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Full text of "Bayreuther Festspiele im Zeitalter des Absolutismus: Studien zur Geschichte ..."

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Bayreuther Festspiele 



im 



Zeitalter des AbsoMsmns 



Studien 



zur 



Geschichte der deutschen Oper 



von 



Dr. Lndwi0 Schiedermalr 

Privatdozent der Musikgeschichte an der Universität Marburg 




0. F. Kahnt Nachfolger, Leipzig 



Herzogl. Anhalt. Hof- 



Musikalienhändler 



1908 




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Einleitung. 



Aus . Italien war die Oper nach Deutschland gekommen. An 
grossen wie an kleinen Höfen, in belebten und reichen Städten 
hatte sie hier eine gastliche Aufnahme gefunden. Hermann 
Kretzschmar hat uns in einer Übersicht i) kurz gezeigt, welche 
Entwicklung diese Kunstgattung an den einzelnen Orten während 
der ersten hundert Jahre genommen hat. Zu den kleineren 
Höfen wie Magdeburg, Weissenfeis, Naumburg, Zeitz, Altenburg, 
Eisenberg, Meiningen, Weimar, Stuttgart, Durlach, die in ihren 
Eesidenzen der Oper eine Heimstätte bereitet hatten, gehörte 
auch Bayreuth, wo ebenso wie im nahen Onolzbach nach dem 
Tode des kinderlosen Markgrafen Georg Friedrich (1603) die 
Brandenburgische Kurlinie zur Eegierung gelangt war. Inwie- 
weit an dem Bayreuther Hofe während des 17. und 18. Jahr- 
hunderts die Oper gepflegt und ihre Entwicklung gefördert wurde, 
sollen die vorliegenden Untersuchungen ^) ergeben, die das bisher 
gezeichnete Bild vom Gange der deutschen Oper des 17. und 
18. Jahrhunderts in einzelnen Zügen vervollständigen .dürften. 

Den Versuchen, eine Geschichte der verschiedenen deutschen 
Opernbtihnen zu schreiben, stehen mannigfache Schwierigkeiten 



1) ^Das erste Jahrhundert der deutschen Oper* in den Sammelbänden 
der Internation. Musikgesellschaft, Bd. III, S. 270 £F. 

2) Ursprünglich beabsichtigte Richard Fester, dem wie wenigen unserer 
Historiker ein Urteil auch in künstlerischen Fragen zusteht, im Anschluss 
an seine Forschungen über Wilhelmine, die Bayreuther Schwester Friedrich 
des Grossen, das Dunkel, das über dem Bayreuther Musikleben des 17. und 
18. Jahrhunderts lastet, aufzuhellen. Andere Arbeiten nötigten ihn jedoch, 
von diesem Plane abzustehen und die Bearbeitung der Bayreuther Oper 
jener Zeit dem Verfasser abzutreten, dem er zugleich auch in liebenswürdiger 
Weise das bereits zusammengetragene Material, bestehend aus Auszügen aus 
der gedruckten Literatur, vervollständigt durch einige Notizen Adolf Sand- 
bergers, Äur Verfugung stellte. 



— VI — 

im Wege. Der grössere Teil der Opernpartituren aus jener Zeit 
ist verloren gegangen, und auch die Textbuchsammlungen und 
arcMvalischen Bestände weisen klaffende Lücken auf, die eine 
einigermassen erschöpfende und die Einzelheiten berücksichtigende 
Darstellung oft zur Unmöglichkeit machen. Ist beispielsweise 
für die Hamburger Oper des 17. und 18. Jahrhunderts noch ein 
ziemlich geschlossenes Material auf uns gekommen, das durch 
glückliche Funde in nicht zu ferner Zeit erweitert werden dürfte, 
so fliessen dagegen die Quellen für die Bayreuther Oper des 
17. und 18. Jahrhunderts nur langsam und dürftig. Lassen die 
in den Bibliotheken aufbewahrten Textbücher einen Einblick 
in die Librettoarbeit der Bayreuther Oper jener Zeit zu, so 
kann über die Musik der Bayreuther Opern angesichts des fast 
gänzlichen Fehlens der damals dort gebrauchten Partituren und 
Stimmen nur vereinzelt durch Vergleich mit anderwärts auf 
gleiche Texte komponierten Opern geurteilt werden. Aber auch 
die Archivalien, welche die künstlerischen Bestrebungen der Höfe 
nicht selten klarlegen, geben über Personälfragen und geschäft- 
liche Angelegenheiten der Bayreuther Oper jener Zeit nicht allzu 
reiche Auskunft.^) 

Mit dem Jahre 1742 schliessen die Memoiren der Markgräfin 
Wilhelmine, der Schwester Friedrich des Grossen, plötzlich ab, 
hören also auf, als das Bayreuther Musikleben unter Markgraf 
Friedrich einen besonderen Aufschwung nimmt und die Erbauung 
eines neuen, grossen Opernhauses in Angriff genommen wird. 
Damit verlieren wir eine wichtige Quelle, die wertvolle Mit- 
teilungen über die damaligen Kunstbestrebungen am Bayreuther 
Hofe hätte übermitteln können. Später trat der Eegierungs- 

1) Über die Schicksale des ehemaligen Markgräflich BraDdenburgischen 
Archivs auf der Plassenburg hat sich bereits T. Märcker 1846 im , Archiv 
für Geschichte und Altertumskunde von Oberfranken ", Bd. III, 2, S. 15 ff. 
ausgesprochen. Auch der Verfasser konnte sich an Ort und Stelle davon 
überzeugen, dass zahlreiches Material aus dem ehemaligen Flassenburger 
Archiv zu Grunde gegangen ist. Personalakten, Hofzahlamtsrechnungen 
u. dgl. fehlen fast vollständig,, und in den vorhandenen Akten sind Stücke,^ 
die nicht allein auf die Markgrafen und ihre Familie, sondern auch auf die 
Hofhaltung und einzelne Mitglieder derselben Bezug nehmen, nur spärlich 
vertreten. 



— VII — 

registrator J. G. Heinritz in den Publikationen des historischen 
Vereins zu Bayreuth mit Arbeiten über die Markgrafenzeit her- 
vor/) in denen er häufig Klatsch, Anekdote und falsche Kombi- 
nation mit den historischen Vorgängen vermengte. Würden die 
Memoiren Wilhelmines von Schlosser bis auf Koser und Lavisse 
in der schärfsten Weise beleuchtet und untersucht, die historischen 
Aufsätze Heinritz' blieben von der Kritik unbehelligt, bis Fester 
ihre unbedingte Glaubwürdigkeit in berechtigten Zweifel zog. 
Heimitz' Darlegungen können auch , soweit sie sich auf die 
künstlerischen Bestrebungen unter der Eegierung der einzelnen 
Markgrafen beziehen, nur mit Vorsicht für Untersuchungen über 
die Bayreuther Musik- und Theäterverhältnisse des 17. und 
18. Jahrhunderts benützt werden. Im Hinblick auf die Opern- 
aufführungen unter Georg Wilhelm erklärt Heinritz, dass 
„grössere Produktionen" am Hofe dieses Markgrafen nur „äusserst 
selten" stattfanden, während sich für diese Zeit nicht weniger 
als 50 Opern grösseren und kleineren Umfangs nachweisen lassen. 
Dass Georg Wilhelm und seine Gemahlin in „oft ganz gemeinen 
Sollen mitspielten" und sich bei einem Karnevalsauf zug, den 
Gepflogenheiten zahlreicher Fürsten und Fürstinnen der damaligen 
Zeit folgend, als Kürschner und Kürschnersfrau maskierten, fällt 
ihm als etwas Besonderes auf. Von den Kosten der Opern unter 
Markgraf Friedrich gibt er übertriebene Berichte, den preussischen 
König lässt er daher „kopfschüttelnd" das Bayreuther Theater 
verlassen. Den Unwillen des Königs über die Verschwendung 
des Bayreuther Hofes sucht er ebenso plausibel zu machen, wie 
das Verschulden des Markgrafen, am Schlossbrand. Als er bei 
der Würdigung Wilhelmines deren Oper „l'Huomo" erwähnt und 
hiezu bemerkt, dass der Markgräfin bei der Abfassung des Textes 
die „vorzügliche Kenntnis der italienischen Sprache, so wie in 
der Geschichte und Mythologie trefflich zu statten kam", sehen 



1) S. hierzu Heinritz, ,, Zur Geschichte der Stadt Bayreuth*, 18255 , Archiv 
für Bayreuthische Geschichte und Altertumskunde", Bd. 1 (1828); , Archiv 
für Geschichte und Altertumskunde des Ober -Main -Kreises", Bd. 1, 2 
(1831—1836); Heinritz, „Neue Beiträge zur Geschichte der Kreishaupt- 
stadt Bayreuth", 1839; „Archiv für Geschichte und Altertumskunde von 
Oberfranken", Bd. 1, 2, 3 (1838—1846). 



— VIII — 

wir, dass er das Textbuch dieser Oper entweder gar nicht oder 
nur oberflächlich gekannt hat. Denn zur Abfassung, des Stückes 
wäre ebensowenig die Kenntnis der italienischen Sprache wie 
der Geschichte und Mythologie nötig gewesen, und zudem wurde 
der Text von der Markgräfin in französischer Sprache abgefasst 
und erst von Stampiglia ins Italienische übertragen. Es ist 
demnach angebracht, Heinritz' Arbeiten nur dann voll und ganz 
zu verwerten, wenn sie kontrolliert werden können. 

Der Verfasser dieser Zeilen stellte persönliche Nachforschungen 
an : im k. Hausarchiv Charlottenburg (Dr. Granier), im k. Kreis- 
archiv Bamberg und im k. Kreisarchiv Nürnberg; der k. k. Hof- 
bibliothek in Wien, der k. Universitätsbibliothek Erlangen, der 
k. Bibliothek in Dresden, der grossh. Bibliothek in Weimar, der 
herz. Bibliothek in Wolfenbüttel, der herz. Bibliothek sowie dem 
Haus- und Staatsarchive zu Gotha, der Stadtbibliothek in Hamburg, 
dem Historischen Verein zu Bayreuth, ist der Verfasser zu Dank 
verpflichtet, ebenso Frau Professor Dr. Kalbfleisch in Marburg 
und Herrn Pfarrer Aign in Bayreuth. 



I 



L 



Die ersten Rnfänge 

des Bayreuther Musiklebens 

am Hofe der Marl<grafen von Brandenburg, 

Bayreuther Linie. 



Schiedermair, Bayroather Festspiele. 



Mit dem Eegierungsantritt des Markgrafen Christian 
Ernst (1661) hält die Oper in Bayreuth ihren Einzug. Auch 
Markgraf Christian, der Vorgänger Christian Emsts, der 
Begründer der Bayreuther Linie, war der Musik zugetan und 
hätte ihr sicherlich in seinem Lande besondere Fürsorge an- 
gedeihen lassen, wäre er nicht durch die damaligen schlimmen 
Kriegszeiten wie die misslichen finanziellen Verhältnisse seines 
Landes zur äussersten Sparsamkeit angehalten und dadurch ver- 
anlasst worden, die Ausgestaltung seiner Hofhaltung den vor- 
dringlichsten Bedürfnissen des Landes hintanzusetzen.^) Als 
Markgraf Christian auf der Huldigungsreise, die er nach seiner 
Regierungsübemahme antrat, nach Hof kam und dort den ihn 
mit einem Gesänge begrüssenden Schulkindern in Anerkennung 
ihrer Leistung eine besondere Gabe von 15 Dukaten spendete, 2) 
zeigte sich bereits die Empfänglichkeit des Fürsten für die Musik. 
Wenn wir weiterhin hören, ^) dass Markgraf Christian eine Vor- 
liebe für den Choralgesang hatte, so ist dem vollauf Glauben zu 
schenken. Wozu hätte sich der Markgraf sonst einen so treff- 
lichen Organisten wie Johann Staden gehalten! Im Jahre 1604 
war Staden bereits als Hoforganist in Bayreuth tätig.*) Zwischen 

1) S. J. G. Heinritz, ,Die Regierungsjahre des Markgrafen Christian'', 
im Archiv für Geschichte und Altertumskunde des Oher-Main-Kreises, Bd. 1^ 
(1831/32), 3. Heft, S. 23, ferner Kapp «Erinnerungen an diejenigen Mark- 
grafen von Eulmbach-Bayreuth, welche Förderer der Wissenschaften gewesen 
sind**, im Archiv für Gesch. und Altertumsk. von Oberfranken, Bd. 2 (1843), 
2. Heft, S. 96 ff. 

2) Heinritz, a. a. 0., S. 19. 

3) Holle, „Die Fürstengrüfte der Hohenzollern zu Kulmbach, Bayreuth, 
Himmelskron«, Bayreuth 1845, S. 24. 

4) Eugen Schmitz, „Ausgewählte Werke des Nürnberger Organisten 
Johann Staden**, in den Denkmälern der Tonkunst in Bayern, 7. Jahrg. 
Bd. 1 (1906), S. IX. 

1* 



— 4 — 

1610 und 1616 dürfte er die Bayreuther Stellung aufgegeben 
haben.*) 1616 treffen wir ihn in Nürnberg. Über die Ursache 
seines Weggangs von Bayreuth ist man verschiedener Meinung.*) 
Nicht allein als Organist, sondern auch als Komponist betätigte 
er sich während seines Bayreuther Aufenthalts. 1610 widmete 
er dem Markgrafen eine Sammlung weltlicher Lieder, das „Venus- 
kräntzlein".') Während seiner Bayreuther Stellung entstanden 
auch seine „Neue Teiltsche Geistliche Gesang", mehrstimmige 
Vokalstücke auf deutsche Texte, welche er von Eulmbach aus 
unterm 21. November 1608 dem Bürgermeister und Rat der Stadt 
Nürnberg widmete.*) Gleich Staden überreichten auch andere 
markgräfliche Musiker dem Nürnberger Bat ihre jüngsten Musen- 
kinder. Unterm 11. April 1607 findet sich in den Nürnberger 
Ratsverlässen folgende Eintragung: *) „Balthasar Lang, Hr. 
Marggraffen Christians Musico, welcher Meinen Herren Zwey 
gedruckte Ostergesenger dedicirt, Soll man durch seinen Botten, 
der dieselbe gebracht Sechs Guldengroschen zu schicken , . ." 
Nicht allein zwischen markgräflichen Musikern und den Nürn- 
berger Räten, sondern auch zwischen dem Markgrafen selbst 
und der Stadt bestanden in künstlerischen Angelegenheiten 
freundliche Beziehungen. Wenn es in Bayreuth bei Festlich- 
keiten an Musikern fehlte, oder wenn der Rat eines Nürnberger 
Meistere eingeholt werden sollte, dann wandte sich der Markgraf 
nach Nürnberg in der Überzeugung, dort keine Abweisung zu 
erhalten. Im Sommer 1619 reist Staden auf Betreiben seines 
früheren Herrn von Nürnberg nach Bayreuth, um dort „eine 
Neue Orgel zu beschlagen".*) In den Jahren 1614 und 1633 
werden Nürnberger Musiker beurlaubt, um in Bayreuth bei den 



1) Eugen Schmitz, ^^Ausgewählte Werke des Nürnberger Organisten 
Johann Staden^^, in den Denkm&lem der Tonkunst in Bayern, 7. Jahrg. 
Bd. 1 (1906), S. X. 

2) S. ebenda, S. XI, und W. Nagel in den Monatsheften für Musik- 
geschichte, 1897, S. 55. 

3) Schmitz, a. a. 0., S. X, und S. LV ff. 

4) Ebenda, S. X und S. XXX ff. 

5) Ebenda, S. XI und S. LXVI. 

6) Ebenda, S. XI und S. LXVII. 



Markgraf Christian Ernst 

Nach einem EupfeiBÜche von Melchior Kein. 



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— 5 — 

Festlicilkeiten mitzuwirken.^) Von einem neuen Hof Organisten 
im Dienste des Markgrafen hören wir im Jahre 1620, in dem 
Christian dem ^Hoffi Organisten Tobiassen Droitlin wegen 
ausgestandener Beschwerlichen Beisse aus Preussen die neuer- 
baute Behausung sambt dem daranstossenden garten vom oberen 
Thor allhier" zum Geschenke macht, jedoch die Bedingung an- 
fügt, dass derselbe „mit denen Jhme von Gott verliehenen gaben 
und höchster Begierde ... bei Tag und nacht treulich" aufzu- 
warten habe. 2) 

Musiziert wurde am Bayreuther Hofe unter Markgraf Christian, 
soweit wir bis jetzt unterrichtet sind, nur im engsten Rahmen. 
Zu grösserer Bedeutung kam die Musik, als Christians Enkel, 
Markgraf Christian Ernst, zur Regierung gelangte, wenn- 
gleich auch unter ihm das Musikleben in Bayreuth noch nicht 
jene Ausdehnung annahm wie unter seinen Nachfolgern. Im 
Studienplane ^) des jungen Markgrafen fand auch die Musik Be- 
rücksichtigung. Die Bestimmung ging dahin, dass der junge 
Markgraf täglich „in musicis eine Stunde exerciret", sowie „auf 
dem Clavichordio spielen" lerne. Grössere Reisen führten den 
jungen Markgrafen durch Deutschland, Holland, Frankreich, 
die Schweiz und Italien, *) während in Bayreuth sein Onkel, 
Markgraf Georg Albrecht, unter dem Einflüsse des Kurfürsten 
Friedrich Wilhelm von Brandenburg die vormundschaftliche 
Regierung führte. Auf diesen Reisen nahm der junge Markgraf 
auch verschiedentlich an musikalischen Veranstaltungen teil. 
Kirchliche wie weltliche Werke lernte er kennen. Am Christ- 
abend des Jahres 1660 hörte er „in dem päpstlichen Palaste zu 
Rom eine vortreffliche Musik". ^) Im Karneval des nächsten 
Jahres wohnte er den Opemaufffihrungen der römischen Gesell- 
schaft bei, wie zwei an Monsieur de Stein in Bayreuth gerichtete 



1) Schmitz, a. a. 0., S. XI. 

2) Kreisarchiv Bamberg (= A. Bamb.), I, Käst. 10, Lad. 518. 

3) Kgl. Hausarchiv Charlottenburg (= A. Charl.). 

4) Kapp, a. a. 0. S. 98 f. 

5) J. HeiDr. von Falkenstein, , Nordgauische Altertümer und Merk- 
würdigkeiten«, 3. Teil, S. 458. 



— 6 — 

Briefe ersehen lassen.^) Am 6. Februar schreibt der junge 
Markgraf : „ . . . Wir leben allhier gar wohl und haben gute 
Sache, Ich bin neulich wieder all torro nacher bey Turso in die 
Comödie so Don Agustino des pabstes Nepote spielen laset, ge- 
wesen, welche gar schöne und alss in Musica gehalten wirdty 
dass Theatrum chanchiret gar oft und hatten die herlichsteii 
Stimmen darbey ..." Und sechs Tage später berichtet Christian 
Ernst demselben Stein: „. . . vengo favorito dal Contestabile 
Colonna, Nipote del Sopra detto Signor Cardinal Colonna Primario 
Principi di Roma e' consanguineo alla nostra casa, che mi ha 
condotto ad una sua bellissima Opera recitata tutta in musica 
nel suo Palazzo . ..." Diese römischen Opern mit ihrer Be- 
tonung des Allegorischen sind auf die Geschmacksrichtung des 
jungen Markgrafen sicherlich nicht ohne Einfluss geblieben und 
dürften auch dazu beigetragen haben, in ihm den Wunsch rege 
werden zu lassen, später einmal auch in seinem Lande Opern 
zur Aufführung zu bringen. 

Ende 1661 übernahm Christian Ernst die Regierung des 
Landes, ein Jahr später vermählte er sich mit Erdmuthe 
Sophie, der einzigen Tochter Johann Georgs IL von Sachsen. 
Bei den glänzenden Hochzeitsfeierlichkeiten, die in Dresden vom 
18. Oktober bis zum 13. November stattfanden, kamen das Ballett 
„Der Pamass", sowie die italienische Oper „II Paride" zur Auf- 
führung. 2) Text und Musik der Oper rührten von Andrea 
Bontempi her, einem vielseitigen Musiker, der bereits seit 
langen Jahren am Dresdner Hofe tätig war.*) Mit der Festoper 
für die Vermählungsfeierlichkeiten des Jahres 1662 folgte Bpntempi 
dem Stil der Venetianer Oper der damaligen Zeit. Am 22. November 
langte das junge Paar in Bayreuth an, wo ebenfalls Festauf- 
führungen stattfanden. Siegmund von Birken, der dem 
Kreise des Nürnberger Blumenordens angehörte und schon wieder- 
holt allegorische Festspiele geschrieben hatte, ^) brachte ein 



1) A. Bamb., Märker 2221. 

2) M. Fürstenau, ,Zur Geschichte der Musik und des Theaters am 
Hofe der Kurfürsten von Sachsen«, 1. Teil, S. 206 ff. 

3) Ebenda, S. 29 ff. . 

4) Julius Tittmann, ,Die Nürnberger Dichterschule*,. (1847), S. 179 ff: 



— 7 — 

„Singspiel" dar^ das den Titel „Sophia" trug^) und im Qe* 
schmack der damaligen Zeit die junge Fürstin verherrlichte.^) 
Dieses „Singspiel" war wohl das erste Stück des neuen, mono- 
dischen Stils, das in Bayreuth zur Darstellung gelangte, die erste 
Bayreuther Oper in deutscher Sprache. Der „Sophia" folgte am 
„30. des Wintermonats" ein „Ballett der Natur, welche mit 
ihren 4 Elementen sich fröhlich und glückwiinschend vernehmen 
lässt".^) Dieses Ballett hatte ebenfalls Birken zum Verfasser*) 
und war eines jener allegorischen Tanzstücke mit Musik, wie 
sie in Dresden („Der Parnass", 1662) und auch anderwärts 
(z. B. Maccionis „Li quattro Elementi", Mündien, 1657) gepflegt 
wurden. Auch in den folgenden Jahren dürften am Bayreuther 
Hofe Opemaufführungen stattgefunden haben, wenn sich auch 
Belege hierfür nicht erbringen lassen. Auf keinen Fall fehlten 
aber musikalische Darbietungen. So weilte im Jahre 1667 der 
Kammermusiker Carolo Amato des Herzogs Bernhard von 
Sachsen- Jena in Bayreuth, wo „seine composition sehr wol" ge- 
fiel.*) Auch für die Wiener Oper interessierte sich damals der 
Bayreuther Hof. Andreas Neumann berichtet von Wien aus 
unterm 8. (18.) Juli 1668 an den Markgrafen:«) „ . . . Ein 
Exemplar von solcher opera Komet hierbei, dergleichen werkh 
der kostbaren Kleider, deren manches drey in die 400 Thaler 
gekostet, als der Maschinen, flüg in der Luft, Music Balletten, 
Veränderung des Theatri 22 mal vorging und andere represen- 
tationen. Vom Grossherzog zu Florenz hatt man einen Casträto, 
Vincentino genannt, entlehnt, so die Venerem agiert und alle 
andere mit Lieblichkeit der stimme übertrofEen, hatt diese Zeit 
über von Kais. M. hundert Rthr. zum Unterhalt bekommen . . ." 
In das erste Jahrzehnt der Regierungszeit Christian Ernsts fällt 

1) G. Chr. Freiersleben, , Kleine Nachlese zu des berühmtda Herrn 
Prof. Gottscheds nöthigem Vorrath . . .", Leipzig 1760, S. 34. — Marpurg, 
, Historisch-kritische Beiträge zur Aufnahme der Musik", Bd. III, S. 288. 

2) Tittmann, a. a. 0., S. 184 f. 

3) Marpurg, a. a. 0., Bd. III, S. 283. 

4) Tittmann, a. a. 0., S. 184. 

5) A. CharL, Brief Christian Ernsts an den Herzog, datiert : Bayreuth, 
30. Okt. 1667. 

6) A. Bamb., B VI (2220), No. 13 a. 



— 8 — 

auch die Anstellung des Kapellmeisters Martin Colerus am 
Bayreuther Hofe. Golems y^ox am 2. Mai 1668 am Braun- 
sehi^^eiger Hofe als Kapellmeister aufgenommen i^^orden. In dieser 
Stellung ging es ihm aber so schlecht, dass er ^ gegen Ende 1666 
seine und seiner Frau Kleider versetzen musste" J) Am 17. Aprill667 
erfolgte seine Entlassung, da der Herzog Rudolph August sich 
„aus bewegenden Ursachen entschlossen^ hatte, seine „Capelle 
einzuziehen".*) Nun dürfte Colerus in die Dienste Bayreuths 
getreten sein.^) Seine musikalischen Fähigkeiten an den Tag 
zu legen, dazu fand er besonders Gelegenheit, als im Jahre 1671 
in Bayreuth gi'össere Feste gefeiert wurden. 

Am 12. Juni 1670 war die Markgräfin yerschieden. Am 
24. Mai des nächsten Jahres traf Christian Ernst mit seiner 
zweiten Gemahlin, der Herzogin Sophie Luise von Württem- 
berg, in Bayreuth ein.*) Der Hofmusik stand nun zu, bei den 
Festlichkeiten das ihrige zu tun. Zur Verstärkung der Kapelle 
engagierte Colerus den jungen Johann Philipp Krieger.*^) 
Von benachbarten Höfen holte man sich aushilfsweise Musiker. 
So erschien von Eichstädt, vom Hofe des Bischofs Markwart ü., 
der Trompeter Ferdinand Burchard Hopfner, dessen 
Leistungen den Markgrafen in so hohem Grade befriedigten, dass 
er ihn ständig bei seiner Kapelle zu haben wünschte.«) Als Fest- 
oper wird wohl die „Sudetische Frühlingslust"') zur 
Aufführung gekommen sein, ein Stück, das ähnlich wie die 1660 
in Wolfenbüttel inszenierte „Fürstliche Frühlingslust" der Ver- 
herrlichung des Fürstenpaares gegolten haben dürfte. Mit den 
beiden Brüdern Johann Philipp und Johann Krieger, von denen 



1) Chrysander, „Geschichte der BrauDschweig- Wolfenbütteischen Kapelle 
und Oper** in den Jahrbüchern für musikalische Wissenschaft, Bd. 1, S. 183. 

2) Ebenda, S. 184. 

3) Gerber, „Neues historisch-biographisches Lexikon der TonküDstler'% 
1812, 8. Colerus. 

4) Heinritz, „Urkundliche Beiträge zur Geschichte der Begierungsjahre 
des Markgrafen Christian Ernst*', im Archiv für Bayreuthische Geschichte 
und Altertumskunde, Bd. 1, S. 80. 

5) Mattheson, „Critica musica'S Bd. 2 (1725), S. 169 f. 

6) A. Charl., Brief Christian Emsts, datiert: Bayreuth, 9. Juni 1671. 

7) Marpurg, a. a. 0., Bd. III, S. 286. 



— 9 — 

der letztere 1672 dem ersteren gefolgt war,^) waren zwei aus- 
gezeichnete junge Künstler, nach Bayreuth gekommen, welche die 
alten Beziehungen zwischen dem Bayreuther Hofe und den Nürn- 
berger Musikern wieder herstellten. Um die beiden Krieger für 
längere Zeit an seinen Hof fesseln zu können, sowie den Nei- 
gungen seiner in ihrer Heimat^) an Musikaufführungen gewöhnten 
Gemahlin Bechnung zu tragen, mochte Christian Ernst nun den 
Entschluss gefasst haben, eine ständige Hofmusik') ins Leben zu 
rufen.*) Zu deren Leiter ernannte er nach dem Abgang des Kapell- 
meisters Colerus (Ende 1671 oder 1672)^) Johann Philipp Krieger, 
der bisher die Dienste eines Hof Organisten versehen hatte.*) Die 
Stelle eines Hof Organisten ging an Johann Krieger über.') In- 
wieweit die beiden Krieger auf das Bayreuther Musikleben Ein- 
fluss gewannen, lässt sich nicht sagen. 

Christian Ernst war bemüht, nicht allein die Hof musik durch 
Fachleute zu verstärken und zu einer ständigen Einrichtung zu 
machen, sondern auch den Opemaufführungen einen geeigneten 
Bahmen zu geben. Die Bäumlichkeiten im eigenen Hause mochten 
sich, so lange sie nicht umgebaut waren, wohl als zu beschränkt 
und für Szeneriekünste unbrauchbar erweisen. Zwai- nicht ein 
eigenes Opernhaus wie Wien und Nürnberg, so doch eine richtige 
Buhne sollte nun auch im Bayreuther Schlosse errichtet werden. 
Bereits für die Festlichkdten gelegentlich seiner Wiederver- 
heiratung beabsichtigte der Markgraf einen Theaterraum zu 
schaffen. Zu diesem Zwecke erbat er sich vom Dresdner Hofe 

1) MatthesoD, „Grundlage einer Ehren-Pforte . . /^ Hamburg 1740, S. 151. 

2) S. hiezu Sittard, „Zur Geschichte der Musik und des Theaters am 
Württembergischen Hofe'S Bd. 1, S. 228 f. 

3) Dass eine „kleine music'^ am Hofe bereits vorhanden war, als die Feier- 
lichkeiten von 1771 stattfanden, geht aus dem schon erwähnten Briefe 
Christian Ernsts vom 9. Juni 1671 an den Bischof von Eichstädt (A. Charl.) 
hervor. 

4) Mattheson, „Critica musica^S ^ &• ^m S* l^^- 

5) Ebenda, S. 169, „Grundlage einer Ehrenpforte'S a. a. O., S. 148, 
Gerber, a. a. 0. s. Colerus; ebenda, s. Krieger, wonach Johann Phil, jedoch 
Kapellmeister geworden w&re, „da bald darauf (= bald nach den Hoch- 
zeitsfesten in Bayreuth) Coler starb*^ 

6) Mattheson, „Critica musica^', a. a. 0. S. 170. 

7) Mattheson, „Grundlage einer Ehrenpforte*', a. a. 0. S. 151. 



— 10 — 

^,eiiiuen in dieser sache Bauverständigen Menschen, nahmens 
Jeremias Seyffert", den der Kurfürst, allerdings „erst zum 
Leipziger Ostermarkt", hierzu auch abordnete.*) Ob Seyffert am 
Theaterbau wirklich teilnahm und wann das Theater im Schlosse 
vollendet wurde, lässt sich aus den Akten nicht ersehen. Wie 
um diese Zeit in Hamburg der Prediger von St. Jakobi, Magister 
Eeiser, von der Kanzel herab gegen die Oper als ein Werk des 
Teufels protestierte, so verdammte*) in Bayreuth der Hofprediger 
Schardt auf der Kanzel nun das neben der Kirche erbaute Opem- 
theater. 

Mit dem Bau einer Bühne, der ständigen Einrichtung einer 
Hofmusik waren für die Musikpflege am Bayreuther Hofe ent- 
scheidende Schritte getan. In die Hofmusik wurden um diese 
Zeit nun auch in Bayreuth, wie an zahlreichen Höfen der da- 
maligen Zeit, italienische Künstler aufgenommen. Nach einer 
Angabe Heinritz',^) der noch aus alten, jetzt verlorenen Akten 
schöpfen durfte, im übrigen aber nur mit Vorsicht herangezogen 
werden kann,*) waren im Jahre 1773 „Musikanten aus Venedig", 
sowiß der „Castrat Marquisini" in Bayreuth anwesend, von 
deneu die ersteren „6 Maas" Wein täglich bekamen und der 
letztere „2 bis 3 Maas" erhielt. Auch im Etat des Jahres 1674*) 
figurieren neben „einem Bassisten, einem Kammer-Musikus, zwei 
Violinisten, dem Hof- und Stadtorganisten" drei, „italienische 
Musici (Castraten)", die „1640 fl. an 1200 Rthlm., jeder 400 Ethr. 
Besoldung aus der ScatuU, dann 187 fl. 12 kr. an 156 Thlrn. 
Deputat aus der Rentey, 36 Eimer Wein, als täglich 6 Maas, 
178 Pf. Lichter, 24 Klftr. Holz, 290 Semmeln, 36 Eimer Bier, 
13 Sra. 26 Futtermees Haber auf drei Pferd" erhielten. 

In dieses friedliche Kunstleben am Bayreuther Hofe warf 
der französische Krieg seine Schatten. Christian Ernst zog als 
Oberst der fränkischen Truppen gegen Turenne ins Feld und 



1) Fürstenau, a. a. 0., 1. Teil, S. 222. 

2) Kapp, a. a. 0., S. 103. 

3) „Archiv für Bayreuthische Gescliichte und Altertumskunde' ', a. a. 
0., Bd. 1, S. 86. 

4) S. hierzu das in der Einleitung Gesagte. 

5) Heinritz, a. a. 0., Bd. 1, S. 86. 



— 11 — 

focht nach dem Nymwegener Frieden erfolgreich gegen die 
Türken:^) Bei der Entsetzung Wiens hatte er besonders tat- 
kräftige Hilfe geleistet.®) Während dieser kriegerischen Zeiten 
musste das Bayreuther Kunstleben natürlich eine Unterbrechung 
erfahren. Johann Philipp Krieger ergriff die Gelegenheit und 
kam (1672) um seine Entlassung ein, um eine Studienreise nach 
Italien unternehmen zu können. Zwar nicht die Entlassung, so 
doch ein Urlaub wurde ihm gewährt. Vom Markgrafen zurück- 
gerufen, kehrte er auch wieder in Bayreuth ein, erwirkte aber 
jetzt seine Entlassung, „weil es ihm nicht so, wie ehemals, ge- 
fallen wollte".^) Auch sein Bruder Johann Krieger gab, aller- 
dings erst 1677, die Bayreuther Stellung auf und wandte sich 
wieder nach Nürnberg zurück , da „inzwischen unter den ita- 
lienischen und deutschen Musicis am besagten Hofe grosse Un- 
einigkeit entstund, und die letzteren ihre Entlassung suchten".*) 
Wie anderwärts in jener Zeit scheint damals auch in Bayreuth 
das Verhältnis der einheimischen Musiker zu den fremden kein 
günstiges gewesen zu sein. Trotz der kriegerischen Zeiten und 
der Einschränkungen, denen der Markgraf allmählich seinen Hof- 
staat unterwarf,^) mochte der Bayreuther Hof die italienischen 
Musiker wohl ebensowenig missen, wie der Münchener oder 
Dresdner. Bereits in den Jahren 1673 und 1674 begegneten 
wir italienischen Musikern am Bayreuther Hofe. Aber auch im 
Jahre 1681 verzeichnet Heinritz^) eine „italienische Kapelle des 
Ruggiero", für die „2000 Rthlr." ausgesetzt waren. Es dürfte 
demnach Ruggiero Fedeli') damals am Bayreuther Hofe 

1) Gross, „Burg- und Markgräflich - Brandenburgische Landes- und 
Regentenhistorie", Schwabach 1749, S. 416. 

2) Heinritz, a. a. 0., Bd. 2, S. 66. 

3) Mattheson, „Grundlage einer Ehrenpforte", a. a. 0., S. 149. 

4) Ebenda, a. a. 0., S. 151. 

5) Heinritz, a. a. 0., Bd. 1, S. 85, Bd. 2, S. 62. 

6) Ebenda, a. a. 0., Bd. 2, S. 62. Pfalzgraf Philipp Wilhelm lobt in 
einem Briefe (Neuburg, 2. Juli 1680) einen „Castrato Soprano, so von bereit 
[Bayreuth] licentiert worden", mitgeteilt von A. Einstein , Italienische Musiker 
am Hofe der Neuburger Witteisbacher", Sammelbände der Intern. Musik- 
gesellsch., Bd. 9 (1908) S. 384. 

7) S. Gerber, a. a. 0., s. Fedeli; Eitner, „Biographisch- Bibliogra- 
phisches Quellenlexikon ^ . .*' Bd. 3 s. FedelL 



— 12 — 

tätig gewesen sein, ein Musiker, der auch noch später, wie wir 
sehen werden , Beziehungen zum Bayreuther Hofe unterhielt. 
Vielleicht war Fedeli auch jener italienische Kapellmeister am 
Bayreuther Hofe, dessen Zwistigkeiten mit dem Geh. Bats- 
Präsidenten von Hagen den in Culmbach weilenden Markgrafen 
am 3. August 1684 zu folgendem interessanten Schreiben an seine 
Gemahlin veranlassten*): 

„Mon trfes eher coeur d'aimable Soffie 
Ew. Ld. schreiben habe gestern, eben da ich mich auss- 
gezogen undt schlaffen legen wollen, erhalten, undt wuntert 
mich sehr dass Ew. L. erst montags zu mihr kommen wohlen. 
Zudem unserer abrede gemess, der Sambstag sonst fixird wahr, 
stelle alles in dero belieben, ich halte aber davon, dass weilen 
man des absagtages nit versichert, mein Engel tethe woll wen 
sie bey Sambstags bliebe ; den Herr Bischoff muss ich freylich 
nacher Blassenburg bitten, werden also Ew. Ld. belieben im 
vorath eines undt dass andere anzuordnen, weil ich aber hoffe 
alss heute Mittags die gewissheit von Sr. ankunfft zu erfahren, 
so werde so balde hievon nachricht ertheilen : den Capellmeister 
und Semblichen Cappel will ich umb Mons. Hagens willen den 
abschiedt würklichen ertheilen, undt mich also derjenigen 
recreation so ich vor ein theil meines lebens gehalten priviren^ 
undt also Ew. Ld. auch satisf aciren, undt werde mihr leith sein 
wen ich nit wissen solte Ew. Ld. undt meines einigen Sohns 
Eespect zu erhalten, es muss aber auch der Herr Haagen in 
seinen schranken bleiben, und nit stracks mit Canaille ob er 
schon ein geheimbter Eath ist umb sich werffen und wehre 
wohl gut dass die sache beygeleget werde ehe mein Engel zu 
mihr kehme, den ich fast nit weiss wass ich darzusagen soll 
weilen ich sehe dass Ew. Ld. sich der Sachen so sehr an- 
nehmben, undt ich mich dahero nit gerne in die sache mischen 
wolte, Ew. Ld. kennen leichtlich sich einbilden, dass ich mich 
Selbsten schemte obige worthe gegen einen meiner bedienten 
zu gebrauchen, weilen ich keine Canaille zu Cappelmeistern^ 
noch viel weniger in anderen Diensten verlange; Ew. Ld. haben 



1) A. Bamb., Korrespondenz Christian Ernsts. 



— 13 — 

wohl gethan dass sie den Haagen von des Cappelmeisters 
schlifft keine Communication gethan, bitte aber dassjenige so 
die gesambte Music übergeben, mihr auch zu schicken, der- 
jenige so es yerteuschet kan vielleicht nit italienisch und der 
Capellmeister nit teusch und ist also dass wordt unbesonnen 

verdolmetschet worden, enfin genug von dieser Materia 

Christian Emst/^ 

Auch ein anderer Italiener scheint um diese Zeit, jedenfalls 
vor 1789, in Bayreuth eine leitende Stellung innegehabt zu 
haben: Pietro Torri, mit dem das eben mitgeteilte Schrift- 
stück Christian Ernsts aus dem Jahre 1684 ebenfalls in Zusammen- 
hang gebracht werden könnte. Dass Torri, der aus Peschiera am 
Lago d'Iseo stammte,^) am Bayreuther Hofe wirklich angestellt 
war, geht aus einem Briefe hervor, den Christian Ernst am 
23. Juli (2. August) 1689 vom Kaiserlichen Feldlager vor Mainz 
an seine Gremahlin richtete *) : „ . . . . Ich hette bald vergessen, 
E. L. zu avisieren, dass gestern mit dess H. Churfürsten auss 
Bayern und dessen Suite sich mein alter Capell Meister Pietro 
Torri, so in dess Churf ürstens Dienst ist, ingleichen eingefunden 
und Mir reverence gemacht habe. Es scheint, alss habe Er die 
Gianetta vergessen und ein anderes engagement genommen ..." 
Mit der hier erwähnten Gianetta dürfte vielleicht die Sängerin 
Signora Zannetta gemeint sein, die am Bayreuther Hofe angestellt 
war und bei der Markgräfin in besonderer Gunst gestanden zu haben 
scheint. Dass Signora Zannetta am Bayreuther Hofe Ansehen 
genoss, ist aus einem Briefe vom 5. Oktober 1689 ersichtlich, in 
dem der in Culmbach sich in Haft befindliche Giovanni Domenico 
Codelli di Fohnenfeld die Sängerin anfleht, ihren Einfluss am 
Hofe für ihn geltend zu machen.^) 

Mochten die Verhältnisse Christian Ernst auch zeitweilig 
zwingen, seinen Hofstaat aufzulösen oder auf das nötigste Personal 
zu beschränken, in besseren und ruhigeren Zeiten kehrte er doch 



1) Ein Geburtsdatum dieses KompoDisten dürfte sich kaum mehr 
ermitteln lassen, da die vor dem Jahre 1720 laufenden Geburtsregister in 
Peschiera unbrauchbar geworden sind. 

2) A. Bamb., Korrespondenz Christian Ernsts. 

8) A. Charl., Rp. XL., Italienischer Brief Codellis. 



— 14 — 

immer wieder zu der „recreation" zurück, „so ich vor ein theil 
meines Lebens gehalten". Wie in den beiden ersten Dezennien 
seiner Regierungszeit , so waren auch im weiteren Verlauf der- 
selben deutsche wie italienische Musiker am Hofe tätig. Die 
„Taffei und Tischordnungen" der Jahre 1705, 1707 und 1712 
verschaffen uns einen Einblick in den Personalstand der da- 
maligen Bayreuther Hofmusik und verraten uns auch einzelne 
Namen der Künstler. Die „Taffiel und Tischordnung bey hoch- 
fürstlichem Hof Stadt in Christian Erlangen vom 21. April anno 
1705"*) verzeichnet am „Cammerleuth Tisch : 1 Organisten, am 
Hautbouisten Tisch: 10 Persohnen, als Ausspeisser: 2 Castraten 
und 2 Singerin". In der „Taffei und Tischordnung beym hochf. 
Brandenburgischen Hofstadt zu Bayreuth, den 5. November 1707" ^) 
heisst es: „Erbprinzessin Cammerleuth: 1 Singerin Panta- 
lonin... Kuchenmeisterei Tisch: 1 Casterat von Onolzbach, 
1 Fiolist Vierelle, 1 Organist L i n d n e r . . . Tisch in der Hof- 
stuben : 2 Hautboisten . . . Wöchentliche Ausspeiser : 1 Trompeter 
Fischer»): 14 Pf. Fleisch, 1 Trompeter Nereter»): 14 Pf. 
Fleisch, 1 Trompeter Kubin*): 14 Pf. Fleisch, 3 Trompeter 
Buchta«): 42 Pf. Fleisch, 1 Musikus Koch*): 14 Pf. Fleisch, 
1 Waldhornist Rhönig^): 14 Pf. Fleisch, 1 Waldhomist Both«): 
14 Pf. Fleisch, 1 Hautboist Adolph: 14 Pf. Fleisch, 1 Haut- 
boist Beifing: 14 Pf. Fleisch, 1 Hautboist Clauss^: 14 Pf. 
Fleisch, 1 Singerin Trögerin: 14 Pf. Fleisch." Die „Taffei 
und Tischordnung beym hochfürstl. Brandenburgischen Hofstaadt 
zu Bayreuth vom 1. Januar 1712"^) lautet: „. . . Ein Tisch vor 
die Sänger: 1 Capellmeister Rugier und 1 dessen Frau, 



1) A. Bamb., Maerker 1208. 

2) A. Charl., Rp. XL. 

3) Im Jahre 1708 in der ,Specification derer jenigen hochf. Persohnen, 
Dames, Cavalliers und anderen Bedienten* verzeichnet, ,so alltäglich ge- 
speiset werden* (A. Bamb., Maerker 1828). 

4) In der , Besoldungsaufstellung vom Jahre 1708* (A. Bamb., Maerker 
1828) als „Musikinspector* mit einem jährl. Gehalt von 240 fl. eingetragen. 

5) Ebenda mit einem Gehalt von 124 fl. eingetragen. 

6) Ebenda mit einem Gehalt von 80 fl. eingetragen. 

7) Ebenda mit einem Gehalt von 64 fl. eingetragen. 

8) A. Bamb., Maerker 1208. 



— 15 — 

2 Sängerin . . . Erster Silberkammertisch: 1 Trompeter Georg; 
Buchta, 1 Hofpauker, 2 Trompeter beym Durctl. Erbprinzen... 
Erster Laqueien Tisch : 2 Hautboisten." Von weiteren Künstlern, 
welche unter Christian Ernst am Bayreuther Hofe wirkten oder, 
hier unterzukommen suchten, erfahren wir aus den Empfehlungs- 
schreiben des Markgrafen an befreundete oder verschwägerte 
t'ürstlichkeiten sowie aus den Briefen und Danksagungen,^ welche 
diese nach Bayreuth richteten. So schreibt der Kurfürst Karl 
Ludwig von der Pfalz unterm 29. Juni 1680 an Christian Ernst ^): 
3, . . . Dass es E. L. freundlich gefällig gewesen, Zwey dero Vocal 
Musicos anhero zu senden, umb den meinen bei Einweihung der 
allhier neuerbauten Kirch behülflich zu 'sein , dafür sage deto-. 
selben hiemit bey g. Musicorum Wiederabfertigung freund vetterL 
Dank ..." Einen Empfehlungsbrief 2) an den Herzog Eberhard 
Ludwig von Württemberg stellt Christian Ernst am .8. (18.) Juli 
1697 für den Musiker Isaac SeydeP) aus, welcher „etliche 
Jahre in unseren Diensten gestanden, nach der Hand aber um 
sich in der Music und zwar in Sonderheit auf dem clavier mehrers 
zu perfectionieren, in Italien eine Eeise gethan, von welcher er 
auch ziemlich profitirt, angesehen er vernommen wie nebst einer 
Oammerdieners : auch die Organisten Stelle bey dero Hof Kapellen 
dermahlen vacant . . ." An denselben Herzog richtete Christian 
Ernst am 21. März 1702 ein Schreiben,*) in dem er ein Sänger- 
paar empfiehlt: „... Ueberlieffer diess sind Johann Augu- 
stinus K ob el ins und Magdalena Elisabetha Dö brich - 
tin, welche beide von der Musique profession machen, und 
unlängsthin bey der alhiesigen anwesenheit der Fürstlich Sachsen- 
Weissenfelssischen Herrschaft zu Exhibitierung der Camevals- 
operas anhero berufen worden ..." Zwei weitere Briefe des 
Markgrafen an den Herzog Eberhard Ludwig zeigen, dass er 
Musiker und Sänger an den Württemberger Hof nicht nur empfahl^ 



1) A. Charl., Korrespondeiiz Christian Ernsts. 

2) A. Charl., Rp. XL., Briefe des Herzogs Eberhard Ludwig von 
Württemberg-Stuttgart an Christian Ernst. 

3) Zu dem späteren Engagement Seydels in Stuttgart s. Sittard, 
a. a. O., Bd. 1, S. 91. . 

4) A. Charl., Rp. XL. 



— 16 — 

• 

sondern auch von ihm zur Unterstützung seiner Hofmusik erbat. 
So bemerkt Christian Ernst unterm 24. Februar 1706^): „ . . . Ich 
bin im bevorstehenden Monath April eine kleine opera alhier 
agieren gewillet, wozu mir E. L. habende Sängerin Christiana 
Paulina Koller sehr recommandiert und angerahmet worden ..." 
Und am 14. Juni desselben Jahres äussert sich Christian Ernst 
dahin*): „ ... Es ist dieser tagen E. L. Sängerin Paulina hier- 
durch passiret welche ich ersuchet en retour, so sie medio künftig 
Monath vorgegeben, auf etliche Tage hier bei Mir zu verbleiben 
und auf meines Gemahls L. den 27. Juli einfallenden Geburths- 
tag in einem kleinen Pastorale eine partie mitzusingen. Weilen 
sie sich aber ohne E. L. permission nicht engagiren wollen und 
E. L. sonst auch noch bey sich in Diensten einen Bassisten 
nahmens Eicci*) haben sollen, welcher ebenfalls zu besagtem 
kleinen musikalischen divertissenient employret werden könnte, 
. . . also nehmen wir die Libert6 E. L. zu ersuchen beide Per- 
sohnen" nach Bayreuth kommen zu lassen. Wie mit dem Herzog 
Eberhard Ludwig, so trat Christian Ernst auch mit dem Herzog 
Anton Ulrich von Braunschweig -Wolfenbüttel in Verbindung, um 
ihm Musiker zu recommandieren. In einem Briefentwurf des 
Markgrafen vom 28. April 1707 heisst es*): „. . . E. L. werden 
es hofl !e nlllch nicht übel deuten, dass Wir die Freiheit nehmen, 
Ihro gegenwärtigen Musicum Capellmeister JohannFischern, 
zu Diensten zu recomandiren. Es ist derselbe viele Jahre zu 
Onolzbach als Director Musicae in dasiger Hof-Kapell gestanden, 
auch nachgehends sich hin und wieder an verschiedenen fürst- 
lichen Hoffen gebrauchen auch noch vor Ihro Maj. dem Könige 
in Pohlen zu dero hoher Zufriedenheit sich hören lassen und sich 
überall dergestalt wohl und rühmlich aufgeführt dass man mit 
Ihme zufrieden seyn können, gestalten wir selbst auch (nicht) 
ermangelt haben würden, ihn bei Unserer Hoff Kapeil zu acco- 
modii'en, wenn eine Stelle vor denselben offen gestanden wäre ..." 
Einen Kastraten Stella, der unter Christian Ernst in Bayreuth 



1) A. Charl., Rp. XL. 

2) Ebenda. 

3) = Giovanni Marco Ricci; s. hierzu Sittard, a. a. 0., Bd. 1, S. 83, 120. 

4) A. Charl., Rp. XL. 



— 17 — 

tätig war, lernen wir ferner aus der Lebensbeschreibung Friedrich 
Georg Dieterichs kennen, der mit dem Sänger im Jahre 1710 nach 
Italien ging.^) Von den Yersuchen, die Sängerin Montagna 
für Bayreuth zu gewinnen, gibt ein leider undatierter Brief 
Fedelis aus Leipzig^) Kunde, der zugleich dartut, dass der 
frühere Kapellmeister Christian Ernsts nach seinem Weggang 
von Bayreuth als Agent für den Bayreuther Hof Engagements 
vermittelte. 

Wir sehen, wie unter der Regierung Christian Ernsts deutsche 
und italienische Musiker von Bedeutung an den Bayreuther Hof 
kamen, dessen Musikpfiege schon damals ein guter Buf vorher- 
ging. Wir trafen die beiden Krieger, Ruggiero Fedeli, Pietro 
Torri, der später am Münchener Hofe eine rege, einflussreiche 
Tätigkeit als Opemkomponist ^) entfaltete, ferner Kobelius, der 
später auch am Weissenfelser Hofe als Singspiel- und Instru- 
mentalkomponist*) hervortrat, sowie Johann Fischer, der am 
benachbarten Onolzbachschen Hofe erfolgreich gewirkt hatte und 
als Suitenkomponist 5) bekannt geworden war. Mit dem Onolz- 
bachschen Hofe, an dessen Hofmusik®) im Jahre 1698 Giuseppe 



1) Mattheson, , Grandlage einer Ehrenpforte", a. a. 0., S. 52. S. hierzu 
auch A. Einstein, .Italienische Musiker am Hofe der Neuburger Witteis- 
bacher*, a. a. 0., S. 384, 388, 403, 406. 

2) A. Charl., Rp. XL. 

3) Die meisten Partituren seiner Opern im Ms. auf der k. Hof- und 
Staatsbibliothek in München. 

4) Gerber, a. a. 0. 

5) Eitner, Quellenlezikon , a. a. 0. verzeichnet verschiedene Suiten 
dieses Komponisten. 

6) Über die Onolzbachsche Hofmusik aus jener Zeit finden sich 
einige Notizen im k. Kreisarchiv Nürnberg (A. A. 137), die hier mitgeteilt 
werden mögen: Unterm 24. Mai 1659 empfiehlt Herzog Eberhard von 
Württemberg dem Markgrafen Albrecht von Onolzbach die beiden Musiker 
Hans Philipp Bolch und Gottfried Baum. Ein Brief Albrechts vom 
11. August 1665 an Christian Ernst, in dem der aus Neuburg a. D. gebürtige 
Trompeter Johann Georg Eckard, sowie ein solcher Christian Ernsts vom 
1. September desselben Jahres an den Markgrafen Albrecht, in dem der 
vom Herzog von Sachsen Jülich Cleve und Berg rekommandierte Musikus 
und Kellerschreiber Johann Georg Hiele empfohlen wird, zeigen die gegen- 
seitigen Beziehungen der beiden fränkischen Markgrafen in künstlerischen 
Angelegenheiten. Im gleichen Jahre findet sich in Onolzbach der vom 

8ohiederm*ir, Bayreather Fettspiele. 2 



— 18 — 

Torelli als Konzertmeister^) und Francesco Antonio Pi- 
stocchi als Kapellmeister^) angestellt waren, konnte es der 
Bayreuther damals freilich nicht immer aufnehmen. 

Grafen Albrecht Ernst zu Oettingen empfohlene Musikus Caspar Bayer 
ein. Am 2. Juni 1696 erhalten die n musikalischen Trompeter Christian 
Apfel und Peter Wirb ahn" ein Begleitschreiben nach Coburg. Im 
Jahre 1697 (20. Okt.) wird der Trompeter Joh. Adam Gebhard erwähnt, 
im gleichen Jahre (25. Mai) erhalten die beiden „musikalischen Trompeter 
Ludwig S essler und Wolfgang Phil. St eurer*, so lange sie sich ,bey der 
Hoff Musique zu alle Zeit und Gelegenheit gebrauchen lassen", .statt der 
bisher genossenen 100 fl. künftighin und bis zu weiterer gn. Verordnung 
100 Tthlr. an Geldt nebst dem übrigen Besoldungsgenuss". Eine Naturalien- 
zulage erhält am 27. Okt. 1698 der Hautboist Joh. Wolff, desgleichen der 
Stifts- und Stadt-Organist Schneider am 3. Juli 1701. Zulagen werden 
uuterm 27. Nov. 1704 den Hautboisten Ludwig Erdmann und Friedrich 
Hummel, unterm 27. März 1705 dem Hoftrompeter Balthasar Ritzstein 
bewilligt. Unterm 15. April 1705 wird dem Pauker Wilh. Adolf Amanthi 
die , Paukerbesoldung ** zu teil, unterm 17. Januar 1707 dem Hofmusikus 
und Soprani«ten Bösswillibald eine Zulage von 50 fl. S. zur Onolzbach- 
sehen Hofmusik jener Zeit auch E. Berner «Aus dem Briefwechsel König 
Friedrich I. von Preussen und seiner Familie.** 

1) A. Sandberger, «Denkmäler der Tonkunst in Bayern**, Bd. 1, S. XII, 
S. XLIX; A. Schering, «Geschichte des Instrumentalkonzerts**, S. 29 f. 

2) Das Textbuch eines Pastorale dieses Komponisten: „Narciso**, das 
in Ansbach 1697 seine Auffuhrung erlebte, von Apostolo Zeno verfasst und 
von dem fürstlichen Sekretär Joh. Christ. Bau in Deutsche übertragen war, 
besitzt die Bibliothek des Liceo mus. in Bologna (No. 7496). Auf die Be- 
ziehungen dieses Pastorale zu jenem Fiedlers (Braunschweig 1692) und 
Bressands (ebenda 1693) kann hier nicht eingegangen werden. — Die Be- 
setzung bei der Aufführung in Ansbach war folgende: 

Narciso Francesco Antonio Pistocchi, 

Eco Anna Maria Cortellini, gen. Serafini aus Bologna, 

Cidippe Agata Yignali, im Dienste des Hofes, 

Uranio Stefano Frilli aus Florenz, 

Lesbino Guiseppe M. Cossani aus Bologna, 

Tirreno Joh. Christ. Bau. 

Die Handlung ist kurz folgende: 

1. Akt: Cidippe und Eco suchen vergeblich die Liebe Narcisos, Uranio 

und Lesbino vergeblich die Cidippes und Ecos zu gewinnen. 

2. Akt: Tirreno bemüht sich, seine Tochter Cidippe für Uranio umzu- 

stimmen. Jedoch Cidippe will von ihrer Liebe zu Narciso nicht lassen. 
Narciso dringt in Eco, die Liebe Lesbinos zu erwidern. Allein Eco 
lässt sich nicht hierzu bewegen. 
8. Akt: Uranio klagt über sein Missgeschick. Narciso weist die Liebes- 



— 19 — 

Selbstverständlich wurde die Hofmusik zu den Festlichkeiten 
und Vergnügungen des markgräflichen Hauses, soweit sie nicht 
infolge der kriegerischen Ereignisse unterblieben, auch nach dem 
Jahre 1671 herangezogen, um sich an der Ausführung der Fest- 
spiele, Aufzüge, Balletts und Opern zu beteiligen. Sind wir über 
die Stücke, die damals in Bayreuth zur Darstellung gelangten, 
auch nur wenig unterrichtet, so dürfen wir doch nicht annehmen, 
dass in den Jahren, für deren Feste wir keine Beschreibungen 
oder Textbücher mehr besitzen, Musikaufführungen am Bayreuther 
Hofe ausgefallen wären. Von den musikdramatischen Stücken, 
die wir aus jener Bayreuther Zeit kennen, ist zu nennen: 
„Amage, regina de'Sarmati, dramma per musica".^) Das 
italienisch geschriebene Stück wurde zur Vermählungsfeier Georg 
Wilhelms, des Sohnes Christian Emsts, mit Sophie von Sachsen- 
Weissenf eis im Jahre 1699 in Bayreuth zur Darstellung gebracht. 

Die Königin Amage zieht gegen die Empörer des Kelches 
zu Felde. Ihr Gemahl Ulderico bleibt zu Hause und tritt in ein 
Liebesverhältnis zu Orontea, die jedoch zugleich die Geliebte 



Werbungen Cidippes und Ecos ab. Tirreno fordert im Tale Amors Uranio 
und Lesbino auf, im Wettstreit die VorzUge ihrer Nymphen zu besingen. 
Beide gehen als Sieger hervor. 

4. Akt: Narciso erblickt im Wasser sein Spiegelbild und entbrennt in Liebe 

zu ihm. Eeo sucht aufs -neue Narciso zu gewinnen. Cidippe gibt den 
Werbungen Uranios nach. 

5. Akt: Narciso stürzt sich, unglücklich über seine Liebe zu seinem eigenen 

Spiegelbild, in den Brunnen, aus dem nun eine schöne Blume heraus- 
wächst. Die Götter hatten aus Mitleid mit seinem Leide Narciso in 
eine Blume verwandelt. Eco klagt um den entschwundenen Geliebten, 
doch auch sie verwandeln die Götter in eine „Stimme'S ^^^ sich klagend 
im Walde verliert. Tirreno, Uranio, Cidippe und Hirten kommen zu 
Lesbino, der ihnen das Vorgefallene erzählt. Alle brechen in Riagen 
aus. Da erscheinen plötzlich Narciso und Eco in den Lüften, in Liebe 
vereinigt. Allgemeiner Jubel. 
Vergl. hierzu auch „Poesie Drammatiche di Apostolo Zeno'S Venezia 

1744, Bd. 7, S. 295 ff., Hillers „Wöchentliche Nachrichten und Anmerkungen 

die Musik betreffend", 36. Stück, 3. März 1767, Francesco Negri, „La vita 

di A. Zeno", Venezia 1816, S. 68/69. 

1) Gedr. Textbuch in der k. Universitätsbibliothek Erlangen (Ez. II, 

1247). Dem italienischen Text ist eine Inhaltsangabe der einzelnen Szenen 

in deutscher Sprache angefügt. 

2* 



— 20 — 

Hioneos und des von Amage aus dem Feldzuge als Gefangenen 
heimgebrachten, skythischen Erbprinzen Hircano ist. Amage 
kommt der Treulosigkeit ihres Gemahls auf die Spur. Orontea 
wird ins Gefängnis geschleppt. Hioneo und Hircano suchen sie 
zu befreien, ebenso ülderico, der sich zu diesem Zwecke als Mohr 
verkleidet. Hioneo und Hircano geraten auf dem Befreiungszuge 
in Streit, Hircano wird verwundet, Hioneo flieht, ülderico rettet 
Orontea. Als ülderico Orontea in Sicherheit bringen will, wird 
diese von Hircano gefangen genommen. — In einer Gerichtsszene 
(3. Akt) sucht Amage von dem gefangenen Mohren den Aufent- 
halt ihres Gemahls zu erfahren. Als ihr dies nicht gelingt, eilt 
sie fort. Nun gibt sich der Mohr als König ülderico zu erkennen, 
verbannt die Königin Amage und erhebt Orontea zur Königin. 
Amage nimmt Abschied. Als jedoch ülderico hört, dass Orontea 
auch noch mit anderen gebuhlt habe, verstösst er sie und holt 
seine erste Gemahlin reumütig zurück. 

Es war eine echt venezianische Oper, die mit diesem Stücke 
den Hochzeitsgästen in Bayreuth geboten wurde. Die Oper ist 
reich an Überraschungen und Verwicklungen, häufig wechselt der 
Schauplatz der Szene, der Chor ist als singender Faktor aus der 
Oper ausgeschaltet, die Person des lustigen Dieners Niso spielt 
geradeso eine EoUe wie die Verkleidung einzelner Personen. Die 
ünwahrscheinlichkeiten des Stückes sind ebenso gross wie die 
Sprünge in der Charakteristik einzelner Personen. So kennt z. B. 
niemand den verkleideten ülderico, Amage ist im ersten Akt die 
herzlose Amazone, im zweiten Akte die unentschlossene Frau, 
im dritten Akte die sentimentale, liebende Gattin, die auf einen 
Wink ihres treulosen Gatten sofort in die Verbannung zieht, 
sogleich aber wieder zurückkehrt, als dieser sie darum bittet. 
Wir treffen in dem Stücke die charakteristischen Merkmale 
der venezianischen Oper jener Zeit mit ihren Vorzügen und 
Mängeln. Ob die Oper in Bayreuth mit der Musik C. Franc. 
PoUarolos, der eine gleichnamige Oper gleichen Sujets im 
Jahre 1694 in Venedig zur Aufführung gebracht hatte, ^) in 



1) Clement et Larousse, „Dictionnaire lyrique", S. 26. — Fdtis, , Bio- 
graphie universelle des musiciens", Bd. 7, S. 89. 



— 21 — 

Szene ging, oder ob ein einheimischer Musiker den italienischen 
Text komponierte, lässt sich nicht feststellen. Vielleicht gab 
die Eücksicht auf die Braut des Bayreuther Erbprinzen, in deren 
Heimat venezianische Opern, ebenso wie französische, zur Dar- 
stellung gelangten,^) die Veranlassung, eine venezianische Oper 
den Hochzeitsgästen vorzuführen. 

Von den Stücken der nächsten drei Jahre wissen wir nicht 
mehr als die Titel. 2) Im Jahre 1700 wurden „Die in der 
Liebe beständige Belise", sowie „Die beständige 
Liebe" gegeben, im Jahre 1701 „Die durch gewaltsame 
Liebe bezwungene, aber wieder befreite Endo xia", 
im Jahre 1702 „Die in Banden und Freiheit obsiegende 
Liebe". In das gleiche Jahr fällt der Tod von Christian Ernsts 
zweiter Gemahlin Sophie Luise. Im Frühjahr des nächsten 
Jahres führte der Markgraf die preussische Prinzessin Elisabeth 
Sophie als seine dritte Gattin heim. Zu Ehren der in Bayreuth 
anwesenden Kurfürstin von Sachsen, Christiane Eberhardine, 
einer Tochter Christian Ernsts, bringen im Jahre 1704 „teils 
Dames und Cavalliers, teils hochfürstliche Personen": „Die 
durchl. Zulima, oder die keusche Liebe" zur Dar- 
stellung. 

Die uns erhaltene, deutsch geschriebene Einleitung *) dieses 
Stücks zerfällt in ein „Vorspiel" und in ein „Nachspiel". Im 
„Vorspiel" verleihen Franconia und Saxonia ihrer Freude über 
die Anwesenheit der Fürstin Ausdruck. Ihnen schliessen sich 
die vier Flüsse, Main, Eger, Naab und Saale an, die „solche 
ungemeine Freude in denen vier Gegenden der Welt" verkünden 
wollen. Im „Nachspiel" bringen die vier Weltteile der Nymphe 
Franconia, „in deren Gränzen sich allerhöchstgedachte Königin 
dermalen befindet" , ihre Glückwünsche dar. Jede der auf- 



1) S. hierzu J. 0. Opel, ,Die ersten Jahrzehnte der Oper zu Leipzig**, 
im Neuen Archiv für sächsische Geschichte und Altertumskunde, Bd. V, 
S. 116 ff.; ferner: Gottsched, ,Nöthiger Vorrat«, S. 246 ff. 

2) Marpurg, a. a. 0., Bd. V, S. 311/312. 

3) Ein gedr. Exemplar in der grossherzogl. Bibliothek in Weimar 
(H, 1 : 151). 



22 

tretenden Personen hat eine Arie zu singen , so z. B. Franconia 
im „Vorspiel": 

, Franconia! 
Wirf deine Augen hin 
Auf unsere Konigin, 
Die dich aUein ergözet, 
Und in Verbindung sezet. 
Nun ist dein Glücke da.* 

oder Afrika im „Nachspiel": 

, Jauchze und springe. 

Lobe und singe, 

Deiner Grossmächtigsten Fürstin zum Preiss: 

Mache ein Feste, 

Schmück es aufs beste, 

Dass man Ihr Königlich' Ehre beweiss. '^ 

Ob der Dialog gesprochen oder gesungen wurde, lässt sich aus 
dem Textbuche nicht ersehen, ebensowenig ob die Musik von 
einem einheimischen oder fremden Komponisten herrührte. Das 
Stück gehört zu jenen Einleitungen von Gelegenheitsfestspielen, 
die an den deutschen Höfen der damaligen Zeit Mode waren. 

„Die vom Pluto geraubte Proserpina^' kam im 
Jahre 1708 auf die Bayreuther Opembühne.^) Lullis im Jahre 
1680 in Paris aufgeführte „Proserpine" dürfte die Anregung zu 
den Proserpina-Stücken in Deutschland gegeben haben. In Gotha 
wurde am 22. April 1683 zum Geburtsfeste Christinas, der Ge- 
mahlin des Herzogs Friedrich, „Die geraubte Proserpina" geboten, 
die sich in der Gliederung des Textes und den Vorgängen auf 
der Bühne an die französische Vorlage hielt.*) Vielleicht war 
die Bayreuther Oper im Anschluss an dieses Gothaer Stück ge- 
schrieben. Ob die neun Jahre später auf der Bayreuther Bühne 
erschienene Oper gleichen Titels mit jener im Jahre 1708 auf- 
geführten identisch ist, lässt sich nicht entscheiden. Auf eine 
echt venezianische Oper stossen wir in Bayreuth wieder im 
Jahre 1712, wo zu Ehren der Markgräfin in Anwesenheit Chri- 

1) Marpurg, a. a. 0., Bd. V, S. 318. 

2) Ein gedr. Exemplar in der herzogl. Bibliothek in Gotha. 



— 23 — 

stiane Eberhardines das dramma per musica: „ßadamisto"^) 
in Szene ging. 

Der Librettist dieses italienisch geschriebenen Stückes folgt 
dem „Tiridate" 2) Bentivoglios, der in Venedig mit der Musik 
Legrenzis im Jahre 1668 zur Aufführung gelangt war. Der 
Unterschied der beiden Opern besteht darin, dass die Parther- 
königin Doriclea im Bayreuther Texte durch die armenische 
Prinzessin Kosmira ersetzt ist, der aber die gleichen Handlungen 
wie jener zufallen. Die lustige Person des Stückes ist der Schäfer 
Carasso; die Verkleidung kommt im zweiten Akte der Oper zur 
Geltung, in dem Kadamisto als Schäfer, Carasso „als ein Weibs- 
bild" erscheint. Das Stück ist ebenso wie die „Amage" reich 
an Überraschungen und bietet durch seinen häufigen Szenerie- 
wechsel dem Zuschauer Abwechslung. Von venezianischem Geiste 
sind Sprache, Dialog und Szenenbau erfüllt. Der Chor fungiert 
lediglich als stummer Begleiter der handelnden Personen. Eine 
echt venezianische Traumszene "finden wir im dritten Akte 
(2. Szene): Radamisto träumt im Gefängnis von seiner Gattin 
und spricht im Traume den Namen Zenobia aus. Ein Prolog, 
der die Markgräfin feiert, eröffnet die Oper, ein Epilog, in dem 
„Licenza" Christiane Eberhardine preist, schliesst diese. Viel- 
leicht ging die Oper in Bayreuth mit der Musik Tommasso 
Albinonis in Szene, der einen „Radamisto" im Jahre 1698 in 
Venedig zur Aufführung gebracht hatte.*) An der Aufführung 
des Bayreuther „Radamisto" dürfte sich Ruggiero Fedeli, 
der seit seinem Abgang von Bayreuth am Berliner Hofe zu An- 
sehen gekommen war^) und in diesem Jahre in Bayreuth weilte, 5) 
beteiligt haben. 

Am 10. Mai desselben Jahres (1712) starb Christian Ernst 



1) Ein gedr. Textbuch (itaUenisch-deutsch) in der k. Universitäts- 
bibUothek Erlangen (R. L. 58). 

2) H. Kretzschmar , „Die Yenetianische Oper und die Werke Cavallis 
und Cestis'^ in der Yierteljahrsschr. f. Musik Wissenschaft, Bd. 8, S. 10. 

3) Clement et Larousse, a. a. 0., S. 561. — F^tis, a. a. 0., Bd. 1, S. 55. 

4) G. Thouret, .Einzug der Grazien und Musen in die Mark* im 
Hohenzollemjahrbuch, Bd. 1900, S. 224. 

5) S. die oben mitgeteilte Tisch- und Tafelordnung vom Jahre 1712. 



— 24 — 

in Erlangen, wo er den vertriebenen Hugenotten eine Zufluchts- 
stätte bereitet hatte.*) Seine Wirksamkeit war in Bayreuth 
auch der Oper zugute gekommen, die unter seiner Eegierung 
am Hofe ihren Einzug hielt und trotz der schlimmen Zeiten und 
der schlechten finanziellen Lage nach Massgabe der Verhältnisse 
gepflegt wurde. Bei festlichen Anlässen der markgräflichen 
Familie wie des Landes wurden musikdramatische Stücke ge- 
spielt, wenn ihre Wiedergabe auch nicht zu einer ständigen 
Einrichtung erhoben wurde. Deutsche und italienische Musiker 
wurden zu diesem Zwecke engagiert. Zu den deutschen Sing- 
spielen, wie sie damals auch an anderen Höfen und in Städten 
wie z. B. Nürnberg gegeben wurden, traten italienische Opern 
venezianischer Herkunft. Ob diese die deutschen Opern ver- 
drängen oder vor ihnen zurückstehen sollten, lag in der Hand 
des neuen Herrn, der nach dem Tode Christian Ernsts die Regie- 
rung des fränkischen Fürstentums übernahm. 



1) Georg Schanz, ^Zur Geschichte der Kolonisation und Industrie in 
Franken«, 1884, S. SflP. 



n. 



Die Blütezeit der deutschen Oper 
unter Markgraf Qeorg Wilhelm. 



Markgraf Qeorg Wilhelm. 

Nach einem Kupferstiche von Melchior Reio. 



Georg Wilhelm überaahm nach dem Tode seines Vaters so- 
gleich die Regierung des Fürstentums. Mit einer Neigung zu 
militärischen Unternehmungen ^) verband der neue Markgraf eine 
Vorliebe für Kunst und Künstler. Bei der Belagerung von Landau 
(1702), in den Schlachten am Schellenberg und bei Höchstadt 
hatte er sich hervorgetan. Auf die letzten künstlerischen Werke 
seines Vaters, auf den Schlossbau zu Erlangen, die Anlage der 
neuen Stadt St. Georgen hatte er einen entscheidenden Einfluss 
ausgeübt.^) Auch das Musikleben am Hofe seines Vaters scheint 
von ihm und seiner Gemahlin manche Anregungen empfangen zu 
haben. Vom Weissenf eiser Hofe war, wie wir gesehen haben, 
Georg Wilhelms Gemahlin, Sophie, nach Bayreuth gekommen. 
In regelmässigen Vorstellungen wurden dort Opern in deutscher 
Sprache gespielt, grossenteils mythologische Stücke oder Balletts 
venezianischer und französischer Herkunft, vereinzelt aber auch 
Opern deutschen Charakters (z. B. „Der thüringischen Hertha 
Sehnsucht", 1684).^) Unter dem Einflüsse der Opempflege am 
heimatlichen Hofe dürfte die Markgräfin in der Folgezeit dazu 
beigetragen haben, dem Musikleben ihrer neuen Heimat eine 
bestimmte Kichtung zu geben. 

Der Bayreuther Hofmusik brachte der Kegierungsantritt des 
neuen Markgrafen zunächst eine Keduzierung des Personals, die 



1) J. G. Heinritz, ,Die Lebens- und Kegierungsjahre des Markgrafen 
Georg Wilhelm zu Bayreuth*^, im Archiv für Gesch. und Altertumsk. von 
Oberfranken, Bd. 2 (1843), S. 66 ff. 

2) Friedrich H. Hofmann, ,Die Kunst am Hofe der Markgrafen Ton 
Brandenburg. Fränkische Linie **, (Studien z. deutsch. Kunstgesch., Heft 32), 
S. 159. 

3) H. Kretzschmar, ,Das erste Jahrhundert der deutschen Oper*, in 
den Sammelbänden der Internat. Musikgesellsch. , Bd. 3, S. 276, ferner die 
oben mitgeteilte Literatur. 



r 



— 28 — 

ebenso wie eine solche der Beamten^) mit Rücksicht auf die 
schlechten finanziellen Verhältnisse des Landes erfolg. Inwie- 
weit die Hofmusik von der Reduzierung des Personals betroffen 
wurde, geht aus folgender Aufstellung hervor*): 

Ein Tanzmeister Moron bleibt, soll sich aber fleissiger 

aufführen. 



„ Balletmeister Jose 




n 


„ Hoff MusicuR Koch 


„ soll aber nur 100 Thlr. 




zur Gage haben. 


„ Sänger Philippo'^) 


soll bleiben. 


„ Castraten 


geht ab. 


„ Sänger Michel 


» n 


Zwey Sängerin 


gehen ab. 


Ein Hof Organist 


soll bleiben, und ihme hingegen 




die Gage moderiert werden. 


„ Violinist Faber 


bleibt. 


Trompeter Fischer 






„ Kubin 






„ E. Buchta 




1 


„ Nerreter 


sollen sämbtlich bleiben. 






Hofpauker J 






Ein Waldt Hornist Eönig 


bleibt. 


„ „ „ Poth 


geht ab. 


„ Hautboist Lipoid 
„ „ Neumann 
„ „ Steinhäusser 


der beste Fagottist soll 
i bleiben. 


„ Hof Musicus Medier 


^ . _ -_ _ 


„ „ „ Fortm 


} gehen beide ab. 
leyer / ^ 



1) Heinritz, a. a. 0., S. 69 ff. 

2) A. Bamb. 

3) In einer „Speeificatio das Ihro Königl. Hoheit [= die verwitwete 
Markgräfin] annoch in Bayreuth vor Effekten und Sachen stehend und zu 
pretendiren haben*^ vom Jahre 1712/1713 wird ein ,Claviecembal* erwähnt, 
„so der Ca st rat Philippo aus Ihro h. Zimmer genommen und bis dato 
annoch in seiner Verrechnung hat* (A. Bamb.). 



— 29 — 

Über die Aufnahme und Entlassung von Sängern und Musikern 
sind wir für die ersten Eegierungsjahre Georg Wilhelms nur 
wenig unterrichtet.^) Nach den Texten aus diesen Jahren, von 
denen später gehandelt wird, aber zu schliessen, musste ein aus- 
reichendes Künstlerpersonal beschäftigt gewesen sein, das aller- 
dings teils aus durchreisenden Sängern und Musikern, teils aus 
Mitgliedern der Bayreuther Beamtenschaft gebildet werden konnte. 
Wenn auch öfters (wie z. B. im Jahre 1715 in der „Antonia") 
die Hofgesellschaft selbst die Ausführung eines Stücks übernahm, 
so gehörte dies doch nicht zu den regelmässigen Erscheinungen 
im Bayreuther Musikleben jener Zeit. Erst im Jahre 1718 stossen 
wir auf Korrespondenzen, die zwischen Bayreuth und anderen 
Höfen gepflogen wurden, um Künstler einander zu empfehlen 
oder zur Mitwirkung bei Aufführungen zu erhalten. So empfiehlt 
Georg Wilhelm am 9. Oktober die beiden Trompeter Conrad 
Seckel und Joh. Daniel Schöntag, welche „bey meinen 
HofE Trompetern und zwar der erste zum Theil auf meine, der 
andere aber auf meiner Frauen Gemahlin Kosten die Trompeter 
Kunst erlernet", dem Stuttgarter Hofe.^) Am 5. November richtet 
der Oberdirektor der Musik zu Dresden, Baron von Mordaxt, an 
den Markgrafen die Bitte, die Sängerin Ernestine Simonetti 
in Dresden gastieren zu lassen.^) Georg Wilhelm antwortet, dass 
er die Sängerin nicht entbehren könne, da diese „bey einer hier 
nechst bevorstehenden opera ohnumbgänglich zu employren und 
so dann zur Zeit dess Camevals eine Ihr allschon zugetheilte 
starke Partie zu versehen hat, von welcher sie nicht mehr dis- 
pensieret werden kann", fügt aber am Schlüsse des Briefes bei, 
dass er der Sängerin die Erlaubnis, nach Dresden zu reisen, geben 
könnte „auff den Fall, dass sie nach verfliessung 3er Wochen 



1) Unterm 20. Okt. 1713 empfiehlt Landgraf Karl von Hessen-Kassel 
dem Bayrenther Hofe den ,aus Piemont bärtigen'^ Mourant!, „so geraume 
Zeit alss Musicus in Unseren Diensten gestanden und darin vornehmlich von 
der Hautboist werk gemacht« (A. Charl. Rp. 40). Unterm 27. Okt. 1714 
entspricht Albrecht Ernst zu öttingen dem Wunsche Georg Wilhelms, seine 
Sängerin Drezin „bis auf Fassnacht ** in Bayreuth zu lassen (ebenda). 

2) A. Charl. Rp. XL. 

3) A. Charl. Rp. 40. 



— 30 — 

verlangt würde und längstens in der Woche nach dem grossen 
Neuen Jahr wieder hier seyn könnte".^) In einer delikaten An- 
gelegenheit richtet am 16. November dieses Jahres von Karlsruh 
aus Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach nach Bayreuth 
einen Brief, der uns zugleich dartut, dass damals in Bayreuth der 
Kapellmeister Jean Michel angestellt war: „... E. L. mag 
ich hiermit nicht verhalten, welchergestelten dero Capellmeister 
Jean Michel in einigen hieher abgelassenen Briefen, nicht un- 
deutlich zu verstehen gibt, als ob er Mir einige Sängerinnen, in 
specie eine nahmens Dorle, welche einen discant singet, die 
Ich von Jugend auferzogen und bis Sie in der Music tüchtig 
worden Vielen Kosten damit gehabt zu entziehen oder gar zu 
verführen suche . . ." ^) Wiederholt wendet sich Georg Wilhelm 
an den Landgrafen Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt, um die 
Sängerin Hessin, die Gattin des hessischen Kriegskommissarius 
Hess, für Bayreuther Aufführungen zu erhalten.') So schreibt 
er am 20. Dezember 1719 nach Darmstadt: „. . . Ich bin dess 
Vorhabens die bey bevorstehendem Camevall angestellte diver- 
tissements mit einer opera zu vermehren und weil mir zu dieser 
noch eine Sängerin abgeht, weil mir nun die in E. L. Diensten 
sich befindliche Cantatrice Hessin gar oftermahlen angerühmet 
worden und Ich dieselbe gerne hören mögte, so ersuche E. L. 
. . . derselben zu permittieren, dass Sie eine partie dabey über- 
nehme, mithin den Cameval über sich an meinem Hofe auf- 
halte ..." Ernst Ludwig vermochte die Sängerin dem Mark- 
grafen jedoch nicht zu senden, da diese „vor wenigen Tagen mit 
einiger Leibes indisposition befallen worden" und infolge dessen 
„bey dieser rauhen Winter Saison" eine Keise nicht unternehmen 
könnte. Ungefähr ein Jahr später, am 15. Dezember 1720, sucht 
Georg Wilhelm abermals diese Sängerin für den „nechst bevor- 
stehenden Cameval" in Bayreuth zu gewinnen. Und diesmal 
erteilt Ernst Ludwig der Sängerin die „Erlaubnus, sich bey dero- 
selben Hof zu der angestellten opera einzufinden und biss zu deren 



1) A. Charl. Rp. 40. 

2) A. Charl. Rp. XL. 

3) Ebenda. 



— 31 — 

Endschaft allda zu verbleiben". Am 3. April 1720 sendet wieder- 
um Baron von Mordaxt ein interessantes Schreiben an den Mark- 
grafen, in dem er für ein Engagement der Sängerin S a 1 v a y in 
Bayreuth warm eintritt^) Georg Wilhelm ist jedoch nicht in der 
Lage, die Sängerin aufzunehmen, da sein „corps de musique nach 
der arth, wie Ich solches zu bestellen gewohnt bin, schon der- 
gestalt remplirt, dass Ich dabey keinen platz offen finde".'^) 
Unterm 5. Juli desselben Jahres stellt Georg Wilhelm an den 
Pfalzgrafen Karl Philipp die Bitte, die in seinen Diensten stehende 
Sängerin EleonoraScio nach Bayreuth kommen zu lassen, da 
„ich mir vorgenommen, das gleich nach dem Eintritt dess nechst 
künftigen Monaths Augusti angestellte Geburthsfestin meiner 
Frau Gemahlin mit einer Opera zu feiern". Und der Pfalzgraf 
sagt ihm das Erscheinen der Sängerin zu.^) 

Aber auch Musiker von Ruf und Ansehen kamen an den Hof 
Georg Wilhelms und fanden hier Aufnahme und Beschäftigung. 
Musiker gewannen auf das Bayreuther Musikleben Einfluss, die 
zu den Stützen der deutschen Oper der damaligen Zeit gehörten. 
So erschienen Stoelzel und Hurlebusch am Bayreuther 
Hofe, mit Telemann wurden folgenreiche Verbindungen an- 
geknüpft. Über seinen Aufenthalt in Bayreuth und die Art seines 



1) Der Brief (A. Charl. Kp. 40) soU im Wortlaut folgen: 

«MoDseigneur 
Votre Altesse Serenissime scaura peutetre que Sa Majest^ le Roy mon 
Maitre a renvoj^ tous las chanteurs Italiens, dont la plus part ont pris 
paiüe en Angleterre. U ne reste encor une chauteuse icy, qui a eue le 
meme sort que les autres d'etre eongedi^e, qui chante joliment le dessus, 
parle Francois et AUemand, n'est pas mal falte de sa persone, plustot 
jolie que Taide et s'appeUe Salvay, son Mary a et6 Capitaine des Dragons 
dans les trouppes de l'Empereur. Elle souhaite fort, que son service fut 
agreable, k V. A. S. et qu'EUe put trouver de l'Employ, a la Cour de 
V. S. A. Si V. A. S. etoit d'humeur, de prendre une jolie chanteuse dans 
son Service, Je n'en scaurois proposer aucune, qui fut plus propre que 
Celle Ik. Le Koy luy a donnö deux mille escus par an, pour logement et 
tout, mais je crois, que si Elle trouvoit un service stable qu'EUe s'enga- 
geroit a moindre paye, pour ne pas s*en aller en Italic . . . 

Mordaxt/ 

2) A. Charl. Kp. 40. 

3) A. Charl. Rp. XL. 



— 32 — 

Wirkens an diesem Hofe berichtet Gottfr. Heinrich Stoelzel 
in seiner Autobiographie in folgender Weise ^) : „Das lutherische 
zweite Jubel-Fest ruffte mich von Prag ab, und ich feirete es am 
hochfürstl. bayreuthischen Hofe, woselbst ich der Zeit die Kirchen- 
musik machte, und kurtz darauf an einem fürstlichen Greburths- 
Tage auch eine Serenate aufführte. Ao. 1718 wurde ich von 
Ihro Hochgräfl. Gnaden zu Gera zum Capellmeister berufen, und 
eben dieses Jahr führte ich eine Oper, Diomedes genannt, von 
meiner Arbeit, zu Bayreuth auf..." Da Stoelzel Ende des 
Jahres 1713 nach Italien ging und dort „ein Jahr und etliche 
Monath" sich aufhielt, hierauf „fast in die drey Jahr" in Prag 
weilte, dürfte er noch im Jahre 1717 nach Bayreuth gekommen 
sein. Wenn unter dem „lutherischen zweiten Jubel-Fest" die 
zweite Säkularfeier der Eeformation zu verstehen ist und diese 
im Oktober 1717 in Bayreuth festlich begangen wurde, dann 
wäre anzunehmen, dass Stoelzel bereits zu dieser Zeit am Bay- 
reuther Hofe geweilt und sich betätigt hätte. Die „kurtz darauf 
an einem fürstlichen Geburths-Tage" aufgeführte „Serenate" wäre 
dann der am Geburtstage Geoi^ Wilhelms (16. November) in 
Bayreuth gegebene „theatralische Actus": „Der Liebe Sieges- 
und Friedenspalmen". Führte Stoelzel, wie man aus seinen 
eigenen Worten entnehmen könnte, seine Oper „Diomedes" in 
Bayreuth persönlich auf, so müsste er am 16. November dieses 
Jahres noch dort tätig gewesen sein. Im Januar 1726 erhielt 
Konrad Friedrich Hurlebusch einen Euf nach Bayreuth, 
„um etwas zur damahligen Camevalls-Oper, und für die Kammer 
zu setzen". Der Aufenthalt Hurlebuschs in Bayreuth währte 
„bey zween Monathen", „wie er denn auch, beym Abgange eines 
dasigen Capellmeisters, dessen Platz ohn Zweifel würde behauptet 
haben, wenn nicht der Gehalt der Besoldung alles fruchtloss ge- 
macht hätte".^) Hurlebusch dürfte demnach der Komponist eines 
der im Karneval 1726 in Bayreuth gegebenen Stücke („Etearchus", 
„Dorinda", „Gunderich") gewesen sein. Mit GeorgPhil. Tele- 
mann trat der Bayreuther Hof bereits im Jahre 1723 in Ver- 



1) Die Autobiographie St., ist in Matthesons „Grundlage einer Ehren- 
pforte*, a. a. 0., S. 342 ff. abgedruckt. 

2) Mattheson, „Grundlage einer Ehrenpforte", a. a. 0., S. 123. 



— 33 — 

bindung. Unterm 4. August dieses Jahres richtet Telemann von 
Hamburg aus an den Markgrafen folgenden bemerkenswerten 
Brief 0: 

„Durchlauchtigster Marg-Graf, 

Gnädigster Fürst und Herr! 

Ew. Hochf ürstl. Durchl. besondere hohe Gnade für meine 
geringe Komposition leget sich gegenwärtig an den Tag, da 
dieselben gnädigst geruhen wollen, dero Dienste mir von Hauss 
aus zu deferieren, welches denn mit der tiefsten Submission 
dankbarlichst erkenne, und mich möglichst bestreben werde, 
denen mir obliegenden Pflichten ein Genüge zu tun. Und da 
jüngsthin, durch Verfertigung einer Oper, den Anfang darzu 
gemachet habe, so lebe der Hoffnung, es werden Ew. Hochfürstl. 
Durchl. diese meine Arbeit in einigen Stücken gefällig gewesen 
seyn, wiewohl ich nicht in Abrede bin, dass die Poesie darzu 
sehr langsam bey mir eingelaufen, und ich also zur höchsten 
Eilfertigkeit genöhtiget worden sey. Gleichwie aber hinführo 
dergleichen zu vermeiden ist, also werde auch mit desto 
mehrerem Fleisse mir angelegen seyn lassen , die zu unter- 
nehmenden Werke auszuarbeiten, und in allen Stücken zu 
bezeugen, wie ich in der submissesten Devotion sey j 

Ew. Hochfürstl. Durchl. ' 

meines gnädigsten Fürsten und Herrn 
unterthänigst gehorsamster 

Knecht 
Georg Philipp Telemann." 

Im Jahre 1726 erhielt Telemann, wie er in seiner Auto- 
biographie '^) erzählt, „von Bayreuth eine Bestallung als Capell- 
meister, lieferte von Zeit zu Zeit einige Instrumental-Musik, und ; 

jähi'lich eine Oper: wofür mir 100 Ethlr. Besoldung angediehen." ; 

Von den für Bayreuth geschriebenen Opern nennt Telemann „zwo 
Opern Stilico und Adelheid".») 



1) A. Charl. Rp. 40. 

2) Die Autobiographie T., ist abgedruckt in Matthesons , Grundlage 
einer Ehrenpforte", a. a. 0., S. 354 E 

3) Ebenda, S. 368. 

Schiedermair, Bayreuther Festspiele. 3 



— 34 — 

Dass der Bayreuther Hof bei seinen damaligen musikdrama- 
tischen Aufführungen neben den Werken deutscher Komponisten 
aber auch nicht solche italienischer Musiker entbehren wollte, 
geht nicht allein aus den vorhandenen Textbüchern jener Zeit 
hervor, sondern auch aus einem Briefe, den Georg Sigmund von 
Erffa am 19. Februar 1719 von Venedig aus an den Markgrafen 
schrieb ^) : „ . . . E. hochf . D. gn. Befehl unterth. zu gehorsamen, 
überschicke hiemit zwey Opern und von der grossen die Music 
dabey, so gut als ich Sie hab bekommen können. Unterth. 
Bittende, Euer hochf. D. wollen nicht ungnädig nehmen, dass 
nicht ehender unterthänigst damit aufgewartet habe, weil«i biss 
hieher auf die Music warten müssen ..." 

Wie es an zahlreichen Höfen der damaligen Zeit üblich war, 
so gelangten unter Georg Wilhelm auch in Bayreuth im Karneval, 
an den Geburts- und Namensfesten der Mitglieder des markgi*äf- 
lichen Hauses, bei Anwesenheit von Verwandten und fürstlichen 
Besuchen Opern zur Aufführung. Glücklicherweise ist der grösste 
Teil der Texte jener Aufführungen in einem alten Sammelbande*) 
erhalten geblieben, der im Verein mit vereinzelt aufbewahrten 
Librettis uns einen Einblick in die Bayreuther Oper unter Georg 
Wilhelm zu verschaffen vermag. 

Eine „Serenade" kam zur Namenstagsfeier des Markgrafen 
im April des Jahres 1714 in Bayreuth zur Aufführung: 

1. „Einmüthiger Helden-Euhm".^) Vier allegorische 
Personen, Apollo, Pax, Pan und Mars führen einen Lobhymnus 
in deutscher Sprache auf den Markgrafen und seine Kriegstaten 
aus. Über die Qualität des Textes geben zwei Arien Aufschluss, 
die Pax und Pan zum Vortrag bringen: 

^0 wie werden wir beglückt, 
Georg Vi^ilhelmen Palmen streuen, 
Ach! wie werden wir entzückt, 
Uns mit unserm Fürsten freuen/ 



1) A. Charl. Rp. 40. 

2) Derselbe (29 cm hoch, 18 cm breit, 8 cm dick, in blauen Papp- 
deckel gebunden) befindet sich im Besitze des historischen Vereins für Ober- 
franken zu Bayreuth. Der Kürze halber fernerhin mit S. B. B. zitiert. 

3) Ein gedrucktes Textbuch in der k. Universitätsbibliothek Erlangen 
(R. L. 58). 



— 35 — 

,0 selig ist das Land, 

Das solchen Nektar kostet. 

Da nur der Degen rostet, 

Und Fried den Krieg verbannt, 
Das seinen Vater kan und dessen Namen preisen, 
Und in erwünschter Ruh die Demutspflicht erweisen." 

Ein einheimischer Poet mag, wie es an zahlreichen deutschen 
Höfen damals Sitte war, auf diese Weise seinen Herrn besungen 
und seiner monarchischen Gesinnung Ausdruck verliehen haben. 
Von einem Mitglied der Hofkapelle dürften diese Ergüsse kompo- 
niert worden sein. 

Im selben Jahre ^) mochte wohl zur Geburtstagsfeier der 
Markgräfin eine „musikalische Opera" in Bayreuth zur Darstellung 
gekommen sein, welche den Titel führte: 

2. „Pygmalion ".2) Ein „Prologus" eröfEnet die Oper, in 
dem Jupiter, Merkur, Juno und Venus der Markgräfin wünschen : 

^Es gehe dein Glücke 
Sonne! nie zurücke! 
Sophie! lebe! lebe! 
Bevor sich deine Blicke 
Von dieser Welt entfernen, 
Bevor dein Geist zum Sternen 
Zu seinem Ursprung steigt, 
So gib uns eine Rebe 
Die deinem Wilhelm gleicht.* 

Die Oper selbst führt uns an den Hof des phönizischen Königs 
Pygmalion, der unter dem unheilvollen Einflüsse seiner „Maitresse 
Astarbe" steht. Des Königs Sohn, Baleazar, der die Liebe der 
am Hofe in Gefangenschaft lebenden, römischen Prinzessin Valeria 
sich erworben hatte, wird des Hochverrats beschuldigt und in das 
Meer gestürzt, jedoch von einem Fischer gerettet. Als die Mai- 
tresse den König selbst vergiften will, um ihrem Geliebten Joazar 
die Krone zu verschafEen, erkennt Pygmalion ihr wahres Wesen. 
Baleazar wird mit Valeria vereinigt und erhält die Regierung 
des Landes, Astarbe nimmt Gift, Joazar „stirbt im Feuer". 



1) £ine Angabe des Jahres fehlt bei Marpurg, a. a. 0., wie im Text- 
buche. Da das Stück aber mit jenen im Jahre 1714 aufgeführten Opern 
zusammengebunden ist, scheint es in diesem Jahre gespielt worden zu sein. 

2) S. B. B. 

3* 



— 36 — 

Mit diesem Stücke treffen wir in Bayreuth zum ersten Male 
eine Oper, die in ihrem Geiste venezianischen Einfluss verrät, in 
der Ausgestaltung, Szenenführung und Charakteristik der Per- 
sonen aber der Hamburger Opernproduktion jener Zeit folgt. In 
Hamburg war nach den biblischen Stücken der ersten Zeit das 
Opernlibretto infolge der Plumpheit der Szenen, der Roheit der 
Sprache, des Mangels an Ernst, der Vorliebe für das Zotenhafte 
tief gesunken. Einen Höhepunkt erreichte diese Bewegung im 
Jahre 1701 mit der Aufführung des „Störtebecker und Gödge 
Michaelis". Durch den Versuch, die Eenaissanceoper abzuschüt- 
teln und an ihre Stelle einen auf Zeit und Publikum Rücksicht 
nehmenden, volkstümlichen Text zu setzen, waren in dieser 
Oper aber auch die ersten Ansätze zu einer nationalen Volks- 
oper gegeben. 1) Dieser Richtung der Hamburger Oper folgte das 
Textbuch des „Pygmalion", das jedoch auch einem Hamburger 
Stücke entnommen oder nachgebildet sein könnte.^) Auch die 
Möglichkeit, dass der Text von einem Hamburger Librettisten 
für Bayreuth geschrieben worden war, ist nicht ausgeschlossen. 

Mit dem Pygmalion-Märchen hat der Stoff der Oper keine 
Gemeinschaft. Lediglich in der 17. Szene des 3. Akts, in der 
Murmelle die Statuen des Gartens zum Leben erweckt und ein 
„Entr6e" tanzen lässt, stossen wir auf einen leisen Anklang. 
Ebenso wie die Mehrzahl der Venezianer und Hamburger Opern 
könnte auch dieses Stück in einem anderen Lande als in dem 
vom Librettisten angegebenen sich abspielen. Die Figur des 
Pygmalion ist nicht unglücklich gezeichnet. In seinem tyran- 
nischen Wesen erinnert der König entfernt an die Wüteriche, 
die später Metastasio auf die Bühne gestellt hat. Durch die 
Selbstbetrachtungen, in denen er sich z. B. über den „Eigennutz" 
der Welt ergeht, vermag er sogar vorübergehend unsere Sym- 
pathie zu gewinnen. Von den übrigen Personen des Stücks lassen 
besonders die beiden Gestalten des Furbonius und der Murmelle 
die Abstammung von den „lustigen Personen" der Hamburger 



1) Vergl. Kretzschmar, a. a. 0., ä. 278 ff. 

2) Mit Postel-Conradis 1694 in Hamburg gespieltem , Wunderbar ver- 
gnügten Pygmalion* (Text: Stadtbibl. Hamburg) hat die Bayreuther Oper 
nichts zu tun. 



— 37 — 

Oper ersehen. Wie in Bostels „Cara Mustapha" Barac, des „Gross- 
veziers kurzweiliger Diener", oder in Posteis „heiliger Eugenia" 
der Diener Festus, so macht im „Pygmalion" Furbonius schlechte 
Witze oder trägt frivole und schlüpfrige Lieder vor. Von diesen 
ist das folgende noch das harmloseste: 

«Spahret eure KräfFten 
Zu den Ambts-Geschäfffcen 
Der vergnügten Eh. 
Wenn wir unsere Gaben 
Vor der Zeit verheflFten, 
Müssen wir im ersten Jahr 
Einen Substituten haben. 

Spahret eure Kräfften 

Zu den Ambts-GeschäfiFten 

Der vergnügten Eh, 

Sonaten müst ihr euch verstecken 

Und erschrecken 

Wann es heisset: Praesta te!" 

Solche Lieder zeigen, dass man damals nicht allein in Ham- 
burg, sondern auch am Bayreuther Hofe an ihnen Gefallen fand. 
Murmelle unterstützt den Furbonius, den sie trotz der deutlichen 
Ablehnungen desselben zum Manne haben will, in seinen zoten- 
haften Gesängen. Doch zeigt uns der Librettist mit der Murmelle 
nicht allein eine „alte Kuplerin", sondern auch eine Wahrsagerin 
und Hexe, wie sie dem deutschen Publikum wohl damals vor- 
geschwebt haben mag. Durch ein Meerschwein lässt Murmelle 
den ins Meer geworfenen Furbonius ans Land tragen, auf ihren 
Befehl werden die Statuen des Gartens lebendig und führen einen 
Tanz auf, dem Könige gibt sie aus „Redlichkeit" statt des Giftes 
einen Schlaftrunk. Eine Figur aus dem deutschen Volksleben 
tritt uns in der Murmelle entgegen, die mit den Dienstmädchen, 
Gemüsefrauen und Scherenschleifern der Hamburger Oper einer 
Familie angehört. 

Von der Plumpheit einzelner Szenen des „Pygmalion" gibt 
der zweite Akt (14. Szene) ein Beispiel, als Valeria von Baleazar 
Abschied nimmt: 

,Ihr Himmel! schaut mein Leiden an 
Mein Ho£Fen ist verlohren, 



— 38 — 

Mein Printz den ich zu meinem Trost erkohren 

Ist schon 80 gut als hin: 

Ists möglich, dass ich noch lebendig bin?* 

Bringt die Hamburger Oper seit der Aufführung des „Störte- 
becker und Gödge Michaelis" Enthauptungen von Menschen auf 
die Bühne, wobei Blut aus Schweinsblasen fliesst, so darf man 
im „Pygmalion" noch froh sein, dass sich der Tod Joazars hinter 
der Bühne vollzieht und Astarbe auf der Szene zum Giftbecher 
und nicht zum Dolche greift. 

An weiteren musikdramatischen Stücken gelangten in Bay- 
reuth im Jahre 1714 zur Aufführung: „Der glückliche Wechsel 
unbeständiger Liebe", „Die triumphierende Tugend" und „Die 
siegende Tugend". Die beiden zuerst genannten Stücke wurden 
zur Feier des Geburtstages des Markgrafen gegeben; die im 
Jahre 1715 aufgeführte „Siegende Tugend" dürfte mit dem ein 
Jahr vorher gegebenen Schäferspiel gleichen Titels, dessen Text- 
buch verloren scheint, identisch sein. 

Ein Schäferstück, wie es die damalige Zeit liebte, bietet: 

3. „Der glückliche Wechsel unbeständiger 
Liebe".*) Da treffen wir den Schäfer Nicander, der seine 
Tochter Egle dem flatterhaften Niso verweigert, schliesslich aber, 
obwohl von diesem im Kampfe verwundet, die beiden Liebenden 
doch vereint. Corinna, die „Liebhaberin" Nisos, wird zum Schlüsse 
als dessen Schwester, Amintas als Sohn Nicanders erkannt. Wir 
haben hier eine Schäferoper vor uns, wie sie im 17. Jahrhundert 
an deutschen Höfen ebenso wie in Italien gepflegt wurde. Die 
8. Szene des ersten Aktes, in der das „Echo" die Klagen der Egle 
begleitet, erinnert an die Echoszenen der venezianischen Oper, 
der Geisterchor, der in dem „Gewölbe" des Zauberers Meri zu 
Beginn des dritten Aktes erklingt, an ähnliche Szenen der fran- 
zösischen Oper. Dagegen sind die Gestalten des Dieners Ormino 
und des Kerkermeisters Ergasto deutsche Typen, wie sie uns in 
der Hamburger Oper begegnen. Zum Schlüsse des zweiten Aktes 
kommt es bei beiden zu gemeinen, selbst in der Hamburger Oper 
nicht allzu häufigen Unflätigkeiten, an die sich dann ein nicht 
übles Trinklied anschliesst: 



1) S. B B. und grossherzogl. Bibl. V^eimar (H, 1 : 158). 



— 39 — 



,£in helles Glas, 

Ein grosses Fass, 

Mit Wein thut grosse Wunder. 

Der Reben-Safft 

Hat grosse Krafft, 

Der edle Lebens-Zunder. 

Die beste Freund, 

Die gröste Feind 

Verbindet er zusammen: 



Ein Glas mit Wein 

Löscht ungemein 

Die Zorn-erhitzte Flammen. 

So folge mir, 

Ich folge dir, 

Dem Durst und Zorn zu wehren. 

Wir gehen hin 

In einem Sinn 

Die Kannen auszuleeren.* 



Oben wurde bereits die Behauptung ausgesprochen, dass 
unter Georg Wilhelm am Bayreuther Hofe neben Opern Ham- 
burger Herkunft auch italienische Stücke entweder im Original 
oder in deutscher Übertragung gespielt wurden. Eine solche 
italienische Oper treffen wir unter Georg Wilhelm schon im 
Jahre 1714: 

4. „Die triumphierende Tugend" („II Trionfo 
della Virtu").^) Ein Prolog, in dem Mars „das Preussisch 
Helden-Blut" sowie den Markgrafen feiert, leitet die Oper ein. 
Der erste Akt führt uns die beiden um die persische Krone 
streitenden Prinzessinnen Statira und Barsine vor. Ein Zwei- 
kampf soll entscheiden, wem die Krone gehöre, der Tochter des 
gefallenen Siegers oder jener des vertriebenen Königs. Für Bar- 
sine will der persische General Oribasio, für Statira der persische 
General Arsace kämpfen. Als die Entscheidung fallen soll, wird 
die Erstürmung der Stadt durch den Skythenkönig Oronte ge- 
meldet. Dieser sucht die Liebe Statiras zu gewinnen, wird jedoch 
abgewiesen. Im zweiten Akt versichert Statira dem Arsace, dass 
sie nur ihm angehören wolle. Aus dem grossmütigen Sieger 
Oronte wird nun ein rachsüchtiger Tyrann, der seinen Neben- 
buhler Arsace zu verderben sucht. Die Gelegenheit hierzu bietet 
sich ihm, als auf Betreiben Barsines der Prinz Idreno einen Mord- 
versuch auf ihn macht, und Arsace mit Statira in der Nähe 
seines Schlafgemachs vorgefunden wird. Der dritte Akt zeigt uns 
Arsace im Gefängnis. Barsine verspricht ihm Befreiung, wenn er 
ihre Liebe erwidere, ebenso stellt ihm Oronte Straflosigkeit für 
seine Freveltat in Aussicht, wenn er auf Statira verzichte. Als 



1) Das itaUenisch- deutsche Textbuch in der grossh. Bibl. Weimar 
(H, 1 : 152). S. auch Marpurg, a. a. O., Bd. V, S. 323. 



I 



— 40 — 

Arsace dieses Begehren abweist, soll die Todesstrafe an ihm voll- 
zogen werden. Da meldet der persische General Dario die Empö- 
rung des Volkes. Jetzt gesteht Idreno seine Schuld ein. Oronte 
übergibt der Statira die Regierung des Eeiches und vereinigt sie 
mit Arsace, dem Idreno verzeiht er. Statira versöhnt sich mit 
Barsine, vereint sie mit Oribasio und teilt ihr die Regierung des 
Landes jenseits des Euphrat zu. „Zwischen Persien und dem 
Lande der Skythen soll ein ewiger Friede sein." 

Mit den italienischen Statira-Opem jener Zeit stimmt der 
Text dieser Bayreuther Oper zwar nicht überein, scheint jedoch 
ein venezianisches Erzeugnis oder die Nachbildung eines solchen 
zu sein. Darauf weisen die Verwicklungen und Überraschungen 
hin, die Verbindung von Liebesaffären mit politischen Ereig- 
nissen, die Verkleidung des Prinzen Idreno, der unter dem 
Namen Idaspe am persischen Hofe erscheint, die Ausschaltung 
des Chors wie die Art der Szenenführung. 

Drei italienischen Opern, die betitelt sind: „Die durch- 
lauchtigste Statira", „Alba Cornelia", und „L'amor tra nemici", 
begegnen wir in Bayreuth im Karneval des Jahres 1715. 

5. „Die durchlauchtigste Statira"^) wurde in An- 
wesenheit des Markgrafen Wilhelm Friedrich von Onolzbach- 
gegeben. Die persische Prinzessin Statira, die bald nach der 
Vermählung mit Alexander dem Grossen Witwe geworden war, 
wird von der Königin Babylons, Roxane, die ebenfalls mit Alexander 
vermählt gewesen war, und deren General Perdiccas, der die Liebe 
der Perserin zu gewinnen sucht, gefangen gehalten. Der sky- 
thische Prinz Orontades sucht die Geliebte zu befreien, wird aber 
bei einem Ansturm auf die Stadt überwältigt und gefesselt vor 
Roxane gebracht, die sich in den gefangenen Helden verliebt. 
Getreue Bundesgenossen befreien Orontades, der nun im „Tempel 
der Venus" seine Verbindung mit Statira feiert. Ein „Epilogus" 
folgt der Oper, in dem die „Göttin Venus" den anwesenden 
Fürsten sowie die markgräfliche Famüie verherrlicht. 

Das Stück ist gleichsam ein zweiter Teil zu der im Jahre 1690 
in Rom gespielten Oper „La Statira", in der die Heldin als Ge- 

1) S. B. B. 



— 41 — 

mahlin Alexanders vorgeführt wird, und dürfte ebenso wie „Die 
triumphierende Tugend*' unter venezianischem Einfluss entstanden 
sein. Der Aufbau des Stücks hat ebenso venezianischen Zuschnitt, 
wie die Charakteristik der Personen. Unter diesen fehlt hier 
auch nicht der lustige Diener, dessen frivole und unzweideutige 
Lieder jedoch im Anschluss an die Hamburger Oper geschrieben 
zu sein scheinen. So singt z. B. Arbates im zweiten Akt : 

„Zum ersten will ich euch bedenken 

Ihr lieben Jungfern meiner Zeit, 

Und euch zu guter letze schenken 

Die hoch-verliebte Seltenheit, 

Ja alle meine Liebesgaben, 

Ich lasse sie nicht mit begraben. 

Denn jetzo sind sie allzu rar 

Ihr saget selber es ist wahr, 

Drum flehet und seufFfczet: ach gütiger Himmel! 

Wann stirbt doch der verliebte Schimmel." 

6. „ A 1 b a C r n e 1 i a".^) Der Text dieser Bayreuther Oper 
ist eine zum grossen Teil wortgetreue Übersetzung eines in Wien 
im Karneval des Jahres 1714 gegebenen Stückes gleichen Titels, 2) 
das von Silvio Stampiglia gedichtet und von Francesco 
Conti in Musik gesetzt war.*) Stampiglia war seit dem Jahre 
1706 in Wien als kaiserlicher Hofpoet angestellt*) und hatte in 
dieser Stellung Libretti für die dortige Opembühne geschrieben. 
Gerne wählte Stampiglia seine Stoffe aus der römischen Ge- 
schichte *) und suchte ähnlich wie Apostolo Zeno den dramatischen 
Unmöglichkeiten, den Anachronismen und Geschmacklosigkeiten, 
unter denen zahlreiche Venezianer Libretti zu leiden hatten, aus 
dem Wege zu gehen. Auch in den drei Akten der „Alba Cor- 



1) S. B. B. 

2) Die Besetzung der Rollen in Wien war folgende: 

Silla . . . Silvio. Tito Scipione . . . Angielo. 

Elio . . . Gaetano. Emilia . . . Scogniano. 

Alba C. . . . Landini. Lentulo . . . Fr. Borosini. 

Lesbina . . . D. Giulio. Milo . . . A. Borosini. 

3) Partitur (im Manuskript) in der k.k. Hof bibliothek Wien (Ms. 17194). 

4) M. Landau, , Geschichte der italienischen Literatur im achtzehnten 
Jahrhundert*, 1899, S. 520. 

5) Ebenda. 



— 42 — 

nelia" behandelte Stampiglia Vorgänge aus der römischen Gre- 
schichte. Der Diktator Silla ist als Sieger nach Rom zurück:- 
gekehrt und beabsichtigt, sich als Kaiser ausrufen zu lassen. 
Scipios Tochter Alba Cornelia soll die Gattin seines Sohnes Aelius 
werden und ebenfalls den Purpur nehmen. Allein Alba Cornelia 

,wird auf keinen Throne steigen, 

Wann Rom sich soll als Sklave vor ihr neigen.* 

Eine freie Bürgerin will sie bleiben und nicht als Fürstin dem 
Geliebten angehören. So lädt sie den Zorn des Diktators auf 
sich, der ihr für die Zukunft nur das Nötigste zum Lebens- 
unterhalt aussetzen lässt, seinem Sohne aber befiehlt, Emilia, die 
Tochter des Marius, an Stelle der Alba Cornelia zur Gattin zu 
wählen. Als dieser sich jedoch widersetzt, den Befehlen des 
Vaters nachzukommen, wird er ins Gefängnis geworfen. Um 
das Leben des Geliebten zu retten, verspricht Alba Cornelia 
dem Diktator, ihre Sinnesart zu ändern und die Fürstenkrone 
anzunehmen. Als sie dies im Tempel Jupiters beschwören soll, 
ergreift sie aber einen Dolch, um sich selbst zu töten. Aelius 
fällt ihr jedoch in die Arme. Silla ist aufs höchste erzürnt, den 
beiden Liebenden steht der Untergang bevor. Aelius greift nun 
zum Schwert, Alba Cornelia zum Dolch, um gemeinsam zu sterben. 
Silla ist jetzt überwunden. Er wirft das Szepter vor das Bildnis 
Jupiters, vereint die beiden Liebenden und „ist mit seinem Bürger- 
stand vergnügt". Mit dieser Haupthandlung verknüpfte Stam- 
piglia eine Liebesgeschichte, deren Helden Titus Scipio, der Bruder 
Alba Cornelias, und Emilia, die Tochter des Marius, sind, und 
schob zwischen die ernsten Szenen solche heiteren Charakters, 
die durch das Auftreten des Dieners Milo und der „Leibjungfer" 
Lesbina hervorgerufen werden. Wie ersichtlich, ist auch dieses 
Stück Stampiglias von venezianischem Geiste erfüllt, doch zeigt 
sich in ihm hinsichtlich der Szenenführung, der Verwendung der 
„accidenti verissimi", der Behandlung der komischen Figuren 
bereits eine gewisse Beschränkung. 

Ob diese Oper in Bayreuth mit der Musik Contis in Szene 
ging, lässt sich aktenmässig nicht feststellen. Doch dürfte es 
höchst wahrscheinlich sein, dass mit dem Texte Stampiglias auch 



— 43 — 



die Musik Contis nach Bayreuth kam, und nicht ein anderer 
Musiker mit der Komposition des Textes betraut wurde. Wie 
in Venedig, so hatte Georg Wilhelm gleich seinem Vater auch in 
"Wien Agenten, die ihm in künstlerischen Angelegenheiten sicher- 
lich ihren Beistand geleistet haben dürften. Conti war seit dem 
Jahre 1713 in Wien als Hofkomponist mit einem jährlichen Ge- 
halt von 1400 fl. angestellt.^) In seiner Oper „Alba Cornelia" 
trefEen wir verzierte Arien (z. B. III, 7. Szene, Arie Albas, 
„S'adorni il crin",): 




-far. 



^ ^^Si0 LST- 



^=^ 



vuol tri - on - far 



Intervallreihen in der Gesangsstimme, wie wir sie später bei 
Traetta, Sacchini, Mozart finden (II, 5. Szene, Arie Sillas, „Novo 
Giove e lampi e fulmini",): 



iM-j: j ^ t^m ^ 




Da Capo- Arien und solche, in. denen ein Soloinstrument neben 
der Gesangsstimme einhergeht (II, 14. Szene, Arie Emilias, Solo 
einer Oboe). In der 10. Szene des dritten Akts, in der Alba 
Cornelia vor dem Bild der Gottheit um die Freiheit Eoms fleht, 
stossen wir auf ein begleitetes Rezitativ, wobei im Orchester teils 
feierliche, lang ausgehaltene Akkorde, teils bewegte Sechzehntel- 
noten erklingen, in der 9. Szene des ersten Akts (Arie des Titus) 
und in der 7. Szene des zweiten Akts (Arie der Alba) auf Sizi- 
lianen, wie wir ihnen bei Alessandro Scarlatti begegnen. Wir 
sehen hieraus, dass Conti die Grundsätze der Venezianer Kom- 
ponisten verlässt und den ersten Neapolitaner Musikern folgt. 
Aber auch volkstümliche Stücke lassen sich in dieser Oper nach- 
weisen, die aus der österreichischen Volksmusik geschöpft sein 
könnten (z. B. I, 13. Szene, Duett Milos und Lesbinas): 



1) L. V. Köchel, .Johann Jos. Fuchs«, 1872, S. 94. 



^ 



— 44 — 



^^ 



7. „L'amor tra nemici" („die Liebe unter den 
Feinden").^) Diese Bayreuther Oper stimmt mit einem in 
Wien im Jahre 1708 gegebenen Stücke^) gleichen Titels überein, 
das von Antonio Bernardoni gedichtet und von Attilio 
Ariosti in Musik gesetzt war.«) Auch für diese Bayreuther 
Oper besteht die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit der Musik 
Ariostis aufgeführt wurde. Die Rolle, die dieser Komponist am 
Berliner Hofe gespielt hatte, mochte es den Bayreuthem wohl 
wünschenswert erscheinen lassen, Ariostis Musik kennen zu 
lernen. Im Jahre 1697 war Ariosti in Berlin eingetroffen.*) Die 
Kurfürstin und spätere Königin Sophie Charlotte, die für die 
Musik ebenso Begeisterung wie Begabung mitbrachte, hielt be- 
sonders viel auf diesen Musiker, der zu den Hoffestlichkeiten 
manche Gabe beisteuerte.*) Welch grosses Ansehen Ariosti bei 
der Königin genoss, geht daraus hervor, dass sie alles daran- 
setzte, um die wiederholt versuchten Abberufungen des Serviten- 
mönchs zu hintertreiben. Freilich konnte sie es nicht verhindern, 
dass Ariosti Ende des Jahres 1703 doch Berlin verlassen musste. 
Das Werk eines Komponisten, dessen Berliner Aufenthalt zu 
mancherlei Gerüchten Anlass gegeben und wiederholt das Ein- 
greifen der Diplomatie verursacht hatte,«) durfte am Hofe des 
Bayreuther Vetters besonderem Interesse begegnen. 

Bernardoni, der von 1701 — 1708 in Wien als kaiserlicher 
Hof dichter wirkte,') führt uns in seinem Stücke an den Hof des 

1) S. B. B. 

2) Die Besetzung der Rollen in Wien war folgende: 
Almansor . . . Giuseppe Boschi. Rusteno . . . Gaetano. 
Asteria . . . La Badia. Gemir . . . Ferrini. 
Celinda ... La Sutterin. Osmino . . . TolinL 
Alamiro . . . Silvio. 

3) Partitur (im Manuskript) in der k. k. Hof bibliothek Wien (Ms. 18249). 

4) Alfred Ebert^ .Attilio Ariosti in Berlin", (Bonner Doktordissertatioo, 
1905), S. 20 ff. 

5) Ebenda, S. 31 ff., Thouret, a. a. 0., S. 206 ff., 227. 

6) Ebert, a. a. 0., S. 39 ff. 

7) Landau, a. a. 0., S. 518. 



— 45 — 

önigs Almansor von Granada. Der aus dem Geschlechte der 

Abenzeragen stammende Prinz Alamiro ist aus dem Felde zu 

der Prinzessin Celinda heimgekehrt, deren Gunst jedoch der König 

selbst zu gewinnen sucht. Allein Celinda will weder diesem noch 

jenem angehören, da sie den Prinzen Orcane liebt. Almansor 

lemüht sich nun, seinen Nebenbuhler Alamiro zu beseitigen, 

schenkt ihm aber das Leben, als er erfährt, dass nicht Alamiro, 

sondern Orcane der Geliebte Celindas sei. Orcane soll nun zum 

Tode geführt werden, da verrät Rusteno, einer der Grossen, des 

Eeiches, dass Orcane kein Prinz, sondern die seit ihrer Jugend 

in männlichen Kleidern aufgezogene Prinzessin Asteria aus dem 

Zegrischen Stamme ist, die ihren Feind Alamiro, vor dem sie 

der Vater durch die Verkleidung zu schützen suchte, liebe. Der 

König verzeiht allen, nimmt nun Celindas Geständnis der Liebe 

freudig entgegen, und vereint Asteria mit Alamiro, dessen Hass 

gegen Orcane sich in Liebe zu Asteria verwandelt. 

Wie Stampiglias „Alba Cornelia", so steht auch Bemardonis 
„L'amor tra nemici" unter dem unverkennbaren Einfluss der 
Venezianer Oper. Dies zeigt vor allem die drei Akte hindurch bei- 
behaltene Verkleidung der Asteria, mit der, ähnlich wie in Cavallis 
„Ciro" die Verkleidung der Prinzessin Elmera, das Stück steht 
und fällt. Dagegen verfolgte Bemardoni bei der Ausarbeitung 
des Stoffes gleiche Ziele wie Stampiglia. Wie in Contis „Alba 
Cornelia" der Einfluss der Neapolitaner, so macht sich in Ariostis 
„L'amor tra nemici" jener der französischen Opernschule 
bemerkbar. Im Hinblick auf die in Berlin aufgeführten, musik- 
dramatischen Stücke Ariostis urteilte der Hofdichter Johann von 
Besser^) dahin, dass der Komponist sich „der französischen Manier 
in vielem bequemet, die Art und Eigenschaft des Italienischen 
Satzes hingegen mit grossem Nachdnick vorstellte".^) In der 
Ouvertüre zu „L'amor tra nemici" folgt Ariosti der Ouvertüren- 
form Lullis; den ernsten, pathetischen Ton, den wir in Opern 
französischer Musiker jener Zeit hören können, vernehmen wir 



1) Thouret, a. a. 0., S. 218. 

2) .Schriften des Herro v. Besser", Leipzig 1732, S. 362. 



A 



— 46 — 



in der Bassarie der 10. Szene des ersten Akts, in der der Könige 
seiner Sehnsucht nach Frieden und Euhe Ausdruck verleiht : 



<y:^u r t r j I 1lj;j%^ 



Om-bre amiche om-bre quie - te, 

Wie die späteren Neapolitaner Opemkomponisten, die in ihren 
Arien mit den Mitteln der Gesangsstimme innere Erregungen 
so unübertrefflich zum Ausdruck zu bringen vermochten, greift 
Ariosti in der an den Sänger hinsichtlich des Umfangs grosse 
Anforderungen stellenden Bassarie der 6. Szene des zweiten Akts 
zu weiten Intervallen, um die innere Unruhe, das leidenschaft- 
liche Wesen Almansors uns näher zu bringen: 



^g^ ^ H^ \ ^^ } % ^ 



Vienme-co in o gni lo - co. 



^= ±\Q I 



strug-go oud' io mi struggo 



Eine Schäferoper im Stüe des im Jahre 1714 in Bayreuth ge- 
gebenen Stücks „Der glückliche Wechsel unbeständiger Liebe" ist : 

8. „Die siegende Treu",^) die ebenfalls im Jahre 1715 
zum Geburtsfest der Markgräfin „auf dem Teatro zu Christian 
Erlangen" aufgeführt wurde und wohl nur eine Wiederholung 
des ein Jahr vorher in Bayreuth gespielten Stückes gleichen 
Titels gewesen sein dürfte. 

Der Schäfer Corymbo liebt heimlich die Schäferin Doris, 
deren offizieller Liebhaber jedoch der Jäger Corydon ist. Der 
Versuch Corymbos, mit Doris zu entfiiehen, misslingt. Dm*eh 
den Tod sollen die beiden auf Befehl Lesbos, des Priesters der 
Diana, ihre Tat sühnen. Corymbo wird wahnsinnig. Als Lesbo 
der Schäferin „das Messer an die Kehle setzen" will, kommt 
Corymbo, der von den Furien nun befreit ist, herbei und erklärt 
sich bereit, für Doris in den Tod zu gehen. Lesbo ist hiermit 
einverstanden, da „die Landesgesetze dies zulassen". Als jedoch 
Corymbo getötet werden soll, erscheint plötzlich die Göttin Diana 
und klärt die Anwesenden dahin auf, dass Corymbo der Sohn 
Lesbos, Laurindo, ist und die treue Doris heimführen solle. All- 



1) Ein gedr. Exemplar in der grossherzogl. Bibl. in Weimer (H., 1 : 154). 



— 47 — 

gemeiner Jubel. In einem „Epilog" feiert Diana nun die mark- 
gräfliche Familie. 

Diese Handlung wird nach französischem Muster durch Auf- 
züge von Jägern (I, 1 und 13), die fröhliche Lieder singen, von 
„kleinen Satyren", welche die Befehle ihres Herrn ausführen, 
l)elebt. Als lustige Personen des Stücks lernen wir den in den 
Diensten Corymbos stehenden Schäfer Bubo und die „alte und 
ledige Schäferin" Cervina kennen. Die Charakteristik dieser 
beiden Figuren ist ganz im Sinne der Hamburger Oper durch- 
geführt. Dies ersehen wir schon aus dem Auftrittsgesang Cer- 
vinas (I, 3): 

,Ach wenn icli doch ein Bebe wäre, 

So würde in dem Lauffen mir mein Corpus nicht so schwere.* 

aus den Liedern, die Bubo zum besten gibt, wie z. B. (1, 1 1) : 

,Es bleibt dabej: die Liebe 

Ist eine Folterbank. 

Dann ehe man ein Weibgen kriegt 

So hat man tausend Plagen, 

Und wann sie in den Armen liegt, 

So muss man sich beklagen. 

Die Kluge hat die Hosen an, 

Die Tumme bleibt auf ihren Wahn, 

Die Reiche will befehlen, 

Die Arme aber stehlen. 

Die Böse schlägt den Ofen ein, 

Die Fromme muss ein Narre sein. 

Die Schöne macht durch Schwäger 

Den Mann zum Hörnerträger 

') 



Es bleibt dabey: die Liebe 
Ist eine Folterbank • 



aus der wüsten 4. Szene des zweiten Akts, in welcher der von 
den Satyren an einen Baum gebundene Bubo von Cervina nur 
unter der Zusicherung befreit wird, dass er sie heirate. Erinne- 
ningen aus der Venezianer Oper tauchen in dem Stücke auf, als 
die Schäferin Lycoris, welche die Liebe Corydons zu gewinnen 

1) Diese beiden Verse glaubte der Verf. weglassen zu. müssen. 



— 48 — 

sucht, sich als Zigeunerin verkleidet und so dem niederg-eschla- 
genen Corydon gute Lehren gibt (II), sowie als Bubo ähnlich 
wie Brillo in Conradis „Kaiser Carolus Magnus^ (Hamburg 1692) 
in der Aufregung über das Geschick seines Herrn zu stottern 
anfängt (HI): 

„Mein Herr ach! ach! mein Herr 

So könnt ihr hinfo — fo— fo — fort nicht mehr 
Die schöne Doris * 

Noch ein weiteres Stück gelangte im Jahre 1715, zur Ge- 
burtstagsfeier des Markgrafen, zur Aufführung: 

9. „Die unglückliche Regierung der durchlauch- 
tigsten Antonia".^) Der Umstand, dass das Textbuch nicht 
den Wortlaut, sondern nur einen Auszug der Szenen gibt, sowie 
dass das Titelblatt des. Textes nicht analog den anderen Bay- 
reuther Stücken etwa die Bezeichnung: musikalische Tragi- 
Comoedia enthält, sondern nur die Angabe : Tragi-Comoedia, lässt 
die Vermutung aufkommen, dass der Text gesprochen und nur 
an jenen Stellen gesungen wurde, die besonders als Gesangsstücke 
bezeichnet sind. Diese Annahme wird um so wahrscheinlicher, 
wenn man in Betracht zieht, dass die Rollen des Stücks nur von 
Mitgliedern der Bayreuther Hofgesellschaft übernommen waren, 
die sich eher an ein rezitiertes Stück als an eine Oper wagen 
konnten.^) Man muss sich dabei freilich wundem, dass die Mark- 



1) S. B. B. Es soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass sich ebenda auch 
eine „Cantata'^ findet, die aus zwei Bezitativen und drei Arien besteht, die 
Verherrlichung der Markgräfin zum Gegenstand hatte und von Christina 
Elisabeth Ernstin der Markgräfin zum Geburtstage des Jahres 1715 
gewidmet war. Es ist nicht ausgeschlossen, dass diese .Cantata'' als Prolog 
zur „Siegenden Treu* aufgeführt wurde. 

2) Die Besetzung war folgende: 
Aurora . . . Ihro Hoch-Fürstl. Durchl. unsere gnädigte Fürstin und Frau. 

, Hoch-Gräfl. Ecxell. Frau Gräfin von HohenzoUern. 
, Hoch-Gräfl. Gnaden die Gräfin von Oettingen. 

Ihro Hoch-Fürstl. Durchl. ünsre Fürstin und Frau. 

, Hoch-Gräfl. Excell. Herr Graf von HohenzoUern. 

„ Hoch-Gräfl. Excell. Frau Gräfin von HohenzoUern. 

, Hoch-Gräfl. Gnaden die Gräfin von Oettingen. 
Herr Obrist- Wachtmeister von Künsperg. 



Pomona 
Diana 

D. Antonia . 
D. Alphonso . 
D. Mirabella. 
D. Binalda . 
D. Bosardo . 



^^•P"^^^^ 



— 49 — 

gräfin selbst die Rolle einer Königin gab, die schliesslich auf das 
Schafott geführt und nur durch die Gnade des Reichsrats vom 
Tode bewahrt wird. 

Das Stück folgt in der Anlage und der Teilung in fünf 
Akte der französischen Tragödie und behandelt das Schicksal der 
spanischen Königin Antonia, die dem Reichskanzler Don Fernando 
ihr volles Vertrauen schenkt, ihren Vetter Don Rosardo dagegen 
vom Hofe verbannt. Als Rosardo auf Betreiben Fernandos ge- 
tötet werden soll, bricht ein Volksaufstand aus. Die Königin 
versucht zu fliehen, wird aber gefangen genommen. Rosardo 
wird zum König ernannt, Antonia auf das Schafott geführt. 
Der Reichsrat begnadigt die Königin, die sich nun im Tempel 
der Juno dem Dienste der Gottheit weihen soll. 

Der Prolog des Stückes verherrlicht in der damals herkömm- 
lichen Weise den, dem zu Ehren das Spiel stattfand. An der 
Ausführung des Prologs beteiligte sich auch die Markgräfin 
selbst in der Rolle der Aurora. Der Prolog scheint, wie man 
aus dem Textbuch schliessen kann, vollständig gesungen worden 
zu sein. Gesangsstellen finden wir in der „Tragi-Comoedia" in 
der 11. Szene des vierten Akts, in der „nachfolgende Cantata 
von zweyen Priestern und der Königin (= Antonia) gesungen 
wird". Diese „Cantata" besteht aus einem Gebet der beiden 
Priester und der Königin, dem ein Warnungschor der Priester folgt. 
Im Jahre 1716 erschien, zunächst im Karneval: 
10. „Die Königliche Schäferin Margenis",^) 
deren Verfasser in der Vorrede erklärt : „ . . . die ganze Historie 
ist erdichtet und flattieret man sich, als ob schon nicht alles 
doch etwas darinnen zu dessen Plaisir seyn werde • . ," Das 
Stück gehört zu der Gattung jener damals in Deutschland ge- 



D. Costanda . . . Fräulein von Thuelden. 

D. Fernando. . . Herr Cammer- Junker und Ob rist -Wachtmeister von der 

Grenadier Guarde, von Korff. 
D. Gonsalvo. . . , Cammer- Janker und Obrist-Lieutnant von Gleichen. 
D. Messalo ... „ Cammer- Janker und Grenadier-Hauptm. von Gleichen. 
Storax ... „ Canimer-Janker und Oberamtmann von Wengierski. 

1) Ein gedrucktes Textbuch in der k. Universitätsbibliothek Erlangen 
(R. L. 58). 

Schiedermair, Bayreuther Festspiele. 4 



— 50 — 

spielten Schaf eropem mit italienischen and deutschen Zügen, Tvie 
sie in Bayreuth bereits mit dem „glücklichen Wechsel unbe- 
ständiger Liebe" und der „siegenden Treu" geboten worden 
waren. Von Liebeswerbungen ist das ganze Stück erfüllt , das 
mit der Vereinigung der Schäferin Margenis, einer thessalischen 
Prinzessin, und des lakonischen Prinzen Myrtillo endet. Die 
lustige Person des Stückes ist Balbio, ein alter Bedienter, der 
den betrogenen Liebhaber spielen und bei einem „Zauberer" 
Auskunft über seine Aussichten auf die Liebe einer Schäferin 
suchen muss. Von den Arien, die Baibio zu singen hat, sei ein 
Beispiel aus der 9. Szene des dritten Akts mitgeteilt: 

«Das ist das Lied vom Ende, 
Ich liebe nimmermehr, 
Wer liebt, der ist geschossen, 
Und macht die ärgsten Possen, 
Und wenn er denkt, er hats, 
So kömmt ihm doch sein Schatz 
Wohl wiederum die quer." 

Von den Tänzen, die nach französischem Muster in die Oper 
eingestreut sind, müssen die „Entrees der betrunkenen Bauern" 
zu Beginn des zweiten Akts hervorgehoben werden, da mit ihnen 
echt deutsche Typen auftreten, denen wir auch in der Ham- 
burger Oper der damaligen Zeit begegnen. Von den Tänzen 
der Bayreuther Opern soll später im Zusammenhang die Rede sein. 

Der „Königlichen Schäferin Margenis" folgte im gleichen 
Jahre zur Namenstagsfeier des Markgrafen: 

11. „Die durchlauchtigste Olympia",^) die aller- 
dings nicht in Bayreuth selbst, sondern auf „dem Teatro zu 
St. Georgen", zur Darstellung gelangte. Die sächsische Prinzessin 
Johanna Wilhelmine wohnte der Aufführung bei. Gleichwie 
„die unglückliche Regierung der durchlauchtigsten Antonia" zer- 
fällt auch dieses Stück in fünf Akte, in denen uns' die Liebes- 
geschichte des thessalischen Kronprinzen Nerandi und der kreten- 
sischen Kronprinzessin Olympia vorgeführt wird. Um diese beiden 
Personen gruppiert sich eine Anzahl aus der italienischen und 

1) S. B. B. Der Text der Oper „Olimpia vendicata" von Dom. Preschi 
(Bibl. Marc, in Venedig) ist durchaus verschieden. 



— 51 — 

deutschen Oper bekannter Typen. Da treffen wir den egoistischen 
König Codrus von Kreta, dessen selbstsüchtige Maitresse Miranda, 
den verräterischen Minister Strato, das Dienerpaar Panurse 
und Ibicilla. Mit der Verkleidung Nerandis steht und fällt das 
Stück. 

Durch einen Prolog wird das Stück eingeleitet, durch einen 
Epilog abgeschlossen. Wird dieser von Göttern (Venus, Mars, 
Neptun, Hymen und Cynthia) ausgeführt, so jener bemerkens- 
werterweise von Personen, die dann später im Stücke selbst eine 
Rolle spielen. Aber' auch durch seine Einlagen unterscheidet 
sich „die durchlauchtigste Olympia" von zahlreichen Stücken, 
die in der damaligen Zeit in Bayreuth und an anderen Höfen 
gespielt wurden. So ist in den dritten Akt, ähnlich wie nach 
jedem in Hostels „Cara Mustapha", ein allegorisches Spiel ein- 
geschoben, das, „Serenata" überschrieben, von Flora, Aeolus, 
Amor, Concordia, Hymen und Fortuna ausgeführt wird und die 
Hochzeitsfeier des Admetus, des Nebenbuhlers Nerandis, ver- 
herrlichen soll. Im vierten Akte findet ein Turnier statt, in dem 
Admetus von dem verkleideten Nerandi getötet wird. Der ge- 
fallene Kronprinz wird in einem Mausoleum beigesetzt, wobei 
eine „Trauer-Musique" veranstaltet wird. Auch hier sind es 
wieder allegorische Personen (Hoffnung, Liebe, Geduld, Tapfer- 
keit, Zeit und Ewigkeit), die in die Handlung eingreifen und 
den gefallenen Helden beklagen. Im fünften Akte kommt es 
sogar zu einer Seeschlacht, aus der die Thessalier als Sieger 
hervorgehen. Hinsichtlich der Arien steht „die durchlauchtigste 
Olympia" auf einer tieferen Stufe als die bisher in Bayreuth 
gegebenen Stücke und schliesst sich der Feindschen Kichtung 
der Hamburger Oper an. Sangen die lustigen Personen bislang 
auch Arien zotiger und derber Art, so gaben diese Gesänge 
doch noch einen Sinn. Der Librettist der „durchlauchtigsten 
Olympia" tischt aber Arien auf, in denen auf einen Zusammen- 
hang der Gedanken Verzicht geleistet wird. So hat z. B. Flora 
in der „Serenata" folgende Arie zu singen: 

, Rosen legt den Purpur nieder, 
Und ihr Lügen euren Schnee, 
Weil auf jenen zarten Wangen 

4* 



— 52 — 

£iire Farben schöner prangen, 
Und euch schimpffen jene Glieder.'' 

Der Ernst der „Trauer-Musique" geht in Parodie über, als die 
,,Zeit" die Arie singt: 

„Poche Yerhängnuss auf eiserne Schlacken, 
Stählerne Härte bestehet hier nicht, 
Weil sie ein rostiges Zehren zerbricht. 
Prächtige Schlösser zerfallen und knacken*" 

Zum Geburtsfest der Markgräfln im Jahre 1716 wurden 
zwei musikdramatische Stücke gespielt: eine „Serenata" und 
„Arsaces". 

12. „Serenata"^) ist eine Szene betitelt, in der Phoebus, 
Flora, Ceres, Fortuna, Fama und Baruthis in der damals an den 
deutschen Höfen üblichen Weise die Markgräfin verherrlichen. 
Der Text dürfte ebenso wie die 1715 in Erlangen gedruckte 
„Oantata" von einem einheimischen Autor herrühren. Eine 
Oper, in der neben den charakteristischen Zügen der vene- 
zianischen Oper vor allem wieder jene der Hamburger Oper jener 
Zeit zutage treten, ist dagegen: 

13. „Arsaces".-) Diese Oper versetzt uns an die See. 
Der Prinz Tarbasus ist mit seiner Gattin Orsana und seiner 
Tochter Alfamia vor den Nachstellungen des misstrauischen 
Königs von Arsatien, Orsanus, geflüchtet. Die Prinzessin Alti- 
mira gerät ebenso wie der Prinz Celsus, auf der Flucht vor 
Orsanus, unter die Seeräuber. Der Kronprinz Arsaces zieht auf 
einem Schiffe aus, um die verlorene Geliebte, Alfamia, wieder- 
zufinden, wird aber mit seinen Getreuen von den Seeräubern in 
die Gefangenschaft geschleppt. Zufällig treffen nun die Flücht- 
linge wie die Gefangenen an einem Ufer in der Nähe von Byzanz 
zusammen. Tarbasus erkennt in Celsus seinen verlorenen Sohn 
wieder und vereint ihn mit Altimira, Arsaces findet die Ge- 
liebte wieder. Als ein Schiff aus Arsatien ankommt, winkt den 



1) S. B. B. 

2) S. B. B. Nach Gottsched (^Nöthiger Vorrath«, II, S. 267) wurde ein 
, Arsaces", wohl eine Wiederholung des obigen, am 16. Januar 1719 in 
Erlangen zur Aufführung gebracht. 



— 53 — 

Flüchtlingen und Gefangenen die Freiheit. Sie kehren in die 
Heimat zurück, wo Arsaces, da Orsanus inzwischen gestorben, 
die Regierung des Landes übernimmt, und die Doppelhochzeit 
festlich begangen wird. 

In dieser von echt venezianischem^) Geiste getragenen 
Handlung, in der sich die ünwahrscheinlichkeit der Ereignisse 
ganz besonders stark fühlbar macht, spielt auch der Räuber- 
hauptmann Zenodrius eine Rolle. Furcht und Schrecken erfasst 
die , Gefangenen und Sklaven, sobald er erscheint. Mit dem 
Räuberhauptmann Störtebecker der Hamburger Oper verbinden 
ihn gemeinsame Züge, wenngleich er auch nicht wie jener aus 
deutschem Holze geschnitzt ist. Mehr als diese Gestalt verrät 
das Dienerpaar wieder seine Abstammung von der Hamburger 
Oper. Alga, die Pflegemutter Alfamias, und Forfus, der Diener 
des Tarbasus, sind die lustigen Personen des Stückes, die nach 
Bostel „zur Besserung der Sitten durch höhnische Aufziehung" 
beitragen, und denen wir in den Bayreuther Opern unter Georg 
Wilhelm schon wiederholt begegnet sind. Das Zotenhafte dringt 
in den Szenen, in denen diese beiden Personen auftreten, nur 
selten durch, vielmehr kommt in ihnen manchmal sogar ein wirk- 
licher Humor zum Vorschein. Forfus' erste Szene bietet in dieser 
Hinsicht ein Beispiel: 

„Bald war ich hingewest. 

Das war ein nasses Wetter-Nest. 

Trieff^ ich doch noch als wie ein Ligen-Sack. 

Denkt nar; bald war' mein Lebens-Brathen 

Neptuno an den Spiess geraten; 

Wenn mich das Glück, 

Und meine eigene Geschicklichkeit, 

Nicht wunderlich davon befreyt. 

Der Galgen-Strick, 

Der alte Schimmel-Barth, 

Neptunus, schickte schon die schuppichten Staffetten 

An alle Ecken aus, 

Auf diesen Schmauss 

Das gantze Heer des Wassers einzuladen. 



1) Der Bayreuth er , Arsaces ** stimmt in der Handlung weder mit dem 
Gaspärinis (Venedig 1*^18), noch mit jenem Orlandinis und Amadeis (1722) 
überein. 



— 54 — 

Die Frösche mosten schoo zur Taffei blasen. 

Als ich hiermit 

Gleich meine Retirade nahm, 

Indem ich noch auf einer Härings-Nasen 

Per Posta nach dem Uffer ritt, 

Und so, man denke doch 

Auch glücklich noch 

Aus dieser alten Küchen kam. 

Doch weil ich mich allda im Trünke übernommen 

Hingegen aber nichts zu fressen hab bekommen, 

Hat mir der Magen schon so grausam weh gethan, 

Dass ich kaum noch ein büssgen gfipsen kan. 

Potz Stern! jetzt denk ich erst daran, 

Dass ich nicht mehr zu Hause bin. 

Au weht was nun zu thun? 

Da steh ich nun, 

Und weiss an nirgends hin. 

Ey hätt' ich das gewust. 

Dass ich hier würd verhungern sollen, 

Mit gröster Lust 

Hätt ich ersauffen wollen. 

Der Henker hat das Ding erdacht, 

Dass sich mein Herr zur See gemacht. 

Ja hätte denn der alte Narre nicht 

Bey Hofe können bleiben?" 

So wüst ich mir nun kaum den Hunger zu vertreiben 

Es ist bey Hof ein köstlich Leben, 
Wenn Küch und Keller gut bestellt. 
Da setzt es lauter Lecker-Bissgen 
Pasteten, Torten, Mandel-Küssgen. 
Da schleicht so manches Gläsgen Wein 
Becht appetitlich nein 
Und darf doch nichts zur Zeche geben. 
Sagt, wem das Leben nicht gefällt?" 

Nicht ohne Anmut ist die venezianische Eschoszene defe dritten 
Akts gestaltet, in der Alfamia, die sich verborgen hält, Worte 
des Geliebten echoartig wiederholt. Zu besonderen Szenerie- 
künsten dürfte die Schlussszene des ersten Akts Anlass gegeben 
haben, in der Zenodrius das Schiff des Arsaces überwältigt. 

Wie auf Veranlassung Georg Wilhelms zur Geburtstagsfeier 
der Markgräfin, so wurden auf Veranlassung Sophiens zur Ge? 
burtstagsfeier des Markgi'afen im Jahre 1716 Opernvorstellungen 



— 55 — 

veranstaltet. Turcia, Victoria, Irene, Mars, Hercules und Ger- 
mania besingen die Kriegstaten des Markgrafen in einer: 

14. „Serenata",^) der dann als weiteres Stück: 

15. „Hercules"^) gefolgt sein dürfte. Während Marpurg ^) 
diese Oper ins Jahr 1714 verweist, ist ihr Textbuch im Bay- 
reuther Sammelbande unter die Libretti des Jahres 1716 ein- 
gereiht, was auch die Möglichkeit einer Wiederholung des Stückes 
in diesem Jahre nicht ausschliesst. Die Oper behandelt in drei 
Akten den Kriegszug des Hercules gegen die Amazonenkönigin 
Antiope. Wie jedoch sein Gefährte Theseus, so verliebt sich 
Hercules in die Königin. Ein Zweikampf zwischen Theseus und 
der Vertrauten Antiopes, Celinda, soll die Entscheidung bringen, 
wem das Ämazonenreich zufallen wird. Celinda unterliegt im 
Kampfe, entpuppt sich aber hierbei als der verkleidete, skythische 
Fürst Hidaspes. Hercules vereint diesen mit Antiope, den aus 
der Gefangenschaft der Amazonen zu ihm geflüchteten Prinzen 
von Trapezunt gibt er ihr verlorenes Reich wieder zurück. 
Theseus, der die Gunst Celindas zu gewinnen versucht hatte, 
wendet sich wieder seiner verlassenen Geliebten, Doris, zu. 

Auch in dieser Oper sehen wir die Abhängigkeit des 
Librettisten von der venezianischen Oper. Wie in Cavallis 
„Stätira" der verkleidete, ägyptische Prinz Usmano, so spielt 
hier der verkleidete Hidaspes die Vertraute der Prinzessin. Auch 
die kriegerische Antiope, deren Hass gegen die Männer sich aber 
schliesslich in Liebe verwandelt, hat zahlreiche Schwestern in 
der venezianischen Oper. Wie Bressand in seiner 1693 in Braun- 
schweig aufgeführten, von Joh. Phil. Krieger in Musik gesetzten 
Oper „Hercules unter den Amazonen",*) so hebt auch der 
Librettist der Bayreuther Oper in dem Titelhelden den Lieb- 
haber hervor. Erscheint Hercules auch weder im Kampfe noch 
im Turnier als der unerschrockene Held, sondern als der 



. 1) S. B. B. 

2) S B. B. 

3) A a. 0., Bd. V., S. 323. 

4) Fr. Chrysander, ,Greschichte der Braanschweig - Wolfeabüttelschen 
Capelle und Oper*, in , Jahrb. f. müsikal. Wissenschaft*, 1863, Bd. 1, S. 234. — 
Textbuch in der herz. Bibliothek Wolfenbüttel. 



— 56 — 

schmachtende Liebhaber, welcher der Königin zu Liebe sogar 
den Spinnrocken antreibt (III, 3), so macht er doch wenigstens 
in der 17. Szene des ersten Akts, in der er auf der Bühne einen 
grossen Bären erlegt, seinem Namen Ehre. Mit diesem Vorgang 
auf der Bühne sowie mit jenem der Schlussszene des zweiten 
Akts, in der Hermio von einem Turme ins Wasser gestürzt wird, 
schliesst sich das Bayreuther Stück den realistischen Dar- 
stellungen der Hamburger Oper an. Die lustige Person der 
Oper vertritt der Diener des Hercules, Lidio. Gegenüber seinen 
Kollegen in den Stücken, die wir bisher unter Georg Wilhelm 
kennen gelernt haben, ist er ein harmloser Bursche, der sich bei 
dem vergeblichen Versuch, eine Amazone gefangen zu nehmen, 
höchstens einmal zu dem Ausdruck „ßabenass" versteigt, sonst 
aber anzügliche Bemerkungen und Spässe vermeidet. Seine 
„Arie" der 9. Szene des ersten Akts: 

,Wer bey der heutigen Welt 

Nicht etwas aus sich selber macht, 

Wird ausgelacht. 

Man II1US8 das Kleid mit Blech beschlagen, 

Sich nach den neusten Moden tragen, 

Brav aufgeschnitten, gross gethan, 

So denket gleich ein jederman: 

Der Kerl hat Geld!* 

zeigt, dass dem Librettisten bei der Abfassung dieses Stückes 
wohl ähnliche Lieder der Hamburger Oper vorgeschwebt haben 
mochten. Mit der Hamburger Oper teilt der Bayreuther „Her- 
cules" auch die Einschiebung italienischer Arien in den deutschen 
Text und trägt dadurch zu jener damals verbreiteten Unsitte 
bei (z. B. Händeis „Almira"), Gesänge verschiedener Sprachen 
im Rahmen der Oper zu vereinigen. So singt z. B. Hercules 
ai, 8): 

«Yeglla sempre entro deir Alma 
Jnquieto lo spirto fier. 
Straggi, pugne, Furori esdegni 
Mostri, domi, e vinti Begni, 
Sempre rumin a il pensier.* 

Auch das kommende Jahr 1717 brachte wieder eine Reihe 
neuer musikdramatischer Stücke. Im Karneval ging die Oper: 



— 57 — 

16. „Publ. Com. Scipio Africanus".^) in Szene. 
Durcli den üblichen Prolog, an dem sich Jupiter, Fama, Flora, 
Aetas und Minerva beteiligen, wird das Stück eingeleitet: Hierauf 
werden wir nach Spanien versetzt, das Scipio der römischen 
Herrschaft unterwirft. Die einheimischen Fürsten werden ent- 
thront, zahlreiche Mädchen aus vornehmen Geschlechtern als 
Sklavinnen den Eroberem zugesprochen. Lucejo, „Prinz der 
Celtiberer", verliert seine Braut Anagilda, die Tochter des 
„Garthaginensischen Fürsten und Generals'^ Annon, die nun 
Scipio zufällt. Lucejos Schwester Eriphile, die Braut Valezios, 
des „Prinzen von Baetien", wird dem römischen „Christen" 
Quintus Flaminius zugeteilt. Durch einen Eid haben sich die 
beiden Sklavinnen verbunden, an dem kühnen Eroberer Eache 
zu üben. Der verräterische Flaminius kommt ihnen zu Hilfe. 
Durch Gift soll Scipio beseitigt werden. Flaminius aber beab- 
sichtigt, die unterjochten Völker Spaniens zum Kampfe aufzu- 
rufen. Bei einem Gastmahle gibt Scipio Anagilda ihrem Bräutigam 
zurück. Den für Scipio bestimmten, von Eriphile mit Gift ge- 
füllten Becher soll nun Lucejo auf das Wohl seiner Braut leeren. 
Da stösst ihm Anagilda den Becher aus der Hand. Lucejo, der 
von dem Anschlag Eriphiles nicht unterrichtet war, glaubt sich 
jetzt von Anagilda abgewiesen. Als er bei einem Fechterspiele 
sich verzweifelt in den Kampf stürzen will, um seinem Leben 
ein Ende zu machen, klärt Anagilda ihn wie Scipio über die 
Sachlage auf. Die von Flaminius aufgewiegelten Scharen werden 
zurückgeschlagen. Scipio verzeiht der Eriphile und vereint sie 
mit Valezio, schliesst mit Lucejo und den Fürsten Freundschaft 
und verlässt Spanien. 

Publius Cornelius Scipio war schon verschiedentlich zum 
Helden einer Oper gewählt worden. Bereits Minato und Cavalli 
schrieben eine venezianische Cper „H Scipione Africano" (1664), 
in der die Königin Sofonisbe und der Fürst Luceio in Ver- 
kleidung auftreten. 2) Auf der Weissenfelser Opembühne ging 
1690 ,^der grossmütige Scipio" in Szene,*) 1695 in Hamburg 

1) S. B. B. 

2) Textbuch in der Bibl. des Liceo mufiicale in Bologna. 

3) Marpurg, a. a. 0., Bd. III, S. 295. 



— 58 — 

^ine gleichnamige Oper mit der Musik Coussers.^) In Wien 
worden 1704 Ariostis „I gloriosi presagi di Scipione Africano* 
(Text von Donato Cupeda) gegeben,*) acht Jahre später erlebte 
in Venedig C. F. Pollarolos „P. C. Scipio" (Text von C. A. Pio- 
vane) seine Erstaufführung.^) 1717 folgte nun Bayreuth mit 
einem „Scipio Africanus", der sich inhaltlich der Venezianer 
Oper Pollarolos, stilistisch den Hamburger Stücken anschloss. 
Auf diese weist nicht allein die Anordnung der Szenen und die 
Gestaltung der Charaktere hin, sondern auch die Einführung 
Floros, des Bedienten Scipios. Wie der Diener Lidio im „Hercules •*, 
so begnügt sich auch Floro mit harmlosen Spässen. Besonders 
glücklich ist sein prahlerisches Wesen gezeichnet; so wenn er 
z. B. in der 4. Szene des dritten Aktes, mit einem Harnisch 
angetan, in Begleitung von Fechtern und Soldaten auftritt und 
singt : 

^Lauter Hertze, lauter Hertze! 

Es denke niemand, das« ich schertze, 

Itzt soll man in der That erkennen, 

Was Floro vor ein Held zu nennen, 

Wenn sein erzürnter Degen 

Die Feinde tapffer wird erlegen, 

Und wenn er sich bis an die Waden 

In ihrem Blute wird baden, 

Es trette keiner mir zu nah, 

Sonst ist sein Untergang gewisslich da. 

(Aria) Lauter Courage bewohnet mein Hertze, 
Lauter Courage beherrschet den Muth. 
Es soll mir diese Helden-Klingen 
Einen ew*gen Nahmen bringen, 
Weil sie lauter Wunder thut." 

In der vorletzten Szene des Stücks lässt der Librettist 
Floro zu Liebe sogar plötzlich die Bühne „finster" werden, da- 
mit dieser seiner Geliebten noch schnell ein Abschiedsständcheu 
bringen kann: 



1) Marpurg, a. a. 0., Bd. III, S. 464. Das Textbuch (Stadtbibl. Ham- 
burg) nennt das Jahr 1694. 

2) Ludw. von Köchel, „Johann Josef Fux«, 1872, S. 523, die Partitur 
(Ms. 16276) in der k. k. Hofbibl. Wien. 

3) T. Wiel, „I Teatri musicali Veneziani", 1897, S. 31. 



— 59 — 

„Ich bin halb todt 
Vor grosser Noth! 

Mein liebes Schätzgen! 

DasB ich das Plätzgen 
Verlassen soll, 
Wo mir gewesen so wohl, so wohl.* 

Das Ständchen wird durch das Erscheinen „einiger Nacht- 
wächter" gestört, die Floro mit seinen Musikanten verjagen* 

Auf dem Theater zu St. Georgen wurde zur Feier des 
Namensfestes des Markgrafen: 

17. „Die von Pluto geraubte Proserpina" ^) zur 
Darstellung gebracht.. Venus und Cupido bringen im Prolog 
dem Markgrafen ihre Glückwünsche dar. Die Oper stimmt in- 
haltlich mit der bereits früher erwähnten Proserpine Lullis 
grossenteüs überein und behandelt den Raub Proserpinas durch 
Pluto. In der französischen Oper sind die Vorgänge weiter 
ausgeführt als in der Bayreuther, in der auch die Chöre (der 
Nymphen, Dämonen, Unterweltsgeister) und die Tänze fehlen. 
Dagegen ist hier als lustige Person der Diener Plutos, Styx, 
eingestellt, ein Ahne jener Unterweltsfiguren, wie sie später 
Offenbach gezeichnet hat. Wie Papageno sehnt sich Styx nach 
einem „Weibchen" (I, 10): 

„Soll Styx nicht auch nach einem Weib'gen fragen? 

Der arme Tropf muss inxmer in der Hölle schwitzen, 

Und bey dem heissen Schier-Loch sitzen: 

Er hat bey seinem säuern Schweiss 

Kein Herzens-Labsal noch Vergnügen, 

Niemand, als er alleine, weiss, 

Wie schwer es ist, alleiue liegen. 

Dem verschwinden alle Sorgen 
Wer ein liebes Weib'gen hat. 
Denn der angenehme Morgen, 
Machet durch Vergnügung satt. 

Fängt man öffters Wehmuths-Grillen, 
Stellet sich das Klagen ein, 
Ach! ein schönes Weib kan stillen, 
Alle Schmerzen, alle Pein. 

1) S. B. B. 



— 60 — 

Drum ihr aogenehmen Sterne^ 
YenuB und Cupido, macht, 
Dass ein liebes Weib'gen gerne 
Heut in meinen Armen lacht/ 

Zum Geburtsfest der Markgräfin wurden im gleichen Jahre 
eine Serenade und eine Oper geboten: 

18. „Der Sophien Tugend- und Ehren-Tempel" 
und: 

19. „Beriane oder Triumpf der Liebe".^) Die 
„Sereflata" galt der Verherrlichung der Markgräfin. Merkur, 
Minerva, Venus, Mars, Jupiter, Florinda sowie ein Schäferchor 
beteiligen sich in der üblichen Weise an dem Spiel. Ebenfalls 
Götter und Göttinnen sind es, die den Prolog der Oper aus- 
führen. In diesem teilt Paris den Preis der Schönheit nicht 
Aphroditen zu, sondern der Markgräfin. Die Oper führt uns 
nach Babylon und Arabien. Die babylonische Prinzessin Beriane 
flüchtet nach Arabien zum König Allmonadar, um der Entführung 
durch einen fremden Ritter, dessen Ankunft ihr ein Traum- 
gesicht geoffenbart, zu entgehen. Der arabische Kronprinz 
Allhared gewinnt ihre Liebe, aber auch Allmonadar bemüht 
sich um die Gunst der babylonischen Prinzessin. Erst durch 
den gewaltsamen Tod des Königs wie des ägyptischen Kron- 
prinzen Orontes, der ebenfalls um Beriane gefreit hatte, wird 
das Liebespaar zusammengeführt. Mit dieser Handlung ist die 
Liebesgeschichte der arabischen Prinzessin Andromache und des 
syrischen Prinzen Irenio verknüpft. 

Dass das Stück unter dem Einfluss der Venezianer Oper 
entstanden ist, ersehen wir wiederum aus der Bedeutung, die 
den Liebesszenen sowie den Verkleidungen zukommt, ferner aus 
der Einführung einer Echoszene (II, XV), in der Irenio das 
Echo um „des Schicksals Schluss" befragt, sowie aus der häufigen 
Verwandlung der Szene (1 = 5 , II = 8 , III = 7). Auf die 
Hamburger Oper gehen dagegen die Charakteristik des Dieners 
Nicopompus, die eingestreuten Eäuberszenen sowie die Realistik 
einzelner Szenen zurück. Was Nicopompus vom Essen und 
Trinken hält, das zeigen verschiedene seiner Lieder: 

1) S. ß. B. 



— 61 — 

(I, 3): ^Ein Glässlein Reinscher Wein 
flöst meiner Brust 
weit grössre Lust, 
als alle Menscher ein. 
Denn dieses kan dem matten Leben 
den Lebens Balsam wiedergeben. '^ 

(I, 11): «Nun will ich so lange sauffen 
biss die Läuse von mir lauffen. 

Toll und voll, 

voll und toll, 
soll bey dem lieben guten Wein 
die Losung meiner Freude seyn.* 

(I, 13): „Wo die schönen fetten Braten 
Cnaster Toback, Bier und Wein 
Brüderlich beysammen seyn. 
Zeig ich meine Helden Thaten.* 

Ein Abkömmling des Hamburger Störtebecker ist der 
„Haupt Rauber Palunto", der seinen Beruf in folgender Weise 
besingt (H, XVI): 

„Nur Sengen, Brennen, Morden, 

und wacker stehlen 

die Leute quälen 
ist unser täglich Brod. 
Denn diess versüsset unsem Hertzen 
so gar die allergrösten Schmertzen 

bis in den Tod." 

Fünf Szenen später schlägt er eine Wache, welche seine 
Befehle schlecht ausgeführt hatte, auf der Bühne „mit dem 
ersten Schlage zu Erden". Wie es Nicopompus in der Derbheit 
der Ausdrucksweise seinen Genossen der Hamburger Oper gleich- 
tut (z. B. I, 5, — n, XIV, — HI, 7), so lassen es sich auch 
die Helden dieses Stückes nicht nehmen, hinter ihren Gefährten 
der Hamburger Oper zurückzustehen und ihre grausamen Taten 
möglichst realistisch auf der Bühne zu vollbringen. So wird 
am Schlüsse des zweiten Aktes der Räuberhauptmann auf der 
Bühne erschlagen. Nicopompus bringt auf Befehl Allmonadars 
auf einer Schüssel das Herz des Nebenbuhlers und präsentiert 
es Berianen. Bei einem Volksaufstand wird der König Allmonadar 
auf der Bühne ermordet (III, 17), und Allhared ersticht seinen 



— 62 — 

Nebenbuhler Orontes, als er diesen auf der Flucht mit Berianen 
antrifft (III, 20). Es fehlte demnach in diesem Stacke nicht 
an Mord und Totschlag. 

Ebenfalls zwei Stücke wurden zur Geburtstagsfeier des 
Markgrafen gegeben. Der „theatralische Actus" führte den 
Titel: 

20. „Der Liebe Siegs- und Friedenspalmen", ^) 
die Oper den Namen: 

21. „ Tales tris".*) Der „theatralische Actus" entspricht 
den für die Festlichkeiten verfassten Serenaden und ruft hier 
Merkur, Mars, Irene, Fama, Venus und Cupido auf die Bühne. 
Oben wurde bereits dargelegt, dass Stoelzel die Musik zu 
diesem Stücke geschrieben haben könnte. Wie mochte dann 
Stoelzel Arien wie z. B. die folgende (der Irene) komponiert 
haben : 

,So will ich Fried und Ruh 

Nebst himmlischen Vergnügen 
In ihre Flammen fügen. 

Und sie damit erfreu'n. 
Bey ihren heissen küssen, 
Mit Rosen und Narcissen 

Ihr Bette überstreu'n." 

„Talestris" gehört zu jenen Amazonenopern, die schon seit 
längerem auf den Opernbühnen in Mode gekommen waren. 
Frauen, die sich als Männerfeindinnen aufspielen, begegnen wir 
wiederholt in der Venezianer Oper. Malvezzis „Rosaura" bietet 
hierfür ein Beispiel. Eine Talestrisoper „Talestri innamorata 
d'Alessandro Magno", deren Text von Aureliö Aui*eli und 
Giuseppe Calvi, und deren Musik von Bernardo Sabadini her- 
rührten, gelangte im Jahre 1693 in Piacenza (Teatro nuovo) 
zur Aufführung. 3) Bereits 3 Jahre vorher treffen wir eine 
„Gross-Mächtige Talestris" (Text von Postel, Musik von Förtsch) 
auf der Hamburger Opernbühne.*) Mit einer „lybischen Ta- 

1) S. B. B, 

2) S. B. B. 

3) Textbuch in der Bibl. des Liceo mus. in Bologna. 

4) Marpurg, a. a. 0., Bd. III, S. 295, Chrysander, a. a. 0., S. 343 f., 

Fr. ZeUe, „ Joh. Phil. Förtsch'S 1893, S. 8. 



— 63 — 

lestris" folgte 1696 Weissenf eis, i) 1709 Leipzig.-) Szenen aus 
dem Amazonenleben brachte in Bayreuth ein Jahr vor der 
Talestris- Aufführung schon der „Hercules". Die Liebesgeschichte 
des Massagettischen Fürsten Orontes und der Amazonenkönigin 
Talestris, die Vereinigung der Liebenden, Talestris' Verzicht auf 
die Herrschaft über das Amazonenreich zu gunsten der „Ama- 
zonenobristin" Marthesilla, das sind die Grundzüge der Handlung 
der Bayreuther Talestris-Oper. 

Neben dieser Haupthandlung gehen die Liebesaffären des 
Königs Neoparzanus aus Cilicien, des persischen Fürsten Ptole- 
mäus und des Persers Cleomenes einher. Durch die Verkleidungen 
der Personen kommen nach Venezianer Art die Verwicklungen 
zu Stande, durch die Demaskierungen der als Amazonen ver- 
mummten Helden die Katastrophen. Auch die lustige Person 
des Stückes, Orontes' Rat Morffus, erzielt durch die Verkleidung 
besondere Wirkungen. Eine Reihe seiner Lieder Hamburger 
Stilisierung mag, im Kostüm einer Amazone vorgetragen, damals 
die Heiterkeit der Zuhörer in verstärktem Masse hervorgerufen 
haben, zeigt aber zugleich, mit welcher Sorglosigkeit man 
auch den als Frauen verkleideten Personen die derbsten Worte 
in den Mund legte. Von der erfreulichsten Seite lernen wir 
noch MorflFus kennen, als er als Amazone sich seiner Tapferkeit 
rühmt: 

(II, 3): ^Wassersucht und Hectica, 

Frankreichs Krebs und Podagra 
Soll den Feinden kein solch Schrecken, 
Als mein Löwen Zorn erwecken, 
Wann sie mich nur kommen sehn. 
Denn die Basilissken Blicke, 
So ich ihnen bloss zum Blitze, 
Und zur Kühlung meiner Hitze, 
Des ergrimmten Donners schicke, 
Zwingen sie ins Grab zu gehn/ 

oder mit jungen Amazonen ein „Exercitium" abhält (II, 13) : 

„Ihr Puppen ins Gewehr. 

GreifPt mit der rechten Hand die tiefste Sprosse an. 

1) Marpurg, a. a. 0., Bd. IV, S. 420. 

2) Marpurg, a. a. 0., Bd. V, S. 319. 



— 64 — 

Die linke leget UDgefehr 
Bey nahe in die Mitte. 
Thut einen Ruck von einem Schritte: 
Gebt acht, jetzt sag ich ohne Scheu: 
Eins, zweye, drey.* 

Auch die Gelegenheit zu Vorgängen, die auf der Bühne 
zur realistischen Darstellung Anlass geben, lässt der Librettist 
nicht vorübergehen. So opfert Talestris im „Bellonentempel" 
„eines Generals Haubt" (1, 14), die Amazone PenthesiUa stirbt 
auf der Bühne (III, 21), Orontes zieht der Königin einen Pfeil 
aus dem Arme und verbindet die Wunde (III, 22). Bemerkens- 
werterweise kommt in der Oper ebenso wie in der Hamburger 
Talestris auch der Chor zu Worte. Im Kriegslager jubeln die 
Amazonen ihrer Königin zu (I, 10): 

, Herrsche, lebe und regiere. 

Grosse Königin triumphire 

Über deiner Feinde Heer. 

Es begleiten 

Alle Zeiten 

Dich mit Siege, 

Komm niemahls vom Lorbeer leer.* 

im Tempel flehen sie zur Göttin (I, 14): 

«Schutz- Göttin der tapffren Hertzen, 

Dich verehret unsre Brust. 
Dir sey Dank vor unsre Siege, 
Führe ferner unsre Kriege, 

Dir zum Ruhm, und uns zur Lust." 

Auch im Jahre 1718 wurden bei festlichen Gelegenheiten 
am Bayreuther Hofe Opern zur Aufführung gebracht. Zunächst 
kam am 20. Januar zur Geburtstagsfeier der in Bayreuth 
weilenden sächsischen Prinzessin Johan. Wilhelmine der „theatra- 
lische Aktus": 

22. „Die von dem Geschicke zu der Durch- 
lauchtigsten Prinzessin Johan. Wilhelmine . . . ai^ 
dero hohen Geburtstage .... beorderte Tugenden 
und Glück-bringenden Winde . . ."^) zur Darstellung, 
dem als Karnevalsoper: 



1) S. B. B. und grossh. Bibl. Weimar (H., 1 : 156). 



— 65 — 

23. „Die grossmüthige Königin von Sarmatien 
A m a g e " ^) sowie zum Namensfeste des Markgrafen : 

24. „Berenice und Trasimedes"*) folgten. Das 
Oeburtsfest der Markgräfin gab Veranlassung zur Aufführung 
der Serenade: 

25. „Die Bildnüsse der Schönheit, der Liebe, 
und der Treue"^) sowie der Oper: 

26. „Argenis und Poliarchus" *); zum Geburtsfest 
des Markgrafen erschien am 16. November: 

27. „Diomedes oder: Die triumphierende Un- 
schuld".5) 

Der theatralische Actus und die Serenade ergehen sich 
wieder in Lobpreisungen der markgräflichen Familie und ihrer 
Gäste. Hier treten die Tugenden (Gerechtigkeit, Sanftmut, 
Freundlichkeit, Holdseligkeit und Anmut) und Winde (Süd, Ost, 
West und Nord) auf, dort Diana, Belissa, Pan, Neptun, Orpheus 
und Euridice. Die beiden Stücke gaben zu farbenprächtigen 
Bühnenbildern Anlass. Die Erinnerung an die theatralischen 
Darbietungen gelegentlich seiner Vermählungsfeier mag den 
Markgrafen wohl dazu bewogen haben, die „Amage" wieder 
aufführen zu lassen. Doch wurde die venezianische Oper dem 
veränderten Geschmack der Bayreuther Hofgesellschaft ent- 
sprechend in einzelnen Zügen umgearbeitet. Unter dem Einfluss 
der Hamburger Oper war die Charakteristik der lustigen Person 
in den Bayreuther Stücken eine andere geworden. So erfuhr 
nun auch die Charakteristik des Dieners Niso in der „Amage" 
eine Wandlung. Lieder von einer Derbheit des Ausdrucks 
werden ihm nun zugeteilt, dass sie hier nur teilweise wieder- 
gegeben werden könnten. Zwei Proben mögen zeigen, was aus 
Niso jetzt geworden ist: 

(I, 13): „Verbothne Naschereyen 

Die bringen nur Verdruss, 



1) S. B. B. 

2) S. B. B. 

3) S. B. B. 

4) S. B. B. 

5) S. B. B. 

Schiedermair, Bayreuther Festspiele. 



— 66 — 

Dass man sich immer scheuen, 
Und gar verbergen muss: 

Als wie ein frembder Hand, 
Wann er sur Küche schleichet, 

Und ihme man zur Stand 
Den harten Knittel zeiget.* 

(II, 8): .GefänguiBS gute Nacht! 

Wo Läuss und Flöhe wohnen, 

Die mich mit gantzer Macht 

Bekrieget, wie Schwadronen. 
Ihr Fessel ruhet wohl, liesst ihr mich schon nicht rahn! 
Ich will auf euren Pracht hinfort was anders thun.* 

Dem Umfange nach beträchtlich knapper als die übrigen 
damals in Bayreuth gegebenen Opern ist „Berenice und Trasi- 
medes" gearbeitet. Die Oper, der ein Prolog (Venus, Juno, 
Pallas, Hercules, Fama) vorhergeht, macht uns mit dem phöni- 
zischen König Miceno bekannt , der von dem Schäfer Sylvio 
aus grosser Lebensgefahr befreit wird. Zum Lohne verheisst 
ihm Miceno die Hand seiner Tochter Berenice. Sylvio gewinnt 
die Liebe der Prinzessin, um deren Gunst auch der Prinz 
Rodoaldo wirbt. Als die Verbindung der Prinzessin mit dem 
Schäfer gefeiert werden soll, gibt sich dieser als Prinz Trasimedes 
von Hyrcanien zu erkennen. Rodoaldo vermählt sich mit der 
Prinzessin Adalie. Die Oper ist in Anlehnung an die Schäfer- 
opem der damaligen Zeit entstanden. Die lustige Person der 
Oper, der Hofbediente Erindo, gibt sich als ein sehr manierlicher 
Geselle. 

Auch in „Argenis und Poliarchus" muss der Geliebte sich 
verkleiden, um in die Nähe der Geliebten zu gelangen. Der 
sardinische König Eadirobanes und der afrikanische Prinz Archom- 
brodus sind die Rivalen des Kronprinzen Astioristes aus Gallien. 
Trotz aller Bemühungen und Drohungen der beiden Fürsten 
bleibt jedoch Argenis, die Tochter des sizilianischen Königs 
Meleander, dem unter dem Namen: Poliarchus am Hofe weilen- 
den Astioristes treu. Eadirobanes muss nach dem missglückten 
Versuch, die Prinzessin zu entführen, mit seinen Schiffen flüchten, 
Archombrodus wird als Bruder der Argenis erkannt und mit 
Hyanisbe vermählt. Als lustige Person der Oper fungiert der 



— 67 — 

Diener des sardinischen Königs, Phorbus. Wie die Anlage der 
Oper venezianischen Einflnss verrät, so lässt die Charakteristik 
der Person wieder das Hamburger Vorbild erkennen. Die 
Szenen, in denen Phorbus auf der Bühne ein Gedicht auf seinen 
„Schatz" verfertigt (II, 5), oder in Verkleidung das Liebespaar 
belauscht und in seine Gewalt zu bringen versucht (II, 9, 10, 11), 
oder in einem am Turme angebrachten Korb sitzt, eine Fackel 
in der Hand hält und einen traurig -heiteren Monolog zum 
besten gibt (III, 12), sind mit Glück abgefasst und entbehren 
nicht des Humors. Lieder wie z. B. das folgende (I, 1) : 

,Wer heut bey Hofe leben wiU, 

Darf kein Grewissen haben. 
Man hat die liebe alte Treu 
Krafffc unsrer neuen Policey, 

Daselbst schon längst begraben/ 

muten durch ihre Frische an und mochten in der damaligen Zeit 
wohl aktuell erscheinen. In den Szenen dagegen, in denen 
Phorbus Seienisse, die Hofmeisterin der Argenis, umschwärmt, 
legt der Librettist eine Eoheit des Ausdrucks an den Tag, wie 
sie selbst in Hamburger Opern nicht allzu häufig anzutreffen 
ist. Besondere Beachtung verdienen auch in dieser Oper die 
Chorsätze, die eingefügt sind. Am Schlüsse des ersten Akts 
jubelt der Chor den „Mavors-Söhnen" zu, in der letzten Szene 
des zweiten Akts singen die Jäger ein fröhliches Jagdlied: 

„Zum Jagen ihr Helden! ergreiffet die Waffen! 
Erthönet ihr Hörner! verdoppelt das Bellen 
Ihr munteren Hunde! die Bären zu fallen, 
Dem Lande die Ruhe, uns Freude zu schaffen.' 

Die 9. Szene des dritten Akts, in der Radirobanes zu Ehren der 
Argenis ein Fest veranstaltet, die Prinzessin aber hierbei zu 
entführen sucht, gab Gelegenheit zu einem besonders glanzvollen 
Bühnenbild. Das Textbuch gibt hierzu folgende Angaben : „Ein 
völliger Wald an der See, welcher zu Ende mit Pyramiten und 
Statuen welche Amouretten mit brennenden Fackeln vorstellen, 
illuminiret ist. In der See praesentiren sich viele Schiffe welche 
gleichfalls illuminiret sind. An dem Ufer stehet eine gedeckte 

5* 



— 68 — 

Tafel, und um dieselbe des Eadirobanes Soldaten mit Piquen und 
Lorbeer-Cräntzen. Man höret allerhand Kriegs -Musique von 
Hautbois, Waldhörnern, Pfeiffen, Trommeln, Trompeten und 
Paucken. Des Eadirobanes übrige Soldaten halten zu Wasser 
ein Lust-Spiel mit Wurff -Pf eilen.** Die Oper wird durch einen 
Prolog eingeleitet, in dem wie in jeneni zur „durchl. Zulima" 
(1704) die vier Flüsse: Main, Eger, Naab und Saale der mark- 
gräflichen Familie huldigen. 

An dem zum Diomedes geschriebenen Prolog beteiligen sich 
die Freude, Aurora und Tithon. Die Oper versetzt uns zunächst 
nach Corsika. König Amintas beabsichtigt auf das Betreiben 
seiner zweiten Gemahlin Copele deren Sohn Adenes zum Kron- 
prinzen zu erklären, seinen Sohn Diomedes aus erster Ehe da- 
gegen zu beseitigen. Durch Zufall kann jedoch dieser sich auf 
ein fremdes Schiff flüchten, das ihn in die Sklaverei des Königs 
Ariarathes von Trapezunt bringt. . Die trapezuntische Kron- 
prinzessin Pulcheria verliebt sich in den Sklaven, der ihr seine 
Herkunft bald verrät. Da die Prinzessin mit dem Fürsten 
Mosthenes vermählt, Diomedes aber ins Gefängnis geworfen werden 
soll, wagen beide die Flucht und gelangen unter mancherlei 
Schicksalen an die Küste Corsikas. Hier treffen sie mit dem 
Hauptmann Biescarius, der dem Prinzen zur Flucht verholfen 
und dadurch sich die Ungnade des Königs zugezogen hatte, zu- 
sammen, ebenso mit Copele und Adenes, die der König, aufge- 
klärt über ihre wahre Gesinnung, vertrieben hatte. Auf einer 
Bärenjagd gerät Aminta? an die Küste, wo er nun auf die 
Flüchtlinge stösst. Er verzeiht Copelen und Adenes, übergibt 
Diomedes das Königreich und trifft Anstalten zur feierlichen 
Vermählung des neuen Königs mit Pulcheria. Neben diesen 
Hauptpersonen begegnen wir Copeles Hofdame Desania und 
Amintas' geheimen Rat Secestus, die gleichsam das gute und 
das böse Prinzip im Stücke vertreten, femer einem Schiffer, der 
Diomedes auf sein Schiff nimmt und hierbei ein ungemein frisches 
Trinklied zum besten gibt (I, 9): 

, Kommet her ihr liebsten Brüder, 

Kommt und laset uns lustig seyn. 
Setzet euch ein wenig nieder 



— 69 — 

Hier bei einem Gläsgen Wein. 
Kommt, la88t uns bey Seite setzen. 

Was Yerdruss und Grillen macht, 
Aber was uns will ergötzen 

Lebe, dop, dir seys gebracht.* 

sowie dem „lustigen Sternen Gucker Carispinus", der den Brannt- 
wein über alles stellt: 

(I, 2): „Ach Brandewein, du Nectar-SaflPfc, 

Du giebest allen Gliedern Krafft, 
Und stärkest blöde Augen. 

Auch musst du lieber Brandewein 

Vor Chiragra und Zipperlein 

Als ein Arcanum taugen.* 

(I, 14): „Komm her und stärke Haupt und Magen 

Mein Trost geliebter Brandtewein. 
Du kanst gleich allen Schmertz verjagen, 

Wo einer mag zu finden seyn. 
Dich ehr' ich biss in Todt nachdem will ich benennen, 
Dass man soll Brandtewein aus meiner Asche brennen.* 

Auch Carispinus stammt, wie seine Lieder zeigen, aus Hamburg, 
schlägt aber nicht jenen ordinären Ton an, den wir vielfach von 
den lustigen Personen der Hamburger wie Bayreuther Oper 
hören. Auch realistische Szenen, wie sie die Hamburger Oper 
seit Feind, Hunold, Holter u. a. auf die Bühne gebracht hatte, 
finden wir im „Diomedes". In der 13. Szene des zweiten Akts 
werden „zwey Sklaven und ein Löwe nach gegebenen Zeichen 
auf den Platz gebracht, welche erstere nach kurzer Gegenwehr- 
zerrissen werden." Zahlreiche Verwandlungen der Szene (I, 8 — 
II, 6 — in, 9), die bald nach Corsika, bald nach Trapezunt 
führen, gaben Anlass zu bunten Bühnenbildern. Den Höhepunkt 
dürften die Szeneriekünste der Oper wohl in der letzten Szene 
des dritten Akts erreicht haben, in der im Tempel Jupiters die 
Vermählung und Krönung des Diomedes und Pulcherias unter 
grossem Pompe vollzogen wird. Hier greift auch ein „Chor der 
Pfaffen" ein: 

,Lass grosser Jupiter uns dir gefaUen, 
Und nimm diss Opffer gnädig an^ 
Ergötze stets mit Lust und Freude* 



1 



— 70 — 

Die jetzt nach Wunsch Termählten Beyde. 
Gib ihnen so viel Glück, damit in allen 

Was man nur wUnscht, nichts fehlen kan/ 

Mit der Venezianer Diomedes-Oper T. Albinonis^) hat das 
Bayreuther Stück nichts zu tun. Wie bereits oben dargetan, 
rührte die Musik desselben von Stoelzel her. Da die Partitur 
auch dieser Bayreuther Oper verloren gegangen ist, lässt sich 
über die Musik derselben kein Urteil fällen, höchstens von den 
erhaltenen Kantaten ein Schluss auf die Opernkomposition Stoelzels 
überhaupt ziehen. Der Text lässt uns ersehen, welche Aufgaben 
dem Komponisten zufielen, wie er neben Gesängen, in denen 
Glück, Freude, Liebessehnsucht, Trauer und Schmerz zum Aus- 
druck kommen, solchen heiteren Charakters und Hamburger 
Stilisierung auch Wut- und Rachearien in Musik zu setzen hatte. 
In diese Zeit fällt auch die Aufführung des Stückes: 
28. „Die beglückte Schäfferin Bellinde".^) Mar- 
purg*) verlegt sie ins Jahr 1717, der Bayreuther Sanmielband 
schaltet sie unter die im Jahre 1718 gespielten Stücke ein. Die 
Aufführung fand zu Ehren des Namensfestes des Markgrafen auf 
dem „Teatrö zu Himmelscron" statt. Wie bei der Aufführung 
der „unglücklichen Regierung der durchl. Antonia" (1715) und 
der „durchl. Olympia" (1716), so übernahm auch hier die Hof- 
gesellschaft die Darstellung der einzelnen Personen. *) Morpheus, 
Diana, Flora und Pallas führen den Prolog zu dieser Schäfer- 
oper aus, in welcher der Schäfer Celion und die Schäferin 

1) T. Wiel, a. a. 0., S. 2. Ein Textbuch dieses Stückes auch in der 
Bibl. d. Liceo mus. in Bologna. 

2) S. B. B. 

3) A. a. 0., Bd. V, S. 326. 

4) Die Besetzung der „Action** war folgende: 
Philemon, , . . Herr Obrist Wachtmeister von Künsperg. 
Bellinde, . . . Ihro Fürstl. Durchl. unsere gn. Fürstin und Frau. 
Amaranthe, ... „ Fürstl. Durchl. Prinzessin von Weissenfels. 

Celion, . . . Herr Cammer- Junker und Obrist Wacht-Meister von der 

Grenadier Garde von KorflF. 
Licidas, ... „ Hofrath u. Cammer-Junker von Berghofen. 
Coriana, . . . Ihro Gräfl. Excellenz Gräfin von HohenzoUern. 
Crispoleto, . . . Herr Cammer-Junker u. Ober-Amtmann von Wengiersky. 
Moriane, ... „ Hof-Junker u. Lieutenant von Prittwitz. 



— 71 — 

Bellinde sowie der Schäfer Licidas und die Schäferin Amaranthe 
vereinigt werden. An den Schluss des ersten, zweiten, dritten 
und vierten Akts stellte der Librettist eine „Inter-Scena", in 
welcher der „lustige Schaff ers-Knecht Crispoleto" sowie die „alte 
Hexe Moriane" ihre tollen Spässe treiben, während der fünfte 
Akt mit einem allgemeinen Jubelgesang und einem „Grand- 
Ballet" abschliesst. In der „Inter-Scena" des ersten Akts kommt 
es auch zu einem lustigen Chor der Höllengeister: 

, Freuet euch ihr HöUen-Geister, 

Ihr bekommt hald einen Braten, 
Freu dich Pluto unser Meister, 

Denn dir ist dein Wunsch gerathen, 
Moriana Hexerei, 
Machet unsere Freuden neu.* 

Das Textbuch lässt die Vermutung aufkommen, dass auch in 
diesem Stücke ähnlich wie in der „Durchl. Antonia" und „Durchl. 
Olympia" der Dialog gesprochen, die in Verse gebrachten, voll- 
ständig abgedruckten Arien aber gesungen wurden. 

Von den Aufführungen des Jahres 1719 kennen wir nur die 
zum Geburtstage der Markgräfin gegebene Oper: 

29. „Mahomet oder: Die besiegte Liebe".^) Im 
Prolog erscheinen Diana, Merkur, sowie die allegorischen Figuren: 
Ehre, Vergnügen, Überfluss, Tugend, Neid und Klugheit. Die 
Oper führt uns vor die Stadt Konstantinopel, die vom Sultan 
Mahomet belagert wird. Bei der Erstürmung der Stadt fallen 
die griechische Prinzessin Irene und deren Geliebter Prinz Balduin 
von Epirus, die sich als Sklaven verkleidet hatten, in die Hände 
der Sieger. Mahomet verliebt sich in die schöne Sklavin und 
bemüht sich um deren Gunst. Während der Sultan mit seiner 
als Irene verkleideten Gemahlin Serine eine Liebesnacht feiert, 
am Morgen aber den Betrug entdeckt, machen Irene und Balduin 
einen Fluchtversuch. Auf dem Meere jedoch von Seeräubern er- 
griffen, werden sie wieder vor Mahomet gebracht, der bei Irene 
seine Werbungen erneuert, Balduin aber zu töten befiehlt. Nun 
bricht unter dem Volke, das keinen „Weichling" zum Kaiser 

1) S. B. B. 



— 72 — 

haben will, ein Aufstand aas. Da ermannt sicli der Sultan; er 
küsst Irene und schlägt ihr hierauf den Kopf ab. Balduin, der 
den Mord der Geliebten rächen will, wird von einem „Bässen" 
„damiedergestossen". Das Volk, über diese Vorgänge befriedigt, 
bricht in Jubel aus: 

,Frolocke neu-belebtes Reich! 

Dein Kayser hat gesiegt; 
Und ist der Sonne wieder gleich 

Die uns nach Sturm und Quaal vergnügt. ** 

Mahomet aber zieht auf neue Eroberungszüge aus: 

,Es stehet mein Verlangen 

Nunmehro gantz allein dahin 

Wie ich mein Reich erweitem mag.* 

Mit diesem „Mahomet" gelangte in Bayreuth eine Türkenoper 
nach dem Muster des Hamburger „Cara Mustapha" und „Baja- 
zeth und Tamerlan" zur Aufführung. Dass das Stück mit dem 
1696 in Hamburg gegebenen „Mahomedll." Keisers^) inhaltlich 
zwar nicht übereinstimmt, doch von demselben Geiste erfüllt ist, 
lässt das Textbuch ersehen. An dem Texte fällt gegenüber den 
bisherigen Bayreuther Librettis vor allem auf, dass das Stück 
ähnlich wie Keisers „Mahomed" nicht mit der Vereinigung, 
sondern mit dem Tode der beiden Liebenden abschliesst. Dieser 
tragische Abschluss des Stücks wirkt um so stärker, da nicht 
der Titelheld, sondern das Liebespaar im Mittelpunkte des Inter- 
esses steht. Die Ausführung der Szenen vollzieht sich ganz nach 
dem Muster der Hamburger Oper. Da geschehen Wunder, fallen 
Flammen vom Himmel (I, 1), brechen auf dem Meere Stürme und 
Gewitter los, durch die Schiffe vernichtet werden (III, 4), er- 
scheinen Seeräuber, welche die Schiffe plündern (III, 5), alle- 
gorische Personen (am Schlüsse des zweiten Akts), Liebesgöttinnen 
und Grazien, welche die Liebesnacht des Sultans feiern. Die Ver- 
kleidung spielt ebenso eine Rolle wie die realistische Darstellung 
von Enthauptungen. Ibrahim, der Grossvezier des Reiches, haut 
dem Konstantin, der sich vorher auf der Bühne entleibt hatte. 



1) Marpurg, a. a. 0., Bd. IV, S. 420. Textbuch: Stadtbibl. Hamburg. 



— 73 — 

den Kopf ab und trägt diesen als Siegestrophäe fort (I, 4 und "b). 
Die Türken metzeln die Griechen bei der Eroberung der Stadt 
„unter erbärmlichen Geschrey" nieder (I, 7). Mahomet greift 
sofort zum Dolche, um seine Rache zu kühlen, und schlägt auf 
der Bühne der Geliebten den Kopf ab (III, 16). Die lustige 
Person des Stückes vertritt Syphax, der „Ober- Aufseher der 
Verschnittenen", der in seinen derben Liedern nach Hamburger 
Art bald auf seinen Beruf und seine Körperbeschaffenheit hin« 
weist, bald mit einem „Nacht-Topff" hantiert. Nicht ohne Humor 
ist dagegen die 7. Szene des ersten Akts gegeben, in der Syphax 
und seine Spiessgesellen einen Juden ausrauben: 

Syph.: Nun Mauschel! sag wo ist dein Geld? 
Sonst kriegst du Püffe genug zu fressen. 

(Er hält ihn beym Bart.) 

Isaschar: Auweyl erbarmet euch! 

Syph.: Gleich, gleich! 

Du Spitzbub! weist du nicht 

Dass man im Krieg nichts von Erbarmen hält? 

Ihr Brüder helft! 

(Sie nageln ihm den Bart in die Wand, und reiben ihme 
die FnsB-Solen mit einer Bürste; wovon der Jud entsetz- 
lich lacht.) 

Reibt tapffer drauf! 
Isaschar: Ihr Herren höret auf! 

Sonst muBB ich mich zu todte lachen. 
Syph.: Wir wollen es noch besser machen. 

(Sie sohmeisBen ihn mit der Plftohe ihrer Sftbel auf den 
Podex.) 

Isaschar: Ach kommt ich will euch alles geben, 

Last mich nur leben. 
Syph.: Troll dich, sonst wird man dir noch ein paar Schuhe messen. 

Auch im „Mahomet" lassen sich Chöre nachweisen. Die „türcki- 
sehen Pfaffen" flehen während der Eroberung der Stadt zum 
Propheten (I, 3): 

„Mund des Himmels! Freund der Frommen! 

Höre grosser Mahomet! 
Bitte dort vor deine Söhne 
Dass der Sieg die Waffen kröne, 

Und auf unsrer Seite steht.** 

Beim Einzug der Türken in die eroberte Stadt erklingt ein 
Triumphchor (1, 10), in der Serailszene (II, 8) ein Nachtchor der 



— 74 — 

Haremsdamen des Sultans. Auch an der Schlußszene nimmt der 
Chor Anteil. 

Im Jahre 1720 erschien als Kamevalsoper : 

30. „Das durch Gewalt bekriegte, besiegte und 
wieder triumphirende Cronenrecht".^) In diesem Stücke 
wird die Königin Aurora von Arsatien von ihrer Schwester Eänen- 
dina und ihrem Stiefsohn Arribert aus dem Eeiche vertrieben. 
Emendina reisst die Herrschaft des Kelches an sich, nimmt auf 
einem Feldzuge ihre Schwester gefangen und lässt sie in Ketten 
legen. Die Gegner Emendinas gewinnen jedoch Anhang, befreien 
die Königin und setzen sie in ihre alten Rechte ein. Aurora 
verzeiht ihrer Schwester und Arribert und belohnt ihre Getreuen. 
Venezianer und Hamburger Einfluss verleugnen sich auch in 
dieser Oper nicht. Aurora verkleidet sich, um auf der Flucht 
von ihren Feinden nicht erkannt zu werden. Arriberts Diener 
Pomposus singt fröhliche Lieder: 

(I, 3); ,Bey Hofe ist die gröste Kunst 

Nicht stoltz und auch verschwiegen seyn, 
Beim Praler heists: der Kerl macht Wind, 
Den Klätscher hält man vor ein Kind 
Das sich bezecht mit Brandtewein." 

(III, 8): «Mein liebes Greld ich werde dich 
Mit aller Lust versauffen. 
Und wenn ich was erübern kan 
Will ich mir eine Badewann 

Vor meine künfftgen Kinder kauffen/ 

oder bringt mit einem „Chor Zwergen, Geigen und Pfeifen Leyer 
und Bock habend" dem Hochzeitspaar eine Serenade (in, 12). 
In der 20. Szene des ersten Akts „macht er mit einer Compagnie 
Affen allerhand lustige Exercitia". Effektvolle Bühnenbilder bot 
die 5. Szene des dritten Akts, in der die feindlichen Truppen zu- 
sammenstossen, sowie die Schlußszene, die zu feierlichen Zere- 
monien im „Phöbus-Tempel" Anlass gab. Der Chor tritt nur 
einmal, beim Siegeszug Auroras (III, 7), in Aktion. 

Dem „Cronenrecht" folgte zum Namensfeste des Markgrafen: 

1) s. B. B. 



— 75 — 

31. „Die triumphirende Tugend",^) die am 20. Mai 
„zu St. Georgen am See" in Szene ging. Der Librettist dieses 
Stückes führt uns nach Frankreich. Der Marschall Biron sucht 
sich selbst die Krone des Landes aufzusetzen. Den Herzog Silvio 
von Longueville verleumdet er beim König wie bei der Vale- 
sischen Prinzessin Gelinde. So verliert Silvio die Gunst des 
Königs und die Liebe seiner Braut. In der Einsamkeit sucht 
er als Schäfer Ruhe und Zufriedenheit wieder zu finden. Als 
Biron sich von Gelinde abwendet und deren Schwester Galiste 
sein Herz schenkt, erfasst jene Eeue und Sehnsucht nach Silvio. 
Auf einer Jagd trifft Gelinde wieder mit Silvio zusammen, dessen 
Verzeihung sie auch erhält. Birons verräterische Beziehungen 
zu Spanien gelangen inzwischen auf Betreiben des Sekretärs 
Lafin zur Kenntnis des Königs. Biron wird zum Tode verurteilt 
und hingerichtet. Silvio und Gelinde feiern ihre Vereinigung, 
Caliste erhört das Liebesflehen Laflns. Auch dieses Stück zeigt 
seine Abhängigkeit von der Venezianer und Hamburger Oper. 
Silvio verkleidet sich als Schäfer. Lustige, volkstümliche Lieder 
sind hier ebenso dem Diener Silvios, Grispin, wie dem Kammer- 
mädchen Angelique und der Schäfersfräu Girille zugeteilt und 
häufig auf einen derben, frivolen Ton gestimmt. Namentlich die 
Dialoge zwischen Grispin und Girille lassen ersehen, was sich in 
dieser Beziehung der Bayreuther Hof bieten liess. Möglichst 
realistisch scheint, wie aus den szenischen Bemerkungen hervor- 
geht, die Hinrichtung Birons auf der Bühne vollzogen worden 
zu sein. Da heisst es: „Man leget ihm das Haupt mit Gewalt 
auf einen Stock", und hierauf: „Das Haupt wird ihm abge- 
schlagen". Auch in dieser Oper sind italienische Arien in den 
deutschen Text eingeschoben, gegenüber dem „Hercules" freilich 
in nur beschränkter Zahl (I, 7, 8, II, 2). 

Zu den Geburtstagsfeierlichkeiten des Markgrafen wurden 
eine Serenade und eine Oper gespielt: 

32. „Serenata"^) war eine kurze Szene betitelt, in der 
die markgi'äfliche Familie von Bellona, Venus, Fama, Gupido, 



1) S. B. B. und grossh. Bibl. Weimar (H, 1 : 156). 

2) S. B. B. 



— 76 — 

Neptunus, dem Verhängnis und der Zeit gefeiert wurde. Eben- 
falls eine allegorische Szene, in der die Liebe und die vier Welt- 
teile erschienen, geht der Oper: 

33. „Alamiro und Orcane oder die Liebe unter 
den Feinden"^) voraus. Das Stück war eine Bearbeitung: 
der oben genannten Oper „L'amor tra nemici" (1715) und hatte 
ähnlich wie „die grossmüthige Königin yon Sarmatien Amage^^ 
bei ihrer Wiederaufnahme eine Wandlung zum Hamburger Opem- 
stil erfahren. Einzelne Szenen wurden erweitert, andere durch 
neue ersetzt. Die Prinzessin Celinda erhielt hier den Namen 
Silvia; der Diener Zülp und das Kammermädchen Lelie tauchen 
als lustige Personen des Stückes auf und mochten mit ihren 
derben Spässen damals wohl die Lacher auf ihrer Seite gehabt 
haben. Auch die Lieder und Arien der übrigen.Personen wurden 
nach Hamburger Art stilisiert. Nun wird auch in der 7. Szene 
des dritten Akts auf der Bühne ein Sklave von „einigen Löwen" 
zerrissen, und in der 19. Szene desselben Akts Orcane schon das 
„Haupt auf dem Stock" gelegt, um „abgeschlagen" zu werden, 
als Alamiro zu seiner Rettung herbeieilt. 

Von den Bayreuther Opernaufführungen des Jahres 1721 
kennen wir die beiden Stücke: 

34. „Der mit Liebe und Tapferkeit siegende 
Demophon oder: Der im grössten Unglück glück- 
liche Pallantes",2) 

35. „Telemach als das vollkommene Muster 
eines tugendhafften Helden".^ Ein Prolog der vier 
Jahreszeiten eröffnet die erste Oper, die wie die Oper „Talestris" 
(1717) ein Amazonenstück war und von der Beliebtheit solcher 
Stücke in der damaligen Zeit Zeugnis ablegt. Wie Talestris, so 
gerät die Amazonenkönigin Orythia in die Gefangenschaft ihrer 
Feinde, verliebt sich in einen Prinzen (Delmiro), der in der Ver- 
kleidung ihre Vertraute gewesen (Alinda), verzichtet auf ihre 
Herrschaft und vermählt sich mit dem Geliebten. Demophon, 
der schliesslich als der Kronprinz von Athen erkannt wird, erhält 



1) S. B. B. 

2) S. B. B. 

3) S. B. B. 



— 77 — 

die Hand der Prinzessin Nerene, der Tochter des Königs Pallantes 
von Argadien, dessen Land er wiederholt aus schwerer Gefahr 
befreit hatte. Neben diesen Personen begegnen wir noch dem 
„berühmten Philosophen Euristeus", der sich zuerst als Gegner 
der Liebe erklärt, schliesslich ihr jedoch zum Opfer fällt, dann 
dem Diener Golo, dessen Lieder vorübergehend einen frivolen 
Ton anschlagen. Dass auch die Arien der übrigen Personen 
nach der Art der Hamburger gearbeitet sind, zeigt z. B. der 
folgende Gesang des Pallantes (II, 11): 

,Der Feinde Leichen sind die Stützen 
Worauf der Thron der Fürsten ruht. 
Des Scepters Schmuck und' Helffenbein 
Muss der erschlagnen Scheidel seyn 
Der Purpur ihrer Feinde Blut 
Womit sie ihr Gewand bespritzen.* 

Besondere szenische Darbietungen mochte wohl der Gewitter- 
sturm zu Beginn des zweiten Aktes sowie der Kampf Demophons 
mit einem Drachen geboten haben (II, 13). Der Chor greift erst 
in der Schlußszene mit kurzen Zwischenrufen ein. 

Ging diese Oper in St. Georgen in Szene, so erlebte der 
„Telemach" in Bayreuth seine Aufführung. Bereits früher hatte 
ein anderer deutscher Fürstenhof eine Telemachoper heraus- 
gebracht. Im Juli 1687 war aus Anlass der Hochzeit Peter II. 
von Portugal mit der pfälzischen Prinzessin Maria Sophia Elisa- 
beth „das Kleinod Ceraunia von Ulissipone jetzo genannt Lisbona" 
in Heidelberg zur Darstellung gelangt, i) in dem auch Telemachs 
Liebesabenteuer eine Rolle spielten. Als Verfasser dieser echt 
venezianischen Oper nennt der Text Niccolo Minati. Der Librettist 
des Bayreuther Telemach verknüpfte nun die Liebesabenteuer, die 
Telemachs Beziehungen zu fremden Prinzessinnen zeigen, einer- 
seits mit der Calypso-, andrerseits mit der Herkulessage und 
schob ausserdem noch allegorische Szenen sowie ein „Intermezzo" 
ein, das die lustigen Personen auf den Plan rief. Da die Ver- 
knüpfung der einzelnen Handlungen eine äusserst lose war, so 



1) F. Walter, ,Greschichte des Theaters und der Musik am kur- 
pfälzischen Hofe**, 1898, S. 49. Ein Textbuch dieses Stückes befindet sich 
auch auf der herz. Bibl. in Gotha. 



— 78 — 

entstand eines der merkwürdigsten Stücke, die auf die Bayreuther 
Bühne kamen. Wir sehen, wie Telemach durch einen unheil- 
vollen Sturm auf die Insel der Calypso verschlagen wird, der 
Göttin und Eucharis' Liebe erlangt, schliesslich aber von Mentor 
zur Flucht genötigt wird. . Auf kurzer Rast vor „Salento" sieht 
er im Traume das Ende des Herkules. Er gelangt an den Hof 
des Königs Idomeneus, Calypso folgt ihm in der Gestalt eines 
griechischen Soldaten. In Salento entbrennt er in Liebe zur 
Prinzessin Antiope, nimmt aber auf den Rat Mentors von ihr 
Abschied, um die feindlichen Einfälle abzuwehren und dann den 
Vater zu suchen. Vor Argos führt er die Truppen zum Siege 
und erobert die Stadt. In der Unterwelt erfährt er, dass der 
Vater noch unter den Lebenden weilt. Auf „einer Landstrasse 
nicht weit von Argos" trifft er hierauf mit Ulysses zusammen, 
erkennt ihn jedoch nicht mehr. In Salento wird nun die Ver- 
bindung des Helden, der das Vaterland vom Feinde befreit^ mit 
Antiope gefeiert. Mentor gibt sich im Tempel als die Göttin 
Minerva zu erkennen, und rühmt hierauf in einem „Epilog" die 
Heldentaten des Markgrafen. 

Wie schon aus dieser kurzen Darlegung des Inhalts er- 
sichtlich ist, baute der Librettist die Oper auf venezianischer 
Grundlage auf, folgte aber bei der Ausführung der damaligen, 
im besonderen der Hamburger Opemproduktion>) Wir sehen 
auf der Bühne den Schiffbruch Telemachs (I, 2), den Brand des 
zur Rettung Telemachs herbeigeeilten Schiffes (I, 12), Szenen, 
in denen Herkules wahnsinnig wird und sich „auf einen Scheiter- 
haufen leget, welchen Philoctetes anzündet, worauf derselbe 
nach und nach in Flammen geräth" (11, 7). Am Schluss des 
ei'sten Aktes findet ein Götterrat statt, in dem über das Schick- 
sal Telemachs beraten wird. Als Telemach auf der Rast vor 
Salento einschläft, erscheint Morpheus, „von allerhand Masquen 
und Phantasien begleitet", und streut „Mohn-Saamen" auf den 
schlafenden Jüngling (II, 5). In der Unterwelt kommt Telemach 



1) Mit den Hamburger Telemachstücken hat die Ba3rreuther Oper 
iDbaltlich Dichts zu tun, auch nicht mit Schürmanns .Telemach und Calypso*' 
(Hamburg 1721). Einige Arien der zuletztgenannten Oper im Sammel- 
band 21206 der k. Bibl. BerHn. 



— 79 — 

mit Charon und Pluto zusammen, in den „Elisischen Feldern" 
mit seinem „Ahnherrn" Aretaeus (III, 11, 12). In der 16. Szene 
des dritten Aktes erscheinen „einige Zephyren, welche den 
Telemach in einer Machine von Wolken von der Erde nehmen" 
und nach Salento führen. Wie der Librettist mit den Erschei- 
nungen von Göttern und allegorischen Figuren der Hamburger 
Oper folgt, so schliesst er sich ihr auch hinsichtlich der Charak- 
teristik der Personen, der Fassung der Lieder und Arien, der 
realistischen Darstellung von Opferszenen an. Da hören wir 
Arien, wie z. B. folgende Telemachs, (I, 8) : 

„Es stürme Neid und Zeit auf meine Flammen, 
Sucht gleich die gantze Welt sie zu verdammen. 

So bleib ich meinem Schatz dennoch getreu. 
Seit ich mich meiner Lust von selbst begeben? 
Viel eher will ich nicht als ohne Liebe leben: 

Sie wird in meiner Brust mit jedem Tage neu.'* 

aber auch solche, aus denen wirkliche Poesie spricht: 

Datames (IL 3): „Die Saiten sind gesprungen 

Die sonst so schön geklungen, 
Nun muss die süsse Pein, 
Mir ein Lamento seyn . . . ." 

Die Szenen, in denen Strephon, das Kammermädchen Phillis 
und die Kupplerin Glauca zum Worte kommen, können in ihrem 
Tone nur mit den rohesten Intermezzis der Hamburger Oper 
rivalisieren. Was sich der Librettist im 2., 3. und 4. Inter- 
mezzo leistete, das findet sich selbst in den berüchtigsten Ham- 
burger Opern nur selten. Es ist unmöglich, auch nur die 
kürzeste Probe von solchen Szenen zu bieten. Der Chor greift 
beim siegreichen Einzug Telemachs in die eroberte Stadt sowie 
in der ünterweltszene ein. Hier erklingt ein bemerkenswerter 
„Chorus derer Laster": 

,,Heulen, Grausen, Angst und ewges Zagen, 
Sind die Früchte so die Sünden tragen. 
Aber wir erkennen es zu spat. 
In den Adern kocht ein helsser Schwefel, 
Diese Nacht entdecket jeden Frevel, 
Den der Tag vorhin verborgen hat." 

In der Tempelszene wird „ein Ochse zum Opfer geschlachtet" 



— So- 
und hierauf das „Eingeweide des Opfers visitieret"; der Chor 
singt währenddessen eine „Arie". 

Einer weiteren Telemachoper begegnen wir unter Mark- 
graf Georg Wilhelm im Karneval des Jahres 1722 in Christian 
Erlang unter dem Titel: 

36. „Telemach und Antiope". *) Im Gegensatz zu 
dem im Jahre 1721 gespielten Telemach, in dem vier Hand- 
lungen nebeneinander herlaufen, ist in diesem Stücke, vielleicht 
mit Blicksicht auf die beschränkten Dekorationsverhältnisse in 
Erlangen, die zweite Handlung herausgeschält. Ob der Ver- 
fasser dieser Oper mit dem des 1721 gespielten Stückes identisch 
ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Will man aber den 
Verfasser der zweiten Telemachoper nicht als Plagiator oder 
als bestellten Bearbeiter ansehen, so dürfte schon infolge der 
Tatsache, dass verschiedene Szenen wörtlich miteinander über- 
einstimmen 2) , ein gemeinschaftlicher Autor für beide Libretti 
anzusetzen sein. Die lustigen Personen des Stückes tragen hier 
andere Namen. Strephon heisst hier Moschus, Phillis Tulpa. 
Das episodische Auftreten des Ulysses wurde hier glücklicher- 
weise beseitigt. Die Oper ist klarer und einfacher geworden, 
hat den überflüssigen Ballast verloren. Dagegen sind die Inter- 
mezzoszenen geblieben. Der Ton, von dem sie erfüllt sind, 
wurde noch um etliche Grade roher. Es ist bezeichnend für 
den Bayreuther Opernstil der damaligen Zeit, dass diese Inter- 
mezzoszenen ohne Kürzung in die Bearbeitung aufgenommen 
wurden. 



1) Textbuch in der grossh. Bibl. Weimar (H, 1 : 158). 

2) Im Folgenden die beiden Stücken gemeinschaftlichen Szenen: 
Telemach 1721 Telemach 1722 

II, 4 =a I, 1 (jedoch gekürzt und neue Arien). 

III, 7 = II, 3 (jedoch Dialog verlängert und neue Arien). 

III, 11 = II, 9 

III, 12 = III, 1 (die Arie des Aretaeus ist ausgelassen, ein 

Chor der Tugenden eingeführt). 

II, 15 (Arien) = III, 11 

J{{| l } (Arien) = III, 15 

III, 19 = III, 14 (jedoch nur in den ersten Strophen). 



— 81 — 

Auf dem Theater zu St. Georgen wurde im April des Jahres 
1722 der Namenstag des Markgrafen mit einem „Singspiel und 
Ballet" gefeiert: 

37. „Floren Frühlingsf est".i) Das Stück, das in 
Form, Inhalt und Anlage den Bayreuther Serenaten ähnelt, 
dürfte im engen Anschluss an das „Ballet und Singspiel" 
gleichen Titels 2) entstanden sein, das im Mai 1696 zu Ehren 
der verwitweten Kurfürstin von Sachsen am Berliner Hofe in 
Szene ging. Eine Oper, die sich von den Bayreuther Stücken 
der letzten Jahre gar wesentlich unterschied, brachte die Ge- 
burtstagsfeier des Markgrafen im selben Jahre: 

38. „Theophane oder: die betrogene, doch zu- 
letzt vergnügte Liebe". ^) Der Prolog führt die Nacht, 
Fama, Thassilo und Wittekind auf die Bühne. Die Oper be- 
handelt den Zug des deutschen Kaisers Otto nach Italien, um 
sich dort mit der griechischen Prinzessin Theophane zu ver- 
mählen. Durch Berengars Sohn Adelbert wird die Prinzessin 
entführt, durch ihren Bruder Basilius jedoch wieder dem Kaiser 
zurückgebracht, Ottos „Muhme" Matilda, deren Verhalten zu 
dem Kaiser Theophanes Eifersucht erregt hatte, mit Adelbert 
vereinigt. Ein Vergleich des Textbuches mit jenem der in 
Dresden am 13. September 1719 gespielten Oper gleichen Titels*) 
ergibt, dass der Bayreuther Text eine schlechte Übertragung 
des italienisch geschriebenen Dresdener Buches ins Deutsche 
bietet, dass die einzelnen Szenen miteinander übereinstimmen, 
und nur gelegentlich bei den Ballettstellen der Aktschlüsse einige 
unwesentliche Unterschiede sich nachweisen lassen. Der Original- 
text war für Dresden von Pallavicino geschrieben und von 
Antonio Lotti in Musik gesetzt worden.^) Wie in ähnlichen 
Fällen, denen wir in Bayreuth bereits früher begegnet sind, so 
dürfen wir wohl auch bei dieser Oper annehmen, dass mit dem 



1) S. B. B. 

2) Thouret, a. a. 0., S. 204. 

3) S. B. B. und grossh. Bibl. Weimar (H, 1 : 157). 

4) Fürstenau, a. a. 0., Bd. 2, S. 142 f.; Textbuch auf der k. Bibl. 
Dresden. 

5) Partitur (im Manuskr.) auf der k. Bibl. Dresden. 

Sohiedermair, Bayreuther Festspiele. 6 



— 82 — 

Texte die Musik Lottis nach Bayreuth gelangte. Stefano Palla- 
vicini war 1688 „umb dessen guten Oeschicklicbkeit und seines 
Vaters geleisteten unterthanigster Auffwartung willen^ zum 
„Poeten in der Italiänischen Sprache" ernannt worden.*) Nach 
dem Tode des Kurfttrsten Johann Georg IV. ging er an den 
Hof des pfälzischen Kurfürsten, kehrte aber 1718 wieder nach 
Dresden zurück *), wo nun im nächsten Jahre seine „Theophane" 
in Szene ging. Auch in ihr zeigt sich sein Streben, dem Re- 
gisseur zur Stellung glanzvoller Bilder Gelegenheit zu geben. 
Die letzten Szenen des zweiten Aktes spielen in einem „grossen 
Garten, welchen man bey finsterer Nacht den Tiber-Fluss durch- 
ströhmen siebet". Da „erhellet sich plötzlich der gantze Garten, 
und man siebet aus dem Flusse sich eine Machine erheben, welche 
den prächtigen Sitz der Tieber praesentiret, in welchen sich die 
Gottheit in Begleitung einiger Na jaden und Tritons befindet." 
Der Einzug Ottos wie auch Adelberts in die Stadt vollzieht 
sich unter einem starken Aufgebot von Kriegern. Mit Bemar- 
doni und Stampiglia gehört Pallavicini zu jenen Librettisten, 
die sich dem Einfluss der Venezianer nicht völlig zu entziehen 
vermochten, den dramatischen Unmöglichkeiten und Entglei- 
sungen, wie sie zahlreiche Venezianer Libretti boten, aber aus 
dem Wege zu gehen und eine einfachere Handlung zu ent- 
wickeln suchten. Dies geht auch aus der „Theophane" hervor, 
in der sich zudem Versuche zu schärferer Charakterzeichnung 
bemerkbar machen. Die Gestalt der Gismunda ist nach dieser 
Hinsicht besonders lehrreich. Die stolze, unbeugsame Witwe 
Berengars, die, wenn es das Vaterland erfordert, nicht zurück- 
schreckt, selbst auf ihren Sohn den Dolch zu zücken (III, 11), 
ist glücklich charakterisiert. 

Lotti war im Jahre 1717 nach Dresden berufen worden 
und hatte für den dortigen Hof bis zum Jahre 1719 drei Opern 
geschrieben.^) Die Musik zu „Theophane" zeigt den Stil der 
neapolitanischen Opernschule Scarlattischer Richtung. Eine drei- 



1) Fürsteoau, a. a. 0., Bd. 1, S. 304. 

2) M. Landau, a. a. 0., .S. 521/22. 

3) Fürstenau, a. a. O., Bd. 2, S. 106 ff. 



— 8a 



teilige ^Sinfonia" (Allegro ^1^, Adagio, AUegro ^^/g) eröffnet die 
Oper. Die Arien sind teilweise Dacapo-Stücke mit reicher Kolo- 
ratur (z. B. I. 12, Arie Ottos): 



.. # r. iU f ^n fj I ^ 



qual-che Dei - ta 




t 



Rr^rwif rrpftrrrrrf vrP 



i 




teilweise Stücke sizilianenartigen Charakters (z. B. 11, 4, Duett 
Teofanes und Ottos): 



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,^ Teof. : 



Otto: 



& 



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W—I L V <^ ;^ | | i^ ^ 



^ 



AI quar - do se chie -do 



AI cuo - re se cre-do. 



Der leidenschaftliche Ausdruck kommt in der bewegten Arie 
Emirenos (II, 8): 



f=£ 



iS^ 



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Le pro - fon - de uie delP on -de dam-mio eiel di ri-sol- 



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OL. 



3 



3^ 



k 



Äi. 



var dam - mio ciel di ri - sol - var. 

vor allem aber in den Wutarien Gismondas (III, 2, gmoll, «/g, 

„trema Tiranno ancor", HI, 11), die auch musikalisch scharf 

gezeichnet ist, zur Geltung. Wie Alessandro Scarlatti, so folgt 

auch Lotti der französischen Musik, wenn er in der 12. Szene 

des ersten Aktes beim festlichen Einzug Adelberts zum Orchester 

noch ein zweites auf der Bühne (2 Trombe, 2 Ob. 2 Fag. Timp.) 

spielen lässt. Auch konzertierende Instrumente (Flöten, Oboen, 

Homer) führt Lotti in die Arien ein. In der Arie Adelberts 

6* 



— 84 — 

(II, 2, „Lascia, lascia, nel sno uiso^) stossen wir auf eine 
konzertierende Mandoline. Im Klagegesang Theofanes (III, 8) 
schlägt der Komponist jenen pathetischen Ton an, durch den 
er uns in seinen Kirchenkompositionen aufs tie&te erschüttert. 

Erschien in dieser Oper einmal ein deutscher Kaiser auf 
der Bühne, so macht uns die zum Geburtstag des Markgrafen 
gespielte Oper: 

39. „Masinissa" 1) wieder mit den Schicksalen fremder 
Herrscher vertraut. Der numidische König Masinissa bekriegt 
den König Syphax von Massilien. Syphax gerät in Gefangen- 
schaft, seine Gemahlin Sophonisbe wird von Masinissa zur Gattin 
begehrt. Die Hochzeit wird gefeiert. Da erscheint der römische 
Feldherr Scipio Africanus und fordert Masinissa auf, sich von 
Sophonisbe zu trennen, da er sonst die Bundesgenossenschaft der 
Römer verliere. Masinissa geht darauf ein und sendet der 
Königin den Giftbecher. Sophonisbe stirbt. Als ihr Sohn 
Vermina ebenfalls den Becher zum Munde führen will, schlägt 
ihm Lentulus denselben aus der Hand. Masinissa, der über 
seine Tat Reue empfindet, kommt herzu und will Lentulus, der 
seinen Auftrag an Sophonisbe vollzogen, töten, da stürzt Scipio 
dazwischen und offenbart dem König, dass Lentulus seine ver- 
kleidete Schwester Tullia sei, welcher der König die Treue ge- 
brochen habe. Masinissa erfleht von Tullia Gnade; Scipio ver- 
einigt die beiden, begnadigt Syphax und nimmt Vermina in 
seine Dienste. 

Dass die Pflege des Venezianisch-Hamburgischen Opemstils 
in Bayreuth durch die Aufführung der „Theophane" nur vor- 
übergehend unterbrochen wurde, lässt der kaum vier Monate 
später gespielte „Masinissa" ersehen. Da werden auf der Bühne 
Gefangene dem Moloch geopfert (I, 5), kommt es zu realistischen 
Mordversuchen (II, 9), zu Todesszenen, welche die Wirkungen 
des Gifts in hellem Lichte zeigen (III, 8). Der Chor feiert in 
der Tempelszene des zweiten Akts die Neuvermählten. Das 
Dienerpaar Polydorus und Menalippe belustigt durch übermütige 
und frivole Scherze und Tändeleien. In der 14. Szene des 

1) S. B. B. 



— 85 — 

letzten Aktes geben, beide einer „Menge Pöbel -Volk" sogar eine 
regelrechte Moritat zum besten, die folgendermassen beginnt: 

,So höret dann zu dieser Frist 

Ihr trauten jungen Leute! 
Was die Lieb vor ein Spitzbub ist 

Und werd davon gescheide! 
Frau Sophonisben Lobesan 

Grab heut der Tod ein Waschen 
Weil sie dem Mann den Possen gethan 

Und anderswo wollt naschen/ 

Das sind wohl Erinnerungen aus den Jahrmarktsszenen der 
Hamburger Oper. 

Zu den Festlichkeiten des Jahres 1723 gab es am Bayreuther 
Hofe zunächst vier kleinere Stücke, Kantaten und Serenaden 
üblichen Inhalts: 

40. „Der Himmel auf Erden ",^) dessen Text der 
„hochfürstliche Pagen-Meister'* J. M. Seidel verfasst hatte. 
Die Stilisierung dieser „Cantata" lässt die Vermutung auf- 
kommen, dass Seidel auch andere, anonym erschienene Serenaden 
und Kantaten für den Hof geschrieben hat. 

41. „Der Tugend Tempel" 2) wurde zu Bayreuth, ein 

42. „MusikalischerFreuden-Zuruff " ^)zuHimmels- 
cron zu Ehren der Anwesenheit der Königin Christiana Eber- 
hardina von Polen aufgeführt. 

43. „Der der Schönheit zuerkandte Preiss"^) 
war der Titel einer Serenade, die zum Geburtsfeste der Mark- 
gräfin gegeben wurde und der als I'estoper: 

44. „Alarich oder: die Straff-Kuthe des ver- 
fallenen Roms" 5) folgte. • 

Wiederholt schon war Alarich zum Titelhelden einer Oper 
gewählt worden. In Dresden ging während des Karnevals 1686 
eine dreiaktige Oper „Alarico" in Szene,®) in Nürnberg im Jahre 



1) S. B. B. 

2) S. B. B. 

3) S. B. B. 

4) S. B. B. 

5) S. B. B. 

6) Fürstenau, a. a. 0., Bd. 1, S. 288 ff. 



— 86 — 

1697 „Alarich, vermittelst eines hochdeutschen Singespieles in 
Pulcheriam verliebt".^) Eine Hamburger Oper „Alaricus", deren 
Musik Schiefferdecker geschrieben hatte, folgte im Jahre 1702.*-) 
Eine italienische Alarichoper: „ L'ingratitudine castigata, ossia 
TAlarico" von Chiochetti weist Fetis«) für das Jahr 1719 in 
Ancona nach. 1723 erschien nun der Bayreuther „Alarich". 
Der Gotenkönig zieht gegen Rom, erobert die Stadt und ver- 
mählt sich mit Placidia, der Tochter des römischen Kaisers 
Honorius. Stilicon, der „römische Generalissimus", der nach der 
Kaiserkrone getrachtet hatte, und dessen Sohn Metellus, dem 
Placidia als Gattin zugedacht war, werden ermordet. Die von 
Alarich verlassene gotische Prinzessin Amalesuntha, die dem 
König, als Soldat verkleidet, in den Krieg gefolgt war, in der 
Hoffnung, seine Liebe wieder zu gewinnen, ergreift die Flucht. 
Anlage wie Ausarbeitui;g der Oper lassen ersehen, dass der 
Verfasser den Hamburger Librettisten sich anschloss, wenn er 
nicht selbst zu ihnen gehörte. Als lustige Personen des Stückes 
lernen wir den Diener Syrius und die Hexe Lucillia kennen. 
So lange Syrius allein oder im Gefolge seines Herrn auftritt, ist 
er ein zahmer, gutmütiger Geselle, der in seinen Liedern mit 
den Vergleichen freilich nicht immer wählerisch ist: 

(II, 18): ,£8 geht die Laus 

Viel eher aus dem Beltz heraus 
Als etwas Liebes aus dem Hertzen. 
Dann Amor tummelt seine Leute 
Und hat an ihrem Schmertzen 
Die allergröste Freude.* 

Sobald er aber mit Lucillia zusammenkommt, die ihm einen 
Heiratsantrag um den anderen macht, ohne ihre Worte abzu- 
wägen, wird aus ihm der frivole Coupletsänger. Auch die alle- 
gorische Szene am Schlüsse des ersten Aktes weist auf das 



1) Th. Hampe, ,Die Entwicklung des Theaterwesens in Nürnberg*, 
1900, S. 149. 

2) Marpurg, a. a. 0., Bd. V, S. 313. Textbuch in der Stadtbibl. Hamburg. 

3) A. a. O., Bd. 2, 8. 277. L. Nerici ^Storia della musica in Lucca*, 
1879, S. 276 verlegt die Aufführung für dieses Jahr nach Venedig (teatro 
Fenice), während Wiel, a. a. , eine solche nicht erwähnt. 



— 1 



— 87 — 

Hambui'ger Vorbild. Alarich schläft in seinem Zelte. Im Traume 
erscheint ihm „eine unterirdische Toden-GrufEt mit einem präch- 
tigen Sterb-Gerüst , auf welchem Amalesuntha als eine Leiche 
lieget. Bey den Castro Doloris sitzen die Liebe und die Schönheit 
als Klageweiber gekleidet, und unter dem Gerüst lieget die 
Zeit." Ebenso geht nach Hamburger Muster die Enthauptung 
Stilicons und seines Sohnes auf der Bühne in realistischer Weise 
vor sich. Als Stilicon aus dem Gefängnis fliehen will, stösst 
ihn der kaiserliche „Hofbediente" Mutianus mit dem Degen 
nieder (III, 12). Metellus wird, während er mit folgender Arie 
von der Geliebten Abschied nimmt,: 

■ ,Von zweyen allerliebsten Augen 

In meinem Grab beweint zu seyn, 
Yersüsset mir die Todtes Pein. 
Die Unschuld und ein gut Gewissen 
Begleiten mich zu meiner Ruh, 
Und sprechen mir im Sterben zu, 
Dass viele diss Geleit im Todt entbehren müssen/ 

„Stranguliret" (III, 13). Wie in den Opern „Mahomet" und 
„Masinissa", so fällt auch in diesem Stücke die plötzliche Schwen- 
kung der Handlung im 3. Akte auf, die dadurch herbeigeführt 
wird, dass ein Teil der Hauptpersonen einen raschen Tod findet, 
damit der andere an das Ziel seiner Wünsche gelangt. 

Als Komponisten der Oper dürfen wir wohl Telemann 
ansehen. In seiner Autobiographie^) gibt er als Titel einer 
nach Bayreuth gelieferten Oper den Namen „Stilico" an, womit 
wohl die Oper „Alarich" gemeint sein dürfte, in der Stilicon 
eine bedeutsame Rolle spielt. Diese Annahme gewinnt um so 
mehr an Wahrscheinlichkeit, wenn wir in Betracht ziehen, dass 
die ßayreuther Oper laut Textbuch für den 2. August ge- 
schrieben war, und hiermit jene Stelle aus dem oben mitgeteilten 
Briefe Telemanns vom 4. August in Verbindung bringen, an der 
es heisst: „. . . Und da jüngsthin durch Verfertigung einer Oper 
den Anfang darzu gemachet ..." Dass die Oper dem Kompo- 
nisten reichlich Gelegenheit bot, sein Können und seine Stärke 



1) A. a. 0., S. 368. 



^ 



— 88 — 

an den Tag zu legen, zeigt das Textbuch. Trennungs- und 
Abschiedsarien finden sich ebenso wie komische Szenen, die 
gerade einen Telemann anzuregen vermochten, während aller- 
dings Chöre fehlten. 

Als weitere für Bayreuth geschriebene Oper nennt Tele- 
mann^): 

45. „Adelheid". Eine Oper solchen Titels ging nach 
Marpurg^) im Jahre 1724 in Bayreuth auch wirklich in Szene. 
Das Textbuch dieser Oper scheint leider verloren, während ein 
Druck der „lustigen Arien aus der Opera Adelheid, welche 
Anno 1727 auf dem Hamburgischen Schau-Platze zum ersten- 
male aufgeführet ward" uns erhalten geblieben ist*) Es dürfte 
der Wahrscheinlichkeit nicht entbehren, dass Telemann die für 
Bayreuth komponierte Oper später in Hamburg zur Aufführung 
brachte und, durch den Erfolg veranlasst, die lustigen Arien 
derselben publizierte. Von diesen sei ein Stück in neben- 
stehender Beilage mitgeteilt.*) 

Dasselbe Jahr 1724 brachte „Fastnachts-Festins" , deren 
gedruckte „Beschreibung" *) uns mit einem Vorläufer von Goethes 
„Jahrmarktsfest zu Plundersweilem" bekannt macht. In diese 
Aufführung, an der sich Markgraf und Markgräfln als Kürschner 
und Kürschnerin beteiligten, war eine „Musikalische Sere- 
nade" eingefügt, die von dem Hamburger Ratsmusiker Job an 
Kays er veranstaltet war. 

Einer Schäferoper nach Art der „siegenden Treue" (1715) 
begegnen wir im gleichen Jahre am Geburtsfest der Mark- 
gräfln: 

46. „Die kluge Verstellung ".ß) Der Satyr Sterops 
überfällt die Schäfereien. Bald entbrennt er in Liebe zu der 



1) A. a. 0., S. 368. 

2) A. a. 0., Bd. V, S. 416. 

3) Ein £xemplar auf der k. Bibl. Berlin (Mus. pract. 11175). 

4) In der Vorlage ist die Singstimme im Sopranschlüssel geschrieben, 
und fehlt natürlich der ausgearbeitete Continuo. 

5) S. B. B. 

6) Grossh. Bibl. Weimar (H, 1 : 159). 



u 



Singstimme. 



i 



Cembalo. 



Gt. Ph. Telemann. 



^p 



■ ^' p" p I 



gleicht ei . nem Haus, da man die 





^ fr p- P I ry r i i t P c p m 



Pepht, 



was wir wis . sen: 



Der Ku.chen, 





Verlag von 



stich und Druck von W. Benicke in Leipzig. 



— 89 — 

Schäferin Dorimene und dem in „Frauenzimmer Kleidern" sich 
verborgen haltenden Amintas (11, 3): 

^Mein Herz ist gross genug 

Zwei Liebsten einzunehmen. 

Ihr Schönen^ teilt euch drein! 

Es wird nichts neues sein, 

Dass sich vier Augen hier zur Nachbarschaft bequemen/ 

Die Schäfer suchen nun durch List sich der Herrschaft der 
Satyren zu entledigen. Sie veranstalten ein grosses „Bacchus- 
fest" (n, 8), bei dem sich die Satyren derartig betrinken, dass 
sie von den Schäfern tiberwältigt werden können. Erst als er 
schwört, das Land der Schäfer nicht mehr zu betreten, wird 
Sterops frei gelassen, der sich nun mit seinem „Eheweib", der 
Zigeunerin Nigrina wieder versöhnt. Ein allgemeines Freuden- 
fest der Schäfer beendet die Oper. Die lustige Person des 
Stückes vertritt der Diener Moph. Während des Bacchusfestes 
singt der Chor ein frisches Trinklied. 

Über die Opernaufführungen der folgenden Jahre unter- 
richtet uns Gottsched,^) während die anderen Gewährsmänner 
versagen. So führt Gottsched für das Jahr 1725: 

47. „Die allen Zwang fliehende Liebe" an, für 
das Jahr 1726: 

48. „Gunderich", sowie: 

49. „Dorinda" und 

50. „Etearchus". 

Am 18. Dezember 1726 verschied der Markgraf. Mit ihm 
erlosch die Bayreuther Hauptlinie. Markgraf GeorgFriedrich 
Carl gelangte nun zur Regierung, , mit ihm der älteste noch 
lebende Zweig der Bayreuther Nebenlinie. 

Unter Georg Wilhelm hatte die Oper in Bayreuth eine 
intensive Pflege gefunden. Wohl durch die Opern des Weissen- 
felser Hofes, von dem die Markgräfln gekommen war, angeregt, 
wurden unter seiner Regierung nur Opern in deutscher Sprache ge- 
spielt. Es mag sein, dass ausnahmsweise die Oper eines Italieners 
in italienischer Sprache gesungen wurde. Die Kamevalszeit, Ge- 



1) A. a. 0., I, S. 302 f. 



— 90 — 

burts- und Namensfeste, die Anwesenheit von Verwandten und 
fürstlichen Besuchen gab vorzugsweise die Veranlassung zu den 
Opemaufführungen. Mit benachbarten und befreundeten Höfen 
trat der Markgraf ebenso wie mit den führenden Geistern grosser 
Städte in Verbindung, um teils sein Eünstlerpersonal zu ver- 
stärken und zu ergänzen, teils neue Stücke für seine musik- 
dramatischen Darstellungen zu erhalten. Der Mehrzahl nach 
waren die Opern in drei Akte eingeteilt, nur vorübergehend 
zerfielen sie in fünf Akte, während die Serenaden durchweg ein- 
aktig aufgeführt wurden. Opern italienischer Musiker, in denen 
sich neapolitanische und französische Einflüsse bemerkbar machten, 
und die Librettisten von der Venezianer Oper abzurücken suchten, 
fanden Aufnahme in den Spielplan der Bayreuther Oper. Doch 
gehörten die Aufführungen solcher italienischer Stücke zu den 
Ausnahmen. In der Regel wurden der Hofgesellschaft Serenaden 
geboten, die nach dem in der damaligen Zeit üblichen Eezept 
von einheimischen Kräften geschrieben sein mochten, sowie be- 
sonders Opern, die dem Hamburger Opemstil jener Zeit folgten. 
Die Schäferopern standen hier zurück hinter jenen, die nach 
venezianischem Muster die Schicksale fremder Königs- und 
Fürstenfamilien vorführten. Unter der Einwirkung der Ham- 
burger Oper zog in die Bayreuther mit dem Bombast der 
schlesischen Dichterschule auch das Streben nach realistischer 
Darstellung von Bühnenvorgängen. Allegorische Szenen wurden 
in die Akte eingeschoben, italienische Arien in den deutschen 
Text eingestellt. Vor allem aber trat die lustige Person ihre 
Herrschaft an mit ihren derben und zotigen Liedern, die der 
Gegenwart Rechnung trugen. Die Furbonius, Ormino, Ergasto, 
Bubo, Morffus, Niso und wie sie alle heissen, sind Abkömmlinge 
Sbioccos und seiner grossen Hamburger Familie. Ebenso stanunen 
die Räuber und Mordgesellen aus Hamburg, wie auch die oben 
mitgeteilte Judenszene vom Hamburger Geist erfüllt ist. Wie in 
Hamburg spielten auch in Bayreuth Tiere, Bären, Drachen auf 
der Bühne mit, und kam es auf ihr zu Schiffsbränden, Er- 
oberungen von Städten und ähnlichen szenischen Schaustücken. 
Der Bayreuther Hof schien an den Stücken Hamburger Stili- 
sierung, deren Ernst durch das Auftreten der lustigen Personen 



: *. 



— 91 — 

und die laxe Behandlung ethischer Grundsätze bei der Aus- 
iührung nicht selten gefährdet wurde, Gefallen zu finden. Es 
ist zu bedauern, dass er nach dem Vorgang Hamburgs nicht 
Anregungen zur Bearbeitung eines fränkischen Sujets gab. 

Wie an anderen Höfen, wie in Hamburg, so zeigte sich auch 
in Bayreuth der französische Einfluss bei den Opernaufführungen 
in der Einfügung von Chor und Tanz. Zuerst treffen wir in 
den Bayreuther Stücken unter Georg Wilhelm den Chor abge- 
sehen von den Tuttistellen an den Schlüssen der Opern in der 
^unglücklichen Regierung der durchlauchtigsten Antonia", häufiger 
aber erst seit der Aufführung der „Talestris". Ein Beispiel für 
eine humoristische Chorwirkung finden wir in „der beglückten 
Schäferin Beilinde". Das Ballett trat regelmässig an den Akt- 
schlüssen, verschiedentlich auch innerhalb der einzelnen Akte in 
Aktion. Die an die Aktschlüsse angereihten Ballettszenen brachten 
die mannigfachsten Figuren auf die Bühne, die aber auch teil- 
weise keinen Zusammenhang mit der Handlung hatten. Da 
stossen wir auf die verschiedensten Völkerschaften, auf alle 
Gattungen von Göttern und Halbgöttern, von Schäfern und 
Satyren. Zahlreiche Stände sind vertreten, desgleichen einzelne 
Charakterfiguren wie z. B. der Doktor, der Kapitän. Die Ge- 
folgschaft der lustigen Personen, die während der Akte auf die 
Bühne eilt, bestand aus Köchen, Mohren, Bauern, von denen die 
Tänze der letzteren im betrunkenen Zustand („Die königliche 
Schäferin Margenis") Hamburger Einfluss verraten. 

Es mag verwunderlich erscheinen, dass der Bayi-euther Hof 
unter Georg Wilhelm an dem Tone, wie er häufig in den Opern 
zum Ausdruck kam, keinen Anstoss nahm und ihn vor einem 
Kreise zur Geltung kommen liess, der weit eher als das Ham- 
burger Publikum auf Gemessenheit und Etikette sehen musste. 
Wären noch andere Höfe dem Beispiel Bayreuths in der Auf- 
nahme des Hamburger Opemstils gefolgt, so hätte die höfische 
Sitte gewiss keine Förderung erfahren, aber der deutschen Oper 
wäre hieraus für ihre Entwicklung und Ausgestaltung Nutzen 
erwachsen. Die gelungenen Ansätze zu einer Volksoper, wie sie 
die Hamburger Oper bot, hätten zu einer nationalen Kunst 
führen und der italienischen Oper in Deutschland das Monopol 



— 92 — 

streitig machen können. Freilich blieb es nur bei den Ansätzen. 
In Hamburg segelte man bald in ein anderes Fahrwasser, ebenso, 
wie wir sehen werden, in Bayreuth nach dem Tode Georg Wil- 
helms. Dass aber nicht allein in Hamburg, sondern auch in 
Bayreuth sich solche Bestrebungen, von der Renaissanceoper 
loszukommen, geltend machten, wollen wir dem Bayreuther Hofe 
nicht vergessen. 

Wie die Kunstbestrebungen, ^) so wurden auch die Musik- 
aufführungen am Bayreuther Hofe mit dem Tode Georg Wil- 
helms unterbrochen. Theatralische Darbietungen von kleineren 
Serenaden wie z. B. der „Freude des Fürstentums Branden- 
burg -Bayreuth "2) zu Ehren der Anwesenheit der „dänischen 
und ost-friesischen Herrschaften" am 5. Juli 1728 gehörten unter 
der Regierung seines Nachfolgers zu den seltenen Erscheinungen, 
zeigen aber auch zugleich, dass die Musik unter dem neuen 
Markgrafen nicht völlig vom Hofe verbannt war.*) Als Georg 
Friedrich Karl am 17. Mai 1735 starb, folgte ihm in der 
Regierung sein Sohn Friedrich. Mit ihm begann für das 
Bayreuther Musikleben eine neue Zeit. 



1) Friedrich H. Hofmann, a. a. 0., S. 177 f. 

2) A. Bamb., Sauerweinsche KoUekt. Rep. 87, 24. 

3) In den Akten (A. Bamb.) wird für das Jahr 1727 einer Choral- 
kantate Erwähnung getan, die der Stadtkantor Johann Barthol. Zabitzer 
in der Stadtkirche am 17. Mai bei der „ Erbhuldigung ** des neuen Mark- 
grafen zur Auffuhrung brachte. 



j 



in. 



Die italienische Oper unter Markgraf Friedricli. 

Markgräfin Wilhelmine, 



Markgraf Friedrich von Bayreuth. 

n Francesco Pavona im Neuen Schlosae za Bayreuth. 



(Nwih Photogrtphle tdd Hana Brand, Sgl. Ba^i. HDrphotDgikph, Birnotb.) 



. • '\ 



Markgraf Friedrich hatte eine entbehrungsreiche Jugend 
hinter sich. Die geringen Mittel veranlassten den Vater, den 
jungen Prinzen aus der Pension eines Altdorfer Geschichts- 
professors zu sich nach Eothenburg an der Tauber zu nehmen. 
Die finanziellen Unterstützungen seiner Tante, der Königin von 
Dänemark, ermöglichten Friedrich im Jahre 1722 Rothenburg 
mit Genf zu vertauschen und dort in Begleitung seines Hof- 
meisters die Universität zu besuchen. Mit dem Regierungs- 
antritt des Vaters besserte sich die äussere Lage des Erbprinzen. 
Grössere Reisen, die er nun unternahm, fanden jedoch ein jähes 
Ende, da Friedrich Wilhelm I. den Erbprinzen in Berlin zu 
sehen wünschte. Hier fand nun unter jenen eigenartigen Um- 
ständen^) im November 1731 die Vermählung des Erbprinzen 
mit der ältesten Tochter des Königs, Friederike Sophie 
Wilhelmine statt, die Gutzkow zum Gegenstand seines be- 
kannten Lustspiels „Zopf und Schwert" gemacht hat. Der 
Aufenthalt Wilhelmines in Bayreuth gestaltete sich zunächst 
recht ungünstig: ein derbes Hofmilieu, ungemein dürftige finanzielle 
Verhältnisse, die häufig nicht das Nötigste anschaffen Hessen, das 
Regiment eines Schwiegervaters, der die Schwester ihrer Ober- 
hofmeisterin umschwärmte. Mit dem Tode Georg Friedrich Karls 
trat in der Lage des erbprinzlichen Paares eine Wendung zum 
Besseren ein. Aber auch jetzt war Wilhelminen kein glück- 
liches Leben beschieden. Erst Fester ^) hat mit seinem trefflich 
gelungenen Versuch, „die Markgräfin nicht durch die Memoiren, 
sondern die Memoiren durch die Markgräfin zu charakterisieren", 



1) Bichard Fester, .Die Bayreuther Schwester Friedrich des Grossen*, 
1902, S. 40 ff. Hiernach ist auch zu beurteilen, inwieweit sich Gutzkow an 
die historischen Vorgänge gehalten hat. 

2) A. a. 0., S. 58 ff. 



— 96 — 

uns klar gezeigt, was diese Frau in Bayreuth an inneren Kämpfen 
durchzumachen hatte, was ihr aber auch in diesen leidvoUen 
Jahren die innigste Freundschaft mit ihrem Bruder Friedrich 
ward. Ein ganz anderes Bild der Persönlichkeit Wilhelmines 
enthüllt sich nun unseren Blicken. 

Markgraf Friedrich war kein Mann von Tatkraft. „Eine 
fast weinerliche Willenslosigkeit spricht aus seinen schlaffen 
Zügen." Leutselig und lebenslustig nahm er sich Leben und 
Sitten des französischen Hofes zum Vorbild. In der Abneipng 
gegen die deutsche Schaubühne und ihre Roheiten und damit 
notw^endigerweise gegen Opern Hamburger Zuschnitts, wie sie 
unter Georg Wilhelm in Bayreuth gegeben wurden, stimmte 
Wilhelmine mit dem Gatten überein. Erziehung und eigenes 
Empfinden hatten ihr andere Wege gewiesen. Die Kunst war 
ihr Lebenselement und gab ihrem Leben ebenso wie die Be- 
schäftigung mit wissenschaftlichen Fragen Inhalt. In einem 
Briefe an den Bruder vom 23. Oktober 1739 1) spricht sie sicli 
selbst hierüber aus : „ . . . une Belle Biblioteque de Beau Tablau 
une belle Musique sont mes 3 marottes ..." Die künstlerischen 
Bestrebungen des Bruders wurden die ihrigen, ebenso hinsicht- 
lich der Musik, wie der Literatur und Kunst. 2) Wilhehnine 
dichtete, malte, komponierte und nahm auch selbst an den 
theatralischen und musikalischen Aufführungen teil. Von den 
Opernlibrettis, welche die Markgräfin zur Verfasserin haben, 
soll später die Kede sein. In einem Briefe an den Bruder vom 
2. April 1754^) schreibt sie: „. . . J'ai fait composer une Tragedie 
dans le gout des potpouris que Voltaire recidoit avec tant d'Am- 
phase . . ." Mit ihren Pastellbildem hat Fester^) bekannt ge- 
macht und uns auch eine interessante Probe der „Kleopatra" 
gegeben. Von ihren Kompositionen sind leider nur traurige 
Reste auf uns gekommen. So besitzen wir von einem „Concerto 
ä Cembalo obligato, duoi Violini, Violetta e Basso" nur noch die 



1) A. Charl., Briefe Wilhelmines. 

2) Bichaid Fester, , Markgräfin Wilhelmine und die Kunst am Ba^' 
reuther Hofe* im HohenzoUemjahrbuch 1902, S. 147ff. 

3) A. Charl., Briefe Wilhelmines. 

4) A. a. 0., S. 158 ff. 



Alarkgräfin Wilhelmine. 

Ölgemälde im Neuen Scblosee zu Bayreuth. 



(Nach PliQtogr»phia von Hini Bnnd, Kgl. Bajr. Hofphotograph, Bayimi 



— 97 — 

Instrumentalstimmen.^) Aus ihnen lässt sich ersehen, dass Wil- 
helmine mit diesem Stücke jenen Instrumentalkomponisten sich 
anschloss, die in das Klavierkonzert Suitensätze aufnahmen 
(1. Satz = Allegro, 2. Satz = Cantabile, 3. Satz = Gavotte I, 
4. Satz = Gavotte II, wobei das Orchester aussetzt), und mit 
der Beibehaltung des Cembalos sowie der wahrscheinlicherweise 
durchgeführten Gleichberechtigung von Solo und Tutti dem nord- 
deutschen Cembalokonzert zuneigte. Auch der Tuttianfang des 
1. Satzes: 





weist auf norddeutsche Konzertkomponisten jener Zeit. 

In den ersten Jahren ihres Bayreuther Aufenthalts konnte 
Wilhelmine ihre musikalischen Bestrebungen und Reformen nur 
in beschränktem Masse durchführen. Unter schwierigen Ver- 
hältnissen und mit geringen Mitteln begann sie ihre Tätigkeit, 
in ihrem Bruder auch hierin ihr Vorbild sehend. Wilhelmines 
Briefe an ihren Bruder ^\ deren Mehrzahl noch immer der Publi- 
zierung harrt, gewähren uns einen Einblick in den Wandel, der 
sich im Bayreuther Musikleben allmählich vollzog, und vermögen 
uns einigermassen einen Ersatz für den Mangel an Personal- 
akten und sonstigem archivalischen Material zu bieten. 

Am 12. Juli 1732 schreibt Wilhelmine: 

„ . . . j'ai mon petit Violon avec moy, je voudrois que 
vous puissiez Tentendre il est plus fort sur son Instrument 
que Quantz sur la flute, ainssi vous en pouvez juger mais 
d'ailleur le plus grand petit fou qu'il y ait sous le soleil . . ." 

Drei Tage später spricht sie sich über die produktive Be- 
fähigung dieses „Violon" aus: 



1) Im Manuskript in der herzogl. Bibl. Wolfenbüttel. 

2) A. Charl. 

Schiedermair, Bayreuther Festspiele. 7 



— 98 — 

„ . . . H f m a n qui est de nom de mon Violon compose 
joliment je ne scori s'il sera assez habbile pour faire un solo 
sur la flute en touts cas je le lui ferai essayer ..." 

Von einem anderen Musiker hören wir in einem Briefe vom 
31. Oktober 1733: 

„ . . . Si vous etes brouill6 mon eher frere avec Quantz 
je le suis avec Hofman dont je me deffrai au premier jour 
Pfeiffer vient ici ayez la grace de me mander comant 
vous le trouve car jai dessein s'il n'est trop eher de Ten- 
guager . . ." 

Im Dezember dieses Jahres war Johann Pfeiffer bereits in 
Bayreuth, denn Wilhelmine schreibt am 5. Dezember: 

„ . . . Pfeiffer est ici je le trouve tres fort dans les Adagio 
mais Graun a le ton beaucoup plus beau et joue mieux les 
Alegro outre que ceHui ci n'est pas habile dans les Solos ces 
concerts sont charmants et d'un tout nouveau gout Je crois 
que nous tacherons de Tenguager ..." 

Und am 22. Dezember meldet Wilhelmine: 

„ . . . Pfeiffer part demain pour revenir dans 3 Mois ..." 

Vierzehn Tage später ergreift Wilhelmine nochmals das 
Wort, um sich über Pfeiffer auszulassen: 

„ . . . Pour Pfeiffer j'en ai juge comme vous mon eher 
frere il n'a pourtant pas le ton si mauvais que vous vous 
rimaginez et il ce formera encore son fort est dans la Musique 
ayant un tres joli gout et dans les Adagios ou je le trouve 
bien aussi fort que Graun s'il y a moyen je vous enverai un 
de ces Concerts ..." 

Dass Kronprinz Friedrich bereits damals für seine Schwester 
Musiker engagieren oder ihr neue Opern senden musste, ersehen 
wir aus einem Briefe Wilhelmines vom 17. Januar 1734: 

„ . . . Vous avez trop de grace mon eher frere d'avoir 
enguag6 Debert (= Christian Friedrich Döbbert) vous 
nous en ferez une de Tenvoyer au plutöt il trouvera Bon 
Compagnie ici ayant enguag6 le bon chanteur de.Mersbourg 
que Benda a entandu il sera 6 mois de Tanöe ici et le Eeste 
du tems a Mersbourg des que son vieux Duc sera mort nous 



— 99 — 

Taurons tout a fait et allors je l'enveray encore un bout de 
temps chez Graun qui achevera de le perfectioner . . . vous 
avez trouv6 le concert de Pfeiffer que je vous ai envoy6 il 
y a quelque temps si j'osois vous supUer de me Eenvoyer a 
la place un des Operas de Graun pour le chanteur vous feriez 
une grande Oeuvre de Charit^ ..." 

Wiederum mit Pfeiffer sowie mit den Kompositionen des 
Bruders beschäftigt sich ein zwei Tage später abgesandter Brief : 
„ . . . j'ai les jours Musique ou Pfeiffer brille si j'osais je 
vous ferai bien Eessouvenir que vous avez eu la Grace de 
me promettre un des vos Concerts et deux de Quantz e mol 
et d dur j'ai montr6 le votre et votre Solo a mon virtuoso qui 
a 6t6 charm6 . . ." 

Den Aufenthalt Franz Bendas in Bayreuth verrät uns 
nebst Einzelheiten über eine damals am Hofe tätige Sängerin 
ein Brief Wilhelmines vom 13. März: 

„ . . . Bendo a surpasse ici je le trouve si fort chang6 a 
son avantage que je ne Taurai pas crü le pieme sur tout la 
voix ayant pris tout a fait sa Methode de Graun H nous est 
venu encore fort a propos une Chanteuse qui a sa voix trfes 
jolie mais point de methode ce qui est grand Domage n'en 
ayant entendu de longtems de si belle. J'ai touts les jours 
Musique et je vous promets que Bendo n'aura pas le tems de 
ce negliger ..." 

Der Brief vom 16. März bringt weitere Mitteilungen über 
den Aufenthalt Bendas in Bayreuth sowie Einzelheiten über 
Quantz: 

„ . . . Bendo sera je crois charm6 quand il sera hors 
d'ici car je l'exerce honetemant et il fait merveille vous aurez 
la grace de m'ordoner quand vous voudrez le ravoir c'est bien 
domage mon eher frere que vous ayez perdu Quantz votre 
Musique seroit complete car vous n'en ratraperez jamais un 
pareill Bendo ma port6 deux Concerts pour le Cembalo d'un 
nouveau virtuoso que vous allez prendre en Service qui sont 
trös beaux mais qui m'ont bien rompu la fSte il faut qu'il 
soit bien habile et fort dans la Composition ..." 

7* 



— 100 — 

ebenso jener vom 12. April: 

„ . . . Bendo est parti selon vos ordres je n'ai pu lui donner 
une lettre n'ayant pas eu un moment de tems a moy il a 
fait merveille et c'est fait admirer d'un chaccun et ce queje 
trouve de plus joli en lui et qu'il est fort docile et n'a point 
de vant dans la tete je vous en rands encore tres humbles 
graces et puis dire que c'est le seul plaisir que j'ai en depuis 
longtems ..." 
über die Fortschritte Hoffmanns und seine -weitere Aus- 
bildung durch Graun berichtet der Brief vom 1. Mai: 

,, . . . Bendo sera aparamant arriv6 la Musique ne me 
divertit plus depuis son depart Hoffmann s'aplique fort 
apresant si josois et que vous voulussiez le permettre je 
Tenverai pandant quelque tems aupr6s de Graun pour aprandre 
encore car je crois qu'il deviendra fort avec le tems mais il 
faudra le tenir un peu court et ne lui rien laisser passer . . ." 
Auch der Brief vom 2. Mai handelt von dieser An- 
gelegenheit und nennt uns Pfeiffer als Kompositionslehrer 
Wilhelmines : 

„ . . . Si vous voulez me faire la Grace de le permettre 
jenvoyerai Hofman aupres de Graun pour prandre Legon 
aupres de lui vous le trouverez change a son avantage je le 
prandrai come une vraye grace car je m'ennuye come un 
Chien et perd entieremant le gout de la Musique a force de 
n'attendre rien de Bon Pfeiffer a fait aussi a mon gout 
et joue mieux depuis qu'il, a entendu Bendo il m'aprend la 
Composition et je ne manquerai pas de dedier mon premier 
Coup d'essai a TApolon de notre siecle au risque detre preci- 
pit6 du Pamasse avec les mauvais Poetes ..." 
Mit dem Engagement Döbberts für Bayreuth beschäftigen 
sich drei Briefe, von denen der eine vom 31. Januar 1735: 

„. . . Vous avez trop de Grace de me procurer Debert 
je Fattens avec Impatience . . . qu'il ne ce laisse pas attendoir 
par son Maitre qui sera fache de le perdre j'ai entendu 
plusieurs hobois et flutes ici mais aucune qui en approche 
notre Chanteur est tres Bon il ne lui manque encore que 
quelques Lecons de Graun pour ce perfectionner . . ." 



— 101 — 

der andere vom 5. März: 

„ . . . Je vous Rands milles graces mon eher frere de la 
Cantata que vous m'avez envoy6e et des peines que vous vous 
donnez pour Debert . . ." 

der dritte vom 12. April datiert ist: 

„ . . . Je suis fort en colere contre Mr mon Beau frere le 
Marg. de Schwed de ce qu'il nous enleve Debert cella n'est 
guere Poli et mes pauvres oreilles deviendront B6te de n'avoir 
rien entendu depuis longtems qui en vaille ..." 

In das Jahr 1735 dürften auch drei undatierte Briefe fallen, 
von denen der eine über die Tätigkeit Giuseppe Antonio 
Paganellis und dessen Gattin in Bayreuth handelt und uns 
Aufschlüsse über die Gesangsübungen Wilhelmines gibt: 

„ . . . Notre Musique est apresant Magnifflque nous avons 
depuis quelque jours le Sr Paganelli avec sa Feme II ma 
dit avoir eu Thonneur de ce faire entandre de vous sa voii 
n'est pas belle mais sa metode charmante et sa Composition 
d'un grand gout sa Feme chante Soprano et Talt et a une 
tres belle voix mais la Metode n'est pas si bonne que celle de 
son Mary je lui trouve beaucoup de Ressamblance avec graun 
il ma dit que vous etiez un grand Maestro. Je comance a 
aprandre a chanter aupres de lui et il ma assure que dans 
quatre mois il mettroit ma voye en ordre. On dit mon tres 
eher frere que vous chantez aussi et que vous avez la voix 
aussi bonne que Graun ..." 

Der andere Brief erwähnt die Aufführung eines Pastorale 
am Hofe: 

„ . . . d'Ailleurs il ne ce passe rien de Nouveau ici je suis 
occupie a faire accomoder une petite Pastorale qui sera tir6e 
d'un des Operas de Graun Schneider de Bronsvic viendra ici 
ainssi notre Musique sera assez drole ..." 

der dritte wiederum Pfeiffer: 

„ . . . Je vous tands milles Graces mon eher frere du soin 
que vous avez des Cantates je souhaiterais bien que Graun 
en eut autant il ya quelque tems que vous avez eu la grace 
de promettre a Pfeiffer d'ecrire un mot en sa faveur au Duc 



— 102 — 

de Weimar il ma donn^ la Requete si jointe voos snpliant de 
vouloir bien Taccepter et je ne doute pas que vons aurez 
cette Bont6 ..." 
Die ungeduldige Erwartung der Ankunft Qu an tz'^) sowie 
die Bitte um Übersendung von Konzerten Schaffraths, unter 
denen wir wohl Klavierkonzerte des gleichnamigen Kammer- 
musikers Friedrichs vermuten dürfen, sprechen zwei Briefe aus, 
von denen der eine am 6. Dezember*): 

„ . . . Nous attendons d'un jour a Tautre Q u a n t z qui 
viendra faire un jour ici on dit mon eher frere qu'il c'est 
Racomod6 avec vous ou plustöt que vous lui avez fait grace 
auserai je vous suplier de m'envoyer quelques Concerts de 
Schaffrat pour il Clavecin ..." 
der andere am 14. Januar 1736 geschrieben war: 

„ . . . Je vous Rands milles Graces pour les 2 Beaux 
Concerts de Schaffrat j'attens le notre avec Impatience. 
Quantz sera Mardy ici avec un tres Bon Chanteur que nous 
avons enguage et qui a apris du Violon Graun ainssi que 
notre Musique sera fort jolie ..." 
Dass Quantz wirklich nach Bayreuth kam und dort auch im 
Februar noch weilte, zeigt der begeisterte Brief vom 7. Februar: 
„ . . . Quantz a gouveme come un Ange ici et fait mer- 
veille je ne Tai jamais un si docile mais il avoue lui meme 
que vous etez aussi fort que lui ..." 
Wiederum mit Döbbert beschäftigt sich der Brief vom* 
15. Februar, der uns auch mitteilt, dass Wilhelmine Violin- 
unterricht genommen hatte: 

„ . . . Je prandre la liberte de vous faire Ressouvenir de 
Debert je crains que son Maitre trouvera de nouveau moyen 
de Tarretter je suis dans la Musique j'usqu'aux oreilles j'apprens 
depuis 8 jours a jouer du Violon et joue deja extempere la 
Marvitzen et 2 Violon et la Groum ..." 

1) S. hierzu, was Quantz in seiner Selbstbiographie (Marpurg, „Historisch- 
kritische Beiträge ..." I, 3. Stück, 1755) über den Flötenunterricht des 
Markgrafen sowie über seinen Bayreuther Aufenthalt sagt. 

2) Vergl. hierzu den Brief Friedrichs vom 12. Jan. 1736 in „Oeuvres 
de Fr^d^ric le Grand«, Bd. 27, S. 37. 



— 103 — 

Dass Quantz Ende Februar noch in Bayreuth war und sich 
■dort wohl fühlte, zeigt der Brief vom 28. Februar: 

„ . . . Nous avons touts les soirs musique. Je ne Com- 
prans pas d'ou a pü provenirla mauvaise humeur de Quantz 
a Rupin il est tres Raisonable ici et a deja Gompos6 plusieurs 
tres jolis solos ..." 

Ein Brief, der, wie später dargetan wird, anfangs Mai ge- 
schrieben worden sein dürfte, meldet die endliche Ankunft Döbberts 
sowie eine festliche Veranstaltung am Bayreuther Hofe zu Ehren 
des Markgrafen: 

„ . . . J*ai enfin eu le plaisir mon tres eher frere de Recevoir 
votre charmant Solo qui a 6t6 admir6 de tout le monde . . . 
Debert est arrive que j'ai trouv6 fort augment6 sur le Hobois. 
Le pauvre Diable a fait une si cruelle Chute Chemin faisant 
qu'il n'est pas encore en etat de Jouer de sa flute la Cantate 
de Groum sera mise en execution Vandredy que je donnerai 
une feste pour il jour de naissance du Marg : La sale Repres, 
antera le Mont Parnasse avec les 9 Muses notre chanteur 
sera Apolon apres la Musique flnie les Muses dansseront un 
Balet -nous aurons une quantite de monde prodigieuse qui 
seront touts habillez en Dieux et Deusses il serai bien heu- 
reux mon tres eher frere si vous pouriez etre de la Compagnie 
nous vous randerions sur le champs nos hommages come a 
r Apolon de notre siecle ..." 

Wilhelmine war im Mai des Jahres 1735 Markgräfln ge- 
worden, ihr Gemahl hatte die Regierung des Fürstentums über- 
nommen. Wilhelmine hatte nun freie Hand für ihre künstlerischen 
Bestrebungen. Ein anderer Geist zog nun in das Bayreuther 
Musikleben ein. Mit einer „Caravane Italiene" kam die 
italienische Musik, die italienische Oper jetzt in Bayreuth zur 
Herrschaft. Über den Einzug der italienischen Sängertruppe 
gibt ein undatierter Brief Aufschluss, der im Jahre 1737 ge- 
schrieben sein dürfte^): 

Notre Caravane Italiene est arrive. La 



1) Vergl. , Denkwürdigkeiten aus dem Leben der Königl. Preussischen 
Prinzessinn Friederike Sophie Wilhelmine . . .% Tübingen, 1811, Bd. 2, S. 166. 



— 104 — 

Chantense est Malade Elle m'a portä des Recomandations du 
Comte Schulenbourg de Venise et des principaux de cette 
ville qui ne Tont perdue qu'i regret ce qui me fait juger 
quelle est Bonne pour il Sr Zaghini il a une grande voix de 
Theatre et une yitesse prodigieux chantant les pieces du monde 
les plus difficiles son fort et pour TAUegro qu'il execute tres 
bien il tient le trilo des heures entieres ce qui est fort en 
vogue a presant voila un grand Dialogue de Musique ..." 
Der Brief vom 5. April 1737 (Eriangen) nimmt Paganelli in 
Schutz, erzählt von der beabsichtigten Aufführung eines Pastorale 
zu Ehren des Markgrafen und lässt ersehen, dass der Kron- 
prinz den Wünschen seiner Schwester Rechnung trug, auch 
wenn es galt, die Angelegenheit eines Musikers in Ordnung zu 
bringen: 

„ . . . Si j'ose dire vous n'avez pas bien juge de Paganelli 

n'ayant entendu chanter que sa Feme qui n'a point de musique 

et pour laquelle le Mary ne se donne guere de peine. II a 

un tres beau gout et compose tres bien j'aurai Thonneur de 

vous envoyer quelques unes de ces Cantates des qu'il aura le 

tems d'en faire etant aprenant fort occup6 a Composer une 

Pastorale qui sera jou6e au jour de Naissance du Marg. Je 

vous ai milles obligations de la Grace que vous avez eue de 

vous Interesser pour Pfeifer le Duc de Weimar . . ." 

Aus dem Briefe vom 28. April 1738 (Erlangen) erfahren wir 

von einer Wiederholung der Oper „Dido" und dem Engagement 

des Violinisten Richter: 

„ . . . J'ai pass6 touts ces jours a faire Repeter TOpera 
c'est celli de Didon il est tres Beau et les Decorations 
Magnifiques nous avons enfin trouv6 un Violon qui est assez 
passable c'est Richter qui a 6t6 a Schwed il a 6t6 depuis 
que je ne Tai entandu a Dresden on il a beaucoup profit6 
ayant pris un Bon coup d'archet et Dailleurs il a la Methode 
de Graun je le trouve meilleur qu' Eisenhut qui a 6t6 ici 
Notre Musique -et tres sage aprenant il ny a plus la moindre 
dispute je en souhaite autant a la Votre ..." 

Bemerkenswerte Aufschlüsse, welche die Anerkennung der 
künstlerischen Bestrebungen Wilhelmines durch ihren Gemahl 



— 105 — 

dartun, gibt ein undatierter Brief, der damals abgefasst sein 

dürfte: 

„. . . je n'en doute pas que vous avez fait venir 2 exlantes 
chanteuses d'Italie je crois que votre Orguestre est Magnifflque 
Le Marg: ma enfin fait directrice du notre et j'ai 
Comenc6 a faire la mechante ayant casse touts ce qui ne 
valloit rien je fais venir a leur place un Chanteur et une 
Chanteuse d'Italie et je suis fort Intrigute pour trouver un 
bon Violo Eipieno dont nous avons grand Besoin et un autre 
pour accompagner ..." 

über Paganelli, der von Bayreuth abwesend war, sowie über 
die Aufführung eines kleinen Pastorale handelt der Brief vom 
4. November: 

„....Paganelli est depuis quelques jours de Retour 
ici j'ai et6 fort surprise d'apprendre que le Roy a parlö je 
crains fort qu'il aura fait quelqu'imprudance je ne scai si 
son Opera de Bronwic^) aura si bien Reussique cellui 
de Didon j'ai compos6 une petite Pastorale qui a 
et6 Represant6e a notre solitude mais c'est si peu de chose 
que je n'ose vous Tenvoyer je m'etone mon eher frere qu'ayant 
un si beau gout vous ne compose rien pour la voix je ferais 
encore en peu un changement dans la Musique j'envairai 
promener la chanteuse et prendre encore un Soprane a la 
place qui en cas de Besoin fera les Roles de Femmes celle 
ci ne vallant rien de tout ..." 

Wie an anderen Höfen in damaliger Zeit, so kam es nach dem 
Einzug der Italiener auch in Bayreuth unter dem Sängerpersonal 
zu einer „Palastrevolution". Am 11. November klagt Wilhelmine 
ihrem Bruder: 

„... notre Troupe Italliene nous quite aux 
Bon chanteur pr6s nous avons eu de Terribles Revo- 
lutions dans la Musique. ... La Paganelli et la Furiosa 



1) Die hier erwähnte Oper Paganelli« findet sich in der Textbücher- 
sammlung Wilhelmines (K. Universitätsbibl. Erlangen, R. L. 58) und führt 
den Titel: ,Famaces, in einer Opera vorgestellet auf dem grossen Braun- 
Bchweigischen Theatro in der Sommer-Messe 1738** (italienisch-deutscher Text). 



— 106 — 

ce sont 2 Diables se qui tirent leur Origine des 3 Deesses 
Infernales pour Paganeli je le Regrete fort etant un Brave 
Compositeur et sachant tres bien dirig^ un Theatre je fais 
venir 2 Soprano d'Italie en leur place et je cherche un bon 
Tenor Allemand c'est la plus charmante chose du monde qu'une 
voix Italliene mais un meuble bien difficile a diriger Zaghini 
a gouveme fort bien j'usqu k presant ..." 

In jener Zeit dürften auch jene undatierten Briefe entstanden 
sein, in denen Wilhelmine von einem „excelant Decorateur" be- 
richtet, welcher eine Dekoration für die Oper für nur 25 fl. 
lieferte, oder den Bruder bittet, die traurigen Angelegenheiten 
Döbberts zu ordnen: 

„ . . . j'ai une grande Grace a vous demander mon tres 
eher frere que jespere vous m'accorderez aller reguarde Debert 
le pauvre Diable est ici et est decamp6 de Schwet saus en 
demander sa permission il jure son grand Dien que quand 
meme nous ne Taurions pas pris il ny seroit pas rest6 et il 
n'a ose demander son cong6 de crainte d*etre mis au chaines 
ce que le Marg. a deja fait plusieurs fois a ces Domestiques 
mais il a eu Timprudence de laisser sa Feme la on la aret^e 
et on la menace de la Prostituer s'il ne revient pas ce dont 
il na accune envie je vous suplie mon tres eher frere d'avoir 
la Grace par votre Intermission de la tirer d'entre les mains 
du Margr. ..." 

Die Briefe aus den letzten Monaten des Jahres 1739 enthalten 
Klagen über die Hofmusik. So heisst es am 23. Oktober: 

„... Notre pauvre Musique est fort derang6e 
ils sont cari touts absents ou Moribon et mes Oreilles sont 
fort affam6e n'ayant de Longtems rien entandu de Bon ..." 

Der gleiche Ton klingt auch aus einem Briefe vom 29. November, 
in dem Wilhelmine ausserdem interessante, von einem gesunden 
Urteil zeigende Vergleiche zwischen italienischen und deutschen 
Sängern und Instrumentalisten anstellt: 

„ . . . a Eedire qui touts ces Musiciens Francois qui ne 
merite certainement pas d'etre mis au Rang des Muses. Les 
notres sont fort derangees la plupart Malades ou 



— 107 — 

absens. Nos 2 chanteors Italliens chantent cette aim6e au 
plus Benome Theatre dltalie qui est de cellui de St. Ghrisostomo 
a Venice. Le Nouveau que j'ai fait doit etre extremant fort 
dans la Musique j'ai recu des Recomandations snr son sujet 
de Hasse et de plusieurs perssones de la premiere consideratioii 
quand on a une fois entendre une bonne voix Italienne. Les 
Allemandes ne plaisent plus tant cette Nation a quelque ciiose 
dans le Gozier qui Leur est Musique et qu'il est difficile 
d'Imiter quand on n'a pas 6te des sa Tendre jeunesse ellev6 
en Italic et dailleurs la Force de l'expretion qui fait une des 
plus Belle partie de la voix n'est pas don6e aux AUemands . . . 
je ne chercherai j'amais les Instruments en Itallie et malgre 
tout le cas qu'ils sont de leur Dardini je suis persuad6e que 
Graun et Bendo les surpasse de Beaucoup pour Lagremant 
voila ma Folie qui m'emporte encore et je vous entretiens 
des choses que vous entendez mieux que moy ..." 
Mit dem Jahr 1740 nimmt das Musikleben in Bayreuth 

einen neuen Aufschwung. Eine neue „Caravane d'Italie" 

trifft in Bayreuth ein. Am 25. März meldet die Markgräfin 

dem Bruder: 

„. . . j'attends dans 8 jours notre Caravane 
D'Italie qui ce produiront a faire la Dedicasse du Nouveau 
Theatre de TOpera ici je crains qu'ils auront peine a l'evertuer 
ayant un Compositeur qui ne merite par d'avoir encore entr6e 
au Pamasse ..." 
Am 23. April lässt sie bereits einen ausführlichen Bericht 

über die neuen Kräfte vom Stapel: 

„ . . . Notre Troupe Joyeux est enfin arriv6e la Chanteuse 
a une tßte moins que moy (vous juges bien par la quelle n'a 
pas sujet de craindre a etre Initiee aux grand Corp de Pots- 
dam) avec cella eile est tres laide et fait des Grimaces a fait 
peur sa voix et sa Mettode la Recompance de toutes ces 
difformite. Elle chante de bon gout surtout l'Adagio, Zaghini 
a la plus belle voix qu'on puisse entandre et vaincra toujours 
de ce c6t6 la joignant le Contre alt au Soprano avec cella un 
excelant trilo et une vitesse merveille Santorelli a une Voix 
de Contre alt qui est touchante et agreable . . . l'Eloignemant 



— 108 — 

mais qoi de pr^s ne fait pas le meme effet il est aussi fort 
qu'il est puisse dans TAdagio et tire toutes les nottes avec 
cella il fait Beaucoup de Tempo Rubato sa Mettode est a peu 
pr6s la in6me que celle que Bendo m'a enssegn6e ici. Je 
souhaiterois pouvoir vous envoyer tous ces Virtuoso pour 
Dissiner un peu votre ennui du chateau je suis perssuad^e 
qulls seroit de votre gout surtout le dernier qui est tres fort 
dans la Musique ..." 

Auch jetzt kam es durch die Händelsucht der Italiener in 
der Hofmusik zu keinem Frieden. Bereits am 30. April klagt 
die Markgräfin dem Bruder: 

„ . . . Si j'etois aussi bon Poete que vous je composerai 
une Libelle Diffamatoire Contre les Musiciens et surtout Contre 
les Italiens. Les Notres qui sont a peine 15 jours ici Coman- 
cent deja a faire tapages ce sont des gens qui n'ont des 
5 sens de Nature que TOuie et les Organes de la voix car 
ny gronderies ny priere ny Representations ne servent de 
Eien avec eux J'aimerais mieux avoir 100 AUemans sous ma 
Direction qu'un Italien nos 2 Chanteuses sont les seules qui 
sont sage ..." 

Dass sich in der Hofmusik schon bald Veränderungen er- 
gaben, zeigt folgende Stelle aus dem Briefe vom 30. Mai: 

„. . . Nous allons perdue dans quelque mois un de nos 
Bons Chanteurs j'en suis tout le triste mais il ny a pas moyen 
de tenir . . . ." 

Wie für Döbbert, so verwandte sich Wilhelmine etwa um 
diese Zeit auch für die Weimarer Angelegenheit ihres Kapell- 
meisters bei dem Bruder: 

„J'ai une grande Grace a vous demander de la part de 
Pfeifer par vos bontez il est apresant a couvert des fureurs 
du Duc de Veimar qui le croit fermemant enguag6 aupres de 
vous mais il est deja pronui il ya long-tems avec une Riche 
Veuve qui est a Veimar et le Duc ne veut pas soufErir ce 
mariage amoins que de Confisquer ces biens quoi qu'il est 
resolu de donner 10 pour 100 si vous vouliez donc avoir la 
Grace d'ecrire un mot en sa faveur au Duc qui vous craint ..." 









I 



— 109 — 

Dass das eine oäer andere italienische Mitglied der Hof- 
kapelle zeitweilig auf Urlaub auch von Bayreuth abwesend war 
und hierbei Engagementsanträge anderer Höfe erhielt, geht aus 
dem Briefe vom 24. Januar 1741 hervor: 

„. . . j'ai recu cette poste une lettre de notre chanteur 
qui est en Italie qui me mande que Grawn a voulu l'Engager 
pour entrer mon tres eher frere dans votre Service quoique la 
Musique soit Tünique plaisir que j'aye ici cepandant tout ce 
que nous avons depand des vos ordres mais come il c'est en- 
gage pour 6 ans ici et que je n'ai pas voulu Introduire les 
Infractions aux Traitez de ces Mrs la je Lui ai RefEusö la 
permission de s'engager cella n'empeche pourtant pas que si 
vous l'ordonez je l'enverai a Berlin a son retour ici et s'il a 
le bonheur de vous plaire je vous en ferai le sacriflBLce sa voix 
n'est pas a beaucoup pres si belle que celle de Zaghini cett 
un mezzo soprano eile est un peu enrou6e son fort et TAdagio 
et il est tres fort dans la Musique pour TAllegro il ne le 
chante rien qui vaille. Je nes crois pas que vous le trouve- 
rez bon apres avoir entendu Zaghini. ..." 

Der Brief vom 16. Mai enthält ein Urteil über die Leistungen 
der nach Berlin gehenden Gasparini sowie die Mitteilung von 
einem erneuten Aufenthalt Quantz' in Bayreuth: 

„. . . La Gasparini a passe par ici pour ce Rendre a 
Berlin je Tai entendue et puis vous assurer mon tres eher 
frere que cette une des premieres chanteurs qu'il y est apre- 
sant cett la plus Belle voix du monde et une charmante Me- 
tode et il ny a pas la moindre Comparaison a faire entre 
Elle et la Farinella. Quantz est aussi ici qui est devenu 
teaucoup plus fort par Kaport a TEmbo a il fait ces Flutes 
Lui meme ce qui peut peutetre bien y contribuer ..." 

Bemerkungen über Zaghinis Eintreffen in Bayreuth finden 
wir im Briefe vom 23. März 1743, in dem Wilhelmine auch um 
Übersendung zweier Kantaten des Königs^) bittet: 

,,... Zaghini est de Retour D'Italie fort apropos pour 



1) Vergl. hierzu den Brief Friedrichs vom 15. März 1743 in Oeuvres, 
a. a. 0., S. 117. 



— 110 — 

me tuer le tems Jespere que vous me ferez la Grace de 
m'envoyer les 2 Cantates que vous f aites mon tres eher frere 
ponr porporini si Elle sont anssi Beiles que le Solo que 
j'ai de votre fagon eile me feront pleurer come une Alle. La 
Reine d'Hongroie va represanter un Opera avec Archiduchesse 
Mariane on dit quelles ont la voix et la Methodes tr^s Beiles 
le tems nous eclalrissira . . ."^ 

Am 19. November richtet sie an den Bruder die Bitte, ihr 
den Plan seines Opernhauses zu schicken, und berichtet über 
den Zustand Zaghinis: 

„. . . Le pauvre Zaghini est Malingre il a la pierre 
et on craint que dans quelques ann6s il faudra lui faire 
rOperation sa voix est cepandant toujours Belle et il chantera 
Dans les 2 Operas qui seront represantö ce Cameval. 

Zur Ergänzung der Liste der genannten in Bayreuth ange- 
stellten Sänger, Sängerinnen und Musiker, die in den Briefen der 
Markgräfin an ihren Bruder Erwähnung finden, kommen uns die 
Aufstellungen der markgräflichen Dienerschaft in den „Cuhn- 
bacher Adress- und Schreibkalendem" ^) zu Hilfe. Diese führen 
für die Jahre 1738 — 1744 folgendes Gesamtpersonal auf: 

Oberdirektor: Wilh. Friedr. Frh. von Seckendorff 
(1738—39), Albr. Carl Fr. Graf von gchöüburg 
(1740—44). Capellmeister: Joh. Pfeiffer (1738—44), 
Vokalisten: Joh. Otto Diener (1738 — 44), Johanna 
Paganelli (1738—39), Antoine Mahaut (1738), Gio- 
como Zachini (1739 — 44), Margaretha Furiosa 
(1739—41), Candarelli (1740), Carestini (1740), Sem- 
darelli (1741), Giustina Eberard (1742—44), Giov. 
Andrea Galletti (1743—44), Seilerina (1744), Ste- 
fanino Leonardi (1744). Cammermeister : Gins. Ant. 
Paganelli (1738—39). Virtuosen: Joh. Gottl. Richter 
(1739—44), Joh. Wolfg. Kleinknecht (1739—44, 1740 
Concertmeister). Accompagnist : Christ. Ben j am. Köhler 






1) K. Kreisarchiy Nüroberg. 



— 111 — 

(1739 — 44). Cammerlautenist : Adam Falkenhagen^) 
(1738 — 44). Cammer Flaut. Trav.: Christ. Fried r. 
Döbbert (1738—44). Hautboist: Andreas Bölling 
(1738 — 39). Organist: Christ. Samuel Hoffmann 
(1738—44). VioUnisten: Casp. König (1738— 44), Philipp 
Kister (1738—40), Joh. Kinzel (1738), Joh. Dan. 
Leuthard (1738—44), Beruh. Joach. Hagen (1738—44), 
Nik. Friedr. Gentschau (1738—43). Braccisten: Joh. 
Mich. Köhler (1738—43), Joh. Lorenz Steinhäusser 
(1738—44). Violoncellisten: Joh. Heinr. Potthoff (1738 
—40), Joh. Casp. König (1738—41), Andreas Stöhr 
(1742—44). Contrabassisten: Joh. Samuel Jahn (1738—44). 
Fagottisten: Liebeskind (1740—44). Waldhomisten : Joh. 
Sieger (1741—43), Joh. Erh. Thomä (1741—43).«) 
Wenn wir die ersten Jahre des Bayreuther Musiklebens 
seit dem Regierungsantritt des Markgrafen Friedrich überblicken, 
so sehen wir, dass die Bestrebungen Wilhelmines von Erfolg 
begleitet waren. Italienische Sänger und Sängerinnen einer- 
seits, deutsche Instrumentalisten anderseits unterzogen sich den 
Aufgaben, die ihnen am Hofe gestellt wurden. Die Übertragung 
der Vokalmusik an die Italiener, der Instrumentalmusik an die 
Deutschen entsprach den Kunstanschauungen, wie sie von der 
Markgräfin in ihrem Briefe vom 29. November 1739 an den 
Bruder dargelegt worden waren. Es kostete zuweilen nicht 
geringe Mühe, den einen oder anderen Musiker für die Bayreuther 
Kapelle zu gewinnen, und nicht selten musste der Bruder ein- 
greifen, um die Schwierigkeiten, die der Übersiedlung eines 
Musikers nach Bayreuth entgegenstanden, aus dem Wege zu 
räumen. Mit den Italienern kehrte in die Bayreuther Hof- 
musik der Unfriede ein, dem auch Wilhelmine nicht immer zu 
steuern vermochte. Künstler von Ansehen und Bedeutung fanden 
sich in Bayreuth zusammen, um entweder dort engagiert zu 



1) Eine „Sonate di Liuto solo, ded. all Friderica Sophia Villemina 
Marggravia di Brandenburg^' (op. I, 1740) dieses Komponisten in der Leip- 
ziger Stadtbibl. 

2) Als Trompeter und Pauker werden erwähnt: Joh. Georg, Peter, 
Georg Conr., u. Georg Wilh. Bucht a, Straub, Adami, Zaubzker (1738— 40). 



— 112 — 

werden, oder sich hören zu lassen. Es ist bemerkenswert, dass 
an den Hof italienische Sänger und Sängerinnen wie Zaghini, 
Eberard, Seilerina (=? Maddalena Gerardini) und Stef. Leonard! 
kamen, die in Venedig geschätzt wurden und dort in Opern 
Galuppis, Porporas, Fiorillos und anderer Komponisten gesungen 
hatten.^) Deutsche Musiker wie Benda und Quantz fanden in 
Bayreuth Verständnis für ihre Kunst *) und Joh. Wolf g. Klein- 

1) Im Jahre 1735 treffeo wir Zaghini in Venedig am teatro S. Cassiano, 
wo er in der Kamevalssaison den Sancio in Pampinos ,,Anagilda*' singt. 
Im Herbst dieses Jahres tritt er am teatro S. Angelo als Isdegarde in 
Galuppis „Ergilda" auf, im Karneval des Jahres 1737 am gleichen Theater 
in Galuppis ,,Ciro riconosciuto" als Arpago, ferner in Pampinos ^^Artaserse 
Longimano" als Neocle. Als er im Karneval 1738 als Tisaferno in Ant. 
Yivaldis ,,Armida al campo d'Egitto'^ auf dem gleichen Theater wieder 
erscheint, wird er bereits als „virt. dl S. A. R. la Margravia di Brande- 
burgo'^ bezeichnet. Im Karneval 1738 singt er in Venedig den Trasimede 
in Yivaldis ,,L*oracolo in Messenia" sowie den Armindo in des gleicbea 
Komponisten ,,Ro6mira''. Im Herbst 1739 spielt er den Astiage in Yivaldis 
„Feraspe", im Herbst 1742 den Andronico in Bernasconis ^^B^J^^^^'S i^ 
Karneval 1743 den Poro in Hasses ,,Alessandro neirindie'^, den Siroe in 
Mannas „Siroe'S den Mennone in Jomellis ,,Semiramide", den Tirsi in 
Bernasconis „La Ninfa Apollo" (Wiel, a. a. 0., No. 355, 362, 370, 371, 382, 
384, 389, 411, 421, 422, 423, 424). 

Giustina Eberard finden wir im Herbst 1731 am teatro S. Angelo 
als Arsinda in Porporas „Annibale*', auf demselben Theater im Karneval 1732 
als Gandarte in Pescettis „Alessandro nelle Indie" (Wiel, a. a. 0., No. 317, 328). 

Maddalena Gerardini wird in der Aufführung von Sellittis „Ginevra" 
am teatro Samuele 1733 als „virt. di S. E. la Princ. Strongoli Pignatelli" 
bezeichnet. Im Herbst 1735 singt sie in Galuppis „Ergilda*' die Titelrolle, 
im Karneval 1737 in Galuppis „Giro riconosciuto" die Mandane. Erst 1753 
stossen wir in Yenedig wieder auf diese Sängerin, als sie die Salustia in 
Bernasconis gleichnamiger Oper singt (Wiel, a. a. 0., No 341, 362, 370, 563). 

Stef. Leonardi singt im Herbst 1741 am teatro S. Angelo den Siffare 
in Fiorillos „II vincitor di s^ stesso'^, im Karneval 1742 den Learco in 
Pellegrinis „Cirene" sowie den Yaldenaro in Carcanis „Ambleto". Als 
Kammervirtuose des Bayreuther Hofes wird er im Herbst 1749 bezeichnet, 
als er den Cambise in Jomellis „Giro riconosciuto*' singt, ferner im Karne- 
val 1750, als er den Medarse in Cocchis „Siroe*' und den Artaserse in 
Pampanis gleichnamiger Oper zur Darstellung bringt (Wiel, a. a. C, 
No. 405, 4)5, 416, 511, 522, 523). 

2) Heinritz erwähnt in seinen „Neuen Beiträgen zur Geschichte der Kreis- 
hauptstadt Bayreuth", 1839, S. 3, dass Benda 1738 ein Douceur von 70 Du- 
katen erhielt, Quantz 1736 ein solches von 100 Spez. Dukaten, der württem- 



1 



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— 113 — 

knecht wurde bereits in jungen Jahren dem Kapellmeister als 
Konzertmeister zur Seite gestellt. 

Hinsichtlich der Aufführungen musikdramatischer Stücke 
am Bayreuther Hofe seit dem Regierungsantritt Friedrichs lässt 
sich sagen, dass in den ersten Jahren Serenaden und Pastorales 
gegeben wurden, wie wir sie in ähnlicher Stilisierung in Bayreuth 
schon während der Eegierungszeit Georg Wilhelms angetroffen 
haben. Wir hören in den Briefen Wilhelmines an den Bruder, 
dass im Jahre 1735 ein Pastorale, „tir6e d'un des Operas 
de Graun'*, zur Geburtstagsfeier des Markgrafen im Jahre 1736 
eine Serenade allegorischen Inhalts,^) im Jahre 1737 wieder- 
um ein Pastorale zur Aufführung gelangten. 2) Im April 1738 
wurde Paganellis „Dido" gegeben , sowie zum Geburtsfest 
der Markgräfin zu St. Georgen im Juli die Serenade : „Die a 1 1 - 
gemeine Freude",^) in der die vier Elemente Wilhelminen 
verherrlichten. Dem Lobe des Markgrafen galt das „Unter- 
thänigste Freudenopfer,*) bei dem . . . Geburtsfest Fried- 
richs ... 10. Mai 1739 ... in Musik versetzet von Johann 
Pfeiffer, Capellmeister . . . auf geführet von Otto Diener be- 
nebst denen sämtlichen Cammer-Musicis". 

Der Umschwung, der nun im Bayreuther Musikleben sich 
vollzog und die endgültige Herrschaft der italienischen Oper am 
Hofe zur Folge hatte, fällt ungefähr mit dem Eintreffen der 
italienischen „Caravanen" zusammen. Anfang April 1740 traf 
die neue italienische Truppe in Bayreuth ein. Zum Geburtsfest 
des Markgrafen (10. Mai) ging bereits eine italienische Oper in 



berg. Musiker Reuter 1736 50 fl., der preussische Musiker Rottowsky 
1738 die gleiche Summe. — Johann Adolph Scheibe wurde 1740 zum 
„wirklichen Capellmeister" ernannt (Mattheson, „Grundlage einer Ehren- 
pforte**, a. a. 0., S. 315). Akten wie Adresskalender führen diesen Musiker 
jedoch nicht auf. Vielleicht erhielt er nur den Titel eines markgräflichen 
Kapellmeisters. 

1) Vergl. hierzu Wilhelmines Denkwürdigkeiten, a. a. 0., Bd. 2, S. 153. 
Heinritz erwähnt für dieses Jahr a. a. 0., S. 4 noch die Aufführung eines 
„Singspiels mit Ballet'* am Geburtstag Wilhelmines. 

2) Vergl. hierzu Wilhelmines Denkwürdigkeiten, a. a. 0., Bd. 2, S. 166. 

3) Textbuch im A. Bamb. Sauerweinsche Collect., a. a. 0. 

4) Textbuch ebenda. 

Schiedermair, Bayreuther Festspiele. ° 



— ,114 — 

Szene, wohl die erste grösseren Umf angs, die seit dem Regierungs- 
antritt Friedrichs am Hofe gespielt wurde: 

„Argenore", Tragedia rapresentata nel Giomo Natalizio 
di Sua Altezza Serenissima Federico . . . Als Librettist der 
Oper stellt sich in der Vorrede des Textes^) Giov. Andrea 
Galletti vor, der demnach also schon vor 1743 Beziehungen 
mit dem Bayreuther Hofe unterhalten haben muss, als Kompo- 
nistin wird auf dem Titelblatte die Markgräfln Wilhelmine 
selbst genannt.*) 

Die Oper führt uns in die Stadt Sinope „in Ponto". Pal- 
mida, die Tochter des Königs Argenor, verlobt sich heimlich mit 
dem General Ormondo. Argenor verspricht jedoch dem Prinzen 
Leonidas die Hand seiner Tochter. Der Prinz wird von Palmida 
abgewiesen; Alcasto, der ebenfalls die Liebe der Königstochter 
zu gewinnen sucht, verrät dem Argenor die heimliche Zusammen- 
kunft Palmidas mit Ormondo. Der General wird nun auf Be- 
fehl des Königs ins Gefängnis geworfen, ersticht dort jedoch 
die Wachen und rettet sich in die Stadt, wo er die Soldaten 
gegen den König aufwiegelt, im Kampfe gegen die königlichen 
Truppen jedoch die tödliche Wunde erhält. In Raserei eilt Pal- 
mida zum Tempel und zerstört die Altäre. Den ihr sich 
nahenden Leonidas sticht sie mit dem Degen nieder. Nun be- 
fiehlt Argenor, für Palmida und Alcasto die Hochzeit zu richten. 
Da übergibt Martesia dem König einen Brief ihres verstorbenen 
Vaters, der ihr aufgetragen hatte, diesen erst dann Argenor zu 
überreichen, wenn Ormondo eine grosse Gefahr drohe. Aus 
diesem Briefe erfährt nun Argenor, dass Ormondo sein Sohn 
Eumenes war, der ihm als Knabe geraubt worden. Alcasto, 
den Anstifter des Unheils, lässt Argenor sogleich durch die 
Wachen töten. Als ihm die Nachricht gebracht wird, dass Pal- 
mida sich ins Meer gestürzt habe, greift er auch selbst zum 
Dolch und tötet sich. 

Galletti bemerkt in seiner Vorrede, die an den Markgrafen 
gerichtet ist: „Se per la prima volta, che la sorte mi permette 

1) K. Universitätsbibl. Erlaogen (R. L. 57 a). Eine deutsche Über- 
setzung ist neben das italienische Original gedruckt. 

2) Die Partitur ist verschollen. Nachforschungen blieben erfolglos. 



— 115 — 

Thonore di porre sulle scene un rozzo parto di mia debole penna, 
d'una Tragedia mi servo in festiggiare il sempre Gloriosissimo 
Giorno Natalizio di Vostro Serenissima Altezza, non mi giudi- 
cate trascurato , opure d'animo maligno , poiche Necessitas non 
habet legem, ne fia mia colpa, mentre TArgomento datomi non 
comporta intreccio, e fine diverso." Der Librettist wollte also 
nur für die Ausführung des Textes die Verantwortung über- 
nehmen, während er betont, dass ihm das Argomento vorge- 
schrieben worden ist. Hinsichtlich des Grundmotivs der Hand- 
lung, der Liebe dreier Prinzen zu der einen Prinzessin, der fast 
allen am Hofe Argenors unbekannten Herkunft Ormondos, neigt 
der Text der venetianischen Oper zu, während in der Durch- 
führung, namentlich in dem fortwährenden Morden und Töten 
auf der Bühne im dritten Akte, wodurch bis zum Ende des 
Stückes der Untergang fast sämtlicher Personen (nur Martesia 
bleibt noch am Leben) herbeigeführt wird, der Hamburger 
Opemstil aus der Zeit Georg Wilhelms wieder auflebt. Nicht 
so sehr die Ausschaltung des Chors (nur beim Triumphzug Or- 
mondos zu Beginn des ersten Aktes findet sich ein allgemeiner 
Jubelchor), als vor allem die Anordnung, Stilisierung und Form 
der Arien lässt ersehen, dass Galletti Neapolitaner Opernlibrettisten 
kannte. 

Bereits im Mai 1741 gelegentlich der Festlichkeiten, die 
zu Ehren des Markgrafen veranstaltet wurden, kam in Christian 
Erlangen der Führer der Librettisten der Neapolitaner Schulen, 
Metastasio, mit einem Werke zu Worte: 

„L'Alessandro neH'Indie".^) Nennt auch das Text- 
buch keinen Librettisten, so ergibt doch der Vergleich des 
Textes mit dem gleichnamigen Stücke Metastasios, dass beide 
Texte, abgesehen von einigen belanglosen Kürzungen im Erlanger 
Buche, miteinander übereinstimmen. Da das Textbuch auch 
den Namen des Komponisten verschweigt, so lassen sich über 
denselben nur Vermutungen aufstellen. Wäre auch an eine 
Wiedergabe der Musik Pescettis zu denken, so gewinnt doch 



1) K. Universitätsbibl. Erlangen (B. L. 57 a). Eine deutsche Über- 
setzung ist neben das italienische Original gedruckt. 

8* 



— 116 — 

die Annahme, dass die Musik Joh. Ad. Hasses in Erlangen 
gespielt wurde, an Wahrscheinlichkeit. Hasses „Alessandro" 
war wiederholt in Venedig (1735 und 1738) zur Aufführung 
gelangt^) und dürfte sicherlich den Mitgliedern der Bayreuther 
„Caravane Italiene" bekannt geworden sein. Ihr Eintreten für 
die Musik Hasses wie der Umstand, dass dieser Komponist am 
Dresdener Hofe in hohem Ansehen stand und einen Ruf als 
Opemkomponist genoss,^) mögen zu der Aufführung der Hasse- 
schen Musik Veranlassung gegeben haben. Nicht das Werk 
eines Durchschnittsmusikers, der dem Zeitgeschmack Rechnung 
trug, sondern das eines bedeutenden Künstlers, der die Neapoli- 
tanische Oper über die Fährnisse der Porporaschen Richtung 
glücklich hinwegführte, wäre demnach am Bayreuther Hofe im 
Jahre 1741 eingezogen. 

Auch der Geburtstag des Markgrafen im Jahre 1742 brachte 
wieder die Aufführung einer italienischen Oper: 

„Eliogabalo",**) „imperator di Roma", sucht die Liebe 
Livias zu erlangen. Dies gelingt ihm. Livia erwidert seine 
Liebe, obwohl sie die Braut Alessandros ist und durch die Gunst 
des Kaisers sich die Achtung des Vaters verscherzt. Dieser 
bemüht sich nun, den Kaiser zu verderben. Seine Anschläge 
werden jedoch entdeckt. Wiederholt schenkt ihm Eliogabalo 
auf die innigen Bitten Livias hin Leben und Freiheit, selbst 
dann, als er bei einem Festmahle seine Tochter zu ermorden 
droht. Als nun Livia den Geliebten verlassen will, um die 
Liebe des Vaters zurückzugewinnen, da ist Domizio überwunden 
und willigt in eine Verbindung seiner Tochter mit Eliogabalo. 

Das Textbuch nennt weder den Librettisten noch den Kompo- 
nisten. Mit der gleichnamigen Venezianer Oper Aureli-Borettis hat 
die Bayreuther Oper nichts zu tun. Anlage, Form und Ausgestaltung 
des Textes lassen vielmehr den Einfluss Metastasios erkennen. 
Eliogabalo erscheint als ein Muster von Edelmut, überbietet 
sich von Akt zu Akt mit humanen Verordnungen und Hand- 

1) Wiel, a. a. 0., S. 122, 127. 

2) Fürstenau, a. a. 0., Bd. 2, S. 205 ff. 

3) K. Uniyersitätsbibl. Erlangen (R. L. 39). Eine deutsche Übersetzung 
ist neben das italienische Original gedruckt. 



j 



— 117 — 

langen. Die Liebe macht ihn zum Engel. Anders ist der un- 
erbittliche Domizio gezeichnet, ein Wüterich gegen die Tyrannen 
nach dem Vorbild der Bösewichte Metastasios, der jedoch schliess- 
lich durch die Entsagung seiner Tochter umgestimmt wird. Mit 
einer allgemeinen Versöhnung schliesst das Stück. Der Chor 
(der Mädchen, Pagen und Gladiatoren) hat nichts zu singen. 
Die Titelpartie wurde von Zaghini, die Rolle der Livia von 
Eberard, die Alessandros von Diener, die Domizios von Galletti 
dargestellt. 

Im September des Jahres 1743 kam Friedrich der Grosse 
nach Bayreuth, um Schwester und Schwager zu besuchen. In 
seinem Gefolge erschien Voltaire und der Castrat Porporino. 
Grosse Festlichkeiten würden dem Gast zu Ehren veranstaltet. 
Racines „Bajazet" gelangte zur Aufführung, ebenso eine 
italienische Oper: 

„Lucidoro",0 dramma pastorale per musica. Als Librettist 
der Oper wird im Textbuche Galletti 2) verzeichnet, während 
der Komponist unerwähnt bleibt. Prinz Lucidoro aus Tirus 
hatte sich bei einem Seesturm auf eine cyprische Insel ge- 
flüchtet. Dort trifft er mit der Schäferin Cloridea zusammen. 
Die beiden verlieben sich in einander. Um Lucidoro auf die 
Probe zu stellen, schenkt Cloridea ihre Gunst vorübergehend 
dem Schäfer Ergasto. Auf Befehl Silvanos, des Führers der 
Schäfer, soll nun Lucidoro, der ihm „Tochter, Ehr und Friede 
rauben" wollte, getötet und Jupiter geopfert werden. Allein 
Cloridea befreit den gefangenen Lucidoro. Als aber ihr Vater 
sie zu zwingen sucht, den wieder eingeholten Geliebten selbst 
zu töten, will sie sich selbst das Leben nehmen. Nun ist Sil- 
vano überwältigt. Als auf dem heiligen Altar zudem jetzt die 
Inschrift „Vivino insiem congiunti" erscheint, da willigt er in 
eine Vereinigung seiner Tochter mit dem Prinzen. 

Auch diese Schäferoper Gallettis verrät den Einfluss Meta- 
stasios, weniger hinsichtlich der Wahl des Stoffes, als der Aus- 

1) K. üniversitätsbibl. Erlangen (R. L. 58). Eine deutsche Übersetzung 
ist neben das italienische Original gedruckt. 

2) Hier bezeichnet sich Galletti als „Sr. Hochfiirstlichen Durchlaucht 
würklichen Diener**. 



— 118 — 

arbeitung; desselben. Da treffen wir zumeist am Ende der Szenen 
jene dreiteiligen Arien, die bald von zarter Schwärmerei, bald 
von melancholischer Trauer, bald von Zorn und Wut erfüllt 
sind.^) In der 4. Szene des ersten Akts, in der Gloridea ihrer 
Abneigung gegen eine Vermählung mit einem Schäfer Ausdruck 
verleiht, singt Silvano folgende Arie: 

,Se il mio paterno amore 
Sdegna il tuo core altero, 
Pia giudice se^ero, 
Che padre a te saro. 

£ quella tua follia 
Che forse volgi in mente, 
Prima, che adulta sia 
Nascente opprimero.' 

der wir, abgesehen von einer kleinen Variante in der 5. Zeile, 
Wort für Wort in der 1. Szene des ersten Akts von Metastasios 
„Siroe" begegnen. Clorideas Arie „Per tutto il timore" in der 
8. Szene des dritten Akts stimmt mit der Arie Valentinianos 
gleichen Anfangs in der 10. Szene des dritten Akts von Metastasios 
„Ezio" überein. Galletti stellte also nicht allein Arien in seine 
Texte, die Versen Metastasios nachgebildet oder nachempfunden 
waren, sondern auch solche, die von diesem Librettisten selbst 
herrührten. Auch die Art, mit der im dritten Akte nach dem 
Selbstmordversuch Clorideas der rasche Umschwung der Hand- 
lung und die günstige Wendung der Geschicke der Liebenden 
herbeigeführt wird, erinnert an Metastasios Opemschlüsse. Einen 
mit der Handlung in Verbindung stehenden Tanz finden wir am 
Schlüsse des ersten Akts, an dem sich „die Schaubühne in einen 
angenehmen Ort verändert, . . . allwo Nimpfen und Schäfer zu- 
sammenkommen, um sich auf unterschiedliche Weise zu erlustigen, 
wovon einige derselben den Ball formieren". Die Rollen der 
Oper waren derart verteilt, dass Zaghini den Lucidoro, Galletti 



1) Wie in der Oper „Argenore", so sind auch hier verschiedene Arien 
mit einem Sternchen versehen. Eine Anmerkung auf der fünften Seite des 
Lucidoro-Textbuches klärt uns über die Bedeutung derselben auf: dass 
„diejenigen Arien, welche mit diesem Signo bezeichnet, von unterschiedlichen 
Auetoribus sind^^ 



— 119 — 

den Silvano, Diener den Ergasto und Frau Eberard die 
Cloridea smg. 

Im Kameval 1744 wurde in Erlangen „nel nuoyo famoso 
Teatro" die italienische Oper: 

„Sirace"0 zur Aufführung gebracht. Das Libretto war 
wiederum von Galletti, „Sr. Hochfürstlichen Durchlaucht be- 
stallten Poeten", geschrieben worden. Wer mag den Text in 
Musik gesetzt haben! Nach Angabe des Textbuches waren die 
Dekorationen der Oper wie auch das „neue Theater" von dem 
Venezianer Giov. Paolo Gaspari, „Pittore ed Architetto Teatrale 
dello Loro Altezzo" ausgeführt worden. Als Schauplatz der 
Handlung hatte Galletti Numidien gewählt. Der mauritanische 
König Sirace liebt Fulgene, die Tochter seines Feindes, des 
numidischen Königs Eusteno. Um Fulgeno zur Gattin zu erhalten, 
zieht Sirace gegen Rusteno zu Felde. Durch den Verrat seines 
Bruders Jugarte, der auf solche Weise die Liebe der afrika- 
nischen Prinzessin Mirilde zu gewinnen sucht, gerät er in die 
Gewalt Eustenos, erlangt jedoch mit Hilfe der Zauberin Biralca 
wieder die Freiheit und vermag mit Fulgene zu fliehen. Die 
Verfolgung der Ijiebenden wird durch Biralca vereitelt. Jugarte 
kehrt reumütig mit seinen Truppen zu Sirace zurück, da Mirilde 
nicht einem Verräter angehören will. Das Ejriegsglück wendet 
sich nun den Mauritanem zu; Eusteuo wird gefangen genommen. 
Aber auch jetzt noch weigert er sich, seine Einwilligung zu 
einer Vereinigung seiner Tochter mit Sirace zu geben. Sirace 
schenkt ihm die Freiheit und übergibt ihm, da Fulgene dem 
Vater nicht entsagen will, das Schwert: 

n . . . se Famor mio merita pena 

Con quell acciar di propria man mi svena.*^ 

Nun ist Eusteno überwunden. Unter allgemeinem Jubel endet 
das Stück. 

Wenn Galletti in der Vorrede seines Textes bemerkt: 
„Viene asserito da notizie istoriche, essere stato tale Todio delli 
Numidi contro de'Mauritani negl'andati Secoli, che Eusteno Ee 



1) K. Universitätsbibl. Erlangen (R. L. 57 a). Eine, deutsche Über- 
setzung neben dem italienischen Original. 



— 120 — 

di Numidia, restante vinto in un fato d'Anni da Sirak, o Sirace 
Re di Mauritania, risolvesse piü tosto vivere tra ceppi, e soffrire 
in fine atroce morte, che conceder a Sirace la figlia Fulgene in 
sposa, della quäle vivea giä egli corrisposto amante, e concluder 
trattato di pace offertagli dal vincitore con ogni avantaggio, 
Tale funesto fine se da me vien variato, e a solo motivo di 
togliere agl' occhi de spettatori Torrore d'an tragico spettacolo, 
e per render piü Eroico il personaggio di Sirace", so sehen wir 
wiederum, wie stark er unter dem Banne Metastasios stand. 
Während er in „Argenore" die Katastrophen als „Notwendig- 
keiten" erklärte und sich nicht scheute, einen Mord um den 
andern im dritten Akte auf die Bühne zu bringen, verändert er 
in diesem Stücke „tale funesto fine", „di togliere agl'occhi de 
spettatori Torrore d'un tragico spettacolo" und lässt demnach die 
Oper ohne Schatten schliessen. In dem edelmütigen, schliesslicli 
sogar zum Sterben bereitwilligen Sirace, der zwischen der Liebe 
zum Vater und zum Gatten kämpfenden Fulgene, dem unbeug- 
samen, grausamen Rusteno, den der Librettist durch den abge- 
änderten Schluss noch heroischer charakterisiert zu haben glaubte, 
begegnen uns Gestalten Metastasioscher Herkunft. Ebenso zeigen 
die Arien mit ihren Vergleichen und zarten Stimmungen das 
Vorbild Gallettis auf (z. B. II, 4, Arie Mirildes) : 

,C!ome 8U verde prato 
Suol neU' estivo ardor 
Mancando il fresco umor 
Languire il fiore: 

Cosi lo sdegno usato 
In me langoisce gik, 
Se palpitando va 
Questo mio core." 

Dagegen scheint die Zauberin Biralca einem anderen Kreis zu 
entstammen. Biralca ist die treue Beschützerin und Helferin 
der Liebenden, denen sie ihre Zauberkräfte leiht. Doch greift 
sie nicht nur vorübergehend wie ihre Genossinnen der ent- 
schwundenen Hamburger Oper in die Handlung ein, sondern be- 
stimmt durch ihr Tun den Fortgang der Handlung. In der 
letzten Szene des ersten Akts öffnet sie den Liebenden im Ge- 



— 121 — 

fängnis eine „verschlossene Türe, welche zu einem unterirdischen 
Orte leitet" und die Flucht ermöglicht. Als in der 15. Szene 
des zweiten Akts Rusteno mit den Schergen naht und die Ge- 
fangennahme der Liebenden unmittelbar bevorsteht, berührt sie 
mit einem Stab eine Felswand, worauf sich eine Tüi'e auf tut, 
welche die Liebenden in geheime Gänge eintreten lässt. Geister 
sind ihre ständigen Begleiter und vollziehen ihre Befehle. Durch 
ihr Auftreten kommt in die Oper ein romantisches Element 
Die Eolle wurde von dem Castraten Leonardi gespielt. Zaghini 
gab den Sirace, Galletti den Rusteno, Diener den Jugarte; die 
Sängerinnen Sellerina und Eberard hatten die Partien der Fulgene 
und Mirilde inne. 

Auch nach dem Jahre 1744 nahm das Bayreuther Musik- 
leben unter dem Protektorate des Markgrafen und der regen 
Anteilnahme Wilhelmines einen günstigen Fortgang. Über Einzel- 
heiten unterrichtet uns verschiedentlich wieder der Briefwechsel 
der Markgräfin mit Friedrich dem Grossen.^) 

Die Anwesenheit Hasses und seiner Frau sowie des 
Sängers Carestini in Bayreuth im Jahre 1746 meldet ein 
Brief Wilhelmines vom 12. Juli^): 

„ . . . Nous avons ici un assemblage de Muses qui m'amussent 
car tout le jour Hasse la Faustine et Carestini ..." 
Welchen Ruf die Bayreuther Oper damals genoss, mag die 
Tatsache erweisen, dass ein „emissaire de Danemark", der für 
Kopenhagen Musiker werben sollte, nicht nur nach Dresden und 
Braunschweig, sondern auch nach Bayreuth reiste. 3) Von den 
Versuchen des „emissaire", Sänger dem Bayreuther Hofe ab- 
spenstig zu machen, spricht der Brief Wilhelmines vom 25. De- 
zember 1746,^) der zugleich von der Besserung des Gesundheits- 
zustandes Zaghinis und den gesanglichen Fortschritten des 
Contraaltisten Stefanin o handelt. Den Aufenthalt der Sängerin 



1) A. Charl. 

2) Vgl. hierzu die Antwort Friedrich des Grossen vom 18. Juli in 
Oeuvres, a a. 0., S. 145. 

3) S. den Brief Friedrich des Grossen vom 8. Dezember 1746 in 
Oeuvres, a. a. 0., S. 149. 

4) Derselbe ist abgedruckt in Oeuvres, a. a. 0., S. 150. 



— 122 — 

Dubuisson in Bayreuth erwähnt Friedrich der Grosse in 
seinem Briefe vom 17. Januar 1747,^) die französische Schau- 
spieltruppe am Hofe*) sowie Ballettmitglieder, welche 
in der Oper mitwirkten, Wilhelmine in ihrem Briefe vom 
31. Januar: 

„ . . . La Comedie est tres bonne nous avons des Acteurs 
qui surpassent ceux de Paris. Pour la Dance nous n'avons 
de parfait que Guerardi qui a figure avec Dupres 
a rOpera et qui est son Ecollier. On lui a enlev6 sa 
Femme a paris ce qui la si fort fach6 quiel a quit6 de 
depit ..." 

Bemerkungen über Salimbeni sowie wiederum über den Ge- 
sundheitszustand Zaghinis enthält der Brief Wilhelmines vom 
11. November*): 

„. . . le suis charmee du retablissement de Salimbeni 
je pensse que sa voix Melodieux aura attendu jusqu'ä Ja 
mort meme. Je regrete beaucoup de n'avoir pu Tenttendre. 
Zaghini est aussi hors de Danger et sera dans deux mois 
de retour. On regarde sa guerison Come un Miracle sa voix 
doit etre plus belle que j'amais . . .'• 

Eine gewisse Bitterkeit, nicht ebenso wie der Bruder erst- 
klassige Kräfte an ihrer Oper zu besitzen, kommt in einem im 
Februar 1748 geschriebenen Briefe Wilhelmines zum Ausdruck: 
„. . . Votre opera doit etre parfait apresant lastrua 
Salimbeni Eomani et la Gasparini fönt 4 personage Uniques ..." 
Als der Bruder der Schwester von den Erfolgen von Grauns 
„Cinna"^) sowie über eine Intermezzotruppe ^) berichtet, antwortet 
Wilhelmine am 12. März: 



1) Oeuvres, a. a. 0., S. 152 f. 

2) S. hierzu J. J. Olivier, ,,Les com^diens fran^ais dans les cours 
d'Allemagne au XVIII e si^cle*', 3 serie, S. 29 ff. 

3) S. hierzu den Brief Friedrich des Grossen vom 30. Oktober 1747 in 
Oeuvres, a. a. 0., S. 168. 

4) S. hierzu den Brief Friedrich des Grossen vom 2. Januar 1748 in 
Oeuvres, a. a. 0., S. 171. 

5) S. hierzu den Brief Friedrich des Grossen vom 8. März 1748 in 
Oeuvres, a. a. 0., S. 176. 



— 123 — 

„. . . rOpera de Cinna que j'ai parcouru ma para tres 
beau j'on faits Copier les airs cellui que vous avez Compos6 
sera Chante le premier et j'ossai deja Fldöe qui Convient a 
son Autheur. Les Intermezo ne laisseront pas mon tres eher 
Frere de vous divertir. H y en a dont la Musique est 
excelante ..." 

Mit besonderer Freude erzählt die Markgräfln ihrem Bruder 
in einem Briefe vom 14. Mai von dem neuen Opernhaus, das in 
Bayreuth errichtet worden war: 

„ . . . J'ai 6t6e voir ces jours passez la nouvelle maison 
d'Opera dont j'ai 6t6e charm6e eile est presque üni en dedans. 
Bibieno a rassembl6 dans ce Theatre toute la quintessance 
du gout Itallien et Francois et il faut lui rendre la Justice 
que cett un grand homme dans son metier ..." 

Die alte Opembühne aus der Zeit Christian Ernsts mochte 
den Anforderungen, die jetzt Oper und Ballett stellten, wohl nicht 
mehr länger Genüge leisten. Der Hof dürfte sich daher all- 
mählich mit dem Gedanken vertraut gemacht haben, ein neues 
Opernhaus zu erbauen. Ende des Jahres 1743 wandte sich, wie 
wir gesehen haben. Wilhelmine an ihren Bruder mit der Bitte, 
ihr die Pläne seines Opernhauses zu übersenden. Im Jahre 1744 
werden die Vorbereitungen für den Neubau in Bayreuth ge- 
troffen, am 25. Februar des nächsten Jahres die ersten Arbeiten 
begonnen.^) Im Sommer 1749 ist der Bau fertig. Als Schöpfer 
der Fassade des neuen Opernhauses dürfen wir seit den Forschungen 
Hofmanns ^)Saint-Pierre ansehen, während die Ausgestaltung 
des Innern durch den im März 1748 von Dresden nach Bayreuth 
gekommenen Architekten Guiseppe Galli Bibiena erfolgte.^) 
Bereits im September 1748 kehrte Bibiena wieder nach Dresden 
zurück, nachdem er seine Aufgabe in kürzester Zeit gelöst hatte. 
Wie sehr seine Wirksamkeit in Bayreuth den Wünschen Wil- 



1) Hofmann, a. a. 0., S. 204 ff. 

2) A. a. 0., S. 205. 

3) Ebenda, S. 206. Eine feinsinnige Einschätzung der künstlerischen 
Bedeutung des Opernhauses bei Fester, .Markgräfin Wilhelmine und die 
Kunst am Bayreuther Hofe", a. a. 0., S. 161. 



— 124 — 

helmines entsprach, geht aus der oben mitgeteilten Brief stelle 
hervor. 

Dass Hasse mit seiner Gattin auch im Jahre 1748 wiederum 
in Bayreuth weilte und sich dort als Komponist betätigte, zeigen 
die beiden Briefe der Markgräfin vom 13. Juni und 28. Juni, 
von denen der erstere wiederum Nachrichten über Zaghini bringt: 
„ . . . J'ai entendu la Faustine qui est i c i depuis quel- 
ques Jours. Je la trouve plus forte que j'amais s'etant desacou- 
tarm6e de ce je ne scai quoi de rüde quelle avoit dans sa 
f acon de chanter. SonMary est occup6 presantement 
ici a composer les airs. des deux Operas qu'on 
jouera. Ceux quil a fait a Dresden sont ses chef d'oeuvres. 
Je crains que le pauvre Zaghini ira chanter dans Tautre 
monde. II est revenu ici parfaitement gueri mais il reprend 
de nouveau le meme mal quil a eu, et je ne le crois pas 
d'humeur a ce faire touts les ans des nouvelles Operations 
La Musique est fort delabree je crains que nous n'auroBS 
qu'un Theatre de la Musique et point de chanteur ce qui vaut 
autant qu'un Eoy saus Eoyaume ..." 

„. . . Hasse a compose de tres beaus Airs pour 
rOpera. . . . Hasse a fait aussi ici un «Concert pour la 
Flute mais il n'aproche pas de ceux de quantz ..." 

Von einer neuen Sängerin in Bayreuth, einer Schülerin der 
Astrua, hören wir in dem Briefe Wilhelmines vom 20. Juli: 

„ . . . II m'est venu une nouvelle Chanteuse qui a et6 
Ecolliöre de T Astrua, eile a une terrible entandue de voix 
pour une Feme. Elle Chante dans le gout d'Egiziele que je 
trouve detestable et dont je tache de la desacoutamer ..." 

von einem Gastspiel der B e n e d e 1 1 a [= Benedetta Molteni] in 

Bayreuth in jenem vom 11. Oktober: 

„ . . . J'ai milles graces a vous rendre de celle que vous 
avez eue mon tres ches Frere de peimettre ala Benedetta 
de venir ici. Elle c'est tres bien conduite et je n'ai sujet que 
de m'en louer. L'Opera a 6te tres confus, notre chanteuse est 
tomb6e malade ce qui a interrompu les epreuves, cepandant il 
a 6t6 joue tant bien que mal ..." 



— 125 — 

Ein besonders interessantes Urteil über den Opernkom- 
ponisten Porpora sowie über eine Bayreuther Sängferin finden 
wir im Briefe der Markgräfin vom 10. November: 

,,. . . J'ai vu Porpora ici il ya 2 ans. C'est un pauvre 
Compositeur pour le Theatre mais un tres habile maitre pour 
regier la voix. J'ai fait aquisition d'une Chanteuse qui a la 
plus belle voix du monde. II ya deja 6 mois quelle est ici 
mais Come eile avoit 6tee toujours mallade je n'avois pu juger 
de son habilite, eile a 2 Octave et 4 tons tous egeraux et 
net . . ." 

In einem zwei Tage später geschriebenen Briefe kündigt 
Wilhelmine dem Bruder die Ankunft ihrer Tänzerin Jacinthean: 

„ . . . Je f aits partir Dimanche laJacinthe notre seconde 
Dansseuse et suis au desespoir de ne pouvoir vous envoyer la 
premiere qui est Infiniment au dessus de celle ci mais eile est 
toujours languissante ayant eu la fievre pendant trois mois. 
La Jacinte est fort legere, son pied est charment et eile a 
beaucoup de graces dans le Comique eile dance aussi le demi 
serieux tres bien pour les pas mais les Bras pouroit etre 
meilleur. Je vous suplie de la faire tenir de Cour car eile 
est un peu meyere et pouroit faire voulu partir sans son 
Mari qui est Maitre de Ballet et a toutes les graces 
du monde. Come vous n'avez souhaite qu'une Dansseuse il 
n'est point Compris dans Taccord, il serai charmee si celle 
Terpsicore peut contribuer a vos plaisir ..." 

Mit Ungeduld erwartete die Markgräfin in jenen Tagen die 
Ankunft Quantz' und fügt in ihrem Briefe vom 25. November 
hinzu: ;;. . . il trouvera notre Musique fort delabree ..." Über 
Sängermangel klagt sie in dem Briefe vom 30. November, in 
dem sie gleichzeitig den gesanglichen Fortschritten Stefaninos 
Lob spendet: 

„ . . . Nos Operas seront Interrompu cett hiver faute de 
chanteurs. Stephanini devient touts les jours meilleurs, et 
Comence a surpasser ..." 

Als Friedrich der Grosse unterm 19. Januar 1749 der 
Schwester die Übersendung von Grauns „Ifigenia in Aulide" in 



— 126 — 

Aussicht stellt 9 nnd ihr die Musik auch wirklich überschickt, 
antwortet die Markgräfin am 11. Februar: 

„ . . . J'ai fait dabort Copier les airs de TOpera d'Iphigenie 
que nous entendrons demain ..." 

Dass auch die opera buflfa ebenso wie am Berliner Hofe 
ihren Einzug in Bayreuth hielt, ersehen wir aus dem Briefe der 
Markgräfln vom 26. Oktober (Himmelscron) : 

„ . . . Les Intermezzo sont fort amusants lorsque les Acteurs 
sont aussi bon que ceux que vous avez. Ils sont si fort en 
vogue en Italic qu'on y a forme des Operas Comiques. On 
dit quil a trouve les plus helles voix du monde parmi ses 
fai^^eurs qui gagnant beaucoup et n'ayant pas besoin de 
beaucoup d'Etude aiment mieux s'adonner au Burlesque qu'au 
serieux ..." 
Unterm 17. November berichtet Wilhelmine von dem Sänger 
Cassati sowie von 2 Flötisten, die sich in Bayreuth auf- 
hielten : 

„ . . . Nous somes depuis 3 jours rentre en ville. J'y ai 
trouv6 3 Virtuons que j'ai entendue. L'un a eu Thonneur 
d'etre a votre service cett un chanteur qui se nome Cassati. 
Depuis quil a quit6 Berlin le pauvre Diable a fait de si minus 
progrfes quil court risque de chanter un jour de THospital. 
Les deux autres sont des Fluteurs. L'un qui est au service 
de Saxe a une embouchure excelante beaucoup de gout, mais 
la dur6e Lui manque. L'autre est de Manheim son embon 
chure est passable il joue touts ce quil y a de plus difficil et 
exprime bien mais son gout est detestable ..." 

Ein begeistertes Urteil fällt die Markgräfin am 21. März 
1750 über einen für den Bayreuther Hof engagierten Oboisten 

„ . . . J'ai fait une grande aquisition d'un Hobois qui sur- 
passe pour TEmbouchure et Texecution touts ce qu'on en 
scaurait dire. Je n'ai jamais pu souffrir cett Instrument et 
Tavois banni d'ici, Mais cett homme scait le moderer et entirer 
si bien parti quil touche verritablement ..." 



1) Oeuvres, a. a. 0., S. 187. 



— 127 — 

Wenig günstig lauten im Jahre 1751 die Nachrichten über 
die Bayreuther Opemaufführungen. In dem Briefe vom 1. Janaar 
heisst es: 

„. . . Je crains que nous n'aurons point d'Opera cette 
an^e. La seconde Chanteuse a laquelle j'avois donn^ per- 
mission d'aller a Viene n'etant point de retour ..." 
Und am 8. Oktober schreibt Wilhelmine: 

„. . . Je me trouve fort embarassöe pour l'Opera ne 
pouvant trouver de Chanteur. Romani que j'ai vu ici m'a 
assur6e quil ni a plus rien de bon en Italie ..." 
Auch die ersten Monate des Jahres 1752 Hessen sich für 
die Bayreuther Oper schlecht an. Am 27. Januar klagt Wil- 
helmine : 

„ . . . Nos Operas ont comanc6 qui ront assez mal les 
acteurs etant tous enrou6s ..." 
Der Brief vom 15. Februar enthält das gleiche Klagelied 
und erbringt zugleich einen neuen Beweis für die hohe Meinung, 
welche die Markgräfln von den Leistungen Hasses hatte: 

„. . . L'Opera a cess6 faute d' Acteurs qui sont tous hors 
d'etat de chanter. Le pauvre Hasse est a Textremitfe Je le 
regrete beaucoup. Cettoit un grand home dans son metier, et 
qui mourera avec gloire s'etant soutenus jusqu'i la flu ..." 

Am 28. März macht Friedrich der Grosse der Schwester 
von der Aufführung von Grauns „Orfeo" Mitteilung.^) Am 
3. April entgegnet Wilhelmine: 

,, . . . Orph6e fait un beau sujet d'Opera surtout pour les 
machines. Je pers touts les mauvais sujets de ma troupe. 
Quoique je ni aye point regret je crains que j'aurais peine a 
les remplacer ..." 

Notizen über Opern- und Ballettaufführungen bringt der 
Brief vom 10. August: 

„ . . . Nous l'avons amuse par 2 Opertes qui ont assez 
bien reussi Les Airs de Graun ont brille dans la demiere. 
Les Ballets Historiez et a Machines ont fait un tres bon 
effet ..." 



1) Oeuvres, a. a. 0., S. 211. 



— 128 — 

Von dem Engagement des Sängers Donini spricht der 
Brief vom 4. September: . 

„ . . . Donini est ici. Je Tai engagfe avec bien de la peine 
ponr rOpera. H a de Tetoffe on ponroit en faire nn Grand 
Chanteur s'il n'avoit un f ond de vanit6 qui le persuade quil 
ny a rien an dessus de Lui . . ." 

Bemerkenswerte Aufschlüsse über den für ihr Libretto 
„Semiramis" ^) in Aussicht genommenen Komponisten gibt der 
Brief vom 9. November (Erlangen): 

„ . . . Je m'occupe en attendent a regier L'Opera de 
Semiramis. Hasse n'a pas 6t6 en etat de le composer. 
J'ai etee obligee de le donner a un Italien qui n'a pas trop 
bien reussi. J'attends encore deux Chanteurs ponr completer 
ma trouppe ..." 
Unterm 6. Januar 1753 berichtet Wilhelmine von ihren 
neuen Sängern: 

,,. . . Nous avons comenc6 le Carneval par TOpera. Mes 
nouveaux Chanteurs sont arriv6s. Les voix sont bonnes, mais 
on entend quils ont eu de mauvais Maitres, ils ont encore 
besoin d'etre morigin6 ..." 

Am 27. Januar wird das Bayreuther Schloss ein Raub der 
Flammen. Auch die Theatergarderobe ging durch den Brand 
teilweise unter. Am 31. Januar meldet WiUielmine dem Bruder 
die wohl durch das Brandunglück veranlasste Abreise der 
Sängerin Venturina,^) und fügt die Bitte an, ihrem Gatten 
eine Flöte sowie einige Konzerte von Quantsf zu schicken.^) 
Friedrich entspricht dem Wunsche der Schwester bereitwilligst ^) 
und bietet ihr unterm 23. Februar auch Kostüme für die Bay- 
reuther Opemaufführungen an.*) Am 16. Juni kann Wilhelmine 
dem Bruder bereits wieder schreiben: 



1) In einem undatierten Briefe der Markgräfin (A. Cbarl.), der vielleicht 
schon 1750 geschrieben ist, heisst es: j,. . . J'ai ^t^e occup^e touts ces jours 
a mettre Semiramis en Opera et a la Traduire, je prendrai la Libertä de 
soumetre ce digne ouvrag ne a votre jugement des quil sera transcrit . . .*. 

2) Oeuvres, a. a. 0., S. 219. 

3) Oeuvres, a. a. 0., S. 222. 

4) Oeuvres, a. a. 0., S. 224. 



— 129 — 

„ . . . Nous Tavons amus6 avec les Opera . . ." 
Eine neue Oper kündigt Friedrich der Grosse am 16. April 
1754 der Schwester an: Grauns „Montezuma", dessen Text 
der König in französische Verse und Tagliazucchi ins Italienische 
übertragen hatte, und bemerkt hierzu in seinem Schreiben^): 
„La plupart des airs sont faits pour ne point 6tre r6p6ter ..." 
Am 25. April geht Wilhelmine auf Friedrichs Bemerkungen über 
die Kjtvatinenf orm ein und macht ihm ausserdem Mitteilung über 
die neuen in Bayreuth eingetroffenen Kunstler: 

„. . . Je ne scai mon tres eher Frere si la Musique ne 
soufBrira point de ce que les airs ne sont pas repetez. Si j'ose 
le dire je crois quil vaudroit mieux retrancher les ritomelles 
qui fönt terriblement languir l'action et ne faire des Cavata 
que des Airs d'expression je n'ai pas os6 encore risquer de 
bannir tout a fait les Ritornelles mais j'en retranche autant 
que je puis. Mes Virtuoses sont enfin arriv6. J'ai fait aqui- 
sition d'un second Chanteur Soprano qui a la plus belle voix 
que j'aye entandu en ma vie, Mais qui a grand besoin encore 
d'etre leche. II etoit dans la Maison du Comte Bielete Sena- 
teur de Rome qui la fait ellever et qui a eu la politesse de 
me le ceder. II n'a que 17 ans. Ce sera dans 2 ou 3 ans 
un second Salimbeni s'il aquiert Fart ..." 

Die Aussprache der Geschwister über Montezuma und die 
in dieser Oper sich findenden Kavatinen dauert auch während 
der italienischen Eeise Wilhelmines fort. Unterm 4. Mai meint 
Friedrich 2): „Quant aux cavatines, j'en ai vu de Hasse qui sont 
infiniment plus jolies que les airs, et qui passent rapidement ..." 
Am 21. November schreibt er 3): „...Je crois que cet opera 
vous ferait plaisir, Graun a fait un chef-d'-oeuvre, il est tout 
en cavatines . . ." Am 11. Januar 1755 folgt ein Bericht der 
Aufführung*): „Nous avons eu ici la representation de Monte- 
zuma. Le decorateur et le tailleur ont tir6 le pauvre auteur 
d'affaire, surtout deux mauvais coups de pistolet ont ete extreme- 

1) Oeuvres, a. a. 0., S. 241 f. 

2) Oeuvres, a. a. 0., S. 242 f. 

3) Oeuvres, a. a. 0., S. 252. 

4) Oeuvres, a. a. 0., S. 257. 

Sohiedermair, Bayreuther Festapiele. 9 



— 130 — 

ment applaudis. L'Astrua a joufe la derniere scene avec un 
path6tique admirable, et Graun s'est surpass6 en musique ..." 
Unterm 25. April*) verrät er der Schwester, „ä faire un op6ra 
des Frferes ennemis" und verspricht in der Oper dem Stefanino, 
der demnach damals für Berlin beurlaubt worden zu sein scheint, 
„une belle partie". Am 1. Oktober kann er der Schwester 
melden 2): „Stefanino y a fait des merveilles ..." Von Inter-* 
mezzoauffährungen in Bayreuth hören wir in dem Briefe der 
Markgräfin vom 28. November^: „. . . La Rosa qui fetait autre- 
fois i Berlin est ici, ce qui nous a procurfe un intermezzo. Son 
compagnon ne vaut pas i beaucoup prfes Cricchi, et il me semble 
qu'elle a un peu d6chu . . ." Am 13. Mai 1756 schreibt Wil- 
helmine dem Bruder im Hinblick auf Stefanino *) : „ ... Je suis 
charmfe quip] ait contribu6 a vous amuser ..." und fährt 
dann fort: 

„. . . Notre Opera a essuyfe de grandes Fatalitfes Une 
Decoration est tomb6 ä Copenhagen sur La T6te de Graci, et 
L'a Dangereusement Bless6. II est tout a fait Remis mais 
hors d'etat de Chanter encore. Et notre Tenor [= Mannotti ?] 
est mort apres 3 jours de Maladie. L'Opera va cepandant 
son Train . . ." 

In dem Briefe der Markgräfin vom 11. Juni heisst es^): 
„ . . . Jai 6tee recr^er mes oreilles a L'Opera. Je suis 
occup6e presantement a faire Les repetitions d'un nouveau Ce 
sont des affaires d'etat fort serieuses pour moi ..." 
König Friedrich zieht nun in den Krieg. Die politischen 
Ereignisse lassen jetzt im Briefwechsel der Geschwister*) Mit- 
teilungen über Kunst und Künstler nicht mehr aufkommen. Der 
kränkliche Zustand Wilhelmines verschlimmert sich. Am 14. Ok- 



1) Oeuvres, a. a. 0., S. 264. 

2) Oeuvres, a. a. 0., S. 276. 

3) Oeuvres, a. a. 0., S. 279. 

4) Mrs. Burell ^Thoughts for enthusiasts a Bayreuth« (1881—1891), 
Bd. 3, S. 69. Das Werk ist nur in 100 numerierten Exemplaren gedruckt, 
von denen ich No. 42 durch das Entgegenkommen des Greh. Staats- 
archivs in Berlin benützen konnte. 

5) Burell, a. a. 0., Bd. III, S. 72. 

6) Abgedruckt bei Burell a. a. 0., Bd. III. 



— 131 — 

tober 1758 entschläft die Markgräfin, mit ihr der gute Genius 
des Bayreuther Musiklebens. 

Auch diese brieflichen Mitteilungen der Markgräfin an ihren 
Bruder finden eine Ergänzung durch die Angaben der „Culm- 
bacher Adress- und Schreibkalender" ') aus jenen Jahren, so dass 
wir auch über die weitere Entwicklung der Bayreuther Musik- 
und Opempflege bis zum Tode Wilhelmines einigermassen orien- 
tiert werden. Es lässt sich demnach für diese Jahre folgendes 
Gesamtpersonal angeben: 

Oberdirektor: Albr. Carl Fr. Graf von Schönburg 
(1745—54), vacat (1755—58). Kapellmeister :Joh. Pfeiffer 
(1745—58, seit 1753 mit dem Titel Hofrat). Vokalisten: 
Eberard (1745), Sellarina (1745—48), Galletti (1745), 
Zachini (1745—52), Leonardi (1745—58), Adelaide 
Segalini (1747), Giovanni Giacinto (1747), Colomba 
Mattei (1748—50), Pasqualino Negro (= Tenore, 
1748—49), Tedeschino (= Contraalto, 1748—49), Mia 
Turcotti(1750— 58), Sign. Cassatti(1750— 52), Teresia 
Pompeati (1751 — 55), Sigra. Luigi Maria Stampiglia 
(1751—52), Sign. Mannotti (1753—56), CesareMarini 
(1753—58), Andrea Grassi (1755— 58), Sigra. Violante 
(1756), Gioseppe Poma(1756), Eosa Bonn (1758), Sign. 
Palesi (1758). Konzertmeister: Joh. Wolfg. Klein- 
knecht (1745—58). Flaut. Trav.: Chr. Fr. Döbbert 
(1745—58), Jakob Friedr. Kleinknecht (1748—58, 
1747 als Violinist genannt, seit 1749 als Vize-Konzertmeister), 
Christ. Ferdin. Wunderlich (1755—58, 1748—54 als 
Violinist aufgeführt). Vizekonzertmeister: Giacomo Cavallari 
(1751 — 53). Kanrnierviolinist : Joh. Gottlieb Eichter 
(= Landschaf tsregistrator, 1745 — 58, seit 1748 unter den 
Violinisten aufgeführt). Kammerorganist: Christian Sam. 
Hoffmann (1745 — 58, von 1750 unter den Violinisten auf- 
geführt). Violinisten: Caspar König (1745—58), Joh. 
Daniel Leuthardt (1745 — 58), Beruh. Joach. Hagen 



1) K. UDiversitätsbibl. Erlangen und Kammerarcbiv der k. Begierung 
von Oberfranken in Bayreuth. Der Jahrgang 1757 fehlt. 

9* 



-^ 132 — 

f 

(1745—58), Heinr. Körbiz (1746—58), Christ. Benj. 
Köhler(1745— 47), Joh. Lorenz St einhäusser (1745—58, 
von 1748 unter den Braccioisten genannt), G. Heinr. Thomas 
(1748—58), Joh. Jak. Purschka (1748—54), Joh. Chri- 
stoph Hofmann (1748 — 58), Joh. Aug. Hofmann 
(1748—58), Joh. Mich. Glaser (1748—58), Joh. Friedr. 
Heinel (1750, 1754—58), N. Dressel (1758), Bianto- 
lino sen. (1758). Braccioisten: Joh. Christ. Köhler 
(1748), Jak. Heidemann (1748—58), Christ. Körbiz 
(1752—54), Joh. Friedr. Heinel sen. (1755—58), Joh. 
Sigm. Weidemann (1755—58), Joh. Leuthardt 
(1755—56), Sam. Friedr. Leuthardt (1758). Violon- 
cellisten: Andr. Stöhr (1745 — 47), Monsieur Dader 
(1747—49), Joh. Const. Zabizer(1748— 58), Joh. Balth. 
KohP) (1748—49), Joh. Balth. Kehl (1750—58), Peter 
Buchta (1748—58), Joh. Dav. Enslin (1748—49), Nik. 
Friedr. Hof mann (1752—58), Biantolino jun. (1756—58). 
Fagottist: Liebeskind (1745 — 47). Bassonisten: Gottl. 
Liebeskind(1748— 58), Dietr. Popp (1748— 49), Friedr. 
Peringer (1748—54), Gotthelf Liebeskind'(1750— 58), 
Joh. Sigm. Weidner (1755—58). Contraviolonisten : Joh. 
Nik. Kohl (1747—58), Halmb (1756—58). Lautonist: 
P. Charl. Durant(1756— 58). Hautboisten: Joh. Müller 
(1748—50), Christoph Meetsch (1748—54), Joh. Conr. 
Tief ert (1755—58), Peter Frank (1755—58). Comoisten: 
Joh. G. Vogel (1748 — 58), Joh. Lorenz Englert 
(1748—58). 

Neben dieser „Hof-Capell- und Cammermusik" -) tritt im Jahre 

1747 eine „Hof-Musique und Hof-Bande" in Tätigkeit, die aus 

folgenden Mitgliedern besteht: 

Violinisten: Christ. Benj. Köhler (1747—49), Joh. 
Jak. Christoph Hofmann (1747—54), Joh. Aug. Hof- 
mann (1747— 54). Violoncellisten: Peter Buchta (1747—54), 
Joh. Balth. Kehl (1747—54). Bassisten: Joh. Dav. 

1) Es ist nicht ausgeschlossen, dass dieser Name verdruckt ist und 
Kehl heissen sollte. 

2) Ausserdem werden auch noch „Trompeter und Pauker* aufgeführt. 



f 



— 133 — 

Enslin (1747—49), Friedr. Peringer (1747— 54). Haut- 

boisten: Christoph Ferd. Wunderlich (1747— 54), Joh. 

Müller (1747—50), Joh. Mich. Glaser (1747-54), 

Christoph Meetsch (1747 — 54). Comoisten: Joh. G. 

Vogel (1747—54), Joh. Lorenz Englert (1747—54). 

Wir treffen hier Mosiker, die uns bereits in der „Hof- 

Capell- und Gammermusik'' begegneten und demnach in beiden 

Eapellen beschäftigt waren. Im Jahre 1755 wurden beide 

Eapellen vereinigt. 

Dem Oberdirektor der „französischen Comoedie", Theod. 
Marquis de Montpemy, war der „Etat de la Danse" unterstellt, 
der mit dem Jahre 1747 ins Leben trat: 

Tänzer: Ja ss inte (1747—54), Gherardy (1747—49), 
Desfraines (1747—50), Gontard (1747—49), Gerhard 
(1747), Raimond (1748), Franz Schuman (1748—58), 
Du Petit (1748—58), Boyer (1748), Prin (1748), Foulque 
(1749), Blach6 (1749—52), Caplan (1749—58), Bigatty 
(1750—58), Curioni (1750—58), Du Pr6(1751— 58), Franz 
M6cour (1751—55), Rusler sen. (1751—58), Torcy 
(1755-56), Rusler jun. (1758), Romoli (1758), Rossi 
(1758). Tänzerinnen: Camargot (1747 — 49), Jassinte 
(1747—54), Hyacinthe (1747—48), Garnier (1747), 
Desfraines (1748—49), Rosina Balby (1748—58), 
Theres. Keyslerin (1748), Petit (1748), Anna Fiorina 
(1748—53), Gherardy (1748), Teissier (1749—50), 
Lochety (1749), Frederica Röthern (1750—58), Cu- 
rioni (1750—54), Bigatty (1750—58), Mariane Bigatty 
(1750—58), Lisette Krafftmeyern (1751—52), Blon- 
deval (1752—54), Du Petit (1752—58), Du Pr6 (1754 
—58), Vanouk (1756), Fiorentini (1756—58), Malter 
(1758). 
Als „Compositeur de la musique des divertissements" wird in den 
Jahren 1747 — 1748 „Monsieur" Raymond genannt. 

Aus diesen Zusammenstellungen lässt sich ersehen, dass das 
Sänger- und Musikerpersonal nach dem Jahre 1744 weiteren 
Zuwachs erhielt und in den Jahren 1748 und 1756 besonders 
verstärkt wurde. Mit Rücksicht auf die Hochzeitsfeierlichkeiten, 



— 134 — 

die im Jahre 1748 gelegentlich der Eheschliessung der Bayreuther 
Prinzessin Friederike Elisabeth mit Herzog Carl von Württem- 
berg stattfanden, dürfte die Vermehrung des Personals in diesem 
Jahre erfolgt sein. Vom Jahre 1747 an wurde ein ständiges 
Ballettpersonal engagiert, ferner aus Mitgliedern der „Hof- 
Capell- und Cammenhusik" eine „Hofmusique und Hofbande" 
gebildet, die bei den Konzertaufführungen der Markgräfin mit- 
zuwirken hatte. Dass aber schon vor Bildung dieser „Hof- 
musique" Konzertaufführungen zustande gekommen waren, zeigt 
die Darstellung eines solchen Konzerts auf einer aus jener Zeit 
stammenden Tischplatte, die nun im Hohenzollernmuseum in 
Berlin aufbewahrt wird.^) Ein Teil der ständigen Konzerte 
dürfte in jenem geschmackvollen Musiksaal stattgefunden haben, 
den sich Wilhelinine in der Eremitage hergerichtet hatte. ^) In 
solchen Konzerten mag auch die Instrumentalmusik Verwendung 
gefunden haben, die teils von einheimischen Komponisten (z. B. 
Pfeiffer, Paganelli, Kleinknecht) für den Hof geschrieben, teils 
durch die Markgräfin von auswärtigen Höfen (vornehmlich Berlin) 
herbeigeschafft worden war. 

Auch jetzt war die Vokalmusik italienischen Sängern und 
Sängerinnen, die Instrumentalmusik deutschen Musikern über- 
tragen, während das Ballett fast durchweg aus französischen 
Tänzern und Tänzerinnen zusammengestellt war. Der eine Teil 
des Bayreuther Künstlervolkes (z. B. Zaghini, Leonardi, Pfeiffer, 
Kleinknecht) blieb ständig am markgräflichen Hofe, der andere 
(z. B. Eberard , Galletti) betrachtete Bayreuth als Durchgangs- 
posten. Durch den Bau eines neuen Opernhauses erhielten die 
musikdramatischen Aufführungen einen glanzvollen Rahmen, der 
ihrer vollen Wirkung nur förderlich sein konnte. Fremde 
Künstler fanden sich auch jetzt in Bayreuth ein, unter ihnen 
keine geringeren als Hasse und dessen Gattin Faustina. Hasse 
für Bayreuth zu beschäftigen, war der sehnlichste Wunsch 
Wilhelmines. Die opera buffa drang auf ihrem Siegeszug, den 
sie durch ganz Europa angetreten hatte, auch nach Bayreuth. 

1) Eine Beproduktion im .lUustr. Führer durch das HohenzoUern- 
Museum*, Bild 61, some bei Fester, a. a. 0., S. 150. 

2) S. hierzu Fester, a. a. 0., S. 152. 



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— 135 — 

Konnten sich die damaligen Bayreuther Musikverhältnisse auch 
nicht mit jenen grosser Höfe (z. B. Dresden, Wien) messen, 
manchen kleineren Höfen waren sie. doch überlegen. Dafür 
sorgte schon der preussische König, der seiner Schwester auch 
in künstlerischen und musikalischen Fragen an die Hand ging. 
So kam neben der Musik Hasses auch die Grauns nach Bayreuth. 
Wie unter Georg Wilhelm die Hamburger Oper, so wurde jetzt 
für Bayreuth die Berliner Oper vorbildlich. 

Auch nach dem Jahre 1744 waren es durchweg italienische 
Opern, die am Bayreuther Hofe zur Aufführung gelangten. Zum 
Geburtsfeste des Markgrafen im Jahre 1746 wurde das „Pasto- 
rale per Musica": 

„Amarilli"^) gegeben. Über Textdichter und Komponisten 
des Stückes sind wir nicht unterrichtet. Mit Campras Pastorale 
„Amarillis" (Paris 1704),* das Diana, Amarillis, Mirtil und Montan 
auf die Bühne bringt,'^) stimmt dieses Libretto nicht überein. 
Im Bayreuther Stücke wird Amarilli, „signora d'Arcadia", von 
Filindo, „gran signore di Cipro in abito Pastorale", und Eurillo, 
„Principale d'Argo", umworben. Amarilli schenkt ihre Gunst 
dem Filindo. Da tritt die als Schäfer verkleidete Rosmira, „gran 
signora di Cipro", auf den Plan, um sich an Filindo, der sie 
treulos verlassen, zu rächen. Filindo erkennt Rosmira trotz 
ihrer Verkleidung und verspricht, sich von Amarilli zu trennen. 
Rosmira gewährt ihm Verzeihung unter der Bedingung, dass er 
ihre Herkunft nicht verrate. So muss er sich vor Amarilli durch 
die verkleidete Rosmira der Untreue bezichtigen und schliesslich 
sogar zu einem Zweikampf nötigen lassen. Als aber Filindo 
erklärt: „Ma combattere jo voglio a petto ignud", gibt sich 
Rosmira zu erkennen. Amarilli erhört nun den Eurillo, Rosmira 
und Filindo erneuern den alten Liebesbund. 

Diese Schäferoper erinnert dem Inhalte wie der Ausführung 
nach an Gallettis „Lucidoro", von dem sie sich allerdings durch 
die Art, wie nach Venezianer Muster die Handlung gestaltet und 
die Lösung des Konflikts herbeigeführt wird, unterscheidet. Die 

1) Textbuch (italienisch-deutsch gedruckt) auf der k. Universitäts- 
bibliothek Erlangen (B. L. 57 a). 

2) Freundliche Mitteilung der Bibliothöque Nationale zu Paris. 



— 136 — 

Vemautung, dass Galle tti auch diese Schäferoper etwa kurz 
vor seinem Abgang i) noch verfasst^) oder von seinem neuen 
Aufenthaltsorte nach Bayreuth gesandt habe, lässt sich nicht 
von vornherein abweisen. Die verschiedenartige Ausführung der 
beiden Schäferopem liesse sich durch die Wandlungsfähigkeit, 
die wir bei diesem Librettisten kennen gelernt haben, erklären. 
Vor allem aber würde Anordnung und Form der Arien, sowie 
deren Anlehnung an Metastasio für die Autorschaft Gallettis 
sprechen. Werden in „Amarilli" Metastasiosche Arien auch nicht 
vollstä,ndig übernommen, so lässt sich doch klar erkennen, dass 
diese dem Librettisten bei Abfassung seines Textes vorgeschwebt 
haben. Zwei Beispiele mögen dies zeigen: 

1) Nach den Akten des Herzogl. Haus- und Staatsarchivs in Gotha 
wurde der «Italienische Sänger Galetti nebst seiner Ehefrau' mit einem 
jährl. Gehalt von 400 Rthlr. , nebst einem Maas Wein täglich und 6 Klafter 
Holtz jährlich ** unterm 1. Juni 1750 in die Gothaer Kapelle aufgenommen. 
In den Jahren 1751, 59, 60, 63, wendet er sich an den Herzog, um Zuschüsse 
zu erhalten. Seine Bittschrift vom 9. Dezember 1759 um Zuwendung von 
Holz begründet er damit, «che la mia famiglia 6 troppo numerosa, essendo 
d'otto persone*. Am 21. Juli 1763 schreibt er: 

«Altezza Serenissima 
Sono tredid mesi, che, per bocca del Suo Signor Gran Maresciallo, 
mi fu data la certezza, che Yostra Altezza Serenissima in poco tempo 
avrebbe a me pensato. Di giorno in giorno sempre piu appresso trovan- 
domi, non piü mi trovo inistato di poter resistere, se la Clemenza e 
Magnanimitk di Yostra Altezza non m'accorda benignamente la generosa 
aumentazione promessa, ben presto. Animato dalla Giustizia e Bontk di 
Yostra Altezza sicuramente Tattendo, e con tale speranza, ardisco di sempre 
possarmi, con tutto il piü profondo rispetto, e tutta la venerazione . . .*' 
Unterm 29. Dezember 1766 erhält er .vor die verfertigte Poesie zu 
2 Italiänischen Intermezzo-Stücken* 40 r. Im Jähre 1784 scheint er ge- 
storben zu sein, da unterm 22. November dieses Jahres der Wittwe Elisabeth 
auf ihr Gesuch vom 19. November 2 Gnaden- Quartale ,von ihres Mannes 
gehabten Besoldung* bewilligt werden. — Ein Urteil über seine Stimme in 
den , Wöchentlichen Nachrichten und Anmerkungen die Musik betr.* Leipzig, 
9. Stück (25. Aug. 1766). 

2) Der Sammelbaod K. L. 39 der k. Universitätsbibliothek Erlangen 
enthält ein italienisch geschriebenes Libretto Gallettis im Manuskript: 
jL'Orfeo*, „Tragicodramma per Musica*, das jedoch nicht zur Aufführung 
gelangt zu sein scheint. Wir sehen aber aus der Existenz dieses Librettos, 
dass Galletti für Bayreuth nicht nur die oben angeführten Stücke gedichtet 
hatte. 






f 



— 137 — 



Amarilli. 
II, 3: 

,Tacero se tu lo brami 
Mai fai torto alla mia fede 
Dispreggiandomi h mio ben; 
Merco tale k tanto amore 
Qual mi rendi o volto amato 
E mortale aspro velen. 
Tacero &c.* 



MetaBtasios „Didone** 
n, 11: 

, Tacero, se tu lo brami 
Ma fai torto alla mia fede, 
Se mi chiami traditor. 

Porterö lontano 11 piede; 
Ma placati i sdegni tuoi, 
So, che poi n'avrai rossor." 



II, IV: 

,Bisponderti vorrei 
Ma gela il labro e tace 
SdegDO mi fe loquace 
Mutomi rende amor 
Amor ch^a suo talento 
Or porge afPanno orpace 
E cangia in un momento 
Quando gli place un cor. 
Rieponderti &c.'^ 



Metaetasios „Achille" 
I, XIV: 

„Blspondertl vorrei 
Ma gela 11 labbro, e tace 
Lo rese amor loquace, 
Muto lo rende amor: 
Amor, che a suo talento 
Bende un Imbelle audace, 
E abbatte in un momento, 
Quando gli place, un cor/ 



Im Juli desselben Jahres ging zur Feier des Geburtsfestes 
des Markgrafen das „dramma per musica": 

„Mitridate"^) in Bayreuth in Szene. Das Textbuch nennt 
weder den Librettisten noch den Komponisten. Zenos gleich- 
namiger Text lag der Bayreuther Oper nicht zugrunde. Viel- 
mehr haben wir hier eine Oper vor uns, in welcher der arme- 
nische König Tigrane die Hauptrolle spielt und die Liebe 
Kleopatras, der Tochter des Königs Mitridate, gewinnt. Die 
häufige Bearbeitung des Tigrane - Stoff es für die italienischen 
Opembühnen von Albinoni (1697) bis Gluck (1743)2) zeigt, welcher 
Beliebtheit derselbe sich damals erfreute. Dem Bayreuther 
„Mitridate" scheint nun jener Tigrane-Text, der im Jahre 1723 
mit der Musik Hasses in Neapel gespielt worden war, zu- 
grunde gelegt worden zu sein. Die Änderungen, die der Text 



1) Das Textbuch (Italien. - deutsch gedr.) auf der k. Universitäts- 
bibliothek Erlangen (R. L. 57 a). 

2) S. hierzu Francesco Piovano ,Un op^ra Inconnu de Gluck* in den 
Sammelbänden der Intern. MusikgeseUsch., Bd. 9 (1908) S. 256 und 274 ff. 



— 138 — 

jetzt erfuhr, bestanden darin, dass die Handlung durch Aus- 
schaltung des Fürsten Clearte vereinfacht, durch die Aufnähme 
Metastasioscher Arien aber dem Bayreuther Geschmacke ent- 
sprechend aufgeputzt wurde. Die Arie Kleopatras „Numi, se 
giusti siete" (I, 9) finden wir im „Adriano" (I, 11) wieder, jene 
des Tigrane „Quel labbro adorato" (II, 3) im „Demetrio" (III, 4), 
jene des Tigrane „Destrier, che all' armi usato" (HI, 2) im 
„Alessandro" (11, 10), jene der Apamia „Almen se non pass' io" 
(III, 4) in „La Clemenza di Tito" (11, 5), jene des Oronte „Tor- 
tora, che sorprende" (III, 6) in „Issipile" (II, 14). Vielleicht 
wurde mit diesen Metastasioschen Arien nach damaligem Brauche 
auch die Musik bekannter Komponisten in die Bayreuther Oper 
übernommen. Aus dem oben mitgeteilten Briefe Wilhelmines 
vom 12. Juli 1746 geht hervor, dass zur Zeit der Aufführung 
des „Mitridate" Hasse mit seiner Frau am Bayreuther Hofe 
weilte. Es besteht daher die Wahrscheinlichkeit, dass Faustina 
in der Oper mitwirkte, und Hasse Stücke für den „Mitridate" 
komponierte, wenn nicht vielleicht die ganze Tigrane - Musik 
Hasses zur Aufführung gebracht wurde. 

Auch im Juni des Jahres 1748 hielt sich, wie wir aus den 
Briefen Wilhelmines gesehen haben, Hasse mit seiner Frau in 
Bayreuth auf. Sein diesmaliger Aufenthalt in Bayreuth dürfte 
mit den Vorbereitungen zu den Hochzeitsfeierlichkeiten, die hier 
für den September dieses Jahres anberaumt waren, in Zusammen- 
hang gebracht werden. Die Festlichkeiten zu Ehren der Ver- 
mählung der Bayreuther Prinzessin mit dem Württemberger 
Herzog gaben Veranlassung zur Aufführung der Oper: 

„Ezio",^) die am Montag den 23. September abends in 
dem „prächtigen Opern -Hauss", das erst kurze Zeit vorher 
Bibiena verlassen hatte, von statten ging. 2) Das Libretto dieser 
Festoper muss als eine Überarbeitung des Metastasioschen „Ezio" 
angesehen werden. Einzelne Szenen sind gekürzt oder verändert, 



1) Textbuch (italien.-französisch-deutsch gedr.) auf der k. Universitäts- 
bibliothek Erlangen (Seh. h. n, 4281). 

2) W. Fr. Schönhaar , Ausführliche Beschreibung des zu Bayreuth im 
September 1748 vorgegangenen Hochfiirstlichen Beylagers . . .*, Stuttgardt 
1749 (ein Prachtband mit Kupfern auf der k. Bibl. Berlin), S. 23. 



— 139 — 

verschiedene Arien sind ausgelassen oder durch neue ersetzt, 
die Grundlagen des Metastasioschen Textes blieben jedoch un- 
verändert. Zu einer Festoper war dieses Metastasiosche Stück 
besonders geeignet, da es nicht nur den Sängern und Musikern, 
sondern auch der Regie und dem Ballett Gelegenheit bot, be- 
sondere Leistungen zu bieten. Hasse hatte bereits für Neapel 
einen „Ezio" komponiert, welcher im Karneval 1730 auf dem 
Teatro S. Bärtolomeo in Szene gegangen war.^) Wenn wir die 
Mitteilung der Markgräfin in betracht ziehen, nach der Hasse 
im Juni 1748 in Bayreuth war und dort für den Hof kompo- 
nierte, und femer uns erinnern, in welch hohem Ansehen Hasse 
bei Friedrich dem Grossen wie bei Wilhelminen stand, so dürfen 
wir wohl ohne Wagnis annehmen, dass auch diese Bayreuther 
Festoper Hassesche Musik bot, die teils aus der Neapolitaner 
Oper herrühren, teils neu geschrieben sein mochte. Es liegt 
viel näher, Hasse in diesem Zusammenhang als Komponisten des 
Bayreuther „Ezio" anzusehen, als etwa Lampugnani, dessen 
„Ezio" in den Jahren 1737 und 1743 in Venedig aufgeführt 
worden war.'^) Bei der Bayreuther Festaufführung sang Leonard! 
den Valentiniano , Zaghini den Ezioj Negri den Massimo, ein 
Herr Neusinger den Varo, Colomba Mattei die Onoria, während 
die Partie der Fulvia der „Virtuosa di Camera della Sacra R6al 
Maestä il R6 di Prussia" Benedetta Molteni übertragen war. 
Als „D6corateur" nennt das Textbuch Carlo Galli Bibiena, 
Guiseppes Sohn, der zuerst im Adresskalender vom Jahre 1749 
als „Dekorationsinspektor" aufgezählt wird; als Leiter des 
Balletts fungierten „Messieurs" Jassinte und Gh6rardi. Dass 
Wilhelmine mit den Darbietungen des Berliner Gastes zufrieden 
war, zeigt die oben mitgeteilte Briefstelle (11. Oktober 1748). 

Von den während der nächsten fünf Jahre gespielten Opern 
besitzen wir leider weder Texte noch Musik. Wilhelmine er- 
wähnt in ihrem Briefe vom 26. Oktober 1749 Intermezzi. 
Heinritz ^) gibt für den 11. August 1751 die Aufführung der 

1) Francesco Florimo ,La Scuola masicale di Napoli . . .", Napoli 
1880/81, Bd. IV, S. 24. 

2) Wiel, a. a. 0., S. 123, 146. 

3) „Zur Geschichte der Stadt Bayreuth . . .", a. a. 0., S. 12. 



— 140 — 

Oper: „La Caduta di Aleid e** an, sowie für den 7. und 
13. August B a 1 1 e 1 1 darbietungen. Die Geburtstagsfeierlich- 
keiten des Jahres 1752 brachten nach Heinritz ^) die „neue 
Oper": „Deucalion et Pyrrha". Trotz des grossen Brandes 
unterblieben auch nicht im Jahre 1753, wie aus den Briefen 
Wilhelmines hervorgeht, die Opemaufführungen. Als Friedrich 
der Grosse' im Sommer des Jahres 1754 nach Bayreuth kam, da 
verfehlte Wilhelmine nicht, dem Bruder auch eine neue Oper 
zu bieten. 

Mit dem Bruder teilte Wilhelmine das Interesse für die 
französische Kunst. Der Bayreuther Schauspielaufführungen durch 
französische Künstler wurde schon oben Erwähnung getan. Wie 
in Berlin,'^) so entstanden auch in Bayreuth Opemlibretti , die 
nach einer französischen Vorlage gearbeitet waren. Die Mark- 
gräfin selbst beteiligte sich hieran. Doch begnügte sie sich nicht 
nur mit einer Vorlage Racines, Comeilles oder Voltaires, sondern 
hielt sich auch an Texte französischer Opemlibrettisten. Dass 
Wilhelmine französische Opemlibretti aus jener Zeit kannte, 
dürfte das Vorhandensein solcher Texte in ihrer Bibliothek«) 
bestätigen. Da treffen wir ein Textbuch von Campras „Tancrede", 
femer bemerkenswerterweise ein solches von ßameaus gross- 
artigem „Zoroastre". Gerade dieses ßameausche Textbuch scheint 
der Markgräfin mannigfache Anregungen geboten zu haben, ein- 
mal durch die Grundidee, dann durch die Einführung und An- 
ordnung von Chor und Tanz. Dies ersehen wir aus dem Text- 
buche : 

„L'Huomo",*) das Wilhelmine für die Festlichkeiten 
gelegentlich des Bayreuther Aufenthalts Friedrichs des Grossen 
verfasst hatte. Die von der Markgräfin in französischer Sprache 
geschriebene Dichtung wurde durch den „Hof dichter" Luigi 



1) ,Zur Geschichte der Stadt Bayreuth . . .*, a. a. 0., S. 10. 

2) S. hierzu A. Mayer-Rainach, »Carl Heinrich Graun als Opern- 
komponist*^ in den Sammelbänden der Intern. Musikgesellsch., Bd. 1, S. 459 ff. 
sowie besonders: Carl Mennicke , Hasse und die Brüder Graun als Sympho- 
niker«, 1906, S. 525 ff. 

3) E. Universitätsbibliothek Erlangen. 

4) Ebenda (R. L.63a)* 



— 141 — 

Stampiglia/) ähnlich wie der französisch abgefasste Silla- 
Text Friedrichs des Grossen durch T^liazncchi, ins Italienische 
übertragen. DieMusik hatte Andrea Bernasconi*) „Maestro 
h Capelle di S. A, Elettorale di Baviera" komponiert. Die 
Dekorationen waren wiederum von Bihiena geliefert, die Balletts 
lurch Jassinte und Bigatti einstudiert. Die Partie der Negiorea, 
,öglia del Buon Genio" , hatte Sigra. Turgotti inne, die der 
inimia Sigra. Pompeati, die des Anemone Leonard! , die des 
,Cattivo öenio" Manotti. Die beiden Partien: „L'amor ragio- 
levole" und „L'amor inconstante e volubile" wurden von Marini 
fesungen; Sigra. Fiorilla stellte die Incosia dar, Sigra. Kurwitz 
lie Volusia. Wem die wichtige Kolle des „Buon Genio" anver- 
traut war, verschweigt jedoch das Textbuch. Vielleicht war 
/Fahrend des Textdruckes die Besetznngsfrage noch nicht end- 
gültig geregelt. 

Im „Argomento" setzt sich Wilhelmine mit dem Leser aus- 
ünander. Hier erklärt sie, dass das Stück „une espece de Po6me 
yrique" sei, „auqnel les Italiens donnent le nom de Fßte". 
iVenn sie weiter achreibt; „. . . On sera peut-6tre surpris de 
roir traitter un sujet philosophique sur an Th6atre d'Opera; 
Hais on ne le sera plus, si Ton veut r^fiechir au but qu'on s'est 
jropose, en introduisant les spectaeles. Ij'Antiquitö les a trouv^ 
itile pour corriger les raoeurs, poiir exciter k la Vertu, et pour 
mprimer l'horreur du vice d'une facon agröable et amüsante . . .", 
10 äussert sie ähnliche Gedanken, wie sie Friedrich der Grosse 
m Oktober 1753 in einem Briefe an Algarotti*) zum Ausdruck 
gebracht hatte. Aufschlüsse über die Entstehung des Werkes gibt 
lann die Stelle: „LTdee du bon et du mauvais Genie, qu'U 
Qtroduit sur la sc6ne, est tiree du sisteme de Zoroastre, fameux 
PhilOBophe, ä ce qu'on croit, de la Bactriane . . .", aus der wir 
TOhl schliessen dürfen, dass das französische Zoroastre-Buch die 

1) Näheres über die PersÖDÜchkeit dieses Librettistea konnte ich Dicht 
D Erfahrung bringen, ebeosowenig Über sein Terwandtschaftlichea Verhältnis 
;u dem Wiener Librettigten Silvio Stampiglia. 

2) Der Personalakt (im MUnchener Ereisarchiv) gibt über Beziehungen 
lieses EompoDisten zum Bayreuther Hofe keinen Aufschluss. 

3> „Oeuvres de FrAi^rio le Grand', a. a. 0., Bd. 18, S. 90. 



— 142 — 

fürstliche Verfasserin zur Abfassung des Textes angeregt haben 
mag. Wilhelmine ging nun hierbei derart zu Werke, dass sie 
den „Buon Genio" und den „Cattivo Genio" um Anemone und 
Animia, welche nach der Angabe der Verfasserin „signifient 
TAme", miteinander kämpfen lässt. Anemone wird durch die 
von dem „Cattivo Genio" gesandte Volusia dazu verleitet, von 
Animia zu lassen und sich ihrer Liebe hinzugeben. Animia 
jedoch bleibt trotz aller Bemühungen des „Gattivo Genio" und, 
trotzdem ihr der Geliebte in den Armen der Volusia gezeigt 
wird, standhaft. Als Negiorea dem Untreuen Vorstellungen 
macht, gelangt Anemone zur Einsicht und empfindet tiefe Reue 
über sein Tun. Gewaltsam will er nun seinem Leben ein Ende 
machen und sich in den Fluss stürzen, da naht Animia und 
hält ihn. zurück. Animia verzeiht dem Geliebten und die beiden 
versöhnen sich. Mit einem Sonnenhymnus des ,.Biion Genio" 
und seiner Gefährten endet die einaktige Oper. 

Wilhelmines Textbuch ist nicht ungeschickt angelegt und 
entspricht den Anforderungen, die damals an eine allegorische 
„Festa teatrale" gestellt wurden. Mit den Durchschnitts- 
librettisten jener Zeit konnte es die Markgräfin aufnehmen. Was 
dem etwas trockenen Texte noch an dem damals gebräuchlichen 
Theaterstil fehlte, das holte Stampiglia in seiner Übertragung 
nach. Der Einfluss Metastasios ist auch hier erkennbar und 
zeigt sich nicht zuletzt in der Einfügung von Arien aus dem 
„Catone" (II, 5) und „Adriano" (II, 4). Dagegen weisen die 
zahlreichen Balletts und Pantomimen der Genien (Sz. 2, 4, 5, 
7, 17, 18) sowie die Chöre der „Amorini", der „Spiriti infernali" 
und der „Spiriti celesti" (Sz. 5, 12, 17, 23) auf die französische 
Oper. 

Es ist schade, dass Wilhelmine für die Komposition ihres 
allegorischen Einakters keinen Meister wie Rameau oder Hasse 
gewinnen konnte und sich mit der Musik Bemasconis begnügen 
musste. Diese ^) zeigt in der Stilisierung der Arien, der Be- 
handlung der Rezitative die Abhängigkeit von der neapolitani- 



1) Partitur und Stimmen im Manuskript auf der herz. Bibliothek 
Wolfenbüttel, irrigerweise dort jedoch als Komposition Wilhelmines bezeichnet. 



— 143 — 

tien Oper. Wenn Bemasconi die Arie Volusias (Sz. 9, fdur, 
Ällegro) oder jene Anemones (Sz. 16, bdur, C, Antantino) in 
Igender Weise beginnen lässt: 




sehen wir, dass der Komponist hinsichtlich der melodischen 
staltnng seiner Gesangsstücke den Neapolitanern folgt Ebenso 
tit dies aus der reichen Koloriemng einzelner Arien (z, B. 3; 
aro Padre, eccelso Dio", esdur, C, Andante; 6: „Che bei pia- 
■e", bdur, "/i, Allegro; 10: „Genio etemo, in tanto duolo", 
nr, C, Adagio) hervor, die den Sängern und Sängerinnen Ge- 
;enheit geben sollten, mit ihrem Können zu glänzen. Doch 
leben sich diese Gesangsstücke weder nach der musikalischen 
:h nach der dramatischen Seite über das niedere Niveau der 
em jener Neapolitaner Schulen, von denen die Hassesche 
chtung in richtiger Einsicht abrückte. Gesangsmonologe auch 
r annähernd von jener Kraft des Ausdrucks und jener Schärfe 
r Charakteristik, wie sie in den Werken der Hasse, Teratella, 
aetta, Perez anzutreffen sind, suchen wir in diesem Stücke 
masconis vergeblich. In der nächtlichen Schreckensszene (12), 
der Animias Standhaftigkeit erschüttert werden soll, vergreift 
masconi sich bedenklich im Ausdruck und gibt dem „Cattivo 
uio" (bez. der „Notte") eine Arie („Tergi quei vaghi rai, b dur, ^U, 
esto) zu singen, die in ihrem phjsiognomielosen Dahinfliessen 
: Situation wenig gerecht wird und den verzweifelten Ausruf 
limias „Mostro crudel, se d'atterrirmi credi assai t'inganni" 



— 144 — 



nicht gerechtfertigt erscheinen lässt. Gewiss lässt Bemasconi 
in wichtigen, entscheidenden Szenen (z. B. 8: Anemone ist in 
höchster Not) begleitete Rezitative einsetzen, erreicht aber auch 
hier nicht die sich an diesen Stellen zeigende Kunst der grossen 
Neapolitaner. Hielt sich Bernasconi in der Bayreuther Oper 
auch äusserlich an die Formen dieser Neapolitaner, innerlich 
stand er den Werken eines Hasse oder eines anderen Kompo- 
nisten dieser Richtung fremd gegenüber. 

Enthielten Bemasconis für Venedig in den Jahren 1741, 
1742, 1743, 1744, 1745 und 1753 komponierte Opern („Didone 
abbadonata" , „Bajazet" , „Endimione" , „La Ninfa Apollo", 
„Temistocle", „Antigono", „Salustia", von denen auf dem Texte 
des zuletztgenannten Stückes der Komponist als „maestro nel 
pio ospitale della Pietä bezeichnet wird) dem Gebrauche der 
neapolitanischen Opern folgend keine Chöre, so finden sich diese 
in der Bayreuther Oper. Der Wunsch der fürstlichen Librettistin 
dürfte dem Komponisten Befehl gewesen sein. Die Chöre (d' Amo- 
rini 5. Sz., de Spiriti infernali 12. Sz., de Spiriti Celesti 17. Sz.) 
sind durchweg einstimmig eingeschrieben, jene der Liebesgötter 
und der Himmelsgeister für Sopranstimmen, jene der Höllen- 
geister für Bassstimmen. Mit dem „Coro de Spiriti infernali" 
(dmoU) schlägt Bernasconi einen feierlichen, ernsten Ton an,: 



q:, u^r \ ^-nT]^^:up^%i^ 



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MoDarca in vit-to chia - te resiste al - te-ro Dal-le Te-nebre spenta 

dessen Wirkung durch die teilweise angewandte Unisono- und 
Tremolobegleitung des Orchesters noch erhöht wird. Bernasconi 
folgt hier einem Chorstil, wie wir ihn ähnlich, freilich in genialer 
Weise durchgeführt, in Rameauschen Opern („Castor et PoUux", 
„Zoroastre") antreffen. 

Die Komposition der in die Szenen eingefügten Instrumental- 
stücke, der Balli überliess Bemasconi, abgesehen von zwei 
kurzen Sätzchen (6. Sz.: Gracioso, gdur ^\^\ 18. Sz.: Marcia, 
cdur 2/4), dem Gebrauch der damaligen Zeit folgend, einem 
andern Komponisten. 



— 145 — 

Den Grundstock des Orchesters der Oper bilden die Streicher, zu 
denen 2 Flöten und 2 Oboen, vorübergehend auch 2 Homer treten. 

Heinritz' Behauptung,^) Wilhelmine habe für die Oper 
selbst „ein paar Arien" komponiert, erwies sich als richtig. Die 
Wolf enbütteler Partitur der Bernasconischen Musik enthält zwei 
Gesangsstücke, die den Vermerk tragen: „composta da Sua 
Altezza Reale". Wilhelmine bezeichnet die beiden Stücke als 
„Cavatinen" und meidet in ihnen die Form der neapolitanischen 
Da capo-Arife. Die von dem Bruder im April geäusserten Be- 
merkungen über die Arien „pour ne point 6tre r6p6ter" mochten 
die Markgräfin wohl veranlasst haben, mit diesen Kavatinen 
den Ideen Friedrichs eine Huldigung darzubringen. Die beiden 
Gesangsstücke wurden in die 17. .Szene eingeschoben und dem 
„Buon Genio" zum Vortrag übertragen. Wilhelmine zeigt in 
ihnen ihre Abhängigkeit von der italienischen Produktion der 
damaligen Zeit, ohne freilich einen höheren Gedankenflug zu nehmen 
und eine Tiefe der Empfindung zu erreichen, wie sie der Bruder 
in den langsamen Sätzen seiner Flötenkonzerte zum Ausdruck 
brachte. Hinsichtlich der Melodik wie der Stimmung sind sie 
mit Arien verwandt, die Graun in seinen Berliner Opern bot. 
Die beiden Stücke mögen anbei, mit einer Cembalostimme aus- 
gestattet, Mitteilung finden und zeigen, dass Wilhelmine zu jenen 
fürstlichen Personen des 18. Jahrhunderts gehörte, die ihren 
Empfindungen auch in Tönen Ausdruck zu verleihen vermochten. 

Aus der oben erwähnten Briefstelle Wilhelmines (vom 
28. November) erfahren wir, dass im Jahre 1755 Intermezzo- 
aufführungen in Bayreuth stattfanden. Über das Musikleben 
des Jahres 1756 orientiert uns Heinritz, ^) der in diesem Jahre 
von „Musikakademien" sowie der Aufführung einer Oper und 
eines „grossen französischen Singspiel [?]" spricht, femer das 
Textbuch^) zu der in diesem Jahre zur Darstellung gebrachten 
italienischen Oper: 



1) „Die Lebens- und Regierungs- Jahre des Markgrafen Friedrich zu 
Bayreuth«, a. a. 0., II, S. 6. 

2) Ebenda, S. 13 f. 

3) Der italienisch-deutsche Druck auf der k. Universitätsbibl. Erlangen 
(R. L. 63 a). 

Sohiedermair, Bayreuther Festspiele. 1 



— 146 — 

„Amaltea". Die ifarkgräfin hatte auch dieses Text- 
buch in französischer Sprache gedichtet und durch Luigi 
Stampiglia ins Italienische übertragen lassen. Die Musik 
war „di vari Autori" komponiert, woraus hervorgeht, dass 
die damals herrschende Mode der Pasticcios auch am Bayreuther 
Hofe mitgemacht wurde. Die Dekorationen rührten wieder von 
Bibiena her. Die Balletts wurden von Bigatti arrangiert, die 
Titelpartie sang Sigra. Turcotti, Sigra. Bon stellte die Prinzessin 
Zamasi dar, Leonardi den Polidamante, Grassi den Massiva, 
Guiseppe Schuster den Polemone. Der Vertreter des Imilcare 
ist nicht genannt; die Partie dürfte vielleicht dem inzwischen 
„verstorbenen Tenor" [=Mannotti?] zugeteilt gewesen sein. 

Im „Argomento" der Oper hebt Wilhelmine hervor, dass sie 
den Stoff des Librettos frei erfunden habe, und verleiht der 
Hoffnung Ausdruck: „Li singolari accidenti ed interessanti 
incontreranno Tuniversale aggradimento per la loro novitä". 
Wilhelmine führt uns nach Karthago. Amaltea hatte den Mörder 
ihres Gatten geheiratet^ um ihrem Sohne das Leben zu retten. 
Als jedoch Imilcare diesem auch nach der Heirat noch nach- 
stellt, übergibt sie ihn dem Polemone. Nach Jahren findet sich 
nun Polidamante, ungekannt von Amaltea und Imilcare, am Hofe 
ein und unterjocht als Feldherr Imilcares die empörten Völker 
des Eeiches. Der Sieger gewinnt die Liebe der Prinzessin 
Zamasi, um die auch Massiva, der Sohn Amalteas aus zweiter 
Ehe, wirbt. Die Prinzessin entscheidet sich für Polidamante. 
Massiva ist entsetzt. Um den Eivalen beim Vater zu ver- 
dächtigen, liefert er diesem einen für Amaltea bestimmten Brief 
in die Hände, den Zamasi verloren hatte. So erfährt Imilcare 
von einer geplanten Zusammenkunft Amalteas mit Polidamante. 
Er überrascht die beiden und verurteilt sie trotz ihrer Auf- 
klärungen zum Tode. Als Amaltea und Polidamante von den 
Priestern geopfert werden sollen, dringen die Verschworenen, die 
dem Sohne ihres von Imilcare entthronten Königs treu geblieben 
waren, ein, töten Imilcare und befreien Amaltea und Polidamante. 
Massiva entzieht sich durch Selbstmord der Versöhnung mit 
Mutter und Bruder. 

Mehr noch als das etwas trockene L'Huomo-Libretto tut das 



— 147 — 

lebendiger gestaltete Amaltea-Textbuch dar, dass Wilhelmine mit 
den Mitteln und der Ausdrucksweise des damals herrschenden, 
italienischen Opernstils vertraut war. Zwar weicht die Ver- 
fasserin in der „Amaltea" von den bei Festopem üblichen 
Schlüssen ab, lässt dem Tyrannen keine Verzeihung zuteil werden, 
ihn vielmehr untergehen, und verzichtet in geschmackvoller Weise 
auf die festliche Vereinigung des Liebespaars und den Triumph 
Amalteas. Doch tritt auch in der „Amaltea" in der Anordnung 
der Szenen, der Form und Ausdrucksweise der Sologesänge der 
Einfluss Metastasios zutage. Wie in „L'Huomo", so tat auch in 
der „Amaltea" Stampiglia hierzu sein übriges. So mochte die 
Einfügung von Gesangsstücken, die vielleicht aus den Opern 
verschiedener Komponisten genommen und nun mit anderen Texten 
ausgestattet waren, desto leichter von statten gegangen sein. 
Die Behandlung von Chor und Tanz in der „Amaltea" lässt 
ersehen, dass der Eindruck, den die Texte des französischen 
Musikdramas auf Wilhelmine gemacht hatten, anhielt. Das Volk 
I jubelt in der 3. Szene des ersten Aktes dem siegreichen Poli- 
damante zu und gibt in der 8. Szene des dritten Aktes sein 
Mitleid mit dem Geschicke der zum Tode Verurteilten kund. 
Die Verschworenen verpflichten sich in der 1. Szene des dritten 
Aktes, den Tyrannen zu beseitigen. Die Priester bitten in der 
8. Szene des dritten Aktes die Götter, ihr Opfer gnädig aufzu- 
nehmen. In derselben Szene treten die drei Chöre zusammen in 
Aktion, wodurch die Schlussszene der Oper wesentlich gesteigert 
wird. Der zweite Akt wird durch ein Ballett der Fechter 
eröffnet, der dritte Akt durch ein „Ballett der Verschworenen", 
„che ballando mostrano di parlarsi e di concertare una grande 
impresa". Zur vollen Geltung aber konnten die Leistungen des 
Balletts in dem „Balletto in Pantomimo": 

„Osiride e Iside" kommen, das dem Operntextbuch 
angeheftet ist und wohl im Anschluss an die „Amaltea" ge- 
spielt wurde. Ob die Markgräfin auch die Verfasserin dieses 
Stückes ist, lässt sich nicht feststellen, jedoch angesichts der 
Tatsache, dass die markgräfliche Familie in ihm verherrlicht 
wurde, für wenig wahrscheinlich erklären. Die Pantomime be- 
handelt die Vereinigung des Osiride mit Iside und bot Gelegen- 

10* 



— 148 — 

heit zu glanzvollen Bühnenbildern, die mit dem Erscheinen 
Jupiters ihren Höhepunkt erreichen. Im Gegensatz zu den 
anderen Personen gibt Jupiter seinen Willen nicht durch Be- 
wegungen, sondern durch Worte kund, in die dann das Volk mit 
einer kurzen Huldigung einstimmt. Wahrscheinlicherweise hatte 
Heinritz von diesem Stücke Kenntnis erlangt und es dann wegen 
der eingeschobenen Gesaugsszene beim Erscheinen Jupiters als 
„grosses französisches Singspiel" bezeichnet. Mit diesem „Ballette 
in Pantomime" lernen wir eine jener grösseren Bayreuther Tanz- 
produktionen französischer Provenienz kennen, für deren Aus- 
führung dem Hofe eine eigene Ballettgesellschaft zur Ver- 
fügung stand. 

Welche theatralischen Aufführungen das Jahr 1757 brachte, 
lässt sich nicht sagen. Aus dem Jahre 1758 berichtet Heinritz ^) 
von einem gelegentlich des Geburtstages des Märkgrafen dar- 
gestellten „italienischen Intermezzo". Die im gleichen Jahre 
vollzogene Vermählung des Herzogs Ernst Friedrich Carl von 
Hildburghausen mit der in Bayreuth erzogenen Prinzessin von 
Sachsen -Weimar dürfte ebenfalls zu Opemaufführungen Veran- 
lassung gegeben haben. Einen empfindlichen Schlag erlitt aber 
das Bayreuther Musikleben, als am 14. Oktober die Markgräfln 
starb. Zaghini, der so lange Jahre dem Hofe gedient hatte, 
richtete an den Markgrafen ein Kondolenzschreiben,^) dessen 
Worte „sono fuor di me stesso, ne so, come esprimerlo" sicher- 
lich aus aufrichtigem Herzen gekommen waren. Wie Zaghini, 



1) A. a. 0., S. 31. 

2) Der Wortlaut des Schreibens (A. Bamb., Acta das Absterben der 
Frau Markgräfin . . . betr., Märker, Rep. 188) ist folgender : 

„Altezza Serenissima 
Etole il rammarico, e tristezza, che io provo nella funesta nuova riceuto 
della morte inospettata di S. A. R. , che sono fuor di me stesso, ne s6, 
come esprimerlo ; La magnanimita e clemenza Reale, con cui mi hk sempre 
Ella riguordato e Tossequiosa, ed* unite mia servitk, che sempre le üb 
viverentemente professato possono essere alF Altezza Yostra sincera 
testimonj del mio sommo dolore, che mi a stimolato con lopresente di 
umigliore a Pie di delP Altezza Vostra le mie piu rispettosa condoglianza. 
Supplico per touto umilmente 1* A. S. gradire quest' atto della mia 
osservanza e di continuormi gli efetti della sua Sourana beneficienza, 



^ 



— 149 — 

so mochten in jenen Tagen wohl die meisten Künstler am Bay- 
reuther Hofe fühlen. 

Infolge der Trauer um die verstorbene Markgr&fin unter- 
blieben im Jahre 1759 zunächst die Opemaufführungen. Bereits 
im September aber ging Markgraf Friedrich mit der Prinzessin 
Sophie Caroline Marie von Braunschweig -Wolfenbüttel seine 
zweite Ehe ein. Die Ankunft der neuen Markgräfin in Bayreuth 
wird wohl auch die Hofmusik zu Darbietungen veranlasst haben. 
Nach Heinritz ^) wurden im Jahre 1760 Opern „nicht mehr ge- 
halten"; „ein Singspiel in dem französischen Theater und ein 
italienisches Intermezzo -Spiel glich den sonstigen kostbaren 
Opern keineswegs". Und ähnlich scheint es auch in den nächsten 
Jahren mit Musikaufführungen in Bayreuth gehalten worden 
zu sein. 

Die „Adress- und Schreibkalender" der Jahre 1760, 1761 
und 1763'^) führen folgendes „Hof-Capell- und Cammermusik" 
Personal auf: 

Oberdirektor: Graf von Mirabeau(1760 — 61). Kapell- 
meister: Pfeiffer (1760—61). Vokalisten: Turcotti 



mentre bacciandole iU Lambo della sue veste mi pregio dessere profon- 
damenta . . . 

Jano. 31. 8*>re 1758. Servitore Giacomo Zaghini.* 

Im AnschlosB hieran möge auch der Kondolenzbrief Stampiglias 
(ebenda) mitgeteilt werden: 

,,Monseignear 

Rien ne sauroit ezprimer Taffliction, que m'a cauB^ la douloreose 
nouvelle de la mort de S. A. Royale Madame la Marggrave Yötre Auguste 
Epouse. Je ne trouve point de termes proportion^s pour m^aquiter envers 
y. A. S. de mes devoirs dans cette funerte circonstance. 

Je suis confus, Monseigneur, d'etre dans la dure necessit^, d'implorer 
a cette occasion la genereuse Protection de Y. A. S., mais la Situation 
de mes affaires est dans un' Etat, que, si Elle retiroit ses bienfaits, je 
serois perdü, sans aucune ressoursce. 

Je suis si persuad^ de la Clemence, que Yotre A. Ser. m'a toujours 
temoign^, que j'ose esperer qu'EUe deignerk me la continuer 

Florence le 4 de Nov. 1758. Louis Stampiglia'^. 

1) A. a. 0., ß. 50 f. 

2) K. Universitätsbibl. Erlangen und Kammer archiv der k. Regierung 
von Oberfranken in Bayreuth. Der Jahrgang 1762 fehlt; das Besoldungs- 
verzeichnis vom Jahre 1762 (s. oben) vermag ihn einigermassen zu ersetzen. 



— 150 — 

(1760—63), Leonard! (1760—63), Grassi (1760—63), 
E. C. Dressler (1761), Nicolina Eosa (1760-63), Leo- 
poldo Burgioni (1760—63), Ottavia Gueri (1763). 
Konzertmeister: Joh. Wolfg. Kleinknecht (1760 — 63). 
Vizekonzertmeister: Jak. Fr. Kleinknecht (1760 — 63, 
1763 als „Hof-Compositeur" bezeichnet). Flaut. Travers.: 
Döbbert (1760—63), Christ. Ferd. Wunderlich 
(1760—63, 1763 auch als „Cammer-Hautboist" bezeichnet), 
Joh. Stef. Kleinknecht (1760—63), Gotth. Liebes- 
kind jun. (1760 — 63). Clavicembalist : Chr. Lud. Hien 
(1763). Violinisten: Joh. Gottl. Richter (1760— 63), Chr. 
Sam. Hofmann (1760—63, zugleich als „Hoforganist" ge- 
nannt), Joh. Dan. Leuthardt sen. (1760 — 61), Chr. H. 
Kürbitz [= Körbitz] (1760-63), Joh. Mich. Glaser 
(1760—63), Piantanida sen. [= Biantolino ?] (1760—63), 
Casp. König (1760—61), Beruh. Joach. Hagen (1760—63), 
G.H.Thomas(1760— 63), N.Dressel (1760—61), J.Christ. 
Hofmann sen. (1760 — 63), J. Aug. Hofmann jun. 
(1760—61), Gottfr. Wilh. Morus (1761—63), Fr. Carl 
Schemer (1761—63), E. C. Dressler (1763), Breil (1763), 
N. Kern (1763). Braccioisten : J. Lor. Steinhäusser 
(1760—63), J. Fr. Heini sen. [= Heinel] (1760), Joh. Siegm. 
Weidemann (1760—63), Sam. Fr. Leuthardt (1760— 63). 
Bassonisten: Joh. Gotth. Liebeskind sen. (1760 — 63), 
Joh. Gottl. Liebeskind jun. (1760 — 63). Violoncellisten: 
Joh. H. Const. Zabitzer (1760—63), Peter Buchta 
(1760—63), Nie. Fr. Hof mann (1760—63), Piantanida jun. 
[= Biantolino?] (1760—63), Joh. Balth. Kehl (1760-63), 
Leuthardt (1763). Contraviolinisten: Joh. Nie. Kohl 
(1760—63), Halmb (1760—63). Hautboisten: Tiefert 
(1760—63), Peter Frank (1760—63), Venturini Colom- 
bazzo (1763). Cornoisten: Vogel (1760—63), En giert 
(1760), J. Fr. Heinel (1760—63). 
Der „Etat de la Dance" bestand aus den 

Tänzern: Fr. Schuman (1760— 63), Bigatti (1760— 63), 
Eusler sen. (1760—63), Romolino (1760— 63), Dupetit 
(1760—63), Eusler jun. (1760—63), Rossi (1760—63), 



— 151 — 

Costa (1760—61), Caplan (1763), Vanouc (1763), 
und den Tänzerinnen: Balby (1760 — 63), Maria Bigatti 
(1760—63), Vanouc (1760—63), Gatelois (1760—63), 
Schvaberin Tainee (1760-63), Bigatti (1760-63), 
Dupetit (1760—63), Schvaberin cadette (1760—63). 

Für das Jahr 1762 ist ein allerdings nicht vollständiges 
Verzeichnis^) erhalten, das uns einen Einblick in die Besoldungs- 
verhältnisse der Bayreuther Sänger und Musiker in jener Zeit 
tun lässt: 

Pfeiffer 1575 Rthlr. 

Turcotti«) 1200 „ 

Stefanino 1500 „ 

Grassi 1000 „ 

Zaghini 400 „ 

[== wohl eine Pension.] 

Kleinknecht (Konzertm.) . . 700 ,, 

Kleinknecht (Vizek.) ... 600 „ 

Eichter 300 „ 

Piantanida u. dessen Sohn . . 1333 „ 16. 

Körbuz [= Kürbitz, Körbitz] . 300 „ 

Hagen 264 „ 

Leuthardt sen 203 „ 8. 

König 166 „ 16. 

Glaser 166 „ 6. 

Thomas 100 „ 

Moi-us 166 „ 6. 

Schemer 66 „ 

Buchta (Tromp.) 50 „ 

Kohl 168 „ 

Kohl 200 „ 



1) ,,BesolduDg der sämtlichen Cammer- und Hofmusicis auf das 1762 te 
Jahr", im Greh. Staatsarchiv Berlin (Abschrift des Herrn Dr. Reich). 

2) Nach Heinritz („Neue Beiträge zur Geschichte der Ereishauptstadt 
Bayreuth" a. a. 0., S. 6) hätten: Turcotti (bei ihrem Abgang, 1763) 
1920 fl. Besoldung, 402 fl. Weingeld, 160 fl. Reisegeld, Zaghini 1500 Rthlr. 
(aus Kammermitteln) und 24 Carol. von der Hoheit, Fourage für 2 Pferde 
und bei seiner Reise nach Italien im Jahre 1789 400 fl. Reisegeld bezogen. 



— 152 — 

Buchta 50 Rthlr. 

Dobbert [= Döbbert] ... 400 „ 

Steinhäusser 116 „ 16. 

Wunderlich 200 „ 

Leuthardt jun 116 „ 16. 

Zebüser [= Zabitzer] ... 200 „ 

Liebeskind sen 283 „ 16. 

Halmb 150 „ 

Kleinknecht (Fl. Trav.) . . 200 „ 

Liebeskind 200 „ 

Hofmann (Hoforg.) .... 188 „ 
Hofmann (Violonc.) .... 236 „ 16. 

Englert 116 „ 6. 

Fogel [= Vogel] 116 „ 6. 

Heini 64 „ 8. 

Peter Buchta 22 „ 6. 

Hofmann 22 „ 6. 

Hofmann (Pauker) .... 32 „ 6. 

Dressler 208 „ 8. 

Venturini [sc. Colombazzo] . 1000 „ 

Hien 266 „ 16. 

Fr. Schumann 1200 „ 

Balby 1200 „ 

Le Sr. Bigatty ..... 1600 „ 

MUe. Bigatty 1000 „ 

Gatelois 900 „ 

Le Sr. Dupetit 600 „ 

Md. Dupetit 600 „ 

Aus dieser Aufstellung ersehen wir, dass die deutschen 
Musiker wie auch anderwärts weit geringere Gagen bezogen, 
als das Sänger- und Tänzerpersonal. Auch nach dem Tode 
Wilhelmines behielt der Markgraf Sänger und Listrumentalisten 
bei, ohne ihre Zahl wesentlich zu verringern. Kamen auch, wie 
Heinritz behauptet, grössere Opemvorstellungen nicht mehr zu 
Stande, an Beschäftigung wird es der Hofmusik auch jetzt 
sicherlich nicht gefehlt haben. Mit den Besoldungen, die um 
jene Zeit in Berlin oder Dresden ersten Künstlern geboten 



r 



— 153 — 

Würden, konnten die Bayreuther Gehälter freilich einen Vergleich 
nicht aushalten. Solche Gehälter überstiegen die Mittel des 
Bayreuther Hofes, die ohnehin schon durch den Opemetat stark 
in Anspruch genommen waren. So musste sich der Hof damit 
begnügen, Künstler vom Range der Hasse, Faustina, Porporino 
auf ihrer Durchreise vorübergehend kennen zu lernen. 

Am 26. Februar 1763 verschied Markgraf Friedrich, der 
seine erste Gemahlin nicht lange überlebt hatte. Das war ein 
vernichtender Schlag für die Bayreuther Oper. Markgraf 
Friedrich Christian übernahm die Regierung des Landes mit 
dem Befehl, den Hofstaat einzuschränken und „alle Italiener 
und Franzosen fortzuschafEen".^) Mag nun der neue Markgraf 
selbst oder dessen Hofmarschall von Treskow hierzu die Ver- 
anlassung gegeben haben, der Abgang des Sänger- und Tänzer- 
personals wurde zur Tatsache. So konnten die Leipziger 
„Wöchentlichen Nachrichten und Anmerkungen die Musik be- 
treffend" am 9. Dezember 1766 von den in der Bayreuther Hof- 
musik vollzogenen Veränderungen melden: „dass nebst denen 
italienischen Virtuosen auch sämtliche Castraten und 
Sängerinnen abgegangen", sowie, dass diese „Kapelle durch 
das im Jahre 1761 erfolgte Absterben ihres berühmten und 
verdienstvollen Kapellmeisters, des Herrn Hofrath Pfeiffer, einen 
grossen Verlust" erlitten. Im Anschluss hieran berichten sie, 
dass „Sr. jetzoregierende Hochf. Durchl. zu Bayreuth alle Instru- 
mentalisten zu höchst dero Ergötzung nach ermüdenden Regie- 
rungsgeschäften und zur Zierde dero Hofes beibehalten", und 
nennen in fast vollständiger Übereinstimmung mit dem Adress- 
kalender des Jahres 1764 als „Musikdirektor": Jakob 
Friedrich Kleinknecht; als Konzertmeister : Joh. Wolfg. 
Kleinknecht; als Traversisten : Döbbert, G. Gotth. 
Liebeskind, Joh. Stef. Kleinknecht; als Violinisten: 
Richter, Körbitz, Hagen, Thomas, J.Christ. Hof- 
mann, Glaser, Morus, Breil, Buchta, Kern (im 
Adresskalender noch: Dressler); als Hautboisten : Wund er - 



1) S. hierzu J. W. Holle, „Friedrich ChristiaD, der letzte Markgraf von 
Bayreuth" im „Archiv f. Gesch. u. Altertumsk. von Oberfranken", Bd. V, S. 7. 



— 154 — 

lieh, Frank, Tiefert; als Cornoisten: Vogel, Heinel; 
als Braccioisten : Leuthardt sen., Steinhäuser; als Basso- 
nisten: Liebeskind sen., Liebeskind jun.; als Violon- 
cellisten: Kehl, Nik. Fr. Hofman, Buchta, Leuthardt 
jun. (im Adresskalender noch: Zabitzer); als Kontra- 
violinisten: Halmb. 

Später als an anderen Höfen war die italienische Oper in 
Bayreuth zur Herrschaft gelangt. Unter dem Schutze und der 
fördernden Hilfe Wilhelmines hatte sie sich hier entfaltet. Mit 
dem Regierungsantritt Friedrich Christians wurde sie aus 
Bayreuth vertrieben. In alle Welt stob die Sängerschar aus- 
einander. Eine immerhin noch respektable Hofkapelle blieb 
übrig, aber auch ihr war keine lange Tätigkeit mehr beschieden. 
Im Jahre 1769 starb bereits Markgraf Friedrich Christian, 
ohne Nachkommen zu hinterlassen. Holle*) erzählt von ihm, 
dass er die Musik geliebt, jedoch an den „künstlichen Tönen 
der Kamraerkapelle" wenig Gefallen gefunden habe. Nach 
seinem Tode ging das Fürstentum an den Markgrafen von 
Ansbach, Alexander, über, der dann im Jahre 1791 die beiden 
Fürstentümer an Preussen abtrat. 



1) S. hierzu J. W. HoUe, „Friedrich Christian, der letzte Markgraf von 
Bayreuth" im „Archiv i. Gesch. u. Altertumsk. von Oberf ranken^', Bd. V, S. 15. 



Rusblick. 






>an Paul Friedrich Richter. 



[t anehmigong d«r UdLod Deuticbe TerUgiguellxihtn, Stutlgut.) 



[ 



Aus der glänzenden Residenzstadt der Markgrafen war 
im Wandel der Zeiten eine ruhige Provinzstadt geworden. 
Zahlreiche fürstliche Bauten standen vereinsamt, Zeugen ver- 
gangener Pracht und Kunstpflege. Doch waren mit der alten 
Zeit die Musen nicht aus der Stadt geflüchtet. Hatten vordem 
die Markgrafen Bayreuth zum Mittelpunkt der künstlerischen 
Bestrebungen ihres Landes gemacht, so gaben jetzt einzelne 
Künstler dem geistigen Leben der Stadt das Gepräge. 

Im Sommer 1804 war Jean Paul in Bayreuth ein- 
getroffen, das bis zu seinem Tode seine Heimatsstätte bleiben 
sollte. Besonders gerne weilte er in dem bescheidenen Hause 
Dorothea EoUwenzels, wo auch die Mehrzahl seiner Bayreuther 
Schriften entstand.*) Gesinnungsgenossen, Schriftsteller und 
Künstler fanden den Weg zu ihm auch nach Bayreuth, unter 
ihnen E. Th. A. Hoffmann. 2) Am Schlüsse der zu dessen „Phan- 
tasiestücken" im Jahre 1813 geschriebenen Vorrede begrüsst 
Jean Paul in Hoff mann „die Erscheinung eines hohen Ton- 
künstlers" und macht die oft zitierte Bemerkung : „Desto besser 
und seltener ! denn bisher warf immer der Sonnengott die Dicht- 
gabe mit der Rechten und die Tongabe mit der Linken zwei so 
weit auseinanderstehenden Menschen zu, dass wir noch bis diesen 
Augenblick auf den Mann harren, der eine echte Oper zugleich 
dichtet und setzt." Jean Pauls Wunsch sollte in Erfüllung 
gehen, und gerade Bayreuth die Wirkungsstätte eines Künstlers 
werden, der „eine echte Oper zugleich dichtete und setzte". 

Schon seit geraumer Zeit war in RichardWagner der 
Festspielgedanke lebendig, als er im Frühjahr 1871 daran ging. 



1) P. Nerrlich, „Jean Paul. Sein Leben und seine Werke", 1889, S. 467 ff. 

2) Ebenda, S. 553. 



— 158 — 

denselben in die Wirklichkeit umzusetzen. „Still und unvermerkt" 
hatte er zu diesem Zwecke Bayreuth^) „in Augenschein ge- 
nommen". Die Idee, „das berühmte markgräfliche Opernhaus 
zu benutzen," wurde beim „Gewahrwerden seiner inneren Kon- 
struktion" fallen gelassen. Doch hatte die ;,Eigenthümlichkeit 
und die Lage der freundlichen Stadt" in ihm einen so günstigen 
Eindruck hinterlassen, dass er im . Spätherbste desselben Jahres 
wiederum nach Bayreuth ging, „um mit den bürgerlichen Be- 
hörden Bayreuths selbst in unmittelbaren Verkehr zu treten." 
Aus den „Bayreuther Briefen"'-) Wagners geht deutlich hervor, 
mit welch enormen Schwierigkeiten gekämpft werden musste, 
bis am 22. Mai 1872 die Grundsteinlegung des neuen Festspiel- 
hauses und am 13. August 1876 die erste Festspielaufführung 
stattfinden konnte. Sollte das markgräfliche Opernhaus auch 
für die Festspielaufführungen nicht in Betracht kommen, so 
wurde es doch gelegentlich der Feierlichkeiten der Grundstein- 
legung des neuen Hauses zu jener glanzvollen Aufführung von 
Beethovens „9. Symphonie" benützt. Wagner schreibt hierüber 
im Anschluss an einen kurzen Überblick über die geschichtliche 
Entwicklung Bayreuths^): „Wem wären aber die verwunder- 
lichsten Gedanken fremd geblieben, als er am 22. Mai 1872 auf 
derselben Stelle Platz genommen, welche einst der markgräfliche 
Hof mit seinen Gästen, dem grossen Friedrich selbst an der 
Spitze, erfüllte, um ein Ballett, eine italienische Oper, oder eine 
französische Komödie sich vorführen zu lassen, und von der- 
selben Bühne her die gewaltigen Klänge dieser wunderbaren 
neunten Symphonie von deutschen Musikern, aus allen Gegenden 
des Vaterlandes zum Feste vereinigt, sich zutragen liess; wenn 
endlich von den Tribünen herab, auf welchen einst gallonierte 
Hoftrompeter die banale Fanfare zum Empfange der durch- 
lauchtigen Herrschaften von selten eines devoten Hofstaates 
abgeblasen hatten, jetzt begeisterte deutsche Sänger den Ver- 
sammelten zuriefen: „Seid umschlungen, Millionen!", wem 



1) Richard W^ agner, „Gesammelte Schriften und Dichtungen", 4. Aufl., 
Bd. 9, S. 324. 

2) Von C. Fr. Glasenapp 1907 herausgegeben. 

3) „Gesammelte Schriften und Dichtungen", a. a. 0., Bd. 9, S. 334. 



Richard Wagner. 



(Uli OBnehmigunB der Firma F. Bmckmimn A.-G., Mtinclieii 



— 159 — 

schwebte da nicht ein tönend belebtes Bild vor, das ihm den 
Trinmph des deutschen Geistes unabweisbar deutlich erkennen 
_ liess ? " 

I>as Bayreuther Festspielhaus erwies seine Lebenskraft 
aucli nach dem Tode seines Begründers. Mochten fürstliche nnd 
bürgerliche Eeisende im 18. Jahrhundert das Bayreuther Opern- 
haus aufsuchen, so pilgern sie heute ins Bayreuther Festspiel- 
haus und betrachten das markgräfliche Opernhaus als Sehens- 
würdigkeit. Die Zeit aber, zu der dieses seine Bestimmung er- 
füllte, wählte Wagners Sohn, Siegfried, freilich mit nicht 
immer glücklicher Hand, zum Hintergrund seiner Oper „Herzog 
Wildfang". 

So lassen sich mannigfache Beziehungen beistellen zwischen 
„Alt- nnd Neuhayreuth", zwischen den Bayreuther Festspielen 
im Zeitalter des Ähsointismus und jenen der neuesten Zeit. 



Namenregister. 



Adami 111. 
Adolph 14. 
Albinoni, T. 70. 137. 
Algarotti 141. 
Amadei 53. 

Amanthi, Wilh. Ad. 18. 
Amato, Carolo 7. 
Angielo 41. 
Apfel, Christ. 18. 
Ariosti, Attilio 44. 45. 58. 
Astrua 122. 124. 130. 
Aureli 62. 116. 

JBadia 44. 

Balby, ßosina 133. 151. 152. 

Baum, Gottfr. 17. 

Bayer, Casp. 18. 

Beethoven 158. 

BelfiDg 14. 

Benda, Franz 99. 100. 107. 112. 

Benedetta s. Molteni. 

Bentivogiio 23. 

Bernardoni, Ant. 44. 45. 

Bernasconi, Andrea 112. 141. 142. 

143. 144. 145. 
Besser, Joh. von 45. 
Biantolino, jun. 132. 150. 151. 
Biantolino, sen. 132. 150. 151. 
Bibiena, Carlo Galli 139. 
Bibiena, Guis. Galli 123. 
Bigattj 133. 150. 152. 
Bigatty, Mariane 133. 151. 
Birken, Siegm. von 6. 7. 
Elaehe 133. 






Blondeval 133. 

BöUing, Andreas 111. 

Bösswillibald 18. 

Bolch, Phil. 17. 

Bonn, Rosa 130. 131. 146. 

Bontempi, Andrea 6. 

Boretti 116. 

Borosini, A. 41. 

Borosini, Fr. 41. 

Bosehi, Guis. 44. 

Bostel 37. 51. 

Both 14. 28. 

Boyer 133. 

Breil 150. 153. 

Bressand 55. 

Buehta 14. 28. 

Buchta, Georg 15. 

Buehta, Georg Conr. 111. 

Buchta, Georg Wilh. 111. 

Buchta, Joh. Georg 111. 

Buchta, Peter 111. 132. 150. 159. 

Burgioni, Leopoldo 150. 

Calvi 62. 
Camargot 133. 
Campra 140. 
Candarelli 110. 
Caplan 133. 151. 
Carcani 112. 
Carestini 110. 121. 
Cassati 126. 131. 
Cavallari, Giac. 131. 
Cavalli 55. 57. 
Chiochetti 86. 



LQSS 14. 

ccW 112. 

delli di Pohnenfeld, Giov. Dom. 13. 

lerus, Hart'iD 8. 9. 

lombazzo, Venturitii 150. 152. 

nradi 48. 

Qti, Franc. 41. 42. 43. 

rtelliui, Anna Maria 18. 

saani, Guie. M. 18. 

Bta 151. 



ipeda 5S. 
irioni 1S8. 



ader 1S2. 

eeüraineB 133. 

lener, Job. Otto 110. 118. 117. 119. 

121. 

öbbert, Chr. Priedr. 98. 100. 101. 

102, 103. 106. 111. 131. 150. 152. 153. 
öbrichtin, Magdal. Eluab. 15. 
orle 30. 
>oDiDi 128. 
TMBel, N. 132. 150. 
►resfller, E. C. 150. 
►rcEin 29. 
»roitlin, Tobiaa 5. 
lubuuBOn 122. 
)u Petit 133. 151. 152. 
>upres 122. 133. 
»nrant, P. Charl. 132. 

Sberard, Gtiustina 110. 112. 117. US. 
121. 131. 134. 

logiert, Job. Lorenz 132. 133. 150. 152. 
laaliD, Job. Dav. 132. 
Irdmano, Ludw. 18. 
IrastiD, Christ. Elisabeth 48. 

?'aber 28. 

'alkenbageo, Adam 111. 

'auatina 121. 124. 134. 
•edeli, Ruggiero 11. 14. 23. 
'eind 69. 
'errini 44. 
'iorentini 133. 

SebladermBir, Buynutber ^uMpiele. 



Fiorillo 112. 

Fiorina, Anna 133, 

Fischer 14. 28. 

Fischer, Joh. 16. 

Pörtech 62. 

Portmeyer 28, 

Poulqae 133. 

Frank, Peter 132. 150. 154. 

Freachi, Dom. 50. 

PrillJ, Stef. 18. 

Furiosa, Marg. 105. 110. 

Oaetano 41. 44. 

Galletti, Giov. Andrea 110. 113. 117. 

119. 130. 121. 131. 134. 135. 136. 
Galuppi 112. 
Garnier 133. 
Gaspari, Giov. P. 119. 
Gaapariai 53. 109. 122. 
Gateloij, 161. 152, 
Gebhard, Job. Adam 18. 
Geiit«chau, Nik. Priedr. 111. 
Gerardiui a. Seilerina. 
Gerhard 133. 
Gherardi 133. 139. 
Giacinto, Gior. 131. 
Glaser, Joh. Mich. 132. 133. 150. 153. 
Gluck 137. 
öontard 133. 
Graci 130. 

Grassi, Andrea 131. 146. 150. 151. 
Graun 98. 99. 100. 101. 107. 109. 122. 

125. 127. 129. 145. 
Gnerardi 122. 
Gneri, Ottavia 150. 
Guilio 41. 
Gutzkow 95. 

Händel 56. 

Hagen, Bernh. Joach. 111. 131. 150. 

151. 153. 
Halmb 132. 150. 152. 154. 
Hasse 107. 112. 116. 121. 127. 134. 

137. 188. 139. 142. 143. 
Heidemann, Jak. 132. 
Heinel, Joh. Fr. 132. 150. 
11 



162 — 



Heinel, Joh. Friedr., sen. 132. 150. 152. 

HeiDrits, J. G. IX. X. 

Hessin 80. 

Hiele, Joh. G. 17. 

Hien, Chr. Lud. 150. 

HofiPmann, Christ. Sam. 111. 131. 150. 

Hoffmann, E. Th. A., 157. 

Hofmann 98. 100. 

Hofmann, Joh. Aug. 132. 

Hofinann, J. Aug., jun. 150. 

Hofmann, Joh. Christoph 182. 

Hofmann, J. Christ., sen. 150. 

Hofmann, Joh. Jak. Christoph 132. 

Hofmann, Nik. Fr. 132. 150. 

Holter 69. 

Hopfiier, Ferd. Burchard 8. 

Hummel, Friedr. 18. 

Hunold 69. 

Hurlehusch, Konr. Friedr. 82. 

Hyacinthe 133. 

JTacinthe 125. 
Jahn, Joh. Sam. 111. 
Jassinte 188. 189. 
JomeUi 112. 
Jose 28. 

Kajser, Joh. 88. 

Kehl, Joh. Balt. 132. 150. 154. 

Reiser 72. 

Kern, N. 150. 153. 

Keysleriu, Theres. 133. 

Kinzel, Joh. 111. 

Kiflter, Phü. 111. 

Kleinknecht, Jakob Fr. 131. 150. 151. 

153. 
Kleinknecht, Joh. Stef. 150. 153. 
Kleinknecht, Joh. Woifg. 110. 112. 

131. 134. 150. 151. 153. 
Kobelius, Joh. Aug. 15. 
Koch 14. 28. 

Köhler, Christ. Benj. 110. 132. 
Köhler, Joh. Christ. 132. 
Köhler, Joh. Mich. 111. 
Koller, Christ. Pauliua 16. 
König, Casp. 111. 131. 150. 



Körbiz, Christ. 132. 150. 151. 153. 
Körbis, Heinr. 132. 
Kohl, Joh. Balt. 182. 
Kohl, Job. Nik. 132. 150. 
Krafftmejem, Lisette 133. 
Krieger, Johann 8. 9. 11. 
! Krieger, Joh. Phil. 8. 9. 11. 55. 
Kubin 14. 28. 
Kurwitz 141. 

liampugnani 139. 
Landini 41. 
Lang, Balthasar 4. 
Legrenzi 23. 

Leonardi, Stefanino 110. 112. 121. 125. 
130. 131. 134. 139. 141. 146. 150. 151. 
Leuthardt, Joh. 132. 
Leuthard, Joh. Dan., 111. 131. 151. 
Leuthardt, Sam. Friedr. 132. 150. 
Liebeskind 111. 
Liebeskind, G. Gotth. 153. 
Liebeskind, Gotthelf 132. 150. 
Liebeskind, Joh. Gotth., sen. 150. 
Liebeskind, Joh. Gottl., jun. 150. 
Liebeskind, Gottl. 132. 
Lindner 14. 
Lipoid 28. 
Lochetj 133. 
Lotti, Ant. 81. 82. 83. 
Lulli 22. 58. 

Maccioni 7. 

Mahaut, Antoine IIÖ. 

Malter 133. 

Malvezzi 62. 

Mannotti 130. 131. 141. 146. 

Marini, Cesare 131. 141. 

Marquisini 10. 

Mattei, Colomba 131. 139. 

Me'cour, Franz 133. 

Meetsch, Christoph 132. 133. 

Metastasio 36. 115. 116. 117. 118. 120. 

136. 138. 142. 
Meydier 28. 
Michel 28. 
Michel, Jean 80. 



— 163 — 



Minato 57. 77. 

Molteni, Benedetta 124. 189. 

Montagna 17. 

Moron 28. 

Morus, Gottfr. Wilh. 150. 153. 

Mouranti 29. 

Müller, Joh. 132. 

Negro, Pasqu. 181. 189. 
Nereter 14. 28. 
NeumaDn 28. 
Neusinger 139. 
Orlandini 53. 

PagaDelli, Guis. Aot. 101. 104. 105. 

110. 113. 134. 
Paganelli, Johanna 105. 110. 
Palesi 131. 
Pallavicino 81, 82. 
Pampino 112. 
Pantalonin 14. 
Paul, Jean 157. 
Pellegrini 112. 
Perez 143. 

Peringer, Friedr. 132. 133. 
Pescetti 112. 115. 
Petit 133. 
Pfeiffer, Joh. 98. 99. 100. 101. 108. 

110. 113. 131. 134. 149. 151. 153. 
Philippo 28. 

Piantanida s. Biantolino. 
Pistocchi, Franc. Ant. 18. 
Pollarolo, C. Franc. 20. 58. 
Poma, Glos. 131. 
Pompeati, Teresia 131. 141. 
Popp, Dietr. 182. 
Porpora 112. 116. 125. 
Porporino 110. 117. 
Postel 37. 62. 
Potthoff, Joh. Heinr. 111. 
Prin 133. 
Purschka, Joh. Jak. 132. 

quantz 99. 102. 103. 109. 112. 124. 
125. 128. 



Raimond 183. 

Bameau 140. 142. 144. 

Ran, Joh. Christ. 18. 

Raymond 133. 

Reuter 113. 

Rhönig 14. 28. 

Ricci, Giov. Marco 16. 

Richter, Joh. Gottl. 104. HO. 131. 

150. 153. 
Ritzstein, Balth. 18. 
Rothem, Frederica 133. 
Rollwenzel, Dorothea 157. 
Romani 122. 
Romoli 133. 
Romolino 150. 
Rosa 180. 

Rosa, Nicolina 150. 
Rossi 133. 150. 
Rottowsky 113. 
Rusler, jun. 133. 150. 
Rusler, sen. 133. 150. 

I^abadini, Gius. 62. 
Saint-Pierre 123. 
Salimbeni 122. 
Salvay 31. 
Santorelli 107. 
Scarlatti, A. 82. 83. 
Schaffrath 102. 
Scheibe, Joh. Ad. 113. 
Schemer, Fr. Carl 150. 151. 
Schiefferdecker 86. 
Schneider 18. 101. 
Schöntag, Joh. Dan. 29. 
Schuman, Franz 133. 150. 152. 
Schuster, Guis. 146. 
Schyaberin 151. 
Scio, Eleonora 31. 
Scogniano 41. 
Seckel, Conr. 29. 
Segalini, Adelaide 181. 
Seidel, J. M. 85. 
Seilerina HO. 112. 121. 131. 
SelUtti 112. 
Semdarelli 110. 
Sessler, Ludw. 18. 

11* 



— 164 — 



Sejdel, Iiaac 15. 

Sejffert, Jeremias 10. 

Sieger, Job. 111. 

SÜYio 41. 44. 

Simonetti, Einestine 29. 

Staden, Johaon 3. 4. 

Stampiglia, Loigi 141. 146. 147. 149. 

Stampiglia, Sigra. 131. 

StampigHa, Süvio 41. 42. 45. 

Ste£amno s. LeonardL 

SteinliSuBser 28. 

SteiDbäasser , Job. Lorenz 111. 132. 

150. 152. 154. 
Stella 16. 

Steurer, Wolfg. Pbü. 18. 
Stöbr, Andreas 111. 132. 
Stoelzel, Gottfr. H. 32. 62. 70. 
Straub 111. 
Sutterin 44. 

Tagliazucchi 129. 

Tartini 107. 

Tedescbino 131. 

Teissier 133. 

Telemann, Q. Ph. 32. 33. 87. 88. 

Teratella 143. 

Thomä, Job. Erb. 111. 

Thomas, Q. Heinr. 132. 150. 151. 153. 

Tiefert, Job. Conr. 132. 150. 154. 

Toüni 44. 

Torem, Guis. 18. 

Torri, Pietro 13. 



Traetta 143. 
Trögerin 14. 
Tnrcotti, Mia 131. 141. 146. 149. 151. 

Tanonk 133. 151. 

YeDtorina 128. 

Yignali, Agata 18. 

Vincentino 7. 

Yiolante 131. 

Vivaldl, Ant 112. 

Vogel, Job. G. 132. 133. 150. 152. 154. 

Voltaire 96. 117 140. 

l¥agner, Eicbard 157. 158. 159. 
Wagner, Siegfr. 159. 
Weidemann, Job. Sigm. 132. 150. 
Weidner, Job. Sigm. 132. 
Wirbabn, Peter 18. 
Wolff, Job. 18. 

Wunderlicb, Cbrist Ferd. 131. 133. 
150. 152. 154. 

Zabitzer, Job. Bartb. 92. 
Zabizer, Job. Const. 132. 150. 152. 
Zacbini s. Zagbini. 
Zagbini, Gioc. 104. 106. 107. 109. 110. 

112. 117. 118. 122. 124. 131. 134. 

139. 148. 
Zanetta 13. 
Zaubzker 111. 
Zeno, Apostolo 18. 41. 



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