzung, und ebenso wenig würde
sich mit der Annahme eines vom Prior erhaltenen Auftrages
die Angabe Georgs vertragen, er wisse über den Priorat Zsche-
ckenbürlin8 vor der Zeit seines eigenen Eintrittes in den Orden
wenig zu berichten, denn in jenem Falle würde ihm doch
Zscheckenbürlin alle nöthige Auskunft verschafft haben. Wir
werden das injungere also im Sinne des Auferlegens einer Auf-
gabe von Seiten nicht des Vorgesetzten, sondern eines Freun-
des zu verstehen haben. Dass Georg dem Philipp Stouffei
näher gestanden, zeigt auch die Notiz am Schlüsse von Cap. 4,
wo er anmerkt, er wolle über dessen. Eintritt ins Kloster, seine
Wohlthaten, seine Aemter u. s. w. berichten, »quantum ip?e
voluerit«.
Neben dem Manuscripte Stöuffers hat Georg noch einige
schriftliche Aufzeichnungen von geringerem Umfange benutzen
können. Bei dem Bericht über den Tod des Priors Heinrich be-
ruft er sich auf eine schedula des Martin Ströulin. Diesen Mar-
tin Ströulin nennt er Cap. 3 pag. h unter den ausgezeichneten
Männern, welche das Kloster zur Zeit des Priors Louber unter sei-
nen Mönchen gezählt habe, und bezeichnet ihn dort als procurator.
Es hat derselbe aber schon unter Heinrich von Ahlfeld lange
1) v. Mülinen I. 229. Calendarium Jan. 19: Dominus Philipp«
Stouffer prior domus in Ittingen , domus huius professus et multis annis
procurator et vicarius. 2) Pridie Sebastiani anno 1528. Contin. cap 4
am Schlüsse. Auch das Calendarium setzt seine Jahrzeit auf den t9. Januar
an. Die Ungewissheit v. Mülinens »18. oder 19. Januar 1528« ist somit
gehoben.
Sinleitang. 315
Zeit im Kloster zugebracht, in einer Sammlung von Predigten,
aermonum dominicalium, quos fratribus concionatus est in ca-
pitulu eorum (unter den Manuscripten der öffentlichen Biblio-
tbek zu Kasel A. IX. 31) finden sich solche schon aus dem
Jahre 1456. Vergleichen wir die Hand, von der diese Predig-
ten niedergeschrieben sind , mit derjenigen , welche das von
uns unter den Beilagen abgedruckte merkwürdige Bekenntnis«
des Bruders Martin aufgezeichnet, so wird es im höchsten Grade
wahrscheinlich, dass dieser Bruder Martin kein anderer ist als
eben unser Martin StrÖulin. Ist diese Annahme richtig, so muss
Ströulin 1456 oder 1455 ins Kloster getreten sein, denn jenes
Hekenntniss iBt geschrieben »anno primo professionis mee in
ordine Oarthusiensi ipso die Marie Magdalene«. Zur Würde
eines Schaffners ist er «wischen dem 20. November 1458, wo
uns noch Martti Sunentag als solcher begegnet (Karth. Arch.
217) und dem 7. März 1461, wo wir ihn bereits im Amte fin-
den (Karth. Arch. Band A fol. 225), emporgestiegen. Er be-
kleidete sie nach dem Zeugnisse des Calendariums viele Jahre
hindurch, in keinem Falle aber langer als bis 1484, da im De-
cember dieses Jahres Johann Allantsee von Scbongo Schaffner ist') .
Nach dem Titelblatte der Predigtsammlung zu schlicssen, auf wel-
chem Ströulin domus huius quondam procurator ac Yicarius ge-
nannt wird, ist er vom Schaffner zum Vicar vorgerückt1). Aus
dem Jahre 1499 finden sich noch mehrere Predigten von ihm
vor, und noch im Jahre 1500 hat er eine solche gehalten. Er
starb wohl nicht lange nachher als der Senior des ganzen Klo-
sters*). Seine Predigten, die auf einzelne Blättchen geschrie-
ben waren, wurden, wohl erst nach seinem Tode, zusammen-
gebunden, nach dem Kirchenjahre geordnet. Nur der erste
Hand, der vom ersten Advent bis zum Sonntag nach Himmel-
fahrt reicht, ist uns erhalten. Die Predigten sind keine eigent-
lichen Original arbeiten , sondern Auszüge und Bearbeitungen
uu beliebten Schriftstellern, wie Mcffret, Ludolph, Jacob de
Voragine, Jacob von Erfurt, Johann Nider u, s. w, Ueber jenes
Kekenntnigg, in welchem der von dem Bewusstsein seiner Sün-
den niedergebeugte Bruder die TJeberzeugung niederlegt, dass
die Erlösung von den Sünden einzig und allein in dem Leiden
und Sterben Christi zu finden sei, werden wir in den Beilagen
eingehender reden. — Aus einer Notiz Georgs erfahren wir auch,
1) 8. die Abschrift einer Quittung unter den unsignierten Papieren im
Kmh. Arch. 2) Etwas auffallend ist es, dass er bei Georg und Im
Cslendarium nur als procurator bezeichnet wird. Sollte, was aber kaum
umnehmen ist , die Angabe der Predigten Sammlung einen Irrthum ent-
bilten, so mQsste man annehmen, dass Ströulin aus Altera- oder Gesimd-
htitsrflck sichten von dem Amte des Schaffners zurückgetreten. 3) Calen-
uatlnu Mai 22: Dominus Martinns Ströwün senior professus huius domus
et pluribus annia procurator.
316 Einleitung
dass Ströulin es ist, der die Abschrift der chronica fundationis
angefertigt und mit dem jetzigen Schlüsse versehen hat1).
Die schedula, die Georg benutzt hat, muss einige nähere An-
gaben über den Prior Heinrich enthalten haben2), zu dem Ströu-
lin ohne Zweifel in genauerer Beziehung gestanden hatte, so
dass also auch hier Georg aus zuverlässiger Quelle schöpfen
konnte.
Seine Angaben über die früheren Erlebnisse des Prior
Louber entnahm Georg den Notizen, die dieser selbst in dem
Kalender eines Psalteriums aufgezeichnet hatte 3) . — Auch den
liber benefactorum hat er durchgegangen4), von den Registern
oder Zinsbüchern dagegen spricht er in einer Weise, die schlies-
sen lässt, er habe sie nicht näher eingesehn5).
Neben diesen schriftlichen Aufzeichnungen schöpfte er für
die frühere Zeit aus den Erzählungen älterer Brüder (ex senio-
rum relatu, Eingang der continuato, ex aliorum fideli relatu,
Schluss des 4. Cap.) , auch wohl für Begebenheiten, die sich
auf offener Strasse zugetragen, aus dem Bericht von Laien,
die sie mit angesehen6), für die spätere Zeit berichtete er, was
er selbst erlebt und beobachtet hatte.
Fora Indem Georg die Chronik des Priors Heinrich fortsetzte,
*tei* fand er es doch angemessen, die von diesem gewählte Form
lang. jes Dialoges zu verlassen und sich zugleich einer gedrängteren
Darstellungsweise zu befleissen, worüber er sich im Eingange
seiner Arbeit ausspricht.
Chan*- Während die Chronik Heinrichs ein sorgfaltig ausgearbei-
Toriie- tetes Schriftwerk ist, fertig gemacht zum Vorlesen im Refecto-
gendenrium, wenn dies für passend erachtet werden sollte, ist die
Fortsetzung Georgs erst ein Entwurf, der noch soll überarbeitet
werden. Er bezeichnet seine Arbeit am Eingange derselben
1) S. oben S. 305 Anm. 3. 2) Keineswegs, wie man aus jener
Notiz schliefen könnte , nur dasselbe , was auch in dem Schlüsse der
Chronica steht. 3) Leider ist es mir nicht gelungen , dieses Psalterium
auf der öffentlichen Bibliothek aufzufinden. 4) S. die Erwähnungen des-
selben gleich im Eingang, auf pag. b in dem Nachrufe an Heinrich von
Vullenho und im 4. Cap. pag. k in Betreff des Johannes Amerbach.
5) S. besonders die sogleich im Texte anzuführende Stelle zu Anfang des
5. Capitels : sparsim hincinde confuse digesta sunt — , donec ex re-
gistris plenius cuncta per ordinem cognoscantur u. s. w., ferner in eben
demselben Capitel zu Ende von pag. n : de quibus pauca quaedam obiter
annotabuntur, donec ex registris pfenior cerütudo colligatur. Auch der Schiusa
des 2. Capitels gehört hiener, wo er erst sagt: Denique cum superius an-
notaverimus, qualem domus 8 tat um, quantum ad annuos proventus, idem
reppererit, nunc qualem reliquerit, huc subjungere placuit, dann aber, statt
dies zu thun, fortfährt: De hoc require in eiusdem registro, quando reces-
su8 sui rationem dedit. Den in dieser Stelle angezogenen genauen Nach-
weis über die Einkünfte des Klosters zur Zeit von Loubers Antritt des
Priorats (cap. 1 pag. d) wird Georg den Aufzeichnungen Stouffers entnom-
men haben. 6) Cap. 5 pag. 1.
Einleitung. 317
foch nicht als eine Fortsetzung der Chronik Heinrichs, sondern
erst als Material zu einer solchen, die Nachrichten, die er über
den Prior Zscheckenbürlin giebt, sind, wie er sagt, sparsim
hincinde confuse digesta — in modum consarcinatae copiae,
^lonec ex registris plenius cuncta per ordinem cognoscantur et
^^ptius ordinate singula disponantur l) , und an einer späteren
^$teüe sagt er, er habe seine Notizen und Bemerkungen zu-
sammengetragen , ut si quando tempus oportunum videretur
-^janc chronicam rite continuandi, quod ex his et compluribus
^liis adjiciendis debitus ordo narrandi texatur. Georg hatte
^lo die Ansicht, dass seine Aufzeichnungen zu gelegener Zeit
sollten umgearbeitet und mit Herbeiziehung von archiyalischem
'Material in die endgültige Form gebracht werden. Diese ge-
legene Zeit konnte aber bei den freimüthigen Aeusserungen,
trelche die Aufzeichnungen über den Prior Zscheckenbürlin
enthielten, kaum vor dessen Absterben oder sonstigem Abgange
antreten2) . Eben diese Haltung des Werkchens mochte auch die
Ursache sein, dass Georg es vorzog keine genaueren archiva-
Üschen Studien zu machen, um nicht die Aufmerksamkeit des
Priors mehr als nöthig auf jenes zu lenken.
Mittlerweile, bis die Zeit der definitiven Redaction kam, Nach-
machte Georg in seinem Manuscripte allerhand Zusätze undu^^
Nachträge, die er theils am Rande auf beiden Seiten, theils ■**«•■
unten^ wenn noch Platz war, anbrachte. Die Randbemerkun-
gen, von denen manche auch schon aus der Zeit der ersten
Miederschrift stammen mögen, enthalten zum Theil Verweisun-
gen auf die Stelle des Textes, an der sie einzufügen sind, zum
Theil laufen sie aber auch selbständig neben diesem her und
harren, um ihm eingefügt oder mit ihm verschmolzen werden
zu können, erst einer theil weisen Umarbeitung desselben.
Während wir im ersteren Falle die Zusätze ohne Weiteres an
der ilmen durch den Verfasser selbst angewiesenen Stelle ab-
gedruckt, haben wir die der letztern Art, indem wir sie an der
geeignetst scheinenden Stelle einfugten, durch eckige Klammern
bezeichnet, um es dem Leser möglich zu machen, den Zusam-
menhang des ursprünglichen Textes, der durch solche Einfü-
gungen doch immerhin einigermaassen gestört wird, wieder her-
zustellen. Bemerkungen ganz abgerissener Art, die mehr den
Charakter unserer jetzigen Anmerkungen tragen und sich nir-
gends passend einzigen Hessen, haben wir unter den Text in
<Ue Variantenrubrik verwiesen.
*. 1) Cm. 5 sa Anfang. 2) Vgl. auch cap. 2 pag. f : prout in ipsius
Vtonscriptione poat illius obitum, ubi plus quam huc convenit, clarius pate-
^k — Cap. 5 P*&- m : 8Ufl*cere ~~ arbitramur huiusmodi — donec vixerit
\t auid aliide ipso sensuri sint, postquam nobis et domui fuerit ademptus
atqoe vet mortem subtractus, plenius edoctus fuero.
u-
318 Einleitung.
i Besag- Eigenthümtich wag es auf den ersten Blick erscheinen,
j Hfdie ^a8ft Georg, der im Jahre 1526 schrieb, die Stürme der letzten
Ereig- Jahre, die schon sehr vernehmlich auch an die Mauern seines
. derito- stillen Klosters geschlagen hatten, nicht in den Bereich seiner
«on£ Darstellung zieht; indessen war es seine Absicht gewesen dies
seit. 3u thnn. Nachdem er im fünften Capitel sich über die Tugeu-
den und die Fehler des Priors Zscheckenbürlin ausgelassen hat,
fährt er (zu Ende von pag. n) fort: Nunc de nonnullis teii-
tationibus et gravaminibus , quae sub ipsius regimine contige-
runt ab anno 1512 usque ad annum 1526, videndum erit, prae-
nussis tarnen hie, quae meliorationem domus concernunt Zu
einer Ausführung dieses Vorhabens ist es jedoch nicht gekom-
men. Nachdem Georg versprochenermaassen über die Bemü-
hungen Zscheckenbürlins um die melioratio domus berichtet
hat, bricht seine Arbeit ab, und die mehrfachen Verweisungen
auf Dinge, die später zur Sprache gebracht werden sollen, zum
Theil eben auf solche * die mit den Ereignissen der Reforma-
tionszeit in Verbindung stehn1), bleiben gegenstandslos. Dage-
gen giebt er in einer andern Reihe von Aufzeichnungen, der
sogenannten Reformationschronik, über die wir in der Ein-
leitung zu derselben des Weiteren werden zu sprechen haben.
eine Uebersicht der Zeitereignisse und ihres Eingreifens in die
Geschichte des Klosters. Vielleicht war ihm, als er in seiner
Klosterchronik an die Stelle gelangte, wo er die Schilderung
der Drangsale des Klosters und seiner Haltung während der-
selben hätte beginnen sollen, diese Aufgabe inmitten der hin
und her fluthenden, noch auf keinen Abschluss hinweisenden
Bewegung zu schwer erschienen, und er zog es in der Folge
vor, eine tagebuchartige Aufzeichnung der Zeitbegebenheiten
vorzunehmen, die immerhin später bei einer etwanigen Um-
arbeitung der Klosterchronik als Material konnte beigezogen
werden. — Das Bewusstsein von dem schweren Ernste der
Zeit bricht an mehreren Stellen unserer Chronik durch, der
Schreiber verbirgt sich nicht, dass der Fortbestand seines Klo-
sters in Frage gestellt ist2), aber im Ganzen ist die Haltung
der Schrift eine so ruhige, dass man ihr kaum die bewegte
Zeit ansieht, in der sie geschrieben ist. Wohl mochte es den
Verfasser mit Zuversicht erfüllen , dass während rings umher
die Klöster der Stadt sich leerten, ein einziger Karthäusei die
1) Z. 8.: quod Status domus in spiritali negocio refbrmetur et erigatnr,
qui paulo ante propter multas causas, de quibus etiam postea modicum an-
notaoitur, in melius reform an dus esse videbatur. Cap. 5 pag. o. Auch die
Stelle cap. 5 pag. n »quod (die Abneigung des Priors, in wichtigen Dingen den
Convent su Käthe zu siehn) quantum üomui scandalum generaverit, ex
nonnullis infra subjectis patere potent« gehört wohl hieher. 2) Sit saoe
quaJfccunque haec exousatio benevoüs mentibus et üs> qui dorn um diu -
tius stare desiderant, utcunque aufficiena. Cap. 5 pag. n su Anfang.
Einleitung. 319
Erlaubniss des Rathes zum Austritt benutzt hatte, und er
mochte hoffen, dass mit festem Ausharren und erneuter Hebung
des geistlichen Lebens im Kloster1) der gegenwärtigen Gefahr
könne Stand gehalten werden, bis wieder bessere Zeiten ein-
traten, auf welche die Haltung des Käthes, die Stimmung eines
Theiles der Hiirgerschaft und der Gang der Ereignisse in der
Eidgenossenschaft noch nicht alle Aussicht abschnitten.
Das Manu Script unserer Fortsetzung, über dessen Charak- Händ-
ler wir nach dem bereits Gesagten wenig mehr hinzuzufügen *°
haben, liegt, wie schon oben erwähnt worden, in demselben
Umschlage mit der chronica fundationis. Es enthält eine Lage
von sechs Bogen. Das Papier, das als Wasserzeichen ein p mit
einem vierhlättrigen Blümchen darüber hat, ist etwas kleiner
und weniger stark als das der chronica. Die Blätter sind von
der Hand des Schreibers am untern Rande rechts mit aj — a12
bezeichnet. Von moderner Hand sind die allein beschriebenen
vierzehn ersten Seiten in der obern äussern Ecke mit den
Buchstaben a o versehen. — Die Schrift, mit der die Auf-
zeichnungen gemacht sind, ist klein, aber trotzdem, dass wir
es mit einem Concept zu thun haben, im Ganzen deutlich.
Nur von den Einschiebseln lässt sich dies nicht immer behaup-
ten, obgleich sich auch da kaum Schwierigkeiten für die Lesung
ergeben.
Wie oben bemerkt, ist auch diese Fortsetzung von Bux- Ver-
torf in deutscher XJebersetzung herausgegeben worden, im Ur- nchun-
texte wird sie hier zum erstenmale veröffentlicht. g£n£nT'
1) In dieser Beziehung scheint er sich freilich von dem damaligen
Prior nicht besonders viel versprochen zu haben. Siehe z. B. die Stelle zu
Anfang von pag. o.
[a] Pro continuatione t>el instauratione bhronicorum dornus vallü
heatae Mar gare tae virginis et martyris in Basilea minori sitae,
Constanciensis diocesis, ex copia domini Phüippi Stouffers x) quoti-
dam procuratoris et vicarii domus eiusdem et seniorum relatu fra-
ter Georgius humilis et indignus monachus professus dictae domus
subscripta collegit in unum.
Praefatiuncula prima in secundam partem chronice etc.
Tametsi primo chronicorum horum compilatori, ipsi vide-
licet venerabili patri Henrico priori, hie immediate praecedenti,
singulari ex devotione, quam ad beatissimam Margaretam, huius
domus patronam, praeeipue ex eo habuisse dinoscitur, ut ean-
dem per dialogum, nedum in hoc libro, sed etiam in aliis non-
nullis opuscuUs suis, servulo scilicet interrogante et ipsa pa-
trona respondente, introduetas personas hueusque conscribere
placuerit2): nos tarnen, qui hanc continuandi ex injuneto subi-
mus provintiam, considerantes quoniam si tali deineeps amba-
giosa, licet grata joeundaque sermonum multiplicatione conti-
nuaretur, satis formidamus, ne successu temporis libri nimia
prolixitas et tedium generaret legentibus, et denique ex tedio
legendi etiam eandem continuandi diligentia a posteris penitus
omitteretur3). Sicque omissis plerisque, quae notatu minus digiia
fuerunt, quae cum alibi in libro benefactorum latius contiuean-
tur, hie breviter et compendiose solummodo praeeipuis inten«
dendum proposuimus.
7. Den Inhalt der drei ersten Seiten des Mannscriptes haben wir den Andeutungen d*s
Verfassers gemäss theilweise umstellen müssen. Seite e beginnt : Praefatinnciila prima it
secundam partem chronice etc. I Tametsi etc. Praefatinncnla seennda | Hierauf folgt der
Abschnitt Expedit» ingerat, dann die Ueberschrift des ersten Capitels, hierauf wie-
der eine Verweisung auf die Seite a »Postquam igitur etc. usque huc : qui tandem foeliei-
teretc. etc.«, worauf dann fortgefahren wird : Fnit siquidem idem dominus Jacobus. -
Wir sind diesen Andeutungen des Verfassers nachgekommen , haben aber an den Anfasg
des ersten Capitels nicht seinem Wunsche gemäss nur den Abschnitt Postquam ha-
buit successorem, sondern auch das folgende »qui tandem foeliciter in biblioikeet*
domus inveniturc, d. h. Alles, was noch auf Seite a folgt und die ganze Seite b, tot di«
Worte Fuit siquidem u. s. w. gestellt. Der Zusammenhang wird dadurch allerdings unter-
brochen, denn das »Pult siquidem t schliesst sich dem Sinne nach unmittelbar an d*<
»habuit snecessoreme an, aber , wenn wir das andere Stück nicht ganz weglassen wollt*«,
so konnten wir es an keinem andern Platte unterbringen. Ueber die verschiedenen Be-
standtheile desselben werden wir an seiner Stelle noch das Nähere bemerken.
1) S. über ihn oben S. 313 f. 2) S. oben 8. 245. 3) Sowohl der
Vordersatz als der Nachsatz dieser ersten Satzperiode ermangeln einer or-
dentlichen Construction und tragen den provisorischen Charakter, von dem
oben S. 310 die Rede gewesen.
CapHulum 1.
311
[Alia causa rationabilis esse posset, ne dialogus amplius
continuetur, ne quis super alienum fundamentum aedificare
yideatur. Vix enim fieri potent, quod stilus modernus et mar*
gis curioeus pristino coherere valeat, quasi si quis petiam panni
*rudk veteri vestimento vellet assuere1). Item ob hoc vel ma-
xime, quod praecedens dialogus solus ab ipso patre Henrico
sit compilatus usque ad dimidium ultimi capituli, quare con-
veniet illum solum per se manere debere, nee quempiam decet
illius aemulari stilum praesumere seu modum procedendi sequi
w velle.j
[c] Praefaüwncula seeunda.
Expedita prima parte chronicorum domus huius venerabilis
dominae Margaretae in Basilea minori consistentis, in qua ceu
per dialogum luculenter ostensum est, quanto dignationis nm-
unere deo placuerit pauperes suos in paupertatis Camino proba-
tos per sacrae professionis perseverantiam ad fidei robur perdu-
cere, hoc est, evidentibus monstrare signis, quam verum sit,
quod scriptum est: »quoniam dominus amat Judicium et non
derelinquit sanetos suos, in aeternum conservabuntur ; non con-
afundentur in tempore malo et in diebus famis saturabuntur2)«,
et illud Arnos prophetae: »plantabo eos super humum suama3),
in eo, quod tot annis domum eandem sub tantis procellis agi-
tatam conservarit illaesam aut saltem non usque quaque dere-
lictam et forte foelicioribus incrementis spiritualium charisma-
fc tum prosperatam, quam unquam postea factum fuerit, eo quod
in penuria temporalium uberior proventus in spiritalibus exer-
citiis contingere soleat : jam consequenter in hac posteriore sive
seeunda parte sine dialogico sermone, quis profectus fuerit eius-
dem domus in temporalibus , ordine debito seriatim texetur,
3» quamquam, in quanto flore profectus spiritalis ipsa subinde ver-
naverit et in opinione celebri fuerit, et in ordine et coram sae-
cularibus, minime reticebitur. Et ut consueta capitulorum se-
ries pro conservanda gestorum' memoria non negligatur, opere
pretium fuerit, eisdem vestigiis eatenus materiam digerendam
u diducere, ne aut prolixitas fastidium pariat, aut confusanea nar-
randorum textura contemptum lecturis ingerat.
Capitulutn primum s&cundae pariis chronicorum domus Carthu-
nensis Basileae minoris ea oompleotitur , quae sub dedmo prior e
domus eiusdem inchoata, dedueta et consummata ßierunt.
49 [a] Postquam igitur praefatus venerabilis pater Henricus huius
domus prioratum triginta annis commendabiliter administrasset,
1) Matth. », 16. Marc. 2, 21. Lue. 5, 36. 2) Psalm 37, 28. 19.
3) Amot 9, 15.
Basltr Ctooaikra. I. . 21
i: xt
tf
i-
5fP:
<U
Vi'
•' » J"-
• »1
t :A
3f2 Capftulum J.
quamvie in eodem officio tribus ultimis annis paralyticus et
vaietudinarius in ceüa decubuisset, nee tarnen ob id propter
ipgiua proficuam praeteritam administrationem a suis subditi?
iuutiUs reputatua, sed utrobique in charitate (quae omnia suf-
fert1)), patientia habita, quousque de alio utüi successore com-
mode provideri pofcset* Ad quod et facile consequendum spem
erigebat, quod dominus Jacobus Louber de Lindow artium et
decretorum doctor noviter ad ordinem yenerat. Qui quando eos,
%mo8 omUnis statuta ad praelationem requirunt, annos comples-
set2), idoneus ad id, ut sibi surrogaretur, ab eo reputatus prae-
stolabatur. Moxque Ulis expletis idem tarn pro sui absolutione,
quam pro novi prioris suo cönventui committenda electione non
minus affectuose, quam sollicite apud capitulum generale ut la-
borabat/ ad nutum obtinuit. Et subinde habito conventualiter
electionis scrutinio eundem doctorem Jacobum Louber, prout
aride desiderabat, habuit successorem. — Qui tandem foeticiter
obiit anno domini millesimo quadringentesimo octogesimo septi-
1487 mo quinta mensis junii, quae tunc erat feria tertia penthecostes,
* ttM'habens aetatis annos octoginta minus quasi mensibus quinque
in annis naturalibus. In ordine vero fuit jubileus et ultra quasi
in quatuor mensibus processerat, id est plus quam quinquaginta
annis Christo regi suo miles emeritissimus in militia Cartusia-
nae professionis devote militando. Qui tametsi gradum [b] sae-
cularis litteraturae publicum ac insignem assecutus non fuerit,
hoc est vel iriagisterii vel doctoratus aut baccalaureatus insigni-
bus titulis decoratus, peritia tarnen litterarum tarn humanarum,
quam divinarum multis litteratis et expertis sublimior a pluri-
mis fuisse reputatus est. Quin et in officio notariatus curialis
inter triginta primatum obtinere meruit etc. (videtur in prioris
chronicae capitulo 32 3)). Idem denique propter nimium affectum
2. An Ännie : Hie fator H. paralysi toetst fait »roxima die poet featuu maciae Anw
.anno 1478, id est pene duobus annis ante prioratnm patris Jacofci, tametsi non vacabst & *ts-
dio «randi et exhortaadi etc. 16. An Bande : De obttn patris Henriei habetur in chronkis
praecedentibus cap. 32, licet dissonanter, qnantnm ad annos domini. Nein qnae nie rtots»
sentnr, ex qnadam schednla domini Martini 9trÖnfin mann ezarata decerpta babentar.
qiamqnam et ULe idem eadem chronica tnane«eripserit ideoqne bio poaita posaeat oaitti-
Als das, was weggelassen werden könnte, bat der Verfasser durch einen Qneerstricb oben,
einen nnten umd einen senkrechten Strich am Rande die Stelle von «Qni tandem foehetar«
bis «videtnr in prioris chronicae cap. 32* bezeichnet. Vgl. das 8. ä2u in der Variastes-
rubrlk Bemerkte. Ueber die schednla des Martin Strönlin s. S. 314 — 316, Tgl. aneh S. 506,
Anm. 3. 18. Am Raade : M*7. Diflitnr enim 9 »nni« paralyticns deenbnisse.
1) 1. Cor. 13, 7. 2) Es konnte keiner zum Prior gewählt werden.
der nicht das 25. Altemiahr erreicht und drei Jahre mit gutem Lobe im
Orden zugebracht hatte. Secundapars statutorum novorum, csp.II.
§ 5. 10. 3) Dort wird vielmehr gesagt, er habe bei einer vom Concil
vorgenommenen Notariatsprüfung unter vierhunderten die dritte Stelle er-
halten, wahrend hier von der ersten Stelle unter dreissig Notaren der Curie.
d. n. des päbstlichen Hofes, wo Heinrich als cortisanus gelebt (S. 304, '2;
▼gl. S 242 Anm. 1), die Rede ist. Georg, der Obiges niederschrieb, ohne
die beiden einander ähnlichen Stellen neben einander zu halten, war das
in der Chronik Enthaltene in der Erinnerung als gleichlautend mit der
Angabe der schedula, die er vor sich hatte, erschienen. *
Gapitulum I. J£8
devotioniR, quem ad honorem beatissimae virginis Marie Christi
genitricia habuit ao ettam sauctae Margaretae, sua solius cum-
fit industria, consentientibus quidem nonnuüis filiis conven-
tualibus, nonnullis vero renitentibus, quaedam singularia in cer>
tis festis, nempe coneeptionis, presentationis, visitationis et com«t
pareionis beatae Mariae, quantum ad divina celebranda, peragi
de licentia capituli generalis , id est proprias lectiones in ma«
tutinis, capdtula, coliecta* , responsoria etc. legi, decantaii et
arari, prout in diurnalibus, breviariis ac misaalibus domus huiits
ceraere licet. Similiter et in tribus festis beatiseimae Marga-r
retae fieri procuravit. Nam et festum reliquiarum et comme~
morationis eiuadem sub ipao celebrari coeperunt1). [Efecit pa**
riter, quod sufiragium quotidiajmm de eadem patrona fieret in
vesperis et matutinis, diebua oonsuetis, et quod in missa de
mis in coliecta: »Concede q. o. d.« nomen ilHus iruterserere^
mr.2i; Maximain tarnen curam impendit ac sategh circa cele-
brationem festi compaseionis 3) , cuius plenarium officium, quoad
1) Das Fest der hl. Mamnthi wurde im Mittelalter in verschiedenen
Gegenden an verschiedenen Tagen gefeiert, in den Bisthumern Basel und
Constanz (zu letzterem gehörte die Karthaus) am 15. Juli. £. Fi als: Bar
St. Margarethen Tag, im Anzeiger für Schweizerische Geschichte
KU, 5 ff. — So wird dehn auch im Liber benefactorum das Fest Marga-
ret!« virginis et martiris auf diesen Tag angesetzt. Im J. 1459 gab nun
aber das Generalpapitel dem Kloster die Erlaubnis», qustenus festum reli-
quiarum eius tercio ydus julii, quando notabile de reliquiis suisjuisce-
pUüs portionem , qua etiam die passio eius apud multos lestive recolitur,
cum capitulo pro conventu tan tum, necnon commemorationis festum
eiusdem illustns virginis et martiris illa die, qua per totum nestrutn gerne*
niiter ordinsm servari consuevit ipsiu» festivitas , cum duodecim duntsxat
lectionibu* perpetuia futuris temporibus annuo peragere valestis cum lectio-
uihus, capitulis et officiis per visitatores alias aamissis (Karth. Ar eh. Nr.
K2, ?gl. Nr. 212). Demgemäss finden wir nun in den Kalendern einiger
dem Kloster gehöriger Gebetbücher und Psalterien (A. N. VI. 27 und B.
II. & der Universitätsbibliothek) und im Calendsrium oder kleineren Jahr-
zeitenbuche neben der am 15. Juli gefeierten eigentlichen solemnitas, dem
patrocinium, am 13. Juli das Fest der Reliquien und am 20. das der com-
aemoratio Terzeichnet. 2) Die betreffende Erlaubniss des Generalcapitels
vom 5. April 1470 s. Karth. Arch. Nr. 268. 3) »Festum compaseionis
Marie, Mariae Ohnmachtfeier, Mariae Siebenschmerzenfeier, wurde 1423
von der Synode zu Köln für die dortige Diözese eingeführt und am Frei-
tag nach Jubilate gefeiert. Erst Fabst Benedict X1FU dehnte das Fest 1729
auf die ganze Kirche aus und verlegte es auf den Freitag vor Palmsonn-
tag«. Weidenbachs Calendsrium Historie*)- Christian uro 192. Der Ma-
nusenptenbsnd A. VIII. 18 der Basler Universitätsbibliothek enthalt fol-
gende zwei, auf dieses Fest bezügliche 8chriften des Priors Heinrich t »De
»mpassione virginis Marie collatio capitularis seeundum modum et stilum
antiquorum aliquaiiter per venerabilem patrem Heinricum prierem BaeiUea-
*m coliecta tempore institutionis eiusdem solemnitatis etc.« und »Compss-
<üms Mariae multiples: materia a venerabüi et erudito ac devotisstmo pstre
Heurico Arnoldi coliecta ex diversis sanetorom patrum sententiis*. In dem
olug, 243, Anm. 4 erwähnten, von Louber angefertigten Register Über
«inen Sammelband von Schriften Heinrichs finden sich aufgeführt: Quin-
qoagena de compassione seu de quinquaginta gtadiis anime gloriosissime
21*
324 Capitnlum 1.
omnia requisita specialis, etiam in notis ipsemet composuerat.
Quin ad hoc quoque laboravit, quod etiam «dem festum in dio-
ceai BasilienBi , maxime in ecclesia cathedrali, institueretur,
quamquam uidini nostro dictum festum placuerit aliter et sub
alia die , quam idem pater intendertit , celebrari 'j . Sed haec fr
alias-. Porro in eiusmodi studiis patet , quam propensus fiierit
ad divina studiose devoteque peragendn. Patet ti i hü o minus,
quantae litteraturae fuerit, qui tarn concinnas lectiones et ho
milias per se ipsum componere noverit, qui etiam plurimoe
tractatulos, libellos ac dialoyos lectu tarn jocundos, quam edi- 11
ticatorios ediderit, tot curia et occupatio nibus pro gubernatione
domuB in temporalibus aliaqui praegravatus, de quibus opuscu-
lis in regietro magno librariae per ordinem digestum est1).
[Denique traditum est a nonnullia senioribus, hunc vene-
rabilem patrem Tarissime domum seu monasterium exisse et i»
quam pro miraculo in plateis a vulgo conspectum fuisse, cunetis
digitp super eum monstnuitibuB , si quando pro magna neces-
sitate foris videbatur, et dicentibus: »Ecce Carthusiensis ille
patet« etc. — Item notetur, quod viderit in viau person&m Ji>-
hannis Gerwrais3). Item de dolore capitis et insomnio, propter w
quae desperaverat se in ordine permansurum, et quod a sancto
ßrunone *) retentus sit, eodem sibi dicente : »Revertere fili, post
professum melius habetur«. Item, quod a quodam L. M. s) visus
sit flexis polilitihus ad missam celebrandam progredi coepisse etc.]
O virum laude dignum, sed avem raram in plerisque reli- m
gionum munasteriis, maxime temporibus istis modeinis, quando
praelaü plus iu temporalibus solbciti sunt, quam aubditis ex-
pediat aut utilitas suorum monasteriorum requirat. Hinc nimi-
rum contingit, quod negligentiores circa spiritalia redditi se-
metipsis et sibi subjectis nee in tentationibus consulere nee in »
adversis casibug remedia ficlei praestare neverunt, unde multa
tandem scandala conun saecularibus oboriri necesse est, defi-
matrie dei aemper Virginia Marie (im zweiten Theüe des Bandes), Opuscu-
lum per modum sermonia de veneranda compaasione seu an i nie martino ge-
nitricia dei neniper Virginia Marie, premiaso prohemiu, — Item quinque ser-
mones de cxMnpaaslona, beste virgiuis (im dritten Tfaeile). 1) lieber Zeit
und Art der Feier dieses Festes im Kartbftuaerorden verbreitet sich § 22
de» ernten Capitels der tertia compilatio atatutoruro. Als Tag des-
selben wird der Samstag vor Palmsonntag angesetzt. In dem S. 323 Anm. I er-
wähnten Calendarium dea Bandes A. N. VI. 21 steht beim Man am Bande :
Featam compaaaionis oelebratur in VI1 palmarum, cand. non convers., vel
proaima die va.oan.te . 2) S. den unten iu erwähnenden alphabe-
tischen Bibliothejuscatalog dea Urban Moaer. 3; Johann Gereon (Joh.
Charlier de Gereon), der berühmte Kaniler der Sorbonne, doctor chriatia-
nissimus, r 1429. 4) Dem Gründer dea Karthauserordent (f 1IOI).
6) L H. sind ohne Zweifel die Anfangsbuchstaben eines Eigennamen«, den
Georg aus irgend welchen Gründe» nicht vollständig angeben konnte oder
wollte.
Capitulum 1. 325
cientibus religiosis in conversatione, moribus et studiis sanctis.
Sed de his alibi forte latius dicetur1).
Joannes praeterea Tritemius Spannhemensis in catalogo
wriptorum illustrium Germaniae sie de eo scribit sub compen-
dio2): »Henri cus Arnoldi, natione Saxo, professione mönachus
Carthusicnsis domus Basüiensis, vir religione devotus, ingenio
clarus, afTectu syncerus, moribus gravis, eloquio dulciß, con-
versatione affabiliSj pius, humilis, mansuetus, (sobrius), exem-
plo fulgidus, in sacris litteris plurimum exercitatus et ponti-
neii juris non ignarus. Qui cum officio notariatus in sacro Ba-
<iliensi concilio multis annis fungeretur, fidelis, justus ac pru-
dens eunetorum testimonio probatus est. Tandem cernens, om-
iiia esse vanitatem, universa pro Christi amore contempsit, clau-
euram praefatae domus Carthusiensis eligens ingressus est, ubi
in priorem electus multis annis sibi subditos monachos in magna
pace et tranquillitate gubernavit. Scripsit autem multa opuscula
Talde devota atque salubria,« de quibus süpra et alibi etc. »Mo-
ritur sub Frederico imperatore tertio et Innocentio papa oetavo
anno domini 1487 indictione quinta*. ' 1487.
De domin o Henrico de Vullenho. Sub huius denique
devoti patris regpLmine quantum domus ipsa paulatim in ornatu cul-
tus divini profecerit, devoti fratris ac monachi, domini Henrici de
Vullenho Trajectensis diocesis, non est praetereunda memoria 3) .
Qui, quantum fruetus in solitudine cellica fecerit, magnus librorum
te*tatur a se conscriptus acervus. Quippe qui pene omnes libros,
quibus in divinis utimur, manu sua conscripsit, nempe quatuor
partes bibliae, magna scilicet volumina litterae texturalis 4) , tria
»juoquc sermonum ac homiliarum volumina, missale unum pro
summo altari, collectarium , denique quatuor partes Ludolphi
1. Mit »et rtadiiB sanctis« eeblost nreprtnglich pag. b. Wai fön »Joannes« bis »in biblio-
thecis donwa inremittu« folgt, ist erst spater hinzugefugt. Noch spater sind dann der Satz
>Sed de Ms alibi forte laüna dioetur« und dieBaadbemerknngea »Denique— coepiaseetc.«
eingeschoben vor<fen. 5. Heinricus T. 8. »sobrius«, das bei Trithem fehlt, ist in
der Ht. vnterstricliett und eingeklammert. 15. subditos sibi T. 17. Statt »snpra et
»Ubi« etc. heiaat •• bei T.: »femntur anbjeeta«, und nun folgt ein Vvraetahnisa tob Schrif-
ten Heinrich* , saletxt: »Chronica domus Carthusieasip sne in Basilaa ü. 1« Et quadam
»Ha«. Dann folgt »moritur — indictione V.« 20. Von dem Absätze, der über Heinrich
tob Vullenho bandelt, ist die erste Hälfte bis »gradalta« (8. 326,4) incl. durch einen Queer-
Ktrich Tom Folgenden getrennt und zugleich mit einem 8triche am Bande rersehen. Au
Sehlnaae des gaaaen Absatzes folgt dann wieder ein Queerstrich. devote H s. 23. Statt
»praetereunda.« hatte der Verf. erst »omittenda« gesetzt.
1) Vergleiche , was an verschiedenen Stellen des fünften Capitels über
den Prior Zscbeckenbürlin gesagt ist. Auf ihn zunächst beziehn sich ohne
Zweifel die bittern Bemerkungen unserer Stelle. 2) In , der zweiten Ausg.
t. 1495, von der ein Exemplar aus dem Besitze des Mag. Urban Moser (s*
Cap. 3)' in den des Klosters übergegangen war , Blatt 54 f. Vgl. in den
Beilagen die brevis commendatio Heinrichs von Louber. 3) Dieser Satz
bietet eine von den mangelhaften Constructionen , wie sie in der coneept*
arügen Niederschrift, mit der wir es zu thun haben» hie und da begegnen,
1 littera texturalis ist »die starke und feste Bücherschrift«, auch wohl als
Uttera psalterialis bezeichnet. Wattenbach: Das Schriftwesen im Mittel-»
alter S. 166.
326 Capitulum 1,
de yita Christi1) pro refectorio srilicet, et statuta ordinis pro
lectione colloquii sub minusculis litteris, item antiphonariorum
partes quatuor, binas pro aestate binasque pro hyemali tem-
pore, item duo gradalia aliaque parva opuscula seu devotionalia,
id est de origine Carthusiensium2), item unum nocturnale bre-
viarium pro mfirmis. Quantae igitur commendationis huius mo-
nachi labor aestimandus sit, ex tractatu Gersonis de laude
scriptoris pensandum est. Porro in singulis quibus^ue volunii-
nibu8 a se conscriptis in calce nomen iüius, aetas vitae ac pro-
fessionis tempus ac annorum Christi positum est, nun quidem
studio vanae laudis, ut nonnulli causabantur, sed accendendae
bonae emulationis similia faciendi posteris occasio per huius-
modi praebita est. Sunt autem et aha beneficia nonnulla, quae
propter ipsum eundem confratrem et domus filium domui pro-
venere, de quibus in libro benefactorum latius expressum est3 .
Fuerunt praeterea quidam alii tunc temporis et sub posteriori
patre devoti monachi, qui suis scriptis se declaraverunt non
ociosos omnino fuisse, prout passim in bibliothecis domus in-
venitur.
[cj Fuit siquidem idem dominus Jacobus nedum optimis lit-
teris adprime eruditus, hoc est tarn humanis, quam divinis,
uti praetatum est, sed etiam in rebus agibilibu« ad extra vir
sagacissimus, eloquio quoque disertus et facundus, et velut alter
Ahot4) ambidexter ad utraque divinitus dotatus. Qui novae
plantationi adhuc tenuiter succrescenti et in spiritalibus praeesü*
et in temporalibus prodesse noverat. In spiritalibus quidem
(de quibus inprimis curandum esse salvator mandavit : »primuru,
inquens, quaerite regnum dei et justiciam eius, et haec omnia.
id est temporalia necessaria, adjicientur vobis 5) a) quantum ipse
20. DUteg »Foit siquidem« «. t. w. schliewt rieh an »Jsoobnm Lontar habnit sbc-
etMonm (S. 322, 1S> an. Tgl. wu S. 320 unter dem Texte bemerkt iat. '
1) Ludolphus oder Leutolphus de Saxonia, Dominicaner, später zu
Strasburg in den Karthäuserorden getreten, schrieb zu Anfang des 14. Jahr-
hunderte: Meditattones vitae Jesu Christi secundum seriem evangeliorum
Sie wurden in den letzten Jahrzehnten des 15. und zu Anfang des 16. Jahr-
hunderts mehrfach gedruckt (Hain: Repertorium bibliographicum Nr.
10288 ff. Grasse: Literargeschichte III, 447). Die Karthauserbibliothek
besass mehrere geschriebene und mehrere gedruckte Exemplare. Noch jeut
scheinen sie in der katholischen Kirche ein beliebtes Buch zu sein, da Palme in
Paris, der Herausgeber der Wiederabdrücke der Bollandisten und des Bouquet
eine neue Ausgabe veranstaltet. % S. die Nachträge. 3) Lib. benef. 14*
finden sich einige Vergabungen, welche von den Eltern Heinrichs [Hermanno
Heinrici et Berchta uxore eius, qui fuerunt parentes domini Heinrici de Vol-
lenhft) und mehreren seiner Verwandten dem Kloster gemacht worden. 4) E*
ist Ehud gemeint (in den lateinischen Uebersetzunzen Aioth oder Aod), der
Israel von der Herrschaft des Moabiterkönigs Eglon befreite. Er war an
der rechten Hand lahm. Das Prädicat ambidexter beruht auf der unrich-
tigen Uebersetzung der Vulgata: Qui suscitavit eis salvatorem vocabulo
Aioth. filium Gera filii Jemini, qui utraque manu pro dextera ute-
batur (Judicum 3, 16). 5) Matth. 6, 33.
Z.
Capitata» 1. 827
vkfelicet pro monastici caatus concinnitate, ceremoniarum uni-
formitate et etatutorum diligenti observatione desudaverit atque
propria solius industria laboraverit, satis eiusdem libri pro cuitu
divino ab eo compilati subindicant. Quos vel aparaim ex sta-*
tutis Tel ex approbata domus et ordinis consuetudine pro sinr
gulis ecclesiasticis oföciis in unum ordinarium (sie enim eos in
smul collectos appellari placuit) adeo diligenter et Ordinate
compegit, quo singula novellis clericis aut novitiis essent in-*
ventu facillvma, quod nihil in eis a quoquam desyderari pogsit,
prout intuentibus manifestum est. Ad haec, quatenus unifor^
mitas in eodem onltu divino studiosius introduoi valeret, tarn
indefes&i sedulique laboris extitit, ut etiam novellos sacerdotee,
diacono8 quoslibetque alios officiales, non obstante, quod sufr*
guli sibi deputatos haberent magistros, per se ipsum tarnen
instrueret in missarum celebratione et tarn in diaconatus, sa-
cristae et procuratoris offieiis eos dirigere non pigritaretu*.
Denique, quo singuU assumptum propositum in omnibus serio-
aus prosequerentur, ipse in eo sie subditos praeire satagebat,
ut vel sui exemplo illos alacriter poat se viam [d] ma&datorum
dei currere faceret, aut carte, si nonnulli segnius illaxn insftr
querentur, quos etiam si forte diseiplinae regularis calcaribus
urgeri oporteret, quod ii minus recalcitrare auderent. Quam*
quam vero xeligiosae vitae et exemplaris conversationis ipsius
praeconia plura possemus adducere et de maxima industria so*
licitudinis, qua nedum in prineipio suae assumptionis in prio-
ratum, sed etiam in omni deineeps tempore pro zelo regularis
obeervantiae desudaverit, longe plurima eommemoranda forent,
nos tarnen brevitati studere volentes hoc brevi compendio naj-
rationis solicitudinem ipsius posteris, etsi non suffirienter, com*
»petenter tarnen, indicasse sumus arbitrati, licet forte in calce
huius capituli de laudabilibus conditionibus ipsius uoftnulla di*
cenda veniant. Sic igitur regno dei eiusque justicia primum
quaeeitis, juxta infallibile divinum promissum quanta ab eodem
omnium bonorum largitore temporalis benedictionis sit adjeeta
tlaigitas, moK sequentia scripta declarabunt. Dum enim idem
dominus Jaoobus primum ad huius domus administrationem se
accinxerat, in granariis non repperit blada pro una hebdomada
^ufficientia, similiter nee vina in cellariis pro uno mense, et
inMiper aeris marsupium penitus erat vaeuum. Nee tarnen quis
rtob haec, quae modo retulimus, antecessori ipsius malae admi-
ni«trationis notam impingere voluisse suspicari debet, sed magiß
admirari, quod ex tanta proventuum tenuitate sumptuumque
non modicorum quantitate et ex tarn exili censu tantum con-
ventum fratrum sustentare potuerit. Certe, nisi dominus eis per
upiam fidelium largitatem elemosynariam (qua tunc pro maiori
parte vivebant, prout ex chartis visitationum evidenter colligi-
tui' providißset, de proventibus tarn exilibus yivere minijne
858 Caprtulum 1.
potuissfent. Hinc pro futurorum memoria, tjuanti tunc domu*
fuerint annui censu6, hie annotare placuit, quo posteri discant,
ex quanta paupertate in quantam sufficientiain temporalium
pervenerint, ut de pereeptis benefieiis gratias agentea bene-
diettone largiori in spiritalibus benedici mereantur. Igitur tunc •
temporis in pecunialibus erant oensus summatim perstricti 439
librae denariorum, 6 solidi, 10 denarii, in bladis 56*/^ vernzel-
lae spcltarum, 5 vernzellae siliginis, in avena 16 yerneeilae et
tinus sextarius, in vino non plus quam sex somae, de quibu*
tarnen omnibus annue 62 libras certis pereonis partim ad vitam
tantum et partim perpetue tenebantur exponere. Et sie tantum-
modo 376 librae ipsis remansere. Cum antem de ilK» ultra ter-
tiam partem pro vino et bladis expendere opottebat, quisque
perpendere potest, quam valde modica restabat sunvma, de qua
sustentari per annum debebant. Pius tarnen dominus nunquam;
deBeniit suos, sed quod census non suppetebant, ipso pias men-
tes inspirante per illorum largitionem, ut jatn saöpe eommc-
moratum est et in priori parte per totum proeessum dialogi
Batis insinuatum, Ulis subveniebat. Supereet igitur, quantura
dieta domus sub hoc venerabili patre Jacobo in temporali sub- :
stantia suecreverit. Sed hoc, quanto compendiosius fieri pote-
rit, assignabimus. Siquidem nimis longum et tediosum foret,
si singula minutatim (quemadmodum in priori parte chronica?
digestum est) perstringere et recensere vellemus, qua« tarnen,
quamvis si simul computarentur , grandem facerent acervum,
illa tarnen praefatis ex causis magis omittere et solummodo no-
tabilioribus insistere consilii ftiit. Et imprimis de bibKothcca,
hl qua ceu granario quodam spiritali uberrimus consolationum
internarum proventus et sempiternus animarum eibus, statutis
ordinis testantibus , est reconditus *) , pauca [e] perstringenda !
sunt. Igitur bibliotheca, quae ante eundem pastorem quasi pene
nulla erat, quantum sub eo libris ac codieibus pro omnium ar-
tium ac scientiarum facultate referta fuerit, unusquisque facile
conjicere poterit, si titulos exteriores, id est eos, qui in fron-
tispicio singulorum , ipsius eiusdem propria manu conscriptos \
aspexerit. Singuli quippe Codices bibliothecae nostrae singulas
17. Mpf Hb.
1) Secunda pars antiquorum statutorum, cap. 16, § 10: Libros
3uippe tanquam sempiternum animarum nostrarum eibum cautisaime custo-
iri et stuaiosissime volumus jfieri, ut quia ore non possumus, dei ver-
bum manibus predicemus; quot enim libros scribimus, tot nobis veritatis
precones facere videmur, sperantes a domino mercedem pro omnibus, qui
per eos vel ab errore correcti fuerint, vel in catholica veritate profecermt,
pro eunetis etiam, qui vei de suis peccatis et vitiis corapuneti, vel ad desi-
derium fuerint patne celestis accensi. Diese Stelle citiert Georg auch in
der Vorrede zu dem in der nächstfolgenden Anmerkung zu besprechenden
Fachcataloge der Karthäuserbibliothek.
Capitulum 1. 329
in se eontinent notulas , diligetiter, a quo quisque provenerit,
raratas. Igitnr ultra mille ducentorum voluminum extendit se
numerus, sub eodem patre caeteris codicibuR veteribua adjectusy
qnorum tarnen maximam partem dominuH Joannes de Lapide
sacrae paginae doctor (de quo nonnulla in subditis dicentur) *)
ordinem ingressus secum apportavit. Denique tantus excrevit
codicum vetcrum et novorum acervus, ut opus* fuerit binas cori-
strui bibliothecas , altera m veterem, in qua Codices yetustiores
et scripti continerentur sub ordinali ntimero vulgari consjgnati,
alteram novam sub cyfrali numero2) pro noviter impressis et
futuris reponeudis, cum suis propriis registris et intitulationi-
bus singuloram armariorum, mira quadam et singulari novitate
dictos Codices ordinatissime collocandi. Quo nimirnm patet,
quante vir iste sagacitatis et induetriae fuerit ac laboris inde-
fosi, qui tantum potuerit se in talibus defatigare, in qualibus
rix ociosissitnus quisque monachus semetipsum agitare vel exer-
rerc dignaretur. Sed quam ob rem? Equidem reor: non ob
aliam, nisi quia litteras ex animo charas habuit et quia nove-
rat, quantum utilitatis et quietis in soKtudine versantibus atnor
litterarum pariat, tum quia decorem domus dei dilexerat, qüeni
bonorum librorum copia non parum commendat utique prao
caeteris ornamentis universis. Breviter, quid per hoc intende-
rit, satis liquido constare videbit quisquis antiquum registrum
pro utraque libraria, manu illius conscriptum, in fronte eius-
dem legerit 3) . Sed de hiis satis alibi forsitan benevolus domus
huius suppellectilium scrutator inveniet. Ad structuras eiusdem
domus properandum est.
Igitur in anno primo suae assumptionis idem pater Jaco-
bus structuram cellae II per antecessorem eius inchoatam 4) ipse
complevit sumptibus domini N. cancellarii comarche in Hassia»
1} Cap. 4. 2) In dem S. 236 erwähnten neueren zweibändigen Re-
gistrum der Bibliothek werden die römischen Ziffern bald als numerus Or-
dinarius, bald als numerus vulgaris den arabischen, dem numerus cyfralis
entgegengestellt. Dieses Registrum ist, wie ich mich nunmehr überzeugt
habe und wie ich in der Einleitung zur Reformationschronik näher dar-
legen werde, von niemand anders, als von unserem Georg verfasst. Es ent-
hält einen Standorts- und, da die Bücher in jedem der beiden Säle, der
mtiaua und der nova libraria , ihrem Inhalte nach aufgestellt waren , zu-
?leicn Fachcatalog der Bibliothek. Einen sorgfältigen alphabetischen Cata-
log, das Repertorium universale veteris ac nove Hb ran e Carthusiensium
minoris Basilee, hatte der in Cap. 3 angeführte Urban Moser von Appen-
zell angelegt. Die spätem Eintragungen hat auch hier Georg gemacht.
IKeses Repertorium "bildet einen dicken Folioband (A. I. 24 der Univer-
sitätsbibliothek. Beim Niederschreiben von S. 236 hatte ich Öin noch nicht
gekannt). Aus einer von Georg vorn eingefügten Auseinandersetzung erse-
hen wir, das« die ursprüngliche Signierung der Bücher eine Veränderung
erlitten hatte. Da« hatte wohl die Veranlassung gegeben, das alte Regi-
strum des Jacob Louber (s. S. 236) durch das neue Georgs zu ersetzen.
\ S. oben S. 236. 4) Vgl. oben S. 299, 42.
330 Capitata» I.
cuius fili us sepultuB est ante cellam procuratoris1). Pro quo
expositi sunt ducenti viginti aurei Renenses. Item eodem anno
inchoavit edificium cellae G aumptibuB domini Leonaidi Trou-
bach 2) , ante ipsam cellam sepulti, pro cuius erectione et dota-
tione idem exposuit ultra quadringentas libras denariorum mo- *
netae Basiliensis. Etiam sequentibus annis plures cellas ruino-
saa, primum exilibus expensia ereotas per fundatores, reaar-
civit et suppellectilibus necessariis munivit, item domum pistri-
nae, quae ante bumili muro et ligneifl tegulis tecta erat (quara
magis tugurii quam domus speciem gerebat), inaltavit ac late— H
ribue texit uovisque furno3) et Camino, absque offirinis oportunia,
aptavit. Pro quibua *) expositi sunt ceutum quiudecim aurei,
ad quod dedit dominus Joannes Irmes) 80 aureos. Item anno
iig7 domint 1487 fuit Basileae ingens grando9), quae nostram hanc
(^"«■Idomum plus quam in ducentis aureis aolummodo in laterculia is
et fenestxis daran ificavit, quae ab eodem priore quorundam be-
ll Llb. benef. 262 1 Oretur pro Tenerabili domino Alberehto Rode de
Margburg in Hawia, decretorum baccalario, apud nos circa cellam procu-
ratoris sepulto anno 14T5, cuius parentes, videlicet magister Heinricua
Rode, utriusque juris doctot. constliarius domini lanigraffii in Hasaia, et
domina Elyxabet nata de Tresbach, eiusdem Heinrici lejritima nior, fun-
darunt preeioiam cellam litten H aignatam ipaamque habitabilem focarunt
cum omnibus correquisitiB et neceaaariis, pro quibua expoauerunt 260 flo-
renoa Renenses ; insuper pro dotacione eiuadem aucceasive dederunt 240 flo-
renos, et ita summane dederunt quingentos florenos. Premisaia tribus per-
sonis conventuuliter concessum est perpatuum an ni verBarium jurta formatn
ordinis et quster in anno participacio officii mensis circa augarUm, et aaao-
cinmu» persona», pro quibua deiiderarunt. Vgl. die Beilage de cellis Car-
thusiae. 2) Liber benef. 291 : Oretur pro vetierabili domino I<eonardo
Troubach de Mulhasen, ecclesie ac epiacopi Basiliensis cappellano, magno
benefaotore noatro, qni hoc die [12. Oct.J obiit in cella G huiua domus,
quam fundavit, ante cuiua forea corpus eitia septikum est anno domini 1484
u. b. w. Seine dort aufgeführten grösseren Vergabungen beliefen sich auf
646 fl, rhein., wozu dann noch eine Anzahl kleinerer Gescheake kommen.
Auch seine Dienstmagd Blyeabetht Merckin schenkte durch seine Vermitt-
lung 8 fl. rhein. und wurde auf dem grossen Kirchhofe des Klosters beer-
digt. — Vgl. auch die Beilage de cellis Carthusiae. — Um die Erlaubnis«,
dass Leoniard die von ihm gestiftete Zelle bewohnen dürfe, hatte sich
Louberim J. 1480 in der grossen Karthaus beworben. Karth. Arch.Nr. 313.
3) Ad re form and Jim fornacem pistrine gab Leon hard Troubach 2 fl, -lj Näm-
lich für alle in diesem Satze erwähnten Bauten 'nicht nur für die an der
Backt rei1. Vgl. die folgende Anm. 5) Kathsherr Hans Iraii wird in der
Basler Geschichte seiner Zeit viel genannt. Im J. 1474 wurde er, als man.
in Breisach dem gefangenen burgundiachen Landrogte Feter v. Haftenbach
den Process machte, su dessen Fürsprecher bestellt. Vgl. auch Beiträge
V, 511 ff. Seine Wohlthaten samrat denen seines Sohnes Balthasar, der ma-
gister artium war und von Ks. Friedrich III. geadelt wurde, sind verzeich-
net Lib. benef. 281. Betreffs seiner Beiträge an die Bauten in der Kar-
thaus heisa t es: Predictus dominus Johannes semel dedit 70 libras dena-
riorum ad reformandas cellas autiquaa litteris D et E signata», per i nun da-
tionem aquarum deatructaa, annu videlicet 1481. ii) Wuretisen 474.
Ochs V. 210.
Capitulum 1. 2.
SSI
. ne&ctorum adjutorio restaurata fuerunt1). Item domus nonnul-
lis censibus annuis perpetuis onerata fuit, utpote circa decem
libras denariorum ad di versa loca, prout in antiquis patet do-
mus registris, quoe idem pater Jacobus redemit, pro quibus ex-
»poeuit circa ducentos aureoe Renenses. Remanserant autem
adhuc et alii census perpetui, pro qtiibus idem non potuit ha-
bere redimendi consensum. De quibus postea eins successor
venerabilis pater Hieronymus redemit, et adhuc pauci sattem
in pecunialibus restant. Si etiam posset domus aliquando exo-
10 nerari a censu de siligine annuo monasterii sancti Albani debito
com eorundem consensu, ad id omnis conatus esset adhibendus2).
[f] Capitulum 2.
Sub huius denique non multo post tempore postquam in
prioratu processisset , scilicet anno domini 1487, venerunt duo MS7.
i* insignes et conspicui viri ad ordinem et domum hanc nostram,
videlicet dominus Joannes de Lapide sacrae paginae professor
et concionator ecclesiae Basiliensis, de quo nonnulla in sub-
jectis 3) annotabuntur, et dominus Hieronymus Zschegkenbürlin
legum licentiatus, cuius genitor aliquando fuit tribunus plebis
»Basiliengis4); de quorum adventu domus non modicum sumpsit
10. »nonutoriic steht deutlich , obgleich, nachdem einmal »debito« gefetzt war, »mon*~
ttoxiot daa Sichtige gewesen wäre.
1) Johann de Lapide hatte, cum adhuc secularis erat /ad priorem re-
formationem fenestrarum, anno 14S7 factam, 2 fl. beigetragen. Bei seinem
Eintritte ins Kloster verordnete er aus dem eingebrachten Oelde 21 U. 4 s.
pro secunda reformatione singularum fenestrarum domus per grandine« Jo-
nannis et Pauli martirum 1487 miserabiliter destructarum, quas eodem anno
preciose reformavimus , et statim post reformationem destructe. Et per
huiusmodi grandines tecta singula fesa fuerunt, et destructa circa triginta
sex milia laterum, et propter necessitatem plura tecta simplicia facta fue-
runt. Pro reintegratione ergo tectorum maioris galilee, fontis et celle pro-
curatoris, jussu ipsius facta, ezposite fuerunt de prescripta pecunia (der ein«
gebrachten Summe von 166 fl. in auro und 22 s.) quinquaginta una üb. de-
nariorum. Lib. benef. 327b. 2) Bemerkungen wie diese stammen sicht-
lich aus der Feder des "Schaffners und Vicars Philipp Stouffer (&. die Ein-
leitung zu unserer Chronik). 3) Cap. 4. 4) Die Zscheckenbürlin waren
eine reiche Wechsler- und Kaufmannsfamilie, ohne Zweifel lombardischen
Ursprunges (s. S. 235 Anm. 1. Zu dem dort über die Schreibung des Namens
Gesagten ist nachzutragen, dass die Schreibart mit Seh hie und da vorkommt,
wahrend die mit Tsch mir sehr selten begegnet ist, und dass in der ersten
Sylbe statt des e auch ein ä oder a vorkommt Der Prior Hieronymus
schreibt im Liber benefactorum Zschegepurlin , auch wohl Schegepurlin) .
Der Vater des Hieronymus, der Oberstzunftmeister Hans, starb den 2-1 . Juli
1477. Seine Gemahlinn war Margaretha, die Tochter des Hans von Basel
und der Elsa von Louffen. Von seinen Kindern lernen wir aus dem Liber
benefactorum und den Urkunden der Karthaus kennen die Söhne Hans
fr 1490), Ludwig (f 1492), diese beiden, wie es scheint, aus einer früheren
Ehe, Hieronymus den Prior (+ 1536) und Bartholomäus, der ganz june ver-
storben sein muss, die Töchter Elsbeth, vermählt mit Junker Ludwig Kilch-
Uli
,*»»• 'll
t£
wA
$ i
li
£:
:\, i.
332 Capitulum 1.
in temporalibuß incremen tum. Dominus quippe Joannes Lapi-
danus aecnm apportavit libros, pro quibns ultra millenos aureos
mann (aus einem Basier Aohtbfirgergfcsohlechte) , Margaretha, vermählt mit
Junker Jacob Nagel von der Alten Schönstein, Landvogt zu Kotteln, Maria,
vermählt mit Junker Jacob Schorpp (auch Zaohorpp geschrieben) von Freu-
denberg und Sophia, Nonne in dem Dominicanerinnenklgster Engelporten
zu Gebweiler. Ein Sohn des jüngeren Hans war Thomas (+ 1502), eine Tc*h-
ter Sibylla , vermählt mit Gebhard Hegner, Schultheis« zu Wint<*rthur. Von
Ludwig kennen wir zwei Söhne, Bernhard und Ludwig (beide gestorben (493:
und eine Tochter Maria, vermählt (149J) mit Junker Morand von Brunn \%
S. 334 Anm. 6). Eine Tochter Bernhards , Magdalena, war mit Junker Hans
Offenburg vermählt. Ueber die Verwandtschaftsverhältnisse der Frauen dt*
Hans Oberriet (Woltmann: Holbein und seine Zeit I. 240 f. Lib. benef.
20, Chronik des Fridolin Ry ff 83, 2) und des Lienhard Fuchs, Kaufmann*
xu Neuenburg a. Rh., Schwiegervaters des Bonifacius Amerbach (Fechter
in den Beiträgen II, 229, Lib. benef. 19) bin ich nicht im Klaren. Vgl
das in den Nachträgen Bemerkte. Die Zscheckenbürlin scheinen ursprüng-
lich zu Hausgenossen (zum Bären) zünftig gewesen zu sein. Dort war IßW
ein Hemman Meister, dort erneuerten 1427 der spätere Oberstzunftmeister
Hans, 1461 seine Söhne Ludwig und Hans, 1488 Bernhard und Thomas die
Zunft. Indess nahmen sie daneben auch andre Zünfte an , der alte Hans und
sein Sohn Ludwig erscheinen im Kath als Vertreter der Zunft zum Safran
(zu Krämern) , Thomas als solcher der Zunft zum Schlüssel (zu Kaufleuten
Den j ungern Hans nennt Lonber imLiberbenefactorum 199 consequent
(und allem von allen Zscheckenbürlin] domioellus. Es muas sich dieser ako
unter die Achtbürger haben aufnehmen lassen (Heusler: Verfassungsge-
schichte 255} . Sein Sohn Thomas dagegen vertritt im Bathe bis zu seinem
Tode die Zunft zum Schlüssel. Vielleicht Hess sich Hans als Achtbürger auf-
nehmen , als er sich von seinem Geschäfte zurückzog und dieses dem Thomas
übergab, der zünftig blieb. Das bedeutend spätere Calendarium (d. h. vnsrr
Georg, s. Einleitung zur Reformationschronik) nenntauch den Tho-
mas aoraiccllus. Ueber die enge Verbindung, in der manche den höheren Zünf-
ten angehörige Familien zu der hohen Stube standen, s. Heusler 25fJ.
Dass die Zscheckenbürlin in socialer Hinsicht als den Achtbürgern eben-
bürtig angesehen wurden, also wohl, auch wenn sie zünftig waren, Stuben-
recht bei diesen unterhielten, zeigt ihre Verschwägerung mit so manchen
adeligen Familien ^ — Die ersten Beziehungen der r amilie Zscneckenbürlin
zur Karthaus scheinen aus der Familie der Margaretha, der Frau des Oberst-
zunftmeisters Hans, zu stammen. Ihre Eltern erscheinen unter den AVohl-
thätern des Klosters, als eine ganz besondere Wohlthäterinn aber ist die
Schwester der Elsa von Louffen, Frau Gredanna von Eptingen , genannt
zem Schiff, ausgezeichnet, die Gemahlinn des* Junkers Anton von Epthigt'Q
(f 1462. Tonjola 31*<, wo sie irriger Weise Grediana heisst). Im Lib er
benefactorum 199 wird hervorgehoben, dass tempore maxime pauper-
tatis nostre, quando gens Gallica cum delphino vastabant pene euneta circa
Basilcam , quando erat tante Basilee tribulatio , quod vix frater fratri mu-
tuasset unum florenum , taccamus de dando, dedit nobis in tanta an-
gtistia libere sine aliqua conditione obligationis et simpliciter SO florenos.
Ein anderesmal schenkte sie kostbare Hinge mit Steinen im Werthe wn
100 fl. Einmal gab sie pro singulis cellis mensalia cum suis mantilibus par-
vis f mehrmals den Laienbrüdern camisias et vestimenta linea , ausserdem
Kirchen Zierden, Kirchengeräthschaften und Anderes. Auch Verlans sie nick
von Zeit zu Zeit Leckerli (electuaria) , Törtchen (tortulas) und butirum ver-
nale zu schicken und viele andere consolationes den Mönchen zu erweisen.
— Auch die S. 29(> Anm. 2 genannte Lostorfinn war mit den Zschecku-
bürlin verwandt. Sie wird Lib. benef. 199b amita des jüngeren Haas
genannt.
Capitulum 2. 833
Bencnse6 expenderat *) , excepta varia suppellectile curiosa, quae
simul allata fuerat*) , denique dominus Hieronymus, qui dicto
venerabüi patri Jacobo potrtmodum in prioratu successit, in va-
lore circa tria milia floreiioram secum apportavit, qui etiam
eadem bona sua ante ingressum ordinis et eiusdem habitus aa-
sumptionem nostrae donrai donatione inter vivoe resignavit
libere3), quod magnae fidei ftrit atque audacie, praeter ea, quae
occasione ipshis ab eiusdem consanguineis (quorum non paucos
opulentes et honoratissimos habuit) memoratae domui prove-
nere4i, quae sciHcet bona praefatam excedunt summ am, prout
in ipsius conscriptione post illius obitum (ubi plus quam huc
eonvenit) clarius patebit. Sequenti anno ab eodem venerabili 1488-
patre Jacobo testudinatus est chorus ecclesiae nostrae 5) sumpti-
1} Donavit domui de libris suis ducenta triginta tria volumina ligata et
preciose et exquisite preparata (vgl. unten Cap. 4) et quinquaginta volumina
oondum ligata, qui in secuta noluisset eis caruisse pro müle aureis. Lib.
bene f. 327b. 2) Item recepimus eciam duo preciosa reservacula qorpo-
ralium et unum supercilicium duoque faciieta pro usu nostro retenta,
htm habuimus ab eo in panno Iineo circa centum septuaginta unam ulnas,
mensalia, lintheanrina, mappas, pulvinaria, cussinos, tegimina plurimu pro
diu suo ac oellarie retenta. Item duas casulas laneas nigra« de suis vesti»
bus fecimus. Item unam albam paratam eomportavit. Item mensas, cistas,
annaria et plura vasa lignea pro usu domus nostre servata. Item cantros,
discos , scutellas staneneos et alia vasa de auricalco et «lectro , mortariola,
horologium, caldariola et quam plurima utensilia pro cella eius et conso-
latione fratrum atque coquine eomportavit. Eciam tabula« et ymagines pro
cella eius. Et quidquid de utensilibus suis potuit esse utile domui aut con-
solatorium fratribua, ad instanciam eius reservatum fuit. Dominus sit merces
tos. Anderes wurde bei seinem Eintritte in den Orden verkauft. Was dar*
aus gelöst wurde (ex distractione vestium, vasorum argen teor um, lectorum,
denodiorum et plurimorum utensilium), und was er an baarem Gekle ein-
brachte, betrug zusammen oentum sexaginta sex florenos in auro et 22 so-
lidoe denariorum Basiliensium. Von dieser Summe wurde seinem Wunsch«
gemäss ein Tbeü zur Reparatur der durch den Hagel des Jahres 1487 an-
gerichteten Beschädigungen verwendet (s. oben S. 331 Anm. 1), für 21 fl.
IT g. Hess er navem argenteam pro thure machen , für 7 tk tria annaria
pro libris suis in cella 1» — Ausserdem brachte er 61 Viernsel Spelt und
tt Viernzel Hafer (= 43 fl.) und 17 Saum Wein (-» 17 fl.) dem Kloster
m Lib. benef. a. a. O.). — Ueber Einiges von seinen Büchern, Kleidern,
Geräthschaften u. s. w. verfügte er bei seinem Eintritte in den Orden zu
Gunsten von Bekannten, Dienern und verschiedenen wohlthfttigen und kirch-»
liehen Zwecken. (S. seine ultima voluntas vom 16. Nov. 1487 im Karth.
Arch.) 3) Urkunde vom 28. Mai 1487 im Karth. Arch. Nr. 361.
4i Ein ausführliches Verzeichniss dessen, was Hieronymus, »sie dicendo se-
condos huius domus fundator«, dem Kloster zugebracht hat', findet sich
Lib. benef. 198b. Am Schlüsse bemerkt der eintragende Prior Louber:
Et sie in summa prescriptus conftrater noster Jheronimus eomportavit atque
donavit domui nostre circa tria milia et duoentos florenos Renenses, et se
j»um. Dominus sit merces eius. Die Summe der Gutthatew, welche das
Kloster von der ganzen progenies der Zscheckenbürlin erhielt, wird im
Über benefa ctorum 50 auf 8000 Gulden geschätzt. 5) Das C a 1 e n -
<Uri um verzeichnet am 21. Mai die Jahrzeit des Remigius Vaesch, qui
ebnun nostrum testudinavit. Den 24. Sept. 1487 geben Prior und Convent
■dem enamen meister Remigius Vaesch, der statt murerwerkmeister«,
Haut und Hofstatt genannt ütingen , am obern Rindermarkt. Karth.
894 Capitulum 2.
bus praefeti domini Hieronymi, pro quo trecenti aurei Benen-
ae« sunt expositi. Et pro tribus fenestria novis in eodem choro
expositi sunt circa septuaginta aurei, quosjportun dominus doctor
Geoigius Keppffenbach , praepositus ecclesiaa sancti Petri in
Baailea1), partim honestua vir dictua Iteihanns Louber de Lio-
dow2), eiusdena patris Jacobi germanu*, et honestus Joanne»
um. Kuppfferoagel3) solverunt4). Deinde anno 1494 conatructa$8unt
torcular et horreum, et ortus muro lapideo cinctus veraus aacri-
stiam, qui quidem hortus antea sola sepe lignea circumdatus
erat, etiam sumptibus praefati domini Hieronymi. Item anno
aequenti completa est structura longae domus eeu habitationis
: et dormitorii fratrum laicorum, pro qua expensi sunt ultra
sexingenti Bbenenses aurei. Quorum maiorem partem solrit
dominus Joannes David, capellanus ecclesiae maioris Basilien-
sis5}. Item renovata est cella procuratoris sumptibus domicelü
Morandi de Brunn, sororii praefati domini Hieronymi tunc pro-
curatoris, pro qua restauratione sunt expositi circa quinquaginte
t496. aurei4). Item anno domini 1498 restaurata est cella F, quae
Ar eh. Nr. 366. Ueber die F&sch als Baumeister 8. J. R. Burckbardt in den
Beiträgen III, 207. 1) Lib. benef. 60b find die Wohlthateo des Geor-
gius Wilhelm i deeretomm doctor prepoeitus ecclesie sancti Petri Basüieaau
(+ lä.Dee. 148$ verzeichnet. Am Schlüsse: Item 12 florenos reeepimus pott
eius mortem ab executoribus testamenti sui pro subsidio feneetre mag&e
chori prope tabulam reliquiarum cum ymagine crueifixi; reliquam partem
domus solvit. Es ist somit picht richtig, wenn v. Mülinea I, 32 den
Georgias Wilhelm* und den Georgius Jkepfenbach als zwei verschiedene
Personen behandelt Was die verschiedenartige Bezeichnung betrifft, so ver-
halt es sich damit wie mit Heinricus Arnold* und Heinneue de Alveldis
(s. S. 241 Aam. 2) , Andreas Bodenstein von Carlstadt und Andreas Csrl-
stadt und ahnliehen Fallen. 2) Fecit fieri novam fenestram in choro
Oestro cum ymegine beate Margarete post summum altare , pro quo ex-
posuit 22 florenos in auro Renens. Lib. benef. 327. Vgl. oben 3. 305
Anra. 2« 3) Fecit fieri magnam fenestram in choro cum ymagine beate
virgini* Marie in wie, pro qua exposuit 20 florenos in auro. Lib. benef.
2H, wo noch andere Wohithaten dieses Hans Kupfernagel und «einer Mut-
ter, dar Agnes Kupfernageün von Basel, verzeichnet sind. Hans gab unter
Anderem im J- 1511 pro quodam instrumento ferreo ad ligaturam libroruo
a solidoe. 4) Den 29. Oet. 14S8 weihte Nicolaus , Bischof v. Tripolis
Geaeralviear des B, Caspar von Basel» im Auftrage des B. Otto von Con~
stanz die Kirche , per decrustationem parietum chori atque nove testudioa-
tionis snperindnetionem emendatam notabiliter et ingenti decore insignio-
rem effeetam, aufs Neue. Karth. Ar oh. Nr. 371. 5) Dedrt i5 Boras
denariorum anno 1490 divisim pro structura transitus inchoanda, qui edi-
ficeri dßbet pro habitationibus fratrum et hospitum, ouius strueture fundator
atque ineeptor fuit per huiusmodi summam. Item 1 florenum in loca-
tione prinu lapidis nove strueture prescripte. Lib. benef. 340, wo auch die
zahlreichen andern Wohlthaten des Johannes David verzeichnet sind. Ef
starb den 29. 8ept. 15U2. 6) Morand von Brunn gehörte einem im 13-
Jahrh. auftauchenden , noch heute nieht ausgestorbenen , übrigens nie io
zahlreichen Gliedern blühenden Bürgergeachlechte an. Sein Vater Heinrich
war bis zu seinem Tode (1491) Bathsherr zum Schlüssel (au Kaufleuten).
Morand dagegen sitzt unter den Aohtburgern im Käthe. Die Wohlthaten
Monade und seiner Frau , Maria Zacbeckenburlin , Anden sieh veneiehset
n-gj
Capitulum 2. 335
Ideo aolummodo quatuor murie exterio-
atra totaliter eam reformare oportebat,
In Betreff der Wiederherstellung der Zelle des
) bezeichnet, 9. die Beilage de cellis Carthusiae)
'11 dedit 20 florenos pro reformatione celle procura-
;kenbürlin af&nis sui 1495. Im Jahre 1496 gab er
< > ymaginibus procuratori predicto, und seine Frau 9 flo-
■•o novo horologio valde magistraliter facto, licet parvo, pro
.usdem procuratoris nostri. Damit ist allerdings die Summe
.< n , welche die Wiederherstellung der Zelle nach der Chronik
noch lange nicht erreicht. Morand nat eben nicht, wie man aus
• artlaute unserer Stelle sehliessen könnte, diese Kosten alkin ge»
. : 6 fl. steuerte, wie wir aus dem Liber benef. 200 erfahren, Lud-
. Xscheckenbürlin , der Neffe des Priors , und ebenderselbe liess ausser-
-n ein neue» Fenster für die stubella der Zelle machen, was i Vc fl* kostete,
,er gleichnamige Vater dieses Ludwig fecit soulpere ymaginem beate Mar-
garete cum domuneula sua fratri Jheronimo, constantem 6 flor., das Uebrige
wird auf andere Weise gedeckt worden sein. Es mag nicht unpassend sein,
an dieser Stelle eine kurze Zusammenstellung auch der übrigen Wohlthaten
des Morand und seiner Frau zu geben, da sie ein Bild von der Art und
Weise bieten kann, wie die Karthaus von ihren Gutthfttern beschenkt zu
verden pflegte. An die Bauten des Klosters gaben sie ausser den bereits
genannten noch folgende Beitrage: Im J. 1500 gab Maria 200 fl., um einen
Bronnen Ton der Stadt anzukaufen und ins Kloster zu leiten (vgl. unten
Cap. 5 pag. o). Im J. 1505 spendete Morand 14 s. für ein kleines Fenster
orca aiuore crucis, 1507 l1/« t6. für ein Fenster in der Basierstube , 1508
steuerte er 50 t$. oder 40 fl. zur Errichtung einer Uhr Über dem Basier*
bauee, 1509 sodann 30 fl. zur Erbauung der 8tube im Hause der Gäste,
im folgenden Jahre gaben er und seine Frau ein grosses Bett in die Kam*
Der der Gaste im Werth von 6 fl., und im J. 1512 gab er dann noch Geld
für »ein wisse katholonische flecki« dazu. Mehrere Zinse trat er dem Klo-
ster ab, damit eine Lampe im Kreuzgange Tag und Nacht brennend erhal-
ten werden könne. In die Küche stifteten sie einen Musskessel, ein an*
dereernal Geld zu einem Tröglein, im J. 1498 lieferte Morand das Tuch zu
einem Mantel (cappa) für Bruder Georg den Backer, ein anderesmal gab
er 2 A 21/* ». zu einer Cappa für den Laienbruder Sebastian, und im J.
151$ stiftete Maria 25 mitras de lino, scilicet nachthublin, in utroque con-
ten tu. Dazu kommen mehrere Geschenke an KirchenirarAthen und korenen-
gewtadern, 17 s. für ein Erbauungsbuch für den Schaffner Hieronymus,
zahlreiche Geschenke an Fischen, ritanzen (s. oben 8. 261 Annt. 2) und
Wein, ein »schlegumnest«, mit Spezereien angemacht, regelmässige Neu*
jahrageschenke (enoenia) an Geld im Betrage von 1—2 Gulden (andere
(Jänner oder Gönnermaen pflegten zu Neujahr wohl auch LeckerU, electua-
ria, su spenden, so die Elszbet zum Schiff. Lib. benef. 199), ein Beitrag
von 50 fl., den Maria in Betracht der Unkosten, welche das Kloster wegen
seiner Zehnten in Krensach gehabt, im J. 1517 gab, und verschiedene klei-
nere Geldbeiträge, zu verschiedenen Zeiten für Beherbergung von Gasten,
f&r Anschaffung verschiedener Gerftthschaften u. s. w. geleistet Endlich
vermachte Morand {Karth. Arch. Nr. 403) dem Kloster 500 fl. Dreüura»
dert davon sollten die Testamentsexecutoren sofort nach seinem Tode, zwei-
hundert nach dem Tode seiner Gemahlinn auszahlen. Von jenen 300 sollten
aach dem Lib. benef.) 200 an den Bau des Klosters gewendet, die übrigen 100
mi Zins gelegt und die Feier einer Jahrzeit für ihn daraus bestritten werden,
bei der dann dem Convent eine gute Pitanz aufgewartet werden sollte. Dem
Prior Hieronymus als Testamentsvollstrecker vermachte er überdies noch 10 fl.
Kr starb am 10. Sept. 1513. Maria setzte in ihrem Testamente vom 21. und
22. Juni 1518 (Karth. Arch. Nr. 463) als Haupterben 1. den Prior Hierony-
336 Capitulum 2.
pro quo expositi sunt circa uoaaginta aurei Renenses» quorun
sexaginta solvit honestus vir Balthassar Zymmerman, genitoi
quondam confratris nostri Joannis Zymmerman 1j . Et eadem cell*
ordinata est pro habitatione vicarii. Sunt etiam posteris anni
aliae'quaedam cellae ruinosae reformatae, de quibus brevitati
causa singularem facere specificationem omisimus. Sed summa-
tim excedunt centum florenorum sumptus.
t499. Item anno t499 erectum est tectum magnae domus, ubi con
struenda erant refectoria duo, alterum pro monachis, alterum pn
conversis, item domus hospitum coquinaque cum suis promptua-
riis, cellarium et dispensa, quae omnia postea completa et ad
mu«, oder wenn er vor ihr stürbe, das Kloster, 2. die Kinder des Hans Offen
buiff und der Magdalena Zscheckenbürlin (s. oben S. 331 Anm. 4) ein
Nach Abzug der betrachtlichen Legate für wohlthätige und kirchliche Zwecke
und an andere Verwandte sollten der übrige Hmisrath und 600 fl. an die
Offenburgischen Kinder, der Rest zur Hälfte an diese, zur Hälfte an den
Prior (bez. das Kloster) fallen. Die Karthäuser sollten dafür verpflichtet
sein, 1. jährlich an ihrem Todestage und an den vier Fronfasten ihre Jahr-
sei t au Degehn »und zu iedem jarzit ongevorlich acht tag vor oder noch,
wann inen glegen ist, den vättern und br&dern in gotshuses ein gute pie*
tanz über tnison, irer seien dester volkomner ingedenk ze sind, se geben«,
2. zwei neue Zellen zu bauen und zwei Väter mehr als bisher su unterhal-
ten, 3. jährlich 20 Vierzel Korns mahlen und backen su lassen und nach
und nach an arme Leute an ihrer Pforte zu vertheüen. Sie starb den
28. Febr. 1626. Der Antheil der Karthäuser an der Erbschaft betrug 2621 n1
(Karth. Ar eh. Nr. 430). — Eines der Offenburgischen Kinder, die übel-
beleumdete Dorothea, hat wahrscheinlich das Urbud zu Holbeins berühmter
Lais Corinthiaca abgegeben (E. His: Die Basier Archive über Hans Hol
bein den Jüngern (Sonderabdruck aus Zahns Jahrbüchern für Kuostwissen
schaft, III. Jahrg.) S. 47 ff.) 1) Lib. benef. 295: Oretur pro domino
Johanne Zymmerman de Lindow, novioio huius domus, et pro domino Bal-
thasar Zymmerman genitore eius, qui anno 1498 dedit 30 florenos ad refor-
mationem celle P, quatenus filius eius prescriptus, illa die indutus, inter
nos locum habere posset. Idem dedit 30 florenos anno 1499 pro plenana
eiusdem celle reformatione j qui eciam eodem anno professionem fecit
Seine Mutter schickte den Brüdern viele Schlafmützen und Taschentücher
(facileta) , sie stiftete auch in die Zelle ihres Sohnes eine kostbare Altar-
tafel und viele Oeräthschaften , die Kleider, die er als Novize su tragen
hatte, und einen Pelzrock (nach Statuta ant. H, 16 § 2 sollte jeder Be-
wohner einer Zelle deren zwei haben, einen besseren und einen geringeren.1.
Ausserdem schenkte Balthasar noch zu verschiedenen Malen Geld, einen
Sahnen im Wcrth von 3 €Lt Salz, Reis u. s. w. — Es ist nicht ganz klar,
ob die Zelle P, Ton der hier die Rede ist , die auf unserem Plane mit P
bezeichnete oder die dort mit "1" bezeichnete Eckzelle ist. Louber hatte aus
bestimmten Gründen die Bezeichnung dieser beiden Zellen vertauscht und
es scheint, dass nach dem Tode des Heinrich v. Ahlfeld zunächst an eine
Wiederherstellung der Eckselle gedacht wurde (S. die Beilage de celii*
Carthusiae.). — Es ist auch nicht recht deutlich, in welcher Besiehung die
hier beschriebene Restauration su der unten in den Anmerkungen zu Csp. 5
erwähnten, zur Zeit von Loubers Tode 1513 projektierten der cell* cruew
steht. — Johann Zimmermann scheint die früher von Johann de Lapide
bewohnte Zelle I (s. oben S. 333 Anm. 2) zur Wohnung erhalten zu haben.
Barbara Mellingerin, die Frau des Buchdruckers Johann Petri, stiftete
(1502, wie es scheint) l1/* iL pro fornace in cella I intuitu afflnis sui con*
fratris nostri Johannis Zymerman facta (Lib. benef. 103).
Capitulum 3. 8. 337
consummatkmem justam usque, perducta sunt per eins succes-
sorem etc. Porro pro solo tecto expositi sunt ducenti sexaginta
aurei, ad quod ducenti ordinati faerant seu destinati a domino
Philippo Stouffer1) confratre nostro de hereditate sua paterna.
Sunt autem et pleraque alia plurima ab eodem venerabili patre
Jacobo aut constructa vel restaurata, et praecipue bibliotheca
bina pro libris reponendis. Insuper et templum decoris orna-
mentis et ipsa domus varia suppellectile referta est, quae tarnen
omnia singillatim perstringere [g] duximus non esse necessa*
rium, cum sparsim divereis annis eub eodem pastore domus de
die in dies meliorata sit, quae tarnen, si simul collata essent,
non modicae esthnationis reputari possent.
Cum vero pater idem venerabilis viginti annis huius do-
mus prioratU8 obedientiam fideliter administrasset, cum ipse
praecedenti capitulo generali pro urgente necessitate ad domum
Aulae b. Mariae in Buxia prope Memmingam2) provintiae Ale-
maniae inferioris3) illuc pro priore ordinatus fuisset, sed ipse
alinm, scilicet dominum Gregorium monachum professum do-
mu? Friburgensis4); loco sui in eodem capitulo surrogari fecit,
sed cum praefatae domus prior, dominus Johannes Keszlin6),
artium et juris utriusque doctor, paulo post vita decessisset»
ipse dominus Gregorius a suo conventu pro priore revocatus
est, quare idem pater Jacobus, qui ante ad domum Buxiae a
capitulo pro priore ordinatus fuerat, i terato a patre reverendo
Carthusiae ad eiusdem domus praesidentiam ire jussus est«
Denique cum superius annotaverimus, qualem domus star-
tum, quantum ad annuos proventus, idem reppererit, nunc qua-
lem reliqueritj huc subjungere placuit. De hoc require in eius-
dem registro, quando recessus sui rationem dedit.
Capitulum 3.
Et cum in praefata domo Buxiae quinque annis prioratus
obedientiam administraeset, ibidem laesus paralysi, cum se sen-
tiret illic amodo parum profuturum fore, etiam apud capitulum
pro sui absolutione diligenter instetit, quam et obtinuit. sub tali
tarnen optione, ut vel Buxiae manere Tel Basileam repetere
». Di« C&piteHtberaehrift hftt Georg ertt spfctar an de* B&ad gMohrieten.
1) Ueber Philipp Stouffer s. oben 8. 3 1 3. Vgl. S. 340, 5. 347, 7. 2) Bux-
b«m bei Memmingen. 3) Ein Verzeichnis« der Ordensprovinzen mit
timmüichen Klöstern findet sich am Schlüsse der in der folgenden Anmer-
ümj erwähnten Statutensammlung. 4) Gregorius Reysch ; s. aber ihn
Reformationschronik ad ann. 1525. Er ist es auch, der die im J. 1510
M Job. Amerbach erschienene Sammlung der Statuten und Privilegien das
Ordens besorgt hat (vgl. unten die Anmerkung 1 su S. 345). 5) J. Keszlin
von Leonberg f 1502. S. H. Schreiber : Die Karthause bei Freiburg im
Freiburger Adress-Kalender für 1868 S. V.
Rufer Ckraifcen. I. 22
338 €aj>Uulum 3.
placeret vel denique domum quamcunque aibi placeQtem eli-
gere vellet, illuc se taransferre posset et expensia domorum, qui-
bus praefuit, ibidem sustentan deberet. Sed sibi prae omnibus
ülam domum suae professionis, utpote in qua plus labora?erai
et fructificaverat, ob amorem indytae patrxmae suae sanctae
Margar etae promptus et alacer elegit. Et cum Ulk etiam quiii-
que annis valetudinarius, hoc est aegrotana, maueret, putrefacto
sinistro pede suo, quem ohyrurgici consulehant abscindendum,
cum ille sibi praecideretur, concurrentibus aliis inoommodi*
sui corporis atque senili gxavamine, in eodem momento defun-
1515 ctus est proxima die post festum sancti Joannis Baptistae in
sabbato, scilicet sub missa conventuali, sacramentis eoclesiasti-
cifl devote pridem susceptis ab eo, anno domini 1513.
Hie devotua pater vocatu* fuit ad oidraem CarthuaienseiD
1477 anno 1477 in festo epiphaniae; die sequenti perpetuam conti-
ft' J"' nentiam vovit» adbuc oonstitutus in saeculo. Idem eodem anno
S7.F«br.penultima februarii in loco Heremi tanim *) vovit atque apud se
5. iui. conclusit ordinem Carthusiensem infrare. Quinta autem die maii
domum hanc ordinis gratia intravit. Suscepit autena ordinis
s.MBi. Carthusiesxsis habitum oetava die mensia eiusdem, id est in
. festo apparitionis sancti Michaelis. Ordinatus fuit in sacerdotem
SiSüil eodem anno ultima maii; porro in festo sancti Jaoobi prunitias
"NoT.cecinit, deinde in solemnitfete sancti Hugonis eodem anno pari-
ter ex ordinis indulto profesaionem solemnem fecit2). In anno
1490 vero 1480 in die sancti Urbani electas fuit in priorem huius
' domus, altera vero die sive sequenti confiraaatue mit et inthro-
2«. u»i.*nizatufl, et fuit feria sexta, Fuit autem vir affabiliw , eloquio
dulcis et .consolatorius, in corripiendo severus et ad praeeaven-
das filiorum tentationes aon imprudens aut negligens, quippe
qui in multis experientiam habuerat et in litteris maxime sacris
ac piis exercitiis sedulo versatus sit. Sub huius nimirum tem-
pore et sub ipsius regimine domus haec doctos et litteratos ac
devotos valde viros habuit, nempe dominum Joannem de La-
pide, de quo supra?) pauxilhua et infra4) latius dioetur, item
dominum Hieronymam Zschegkeburlin legum lioentiatum, ma-i
gistrum Ambrosium Alantsee, virum utique praedarum, litten-
tum et valde religiasum, qui ex ordine Cluniacensi de monaste-
rio sancti Albani huius patris Jacobi hortatu (cuius et intimus
socius in saeculo faerat) Be ad ordinem nostram contulit*i.
14- Am Eanfe : Haee in qnoforo pstltorio nnanali iprtn «um» dinwritii» M» fotafori
coaaigMU. rtpperi.
1) Einaiedeln. 2) Vgl. Lib. beaef. 327 (Nov. 17). Der hl Hitfo.
Bischof roa Grenoble, an dessen Tage Louber und sniter auch Hejuin
ihren Profess ablegten , aenos* bei dan Karthausera eines besonders An-
sehens. Mit seiner Hilfe hatte einst der hl. Bruno das MMtterUoster in der
Chartreuse gegründet. 3) 8. 331, 16. 4) Cap. 4. 5) Ambrotiui Alant-
see (auch Allan taee, Allantse, Alenaee geschrieben) war aus Füeaen getoürag
CapHulurn 8. 339
[h] Coiüa quaavta diligentia faerit in eaori& littaris, ifwius opur-
Kula testari poterun^ quorum ingena est numerus, per dictum
pfcm Jaoobum düigenter exquiekus et in unum speciale re>-
ftttram et rotulum annotatus. [Hie primum ab eodeni patne
fecobo prior Qrti Christi1) facbis poatmoduni in acta visitatio-
ms convisikator defunetus est.] Item magistrum Ludovicuta Mo-
Kr2) } vifum nan oontemnend&e Jitteraturae religtositatisque 6t
e Latino in Germanum idioma bonum Interpretern , siewt eius
opuscuk testentuT3) , item magistrum Conradum de Urach4),
Ein Bruder von ihm war Magister Johannes, decretorum licentiatus, Cano-
lieug zu St. Peter in Basel, als Lehrer an der Universität wie Loubftr der
Partei der Nominellsten angehörig {Vis eher: Gesch. der Universität 168),
ein anderer Augustinus, Canonieus ebendaselbst. Dieser Magister Johannes
Alltnteee (er lebte noch 1518) ist nicht au verwechseln mit Johann Allant-
*e von Sehoagau, der in den 80er Jahren als Schaffner der Karthaus ver-
*rb (a. oben & 315, Lib. benef. 101. 102. 199>>) und mit den Familien
Auerbach und ftscheckenburlin befreundet war. Ak Schaffner erscheint
er schon im Jahr 1482. 1) Christgarten {domus Hord Christi) bei Nörd-
hgea. Bert* er dorthin kam» war Ambrasius, wie wir aus dem Repefc-
tonum, dem alphabetischen Cataloge der Karthämserbibliothek (s. oben
8.329 Anm. 2) erfahren , Yicar der Karthaus in Basel, wohl als Nachfolger
des Martin Strfiulin. Wenn dieser die Wurde bis an seinem nach 1500 er-
folgten Tode beibehalten hat, so muss die Versetzung Allantsees nach Nörd-
Si erst in der Zeit stattgefunden haben, als Louber Prior in Buxheim war.
dwig Moser aus Zfirich (in dem von Urban Moser angelegten alphabeta-
äehen Bibliothekacatalog nennt ihnOeoze Ludovicus Paluaianus, vulgo Moser
de Turego), Sohn des Ulrich Moser und der Adelheid Suterinn, war früher
Siadtechreiber in Bheinielden gewesen und unter dem Prioeate Heinricas
t. Ahlfeld in die Karthaus getreten. Eb liess die Zelle K bauen , welche
wh der Chronica fuodaüoais (S. 200, 44) etwa 230, nach der genaueren
Aagabe des Liber benefactorum etwa 260 fL kostete (celz florenos heisst
ei dort; das gesperrt Gedruckte ist von der Hand Loubera auf einer Rasur
angetragen , durch welche die frühere Eintragung des Priors Heinrich ge-
tilgt werden ist, wahrscheinlich waren eben die Kosten nach dieser ersten
Sntragaag nach geatiegen), und stiftete au deren Dotierung; erat einen
jährlichen Zme von 6 ff., dann noch weitere Zinsen und Gefalle , im Gen-
ien ein Capital von 500 Gulden repräsentierend; auch sonst bekam die
Kalthaus viel aus »einem Vermögen, im Ganzen etwa 1014 fl. nebst mari-
«hem Havsgaräthe (Lib. benef. 113). Im J. 1482 wurde er Prior in Ittin-
gen (t. Malinen L 229. Lib. benef. 15»). Unter ihm starben sammt-
uehe Conventualen an der Pest. 1486 resignierte et* und kehrte nach Basel
«rück, wo er 16. Juli 1510 starb (v. Mülinen a, a. O. Vgl. Calenda-
rium Juli 16). Wenn v. Malineu sagt, «r sei »aus Weinfeiden im Thur»
S« gewesen, so hegt hier ohne Zweifel eine Verwechslung mit Rhein-
Jen, wo er icine Zeit lang gelebt hatte, zu Grunde. 3) Ein ausführ-
hches Yerseiehniss der auf der Karthiuserhibliothek befindlichen Opnseura
ffitfirpretstorom devotkmalimm « Latino in elegans ac conoinne Alemankrum
fernaeuke linguae nostrae jan> multorum taieorum devotione, welche Moser
gnehrieben und die zum Theil gedruckt worden, giebt Georg in dem aiphabe-
tiiehA Repertorinm derselben. Beigefügt wird: Praeter naec ■uprascriptk
noita alia interpretasse fertur ad diverse loca, uti erat -agilis ad haec mfleaiL
4) Ein dominus Conraduo Cfiolin de Urach senior professus domus naive
«ichemtCalendarium Mai 25 (ade es scheint im Laufe der 20er Jahre
da 16. Jahrb. eingetragen. Vgl. /Einleitung au* Reformation«-
chiouik).
22*
340 Capitulum 3.
magistrunx Urbamim Moser l) , dominum Joannen! . de
canonicum quondam in Nidren Baden2), quem ßaepedictus
Jacobus domui Aigentinae praefecit in priorem *) , aed et J<
nem de Constantia, litteratum valde monachum, item Mi
num Ströulin procuratorem4) , dominum Philippum Stouffer U
gum baccalareum et nobilem genere, sagacis ingenii pro ten
poralibue gerendis, qui et postmodum procurator et vicariu
sub auccessore patria eiusdem factus est6). Hos omnes hie pi
ter sub suo regimiae habitos quanta quaeso oportuit eum agei
circumspeetdone, quod eos in ordinis concordantia consemi
1) Urban Moser, Sohn des Ammanns Hans Moser von Appenzell
scheint im J. I 500 als Magister im Facult&tsrathe der philosophischen Fi
tat der Universität Basel (Vi sc her: Geschichte der Universität 184).
24. Febr. 1602, also erst unter dem Priorate Zscheckenburlins, that erPi
feas in der Karthaus, wo er Schaffner und Vicar wurde (Lib. benef
66. 63. Calendarium Jan. 13. Titelblatt des Repertoriums der Ki
th&userbibliothek. Karth. Aren. Band G, 164»>). Schon 1506 scheint i
(namentlich nach der zuletzt ernannten Stelle) Vicar gewesen tu sein, *
denn auch Philipp Stouffer schon am 26. Jan. 1507 als Sehaffher ertchei
(Karth. Aroh. Nr. 416). Die Stellung Mosers als Schaffner -war mir na
unbekannt gewesen, als ich S. 313 Anm. 7 die Vermuthung aussprad
Stouffer sei im Schaffneramte unmittelbarer Nachfolger Zscheckenbürlii
gewesen. — Ueber das von Urban Moser angelegte Repertorium der Bibli
thek s. oben 8. 329 Anm. 2. 2) Baden-Baden im Gegensatz zu Bad.
im Aargau, das noch jetzt in Basel Obern-Baden genannt wird. 3) Joh*
nes Hochberg hatte erst längere Zeit im weltlichen Stande gelebt und d
Würde eines cancellarius atque orothonotarius nrincipum de Baden bekli
det, in welcher ihm sein Sohn Sebastian nachfolgte. Dann war er Caa
nieus und Cantor der Kirche zu Baden gewesen. Am 21. Oct. 1488 that I
Profess in der Karthaus zu Basel. Nach Cap. 4 unserer Chronik war es d
Beispiel Heynlins, das ihn hiezu veranlasste (Heynlin war eine Zeit lai
Rector des Stiftes in Baden gewesen. Vi scher: Gesch. d. Univ. Basel 163
Er starb in Strassburg, wohin er als Prior versetzt worden war. Li|
benef. 300. Calendarium Min 21. 4) S. Ober ihn oben S. 314 i
Er scheint aus Basel gewesen zu sein, in bescheidenen Verhältnissen gefo
ren. Aus dem Nachlasse seiner Mutter Agnes flössen dem Kloster an Gc
und an Hausrath 24 U. 13 s. zu (Lib. benef. 230). Ein Oheim von ihn
Rudolf, war Leutpriester zu St. Theodor, nachher Caplan und Assuias a
Chor des 'Monsters. 8. 315 Anm. 2 hatte ich es als auffallend erkürt, da
unsere Chronik und das Calendarium den Martin Ströulin nur Proculin
nennen und seiner Stellung als Vicarius nicht gedenken* Wenn wir ah
sehen, dass die uns durch den Liber benefactorum und das Kepertoriui
bezeugte Stellung des Urban Moser als Vicarius ebenfalls von jenen beide
gar nicht erwähnt wird, so werden wir uns durch jenen Umstand niel
abhalten lassen, der Angabe der Predifftensaaunlung , die den Ströuli
Vicarius nennt, vollen Glauben zu schenken. Uebrigens wissen wir jeti
dass diese Angabe, das Calendarium und die Chronik alle von demselbe
Bruder Georg niedergeschrieben sind (S. 329 Anm. 2 und Einleitung sa
Reformationschronik). StröuHns Nachfolger im Vicariat war wohl An
brosins Alantsee (S. 339 Anm. 1). 5) S. oben S. 313 f. Vgl. 8. 337,4. Ai
Stouffer als« Prior nach dem zerstörten Ittingen abgieng, gab Georg (übe
seine Stellung als Bibliothekar s. die Einleitung zur Reformation«
chronik) laut einiger Notizen im alphabetischen Repertorium mit Genes
migung des Priors Hieronymus eine Anzahl von Binden aus der Biblio
thek dorthin ab.
Capitulum 3. 341
«wt et inter se dissidentes aut aemulantes nonnunquam pa-
üfcare aut tranquillare nosset? Hie profecto magna fuerat opus
idustria diTinae gratiae, quae et tot eruditos insimul habitan-
« non dispeigi sineret et praelato tali constantiam adversus
Stentes porrigeret. Quamvis enim domus ipsa tot egregiis
im tunc ornabatur (fuerat quippe domus haec tunc temporis
a magna gloria coram ex traneis et etiam in ordine, ita quöd
wificata videri poterat revelatio patris N. Brunswig, de qua1)
aprimo capitulo chronicae), non tarnen de omnimoda concor-
ia domesticorum eorundem perfecte letabatur, et sicut de illo-
um eminentia litteraturae foris gloriari poterat, ita sine ecan-
Wi dolore apud semetipsam permanere non valebat. Raro
flippe fieri potest, ubi in eodem contubernio plures litterati
nml cohabitant, quin zelus et aemulatio cum contentione prae-
ktoruro et ambitione suboriantur, unde postmodum multa se-
fliitur, iiecesse est, fratrum inquietudo, partialitas, contemptus
i irreverentia , immo et plurima scandala nedum in ordine
fflscitantur, ged etiam coram saecularibus. Non quod haec in
wjfgillationem tot virorum religiosorum dieta sint, sed in com-
■endationem potius tanti pastoris, qui talibus malis ingruen-
<nim tentationum prudenter et zelose, quod ramm est, potuerit
obviare. Quanquam et hoc quoque interdum pacatis domibus
»leat turbationis et inquietudinis ansam praebere, quando prae-
ritus eius frequentius abesse cogitur , sicut et lue venerabi-
pater propter crebras visitationes per totam Germaniam [fuit
eoim convisitator provinciae Rheni et quodam tempore provin-
jae raperioris Alemaniae] a reverendo2) et capitulo sibi in-
jMirtas a domo saepius abstrahebatur invitus, licet ubique, quo-
funque missus fuisset, utilis et gratiosus extiterit, plurimum
Ductus afferens in domibus visitatis propter singularem gratiam
«hortandi, confessiones audiendi, discrete corripiendi et infir-
nos consolandi. Si autem haec alibi, quid in domo propria?
Profecto, qui grati sunt, haec ipsa de eo profiteri, velint nolint,
«ffuntur. Licet autem nonnullis severior visus fuerit, absit ta-
men, ut üdem hoc odii vel livoris vicio deputent, quod disci-
plinae regularis censurae juste debebatur. Quod autem nullos
aut quasi nullos libros scripsisse vel edidisse putatur, quasi qui
jugiter in exterioribus, ranus in cella commoratus sit, hoc nul-
latenus quemquam movere debet. Nam qui expenderit (prout a
«prineipio hirius narrationis in superioribus annotatum est), quanta
%entia chorum providere sategit, id est cantum et modum
1} S. 249. 2) Unter dem reverendus ist der Prior der grossen Car-
l!»w iq verstehen. Vgl. 8. 337, 24 : a patre reverendo Carthusiae ad eins-
im domw praesidentiam ire jussus est. Die Prioren der eimelnen Klöster
taten einander nicht reverendus anreden , sondern religiosus oder vene-
ria oder dilectus ; von ihren Untergebenen sollten sie domini genannt
***. Stat nov. II, 3 § 15.
342 Capitata» & 4.
divina rite et expedite celebrandi, super qua ue speciale»! librum,
quem ordinarium aovitii vocavit etc., manu sua conscripsit, ni-
hüominuß tameu* quantum pro aliia officüs, nempe aaeristae,
procuratom et priori« , identidem scripserit et paasim ad mar-
ginea per se lecta diligenter annotaverit, immo quaatum in bi- :
bliotbeeU et registris domus muverei& (praesertim aotentur libri
litteraruiu ceaaualium etc. a se primo comportati. et in ingens
volumen redacti1)), per se comportatis laboraverit: iß reverami-
rabitux indefeeaum illiua ad agenda talia, in tali officio oonsti-
tuti, oonatum fervidißsimum. Praeterea tarnen libellum quen- 1
dam de modo contemplandi edidit, item de anno jubileo, ma-
teriam valde notabilem, quam et in colloquio publice coram
iMO. conventu disseruit anno domini 1600, insuper et complures col-
lationes pro acribus visitationum , in quibua quantae acientiae
fuerit, luce claxius patet, et quantum scriptum* vel editurusi
fuerat, si in solitudine sibi soli vixisset mcolumis. Quamvis
autem post sui absolutionem , uti supra commemoratum est,
quasi quinque amris in cella permanserit , propter debilitatem
tarnen corporis et mokßtias dolorum et senectutis nil amplius
scribere potuit2). Non tarnen ob hoc inutilis aut ingratus velsj
onerosus fratribus fuit, nempe qui singulis ad se venientibus
verbum edificationis et consolationis uberrime dicere nosset et
in tentationibus tanquam vir expertissimus remedia congrua
monetrare, semper aut orans aut legens aut meditans ac usque
ad ultimum vitae suae terminum, quae sunt ordinis, pro posse «
fideliter exequendo longanimitatis et patientiae virtutibus seme-
tipsum viriliter accingebat. Cuius anima requiescat in pace.
[i] Capitulum 4.
De vita, cotwersatione , dcriptis et obiiu egregii domini Joanmt
de Lapide sacrae paginae docfaris*)* »
Domus huius gloriae ac decori non parum accessit, quod
venerabilis confrater noster, quondam dictus doctor Joannes de
1) Im J. 1490 hat er zwei Copialbücher anlegen lassen, das eine für die
Briefe über die ablösbaren, das andere für die über die ewigen Zinsen, im
J. 1491 hat er mit eigener Hand einen genauen Zinsrodel angelegt. Es
sind die Bände E, F, Q des Karth. ArchiW 2) üeber Jaoob Louber als
Gelehrten (ar hielt auf der Universität su den Nominaliaten) a. Vi sc her
Gesch. der Universität 168 f. — Einen Brief des Johann Keuohlin an ihn,
d. d. Stuttgart 1488, Aug. 22 (in dem Bande E. III. 15 der Basler Univer-
sitätsbibliothek) , worin er ihn um seine Verwendung bittet, damit das Pre-
digerkloster ihm die Minuakelhandsohrift des Neuen Testaments, die es ans
dem Nachlas* des Johann v. Ragusa besass (A. N. IV. 2 der Universität*-
bibliothtk, in der Texteskritik des N. T. als Codex y oder Codex Beuchlm
bekannt! wir Benutaung überlasse, wird Herr Dr. Ludwig Geiger in seiner
Sammlung der Reuohlia'aehen Briefe veröffentlichen. 3) Ueber den be-
rühmten Vertreter des Realismus Johannes Hevnün von Stein,, iateinisdi
Capttahtm 4: 343
Lapide, cogaooiento HanKn, convenrioms gratia ac amore qwe~
tis, silentü, solitudinis et oontempiationis post innumeras fati-
gationes activae vitae, in qua se laudabiliter , dum. in aaeculo
viveret, exercuit, tandem hune loctrm sibi delegerat, attractus
mmirum odtore bonae famae, quo tum totus endo Carthusiensi»,
tum etiam doinus haec ipea propter praecedentes patres et tum
praesentes coram universis fragravit, et quia tunc mundua in
charitate dei et proximi, supra quam credi potest, nedum te-
puerat, sed et solito more temporum horum norissimorum pe-
nitua, ut ita dixerim, refrixerat, et ipse idem doctor parum
fruetus l«gendo, chsputando, concionando poese videret feteere,
credens cum beato Hieronymo, tutras esse solum salvari quam
perire cum pluribus, sUtim postquam ordinem intravit, juravit
et statuit euetodire judicia justiciae dei, hoc est professionem
> fecit. [Intravit autem in festo assuraptionia b. Mariae post ha- 1614f jL
bitum scrmoiiem in cathedrah templo eiusdem ]) , id est circiter
horam prunam pomeridianam, et piofesnonem fecit ipso die saneti :
Hugonis anno domini 1487 2).) — Porro quantum decoris et uti-n.Nov.
litatis secum attuleritin Kbria ae diversi generis scientiararo
i codieibus, partim in superioribns est mnnotatum 9) et infra fmubr
plus dieetur. Unde ne proprio videamur inmti testimonip, de
ipsius latiori commendatione opere pretium fuerit ex catalogo
virorum illustiium seu scriptorura Germaniae, quem venerabi-
\\» dominus Joannes Tritemius Spannhementis abbas composuit,
äperpauca recensere, ne tanti viri memoriam prorsus negtexisse
videamnr; licet enim rir idem hoc nunquam in vita sua con-
cupiverit et ob hoc vel maxime Cartbusiensem aeretaum prae
saeculi cathedris et honorincis sedibus elegerit, ut delitesceret
et mundo mortuus velut sepuhus a conspectu et memoria ho-
»minum abseonderetur, justum tarnen est, ut qui non tarn sibi,
quam publicae rei Christianoram, quoad lieuit, prodesse studuit,
quod illius quantulacunque memoria posteris relinquatur non
penitus abolenda. Verba autem Triteatii sie haben t*) : »Joannes
de Lapide monachus ordinis Carthusiensis domus Basiliensis,
nvir in divinis scripturis exuditissimus et saecularis litteraturae
non ignarua^ ingenio subtilis, sermone disertus, vita et conver-
satione pxaeclarus. Qui olim in gymnasio Parisiensi magiste-
rium in artium faeültate assequtus pluribus annis rexit in eadem
studiumque sacrarum litterarum docendo, legendo ac disputando
de oder m Lapide, ». besonders Vischer: Geschichte der- Universität Basel
140 (Anm. 1, wo auch die übrige einschlägige Lhteratur angeführt ist) ff.,
151 ff. 1 ) Sie war die Patroninn des Münsters in Basel. Einige klei-
nere Geschenke , die er noch als Canonions und Prediger am Münster der
Karthaus machte» sind im Liber benefactorutn zunu Tage von Maria
Himmelfahrt angemerkt (331t>). 2) Vgl. Lib. benef. 327b (Nov. 17).
3; S. oben 8. 333, 1. 4) Bl. 58 der oben $. 325 Anm, 2 angeführten Aus*
gfcbe von 1495,
344 Capitata» 4.
diligenter prosequens doctorali dignitete in schola theologorum
deoorari meruit. Hie doctrinam eorum Pariaiensium, qui reales
appellantiir, primus ad Basiliensium umversitatem transtulit
ibidemque plantavit, roboravit et auxit. Inter praeeipuos quo-
que Tübingensis gymnasii ineeptores unus fuit Qui denique j
post liberam plurium beneficiorum dimissionem ad canonicatum
et praedicationis officium insignis ecclesiae Basiliensis vocatus
fuit ac tandem, paucis annis elapsis, onmia pro Christi amore
relinquens sacriCarthusiensis ordinis habitum assumpsit. Scripsit
autem multa praeclara Volumina, quibus se et praesentibus uti-
lem et futuns memorabilem fecit«. De quibus videatur in
registro universali bibliothecae domus huius per ordinem et in
dicto catalogo1). Nam non omnes libri, qui in dicto catalogo
sunt annotati, in domo nostra habentur. »Multos praeterea cü-
versorum autorum libros per traetatus et capitula distinxit, sin- i
gulis argumenta praemittens, quibus intentio scribentis dilueide
potest agnoscia2). De quibus etiam illic, in dicto scilicet cata-
logo, specialis fit annotatio. Ipse est, cuius ingenti labore et
industria venerabilis ac plurimum honestus vir magister Joan-
nes Amorbachiu83) non medioeriter adjutus bonas litteras ac a
praeeipue sacras per artem calcographiae coepit vehementer mul-
tiplicatas in magnum [k] profectum orbis Christiani evulgare,
primum ab operibus biblicis, deinde Ambrosianis, Augustinia-
nis, Grregorianis et tandem Hieronymianis (hos enim quatuor
doctores specialiter a se veneratos intendebat pro utilitate to- 2
tius ecclesiae studiosissime comportatos et emendatos emittere
magnam sibi laudem ac posteris suis nomen acquirendo. Ad quod
perficiendum idem doctor saepe cohortatus est eundem ac, quoad
salva ordinis consuetudine et officio divino Hcuit, corrigendo.
cancellando, distinguendo etc. juvit eundem, unde et idem ma- a
gister Joannes magnus postea benefactor ac singularis fautor
domus huius effectus est, cuius etiam beneficia plurima, exceptis
libris (quorum non modicus est numerus) , in libro benefecto-
5. ThobingensU T. 9. sacri ordinis Carthnsiensis T. 16. 17. potest äÜucids T. 1*. Anf
annotatio folgen dnrehBtriohen die Worte : licet de oneribns divi Anbresii, que parlier esst
ingenti labore distinxit ac emendata prodire fecit tn lneen , dum adbnc incolnnis esset,
non flat ibidem specialis mentio. Georg sobeint die Worte de« Tritbem : »et omnei fere libri
©Ut! Ambroiii eplscopi« erat niebt beachtet, dann aber, alt er »ein Versehen bemerkte,
jenen 8ats wieder ausgestrichen sn haben.
1) Das r. u. b. ist der aiphabet. Bibliothekscatalog , der dictus catalogus
das Werk Trithems, der im Anschluss an das oben Citierte ein Verseiehniss
von Heynlins Werken piebt. *)Die Worte, welche in Anführungsseichen
eingeschlossen, sind wieder aus Trithem. 3) Geb. 1444 zu Reutlingen,
gest. 1514. 8. den Aufsats von Dr. D. A. Fechters Bonifacius Amerbach
m den Beitr. II. 167—233; vgl. Beiträge sur Basler Buchdrucker-
gesch. 8. 30 ff. Johann Amerbach war in Paris Zuhörer Heynlins gewesen.
Nach Paris hatte Hevnlin die sog. alamannischen Brüder (Ulrich Gering,
Martin Krauts und Michael Freiburger) als die ersten Buchdrucker berufen.
Capitulum 4. 345
mm contmeutur *} . [Item alios quoque domui concüiavit amicos
rtfautores, nempe dominum Sebastianum Brant, qui in gratiam
ipsius multa cannina devota composuit et in commendationem
>rdinis Carthnsiensis etc., item dominum Joannem de Hochperg
anonicum in Nidren Baden post se ad ordinem attraxit2).]
Praeterea, gicut postea compertum est et in nonnullis opusculiß
i se scriptis inventum, etiam litteris Graecis et Haebraicia idem
ipse doctor operam dedisae putatur. Tantum autem diligentia«
luis libris apposuit, ut studiosissime faceret eos praeparari, nul-
Is paicens expensis, prout manifeste claret in singulis Ulis,
]uo3 ipse apportavit, quam apte sint ligati, rubricati, lineati,
»pitalibus vel initialibus litteris pulcherrime distincti et ornati3).
buper et in his, quos peculiarius legere solebat, diligenti mar-
pnum apparatu propriae manus industria notabiliora quaeque
agnavit, Unde et omnes illi Codices, qui sui fuere, prae caete-
ris in pretio habentur adhuc et nonnunquam a calcographis de*
1) »CoMuevit de omni opere suo dare primicias domui nostre« sagt der
Lib. benef. 101. Das Verzeichnis der Ton ihm. später theilweise in Ge-
meinschaft mit seinen Genossen Johann Petri von Langendorf und Johann
Froben von Hammelburg geschenkten Bücher (Lib er benefactorum
10!, 100b, 101b) üt daher ein sehr beträchtliches. Ausserdem beschenkte
er aber das Kloster, namentlich bei fröhlichen und bei traurigen Faxnilien-
flegmwen mit Geld, Pitanzen, Fischen, Käse , Wein (2 masz MaWasatioi
diebos minucionis, in den Tagen des Aderlässen* , im Jahre 1482, 2 om
rcbei vini pro offertorio im J. 1495) , Zucker , Gewürzen (so brachte er im
J.I4S4 4 it. Zucker, 1 M. Ingwer, 1 U. Pfeffer, 1 U. Nägelein von der
frankfurter Messe mit), Tuch, Kleidungsstücken, Pergament, Papier u. s.w.,
ahlte 1503 ein Fenster in der Stube der Zinsbauern (vgl. unten zu Cap. 5)
ttjdgien? sogar im J. 1500 dem Kellermeister mit 1 schruffen et spinnel
ad le?anda vasa an die Hand. — Die Grabschriften des Johann Amerbach
wd seiner Kinder im kleinen Kreuzgange der Karthaus s. bei Tonjola
320, 321. — Das Wohlwollen Amerbachs für die Karthaus schreibt sich
übrigens nicht erst aus der Zeit des letzten Aufenthaltes fieynlins in Basel
«rt 1484) oder seines Eintrittes in das Kloster her ; die Geschenke begin-
B«, und zwar in reichem Maasse , schon mit dem Jahre 1481 , also bald
sich Amerbachs Ankunft in Basel. Es ist also eher anzunehmen, dass
durch Amerbach Heynlin, dessen erste Geschenke an die Karthaus aus dem
J™ daueren (Lib. benef. 231b), mit dieser bekannt geworden. In der
"uge neigst es dann allerdings gelegentlich von Amerbach und seinem Ger
ßosseu Johann Petri , sie hätten ein Buch geschenkt intuitu doctoria de
Upide. (Bei den Geschenken, die der Buchdrucker Nicolaus Keszler der
urthäuser Bibliothek machte (Lib. benef. 101*>), ist mehrmals bemerkt,
^Mchihen intuitu doctoris nostri de Lapide). — Im J. 1510 erschien
|* Joh. Amerbach und seinen Genossen die auf Kosten der Karthaus in
mm gedruckte, durch deren Prior Gregor Reysoh im Auftrage des Ge-
^wapitels besorgte Ausgabe der Statuten und Privilegien des Ordens
? J; to09 war die tertia compilatio statutorum zusammengestellt worden] .
>whworte hebt Amerbach hervor, dass er seit vielen Jahren ein Ver-
ik ,r* [Ordens gewesen, und Revsch rühmt in der Vorrede der Privile-
P & die Uneigennützigkeit Amerbacns, qui nulla cupiditate, nulla spe lucri,
«nore tantum et favore ordinis tan tum tanque diligentem subiit labo-
Droek k-u^'0^11 ®* 34°» *• 3) Die aus seinem Besitze stammenden
»«SLhKr e'ne Hawp^81^8 der Incunabelnsammlung der Baaler Uni-
346 Capitulum 4.
syderantur pro exemplaribus. Patet denique, qnantnm legerit
et in quibus studiis omne tempus suum oonsumpeerit. licet
autem plerosqne male habuerit, quod vir tantus neglecto verbi
dei ministerio se ad solitudinem et monastieam vitam contale-
rit (unde et Uli non param tentationis callidißsimns iile ten-
tator ab aemulis invexit), ipse tarnen, cur hoc fecerit, singulis
pro posse satisfaciens ]) , in arrepto proposito dum stabüis per-
severare pergeret , nonnihil a domosticis adversariis , hoc est a
semetipso nondum penitna mortificato, pati coeperat et peri-
culoea inter praelatum suum et se ipsum ac alioa quosdam con-
fratres simultate torqueri et in scandalum plerorumque pusillo-
rum neBcio quid instabüitatis et aemulationis attentare. Pono
querela tentationis orta fuit ex eo, quod prior, scüieet pater
Jacobos, durius quam pro aetate congruebat eundem tractaverit
Ita sane quibusdam visum est, nonnullis autem, quod mahiis-
sent illum sibi praeesse quam patrem Jaoobum. Dens tarnen
pius ac clemens non pexmijsit hoc fieri, sed in tentatione pro-
ventum faciendo non diu post haec perieula liberavit eundem.
12Ij2J, Mortuus est autem anno domini 1498 in festo sancti Gregorii
papae post prandium 2) . Ut autem nonnulli dixenmt, poßtillius
obitum universitas studii Basiliensis (alii dicunt : maior pars docto-
rum üniversitatis) patrem Jacobum petiit, ut ad locum privatum
in ecclesia seu in ambitu corpus eius humaretor et insigni quo-
dam epitaphio in lapide sculpto parietique juxtatenus seu de-
super anfixo, pro decore et reverentia tarn eiusdem üniversitatis
quam pro dignitate doctoratus insigniretur, ad quod perfiden-
dum egregius dominus doctor Sebastianus Brant (nonnulli di-
cunt dominus Bernardus Öuglin3)), plurimum hortabatur, nimi-
rum et epitaphium ipsum per se aediturus et expensas proprio
oblaturus. Sed nequaquam hoc idem pater admittere voluit ob
multas causas, maxime tarnen, quia hoc contra morem ordinis
esset et contra simplicitatem eorum, qui mundo quondam peni-
t;u§ mortui vanitatibus istis, dum adhuc in hac mortali vita ri-
vetent, renunciassent, nee amplius necessarium fore, quod tales
quasi in conspectu hominum denuo (talibus insignibue scilicet1 :
vivere deberent, quorum vita jamdudum cum Christo abscon-
1) »Dessen ihn straft Junker Brandolf von Stein, von Bern, recht ver-
meynt: er hätte nutzer mit Predigen mögen syn; antwurt dfeer: wenn er
%wö Seelen hätte , wellte er gnug die eine an gut Gesellen gewagt han«.
Ans heim : Berner Chronik, hsgg. von Stierlin und Wyss, I, 262. 2) VgL
Lib. behef. 327b. 3} Bernhard Öugiin (Oiglin, Oeglin, Egelin) von Alt-
kirch, artium et decretoram doctor, canonicus ecclesie Basiliensis (bis 1495
Decan des Stiftes St. Peter) et eiusdem curiae officialis (Calendarinm
Jani 11), dreimal Decan der Artistenfacultat und als Lehrer an derselben
Vertreter der realistischen Richtung, viermal (1478, 1481, 1488, 1496) Bector
(Vischer a. a. O. 168. 324. 315. Athenae Raurioae 102 f.), als Wohl-
tbater der Karthaus Lib. benef. 142 und Calendarium a. a. 0. auf-
geführt.
Capitata» 4. 6. 347
dite flösset in deo. Sudle quiddam a nonnullis praepotentibue
attentatum fuerat, quateuus obtenta diipensatione summi pon-
Cificts et ordini* licuisset eidem doctori denuo publice concio-
nari, dum adhuc wäret, et vicariatum in spiritalibus agiere
Aigentomti. Sed conatus illorum audaeia dicti priori* prüden*«
ter frustratus est.
BSc nammOa de domino Pküippo Stouffer nobili notanda sunt,
sc&cet fvando miraverit, et de beneficiia eius etc. ei ofßciis etc.,
qeenium ipee voluerü. Item de domino Joanne de Lmdow et
de bene/icm ewcs.
Anno domini 1496 in festis penthecostes duae non igno- **••
biles pereonae ad domum hanc ordinis gratia suscipiendi geren-
dique venerunt. Quorum alter nobilis genere dictus Philippus
Stouffer ad minus ducentos aureos secum afferens et, quod naec
omnia superat, bonam voluntotem ac pium quoque desiderium
deo praestänte. Et obiit pridie Sebastiani anno 1528. 15»
' 19. Jan.
{\) Ea, quae in subditis annotata cernuntur de undecimo friere
fomus huius, scilicet domino Hieronymo Zschegkebürlin, spareim
tineinde confuse digesia sunt in modum consarcinotae copiae,
donec ex regtstrie plenius cuncta per ordinem cognoscantur W apthte
crdinate singula disponantur. Saec eadem denique, quae sub-
jicientur, frater Georgine , quantum ipee per eese cognoecere po-
teit ex decursu rerum gestarum (et altorum fideli relatu) tantun-
dem (empörte quamdiufuit in erdine 9fideUter annotare curavit.
Capüulum 5.
Igitur anno domini 1487, domum hanc venerabili patre uw.
Jacobo Louber velut pio pastore gubernante crescenteque plus
solito in his regionibus fama laudabili patrum et fratrum totius
ordinis Carthusiensis et eiusdem memorati pastoris provida cura
1 supra gregem suum solicite vigilantis, a deo ceu res miraculosa
contigit in urbe Basilea, nempe quod vir quidam non infirai
generis, aetate, forma, divitiis ac scientia conspicuus (fuit tegum
T— 10. Dieter Satz, nach Art einer Uebereahrift gegen die Mitte deft Blattes geruckt, Bit
immer kleiner mnd nachlässiger werdeader Schrift hingeworfen, seilte offenbar nicht eis
Bestandtheil der Chronik werden, sondern eine Vormerkung für den Chronisten selbst
sein. Das quantum ipse roluerit deutet an, dass er, bevor er diesen Abschnitt ausführte,
noch mit Philipp Stonffer Rücksprache nehmen wollte. Vorläufig setzte er nur die paar
Wette von Anno — praestänte hin und liees den Beet der Seite leer. Bs ist aber dann hei
dkter kurzen Notiz geblieben, der iv später noch der Zusatz : St obiit — 1538 beigefügt-
worden ist. So erfahren wir von Philipp Stonffer wenig , von Johann v. Lindan gar niohte
ins ditser Chronik. Letzterer kann nicht identieoh sein mit dem oben 8. 536, 3 erwähnten
Johann Zimmermann t. Lindau, da dieser erst 1498 Novize wurde. 10. »Et — 1*28« ist
erst später hinzugefügt. Vgl. eben S. 313. 23. Dan »et aUorum ideli relatu« iet am
Bande beigefügt , mit Verweisung auf die betreffende Stelle im Texte , an der es den Zu-
sammenhang zwischen dem Torhergehenden und dem nachfolgenden Satze nicht ganz ge-
Mkiekt irutetbiinh*.
348 Capitulum 5.
lioentiatUB1)) et qui, dum adhuc in saeculo viveret, omnigenis
voluptatibus potiretur et Ulis quasi totus quondam immersus
non potiri vel non illici non potuisset, subito velut haec omni»
proterenö atque despiciens aeremittci rigoris et eiusdem Cartu-
siam coepiaset ambire dispendium et quasi novus athleta Christi
pro ipsius amore cuncta, quae gerebantur in saeculo, pro nihilo
ducere et annisu forti eura, cui prius studiose famulabatur,
hostem malignum oonstanter dejicere. O quanta tunc fuit an-
geüs dei exultatio super tali peceatore poenitentiam in reliquum
vitae tempus (quod multum erat reliquum) , tarn strennue medi-
tante. Immo quanta fuit admiratio Basiliensis populi super tarn
insolita mutatione sui alumni, tarn admirabili portento pluri-
morum impoenitentiam redarguentis. Quid enim tale unquam
in ea civitate contigit? Super qua re quid alii senserint, nescio;
certe quicunque modum conversionis ülius diligenter cognoscere
valuit.vel expenderit, non admirari super potenti manu dei non
poterit, Sed de his alias forte dicetur uberius. Breviter per-
stringendo conversionem tanti viri, domini scilicet Hieronymi
[de hoc nonnulla superius in vita patris Jacobi], sciendum, quod
ab anno praecedente antequam habitum ordinis idem assume-
ret, frequenter nocturnis temporibus quasi spaciator noctivague
trans pontem Rheni deambulando per plateas diversas, domus
huius latenter habitacula consideraturus et ordinis labores ac
vigilias partim probaturus clandestinus intravit, multis putan-
tibus, eum sohto more, velut prius facere consueverat hie et:
Parisius, ad laseivias exercendas eo tempore circumvagari. Ubi
quantum in eo resipiscendi a pristina saeculari conversatione
ceperit vigor augescere, subsequentis mox anni declaravit prosper
(3i.Xfti.)eventus. Nam in festis pentheoostes , habitu saeculari delicate
comptus amicisque compluribus comitatus, palam eunetis cer-j
nentibus et admirantibus (confluxerat enim turba non modica
supra pontem Rheni, rarum visura spectaculum), ad Carthusiam
perpetuo illic habitaturus ingrediebatur2). Qui professionem fecit
i.Not. in festo omnium sanetorum eodem anno. Et haec quidem, sicut
hie perstrieta sunt, ego frater Georgius ex communi relatione^
saecularium, qui tunc temporis se dicebant interfuisse, cognita
huc assignavi 3) . Caeterum, quid postea, dum intrasset ordinem,
1) Das Diplom, Orleans den 21. April 1482 ausgestellt, s. Karth. Arcb.
Nr. 321. 2) Das Neujahrsblatt giebt eine hübsche bildliche Darstellung
dieses Vorganges von Hieron. Hess. 3) Am 28. Mai 1487 wurde die
Urkunde über die oben S. 333, 5 erwähnte Vergabung seines Vermögens aus-
Sestellt. Et sequenti ebdomada (nämlich nachdem er die Vergabung dem
Zoster angezeigt) domum nostram intravit animo suseipiendi nabitum or-
dinis et serviendi domino sub diseiplina nostra regulari, in oetava videlicet
asconsionis domini, que fuit ultima mensis maii anno domini 1487. Insu-
per in die saneto penthecostes sequenti indutus fuit habitu monachali et
in die omnium sanetorum eiusdem anni per antieipacionem concessam fedt
professionem, anno vero sequenti, scilicet 1488, in soUemnitate beatiswime
>. 349
n demini 1509 yixerit, com- im.
ü quod eundem ante paucos
effeotum agTioYi et nonnuUa tut.
isterio «wxisse, nempe por-
üa et domum rasurae cum
ubella etc. contigiiis, de qui-
i tempore notabitui. Porro,
diclo 1509 ueque ad aua«m um
i, br*riter et obiter, quan-~1M"
ideüter peratringam aine ta-
uh de eisdem sentientis aut
ifcasat, ut ei quando tempus
n rite continuandi, quod ex
debitus ordo narramti tex«-
j ipso prior« domino Hiero-
omneB antecellere judicare-
emporalibus, quae ob ipsius
a et indus triam domui aooes-
conce raunt, non ueque adeo
acceperint, prout etiam in
t.
ii mirabili con veraone exta-
nmia (Japnionie ad eundem,
in qua valde vir idem rnira-
nem. Nun quia praeceptor
overat et i titer caetera onan- :
lis et Anrelianis causa studii
rocabat, ita quod' quasi Arie-
ls inter eoa, qui in nwn-
olutabantur, sed deinde coIt
am ad arreptaat propoeitum
quod in brevi foret in prae--
quos a statu paupertarJB ad
n latgitate bonorum prove-
prob, dolor, combusta; est;
ärbo ad verbum assignari.
im vidotur , quanta ■ discre-
ii Jacobus, tunc prior, eun-
rerit, nimirum in eo consi-
i sicut caeteroa patiebantur
t statim in brevi fecit eum
:antavit. Vgl. du in den Nach-
al« er in den Orden trat. Lib.
er diapoauit aibi utenaili» färaeine
■atorio in valore 60 Horenomnv
sacristam, quatenus laborando et discurreudo fantnaiw i
cholicis eximeretur. N«m, ut aiunt, non diu manaerat in cell*,
quando jam velut defectus apoplexiae videbatur eum atnngere;
quare sollerter factum fuerat, ut tali muUtione relevaretur.
Uode in ipsius gratiam et etiam pro pace paeteronim dictui i
pater Jaoobua ordinarium Bacriatae poBtmodum compüavit, licet
priua in g euere fui&eet ab aliia praecedentibuB aacriatie inchoa-
tum et ab eodem domino Hieronvmo diligenter obaervalun* et
ex senior um traditione pro Bingulia anni temporibua paritei
manu propria aignatum ') . In quo quidem officio aaepe memo- 1
latus dominus Hieronymus aoUicitum et vigilantem ac laborio-
sum ee exhibuit ac in omnibus morigerum et humüem, quippe
qui per ee ipaum nedura oorporalia et pannioulos calicum aiia-
que conaimilia lequiaita pro Ulo ot'ncio, sed et propria vesti-
menta aemper lavabat et nunquam ainebat, usque dum prior i
efficeretur, ut quiaquam illius vestimenta lavanet. Quod oerte
magnae fuit exemplum humilitatia et modeaüae, ne quem sei-
licet gravara viderektT aut talem ae acilicet reputare quondam
in mundo fuisae, qui talibue officiia esset indignus.
Non diu post naec (creio poat duoB forme annot) , quo 1
magis ex onere publico recrearetur, absolutua ab officio sacxi-
atae procKrator effectus est2) , in quo quidem officio saus pru-
dentem ac ndelem coram intraneäa et extraneia ae domua mi-
niabrum exhihuit, donec taadem auffragio maioria partia coa*v«n-
tus poat absolutionem aut reaignaaionem aaapedicti patria Jacobi :
j^in priorem est electus anno doaaini 1601 in festo sanoti M*t-
tniae. In quo acilicet officio quatenua ae tarn quoad cultuat
divinum, quam quoad adminigtcationem tempotalium. exliibuorit,
peavs omiues visitatorum cartae (quamdiu prior extitit) teatari
poeeent, ta auperextarent. Nam fere in aingulia haec vel eon~ i
ajmflia encomii clausula de eo recitabatur: »Invenimus ibidem
dominum Hieronymum, virum in divino officio frequentem et
aallieitum ac in. tamporali domua adminietratione solicitua», pra-
dentem et indefeasum, ab utroque conventu neenon ab externa*»
velut exemplarem ubique commendatum«. Licet nonnullae clau- i
sulae de eodem maioca oontinerent pmeoonia, sufneere taiaen
arbitramur huiusmodi pro suffioieuk commendatione praeconio-
1) Von dem Ordinarium pro officio aacriste, dal in dem Quart bin dcheo
A. IX. 6 der Universitätsbibliothek enthalten ist, sind die 11 ersten Seiten
von alterer Hand geschrieben, die IS folgenden »de distinetione horarum
•t temporibus pulsandi. per totum annum« von der Hand LouWs. Sie
schlieasen mit einer Anrede: Dileote sacrinta u. ». w., unterzeichnet : Per me
fratrem Jacobum priorem anno domint 1491 in oetavia nativitatU domini
salvatoris Jiostri Jhesu Christi. 1) Wenn da* Ordinarium pro offüno aa-
eriite oooh für Zacheckenbtirlin Kuaaramtenge stellt worden ist, so kann er,
wie aua der vorhergehenden Anmerkung hervorgeht, nicht vor item i. 1493
Schaffner geworden sein.
«5.
3S1
lii de ipso sensuri eint, po«t-
aptiu atqne per mortem aub-
L'uuc enim apparebit, quid in
« lucrata sit. Scriptum est:
Et meo quidem judicio prae-
n>c in eo peculiarius eommen-
!t«a, alacer et affabilis coram
n frequenter extibstat, tarn vel
Heus. Quo factum rerera pu-
le semper pacem in conveatu
ldalosa jurgia in domo susci-
adationis hoc praeeonänm sit,
umtamen nnnnulia yidebantur
e tarnen piorum charitas filio-
et verenda patris Tereeunde
*it multitndinem delictorum,
1, quod in aedinciw Tidebatur
itMwrtini patet in ataba hoa-
de saeculare» plerique et reli-
poteiant, sed baec curioaüna
eeu contributorum intentione
fit. Attamen omnimodis pro-
angnantibus anaa caromiiiandi,
tri. Quod autem et alias pro-
idum, ooc'vicio damdum noa
.t expenaae et m victimaiibuB
ur. Sin auOem , potius aedifi-
1 est ipsa oorpora peatu con-
ationia reparanda, quam ela-
tigim conBumonda; Tema id
ltigit, quod jnsta querab po-
, quod in nospitalitate modiamt
»nvic-tu plurium eaecuhuiuN
boneatarum penonaram. Nam,
iraeredena prior, scilieet patei
uit ad religioaoe et saecul&res
, ita et hie ad saeculaiea lakos
es oonfovendoa. Verum. aeUt,
id doctoa aut religiöse« spte>
lon fuerat talis, ut ex illorum
u Tel melior tieri vel doebk«
:ligiosi Tel aaecularoB sacerdo-
adere potuerit1), sed qui prae-
ionem et de consilio maiorum
ttendere debuerit, quis magia
352 Capmüum 9.
nocere potuisset, quam qui prodesse. (Recte haec intelligantur!}
At, in periculis imminentibuB etsi elend seu religio« nobis
bene vellc, non tarnen magis prodesse, quam fautores saecula-
res prodesse poterant, tametsi »aecularea iniqui magis obesse,
quo» et, ne hoc aliquando facerent, interdum benevolentia prae-
oecupari prudeutiae tribuendum videtur. Sit sanc qualiscunque
haec escusatin benevolis mentibus et iis, qui domum diuüue
stare desiderant , uteunque Bufficiens. Verum per hoc milk
praestari intenditur occaaio wolvendae Cartusianae frugalitatjs
aut sobrietatie, quae ut in plurimum plus aedifieat, quam assi-
dua convivantium hospitum simulata charitas. Hospitum susce-
ptionem nee probo nee improbo, modo statuta serventur et
charitas ad proximum non negligatur etc. Sed et illud vide-
batur in dicto patre non admodum probabile, quod quasi con-
ventura in consihis reeipiendis deepicere videretui, maxime in
causis et negotii» arduis, quasi suo snlius aut alterius cuiuspiam
vel duorum (potius extnmeorum quam intraneorum} content«»
eiset consilio. Quod quantum domui scandalum generaverit,
ex nonnullis infra subjeetis patere potent'). Et licet nee hoc
quidem sine causa fecerit, utpote qui putaret, conventum aut
certe nonnullos melancholicos aut imprudentes vel inexpertos
ex huiusmodi t'requenti rerum extemarum traetatu Tel praeatan-
dia oonsüÜB reddi magis distractos aut inquietos in divinis per-
ageudis, tarnen expediebat magis statuta super bis coasulere,
quam unius aut alterius inniti prudentiae frequentiusque de ta-
Üsmodi negotiis, etsi non semper coram conventu, tarnen cum
princdpalioribuB officialibus aut aenioribus disquirere, consultare
et procedere1). Sunt autem et alia nonnulla, quae in ipso eo~
demque patre a plerisque desyderabantur, nempe ut frequen-
tius tentatos inviseret et per cellas oviculas suas laboribus va-
riarum passionum fessas veluti pius pastor curaturus visitaret,
quippe qui gratiam haberet consolandi et linguam satig ad hoc
eruditam, ut sustentare posset eum, qui lapsus esset, verbo.
Verum etsi hoc non usquequaque neglexerit, non tarnen aa
promptitudine seu ferrore (nonnulli suspicantur ) , qua pastor:
non mercennariuB suis providet oviculis. Sed boni consulunt,
quotquot illius naturales conditJonea noverunt, nimirum quod
foetorein nonnullorum hypocaustorum, id est stubellarum oale-
faetarum, aut conclavium sive ceUarum non bene sufferre po-
tuerit, deinde querelas illic aecusantium et deponentium invi-
tus audiverit, utpote qui pacem in conventu cuperet esse quo-
quo modo perpetuo salvam. Sed et alia, quae verebatur in
ovibus intueri, quae maiora, quam ipee dare posset, remedia
1) Ueber die nicht erfolgte Ausführung der in dieser und in andern
Verweisungen versprochenen Abschnitte s. oben 8. 318. 2) Ueber diese
Vernachlässigung sogar der prroeipsliores offlcialei m»- 'L - L1 "----■*•■
Schaffner and Vicar, gelegentlich klagend geäussert h
»S. 868
rapremua propterea auaa oves
U incuratae. Praeterea noa-
:essoribus ad extraneae causaa
i negotiis demus esse., quam
srum qui perpendeiit ingmen-
les (tub suo regimine, waxime
entern 1526, siiniliter et 4«-J"|,
a benefactorum et fautorum,
?tatem in talibus, aed potius
borem, quo pariter et divinis
niliilominus talibus, ao taatifi
on pigriter incumbere. . Nawi
ad oidinem elemosjraae >defi-
i tarn praesentee quam futuri
proclamantibus , jam Caxthu-
quippe qüi ob adventum tanti
esse coepiBseat [tametsi pnu-
leemosynae , tarnen ob ipsius
liaritatem nee nun amicitiam
ovenere benefieia, quibus ipsa
lUBtentabatur , laus deo] , ni-
alia subinde gravamina suc-
, quae proventum flagitaeseiit
nem ueoessariiirum Btructuras-
devenire deberet. Quare ne-
haec capeasenda vel fautorea
s industriae pro talibus con-
nonnulla perstringentur infe-
s saepedicti patris tarn lauda-
tamen excusabfltbua, hactenus
le nonnullis tentatlunibus et
■egimine contigerunt ab anno
indum crit, piaemieeis tarnen -jsjg.
:oncemunt, de quibus pauca
nee ex registris pleoior certi-
lomua haec peoe consuroma-
s<;im« et fundatione censuum
poat cum recturus fuerit (si
rlit esse negügens aut impro-r
sollicitudinis habere cogetur,
, aed ai seeundum deum am-
us domus in spiritali negocio,
i ante propter multas causa«,
864 Cepfrulwn 5.
dequitras etiam postea modicum annotabitur1), in meKus re-
fbrmandus esse videbatur. Alioqui Status uterque statim simul
hrmi funditus corruet, et interibit domus, pro qua tantum labo-
ris et expensaram insumptum est. Et haec pro avisatione poste-
rorum dicta ßunto.
Praeter ea, quae saepefatus pater venerabilis dominus
Hieronymus de propriis bonis et opibus domui contuüt, multa
atia beneficia per illius amicos, cognatos et fautores aocesse-
runt, nempe a domino Morando de Brunn J), donina Maria3),
domino Appollinare Schorpp4), domino Henrioo de Sennhein*),
Joanne Schickini*) et magistro Bernaidino7) , ma^istro Joanne
Amorbachio etc. > de quorum spectalibus beneficik loeo am-
gruenti dicendum erit in subditis.
Porto strueturae sub illius ereotae praesidentia sunt: Porti
domns cum stubellis portarii et rustioorum et earundem con-
clavibus8), domus rasurae*) cum stuba et conclavi pro praeben-
dario10) excepto horologio, quod postea simul expensis domini
I) Vgl. das 8. 318 Anm. 1 Bemerkte. 2) 8. oben 8. 334 Anm. 6.
3) 8. ebendaselbst. 4) Janker Apollinaris Schorpp von Freudenberg
(f den 1. Mai 1521) war ein Sohn des Jacob Schorpp und der Maria Zsche-
ckenbürlin. 5) Rathsherr und Apotheker. Sein Testament s. Karth. Arch
Nr. 431. Vgl. Nr. 437. 6) Aus Teufen im Appenzeller Lande, Pfründner
(praebendarius) des Klosters, gest. 6. April 1520. Lib. benef. 96: Oretur
pro honesto tiro Hanss Sohickün von Abbaeel, qui dedit pro nrebenda apad
nos duoentos et quinquaginta florenos. qui fuit valde artinciosus et sub-
tilis faber lignarius et omnibus nobis laborando voluntarius fuit, et valde
devote et quiete conversacionis fuit ita ut eciam si non dedisset nobis
obulttm, non penituisset nos eum recepisse. Et postea alia olura nobis le-
Savit, in summa auadringentos florenos ab eo habemua. &mi eciam fim-
avit nauperibus ad portam omni angaria quatuor temporum 5 s. erogan-
dos, facit in summa 1 &. Reqwescat in pace. Amen. (Eingeschrieben
von der Hand des Nicolaus Molitoris.) Die Vergabung jener 250 Gulden
und der damit verbundene Abschluss des Pfrundvertrages wurden volliefen
am 31. Januar 1609> nachdem Schickün » etwas« svt Ober jars frysW bei
den Karthäusem gewohnt hatte. Karth. Arch. Nr. 425. Vgl. die un-
sign. Papiere. Calend. Apr. 6. Tonjola320. 7) Magister Bernhar-
dinus Coci (Koch?) war ebenfalls praebendarius des Klosters. Lib- be-
nef act 63. Oalendar. Mers 2. Seine Wohlthaten erstrecken sieh über
die Jahre 1504—1518. 8) In die Stube der Zinsbaueini (oansitaroa)
stifteten Job. Amerbach und Joh. Proben im Jahre 1503 je ein Fenster,
in ebendemselben Jahre Joh. Petri eines in die Küche des Pförtners und
Johann Oberried ein solches in dessen Stube. Lib. benef act. 101 b
102^. io3. 20. 9) Die rasnra der Mönche fand nach der alteren Ordnung
am ersten jedes Monats statt, servato silentio (Stat. ant II, 15 f. 16) r
spiter (Tertia compilatio 7 §. 16) sweimal im Monat, aur Ader gelas-
sen wurde den Mönchen fünfmal im Jahre, den Laienbrüdern viermal (Stat.
ant. II, 15 §. 4. III, 2 1 §.5). Zur Zeit Loubers war Johannes Röwlin,
Burger und des Rathes tu Basel, rasor der Mönche, ihm folgte sein gleich-
namiger Schwiegersohn und diesem Meister Nicolaus Appfel. Alle drei haben
Vergabungen an das Kloster gemacht. Lib. benef. 324. 324*. 1«) Hiepi
leistete der oben genannte praebendarius Bernhardinus Coci einen Beitrag:
dedit 20 florenos in auro pro stmctura domus supra fontem, quam inhabi-
tacionem idem inhabitavit, anno 15^0. Ueber die I*age des Scheerhauät*
Capitata» t. 356
Morandi de Brunn txmstr uebntur *j ac depost sub anno domini
1516 ab eodem patre reformabatur , item hoepitum etuba «tun mm.
eamera testuditiata pro vwitatoribus2), [item stuba nora], item
fons juxta domum rasutae forinsecus induetus cum stm requi»
sitis expensi* dominae Mariae de Bman^), qni tarnen postm*-
dam paulntim defictendo tandem anno domini 1Ö23 penitns 1523.
exiecatus et inntiliß efeetus est universis expeneis ilBs pegBim-
datie, de quo alibi. Item oeltarinm bipartitum «üb anno 1524, 1624.
refectorium pro monachi«, et aliud pro laieis anno 1524. Item twe.
cellae C «t D sub ipso reformatae et renovatae sunt, altera
sciMcet D sub anno domini 1518 expeneta domini Henrioi Beb» 1518.
lin conftatris et sacristae4) , altera scilieet G subsequentibiss
annis expensis benefaetorum et laboribus domini Cohnanni6)
illius incolae. Item in Blotebein*) qttaedant mini aedrfioata etc.
Praeterea, quantum ad templi nostri decorem attinet, sub
dicti priori« gubernamine altare sahcti Joannis Haptistae fün-
datum, dotatum et consecratutn est expensis venerabilis domini
magistri Joannis Amorbacbii, quod postea anno 1523 in pictu- im».
m consummatum est.
Multae deniqne casalae7) holosericae et preciosae diversi
■
mit der Pfründnerwohnung s. die Beilage über die Gebäulichkeifcen dar
Ktfthaaa. 1) Im J. 1508. S. oben 8. 334 Anm. 6 2) Die Kammer der
Gärte mit vertäfelten Wänden und mit der ebenfalls zierlich vertafelten ge-
wölbten Decke ist noch wohl erhalten. Johann Oberried steuerte 1509 an
den Bau derselben 20 Gulden (Lib. benef. 20), Morand von Brunn 30.
Im folgenden Jahre schenkte letzterer mit seiner Frau ein grosses Bett in
dieselbe und im Jahre 1512 ein wisse katholonische decki pro hospitibus
in eamera hoapitum (Lib. benef, 204. 204b). Ein anderes Bettgestell stif-
tete im Jahre 1512 Lienhard Fuchs (s. oben 8. 331 Anm. 4), und schon das
Jahr vorher hatte er zwo gron sergen super lectis in eamera hoapitum auf
der Frankfurter Messe gekauft (Lib. benef. 19). Eine dieser sprossen Bett-
laden wurde bia vor kurzem noch an Ort und Stelle aufbewahrt und soll
jetzt in der mittelalterlichen Sammlung aufgestellt werden. 3) 8. oben
8. 334 Anm. 6. » Dedit ducentos florenos , ut fontem a civitate Basiliensi
poenraremus et in domum introducemus 1500«. Am IS. Mai 1510 machten
Bürgermeister und Rath, die den Karthäusern vergönnt hatten, einen Brun-
nen aus dem Teiche (Canal) vor Riehamer Thor in ihr Kloster zu leiten,
mit denselben aus , sie sollten , «sobald und der brunn anhebt zu loufen,
and solang als sy dann den behalten, als von sweyen brunnen,« jähr-
lich den Wassermeistern und »ander ir mitgewandten« 10 s. Stehler zahlen.
Karth. Ar eh. Nr. 436. 4) Aus Basel, 1513 ins Kloster getreten. Das
eingebrachte Geld wurde 1519 seinem Wunsche gemäss zur Wiederherstel-
lung der cella crucia verwandt (Lib. benef. 13b und seine ultima voluntas :
Karth. Arch. unaign. Papiere). Hat er später noch einmal eine ihm zu-
gefallene Erbschaft cur Restauration der Zelle D (sie hatte eine solche schon
un J. 148 1 erfahren, s. oben 8. 330 Anm. 5) bestimmt ? 5) Dieser Colmann
war befreundet mit Bonifacius Amerbach. Fechter in den Beiträgen III,
22s Anm. 67. 6) Im Sundgau , zwei Stunden nordwestlich von Basel.
'1) Caauia, »das eigentliche Messgewand aus schwerem Seidenstoff, ursprüng-
lich ein weiter ärmelloser Mantel , der nur eine Oeffnung für den Kopf
hatte, über welchen er schlauchartig gezogen wurde. Die freie Bewegung
der Arme wurde also dadurch behindert, weshalb man bald auf den Seiten
23»
356 Capitulum 5.
Colons donatae sunt aut provenerunt et alia quaedam ad orna-
tum templi conducentia.
Item quatuor partes antiphonariorum ingentis quantitatis
i&io sub illius tempore, nempe ab anno 1510 usque ad annum 1516,
~1M6-per religiosum ac devotum confratrem dominum Nicolaum Mo-
litoris1), postea procuratorem et vicarium, pulchra textuia*j
scriptae sunt et unum gradale. Idem insuper prius librum evan-
geliorum scripserat et unum missale pro altare sancti Joannis
Baptistae, quod postea ad altare capituli pro priore usurpatum
est. Item unum invitatoriale, coUectarius minuaculus et alia
complura ab illo scripta sunt, quorum omnem materiam, id est
pergamenum, idem pater procurari fecit.
Procuravit pariter idem prior pro libraria novellos codioes
non paucos, quorum expensae tendunt ad summam forte N. etc
Sehnurensuge sum Heiauftiehen des Gewände« Ober den Annen anbrachte,
weichet nun vorn und hinten in reichen Bogenfalten herabhing.
Später machte man für die Arme 8eitenausschnitte , so das« etwa seit den
15. Jahrhundert nur die kahle Form eines langen Stücke« Zeug übrig blieb,
welches in der Mitte mit einer Oeffhung für den Kopf versehen ist. Die
Casel ist das leiste Stuok der priesterliohen Mesakleidung und wird such
planeta genannt.« H. Otte: Archäologisches Wörterbuch fLeizig 1857), S.22.
1) S. flber ihn unten iu den Aufieichnungen. 2) Vgl. oben S. 325
Anm. 4.
III.
Narratio
mm, qnae reformationis tempore Basileae et
in circumjacentibuB regionibns gestae sunt,
auctore
firatre Georgio Carpentarii de Brugg
Carthusiensi.
1518(1499) — 1528.
Einleitung.
schon in der Einleitung au der vorhergehenden Ver-
Chronik. nachgewiesen worden, ist es derselbe Verfasser, YonjEiXr
dem jene und die hier zu besprechende herrühren.. Dem, wasg»**
dort über die Person dieses Verfassers, des Bruders Georgius thek*r
Carpentaxii von Brugg bemerkt worden ist, kann ich in Folge ^Sf"
von "Nachforschungen , die ich seit dem Niederschreiben jener
Einleitung gemacht habe, die interessante Notiz beifügen, daas
derselbe läutere Zeit das Amt eines Bibliothekars im Kloster
versehen und eine angesehene Stellung daselbst eingenommen
\taben muss. Beim Zusammensuchen des Materials für die An-
merkungen der Continuatio sties* ich auf das alphabetische
Repertorium der Klostearbibliothek von Urban Moser (S. 329
i Anna. 2, 340 Anm. 1), und da fielen mir sofort eine Menge
Eintragungen und namentlich die vorausgeschickten Bemer-
1 kungen auf, welche entschieden die einzelnen Züge • und den
ganzen Charakter der Schrift Georgs, wie sie in der Continuatio
auftritt, aufwiesen« Schon früher, ganz zu Anfang meiner Be-
schäftigung mit der Continuatio, war mir eine Anmerkung
Auxtorfs zu S. 96 der oben S. 246 erwähnten Uebersetzung der
Chronica fundationis und der Continuatio aufgefallen. Zu der
Stelle , wo Continuatio Cap. I von Loubers Fürsorge für die
Bibliothek die Bede ist und gesagt wird, er habe in jedem ein-
seinen Bande angemerkt, von wem derselbe herstamme (der
betreifende Satz schliefst in unserem Texte S, 329, %), wird dort
bemerkt : »Zahlreiche Bände der Art mit Pater Georgs Inhal ts-
anzeigen und sonstigen handschriftlichen Bemerkungen stehen
au/ der öffentlichen Bibliothek. Eine dieser Bemerkungen, die
zugleich von Georgs Glauben an die Verdienstlichkeit des Klo-
sterlebens zeugt, mag hier folgen: Bonum est nos hie esse in
ckustro itrictioriB observantiae nee non aretioriß religionis, quia
hie homo vivit purius, cadit rarius, surgit velocius, incedit cau-
irroratukx frequencius, quiescit securius, moritur confiden-
c}a0' tmg*ratu.r cicius, praemiabitur copiosius«. Der Zusammen-
fluß r .*** welchem diese Anmerkung steht, läsat zwar vermu-
360 Einleitung.
then, dass Buxtorf sich verschrieben, und beide Male Jacob statti
Georg zu lesen sei. Indess suchte ich mich zu überzeugen, ob
vielleicht doch die mir unbekannte Hand, die später manches
Jahr hindurch auf den Vorsetzblättern der dem Kloster gehö-
rigen Bücher in der von Louber eingeführten Weise Inhaltsver-
zeichniss und Herkunft eingetragen, und die auch das zweibän-
dige Registrum der Klosterbibliothek (s. oben S. 236) angelegt
hat, die Georgs sei. Von Schriftstücken, die erwiesenennaassen
von Georgs Hand stammen, konnte ich damals bloss den Brief
an Bonifacius Amerbach (s. oben 6. 312 Anm. 2; zur Verglei-
chung heranziehn (das Manuscript der Continuatio befand sich
noch in den Händen meines Mitarbeiters, Herrn Dr. Stern).
Die Aehnlichkeit der Schriftzüge schien mir nun so gering,
dass ich auf eine Identität des Schreibers nicht glaubte schlies-
sen zu dürfen, und ich beschäftigte mich mit der Frage nicht
weiter, zumal da ich annehmen musste (und auch jetzt noch
annehme), dass sie durch ein blosses Versehn Buxtorfs in mir
angeregt worden. Auch die Beschäftigung mit der Handschrift
der Continuatio, deren Züge ebenfalls von denen des Registrums
sehr abweichen, rührte sie nicht wieder auf. Dies geschah er*t
durch das Auffinden des Repertoriums, aus dem mir sofort an
gewissen Stellen die Schrift Georgs aufs Unverkennbarste ent-
gegentrat. Zur Vergleichung mit den andern Eintragungen die-
ses Repertoriums, wie mit den Schriftzügen des zweibändigen
Registrums zog ich nun auch das Uebrige herbei, was mir seit-
dem von eigenhändiger, sicher bezeugter Schrift Georgs bekannt
geworden, namentlich die beiden oben S. 311 erwähnten, von
ihm für die Klosterbibliothek abgeschriebenen Bücher, den Liber
spiritualis gracie sive revelationum beate Mechtildis virginis und
dis Martyrilogium Usuardi. Diese, zusammengehalten mit der
Handschrift der Continuatio, dem Briefe an Bonifacius Amer-
bach, dem beim Eintritt in den Orden errichteten Testamente
und dem Verzeichniss der dem Kloster zugebrachten Bücher
(s. oben S. 310) , bieten eine solche Verschiedenheit und eine
so mannigfaltige Abstufung der Schriftzüge, dass man sich oft
darüber verwundert, dass es dieselbe Hand ist, von der die
einen und die andern herrühren. Der Liber spiritualis gracie
ist in fester Urkundenschrift geschrieben, während die Conti-
nuatio eine kleine, flüchtige Conceptschrift aufweist, die übri-
gens die sichere Hand eines geübten Schreibers nicht verken-
nen lässt. Im Briefe ist diese letztere Schrift sauberer und sorg-
fältiger zur Anwendung gebracht. Das Testament und das
Bücherverzeichniss , sowie das Martyrilogium Usuardi, obwohl
unter sich wieder ziemlich verschieden, stehen der Form und dem
Charakter ihrer Züge nach in der Mitte zwischen der Urkun-
denschrift jeneri ersten, der Cursivschrift jener beiden letztem
Stücke. Die Schrift des Martyrilogiums schwankt bald mehr
361
nach der einen, bald nach der andern Richtung hin. Da wo
sie ihren eigentümlichen Charakter am schärfsten zeigt, ist
sie steifer, eckiger, als die der Continuatio und des Briefes,
aber weniger breit, mehr in die Höhe gezogen, als die des
Liber spintualis gracie. In dieser Form zeigt sie eine grosse
Aehnlichkeit mit derjenigen des Registrams der Bibliothek und
die Tergleichung einzelner Seiten des Martyrilogrums nament-
lich mit dem Vorworte des Registrums und dem Informatorium
für den Bibliothekar zeigt eine solche Uebereinstimmung in
Schrift und Anwendung der rothen Farbe, dass wir an der
Identität des Schreibers nicht zweifeln, sondern die Behauptung
3eorg, der das Registrum angefertigt
in auch bei den spätem Eintragungen
ewählten Schriftzuge gehalten, finden
n Repertorium, das nicht von seiner,
ser Hand angelegt war, in den Nach-
gten Vorbemerkungen alle die Schrift-
rg in den aufgezählten verschiedenen
n verwandt hat, so, dass sich immer
t dem einen oder dem andern dieser
Aus dem Gesagten geht hervor, dass Georg längere Zeit
hindurch die Stelle eines Bibliothekars im Kloster bekleidet
hat. Die Aufsicht über die Bibliothek war eigentlich Sache des
Sacrista; sobald die Bibliothek aber einmal eine gewisse Be-
deutung erlangt hatte, musste es sich empfehlen, sie der Obhut
eines Klosterbruders zu übergeben, der ein Verständnis« für
den Werth der in ihr enthaltenen Schätze besass ') . Georg
ior Jacob Louber, unter welchem die Biblic—
rs erst zu grösserem Umfange gelangte, dass
Ordnung und Bezeichnung der Bücher an-
zh in Besorgungen abgearbeitet, mit denen
z massiger Mönch sich abzugeben würdigte1),
ung der Bücher und das von Louber ange-
findet sich an der betreffenden Stelle und
ihere angegeben. Später scheint eine * Zeit
ronymus die Verwaltung der Bibliothek und
er neuen Erwerbungen besorgt zu haben,
I) In dem Infonnatorium bibliothecarii am Eingänge des Regwtrunt
pro anüqua bibliothecs sagt Georg : SatU claret, Quantum studii debeamui
bibliotheeia noatris, quave cura Bit invigilandum ei, cui librorum fuerit in-
juneta custodia. Quae tameUi aacriatae pecuUariter comraendata «it , prout
patet part. 1 ant. cap. 34 §. 9, ubi dicitur, quod »libroa seu legendo* seu
tranacribendcM ■ aacrista poacimua et neeipimua«, et cap. 41 {. 31 eiuadem:
•meriata libros, cum aecomodantur, acribit, pignui retlnet et cuatoditi, «i
Urnen alteri vel ipsi talii obedientia, aervandorum t c LI ioet, librorum, fuerit
ronuniaaa , juxt» aubaequentea canonea aeu infonnationei procedere poteat
et debet n. s. w. 2) Contin. cap. 1 8. 328. 339,
362 Einleitung.
wenigstens hat er in einer Anzahl von Büchern vorn
und Herkunft eingetragen. Unter ihm wurde daan noch ein
wichtiger Schritt zur Erleichterung der Benutzung der Biblio-
thek gethan, indem Bruder Urban Moser1) sieh der mühsamen
Arbeit unterzog, ein genaues alphabetisches Repertorium aniu-
fertigen. Ob er daneben auch die ständigen Bibliothekars-
geeehäfte versehen, ist mir zweifelhaft. In der Folge (wann,
vermag ich nicht zu sagen) wurden diese unserem Georg über-
tragen, der nun die Bücher aufzustellen» zu signieren und so-
wohl im Registrum , als im Repertorium einzutragen katte.
Um den Gebrauch des letztem zu erleichtern , brachte er auf
einem nach dem Titelblatte eingeklebten Blatte eine Anzahl
von Bemerkungen an, die zunächst auf gewisse beim Nach-
sehlagen zu berücksichtigende Unvollkommenheiten in der al-
phabetischen Anordnung aufmerksam machen, dann über die
Signierung derjenigen in neueren Sprachen abgefassten Bücher
Auskunft geben, die nioht in der eigentlichen Bibliothek, son-
dern, der Obhut des cellerarius unterstellt, im Schlafeaale der
Laienbruder aufgestellt waren, und endlich ein Yenseiehniss der
Nummern enthalten, die verloren gegangen oder durch die
Apostasie des Thomas Brun im J. 1523 (s. die Narratio oder
Reformationschronik zu diesem Jahre) dem Kloster wieder
entfremdet worden (Später hinzugefügt ist noch ein Verzeichnis*
derjenigen, die 1526 nach Ittingen geschickt wurden, s. oben
S. 340 Anm. 5). Da ferner nach Vollendung des Repertoriums eine
grossere Zahl von Bänden, etwa 400, umgestellt worden warn,
fugte Georg, um den ferneren Gebrauch desselben möglich iu
machen, ohne doch zahllose Signaturen ändern zu müssen (denn
von den umgestellten Bänden enthielten manche eine grössere
Anzahl von kleinen Schriften, die alle einzeln aufgeführt wa-
ren), auf einigen nach dem eben erwähnten Blatte eingefügten
weiteren Blättern eine Tabelle ein, auf der die sämmdichen
bisherigen Signaturen aufgeführt waren, mit Beifügung der
neuen Bezeichnung, da wo eine Umstellung stattgefunden hatte,
so dass, wer ein Buch im Repertorium nachschlug, sich sofort
mit Hilfe dieser Tabelle überzeugen konnte, ob die Signatur,
die es dort trug, die noch gültige, oder ob sie durch eine an-
dere und durch was für eine sie ersetzt war. Während für den
ferneren Gebrauch des alphabetischen Repertoriums auf diese
Weise einstweilen geholfen werden konnte, war es dagegen
nöthig gewesen, den Standortscatalog (den Georg in den ein-
leitender^ Bemerkungen zum Repertorium diesem, dem reper-
torium oder registrum universale als speciale registrum, quod
usuale sive manuale librarii dici potest, gegenüberstellt) voll-
ständig umzuschreiben, an die Stelle des Louberischen Regi-
t) S. über ihn oben 8. 340 Anm. 1. Vgl. S. 320 Anm. 2.
Einleitung. 363
Stroms ein neues zu setzen. Diese Arbeit hatte Georg, vielleicht
in Verbindung mit der Umstellung, in den Jahren 1520 bis
1523 vollzogen, indem er das zweibändige Begistrum anfertigte,
ron dem schon mehrfach die Bede gewesen ist. Er nahm übri-
gens auch für das alphabetische Repertorium eine vollständige
Umarbeitung und Umschreibung in Aussicht, bei welcher ihm
dann jene Tabelle als Hilfsmittel dienen sollte. Zur Ausfuh-
rung dieses Planes, der eine gewaltige Arbeit erfordert hätte,
ist Georg nicht gekommen, er scheint aber, wie aus den Ein-
tragungen in den beiden Catalogen hervorgeht, die Stelle eines
Bibliothekare bis zu seinem Tode bekleidet zu haben. Nach
diesem sind, so viel ich bemerkt, im alphabetischen keine Ein-
tragungen mehr gemacht worden, im Standortscataloge dagegen
finden sich einige solche von der Hand des Nicolaus Molitoris,
der auch im Calendarium nach dem Tode Georgs (s. die fol-
gende Ausführung) und im über benefactorum nach dem Tode
Zscheckenbürlins die Aufzeichnungen gemacht hat (vgl. die Bei-
lage über die letzten Schicksale der Karthaus). Eben dieser hat
dann auch in den betreffenden Büchern Signatur und Herkunft
Tora angemerkt.
In Folge der eingehenden Beschäftigung mit den S^brüV^^»-
zngen Georgs in ihren verschiedenen Abstufungen bei verschie- rium
denartiger Verwendung, zu der ich durch die Untersuchungen (££"
ober die Bibliothekscataloge des Klosters gefuhrt worden war, *w^
wurde mir klar, dass auch das von uns als Calendarium beit
ciüerte Jahrzeitbuch eine Arbeit Georgs ist1). Es ist das-0*"8*'
selbe, wie oben S. 235 bemerkt, so eingerichtet, dass die
Seite drei Tage, ausnahmsweise auch vier oder einigemale
beim Schlüsse eines Monats nur zwei umfasst und unten
noch einen durch einen Queerstrich abgetrennten Baum für
Bemerkungen enthält, die sich nicht auf einen bestimmten
der obigen Tage beziehen, wie z. B. auf der Seite 1 — 3. Jan. :
Circa vel pöst festum sancti Stephani prothomartyris flat
commemoratio benefactorum nostrorum, prout habetur in sta-
tutis, prime parris capitulo quinto, quod officium appella-
tar officium benefactorum Stephani u. s. w., 13 — 15. Sept.:
Circa angariam crucis in officio mensis partdcipationem specia-
lem habet domicellus Thomas Zschegkepürlin, qui fundavit unam
pitantiam circa hoc tempus conventui ministrandam u. s. w.,
oder nähere Bestimmungen über eine der oben verzeichneten
f) Auf dem Rücken fraßt es auf einem aufgeklebten Bl&ttchen (es ist
in Pappdeckel gebunden, mit schwarzem Leder Überzogen , das durch ein-
eepresste Verzierungen geschmückt ist, der hintere Deckel ist über einen
*wü det vorderen herumgeklappt) von der Hand des Prof. und Biblio-
thek» loh. Conr. Pfiater (+ 1636) den Titel: Calendarium Carthuaianum
m. s. ch. cum consignatione officiorum annuorum pro defunctiß. Die Be-
zeichnung Diarium , die ich S. 235 erwähnt habe , ist ihm im Handschrif-
teacataloge der Universitätsbibliothek gegeben.
364 Einleitung.
Jahrzeiten geben, z. B. Febr. 26 — 28 (auf letzteren Tag fiel die
Jahrzeit der Maria von Brunn, geb. Zscheckenbürlin): In anni-
versario dominae Mariae sternatur pannus viridis super sepul-
chrum domicelli Nagel, duae quoque candelae ibidem accensae
ponantur, quae per totam agendam et missam ardeant, u. s. w.
Auf dem ersten der drei dem Calendarium vorangehenden Blät-
ter findet sich eine Bemerkung über die Verbrüderung des
Klosters mit den Karthausen der Umgegend nebst Anweisun-
gen über die in Folge davon zu verrichtenden Gebräuche, fer-
ner Bemerkungen über die Messen pro benefactoribus, auf dem
Blatte am Schlüsse des Buches eine Bemerkung de quarta fu-
neralium. Für die Einzeichnung der Tage und ihrer kirch-
lichen Bedeutung hat sich Georg der grossen eckigen Bücher*
schrift bedient, die er in der Continuatio S. 325, 27 als lit-
tera texturalis bezeichnet, die Eintragungen innerhalb dieses
Rahmens, insoweit sie bei der Anlage des Buches in Einem
Zuge geschrieben worden, sowie die Bemerkungen auf dem
ersten und dem letzten Blatte sind in der Urkundenschrift ge-
macht, wie wir sie in dem Liber spiritualis gracie finden, die
spätem Eintragungen zeigen die Schrift Georgs in den ver-
schiedenen Abstufungen, die wir oben kennen gelernt haben.
— Ueber das Verhältniss dieses Buches zum Liber benefacto-
rum ist schon oben (S. 235) gesprochen worden. Im Liber be-
nefactorum1) werden unter der einleitenden Formel »Oretur pro*
u. s. w. die Geschenke der betreffenden Gönner ausfuhrlich
aufgezählt; da die meisten bei Lebzeiten gemacht und in der
Regel auch sofort oder wenigstens nach nicht allzulanger Frist
aufgezeichnet wurden, so konnte die Einzeichnung in den we-
nigsten Fällen zum Datum des Todestages gemacht werden;
man nahm vielleicht für die erste Einzeichnung den Tag, an
dem die Vergabung geschehen war, oder den Tag eines Hei-
ligen, den der Betrenende besonders verehrte, und trug spätere
Geschenke zu eben diesem Datum nach, oder man stellte Ver-
wandte oder Freunde auf demselben Blatte oder auf benach-
barten Blättern zusammen (so sind die Zibol um den 1. Januar,
die Zscheckenbürlin um den 15. Juli, den Margarethentag,
gruppiert) , bei den Klosterbrüdern wählte man oft den Tag
ihres Eintritts in das Kloster (so bei Louber , bei Johann de
Lapide). Hie und da finden wir nun, namentlich in der frü-
hem Zeit, dass nach dem Tode von Wohlthätern, deren Wohl-
thaten anderwärts verzeichnet waren, auch an ihrem Todestage
eine Vermerkung gemacht wird, so wird z. B. der Tod des
1} Vor der Anlage des vorhandenen, vielfach erwähnten Liber bene*
facto rum muaft ein früherer, kleinerer existiert haben. Bei einigen der äl-
testen Aufzeichnungen in jenem wird auf einen solchen verwiesen : ut in-
venitur in alio libro benefactorum (Bl. 1), sicut habetur in libro parvo be-
nefactoruro (Bl. 216).
Einleitung, 365
ßurkhart Zibol am 1. August, der seiner ersten Gemahlinn,
Agnes von Eptingen, am 3. Juli, der der Adelheid von Eptin-
gen, genannt die Münchin, am 19. Januar vermerkt, während
ihre Wohlthaten zum 1. Januar aufgezeichnet stehn. Auf die
Dauer konnten aber solche Vermerke inmitten der immer zahl-
reicher werdenden ausfuhrlichen Gabenverzeichnisse des Liber
benefactorum zum praktischen Gebrauche für den Gottesdienst
nicht genügen, wie sich überhaupt der Liber benefactorum
nicht zu einem Handbuche für den Sacrista eignete, man ist
also gewiss schon frühe darauf gekommen, für die Feier der
Jahrzeiten ein eigenes Calendarium mit einem Verzeichniss der
Todestage anzulegen. Später mochte es wünschenswerth erschei-
nen, dasselbe in sauberer Weise umzuschreiben, und so ent-
stand die uns vorliegende Arbeit Georgs. Bei der Anfertigung
desselben mag er auch den Liber benefactorum zu Rathe ge-
zogen haben, dessen Kenntniss er dann bei dem Abfassen der
Continuatio verwerthete. — Wann Georg die Arbeit ausgeführt
hat, lässt sich nicht mit Sicherheit angeben, doch möchte ich
annehmen, dass es nicht vor 1518 geschehn. Die Namen des
Bernardinus Coci (vgl. S. 354 Anm. 7) und des Johann Alantsee
von Füssen (S. 338 Anm. 5), die nach dem Liber benefactorum in
diesem Jahre noch am Leben waren, scheinen gleich bei der
Anlage des Buches eingetragen worden zu sein, während eine
Reihe von Personen, deren Tod in die Zwanzigerjahre fallt,
nachträglich eingeschrieben sind. Freilich ist das letztere auch
der Fall bei einigen schon früher verstorbenen, z. B. Marga-
retha Nagel, geb. Zscheckenbürlin (f 1516, nach Tonjola 320),
Heinrich von Senheim (f 1511, nach ebendems. 319), Mo-
rund von Brunn (f 1513), welch beide letztere der Prior Zsche-
ckenbürlin selbst eingetragen. Indessen konnten bei der An-
lage des Buches einzelne Eintragungen aus gewissen, von uns
nicht mit Sicherheit zu erkennenden Gründen einstweilen auf-
geschoben worden sein.
Es wäre nicht richtig, wenn wir aus dem Umstände, dass
Georg die Verwaltung der Bibliothek führte, die nach der ur-
sprünglichen Bestimmung der Statuten Sache des Sacrista war,
und dass er das zum Gebrauche für eben diesen, mit manchen
an ihn gerichteten Bemerkungen versehene Jahrzeitbuch ange-
fertigt, schliessen wollten, er selbst habe dieses Amt versehen,
gerade die Thätigkeit, die er als Bibliothekar entfaltet hat, lässt
sich kaum mit den vielfachen, grossentheils mechanischen und
zum Theil sehr untergeordneten Geschäften jenes vereinigt den-
ken, auch wählte man den Sacrista, wenn man nicht, wie dies
bei Zscheckenbürlin der Fall war, im Sinne hatte, ihn bloss
vorübergehend mit dem Amte zu betrauen, schwerlich gerade
vorzugsweise aus den wissenschaftlich gebildeten Männern des
Klosters. Wohl aber mag Georg neben der Verwaltung der
366 Einleitung.
Bibliothek eine Oberaufsicht über die Abhaltung der Seelen-
messen gefuhrt und sich dann für die Zuriietungen und Vor-
kehrungen im Einzelnen der Beihilfe des Sacrista bedient haben.
In jedem Falle war er eine nicht unbedeutende Persönlichkeit
im Kloster. Das lässt uns auch die Freimüthigkeit leichter be-
greifen, mit der er sich in der Continuatio über den Prior aus-
spricht. War bei der jovialen Natur Zscheckenbürlins , dem
nichts mehr zuwider war, als Zank und Streit im Kloster, und
der die Brüder in ihren Zellen kaum so viel heimsuchte als
unbedingt nöthig war (s. oben S. 352), schon schwerlich ra
befürchten, dass er in ihren Schriften herumstöbern würde, so
konnte ein Mann, der dem Kloster so wichtige Dienste leistete
wie Georg, auf alle mögliche Rücksicht zählen, ich möchte
denken, sogar auf den Fall hin, dass dem Prior etwas von sei-
nen Auslassungen zur Kunde gekommen wäre.
Dfc Wenden wir uns nun wieder von der Person des Chro-
'nisten zu der uns vorliegenden Chronik, so ist zunächst zu
bemerken, dass uns das Original nicht erhalten ist, und die vor-
handenen Abschriften den Text nicht vollständig wiedergeben,
aber doch so, dass nicht viel Wesentliches scheint verloren ge-
gangen zu sein. Nach dem, was uns erhalten ist, und was die
Ueberschrift der einen, von uns mit L bezeichneten Copie (s.
unten) berichtet, hat der Chronist erst in kurzen Worten über
seine eigenen Erlebnisse bis zu seinem Eintritt ins Kloster,
über seine Schicksale und seine litterarische Thättgkeit in den-
selben berichtet, dann vom Jahre 1618 an eine Uebersicht von
Zeitbegebenheiten gegeben.
z*Lf4" Es ist oben S. 318 die Vermuthung ausgesprochen worden,
nng. dass Georg die Abfassung der Reformationschronik an die Hand
genommen, nachdem er die Continuatio geschrieben, und es
finden sich in der That zahlreiche Stellen, welche zeigen, dass
wir es nicht mit jahrelang fortgesetzten Aufzeichnungen zu thun
haben, sondern mit einer Arbeit, die in Einem Zuge oder we-
nigstens mit nicht allzugrossen Unterbrechungen niedergeschrie-
ben worden ist. Nicht nur wird häufig vorgreifend berichtet,
wie sich eine Sache, von der die Rede ist, im Laufe der näch-
sten Monate entwickelt hat, es wird oft, und zwar schon in
den früheren Theilen der Chronik, auf die letzten oder geradezu
das letzte der Jahre hingedeutet, innerhalb deren sich die in
ihr berührten Ereignisse bewegen. Wir wollen hier einige die-
ser Stellen namhaft machen. Gleich nachdem der Verfasser
seinen Eintritt in den Orden erzählt hat, sagt er: »Fui in or-
dine ab anno 1509 usque ad annum 1528.« Die littera-
rischen Arbeiten, deren er dann gedenkt, fallen in die Jahre
1522 — 1526; zum J. 1518, wo er von dem Eintritte des Tho-
mas Brun in den Orden und seiner Verpflegung durch die
Brüder, nachdem er pestkrank geworden, gesprochen, erwähnt
Einleitung. 307
er «einer Apostasie im J. 1523 und seines Todes im J. 1526;
mm J. 1521 bei der Erwähnung Huttens weist er auf dessen
Tod im J. 1523 hin; beim J. 1523 klagt er über die Ausbrei-
tung der lutherischen Sekte und nennt unter den schlimmen
Folgen derselben auch schon den Bauernkrieg von 1 525 ; eben-
dort berichtet er über den Austritt des Bruder Sebastian und
seine Abreise nach Mülhausen, zugleich aber auch über Beine
im J. 1526 erfolgte Rückkehr nach Basel; zum J. 1524 wird
bei Anlass des begonnenen Neubaues des Refectoriums auch
schon der im J. 1527 erfolgten Vollendung desselben gedacht,
die Notiz über die Schlacht bei Pavia, 1525, erwähnt zugleich
des im folgenden Jahre abgeschlossenen Friedens; wo er über
die im J. 1525 von den Zürchern vorgenommene Abschaffung
der Messe und Einführung einer neuen Weise der Communion
spricht, heisst es weiter : cuius rei gratia postmodum disputatio
solemnis in Obren Baden celebrata est, scilicet anno sequenti;
zum J. 1526 wird erzählt, dass die Acten der Badener Dispu-
tation im folgenden Jahre herausgegeben worden seien, und
wie er von dem Schlaganfalle berichtet, der ihn im Jahre 1 527
betroffen, fugt er hinzu, er sei seitdem nie wieder recht gesund
geworden, so dass zwischen dem Ereigniss und der Erzählung
desselben geraume Zeit verflossen sein muss. — Da uns nicht
die eigenhändige Niederschrift des Chronisten vorliegt, so lässt
ach freilich nicht erkennen, inwiefern einzelne dieser auf spä-
tere Jahre hinweisenden Stellen etwa nachträgliche Zusätze sind,
und es mag dies bei mehreren der Fall sein, wie bei der Stelle
über Huttens Tod, wo es heisst: »de cuius obitu habetur
infra anno 1523« und der ganzen Notiz über Bruder Sebastian,
die an den Rand geschrieben war, aber die Stellen sind zu
zahlreich und der Zusammenhang der meisten mit der übrigen
Erzählung ein zu enger, als dass sich jenes im Allgemeinen
annehmen Hesse. Für eine einheitliche Abfassung im Jahre
1528 spricht auch der Umstand, dass sich bei den früheren
Jahren betreffe der Zeitangaben einige Versehen finden, wie
z. B. das Mandat wegen der Frauenklöster ins Jahr 1 524 ge-
setzt wird, während es ins Jahr 1525 gehört, auch der Tod
der Maria von Brunn nicht richtig angegeben ist. — Dadurch
ist übrigens nicht ausgeschlossen , dass Georg bei der Abfas-
sung seiner Arbeit Notizen benutzte, die er sich früher angelegt
hatte. Wahrend der Arbeit hat er, wie in der Continuatio,
zahlreiche Randbemerkungen nachgetragen, von denen unten
noch weiter die Rede sein wird.
Der Zweck des Verfassers ist offenbar, das Umsichgreifen '»Jj1*
der reformatorischen Bewegung in Basel und der Umgegendcimmik.
und die Schicksale seines Klosters inmitten derselben zu schil-
dern. Er beginnt mit dem Jahre 1518, um den später zu be-
richtenden Austritt des Thomas Brun, der in diesem Jahre als
368 Einleitung.
neu aufgenommener Bruder im Kloster liebevoll verpflegt wor-
den war, in einem um so schlimmeren Lichte erscheinen zu
lassen. Es folgt dann die Bedrängung der Karthäuser von Stras-
burg durch Ulrich von Hütten 1521, die Rückkehr Oecolam-
pads nach Basel 1522, der Spanferkelschmaus u. s. w. Politi-
sche Begebenheiten nimmt er nur auf, insofern sie, wie der
Bauernkrieg, im Zusammenhang mit der Reformation Stefan,
und wenn er sich gelegentlich nicht enthalten kann, ein so
Aufsehen machendes Ereignis», wie die Schlacht von Pavia, die
ausserdem noch wegen der grossen Verluste, welche die Schwei-
zer dort erlitten, Eindruck auf ihn machen musste, zu erwäh-
nen, so fügt er doch gleich hinzu: de qua historia nihil ad
nos, eo quod graviora circa regionem nostram contigerunt Die
Naturerscheinungen, von denen er berichtet, sieht er auch un-
ter einem höheren Gesichtspunkte an , als Zeichen der gött-
lichen Barmherzigkeit, wie die Fruchtbarkeit des Unglücks-
jahres 1525, oder als ernste Warnungen, wie den Ithtzstral
des Jahres 1526. Als Einleitung giebt er eine kurze Darstel-
lung seines eigenen Lebensganges, wozu die unter dem Jahre
1527 gegebene Erzählung von dem Schlaganfall, der ihn
betroffen, eine Ergänzung bildet. Es ist schon oben S. 313
die Vermuthung ausgesprochen worden, es möchte Georg 152$
gestorben sein *) . Für diese Vermuthung scheint auch der Um-
stand zu sprechen, dajBS ich in dem alphabetischen Repertorium
der Bibliothek unter den Werken des Erasmus keine eingetra-
gen gefunden habe, die später als 1528 gedruckt sind. Viel-
leicht hat gerade die Erwartung eines baldigen Hinscheids ihn
bewogen , an die Abfassung seines Werkes zu gehn. Es ist
nicht undenkbar, dass ihn ein zweiter Schlaganfall betroffen,
der dann seinen Tod herbeiführte. Sein Todestag ist der
6. October, der Tag des heiligen Bruno, des Stifters »eines
Ordens. Unter diesem Datum findet sich im Calendarium
von der Hand des Nicolaus Molitoris eingezeichnet: Domi-
nus Georgius Carpentarii de Brück monachus professus huius
domus.
1) Wenn es lum J. 1527 bei der Nachricht vom Tode des Bischofr
Christoph von Utenheim heisst: quanta vafritie ( Oecolampadius) civitotan
hanc suis praedicationibus et scriptis infecerit et corruperit , partim in *Q'
perioribus aunis, partim in subsequentibuB natere poterit, so ist daraus
nicht mit Notwendigkeit su schliessen , dass aiese Stelle später als 152*
geschrieben sein müsse. Denn wenn der Chronist 1528 schrieb, so konnte
er getrost von den subsequentes anni reden, in denen die Folgen von
Oecolampads Wirken sich noch zeigen würden, er konnte auch annehmen.
dass es ihm vielleicht vergönnt sein werde, in seiner Chronik noch über
Dinge su berichten, die später fielen, als das Jahr, in dem er eben schrieb.
und die mit iur Bestätigung seiner Behauptung dienen worden.
Einleitung. 369
Haben wir in Georg natürlich einen Gegner den Refor- <»•«»-
vgiatioö au finden, so ist er doch, wie schon S. 312 QngedeutotdeT'w
vrorden, keineswegs ein Fanatiker. Es tritt uns auch neben fks8ttrs-
all den heftigen Ausfallen,, auf die wir stossen, eine erfreuliche
Müde der Gesinnung entgegen. Nachdem er (zum. J. 1&2&)
den Tod dea abgefallenen Thomas Brun und .der 8einigen eraähit
hat, schliesst er: Dens ignoscat illis, quicquid in illum et nos
peceaveranil Wo er berichtet, wie die Zürcher im J. 1525 die
Kirchenzieffden eingeschmolzen und das Metall zum Beaten der
Armen in ihren Staatsseokel aufbewahrt hätten, setzt er hinzu;:
Intentio qoidem, ut apparet, in speriem non wquequaque imr
probabilis, sed effectus inde secutus quid fructua boni pariturus
sit . . , omnibua constare potest. Ideoque mihi »aper bis nihil
jadicandum arbitror. Si bonum fecerunt, viderint ipsi. Suo
domino stant aut cadunt. Ueber seine Stellung zu Luthers Schrit-
ten sind uns einige interessante Bemerkungen erhalten, die
er als Bibliothekar* des Klosters niedergeschrieben. Im Decem-
ber 1522 druckte Adam Petri Luthers Uebersetzung des neuen
Testaments nach und schenkte den Karthäusem einige Exem-
plare davon. »Eines derselben«, so berichtet Ochs, »wurde tum
Gebrauch der Layenbsüder bestimmt. Auf dem ersten Blatt
desselben steht unter andern geschrieben, dass manches ver-
muthlieh von Luther sich darin befände, dass aber sehr wenig
oder gar nichts ärgerliches darin zu lesen wäre, dass übrigens
ein jeder diese Dinge mit gutem Bescheid erlesen und nicht
veiter darauf bauen solle, als die gemeine christliche Kirche
lehrt und hält«. Die Bemerkung rührt nach dem oben Gesag-
ten von niemand anders als von Georg her. Das betreffende
£xemplar ist leider nicht mehr auf der Universitätsbibliothek
aufzufinden (vgl. Woltmann: Holbein II, 41), es ist ohne
Zweifel als Doublette veräussert worden. — Auf dem Vorsetzr
blatte des Bandes tt. F. V. 34 der UmversitätsbibKo&bek, der
einige den Karthäusern durch Johann Frohen und Adam Petri
geschenkte Bücher enthält, hat Georg dem Titel des letzten
derselben »in epistolam beati Pauli ad Galathas fratris Martini
L. commentarius« beigefügt: Qui quidem tunc temporis non
foit cendemnatus, sed pene post duos annos, dum antor in pro-
tervitate sua peraistens, etiam bona simul cum maus, quo scri*
pserai, ei ipae pariter cum eis condemnari merueruat Idooque
commentarius iste legatur cum judicio vel potius negligatur.
Im alphabetischen Repertorium endlich hatte Georg eine Anzahl
Schriften von Luther eingetragen unter der Ueberschrift : Ser-
mones reverendi patris Martini I^utheri Augüstibaiani , ttaolo-
giae profe88oris celeberrimi. Nachher hat er reverendi patris
und Augnstiniani — celeberrimi ausgestrichen, mit besonderem
Nachdrucke die Worte reverendi patris und celeberrimi, dann
^ber auch einige Striche durch das ganze Verzeichniss, gemacht
Btttor Ckromiken. l, 24
370 Einleitung.
und darunter geschrieben: Iste Martinus Lutherus, quia al
ecoleftiae proceribus reprobatus est, non meretur inter abos ca-
tholioos scriptores reputari vel hie specialiter signari, etiamsi
longe plures libros ediderit, quam hie signati tuerint. — Wii
sehen, er hat das erste Auftreten Luthers mit Freuden begrüs&j
er gesteht auch jetzt noch zu, dass dessen Schriften manches
an sich Gute enthalten, aber dass er es gewagt hat, im Gegen-
satze gegen die anerkannten Häupter der Kirche seine Lehre
auszubilden und dass die Kirche ihn dafür verdammt hat, istj
für Georg Grund genug, sich von ihm loszusagen und auch
das an sich Gute in seinen Schriften mit Misstrauen zu be-
trachten und davor zu warnen (Vgl. auch die Anm. 1 zu S. 379 .
Der Widerstand, der von Männern dieser Gesinnung kam, musste
der Durchführung der Reformation viel grössere Hindernisse be-
reiten, als das Eifern fanatischer Anhänger des Alten, und wenn
man bedenkt, dass diese Gesinnung gerade an einem langjähri-
gen Sitze geistiger Bildung, wie Basel, ihre zahlreichen Vertreter
haben musste, so begreift man, dass auch abgesehn von andern
äussern Umständen der Bruch mit der alten Lehre sich hier nicht
so leicht vollziehen konnte, wie z. B. in Zürich, wo die Be-
schränktheit der Vertheidiger der alten Lehre in keinem Verhalt-
nisse stand zu der Ueberlegenheit, mit der ihnen Zwingli entge-
gentrat« Einen interessanten Einblick in die Anschauungen dieser
Basler Kreise gewährt der Briefwechsel des Bonifacius Amerbach,
dessen Ausbeutung eine der ersten Pflichten des Geschichtsckrei-
bers wäre, der sich eine umfassende quellenmässige Darstellung
der Basler Reformation zur Aufgabe machen wollte *}. Der Rath,
unter dem Einflüsse dieser Anschauungen, ging in einer Weise
vor, die weder die eifrigen Freunde der neuen Lehre, noch
die Anhänger des Alten vollständig befriedigen konnte. Die
Beschlüsse und Verordnungen, die er in Religionssachen traf,
waren im Ganzen der Reformation gunstig, aber sie trugen
einen mehr provisorischen Charakter, eine definitive Entschei-
dung zu treffen, so glaubte er, sei nicht die Sache einer ein-
zelnen Regierung, sondern eines allgemeinen Concils, auf dem
die ganze Kirche vertreten wäre2).
Ab- Die Wichtigkeit der Chronik GeorgB als Quelle für die
£n d«~r Geschichte der Basler Reformation ist schon längst erkannt
chnmik.worden, wir verdanken dieser Erkenntniss die Abschriften, die
1) 8. manche Auszüge aus diesem Briefwechsel bei Fechter: Bonifa-
cius Amerbach in den Beiträgen II, 215 ff.; vgl. Stintzing: Ulrich Z*-
sius 216 ff. 369 ff. 2) Mit dem Mandat vom 5. Jan. 1529 (abgedruckt
oben S. 76 ff.) verüess der Rath diesen Standpunkt, indem er die Entschei-
dung einer 14 Tage nach Pfingsten abzuhaltenden Disputation und einer
darauf folgenden Abstimmung auf den Zünften anheimstellte. Noch vor
diesem Zeitpunkte aber erzwang die Bürgerschaft durch den Auflauf vori
S. and 9. Februar die Durchführung der Reformation. Vgl. Heusler432n
Einleitung. 371
^»8 nun das leider verschwundene Original ersetzen müssen.
4^ h*00 zwei dieser Abschriften benutzen können, von denen
. j?& eine ( A) sich auf der Bibliothek des Antistitiums in dem
j^^ammelbajide »Basier Schriften, Tom. IV. Kirchen-Geschichte«
a^8 ^r" *l befindet, die andere (L) auf der vaterländischen
,; ehemals Lutzischen) Bibliothek der Lesegesellschaft, in dem
^V^mmelbande »O 8. Einiges zur Basler Geschichte vor 1789. 2.«
ai* Nr. 7. — Die erstere ist angefertigt von dem durch seine
Verdienste um die Texteskritik des Neuen Testamentes bekann-
ten J. J. Wettstein (f 1754 als Professor am Remonstranten-
gymnasium in Amsterdam. Der Professor und Bibliothekar
J. R. Wettstein, Sohn des berühmten Bürgermeisters, den Bux~
torf in dem Vorworte zu seiner demnächst zu erwähnenden
Uebersetzung der Chronik irrigerweise statt seiner nennt, war
sein Grossoheim). Das Manuscript muss ursprünglich fünf
in Quartform zusammengelegte halbe Bogen enthalten haben,
die je auf der Vorderseite des ersten Blattes mit den Buch-
staben A. B. C. D. £. bezeichnet waren. Die Lage A, die
vier ersten Seiten des Manuscriptes enthaltend, ist verloren
gegangen. Auf der ersten Seite von £ schliesst die Ab-
schrift mit der Darstellung der Bernerdisputation, die zweite
Seite ist leer. Die dritte giebt unter der Ueberschrift »Autor«
die Nachrichten über die persönlichen Erlebnisse des Ver-
fassers vom Jahre 1499 an, Seite 4 ist wieder leer. Jetzt
ist dieser letzte halbe Bogen (die Lage E) so gefaltet, dass
Seite 3 als erste, Seite t als dritte zu stehen kommt und
er zugleich als Umschlag für die übrigen Lagen dient, die
Seite mit der Ueberschrift »Autor« also an den Anfang des
ganzen Manuscriptes zu stehen kommt. I^age E in dieser
ihrer umgekehrten Gestalt und Lage C sind zusammengehef-
tet, zwischen Seite 2 (ursprünglich 4) von Lage E und
Seite 1 von Lage C ist Lage B, zwischen Seite 4 von Lage C
und Seite 3 (ursprünglich 1) von Lage E ist Lage D einge-
klebt. Auf der Seite, welche die persönlichen Erlebnisse des
Chronisten enthält und die jetzt die erste des ganzen Heftchens
geworden ist, hat der im Jahre 1838 verstorbene Antistes Hie-
tonymus Falkeisen, der den Sammelband angelegt, zwischen
Aem ziemlich dicht am obern Rande des Blattes stehenden
Worte »Autor« und dem durch einen grösseren Zwischenraum
davon getrennten Anfange des Textes den Titel : »Ex F. Oeor-
Ä Carthusiensiß Basil. Chronic. Fragmente« angebracht. Am
^htern Rande steht die Zahl 11, die Stelle bezeichnend, welche
^8 Stuck in dem Bande einnimmt. — Wettstein, geb. 1693,
IwKfSS nach Vollendung seiner Studien Basel im Jahre 1714,
wahrte 1717 wieder dahin zurück, bekleidete die Stelle eines
^ . uetfers, dann die eines Helfers zu St. Leonhard, bis er im
^rntfl1 »einer theologischen Ansichten wegen verketzert, diese
'' ' 24*
372
aufgab und nach Holland gieng, wo er bis zu seinem Ende
wirkte, obgleich im Jahre 1744 der Versuch gemacht wurde,
ihn als Professor des Griechischen für die Universität zu ge-
winnen. Die Abschrift muss also entweder vor 1714 oder zwi-
schen 1717 and 1730 gemacht worden sein.
Die zweite Abschrift (L) stammt ebenfalls aus dem vorigen
Jahrhundert. Sie füllt 35 Seiten in Folio und trägt den Titel:
Excepta (so, nicht Exoerpta) ex libro manuscripto in 4°, cui
titulus Chromeon Georgii Cartusiani cuiusdam Basil. ab anno
1499. usque ad annum 1528-, qui anterioribus qnidem annis
fere vaeuus, annorum 1518, 19 et seqq. historiam plenius enar-
rat. Von anderer Hand beigefügt ist: NB. Autographum est in
manibus Ven. Fastoris Petrini Domini J. Henrici Bruckeri. —
«Von derselben Hand, welche die Abschrift angefertigt, folgt in
dem Sammelbande eine Abschrift der unter dem Namen Be-
schreibung der Münsterkirche bekannten historisch-topographi-
schen Arbeit Wnrstisens über das Münster und dessen Umge-
bungen, mit der Ueberschrift : Analecta ad historiam Basil.
pertinentia, autore Christiano Urstisio, qui post editw» jam
chronicon haec congessit. Descripsi ex ipsius Urstisii autc-
grapho, quod hodie est in manibus J. Henrici Bruckneri1),
theo), st., Joh. Henr. pastoris f. — Wir dürfen daraus schlies-
sen, dase auch die Abschrift unserer Chronik direct aus dem
Original genossen i8t, und zwar bei der genauen Uebereinstim-
mung von Schrift und Papier ebenfalls zu der Zeit, wo es
sich im Besitze des damaligen Studiosus der Theologie, nach-
maligen Professors der Geschichte, Joh. Heinrich Brucker be-
fand, also zwischen 1740 und 17461}.
Neben den beiden genannten Abschriften gab oder giebt
es nun noch mehrere, von denen uns Kunde erhalten ist, die
aber nach dem, was uns daraus bekannt ist, keinerlei selbstän-
digen Werth besitzen, sondern blosse Abschriften von L sind.
Die eine soll sich auf der Bibliothek des Anünütiuraa befinden,
wo ich sie jedoch trotz der freundlichen Hilfe des Herrn Pfar-
rer Grünauer, der mit der Anfertigung eines neuen Cataloges
der letzteren beschäftigt ist, nicht aufzufinden vermochte. Einen
Einblick in ihren Werth verschaffte mir iadess eine Arbeit,
die Herr Professor und Civilgerichtspräsident Joh. Schnell s. Z.
noch als Schüler ausgeführt und die er mir freundlichst zur
Verfügung stellte. Er hatte es unternommen, aus der Wett-
steinischen und der eben genannten Abschrift den Text der
I) Das n ist ipSter, wohl von anderer Hand, wenigstens mit anderer
Tinte, ausgestrichen worden. Lutt: Daaleiw.hes Bürger-Buch 69 ff. be-
handelt die Brucker und Brückner al« dieselbe Familie. 2) Athenae
Bauricae 399. 400.
373
Chronik George zusammenzustellen. Mach seiner Angabe (vgl.
auch Buxtorf im Vorwort zu seiner UeberseUung , VI) trägt
die Abschrift dieselbe Ueberschrift wie L (nur dass er nicht
excepta, sondern excerpta schreibt} mit Einschluss de« spätem
Zusatzes über den Besitzer des Originale. An letzteren schliesst
sich noch ein weiterer Zusatz von anderer Hand : cuius ex hae-
reditate vwtit in manus viri ven. past. Petrini domini Ertzber-
geri indeque cum aliis eiutdera Ubris sub hasta venditum est.
— Schnell hatte den Text L auch gekannt, aber nicht näher
angesehn, er hielt ihn für eine Abschrift des eben erwähnten
von ihm benutzten Textee. Schon Buxtorf bemerkt indess,
dass L eine correctere Form desselben Textes gebe, den jene
Handschrift des Antistiüums enthalte. In der That erweist sich
diese nach den Lesarten, die Schnell mittheilt, als eine fehler-
hafte Abschrift von L. Als eine eben solche stellt sich auch
die Abschrift dar, welche Ochs besessen (V. 440 Anm. 1) und
aus welcher er bei der Darstellung der Heformationszeit manche
Stellen mittheilt. Dass sie aus L geflossen, geht unter ande-
rem deutlich daraus hervor, daas an Stellen, wo L eine un-
aufgelöetc Abbreviatur giebt, der Text bei Ochs eine Lücke
enthält, z. B. 494 Anm. 1. Wir brauchen also in keiner Weise
zu bedauern, dass uns diese Ochsische und die zweite Hand-
schrift des AntistitiutnB nicht zugänglich gewesen.
Das Original, das nach Haller: Bibliothek der Schweizer- °J^Lt
geschiente IV, Mr. 734 netwann 12 .Bögen« umfasste (Haller setiet-
giebt als Format Folio, L Quart an) und wie wir aus den "'' f_"
Angaben Hallers und der Abschrift L entnehmen können, von «*
späterer Hand mit der Ueberschrift sChronicon Georgii Cartu- KhHn.
siani cuiusdam Basil. ab anno 1499 usque ad annum 1528*
versehen war, hat sich, wie aus dem Gesagten hervorgeht, in
der Mitte des vorigen Jahrhunderts in den Händen des Pro-
fessors Job. Heim. Brucker befunden, der sich durch die Her-
ansgabe der Scriptores rerum Basiliensium minores (Bas. 1752)
um das Studium der Basler Geschichte verdient gemacht hat.
Ueber die früheren Schicksale der Handschrift sind wir nicht
unterrichtet; in keinem Falle ist sie, wie Ochs V. 440 sagt,
«mit den übrigen Schriften und Büchern des Klosters der Biblio-
thek (d. h. der öffentlichen oder Universitätsbibliothek) über-
geben« worden, sie muss vielmehr wie die Chronica fundatioais
and die Contrauatio direct aus Georgs Nachläse in Privatbesitz
übergegangen sein. Nach Bruckers frühzeitigem Tode 1754
kam sie, wie der Zusatz zu der Ueberschrift von L zeigt, in
den Besitz Beines Vaters, des gleichnamigen Pfarrers zu St.
Peter (j- 1761), dann nach dem weiteren Zusätze der Ab-
schrift des Aiitjstitiunis in denjenigen des Pfarrers Johann
Georg Ertzbcrger ff 1765), nach dessen Tode sie versteigert
wurde und den Blicken der Basier Geschichtsforscher ent-
376
Randbemerkungen macht, habe ich nicht nach eigener Ver-
um thung eine solche aufstellen wollen; dem Leser, der aus
der Variantenrubrik ersieht, weldhe Studie A allein angehören,
ist die Möglichkeit gelassen, sich su entscheiden, ob er in ihnen
oder in einigen von ihnen Randbemerkungen sehen will. Es
liesse sich, wie ich bereits in der Anm. 2 zu 6. 374 angedeutet
habe, denken, dasB vielleicht die Ursache ihres Fehlens bei L
gerade in dieser ihrer Stellung in der Originalhandeckrift lie-
gen möchte, dass sie übersehen wurden, wie djenn einzelne
derselben auch bei A erst nachträglich an dem (nicht wie bei
L au diesem Zwecke bestimmten) schmalen Rande eingescho-
ben sind.
giomn Ausser diesen Randbemerkungen, die vom Verfasser seifet
«ine« herstammen, begegnen uns aber auch einige, die, wie es scheint,
sp* Tn^ne nicht viel spätere Hand zu einzelnen Steilem hinschrieb
und durch welche gewisse Beschuldigungen und Verdachts-
äusserungen gegen die Evangelischen oder Gerüchte über An-
schläge, weldbe von ihnen geplant worden 6ein sollten, zu ent-
kräften gesucht oder geradezu als unverschämte Lügen bezeich-
net weiden. Diese Randglossen, die sowohl A als L mitthei-
len, finden sich in der Variantenrubrik.
Inhalt«- Eine dritte Art von Randbemerkungen bilden die Inhalte-
XSl angaben, welche sich in den beiden Handschriften in dieser
Form angebracht finden. A hat deren ziemlich viele; keine
derselben kehrt bei L wieder, was bei der Beschaffenheit der
beiden Handschriften Grund genug für die Annahme bietet.
dass sie nicht aus dem Original herübergenommen, sondern
Zuthat des Abschreibers sind. Dafür spricht auch die Fassung
derselben: Inhaltsangaben, wie »Contemtus sacrifieutarum«,
»Auctar parairy&i tactus« können schwerlich als von Cneoig her-
rührend gedacht werden. Wir haben sie daher nicht in den
Text aufgenommen, verzeichnen sie aber in der Varianten-
rubrik. — Anders verhält es sich mit den Inhaltsangaben bei
L. Es finden sich deren eine Anzahl auf den ersten Seiten,
also gerade zu dem Theile der Chronik, der bei A fehlt. Isl
schon an sich kaum zu denken, dass der Schreiber von L etwas
Eigenes dem Texte der Chronik beigefügt habe, so werden wir
auch hier, wie bei A, freilich im entgegengesetzten Sinne,
durch den Wortlaut der Inhaltsangaben in unserer Annahme
bestärkt Schwerlich würde ein Schreiber des vorigen Jahrhun-
derts das Sturmläuten bei einer Wassersnoth als Classioum in-
undationis causa bezeichnet haben. Wir haben diese Inhalts-
angaben, da wir den Band für die chronologischen Daten vor-
behalten haben, mit gesperrter Sehrift an den Eingang der
betreffenden Abschnitte gesetzt Ebenso sind wir mit einigen
weiteren Inhaltsangaben verfahren, die sich auf den Bauern-
krieg beziehn und als Ueberschrift über die betreffenden
Einleitung. 375
gelegentlich statt eines Wortes beim raschen Hinschreiben eiA
verwandtes oder ein solches, das sonst allenfalls an die Stelle
passen würde, hinzusetzen. Wir können dies durch das eigene
Zeugniss der Handschrift beweisen, da eine Anzahl derartiger
Stellen später corrigiert worden sind , während sicher manche
andere stehen geblieben. Zum J. 1525 hatte er z. B. erst ge-
schrieben: calices et vasa religiosa, und für letzteres dann
argentea gesetzt; omnis cogitatio laici parva erat ad hoc evan-
?elicum Studium, das parva nachher aber in prona corrigiert;
in locis clanculariis deposuit custodias, was dann in deputa-
vit geändert ist; zum «f. 1526: omnia jam disputata (geändert
in tum}; ex hac disputatione provenerit (manaverit); Inte-
rim — haec perfidia — praevaluit (in tan tum); impudenter
declamare ( deblaterare) u. s. w. — Die Randbemerkungen
fügt er an der ihm gut scheinenden Stelle in den Text ein. —
Ist so im Ganzen L der gewissenhaftere Abschreiber, so fehlt
es doch auch bei ihm nicht an deutlich erkennbaren Versehen,
und was Geschick im Lesen der Handschrift und Verständnis«
des Inhalts betrifft, steht A entschieden über ihm. Statt des
eben erwähnten prona — ad hoc evangelicum Studium hat L
»prava«, wodurch die feine Ironie, die in dem Ausrufe liegt,
verloren geht. Statt postis pulsu (einige Seiten vorher) , was
allerdings auf den ersten Anblick nicht leicht verständlich ist,
hat L »postea pulsu t u. s. w. In manchen Fällen ist ausser-
ordentlich schwer zu entscheiden, ob die Lesart von A oder
die von L den Vorzug verdient, indem auch das Zurückgehen
auf den Sprachgebrauch Georgs, wie er uns aus der Continuatio
bekannt ist, nicht immer den nöthigen Anhalt gewährt, und
ich gebe gerne zu, dass ich wohl in manchem dieser Fälle nicht
das Richtige getroffen habe, kann aber mich und den Leser
damit trösten, dass es gerade in diesen Fällen für das Ver-
ttändniss und die Benutzung der Chronik ziemlich gleichgültig
ist, nach welcher Seite hin wir uns entscheiden.
Die Randbemerkungen sind, wie bemerkt, in unsrer Chro- n**-
nik noch zahlreicher und namentlich umfangreicher als in der*^**™
Continuatio, da hier, wo die Erzählung mehr aus einem An-
einanderreihen von einzelnen Begebenheiten besteht als dort,
dem Verfasser nachträglich viel öfter Dinge einfallen mussten,
die er beim Niederschreiben vergessen hatte, die er aber doch
gerne noch anbringen wollte. Ich habe es mit diesen Rand-
bemerkungen, insofern sie durch ihre Stellung am Rande von
L sich als solche auswiesen, gehalten, wie in der Continuatio :
ich habe sie in den Text eingeschoben, aber durch Einschliessen
in eckige Klammern gekennzeichnet. Es gehören nun freilich
in die Classe der Randbemerkungen ohne Zweifel auch ein-
zelne Stücke, die bei L ausgelassen sind und sich nur bei A
vorfinden, da aber A keine Unterscheidung zwischen Text und
1499—1501.
1499*).
Hoc anno relicto oppido Schaffhusen, tibi triennio coramo-
Febr ra*us litteris operam dedi, ad Argentinam cum sociis me rccepi
28. Oct/circa dominicam remiuiscere, ubi usque ad Simonis et Judae
in scholis cathedralis ecclesiae conversatus sum et in anxieU-
tibu8 variis detritus, postmodum ad oppidum Beynfelden2) eius-
dem diocesis me recipiens a quodam notario susceptus sum.
1500.
30. Apr. In profesto sanctorum Philippi et Jacobi Basileam veni.
Item locum Heremi tarum 3) visitavi, demum Basileam convo-
catus apud sanctum Petrum scholas visitavi, ludi magistro Balta-
zaxo Hünlin, cui Conradus Coppius successerat4). Hoc aiino
non parum egestatis pertuli, pracsertim imminente hyeme, quia
2o.Deo. in vigilia sancti Thomae pauperes scholares cogebantur edicto
publico civitatem deserere propter famis penuriam etc. Und*
pro precio scribens unum missale etc.
1501
su8ceptu8 fui in hospitium piorum nutritorum meorum meister
Diebold Dischmachers et dominae Ureulae5).
•
1 . Die Stolle ton Anfang bis »ob certa* cansasc (382,2) findet sioh nur in A. Obgleich M*<tort
nraprnnglich am Schinne ninM gestanden haben (•. oben S. 371 ), ist doch iaiut*h««,
namentlich im Hinblick anf die Ueberschrift ?on L , data eie im Origin&lmanuscript a*
Anfange stand, nnd so habe ich eie anch hieber gesetzt. Bei A stehen die Jahrekzashi
dieses Abschnittes, die theilweise in den Satsbaa des Textes rerflochten sind, dieses rar
Seite am Bande , nicht als tJebersehriften. Oleichwohl habe ich um der Gleichnssnikäl
mit dem Spatern willen vorgesogen, sie als solche in settea. 7. dioeee* L
9. Filippi A. 11. s. Petri A, was dem Sjprachgebraache des Chronisten (TgL venckhv
dene Stellen unten) nicht angemessen scheint.
I
I) lieber den Lebensgang des Chronisten vgl. oben S. 309 ff. 2) ßeo-
feld an der 111, zwischen Schlettstadt und Straasburg. 3) Kinsiedeln.
4) Ueber das Schulwesen in Basel zur damaligen Zeit s. Fechter: Ge-
schichte des Schulwesens in Basel bis zum J. 1589. Einladungsschrift im
Promotionsfeier des Gymnasiums und der Realschule. Basel ( 1 837) . 5'» Ursulf
Tischmacherinn erscheint nach Georgs Eintritt ins Kloster als Wohlth&te-
rinn desselben. Lib. benef. 54 : Oretur pro honesta domina Ursula Tisch-
macherin vidua, que anno 1511 donavit nobis unum caseum valentem S •.
Item dedit 20 florenos in auro intuitu anniversarii sui post mortem ipsia»
celebrandi pro se et pro quibus desideravit anno 1512. Item dedit I nore-
num fratribus pro piscibus anno 1513. Calendarium Juni 4: Domim
1502—1528. 379
1502
confectus sum in templo collegii sancti Petri choralis et
tempore paschali rubea tunica donatus.
1503
studio universitatis me tradidi et intitulatus sum ac novitius
inter studentes effectus.
1509
mense maio ordinis assumendi gratia domum hanc intravi.
1510
professionem feci sub domino Hieronymo Zschegepürli tunc
teraporia priore.
Fui in ordine ego humilis, id est vilis et abjectus frater
Ueorgius Cartusiensium minimus, scilicet ab anno 1509 usque
ad annum 1528.
Plurimos libros scripsit, quos citat existentes in bibliotheca Carthas.,
numeris suis; jaxn forsan sunt in nostra publica.
Taulernm descripsit et correxit rogatu Adami Petri de Langendorf
impressom1).
8. »Carthnsiam« fogt A erklärend nach »intraTit in Klammern bei. VL Statt »id est«
habe ich 8. 309 irrigerweise lsive« geschrieben. 13. Cartneiensie A. Im Original stand
da» Wort ohne Zweifel in abcekurster Form. 15. Die folgenden Sitae, in denen A nur
den Inhalt, nicht aber den Wortlaut der Chronik mittheilt, haben wir durch kleineren
Druck unterschieden.
Ursula Diachmacherin, cui associamus maritum eins, meister Diebolt Kam*
minger cum progenitoribus eorundem. Es ist auffallend, dass während in
der Chronik Georg den Mann Meister Diebold Dischmacher nennt, in der
ebenfalls von seiner Hand gemachten Einseichnung des Calendariums der
Name Dischmacher nur der Frau gesehen ^ der Mann hingegen Ramminger
genannt wird. 1) Joannis Tauleri des heiligen lerers Predig, fast frucht-
bar zu eim recht christlichen leben. Deren Predigen gar nah hie in disem
buch des halbteyls meer seind dann in andern vorgetruckten becheren,
die man sydhar mit der hilff gots runden hat.# Der seyn wort yetzt wider
erweckt unnd aller weit verkündt. Getruckt zu Basel Anno M.D.xxi. Am
Schlüsse: Hie endent sich die lere un predigen dess erleuchten un hoch-
pelerten lerers Johannis Tauleri , mit grosser arbeit zusamen gelesen , und
mit dem besten corrigiert. Allen Christen , besunder geistlichen leüten zu
nuu und fürdrung irs Christlichen fürnemens. Auch zu lob un ere gott
dem allmechtigen , und allem hymelischen here. Nüwlich durch angebung
de» fürsichtigen weisen herren Johann Rynman, gedruckt und volendet in
der loblichen statt Basel durch Adam Petri, im Augstmonat, nach der ge-
hurt unsers erlftsers M.D.xxi. jar. (Vgl. Carl Schmidt: Johannes Tau-
ler Ton Strassburg , Hamburg 1841 , S. 68 ff.) — In der Vorrede auf der
Rückseite des Titelblattes setzt Petri auseinander, wie es allezeit seine be-
sondere Neigung gewesen, »der heiligen gschrifft liebhabern nutz und für-
deniog h&herzu sehetzen« als Alles, was ihm sonst grösseren seitlichen
Vortheil hatte bringen können, und wie er nun »under anderen heylsamen
380 1509-1528.
christlichen unnd evangelischen böchern (so den Aristotelem, ouch das Ge-
spenst wind falsche underwysung etlicher phariseischen unnd verkerten le-
rem gentzlich verwerffen — dise geistliche, im evangelio und Paulo wol-
gegründte sermones — Joannis Tauleri« erkundet und gedruckt habe. Der
erste der beiden Anhange enthalt Manches, von dem es nach der Aassage
des Herausgebers (Bl. CLXV) selbst zweifelhaft ist, ob ea wirklich von
Tauler herrührt, und den zweiten bezeichnet er selbst (Bl. CCXLIP) als
»predigen etlicher rast gelertter andechtiger vatter und lerem , auas denen
man achtet doctorem Tauler etwas seins grundes genommen haben. Näm-
lich und insonders meister Eckarts, der ein furtreffenlich hoch-
felerter man gewesen ist und in eubtilikeiten natürlicher und göttlicher
ünsten so hoch bericht, das vil gelerter leüt zu seinen zeitten in nit wol
verstunden, deszhalb seiner 1er ein teyl auch in etlichen stücken und ar-
ticklen verworffen ist und noch von einfeltigen menschen gewarsamlich
gelesen werden sol. Wiewol hiehar in diaz bficn mit fleiaz nüt geseUet ist,
dann das gemeinlich wol verstanden und erlitten werden mag«. — Im Jahn;
1522 erschien eine gleichlautende neue Ausgabe. Weller: Repertorium
typographicum Nr. 2280 giebt das Schlusswort wesentlich anders an, als es
in der ersten Ausgabe lautet. Statt des mittleren Theiles desselben ist eise
Entschuldigung wegen Aufnahme der nicht von Tauler herrührenden Stücke
angebracht. In dem mir vorliegenden, aus der Karthäuser-Bibliothek stam-
menden Exemplare ist dagegen das Schlusswort gleichlautend mit dem der
ersten Aussähe mit einer, den Fortschritt der reformatorischen Ideen
bezeichnenden Ausnahme. Statt »Allen Christen, besunder geistlichen leg-
ten« heisst es: »Allen geystlicben, das ist Christlichen leüten«. — Das Vor-
wort ist vielfach anders gefasst. Von den Predigten Taulers heisst es: »In
wölchen on zweyffel finden wirst den waren eirund Christlicher volkommen-
heyt und des rechten lebendigen glauben, der yetzt gar nach allenthalb
erlöschen were, hett uns der barmhertzig *ot nit so gnediglich in
disen zeyten angesehen und disz oder anderley bucher und leren nit geof-
fenbaret«. Auf den Vorsetzbl&ttern der Exemplare der beiden Ausgaben
hat Georg der Angabe von Titel und Herkunft derselben (beide sind
von Petri geschenkt) eine warme Empfehlung des Buches beigefürt, neben
und unter die Vorrede der zweiten Ausgabe hat er indeas,wonl später
beim Fortgang der reformatorischen Bewegung (die Züge sind ganz die
der Continuatio, jedoch durchweg zierlich ausgeführt) vorsichtig warnende
Bemerkungen angebracht. Neben den Anfang des eben erwähnten Satzes
»In wölchen« u. s. w. schreibt er: Yerum non omnibus datum est nosse
mysterium regni dei, neben den Schluss : Libri quidem multi prodierunt in
lucem , pluribus tarnen , ut majrjs cecutiant. Und wie die Vorrede fortfahrt
»Usz wölchen mag ein yeder, jung und alt, gelert und ungelert, schöpfen
und verneinen, wie er christliche Ordnung verstan und dero geleben und
volgen sol«, setzt er an den Band: Profecto liber sequens nonmsi provectii
aetate et sapientia congruit, pueris atque carnalibus minime. Endlich fügt
er noch folgende Auseinandersetzung bei : Hortandus est lector libri prae-
sentis, ut non plus sapiat, quam oporteat, scilicet ad sobrietatem et ad
normam evangehcam, non phüosophicam , ita sane, ut humiliter cedat ec-
clesiae judicio discatoue seipso quotidie melior fieri. non elatior, sicut mal-
tis heu contigit , qui paulufum gustato spiritu se mox arbitrantur spiritua-
tissimos, qui soli possint alios judicare, at a nemine velint judicari. Quants
mala provenerint ecclesiae propter tales arrogantes et secundum libertatem
Spiritus sine judicio ambulantes , non satis enarrari potest. Hinc enim tot
haeresium et errorum inflnitae pestes , animarum corruptiones atque perdi-
tiones, regnornm eversiones, scandala et infinit» homicidia. Licet enim Tau-
lerus iste suis temporibus admirationi sit habitus ob insignem pietatia ac
doctrinae speciem , non tarnen usmiequaque sine scrupulo venit legendi«,
modernis maxime temporibus, quibus sufficienter proditum est, quantum
vel ubi prisci patres nonnunquam vel erraverint vel hallucinati fuerint.
1509-1528. 381
Transtulit ex Latino in vulgare Erasmi de modo orandi1), de compa*
ratione Virginia et martyris2), quae impressa sunt; ad versus praestigias de
eucharistia3).
Deeiea ia quinque annis cella mutatur.
s Item de libexo arbitrio diatribe4), quam Joannes Cochleus5)
male vel non satis intelligibiliter verterat, quem sane librum
Patet hoc ipsum de magistro sententiarum, Petro scilicet Lombardo, Nicho-
lao Lyrano, Anshelmo ceterisque compluribus, q/iorum dogmata certis arti-
culis refelluntur. Sic etiam de hoc devoto sanctoque patre (quod audacter
dixerim) fertur, cjuod in certis articulis erraverit, maxime circa Cooperatio-
nen! liberi arbitni cum cratia, et quod anima se passive habeat ad opus
dei, quod frequenter inculcare videtur. Cetera quoque videtur asserere, quae
non omnibus probantur, de quibus tarnen ego non adeo certus sum pro-
nunciare. Verum, ut praelibavi, monendus est lector, ut humili spiritu spi-
ritum sanctum loquentem attendat, oedat, obtemperet et acquiesoat. Pro-
fecto, si sie in hoc toto libro diligenter versatus fuerit, non quidem tumul-
tuarie, aed quiete : thezaurum inveniet oecultum et marjraritam preciosissi-
mam. Porro si de his quispiam addubitet, legat histonam, quae sequenti
registro contiguatur (die historia und das leben des erwürdigen doctors
Jonannia Tauleri, die sich in der ältesten Leipziger Ausgabe von 149S und
dann in allen folgenden Ausgaben der Predigten Taulers findet, Schmidt
6$), et mira quaedam repenet et archana, quibus alliciatur ad ulteriora
libri persorutanda. 1) Modus orandi deum per Des. Erasraum Roteroda-
mum. Opus nunc primum et natura, et excusum typis. Basileae apud Joan*
nem Frob. Anno M. D. XXIIIL Mense Octobri. Die deutsche Uebersetzung
ist betitelt : Ein schSn buch Wie man Gott bitten, loben und dancken soll,
gemacht zu Latin durch den hochgelerten doctor Erasmum von Roterodam,
nüwlich , so vi! mufflich was z& gemeinem nutz vertfltschet. Getruckt zu
Basell durch Joan. Proben. Im Jor 1525. (Vgl. Weller 3388. Noch in
demselben Jahre scheint in Leipzig ein Nachdruck davon erschienen zu
sein. S. ebenda 3389.) 2) Die »Vireinis et martyris comparatio« des
Erasmus ist als zweites Stück eines Bändchens, das als erstes dessen concio
de immensa dei misericordia enthält, erschienen »Basileae apud Jo. Frob.
mense aeptemb. anno M. D. XXIIII«. Eine deutsche Uebersetzung befindet
sich auf der Basler Universitätsbibliothek nicht. (Auch die des vorher ge-
nannten Buches stammt übrigens nicht aus der Karthäuserbibliothek.)
3) Erasmi Rot. detectio praestigiarum cuiusdam libelli sermanice scripti,
ficto autoris titulo, cum nac inscrintione , Erasmi et Lutneri opiniones de
Coena domini. Am Schlüsse : Basileae apud Joan. Frob. An. M. D. XXVI.
Mense Junio. — Ueber die Uebersetzung dieses Buches durch Georg s. den
Brief an Bonifacius Amerbach in den Beilagen. 4) De libero arbitrio
iiar(Hßi\ sive Collatio, Desiderii Erasmi Roterod. Primum lerito, deinde
judicato. Basileae apud Joannem Frobenium , Anno M.D.XXIIII. Mense
Septembri, in der Folge verschiedentlich nachgedruckt. Das Exemplar der
Basler Universitätsbibliothek enthält einige Randbemerkungen von der
Hand Georgs. 5) Johann Dobeneck aus Wendelstein bei Nürnberg, mit
Ijatinisierung des Namens seines Geburtsortes Cochlaeus genannt, bekannt
als heftiger Gegner der Reformation, ein Ȋusserst fruchtbarer und allezeit
schlagfertiger polemischer Schriftsteller*, dessen Arbeiten indes« von gerin-
gem Gehalt sind. S. Herzogs Realencyclopädie 2, 768,
382 1518 — 1521
hortatu Frobeniorum emendavi et ingrossavi1), sed non estim-
pressus ob certas causas.
Anno domini 1518.
Pestis. Pestis Basileae fuit, sed non admodum grandis-),
25. dm. usque post natalem domini perdurans, qua etiam confrater Tho- *
mas Solemacher3) fuit infectus, sed cura fratrum relevatus per-
mansit ingratus, sed anno 1526 in secunda epidemia percussus
interiit.
Thomas Brunus. Thomas Brunus, cognomento Sole-
macher, venit ad ordinem, qui postmodum anno 1523 temere'e
apostatavit.
Anno 1519.
Classicum inundationis causa. Item in festo sancto-
29.Jnni.rum Petri et Pauli de sero circiter 6., 7., 8. et 9. ingens ca-
tharacta nubis erumpere coepit praecedentibus choruscationibus i-
et tonitruis, quae notabile damnum civitati in suburbanis tex-
torum et monasterio ad Lapides intulit et adeo vehemens inun-
datio fieri coepit, dasz man stürm zu nacht umb die zwei lö-
ten was4).
Anno 1521. »
Hütten us. Udalricus Huttenus miles (ne dicam predo,
de quo infra anno 1523) calumniatus priorem domus Argen-
tinae, quod certa verba contumeliosa in eum publice dixerit,
domum illam damnificavit in duobus millibus aureorum, com-
putatis singulis expensis eiusdem causae periculosae, prout pa- »
ter noster dominus Hieronymus Zschekapürlin mihi assevera-
vit6). Ecce quantam messem protulit Lutheranorum seges! Qui
si via concordiae non fuisset contentatus, universas domos Car-
thusienses circa Rhenum vel in Germania sitas fuerat deprae-
2. Mit diesen Worten sehliesst die erat« Seite Ton A. Die folgende Seite ist leer. W«
dritte beginnt mitten in der En&alnng der Begebenheiten des Jahres 1525 nit den Wortes
»credibile estc n. i. w. Was wir in unserem Texte von »Anno domini 1518c bis ib j"»w
Worten mittheilon, findet «ich bloss in L. 7. necondo.
1) Ingrossare, ins Reine schreiben. 2) Ein grosses Sterben hatte das
Jahr vorher, 1517, geherrscht 8. oben 8. 23. 3) S. aber ihn su den J. 1523
und 1526. 4) VgL oben S. 24. 5) Prior und Schaffner des Karthtu«''
Klosters su Strasshurg hatten sich allerhand ehrenrührige Reden über Hüt-
ten erlaubt, unter Anderem hatte sich der Prior öffentlich gerahmt, einige
auf Papier gedruckte Bildnisse Huttens, wie dieser sagt, «mir in verseht,
schmach und hon su seOberung unrevniger ewers leibs orten gebracht ft
haben«. S. den Fehdebrief Huttens, Darmstein 24. Oct. 1521 in Hütten'
8 c h r i f t e n von Bocking II, 84 ff. Vgl. S t r a u s s : Ulrich von Hütten, 2. Aufl
446 ff. Hütten verlangte erst 10,000 n\, gab sich aber dann mit 2000 Al-
frieden.
1521. 1522. 383
daturus1). Tanta corripuit eum persequendi religiosos demen-
tia. Is denique Praedieatorum ordinem a se diffidavit2). Sed
non longo tempore (gratia deo) sua duravit iniqultas. De cuius
obitu habetur infra anno 1523.
* [Dominus Sebastianus ab ordine declinavit habitum exu-
tus, qui anno sequenti circa initium martii subito defunctus
est. Utinam melius sibi consuluisset.]
Anno 1522.
Oecolampadius Basileam reversus. Circa idera
'tempus (decembrem eiusque solemnitatem natalis domini) do-(n.Nor.)
minus Johannes Oecolampadius deserto monasterio contemtoque
professionis suae voto ab ordine sanctae Brigittae, quem salva-
toris vocant, apostatans sub palliatione vocationis dominicae ad
evangeÜzandum, relicto Francisco Sickingen, cum quo aliquan-
Ä tum temporis traneegit, Basileam quasi ad patriam suam se con-
tulit3), ibique susceptus et a Lutheranis sustentatus parochiam
sancti Martini pro ptebano tunc temporis aegrotante 4) providere
coepit, donec tandem ex sermonibus suis et studiis cognosceret,
se a civibus (maxime Lutheranis) impensius amari. Tum demum
* coepit ad novandas res in ecclesiis incitator et hortator fieri,
palam in vulgari disputare, legere, contra veritatem se engere,
di&npulos agjfregare. Is etiam antea hie doctoratum suseepit5).
Eodem anno quidam capellanus sancti Martini6) in domi- n.Apr.
1) Zugleich mit dem erwähnten Fehdebrief Hess Hütten ein Entschul-
digung- and Warnungsschreiben an den »erwirdigen und andechtigen hern
Jörgen , prior der Carthusen bey Freyburg und visitator der provintz des
Heins* (Uregorius Hevech, über den unsre Chronik zum J. 1525 sich aus-
führlich verbreitet) , abgehen , theilte ihm eine Copie des Fehdebriefe mit,
damit er das gehässige Benehmen der Strassburger Karthäuser daraus er-
sehe, und bat, dass er »als der hochverstendig (dem on zweyffel dis hessige
sampt allen erbern misfellige handlung leidj dermassen einsehen» haben
wollt, damit nit euch und gemeiner provintjs oder deren besonder gelider
und verwantten ichts widerwertigs oder nachtheiligs begegne, das mir dan
treulich leidt« u. s. w. 2) In seinem Streite mit dem Frankfurter Pfarrer
Peter Meyer, 11. April 1522, Strauss 452. Huttens Schriften II, 116.
3) Oecolampad war am 23. April 1520 in das dem St. Brigitten- oder Erlö-
serorden angehörige Kloster Altenmünster im Sprengel von Freising ein-
getreten, hatte dasselbe aber nach einem Aufenthalte von nicht ganz zwei
Jahren nieder verlassen. Im April 1522 trat er in den Dienst Sickingens
als Schlosacaplan auf der Ebernburg. Im Herbste verliess er den ihm nicht
völlig zusagenden Wirkungskreis, um einer Einladung des Buchdruckers
Cratander nach Basel zu folgen. Nach seinem Briefe an Capito vom 19. Nov.
1522 (Joannis Oecolampadii etHuldrichi Zuinghi epp. libri qua-
tnor. Bas. 1536, fol., Bl. 20S) langte er am 17. November dort an, wornach
Georgs unbestimmter gehaltene Angabe zu berichtigen ist Ueber den frü-
heren Aufenthalt Oecolampads in Basel (1515 — 1518) s. Herzog 117 ff.
Via eher: Gesch. der Universität 228. 4) Antonius Zancker. 5) Wahr-
scheinlich gegen Ende des Jahres 1518. Vischer a. a. O. 6) Bonifacius
Wolfhart aus Buchen in der Würzburger Diöcese. An dem Schmause be-
teiligten sich auch Wolfharts Freund Magister Wolfgang Wissenburger
384 1512. 1623.
nica palmarum palam caroes suillas comedit apud quendam
Sigismundum vulgo dictum Steinsclmyder , qui scilicet laicus
anno sequenti post invoeavit propter auae blasphemiaa in 6a-
cramenta ecclesiae et Mariam virginem ac proditionem , quam
in Alsatia moliebatur, apud Ensishemium quadratus est1).
Arno 1523.
Coepit Lutheranorum secta latius undique serpere et ex illa
complures aliae deteriores emergere, religiosi passim monasteria
sua deserere, vota suae professionis floccipendere , uxores du-
cere. Idem et sanctimoniales facere coeperunt ac spreto sacrui
velamine palam viris tarn laicis quam clericis et monasticis nu-
bere, claustralium quoque monasteria per diversa loca magistra-
tibus jubentibus et cogentibus aperiri, porro clerici aeculares
tarn sacerdotes quam cUaconi ordinis charactere conterapto vi-
tarn prophanam more laicorum degere, matrimonialiter ▼ivere2,;*!
sed et missa sub lingua vernacula [i. e. Germanica, per di-
versa Germaniae loca] celebrari, feata sanctorum abrogari cete-
raeque solemnes feriae, etiam ipse dies sanctissimuft natalis
domiui (sicut patuit in kalendario Argentinensi); oblationes au-
tem jam dudum cessare coeperunt, unde non modicum clericis i
detrimentum. Quin et laici clericorum et religioaorum bona
teraporalia nullo probibente usurpare coeperunt et caetera bis
deteriora tentare. fmagines denique sanctorum et statuae palam
tarn in sacris aedibus, quam in compitis viarum ac ceteris loci?
tolli et comburi vel destrui coeperunt Donec tandem anno t
1525 sectae eiusdem in tantum procederet saevitia, ut infra tri-
mestre tempus etiam clericorum et religiosorum bona per rusti-
cos diriperentur, loca sacra, • id est templa et monasteria, domus
et habitacula destruerentur, reliquiae sanctorum projicerentur
et vasa tarn aurea, quam argentea, quibus servabantur, ab illb »
prophania sceleratissime contaminarentur et diriperentur.
[Thomas Brun apostata. In festo sanctorum Marcellini
und der bekannte Humanist Hermann von dem Busche. Letzterer schreibt
an Zwingli darüber: Nova Bi qua delectent te, tustavimus hie duntaxst
porcellum lactentem pauet sacerdotes in dominica palmarum. Hino aophistae
cum iuo antistite tantaa exoitarunt tragoedias, quantas centum homieidia
■acerdotum non commovissent (Zuinghi opera, ed. Schüler et 8chullhew
VII. 196). An ebendenselben berichtet Glarean: Noa paulum aggravavit
aus ilk in die palmarum comestua causam Lutheri (ibio. 197). Sie Auf-
regung, weicht die Sache hervorrief, veranlasste den Erasmat au der Ab-
fassung der Schrift: Ad reverendum in Christo patrem et illustrem prin-
cipem Christonhorum epiacopum Basiliensem, epistola apologetica Brssni
Hoterodami, de interdicto eau carnium, deque similibus hominum constitu-
tiouihus u. s. w., datiert Basileae postndie Paachae. Anno M.D.XX1I, ge-
druckt bei Joh. Proben in eben diesem Jahre. 1) S. oben die Chronik
des Fridolin Ryff S. 36 f. 2) Vgl. gani dieselben Klagen aus der-
selben Zeit in dem Briefe des Basüius Amerbach an seinen Bruder Boni-
facius bei Fechter in den Beiträgen II, 320 Anm. 64.
"SJ!
1523.
385
10
15
20
et Petri , quod erat feria tertia post trinitatis , Thomas Brunus 2. jnn.
quondam confrater noster, apostatavit ab ordine palam circa ho-
ram undecimam meridianam, monasterium egressus et in paren-
tum domo susceptus, qui mox eodem die deposito habitu ordinis
suas res, quas secum apportaverat aut habebat, repoposcit, id
est libros, utensilia etc. Quantum postea profecerit in seculo,
subsequenter patebit1).
Eodem anno Zuinglius duxit uxorem , similiter et Leo
Judae et alii. Hi duo civitatem illam et omnem ditionem eorum
Lutherismo subegerunt 2) .
Adam impressor gravi poena multatus est propter infama-
tionera Lucernensium3).]
Francisci Sickingii interitus. Eodem anno Fran-
ciscus Sickinger, miles famosus, dum episcopum Trevirensem
obsideret et nonnulla ditionis eius oppida monasteriaque spo-
liaret ac dissiparet sicut anno praecedenti , posteaquam ad loca
munita cum satellitio suo se recepisset et cum Palatino seu
aliis principibus bellum gereret, lapide percussus in latere ex
resilitione ictus bombardae in quodam castro4) graviter laesus
post paucos dies interiit5). Hie nempe signiferum agere coepit
contra clenim et religiosos praeliandi. Quem si deus non tu-
lisset e medio, graviora damna principibus fuerat illaturus quam
olim Joannes Zischa regno Bohemorum. Nam sub specie re-
parandae veritatis evangelicae Lutheranis patrocinando molieba-
tur insidias episcopis electoribus Moguntinensi , Trevirensi et
Coloniensi. Cuius gesta habentur. . . . 6).
Eodem denique anno in mense septembri Udalricus Hut-
tenus peregre latitans inter Helvetios apud Tigurenses obiit.
M-
i*J
il
6. perfecerit L. 26. Die Lücke, die L hier hat, fand sich wohl auch im Autograph Georgs,
der nicht mehr dazu kam, hier das beabsichtigte Citat anzubringen.
I) S. unten zum J. 1526. Vgl. oben S. 362. 382,5 ff. und den Brief des
Basilius an Bonifacius Amerbach vom 22. Juni 1523 bei Fechter a. a. O.
In diesem heisst es, Thomas habe »ante triduum« seine Kutte abgeworfen.
2) Die öffentliche Trauung Zwingiis mit Anna Reinhart, der Wittwe des
Hans Meyer von Knonau, fand am 5. April 1524 statt. Mörikofer:
Zwingli I, 212, vgl. 211. Leo Judä hatte sich im Herbste 1523 mit einer
Begine aus dem Kanton Schwyz verheirathet. 3) Adam Petri hatte das
Schriftchen gedruckt : Ein kurtz , treflwe , Christliche vermanung , an die
Eydgnossen, von Hartmudt von Cronberg (am Schlüsse: Datum uff dinstag
nach Conceptionis Marie, Anno. xxii). Die Stadt Luzern fand sich durch
dieses Büchlein in ihrer Ehre verletzt und klagte bei Bürgermeister und
Rath von Basel. Petri musste einen Widerruf tnun, 200 fl. Strafe zahlen
and die vorr&thigen Exemplare an Schultheiss und Rath von Luzern ab-
liefern. S. seine Erklärung bei Salat 65. 4} Landstuhl unfern Kaisers-
lautern. 5) Vgl. Ranke: Reformationszeitalter II, 70 ff. 6) Eine
gleichzeitige Schilderung von Sickingens Ausgang giebt des Hubertus Tho-
mas Leodius Schrift: De Francisci a Sickingen eq. rebus gestis, seu potius
auais et calamitoso obitu, historiola, abgedruckt in Fr eh er s Scriptores III,
252 ff. der Ausgabe von 1611.
Basier Chroniken. I.
25
»'S'-.- S*m_
1 •?**■-_♦ v"agto>.- -ii
SV
1523.
386 modicas osor cleri LuthWMiae^r fatir
Qui et ipse nonraSe mult* oibIsl perpetraturus m Germai
Autor extiterat, T^aC pnnapum fuisaet ad suppüria requ
nisi jussu Cae^^ißUS divertere ad Basileam, dein Mulhusii]
tu». Qua«? ^^8ecuTas, tandem se Tigurum contulit ibiqj
neutrobiqu« extremumi), quondam monachuB Fuldenffls1,
^'fJ?1 rtteratus, contra quem et dominus Brosmus spongiai
scripsit etc. m .
Lutherani professores academiae riasiuensi
Eodein anno doctores et magistri Lutherani in locum pi
dentium veteranorum in studio univsrsitatis Barilieneis
rogati sunt4].
Oecolampadii disputatio. In medio augusti domii
Oecolampadius publicam disputationem in vulgari laicis col
pluribus praesentibus habuit5), prius in Isaiam similiter col
mentus, in aula magna scilicet. Tunc coeptum est
linguas, ab eodem Bcilicet et Pellicano.
16. i>*c. [Feria quarta angariae decembris , quae erat post Lu(
frater Sebastianus apostatavit ab ordine et contulit se ad Mi
husenses, ubi sequenti anno duxit vetuiam uxorem. Auno itej
tum 1526 Basileam se denuo cum uxore recepit serritiis a«
labore manuum victum quaerens. Nee ullatenus ad ordinera
revocari potuit.] I
18. amgarla« L.
I) Hütten starb bekanntlich nicht in Zürich selbst, sondern auf der
dem Kloster Einsiedeln gehörigen Insel Ufnau im Zürcher See. Ueber sei-
nen Todestag stimmen die Berichte nicht gani überein. 6. Straus»
Ulrich von Hütten 2. Aufl. 533. 2) Hütten war allerdings von seines
Eltern ins Kloster Fulda gethan worden, um dort für den Möochssta&d
erzogen su werden, und hatte sich gegen den Willen seines Vaters a«
demselben geflüchtet, er hat aber den Behauptungen seiner Feinde gegen-
über feierlich in Abrede gestellt, dast er je ein Mönchagelübde abgelegt
Strauss a. a. O. 14. 3} Spongia Erasmi adversus aspergines Huttem
Basileae per Jo. Frobenium, an. MD. XXIII. mense septembri. Vgl.
S t r au s s 5 1 1 ff. 4) Im Laufe des Sommersemesters 1523 entsog der Bau
vieren der heftigsten Anhftnger Roms ihre Besoldung und ernannte Oeeo*
larapad und Peltican au Lehrern der heiligen Schrift. Vi seh er 230. Her-
zog 221 ff. 5) Die Angabe Georgs ist nicht ganz genau. Oeeolampd
hatte allerdings beabsichtigt, Mitte August eine Disputation su halten, w
Aufzeichnungen, die wir als vierte Karthäuser- Chronik abdrucke.
geben die Thesen, die er aufgestellt, mit der Ueberschrift: -Conclasiooei
Joannis Ecolampadii, quas disputare statu« rat dominica post Laurentu
(16. Aug.) 1523, nachdem sie bemerkt, die Disputation sei vom Rath und
von der Universität nicht zugelassen worden, hi Uebereinstimmung damit
berichtet Erasmus am 31. August an Zwingli: Oecolampadius proposueitt
quaedam disputare, jamque senedas prodiderat. Jussus est in aliud temp«
prorogare. Nunc pertnissum est disputare , quum volet , und in demselbeo
Briefe weiter unten erzählt er: Oecolampadius heri (also am 30. Aogu*
disputavit, disputaturus denuo proximo dominioo (Zuinglii Opera VU,
308. 310). Vgl. Herzog 234 ff.
1523. 1524. * 387
Terrae motus. Item in nocte sanctorum innocentum 28. Dec.
*iter horam secundam terrae motus valde magnus Basileae
in omni pene Alsatia fuit1).
Anno domini 1524.
Tigurini idola conquassant. In ditione Tigurensi
ncs imagines sanctorum de templis et viarum compitis et
ä locis, similiter et statuae et simulachra sublata sunt et
a 2) . Multaque temeritas in diversis regionibus circa eiusce-
imagines et circa missam cum maximis blasphemiis com-
lUsa est, ita quod etiam Lutherus ipse contra tales eversores
aginum scripserit, quos bildstürmer vocare solebat. Item
der die rottengeister , qui in Turingia fuerunt et in Saxo-
quorum Thomas Mintzer3) antesignanus fuisse dicitur et
dreas Carolostadius 4) , qui etiam suos errores de eucharistia
am et ubique per Germaniam sparsit, maxime hoc anno,
xixne sub mense septembri etc. Unde non modica mala sub-
acuta sunt. Et ex eodem errore subinde prodierunt alii, sci-
licet Zuinglianorum et Oecolampadianorum, tametsi postea Ca-
rolstadius sunm errorem revocaverit; contra quem etiam Luthe-
rus scripserat, sicut et postea contra Zuinglium etc.
[Valde modicum vini crevit apud nos, id est quasi nil.
Ultima martii obiit domina Maria de Brunn, domus bene-
factrix 5) .]
1) Chronik des Fridolin Ryff 47,20. 2) Nachdem vereinzelte
Fälle von Bilderstürmerei vorgekommen, wurde im October 1523 in Zürich
eine Disputation über die Trage der Messe und der Bilder abgehalten.
In Folge derselben befahl am 15. Juni 1524 der grosse Rath, die Bilder in
geordneter und schonender Weise zu beseitigen. Mit Abschaffung der Messe
wurde noch gewartet, doch wurde Niemand zum Abhalten derselben ge-
drungen. Mörikofer I, 221. Bullinger I, 162 ff. 3) Vgl. das Nähere
in J. K. Seidemann: Thomas Münzer, Dresden und Leipzig 1842.
4 Ranke II ,7 ff. Zimmermann: Bauernkrieg II, 229 ff. 5) Ueber die
Wohlthaten der Maria von Brunn und ihres Gemahles Morand s. oben
S. 334 Anm. 6. Calendarium Febr. 28 verzeichnet sie Georg als singu-
lare beneiactrix ac altera fundatrix monasterii domus huius merito nomi-
nal«, wie Louber im Liber benefactorum I98b von fiieronvmus Zsche-
ckenburlin sagt, dass er sie dicendo seeundus huius domus fundator extitit.
Als der fundator des Klosters wurde der Oberstzunftmeister Jacob Zibol,
als fundatrix Sophia von Ratperg, die zweite Frau seines Sohnes Burkhart
verehrt. Als Todestag der Maria habe ich in der eben angeführten Anmer-
kung den 28. Febr. 1526 angegeben. Dass sie am letzten Februar gestor-
ben ist , nicht am letzten Merz , wie untre Chronik sagt , kann nach der
durch Georg gemachten Verzeichnung ihrer Jahrzeit im Calendarium, mit
welcher auch die Angabe des Nicolaus Molitoris im Liber benefacto-
rum 59 stimmt, keinem Zweifel unterliegen, die Jahreszahl entnahm ich, da
mir die Stelle unserer Chronik keinen hinlänglichen Anhalt zu bieten schien,
einer Angabe von Herrn His in dem am Schlüsse der genannten Anmer-
Wg ciüerten Aufsatze, von der ich vermuthete, dass sie auf einer urkund-
lichen Quelle beruhe. Indes ß weiss sich Herr His augenblicklich einer solchen,
die ausdrücklich 1 526 als Todesjahr nennt, nicht zu erinnern ; es ist wahr-
scheinlich, dass er zu seiner Angabe durch den Umstand geführt worden ist,
25*
/
388 1524.
(1525 Moiualium raonasteria Basileae aperta; Eodei
tLFVb 'anno1) circa vel ante quadragesimam monialiuin^monasterij
etiam reformata, jubente senatu Basileae coeperunty aperiri &u
certis conditiombus et ea intentione, quod si quae salutem ani
mac suae non possent in Ulis operari, per annum integrum *
deliberarc possent et tunc libere exire, si velleut, aut nubere
Quod et nonnullae fecerunt, sicut etiam antea. Item prohibit
sunt ab eis consueti confessores et praedicatores scilicet de or
dine illarum, et assignati sunt eis pro illis secularcs eonfes*urtf
et praedicatores , scüicet dominus Thelainonius , suflraganeus
ad Lapides2j, magister Stephan us de Diessenhofen, qui paravi
civitatis proditionem, ad Gnadenthal 3) etc. O quam bene fuerun
illae sorores provisae! etc.
Refectorii struetura. Proxima die post Petri et Pauli
refectorium nostrum vetus destrui coepit et contra cellarium,
quod subtus erat, a novo testudinari et novum refectorium aedi-
ficari, quod tandem anno 1527 plene consummabatur. Interim
sine refectorio in cellis diebus festivis mandueavimus, non sine
gravi jactura verbi divini.
Sub hoc tempore, sicut et in retroactis paucis annis, nun
solum bonae litterae, sed et scholae tarn eae, quas particulare>.
quam eae, quas universales vocant, aut clericatus et moua^ti-
corum, id est clericorum et claustralium , vita deficere seu fri-
gere coeperunt, sed etiam nonnullae artes mechanicae, nemye
pictorum, statuariorum, aurificum, ampictorum et id genus ar-
tificum, qui ex templorum requisitis suum victum hactenus con-
quirere solebant, damnificari. Tarn mira fabula temporis iustan-
7. Am Rande b«i L : Nota. 17. tum in anno L.
dass am 5. Januar 1 527 die Urkunde Über die vollzogene Th eilung der Erb-
schaft aufgerichtet worden ist (Kar th. Ar eh. Nr. 480). Die Stelle uuserer
Chronik {riebt keinen festen Anhalt, weil sie erstens, wie die irrthüinlich*
Angabe des Monats beweist, aus einem nicht ganz sichern Gedächtnis,
niedergeschrieben wurde, weil sie ferner eine Randbemerkung ist, d»
leicht aus Versehn an einer unrichtigen Stelle konnte angebracht werden,
ausserdem im Texte der Chronik selbst eine Verwirrung stattfindet, in-
dem unter dem Jahre 1524 Ereignisse erzählt werden, die entschieden
ins Jahr 1525 gehören (s. die folgende Anmerkung). Die Randbemerkung
steht in L zur Seite der Stelle des Textes, wo von Münzer die Rede i&U
die über den geringen Weinwachs etwas weiter oben. Die letztere kano
sich in keinem Falle auf das Jahr 1525 beziehn, das nach Georgs Zeugnis
(8. unten) sehr fruchtbar war. 1) Das betreffende Mandat, dessen Inhalt
Lichtenhahn in den Beiträgen I, 106 gut zusammenfaßt, ist Tom
Dienstag, dem 14. Febr. datiert, es heisst aber im Einlange, der Kathie
es erlassen Montag den 13. Febr. Georg giebt also die Jahreszeit, in wel-
cher das Mandat erlassen worden, richtig an, bringt es aber irrigerweise
unter den Ereignissen des Jahres 1 J24. Von einer Bedenkfrist von einem
Jahre, von der Georg spricht, ist im Mandate nicht die Rede. 2, In da»
Reuerinnen kloster zu St. Maria Magdalena an den Steinen. Ueber den
Weihbischof Telamonius Limpurger, sowie über den gleich darauf genann-
ten Stephan Stör von Diessenhofen s. weiter unten. 3) Das Clarissinneu-
kloster Gnadenthal lag in der Spalen Vorstadt.
1524. 1525. 389
ts sub omnium oculis visa est. Quin et mendici platearii et
totarii, id est tarn ex ordinibus Minorum, Praedicatorum etc.,
juam eorum, qui ad sanctum Jacobum vel ad alia loca mendi-
ando circumire solebant, pauperesque scholastici et id genus
iniversorum pene mendicantium conticescere publicaeque stipes,
nigariter die spenden, in alium commodiorem usum converti,
Wationes alterram cessare, fundationes anniversariae pro de-
unctis et exequiae etc. penitus aboleri. Immo fundata bene-
icia seu sacerdotia in profanum usum sub specie meliorationis
\A alios (nescio si pauperum) usus commutari. Quae tametsi
n multis Germaniae locis fieri compertum sit, maxime tarnen
u Tiguro, Argentina, Nuremberga etc., sub hoc tempore palam
rcemine resistente fiebant.
Anno dotnini 1525.
In festo purificationis beatissimae Mariae canonici monasterii 2. Febr.
*ancti Leonardi sui habitum ordinis solemniter deponentes ac vi-
tarn claustralem abdicantes se et sua, id est monasterium cum Om-
nibus attinentiis, civitati contradiderunt, amplius sumto habitu
et vita secularium clericorum conversaturi1), accipientes singuli
pxrepto priore doraino Luca Rollenbutz, jam praeposito 2) , sin-
spilis annis 62 aureos a civitate quasi pro praebenda victalitii,
id est ad vitatn eorundem duntaxat. Porro praeposito dabantur
rentum et viginti aurei3), residuum possessionum civitati re-
^naverunt. Sic iili religiosuli novam quandam speciem apo-
*tasiae praetendentes multis aliis occasio ruinae haud dubie
fuerunt. Quorum tarnen admodum pauci diu postea supervixere.
In eadem ecclesia ab hoc tempore et deinceps matutinus pul-
vis desiit et omnis pene priscus ordo parochiae. Et praedicari
coepit in hebdomada feria secunda, tertia, quarta et quinta et
solum una missa cantari, scilicet das fronambt. Porro Uli no-
ve\\i clerici chorum providere pro vesperis duntaxat et illa missa,
2o. L hatte erst Kollenbentz geschrieben and dieses dann in Rollenbotz geändert. Ich
habe, da eich hieran» eine gewisse Unsicherheit des Schreibers im Lesen des Namens ein-
riebt, mir erlaubt, Rollenbutz zu setzen, wie der Name sonst geschrieben wird und wie er
noch jetzt in. Zürich vorkommt. Möglich wäre es freilich immerhin, das* Georg Rollenbotz
gesetzt.
1) Die Urkunde über den Vertrag zwischen Bürgermeister und Rath
einerseits, Prior und Convent andrerseits, vom 1. Februar 1525 datiert
Archiv des St. Leonhardsstiftes Nr. 902) ist im Auszuge bei Lich-
ten h ahn a. a. O. 99 ff. mitgetheilt. Vgl. auch Heusler: Verfassungs-
fcwehichte 435. 2) Im Vertrage heisst es : Und wie sy die kutten von inen
legen und des ordens habit hinfur nit me tragen wurden, dan wil uns gefal-
len, dheinen prior me under inen ze haben , sonder sol der , so yetzund prior
»X, der anderen yetzigen conventherren oberer sin und jrenempt werden
usw. - Irrigerweise sind bei v. Mülinen I, 149 die Pnoren des Leon-
hardsstiftes als Pröbste bezeichnet. 3) Die Angaben sind nicht ganz ge-
nwi. Der Prior bekam ausser dem, was er eingebracht, und 4 Saum Wein,
jihrlich 12* fl., die sechs Conventualen erhielten jeder 2 Saum Wein und
2 Viernzel Korn, und jährlich 64 fl.
deinde nd nihil aliud amplius tenebantur. Yeruntamen pulsus
(Humus ad vesperas pene sicut in cathedrali ecclesia per aliquot
unnos perduravit, sed et pulsus primarum, sed longe alitei
quam prius. Imo quasi omnia pene sunt illic iuversa. [Cre-
dibile est, quod ad hoc per Lutheranos indueti sint, nempe j
suffraganeum, Oecolampadium , dominum Marcum plebanum'),
magistrum Steffanum de Diessenhofen et nonnullos consultores.
Assertum est denique, senatum eis diutius restitisse, ne hoc
facere p er se verareut, sed praevaluit iniquitas.]
u.Font. In mense eodem, circa Matthias strages magna prope Medio-
lanuro1) facta est ex parte regia Franciae et Hispanorum, et idem
rex, scilicet dominus Franciscus, ibidem captus et Helvetii fugati
sunt, et rex in Hispaniam deduetus per anni dimidium in rapti-
vitate tentus est, donec anno sequenti concordia solemni facta
et obsidibus datis ad sua rediret liberatus, de qua historia nihil
ad nos, eo quod graviora circa regionem nostram contigerunt.
12. Aft. in menae aprili, duodeciina mensis, Tigurensium senatus
maior decrevit, missam penitus abrogandam in perpetuum in
'April'6'8110 tenitcrio, et mox feria quinta sequenti in die cenae dornini,
parasceves et paschae novus eommumeandi modus ibi inchoatus
est3), qui etiam paulo post ad Argen tinam venit et tandem ad
Kasileam 4) , cuius novitatis Carolstadius ansam primam prae-
buisse in praecedenti patuit anno. Deinde Zuinglius alia via
pergens et cum eo deinde Oecolampadius modum illum iirmare
modis omnibiis contenderunt, et multis idiotis et laicis optimus
visus est, quod directe conduceret ad papatum convenienter
subvertendum. Cuius rei gratia postmodum disputatio solemni»
in Obern Baden celebrata est , scüicet anno sequenti etc. ■"•) .
Sic i'igureuses missam et corpus Christi a suo dominio penitus
ejeeerunt spiritu singulari praediti, quod caro non prosit quic-
quam. Sed et ü quoque sanetormn reliquias in capsulis tarn
aureis quam argenteis et ligneis etc. inclusas sub hoc anno in
4. HU .creJlttle out. beginn
1) Marx bersy (Bersius) von Rorschach, Lau (priest er iu St. Leonhard.
2) Die Schlacht bei Favi*. 3) Mörikofer I, 275. Bullinger I, 263 ff.
4) Diese Behauptung ist nur insofern richtig, als unter dem nuvui eommu-
nicandi modus die Darreichung des Abendmahls unter beiderlei Gestalt an
die Gemeinde verstanden wird. Die Form , unter der dies in Zarich ge-
schah und noch geschieht, wurde weder in Sirassburg noch in Basel nach-
geahmt. Denn während in Zürich die Feier die Gestalt eines Liebumnaliles
tragt (Zwingiis Werke II, 3, 134, Ranke 111, 65, Mörikofer I, 276),
wurde in Strasburg und Basel am Altäre oder Abendmahls tische durch
den Geistlichen das Brot und der Wein an die Communicanten dargereicht
(Uathgeber: Strassburg im 16. Jahrhundert , Stuttgart 1871, S. 172 ff.
Hagenbach 85). ä) S. unten.
1525. 391
.^f P*ophaT\o eixrrul sepelientes aurum et argentum omne con-
jT/®^ *a STL\xxn aerarium aut statnarium pro pauperum emolu-
#^0®Üo teposuerunt. Similiter et de uniyersa supellectili et or-
^^#tu templorum suae ditionis universo fecerunt1). Intentio qui-
l^^1B> ut appaxet, in speciem non usquequaque improbabilis,
f^d effectuß inde secutus quid fructus boni pariturus sit . . .
9t^uiibu8 conetare potest. Ideoque mihi super his nihil judi-
c^ndum arbitror. Si bonum fecerunt, viderint ipsi. Suo da-
tJ1iiio staut aut cadunt. Et quod hie scriptum est de novo com-
^anicandi modo, etiam de novo baptizandi ritu velim intelligi,
jjui non aolum ab illis, sed etiam ab aliis civitatibus usurpari
coepit. TJnde postea nova seeta, scilicet rebaptistarum , exorta
«st, quae et in oppido Waldshut et ad sanetum Gallum et prope
Tigurum et alibi scandalose nimis emergere coepit. Contra
quam etiam ip&e Zuinglius et Oecolampadius et Capito scripse-
ront et voeiferati sunt3). Ecce tempora talibus erroribus digna !
De tumultibus rusticorum in generali. Eodem
anno, maxime in mensibus maio, junio et julio, in diversis locis
rastiei simiü hinc inde quasi subito coadunati cum magna vio-
lentia et inaudita temeritate innumera bona clericorum, religio-
^orum ac nobilium vel dominorum suorum diripere tentaverunt,
domo«, eccleeias, monasteria, castra, villagia demolientes seu
graviter laedentes, in tantum in eo scelere rebellionis proficiendo,
quod nisi per prineipes aliquot Germaniae et ligam Suevorum,
> vulgariter der schwäbisch pund, suppressi fuissent, nihil non
demolitum ac subversum reliquissent. Unde divina super eos
ultione procedente ultra centum millia (etiam Luthero asse-
rente *) ) corruerunt in bellis diversis juste afflicti , praeterea
muletati, qui residui superstites relinquebantur, alii vero capi-
» tibuB plexi ceterisque publicis addicti poenis trueidabautur, alii
vero olementiori censura ad illatorum damnorum restitutionem
serva.t>antur. Huius mali parochi Lutherani, id est rusticorum
plebani ac sacerdotes fugitivique ac apostatantes monachi fue-
runt occasio, qui illos videlicet ad tantae cladis praesumtionem
h5 prstecticationibus suis indoctis ac litteris et suggestionibus ex-
citarunt et armaverunt. Quorum tunc non minima pars ex Ulis
inter alios rusticos periit, pars vero suspendiis et aliis tormen-
6. LftcJte bei L. Der Abschreiber scheint ein Wort nioht haben lesen in können. 32. Hit
»hnin* mali« beginnt A wieder. Den Worten vorangesetzt ist die Inhalteangabe: De tn-
mnJta rusticorum. Am Bande steht: Tunreltne rnstkonun. 34. >qni — eradicati«
i8.31T42) fohlt A.
i) Mdrikofer 1,252. 313. 2) S. über die Kämpfe der Schweizer
Reformatoren mit den Wiedertäufern Mörikofer 1, 2»7 ff. Hagenbach
70 108 ff 3) In dem Sendbrief an den Mansfeldischen Kanzler Caspar
^filier von dem harten Büchlein wider die Bauern sagt Luther, wenn man
Ä? • h cu Anfang flugs einen Bauern oder hundert daran gewagt und auf
peicntu <,ÄflClila«en hätte, so würde man viele Tausend erhalten haben,
die K«P** _£* sterben müssen (bei Walch XVI, 114).
392 1525.
tis e medio sublata est, plerique postmodum proscripti ac pro-
fligati sunt, non tarnen funditus eradicati. De qua clade spe-
cialis liber congestorum habetur a doctissimo Joanne Cochlea
theologo fideliter utraque lingua conscriptus x) .
[Senserunt hoc grande malum haec insignia et mihi nota
monasteria, sancti lilasii in silva Hcrcinja, quod ultra valorem
30 millium aureorum damnum perpessum est, item Lucella-,
Marpach3), Heitersheim4), Luterpach *) , item duo monasteria in
Gebwyler 6) , item domus ordinis nostri prope Fribuigum , et
quaecunque monasteria extra septa murorum constituta fuerant,
pene in omni Alsatia, et partim in Brisgaudia, item prope
Kinfelden et Licchstahl, praeter ea, quae in aliis regionibu*
destructa fuerunt et lacerata. Apud solos Helvetios, excepto
Ittingen7), et apud eos Germanos, qui infra Moguntiam habi-
tant, id est inferiorum partium, scilicet Gelriae, Hollandiae,
Brabantiae etc., malum huius seditionis non invaluit, licet fürte
sit at ten ta tum.
His cladibus vigentibus Lutherus autor initialis earum.
dum alii turbarentur, ipse duxit uxorem monialem, ut dicitur.
speciosissimam , nuptias Wittembergae celebrando s) ac concio-
nator, ut antea, contra religiosos, principes ac papatum inde-
sinenter latrando, scribendo , dictando , interpretando ac nihilo-
nimus hoc grande malum a se quasi non factum constanter
3. »conge«tonim« fehlt A. Joh. A. 4. Statt «thoologo fideliter c hat A : etc. 5--1". »S«*-
serunt — attentatatnc fehlt A. 11. Breisgandia L. 12. Kheiuftlden L. 19. dicaol A.
20. Witebergae A. et A. 21. et A. 22. L hat »loquendo, neribendo« u. a. w.; »loqneo'!"«
ist unterstrichen und darüber ^ench rieben »latrando«. Die Copie folgt hier ohne ZweiM
genau dem Original. Georg schrieb erbt »loqueudo« n. s. w., setzt* dann aber den gehi»&u*B
Ausdruck »latrando« darüber. Mit »scribendo« schürest bei A dieser Abaati. Lw
folgende beginnt mit den Worten: »Dominica in profesto Filippi et Jacobi«. Am Band-»
»Iiasileens.« (im Anschlug an das »Tumultns rnsticorun«, s. oben an 8. 391,32).
1) Ad versus latrucinantes et raptorias cohortes rusticorum. Mar. Lutht-
rus. Responsio Johannis Cochlaei Wendeistini. Cathalogus tumultuum et
praeliorum in superiori Germania nuper gestorum. cxxxii. articuli. ei-
cerpti ex seditioso et impio libro Mar. Lutheri contra Ecclesiasticos.
Responsio brevis Johannis Cochlaei ad singulos. Anno M. D. XXV. Menw
Augusto. Haec omnia ex Teutonico in latinum translata. Am Schluß
Colonie. Anno M. U. XXV Mense Septembri. — Die deutsche Originalaus-
gabe, die ich nicht aus eigener Anschauung kenne, beschreibt well er
Nr. 3364. 2) Lützel (Lucelle) südlich von Altkirch, dicht an der Schvei-
zerprenze , Cisterzienser Stift. 3} Abtei von Augustiner Chorherren bei
Egisheim, südwestlich von Colmar. 4) Im Breisgau, den Johannitern
gehörig. 5) Bei Mülhausen, Priorat von Lützel abhängig. ti} Da» Domi-
nicaner- und das Dominicanerinnenkloster, letzteres zur Engelporten genannt
V8. oben S. 331 Anm. 4). 7} Die Zerstörung der Karthaus von Ittingen im
Thurgau, 7. Juli 1524, hieng nicht mit dem Bauernkriege zusammen, son-
dern war die That eines aufgeregten Haufens, der den auf Befehl des «chwy-
zeri sehen Landvogteß verhafteten Pfarrer Oechslin hatte befreien wollen
S. Mörikofer I, 242, Bullinger I, 180 ff. u. s. w. Die Wiederherstel-
lung des Klosters fiel dem als Prior dorthin berufenen Freunde unseres
Georg, dem Bruder Philipp Stouffer, zu. S. oben S. 314. Vgl. S. 34«»
Anm. 5. S. 362. *>) Im Juni 1525.
1525. 393
* ^udo. Sed legantur sua priora odiosa opuscula et hipe-
PSrUtea firasmi 1). Sic et alii doctores Lutherani semetipsos
WxvsÄnxnt, sed. tarn innocegtes, quam lupus aut vulpes praedae
iu£\&ax&, quam assequi nequierat.]
s De eodem tumultu circa civitatem hanc in spe-
ciali nonnulla. Eodem anno dominica misericordia domini, 30. Apr.
f/uae erat in profetrto Philippi et Jacobi, dum fieret concio in ca-
thedrali ecclesia, tumultus aliqualis excitari coepit in eodem tcm-
plo, sed statim suppressus et consopitus quievit, cum altera die, i.m«.
tu quae erat ipso festo dictorum apostolorum, de sero, quando jam
ad exequias domini decani Mörspergensis, prout tunc moris erat,
pulsabatur, Lutheranorum factio seditionem adornare coepit et
parare sese ad diripiendum monasteria, primum ad Lapides,
item sancti Albani et Carthusiam, deinde cetera, postmodum
!5 domos canonicorum ac sacerdotum, tandem et ipsum senatum
minorem sibi suspectum et clerum Universum subito obruere
paratis . . . . 2) insidiis et clanculario tractatu cum rusticis ex-
traneis, praesertim de ditione Basiliensi, quibus duae portae,
«cilicet Eschemer und sant Alban thor, apertae servabantur
2ö Tii&i praeventi fuissent) , et nescio quid libertatis illi eisdem
pollicebantur , cum ecce scultetus minoris Basileae cum non-
nullis fortioris animi viris fldeliter senatum jamjam consterna-
tum et pavidum et non audentem se coadunare exhortatum et
animatum colligere coepit et circa horam octavam aut nonam
» de tractandis, quae ad rem necessaria fuerint, consilii^ indicere.
7. Filippi A. foit concio A. 8. »aliquali»« fehlt A. 9. »cum« fehlt A. 10. qnnm A.
11. MÄrsp<»rfcn A. »proat - erat« fehlt A. 12. Lntfranornm A. 13. »e A. diri-
pienda L. 14. s. Alban. A. ad s. Alban um L. Vgl. indes» 931, 10; 338, ;J8. L'artbnsienae
I*. Carthus. A. dein A. 15. »et« statt »ac« A. 16. »Universum« fehlt A. Am Rande
b«i L : »Ad marginem steht aliena mann : Mendacium ingens«. A hat etwas später, nach
» übe rata* sit necne«, in Klammern heige/Qgt: NB. alfns monachi mann ascriptnm est ca~
ractere illi coaevo »ingens mendacium« ad marg. 17. Nach »paratis« ist bei Leine
Lücke, die etwa für ein Wort Kaum lägst, A hat vor »paratis« ein Zeichen wie etc.
18. Ba*. A. 19. »scilicet« fehlt A. - Alben A. 20. quam libertatem A. 22. L hat
»fidel« und eine kleine Lücke. 24. Btatt animatum hat A »meutern«, zum Theil auf einer
getilgten andern Lesart stehend, mit Punkten unter dem Worte. 25. fuerunt A.
imducere A.
1) Hyperaspistes diatribae adversus servum arbitrium Martini Lutheri,
per D. Erasmum Roterodamum. Basileae apud Jo. Frob. An. M.I). XXVI.
2} Wie ein Zeitgenosse Georgs hier an den Hand der Chronik geschrieben
* Mendacium ingens«, so sagt auch die Chronik des Fridolin Ryff
S. 50 : und wasz diser anschlag ouch erlogen , dan das der verzwifflet huff
der pfaffen vil lüg erdochten. Die Chronik X. IV. 14 (s. oben S. 212), von
einem gemässigten Anhänger der neuen Lehre redigiert (wir werden sie in
einem der nächsten Bände unserer Sammlung zum Abdrucke bringen), sagt
BL 116b: fi« was ouch etwas practica gemacht worden durch den pfaff
St 5 reo, lötpriester zu Liechtstall, der dann mit inen zoch, und etlich in der
statt hatten ouch mit inen practiciert, dann der pfaff von Liechtstall hat
etlichen von der gemeind in der stat geschriben , das sy uff die zitt harab
komen wollen, und die puren verwaent, sy wurden die statthor offen finden.
So sy dann hinyn komen weren, wölten sy die clfater und pfaffen geplün-
deret haben und darnach alsbald an burger. Vgl. über die ganze Sache
Wurstiaen 546 ff. Ochs V, 492 ff.
394 15».
Unde mox ad custodiam vigilibus et armatis ubique per *in-
gulos vicos deputatis, cives minoris Basileae pontem oonstanti
et intrepido sunt animo contutati, wo defensione scüicet den
sui et monasteriorum parati sanguinem rundere, si quis eis ex
opposita civitate vellet quoquo modo reeistere. Sicque divina s
gratia factum est, ut insidiae paratae paulatim solverentur, et
crastino de his, quae gesta fuerant, mafrttiufl deliberaretur.
Nos autem in hac domo eadem nocte matutinam circa horam
decimam pulsavimus more solito et salutationem angelicam
hora prima. Nam festinantius solito cantavimus eo quod maior «e
pars conventus quasi fuerit ... et in timore constituta.
[Huius proditionis autores dicebatur fuisse quendam texto-
rem cognomento der Leiderer et magistrum Stephanum de Dies-
senhoven, quondam plebanum in Liechstal, qui et ipsos rusti-
cu8 cum certis significationibus advocaverat, sed hac eadem »
nocte per mumm exsiliens semetipsum tunc temporis a peri-
culo Hberavit. Postmodum vero captue Argentinae et incarce-
ratus, nescio si postmodum a morte liberatus ah necne ' j . Quid
alteri contigerit, sequenti folio patebit.]
2. Mai. Altera die, quae erat post Philippi, congregatus est uter-»
que senatus cum magna gravi täte, et serio tractatum de bis,
quae gesta fuerant et adhuc timebantur, tantaque maturitate de
variis causis (eo quod nonnulli, qui prius nihil audebant loqui,
publice coram toto senatu damna et gravamina civium expo-
nerent et abusiones), quod quinque diebus continuis (quoda
tarnen quasi insolitum in multis annis fuit) uterque senatum
conveniret. In hac igitur die, id est in profesto inventionis
sanctae crucis, tractabatur de contutanda civitate, prius susceptu
ab omnibus indigenis juramento renovato, eo quod rustici ditio-
nis civitatis, id est de Liechstal, Walhenburg, Olthingen2) etc. *
et universus eorum cuneus eadem die venturi fuerant, civitatem
8-11. »Noa - constitntac fehlt A. 11. Nach t fuerit« im Tute bei L ein« Locke E*
ist ein Wort wie »ezanfniisc hier zn rermuthen. 12. dicehant L. 13. L Iieit »Beodf-
rer«, während A zueret »Benderer« getichrieben vnd dies dann in »Beiderer« corririert ni
haben scheint. Ich glaube, dass im Original »Leiderer« stand and wir et» in den TorÜegw>-
den Texten mit Abtchreibfehlern zu than haben. Im Erkanntuisebnck*, iu der tob Och>
V, Ml erwähnten Abbitte de« Ulrich Leiderer findet sich der Name auch so geschrijben.
da*s ein flüchtiger Abschreiber leicht Benderer bitte lesen können. Stef. Stör A.
14. quendam A. Liechntall A. 16. exiliens A. 17. Amntinae capto* A
18 — 10. »Quid — patebit« fehlt A. 20. Filifpi A. 21. tracUtu U 22. imminebuU.
V>. a.uae quinque L. 29. etnorato A. et quod L. 30. Wallenburg A. Beide Ab-
schriften geben die Abkünrang »Olthn« mit einem fltriehe über den beiden leteten Bttb-
staben «naufgelöst. üeber ihre Bedeutung kann kein Zweifel obwalten.
1) Stephan Stör von Diessenhofen, Leutpriester in Liestal, hatte, nach-
dem er sich mit seiner bisherigen Haush<erinn verheirathet, am 16. Febr.
1524 die Priesterehe in einer öffentlichen Disputation im Collegium (Uni-
versit&tsgebaude) vertheidigt und deren Acten im Druck herausgegeben
Herzog 240. Seine Gefangensetsung in StrasBburg erfolgte auf Ansuchen
des Käthes von Basel. Herzog 296, Ochs V, 506 ff. Wie Ober sein fer-
neres Schicksal entschieden wurde, weiss ich sowenig anzugeben, als Georg
Vgl. auch die Aufzeichnungen 4*. 2) O Hingen, Dorf am Fusse der
Schafmatt (vgl. 125 Anm. 3).
1525. 395
oppugnaturi aut certe, si prüden tia civium nocte praecedenti
non praecavisset, civitatem ingressuri ac claustralium et aliorum
opulentorum bona, uti tactum est, direpturi fuerant.
[Hac die clerus universus ac monasteria se civitatis fidei
* commendaverunt ac semetipsos ad omnia possibilia vota dedi-
derunt ad nutum eorum. ut pios erga se patronos de cetero in
tantis discriminibus sentire possent. Fecerunt sicut felis , sive
catus, qui cane viso conscendit in arborem, postea cane fugato
ludit ut priu8, sed non semper impune.]
10 Quare cum omni instantia custodiae civitatis et vigiliae
tlisponebantur pro nocte Ventura diei eiusdem, et omnium cam-
panarum pulsus suspensus fuit, sicut in parasceve, praeter cam-
panas eonsulares1) et quibus pro custodiis matutinis utebatur2),
has sola» pulsari licuit ad minus tribus hebdomadibus , id est
u ab hac die post vesperas usque ad sabbatum dominicae vocem 20. Mai.
jocunditatis, quando pulsabatur iterum ad salve regina3).
[Ab hac die et deinceps prohibitus fuit etiam pulsus ille,
qui solet fieri vespertino tempore pro exequiis canonicorum cum
campana chorali et capellanorum maioris ecclesiae cum campana
»parvula in capella sancti Joannis4), qui quidcm pulsus semper
pene civibus fuit molestus, quanquam etiam propter alias ratio-
nabiles causas huiusmodi prohibitio facta sit. In monasteriis
tarnen licitum est more solito pro recenter defunctis suis tria
signa de sero pulsari etc.]
» Et nos die crastina, id est eadem dominica5), ad primas2t. Mai.
et deinceps ad reliquas horas 6) more solito, excepto quod ad ma-
3. »uti tactum est« fehlt A. 4. Hoc A. 4—5. fldei civitatis commendamnt A.
H. cattns A. 10. ac A. 14. »ad — estc fehlt A. 15. «post vesperas« fehlt A. —
L aeichoat die Abkürzung für das zweit« Wort nidglichst getreu ab und setzt in Klam-
mern dazu: vesperam forte. Es scheint aber eher die Abkürzung für »vesperas c zu
sein, was auch besser pasat. 16. jucunditatis A. »quando — regina« fehlt A.
20—21. civibus pene semper A. 24. etc. fehlt A.
1) Die Rathsglocken , die Glocken, mit denen zu den Sitzungen des
Rathes geläutet wurde (wie noch bis auf den heutigen Tag gebräuchlich
ist). 2) Noch jetzt wird täglich frühmorgens um 5 Uhr geläutet. 3) Das
salve regina wurde (nach dem älteren Theile des Ordinarium pro officio
sacriste, s. oben S. 350 Anm. 1) während des ersten Vesperläutens abgesun-
gen. 4) Ueber die St. Johannscapelle auf dem Münsterplatze s. Fech-
ter 19. 5) Nämlich vocem jucunditatis. 6) »Die Zahl der Gebetsstunden
wird verschieden angegeben, indem bald einzelne mit andern verbunden,
bald davon getrennt werden. Gewöhnlich werden sieben angenommen
Septenarium officium, Septenarius) , bisweilen acht ( Octonarius ) . Diese
Stunden sind als horae diurnae (officium diurnum) die prima (6 Uhr), tertia,
sexta, nona, vespera, als horae nocturnae (officium nocturnum) das com-
pletorium vor dem Schlafengehen, das aber gewöhnlich noch den Tages-
stunden zugezählt wird und die matutina (Mette) oder laudes (3 Uhr Mor-
gens). Zwischen den beiden letzteren liegt dann mitunter noch als achte
Gebetszeit die Mitternacht (nocturnum median um), die gewöhnlich aber mit
der Matntine verbunden wird«. Herzog: Realencyclopädie II, 376. Ueber
die Feier der Hören speciell bei unsern Karthäusern giebt Aufsohluss das
oben erwähnte Ordinarium pro officio sacriste.
396 1525.
tutinas nusquam pulsari licebat nisi in ecclesiis parochialibu«
et in summo !) , de mane , sicut alias consuetum fuit , pulsavi-
mus. Duravit autem hoc matutinum silentium usque ad festum
inov. omniuin sanctorum, quando, annuente senatu, prius petita licen-
tia , eadem nocte eoepimus nos primi in monasteriis pulsum >
renovare matutinum. Interim vero utebamur postis pulsu, sicut
in parasceve2), sed non sine gravi taedio et incommodo.
[Hoc tempore cessaverunt solemnes processiones ecclesiasti-
corum et letaniae, licet in solo festo sancti Marci adhuc leta-
nia maior consueto more celebraretur , nisi quod ecclesia i*
sancti Martini cum cetcris non ibat, Occolampadio prohibente.
Ceterae tarnen processiones, etiam in solemnitate corporis
Christi, desierunt in reliquum hoc anno et sequenti. Porro pro
letaniis in singulis ecclesiis singulis Ulis diebus sermo seu coacio
tiebat et letania privata sicut in quadragesima. Denique offi- n
cium missae solemne etc. De jcjuniis nulla cura. Ceterum
privatae processiones propterea nondum cessaverunt in catho-
licorum templis. Quare etiam huiusmodi publicae processione>
desierunt, multae causae rationabiles extiterunt non solum
propter seditiones vitandas, sed etiam propter alias magis ne-a
cessarias. Et putandum est, quod non sine licentia episcopi
sit factum. Multi enim docti et prudentes viri huiusmodi abro-
gationem commendaverunt.]
213. Mai. Eadem igitur nocte supervenerunt rustici, sed civitatem
invenere munitam, nam strenue celebrabantur custodiae vigi-is
lum, et quasi ab hostibus metuebatur. Qui postmodum a lega-
tis interrogati causam adventus nonnullos querelarum articulos
deposuerunt, de quibus postmodum seriöse et prudenter tracta-
batur in utroque senatu, monitis rusticis, ut quantocius abirent
et ad suas sedes reverterentur, nisi vellent cladis instantis evi- *
3. Mai. tare periculum. Quod et altera die fecerunt, id est in festo
inventionis sanctae crucis3). Nihilominus tarnen per 14 die«'
et amplius custodia civitatis firma servabatur, forte etiam proper
alios rusticos, qui tum in Alsatia et Brisgaudia tumultuabanrur.
1. pal 8 are A. 2. pulsavimus, das der Chronist zu Hetzen vergessen, haben wir erpiait
4. quum A. K. postea L. fc. Ich will hier ein für allemal bemerken, daas die Abschrif-
ten immer »*olftnnes« n. s. w. haben. In der Urschrift stand ohne Zweifel nur ein n cn-i
ein Strich über dem vorhergehenden e, den ich hier wie in den vorhergehenden Chronik«
mit m wiedergegeben habe. Ebenso habe ich, mich dem für die früheren Chroniken aup*-
nommenen Verfahren anschliessend, immer »litteraec u. s. w. geschrieben, auch wtoo du
Abschriften nur ein t haben. 15. Dein A. 17. cessarnnt A. 1b — 19. proceatione* pu-
blicae desierint A. 20. sed et A. 23. commendarunt A. 26. cavebatux A.
1) In summo teraplo, im Münster. 2) Statut, ant. I, 13 §23. In
parasceve et die seouenti — ad raatutinas — pulsatur a sacrista per singu-
las cellas, singulis, aum evigilantur, signum facientibus. Vgl. ebendort § 2R
statim seeundum signum poste pulsetur per galileas. §11: vespere poste
nulsantur. 3) Während Georg die Verhandlungen mit den Bauern in die
Nacht vom 2. auf den 3. Mai setzt, fanden sie nach der Chronik des Fri-
dolin Ryff in der vom 3. auf den 4. statt.
1525. 397
Igitur eadein die, ul est tertia maii, et sequentibus, iterum a. Mai.
(neunte senatu universo, autores proditionis aut seditionis qui
suspecti habebantur , in carceres conjiciebantur , pene triginta
vel quadraginta homines, qui tarnen postmodum dimissi liber«
: sinebantur abire, vigilante nimirum sollerti prudentia consulum,
ne quod forte gravius scandalum exoriri poseet. Principalior
autem iuter eos , de quo supra in margine praecedentis pagi-
nae, diutius servabatur, ad minus per tres menses l) , et per tor-
turas diligentissime examinabatur et in custodia damnandorum
u servabatur. Qui cum neminem prodere vellet aut cogi posset,
tandem de jussu senatus libere dimissus, sed publice infamis
et notorie suspectus redditus et habitus est. De quo nihil am-
plius hie signincandum judico.
Nona die maii obiit venerabilis ac multum praecellens vir ». mm.
is dominus Gregorius Reysch2) prior domus Friburgi ac principalis
visitator provinciae Rheni, de cuius eruditione si quis amplius
nosse velit, legat margaritam philosophicam ab illo compilatam
ac suas eollationes capitulares habitas in capitulo generali ac
visitationibus. Item si quis amplius testimoniorum desiderat,
*j legat opera Erasmi Roterodami et illic inveniet eum tantopere
commendatum, quod ipsius verba yelut oracula a Germanis
recipi solebant. Huic accedit testimonio, quod Serenissimus
dominus Maximilianus imperator quondam Romanoruin hunc
peculiariter coluit ac dilexit et pro confessore in extremis suis
r, sibi ascivit a) , quem et sua propria praesentia visitando hono-
rare dignatus est. Fuit autem hie venerabilis pater satis pru-
dens ac circumspectus in agendis spiritualibus et temporalibus,
quod ex sua scientia, undc multam experientiam consecutus
est, evidenter patere potuit. Totus enim ab ineunte aetate lit-
3» teris studuit et vaeavit, nunquam desistens legere, quandoeun-
que iu aliquem bonum autorem ineidisset, unde forte factum
est, quod postmodum in apoplexiam caderet, quae solam ei me-
moriam abstulerat, tametsi postea, ingruentibus plurimis ad-
versis, corpore contabescens penitus deficere coepisset. Animad-
& vertit nimirum, quanta mala mundum hunc et statum sui tem-
4. liberi A. 5. solerti A. 6. quid A. 7—8. Statt »iu — paginaec hat A : praeced.
pmg. 12. nil A. 13. aignandum A. 14. Statt des ganzen folgenden Abschnittes von
tuona die •- erat in nobis etc. Denique« (S. W9, 11) stobt bei A : Gregorius Reysch obiit
9. maii. Elogia, opera etc. eins multis. Erasmo commendatns etc.
1) Nach der Chronik des Fridolin Ryff lag Ulrich Leiderer »by eim
halben jor« gefangen. 2) Ueber Gregorius Reysch von Balingen, seit 1502
Prior der Karthaus bei Freiburg (vgl. oben S. 337) s. Schreiber: die Kar-
thause bei Freiburg, im Freiburger Adress-Kalender für das J. 1608, S. vi f.,
desselben Gesch. der Universität Freiburg I, 63 ff., wo auch ausführlich
über die zuerst im J. 1503 erschienene, dann in zahlreichen Auflagen ver-
breitete Margarita philosophica, »eine philosophische Encyclopädie « , gehan-
delt wird, und Hütten i opp. supplem. IT, 452. 3)JohannisFabri ora-
tio funebris in mortem Maximilian! I imperatoris bei Freher-Struve II, 740.
398 1525.
poris concuterc tentarent. Quapropter fidelis et constantißsimu*
in orthodoxae fidei soliditate persietens plurimum satagebat,
quo Lutheranum fermentum ab ordine nostro purgaretur et pel-
leretur, civitatemque studii 8ui, id est Friburgum, magna so-
lertia et animi constantia cum prudentia ab hoc malo vindica-3
vit, quousque res in deterius caderent propter ipsius adversam
valetudinem. Si enim adhuc per illud biennium, id est anni
1524 et 1525 incolumis permansisset , Friburgum, Brisgaudia
quoque et sua domus in tantam calamitatem non incidisset, de
quo paulo inferius. Igitur cum jam rustici in tantum tumul-u
tuari coepissent, quod etiam ad Friburgum tenderent obsiden-
dum, boni patres ac confratres nostrae domus Friburgensis prae-
moniti statim in diebus .... scilicet post quasimodo patrera
eundem ad civitatem difnculter perducentes ac res suas, quas
asportare poterant, illuc devehentes aut portantes, domum reli- n
quere vacuam, dimiasis ibi duobus aut tribus fratribus conver-
sis et uno monacho etc., cum ecce post obitum felicem prae-
dicti patris octava vel nona die, id est circa medium mensis
huius vel paulo post (cum scilicet rustici in Alsatia prope
Zabern tumultuarentur) ii, qui ex Briagaudiae locis convene-&
rant, primo castrum Rötelen ac deinde alia sui dominii, id est
marchionis, castra invadentes et monasteriis nocentes, deinde
oppidum Newenburg oppugnantes intraverunt et bombardas un-
decunque tarn in Ulis locis, quam aliis colligentes postmodum
in oppido Kentzingen semetipsos coadunantes et maiorem exer- »
citum de die in diem congregantes, quippe qui sperabant etiam
Alsaticos sibi in auxilium venturos, sie multiplicati FriburgoHi
illam civitatem nobUiBsimam oppugnare praeaumpaerunt*). Et
in tantum prosperatum est ilüs negotium, ut tandem 'quod
cives civitati essent inndeles et Lutheranae faetionis, licet oc-»
eultej aperta civitate et capitaneis rusticorum intromissis pa-
(24Mai.)ciscerentur de certis conditionibus et summa peeuniae, qua pol-
licita capitanei illi cum suo exercitu civitatem deserentes ad
alia loca tendere parabant2).
[Interim autem dum Friburgum obsiderent rustici, domum a
quoque saneti Johannis baptistae nostri ordinis graviter laese-
runt, destruentes et demolientes turpiter multa aedificia, ultra
valorem trium millium norenorum damnum inferendo nee prin-
cipem nee civitatem verentes, et hi praesertim, quibus plura
bona ex eadem domo facta fuerant etc.]
13. Lücke in T«xt« von L, fftr etwa swei Wort« Raum luMnd.
1) Schreiber: Das Breisgau im Bauernkriege im Taschenbuch für
Geschichte und Alterthum in Süddeutschland I, 235 ff. Der-
selbe: Geschichte der Stadt Freiburg III, 273 ff. 2) 8. die Urkunde
de» Vertrages vom 24. Mai 1525 zwischen Freiburg und den Bauern bei
Schreiher: Der deutsche Bauernkrieg. Gleichzeitige Urkunden Nr.CCXL
1525. 399
Sed Interim audito, quod Alsaticis contigisset et aliis, qui
tränt in partibus Sueviae et superioribus etc., paulatim dissol-
vebantur et amplius tumultuari desistebant, sed nonnisi usque
post mensem hunc et dimidium junii. Tunc igitur temporis
i civitas Friburgensis in magna solicitudine constituta fuit. Nam
universt Antilutherani, maxime vero clerus universus et reli-
gio«, quorum temporalia valde plurima in eadem civitate con-
gregata fuerant ad coneervandum , in mortis discrimine certis-
simo fuerant, nisi desuper sua gratia benignus creator eos
10 protexisset sicut et noe. Unde haud immerito psallere quique
poterant illud: »Nisi quia dominus erat in nobis«1) etc. Deni-
que tanta cleri et religioeorum fuit persecutio (quanquam ru-
stici neminem occiderunt) , quod nemo eorum tutus in suo reli-
gionis babitu prope posset foris incedere, quin aut palam de-
is rideretur aut inclamaretur aut certe verbis injuriosis maledice-
retur aut invaderetur. Quare multi, praesertim religiosi, pro
necessariis negotüs per campos transeuntes laicum induerunt
habitum, quaiiter etiam fecit dominus prior domus Confluentiae,
dum ad Carthusiam ad capitulum proncisceretur , et nonnulli
»alii ex domo Friburgi, quando conventu dimisso monachi seu
conversi foras mittebantur. Similiter etiam in civitatibus id
ipsum alicubi contingere solebat, nempe Argentinae, Tiguri et
interdum hie, si quispiam forte Lutheranos praeteriret.
Quinta deeima junii die, quae erat festum corporis Christi, lsjnni.
fcpost prandium circa horam seeundam venerunt ad nos burgi-
magister civitatis2) una cum nonnullis, quinque vel sex aliis,
quorum aliqui senatores fuerunt, et coadunato conventu pro-
poßuerunt mandatum civitatis utriusque senatus nomine, quod
neminem de cetero deberemus ad ordinem assumere, ne quidem
jo personam etiam de aliena domo ordinis nostri nihilque peeuniae
superioribus nostris alienigenis sive ad Carthusiam amplius con-
tribuere vel alienare de possessionibus nostris etc. et multa alia,
quorum oblitus sum. [Hoc mandatum postea probavimus, nee
fieuit nobis duas personas de domo Friburgi missas hospitatum,
» etiam propriis ipsorum expensis, usque ad modicum tempus re-
cipere.] Dieque crastina revertentes, quae erat feria sexta posti6.Jum.
dictum festum, conscripserunt omnia bona monasterii nostri
generaliter, id est quantos census seu reditus seu proventus
13. Mit »feaata« fceginnt A wwd«. Am Bande steht: Content™ «aeriAcnlorum. 13. occi-
derent A. nemo coram A. 13—14. religioso A. 19—21. »et nonnulli— etiam« fehlt A.
22. »alicuhi« fehlt A. 23. Statt »et interdum hie« hat A: etc. et hie. Lutheranos
fort« A. 24. A : d. 16. junii (nun folgt ein unverständliches Zeichen) fest. c. Christi.
25. h. 2—3 A. Vor »burgimagiater« hat A : d (d. h. dominus). 29. eztero A. nee A.
35. iDornm A. 36. Die quoque A. 38. quaiiter L. Bei A steht generaliter über
einer Correctur.
1) Pialm 124 (123 nach der Zahlung der Vulpata), 1. 2) Bürger-
meister war von Johanni 1524 hin Johanm 1525 Heinrich Mehinger. Alt-
bürgermeiftter war Adelberg Meyer. Öffnnngsbuch 1490 — 1530,200.224.
Ochs V, 474.
400 1525.
haberemus ornatumque ecclesiae Universum, id est calices et
vasa argen tea, casulas etc. sub intentione (uti praetenderunt ,
quod possent nobis auxilio esse contra publicos raptores1.
Verum quid intenderint, meum non est judicare. Sicut feceruut
nobis, ita prius et postea fecerunt in aliis monasteriis, similiter s
in ecclesia cathedrali et ad sanctum Petrum, singula etiam be-
neficia seu sacerdotia conscribentes, ut scirent quantum quisque
possideret vel unaquaeque ecclesia haberet in substantia, quod
postmodum huiusmodi omnia convenienter in usum secularibu*
{dacitum distribui forsitan possent. Ita sane omnis cogitatio \>
aici prona erat, ad boc evangelicum Studium. Ita fortiter cre-
scebat verbum dei, quod haeretici praedicabant. Heu, heu, heu
domine deus, ergo non judicabis eos?
4Jnii. Circa initium julii in festo sancti Udalrici coeperunt rustici
concordiam optare. Nam dum domini Hasilienses et confederati t$
quasi mediatores et sequestres non paucis expensis hincinde ad
loca periculosa equitantes rusticos verbis prudentibus et pari-
ficis a suo maligno conatu revocarcnt nee aliquid proncerent,
tandem, cum rustici propter varias clades in diversis locis him
indc perpessis viderent, se non posse proficere, concordiam«
ambire coeperunt in praedicto festo. Quae tarnen postea in
festo sanetae Mariae Magdalenac praesentibus multis ambasiato-
22. Juli. ribus ex diversis locis, etiam ex Argentina, sub spe recon-
ciliationis cum prineipibus inita est2). De quo, quia magnuui
fuit negotium, tantundem scripsisse sufneiat. *■
Hoc tempore rebaptistarum seeta vigere coepit in Walds-
hut et hie3) et Tiguri et Argentinae, contra quos Zuinglius
Oecolampadius et Capito praedieaverunt et scripserunt ac eot-
fugandos et e civitate pellendos procuraverunt. Coeperunt autem
4. Unde quid A. 10. forsan A. tl. praTa L. — A hatte errrt »parrac genchrieben, di**«*
dann in »prona« verbessert. 18—20. Statt »nee aliquid — proficere« hat A: etc. etf.
etiam malus cladibu* fracti etc. Am Rande: Rnsticornm traneactio. 21. Statt »in
festo sanetae« hat A: die. 22. »ex diversis locis« fehlt A. 23. »sub — prinripita"
fehlt A. 24—25. »De quo — auffleiat« fehlt A. 27. A : et hie, Tiguri, Argent. NVh
Zuiuglins hat A : etc. statt des ganzen übrigen Abschnittes bis exortns.
1) Das* den Karthäusern schon damals eigentliche Pfleger, jfesetxt wur-
den, wie den meisten übrigen Klöstern (Lichtenhahn 102. Öffnungs-
buch 204. 20.». 206. 210), davon findet sich im Öffnungsbuche keine Spur,
wie auch Georg nichts davon erwähnt. — Ueber das damals angefertigte
Inventar des Klostervermögens, von der Hand des Bruder Nicolaus Molito-
ris atygefasst, von dem Notar Adelberus Salimann beglaubigt, das unter den
unsignierten Papieren des Karth. Arch. liegt, s. die Anm. zu Bl. 2 der Auf*
Zeichnungen. 2j Vgl. oben die Chronik des Fridolin Ryff S.53.
3) S. über die Kämpfe der Basler Reformatoren mit den Wiedertäufern und
die einschlägige Litteratur Herzog I, 299 ff.. II, 75 ff., 183 ff. Hagen-
bach 70 ff., 10$ ff., 165 ff. Eine Hauptouelle bildet das Werk des Pfar-
rers Gast zu St. Martin* De anabaptismi exordio, erroribus, historiis abo-
minandis, confutationibus adjeetis libri duo autore Joaüe Gastio Brisacensi.
Basil. 1544.
1525. 401
isti rebaptistae, meri laici scilicet1), publice praedicare in locis
campestribus, in villis, in tabernis, demum semetipsos et suos
auditores denuo baptizare, multas scripturas pro se allegantes,
quas tarnen ita sane intellexerunt, sicut equus et mulus, qui-
bus non est intellectus. Interim vero nihil non seditiosum ne -
dum adversus papistas, sed et adversus Lutheristas ' molieban-
tur, populus nimirum ab hoste pacis exortus. August.
Circa Laurentii vel antea dominus Nicolaus Schurstein prior
quondam domus Portae Montis, Lutherano confectus fermento ac
■ Zuinglianis nimis incubans libellis, ordinis habitum a se rejiciens,
profanam vitam cum ceteris Tiguri coepit vivere ac mox postea
ducens uxorem puellam Bernensem publicas apud Tigurenses
eelebravit nuptias2) ac deinde litteris Latinis, Graecis et He-
braicis insudans ac multos eodem anno et deinceps perferens
' labores ac tentationes tandem in pastorem seu parochum cuius-
dam villae promotus est 3) , habens liberos ex conjuge jampri-
dem susceptos. Sic illa domus fratrum nostrorum scandalose
suo fuit orbata pastore. In cuius locum postea circa festum
exaltationis sanctae crucis dominus Johannes Hurre de Thun, saptbr.
& procurator ibidem, prior institutus est. Heu quanta mala deus
tendit nobis hoc anno 1 Imrao vero quanta bona, quos ex hisce
Lutheranorum malis eruere dignatus est!
Prima die mensis octobris, quae erat dominica, venerunt l.oct.
ad nos quatuor domini de, senatu missi, habentes secum man-
a datum senatus eiusdem scriptum, in quo mandabatur universis
et singulis congregatis in colloquio tarn monachis quam laicis,
quod, si qui forent inter nos, quibus monastica forsitan vita sibi
non videretur ad salutem animae conducere, sed quod in seculo
putaret se commodius eatenus victurum, quod talis posset se
>° mfra mensis spatium deliberare. Et tunc vellent , talem libere
facere dimitti, dato aliquantulo subsidii pecuniarii vel rebus aut
bonis, quas secum ad monasterium apportasset sibi restituendis
ad integrum sub ea lege, quod si quis permanere deliberasset,
perpetuo sine spe liberationis illic perseverare cogendus esset;
9 — 22. Statt des ganten Absatzes »Circa — dignatus est« steht in A nur : Nicolaua 8chnr-
stein, prior domus Portae Montis, Cartus., abit Tigurum, ibi uzoratur et fit paroehus etc.
etc. cuiuadam villae. 9. quidam L. 17. minorum L. 25. mandato A. Am Rande :
Xandaium s. Eaail., weiter unten : Defectio a monachatu. 27. forsan A. 29. puta-
rent L.
1) Einige der namhaftesten Leiter der Bewegung waren doch Geist-
liche, so Balthasar Hubmaier und Wilhelm Röublin. 2) Unter disen un-
ruhigen und unter vil andern hartmügigen Handien [1525], das da zu Bern
noch sehr ze verwundern, hat der wohlgeachtet geistlich Vater der Karthus
zu Thorberg , Herr Nikiaus Schürstein , von Solothurn bürtig, die Karthus
und Kutten verlassen, und ist mit Schmaldiensts von Bern Tochter, siner
Ehfrouwen, im Augsten gan Zürich zogen. Anshelm VI, 324. 3) Er
wurde »1528 Helfer zu Frutigen, Prediger zu Krauchthal, 1529 Pfarrer zu
Lütxelflüh, 1530 Prediger der Evangelischen in Solothurn, kurz darauf
Pfarrer zu Oberbipp«. v. Mülinen I, 238.
Basier Chroniken. I. 26
402 1525.
at qui vellet exire, similiter data cautione revertendi spem nul-
latenus habere etc. l) . Quod et postmodum in profesto Simonis
et Judae factum est, quando Joannes Koffer2) conversus, datis
sibi 1 8 aureis pro labore sex annorum illorum, quibus in online
fuerat3), palam apostatans, habitu seculari indutus in dvitate»
süperbe cüscurrens uni civium adhaesit, apud quem delatoris
officium exercuit etc. Ceteri porro de gratia dei stabiles per-
manserunt, tametsi nonnulli prius nutantes ac vacillantes ex-
titerunt, maxime propter huismodi saevas secularium tragoedias
et minas ac perversitates alias, quibus insultare religiosis noni
cessaverunt. Et quod in domo nostra contigit, etiam in aliis
monasteriis factum tabescimus et dolemus. Nana apud Prae-
dicatores tres aut quatuor simul apostataverunt. Similiter apud
Minoritas. Item apud Augustinianos 4) . Item in monasteriis
monialium in Gnadental, ad Lapides, Clarissarum b) non paucae t
voto religionis neglecto ad seculum redeuntes maritis junctae
sunt et liberos procreantes nonnullae postmodum statim obie-
runt. Misera mulierum conditio ! Ad hoc perduxit eas auditus
verbi Lutherani, bellique famosi libelli. Hoc pacto monasteria
paulatim evacuari coeperunt. Maluissent Lutherani, quod subito
cuncta periissent. Sed nondum deo placuit.
4 "m Circa festum omnium sanctorum dominus Thelamonius6 ,
1. MOV.
1. Statt »similiter c hat A ein »uwfestrichenes sine oder live, redeundi A. 3. qucs
A. 5. seculari s A. 9. extiierint A. 10. »et« statt »acc A. lt. cesetTenatA
12. »tabeacimuf et« fehlt A. 13. »simul« fehlt A. 14. Augastiaiease* A. 21- fc*
nondum A. 22. A am Bande : Thelamonius loco motus, snffectns Marios.
1) S. diese Erkanntniss (vom 26. Sept. 1525) bei Lichte n]i ahn 107 f.
Die Bestimmung , das« wer sieh in Monatsfrist entscheide , im Kloster ra
bleiben, darin zu verharren habe, will nicht eine unwiderrufliche Entschei-
dung herbeiführen; denn es wird beigefügt, daas der Rath jährlich einmal
in aen KlöBtern nachforschen solle, ob aüe gerne bei einander seien, uod
die, welche herausgelassen zu werden wünschten, in der oben festgesetzten
Weise entlassen. 2) Bruder Hansz K&fer von Summerich nennt er siel.
in seinem Ordensgelübde (Karth. Arch. Nr. 554), Bruder Hansz Koüffer
nennt ihn Zscheckenbürlin auf dem Umschlag der Copie des in den Auf-
zeichnungen erwähnten Entlassungsscheines. Wir finden also hier das-
selbe Schwanken der Orthographie, dem wir in der Chronik des Fridolin
Ryff begegnet sind. Vgl. das in der Variantenrubrik zu S. 1^5, 21 Bemerkte
3) Aufzeichnungen: war by funff jar ym orden ge wessen, dem gab die
Stadt usz dosten gut 16 fl. Das in der vorigen Anmerkung erwähnte Ge-
lübde trägt das Datum des 5. Febr. 1521. 4) Unter den damals oder bald
darauf ausgetretenen Augustinern befand sich Peter Ryff, der Grossvster
des gleichnamigen Chronisten und Bruder Fridolins. Er vermahlte sich
(nach der Stammtafel S. 196 im J. 1526) mit Christiana Kolb, die aus dem
Steinenkloster ausgetreten war. Erkanntniss h. IV. 152b zum J. 153S.
Ochs V. 578. Vgl. oben S. 199. 5) Zu St. Clara in Klein Basel (sack
Gnadenthal an der Spalen in Gross Basel war ein Clarissinnen- Kloster,
6) Dilman (Telamonius) Limpurger, früher Provinzial der Augustiner, er-
scheint schon im Jahre 1501 als Bischof von Tripolis und Weihbischof tob
Basel. Vischer 221. 222. Er zeigte sich als eifrigen Anhänger der Refor-
mation. S. oben S. 3S8, 9.
1525. 403
episcopus siiffira^aneus, dudum concionator ecclesiae catkedralis,
^utherana fece pollutus ab officio praedicationis destitit et in
\ocum eius dominus Augustinus, similiter episcopus ac suffra-
ganeus Frisingeiisis ac de cetero Basiliensis J) , subrogatus est,
% qui sua praeclicatione populo multum acceptus et clero concio-
nator eiusdem ecclesiae iastitutus est. Quin etiam postea sub
^nno sequenti sacros ordines ministravit in templo eodem sub
^ngariis, prcmt moris est.
Circa festum sancti Nicolai episcopi doctor Balthasar Hub- *• *>eo
^ueyer, quondam parochus sive plebanus in Waldshut2), magnus
^rrrorum semiuator et protervus seductor plurimorum ac re-
l^aptista, ab oppido pulsus est per dominum Joannem Fabri,
cJoctorem Constantiensem etc. ac secretarium Ferdinandi prin-
2. Luterana A. faece A. 3. ein« locum A. 6— S. »Quin — moris est« fehlt A.
9. Statt der Stelle »Circa festum — innovative (8. 404,7) hat A bloss : Baltassar Habmeier
rebaptUW circa fest. Nicolai a d. Joann. Fabri jralsn» per 200 equites, qui Waldshnt opp.
b. *L noct. obsess. ad obedienttam Ferdinandi pnneipis redegernnt.
1) De cetero Basiliensis, der späterhin Weihbischof in Basel werden
sollte. Es ist nicht richtig, wenn Wurstisen 551, Herzog I, 345 und
Hagenbach 87 den Telamonius jetzt schon in seiner Stellung als Weih-
Bischof durch Augustinus Marius ersetzt werden lassen. Georg spricht
ausdrücklich zunächst nur von der Stellung als Prediger am Münster. Vgl.
Oecolampad in dem Briefe an Zwingli vom 6. Dec. 1525 (Zuinglii opera
VII, 445): Suffraganeus n oster alium succeasorem reeepit pro suggestu
(in quo nihil periculi) suffraganeum Frisingensem , ni fallor, Xvxov. Wenn
er ninzufügt: Succedet fortassis et in initiandi officio, so stimmt damit
überein, wenn Georg sofort erzählt, dass er im folgenden Jahre die Weihen
«rtheilt habe. Zur Stelle des Weihbischofs gelangte er, wie Georg wiederum
ausdrücklich berichtet, erst im J. 1527 nach dem Tode des Bischofs Chri-
stoph von Utenheim. Bis dahin blieb Telamonius im Besitz dieser Würde,
nur war ihm die Ausübung verschiedener sonst damit verbundener Functio-
nen entzogen. — Deshalb wird auch Marius in dem Briefe, den am 4. Dec.
1526 die evangelischen Prediger Basels an ihn richteten, als suffraganeus
Frisingensis , nicht Basiliensis angeredet (Oecolamp. et Zuingl. epp.
178). Ebenso spricht Bullinger I, 348 (bei der Badener Disputation) von
ihm als Augustin wychbischoff zu Frysingen, predicant im thumstifft Basel,
in einem Verzeichnisse der von den Bischöfen auf die Disputation verord-
neten Geistlichen (in dem Bande des Antistitiums : Antiquitates eccles. Bas.
manuscr. K. A. C I 3) steht unter den Baslern oben an: Wichbischoff von
Frysingen docter Augustin Meyer, unter den Constanzern dagegen : d e r
wychbischoff docter Melchior, und wenn Oecolampad (Zuinglii opera
VI], 512} vom suffraganeus schlechthin spricht, der nicht nach Baden kom-
men werde, so ist darunter Telamonius verstanden. — Freilich bezeichnet
ungenauer Weise Georg selbst bei der Erzählung der Badener Disputation
f*-en Telamonius als suffraganeus quondam Basiliensis. — Den Brief vom
*^ . Dec. 1525, in welchem Oecolampad den in Basel eingetroffenen Marius
w^tegruaste und die Grundsätze darlegte, auf denen er ein gutes Einverneh-
^Ö3etl mit ihm zu begründen hoffe, s. Oecol. et Zuingl. epp. 177b.
^j Balthasar Hubmeyer, geb. zu Friedberg bei Augsburg, verbrannt den
i>" Merz 1528 in Wien. S. Schreiber: Balthasar Hubmaier, Stifter der
u ^dert&afer auf dem Schwarzwalde, im Taschenbuch für Geschichte
404 1525.
cipis1) cum exercitu ducentorum equitum, et ipsum oppidum
eadem nocte sub hora secunda obsessum et ad obedientiam
principis domini sui denuo redactum, ac ecclesia, quae priu«-
ablatis imaginibus et aliis inconvenientiis erat dehonestata, in
pristinum decorem, quantum fieri potuit, reparata ac civibu*
nonnullis inde profligatis et carceratis lutherismoque fugat*
Catholicorum ritus est innovatus. Sic etiara postea factum e>t
in Rinfelden pulsis inde sacerdotibus uxoratis etc.2).
i4.Dee. In sacratissima nocte vigiliae natalis dominici, quae erat
in dominica, Lutheranorum factio nonnihil seditionis ac tu-
multus moliri minabatur in civitate. Nempe quod media nocte,
quam primum pulsus maioris campanae sonaret, vellent in tem-
plum maioris ecclesiae irrumpere ac argentum omne et aurum
seu clenodia reliquiarum sanctorum rapere ac inter se dividere.
resistentes vero trucidare, deinde similiter in reliquis templi*
et monasteriis facere etc. Quod quia senatus avisatus praesen-
sit, oportunis in locis clanculariis deputavit custodias, similiter
in stratis publicis, ita quod in domo domini praepositi eiusdem
maioris ecclesiae quinquaginta viri ad custodiam deputati fue-
rint, sicque divino munere conatus perversorum submotus e>t
et inanitus ! Sic etiam finis anni pulchre principio suo respon-
dit. Laus deo super judiciis eius inenarrabilibus !
Sciendum praeterea, quod iste annus 1525/ licet multi<
calamitatibus et miseriis universos premeret, ubertate tarnen
vini, frumenti, pomorumque ac ceterorum fructuum non me-;
diocriter redundavit. Fuit enim serena ac bene temperata aura,
pauca tonitrua fuerunt audita vel fulgura visa, excepto quod
Ä.Jnu. semel grando juxta Basileam tarnen subitus in die Pantaleonis
.... cecidit, sed vix per dimidium quartale unius horae du-
ravit. Alias nulla querela de sterilitate fuit, nisi forte in legu-
minibus. Ecce quam mirabilis et benignus deus , qui miseri-
7. Dm zweite »estt fehlt A. 8. »inde« fehlt A. »etc.« fehlt A. 9. Am Bande it*Lt
bei L: »ad aarg. Mendacium pudendumc. A hat nach respondit Z«ile22 in Klamotni:
»NB. eadem manu, qua supr», ad man.: Mendacium pudendus«, aas. dni A. 13- ««u
•iae maioris A. irrumpere et A. 14. aanotarnm L. sacrarum A. 15. »vero« fehlt A
dein A. aliis A. 16. quam A. 17. oportunas A. 18. ita qnoque A. ■ '9. eccWii*
maioris A. 20. fuerunt A. 21. »et inanitus« fehlt A. initio A. 22. iL*«5-
inenarrabilibus« fehlt A. 23. praeterea est A. 26. Von Fuit bis snm Schluß v. r
Jahr 1525 fehlt Alle« bei A. 27. tonitnra L. 29. Lücke in L. Hum für 1-2 Work.
, 1) Vgl. Stern a. a. O. 8. 67 Anm. 3. — Bullinger I, 348 beieich-
net Johann Fabri als «der fürstlichen durchlüchtigkeit von Oesterrvch botf-
radt«. 2) »Die neue Lehre fand auch in Rh einfei den Eingang/ und Jo-
hannes Eberlin von Qünzburg, der in dieser Stadt als Prediger auftrat,
Sewann durch seine Vorträge nicht unbedeutenden Anhang. Als aber an
ieser kirchlichen Bewegung sich auch Hubmaier und die Wiedertäufer
betheiligten, wurde es dem Bischöfe von Basel sowie der österreichischen
Regierung in den vordem Landen nicht schwer, durch rechtzeitiges ent-
schiedenes Einschreiten dem weitern Umsichgreifen des Abfalls zu steuern
und die gesammte Bürgerschaft beim alten Glauben zu erhalten«. Kopp--
Geschichtsbl&tter aus der Schweiz II, 31.
1525. 1526. 405
cordiam suam a pauperculis illis rusticis non penitus abstulit,
sed hac permodica consolatione relevare »Jignatus est, licet multi
fructus pecorum perirent propter huiusmodi turbulentam de-
vastationem multumque vini pessundatum per furiosos ac temu-
5 lentos tumultuarios istos , qui nihil non perdere veriti sunt.
Quod postmodum satis juste in caput illorum redundavit.
Anno 1526.
In epiphania domini ad senatum pulsabatur, et communis 6. Jan.
omnium opinio perstrepebat , quod novae leges et nova statuta
lo pro civium commoditate et reformatione condendae forent, quae
tarnen postmodum, cum conderentur, pluribus displicere, pau-
cissimis autem placere coeperunt x) . Quid his profectum sit nescio,
cum nihil ad me, quanquam nonnulla etiam monasteria concer-
nere videbantur2). Viderint hi, quibus domus cura commissa est.
u In mense martio vel paulo ante prodiit libellus Lutheri de
servo arbitrio3). Lege Cochleum. 28.Mirz.
Feria quarta ante coenam domini pulsatum est praeter so-
litum morem ad completorium hora tertia, ad matutinas hora
quinta, ita. quod matutinae clarissima adhuc luce fiuiebantur,
20 propter insidias Lutheranorum et Oecolampadianorum, qui nescio
quid seditionis ac tumultus sive confusionis in Catholicorum tem-
plis sub eo tempore moliri minabantur. Quod senatus praesen-
tiens clerum avisavit. Sicque a periculo tali fideles evasere. Simi-
liter factum est duobus diebus sequentibus. Porro in coena dominiffi.M&rx.
25 aliter Catholici fiuos et aliter Oecolampadius suos communicavit
etc. O quam modicus inde fructus aedificationis consecutus est!
[Hoc anno Conradus Pelicanus4) (ex guardiano quondam
13. nU A. 15—16. »In — Cochleum« fehlt L. 17. Statt »praeter solitam morem« hat
A: aolito more. 18. matntinam L, mat. A. 19. ita qnoqno A. 21. ant tnmnltne A.
26. Qnanqnam L. »aedificationis« fehlt L. snbsecntus A. Am Schlüsse des Ab-
satzes hat A : MB. manns iternm illa : Kngae. De aliis ex te conjectnram facis. Bei L
steht die Bemerkung am Bande.
1; Ueber die am 3. Januar 1526 durch den grossen Rath eingeleitete
Reformation der Zünfte s. Ochs V, 528 ff. (die betreffenden Ordnungen
finden sich im Staatsarchive St. 13: Ehren-Zünfft) . Sie hat keinerlei poli-
tische Bedeutung, sondern l&uft im Ganzen auf eine spiessbürgerliche Be-
schränkung der Handelsfreiheit zu Gunsten des Handwerkerstandes hinaus.
Von den Bestimmungen haben übrigens wenigstens einzelne, wie das Ver-
bot, mehreren Zünften zngleich anzugehören (vgl. oben S. 331 Anm. 4),
keine Dauer gehabt. S. Beiträge IX, 89 Anm. 2. 2) Den Klöstern
wurde verboten ihre Bedürfnisse auswärts zu kaufen und Brüder zu haben,
die ein Handwerk trieben (Ochs 537), sowie Wein auszuschenken, der
nicht im Stadtbann gewachsen. 3) In der decirao calendas martias 1526
datierten Vorrede zum Hyperaspistes sagt Erasmus: Liber mihi sero red-
ditus est. Temporis spatium, quod dari poterat tum relegendae dia-
tribae , tum perlegendo Lutheri libro — , tum responsioni meae , non erat
longius diebus decem. 4) Ueber Pellican vgl. Mörikofer: Zwingli I,
320 ff. und besonders die »Bruchstücke aus Conrad Pellicans
Chronik, verdeutscht von S. Vögelin« in dem Züroher Taschenbuch
auf das Jahr 1858. Auszüge aus dieser Selbstbiographie giebt Vögelin auch
406 1526.
Minoritarum et professore litterarum Hebraicarum , quas hit
publice legerat1) , laioos prophanus effectus) Tigurum se con-
ferens anno praesente illic duxit uxorem, ut aiunt meretricem2 ,
et legit litteras Hebraicas, dato sibi stipendio sufficienti per
Tigurinenses. Ad hoc dudum aspiraverat.]
15. Mai. Disputatio Badensis3). In mense maio 15. die4) so-
lemni8 haben coepit disputatio in opido communi confederato-
rum, scilicet in Baden im Aergöw, coram deputatia legatis eo-
rundem Helvetiorum, sed non omnium5), ac praesentibiis doctis-
simis virie ad minus 22 Antilutheranis 6) . Eius actores prinei-
pales fuere dominus Joannes Egkius et dominus Joannes Fabri,
poti8simum autem adversus dogmata Udalrici Zuinglii et Joan-
nis Oecolampadii. Quae quidem disputatio duravit per tre*
integras septimanas et ultra, id est usque ad dominicam post
io.Jub. octavas corporis Christi7) cum magna advertentia jet matura
consideratione (nam res seriöse gerebatur) praesentium legato-
rum illorum et praesidentium deputatorum. In qua denique
lingua Germanica principaliter disputatum fuit de veritate sub-
stantiae corporis et sanguinis Christi in eucharistia et de missa.
an sit sacrmcium pro vivis ac defunctis salubriter institutum, :
itemque de sanctorum invocatione et patrocinio, de purgatoriu
etc. Comparuerunt autem ex secta contraria (licet inviti, nam
2. profanus A. 3. praeterito A. 5. Tigurinoe A. 6. Dieter gaase Abschnitt Vi*
»fleri cernimns etc.« (S. 408,20) findet eich nur bei A. 8. dms in der Einleitung B«a>«it\
1&. A: >aota« mit einem Striche durch dne t, der eich anch AVer du c and ecrstred;
. 22. contria A
in dem Neujahrsblatt, hrsgeg. von der Stadtbibliothek in Zürich auf
das Jahr 1871, im Anschluss an eine kurze Lebensskizze Pelikans von
J. J. Hottinger, mit einer Lithographie nach einem schönen, wahrschein-
lich von Holbein gemalten Bildnisse desselben. Mit letzterem ist zu ver-
gleichen die Beschreibung, die Kessler I (Buch II) 164 von Pellicam
Aussehen und Auftreten giebt. 1) Vi seh er 230. 2) Mit mehr Recht
sagt Kessler, er habe sich »mit ainer ersamen frowen« verheirathet. Sehr
hübsch erzahlt Pellican selbst (Taschenbuch 196, Neujahrsblatt J4
wie er seine Frau kennen gelernt und sie zur Ehe genommen. 3) Vgi.
Bullinper I, 331 ff. Kessler II (Buch IV), 6 ff . Salat 130 ff. Briefe
über die Disputation in Baden (Aus dem Luzerner Staatsarchiv' im
Archiv für die schweizerische Reformations-Geschichte 79Sff.
Hottinger II, 77 ff. 4) Die Zusammenkunft war anberaumt auf den
16. Mai, an welchem Tage auch die Rathsboten der eidgenössischen Orte
und die Theilnehmer an der Disputation erschienen. Am 19. Mai (Pfingst-
abend) wurde Vormittags die Ordnung der Disputation an den KirchthOres
angeschlagen, Nachmittags schlug Eck ebendort seine Thesen an , und am
21. Mai, Pfingstmontag begann die Disputation. Bullinger I, 33Sr 342.
340 ff. 5) Zürich war nicht vertreten. Die Namen der anwesenden Katiis-
boten s. bei Bullinger I, 348. Von Basel waren abgeordnet der Bürger-
meister Adelberg Meyer und Urban von Brunn , Meister zu Gerbern (bei
Bullinger ist irrthümlich gedruckt Urban von Bünnen statt von Brunnen
Ochs V, 544. 6) Die hauptsächlichsten sind aufgezahlt bei Bullinger
I, 349. 7) Den 8. Juni wurde die Disputation geschlossen, doch blieben
die Boten der zwölf Orte noch die nächsten Tage in Baden. Hottinger
II, 94.
1526. 407
cogebantur salvo conductu a suis superioribus et magistratibus
de iide sua satisfactionem publicam reddere) dominus Joannes
Oecolampadius cum universis Lutheranae faetionis concionato-
ribus in partibus Helvetiorum, exceptis Tigurinensibus, qui soli
comparere contempserunt , scilicet Zuinglius cum suis, propter
quem specialiter hie actus destinatus fuerat. Vocatus autem
simiüter fuerat dominus Thelamonius suffraganeus quondam
ßasiliensis, utpote fautor Oecolampadii; qui tarnen propter suam
aegritudinem (ut ipse protestabatur) venire renuit. Similiter et
dominus Erasmus Roterodamus vocatus fuerat , non ut Luthe-
ranus, sed ut vere Catholicus, qui judicare posset inter litteras
maxime Graecas et praesidio fore Catholicis. Qui tarnen propter
ritream valetudinem sui corporis se plurimum honeste petiit
excusatum haberi1). Longa igitur concertatione Joannis Egkii
> et Joannis Oecolampadii habita (nam alii Lutherani velut in-
doctissimi nil disputarunt2), sed solum utri parti se vellent sub-
scribere, proiitebantur), licet nil tunc temporis ibidem finaliter
desumtum atque conclusum fuerit, omnia tarnen disputata per
quinque notarios juratos publice sunt excepta et in quinque
> volumina parilis materiae congesta, sed non sine rationabili
causa apud eosdem Helvetios, ne publicarentur usque ad tem-
pus opportunum servata et sub anno sequenti publice impressa
et evulgata sunt utraque lingua, Latina scilicet et Germanica,
in quibus sane videri poterit, quidnam ibi sit actum3). Nam
s Lutherani magno supercilio et quasi praejudicium passi voci-
ferari postea coeperunt, quod res in oeculto gesta videretur,
et quod publicari vererentur, quasi tarn strenue suas partes
essent contutati. Quid autem pacis aut fruetus ex hac dispu-
tatione manaverit, nondum patuit, nisi quod sperabatur, Luthe-
o ranorum seetam non parum inde detrimenti sensuram esse.
Attamen concionatores illi postmodum revertentes concionari
sua consueta Telut antea minime destiterunt 4) . Nee Oecolam-
padius quidem vel in minimis suam opinionem deserere voluit,
5. Zwinglins A. 18. fuerat A. Statt »Urnen« hat A ein ans jam corrigiertes tum.
1) Der betreffende Brief vom 15. Mai 1526 steht in der Leidener Ausgabe
des Erasmus III, 935 (Nr. DCCCXVIII) . Er beklagt sich darin auch über die
Verbreitung eines Schriftchens, das darauf abzielte, seine Ansicht vom
Abendmahle als mit derjenigen Luthers übereinstimmend darzustellen, und
verspricht fortassis intra sex dies eine Erwiderung herauszugeben. Es ist
dies die oben S. 381, 2 erwähnte Schrift Detectio praestigiarum u. s. w.
2) Dies war keineswegs der Fall. S. Bullinger 353 f. Kessler 10 f.
Hottinger 88. 93. 3) Die Herausgabe der Acten geschah im J. 1527
zu Luzern durch Thomas Murner. Im J. 1529 erschien ebendort eine latei-
nische Uebersetzung derselben. Hall er III, Nr. 267. Ueber die verschie-
denen noch vorhandenen Exemplare der handschriftlichen Originalacten s.
ebendort und besonders Hottinger II, 84 Anm. 156. 4) Vgl. Salat
139: fuorend — glych hein und wider an ir irrung, als werencLs nie zuo
Baden gsyn, oder war ir t antaten zuo Baden für grecht geben und obgesigt.
408 1526.
sed exemplum et verbis et factis in hoc novo communicandi
ritu et fide stabiiire contendit sicut et Zuinglius et Capito etc.
In tantum autem haec processit opinio, quod pene per totaiu
dispersa sit Europain, ita quod Hollandi, Poloni etc. Luther»»
neglecto potius Oecolampadiuin et Zuinglium mirentur, adeo ;
cupida est novandarum rerum omnis Germanorum natio adeoque
clericis et religiosis infensa. Et quanquam Erasmus non segni-
ter contra hanc opinionem scripserit in quadam epistola ad
Conradum Pellicanum *) et in libello adversus praestigias 2) etc.,
non tarnen palam proiiteri dignatus est , quid ipse de hac re v
sentiat vel utra verior sit opinio. Sed haec alias. Legatur iste
libellus et pro parte cognoscetur, quid olim intenderit. Post
disputationem nonnulla contigerunt in comitiis Jegatorum ex
HelvetiiS; quae dolum quendam et fraudem contra tarn solem-
nem et ordinarium actum per clandestinas litteras Lutheranorum i
praetendebant , et per libellos quosdam famosos, quibus etiam
excellentes viri traducebantur ; quare domini Helvetii seriöse
mandaverunt etiam principibus aliis, ut huiusmodi scandala,
quantum fieri possit, tollerentur, quod tarnen nondum adhuc
impletum fieri cernimus etc.3). **
Postmodum pestis epidimia, quae etiam in aprili, sed
magis ac magis in maio, junio, julio, maxime vero in augusto,
septembri et octobri vigere coepit, vehementer civitatem hanc
urgere tentavit et quam plurimos e medio tollere. Tamque
saeva fuit , ut nee remedia consueta proficerent , quin et ipsos -
expertoß raedicos invaderet et extingueret, praeterea senes et
veteranos septuaginta vel amplius annorum, paueos autem pue-
ros, sed robustos et adolescentes, maxime autem sanguineos et
naturaliter joeundos auferebat, ita quod in 24 annis tanta cla-
des non extiterit4) , quanquam et nonnulli convaluerint , sed a
admodum pauci. Plerosque tarnen cholica passio plus gravarit
quam epidimia, quos tarnen epidimia postea invadens extinxit.
indifferenter Lutheranos et Antilutheranos, juvenes et senes
conturbans et auferens. Nihilosecius tarnen quisquam vi tarn
suam in melius instituere visus est neque Lutherani suis erro- • •
ribus renunciare. In tantum enim haec perfidia dudum con-
2. Zwinglius A. 5 Zwingliura A. 18. mandarunt A. 21. epidemia A. L. S. ia-
dessen Zeile 32. 23. Statt »septemhric haben sowohl L, als A: decembri, was aber ei»
offenbarer Schreibfehler des Chronisten ist. 28—29. »et naturaliter joenndose fehlt A
32. epidemia A. epidemia A. 33. Statt »indifferentere hat A eine Locke. 36. Interim L
1) In der Leidener Ausgabe der Werke des Erasmus III, 964 (Nr.
DGCCXLVII). 2) Vgl. S. 407 Anm. 1. 3; Ueber die Streitigkeiten, die
sich wegen des Verfahrens beim Drucke der Acten der Disputation erhoben,
und über die zahlreichen Streit- und Schmähschriften , welche die Disputa-
tion hervorrief, vgl. Hottinger 97 ff., Herrn. Cardauns: De reforma-
tione Bernensi (Bonner Dissertation von 1868), 84 ff. 4) Im J. 1502 hatte
eine heftige Pest gewüthet, die nach Wurstisen 49$ bei 5000 Menschen
wegraffte.
1526. 409
i-epta praevaluit, ut nemo ex ins omnibus, tarn Antilutheranis
quam Lutheranis, sibi apud nos precem ullam fieri, prout olim
neri solebat, expetüt nee commemorationem ullam pro exequiis
neu anniversariis ordinari, dictu mirum, quomodo purgatorium
in omnium cordibus refrixerit et quanta contra clerum invidia
rxarserit. Ex hac etiam clade nonnulla monasteria coeperunt
magis ac magis evacuari. Nam apud sanetum Albanum vix
unus aut alter superstes relictus est. Similiter apud Clarissas,
ubi tantum duae remanserunt. Apud Praedicatores etiam pau-
ciores relicti , et apud Minores , quorum aliquando plus quam
quadraginta sustentabantur, modo vix decem in universo simul
inveniebantur. Porro de numero Augustinianorum vix quatuor
superstites relicti sunt, quorum unus nomine frater Thomas *j,
ibidem concionator , Oecolampadianorum partes impudenter in
sermonibus suis fovebat, sicut apud Minores quidam dictus fra-
ter Joannes de Lucerna2], insignis et protervus declamator ad
auram applaudentis Lutherani populi, qui quiequid in buccam
veniret, impudenter deblaterare non verebatur, nee quidem ho-
nestatis et modestiae gratia servata. Talibus nimirum egregiis
viris et apostatantibus monachis Basiliensis populus verbo dei
*e pasd gratulabatur. De aliis concionatoribus non monachis,
sed eiusdem fermenti putredine scatentibus mea nihil interest
etc. Viderint pastores illi, quatenus rationem de grege sibi
«ommisso reddituri sint. Loquor de magistro Wolfgango in
hospitali et domino Marco ad sanetum Leonardum3}.
[Cessaverunt autem a pulsu matutino primi Augustiniaui
anno praeterito, deinde Clarissae similiter. Hoc autem anno
Kiam Albanenses circa medium augusti.]
In hac etiam pestilitate (quod praetereundum non est) obiit
(juondam confrater noster dictus Thomas Brun Basiliensis, de
( uius introitu et exitu licet in superioribus annis breviter per-
^trictum sit4;, lubet hie tarnen latius aliquanto de ipsius carnali
utinam non damnabili ) conversatione post egressum ordinis
perstringere. Is enim non diu postquam monasterium reliquit,
2. ullam precem A. 4. » quomodo • ans »quod« corrigiert A. quam L. 5 -8. »et —
exarserit« fehlt A. 6. EtL. 11. snstentabant A. 12. inveniebant A. 10. Johan-
nes da Puceraa A. 18. renerit A. qaaedam A. 2Q. Basiliensinm A. 21 . »tarnen«
statt non L. 22. nil A. 24. »in« fehlt A. 25. Statt »s. Leonardum« hat A : b. Leo-
nardum. 26—28. Der Absatz »Cessaverunt — augusti« fehlt A. 29. Der Abschnitt
»In — peceaverunt« (S. 410,30; fehlt A.
1 Thomas Geyerfalk, aus dem Gregorienthai. Ochs V, 450. Herzog
1, 256. 2} Johann Lüthart, auch Hans Sundli genannt, aus Luzern.
Ochs V, 450. Herzog I, 86. 222. 265. Hottinger II, 89. Archiv f.
Schweiz. Ref. -Gesch. I, 805 Anra. 1 u. 8. w. Ueber Geyerfalk und
Lüthart s. auch die Aeusserung Oecolainpads in dem Briefe an Farel vom
25. Juli 1525: Plus derogant duo illi in cucullis monachatui, quam multi
alii excucullati, monasticas tarnen hypoerises retinentes. Herminjard I,
370. 3) S. oben S. 35 Anm. 1. 37, Anm. 5. 4) S. oben S. 384, 32 ff.
Vgl. unten die Aufzeichnungen Bl. 22 f.
410 1526.
apud parentes suos (qui non modica causa suae apostaaiae fue-
runt, praesertim mater ipsius, quae velut altera Eva satis im-
pudenter eum ad hoc pellicere visa est) commoratus , tan tum
effecit, quod, ut in secuta posset sine opprobriis vivere, dispen-
sationem a sede apostolica impetraret. In quibus quam frivole, 5
quam false narraverit contra nos, idem, ut timeo, modo sentit.
Utinam melius narrasset aut cautius cum ipso dispensatum
fuisset! Licet enim ordo noster libere dimiserit illum, sed ta-
rnen cum illa conditione, si legitimam a summo pontifice posset
habere dispensationem, ipse autem non expectata dispensatione u
prius apostataverat,' scilicet anno 1523, cum tarnen postea circa
palmarum anni sequentis processus dispensationis hie apud of-
ficialem et vicarium consistorii Basiliensis ageretur. Deinde vero
impetravit (nescio qualiter, ne durius dixerim), quod promove-
batur in capellanum sancti Petri Basiliensis, scilicet anno 1 525. "
Interim vero cum ancillis domi suae ludens tres pueros gene-
ravit in scandalum plurimorum civium et nostrum. Cum autem
dominus vellet eum pro suis excessibus in exemplum aliorum
emendare, permisit, ut in scabiem Gallicam, id est die bösen
blateren, caderet, quae et epiglottim sive vocalem ipsius arte- *>
riam corrodens gravi ter torsit et afflixit eum usque ad mortem,
ita quod de salute ipsius penitus desperaretur. Et haec quidem
in martio, aprili et maio circa eum contigerunt, cum eoce ipso
jam denuo convalescente , mater ipsius circa finem julii peste
correpta statim extineta est, deinde et ipse quoque una cum >•'
patre in prima septimana augusti pene simul, frater autem eius
non diu postea similiter obierunt, ita quod infra mensis spa-
tium aut paulo plus quam quindenam hi quatuor simul ex nac
luce subtracti sunt. Deus ignoscat Ulis, quiequid in illum et
nos peceaverunt! »
4. Aug. Quarta die mensis augusti, quae erat in sabbato, in
profesto scilicet sancti Dominici !) , circa horam seeundam et
maxime infra tertiam et quartam grando valde vehemens et
condensa cum coruscationibus et tonitruis ac mira caligine
cecidit circa Basileam, extendens se longe lateque ultra vi- n
ginti aut triginta miliaria, quae non sine magno damno vi-
nearum et agrorum, maxime avenae, nondum demessorum ex-
titit. Et licet apud nos hie vix per unum quartale perdura-
verit, tarnen adeo condensa fuit, ut etiam in crastino die gla-
ciei eiusdem crusticula residerent usque post vesperam, etiam ^
14. promovebitnr L. 31—39. Statt »Quarta — extitit. Ett hat A: 5. an«, graodo «aera
h. 3 et 4. 40. res«derint L. »ueque post Tefptranu fehlt A.
1) In dieser Zeitbestimmung herrscht eine Verwirrung. Der 4. August
ist der Dominicustag selbst, nicht dessen Vorabend. Es muss also entwe-
der die Angabe des Monatstages unrichtig sein oder der Chronist hat irr-
thümlicher Weise profesto statt festo geschrieben. Wahrscheinlich ist letz-
teres der Fall , da der angegebene Monatstag mit dem in sabbato stimmt.
Der 4. August fiel im J. 1526 auf einen Samstag.
1526. 411
lucente tunc sole. Et quidem cum annus iste satis serenos
semper dies habuerit ac oompetenter temperatos, mirum, quam
pauci fructus pomorum exorti sint et adeo pauci, ut vix intra
triginta vel quadraginta annos tantus defectus extiterit, quan-
»quarn bladorum mediocris ac sufficiens copia suppetiverit, vini
quoque apud eas terras (nam non ubique grando, etiam circa
Blotzheim l) fuit) , ubi aeris intemperies aestiva grassata non
est, competene copia fuerit etc. In omnibus istis non est aver-
su6 furor dei, sed et manus eius extenta, et populus non est
■ reversns a pravitate sua et dominum exercituum non requi-
sierunt2}.
In festo sancti Laurentii ceperunt Lutherani , vehementer io.Ang.
et fortiter prohibente senatu3), psalmos rythmicos in lingua ver-
nacula apud Argentinam tralatos invitis magistratibus 4) laico
s more cantilenarum, sed satis incondito, in templo sancti Martini
decantare. [Hanc sane novitatem iidem in festis paschalibus
invehere tentaverunt, sed repulsam passi fuerunt.] 5) Et parum
abfuit, quin hoc idem in templo cathedralis ecclesiae tentassent
J. »tuac« fehlt A. 1—3. 8t»tt »et quidem — adeo pauoic hat A: adeo pauci fructus
Somorum orti suat. 4. SUtt »vei« hat A : sire. Von »qnanquamc bis sn Ende
es Absatzes fehlt Alle« bei A. 12. coepernnt A. Am Rande ebendaselbst: Pealmodiae
in t. M&rtino eantatae. 12—13. reelamante et fortiter prohibente A. Die Intel-
punctum von L : ceperunt Lutherani vehementer et fortiter, prohibente senatu, de-
csmterefi) ist abgesehen davon, dass sie dem sprachlichen Gefühle nicht insagt, deshalb
zu verwerfen, weil der Chronist offenbar den Machdruck darauf legen will, dass die Neue-
rung gegenüber ausdrücklichem und strengem Verbote des Bathes durchgeführt worden.
Siehe die Anmerkung. 16. Sowohl L als A haben .»decantaric, das also wohl von der
Nachlässigkeit des aus der Construction gefallenen Chronisten selbst herrührt.
16. 17. »Hanc — fuerunt« findet sich nur bei A am Bande. 18. Am Bande bei L : ad
marg.: Ita sibi persuaserant falso interim sibi male conscii. A riebt diese Bandbemerkung
nach •termoque suspensus« (S. 412, 11) in Klammern, eingeleitet durch die Worte: NB.
Herum manus illa notat.
1} In Blotzheim hatte das Kloster Besitzungen. 8. oben S. 356 Anm. 6.
2) Jesaj. 9, 12. 13. 3) Oecolampad schreibt am 12. August an Zwingli:
Hodie et in die Laurentii psalmocuae Germanicae in templo meo a plebe
eantatae sunt. Praesenserunt hoc sacerdotes ex concionibus meis eventu-
rum, eo quod de jubilis spiritus et oris quaedam ex psalmis dixeram ad
hanc rem facientia. Unde et apud senatum egerunt, si impedire possent,
et impetraverunt edictum a senatu, ut ostiatim prohiberetur cantus, de quo
ego adhuc nihil sciebam. Verum, ut in vetitum nitimur omnes, ita, ubi
excusat pietas, audaciores reddimur. Frustra prohibuit senatus. Quid inde
futurum sit, ignoro. Zuinglii opera VII, 53U; Die auf die Einführung des
deutschen Gemeindegesangs bezüglichen Nachrichten sind zusammengestellt
und verwerthet in der wichtigen Arbeit von Riggenbach: Der Kirchenge-
sang in Basel seit der Reformation, in den Beiträgen IX, 340 ff. 4) Das
invitis magistratibus kann sich nicht auf das Absingen in Basel beziehn,
da es sonst nur eine matte Wiederholung des so eben kr&ftiger Ausge-
sprochenen enthielte, sondern muss von der Uebersetzung in Strassburg
verstanden werden. Dass der deutsche Kirchengesang und die Herausgabe
der deutschen Psalmen in Strassburg auf Seiten der Stadtbehörden Wider-
stand gefunden, scheint indess nicht der Fall gewesen zu sein. Riggen-
bach 335 ff. Jung: Geschichte der Reformation der Kirche in Strass-
burg, Bd. I, Strassb. u. Lpz. 1830, S. 317 ff. Rathgeber: Strassburg im
16. Jahrh. 67 ff. 5) Den 9. April 1526 schreibt Oecolampad an Zwingli:
His diebus pascalibus plebs cecinerat psalmos, sed prohibita a magistratu.
412 1526.
in solemnitate assumtionis almae virginis cum occulta dolosa-
que machinatione sanguinolentae seditionis, nisi deus meritis
eiusdem gloriosae virginis motus malum hoc imminens clemen-
ter avcrtisset. Tunc enim, id est in eadem solemnitate, cum
dominus Augustinus , suffraganeus ille Frisingensis , sennonem ;
facere vellet, comperto quod factiosi illi sinistrum aliquid in
principio sermonis seu sub novis !) attentare parassent, ad no-
vas illas, quae omni anno solemnissime cum compulsu campa-
narum et cantu festivo ac organis celebrari solebant, simplici-
ter, sicut in feriis, pulsatum est et simpliciter cantatum etc. i*
sermoque suspensus. Ecce qualis obedientia erga superiores.
Verumtamen his non obstantibus multo super hac novitate tra-
ctatu senatus habito Lutheranis tandem sie importunis indul-
tum fuit, quod deineeps in certis templis hanc suae praesumtio-
nis novitatem continuare possint. Quod quam adversum futu- i;
rum sit devotis ac sanetis cleri cerimoniis et usui consueto
contrarium, aliorum esto Judicium. Et quidem justo dei judicio
etc. Cum enim deus cernat clerum et religiosos a germano
ritu devote festa et psalmodiam seu cantum ecclesiasticum Uni-
versum celebrandi defecisse, per laicorum ridicula conventicula *■
clamoremque rusticum illos vexare permisit etc. In omnibus
his non est aversus furor eius etc.
*>. (29). Rex Ungariae periit 26. augusti2) etc. Quarto decembris co-
***$£'. w>natus Ferdinandus archidux Austriae frater Caroli V rex Bo-
hemorum 3, . *>
19. sept. Eodem anno 1 9. die septembris, quae eratferia quarta angariae
3. »matriac statt »motus« A. b. »ille Frisingensis« fehlt A. 6. aliqaod A. 7. »m«
sub norisc fehlt A. lü. Statt »pulsatum« hat L »cantatum c. 11. »Ecce — saperiores«
fehlt A. 12. mnlta L (vielleicht ein Versehn schon des Originals). 15. gössest A.
odiosnm A. 16. »et« statt »ac« A. 22. domini A. 23—25. »rex — Bohemons»
steht nur bei A. 26. Statt »Eodem — angariae« hat A : d. 19. septembris feria. Am
Bande ebendaselbst: Tunis de coelo facta disjectaqne.
Zuinglii opera VII. 490. In seiner undatierten Bittschrift an den Rath
sagt er : Dweil aber am nechst osterfeiern angefengt solhe psalmgsang in
etliche e. g. pfar- und klosterkirchen , on unszern oefelh und anraitzung.
doch auch nit gewert als ein gutt werck, in dem viler menschen aso gros«
andacht erkendt, dasz in auch die äugen für frod und andacht übergangen
wie etwan auch geschach, do in der widerbuwung der stat HierusaTem die
kinder Israel für frod weinten. Antiq. Oernl. I, Bl. 28, abgedruckt bei
Kiggenbach 494. 1) Die Erklärung von »novae« giebt Riggenbach
345 ff. mit Hilfe des zu Anfang des 16. Jahrh. erschienenen Manuale cura-
torum des Job. Ulr. Surgant, Pfarrers tu St. Theodor in Klein-Basel. Es
ist die durch den Prediger abzulesende Verkündung der in die nächste
Woche fallenden Feste, der aufzubietenden Brautpaare, der Todten, für die
gebetet werden soll. »Es ist begreiflich, dass Verwundungen von Gestorbe-
nen zum Zweck der Empfehlung in die Fürbitte am Tag der Himmelfahrt
Maria besonders feierlich gehalten wurden«. 2) Die Schlacht bei Mohacs,
in der König Ludwig von Ungarn fiel , fand nicht am 26. . sondern am
29. August statt (Ranke: Reformation II, 291). 3) Am 4. Dec. erkanntt
~ stie Ständeversammlung der Schlesier Ferdinands Erbrecht an (am 23. Oci.
muten ihn die Stände des Königreichs Böhmen auf den Thron berufen.,
aber*rst am 24. Febr. 1527 wurde er in Prag gekrönt (Ranke 295 ff. :
\
1526. 413
proxima ante vigiliam sancti Matthaei, paulo post horam sextam
post vesperam fulmen de coelo cecidit in unam turrim (quam vulgo
den Schniderthurn vocant, quae sita fuit in maiori fossato maioris
civitatis inter portas sancti Albani et Eschemer thor), in qua,
> ut asserebatur, quinquaginta cadi pulveris tormentarii servaban-
fcur (das ist, bi 50 tonnen büxenbulvers*. Unde contigit, hor-
rendum dictu, quod ex violentia incensi pulveris ex injectu
fulminis tota turris illa subito cum ingenti fragore dirumpere-
tur et a fundamentis evelleretur, lapides quadri mirae magni-
i tudinis simul disjecti ad loca valde remota projicerentur non
sine gravi damno civium et urbis utriusque concussione formi-
dabili, quin et plures quam 24 homines (nonnulli asseverave-
runt plus quam quadraginta homines), qui circum turrim illam
in vineis laborantes (nam vindemia erat) aut occupati vel casu
. transeuntes inveniebantur, hoc impetu subito sint extincti, non-
nulli graviter et enonniter laesi, quorum aliqui de post statim
mortui sunt. [Aliqui dixerunt 18, alii 14, alii solum octo fuisse
homines. Credat quisque, quod velit, non tarnen verisimile
videtur, tarn paucos fuisse propter circumstantias huius terri-
»ficae plagae.J Sed et non solum murus fossatae contiguus, sed
etiam domus et tecta, praesertim in multis locis maxime vici-
nis, destructa sunt. Item fenestrae vitreae de longinquo posi-
tae, sicut et in hac domo, id est in Carthusia, et in ecclesia
sancti Theodori, notabiliter laesae et destructae propter pulve-
3 res et lapillos ac rudera vaporemque densissimum longe late-
que circumquaque provectos ex illa turri. Item vineae prope
illic positae penitus devastatae, fundamentis domorum et tur-
rium ibidem consistentium graviter concussis. Terribilis pro-
fecto plaga, tametsi plaga videri non potuisset, si nemo mor-
se talium tunc interisset et tarn sero temporis in anno tonitrua
et fulmina videri solita fuissent. Quanquam ea die et praece-
dentibus nonnullis aura valde serena et calida fuerit, tarnen
quibus considerare vacavit, nubes ista, unde fulmen hoc ceci-
derat, quasi per quinque continuas horas conglomerabatur et
■■5 colligebatur in unum locum, sole in illam ex opposito respien-
dente. Porro tonitrua bis aut ter duntaxat praesonabant simul-
que solis splendor videbatur. Verum hoc mirum erat, quod nulla
domus incendebatur ex huiusmodi calidissima eruptione pul-
verum illorum. Nihilominus tarnen, qui portentum hoc pro ni-
whilo ducit, a timore dei se profecto testatur alienum. Nam
pauci fuerunt, quos fragor ille non exterruerit in civitate, qui
etiam et extraneos in villis et oppidis etiam remotis contur-
3. 9chneid«rthnni L. 3. 4. »qo*e — civitatis« fehlt A. 6. b«y ftknfiig tonnen büoh-
Benpnlvera L. 9. qaidam A. 10. Statt »aimulc hat A ein ausgestrichenes »sunt«.
12. asseyerarnnt A. 13. circa A. 15. sunt A. 17. Die Bemerkung »Aliqui — pla-
ga««, bei L am Hände, int bei A nach »plus quam quadraginta homines« (Z. 13) einge-
schoben, dicnnt A. 18. qnid A. 18-19. ridetur verisimile L. 22. Statt »longtaquo«
bei A eine Lücke. 23. Cartusia A. 26. projectos A. 37. solisqne splendor simul A.
42. »etiam« nach »oppidis« fehlt A.
414 1526. 1527.
bavit. Quantum damni civitas inde senserit, non omnibus no-
tum fieri volutt. Dicebant tarnen fide digni viri, quod damnum
illud 30 millibus aureorum vix resarciri potuerit in sola stru-
ctura murorum et tectorum etc. J)
U.Not. In profesto sancti Martini hora decima et undecima post?
meridiem visae sunt plurimae choruscationes et audita toni-
trua2) , et contra tempestatem imminentem in multis ecclesiis.
sicut in aestate, compulsatum est.
Anno domini 1527.
lO.MArz Nonadecima martii obiit reverendissimus dominus Christo- 1«
phorus de Udenheim Basiliensis episcopus, vir adprime reli-
giosus et doctus piusque, qui sub anno domini 1502 (ni fallor
electus et consecratus anno sequenti, id est 1503, synodum
celeberrimam in suae dioceseos metropoli celebravit, ut supra
habetur3). Et tandem, cum fere octogesimum atrigisset annum, •
post diutinam podagrae vexationem vivis excessit, aeterna, uti
speramus, subintrans. Sepultus (ut ferunt) in civitate Telsperg.
Non enim Hasileae voluit sepeliri propter multas rationabiles
causas, et quia jam pridem ei cum civitate Basiliensi non me-
diocris simultas intercesserat propter castrum Pfeffingen etc.4 *
4. »et tectorum « fehlt A. 5— 8. Der AbsaU »In — compnlaatam est* nur bei A.
0. »Anno domini« fehlt A. 10. Am Bande hat A: Obitn« Christof, de Utenheim. xew-
rendne L. re?. A. 11. apprime A. 12. acA. 13. »id est« fehlt A. aiaodamA-
14. dioeceseos L. diocoes. A. 14—15. L hat: ut habetur, mit dem unaufgelösten Abkür-
zungszeichen für supra ober dem ut. A hat einfach : ut habetur. Was mit den CiUt
Semeint ist, Ist schwer zu Bagen; in unsrer Chronik findet sieb, wenigstens in deoTor-
egenden Aussagen und Abschriften, die Synode von 1503 nicht erwähnt. 17. speratarL
20. Statt etc. hat A eine Lacke.
1) S. die Beschreibungen dieses Ereignisses in der Chronik des Fr i-
dolin Ryff S. 54 und unten in den Aufzeichnungen Bl. 26. Oecolam-
pad berichtet den 24 . September an Zwingli : Quantum incommodi civitas ex
f ulmine aeeeperit, alii, opinor, indicarunt. Lapsum enim in turrim, in qua
sulfura, salpetrae, pulveres et alia quaedam ad belli usum pertinentia, tur-
rim a solo funditus evertit et cum justa parte muri disjeeit vicinosque vin-
demiantes perdidit, animas opinor 18. Ita ut admoneamur turris Siloe.
Sunt et multi laesi, et domus pleraeque in suburbio graviter vexatae. Bene-
dictus sit dominus in omnibus oneribus suis. Zuinglii opera VII, 642.
Besonders anschaulich ist der Brief des Erasmus an Nicolaus Varius Mar-
villanus vom 26. Sept. 1526, III, 955 (Nr. DCCCXL) der Leidener Ausgabe.
Ueber die verschiedene Deutung dieses Ereignisses durch die beiden Reli-
gionsparteien vgl. Salat 150 f. 2) Chronik des Fridolin Ryff 54.
3) Christoph v. Utenheim war den 1. Dec. 1502 an die Stelle des gerade
einen Monat vorher verstorbenen Caspar zu Rhein «um Bischof gewählt
worden, nachdem er schon seit 1500 Verweser des Bisthums gewesen. Ver-
fleiche über ihn und über seine Anstrengungen zur Wiederherstellung der
Lirchenzucht und zur Hebung des religiösen Lebens besonders den Auf-
satz von Herzog in den Beiträgen I, 33 ff. Im J. 1519 Hess er, über
cn
gekommene!]
Schriftstellern nicht der 19., sondern der 16. Merz .angegeben. 4) 8. Chro-
nik des Fridolin Ryff 24 nebst der Anm. 2 daselbst.
1527. 415
Fuit autem stixdiosis et doctis satis favorabilis et inclinatus,
mm quibus etiam multam habuit con versationem , sicut ex
«eriptis Erasroi Roterodami ad eundem patet evidenter. Et Lu-
theri quidem scriptis in principio multum favere videbatur im-
prudens, donec tandem serpentem viridi in gramine latitantem
et se et suam metropolim ac diocesim graviter laesisse depre-
henderet, sed niinis sero. Nam hac occasione multi postmodum
sua indocta seu verius haeretica dogmata impune spargere coe-
perunt in Basiliensi diocesi, quae nunquam postea poterant ex-
tirpari, uti supra patuit. Quod forte fieri poterat, si Joannes
Oecolampadius non praevaluisset, qui quanta vafritie civitatem
hanc suis praedicationibus et scriptis infecerit et corruperit,
partim in superioribus annis, partim in subsequentibus patere
poterit. Sic, sie donnitantibus aut negligentibus patribus fami-
liär inimicus homo zizania seminando fidei triticum sufFocavit *) .
Sed baec alias. In huius episcopi locum jam pridem diebus
ferme decem aut quatuordeeim elapsis ante illius obitum tan-
quam coadjutor electus et subrogatus fuit quidam ex canonicis
cathedialis ecclesiae, dictus dominus Philippus de Gundelsz-
heim, qui postmodum episcopatu potitus dietae gubernacula
suseepit ecclesiae pro libito moderanda2). Utinam pie felici-
terque !
[Tunc temporis in locum domini Thelamonii subrogatus
est reverendissimus in Christo pater, dominus Augustinus Fri-
• singensis episcopus , ut sit suffiraganeus sive vicarius in spiri-
tualibus domini episcopi Basiliensis moderni, quem et ipse
postmodum quoad subdiaconatum , diaconatum et sacerdotium
consecravit, nihilominus concionator in ecclesia cathedrali per-
severans.]
i Porro praedecessor ille dictus dominus Nicolaus a Diespach,
qui prius coadjutoris officium gerebat, paulo ante pro pace sua
civitatisque et capituli prudenter suo cesserat officio (forte a
suis Bernensibus avisatus) , redditis illi eunetis expensis prius
habitis etc. Susceptus est autem idem modernus episcopus ho-
5 noriüce a senatu civitatis feria seeunda . . . 3j anno praesenti non-(23.Spt.)
dum in sacerdotem consecratus 4) . Nam postmodum in festo
saneti Thomae apostoli, quod erat in sabbato quatuor tempo-2i.Dec.
nim, consecrabatur.
8. dioeeesim L. dioeceain A. 9. dioecesi L. dioec. A. 19. Filippus de Gundoliz-
heitn A. 21. moderandae A. 24. reverendus L. rdns A. 2S— 29. permanens A.
32. ac A. 37. »quataortemporum« fehlt A.*
1) Matth. 13, 24 ff. 2) Wurstisen 555. Ochs V, 565 ff. 3) Wir
haben hier eine Lücke angegeben. Die nähere Bezeichnung des Tages ist
dem Chronisten in der Feder stecken geblieben. Es war nach der in der
folgenden Anmerkung angegebenen Quelle, dem Oeffnungsbuche , Montag
der 23. Sept. , es ist also etwa zu ergänzen : ante iestum saneti Michaelis.
4) Oeffnungsbuch 1490—1530, 227. Ochs V, 568. Heusler 437.
416 1527.
«m Hoc anno circa festa paschalia ex Frankfortensibus nun-
2l" Apr' (Unis libri venerunt Lutheri1), Roffensis 2) , Jodoci Clichtovei ,
etc. contra Oecolampadium et alios signincatistas de veritate
corporis Christi sub sacramento altaris. Sed quid ipse respon-
nm derit non legitur. Circa trinitatis disputatio Badensis impresso
nn'venundabatur, non tarnen omnia acta eius in specie, sed so-
lum nucleus materiae disputatae.
24.M*™. In vigilia annunciationis b. Mariae post prandium circiter
horam secundam tactus fui paralysi prima vice, quam doctoi
Eucharius 4) physicus dicebat esse opilationem nucharum 5 , quae
et totum latus dextrum a vertice usque ad pedes notabilitcr
debilitavit, ita quod eodem tempore vel momento tactus illiu>
non solum penitus nii scribere sed nee legere aut perfecte
vel intelliffibiliter loqui potuerim. Et perduravit huiusmodi de-
bilitatio ultra mensis spacium, quanquam loquela in octo diebus i;
restituta fuerit, sed non integra tarnen, verumtamen postmodum |
nunquam recte convalui, quin semper claudicaverim et viribus*
subinde destitus ad quaeque pene agenda, maxime ad scriben-
dum, expedite saltem ut prius, inutilis essem. Porro melan-
cholica pasßio cum suis conditionibus adeo vehementer in me
suecrescere coepit, ut non possim sperare me diu posse super-
vivere etc. 6)
1—7. Der Abs*U »Hoc anno — dUputatM« findet sieh nur bei A, am Bande nachntnf»^
8— 22. Der Absats »In vigilia — anpervivere etc.c findet sich nur bei A. Am Band« >tckl:
Anetor paralysi tactus. 9. qua A.
1) Das dise wort Christi (das ist meyn leib etee.) noch fest stehen
wydder dye Schwermergeister. Mart. Luther, zu Wittemberg. M.D.XXVÜ
Kuczvnski: Thesaurus libellorum hiatoriam reformatioms illustrantiuni,
Lpz. 1870, Nr. 1698. 2) De veritate corporis et sanguinis Christi in eu-
cnaristia, per Reverendum in Christo patrem, ac dominum. D. Johannen
Roffensem Episcopum (den bekannten im J. 1535 durch Heinrich VIR hin-
gerichteten Johann Fisher , B. von Rochester) , adversus Johann em Oeco-
lampadium. Coloniae, Anno doraini M. D. XXVII. Aeditio prima. Am
Schlüsse : Excusum est jam primum hoc egregium opus , Coloniae per ho-
nestum civem Petrum Quentel. Anno. M. D. XXViI. Mense Februano
In fol. — Jo. Hoffen, episcopi de veritate corporis et sanguinis Christi in eu-
charistia, libri quinque adversus Johan. Oecolampadium recens editi. Editio
postrema. Eucharius Cervicornus exeudebat , Anno M. D. XXVII. mens«
Aprili. In 80. 3) Jodocus Clichtoveus war Doctor der Sorbonne und Ca-
nonicus zu Chartres. Er starb zu Chartres 1543. Was für ein Werk von
ihm hier gemeint ist, vermag ich nicht zu sagen. 4) Ohne Zweifel »Eu-
charius Holtzach der artzny doctor« (Erkanntnissbuch III, 197', gestor-
ben 1558 im Alter von 72 Jahren (Wurstisen: Epitome historiae Basi-
Hensis, in den Scriptores rerum Basiliensium minores 257). Nach Wurstisen
war er ein Sohn des im Jahre 1521 wegen der französischen Pensionen
aus dem Rathe ausgeschlossenen Eucharius Holtzach (Ochs V, 365], den
die Chronik des Fridolin Ryff 30,13 als den alten Holtzach über
Rin bezeichnet. Der Eucharius Holtzach civis Baailiensis in minori civi-
tate, der nach Lib. benef. 18b im J. 1513 und dann wieder 1518 dem
Convent eine Pitanz verabfolgen Hess, ist wohl der altere. 5) Verstopfung
des Rückenmarks. 6) Es mag hier hervorgehoben werden, wie vielen
Fällen von Schlagflüssigkeit unter den Karthäusern wir in unseren Basler
1527. 417
Feria quinta in coena domini post prandium et cirdtensApr.
horam quartana apud Minoritas et Augustiiiianos, item in pa-i9.Apr.
rasceve d« mane circiter tertiam ad Minoritas, deinde hora
octava ad sanctum Martinum et hora quarta apud Auguatinia-
nos, similiter in vigilia ßanctä paschae hora orttpa ad sanctum 20. Apr.
Martinuaa ad sermonem puleatum firit cum campanis more so-
Uta contra consuetudinem patriae et totius ecclesiae. Ita Luthe-
ranis visum fuit quippiam singularitatis in scandalum aut con-
temtum aliorum Catbolicorum Christi fidelium invehere.
Item eodem anno 28. die mensis maii, quae erat feria 2b. Mai.
tertia rogationum, decretum est in senatu Basiliensi et domi-
nica sequenti publice chartis impressis in omnibus zunftis lectum, 2. Juni.
deinde per omnem ditionem Basiliensem Ultimatum et publi-
catum est, abrogatos esse plerosque dies festos, nempe ferias
tertias et quartas paschae et pentecostes, item solemnitates visi-
tationis, nativitatis et oonceptionis b. Mariae virginis, item b.
Mariae M agdalenae, crucis inventionis et exaltationis, Michaelis,
innocentum, Henrici et dedicationis maioris ecclesiae, item festa
sanctorum Laurentii, Martini, Nicolai, Catharinae, sanguinis
miraculosi , Marci ac singularum ecclesiarum patronorum, puta
Theodori, Leonardi, Albani, Francis« etc., quae prius de con-
suetudine feriari praecipiebantur. [Summa 24 dies festi prin-
eipaliores sunt abrogati.] Cetera festa sunt jussa servari.
[Unde parochia Basueae minoris festum sancti Theodori ad
dominicam illius hebdomadae, qua dictum festum contingit,
transtulit festivandum.] Item quaedam alia mandabantur, quae
ad pietatem conducere videbantur, scilicet de choreis tollendis
et compotationibus etc. l) Item processio in festo corporis
Christi penitus abrogata est, nisi in parochiis sancti^Petri, Tneo-
»dori et Albani et in ecclesia cathedrali, duntaxat circum tem-
1. »eU fehlt A. 10. 11. »qnee — rogrfoiiinic fehlt A. 13. drin A. 18. Inaooentü A.
19. Cstarüuu A. 25. quo L. 2fi. mandabaiit A. 30. »ett vor Albani fehlt A.
Chroniken begegnen. Die Prioren Heinrich von Ahlfeld und Jacob Louber
(als Prior von Buxheim) wurden durch solche zur Weiterführung ihres Am-
tes untüchtig gemacht (8. 322,1 ff. und die dazu gehörige Randbemerkung,
S. 337,32), desgleichen der Freihurger Prior Gre*orius Keysch (8. 397,32).
Zscheckenbürlin war nooh nicht lange in den Oraen getreten, quando jam
velut defectus apoplexiae videbatur eum attingere (8. 350, 4) , weshalb der
Prior Jacob ihn zum Siegrist machte, damit er sich (laborando et discur-
rendo) Bewegung gebe und tali mutatione relevaretur. 1) Dieses Mandat
vom 28. Mai 1527 (Ant. Gernl. I, Bl. 33, 34 geben eine Abschrift aus
dem 16. Jahrfc.) findet sich im Auszüge bei Ochs V, 570 ff., kurzer bei
Hersog II, 40 f. Hagenbach 101. Während Georg die Feiertage auf-
zählt, die abgeschafft wurden, macht das Mandat die namhaft, die beibe-
halten werden sollen und an denen auch fernerhin nicht gearbeitet werden
darf. An den andern wird den Stiften, Pfarren oder Klöstern eine kirch-
liehe Feier nicht verboten, »doch dass sie khein sonderlichen pomp, ala
biszher gewohn gwesen, daraus« machen oder einichen tisch, den ablasz zu
tosen, aufrichten« u. s. w.
Dealer Chroniken. I. 27
418 1527.
pla, sine pompatico ritu vel apparatu etc.1] Similiter proces-
siones in rogationibus 2; . Et haec de licentia summi pontinci*
et Caesaris dicebantur fieri. Quod an sit necne, mea nil refert,
licet magis crediderim huiusmodi ex Lutheranorum commentis
esse prolecta etc.
<i2.8pt) Item circa . . . septembris vel paulo ante prior ordinis Prae-
dicatorum, der Rieher cognominatus , ab ordine et pastorali
cura sua apostatando 3j duxit uxorem die von Rosenberg pene
octogenariam vetulam.
Bept. Circa initium mensis septembris causa de celebratione «
16. M*i. missae , quae 16. die maii propter Oecolampadianos ventilari
coeperat4;, aliquatenus sopita est, senatu concludente, prout
infra paulo post patebit, prius praesentatis singulorum prae-
dicantium, id est Oecolampadianorum et Catbolicorum huius
civitatis, sententiis in lingua Germanica conscriptis, an scilicet u
missa sit quoddam divinum sacrificium, in quo pro salute vi-
vorum et mortuorum Christus deo patri jugiter singulis diebus
offeratur, ut orthodoxi hactenus tenuerunt, an abhominatio,
sicut contraria pars asseverat et hactenus impudenter satis tra-
giceque in cancellis praedicavit, ac eos, qui diversum sentirent, fr
publice condemnavit et excommunicavit, non sine grandi scan-
dalo et metu seditionis. Senatus igitur ad compescendum scan-
5. profectum A. 6. circa BaptombrU L. eiroa Mptambrem A. Ich rermuUie, dasa L 4»
Bicntige giebt, und data dem Chronisten atwaa in der Fadar itaekan geblieben. 7. Kiea*r
A. cognomina A. Statt »ordine et« hat A eine Lacke. S. »ma« fehlt L. 16. *u<
fehlt A. 18. aboninatio L.
1} Unter den zu feiernden Tagen fahrt das Mandat auf »unser* herr-
fote tag. Doch soll an demselbigen tag khein gmeiner umbgang, wie bisi-
er , mit dem sacrament besehenen (ursach dasz auf denselbigen tag vii n
hochfart und sünden forderlich für andere tag vollbracht) genalten werden.
Wollen aber die in den stiften oder pfarren in beiden unseren stetten Basel
umbgehn, soll ihnen zugelassen sein, doch nicht weiter dann in ihren
kirchhöfen und creutzgängen. Und soll zu denselbigen umbg&ngen kheine
zünft oder bruderschaften ire kerzen, wie vornachher gebraucht, tragen,
sonder die anheimisch auf ihren zunfihäusern behalten«. — Es ist also un-
richtig, wenn Ochs V, 574, nachdem er das Mandat im Auszuge gegeben,
im Hinblick auf das von Georg Bemerkte beifügt : » Die Kreuzgänge am
Frohnleichnamstage wurden nur in einigen Kirchspielen gestattet«. Es
machte vielmehr nur die Geistlichkeit einiger Kirchen von der Erlaubnis
sie beizubehalten, Gebrauch. 2) In der Woche nach dem 5. Sonntag
nach Ostern (Rogate oder Vocem jucunditatis). 3) Der Revers, wodurch
«Jeorig Hardtmann Ryeher von Basel« bei seinem Austritte aus dem Pre-
digerkloster dieses aller Ansprüche von seiner Seite ledig erklart, ist da-
tiert vom 12. Sept. Auf die Aussteuer, die er, obgleich er nichts ins Klo-
ster gebracht hatte, nach dem S. 401,23 ff. erwähnten Mandate des Rathes
zu fordern berechtigt war, leistete er Verzicht. Prediger Are h. Nr. 1206.
4) Von diesem Datum ist die Rathserkanntniss, welche die beiden Parteien
auffordert, binnen Monatsfrist ihr Gutachten über die Messe einzugeben,
mit dem ausdrücklichen Befehle , alle ihre Gründe ausschliesslich der heil
Schrift alten und neuen Testamentes zu entnehmen. S. hierüber und über
den weiteren Verlauf der Angelegenheit Ochs V, 584 ff. Herzog II, 42 ff.
Hagenbach 102 ff.
1527. 419
dalum decrevit, ex quo tale negotium esset satis arduum et ara-
biguum, nee de bac re temere quid definiendum esset, quod
deberet ad concilium proxime futurum referri. Quare dixit, se
acodum velle quiequam aliud statuere, nisi quod ecclesia uni-
versalis et legitime congregata definiret, interim concedendo
rel indulgendo praedicatoribus Oecolampadianis (id instanter
postulantibus) , quod a missarum celebratione possent abstinere ;
similiter Augustinianis apostatis et sacerdotibus ecclesiae saneti
Martini pro pace et tranquillitate civitatis, ne quid seditionis
tales molirentur *, .
[Item domini confoederati de antiqua liga visitari fecerunt
omnia monasteria suae ditionis per suos nuntios laicos, ne quid
scilicet de bonis eorundem sive litteris deperiret, quod non
tandem omne in prophanas manus devenire contingeret. Nam
ad hoc laici omnimodis inhiant, quod monasteriorum bona ad
se devolvantur, alias de fide et religione non admodum curant.
Similiter et Bernenses omnia monasteria suae ditionis per ca-r&Joü)
staldos tutari et commendari fecerunt2). Si band sy bevögtet
mit Lutherischen puren oder meyeren, die sich mit wyb und
kind darusz erneren sollen3). Sic fecerunt etiam in Tigurensi
ditione4). O qualia temporal Haec omnia in eum finem, ut
2. tarnen L. 5. MuremUter L. II. Von dam g*men Abschnitte »lt«m — ripatc
(3. 420, 13) hat A nur das Stück »Bernenses omnia — in Tignr. ditione«, das es oben nacb
den Worten »octogenartam retnlam« (8. 418, 9) einschiebt. 14. prophanos L. IS. Sie
band L. sie berogtet A. 19. 20. weib und kinderen L. 20. ernebren A. sollen L.
1) Die betreffende Rathserkanntniss wurde den 23. Sept. erlassen. Den
Inhalt derselben s. bei Ochs V, 587 f. (8. 598 ist uff mutzen statt uff-
muthen zu lesen), Herzog II, 54. Vgl. oben 8. 56 Anm. 1. — Der Ge-
danke, das« der Rath dem allein endgültigen Entscheid eines Concils nicht
vorgreifen wolle, findet sich im Wortlaute der Erkanntniss nicht ausge-
sprochen, es berechtigt uns dies aber nicht, mit Ochs V, 586 und Her-
sog II, 5! neben der Erkanntniss vom 23. September noch eine frühere
Erkanntniss oder Antwort an die Prediger anzunehmen, welche die Ver-
schiebung auf ein Concil ausgesprochen. Am 31. August schreibt Oecolam-
pad an Zwingli: Nudiustertius (also am 29. August) leeta sunt hie coram
senatu, quae de abroganda missa scripsimus. Iterum aliquandiu sen-
tentiam, ut vereor, suspendent (Zuinglii opp. VIII, 89). Am 7. September
sehreibt er an Otto Binder in Mülhafcsen : Speramus autem et senatum pro-
pediem aliquid super re missaria definiturum (Oecol. et Zuingl. epp.
207). Wie Ochs dazu kommt, für jene vermeinte frühere Erkanntniss das
Datum des 2. oder 3. September anzugeben, ist mir nicht ganz klar.
2) Am 28. Juli 1527 beschlossen die Käthe zu Bern, alle Klöster ihres
Gebietes unter Bevogtung zu setzen, so dass künftighin von allen ihren
Einkünften, sowie von deren Verwendung Rechenschaft abgelegt werden
nrasste. Am 4. August wurden diese Vögte- eingesetzt. Ti liier: Gesch.
des Freistaates Bern III, 249. Cardauns: De reformatione Bernensi 100.
Alishelm im Geschichtsforscher X, 284. 3) Der bekanntlich eifrig
evangelisch gesinnte Anshelm leitet a. a. O. das Verzeichniss der einge-
setzten Vögte mit den Worten ein : und sind disz von den burgren die
ersten vögt gewesen, deren keiner arm worden. 4) Im J. 1527 über*
gab Wollgang Joner, Abt zu Cappel, dem Rathe zu Zürich sein Kloster,
das nun unter seiner Leitung zu einer Schule umgewandelt wurde. Die
27*
420 1527.
cuncta monasteria aboleantur in aliis regionibus, sicut postmo-
dum evidenter patuit.
Item hoc anno secta rebaptistarum in diversis Germaniae
partibus, praesertim in Suevia, vehementer augmentari coepit,
et multi ex eis graves poenas dedere. iSt haee haeresis cunctis
aliis nocentior credebatur, si tandem (quod deus avertat) prae-
valeret. Sed ea tarnen de territoriis Bernensium et Tigurino-
rum sub poena gravissima et interminatione mortis profligata
est partim hoc anno, partim anno subsequenti *) . Nam nequi-
tia eius paulatim revelari coepit et deterior apparere , quam i
illius sectae Bohemicae, quae vulgariter der Grubenheimer ap-
peilatur2), licet adhuc ooculte in multis loci» et in hac civitate
(uti fide digni retulerunt) vigeat.]
22. oct. In mense octobri feria tertia post Ursulae conventiculum
fecerunt nonnulli ex Oeoolampadianis seu Lutheranis in coe- t
nobio Augustinensi circiter trecenti viri, qui et ibidem coena-
verunt, quasi simul tractaturi de ütilitate civitatis seu reipublicae
et senatum conveniendi seu interpellandi pro certis articulis.
quos eidem proponere volebant, supplicaturique, quatenus legi-
timum in his et aliis habere possent consensum, quandoquidem t
nee ipse senatus (ut mentiebantur) non esset inter sese Concors
et unanimis. Qui dum diutius de huiusmodi negotio traetarent
consulendo et vota singulorum pensando, cum ipsi inter se
valde discordes essent, disoedentibusque ab Ulis, qui potiores
prüden tioresque inter eos esse videbantur, cum indignatione, £
quod spreti viderentur, contigit nutu dei, quod huiusmodi con-
ciliabulum senatui denudaretur, qui statim ad eos missis nuntiis
de huiusmodi negotio percontabantur et post sabbato sequenti
26. oct. convocatis universis illis strictius eos convenientes et increpan-
tes adhibitis miiiis dimiserunt. Sequentique dominica de huius- *
27. oct. modi conventiculis cavendis in singulis zunftis omnes cives
monueruntj ne quid tale de cetero a qudpiam tentaretur, nisi
graviter vellet puniri in substantia et corpore etc. 3)
[Simile quiddam nebulones isti infra natalitia Christi et
carnisprivium eodem anno facere tentaverunt, quando in certis a
r
16. Angnstin. A. 20. possent habere A. quem qvidem A. 2t. m A. 25. s«*A
25. et prndentioree A. 33. Am Sohltet« dieses Absatzes hat A In Klammen :&«*
Hanns illa aeecripeit: Nugae. L hat am Bande neben dem Texte: Ad maif.: S«!*6-
35. »qui« statt »quando« A.
übrigen Klöster des Züriehbiets waren schon früher secularisiert worden
1) Hottinger II, 31 ff. 2) Grubenheimer, Jamnici worden die böhmi-
schen Brüder genannt, welche durch die Verfolgung des Georg Podiebnd
genöthigt wurden, sich in den Gebirgen und Wäldern verborgen su halten,
wo sie in Hohlen wohnten. Herzog: RealeneyclonAdie fl? 388. Wie
Georg, so vergleicht auch Salat 150 die Wiedertäufer mit ihren Dicht-
lichen Versammlungen , bei denen (s. B. su Therweil bei Basel) viel Ud-
keuschheit verübt worden sei, den böhmischen Ketsern. 3) Vgl. die
Chronik des Fridolin Kyff 55.
1527. 1528. 421
zunftis convivia fecerunt. Interdum quinquageni, nonnunquam
centeni vel plures quasi pro honore et reverentia suorum prae-
dicantium, id est Joannis Oecolampadii, Marci Bertech, Tho-
mae Kessler J) Auguatmensis, Wolfgangi in hospitali et Joannis
iMinoritae, quos pariter invitatos aecum esse fecerunt, quasi hi
soli essenl, per quos Christi veritas eis innotuisset. Nee quen-
quam, qui non esset de seeta ipsorum, invitaverunt. Quare
indignati ceteri coneives Antilutherani ac se contemtos esse
judicantes, et ipsi convivia facere inter sese coeperunt, conve-
»oientes in zunfta laniorum2). Unde domini de senatu vereng-
tes, ne sub hac occasione tumultus oriri posset, ex utraque
parte prohibuerunt de cetero talia convivia fieri sine scitu et
licentia magistratuum. Ecce quid evangelici viri Uli promovere
student, non certe charitatem aut concordiam inter eures, sed
» seditiones et scandala. Quae utinam aliquando non contingant,
dum incaute pacata speramus omniai]
Anno domini 1528.
In mense januario Augustinenses Basileae suum mona8te-<i8.j»n>
rium civitati vendiderunt pro victalitio ad vitam3), qui post-
fimodum omnes duxerunt uxores.
In eodem mense in die epiphaniae coepit disputatio sc— e. Jan.
lemnis Bernae4), pro qua est sciendum, quod 17. die novem- n. n©t.
bris anni praeoedentis domini Bernenses communi decreto dia- '""
cosioram (qui vulgariter die zweyhundert appellantur) ordina-
4. AnnttinicuU A. 8. Antünterani L. 9. se A. 16. A fügt bei : NB. AMOripsit
ille : Haee fteta sunt inicü« et renneotibu ooncionfttoribus. L seist nnter den selUt
semon am Band« gtohendftn Abnta : Alien» manu: Haec facta sunt ineoiis etrennea-
tilrai eoncionatoribus penegnis. In dem persegnie steckt natürlich ein Fehler , dem aber
tchver anf die Spur es kommen ist. 17. »Anno domini« fehlt A. 1S. Angosttnienaes
A. 20. Statt »omnes duxentnt« hat A : abdnxerunt. 24. quos Tnlgariter die 200 ap-
pellant A.
1) 8onst Thomas Oeyerfalk (Girfalck, Oyifalok) genannt. Vgl. aber ihn
und die andern Prediger oben S. 37. 409. 2) Hagenbach 103 vergleicht
diese convivia der beiden Parteien unseren »Zweckessen«. 3) Donnerstag
den 18. Januar 1528 übergaben die noch im Augustinerkloster befindlichen
Mönche »Nicolaus Kornmesser prior, Thomas Oirfalck der letsmeister,
Connradus Hug custor und schanner, Bath Gropp, Jopp und Georius von
Rinfelden gebrudere, als gemeiner convent des dosten saneti Augustini
alhie zu Basel und des ordens der Heremiten« das Kloster mit all seinen
Rechten und Besitzungen an Bürgermeister und Rath, und Samstag den
20. Jan. sichern diese den Mönchen angemessene Leibgedinge su. Bruder
Thomann Oyrfalck wird die Prädicatur auch fernerhin versenn. August.
Archiv Nr. 280»'». 4) Ueber die Berner Disputation siehe die unten er-
mahnten Acten derselben in den verschiedenen Ausgaben, am lug&ngtich-
«ten in Walch's Ausgabe von Luthers Schriften XVII, 2008 ff. Ur-
kunden der Bernischen Kirchenreform aus dem Staatsarchive
Berns gesammelt von M. v. StOrler, hsgeg. vom histor. Verein des Kan-
tons Bern. Bd. I, Bern 1862. Bullinger I, 395 ff. Salat 161 ff. Kess-
lern (Buch V), 131 ff. Tillier III, 250 ff . Hottingerll, 103 ff. Cor-
respondance des reformateurs dans les pays de langue fran-
caise reeueillie — par A. L. Herminjard II, 54 (Nr. 206) ff.
1527.
422 1528.
verunt disputationein fieri in sua civitate in hoc anno sub die
praedicta epiphaniae et sequentibus, ita quod mandatum mise-
runt ad omnes civitates, opida et viilas &uae ditienis, quod
singuli plebani seu curati, etiam monasteriorum , id est tarn
priores temporales quam abbates in dicta sua ditione ad domi- 1
nicam proximam post circumcisionis, quae erat in profesto
epiphaniae, ad hospitia se conferrent disputaturi et responsori
de his, quae pro fidei concordia deservirent, maxime de prin-
cipalioribus articuliß, quos tunc simul promulgaverunt ad par~
tem, scilicet de ecclesia, de cerimoniis, de missa, de purgato-i
rio, de coelibatu etc., de imaginibus etc. l) Insuper quod epi-
scopi quatuor diocesium, ad quos se Bernensis ditio extendit,
scilicet Constantiensis, Lausannensis, Sedunensis et Basiliensis,
tanquam supremi pastores animarum eorum, pro quibus se jacta-
rent et haben veflent, in propria persona cum suis doctoribusi:
et theologis ibidem compareant, sub poena privationis omnium
bonorum seu jurium, quae ex parte dignitatis et officii sui in
ditione Bernensi haberent2), ad auscultandum et discurrendum
seu definiendum (per scripturas canonicas) de his, quae dispu-
tanda forent pro communi pace et concordia fidei in Ulis par- &
tibus, eo quod disputatio Badensis, quae fuit sub anno supe-
riore, scilicet 1 526, maiori parti sacerdotum et plebis non satis-
fecisset, sed nihilominus dissensiones et scandala suborta fuis-
sent inter eos, quae tollenda decrevissent omnino et quod am-
plius talia fieri non sinerent in territoriis suis. Episcoporum *
tarnen nullus illuc se conferre dignatus est, eo quod Tide-
retur eis hoc esse contra decreta catholicae et apostolicae
sive Rhomanae ecclesiae, et quia pars adversariorum fortior
ibi conventura esset, prout ex facto postmodum patuit, ut iiifra
videbitur. Episcopus tarnen Lausannensis duos aut tres docto-»
res loco sui miserat illuc, quorum tarnen duo fuerunt mo-
nachi, et quia idioma Alamanicum ignorabant , ad dominum
suum sunt remissi 3) . Praeterea mandatum Bernensium ad om-
2. Epiphanii A. quoque A. 3. »et« fehlt A. 5. ■tempora.lee« fehlt L. »dictu
fehlt L. 6. circnmeisionem A. feste L. 9. promulgaverant A. 10. eeremoaii* A,
11. celibatn A. et imaginibus L. 12. dioecetinm L. quae A. IS. appsieaitL
21. ab anno L. feit anno 1526 A. 24. Statt »omnino« hat L: nunc. 2$. nseatar L
2tf. illic A. 26. viderent A. 28. Bomanne L. qnod A. 29. conreaU L.
32. Alle mannten in A. 33. »ewunc fehlt L. remissi sunt A.
1) 6. dieses Ausschreiben vom 17. Nov. 1527 bei Bullinger I, 395 ff.
Stürler 2U4 ff. Walch 2008 ff. Die französische UeberseUung Farel« bei
Herminjard II, 54 ff. 2) Das Schreiben an die Bischöfe s. Stürler 209,
die lateinische Fassung, die an den Bischof von Lausanne abgieng, bei
Hermini ard II, 61 f. 3} Die Correspondenz, welche sich auf das Ein-
ladungsschreiben an den Bischof von Lausanne, Sebastian v. Montfsucon,
zwischen diesem und dem Rathe von Bern entspann, s. bei Herminjard
II, 74 ff. Nr. 212. 213. 215. 216. 217. 218, Stürler 219. 535. 236. 239. 554.
Der Rath bestimmte am 6. Januar, die Welschen sollten »in Latin dispu-
tieren, zu letst« (Stürler 74). Erst am 25. Januar kam es dazu (Her-
1528. 423
nes confoederatos miesum est1) et ad longinquas Alamaniae
partes divulgatum , item doctori Egkio, qui ex causis rationa-
bilibug, ut'ipse postmodum per litteras insinuavit confoederatis,
venire seu comparere non potuit, imo et noluit2). Unde etsi
valde pauci de confoederatoribus ligae veteris ad disputationem
venirent, xnulti tarnen ex aliis venerunt et ex Suevis, Viennen-
sibus*) etc., qui omnes Lutheranae factioni favere videbantur.
Et revera disputatio haec per Oecolampadianos et Zuinglianos
fieri dudum practicata est. Nam cum viderent Oecolampadiani,
quod Basileae non possent reperire locum aptum sui propoeiti,
diu laboraverunt, quatenus saltem alibi libere de huiusmodi
rebus disputare et definire possent. Quod et tandem factum est
Rernae (prout etiam Zuinglius dudum ante duos annos desy-
deraverat) industria et praxi Berchtoldi Hallers concionatoris
Bernensis et Francisci Kolb, qui prius ibidem plebanus quon-
dam extitit4) , deinde ordinem Carthusiensem professus, post-
quam multis annis in eo stetisset Nurembergae, eatenus pro-
fecit, ut tandem lutherismum professus apostataverit ab ordine
sub anno 15245). Sicque demum, postquam multa loca perva-
» gatus esset, Bernam se contulit et a Lutheranis civibus gratan-
ter exceptus in concionatorem una cum Berchtoldo publice est
electus sub anno 1527. Igitur hi duo quantum in hoc negotio
profecerint, effectus subsequens ostendit. Miserunt itaque Ar-
gentinenses duos ex concionatoribus suis, scilicet Martinum
1. confederatos A. Alemanniae A. 3. oonfederati» A. 4. »imo et nolnitc fehlt L.
*. venerant L. Wiennenedbut A. 8. Zwingliano» A. 10. invenire A. 11. dein A.
13. Zwinglias A. 14. HaUeri A. (Vgl. indeas Philipp! Stouffers, 8. 320, 3.) 16. dein A.
IS. »potWtaret A. 20. omnibus L. 21—22. Statt »est eleetus« hat A : delectns.
minjard Nr. 218 Anm. 3). Die Lausanner Gelehrten (das Berner Raths-
manaal spricht von vieren, Stürler 77) reisten aber schon den 11. Januar
ab tStürler 77), worüber sich der Rath in einem Schreiben vom 12. Jan..
beim Bischof beklagte, der am 21. Jan. antwortete (Herminjard Nr. 217.
21%. Stürler 554). Er lasit die Gelehrten su ihrer Rechtfertigung u. a.
sagen: sustinuimus sex dierum spacio, si quid Latini sermonis ao auctori-
bus abxiomatum (quae vocant) in verbi dei gratiam depromerentur [lies:
depromeretur], sed spectrum nobis visum est, quo [lies : quod] ydiomate nobis
iucognito res agatur, cum tarnen ipsa axiomata Latin e acceperimus. H.
meint, der Bischof habe auf den an ihn gelangten Befehl des Kaisers hin,
die Disputation mit allen Mitteln zu verhindern , seine Gelehrten zurück-
berufen. — Vgl. auch Herminjard Nr. 237 den Brief, in welchem der
Rath von Bern dem Johannes Grandis, Chorherrn zu Lausanne, einem
jener Gelehrten, in Folge des Ausgangs der Disputation seine pfarrherr-
lichen Rechte im Bezirk von Aigle entzieht. )) Das Begleitschreiben s.
Stürler 211. 2) Sein Schreiben an die Eidgenossen s. Salat 172.
3] Was hier gemeint ist, ob und wie der Chronist sich verschrieben (viel-
leicht für Ulmensibus), ist schwer su sagen. 4) S. Bullinger I, 393.
5) Anshelm VI, 95 berichtet zum J. 1522: So gieng uf St. Stephanstag
Meister Franz Kolb von Basel , der Schwyzer gnemt , in der Karthus [zu
Nürnberg] Custor und Predikant — der sunderlich grossen Zulouf hatt
und zum ersten mit Doctor Johann Oseandern die evangelische Lehr hatt
angelassen — us der Karthus ins Augustinerkloster in die Fryheit.
424 1538.
Butzerum, qui et ipse fuxt apostata ex oidine Praedicatorum et
ad disputandum et loquendum promtug, et WoUgangirm Capi-
2e?i>ee. tonem, qui ambo in festis sanctorum Stephani et Jo&nnis evan-
27 Dec- gelistae Basileae concionati et a Lutheranis honorifice teactati
sunt. Hi postmodum una cum Oecolampadio Bernam venenint. *
quo et Zuinglius armata et valida manu suorum et Bernensram
perductus est, et alii complures ex diversis locis, aoüicet ex
Const&ntia, Ulma, sancto Gallo etc. haud indocti sectae illiu>
doctores venerunt1]. Coepta est autem disputatio illa in festo
epiphaniae et duravit pene quatuor septimanis 2) . Et praevaluit h
pars maior nrinori, id est Lutheranorum Catholiris, quorom mi-
nor pars ibidem affuit, hoc est simplices et indocti plebani,
curati et sacerdotes, qui se subscripserant hactenus ecdeaae
catholicae, qui tandem importunitate et vexationibus Luthera-
norum victi etiam ipsi cum ceteris se dediderunt, paucis ex* •-'-
ceptis. Miserant autem et Friburgenses Bernensibus finirimis
suum doctorem Augustinianum dictum N. Treyer, virum utique
doctum et catholicum, ut cum Ulis disputare tentaret. Sed
quamprimum exorsus est partem adversariorum conveüere et
conipere, repulsam passus est et ad suos redire quantocyus *■
JU8SU8 s) . Fuerunt tarnen inter curatos et plebanos ditkmis Ber-
1. Bnttram A. 3. flum ambo L. Stetem A. 6. «am armata A. V. profanerem
adrenenintA. 10. epifaniae A. 11. maior numero L. 15. »etumc fehlt A.
caotoris A. 16. flnittmi A. 17. Statt K. Trojer hat L «ine Lftoko. 30. qmaatochu
A. 21. Am Bande bei L: Ad man.: Audita, non Visa narras. Dieao Baadbeserkunf.
•ingeleitet durch die Worte : NB. hie asaoript. ad marg. fügt A nach paastts est in Klam-
mern ein.
1) Ein Verzeichnis* der auf der Disputation anwesenden Gelehrten und
Rathsbotschaften aus der Eidgenossenschaft und aus der Fremde giebt
Bullinger I, 42S ff. In Betreff Basels s. Ochs Vt 601. 2) Sie wurde
geschlossen den 26. Januar. Walch XVII, 2351. Bullinger I, 435
»Zu uussgendem jenner schierst sieh das vokk — und sog iedennan heym
an sin gwarsamme«. Ebend. 438. * 3) Dr. Conrad Treyer (auch Tracer
oder Treger geschrieben ) , Aujrustmerprovineial , hatte sich schon an 3er
Badener Disputation eifrig betneiligt. Auf Ansuchen Capito« und Butter*
wurden am 5. Januar die R&the von Luxem und Freiburg noch einmal
dringend eingeladen, Murner und Treyer an die Disputation tu schicken
(8 tür ler 74. 237 f. Baum: Capito und Butler 397). Murner erschien
nicht, wohl aber Treyer, der am 9. Januar zur Bekämpfung der ersten
Schlussrede auftrat, wobei er ausdrücklich erklarte, er sei nicht von seiner
Obrigkeit, Schultheiss und Rath von Freiburg, noch vom Bischof von Lau-
sanne hergesandt von ihretwegen tu disputieren, »sonders für sich selb*
und sunst für niemand*«. Handlung und Acta, Bl. XXV* der in der
folgenden Anm. aufführenden Zürcher Quartausgabe, bei Walch 8. 2061
Er disputierte nun an diesem Tage mit Capito und Butler. Nachdem am
folgenden Tage Butter wieder gesprochen, erhob sich Treyer mit den Wor-
ten : »Eruammen frommen lieben Christen, es hat hütt den gantsen tag Martin
Butter vil seltsamer red yngefort und ein lange predig lassen h&ren etc.«. Die
Präsidenten bedeuteten inm, er solle den Span, den er mit den Straeshurgem
hatte (Tgl. H aller III, Nr. 199) und der an anderer Stelle tu erledigen sei, aus
dem Spiele lassen und sich an die Erörterung der aufgestellten Schluasreden
halten. Darauf protestierte er und erklärte, er müsse auf die Stellen, die
1528. 425
nensis aliquot haud indocti, qui etiam fortiter restiterunt ad-
versariis. De quibus omnibus latius et verius habetur in actis
disputationis ilHus, quae postea Tiguri fuit impressa et in nun-
dinis Franckfordensibus post dominicam laetare publicata etaLMirt.
s divulgata l) . Disputatum fuit in templo sancti Vincentii2) sub
lingua vemacula et omnibus per ordlnem libera facultas disnu-
tandi concessa tarn doctis quam idiotis, tarn clericis quam laicis
etc., exceptis mulieribus, quibus hoc non licet, scilicet in eccle-
sia loqui. Proposuerunt et rebaptistae causam suam coram3).
4- Fnacofartenaibiia L. 7. doctoribus A. idaotis L. »tarn« Tor »clericiac fehlt A.
8. in coetn A. 9. »Proposnerunt — coram • fehlt A. L fugt noch hinan: Hia rerbis
Init chronica ana antor.
Butzer aus seinen Schriften angeführt und erläutert habe, eintreten dürfen.
»Unnd so verr im nit volkomner platz zu reden, was zu der sach dienen,
vergönnen möge werden, als uff einer fryen disputation, diewyl dem Butzer
sölichs hütt zugelassen, welle er nit disputieren: dann die acta möchten in
track uszgan , und so im nit bewilliget nach notturfft ze reden , möchte
geachtet werden, das er das selb ze thund nit gewüzst, so im ein gsatz
gemacht und das mul verschlossen were«. Gegen diese Auffassung prote-
stierten sodann die Präsidenten, die Strassburger und Zwingli. Handlung
und Acta XL1III ff., bei Walch 2092. 1) Handlung oder Acta
gehaltener Disputation zu Bern in Uchtland. — Die Quartausgabe , - von
der die Universitätsbibliothek in Basel ein Exemplar besitzt, trägt am
Schlüsse das Datum: »Getruckt zu Zürich by Christoffei Froschouer, am
XXIII. tag Mertz. Anno. M.D. XXVIII«. — Sie. enthält 245 Blätter.
Halle r III, 317 führt noch eine Froschouerische Ausgabe in 8° an, welche
das Datum des 23. April trägt. S. ebendort über die spätem Ausgaben.
Vgl. oben S. 421 Anm. 4. 2) Vielmehr in der Barfüsserkirche. Walch
2014 (wo 4. Januarii ein Druckfehler ist für 6. Januarii). Bullinger I,
430. 3) Bullinger I, 436. Stürler 79.
/ IV.
Aufzeichnungen eines B*
Karthäusers
aus der Reformationszeit.
1522—1532.
\
\
\
\
1
Einleitung.
Die letzte unsrer Chroniken, in deutscher Sprache abgefasst, Inhalt
behandelt zunächst die Schicksale der Karthäuser in der Zeit^Jf^
zwischen dem Auflaufe vom 8. und 9. Febr. 1529, durch wel-
chen die evangelische Partei in Basel zum vollständigen Siege
gelangt war, und dem Vertrage vom 16. Juli 1532, der das
Verhältnis» des Klosters zur Stadt endgültig regelte. Kurz
uach der durch jenen Auflauf erzwungenen Aenderung im
Rattie wurde ein Mandat erlassen, nach welchem die Ordens-
leute ihre Statuten aufgeben, ihre Kleidung ablegen und die
Predigt besuchen sollten, übrigens die Wohnung im Kloster
beibehalten konnten, wenn sie es nicht vorzogen, auszutreten
und eich in der durch das Mandat vom 26. September 1525
IS. 402 Anm. 1) vorgeschriebenen Weise abfinden zulassen (S. 90).
Die Kalthäuser wollten sich nun mit wenigen Ausnahmen
nicht dazu verstehn, unter jenen Bedingungen im Kloster zu
bleiben» sie wollten aber ebensowenig, um Basel verlassen und
anderswo ihr Ordensleben fortsetzen zu können, sich darauf
einlassen, gegen eine persönliche Abfindung auf ihre Ansprüche
an das Kloster zu verzichten. Der Rath befand sich in einer
sehr schwierigen Stellung. Liess er den Karthäusern gegenüber
eine Ausnahme von dem eben erlassenen Mandat zu, so ge-
fährdete er sein Ansehen und rief möglicherweise Gewaltsam-
keiten von Seiten der Bürgerschaft hervor, liess er die Kar-
thäuser abziehn, ohne dass sie auf ihre Rechte an das Kloster
verzichtet, so gab er die Stellung, die er als Kastvogt und
Schirmherr der in seinem Gebiete liegenden Klöster in An-
sprach nahm, der Karthaus gegenüber Preis und hatte die unan-
genehmsten, vielleicht von weittragenden Folgen sowohl in reli-
giöser als in politischer Beziehung begleiteten Verwicklungen
mit dem Orden und auswärtigen Behörden, die dieser voraus-
sichtlich in sein Interesse zu ziehen vermochte, zu gewärtigen.
Er versuchte daher alle Künste der Ueberredung, um die Brü-
der asu, bewegen, dass sie auf die eine oder die andre Weise
430 Einleitung.
sich fügen möchten, und liess zugleich das Kloster bewachen,
damit niemand sich ohne sein Vorwissen entfernen könne,
bestrafte auch einen Entweichungsversuch mit ziemlicher Strenge.
Die Einkünfte des Klosters nahm er völlig unter seine Ver-
waltung und verfuhr mit ihnen, wie mit den Kirchenzierden
nach seinem Gutdünken. Die Karthäuser aber unter ihrem
Vicar Nicolaus Molitoris (der Prior hatte sich noch bei Zeiten
nach Freiburg geflüchtet) hielten tapfer aus, während der Prior
von Freiburg aus sich bemühte, zu erwirken, dass auswärtige
Zinsen, die aus seinem Vermögen herstammten, nicht den
obrigkeitlichen Pflegern des Klosters, sondern ihm gezahlt wür-
den. Endlich am 16. Juli 1532 kam zwischen ihm und dem
Rathe ein Vertrag zu Stande , der auf der einen Seite , wenn
auch nicht mit ausdrücklichen Worten, so doch thatsächlich
dem Rathe den völligen Heimfall des Klosters nach dem Ab-
sterben der gegenwärtigen . Conventualen zusicherte, auf der
andern Seite aber diesen nicht nur die Verwaltung desselben
unter Oberaufsicht der Pfleger zurückgab, sondern ihnen auch
das Tragen ihrer Kleidung innerhalb der Klostermauern ge-
stattete. Auf den Inhalt des Vertrags im Einzelnen einzugehn.
enthalten wir uns, da wir ihn unter den Beilagen abdrucken.
Diese Zeit des Kampfes und des Duldens nun, die Ver-
handlungen mit den Pflegern und mit dem Rathe, die Verab-
redungen mit dem Prior, die Taktlosigkeiten und Ungebühr-
lichkeiten, welche sich die Pfleger oder ihre Angestellten hin
und wieder zu Schulden kommen Hessen, all dies wird uns in
der anschaulichsten Weise und mit bitterem Humor vorgeführt
und bildet den Hauptinhalt der Chronik. Als Einleitung giebt
der Verfasser eine Erzählung der auf die Basler Reformation
bezüglichen Ereignisse seit dem Aufruhr des Jahres 1525 und
der daran sich knüpfenden Inventarisierung der Klostergüter
durch den Rath, wobei er auch auf Früheres, wie die Dispu-
tationen Wonneckers, Oecolampads und Störs zurückgreift.
Später, Blatt 22, schiebt er auf einmal wieder einen Abschnitt
über die Zunahme des »lutherischen oder wickle vischen« We-
sens in Basel und über den Abfall und den Tod des Bruders
Thomas Brun ein, und kurz vor dem Schluss giebt er noch
eine Zusammenstellung »was glucks ein stat Basel hat gehebt,
nachdem dasz lutherisch wesen anfinge uberhant ze nemmen*.
Die ganze Darstellung ist, wie gesagt, mit vielem allerdings
bitterem Humor und höchst drastisch gehalten, sie macht auch,
da wo sie eigene Erlebnisse erzählt, durchaus den Eindruck
der Glaubhaftigkeit, wenn freilich auch keineswegs zu verken-
nen ist, dass sie mit Behagen Alles hervorhebt, was die Geg-
ner in einem ungünstigen Lichte erscheinen lässt. Immerhin
ist der Verfasser gerecht genug, um z. B. zuzugeben, dass die
Brüder, während sie im Kloster eingeschlossen waren, reich-
Einleitung. 431
lieh mit Nahrung und Kleidung versorgt wurden. Zweifelhafter
wird die Glaubwürdigkeit, wo es sich um Dinge handelt, die
sich ausserhalb des Klosters zugetragen, auch da finden sich
willkommene Notizen und treffliche ans dem Leben gegriffene
Züge, wie z. B. die Reden, welche die Bürger im Wirthshause
über die Karthauser fahren (Bl. 1 3b) , indessen , wie der Ver-
fasser yon einer fabelhaften Predigt Zwingli's vor der Schlacht
von Kappel su erzählen weiss, so hat er auch bei den Klatsch-
geschichten, die er aus Basel bringt, schwerlich die Quellen,
aus denen sie stammten, einer genauen Prüfung unterzogen.
Von nichtbaslerischen Dingen hat er bloss die eben erwähnte
Niederlage der Zürcher bei Kappel und den Tod des »Häre-
siarchen« Zwingli in den Kreis seiner Darstellung gezogen.
Der Name des Verfassers wird in der Chronik nicht ge- d«*
nannt, und aus den Zügen der Handschrift lässt sich keinmiuus-
Schluss auf denselben thun ; was wir besitzen , ist nicht die ve^L-
ursprüngliche Niederschrift , sondern eine Abschrift , und zwar »er ni-
kann sie nicht vom Verfasser angefertigt sein , da ihre Züge Moiuo-
uns in den Unterschriften der Klosterbrüder unter dem Schrei- ria*
ben an Hans Irmy (s. unten Bl. 8b) nicht begegnen, während
doch der Verfasser einer von diesen gewesen sein muss. Mir
kommt es am wahrscheinlichsten vor, dass er kein anderer ist,
als der Vicar, unter dessen Leitung die Karthäuser dem An-
sinnen des Rathes ihren nicht erfolglosen zweijährigen zähen
Widerstand entgegensetzten, der am Schlüsse der Continuatio
genannte Nicolaus Molitoris. Die ganze Haltung der Erzäh-
lung trägt denselben derben, energischen Charakter, der das
darin erzählte Auftreten des Vicars und die von ihm verfassten
Schreiben an den Rath auszeichnet und der einen der Abgeord-
neten des Rathes zu der Bemerkung veranlasste: »Uwer vica-
rius ist ein ruchman und unerfaren in weltlichen Sachen, das
wirt von unseren herren ermessen, wo dasz nit, hett er 7 köpff,
man hüwe sy im alle syben ab« (Bl. 22). Auch spricht für .
diese Annahme die Genauigkeit, mit der alle Verhandlungen
und Auseinandersetzungen wiedergegeben werden, und die auf
einen Verfasser deutet, der bei denselben in hervorragender
Weise betheiligt war, sowie die wörtliche Mittheilung der an
den Rath erlassenen Schreiben. Nicolaus Molitoris (nur aus-
nahmsweise kommt er mit dem deutschen Namen Müller vor1))
legte am Tage Simonis und Judä (28. Oct.) 1496 sein Gelübde
in der Karthaus zu Basel ab2), wo er in der Folge die Stellen
1} Heber die genitivische Form der latinisierten Geschlechtsnamen 8.
oben S. 241 Anm. 2. Die Humanisten neueren Schlages machten sich Aber
diese mittelalterliche Art der Latinisierung lustig, für die fingierten Ver-
fasser der epistolae obscurorum virorum werden mit Vorliebe latinisierte
Handwerkernamen im Genitiv gewählt, Lignipercussoris , Fornacificis, Li-
nitentoris, Pileatoris u. s. w. 2) Karth. Arch. Nr. 554.
4QO Einleitung.
des Sacrista, des Schaffners und des Vicare bekleidete Jl,t<*
dein Zeugnisse Georg» (oben S. 356J hat er eine #»- Anzahl
tod Büchern fürs Kloster abgeschrieben. Schärfte 'wurde er
nach eben dieser Stelle Georgs erst nach 1516, wad als Nach-
folger Philipp Stouffera, im Jahre 1519 begegnet ex uns in
einer Urkunde als solcher. Vicar wurde er wohl ebenfalls als
Nachfolger Stouflers, der im Jahre 1525 nach Ittingen abgieng,
denn schon 1526 (am 19. Nov.) ist Bartholome Knobloch Schaff-
ner (Karth. Arch. Nr. 478), derselbe, der in unsern Aufzeich-
nungen so schlecht wegkommt. Als nach dem Vertrage tod
1532 die Verwaltung des Klosters wieder dem Convente über-
geben wurde, übernahm Nicolaus aufs Neue die Stelle des
Schaffhers und wird nun bald bloss als Schafliier (in einem
von seiner Hand geschriebenen Actenstücke von 1533 unter
den unsignierten Papieren des Karthäuser Archivs nennt er
sich »conventual und Schaffner desz gotzhusz sant Margarethen* .,
bald als oberster Schaffner, bald als Vicarius und Schaffaer
bezeichnet, und zwar auch nach dem 1536 eingetretenen Tode
Zscheckenbürlins , wo ihm die oberste Leitung des Conveuts
zufiel. Prior wird er nur in einem Briefe des Mainzer Priors
Gobelin genannt, der als Visitator der Provincia Rheni nach
seinem Tode vom Rathe verlangt, dass ihm gestattet werde,
dem Kloster einen neuen Prior zu setzen. Da dieser Brief
(Karth. Arch. Band O, Nr. 22) vom 18. October 1545 datiert
ist, das Calendarium aber den Todestag des Nicolaus unterm
6. September verzeichnet, so werden wir nicht irren, wenn wir
annehmen, dass er am 6. September 1545 gestorben.
ZAbfM-r *^e Cnronik ***& an* Schlüsse das Datum: Finis 12. maii
sn^anno 1532. Die Aufzeichnung fallt also noch in die Zeit des
Kampfes. Dass sie in Einem Zuge gemacht worden, dafür
spricht eben diese Angabe des Datums am Schlüsse. Die Be-
denken, die aus der mehrmaligen Unterbrechung des Zusam-
• menhangs durch das Einschieben der Erzählung früherer Bege-
benheiten hiegegen erhoben werden könnten , worden wir bei
Bl. 22, wo eine solche Unterbrechung eintritt, zu beseitigen
suchen. Der Verfasser konnte seine Darstellung an die Mit-
theilung der an den Rath gesandten Schreiben anknüpfen.
deren Concepte er aufbewahrt hatte und zu deren besse-
rem Verständniss er sich vielleicht schon gleichzeitig die nö-
thijgen Notizen über die sie begleitenden Thaisachen und
mündlichen Verhandlungen aufgezeichnet hatte. In den ersten
Jahren der reformatorischen Bewegung hatte er die Thesen
der in Basel abgehaltenen Religionsgespräche gesammelt und
flocht diese nun, soweit er sie noch besass, in die Darstellung
1) Calendarium Sept. 6: Dominus Nicolaus MolitorU, procuroior et
vicarius huius domus multis annis. Et eciam sacrista.
Einleitung. 433
3aopäigeB ein, den die Reformation in Basel genommen und
r ^%en aUmälich die Schicksale des Klosters verflochten worden
rfaren.
Wir begegnen in dem Verfasser unserer Chronik einer ganz ^0si£s
anderen Natur, als wir sie in Kruder Georg kennen gelernt. v«3m-
Iteide sind Gegner der kirchlichen Neuerung, aber die Beden- Mn'
ken, durch welche Georg dazu geführt wird sie schliesslich
völlig zu verwerfen, stechen scharf ab von dem derben Hasse,
mit dem dieser sie verfolgt und der durch seine persönlichen
Erlebnisse zwar wohl gesteigert, aber nicht erst hervorgerufen
worden ist; denn nur daraus, dass ein solcher Hass von An-
fang an vorhanden War, erklärt es sich, dass er in Wonnecker
einen Vorkämpfer des katholischen Glaubens ehrt und seine
albernen Thesen, deren Georg sich gewiss von Herzen ge-
schämt hat, als »treffenliche artickel« preist und in die Chronik
aufnimmt. Dass die katholischen Orte der Eidgenossenschaft,
wie er berichtet, etliche Prädicanten verbrannt, etlichen die
Köpfe abgehauen (Bl. 27b), scheint er ganz in der Ordnung
zu finden. Wir werden ihn also wohl als einen starren An-
hänger des Alten bezeichnen dürfen, was uns jedoch nicht
hindert, ihm die Theilnahme zu widmen, die aufrichtige Gesin-
nung, ehrliche Ueber$eugung und unentwegtes Festhalten an
derselben unter allen Widerwärtigkeiten und Versuchungen er-
wecken muss. Wir werden uns auch freuen, dass neben den
Berichten, die wir von evangelischer Seite über die Durchfuh-
rung der Reformation in Basel besitzen, und neben den Auf-
zeichnungen Georgs uns diese so recht mitten aus dem Leben
herausgegriffenen Schilderungen erhalten sind, die uns helfen,
das Bild jener wichtigen Zeit zu vervollständigen.
Die Handschrift . . die uns erhalten ist und sich auf dem JJjjfc
grossherzoglich badi£.:hen Generallandesarchiv in Carlsruhe be-
findet, bildet ein Heft in Quart, dessen beschriebene Blätter
a2, a-j, a* , dann 5, 6 u. s. w. bis 29 signiert sind. Auf der
Vorderseite von Blatt 29 schliesst die Chronik. Vor a? ist statt
des verschwundenen ursprünglichen ersten Blattes ein Blatt
starken Handpapiers geklebt mit der Aufschrift: Ausland.
Basel.) Geschichte. (Religion.*) Die Geschichte des Klosters
Karthaus zu Kasel zur Zeit der reformation. de 1525. — 1532.
Das Ganze ist in neuerer Zeit in grau überzogenen Pappdeckel
gebunden worden und trägt die Nummer 626. Die Handschrift
ist deutlich geschrieben, und schon die gleichmässige , durch
wenig Correcturen bezeichnete Haltung derselben lässt schlies-
sen, dass wir es nicht mit der ersten Niederschrift, sondern
mit einer gleichzeitigen Abschrift zu thun haben, einen förm-
lichen Beweis dafür liefert eine dieser Correcturen auf Bl. 23,
wo geschrieben steht in nammcn des vicarien, nach nammen aber
gemäss einer Verweisung auf den untern Rand der Seite nach-
B*8ler Cwroniktn. I. 28
434 Einleitung.
zutragen ist: und von wegen der Stadt als unser Schirmherren
und in nammen, also der Abschreiber durch das zweimal vor-
kommende in nammen irre geführt eine Zeile übersprungen,
dann aber das Versehen bemerkt und wieder gut gemacht hat
Dazu kommt noch, wie oben bemerkt, der Umstand, dass die
Handschrift mit keiner der Unterschriften unter dem Briefe
der Karthäuser an Hans Irmy übereinstimmt, woraus zugleich
hervorgeht, dass es keiner der Klosterbrüder gewesen ist, der
die Abschrift angefertigt. — Nach den Eingangsworten zu dem
sofort zu erwähnenden Abdruck der Chronik durch Dr. E. Jarke
lag sie »bis zur Säkularisation unter alten Acten des Bisthums
Basel, die mit der Herrschaft Schliengen an Baden gekommen
sind«. Beruht diese Angabe auf einer sichern Notiz oder auf
einer blossen Vermuthung Jarke' 8 oder Mone's , der sie ihm
zur Veröffentlichung muss übergeben haben, aus dem Umstände
geflossen, dass die Chronik baslerischen Ursprungs ist und ihr
Uebergang in badische Hände am ehesten durch diese Mittel-
stufe bischöflichen Besitzes zu erklären schien? Ich bin ge-
neigt, das letztere anzunehmen und glaube dieser Vermuthung
über die Herkunft des Manuscriptes eine besser begründete
entgegenstellen zu können.
Als im Jahre 1762 Athanasius Kolb, Prior der Karthaus
bei Freiburg i. Br. im Namen des Ordens von dem Rathe tu
Basel die Wiedereinräumung* der Karthaus an denselben ver-
langte (vgl. die Beilage über die letzten Schicksale der Kar-
thaus), schrieb er unter anderem, es könne dem Rathe un ver-
borgen sein, »dasz dtio in eben gedachten jähr (1529), da sich
die so ser bedaurliche religionsspaltung ergeben, unser gotts-
hausz gewalthätig hievon entsetzet, das convent hinweckh ge-
nommen, zu einseithigen gebrauch applicieret, das archivspo-
lieret, die schritten und brüf enthzogen, die clostereinkünfften,
gültt und rentten eigenmächtig obschon nomine monasterii ver-
walthet, die religiösen ohne einige gegebene anlasz eingesper-
ret, mit allerhandt unfiiegen, welche dermahlen ehrenhalber
nit austruckhen will , betrangsahlet , vorziglich aber theils in
güette, theills mit schärfe, das sie die lehr annemen, das or-
denskleidt ablegen und gegen einem anzuhoffendten lebenläng-
lichen unterhalt das gottshausz sambt demme, was ihme zu-
gehöret, abtretten sollen, in sie villfalthig gesetzt worden seye.
— Das 4to sie religiösen allen betrohungen sich lieber bios-
gegeben, ja alle ungemacht mit standthaffter gedult vill willi-
ger übertragen, als zu obigen eint so anderen sich einveretan-
dten, mithin auch ihr leben, und zwahr der leste mit nammen
Thomas in dem Jahr 1564 in dem bis dahin noch ingehabten
closter beschlossen habe« u. s. w. Diese Auseinandersetzung
stimmt so genau mit dem ganzen Gedankengang und Inhalt
unserer Chronik, dass sich die Vermuthung kaum abweisen
Einleitung. 435
last, sie sei auf Kenntniss dieser begründet und das Carls«
ruher Exemplar stamme aus der Freiburger Karthaus, deren
Archiv nach ihrer Aufhebung im J. 1783 dem vorderösterrei-
chischen Landesarchiv und mit diesem in der Folge dem ba-
dischen Generallandesarchiv einverleibt worden ist. Dass die
Chronik nach Freiburg kam, wo während der Zeit des in ihr
geschilderten Kampfes der Prior Zscheckenbiirlin seinen Auf-
enthalt genommen hatte, und wo man fortwährend die Schick-
sale der Basler Karthäuser mit Aufmerksamkeit verfolgte (s.
die in dem Briefe des Priors Kolb enthaltene Notiz über das
Absterben des letzten derselben und die Beilage über die letz-
ten Schicksale der Karthaus) , ist sehr begreiflich, vielleicht ist
die uns vorliegende Abschrift im dortigen Kloster selbst nach
der dorthin geschickten Originalhandschrift des Nicolaus Moli-
toris angefertigt worden.
Während so aller Wahrscheinlichkeit nach unsere Chronik *«{•
in praktischer Weise zu einem allerdings verunglückten Resti- fent-
tutionsversuche verwerthet wurde, blieb sie in der Wissenschaft- hc£^ug
liehen Welt völlig unbekannt. Erst im Jahre 1846 wurde sieChro,lik-
ihr bekannt gemacht oder vielmehr sollte sie ihr bekannt ge-
macht werden, denn die Veröffentlichung, die sie in diesem
Jahre durch £. Jarke in seinen Studien und Skizzen zur Ge-
schichte der Reformation erhielt1), blieb fast gänzlich unbeach-
tet. Keiner der Gelehrten, die seitdem über baslerische oder
schweizerische Beformationsgeschichte geschrieben, hat sie ge-
kannt. Es war uns daher eine freudige Ueberraschung, als uns
im Jahre 1868 Herr Dr. Alfred Stern, damals Hilfsarbeiter
auf dem Carlsruher Archiv, auf dieselbe aufmerksam machte,
und es benutzte sofort unsre Gesellschaft die Gelegenheit,
sich mit ihm über die Veröffentlichung dieser wichtigen Ge-
schichtsquelle zu verabreden, wozu die Direction des Archives
bereitwilligst ihre Erlaubniss ertheilte. Erst während dieser
Verabredungen erfuhren wir durch unser Mitglied Herrn Con-
rector Dr. Fechter, dass die Chronik bereits veröffentlicht sei.
Er hatte den betreffenden Band in einem Exemplar der Luzer-
ner Kantonsbibliothek in Händen gehabt, und der Vorsteher
der letztern, Herr Bibliothekar Schiffmann, hatte die Gefällig-
keit mir dasselbe zur Vergleichung zuzustellen. Wir glaubten
uns durch diese frühere, fast ganz unbekannte Veröffentlichung
nicht abhalten lassen zu sollen, die Chronik in unserem Bande
in Verbindung mit andern Quellen zur Geschichte der Basler
Reformation und der Basler Karthaus wieder abzudrucken,
1) Unter dem Titel »Tagebuch eines Basler Karthäusermönchs über die
Schicksale seines Klosters während der Reformationszeit« bildet sie Nr. VIII
(8. 523—575) des Bandes : Studien und Skizzen zur Geschichte der Refor-
mation. Bin Beitrag zur Würdigung derselben, aus dem politischen und
socialen Gesichtspunkte. Erster Band. Schaff hausen, Hurter, IMti.
28*
436 Einleitung.
umsomehr als die Ausgabe Jarke's viel zu wünschen übrig lässt.
Man braucht nur eine beliebige Seite aufzuschlagen, um auf
grobe Fehler, zum Theil Lesefehler, zum Theil Druckfehler,
zu stossen. Namentlich zeichnen sich durch solche die latei-
nischen Sätze aus, die der Verfasser hie und da einzustreuen
liebt. So heisst es S. 536 (Bl. 8*): vadant ... ad sanct. Thes-
dorum pyra reversuri ad chanstrum statt: ad s. Theodo-
rum postea reversuri ad claustrum, S. 537 (Bl. 9) : uff vi-
talis martyris anno vite 1529, während die Handschrift liest:
anno ut supra (d. h. die hiefür gebräuchliche Abkürzung hat
und neben der Zeile, die mit ut supra endet, am Rande »1529*
steht, S. 547 (Bl. 14) cusuria statt luxuria, S. 547 (Bl. Ub;
in preposito und S. 558 ad prepositum (Bl. 20] statt in propo-
sito und ad propositum u. s. w. u. s. w. Doch auch der deut-
sche Text wimmelt von Fehlern. So heisst es gleich S. 524:
»doch ein Conventbruder ergab sich, das er wolt die Kut-
ten usz ziehen, des hat gantz und gar nyt ins closter bracht,
vnd war by fünft iar ym orden geweszen«, während die Hand-
schrift Bl. 2 hat : »doch ein converszb rüder ergab sich ,
der hat nyt ins closter bracht, und war by funff jar
ym orden geweszen«, und Aehnliches begegnet anderwärts,
ohne dass man lange zu suchen braucht.
Gftgtn- In Betreff unserer Ausgabe ist Folgendes zu bemerken:
"aSTWo die Schreiben an den Rath im Originale noch vorhanden
«***• waren, habe ich diesen Originaltext zum Abdrucke gebracht
und die Abweichungen im Texte der Chronik als Varianten
angemerkt, diese Abweichungen betreffen nicht wesentliche
Punkte des Inhalts, erstrecken sich aber doch nicht nur auf
die Rechtschreibung, sondern auf einzelne Wendungen des Aus-
druckes, was daraus zu erklären ist, dass für die Chronik die
Concepte der Briefe verwendet wurden, die der Verfasser der-
selben, als er sie zum Abschicken ins Reine schrieb, wie es
uns ja häufig beim Abschreiben selbstverfasster Schriftstacke
begegnet, hie und da etwas verändert hatte, ohne diese Ver-
änderungen im Concepte anzumerken. — Wie mit diesen Schrei-
ben, so haben wir es auch mit den Thesen Oecolampads ge-
halten, bei denen wir einen alten Druck zu Grunde gelegt,
der einen authentischeren Text bietet, als die Handschrift un-
serer Chronik.
Eine andere Bemerkung betrifft unser Verhalten gegenüber
den verschiedenen Zeichen über dem u, die sich in der Hand-
schrift der Chronik sowohl als in den Originalschreiben des
Nicolaus Molitoris finden. Was zunächst die Chronik betrifft,
so treffen wir in ziemlich häufiger Anwendung den Ring über
dem u zur Bezeichnung des Diphthongs uo. Es steht aber die-
ses Zeichen lange nicht an allen Stellen, wo uo zu lesen ist,
während es andrerseits vielfach begegnet, wo es zweifelhaft ist.
Einleitung. 437
ob wirklich ein uo angedeutet werden soll. So in Fällen wie
nun (was sehr häufig vorkommt), lut (Bl. 4b. 24), wurden (Bl. 5),
husz, huszrat (5. 22b) , wüst, wüsten (Präteritum von wissen,
Bl. 5b. 18), versämen (5b), stüben (8. 21b), beschläsz (9. U),
inbroch (llb), brüst (14. 26), erwfisten (18b), flühen (18b. 20),
uszzuch, zug, zugen (19b. 26b. 27), günst (19b), Brun (22), Schü-
ben (22b), verlor (22b; 28b steht verluren in der Bedeutung des
Infinitivs verlieren) , Substituten (22b) , zwuschen (22b) , lasten
(Dat. plur. von lust, 22b), gefengnusz (23), vernünfft (25), umb-
sunst, sonst (26b. 28b), schruwen (26b), houben (Präteritum von
houwen, 27b) . — Nun für nun kommt auch anderwärts häufig vor,
dass in sünst das Zeichen fi seine Begründung in der Aus-
sprache des Schreibers findet, zeigt uns die Stelle Bl. 25b, wo
umbsuost geschrieben ist, und so ist sicher afüch noch in an-
dern Fällen, wo wir im ersten Äugenblicke geneigt sein möch-
ten, den Ring über dem u als willkürlichen Schnörkel zu igno-
rieren, derselbe mit Absicht gesetzt worden, und wir haben
uns daher nicht für berechtigt gehalten, ihn an irgend einer
Stelle, wo er vorkommt, wegzulassen, auch den Fall voraus-
gesetzt, dass er an der einen oder der andern Stelle wirklich
ohne Bedeutung sein sollte.
Das zweite Zeichen über dem u, das uns in der Chronik
begegnet, besteht aus den zwei schräg von links unten nach
rechts oben übereinandergestellten Punkten. Wir haben es je
nachdem es den Umlaut von u oder von uo darstellt, mit ü
oder mit u wiedergegeben. — Davon verschieden ist ein ande-
res Zeichen, das aus zwei in senkrechter oder etwas schräger
Richtung parallellaufenden kleinen Strichen besteht. An eini-
gen Stellen wird es gleichbedeutend mit den zwei Punkten
gebraucht, in den meisten Fällen aber, in denen es vorkommt,
bezeichnet es nicht einen eigentlichen Umlaut, sondern deutet
ein spitz gesprochenes u an. In lateinischen Schriftstücken der
Zeit, so z. B. in den lateinischen Karthäüser Chroniken, die
unser Band enthält, begegnet uns dieses Zeichen häufig, wir
haben S. 337 Anm. 1 davon gesprochen und bemerkt, dass wir
es bei dem Drucke dieser Chroniken nicht berücksichtigt haben.
Auch in unserer Chronik kommt es vorzugsweise in den ein-
geflochtenen lateinischen Stücken vor, in den Thesen Wonne-
ckers und Oecolampads, besonders häufig in den ersteren, in
deren Originaltext es der Schreiber der Chronik wohl bereits
vorfand, sowie in den lateinischen Sätzen, die der Chronist in
seinen deutschen Text von Zeit zu Zeit einstreut. Hie und
da findet es sich aber auch im deutschen Texte selbst, so gleich
auf Bl. 2b: von stund an, die lutherischen, dispütirt, ferner
Bl. 6 : bistü got, u. s. w. Wir haben dieses ü in unserer Chro-
nik sowohl im deutschen, als auch, abweichend von unserem
Verfahren in den vorhergehenden Karthäuser Chroniken, im
438 Einleitung.
lateinischen Texte im Drucke wiedergegeben. Bei den vorher-
gehenden lateinischen Chroniken hatte die Wiedergabe dessel-
ben keinen Werth. Sobald wir es aber in der deutschen Chro-
nik beim deutschen Texte berücksichtigen, dürfen wir es auch
in den eingefügten lateinischen Stücken nicht ignorieren, weil
uns nur so die Bedeutung desselben im deutschen Texte klar
wird. Ziemlich häufig finden sich diese beiden Striche auf dem
Worte zu. Ich glaube, dass auch hier nicht etwa A gemeint ist
im Sinne von ue oder einem abgeschwächten uo , wie es z. B.
in den Erkanntnissen S. 76 ff., 93 ff. gebraucht wird. Es soll
diese Schreibart zft vielmehr eine Aussprache andeuten, die zwi-
schen der vollen Form zuo und der Form ze die Mitte halt.
Endlich hat die Chronik noch ein Zeichen über dem u,
das aus einem nach unten links spitzen, nach oben rechts offe-
nen Haken besteht und das keine weitere Bedeutung hat als
den Buchstaben, über dem es steht, als U-Laut überhaupt zu
kennzeichnen, der je nach Umständen als u, ü, u oder o zu
lesen ist. Wir haben dieses Zeichen gar nicht berücksichtigt,
da es dem Leser doch keinen nähern Ausschluss über die Aus-
sprache giebt und gleich den zahlreichen Fällen, wo schon der
Schreiber das u ohne jedes Zeichen gelassen hat, es ihm über-
lässt, sich diese selbst zurechtzulegen.
Etwas anders als dem Texte der Chronik gegenüber muss-
ten wir uns bei der Behandlung desjenigen der Originalbriefe
des Nicolaus Molitoris verhalten. Bei diesem hat der King über
dem u, der bald ganz geschlossen, bald mehr oder weniger
offen ist, schon keine andere Bedeutung mehr als der Haken
in der Schrift der Chronik. Ein anderes Zeichen über dem u,
das sich bei ihm findet, ist ein von rechts oben nach links
unten gezogener schräger Strich. Es licsse sich vielleicht der
Unterschied feststellen für die Fälle, wo er das eine und wo
er das andere dieser Zeichen angewandt hat, es hat derselbe
aber für uns absolut keine Bedeutung, und wir haben daher
diese beiden Zeichen nicht berücksichtigt, sondern nur das-
jenige, durch welches er den Umlaut andeutet und das der
Form eines kleinen e ziemlich ähnlich kommt.
An diese Bemerkungen über die Behandlung der U-Zeichen
möge sich noch eine solche über ein anderes Zeichen anreihen.
In Fällen, wo ye gelesen werden soll, wie yederman, sye u. s.w.,
ist das e mehrmals über das y gestellt, mehrmals zwar neben
dasselbe, aber ganz klein und etwas in die Höhe gerückt. Ich
habe auch in diesen beiden Fällen ye drucken lassen.
In Betreff der zahlreichen etc. , welche sich vielfach an
Stellen angewandt finden, wo sie jeder Bedeutung entbehren
und sogar den Zusammenhang unterbrechen, haben wir uns vor-
behalten, die praktischen Bedürfnisse des Lesers zu berücksich-
tigen und sie nur da zu setzen, wo sie wirklich einen Sinn haben.
1525.
2] Im jar nach Christi geburt 1525 uff Philippi und Jacobi 1.
ward die erste uffrur zu Basel durch die weber und gartner an
den Steynen. Wider dieselbe ufirur versamlent sich die in der
kleinen Stadt Baszel, und also ward dieselbe ufirur gestillet
5 und zertrennet on schaden ') .
Darnach ward erkennet und beslossen, das man aller kil-
chen, styfft und kloster rent, gült, zins, zechen und kleinoten
solt anschriben, und die Presidenten der kirchen etc. musten
dem rat rechnung geben, welche rechnung und anschriben ge-
loschach uff fritag nach corporis Cristi in der Carthusen, anno te. Juni,
ut supra2).
Nit lang darnach komen aber etlich vom rat verordnet (l.oct.)
und zöigten an in geschafft , wie bede rSt hetten erkant, das
ein yedliche person solt und möcht frywillig hinuszgon, und
uwölche person etwas ins closter het broht, wolt man ir lassen
volgen, wölche aber nyet ins closter het broht, wolt man mit
ir uberkoxnen mit eim zimlichen, uff das die arbeit, so sie im
closter gehebt, belonet wurde. Uff solche anbringen gaben sie
uns .ein monat ze bedencken. Nachdem der monat verlouffen
20 was, begert man von uns antwort. Do ward inen antwort von
allen personen beder convcnten, sie wolten im orden verharren.
Doch ein converszbruder3) ergab sich, das er wolt die kutten
uszzichen; der hat gantz und gar nyt ins closter bracht und
war by funff jar ym orden geweszen, dem gab die Stadt usz
25 dosiere gut 16 fl. 4), und er must sich verschriben, das er keinen
ansprach me ans kloster hett. Desglichen gab im die Stadt
ein brieff, must unser convent versigeln, wölcher brieff in
1} Oben 50 ff. 393 ff. 2) Vgl. oben 399 f. Dass das S. 400 Anra. t
erwähnte Inventar des Klostervermögens damals, und nicht etwa erst nach
dem Vertrage vom 16. Juli 1532, der den Conventualen die ihnen wah-
rend der letzten Jahre entzogene Verwaltung ihres Vermögens zurückgab,
abgefasat sein muss, geht daraus hervor, dass eine ganze Anzahl der darin
aufgerührten Kirchengewänder in dem Verzeichnis der im J. 1530 verstei-
gerten Gegenstände (s. unten die Anmerkungen zu Bl. 22) erscheinen.
H] Johannes Koffer. S. die folgende Anm. 4) Vgl. mit dem hier Erzähl-
ten 6. 401 f.
J
5. Dt«.
2fl
440 1525. 1522.
summa inhielt, das er wer usz dem orden von uns gangen mit
wissen und willen des priors und convents1], [2b] was aber nit
war, dann wir musten es thun.
Zu denselben ziten warden die predicanten der stat Hasel
partiisch: Nemlich uif dem hohen stifft, im styfft zu sant Peter, &
in der pfarr zu sant Theoder in der kleinen Stadt und im Pre-
diger closter waren die predicanten alle catholici. Aber in den
pfarren zu sanct Martin, zu sant Lienhart, zu sant Alben und
in Barfusser closter waren die predicanten alle luterisch, und
schriben wider einander2). »
In denselben ziten theten die Lutherischen vil und man-
cherley ungeschickt. Nämlich ufF dem hohen styfft hiessen sie
den predicanten zweymal öffentlich an der predig lugen. So
waren von stund an da die Catholici und schlugen mit rüsten
inn sie, doch ward es gestylt on witere uffirur. Darnach hetteu i»
die doctores catholici mergliche disputationes mit trefflichen
artickeln wider die Lutherischen in der universitet ze Basel.
Nemlich d. Joannes Wonegker3) dispütirt die nachgonen arti-
i*m ekel und positiones. Und schlug sie uff in form und gestalt
also 4) :
1) Eine Copie dieses Entlassungsscheines Karth. Ar eh. Nr. 476.
2) Chronik des Fridoiin Ryff 37. Hersog II, 46 f. 3) Ueber
Johannes Romanus Wonecker, früher Schererknecnt , d. h. Barbieijreselle,
dann Stadtarzt, zuletzt Professor der Medicin an der Universität s. Vi scher
250 f. Sein eigentlicher Name war Johannes Rulmann von Windegk oder
Windegker (in der Universit&tsmatrikel von 1493 nennt er sich gespreizt,
um sien ein vornehmes Ansehn zu geben, Johannes Romanus Windegker
de Windegk). Das in Romanus umgeänderte Rulmann scheint sein Fami-
lienname gewesen zu sein, denn unter seinem ersten Rectorate 1519 sind
als die beiden ersten immatriculiert Paulus Romanus Wonnecker Basiiien-
sis und Lucas Romanus Wonnecker Basiliensis. Da er im Eingang der
Thesen sagt, er sei aus der Stadt Hanau, wird der Beiname Windefcker
(Windecken liegt nördlich von Hanau) kaum die Bezeichnung seiner ei-
Knen nächsten Herkunft enthalten. Vgl. den Beinamen Mentzer, den
schart führte (Wackernagel: Johann Fischart 10 ff.). Er war zweimal
Rector, im Sommersemester 1519 und im Wintersemester 1522/23. Beide-
mal hat er dem Verzeichniss der Studierenden eine ganz im Style der The-
sen behaltene, mit astrologischen Zeichen versehene Einleitung vorausge-
schickt, die von 1522 fängt mit den Worten an : Ordinem eccleaie aposto-
lica auetoritate oelitus ftucitum priscorumque philosophantium kathedrss
Maitino Lutter Turingo tempestuosa dicacitate cautelosaoue hypoerisi agi-
tante u. s. w. In die Zeit dieses zweiten Rectorates lallen aie Thesen.
Daher der Titel gymnasiarches, den er sich in denselben beilegt. 4) Olarean
schreibt am 30. Dec. 1522 an Zwingli: D. doctor Wonneckus chartulam
valvis templorum die ipso nativitatiß affixit tarn elegantem , quam ipse est
homo elegans, in qua, si modo unam lineam capio, contra Lutterum et novo»
haereticos disputaturus est ad 8. cal. jan. ; quem diem ille designari noluit
(lies : voluit). nemo nostrum scire potuit, porro ex eo interrogare prorsus nemo.
Faciemua aliquando te eius partioipem. Nam opinor, privabitur brevi sc in
alias universitates mittetur , ut pateat toti mundo , qualis nobis sit gymns-
siarches. Ita enim se ipsum in eadem appellitat (Zuinglii opp. VII, 257).
Zwingli an Oecolampad den 14. Januar 1523: Adlata est autem hiscediebus
1522. 441
Quatenus ad pacis Christi zelosorum et osorum omniorsum
effiuat oras, Joannes Romanus Wonegk, illustris familie Hanawe
oppido satus, Erfordianus alumnus, Christi fidei hafid degener
divineque humaneque legnm professor, urbis Basilee gymnasi-
s arches, evangelicus preco fidelisque Christi palestrita, non modo
Pieridum fontis (quo Ennius animam Homeri) potu, verum
uranico applutus rore, superstites senecte vires bonarumque
artium refiquias abstriiseque facis scintillulas acturus, diva ex
omni scibili humano captüi apta sparsim delecta oracula su-
► blita contra quoscunque e diverso blatterantes deipare virginis
presidio primorumque venia confisus octavo calendas januarias ad
rostra percudit, eadem nonas j Alias aliquotque diebus insequen-
tibus (ut copia palestritarum temporisque angustia exegerit)
protelando Basilee in solita collegialis curie palestra [3] hora
»octava premeridiana orsurus, cunctis litterarie milicie cuiusvis
Status commilitonibus ubiubi degentibus, patriciis suis huma-
nissimis, fidei orthodoxe cultoribus, ad hoc humillime invitatis
atque rogatis, publice defensurus. Ne tarnen adeo differendo
protesum reantur, presentaneis ad secundo nonas marcias loco
i et hora precentis (sine temporis prefixi prejudicio) antecipat.
Ordo nature omnia servans tufbatus dejicit atque deturbat.
Pater creando naturaque ministra ordine omnia finxit.
Quique justicie ordinis debito homo factus mediator filius
datus est.
» lpse spiritus corda rigans, ordine spirans, salutem indidit.
Cuius ingestu ordinata pontificia regna atque fasces. Que
spiritus ordine vim statuendi nacta (effectus divinij observentur.
£0 conciliorum , pontiftcum, cesarum natureque discussu
edita et recepta divina rata sunt.
> Philo8ophorum, prophetarum, ecclesie principum sane edi-
tis cautelosa adversari protervia in divinum est sevire ordinem.
Cavillationibus temerariis in sacra principum (Christi organo-
rum) garrire statuta est ordinem sancti spiritus pervertere.
33. Statt garrire hatte der Schreiber erat aevire gesetzt.
ad nos schedula N. Eggii vestri, verborum monstris inusitatis ambitiosa,
quam nee Sibylles ullas, nee magos intellecturos puto. Ibi hominem obsecro
pro dignitate rideatis. Opportunissimus enim erit Olareanus n oster, ut
Spov istom musas suas conspurcantem exibilet jocis et salibus. Ego enim,
cum paulo ante Olareanus rem significasset , statueram pars aliqua fabulae
fieri, at postquam propositionem adspexi, satius esse auzi domi manere,
citra enim periculum haud fieri posse, ut motae mentis homo attingeretur.
T(p &tq> £«(>#?, ort rtov avrt/Qiartuf causa huc sit redaeta, ut talibus nitatur
propugnatoritraB (ibid. 261). Olarean an Zwingli 20. Januaf 1523: Risisti,
quae de Horeste isto scripseram, et merito. Sed jam faxo, ut magis rideas,
nam mitto eleganteis elegantiseimi viri disputationes. Eaa volo amicis com-
raunicea, ut et hif quod rideant, habeant. Sunt enim dignae, quas omnes
rideant docti (ibid. 263). Oecolampad sah indessen die Sache nicht ohne
Besorgnis« an. S. die Anm. 2 S. 442.
442 1522. 1523.
Et sie extra obedientie habenas evangelicas callere scriptu-
ras levaque mente celitus implutis objioere sanetionibus contra
divinum constat grassari ordinem.
Vota, contractus, pacta, cereraonias, celibatum, sacramenta,
indulgentias, federa, censuras obedientie nervum ibrmantia sol- j
vere est divinum türbare ordinem sathaneque suggeatus.
Que abusiva sceleBtorum ineuria atque indignitate mini-
strata nihil roboris meritique amittunt.
Eterna salus Christi duetu nostrorumque operum coneursu
non absolute parta ordine pendet. u
Usus statutorum a sanetis patribus promulgatos reeeptos
vafre carpentes in divinum humanumque inveetant ordinem.
Quique extra orbitam ordinis celitus institüti statuariara
personarutn facultatem fragilitatis humane füco denigrare atque
notare ausint, divina non missi castigantes, tanquam putridati
[sb] membra scismatici resecandi sunt.
Uti Borna mundi caput lingueque Latine omnium ideoma-
tum finis et prineipis, nullius intellectus coneeptuum termini
notamine pre ceteris expertis, scaturigo : sie monarchica ditione
pape Christi vicarii omnia sibi divino abundantissime vendi-a
cantis ordine preeipua sedes existit.
»Multa habeo vobis dicere«, ait Christus, »q&e non pote-
stis portare modo, sed Spiritus, quem mittet pater in nomine
meo, ille vos docebit omnia«1).
Stoice idee, Ptolomaice ere, mathematica cenitus, metha-M
phisicorum absoluta, philosophorum respectiva statuto celi co-
dicis ordine descendunt.
Hipocratis Coos, Pythagorici phisicorum evangeliste afb-
rismatice veritates divino scatent ordine.
Venefici astralogazontes, farine fures, leges utriusque fori a
boni spiritus flatfi latas ludentes pestiferaque rabie publicam
honestatem perperam reboando consarcientes tunicam inconsu-
tilem , sponsam Christi ecclesiam scindere molientes , justo dei
judicio invisi pastorali conciti pietate revertan tur.
Orbe diffusa truce nixi labe »
Sancta priscorum lacero ore mordent.
Christe, neu sinas equitate inulta
Impia facta.
Nach diser disputation, die wol recht und eerlichen von
den Catholicis ward gehalten2) und wider die Lutherischen^
14. fragiiitts Hb.
m
1) Joh. 16, 12. 13. 2) Wir haben sonst keine Nachricht über die
Abhaltung dieser Disputation. Oecolampad war durch die Ankündigung
derselben mit Besorgniss erfüllt worden, er fürchtete, dass wenn (w*
er wünschte) niemand von der evangelischen Partei sich an derselben be-
theiligte, die Feinde sich beim Volke als Sieger ausgeben würden. <S. die
Briefe, die er am 21. Jan. an Zwingli und an Heoio schrieb (Zuinglü
1523. 443
gnugsam concludiert, da ward doctor Joannes Ecolampadiue
saropt der anderen Lutherischen erzürnet und understonden
onch ein disputation ze halten wider die Catholicos. Doch ward
sie vom rat und der univereitet nit zugelaszen l) .
* Cmclumones Joatmis Ecolampadii, quas disputare statuerat do-
minica post Laurentii 1523 2). ig. Aug.
Sicut verba, quae Christus vel benedicto ore suo vel per
7. »»noc Mit.
opp. VII, 265. Oecol. et Zu in gl. epp. 209.) Indessen kam die von dem
Käthe von Zürich auf den 29. Januar 1523 anberaumte und an diesem Tage
auch wirklich abgehaltene Disputation dazwischen. Nach dem Berichte Gla-
reans wurde Wonnecker vom Rathe aufgefordert, selbst nach Zürich zu
gehn oder dafür zu sorgen, dass die Universität dort vertreten werde. Er
gieng aber nicht , und sein Gesinnungsgenosse Johannes Gebwiler wurde
bezichtigt geäussert zu haben, »es wärind alle buben, die gen Zürich uf die
disputauon giengend>, was durch Glarean an Zwingli berichtet wurde, als
die Ehre Zürichs angreifend zu weitläufigen Erörterungen führte und,
verbunden mit dem Ausgang der Zürcher Disputation, die Folge hatte,
dass sowohl Gebwiler als Wonnecker sehr kleinlaut wurden (Zuinglii
opp. VII. 263. 267 ff. 274). Von der Disputation über die Wonneckerischen
Thesen ist in der Gorrespondenz der Reformatoren keine Rede mehr und
wenn sie wirklich abgehalten worden ist, so ist sie ohne jedes Aufsehen
vorübergegangen. Im Sommer 1523 wurden Wonnecker, Gebwiler und
noch zwei andere Gegner der Reformation vom Rathe ihrer 8tellen entsetzt
(vgl. oben 6. 586). 1) Ueber die Disputation, die erst verschoben, dann
aber am 30. August wirklich abgehalten wurde , s. oben 3S6 Anm. 5.
2) Ein Originaldruck der folgenden Thesen befindet sich in den Anti-
quitates Gernlerianae 1, BL 12. 13. Sie sind lateinisch und deutsch
neben einander gedruckt auf der einen Seite eines grossen (jetzt zusammen-
gefalteten) Bogens, so dass die andere Seite frei bleibt und das Blatt an
eine Wand angeschlagen werden konnte. Vorausgeschickt ist eine Einlei-
tungt die in der lateinischen Fassung folgendermaassen lautet: Joannes
Oecolanipadius christianis fratribus gratiam et pacem a Christo. Quoniam
nonnulli contra Evangelicos, quos ipsi novos doctores vocant, temere lo-
qunntur multa et in summa quatuor auditu duriora inimice et infideliter
trsgica querimonia illis impinßtuit, nempe quod despiciant omnes doctores,
deiode quod occupati in sohus fidei ooctrina nihili faciant omnia bona
°pera, tertio quod despiciant omnes sanctos, denique quod conculcent om-
nes hiuaanaÄ> feges. Et quia id genus sycophantiarum in praejudicium evan-
gelii et seduictionem simplicium cordium cedere compertum est, eapropter
iboru studio pacis , chantatis et gloriae evangelii Christi statui huiusmodi
calumniia asaistente gratia dei per infrascriptas propositiones, ex sacris lite-
ns depromptas, proximo die dominico hora prima post meridiem in Colle-
ge omnibua et singulis exposcentibus sive Latino sive vernaculo sermone
respondere et rationem reddere idque non ludicra quadam, sed seria, non
contentiosa , sed amica disputatione , imo potius sacrarum literarum colla-
Üoive. Contendendi enim morem ecclesia non habet, 1 Cor. 11, nee doctri-
nas peregrinas agnoscit, ad Heb. 13. Quapropter omnes, qui sese huius-
modi doctrina gravari putant et ei derogare non erubeseunt, obsecro et ob-
testoi per dulce fraternae charitatis vinculum, per sanetimoniam pacis chri-
'tianae, per gloriam et honorem evangelii et nominis Jesu Christi, ut tunc
comparere dignentur et vel certiora doceant vel se doceri permittant. Spero
epim per Christum occaßionera hanc ad tollenda dissidia et fovendam cha-
"tatem christianam non medioeriter profuturam. Amen. — Die vier Ab-
sätie tragen die Ueberschriften : ad prlmam , ad seeundam , ad tertiana , ad
444 1523.
prophetarum et apostolorum Organa locutus est, spirituFSunt
ac vita dicique merentur [4] panis vitae, quo vivanjtfflrfmae :
ita omnis mundana philosophia, omnes Pharisaeorum sequun-
dariae traditiones, omnis denique humana eruditio caro sunt,
et non solum nihil prosunt, sed et multum nocivae sunt et >
recte appellantur siliquae, quibus prodigus filius saturari nequit.
Igitur ut in scholis et templis Christianorum solius Christi
omne magisterium est, ita ethnicorum philosophorum et onj-
nium aliorum, quanticunque sunt, doctorum, contemptibilis fit
authoritas. t«
Incredulitas potissimum in causa est, quod verbum dei
apud plerosque inefficax est et praeter naturam suam non miri-
ficum. Verbum crucis (quod est verbum fidei) ad aedificium
dei prae omnibus ac uberius populo Seminare convenit et ne-
cessarium est. Quibus verbum fidei displicet, iisdem nee Jesus »
crueifixus probatur, nee censendi sunt praedicare evangelium,
qui fidem et gratiam non magnificant. Verissimum et saluber-
rimum evangelium est et a Christo unice demandatum , ut in
fide Jesu Christi praedicentur remissio peccatorum et salus
nostra, non item in operibus et satisfactionibus nostris. Quum »
omnes justitiae nostrae sunt immunditiae et sicut pannus men-
struatae, qui fieri potest, ut aliunde quam ex fide (quae nihil
creaturae, sed totum divinae misericordiae tribuit) constet
salus?
Verissimum evangelium est et omni aeeeptione dignum, v>
peceatoribus etiam maximis ad Christum patere aditum nullis-
que opus intercessoribus. Impium autem est et contrarium
evangelio, docere praeeeptam a deo sanetorum invocationem.
Hoc enim est tollere, non augere fidem in Christum.
Verissimum evangelium est , quod proprio filio suo non »
pepercerit deus, sed pro nobis omnibus tradiderit illum donan-
doque illum cum ipso donaverit nobis omnia. Quorum enim
Christus est, illorum sunt et omnia, quae Christi. Et qui
Christi fratres sumus, per Christum etiam sacerdotes sumus et
reges et jam non sub lege, sed supra legem, jam non amplius a
servi, sed domini temporum, eiborum, vestium, locorum et ope-
rum. Quod qui negant, nimirum et gratiam Christi obscurant
et libertati, quam sanguis Christi peperit, insidiantur. Unde
apostolus saneto [ih] zelo daemoniacam doctrinam vocat prohi-
bentium eibos et nuptias l) . Nihilominus in summa christiana <*
libertate manent interim seculari potestati salvum Buum jus et
inviolatae leges, et respublicae nihil habent deterius, sed feli-
\.—% spiritas et vita sunt. 2. vivunt. 4. himmUm haman&ve traditio mb ereiitie
6. fluni prodigus. 7. in Unpl». 20. iU. 21. sint.
quartana calumniam. Wir geben die Thesen in dem authentischen Wort-
laute des Drucks mit Angabe der Varianten unserer Handschrift, insofern
sie nicht lediglich die Orthographie betreffen. 1) 1 Tim. 4, 3.
1523. 1524. 445
nssime agunt, in quibus Christus regit, dum juxta verbum
eius, quod libere docetur, et libere vivitur.
Credidi, propter quod loquutus sum1).
Sed et nos credimus, propter quod et loquimur. Utinam
ssicut Paulus.
Umb dieselb zit magister Stephanus, pfarrer zu Lychstal,
het ein concubin und etliche kinder. Der kam vor rat und
sprach under andern Worten also, wie er biszhar ein sundliches,
verrucht und bubische leben gefurt het, wolt er ytzunt bessern,
»und nach lut des heiligen evangelii syne magt eelichen, das
der rät im es nachlyesz. Wart im vom rat abgeschlagen. Dar- (1W|
nach hielt er ouch ein disputation mit der lutherischen rottto.Fbr.)
und Ecolampadius presidiert, aber niemans manhafftigs wäre
daby2). Die artickel, die er disputirt, hab ich verloren. Sie
ti waren in tutsch intimiert. Nach der egemelten disputation het
er hochzit und nam sin concubin zu der ee. Darnach die her-
ren im hohen stuft, die der pfarr zu Lychstall collatores sindt,
privirten in der pfrund. Deshalb er au Basel uff der gartner
husz koufft die zunflt. Und was ein anfang oder Stifter der
» ersten uflrur obgemelt. Darumb er ouch must wychen und
kam gen Straszburg. Do lysen die von Basel yn vohen und
strecken. Verja er, so sin anschlag ein furgang het gehebt,
so wer ein wundergrosz blutvergiessen gescheen. Deshalben
er zu Straszburg zum tod erkant wurde; doch ob er heimlichen
25 oder öffentlich gericht warde, ist mir nit zu wissen 3) . Das ist
die erst ewangelisch frucht zu Basel.
Item in derselben zit was ein pfarrer zu sant Alben in
Basel, mit namen magister Petrus. Der hett den tisch by eim
burger [»] zu Basel, wölcher burger was fast alt und hett ein
so junge hübsche efrowe. Do ward die frow mit dem pfarrer eins,
und begereten von dem eeman, er solt darinn verwilligen, das
sich der eeman scheidet von der frowen, doch also, das die
dry personen by einander wonten in eim husz, und der pfarrer
by der frowen schlieff. Das wolt der eeman umb keinerley
» sach thun. Do trawet im der pfarrer, wo er das nit wolt thun,
so wolt er von im sagen öffentlich und iederman ein gar swere
sach und handel, den er im gebichtet hett, da er noch pfarrer
was vor etlichen jaren, dan er hett im gebycht, wie er ein
1) 2 Cor. 4, 13 (Psalm 116, 10). 2) Die Acten der Disputation, an
der sich niemand von den Gregnern betheüigte, hat Stör im Druck* heraus-
gegeben und Schultheis« und Rath von Diessenhofen gewidmet (Weller
Nt. 3180. Haller III. Nr. 204). Einen Wiederabdruck giebt J. C. Enss-
lin: Beyträge zur Erläuterung der Kirchen - Reformation« - Geschichten des
SchweiUerlandes II, 151 ff. Vgl. Bullinger I, 152 ff. Ochs V, 461.
Herzog I, 240 ff. Hagenbach 49 ff. Dass Oecolampad präsidiert habe,
ift nicht richtig. Er war der erste , der , von Stör aufgefordert , sich über
die Thesen aussprach. 3) Vgl. oben S. 394 Anm. 1.
44£ 1624—1529.
burger überrechnet het in suiiima 200 ü. Do der jnan dtsz
bort erschrack er und wüst im kein widerstandt a thun , und
zum letsten verwilligt er in die aach. Darnach jtfhet der pfar-
rer den handel eim geswornen notarien und begeret von im
ein gloubhafftig instrument ze machen. Da endeckt der nota- *
rius dem rat <Mh handel, und der rat nam die dry person ge-
fangen und streckt den pfarrer vast übel; da verja er under
anderen , daaz er gantz und gar kein conscientz het gehebt,
als lang er im lutherischen wessen wer geweazen, bat ouch
den rat, das er sich hütet vor der lutherischen sect, dann sie i«
hetten kein gotsforcht noch conscientien. Darnach sielt man
den pfarrer inn das halszysen und slug in mit raten uss unnd
verbot im die Stadt und landt, aber dem eeman mit siner
frowen verbot man die Stadt.
In denselben siten schruwen die lutherischen predicanteu »
fast wider den bapst, bischoff und geistlichen, ouch wider die
bicht, zins und zehen. Desglichen lysz Luther vil buchlin in
latin und tutsch ussgon, wurden alle zu Hasel getruckt durch
1528 Adam Petri, die lasze der gemein man und hört darzu die lu-
'Ag-20. thrischen predicanten. Deshalben vil von der gemeiii vast*
unruwig wurden und rottent sich zusamen offfc und dick, heim-
lich und [&bj öffentlich und hettent ir anschleg, wie sie den
Sachen weiten thun. Nemlich kamen die Lutherischen uff ein-
mal zesamen im Barfusser closter. Da die Catholici das verna-
men, versandeten sie sich ouch uff dem hohen stuft. Da schickt »
der rat zu beden parthyen und ermanet sy abzuziehen. Des be-
schach on wyter uffrur und schaden. Demnach stelten die Catho-
lici ir supplication an radt, desglichen ouch die Lutherischen1!.
Zu derselben zit wäre ein wild und seltzam rumor zu Ba-
sel, wüst nieman, wer find oder frünt were, und nierges kein»
Sicherheit. Deshalbe der rat genötiget wurde, daaz er kesi ver-
fcjäi Kunden un? allen zunfften im jor 1529 nach wynachten uff
' octava Stephani : Wer lutherisch were, solt ins closter zu Bar-
fusaern kommen, wer aber wolt by dem alten weazen blyben,
solt ins kloster zu den Predigern kommen. Do komen ins Bar- £
(4.jan.)fu8ser closter zusamen by 1500 Hussischen oder Luthrischen;
war der merteyl jung scnrantzen, hantwergsgesellen und von
den nechsten dörffern etliche buer. Aber zu den Predigern
versandeten sich die Catholici by 800, als alt, gestanden und
dapffer menner2). Da nun der rat sähe, das der Luthrischen *
1) Ueber die Ereignisse vom 23—26. Dee. 1528, welche der Chronist
hier berührt, vgl. die Chronik dee Fridolin Ryff 67 ff., wo auch die
andern Quellen und die neueren Bearbeitungen aufgeführt sind. Unrichtig
ist, wenn in unseren Aufzeichnungen ersahlt wird, die evangelische Partei
habe sich im Barfusser Kloster versammelt Es geschah vielmehr auf der
Gartneroxunft. Beim Auflauf vom 8. Febr. hingegen war das Barfusser
Kloster der Versammlungsort. 2) Vgl. oben S. 74 f. nebst den Anmer-
kungen. Ueber die Qualität der evangelischen Partei urtheilen die sur
1629. 447
1&4 waren, dan der anderen, begert er von den Catholicis, das
£e theten, als die gehorsamen und dem rat die sach über-
geben, so wolt der rat sie nit versamen, und nach vil und
mancherley red und Widerrede ergaben sich die Catholici als
die gehorsamen dem rat, in hoffhung, man wurt in ein kirche
lassen. Da ward von beden raten einhelliglich erkant* dasz (5. Jan.)
du hinfur bitz zu pfingsten in der Stadt zu Baszel nit mehr
dan 3 gesungen mesz solten gehalten werden, nemlich uff dem
hohen stuft ein, zu sant Peter ein, und ein in der pfarr zu
sant Theoder. Und dazwischen solt iderman zefriden sin, und
solt niemans nicht gescheen1). Das [e] musten bed parthyen
mit u%ehebten fingern ein eyd sweren, und zu pfingsten wolt
man ein disputation halten und darnach uff allen zunfften
fragen, und was dasz merteyl wurd, dem wolt man folgen.
, Item uff fritag nach epiphanie im jar 1529 kamen die 15. Jan.
houpter und besten vom rat, by zehen personen, und begerten
für bede convent und endeckten da, was bede rat erkant und
beslossen hetten, verbotten ouch, dasz unser convent gar kein
mesz mer solt haben bitz nach usztrag* der disputation. Da bat
• der prior mit dem convent, man solt uns alle tag heimlichen
lassen nit mer dan 1 mesz leszen; wart uns abgeslagen.
Nach dem waren die Luthrisehen gar unruwig und sprachen,
der geiet gote tryb sie. Der ouch so krefltig in inen wurgkt,
dasz sie das eydts, vorgethon, vergassen und rotten sich wider
ftzesamen, und in einer nacht brachen sie ins wergkhusz und
namen das geschutz und belegerten eüich gassen mit buchszen
und sogen uff den Kornmergk für dasz rathusz und handtleten
mit dem rat. Und ee der rat ja oder neyn sagt, zogen sie uff
das hochstiffl und sturmeten und zerschlugen alle bild mit(9.F©br.)
»groszer ungestymmickeit und mit vil lesterigen spottworten.
Nämlich namen sie ein grosz crucifix, im hohen stifft und ban-
den ein lang seil daran, und vil junger knaben, by 8, 10 und
12 jar alt, zugen es uff den Kornmarg und sungen: »Ach du
armer Judas « mit vil anderen smachworten ; under anderen spra-
uchengye: »ßistü got, so wer dich, bistü aber mensch, so blut«.
Und darnach zogen sie dasz crucifix ins wergkhusz und ver-
branten es. Item da die Hussischen im hochstifit die bild het-
ten gestirmet, lag die gantz kilch vol bilder, eim war der
kopff ab, dem ander ein hant etc. Und war eben, wie in
«einem krieg, da ein grosze slacht geschehen ist. Da sprachen
6. dass man B 8.
Vermittlung abgesandten Boten von Bern günstiger als unser Chronist, sie
sagea in ihrem Berichte vom 28. Dec. 1528, es gehöre dazu »der grösser
te& in Bassel — in beden stetten , ouch vernünftig , herrlich und mechtig
rieh personen«. Beiträge V, 300. 1) Mandat vom 5. Januar 1529, ab-
gedruckt oben S. 76 ff.
448 1529.
[eb] die Bökemischen mit vil spottworten : » Schow, schow, wie
bluten sie«. Antwort inen der diephencker: »Sie bluten nit,
aber hüten uch eben, dasz ir der tag eins nit müssen bluten a.
Darnach zogen sie in der groszen Stadt in alle kilchen und
zerschlugen und verbrenten alle bylde.
Da der radt sach, das er ubermeistert was, ettlich im rat,
die nit luthrisch waren, uff dasz sie by gwalt und eren blyben
(dilexerunt enim gloriam hominum magis quam dei), wurden
luthrisch, die aber nit wolten luthrisch sin, komen usz dem
rat1) , und der burgermeister2) wich von der Stadt, danner
wolt das hellisch weszen nit annemen , dfcshalben m&st er die
gemeyn forchten. Auch vil andere vom rat und von den bür-
gern zogen hinweg. Darnach schickt der rat ire werglute in
die klein Stadt, uff das mit bescheidenheit die bild zerschlagen
wurden. Dan die klein Stadt was dasmal noch vast uff dem
alten weszen3).
In der Carthusz zerschlugen sie nit allein die bild, sonder
ouch zerryssen, was sie in der kirchen und an den cellen ge-
schriben fanden. Ich acht, uff tusent gülden wert theten sjre
uns schaden.
Nach dem fing man an zu handelen mit den geistlichen,
stuft, clöster und kirchen, und setzt man den clöstern pfleger,
on welcher wissen und willen nyt dorfft gehandlet werden4).
In denselben ziten wurden dick und offt vom rat verord-
net eüich, die mit uns Carthusern solten handien, welche ouch
uns alle ingemein und ein iedlichen insunders überhörten und
fragten einen nach dem anderen, nemlich was er ins dotier
1) Die« geschah schon vor dem Bildersturm. 2) Heinrich Melünger.
3) Ueber diesen Auflauf vom 8. und 9. Februar 1529 s. die Chronik
des Fridolin Ryff 80 ff. mit den Anmerkungen d&iu. Die Gefahr,
die, wie sich aus den Rathsbuchern deutlich erkennen lägst, der Stadt durch
das Entweichen vieler angesehener Bürger, die sich cum Theil in Eons-
heim zusammenfanden, einen Augenblick drohte, ist von den bisherigen
Geschichtschreibern noch nicht gehörig gewürdigt worden. 4} Das Ver-
zeichnis» derselben s. Erkanntnissbuch 1525—1544, Bl. 53b. Der Kar-
thaus wurden, wie wir aus diesem Verseichnisse sehen, zuerst Hans Irmi
und Rudolf Supper zu Pflegern gesetzt, später wurde Hans Irmi auf dir
Klagen der Rarth&user hin von seinem Amte entfernt (s. unten Bl. 1*
Sein Name ist in dem Verzeichnisse gestrichen und darüber der Name des
Ludwig Becherer gesetzt. In der Abfindung des Bartholomäus Knoblock
vom 18. Oct. 1529 (s. unten Bl. 14) handeln Ludwig Becherer und Rudolf
Supper, des Rathes, als Pflefferherren in Beiwesen und mit Zuthun »Frid-
lin Ryffen und Hannsen Veldners ouch dess ratts«, in der am gleichen
Tage ausgestellten Urkunde betreffend die Abfindung des Bonifaäiu Keck
werden alle viere »als vorgemelts gotshus pflegerherren« aufgeführt Ap
der Stelle des Hans Veldner finden wir am 1. September 1530, wo ein Theil
der Kirchengewänder versteigert wird, den Anthoni Gobelin (Gobelin,
und in dem Verzeichnis« im Krkanntnissbuche sind den Namen des Lud-
wig Becherer und des Rudolf Supper nachträglich die des »Anthoni Oeble»
und des »Fridlin Ryff« beigefügt.
1529. 449
nett broht, ^wstnn er were, was willen er werc etc. Und so ir
unseren hexen den raten (sprachen sie) willforen und uwere
beeleydung ixszziehen, so wollen sie uch lassen volgen als, das
ir ins closter [7] habt bracht, und uch wol versehen. Wo aber
dir uwere beeleydung nit wolten abziehen und glichiormig machen
der gemeyrxe, so wissent, das uch unser herren, der rat, in die
bare nit mögen beschirmen vor der gemeyn«1). — Darnach
underret sich, der prior mit dem convent und fragt ein ytlichen,
wes willen er wer; antworten all person beder conventen in-
10 gemein und ein yglicher insonders, so es nit anders möcht sin,
so wolten sie dasz closter und was des closters ist, verlaszen,
uff das sie by beeleydung und im orden möchten bliben.
Nach dem sprach der (schalckhafftig) schafiher2) (in dolo):
»Es ist nit gut, dasz wir alle hinweg zyhen und dasz closter
15 den weltlichen in ir hende stellen; aber dasz das closter dem
orden uffbehalten blybe, so wil ich die "beeleydung des orden
ein zit abziehen«. Desglichen thet ouch ein perversbruder,
was daszmal portner3). Darnach uff zinstag nach palmarum
1529 komen witere warnung dem prior; derohalben er sidra.M&rz.
#* geliehen in eim stütz hinweg macht4] und befalch dem schafiher
dasz gantz gotzhus und vertruwet im brieff, sigel, schlussel zu
1) Vgl. unten S. 455, 31. 2) Bartholomäus Knobloch von Wesen. S.
unten S. 462 Anm. 1. 3) Bonifacius Keck von Dornbirn. S. 462 Anm. 2.
4 Kr begab sich erst nach Neuenbürg a. Rh., wo sein Schwager Lienhard
Fuchs (s. die Nachträge zu S. 331 Anm. 4) Bürgermeister war. Hieher
wurde ihm von Freiburg aus ein verdecktes Wagelein zugeschickt. Der
Schwager gab ihm aber noch einen Soldner (Stadtreiter) nebst einem ledi-
gen Pferde mit für den Fall, dass er das Fahren nicht ertragen könnte.
In Freiburg, wo er Freitag nach Ostern, den 2. April anlangte, wurde er
aufs Beste empfangen. In der Karthaus rüstete man sich, auch die übrigen
Brüder von Basel, wenn es nöthig würde, aufzunehmen. So schreibt
Zscheckenbürlin in dem unten S. 456, 6 erwähnten Briefe vom 7. April. In
Neuenbürg hatte Zscheckenbürlin ein Schreiben des Rathes von Basel er-
halten, er möchte nach Basel zurückkehren, wozu ihm »Sicherheit undt
tr&stung« zugesagt wurde. £r Hess dem Rathe die mündliche Antwort hin-
terbringen, er werde sich mit dem Visitator (dem Prior Gobelin von Mainz),
der nächster Tage ins Land komme, besprechen und seinem Rathe folgen.
Am 1 1 . April schreibt er nun dem Rathe , der Visitator habe ihm nichts
rathen wollen, sondern gesagt, die Sachen seien ihm überlegen, da er aber
auf dem Wege nach der grossen Karthaus sei, wolle er sie dort ans Capi-
tel bringen, indem Zscheckenbürlin dies dem Rathe zu wissen thut, bittet
er ihn. den etwa über seine Abreise entstandenen Unwillen abzustellen,
angesehen, dass er aus keiner andern Meinung Basel verlassen, als aus
Rücksicht auf sein Alter, »byn ein betagter schwacher mann, hab minn
junge tag nu mehr bisz in das zwey undt viertzigszt jar im orden verschlis-
^SiLmmUb villicht noch vier tag zu leben, solt ich mich erszt des ordens
^en undt gotsdienszts verziehen , khann ich in miner conscients undt
jenen, nicht finden«. Da Zscheckenbürlin, als er 1487 Novize wurde
oben S. 348}, 26 Jahre alt war (Lib. benef. 198b), so war er 1460 oder
461 geboren, jetzt also 68 oder 69 Jahre alt. — Der Brief an den Con-
rent vom 7. April ist von Zscheckenbürlin» Hand, der an den Rath vom
' * . (wie auch die spätem an den Rath) von der Hand eines Schreibers.
Butor Chroniken. I. . 29
450 1529.
seiner cellen, zu allen kisten und trögen. (Sicut ovis corarait-
titur lfipo.)
2t.M&n. Item uff raitwoch nach palmarum vernam der rat, wie
unser prior gewichen were, und verordnet den Zunftmeister1)
und 4 oder 5 vom rat, die komen in unser closter und beger- s
ten für bede convent. Und der Zunftmeister redt uff söliche
meynung, wie ein e. w. rat ein gross mitlyden mit uns het,
dasz der wirdig vater und prior were gewichen von uns und
het uns gantz trostlose verloszen etc. , Joch so wir wolten einem
e. w. rat wilfaren und unser becleydung abzyhen und änderte
kleider wie weltlich priester anlegen und hinusz zum (mort
wort gotes gon zu sant Theoder. »Es ist doch (sprach er) num-
met umb 3 oder 4 schrytt ze thon, darnach gangen wider ins
closter und dienen got, wie uwer gewonheit [7°] und brach ist.
Dan ir mögen got eben als wol dienen in eim swartzen kleydi*
als in eym wissen, tr solt ouch sicher sin, ein e. w. rat wurt
das closter beslossen laszen, keine frowe hinyn laszen, kein
fleisch im closter kochen laszen und uch by uwer spysung
blyben laszen wie von alter har«. Item wyter sprach er: »Wir
wollen etwan zum dickermal zu uch kommen mit unsern pre-*
dicanten , nämlich mit dem wychbischoff *| , der alwegen eins
geistlichen wandeis ist geweszen, hochgelert und vil erfaren,
und mit uch im refectorio essen und uns undereinander frunt-
lichen ersprachen«. Item wyter sprach er: »Ee 4 jar verschi-
nen , würt das gantz tutsch landt das nuwe weszen annemen. »
Das wil ich uch gesagt haben«.
Uff solche anbringen antwort unser convent: »Das ein e.
w. rat ein mitlyden mit uns hat, nemen wir an mit grosser
dancksagungen, und wo wir das möchten verdienen, wolten wir
vast gern mit hohem vlisz thun; doch unser kleydung abzie-»
hcn einem e. w. rat ze wolgefallen ist wider unsere conscientz.
darumb werden wir es nit thon. Ouch ist unser fliszliehe bitte,
ir wollent uns erlaszen, das die predicanten nit zu uns kommen
bitz zu der Zukunft unsers w. vatters«.
28.H&nc. Item darnach in ochsternfyertagen must unser sacrist dies
Schlüssel zu der sacristien den pflegern zu iren henden geben,
und darzu hanckten sie ein grosz mallenschloss an die thür;
also gont sie usz und in on des convent wissen und willen
und handien und machen mit den zinsbrieffen und kleynoten
der kirchen, wie sie wollen und inen gefalt. w
4. April. Item uff Ambrosii komen die pfleger mit etlichen, verord-
net vom rat, und nach dem imbysz beschickten sie alle person
beder conventen für des Schaffners cellen unnd beruften einen
nach dem anderen in die Stuben. Der must uff ir anbringen
unbedacht und unbesunnen antwort geben, und ee er von inen **
1) Jakob M«yer sum Hirzen. 2} Ttolamonius Liropurgefr.
1529. 451
hinusz gieng, raust einer dem pfleger in die handt verheyssen,
dem andern geböte er [s] by der gehorsamen, die er dorn Or-
den gethon, das er nit wölt offnen den anderen, was und wie
mit im in der Stäben gehandlet were (Ecce qualis vafricies!).
$ Dasmal under anderen Worten sprach vicarius zu den
pflegern also : »Mich wundert und beftemmet fast ser, das man
fromm, siecht, einfaltig lüt also uff das gnofiszt erfündlet und
ersucht , und das sie sollen jo oder neyn sagen, nit bedacht
und besunden. Lond uns by brieff und sigel blyben und hoff
io und platz, do unser closter stot, unbekümmert, lut derselben
brieff etc. So sindt alle Sachen gesucht und gericht. So wol-
len wir hinwegk«.
Da sie das horten, wurden sie fast erzürnet und einer usz
inen stundt uff und sprach: »Wöllent ir dann myne herren
u'zwingen?« Antwort vicarius : »Neyn. Aber wir hoffen, sie wer-
den uns laszen by brieff und sigel blyben«.
Item nit lang darnach komen die pfleger abermals für den
convent und brachten mit ynen einen geswornen notarien und
4 zügen und einen stattknecht unnd redten also: »Sitenmal
20 unser herren nit von uch begeren, dann dasz ir wol und mit
guter conscientz mögen annemmen, aber ir inen nit wollen ge-
hörig sin und begeren hinwegkzezyhen , so bezügen und pro-
testieren wir uns ytzunt hie vor dem notarien und gezfigen
hie zugegen und wollen uns des bezugt und protestirt haben,
25 das unser herren uch nit wollen vertryben von dem uweren,
wollen ouch dasz wort nit haben, wo ir hinkomen, dasz sie
uch von dem uweren vertryben haben. Und her notarie, wir
begeren des ein in strömen t in der besten formen als es imer
mag gescbeen«. Darnach sprachen sye zu dem stadtknecht:
so oWir gebiiten dir by dem eyd, den du unseren heren hast ge-
thon (stondt der knecht mit offgehebten fingern), das du wol-
lest die porten verhftten und nieman in convent laszen zu reden,
es sy dann, das du zuhörest. Auch ob [sb] iemant in convent
gschnflt kemm, soltft dem Schaffner überantworten. Und so
3:> iemant im convent understündt zu flyhen , den werden unsere
herren der massen straffen, das er wölt, er het es nit gethon«.
Herwiderumb protestirt unser convent vor dem notarien und
zugen also: »Sytmal wir in eim standt sindt, der got (als wir
hoffen) angenem, der heiligen geschrifft gemesz und .der seel
40 heil nit widerig ist, wollen wir den nit verlassen, unsern orden
nit übergeben, ouch unser bekleidung nit abzyhen, unser gots-
husz und was das gotshusz ist, so lygen so faren hab.ist, uns
des nit verzychen noch übergeben in keinerjey wisz und weg.
Und ir, herr notary, machent uns des ein instrument in der
« besten formm«.
Item uff montag nach' Georgii 1529 schickt Hans Irmy, 26. Apr.
dasmal pfleger, unserem convent ein collation, als er sie nempt,
29*
452 1529.
subtilich uffgesmyckt, darinn hönig und gyfft gar lystlich ver-
mengt wäre. Und begert daruff ein antwort (sdlicet ut
exuant habitura ordinis et vadant ad sermones Lutheranoruni
audiendo verbum (ut nuncopant) dei ad sanctum Theodorum,
postea reversuri« ad claustrum etc.) *). s
Uff solchs schriben antwort unser convent, wie nachfolget *:
Dem ersamen unnd wysen herr Hansen Irme in Christo
sinem insunder gelybten.
Gnad und fryd von got dem vatter und unserem herren
Jesu Christo. Ersamer lieber herr, üweren grossen flysz, arbevt »
und muge, so ir unser halb erlydten, ist uns nit unwyssen,
deshalb ir auch von unsz mundtüch zum dickermall gebetten,
uch unser halb nit wyter beluden mit arbeyt, angesehen das
ir unser aller endtliche meynung und beschlusz zum offtermal
wol vermerckt und verstanden habt. So aber das alles nit ver- u
fencklich ist gewesen, begeren ir wyter gschrifftlich antwort
und endtlichen beschlusz derer artickel, so gschrifftlich von
üch unsz Überantwort sind. Aber dieselben alle zu verantwor-
ten erfordert und erheischt gar lange wil, vil zyts und gschriift
und darumb allen verdrüsz und Unwillen zu vermeydenn wöl- w
len wir uffs kürczt abermals unser meynung unnd endtlichen
beschlusz gschrifftlich anzöigen, in [9] hofihung, es werd üch
und uns dienen zu fryd. Nun sindtmal wir sind in eim standt,
der got (als wir hoffen) angeneme, der heiligen gschriift ge-
mesz, nit wider der seel heil, von der gemeynen christlichen »
kilchen nit verworffen, aber angenommen, bestettiget, confir-
mirt und probirt, werden wir denselben in keinerlay wysz
noch weg übergebenn oder des uns verzyhen, wie ir dann von
unsz allen und yedem insunder zum dickermal wol verstanden
habt, wollen ouch nit mer dovon disputiren oder argumenti- •*
renn; dann der zwyfelt, musz disputiren, uff das er sins zwv-
fels gewysz werde etc. Item wir möchten villycht vermerckt
werden alsz die ungehorsamen, eygenkApftigen, verblendten,
verstopften etc. Aber das heilig ewangelium spricht, man solle
nit urteylen. Doch syge dem, wie es wöl, sind wir ye der&
3. exeant fi b. 7. Dien« Aufschrift des Briefes findet lioh in der Chronik nicht
11. mühe, unseren halb byshar von ach erlitten. 14. snm dyckermal. 18— 19. Welcke
sber«u verantworten erforschet und erheyscht gar lange wyl. 19—20. geschrifit. Das «
vermeiden. 23. tarn fryden. Sitmal. 24. 3er geschrillt. 27. approbiert.
27—28. wir in keynerley wisz noch weg denselben übergeben oder uns des. 28. dtna
oflPt. 29— 50. yedem insonders vernommen habt. 30— 31. »oder argnmentirent fehlt
32. ledig werd. 34. verstecken. So spricht doch das heilig evangeunm.
•
1) Ein Concept oder eine Abschrift dieses Schreibens, das in sehr
freundlich belehrendem Tone gehalten ist (ohne Unterschrift und Datum1,
ist mit dem folgenden Briefe aufbewahrt. 2) Wir geben den Wortlaut
des Originalschreibens mit den Varianten des Textes der Chronik. 8. oben
S. 436.
1529. 453
meynung, alsz'vil an unsz ist, nieman begeren, auch nit wol-
len in sin gewalt, erkantnüsz, glouben, wesenn, meynung oder
fumemung redenn, handien oder thun in keinerley weg, und
dasz usz cristlicher und bruderlicher lieb, alsz widerumb erfor-
i dert und erheischet cristliche billigheit , in unser wesen , mey-
nung und fursatz keinen intrag lassen bringen. Nun aber un-
ser wesen unnd der löblichen stat Basel wesen nit einhellig wil
concordiren, sind wir alzyt geneygt, unseren nächsten men-
schen zu förderen und nit zu hinderen, wasz die eer gotes und
»der seel heil berurt, wollen auch niemans ursach geben zu
ergernüsz, unruwe oder unfryd. Deshalb ist abermalsz unsere
demütige und ernstliche bytte, das ir sampt des anderen un-
ser» pflegers wollen unseren gnädigen und günstigen herren
der ratt unsere endtliche meynung und beschlusz mit hohem
'flysz uffs aller best furtragen, sy früntliche und ernstliche byk-
ten, das sy sich verwilligen und uns vergünen hinwegk und
von binden sampt des ünserens zu scheyden, wollen wir alweg
urab üch mit unserem demutigen gebett verdienen. Datum in
der Cartusz in minderen Basel ufF sant Vitalis des heiliges
iö martir tag im 29. jar. zs.Apr.
Und das wir alle der meynung sigen, auch unser aller
endtlicher beschlusz, haben wir alle und yedlicher besunders
sich mit siner hand und eygnen namen underschriben , und
dasz in der meynung, dasz unsere gnadige und günstige herren
» der ritt mundtlichen und gschriülichen gnugsame mögen be~
rycht werden, wesz willen wir sind.
Johannes Schupp Johannes Dryel
Johannes Loy von Lindow Thomas Kresszi
Nicolaus Frolich Nicolaus Molitoris Othmarus de Sancto
3o Heinricus Ecklin Gallo
Bruoder Cristen Bruder Hans Werli Bruder Hans Roth l) .
[*h] Die obgemelt antwort unsers convents wart von Hans
Inny, deszmal unser pfleger, underschlagen und dem rat nit
uberantwort, wie wir von im begerten*).
1—2. Ut ye das (als vil in uns ist) unser meynung and begeren , nieman in einen gwalt.
2-3. ftumeraen oder meynung zft reden, se handien oder se thon (»in keinerley wegc fehlt).
5. »und erheischet« fehlt. 5—6. das man in unser wessen, meynung und fursatz keinen
intrag bringe. 7—6. wessen mit einander nit wil concordiren. 9. forderen und nit
hinderen. 11. ergernysz, uffrur oder unfriden. aber unsere. 12—18. sampt des
anderen pflegers unseren. 14. dem rat. 16. das sie uns wollen vergunnen und ver-
wjftjgen tob hynnen und hyuwegk. 18—20. Datum uff Vitalis martiris anno ut supra (am
litt: 1529). 21—24. und unser entlicher beschlusz sye, so haben wir uns alle in ge-
BvspPand yeglicher in Bonders mit siner eygnen handt und namen underschriben, der mey-
nung. 25—26. gnogsam berioht werden muntlich und schrifftlich. 27. Die Unter-
schriften giebt die Chronik nicht. Von denselben sind ausser derjenigen des Nicolaue Mo-
litoris auch noch die der beiden an letzter Stelle aufgeführten Laienbruder, des BrudtT
Haas Werli und des Bruder Hans Roth von seiner Hand geschrieben.
I) Dieses Verzeichniss stimmt zu der S. 368 ausgesprochenen Vermu-
tfcung, dass Bruder Georg Carpentarii schon am 6. October 1 528 gestorben.
8. indessen die Nachtrage. 2) Dass das Schreiben doch in die Hände des
Ratheß kam, geht daraus hervor, dass es mit den Briefen, welche die Kar-
thäuser später an den Rath absandten, zusammenliegt.
454 1529-
Nit lang darnach setzten die pfleger abermals an uns mit
scharpffen herten Worten. Sytmal wir nit wollen hinusz gon,
dasz gotswort zu hören, so solten wir von iren predicanfcen ein
uszerwölen, der uns dasz wort im closter predige. Antwort
unser convent und sprach: »Es ist brach und gwonheit un- %
sers ordens, dasz man alle jar eins die gantz bibel von Anfang
bitz zum end einmal uszlyszt, und nämlich zu winterzit haben
wir 3 oder 4 stund metten, do hören wir das goüich und bi-
blisch wort gnfigsam, und wiewol dasselb uns ytzunt nit wurt _
zugelaszen, so han wir doch der heiligen lerer bucher, die»
exponiren und predigen uns das gotswort ratlichen, die lesen
wir und geben inen glouben, dasz sie uns nit verfuren, son-
der die recht luter götlich warheit under dem b&chstaben ver-
borgen endecken. Aber der nuwen lerer halben, wollen wir
nfizemal volgen dem heiligen sant Paulo, so er schribt zu den u
Hebreern: »Nit werden verfurt mit mancherley und fremden
leren«1). Darumb bitten wir, ir wolt uns erlaszen, uwere pre-
dicanten ze hören«.
Uff solche unsere wort wart uns kein antwort. Nit lang
M.JuBi.darnach, nämlich uff Cirici und Julite 1529 komen die pfleger»
und brachten gebraten fleisch, dasz assen sie mit unseren apo-
staten im gewelm vor der kirchen mit vil stoltzen schmoch-
worten, uns und unseren orden zu verachten, und nämlich
Hans Irmy mit groszen spottworten in Verachtung wysz sprach
zum dickermale : »O we, dasz es der subprior nit innen werde«, n
meynt aber den vicarien. Nachdem sie gessen hetten, giengen
sie in die kuchen und Hans Irmy sprach zu bruder Hansen
dem kuchenmeister : »So ich hynnen werd essen, mäst ir mir
fleisch kochen. So aber ir dasz nit thon wölten, wurd ich
myne junckfraw heryn schicken, dasz sie mir koch«. Antwort #>
bruder Hans und sprach: »Ir solt mich nit mÄszen, ich kan
nit fleisch kochen«. [ic] Antwort Hans Irmi: »So machen nch
usz dem kloster«, mit vil anderen bochworten. Usz solichem
frevel ward unser convent fast bewegt und venneynt, die pfle-
ger nemen sich mer gwalts an, dann inen vom rat befolhen*
were. Darumb ward unser convent ritig, er wolt des bekla-
gen vor rat, und stelt die nachgonde supplication*) :
Den ersamen, fürsichtigen, wysenn, vesten unnd strengen
herren, herr Adelberg Meyer, wol würdigem burgermeuter in
Basel unnd dem gantzem rat, unseren günstigenn unrra gnä-^
digenn herrenn.
Edlen, strengen, ervesten, fiirnemen, fromen und wysenn
42. fromm*», ernvtston, farnemen.
1) Hebr. 13, 9. 2) Auch hier haben wir, wie oben, den Wordtut
des noch vorhandenen an den Rath abgesandten Exemplars au Grunde ge-
legt mit Angabe der Varianten der Chronik.
1529. 455
herren. Esz wurt unsz anzöigt durch unser pfleger, das ir,
unsere gnädige und günstige herren, nit ein klein misfallen
enphonen, so ir vermerckt unseren willen, von hinnen zu schei-
den. Geschieht aber das nit von unsz usz unstenttiglicher lycht-
» fertigheit, dann wir fast gern hie wölten blyben, wo wir darzu
nit mereklichenn geursachet wurden. Hierumb wollen wir un-
ser anligen hie uffs kürezst gschriftlichen verzeichnen, in hoff-
nung, e. e. w. werde dasz basz vermereken und ermessen, dann
unsere schlechte einfaltigkeit könne oder vermüge darthun und
tt an tag bringenn. Nun sitmall wir geheissen werden geistliche
knecht und diener gotes, auch dieselben gern in der warheit
durch die werekt erfunden wölten werden, were billich, der
gotesdienst von unsz mit grosser andacht und hohem flysz ver-
bracht wurde. So aber dasz nit geschieht, auch unsz yetzunt
u nit müglich ist, denselben' ze verbringen, -alsz unsz unsere con-
scieneze heist, der orden gebüttet und wir vor got und den
menschen schuldig sind, deszhalben e. e. w. woll mag ermes-
sen, wasz fryds und ruwe wir in unsz mögen haben. Item
sitmal wir in einem standt sind, der got (alsz wir hoffen) an-
10 genem ist, dem wort gotes gemesz, der seel heil nit widerig
und von der gmeynen cristlichen kilchen nit verworffen, sonder
angenommen, probiret unnd confirmiret, können noch mögen
wir denselben in keinerley wysze noch weg wider unsere con-
scienezien verlassen, übergeben oder unsz desz verzyhen, möch-
35 ten [10*] deszhalben einer gemeyne der löbigen stat Basel (alsz
ze 'besorgen) Ursachen zu unruwe, dann Rudolff Fry in der
fasten, da er mit unsz handlet an stat unnd von wegen herr
Hansz Yrmisz, hielt er unsz für, wo wir üch unseren gnädigen
und günstigen herren nit wölten wilfarenn und unsere beklei-
30 düng abzyhen , möcht ein ersamer wiser ratt unsz in die harr
vor der gemeine nit beschirmen1), deszhalb wir dasmal merek-
liche forcht enphingen, aber allermeist unser wirdiger vater
der prior, der usz forcht solcher und derglichen Worten von
unsz sinen schefflin gewichen. Ist wol war, das das besehe-
36 hen ist on befelch (wie wir berichjt sind) e. e. w. Nit dester-
minder mangellen wir unsere vaters des priors, nit on merek-
liche beschwertnüsz und grossen kumer. Auch nemen wir
darusz und unsz bedunckett, es werde etwann anders mit unfcz
gehandlet, dann ir, unsere gnädigen und günstigen herren be-
40 folhen haben. Dann herr Hans Yrme nimpt sich roer gwalts
*
4. tob uns nit. uMtendiger. 12. Nach billioh ist in Texte der Chronik nachträglich «j
«in »das« eingeschoben. Da« Fehlen dieses Wortes im Briefe wird übrigens wohl kaum J
•in Versehen sein. 20. gotswort. 22. approbirt. 25—26. eine geffleyne der Üb-
lichen etat Basel Temrsaehen. 30. e. e. w. 32. Statt vater hat die Chronik
die Abkürzung f&r pater. 34* tat gewichen. das* es. 37. groezes komnier. 38. wil
uns bednneken.
1) S. oben S. 449, 7.
456 1529.
an (wil unsz beduncken) tlau im von c. e. w. befulleu ist, dar-
umb wir nit wenig werden betrübet. Dann so wir unser ober-
ckeit vor den pflegern gedencken, spricht herr Hans Yrme:
»Ir habt keine oberckeit, aber ich bin euwer oberer«, und usz
solcher vermessenheit hat er unsern vicarien (nit lang ist) ge-t
nötiget, im gschrifft ze überantworten, damit unser würdiger
vater der prior unsz sine verlassene scheflin (wie eim frommen
getruwen hirten zimpt) heimgesucht *) . Dörffen wir siderhar un-
ser anligen im nit schriben, mögen sines ratsz nit pflegen,
deshalb nit wenig beleydiget sind. Item wir darnach (wiewolu
an das ingeschlossen sind) gar gefangen worden und in krücz-
gang ingekerckert uffs gnubst, das wir doch weder vor got
(alsz wir hoffen) noch vor den menschen beschuld haben. Ist
wol war, in solcher lyblicher gefengnüsz mosten wir unsz lyden
und patiencz haben , wo wir nit inwendig in unser consciencz n
vil ein swerere enphönen und hetten ; dann sant Petrus tröstet
unsz sprechende: »Lieben [11] bruder, so ir lyden, nit alsz die
übeltheter, sonder alsz cristen, sind ir selig«2) etc. Item, ist
nit lang, hat unnsz herr Hans Yrme gschrifUicn etliche artickel
zugeschickt, widerumb begeret von unsz gschriftliche antwort. »
Ist geschehen von unsz einhelling, jo auch alle unsz und ein
1. als uns bcxtanckt. 2. bekümmert und betrübt werden. 3. dem pfleger. 4. dun
ich. 5. hat er (nit lang ist) eint mals genStiget unseren vicarien. 8. hat beimge*»cH
9. mögen onoh. 11. »an das« fohlt. 17-- 18. all übeltheter. 18. als fromm crirtw.
19. »ums« fehlt. in gechrifft. 20. in uns geschickt. 21. Ist beaeheen einhelligbefe
tob uns.
1) Es ist ohne Zweifel der oben S. 449 Anm. 4 erwähnte Brief vom 7. April
(•dem würdigen geistlichen vatter vicarien in der Cartuss zu Basel etc. in
sin hand«), der jetzt in dem Sehreiben Zscheckenbürlins an den Rath vom
1 1 . April eingeschlossen und von derselben Hand wie dieser mit der Auf-
schrift »Carthuser« versehen ist, also erst mit diesem späterhin dem Kar
thauser Archive wieder einverleibt worden ist. Zscheckenbürlin schreibt,
er sei »frfisch und fast ruwig, allein wann min vetter und br&der by mir
weren«, rath diesen auszuharren, so lang als möglich, und in keinem Falle
ihre Rechte am Kloster eu Übergeben, dann erz&hlt er seine Beise nach
Freiburg und ermahnt sie noch einmal standhaft zu sein, indem er den
bis hieher deutsch geschriebenen Brief auf lateinisch iu Ende führt. Wenn
Johann von Lindau (s. oben Seite 453 , 28 und unten die Beilage aber
die leisten Schicksale der Karthaus) oder der Sacrista (wohl Heinrich
Ecklin, siehe unten su Bl. 18) oder irgend welche andere schreiben woll-
ten, um durch den Reverendus (den Prior der grossen Karthaus, Tgl.
Seite 341 Anm. 2) oder das Capitel in eine andere Provinz versetzt zu
werden, so sollten sie es so rasch als möglich thun und den Brief
heimlich dem Cunrat Obrecht zustellen , der ihn dem Zoller Enderlin as
der Wiesenbrücke geben werde. Dort werde ihn der Prior von Main» auf
seiner Durchreise in Empfang nehmen. — In den Brief Zscheckenbflrlim
eingeschlossen ist ein lateinischer Brief eben dieses Priors Gobelin von
Mains, Visitators der Provincia Rheni, an den Vicar und die aammtlichen
Conyentualen. Er tröstet sie , ermahnt sie zur Sündhaftigkeit und bittet
sie, ihm an den verabredeten Ort eine Antwort zukommen zu lassen, wel-
cher Gesinnung sie seien, und namentlich auch, ob der Schaffner noch fest
sei, trotzdem dass er das Kleid abgelegt. Der Brief ist von demselben
Datum wie der Zcheckenbürlins. :) 1 Tetr. 3, 14.
1529. 457
^tJjcher besonders mit sinem nomen und hand underschriben
•^ ^wcr knixtseliaift, wasz unser endtlicher beschlusz und wesz
viÜcn wir weren, in auch früntlichen gebetten, das er sampt
^e* andrenn pflegers unsere gschriftliche antworte meynung
lUnd endüiclien. beschlusz e. e. w. anzöigt und überantwortt,
iu hoffnung , es wurde e. e. w. und unsz dienen zu fryd etc.
fSW unsz beduncken, es sige nit besehenen. Item ist nit lang,
id die pfleger in unser Kloster körnen, ir gebroten fleisch
itbracht \xxid dasz vor der kuchen geessen etc. Wir glouben,
^^rglichen syge nyemer geschehen, alsz lang unser gotzhusz
£ ^standen ist, "wir nemen es auch uff für ein mutwillige lycht-
ft^xtigkeit zu schmach und Verachtung unser und unsers ordensz.
It^em ist da&zmalsz herr Hansz Yrme in die kuchen gangen,
bruder Hansen den kuchenmeister mit stolczen worten ange-
> faxen sprechende : » So ich hinnen wurdt essen , musen ir mir
fleisch kochen «. Hat bruder Hansz geantwortten : » Ir sölt mich
nit musen, dann ich kann kein fleisch kochen«. Hat herr
Hans Yrme aber mit bochwortten gesprochen , er söl sich usz
dem kloster machen etc. Gnädigen lieben herrn, personen
i unsers gotzhusz, die sich lang zyt frumbtlich und eerlich ge-
haltenn, auch not und nücz unsz und dem gotzhusz gewesen,
wollen vertriben on redliche ursach ist unsz überlegen, be-
dunrckt auch fast unbillich. Item er hat sich auch lassen mer-
ckenn, so man im closter nit wolle fleisch kochen, wöll er sine
, roagt harinschicken , musz im kochen. Item er spricht etwan
auch gar sportlichen zu etlichen unsern personen : »Wann wölt
ir dasz narrenkeplin abzyhen ? « Wir "hett wol gemeynt, so man
Handlet in nomen und von wegenn einesz ersamen wysen ratts,
mau sölt auch wort bruchen, die einem ersamen wysen ratt
» gemesz weren [nb] und dienen t zu eeren, ob man joch die
personen, mit den man handlet, wölt verschmähen. Harumb,
gnaedigen lieben herrn, ist unsere demutige und ernstliche
r>ytte , e. e. w. wolle söliche und derglichen lychtfertigkeit nit
gestatten, aber abstellen, wie dann unser herr zümpfmeister
> Jacob Meyer dasz unsz wol vertrustet nach dem abscheid un-
sere würdigen vaters des priors, sprechende, e. e. w. sige der
meynung, das unser closter solle und werde hin und hin be-
schlossen blyben, keine frowen harinlassen, auch unser spisung
lassen bruchen, wie von altar gewonheit ist. Wir hoffen unnd
o vertruwen, e. e. w. wer unsz daby handhaben und keinen lycht-
fertigen inbrirch lassen machen. Gnadigen lieben herrn, man
möcht villicht gedencken, das soliches lyden und kumer unsz
1. onch wir alle und ein vglicher insonders. 5. »endtlichen« fehlt. 6. in hoffen.
9. mit ynen bracht- 10. ei sy niemer. 17. müssen. 21. »unsz and« fehlt.
23—23. dann es bedunckt uns. 26. die müsz. 25—26. onch etwan. 27. betten.
30. ob jach. 31. »man« vor »handlet« ist in dem Texte des abgeschickten Briefee aus
Versehn ausgelassen. 34. sonder abstellen. 35. des*« uns. 39. von altar har.
40. werd.
1
458 1529.
billich zu handen gang, und nit on ursach musten eranien,
angesehen wir weren eygenköpffig, hartmutig, verblent, ver-
stockt und die keinen bericht wollen anemen etc. Aber dasz
were freflichen geurteilt, im heiligen ewangelio verbotten. Doch
sige dem, wie es wöl, ist ye dasz unsere meynung und für-
nemen, nit wollen thun wider got, unsere glybt und conscien-
czien, auch niemant (alsz vil an uns ist) ergernüsz geben oder
am guten hinderen, wollen auch usz cristlicher liebe niemant
in sinen glouben, gwalt, recht, erkantnüs», fürnemen undwe-
senn nit reden, keinen intrage bringen, nit verwerfen, nit ver- u
spotten oder verachten. Dann sant Paulus leret unsz, wie ein
yedlicher mensche für sich selbs musz rechnung geben vor dem
strengen gericht Christi und da enphohen, wie er gehandlet
hat im lybe, es sige gut oder bösz1) etc. Harwiderumb erfor-
dert cristliche billicheit, das man unsz thuge, wie wir den an- u
dren, und lasz unsz blyben by unserem glouben, recht, wescn
und fürnemen etc. Darumb, gnädigen lieben herrn, ist unsere
ernstliche und demütige bytte, e. e. w. wolle usz cristlicher
liebe zu herczen fassen, betrachten unnd ermessen onsern
mercklichen kumer desz lybs und der conscienczen, schwere %
gefengnüsz, wie obgemelt, und unsz thun, [12] wie e. e. w.
wölt in glichen» fall ir geth&n werden, und unsz lassen und
günnen ziehen an die ort und endt, da wir nach unserem
glouben, conscienczien und orden leben und thun mögen, wol-
len wir allezyt mit unserem demutigen gebett umb e. e. w.s
2. Juli, verdienen. Geben uff visitationis Marie anno 29.
Auch , gnädigen liebten herrn , sit herr Hans Yrme kran-
ckeit halb unser anligen nit wol gnugsamplich mage verenden.
wo esz e. e. w. nit widerig were, begeren wir an sine stat
einesz andern pflegersz, der unser anligen, wie not erfordert.«
möge uszrichten.
Item das zytlich unsers gotzhusz wurt regirt und gehand-
let on unser wyssen und bericht ; ze besorgen, in die har bring
es nit ein nüczbarliche endt.
U. g. demütigen capellonen und diener, beydei
conventt der Carthusz in minderen Basel.
Uff dise supplication ward uns keine antwort, dann das
Hans Irmy ward vom pflegerampt gesetzt, wie wir begerten
doch stond es lang an, dasz man in nit absetzt. Dann er fa*t
usz unserem schriben erzürnet und begert vom rat ein copj
unser supplication und meynt ie, wir hetten in ze fast gesmy-
6. wider unser getabde. 8. cristlicher und bruderlicher liebe. 9. gwtU, reebt. gl*
ben. 1 1. Am Rande in der Chronik : 2 C«r. &. 12. oftua tut eich selbe. 13. »stow
Knc fehlt. 24. mögen thon und leben. 96. im 1520 jnr. 27. ntamL »• •««•
hlt. 34. »ein« fehlt.
1) 2 Cor. 5, 10.
I.
1529. 459
ttct und trowet uqs ouch fast durch unseren schaffiier, er wolt
roß mit recht ersuchen etc. Doch da im ein copy vom rat
ttterantwort wurde , mocht er nit anders finden , dan die luter
w*rheit und wie er mit uns gehandelt het, darumb mnst er
y^ehwigen, dann er erkant, dasz sin spetzwörtlin waren im in-
^^ttrenckt, und merckt ouch, das der subprior war innen wor-
>gpkn, da er sprach: »O we dasz der subprior nit innen werda,
1 ^^rol <ht zwischen ward nit witer mit uns gehandelt. Darnach
^^^ttzt der rat zwen ander pfleger an sin stat1).
Item nach dem begert unser convent, dasz man zwo per-
1 ^tffl ra* dem convent zum prior gen Friburg lyesz, in hoflhung,
(*ß& die den prior wider har brechten. Ward dem vicarien er-
^^ubt, das er allein hynab füre. Doch [12*] mast der convent
£&x in versprechen, und er eim notario in die hand verheissen,
ggy er sich nit widerstellet nach 10 tagen, solt er kein anspruch
xftef ansz cloeter haben.
Da nun der vicary sich wider gestelt hett, begerten die
pfleger geschriffliche antwort, uff das sie möchten den rat un-
derrichten, wes willen der prior were. Antwort inen unser
> convent in schrifft, wie har folgt2) :
Gnad gotes und unser demutiges gebett zuvor : ersamen wy-
sen lieben 3) herrn und pfleger, nachdem und wir durch uch von
einem ersamen wysen rat erlangt haben verwilügung unseren vi-
cariixm schicken gen Friburg zu unserem wirdigen vatter, im an-
zuzexigen unser anlygen in hoffnung, er wurd sich personlich har-
thun und underston ein vereynigung und rachtung machen mit ei-
nem ersamen wysen rat, unser und unsere gotshusz halb, ist ytzunt
bescheen und unser vicarius hat sich wider gestelt nach unserem
und sinem verheisz. Wiewol unser wirdiger vatter, der prior, nän-
> zemal nns nit mag willforen harzukomen usz vil und menger-
ley Ursachen, nit notwendig hie ze melden, dann nach sinem
abscheid von» uns hat er sich selbs vor einem ersamen wysen
rat geschrifflichen entschuldiget und anzöigt, in was meynung
er von hinnen gewychen sye 4) , da by lassen wirs blyben.
> Hat och muntlichen unserm vicarien endecket einen willen und
entlichen beschlusz, nemlich, das er wöll durch die gnad gotes
verharren und bliben in dem orden, wider sin gelubde, so got
dem almechtigen gethon, in keynerley wysz noch weg (als vil
1) Wie schon oben (S. 448 Anm. 4) angedeutet worden, verhält sich die
Sache wohl so , dass Hans Irmy , der mit Rudolf Supper die Pflesrerstelle
'ersehen hatte (in den Briefen der Karth&user ist Seite 453, 12 und 457, 4
r0n einem Amtegenosaen Irmys die Rede) , durch Ludwig Becherer ersetzt
*Urde, und zwei weitere Pfleger, zunächst Fridolin Ryn und Hans Veld-
**£r dazu kamen. 2) Von diesem Schreiben habe ich das an die Pfleger
^sandte Exemplar nicht finden können. 3) Wir haben die Abkürzungen
^ v 1 herrn« und »ein e. w. rat« oder »e. e. w. rat* aufgelöst. 4) S. über
*Wn Brief vom H April S. 449 Anm. 4.
460 1529.
es menschlicher blodikeit möglich ist) handien oder thun, sin
bekleidung nit verendern, unser gotshusz und was des gotehua
ist, ouch was er hat mit got und mit eim rechten titel besitzt,
nit verlaszen noch übergeben oder sich verzyehen, des willen
wir ouch alle samen zu beden conventen sindt, wie wir dan zu
dickermal uns des, so muntlich so schrifflich, entschlossen
haben und nämlich in der supplication an einen ersamen wy-
sen rat gestelt, ouch uns disz protestirt vor einem notariell.
By dem wollen wir es laszen blyben.
Hierumb ist unsere ernstliche und fruntliche bit, das ir, unser
pfleger, wollent einem ersamen wysen rat soliche unser meynung
und entlichen beslusz mit hohem [13] flysz uffs allerbest offnen und
anzeugen, unser halben ein ersamen wysen rat frunüichen bit-
ten, das ein ersamer wiser rat sich nit witer bemuge und be-
kummer andere antwort von uns zu warten. Dann so ein ersa-
mer wyser rat uns wolt lassen blyben in unserem wessen und
etwas bescheidlicher halten, dann wir ein zit har gehalten sindt,
und vor der gemeyne sicheren, wollen wir gern und willig hie
blyben, wo aber das nit, wollen wir aber gern einem ereamen
wysen rat wilforen und von hinnen sampt des unseren mit)
irem wissen und willen zyhen. Damit sin got befolhen. Datum
^J™ secunda post Mathei 1529.
Bede convent der Cartusz in
mindern Baszel.
16. Oct. Item nach Galli komen die pfleger in convent und retten 1
mit vil ernstlichen und merglichen Worten und sprachen : »Sit-
mal ir nit wollen usz dem closter zum wort gotes gon, hond
uch unsere herren der rat 4 predicanten Angeschlagen, darun-
der werden ir einen nemen, der uch gefalt, der musz im klo-
ster predigen, und sindt nämlich dise: der wychbischoff1,,
Ecolampadius , doctor Paulus2) und magister Wolflgangus3
Da sy sahen, dasz der convent nit willig was, sprach der, der
die redt thet: »Ich sprach schier, ir weren nit crisüiche lüt,
dann der predicant, den ir werden erwelen, musz predigen die
gschrifft von got, von Christo, den cristlichen glouben, das*
evangelium etc.«
. Da antwort unser convent: »So es ie mfisz sin, und die
herren der rat habents erkent, so wollen wir magistrum Wolff-
gangum hören«.
21. oct. Der thet sin erste predig uff Ursule [im closter und die«
25-Not. letste darnach uff Catharine. In derselben waren die pflege
zegegen. In welcher predig der praedicant die gute werck ?er-
wurff und sprach under anderen Worten : »Die kütten sindt nit,
t Vgl. S. 450, 22. 2) Paulus Phrygio, seit kuriem als Pfarrer an die
Kirche St. Peter berufen, vgl. Hagenbach 129; s. Athenae Kauriese
p. 18 f. 3) Wolfgang Wissenburger.
^»1
1529. 461
inder den miiren sitzen ist nita etc. Da wart einer usz dem
^O^onvent entriist und ging hinweg. Schrey im der predicant
^^)ach und sprach: »Hab ich nit die warheit gesagt? Ich bin
^^ereit myner predig rechenschafft zu geben«. Antwort im der
^^onventual mit uflgehebten henden, sprechende : »Ich künts dir
,(^*ol sagen«. Et sie exivit de templo. Do beschlosz der predi-
^ant sin predig und [i3b] sprach: »Ich syhe wol, das ich kein
^jrucht bring an uch, dann ich und das wort gotes werden von
^ch veracht und verspott. Wyll mich ouch ytzunt bezeugt haben
\^jiit uch und allen denen, die hie gegenwertig sind, das ich
atn jüngsten tag vor dem strengen gericht Christi kein schuld
uwerhalben wil haben , so ich mit allem vlysz und ernst die
warheit und dasz wort (mort) gotes hab f urgetragen. Aber ir
gantz verblent und verstockt verharren in uwerem furnemen«
>etc. Also verluren wir (optate) den predicanten mit dem (er-
dichten) wort gotes.
Noch der predig beschickten die pfleger den convent, usz-
geslossen des, der usz der predig was gangen, und sprachen:
«Es hat her Thoman1) ein grosze Ungeschick gethon in der
0 warheit, wo das die gemein innen wurde, dasz ir unseren glou-
ben nit wollen annemen, darzu das wort gotes verachten, wir
wissen nit, was darusz wurde«. Antwort vicarius: »Es ist uns
leyctt , ouch haben wir im nüt befolhen , möchten wol lyden,
es wer underwegen bliben. Darumb, lieben herren, wir bitten
* uch , ir wolts ins best keren und den convent nit laszen en-
gelten«. Darnach im crutzgang begegnet her Thoman eim pfle-
ger tind sprach zu ym: »Vermeynen ir, dasz ich unrecht ge-
thon. hab, so wil ich uch ze recht werden vor der universitet
zu Friburg oder vor dem bischoff zu Costentz«.
d Item demnach wurden wir von den pflegern und anderen
verordneten vom rat dick und vil angelangt und mit groszen
lysten ersucht, darusz uns grosze unrfiwe und mencherley fan~
tasy erwuchs, wan wir besorgten yemer, durch ire besehybikeit
wurden sy uns in unseren Worten fochen. Darzu schruwen die
& predicanten fast uff den cantzeln wyder die Carthuser und
sprachen, wir weren ungehorsam und eygenköpfng unnd wölten
keynen bericht annemen etc. Desglichen theten auch die bur-
ger, wa sie by eynander woren uff den Stuben, theten sie nit
dan von den Carthfiseren disputiren. Der ein verwundert sich,
» das 1 1 oder 1 2 personen eym gantzen rat wyderig weren und
in keim stuck dem rat wolten wilfaren. Der ander wolt die
C'artuser alle uff die Rynbruck füren (so man im volgt) , und
*U inen sprechen: »Nun ziechent die [u] kutten usz, oder ich
*tosz uch in den Reyn«. Der dryt wolt sy über die muren
Ä ^erffen. Etliche wolten sie hencken und nämlich im groszen
\) 8. oben S. 453,28.
462 1&2&
rat waren etlichen, die ratschlugen und sprachen, man solt ein
uftrur machen und das closter überfallen, und alle die, die do
nit wolten dasz nuwe weszen, die (on)cristliche religion (sn-
perstition) annemen, solt man erstechen. Solchs und derghchen
vil ratschleg , über uns verfeit, wurden wir innen und gewar-i
net. Usz welchen wir wurden etwas erschrocken und cleimnu-
tig und wurden mit einander rätig, wir wolten ein supplicaiion
an radt stellen, in derselben alle mergliche artickel yerantwur-
ten, so mit uns gehandlet, unser gerechtigkeit und ursach, war-
umb wir den orden nit wolten verlassen, uffs best anzeigen.
Item in denselben tagen die zwen apostaten , nämlich da
schafEner und conversabruder, desmal portner , uberkomen mit
der »tat, und der Schaffner nam lypding, alle fronfasten 15 #., t
soram win, 2 nertzel korns und huszrat, für ein huszgesin uber-
swenglich gnug, und für sin arbeit der schaffeny halben alle
jar 20 ü. und behuszung und den tisch im closter, wie eiu
conventher, und so er ein frow neme, möcht er sy zu im ins
closter setzen1).
28. Not. UfF den ersten sontag des advents gieng er nach lutheri-
scher art zu kilchen mit eim jungen meydlin by 1 4 jaren, da* i
satzt er zum ersten ein zit nit gar zu im ins closter, aber dyck
und vil fürt er es ins closter und tryb gar vil lychtferngen
mütwillen mit im, unverholet, unverschamet, ytaunt in der gast-
kammern, ytzunt in den andern kemmerlin, dann in der edlen.
das er wol mag sprechen (sathanice) : »Non est locus Cartuäe. i
quem non transeat luxuria mea«. Darzu entblfaxt er uff einmal
demselben (unseligen) meydlin die brost vor dem eisten im
convent ins priors cellen, sprechende: »Schouw, wie myn frow
(meretricula) brüst hat« etc. Warumb aber im der rat so groszen
sold gäbe und allen mütwillen gestattet, wil ich hernach sagen. >
Aber der ander apostata, der portner, nam in barem gelt und
huszrat mer dan 200 gülden wert2). Und sie bede, was sy
mochten zu der porten hynusz bringen heimlich oder öffentlich,
blyb inen alles. Wyter der Scharnier ward von dem vicario tot
den pflegern verclagt sins bübischen mütwillen halben [ubj, unda
sprach zu den pflegern under anderen Worten: »Ir haben im*
ein spigel für die ougen gestelt, er gehört uff den graben3] und
1) In einer Urkunde vom 18. Oct. t521> (Karth. Arch. Kr. 490} ver-
lieh tet Bartholomäus Knobloch (a. oben S. 432) gegen das Leibgeding« .
wie es die Chronik hier richtig angiebt, auf alle fernere Ansprache am
Kloster. Ueber die Dienste, die er fernerhin als Schaffner leisten sollte
und die dafür zu beziehende Besoldung berichtet diese Urkunde nichts
2) Bonifacius Keck von Dornbirn, Laienbruder, quittiert ebenfalls am 18. Oct
die Pfleger um alle Ansprache an das Kloster, nachdem er 180 & Steblei
Basler Münz und Währung erhalten hat , sammt den Kleidern , die er aa
diesem Tage auf dem Leibe getragen , seinem Werkzeug und etwas Haus-
rath (Karth. Arch. 491). 3) Den Ausdruck »üf dem graben gen«, d. h
um den Stadtgraben spazieren, gebraucht Berthold von Regeasburg nm
1529. 463
nit in die Carthusz«. Das zoigten die pfleger dem rat an. Da
wart vom rat erkant (in concilio* malignantium) , es wer sin
eefrow, er solt sie gantz zu im ins closter setzen. Dann der
schafiher hett gröszer gunst vom rat, angesehen, dasz er inen
* brieff, sigel , alle heimligkeit und alles , das der prior im ver~-
trnwet het, ofihet und uberantwort. Der ouch die kutten ab-
gezogen und gantz ein sellosz, verrucht, weltlich und fleisch-
lich leben fürt. Dan deszmal pfaffen, munch und nonnen, ye
verruchter und fleischlicher sie lebten, ye me sie gunst vom rat
» erlangten und gelybt worden vom rat (tanquam in proposito pares) .
Dann unser vicarius beclagt sich vor den pflegern unser apo-
staten eins und sprach: »Do er noch in der kutten was,
war er alwegen eins streflichen wandeis«. Antworten im die
..pfleger sprechende: »Das er allwegen im hertzen hat gehebt,
u das thut er ytzunt, daran haben unser herren ein wolgefallen«.
(Ecce quales justiciarii!) Da nun der Schaffner vom rat ver-
willigung hat, setzt er das meydlin zu ym ins priors cellen.
Doch wart dem meydlin verbotten , dasz es nit in crutzgang
ging. Ouch ob yemant usz dem convent ansz priors cellen
so lütet, und der Schaffner nit wer in der cellen, solt es nit uff-
th&n. Da nun der (Judas) Schaffner also het gehuset ins priors
cellen, visitirt in zum dickermal der lutpriester zu sant Theo-
der, mit siner metzen, und nämlich im advent, an den frytagen
zu nacht, und bracht sin gesotten fleisch mit ym und sassen
*& da und schlempten und buszetten oder brassetten bitz in die
tyeffe nacht, lachten und kytterten, wie in eim offnen husz.
In summa, des priors cell was frow Venus berg. Doch thet
der lupriester solchs visitiren nit umbs Schaffners willen, son-
der von wegen des (glatten) meydlin, dann es gefyel im, wie
30 nit lang darnach offenbar ward. Darumb der Schaffner und der
lutpriester (die ewig hellischen menner) wurden einander thot-
findt. Darnach wurd der Schaffner mit dem meydlin ouch un-
eins, dan der kuszmonat was harumb. Und schlugen und
stiessen [u] einander und hetten ein geschrey, wie huren und
B buben , (quales erant) . Da schlug dasz meydlin den Schaffner
mit eim buschel Schlüssel einen wüsten flecken ins angesicht.
Da der rat vernam, wie sie ein so bubisch leben fürten, und
der schaffher trug das zeichen im angesicht (posuit signum in
fadem suam, ut nullam preter ipsam meretriculam admittat),
m erkant der rat, dasz er das meydlin gantz und gar solt usz
dem closter thun. Dasz must er thun des tags, da es im ver-
kunt wurde.
Nun, dasz ich wider kumm, da ichs gelaszen hab, der
suppKcation halben, wurden wir geürsacht usz mencherley an-
den liederlichen Dirnen. S. Mittelhoch d. Wörter b. v. Benecke- Müller-
Zarncke I, 562. Lexer: Mittelh. Handwörterbuch I, 1064.
L
464 1 529.
zeigung, so der gantz rat bericht wurde, wie statt mA platz,
da unser closter stat, von inen were erkoufft worden, dei
rat wurd die predicanten, desglichen ouch die gemeine heyszen
swigen und uns hynweg oder zufriden laszen. Item die
pfleger sprachen etwan: »Die burgerschafft der stat Basel
hat uwer closter gestifft und begabt«, und wir weren frembd,
mit was rechten wir dann das closter und, was des closteis ist,
mit uns begerten hin wegzef Aren ? Wo sye uff dem weren ver-
harret, hetten wir inen vil ein anders können darthun.
Voigt nun die supplication in form und gestalt von wort
zu wort, wie dan durch unseren vicarium sampt zweien per-
sonen unsers gotshüsz wart beden raten sytzen1) uberantwort
und geleszen vor beden raten zugegen unsers vicarien und der
it. dm. ander zwo personen uff samsztag nach Nicolai im jar 1529* :
Edlen, strengen, frommen, vesten, fursichtigen , ersamen
und wysen, sonders gnadigen und günstigen herrenn. Sit wir
yeczunt lange zyt in mercklicher gefengnüsz verknüpft und
verhelft gewesen > auch gancz und gar trostlose gehalten, ist
noch nye unsz mit eim einzichenn wort endeckt ursach, wie
oder warumb wir solche trostlosze gefengnüsz verschüldiget i
haben, deszhalb unser unmut, kumer und beswernüsz von ta?
zu tag sich mercklichen meret, sonder so wir verneinen, wie
die predicanten über unsz schryen, die gemeyne murmel, und
closterlütt klagen, und wir in solchem vall auch unsers leben*
besorgen. Deszhalb wir auch (ist nit lang) geschrirftlichen un-1
seren pflegern anzöigt haben ze berichten e. e. w. , wolle mau
unsz hie lassen und in unserm wesenn blyben, nemen wir gut-
williglichen an, doch dasz wir bescheidlicher gehalten, [i5bj dac
ein zyt har gehalten sind, und vor der gemeyne gesichert
wurden. Ist unsz noch kein antwort worden, daruinb un*er!
kumer und forcht mercklichen zunympt, wiewol nit in unseni
conscienczien oder gewisne ist, dasz yemandt in beden steten
Basel ab unsz könne oder möge klagen, dasz wir yemant?
habenn beleydiget oder beschediget im mersten oder im min-
stenn, auch keine klage schuld halb über unsz gehört wurt,:
haben auch keinen frevell begangen. Deszglichen haben vir
unsern orden und observancz dem gotzwort, alsz wir hotfen,
24.- in disxem fall. 28. bescheydlicher gehalten werden , dan wir. 34. »«I« **
schediget« fehlt. 34-35. im mersten oder mynsten, in vil oder in wenig.
1) Sitzend, in gesessenem Rathe. 2) Auch hier geben wir den Wort
laut des dem Käthe Oberreichten Exemplars mit den Varianten der Chrono
Da die Schrift durch den Vicar selbst im Rathe übergeben wurde, ist *
nicht, wie die beiden ersten Schreiben (S. 452 ff., 454 ff.) in Briefform zu-
sammengelegt, versiegelt und mit Adresse versehen, sondern bloss doppalt
zusammengefaltet. Von swei ineinanderpelegten Bogen sind die sieb«
ersten Seiten beschrieben, auf der Rückseite steht von der Hand des Bitt*
Schreibers Ryhiner : Der Carthuser suplicationn, welche wol ze be<Jencken ;«t
r
1529. 4Ö5
gemfaz nach gelegenheit der Bach wol (und alsz vil unsz got
gtvad verfychen) recht gehalten. Darumb on unsere (ob got
wü) schuld und alle andere angezögte ursach unsz in solcher
gefengnüsz und geferligheit verstrickten und halten nach un-
s serm beduncken geschieht unbillich. Ist wol war, die verornet-
ten von e. e. w. mit unsz ze handien han sich lassen mereken,
esz beschee darumb , dasz wir unsz vor einem notarien hand
protestiret und bezögett, dasz wir unser gotzhusz nit wollen
übergeben etc. Wo dem also, wer in der warheit wol ein jamer
) ze h6ren, dasz fromme Cristen andere unschuldig Cristen allein
urabsz zytlichs, so unser ist, dermasen solten halten, wie mir
ein lange zyt gehalten sind. Man möcht villicht sprechen,
neyn, esz hang mer daran, nämlich, dasz ir nit gehorsam sind
und dasz nüwe ewangelisch wesen , yeezunt in beden stetten
einhellig angenomen, ir nit annemen. Gnadigen lieben herren,
dasz sige wytt von unsz und sol sich, ob got wil, niemer erfin-
den, dasz wir dem heiligen ewangelio ungehorsame oder mit
dem minsten buchstaben wölten widerfechten. Möcht man aber
sprechen: Warumb verwilligen ir üch dan nit in die erkant-
niisz, so bede rat einhelliglich beschlossen und üch han lassen
furtragen? Achten ir sy nit ewangelisch?
Gnädigen lieben herren, wie die erkantnüsz, item wer
yedennan syge, befelchen wir got, der do alle herezen erkent
unnd lassens die bescheiden, die mer verstancz haben, dan wir.
Sagen darby, so schön unser [ie] orden dem wort gotes nit
gemasz (dasz wir, ob got wil, nit verhoffen), so sollen doch
wir nit gezwongen werden, die wil Cristus Jesus unser heil-
macher ein fry ungezwungen hercz erfordert, glouben auch nit,
das ye yemandt, es*syge by den Römern, Corinthiern oder an-
deren, zu wölehen der heilig sant Paulus geschriben hat, oder
anderswo gezwungen syge worden, sonder menglich sin fry er
wil gelassen und got befolchen, der allein die gnad geben und
ingiessen kann und mage.
Item wir verjähen und bekennen die fiirschleg, byszhar
mit unsz gehandlet, der wort halb gütlich unnd früntlich ge-
wesen, aber nachfolgungen, wie dieselben sind, wollen wir
yeezunt zum teyl melden und unsz (ob got wil) dermasen en-
schuldigen (alsz vil esz schlechten einfaltigen menschen mög-
lich ist; , das nieman könne oder möge unsz straffwurdig erken-
nen. Nun anf englichen ist unsz furtragen, zum teyl münd-
lichen und zum teyl gschriftlichen, wie e. e. w. ire erkantnüsz
nit habe lassen uszgon also blind, unbedacht und gechlingen,
sonder mit vorgeendem rat, ob mit got und guter consciencien
sy yemand solche fürhalten möchten, und haben darin funden,
4. verstricken. 6. nngntlichen. 7. geswornen notarien. Iß — 17. und »ich, ob got
wil oveh nymmer sol erfinden. 22. oder wer. 24. bescheiden declariren. 27. dann
Christus. »*• si*«n-
Basier Chroniken. I. iJU
466 1529.
das sy solchs fug und recht habenn , und syge ye nit gesche-
hen usz einem Widerwillen gegen unsern personen oder begirde
unserer habe, o neyn, und werde nit anders gesucht oderge-
meynet, dan der seel heil etc.
Gnädigen lieben herren , wer wölte dise angesagte wort
verwerffen, dasz sy nit wol und recht geseczt weren, aber nacb-
gonde werckt, ob sy den rechten gem&sz sygen, lassen vir
uszrichten , die mer vernufft und verstantz haben , dan vir.
Dan nach den obgemeldten Worten ist gefolgt, nämlich on alle
angezeigte ursach ist unsz dasz unser verspert und beschlossen
worden , die Schlüssen von unsz genommen , man nympt inn
und gybt usz, man zöigt die zinszbrieff den zinszherreu, spre-
chende: »Wir han brieff, geben unnsz zinsz«. Man erfordert
und gybt rechenschafft etc., und dasz alles on unser wywen
und willen, und so wir fragen, wurt unsz antwort vom schaf-
ner, wir sollen dem zytlichen nume nit [ieb] nachgedencken.
Gnädigen lieben herren, dasz ist unsz mercÖicheii über-
legen, angesehen dasz wir alle unsere habe mit gutem rechten
eerlichen tytel überkommen, in guter ruwiger posaession gehebt
und also yeezunt unverdienter sach entseezt und aller admini-
stration beroubt werden. Gnädigen lieben herren, wir bytten
durch dasz lyden Cristi, e. e. w. wöl unsz nit verargeun.
Wir fragen, ob dasz closter mit sampt anderem, daau ge-
hörig , unser syge oder nit. Ist es nit unser , so begeren vir
keinesz frembdes guts, dan got hat gebotten exodi am 2t)-
»Du 8olt nit dines neonaten husz, wyb, knecht, magt, vychc
oder wasz din nechster hat, begeren«, item oueh nit mit oder
under eim schin desz rechten darnach stellen. — Item, ist etf
nit unser, warumb werden wir dan in solcher trostloser gefeng-
nüsz gehalten unnd wil man unsz nit hinwegk lassen, *u
übergeben dan dasz closter? Wyter, ist esz nit unser, warum»
werden dan wir so dick und ofÄ angelangt, wir sollen uns« de*z
closters verzychen , so ye niemand rechtlichen hinwegk gy &
dan dasz vor sin ist. Item, ist esz nit unser, so begeren wr,
dasz gloubwürdig brieff und sigel darüber verhört werden, sol-
che gnugsam e. e. w. aller ding underrichten werden, und &>
sich usz denen befindt, dasz dasz closter sampt anderem nit
un$er oder an unsz nit kommen nach inhalt gütlicher und
menschlicher recht, so werde esz dem zugestelt, der recht darzo
habe; wir begeren, gnädigen lieben herren, nach dem geb"ttl
Cristi unsere heilmachers, dasz mit unsz gehandlet werde, w
dan ein yedlicher in glichem vall begert mit im gehandlet k
werdenn.
Item, esz ist etwan unsz färgehalten, ob wir ye uff unser
2. «ss begyrde. 3—4. gemeynet noch gesucht. 7—8. die «strickte«. lf 'jj
haben die brieff, gebt uns den suis. 21—22. wir bitte« e. e. w. nnb dss ljden Ctn^
wollen. 27—28. nnder oder onch mit. 30. man wtl. 32. wir dann.
k
1W9. 467
meynuHg wölten verharren und hinwegk zyhen, so wolte e. e.
w. unsz eerlichen abfertigen, dan esz were einer löblichen statt
Basel nit fast eerlichen, wo wir insz nechst dorff körnen mit
leerer hand, und ob wir nit stat und placz wüsten, wölt man
5 unsz mit solchen versehen etc. Gnädigen lieben herren , wer
wölt sprechen, dasz solche wort nit barflüssen usz frommen
ewangeüschen herczen, die sich von volle cristlicher und brü-
derlicher liebe überschütten. Aber nit lang darnach begerten
wir ein früntlichen abzug, wart unnsz antwort, [17] wir mosten
u> quittiren etc. Gnädigen lieben herren, ist dasz closter mit sampt
der hab (wie vormalsz bemeldet) nit unser, so begeren wir
nüczs, ^darff es keiner quittirung, begeren noch ein früntlichen
abzug (wo dem also) mit unser bekleydung. Ist esz aber unser,
verhoffen wir, dasz sich nieman desz sinen ze verzychen urj-
15 verschuld und deszhalb ze quittiren von allen rechten gezwun-
gen söl oder muge werdenn.
Gnädigen lieben herren, man ist überkommen mit zwoen
personen unsers gotzhusz, nämlich mit dem Schaffner unnd
partner, eim yedlichen ein merckliche summe verordnet on un-
20 ser wyssen und willen, bedunckt unsz billich, ob in solchem
vall wir nit mer am closter hetten dan ein interesse, sölt ye-
mand von unsz auch darzu beruffit sin, so wir mit inen und
sy mit unsz vereinbart und überkommen sind (wie derselb ver-
trag lutet, ist nit notwendig yeczunt ze melden). So sy nun
& von unsz abgewichenn und wir nit von inen, und der vertrag
ob unser wissen und willen beschechen, Ion wir in ston in
sinem werd, vermeynen, esz sige in allen rechten, wie krefffcig
oder unkreftig er syge, nit unverborgen.
Man möcht villicht sprechen, die yeczunt zwo gedachte
*> persone sind gehorsam gewesen , die cutten abgezohen , den
orden verlassen und sich desz gotzhusz verzychen. Gnädigen
lieben herren, wer recht gehorsam syge, befelchen wir got ; esz
spricht der heilig saut Petrus: »Man musz got mer gehorsam
sin dan den menschen«1). Auch durch abzychen der cutten
i*. und verlassen den orden wurt nieman sicher siner seel heil,
mer gybt man sich in geferligheit, und »wer sich in geferligheit
gybt«, spricht sapiens ecclesiastici 3., »verdyrbt darinen « 2) . Der
aber die cutten anbehaltett, im ordenn verharret und demselben
gelebet, ist siner seel heil sicher. Man möcht villicht sagen:
*• »Wer versichert die, so im orden verharren ? Der babst ?« Ant-
wort: »Nein!« »Wer dan?« Antwort: »Der versichert hat, dasz
6. die «ort. 9. abzog mit anaer bekleidnng. 14. niemant sieh. »ze« fehlt.
21. dann interesae. 23. »vereinbart und« feilt. 25. »nit« fehlt, offenbar ein Ver-
ael»sn des Abschreibers. 28. »ee« statt »er«. 3i. Statt »verlassen — veraychen« hat
die Chronik bloss »verlassen etc.« 35. synea heils. 37. »ecclesiastici 3« fehlt.
39. gelebet, gibt sich nit in ftrlikeit, ist. 40-41. »Antwort« vor »Nein« fehlt.
1) Act. 5, 29. 2) Ecclesiasticus 'Sirach 3, 27.
au*
1
468 1*29.
Matheus, Marcus, Lucas und Johannes die luter, pur und göt-
lich warheit geschriben haben !a »Wer ist derselb?« »Esz ist
autoritas ecclesie catholice, dasz ist der krefftig gewalt der ge-
meynen cristlichen kilchen, langwirig bruch und einhellig an-
nemen durch die ganczen Cristenheit«. Wer nun solche auto- &
ritet verwürfft, wasz im gnugsam sicher und gewysz könne
oder möge gsin, geben wir e. e. w. alsz den verstendigen ze
ermessen; [nb] wir lassen yeczt anston unser glübt, so wir fry,
ungezwungen, gott vorab und darnach dem orden, gethon
habenn. io
Item man halt unsz für, wie e. e. w. erkantnüsz und man- •
dat sige götlich, recht und billich, deszhalb auch im druck
uszgangen und talme kumen für forsten und herrn. Gnadigen
lieben herren, dasz üwer mandat götlich, recht und billich syge,
lassen wir geschehen , wurt aber darumb niemer folgen , dasz m
wir oder ander lüt dasz ire, so sy han und besyczen mit got,
recht und aller billigheit, mflsen verlassen oder sich desz ver-
zychen, vermeynen auch nit, dasz im gemeldten mandat oder
erkantnüsz sölchs mit eim wort gedacht syge, deszhalb wir
unsz aller billigheit alsz zu einem cristlichem regiment ze Ter- m
sehen, dan on zwyfel e. e. w., wasz sapiencie am 6. cap. ge-
schriben stot, unverborgen ist1).
Item man spricht zu unsz: »Wölten unser herrn die rat
zwen glouben in der stat haben, wüsten sy wol« etc. Gnadi-
gen lieben herren , wir wissen nit mer dan von eim glouben n
ze sagen, den wir im tauff enphangen haben, in Latin genent
fides catholica, dasz ist der gemeyn cristlich gloub, der anhebt
»wir glouben in got vater den almechtigena etc. mit allen nach-
gonden stucken und aller massen, wie im heiligen concilio
Niceno und anderen beschlossen ist worden. In dem gloubenn so
wollen wir blyben und verharren, so ver unsz got sine gnad
verlühet, und ee lyb und leben darann strecken, ee wir wöl-
ten ein andern annemen, wie joch der genant mag werdeim.
Item so wir demutiglichen bytten und begeren, man söl
unsz lassen by brieff und sigel blyben, antwort man unsz, ob »
wir dan e. e. w. wollen zwingenn etc. Neyn, gnadigen lieben
herren, wir wollen niemandt weder zwingen noch dringen,
sonder begeren by dem unserm, so wir mit got und recht über-
kommen, ze blyben. Deszhalb, so e. e. w. villicht der ding
1. «und« nach Lucas fehlt. 2. Antwort: es ist. Am Rande in d. Chron.: Note bane.
4. Der Brief hat »cristlicher«. 6—7. was im könne oder möge gnugsam versicheren nnad
gewiss sin. 8. anston ytsnnt. 12. «recht« fehlt. 13. talleme. 16. »and be-
sycxen« fehlt. 18. »der« statt »oder«. 20. tn nch ale tu. 20—21. zn ramehen.
21—22. »dan - ist« fehlt. 23. der rlt. 28. in gloub. »den« fehlt 30. in dem-
selben glonben (so Ten- uns got sin gnod verlychet) wollen wir blyben und verharren. #
1) Ungerechtigkeit verwüstet alle Länder, und böses Leben stünet die
Stühle der Gewaltigen. So höret nun, ihr Könige, und merket; lernet, ihr
Richter auf Erden u. s. w.
r
1529. 469
nit volkumenlich underricht were, geben wir üch ze verston,
wie vor zyten ein ersamer wysser rat, ingeschlossen die ge-
meyne, bat verkoufft den hoff und placz, da yeczunt unser
gotzhusz stat, mit allen inbüen und zugehörungen, einsz fryen
»koiiHs, ir bar gelt darumb en-[i8]phangen, brieff und sigel
darüber uffgericht und sich verzychen aller gerechtigheit , an-
sprüch , inträg und aller fund, so durch menschen möchten
erfunden werden etc., auch versprochen und verheysen, sampt
die gemeyne solchen kouff den Cartusern by ire triiwe vest
10 und stet ewiglichen ze halten und die Cartuser mit dem ob-
gemeldten hoff und placz lassen handien und wandlen, schal-
ten und waltten on alles ansprechen, alsz mit dem ircnn1).
Gnädigen lieben herrn, so nun unsz merckliche not dring
und zwing, so musen wir thun, dasz wir nit vermeyden ken-
l* nen. Hierumb, gnädigen lieben herren, wollen wir üwere
strenge wysheit ermanenn und ermanet haben desz obgemeldten
kouffs, auch uffs höchst darumb ersuchen und ersuchet haben,
wie eim Cristen zimpt den anderen ze ermanen und ze er-
suchen. Wir bytten auch luter durch gotes willen, üwere
at strenge wysheit wolle mit unsz handien nach dem gebot Cristi,
so Math, am 7. spricht: »Alles dasz ir wollen, dasz üch die
lüt thüend, dasz thun inen auch ir, dasz ist dasz gesäczt und
propheten « , und wollen unsz also by brieff und sigel beschu-
czen, beschirmen, behalten und lassen blyben und den offt
25 gemeldten hoff und placz nach lut derselbigen brieff und sigel
ze unsern henden stellen und fry, on alle hindernüsz durch
personen unsers ordens den lassen verwalten und verschaffen,
wie billich ist.
Gnädigen lieben herren, dise meynung unsers convents
so wolle üwere strenge wysheit im besten verneme und antwort
nit verengeren oder gar keine gebenn, wie vormalsz be-
schehenn.
Da nun unser convent dise supplication het dem rat uber-
antwort, wie obstot, und der rat hört unser meynung und ge-
35 rechtigkeit, die wir zum closter hetten, wüsten ouch nit, wie
oder wasz sie dem convent solten antworten, nitdestmindcr
wolten sie uff irem furnemen verharren und dasz closter nit
usz iren henden und gwalt lassen, darumb forchten sie, unser
ein teyl wurden fluchtig und sich heimlich hinweg machen,
4» und so denn der merteyl by dem prior were, mästen sie dem
prior und convent, der by im were, die zins laszen volgen,
darumb bestelten sie heimlieh hfit, die uns bewaret etc. Und
3. haadt. 13. nnt nnn. 13—14. drinckt und zwingt. 17. darumb nffs höchst.
21. Der Brief hat »am «.« Die Chronik giebt da« Sichtige. Der Sprach steht Matth. 7, 12.
22—23. »da» ist — »propheten« fehlt.
1) 8. oben 8. 256 Anm. 1.
470 1520.
wie wir uff samsztag, wie obstat, inlegten die supplication, in
derselben nacht thet unser custor1) gar ein dorechten Unge-
schick. Dann [isb] er was ein statkindt und hett dielen odor
brett ufgehebt in der Stadt gang und mit sinem liplichen brü-
der verlaszen, das er durch dasselb loch im sin cleyder hinusz s
trüge. Und so der custor hinweg kerne, solt er im sin cleyder
hienach schicken gen Friburg. Da aber nun weder der custor
noch sin bruder nit wüsten von der heimlichen hSt, kome uf
12. d»c. sontag frue, da es noch finster was, uff den gang unsere cu-
stors bruder und wolt die kleider reychen. Do erwusten in die i<
verhüter und legten in inn den thurn 3 oder 4 tag. Aber den
custor nam die stat und legt yn inn den kereker 1 nacht und
darnach an ein kettin in sin cell und gaben ym ein weltlichen
man zu, der in verhütet, das nieman vom convent solt mit Ym
reden. Do komen alle tag 3 oder 4 mann vom rat verordnete
mit im zu handelen, das weret 4 oder 5 tag. Darnach ergab
sich der custor inen, er wolt die kutten uszziehen und hinusz-
gon zum wort gotes. Da must er versprechen sampt sin frundt
mit ym, ob es sach were, dasz er sich heimlich oder offenlich
hinweg mächt, so solt er sich aller ansprach zum closter mitsJ
der that verziehen haben, doch diewyl er hie blyb, solt er ein
pfrund haben wie ein ander conventual. Darnach zog er ha-
bitum ordinis ab von uszwendig, aber inwendig behüt er in
an, und legt ein swartzen rock darüber und gieng also usz
und in bitz nach winachten des jars 1530; wart ym witer zu-a
gemutet, das er solt zum disch gon, und verwyssen im, das er
gieng zu denen, die des nuwen weszen nit weren und kunt-
schafil mit inen hett, das solt er vermyden. Er besorgt ouch,
dasz er must zum gots (zu irem) tisch gon , darumb ging er
heimlich hinweg gen Friburg widerumb in den orden. *
Wyter ist zu wissen, das der radt usz dem, dasz der custor
glich nach inlegung der supplication understanden het zu flu-
hen, in argwon kam wider den gantz convent, imm wer nit zu
vertruwen, darumb er lange zit antwort uffschlug. Darzu hat
es sich ouch begeben, dasz ein namhafftiger burger der Stadt $
Basel zu Friburg by unserem [19] prior het gessen und under
anderen worten hat im der prior gesagt sprechende : »Min con-
vent hat ein supplication ingelegt wider mynen willen, dan ich
hab die besten im rat zu Friburg und die gelerosten in der
umversitet dieselb supplication laszen lesen und sie rads ge~<'
fragt. Und sie haben das alle widerraten usz ursach, der con-
vent wurde dasz fiier gantz anzünden a etc. Da nun der ege-
I } Wahrscheinlich Heinrich Ecklin , den Georg im J. 1 526 als sacrUu
bezeichnet (S. 355, 12; unter custor und aacrista ist derselbe Beamte w
verstehn) und der ein »Stadtkind« war (S. 355 Anm. 4). Des Sacrista er-
wähnt auch Zscheckenbfirlin in seinem Briefe vom 7. April (S. oben S. 45$
Anm. 1). Vgl. die Beilage über die letzten Schicksale aer Karthaus.
1529. 471
nant burger wider harkam, zeigt er die wort des priors un-
serem schaffrier an, der sagts im convent und den pflegern.
Aber Theoder Scherrer1), einer Yon den 13, sagt, der prior
het ouch solche meynung hargeschriben, doch wem, ist uns
nit zu wissen, dann dem convent hat er nye keinen buchstaben
geschriben der supplication halben.
Aber dem schaffher , wiewol er apostatirt het, nitdestmin-
der war im der prior fast geneigt und schrib im dick und vil
gar fruntlichen. Ouch in etlichen handelen, so der convent
»mit der Stadt hett gehandelt, schrib er dem convent, er het
recht und wol gethon, aber dem Schaffner schrib der prior, als
ob der convent nit recht het gethon und sprach : Jo der con-
vent solt sich laszen wisen, dan es ist itzo also ein ding, man
muosz dem wasser sinen lauff laszen etc. Sic volo, sie jubeo2)
> etc. Desglichen, so der schaffher gen Friburg kam, wart er vom
prior frimtlich entpfangen, eerlichen gehalten vor dem convent
und prior zu Fryburg entschuldiget , dasz er het habitum ordi-
nis abgezogen in einer guten meynung (exitus acta probavit).
Da nun der Schaffner sähe, dasz der prior kein myszfallen
»het an sinem vresen, ward er in sinem bösen furnemmen ge-
sterekt (maioraque cornua sumpsit3)). Und do er widerkam
gen Basel (beschahe uff fritag vor dem advent 1529 jar), glych26.Nov.
darnach uff sontag het er hochzit nach der lutherischen art, zs.Nov.
dan unser prior zu Friburg war guter ding mit ym und sprach,
i ob er darumb wer gen Friburg kommen, dasz er in ouch wolt
uff sin (maledyten) hochzit laden etc. Ich kan den. prior nit
entschuldigen, das er spricht: »Ich hab dem schaffher ze vil
vertruwet, und wo ich mit im nit guter ding were, öffnet er
alle heymlikeit [i»b] den weltlichen« etc. (facUe deviat a justi-
* eia, qui in causis plus homines quam deum timet) . Ursach ist,
do man den Schaffner solt machen, war der merteyl des con-
vents darwider und sprachen zu den visitirern, er wer gantz
und gar hinlessig, weltlich und het gar keinen anmut zu an-
seht und geistlichen dingen und Übungen (qui sibi nequam,
»cui bonu8?). Da antwort der visitirer im capitel und sprach:
»Wir wollen uch schaffher machen in hofihung, ir werdent uch
besseren«. Das wasz ein hübsche hoffhung. In der cellen nit
geistlich sin, sunder weltlich, aber am ampt in der weit erst
geistlich werden. In summa : die visitirer wolten thfm, was inen
*>der prior ingab (sicut moris est). Dornach in allen Visitation
1) Ohne Zweifel Theodor Brand , aus einer angesehenen Kleinbasier
Familie (vgl. S. 296 Anm. 2), seines Berufs Scherer, damals Rathsherr sei-
ner Zunft, spater Oberstzunftmeister und zuletzt Bürgermeister, Vater des
S- 1S7, 26 erwähnten Oberstzunftmeisters Bernhard Brand. Ein Kathsglied,
das den Geschlechtsnamen Scherrer geführt hätte , gab es damals nicht.
2) Juvenal. VI, 223. 3) Anklang an Ovid. Ars am. I, 230. Trist. IV,
472 1529.
warde grosze klag ab dem Schaffner von beden convent. Be-
glichen ward der prior von weltlichen und dapfferen mannen,
als vom zunfftmeister *) gewaniet, das er dem schaffiier nit sott
also vil vertruwen, mocht alles nit helffen, der prior sprach
allwegen: »Ich hab mir ein guten Schaffner a. Darumb in allen*
Visitation wart der Schaffner nit reprehendirt von den visitirern,
wiewol sie vil klag gehört hetten, sonder vast commendirt und
nemlich in der nechsten visitatz, ee er die kutten uszzuch und
apostatirt, declarirten die visitirer (wie inen der prior ingeben
het), man solt dem Schaffner ein eygin rosz kouffen. Nit lang i*
darnach apostatirt der Schaffner und koufit ym selbs 2 röszlin,
das ein rydt er im tag, das ander in der nacht (dasz mosz
got im hymmel erbarmen). Darzfi, da der prior hinweg fiire,
vertruwet er dem Schaffner sigel, brieff, schlussel zu siner und
aller heymligkeit. Das öffnet und uberantwort er alles dem rat, '>
darumb er groszen gftnst vom rat erlanget, und machten in zu
eim schaffher der stat über dasz closter und lieszen in innemen
und uszgeben. Deshalb er merglichen groszen schaden dem
closter zugefugt , aber da was kein schand , dan in der selben
zit zu Basel munch , pfafien und nunnen , ie verruchter und 2e
fleiszlicher [20] sie lebten, ye eerlicher vom rat und gemein sie
wurden gehalten (laudatur peccator in desideriis anime sue et
iniquus benedicitur) , und sprach man: »Der oder die ist recht
erlucht mit dem gotswort und evangelio, (ve, quod dicitur bo-
num malum) , dan er oder sye hat sich gantz von den apostütz- s>
lerwereken gekert und ist rechtgloubig worden und hat sin
hoffnung gantz in (anty) Christum gesetzt und nit in die werg,
damit munch und nunnen umbgon« etc.
Nun wieder ad nropositum: da der rat vernam, wie der
custor hett wollen flänen und der prior het dem convent ge- »
schriben und geraten (das doch nit war wasz) , dasz er die sup-
plication nit solt inlegen, wie dann der rat von Theoder Scher-
rer und vom schaffher ward bericht, doch vil anders dan an
im selbs wasz, dann der Schaffner kan der lugen ein gut gestalt
machen, darnach ward der rat mit einander rattig und sprach »
(wie mir ein namhafftig man anzoigt) : »Die munch wollen un*
in keinem stuck wilfaren und gehorsam sin, auch irem eygneu
9. Am Bande : anno 1528. 13. Am Bude: anno 1529.
1) Wahrscheinlich ist Lux Zeigler (aus einem Basler AchtbOrgerge-
schlüchte) gemeint, der 1523 Oberstzunftmeister wurde und abwechselnd
mit Jacob Meyer zum Hirsen dieses Amt bekleidete, bis er 1529 als An-
hänger der katholischen Partei genöthigt wurde, es niederzulegen. Maria
von Brunn , die Nichte des Priors und grosse Wohlthftterinn des Klosters,
bezeichnet ihn in ihrem Testamente (s. oben S. 334 Anm. 6} als ihren Vet-
ter. In die Zeit zwischen 1523 und 1529 fällt, wie wir oben S. 432 bemerkt
haben, aller Wahrscheinlichkeit nach die Wahl des Bartholomäus Knobloch
zum Schaffner.
1529. 1530. 473
prior sind sie nit gehörig, darzu ouch understond sie fluchtig
ze werden, inen ist nit zu vertruwena. Und beschlussen, man
wolt uns nit hinweg lassen, es wer dan sach, das wir uns des
gotshusz verzychen und das inen übergaben mit gnugsamer
»Versicherung und quittirung, das wir kein anspruch mer an
das closter w ölten haben, wo aber dasz nit, so wolt man un-
ser bede convent in crutzgang inbeschlyssen und uffs gnubst
Fersperren. Nach dem wart nit witer gehandelt mit unserem
convent bisz uff Fabiani und Sebastiani im jar 1530. Do ko- 20. Jan-
t« men die verordneten vom rat, 6 oder 7 man, für bede convent
und redten uff solche meynung: »Unser herren des rats mey-
nung ist, nit dasz sie uch von dem uweren wollen vertryben,
aber sie begeren, dasz ir ire cristliche religion annemen und
uch uwers ordens, regel, Statuten und habyt verziehen wollen.
i.s So wil ein ersamer wyser rat das regiment wider zu uweren
banden stellen, wie ir begeren in uwer supplication, doch must
ir pfleger [2ob] haben. So ir aber dasz nit wollent thun, und
vermeynen vilycht, es wer wyder uwere conscientz und des-
balben hinweg wolten, so wil man uch allen ingemeyne und
»eim yglichen insonders sin leben lang laszen volgen ein gute
competentz, 80 ir quitieren mit gnugsamer Versicherung«. Item
wyter sprach einer von inen : »Unser herren sindt ob uwer sup-
plication gesessen und die verstanden, wie sie lutet nach dem
buchstaben, und ir habent unseren herren eben gnub zugeschri-
fcben, sprechende, sie haben uch das uwer beslossen und ver-
spert ; ir han doch noch essen und trincken, und sie sindt cast-
vögt (casten- und kistenfeger) über das closter, aber ir allein
usufruetuariitt etc. Darnach giengen sie hinweg, und bede con-
vent hetten sich bald bedacht und verordneten zum vicario zwo
i<> person , die inen uff dasz egemelt anbringen solten antworten
und sprechen : »Ersamen wysen lieben herren. Es ist noch umb
ein kleyne zit zu thon, so halt man capitel in der obersten
Cartusz, dahin kommen vil vätter und gelerte personen, den
schriben ir, wollen wir ouch schriben, und so uns wider vom
& capitel geschriben wurt, wollen wir uch ein fruntlich antwort
geben«. Antworten sie und sprachen: »Wir wollen nit mer
disputiren. Aber wir wollen einmal von uch wissen: Jo oder
neyn, ob ir unser cristlich religion (ah got der religion) wollen
annemen oder nit und uch wollen verzychen, wie obstat, mit
w einer gnugsamer quitirung, das ist tutsch geredt « (Latine: Lu-
pus in omni sermone agnellum vocitat). Antwort vicarius:
• Wir werden fiwer religion in keinerley wisz noch weg anne-
men, aber so es nit anders mag gesin, so stellen ir die quiti-
rung nach uwerem gefallen, und so wir sy geleszen haben, ist
4.) »ie uns anzunemmen, so wollen wir sie annemen, wo aber nit,
31. •. w. 1. h.
474 153«.
so wollen wir witer thün, das billich und recht ist«. Solchs
anbringen ward von in nit abgeslagen, und sie lyeszen uns uff i
dem won, dasz sie ein quittirung stellen wolten. Do waren j
etlich vom convent nit wol content, vermeinten, der vicarius '
het sich ze vil [11] ergeben etc. Item witer redet ein conven-* '
tual, sprechende: »Lieber herr, es ist erkant von beden raten,
wölche person etwas ins closter hat bracht, wöll man ir laszen
volgen. Nun hab ich von mynes vetterlichen erb bracht 200 fl.,
beger ich, das man mir die lasz volgen, so will ich für mich
und alle myne frundt gnugsam quittieren, das weder ich noch»
myne fründ ansz closter oder stat keinen anspruch wollen
haben, und so das geschieht, will ich hinweg. Aber das closter
zu übergeben und mich das verziehen, hab ich nit gewaltf.
Antworten sy und sprachen: »Es ist wol ein wunder, dasz ir
uch alle so fast sperren, dasz closter zu übergeben, so doch»
uwer keiner mag sprechen von dem minsten, das des closters |
ist, dasz ist myn, dann ir sindt allein usufruetuarii und nit
eigen Schaffner, aber unser herren sindt kastvögt« etc. (nnde
locus?). Antwort vicarius : »Ja, ir sagent recht, das unser kei- j
ner für sich selbs insonders mög sprechen, das ist myn, aber*> '
der orden und wir alle ingemeine mit dem orden mögen spre-
chen : das closter und was des closters ist, ist unser und myn.
Doch, so ir selber bekennen, das unser keiner mög sprechen,
dasz closter ist myn, wie mögen dann wir hinweg geben, das
nit unser ist?« Wyter wart geredt: »Ir hand in uwer suppli-r»
cation gesetzt, der seel heyl hang an der kutten«. Antwort
vicarius : »Das haben wir nit geschahen, sonder in der kutten,
so wir unser gelubd halten und dem orden leben, sindt wir der
seel heyl sicherer in der kutten dan on die kutten«. Wyter
wart von inen geredt : » Ir sollen wissen , das unser herren in u
irer Stadt und landt kein kutte mer wollen haben noch wissen«.
Antwort vicarius: »Wir möchten lyden, dasz man uns noch
hinacht hynweg lyesz«. Antworten sie und sprachen: »Wir
haben tutsch geredt: wöllent ir unser cristliche religion (aiity-
christianam abominationem dicere debuerant) anneinen oder quit- >;
tiren? (schaff her) den weg mftsz es hinusz«. Antwort: »Stel-
lerat ir die quitantz«, [21 bj wie obstat.
28. Jan. Darnach uff Agnetis seeundo komen abermals die vorbe-
stympten und berufften bede convent und redten, wie vorge-
melt, ob wir wolten ir christliche religion annemen etc., wie«
obstat. Antwort der convent: »Wir wollen in unserem wessen
verharren«. Witer sprach vicarius: »Der nechst abscheid was,
das ir solten ein quitantz stellen« etc. Das wolten sie nit an-
redt sin, sonder sie sprachen: »Wir haben dasz uch nit zuge-
sagt«, und also stunden sie uff und giengen hinweg. Da redete
einer usz inen, indem do sie zu der thür uszhin giengen: >Jo,
ir wollen das closter nit übergeben und wollen doch hinweg,
1530. 475
wo ist dasz recht, jo morgen im dorff«. Uff dise wort ward
inen kein antworte dann sie warten nit. Darnach beschickten
sie zum ersten vicarium ins Schaffners stüben und fragten in,
wes willen er wer, wolt er sich des closters verzychen, wolt
3 man in sin leben lang wol versehen mit einer guten competentz
etc., und solt sich glychformig den anderen christgloubigen
menschen machen, »dan uwer orden und andere örden halten
wir nit anders dann für secten. Also (sprachen sie) wollen wirs
nennen« etc. Antwort vicarius: »Das ir unseren orden für ein
losect halten, volgt darumb nit, das er müsz ein sect sin«. Da
nun vicarius wider von inen herusz gieng, stundt ein Stadt-
knecht vor der thür und wolt in nit mer zu dem convent lassen.
Darnach beschickten sie einen nach dem anderen, und so er
wider herusz gieng, liesz man in nit mer zu dem anderen
u (ecce quanta machinantur versipelles, ut illaqueent innocentes) .
Item ufT mitwoch nach palmarum 1530 kamen aber dien. Apr.
verordneten vom radt für bede convent und sprachen wie ob-
gemelt, w ölten wir ir religion, die der geschrifft gemesz ist,
annemen. Antwort der convent: »Neyn, wir wollen in unse-
»rem weszen verharren«. Antworten sie und sprachen: »Unser
herren wergklut sindt hinnen und werden uch im crutzgang
versperren, dasz keiner herusz mag komen«. Da redt vicarius
und sprach : »Lieben herren, wir haben (ist nit lang) unser an-
ligen in ein supplication gestelt einem ersamen wysen rat uber-
K antwortet, als einem christlichen regiment, in hofmung, [22] uns
wurde christliche antwort, aber ytzunt wil man uns on antwort
und alle angezöigt ursach versperren und beschlieszen in dem
unsern, uff dem unsern und umb des unsern x) wider got, recht
und alle billigkeit«.
ao Da sie dasz horten, wurden sie fast zornig und erbleich-
ten und sahen wie die doten und kamen inen die websten in
12. Erst battej»farc gestanden, was jetzt duroh »vom ersetzt ist.
1) Diese Stelle scheint eine Reminiseenz an den Ausspruch über Herzog
Leopolds Tod bei Sempach, dem wir in verschiedenen Wendungen begeg-
nen: Ich wil bi minen rittern und knechten hfit sterben und genesen umb
das min und uff dem minen und nmb min väterlich erb. Sogen. Klin-
genberger Chronik, hsgg. v. Henne 190. — In und um und uf dem
sin si der herr erschlagen, das tun die, so nit holder Bin den eidgnoszen,
von in sagen. Sempacher Lied bei Liliencron: Die historischen
Volkslieder der Deutschen I, 136. — Quod dux Lupoldus non fuit per suos
et in suo interfeotus. — Quod a suis et in suis dominus tunc iaem dux
interfeetus fuit. — Ex quo manifeste constat a suis et in terris suis id
factum fuisse. Eidgen. Abschiede II, 313. 314 (Verhandlungen zwischen
den Eidgenossen und Oesterreich auf dem Tage zu Constanz, 1461 Mai 2).
— »Warn erschlagen bey den Seinen und von den Seinen und in dem Sei-
nen« heisst es auf dem Bilde des Herzogs, das im Kathhaus zu Gersau
hängt. Geschichtsfreund 19, 12. — Am meisten klingt die Stelle der
Chronik an das Lied an, das also wohl dem Verfasser bekannt sein mochte.
476 15*0.
den hindern, und rütsten uff der benck hin und har, doch seyt
ir keiner etwas, das dahär dienet. Solche antwort ward uns
von der crisüichen religion uff unser eupplication. Darnach
im crutzgang sprach einer zum vicario: »Ir sindt mit uweren
Worten zu vu unbescheiden geweszen«. Antwort vicarius: »Habs
ich nit die luter warheit geredt?« Antwort er: »Jo warheit, jo
warheit« (veritas est nobis gcavis ad audiendum, sed in men-
dacio ponimus spem nostram, quo et protecti sumus; . Item nit
lang darnach redet einer von den verordneten mit einem welt-
lichen priester, daszmal unser pfrunner und sprach: »Uwer«
vicarius ist ein ruchman und unerfaren in weltlichen sachen,
das wirt von unseren herren ermessen, wo dasz nit, hett er
7 köpff, man hüwe sy im alle syben ab« etc. Item in solicher
gefengnusz gab man uns essen und trincken ein gute notturft,
ouch bekleidung (fidelis deus , qui non sinit suos famulos in "
se sperantes tentari supra id quod posaunt). Aber mit dem
ubengen machten sie, wie inen gefiel, sy gaben usz und na-
men in on unser wissen und willen, kouftxen und verkouffken1]
etc., doch solch gefengnusz was uns wol lydlich, dann man
liesz uns züfryden und hört uff, uns wyter ze vexiren (non*
invenientes quod ultra contra insontes molirentur2)).
1) Am 1. und 2. August 1530 wurden durch die Pfleger »heren Ludwig
Becherer, meister Rudolffen Supper, meister Anthoni Gobelin und Meister
Fridlin Ryffen« eine Menge Kirchen gew&n der versteigert und daraus die
Summe von 260 U. 10 s. 7 d. erlöst. Das Verzeichnis« der versteigerten
Gegenstande und des Preises, um den sie losgeschlagen wurden, findet sich
auf dem Karth. Ar eh. unter den unsignierten Papieren. Am Schlüsse
bescheinigt der Rathschreiber Ryhiner, dass am 13. Jan. 1531 Fridolin Rvff
von der obgenannten Summe 250 tt. den Almosenherren ausbezahlt habe
(Ueber Stiftung oder Erweiterung des grossen Almosens in der Reforma-
tionszeit aus Beiträgen der Klöster s. Lichtenhahn 124 ff.). — Bei der
Versteigerung finden wir, dass eine Frau, »her Heinrich Rumana frouw«,
Messgewänder zurückkauft, die sie und ihr Mann geschenkt hatten. (Liber
benef. 312 sind Heinrich Romann und seine Frau, deren Sohn Jacob
Rumann und seine Frau, wohl die Grosseltern und Eltern dieses Heinrich
verzeichnet, er selbst ist Blatt 19 u. 20 erwähnt.) 2) Man könnte ver-
sucht sein , aus dem Umstände , dass hier und dann wieder Bl. 25b der
Faden der Erzählung unterbrochen und ohne eine durch den Zusammen-
hang gegebene Veranlassung auf Früheres zurückgegangen wird, zu schlieft-
sen, die Aufzeichnung der Chronik sei in verschiedenen Absätzen geschehn,
der Verfasser habe, nachdem er hier in seiner Schilderung bis zu der Zeit,
in welcher er schrieb, gelangt, Früheres eingeschoben, habe dann geraume
Zeit nachher die Erzählung der jüngstvergangenen Begebenheiten wieder
aufgenommen und bis zur Gegenwart fortgeführt, nachdem er so weit ge-
wesen , wieder Anderes aufgenommen (Bl. 25*> ff.) , um nach einiger Zeit
(Blatt 29) aufs neue zur Schilderung der letzten Ereignisse zurückzukehren.
Allein dem widersprechen, wie schon 8. 432 bemerkt worden, zunächst die
Schlussworte der Chronik: Finis 12. maii 1532. Bei einer in verschiedenen,
durch grössern oder geringeren Zeitraum getrennten Absitzen gemachten
Aufzeichnung hätte diese' Bemerkung am Schlüsse des letzten Absatzes nur
eine Bedeutung, wenn der betreffende Absatz nun definitiv als der letzte
hätte angesehn werden können, ein vollständiger Abschluss der Darstellung
1523—1526. 477
Item wyter ist zu wyssen, dasz das lutherisch (wicklevisch)
wesen zu Basel merglichen hat zugenomen von eim stuck in
das ander. Nämlich im jar 1520 und 21 etc. fiengen an munch
und nonnen usz den clostern zu Stäben oder gon, dorfft die
soberkeit der closter nit straffen1).
In den selben tagen, do man zalt 1523, hetten wir ein
conventual mit nammen Thomas Brön, was ein stadtkindt und
sine vater und muter warend fast rych geacht 2) . Diser Thomas
ward fluchtig, nämlich also. Umb dasz fest corporis Christi im ***
io obgemelten jar , da der convent asz in den cellen , kam sin * Juni-
moter mit einem abtrinnigen Augustiner munch und mit an-
deren mer [22b] weltlichen mennern und bracht her Thoman
ein weltlichen rock und ein baret verborgen under irer Schüben.
Da her Thoman zu ir kam an die porten, gab sy im den weit-
is liehen rock über die kutten und fürt in mit ir hinweg am hel-
len tag (o crudelis mater, non sufficit tibi in scelere tuo pe-
rire, nisi et filium tuum, quem deo suo celesti et vero patri
devoveras, ipsum afiferens tecum perimas?). Am andern tag
schickt her Thoman (vilis apostata) die kleider des ordens wider
ains closter und begert, das man im widerschickt, was er ins
closter het bracht von buchern3) und huszrat. Das schlug der
prior im nit ab umb fryds willen, doch must er quittieren,
dasz er kein anspruch mer ansz closter het und im wer gn&g
gescheen. Der lebt in apostasia ongevert 2i/2 jar, in welchen
25 er wenig glucks het. Dan zum ersten war er fast verspott und
veracht. Darnach schickten sine eitern ein botten gen Rom
und gaben im 70 h\, das er im ein dispensatz (dissipatz) erlangt,
eingetreten wäre, was hier ja nicht der Fall ist. Ist aber die Erzählung
in Einem Zuge geschrieben , so hat dieses Datum einen Sinn , auch wenn
wir noch keine vollständig abgeschlossene Darstellung haben. Die Verhält-
nisse, wie sie damals bestanden, konnten ja möglicherweise noch Jahre
lang dauern, und es blieb dem Verfasser unbenommen, später eine Fort-
setzung anzufügen. — Gegen jene Annahme spricht aber auch noch die
Art und Weise, wie sich der Verfasser an unserer Stelle ausdrückt. Wäre
tie geschrieben unmittelbar nachdem die Wendung eingetreten^ die er schil-
dert, so würde er nicht sagen »gab man unsz essen und tnncken«, »mit
dem uberigen machten sie, wie inen gefiel, sy gaben usz - , koufften und
verkoufften«, »solch gefengnusz was uns wol lydlich, dann man liesz uns
züfryden« u. s. w. Ganz ebenso verhält es sich mit dem Schlüsse des Ab-
schnitts, der Bl. 25b endigt, wozu kommt, dass in dem dort folgenden,
wieder zurückgreifenden Abschnitte mehrfach Ereignisse aus dem J. 1532
erwähnt werden, was beweist, dass er nicht kurz nach den zuletzt erzähl-
ten Begebenheiten des Sommers 1531 geschrieben sein kann. Die Sache
ist vielmehr so aufzufassen , dass der Chronist einige Stellen seiner Erzäh-
lung, an denen ein gewisser Abschluss, ein Wendepunkt eintritt, geeignet
fand, um einzuhalten und Anderes, was zur Erläuterung, zum bessern
Verständnis« der erzählten Begebenheiten zu dienen schien, einzufügen.
11 Auf die Jahre 1520 und 1521 passt nach dem, was wir sonst wissen,
diese Bemerkung nicht. Vgl. die Chronik des Fridolin Ryff S. 33 ff.
Georgs Nar ratio 384, der zum J. 1 523 derartige Klagen bringt. 2) Vgl.
mit dem Folgenden S. 3*4,32 ff. 409, 29 ff. 3) Vgl. S. 362.
478 1*26. 1530.
weltlicher priester ze werden. Das war alles vergebens. Dann
man wolt nit mit im dispensiren, und verlor kosten und arbeit
Darnach abermalsz erdachten sie etlich artickel, ongef&r 5 oder
6, dererhalben er (wie er furwendet) ursach het gehebt, sieb
nsz dem orden ze machen. Da gab der bapst den bischoff zu >
Basel oder sinen vicarium richter und mandirt , dasz man die
Carthuser examinirt, ob die artickel war weren, solt man mit
ym dispensiren. Da schickt des bischoffs vicarius einen nota-
rium mit sinem Substituten, dasz sie die sach examinierten.
Da erfand es sich, dasz kein artickel war was. Da sprach der i*
notarius zum prior: »Es ist nit not, dasz uwer schaffiier1) er-
schin vor dem richter«. Ist wol zu achten, das der richter und
vicarius weren bestochen. Also mit der unwarheit ward mit
im dispensirt. Nit lang darnach koufft im sin vatter ein capel-
lanie zu sant Peter. Dazwuschen ward her Thomas gantz ver- -
röcht, vergasz got und einer sei heil, lebt des fleisch lasten
und nach der weit art, also dasz im in eim jar warden geben
dry kindt on das, das er öffentlich by einer metzeu sasz. Nil
lang darnach überkam er die frantzosen, die bAsen blätteren,
und gewan löcher im halsz, darüaeh stiesz in die pestilentz an 'i
und erwürgt in gantz (utinam non similia Antyocho aut [23] He-
rodi paseus), auch sinen vatter und rjuuter und sinen liplichen
bruder. Starben einander nach in 14 tagen oder uffs lengst in
3 wochen. Ouch des bischoffs zu Basel vicarius (der mit ym
dispensirt het) starb des selben jars. 2*
Witer zu wissen, das unser prior zu Fribuxg erlangt von
Ferdinando verwilligung , dasz das regiment zu Stuckarten2],
desglichen das regiment zu Einszhein3) im solten fiberantwor-
ten alle zins, die unser closter het zu Wyrtenberg und zu Einsz-
hein4). Uff solche verwilligung verhelft unser prior den zins ;
1) Wohl Nioolaus Molitoris (s. S. 432). 2) Bekanntlich stand Wir-
temberg von 1519 — 1534 unter österreichischer Herrschaft. 3) Enaisheim.
wo der Site der vorderösterreichischen Regierung war. 4) Am 21. Dec,
1529 hatte sich der Prior in einem Schreiben an den Rath gewandt, in
welchem er sunächst betheuert, dass er sein Gotteshaus und die Stadt Basel
nicht aus irgend einem Widerwillen oder um Bache su suchen, verlassen
habe, sondern allein, weil er es mit seinem Gewissen nicht verträglich ge-
funden, den Gottesdienst seines Ordens und die heiligen Messen zu ver-
lassen, und immer gehofft, der allmächtige Gott werde es fügen« dass diese,
wie von alter löblicher Gewohnheit, wieder zugelassen würden, >alsdan «er
mir niendart uff erdtrich begirlicher zu wonen dan in e. e. w. statt undt
doselbszt in minem gotahus«, dann fortfährt, er habe gehört, könne es aber
nicht glauben, dass man zu St. Theodor etliche Gotteazierden vergantet
habe (vgl. die Chronik des Fridolin Byff 106 f.); sei dem also, so
wäre zu befürchten , dass man demnäohst an die Karthaus gehen werde.
Er bittet, es nicht zu thun, auoh seine armen Väter, die eine Zeit lang in
schwerer Geftngniss gehalten worden, zu entledigen. Sollte aber jenes doch
geschehn , so möge man ihm wenigstens die Gotteszierden von Silber und
jSeidengewand, auch die Zinsen und Gülten, die er aus seinem väterlichen
1530. 479
r4>* Wyrtenberjj zu Friburg. Nach dem verordnet die Stadt zwen
y^fß rat, da&z sie mit dem prior handient, und kamen zusamen
g^x Nuwenburg, wölche zumuten dem prior, das er das closter
y&ll übergeben , so wolt man im sin leben lang aller jar 1 00
gxilden geben. Da» hett der prior für ein gespött, und also
^runl nyt usz demselben handel. Darnach haben die dry pfle-
get1) in namiaen luid von wegen der Stadt, als unser schirm-
und mütterlichen Gute ins Kloster eingebracht, herausgeben. Am 4. Jan.
1*30 antworteten Bürgermeister und Rath, sie hitten sich ihrem trostlichen
i ^sprechen und seinem freundlichen Erbieten nach, das er zu öfteren Ma-
«fo vor seiner Abreise gethan, nicht versehen, dass er »mit lyb und gut«,
*U ob ex dessen hier nicht sicher wäre, abreisen und ihrem fernem Erbie-
ten zum Trotoe bis jetzt ausbleiben werde. Wiewohl sie ihm deshalb billig
keine AntwoH schuldig gewesen, wollen sie ihm doch zu wissen thun, dass
sie allerdings im Sinne haben , auch in der Karthaus die Kirchenzierden
mm Besten der Armen zu verkaufen; er solle binnen 14 Tagen nach Basel
kommen und sein vermeint väterlich, mütterlich und ererbt Out anzeigen,
wozu sie ihm sicheres Geleit für Hin- und Rückreise geben. Werde er in
bestimmter Frist nicht kommen, so werden sie sein Begehren nicht berück-
sichtigen. Am II. Januar erwidert Zscheckenbürlin diesen Brief, spricht
•eine Entrüstung Aber die Verunglimpfung aus, als habe er seines Gottes-
hauses »grosse hab undt gutt« mitgenommen; hätte er gefährlich handeln
vollen, so hätte er allerdings Etliches mitnehmen können, er habe aber
zu ihnen als seinen getreuen Herren die Zuversicht gehabt, dass es hinter
ihnen wohl und sicher für sein Gotteshaus gelegen sei. Für das angebotene
Geleit dankt er bestens, er hat übrigens das Vertrauen, dass er auch ohne
dieses Geleite in ihrem Gebiete sicher gewesen wäre. Die Reise zu unter-
nehmen ist ihm nicht möglich , weshalb er schriftlich , soweit er aus dem
Ged&chtniss kann, am Schlüsse des Briefes sein ererbtes Gut anzeigt, wie-
wohl die Mehrzahl unter ihnen wohl wissen werde, was Vermögens seine
Eltern und seine Verwandten gewesen und was ihm von diesen angefallen ;
sie hätten daher nicht von seinem vermeinten, sondern von seinem na-
türlichen, wissentlichen und vor Gott und der Welt zugehörigen Erbe
sprechen sollen. Er will diese seine Anforderung und die früheren, mit
denen er begehrt, dass sein Gotteshaus, dessen er sich in keinen Weg vere-
ngen haben will, in seinem Wesen gelassen werde, als recht und billig zu Gott
und der Welt gesetzt haben und sich zu ihnen als Liebhabern der Gerech-
tigkeit versehen, sie werden so handeln, dass es ihnen unverweislich sei
und ihm nicht Grund zu rechtfertigen (gerichtlich zu klagen) gebe. (Die
Briefe Zscheckenbürlins liegen unter den unsignierten Papieren im Karth.
Ar eh. Der Brief des Rathes in eben demselben Nr. 492. Das Goncept
daau steht im Missivenbuch 1525—1530, 170*>.) — Unter dem aufgeführ-
ten Vermögen werden u. a. 2400 fl. erwähnt, welche der Prior Jacob (Louber)
auf Wirtemberg angelegt und die 120 fl. Zins abwerfen, auf Gregorientag
(12. Merz) fallend, ein Zins von 55 fl. , ebenfalls von Wirtemberg fallend,
auf Lichtmesz, ferner ein von der Frau Margaretha (soll heissen: Maria)
von Brunn stammender Zins von 106 fl. »ab Senheim, Thann, Enszheim etc.
vallende«. — Wegen dieser Zinsen wandte sich nun Zscheckenbürlin, da
er vom Rathe keine befriedigende oder wohl überhaupt gar keine Antwort
erhielt, an die Österreichische Regierung. — Bei der 6. 47» Anm. 1 erwähn-
ten Versteigerung von Kirchengewändern wurde übrigens wahrscheinlich
auf seinen Brief Rücksicht genommen, und die 13 Messgewänder, darunter
2 sammtene, die ein, wie es scheint, im J. 1575 aufgenommenes Inventar
unter den unsignierten Papieren des Karth. Ar eh. als noch vorhanden an-
riebt, sind wohl die laut jenem Briefe von ihm herrührenden. 1) Auch
hier ist wieder von drei Pflegern die Rede, entsprechend der Stelle S. 459; 9,
480 1530. 1531.
herren und in namen des vicarien, als eins Stadthalter der
Cartusz mit sampt dem gantzen convent, alle genant mit iren
eignen namen, ein brieff uffgericht und den brieff mit des con-
vents sigel versigelt, wölches der schafmer inen uberantwort
het, doch dasz theten sie als on unser wissen und willen.
Darnach komen die pfleger zum vicario und sprachen: »Der
vatter hat die zins zu Wirtenberg verhefft. Darumb sollent ir
unseren herren fruntlichen entgegen gon und uff irer syten
ston, nit uffs vatters syten, sonder gedencken der groszen frunt-
scbafft, die uch unsere herren haben bewisen. Dan ir sehen n
wol, dasz alle closter zergangen sind und die pereon vertryben,
aber uwer hat man geschondt und dasz closter ist noch ganU,
und ir sindt noch hie«, mit vil andern glatten werten. Ver-
meynten, wir solten des für ein fruntschafft rechneu, dasz mai»
uns dasz unser verspert und beslossen hat und uns in ewige;-
gefengnfisz erkant. Antwort vicarius: »Wir wollen uns beden-
cken und uch ein zimliche antwort geben«. Darnach underredt
sich der convent mit einander und beschlusz inen nit anders
ze antworten, dann also: »Ir haben uns in ewige gefengnusz
erkant on unser schuld und on alle angezöigten ursach. Ouoh .*
nemen ir in und geben usz das unser und was das closter hat,
on unseren wissen und [23b] willen, mit wasz recht, wissen wir
nit, darzu handeln ir mit dem prior und der prior mit uch on
unser wissen. Hierumb wollen wir uns der Sachen nit beladen,
sonder yedem sin recht lassen volgen, wie billich ista. Dar-;
zwuschen kam der pott von Wirtenberg mit dem zins, und die
pfleger handleten mit ym vor rat, das er in den zins gab,
doch mästen sie in quittieren, wo wyter cost daruff tryben
wurde, solt im on schaden gescheen. Da nun die pfleger den
153] zins hetten, begerten sie von uns kein antwort. "
2»'junt. Darnach uffPetri und Pauli 1531 schrib uns der prior, wie
die pfleger in zu Wyrtenberg gemanet hetten, und under ande-
ren worten schrib also: »Mich verwundert, dasz ir mich mit
den pflegern haben gemanet, doch vermeyn ich, sie kabens
gethon fälschlich on uwer wissen. Hegeren mich des ze be-.*
richten«. Uff solichs schriben antwort unser convent, es wer
als geschehen on wissen und willen des convents etc. Und der
gantz convent war fast fro, da er hört, dasz der prior ins recht
het geleyt den zins, und hett ein groszes wolgefallen daran.
Begerten, er solt furfaren mit recht den zins ze behalten, wölte «
im der convent in allen dingen (als vil im möglich werej hylff-
lich sin onangesehen, dasz wir in der kluppten stecken. Des-
39. »fcettc fehlt Hb.
wo es heisst, anstatt des Hans Irmy (der bisher mit einem andern das Amt
versehen) seien zwei neue gew&hlt worden. Wir haben dort bemerkt, da«
diese Angabe sich mit den Urkunden nicht recht reimt.
1531. 481
halben schickt er dein prior gen Friburg die nachfolgend in-
struction, darinn er mocht finden und sehen, wes willen wir
weren.
Copia instrucüorm.
5 Wir vicarius und der gantz convent des gotshusz sanct
Margaretheii tale in myndern Basell Carthuser ordens lassen
wissen und thun kundt menglichen, die disen hrieff leszen oder
hören leszen, das, nachdem dasz nuwe weszen, so man nempt
(temerarie) christliche religion, in der Stadt Basell angenommen
w ist, vil und dick von einem ersamen wysen rat der eegemelten
stadt Basell an uns Carthuser alle ingemeine und an einen
yedlichen insonders begeret, gebracht und erfordert ist, das wir
uns unsers ordens, habit, regel, Statuten verzychen, verlyeszen
und übergeben und [24] das nuwe weszen, die (on) christlich
ts religion, annSmen , uns glichformig mächten der gemeine und
wilforten den herren des radts, wölche einhelliglich erkant,
beschlossen und in irem mandat hon lassen uszgon (non tarn
stolide quam impie) , solche cristliche religion mög wol mit guter
conscientz angenomen werden. Uff solichs anbringen ist all»
20 wegen unser aller ingemeyn und eins yeglichen insonder ant-
wort ge weszen, das wir nit wollen thun wider got, wyder der
sei heyl , wyder unser conscientz , von der gemeyn cristlichen
kyrchen nit wychen, unsern orden, habit, Statuten nit verlaszen,
wollen ouch uns nit verzychen und übergeben unser closter,
u gotshusz und was desselben ist, so ligen, so faren guter und
habe; ursach ist, wir deten wider unser conscientz, dann wir
Habens nit gewalt. Das alles samen haben wir uns bezöigt vor
einem geschwornen notarien und 4 gezugen, so zugegen waren.
Witer habend wir begert, man sol uns laszen by brieffen und
30 sigel blyben und hoff und platz mit allen sinen zugehörungen,
da ytzunt unser closter stat, unbekümmert, fry, ledig on alle
hyndernusz nach lut derselben brieffen zu unseren henden stel-
len, wölche brieff Inhalten und uszwysen, wie vor zyten ein
ersamer wyser rat sampt die gemeyn der offtgemelten stat
w Baszel den obgenanten hoff unnd platz mit allen zugehörungen
verkoufft haben den Carthusern, sie versichert mit irem grossen
secret unnd sigel, ouch by irer truwe versprachen für sich und
alle ire nachkommen solche kouff stet und vest ze halten etc.
Witer wo dasz geschehe, nämlich dasz closter zu unseren han-
40 den gestelt wurde , wölten wir unser closter mit eim Schaffner
versehen und mit unser bekleydung hinweg zychen , uff dasz
niemant unser becleydung halben geergert wurde, wie uns ffir-
gehalten warde. Uff solchs wurde uns antwort, so wir hinweg
wölten, musten wir quittiren mit einer [24b] gnugsamer versiche-
1. »er« fehlt H».
Basier Chroniken. I. 31
482 1531.
rung, das wir kein ansprach mer ansz closter wolten haben.
Das ward inen von uns einhelliglich abgeschlagen. Witer, wir
haben ein supplicacion an rat gesteh und dieselb durch unse-
ren vicarium mit zwoen personen unsers gotshusz presentirt
und uberantwort einem ersamen wysen rat. Ist geleszen vors
beden raten1) zugegen der dryer person unsere gotshusz. In
welcher supplication alle mengliche artickel uns fuigehalten
wol recht und gnftgsamlich (als wir ho€en, und siechten ein-
fältigen personen möglich ist) verantwort und in derselben
supplication mit dem letsten artickel die herren im rat dis ob- u
gemeltes kouffs ermanet und uffs höchst darumb ersucht, das
man uns lasz by brieff und sigel blyben und die adminißtra-
tion und regiment unsers closters zu unseren henden stellen etc.
Uff sölchs ward uns antworte so wir wölten die nuwe christ-
lich religion annemen und uns verzychen unsers ordens etc., wiei;
obstat, so wolt man uns die administration und regiment zu
unseren henden stellen. Ward abermals inen von uns einhel-
liglich abgeschlagen. Nach dem hand die herren der rat uns
in den crutzgang beschlossen und verspert on alle angezeigte
ursach, handeln und machen mit uns und unseres gotxkuss
gut und habe, wie sie wollen und inen gefeit. Sie schriben
und versigeln mit des convents sigel in namen und von wegen
unsers vicarien und des gantzen convent, on unser wissen und
willen etc. Und durch solche unbilliche mittel wurt unser wirdi-
ger vatter und prior unsers convents, her Hieronimus N., merg- s
liehen gehindert an sinen rechten, redlichen Sachen und an-
sprachen, die er hat von rechts wegen zu unserem gotzhns.
Hierumb wir vorgemelter vicarius und convent des gotshusz,
wie obstat, verjehen und bekennen öffentlich mit disem brieff,
das unser wirdiger vatter, der prior her Hieronimus N., vollen **
gewalt hab, [25] ouch sol und mög haben unserethalben , alle
zins, zechent, rent und gult unsers gotzhusz entpfahen und in-
nemen, wie recht und billich ist, nach bruch und gewonheit
unsers ordens. Wo aber yemans in daran understond ze hin-
deren an solchem gwalt und recht in namen und wegen un-:^
sers convents (er nem sich schirmher oder kastvogt), ouch mit
brieffen, so mit unsers convents sigel versigelt weren, den soll
man keinen glouben geben, dasz es geschehe mit unserem wis-
sen und willen. Witer, ob man sich understund unseren wür-
digen vattet und prior ze hinderen an sinem gwalt und recht 40
mit anderen gloubhafflagen solemniteten , als so man in ein
sach verwilliget vo* einem geswornen notarien, in die hend
verspricht und mit eigner handt underschribt und derglichen
26. sinem Hs.
1) D. h. dem neuen und dem alten Käthe , die zusammen zu sitien
pflegten und mit einander die Regierungsbehörde bildeten. Heu 8 ler 377 ff.
1531. 483
wo söliche testification und gezugnusz von uns oder in namen
and ron wegen unsers convents anzöigt wurde, dadurch unser
wirdiger vatter nnd prior an sinen rechten und gwalt verhin-
dert oder im nachteilig were, sol krafftlosz erkant werden, dann
swir offtgedacht vicarius und convent wol bedacht mit guter
venranfft; lange zit einhelliglichen beslossen und diffiniert haben,
unserem wirdigen vatter und prior sin recht und gwalt fry,
ledig und on alle hindernissen lassen volgen, und ob etwas
von den obbestympten solemniteten, testificationen oder gezug-
o nüssen von uns uszgyengen, beschee on zwifel nit von fryhem
willen, aber wir wurden als die gefangnen darzä genötiget und
gezwungen, deshalben so blyb es in sinem wert, wie andere
getnmgen und gezwungen Sachen. Des zu warer kuntschafft
haben wir uns alle laszen underschriben und an disen brieff
> gedruckt un9ers vicarien bitschsigel *) , dann des convent sigel
ist nit in unserem gewalt. Geben in der Carthusz zu myndern
Basel uff montag nach Margarethe anno etc. 1531. n.Juii.
Uff dise instruction schrib der prior widerumb mit disen
worten :
> Recepi litteraa vestras cum copia instructionis etc. Uff
solchs hab ich expertos radts gefragt, wie doch in der sach zu
handien sige, find ouch in mynem beduncken und irem rat
den weg nit, mit recht die stat furzunemen oder zu kriegen.
Dann ich gantz nutzet wurd schaffen ; wo wolt ich [2&b] sye fur-
> nemen, so sie umb niemand gebent noch gehorsam sind, son-
der ein grosze summe must haben, sie in acht ze thun; so
vermöht ich kranckheit mynes libs halben nit nochin selbs
trulin, und usz andern vil Ursachen alles umbsuost und ver-
gebes were. Deshalben zu diser zit gedult not ist ze haben,
o bitz unser hergott sin gnade schickt in andere wege etc.
Uff solchs schriben antwort vicarius, es wer nit not, dasz
er in eygner person handlet, auch must die stat gericht und
recht brachen an frembden orten und enden, nämlich das landt-
gericht ze Rotwill etc. Darumb das sie selbs bruchen, mögen
wanderen nit abschlagen. Doch aber, so er nit wolt recht bru-
chen, solt er sin vätterlichs erb von den pflegern erfordern und
inen anzeigen, dasz bede rätte erkant hetten, wölche person
usz dem closter gieng, wolt man ir lassen volgen alles, das
sie ins closter hett bracht, aber er wer ytzunt nit im closter,
o sonder in dem eilend und must sich des heiligen almusen be-
helffen, und sines vätterlichen erbs wurd er entsetzt on sin
schuldt, das öffentlich were wider die heilige gütliche geschrifft
und wider die gebott gotes etc. — Uff das antwort der prior jut.
6. diffiniriert Hs- Ebenso hat der Text der Chronik oben ß. 468, 32 regirirt.
1) S. die Beilage über die Siegel der Karthaua.
31»
484 1626-1531.
Da nön der convent sähe, das er weder vom prior odercapi-
tel, noch vom reverendo1) oder visitirer2) mocht erlanget hüff
oder träst, gab er sich in gedult und befalch sich $ot (qui
juxta est his qui tribulato sunt corde 3) , qui et de quolibet
justo dicit: invocavit me et exaudiam eum4), cum ipso sum ins
tribulatione etc. Et propius presentiusque est auxilium divi-
num, cum abfuerit humanum). Dann man liesz in volgen ein
zimliche und gnugsame lybsnarung mit essen und drincken,
ouch mit bekleidung. Darzu het der convent keinen uberdrang,
im crutzgang liesz man in zefriden. Darzu mocht er auch heim- 1
lieh mesz leszen und die heiligen sacrament bruchen und messen.
1527. Wyter ist ze wissen, das im jar 1527 ein converszbruder
wurde fluchtig und zu Mulhusen nam er nach lutherischer
[26] art ein alte eefrowen (si diis placet etc.) Darnach im jar
1530. 1530 setzten in die pfleger an porten, doch ward ym ange-u
dinckt, er solt sin wyb (alte schell) nit ins closter füren noch
lassen. Das hielt er wie sin gelubd, got gethon, gab ir ouch
i53i. verstolen win und brot by der schwere etc. Darnach im 1531.
jar ward im zugelassen, dasz er sie mocht zu im ins closter
2s. Mai. setzen. Das thet er uff pfingsten. Und uff fritag nach aller*
3. Nor. heiligen tag desselben jars starb er wie ein ander viche , dan
er läge nie ze bett. Er klagt sich wol vor ee er starb ein tag
oder vier, im wer eng umb die brüst, und uff fritag nach aller
heiligen tag in der nacht gieng er die portenstuben uff und ab,
darnach sasz er an disch und leyt das houpt uff bede hendt. a
darnach rycht er sich uff und sanck uff die syten und starb
also, das er weder gucks noch gacks sprach. Sicut vhrit, ita
morixit: Sine crux, sine lux, sine deus et sine omnis justieia5
Voigt wyter, was glucks ein stat Basel hat gehebt, nachdem
dasz lutherisch wesen anfinge uberhant ze nernmeti. *
Zum ersten, da die heilige mesz durch Oecolampadium in
1525. der pfarr zu sant Martin ward abgethon im jar 1525, nit lang
20. s«pt darnach im selben jar uff Mathei obent schlug der tonner in
den buchsenpulverthurn 6) und zerrysz in gantz und gar, und
die stein zerspreyt er wyt unnd breyt und erschlug ouch vil '
menschen, etliche fast geschediget und thet mergliehen scha-
den an den huszern in beden stäten, nämlich an den fenstern,
das ouch in unserem closter zerrysz mer dann für 1 2 fl. fenster.
1529. Item im meyen7) des jars, do man die byld gesturroet
1) Dem Prior der grossen Karthaus. Vgl. S. 341 Anm. 2. 2) Vgl. oben
S.449Anm.4. 3) Psalm 34 (33), 19. 4) Jerem. 29, 12. Psalm 50 tf.
15.^ 5) Es wäre verkehrt, nach dieser Stelle die Sprachkenntniss des Ver-
fassers zu beurtheilen. Es sind sprichwörtlich gewordene Ausdrücke, <ü«
er anführt. 6) Vielmehr am 19. Sept. 1526. Vgl. 'S. 54. 412 ff. 7j Viel-
mehr am 14. Juni 1529. S. oben S. 102 ff.
I
1529—1532. 485
het, kam ein nasser, dasz man stürmet in alle macht, und
u zerrysz die gewölb am Korn- und Fischmarck, thet ouch merg-
Uchen schaden ann den huszem, in den kellern am win, in
den laden am thüch und gewurtz etc., das man meynt, solcher
ftschad möcht mit hundertmal tusent [26*] guldin nit widerleyt
j werden, jo man möcht solchen groszen ungläubigen schaden
int gnügsam achten und schetzen. Item im nechsten jar dar- 1530.
nach, aber im meyen1), kam so grosz w asser, dasz man aber
stürmet in alle macht. Doch thet es nit so groszen schaden
to als vor. Dasmal hett man vor dem thor ein hübsche kilch,
mit quadratsteinen gebuwet, abgebrochen und mit denselben
steynen das gewölb und brück by den Barfuszern wider ge-
macht, wölches das wasser im nechsten jar davor het zerryszen,
und am obent, da man daszselb gewelb het uszgemacht, in
is der selben nacht kam dasz wasser und zerrysz grund und bo-
den und fürt die stein in den Ryn.
Item im jar 1530 ward die Stadt gemanet von den Zur-
chera wider die lender2], und zugen inen zu mit 400 mannen,
was als umbsfinst, costen und arbeit verloren.
*> Item darnach ward die stat gemanet von dem Grawen Bunt,
dem schickt man zweyhundert man in eignem costen, was als
vergebens. Lagen ouch jar und tag im velde, darnach zögen
sie ab und lieszen 200 mann im velde zu einer hinderhut. Ligen
noch im velde und gat groszer costen uff sy. 1532 3}. 1632.
25 Abermals im 1531. jar ward die stat gemanet von den i53i.
Zurchem wider die lender4), den zug man zu mit 400 mannen
und mit vii hacken- und karrenbuchszen, als in eygnem costen,
und do man wolt uszziehen, sehr u wen die lutherischen predi-
canten uff den cantzeln, man solt unerschrocken wider die gots-
»o lester und ungloubigen zychen , dann einer von dem nuwen
weszen wurd 5 von den ungloubigen verjagen etc. Da nun
die Zürcher, Berner, Baszier mitsampt der ander stet, so mit
inen dran waren, zusamenkamen, schickten sie wider die len-pi.oct.)
der 1 1 fendlin mit 8000 mann , wider dieselben schickten die
55 lender 600 mann, die man nempt der verlorn huffen5). Alsbald
31. V siebt am Bande von der Hind des Schreibers als Verbesserung für das im Texte ste-
hende C. Erateres stimmt mit der 8telle S. 486, Z. 19.
1) Vielmehr am 4. Juli 1530. S. oben S. 111. 2) Vielmehr 1529 zum
ersten Cappeler Krieg. S. oben S. 100. Bekanntlich war damals »costen
und arbeit nicht verloren«. 3) Ueber den Müsser Krieg, der auch nicht
»vergebens« war, s. die Chronik des Fridolin Ryff 118. 122. 139
nebst den Anmerkungen. 4) Ueber den zweiten Cappeler Krieg und die
Betheiligung Basels an demselben s. oben S. 130 ff. Die Chronik des Fri-
dolin Ryff giebt den ersten Auszug der Basler auf 500 Mann an. 5) Auch
Tschudi in der Helvetia II, 204 und Salat 319 geben die Zahl der
Evangelischen in der Schlacht am Gubel auf 8000 an auf Grund eines
Mahnschreibens von Bürgermeister und Rath von Zürich an die im Gaster
liegenden Bändner, Zürich, 23. October 1531 (abgedruckt Helvetia II,
486 1531.
aber dieselben angryffen die 1 1 fendlin mit 8000 mannen, gaben
[27] sie die flucht (domino de celo eis metum incutiente et pro
suis Catholicis pügnante), und lyeszen dahinden büchsen, pro-
viand und cleyder etc. Nämlich die stat Baszel hett irem houpt-
man geschickt 3000 fl. mit einem uszgeloffnen manch sancts
Augustin ordens, was ein stadtkindt und was gantz eriuchtet
(obtenebriert, obdüriert, exceciert) mit der ewig hellischen dor-
heit, unsinnigkeit, blindtheit, darumb slug so grosz gluck darzu,
dan do man anneng zu frühen, sprang er ab dem rosz, und
das rosz lieff glich mitten under die lender. Die büchszen aber, 1a
die dahinden blyben, het die Stadt Baszel gössen usz den möV
sin lichtem oder lychtstöcken , die sie usz den kirchen und
clöstern genomen betten, ouch wurden von den Baselern etlich
erstochen, und vil wunclt und gefangen. Also ward erfult die
prophetie der lutherischen predicanten, ein rechtgloubiger würt 15
der ungläubigen funfF verjagen. Gaben sich domit selbe an
die axt, das der lutherisch gloub wer ein ungloub, dann von
den lendern, die do den gemeinen christlichen glouben behal-
ten, verjagt und slug ein man nit allein 5 man (wie die lu-
therischen predicanten hetten prophetizirt) sondeT 10, jamer*
dann 12.
Nach dem wart die stat Basel abermals gemanet von den
Zurchern uffs höchst, dasz sie inen zuzogen mit dem houpt-
banner. Da schickt die Stadt aber 600 *) mit eim fendlin und
sprach: »Wir haben ytzunt 1200 mann im veldt2) etc. Ist**
gnug«. Ursach aber, warumb die Zürcher die gemanet hant
ist, die Zürcher waren uszgezogen mit dem hoüptbanner wider
die lender und hetten ein Schlacht mit den lendern gethon und
aber das velt verloren mit etlichen fendlin und vil lüt. Näm-
lich den burgenmeister3) und hern Ulrich Zwinglin iren pre-»
dicanten (heresiarchen) mit 18 anderen lüthrischen predicanten
usz Zürcher emptern4). Derselb Zwinglin ist gewesen ein an-
25. 1200 am Rande als Verbesserung des »ejlffhundert« im Texte. 26. biHi.
205, im Auszug wiedergegeben bei Salat 318), worin es allerdings heisst,
es seien an diesem Tage aus dem Lager der Evangelischen 8000 über den
Horgerberg und die Sihlbrücke gegen die Schwyzer ausgesandt worden.
Nach Bullinger III, 194 aber, der die Stärke der 11 Fähnlein im Ein-
zelnen angiebt, waren es 3700 — 4000. »Bann das ettliche von 6000 und SOÖO
schribend , ist uberr&chnet und ze vil daran gethan. Diser huff aber was
so schftn und wolgerüst, das ouch die, die krieg vil gebracht , saftend , sv
hättend schftnern nuffen nie gesähen«. Die Katholischen geben Tachudi
207 und Salat 320 auf 632 Mann an, Bullinger sagt: »633, ettJich sa-
gend 636«. 1} Nach der Chronik des Fridolin Ryff 135 waren es
»500 wolgeruster burger«. 2) Nämlich 1000 gepen die fünf Orte, 2iK)
gegen den Castellan von Müsz. 3) Ein Bürgermeister ist bei Capper nicht
umgekommen (s. das Verzeichniss der Gefallenen bei Bullinger Hl
142 ff), dagegen der Oberstzunftmeister Rudolf Dumysen. 4) Wenn man
die sämmthchen Geistlichen zusammenrechnet, die Bullinger a. a. 0. auf-
zählt, so ergeben sich ausser Zwingli 6 aus der Stadt, 19 aus den Aemtern,
1531. 487
fenger des lutherischen (bubischen) weszen zu Zurch, hat ouch
com ersten in futschen landen die raesz abgethon und die bild
gesturmet, hat ouch ein zyt wider die lender geprediget und
gesprochen, dasz man das gotslosz und ungloubig volck solt
s[»b] usztUgen. Er hiesz die lender unchristen , dasz sie des
Luthers abangelion nit wolten annemen, sonder wolten blyben
und verharren im gemeynen christlichen glouben und von der
gemeinen christlichen kirchen nit wichen. Auch schickt Zwing-
en in die lender zu predigen etliche lutherische predicanten,
• die fingen die lender und verbranten etliche, etlichen hoüben
sy die köpff ab *) . Aber an dem tag, do die Zürcher uszzogen
mit irem houptbaner, hat Zwinglin fast ein ungeschickte pre-
dig gethon und under andern Worten ouch also geredt, das
man unerschrocken wider das gotzlosz unchristen fleischver-
nkouffer volck (bona verba, queso) etc. (mit vil andern groben
worten) solte zychen. »Dan das evangelium (sprach er) wirt
uch beschirmen (mendax fuit stilus scribarumj , und die spysz
der ungloubigen werden nit stechen. Ire buchszenstein und
pfyi werden sich umbkeren und dasz gotslosz volck erschiessen.
»Ouch ir buchszenstein werden ir in uweren ermein entpfahen.
Ir Schwerter werden nit houwen etc. (mentita est iniquitas sibi) .
Hiemmb wil ich mit uch, forden, in der mitten, oder am end
dran sina2). Da die lender die erschlagne Zürcher abzogen,
han eye den Zwinglin thot f&nden und ein gülden crucifix mit
»einer sidenen schnür am halsz bangen. Do haben sie im dasz
houpt abgeschlagen und daszselb uff ein stang gesteckt, aber
den cörper in vier stuck gehouben und darnach verbrenten sie
in etc. Die Zürcher begerten und erforderten von den lendern
für den Zwinglin ein gülden man. Antworten die lender und
*• sprachen: »Wir haben keinen gülden man, aber wolt ir einen
ström, musz uch werden«/
Darnach ergaben sich die Zürcher den lendern, die mosten
ouch geben den lendern ein thunne golt etc. Wie aber die
Baszier und Berner mit den lendern ein rachtung haben ge-
» macht, ist mir nit ze wissen3). Demnach sindt die lender ge-
il. uHi.
ton denen freilich streng genommen nicht alle unter den Begriff Prädi-
canten fallen mögen. 1) Die Verbrennung des Jacob Kaiser von Uznach,
Pfarrers au Schwerzenbach im Zarichbiet, der nach Oberkirch im Gaster
ak Prediger berufen worden war, durch die Schwyzer am 30. Mai 1529 gab
die Veranlassung zum Ausbruche des ersten Cappeler Krieges. Er ist der
einzige aus dem Zürcher Gebiete in das der Länder gekommene Prädicant,
der hingerichtet wurde. Verschiedene Beispiele von Hinrichtungen sonstiger
Anhänger der neuen Lehre werden aber bei Hottinger II, 161 ff. nam-
haft gemacht. 2) Diese Hede Zwingiis ist den Reden nachgebildet, welche
man von einigen Führern im grossen Bauernkriege, namentlich von Tho-
mas Münaer vor der Schlacht bei Frankenhausen, erzählte. Vgl. Zimmer-
mann: Gesch. des grossen Bauernkrieges 3, 777 f. 3) S. oben S. 137 f.
488 1^31. 1532.
faren in alle vogtyen, ämpter und clöster, daran sie teyl hetten,
und haben die mesz und bilder wider uffgericht, die die [v]
Zürcher hetten abgethon. Und die darzu geholfen hetten. straff-
ten sie ein yeglichen nach dem er verschult hett. Und die
priester, die vertryben waren, die beschickten und setzten sye*
wider in und gaben in ir pfrund wider.
In denselben tagen, do Oecolampadius hört und sähe, wie
die gotsloszen (das ist die lender) inn allen Sachen oblagen,
und sin mitgnosz oder bruder (in der kysten) in Christo, Ulrich
Zwinglin, war umkommen, und alle sine anschleg giengen hin- 1
der sich, ward er kranck (ich acht von leyt) und starb uff Cri-
24. Not. sogoni 1531. anno1). Man murmelt ouch, er het im selbs ver-
geben2).
Item in denselben ziten gab die stat Basel mer dann den
halben iren wergluten urloüb und brach allen denen, so von»
der stat solt hetten, etwas ab, nämlich dem burgenmeister,
zunfftneister und allen ratzherren iren sold halber ab, den pre-
dicanten, die die Stadt besolt usz irem seckel, yedlichem 1 0 öl
etc. Ursach, es gieng groszer costen uff die stat krieg« halben,
und das ungelt mindert sich von tag zu tag fast, das einer»
vom rat sprach: »Es feit yetzunt der drytteil minder umgelt
dan vor der lutherya. Dann die priesterschafft, vil burger und
Studenten zogen hinweg.
Zu denselben ziten klagten alle koufflüt, sie hetten wenig
losung, und die handtwergslüt, sie hetten nit zu wergkcn, und»
der gmein man klagt, er het nit zu essen, dann alle ding wa-
ren 3 oder 4 jar fast thuer. Im jar 1531 galt ein viertzal körn
uff dem margk 6 ff. 5 Schilling d. und ein som winsz 5 Ä,
item 7 eiger galten ein Schilling, und was umb und umb grosze
armut. Solche frucht (myns beduncken) bracht der kilchen und 5*
clöster gut, dann ee man die kilchen und clöster stürmet und
die priesterschafft vertrybe, wolt iderman von pfiffen und
munch gut rych werden. Es solt niemans mer zechen geben3),
und dasz halb ungelt muost ab sin etc. Aber man enpfand in
allen dingen das [28b] wyderspiel. Dan pfaffen und munch gut ^
behalt in alle weg sine art, dan so es andery gut findt, ver-
zert es dasselb, so es aber keins findt, beschuszt es nit.
Wyter ze wissen, wiewol die lutherisch sect mit dem
geistlichen gut gar kein gluck erlangen, nit destminder wol-
ten sy ires Schadens gern mit der geistlichen guter inkomen, «
und mer für und für beschwerten sie die clöster. Uff die Car-
thusz haben sie gelegt jerlichs costen by 200 fl. Darnach im
1532. jar 1532 schätzten sie die Carthusz umb 400 fl. und sonst alle
andere, nit allein clöster, sunder ouch kirchen4).
1) Vgl. oben S. 138. 2) Vgl. über diese auch sonst ausgesprochene
ächtigung Herzog II, 251. 3) Vgl. Heusler439. 4) Am J2.Febr.
ermächtigte der Kath die Pfleger der Klöster, zur Deckung der auf-
Item da die luthery zu Basel anfing, stundt ein frow in
saht Johans vorstat uff die cantzel in sant Anthonien capcllen ')
und prediget in spott wysz, darnach bruntzet sie in die band
[■fach tu impudentissima bestiaj und gab das (maledyet) ge-
i wicht wasser etc. Nit lang darnach erlamb sie an derselben
handt (justus es domine et rectum Judicium tuum). Ir man
nag daszmai fast gwalttg im radt, darzu ouch gantz lutherisch.
Ward im jar 1530 ubz dem radt gestossen und von allen eren two.
gesetzt.
i« Item ein goltsmyt hett von den Zurchem und Bernern
etlich kelch koufft, und da er sie schmeltxet, (ur der dampff
in inne und erstockt in, und dasz sylber zersprang an die wend,
und ein teyl zu dem kemmich usz. Ist geschehen anno 1532. i»s.
Item da die luthery ze Hasel uberhandt het genommen,
ii verbot die stadt hy 1 &„ dasz weder man noch frow solt usz—
gon in die dörffer mesz hören, bichten oder das sacrament
entpfahen2).
Item den priestem, die in der stadt blyben, wart gebotten
by eyd und verluren irer pfrund, dasz sie uiemant Holten bicht
TD hören oder sacramenta geben 3) .
Item alle die, dy nit wolten zum dysch gon, wurden von
allen iren emptern gestossen*) (non considerantes scriptum [29]
esse: Non potestia calicem domini bibere et calicem (Lutherano-
rum) demoniorum, non potestia mense domini participes esse et
b mense fLutheranorum} demoniorum*)).
Item anno domini 1532 uff mentag nach quasimodo kamen tsra
die pfleger zu unserem vicario, sprechende : »Der bott von Wir- ' **
tenberg ist hie, wil aber nit zinsen, deshalben wir mit im vor
rat sind geweszen, haben ym unser herren der rat anzeigt, sie
■i" haben die brieff und den convent müssen sie zyhen , ouch hat
der hertzog von Wirtenberg sich verwilliget, er wöll alle zin
in die eytgnosschafft gehörig laszen volgcn etc. , das wir uc
anzeigen, als eim stathalter dis gotzhusz«. Vicarius antwort
erlegten Reiskcmten Geld aufzunehmen , ohne dase es den Pflegern ode
ihren Erben Kosten oder Schaden bringe. Erkanntnisab. 1525 — 1544
I03b, Schwaribuch 23<>. Die Nonnen im Kimgenthal und ihre Vei
wandten machten Schwierigkeiten, und erst am 4. Juni wurden die dei
Kloster auferlegten 800 fl. gezahlt. Ochs VI, 54 f. In dem Vertrage toi
16. Juli wird des Beitrages von 400 fl. gedacht, den die Karthaus 'der «tat
Rutil kurz hievor an iren erlittenen reiazkosten ze steur abgerichtet*
1! Pech ter 127. 2) In einem Mandat Tom 27. Aug. 1532 (Antiq. Gern!
I. Bl. I4S) wird diese Bestimmung wiederholt. Das erstemal betragt di
S trete 1, das zweitemal 2, das drittemal 3 und das Tiertemal 4 ff. Stehlet
Wer auch dann noch fortfährt die Messe zu besuchen, wird des Lande
verwiesen. S. die betreffende Bestimmung auch bei Ochs VI, SO. 3) S.di
Bestimmungen der Reformationaordnung vom 1. April 1529 bei Ochs V
702.703. 4) Vgl. oben 8. 110 t Hersog II, l»3. 208 ff. Ochs VI, SS
490 1532.
»Ja, hubscher Btadthalter. Ich bin gefangen und hab nit gwalt
über 1 d.« »Darumb (sprachen die pfleger) han wir uch das
wellen anzöigen, das ir uch mit uweren mitbrudern bedencken
und dem vatter früntlichen schriben (zu vermyden unnützen
costen) , das er lasz den zins harvolgen etc. Und schriben ym j
uff solche meynung und zeygen an, wie er von uch ist ge-
wychen und ir nit von im, er mög uch helffen, aber ir ym nit.
Wo aber er den zins nit wolt laszen harvolgen, mästen vilycht
ir des tags eins engelten, das ir nie genossen habt. Daran
ouch haben ir in sinem abweszen manchen ruwen styrm erlyt- t«
ten, das ir ouch etwan üweres leben nit sindt sicher gesin.
Auch so wendt der vatter für, wie der radt erkant habe, wölche
person nit wöll im closter blyben, wol man ir laszen volgen
alles, das sie ins closter hat bracht. Ist wol war, doch ist dasz
besehenen , das unser herren damit wolten herusz locken die is
buben, so in clöstern waren, dasz sie gantz zä buben wurden«.
(Ecce quam sapiens consilium.) Vicarius: wir reden ytzunt usz
mynem hertzen und nit usz dem uweren«. » Jo (sprachen sie)
ir gloubens also?« Vicarius: »Wir wollen warten, bisz antwort
von Wirtenberg kompt, darnach uch ein zimlich antwort geben« !». *
Finis 12. maii anno 1532.
1) Am 12. Juni 1532 schrieb Zscheckenbflrün an Statthalter und Regen-
ten in Wirtemberx und bat sie , die Zinsen und Gülten , die seinem Got-
teshause jährlich ab dem Fürstenthum fielen, nicht den Herrn ron Basel,
sondern zu seinen Händen zu reichen; wenn jene damit nicht zufrieden
seien, sondern nach Inhalt der Verschreibungen die Schuldner oder Bürgen
mahnen würden, so sollten sie bedenken, dass die Verschreibungen auf
Prior und Conrent und wer sie mit ihrem Wissen und Willen inhabe,
gestellt seien. Die Herren von Basel hatten nun dieselben zwar mit seinem
und des Convents Wissen , nicht aber mit ihrem Willen inne , und es sei
zu ermessen, mit was Recht und Billigkeit sie die Zinsen und Gülten ein-
nahmen, da doch alles das, darum sie ans Gotteshaus gekommen seien«
nicht mehr gelten solle. Er beklagt sich dann noch darüber, dass seine
armen Conventspersonen eingeschlossen und von jedermann abgesperrt ge-
halten würden, und bittet, das Alles zu Herzen zu nehmen und ihn alten
betagten Mann in Gnaden bedenken zu wollen. Am 18. Juni schickte der
königliche »rentmeister und geordnet irer mt. camer in Wurtemperg« (sei-
nen Namen unterschreibt er nicht) eine Copie dieses Schreibens an den
Rath, mit dem Bemerken, der Visitator Prior der Karthäuser in Köln
(Mains? s. 449 Anm. 4 u. Beil. X) habe in demselben Sinne suppliciert. Dt
freundlicher Meinung ihnen solches nicht verhalten wollen. Am 16. Juli
wurde endlich der Vertrag zwischen der Stadt und dem Kloster abgeschlos-
sen, der dem langen Kampfe ein Ende machte (s. denselben unter den
Beilagen).
Beilagen
zu den
Chroniken des Karthäuser Klosters
in Klein-Basel.
I. De fundatione ortuque Carthusiae Basilienaia.
II. De eeüis Carthusiae Basiliensii.
III. Bulle Bonifai IX. vom 18. April 1402.
IV. Vergleich mit dem Domcapitel vom 29. Januar 1404.
V. Jakob Louber über Heinrich von Alfeld.
VI. Das Bekenntnis* des Bruders Martin.
VII. Letzter Wille des Bruders Georg Carpentarii von Brugg und Ver-
seichniss der von ihm dem Kloster bestimmten Bücher.
VIII. Brief des Bruders Georg Carpentarii an Bonifa cius Amerbach vom
4. Juni 1526.
IX. Vertrag des Convents mit dem Käthe vom 16. Juli 1532.
X. Die' letzten Schicksale der Karthaus.
XI. Die 8iegel der Karthaus.
XII. Die Gebäulichkeiten der Karthaus.
I.
De fundatione ortuque Carthusiae Basiliensis.
Die axispxechende kurze Schilderung der Gründung und des
-Aufblnhens der Hasler Karthaus, die wir auf den folgenden Seiten
*- mittheilen findet sich auf S. 223 und 224 der Analecta Urstisii,
von denen oben. S. 237 die Rede gewesen ist. Das Original habe
ick ois jetzt nicht aufzufinden vermocht. Die Abfassung fällt wohl
in die Zeit Yjald nach dem Tode des Priors Heinrich von Alfeld,
dessen Andenken sammt dem der Sophia von Botberg, der grossen
to Won^lthatex-inn des Klosters (vgl. Chronicafundationis Cap. 28.
3. 292 ff. , ferner S. 387 Anm. 5), hier besonders gefeiert wird.
Einen Anhaltspunkt zur Bestimmung der Person des Verfassers haben
wir nicht. Das** er die von Heinrich verfasste Chronica fundationis
gekannt, davon findet sich keine Spur; dagegen erwähnt er mehr-
is mala des Liber benefactorum, von dessen Benutzung auch einzelne
seiner Angaben Zeugniss ablegen. Beim Abdrucke habe ich mich
ganz an die Orthographie Wurstisens gehalten. Ob die Ueberschrift
»de fundatione ortuque Carthusiae Basiliensis« von ihm herrührt
oder sich schon im Originale fand, muss dahingestellt bleiben.
20 Anno domini 1401, secunda feria proxima post festum
sancti Nicolai, fuit ordini nostro data curia episcopi Basiliensis,
ut inde construeretur monasterium sive domus ordinis Carthu-
aiensis. Vocabatur namque locus iste desz bischofs hof, et
fuit empta per fundatorem nostrum a consulatu Basiliensi. Voca-
2s batixr autem fundator noster Jacobus Zibol, vir valde venera-
bilis, pruden3 et devotus, supremus magister zunftarum ßasi-
liensium, secundus post magistrum civium in dignitate et aucto-
ritSLte insixper abundans divitiis et honoribus seculi. Et fuit
domus habitationis suae, quam etiam (ut praesumo) expensis
or0pnis construxerat, in monte sancti Martini, quae postea fuit
**mT>tSL pro collegio universitatis a domina nostra gratiosa, do-
494 Beilagen.
mina de Ratperg, relicta Burkardi Zibel, filii fundatoris nostri
praedicti, quam semper fundatricem appellavimus, quod multa
beneficia nobis contulit1), prout in libro beneficiorum domus
huius habetur specincatum de manu venerabilis patris nostri,
domini Henrici de Alveldia dioecesis Hildensemensis in Saxo-s
niae provincia situatae, qui extitit prior domus huius multa
annis, perutilis, honestus, devotus, dulcis et benignus, Omni-
bus gratus, aflabilis et amabilis valde et (quod magnum fuit,
tarn in adversis quam prosperis patiens et immobilis, totam
spem habens et ponens in deo. Huius venerabilis patris dile- t<
ctione et benignitate domina nobilis et omni laude digna pex-
mota multa bona fecit nobis, quod fuit viro valde inclinata
propter virtutes strpramemoratas. Uöde etiam elegit eura sibi
in executorem testamenti, quod prudens erat et doctus valde
atque practicus magnus tarn in spiritualibus quam in tempo- »
ratibus. Fuerat enim cortisanus in curia Romana tempore Eu-
genii papae necnon procurator caussarum in Basilea tempore
generalis concilii, et ideo expertus erat et tarnen semper hu-
milis et zelosus pro honore dei et beatissimae virginis ae sanctae
Margar etae, quaö erat sua patrona spedUdissima. Pro curas etiam *•
honore duo festa et commemorationes quottdiana* et speciales
lectiones pro choro et refectorio, quas ipse per se dictavit, a
capitulo generali ordinis nostri impetravit omni tempore in
domo nostra duratnras. Insnper pro solemmtatibus beatissimae
virginis de eanetissima eins conceptione et jocundissima visita- 2*
ttone specialem materiam dictavit, collegit et a capitata impe-
travit. Sed et festum praesentationis dei genitrieis auetoritate
capituli de novo apud nos instituit et legendam pro choro dicta-
vk et collegit et per capitulum approbari et con&rmari impe-
travit3). »
Hunc virum sanctum et devotttm nralier sancta et devota
in tantum dilenit, quod ad eius rnstantiam omnia altarm eccle-
siae nostrae cum tabulis depictis propriis experrais decoravit.
Appellabatur proprio nomine Sophia de Rotberg, nobili genea-
logia, paucis annis a puellari aetate vivens cum marito, domi- *
cello Burkardo Zibel, filio nmtui fbadataris. Quo defuncto con-
tentabatur cum statu viduitatis, licet juvencula esset nobilis et
abundans ac pulchxa nxmis valde, usque ad finem vitae. In-
super legavit et vivens dooaavit nobis censum 50 florenorum
super episoopo Constantiensi. Stmiliter aliis religiosis bencfecit <«
in vita, ne post mortem ipsius res aliter iret, quam rpsa v<>-
lebat. Semper prudenter agebat in cunctts et patientiam ser-
vavit in magna et diutina infirmitate corporis, totam se de»
offerens, hostiam vivam et immaculatam.
6. ritttaiis.
1) Die Summe ihrer Vergabungen wird Lib. benef. lb und Chron.
fund. 294,4 auf etwa 3500 Gulden geachtet. 2) Vgl. S. 323.
Beäagsn. % 495
Habuit etiam eadem domina nobilis inter suas ancillas
unam praecipuam secretariam, nomine Elsam de Rinfelden1),
virgraem valde honestam, quae etiam multum induxit dominam
ad benefaciendum nobis, semper existens promotrix et fautrix
nostra. lila namque omnia scrinia cum reliquüs ecclesiae nostrae
manu propria expensis dominae noetrae fundatricia praefatae
de novo reparavit.
Anno 1408 in octava apostolorum Petri et Pauli positum
fuit fundamentum ecclesiae nostrae et successive aedificata ipsa
ecclesia cum paupertate et non sine turbatione, quod fiebat
resistentia, instigante hoste humani generis, per capitulum
maioris ecclesiae Basiliensis mediante bulla papali. Sed prae-
raluit dei gratia, et omnis turbatio fuit sedata. Sic anno 1416
dominica in octava paschae, quae fuit 6. kal. maii, fuit eccle-
sia consecrata cum tribus altaribus , videlicet summo, crucis et
beatdssimae Mariae. Et postea adveniente sacro concilio Basiliensi
anno 1431 et durante illo 17 annis praelati et caeteri conci-
liistae porrexerunt manus adjutrices cum aliis fidelibus, ita quod
domus de die in diem profecit in structura et ornamentis et
» aliis necessariis, prout epitaphium dominae dueissae Buigun-
diae et episcopi Wigorniensis clare demonstrant, et in libro
beneficiorum latius habetur. Et nisi ista maledicta cauasa ex
parte villae Liel inter armigeros de Baden et domum istam
bisset exorta, de qua longum esset enarrare, domus ordtuis
r, Carthusiensis in Basilea esset jam domus inclyta et in provin-
cia Rheni non minima.
Sciendum vero, quod olim fuerunt plures domunculae sibi
contiguae in platea a porta civitatis circa Rhenum, quae dici-
tur Laesers türli, usque ad torcular dominorum maioris
*> ecclesiae Basiliensis, quod dicitur die Zehend-trotte. Has
domunculas emerunt cum .oneribus suis patres nostri primi ad
dilatandum terminos nostros, et ne incolae inquietarent cellitas
versus illam partem morantes. Et destruentes istas eadem de
eaussa aedificaverunt murum istum pro decore et custodia loci
* et hortos earum attraxerunt et fecerunt vineam pro consolatione
et utilitate sua et suorum successorum.
Prima autem domuncula adhaerens torculari praefatorum
dominorum vocabatur domus maior Welti, secunda domus
; Welti minor et erant istae duae domus sibi contiguae et ad-
frhaerebant torculari. Tertia domus sequebatur versus Khenum
et vocabatur domus zur B ebenen. Quarto sequebantur duae
domuneulae sibi contiguae et vocabantur Wasenegk. Quinto
sequebantur iterum duae domunculae sibi contiguae, quondam
)) Elszlna Manerinn de Rinfeldia nennt sie der Prior Heinrich Lib.
benef. 2. Eben dort werden noch andere Mägde der Sophia, eine Agnes,
eine Qreda und eine Cecilia als Wohltäterinnen des Klosters aufgeführt.
496 # Beilagen.
Lienhard Peyers, unde hortus ifitarum domuncularum, qu|
attraximus satis care emendo, vocabatur Peiers ga
sequebantur rursus duae domunculae sibi conds^psflNHHRoräi I
suis adhaerentes tum praefatae, quae dicitur Laesers turli,
per quam transitur ad Rhenum, et vocabantur antiquitus der;
zur Kinden husz vel der von Liitzel garten, quod ante
tempore fuerat Lücellensium ordinis Cistertiensis.
n.
De cellis Carthusiae Basiliensis.
Von diesem Stücke, das uns unter dem Titel, unter dem wir i
es hier aufführen, in den Analecta Urstisii, S. 205, aberliefert ist,
gilt im Wesentlichen dasselbe, was von dem vorhergehenden. Das
Original kenne ich nicht, über die Person des Verfassers giebt uns
der Text keinen Aufschluss, die Abfassung muss in der Zeit bald
nach dem Tode des Priors Heinrich stattgefunden haben. Vielleicht u
ist der Verfasser beider Stücke derselbe. An der Orthographie
Wurstisens habe ich auch hier nichts andern wollen und habe da-
her auch die Schreibart »Lauber« beibehalten, obgleich es mir im
höchsten Qrade wahrscheinlich ist, dass im Original »Louber« ge-
standen.
Cella prioris debet esse angularis prope ceüam A, cuius
hortus et secretum tendit ad coquinam. Cella vicarii debet esse
P, quae etiam januam habet versus refectorium ad responden-
dum secularibus in absentia prioris. O debet esse cella procu-
ratoris prope fontem, quae habet januam ad secularibus respon- s
dendum. Cella N sacristae deputata est. Sic prudenter a pa-
tribus ordinatum. Cum Jacobus Lauber electus esset prior vi-
vente suo antecessore Henrico de Alveldia, sed paralyüco per
9 annos, qui post suam absolutionem in cella prioris jacuit.
idem successor Jacobus eum noluit ex sua cella, quam 30 annis y
inhabitaverat, amovere, sed ad cellam P vicarii declinavit, quam
munivit et aliqualiter reformavit. Mortuo vero patre Henricu
cellam prioratus intrare distulit, quod ruinosa esset et contra
ignis pericula non satis munita. Quare cellam P fecit f signari
pro priore et cellam prioratus litera P, donec cella prioratus a
reformata fuerit. Qua reformata et priore eam inhabitante
Beilagen. 497
"fi'^Bflae in praescriptis cellis transmutari debent, nee cella P
io deputata priori conveniens est eo quod seculares per ca~
suam, ubi sua fercula reponit, ad stubellam deducere
pellitur.
Cella prioris f post januam nolae: Qui non baiulat
crucem ßuam et venit post me, non potest meus esse diseipu-
lus. Luc. 14. — In alia janua versus refectorium: Qui
Tult venire post me, abneget semetipsum et tollat crucem suam
et sequatur me. Math. 16. — Hanc fundavit dominus Jacobus
'• Zibol fundator.
A. Ambulate, dum lucem habetis, ut non tenebrae vos
comprehendant. Joan. 12. — Fundavit Hurkardus Zibol.
B. lkm um est nos hie esse: si vis, faciamus hie tria ta-
bernacula. Math. 17. — Fundavit idem Hurkardus Zibol.
h C. Caro et sanguis regnum dei non possidere possunt,
neque corraptio incorruptibilitatem possidebit. 1 Cor. 15. —
Fundavit dominus ßurkardus Zibol et domina Agnes de Eptin-
gen, conthoxalis eius l) .
D. Diligite inimicos vestros, benefacite his, qui vos ode-
zo runt. Math. 5. — Fundavit reverendissimus pater et dominus
Nicolaus monachus professus ordinis Carthusiensis tituli sanetae
Crucis presbyter cardinalis tempore generalis Basiliensis concilii.
£. Existimo quod non sint condignae passiones huius tem-
poris ad tuturam gloriam, quae revelabitur in nobis. Rom. 8.
25 — Fundavit Isabella regis Portugalliae filia, Burgundiae, Lo-
tharingiae, Brabantiae et Limburgiae ducissa, sacri Romani
imperii marchionissa , Flandriae, Artesii et Burgundiae pala-
t\na, Hannoniae, Zelandiae et Namurci comitissa, domina de
Frisia, Salinis et Mechlinia. — Haec fuit mater Caroli Bur-
> gundiae ducis caesi apud Nanse. Pater eius fuit Philippus.
F. Facite dignos fruetus poenitentiae: jam enim securis
ad radicem arboris posita est. Luc. 3. — Fundatrix eadem prin-
cipissa.
G. Gaudium est angelis dei super uno peccatore poeni-
5* tentiam agente, quam super 99 justis, qui non indigent poeni-
tentia. Luc. 15. — Fundavit dominus Leonardus Troubach de
3. fercnla. Die Abkürzung Wurstisens ist nicht ganz deutlich. 4. Wnrstisen liest
»compellitc , was nicht geradezu unmöglich wäre , doch kommt es mir wahrscheinlicher
vor, daes es ein Versehn für »compelliUur« ist.
1) Nach der Chron. fund. S. 290 wurde der Bau dieser Zelle 1434
begonnen , während Burkhard Zibol, nachdem er bereits eine zweite Frau,
die Sophia von Rotberg, freheirathet, im J. 1433 (S. 293) starb. Die obige
Angabe wird also in der Weise zu verstehen sein, dass Burkard und seine
erste Frau die Mittel zum Bau dieser Zelle gegeben hatten, die dann erst
nach ihrer beider Tode gebaut wurde. Damit stimmt lib. benef. 1, wo
e< nach der Aufforderung, für Burkhard und Agnes zu beten , heisst : Qui
fundavit duas cellas, dieses duas aber später ausgestrichen und durch tres,
a, b et c ersetzt ist.
Basier Chroniken. I- 32
498 Beilagen.
Mülhusen, cappellanus maioris ecclesiae Basiliensis. Hie prope
eam sepultus.
H. Humiliamini sub potenti manu dei, ut vos exaltet in
tempore visitationis. 1 Petr. 5. — Fundavit dominus Henricus
Rode de Marcburg, juris utriusque doctor, consiliarius lantgra- .
vii Hassiae, cuius filius prope cellam procuratoris sepultus est.
I. In omnibus operibus tuis memorare novissima tua et in
aeternum non peccabis. Eccles. 7. — Fundavit Johannes Vischer
cappellanus maioris Basiliensis ecclesiae.
K. Karitas est finis praeeepti, de puro corde et consaentk i
bona et fide non fieta. 1 Timoth. 1. — Fundavit dominus Lu-
dovicus Moser Tigurinus, protonotarius in Rinfelden ; monachus
factus Carthusiensis primus eam inhabitavit.
L. Labora sicut bonus miles Christi. Nemo militans deo
implicat se negotiis secularibus. 2 Tim. 2. — Hanc cellam fun-t
davit magister Petrus zem Luft, decretorum doctor, canonicum
maioris Basiliensis ecclesiae.
M. Mandatum novum do vobis, ut diligatis invicem, sicut
dilexi vos, ut et vos diligatis invicem. Joan. 13. — Fundarit
dominus Ulricus Eberhart civis et mercator Basiliensis, quam*
dominus Petrus Wolfer cognatus ipsius ac haeres, prope ipsam
sepultus, complevit.
N. Nolite conformari huic seculo, sed reformamini in no-
vitate sensus vestri. Roman. 12. — In alia janua versus
ecclesiam: Nemo potest amplecti deum simul et seculum. a
Gregor. 18. moral. super Job. — Fundavit reverendissimus do-
minus in Christo pater dominus Thomas Polton episcopus Wi-
gorniensis in choro sepultus tempore generalis concilii.
O. Omnes nos manifestari oportet ante tribunal Christi,
ut reeipiat unusquisque propria, prout gessit, sive bonum, sive^
malum. 2 Cor. 5. — Fundator Jacobus Zibol, dotavit Adelhei-
dis de Eptingen.
P. Patientes estote, fratres, et confirmate corda vestra.
quoniam adventus domini appropinquabit. Jacobi 5. — In ja-
nua versus refectorium: Praeparate corda vestra dominoa
et servite illi soli, et liberabit vos de manibus inimicorum
vestrorum. 1 Reg. 7. — Fundator Zibolius, fundator Carthusiae.
j
Beilagen. 499
ni.
Bulle IBonifaz IX. vom 18. April 1402.
(Siehe S. 263.)
Das Original auf Pergament befindet sich auf dem Karthäuser
& Archiv als T^x. 58. Durch das Pergament sind zwei Schnitte ge-
macht , die wohlerhaltene Bulle war abgeschnitten und eingenäht
und ist erst "bei der Neuordnung des Archivs der bessern Aufbe-
wahrung wegen wieder mit einer Schnur an der Urkunde befestigt
worden. Ajuf dem umgebogenen untern Theil des Pergaments steht
lo links : Ista Vulla (darüber von derselben Hand nachträglich beigefügt :
falsa et mendosa. servetur pro posteris, ut hec sciant) fuit impe-
trata contra nos Carthusienses minoris Basilee, et per eam impediti
foimus ad annum integrum. Redempta cum 180 florenis datis do-
minis de summo ecclesie Basiliensis. Von derselben Hand steht,
15 beinahe ausgelöscht, fast wörtlich dieselbe Bemerkung auf der Rück-
seite der Urkunde. Hier hatte zuerst gestanden: cum C florenis,
nachträglich war beigefügt worden: et lxxx florenis. Ebenfalls auf
der Rückseite steht von der Hand des Priors Heinrich von Alfeld :
Bulla Bonifacii IX contra novam plantacionem Bas. ordinis Cartu-
20 siexxsis , ad instantiam capituli ecclesie Basiliensis impetrata , sed
poetea concordatum est cum pecuniis etc.
Bonifacius episcopus servus servorum dei dilecto filio priori
monasterii sancti Albani Basiliensis per priorem soliti gubernari
salix tem et apostolicam benediccionem. Honestis suppücum vo-
-2s tis libenter annuimus illaque favoribus prosequimur oportunis.
üxhibita siquidem nobis nuper pro parte dilectorum filiorum
prepositi, decani et capituli ecclesie Basiliensis peticio contine-
bat , quod licet in opido minori Basilea nuncupato Constan-
ciensis diocesis civitati Basiliensi contiguo, cuius quidem opidi
so proprietas ad dictam ecclesiam ab olim spectare noscebatur,
apud curiam episcopalem in eodem opido consistentem , quam
retroactis temporibus episcopi Basilienses pro tempore inhabitare
consueverant, fuerit et sit quedam parrochialis ecclesia sub vo-
catmlo sancti Theodori, mense capitulari Basiliensi ab antiquo
35 tinita et incorporata, fuerintque et sint tarn cathedralis, quam
dicta sancti Theodori et alie ecclesie Basilienses ac eciam dicta
curia per terre motum olim in Ulis partibus factum adeo quas-
sate, collapse et in structuris difformate, quod eciam ex pia
largicione fidelium adhuc infra longi temporis successum vix
40 refbrmaxi valeant, dictaque curia ex opposito chori ipsius eccle-
32»
500 Beilagen.
sie cathedralis, qui solo flumine Reui intermediante quasi in
medio civitatis predicte consistit, ubi eciam pro tempore hasti-
ludia, tornamenta, fistulaciones, coree et alia mundana exercicia
fieri solent, situetur, et retro curiam ipsam super arena dicti
fluminis sepesepius diverse coree et vanitates per mulieres et
alias personas vanas exerceantur, ita quod ipsa curia tarn propter
prejudicium , quod ex hoc ipsi cathedrali et aliis ecclesiis pre-
dictis oriretur, quam eciam propter honestatem et observandam
religionis sit locus saltem pro fratribus ordinis Cartusiensis mi-
nus aptus, tarnen nonnulli fratres dicti ordinis quorumdam ci-n
vium Basiliensium asserencium, prefatam curiam ad commune
dicte civitatis racione cuiusdam contractu« olim super hoc ha-
biti pertinere, seculari euffulti auxilio in ipsa curia absque con-
sensu et voluntate dilecti filii Humberti electi Basiliensis et
dictorum prepositi, decani et capituli construere et habitareis
nituntur atque proponunt, quodque, si huiusmodi propositiim
in hac parte sortiretur effectum, magnum ex hoc non solum
episcopo, preposito, decano et capitulo ac ecclesiis predictis,
verum eciam toti clero Basiliensi prejudicium generaretur ac
eciam diversa sediciones et scandala possent exinde inter cle-a
rum et cives dicte civitatis verisimiliter exoriri et jura tarn ca-
thedralis et sancti Theodori quam aliarum ecclesiarum predicta-
rum non modicum diminuerentur. Quare pro parte dictorum
prepositi, decani et capituli nobis fuit humiliter supplicatum.
ut super hiis ad obviandum scandalis et aliis periculis kuius-a
modi providere de benignitate apostolica dignaremur. Nos igi-
tur huiusmodi supplicacionibus inclinati discrecioni tue, de qua
in hiis et aliis specialem in domino fiduciam obtinemus, per
apostolica scripta comittimus et mandamus, quatinus vocatis
qui fuerint evocandi super premissis, te summarie, simpliciter^
et de piano ac sine strepitu et figura judicii auctoritate nostra
diligenter informes, et si per informacionem huiusmodi pre-
missa vel aliquod ipsorum, quod ad hoc sufficiat, reppereris
veritate fulciri, fratres et cives predictos ac omnes et singulos
alios sua interesse putantes conjunctim et divisim, quociens»
expedierit, sub pena excommunicacionis moneas et requiras, ut
infra peremptonum competentem terminum ipsis ad hoc per tc
prefigendum ab huiusmodi structuris et edificio penitus et oro-
nino desistant eisque inhibeas, ne de cetero huiusmodi vel si-
milia alia in ipsorum episcopi, prepositi, decani et capituli #
prejudicium quomodolibet attemptent; alioquin lapso huius-
modi termino omnes et singulos huiusmodi tuis monicionibus,
requisicionibus et inhibicionibus non parentes declares huius-
modi excomunicacionis sentenciam incurrisse, et nichilominus
legitimis per te super hiis habendis servatis processibus eos, *>
quociens expedierit, aggravare procures, contradictores per ceii-
suram ecclesiasticam appellacione postposita compescendo, in-
Beilagen. 50]
vocato ad hoc, si opus fuerit, auxilio brachii secularis, non
obetante si prefatis ordini et fratribus ac civibus vel quibusvis
aliis communiter vel divisimab eadem sit sede indultum, quod
interdici, snspendi vel excomunicari non possint per litteras
1 apostolicas non facientes plenam et expressam ac de verbo ad
verbum de indulto^ huiusmodi mencionem et quibuslibet pri-
vilegiis, indulgenciis et litteris apostolicis generalibus vel spe-
mlibus, quorumcunque tenorum existant, per que presentibus
non expressa. vel totaliter non inserta effectus earum impediri
l* valeat quomodolibet vel differri , et de quibus quorumque totis
tenoribus habenda sit in nostris litteris de verbo ad verbum
mencio specialis, et aliis contrariis quibuscunque.
Datum Rome apud sanctum Petrum 14. kalendas maii,
pontificatus rxostxi anno tercio decimo.
15 G. de Pala.
IV.
Vergleich mit dem Domcapitel vom 29. Januar
1404.
(Siehe S. 264.;
3b Das Original auf Pergament mit zwei anhängenden Siegeln
liegt im "KLartViäuser Archiv als Nr. 60.
In dei nomine. Amen. Nos frater Wynandus de Tremonia
prior domus montis beate Marie prope Argentinam ordinis Car-
thusiensis, commissarius ad infrascripta a venerabili et reli-
» gioso in Cbristo patre domino fratre Stephano priore generali
maioris domus Carthusiensis speeialiter deputatus, ad omnium
et singulorum, quorum interest vel intererit et quos infra-
scriptum tangit negocium vel tangere potent quomodolibet in
futurum , noticiam tenore presencium cupimus pervenire et re-
30 coenoscimus publice per presentes: quod cum nuper providus
et discretus vir Jacobus Zibell civis Basiliensis, zelo devocionis
accensus, curiam seu domum sive habitacionem pridem appel-
/atam des byschoffes hoff, nunc vero appellatam et in per-
petuum fnturis temporibus appellandam domus vallis sancte
^ Marg^irethe virginis et martiris, intendens in illa monasterium
502 Beilagen.
sive claustrum de ordine Carthusiensi predicto in honore do-
mini nostri Jhesu Christi et beatissime virginis Marie matris
eius et sancte Margarethe patrone antedicte ac divini cultus
augmentum engere, fundare atque dotare et animo erigendi
fundandi et dotandi huiusmodi monasterium sive claustrum, *
cum suis areis, edificiis, ortis, juribus, attinenciis, pertinenciis,
appendiciis et circumferenciis universis nobis necnon vener&bili
et religioßo viro fratri Hennanno de Davantria domus Colo-
niensis dicti ordinis priori, commissariis tunc ad hoc a prefato
domino fratre Stephano priori deputatis , vice et nomine ac ad u
üsum dicti ordinis et signanter religiosorum fratrum prioris et
conventus, qui sunt vel erunt pro tempore in futurum in mo-
nasterio seu claustro sive domo vallis sancte Margarethe ante-
dicte, et ipsius monasterii ipsorumque in eodem monasterio suc-
cessorum universorum, recipientibus et gratanter acceptantibus ii
dederit, donaverit, tradiderit et assignaverit atque fundaverit
irrevocabiliter inter vivos justisque et legitimis donacionis et
fundacionis titulis pro sue et quondam Verene Sevöglin eius
uxoris suorumque liberorum et progenitorum animarum reme-
dio et salute, que quidem curia jamdicta situatur in opidoft
minor Basilea nuncupato Constanciensis diocesis juxta et prope
ecclesiam parochialem sancti Theodori in dicto opido minoris
Basilee consistentem , mense capitulari ecclesie cathedraüs Ba-
siliensis ab antiquo unitam et incorporatam , et ex opposito
chori ipsius ecclesie cathedralis Basiliensis solo flumine Reniü
intermediante, quam eciam curiam r$troactis temporibus episcopi
Basilienses pro tempore consueverant inhabitare: idcirco non-
nullis tractatibus inter venerabiles in Christo viros dominos pie-
positum, decanum et capitulum ecclesie Basiliensis prelibate
necnon discretum virum dominum Eberhardum dictum Schenck #
perpetuum vicarium dicte parochialis ecclesie sancti Theodori
ex una et nos priores prefatos vice et nomine predictis parte
ex altera, de scitu eciam et consensu prudentum et honestorum
virorum dominorum magistri civium et consulum civitatis Ba-
siliensis, intervenientibu8 , pro nobis fratre Wynando commiß-^
sario in hac parte et predictis religiosis fratribus priore et con-
ventu, qui sunt vel erunt pro tempore, domo sive claustro val-
lis sancte Margarethe in prefata eademque domo, ac vice et
nomine, quibus supra, quos eciam et eorum in dicta domo
successores universos ad subscripta omnia et singula eorumque 41
observanciam et ratihabicionem perpetuas et inviolabües auto-
ritate, qua supra, scilicet a predicto domino fratre Stephano
priore nobis commissa, qua et fungimur in hac parte, presen-
tibus firmiter astringentes et obligantes, cum dominis preposito
decano et capitulo prenominatis, quibus dicta ecclesia parochia- u
lis sancti Theodori incorporata dinoscitur, ut premissum est,
et ad quos jus patronatus eiusdem ecclesie parochialis pertinet,
Beilagen. 503
necnon cum perpetuo vicario supradicto, ipsorum et successo-
rum suorum nominibus in et ad huiusmodi ereccionem, fun-
dacionem et dotacionem suos consensus et voluntates adhiben-
tibus, propter bonum pacis, concordie et tranquillitatis inter
sdictas partes perpetuo habendarum, cum pacis auctor, scilicet
dominus noster Jhesus Christus, non bene colitur, nisi pacis
tempore, amicabiliter convenimus et concordavimus in hunc
modum.
1. Primo videlicet quod dicti fratres prior et conventus
i*pro tempore existentes in domo vallis sancte Margarethe sepe-
dicta perpetuis temporibus futuris absque contradiccione , re-
sistencia et impedimento quibuscumque dominus de capitulo
ecclesie Basiliensis antefatis et, eiusdem ecclesie vasallis, qui
tunc hoc in feodum habuerint ecclesia ab eadem, solvere, dare,
u tradere, expedire et assignare integraliter et cum effectu et sine
diminucione qualibet, fraude, dilacione et protraccione quibus-
vis in hiis remotis et exclusis, debebunt et tenebuntur, debeant
atque teneantur decimas prediales de omnibus et singulis ipso-
rum bonis immobilibus per eos habitis et habendis, acquisitis
» et acquirendis quibuscumque in parochia ecclesie parochialis
sancti Theodori memorata et infra limites eiusdem parochie,
sive fuerint agri, prata, orti, novalia et alie res quecumque,
de quibus decime dari debent, et secundum quod et prout alii
homines parochiani in eadem parochia moram trahentes huius-
2i modi decunam dant, dare debebunt et consueverunt. Si vero
aliqui seu alique aut aliqua domus, orti, prata, agri, vinee,
novalia, possessiones vel aree in dicta parochia vel alibi seu
in loci», parochiis, limitibus seu dyocesibus aliis quibuscumque
aut nbicumque siti, site aut sita ipsis fratribus per quemcum-
■« que seu quoscumque ullo unquam tempore donarentur seu per
fratres eosdem emerentur vel alias eis obvenirent, de huiusmodi
donatis, emptis vel obventis, ut pretangitur, similiter dicti fra-
tres decimas, census et alia jura prefatis dominis de capitulo
ac fabrice dicte Basiliensis ecclesie debitos, debitas et debita de
i5 eisdem dominis et fabrice premissis perpetuis temporibus absque
contradiccione et impedimento quibuscumque integraliter et cum
effectu dare et sine diminucione et protraccione quibuslibet as-
signare teneantur et debeant omnibus, eo jure et modo, quibus
et prout alii homines antea et priusquam domus, orti, agri,
40 prata, vinee, novalia, possessiones vel aree huiusmodi dictis
fratribus donati vel empti fuerint .seu obvenerint, ut prefertur,
solvere et expedire debuerunt, consueverunt et tenebantur.
2. Item, quod iidem fratres prior et conventus pro tem-
pore dicte domus vallis sancte Margarethe apud comprehensio-
ttnem, circumferenciam seu limites, vulgariter dicendo by deme
9. Wir haben die einzelnen Punkte des Vergleichs durch Absitze hervorgehoben und die
Ziffern , die in der Urkunde am Bande stehn , an den Anfang dieser Absitze gerückt.
504 Beilagen.
begriffe dicte eorum curie et habitacionis , prout nunc sunt,
teneantur pcrpetuo permanere et in huiusmodi comprehensione,
circumferencia seu limitibus stare contenti, huiusmodi ipsorum
domum sive claustrum ulterius et amplius extra et ultra huius-
modi comprehensionem , circumferenciam sive - limites nunc ;
existentes non extendendo seu edificando sive dilatando sine
consensu dominorura decani et capituli predictorum, hoc tarnen
salvo, quod si qui seu que domus, orti, agri, vinee, possessio-
nes vel aree curie predicte contigui seu contigue seu eciam
vicini aut vicine seu juxta eandem curiam siti aut site dictis t
fratribus per quemcumque seu quoscumque donarentur seu per
fratres emerentur aut eis obvenirent, huiusmodi domus, ortos,
agros, vineas, possessiones et areas fratres ipsi oonsequi pote-
runt et habere necnon eis uti, dummodo domus, ortos, agros,
vineas, possessiones et areas premissos dicte habitacioni domus i;
vallis prelibate contiguos seu contiguas per remocionem seu
deposicionem muri seu murorum habitacionis eiusdem eidem
huiusmodi habitacioni non includant seu ad eam aptent aut
comprehendant quovis modo similiter absque consensu domino-
rum de capitulo pretactorum, salvis tarnen fratribus ipsis hostiis *
seu januis per huiusmodi murum seu muro6 in et ad domos,
ortos, agros, vineas , possessiones et areas jamtactos dirigendis
et ordinandis pro introitu et "exitu accessibusque et egressibus
oportunis, ita tarnen eciam, quod de eisdem domibus, ortis,
agris, vineis, possessionibus et areis cum censuum inde debi-s
torum et decimarum solucione faciant et facere debeant, sicut
ceteri parochiani in parochia antefata commorantes, eo dum-
taxat addito specialiter atque salvo fratribus antedictis, prout
hoc per dictos dominos de capitulo eis graciose concessum existit,
quod ipsis liceat, licitum sit et esse debeat, si et quandocum-*
que voluerint nunc vel imposterum de orto seu ortis dicte ha-
bitacioni contiguo seu contiguis solo muro versus pontem Reni
intermediante , de muro seu meniis Beni dicti opidi usque ad
plateam seu stratam publicam dicte ecclesie sancti Theodori
huiusmodi ipsorum habitacioni eciam per dicti intermediantis 13
muri remocionem et novorum muri vel murorum seu sepium
ereccionem vel alias, prout eis placuerit et expedierit, includere
et comprehendere peciam seu spacium quadraginta pedum vel
circa, sine dolo et fraude, secundum quod tunc id eis faciendi
ab illis seu ab eo, cuius seu quorum ortus seu orti huiusmodi »<
existunt aut intererit, fuerit p.ermissum, pro cellis et aliis ipso-
rum fratrum comodis, necessariis et oportunis faciendis et con-
struendis, eciam absque decimarum dictis dominis de capitulo
de huiusmodi pecia debitarum, si que ipsis inde deberentur,
solucione ullis unquam temporibus facienda quacumque. ^
3. Item quod fratres prior et conventus pro tempore domus
vallis sancte Margarethe jamscripte nulli homini seu neroini
Beilagen. 505
ullis unquam temporibus futuris debeant ecclesiastica sacra-
menta ministrare, familiaribus ipsorum domesticis dumtaxat ex-
c-eptis, quibus eukaristie et extreme unccionis sacramenta pote-
runt ministrare, si ac quatenus et quod eisdem domesticis id
sfacere possin t, fuerint privilegiati.
4. Item quod fratres prior et conventus pro tempore ante-
scripti ecclesiam aut ecclesias nunc incorporatas seu futuris tem-
poribus incorporandas dominis preposito, decano et capitulo
ecclesie Basiliensis prenotatis aut alias gracias eis datas, con-
to cessas, et impetratas, dandas, concedendas et impetrandas in
futurum quaseumque nunquam ullis tempore et modo debeant
sibi ipsis vel aliis quibuscumque a sancta sede apostolica vel
aliunde seu. alias quomodolibet impetrare.
5. Item quod prefati fratres prior et conventus prefate do-
li mus vallis sancte Margarethe pro tempore omnia et singula
funera personarum quarumcumque apud eos suorum corporum
sepulturam eligencium permittant et permittere teneantur et
debebunt presentari in ecclesias parochiales parochie seu paro-
chiarum, signanter in civitate et dyocesi Basiliensi et dicta mi-
te nori Basilea existencium, ex quibus seu ex qua tunc huius-
modi funera venerint, quousque inibi missa pro defunctis de-
cantetur seu celebretur.
6. Item et quod fratres prior et conventus sepescripti pro
tempore rectoribus seu plebanis ac vicariis ecclesiarum, preser-
is tun in civitate et dyocesi Basiliensi necnon minori Basilea
prescripta constitutarum, ex quarum parochiis pretacta venerint
funera, quartam seu canonicam porcionem hodie jure communi
debitam et taxatam integraliter debeant et tenebuntur dare et
cum effectu expedire, dicta funerum presentacione non obstante,
sofraude et dilacione quibusvis in hiis resecatis.
7. Item et quod memorati fratres prior et conventus pre-
nominate domus vallis sancte Margarethe omnia et singula pre-
missa et eciam subscripta perpetuis temporibus teneantur et
debeant firmiter et inviolabiliter attendere, rata et grata tenere,
ftobservare et adimplere nee ea mutare vel revocare seu econtra
ullo tempore facto vel jure in judicio quocumque ecclesiastico
vel seculari vel extra illud directe vel indirecte, per se vel
alium seu alios seu alias quomodolibet facere vel venire aut
contravenire, mutare vel revocare volenti taliqualiter consentire
4» seu hec aut quevis ex eis fieri procurare aut, quantum in eis
fuerit, permittere tacite vel expresse, publice vel oeculte, nee
litteras, gracias, libertates, privilegia vel exempeiones quaseum-
que a sancta sede apostolica seu Romanis imperatoribus vel
regibus quibuscumque vel eciam aliunde premissis aut sub-
4& scriptis vel eorum aliquo quovis modo prejudiciales impetrare
vel impetratis uti, quesito quovis ingenio vel colore, sine con-
sensu et voluntate dominorum decani et capituli dicte ecclesie
506 Beilagen.
Hasiliensis pro tempore existencium predictorum, sed quod quam
primum domus vallis sancte Margarethe prefate priorem habue-
rit atque conventum, iidem prior et conventus pro se, eadem
domo necnon eorum successoribus domo in eadem univends
de observacione, ratihabicione et adimplecione perpetuis omnium s
et singulorum premissorum et eciam infra designatorum donii-
nis de capitulo sepetactis pro tempore tribuant et effectualiter
assignent recognicionem et caucionem litteratoriam, eiusdem
prioris et conventus sigillis et alias, prout opus fuerit, robora-
tam , ad eademque omnia et singula se et successores ac do- i»
mum eorum premissos firmiter et inviolabiliter perpetuis tem-
poribus obligent eaque faciant, approbent, confirment, ratificent
et auctorizent cum renunciacionibus debitis, necessariis et opor-
tunis ad omnimodam ac juxta presencium litterarum intencio-
nem, continenciam et tenorem, sponte acceptantes. u
Nos frater Wynandus commissarius sepefatus in fratres
priorem et conventum domus vallis sepescripte pro tempore
eorumque successores universos domo in eadem pene nomine,
scilicet quod ipsos in casu, quo et si aliquo anno vel tempore
in observacione et adimplecione premissorum vel eorum aliquo 3u
scienter defecerint et negligentes fuerint vel remissi vel ea seu
eorum aliquid mutaverint vel revocaverint aut in contrarium
venerint seu fecerint modo quovis premissis contrarium, extunc
reverendi in Christo patres et domini domini episcopi Basilien-
sis et Constantiensis eorumve officiales necnon conservator seu»
conservatores auctoritate apostolica deputati et deputandi qui-
cumque jurium et priyilegiorum dominorum prepositi, decani
et capituli ecclesie Basiliensis predictorum pro tempore existen-
tes et eorundem subconservatores, quorum et cuiuslibet ipso-
rum conjunctim et divisim jurisdiccionibus seu jurisdiccioni, »
ipsorum videlicet episcoporum seu officialium ordinarie, dicto-
rum vero conservatorum et subconservatorum apoßtolice seu
delegate, eosdem fratres priorem et conventum pro tempore in
casu jamdicto, videlicet defectus et negligencie aut in contra-
rium faccionis vel vencionis eorundem, subicimus et submitti-a
mus in hiis scriptis, possint et debeant sive alter eorum possit
et debeat conjunctim et divisim ad instanciam, quorum tunc
interfuerit in ea parte, ad integram observacionem et adimple-
cionem premissorum tunc non attentorum, observatorum vel
neglectorum aut in contrarium factorum vel ventorum et ex- *
pensarum desuper factarum et habitarum huiusmodi negligencie
vel defectus occasione, postquam eis vel alteri eorum de hiis
legitime constiterit, tamquam rei coram illo seu Ulis per eos
in jure confesse, compellere et artare ecclesiasticam per cen-
suram premissisque et eciam subscriptis omnibus et singulis, «
non obstantibus omnibus et singulis privilegiis et libertatibus,
graciis, litteris et exempcionibus quibuscumque, fratribus priori
Beilagen. 507
et conventui pro tempore domus vallis antedicte eidemve domui
aut ordini prescriptis a dicta sancta sede apostolica vel impe-
ratoribus seu regibus predictis vel aliunde in genere vel in
specie impetratis et impetrandis, concessis et concedendis, qui-
ibus necnon insuper eciam excepcioni doli mali, in factum
accioni et sine causa quod metus compulsionis, lesionis, de-
cepcioni», circumvencionisve causa , beneficio restitucionis in
integrum ob quamcumque causam et quo maiores vel minores
juvantur, excepcioni non sie facte convencionis et aliter fuisse
• dictum quam scriptum, et qua lesis ecclesiis et monasteriis pro-
videtur et subvenitur, consuetudinibus et statutis municipali-
bus, publicis et privatis, dominorum, castrorum, civitatum et
patrie generalis omnibusque et singulis aliis accionibus, ex-
eepeionibus et defensionibus juris et facti scripti, non scripti,
canonici, civilis, consuetudinarii et municipalis, privilegio fori
omnique juri et juris auxilio, quibus seu ope quorum fratres
sepefati vel quivis alter possent ullo tempore communiter vel
divisim contra premissa vel eorum aliquid juvari, facere vel
venire, jurique generalem renunciacionem nisi precesserit spe-
." ciaüs dicenti non sufficere seu valere, nos fiater Wynandus
eommissarius predictus, quoad premissa et eciam subscripta
omnia et singula, pro nobis et quibus supra ac vice et nomine
supratactis, ex certa nostra sciencia renunciavimus et. tenore
presencium renunciamus expresse, hoc eciam condicto premis-
2> sis adjeeto speciali , videlicet quod in supradicto defectus et
negligencie aut in contrarium faccionis vel vencionis casu pru-
dentes et honesti viri domini magister civium et consules dicte
civitatis Basiliensis pretacti prenotatis dominis preposito, decano
et capitulo et aliis, quorum interfuerit pro tempore, contra et
>> adrersus fratres priorem et conventum pro tempore domus val-
lis memorate auxilio, consilio, opera et favore suis oportunis
efficaciter assistere eisque huiusmodi ipsorum consulum con-
silium, auxilium, operam et favorem fideliter impertiri va-
leant atque possint, ipsisque consulibus hoc liceat et licitum
v>existat, dictorum fratrum prioris et conventus et quorumlibet
aliorum contradiccione et impedimento quibuscumque non ob-
stantibus.
In quorum omnium et singulorum premissorum, de quibus
due equales littere, upa pro dominis de capitulo, alia vero pro
Jjfratribus memoratis, tradite sunt et confecte, testimonium evi-
dens atque robur nos frater Wynandus prior eommissarius ante-
scriptus nostri prioratus et conventus dicte nostre domus mon-
tis sanete Marie sigillum hiis litteris duximus appendendum,
nos quoque magister civium et consules civitatis Basiliensis su~
*' ptatacti, quia eciam premissa omnia et singula de scitu et con-
sensu nostris expressis facta sunt et pacta, ut est pretactum,
quapropter sigillum nostre civitatis Basiliensis predicte ad pe-
508 Beilagen.
ticionem dictaruin parcium hiis litteris fecimus appensari in
maius robur et testimonium perpetuum premissorum.
Acta sunt hec sub anno a nativitate domini nostri Jhesu
Christi millesimo quadringentesimo quarto feria tercia seu die
martis proxima ante festum purificacionis beate Marie virgini>, \
que fuit et est vicesima nona dies mensis januarii.
V.
Jacob Louber über Heinrich von Alfeld.
Wir haben S. 243 Anm. 4 des Registers über einen Sammel-
band von kleinen Schriften des Priors Heinrich erwähnt , das sein \i
Nachfolger Jacob Louber angefertigt und dem er einen Nachruf an
den frommen Verfasser vorangeschickt hat. Es bildet dasselbe ein
Heftchen in 4°, das mit dem S. 353 Anm. 1 erwähnten Ordinarium
pro officio sacriste und einigen andern Stücken in einen Pergament*
Umschlag eingeheftet ist und mit ihnen zusammen das BSndchenu
A. IX. 6 der Universitätsbibliothek ausmacht. S. 1 dieses Heftchen*
enthält den Titel : Liber meditacionum et orationum et aliorum
opusculorum patris Heinrici Arnoldi de Allveldia Cartusiensis
quondam prioris Cartusie Basiliensis. S. 2 ist leer, S. 3 und 1
enthalten die brevis commendatio, die wir im Nachfolgenden ab- »
drucken, auf S. 5 steht erst folgende einleitende Bemerkung über
die Anordnung des Bandes: Et quanquam hoc totale opus laborio-
sissime in unum collectum principaliter contineat meditaciones et
orationes devotas, poterit tarnen non inconvenienter in quinque
partes dividi. In prima agitur de mysterio incarnationis et passio-s
nis totaque vita Christi , in secunda de felici ortu beatissime vir-
ginis Marie insigniisque ipsius gloriosissimis et vite sue octo ata-
tibus , premissis humilitatis et caritatis precohiis , in tercia oratio-
num et meditacionum de tempore et sanctis pars hyemalis, incipiens
a die nativitatis domini , in quarta orationum et meditacionum de *
tempore et sanctis pars estivalis, a penthecoste incipiens, in quinta
de diversis agitur exerciciis spiritalibus, ad invocandum divinum au-
xilium in nostris variis necessitatibus, letanie pro pace, contra Teu-
cros et ad visitandum obsessum, notabilia pro directione procura-
torum ceterorumque officialium, denique multa pro noviciis tempU-
tis et afflictis consolatoria , prout plenissime subsequens registrum
explanabit. Dann folgt auf dem Rest von S. 5 und auf den fol-
Beilagen. 509
genden Seiten bis S. 30 dieses Kegistrum, S. 31 — 34 sind leer.
In dem Register ist für jede Schrift die Blattzahl des Bandes an-
gegeben, auf dem sie sich findet, die letzte (Conclusio operis cum
oratkme devota et pulcherrima pro felici statu sancte matris eccle-
isie, maxime pro conservatione sacri ordinis Cartusiensis aliarumque
religionum, dignitatum et statuum eracacissima) steht fol. 856 et
sequentibus. Den Band selbst habe ich nirgends gefunden.
Beim Durchlesen der brevis commendatio wird uns sofort auf-
fallen, dass sie in ihrem ersten Theile fast wörtlich mit der Lebens-
iö skizze übereinstimmt , die Trithem in dem Liber de scriptoribus
eeclesiasticis und in dem Cathalogus illustrium virorum giebt (s.
oben S. 241 Anm. 1) und die Georg in die Continuatio aufgenom-
men hat (8. 325). Entweder muss Louber nach Trithem oder Tri-
them muss nach Louber gearbeitet haben. Ich halte letzteres für
r> das wahrscheinlichere und vermuthe, dass Trithem sich von Louber
die nöthigen Notizen hat geben lassen und dieser sie dann zugleich
passend fand, um zu einer Einleitung zu den gesammelten kleinen
Schriften Heinrichs verwerthet zu werden.
Brems commendatio predicti patris et suorum opusculorum per
?<• quendam Carttmensem de film professionis ac discipulis suis.
Venerabilis pater Hainricus Arnoldi de Allveldia, natione
Saxo, professione monachus Cartusiensis domus ßasiliensis, vir
religione devotus, ingenio clarus, affectu sincerus, moribus gra-
vis, eloquio dulcis, conversatione affabilis, pius, mansuetus,
25 exemplo fulgidus, in artibus liberalibus et sacris litteris pluri-
mura exercitatus et pontificii juris non ignarus, qui, cum officio
notariatus in sacro concilio Basiliensi et antea in urbe multis
annis fungeretur, fidelis, justus, prudens ac circumspectus
cimctorunm testimonio inventus est probatus. Hie tandem om-
sö nia cernexis esse vanitatem universa pro Christi amore con-
tempsit, «clausuram Cartusiensium eligens et durante concilio
Basilee ingrediens, ubi triginta annis prior ac pater subditos
sibi monachos ac conversos ceterosque paterno prosequens af-
fectu in pace et tranquillitate laudabiliter rexit, scripsitque fa-
3ö miliari stilo et aperto sermone pro fratrum suorum et aliorum
in Christo pie vivere volencium edificacione quedam plena doc-
trine, virtutum et devotionis, zeli et charitatis opuscula, in
quibus diligens lector tanquam in quodam viridario inveniet
19—20. Di« Ueberschrift steht 'anf einem aufgeklebten Blattchen. Die ursprüngliche
a TJebeTBchrift, die theilweise ausgestrichen und zuletzt mit diesem Blattchen überklebt wor-
den ist, scheint den Inhalt der jetzigen mit dem auf S. 1 stehenden Titel znsammengefaast
zu haben. Vgl. das am Schlüsse Bemerkte. 25. »artibns liberalibus« steht znm Theil
auf einer Raeur. 29. »inrentns estc steht anf einer Rasur. 38. üeber »Yiridario«
steht von andrer Hand: »in eynem wQrtzgartden«. Am Rande ist eine Hand gezeich-
net, die anf diese Stelle verweint.
510 Beilagen.
copiose spiritualiuin geniminum !) et aromatum delieias ad o\
ctandum oculos mentis et ad pascendum desideria cordis,
demque discent clerici et religiosi mmistri Christi in comn
officils exhibere diligenciam, dignitatis sue servare moribus
cellenciam, salutaribus lucere exemplis, fernere in divini*
tare castrimargiam , diligere castitatem , lucra spiritalk S0I4
querere, temporalia pro necessitudine prudenter disp<
animarum zelum facto ostendere, ad ea, qne pia sunt,
gerere, disciplinam in cunctis, devocionem in ecclesiasf
discent eciam procuratores et ceteri officdales sie transirej
bona temporalia, ut non amittant eterna, sieque hoc ml
uti provide, ne a gracia dei contingat excidere, in adverss
munnurare, in prosperis non presumere, dubiis in rebus I
temere agere, in arduis procedere strennue, deferre honoi
maioribus, non injuriari equalibus et minoribus, dei timol
nunquam negligere et amori dei conditoris nostri nichil an!
ponere, in hoc prineipatum in suis opusculis tenens inter 01
nes, quos legimus, devotarios, quod docendo orat et 01
docet meditandoque narrat et devotissime suplicando concM
sieque scripta et devocionalia sua multum deserviunt omni)
ecclesiasticis devote orare et celebrare desiderantibus , ita que
quasi per excessum mentis dicere possit, quod expurgent men^
tem, intellectum illuminent inflammentque affectum.
Idem pater Hainricus obiit quinta die mensis junii ann(
doinini 1487, in Cartusia Basiliensi prescripta sepultus.
vi.
Das Bekenntni8s des Bruders Martin.
Das Bekenntniss des Bruders Martin, dessen wir oben S. 315
Erwähnung gethan, befindet sich auf der öffentlichen oder Univer-
3. Am Bande wieder eine Hand, die auf die Stelle verweist. 6. tJeber »csstrioar-
giamc steht von derselben Hand, von der die eben erwähnte Einschiebuog «errftkrt:
»id est superfluitatem c 10. Am Bande wieder ein« Hand, die auf die Stellt
verweilt. »eciam t steht über einer Baenr. 23. Nach dem Absatxe, der mit »afeetan«
schlieset, folgt eine Zeile: » Sequi tur diviiio operis et registnunc Wir nahen sissw-
Eelassen , weil sie den Zusammenhang mit dem Abeatse »Idem — sepultus« unterbricht
»ieser ist erst nachträglich beigefügt. — »inflammentque« und ru nun folgt steht wie-
der auf einem aufgeklebten Blattchen. Die durch dasselbe verdeckt« ursprüngliche Schrift
ist überdies stark durchstrichen, sie seheint in directerer Verbindung müdem, was«'
S. 5 folgt (s. oben 8. 608) gestanden sn haben. Durch Aenderung der Ueberschrift iM der
Schlussworte des Nachrufs an Heinrich wnrde demselben eine grössere Selbständigkeit
dem Begister gegenüber gegeben.
1} Gemmen = germen.
Beilagen. 51 1
sitätsbibliothek in Basel. Es ist aufgezeichnet auf zwei mit einander
verbundene Pergamentblättchen. Das eine derselben ist ein Streifen
von durchschnittlich 36 Centimeter Breite und 8 Centimeter Hohe,
der auf der einen Seite der Länge nach mit 13 Zeilen beschrieben
5 ist, das andere ist gegen 10 Centimeter hoch, oben nicht ganz 7.
unten 9 breit, auf beiden Seiten beschrieben. Der obere Band des
letztem ist an den untern des erstem (unweit dem linken Ende des-
selben) angenäht, es war dann, wie der Augenschein zeigt, über
die Vorderseite des grösseren Blättchens geklappt und indem dieses
le nun vielfach zusammengelegt wurde, in dasselbe eingeschlossen wor-
den. Nachdem die beiden Blättchen in ein kleines Format zusam-
mengefaltet worden, waren sie durch einige Nadelstiche in demsel-
ben festgehalten worden , auf den beiden Seiten des zusammen-
gefalteten Zettels wurden die beiden Kreuze, von denen unten die
15 Rede sein wird , angebracht. Jetzt sind die beiden Blättchen in
einen dünnen Pappdeckel eingerahmt in der Weise, dass mit Aus-
nahme der äussersten Bänder die ganzen Vorder- und Rückseiten
frei liegen, und bilden nebst einem über ihre Herkunft Aufschluss
gebenden, mit dem aufgedruckten Siegel der Stadtcanziei versehenen
30 »Proces verbal« und einer Abschrift des Bekenntnisses den Band
X. IV. 15. Der erstere lautet folgendermaassen :
Proc6s verbal
über die in dem Waysenhaus, ehemahligen Cartheüszer-Closter ge-
fundene Glaubens Bekentnisz eines Cartheüszers.
2s Nachdeme im Jahr eintausend siebenhundert siebenzig und
sechs die ohnehin baufälligen und unbrauchbahren Gellen, die sich
noch in dem Waysenhaus befanden, zu Ersparung der Dachung
Unterhai ts-Kösten, wie auch um dem Waysenhausz mehr Lufft und
Sonne und zum Anbau der nöhtigen Qemüser mehrern Raum zu
so verschaffen, auf Veranstaltung der Herren Inspectoren des Waysen-
Hauszes sind abgebrochen worden: So hat sich in der zweyten
Cellen rechter Hands wenn mann in den Garten kommt in dem
Gemäuer derselben unter einem Balcken ein rundes hölzernes Büchsz-
* lin eingemaurt befunden , welches im herabfallen durch die darauf
ss gefallene Mauer-Steine zerschmetteret worden, so den ein und zwan-
zigsten Christmonats anno ein tausend sieben hundert sechs und
siebenzig besehenen ist.
In diesem Büchszlin befände sich beyliegende auf Pergament
mit Mönchen-Schriift geschriebene Sünden- und Glaubens-Bekennt-
40 nisz eines Cartheüszers, von welcher durch die Herren Inspectoren
Abschriften und Uebersetzungen veranstaltet worden, mit einem
Memoriale unterm zwey und zwanzigsten Jenners im Jahr ein tau-
send sieben hundert sieben und siebenzig an Meine Gnädigen Her-
ren einem Ehrsahmen und Wohlweysen Kleinen Raht gebracht,
46 und von Hochdenenselben der hiesigen öffentlichen Bibliothec das
512 Beilagen.
Original zur Aufhebung zu übergeben und darüber diesen proce*
verbal aufzusetzen und demselben beyzulegen erkannt worden. Den
22. Januarii anno 1777.
(L. S.) Canzley der Stadt Basel.
Das Bekenntniss des Bruders Martin, der im Bewusstsein sei- ;
ner Sündenlast seine Hoffnung weder in der Verdienstlichkeit seiner
eigenen Werke noch in der Fürbitte der Heiligen, sondern einzig
und allein in dem Leiden Christi erblickt, erregte grosses Interesse,
es wurde sofort in deutscher Uebersetzung gedruckt, und aus dem
Erlös dieses Druckes, der 80 Pfund betrug, wurden den Waisen-}
kindern Bibeln gekauft (Fechter und Sch&ublin: Das Waisen-
haus in Basel 31). In neuerer Zeit ist es im Urtext im Neujahrsblatt
für 1838, in deutscher Uebersetzung bei Buztorf in dem Vorwort
zu seiner Uebersetzung der Chronica fundationis (S. vra Anm. 1)
herausgegeben worden. Der Verfasser des Nenjahrsblattee nimmt i
(S. 12 f.) an, der Bruder habe das Bekenntniss aufgeschrieben, weil er
nicht hätte wagen dürfen, es auszusprechen, und es verschlossen und
eingemauert, weil er in Lebensgefahr gekommen wäre, wenn man es
aufgefunden. Ich glaube, die ganze Fassung des Bekenntnisses wi-
derspricht dieser Annahme. Nirgends ist die Befürchtung ausge- a
sprochen oder auch nur angedeutet, der Schreiber könnte einmal
durch Menschenfurcht dazu getrieben werden, den Glauben, dem er
hier Ausdruck giebt, zu verleugnen, er fürchtet vielmehr, er möchte
selbst, sei es in der Stunde des Todeskampfes, sei es sonst, durch
die Einflüsterungen des bösen Feindes in demselben wankend ge-»
macht werden, Unglaube, Irrthum, Verzweiflung, Misstrauen könn-
ten die feste Zuversicht erschüttern, deren er sich jetzt erfreut.
Jetzt also, wo er sich von dieser Zuversicht getragen, von keinem
Zweifel bewegt, von dem Bewusstsein, dass ihm Christus durch
sein Leiden vollständige Vergebung der Sünden erworben , durch- a
drungen und gehoben fühlt, schreibt er sein Bekenntniss nieder,
erklärt seine gegenwärtige Stimmung für die allein berechtigte und
geltende , verwahrt sich im voraus dagegen , dass die Zweifel , von
denen er etwa angefochten werden könnte, dem Werthe seines
Glaubens Eintrag thun sollten und verbirgt nun seine Schrift, in»
der er dieses Zeugniss niedergelegt, und von der er wünscht, dus
sein Schutzengel sie in der Zeit seiner Noth und am jüngsten Ge-
richte Gott vorweise , an einem Orte , wo sie vor seiner und jeder
menschlichen Berührung sicher ist. Wenn er sagt, er bekenne mit
dem Herzen und mit der Schrift, auch wenn er nicht mit der Zunge «
bekennen könnte, so heisst das offenbar, »wenn ich auch nicht Gele-
genheit haben sollte , mit der Zunge zu bekennen , ja wenn mir
etwa im Augenblicke des Todes, wo ich gerne das Bekenntniss
aussprechen würde, die Zunge versagte«, nicht aber »auch wenn
ich, meiner Ansicht wegen zur Rechenschaft gezogen, nicht den Muth a
hätte, sie zu vertreten«. Wir thun dem frommen Bruder und seinem
Beilagen. 513
Glauben wenig Ehre an, wenn wir das letztere annehmen. Eine
Qefahr, wegen des Inhalt« seines Bekenntnisses bestraft zu werden,
lig übrigens nicht vor , da es nichts enthält , was gegen die Lehre
der Kirche streitet und weniger Änstoss erregen konnte , als z. B.
i die Predigten Taulers» der doch bei seinen Lebzeiten und lange
nachher das grösste Ansehn genoss (über die Bedenken, die in der
Reformatio nszeit in Bruder Georg gegen Tauler erwachten, der ihm
der Selbstth&tigkeit des Menschen im Ergreifen der Gnade zu wenig
zuzuschreiben schien, s. oben die Anm. 1 zu 8. 379). Am wenig-
# sten war der damalige Prior der Karthaus , der fromme Heinrich
von Alfeld, der Mann, der eine solche Gesinnung verdammt hätte.
Sehr interessant ist es nun, dass wir wissen, wer unser Bru-
der Martin gewesen ist, und welche Stellung er in der Folge im
Kloster eingenommen hat. Die Vermuthung, die ich S. 315 aus-
s gesprochen , dass wir in ihm den Martin Ströulin &) von Basel zu
erkennen haben, der lange Jahre hindurch Schaffner, dann- Vicar
des Klosters war und zugleich als Prediger in demselben wirkte,
dem wir auch die auf uns gekommene Abschrift der Chronica fun-
dationis verdanken (s. über ihn S. 305 Anm. 3, S. 314 ff., 340),
a ist mir, seitdem ich noch einige weitere bezeugtermaassen von Ströu-
üns Hand herrührende Schriftstacke (in dem Bande A. VIII. 18
der Universitätsbibliothek und dem Binde D des Karthäuser Archivs)
verglichen, zur völligen Gewissheit geworden. Dass ein Mann von
seiner Gesinnung zu solchem Ansehn im Kloster gelangte, ist sicher-
te lieh ein gutes Zeichen für den Geist, der in demselben herrschte,
und wird diejenigen freuen, die sich bis jetzt für das Bekenntniss
des Bruders Martin interessiert haben, ohne über seine Person etwas
näheres zu wissen. Die Predigten Ströulin s sind, wie schon S. 315
bemerkt worden ist, keine eigentlichen Originalarbeiten, sondern
»Bearbeitungen von Predigten beliebter Schriftsteller. Ströulin tritt
uns somit nicht als eine schöpferische geniale Natur entgegen und
kann nicht mit einem Tauler oder einem Geiler von Kaysersberg
verglichen werden, die sich übrigens in der Stille eines Karthäuser
Klosters auch schwerlich zu dem ausgebildet hätten, was sie in
v ihrer Thätigkeit als Volksprediger geworden sind , immerhin aber
verleugnet er auch in diesen Bearbeitungen den Geist nicht, der
uns aus dem Bekenntnisse entgegentritt.
Ich dachte manchem der baslerischen Besitzer unseres Bandes
einen Dienst zu thun, wenn ich ihm dieses Bekenntniss, von dem
*> er vielleicht schon oft hat reden hören, ohne es noch selbst gelesen
zu haben, in deutscher Uebersetzung darböte, da die früheren Ueber-
setzungen, auch die von Buxtorf, nicht ganz leicht mehr aufzu-
treiben sind.
1) Die Orthographie des Namens schwankt; er selbst schreibt sich
Ströwly.
Battar Chroniken. I. 33
514 Beilagen.
Ego frater Martinus indignus nomine Carthuaiensis con-
fiteor tibi, clementissime deus pater, multitudinem , magni-
tudinem et enormitatem universorum scelerum et peccatorum
meorum, que umquam perpetravi a tempore regeneracionis mee
ex baptismo usque ad hanc horam. Et pro illis omnibus ex-:
ceBsibus et peccatis meis multis et magnis offero tibi pro satis-
factione, amantissime deus, preciosissimum et superhabundan-
tissimum thezaurum innocentissime passionis domini nostri Jhesu
Christi crucifixi, tui dilectissimi filii, sciens me aliter non posse
salvari et tibi satisfacere, nisi per meritum innocentissime mor- 1
tis et passionis eiusdem. Et si hec predicta confiteri non po&-
sem lingwa, confiteor tarnen corde et scripto. Item in fide do-
mini nostri Jhesu, quam personaliter et presenter docuit suos
discipulos et ipsi deinceps nobis eandem fidem tradiderunt et
pro ipsa mortui sunt, in qua ex gracia altissimi dei natus sura u
et eruditu8 a cunabulis, in eadem et mori volo tamquam bonus
Christianus. Quod si inimicus humani generis mihi in agonia
posito vel alibi in quocumque loco voluerit immittere vel per-
suadere aliquam incrcdulitatem, errorem vel desperacionem vel
eciam diffldenciam, tunc jam sanus existens et bona racione»
utens ex intimo corde contradico et non consencio, et in scriptis
relinquo me numquam consentire nee ore nee corde nee rarione
nee voluntate eius immissionibus et persuasionibus fallacibus
et mendosis, malis et perversis, in tesümonium bone, firme et
perfecte fidei, quam umquam aliquis fidelium habuit vel habere s
posset in perfectissimo gradu. Item, si fieri potest, et si sum
tante discrecionis , quacumque hora cordintime et ferventissiine
desidero et peto humiliter propter deum, mihi subveniri in ex-
tremis sanctis sacramentis ecclesie, scilicet unetionis et eucha-
ristie. Item vellem, quod omnibus diebus vite mee numquam so
offendissem excellentissimam divinitatem tuam aliquo peccato,
et vellem, si possibile esset, cottidie in signum vere contricio-
nis sangwineum sudorem et sangwineas lacrimas ex oculis meis
habundanter efrundere pro omnibus excessibus et peccatis meis
et tocius populi Christiani. In manus tuas, domine, commendo tf
spiritum meum. Optime Jhesu, omnis sialus mea in tua est
manu, et ideo corpus et animam meam in manus tuas recom-
mendo, sive vivo sive morior. Non ergo poteris a me, Jhesu
piissime, manus tue pietatis avertere, quia manus tue feceruut
me et plasmaverunt et redimerunt me. Stilo ferreo in manus41'
tuas inscripsisti me validissime et cordi tuo caritate vulnerato
infixisti me. Ideoque si mater obliviscatur , ut filio uteri sui
27. Die Abschrift auf der Universitätsbibliothek and die bisherigen Abdrucke habe* irr-
thumlieherweise »cordacissime«. 40—41. Mit »mann» tuas« schliesst die 13. nad lotott
Zeile auf der Vorderseite des langen Streifen. Durch ein Kreuscfaen wird auf die Vorder-
seite des angehefteten kleinern Blattchena verwiesen, wo es heisst: »Stilo fiireo efc.
verte cedulamc Auf der Rückseite dieses kleinen Blattchens ist dann wieder eis Ertli-
chen und hier folgt nun die Fortsetsung des Textes, so, dass die Anfaagsworte des Satiet.
»stilo ferreo in manus tuasc, noch einmal wiederholt werden.
Beilagen. 51b
noii misereatixr, tu tarnen, benignissime Jhesu, mei, quem ta-
ten, pedibus et manibus tuis tarn misericorditer et indelebiliter
inscripsisti, nequaquam poteris in fine oblivisci. Suscipiant me,
queso hodie , manus tue pro me vulnerate, ut passionis tue
* remedia efficaciter senciam mihi profuisse. Clementissime Jhesu,
certus sum, quod nemo alius tollat animam meam, cum in ma-
nus tnas eommendavero spiritum meum, et hoc firmissime credo
et sie teneo etc.
Sancte angele, qui michi datus es in custodem, tibi com-
m mendo h&nc cedulam , ut eam ostendas altissimo deo tempore
necessitatis mee vel eciam in futuro judicio. Hoc signum «f»
magni regia est Jhesu Christi domini nostri, qui nos per hoo
custodia! ab omnibus insidiis inimici nunc et in futuro. Amen.
1456.
\% Anno primo professionis mee in ordine Carthusiensi, ipsa
die Marie Magdalene 1456.
Jhesus Nazarenufl
Rex Judeonun
20
Confessio
fidei katholice
Ich Bruder Martin, unwürdig des Namens eines Karthäu-
sers bekenne dir gnädigster Gott Vater die Menge, Grösse und
Uebennässigk^t; aller meiner Verbrechen und Sünden, die ich
• bedangen habe von der Zeit meiner Wiedergeburt aus der
25 Taufe bis auf diese Stunde. Und für alle diese meine vielen
und grossen Ueberschreitungen und Sünden biete ich dir zur
Genugthuung, liebevollster Gott, den kostbarsten und über-
niessendsten Schatz des unschuldigsten Leidens unseres Herrn
_ « «Taxi« »tobt: »quod nemo quod alius«. Wir glaubten am so eher dM sweite, aus
v i^.*ifln *eset*te, »quode weglassen zu dürfen , als ein schwacher Strich durch dasselbe
^5*«ten scheint, dass der Verfasser selbst es wieder beseitigt wünschte. 8. Hiemlt
"^kitMst die 10. und letzte Zeile der Kuckseite des kleinern Blattohens. Das Folgend«
!♦ iit mit der TJeberecbrift »Conclusio«, auf der Vorderseite desselben unter der oben an-
4*l&rten verweisenden Bemerkung: »Stilo — cedulamc. 16. Die swei Krause sind auf
5* Sflckeeite des grösseren Blattchen« in der Ecke rechts so angebracht, dass ihre
S -«i*.n nach unten, nach dem kleinen Blattchen su gekehrt sind. Sie wurden ohne Zwei-
er1* JT«5 nachdem die Blattchen cusammengelegt waren , auf diese Stelle , die jetst die
beiden Ao»seI18eiten def* cvsammengefalteten Zettels bildete, gezeichnet.
33 *
516 Beilagen.
Jesu Christi des Gekreuzigten, deines geliebtesten Sohnes, in-
dem ich weiss, dass ich nicht anders gerettet werden und dir
genugthun kann, als durch das Verdienst seines unschuldigsten
Todes und Leidens. Und wenn ich dies eben Gesagte mit der
Zunge nicht bekennen könnte, so bekenne ich es doch mit «
dem Herzen und mit der Schrift. Desgleichen will ich in dem
Glauben unseres Herrn Jesu, den er persönlich und gegenwär-
tig seine Jünger gelehrt hat, den sie uns hinwiederum über-
liefert haben und für den sie gestorben sind, in welchem ich
nach der Gnade des höchsten Gottes geboren bin und auf— »
erzogen von der Wiege an, in ihm will ich auch sterben als
ein guter Christ. Wenn der Feind des menschlichen Geschlech-
tes mir im Todeskampfe oder sonst an welchem Orte es auch
sei, irgend welchen Unglauben, lrrthum oder Verzweiflung
oder auch Misstrauen einflössen oder einreden wollte, so thue u
ich jetzt, da ich gesund bin und meine gute Vernunft habe,
aus innerstem Herzen Einsprache und stimme nicht bei, und
hinterlasse es schriftlich, dass ich niemals weder mit dem
Munde noch mit dem Herzen noch mit der Vernunft noch mit
dem Willen seinen trügerischen und irrigen, schlechten und .»
verkehrten Eingebungen und Zureden beistimme, zum Zeug-
niss eines guten, festen und vollkommenen Glauben*, wie ihn
je einer der Gläubigen gehabt hat oder haben könnte im voll-
kommensten Grade. Desgleichen, wenn es geschehen kann und
ich dazu auserkoren werde *) , bitte ich zu jeder Stunde aus ?*
innerstem Herzen und aufs brünstigste, dass mir an meinem
Ende beigestanden werde mit den heiligen Sacramenten der
Kirche, nämlich der Oelung und dem Abendmahle. Desglei-
chen wollte ich, dass ich an allen Tagen meines Lebens nie-
mals deine erhabenste Gottheit mit irgend einer Sünde belei- •*
digt hätte, und ich wollte, wenn es möglich wäre, täglich zum
Zeichen wahrer Zerknirschung blutigen Schweiss und blutige
Thränen aus meinen Augen in reichlichem Maasse strömen
lassen für alle meine und des ganzen Christenvolkes Ueber-
tretungen und Sünden. In deine Hände, Herr, befehle ich ■»
meinen Geist. Bester Jesu, all mein Heil ist in deiner Hand,
und deshalb befehle ich meinen Leib und meine Seele in deine
Hände, ich lebe oder sterbe. Du kannst darum nicht, fromm-
ster Jesu, deine frommen Hände von mir abziehn, denn deine
Hände haben mich gemacht und mich gebildet und mich er- *•
kauft. Mit eisernem Griffel hast du mich aufs kräftigste in
deine Hände eingeschrieben und mich in dein verwundetes
Herz befestigt. Drum wenn eine Mutter vergässe, dass sie des
Kindes ihres Leibs sich nicht erbarmte, wirst du, gnädigster
1) Ich kann das eigenthümliche »si sum tante discrecionis« nicht an-
ders verstehen.
Beilagen.
517
I.
deine für
»wie die
Gnädig»
wegnehm
fohlen
ich
den du in deine Seite, in deine Fasse und Hände
^ und unvertilglich eingeschrieben hast, an mei-
nicnt vergessen. Es mögen mich, so bitte ich heute,
mich verwundeten Hände aufnehmen, dass ich fühle,
Heilmittel deines Leidens mir wirksam genützt haben.
*" Jesu, ich bin gewiss, dass kein anderer meine Seele
'wird, -wenn ich in deine Hände meinen Geist be-
xznd das glaube ich aufs Festeste und daran halte
u. s.
i
k
^ _ _ Engel , der du mir zum Wächter gegeben bist,
xlg ich dieses Blättchen an, dass du es dem höchsten
in der Zeit meiner Noth oder auch beim künf-
]>ieses Zeichen -f* ist das Zeichen des grossen
Christus, unseres Herrn, der uns durch dasselbe
allen Nachstellungen des Feindes, jetzt und in der
aen. 1456.
ersten Jahre meines Gelübdes im Karthäuser Orden,
am Tage IVfariae Magdalenae 1456.
dir vertra.
Gotte
tigen
Königs
bewahrt
Zukunft.
Im
Jesus von Nazareth
der Juden König
Bekenntnis»
4
des katholischen Glaubens
518 Beilagen.
VII.
Letzter Wille des Bruders Georg Carpentarii
von Brugg und Verzeichniss der von ihm derf
Kloster bestimmten Bücher.
(Siehe S. 310.)
Die beiden Stücke, die wir hier geben, befinden sieb auf zwei
Papierblättern, einem kleinern und einem grössern, als Nr. 7 und S
in dem Bande G2 I, 34 der Basler Universitätsbibliothek. In dem
sorgfältig nach dem Format geordneten Verzeichniss der Bücher
giebt sich schon die Anlage Georgs zu dem Beruf des Bibliothe-i
kars, dem er späterhin obzuliegen bestimmt war (8. 361 ff.), kund.
Die Preisansätze der Bücher, die wir in eckigen Klammern beige-
fügt haben, rühren ebenso wie die Aufschriften auf den Rückseiten
der Blätter und die Bemerkung über die Vollstreckung des Testa-
mentes von der Hand des Priors Hieronymus Zscheckenbürlin her. u
a.
Ego frater Geoigius Carpentarii de Brugk praesenti meo
reoognosco chyrographo, pure propter deum proque ampliori sa-
lute animae meae, tanquam extremae voluntatis meae testamen-
tum deliberatione sufficienti praehabita me esse testatum et»
legas8e domui vallis sacratae virginis et martyxis Margarethe
Basileae minoris Cartusiensis orchnis omnia (licet exigua fue-
rint) bona mea , si qua proprio hactenus iure possedi in vesti-
mentis, libris, peeuniis ceterisve, modicis tarnen ex hiis qui-
busdam alienis (dum facultas erat) datis infra subscriptis. Igitur &
nee quisquam heredum aliorum sive successorum rneonim huic
meo Scripte testato contradicens quaeeunque sibi ex hiisce prae-
sumat usurpare. Datum 5. idus junii anno Christi 1510.
Quae alienis te&tamento legaverim.
Den blawen rock, ein swartze kapp mit bruner syden ge- *
futertt, ein swartz byrett, item von buchlinen conpendium theo-
logie scriptum, speculum vitae humanae sol man geben domino
Georgio Molitoris de Clingnow, cappellano in Rinfelden.
Item margaritam poeticam magistro Joanni Currificis, und
ein brun byrett, dasz schlechter. *
Item ein swartze kapp mit grüner syden underzogen der
bruderschafft sant Annen in mindern Hasel.
Beilagen. 519
Darunter von der Hand des Priors Hieronymus Zschecken-
barlin: Expedita sunt legata extraneys anno 1510.
Auf der Rückseite von der Hand ebendesselben: Testa-
mentum ae ultima voluntas confratris nostri Georgii, qui fecit
professionem dominica post octavas corporis Christi, que fuit
9. junii 1510.]
b.
Artnotatio librorum a confratre nostro Georgio Carpentarii de
Brugk domui valU* beatae Margarethae martyris Basileae mt-
i noris Cartusiensis ordims donatorum.
Libri in forma arcuali.
Quatuor partes Bonaventurae in libros sententiarum , in
duobus voluminibus contentae. [2 gl.]
Augustinus super Joannem et Holkot super librum sapien-
% tiae, in uno volumine. [1 gl.]
Opera Gersonis in tribus voluminibus contenta. Quatuor
enim eorumdem sunt partes, quarum bine priores in uno vo-
lumine, aliae vero duae singillatim singulis voluminibus sunt
coactae. [3 it.]
h Translatio Argyropili in operibus Arestotelis, uno codice.
[i gi-i
Questiones methaphysicales Dominici de Flandria, uno
codice. [1 gl.]
Textus bibliae cum concordantiis , noviter Parrhisiis im-
» pressus, uno volumine. [1 it.)
Vocabularius Calepinus. [1 gl.]
Vocabularius breviloquus. [16 8.]
Expositio psalteriana et rosetum exercitiorum spiritualium,
in uno codice colligata. [1 fit.]
n Concordantiae maiores et minores totius bibliae. [15 s.]
Libri formae mediocris vel setniarcuaUs.
Pisanella sive supplementum. [1 &]
Opera beati Ambrosii, tribus voluminibus congesta vel seor-
sum colligata. [2 gl.]
u Lombardica hystoria. [*/2 gl.]
Viola animae. Lavachrum conscientiae. Opus Guntheri de
oratione, jejunio et elemosyna. [V2 gl-]
Sermones Oliverii. Manuale curatorum etc. [1 gl.]
Gemma praedicantium. Expositio Pascasii super threnos
« Hieremiae. [1 dicken p.]
Liber de charitate. [1 dicken p.]
Regimen sanitatis. [1 dicken.]
Margarita philosophica. [V2 gl-]
Parvulus physicae vel philosophiae naturalis, [i dicken p.]
520 Beilagen.
Boetius de consolatione philosophiae. [1 dicken p.]
Navis stultifera Jodopi Badii etc. [xfa gl.]
Nicolaus de Orbellis. [1 dicken p.]
Grammatica Mancinelli. [t dicken p.] *
Boetius de disciplina scholarum. Auetorita tes Arestoteiis. *
Vocabularius rerum. [1 dicken p.]
Libelli formae regularis vel parviusculae.
Rhetorica divina. Hortulus rosarum. Hugo de Sancto
Victore de modo orandi et tribus dietis. [5 s.]
Ysidorus de summo bono et libellus de imitatione Christi. 11
[5 8.]
Anthidotarius animae etc. [1 dicken p.]
Horologium devotionis etc. [4 8.]
Paradysus animae. [5 8.]
Libri non tigati. j»
Rosarium aureum theologiae, cuius sunt quatuor partes.
[4 dick p.]
Rhabanus de laudibus sanetae crucis. [t dicken p.]
Introductorium ethicae vel parvulus moralis philosophiae.
[5 8.] ^ ^ 7»
Nestor Novariensis. [6 8.]
Alanus de maximie theologiae. [2 s.]
Sedulius in carmine paschali. [1 8.]
Juvencus preebiter in carmine evangelico. [2 s.]
Sermones saneti Effrem dyaconi. [5 s.] 2s
Aurea novae grammatices vena. [4 s.]
Opuscula Bonaventuras [10 8.]
[Summa 29 fit 16 s. 8d., facit by 24 gl. , in 48 volumi-
nibus.]
[Auf der Rückseite von der Hand des Priors Hieronymus : 3*
Libroß quos apportavit frater Georiue.]
vm.
Brief des Bruders Georg Carpentarii an Boni-
facius Amerbach.
(Siehe 8. 312. 381.) Ä
Das Original befindet sich im Basler Antistitium in dem Bande
K[irchen] A[rchiv] C. I. 3, der auf dem Racken den Titel »Antiquita-
tes ecclesiae Basüiensis manu Script.« trägt, als Nr. 24.
Beilagen. 521
Salutem plurimam cum humili recommendatione. Prüden-
öMme vir, -veritixs ego cum principe latinitatis, doctissimo
Erasmo, per litteras loqui, quippe qui rusticitatis et inelegan-
titt, ne dicam ixnprudentiae conscius viro circumspectissimo
* öderer iltudexe , cogor ob instans periculum te ceu patronum
humiliorexn, non tarnen ob id velut indoctum, convenire. Et ut
paucis quid velvm , intelligas , ad te mitto detectionem praesti-
giaram etc. , per me diebus proximis Germanice versam , qua-
tenus auspicio tuo diligentique trutinatione, ei visum fuerit, in
■ publicum excudatur propere. Nam quid moverit, qur absque
: arbitris Yucubratiunculam hanc non ausim quantocius* emittere,
praesentibus tibi litteris patefacere consilii fuit. Imprimis ob
tempoTum instantium procellam sevissimam, quando nihil non ad
calummae pernieiem vertitur, deinde quia videri poseem in-
l& fidelis in, vertendo, quod adjectis vel mutatis nonnullis aut ali-
ter citatia quam in originali habeantur, de meo velut ex indu-
stria positum fuisset. Quod profecto minime credendum est,
niä quod propter nonnulla minus accurate per dominum Eras-
mum citata libello adversarii non usquequaque respondere vi-
ü debantur. Idcirco diligentissime collatis hincinde sententiis et
verborum ponderibus studui, quantum potui, ne ullum calum-
niandi locum reimquerem, sermonemque temperavi et plurima
prmesertim, quae memoratus idem doctor jusserat, praeterivi,
ne vel illi negocium facesserem vel mihi aut domui nostrae
2s (iaminim ex occasione ferrem. Audi vi sane hodie a magistro
Hasilio germano tuo, quod nedum Oecolampadianos , verum
etiam Lutheranos male habeat libellus igte Latinus, quanto ma-
gis* si Germanice fuerit evulgatus? Quin et illud diligentius
expendi, ut ea, quae hie passim vel ex enchiridio vel ex para-
3« phxasibus Paulinis citantur, apte suis prototypis Germanicis
responderent, quos et mecum habeo contulique, immo et phra-
sin ipsam Germanicam diligentius observavi, quo minus ca-
Vumniarum insidiis pateret uterque. Tu proinde, sagacissime
vir, prospice rogo primum, quid facto sit opus et fac, uti vel
äs per te ipsum vel Henricum Glareanum aut Beatum Rhenanum
exemplar hoc prius perlegatur ac dijudicetur, antequam excu-
datux. Dicasque vefim domino Erasmo, quae hie tibi scripse-
rim, insuper quod paratus sim et hysperaspisten x) nuper a me
laboriose versum, quando Frobenio visum fuerit, evulgare. Sed
*> et linguam et paraphrases evangelicas aggredi cuperem, si
Oraeca quispiam mihi vertere curaret, quae in lingua passim
oecurrunt. Non tarnen id ipsum laboris deineeps ausim arri-
pere, nisi prius a patre priore nostro (quae per te vel domi-
num Erasmum facile potent impetrari) largiori data venia.
46 Alioqui non juxta morem ingredi satis onerosum foret nonnul-
1) Soll heiseen: hyperaapisten. Vgl. 8. 393 Anm. 1.
522 Beilagen.
lis confratribus , qui velut infiimiores laborem meum profec-fc
non exilem indulgentiam temere judicarent , si nullo patrora
tutus fuerit. Vale, dulcis amice et equanimiter nugis mei
ignosce, causaeque praesenti curam mox adhibe. Ex larari«
Carthusiano. 4. nonas junii anno dotnini 1526.
Frater Georgius.
[Adresse] Magnifico prudentique Honifacio Amorbachio legem
doctori studiique Basileensis rectori moderantbäino.
IX.
Vertrag des Convents mit dem Rathe vom
16. Juli 1532.
(Siehe S. 430.)
Von den beiden Ausfertigungen (auf Pergament mit zwei hän-
genden Siegeln) befindet sich die eine (K. ) auf dem Karthäuser
Archiv als Nr. 494 , die andere (St.) auf dem Staatsarchiv Z III
(Vertrage mit den Klöstern) A. Obgleich von derselben Hand ge-
schrieben zeigen sie manche kleine Abweichungen. Wir haben die
erstere dem Abdruck zu Grunde gelegt und die Abweichungen,
soweit sie bloss orthographischer Art sind, nicht berücksichtigt, mit
Ausnahme einer einzigen gleich zu Anfang, die einen Eigennamen
betrifft.
Wir Jacob Meyger burgermeister und der rhatt der statt
Basell, als rechte castvögt und Schirmherren des Carthuser Clu-
sters in unser myndern statt Basell gelegen, an einem und wir
Jheronimus Zscheckhenpurlin prior und der gemein convent i
erstgenanter Charthüsern am andern theil thunt khunt, beken-
nent und verjeehent vor allermenglichem mit dysem brief,
demnach sich hingefloszner zeit, als wir burgermeister und rhat
der statt Basell etwas enderung christenlicher religion halben
furgenomen, zwüschen uns beiden parthien allerley spenn unda
miszverstant zugetragen, in massen das ich Jheronimus Zscheck-
henpurlin prior mich selbiger zeit von hynnen gen Fryburg in
das Priszgouw gethon, bitznar daselbst enthalten, aber von son-
derer lieby wegen, die ich zu einer loblichen statt Basell, my-
22. Meyer St. 26. CftrUnsen St.
Beilagen. 523
n vatterlandt , darzu angeregtem Carthuser closter und ge-
en convent trage, mich widerum alher verfugt, das wir
soiicher spennen und aller miszverstendt, so zwischen uns
webt, gutlich und fruntlich geeiniget und betragen habent
volgender wysz,
. Das für das erst wir burgermeister und rhat der statt
Äsell den obgenanten herren Jheronimum Zscheckhenpürlin
i&rn widerum in die administration obvermelten closters zitt-
en hab und gutern komen lassen sollen und wollen, als
ouch sein erwürde in und mit craft ditz briefs ynsetzen
kut rechter gewaltgebung , das erstgenanter her prior alle und
Jede obgenanter Carthusen gutere, zins, rent, gulten und ze-
ltenden verwalten, die durch sich selbs oder andere innemen,
Beigeben, mit seinem convent messen, das closter darvon in
[guten puwen, eeren und was nottwendig, wie von altem sin
pruch und gewonheit gewesen ist, erhalten, doch von solichen
jnutzungen gefarlich dheine verendern, sonder unsern pflegern,
«o wir yeder zeit dahin verordnen, an unser statt jerlich erbare
Technung thun, und das alle und yede brief und gewarsami
^aber vermelten closters gutere, zinsz, gulten, zehenden und
andere nutzungen und gerechtigkeiten wysende uns den cast-
rögten, ouch herren priorn und convent obstat zu gemeinen
getruwen banden ingeschlossen und mitsampt den cleinottern
erbarlich bewart werden, also das wir prior und convent einen
I Schlüssel zu den brieven, und die verordneten pflegere in na-
men unser der rhaten den andern zusampt dem schliiszel zu
den cleinottern haben und besorgen, ouch das vilgenante her
prior und convent inhalt der erkantnusz, so wir burgermeister
und rhat der statt Basell im verschinnen funfzehenhundert fünf
• und zwenzigisten jare uszgon lassen , niemanden me one un-
sern willen in bedacht closter und iren convent uff- noch an-
nemen, darzu der messen, singens und ander der kilchen ceri-
monien, die sich mit unser angenomner christenlichen religion
nit verglichen, stillstan, sich deren furohin nit gepruchen, doch
* iresz habits im closter, den anzetragen oder von inen ze legen,
fry sein und deszhalben von menglichem ungerechtvertiget pli-
ben, wann sy aber für das closter harus in die statt gan wur-
den, das sy alsdann ein gemeine erbare cleidung antragen, iren
habit in dem closter lassen sollent. Dargegen habent wir ob-
^ genante prior und convent über die vierhundert gülden, so wir
den vilgenanten unsern gnedigen herren burgermeister und rhat
der statt Basell • kurz hie vor an iren erlittenen reiszeosten ze
steur abgerichtet, furohin zu erhaltung der universitet jerlich
vierzig pfunt, glich zu den vier fronvasten getheilt, thüt yede
fcfronvasten zehen pfunt stebler, und zu uffenthalt der armen
in das gemein almüsen jerlich uff sant Martins tag sechszehen
vierazal korns ze geben verwilligt und zugesagt. Doch was
524 Beilagen.
almusens uff uns uszzutheilen wither gestiftet, die sollent und
mögent wir benanten prior und convent one intrag selber
uszpenden und theilen in massen wir das gegen gott und den
Stiftern getruwen zu verantworten. In soliche weisz sollent wir
zu beiden syten geeint und verricht sein dysem betrag sampt
allen dem hieran geschriben stat, truwlich nachzekhomen.
Darzu wir burgermeister und rhät der statt Basell die vilge-
nanten prior und convent als unsere schütz- und schirmsver-
wanten alle zeit in gnediger befelch haben , sy wither nit be-
schweren, es were dann, das wir zu Zeiten ein gemeine steur
oder anleg uff alle unser schirmsverwandten gottshuser legen,
deren sollent wir prior und convent uns nit wideren, sonder
in solichem, ouch sunst, einen ersamen rhat der statt Basell
als unsere castvögt und Schirmherren mit allen treuwen frunt-
lich gemeinen. Zuw urkhunt und stethaltung aller hieran
geschribner dingen sind dyscr brieven zwen an Worten glich
lutent verfertiget, yeder parthie einer, mit unserm buiger-
meisters und der rhaten der statt Basell anhangendem secret
und unsern des priors und convent hieran gehenkhten insig-
len bewart. Geben .uff zinstag den sechszehenden tag heuw- :
monats als man zallt von der gcpurt Christi Jhesu unsere er-
lösers thusent fünfhundert zwei und drissig jare.
Die letzten Schicksale der Karthaus.
Mit dem Vertrage vom 16. Juli 1532 gieng die Verwaltung 2
der Karthaus wieder in die Hände des Convents über. Der Prior
kehrte ins Kloster zurück, der Vicar Nicolaus Molitoris übernahm
nun wieder das Amt des Schaffners l) , er besorgte auch die Biblio-
thekarsgeschäfte und setzte die Eintragungen ins Calendarium fort
(vgl. S. 363). Im letztern verzeichnete er ausser den Todestages?*
der Klosterbrüder die der Prioren der grossen Karthaus, einer An-
zahl von Mönchen aus den benachbarten mit der Basler Karthaus
verbrüderten Karthausen und einiger Wohlthäter. Am 7. Januar
1536 starb der Prior Hieronymus, ein neuer Prior wurde nicht er-
nannt, in den Kaufverträgen ist jetzt statt von »prior und convent? 55
b. dysen K. 6. oachkhomen St.
1) Zahlreiche Belege hiefür im Karth&user Archiv.
/
Beilagen. 525
,vteary xuaxl convent« die Rede. Es ist am natürlichsten anzu-
^«a, daL^s "Nicolaus Molitoris, als er im Jahr 1532 das Amt
<"* Schafeiexs -wieder übernahm , weil er die tüchtigste Persönlich-
kcit &a?.\x war, die Stelle des Vicars gleich wol beibehielt, und dass
fer nach dem Tode Zscheckenbürlins als solcher dem Kloster vor-
stand. Y>\e Schaffner stelle war bei den veränderten Verhältnissen
i
die wichtigste im Kloster geworden, die Obliegenheiten des Vicars,
die in dexa zusammengeschmolzenen Convent und bei den Schran-
ken, welche dem Gottesdienste durch den Vertrag von 1532 gezo-
gen worden waren, eine weit geringere Bedeutung hatten als früher,
konnten mit ihr ganz bequem vereinigt werden. Indessen ist ein
Umstand , der uns gegen diese Annahme etwas bedenklich machen
kann. Zum 13. December ist im Calendarium von der Hand des
Nicolaus Molitoris verzeichnet: »Johannes Spilman de Lindow mo-
* nachus et vicarius huius domusu. Johannes Spilman von Lindau,
der im Jahre 1488 sein Klostergelübde abgelegt hatte (s. dasselbe
Kart h. Aren. Nr. 554, seinen letzten Willen ebendas. unter
den unsignierten Papieren) , begegnet uns unter diesem Namen nicht
in der Zahl der Klosterbrüder, die den Briet' an Hans Irray unter-
» zeichnet, dagegen finden wir dort (S. 453, 28) einen »Johannes Loy
von Lindow«, der hinwiederum unter diesem Namen nicht im Ca-
lendarium erscheint. Die Vermuthung, dass beide Namen ein und
dieselbe Person bezeichnen , wird aufs unzweifelhafteste bestätigt
einmal durch die Vergleichung der Handschrift des Gelübdes und
'»des letzten Willens mit der Unterschrift unter dem Briefe, sodann
durch das Calendarium, das zum 4. Januar die Jahrzeit eines Elo-
gius (wofür Loy der deutsche Name ist) Spilman von Lindau und
der Seinigen verzeichnet. Es ist dies wohl der Vater unseres Johan-
nes, und es erklärt sich nun, warum dieser sich bald Johannes
-> Spilman, bald Johannes Loy nennt. Bisweilen, so z. B. in dem
Briefe Zscheckenbürlins an den Convent vom 7. April 1529 (s. oben
S. 456 Anm. 1) heisst er auch schlechtweg Johann von Lindau1).
Um seine Bezeichnung als Vicar zu erklären, muss man entweder
annehmen, dass er in früherer Zeit einmal vorübergehend auf kür-
^ zere Zeit das Amt bekleidet habe (über Martin Ströulin, Ambro-
sius Alantsee, Urban Moser, Philipp Stouffer und Nicolaus Moli-
toris, die in den letzten Jahrzehnten das Vicariat inne gehabt, siehe
S. 315. 339 Anm. 1. 340 Anm. 1. 313. 432) oder, was mir das
Richtigere scheint, man muss aus ihr schliessen, dass er dasselbe
** in den letzten Jahren seines Lebens versehen. Es Hesse sich den-
1) So nennt ihn auch Louber auf der Rückseite des letzten Willens.
In dem Verzeichnis« der Einnahmen und Ausgaben des Barth olome
Knobloch als Schaffners der Karthaus im Jahre 1529 (Rechnungen der
Karthaus Bd. I) heisst er der Lindauer. Z B. «item dem Lindower und
Schupen umm 2 schribmesser 2 s. — item umm 2 ougspiegel dem Lin-
dower 3 s«. Wir sehen hieraus, dass er sich in seinem Alter einer Brille
bedient hat.
526 Beilagen.
ken, dass man im Jahre 1532 doch gerne die sämmtlichen Aemte
im Kloster wieder besetzt hätte, und dass nun Molitoris sich da«
verstand, indem er das wichtige Schaffneramt übernahm, die des
Range nach höhere, jetzt aber weniger bedeutende Stelle des Vicar
dem Johann von Lindau zu überlassen !) , der einer der ältestei
Mönche war, übrigens noch im Jahr 1529 genug Eifer und Wil-
lenskraft gehabt hatte, um eine Versetzung aus dem Kloster, in
welchem er Über 41 Jahre zugebracht hatte, zu wünschen2). Ob
Johann den Prior Hieronymus überlebt hat und dann, falls die aus-
gesprochene Vermuthung richtig sein sollte, dem Namen nach Vor-
steher des Klosters geworden , lässt sich nicht sagen. — Es lies«
sich auch noch etwas anderes annehmen, dass nÄmlich Nioolam»
Molitoris nach Zscheckenbürlins Tode als Vorsteher des Klosters
officiell zwar den Titel eines Priors nicht habe brauchen dürfen
und sich auch ferner mit demjenigen eines Schaffners begnügt, dass
aber, gleichwie der Orden fortfuhr, den Vorsteher des Klosters all
Prior zu betrachten , er sich ebenfalls als solchen ansah und sich
nun einen Vicar zur Seite stellte3). Ich muss aufrichtig gestehen,
dass mich keine dieser Vermuthungen ganz befriedigt, und dass es
mir nicht möglich ist, für die Stellung des Johann von Lindau eine
sichere Erklärung zu finden. Sei dem aber, wie ihm wolle, der
factische Vorsteher war nach Zscheckenbürlins Tode Nicolaus Mo-
litoris, der wohl schon in den letzten Jahren des gealterten Priors4,
die Hauptperson im Kloster gewesen war ; dass er wenigstens gegen
Ende seines Lebens auch rechtlich das Vorsteheramt inne hatte,'
geht aus dem sofort zu erwähnenden Briefe des Priors Gobelin
hervor.
1) Nicolaus nennt sich in den vorhandenen Schriftstücken immer nur
Schaffner. Als Vicar und Schaffner wird er in zwei Quittungen der Uw-
versitätsrectoren Nicolaus Briefer und Albanus zum Thor aus den Jahren
1540 und 1543 bezeichnet. Dazwischen aber, im J. 1542, nennt ihn der-
selbe Briefer einfach Schaffner. Für die Frage über die Stellung des Johann
von Lindau haben diese, Fälle keine Bedeutung, da er damals wohl schon
gestorben war. 2) S. 456 Anm. 1. 3) Hiefür könnte die Art angeführt
werden, wie eine Urkunde von 1539 (Karth. Arch. Nr. 507) sich ausdrückt
Dort wird ein Zins verkauft »den herrn vatter schaffner, vicarien und
convent des gotzhuses sant Margrethen thal« u. s. w. , der Schaffner wird
also dem Vicar vorangestellt. Es ist aber die Frage, ob hiemit etwas an-
deres gesagt werden soll, als wenn es in einer Urkunde von 1537 (Karth.
Arch. Nr. 504) heisst: »dem herrn Niclausen Schaffnern der Carthuw
und in namen der herrn vatter vicary und convent des gotehu«*«
u. s. w., ähnlich wie in einer Urkunde von 1459 (Nr. 219) steht, es sei vo:
Gericht gestanden »Martin Sonntag wissenthaftiger schaffner der wirdigen
und geistlichen brudern priors und convents des closters sant Margareten
tal Carthuser ordens und in namen desselben closters«. 4) Der Brief
Zscheckenbürlins an den Convent vom 7. April 1529, sowie die Rechnung,
die er im Jahre 1534 den Pflegern abgelegt, und die sich im ersten Bande
der Rechnungen der Karthaus findet, zeigen eine zitternde Hand. V}(
Briefe an den Rath, von denen oben die Rede gewesen, hat er, wie bereits
bemerkt, durch fremde Hand niederschreiben lassen.
Beilagen. 527
Nicolaus hat nach und nach die Mehrzahl seiner Conventbrü-
der zu Grabe tragen sehn und ihre Todestage im Calendarium an-
gemerkt 1) . Nach dem Briefe des Priors Gobelin waren nach seinem
Tode noch zwei Brüder, Thomas und Nicolaus, vorhanden. Wenn
tu einer Stelle des Briefes das »wen ausgestrichen und vier dafür
gesetzt ist, so ist dies wohl so zu erklären, dass noch zwei Mönche
und zwei Laienbrüder vorhanden waren, und damit stimmen auch
die Aufzeichnungen im Calendarium. Nicolaus hat in demselben
die sämmtlichen Mönche, deren Namen unter dem Brief an Hans
limy stehen, eingetragen (Calendarium Apr. 25, Apr. 30, Oct. 29,
Dec. 13) mit Ausnahme des Thomas Kresszi und des Nicolaus
Frölich ?) , eben der beiden , die ihn nach dem Briefe Gobelins
überlebt haben, und des Heinrich Ecklin. Wir haben schon
oben die Vermuthung ausgesprochen, dass Heinrich Ecklin der
Küster gewesen , der nach den Aufzeichnungen erst einen vergeb-
lichen Entweichungsversuch machte, später aber wirklich nach Frei-
burg entkam3). Er wird bei der Rückkehr Zscheckenbürlins nach
Basel in Freiburg zurückgeblieben sein, woraus sich erklärt, dass
er weder unter den von Molitoris ins Calendarium eingetragenen,
Qoch unter den ihn überlebenden Mönchen erscheint. Laienbrüder
stehen drei unter dem Briefe an Hans Irray unterzeichnet, bruoder
Cristen , bruder Hans Werli und bruder Hans Roth. Dem erst-
genannten begegnen wir im Calendarium Sept. 11, wo Molitoris
aufgezeichnet hat: frater Cristianus sartor conversus et senior do-
minus nostre professus. Den Hans Werlin führt Zscheckenbürlin im
Über benefactorum 71 auf als Johannes Wernherus Wolleb
de Louffenberg conversus et pistor nostre domus (im Register nennt
er ihn Hans Werlin mit Verweisung auf Blatt 71, so dass über die
Identität kein Zweifel bestehn kann). Molitoris verzeichnet im Ca-
• lendarium Febr. 25 einen frater Johannes Bernardi conversus
huias domus, was niemand anders sein kann als wiederum dieser
Hans Werli, dessen Name in ungeschickter Weise latinisiert ist.
Es bleibt somit von den drei Laienbrüdern des Briefes an Hans
Irmy der einzige Hans Roth übrig, während der Brief Gobelins
> deren zwei als noch lebend voraussetzt. Nun finden wir aber Ca-
lendarium Jan. 1 von der Hand des Thomas Kresszi einen frater
Jacobus de Abbacella conversus professus huius domus verzeichnet,
in welchem wir den zweiten der den Molitoris überlebenden Laien-
bruder erkennen. Er ist ohne Zweifel der Jacob Knusshartt von Appen-
zell, der im J. 1506 unter Zscheckenbürlin sein Gelübde als Laien-
1) Es waren zum Theil schon sehr alte Herren. Der Prior und Johan-
ns Dryel (nach Lib. benef. 39 war er der Sohn eines Junker Otto von
%el aus Geldern, vgl. über ihn auch Bl. 20) hatten im J. 1487 ihr Ordens-
gelübde abgelegt (s. in Betreff des letztern Karth. Arch. Nr. 554), Johan-
*** Spilman, wie wir oben gesehn, im J. 1488. 2) Nicolaus Frölich von
Enwaheim hatte in demselben Jahre wie Molitoris, 14%, sein Gelübde ab-
legt. 3) Siehe S. 470 Anm. 1.
528 Beilagen.
b rüder abgelegt1). Aus dem Ausgaben Verzeichnis* des Bartholome
Knobloch vom Jahre 1529 sehen wir, dass Bruder Jacob öfter in
Geschäften des Klosters in die benachbarten Ortschaften geschickt
wurde. Eine solche Abwesenheit wird wohl der Grund sein, warum
sein Name nicht unter dem Brief an Hans Irmy steht. s
Nach dem Tode des Nicolaus Molitoris wandte sich, wie be-
reits (S. 432) bemerkt, »bruder Gobelin us prior der Cartausen bey
Meintz, visitator unnd bevelchhaber der closter bey dem Rinstrumbt
am 18. October 1545 in einem Briefe an Bürgermeister und Rath
von Basel, setzte auseinander, wie jetzt Herr Niclaus Prior und u
Verweser der Karthaus in Basel gestorben sei, von den vorhandenen
Brüdern aber keiner zur Regierung des Gotteshauses sich eigne,
er habe daher die Absicht einen neuen Prior zu wählen und hin-
zusenden, habe es aber nicht thun wollen, ohne sie darum zu be-
grüssen, in der Zuversicht, sie würden damit einverstanden sein, u
Denn es sei zu bedenken, dass wenn die Sache länger anstehn
bleibe, alle Gefälle, welche ausserhalb der 8tadt und deren Gebiet
fallen, nicht mehr gereicht, sondern durch die betreffenden Obrig-
keiten eingezogen oder behalten werden möchten, was nicht allein
dem Gotteshaus und dem Orden, sondern auch gemeiner Stadt Basel 20
zu Nachtheil reichen und kommen möchte2). — Der Rath antwor-
tete am 12. November; er drückte sein Befremden über den Brief
aus, erklärte, er werde auch in Zukunft sein Verhalten nach dem
Vertrage richten, den er mit dem Kloster abgeschlossen, und bat,
der Visitator möge künftighin ihn und seine Schirmsverwandten, 2&
die Karthäuser, mit seinen Schriften unbemüht lassen 3) . Nach dem
späteren Briefe Gobelins (s. unten) zu schliessen, hat dieser nun sei-
nen »Mitgesellena, den Prior Christoph von Trier bewogen, sich an
den Rath zu wenden, worauf aber keine Antwort erfolgte4). Im
Mai 1546 beschäftigte sich das Generalcapitel , das in der grossen 30
Karthaus abgehalten wurde , mit der Angelegenheit und beauftragte
die beiden Visitatoren , in der Sache vorzugehn. Zugleich schrieb
der Prior der grossen Karthaus, Johannes, den 27. Mai an Boni-
facius Amerbach, er möge durch das Ansehn, dessen er beim Rathe
zu Basel geniesse , denselben bewegen zu gestatten , dass entweder 3»
durch ihn den Prior oder durch die Visitatoren der Provinz des
Rheines jemand zum Prior oder Rector oder Schaffner Über das
Vermögen des Ordens in dessen Hause zu Basel (in priorem aut
rectorem aut procuratorem de statu dicti ordinis nostri in domo
nostra Basileensi) eingesetzt werde , wie ihm dies der Prior Chri- 40
stoph von Trier ausführlicher werde auseinandersetzen können5).
Was nun auch versucht worden sein mag, der Rath liess sich auf
1) Karth. Arch. Nr. 554. 2) Karth. Arch. Band O Nr. 22.
3) Missivenbuch. Copie daraus Karth. Arch. Bd. O Nr. 23. 4) Einen
Brief Christophs habe ich nicht finden können. 5) Der Brief befindet
sich in dem Sammelbande des Basler Antistitiums : Antiquitates eccles.
manuscr. K[irchen] A[rchiv] C. I, 3 Nr. 51.
v
Beilagen. 529
liebt? ein, weshalb Gobelin, als er im folgenden Jahre zum Gene-
ipitel reiste, den 18. April 1547 von Freiburg aus einen zwei-
Brief an denselben schrieb. Da der Vertrag, dessen der Rath
«einer Antwort gedacht, ihm unbekannt, auch nicht mit Verwil-
■iring und Bestätigung eines Viaitators der Provinz oder mit Vor-
men de» gemeinen Capitels aufgerichtet worden sei, habe er
Amts halben nicht unterlassen können noch einmal durch den Prior
in Trier bei ihnen anhalten zu lassen, habe aber keine Antwort
»feilten, vielleicht weil »gedachter prior von Trier derselbigen nitt
ha khinden erwarttena , dann sei ihnen beiden von dem letzten
CUf/itel ein Mandat zugeschickt und ernstlich befohlen worden, einen
Fror und Vorsteher der Karthaus zu Basel zu verordnen. Diesem
Befehl hätten sie wegen der geschwinden fährlichen Zeiten und
Knegsl&ufe nicht nachkommen können; um nun dem Capitel guten
teilen Bericht geben zu können, bittet er den Rath, zu antworten,
ob er einen verordneten Prior zulassen würde , und ihm zugleich
tiae Copie des erwähnten Vertrags zu übersenden ') . Dieses Schrei-
ben scheint der Rath nicht beantwortet zu haben , er wurde auch
3uiz dem für die Katholischen glücklichen Ausgange des schmalkal-
fcchen Krieges mit ferneren Zumuthungen einstweilen verschont,
<ler Orden aber wählte , wie wir aus dem später zu erwähnenden
Briefe des Athanasius Kolb ersehen, bis zum J. 1594 Prioren in
partibus für das Basler Kloster.
Von den beiden alten Herren, den Brüdern Thomas und Ni-
eclius, scheint keiner geeignet gewesen zu sein, nach dem Tode
<ta Nicolaus Molitoris die Verwaltung des Klosters zu Übernehmen.
Es wurde der Laienbruder Hans zum Schaffner bestellt, demselben
»J»t in der Person des Andreas Fleyter ein weltlicher Gehilfe bei-
gegeben2) , und während bis dahin bei Zinskäufen u. dgl. immer
1 <itT Schaffner genannt worden war, als der das Geschäft abgeschlos-
sen, im Namen von Vicar und Convent des Gotteshauses, wie bis-
weilen bemerkt ist, so sind es von nun an die Pfleger, die han-
telnd auftreten. Im Jahre 1557 endlich, ohne Zweifel nach dem
Tode des Bruder Hans , gieng die Verwaltung vollständig in welt-
liche Hände über. Hieronymus Mieg, des Raths, .dem am 1. Merz
1) Kart h. Are h. Bd. O. Nr. 24. 2} Im ersten Bande der Rechnun-
gen der Karthaus finden sich Rechnungen über die Jahre 1548, 1549 und
1^0, im Namen von Bruder Hans ausgestellt, jedoch von der Hand Fley-
Un geschrieben, wie die Vergleichung mit dem sofort zu erwähnenden
KitUchreiben zeigt. In diesen Rechnungen erscheint die Besoldung eines
Wieners Andres, in welchem wir eben den Andreas Fleyter zu erkennen
haben. Auf einer Verschreibung aus dem Jahre 1553 (Papiere des Karth.
toth.'i treten dagegen »bruder Hannsz und Andreas Fleyter als wüssent-
haffte Schaffner« auf, und auf einem undatierten Blatte (ebendas.) über-
schrieben »Beger Anndresenn Fleyter« Schaffners der Carthus ravnen gn.
Wenn fürprocht«, stellt Fleyter verschiedene Anfragen über die dem Bru-
'!<* Hans zu belassenden Befugnisse betreffs der Verwaltung des Klosters
uftd beklagt sich zum Schluss über seine geringe Besoldung von 52 fl.
faltr Chroniken. I. $\
530 Beilagen.
die Schaffnerstelle übertragen wurde1), starb, wie es scheint, kui
darauf, und nun wurde Leonhard Hospinian2) von Bürgerineist*
und Rath zum Schaffner ernannt und legte den 1 1 . October untc
Stellung angemessener Bürgschaft ebendenselben gegenüber das Vei
sprechen ab, seinem Amte treu und gewissenhaft obzuliegen3].
Von den Klosterbrüdern lebte noch immer der alte Thonu
Kresszi. Nach dem Tode des Nicolaus Molitoris hat er die Ein-
tragungen ins Calendarium besorgt, er hat mit immer zitternderef]
Hand neben einigen Namen, die uns nicht interessieren, den Nico-
laus Molitoris, den am 3. Juli 1548 verstorbenen Notar Adelbergj
Salzmann, der bis an sein Lebensende viel mit den Karthäusernl
verkehrt hatte4), den Nicolaus Frölich5) und den Laienbruder Jacob
von Appenzell6) eingeschrieben. Den Hans Roth finden wir nicht
aufgezeichnet ; bei seinem Tode ist Thomas wohl schon zu schwach
gewesen, um weitere Eintragungen zu machen. In seinem verödeten <|
Kloster erfreute er sich der liebevollen Fürsorge des Bonifa eiu>
Amerbach , der die alten Beziehungen seiner Familie zur Karthau^
nicht erlöschen Hess. Auch diesen sollte er noch überleben. Zwei
Jahre nachdem Bonifacius im Kreuzgange des Klosters seine Ruhe-
stätte gefunden hatte, im Jahre 1564, schloss sich das Grab über .i
dem letzten Basler Karthäuser, 162 Jahre nachdem die ersten
Mönche von Strassburg aus hier eingezogen waren, 35 Jahre nach-
dem die Reformation in Basel dem Gottesdienste, wie er früher im
Kloster gehalten worden war, ein Ende gemacht hatte. |
Als der Convent dem Aussterben nahe war , wurde von Frei- ti
bürg aus noch einmal der Versuch gemacht, die Verbindung des
Klosters mit dem Orden aufrecht zu erhalten und wo möglich eine
Ergänzung des Personals zu erreichen. Am 16. Januar 1561 schriet"
Bruder Matthias, der Prior der dortigen Karthaus, an Bonifacius
Amerbach und bat ihn, dem früher gegebenen Versprechen gemäss -
das Übernommene Geschäft mit Eifer zu befördern7). Es handelt
«ich , wie wir sehen , darum , dem Rathe das Beispiel Strassburg?«
vorzuhalten und zu bewirken, dass er dem Kloster gegenüber eine
ähnliche Behandlung eintreten lasse, wie sie die Strassburger ihrer
Karthaus zu Theil werden Hessen. Die Punkte , auf die es an- «
kommt, hatte der Prior Matthias früher mündlich des ausführliche-
ren mit Amerbach besprochen, er fasst sie jetzt schriftlich zusam-
men, indem er ihm überlässt, bei der Betreibung des Geschäftes
diejenigen nicht zu berücksichtigen, die etwa der glücklichen Durch-
führung desselben hinderlich sein könnten. Zunächst wird hervor- «
gehoben, dass der Rath von Strassburg die Abhaltung des Gottes-
dienstes nach Sitte des Karthäuser Ordens in der Strassburger Kar-
1) Oeffnungsbuch 1530—1565, Bl. 173. 2) Im Oeffnungsb.
IM. 176 heisst er irrthümlich Johann. 3) Karth. Ar eh. Nr. 5 t 7.
4) Gast s Tagebuch 71. 5) Calend. Febr. S. 6} Ebendas. Jan. t.
7) Der Brief befindet sich in dem S. 52$ Anm. 4 erwähnten Sammelbande
des Hisler Antistitiums als Nr. 54.
Beilagen. 531
thaus gestatte und jederzeit gestattet habe. Dieser Punkt möge
jedoch , wenn er der Sache hinderlich sein könnte , weggelassen
werden. Sodann hätten die Strassburger im Jahre 1558 bei der
Erwählung und Bestätigung eines neuen Priors die Autorität des
\ Ordens anerkannt, indem sie einen Boten an den Prior der grossen
Karthaus abgeschickt, und als dieser ihm, dem Prior Matthias, die
Bestätigung des nach Sitte des Ordens gewählten Priors übertragen,
ihn durch berittene Boten hin und hergeleitet und mit einem ehr-
lichen Reisegelde versehen hätten. Besonderes Gewicht aber legt
• er auf die drei folgenden Punkte. 1. Weisen sie die dorthin ge-
schickten Karthäuser Mönche nicht zurück, sondern bitten im Gegen-
teil, deren Zahl zu vermehren. 2. Bezahlen sie wie die andern
Klöster des Ordens jährlich an die Kosten der Abhaltung des Ge-
neralcapitels 2 Kronen. 3. Desgleichen an das Reisegeld für die zum
jfapitel Reisenden 3 fl. rhein. Die Karthaus zu Basel hat diese Bei-
träge von 1557 an, dieses Jahr eingeschlossen, nicht entrichtet,
schuldet also mit Einschluss des Jahres 1561 zusammen 10 Kronen
und 15 fl. rhein. Zum Schlüsse empfiehlt Matthias »unseren Senior,
den würdigen Vater Thomas«, der ferneren Fürsorge Amerbachs.
» Diesem Briefe nach hätte die Basler Karthaus, der im Jahre
1525 verboten worden war, Beiträge nach auswärts zu zahlen (S. 399),
in der Folge doch wieder solche entrichtet, und zwar bis 1556,
<1. h. so lange noch ein Angehöriger des Ordens die Schaffnerstelle
innc hatte. In den Rechnungen des Bruder Hans finden wir einen
s solchen Posten nicht. Vielleicht verhält sich die Sache so, dass
der Orden die Basler Karthäuser, weil sie doch nicht zahlen durf-
ten , ausdrücklich dispensierte . um seine Rechte zu wahren , und
deshalb die Beiträge erst von der Zeit der weltlichen Verwaltung an
reclamierte.
rt Ob Amerbach beim Rath Schritte gethan , wissen wir nicht ;
in keinem Falle änderte dieser sein Verfahren der Karthaus gegen-
über. Die Strassburger, mit deren Beispiel der Prior von Freiburg
Hatte wirken wollen, hoben im Jahre 1591, nachdem sie mit Hein-
rich IV. als dem Landesherrn der grossen Karthaus einen Vertrag
u abgeschlossen , ihre Karthaus auf und brachen die Gebäulichkeitcn
derselben, die ihnen in Kriegszeiten schon sehr hinderlich gewesen,
ab1 . Da die Karthäuser die Gültigkeit dieses Vertrages anfochten,
erkundigten sich Meister und Rath von Strassburg am 13. Mai 1593
über die Art und Weise, wie seiner Zeit der Rath von Basel vor-
gegangen2). Am 19. Mai wurde der gewünschte Aufschluss ertheilt,
und es konnte bemerkt werden, dass man bis jetzt unangefochten
verblieben 3) . Ungestört Hess der Rath das Gut des Klosters unter
Aufsicht der Pfleger durch einen Schaffner verwalten, bis etwa 100
Jahre später die Verwaltung desselben mit derjenigen der übrigen
1/ Strobel: Geschichte des Elsasses IV, 19(J. 2) Karth. Arch.
•^ 536. 3) M i s s i v e n b u c h.
532 Beilagen.
Gotteshäuser vereinigt wurde. Den 11. Juni 1590 erkannten die
Herren Dreizehn auf Anhalten des Rectora der Universität Samuel
Grynäus, J. U. D. , dass die Bibliothek des Klosters der Univer-
sitätsbibliothek einverleibt werden solle, und bewilligten zugleich
auf Anhalten der Pfleger , dass die noch vorhandenen Kirchenzier- «
den eingeschmolzen , zu Geld gemacht und »zu besserer gebenden
Allmusens continuation« auf jährlichen Zins angelegt würden (Karth.
Arch. Papiere). Die Gebäulichkeiten wurden im J. 1669 zur Auf-
nahme der Waisenkinder eingerichtet und in der Folge in dem
Maasse als die Einrichtung des Waisenhauses sich vervollkommnete, I
theilweise umgebaut. Da erfolgte plötzlich im Jahre 1762, etwas
über zweihundert Jahre, nachdem der Prior Matthias an Amerbach
geschrieben hatte , wiederum von Freiburg aus ein ganz irnerwar- i
teter Angriff1). :
Am 2. Juni 1762 meldete sich beim Bürgermeister Hagenbach i
ein fremder Geistlicher, der sich für den Prior der Karthaus zu
Freiburg ausgab, und eröffnete, er sei von dem General des Ordens
beauftragt, die Basler Karthaus mit allen ihren Einkünften wieder,
abzufordern, indem er hinzufügte, die Sache sei am kaiserlichen \
und am französischen Hofe schon bekannt. Als der Bürgermeister i
erklärte , er könne auf die Forderung nicht eingehn , zeigte der
Geistliche an, es werde mit nächstem ein Schreiben in dieser An-
gelegenheit eintreffen. Ein solches, unterzeichnet von Pater Atha-
nasius Kolb, Prior der Karthaus zu Freiburg, langte in der ThaJ|
am 10. Juni an. Es suchte den Besitz des Vermögens der Basier?
Karthaus durch die Stadt als eine blosse Usurpation nachzuweisen.. .
Kein Reichsabschied , keine pax religiosa, kein Vertrag schütze sie. .
bei derselben. Bis 1564 hätten die Religiösen das Kloster bewohnt, .
bis 1594 sei es durch auswärtige vom Orden ernannte Prioren ver-
sehen worden, während weltliche Schaffner die Güter ^und Gefall'
im Namen der Karthaus und unter deren Siegel verwaltet und di
Herren von Basel sich selbst, wie eine Urkunde von 1539 zeig
als blosse Schirmherren und Kastvögte betrachtet hätten. Da
sollte wohl dargethan sein, dass der Augsburger Religionsfriede vo
1555 der Stadt Basel kein Eigentumsrecht verleihe, indem d
Kloster ja damals noch als solches bestanden habe. Uebrigens wi
beigefügt, dass ja alle diese Verträge nur die Reichsstände betroffe
hätten. Eine Hinweisung auf den westfälischen Frieden, der be*V.,
trefft der geistlichen Güter den Besitzstand von 1624 sanetionier" *
wird abgelehnt, weil die Stadt Basel sich schon im Jahre 1501 vo
römischen Reiche getrennt und in den eidgenössischen Bund
geben habe, der Artikel aber nur die im Kriege begriffenen, dama
pactierenden Reichsstände angehe. Der Schreiber des Briefes, \
JA)
- '1
^u]
• X
I
1 ) S&mmtliche auf diese Angelegenheit bezügliche Acten nebst älteren *j
zur Erläuterung derselben dienenden Schriftstücken und Copien von so»
eben sind in dem Bande 0 des Karth&user Archivs vereinigt.
J
Beilagen. 533
seinem durch hohe und höchste Patrocinanz allenfalls unterstützten
Orden beauftragt, die Eigenthumsbefugniss desselben zur Geltung
zu bringen, hofft um so eher von dem Rathe die Einräumung des
Klosters zu erlangen, als die Karthäuser weder dem exercitio reli-
i #ionis , noch der städtischen Verfassung irgend welchen Eintrag
thun, sondern sich ihrem Institut gemäss ruhig und einsam betragen
würden. •
Der Kath beantwortete nach dem Rathe der kurz darauf zu
Frauenfeld auf der Tagsatzung erschienenen Gesandten der evan-
i^elischen Orte das Schreiben kurz, in derb abweisendem Tone,
worauf ein zweiter Brief des Priors einlief, den man unbeantwortet
liess. Die Sache schien nun zu ruhen, als am 25. Januar 1763
auf der Stadtcanzlei die Nachricht aus Colmar einlief, dass der
Prior Kolb bei dem dortigen königlichen hohen Rath (dem conseil
»souverain d'Alsace) eine Eingabe gemacht, in welcher der Stand
Basel aufgefordert werde binnen acht Tagen zu erklären, ob man
die im Elsass gelegenen Gefälle der Karthaus gutwillig abtreten
werde. Man beschloss, nachdem die Sache den evangelischen Städten
mitgetheilt und ihr nicht ganz übereinstimmender Rath eingeholt
i worden , sich abwartend zu verhalten , worauf die Karthäuser es
dahin brachten, dass der hohe Rath am 11. Juni den Rath von
Basel eitleren liess ^ binnen zwei Monaten vor ihm zu erscheinen
und seine Verantwortung zu führen. In Basel entschied man sich
aber, sich grundsätzlich nicht auf einen Prozess einzulassen, sondern
mit Berufung auf den westfälischen Frieden die Niederschlagung
des Verfahrens durch königlichen Befehl zu erwirken. Durch die
Vermittlung des französischen Gesandten bei der Eidgenossenschaft,
des Marquis d'Entraigue, wurde zu Anfang Augusts dieses Ziel
glücklich erreicht , die Zumuthung , welche die Karthäuser dann
noch an den hohen Rath stellten , für die Zurücknahme des Be-
fehles zu wirken, indem der westfälische Friede sich nicht auf die
eidgenössischen Orte erstrecke, wurde von diesem abgelehnt. So
war nach vielem Verhandeln und Hinundherschreiben diese Gefahr
placklich beseitigt. Zwanzig Jahre darauf, im Jahr 1783, wurde
die Freiburger Karthaus selbst, von der sie ausgegangen war, durch
Joseph IL aufgehoben, und eine weitere Anfechtung ist fortan nicht
erfolgt.
Wie das in die Gebäulichkeiten der Karthaus verlegte Waisen-
haus nach und nach in immer zweckmässigerer Weise eingerichtet
wurde und jene im Laufe der Zeit ihre heutige Gestalt erhielten,
darüber zu berichten ist nicht unsre Autgabe ; wir verweisen auf
die schöne Denkschrift : Das Waisenhaus in Basel. Seine Grün-
dung, seine Entwicklung und sein gegenwärtiger Bestand. Von Dr.
D. A. Fechter und J. J. Schäublin. Basel 1871 1) , die uns schil-
dert , wie sich an der Stelle des Alten , dessen Absterben wir in
1) Vgl. über dieselbe unsre Vorrede.
i
534 Beilagen.
gegenwärtigem Aufsätze verfolgt, ein Neues erhoben bat, das je U:
in vollster und irischester Blütbe vor uns steht.
XL
Die Siegel der Karthaus.
Es sind mir an den Urkunden und Briefen der Basler Kar-
thäuser sieben Siegel begegnet , drei Conventssiegel , die nach ein-
ander im Gebrauch waren (Nr. I, 2, 3), ein Prioratssiegel (Nr. 1
und drei kleinere runde Siegel (Nr. 5 , 6 , 7) , wahrscheinlich von
Siegelringen , welche die drei obersten Beamten des Klosters , der
Prior, der Vicar und der Schaffner trugen. Von Nr. 3, dem jung- 1-
sten Conventssiegel. dessen man sich noch in der Zeit der städti-
schen Verwaltung des Klosters bediente, ist der messingene Siegel-
stock vorhanden und wird in der mittelalterlichen Sammlung auf-
bewahrt.
1. Hängt, oben und unten beschädigt, an einer Urkunde vom
28. August 1437 (Nr. 130); an "einer Urkunde vom 23. Juli H3S
(Nr. 139) ist es beinahe ganz zerbröckelt. Es ist lanzettförmig und
hat (mit Ergänzung der abgebrochenen Enden) eine Höhe von 5.5
Centimeter. Die Umschrift auf dem, wie es scheint, um das ganze
Siegel laufenden, nirgends unterbrochenen Rande lautet: . . . .oris-*
2 Quet9 vallis bte marg . . . . gis I basilea. ordls carthusie ....
(Sigillum prioris et conventus vallis beate Margarethe virginis in
Basilea ordinis Carthusiensis) . In der Mitte die heilige Margaretha
unter einem gothischen Baldachin in der Weise» dass über dem
Haupte der Heiligen sich zwei Bogen wölben, auf jeder Seite ein-
zweifach abgestufter reich verzierter, in Thürmchen endender Pfei-
ler steht. Die Heilige hält in der Rechten das Kreuz , die Linke
lässt Bie am Gewand herabgleiten, zu ihren Füssen bäumt sich der
Drache. Einen Heiligenschein hat sie nicht. Der untere Theil de*
innerhalb des Randes mit der Inschrift befindlichen Raumes wird
von der obigen Gruppe durch einen halbkreisförmigen Bogen ab-
gesondert und enthält die sehr stark gekrümmte Figur eines knieen-
den betenden Mönchs. In dem Raum unter dem Baldachin, der die
Heilige in sich fasst . und in dem untern Felde, in welchem der
Mönch sich befindet, ist der Hintergrund durch schräge, sich kreu-
zende Striche in kleine Rauten gegliedert.
2. An einer Urkunde vom 2. Mai 1460 (Nr. 223); auf der lin-
ken Seite (für den Beschauer) ist ein Stück abgeschlagen., das
Beilagen. 535
Uebrige ist ziemlich gut erhalten. Mehr beschädigt und weniger
deutlich ist der Abdruck, der an der Urkunde Nr. 215, 1458 Mai 24
hängt , doch lässt sich aus ihm das auf dem andern fehlende Stück
Umschrift theil weise ergänzen. — Das Siegel ist lanzettförmig,
s 6,1 Centimeter hoch. Architektur und Stellung der Figuren sind im
Wesentlichen mit Nr. 3 übereinstimmend, doch ist die Architektur
reicher ausgeführt und zeigt noch ein lebendigeres Verständniss des
gofhischen Styles. Der Kaum, in welchem der betende Kalthäuser
sieht, auf beiden Seiten, durch einen einfachen Stab abgegränzt,
i>schlies8t oben mit einem Halbrund. Die Eckchen zwischen diesem
Bogen und dem wagrecht abgeschlossenen Boden , auf welchem die
Heilige steht, sowie die Eckchen unter den Seitenpfeilern sind durch
kleine Rosetten ausgefüllt. Die Heilige ist ohne Nimbus. Wie bei
Nr, 3 ist der Rand mit der Umschrift oben und unten unterbrochen.
ä Die Umschrift lautet : s poris !) -fc gvetg vallif bte mar ] garete (bis
hieher deutlich an der Urkunde 223 zu lesen) [in basijlea ord
cartusife].
3. Ist mir zuerst an einer Urkunde vom 19. December 1486
iNr. 349) begegnet2). Ich enthalte mich, eine Beschreibung des-
s selben zu geben , da es in natürlicher Grösse auf dem Titelblatte
unseres Bandes abgebildet ist3).
4. Das Prioratssiegel , mit dem die beiden Briefe Zschecken-
bürlins an den Rath vom 21. December 1529 und vom 11. Januar
1530 (S. 478 Anm. 4) versiegelt sind und das auch an Urkunden
5 hängend vorkommt, ist am deutlichsten erhalten auf dem erstge-
nannten Briefe. Es ist lanzettförmig, 3,5 Centimeter hoch und trägt
die Umschrift S. prior f domus | cartus. i. bas. | In der Mitte steht
die Figur der heiligen Margaretha mit Heiligenschein, sie hält in
der Rechten das bis auf den Boden herabreichende Kreuz, in der
i< Linken die Palme. Die Figur ist nur bis etwas unter die Kniee
abwärts sichtbar, der unterste Theil wird verdeckt durch den dick-
leibigen eidechsenhaft gebildeten Drachen, dessen linke Füsse ihrer
ganzen Grösse nach sichtbar sind. Der Drache füllt die ganze Breite
iles Siegels und unterbricht den Rand mit der Inschrift. Zu beiden
r> Seiten der Heiligen sind parallel mit dem Rande laufend eine An-
zahl Sterne angebracht.
5. Dient zur Versieglung des Briefes Zscheckenbürlins an den
Rath vom 11. April 1529 und des Briefes an den Convent vom
7 . April. An letzterem ist es fast ganz unkenntlich. Es ist rund,
i hat einen Durchmesser von 1,35 Centimeter und enthält die Figur
1} Ueber dem p scheint des mangelnden Raumes wegen kein Abkür-
zungszeichen angebracht worden zu sein. 2) Da ich nicht die sämmt-
Hchen Urkunden des Karthäuser Archivs Stück für Stück durchgangen habe,
so kann mir natürlich gelegentlich das Vorkommen eines Siegels entgangen
sein. 3) Auf der Zeichnung ist dem Rande, der die Inschrift enthält,
ein dunkler Untergrund gegeben worden, um die Figuren in der Mitte mehr
hervortreten zu lassen.
536
Beilagen.
der heiligen Margare tha bis beinahe zum Knie abwärts.
Rechten hält sie das Kreuz, in der Linken die Palme,
Haupt hat sie einen Heiligenschein. Dicht dem untern
zieht sich die Zeichnung des nicht mehr in seiner
auf dem Siegel angebrachten Drachen, man sieht den sie
menden Kopf, den obern Theil des Leibes und den
Rechts von der Figur (für den Beschauer) ein C, links
S gestanden zu haben, doch ist dies nicht mit Sicherheit
nen , da der Abdruck gerade auf dieser Seite nicht
geprägt ist.
6. Dient zur Versieglung der Schreiben der Kf
28. April 1529 an Hans Irmy und vom 2. Juli dessell
an den Rath (S. 452 ff. 454 ff.). Es ist rund, hat eim
messer von 1,65 Centimeter und enthält die Figur
Margaretha bis zum Knie abwärts, mit dem Kreuz in deri
der Palme in der Linken, unten die ganze Gestalt des Di
Füssen und starkgeringeltem Schwänze. Während auf
beschriebenen Siegeln die Heilige sich vollständig gej
schauer kehrt, höchstens etwas nach rechts (heraldisch)
(am meisten auf dem neuen Conventssiegel) , sehen wir]
nach rechts schreiten , den rechten Arm mit dem Kreuz
gehalten. Einen Heiligenschein hat sie nicht; nach dem
druck scheint sie eine Krone zu tragen, nach dem an<
sieht es so aus (und es ist dies auch das Wahrscheinliche
ob sie eine Binde trage und über ihrem Haupte dem
einige Sterne schwebten.
Es ist dies ohne Zweifel »unsers vkarien bitschsigel
nach S. 483, 15 auf die Instruction gedruckt wurde, welche
ventsbrüder den 17. Juli 1531 dem Prior nach Freiburg sei
7. Einer von Nicolaus Molitoris als Schaffner den
1533 ausgestellten Urkunde » auf Papier aufgedrückt. Rund,
timeter im Durchmesser. In der Mitte die heilige Margaret
in der Rechten das Kreuz, in der Linken die Palme hall
unterste Theil der Figur durch den Drachen verdeckt, der inj
ganzen Gestalt, mit Füssen, sichtbar ist. Der Kopf der
der in den Rand mit der Umschrift hineinragt und diesen
bricht, ist im Abdruck undeutlich, die Umschrift lautet:
STE. MRGARTE.
Während auf Nr. 1, 2 und 3 die Heilige in ihrer
stalt sichtbar ist, auf Nr. 4 und 7 die ganze Gestalt auf dem'
Raum hätte, aber der untere Theil durch den Drachen vc
wird, geben 5 und 6, auch wenn wir uns den Drachen wegd«
nicht mehr als ein Kniestück.
<8^
Beilagen. 537
xn.
Die Gebäulichkeiten der Karthaus.
Durch die Gefälligkeit der löbl. Inspection des Waisenhauses
ist es uns möglich geworden, die nach dem grossen Stadtplane des
5 Matthäus Merian von 1615 gezeichnete vogelperspectivische Ansicht
der Karthaus , die für die Denkschrift über das Waisenhaus l) an-
gefertigt worden, auch unserem Bande beizugeben. Es schien mir
nun nöthig, diesem Bilde einige Erläuterungen über die Bedeutung
der einzelnen auf demselben dargestellten Gebäulichkeiten beizu-
o fügen und so dem Verständnisse der Stellen unsrer Chroniken, die
von denselben handeln, nachzuhelfen. Indem ich aber das Bild
einestheils mit diesen Stellen, anderestheils mit den noch vorhan-
denen Gebäulichkeiten verglich, überzeugte ich mich bald, dass wir
es keineswegs mit einer völlig genauen , in allen Einzelheiten ge-
j treuen Darstellung zu thun haben. Die Zeichnung des Matthäus
Merian ist in einem bedeutend kleineren Maassstabe ausgeführt als
die nach demselben angefertigte Lithographie, und vor allem ist zu
berücksichtigen, dass Merian nicht beabsichtigt Jiat, eine Abbildung
der Karthaus zu liefern , sonfHrn einen Stajdtpfafc v bei welchem es
o nicht darauf ankam, jedejp-^ ue Gebäude fiis.'ms Einzelste getreu
wiederzugeben, was einen ganz unverhältnissmässfgen Aufwand von
Zeit und Arbeit verlangt hätte. Wir dürfen uns also nicht ver-
wundern, wenn die Zahl der Zellen, wenn Zahl und Lage der Mauer-
öffnungen , der Thüren und Fenster , die auf dem Plane oft als
a blosse Striche und Punkte erscheinen, nicht richtig angegeben sind,
wir dürfen uns aber auch nicht irre machen lassen , wenn wir in
einem wichtigeren Punkte die Merianische Darstellung mit dem,
was sich uns aus der Betrachtung der vorhandenen Gebäulichkeiten
und aus den Beschreibungen des alten Klosters ergiebt, nicht ver-
o einigen können. Es betrifft derselbe die Stellung der beiden Kreuz-
gänge zu einander. Merian lässt die Kreuzgänge mit ihren Ecken
zusammenstossen, während gar kein Zweifel sein kann, dass an den
südöstlichen Theil des kleinen Kreuzgangs, in derselben Richtung
laufend, erst ein Verbindungsgang, und an diesen der eine Theil
t5 des grossen Kreuzgangs sich anschloss. Die Zellen, welche an die-
sem Theile des grossen Kreuzgangs gestanden , haben mit ihrer
andern Seite direct auf den Hof gestossen, sind nicht, wie bei
Merian angegeben ist, von demselben durch eine fernere Reihe von
Gebäuden getrennt gewesen. Es schien mir deshalb zweckmässig,
io dem Merian ischen Bilde noch einen möglichst genauen Grundriss
des alten Klosters beizugeben , den mein Bruder , Herr Architekt
1) S. Über diese die Vorrede.
538 Beilagen.
Eduard Vischer, mir anzufertigen die Gefälligkeit hatte. Er legte
demselben den von Herrn Architekten Giek entworfenen und in
der erwähnten Festschrift enthaltenen Plan des Waisenhauses zu
Grunde. Diejenigen Gebäulichkeiten, an denen seit der Aufhebung
des Klosters nichts verändert worden ist , konnten demselben voll*
ständig entnommen werden, bei denjenigen, die einzelne Verände-
rungen erlitten haben, wurde neben genauer Besichtigung des Vor-
handenen der durch Herrn Architekt Gauss sei. vor den Umbauten
der letzten Jahre aufgenommene Plan zu Rathe gezogen. Anderes
dagegen, namentlich der grosse Kreuzgang mit den ihn umgeben- *
den Zellen, konnte zum grösten Theil nur auf Grund der in den
Chroniken und in den Anaiecta Urstisii enthaltenen Beschreibungen1
reconstruiert werden , natürlich ohne Anspruch auf vollkommene
Genauigkeit. Hiebei ist zu bemerken, dass das, was wir zu recon-
struieren versuchen, das Kloster ist, wie es am Ende seines Bestan-
des ausgesehen hat nach den durchgreifenden Umbauten der letzter.
Jahrzehnte. Wie wir aus der Chronica fundationis und aus dem
Anfang der Continuatio zur Gentige erfahren, hatte das Kloster
nicht nur in der ersten Zeit nach der Gründung, sondern noch sehr
lange Zeit hindurch über Mittel zu verfügen, die gering waren im-'
Verhältniss zu dem, was die Ausführung der nöthigen Bauten ver-
bunden mit dem Unterhalt des Convents in Anspruch nahm. Die
Bauten wurden daher ganz allmälich und in so nothdürftiger Weis«
ausgeführt, dass ein fortdauerndes Nachbessern und Umbauen der-
selben nöthig war. So erfahren wir von manchen Zellen, dass sie-'
1) Wurstisen giebt auf S. 217 und 215 ein Verzeichniss und eine Be-
schreibung der in den Fenstern des grossen Kreuzganges befindlichen Glas
gemälde, und 8. 22S dasselbe für den kleinen Kreuzgang und den Verbin-
dungsgang. Diese Beschreibungen sind, wie ihre Fassung zeigt, Aufzeich-
nungen aus der Zeit des Klosters entnommen. Am Schlüsse der Beschrei-
bung der Fenster des grossen Kreuzganges, S. 215, steht «Anno 1487«, au!
S. 228 ist der Beschreibung der an dem Fensterbogen gegenüber der Kirch-
thüre im kleinen Kreuzgange befindlichen Glasgemälde die nachträgliche
Bemerkung beigefügt: Ista testudo deposita est et obstrueta ob columnam
chori 1488 (1488 wurde der Chor gewölbt und dabei der Strebepfeiler ge-
baut, dem dieses Fenster weichen musste). Wir werden also wohl anneh-
men dürfen , dass die Beschreibung der beiden Kreuzgänge aus dem Jahre
1487 stamme. Vielleicht ist sie niedergeschrieben worden in Verbindung
mit den Aufsätzen de fundatione ortuque Carthusiae und de cellis Carthu-
siae, die ebenfalls der Zeit bald nach dem Tode des 1487 verstorbenen
Priors Heinrich angehören (s. oben S. 493. 496). — Fernere Hilfsmittel
deren wir uns bei der Anfertigung des Grundrisses und der Erklärung des-
selben hie und da bedient haben, sind der im Jahre 1743, noch vor des
ersten grossem Bauten im Waisenhause, von Emanuel Büchel gezeichnete,
von J. M. Weis in Strassburg gestochene »Prospect der Statt Basel von der
St. Alban Vorstatt «, der eine Ansicht der Karthaus von der Rhein- und
der Stadtgrabenseite her enthält, und ein »Plan von dem Waisenhaus und
dessen Umgebungen» aufgenommen und ausgefertigt von Friederich Baader
Waisenknao in Basel (später Strasseninspector des Kantons) im Jahr 1S1*.
der indessen blosser Situationsplan ist ohne Angabe der inneren Einthei-
lung der Gebäulichkeiten-
•*»„
Beilagen.
539
ganz oder beinahe ganz niedergerissen und dann neu aufgebaut
wurden, so wurden auch an den andern Gebäuden vielfache Ver-
änderungen und Verbesserungen vorgenommen (s. namentlich S. 299) .
Mit dem Eintritt Zscheckenbürlins beginnt eine neue Bauperiode
5 für das Kloster. Mit den Mitteln, die von den Zibollen und andern
Gönnern dem Kloster zugewandt worden waren, hatten nach und
nach die nothigen Gebäulichkeiten hergestellt werden können, jetzt
konnte man daran gehen , mit den neuen Hilfsquellen , welche
der Eintritt Zscheckenbürlins eröffnet hatte, das Vorhandene um-
10 zubauen und , weil das Bedürfniss nicht zur Eile drängte , an
die Stelle des Alten etwas recht festes und dauerhaftes zu setzen1).
Zuerst wurde 1488 der Chor gewölbt, 1490 — 1495 das neue
Haus für die Laienbrüder gebaut, 1494 die Trotte (Kelter) und
ebenso die Scheune, 1495 stellte man die Zelle des Schaffners
15 (O) und 1498 die des Vicars (P) neu her. Im J. 1499 wurde mit
dem Umbau des grossen Hauses begonnen, das die Refectorien und
die Gastzimmer enthielt, der Umbau desselben gieng sehr allmiä-
lich vor sich und wurde erst im J. 1527 vollendet2). Dazwischen
wurde, noch unter Louber, die Bibliothek neu hergerichtet, später
2o im J. 1503 das Klosterthor und die Pförtnerwohnung neu gebaut,
1506 das Scheerhaus, nach 1513 die Priorszelle, wozu noch der
Umbau einiger Zellen kommt, die Herstellung zweier Brunnen, viel-
leicht auch noch Anderes, was in den Quellen nicht aufgeführt
wird.
25 Diese Neubauten wurden, wie gesagt, in sehr dauerhafter Weise
ausgeführt, sie bestehen daher zum grossen Theile noch bis auf
den heutigen Tag und dienen, allerdings mit manchen baulichen
Veränderungen , noch den Zwecken des jetzigen Waisenhauses.
Ebendadurch ist es uns möglich geworden, mit annähernder Genauig-
39 keit einen Grundriss der alten Karthaus herzustellen, aber allerdings
der Karthaus, wie sie nach den letzten Bauten aussah. Die Art
und Weise, wie die von Heinrich von Alfeld geschilderte Einrich-
tung der Gebäude zu derjenigen der letzten Zeit des Klosters sich
verhält, lässt sich im Einzelnen nicht mehr nachweisen.
tt Aus der ersten Bauperiode stammen von dem, was jetzt noch
vorhanden ist, der kleine Kreuzgang und der Hauptsache nach auch
die nordöstlich und nordwestlich an ihn anstossenden Gebäude.
Dieser kleine Kreuzgang zeigt im Vergleich zu dem Charakter der
zweiten Bauperiode eine grosse Dürftigkeit, immerhin wäre es aber
io zu wünschen, dass er aus dem Zustande gänzlicher Verwahrlosung,
in welchem er sich jetzt befindet, gerissen und in angemessener
Weise wiederhergestellt würde, was gerade bei seiner Einfachheit
ohne grossen Kostenaufwand möglich wäre. Es würde damit ein
I> S. besonders S. 333 ff. 354 ff. Wir enthalten uns hier und später
bei der Beschreibung der einzelnen Gebäulichkeiten die sämmtlichen Beleg-
stellen anzuführen, da das Register (unter Basel: Karthaus) eine bequeme
Zusammenstellung derselben bietet. 2) S. 3&S, 17.
**
540 Beilagen.
Act der Pietät vollzogen nicht nur gegen die alten Inwohner des
Klosters, sondern auch gegen die um die Pflege der Kunst und der
Wissenschaft in Basel so hoch verdiente Familie der Aracrbache,
deren Grabstätten sich hier befinden.
Durchgehen wir nun an der Hand unseres Grundrisses und*
des Merianischen Bildes die einzelnen Gebäulichkeiten.
Das an den Eckthunn der Stadtbefestigung (Nr. 1 auf unserem
Grundrisse) angebaute grosse Haus, die magna domus1), ist
insofern das älteste Gebäude des ganzen Klosterraumes, als es durch
mehrfache Umbauten aus dem vor der Stiftung des Klosters hier •
befindlichen Wohnhause des Bischofshofes entstanden ist. Die Räum-
lichkeiten dieses letzteren hatten sich die ersten Con ventualen , so
gut es gieng, zu ihren klosterlichen Zwecken eingerichtet (S. 261.
263). Der Saal musste als Kirche dienen, der Schornstein der
Küche als Glockenturm, eine kleine Stube als Refectorium , oben-
auf dem Dachboden wurden einige Zellen eingerichtet. Später alf
für die verschiedenen Bedürfnisse des Klosters durch eigene Gebäude
konnte gesorgt werden , verblieben in diesem Hause vornehmlich
die beiden Refectorien , die Küche sammt ihren Nebenräumen und
die Zimmer zur Beherbergung der Gäste. Die Einrichtungen des-?
selben wurden zu verschiedenen Zeiten verändert und verbesser
(S. 271, 30 ff. 299). Ein durchgreifender Umbau wurde im Jahre
1499 durch Jacob Louber begonnen (336, 8 ff.) und im Jahn
1527 durch seinen Nachfolger vollendet (355, 2 ff. nebst Anm. 2
ebendaselbst. 388, 14 ff.). Im Jahre 1507 erhielt das Kloster tohw«
Rathe die Erlaubniss , einen Thurm , »so an der statt müren im
graben gestanden und der Kämynthurn genant ist«, der ihm -»an
der gesicht des nüwen büws verhinderlich gewesen, wa der stend
bliben sin solt « , abzubrechen und die Steine desselben für den
beabsichtigten Bau zu verwenden 2) . Das Erdgeschoss enthielt nach *
Vollendung des letzten Umbaues das Refectorium für die Mönche
(6) auf der Seite gegen den Hof, auf der entgegengesetzten Seite
nach dem Rheine zu die stattliche Küche (2) , in die man einige
Stufen hinabsteigt ; die Decke derselben wird durch vier Kreuz-
gewölbe gebildet, die ein in der Mitte stehender viereckiger Pfeiler *
stützt, auf dem die Jahreszahl 1508 cingehauen ist. An die Küche
stossen die Speisekammer (3) und die Hausflur mit der Treppe r'4).
Dieses Erdgeschoss wird noch jetzt ganz seinem ursprünglichen
Zwecke gemäss benutzt, nur dass in jüngster Zeit das Refectorium.
das als Speisesaal dient, durch Hinzunahme des als Vorplatz zu i
demselben angelegten Raumes 5 vergrössert worden ist. Bei dieser
Gelegenheit sind auch die nach dem Hofe schauenden Hauptfenster
anders eingesetzt worden, so dass sie nun, was früher nicht der
1) Als das grosse Haus wird es bezeichnet in- der sofort zu erwähnen-
den Urkunde vom 31. Merz 1531, magna domus heisst es in der Chro-
nica fundationis 336,8. 2) Urkunde vom 31. Merz 1507, Karth
Ar eh. Nr. 420.
Beilagen. 541
Fall war, gerade unter die Fenster des obern Stockwerkes zu stehn
gekommen sind.
Im ersten Stocke befand sich über dem Refectorium das Re-
fectorium der Laienbrüder, das jetzt als Arbeitszimmer des Waisen-
vaters dient. Zwischen den beiden Fenstern, die es an der Haupt-
facade hat, ist die Jahreszahl 1525 eingehauen. Es nimmt nicht,
wie das Refectorium der Mönche , die ganze Breite des Gebäudes
vom Hofe bis zum Stadtgraben, sondern bloss die halbe vom Hofe
an ein. Die Räume über der Küche und der Speisekammer, zu
denen man von der Treppe aus durch einen gewölbten Vorplatz
gelangte, waren der Beherbergung der Gäste gewidmet ; es sind die
hospitum stuba cum camera testudinata pro visitatoribus (S. 355,2).
Durch eine (jetzt zugemauerte) Thüre neben dem Thurme standen
sie mit einander in Verbindung. Das grössere Zimmer über der
Küche, das jetzt als Arbeitszimmer für einen Theil der Mädchen
dient, hatte bis zu den Veränderungen der letzten Jahre einen mit
Backsteinen belegten Fussboden, es war die stuba, das Wohnzim-
mer der Gäste1), während das kleinere Gemach, über Nr. 3, das
über den Stadtgraben hin den obern Lauf des Rheines überblickt2),
i als camera , Schlafkammer diente. Dieses Gemach mit seinen ver-
täfelten Wänden und dem hölzernen Deckengewölbe, das in der
Mitte das Bild Christi, ringsum auf den 16 Knotenpunkten der
Rippen in einem ersten Kreise die vier Evangelisten und die vier
grossen Kirchenlehrer, in einem zweiten acht Engel mit den Mar-
'< terwerkzeugen enthält, bildet das eigentliche Kleinod der gesamm-
ten Kloaterbauten. Die auf den Mitten der vier Wände unter den
dort zusammenlaufenden Gewölberippen angebrachten Wappen der
Familien von Brunn, Oberried, Zscheckenbürlin und Fuchs deuten
an , woher die Mittel zum Bau und zur Ausschmückung dieses
o Gemaches geflossen , dessen Zierlichkeit von Manchem nicht ohne
Anstoss betrachtet wurde3). Diese Gastzimmer scheinen vorzugs-
weise für die Visitatoren bestimmt gewesen zu sein, zur Aufnahme
geringerer Gäste dienten Zimmer im Langhause 4) , vielleicht auch
die S. 355, 3 erwähnte stuba nova, die neben der vertäfelten Kam-
'>> mer auf der Stadtgrabenseite zu suchen sein wird , wo sich jetzt
Magazinräume befinden; zwischen diesen und dem Refectorium der
Laienbrüder führt ein Gang in das Langhaus (7) zu den Wohnungen
der letzteren. — Das zweite Stockwerk mit Giebelfenstern nach* dem
1) An mehreren Stellen ist der Ausdruck stuba hospitum offenbar in
weiterem Sinne gebraucht, in der Weise, dass er auch die Schlafkammer
mit umfasst, so S. 351, 18, so Lib. benef. 20, wo es von Hans Oberried
heisftt : Idem dedit 20 fiorenos ad strueturam stube in domo hospitum anno
15o9. Denn anzunehmen, das vertäfelte Zimmer sei die Wohnstube, du»
andere die Schlafkammer gewesen, wird uns durch den Ausdruck camera
testudinata bei Georg verboten. 2) Wohl hauptsächlich aus Rücksicht
auf dieses Zimmer wurde die Erlaubniss zum Abbruch des Kämynthurmes
nachgesucht. 3) S. 351. 17 ff. Jetzt werden in diesem Zimmer die Con-
tirmationen der Waisenkinder abgehalten. 4} S. 334 Anm. 5.
542 Beilagen.
Hofe zu war ein offner Dachboden, Estrich nach Basler Bezeich-
nung, drüber auf einem zweiten Dachboden war wie an allen älu-
ren Basier Häusern ein grosses Dachfenster mit einem »Zug«, vermit-
telst dessen die auf den Estrichen aufzubewahrenden Vorräthe aus den.
Hofe heraufgezogen werden konnten l) . Endlich ist noch des gewolb- ;
ten doppelten Kellers zu erwähnen, der sich unter dem Hause befinde;.
Das an das grosse Haus anstossende dem Stadtgraben entLu^
laufende Langhaus mit den Wohnungen der Laienbrüder
(7) wurde in den Jahren 1490—1495 gebaut (S. 334, 10 ff. uel
Anm. 5). Dieser Bau war wohl, wenn auch von einer Grundstein- u
legung die Rede ist , nicht ein völliger Neubau , sondern der Um-
bau eines älteren demselben Zwecke gewidmeten dürftigen Gebäude*.
Daraus erklärt sich auch, dass er fünf Jahre lang dauerte, weile
nur ganz all mal ich vor sich gehen konnte, wenn nicht die Ins&ssa
des bisherigen Gebäudes eine Zeit lang ohne Wohnung sein soli-u
ten. Das Erdgeschoss dieses Hauses besteht aus sieben Gewölben
die sich in grossen Bogen nach dem Hofe öffnen und zur Aufbewah-
rung von Holz u. dgl. mögen gedient haben. An einem der abge-
schrägten Stützpfeiler zwischen den Bogen ist die Jahreszahl UM
eingehauen. Im ersten und wohl auch im zweiten Stockwerke ;da^
letztere ist bei Merian nicht angegeben, wohl aber bei Bucht]
befanden sich die Wohnungen der Laienbrüder und Gastzimmer -
Zur Zeit als der Bischofshof in den Besitz der Karthäuser Ober-
gieng, scheint an der Stelle dieses Hauses und noch weiter dir
Stadtmauer entlang ein Gang gelaufen zu sein, ähnlich dem, der*
später zwischen dem grossen Hause und dem Lessersthürlein an-
gebracht wurde und der noch auf der Merianischen Zeichnung zu
sehen ist. Auf diese Weise erklärt sich die Stelle S. 261, 27, wo
Heinrich von Alfeld erzählt, die ersten Conventualen hätten das clau-
strum da gehabt, wo jetzt die Zellen der Laienbrüder seien, da>*
colloquium in transitu superiori versus vineas et fossatum, das hei&
in dem obern Theile des auf der Seite der Weinberge und de?
Stadtgrabens gelegenen Ganges der untere Theil war eben der ia
der Folge. zu Zellen für die Laienbrüder verwendete^). Wie hie;
dieser Gang als der versus vineas et fossatum bezeichnet wird, qk:'
ihn zu unterscheiden von dem, der an der Mauer gegen den Rbeir
hin lief, so heisst es in der Urkunde vom 12. December 1401 übe
den Verkauf des Bischofsholes an die Karthäuser, diese dürften
1) Es ist dasselbe sowohl bei Merian als auf der Zeichnung von Bück
sichtbar. S. 290, 1 7 ist die Rede von einem instrumentum ad introduceo
dum saecos cum fruraentis in granarium corde et funis applicatione , doel
ist dort unter dem granarium nicht der Dachboden des grossen Hau*e<
sondern das ganz als Keller und Speicher dienende Gebäude Nr. 14 ver-
standen. Jeder der drei Kornboden, die dieses enthält, hatte in der Mitte d^
nordöstlichen Giebelfacade eine thürartige Oeffnung, durch die vermittels'
eines an der obersten derselben angebrachten Zuges die Korns&cke herein-
geschafft werden konnten. 2; iS. 334 Anm. 5. 3) Vgl. S. 334 Anm.*1
pro struetura transitu s.
Beilagen. 543
keinen Ausgang durch die Stadtmauer machen wider den Rine noch
wider daz velde.
An das Langhaus schliesst sich (Nr. 8) das Haus an, das die
Bäckerei, die pistrina enthält. Die Räume derselben befinden
sich im Erdgeschoss , die Zimmer des ersten Stockwerkes dagegen,
die jetzt als Arbeitszimmer des Verwalters und als Sitzungszimmer
benutzt werden, haben offenbar als Wohnung gedient, vielleicht für
einen der Pfründner1).
Die Kirche zerfallt in den Chor der Mönche (9) und in die
Laienkirche (10). Der Chor wird von der letztern durch eine Scheide-
wand getrennt, in deren Mitte sich unten eine Thüre, oben eine
grosse BogenÖffnung befindet. Unmittelbar vor dieser Scheidewand
erhob sich in der Laienkirche das lectionarium , der Lettner, die
ganze Breite des Gebäudes einnehmend, auf drei Kreuzgewölben
ruhend. In den Raum unter dem Lettner führen die beiden Thüren,
durch welche man in die Kirche gelangt, die eine aus dem Kreuz-
gange für die Mönche, die andere aus dem Hofe für die Laien.
Die Laienkirche hat immer eine flache Decke behalten, der Chor
dagegen wurde im Jahre 148S auf Kosten des eben ins Kloster
\ getretenen Hieronymus Zscheckenbürlin durch Meister Remigius
Fäsch gewölbt (S. 333 f. und Anm. 5 daselbst) . Die Jahreszahl ist
auf einem der Schlusssteine des Gewölbes eingehauen2).
Der kleine Kreuzgang, dessen einer Arm der Kirche ent-
lang läuft, ist noch auf zwei andern Seiten von Gebäuden einge-
» schlössen ; das an den Chor anstossende Haus enthält zunächst der
Kirche die Sacristei (11), daneben die Capitelstube (12), über die-
ser eine Kammer zur Aufbewahrung der Kirchengewänder3). Die
Sacristei ist so hoch wie diese beiden zusammen. Im obersten Stock-
werk befinden sich die beiden Bibliothekszimmer.
» Das an die nordwestliche Seite des Kreuzganges anstossende
Gebäude (13) enthält einen Keller, über demselben einen niedrigen,
ziemlich dunkeln Raum und dann drei über einander liegende mit
Backst ein platten gepflasterte luftige Kornboden4). Man darf sich
nicht wundern , dass das doch nicht sehr viele Insassen beherber-
> gende Kloster so viele Vorrathsräume besass, da man sich zu erin-
nern hat, dass der gröste Theil des Einkommens in Bodenerzeug-
nissen, in Korn und Wein, floss, und diese dann erst, insofern sie
nicht zum Unterhalt der Klosterbewohner und zu Spenden an die
Armen verwandt wurden , durch den Schaffner in Geld umgesetzt
> werden mussten.
1; Bei dem neulichen Umbau des Waisenhauses ist dieses Haus um
ein Stockwerk erhöht worden. 2) Das Innere der Laienkirche ist längst
in Stockwerke abgetheilt und zu Turn- und Schlaf säien hergerichtet, der
Chor dagegen dient als Waisenhauskirche. 3) S. 294, 14. 4) Dieses
Gebäude meint ohne Zweifel der Verfasser der Chronica fundationis , wenn
er S. 2S6, 3 ff. und 299, 14 ff. von dem granarium und 299, 20, 24 von dem
celare spricht. Wir können es mit einem sonst bei den Basier Klöstern
\orkommenden Namen als die » Fruchtschütte « bezeichnen.
544 Beilagen.
Die vierte Seite des Kreuzgangs wird Anal. Urst. 228 ah lata
minoris galileae versus vestiarium bezeichnet; jetzt steht hinter der-
selben kein Qebäude und ich finde in den Chroniken keiner/
Notiz über ein solches, das dort gestanden.
Ein Theil des kleinen Kreuzgangs hiess das Colloquium •.
oben S. 261 Anra. I). In den Analecta Urstisii wird der längs cfo
Fruchtschutte laufende Arm (14) als latus minoris gallileae versu*
colloquium bezeichnet, nach S. 296, 5 ff. muss aber zum mindest
der an diesen anstossende südöstliche Arm mit zum Colloquinrc
gerechnet worden sein. In diesem letztgenannten Arm befand sin;
in dem Vorsprung 15 der Altar der Märtyrer, in einer Nische
unter dem Fenster 16 das lavacrum (296, 5 ff., vgl. mit Ami
Urst. 228). In dem nordöstlichen Arme sieht man neben der Tb':
zur Capitelstube noch die Nische (17), in welcher der Altar <w
Jungfrauen muss gestanden haben1).
Der kleine Kreuzgang wird mit dem grossen durch einen Gar.z
(18) verbunden. Dieser hatte vier schmale, mit je einem Öl-
gemälde geschmückte Fenster, ein fünftes Über der Thür der Zell'
des Sacrista war schmucklos. An der Mauer der Kirche war »:'•
Legende von der Gründung des Karthäuser Ordens abgebihl'' <
Gewisse bauliche Veränderungen haben vor etwa 25 Jahren eir.
beinahe völlige Zerstörung dieser Bilder mit sich geführt; doch $rc<'
zuvor durch den Maler Herrn Constantin Guisc sei. sorgfältig
Oopieen des noch Vorhandenen aufgenommen worden , die jetzt im
Waisenhause aufbewahrt werden. Der auf dem zweiten Blatte &*
1510 bei Johann Amerbach gedruckten Karthäuser Statuten befind-
liche Holzschnitt ist eine freie Nachbildung dieser Wandgemälde
Von dem grossen Kreuz gang sind im vorigen Jahrhun-
dert drei Seiten vollständig abgetragen worden, die vierte, eben d:?
Verlängerung des erwähnten Ganges, ist in die vorgenommen* p
Neubauten hineingezogen worden und hat ihre ursprüngliche Genta!'
verloren, doch lässt sich diese aus den vorhandenen Spuren uii*
ziemlicher Sicherheit erkennen2). Um ein möglichst genaues Bil»
von der Lage des ganzen Kreuzganges und der .ihn umgebenden
Zellen zu erhalten , haben wir die Beschreibung der auf den Fee
stern des Kreuzganges angebrachten Glasgemälde in den Anale*'
Urstisii zu Rat he zu ziehn , in zweiter Linie auch den Aufsatz A
cell is Carthusiae. Die Fenster des Kreuzganges waren fast alle m
1) S. 290, 14 heiant es freilich, er sei in opposito loci capitularia errie-
tet worden ; er kann aber nicht an der innern Mauer des Kreuzgangs p-
standen haben, weil sich dort keine Spur eines für ihn bestimmten Kaum»-4
vorfindet, und weil er, wenn er an dieser Mauer gestanden hätte, in ür
Analecta Urstisii ebensogut hätte erwähnt werden müssen , wie der Mw
der Märtyrer und das lavacrum. 2) Von den übrigen drei Seiten hu
sich eine letzte Spur in der Richtung der den Garten durchkreuzend
Wege erhalten. Noch deutlicher als es heutzutage der Fall ist, tritt äVr
Anlage der Wege auf Grund des alten Kreuzganges auf dem Baaderi^cl^
Situationsplane hervor.
Beilagen.
545
der Art gebaut, dass drei kleine Spitzbogenfenster unter einem
ilachen Bogen zusammengefasat waren. Ein Fenster dieser Art ist
noch erhalten neben der Zelle des Priors, wir werden später auf
dasselbe zurückkommen. Im Jdeinen Kreuzgange ist nur Ein solches
5 dreigetheiltes Fenster, über dem Altar der Märtyrer, die übrigen
sind viereckig, meist mit einem steinernen Fensterkreuz , zwei, die
auf beiden Seiten des Altars der Märtyrer, sind jedoch nur halb
so breit als die übrigen und deshalb, ebenso wie der Beschreibung
nach die Fenster des Verbindungsganges, ohne einen vertical thei-
10 lenden Fensterpfeiler. In der Beschreibung bei Wurstisen werden
nun die einzelnen testudines des grossen Kreuzgangs mit ihren je
drei fenestrae aufgeführt1), und wir erfahren, dass der von der Seite
des Refectoriums in der Richtung nach dem Lessersthürlein laufende
Arm des Kreuzgangs zwölf testudines hatte, der folgende acht, der
15 dritte vierzehn, der letzte endlich ein kleines Fenster und sieben
testudines. So haben wir die Möglichkeit, die Lage des gleich dem
kleinen unregelmässig gebauten grossen Kreuzganges wenigstens
einigermaassen zu reconstruieren. Wir erfahren auch, dass E und I
Eckzellen waren, und N, die Zelle des Sacrista, eine Thür auf den
20 Verbindungsgang zwischen den beiden Kreuzgängen hatte. So wird
uns die Lage der Zellen von A bis N klar. Der Grundriss der-
selben im Einzelnen beruht freilich auf blosser Vermuthung. Nicht
so verhält es sich mit der Priorszelle, der Cella crucis, deren Mauern
und deren eine Thüre , die gegen das Refectorium , erhalten sind.
25 Zwischen der Priorszelle und dem Refectorium ist ein breiter ge-
wölbter Durchgang ( 22 ) , dessen Bau , wie die an dem gegen den
Hof schauenden Bogen eingehauene Jahreszahl zeigt, erst im Jahre
1533, nach Zscheckenbürlins Rückkehr aus Freiburg vollendet wurde.
An diesen breiten Gang schloss sich, wie der Plan des Herrn
30 Gauss noch erkennen lässt, ein schmalerer (23), der neben der Zelle
des Priors in den grossen Kreuzgang führte, so dass die Mönche
jederzeit trockenen Fusses aus ihren Zellen nach dem Refectorium
gelangen konnten. Zwischen diesem Gang und der Kirche, die eine
Seite dem Hofe zugekehrt, mit der andern an den Kreuzgang
35 stossend , standen die Zelle des Vicars (P) , die des Schaffners (O)
und die domus rasurae (das Scheerhaus, 19) 2), Den Grundriss
dieser Gebäude genau zu bestimmen ist nicht möglich, da hier im
vorigen Jahrhundert ein vollständiger Neubau aufgeführt worden ist,
der es schwer macht, die Spuren dessen, was früher hier gestan-
40 den , gehörig auszumitteln. An die Kirche stösst auf der Zeich-
nung Merians ein Haus mit einem Thürmchen, welch letzteres der
Lithograph nicht ganz richtig wiedergegeben hat, denn bei Merian
^ -*j
1) Der Ausdruck testudo wird in den Analecta Urstisii auch bei der
Aufzählung der Fenster des kleinen Kreuzganges gebraucht, die der Mehr-
zahl nach viereckig waren, jedoch gewölbte Fensternischen hatten. 2) Die
Zellen +, P und 0 hatten ursprünglich A, B, C geheissen und verdankten
ihren ersten Aufbau dem Jacob Zibol. Vgl. 273, 6 ff. mit 497, 9. 498, 31, 37.
Basler Chroniken. I.
35
546 Beilagen.
steigt es nicht aus der einen Seite des Daches heraus, sondern sh|
als Dachreiter auf dem First. Dieses Haus ist auch auf der ZeicL<
nung von Büchel sichtbar, es war, wie wir aus dieser sehen., ai
der dem Hofe zugekehrten Dachseite mit einer Uhr versehen:
ist also kein Zweifel, dass wir in ihm das Scheerhaus zu erkennei
haben, an welches, wie wir S. 355 f. erfahren, Morand von Brut*]
eine Uhr stiftete. Es stimmt auch dazu die Lage am Brunnen {21
der wohl in der Zeit des Klosters an derselben Stelle stand, w:
jetzt1). Das Scheerhaus enthielt zugleich die Wohnung für einen]
Pfründner. Es fragt sich nun : Wie breit mag dasselbe gewesci
sein? Der Durchgang (20) , der aus dem Hofe in den Kreuzgang führt,]
trägt auf dem Bogen gegen den Hof die Jahreszahl 1506. Da nach|
S. 354 Anm. 10 der Bau des Scheerhauses in das Jahr 1506 fällt,
so möchte ich annehmen, was auch an und für sich wahrscheinlich
ist , dass der Durchgang mitten durch dieses Haus geführt habe.
Mit völliger Sicherheit lässt sich der Orundriss dieses Gebäude?
natürlich nicht entwerfen , ebensowenig als derjenige der beiden
Zellen des Schaffners und des Vicars. Aus dem Aufsatze de cell.'*
Carthusiae erfahren wir , dass jede der beiden letzteren eine Thflrt
nach dem Hofe zu hatte.
Von den Fenstern, die aus dem grossen Kreuzgange nach dem
Kirchhofe giengen, ist seit den letzten Umbauten keines mehr vor-
handen. Dagegen ist noch eines erhalten, das durch die Süssere
Mauer gebrochen ist, an dem nach der Rheinseite gekehrten Ende
des südöstlichen Armes, zwischen der Zelle des Priors und der-
Zelle A2) ; wir sehen aus diesem Ueberreste (vgl. oben S. 545, 2 ff.
dass auch die Fenster des grossen Kreuzganges sehr einfach ausge-
führt waren ; auch war der grosse Kreuzgang ebenso wie der kleine
nicht überwölbt, sondern mit einer blossen Holzdecke versehen5.
Eine Zierde der Kreuzgänge bildeten aber die gemalten Scheiben,
mit welchen zahlreiche Wohlthäter die sämmtlichen Fenster aus-
gestattet hatten, und deren Beschreibung, wie gesagt, in den Analecu
Urstisii erhalten ist. Die Scheiben selbst sind leider fast alle, wie
es scheint durch Verwahrlosung, zu Grunde gegangen 4) , das wenige.
1} Während das Scheerhaus nach 354 Anm. 10 supra fontem stand, wird
496, 25 die Zelle O als prope fontem, in der Nähe des Brunnens liegend.
beseichnet. Die Zelle, welche der Prior Wynand und der Gründer des
Klosters, Jacob Zibol, supra fontem pro domus procuratore aut aliquo laiw
erbaut hatten , die aber später verlegt worden war (272, 34 ff.) , muss an
der Stelle des nachmaligen Scheerhauses gestanden haben. 2) In den
Analecta Urstisii wird dieses Fensters nicht gedacht. Sollte es vielleicht
erst bei einem späteren Umbau an diese Stelle verlest worden sein? Wir
haben vorgezogen, es auf unserem Grundrisse wegzulassen. 3) Disposoit
fundamentum poni in maiori gallilea pro 17 fenestris triplicatis et post-
modum eius mumm ex toto complevit cum tabulatura inchoata, et ps-
vimentum fuit consummatum. Cnron. fund. 291, 17 ff. Das pavimentum
der Fussboden der Kreusgänge, bestand aus Backsteinplatten. 4} Vgl
Fechter und Schäublin 12.
Beilagen. 547
was von den Glasgemälden der alten Karthaus noch vorhanden ist,
ist theils in den Fenstern der Kirche angebracht, theils soll es in
die Fenster der Gastkammer eingefügt werden.
Wenden wir uns nun zu den Gebäuden, die in der Umgebung
s des grossen Eingangsthores (26) stehen *) , dessen nach dem Hofe
gerichteter Bogen die Jahreszahl 1503 trägt. Links von diesem
Thore ist (25) die Wohnung des Pförtners sammt dem Warte-
raum für die Zinsbauern, ebenfalls mit der Jahreszahl 1503 bezeich-
net, weiter dann (24) Scheune und Stall, rechts dagegen die Trotte
10 oder Kelter (27), an deren einer Thüre sich die Jahreszahl 1494 und
das Zscheckenbürlin Wappen befindet (vgl. S. 334, 7). Von dieser
Trotte war eine Mauer nach der Fruchtschütte hinüber gezogen,
welche den Garten des Klosters von dem Hofe trennte. In die
nördliche Ecke des Gartens rechts unten auf unserem Plane ist ein
ts fremdes Grundstück (28) eingekeilt, das die Trotte des Domstiftes,
die sogenannte Zehntentrotte und, wie es scheint (s. namentlich
Karth. Arch. Nr. 318), das Pfarrhaus von St. Theodor enthielt,
die westliche Ecke des Gartens, rechts oben, stösst an das Lessers-
thürlein (29). Von diesem Lessersthürlein an Hess zur Zeit des
20 Einbruchs der Armagnaken (1444) die Stadt zur besseren Vertei-
digung der gegen den Rhein schauenden Kingmauer einen bedeck-
ten Gang längs derselben errichten (s. denselben auf der Meriani-
schen Zeichnung), wie folgende Notiz in den Analecta Urstisii 226
besagt: Der gang an der ringmaur durch dasz closter ist gemacht
2s worden im Schinderkrieg von Läsers thurn2) bisz an den Orthurn,
thut 59 werckklafter oder 472 werckschu, braucht 30 gwelm, ein
iedes 2 klafter weit mit pfulmenten und mauren, ist aber hernach
anno 99 also gehauen worden mit gewelmen. Als Heinrich Ecklin
das ins Kloster eingebrachte Vermögen zu einem Umbau der Priors-
30 zelle bestimmte , verordnete er : Item unter der stat gang sol man
die mfiren besehen und ein sitz dorunder machen, asz lang der
gang ist, und dorunder mit kislingen besetzen. — Als im Decem-
ber 1529 der Küster, d. h. eben Heinrich Ecklin, damit umgieng,
nach Freiburg zu entweichen, hob er in der Stadt Gang einige
35 Dielen aus und verabredete mit seinem Bruder, dass dieser,
wohl durch das Lessersthürlein, auf den Gang komme und ihm
1) Im J. 1507 erhielten die Karthäuser die Erlaubnis», eine Thüre,
welche vom St. Theodors Kirchhofe her durch den Stall ins Kloster geführt
hatte, zu vermauern, wogegen sie sich verpflichten mussten, in Kriegs-
zeiten ihre grosse Pforte für die Bedürfnisse des Wachtdienstes stets offen
zu halten. 2) In den Urkunden steht meist Lessers (bisweilen auch
Lässers, auch Lesers) törli; in der Abschrift des Aufsatzes de fundatione
ortuque Carthusiae schreibt Wurstisen Laesers türli (S. 495, 29. 496, 4).
Das Thor ist erst vor etwa 15 Jahren abgebrochen worden, es hatte aber
seinen alten Namen längst verloren und hiess das obere oder das grosse
Rheinthor. Den Namen Lessersthürlein hatte es nach Fechter (Basel im
14. Jahrh.) 135 von einem Johannes Lesser, der dort gegen Ende des 13.
Jahrhunderts Häuser und Hofstätten besass.
35*
y
548 Beilagen.
durch dieses Loch seine Mönchskleider hinwegtrage, was je<
entdeckt wurde (S. 470, 2 ff.). Die beiden innerhalb des El
sterumfang8 gelegenen Stadtthürme, der Ortthurxn oder Eckthurmr»]
und der mittlere Thurm (30), gaben die Räume für die Kloster-1
gefangnisse her. »Sie haben«, heisst es Analecta Ursüsü 52SJ
»ein kerker ghept im Ortthurn und etliche im mittleren th&nl
under der wacht«. Zwischen dieser Stadtmauer und dem Rfcthtl
lief, von einem Vorbau des Lessersthürleins ausgehend, eine zutkt
Mauer, die vor noch nicht langer Zeit abgetragen worden ist; £af
der Feldseite steht noch heutzutage die bei Merian sichtbare zweite
Mauer ausserhalb des Stadtgrabens, während der aussen an dies«
sich hinziehende zweite Stadtgraben längst verschwunden ist2}.
Auf der Merianischen Zeichnung ist endlich in der untern Ecke
links der obere Theil des Thurms und ein Stück des Daches dei
St. Theodorskirche sichtbar, deren Lage dicht gegenüber der voa
den Karthäusern erworbenen Liegenschaft dem Gedeihen der neues
Gründung anfänglich so grosse Schwierigkeiten bereitet hatte.
1) Egkthurn heisst er in der Urkunde vom 31. Merz 1507. 2: Die
Urkunde vom 31. Merz 1507 erwähnt auf der Rhein sei te einer »andere
muren, so hinder unserm closter gat,« und legt den Karthäusern auf, eiz?
Thüre aus dem Eckthurm in den Gang derselben zu brechen. Wenn es
vom Kämynthurn heisst, er stehe an der Stadtmauer im Graben, so &
unter dieser Stadtmauer ohne Zweifel die ausserhalb des Stadtgrabens lau-
fende zweite verstanden.
Personen- nnd Ortsverzeichnis».
(S. das in der Vorrede darüber Bemerkte.)
•» *
Aarau 122,10. 123,37. 128,19. 130,
28. 136,25,29,32.
Aargau 122,10,12. 162 A. 3. 406,8.
Achacius, Israel, 164 A. 2. 218,22.
Aebly, Hans s. Olarus.
Aemter, die freien, s. Freien Aemter.
Agnes, Magd der Sophia von Rot-
berg 495 A. 1 .
Aigle 422 A. 3.
Alantsee s. Allantsee.
Alba, Herzog von 223, 33.
Albrecht, Simon 119,3.
Alemania, Alemannia s. Deutsch-
land, Alemannia inferior s. Nieder-
land.
Alemaniae inferioris provincia des
Karthäuser Ordens 337, 16. — su-
perioris 341,27.
Alencon, Herzog Franz v. 177,21.
184.
Alfeld, Heinrich von s. Basel , Kar-
thaas, Prioren.
Alfons von Curillo, Cardinalis sancti
Eustachii s. Rom, Cardinäle.
Alfurt 112 A. 4.
Allantsee , Ambrosius 338, 36, A. 5.
340 A. 4.
— Augustinus 338 A. 5.
— Johannes, von Füssen 338 A. 5.
365.
— Johannes, von Schongau 315. 338
A. 5.
Allschwyl 159 A. 4. 167 A. 8. 187,11.
215,26.
Altenmünster 383 A. 3.
Alten Schönstein s. Nagel.
Altkirch 346 A. 2.
Am Berg, Joseph 73 A. 2.
Ambrosius, der hl. 344,23.
Amerbach, Familie 235. 338 A. 5.
540, 3.
Amerbach, Basilius, Sohn des Johan-
nes, Bruder des Bonifacius 384
A. 2.
— Basilius, Sohn des Bonifacius
218,5.
— Bonifacius 45 A.3. 147 A.2. 312.
331 A.4. 355 A. 5. 370. 520—522.
529,34. 530. 531.
— Johannes 344,20,31. 345 A. 1.
354, 12, A. 8. 355,18.
Andlau (Andlo), Ritter v. 152 A. 3.
— Ursula v. , Om. des Hans Ludmann
v. Rotberg 293 A. 4.
Anselm von Canterbury 379 A. 1.
Antwerpen (Antorf) 105,15. 117,26.
184,8,20.
Apfel, Nicolaus 354 A. 9.
Appendecker, Hans s. Carnellius.
Appenzell 20,31. 100,23. 127,14,21.
130,27. 134,6,28. 136 A.l. 200,14.
354 A. 6.
— Jacob von s. Knusshart.
Aquileja, Patriarch Ludwig v. 267
Aft.
Aquino, Thomas von 290, 14.
Aragon, Sicilien und Valencia, Kö-
nigreich 296 A. 1 .
Arles, Cardinal Ludwig von, s. Rom,
Cardinäle.
Ariesheim 167 A. 8. 181,20. 215,21.
Armagnaken 331 A. 4. 547, 20, 25.
Arona, Friede v. 204 A. 3.
— Friedrich und die andern Grafen
v. 205,23.
Arsent, Jacob 151 A. o.
— Wilhelm 151, 13.
•Artolphus, Hieronymus 162,22.
Asia 19 10.
Augsburg 113,34,36. 135,39. 156,
21. 219, 9. — Augsburger Reli-
gionsfriede 532, 34.
550
Personen- und Ortsverzeichnis*.
Äugst 170,22.
Augustinus, der hl. 344, 23.
Aula b. Mariae s. Buxheim.
Aumale, Herzog v. 224,1.
Baar 101 A.2.
Baarburp 136 A. 4.
Baden im Aargau (Obern Baden)
46, 15. 70, 15. 130, 28. 148, 27.
153,8,22,43. 154,14. 155,1. 161,
30. 162 A. 3. 176 A. 4. 186,19,27.
187, 24,31. 217, 19,25. 227, 24.
390,28. 403 A. 1. 406. 416,5. 422,
21.
Baden i. Markgrafen Land (Niedern
Baden) 340,2, A. 2, 3. 345,5.
Baden, Markgrafen von 340 A. 3.
— Elisabeth, Gm. des Gabriel v.
Salamanca, Grafen v. Ortenburg
157 A. 3.
— Ernst (+1553; 136,4. 157,33.
— des Markgrafen Land, die Mark-
r schaft, die Markgräfischen 24,
48,25. 49,8. 52,38. 53,2. 150,
18. 176,24. 398,21.
— Edelknechte v. 302 A. 3. 495,23.
— Hans Heinrich v. 303 A. 1 .
Baiern, Herzog Wilhelm V. (i 1626)
17S, 12.
Baistal 126,26.
Barfüsser Orden 369, 2.
Bart, Steffen 116,40.
Basel
Aeschenthor (Eschamarthor,Esche-
mer thor) 51, 12. 54, 5. 74, 7.
188,6. 393,19. 412,4.
Aeschen vorstadt 54,15.
St. Alban 19,23. 33,15. 87,4. 161,
6,7. 256 A.l. 300,4. 331,10.
338,38. 393,14. 409,7,26. 417,
30. 440,8. 445,27. 499, 23.«l
St. Alban Thor 54,6. 393,19. 412,4.
St. Alban Vorstadt 54,14. 171,17,
19.
Almosen, das grosse, 174,11. 224,
29. 476 A.l.
St. Annen Bruderschaft 518,37.
St. Antonien Kapelle 489,2.
Armbrust schützenhaus 1 99, 1 8.
Armenherberge s. Elendenher-
berge.
Augustiner Kloster 37,19. 55,7,
21. 57,20. 59,5,11. 107,1. 151,
6, A.3,4. 199,17. 402,14. 409,
12,15,26. 417,2,4. 419,8. 420,
16. 421,4,18. — Ein Augusti-
nermönch 477,11. 486,6.
Aula 386, 16.
Bären-Zunft s. Hausgenossen.
Barfüsser Kloster 33, 36. 34,3. öT
20. 53,21. 59,5,11,16,30. 74.
39,41. 77,41. 81,19,23. 106,2-
22. 174A.4 402,14. 406,1. W*
10. 417,2,3. 421,5. 440,8. 44t.
24, 33, 35. — Barfüsser Platz lt"...
20 ff. 219 A. 3 (der neue Platz
»Das gewölb und brück bv der.
Barfuszern« 485,12.
Bebenen, zur 495,21.
Beiersgarten s. Peyers Garten.
Bischofshof hinter dem Münster
217, 3S.
Bischofshof in Klein Basel 8. Kal-
thaus.
Bl&serhof 170, A. 4.
Bl&sithor 170,11,17.
Blömiein s. Plänlein.
Bollwerk zu St. Ciaren 117, 3 J.
— zwischen der Neuen Verstau*
und dem Petersplatz {Wa*en-
bollwerk) 117,32.226,9. — neben
dem Steinenthor 165, IS.
Breite s Gebreite.
Brotlaube 103,17.
Brunnen, Stube zum, 82 A3.
Büchsenpulverthurm s. Schneider-
thurm.
Burg, auf, 86, 16.
St. Clara 117,33. 402,15. 409, 8, »ö
Collegium (Universitttagebäude am
Rheinsprung} 35,20,27. 39,3t.
43,11. 44,2. 45,7. 151 A. 3. MI,
34. 262,1. 264,18. 293 A. 5. 441
14. 443 A. 2. 493,31. — Obere
Collegium im ehemaligen Augu-
stiner Kloster 151, 5 und A. 3.4
Deutschordenshaus 300, 18, 32.
Domcapitel, Hof des, 217, 39.
Domprobst, Haus des, 404, IS.
Domstift s. Münster.
Elendenherberge 175,7. 224,29.
St. Elisabethen 54,24. 196.
Engelhof 17G A. 3.
Esel 167,3.
Eselthürmlein 106,23.
Fischmarkt 24, 36. 82 A. 3. 1 03, 19
1 1 1 , 26. 465, 2. — Brunnen auf
demselben 174,6. 222,28.
Gärtnern, Zunft zu 67, 14. 11/62,
42. 73,10,16. 75,31. 76,7. 61.
16. 85,39. 439,2. 445,16.
Gebreite 254 A. 1 .
Oerbergasse 103,13.
Gerbern, Zunft zu 406 A. 5.
Gnadenthal, Kloster 388,12. 40t
15.
Personen- und Ortsverzeichniss.
551
Graben s. St. Peters Graben.
Gren zach er Strasse 161,3.
Hasen, Jacob Meyer zum, 47,27.
231, 19. S. unter Meyer, Jacob.
Hausgenossen (Bären) Zunft 83,1.
223, 9. 331 A. 4.
HebelstrasBe s. Neue Vorstadt.
Hirzen, Jacob Meyer zum, s. Meyer,
Jacob. — Cunrat Schwarte zum,
182,1.
Hohe Stube 331 A. 4.
lmbergässlein 103,22.
St. Johanns Kapelle auf dem Mün-
sterplatz 395,20.
St.* Johanns Thor 151,3.
St. Johanns Vorstadt 489, 2.
Kämynthurm 540,27. 548 A. 2.
Kapelle vor dem Aeschen Thor
51,12.
— auf der Rheinbrücke 20,12.
160,40.
— bei der Rheinhalde bei Hünin-
ger Rain 151,3.
Karthaus 90,38. 161,2,10. 379,6 ff.
393,14. 413,23. 439, 10 ff. 447,
15 ff. 448 ff. 484,38. 488,41,43.
— Karthäuser 394, 8 ff. 395, 25 ff.
399, 24 ff. 401, 23 ff. 405, 17 ff.
409,2.
— Gebäulichkeiten derselben
a. Vor Errichtung des Klo-
sters.
curia episcopi, des byschoffes hove
254,22. 255,7,45. 256,32,A.l.
260,19. 493,21,23. 499. 500.
501,32,33. 502,20,26.
aula episcopi 261,24.
domus antiquum granarium 261,
31.
Margarethencapelle im Stadtgra-
ben 259,29. 260,25. 261,25.
b. Zeitder ersten proviso-
rischen Einrichtung.
refectorium 261,29.
celle conventualium 261, 29.
capella maior 261,24. 262,18.
263, 1, 4.
claustrum 261,27.
colloquium 261,27.
c. Gebäulichkeiten aus der
altern Zeit des Klosters,
welche in der Folge ei-
nen durchgreifenden
Umbau erlitten haben.
Plan für die gesammten Gebäu-
lichkeiten 273, 3.
coquina 271,32. 287,28. 299,2,
6,9.
promptuarium 271,32. 299,7.
refectorium 271,32. 277,13. 287,
28,29. 299,3.
supra refectorium 261,25. 263,1.
stupae maior et minor 271,32.
locus rasure 271,33.
patrum et hospitum camera 299,
2,11,12.
stubella circa caxneram patrum
261,29.
promptuarium pro reponendis cus-
sims hospitum et aliis necessa-
rii8 in camera patrum et hos-
picii 299,10,11,12.
domus communis locus 299,3.
cella supra fontem pro domus
procuratore aut aliquolaico 272,
34—36.
apud fratre8 laicos 30. fratrum
laicorum celle 261,27. camere
299, 12. officine 299,4.
carceres 299,4.
d. Das Kloster in seiner
Vollendung.
Magna domus 336,8. Dach der-
selben 336,8. 337,2.— Refecto-
rien 336,9, 10. 355,9. 388. 450,
23. 496,23. 498,35. — coquina
336, 10. 349, 6 (an dieser Stelle :
coquina cum stubella etc. con-
tiguis). 454,22,27. 457,9,13.
496, 22. gewelm vor der kuchen
454, 22. — promptuaria der
Küche 336, 10. — dispensa 336,
11. — cellarium 336,11. 355,8.
— GastrSume : Stube im Hause
der Gäste (stuba in domo hos-
pitum) 334 A. 6. stuba hospi-
tum 351,18. hospitum stuba
cum camera testudmata pro vi-
sitatoribus 355, 2, 3. Kammer
der Gäste (camera hospitum)
334 A. 6. 355 A. 2. gastkammer
462,24. — stuba nova 355,3.
andere kemmerlin 462, 24.
Langhaus, structura longae do-
mus seu habitationis et dormi-
torii fratrum laicorum 334, 11,
12. structura transitus, aui edi-
ficari debet pro habitationibus
fratrum et hospitum 334 A. 5.
Schlafsaal ( dormitorium ) der
Laienbrüder 362.
pis tri na 272,37. 299,6. 330,8 ff.
Kirche 270,31. 271,35. 272,8ff.
274, 22. 277, 28 ff. 278. 2S0, 34.
552
Personen- und Ortsverzeichniss.
281,11,19. 284,22,23. 293, 13.
294,10. 299,33. 346,23. 448,
18. 495,9. 498,25. — Fenster
277,32. Bedachung 27S,13ff.
Legung des Fussbodens 283,
11,12. Innere Ausschmückung
337,7. — coclea, qua ascendi-
tur ab imo usque ad summum
ecclesie 260, 42. — Chor der
Mönche 283,11,12. 285,33. 299,
33. 498,28. Vertagung 283, 14.
Wölbung 333, 13. 334 A. 4.
Glasgemälde 334, 2. Chorstühle
286,15. Thüre zwischen dem
Chor und der Laienkirche 260,
41. Bogen zwischen ebenden-
selben 278, 27, 30, 32. — Laien-
kirche. Vertäflung derselben
290,26,27. — Lettner 283,13.
294, 9. 295 A. 3. — Kreuze auf
dem Dache 278,19,20. Funda-
ment für einen Thurm 278,24 ff.
Erbauung des Thurmes 283, 12.
— Altäre: Hochaltar (hl. Mar-
garet ha) 281,15. 284,23. 291
A. 3. 294, 6, 7. 495, 15. sancte
crucis 281,15. 294,8. 334 A 6.
495, 15. virginis gloriose 281,
16. 294,8. 495,16. auf dem
Lettner 294,4. 295 A. 3. sancti
Joannis Baptistae 355, 16. 356,
8. — promptuarium reliquia-
rum circa pulpitum evangelii
294, 6.
Sacristei 291,5, 14, A. 3. 295,
19. 296,16. 334,8. 450,36. —
Altar in derselben 294, 8. 295,
20.
Capitelhaus291,15. 294,5,20.
295,13,19. 296,14,16. Eiserne
Gitter an dem Fenster dessel-
ben 294, 11, 12. Glasgemälde
294, 13. Altar 295, 15. 356, 9.
Kammer über demselben für
Kirchengewänder und Kirchen-
geräthe 294,14,15. 295,13,14.
Bibliothek 291, 13. 294,5. 328,
27 ff. 329, 8 ff. 337,6.
Keller und Fruchtschütte:
celare 285, 34. 299, 20, 24. gra-
narium 286, 3. 299, 14 ff.
Kreuzgang (ambitus, gallilea) im
Allgemeinen 272,37. 281,19.
284,21. 291,2,3. 346,23. 456,
11. 461,26. 463,18. 473,7.475,
21. 476,4. 482,19. —Kirchhof
(cimiterium) im Allgemeinen
263,4. 274,21,24. 281,17. —
Der grosse Kreuzgang (gallilea
maior; 285,32. 287,29. 291 ,17 ff.
292,17.295,18. Vertäflung 291
19. Fussboden 291, 19,20. Be-
dachung 331 A. 1. Fenster und
Glasgemälde 291, 18, 21, T2.
Lampe (ampula in magna galli-
lea) 334 A.6 — Der grosse Kirch-
hof 295, 18. 330 A. 2. Geweihter
und un geweihter Theil dessel-
ben 295, 21 ff. — Der kleine
Kreuzgang (gallilea minor; 291
16. 17. 295, 19. 296. Bedachung
296,10,11. Glasgemälde 29<f
11, 12. Coiloquium 296, o, 1"
342,12. 401,26. Altäre 295 A.X
Altar der Märtyrer 294,9. 296.
6. Altar der Jungfrauen 29<>.
14.18. Lavacrum 296, 7. — Der
kleine Kirchhof 295,19. — Ver-
bindungsgang zwischen dem
grossen und dem kleinen Kreuz-
gang 285,33. 295 A. 3.
Zellen 281,20. 282,26,27. 291.
4. 293, 17. 330, 6. 336, 5. 352.
38. 448, 18. 477, 10. — Zelle A
283,8. 286, t. 299,39. 496.21.
497,11. — B 299,39. 497, Uv
— C 290, 28. 355, 10, 12. 497,
15. — D 290, 16. 299, 39. 3*'
A. 5. 355,10,11. 497,19. -
E 290, 30. 291, 21. 330 A. h.
497,23. — F 290,30. 291,21
299, 39. 497, 31. — G 299, 41.
330, 3. 497, 34. — H 299, 41.
42. 329,29. 498,3. — I 299,41.
333 A. 2. 498, 7. Ofen in der-
selben 336 A.l. — K 299,41.
42. 339 A. 2. 498, 10. — L 2*5
A.2. 290,32. 299,41. 3<K),2.
498, 14. — M 285, 36, A. 2. 29V.
40. 498,18. — N (Zelle des
Sacrista) 285 A. 2. 299,40. 329.
30. 470,13. 496,26. 498,23.-
O (früher C 273,8. 275, 2»
Zelle des Schaffners 287, 3».
330,1. 331 A.l. 334,15. 450,
43. 475,3. 496,24. 498,6,29.
Wahrscheinlich ist sie gemeint
470, 13. Uhr in derselben 334
A. 6. Fenster in der stubella
derselben und übrige Ausschmü-
ckung 334 A. 6. — P (früher B
273,8. 275,20. 282 A. 2) Zell«
desVicars 284,21. 299,40. 334.
18 ff. 336 A.l. 496. 497. 49\
33. — + (früher A 273, 7. 275,
20) cella crucis, Zelle des Priors
f
Personen- und Ortsverzeichniss.
553
267,28. 336 A.l. 355 A. 4. 462,
28. 463. 496. *497. — prioris
cella antiqua 2S5, 31. 286, 1. —
sexta cella (der Zeit der Er-
bauung nach) 287, 34. — Zelle,
welche Zscheckenbürlin nach
seinem Eintritt ins Kloster be-
wohnte, und Ausschmückung
derselben 348 A. 3.
Scheerhaus, domus rasurae
349,5,6. 351,16. 355,4. Pfründ-
nerwohnung in demselben 354,
16. Fenster in der Rasierstube
334 A. 6. Uhr über dem Hause
334 A. 6. 349,5,6. 354, 17 ff.
Brunnen 272,35. 334 A. 6. 355,
4. A. 3. 496, 25. Bedachung 331
A.l.
Pforte und Pförtnerswoh-
nung 272,28,29. 2S0,22. 349,
5. 351,14,15. 462,33. 477,14.
484,15,24. habitacula annexa
349, 5. Stube der Zinsbauern
354, 15. Fenster in derselben
und in der Pförtnerswohnung
345 A.l. 354 A. 8.
Scheune 334,8.
Trotte (Kelter) 285,34. 299,13.
334, 8.
Garten 2S5,34. 299,13,24. 334,
8. 495, 27 ff. Gartenthor und
Gartenmauer 334,8.
Stadtmauer auf der Rheinseite
260,24. 279,36. 504,33. »der
Stadt gang« an dieser Mauer
470,4. — Stadtmauer auf der
Feldseite 260,24. 261,28.
Mauer gegen die Strasse
und gegen St. Theodor 299,28 ff.
495,34.
Eckthurm 261,30.
Murus vulgariter Strech-
sumpf dictus 272,11.
Karthaus, Prioren
1. Wynand von Dortmund (1407
—1409) 251,18. 252,6. 254—
257. 264,20. 269,31. 270-273.
501 ff.
2. Johannes Dotzheim (1409 —
1418) 275,17. 278, 12 ff. 281,
6,23. 282. 283,9. 284,33.
3. Conrad von Worms (1418 —
1424) 270,8. 283, 4 ff.
4. Ortwin (1424— 1425) 283, 19 ff.
5. Heinrich Kotlo von Lüden-
scheid (1425—1429) 285, 25 ff.
286. 287.
6. Johannes Eselweg (1429 —
1432) 287,25. 288, 12, 19 ff.
289,29.
7. Albert Bur von Utrecht (1432
—1439) 290. 291. 292,6.
8. Adolf Brouwer von Cöln (1439
—1449) 295, 1,2 ff. 296.
9. Heinrich Axnoldi von Alfeld
(1449—1480) 239 ff. 248 A. 1.
297—304. 305 A. 3. 311. 314.
316. 317. 320,9. 321,6,40.
322—325. 334 A. 1. 336 A. 1.
339 A. 2. 416 A. 6. 494. 496,
28. 499,18. 508—510. 513.
10. Jacob Louber von Lindau
(1480—1500 oder 1501) 235.
236. 241. 242. 243 A. 4. 244
A.2. 245. 305. 313 A. 7. 314.
316. 322,7 ff. 323 A. 3. 325
A. 2. 326,20—342,27. 346.
347,27. 348,19. 349,38. 350,
6,25. 351,36. 359. 360. 361.
362. 364. 416 A. 6. 478 A. 4.
496, 27. 508. 509. 539, 19. 540,
23.
11. Hieronymus Zscheckenbürlin
v. Basel (1501-1536) 90,38. 235.
309. 313. 314. 317. 318. 325 A.l.
331,8,18. 333,2. 334. 338,35.
340 A. 1,5. 347,17 — 356,14.
361. 363. 365. 366. 379,10.
382, 26. 387 A. 5. 416 A. 6.
432. 435. 447,20. 449,8,19.
450. 455,33,36. 456,7. 457,
36. 459. 463,5. 469,40,41.
470,36,37. 471. 472. 477,22.
478,11,24,30. 479. 480. 481,
1. 482.483. 484,1. 490,4,12.
518. 519. 520. 521,43. 522—
527. 535,22,37. 539,4,9. 540,
27. 545,28.
Kaufhaus 3. 103, 11, 24, 26, 30.
zur Kinden, Hof der s. ZurKinden.
Klein Basel : die kleine Stadt 160,
40. 222,28. 439,4. 440,6. Min-
deres Basel 518,37. Basilea mi-
nor 248 ff. 393,21. 394,2. 417,
24. die über Rhein 30, 13. 47, 9.
72,2,32. 74,7. 87. 89. 107,1.
117,33. 118,4. — die Tränke
»ennent Rinsz« 161,2. die Ge-
sellschaften jenseit Rheins 94,24,
A.2.
Klingenthal 20,7. 488 A.4.
Kohlenberg 175, 10. Kohlenberger
Gericht 62 A.l.
Kopf, Wirthshaus zum, 164, 2.
Kornmarkt 24,10. 51,18. 57,35.
83,22. 85,7,10,12. 86,15,22.
554
Personen- und Ortsverzeichnis«.
87,13,33. 103,15. 111,26,28.
113,22. 126,24. 143 A.l. 144.
447,27,33. 485,2. Kornmarkt-
brunnen 103,11,32. 111,28.
Kreuzsteine 60, 8.
Krone, zur, 103,20.
Kuttelbrücke 103, 14, 17.
St. Leonhard 37, 20. 59, 5, 11, 16,
29. 63,24. 163 A. 1. 389. 409,25.
440. 8.
— Hof bei 180, 10.
Lessers Thürlein 254 A. 1. 495,29.
496,4. 545,13. 547. 548.
Lützel, Garten der von, 496,6.
Malzgasse 54, 13.
St. Martin 35, 30. 37, 19. 45, 6. 57,
20. 59,5,10. 196. 197,24. 312
A.l. 363,17,23. 396,11. 411,
15. 417,3,6. 419,9. 440,8. 484,
32. — der Pfarrer zu (Anton
Zanker) 383,17.
St. Martins Berg 493, 30.
Maulbaum, zum 220,15.
Metzgern, Zunft zu, 421,10.
Münster und Domstift 78, 15. 79,
18. 86,19,25,27. 89,24. 107,4.
163 A.l. 170 A. 7. 180,14,15.
183,7. 188,29. 199,17. 217,1,
36. 300,2. 324,3. 330 A.l. 331,
17. 334,14. 340 A. 4. 343,16.
344,7. 346 A. 3. 390,2. 393,8.
395,19. 396,2. 400,6. 403,1,6.
404,13. 411,18. 417,30. 440, 5,
13. 445,17. 446,25. 447,9,29ff.
495,12. 498,1,9,17. 499—508.
— Capitelhaus im Münster 188,
29. Pabstglocke 173,19.
Münsterplatz SS, 21, A.2.
Nadelberg 176 A. 3.
Neue Vorstadt 117,32.
St. Peter 78,15. 79,18. 87,4. 163,
8, A.l. 196. 309. 334,4. 338 A. 5.
346 A. 3. 378,11. 379,1. 400,6.
410,15. 417,29. 440,5. 447,9.
460 A. 2. 478,15. - der Kirch-
hof zu 88 A. 2. — der predicant
zu (Sebastian Müller) 80,1,27.
St. Peters Graben 176,7.
St. Peters Platz (der Platz) 46, 98.
96,7,14. 117,32. 183,9. 199,13.
226. 9.
Peyers Garten 287,31. 496,2.
Pfalz 20, 7. 225, 33.
Plänlein 293 A. 5.
Platz s. St. Peters Platz.
Platz, der neue, s. Barfüsser Platz.
Prediger 74,40,43. 90,38. 107,2.
151,11. 342 A.2. 402,12. 409,9.
418,6. 440*6. 446, 35, 36. - der
predicant zu den (Ambrosiui Fe
largufi) 79,24.
Predigern, Haus bei den, 62, 36. das
Rheinufer bei den, 161,5.
Kappen, zum, 47,8.
Rathhaus f Richthaus) 34,29. 57
38,40. 83,21. 84,9,14,18. S5
12,28. 67,24,27. 94,29,31.103
16 A.l. 447,27.
Reinacher Feld 166,22.
Rheinbrücke 20, 12,14. 85,40. 160.
41. 161,1. 164 A.l. 172,34.
223,1,3. 225,33. 348,22,32.
394,2. 461,42. 504,32.
Rheingasse 174,5.
Rheinhalde vor dem St, Johanns
Thor 151,3.
Rheinthore 173 A.4. — das obere
oder grosse Rheinthor 547 A. 2.
S. auch Lessers Thürlein.
Rindermarkt 333 A. 5.
Rümmelins Mühle 198, 19.
Rvspachs Hof 176,8.
Safran, Zunft zum, 75,31. 62, 3«.
83,3. 64,19. 85,39. 331 A. 4.
Salzhaus, Salzthurm 103, 20, A. o
129,17. 161,5. 222,30.
Schiff, zum, 331 A.4.
Schiffleuten, Zunft zu, 142,43.
Schindbrücke 103,8.
Schlüssel, Zunft zum, 82,30. 83,4.
103, 14. 223, 9. 331 A. 4. 334
A.6.
Schmieden, Zunft zu, 83,2.
Schnabel, zum 229,9.
Schneiderthurm 413,3. AlsBöcl
senpulverthurm bezeichnet 4S4
34. ohne Namen 54,5.
Schol 103,7. '
Schützenhaus s. Armbrußtachfltxeu- I
haus.
Schützenmatte 46, 39. 163, 2.
Schutz 112 A.l.
Seufzen, Stube zum, 82,32.
Sonne, zur (am Rheinsprunf ) 1<>M
Sonne , Wirthshaus zur (in Klar.
Basel) 33,5.
Spalen vorstadt (an den ßpalen ».
12. 62,31. 72,4,33. 44
Spalenthor 53,12. 74,7. 88 A3
226, 8.
Spital 19,23. 35,3. 37,19. 5PJ
12. 62,4,5. 63,24. 174,11 .»4.
28. 300. 301. 409,25. 421, i -
der (Pfarrer) im Spital Geissen-
burger.
Spitalspmng s. Sprung.
Personen- und Ortsverzeichniss.
555
Spinnwettern, Zunft zu, 57. 59, 12.
Sprung 86,22.
Stachelschützenhaus s. Armbrust-
schützenhaus.
Steinen Vorstadt (an den Steinen)
24,33. 103,2,4,12. 104,8. 111,
19. 198,21. 224,23. 439,3.
Steinenkloster 24, 34, 35. 103, 2.
199 A. 3. 293 A. 5. 382, 17. 388,
11. 393,13. 402,15.
Steinenthor 24,31. 112,10. 165,18.
169, 36.
Sternen, zum, 23, 19.
Sumerysen Haus 62,31.
St. Theodor (St. Joder) 78, 16. 79,
18. 90,4. 107,2. 163 A.l. 263,
15 ff. 280,21. 299,29,31. 340
A.4. 413,24. 417,24,29. 440,6.
447,10.450,12. Nachtrag zu 460,
31. 478 A. 4. 499. 500. 502. 503.
504.
- Kirchhof 547 A.l. Pfarrhaas
299,31. 547,17.
— der Leutpriester zu (wahrschein-
lich Wolfgang Weissenburger)
463, 22 ff.
Tränke »ennent Rinsz« 161, 2.
St. Ulrich 79,19. 87,4.
Universitätsgebäude s. Collegium,
auch Aula.
Utenheim, Hof der von, 170,18.
Utingen, Haus 333 A. 5.
Wasenbollwerk s. Bollwerk.
Waseneck, Haus, 495, 42.
Wasserthurm 173,22.
Webern, Zunft zu (auch Garten und
Hinterhaus der Weber, subur-
bana textorum) 50, 11. 103,3.
173,20. 198,22. 382, 16. 439,2.
Weinleuten, Zunft zu, 83, 2. 85, 40.
148,25.
Weisse Gasse 62, 19.
Welti, Häuser, 495, 38, 39.
Werkhaus s. Zeughaus.
Werkhof 32, 18. 85,13.
Wiesenbrücke 170,9. 456 A.l.
Wuhrhaus 112,11.
Zehntentrotte des Domstifts in
Klein Basel 495, 29, 30, 37.
Zeughaus (Werkhaus) 183,8. 447,
25, 36.
ZurKinden, Haus der 496,6,
Basel, Bischof, Bischöfe 302, 39. 330
A. 2. 499, 32. 506, 24.
— Humbert von Neuenburg in Bur-
gund (1399—1418) 500, 14.
- Arnold von Rotberg (1451—1458)
293 A. 4.
Basel, Bischöfe
— Caspar zu Rhein (1479—1502) 334
A.4. 414 A. 3.
— Christoph von Utenheim (1502 —
1527) 24, 17 ff. 33. 34. 36, 16. 44, 6.
52. 199 A. 2. 216,28. 217,12. 383
A.6. 396,21. 403 A.l. 414. 415.
478, 5.
— Philipp von Gundelsheim (1527 —
1553) 116,18. 117,6. 167,17. 415.
422, 13.
— Melchior von Lichtenfels (1554 —
1575) 167 A. 7. 168,8. 177,14.
— Jacob Christoph Blarer von War-
tensee (1575—1608) 177,12,15. 180,
17 ff. 181,28. 182,24,25. 186,20.
187,9 ff. 215 ff.
Basel, Diöcese 323 A. 1 . 324,3. 415.
9. 505,19,25.
— weltliches Gebiet und Untertha-
nen des Bischofs 24, 24. 52, 29. 116y
12,14. 159,33, A. 4. 165,26. 167,
14,24. 181,23.217,40. 280,6.
Basel, Hans von 331 A. 4.
— Elsa von, s. von Laufen.
Battier, Veronica vermählt an Peter
Ryhiner 197, 35.
Batz, Peter 26,20.-28, 19.
Baumgarter, Christoph 140 — 142.
— Elsbetha 140 A. 2.
— Elsbethlein 140 A. 2.
— Jacob 28,12,18. 29,11.
Becherer/Ludwig 448 A. 4. 459 A. 1.
476 A.l.
Beffort1) 222,13.
Beinweil 289,2. 302,11. 304,12,20.
Beilenz 204 A. 3. 208,19.
Bellingen 152 A.3,4. 155,23. — der
Schultheiss von (AmbrosiusKxenck-
lin) 152,27 ff. 153,2. 155,21.
Benfeld 310. 311. 378,6.
Ber, Bonaventura 33,4.
— Franz 82, 29. 214, 33.
— Hans 22,8. 23,17.
— Ludwig 45 A. 3. 89 A. 1.
Bern 20,33. 53,17. 63. 64. 65,18. 66.
67. 70,15. 73,33. 75,24. 76,2. 82,
13, A.l. 83,35. 91. 92. 99,6,32.
100—102. 106. 107,23. 108,23,35.
110,15. 115. 116. 118,9. 122,12.
125—138. 139 A.l. 146,6,27,33.
166,4. 167,8,9. 169—170. 171,16.
1) Diese Schreibart ist die allgemein ge-
bräuchliche in den deutschen Schriftstücken
der frühem Zeit. Ihre Anwendung hat um so
mehr Berechtigung, als die französische
Schreibart Beifort nur zu einer unrichtigen.
Aussprache des Namens verleitet.
556
Personen- und Ortsverzeichnis».
177,23. 176,29. 181,17. 183,22,30.
185, 20, A. 2. 1S6,5. 200,13. 206,9.
208,1. 216,34,36. 227,27. 249A.2.
250,9. 302,28. 346 A.l. 401,12.
415,33. 419,17. 421—425. 446A.2.
485,32. 4*7,34.
Bernard inus, roagister 8. Coci.
Bernhardi, Johannes s. "Wolleb, Joh.
Werner.
Bertschi (Bertsch , Bersy , Bersius) ,
Marx 37 A.5. 63,24. 138 A.2. 163
A.l. 390,6. 409,25. 420,7. 421,3.
Bettingen (Betticken) 159,31.
Biberach 118,17. 135 A. 2. 156,21.
Bicocca, Schlacht von, 32, 39.
Biderthal 25, 32 ff.
Biel 92,9. 106,17. 107,23. 11^,9.
126,11. 127.20.
Bientz, der junge (Hans) 131,13.
Biermann, Gertrud s. Ryff.
— Jacob 196.
Binningen 112 A. 2.
Birseck, Schloss 117,4,5.
— Amt 159,4.
Birsig 24,31,36. lü3,l,A.2,5. 111,
19. 112. 159 A. 5. 173,17. 219,12.
224, 20. 485.
Bischoff, Andreas 74,24. 82,32. 65
A.2.
— Niclaus 147 A. 2.
St. Blasien 392, 6.
Blauen im Jura 222,11.
Blaurer, Ambrosius 124 A. 1.
Blechnagel, Urban (Urban Gürtler)
117,1,16. Nachtrag zu 376 A. 5.
Bleuler, Hans 64 A. 5. 65, 12.
Blotzheim 355,14. 411,7.
Böhmen 412,25. 420,11. — Böhmer
Wald 224, 36.
Böse, Udo 290,23. 301,16.
Bollweiler, Niclaus v. 165 A. 5.
Bondorff, Hans 26,18.
Bothanns, Hieronymus, Nachtrag zu
37 A.l. 134 A. 4.
Brabant 1S4. 223,19,30. 392,16.
Brand, Bernhard 166 A. 8. 170 A. 5,
6. 187,26. 219,13. 471 A.l.
— Catharina s. Ryff.
— Hans 196.
— Margare tha s. Lostorf finn.
— Oswald 296 A. 2.
— Sebastian, Dr. (von Strassburg)
312. 345,2. 346,27.
— Theodor 119Var.4. 471,3. 472,
32.
Brandmüller, Heinrich 196.
— Ursula s. Wolleb.
Bratteler, Jacob 27, 27.
Braunschweig , Herzog Heinrich II.
der jüngere von Braunschweig-
Wolfenbüttel (+ 1568) 61,12. 14»,
33. die Braunschweigischen (die
von ihm geführten Truppen 149.
37. — S. auch Lüneburg.
— Johannes von, »natione dux de
Saxonia« , Karthäuser 249, 2,31.
A.2. 341,8.
Breisach 222,30.
Breisgau 155,34. 226,16. 392,11.
396,34. 398.
Breitholz 136, 16.
Bremgarten 92,15. 122 A. 2. 129, 2o.
130,25,2S. 136,25,32. 137,9,13.
17. 139 A.l.
Breuschthal 224, 2.
Briefer, Niclaus 526 A. 1.
Brigittenorden 363, 12.
Brouwer, Adolf, Bürgermeister von
Cöln 295 A. 1 .
— Adolf, Karthäuserprior in Basel
s. Basel, Karthaus, Prioren.
— Nesa 295 A.l.
Brücklerin, Elsbeth 228, 35.
Brünikoven, Rudolf v. 256 A. 1. 499.
23.
Brugg 92, 16 S. auch Carpentarii.
Georg.
Brun, Thomas 362. 382,6,9. 384.
32 ff. 409,30. 410. 477. 478. Nach-
trag zu 378 A. 5.
von Brunn, Bonaventura 218,4. 22$.
10.
— Hans s. Schaffner.
— Heinrich 334 A. 6.
— Maria s. Zscheckenbürlin
— Morand 331 A.4. 334.16. 354.9
355 A. 2. 365. vgl. 541, 2S.
zum Brunnen (Brunner), Hans 216.
32.
Brunnmeister, Martin 33,4.
Bruno, der hl 324, 22. 338 A 2.
Burckhardt, Andreas 196.
— Daniel I. 196.
— Daniel II. 196.
— Gertrud, vermählt mit Theobald
Ryff 196 A4.
— Gertrud geb. Falkeisen, s. Falk-
eisen.
— Salome 198,3.
— Susanna s. Ryff.
Burgund 129,4. 204, 2. 209,1. 227,16.
Carl v. 497 29.
— Isabella v. 290,30. 291,25. 495>.
497, 25, 32.
— Phüipp v. 497, 30.
Burgund, Hoch- 20, 23.
J
Personen- und Ort sv erzeich niss.
557
Burgundia minor , Klein - Burgund
250?7,8.
Busch. Hermann von dem, 383 A.6.
Butzer, Martin 124 A.l. 424,1, A. 3.
Buxheim 337, 16 ff.
Caecilia, Magd der Sophia v. Rotberg
495 A.l.
Calais (Callis) 184,22.
Cantiuncula, Claudius 45 A. 3.
Capito, Wolfgang 391,15. 400,27.
408, 2. 424, 2, A. 3.
Capnio s. Reuchlin.
Gappel 92,15. 101 A. 2. 133,12. 419
A.4.
- Abt von (Wolfgang Joner) 133,12.
419 A. 4.
- Schlacht von 131, 18 ff. 486, 27 ff.
Carlstadt, Andreas Bodenstein von,
151A.2. 163,3,6, A.l. 387,14,19.
390, 22.
Carnellius, Hans (Hans Appendecker)
32, 35. Nachtrag zu 378 A. 5.
Carpentarii, Georg 246. 307 ff. 320,5.
328 A.l. 329 A. 2. 331A.4. 339
A. 3. 340 A. 5. 347,22. 34«, 35.
357 ff. 379, 13. 416. 433. 453 A. 1
und Nachtrag zu dieser Stelle. 518
—522.
Ceccopieri 235 A. 1 .
Chablais 169 A.l.
Christgarten bei Nördlingen 339,5.
Christian, Laienbruder in der Kar-
thaus zu Basel 453,31. 527.
Christoph, Karthäuserprior in Trier
s. Trier.
Cistercienser Orden 496, 7.
Clichtoveus, Jodocus 416, 2, A. 3 und
Nachtrag dazu.
Cluniacenser Orden 338,37.
Coblenz 301,19. 399,18.
Cochleus, Johannes 381,5. 392,3.
405, 16.
Coci, Bernhardinus 354, 11, A. 10.
365.
Cöln 105,15. 226,32. 271,17. 273,29.
274,15. 286,14. 295,2,7. 296,29.
323.
-•- Erzbischöfe: Hermann v. Wied
(1515—1546) 114,3,21. 385,26.—
Oebhard Truchsess v. Waldburg
(1577—1583) 185,11.
- Karthauserp rior Hermann v. De-
venter 502,8.
Colmann, Karthäuser in Basel 355,13.
Coimar 109. 156, 21. — der hohe
Hath zu (conseil souverain d'Al-
sace) 533.
Conde, Heinrich v. 176,6. 177,18,
20, 26.
— Ludwig v. 176,4. 223,25,41. 224,
3,5.
Constanz (Stadt) 63,4,10. 66,16. 67,
7. 91,11. 92,9. 99,7. 101,26. 102,
12. 108,35. 114,24,28. 118,9. 127,
13,21. 130,26. 138,3. 165 A. 5.
305,17. 403,13. 424,8.
— Diöcese 248,11. 302,7. 323 A. 1.
499 28.
— Bischöfe von 461,29. 494,40. 506,
25. — Marquard v. Randeck (1398
—1408) 260, 14 ff. 281, 11. — Otto
v. Sonnenberg (1475—1490) 334
A. 4. — Hugo v. Hohenlandenberg
(1496—1529, 1531—1532) 422,13.
— Weihbischöfe : Bischof Conrad v.
Hebron 281. — Melchior 403 A. 1.
— Johann von 340,4.
Coppius, Conradus 378, 12.
Crasso s. Grasso.
Cronberg, Hartmudt v. 385 A. 3.
Cünlin, Conrad (v. Urach) 339 A.4.
Curillo, Alfons v. s. Rom, Cardinäle.
Currificis, Johannes 518,34.
David, Caspar 28, 13. 100,32.
— Elsbeth, vermählt an Christoph
Baumgarter s. Baumgarter.
— Heinrich 140,18. 215,7.
— Johannes 334, 14.
— Lienhart 33,4.
Daxelstein, Sebastian 159,25.
Deinikon 136,15. 138 A. 5.
Delsberg 216,8.414,17.
Delsberger Thal 168,4.
Denais, Geschlechtsname 235 A. I .
Deutschland, deutsche Nation, Ale-
mania, Germania 162,14. 205,12,
20. 219 A.l. 221,13,26,33.272,1.
325,4. 341,25. 382, 19. 384,17.
386,2. 387,15. 389,11. 390,24.
392,14. 397,21. 408,6. 420,3. 423,
1. 450,25. 487,2. — deutsche
Kriegsknechte 174,9. 177,23.
— Kaiser und Könige 148,37. 208,
28. 302,38.
Ruprecht 270, 12.
Sigmund 235. 242 A. 2. 304, 5.
Friedrich III. 325, 18. 330 A. 5.
Maximilian I. 397, 23.
Carl V. 26, 25 ff. 29,2,3. 61. 99,
37. 113,39. 114. 118Var.25. 118
A.2. 119,10,11. 121. 146,39.
147,24. 148,31,39. 149. 150.
153,30. 154,1. 158,2. 164,13,17.
165. 166,16. 386,3. 390,11. 412,
558
Personen- und Ortsveraeichniss.
24. 422 A. 3. — die Kaiserischen
(Kriegsvölker Carls V.) 47,39.
165, 2. — die Kaiserisohen = die
Oesterreicher s. Oester reich.
Ferdinand I. 61, 5. 99,28. 102,12.
105,36. 106,4. 114,1. 149,8. 157
A.3. 170. 403,13. 412,24. 478,
27.
Maximilian II. 179 A. 1.
Joseph II. 533, 36.
Dementer, Hermann v. s. Cöin.
Dhaun 218 A. 1.
Dichtler, Anton 2$, 11. 32,33.
Dienast, Geschlechtsname 235 A. 1.
Diesbach, Niclaus v. 414 A. 3. 415,
30.
— Sebastian v. 125 A. 4.
Diessenhofen 445 A. 2.
— Stephan v. s. Stör, Stephan.
Dijon 20,24. 21, 7. 204, 16. 206, 1.
Dischmacher s. Ramminger.
Distlerin, Maria 229, 10.
Dittlinger, Peter 125 A. 4.
Dörfer, die fünf s. Fünf Dörfer.
Döle 227, 16.
Dolter, Conrad 135 Var. 21.
— Hans, auch Frischhers genannt
135, 20.
Dornach (Dorneck) 147,25. 184, 17.
Dornbirn 449 A. 3.
Dortmund (Tremonia) 501,22. —
Wynand von Dortmund s. Basel,
Karthaus, Prioren.
Driomalen, Herr v. s. Herzog v. Au-
male.
Dryel, Johannes v. 453, 27. 527 A. 1.
— Otto v. 527 A. 1 .
Dürr, Hieronymus 229, 22.
Dumysen, Rudolf 4S6 A.3.
Eberhard, Ulrich 285 A. 2. 291,1.
498, 20.
Eberlin v. Gunsburg, Johannes 404
A.2.
Ebernburg 383 A. 3.
Eck, Johannes 64, 16. 406,11. 407,
14. 423 2.
Eckart, Meister 379 A. 1.
Ecklin, Heinrich 355,11. 453,30.
527, 13 ff. 547,28. Wahrscheinlich
ist er gemeint 450,35. 456 A. 1.
470. 472, 30. vgl. 547, 33.
Ef ringen, Heinrich v. 293 A. 4.
Erringen 291 A. 5. 300, 13, 14, 26.
Eidgenossen (confoederati, confoe-
derati de antiqua liga, confoede-
ratores iigae veteris), Eidgenossen-
schaft 20. 21. 22. 23. 26. 27. 28. 32.
46. 47,35. 48. 53,16. 99,20,24
102,6. 108,34. 116,10. 119,12. 111
24,25. 123. 128,36. 132,1,7. 137.
24. 145,23. 146,29. 149,27. 149
25, 31. 151 A. 5. 153, 8. 154, 1.
155,1. 156,22. 161,29. 163,3,29.
167,1. 171,10. t73,8. 175,13. 177.
22. 180,19. 181,20. 183,19. 1$4.
11,28. 186,32. 188,2,3. 200 ff. 212
36. 215 ff. 219,3. 224,25. 227. 2*>
9. 400, 15. 406, 7. 419, 11. 423, 3, b
— Helvetier, Helvetü 173, 12. 385
28. 390,12. 392,13. 406,9. 407,4.
21.408,14,17. ihm oberlendischen
Schwytxer gebirg 222, 20.
Eimeldingen 30,33.
Einsiedeln 270,23. 280,5. 335.17
378 10.
Elsass 3. 48,25. 49. 53,1,23. 109,4.
120,25. 153 A. 4. 155,34. 156,37
157, 12 ff. 158,1. 160,29. 162,16.
166,28. 173,12. 178,21. 1S5, 1"
189,17. 195A. 1. 221,35. 225,41
226. 384, 5. 3S7, 3. 392, 11. 396,34.
398, 19, 27. 399, 1. 533, 17. — B-
s&sser Wein 25,30. 120,25. 157,23
221,35. 226.
Elsass Zabern s. Zabern.
Ellykurt s. Hericourt.
Ems, Hannibal v. 179,23,25.
— Marx Sittich v. 61 A. 3. 11$ Var
23. 121 13,
— Wolfdietrich v. 121 A.4.
Enderlin, Zoller an der Wiesenbrücke
456 A.l.
Engelporten, Kloster in Gebweiler
331 A. 4. 392 A. 6.
Engenthal 51,14.
England 105,18.
Ennius 441 , 6.
Ensisheim (Ensen, Einszhein) 36, &
38.37,3. 49,6,34. 50,3. 89,4. 90
A.3. 104,9. 226,5. 384,5.473,29.
A.4. 527 A. 2.
— das Regiment v. (die vorderöster-
reichische Regierung) 53,18. 99,14.
129,10. 136,4. 153730,38. 154, 2 ff.
185,12. 478,28.
Entraigue, Marquis d' 533, 28.
Episcopius s. Bischoff.
Eptinffen, Ritter v. 172 A.l.
— Adelheid v., genannt die Münchin
282,25. 365. 498,31.
— Agnes v. , vermählt an Burkhard
Zibol 282 A.l. 365.497,17.
— Anton v. 331 A. 4.
— Oredanna, geb. v. Laufen, geninnt
zum Schiff 331 A. 4.
Personen- und Ortsverzeichniss.
559
Elrasmus Ton Rotterdam , Desiderius
45. 69 A. 1. 147, 13. 311. 312. 368.
381. 383 A. 6. 386,7. 393,2. 397,20.
407,10.408,7. 415,3. 521.
Erfurt 441,3.
— Jacob v. 315.
Esslinger, Hans 170 A. 5.
Ettingen 159 A. 4. 167 A. 8. 187,11.
215,27.
Eustachii, Cardinal sancti s. Rom,
Cardin&le. .
Evangelische Städte und Orte der
Eidgenossenschaft 183,19,25. 185,
18. 188,23. 533,10,18.
Faber, Johannes, Buchdrucker 64, 23
und Nachtrag zu dieser Ätelle.
Fabri, Dr. Johannes 403, IX 404 A. 1.
406,11.
Fäsch, Hans Rudolf 170 A. 5, 8.
— Remigius , Maurerwerkmeister
(1487) 333 A. 5.
— Remigius, Rathsherr, später Bür-
germeister (f 1610) 187,25. 218,6.
Falkeisen, Gertrud 196.
— Theodor 196.
— Ursula 8. Ryff.
Falkner, Daniel 196.
— Dorothea s. Ryff.
— Heinrich, Stadtschreiber (+ 1566)
170 A. 8.
— Heinrich 196.
— Johann Heinrich, Oberstzunft-
meister 196.
— Ulrich, Oberstzunftmeister 29, 33.
30,14.32,5.212,31.213,14,20.
Farel, Wilhelm 39,34. 40,1. 41,3.
43, 25, 37.
Farnsburg, Vogtei 159,24.
Fesch s. Fäsch.
Fininger, Jacob 229, 2.
Fischingen 300,26.
Fleyter, Andreas 529, 28.
Florenz 114,32,35. 115,14.208,32.
219,9.
Franken 48, 23.
Frankfurt 105,15. — Frankfurter
Messe 345 A.l. 355 A. 2. 416,1.
425, 4.
Frankreich, Franzosen 21. 22. 32. 40.
48,7. 151 A. 5. 166,22,27. 173.
174,7,8,21. 175,19,24. 177,21.
181,15. 184,26. 185. 187,35. 188,
10. 223. 224.
— Könige v. 205, 16.
Ludwig XI. (als Delphin) 331 A. 4.
Ludwig XII. 20. 21. 204,23, A.4.
205, 6.
Franz I. 21. z. 23. 26. 27. 28. 30,
7. 32. 33,9. 47. 48. 61. 136,5.
146,39. 147,19,24. 148,28,30.
149. 150. 151 A. 5. 166,5. 200ff.
212. 213. 214. 390, 11 ff. — des
künig trysenier 32, 16, 17.
Heinrich IL 166. 167,2. 171,11.
— Catharina, Heinrici wittwen
223 24.
Carl IX. 171,8,9. 173,14. 181,16.
— könig Caroli wittwe 178, 9 ff.
Heinrich III. 177,22.24. 183,16.
184, 7. 188, 1, 7. - die königliche
verein 185,3.
Heinrich IV. 177,20,25. 188,9.
531,33.
Frauenfeld 20, 32.
Freiberge, die 168, 5.
Freiburg i. Br. 49, 6. 89, 4. 249, 32.
287, 1. 303, 16. 337, 19. 392,9. 397,
15. 398. 399. 434. 435. 449 A. 4.
456 A.l. 459,11,24. 461,29. 470.
471. 478,26. 479,1. 481,1. 522,32.
527,16,18.
— Prioren der Karthaus |(Johannis-
berg), Johann v. Braunschweig s.
Braunschweig. Johannes Kesslin
v. Leonberg 337, 20. — Gregorius
Reysch v. Balingen 337, 18, 22. 345
A.l. 383 A.l. 397. 398. 416 A. 6.
— Matthias 530. — Athanasius
Kolb 434. 435. 532. 533.
Freiburg X. Ü. 20, 23. 73, 40. 82 A. 1.
115. 116. 126,11. 127,20. 136A.1.
151,13. 180,20. 200,14. 201,24.
216,33.424,16.
Freiburger, Michael 344 A. 3.
Freie Amt, das (am Albis im Zürich-
biet) 136, 20.
Freien Aemter, die (im Wagenthal)
' 92,12. 137,20,29.
Freisingen, Weihbischof v. s. Marius,
Augustin.
Freudenberg s. Schorpp.
Frey, Jacob 64 A. 5. 65, 13.
— Rudolf (Hans Rudolf) 131, 11.
215,4. 455,26.
— Tobias 185,21.
Friesland 223, 30.
Frischherz s. Dolter.
Froben, Familie 235. 382, 1.
— Hieronymus 147 A. 2.
— Johann 345 A. 1. 354 A. 8. 369.
381 A.l, 2, 3, 4. 383 A. 6. 386 A. 3.
393 A.l.. 521,39.
Frölich, Nicolaus 453, 29. 527, 4, 12.
529,24. 530,12.
560
Personen- "und Ortsverzeichniss.
Fuchs, Lienfaard 331 A.4 nebst Nach-
trag, 355 A. 2. 449 A.4. 541,28.
Fünf Dörfer, die (Reinach, Therwyl,
Oberwyl, Ettingen, Allschwyl) 167,
21.
Fünf Orte, die Luxem, Uri, Schwyz,
Unterwaiden, Zug) 92, 16. 99, 13.
121,30. 123,14,38. 128,40. 129,20,
21. 130,29. 136,13,19. 183,32. —
die fünf Linder 99, 1,4,27. — die
Lander 99,33. 100,6,11. 101. 102,
8. 124,1,2. 128,22,31. 131—137.
145,21. 162,3. 224.32. 485. 486.
487. 4SS.
Fürstenberg, Graf Wilhelm v. 27, 22.
Fürvelder, Jerg 228,28.
Füssen 338 A. 5.
Fulda 386, 6.
Galiläa, Name für Oertlichkeiten in
und bei Jerusalem 272 A. 2.
Oallarate, Friede v. 204, 14, 16.
Oallera (Oallarate?) Jacob v. 205, 25.
vorl. Var.
Gallati, Caspar 184, 13.
St. Gallen 20,31. 100,23. 107,23.
10S,35. 127,14,20. 134,28. 203,3.
391, 13. 424, 8. — Abt v. 208, 3.
— Othmar v., Karthftuser in Basel
453, 29.
Gallicandes 164,31.
Gallica gens s. Armagnaken.
GaUicion, Hans 29,37. 56,27. 213,21.
Ganfredus s. Trano, Goffrido de.
Gebhart, Hans Heinrich 213,21.
— Lienhart 228,18.
— Lux 218,4.
Gebilly, Geble s. Gobelin.
Gebweiler 49, 7. 331 A. 4. 392, 9.
— Johann 442 A. 2.
Geierfalk, Geirach s. Geyerfalk, Gey-
rach.
Geldern 290,22. 301,15. 392,15. 527
A. 1.
Gempen 125, 17.
Genevois 169 A. 1.
Genf 115. 116. 145. 146. 183,18,32.
184,1. 186,32. 200,9. 205 A.l. 209,
12.
Gent 271,16.
Georg, Bruder (Laienbruder u. Bäcker
in der Karthaus tu Basel) 334 A. 6.
— Bruder, Mönch in der Karthaus
zu Basel s. Carpentarii.
— David s. Joris.
Gering, Ulrich 344 A. 3.
3t. Germain, Friede v. 174,8.
Germania s. Deutschland.
Gernier, Peter 159,20.
Geroldseck, Oberster 224,7.
Gerolspach, Georgius, alias von Schü-
ren 241 A.2.
Gerson, Johann 324, 20. 326, 7.
Geusen, die 227, 10.
Gez 169 A.l.
Geyerfalk, Thomas (auch Thoma»
Kessler) 37 A. 2. 409,13. 421.4
A.3.
Geyrach (Girio; 269,39.
Glareanus, Heinrich 89 A.l. 312. 3S>
A.6. 440 A.4. 521,35.
Glarus 20,31. 63,9. 92 A.l. 101 .2*
30. 136 A.l. 1S4, 13. 200,14. -
der Ammann von (Hans Aeblj
102,3. Ä
Gobelin, mrth&userprior in Maini *
Mains.
Gobelin (Gebilly, Geble, Gobelin.
Anton 100,31. 448 A.4. 476 A!
Götz, Jacob 55,22. 115,24. 119,2
A.2. 198,29.
Grandis, Johannes 422 A. 3.
Granwyier, Oberster, 224,7.
Grasso 121 A.l.
Graubündten, Graubündtner US. 12!.
1,21. 122,24. 139,23.485,20.
Greda, consodalis der Vereni m
Haupt 251 A. 3.
— Magd der Sophia v. Rotberg 4fc
A.l.
Gregor d. Grosse s. Rom, Päbite.
Gregorienthai 409 A. 1 .
Grenoble, Bischof Hugo v. 338, 23.
Grenzach 150, 16. 334 A. 6.
Grieb, Lienhard 21,5.
Griechenland 19, 15.
Gropp, Bath 421 A.3.
Gruoenheimer 420, 11.
Gryn&us, Johann Jacob 188, 27. 1^.3
— Margaretha 197,26.
— Samuel 532, 3.
— Simon 162,22.
Gubel, Schlacht auf dem 134. 4s>. ,
31 ff.
Gürtler, Urban s. Blechnagel.
Guise, Geschlecht v. 223, 25.
— Heinrich I.v. 188,1 ff.
Gutschick 165, 22.
Gypsmüller, Johannes 243 A. 4.
Habsheim 104,9.
Hänlin s. Lapide, Johannes de.
Hagenau 156,21.
Hagenbach, Frans 47, 13.
— Isaak 532, 15.
Hagenthal 172,29.
Personen- und OrtsvAzeichniss.
561
Hager, Andreas 171,20.
Haller, Berthold 423, 14, 21.
Hammelburg 345 A. 1 .
Hanau 441/2.
Hans, Bruder s. Roth, Hans.
Hardt, die (im Sundgau) 226, 7.
Harnister, Dorothea 229,1.
— Wolfgang 62, 30.
Hattstadt, Claus v. 189,18.
Haupt, Burkard zum 251, 1.
— Conrad zum 175 A. 2. 251 A. 1.
— Verena zum 251, 6 ff.
Heboid (Peter) 73 A. 4.
Hegner, Gebhard^31 A.4.
— Sibylla s. Zscneckenbürlin.
Heid s. Lanten.
Heidelberg 189,4.
Heidelin, Marx 159,19. 165 A. 3.
Heübronn, Conrad v. llfc,33.
Heinlin s. Lapide, Johannes de.
Heitersheim 392,8.
Heitzmann, Anton 14 A. 2.
Helvetier, Helvetii s. Eidgenossen.
Henrici, Hermann s. Vullenhoe.
Hercinia silva s. Schwarzwald.
Hericourt (Ellykurt) 27, 19 ff.
Hermanni, Heinrich s. Vullenhoe.
Hessen, Landgrafen v. 329,30. 330
A. I. 498,6. — des Landgrafen v.
H. Land 104, 30.
— Landgraf Philipp der Grossmü-
thige lt)8,37. 114. 164,15. 166,17.
Hetzer, Ludwig 45 A.2.
Heynlin s. Lapide, Johannes de.
Hieronymus, der hl. 343, 12. 341,24.
Hüdbrand (Hilbrand), Balthasar 26,
19.47,7. 100,30.
Hildesheimer Diöcese 241. 297,21.
494, 5.
Hippocrates 441,28.
Hispania s. Spanien.
Hochberg (Hochburg), Schloss 49, 9.
— Markgrafen v. s. Rötteln.
— Johann v. 340,1. 345,4.
— Sebastian v. 340 A. 3.
Hochburgund s. Burgund.
Hochkönigsburg 153,32.
Hochwald 125, 7.
Hohenembs s. Ems.
Hohenstein, Johann v. 264 A. 1.
Holbein, Hans 334 A. 6.
Holland 168, 10. 392, 15. 408,4.
Holzach, Eucharius d. ä. 30, 13. 213,
21. 416 A. 4.
— Eucharius d. j., Arzt 416, 10, A. 4
und Nachtrag zu derselben.
— Oswald 47,29.
BmUt Chroniken. I.
Homburg (Honburg) Vogtei 159,27.
217,7.
Homerus 441,6.
Hörn, das, bei Grenzach 150, 16.
Hortensius, Lambertus 164, 10.
Hospinian, Leonhard 530, 2.
Howalt s. Hochwald.
Hubmaier, Balthasar 401 A. 1. 403, 9.
404 A. 2.
Hückily, Adam 1 19, 5.
Hüningen 151.
Hünlin, Balthasar 378, 12.
Hüpschi, Lienhart 73 A. 1.
Hütschy, Wolf 100,31. 147,27. 148,
20, 23.
Hug, Conrad 421 A. 3.
— (Hans) v. Luzern 73 A. 4.
— Hans Düring (During Huglv) 135,
20. 159, 25.
Hugi, Hans 73 A. 4.
Hugly s. Hug.
Hurre, Johannes 401, 19.
Hutmacher, Melchior 229,1.
Hütten, Ulrich v. 382, 21 ff. 385,27.
Imeli, Jacob 63 A. 8.
In der Gassen, Conrad s. Heilbronn,
Conrad v.
Innsbruck, die Österreich. Regierung
in, 53,19.
Irmy, Balthasar I. 330 A. 5.
— Balthasar II. 175,19,20. 177,15.
188,5.
— Hans I. 330, 13.
— Hans IL 81 A. 2. 215,3. 448 A. 4.
451,46. 452,7. 453,33. 454,27.
455,28,40. 456,3,19. 457,13,18.
458,27,38. 480 A.l.
— Niclaus 147,28. 166A.8.
Iselin, Jacob 228, 34.
— Lux 82,30. 215,5.
— Wolf 27, 25.
Isenflam, Heinrich 28, 2.
Isengrien, Anna 197,20.
Isny 135 A. 2.
Ittingen 313. 314. 339 A. 2. 340 A. 5.
362. 392, 14.
Jacob, St., bei Basel 113, 12. 160, 8.
Jacob v. Erfurt s. Erfurt.
Jacobus Januensis s. Voragine, Ja-
cobus de.
S. Jago de Compostella 389, 3.
Jarnac, Schlacht bei, 224, 4.
Jeckelmann, Franz 228, 1 1 .
— Christiana ebenda«.
Jeuchdenhammer, Hans 153,21.
36
562
Personen-* und Ortsverzeichniss.
Johannes, Evangelist 19,11.
Johannisberg, Karthaus bei Freiburg
398, 36, s. auch Freiburg i. B.
Jona 132,24, A. 1.
Joner, Wolfgang s. Cappel.
Joris, David 168. 169.
Juchtenhamer s. Jeuchdenhammer.
Judae, Leo 385, 8.
Jude, der sich zum Christenthume
bekehrt 122, 15, IS.
St. Julien, Friede v. 116,9.
Jungennann, Maria, vermählt an Hans
Gallicion 29, 39, A. 6. 56, 27.
Kaiser, Jacob 100, 13, A. 3. 487 A. 1.
Kaltberger, Subprior der Prediger in
Basel 90 A. 3.
Karthaus, die grosse (Chartreuse bei
Grenoble) 257 A.l. 338 A. 2. 399,
19,31. 473,33. 531.
— Prioren 337,24. 341, 27, A. 2. 456
A.l. 484,2.-531. — Stephan Ma-
con, Prior von Seitz, zur Zeit des
Schismas von den Anhängern der
römischen Päbste als Prior der
grossen Karthaus, d.h. als Ordens-
general anerkannt, 257 A. 1 . 264,
17. 265,29. 269,38. 270,6. 271,23.
274 A.l. 277,4. 501,25. 502,10,42.
— Johann v. Greiffenberg 257 A. 1 .
Frans (zur Zeit des Basler Concils)
267,3. — Johannes (1546) 52S.
Keck, Bonifacius 448 A. 4. 449,18.
462. 467, 19 ff.
Kegel (Keygel), Hans 33,5.
— Kunigunde 228, 18.
Kelbly s. Reinhart.
Keller, Conrad 196.
— Hans. v. Zürich 216, 33.
— Martha s. Ryff.
Kembs (Keimsz) 152,22.
Kempten 135 A.2.
Kenzinpen 398,25.
Kepfenbach, Georg (Georgius Wil-
helmi v. Kepfenbach) 334, 4, A. 1.
Kessler, Martin 119,4.
— Nicolaus 345 A. 1 .
— Thomas s. Geyerfalk.
Kesslin, Johannes s. Freiburg i. B.,
Karthaus.
Keygel s. Kegel,
von Küchen, Hieronymus 131,13.
228, 28.
Kilchmann, Elsbeth s. Zschecken-
bürlin.
— Ludwig 331 A. 4.
Klingnau 518,33.
Knobloch, Bartholomäus 432. 448
A.4. 449,13,20. 451,34. 456 AI
459,1. 462. 463. 467, 18 ff. 471.472
480, 4. 525 A. 1 . 528,1.
Knusshart, Jacob, von Appenzell
Laienbruder in der Karthaus k
Basel 527. 528. 530, 12.
Köuffer, Heinrich s. Zeller.
Kolb, Athanasius s. Freiburg i. Br
Karthaus.
— Christiana 199 A. 3. 402 A. 4.
— Franz 423, 15.
— Matthias 148,1,21.
Kornmesser, Nicolaus 421 A. 3.
Krantz, Martin 344, 3.
Krencklin, Ambnsjius s. Bellingeo.
Krenzach s. Grenzach.
Kressi, Thomas 434. 453,28. 461
527,4,11. 529,24. 530.531,19.
Krug, Caspar 170,9, 13, A. 8.
— Sebastian 131,12.
Küffer (Kftfer, Kouffer), Johannes
402, 3. 439, 22.
Kündig, Jacob 219 A. 3.
Kupfernagel, Agnes 334 A. 3.
— Johann 334, 7.
Lämmlin, Bat 63, 1.
Länder s. Fünf Orte.
Landenberg , Hans und Christoph t.
161, 24, A. 3. 162,6,8.
Landskron 25, 35.
Landstuhl 385, 19, A. 4. .
Langbaum, Balthasar 228, 23.
— Magdalena ebendas.
Langendorf 345 A. 1. 379, 16.
Lanten, Hans v., genannt Heid 216,
33.
Lapide , Johannes de (Johann Hei&-
fin, Hänlin) 312. 329,4. 331,16.
A.l. 338, 33, A. 2. 342,29—347,6
364.
La Tour s. Thore, v.
La Tremouille 204 A. 2.
Lauber s. Louber.
Laufen 159A.4. 182. 187,10. 215,-26.
— Elsav. 331 A. 4.
Laufenburg (Louffenberg) 527, 27.
Laufenthal, das 116,14,25. 159,32.
Lausanne, Vertrag v. 169A. 1.
— Bischof v. (Sebastian v. Mont-
faucon 1517—1560) 422,13, 30, A.3.
Leberwurst, Hans 62,25.
Leiderer, Hans 52 Var.
~ Ulrich 52,5. 394, 13. 397,6.
Leimenthal (Leinthall) 159,34.
Lemli s. Lämmlin.
Lenzburg 92, 15.
Lesser, Johannes 547 A. 2.
J
Personen- und Ortsverzeichniss.
563
Ziebinger, Peter 284 A. 1.
Uel 2MA.3. 288,33. 289,6. 292,24.
295,12.300,13. 301,32. 302-304.
405 23
Liestal 2S,4. 51,12. 113,1,4. 12«, 10.
159. 196. 197,23. 217,6. 392,12.
393 A. 2. 394,14,30. 445,6,17.
— des schul thessen dochter v. 182, 2.
Lirapurger, Telamonius 89,24. 388,
10. 390,6. 402,22. 403 A. 1. 407, 7.
415,23. 450,21. 452, 3. 460,30.
Lindau 135 A. 2. 305, 16. 322, 7.
334,5.
— Johann v. 347,9 Var. 7- 10. Vgl.
auch Spilman, Johannes.
Locarno (Lucarisz) 205,21. 208,14,20.
Lodi 61,26. 149,38.
Lostorffin, Margaretha 296, 15. 331
A.4.
Lothringen 129,3. 166.28.
— Herzog v. (Aiiton f 1544) 49,17 ff.
56,33. 57,7.
Louber, Italhans 305 A. 2. 334,5.
— Jacob s. Basel, Karthaus, Prioren.
— Johannes 305 A. 2.
— Ulrich 305 A. 2.
Lucas, Evangelist 19, 14.
Lucern 20,31. 23,34,42. 25,20. 66,
35. 74,2. 92,18. 99,2,5. 102,20,
22. 122,1. 123,14. 127,21. 132,12.
133,11. 134,34. 135,33,34. 180,19.
200,13. 202,8. 216,32. 227,25. 3S5,
12. 407 A. 3.
— der Spitalmeister v. 73 A. 1.
— Johann v. , s. Lüthart.
Ludolphus de Saxonia 315. 325,29.
326 A. 1 .
Lüneburg, Herzog Ernst der Beken-
ner 114 A. 2.
Lüthart, Johannes (auch Johannes de
Lucerna, Johann Sündli) Nachtrag
zu 37 A. 4. 409, 16. 421,4.
Lützel 392,7. 496,7.
Lützelman, Hans 21,36. 23,18.
Luft , Peter zum 285 A. 2. 300, 2.
498, 16.
Lugano (Louwertz, Lowers) 205, 21,
26. 208,13, 19, Var. 18.
Luino (Löwin) 205 Var. 26. *
Luterbach 392,8.
Luterburger, Jacob 196.
— Margaretha s. Ryff.
Luther, Martin 39,4. 104,31,34.
105,5,9. 287 A.l. 369. 370. 383
A.6. 387,10. 391,27. 392. 405, 16.
407 A.l. 408,4. 415,3. 416,2. 440
A.3,4. 487,6.
Luxenhoffer, Hans 119,3.
Lyon 205, 15, A.l.
Lyra, Nicolaus de 287, 2. 379 A. 1.
Mailand 21. 22. 23,8. 28, 31 ff. 29,2.
32,15,36. 47. 61. 62, 13. 206,4.
390, 10.
— Herzöge, Herzogthum 204, 24.
20S,24. — Maximilian Sforza 21.
201, 45. 204,18. 205,20, A. 4. —
Franz Sforza II. 121 A.3. 122,25,27.
123. 136 A.l. 139,24.
Mainz 105, 15. 249,33. 270,9. 275,
17. 282, 16. 283,5,20. 2S5, 26. 287,
25. 288,1. 290,11. 392,14.
— Erzbischof v. (Albrecht v. Bran-
denburg) 385, 25.
— Karthäuserprioren : örtwin 283,
20. 8. auch Basel, Karthaus, Prio-
ren. — Gobelin, Visitator der pro-
vincia Rheni 432. 449A.4. 456 A.l.
484,2. 526—529. Wahrscheinlich
ist er auch gemeint 490 A. 1.
Malvasier Wein 345 A. 1 .
Maner, Elisabeth 495, 2, A. 1 .
Manuel, Niclaus 64 A. 5. 73 A. 1.
Marbach 392, 8.
Marburg 104,30. 219,8. 330 A.l.
498,5.
Marcellin, Gabriel 205, 24. vgl Var.
Marcus, Evangelist 19, 5, 13.
Marcus Antonius 205 Var. 26.
Marignano, Schlacht von 22, 30. 200,
6. 204 A.l.
Marius, Augustin 403, 3 ff., A. 1 . 412,
5. 415,24.
Marschalk, Günther 256 A. 1.
Marseille 149,13.
— Bischof von (Stephanus Plonerii)
295,17,21.
Martin, Lux 196.
— Salome s. Ryff.
Martius s. Merz.
Maser, Hans 22, 25.
Matthäus, Evangelist 19,2.
Matthias, Prior, s. Freiburg i. Br.
Mechtildis virgo 311. 360.
Medici, Jacob s. Musso.
Medicis, Lorenzo, und das Haus von
208,31.
Meffret 315.
Meintal s. Val Maggia.
Melchior, Weihbischof v. Constanz
8. Constanz.
Mellingen 92,15. 137.
Mellinger, Barbara, Gem. des Johann
Petri 336 A.l.
36*
564
Personen- und Ortsverzeichnis«.
Meltinger, Heinrich 22,24. 24,24.
33,3. 71,35. 73,9. «0,25. 82,28.
85, 42. 98 A. 2. 399 A. 2. 448, 10.
— Jacob 33, 3.
Memmingen 118,17. 135 A. 2. 337,
16.
Merckin, Elisabeth 330 A. 2.
Merian, Theodor 170 A. 5,8. 228,34.
Merz, Apollonia s. Ryff.
— Euseoius 196.
— Prior der Prediger zu Basel 90 A. 3.
Metz, Cardinal v. fcardinalis Meten-
sis) 304,5.
Meyer, Adelberg 34, 2. 42,33. 72,11.
73,14. 159,18. 212,31. 399 A. 2.
406 A. 5. 454, 39.
— Augustin s. Marius.
— Bernhard, der Wechsler 135, 19.
153,18. 215,6.
— Bernhard (Hans Bernhard) von
Balderstorf 21,36. S2.32. 215,1.
— Hans Conrad (Bürgermeister zu
Schaffhausen) 216,37.
— Jacob, zum Hasen 29,34. 30,14.
47,27.212,28. 213,13,19. wahr-
scheinlich gemeint 310.
— Jacob, zum Hirzen 55,21. 58,2.
72,11. 73,15. 153,19. 162 A. 7
(vgl. mit 8. 5. 6). 198,29. 215,2.
450. 457,35. 522,22.
— Peter, Pfarrer in Frankfurt 3S3
A. 2.
Michelfelden 152,12.
Mieg, Hieronymus 529,35.
Misz s. Musso.
Mörsperg, v., Decan am Münster in
Basel 393, 11.
Mohacs, Schlacht v. 412,23.
Molitoris, Georg 518, 33.
— Nicolaus 313 A. 7. 354 A.6. 356,
5. 363. 368. 387 A. 5. 400 A.l.
430 ff. 451,5,15. 453,29. 454,25,
26. 456,5. 459. 461,22. 462,34.
463,11. 464,11,13. 473,41. 474.
475. 476. 478,11. 480. 481,3. 482.
483. 4S9,27,33. 490. 524 ff. 536,
30.
Monechusen 290, 6.
Montbeliard s. Mümpelgart.
Montcontour, Schlacht v. 224,8.
Moresin, Baptista 205, 26 vgl. Var.
— Bernhardin 205,25.
— Hieronymus 205,26.
Moser, Adelheid s. Suter.
— Hans 340 A.l.
— Ludwig 299,43. 339,7. 498.12.
— Ulrich 339 A. 2.
— Urban 324 A. 2. 325 A.2. 329
A. 2. 339 A. 2. 340,1. 359. m
362.
Mühlberg, Schlacht v. 165, 2.
Mülhausen 47.11. 73,33. 91. IS.
92, 10. 99, 7. 100, 35. 102, IS. IM.
10. 107,23. 108,36. 118,9. ltt.ll
127,20. 130,26.134,6,24,27.**,
4. 330 A. 2. 386,4,19. 4S4.H
498,1.
Mülinen, Beat Ludwig v. 216, M
Müller, Niclaus s. Molitoris.
— Sebastian s. Basel, St. Peter.
Mümpelgart 181,11. 183,5.
— der Graf v. (Friedrich, seit 15*1
216,7.
Münch, Adelheid s. Eptingen.
Münchenstein, Vogtei 159,26.
Münster, Sebastian 14.
Münzer, Thomas 387, 13. 487 A.!
Murer, Hans (genannt Silberber;
83,1.
Murner, Thomas 407 A.3. 424 A
Musso (Misz , Mysz , Müsz) am O
mersee und dessen Besitzer Gb-
como Medici) 118,24. 121. IS
123. 139. 140,2. vgl. 485, 20 1
Muttenz 159,26.
Myconius, Oswald 163 A.l. 167,1*
Nagel (auch Nager), Hans 119,6.
Nagel von der Alten Schönste
Jacob 331 A.4. 364.
— Margaretha s. ZscheckenbQrlin
Nanzig 497,30.
Navarra, König v. (Heinrich IV *
Frankreich.
Nemours, Heinrich v. 176A.2.
Neuenburg a. Rhein 331 A. 4. **
23. 449 A. 4. 479, 3.
Neuenburg am See, Gräfinn v. Jo-
hanna v. Hochberg, verm. Orlean*
Longueville) 136 A.l.
Nicolaus, Bischof v. Tripolis, Gene-
ralvicar des B. Caspar v. Basel &
A.4.
Nider, Johann 315.
Nidwaiden 204 A. 3.
Niederland, partes inferiores Ale-
manie 61,1,6. 105,14. 117.18.«
f49,25,37. 175,15. 179,27. 154.3-
226,30. 227,9. 267,5. 290,25.2«
3. 392, 15.
Nördlingen s. Christgarten.
Nürnberg 135, 39. 252, 34. 253. Jft.
38. 290,19. 389,12. 423,17.
Oberland, Oberländer 62, 13. 225,1"
— ihm oberlendischen Schwytw
gebirg 222, 20.
1< jonen- und Ortsverzeichniss.
565
)berried, Hans 83,2. ; . A.2. 331
A. 4 und Nachtrag da l. 354 A. 8.
355 A. 2. 541, 28, A. 1.
— Frans 170 A.3.
)berwyl 159 A. 4, 5. 167 A. 8. 187,
11. 215,26.
3brecht, Cunrat 456 A. 1.
)ecolampadius, Eusebius 162 A. 7.
— Johannes 35,20ff. 37,16. 45. 46.
63,23. 79,23. 104,29. 124. 138,
14. 167,7. 383, 9 ff. 386. 390,6,
24. 391,15. 396,11. 400,27. 405,
25. 406,13. 407. 408,5. 415,11.
416,3. 421,3. 424,5. 440 A. 4. 442
A. 2. 443,1,5. 445,13. 460,31.
4S4,31. 488,7.
Oesterreich 105,30. 119,19,21.
— Haus , Herrschaft , Unterthanen
derselben 26,2. 99. 102,9. 166,
28. 185,15. 208,29. 254,23,24.
279, 23. — die österreichischen Re-
gimentsherren s. Engisheim, Regi-
ment v.
— Herzog Leopold v. (f 1386) 475
A.l.
— Herzog Friedrich v. (+ 1439) 275,
25 ff. 279.
— Erzherzog Ferdinand, spater Kai-
ser Ferdinand I., s. Deutschland,
Kaiser.
— Erzherzog Ferdinand, Sohn K.
Ferdinands L, 174,32. 225,41,42.
Oetiingen (Oetliken) 258,7.
Qetly, Andreas 28, 13.
Ougiin, Bernhard 346, 28.
— Hans 215, 9.
— Hans Ulrich 229,1.
Offenburg (von Offenburg, Offenbur-
ger), Dorothea 334 A. 6.
— Egly 82,31. 85,43.
— Hans 331 A.4. 334 A. 6.
— Heman 22,7. 159,24.
Oigly g. Öuglin.
Ölungen 394, 30.
Oranien, Wilhelm v. 227, 10.
Orleans 348 A.l. 349.27.
Orte, die fünf s. Fünf Orte.
Ortenburg 157,30.
— der Graf v. (Gabriel v. Salamanca),
157,29,30.
Ortus Christi s. Christgarten.
Oslander, Johannes 423 A. 4.
Ostheim, Heinrich v. 146 6.
Othmar y. St. Gallen s. St. Gallen.
Paludianus, Ludovicus s. Moser.
Pantaleon, Heinrich 1 64 A. 3.
Paris 343, 37. 344,2. 348,26. 349,27.
Paris. Karthäuserprior Johann von
Greiffenberg 257 A.l.
Pasterle (Pusteria?) Peter 205,24 vgl.
Var.
Pavia,' Schlacht v. 47, 33 ff. 390, 10 ff.
Pelargus, Ambrosius s. Basel, Predi-
firer&loster.
Pellican, Conrad 386,17. 405,27 ff.
408, 9.
Persius 1 38 A. 3.
Petri, Familie 235.
— Adam 311. 336A. 1. 369. 379,17.
385,11. 446,19.
— Barbara s. Mellinger.
— Heinrich 170 A. 5.
— Johann 345 A. 1 . 354 A. 8.
Petrus Lombardus 379 A. 1 .
Petrus, Pfarrer zu St. Alban 445, 28.
Peuterich, Petrus 185,7,8.
Peyer, Lienhard 496, 1.
Pfalz, des Pfalzgrafen Land 48, 24.
56,33. 177,19. 185,10.
Pfalzgrafen
Ludwig V. 49,25. 57,9. 385,17.
Johann Casimir 177,16,19. 183,
3,4. 185,10,17. 188 A. 4.
Wolfgang v. Zweibrücken 172, 40.
224, 4.
Pfeffingen 24, 13 ff. 215,23. 414,20.
Pfyffer, Ludwig 216,31.
Phrygio, Paul Constantin 460,31.
Picardie (Byckarty) 150,5.
Platter, Felix 228 A. 3.
Polen 408,4.
Porta Montis s. Thorberg.
Prediger Orden 383,2. 389,2. 424,1.
Protestierenden, die 164,3,6,16. 165,
1,3,13.
Pruntrut 25, 5 ff. 180 A. 3. 216, 9.
Ramminger, Diebold 310. 378, 19
und Nachtrag zu 378 A. 5.
— Ursula 378,19.
Harnstein, Vo£tei 159,28.
Randeck , Anna v. , Gemahlinn des
Bernhard v. Kotberg 293 A. 4.
Rappoltstein, der v. 189, 18.
Ratperg s. Rotberg.
Reich v. Reichenstein, die 61,35.
Reformierten, die (d. h. die Genos-
sen des schmalkaldischen Bundes)
164,16. 165,6.
Reinach 159 A. 4. 167 A. 8. 187,11.
215 27.
Reinhart, Hans Erhart 147,26,27.
148,20,24.
Reublin s. Röublin.
Reuchlin, Johann 342 A. 2. 349, 23.
566
Personen- und Ortsverzeichnis*.
Reysch, Gregor s. Freiburg, Karthaus.
Rhein 19,36. 20,6. 85,43. 89,33.
112,8,10. 120,36,37. 142,24.160,
39. 161. 171,2. 173.17. 174,2,29.
177,3,5. 183,10. 186,7. 187,1 ff.
189,9. 221,4. 222,1,15,26 6". 225,
32,43. 227,2,36,38. 250,21. 256
A.l. 286,1. 382,29. 461,44. 485,
16. 500,1. 502,25. — ultra Rhe-
num 261,33. de ultra et citra Re-
num 267, 24. Vgl. auch Basel,
Kleinbasel.
— provincia Rheni des Karth&user
Ordens 285, 12. 2s6,26. 2s7,5, 10.
341,26. 383A. 1. 397,16. 432.456
A.l. 495,26. 528,8.
Rheinfelden 170,21. 259,9. 275,30.
279,28. 339 A. 2. 392,12. 404,8.
498,12. 51S,33.
Rheinfelden, Elsa v. s. Maner.
— Jopp u. Georius v. 421 A.3.
Rheingraf, Philipp Franz, auf Dhaun
199,23. 218 A.l.
Rheinthal (in der Umgegend von Ba-
sel) 48,25.
Rhenanus, Beatus 521,35.
Riehen (Riechen) 24,20,22. 159,30.
199, 4, A. 2.
Rieher, Georg Hartmann 418, 7.
Riff s. Ryff.
Ripa, Joh. Peter de 205, 24.
Rippell, Niclaus 6. 16. 17. 195,11.
Rocnefort, Anton von, Frans von
1 51 , 5 ff., A. 2 und Nachtrag zu der-
selben.
— Sanctius v. (auch Herr v. Viviers
genannt) 151,7 ff., A.2 und Nach-
trag zu derselben 155,16.
Rochester, Bischöfe v.
Johann Langdon 292,14.
Johann Fisher 416,2.
Rochier, Marx 151, 6 ff., A. 2 und
Nachtrag zu derselben.
Rockenbach , Solothurner Familie
145,1.
Rode, Albert 330 A. 1.
— Elisabeth geb. v. Tresbach 330
A.l.
— Heinrich 329, 30. 330 A.l. 498,4.
Roermonde 290, 7.
Rütteln 49,8. 150,31. 252,8. 331
A.4. 39-, 21.
— Markgrafen, Markgrafschaft 288,
34. 300, 18. 302,9. — Rudolf (Ru-
dolf III. v. Hochberg- Sausenberg)
251,20. 252,1 ff. 254,14. — Ernst
v. Baden -Durlach 136,4. s. auch
Baden.
Röublin , Wilhelm 33, 14 ff 34. 4SI
A.l.
Röwlin, Johannes 354 A. 9.
Roffensis episcopus s. Rochester
Roggenbach s. Kockenbach.
Roll, Walther v. 175,14. 227,11.
Rollenbuts, Lucas 389,20.
Rom 120,28,30. 442,17.
— Stuhl zu, römische Curie 20S,>
241. 242 A.l. 263,23. 304,2. 477.
26. 494,16. 509,27.
— Päbste
Gregor d. Gr. 290,12. 344,24.
Bonifaz IX. 263 A.2. 499.
Eugen IV. 242. 494,16.
Felix V. Gegenpabst 173 A. 5. 23V
266 A. 1. 295,17.
Innocenz VIII. 325,18.
Julius II. 257 A. 1.
Leo X. 26, 14 ff. 28, 15 ff. 29,7
208, 27. — die Mpschischrti
(Truppen Leos X.l 28, 33.
Clemens VII. 114, 31 ff. 115 A.2
418,2. 478,5.
Pius V. 223, 23.
— Cardin&le
Alfons v. Curillo, Cardinalis s. Eu-
stachi! 291,6 ff. 292,14.
Georgius presbyter cardinalis &•
tuh beatae Mariae trans Trbe-
rim episcopus Vicensis 296, 4, 12
Ludwig v. Arie« 266,1,25. 295 A.l
Matthaus Schinner, Bischof v. Sit-
ten 28, 29 ff. 201,42. 205 Var
10, 12. — die kartdinallischrt
(Truppen, Schinners) 2^, 37.
Nicolaus tituli sancte Crucis pirs-
bvter cardinalis 290.17. 497,21
cardinalis Metensis 304,5.
— das römische Reich 154,9. 3*.
29. s. auch Deutschland, Kaiser
Romann, Heinrich s. Ramann.
Romanus s. Wonnecker.
Rosenberg, die v. 418,8.
Rotberg (Ratperg), Familie r. t9t
A. 5.
— Adelberg, Agnes, Anna eeb. *.
Randeck, Arnold, Bernhard, Hans
Ludman , Ludman , Margret , 1*'
sula geb. v. Andlo 293 A. 4 und
Nachtrag dazu.
— Sophia v. , Gemahlinn des Bur-
kard Zibol, fundatrix der Basler
Karthaus 282 A. 1. 292,31. 293.
22 ff. 294. 299, 34. 387 A. 5. 494
Roth, Bruder Hans 453,31. 530,13.
wahrscheinlich gemeint 454, 27,31
457,14,16. 527. 529,27,34. 531,24.
Personen- und Orts Verzeichnis .
567
Rothen Haus, Kloster zum 51, 14.
Rotterdam s. Erasmus.
Rottweil 161. 162. 208,4. — das
Landgericht (Hofgericht) zu 483, 34.
Ruffach 195,10.
Rumann, Heinrich 476 A. 1 .
— Jacob 476 A. 1.
Rupeforti, a, s. Rochefort.
Russinger, Marx 183, 31.
Russingerin, die, Oemahlinn des Tho-
mas öüberberg 228,29.
Ryff, Familie 3. 194,27. 195,6,15,
18. — Wappen 195,7 ff., A.l.
— Andreas 1. 196. 199,1, A.2.
— Andreas II. 196. 199 A. 2.
— Andreas III. 196.
— Andreas IV. Rathsherr und De-
putat 3.4. 171 A.l. 179 A.l. 193.
196. 199 A. 2. 218, 13. 219,28. 228,
14, A.l.
— Anna s. lsengrien.
— Apollonia verm. an Eusebius Merz
196. 228,8.
— Asemusz 106 A. 2.
— Balthasar 196.
— Catharina, verm. an Hans Brandt
196
— Claus I. 3. 196. 198, 17.
— Claus II. 196.
— Daniel I. 3A.2. 13. 196. 197,18.
— Daniel II. 196.
— Erasmus s. Asemusz.
— Diebold 8. Theobald.
— Dorothea, verm. an Joh. Heinrich
Falkner 196.
— Dorothea geb. Wasserhuhn s.
Wasserhuhn.
— Elisabeth vermählt an Christoph
Wiest 196.
— Fridolin I. Meister und Deputat
3ff. 194,20,26. 195 A.l. 196. 199,
9. 448 A. 4. 459 A. 1. 476 A. 1.
— Fridolin II. 196.
— Fridolin III. 196.
— Friedrich 196.
— Gertrud verm. an Jac. Biermann
196.
— Gertrud geb. Burckhardt s. Burck-
hardt.
— Hans Jacob 196.
— Heinrich I. 196.-
— Heinrich II. 196.
— Hieronymus 228,27,29.
— Hugo 196.
— Jacob I. 196.
— Jacob H. 196.
— Jahel vermählt an J. J. Werenfels
196. 197,23.
f Ryff, Magdalena verm. an Conrad
Wolleb 194,26. 196.
I — Marffaretha verm. an Joh. Jac.
Luterburger 196. 220,8,40: 228,
39. 229, 4.
— Martha verm. an Conrad Keller
196.
— Peter 1. Meister 3. 55, 22. 196.
198,21. 199,5,9.
— Peter II. Freiamtmann 13. 14A.2.
195 A. 1. 196. 199,16. 402 A. 4.
— Peter III. Professor 6. 13 ff: 178,
28. 193—199 und Nachtrag zu l!)7,
20,21. 235. .
— Peter IV. 196.
— Reinhard 196.
— Salome verm. an Lux Martin 196.
228,21.
— - Susanna verm. an Daniel Burck-
hardt 196.
— Theobald (Diebold) I. 14A.2. 196.
199, 5, 22, A. 2. 218 ff. 228. 229.
— Theobald (Diebold) II. 228, 33, 35.
— Theobald 1H. 196.
— Ursula verm. an Theodor Falk-
eisen 196.
— Ursula geb. Zimmermann s. Zim-
mermann.
Ryhiner (Richiner), Emanuel 197,28.
— Heinrich 60, 29. 464 A. 2. 476 A.l.
— Peter 197, 31.
— Veronica verm.an Abel Socin 197,
38. 198,5.
— Veronica geb. Battier s. Battier.
Rynman, Johann 379 A. 1.
Ryssenstein, Apollonia v., verm. an
Georg Stoufler v. Blossenstouffen
313.
Sacco (oder Sacro) , Jacob Philipp
205, 23 und Var.
Sachsen 297,21. 325,5. 387,12. 494,
5. 509,22.
— Herzöge und Kurfürsten v.
Johann der Beständige 92, 6. 108,
38. 109,28. 114.
Johann Friedrich der Grossmüthige
164,14. 165,2. 166,16.
Moritz 166, 14, 18.
Johannes de Brunswich, natione
dux de Saxonia s. Braunschweig.
Salamanca, Gabriel v. s. Ortenburg.
Salzmann, Adelberg 400 A.l. 530,11.
Sarasin, Gertrud verm. an Christoph
Socin 198,|10.
Sattler, Wolfgang, genannt Weissen -
bürg 218,6.
Sausenburg 49,8. 288,34.
568
Personen- und Ortsverzeichnis*.
Savoyen, Savoyerland 115,29. 129,4.
183,26.
— Herzöge
Kart III. 115,15,29. 136,5. 145.
146,34,36. 200,7. 208,30.
Emanuel Philibert 169,44. 170, 1.
Karl Emanuel 183,23. 184,1,4.
— der Bastard v. (Rene) 200,26. 203,
17. 208,6,7,12. 210,30,38.211,4.
Schaffhausen 20,31. 53,17. 73,33.
92,10. 101,28. 106,17. 108,35.
118,9,18. 127,14,20. 130,27. 134,
6,26. 162,5. 178,29. 185 A. 2. 200,
15. 210,27. 216,37. 227,27. 310.
378,2.
Schaffner, Hans genannt von Brunn
83,3.
Schafmatt 125,7.
Schaller, Caspar 44, 39. 98, 18.
Scheldtner, Hans Heinrich 229, 13.
Schenck, Eberhard 264 A. 1 . 502, 30.
Scherrer, Theodor s. Brand, Theodor.
Schertlin. Sebastian 165. 166,13,19.
Scherweiler (Zscherwiller) 49, 11, 13.
Schick iin, Hans 354,11.
Schiff, Elsbeth zum 334 A. 6.
— Gredanna zum s. Eptingen.
Schinder s. Armagnaken.
Schinner, Matthäus s. Rom, Cardi-
näle.
Schleifer, Heinrich 125 A. 4.
Schlierigen 155, 9.
Schlosser, Jacob s. Kaiser.
Schmaldienst 401 A.2.
Schmalkalden 164, 8. — der Schmal-
kaldische Krieg 164, 3, 5.
Schmid, Bartlome 22,24. 23,18.
Schnitzer, Dorothea 229,13.
Schönkind, Peter 303 A.l.
Schönau, Heinrich v. 44,4, 478, 6 ff.
und Nachtrag zu dieser Stelle.
Schongau 315. 338 A. 5.
Schorendorff, Peter 47, 29.
Schorpp (Zschorpp) v. Freudenberg,
Apollinaris 354,10.
— Jacob 331 A.4. 354 A. 4.
— Maria s. Zscheckenbürlin.
Schülly, Gorius 26,1. 32,34. 153,20.
Schüren, Georg v. s. Gerolspach.
Schulthess (Schultheisz), Ulrich 170
A. 5.
Schumacher, Paulus 172,1.
Schupp, Johannes 453, 27. 525 A. 1.
Schurstein, Nicolaus s. Thorberg,
Prioren.
Schwabenland (Suevia) 118,15. 399,2.
420, 4. 423, 6. — der Schwäbische
Bund 391,24,25.
Schwarte, Apolloma, Wittwe de« Mat-
thias Üelin 229, 8.
— Cunrad 182,1.
Schwarzenburg im Elsass 1 53, 32, 3*.
154,7.
Schwarzwald (Wald , Silva Hercinia)
48,24. 226.37. 392,6.
Schweiz s. Eidgenossen. — Schweizer
Gebirg 222,20.
Schwyz 20,32. 23,34,41. 25,19. 66,
35. 73,39. 92,17. 99,2,5. 100,12.
110. 122,1. 123,14. 131,32. 132,
12. 180,20. 200,15. 201,47. 204
A.3. 208 Var. 18. 210,27. 227?<.
Sebastian, Mönch in der Karthaus n
Basel 383, 5.
— Laienbruder ebendaselbst 334 A. b,
vielleicht eine Person mit dem fol-
genden.
— Laienbruder in der Karthaus xu
Basel 386. wahrscheinlich gemeint
484, 12 ff. s. Nachtrag zu dieser
Stelle.
Seevogel, Verena, Gemahlinn des Ja-
cob Zibol 2^2A. 1. 502,18.
Seewen 125,6.
Seitz 257 A.l. 277,4.
— Stephan Macon, Prior zu, s. Kar-
thaus, grosse, Prioren.
Seltz, Martin v. 22,7. 213,22.
Sempach, Schlacht v. 475 A.l.
Senheim (Sennen), Stadt 49,7. 104,9.
185,15. 478 A. 4.
Senheim (Sennhein, sonst auch Senn-
hin), Heinrich v. 354,10. 365.
Sibenthal, Sibenthaler 66,28. 6«, 37.
67,1.
Sickingen, Franz v. 383, 14. 3S5.
— Schweikhard v. und sein Bruder
(Franz Cunrad) 155, 13, 18.
SiginenBis episcopus, Heinricua 2b9
A. 1.
Sigmund s. Steinschneider.
Sihl, die 136, 16.
Silberberg, Hans s. Murer.
— Thomman 228, 28. s. auch Kus-
singer.
Simler, Josias 166 A. 2.
Simmenthai s. Sibenthal.
Sisgau 125,6. 217,7.
Sitten, Bischöfe v.
— Matthäus Schinner s. Rom, Car-
dinale.
— Philipp am Heimgarten 422, 13.
Sleidanus, Johannes 164,9. 218. 219.
220.
Socin, Abel Handelsmann 197,33.
— Abel med. dr. 197,37,40.
Personen- und Ortsverzeichniss.
569
Socin, Christoph 17. 198,6.
— Gertrud s. Sarasin.
-Maria 198,2.
— Salome s. Burckhardt.
— Veronica s. Ryhiner.
Solemacher, Thomas s. Brun.
Solothurn 20,34. 52,33. 53,17. 73,
40. 82 A. I. 108,7,10. 115. 116.
117,5. 124,35. 125—128. 129. 130.
144,36. 145. 146,13,30. 167,19,
23,25. 168,2. 180,20. 200,14.249
A. 2.
Solothurn, Jacob 147, 28.
Sonntag (Sunnentag) , Martin 315.
526 A. 3.
Spanheim, Johann Trithemius Abt v.
s. Trithemius.
Spanien, Spanier 29, 1 . 32, 37, 39. 61 .
114,1. 1I5A.2 118,24. 121,3,22.
134,13. 291,7, 12. 390,13.
— Könige: Kaiser Carl V. s. Deutsch-
land, Kaiser. — Philipp II. 175,
15. 179,27. 184,9,10. 223,23,34.
227,4,8.
Speier 105,16.
— Bischof v. (Pfalzgraf Georg + 1 529)
105,24.
Speyr, Hsns v. (Hansz Spiirer) 184,
18.
Spiesz, Ulrich 134 A. 5.
Spürer s. von Speyr.
Spilman, Elogius, v. Lindau 525, 27.
— Heinrich 54,27.
— Johannes, v. Lindau 453,28. 456
A. 1. 525. 526.
Spindler, Marearetha 229, 2.
Stäheün (Stechely, Stechelin), Hans
Bernhard 184,18.
— Eucharius, Nachtrag zu 152, 4 1 .
— Hieronymus 23,19.
— Macarius( vielmehr Eucharius) 152,
41.
Staufer s. Stouffer.
Stein, Brandolf v. 346 A. 1.
— Johann v. s. Lapide, Joh. de.
Steinschneider, Sigmund 37,3. 384,2.
Stephan, Prior von Seitz, General-
prior der Karthäuser s. Karthaus,
die grosse.
Sternen, Bartlome zum 23, 19.
Stör, Heinrich 33 A. 1 .
— Stephan, v. Diessenhofen 388,11.
390,7. 393 A. 2. 394,13. 445, 6 ff.
Stoltz, Hans' 83, 2.
Stouffer v. Blossenstouffen , Apollo-
nia s. Ryssenstein.
— Georgd. ä.u.d.j. 313 u. Nachtrag.
— Philipp 313 f. u. Nachtrag hiezu.
320.3. 331 A. 2. 337,4. 340,5,A.l,
5. 347,7,14, Var. 7— 10. 352 A. 2.
432.
Strassburg 19,38. 20,1. 45,31. 46,
32,43. 57,14. 61,34. 63,27. 67,8.
73,34. 76,3. 82,13. 83,35. 91,28.
92,3. lüOA.l. 101. 102,16. 105,
16. 106.26,29. 107. 108,1, 35, A.l.
114,22. 118,8. 120,35,37. 122,9.
124,17,30. 130,25. 138,3. 156,21.
178,24,25. 179,2. 183,11.186,31.
222,31. 223,42,43,45. 249,3.251.
252.4. 261,18. 269,32. 270,2,4,
31. 271. 277,8. 283,24. 287,9.
310. 340,3. 347,5. 378,2. 382,22.
384,19. 389,12. 390,21. 394,17.
399,22. 400,23,27. 411,14. 423,23.
440,21,24. 501,23. 507,43. 530.
531.
— Piöcese 37*, 7.
— Bischof von (Johann von M ander-
scheid) 178,12.
— Prioren der Karthaus Unser Frauen
Berg, domus montis sanete Marie
(501, 23) : Wynand von Dortmund,
Ortwin, Heinrich Kotlo v. Lüden-
scheid s. Basel, Karthaus, Prioren.
— Johannes v. Hochberg s. Hoch-
berff.
Streiff, Martin 47,8.
Ströulin (Strolin, Ströwlin, Ströwly),
Agnes 340 A. 4.
— Martin 305 A. 3. 314 ff. 322 Var.
16. 339 A.l. 340,5. 510—517.
— Michael 228, 17.
— Rudolf 340 A. 4.
Stumpf, Johann 14.
Sturm, Jacob 101 A. 4.
Stuttgart, das Regiment zu, 478, 27.
Sfindli, Hans s. Lüthart.
Sultz 49,7.
Sulzer, Simon 167,8. 171 A.l. 181
A.l. 188,14,15. 189,1.
Sumer, Bat 159,31.
Sumerysen 62,31.
Summerich 402 A. 2.
Sundgau (Sungäw, Sungow) 48,25.
52,38. 53. 155,34. 158,1. 172,39.
173,3,12.
Sunnen, Agnes zur s. Zibol.
Super, Rudolf 135, 19. 448 A. 4. 459
A.l. 476 A. 1.
Surracher 213,22.
Suter, Adelheid, verm. Moser 339
A. 2.
Tannenkirch 292,16. 302,8.
Tauler, Johannes 311. 379,17. 513.
570
Personen- und Ortsveneichniss.
Teck, Ludwig Hersog v., Patriarch v.
Aauileja s. A<juileja.
Teinicken s. Deiniken.
Teufen 354 A. 6.
Thann 49,11. 199 A. 2. 478 A. 4.
Therwyll59A.4,5. 167A.8. 187,11.
215 27.
Thierstein, Grafen v. 304, 20.
Thomas, Bruder s. Kressi.
Thomas de Hibernia Nachtrag zu 291
A. 2.
Thor, Aiban zum 526 A. 1.
Thore, der v. (de La Tour?) 176 A.2.
Thorberg, Peter v. 249 A. 2. 250, 7.
— Karthaus (domus sanctae Paulae
Portae Monüs) 249, 32, 35. 270, 32.
271, 39. — Prioren: Johann von
Braunschweig s. Braunschweig. —
Niclaus Schurstein 401,8.
Thüringen 387, 12.
Thun 401,19.
Thurgau, Thurgauer 100,22. 134,6,
28.
Thurneisen, Caspar 83,1.
Thurnei«er tum Thurn (eigentlich
ebenfalls Thurneisen ) , Leonhard
180,6,7.
Tillmann, Bernhard, Berichtigung zu
64 A. 5. 125 A. 4.
Tischmacher s. Kamminger.
Toulouse 151 A.2.
Trano, Ooffridus de 290, 15.
Traubach, Leonhard, v. Mulhausen
330, 3, A. 2, 3. 497, 36.
Tremonia, Wynandus de s. Basel,
Karthaus, Prioren.
Tresbach, Elisabeth s. Kode.
Treyer, Conrad 424, 17.
Trier 301,20.
— der Bischof v. (Richard v. Greiffen-
klau 1511 — 1531) 114,3,20. 385,
14,25.
— Karthftuserprioren : Wynand von
Dortmund (271,18) s. Basel, Kar-
thaus, Prioren. — Christoph 528,
28,40. 529,8,9.
Tripolis, Bischöfe v. s. Nicolaus und
Limpurger, Telamonius.
Trithemius, Johannes 325,3. 343,24.
33. 509.
Troubach s. Traubach.
Truckenbrot, Jacob 163 A. I.
Trutman, Hans 21,35. 30,12.
Tübingen 344, 5.
Türken 70,45. 105. 106. 119,14,24.
121,18. 163 A.l. 243.
Uchtland 63, 11,15. 73,40. 151,13.
Üelin, Anna 219,22. 220.
Oelin, Margaretha 219,26,28. 210,
14,17. 228,3.
— Matthias 229, 9.
Ufnau 386 A.l.
Ulm 47,1. 124. 135,39. 424,8.
Ungaria, Johanne« de 271,38.
Ungarn, der König v. (Ludwig IL
412,23.
Unterwaiden 20,32. 66,24,37. 67.1
73,39. 92,17. 99,2,5. 122,1. 123.
14. 127,21. 131,31. 132,13. 133.
11. 180,20. 200,13. 227,7. - S
auch Nidwaiden.
Urach, Conrad v. 339, 9.
Uri 20,31. 23,33,40. 25,19. 66.34
73,39. 92,17. 99,2,5. 122,1. 123
14. 127,21. 132,12. 175,14. ISA,
20. 200,15. 204 A. 3, 4. 210, 27
216,32. 227,6,11.
Urstisen s. Wurstisen.
Ursula, Hebamme 228,24.
Usuardus monachus 311. 360.
Utrecht 290, 6, 7. — Utrechter Diö-
cese 325,23.
Vasch s. Fäsch.
Valence 295 A. 2.
Val Maggia (Meintal) 208,14.20.
Veldner, Hans 44S A.4. 459 A.l.
Veltlin 118,25.
Venedig 117,18,20,21.
Vergy (Werse), Peter v. 208, 32.
Vertemate. Geschlechtsname 235 A.l
Vesch s. Fftsch.
Vieh, Bischof Georg v. s. Rom, Car-
dinale.
Vischer, Johannes 498, 8.
Vischingen s. Fischingen.
Visconti, Galeazxo 201,33. 205 Vit
26. 207 Var. 39.
Viviers, Sanctius v. s. Rochefort
Vögeli, Balthasar 37 A. 5.
Vollenhoe s. Vullenho.
Von Brunn s. Brunn.
Vonkilch s. Küchen.
Voragine, Jacobus de 288,2. 315.
Vullenho (Vollenhoe) , Heinrich ton
325, 20 ff. 326 u. Nachtrage hie«
— Hermann v. 326 A. 3 nebst Nach-
trag.
— Berchta v. 326 A. 3.
Waadt 169 A.l.
Wald s. Schwariwald.
Waldkirch 303, 16.
Waldshut 99,15. 391,13. 400,26
403,10.
Wallenburg, Herrschaft, Vogtei 159
24. 217,7. 394,30.
Personen- und Ortsverzeichnis«.
571
Wallis 122,1.
Wangen inj Allgäu 135 A. 2.
Wasserhuhn, Dorothea, vermählt an
Prof. Peter Ryff 197,21 und Nach-
trag zu dieser Stelle.
Watterohn, Melchior 228, 17.
Watwiller 49, 7.
Weil 153,4. 286,10.
Weissenburger (von Weissenburg),
Jacob 35,4.
— Wolfgang, Pfarrer im Spital, nach-
her zu St. Theodor 35, 6 ff. 37 A. 3.
63,24. Nachtrag zu 90, 4. 177,7,9.
383 A. 6. 409,24. 421,4. 460,31.
Nachtrag zu dieser Stelle. 460, 38 ff.
Wahrscheinlich ist er gemeint 463,
— Wolfgang s. Sattler.
Weisslämmlein, Jere 159,27.
Welsche, welsches Volk, Welschland
129,2,3. 162,16. 179,18.
Weifen 249 A. 2.
Werdmüller 73 A. 1.
Werenfels, Anna Maria, vermählt an
AbelSocin 197,31.
— Jacob 196.
— Jahel s. Ryff.
— Johannes 197,27.
— Job. Jacob 196. 197, 23.
— Maria 197,27.
— Peter 196. 197, 25.
— Rudolf I. und IL 196.
— Salome 196.
— Samuel 197,27.
Werlin, Hans, der Schuhmacher 228,
11.
— Hans , Laienbruder bei den Kar-
thäusern s. Wolleb, Joh. Wernher.
Wertbemann, Geschlechts name 235
A. 1.
Wesen 449 A. 2.
Westfälische Friede, der 532,38. 533.
Westhoffer, Theodorus 309.
Wettingen 199,3, A. 2.
Wicken s. Wykon.
Wiedertäufer 391,12. 100,26. 420,
3 ff. 425,9.
Wien 105. 106. 119,19,21. 219,8.
Ist 423, 6 an Wien zu denken ? Vgl.
in den Nachträgen die Bemerkung
zu dieser Stelle.
Wiest, Christoph 196.
— Elisabeths. Ryff.
Wigorniensis episcopus s. Worcester.
Wild, Anton 162,24.
Wüdisen, Georg 159,27.
Wilhelmi, Georgias s. Kepfenbach.
Willading, Lienhart 73 A. 1.
Windeck, Johann von (Johann Win-
decker) s. Wonnecker.
Windecken 440 A. 3.
Winleger, Michel 62, 27.
Winterthur 331 A. 4.
Wirtemberg 478,29. 479, 1. 480. 489,
28,31.
— Herzöge von
Ulrich 201, 34. 206 Var. 11, A. 1.
208 30
Christoph 165,8. 219 A. 3.
Ludwig 181,9.
der Herzog von (es ist wohl König
Ferdinand oder sein Statthalter
gemeint) 489,31.
s. auch Mümpelgart.
— Statthalter und Regenten in, 490
A. 1. vgl. Stuttgart, Regiment zu.
Wisenburg, Wissenburg u. s. w. s.
Weissenburger.
Wittenberg 392,20.
Wölfflin, Werner 171 A. 2.
Wolfer, Peter 285 A. 2. 498,21.
Wolfhart, Bonifacius, 383, 23, A. 6.
Wolleb, Christoph 196.
— Conrad L, Amtmann 196.
— Conrad IL, Amtmann 196.
— Erasmus 196.
-— Jacob 196.
— Johannes 196.
— Johannes Wernherua (v. Laufen-
burg, Laienbruder bei den Kar-
thäusern, auch Hans Werli genannt)
453,31. 527.
— Magdalena s. Rvff.
— Margaretha s. Urynäus.
— Oswald 196.
— Theodor 196.
— Ursula 196.
Wonnecker, Johannes Romanus 440,
18, A.3,4. 441,2. 442 A. 2.
— Lucas Romanus 440 A. 3.
— Paulus Romanus 440 A. 3.
Worcester, Bischof v. (Thomas Pol-
ton) 285 A. 2. 292,14. 495,21. 498,
27.
Wurstisen, Christian 13. 14. 166,7.
170,5. 237.
Wygomiensis episcopus s. Worcester.
Wykon 135,32.
Wyler, Hans 215,8.
Wynand v. Dortmund s. Basel, Kar-
thaus, Prioren.
Yellv s. Üelin.
Ysehn, Ysilly s. Iselin.
Ysenflam s. Isenfiam.
572
Personen- und Ortsverzeichnis*.
Zabern (Elses« Zabern) 49,16. 167,2.
398 20
Zfislin, Ciaua 131,11. 153,13.
Zanker, Anton 383, 17, A. 4.
Zeigler (Zeygler, Zotgier, Ziegler)
— Heinrich 303 A. 1 .
— Lux 34,30. 82,29. 472 A.l.
— Wilhelm 214,32.
Zeller, Adam 33, 4.
— Heinrich 113,7 und Nachtrag zu
378 A. 5.
Zhag, Götschi 73 A. 3.
Zibol (Zybol, Zybel), Familie 235.
282 A.l. 364. 539,5.
— Agnes verm. xur Sunnen 282 A. 1.
— Agnes geb. v. Eptingen s. Eptin-
gen.
— Burkart 282A. 1. 283, 10. 284,24.
288,28. 289,24. 292,30. 293, 11 ff.
294, 19 ff. 365. 387 A. 5. 494,1,36.
497,12,14,17.
— Caspar 282 A. 1.
— Clara 282 A.l.
— Heinrich 282 A.l.
— Jacob, fundator der Basler Kar-
thaus 253. 259. 270—279. 282,21,
A. 1,2. 283,33. 284. 285. 288,27.
293,11. 298,24. 387 A. 5. 493. 494,
1,36. 497,10. 498,31,37. 501,31.
— Johann 282 A. 1 .
— Nicolaus 282 A. I .
— Peter 276 A. 4. 282 A. 1.
— Sophia geb. v. Rotberg s. Rotberg.
— Verena geb. Seevogel s. Seevogel.
Ziegler s. Zeigler.
Zimmermann, Balthasar 336,2.
— Johann 336,3.
— Ursula 197,18.
Ziska, Johannes 385, 23.
Zofingen 92,15. 135,14,23,30,32.
136.
Zscheckenbürlin, Name 235 A. 1. 331
A.4.
— Familie 235. 331 A. 4. 333 A. 4.
338 A. 5.
— Bartholomäus 331 A. 1.
— Bernhard 331 A. 4.
— Elsbeth verm. an Ludwig Kilch-
mann 331 A. 4.
— Hans I. Oberstzunftmeister 331,
19, A. 4.
— Hans II. 331 A.4.
— Hemmann 331 A. 4.
— Hieronymus s. Basel, Karthaus,
Prioren.
— Ludwig I. 331 A. 4. 334 A. 6.
Zscheckenbürlin, Ludwig II. 331 A. 4. %
334 A. 6.
— Magdalena vermählt an Lienhard
Fuchs Nachtrag zu 331 A. 4.
— Magdalena verm. an Hans Offen-
burg 331 A.4. 334 A.6.
— Margaretha verm. an Jacob Nagel
von der Alten Schönstein 331 A. 4.
— Margaretha geb. v. Basel a. Basel.
— Maria verm. an Morand v. Brunn
331 A. 4. 334 A. 6. 354,9. 355,5.
364. 387,22. 472 A. 1. 478 A, 4.
— Maria verm. an Jacob Schorpp t.
Freudenberg 331 A. 4. 354 A. 4.
— Sibylla verm. an Gebhard Hegner
331 A. 4.
— Sophia 331 A.4.
— Thomas 331 A.4. 363.
Zscherwiller s. Scherweiler.
Zschorpp s. Schorpp.
Zürich 20,30. 26,40. 28,4. 46. 53,
17. 63. 64. 65,11. 66,21. 67,7.
73,33. 75,24. 76,2. 82,12. 83,35.
91. 92. 99,6,32. 100—102. 104,
28. 106. 107,23. 108,23, 35, A. I.
110,7,14. 118,9,28. 121,2,10.2*.
122.14, A.2. 123. 126,3, II. 127,
20. 128. 130,29,33. 131. 132. 133,
10. 134. 135,3,8. 136,13,19. 137
138,2,17. 139 A.l. 161 A. 3. 166,
4. 171,16. 178,29,30. 179,4. 183
A.3,5. 200, 15,20,23. 201, 17. 203,
26. 210,27. 216,34. 227,27. 299.
43. 339 A. 2. 370. 385,28. 386,5.
387. 389,12. 390. 391. 399,21
400,27. 401,11,12. 406,2,5, A. 5.
407,4. 419,20. 420,7. 425,3. 442
A.2. 485. 486. 487. 488,3. 498,12.
Zug 20,32. 66,35. 73,40. 92, IS.
99,2,5. 122,1. 123,14. 127,21
131,31. 132,13. 133,11. 134, 8, 34.
136,16. 180,20. 200,14. 227,7.
Zugewandten der J 3 eidgenössischen
Orte, die, 210,26.
Zweibrücken, Pfalagraf Wolfgang v.
s. Pfalsgraf.
Zwilchenbart, Hans 47,9.
Zwingen 117,3. 280,6,13.
Zwingli, Ulrich 7. 46. 63, 26. 104 2S
105,11. 131,20,28. 203,26. '312
A.l. 370. 385,8. 387,20. 390,23.
391.15. 400,27. 406,12. 407,5
408,2,5. 423,13. 424, 6, A. 3. 486,
30, 32. 487. 488, 10.
— Wilhelm 162 A. 7.
G 1 o s 8 a r.
a. Ritckumlaut des e in &: verdarbten
49,3. geschan dt 51,15. schmackten
66,35. flchwald schwellte 103,2. u.
ö. vergl. heimkarten heimkehrten
S4,23. — a/Kre: harnoch 51,10.
ayderhar 69,12. harkumen 73,26.
mansparsonnen 74, 42. rachtung
459, 26. — a im Endungen für ton-
loses e : gesamlat 49, 12. versamlatt
50,12. 56,3 u. ö. samlatten sich
71,31. altar ^«-457,39.
a selten, weil vielfach durch 6 ersetzt :
rat 50, 21. 78, 8. 85, 29. bestan 52,
20. stat55,38. brachen 64, 4. rat-
ten berathen 75,33. dar 77, 11 (ge-
gen clor 75,7). aasen sassen 81, 17
{gegen sosen 86, 12). begaben 164,
11. pfingstaben Pfingstabend 169,
34.
ammeiater, m. Vorsteher der Hand-
werker {neben dem Stättmeister der
oberste Beamte in Strassburg) 178,
32. — Vergl. deutsche Städtechron.
9, 1080b.
andingen zur Bedingung machen :
pari, angedinkt 484, 15.
angon, angehen, vom Feuer ergrif-
fen werden 62, 30.
anfaennig, anhängig 147,17. 167,
26.
anke, m. Butter 150, 12. 160,33.
anmut, m. Begier, Lust, Neigung
471,33.
apostüzlery, anooraola, Abfall
vom Glauben 69,21.
apostüzlerwerk, n. 472,26.
arbentsälig s. erbendselig.
ax ,f. 155,26. Vergl. die Anmerkuna
zu dieser Stelle; auch gaben sich
domit selbs an die axt 486, 16.
bescheid, m. Abrede 50, 11.
bescheidlich, ordentlich, angemes-
sen 460,17. 464,28.
beschibikeit, /. Kunst einem et-
was zuzuwälzen: beschybikeit 461,
33. inltd. beschtben, zuwenden, zu-
(heilen.
beschicken, berufen, holen lassen
461,17.
beschieszen, helfen, fördern,
nützen : beschuszt es nit 488, 37.
beschmöchen, Schmach zufügen
125,27.
bezögen, zeigen, erklären mhd. be-
zöugen) 465,8.
b i b r l e f , Beibrief, angeschlossene
schriftliche Abmachung 185,5.
bitschsigel, n. Petschaft, Siegel
483, 15.
blitzgen, blitzen 154,21. 158,7.
gegen blizen 157,6; blicken 227,35.
blixgen, blitzen 47,17.
bochwort. n. Trotzwort 454,33.
457,18.
b ö g n e r , m. Bogensehütz 207, 2 1 .
210,8.
bot, n. Versammlung aller Mitglie-
der einer Zunft 50, 19. 55, 35. 57,
26.
boumnusz,/. jualans regia {im Ge-
gensatz zu Maseinuss) 130, 12. vgl.
Grimm Wb. 1, 1194. noch jetzt im
Wiesenthalc : {Hagelstücke) theil-
weise in der grösze einer baumnusz.
Schweizer Grenzpost v. 2. Sept. 1871
(aus Lörrach).
brobant, /. {sonst im 16. Jahrh.
profand, profend, m. und f.) Pro-
viant 123, 39. 128, 23. brobiant
131,6. 132,33. brofiant 136,20,
574
Glossar.
b r o c h a t für brochmonat , Brach-
monat, Juni 100,26. 102,25.
b r o n s t , /. Feuersbrunst 221 , 13.
buchsen stein, n. [steinerne) Buch-
Benkugel 487, 18.
burgers chaft, /. Bündnis unter
Städten 107,17.
burgrecht, n. besondere Form eines
Bündnisses zwischen Städten 63,5.
93,5. 138,1 u. ö.
b u s s e n , küssen, liebeln 463 , 25 . Gr.
Wb. 2, 570.
but, Beute 4^,11.
buts, m. Popanz, Sehreckgestalt;
Pfropf in Geschtcüren (Grimm Wb.
2, 588). dan sy wol sechen, das ein
butx dohinden »tackt dass noch et-
was 'böses) verborgen wäre 84, 33.
€ s. K.
d. («. auch t, für das es mehrfach
steht; dagen tagen, Tagsatzutig hal-
ten 217, 19; aus- oder abgefallen in
des bösen vigens für vigends Fein-
des 210, 13. so lygen so faren hab
ist 451,42. sitten 464, 12. ähnlich
481,25. nd für nn: nit bedacht
und besunden 451,9 {gegen unbe-
dacht und unbesunnen 450, 45).
von hinden von hinnen 453, 17.
daffel,/. Gemäldetafel, Altartafel
86,20,32. 88,13,29.
denn est dennoch [Grimm Wb. 2,
952) 63,2. 103,28.
dettigen, sühnen, schlichten (tei-
dingen), 108,22. 127,11. 135,37.
s. verdettigen, thedigen.
dettigsherr, m. Herr (RathsmüV
gliedi , der zur Schlichtung eines
Handels abgeordnet ist 126,16,27,
29. 127,6,9. thettigstherr 129,29.
de weder, ein jeder von beiden 206, '
26, 29. [in negativen Sätzen) keiner
von beiden: dwetder 204, 2.
dhein, kein 523,17.
disent: hie disent von dieser Seite
[von der Grossstadt) 74,7. 161,4.
vergl. hiedisent.
doben (aus da oben) oben {im Lande)
159,21.
doubffucht, /. Tobsucht, Tollwuth
23, 24.
drieen, gedeihen, wachsen [für drü-
ben) 189,12. s. Grimm Wb. 2,
1456.
driszgist 36,8. vergl. Note dazu.
durchechten, verfolgen, plagen
61,18.
^ für ie im Prät. reduplizierend*
Verben : empfengen 49, 10. bellen
55,38. vergl. zurheuwen zerhieben
102,11. tßirbi kilchere 162, fc
uffzu Lesen 168, 36.
eb, ehe 18,24. 101,15.
ei für kurzes atis a umgelautetes e:
einheil Hg einhellig 82,16. für i:
▼eilen vielen 224.13. Teil 224. 30.
227, 19 (gegen vil 227, 17).
eiderm an , jedermann 212,35.
emd, n. Grummet 120,8. 150,11.
e mp f a h e n , empfangen, inf. enpho-
hen 458, 13. prät. empfinge 17o.
11. conj. empnftnen 456,16. pari
enphonen 455, 3
end flechten (für entflechten) tni-
ßüchten, bergen 103, 27.
e n et f jenseits 177,5.
erarnen, verdienen, entgelten 4öSJ.
e r b e i n i g , f. Erbvereinigung 99, 37.
erbendsehir, arbeitsefig, voll AVM
61 , 24, 36. 1 10, 28. dafür arbent-
sftlig 174, 10.
ergeben, reflexiv, nachgeben 4 74. 5.
er Fun dien, erforschen 451,7.
erkichen, erquicken 159,3.
erluttern, klar machen, bestimme»
77,37.
erm orten, ermorden, pari, ermört
49,17. prät. ermörtet 49,21.
erschieszen, gedeihen, gerathtn,
helfen (Grimm Wb. 3, 961) 136.&
part. erschosen 27, 15. s. harschie-
szen und beschiessen.
ersprachen, Gespräch halten, sieh
unterhalten 450, 24.
ersticken, ersticken machen : frit
erstockt (für erstuckt aus erstickt
489,12.
ersuchen, rechtlich (belangen) 459,2.
fackünly, n. Falconei 134,24.
fallen, fallen, prät. fol 166, 1U.
175,1.
fantasy, /. (Trugbild) Anfechtung
461,32.
fechte, /. Fehde 203, 35.
verburgerschaften, sich verbin-
den 123,34. s. burgerschaft.
verburgrechten, derselben Bedeu-
tung 215,28. 217,40.
▼erdettigen, schlichten 52,34. 126,
12. 146,30. verdedygen 125,11.
verein, f. Vereinigung, lieberen*-
kommen 171,11,13. 183,15.
verfallen, durch Fallen umkommen
prät. verftilen 164, 2.
Glossar.
575
rerfenglich, wirksam, Erfolg Sta-
bend 95, 13. 96,36. vergl. Schnel-
ler, bair. Wb. 1, 542.
verflüechen, verfluchen, prät. ver-
fliechten 169,41.
f e r g e n, schicken, fortschaffen 66, 39.
verglichen, reflexiv, steh vertra-
gen, zusammen passen 523, 34.
verklagt, verblümt, von Worten 38,
17.
vernugen, Genüge thun 56, 36. inf.
nubstant. Genüge 58, 28.
vernugig sin, sich begnügen, Ge-
nüge haben 84, 28.
verschliszen, verschlussen, ab-
nutzen 449 Anm. 4.
versperren, einsperren 475,27.
482, 19.
verstand, m. Verständnis, Einver-
nehmen 99, 8.
vertrus ig, überdritstig 86, 14.
v i e r n z el, n. Viertel (beim Getreide-
mass) 222,38. 225,7,11,13. ge-
wöhnlicher vierzel, fierzel 104, 18.
177, 31 u. s. w. vierzal 488, 27.
tt ei * z\i ch, ßeüchlich 472, 21.
v o 1 g e, exequiae, feierliches Leichen-
begängnis mit Darbringung des
Messopfers 33, 22. 36, 6. vgl. Sur-
gant: Manuale curatorum. Bas.
1508, Bl. XcK C.
forden, vornen, an der Spitze 487,
22.
frigetsknecht 62, 23. S. die An-
merkung zu der Stelle.
füllen, faulen. 130, 19.
fand, m. Anschlag, Plan 46,12.
469,7.
für er, fürder , fernerhin 77,6,27.
furrer 80, 29.
furfaren, fortfahren 480, 40.
furo, weiterhin, fernerhin 214, 15.
füütling, m. Faustrohr, kurzes Ge-
wehr 184, 21.
g für hd. ng in Endsilben: hoffnug
68, 26. meinug 70, 37. zertrenug
73,29. meinig 73,35. hornug 88,
12 u. I). in der Stammsilbe: Über-
trag 146, 37.
gäbe He, /. Zoll, vorzüglich vom
Salz 208,23.
gacks: das er weder gucks noch
gacks sprach 484, 27.
gebüdlet mel, gebeuteltes , feines
Afehl 144, 14. gebüdlet melsz 144,
21.
Regnen, begegnen, geschehen 67,4.
gesicht,/. das Sehen, Aussicht 540,
28.
gesprech, Disputation 77,41. 78,3.
gewantman, m. Tuchhändler 140,
14. 219,24.
gitz, Gier 71,11.
gnou, genau, enge, superl. uff das
gnoüszt 451,7. uffs gnöbst 456,12.
uffs gnubst 473, 7. — gnab, streng,
schwer 473, 24.
gon, gegen, gen 33,14. 49,14. 50,
3 u. oft.
götze, m. Heiligenbild 57,20. 58,21.
grist, Grütze? 120,7.
grüm, m.für grien, Sand, Kiest
161,7,9. gen. grQmsz 112,7. sonst
grien 160,39. vergl. 187,4.
grümen, verb. 49, 32.
gucks, 8. gacks.
gumpest, m. Sauerkraut; verächt-
lich für sauern Wein 176,25. vergl.
schlegumpest.
gut, out. die guten jar Neujahrs-
geschenke 213, 27.
habit, m. Ordenskleid 473, 14. 481,
13,23.
hag, m. am hag abziehen unterrich-
teter Sacke 184,4.
handfest, treu, unverbrüchlich am
Glauben haltend 37, 6.
handhaben, schützen 33,37. 81,26.
hare, harre, /. Harre, Länge, in
die hare 449, 7. in die harr 455, 30.
in die har 458, 33.
harluttern, erläutern 206,24.
harschieszen, auf schiessen , er-
spriessen, gedeihen 210,41. vergl.
erschieszen.
harschinen, erscheinen 209,9.
har statten, erstatten 206,22.
harsuchen, ersuchen, heimsuchen
204, 4.
h e f t i g , adv. fest, andauernd 35, 32 .
sehr 46, 8.
heiden seh- werk, n. Weberei mor-
genländischen Ursprungs 106,37.
s. Grimm Wb. 4, 2, sp. 811.
h e i sz e n, verb.: einen logen heisxen,
einen der Lüge zeihen 440, 12.
-heit, Nachsilbe noch in geferligheit
465, 4. 467, 36. billigheit 468, 20.
(billigkeit 475, 29). «*
heiter, klar, deutlich, von Worten
38, 16.
hei {stehen) , eigentlich schlüpfrig,
glatt, daher nicht fest 81, 28. vergl.
hähl Grimms Wb. 4, 2, sp. 158.
576 Gl.
hellig, m. Geheimnis, geheime
Rttnke 35,36. geheimer Pathschlag,
Plan 118,11. et hehling in Gr.
Wh. 4, 2, 788.
herd, m. Boden, Erde 103,11. 182,
I 6, 20.
hiedisent , hier diesseits {dei
Rheine] 87, 6 u. im, B9, 29 u. B.
hinderhut, /. Hinterhalt 495,23.
hingeflossen, verflossen, vergan-
gen (Zeit) 522, 28.
h i n 1 e s s i g , nachlässig , liederlich.
faul 471,33.
hinnen, hier innen 454, 28. 4i7, 15.
hochherlickeit. /. oberste Her-
echaft, hliehste Gctcalt {über einen
Landstrich) 125,25. 128,18. 130,6.
hodler: von den Oberlendern, die
man die hodler heiszt 225, 10; vgl.:
hodler. fürköuffer, der körn und
dergleichen »uff theure hinderlich
halt, der redlich mit dem juden-
spiesa ficht. Maalerteütsrh Spraarh
hulden, haldigen IS", 20,
hudgesin, n. ( für -gesind), Naun-
diener, Dientthote 4t>2, 14.
hat,/. II „che; Hinterhalt 216, S.
hü tly: es gieng under dem hürtlv zu,
nicht redlich 21, 13 lern, den Gauk-
lerkunttstücken entlehnt).
I für tonloses e : kurtzy 53, 31 . kurzy
100. IG. alli50, 25. buchly 79,22,
2Ä. sülli tolle 03,15, solti eallte 9S,
15. gewarsamy 109,17 u.a. im gan-
ten nicht hilufig. — ißlr ü häufig,
t. B. lindt Sunde 109, 10. chürtirst
Kurfilrtt 164, 15. geatirmet gc
stürmt 447, 3Sj ebmm ie für üe:
miewen mästen 16ä,3. triehMÜtg
165, 4. biechlin 166, li. «MÖeren
167,24, u. u. umgekehrt ü für i:
baulichen bittlich 1116,32. schunn-
herren 168,6. künder Kinder 16S,
16. geWeit geliefert 217,13. xunsi
Zins 217,28 u. s. u>. für ie: müd
Mietedi, 12. stüben ttitben 477.4.
Aüaenfliehen 486,9. — tfüriX, mhd.
iu; crytz Kreuz HiS, 34. bedidt be-
deutet 221 ,A*. lichter Z«Henter 486,
Kt/tfrie; iderraan 447,10. ytsutit
'■" "3. 454,9. 475,26. (yeUunt455,
ledlich, »Wer448, 26. 459,12.4(16,
42. fyeglich 4SI, 211).
inbn.it. Einbau, OthUud, imM
einet abgegrenzten Platzes m 1
Inhalten, enthalten, Inhalt y,
481,33.
inker.m. Einlehr, Verkehr i:.!>
intrag, m. Einwurf, Einredet-:
Joch, auch, doch, wenngleich 44,1'
jor-eid, der alle Jahre zh rw
rende Treueid 34,35. 148,6.
jor-lit, /. Jahrestag einet lir-
benen 33,22. 336U«»>. fi ;u s : -.,
vgl. ■elgrete.
karrenbuch.se, /. kleiner,, faß-
bares Geschütz, Feldgwl,;,:: i-
keiglen, Kegelschieben llin.J.
kemmich, m. Kamin, &<-/«, ri,,'-
489, 13.
kernen, »i. Kern: der beste L'
nen der jungen inanschaft 1»J.
-L ingcschnben in ochilrrn <!■</■■
450, '.i
I. christlich dal t
m/flr chrisUiem 42,14.
r, Wo«, Wahlamt '-"
rf(i>A«.
va,*a. 94,26.
kilby, {eigentlich Kirchuriih Fr-!
Volksfest 23,33. 25,24. IM..'
reraf. Grimms Hl. 5, 831 mi.v.
kilcher, /. (o<m kiLchh&re. . n-
samtheit der tu einer Kirche •:■■
hörigen, Kirchspiel Irt2. 2^ n-,
Grimmt Wb. 5, 820.
kilnpal. Kirchspiel 34.27
kittern, kichern 463,26.
clegte, /. ÄiaS« 203,35. 2«4.;-.
klein, adv. wenig 72.8. 73,4.
kluppte, /. Spalt, Klemme: in &a
kluppten «ecken 480,42.
kost, ni. Kosten, Aufieand 4^",-"
kosten 485, 24. 488, 19.
kouf, m. Kaufpreis 119,29.
krans, »n. Verpßichtnng ein Sri*-
fc«i!/*j* cAruiaft«n 1(9,3. rwf-'
Grimmt Wb. 5, 2054.
rutzgang. Bittgang unter Furt«
gung des Kreuzes, Prottssi*» '■■*■ ■'<
kumlich, angemessen 209,27.
1""" ~ jwSarni»rAt«" >S- '■■ ■'
m. toi* sonst Flaue
adenherr, Btwahrtr der Lade, i
welcher die städtischen /(«.,'..'■"'■
fiepen 74, 25. «. üier d« Lmh;
herren Heusler: Vwfastgsgtrh .-• ■
Glossar.
577-
langen, verlangen 64,31.
leren, lernen 172, 2.
letze, f. Abschiedsgabe , Geschenk
25,31.
letzge, lectio, Lemma eines Bibel-
abschnitte*, dann Vorlesung Über-
haupt 35, 25. 36, 19. 90, 36.
lifferher? 21,35. 22,7,24. 23,13t#.ff.
lob ig, Lob habend, löblich 455,25.
lochennen, plur. Grenzzeichen an
Waldbäumen u. dgl. 128, 13. loch-
boüm, lochenen, marchstein und
ander gemerk. Basler Rechtsquellen
I, 221. Ä. ebendort I, 669 Anm.
Ein Haus zwischen Langenbruck
und Holderbank an der Grenze der
Kantone Basel und Solothum heisst
das Lochhaus, vergl. bair. lachen
und lacken, einen Baum so zeichnen.
Schneller [2. Aufl.) 1, 1432.
losen, zu-losen, zuhören 80 , 2 .
lumde, m. Leumund, eins unver-
serten lumbdens 97, 21.
lüpriester für liutpriester, Leut-
priester 33, 15. lüpriester 45, 6. 63,
20.
lustren, auflauem 165,24. 172,
11,28.
luttener, m. Lieutenant 116,27.
ludenner 119,3. ludner 131,12.
lutaner 147, 27.
lutter, klar, unzweideutig {von einer
Verabredung) 210, 14.
machmänlin, n. GaukelmänncJten;
hier im Sinne von Versuch, Probe
{spöttisch) 182,33.
maflenschlosz, n. Vorhüngeschloss
450,37.
manen, einen Mann nehmen, heira-
ten 90, 27.
meins, selten für das neutr. mein:
meins sechste kindt 228, 39.
merklich, beträchtlich, vorzüglich,
gen. vil merklisz sammatz 103, 29.
bedeutend, wichtig: merglich 462,8.
schwer 464, 17. 472, 18. adv. merg-
lichen beträchtlich 477, 2. schwer
482, 25.
mietwan, m. Versprechung einer
Belohnung in der Absicht zu be-
stechen 95, 15. vgl. Lexer, mhd.
Wb. 1, 2136.
mud, {Miete), Belohnung 31, 12 {ge-
gen mi et 95,15).
murmlen, murren 81,7. murmeln,
verstohlen als Gerücht verbreiten
m, 12.
ßtsler Chroniken. I.
mustern, ausmustern, sichten 111,
12.
müssen, quälen, plagen 454, 31.
457, 17. vgl. Maater 295b.
n ausgefallen, s. g am Einaang. Isz-
bruck Innsbruck 148, 41. vernuft
466,8. nn^Srng: anhennig 147,
17. ngt/ürnt: gesangten {den) Ge-
sandten 187, 29. vergl. auch unter
d am Eingang.
nach- 8. noch-.
nidertrechtig, niedrig, verächt-
lich 61, 20.
nidsich, nieder {das Land hinab)
155, 34. 157, 12. 162, 15. 183, 10.
n i d s i d e n , aus dem Unterlande 46,
32.
nitzit; nichts 72, 19. nOzit 75,28.
nutzit 77, 10. nizit 169,30. nutzet
483, 24. nützit 219, 29. gen. nüczs
467, 12. *. ützit.
ndchg&ndig {nachgehendig) nach-
folgend 224, 37. in gleichem Sinne
die nachgönen artikel 440, 28.
o für tonloses e : verordnot 96, 28.
97,14. geordnoten 98,1. gelerosten
gelehrtesten 470, 39. für 6 in wor-
ren waren 124, 31 und oft {gegen
wären 129, 2). für ou in bommen
Bäumen 130,12. bonngart Baum-
garten 256 Anm. 1 . für u : gezwun-
gen 465, 27. s. unten on-. über a
für o *. Vorrede S. XV.
oben zech,/. Abendzeche 225, 38.
obsich, ftufwärts {das Land hinauf)
155,34. 157, 12. 162,15.
o b 8 i d e n , aus dem Oberlande 46, 32.
ftfnen, aufrichten, constituere. pari.
geöffnet 38, 24. vgl. uffnen.
o n - für un- : onufnerisch unaufrüh-
rerisch 216, 14. onbefiegt unbefugt
216, 14. oncristlich 462, 3. onange-
sehen 480, 42. unerschrocken 485,
29. vergl. bronst für brunst 221,
13.
ougspiegel, m. plur. Brille 525
Anm. 1*
parthigist 60,18.
pfrunner, Pfründer, alimentarius
476, 10.
pietanz,/. S. 336 {Anm. 6 zu S. 334) .
vgl. die Erklärung £.261 Anm. 2.
p o 1 1 i c y , obrigkeitliches Mandat 88,3.
88, 28. 89, 14 i#. <>.
37
/
578
Glossar.
p olli ziere n , ein solches Mandat er-
lassen 9S,2.
posyeren 207,14. An der entspre-
chenden Stelle Eidgen. Abschiede
III, 2, 1011 steht passiren.
prave, m. nach dem ital. bravo,
Mörder, Banditt 105, 21.
probieren, beweisen {probare) 36,9.
217,31.
quadratstein, m. behauener, Qua-
derstein 4S5, 11.
r ach tun g,/. Vergleich, Sühne 459,
20. 487, 34. rergl. Haltaus Glossar
1499.
renzlen, renlen, Getreide reini-
gen 143,16. vergl. Stalder 2, 281
unter rollen.
rouchfarb, rostltraun, ferrugineus
47,10.
ruchtnan, m. grolter Mann 476, 1 1 .
r ü 1 8 e n , rutschen 476, 1 .
schenki, pl. schenkine,/. Schen-
kung, Geschenk 213,26.
schenzlen, mit Schande belegen
64,20.
scherhammer, m. Werkhammer
172,7,9.
schidherre, m. Herr {Ratsmit-
glied) zur Schlichtung eines Han-
dels verordnet 130,36. 135,28.
schiffrich, so dass man zu Schiffe
fahren kann 103,12, 18. vgl. Frisch
2, 180c.
schinbarlich, offenbar, klar und
deutlich 65,31. •
schlegumpest, Eingemachtes aus
Schlehen 335 {Anm. 6 zu S. 334) .
schmecken, riechen, merketi. priit.
plur. schmackten 66,35.
schmitzen, schlagen , empfindlich
treffen, beschimpfen, part. gesmy-
tzet 458,41.
sehr u ff e. m.: 1 schruffen et spinnel
ad levanda vasa 345 Anm. 1 .
schwere,/. Gewicht : by der schwere
in schwerer Menge 484, 18.
aelgret, {mhd. seigerste), was von
der Hinterlassenschaft eines Ver-
storbenen zum Heil seiner Seele ei-
ner Kirche für Seelmessen , Jahr-
tage u. der gl. zufällt oder vermacht
ist 33, 22.
s e 1 1 o s , uti (feist lieh 463,7.
sem lieh, solch 207,1.
Serge,/. Sarsche, Wolleristoff, Decke
aus solchem 355 Anm. 2.
span, m. Span, Zwietracht 125, In
plur. spenne 24, 17. spen 125.2.
s p e n n i g , widerspenstig , entifew.
147,15. spenig sachen'201.22. *
spetzwörtlin, n. plur. spitzfimlüit,
Spottworte 459,5 (spätxle, schmiitz-
wort, schlötterle, aculeus et vuih-
dictum, scomma, argutiae Minder
378a).
spinnel, m.: 1 schruffen et spinnt!
ad levanda vasa 345 Anm. 1 .
strecken, foltern 445,22. 440.7
strime, Streif, Schweif {am Comr-
ten) 25,15. 129,15. 143, 9^
stüben, stieben, fliehen 477,4.
stutz, m. Stoss. in eim stütz {fort-
gehen) plötzlich, sofort 449, 20.
t nach f assimiliert: zunffig zmiJU*.
60, 11. namhaffig namhaftig 7*2, 1'
144,43. künffig 149,10. 204,3. ze-
schrifflich 459,18. 460,6. ebtu*>
nach r : furrer fürder 80, 29 (furer
77,6).
— ausgefallen: lupriester 33,15. 4o
6. fruchbarlichsz 130,37. eyjjno-
schaft 132,1,7. houpbanner l;*J,U>
houp lütten 136, 35. gelerosten et-
lehrtesten 470,39. vgl. zu beytheyl-
len zu beiden Theüen 146,40. —
abgefallen zechen Zehent 4W, 7
angetreten: werkt für werk 455.12
466. 7. beschwertnüss 455, 37. -
vgl. d zu Eingang.
tagsherre, m. Herr [Rat&tnitgltc*!
zur Tagsatzung verordnet 130, :to
38.
t Kirne t jetzt, heute, nun 468, 13. r<//
Grimm IVb. 2, 698 unter daling
t h e d i £ e n , vergleichen , heilten
thettiget 53, 21. s. dettigen, veniet-
tigen.
trawen, droheti 445,35. priit. tro-
wet 459,1.
trem, plur. von trom {für tram
Balken 182,10.
trungelich, trungenlich, <«*>
eindringlich 41,1. 209,6.
trysinier, Tresorier, Schatzfneiitn
32,16.
n für uo in gutt gut 79, 30. 80, 35 <
ö. anmuttig 126, 36. rufften n>V
145,20. armutt 227, 13. berutitm
450,43. vielleicht auch in schlug
156,12. slug 446, 12. — fi/ffr iej*
Priit. ehemals reduplizierender Ytf-
ben mit a oder & in der StamimM*
ffii 164,2. 166,10. empfinge IT"
k
Glossar.
579
11. hülfen hielten 170, 11. 176, 7.
abgungen 171,3. sung 173,20. fül-
len 178, 20. underlusz unterließ*
216, 4. auch sonst für ie: fluhen
fliehen 470, 32. 472, 30. — ü *. un-
ter i. — ü/tfr ou in glühen 56,7,8.
59, 2, 3 «. 0. glublich 65, 20. gl übe
6S,33. 71,5«. ff.
■überlegen, beschwerlieh, ungelegen
457, 22. vgl. Maaler 444*1 .
ubertrang, w. Bedrängnis 53,4.
145,3. Übertrag 146, 37. uber-
drang 484, 9.
uffnen, aufrichten, constituere 77,
36. t?0ri\ öfnen.
uffnung, Aufrichtung 76,23. 77,15.
ii ff schlagen, aufschieben, verzö-
gern 470,34.
uffzug, m. Verzug, Versäumnis
71,27.
underdettinger, m. Unterhänd-
ler, Sühner, Schlichter 125,17.
u n gelt, ». Abgabe über das eigent-
liche gelt 488, 20. dafür umgelt
488,21.
ungenumen, ausgenommen 210.16.
u n s z seh 1 e t , ». Ünschlitt 1 50, 1 3.
un zeitig, unreif 226, 21.
Ursachen, Ursache geben 455, 26.
463, 44.
ürthe,/. Zeche, Schmauserei 225,40.
usfundig, ausfindig, vollkommen,
erschöpfend 77,35.
u s z k o n , auskommen, vollenden 1 8,6.
uszrichten, recht , verständlich
machen 466,8.
uszschutz, Ausschuss, Commission
rnn Beratenden 72, 15. 73, 17,21.
uszschutz 80, 10. uschutz 187,21.
uszwarten, zu Ende warten, voll-
führen 68, 20.
ützit, etwas 206,20. vgl. nützit.
ü wer, euer, verkürzt zu ür 68, 13.
V unter F.
W achtbar, Wache haltend , acht-
sam 181,29.
wasserst übe,/. Baum, in dem die
Werkleute beim Pfeilerbau einer
Brücke arbeiten, und der dem Fluss-
bette abgewonnen ist 223, 4.
webste, /. Wespe, kamen inen die
wehsten in den hindern 475, 31.
weidling, kleiner Kahn, Nachen
24,35. 173,23. 222,28.
wellen, wollen, wend {sie) wollen
109,40. wet wollte 67,19. 115,5.
wed 74,24. wolt 130,32.
wendig, abtrünnig 227,17.
wiben, ein Weib nehmen, heiraten
90,27.
widerlegen, ersetzen, entschädigen
485,5.
widern, sich widersetzen 87,17.
widerzug, m. Bückzug 149,36,37.
wittling, m. Witwer 171,22.
wolfel, wolfeil. in wolfflem gelt
147,10. compar. wölfler 160,29.
wölfle, /. Wolfeilheit: wfnwölfle
157,16.
wun und weydt, spisz und trank 145,
24.
zamen , zusammen 75,9. 81, 12 u. ff.
zechen, m. [der Zehnte) Abgabe 439,
7. 488, 33. zechent 482, 32.
zeugen, zöigen, zögen, zeigen,
{fnhd. zouge, zöuge) : anzeugen 460,
13. anzuzeugen 459, 25. anzoigt
457, 5. 4^9,33. zeigten 463, 1. an-
gezeigt 465, 3. cf. bezögen.
zibel, m. Zwiebel 162,10,11.
ziginger Zigeuner, zyginger oder
heyden 61,41.
zilror, n. Büchse, Flinte 178,26.
187,2.
z i m 1 i c h , schicklich , angemessen
484, 8.
zöben, zu Abend 160,6.
zundel, Zunder, Zündstoff 41,20.
z u n f t , /. Zunft ; Zunftgerechtsame.
die zunft koufen sich tn eine Zunft
einkaufen 445, 19.
zusatz, Besatzung von Hilfstruppen
[vgl. Frisch 2, 154»»). 24, 18. 26, 1.
Hilfstruppen 27,19,24.
zwuren, zwier, zweimal 90, 35.
37
Nachträge. 5g j
Sechser erscheint (Anm. 1), an die Stelle seines Vaters gewählt worden sein.
Wenn sich dies so verhält, so ist aher Peter Rvff nicht erst 1530 gestorben,
wie der Stammbaum angiebt, sondern diese Angabe beruht lediglich darauf,
dass er 1530 zum erstenmale nicht mehr auf der Kathsliste erscheint. Ferner
liegt hierin ein neuer Beweis gegen die Richtigkeit der in unsrer Chronik S. 89,
10 ff. enthaltenen Angabe, dass die erledigten Rathsstellen den 11. Febr. be-
setzt worden seien. Die Geschichte dieser Wochen bedarf noch einer gründ-
lichen Erforschung nach den Quellen. Ochs, der über die damaligen Gross-
rathssitzungen Einiges mittheilt nach den Decreta et mandata senatus Ba-
siliensis 1521—1601, Bl. 36»> ff. und Bl. 59 ff. (auf S. 670 ff. und 665 ff.) und
nach dem Büchlein St. 2. A (auf S. 675 ff. 681 f.), giebt mehrmals falsche
Daten an (wahrscheinlich irre geführt durch jenes »fritag den 28. febr.«),
S. 670 den 14. Febr. statt des 12., S. 676 den 17. statt des 15. und S. 677
den 20. statt des 18. 3) S. Ochs VI, 75 ff. 4) S. Beiträge IX,
M ff. 5) Ich verstehe die Stelle so, dass der Verfasser erzählen will,
der Ausschuss habe der Gemeinde mündlichen Bericht über die vom Rathe
erth eilte Antwort gegeben, über diese Antwort habe aber bereits eine schrift-
liche Aufzeichnung Gestanden , eben die Policy, die dann am 18. Febr. von
dem grossen Rathe angenommen und bestätigt wurde (97, 31). Nun ist aber
kein Zweifel, dass diese ganze Policy erst das Werk der am 15. Februar zu
»Boten« verordneten 20 Rathsglieder und Sechser war (sie sollten »die ar-
tigkel, so ein burgerschaft begert, an ein end — p ringen«), einer dieser Ver-
ordneten kann also jene Stelle nicht geschrieben haben. Dass die Policy
in der Form, wie sie am IS. Febr. angenommen wurde, aus den Händen
der Verordneten kam , wusste der Verfasser der Chronik , der nach S. 65, 4
schon 1528 im grossen Rathe scheint gesessen zu haben (vgl. S. 5. 6), wohl,
er scheint aber angenommen zu haben, dass die Th&tigkeit der Verordne-
ten sich bloss auf eine genauere Formulierung der schon schriftlich verzeich-
neten Zugeständnisse beschränkt habe , wie er denn auch keinerlei Andeu-
tung darüber macht, dass die von der Gemeinde erzwungenen Zugeständ-
nisse (s. S. 86, 4 ff. und den S. 92 Anm. 2 erwähnten Bnef Oecolampads)
in der Policy modificiert erscheinen. Geschickt spricht der Wortlaut der
letzteren in einer Weise , die offenbar darauf berechnet ist , den Eindruck
hervorzubringen, die Policy enthalte dem Wesen nach die gemachten Zu-
geständnisse, wenn auch aus praktischen Rücksichten bei der genauen Fest-
setzung einige Einschränkungen gemacht worden. — Wie unser Chronist
86, 9 deutlich ausspricht , war auch bei den Forderungen politischer Art,
welche die Bürgerschaft an den Rath gestellt , die Rücksicht auf die Durch-
führung der Reformation der treibende Grund gewesen; nachdem diese
glücklich erreicht war, wandte man jenen eine geringere Aufmerksamkeit zu.
Seite 5. 1) So scheint mir die Stelle eher erklärt werden zu müssen,
ab in der Weise, dass man annimmt, der Verfasser wolle damit sagen, er
selbst habe um diesen Preis Wein verkauft. Er würde in diesem Falle ge-
wiss nicht ausgemessen, sondern verkauft gesagt haben. Ueber die
Weinmesser vgl. Fechter (in der Festschrift: Basel im 14. Jahrhundert) 44,
Recht squ eilen von Basel I, 126 f., über das Verkaufen von Wein auf
offenem Markte in Basel noch im 16. Jahrhundert Peter Ryff 176, 21 ff.
Seite 6. 1) Wir erwähnen noch, dass er sich am 21. August 1530 an
der von ihm beschriebenen Kirch weih in Liestal betheiligt hat. S. 113,
2h, 30. — Ausser den im Texte erwähnten Versammlungen der evangelischen
Bürger hat er nach 56, 3 auch schon der im October 1527 abgehaltenen
beigewohnt.
Seite II. 1 ) Ein grösseres Stück ist etwas später eingeschaltet. Als der
Verfasser, nachdem er die vollständige Durchführung der Reformation in
Basel erzählt hatte, die Ueberschrift setzte »Hienoch volgt die pollicy
geben wart« (92, 20 ff.), war ihm ein Exemplar des Wortlautes dieser letz-
teren nicht zur Hand; er Hess also den Rest des Blattes, auf welchem er
angelangt war, und die Bieben folgenden Blätter leer und fuhr auf dem
Nachträge. 583
habe er sich irgendwoher die Fortsetzung des Peter Ryff verschafft. Allein
ich bin von dieser Ansicht zurückgekommen. Gerade die Art und Weise,
wie liippell jene beschädigten Stellen wiedergiebt, zeigt, dass er sie in ver-
stümmelter Uestalt vor sich gehabt. Denn entweder sind seine Lesarten
der Art, dass sie sich für jeden, der jene Stellen vor sich hatte, von selbst
ergeben mussten, oder sie sind geradezu unrichtig, wie S. IS, 25, wo er
»uff dasz 40. w..a ergänzt: »uff dasz 40. wil ich«, indem er übersieht, dass
auf der nächsten Zeile folgt: »wir achtung han«, es sich also nur darum
handelt, den Best des mit w anfangenden Wortes zu ergänzen, und 8. 157,
31, wo er »in sehwnrtzem gewand« schreibt, während letzteres Wort auch
In der noch unbeschnittenen Chronik gar nicht mehr Platz gehabt haben
kann. Auch der Ausdruck, er habe »dises biszdohar abgeschriben *,
deutet eher darauf hin, dass er noch mehr abschreiben wollte, als dass er
«eine Arbeit hiemit als abgeschlossen ansah. Auch das Verhältniss, in wel-
chem Rippell zu Peter Ryff und zu dessen Chronikenband selbst stand,
spricht durchaus für unsre jetzige Annahme. 2) In Quart, A. G. V. 14
signiert. Die Handschrift ist der Bibliothek von den Herrn Professoren
Peter und Rudolf Merian geschenkt worden , deren Vater Johann Rudolf
Merian sie im Jahre 1786 von seinem Vater erhalten hatte. Sie ist nicht
eine genaue Abschrift unserer Chronik ; einzelne Stellen sind verkürzt oder
ganz weggelassen , andere durch Zusätze erweitert oder in etwas verschie-
dener Weise gefasst. Ochs hat sie benutzt und führt mehrfach Stellen aus
ihr an, z. B. V, 363. 3G5. 3(iS. 652. 654 f. 6S4. Unrichtig ist es, wenn er sie
309 und 654 als gleichzeitige Handschrift bezeichnet. 3) Als »Geschenk
von Herrn Pfarrer Thurneisen, erhalten den 15. July 1831«. Pfarrer Ru-
dolf Th. war der Sohn des Buchhändlers Emanuel, den Haller IV. Nr. 736
als Besitzer nennt. Das Buch trägt die Signatur: K(irchen) A(rchiv) E. I. 20.
Ueber die persönlichen Verhältnisse des Peter Ryff ist aus seiner Chro-
nik nachzutragen, dass er nach 178,27 das Strassburger Schiessen von 1576
besuchte, und dass ihm nach J 79, 17 an der Pest des Jahres 1577 alle
seine Geschwister starben bis auf einen Bruder, der im Welschland war
(d. h. wohl in der französischen Schweiz zur Erlernung der Sprache, s.
Beiträge IX, 49 Anm. 2).
Berichtigungen und Zusätze.
S. 20 Anm. 1. In dem Citat: Chroniken d. deut. Städte VIII S. 16 be-
zieht sich 16 auf die Einleitung, nicht auf den Text der Chroniken.
S. 26, 40 ist aus Versehen »batschafft« gedruckt. Siehe hierüber das in
der Vorrede Bemerkte.
S. 30, 24 ist nach »höupter« ein Komma zu setzen.
S. 35 Anm. 4 in der zweiten Zeile v. u. lies 208 statt 201 (allerdings
ist in der betreffenden Ausgabe Blatt 208 durch einen Druckfehler als Blatt
201 bezeichnet).
S. 37 Anm. 1 ff. Wenn der Chronist von den guten Prädicanten spricht,
welche die von ihm genannten Kirchen versehen, so hat er bei St. Martin
in erster Linie an den so eben im Texte erwähnten Oecolampad gedacht,
der 1522 oder 1523 Vicar des kranken Pfarrers Anton Zanker geworden
war (Herzog I, 209 f.) und 1526 vom Rathe als Leutpriester zu St. Mar-
tin förmlich angestellt wurde. Eine Abschrift des Anstellungsdecrets findet
sich Antiq. Gernl. 1 fol. 27. Damals wurde ihm auch Hieronymus Bo-
thanus aus Massmünster als Helfer beigeordnet. Herzog I, 353 f. —
5S6 Nachträge.
peura 1868, 202 ff. angezeigte Verzeichnis der Schriften des David Jm-
(David Joris Bibliografie) von A. Van der Linde, 's Gravenhage ls»>"
8. 178 Anm. 6. Der von Herrmann genannte »Olry Wiery- kommt k
Haller mehrmals vor als Ulrich Wirry von Arow (V, Nr. 557. 1198;.
S. 187, 32 lies judica statt iudica.
8. 107, 20, 21. Die «weite Vermählung des Peter Ryff fand nicht, wk k<
Huberische Tafel aus Versehn berichtet, 1583, sondern 1593 statt.
S. 235. Unter den Wohlthätern der Karthaus sind auch die Pruft^o-
ren der Universität stark vertreten. — Es sind hier die Eintragungen i:-:
beiden letzten Prioren hervorgehoben. Sehr zahlreich sind aber auch d?
des Heinrich v. Alfeld.
8. 243. Die alte Ausgabe des Tractatus de modo proveniendi u . &. «
ist, wie die Lettern zeigen, bei Michael Wenszler in Basel gedruckt.
S. 244. 245. Ueber den Schluss der Chronik und dessen Verfasser s
S. 305 Anm. 3.
S. 246. Dr. Karl Buxtorf ist nicht 1871, sondern den 6. Nov. 1*7"
gestorben.
S. 269 Anm. 1. Die Stelle im Liber benefactorum stammt ebenfall-
von der Hand Heinrichs v. Alfeld.
S. 275 Anm. 4 lies »der Ziboilen« statt »de Zibollen«.
8. 291 Anm. 2. Es ist der Manipulus florum des Thomas de Hibernh
(eines Prediger Mönchs aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.1 se-
meint, eine Sammlung von Sentenzen aus den Schriften der Kirchenvater
Das Exemplar der Karthäuser, eine Pergamenthandschrift, nach den Notint
am Schlüsse 1324 in vigilia epyphaniae durch Wilhelmus Zuremont vollcmitt
steht jetzt Universitätsbibliothek B. iv. 9.
S. 293 Anm. 4. Die Notiz Wurstisens über die Eltern und Geschwirr
der Anna v. Kotberg ist einer Aufzeichnung Heinrichs v. Alfeld im Liber
benefactorum 2 entnommen.
S. 297 Anm. 1. Die Angabe, Heinrich sei beinahe 15 Jahre lang Yiu-
rius seines Klosters gewesen, stimmt nicht mit dem, was wir sonst ütar
seinen Aufenthalt im Kloster erfahren. Wenn er am 5. Juni 1487 starb
(322,17. 325,19. 510,25. Tonjola 319) und 50 Jahre und 4 Monate im
Orden zugebracht hatte (322,20 ff. 304,26), so kann er nicht vordem Früh-
ling 1437 eingetreten sein, war also bei seiner Erwählung zum Prior, Pfing-
sten 1449, nicht viel über 12 Jahre in demselben. Es muss also wohl in ikai
15 unserer Stelle ein Fehler stecken.
8. 309 ff. Zu dem, was über die Persönlichkeit und den Charakter
Georgs gesagt ist, ist das in der Einleitung zur Narratio S. 359 ff. Bemerkt«
zuzuziehn.
S. 309 Zeile 15 ist statt sive zu lesen id est. S. Nachtrag zu 357 ff
S. 312. Die Stelle, »dass der deutsche Kirchengesang in tumultuari-
scher Weise eingeführt wurde, betrachtet er als eine Strafe dafür, dass d;v
Geistlichkeit denselben habe ausser Uebung kommen lassen«, ist zu berich-
tigen. Bei genauerer Erwägung glaube ich nicht, dass Georg bei dem «a
germano ritu — defecisse« auf S. 412, \b ff. an ein Aufgeben des deutschen
Ritus (wie S. 339 von dem Germanum idioma die Rede ist) gedacht habt
er meint vielmehr die ächte ursprüngliche Art des Gottesdienstes.
In Betreff der Bildung Georgs ist zu bemerken, dass er nach einer
Aeusserung in dem Briefe an Bonifacius Amerbach (521, 41) des Griechi-
schen nicht kundig war.
S. 313. Ueber die letzten Lebenszeiten Georgs vgl. das S. 36S und in
dem Nachtrage zu S. 453 Anm. 1 Bemerkte.
Der Jerg Staufer von Blossen - Staufen , der in der Zimmerischen
Chronik (herausgeg. v. Burack in der Bibl. des literar. Vereins als Bd. Ol
— 94) II, 474 ff. so schlecht wegkommt (s. über ihn auch Stalin: Wirtemb
Geschichte IV, 89 Anm. 1, 123, 137, 193), ist wohl der Karth. Arch
Nr. 390 als Philipps Bruder erwähnte Görg.
v_
Nachträge. 587
S. 313 Anm. 7. Stouffer ist nicht der unmittelbare Nachfolger Zsche-
ckenbürlin s im Schaffneramte gewesen; siehe das S. 340 Anm. 1 Bemerkte.
S. 323. Ueber die Bemühungen Heinrichs um die Marien- und Mar-
garethenfeste siehe auch 6. 494.
S. 326. 4, 5. Die Stelle »aliaque parva opuscula seu devotionalia, id est
de origine Carthusiensium « versteht man, wenn man den von Heinrich von
Yullenho oder von Vollenhoe, wie er sich dort nennt, geschriebenen Band
A. VI. 14 der Basier Universitätsbibliothek ansieht, der die Schrift des Hein-
rich von Kaikar (f HOS) »ortus et decursus ordinis Carthusiensis«, daneben
noch eine Anzahl Schriften über den Karthäuser Orden und einige andere
erbauliche Tractate enthält und von Louber mit dem Titel versehen wor-
den ist: De origine et decursu ordinis Cartusiensis et plura devotionalia.
S. 326 Anm. 3. Wie hier der Vater Heinrichs v. V. als Hermannus
Heinrici aufgeführt wird, so erscheint Heinrich selbst im Calendarium
Dec. S als Henricus Hermanni de Vollenho monachus domus huius.
S. 331 Anm. 4. Ueber die Frau des Hans Oberried habe ich nichts
gefunden, und deshalb habe ich nicht klar darüber werden können, welcher
Art die Schwagerschaft ist, in welcher er nach den Urkunden zu verschie-
denen Gliedern der Familie Zscheckenbürlin gestanden. Morand von Brunn
nennt ihn in seinem Testamente vom 25. Juni 1502 (Karth. Arch. Nr. 403)
seinen Schwager, aber eben diesen Titel giebt er dort dem Thomas Zsche-
ckenbürlin, der Geschwisterkind mit seiner Frau war, und den er an einer
andern Stelle (Nr. 395) seinen Vetter nennt, und dem Prior Hicronymus,
dem Oheim seiner Frau, der sich selbst auch Lib. benef. 204b als Mo-
randa sororius bezeichnet, wie in der Continuatio 334,16 Morand' soro-
rius des Hieronymus heisst. — Nr. 414 (1507 Jan. 4) nennt Oberried den
Thomas seinen lieben Schwager sei., und da er Nr. 422 (1507 Juli 1) als
Vogt (Vormund) von dessen Kindern erscheint, mag hier eine wirkliche
Schwagerschaft bestanden haben und die Frau Oberrieds eine Schwester
des Thomas, eine Tochter des jungern Hans gewesen sein. — Den Lien-
hard Fuchs nennt der Prior Hieronymus in dem S. 449 Anm. 4 erwähnten
Schreiben vom 7. April 1529 seinen sororius, und Lib. benef. 19 bezeich-
net er hinwiederum sich als sororius Lienhards. Lienhards Frau hiess nach
Fechter (Beiträge II, 229) Magdalena Zscheckenbürlin. Näheres wusste
mir Hr. Fechter augenblicklich nicht mehr anzugeben. Es ist nicht un-
möglich, dass diese Magdalena eine Schwester des Priors gewesen.
S. 339 Anm. 2. Von der Angabe »echt florenos« sollte blos »lx flore-
nos« gesperrt gedruckt sein.
S. 345 Anm. 3. Auch eine Anzahl sehr schöner Handschriften stam-
men aus dem Besitze des Johannes de Lapide.
S. 347. Herr Dr. Stern bemerkt: Eine der Bekehrungsgeschichte des
Hieronymus Zscheckenbürlin analoge Erzählung findet sich in J. Marx:
Geschichte des Erzstifts Trier. Abth. II. Bd. 2 (1862), S. 331 ff. mit Bezug
auf Dominicus aus Polnisch- Preussen, der in das Karthäuser -Kloster St.
Alban in Trier eintrat.
S. 348 Anm. 8. Die in dieser Anmerkung angeführten Stellen zeigen,
dass die Angabe der Chronik, Zscheckenbürlin habe seinen berühmten letz-
ten Gang ins Kloster in festis penthecostes unternommen, nicht ganz genau
ist. Der Chronist hat diesen Gang und die einige Tage darauf am Pfingst-
tage (3. Juni) folgende Einkleidung Zscheckenbürlins nicht auseinander-
gehalten.
S. 357 ff. Der Einleitung zur Narratio ist folgende Bemerkung beizu-
fügen: In der Continuatio bedient sich Georg für id est der bekannten
Abkürzung, eines senkrechten oder etwas schrägen Striches mit einem
Punkte vor und einem solchen nach demselben. D^ese Abkürzung hat die
Abschrift A der Narratio beibehalten, jedoch so, dass sie den ersten Punkt
wegläset (nur ein einziges mal ist mir derselbe begegnet). Eben diese Ab-
schriftbedient sich als Abkürzungszeichens für sive oder seu eines langen
nit einem Punkte dahinter , und es ist nun in vielen Fidlen schlechter-
iga nicht iu unterscheiden , welches der beiden Zeichen gemeint i"
i sehr oft dem Sinne nach ebenso gut id est als aive stehen kürnitr.
ren wir hSiifig in Verlegenheit , welches von beiden wir «etsen »Uten
nn wir unsern Entscheid nicht durch die Lesart der andern Abs/hr;'''
stimmen lassen könnten. An einer Stelle, die uns nur bei A erhalt-.-
(319, 121 , hatte ich erat, als ich sie Seite 3ufl Zeile 14, 15 anIVr.
ve gelesen, in der Folge hat mich aber sowohl die Form de* Zei '.- .
. die Hückaicht auf den Sinn bestimmt, id est in den Text aufinnrii
•n. — Erst hatte ich angenommen, das f mit dem Funkte dahinter könnt
i und da auch für scilicet angewandt worden sein, und habe es in eim-n
ischnitte, der sich nur bei A findet, iweimal H06.S und 407,5] d-inr
licet wiedergegeben. Allein ich bin von dieser Annahme luruckgek-'rc-
•n , da in den Abschnitten , die sich bei A und bei L finden , wUtetH
{ scilicet hat, wo A jenes Zeichen setzt, und für scilicet sich bei A seil
, die Abkürzung seil, findet. Ich bitte also, an den beiden genannte
sllen scilicet durch id est zu ersetzen.
S. 3fi8. Ueber die letiten Lebenszeiten Georgs vgl. das in dem Nacfi-
ge iu S. 453 Anm. I Bemerkte.
S. 37S Anm. 5. Ich habe es in dieser Anmerkung auffallend gefunden
ss im Calendarium der sonst als Diebolt Dischmacher bezeichnete Man-,
imminger, seine Frau dagegen Ursula Disch macherin genannt wird. Di»
che erklärt sich wahrscheinlich so, daas Ursula nach dem Tode de* Msn-
s dessen Tisch lergeschaft fortsetzte und deshalb im Calendarium als l)i»cl-
icherin bezeichnet wird, wahrend der verstorbene Mann genauer mit trt-
m wirklichen Familiennamen aufgeführt wird. Der Diebold Diachmaiher
r in den Rechnungen des Bruder Hans ''siehe S. 529) bei den Ausgabt'
die Handwerksleute genannt wird (Item Düebolt Duschmacher um <
nen 1 fit. 4 ■.), und der uns im Oeffnungsbuch 1530-1565, Bl. \}\
. "Diebolt der tischmacher jenait Bhins« begegnet, wird ein Sohn uiit_-
ikel des alten Diebolt gewesen sein. Die Sitte , abwechselnd m '.'■
m bereits feststehenden Familiennamen auch den Berufsnamen g.inz i*>
r Weise eines Familiennamens zu brauchen, muss damals noch allgtmetf
wesen sein, da sich in den verschiedenen Chroniken unseres Hm:-.-
»Ireiche Beispiele finden. Theodor Brand wird von dem Verfasser d«
ifzeichnungen als Theodor Scherer aufgeführt (siehe 471 Anm. 1 . •'■■■
ironik des Fridolin Kyff nennt 113,7 einen Heinrich Kouffer, Mit;.-!"
r lUthe, wahrend sich in den Hathslisten jener Jahre kein Mann die*"
imens findet, wohl aber ein Heinrich Zeller als Meister der Spinnwnr-r
nfl, zu welcher die Küfer gehören [über die Schreibung köutfer fui
effer s. 1:15 Var. 21. 4112,3 und Anm. 2]. S. 32,35 wird ein Hans ('5
llius genannt. In der Anmerkung ist darauf hingewiesen, daas Och.' ibr
* Hans Appendecker aufführt. Dass wirklich ein und dieselbe I'er*<
meint ist, geht aus einer StcUe des Oeffnungsbuches M9o— 1-i>
. 24U1> hervor, welche berichtet, dass am 24. Juni 1529 Hans Cnrnn*
ie dort der Name geschrieben i»tl sein Bürgerrecht aufgegeben hsbi
.hrend am Bande angemerkt ist; Hans Appentecker. Urban Gurt»'
17,1) ist ohne Zweifel dieselbe Person wie Urban Itlechnagel (117, 1"
■ss der Chronist auf derselben Seite den Mann mit zwei verschiedener
imen nennt, fallt weniger auf, wenn man weiss, dass die Stelle von ■£«!
irU [117, 15) an, wie die Tinte reigt, einige Zeit später geschrieben i-".
i das Vorhergehende (vgl. was S. 12 bemerkt ist). Bisweilen haftet* dii
Tufsname auch noch an Nachkommen , die das betreffende Gewerbe pi
;ht mehr trieben. Dies mag der Fall gewesen sein bei Thomas Brim
r auch Thomas Solcmacher [3S2, 6, 1») , bei Thomas Girfalk , der aufh
lomas Keszler (421, 4) und bei Jacob Kaiser, der auch Jacob Sfl.l--"
nannl wird (100 Anm. 3). — Noch jetzt hat bei uns auf dem Lande dit-
r Gebrauch nicht aufgehört. Ich kenne eine Pachtersfamilie, die dri
Nachträge. 589
Geschlechtsnamen Rudin führt, deren Glieder aber in der Umgegend selten
unter diesem Kamen aufgeführt werden, sondern ganz allgemein unter dem
Namen Dreher , weil der erste Rudin , der auf den Hof gekommen , den
Drechalerberuf getrieben hatte.
S. 386, 5 ist ohne Zweifel tarnen statt tum zu lesen, was L hat. Der
Abschreiber wird tn des Originals für tu genommen haben.
S. 393, 23 liest A : exhortatur. Ich möchte diese Lesart vorziehn und
mit Rücksicht auf dieselbe auch statt »animatum« »mentem« lesen, was
A hat, und statt »consiliis«, was beide Abschriften geben, »consilium«, so
dass die Stelle nun heissen würde: — scultetus — — exhortatur, et
mentem colligere coepit (nämlich senatus) et circa horam octavam aut no-
nam de tractandis, quae ad rem necessaria fuerint, consilium indicere.
Vielleicht war schon im Original aus Versehn consiliis statt consilium ge-
schrieben.
S. 397 Anm. 2. Herr Dr. Stern fügt bei : Vgl. über Gregorius Reysch
die Zimmerische Chronik IV. 353; über die Margarita philosophica
s. ferner A. v. Humboldt: Kritische Untersuchungen über die historische
Entwicklung der geographischen Kenntnisse von der neuen Welt (deutsche
Ausgabe v. Ideler) II, 367 und Kortüm und v. Reichlin-M eidegg:
Geschichte Europas im Uebergang vom Mittelalter zur Neuzeit (Leipzig,
Weisel 1862) II, 57—61.
S. 403 am Schlüsse von Anm. 2 ist beizufügen: Vgl. A. Stern: die
Streitfrage über den Ursprung des Artikelbriefs und der zwölf Artikel der
Bauern, in den Forschungen zur deutschen Geschichte XII, bes.
S. 494 ff.
S. 405 Anm. 1. Bei Ochs VI, 383 ff. wird erzählt, wie die am 3. Jan.
152b* eingeführte Reformation der Zünfte am 14. Jan. 1552 wieder aufge-
hoben wurde.
S. 406,8 und 407,5 lies id est statt scilicet. S. Nachtrag zu S. 357.
S. 408 Anm. 3. Herr Dr. Stern fügt bei: S. auch B. Hidber: Dr.
Thomas Murners Streithandel mit den Eidgenossen von Bern und Zürich,
mit Urkunden, im Archiv für Schweizerische Geschichte X, 272 ff.
S. 416 Anm. 3. Herr Dr. Stern theilt mir mit, dass vermuthlich fol-
gendes Werk des Clichtoveus gemeint sei: »De sacramento Euchariatiae,
contra Oecolampadium opusculum: per Judocum Clichtoveum Neoportuen-
sein, doctorem tneologum Parisiensem, elaboratum : duos libros complectens.
Primus, multiplici authoritate et ratione comprobat sub forma panis et vini
in eucharistia, verum Christi corpus et sanguinem re ipsa contineri. Secun-
dus, rationes Oecolampadii , contendentes in pane et vino consecrato figu-
ram tantum esse et repraesentationem corporis et sanguinis Christi dissol-
vit. Cum Privilegio. Parisiis. Ex officina Simonis Colinaei 1526«. In Quart.
S. 416 Anm. 4. Die Rechnung des Bartholomäus Knobloch (siehe S. 525
Anm. 1) hat folgenden Posten : Item doctor Holtzach sim (statt sin, wie bei
den andern ähnlichen Posten steht) jarlon, thut 2*/g U.
S. 416, 18. Statt destitus lies destitutus.
S. 419, 20 liest A: Sic factum et in Tigur. ditione. Diese Lesart dürfte
vorzuziehn sein.
S. 423, 6. Sollte Georg bei dem »ex Viennensibus« an Waldenser aus
der Dauphine gedacht haben? Von Beziehungen derselben zu den Schwei-
zer Reformatoren ist uns sonst vor dem Jahre 1530 nichts bekannt. S.
Herzog II, 240 ff.
S. 435, Z. 27 lies 1869 statt 1868.
S. 437, Z. 13 v. u. 1. S. 377 statt 337.
S. 453 Anm. 1. Aus dem Verzeichniss der Ausgaben des Bartholome
Knobloch im J. 1529 (siehe S. 525 Anm. 1) scheint sich zu ergeben, dass
Georg in diesem Jahre noch lebte , aber auf dem Krankenbette darnieder-
lag Es finden sich folgende Posten : Item dem Jörgen umm artzny 2 s. —
item dem Jörgen umm artzny 6 s. — item dem Jörgen umm frisch brott
690 Nachtrage.
2 s. (die Klosterleute, für welche die Ausgaben gemacht wurden, werden
alle in dieser Weise im Dativ aufgeführt). Das Fehlen von Georgs Unter-
schrift unter dem Briefe zeigt, dass seine Krankheit keine leichte ^rar.
Nicht unwahrscheinlich ist, dass ein erneuter Schlaganfall ihm den Ge-
brauch seiner geistigen sowie seiner körperlichen Kräfte entzogen.
S. 454, 22 lies kuchen statt kirchen. Unter dem Gewölbe vor «Irr
Küche kann man entweder an eines der Gewölbe denken, welche den Ga -
an der Stadtmauer trugen (S. 547, 24 ff.) oder, was mir wahrscheinlicher
vorkommt, und wofür ich mich auf der Erklärung zum Plane ausgesprochen
habe, an die gewölbte Hausflur vor der Küche. In der Schrift üoer da^
Waisenhaus wird S. 12 berichtet, dass der Rath, als er 16(59 die Kloster-
gebäude dem Waisenhause einräumte, sich unter anderm »Tscheckapürlin«.
des ehemaligen Priors, Stube, Kammer und Gewölb« vorbehielt, worun
ter, da man noch heute die vertäfelte Gastkammer als Zscheckenbürlin
Zimmer bezeichnet, ohne Zweifel die Stube und die Kammer der Gast-
land die zu denselben führende gewölbte Hausflur, die gerade über der-
jenigen vor der Küche liegt, verstanden sind.
S. 460, 31. Wolfgang Weissenburger war nach der Durchführung der
Reformation Pfarrer zu St. Theodor geworden. Vgl. das als Nachtrag zu
90, 4 Bemerkte.
S. 461, 40 ist »10 oder 12« (x oder XII) zu lesen. Der Strich nach dem
X ist dazu bestimmt, das x von dem folgenden »oder«, mit dem es zu
nahe zusammengerathen ist, zu trennen, nicht aber ein I vorzustellen.
S. 469, 2 : ingeschlossen die gemeyne. Die Gemeinde ist in dem Kauf-
briefe ausdrücklich erwähnt: Wir Günther Marschalk rytter burgermeyster
und der rate der stat Basel tünd kund daz wir für uns und alle
unser nachkomen, die burgermeister, rate und die «remeynde ze Basel, di*
wir ouch zu allen nachgeschobenen dingen und iechchem bindent vestemli
chen ze haltende verkoufet hand u. s. w.
S. 477 Anm. 1. Siehe den Nachtrag zu S. 484,12.
S. 478, 8. Vicarius des Bischofs von Basel war damals Heinrich vun
Schönau (s. S. 44, 4). Er starb den 19. Juni 1525 (Tonjola 13).
S. 484, 12 lies 1521 statt 1527. Der hier erwähnte Laienbruder ist
wahrscheinlich der von Georg 386, 19 erwähnte frater Sebastianus (nicht
zu verwechseln mit dem dominus Sebastianus, von dem S. 383, 5 die Reih-
ist; dieser war Mönch, jener Laienbruder). Die Rechnungen des Bruder
Hans führen eine Pension für die Frau des Bruder Sebastian auf (»Bruder
Baschos frow« erhält frohn fasten tlich 1 €6,). Diese Pension erklärt sich.
wenn man annimmt, Sebastian sei unserer Stelle gemäss als Pförtner im
Dienste des Klosters verstorben. Statt 1521 nennt Georg als das Jahr von
Sebastians Austritt 1523. Welche von den beiden Angaben, die beide ge-
raume Zeit nach jenem Austritte niedergeschrieben sind, die der »Auf zeich
nungen« oder die Georgs, die in einer nachträglich beigefügten Hand
bemerkung enthalten ist (vgl. das über eine ähnliche Randbemerkung S. 3*7
Anm. 5 Gesagte), einen Irrthum enthält, ist mit Sicherheit nicht zu sagen
In Betreff der Dauer des Aufenthaltes des Johannes Kiiffer im Kloster
den auch die beiden verschieden angeben (402,4 und 439,24), kommen die
Aufzeichnungen der Wahrheit näher (s. 402 Anm. 3). Wenn die Aufzeich-
nungen Recht haben, so darf auch ihre Behauptung S. 477,3, in den Jah
ren 1520 und 1521 hätten die Mönche und Nonnen angefangen, die Klo-
ster zu verlassen , wenigstens was das letztere betrifft , nicht angefochten
werden.
S. 487 Anm. 2 habe ich das Werk von Zimmermann nach der ersten
Auflage citiert, ohne zu bedenken, dass die früheren Citate (S. 48 ff.) nach
der 2. Aufl. gemacht sind. Herr Dr. Stern macht mich darauf aufmerksam,
dass die betreffende Stelle in der 2. Aufl. , die mir nicht zur Hand ist
Bd. 11, 434 steht.
Nachträge. 591
8. 4S8 Anm. 2. Herr Dr. Stern fügt bei . Auch Nikolaus Eilenbog be-
richtet : »Oekolampad ist, wenn da* Gerücht wahr ist, nach dem Trinken
eines Giftbechers gestorben« im Anfang seiner Schrift: De veritate corpo-
ris et sanguinis Christi in eucharistia. i539. S. Ludwig Geiger: Niko-
laus Eilenbog, ein Humanist und Theologe des 16. Jahrhunderts (Wien
I s, i O, Separatabdruck aus der österreichischen Vierteljahrsschrift für katho-
linohe Theologie, Jahrg. 1870, I. und II. Heft), S. 54.
Zu dem Plane: Die Capitelstube hat ausser dem auf dem Plane an-
^«rg-ebenen Fenster noch eines , in der Mitte der nordwestlichen Mauer. Es
i«*t nicht dreitheilig. wie das andre, sondern bloss zweitheilig.
mBtclIkopFunilHäriel
5
«y
t
+ u.t
>