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Beiti'äoe
{iologio (lor Pllauzen.
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hr. Frrdinuml Colin.
Kwfiiior Band. Erstes Heft.
Rr«L»a 1876-
.1. IT. ICcrn'* Verla
(MU lnl]«T>.
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Beiträge
zur
Biologie der Pflanzen.
Herausgegeben
von
Dr. Ferdinand Cohn.
Zweiter Band.
Mit Be oh.zeh.x^ Jl^skf ein..
• ••• Jv' • > ••
M^^^J^H
Breslaa 1877«
J. TT. Kem's Verlag
(Haz MUl«r).
Register zum 2^eiten Bande.
Heft. Seit«.
Averbaolly Dr. Leopold, Zelle und Zellkern. Bemerkungen zu
Strasburger^s Schrift: „Ueber Zellbildung und Zelltheilung." I. 1
Colui) Dr. Ferdinand) Bemerkungen über Organisation einiger
Schwärmzellen I. 101
— Untersuchungen Aber Bacterien. IV. Beiträge zur Biologie der
Bacillen. (Mit Tafel XI.) II. 249
EidAm, Dr. Ednard, die Reimung der Sporen und die Entstehung
der Fruchtkörper bei den Nidularieen. (Mit Tafel X.) . . . II. 231
Frank) Dr. A« B«, Ueber die biologischen Verhältnisse des Thallus
einiger Rrustenflechten. (Mit Tafel VII.) II. 123
Franstadtf Dr. A«, Anatomie der vegetativen Organe von Dionaea
mutcipula EM (Mit Tafel I- III.) . I. 27
Jnsty Dr. L.y Ueber die Einwirkung höherer Temperaturen auf die
Erhaltung der Keimfähigkeit der Samen. Arbeiten aus dem
pflanzenphysiologischen Institut am Polytechnikum zu Carlsruhe. IL III. 31 i
Koellf Dr., Untersuchungen Aber Bacterien. V. Die Aetiologie der
Milzbrand-Krankheit, begriindet auf die Entwicklungsgeschichte
des BaeOlu» Anthracit. (Mit Tafel XI.) II. 277
— Untersuchungen über Bacterien. VI. Verfahren zur Untersuchung,
zum Conserviren und Photograpliiren der Bacterien. (Mit drei
Tafeln, Photogramme in Lichtdruck, XIV. XV. XVI.). . . . III. 399
Nowakowskly Dr. Leon, Beitrag zur Kenntniss der Chytridiaceen.
(Mit Tafel IV- VL) L 73
— Beitrag zur Kenntniss der Chytridiaceen II. Pölyphagti$ Euglevae,
eine Chytridiacec mit geschlechtlicher Fortpflanzung. (Mit Tafel
VIIL und IX.) IL 201
Sekroeter^ Dr. J«, Ueber die Entwickelung und die systematische
Stellung von Tuio§t<ma Pers I. C5
— Bemerkungen und Beobachtungen fiber einige Ustilagineen. (Mit
Tafel XIL) IIL 349
— Nachtrag zu den Bemerkungen Aber einige Ustilagineen . . . III. 435
Soroklny Professor N«) Ueber zwei neue Entomophthora-Arten. (Mit
Tafel XIIL) IIL S87
Zelle nnd Zellkern.
BeiDerkoBgei n Stnsbnger's Sdirili: „Ueber IdlbOdaiig and tdlAriiaiig.''
Von
Prof. Dr. Leopold Anerbaoh.
Wenn ein Vertreter der Zoo -Histologie sich erlaubt, an diesem
Orte einige kritische Erörtemngen in phytologischen Angelegenheiten
Torzabringen, so hat er dazu nicht blos einen persönlichen Anlass
in dem Umstände, dass seine seit einigen Jahren auf dem Gebiete
der Zellentheorie entwickelten Ansichten in der oben genannten
wichtigen Schrift eines Botanikers zwar eingehende Berücksichtigung
aber trotz äusserlicher Uebereinstimmung mancher Befunde doch im
Kern der Sache entschiedene Angriffe erfahren haben, sondern er
entnimmt eine höhere Berechtigung daraus, dass es sich in diesem
Gonflicte um fundamentale Fragen handelt, welche beide Lager der
biologischen Forschung gleich sehr interessiren müssen, ja sogar um
eine Verständigung Aber die Orundbegriffe der Zellenlehre, über welche
man vielleicht einen Zwiespalt der Meinungen nicht für möglich
gehalten hätte.
Wer von der genetischen Einheit der organischen Welt überzeugt
ist, oder wer auch nur in abstracterer Weise einen wesentlichen
Zusammenhang der pflanzlichen und der thierischen Lebensgesetze
anerkennt und dabei berücksichtigt, dass divergirende Entwickelnngs-
richtungen doch von einer gemeinschaftlichen Grundlage ausgehen
müssen, wird zugeben, dass auf biologischem Gebiete in fundamen-
talen Dingen Uebereinstimmung vorhanden sein, und wo sie für den
Augenblick verloren scheint, der Wissenschaft wieder gewonnen
werden muss*
Es gab eine Zeit, wo die Forschung dieses Ziel auf ihre Fahne
schrieb, jene Zeit nämlich, da die Lehre von den Elementartheilen
der thierischen Organismen als eine jüngere Schwester der pflanz-
Cohn, Beiträge cur Biologie der PfUmsen. Band IL Heft 1. \
liehen Zellenlehre ans Liclit trat uod das bertlbmte Werk Schwann
geradezu den Titel trug: „Untersuchungen über die Ueberotnatim-
mnng in der SInictur und dem Wacbsthum der Thiere und Pflanzeu."
Das Streben nach Bioblung vnr damals so gross, dass eich mit dem
in raschem Anlaufe erlangten Einblicke in die Furmähnlichkeit der
Elementargebilde sogar die nämlichen Irrthllmer in Belreß' ihrer
Entwickelnng verbanden, welche indessen auf beiden Seiten allmäh-
lich in gleichem Sinne berichtigt wnrden durch die Erkenntnisa des
Protoplasma als der primüren nnd wesentlichen Orundaubslans der
Elementargehilde und der Theilung der Zellen ala der Überaus vor-
herrschenden Art ihrer Vermchrniig. Auch in dieaen Punkten vieder
war die botanische Forschung immer um einen Schritt der zoologi-
schen voraus, welchem aber letztere in ihrer Art rasch folgte.
Mühsamer kämpften sich einige andere Analogiecn durch,
welchen die Thierphyeiologie der pflanzlichen Vorbild und wohl von
anregendem Einflüsse auf dieae gewesen ist. So vor Allem der
Paralleliemna im Processi; der geschlechtlichen Befruchtung in beiden
Reichen, welcher für das grosso Gebiet der Rryplogamen durch die
Entdeckung der in diesem Überall vorkommenden aolhstbeweglidiea
Sperma -Elemente fast zur Identität sich erhob. Indem mau ferner
die Aufnahme von Saueretofl" durch die Pflanzen als einen wesent-
lichen Factor ihres Stofl'wechacls verstehen lernte und an den inaec-
tivoren Pflanzen die Fähigkeit conslatirtc, Eiweiss- Substanzen gana
wie Thiere zu vordaoen, wnrde selbst in BcIreS' des Chemismus die
Klnft zwischen beiden Naturreichen mehrfach überbrückt.
Freilich musaten auch andererseits im selbständigen Entwicke-
Inngagange beider Zweige der WisHenschafC manche der anfangs
angenommenen, namentlich manche histologische Parallelismen wieder
geopfert werden oder sich doch wesentliche Modificationen gefallen
hissen. Während z. U. von Schwann und noch lange nach ihm
die capiliaren Lymph- nnd Blutgefässe der Thiere ihrer Entwicke-
lung und ihrem Bestände nach, ganz analog dun pflandichen OcfUssen,
ala communicironde Hohlzellen angesehen wurden, ergaben sich jene
der späteren Forschung als Intcrcellulargänge, welche unmittelbar
von herumliegendem Gewebe begrenzt, nämlich durch dünne, aber
■US platten, kernhatligen Zellen zusammengefügte Wände eingebaut
■ind. Während ferner die pflanzlichen Elementartheilc, so weit sie
Gewebe constitutren, dnrchweg Zellen im nrsprUn glichen Sinne des
Worte sind, nämlich von festen oder m^mbranSsen Wänden einge-
fasste Eammem, hat es sich gezeigt, dass im thierischen Organis-
mus die Mehrzahl der eo genannten Zellen nackte Proloplasmakörper
bleiben. Und während im Ban der Pflanzen Intercellnlarsnbstanzen
nur eine geringe Rolle spielen, liefern im thieriachen Körper ftr den
Aufbau ganzer Organsjsteme und weit verbreiteter Gewebe, wie der
Knochen, de^ Knorpel, des Bindegewebes n. a. m., Intercellnlarsnb-
stanzen die Hauptmasse und machen sich neuerdings nicht als Aus-
scheidungen der Zellen, sondern als unmittelbare Umbildungen der
peripherischen Schichten des Zellprotoplasma geltend. Auch andere,
für specifische Functionen bestimmte Umwandlungen des Protoplasma
finden sich im Thierkörper in einer Häufigkeit und Mannigfaltigkeit,
welche dem einfacheren pflanzlichen Organismus abgehen, und neh-
men wichtige Studien fQr sich in Anspruch.
Solche und andere Verschiedenheiten des Materials, die fort-
schreitende Theilung der Arbeit und die Vertiefung in specielle
Probleme, namentlich aus dem an Mannigfaltigkeiten reichen Gebiete
der höheren Entwickelongen, haben, wie es scheint, allmählich eine
schädliche Entfremdung zwischen beiden Lagern der organischen
Naturforschung begünstigt. Die fruchtbare Wechselwirkung ist seit
längerer Zeit ziemlich sparsam gewesen, und man dürfte bei den
einzelnen Forschern selten viel Interesse selbst für die wichtigsten
Arbeiten der Schwesterdisciplin finden.
Eine um so erfreulichere Erscheinung ist in dieser Hinsicht das
oben genannte neue Werk Strasburgers, insofern es durch die
Berücksichtigung der gemeinsamen Wurzel pflanzlichen und thieri-
schen Lebens und durch vergleichende Untersuchungen über analoge
Processe auf beiden Gebieten charakterisirt ist. Auch dies Mal
freilich ist der Anstoss von zoo- histologischer Seite ausgegangen.
In meinen Studien über die thierischen Zellkerne war ich zu einer
Reihe von Erfahrungen und Ansichten über die Entwickelung und
die Lebensgeschichte dieser Gebilde gelangt, welche von den in der
Histologie herrschenden Vorstellungen in vielen wichtigen Punkten
wesentlich abwichen, während es sich fand, dass sie in mancher
Hinsicht mit denjenigen Vorstellungen übereinstimmten, welche über
pflanzliche Zellkerne Hofmeister gewonnen und in theilweise ent-
sprechender Art auch Sachs in seinem Lehrbuche niedergelegt hat.
In meiner bezüglichen Schrift ' ) verfehlte ich nicht auf diese Ueber-
einstimmung sowie auch auf andere botanische Beobachtungen (Wan-
derungen der Kerne, Hautschicht des Protoplasma und ihre Bezie-
hungen zur Bildung der Zellmembran) und deren Analogieen mit
>) Auerbach. Organologische Studien, Itcs und 2tes Heil, Breslau 1874
bei Morgenstern.
meinen Ergebnissen oachdrdcklich AnfmerkBam eh machen. I
Hinwejgungen fuDileii nuo einen raseben, wenn aacb nicht gans
conaonirenden WieJerliall in Strasburger's Schrift, aus welcher
ich freilicli, ebenso wie ans sonstigen mir gewordenen Mittheiltingen,
ersehen musate, Oass die Ansichten Ilorincistcr'a, auf die ich mich
berafen hatte, in der Botanik keineswegs darch eine allgemeina
Anerkennung fixirt sind. Zu besseTem Zusammenklänge gaben gleich-
seitig noch anderweitige ^soologiacbe Beobachtungen Veranlassang.
Einige Zeit nach meinen erwähnten Pnbiicationen halte Blltschli')
vorlänüge Andeutungen bekannt gemacht Ober eine von ihm bei der
Tbeilung thicrischer Zellen in der Kernregion derselben gefnndene
Blrnctnrcrschoinang, welche gflnzlich Ähnlich ist derjenigen, die bei
Pflanzen kurz zuvor Tschisli ak off^) als Pronuclens beschrieben
hatte, und die ungefähr glcicbzeilig Straaburger in vielen Fällen
beobachtet und zu einem Haupt gegen stände der Darstellong in se
beeeichneten Schrift gemacht hat. Durch diese mehrfachen BerOb-
rangen verschiedenaeitiger Forschungen sah sich Strasburger ver-
anlasst, nicht blos auf die bezüglichen Ergebnisse der Zoologen auf-
merksame vergleichende Blicke zu werfen, soudern sogar selbst ei
Excars auf das Gebiet zoologischer Beobachtung zu machen Nament-
lich hil er lintersnchungen über die Fnrchnng der Eier von Phtd-
lueia mammillaris angestellt, und seiner Schrift eine Daratellung der-
selben einverleibt, in welcher besonders diejenigen Vorgänge, welche
die Kerne betreffen, wesentliob conform seinen Ergebnissen an Pfi<a-
zen erscheinen.
Wenn man nnn die Befunde Strsabnrger's Über die Furch miff
von r/iallusia ftiammillann, abgesehen von aller Dentang, wie sie als
positive Eracbeinnngcn in seinen Abbildungen sich darbieten, io
Betracht zieht, ao zeigt sich leicht, dass sie sich fast vollständig
mit denjenigen decken, welche ich von den Eiern der Nematoden
beschrieben habe. Die Hauptdifferenzen sind die, dass schon bei der
Bildung des ersten Kerns eine strahlige Anordnung der DotterkOgel-
cben sich zeigt, und dass der Mittelatiel des Gebildes, welches ich
karyolytische Fignr genannt habe, etwas mehr Spindel förmig aaa-
sicht und eine meridion&le Längastreifung zeigt, Thatsachen, von
deren Richtigkeit ich mich in diesem Herbst selbst durch Unter-
suchung deaaelben Objects überzeugt habe, ohne sie mit meineB
frDher ausgesprochenen Ansichten in Widerspruch zn finden.
'I Ztadir. f. w. Zool. Bd. XXV. (18T5). 8 201-913 u. S. 4:ii;-4tl
«J Bot. Zeitg. IS75. No. 1-7.
Dennoch ist Strasbnrger auf Ornnd sowohl dieser wie seiner
pflanzlichen Befunde in den die Kerne betreffenden Hauptfragen zu
gänzlich den meinigen entgegengesetzten Resultaten gekommen, und
zwar hauptsächlich einerseits in Betreff des Processes der Neubil-
dung der Kerne, andererseits in Betreff der Art ihrer Vermehrung«
Ich muss nun diesen Angriffen gegenfiber auf meinen früheren
Ansichten beharren. Diese in extenso darzulegen und zu recht-
fertigen ist indessen hier nicht meine Absicht, um so weniger, als
meine eigenen Untersuchungen sich bisher fast nur auf zoologischem
Gebiete bewegt haben. Nur in so weit möchte ich meine Ansichten
hier vertheidigen, als ich eine Reihe triftiger Gründe für dieselben
aus einem genauen Studium der Schrift Strasburger' s selbst ent-
nehmen zu können glaube, und werden daher die folgenden Bemer-
kungen vorzugsweise einen kritischen Charakter tragen. Diese wer«
den aber nicht blos die eben bezeichneten Probleme, sondern noch
eine wichtige Differenz in den praeliminaren Begriffen berühren
müssen. Es handelt sich dabei um nichts Geringeres, als um die
Frage: Was ist in einem gegebenen Objecte als Zelle,
was als Kern, was als Nucleolus anzusehen? Man wird
zugeben, dass diese Bezeichnungen heute nicht mehr in einem ganz
allgemeinen, blos formalen Sinne gebraucht werden dürfen, dass
man nicht mehr, wie in der Kindheit der mikroskopischen Anatomie,
jedes beliebige Bläschen als eine Zelle, jeden festen Innenkörper der-
selben als Kern ansehen und gelegentlich etwa, wie das wohl vor-
gekommen ist, sagen darf, ein Amylumkom oder ein ChlorophyUkom
vertrete die Stelle des Zellkerns, dass vielmehr jene Worte Aus-
drücke sein müssen für t3rpische Substrate und Organe des Lebens,
deren jedes hinsichtlich seiner Substanz, Anlage und Bestimmung
überall ursprünglich identisch ist, so sehr sich auch im Laufe wei-
terer Entwickelungen Metamorphosen einstellen mögen. Da indessen
diese Charakteristika bisher noch sehr ungenügend erforscht sind, so
beruht die Anwendung jener Begriffe noch in gewissem Grade auf
subjectiver Anschauung, und ist vorläufig noch keineswegs in ihrer
Richtigkeit so gesichert, wie vielfach angenommen zu werden scheint.
In der That wird sich eben so wohl aus dem hier Vorzubringenden erge-
ben, wie es auch aus der Betrachtung anderer einschlägiger Arbeiten
zu entnehmen sein würde, dass in der Auffassung und dem Gebrauch
jener Grundbegriffe bedeutende Incongruenzen vorkommen. Diese
fallen nun nicht gerade dem einzelnen Forscher zur Last, und ich
möchte keineswegs in den folgenden Bemerkungen dem Autor des
besprochenen Werkes irgend welche Vorwürfe piacben. Wenn ein
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Kenner nnd Forscher wie Strasbnrger in den bezeichneten Punk-
ten Fehler gemacht haben sollte, so mass ihn der gegenwärtige
Stand seiner Wissenschaft gewissermaassen dazu berechtigt haben,
und wenn ich selbst mit meinen Einwendungen nicht Recht behalten
sollte, so hoffe ich doch wenigstens discnssionsbedfirftige Fragen
berfihrt nnd damit zu einer künftigen Elärnng and Sicherstell nng der
Begriffe beigetragen zn haben. Die Sache ist folgende.
In Betreff einer ursprünglichen Nenbildang von Zellkernen, wie
sie namentlich im Anfange aller embryonalen Entwickelnngen unzwei-
felhaft vorkommt, hatte ich behauptet: Vor der Neubildung
eines Kerns ist das Zellplasma durchtränkt von einem
eigenthfimlichen Safte, dem Kernsafte. Indem dieser
sich an einem Punkte zu einem Tropfen ansammelt, ist
die erste, einfachste, oft lange als solche bestehende
Form des Kerns gegeben. Der Kern ist also bei seiner
Entstehung eine Art Yacuole, d. h. eine tropfenförmige
Ansammlung einer vom eigentlichen Protoplasma ver-
schiedenen, dickflüssigen, hellen und homogenen Sub-
stanz in einer anfangs wandungslosen, d. h. nicht dnrch
eine besondere Schicht eingeschlossenen Höhle des
Protoplasma. Nachträglieh verdichtet sich eine der
Oberfläche des Tropfens anliegende Grenzschicht des
Protoplasma zu einer besonderen Wandung, der Kern-
membran. Die Kernhöhle ist also das Primäre am Kern,
seine Membran ein äusseres Accidens. Nachträglieh
auch, nnd zwar oft noch vor der Bildung der Membran,
treten im Innern der Höhle ein oder mehrere Nucleoli
auf, sich bildend, wie ich an Froscheiem sehen konnte, durch
allmähliche Zusammenballung feinster Kügelchen. Da
die Nucleoli sich in ihrer weiteren Ehitwickelung als Protoplasma-
körper erweisen, so nahm ich an, diass es entweder gleich bei der
Aussonderung des Kerntropfens in diesen mit fortgerissene, oder
nachträglich von der noch weichen Grenzschicht abgelöste Proto-
plasma-Molecüle seien, welche anfangs in dem Kernsafte zerstreut,
später zusammenrückend die Nucleoli constituiren. Noch füge ich
um des Folgenden willen hinzu, dass die Nucleoli der thierischen
Zellen, wenn sie grösser heranwachsen und in lebhaftere Thätigkeit
gerathen, auch die Aehnlichkeit mit dem Zellprotoplasma zeigen,
dass sie gern Yaouolen in ihrer Substanz entwickeln.
Zu völlig entgegengesetzten Ansichten nun ist Strasbnrger ge-
langt, so dass er sich schliesslich zu dem Ausspruche veranlasst sieht:
,,Oegen die ^Behauptung Auerbachs, dass die Zellkerne Tropfen
seien, wendet sich unsere ganze Erfahrung.^ Nach ihm ist viehnehr
der Zellkern nach seiner Entstehung, und so lange er Oberhaupt eine
Thätigkeit in der Zelle ausübt, nur ein mehr oder weniger scharf
abgegliederter Theil des Zellprotoplasma selbst, in dessen Innerem
sich, „wenn der Zellkern £eine Aufgabe grösstentheils vollbracht
hat und zur Ruhe kommen soU,^ Vacuolen und Nncleoli differenziren
können. Er sagt daher: „Auerbach hat die in den Kernen sich
bildenden Vacuolen jedenfalls fflr die Kerne selbst gehalten.^
Letztere Unterstellung nun ist j fingst schon von 0. Hertwig^)
auf Orund unbefangener Wiederholungen meiner Beobachtungen wie
auch auf Orund seiner eigenen, sehr eindringlichen Untersuchungen
über die Befruchtung und Furchung von Seeigel -Eiern entschieden
zurückgewiesen worden, und ist überhaupt auf die an thierischen
Eiern zu beobachtenden Erscheinungen so wenig anwendbar, dass
ich in dieser Beziehung nur auf meine bezüglichen, theils schon
vorliegenden, theils nächstens zu publicirenden Arbeiten zu verweisen
brauche.
Auch eine andere Meinung Strasburger's, nämlich, dass bei
thierischen, im Besonderen bei Ascidien- Eiern der Kern ein abge-
schnürtes und in's Innere der Zelle gelangendes Stück der Haut-
schicht des Protoplasma sei, ist schon von Hertwig als nicht genü-
gend motivirt bezeichnet worden, und gehe ich darauf hier nicht
näher ein.
Was aber die Pflanzen anbetrifft, so erscheinen Strasbur-
ger die Zellkerne, wo er eine Neubildung derselben beobachten
konnte, einfach als im Innern der Zelle auftretende^ anfangs kugel-
runde, dunklere, also verdichtete Partieen des Protoplasma, kaum
scharf abgegrenzt, und als solche sich längere Zeit erhaltend. Es
wird somit diejenige ältere, viel verbreitete Vorstellung von Neuem
vorgetragen, welche ich in meinen Schriften bekämpft habe.
Worauf gründet sich aber diese Ansieht Strasburger's? Ich
finde in seinem Werke nur zwei Beobachtungen, welche in seinem
Sinne jene Auffassung klar zu demonstriren scheinen, nämlich die
gleich im Anfange seiner Schrift niedergelegten Untersuchungen über
die ersten Embryonal -Processe im befruchteten Ei von Ephedra
1) Zur Renntniss der Bildung, Befruchtung und Theilung des thierischen
Eies. Morphol. Jahrb., Bd. I., 1875., 5. 347—434.
altissima und vun Phnseolua multifiorua. Sehen wir uds also die-
selben etwas genauer an.
In dem „befruchteten Embryoaack" Ton Phaaeolua muätß. etit8to>
ben, wie Strasbnrger annimmt, nach Aaflitanng des ursprüngUch«!!
ZeUlterns an zerstreuten Pnnkten des Bcbanmigen, fein kämm er igen
Protoplasma durch fri^ie Neubildung eine Anzahl junger, anfangs
sehr kle'mcr EndoBperm- Zellen, und zwar sofort in der Oeatalt kugel-
runder BläBcben mit einem hellen Inh.ilte nnd mit einem pnnktfttr-
migcn, sehr dunkeln Kern in ibrem Centrum, bo daas ea ofienbar
ist, daBB Zelle and Kern gleichzeitig entstehen. Diese bl&scbenfür-
migen Zellen wachsen im Ganzen nnd in allen ihren einselneii
Bestandtheilen allmitlilicb immer mehr heran, nnd je mehr sie wacb>
sen, desto roehr erweist sich ihre Wandung als eine bautschlcht-
ähnlicbe Protoplasma -Membran, desto deutlicher erkennt man im
Innern radiäre, netzförmig verbundene Protopl asm ast ränge, welche
Ton der Hautschicht zum Kerne gehen. Letzterer erweist sich
mehr und mehr als ein grosser, dunkler Protop las makörper, welcher
einige Vacnolen in sich entwickelt und später seine knglige Form
anfgiebt, indem er durch zipfelförmige Fortsätze in die radiftren
Stränge übergebt. Weiterhin werden diese Stränge, theilweise zer*
reiaaend uud Terschmclzend, an die Wandscbicbt der Zelle beraogeio-
gen und mit ihnen auch der Kern. Durch ihr fortschreitendes Wacha-
thnm nähern sieb diese Zellen einander immer mehr; und wenn sie
dadurch beinahe bis zu gegenseitiger Berührung gelangt sind, schei-
den sie an ihrer Oberflache CcUulose aus, womit das erste Bndosperm-
Zellgewebe hergestellt ist. So Strasbnrger.
Aber sind denn die Gebilde, welche er als Zellen nnd Zell-
kerne schildert, auch mit Recht als solche anznseheni' Auf dieaa
Frage giebt mir die Betrachtung seiner Abbildungen, Fig. 5
bis 16 seiner Tafol V, eine für mich unzweifelhafte Antwort; und
zwar mnsB ich auf Grund zahlreicher, auf thierischem Gebiete gewon-
nener Anschanungen bis auf bessere Belehrung jene Frage entschie-
den mit Nein beantworten. Von meinem Standpunkte ans mnsa ich
sagen: Was hier Strasburger fUr Zellen ausgiebt, sind
Kerne, nnd was er für die Kerne jener Zellen hält, sind
die Nucleoli jener Kerne. In demjenigen Aussehen, welches
diese Gebilde gleich nach ihrer Entstehung darbieten, nnd welches
in den Figuren 5 — 8 wiedergegeben ist, dürflen sie wohl Jedem
sofort in dem von mir bezeichneten Sinne imponiren. Auch Straa-
bnrger selbst hat das wohl bemerkt; denn er fühlt sich gedrungen,
aasdrllcklich zu sagen: „Dasa aber der zarte Kreis niobi etw«
die Peripherie eines kagligen Kerns, der centrale Pnnkt nicht etwa
ein Eemkörperchen darstellt, das zeigen die folgenden Zast&nde.^
Allein gerade diese späteren Zustände machen die Charakteristik
der betreffenden Gebilde als Kerne mit Nncleolis nur noch yollstän-
ständiger; sie entsprechen dnrchans denjenigen Erscheinungen, welche
sehr heranwachsende, zu bedeutendem Volumen gelangende Zellkerne,
wenigstens in thierischen Organismen, sehr häufig zeigen, und ich
glaube nicht, dass irgend ein erfahrener Zoo-Histologe, der sich das
Aussehen vergegenwärtigt, welches in vielen Fällen die Kerne reifer
thierischer Eier, welches die Kerne vieler Drüsenzellen der Insecten-
larven, welches die Kerne mancher Ganglienzellen darbieten, zOgem
wird mir beizustimmen.
Ffir's Erste sind die sogenannten Kerne Strasburger's so
charakteristische Nucleoli wie nur möglich. Letztere sind zunächst in
kleinen Zellkernen immer dunkle solide Kügelchen im Centrum des
hellen Kemraumes, wachsend aber machen sie genau die von Stras-
burger seinen Kernen zugeschriebenen Metamorphosen durch. In
allen zu bedeutender Grösse heranwachsenden Kernen thierischer
Zellen nämlich stellen sie sich genau so dar, wie jene von Stras-
burger als Kerne angesehenen Körper, nämlich als relativ dunkle,
aus einer festweichen, gleichsam plastischen Blasse bestehende, häufig
unregelmässig zipflig geformte, einige Vacuolen in sich entwickelnde
Körper. Und während die Nucleoli anfangs immer und oft lange
Zeit hindurch als dunkle Körper in einem hellen Hohlräume schwe-
ben, zeigen sich nach übereinstimmenden Beobachtungen alle jungen,
eben entstandenen Kerne als helle Körper in dunklerer protoplasma-
tischer Umgebung.
Das Gesammtgebilde aber, welches Strasburger als Zelle
bezeichnet, kann meines Erachtens gerade deshalb keine Zelle sein,
weil es von vom herein als ein Bläschen sich zu erkennen giebt.
Ein durch freie Neubildung entstandener Elementarorganismus ist ja
sonst nirgends von vom herein ein Hohlbläschen, sondern anfangs
immer ein einfacher Protoplasmakörper. Dieses Hauptresultat der
neueren Reform der Zellenlehre dürfte wohl nicht blos fär die
thierischen Organismen gelten. In diesen freilich entwickeln sich
überhaupt fast nie eigentliche Zellhöhlen, selbst dann nicht, wenn
eine Zellmembran an der Peripherie des Protoplasma sich differen-
zirt hat^). Wenn nun hingegen in gereiften Pflanzenzellen die Zell-
1) Gewisse, namentlich aus rapiden Zelltheilungen hervorgegangene junge
Zellen des thierischen Körpers sind allerdings, formal betrachtet, oftmals
wirkliche Bläschen, nämlich dann, wenn der bläschenförmige Kern relativ sehr
1^0
bSitlc eine sehr gewAhnliche Erachcinnng ist, und bei der Theilttng
hanlig &iicb nicbt verloren geht, gondern in die Tocbtersellen mit
hinüber genommen wird, so igt es docb wobl Für die meisteD F&lle
der eogenxnnten freien ZellbÜdnng wesentlich andere, und sind z. B.
illc auf solcbein Wege in eclaUtiter Weise entstehenden ScbwAnnzellei
oder Zoosporen der Kryptogameu nuckte, durcb und durcli protoplas-
matiBcho Körper, welche ertt zur Zeit der Keimnng eine Meinbrui
anaetzen nnd nachträglich durrh versubmelzende V&cuolen im Innern
eine Hitblong entwickeln. Wohl aber erweisen aich andererseits alle
Zellkerne sebr frilbEeitig ala dünnwandige Bläschen mit einem hclleii
Inhalte. Ich kann mich hier, wenn ich den Vorwurf einer petitio
prmcipii vermeiden will, nicht vorzugsweise anf meine Ergebnisse
berufen, nach welchen eogar in dem oben angegebenen Sinne die
Höhle des Kerna das PrimSre an ihm ist. Aber ganz abgesehen
von dieaem Pnnkte iat doch nach vielseitigen Obere in stimmenden
Beobachtungen Ober die ersten Embryonal -Proceaae in tbieriachen
Eiern das gewiss, dasa die Zellkerne sehr kurze Zeit nach ihr«r
Entstehnng als eartwandige Bl&schen mit einem hellen Inhalte sieh
erweisen'), und weiterhin das, dass alle Kerne lebenakraftiger Zellen
Bolche Btä sehen sind.
Nun acheint aber vielleicht der AniTassnng Straaburger'e fäat
andere Tbataache zu Hilfe zu kommen, nämlich die radiären, znm
Tbeil netzfärmtgen Stränge einer bl&ascn weichen Subatsnz, welche
von der Wand der in Rede atebenden Bläacben zu ihrem InnenkOrper
hinziehen. Strashurger sieht die Substanz dieser Stränge fUr
Protoplasma an, nnd es läge somit hier dasselbe Verbältniss vor,
welches ao viele pflanzliche Zellen auazcichnet, nämlich eine slrang-
oder netzförmige Ausbreitung des Protoplasma, welche die Wnnd>
BChicht mit dem Kerne in Verbindung setzt. Wenn nun aber nach
diese Aehn lieh keil mehr ala eine äuaserlichc sein sollte, so kann sie
grois und nur fon einer schmalen Protoplasmaacliicbt umhailt iat, welche d
Zellenleib darstellt. Wesentlich ist aber dabei, das« die innere Höhlaiig aii
eine Zellbühle, aondem die KcrohühlF, d. h. nicht eine iwUchcn der Obc*^l
fliehe des Kernes und der Zell per! plierie aich au gh reite [ide, sondern eine ü
Kemnume gelegene Höhle ist, und dnss ein etwaiger InneukSrpcr in ilTnoifB
IlShiB nichi ein Zellkern, sondern ein NucImIuü ist. Dasa dem so isi, I
sowohl die VorgeschiebM wie die weitere Entwicktluiig solcher Zellen.
■ I Einzelne . scbeinhar widersprechende Beobarhlungen, wir diejenigm,!
welchejQngst Schwalbe (Bern, über die Eerac der Oanglicntcllen, Jen. ZUchr.f
f. Med. u. Naturw. 1S75 S äö) Aber gewisse Nervenzellen der Keüua gcbcwe.1
ner KUber verüfTeni licht hat, dOrflen mit der Zeil aidi besser einreihen, dal
es xuniehst scheinen mag.
11
doch keinesfalls gegen die Deutung der fraglichen Bläschen als
Kerne entscheidend sein. Denn mancherlei unzweifelhafte Zellkerne
tbierischer Organismen bieten genau dieselben Erscheinungen dar,
und besonders deutlich solche, welche, wie die hier besprochenen,
zu relativ bedeutender Grösse gedeihen, nur dass man natflrlieh
sagen muss : die Stränge gehen von der Kemwandung zum Nucleolus.
Hier stehen in erster Linie die Keimbläschen mancher thierischer
Eier, d. h. wie ihre Bildungsgeschichte lehrt, die Kerne der Eizellen.
Ich verweise in dieser Beziehung beispielsweise auf die Beschreibung
und die Abbildungen, welche Flemming^) von dem reifen Keim-
bläschen der Anodonta, femer auf diejenigen, welche 0. Hertwig^)
flber dasjenige eines Seeigels, Toxopneuates limdus, geliefert hat.
Aber auch andere Zellen zeigen Aehnliches, wie denn z. B« neuer-
dings Schwalbe') Entwickelungsstadien gewisser Nervenzellen
beschreibt, in welchen er an ihren Kernen ganz Entsprechendes
beobachtet hat. Ich bin freilich fär unsere Fälle nicht der Mei-
nung, dass die erwähnten Stränge von derselben Substanz sind,
wie Nucleolus und Kernmembran und mit diesen in innigem conti-
nuirlichen Znsammenhange stehen, so dass der Kern zeitweise
oder, wie einige Autoren meinen, immer nur eine schwamm-
förmig durchbrochene Protoplasma -Masse wäre. Vielmehr habe ich
reichlich Orfinde anzunehmen, dass jene Stränge aus einem von der
Nucleolarsubstanz verschiedenen Stoffe bestehen, nämlich demselben,
welcher sich in anderen Kernen in Form discreter Kügelchen, der
von mir sogenannten Zwischenkügelchen zeigt. Dies ist jedoch eine
Frage, welche hier nicht entschieden zu werden braucht und sich
am Wenigsten an Alkohol - Präparaten entscheiden lässt, wie sie
Strasburger benfltzt hat. Jedenfalls bieten unzweifelhafte Zell-
kerne^ und namentlich, wenn mit Reagentien behandelt, oftmals so
genau dieselben Bilder, wie die Bläschen in den erwähnten Figuren
der Taf. V, dass daraus eine Homologie, nicht aber eine wesentliche
Verschiedenheit hervorgeht.
Ich frage aber weiter: Wenn die Wandung eines jeden dieser
Bläschen die Hautschicht einer Zelle wäre, wie Hesse sich dann die
weitere Entwickelung zur Herstellung des Endosperm-Oewebes erklä-
r^i? Um jene Membranen herum liegt ja noch überall das Proto-
plasma der Mntterzelle, und wenn sich auch die Bläschen durch ihre
1) Entwickelung der Najaden, Sitz. -Ber. der Wiener Akad. d. W.
Bd. LXXL, Taf. 1., Fig. 17 und 18.
«) I. c. Tafel X., Fig. 1.
») I. c.
12
VergrclBseruDg aetir eiiiaiider Dttliern, so gescliiclit dies doch t
big tur Berührung', es bleibt immer noch zw'ischeQ iliaen protoplas-
matiache OrDndsubEtanz fibrig, und in der Milte der letzterea scheidet
§ich Hchliesslich die Cellnlose-Schicbt aas. Man mllaale aho anneh*
nien, dass sich hier noch Protoplasma von anasen an die HautBCbicfai
anlegt, und dasa die Cellulose- Membran in einer gewissen EDtfer*
nang von der Hautaclicht entsteht. Daa dürfte banm mit allem
Bonst Bekannten und auch nicht mit den von Strasburger aelbat
Ober die Uantschicht entwickelten Vorstellungen in Einklang
bringen sein.
Nach alle dem mnss ich also diese Zellen Strasbu rger's fOr
Kerne and ihre Innenkörper für Nncleoli halten.
Wenn man aber eine solche Umdeutnng pflanzlicher Beobachtno-
gen von Seiten eines Nicht-Botanikers für alUn kühn eranhten
sollte, 80 bin ich in diesem Falle in der glücklichen Lage, auf phy-
tologiscfaer Seite, wenigstens fnr die ersten der hier besprochenen
Stadien, einen Genossen meiner Auffassungen vorzufinden, ond
zwar in keinem Geringeren als in Hofmeiater, welcher denselben
Gegenstand untersnrbt hat und zu folgendem Resultate gelangt tat:
„In dem Protoplasma des Embryosacks treten freie Zellkerne
Aosahl auf. Bv\ ihrem ersten Sichtbarwerden eind die Kerne der
Endospermzelk'n bläechenäbnlicbe Gebilde, ohne feste Bildungea im
Innern. Ihre Orässe UbertrifFl erheblich diejenige der später in ihnen
entstehenden Kernkürpcrebon. Dm jeden Zellkern hsuft sich
Ballen dichteren Prutoplaama's, dessen Peripherie die Best^^hafTenbeit
einer Hautachicht besitzt, und der so eine Priinordialzelle darstellt.**
(Lehre V. d. Pfl.-Z. S. 116.1 Diese ältere Auffassung Hofmeister's
halte ich nun gegenüber derjenigen Strasbnrger's entschieden ttt
die richtigere. Sie stimmt ganz zu dem, was ich bei der Kemnea-
bildnng im thierise.hen und zwar im lebendigen Protoplasma mub
Theil unter meinen Augen geschehen sah.
Hieran ist noch eine andere Bemerkung «nEUknIlpfen. Strsi-
bnrger kommt zu dem Scbluaae, dass Zelle und Kern gleichzeitig
entstehen. Das würde nun jetzt so nmznüeuten sein, dass der Kern
vom ersten Anfange an einen Nneleoins zeigt. Allein auch i
könnte ich nicht für erwiesen betrachten, am Wenigsten als allge-
meines Gesetz gellen lassen. Nach meinen Erfahrungen auf aoolo-
gischcm Gebiete sind eben neugebildete Kerne anfangs immer enn-
cleolar, d. h. sie zeigen kein Kcrnkörperchen, und dieses bildet sieb
erst nachträglich in ihnen. Dass aber lint N.tmliche auch bei Päan-
tm wieder zu finden sein darflc, dafUr bietet die oben citirt« Beob«
J
achtung Hofmeisters einen Anhalt Es wird die Annahme erlaubt
sein, dass diejenigen Bilder, welche Strasbnrger als die frflhesten
gefanden und in seinen Figuren 5 nnd 6 der Tafel V dargestellt
hat, nicht wirklich den jüngsten Zuständen, wenigstens im lebendigen
Zustande des Objects entsprechen, sei es, dass er das jflngste Sta-
dium Oberhaupt nicht getroffen hat, oder dass der von ihm ange-
wandte Alkohol diejenigen Niederschläge oder Verdichtungen kftnst-
Hch beschleunigt hat, welche im lebendigen Zustande langsamer zur
Herstellung eines Nucleolus und einer Kemmembran ftlhren.
Danach aber wfirde sich die wirkliche Entwickelung des Endo-
sperm - Gewebes von Phaseolua folgendermassen gestalten: Jn dem
schaumigen Protoplasma der Mutterzelle entstehen an zerstreuten
Punkten durch freie Neubildung Zellkerne. Diese haben anfangs
das Ansehen einfacher Vacuolen. Nach Kurzem aber coneentrirt
sich in ihrem Mittelpunkte ein Nucleolus, während zugleich die
Grenzschicht des Protoplasma zu einer Kemmembran sich verdichtet.
Die jetzt bläschenförmigen Kerne wachsen dann allmählich zu sehr
bedeutender Grösse heran, ahf Kosten des umgebenden Protoplasma,
welches so als eine immer weniger voluminöse und wegen flberwie^
gender Abgabe von Flfissigkeit an die Kerne als eine mehr und
mehr verdichtete Zwischensubstanz der Kerne erseheint. Wegen
letzteren Umstandes erfahren die kugligen Bläschen an denjenigen
Punkten, wo sie einander am nächsten kommen, einen grösseren
Widerstand und wachsen deshalb von einem gewissen Zeitpunkte an
nicht mehr gleichmässig nach allen Seiten, sondern stärker in die
massigeren Partieen der Grundsubstanz hinein, d. h. sie werden mehr
polyedrisch mit abgerundeten Kanten und Eksken. Hierdurch wird
die protoplasmatische Grundsubstanz auf plattenförmige, winklig an
einander stossende Reste reducirt (Strasb. Fig. 16). In der Mittel-
ebene jeder solchen Platte wird eine Celluloseschicht ausgeschieden.
Indem diese Cellulose- Wände natürlich winklig an einander stossen,
formiren sie ein vollendetes Zellgewebe, grenzen um jeden der colos-
salen Kerne einen schmalen Protoplasma- Mantel als Zellenleib ab
und individualisiren so den lebendigen Inhalt einer jeden der Kam-
mern zu einem Elementarorganismus. Diese Zellen haben zwar eine
jede im Innern eine grosse Höhle, aber letztere ist nicht eine Zell-
höhle, sondern die Kern -Höhle. Wenn eine Zellhöhle sich später
bilden sollte, so kann sie nur dadurch entstehen, dass der Kern, sei
es durch zurfickbleibendes Wachsthum relativ oder vielleicht auch
absolut wieder kleiner wird, während das ihn umgebende Protoplasma
von verschmelzenden Vacuolen durchbrochen' wird. Einen solchen
14
ZuBtaad »teilt die Figur 17 dar. iDdessen sind das wohl dnrok'
Tlieilun^ aus denen der Fig. 16 eutHtandene TocIiterzelUu; denn aifj
erscheioen bei derselben Vergrössernng viel kleiner. Jedenfalls
ihr ßau so sehr von jenen verschieden, dsss sie nicht unmiUelbai^l
Bondtirn nnr durch eine ßeihe voo Z wischen stafen aus ihnen al
leitet werden können.
Wenn ich aber in Voraus tehendem Strssbnrgcr eine Verwedi-
selang von Nucleolis mit Zellkernen KUgemuthel habe, so will ich
doch nicht verfehlen hiozuzufUgen, dass ganz ähnliche SchwankongCB
des Ürtheils in entsprechenden Füllen öfterä, sowohl auf phyto- wie
auf EODlogischem Gebiete vorkommen. Üass die Klärung Ober dieae
Dinge eben noch nicht vollendet ist, mag noch aue dem folgende«
Beispiele hervorgehen.
Vor mehr als zwanzig Jahren hatte ich in einer Untersnchasf
über Amoeben ') nachgewiesen, dass in vielen Species dieser Protist««
jedes Individuum einen Kern besitzt, welcher einem voll entwickeltoi,
Zellkerne gänzlich ähnlich und homolog ist. Ich hatte dabei besofl»
dera daraaf aufmerkaam gemacht, dass der kuglige, dunkle, solide^
oder höcbetena mit einer oder ein Paar inneren Vacuolen anag^
stattete Körper, welcher bei der Auffindung der Kerne zuerst in dia
Augen fallt, oiclit der Kern selbst ist, sondern der Nacleolus, dui
dieser letztere immer in einem Bläschen mit Ubrigena bellem latuül^,
dem wirklichen Kerne, eingescbloBBcn ist, und dass je nach der rela-
tiven (Jrflsse deB Nucleolus der lichte Zwischenraum zwischen dieses
und der liliscbeuwandung schmal oder auch sebr breit erscheÜMi
kann. Es war mir gelungen, diese bläschcnforraigco Kerne nil
ihrem Nucleolua in vielen Fallen aufs Kkrsle zur Anschauung ■•
bringen, ja sogar in einzelnen Fällen sie durch Austreiben ui
dem Amoebenkörper zu isoliren und in abgestorbeneu Exempl«r«
sie auf ualUrlicbem Wege isolirt zu Süden, so daäs die volLsUUh
dige Gleichheit mit voilentwickelten Zellkerncu in meinen Prip*-
raten nnd Abbildungen klar zu Tage lag. Seitdem ist nun, gegw-
tiber einaelnen sehr heftigen Anfechtungen jener Ideutificirung*]
im Allgemeinen zwar angenommen, dass die eigentlichen Amoe-
hen «inen Kern besitzen, welcher einem Zellkern homolog ist;
indessen ist doch die besondere Charakterisirung und Uoteraohei-
duog, welche ich eben erwähnt habe, kaum beachtet und uoch
weniger ausdrücklich anerkannt worden. Noch in jüngster Zeil
glaubte ein in Kliizupoden • Studien besonders erfahrener Foracber,
■) Auerbach: Ucbcrd.EiiizclJlgki;itd.Amocl)C[i.Ztacbr.f.wlss.Zaul.Qd.Vll.
*j I. B. seitens Claparide und Laclimatm. El s. lea InfuMire«. 6 4ä9.
15
F. £• Schulze^), bei einer Untersachimg Aber eine neue Amoeben-
Gattang, Mastigamoeba aspera, in Angelegenheit des Kerns sich die
Frage vorlegen zu mfissen^ ob der dunkle, in einem helleren Hof-
ranme gelegene protoplasmatische Innenkörper als Kern oder als
NocleoloB zu betrachten sei. Er neigt allerdings zu letzterer Ansicht
und bezeichnet in nächst verwandten Gattungen denselben 'Körper
immer ohne Weiteres als Nncleolos, das Gesammtgebilde aber mit
Einscblüss des bellen Hofes als Kern. So wird in dieser Angelegen-
heit diejenige Ansicht, welche ich schon vor langer Zeit klar bewie-
sen zn haben meinte, wenn auch nach einigem Zögern, allmählich
mehr und mehr anerkannt, und auch in anderen Fällen wird sich
die richtige Unterscheidung zwischen Nucleolus und Kern noch
durchzuarbeiten haben. Uebrigens habe ich die Freude, in den
erwähnten Beobachtungen Schulzens noch für einen anderen Theil
meiner von Strasburg er angegriffenen Ansichten Bestätigung anzu-
treffen. In diesen sehr niedrig stehenden Amoeben • Gattungen sind
nämlich nach Schulzens Darstellung die hellen Kernränme nicht
von besonderen Membranen eingefasst, stellen also, wenigstens zeit-
weise, nur vacuolenähnliche Räume im Protoplasma dar, eine Unter-
stützung far meine bezfiglichen Annahmen, wie ich sie nicht besser
wünschen kann. —
Indem ich nun zu der zweiten hier in Frage kommenden
Untersuchung übergehe, nämlich derjenigen über die erste Zell-
bildung im befruchteten Ei von Ephedra cUtüsima, so muss ich
gestehen, dass ich mich dieser gegenüber nicht ganz so im Klaren
befinde, wie bei der erst besprochenen. Die von Strasbur-
ger hier gelieferten Bilder bieten zwar, namentlich in den mitt-
leren Stadien, sehr viel Aehnlichkeit mit denjenigen von F/uwedtts^
so dass man vielleicht mit Becht geneigt sein kann, sie ganz eben
80 zu beurtheilen, wie dort, nur mit dem Unterschiede, dass bei
Ephedra nicht das ganze Mutter-Plasma in der Bildung der jungen
Zellen morphologisch aufgehen, sondern zum Theil als eine Inter-
cellularsubstanz zurückbleiben würde, welche erst nachträglich all-
mählich schwinden müsste. Dennoch wage ich es nicht, auf diesen
Fall ohne Weiteres dieselbe Deutung anzuwenden, die ich für den
vorigen vertheidigte. Erstens nämlich sind die über Ephedra vor-
liegenden Abbildungen nicht ganz so klar wie diejenigen über
Phaseolus, ein Umstand, der vermuthlich nur durch eine etwas ver-
schiedenartige Einwirkung des Alkohols auf die beiderlei Objecto
1) Arch. f. mikr. Anat Bd. XI., S. 583 (1875).
bedingt ist. Zweitens &ber bietet d&a Verhalten in den späteren Stadian,
wie fia im Texte geecbilderl wird, eine Schwierigkeit. Danach n&m[icli
bildet sieb unmittelbar an der Grenze der noch kngligen und noch weit
von einaüder abstehenden Blasen je eine Cellnloeehaut. Wenn nan dien
Bläschen Kerne sein sollten, ao wäre die Hilfaannahme nöthig, •
trotz des anderen Anscheines dennoch eine, wenn auch sehr schmale
Protoplasma -Schiebt zwischen der Cellalosehaut and der Oberflftcb«
des Kernraumea eingeschlossen wird, welche nachträglich dnr^
Stoffanfnabmo von ausacn in die Dicke wächst, eine Annahme, welch«
mir um so mehr zulässig erscheint, als nach meiner Ansicht die
Kernmembran selbst überall nur eine mehr oder weniger differenstrU
und nach aussen hin zuweilen gar nicht scharf abgeschiedene Oren»-
ecbicht des Protoplasma ist. Indessen mag das dabingestollt bleiben,
and will ich mich für eine Weile in so weit der Auffassung Str;
bnrgers anschliesscn, dasa ich dasjenige, was er an diesen Objeotes
für Zellen und was er für die Kerne dieser Zellen hält, eben M
ansehe. Anch dann aber kann ich seine Scblnssfolgerung in Betreff
des Processea der Eernbildung nicht anerkennen, sondern muas
seinen Figuren eine andere Vorstellnog ableiten. Er hält
in seiner Fig. T hervortretenden dunklen runden Flecke fUr
Anlagen der Kerne, welche nachträglich sich ausböblcn, Allein
wenn ich mir diese Fig. T genau ansehe, so finde ich, dasa in jeder
dieser dunkeln Kugeln Im Centram schon ein aohr kleines BUacbN
etcckt, welches sogar von einem besonderen Grenz- Schatten eingeüaMt
ist, und wenn ich dann die Fig. 8 betrachte und nachsehe, wm !■
dieser letzteren von dem Autor als Kern bezeichnet wird, iO
zeigt sich, daas dieser Kern nicht dem dunklen Fleck der Fig^. 7
sondern dem kleinen centralen Bläschen in diesem Fleck cnl«prjcht,
daas auch in Fig. 8 der bläschenförmige Kern von einem brcitei
schattigen Uofe nmgeben isl, dasa aleo in der Zwischenzeit niehtl
geschehen ist, als ein ziemlich gleichmäsaigea Wacbsthum «Dar
Bestandtheile der fraglichen Gebilde. Strashurger bat allerdlngl
für die dunklen Höfe nm die Korne seiner Fig. 8 eine ander«
Erklärung in Bereitschaft. Er sagt: „Inzwischen ist die helle Zone
um die Kernanlage immer mehr gewachsen, und es Usst sich meii
in derselben eine Sonderung verfolgen, so zwar, dasa diese Zone na
die Kcrnaulage dichter, in gewisser Entfernung weniger dicht wird.'
Das erscheint mir als eine willkürliche nnd unnOthigc HilfshjrpotheMk
Da die Entwickeluug nicht direct und continnirlich verfolgt werden
konnte, sondern nur getrennte 'Stadien in Alkohol-Präparaten nnter-
aucht wurden, so sind wir auf eine unbefangene Und mOglielHt
i
17
einfache Vergleichnng seiner Präparate angewiesen. Eine solche nun
lässt das Bild der Figur 8 als eine einfache Wachsthumsvergrdsse-
mng derjenigen Verhältnisse erscheinen, welche schon in Fig. 7
enthalten sind« Danach aber sind die Kerne des frühen Stadiums
der Fig. 7 schon Hohlgebilde, und was die Hauptsache ist, die
dunklen Kugeln, welche Strasburger für die Anlage der
Kerne hält, werden bei der Bildung der Kerne nicht
aufgebraucht, sie stellen vielmehr den protoplasmatischen Mutter-
boden dar, in dessen Innerem ein kleiner Kern von vom herein als
ein Hohlgebilde differenzirt wird; und es ist kein Grund vorhanden,
zu vermuthen, dass dies in anderer Weise geschehe, als in solchen
günstigeren Fällen, wo der Process direct zu beobachten ist Eis
würde also, falls die eben entwickelte Auffassung der Sache ange-
messen wäre. Strasburger bei Ephedra in entgegengesetzter
Richtung von der wahren Deutung abgewichen sein, als bei Pha-
aeolus. Während er bei letzterem partem .pro Mo, nämlich den
Nncleolus fftr den Kern und den Kern fttr eine Zelle nahm, würde
er bei Blphedra als Kern angesehen haben, was mehr als dieser ist,
nämlich einen Protoplasmabezirk mit einem in dessen Innerem ent-
stehenden Kerne.
Ich muss indessen nochmals betonen, dass ich auf die zuletzt
dargelegte Deutung für diesen speciellen Fall nicht in positivem
Sinne Werth lege. Ich habe sie hauptsächlich vorgebracht, um damit
im Allgemeinen auf einen Fehler hinzuweisen, welcher bei solchen
Untersuchungen leicht begangen werden kann. Bin sich neubildender
Kern differenzirt sich ja immer aus dem Protoplasma. Zuweilen
nun ist die Stelle seiner Entstehung durch nichts von dem übrigen
Protoplasma der Zelle zu unterscheiden. Wenn aber der grössere
Theil des Zellplasma entweder sehr schaumig oder sehr körnig, oder
durch innere Structuren für spezielle Zwecke differenzirt ist, so
kommt es vor, dass an der Stelle, wo der Kern entstehen soll, vor-
her eine entweder verdichtete oder vergleichsweise homogene Quan-
tität Protoplasma's angesammelt ist, welche sich von der Umgebung
auffällig abhebt, und dasselbe ist der Fall, wenn der Kemnenbildung
unmittelbar eine Karyolyse vorangegangen ist. In solchen Fällen
kann dieses besonders hervortretende Protoplasma, welches gleich-
sam die Matrix fQr den zu bildenden Kern ist, sehr leicht fär diesen
selbst genommen werden. Das ist in der That hüben wie drüben
mehrfach geschehen, und ich werde denselben Kampf, wie hier, auch
auf zoologischem Gebiete noch weiter auszufechten haben.
Jedenfalls dürften die obigen Erörterungen gezeigt haben, dass
Cohn, Beitrage cor Biologie der Pflansen. BandlLHeftl. 2
18
die Pfeiler, auf welche Strasburger seine Ansicht von der Nem-
bildnng der Zellkerne gestützt hat, nicht so fest gefflgt sind, wie
er wohl glanbte, indem er im Schlnssworte seiner Schrift sagte:
„Oegen die Behauptung Auerbachs, dass die Zellkerne Tropfen
seien, wendet sich unsere ganze Erfahrung,^' und in diesem Geftlhle
der Sicherheit annehmen zu dürfen glaubte, ich hätte „in den Kernen
sich bildende Vacuolen jedenfalls für die Kerne selbst gehalten.''
Seine Erfahrungen lassen eben andere Auffassungen zu, welche idi
hier der Prüfung der Botaniker vorzulegen mir erlaubt habe.
Wenn sich übrigens an die eben erwähnten Sätze noch eine
andere Kritik meiner Ansicht anschliesst, mit den Worten: ^Wir
haben die Gestalt der Kerne als den Ausdruck in ihrem Innen
wirkender Kräfte kennen gelernt. Sind doch die Zellkerne nicht
einmal stets kugelrund, vielmehr zeigen sie oft andere Oeatalten,
die dann meist in Beziehung zu der Gestalt ihrer Zelle stehen. Anf
Oberflächenspannung also kann ihre Form nicht beruhen, aonst
müssten sie ja immer kugelrund sein,^ so wird dagegen wohl die
Bemerkung genügen, dass auch in jedem Flüssigkeitstropfen uinere
Kräfte wirken, nämlich seine innere Cohfision, dass gleichwohl jeder
Tropfen unter der Einwirkung äusserer Kräfte, wie der Schwere
oder des ungleichen Widerstandes umgebender Körper, in mannig-
facher Weise von der Kugelgestalt abweichen kann, und dass ans
dem letzteren Grunde in der That die Vacuolen im Protoplasma sehr
häufig nicht kugelförmig, sondern auch abgeplattet, eiförmig, spindel-
förmig oder selbst etwas polyedrisch gestaltet erscheinen.
Strasburger hat indessen für seine und gegen meine Ansichtea
noch andere Gründe, welche er an der eben erwähnten Stelle in
die Worte zusammenfasst: „Auch könnten die Structurverh<niste
und die complicirten Vorgänge, die wir an den in Theilung begriüe-
nen Kernen beobachtet, unmöglich in einer Flüssigkeit auftreten.^
Hiermit sind diejenigen auch von Tschistiakoff und Bütschli
beobachteten Erscheinungen gemeint, auf welche ich Eingang«
dieser Blätter hindeutete. Dass nun diese Erscheinungen in einer
Flüssigkeit auftreten könnten, muss ich selbst für unwahrscheinlich
halten. Indessen wird es sich andererseits noch fragen, ob denn
das Object, an dem sie vorkommen, auch wirklich einfach der Zell-
kern ist Die Antwort auf diese Frage fällt in den zweiten Theil
meiner Entgegnungen und wird in dem Folgenden enthalten sein.
19
Ich mnsa nämlich jetst zn den Erscheinungen hei der Zelltheilung
übergehen.
Bei jeder Zelltheilang verdoppelt sich bekanntlich anch der Zell-
kern, nnd es fragt sich, anf welche Weise dies geschieht. In dieser
Beziehung habe ich im zweiten Theil meiner Org. Studien zunächst
eine besondere Art der Kemvermehrung beschrieben, welche meiner
Auffassung nach im Wesentlichen auf denselben Vorgang hinausläuft,
den zuerst, und zwar vor langer Zeit, Reichert in einer Beobach-
tung über Eifurchung angenommen hatte, ohne damit Anklang zu
finden, und welchen dann Hofmeister für pflanzliche Zellen begrün-
dete, nämlich auf eine Auflösung des alten Kerns und Neu-
bildungjunger Kerne, ein Process, welcher indessen nach meinen
Ermittelungen unter sehr eigenthfimlichen, sowohl an sich merkwür-
digen, wie auch meines Erachtens über die Hauptfragen einige
Aufschlüsse liefernden Erscheinungen verläuft. Wegen des Genaueren
muss ich auf meine genannte Schrift') und demnächst zu publici-
rende weitere Mittheilungen verweisen. Hier seien nur in Kürze
folgende Hauptpunkte meiner Ergebnisse hervorgehoben, welche in
Folgendem bestehen. Bei Beginn des Processes geht zunächst
die Kernmembran, wenn eine solche überhaupt vorhan-
den war, durch Erweichung und Bückbildung in gewöhn-
liches Protoplasma verloren, und zugleich lösen sich im
Innern dieNucleoli auf, so dass dann der Kern nur durch
eine mit einem hellen Safte erfüllte Höhle des Proto-
plasma dargestellt ist. Durch Contractionen des letz-
teren wird die Höhle spindelförmig. An den Spitzen
dieser Spindel beginnt dann der Kernsaft in die Umge-
bung zu diffundiren und zwar in der Art, dass er in
schmalen, divergirenden Bahnen intermoieculär in das
Protoplasma eindringt, alle Körnchen des letzteren auf
seinen Bahnen verdrängend, welche hierdurch als helle
Strahlen hervorleuchten und übrigens an ihrer Basis zu
einem rundlichen hellen Felde verschmelzen. In der
Mittelgegend des Kerns geschieht die Vermischung des
Kernsafts mit dem Zellplasma vorzugsweise in der Art,
dass das letztere von allen Seiten unter Aufsaugung
des Kernsafts, gleichsam quellend, in die Kernhöhle
eindringt, bis diese ganz davon erfüllt, und damit der
letzte Rest des Kerns verschwunden ist. Indem dieser
1) Organol. Studien, 2t€8 Heil.
80
Mitteltbeil mit den beiden vorher erwähnten Sonnen in
Zusammenhang steht, bilden diese Theile zusammen
eine helle, homogene, hanteiförmige, an ihren Köpfen mit
Strahlen besetzte Figur, deren Mittelstiel anfangs spin-
delförmig ist, spater unter fortschreitender Streckung
cylindrisoh wird, die von mir wegen der Art ihrer Ent-
stehung sogenannte karyolytische Figur. Bald nach ihrer
Herstellung beginnt die Zelltheilung durch eine vom
Bande der Zelle her senkrecht auf den Stiel der Figur
vordringende £inschnflrung des Protoplasma. Während
dies aber geschieht, entstehen durch Neubildung die bei-
den jungen Kerne und zwar so, dass anzwei, nach meinen
Erfahrungen immer im Stiel der Figur nahe dem Oentram
der Zelle gelegenen Punkten, je eine mit Kernsaft sich
fflUende Vaouole im hellen Protoplasma auftaucht Diese
rtlckt dann, lavinenartig wachsend, in das Centrum der
Tochterzelle vor, verharrt in dieser Form oft lange,
bekommt aber, in nicht ganz niedrig stehenden Organis-
men, nachträglich durch inneren Niederschlag einen
oder einige Nucleoli,^ eventuell auch nachträglich durch
Verdichtung einer Grenzschicht des Protoplasma eine
eigene Wandung, und damit ist der Zellkern in optima
forma hergestellt. Wegen der in dieser Reihe von Vorgängen
auf einander folgenden Kemauflösung und Kemneubildung habe ich
diese Art der Kemvermehrung die palingenetische genannt.
Diesen Ergebnissen gegenüber sagt nun Strasbnrger auf S. 181
seiner Schrift: „Etwas der palingenetischen Kemvermehrung Aehn-
liches haben wir im Pflanzenreiche nicht aufzuweisen.^ Ich muss
nun bekennen, dass es mir schwer verständlich ist, wie der Ver-
fasser gegen den Schluss seines Werkes einen solchen Ausspruch
thnn konnte, da derselbe, auch abgesehen von meinen Ergebnissen
an thierischen Eiern, nicht blos den Erfahrungen von Hofmeister
und Sachs an Pflanzen, sondern sogar den eigenen Beobachtungen
Strasburger's, die im speciellen Theile derselben Schrift
niedergelegt sind, offenbar widerspricht. So erzählt er selbst
auf S. 20 von dem befruchteten Ei von Picea wlg. Folgendes:
„Alsbald beginnt aber der Zellkern des Eies zu schwin-
„den, wobei seine Masse sich in der Substanz des Eies
„vertheilt. Bei schwacher Vergrösserung sieht man ihn dann hin
„und wieder als etwas helleren, mehr oder weniger elliptischen Fleck
„mit dunkler Umgrenzung, der wohl der Hälfte des ganzen Eies an
21
„Grosse gleich kommen kann. Auf Längsschnitten des Eies
„habe ich auf solchen Entwickelungszustftnden oft die
„Zellkernmasse radial im Ei vertheilt gesehen.^ Stras-
burger ist also in diesem Falle zunächst in Betreff der Karyolyse
zu ganz derselben Anschauung gelangt, welche in meiner von ihm
kritisirten Schrift entwickelt und begründet ist, und wenn man seine
zugehörige Fig. 19 der Tafel IL ansieht, so findet man eine Zeich-
nung, welche so sehr meiner karyolytischen Figur, wie ich sie an
Nematodeneiem und seitdem auch anderweitig beobachtete, entspricht,
wie man es bei wesentlicher Identität des Processes nur irgend
wOnschen und erwarten kann. Wenn man nun den alten Kern hat
„schwinden^ und sich weithin „vertheilen^ sehen und dann in einem
späteren Stadium zwei oder mehrere neue Kerne findet, so kann
man doch kaum annehmen, dass die letzteren durch Theilung des
ersteren, im morphologischen Sinne genommen, sondern wohl nur, dass
sie durch neue Ansammlungen, d. h. durch Neubildung, entstanden sind,
womit schon dem Begriffe der palingenetischen Kemvermehrung ent-
sprochen ist. Und wenn man überdies die frappante Aehnlichkeit der
karyolytischen Figuren in Betracht zieht, wird man kaum zweifeln
können, dass in allen diesen Fällen auch der Neubildungsprocess
der jungen Kerne in der gleichen Weise vor sich geht, und zwar so,
wie er an günstigen Objecten direct in continuo zu verfolgen ist
Im Grunde genommen ergiebt sich übrigens das Nämliche auch
aus allen anderen Beobachtungen Strasburger's über Zelltheilung,
wenn man sie unbefangen prüft und sich namentlich nicht durch die
ganz unmotivirte Deutung des bewussten spindelförmigen, längsge-
streiften Wesens als Zellkern irre führen lässt, einer Erscheinung,
auf welche ich bald zurückkomme. Wenn ich z. B. seine Spirogyra
betreffenden Figuren 1 — 5 der Taf. III. betrachte, so entnehme ich
daraus, dass das Zellprotoplasma, längs der SuspensionsfÜden hin-
gleitend, sich in grösserer Menge um den Kern angehäuft und dass
in diesem Protoplasma der Kern sich aufgelöst hat. Und wenn ich
dann weiter erfahre, dass nach einer tonnen- oder spindelförmigen
Umgestaltung dieser Masse, an den Polen derselben zwei neue Kerne
auftreten, während der Mitteltheil gar nicht zur Kembildung ver-
braucht wird, so schliesse ich daraus, dass die beiden jungen Kerne
sich aus jener gemischten Masse differenzirt, d. h. neu gebildet haben.
Was hat es nun aber mit jenem, anfangs spindelförmigen, dann
tonnen- und weiterhin walzen- oder bandförmigen, immer aber fein
meridional- oder längsgestreiften und mit dichteren, allmählich sich
verschiebenden Querzonen versehenen Wesen auf sich, welches
22
Tscbistiakoff, Bütschli, Strasbarger und neuestens auch
0. Hertwig*) and Mayzel'') beschrieben haben?
Hier mnsB ich nnn vor Allem auf Orand meiner Studien über
diese Sache hervorheben, dass in den bezflglichen Darstellungen
zweierlei mit einander verschmolzen erscheint, was auseinander
gehalten werden sollte. Ein Theil der beschriebenen meridionalen
Linien nämlich, besonders der an thierischen Eiern zu beobachtenden,
bezieht sich nur auf Reihen dunkler, dem Zellprotoplasma einge-
betteter Kömchen, welche an der Oberfläche der Spindel liegen und
dem Bereiche der strahligen Ausbreitung der karyolytischen Fignr
angehören. In manchen Eiern nämlich, z. B. auch denen von Phalr
ItMta, verlaufen die innersten, d. h. der Achse der Figur nächsten
Strahlen in nach innen concaven Bogenlinien, welche von einem
Pole der Figur bis zum andern reichen, und die in den Zwischen-
räumen dieser Strahlen reihenförmig dicht bei einander gelagerten
Dotterkflgelchen können bei schwächerer Vergrösserung oder nach
Anwendung zusammenziehender Reagentien wolü auch als continuir-
liehe meridionale Linien erscheinen.
Allein nach Abzug dieses in einzelnen Fällen zu bertlcksichti-
genden Verhaltens bleibt immer noch in der Hauptsache ein die
centrale Tiefe des Objects einnehmender, sehr beachtenswerther
Complex von Erscheinungen übrig, welcher in den Darstellungen der
oben genannten Autoren entsprechend geschildert ist Von der Rich-
tigkeit dieser Befunde habe ich mich in den letzten Monaten selbst
überzeugt, und zwar zuerst an pflanzlichen Präparaten, welche mir
Herr Prof. Strasburger theils persönlich demonstrirte, theils smr
Untersuchung fibersandte, womit er mich sehr zu Danke verpflichtet
hat. Denn die Sache ist in der That sehr merkwürdig und fttr
unseren Einblick in die inneren Vorgänge des Zellenlebens gewiss
von Belang. So gewiss aber diese Erscheinungen thatsächlich ond
wichtig sind, so kann ich ihnen doch nicht dieselbe Bedeutung
zuschreiben, wie die genannten Forscher. Mir erscheinen sie in
einem anderen Lichte und zwar nicht im Widerspruch mit meinen
bisherigen Anschauungen. In dieser Beziehung sei es mir gestattet,
meine Ansichten hier für diesmal in derselben allgemeinen Form
und mit ungefähr denselben Worten auszusprechen, mit welchen
ich sie jüngst einem anderen Leserkreise in einer vorläufigen
theilung darlegte'):
I) Zur Keiiutniss etc. Morphol. Jahrbuch, Bd. I. 1875.
«) Centralbl. f. d. mcdic. W. 1875. No. 50.
») Centralbl. f d. medic. W. 1876. No. 1.
28
„Ich glaabe nämlich eine Lösung der Widersprüche in solchem
Sinne gefunden zu haben, dass die neuerlich entdeckten Erscheinun-
gen den von mir angenommenen Process der Karyolyse nicht um-
stossen, sondern vielmehr einen vollständigeren, an einem Punkte
tiefer vordringenden Einblick in diesen Process vermitteln. Hier
kann ich freilich meine Ansicht von der Sache nur in Kfirze bezeich-
nen und begrflnden, nämlich folgendermassen:
I. Der bewusste längsstreifige Körper ist nicht der
Kern, sondern der Mitteltheil der von mir so genannten
karyolytischen Figur, also ein Product der Vermischung
der eigentlichen Kern Substanz mit dem umgebenden Proto-
plasma. Die Orfinde fär diese Annahme liegen in folgenden Umständen.
1) Besagter Körper hat meistens ein grösseres, zuweilen viel
grösseres Volumen als der ursprflngliche Kern. Dies geht schon
ans der Betrachtung der Abbildungen Batschli 's, Strasburger's
und Hertwig's hervor, während May zel ausdrflcklich die vergleichs-
weise sehr bedeutende Grösse dieser von ihm als Kerne bezeichneten
Gebilde hervorhebt Auch Tschistiakoff schreibt seinem Pronudens
häufig eine beträchtliche Grösse zu und erwähnt ffir einzelne Fälle,
derselbe verbreitere sich bis beinahe zur Peripherie der Zelle.
2) Dieses Gebilde hat nach flbereinstimmenden Angaben nicht
eine scharfe, sondern eine sehr verschwommene Begrenzung, was
begreiflicher Weise nach meiner Ansicht sehr erklärlich ist
3) Erst mit oder nach anscheinendem Verschwinden des alten Kerns
ist der längsstreifige Körper aufzufinden. Auch dann aber ist er im
natflrlichen und lebendigen Zustande durchaus nicht von dem umge-
benden Protoplasma zu unterscheiden und flberhaupt unsichtbar, oder
er erscheint höchstens als ein unbestimmt begrenzter, etwas hellerer
Fleck. Es bedarf einer Behandlung mit Chemiealien, um eine Differen-
zirung im Innern seiner Substanz deutlich zu machen und damit diese
centrale Begion der Zelle aus der homogenen Umgebung hervorzuheben.
Die jet^ kenntlich werdende Structurerscheinung ist aber der optische
Ausdruck von gesetzmässigen Formverhältnissen, unter welchen die
Vermischung und später wieder die Sonderung der beiderlei Sub-
stanzen vor sich geht, von Ungleichmässigkeiten der Vertheilung
derselben, wie sie im Anfange und gegen das Ende des Processes
natürlicher Weise vorhanden sein müssen, vielleicht aber auch in
einem mittleren Zeiträume in gewissem Grade sich erhalten ^), und zeigt
1) Dieselbe Deutung ist auch anwendbar auf die Tinctions- Bilder, welche
Flemming von £iem während der Furchung gewonnen hat. Vgl seine
24
'andererseits diejenigen Muiecniarverschiebnngen an, welche mit der
fortschreitenden Längsstrecknng des Ganzen zasaromenhftngen. Im Be-
sondern bildet sich gegen das Ende des Processes in der Aeqnatorial-
ebene durch Auspressen des Kemsafts in der Richtung nach den
beiden Polen hin eine dichtere Querschicht; diese bleibt bestehen und
verhindert als Scheidewand das Zusaromenfliessen der beiden jungen
Kerne, welche nach meinen, von Hertwig bestätigten Beobachtungen
in diesem Mittelstiel der Figur, ziemlich nahe bei einander auftauchen,
und enthält zugleich in sich die Trennungsebene der Tochterzellen.
4) Dass der streifige Körper nicht ausschliesslich, ja nicht einmal
vorzugsweise aus Kemsubstanzen besteht, zeigt sich auch dadurch,
dass seine Hauptmasse gar nicht in die Bildung der jungen Kerne
eingeht Daäüt komme ich auf den zweiten Hauptpunkt
IL Die jungen Kerne entstehen nicht durch Theilung
eines Mutterkerns. Die Beobachtung lehrt nämlich, dass die
Substanz des streifigen Wesens nicht in der Bildung der
jungen Kerne aufgeht, dass vielmehr letztere nur an den Polen
jenes Gebildes als zwei relativ kleine, kuglige, im natflrlichen Zustande
helle und homogene Körper sich differenziren, zuweilen deutlich ans
kleineren Tröpfchen zusammenfliessend, also als Ansammlungen
einer vorher vertheilt gewesenen Substanz sich kundge-
bend. Der grössere Rest des bewussten Gebildes aber geht nicht
in die neuen Kerne, sondern als Constituens des protoplasmatischen
Zeilenleibes in diesen Aber und kommt zum Theil sogar an die Peri-
pherie der Tochterzeilen zu liegen, wo er bei Pflanzen die Cellulose-
membran ausscheiden hilft. Wäre also auch der streifige Körper wirk-
lich der Mutterkem, so wäre meines Erachtens dennoch keine Kern-
theilung im morphologischen Sinne anzunehmen. Ausserdem aber sind
diese Verhältnisse wohl geeignet, meine schon aus den anderen, oben
betonten Punkten gezogene Schlussfolge noch mehr zu bekräftigen,
dass der streifige K({rper ein aus den Kemsubstanzen und dem von
den Seiten her in sie eingedrungenen Zell -Protoplasma combinirtes
Gebilde ist, also ein integrirender Bestandtheil, und zwar bei manchen
Zellen, wie es scheint, der massigste Theil der karyolytischen Figur.
Gewiss werden zur völligen und sicheren Aufklärung dieser wich-
tigen Vorgänge noch viele mühsame Untersuchungen nöthig sein.
Bei diesen Bemühungen dürften aber die hier vorgebrachten Bemer-
kungen Berücksichtigung verdienen. Sie sollen darauf aufmerksam
,,Studieu in der Eatw.-Gesch. der Najadeu." Stzber. der Wiener Akad. d. W.
Bd. LXXl, Taf. 111. Fig. 2. (1875.)
25
machen, dass die Annahmen einer Karyolyse und einer Neubildung der
jungen Kerne auch jetzt noch ihre Berechtigung haben und sogar in
den neuerlich ermittelten Thatsachen neue Stützen finden können."
Fflr die meisten der in dieser kurzen Aussprache berührten Punkte
finden sich auch in Strasburger's Schrift reichlich Belege, die in
meinem Sinne sprechen, und brauche ich nur im Allgemeinen darauf
zn verweisen. Die sub I. 3 vorgebrachten Bemerkungen durften
Denjenigen, welche sich mit dem Studium dieser Dinge beschäftigt
haben, wohl verständlich sein. Ausführlichere Erläuterungen und
Begründungen muss ich mir für einen anderen Ort vorbehalten.
Noch sei aber Folgendes hinzugefügt. Die karyolytische Figur
oder — wie ich diesen meiner Meinung nach durch Auflösung des
Kerns, respective durch reichliche Vermischung mit Kemsaft verän-
derten Theil des Zell -Protoplasma künftig der Kürze halber auch
nennen werde — das Karyolyma tptt im natürlichen Zustande
nur dann deutlich hervor, wenn das übrige Protoplasma zahlreiche
dunklere Körnchen enthält, aus welchen sich jenes als ein blasser,
homogener Bezirk hervorhebt. Ist das allgemeine Zellprotoplasma
hyalin, so kann jenes, wie schon BÜtschli bei einer anderen Gelegenheit
richtig bemerkt hat, unsichtbar bleiben. Es ist aber in diesem Falle
auch möglich, dass wegen anderer Widerstandsverhältnisse die karyo-
lytische Figur eine andere, von der bisher charakteristischen abwei-
chende Form annimmt. Die Oestalt könnte sehr wohl, wie bei allen
organischen Bildungen, abgestuften Variationen unterworfen, z. B.
die Köpfe und Strahlen der Figur sehr klein oder auf Null reducirt
sein. Im letzteren Falle würde sich nur ihr Mitteltheil ausbilden
und dieser unter dem Einfluss gewisser Reagentien als streifiges
Gebilde erscheinende Bezirk das ganze Karyolyma repräsentiren.
Es sind das Eventualitäten, welche als positive Vorkommnisse nur
aus weiteren Untersuchungen hervorgehen könnten, auf welche indessen
vom herein aufmerksam zu machen, wohl nicht überflüssig ist
Ein Paar besondere Worte verdienen übrigens die Angaben
Tschistiakoffs, welcher von meiner Auflassung wenigstens inso-
fern weniger entfernt war, als er den gestreiften Körper nicht
einfach mit dem Kerne identificirte. Wenn er aber angiebt, öfters
gesehen zu haben, dass dieses Gebilde sich nachträglich in einen
echten „morphologischen" Nucleus umwandele und ihm deshalb den
Namen Pronucleus giebt, so steht dies nicht im Einklänge mit allen
anderweitigen Beobachtungen. Diese ergeben übereinstimmend wenig-
stens so viel, dass der streifige Körper, welcher wegen seiner Ent-
stehung auch ein postnucleäres Gebilde ist, gewöhnlich die Bestim-
26
mang hat, sich innerlich in zwei junge Kerne an seinen Polen und
in einen mittleren Theii, welcher zur Bildang des Zellenleibes und
der Membran der Tochterzellen mit verwandt wird, zn differensiren.
Wenn es daher fttr diesen mittleren, unter Umständen gestreift
erscheinenden Theil des Karyolyma eines besonderen Namens bedtlrfen
sollte, so könnte derselbe, sowohl im zeitlichen wie im räumlichen
Sinne, passender als Internuclens bezeichnet werden.
Schliesslich spreche ich noch den Wunsch ans, ^ass die obigen
Erörterungen allseitig so gänzlich als sachliche, nur zur Förderung
der Forschung beigebrachte aufgenommen werden mögen, wie sie
meinerseits sine tro, wenn auch cum studio, geschrieben worden Bind.
Breslau, im December 1875.
Anatomie
der
vegetativen Organe von Dionaea mnscipula Ell,
Von
Dr. k. Franstadt. >
Mit Tafel L bis IIL
^^^^^«^i^^NM^t^
Obwohl der Insectenfang durch die Blätter bei derjenigen Pflanze,
deren Anatomie den Gegenstand der vorliegenden Abhandlang bildet,
bereits im vorigen Jahrhunderte (1771) durch Johann Ellis bekannt
gemacht wurde, so erfuhr doch diese Thatsache bei dem damaligen
Stande der Naturwissenschaften nicht die gebührende Würdigung.
Man sah in der gemachten Beobachtung nur das Sonderbare und
Hess es dabei bewenden, ohne aus ihr Folgerungen für die Lebens-
weise der Pflanzen zu ziehen. Erst durch Darwin*) ist die Wich-
tigkeit der Insecten fangenden und verzehrenden Pflanzen für die
Pflanzenphysiologie erkannt worden. Jedoch berücksichtigt Darwin
die anatomischen Verhältnisse nur in so weit, als sie für seine
physiologischen Versuche in Betracht kommen, wie dies im Plane
seines Buches liegt Deshalb unternahm ich es im hiesigen pflanzen-
physiologischen Institute auf Veranlassung und unter Leitung meines
hochverehrten Lehrers, Herrn Professor Dr. Ferd. Oohn, die Vege-
tationsorgane von Dümaea muscipida Ellis voUst&ndig, soweit dies
mir möglich war, anatomisch zu untersuchen und die ganze Anatomie
derselben in vorliegender Arbeit zusammenzustellen, um so eine
Ergänzung zu den bis jetzt bekannten Untersuchungen über Dionaea
zu liefern. Vorher aber habe ich es für zweckmässig erachtet, eine
vorläufige Orientirnng über den Habitus zunächst der ganzen Pflanze
und dann im Besonderen eines einzelnen i)ibna€ablattes zu geben.
Hahüua von Dionaea muscipula EIL Diese merkwürdige Pflanze
besteht in ihren oberirdischen Theilen nur aus einer grösseren oder
1) Charles Darwin. lusectivorous plants. Ix^ndon 1875.
28
g(;riDg<!reo Anzahl grfioer, älterer and jflngerer Lanbblätter, welche
sämmtlich um einen Mittelpankt hernm im Kreise angeordnet sind
(Tafel I. Fig. 1.). Die Blätter von Dumaea zeigen ähnliche Nnta-
tionseracheinungen wie die von Drosera rotundifdia L.; die älteren,
d. h. fertig aasgebildeten Blätter sind niedergebeugt, manchmal sogar
den Boden berfihrend, jedenfalls aber immer einen sehr spitzen Win-
kel mit der Horizontalen bildend, während die jüngeren Blätter um
so steiler aufgerichtet sind, in einem je unentwickelteren Zostande
sie sich noch befinden, und sehr junge, unansgebildete Blätter sogar
senkrecht stehen. Der Unterschied der Blätter in Bezug auf Alter
und Dimensionen ist bei einem und demselben Exemplare gewöhnlich
sehr bedeutend, da diese Pflanze auch in unseren Gärten und selbst
bei woniger guter Pflege eine sehr grosse Zahl von Blättern ent-
wickelt, wie das namentlich bei den grössten meiner Exemplare in
wahrhaft auffallender Weise sich zeigte. Dies dürfte vielleicht mit
dem Umstände in Zusammenhang stehen, dass jedes ausgewachsene
Blatt nach den Beobachtungen von Dr. Canby und Mrs. Treat nur
eine geringe Anzahl Insecten (meist 3 bis 4) zu fangen vermag.
Ich selbst habe beobachtet, dass die grossen Blätter eines sehr kräf-
tigen Exemplares zwei bis drei Mal Stückchen festen Eiweisses in
sich aufnahmen, bei weiteren Fütterungsversnchen aber abstarben,
ohne das Eiweiss verzehrt zu haben. Jedenfalls also fängt and
versehrt jedes Blatt immer nur wenige Insecten, deren Anzahl
sich vermuthlich nach ihrer Grösse, oder, was in vielen Fällen das-
selbe ist, nach der Menge der Nährstoffe richtet, welche von dem
Blatte wirklich aufgenommen werden, so dass nnter Umständen ein
ciniiges, grosses Insect schon genügt oder selbst schon für das Blatt
tu viel giebt; die Unfilhigkeit eines Blattes, sehr viele Thiere n
fangen und lu verdauen, wird durch das schnelle Wachsthnm der
jüngeren Blätter ausgeglichen. In ihrem Vaterlande, fenehten
Gegenden im östlichen Theile von Nord-Carolina, bei gnter Cnltnr
auch in unseren Gewichshäusem, erhebt sich aus der Mitte des Blatt-
kreises von Dionaea der etwa 15 bis 20 Centimeter hohe Blflthen-
schaft. Derselbe ist von Ellis^) beschrieben worden, ich selbst
hatte ihn so untersuchen noch keine Gelegenheit.
1) «loh. EUis soc, reg. «cienU Lond. et l'psal. ^od. de Dionaea muscipuU
plMitA imubili nu(>er detecU ad periU. Ctr. a Linne Y^vl. ^, r. m. Sueciae
arvhiau mod. c\ U>l. prof. rj%»alion»cm Ä: c. opistola. — Aus dun Englischen
uberseui und horausj^rg^beu von 1>. Johann Christian Daniel Nchrcber.
Kriangcn ITTl.
89
Hahttus eines DumaeaUaUes, Hier verdient ranächst der Blatt-
stiel eine besondere, ansföhrlichere Betrachtung; denn er übertrifft
an Dimensionen die Biattspreite selbst immer bedeutend ; er ist breit
geflflgelt (Tafel I. Figur 1), d. h. zu beiden Seiten der sehr krftftig
entwickelten Mittelrippe in einen dünneui flachen, grünen Saum
erweitert, welcher vom Grunde des Blattstieles an bis zu dessen
Spitze allmählich an Breite zunimmt und an der Spitze gerade
abgestutzt ist, so dass er die Gestalt eines langen schmalen Keiles
besitzt, dessen beide Ecken oben schwach abgerundet sind (Taf. III.
Fig. 3). In der Regel ist der Blattstiel ganzrandig, schwach nach
abwärts gebogen, auf der Oberseite meist etwas dunkler grün geförbt,
als auf der unteren; sein Querschnitt ist auf der Oberseite fast eben,
während auf der unteren Seite die Mittelrippe, welche durch seine
ganze Länge hindurch in gleichmässiger Stärke verläuft, halb cylin-
derförmig, also im Querschnitte halbkreisförmig vorspringt. Aus der
Spitze des Blattstieles austretend, verläuft die Mittelrippe eine kleine
Strecke, beim völlig ausgewachsenen Blatte nur etwa einen Milli-
meter ungeflügelt und setzt sich sodann in die Lamina fort, an
deren Spitze sie als noch kürzere, stumpfe Hervorragung endet.
(Tafel I. Fig. 3 bei e.) Auf der Unterseite der Lamina springt sie
ebenso stark vor, wie auf derjenigen des Blattstieles, und ist dabei
schwach nach abwärts gekrümmt. Die Lamina selbst wird gewöhn-
lich schlechthin als rundlich und zweilappig bezeichnet; genauer
lässt sie sich immer betrachten als bestehend aus zwei trapezförmi-
gen Hälften, die mit ihren kleineren Grundlinien in der Mittelrippe
zusammenstossen, während die beiden anderen grösseren Grundlinien
durch flache Kreisbogen gebildet sind. Das sind zugleich die beiden
einzigen krummen Theile des Randes der Blattspreite, während der-
selbe an der Basis und an der Spitze vollkommen geradlinig ist.
Die gekrümmten Ränder sind ausserdem in eine Anzahl (15 — 20)
lange, schlanke, spitzige und sehr feste Fortsätze ausgezogen, welche
Borsten oder Spitzen {spikes nach Darwin) genannt und von mir in
der Folge als Randborsten bezeichnet werden mögen, während
der geradlinige obere und untere Rand des Blattes derselben voll-
ständig entbehrt (Taf. I. Fig. 3.) Die Randborsten sind nicht
alle von gleicher Grösse, die mittleren auf jeder Seite sind die
dicksten und längsten, von da nimmt ihre Grösse nach beiden
Seiten hin nahezu gleichmässig ab. Nur der Unterschied in der
Länge zwischen den mittleren und den äusseren ist bei ver-
schiedenen Blättern verschieden gross und bei älteren grösser, als
bei den jüngeren. Die Zwischenräume zwischen den Randborsten
»0
sind durch stnmpfe, am Grande fast halbkreisförmige Aosschnitte
gebildet.
Die beiden Hälften der Lamina rechts und links von der Mittel-
rippe liegen, wenn das Blatt geöffnet ist, nicht, wie bei den Blättern
80 vieler anderer Pflanzen, in einer Ebene, sondern bilden einen
spitzen Winkel mit einander, welchen Darwin in einem Falle so
80^ gemessen hat
Ungefiüir in der Mitte ihrer Oberseite trägt jede Blattspreiten-
hälfte ausserdem noch drei den Randborsten äusserlich ähnliche,
aber schwächere, kürzere und nicht so starre haarförmige Gebilde,
welche wir später als Mittelborsten näher kennen lernen werden.
Dieselben sind unter sich von einerlei Stärke und Länge; bei aänunt-
lichen von mir zu anatomischen Zwecken untersuchten Blfittem dieser
Pflanze fand ich sie stets in ein Dreieck gestellt (Taf. I. Fig. 3 bei mb),
und zwar so, dass die die Spitze dieses Dreiecks bildende Mittel-
borste der Mittellinie des Blattes zugekehrt ist und die Verbindungs-
linie der beiden anderen Mittelborsten derselben ungefähr parallel
geht. Auch fand ich nie mehr und nie weniger als drei Mittelbor-
sten, doch hat Darwin zwei Blätter mit vier und eins mit nur zwei
Mittelborsten gesehen, er giebt indessen nicht die Stellung derselbe!
in diesen abnormen Fällen — wie ich sie bezeichnen möchte —
an. Wenn sich ein Blatt nach Berflhrung einer dieser sechs Mittel-
borsten schliesst, wobei sich seine beiden Hälften um die Mittel-
rippe als Axe gegen einander bewegen und sich zusammenlegen,
so greifen die Randborsten dergestalt in einander ein, dass eine
jede in den Zwischenraum zweier der anderen Laminahälfte ai
liegen kommt.
Die Ober- oder im geschlossenen Zustande die Innenfläche der
Lamina ist mit zahlreichen Pflnktchen dicht besetzt, welche wir weiter
unten als Drüsen kennen lernen werden. (Taf. L Fig. 3 bei d.)
In kräftig vegetirenden Blättern sind dieselben roth; von ihnen abge-
sehen ist das ganze übrige Blatt einförmig grün geftlrbt, während
Ellis, der diese Pflanze zuerst beobachtete und beschrieb, in seiner
oben angeführten Schrift den mit Borsten besetzten Rand und die
Mittelrippe auf der Unterseite der Lamina gelb gezeichnet hat, was
ich niemals beobachtet habe. Bei weniger gut gedeihenden und
minder reizbaren Blättern haben die Drüsen keine oder nur sehr
schwache rothe Färbung; im letzteren Falle ist dann auch die Ober-
Seite der Lamina einförmig grün.
Um endlich noch der Dimensionen des Blattes mit wenigen Wor-
ten zu gedenken, so giebt William Young ans Philadelphia, wie
Sl
Ellis anfährt, die Länge der grdssteD Blätter, die ihm vorgekommen,
zu ungefähr drei engl. Zoll (jedenfalls incL Blattstiel) und ihre Breite
zu anderthalb Zoll an. Das grösste Blatt von fftnf Exemplaren,
welches ich selbst gemessen habe und welches von einem flberaus
kräftigen und reizbaren Exemplare stammte, das ich durch die Otlte
des Herrn Geh. Rath Oöppert aus dem hiesigen Königlichen botani-
schen Garten der Universität zur Untersuchung erhielt, hatte folgende
Dimensionen: Die Länge der Lamina in der Mittelrippe betrug
IS Millimeter, die Länge des die Borsten tragenden Randes (die
Sehne des gebogenen Randes gemessen) betrug 20 und die Breite
jeder Hälfte der Lamina in der Mitte (die Randborsten abgerechnet)
15 Millimeter. Bei vier anderen kleineren Exemplaren, welche aus
Erfurt bezogen wurden, betrugen dieselben Dimensionen durchschnitt-
lich etwa 1 Oentimeter, und einige Blätter eines anderen Exemplares,
deren Entwickelung ich bis zur fertigen Ausbildung verfolgt habe,
erreichten ihre definitive Gestalt schon bei folgenden, bescheidenen
Dimensionen: Länge der Blattspreite in der Mitte 4 Millimeter, in
dem borstentragenden Rande 5 Millimeter, Breite jeder Laminahälfte
nur 2 Millimeter. Hierbei will ich bemerken, dass in den aus Erfurt
bezogenen Pflanzen fast sämmtliche Blätter je ein Thierchen
eingeschlossen und mehr oder minder verdaut hatten;
jedoch waren es nicht, wie man nach den gewöhnlichen Angaben
tlber die Nahrung dieser Pflanze vermnthen sollte, geflflgelte insecten,
sondern theils Asseln, theils Myriapoden (Onbcus ViH^ Fdy-
destMuj, welche auf dem Boden kriechen und Schlapfwinkel auf-
suchen, und es ist zu vermuthen, dass diese Thierchen den auf dem
Boden ausgebreiteten Blättern leichter zur Beute werden, als die in
der Luft umherfliegenden Insecten.
Oberflächen- Verhältnisse der Lamina. Wir haben oben gese-
hen, dass die beiden Hälften der Lamina nicht in einer Ebene
Hegen, sondern einen spitzen Winkel mit einander bilden. Eben so
ist jede Hälfte der Blattspreite ftlr sich betrachtet selbst im geöff-
neten Zustande des Blattes keine völlig ebene Fläche, wie man an
grossen Blättern schon mit blossem Auge erkennen kann, in jedem
Falle, aber ein Querschnitt dnrch die ganze Lamina deutlich zeigt
Jede Blatthälfte ist in ihrem der Mittelrippe anliegenden Tbeile
schwach und unten und aussen convex; unter den Borsten des Ran-
des dagegen entgegengesetzt gebogen, nämlich nach oben und innen
convex (Taf. L Fig. 2 bei 1 und v). Beide so gebildete Biegungen
laufen fast durch die ganze Länge der Lamina bis an den grad-
linigen Rand; die Krümmung nahe der Mittelrippe ist die breitere,
32
während die entgegengesetzte Biegung am Rande nnr einen langen,
sehmalen Streifen einnimmt Die Convexität der Blattfläehe nach
ansäen vergrössert sich nun, wenn das Blatt ein Thier gefangen
oder tlber einer anderen organischen Substanz sich geschlossen hat,
so dass man ungefUir die Grösse und die Umrisse der eingeschlos-
senen Nahrung von aussen her erkennen kann. Darwin hat sogar
die Grösse der Einwärtskrflmmung beim geschlossenen Blatte gemes-
sen, indem er an verschiedenen Stellen der Blattfläche feine schwarze
Punkte verzeichnete, deren Abstand zuerst an dem geöffneten Blatte
bestimmte, und dann, wenn das Blatt gereizt worden war und sich
geschlossen hatte. Da die Randborsten beim geschlossenen Blatte
in einander greifen, so wird ausser der grossen Höhlung, in welcher
die Nahrung eingeschlossen gehalten wird (Taf. I. Fig. 2 bei hg),
noch eine zweite, eben so lange, jedoch viel schmälere unter der
Kreuzungsstelle der Randborsten gebildet. (Taf. I. Fig. 2 bei hk.)
Der Verschluss erfolgt an dem gekrümmten, mit Borsten besetzten
Saume durch die nach innen convexe Region nahe dem Blattrande,
dagegen an den beiden geradlinigen, nicht mit Borsten besetzten
Säumen durch den Rand selbst Schliesslich möchte ich noch hervor-
heben, dass dieselben Verhältnisse der Krümmung der Blattfläche und
die nämliche Art des Verschlusses schon bei den eben fertig aus-
gebildeten Blättern beobachtet werden, ehe dieselben sich geöffnet,
mithin noch keine thierische Nahrung zu sich genommen haben.
An dieser Stelle will ich auch betonen, was meiner Ansicht nach noch
nicht genug hervorgehoben ist, dass sich die Blätter von Dionaea
einerseits nach der Berührung einer der Mittelborsten augen-
blicklich schliessen, ohne die eben geschilderten Formen der
Laminaoberfläche dabei zu verändern, dass andererseits die Blätter durch
den chemischen Reiz, welcher von der Absorption organischer Stoffe
durch die Drüsen hervorgerufen wird, sich, jedoch nur sehr langsam
und allmählich schliessen, dabei aber ihre Oberfläche in so weit
verändern, als sie, der organischen Substanz sich dicht anlegend,
nach aussen eine grössere Convexität annehmen. Dabei machte ich
noch die Beobachtung, dass Blätter, welche für den mechanischen
Reiz, hervorgerufen durch Berührung einer Mittelborsto, ganz nn-
empflndlich waren und sich selbst nach starker Berührung aller sechs
Mittelborsten nach einander nicht schlössen, dennoch auf den chemi-
schen Reiz nach längerer oder kürzerer Zeit reagirten, die Drüsen
zur Secernirung veranlassten und die Lamina zwar langsam aber
vollständig schliessen machten.
33
Die Epidermis der BUutsjyreüe besteht sowohl aaf der Ober-
(oder iDoen-), als auch auf der Unter- (oder Aussen-) Seite im All-
gemeinen aus viereckigen, etwas gestreckten Zellen, welche sich an
ihren beiden schmäleren Enden theils mit geraden, theils mit schiefen,
manchmal sogar mit sehr schrägen Wänden begrenzen (Taf. I. Fig. 4
bei e). Die Längsrichtung der fipidermiszellen folgt in der sehr
stark entwickelten Mittelrippe der Längsaxe des Blattes (Taf. II.
Fig. 1 bei em); in den beiden Hälften der Lamina ist sie senkrecht
zu dieser Richtung (Taf. II. Fig. 1 bei el), so dass also hier die
Epidermlszellen alle gewissermassen gegen die Mittelrippe hin gerich-
tet sind. Zwischen beiden Theilen liegen Bogenreihen von Epi-
dermlszellen, die nach der Blattbasis hin gekrümmt sind (Taf. II.
Fig. 1 bei ez). Am gekrümmten Rande der Lamina, zwischen je
zwei Randborsten, haben jedoch die Zellen der Oberhaut die ver-
schiedenste Lage und Gestalt, sind zum Theil kurz und besitzen
. manchmal nnregelmässig gebogene Zellwände. Diese Gruppen anders
gestalteter Epidermlszellen liegen zwischen verlängerten Zellenreihen,
welche, aus der Mitte der Lamina kommend, sich daselbst theilen
und über die Randborsten hin sich fortsetzen. Auf der Oberseite
ausgewachsener Blätter sind die Epidermlszellen meist höher, oft
auch breiter, als auf der Unterseite der Lamina (Taf. II. Fig. 3 und 7).
Alle Epidermiszellen sind an ihrer freien Oberfläche stark cuticnla-
risirt und enthalten ChlorophyllkOrner in sehr grosser Anzahl,
welche rundlich nnd durchscheinend sind, und in dem Falle, dass
das betreffende Blatt noch keine thierische, überhaupt
organische Nahrung absorbirt hat, sehr viele Stärke-
körner enthalten, wie weiter unten, wo von der Einwirkung
chemischer Reagenzien gehandelt werden wird, ausführlicher ange-
geben werden soll. Die Epidermiszellen der Randborsten enthalten
weniger Chlorophyll und erscheinen deshalb auch nicht so intensiv
geflrbt, wie die übrigen grünen Theile des Blattes.
Erzeugnisse der Epidermis, Drüsen. Sehr viele Epidermiszellen
von der Oberseite der Lamina sind Träger der Drüsen. Diese
sondern, nachdem das Blatt ein Thierchen gefangen hat, oder wenn
ihm eine andere stickstoffhaltige organische Nahrung, die aber feucht
sein muss, gereicht worden ist, einen farblosen, etwas schleimigen,
sauer reagirenden Saft aus, welcher die Auflösung der Nahrung
bewirkt In allen anderen Fällen, also auch, wenn ein Blatt in
Folge mechanischer Reizung sich geschlossen hat, und selbst dann,
wenn die stickstoffhaltige organische Substanz nicht feucht ist, secer-
niren die Drüsen nicht und die Blattoberfläche bleibt vollkommen
Cohn, Beitrife cur Biologie der PflanieiL Band 11. Heft 1. 3
84 _
trocken ' ). Die Drüsen sind aber nicht über die ganze obere Fliehe der
Lamina gleichmässig verbreitet, sie nehmen allerdings den grOutei
Theil derselben ein, lassen aber auf allen vier Seiten einer seitlichei
Blattsprcitenhälfte, d. h. alao unter den Randborsten, über der Mittd*
rippe, an der Basis und an der Spitze desselben einen schmalen Rand
frei. Besonders zahlreich stehen die Drüsen gegen die Mittelrippe hii
und hier zuweilen so dicht bei einander, dass sie sich mit ihres
Rändern berühren. In der oberen Hälfte jeder Blatthälfte in der Nähe
des gekrümmten und mit Borsten besetzten Randes stehen die Drflsei
sparsam und mehr vereinzelt (Taf. I. Fig. 3 bei d); sie stehen also
zweckmiissiger Weise da am dichtesten, wohin gewöhnlich das gefai
gene Thier oder die dem Blatte gegebene organische Nahmng n
liegen kommt. Abgesehen davon habe ich eine Gesetzmässigkeit der
Anordnung der Drüsen nicht auffinden können. Jedenfalls entsteliei
die Drüsen in Reihen, wie die Epidermiszellen, deren Erzeugnisse
sie sind; doch hat die verschiedene Häufigkeit der Drüsen an ver-
schiedenen Stellen des Blattes ihre reihenweise Anordnung gau
verwischt und unmerkbar gemacht
Jede einzelne Drüse befindet sich in einer seichten Einsenkong
der Epidermis, so dass die letztere zwischen zwei benachbartei
Drüsen eine flache Erhebung bildet, was man besonders gut auf
einem Querschnitte durch die Lamina beobachten kann. Mitunter
ist die Oberfläche dieser Einsenkung der Unterfläche der Drflsei
genau entsprechend gebogen, so dass sie gewissermassen einen Hohl-
druck derselben darstellt. Jede Drüse von der Fläche gesehen ist
kreisrund (Taf. I. Fig. 4 bei d) und besteht aus drei concentrischeo
Zellreihen, deren innerste, eigentlich eine Zellschieht, ans vier poly-
gonalen Zellen besteht welche in der Mitte in Rreuzform znaammea-
stossen. Die nächst äussere sie umgebende Zellreihe besteht au
acht Zellen und die änsserste enthält deren sechszehn; doch kommen
hin und wieder Unregelmässigkeiten und Ausnahmen von diesen
Typus vor, auch sind die Zellen einer ringförmigen Reihe bisweileo
verschieden gross und auch sonst einander ungleich.
Drüsen von oben gesehen zeigen natürlich nur die Zellen der
oberen Schicht des Drüsenkörpers. Im Längsschnitte betrachtet
besteht jede Drüse im fertip;en Zustande immer aus drei Theilea,
von denen der erste in der Epidermis selbst steckt, nämlich:
1) dem Basaltheil der Drüse (Taf. I. Fig. 8 bei b),
2) dem Drüsenstiele (Taf. I. Fig. 8 bei st) und
3) dem Drüsenkörper (Taf. I. Fig. 8 bei k).
>) Darwin 1. c. p. 295.
35
Der Basaltheil der Drüse bat ungefähr die Gestalt eines niedrigen,
abgestumpften Kegels, der Ellipsen zu Grundflächen bat. Die grösste
Axe desselben folgt der Längsrichtung der Epidermiszellen. Daher
erscheint der Basaltheil in längs durcbschnittenen Drüsen stets nach
unten su deutlich verbreitert und zeigt im Umrisse die Form eines
Trapezes; er besteht aus einem Zellenpaar; die primäre Basalzelle
wird durch eine senkrecht auf der Blattfläche stehende Längs-
scheidewand, welche der Längsrichtung der Epidermiszellen parallel
geht, nochmals in zwei Zellen getheilt. Da nun aber die Zellen der
Oberhaut, wie wir gesehen haben, in der Mittelrippe der Längsaxe
des Blattes folgen, sonst in der Lamina senkrecht darauf stehen, so
ergiebt sich daraus von selbst, dass man auf Blattquerschnitten,
welche Drüsen längs durchschnitten haben, jene Zellwand nur in
denjenigen Drüsen sieht, welche auf der Mittelrippe liegen, weil sie
nur hier vom Schnitte getroffen wird, dagegen auf den übrigen Thei-
len der Lamina der Schnittfläche parallel geht, und umgekehrt sieht
man sie auf Längsschnitten durch das Blatt nur in den Drüsen auf
den beiden Seitenhälften der Lamina (Taf. IL Fig. 7) und nicht
in denjenigen der Mittelrippe.
Der Drüsenstiel, welcher auf diesen beiden Zellen aufsitzt und
über die freie Oberfläche der Epidermiszellen emporragt, besteht aus
swei niedrigen, neben einander liegenden und nach oben schwach
gewölbten Zellen (Taf. L Fig. 8 bei st und Taf. IL Fig. 7 bei dr),
von deren gemeinsamer Wandung ganz dasselbe gilt, was soeben
von den Basalzellen angegeben wurde. Da nun zugleich jede der
beiden Zellen des Stieles von oben gesehen ungefähr halbkreisfSrmig
ist, so sehen Drüsenstiele, deren zugehörige Drüsen abgefallen sind,
Spaltöffnungen nicht unähnlich (Taf. I. Fig. 4 bei ds) und können,
oberfläclilich betrachtet, um so mehr zn Täuschungen Veranlassung
geben, als wirkliche Spaltöffnungen auf dieser Stelle der Blattober-
seite, wie später gezeigt werden wird, überhaupt nicht vorhanden
sind. Häufig wird der Drüsenkörper durch rauhe Berührung der
Blattinnenfläche von seinem Stiele abgetrennt Dasselbe gelingt auch,
wenn das Blatt nnd demnach die darauf befindlichen Drüsen einiger-
massen gross sind, durch vorsichtiges Schaben mit einem scharfen
Messer, und man kann so die Drüsenstiele von oben her in grösserer
Anzahl in ihrer Spaltöffnungen ähnlichen Gestaltung sehen.
Der eigentliche Drüsenkörper selbst endlich, welcher auf dem
Stiele mit breiter Basis aufsitzt, besteht aus zwei übereinander lie-
genden und wie die obere Fläche der Stielzellen nach oben gewölb-
ten Zellenschichten (Taf. L Fig. 8 bei k)^ deren obere fast um die
36
Breite ihrer Randzelleo die unter ihr liegende überragt. Die Rand-
zclleu der unteren Schicht des Drttsenkdrpers sind am stärksten nach
oben, diejenigen der oberen Schicht sehr stark nach auswftrta ge-
krümmt. Die Zellen des Drüsenkörpers sind bei kräftig vegetirendeo
Pflanzen mit einer schön purpurrothen, sonst aber mit farbloser
Flüssigkeit erfüllt und enthalten keine Stärke.
Was die Entwickelungsgeschichte der Drüsen anbetrifft, so bt
dieselbe ziemlich einfach und leicht zu beobachten. Die Drflaea
bilden sich aus einer Epidermiszelle durch eine papillenartige Ais-
stülpung derselben (Taf. I. Fig. 5 bei a), welche sich dureh eine
Qaerschcidewand parallel der Oberfläche des Blattes abgrenzt. Die
untere der beiden so entstandenen Zellen wird zum Basaltheil der
Drüse ; sie verbreitert sich spater nach unten und theilt sich durch eine
Längsscheidewand senkrecht auf der Blattfläche und parallel der
Längsrichtung der Epidcrmiszellen. Die obere Zelle theilt sich da-
gegen nochmals durch zwei Querscheidewände parallel der Blattober
fläche in drei über einander liegende Zellen, von denen die nntente
sich durch eine Längswand noch einmal theilt und zum Drfiaenstiele
sich ausbildet, während die beiden obersten den eigentlichen DrOaeo-
körper darstellen, indem sie sich noch durch verschiedentlieh gestellte
Zellwände, die aber sämmtlich zur Blattfläche senkrecht 8ind| in ob-
regelmässiger Reihenfolge in diejenigen polygonalen Zellen theilea,
welche wir schon oben kennen gelernt haben.
Wie die roth gefärbten Zellen in den Köpfchenhaaren von Dro-
aera, so zeigen auch die Zellen der Drüsen auf der Blattoberseite
von Diofiaea die eigenthümliche Erscheinung der von Darwin ent-
deckten Aggregation ^). Darunter versteht man bekanntlich die siem-
lich raschen und unregelmässigen Gestaltveränderungen des rotheni
von Darwin als Protoplasma betrachteten Farbstoffes, deren Ueber-
tragung auf die benachbarten Zellen der Fortpflanzungsrichtnng des
Reizes folgt. Wie dort, so beginnt auch hier bei Dionaea, wie ich
selbst noch beobachtet habe, die Aggregation jeder Drüsenzelle ge-
wöhnlich mit der Zusammenziehung des rothen Farbstoffes, der dabei
die verschiedensten Formveranderungen durchmacht, sich dann in
mehrere Stücke theilt, die sich entweder wiederum theilen oder deren
mehrere zu einem grösseren zusammenfliessen. Dabei macht sieh
ähnliche Mannigfaltigkeit geltend, wie Darwin an Drosera rotun-
difolia L. sehr ausführlich beschrieben und durch Zeichnungen er-
läutert hat.
«) Darwin l. c. cap. III. p. 38 seq.
37
Indem ich gefärbte Nahrnngsstoffe auf die Blätter
brachte, gelang es mir, anch die. Drüsenzellen selbst zu
fSrben. Anf drei Blätter wurden kleine Stückchen von geronnenem nnd
durch Anilinroth tief gefärbtem Eiweiss aufgelegt. Sämmtliche Blät-
ter blieben nach diesem Versuche noch geöffnet, eines von ihnen
schloss sich erst nach 24 Stunden zwar sehr langsam aber vollständig,
desgleichen das zweite nach Verlauf von abermals 24 Stunden, und end-
lich 6 Stunden später auch das letzte von ihnen. Die während der ganzen
Zeit constante Temperatur betrug -f- 28^ C, indem die Pflanzen in
einem Heizkasten bei dieser Temperatur feucht gehalten wurden. Nach
acht Tagen öffnete sich das Blatt, welches sich zuerst geschlossen hatte;
das Eiweiss war vollständig verschwunden, die Blattoberscite schon
wieder völlig trocken und mit zahlreichen rothen Pünktchen bedeckt,
während sie vor dem Versuche gleichmässig grün war, da die Drü-
sen ursprünglich farblosen Zellinhalt besessen hatten. Besonders
lebhaft gefärbt war in jeder Drüsenzelle nach dem Versuche ein
grosser rundlicher Körper, wahrscheinlich der Zellkern (Taf. I. Fig. 4
bei d); das ganze übrige Gewebe des Blattes hatte von der rothen
Färbung nichts angenommen oder zeigte doch nichts mehr davon,
ausgenommen einige peripherische Gefässe aus dem mittleren grossen
Oefllssbündel des Blattstieles, welche ebenfalls durch das Anilin roth
gefärbt waren, jedoch mit einer gelblichen Nuance gegen die Drüsen-
zellen. Die auf solche Weise bewirkte Wiederfärbung der Drüsen
hält sich sehr gut; sie ist jetzt, 14 Wochen nach den eben be-
schriebenen Versuchen noch recht deutlich zu erkennen und hat nur
durch das Aufbewahren der Präparate in Glycerin sowohl^ als auch
durch das Liegen eines Restes jenes Blattes in absolutem Alkohol
seit jener Zeit einen Stich ins Bläuliche angenommen. Ein zweiter
Versuch an anderen Blättern, wobei unter übrigens gleichen Um-
ständen Saffran als Färbemittel angewendet wurde, gelang weniger
gut, denn die Drüsenzellen waren wohl gelblich, doch nicht so in-
tensiv gefärbt, wie in dem ersten Versuche, auch konnte ich eine
Färbung der übrigen Theile des Blattes, namentlich der Oefässbün-
del, in diesem Falle nicht deutlich beobachten.
Die Stemhaare, Wie die Oberseite der Lamina zahlreiche Drüsen,
so trägt die Unterseite derselben sternft^rmige, meist achtstrahlige
Gebilde, welche, gleich den Drüsen, den morphologischen Werth von
Trichomen haben. Da ihre Zellen röthlichbraun oder orange gefärbt
srad, so werden die Stemhaare erst mit Hilfe des Mikroskopes sichtbar,
wie die ungefärbten Drüsen. Wie diese, so sind auch die Stemhaare
nicht über die ganze Unterfläche der Lamina gleichmässig verbreitet,
38
soodern sie sind am häufi^^sten auf der Mittelrippe, während die
Drüsen zu beiden Seiten derselben am gedrängtesten und zahlreichsten
stehen. Auf denselben Stellen der Unterseite aber finden sich nur
wenige und zerstreute Sternbaare und ebenso sind dieselben auf den
Randborsten und zwar auf allen Seiten derselben, also anch in
diesem Falle auf der Blattinnenfläcbe anzutreffen. Auf der eigent-
lichen Ober- oder Innenseite des Blattes habe ich niemals Stern-
haare aufgefunden. Dagegen findet sich im Scheitel des Win-
kels, den je zwei Randborsten bilden, regelmässig ein Stemhaar.
(Taf. I. Fig. 3 bei s.) Bei jüngeren Blättern sitzen diese Stern-
haare an der tiefsten Stelle des Zwischenraumes zwischen den ein-
zelnen Randborsten, bei älteren Blättern dagegen findet sich zwischen
den mittelsten, also grössten Randborsten eine niedrige, stompf-
pyramidale Erhebung des Blattgewebes bedeckt von der Epidermis,
und trägt, wo sie vorhanden, auf ihrer Spitze das Sternhaar. Wenn
man ein kleines, aber völlig entwickeltes Blatt in der Mittelrippe
spaltet und dann eine Hälfte nach mehrtägigem Liegen in absolatem
Alkohol mit einer schwachen Vergrösserung (etwa 30) betrachtet,
womit man den gewiroperten Rand zum grössten Theile übersehen
kann, so gewährt die Regelmässigkeit der Lage je eines Stemhaares
zwischen zwei Randborsten einen recht zierlichen Anblick (Taf. I.
Fig. 3), um so mehr, als die Zellen der Sternhaare ihren röthlich-
braunen Inhalt nicht verlieren^ während das ganze übrige Blatt durch
den Alkohol entfärbt wird.
Der anatomische Bau der Stemhaare ist ganz ähnlich demjenigen
der Drüsen auf der Oberseite, deren homologe Vertreter anf der
Unterseite sie sind. Die beiden Basalzellen und die des Stieles
stimmen in Form und Lage, wie namentlich auch in der Richtung
ihrer gemeinsamen Wandung vollständig mit denen der Drüsen flber-
ein (Taf. I. Fig. 10 bei sb und sst), so dass also der Unterschied
zwischen Drüsen- und Sternhaaren wesentlich nur in dem oberen,
von dem Stiele getragenen und über die Epidermis emporragen-
den Theile liegt. Derselbe besteht ebenfalls aus zwei übereinan-
der befindlichen Zellschichten, welche nur wenige, um einen Punkt
strahlenförmig angeordnete Zellen besitzen. Die Zellen der unteren
Schicht bleiben kurz, diejenigen der oberen dagegen wachsen in 4 bis
8 lange, gleichmässig dicke, daher am freien Ende stumpfe Schltnche
aus, die im fertigen Zustande unter einem spitzen Winkel gegen die
Oberfläche des Blattes aufgerichtet sind (Taf. l. Fig. 10). Der rOth-
lichbraune Inhalt derselben wird durch Alkohol und Glyccrin zusammen-
gezogen und nimmt dabei eine dunklere bis braunschwarze Färbung an.
_ 39
Die Entwickelungsgeschichte der Sternliaare zu beobachteo war mir
noch nicht möglich; dieselben entstehen sehr viel früher, als die
Drüsen, so dass sie auf den jüngsten, dem blossen Auge überhaupt
noch sichtbaren Blftttern, welche, wie erst das Mikroskop zeigt,
fast allein aus der späteren Mittelrippe bestehen, schon in der fer-
tigen Form vorkommen und zwar auffallender Weise in solcher
Häufigkeit auftreten, dass sie sich auf Längs- wie auf Querschnitten
durch ein solches junges Blatt zum Theil verdecken und das junge
Blatt wie mit einem dichten Pelze von Sternhaaren gleichsam ein-
gehüllt ist. Die Drüsen sind in diesem Alter noch nicht einmal
durch Ausstülpung der Epidermiszellen angelegt. Ich zweifle indessen
nicht, dass die Entwickelung der Sternhaare denselben Verlauf nimmt,
wie diejenige der Drüsenhaare, von denen sie sich nur durch die
geringere Zahl und die Gestalt der beiden obersten Zellschichten
unterscheiden. Die Sternhaare besitzen keine so lange Lebensdauer,
wie die Drüsen, indem sie vielmehr bald vertrocknen und abfallen.
Man bemerkt dies natürlich am leichtesten auf den Randborsten und
an den Stemhaaren zwischen denselben, wo dann an der tiefsten
Stelle zwischen den Rand borsten oder auf der pyramidenförmigen
Erhebung zwischen ihnen nur noch die Stiele der Stemhaare zu
sehen sind, gerade so wie bei den zuHUligerweise und mit Gewalt
abgestreiften Drflsen.
Die physiologische Bedeutung der Stemhaare betreffend, so hat
sich Darwin ohne allen Erfolg, wie er selbst sagt, bemüht, irgend
eine Function derselben bei der Ernährung der Pflanzen durch or-
ganische Substanz aufzufinden. Alle seine Versuche, die er ange-
stellt hat, um zu erfahren, ob die Stemhaare organische Nahrang
abflorbiren könnten, ergaben negative Resultate. Es ist in der That
onwahracheinlich, dass die Stemhaare zu der Ernährung der Blätter
durch Tbiere in irgendwelcher Beziehung stehen; denn in diesem
Falle stünden sie gerade dort, wo sie am allerentbehrlichaten sind,
nämlich auf der Unterseite der Lamina, auf den Randborsten,
awiscben ihnen und, wie ich später noch zeigen werde, auf dem
Blattstiele, der weder reizbar ist, noch auch irgendwelche organische
Substanz selbstständig aufzunehmen vermag, die ihm nicht ans der
Lamina zugeführt wird. Hervorzuheben ist, dass die Stemhaare
gerade an denjenigen Stellen des Blattes vorkommen, wo auch die
Spaltöffiiungen liegen.
Die SpaUoffmmgen fehlen der Oberseite der Lamina, wenn wir
von den Randboraten absehen, durchweg, dagegen sind sie zahlreich auf
der Unterseite zu finden, aoch auf den Randborsten, wo sie, wie die
40
Steruliaare, nicht bloss auf der äusseren Fläche derselben, sondeni
rings um dieselben, also auch auf der Oberseite der Randbonten
stehen. Am häufigsten sind aber die Spaltöffnungen, wieder wie die
Sternhaare, in der Nähe der Mittelrippe der Unterseite nnd anf dieser
selbst, wo sie deutlich in Reihen stehen. Wie die EpidennisselleB
zwischen der Mittelrippe und den Lappen der Lamina in Bogen an-
geordnet sind, so folgen auch die Spalten dieser Richtang, habet
also an verschiedenen Stellen eine verschiedene Lage (Taf. IL Fig. 1
bei sp), die scheinbar ganz nnregelmässig wäre, wenn man von der-
jenigen der anliegenden Zellen der Oberhant absähe. Das voUstio-
dige Fehlen der Spaltöffnungen auf der Oberseite der Lamina darf
meiner Ansicht nach nicht Wunder nehmen ; denn die Spaltöffnungen
stehen bekanntlich „da am häufigsten, wo ein lebhafter Anstanadi
der Gase zwischen der Pflanze und der umgebenden Luft stattfindet,
denn sie sind physiologisch genommen nichts Anderes als die Aus-
gänge der Intercellularräume des inneren Gewebes, die sich stellen-
weise zwischen den Epidcrmiszellen nach aussen öffnen ^).^ Die Er-
nährung durch die Blätter scheint vielmehr dermassen vertheilt m
sein, dass diejenige durch organische Körper, gewöhnlich Thiere,
ausschliesslich von der Oberaeite besorgt wird, während daneben noch
die Aufnahme anorganischer, luftförmiger Verbindungen der Unter-
seite der Lamina und beiden Seiten des Blattstieles, welcher vielleicht
dafür ausnahmsweise so breit entwickelt ist, zukommt. Auch beaitit
die Oberseite der Lamina auf den Randborsten, welche selbst nach
dem Verschlusse des Blattes noch der äusseren Luft auf allen Seiten
ausgesetzt sind, Spaltöffnungen, durch die auch ein Gasaustanach
stattfinden kann.
Die den Schliesszellen der Spaltöffnungen benachbarten Epidermia-
zellcn sind nicht anders gestaltet, als die übrigen Zellen der Ober-
haut und namentlich ebenso langgestreckt (Taf. IL Fig. 1). Die
Schliesszellen der Spaltöffnungen selbst haben von der Fläche ge-
sehen die gewöhnliche halbmondförmige Gestalt, sind nach oben
schwach gewölbt und gleichen von der Seite gesehen einem Ring-
ausschnitte (Taf. I. Fig. 12 bei s). Sie sind gleich den (Ibrigen
Epidcrmiszellen mit Chlorophyll versehen und lassen einen ziemlich
grossen Porus zwischen sich. Dieser letztere ist, in seiner vertikalen
Richtung betrachtet, mitten weiter als oben und unten. Auf einem
Längsschnitte durch die Spaltöffnung, welcher beide Schliesszellen
halbirt, bemerkt man darum in der Mitte eine im Umrisse ungefähr
1) Sachs, Lehrbuch der Botanik. 4. Auflage. Seite 104.
41^
kreisförmige Höhlung, die sich nach oben und unten in einen engen
Kanal fortsetzt.
Das Chundgewebe, Im Allgemeinen besteht das Grundgewobe der
Lamina von Dionaea aus verlängerten parenchjmatischen Zellen,
welche in ganz derselben Richtung wie die Epidermiszellen gestreckt
sind, d. h. also in der Mittelrippe parallel der Wachsthumsaxe des
Blattes, in dem übrigen Theile der Lamina hingegen senkrecht
darauf. Im Besonderen jedoch zeigt das parenchymatische Grund-
gewebe der Mittelrippe einige Verschiedenheiten von demjenigen der
beiden seitlichen Laminahälften, weshalb wir auch die crstere von
diesen gesondert betrachten wollen.
Die in der Mittelrippe unmittelbar unter der Epidermis liegenden
Zelienschichten des Grundgewebes sind von den inneren nicht wesent-
lich verschieden, so dass hier weder ein Hypoderm, noch eine eigent-
liche Pallisadenschicht, noch ein besonderes Schwammgewebe unter-
schieden worden kann. Sie sind vielmehr eng, ungefähr von ebenso
weitem Lumen, wie die Epidermiszellen, im Querschnitte rundlich
und in der Längsrichtung des Blattes, wenn auch wenig, so doch
immer deutlich verlängert. Von ihnen ab nehmen die Zellen um so
mehr an Weite sowohl wie an Länge zu, je mehr sie nach innen
zu liegen und dem einzigen centralen Gefässbündel der Mittelrippe
sieh nähern, gehen aber in dessen nächster Umgebung wiederum in
kOrzere und engere Zellen über; auch sind die Zellen der Oberseite
des Blattes in der Regel etwas weiter als die der Unterseite. Die
inneren grösseren Parenchymzellen sind dtlnnerwandig und besitzen
bei Weitem nicht so viel Chlorophyll, wie die äusseren und kleineren.
Die ersteren sind femer ebenfalls im Querschnitte rundlich und
lassen sehr zahlreiche Intercellularräume von verschiedener Gestal-
tung zwischen sich. Die Ghlorophyllkörner sind denjenigen in den
Epidermiszellen gleich, oval (Taf. IIL Fig. 1), durchscheinend und
in dem schon oben bei der Betrachtung der Oberhautzellen ange-
führten Falle mehr oder minder stärkehaltig. Dabei findet ein all-
mählicher Uebergang von den engen, sehr chlorophylireichen peri-
pherischen Zellen des Gmndgewebes zu den inneren desselben statt,
so dass an eine Grenze verschiedener Schichten in Wirklichkeit, wie
erwähnt, nicht gedacht werden kann.
Von dem Grundgewebe der Mittelrippe unterscheidet sich das-
jenige in den beiden Laminahälften zunächst dadurch, dass seine
sämmtUchen Parenchymzellen sehr viel mehr in die Länge senkrecht
zur Mittelrippe gestreckt sind, als in dieser (Taf. IL Fig. 2 bei gi)
und zwar die inneren noch mehr als die äusseren. Auch tritt im
42
Grundgewebe der Spreitenhälften der Unterschied von miitieren chloro-
pliyllarmen, dem Schwammgewebe vergleichbaren Zellensehicbteii und
oberen und unteren Chlorophyll reichen Zellcnschichten deatlicher
hci-vor, als in der Mittelrippe. In der Breite übertreffen die ionereo
Orundgewebezellen der Spreitenhälften die äusseren viel mehr, ala
dieses in der Mittelrippe der Fall ist (vergleiche Taf. II. Flg. 3 und
Fig. 7). Auch sind die Wände der inneren Zellen im Qaerschnitte
nicht mehr gerade oder einfach nach aussen gekrümmt, wie bei den
äusseren, sondern in verschiedener Weise nnregelmässig gebogen
(Taf. II. Fig. 7 bei ig). Die meisten von ihnen enthalten nicht nv
weniger Chlorophyll, als die äusseren Zellen des Grundgewebea und
die Epidermis, sondern viele entbehren desselben sogar vollständig.
Endlich lassen sie sehr grosse, meist immer im Querschnitte drei-
eckige Intercellularräume zwischen sich, deren Wandungen ebenfalls
öfters nicht gerade, sondern nach aussen zu gekrümmt sind (Taf. IL
Fig. 7 bei i). In der Umgebung der die Lamina zahlreich ia
paralleler Richtung und senkrecht zur Mittelrippe durchziehendea
Gefässbündcl befinden sich wiederum engere, viel Chlorophyll ent-
haltende, aber auch sehr langgestreckte Zellen, jedoch findet auch
hier hinsichtlich der Weite des Lumens und bezüglich des Chloro-
phyllgehattes ein allmählicher Uebergang einerseits von oben und
unten, andererseits von den GefUssbündeln nach allen Seiten hin atatt
Gemeinsam ist zwischen dem Grundgewebe der Mittelrippe und
dem der übrigen Lamina, dass die mehr oberflächlichen Zellen in
beiden Theilen im Querschnitte rundlich sind und die inneren sartere
Wandungen besitzen, als die äusseren, ferner, dass, wie die Bpider-
miszellen der Blattoberseite, so auch die unter ihnen befindlichen des
Grundgewebes weiter sind, als auf der Unterseite der Lamina (ver-
gleiche Taf. II. Fig. 3 und Fig. 7), und endlich ist gemeinschaftlich
das Vorkommen von wieder engeren und chlorophyllreicheren Zellen
in der Umgebung der GefUssbündel.
Die Zellen des Gruudgewebes in der Lamina von Dionaea sind
in derselben Richtung langgestreckt, welche den kürzesten Weg
des motorischen Impulses bildet, nachdem das Blatt gereizt ist Denn
wiewohl Darwin') durch verschiedene Versuche gezeigt hat, daat
der motorische Impuls von einer der sechs Mittelborsten ans nach
allen Richtungen hin radial sich ausbreitet, so wird derselbe doch
beim unverletzten Blatte von der betreffenden Mittelborste nach der
Mittelrippe und von da in die andere Laminahälfte üboi gehen. Viel-
I) Darwiu 1 c. p. 313.
43
leicht bewegt er sieb, wie schon Darwin glaubt, um so schneller,
je länger und weiter die von ihm zn dnrclilaufenden Zellen sind,
und aus diesem Grunde mögen auch die Zellen des Grundgewebes
in den seitlichen Laminahälften verlängerter sein, als in der Mittel-
rippe, weil in letzterer der motorische Impuls den Weg parallel der
Mittellinie des Blattes nie nimmt, sondern quer durch von einer
Laminahälfte zur anderen geht. Für diese Ansicht spricht nun auch
die grössere Weite der oberen Zellen des Grundgewebes und der
Epidermis; denn der motorische Impuls wird von den Mittelborsten,
welche ja auf der Oberseite der Lamina stehen, oder von der orga-
nischen Substanz, welche ebendahin gebracht werden muss, auch
näher der oberen, als der unteren Blattfläche in den Zellen geleitet
werden, um das Blatt zur Schliessung zu veranlassen. Endlich sei
nur noch darauf hingewiesen, dass auch in den Köpfchenhaaren von
Drosera die Zellen parallel der Längenaxe gestreckt sind, und diesen
Weg allein kann hier der motorische Impuls nehmen, während er
bei Dumaea auch Umwege machen kann.
Die OefässbiindeL Auch in Hinsicht der GefiUsbündel verhält
sich die Mittelrippe der Lamina von deren beiden Seitentheilen
sehr verschieden. In der Mittelrippe verläuft ihre ganze Länge
hindurch und genau die centrale Axe einnehmend ein einziges,
sehr dickes GefassbQndel, welches nach der Spitze des Blattes zu
sich allmählich verjfingt und schon vor derselben blind im Grund-
gewebe endet (Taf. I. Fig. 3 bei g). Von demselben gehen unter
fast rechten Winkeln zahlreiche, jedoch sehr viel schwächere Gef^s-
bflndel ab. Dieselben verlaufen unter einander scheinbar parallel,
in Wirklichkeit jedoch von der Mittelrippe nach den Randborsten,
wie die geradlinigen Ränder an der Blattbasis und -Spitze divergirend.
Sie bleiben ferner bis nahe zum gekrümmten Rande ungetheilt, dort
aber spaltet sich ein jedes derselben in zwei einen spitzen Winkel
einschliessende Aeste, von denen sich jeder mit einem solchen des
benachbarten GeflUsbOndels vereinigt. Je ein einfaches, auf solche
Weise wieder vereinigtes Qefilssbündel tritt in jede Randborste ein.
Diese Art der Theilung der OeHUshtlndel und Wiedervereinigung
Ihrer Oabeläste ruft das Bild einer Zickzacklinie von Oefässbflndeln
hervor, welche längs des gekrfimmten Randes unter den Randborston
in einem Bogen, wie dieser selbst veriäuft. Natürlicherweise kommen
auch hier wieder Unregelmässigkeiten und Ausnahmen von diesem
Schema vor, so gabeln sich die aus der Mittelrippe kommenden Ge-
fässbündel nicht selten schon früher (Taf. I. Fig. 3 bei gf)« in der
Mitte der Laminahälften etwa, oder auch erst viel später (Taf. I.
44
Fig. 3 bei gs), als im normalen Verlaufe, z. B. erat am Onmde der
Randborsten selbst, oder sie gabeln sich mehrmals flbereiiMUideri
ohne dass jedoch solche Unregelmässigkeiten den geschilderteil Ty-
pus undeutlich machen könnten. Manche Geftssbündel erreicheo die
Randborsten gar nicht (und dies sind meist schwächere), Bondem
enden blind im Orundgewebe der Laminahälften, bisweilen achoa
vor der Mitte der Strecke^ welche sie eigentlich xorflcklegea
sollten.
Das axile Geftssbündel der Mittelrippe ist dicker, oder doch
mindestens ebenso dick, wie alle anderen beider Laminahälften n-
sammengenommen (Taf. I. Fig. 3 bei g und g'); nimmt man noch
dazu, dass die Art der Verzweigung der OeHlssbflndel ausserordent-
lich zweckmässig ist, um auch die entferntesten Punkte des Blattet
mit einander in Communication zu bringen, so liegt die VerrnntboDg
nahe, dass die Oeßlssbündcl zu der Leitung des motorischen Impul-
ses in naher Beziehung stehen. Darwin hat indessen durch ver-
schiedene Versuche^ auf die ich hier nicht näher eingehen kann, ge-
zeigt, dass, entgegen der Ansicht der meisten Pflanzenphyaiologea
über reizbare Organe, die Oef^sbttndel ftlr die Leitung des moto-
rischen Impulses in den Blättern von Dionaea gar nicht nothwendig
sind^), und wir werden später sehen, dass in die sechs Mittelboraten,
auf deren Reizung erst die Bewegung der Laminahälften erfolgt,
überhaupt gar keine OeHlssbündel eintreten, sondern dieselben niiter
ihnen, wie ich öfters auf Querschnitten durch Laminahälften beob-
achtet habe, ohne von ihrer Richtung abzulenken, vorbeigeben.
Auch enthalten nach Cohn^) die Blätter von Äldrovanda flberbaopt
keine Qefässbündel und sind dennoch äusserst reizbar.
Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, dass die OeßisabOndel
auch mit den für die Ernährung der Pflanzen durch organische Sub-
stanz so äusserst wichtigen Drüsen der Blattoberseite in keineriei
directer Verbindung stehen, wie schon hinreichend aus der obigen
anatomischen Beschreibung der Drüsen hervorgeht. Es acheint n*
weilen, als ob Drüsen von der Fläche gesehen über einem OeflUa-
bündel der Blattspreite in einer Reihe angeordnet seien, jedoch ist
dies immer nur Zufall und man überzeugt sich abgesehen von einem
Blattquerschnitte schon bei den übrigen Drüsen desselben Blattes
vom Gegentheile.
>) Darwin 1. c. p. 313.
*) Cohn. Ueber die Funktion der Blasen von Äldrovanda und Utri-
cularia aus ,,Beiträge zur Biologie der Pflanzen.*' Band I. Drittes Heft.
Breslau 1875.
45
Die Zasammensetzuog der Oeflssbündel ist sehr einfach; sie sind
sämmtlich geschlossene; das Xylem besteht in denen der Lamina-
hälften aus lanter Spiralgeftssen (Taf. IL Fig. 2 bei sp), und selbst
das grosse OeHtosbündel der Mittelrippe besteht aus keinen anderen
Gefässen. Das Phloem besteht aus Weichbast; echter Bast fehlt
gänzlich. Der erstere enthält Gitterzellen und Cambiforn^ bestehend
ans engen, immer beträchtlich verlängerten nnd dünnwandigen Zellen,
welche sich an ihren schmalen Enden mit geraden d. h. senkrecht
zur LängenrichtUDg gestellten, seltener mit schiefen Scheidewänden
begrenzen (Taf. II. Fig. 2 bei wb). Der Weichbast setzt auch bei
dem dicken, axilen GefiUabttndel in der Mittelrippe den Phloemtheil
ausschliesslich zusammen, so dass also in den Bestandtheilen das
Geftssbündel der Mittelrippe sich Tor den übrigen nicht auszeichnet
und lediglich durch seine grössere Mächtigkeit dieselben übertrifft
Auswüchse des Blattgewebes, Die Randborsten und die Er-
hebungen zwischen ihnen, Querschnitte durch die Bandborsten zeigen,
dass dieselben sich als dreiseitige, schlanke Pyramiden betrachten
lassen, deren Seitenkanten abgerundet sind (Taf. I. Fig. 13.) Eine
Seitenfläche ist nach auswärts und abwärts gekehrt, die Durchschnitts-
kante der beiden anderen sieht nach der Ober- oder Innenseite der
Lamina. Die Randborsten sitzen dem gekrümmten Rande des Blattes
mit ihrer breitesten Querschnittsfläche auf und nehmen, wie bereits
erwähnt, von der Mitte des Randes, wo die grössten stehen, beiderseits
an Länge und Dicke ab. Im anatomischen Bau gleichen sie der Mittel-
rippe. Die Epidermiszellen sind ebenfalls im Querschnitte rundlich,
langgestreckt nnd besitzen auf allen Seiten Spaltöffnungen und Stern-
haare. Die unter ihnen liegenden Zellen des Grundgewebes sind
meist ebenso gross nnd nehmen von aussen nach innen an Weite zu,
während sie zugleich in dtßmselben Verhältnisse dünnerwandig werden.
Alle lassen zahlreiche und verschieden geformte Intercellularräume
zwischen sich ganz so, wie in der Mittelrippe. Die Randborsten
werden von einem einzigen, aus wenigen SpiralgeßUsen zusammen-
gesetzten Gefässbündel durchzogen, in dessen Umgebung die Zellen
des Grundgewebes wieder enger werden. Das Gefössbündel läuft
nicht genau in der Mitte der Randborsten, sondern mehr nach der
Innenseite derselben zu, verjüngt sich nach der Spitze, indem die
Zahl der Spiralgefässe immer mehr und mehr abnimmt und endet
endlich blind — oft noch weit vor der Spitze — im Grundgewebe.
Dass die Randborsten, obwohl von einem GefiUsbündel durchzogen,
dennoch keine eigene Bewegung bei dem Schliesscn des Blattes
besitzen, sondern nur diejenige der Laminalappeu mitmachen, und
46
vermöge ihrer alternireoden Stellnng in einander greifen mUssea,
kann als ein weiterer Beweis dafQr angesehen werden, dasa die
Gegenwart der Geftashündel fQr die Leitung des motoriacheo
Impulses eben gar nicht nothwendig ist.
Die Erhebungen des Blattgewebes, welche sich zuweilen Doch
bei alten Blättern zwischen den mittleren Randborsten befiodeo, un-
terscheiden sich von den letzteren dadurch, dass sie immer sehr nie-
drig bleiben, indem die Reihen der Epidermiszellen, welche ihre
Aussenfläche nach der Spitze convergirend hinauflaufen, in der Regel
nur aus drei oder zwei, ja nicht selten aus einer einzigen langge-
streckten Zelle gebildet werden, weshalb ich auch SpaltOffnnngcB
auf ihnen niemals beobachtet habe. Sie unterscheiden sich femer
von den Randborsten dadurch, dass sie nicht nur niedriger, aondem
auch sehr viel stumpfer sind, nur ein einziges Stemhaar anf ihrer
Spitze besitzen, das aber später abHlllt, und endlich darch den
Mangel eines Geflässbündels.
Die Mittelboraten. Inmitten der so zahlreichen Drüsen erheben
sich auf der Oberseite jeder Laminahälfte gewöhnlich drei haarfOrmige
Gebilde, welche ich im Gegensatze zu den ähnlichen Hervorragungeo
des Randes als Mittelborsten bezeichnet habe. Sie bestehen im
Gegensatze zu den Randborsten aus zwei deutlich geschiedenen und
im Bau abweichenden Theilen. Der untere, den ich Basalthell nen-
nen will, ist kurz, cylindrisch aber am Grunde deutlich verbreitert
(Taf. II. Fig. 5 bei b). Er besteht aus denselben Elementen, wie
die unter der Epidermis liegenden Schichten des Grundgewebes der
Laminahälften selbst, d. h. ans parenchymatischen, wenig und zwar
in der Längenrichtung der Mittclborsten verlängerten Zeilen. Ein
GefUssbündel enthält er nicht nnd bildet dadurch einen wesentlichen
Gegensatz zwischen Mittel- und Randborsten, doch nimmt seine Axe
ein Strang engerer, kurzer Zellen mit sehr kleinen Kernen ein, aber
nie Gefasse (Taf. II. Fig. 5 bei ro). Dieser basale Theil fangirt
als Gelenk der Mittelborsten und ist demgemäss oft am Rande ein-
mal oder mehrmals eingebogen und erscheint dann im optischen
Längsschnitte wie gekerbt. Wenn die Mittelborsten unter rechten
Winkeln zur Blattoberfläche unbeweglich stunden, so könnten sie
leicht abgebrochen werden, wenn das Blatt sich schliesst, und dieses
würde dadurch seine wichtigsten Organe einbüssen. Das Gelenk
gestittet dagegen denselben sich umzulegen, wenn sich das Blatt
sclilicsst, nnd in dieser Lage sind sie oft von mir beobachtet worden.
Selbst wenn ein Theil der Lamina, worauf eine Mittelborste aitzt,
47
zwischen HoUnndermark gebracht würde, um einen Längsschnitt
durch dieselbe zu führen, so brach sie dennoch nie ab, sondern be-
fand sich anf dem Schnitte nnr noch in mehr oder minder nieder-
gebeagter Stellang.
Der obere, sehr viel längere und kegelförmige Theil, welcher als
die eigentliche Mittelborste bezeichnet werden mag, ist an seinem
nnteren Ende, wo er mit dem Basaltheile sich verbindet, plötzlich
eingeschnürt and besteht aus sehr verlängerten und engen Zellen
(Taf. II. Fig. 5 bei o); wo er mit einem centralen, kreisförmigen
Theile aufsitzt, enthält er kurze, polygonale, meist sechseckige Zellen.
Die Zellen des kegelförmigen Theiles oder der eigentlichen Mittel-
borste sollen nach Darwin gewöhnlich mit einer purpurfarbenen
Flüssigkeit erfüllt sein, welche, wie diejenige in den Drüsen von
Dionaea und die der Zellen in den Köpfchenhaaren von Drosera
Aggregation zeigt, deren Verlauf aber bei den Mittelborsten einen
umgekehrten Weg nimmt, als bei Drosera, d. h. von der Basis zur
Spitze geht; ich selbst habe diese purpurne Flüssigkeit in den Zellen
der Mittelborsten von Dionaea nie gefunden.
Die Mittelborsten entstehen durch Ausstülpung eines Zellencom-
plexes aus dem Grundgewebe des Blattes, bedeckt gleichmässig vom
Dermatogen und in diesem frühen Zustande von ungeftlhr halbkuge-
liger Gestalt, wie Querschnitte durch sehr junge Blätter zeigen,
welche eine von den Mittelborsten getroffen haben. Indem sich nun
diese Emergenz verlängert, nimmt zugleich ihr oberer Theil an
umfang zu^ während der untere darin hinter ihm zurückbleibt, so
dass die junge Mittelborste in diesem Zustande eine keulenförmige
Gestalt, jedoch mit etwas verjüngter Spitze, besitzt (Taf. IL Fig. 4).
Die Zellen des oberen Theiles verlängern sieh nun einfach bedeutend
in der Richtung der Längsaxe, während derselbe zugleich immer
mehr sich zuspitzt und zu dem kegelförmigen oberen Ende der
Mittelborste ausbildet. Im unteren Theile dagegen erfahren die
einzelnen Zellen keine weiteren bemerkenawerthen Veränderungen,
um dasjenige Gebilde zusammenzusetzen, welches ich oben als das
Gelenk der Mittelborsten bezeichnet habe. Aus obiger anatomischer
Untersuchung ergiebt sieh, dass die Mittelborsten und Randborsten
morphologisch nicht gleichwerthig sind; die letzteren «entsprechen
Blattzähnen, während die ersteren den Werth von Emergenzen oder
Stacheln besitzen.
Von einer Vergleichung der Anatomie der Blätter von Dionaea
mit denen von Aldrovanda und Drosera, welche sehr interessante
48
Homologien und Verschiedenheiten herausstellt, sehe ieb, mls nieht
im Plane dieser Abhandlung liegend, ab').
Der Blattstiel, In anatomischer Beziehung schlieast sieb der
Blattstiel an die Mittelrippe der Lamina an. Die Epidermissellen aind
aämmtlich langgestreckt und zwar In allen Theilen des Blattstieles
in der Richtung der Wachsthumsaxe, sie sind ferner ebenfalls ehloro-
phyllhaltig und erzeugen sowohl auf der Unter-, als auch auf der
Oberseite zahlreiche Sternhaare (Taf. III. Fig. 4 bei st) und Spalt-
Öffnungen. Durch letzteren umstand wird der breitgeflOgelte Blatt-
stiel, wie ich meine, gewissermassen zum Ersatz f&r die Oberseite
der Lamina, welche keine Spaltöffnungen trägt, weil sie bei ihrer
Function geschlossen sein muss. In dieser Ansicht bin icb bestärkt
worden durch die sehr grosse Anzahl der Spaltöffnungen auf den
Flügeln des Blattstieles unten und nicht minder oben. Die Spalt-
öffnungen sind auf dem Blattstiele sogar sehr viel zahlreieber all
die Sternhaare. Bisweilen stehen einzelne der letzteren aaf der
Spitze ähnlicher Erhebungen des Blattstielgewebes, wie ieb twisehei
den Randborsten der Lamina beobachtet habe. Beide, Spaltöflhiingea
wie Stemhaare, stimmen im anatomischen Bau mit denjenigen der
Lamina völlig tiberein, weshalb hier auf diese verwiesen wird. Auch
in Betreff des Grundgewebes ist nichts wesentlich Verschiedenes vos
demjenigen der Mittelrippe der Lamina anzufahren. Dasselbe besteht
aus im Querschnitte rundlichen, in derselben Richtung, wie die der
Epidermis, verlängerten, parenchymatischen Zellen, welche Tom
Umfange nach innen zu an Weite, Länge und Dttnnwandigkeit
zunehmen. Hervorgehoben verdient aber noch zu werden die Anord-
nung der chlorophyllführenden Zellen; nämlich wie in der Lamina
enthalten nicht alle Zellen gteichmässig Chlorophyll; sehr chlorophyll-
reich sind die äusseren, unter der Epidermis liegenden Zellenscbich-
ten des Grundgewebes, ferner diejenigen in der Umgebung der
Oefässbündel, welche wieder enger sind^ und endlich einzelne, grossere
oder kleinere Gruppen von Zellen, die vom Rande nach innen vor-
springen, oder ganz von farblosem Grundgewebe umgeben sind, eine
bestimmte, gesetzmässige Anordnung übrigens aber nicht erkennen
lassen. Im Querschnitte des Blattstieles bei einer schwachen Vcr-
grösserung erscheinen darum nur die Flügel völlig grün, weil hier
die chlorophyllführenden Randschichten der Ober- und Unterseite
1) Vergleiche über Aldrovauda: Cohn, Flora 1850 No. 43 und Jahresber.
der Schles. Ocscllschafi pro 1850 p. 108—114; Caspary, Botanische Zeitung
1859; über Drosera: Nitschke, De Droscrae folioruni irritabilitate, Disser-
tation 1S54, Botanische Zeitung ISOO und 1861.
49
einander berühren, ohne farbloses Grnndgewebe zwischen eich zu
lassen; die im Querschnitte ungefähr halbkreisförmige Mittelrippe
erscheint dagegen fast farblos, nmgeben von einem grünen Rande
und einzelne grüne Zellengrnppen wie Inseln umschliessend.
Der Gefässbündelverlauf im Blattstiele ist weitaus verschieden
von demjenigen in der Lamina. Aach im ersteren unterscheidet
man zwar ein axiles, sehr grosses nnd zahlreiche laterale, sehr viel
schwächere GefUssbündel, doch zweigen sich die letzteren unter sehr
spitzen Winkeln von dem mittleren ab (Taf. III. Fig. 3) und laufen
deshalb mit ihm eine Strecke ungefähr parallel oder in flachen Bogen
und vereinigen sich wieder mit den nächst oberen. Sie gabeln sich
ihrerseits unter denselben Winkeln und theilen sich dabei in immer
schwächere Gefässbündel, bis am Rande des Blattstieles die feinsten
derselben blind im Grundgewebe verlaufen. Auch die weiten Maschen
des Gefässbündelnetzes werden von schwächeren Gefässbündeln aus-
gefallt und eben solche verbinden auch das mittelste Gefässbündel
mit dem ihm benachbarten. Ein Blattstielquerschnitt zeigt deshalb
zu beiden Seiten des axilen grössten noch mehrere kleinere Gefäss-
bündel in der Mittelrippe und namentlich in den Flügeln, die alle unge-
fähr in einer geraden Linie liegen und um so mehr an Zahl zuneh-
men, je weiter oben der Querschnitt genommen wird. Noch muss
hervorgehoben werden, dass eine Symmetrie in der Verzweigung
der Gefässbündel zu beiden Seiten des axilen keineswegs besteht
(Taf. III. Fig. 3), wenn auch der Verlauf in beiden Flügeln der-
selben Regel folgt.
Die Gefässbündel des Blattstieles enthalten im Xylemtheile zwar
nicht ausschliesslich, wie in der Lamina, aber doch vorwiegend
Spiralgefässe, daneben aber noch Ring- und Netzgefässe, und der
Weichbast, aus Cambiform und Gitterzellen bestehend, ist auf der
Unterseite bei Weitem stärker entwickelt, als auf der oberen.
Der sehr kurze, ungeflügelte, oberste Theil des Blattstieles zwi-
schen dem geflügelten und der Laminabasis ist im Querschnitte unge-
fähr kreisrund, enthält nur das mittlere grösste Gefässbündel (Taf. I.
Fig. 3 bei z) und trägt auf allen Seiten Stemhaare und Spaltöffnun-
gen, er schliesst sich also in letzterer Beziehung an den Blattstiel an.
Die bisher geschilderten anatomischen Verhältnisse betrafen nur
die oberirdischen Theile des Blattstieles, über die unterirdischen
sind aber noch einige Punkte von Bedeutung hervorzuheben:
Oberhalb des die Umgebung von Dionaea musciptda bei unseren
Kulturen bildenden Torfmooses verschmälert sich der Blattstiel all-
mählich von seiner Spitze ab nach der Basis, unterhalb der Erd-
Cohn, Beitrage tar Biologie der Pflansen. BandUHeftL 4
50
obcrHäclie dangen verbreitert er «ich wieder in einSD nielit mehr
grQDcn, soDdern weiseen oder gelblichen, blalt^chcideDähiilicheii, io
Qocrsclinitte concav-convexeu oder siehe irOrm igen B&saUbeil, Oieu
Theile sämmtlicher alten Blätter bilden ZQsammen eine Art Zwiebel
(Taf, 1. Fig. 1 bei b) und sind auch, physiologisch genommen, wia
wir sogleich selieo werden, eioer Eolchen äqaivalcnt.
In der Anatomie ist zunUchBt ala unterscheidend von drn ober*
irdiBebeii Theilcn zu betonen, daas ein Zuncbmen in der W«Ue vad-
fiberbaupt Grösse der Zellen des Grundgewebea von aussen lud
innen nicht stattfindet, alle Zellen desselben sind vielmehr gleich
gross (Taf. III. Fig. ä bei gr) und zwar ebenso gross als die inner-
sten Zellen im Grnndgewebe des oberirdischen Theilce des Blatt-
stieles. Deshalb ist auch die einschichtige Epidermis, deren Zellen
eng sind (Taf. III. Fig. b bei e), wie im chlorophylMialtigen oberen
Theile, nnd auf der Ober- und Unterseite Sternhaare erzeugen, gegen
die unmittelbar unter ihr liegende Zellenschicht scharf abgesetxt,
während letztere im oberen Theile ungefähr ebenso grosse Zellen
eutbiell. Sflmmtiiche Zellen des Ornndgewebes eind nicht mehr
rundlich, sondern eckig, von geraden Wandungen begrenst nnd
acblieaaen in der Regel oline Intercellularräume dicht znsammen.
Was endlich den Inhalt anbetrifft, so enthalten sie eämmtlich, aowia
auch die Bpidermiszellen ausschlicaslich Stärkekörner nnd zwnr in
so ungeheurer Menge, dass nicht der geringste leere Raum abrig
bleibt, die Zellwände nicht mclir deullieh nnterschieden werden kön-
nen and die dilnnetin Schnitte ganz undurchsichlig sind, wenn nicht
die Slärkckörner durch Kali aufgequellt nnd dadurch zugleich durch*
sichtig gemacht werden. Die unterirdischen Scheidentbeilo der BtAt-
ter dienen also als Reserve» tolTbehält er der perennircnden Pfluizc-
Diu Gestalt der Stärkekurner ist abweichend von denen im oberirdl*
sehen Blattstiele und in der Lamina. Denn während sie hier ovnl
sind {Taf. III. Fig. 1), wie wir sahen, haben sie im ScheidenthcEl«
eine mehr oder weniger verlängerte, cylinder- oder stäbchenförmig
Ge'atalt (Taf, III. Fig. 2), ohne indessen auilers gebildete nnasn*
Bchlicssen, namentlich enthalten die engeren Zeilen in der Umgebong
der Gefässbllndel in mehreren Schichten kleinere nnd ovale SUrke-
kOrttcr. Natürlich findet einerseits in Bezug auf die Form der Zellen
des Grundgewebea, andererseits hinnichllich ihres Inhaltes ein all-
mählicher üebergang zwischen den rhlorophjllhalligcn im oberirdi-
schen Theile dea Blattstieles und den bloss Stärke enthaltenden den
unterirdischen Statt.
BeiirSijf air EntwüJi-fluTigsgMchkhk dea DionaeablalUa. DOcbsl
51
interessaut ist die Entwickelangsgeschichte des Blattes von Dumaea.
Nur beim völlig ausgewachsenen Blatte bildet die Mittelrippe der
Lamina die geradlinige Verlängerung des Blattstieles; bei jüngeren
bildet sie mit demselben einen stampfen Winkel, vorher einen rechten,
ja spitsen, und bei den jüngsten Blättern, welche noch über die Erd-
oberfläche emporragen nnd in dem Mittelpunkte der Blätterrosette
gesehen werden, liegt die Lamina mit ihrem gezähnten Rande auf
der oberen Fläche des Blattstieles auf (Taf. I. Fig. 1 bei 1),
oder genauer, da der letztere in diesem Falle noch nicht flach aus-
gebreitet ist, sondern seine noch schmalen Flügel senkrecht zur
Mittelrippe aufgerichtet sind, so liegt die Lamina in dem rinnen-
f^rmigen Blattstiele (Taf. III. Fig. 4) ganz so, wie die Klinge eines
zusammengeklappten Taschenmessers in der Scheide desselben. Bei
noch jüngeren Blättern, welche aber von oben nicht mehr sichtbar
sind, sondern tief unter dem Boden im rinnenförmigen Stiele des
nächst älteren Blattes verborgen stecken, wächst der Winkel, welchen
die Lamina mit dem Blattstiele bildet, wieder bis zum gestreckten;
diese Blattanlagen sind farblos und können erst nach dem Ausheben
der Pflanze und Entfernen aller älteren Blätter aufgefunden werden.
Die Lamina hat also im jüngsten Zustande dieselbe Lage, wie
im erwachsenen und beschreibt im Verlaufe ihrer Entwickelung zuerst
einen Winkel von 180^ in der Richtung zum Vegetationspunkte,
um später merkwürdiger Weise denselben Weg wieder zurück zu
machen. Allein ausser der Verschiedenheit der Lage in den auf
einander folgenden Altersstufen haben wir noch die viel auffallendere
Verschiedenheit in der Gestalt der Lamina zu betrachten.
Den Vegetationspunkt von Dionaea zu untersuchen ist darum
nicht ohne Schwierigkeit, weil derselbe tief im Centrum in den
zwiebelfdrmigen Basen der in einander geschachtelten jungen Blätter
verborgen ist. Bei einem gelungenen Präparate glückte es mir, die
jüngsten Blattanlagen bloss zu legen, welche von dem nicht kegel-
förmig erhobenen, sondern flachen Vegetationspunkte erzeugt waren.
Diese Blattanlagen zeigten die Gestalt zusammengedrückter Kegel
mit stumpfer Spitze (Taf. IIL Fig 7), an denen zwischen Blattstiel
und Spreite noch keine Sonderung erkennbar ist, doch entspricht
ohne Zweifel der primäre Blattkegel der zukünftigen Lamina, welche
demnach zuerst gebildet ist; jedoch bleibt die Lamina bald in ihrem
Wachsthume weit gegen den sich an ihrem Grunde ausbildenden Blatt-
stiel zurück und vollendet erst sehr spät ihre vollständige Entwicke-
lung, wenn der Blattstiel schon lange ansgewaehsen ist* Die Lamina
der jüngsten Blätter besteht ausschliesslich aus der später so genannten
4*
bi
^
Hittelrippc derselben. Sie stellt in diesem Zustande einen sehr kv-
ZCD, BlumpfeD, länglichen Gewobekörper dar, von im Qaerschnitl«
eiförmigem Umriaae, doBsen broilcres Eude der definitiven Dnter-
Beite angehört (Taf. II. Fig. 8), während an seinem epitzpren Ende
Bich die beiden SeitentheiJe ala stiimpre ProtnberanEen erheben,
DeDförmig einen halbe yl in der römi igen, der Lunge nach offenen Hohlranoi
ei nach Hessen d. Indem eicli dieselben verlängern, krUmmen bic sich
zugleich mit ihren ß&ndern einwärts, eo dase sie nach itineu eingerollt
efBchciiicii {Taf. II. Fig. 9), wie die spitzen junger Famblättcr uai
die Blatlfiodern von Ci/cas, wenn sie aus der Knospe hervortreten.
Die spüler so aniTallend verlängerten Orandgewebczellen der Lkmiiia-
hftjften sind in dem oben geschilderten Entwickclungszustandc des Ellat-
tes noch kurz. Die späteren Randborsten erachoinen als stumpfe Ziline.
Die am Rande eingerollten Laminahälften umgeben jetzt eine allseitig
geschlossene Röhlniig, später strecken dieselben sich wieder gerade
und greifen nur noch mit den Randborsten in einander; endlich
biegen sich auch diese aus einander und das Blatt ist nun geOffMt
Und bereit, nach der Reizung sich wieder zu achliessen.
Die Entwickelungsgeschichle des Blattstieles ergiebt sich aus den
Vorstehenden zum Tbeil von selbst. Zu jener Zeit, wo die Lamina
einen spitzen Winkel mit ihm bildet, ist er, umgekehrt wie im fer-
tigen Zustunde, an seiner Basis ein wenig breiler geflügelt ala an
der Spitze; wenn die Lamina parallel zum Blattstiele auf diesen
anfliegt, 60 sind die schmalen Flügel seiner ganzen Länge nach «)•
gefkhr gleich breit und er hat dann ungefähr dieselbe Gestalt, *r[<
der untere, über dem Boden noch sichtbare Theil eines auagewacb-
sencn Blattstieles d. h. er ist rianenförmig mit nach oben gericlitelea
Flügeln und im Quersuhnitto sichelförmig (Taf. III. Fig. 4), wobei
aber die Mittelrippe auf der Unterseite stark vorspringt. Sowie dch
die jnnge Lamina wieder vom Blattstiele erhebt nnd der WinM
wuchst, den sie mit ihm bildet, nimmt auch derjenige der beida
Blattstiel II Ugel zu, welche sich zugleich verbreitern, bis dieaelbea ib
einer Ebene ausgebreitet sind.
Ahnormicäten . Die bisher geschilderte Form des Blattes ma^ ab
die normale betrachtet werden, doch bcobBchtcte ich noch andere Er-
schein ungä weisen in Bezug auf Grösse von Blattstiel nnd Laminn, nad
Oostalt des ersteren. Mehrere Blattstiele dreier, suhwacher Exemplare
waren auffallend lang nnd schmal (Taf. I. Fig. 1 bei 3). die FlQgelang
nicht in dem gewöhnlichen Masse mit der Höhe wachsend nnd dämm
auch der Blattstiel nur undeutlich keilförmig. Die Lamina melirerer
anderer Blätter, deren Enlwickolung Ich verfolgen konnte, orreielittt
53
ihre endliche Gestalt bei sehr geringen Dimensionen, während der
Blattstiel noch sehr knrz, aber desto breiter geflügelt war (Taf. I.
Fig. 1 bei 6). Bei denselben Blättern zeigte sich noch eine Ans-
nahme, deren schon Ellis Erwähnung thut. Der Blattstiel war
nämlich an seiner breitesten Stelle am Rande gezähnt nnd auch
hier mehr abgerundet, als gewöhnlich, im Uebrigen aber ganzrandig.
Solche Blattstiele waren an der Spitze entweder normal abgestutzt^
oder auch ausgerandet, so dass im letzteren Falle der Blattstiel, der
zugleich kurz war, eine vollkommen herzförmige Gestalt besass.
Ich hatte auch zu beobachten Gelegenheit, wie sich Blattstiele
'unabhängig von der Lamina fertig entwickelten. Die letztere blieb
auf dem Punkte stehen, wo sie nur noch einen sehr stumpfen Win-
kel mit dem Blattstiele bildete und ihre Ränder noch eingerollt
hatte und starb in diesem Zustande ab.
Van der Einwirkung chemischer Seagentien auf die Zellen des
Blattes. Die Zellen des Blattes von Dionaea zeigen in mehreren Be-
ziehungen ein ungewöhnliches Verhalten gegen Reagentien, welches auf
die Anwesenheit eines eigenthümlichen Stoffes hinweist, dessen Natur
jedoch bis jetzt nicht ausznmitteln ist. Anscheinend findet sich derselbe
in den lebenden Zellen in saurer Lösung nnd wird daher durch Basen
ansgeiUlt, durch Säuren wieder aufgelöst. Ammoniak färbt die rothen
Drflsen auf der oberen Seite der Lamina grünlich und fällt aus den
Zellen, welche Stärke enthalten, einen feinkörnigen Stoff aus. Neu-
tralisirt man das Ammoniak durch Essigsäure, so wird dadurch die
rothe Farbe der Drüsen wiederhergestellt und die Körnchen in
den Zellen werden wieder aufgelöst und verschwinden.
Wurde nunmehr Kali zugesetzt, so entfärbte es die Drüsen wieder und
quellte die Stärkekömer auf, indem es sie zugleich durchsichtig
machte. Schliesslich fällt es die Körnchen mit grüner Farbe wieder
aus, die auf Znsatz von Ammoniak in den Zellen sich gebildet hat-
ten. Wird das Kali sorgfältig wieder ausgewaschen und sodann Jod
(in Jodkalium) zugesetzt, so werden die Zellen gleichmässig blau
oder violett gefärbt. Ich habe deshalb in den meisten Fällen bei
Dionaea erst Kali angewendet, bevor Jod zu den Präparaten hinzu-
gesetzt wurde, um die verschiedenen Theile dieser Pflanze auf Stärke
zu untersuchen, besonders dann, wenn es sich um nur geringe
Mengen derselben handelte.
Bei der Prüfung der Zellen von Dionaea auf Stärke vermittelst
Jod zeigte sich mir die schon oben berührte Erscheinung, dass
die Zellen solcher Blätter, welche kleine Thiere gefan-
gen hatten, oder mit Eiweiss gefüttert worden waren,
54
nnctidcm sie diese Substanzen einige Tage eingoBcbloi-
8cn gehalten liatten, gar keino oder doch bei Weitsn
weniger Stärke enthieltoo, als diejenigen, welche uoeb
keine organische Nahrung in sich genommen hatten.
Von den znr Erledigung dieser Frage von mir aDgesteüteD Var-
eachcn will ich nar die folgenden anfuhren.
Versuch I. Ein Blatt, welchca, uh ich das betreffende Exeto-
plar erhielt, fest geachlossen war, zeigte bei der gewaltsamen OoÄ-
nnng noch Stticke des Haulskeletea eines Inscctee eingtiscbloBseii,
.welches sich aber nicht weiter mehr bestimmen üess. Von diesea
KBIitte nahm ich einen Qnersehnitt dnrch die Mitte des Stieles i
rtebandelte denselben zuerst mit Kali, nm etwa vorhandene StArke-
körner aufinquellen. Als nach Auswaschung des Kali Jod zugesetxt
wurde, erwiesen sich als stärkohnltig nar einige wenige Zellen (etwa
i — 6), welche in der Umgebung des mittelsten, grössten Oeflkssbta-
delB lagen.
Versuch II. Von einem vollständig entwickelten Blatt«, wel-
ches aber seine Lamina noch nicht geötfnet hatte, mithin noch gu
keine organische Nahrung zu sich genommen hatte, wurde ebeDfalU,
wie im ersten Veranehe, durch den Blattstiel ein Querschnitt gemadit,
and derselbe aal die nämliche Weise, wie im vorlicrgebeodea Falk
behandelt. Hier aber färbten sich sämmtliche, Überhaupt Inhalt
führende Zellen sogleich gani oder doch zum grössten Theile tief
danketblau.
Beide Versuche wnrden von mir mit anderen, denselben Bedin-
gungen unterworfenen Blitttern zu wiederholten Ualen angestelll,
lieferten aber immer dasselbe Ergebnisa.
Versnob III. Querschnitte durch die Spreite selbst des «
erwttlinten Blattes, welches ein Thier eingeschlossen hatte, zeigtn
auch nicht eine Spur von Starke.
Versuch IV. Dagegen waren sämmtliche Zellen in der Hittd-
rippe der Lamina des schon zum zweiten Versuche verwcodetea
Blattes (welches uoeh keine organische Nahrung zu sich genomaMB
hatte) auf dem Querschnitte sehr reichlich mit Stärke erfüllt.
Es ist schon beim Blattstiele ausführlich angegeben worden, d
in dem scheidenfflrmig verbreiterten, unter dem Boden befindlich«*,
weissen Basaltheile der Blätter s&mmtliche Zelleu ausschlieBsliefa i
anssorordontlich reichlich mit Stärke crfUIlt sind. Dieses Vcrhallca
ist nun das NSmliche sowohl bei Bl&ttern, welche Ihierisclie oder
überhaupt organische Nahrung absorbirt haben, als auch bei 80leli«Bt
wo dieser Fall nicbt eingetreten ist.
55
Weil also mit der Aufnahme von organischer Nahrang der Stärke-
gehalt schwindet, aber nor in den oberirdischen, chlorophyllhaltigen
Zellen, so können wir daraus den Schlnss ziehen, dass in denjenigen
Buttern, in welchen neben anorganischer auch organische Substanzen
aufgenommen werden, die Assimilation, d. h. die Erzeugung
von Kohlenhydraten im Chlorophyll und die Absorption
organischer Stoffe einander ausschliessen. Dagegen bedarf
es keines neuen Beweises mehr, dass die Gegenwart von Blattgrün
die Aufnahme organischer Substanz nicht ausschliesst
Wir gehen nun zur Einwirkung weiterer Reagentien zurück.
Kali ftrbt die Zellen von Dionaea braunroth und die OeßUse dtron-
oder goldgelb bis gelbbraun, wenn der betreffende Pflanzentheil zuvor
längere Zeit in Alkohol gelegen hat. Wird aber hierauf Salzsäure oder
besser noch Essigsäure zugesetzt, so wird alles wieder vollständig
enterbt und ganz durchsichtig gemacht. Dieselbe Reactiou ist auch
bei Drosera rotundifclia L. beobachtet worden. — Chromsäure mit
sehr viel Wasser verdünnt färbt die Gefässe ebenfalls zuerst roth-
braun und macht sie undurchsichtig, binnen 24 Stunden entnU'bt sie
sie aber wieder und macht alle Theile ausserordentlich durchsichtig.
Ich habe deshalb Chromsäure als das wirksamste Mittel erprobt, um
Schnitte durch alle Theile von Dionaea vollkommen farbloa und
besonders durchsichtig zu machen, nur muss dieselbe nicht zu con-
centrirt angewendet werden, wenn man die Maceration vermeiden will.
Ein Blatt, welches Poiydesmus complanatus eingeschlossen hielt,
wie sich bei der gewaltsamen Oeffhung der fest geschlossenen Lamina-
lappen noch deutlich erkennen Hess, wurde in absoluten Alkohol
gelegt, worauf sich binnen 24 Stunden die ganze Blattspreite tief
schwarz fibrbte, während der Blattstiel auf die gewöhnliche Weise
entfbbt wurde. Auf Zusatz von concentrirter Salpetersäure verlor
die Lamina ihre schwarze Färbung und nahm dafür eine braunrothe
an, blieb auch nicht mehr so undurchsichtig, so dass man das ein-
geschlossene Thier wieder durchschimmern sehen konnte. Nachdem
die Säure ausgewaschen und Kali zugesetzt wurde, fibrbte sich das
Blatt wieder schwarz oder vielmehr blauschwarz, indem diese Fär-
bung von den Randborsten ihren Anfang nahm und rasch nach der
Mittelrippe zu sich fortsetzte. In beiden Fällen, sowohl bei der
Röthung, als auch bei der Schwärzung, waren es die Zellenmembra-
nen selbst, welche gefärbt wurden.
Die schwarzen Flecken endlich, welche ich immer auf den Blät-
tern von Dionaea, bevor sie abstarben, beobachtete, werden gebildet
durch sehr zahlreiche schwarze Kömer in den Zellen. Was ihr
56
VurliiilUii gegen cbemUcliu RuHguntiuu anbulaugt, so liabc ich nur
zu bumüfkcn, daas dicseltun durcli SalputerBäurü nach Wüni^t
Uinnten seLr schon orangerotli gefärbt werdeu. ScbwefeUtsre,
SalzoSore und Ammoniak Übten auf die scbwarien Flecken keinetkl
Einwirkung.
Der Stamm. Zur Untorsncbnag der Anatomie des Stammes sowif
der Wurzeln von Dioiiaea war das genüge mir zu Gebole gestellte
Matcriul nicht ganz ausreichend und ich beaebränkc mich datier au/
einige Bemerkungen. Der ganz unterirdische Stamm von Ih'onaea
ist sehr kurz und breit, aber mit blossen Äugen an der Päanu
kaum wahrzunehmen. Die Blätter sitzen ihm mit breiten InsortioB»-
flflchcn auf, ohne Internodien zwischen sich zu lassen (Taf. lU.
Fig. 6). Das Gesetz der Blattstellung habe ich noch nicht ansmitl«hi
können; die jOngaten Blätter sind auheinbar zweireihig aageordnet
(Taf. III. Fig. 7) und befinden sich in übergreifender Deckaag,
indem sie mit ihren BlattstieldUgelu einander abwochselod gau
bedecken. Später zeigen die Blätter oll'enbar spiralige BlallstelliHg.
Die Geßtssbündel des Stammes sind anscheinend in einco Bob-
ring geordnci, welcher einen engen Hurkkurper cinschliesat; sie cot-
hallen eambiformea Phlocm und sehr zahlreiche, knrze, nctznjnnig«
oder getüpfelte GefUeee and Gefäsesellen — and indem sie sich vieUadi
verzweigen, bilden sie wunderlich gestaltete Maschen oder Sohleifea.
Je eines tritt in ein Blatt und in eine Wurzel (Taf, III. Fig. fi|.
Man beubaehtet daher auf Querschnitten durch den Schetdontbeil
der Blätter dicht über ihrer InsertionsHflcbe nur ein einziges eett-
tralea Gefässbilndel, wie in der Mittelrippe der LamJna^ nach obe*
w&chat aber die Zahl der seitlichen kleineren GenisabUndel, die s»cb
von dem mittleren beiderseits nach den Kuden der FKlgel abtweigasi.
UsB sehr entwickelte Riadonparenchym des Stammes ist ebcnn
gleichrnftssig und einfach, wie das Grundgewebc im BasultheJIe dar
Blätter und besteht aus wenig verlängerten, ehue Intereellularrti
EUSamme nach lies Ben den ParenebfmEellen, welche sämmtlich ebeiw
reichlich und ausschtiesslich mit Stärk cköru cm von derselben Fi
ermilt sind; eine Epidermis bildet die äussere ümgrensuDg.
Die Wurxei. Da zwei Pflanzengattungen, deren Hitglieder i
von kleinen Wasserthieren ernähren, nämlich Utri'eularia und
vanda, absolnt wurzellos ' ) und die Wurzeln vun Drosera knra xtmL
') Dr. Furd
und ('(rtm/oria
Ur. Ferdiuini
laiid ColiiK Uebrr die Function der Ulasen
„Beilntgc cur Uiülogi«? der I'Ilaiiirti. llrraiiHgcgeb^ii tob
;oliu. Hand 1. Diiitea H«tV BreaUu 1875.
57
sefawmeh sind, so erwartete ich das Letztere aneh bei Dionaea zu
liadeo. Dem ist jedoch nicht so. Die primäre Wurzel habe ich an
meinen Exemplaren Ton Dionaea nicht mehr angetroffen, statt ihrer
eine Anzahl Nebenwnrzeln, welche sehr lang (Taf. L Fig. 1 bei w)
nnd Terhftltnissmässig stark sind. Ich beobachtete mehrere, welche
bei 2 Gentimeter Länge schon 0,5 IGllimeter im Durchmesser hatten.
Sie entstehen innerhalb des kurzen Stammes auf dem Holzring nnd
durchbrechen die Rinde; ihre Gestalt ist fadenförmig -cylindrisdi,
doch sind dieselben einige Millimeter Aber der Wurzelspitze, wenn
auch schwach, Terdickt. Bezeicfanend ist der Umstand, dass diese
Nebenwurzeln sich niemals Tcrzweigen. Sie sind begrenzt Ton einer
Epidermis, deren Zellen zu sehr zahlreichen, langen, dünnen, unge-
tbeiiten, schlauehartigen, später braun werdenden Wurzelhaaren ans-
wadwen. Das unter der Epidermis befindliche Pareneh jm der Wurzel-
rinde besteht aus etwa 5 Zellschichten, welche reich an kleinkörniger
Stäike sind. Allmählich Tcrtrocknen die Zellen der Oberhaut und die
äussersten Zellreihen der Wurzelrinde, und ihre Membranen werden
braun gefärbt, weshalb auch die ganze Wurzel oberhalb der Spitze
ringsum dunkelbraun ist. Die Bräunung derRindenzellen schreitet immer
weiter nadi innen, also centripetal Torwarts bis zur GefiUsbllndel-
scheide. Dieselbe ist einschichtig und enthält Tcrlängerte, recht-
winkelig begrenzte, sdimale Zellen (Taf, IlL Fig. 8 bei gs), deren
radiale Seheidewände auf dem Querschnitte durch die WnrzH recht
deutlich die schwarzen Punkte zeigen, welche auch sonst bei ein-
fiichen Strangsefaeiden in Stamme Torkoaunea und rem einer eigen-
thflBÜiehen Faltung dieser Wandungen herrihren*). Der starke
azile Gefitabtndelejlinder besteht hauptsächlich aas weitM Hols-
zellea; acht radiale Reihen Ton grossen GefiUsen, deren Winde
stärker, treppenfttnug Terdickt, und oft braun geftrbt sind, bilden
auf dem QuerKhnitI einen aditstrahligea Stern; zwischen ihnen
befinden sich kleine PhloembflndeL Der Vegetnäonspankt an der
Wurseiqntze besteht ans kubischeB Meristem und ist Ton der gross-
selligca Wnrzelhanbe bedeckt; er zeigt eine rotbe Firbung des Zell-
Inhalts, ähnlich wie die Wnrzel^itze Ton Dnmera.
Zum ScUnase lasse idi no^ eae kurze Znsnmmenstellnng
der Ergebnisse HKtner üntemchnngen folgen:
1. Jede Lnminnhälfte ist sdiwnch SfÖmng gebogen, eine iUfih-
Inng Ar die anftnneJnsmden Tluere bildend; der breitgeMgette
Blattnüei ist ebca.
*) Sacht L CL S. If«.
58
2. Die Zellen der Epidormis sowie diejuDigen dee Qrnndgewebti
Biud gestreckt und zwar a) im ganzen Blattatitsle und in der Hitltl-
rippe der Lamina in der Längenrichtung des BlatK-B, bj in dn
übrigen Lamina senkrecht zn dieser Richtung.
3. Die Epidermiszeilen enthalten ebenfalls Cbloroptijrlt.
4. Sie erzeugen auf der Ober- und Unterseite des BlaUBlictd
und auf der Unterseite der Lamina zahlreiche Spallölfnaiigeii
Sternbaare, auf der Oberseite der Lamina nur Drüsen.
b. Die Drüsen stehen in Vertiefungen der Kpidermia und alal
gebildet von einem zweizeiligen Basalllieile, einem tweizuitigcn,
zen Stiele und dem zwoiachichtigen rnnden, nach oben
Drüsenkörper.
C. Die Sternhaare sind analog zuaamnnengeBotzt; nur
die Zellen der obersten Schicht in gerade, divergirende SdtltMk'
sternförmig aus.
7. Die Sternhaare entstehen sehr viel frtlher als die Di
erstere sind scbon fertig ausgebildet, während letztere Doch
einmal angelegt sind.
8. Die SIernliaaro sind den Drüsen homolog.
9. Die Lamina trügt am (gekrümmten) Seilenrnnde Kahimcb«
(15 — iO) Blattzitbne, auf ihrer Oberseite Stacheln, in der Kegel sedH.
10. Die Ulatlzähne (Randborstcn) sind schlank, dreiseitig pjn»
midal, besitzen ringsum Sternhaare ned Spallifffiiungen und entlullM
je ein Gefdssbllndel näher der Blattober- als der Unterseite.
U, Zwiacbcn je zwei Randzähnen sitzt ein Slcmhaar, biswtälc*
■nf der Spitze einer atumpfpyramidalen Erhebung, welche aber k«t
Qeraasbttndel enthält.
13. Die Stacheln (Mittelborstcn) bestehen ans zwei Theilen, d«
basale fangirt als Gelenk und enthalt einen aiilen ZcUenstrmtig; d<t
obere, kegelförmige, an der Basia oiugeschntlrte Tbeil entbehrt
dieaea Zellenatranges.
13. Die Zellen der Stacheln, wie der DrUaen zeigen AggrtgtÜm.
14. Im oberirdischen, grünen Thcilo des Blattstieles und io der
Hittelrippe der Lamina nehmen die Zellen des Grundgewebe« VM
aussen nach innen an Weite des Lumens und Länge zu; die i
oberfläch 11 eben und die in der Umgebung der GeßUBbUndel
gfUn, die übrigen (innem) farblos.
16. In der Lamina mit Ausnahme ihrer HittelHppo setsea
inneren Zellen des Grnndgewcbea ein dem Schwammgewebe
aus sehr weiten, farblosen Zellen mit wellig gebogenen Wäiidci
wenigen, kleinen Intercellalarränmeu zusammen.
69
16. Die EpidenniszeUen der Ljuniiiaobereeite und Grondgewebe-
sellen onter ihnen sind weiter als die der Unterseite.
17. Die Chlorophjllkömer enthalten in dem Fallei dass das
Blatt noch keine organische Nahrung sn sich genommen hat, reich-
lich Stftrke.
18. Die Stärke nimmt mit der Anfhahme organischer Stoffe
durch die Blätter ab nnd verschwindet endlich vollständig ans den
oberirdischen Theilen.
19. Die Basen der Blattstiele sind in nnterirdische, farblosci
scheidenartige Theile verbreitert, welche snsammen eine Art Zwie-
bel bilden.
20. Ihr Omndgewebe enthält lanter gleichmässig weite nnd
gleich lange Zellen, welche vollständig nnd ansschliesslich mit Stärke
erfUlt sind, sowohl vor, als anch nach der Aufnahme nnd Absorp-
tion organischer Substanzen.
21. Die Stärkekdmer in den oberirdischen Theilen des Blatt-
stieles und in der Lamina sind oval, im basalen Scheidentheile
des Blattstieles dagegen cylinder- oder stäbchenförmig.
22. Die lebenden Zellen der Lamina und des Blattstieles ent-
halten einen im Zellsafle gelösten, farblosen Stoff, welcher durch
Basen in dunkelen Kömchen ausgefUlt, durch Säuren aber wieder
aufgelöst wird.
23. Die Drttsen enthalten keine Stärke.
24. Die rothe Färbung der DrOsen wird durch starke Basen
in grün verändert, durch Säuren wiederhergestellt
25. Farblose Drflsen wurden nach der Absorption roth gefärb-
ten Eiweisses durch die Blätter geröthet, ebenso die Oefkssbündel bis
in den Blattstiel hinein roth geflirbt, was die Absorption evident macht.
26. Beim Absterben bilden sich im Biattgewebe schwarze Kör-
ner, welche schwarze Flecken auf den Blättern erzeugen.
27. Der Blattstiel enthält in der Mittelrippe ein axiles, sehr
mächtiges OefkssbUndel , in den Flflgeln von ihm sich abzweigend
schwächere, die einen bogennervigen Verlauf nehmen, sich aber
verzweigen und in immer schwächere Zweige spalten. Symmetrie
findet dabei nicht Statt.
28. In der Mittelrippe der Lamina verläuft nur das axile, grosse
OefkssbUndel ; von ihm zweigen sich unter rechten Winkeln parallele
Gefässbimdel ab, die sich nahe dem Rande zweitheilen und wieder-
vereinigen.
29. Je ein so entstandenes OefässbOndel tritt in eine Rand-
borste ein.
60
30. Das Phloem der OefässbQndel bestellt aas Weichbast; dai
Xylem in denen der Lamina ansschliesslich ans Spiralgeftsaeiii in
Blattstiele auch ans anderen Oeftssen.
31. In den jüngsten Blättern ist Lamina nnd Blattstiel Dicht si
unterscheiden, doch entspricht die zuerst ans dem flachen Vegetmtioiit-
kegel hervortretende Anlage der späteren Lamina, bleibt jedoch lia-
gere Zeit sehr gegen den an ihrem Ornnde sich entwickelnden Blatt-
stiel zurück. Die Lamina bildet zuerst eine geradlinige FortsetsuB^
des Stieles, beschreibt dann, sich nach dem Vegetationspnnkt bewe-
gend, einen Winkel von 180^, legt sich in den rinnenfSmiigci
Blattstiel nnd macht dann denselben Weg wieder zurück.
32. Die Lamina ist in der Jugend mit ihren Seitenrfindem ebh
wärts gerollt.
33. Später breitet sich der Blattstiel in eine Ebene ans; die
Lamina erreicht zuletzt ihre vollkommene Entwickelang.
34. Der Stamm ist kurz und breit, mit Holzring, von dei
GeHlssbflndeln quer durchzogen, deren je eines in ein Blatt nnd ii
eine Wurzel eintritt.
35. Die Neben- Wurzeln sind lang und stark, niemals versweigt,
die Zellen der Wurzelspitze roth geftrbt, die Rindenzellen werdei
in centripetaler Richtung braun und sterben bis zur OefkaabOndel-
scheide ab. Die Oeffase entstehen an der Peripherie des axilei
Gcßlssbflndels, vermehren sich in centripetaler Richtung nnd bUd«
einen achtstrahligen Stern.
Rguren - Erklärung.
^n^itf^^W«^«
Tafel L
Fig. 1. Ein ToIUtändiges nicht blähendes Exemplar von Dianaea wm$ciptJa
Ellis mit Buttern Tersehiedenen Alters. Altersfolge nach den Buchstaben
a— e. — e Ein yöllig aosgewachsenes Blatt, welches sich über einem
Insecte geschlossen hatte ond sich bereits wieder an seiner Lamina-
basis zn oflhen beginnt, f Ein kleines, abnorm ausgebildetes Blatt
mit an der Spitze herzförmigem ond am oberen Rande gezähnten
Battstiele; o Erdoberfliche ; B die nnterirdischen, farblosen, blatt-
scheidenformi^en Basaltheile der Blätter znsammen eine Zwiebel bil-
deod; A Abgestorbene branne Blattstiele; w Worzeln, ohne Neben-
warzeln, aber mit zahlreichen Worzelhaaren. Natfirliche Grosse,
^g* 3- Querschnitt durch die Spreite eines ausgewachsenen Blattes, welches
sieh über einem Stückchen festen Eiweisses (0,06 gr.) geschlossen
hat; m die Mittelrippe; g einziges, axiles Geflssböndel derselben;
1 die liamina, die doppelte Biegoi^ zeigend; ▼ Versefaloss; rb die
Randborsten; k Krenzangspnnkt derselben; hg grossere, hk kleinere
Höhlung im geschlossenen Blatte ; in ersterer das Eiweiss (e). Wenig
▼ergrössert
Fig. 3. Eine BSdht der Blattspreite von der Oberseite gesehen; m Mittel-
rippe; e ihre stampfe Eodigong an der Spitze; % der (migeflägelte)
Tbeil der Büttelrippe zwischen f jiminabasis imd Blaltstielspitze;
g einz^es grosses, axiles Gef^bsbondel der Miltelrippe; g' kleinere
Gefassbnndel der liaminaj welche sieh nahe dem gezähnten Rande
gabeln und wieder Tereinigen; gf frühere, gs spätere Gabelnng der
Gefässbündel; rb Randzähne (Randborsten), je ein GefiUsbOndel ent-
haltend; s Stemhaare zwischen den Randborsten, noch mndlich, da
ihre Zellen noch nicht Tcriängert sind imd dirergiren; d Drüsen (der
Blattoberseite), in der Mitte am gedräi^[testen stehend imd sich
sogar tbeOweise mit ihren Rändern berührend, ringsim am Rande
einen freien Sanm lassend; mb die drei Staebefai (filitteiborsten) jeder
Laminahälfte in ein Dreieck, dessen Spitze der Mittelrippe (m) zuge-
kehrt ist, angeordnet. Yergrossemng ISr
62
1
4. Epidermis aus der Mille <lrr Oberseite einer LiuninahüKU, wi
Abgezogen wurde, nachdem' dns Blatt ein Stilckelicn diircli Anilinrdth
geßrbteD, festen EiwfisHes vollständig absorbTrt uud sich daraur wjrdrr
geöffuet balte. — e EpideroiiBiellea (gestrecbt zur Miiulrippc),
ehlorophylllialtig; A zwei ÜrüBcii, die drei conceutriacben Zellenrciben
von 4, 8 und 16 Zellea zeigend; da ein DrSaenstiel, desaeu DrOsen-
körper abgeatreift worden. Vcrgr. 375-
Fig. 5. Eine junge Drüse durch den Cjuerauhniii eines nocb Jungen BUUm
liogadurchschnitten, welche sich durch Auaiitfllpucig einer Epidcrniia-
Kelle (b) und Abtrennung der Papille (a) durch eine Seheid«i«*iid
parallel der Epidermla (e) gebildet hat; p Parcnchym de* Gnuid-
gewebes. V'crgi'. 450.
Fig. C- Lingaschnitt einer Alteren Drüse. Die obere Zelle (a in Fig. 5) h
sich durch zwei Scheidewände parallel der erslcren (Flg. 5), il
ohcr«le der ao enlst«ndciien Zeilen nochmals gethellt Man unter-
sclicidel also bereits den Drüsenkörper (k), den Drüsenstiel (al) v
die primlre BaaaUelle (b). Vcrgr. 450.
Fig. 7. Lingaselmitt durch eine DrOae eines noch spSteren Allers. Vci^. S7&.
Fig. 8- Llngssehuitl durch eine ausgcwaehsene Drüac auf dem Querschnitt«
durch die Milte einer Lamioaliälfte, weshalb die auf der BUttober-
Oidic senkrechte Scheidewand der beiden BasslT.cDcn {b) und dea
Drüaenstieles (sl) nicht zu sehen ist, da sie der Bchnittflictie parallel
geht. Vergr. 275. Vergleiche Tafel II. Fig. 7 bei dr, wo dicaclb«
Scheidewand auf dem Blattllngssclinitle durch dieselbe Stelle
geCroffpo ist. Die Qbrige Bei^ichnung von Fig. 7 und 8 wie in Fig. i.
Fig. 9. Ein Slemhaar von der Flftche gesehen (von der Oberaeit«
Blattstieles), st Stiel eines abgefallenen Slernhaac«s; e Epid«
zollen. Vergr. 138.
Fig. 10. Läugsdurch schnitt eine-s Stemhaares auf dem Querschnitte durch <dla
Mittclrippe der Lamlna, deshalb die Scheidewand der beiden BasaU
acllen (sh) und des kurzen Stieles (sst), welche der LingariehtunK
der Epidcrmiszellcn parallel geht und auf der Blattoberllftchc senk'
recht Hiebt, querdurchaehnitlen. bz die verlingerti-'n und vod e
Punkte ausstrahlenden Zellen des eigeullichen Stemhaares; e Bpi-
dermiszellen ; p Pareocliym des Gnindgcwebes. Vergr. 225.
Fig. II. Qucrsebnilt durch den unteren Theil der MJItelrippe der Lamina
einer Spalt Öffnung.
Fig. 1i. Querschnitt durch die Mitte der Linierseite einer Laminaltilfte, (
der beiden, einem Ringausschnitte gleichenden Sehliesszellen (s) einer
Spaliöfftmiig lingsdurcbschnitten zeigend.
E» bedeutet ausserdem in Fig. 1] und 12: p Port», a Äthem-
böhle, e Epidennistelleo, pa Parenchym des Oruodgewebea. Vergr.
in beiden Fig. (II und 13) 335.
, 13. Querschnitt durch eine RandborsI«. Die Seite, wo die beiden St«ni-
haare (at) stehen, entspricht der Unterseite der Lwnina, die gegen-
überliegende stumpfe Ecke der Oberaeite. gf GenUabaadd, dis
RandhorsM n&her der Oberaeite durchziebead; gr. Onindgcwebe;
r Epidermis. Vergr. 65,
63
Tafel n.
Fig. 1. Epidermis von der Mitte der Unterseite der Lamina. em Epidermis-
seilen der Mittelrippe, in der Längsrichtung letzterer gestreckt,
ez in Bogen angeordnete Epidermiszellen zu beiden Seiten der Mit-
telrippe (hier nur diejenigen einer Seite gezeichnet); el Epidermis-
zellen der übrigen Blattspreite senkrecht zur Mittelrippe gestreckt,
a die der Blattspitze, ß die der Basis zugekehrte Seite ; sp Spalt-
öffnungen; st ein Stemhaar. Vergr. 138.
Fig. 3. Querschnitt durch eine seitliche Laminahälfte ; der über dem Gefass-
bfindel (gf), die alle in gleicher Höhe liegen, befindliche Theil des
Blattgewebes, welcher dem unterhalb des Gefassbündels liegenden
gleich ist, ist in der Figur weggelassen worden.
Es bedeutet e die chlorophyllhaltige Epidermis, gr peripherische
chlorophyllhaltige, enge, gi innere, chlorophyllfreie, weite Grund-
gewebezellen von aussen nach innen an Weite und Länge zunehmend;
sp Spiralgefässe, ausschliesslich den Xylemtheil der GefössbQndel in
der Lamina zusammensetzend ; wb Weichbast (Cambiform). Vergr. 65.
Fig. 3. Querschnitt durch die Mittelrippe der Lamina; der convexe Theil
der Unter-, der concave der Oberseite des Blattes entsprechend,
gm einziges GeflUsbQndel der Mittelrippe; e Epidermis, deren Zellen,
wie diejenigen des Grundgewebes (gr), auf der Blattoberseite weiter,
als auf der unteren sind ; st Stemhaare. Vergr. 65.
Fig. 4. Eine junge Mittelborste. Vergr. 138.
Fig. 5. Eine ausgewachsene Mittelborste, b der als Gelenk fungirende
Basaltheil mit einem axilen Zellenstrange (m); o der obere kegel-
förmige Theil oder die eigentliche Mittelborste. Vergr. 275.
Fig. 6. Die Spitze einer Mittelborste. Vergr. 275.
Fig. 7. Längsschnitt durch eine seitliche Laminahälfte. Die Epidermiszellen
(e) der Oberseite, welche eine Drüse (dr) zeigt, sind weiter, als die-
jenigen der Unterseite ; ag hypodermatische, enge, chlorophyllreiche,
ig sehr viel weitere, chlorophyllfreie Zellen des Grundgewebes mit
Intercelhilarräumen (i) ; gf ein Gefässbündel. Vergr. 138.
Fig. S. Querschnitt durch die Lamina eines sehr jungen Blattes, welche fast
ganz aus der späteren Mittelrippe besteht. Vergr. 30.
Fig. 9. Querschnitt durch eine ältere Blattspreite mit nach innen einge-
rollten Rändern. Die Stemhaare (st) der Unterseite sind bereits
fertig ausgebildet, während die Drüsen (d) der Oberseite erst durch
Ausstülpung der Epidermiszellen angelegt sind. Das axile Gefass-
bündel der Mittelrippe (gm) ist quer, die sich von ihm abzweigen-
den (gl) längs durchschnitten; h durch die eingerollten Ränder voll-
ständig geschlossene Höhlung der Oberseite. Vergr. etwa ^0.
64
Tafel UI.
Fig. 1. St&rke fuhrende Chlorophyllkorner. Vergr. 13S.
Fig. 2. Stäbchenförmige Stärke aus den Zellen des Basaltheiles der Blätter.
Vergr. 138.
Fig. 3. Der oberirdische Theil eines Blattstieles von der Oberseite gesehen,
den Umriss und den Verlauf der GefiLssbündel zeigend, st Stem-
haare. Vergr. 10.
Fig. 4. Querschnitt durch einen jungen Blattstiel. Die später in einer Ebene
ausgebreiteten Flügel (F) sind aufwärts gebogen und daher der
Blattstiel in diesem Alter rinnenförmig und im Querschnitte sichel-
förmig, st Sternhaare in beträchtlicher Menge den Blattstiel ringsum
bedeckend; gm das grosse axile Gef^sbündel der Mittehrippe (Mi;
gf die seitlichen schwächeren Gef^sbündel, welche jetzt auf dem
Querschnitte in einem Halbkreise stehen, später im erwachsenen
Blattstiele in einer geraden Linie liegen. Vergr. 30.
Fig. 5. Die Hälfte des Querschnittes durch den Basaltheil eines Blattes,
e Epidermis mit Stemhaaren (st) auf der Ober- und Unterseite;
gr Gnindgewebe mit im Allgemeinen durchweg gleichen Zellen. Die
Stärk ekömer, welche dieselben in grösster Häufigkeit erfiillen und
das Präparat ganz undurclisichtig machen, sind durch Kali aufge-
quellt; gm mittleres, grösstes, gs seitliche kleinere GeflbiabfindeL
Vergr. 65.
Fig. 6. Längsschnitt durch die unterirdischen Theilc. st der sehr kone
und breite Stamm ; g GefässbOndel, denselben quer durchsetzend und
je eines in ein Blatt und eine Wurzel ausbiegend; b Basaltheile der
(abgeschnittenen) Blätter; w Wurzeln. Vergr. 10.
Fig. 7. Längsschnitt durch eine junge Knospe. Die anscheinend altemirend
stehenden jungen Blattanlagen bilden (zusammengedruckte) Kegel
mit stumpfer Spitze. Vergr. 65.
Fig. 8. Wurzclquersclmitt, etwa 1 Cm. über der Wurzelspitze, r Rinde;
gs Gef^ssbündelscheide ; die radialen Wände ihrer Zellen zeigen
deutlich je einen schwarzen Punkt; g Gciassbündcl (8), einen acht-
strahligeu Stern bildend ; b Phloembündcl mit den Gefassbündeln wech-
scllagernd; m Mark. Vergr. 138.
lieber die Entwickelong und
die systematische Stellnng Yon Tnlostoma Pers.
von
Dr. J. Sehroeter.
Die Arten der Oattniig Tulostoma vollbringen wie bekannt den
ersten Theil ihrer Entwiekelnng als ^unterirdische Pilze," und ent-
liehen sieh wihrend dieser Zeit der allgemeineren Beaehtnng; erst
wenn sieh ihr Stiel streekt nnd die Peridie mehr oder minder weit
Aber den Boden gehoben wird, fallen sie ins Ange. Zn dieser Zeit
ist die Peridie immer schon von einem dichten Capillitinm dnrch-
togen,' zwischen welchem die Sporen frei daliegen; die Basidien sind
vor Beginn der Streckung des Stieles aufgelöst Diesem Verhalten
mag es zuzuschreiben sein, dass die Entwickelung von Tulastoma,
ins Besondere auch die Bildung der Sporen an den Basidien, bisher
noch nicht vollständig beschrieben worden war.
Seit einigen Jahren fand ich bei Rastatt an mehreren Orten
sehr häufig die Form der Gattung, welche wohl als die verbrcitetste
in Europa angesehen werden, der man daher den von Linnö
gegebenen Artnamen: Tulogtama peduncukUum (L.) lassen kann.
(Lycoperdcn ped, Linn6 1762, Tulostama brumale Persoon 1797,
71 mammowm Fries 1821, Tuslanodea mamtnosa Fr.) Von Anfang
October an erhoben sich die langgestielten Peridien aus dem Boden
nnd hielten in Menge bis zum März, theilweise sogar bis in den
Mai hinein, aus« Ich konnte in den letzten Jahren nie vor Mitte
October an den betreffenden Stellen Nachgrabungen anstellen, aber
auch dann noch fand ich eine genügende Zahl jflngerer Fruchtsu-
stände, an denen ich die Entwicklung des Pilzes einigermassen voll-
ständig beobachten konnte.
Die Fmchtkdrper liegen nicht tief, etwa nur 2 bis 3 Centimeter
unter der Erde. Sie entspringen von einem weit zwischen Gras*
CohB, Beiträge m Biologie der Pflensen. Band II. Heft L 5
66
wursein und altcD Muuästeiigcin liinUufunilism a t ran grorm igen Mycd.
Dieses ist BcLimeweiBB, besiUl die Dicke starker Zvrtmsljlden untl iat
TielfacL verzweigt. Es besteht aus dicht nebeu einander lagen
ZelUäden von 3 — 4 Hikr. Uicke, die toit zahlreichen Querwftndea
versehen sind ; ihre Membran ist, besonders an den aussen liegenden
Fdden, von aufgelagerten sehr feinen EOrncheD r&uL. Stellen«
finden sich an den Hycelsträngen spindelförmige Auftreibungen von
viTSchicdener Dicke; durch allmähliche Zwischenstufen gehen iltcM
Auftreibungen in Sclerotium artige Körper über, die hier and da
dem Uycel aufsitzen. Diese sind innen und aussen schneeweus,
un regelmässig gestaltet, meist Üach, bis G Hm. breit nad 3—3 Hm-
dick, an der Oberfläche glänzend, glatt, grubig vertieft, an den
RiLndern oft gelappt, auf dem Durchschnitt fest. Sie bestehen au
einem dichten Hyphengefleebte, bei welchem man zwei vereehiedene
Systeme unterscheiden kann. Dss eine derselben besteht aus breiten,
kurzen Zellen, etwa von 10^13 Mikr. Breite und 20 Mikr. hiogt,
die in der Mitte uft tonnenfürmig aufgetrieben sind; zwischen ihnen
liehen sich in grösseren Zwischenräumen Stränge aus parallelwmn-
digen 5 — G Mikr. dicken üyphen hin. Die Rinde wird aaa dlcJil
verHochtenen dtlnnen Hyphen gebildet, deren Membran an den freien
Aestchen wieder mit feinen Kürnchen bedeckt ist.
Die Sclerotien sind olTenbar die Grundlage fllr die Fmcht-
kCrper. Wie dieselben sich herausbilden, kennte ich nucli nicht
verfolgen. Wie mii- schien, sprossen aio aus einem Punkte an d«
Oberfläche des Sclerotiums aus. Ich habe grössere, flache Sclerotien
gefunden, die auf einer Einbuchtung eine kugelförmige Vorragnng
trugen, welche auf Durchschnitten von dem Übrigen ^clerotiuingewcbe
dnrcb eine feine, fast kroisfärniige Grenzlinie abgegrenzt erschienen
und aus gleichmttasigen, reich mit Protoplasmit geflUlten Ilyphen-
gliedern bealnndcn. Dieses schienen mir die Anfänge der Friiclit-
körper zu sein. Vorgeschrittenere Zustände derselben sieht man aif
einer echeibenförmigen zerfaserten Membran aufsitzen, die viellüchl
der Rest des aufgesogenen Sclerotiums ist.
Wenn der Pilz etwa 4 Mm. im Durchmesser erreicht bat, erscheint
er ganz kugllch, und gleicht einer kleinen lioviata. Das Innere ist
Bchneeweias, von gleichartigen Hyphen gebildet, die OberlUclie iat
braun, von einer dicken Kruste fest anhaftender Sandkörner bedeekL
Uei einem Durchmesser von 6 — 8 Hm. bat er gewöhnlich einen
llauptabschnitt in seiner Entwlckelung vollendet. Er ist dann etwa*
L abgeplatt4>t, iu der Mitte oben mit einem kegelförmigen Nabel ver-
L «eben, nach dem Grunde zu in der Mitte ebenfalls zugespitzt, abo
67
im Gknsen ohng^fähr flach • citronenförmig. Man kann an ihm eine
branne HflUe nnd eine weisse Inhalts • Masse unterscheiden. Die
Hfllle ist etwa 40 Mikr. dick, sie besteht ans einem sehr dichten
Gewebe dickwandiger Fäden Ton etwa 2 Mikr. Durchmesser ; nach
anaseo laufen viele dieser Faden in freie Enden aus, und haften so
fest an einzelnen Sandkörnern und anderen Boden -Theilchen an,
dass sie olme zu zerreissen nicht losgelöst werden können, nach
innen setzen sieh die Fiden unmittelbar in die Markschicht fort,
daher lässt sich auch die Hfllle von dieser nicht abziehen. An der
noch sohneeweissen Inhaltsmasse lassen sich schon zu dieser Zeit
drei verschiedene Abtheilungen deutlich erkennen: eine mittlere
Markschicht, eine obere und eine untere Abtheilung. Auf dem
Durchschnitte erscheint die mittlere Markschicht fast nierenf5rmig,
von der oberen und unteren Schicht durch nach oben convexe zarte
Linien abgegrenzt Die obere Abtheilang ist ungefähr kegelförmig.
Sie besteht aus einem lockeren Geflecht von dünnwandigen, reichlich
nnd meist rechtwinklig verzweigten 5 Mik. breiten Fäden. Diese
Abtheilnng behält immer ihre weisse Farbe, auch über die Sporen-
reife hinaus. Sie ist die Grundlage für die kegelig-röhrenförmige
Mflndung des Peridiums, denn zur Zeit der Sporenreife vertrocknet
das schwammige Gewebe mit einer kreisförmigen Stelle auf dem
Scheitel des Peridiums, und verschliesst noch einige Zeit aU weisser
Pfropf den Ausftlhrungsgang, der sich durch Zusammenziehen des
oberen Theiles der Hülle um dieses geschrumpfte Gewebe gebildet hat.
Die untere Abtheilung ist etwa umgekehrt abgestumpft - kegel-
förmig. Man unterscheidet an ihr leicht einen mitteren cylindrischen
Theil, der von dem Reste mantelförmig umgeben wird. Ersterer
erscheint fest, seidenglänzend, senkrecht gestreift; er besteht aus
dicht neben einander gelagerten, wenig verzweigten, und im Wesent-
lichen senkrecht verlaufenden Hyphen. Dies ist die Grundlage des
Stieles; derselbe hat jetzt wenig über einen Mm. Länge, seine Zellen
haben aber schon dieselbe Grösse und Breite, wie in den späteren
fortgeschrittenen Stadien; die Verlängerung des Stieles geschieht
durch wirkliches Wachsthum (Neubildung), nach Analogie bei ande-
ren Pilzen zu schliessen, durch Wachsthum an der Spitze des
Stieles. — Die Hfllle um diese Stielanlage ist ein lockeres Hyphen-
geflecht, ganz so gebildet, wie die obere Abtheilung. Sie bleibt
ebenfalls beständig weiss und vertrocknet nach der Sporenreife, so
dass dann zwischen HüUe und Stiel eine kleine Höhlung entsteht
Wenn der Stiel nun wächst, zerreisst die Hülle an dieser Stelle und
so bleibt der Theil derselben, welcher die Höhlung umhüllte, zum
68
Tbeil am Grande des Stieles, znm Theil am Grande der Peridie
als ringförmige freie cylindrische Scheide om den Stiel sarQck.
Die mittlere Markschicht besteht aas einem gleichmässigen Gewirr
von etwa 2 Mikr. dicken, mit vielen Scheidewänden versehenen
Fäden, die streckenweise lange angetheilt darcheinander laafen, and
sich anderweitig in anregelmässigen Zwischenränmen rechtwinklig
verzweigen. Die Hanptäste sind entweder gabelig oder Hf5nnig
verbanden and scheinen ein den ganzen Frachtkdrper gleichförmig
durchziehendes Gewirr za bilden. Verflechtang der Fiden oder
Ornppirang zn Kammern oder Gängen ist nicht im kleinsten Maat-
stabe angedeatet. Die Hauptfäden geben kürzere Nebenäste ab, die
sich wieder verzweigen and endlich mit kurzen, meist einzeln, selten
zu kleinen BOscheln gruppirten Aesten enden. Das Ende dieser
kurzen Aeste grenzt sich durch eine Querwand ab nnd wird aar
sporenbildenden Zelle (Basidie). Die fertigen Basidien sind cylin-
drisch oder schwach keulenförmig, am Scheitel abgornndet, meist
gerade, zuweilen etwas gekrümmt, selten mehr als 4.5 Mikr. breit,
12 bis 15 Mikr. Ung; sie sind mit schaumigem Plasma gefllllt.
©\>
RMidien von Tulostoma pedunculaturo (L.).
An jeder Basidie bilden sich in der Regel vier 1.5 bis 2 Mikr. lange,
grade Spitzchen (Sterigmcn), an deren Scheitel die Sporen sprossen.
Diese Sterigmcn stehen an den Seitenwänden der Basidien und treten
grade wagerecht vor; sie entspringen in angleicher Ilöhe, meist
gleich weit von einander entfernt, das Oberste nahe dem Scheitel,
das Unterste etwas über dem Grunde der Basidie; in den Präparaten
69
erscheinen meist 2 Sporen rechts, 2 links von der Basidie, es
scheint mir aber, dass sie spiralig mit \ des Umfangs Abstand
angeordnet sind.
Die Basidien haben nnr einen sehr kurzen Bestand. Man findet
sie nnr in den Fmchtkörpern, die im Innern noch vollkommen weiss
sind. Noch ehe der Stiel zu wachsen anfängt, färbt sich die Mark-
BQbstana in der Mitte gelblich, nnd zn dieser Zeit sind schon simmt-
liehe Basidien aufgelöst, die Sporen frei geworden. Die Sporen sind
jetzt kuglig, haben einen Durchmesser von 4 bis 4.5 Mikr., ihre
Membran erscheint noch farblos, mit kleinen entfernt stehenden
Spitzchen besetzt, im Innern haben sie einen grossen, stark licht-
brechenden Kern, der durch Jodtinctur braun gefärbt wird. Sie
behalten bis zur Reife dieselbe Grösse und verändern sich bis dahin
nur insofern, dass der Inhalt mehr gleichförmig, die Membran ocher-
gelb gefärbt, etwas dicker \ind deutlicher punktirt wird.
Die gelbe Färbung verbreitet sich schnell von der Mitte nach
der Peripherie hin, und endlich, noch ehe die Peridie aus dem
Boden gehoben wird, hat das ganze Innere die lehmgelbe Farbe
angenommen, die schliesslich bleibt. Diese Färbung ist nur durch
die Farbe der Sporen bedingt, lässt man diese aus den reifen Peri*
dien verstäuben, so bleibt das Capillitinm mit hellgrauer Farbe zurück.
Kurz vor dem Zerfliessen der Basidien treten die ersten Spuren
des Capillitiums auf. Seine Fäden gehen vielleicht direct aus den Haupt-
hyphen des Markgewebes hervor. Sie haben dieselbe Verzweigung
wie diese und lassen sich anfangs sehr schwer von ihnen unter-
scheiden. Wenn die Basidien noch vorhanden sind, sind die Zellen,
die bestimmt als Capillitinm zu erkennen sind, nur wenig^ dicker, als die
Markhjphen, etwa 4 Mikr. Ihre Wände sind etwas dicker, sie ver^
laufen vorwiegend unverzweigt und etwas wellig gebogen. In grösseren
Entfernungen nur zeigen sich Scheidewände und hier sind jetzt schon
die Fäden knotig aufgetrieben. Nach dem Zerfliessen der Basidien
sieht man das Markgewebe noch fortbestehen, das Capillitinm wird
aber immer reichlicher, seine Fäden nach und nach immer stärker,
endlich bleibt es nnr allein mit den Sporen in dem Peridium zurück.
Es bildet ein dichtes Netzwerk, welches fest mit den Wänden ver-
wachsen ist. Die Fäden sind von sehr verschiedener Dicke, von
4 bis 13 Mikr. im Durchmesser, die Membran bis 3.5 Mikr. dick,
verlaufen grade oder wellig geschlängelt, oft bis 1 Mm. weit unge-
theilt, oft aber auch in kurzen Zwischenräumen gabelig oder H förmig
verzweigt. Alle Fäden scheinen in Verbindung zu stehen, freie
Enden werden nicht bemerkt, besonders auch keine spitz auslaufen-
70
den Zweige. In ungleichmässigen Zwischenräumen sind die Fäden
mit Scheidewänden versehen, hier sind die Glieder an beiden Enden
regelmässig in charakteristischer Weise zwiebeiförmig verdickt, als
ob sie sich an einander abgeflacht hätten. Diese Auftreibmigen
erreichen bei dünneren Fäden oft das dreifache des Fadeodnrch-
messers.
Nach Ausbildung des Fruchtkörpers wuchst der Stiel an einer
Länge von 3 bis 6 Centimeter und hebt jenen hoch über den Boden
empor. Er ist Anfangs glatt und rund und nimmt aussen an der
Luft sehr schnell eine rothbraune Farbe an. Dies geschieht dareh
Vertrocknen der äusseren Hyphen. Durch weiteres Eintrocknen
wird die Rinde dicker, reisst dann fetzenartig ein, löst sich theilweiae
los und bekleidet den Stiel noch eine Zeit lang als mehr oder weniger
sparrig abstehende Schuppen, später fällt sie ganz ab und der Stiel
erscheint grau und senkrecht gefurcht. Die Schuppen entsprechen
also keiner besonderen Membran- oder Haarbildung, in ihnen, wie
überhaupt in der braunen Rinde, ist die Structur der Stielhjphen
noch deutlich zu erkennen. Das Innere des Stieles bleibt immer
schneeweiss, in der Mitte bildet sich meist eine Höhlung.
Die Peridien schwankten bei völliger Reife in der Oröase sehr
erheblich von 6 bis zu 12 Mm. im Durchmesser. Es schien mir,
als ob die zuerst gebildeten Pilze die grössten, die letzten und am
längsten ausdauernden die kleinsten Peridien haben. Ihre Farbe ist
anfangs ebenfalls braun, im Laufe des Winters löst sich die äussere
Schicht der Hülle mit den anhaftenden Sandkörnern ebenfalls schup-
penförmig ab, und dann erscheint die Peridie weisslich, mit brmnner,
nunmehr weiter hervortretender Mündung. Die trichterförmige MOn-
düng mit kreisförmiger, scharfer, wie mit einem Locheisen ausge-
schlagener Oeffnung ist für die Art höchst charakteristisch und
beruht, wie ausgeführt wurde, auf einer besonderen, früh angelegten
Organisation. Hierdurch unterscheidet sich 7W. peduncukUum sehr
sicher von T. fimbriatum Fr., mit dem der Pilz manchmal, z. B. in
Erbar. critog. Ital. und Rabenhorst fung. cur. 1911 verwechselt wor-
den ist
Unter vielen hundert Exemplaren von T, jped. fand ich nur an
einem die Mündung nicht regelmässig ausgebildet. Dieses, also
jedenfalls eine seltene Abnormität, hatte gar keine Mündung, son-
dern nur einen braunen Fleck auf dem Scheitel der Peridie, die fest
geschlossen blieb. Andererseits sah ich bei zahlreichen Exemplaren
von Tul, fimhr,, die ich bei Spandau sammelte, immer die flache,
gefranste und gleichfarbige Oefl'nung auf dem Scheitel der Peridie,
71
nie eisen Uebergang zor trichterförmigen MüDdnng, überdies waren
hier die Sporen beständig etwas grösser, nämlich 5.5 bis G Mikr. im
Dnrehmesser. Der BeschreibuDg Persoon's nach möchte man
annehmen, dasa er unter Tulostoma brumale die letztere Art versteht
Die Trennung einer weiteren Art: 7W. squamasum OmeL (Persoon
1. e. S. 140), welche manche Autoren annehmen, scheint mir nur
auf einem Vergleiche verschiedener Alterszustände und habituelle,
unwesentliche Merkmale gegründet zu sein.
Als die bemerkenswertheste Eigenthflmlichkeit in der Entwick-
lung des Pilzes erscheint mir die Art und Weise, wie sich die Spo-
ren an den Basidien bilden. Bisher wurde TuloeUmia unbedenklich
zu den Ocuteromyceten und speciell zu den Lyooperdaceen gestellt.
Die Basidienbildung ist bei allen Gattungen der letzteren Gruppe
bekannt, keine aber gleicht der von Tuloatoma. Bei allen bilden
sich vier Sporen in gleicher Höhe, am Scheitel der keulenförmigen,
oben fast kugligen Basidien. Bei Scleroderma sind die Sporen fast
ganz sitzend, bei Bomsta stehen sie an langen, dflnnen, gleichlangen
Sterigmen, die bei der Sporenreife vertrocknen und an den Sporen
hängen bleiben, bei Lycoperdon sind die Sterigmen ebenfalls sehr
lang, doch (wenigstens bei den von mir untersuchten Arten) von
ungleicher Länge und mit den Basidien zerfliessend, die Sporen
also im Gegensatz zu Bovista ungestielt
Der eigenthflmlichen Fruchtbildung nach muss Ttdastcma daher
von den LycoperdcLceen ausgeschlossen werden. Aber auch bei
anderen Abtheilnngen der Gasteromyceten kommt eine solche Bildung,
so viel man untersucht hat, nicht vor, sie ist sogar bei anderen
Hymenamyceien, sowie augenblicklich die Klasse begrenzt wird,
nicht beobachtet worden.
Vielleicht steht indess die Sporenbildung von Tulostoma nicht
ganz isolirt da. Tulasne hat vor Kurzem die Sporenbildung von
Füacre untersucht und neuerdings (Annales des Sciences nat V. Ser.
Bot. T. XV.) abgebildet Diese Abbildung scheint mir einen ähn-
lichen Typus darzustellen, wie ich ihn soeben bei Ttdostoma beschrie-
ben habe. Tulasne giebt ihr eine andere Deutung, er vergleicht
sie mit der Sporenbildung bei Hypochnus purpureus, einem Pilz,
der in dieser Beziehung den Auricularineen nahe steht
Ich habe Hypochnus purpureus Tul., der in Wäldern um Rastatt
im Januar auf Erlenstflmpfen vorkommt, frisch untersuchen und län-
gere Zeit hindurch cnltiviren können, und kann die Tulasne'sche
Beobachtung ttber ihn nur bestätigen. Das Mycel desselben bildet
einen rothbraunen, wergartigen Filz, an den Enden der Fäden bilden
72
-
sich farblose Aeste, die sich an der Spitze spiralig eioroUen QDd
sich dann durch Querwände in vier übereinander stehende Fieber
theilen. Ans jedem Fache sprosst ein langer, pfriemlicher Zweig,
der an seiner Spitze eine etwa 11 Mikr. lange, anfangs ei-, darmof
fast nierenßrmige Spore bildet, die bald nach ihrer Reife keimt,
wenn sie anf fenchte Unterlage gebracht wird. Wären die Bndiste
zn einem Hymenium vereinigt, so mOsste man den Pilz in der That
für eine AuriciUaria erklären, sprossten dieselben Endäste ans einer
Danerzelle ans, so fände man dieselbe Bildung, wie bei der soge-
nannten Promycel- und Sporidienbildung der üredineen.
Die Sporenbildung bei Tidastama hat hiermit gar keine Aehn-
lichkeit. Hier sind ächte ungetheilte Basidien vorhanden, aus deren
Inhalt sich die vier Sporen, wie es scheint, gleichzeitig bilden.
Es wird wohl das Einfachste sein, Tiäastama als Repräsentanten
einer besonderen Abtheilung der Gaaieromyceten anzusehen. Ob
sich unter den noch nicht auf ihre Sporenbildung untersuchten anaser-
deutschen Bauchpilzen noch verwandte Gattungen finden, mnas dahin-
gestellt bleiben, namentlich wäre es interessant, Battarraea darauf
untersuchen zu können, deren Entwicklung in manchen Punkten der
von Tulostoma ähnlich ist. Die Darstellung Tnlasne's von der
Sporenbildung bei Pilacre scheint mir viel mehr der von Tulasiama,
als der von Hypochnus purpureus ähnlich zu sein. Ich halte ea
darum für wahrscheinlich, dass dieser kleine Pilz, der schon in den
verschiedensten Familien herumgewandert ist, den Vertreter einer
zweiten Gattung in der Familie der TiUostomaceen darstellt.
Rastatt, im Januar 1876.
Beitrag znr Kenntniss der Chytridiaceen.
Von
Dr. Leom Sowakowski
aus Warschau.
Mit TiW IV. V. VI.
Wie bekannt bestehen die Chytridiaceen bald nur ans einer
Zelle {Chyiridium)j bald ans iwei Zellen, von denen die eine sich
wnraelfdrmig oder mycelinmartig veristelt {Rkisidium^ bald endlich
bestehen sie ans Zellengrnppen (Synchytrium). Bei einigen Arten
der eioselligen Gattung Ckytridium entwickelt die Zelle, welche ich
während ihrer Schwftrmsporenbildnng Zoosporanginm nennen werde,
einen Wnrzelschlanch {Chytr. OUcl AI. Br.) oder kurze fadenförmige
Fortsitse, welche Tom Zoosporanginm ausgehen und gewissermassen
als Anfang eines Myeelinm betrachtet werden können (Chytr. rhi-
ginum n. Chytr. Lagenaria Schk.)^). In der zweizeiligen Gattung
Bhüidimn dagegen kann die verzweigte Zelle als die Repräsentantin
eines Myeelinm angesehen werden, welches eine ziemlich hohe Ent-
wiekelung zeigt Endlich seheinen zu den ihrem Bau nach am
meisten entwickelten Chytridiaceen auch die von Sorokin gefundenen
Gattungen Zygochytrium und Tetrachytrium^) zu gehöreo, bei
welchen die Zoosporangien auf einem verästelten Tragfaden sich
bilden. —
Bei den von mir im Jahre 1875 im pflanzenphysiologischen Institut
der Universität Breslau, unter gütiger Anleitung und Unterstfltzung
seines Directors, Prof. Ferdinand Cohn ausgeftthrten Untersuchun-
gen fand ich ausser einigen Chytridnim-ArieB^ welche äich nur durch
gewisse specifische Eigenthttmlichkeiten auszeichnen, auch andere, die
1) Vergl. Cienkowski, Bot. Ztg. 1857 No. 14; Schenk, Algologische
MtttheiloDgen, Verhandlungen der phys.-med. Gesellschaft zu Wfirzbnrg,
Bd. Vlll. Lfg. II. p. 285 1857, Tab V.: Ueber das Vorkommen contraktilcr
Zellen im Pflanzenreiche. Würzburg 1858.
^) Sorokin, Einige neue Wasserpilze. Bot. Ztg. 1874. No. 14.
74
ihrem Ball nach wcacntlicL von Am bis jetzt buknniilen Ciy
tridiaceen unterschieden sind, und weiter unten von mir ßeniaer
beachriebon werden sollen. So Icommon bei Vhylridium Mtutigo-
trichis n. sp. Tadenfflrmige llaaslurien vur, welche aus der Ob«rfliob«
des Zoogporan^iums iu die benaehbartcn NAhrpHanien hineiDwacliteg.
In der Gattung; Cladoclii/Irium fand ich ein verfistetlea ira Oewebe
der Nährptlanie wncberndes Myceliiini, in welchem Bicfa wie hö
Protomycea spindelförmige oder Icngligo A nach well Dogen bilden, au
denen dann zahlreiche Zoosporangiea entstehen. In der Gattung ObeU-
dium, die auf einer ira Wasser faulenden Mückcnhaul gefunden
wurde, beginnt ausser dem Oppig sich ausbreitenden Uycelium uieh
ein Zoosporangiumlräger deollicher lierrorzatreten, Kndlich hatte
ich Gelegenheit, die BntwickolungageBchichle der bis jetzt nur unvoll-
kommen bekannten Gattung RhhidiuM genauer zn verfolgen.
Bekanntlich entstehen ilie Schwärmaporen der Chyttidtaceen hi
ihren Zoosporangien darcli freie Zellbiidung nm stark lichtbrecbesde
Kerne, welche sich vorher ans dem ProtoptaHioa auBgoachtedea
haben. In vielen von mir beobiichtoteo Arten wird nicht das gaue
Protuplasma für die Bildung der Zoosporen verwendet, sondern «in
Theil desselben bleibt als eine schleimige KlllBsigkeil Übrig, w«lck
die Räume zwischen den Schwärmaporen erfllUt, ähnlich wie bei der
Sporenbildung der Ächlyen und der Mucvrineeii ' )■. bei andeni
Arten aber ist dieser Sehleim in geringer Menge vorhanden, vid-
leicht anch dltnnflflssiger, und doshalb achwer mit Bestimmtbeit ■■
unterscheiden. Diese „Zwischenaubstanz," wie sie Brefeld ■anl,
verbindet in der Kegel die heraustretenden Schwärmaporen in einw
kngligen Hasse, diu vor der OelTnnng des Zoosporaogiums llegta
bleibt. Allmiüilicb, bei verschiedenen Arten nach kdrzeror oder
llngerer Zeit, ICst sich dor Schleim unter Qnellungserschainnogea
im Wasser auf; erst wenn in Folge dessen die Schnärrosponia,
welche bis dahin keine Bewegung zeigten, mit tlem Waaaer la
unmittelbare Berllhrnng kommen, fangen sie au, sich activ an bewe-
gen und auszuBch wärmen.
Die Zoosporen der Ckytridiaceen zeigen gewöhnlich
artige Veränderungen ihres Körpers, wie diea zuerst Schenk
') Vergl. A. de Bary, Kinige ucue SaproU^itett in PriugibriMa jalr
bllnhcr tat wisa. Bot., II. Saud, p. |74. Or. U. Brafold. Bnt,<»ixcUe Uato-
■nrhungeii nlier Bchimmdpilio. 1. Heft. Uiplig 187i |i, 111, V«n Tieghew.
Nuiivi'ilrs Kerli(?rcliP8 sur Ich Miiinrin^a. Amialrs <l sc iiAtiir. Sjxitee aAric.
Tnini- I, l'aris 1875 j.. 33.
TO
■■lit weni^riBi Jkwttmktmai ^ • eoHD Ank ittlilbmclMiiwtei Kinm
t 'Oüifi, «flieliir bein SdiwimaMi Bidn iami0r muiiIi vnin.
in enriiffBi Axcon vmlDulir uwii hiiflBii ironrioiiM in. lUii
giiiimwfe wird dar Smi ■Ijmrtifwrfc Ttambkrt: die ir^reimK ftiM^
-widaiit entwador ohne weiteres mm 2cioq¥ii«]^iim mos, oder
tnäkt -vaAm mn einem oder meiircreo Punkten ümn- Peripherie
Kenftden, die eiidi mein- oder minder vessweipen. Sine Oi^l«ticiD
der ZoaiQMirBn labe ieh nie ^tmähmL Dmenipurep sind bis Jetst nnr
tei «ngen auftnÜtm^l bei ffirnViniiw (L e.). iBnbaobeinlioh nek
1« ^Sadoafaif^TMny sowie bei den ▼«! Sorokin (LtD nnd Cornti^)
IwciiiklwaBB ChftriäuMomm f-efunden: die Art ütrer Butstehmifr
tednf jedoob nodi weiterer AnftÜrnng-: die bis jetitt nnb^aamle
KenMHig derselbeB ist ▼on mir bei Shimämm beobnbblet worden.
AL Brana bat die im Jabre I B56 van Snn gekannten Olnfiri/Nmi in
HMknre Onterpittengen |;elbeilt, welobeEabenberst'^) a)8 »Ibfitän-
digeGnttnngen anfffibrt. ZwiecAien dienen Gnqipen, die baiqrtsfteblicli nnf
die Anweeenbeit eanes BaleeB oder Dec^ls begründet sind, seigm siob
jedoch viele Uebergiage ; idi werde dedinlb in meiner Bescbrcibnng,
welebe keine syrttaniiHscben Zwecke verfolgt, vom ibnen absehen
and die aesen Arten so ordnen, dnse idi xnerst die endophytischen,
dnan die ep^ytiseben eännellie<en Ckytrütietiy nietat die tweineUigen
aad myoeHMldeBdea Fonnea betmebten werde. D^ kitsteren neigen
aidt aar innige Verwiadtsdimft zu den Saprokgmiac&emy die ja anck
nekon frfiber bemerkt wnrde, sondern lassen snm Tbeil anch sehr
aafidleade Besiehaagea sn gewissen /Votomj^osMrten erkennen«
L Ghytridiiai A. Br.
1. Chftridüan deMmums, nov. spec. Taf. IV. Pig« K Die Xoonpo-
rangien dieser Art fand ich einsein im Innern der Zellen von Chft^i'
loftsaia*), bald serstrent im Faden, bald in mehr oder weniger
>) Schenk, Ueber das Vorkommen centraetiler Zclltn etc.
*) CftyfrMUttm maetotporwn n. sp., roteicm und einige in SA|>rolegni«»<^n
lebende Arten besitzen keine Kerne. (Cornu, Monographie don Hap^ol^i^^Nl.
Paris 1872 p. 115.)
') Ckjftridium amatrofnun nach A. Braun, Ch. (Ucifhen»t nrnniintthm^ nndih
genum und vagatu nach Cornu.
*) Max Cornu, Monographie dcR Saprol<^nif^cii. Pari« 1872 p. 121.
») Flora Europaea Alganim Scot. 111. p. 277-285.
*) Chaeianema inegulare nov. gen. et «pec. Int ein« grniii* /«Ofinpriii*!*«
welche ich stets zwischen den F&dcii and(*rrr Ktnhlfimlgr*r AIgmi wut^tiftt-tldi
76
zahlreichen Zellreihen. Wie bei vielen Ghytridiaceen, so macht sieh
auch die Anwesenheit des Chytridtum destruens in der vom Para-
siten ergriffenen Zelle dnrch eine kugelartige Anschwellung deraelbea
bemerklich. In dem grünen Zellinhalte erscheint das Chyiridmm
saerst als- ein feinkörniger ungefärbter Protoplasmakdrper. Dies«
iusbesondere im Sclileime von TetrtMpora^ Chaetoj^hora, Oloiotriekiaf Cdätf-
ehMte pulvinata, Batrachotpermum u. s. w. gefimden habe. Sie bildet unregel-
massig verzweigte, aus Zellreihen bestehende Fäden, deren Aeste nach ver-
schicdenen Richtungen, ofl unter rechtem Winkel, ausgespreizt sind. Wenn
nicht aus allen, so doch aus den meisten ihrer Zellen entspringen dönne, ao
der Basis etwas angeschwollene Borsten, welche sämmtlich nach einer Seile
gerichtet sind, einzeln oder zu zweien, bald in der Mitte, bald näher dem Ende
der Zelle, bald endlich terminal in den die Spitzen der C&aetonema- Zweige
bildenden Zellen. Da die Chaetonema -ZcWcn während ihres ganzen Lebens
die Fähigkeit besitzen, die Borsten zu entwickeln, so findet man g^wohulidi
auf den älteren Zellen mehrere, etwa 3 — 4 abgebrochene Boratenbasaltheile.
Die ChaetonemtȣAdcn tlieilen sieh ofl in einzelne Stucke und hierdurch xer-
fällt ein Individuum leicht in mehrere getrennte Pflanzen. Am dcutlicfasteo
kann man Chaetonema mit getrennten, aber noch offenbar zusammengehörendeo
Aesten im Tetreupora-SclAcinic beobachten, wo die älteren Fäden noch in der
Verlängerung ihrer jüngeren peripherischen Zweige liegen, von denen sie sich
aber schon in gewissen Abständen befinden.
Chaetonema vermehrt sich ausser der oben erwähnten Trennung in einxelne
Fadentheile auch durch Schwärmsporen. Die letzteren bilden sich in aoge-
schwollenen mehr oder weniger zahlreichen Zellen am Ende, oder in der Mitte
der Zweige, in der Kegel in acropctaler Folge. Jede Zoospore entsteht ent-
weder aus dem ganzen Inhalte einer ChaetonemazeWc j oder dieselbe theüt
sich vorher quer oder parallel der Fadenaxe in zwei, oder durch kreuzförmige
Theilung in vier oder seihst mehr Sporenmutterzellen. Die Zoosporen schlQpfeD
aus in Folge der Auflösung der Mutterzcll wände, 'sie sind eiförmig und tragen
auf dem schmäleren farblosen Ende 4 Cilien und einen rotlien Augcnflcck.
Nach dem Schwärmen ziehen sie sich zusammen und treiben einen Keimschlauch
hervor, an welchem noch längere Zeit der Augenfleck sichtbar bleibt. Der
Keimschlauch legt sich an irgend einen Zweig der Schleimalge und wichst
längs desselben in einen verzweigten Zellfaden aus, indem er manchmal die
Fäden der Schleimalge umwindet oder umspinnt. Die Zellenthcilung geht
in den Chaetonemailkdcn intercalar und terminal vor sich. Für jetzt ist dir
systematische Stellung von (^aetonenia unsicher, da weder geschlechtliche Fort-
pflanzung noch Dauersporen t)e()baehtet wurden; vermuthlich ist es aber mit
*Stigeoclonium nächst verwandt.
Aus dem Vorkommen unserer Pflanze kann man schliessen, dass sie ihrt
Nahrung nicht sowohl aus dem Wasser nimmt, sondern vielmehr aus dem
Schh^imo der von ihr bewohnten Algen oder aus ihren verschlriniteii Wand-
oberflächen. Das < 'hfieforicnia zeigt sich in dieser Hczichung ähnlich den anderen
schleimbowohnendcn Algen, welche nicht Mos auf Kirsten der unorganischen,
sondern auch organischer Verbindungen leben müssen.
77
beginnt immer mehr zu überwiegen in demselben Maasse, als das
Protoplasma der Chaetonema-Zelle selbst versehwindet. Naeh eini-
gen Tagen füllt der Parasit den ganzen Ranm der ergriffenen Zelle
vollkommen aus, in welchem man nur noch ein Ueberbleibsel ihres
ursprünglichen Inhalts in Form eines kleinen grünen Elümpchens
erblickt, welches auch schliesslich vollständig verschwindet Wilh-
rend der Dauer der eben erwähnten Veränderung oder, wie man es
anch nennen könnte, Verdauung des Inhalts der Chctetanema-ZeWe^
treten im Protoplasma des Chytridium von ihm nicht verdaute Theil-
eben hervor, die in Form von ziegelbräunlichen Kttgelchen sich zu-
letzt in ein einziges Klümpchen innerhalb seines farblosen Protoplasma
vereinigen. Nunmehr bildet sich die Ghytridiwnz^WQ zum Zoospo-
rangium um. Von der Zeit, in welcher das Ueberbleibsel der Ghcteto-
fiema-Zelle in Form eines kleinen grünen Kügelchens zuletzt sichtbar
war, verflossen in einem von mir beobachteten Zoosporangium bis
zum Ausschwärmen der Schwärmsporen 24 Standen. In dieser Zeit
bildeten sich um das ziegeibrännlicho Klümpchen herum zuerst
zwei deutliche Vacuolen; diese flössen bald in eine einzige grössere
Vacuole zusammen, welche das braune Klümpchen rings umschloss
(Taf. IV. Fig. la). Nach kurzer Zeit verschwand dieselbe; das
Protoplasma des Zooporanginms, welches jetzt etwa 15 Mikr. im
Durchmesser erreicht hatte, wurde allmählich grobkörniger und eine
dasselbe umgebende derbere Zellwand wurde nun deutlich. Bald
darauf traten durch eine kleine Oeffnung des Zoosporangiums, die
ich jedoch nicht sehen konnte, die Schwärmsporen heraus, ruhten
kurze Zeit vor der Oeffnung und schwammen dann mit grosser
Schnelligkeit nach allen Richtungen auseinander. (Fig. Ib.)
Die Schwärmsporen des Chytr. deatruens sind sehr klein, kaum
2 Mikr. im Durchmesser; sie besitzen eine etwas längliche Gestalt,
eine Oeissel und einen stark lichtbrechenden excentrischen Kern. In
den leeren Zoosporangien bleibt das ziegelbraune Klümpchen übrig
(Fig. Ib.). Die dicken Wände der Zoosporangien nahmen eine ge-
wisse Zeit nach der Entleerung eine rostgelbe Farbe an (Fig. 1 c).
Aehnliche Chytridien, wie unser Ch, deatruens, kommen auch
im Innern anderer Algenzellen vor, doch können erst genauere
Untersuchungen feststellen, ob sie zur nämlichen Art gehören.
2. Chytridium gregarium, nov. spec, Taf. IV. Fig. 2. Die
kugeligen, seltener etwas ovalen Zoosporangien dieser Art, die mit
kurzer schnabelartiger Papille versehen sind, habe ich in ziemlicher
Anzahl in den Eiern eines Rotatorium gefunden (Taf. IV. Fig. 2),
welches im Schleim der Chaetophora endiviaefolia lebte. Die CAy-
78
Indien verdmnen den rSUilicheii lahklt des Eies and nehmen die
Färbung desselben in ihrem Protoplasma an. Die Zahl and Ortne
der mit dOnner Wand amgrensten Zoosporangien im Innern einei
Eies ist verschieden. Bald kommen nur wenige, bald mehr ala nhn
vor; ihre Grösse beträgt 30 Hikr. bia 70 Hikr. Die reifen Zoo-
sponingien vachsen in knrze, Btumpfkonisobe Papillen ana, welche
die Haat des Bieg nach aussen darchbohren nnd mit homogenem
nngeftrbtem Plasma erfOllt sind. Wenn sich zahlreichere Zooaponui-
gien in einem Ei entwickeln, ao werden durch den von ihnen au-
geObten Drnck die Wände des letiteren beträchtlich ansgedehnt, M
dasB der nrapmngliche ovale Umriss deaselben abgernndete Hervor'
Tagungen leigt. Der Inhalt der Zooeporangien ist anfänglich fün-
körnig; in der Zeit ihrer Reife aber ist das Protoplasma von kleines
stark licbtbrecbenden Kömchen erfltllt. Nicht lange nachher treten
durch eine an der Spitze der schnabelähnlichen Verlängerung ent-
standene OeSTnung die Schwärmsporen, von Schleim umgeben, heraus;
sie bilden daher vor der Oeffnung des Zoosporangiums eine kogelig»
Hasse (Taf. IV. Fig. 2a). Nach kurzer Zeit zerfliesst der Scbleüa
im Wasser nnd die Sohwärmsporen schwimmen rasch von der Oeff-
ntmg ans nach allen Seiten davon; sie haben eine kngelaitig»
Gestalt, eine lange Cilie, einen oioht grossen excentrisohen ataA
licbthrecbenden Kern nnd 4 Hikr. im Onrehmesser (Fig. Sb).
Da wir in den vom Chytr. gregarütm ergriffenen Rotiferen-Eleia
die Zoosporangien des Parasiten auf verschiedenen Entwickelongs-
stafen finden, so kennen wir daraus schliesaen, dass die SchwKrm-
sporen des Parasiten in das Ei zn verschiedenen Zeitpunkten einge-
drungen Bind.
79
M&u beobaektete. Diese Art steht ODserem Ghytr. gregarium offenbar
elur Babe, sebeiot aber doch wegen ihrer elliptischen Zellen und verlün-
;ertan Hilse als verschiedene Species betrachtet werden zn mttssen.
Sa ▼ergleieben ist aneh Ckj/tr. aooiocum A. Brann*), welches Gla-
»ar^de in einer todten Aagnillnia fand.
8. Ckjftridiwm macrosporum^ nov. spec Taf. IV. Fig. 3 — 4.
Neae Art habe ich bis jetzt nnr in swel Exemplaren- gefunden,
'OB denen das eine schon leer nnd das andere noch mit Protoplasma
ffftllt war. Sie entwickelten sich einsein je in einem Ei, wahrschein-
ieh von einem Rotatorinm, welches im Schleim von Chaetaphora
Ugan$ lebte nnd 55 MiKr. im Längs-, 30 Mikr. im Qnerdnrchmesser
icsan An der Seite des Eies, näher dem etwas stumpferen Ende
leaseibea, kam ein langer, starker, wellenförmig gebogener nnd stumpf
oslasfeader röhrehenartiger Hals heraus, der den Qnerdnrchmesser
las Eies laindestens um das Fünffache übertraf und eine Dicke von
•^8 Mikr. besass. Der Inhalt sowohl des Röhrchens als auch des
Ues selbst war angefllllt mit farblosem, feinkörnigem Protoplasma;
■ karser Zeit serfiel dasselbe in verhältnissmässig grössere vieleckige
Utapehen, gans wie bei der Zoosporenbiidung der Baprolegniaoe^n.
B deai Halse, weloher aus dem £i hervortritt, waren die Plasma-
lls^peben in eine einfache Reihe locker geordnet, und seigten, von
tm gegenseitigen Drucke befreit, ovale Gestalt (Fig. 3). Die auf
iesa Weise entstandenen Schwärmsporen drängten sich dann enger
Miaaader und in Folge davon konnte man eine dünne Haut unter-
eheiden, welche sie sämmtlich noch innerhalb der Eischale umgab
f\%. 4 a). Diese Haut, offenbar die eigentliche Membran des Zoospo-
aagiams, stand von der Wand des Eies etwas ab; es zeigte sich
sCal dentlieh, dass der Hals von ihr ausgewachsen und die Eischale
afehbrocben hatte. Die Schwärmsporen traten kurze Zeit nach ihrer'
kisbildaag durch eine am Ende des Halses entstandene Oeffbung
aeh aassen und entfernten sich sofort eilig (Fig. 4). Sie hatten
mt elliptische Gestalt nnd eine bei den Chytndüen ungewöhnliche
Irüsse, etwa 6 Mikr. breit und 10 Mikr. lang; ihr Inhalt war fein-
Araig nnd in der Mitte heller durchleuchtend ohne stark lichtbrechen-
Isa Kern« Im Allgemeinen näherten sie sich in Gestalt, Grösse
isd fian ihres Inhalts den Schwärmsporen der SaproUgnuiceen. Die
UU der Gilien nnd die Stelle, wo diese herauskommen, konnte ich
■deas nicht deutlich erkennen.
Wenn das entleerte Zoosporangium im Wasser zu Grunde geht,
to verliert es zuerst den oberen Theil seines Halses, während der
1) MoDaUbericbte der Berliner Akademie. 185C. p. 591.
78
tridien verdtneD den röthliehen Inhalt des Eies nnd nehmea dl«
F&rbang desselben ia ihrem ProtopUsma an. Die Zahl und GrfiMe
der mit dflnner Wand umgrenzten ZooBporiDgien im laoeni f&aet
Eies ist verschieden. Bald kommen nnr wenige, bald mehr aii adin
vor; ihre OrSsee beträgt 30 Hikr. bia 70 Hikr. Die reifen Soo-
aporangien wachsen in knrze, BtnmpfkoniBche Papillen ans, welehe
die Haut des Eies nach anssen dnrclibohren und mit homogenem
nngefärbtem Plasma erfOUt sind. Wenn sieb zahlreichere Zoosporan-
gien in einem Ei entwickeln, ao werden durch den von ihnen aos-
gettbten Druck die Wände des letiteren beträchtlich ausgedehnt, so
dass der ursprüngliche ovale Umriss desselben abgerandete Herror-
ragnngen zeigt. Der Inhalt der Zoosporangien ist anftnglioh fein-
kömig j in i3er Zeit ihrer Reife aber ist das Protoplasma von kleinen
stark tichtbrechenden Körnchen erfttllt. Nicht lange nachher treten
durch eine an der Spitze der schnabelähnlichen Verlängerang ent-
standene Oeflnung die Scbwärmsporen, von Schleim umgeben, heraus;
sie bilden daher vor der Oeffnnng des Zoosporangiums eine kngelige
Hasse (Taf. IV. Fig. 2a). Nach knrzer Zeit zerfliesst der Schleim
im Wasser nnd die Schwärmaporen schwimmen rasch von der Dü-
nung ans nach allen Seiten davon; sie haben eine kngelaitiga
Gestalt, eine lange Cilie, einen nicht grossen exoentrisoben atarit
liohtbrechenden Kern und 4 Hikr. im Durchmesser (Fig. 2b).
Da wir in den vom Chytr. gregarium ergriffenen Rotiferen-Biem
die Zoosporangien des Parasiten auf verecbiedenen Entwickelnnga-
stufen finden, so kQnnen wir daraus schliessen, dass die Schwüm-
sporen des Parasiten in das Ei zu verschiedenen Zeitpunkten einge-
drungen sind.
79
Um beolMicktete. Diese Art steht onserem Ghytr, gregarium offenbar
ir nahe, scheiDt aber doch wegen ihrer elliptischen Zellen und verlün-
rteo Hllse als verschiedene Species betrachtet werden za mttssen.
▼ergleiehen ist anch Chytr. aooiocum A. Brann*), weiches Gla-
r^de in einer todtea Aaguillala fand.
$• Ckjfiridium macrospcrum^ nov. spec Taf. IV. Fig. 3 — 4.
Me Art habe ich bis jetzt nnr in zwei Exemplaren- gefunden,
i denen das eine schon leer und das andere noch mit Protoplasma
Mit war. Sie entwickelten sich einzeln je in einem Ei, wahrschein-
li von einem Rotatorinm, welches im Schleim von Ghaetaphara
jatu lebte nnd 55 Mikr. im Längs-, 30 Mikr. im Qnerdnrchmesser
lass. An der Seite des Eies, näher dem etwas stumpferen Ende
iselbea, kam ein ianger, starker, wellenförmig gebogener nnd stampf
»laafeader röhrehenartiger Hals heraus, der den Qnerdnrchmesser
I Eies mindestens am das Fünffache übertraf und eine Dicke von
-8 Mikr« besass« Der Inhalt sowohl des Röhrchens als anch des
m selbst war angefllllt mit farblosem, feinkörnigem Protoplasma;
knrser Zeit zerfiel dasselbe in verhältnissmässig grössere vieleckige
lapchen, ganz wie bei der Zoosporenbildnng der SaproUgniaoe^n.
den Halse, weloher ans dem Ei hervortritt, waren die Plasma-
mpchen in eine einfache Reihe locker geordnet, und zeigten, von
B gegenseitigen Dmcke befreit, ovale Gestalt (Fig. 3). Die auf
S6 Weise entstandenen Schwärmsporen drängten sich dann enger
liaander und in Folge davon konnte man eine dünne Haut nnter-
«iden, welche sie sämmtlich noch innerhalb der Eischale umgab
g. 4 a). Diese Haut, offenbar die eigentliche Membran des Zoospo-
gioms, stand von der Wand des Eies etwas ab; es zeigte sieh
Kl dentlich, dass der Hals von ihr ausgewachsen und die Eischale
chbrochen hatte. Die Schwärmsporen traten kurze Zeit nach ihrer'
ibildung durch eine am Ende des Halses entstandene Oeffbung
li aussen und entfernten sich sofort eilig (Fig. 4). Sie hatten
B elliptische Gestalt und eine bei den Ckg^ridüen ungewöhnliche
iaae, etwa 6 Mikr. breit und 10 Mikr. lang; ihr Inhalt war fein-
Dig nnd in der Mitte heller durchleuchtend ohne stark lichtbrechen-
I Kern. Im Aligemeinen näherten sie sich in Gestalt, Grösse
i Bau ihres Inhalts den Schwärmsporen der Saprolegniaceen, Die
il der Cilien und die Stelle, wo diese herauskommen, konnte ich
Sis nicht deutlich erkennen.
Wenn das entleerte Zoosporangium im Wasser zu Grunde geht,
verliert es zuerst den oberen Theil seines Halses, während der
>) Monatsbericht« der Berliner Akademie. 1H66. p. 591.
tridien verdsnen den rfithlichea lob< des Eies und nehmea die
FftrbuDg desselben va ihrem ProtopUsma ui. Die Z«U nnd OrttM
dar mit dünner Wand umgrenzten Zoosporangien Im Inneni einet
Eies ist verschieden. Bald kommen nur wenige, bald mehr als söhn
vor; ihre GrSsse beträgt 30 Hikr. bis 70 Hikr. Die reifen Zoo-
sporangien wachsen in knrze, stumpfkonische Papillen ans, «elebe
die Hant des Eies nach aassen dnrcbbohren nnd mit homogenem
ungefärbtem Plasma erfüllt sind. Wenn Bicb zahlreichere Zoosporai-
gien in einem Bi entwickeln, so werden dnrch den von ihnen ass-
geabten Drnck die Wltnde des letzteren beträchtlich anegedehnt, eo
dasa der nrsprangliche ovale Umrrss desselben abgemndete Hervor-
ragnngeu zeigt. Der Inhalt der Zoosporangien ist anf%nglicb fein-
k&rnig; in iier Zeit ihrer Reife aber ist das Protoplasma von klein«
stark lichtbrechenden Körnchen erfOllt. Nicht lange nachher tretu
durch eine an der Spitze der schnabelähnlichen Verlängerung ent-
standene Oeffuang die Scbwttrmsporen, von Bcbleim umgeben, herau;
sie bilden daher vor der Oeffnung des Zoosporangiums eine kugelige
Masse (Taf. IV. Fig. 2a). Nach kurzer Zeit zerfliesst der Schleiin
im Wasser nnd die Scbwftrmsporen schwimmen rasch von der Oeff-
Dung aus nach allen Seiten davon; sie haben eine kugelaitige
Gestalt, eine lange Gilie, einen nicht grossen ezoentriaohen atark
lichtbrechenden Kern nnd 4 Hikr. im Dnrehmeaser (Fig. 2b).
Da wir in den vom Chytr. gregartum ergriffenen Rotiferen-Sieii
die Zoosporangien des Parasiten anf verschiedenen Entviokelnnga-
stufen finden, so können wir daraus aohliessen, daes die Schwürm-
sporen des Parasiten in dae Ei zu verschiedenen Zeitpunkten einge-
drungen sind.
79
trilea beobaektete. Diese Art steht onserem Ghytr. gregarium offenbmr
leiur nahe, seheint aber doch wegen ihrer elliptischen Zellen und verlän-
periBD Hilse als verschiedene Species betrachtet werden za müssen.
bi ▼erglelehen ist aneh Ch/tr. eooiocum A. Brann*), welches Gla-
lar^de in einer todten Aagnillala fand.
8. Ckjfiridium macrospcrum^ nov. spec Taf. IV. Fig. 3 — 4.
Ikntb Art habe ich bis jetzt nnr in swei Exemplaren* gefunden,
mm denen das eine schon leer and das andere noch mit Protoplasma
irftllt war. Sie entwickelten sich einzeln je in einem Ei, wahrsohein-
ieb Ton einem Rotatorinm, welches im Schleim von Chaetophara
i^gem$ lebte nnd 55 MiKr. im Längs-, 30 Mikr. im Qaerdarchmesser
letaia. An der Seite des Eies, näher dem etwas stampferen Ende
iasselbea, kam ein langer, starker, wellenförmig gebogener nnd stampf
«slasfeader rOhrehenartiger Hals heraos, der den Qnerdorchmesser
las Eies mindestens am das Fflnffache übertraf and eine Dicke von
1 — H Mikr. besass« Der Inhalt sowohl des Röhrchens als anch des
Uas salbst war angefllllt mit farblosem, feinkörnigem Protoplasma;
■ karaer Zeit zerfiel dasselbe in verhältnissmässig grössere vieleckige
Utapchen, ganz wie bei der Zoosporenbildong der Baprolegniaoeen.
B dem Halse, weloher aas dem Ei hervortritt, waren die Plasma-
Jlapchen in eine einfache Reihe locker geordnet, nnd zeigten, von
les gegenseitigen Drucke befreit, ovale Gestalt (Fig. 3). Die auf
üasa Weise entstandenen Schwärmsporen drängten sich dann enger
iMuuuider aud in Folge davon konnte man eine dttnne Haut anter-
eheiden, welche sie sämmtlich noch innerhalb der Eischale amgab
P%. 4 a). Diese Hant, offenbar die eigentliche Membran des Zoospo-
sagioms, stand von der Wand des Eies etwas ab; es zeigte sich
Bist dentlich, dass der Hals von ihr aasgewachsen und die Eischale
arehbrochen hatte. Die Schwärmsporen traten kurze Zeit nach ihrer'
lasbildaag daroh eine am Ende des Halses entstandene Oeffbnng
aah aassea und entfernten sich sofort eilig (Fig. 4). Sie hatten
mt alliptisehe Gestalt und eine bei den ChytridieeH angewöhnliche
Iröaae, etwa 6 Mikr. breit und 10 Mikr. lang; ihr Inhalt war fein-
ömig nnd in der Mitte heller durchleuchtend ohne stark lichtbrechen-
Mi Kern« Im Allgemeinen näherten sie sich in Gestalt, Grösse
ad Bau ihres Inhalts den Schwärmsporen der SaproUgntaceen. Die
lahl dar Cilien nnd die Stelle, wo diese herauskommen, konnte ich
ideaa nicht deutlich erkennen.
Wenn das entleerte Zoosporangium im Wasser zu Grande geht,
0 verliert es zuerst den oberen Theil seines Halses, während der
>) MoMitsbcricbte der Berliner Akademie. 185C. p. 591.
78 _
Iridien verdauen den rOthUchon Inhalt dos Kies und octimcn di«
Färbung duBselben in iljiem Protoplasma an. Uie Zahl und OrMMt
dur mit dOoner Waod umgrenzten Zoospurangion im Innern e
Eies ist vorechieden. Bald kommen nur weni(;e, bald mehr ata Mha
vor; ihre Orösee betrügt 30 Hikr. bis Tu Mikr. Uie reifen 2oo-
gporangien wachsen in kurze, stnmpfkoniache Papillen aus, welch«
die Haut des Eies nach aussen durchbohren und mit humvgeiHHa
ungefXrbtem Plasma erfllllt sind. Wenn sich zahlreichere Zuoaponu-
gien in einem Bi entwickeln, so werden durch den von ihnen ui
geübten Druck die Wände des letzteren beträchtlich ausgedehnt, i
dass der ursprüngliche uvalo Umriss desselben abgerundete Ilervar-
ragungen zeigt. Der Inhalt der Zoosporangien ist anßnglich fain-
kürnig; in iler Zeit ihrer ßeife aber i^t das Protoplasma von kleines
stark lichtbrechenden Körnchen erfüllt. Nicht lange nachher trel«s
durch eine an der Spitze der schnabeUhn lieben Verlängerung t
Btandene OefTnung die Schwärmsporen, von Schleim umgeben, hersiu;
sie bilden daher vor der Ooffnuug des Zoosporangiums eine kugoH^
Masse (Taf. IV. Fig. 2a). Nach kurzer Zeit zerSiesst der Schleim
im Wasser und die Schwärmaporeu schwimmen rasch von der Oeff-
nnng aus nach allen Seiten davon; sie haben eine kugeiartige
Gestalt, eine lange Cilie, einen nicht grossen ezcenlrischen stllk
lichtbrechenden Kern nnd 4 Mikr. im Durchmesser (Fig. 2b).
Da wir in den vom (Jltytr. t/rrgarium ergriffenen Rotiferen-BierD
die Zoosporangien des Parasiten auf verschiedenen Kntwtckelang»-
stufen linden, so kSnnen wir daraus schüessen, dass die Schwflra-
sporeu des Parasiten in das Ei zu verschiedenen Zeitpunkten einge-
drungen sind.
H. J. Carter hat in Bombay in den Eiern von Nai» aibida
BBckarligc ChyirtiUen beobachtet, welche in grösserer Anzahl auf
Kosten des Uottcrs sich entwickelten, mit einem röhrenartigen Hall
die Eischale dnrchbohrt<^n nnd sehr zahlreiche, monadenithnliche, tail
Btark lichlbrechendem Kern und einer Cilie versehene Schwlrm-
sporen, eine nach der andern, austreten liessen. Carter') glaubte
hier eine abnorme Entwickelung des Dotters beobachtet au Hb)
nach der Zeichnung ist eine mit unseren Chylr. grtgiirittm t
verwandte, jedoch niclit völlig übereinstimmende VhytridiwiwrX itlehl
tn verkennen. — A. Braun-) beschreibt und zeichnet Chytridiu
tndogtnuvt, welches er im Innern von ClonUrien nnd anderen Alg«a-
■ ) 11. J. Carter, Ori tlir Sjj«rnialulogy uf a ncw ä|iecieB »f Aow. Annale
of natural l.latury. 3 Sories. vol. 8. Aiig 1.S58 p. Q9. Taf. IV. Fig. 4&, 46.
"> L t. p, 60. Taf. V. Fig. 81.
J
79
lelleB beobachtete. Dieae Art steht onserem Ghytr. gregarium offenbar
sehr nahe, scheint aber doch wegen ihrer elliptischen Zellen und verlän-
gerten Hälse als verschiedene Species betrachtet werden za mttssen.
Zu vergleichen ist anch Ckytr. noUocum A. Brann*), welches Gla-
paröde In einer todten Aagnillnla fand.
3. Ckytridiym macrosparum^ nov. spec Taf. IV. Fig. 3 — 4.
Dkse Art habe ich bis jetzt nur in zwei Exemplaren- gefunden,
von denen das eine schon leer und das andere noch mit Protoplasma
erflillt war. Sie entwickelten sich einzeln je in einem Ei, wahrschein-
lich von einem Rotatorium, welches im Schleim von Ghaetophora
eUgans lebte und 55 MiKr. im Längs-, 30 Mikr. im Querdurchmesser
beaass. An der Seite des Eies, näher dem etwas stumpferen Ende
desselbeBi kam ein langer, starker, wellenförmig gebogener und stumpf
aualaufender rOhrchenartiger Hals heraus, der den Querdurchmesser
des Eies mindestens um das Fflnffache übertraf und eine Dieke von
6 — 8 Mikr. besass. Der Inhalt sowohl des Röhrchens als auch des
Eies selbst war angefüllt mit farblosem, feinkörnigem Protoplasma;
in kurzer Zeit zerfiel dasselbe in verhältnissmässig grössere vieleckige
KlUmpchen, ganz wie bei der Zoosporenbildung der BtMprolegniaoeen.
In dem Halse, welcher aus dem Ei hervortritt, waren die Plasma-
klUmpchen in eine einfache Reihe locker geordnet, und zeigten, von
dem g^enseitigen Drucke befreit, ovale Gestalt (Fig. 3). Die auf
diese Weise entstandenen Schwärmsporen drängten sich dann enger
aneinander uud in Folge davon konnte man eine dünne Haat unter-
scheiden, welche sie sämmtlich noch innerhalb der Eischale umgab
(Flg. 4 a). Diese Haut, offenbar die eigentliche Membran des Zoospo-
raogiums, stand von der Wand des Eies etwas ab; es zeigte sich
jetzt deutlich, dass der Hals von ihr ausgewachsen und die Eischale
durchbrochen hatte. Die Schwärmsporen traten kurze Zeit nach ihrer'
Ausbildung durch eine am Ende des Halses entstandene Oeffnung
nach aussen und entfernten sich sofort eilig (Fig. 4). Sie hatten
eine elliptiache Gestalt und eine bei den Ghytridieen ungewöhnliche
Grösse, etwa 6 Mikr. breit und 10 Mikr. lang; ihr Inhalt war fein-
körnig und in der Mitte heller durchleuchtend ohne stark lichtbrechen-
den Kern. Im Allgemeinen näherten sie sieh in Gestalt, Grösse
und ßau ihres Inhalts den Schwärmsporen der Saprolegnuiceen. Die
Zahl der Gilien und die Stelle, wo diese herauskommen, konnte ich
indess nicht deutlich erkennen.
Wenn das entleerte Zoosporangium im Wasser zu Grunde geht,
so verliert es zuerst den oberen Theil seines Halses, während der
1) Monatsberichte der Berliner Akademie. 1856. p. 591.
^
untere Tbeil tn Form einer knrzeu Röhre Unger dem UntersftBg«
widersteht.
Obwohl (Jhytr. macroaporum mit Chytr. ffregarium den Mllu^
kOrper (Bier von Rotatorien) gemein bat, bo mtUB ieh dMaelbe
doch für eine verschiedene Art erklären, da abgesehen von Bfluem
vereineelten, nicht geBulligen Vorkommen und dem röbrenntrinig wr-
lingerten Halae seine Schwünnsporen sich durch die weit bedent««-
dere Üröese und insbesondere durch den Hangel eines stark lieht'
brechenden Kerns qnteracbeidcn, worin sie sich näher an die Saprv
tegnien anschliesscn.
4. Chytridium Cdeochaetea, nov. spec. Taf. IV. Fig. 5 — lü.
Diese Art entwickelt aicU in den Oogonien der CoUochaeU piUvi-
nata A. Br., niemals in den vegetativen Fadenzellen, auf denn
dagegen A. Braun das Cfii/er. mamiilatum entdeckte '). Bcksnntliek
bilden die Oogonien dieser Alge terminale kuglige, mit einer grünes
Oosphaere erfüllte Zellen, die sich an der Spiue in einen Ungto,
oben offenen Tarblosen Hals verlängern'). Durch die OeATonnp de*
Halses tritt die Zoospore des Chytridium ein, und indem sie, ilinlieh
dem Spermatozoid von Coleochaeie, bis zum Bauch des Oogonituu
und zur Oosphaere vordringt, entwickelt sie sich zu einem etnial-
ligeu Parasiten, welcher den ganzen Inhalt der Oospbaerc zq «etocr
Kmährung verbraucht, so dass im Bauche des Oogoniuma nar ein
unverdauter Rest in Form eines grösseren oder kleineren tiefel-
bräunlichen Ballens zurückbleibt. Diese Zerstörung der Ooapluat
ist in unmittelbarer Berührung des Parasiten am deutlichsten.
Der Parasit erhtilt bald die Form einer röhrenförmigen Zell«,
welche in den Hsla des Oogoninms hineinwächst (Fig. 5— fi) und
diesen so eng ansrallt, dass seine Haut in dem Oogoniumhala sldi
nur dnrch clwaa grossere Dicke der Membran desselben orkßnDU
läset. Nachdem der Parasit den Hals des Oogoniums darchwachaen
hat, verlängert er sich Kaachcnlörmig über denselben hinaus, wird
aber weiter oben wieder schmäler und wächst allmählich in etn
stumpfes Ende aus (Fig. T); die parasitische (^AyCnVi um -Zelle ninunt
daher die Form einer langgestreckten Spindel an, deri'n klein«!«
Bchmälore Hälfte im Oogonium der Coleochasle steckt, während die
Wei
I) A
Braun über CVridinm IS5G p. »-i Tab. II. Fig 12. In UuiUdNV
indirl sich ClyiruUunt OUa A. Br. siusclilitsslidi aiir Jtn Oognntaa
r Osdogon«iM*T\, nie an ibrco T(^ßclativen i£cl1di
Antrit fY.t. neutn/nn/iim, hrmpei U. a.) vorLnmmiMi.
•) Pring»hrini, ilntirbOrhrr für wissenaclinAlirl
Berlin 18G0. Taf. V.
Botnnlk. II. ßaniL
J
81
grössere Hälfte von der AnschwelliiDg an heransragt. Nunmehr
wird die ausgewachsene Chytrtdium -ZcWe zum Zoosporangium ; ihr
Inhalt, anfangs farblos und homogen, wird feinkörnig; die im Proto-
plasma desselben sehr zahlreich eingelagerten Körnchen brechen das
Licht stark; in seiner Gestalt ähnelt das ausgewachsene Zoosporan-
gium etwa dem Chytr, LageniUa A. Br. ^ ), von dem es jedoch schon
durch das Vorkommen verschieden ist; die längsten erreichten
125 Mikr., die mittlere Länge betrug 80 Mikr., die grösste Breite
nur 12 Mikr.
Die Schwärmsporen bilden sich bei Ch, Coleochaetes wie bei den
übrigen Arten durch fi'eie Zellbildung um Kerne innerhalb des Zoospor-
angiums; sie treten nach aussen durch eine an der Spitze desselben ent-
standene Oeffnung (Fig. 8); sie sind sehr klein, höchstens 2 Mikr., und
besitzen einen sehr kleinen, stark lichtbrechenden Kern und eine
Oilie (Fig. 8 a).
Oft wachsen ans einem Oogonium der Coleochaete zwei Zoospo-
rangien des Chytridium heraus (Fig. 9). In diesem Falle, wo dem-
nach nicht wie gewöhnlich blos eine, sondern zwei Zoosporen einge-
drungen sind, finden wir im Bauche des Oogoniums die divergirenden
Basaltheile der beiden Parasiten, während dieselben sich im Halse
so dicht aneinander pressen, dass man sie in der Regel nur in
jüngerem Alter oder noch leichter nach Entleerung der Schwärm-
sporen als getrennte Zellen unterscheiden kann. Aus dem Halse
des Oogoniums herausgetreten divergiren die beiden Zoosporangien
wieder. Manchmal ist von den zwei in einem Oogonium zusammen
vorkommenden Zoosporangien das eine noch von Protoplasma erfttUt,
während das zweite ältere schon vollständig leer ist.
Etwas seltener als die ziemlich häufige Anwesenheit von zwei
Zoosporangien finden sich in einem Oogonium deren drei, und nur
einmal habe ich aus einem Oogoniumhals vier Zoosporangien heraus-
treten gesehen, die aber ihre Reife noch nicht vollständig erreicht
hatten (Fig. 10).
Sobald ein Oogonium« der CoUocluiete durch das Chytridium
befallen wird, so ist jede weitere Entwickelung desselben abge-
brochen ; insbesondere unterbleibt auch die Berindung des Oogoniums,
welche, wie bekannt, erst nach der Befruchtung der Oosphaere eintritt
Das Chytr. Coleochaetes habe ich im Herbst 1875 bei Breslau
(am Margarethendamm) sehr zahlreich gefunden.
6. Chytridium micrasporum, nov. spec. Taf. IV. Fig. 11. Diese
«) 1. c. Taf II. Fig 2—7.
Cohn, Beiträfo zur Biologio der paaaten. Band n. Heft I.
82
Art lebt auf der in den tiallcrtkngeln vun Chaelophora
nistenden Maaligolhrir aenujinea Ktzg., wie iUb aogloich su nbil-
dernde Cht/tr. Maattgvtrichü, dum üb rllckBicLtlich der Oestalt
Grösse abnlicfa ist.
Die von dUnoen Wänden begrenzten Zoosporangiea aind i
oder weniger kugelförmig oder ovil, 30 — 50 Hikr. im DttrchtneaMr
und mit einem Funkte ihrer Peripberie An einem Hastigotfarisfftdu
angewachBen. (Taf. IV Fig. ll.j Bei dor Bildung der Sohvinn-
Bporen treten in ihrem Inhalte zahllose kleini' Keroc auT, welch«
dicht aneinander gelagert sind, keine deotlichen Umrisse haben und
nur matl glänzen, da sie das Licht Bctiwacb brechen. Um diese Kern«
bilden sieh die Schnärmspoien, treten durch eine OelTnnng, die kb
jedoch nicht wahrnehmcD konnte, ans dem Zoos po rang i am b^rasa,
ohne, wie es schien, von Schleim nmgebeo im sein, und eilnn soglekh
auseinander [Fig. II). Die im Innern des Zoospurangiutn tniHek-
gebliebenen Seh wärm sporon zeigen eine sehr lebhafte Bcw^ong,
Tcrlassen daaselbe aber im Laufe einer kurzen Zeit einielo, sodan
dieses zulettt vollständig entleert wird. Die Scliwärmsporea atod
ao klein, dasB Bie bei einer schwachen Vergrüaserung nur kltia«
Körnchen von Protoplasma in sein scheinen, welches etwa ans «iBtr
verletzten Kelle he ran »geflossen ist. Bei einer VergrdsseruiK "^
860 erscheinen sie als wirkliche Ungliche Chytridiumst)xwi,rmvt v«
9 Uikr. Länge, aber kanm den dritten Theil so breit (Fig. IIa).
Ihr Protoplasma nmschlicast an dem schmäleren Ende ein stärket
licbtbrechcndoa Körnchen mit nndeutlichen Umrissen. Bei Znsatt
von Jod kann man an den Schwärmsporen eine ziemlich starke CJUe
wahrnehmen, welche in der Nähe des Kernes hervorkommt (Fig. 1 1 a).
Die Schwärmsporen schwimmen Bcbnell, indem sie dabei di« Citir
nach vorne kehren und sich in den oberen Schichten des WKaaen
halten.
6. ühytridium Epithemiae, nov. spec. Taf. IV. Fig. 12. II
Die Zuusporangien dieses Chytridititn sind sehr zierlich, etwa radte*-
cfaenfOrmig, au ihrem oberen ko^lig angeachwoUouen Tlicile befinden
Bioh twei gi^wölbto Deckel, von denen der eine seinen Platx nnhr
in der Mitte des Scheitels, der andere mehr nach der Seite sa ein-
nimmt (Taf. IV. Fig. 13). Der untere Theil dos ZooBporangiomi
länfl in einen schmalen Stiel aus, welcher auswendig an dor Scliak
von Ejnlhemia Zebrrt angewachsen ist; auch kommen btafig
awei Parasiten auf einer £^i>A ernten schale vor. Die Wände de» Zo*-
sporangiuua sind farblos und ziemlich dick, sein Darchmetser 1»
Uigt 12 Uikr.
88
Der Bildoog der Zoosporen geht, wie gewöhnlich, das Auftreten
einer nicht sehr grossen Zahl stark lichtbrechender Kerne vorher,
welehe gleichmftsaig in gewissen Abständen im durchsichtigen Inhalt
▼ertheilt sind (Fig. 12. 13); das Aosschwftrmen selbst habe ich nicht
beobachten können. Entleerte Zoosporangien dagegen habe ich sehr
aahlreich auf den Epühemien angetroffen, welche von dem Parasiten
getödtet schienen; von den beiden Deckeln war regelmlssig nur der
eine abgeworfen, der andere sass noch fest; anf anderen Bacillarien*
arten habe ich dieses Ghytridium nicht bemerkt, auch wenn sie ge-
sellig swischen den l^nAemien lebten.
7. Ghytridium Mastigotrichis, nov. spec Taf. IV. Fig. 14 — 21.
Diese Art entwickelt sich am häufigsten auf den oberen Theilen der
Fäden von Mcutigothrix aeruginea Ktzg.; seltener kann man sie anch
an den unteren Theilen derselben finden, offenbar deshalb, weil die
schmäleren Enden dieser Fäden, die der Oberfläche der Gallertkugeln
von Chaetophara elegans näher sind, den Schwärmsporen des Para-
siten einen leichteren Zutritt gewähren, als ihre tiefer im Schleim
swischen den Aesten der Chaeiophara eingesenkten Basaltheile. Die
reifen Zoosporangien sind mehr oder minder regelmässig kugelförmig
oder etwas elliptisch, etwa 40 Mikr. im Durchmesser und laufen
in einen Hals aus, dessen Länge ausserordentlich verschieden ist
(Taf. IV. Fig. 16. 17) von einem unbedeutenden Schnäbelchen bis
SU einer langen Röhre, welche den Durchmesser des Zoosporangiums
fast um die Hälfte übertrifft; manchmal bilden die Zoosporangien
anf ihrer Oberfläche zahnähnliche Erhöhungen, gleichsam kleine
Bnckelchen. In sehr jugendlichem Alter ist der Parasit eine kleine
mehr oder weniger kugelige Zelle mit farblosem Protoplasma, in
welchem stark lichtbrechende Körnchen eingelagert sind (Fig. 14);
mit der Zeit aber wird das Protoplasma in seiner ganzen Masse
feinkörnig. Aus der Oberfläche der äusseren Wand der Chytridtum-
zelle wachsen gewöhnlich fadenförmige Fortsatze heraus, wekhe sich
zuerst als volle Fäden darstellen, ohne deutliche Wände; später er-
reichen sie oft eine bedeutende Länge und bilden sogar Aeste
(Fig. 15). Wenn diese Fortsätze blind im Schleime der Chaeto-
phara enden, dann laufen ihre Spitzen in äusserst feine Fäden aus;
wenn dagegen ein Fortsatz auf einen benachbarten Magtigothrixhden
stösst, so wächst er in denselben hinein, eine kuglige Erweiterung
bildend (Fig. 15, Fig. 17 — 20). Solche MastigothrixÜAen zeigen
durch das Gelbwerden ihres Inhalts ihr Absterben an, welches offen-
bar in der zerstörenden Einwirkung des Parasiten seine Ursache
hat Es verhalten sich daher die fadenförmigen Fortsätze wie
6*
Hanstorien. In der Regel ist die Zahl der HMstoriAB aliM b»
scliränkle; liäoög entateheu bloss uiii oder zwei, in aaderoa Exeo-
plareii jedocli eine grössere Zahl von lUntitünen; andererseita habe
ich Individuen gesehen, an welchen sich gar kein Hsustorinm befaiul.
Trotzdem erscheinen auch diese Chi/tridien als normal entwickelt,
wenn aoch nur auf Kosten des einen MastigotkrixiAitna, an den ne
von vorn herein angewachsen waren. £a ergiebt sich hi«ratu, '
der Parasit ans den entfernteren Mastigolhrixtk&tn seine Nahrug
durch die Enden seiner Uanstorion Eiebt, während er aus dem Fsd«*,
an welchen er nnmittelbar angewachsen ist, seine Nahrung mit seiner
ganzen BerUhrungatlache schöpft, ohne das» sich an dieser Stelle
irgend welche Änhangagebilde erzengen. In diesem Falle trennt
Bioh das Zooaporangium bisweilen in ontwickeltem Zustande tob dtm
cerstörten .l/aij/<'i/ot/in^radeu und aeigt dann an der ÄnwachssteUr
eine völlig glatte Obcrfläcbe. Bisweilen berlkhrt ein Zoosporaugjiw
zwei oder mehr nahe bei einander befindliche MaaCiffothritfidea, vtf-
wKcbst mit allen diesen Fftdin sasammen, welche an der Berahrno^-
alelle bogcnartig sich krümmen, und zerstört sie alle au glei^fcer
Zeit (Fig. 16).
Die Schwärmsporen bilden sich durch freie Zellbildung im gtMMt
Zoosporangium, den langen Hals desselben mit eingerechnet; gax
Zeit ihres Auslreteus drückt ihre Masse gegen Jas obere Ende dei
Halses und löst die Haut dossclbeu iintt-r dem Auge des Beobachten
auf (Fig. 17. lä). Ans der terminalen OelTnung des Halses tretet
die Schwärmsporen beraum, durch gemeinsamen Schleim verbünileD;
tnerat erscheint daher vor der OcfFnnng eine kloine, mit nur weniges
Schwärmsporen angefüllte Schletmkugel (Fig. ]!*), die Jedoch mehr
und mehr an Grosse zunimmt, entsprechend dem fortgesetzten His-
Butrelen der noch »uröckgebliebenen Zooaporen (Fig, 19). Während
die Schleimmasse im Wasser allmählich quillt und sieb anHtfst, enl-
fenien sich die Schwärmsporen gleichsam strahlenartig, indem ai«
loerst mit ihren stumpferen, abgerundeten Enden vorwärts atrebra
(Fig. 20). Zuerst befreien sich diejenigen, welche sich der Ober-
fläche der Schleimkngel am nächsten belinden, von dem unigeb<MM]ea
Schleime und oilen hinweg. Da die Zahl der Scbw&rmsporea in
einem Zoosporanglnm ziemlich gross und ihr Heraustreten nicbt
gerade ein schnelles ist, «'> kann man ilir Auseinanderoilcn Teririül-
nUsmäasig lange beobachten, indem die einen bereits frei im Waaaer
nmh erschwimmen, während die anderen erst aus dem Zoosporaogiam
he ra Untre ten. Zuletzt bleibt das Zuosporangium ganz leer sorHek
und voründert jetzt, frei von dem ionoren Drucke seine* frObcree
85
InhmltB, die bisherigen insseren umrisse eiBigrermassen, um so mehr
ahi seine Winde dflnn und wenig elastisch sind und in Folge dessen
leicht xvsammensehnimpfen.
Die Schwftnnsporen des Ckytr. MaatigciridtiB unterscheiden sieh
in Tielen Besiehnngen von denen der flbrig^ Ckj/tridiooten. Sie
sind verhiltnissmissig gross nnd von eiförmiger Oestalt; ihre L&ngo
beträgt etwa 8, die Breite 5 Mikr. Die Cilie befindet sieh an ihrem
sehmileren Ende (Fig. 21); die Aossenfliche der Sehwtanspore
besteht ans farblosem, hyalinem Protoplasma, welches an dem
Stampferen Ende eine dickere Schicht bildet, gegen das qiitiere
Ende aber schm&ler wird, so swar, dass es in der Oegend der Cilie
nnr einen. larten Ueberzog darstellt Diese hyaline Schicht omgiebt,
Ihnlich wie das Weissei den Dotter des Hühnerei, einen inneren,
stärker lichtbrechenden Körper von verlängert elliptischer Gestalt,
der offenbar dem stark lichtbrechenden Kerne anderer Arten ent-
spricht; die Snbstans dieses Kerns ist an ihrer Oberfläche dichter
als im Innern. An dem schmäleren Ende der Schwärmspore, dicht
an der Cilie, befindet sich ein längliches Kömchen eines besonders
stark lichtbrechenden Stoffes, welches anscheinend dem sogenannten
Angenflecke anderer Schwärmsporen entspricht, mit dem einaigen
Unterschiede, dass es hier ungefärbt ist Oft kommen im Kerne
der Sehwärmspore, dicht bei der Cilie, seltener auch an anderen
Stellen, mehr oder weniger zahlreiche Kömchen vor.
In einigen Fällen habe ich amoebenartige Veränderungen an den
Schwärmsporen beobachtet Die äussere hyaline Protoplasmasehicht
ist besonders contractu und verlängert sich, indem sie sich nach
einer Seite gleichsam ergiesst (Fig. 21a b cX während der Kern
sich entweder schwächer verlängert oder auch gar nicht seine
G^estalt verändert, wenn die Formveränderung der ganzen Schwärm-
spore überhaupt eine geringere ist
Die Schwärmbewegung der Zoosporen des Chytr. MagUgoirichü
geht keineswegs schnell vor sich; dabei verfolgen sie beim Schwim-
men bald eine gerade, bald mehr oder minder gebogene Zickzack-
artige Linien. Manchmal halten sie sich auf ihrem Wege bei irgend
einem Gegenstande auf, wenden sich aber alsbald wieder nach der
einen oder der anderen Richtung. Es ist aach bemerkenswerth, dass
die Schwärmsporen beim Schwimmen stets ihr stumpferes Ende nach
vorae kehren, so dass die Cilie gleich einem Steuer nach hinten
gerichtet bleibt, ohne jedoch den Zweck eines solehen zu erf&llen.
Es scheint vielmehr die Cilie gar keinen Einfluss auf die Bewegung
der Schwärmspore zu haben.
^^^^p n. Obelidiam ' ), nov. gen.
Das einsetlige Zoospitr&ngium erhebt aicli Huf einem mehr uder
weniger ansgebildeten Tiäger ans der Mitte eines strahlciiarti; m
einer Ebene ausgcbreitctoo dich üto misch vemwcigton Ufccta, nni
welchem es darch eine Scheidewand vallBtändig abgescbluMon iaL
Die ZooBporen bilden sich in geringer Zahl und treten duroh eiM
seitliche Oeffnung ans.
1. OMidium mwcronatum. nov. spec. Taf, V. Fig. 1 — 5. 1b d«M
Oeflase, worin ich die Chaetophoren cultivirle, fand ich am leUtea
Decembor 1875 anf der leeren Haut einer MUckenlarve ausser eincB
Pf/thiuni auch die in Rede stehende Chytridincet.
Das einzellige Zoosporangiam dieser Art, welches e^ne Liagv
von 3*2 — 5ß Mikr., im Mittel 42 Mikr. und einen Qnerdnrchwaaur
von it^l5 Mikr. erreicJit, besteht in typisch entwickeltem Zustaiidc
aus zwei Theilen. Der obere bei wciteni grössere hat eins kegel-
mnnige Gestalt und endigt in einem schmalen soliden zagexpltalM
Suchet (Taf. V. Fiß;. 1). Der nntere Theü dagegen, der iV&oA
darcli keine Scheidewand abgegrenzt ist, besteht aus einer fiiaMÜM-
liehen Vorschniälerung mit bedeutend verdickter, doppelt« Contn
Keigendcr Wandnng, die gewisse rmanson einen Htiel oder SporMigian-
trftger bildet; derselbe verengt sich von oben nach unten, ^obl
jedoch an der Basis wieder in eine kagclfürmige Erweiterung Ober,
mit der er sich an die Obertlttche der Larvcnbant anheftet. V«a
dieser kagelf^rmigen Basis gehen slrahlenartig mehr oder wooigvr
lahlreiche überaus feine, fast unmessbar dtlnne Hycekweign mh,
die sich in der durchsichtigen Larveiihaut dichotomisch ohne Qncr-
wAnde Üppig verzweigen. Sie bilden um das Zoosporangiam «inoo
ziemlich grossen Kreis bis za IGO Mikr. Durchmesser (Taf. V. Fig. S).
In der Regel treten aus der Basis des Zoosporanginm Stieles mir
wenige dickere Mycelftstc, die sich alsbald nach allen Seiten bin
gabein. Manchmal jedoch beginnt das Hycel mit einem einaigw
Faden, der vom Zooeporangium ausläuft und sich erst «twu tlefiM
verllstelt (Taf. V. Fig 4 a), Die einseloen Mycelzwcige sehen wie
farblose, solide aber änsserst zarte Pitden ans; die dickeren Aeste sber
der kräftigeren Escmplare haben znmal in der Nshe der Sttelbub
deutliche DoppeIwSnde.
In dem farblosen Protoplasma des Zoosporangiums eotsleben vor
der Rntwickclnng der Schwärmsporen die Schwarmaporcnkenu,
welche für die meisten Chytrirttactfn cliarakteristisih sind (Taf. IV.
Fig. 3). Die Sohwamsporcn bilden sich nnr in geringer SUU od
<) Der Nim« ist ruu 6/liX6i, S{>ictu, gcbildcL
liefe« dveh eine in der Zoo«ponuigiiimwaDd unter dem Stachel ent-
■fiailenn Oeffnnng nach «ntsen; sie verharren aber, ohne Zweifel
▼OS SeUefan «ng^ebea, vor der Oeffnnng eine Zeit lang im Zustande
der Rnhe (Taf. V. Fig. 1), ein Theil der Schwirmsporen bleibt un-
bewegtieh im Zoosporanginm anrflck. Plötzlich beginnen die zuerst
aasgelretenen Zoosporen sich nach allen Seiten zu zerstreuen; auch
üa Im Zoosporanginm gebliebenen schwärmen £Mt gleichzeitig inner-
halb deaaelbea und verlassen es erst nach einiger Zeit Die kugeligen
Sehwirmsporen haben 2,5 llikr. im Durchmesseri besitzen einen
kMaea ezeentrischen Kern und wahrscheinlich eine Cilie. Bei ihren
aehaellen Bewegungen wenden sie sich rasch nach verschiedenen
Seileo. Das entleerte Zoosporanginm ist zart und durchsichtigi
aehnuapft sehr leicht zusammen und geht viel eher zu Grundci als
4er stark verdickte Stachel und der steife Stiel (Fig. 2).
Die Sohwirmspore keimt auf der Oberfläche der Larvenhaut; aus ihr
wiebst bei der Keimung auf der einen Seite das Mycel (Fig. 5) hervor,
wilurood sie selbst sich zur Anlage des Zoosporangiums entwickelt.
Daa Mycel verzweigt sieh mehr und mehr und breitet sich Aber eine
iflUMT grössere Fläche aus, doch so, dass die sämmtlichen Gabel-
äale In der nämlichen Ebene verlaufen. Die Anlage des Zoosporan-
gioma eraehefait zuerst als ein kleiner länglicher protoplasmareicher
KöqMT im (Tentrum des Mycels, von welchem er durch eine Quer-
wand sieh abgliedert; er wächst bald in die kegelförmige Spitze auS|
i4nm Inhalt stärker lichtbrechend ist, als das Übrige Protoplasmai
■od deren Membran sich sehr stark verdickt; die mittlere Region
dagegen schwillt mehr oder weniger auf, während die Basis stiel-
artig sich verdünnt, ihre Membran dagegen sich stark verdickt und
an der Seheidewand die kugelartige Erweiterung ausbildet (Fig. 4).
Die Höhe des Stiels ist an verschiedenen Individuen sehr verschie-
deo« Maoehmal fehlt derselbe ganz und das Zoosporanginm sitzt
zill der kugelförmigen Basis unmittelbar auf dem Mycel. In typi-
seheo Individuen bilden sich im Stiel keine Zoosporen; bei der stiel-
loeMi Form entstehen dieselben im ganzen Zoosporanginm bis zur
kugligen Basis.
HL Bhiiidinm A. Er.
Die Begrflnduag und Beschreibung der Gattung Rhisidiuin
veffdanken wir dem Entdecker der Ckytridiaoeen AI. Braun; sie
■nteraebeidet sieh nach ihm von Chyttidium „durch eine verlän-
gerte, in viele Zweige mit äusserst feinen Enden sich theilende
Wurzel und durch die Bildung einer zweiten, zur Fructification
^s
bestimmten Zelle, welche aus dem blüBcnartig erweiterten oberrn
Ende der vcgätativea ZcUtj diircb seitlicbe Auatiackiing LervürwILcbst.
Die Fmctißcation ist vüu zweifacher, auf verscbiedene ladividaco
vertbeilter Art; entweder uSmlicb bilden sich in der seitlicbtm und
snr besonderen Zelle sich abachliessendcn länglichen Aussacknng
Zoogonidien, welche ganz di(> Beschaffenheit derer von Chyirxdium
besitzen, oder diese Auasackung nimmt eine kugelförmige Qeatalt an
and wird zu einer einzigen, sich allmählich braun fArhenden, mit
dicker ond hückeriger oder fast stacheliger tlant und grossen
Korn versebeneD ruhenden Spore ')." Ausser der Art Rkitiäivm
mycophilwn A. Br., welche man bis jetzt einzig und allein in dca
Schleime der Vhaetojihora t^A'f/and gefunden hat, erwähnen AI. BrsRi
und Schenk ein anderes, HhimiHam Euglenav*); Schenk tut noch
ein dritlca: Rkizidium inUMinum beschrieben, welches er innerlialb
der Zellen von Niltella ßeunlis, in vielen Oedogonien und einig«
Male auch in itougeotta entdeckte').
1. Rhkidiuvi m^ycopliitum A, Br- Taf. V. Fig. 6 — 13, T«f. VL
Fig. 1 — 5. Ich hatte Gelegenheit, im dcbleim von Ohaeiophora eiegama
von September bis November 1875 li/titiditmt m^copkäum A. Br.
sehr häufig aufzutinden, wo es, theils Lo einzelnen Individuen wet-
atreut, theils gruppenweise eu Colonien mehr oder weniger fest ver-
einigt, vorkommt.
Die Wurzelzelle dieses Rkizidium ist oft sehr lang (etwa bis
löO Hikr.) und verästelt; da, wo sie mit der Zoosporangiumsells
znsammenstösst, ist sie etwas erweitert und uft zwiebelartig ana^e-
dehnt. In der Regel gehen von einem Hauptfaden, gewissermssaa
einer Pfahlwurzel, Aoste nach verschiedenen Kicbtungen, welch«
immer feiner werden und in den letzten Verzweigungen in äusserst
dünne Fasern auslaufen (Taf. VI. Fig. 1). Seltener entspringen
der zwiebelartigen Ausdehnung zwei gleicli dicke Dauptäste, welche
eicb dann weiter verzweigen. Die Zoosporangiumzelle ist bald rundUefa,
bald mehr länglich, etwa 25 Mikr. im Querdurch messcr und 40 Hikr.
lang, manchmal auch derartig in die Länge gebogen, dass leUten
den Breitendurchmesser um das zwei- bis dreimalige, wo ni«ht gar
noch mehr, ilbertrifft und circa 8>t Hikr. erreicht; sie ist sar Zdt
>) Munal Al'crichtc der Akademie der Wissrnscliaftvii zu Berlin. )S6<> |t. 59|.
*) Brau[il.c.:Scheuk, Algolog.Mitlhpiluiig«up.^4e. "^ -■*-- ''j'riim.
da» teil fiu idculisdi mit CkylTvlitm EvjUnae A. Br , Alihaiidl i\rr BcrL
1856 p. 47. U ■ i 1 . Bvt. Zi-iuchr. 1855 p. 1178, halte, sirllr ich nar)> meiiwi
Cniersucliuugcii in cini: hmonderr Onltang, die Irh spilrr 1icHrlir^il>CD
») Dr. A. Schenk. UH)i-r da^ Vurkommeii cimtraclitpr Zellen in
aenreiche. Wftrshurg litöS.
der Sdii
chea
Die ZeMptoit mmi W fienr Isl MdL iaHAmaAdä^ md fiidUbs:
bei Zwrts vn JW aai lifcwifliaiiin ianidiir idki im» Uk» FAr-
buff ■■fciBihMiB Der Tu MiiflflT Inttalit job ifariiiiifnr. irnkdeaBb-
gern ProtaffaHML, wdftiieft mr in ter jt'^'— "-^«rw' TuSün^finiiir
der Zomf9nmfßmmMSk wdar ^mDupoD nufl läi» ILinmäum JHL
MiBchBal glaiiie icfc a Aer Iifiin|ifianemiBBBlk; -uiiai .tetffofts»
ZeHken n ukti—at HML TL ffSgu iut
Der Willis der gimyunM ^dit ^m £capf|&iiific& •&» JkaXtneOnvm
BdhtfhwflHaflp facnt «iBAfflc. -wfiiflbt vub ibjaühmii
iHii ftüftanflinruD ffii—i ftnrggawum «mfi. iCTii^ Z^i
Dneb ciie aa der fl^ntee &w Lwyugm^iniuc -uiMHiftttirt; ^Ndfaniu^
iieirt der ^tmmmät briudl dtHnfttm, ipaUäifir w fiaimBüngiunai
nd Schicia besteift, mnL «naiifni nuä liüöffl xiHini: -tniH: iku^tifR;
MiMP; «dche T«r der KMEnunr lodttBi iikdbl (Fj^. ^i. Sun iit^nnn
die Kvgci dantii W.winrii f riniimmi «usiHRsliiivtiUiaiJ js ¥u\^ deeMiJ
kiBB an beli mm -ftfs «iwmwtw •weiter vuij •fuuaiötir idiaObtikfHiQttii
BchwliaiifiriM nätt nur äirf Saoki. euntocn ^amsi fik: l-ntrsHK' Otar
dieccEbcB «agetoeieB f^filfipkmiaäiülkai uutenidifiiDtni filHxniuf j^ur-
4ie SAeiluiiepuHBataigel av -emer furmiuiKiD Xwhh:. nftihilit
icB Zonunneidflaf niit tem ZiOMgiunni^ma. «w -«Hikditmi
ÜHUrAlu^Bd fidiwiujuqHgBii, ^liiK; vmok äf» miöem. iiioeiiisiU»-
ackt md^atiL JUk Mrwkrniepfjgnm iiMiitffni to äidiiii k^iiH:
Bevepm^ ek werteD mir flnrdi fiie IS/tm^s^gta^ dfw ^äilfaänw
FiwiHjiinienfjiiin aimggfaiiptiMi. Aji dw "tmf^mw d«r sntk
firMInliHuiem» t«ipiiDQD die fi<üniFürmB|H»r<ai eitiL iai^eMD
ä Pftaeifta^,^ sn «stam imd «oirvuniMiiL, nuiiaU ei<r nh d<sn V«6iifttr
ä ITMliiiH^, hanaeaDL, ednmll dsvun (Fi^. l^i. Ei» klebK Aiualil
Ue&t BMh lai^ in Zuoapunoi^dniiD snrftttk: ek; vefbeM» deenalU;
faJBiA -cuBe imact der «ndem.
Ue SdurAijatfHWBB aind ki^elmiid, I> Mikr. iiD l^ttrotmieeear^
aenilkh ^pmh. eKoentriwiie Käme, äki atark da^LnHit iveobea :
ae 1w,<Pt^'M «Kdi alunwese, fest laketenarti^. JKaebdeai ihre Beve-
gai^ «ac! gciriew? lieit gedauert iat, keimen sie entweder ioi
SAküiii der aridnüebeo ClmBtofAtortLj von der ai«^ ane^re^an^eo siiwL,
ediST ^ctba^pea iPfdiJ anöh in andere £sLeinplare deraelben Pflaaae.
Dia mr ftiÜK; ^laortou Bdrw&nDaporeii entwiokeio aitib au sieiKHi
Bimüm^ indem aas ilirem ka^Ii^u Körper an einem Pnnkle •ein
inaaer^n aarter . laurer Kcein»- oder W uxael&deD liervon^'üolMft, der aioL aeta-
£riäi JB iiucli feiiiv ri ^titiL'jiiitn von weist- An dtn* AubefUm^tflelk aeigt
der WarEelfaden alsbulil eine kleine ßrweilorung, Ober wrlcher ta
«igentlichc Körper der Zooapore kugelig anacbvillt und aicli alliBib-
lieb znr Zoosporangiumzclle ausbildet. Hierbei wird der oeliurti|r*
Kern immer kleiner, sodass derselbe offenbar als ein der Zooipon
beigegebener Reaervoatoff lur Gmäbrang der jungen Kei
verbraucht wird; das Protoplasma der letzteren i§t anf&nglicb
gen und zeigt V&cnolen; spater wird ce k<3mig; nunmehr ant«rsdiei-
dcn sich die jungen Ehizidien von den auagewacbseneD nur d
ihre geringere Grösse (Fig. 4). Daa leere Zouaporangiam ztigt
«arte, dnrebsiebtige Uembran, welche leicht zaBammenaohrnmpn
bald der Zeralärung anhcinlAllt. Die Wnrzekelle dagegen, w<
SU der BÜdnng der Schwärmaporen keinen Autheil nimmt, DohrtüM
aucli nach der Entloerong deraelben in ihrer eigenen Entwickduy
weiter fort. Noch vor dem Erscheinen der Seh wann sporcn kerne
ZooBporaugium kann man HhisitÜen antrelTen. in denen die Anacbwel-
Inng der Wurzelzelle faat kugelartig ausgedehnt und durefa
Querwand abgetrennt iat, derart, dass man jetzt ein ana drei binter
einander folgenden Zellen beatehendes Rhizidtum vor sich hat. {Fig. i4
Nach der Entleerung der S cliw arm a puren wird daa ZooBporangiw
durch die aus Jener zwiebelartigen Anschwellung entatandeiM Zdk
eraetüt; daher finden wir olt verliäitniBgmasBig kleine Zellen,
daa AntiilngBol einer langen Wurzelzelle bilden.
Während ich die Kniwickelung der ZuoBporcn nur in Oi pl|«
ber beobachten konnte, zeigten sich apäter im Herbat die aekwi
von A. Braun erwihntcn dickwandigen Dauersporen. Uebor ihn
Entatcbung habe ich eine Reihe hikhat intercBsantor Beubacbtug«
gemacht, deren Beachrcibung ich mir für einen anderen Ort voA»
halte, weil ich deren VervollstJütdigung beahaichtige. leb bi:«clirtilH
mich daher hier auf daa bia jetzt noch nicht gekannte VerbsHa
der Daneraporen bei der Keimnng.
Die Daneraporen finden sich einzeln an der Spitze einer Wangl-
aelle oder zu zahlreichen Colonien vereinigt, von einem schwer eal-
wirrbaren Knäuel von Wurzclzellen umgehen und von mehr odtr
weniger langen Dlirchen filzartig bedeckt. Sie erreichen 15 — HO lltkr.
im Ltingendurchmesser, ihre Sporenmembran beateht anschoinend av
Bwei Schalen; die äuasere trügt roeiat eine dichte llekioidtuig felsar
Härchen (Taf. V. Fig. 7, Fig. 8). Ihr Inhalt iat feinkörniges Proto-
ptasma, in deaaen Mitte ein »ehr groaai-r stark liohtbi
Üeltrupfen aich auaieichnet Die Duuursporen bleiben HooMc
im Knhezuatande. Uie Keimong begann bei dem in den <
91
TVig6D des November gesammelten und im warmen Zimmer aufbe-
wahrten Material Anfang December und dauerte bis zu den ersten
Tagen des Januar, wo der ganze reichliche Vorrath der Dauercolo-
Bien sich aufbrauchte.
An der Spitie der keimenden Dauerspore tritt zuerst eine kleine
Blase, nachdem sie die äussere Sporenhaut in einem kleinen Punkte
dmfabroehen, nach aussen hervor (Taf. U. Fig. 6); sie enthält sehr
lartes homogenes Plasma, welches von einer überaus feinen Haut
umgeben ist. Im weiteren Verlaufe vergrössert sich die ausgetretene
Blase md wird zuletzt zu einer selbständigen kugeligen Keimzelle,
welche am Scheitel der Dauerspore aufsitzt und das Plasma dersel-
ben vollständig in sich aufnimmt; in letzterem wird der grosse Oel-
tropfcDf der offenbar "als Reservenahrung diente, allmählich immer
kleiner nnd verschwindet zuletzt ganz, so dass der Inhalt der ausge-
tretenen Keimzelle ein blasses, gleichartiges Plasma darstellt, welches
von dem körnigen der Dauerspore sehr verschieden ist; ein Zell-
kern wurde von mir in der Keimzelle oft wahrgenommen. Die aus
der Spore ausgetretene Keimzelle wächst nun weiter und nimmt
dadurch eine längliche, mitunter schlauchförmige Gestalt an (Taf. V.
Fig. 8, 9), sie ist oft an ihrer Basis kolbenartig erweitert, ihr
Protoplasma ist feinkörnig, oder auch manchmal hyalinisch und dann
von .leiterartig aufeinanderfolgenden Querwänden durchsetzt, welche
hier und da kleine Oeltropfen enthalten. Nachdem die Keimzelle
aleh mehr oder weniger vergrössert hat, wird sie unmittelbar zum
Zooeporangium, welches sich von den gewöhnlichen, schon früher ge-
schilderten nur dadurch unterscheidet, dass sie nicht wie diese auf
einer Wurzelzelle aufsitzt In ihrem Protoplasma entstehen zahlreiche
Sehwärmsporenkeme und in det Folge auch Schwärmsporen selbst,
treten durch eine an der Spitze der Keimzelle entstandene Oeffnung
heraus und bilden durch Schleim verbunden eine kugelige Masse,
welche sich durch den Zufluss von neuen Schwärmsporen vergrössert
(Fig. 10), durch Wassereinsaugung ausserordentlich aufschwillt und
zn einer grossen unregelmässigen Figur auseinanderüiesst (Fig. 11).
Im Sdileime verhalten sich die Schwärmsporen fortwährend ruhig
oder werden passiv mit dem Strome des Schleimes fortgezogen. End-
lieh laaaen einige von ihnen eine schwache Bewegung im Schleime
erkennen, entfernen sich aber erst dann, wenn sie mit dem Wasser
in Berührung kommen (Fig. 12). Von diesem Zeitpunkte beginnt
ein allgemeines Wegschwimmen der Schwärmsporen aus der Schleim-
Ein kleiner Theil von ihnen bleibt jedoch unbeweglich im
9ä
Innern der geöffix^ten Keimzelle. Die SctiwltraiRpuri'n mit ltbc beiden
sich woilor im Itan, noch in der Bewegung von den in don früher
besebriebenen Zoospnrangiun entwickelten nad bilden glcicbfallt
neue Ilhieidien.
IV. Oladoohytriam, nov. gen.
Die Zooeporangien dieser Gattung entstehen entweder tntsrcalar
aas den Protomt/cesSiinllehtin Anscbwcllungen eines in der Näbrpflanu
wuchernden einzelligen Uycolium, von welchem sie aicli durch Qner-
wHndo abtrennen, oder terminal am Ende einzelner Mycelfltden.
Die Zoosporangien entleeren sich entweder durch das OelTnen einea
sehr vorschieden langen Haliea, oder sie sind mit Deckel verscben.
Es liommt hier auch die Bildung von secund&ren ZooBporangieii vor;
sie entsfehen entweder reibenförmig nebeneinander oder in iUter«n,
schon entleerten Zoospuran^^ien.
1. Cladoclir/triuni tenitc, niiv. speo., Taf. VI. Fig. 6 — 13. OieM
Art habe ich im Herbst 1875 im Oewebe von Acorun l'atamtui nnd
frts Pneuiiaiwrrus, in der letzteren Ttianzo aneh Anfang April 1870
in vorjährigen Exemplaren gefuoilcn. Anch im Gewebe von Olyoeria
»im'JnbüiK, welche Monate lang im Waseer in demselbeu QeflUao
mit obigen PBanEcn xDsammenfanlte, habe ich dieses ('tiulochytn'um
angetrolTen. Das Mycel besteht ans dUnnen, sarten, farbloseB Pro-
toplasma enthaltenden ungegliederten Mycelföden, welche sich im
Zellgewebe der Nährpflanze und zwar innerhalb dar Zellen in kleinereo
oder grösseren Absländen nach allen Richtungen verzweigen, dl«
Wände der Zellen durchbohren und im Innern derselben spindelfdr
migc Protomi/cegi,hni'iche AnBchwellungen bilden (Fig. G, 1, 9). Die
snrten Hycel^den, welche die Näbrzellen meist in geringer Zahl
darchsieben, haben nur 1 — 2 Mikr. im Darchrocsscr; sie gleichen
Psendopodien oder Protoplasmafilden, und zeigen oft nur eine eiu-
aige Spindel oder kugelförmige Angchwellnng in jeder Zelle, in an-
deren Zellen bilden sich die letzteren in grjiascrer Zahl. Die An-
ecbwellnngen haben zarte Membran nnd homogenen später körnigen
Protoplasmainhalt, in welchem ich im Winter einen grossen oder
mehrere kleine Oeltropfen wahrnahm. Durch eine Querscheidewud
thetlen sich oftmals die AnBchwcllungcn in iwei gleiche HUften,
Von dunen jedoch die eine inhaltslos wird, während in der andoren
das Protoplasma sich vermehrt, auch die OrAsse zunimmt |Fig. 6, 7).
Ana diesen p rot" plaania reichen Hälften der prim.lreu Anaehwellungan
gehen die Zoosporangiea hervor, indem ai<' sich nueh sulir bedenttind
vergrCssorn, eine kugelige Gestalt annehmen und mit dichten Proto-
99
pbmft fUleD; die andere inhaltlose Hälfte sitst in der Regel als ein
kleiner blaaenartiger Anliang des Zoosporangium an der Spitse des
Trmgfadens. Einigemal sah ich Dreitheilnng der Anschwellung.
Die Zoosporangien zeigen Übrigens verschiedene Grösse, ich
bestimmte ihren Qnerdnrchmesser im Mittel auf 18 Mikr.; in der
Begel nehmen sie daher nnr einen Theil ihrer Nährzelle ein, mit-
nnter flElUen sie jedoch dieselbe ganz und gar aus; in eiozeltten
Zellen von Irü Pseudacorus fand ich solche riesige Zoosporangien
▼OD 66 Mikr. und darüber.^ Zuletzt verlängern sich die Zoosporan-
gien in einen schnabelartigen Hals oder in eine längere Röhre,
weiche das Sporangium oft um das Doppelte übertriflft und am Ende
ein wenig eingebogen oder in der ganzen Länge wellenförmig ge-
krflmmt ist Das Ende des Halses durchbricht die Wand der Nähr-
lelie, und dringt entweder nach aussen ins Wasser, oder tritt auch
In eine benachbarte Parenchymzelle hinein; mitunter entwickelt ein
Zooaporanginm mehrere Hälse. Wenn auf einem von dem Mycel des
Cladochytrium durchzogenen Pflanzenstengel die Kugeln einer Chaeto-
pkora aufsitzen^ so dringen die Mycelfäden auch in den Schleim der
Omllertalge ein und bilden im letzteren Zoosporangien (Fig. 12, 13).
Anch tritt das Mycel durch das Zellgewebe oft an die Oberfläche
der Blätter und bildet hier ebenfalls kuglige Anschwellungen und
später Zoosporangien (Fig. 8, 9).
Im Protoplasma der Zoosporangien entstehen nun, wie gewöhn-
lieh, stark lichtbrechende Kerne und hierauf um diese die kugligen
Sehwtrmsporen selbst, welche 5 Mikr. im Durchmesser, eine Cilie
vnd einen ezcentrischen Kern besitzen. Sie treten durch Schleim
verbunden in einer kugeligen Masse aus einer am Ende des Halses
entstandenen OeflFhung hervor; einige bleiben längere Zeit im Zoospo-
raaginm zurück und verlassen es später einzeln (Fig. 10). Während
des Austritts nehmen die Zoosporen sammt ihrem Kerne mitunter
eekige Gestalt an; beim Schwärmen jedoch werden dieselben
knglig, zeigen aber auch amoeboide Bewegungen und Ocstalt-
▼eftndemngen. Bei der Keimung nimmt die Spore immer Kugel-
gestalt an, der Kern liegt excentrisch am Rande, an einem an-
deren Punkte des Randes bricht ein überaus feiner Keimfaden
hervor, der sich in ein paar Tagen bedeutend verlängert und zarte
Aeste ausschickt, oder es treten gleichzeitig an zwei Stellen der
gekeimten Zoospore solche Fäden hervor, die sich unregelmässig
Tenwelgen* An einzelnen Stellen der KeimfUdcn bilden sich schon
sehr frflh die charakteristischen Anschwellungen, aus denen später
die Zoosporangien hervorgehen (Fig. 11 a. b. c.)* Während der
94
Keimung wird der ölartige Zullkern allm&hlich reaorbirt tmd ein
klai'es Protoplasma bildet den Inhalt der gekeimten Sporo. Die
Keimung gebt niif der Oberfiftche der Nährpflanzc oder im Innen
ihrer Zellen vor sich, je nachdem der Uals des ZoosporangiamB nach
Riisaen oder in eine Nachbarzelle gedrungen ist.
In der Regel entsteht, wie schon bemerkt, d&H Zouspontaginni
aus der einen protoplasmareicbcn Uälfte einer Anschwelinng d«
Mycels, wAhrund die andere Hälfte inhaltleer bleibt; sehr h>ufig
jedoch uatwickoln sich auch ungethcilte Anschwollnngen ohne Wei-
teres zu ZoDsporangien, so dass die Thcilang keine notfawendige
Bedingung der FortpdaDznng ist; andererseits kOnnen auch b«ide
HSiften einer getheilten Anscbwullnng zu Zoospoi-nngien werden: in
diesem Falle geht die Ausbildung der beiden Hftlften nicht immer
gleichzeitig vor sich. Bei einem Cladwhytriwn, das seine Zoospo-
rangien im Schleime einer auf Acorus Calamun sitzenden *Jhasto-
phora ele^rtns entwickelt hatte, fand ich zwei nnd sogar drei la
einer Reihe mit einander verwachsene Zoosporangien, von denen dai
obere leer war, das nächstfolgende Protoplasma enthielt, woria scboo
Schwirmsporenkerne erkennbar waren, und das dritte, welches siitli
■ngenscheinlich zuletzt gebildet hatte, nur aus einer dünnen Wind
und gleichartigem Protoplasma bestxnd (Fig. 12). Wie zwei ersteran
Zoosporangien hatten kurze, ach nabelartige Hälse, die MUndnng der
letiteren aber lief in eine längere Röhre aus. Uieses Zoosporangiom
stand in Verbindung mit einem Myccifadcn, welcher sii^b zvriaoben
den Aeeten der Chiietojitkora verlor. Nach Verlauf von mehr ftll
24 Stunden traten aus dem zweiten Zoosporangium Schwärmaporen
heraus und hierauf schw&rmtc auch daa dritt«: vollständig ans.
Bei Cladochytriuvi tenue habe ich auch diu Entwickeinng von
sccnndHren Zoosporangien in ähnlicher Weise beobachtet, wie die«
de Bary bei Saproltgntaceen beschrieben h«t'(. Im Innern ent-
leerter Zoosporangien fand ich kngelartige, mit Protoplasma erftlllte
nnd von dUnncr Wand umgebene Anschwellungen, welche die Höhlung
nur theilwoise ausfUlllen nnd offenbar durch Hineinwachsen des durch
eine Scheidewand abgegrenzten Mycelfaden in das leere Zoosporaa-
ginm entstanden waren (Fig. 13''). In einem Exemplare, welcbea
ich längere Zeit auf dem Objecttr&ger liegen liess, entwickelte sieb
nach Verlauf von nngefabT zwei Tagen aus einer solchen kugel-
artigen Anschwellung ein kurier Mycelfaden, welcher die Wand dei
leeren Zoosporangiams di^rcbbrach und sich in zwei lange Aesta
'>Pring.bc,
a Jahrbücher f. wIn. Botanik. 11. Band ISfiO p- lä&.
reigte; ein Aiisach wärmen yon Zoosporen fand jedoch hier nicht
statt Auch in anderen Fällen habe ich das Hervorsprossen von
dflnnen Myoelflden ans dem Zoosporanginm beobachtet
unser Cladochytrium tenue ist offenbar nächst verwandt mit dem
von de Bary in den Bllttem nnd Blattstielen von Menyanthes tri-
foliaia entdeckten, als Protomyces Menyanihia bezeichneten Para-
siten^); insbesondere seigt das Mycel mit seinen dflnnen nngetheilten
Flden nnd den meist zweitheiligen Anschwellungen die grösstc
üebereinstimmung in Form und Vorkommen. De Bary beobachtete
allerdings Danersporen, welche ich selbst nicht mit Sicherheit nach-
weisen konnte, während ihm die Entwickelung der Zoosporangien
unbekannt blieb; die letztere ist jedoch ausreichend, um unseren
Organismus von der Gattung Protomycea zu trennen und in die
Familie der Chytridiaceen einzureihen. Cladochytrium scheint dem-
nach auf eine bisher nicht berflcksichtigte Verwandtschaft zwischen
CkjftridiaoMn und Protomyceten hinzuweisen.
2. Cladochytrium elegans, nov. spec. Taf. VI. Fig. 14 — 17. Diese
Art habe ich im Schleime von Chaetophora degans sehr selten ge-
fanden, wahrscheinlich deshalb, weil der eigentliche Ort ihrer Ent-
wickelung andere Pflanzen sind, auf deren Oberfläche die Chaetoplujra
znAUig vegetirte.
Das Mycel besteht aus einzelligen Fäden, die ähnlich wie bei
der vorigen Art sich verzweigen und mit zartem wenigkömigom
Protoplasma erfüllt sind. Die Mycelfäden sind stärker als die von Clad.
teime, etwa 3,5 — 5 Mikr. dick, bilden aber wie dieses in gewissen
Abständen mehr oder weniger bedeutende mit Plasma erflallte spindel-
nhrmige oder unregelmässige Anschwellungen, die an Pratomyces
erinnern. Die Zoosporangien habe ich nur endständig oder nahe
der Spitze einzelner Myceläste angetroffen, welche mehr oder weni-
ger kugelig anschwellen, mit Plasma sich fflllon nnd durch eine
Scheidewand abgliedern; sie sind grösser als die der vorher-
beschriebenen Art; ich bestimmte den Querdurchmesscr zwischen
22 — S7 Mikr., im Mittel = 27 Mikr., sie sind von kugeliger, ovaler
oder eiförmiger Gestalt; in entwickeltem Zustande besitzen sie an
der Spitze einen schwach gewölbten Deckel (Taf. VI. Fig. 14, 15).
Die Schwärmsporen, welche auf gewöhnliche Art um Kerne sich
bilden und nach dem Abfall des Deckels das Zoosporanginm ver-
lassen, bleiben eine Zeitlang vor dessen Oeffnnng, wahrscheinlich in
') Dr. A. de Bary, Beiträge zur Morphologie und Physiologie der
Pill«. Frankfurt a. M. 1864. p. 25. Taf. II. Fig. 1—7.
96
dem sie amgebonden Schleime, rnhig liegen; sie verändern durch
amoebenartige Bewegungen ihre Ghestalt nnd schwimmen dann aUhaid
auseinander (Fig. 16). Sie besitzen einen ziemlich grossen stark
lichtbrechenden Kern und eine lange deutliche Cilie ; sie sind ebenfalls
kugelig, jedoch bei weitem grösser als die von GlacL tenue, 7,6 Mikr.
im Durchmesser.
Nach der Entleerung des Zoosporangi'ums wölbt sich oft die
dasselbe von seinem Tragfaden trennende Scheidewand in das Innere
hinein, und erhebt sich in seiner Höhlung zu einem neuen secun-
dären Zoosporangium, welches jedoch weit enger bleibt und die Höhlung
des primären nicht ausfüllt, sondern eine schlauchartige nach oben
verjflngte Gestalt annimmt. Der Scheitel des secundären Zoosporan-
giums ragt etwas durch die Oeffnung des primären hervor (Fig. 17)
oder endigt im Innern desselben. Er ist an seiner Spitze rund ge-
wölbt und bildet bei der Reife des Zoosporangiums ebenfalls einen
Deckel; die Bildung und Entleerung der Schwärmsporen geht ganz
so wie in den primären vor sich.
Manchmal entstehen in dem Protoplasma des secundären Zoospo-
rangiums vor der Bildung der Schwärmsporen zahlreiche Vacuolen
und die Protoplasmamasse nimmt hernach einen netzartigen Bau an.
In diesem Falle befinden sich in den dflnnen Wänden des Proto-
plasmas, welches die runden Räume des Netzgebildes umgiebt, ein-
zelne stark lichtbrechende Kömer. Diese Art erinnert in der ausser-
liehen Gestalt ihrer Zoosporangien an die Sorokin sehen Gattungen
Zygochytrium und Tetrachytrium ' ), ist aber von denselben vollstän-
dig verschieden durch die Entwickelungsweise der Schwärmsporen,
die Gestalt der Deckel und das Vorhandensein des Mycels. Auffallend
ist, dass von zwei einander so nahe stehenden Arten, wie unser
CUidochytrium tenue und elegans, das eine seine Zoosporangien
durch eine Oeffnung am Schnabel, das Andere durch Abwerfen eines
Deckels austreten lässt.
Breslau, April 1876.
>) I. c.
Figuren - Erklärung.
(Alle Figuren sind mit Hilfe der Camera lucida gezeichnet.)
Tafel IV.
Cliytridiiuii destraens p. 75 (vergr. 400).
Fig. 1. a. Eine vom Parasiten ergriffene ChaetonemorZeWe. Im Innern des
Chyiridium drei braune Klflmpchen von einer Vacuole umgeben.
b. Schwärmsporen das Zoosporangium verlassend.
c. Das entleerte Zoosporangium mit gelb geftrbten W&nden und einem
braunen Klümpchen.
ChytridinBi flrregAriun p. 77 (vergr. 400).
Fig. S. Mehrere in dem Ei eines Rotatorium entwickelte Zoosporangien, in
verschiedenen Entwickelungszust&nden.
a. Mit Schleim umgebene, aus dem Zoosporangium hervorgegangene
Schwftrmsporenmasse.
b. Schwärmsporen.
Chytridiun macrospomm p. 79 (vergr. 400).
Fig. 3. Ein Zoosporangium in dem Ei eines Rotatorium entwickelt. Beginn
der Schwärmsporenbildung.
Fig. 4. Desgl. Schwärmsporen, das Zoosporangium verlassend;
a. Membran desselben von der Eihaut gesondert.
ColeoehaeteB p. 80 (vergr. 400).
Fig. 5—7. Entwickelung junger Chytridien im Oogonium der Coleochaete pul'
vifuUa; 5. Parasit, noch im Oogoniumhals, 6. Aber denselben hervor-
tretend, 7. ausgewachsen; von der Oosphaere bleibt nur ein braunes
Klumpchen fibrig.
Fig. 8. Zoosporangium mit heraustretenden Schwärmsporen a.
Fig. 9. Zwei aus einem Oogonium heraustretende entleerte Zoosporangien.
Fig. 10. Vier noch nicht vollständig entwickelte aus einem Oogonium heraus-
tretende Zoosporangien.
Cohn, B«iftnc« tur Biologie der Pflanten. Band IL Heft I. ^
98
Cliytridiiim mierospomm p. 81.
Fig. 11. (Vergr. 400.) Ein Zoosporangium tLu£ Moitigotkrix aeruginea sitxeDd,
aus ihm treten Schwärmsporen heraus; ein Theil der letzteren bleibt
schwärmend noch einige Zeit im Zoosporangium zurück.
Fig. IIa. (Vergr. 850.) Schwärmsporen.
Chytridiun Epithemiae p. 82.
Fig. 12. (Vergr. 850.) Ein Zoosporangium mit Schwärmsporenkemen auf der
Schale von Epithemia Zebra sitzend.
Fig. 13. (Vergr. 620.) Ein entleertes Zoosporangium mit zwei DeckeUi, der
terminale festsitzend, der seitliche abgehoben.
Chytridiun lUstigotrieliiB p. 83.
(Vergr. von Fig. 15 und 21 620; der übrigen 400.)
Fig. 14. Ein junges Chiftridiumf auf dem oberen Theile eines Moitigothrix-
fadens sitzend.
Fig. 15. Von dem auf einem MtutigothriatfhAen angewachsenen Zoosporangium
gehen fadenförmige Haustorien aus, von denen eines in einen benach-
barten Faden derselben Alge eingedrungen ist.
Fig. 16. Ein Zoosporangium mit langem Hals an zwei MMtigothrix^Aeji an-
gewachsen. Aus der Oberfläche des Zoosporangiums erheben sich
kleine Ausstülpungen.
Fig. 17. Die Zoosporenmasse beginnt durch Auflosung der Zoosporangium-
wand am Scheitel einer Papille herauszutreten.
Fig. 18 — 19. Das nämliche Zoosporangium; die Schwärmsporenmasse mehr
und mehr herausgetreten.
Fig. 20. Schwärmsporen, vom Schleim sich befreiend und davoneilend.
Fig. 21. Schwärmsporen.
a. b. c. Schwärmsporen, deren äussere hyaline Hülle amoebenartig
ihre Gestalt verändert.
Tafel V.
Obelidiam mneronatiim p. 86 (vergr. 620).
Fig. 1. Reifes Zoosporangium ; vor der seitlichen Oeffnung desselben ist ein
Theil seiner Schwärmsporen herausgetreten und bleibt von Schleim
umgeben ruhig liegen. Das Mycel, aus dessen Mitte das Zoosporan-
gium sich mit seinem Stachel und verdicktem Fuss erhebt, ist hier
wie in Fig. 3 und 4 au seiner Peripherie abgeschnitten.
Fig. 2. Ein entleertes Zoosporangium mit vollständig gezeichnetem Mycel.
Fig. 3. Ein fast stielloses Zoosporangium mit Schwärmsporenkernen.
B^ig. 4. Ein noch nicht reifes Zoo8poran<;ium mit schon verdickten Stielwänden.
Fig. 4. a. Ein junges Zoosporangium, an dessen Basis ein einziger Mycel-
faden sitzt, der sich bald in drei Hauptaste theilt.
Fig. 5. Ein noch sehr junges Zoosporangium mit wenig entwickeltem Mycelium.
Bhisidiam myocphilnm A. Br. p. 87.
Keimung der Dauersporen.
(Fig. 6 und 8 sind 620, die übrigen 4()0 Mal vergr.)
Fig. 6. Aus einer nicht mit Haaren bedeckten, einen grossen Oeliropfen ent-
haltenden Dauerspore wächst die Keimzelle hervor.
99
i
Fig. 7. Die Keimzelle aof einer mit Haaren bedeckten Dauerspore ist grosser
geworden.
Fig. 8. Au^ewaehsene schlanchartige Keimzelle auf der entleerten Dauer-
spore aufsitzend.
Fig. 9. Eine kleine Keimzelle, Scliwirmsporenkeme enthaltend.
Fig. 10. Aus der Keimzelle treten durch eine an ihrer Spitze entstandene
Oefihung die mit Schleim zu einer kugligen Masse verbundenen
Schw&rmsporen heraus.
Fig. 11. Die Schw&rmsporenkugel beginnt zu zerfliessen.
F^. 12. Die Schwärmsporen schwimmen aus dem sie umgebenden Schleime,
welcher in eine unregelmässige Figur zerflossen ist^ auseinander.
Tafel VI.
myeophiliim A. Br.
Entwickelung der Zoosporanglen.
(Fig. 4 ist 620, die übrigen 400 Mal vergr.)
1. Zoosporangien in eine Papille auslaufend und Schwärmsporenkeme
enthaltend.
Fig. 2. Dasselbe Zoosporangium mit herausgetretenen Schwarmsporen, welche
mit Schleim umgeben eine kuglige Masse vor seiner Oeffnung bilden;
ein Theil der Zoosporen ist noch im Innern des Zoosporangiums
zurückgeblieben.
F^. 3. Aus der unregelmässig zerflossenen Schleimkugel schwimmen die
Schwärmsporen auseinander.
Fig. 4. Schwärmsporen, zu neuen Bhizidien keimend, a. einfacher Keirafaden,
b. Anschwellung an der Basis des späteren Zoosporangiums, c. d. desgL
junge Wurzelzellen weiter verzweigt.
Fig. 5. Ein ziemlich junges Bhisidiwn mit getheilter Wurzelzelle und mit
einem Zellkern in seiner Zoosporangiumzelle a.
Cladoehytrinm tenne p. 92.
Fig. 6. (Vergr. 4(X).) Längsschnitt aus dem Zellgewebe von Acorus Caiamus;
die verzweigten Mycelfaden des Cladochytrium dringen durch die
Wände der Zellen und bilden im Innern derselben Anschwellungen,
welche sich sehr oft quertheilen. Aus je zwei dadurch entstandenen
Hälften entwickelt sich gewöhnlich nur die eine zum Zoosporangium,
während in der zweiten der Inhalt allmählich verschwindet Das
Protoplasma der Anschwellungen enthält Oeltropfen.
Fig. 7. (Vergr. 850.) In einer quergctheilten Anschwellung im Innern einer
^coni«zelle ist die eine Hälfte, einen grossen Oeltropfen entlialtend,
bei weitem grösser geworden als die zweite mit klarem Zellinhalt.
Fig. 8. (Vergr. 400.) Das Mycel ist aus dem Zellgewebe von Iris Pseudo-
aeorus an dessen Oberflache nach aussen gewachsen und bildet zahl-
reiche spindelförmige, später kuglige Anschwellungen, aus denen
Zoosporangien entstehen.
F^. 9. (Vergr. 6C0.) Mycel von demselben Präparat, stärker vcrgrössert, mit
einem schon entwickelten Zoosporangium a.
7*
100
Fig. 10. (Vergr. 400.) Schnitt auB dem Zellgewebe von Iris Pieudoaeonu. In
einer Zelle findet sich ein reifes Zoosporangium a., aus dessen Oeff-
nung die vom Schleim umgebene Schwärmsporenmasse herausgetreten
und die Zoosporen sich im Wasser zu zerstreuen beginnen. Ihre
Kerne zeigen eckige Umrisse, b. Ein entleertes Zoosporangium,
dessen langer Hals die Nährpflanze durchbohrt hat; der Mycelfaden
an der Basis blasenartig angeschwollen. (Vergl. Fig. 7.)
Fig. 11. (Vergr. 400.) Reimende Schwärmsporen; a. kurzer Keimfaden mit
mehreren Aestchen; b. längerer an der Spitze verzweigter Keimfaden;
c. Keimfaden, der an der Basis einen Hauptast getrieben; d. Spore,
die zwei KeimAden entwickelt, von denen einer schon eine spindel-
förmige Anschwellung zeigt; e. weitere Entwickelung von c.
Fig. 12. (Vergr. 400.) Drei Zoosporangien von Cladochyirium tenue verschie-
denen Alters, die sich aus einem Mycelfaden d. im Schleime von
Chaetophora elegans hintereinander entwickelt haben; das obere a.
ist leer, das zweite b. enthält Schwärmsporenkerne, das jüngste c.
mit langem Hals.
Fig. 18. (Vergr. 400.) Im Schleime von Chaelophora elegans entwickelte und
hiemach entleerte Zoosporangien auf einem verzweigten Mycelfaden;
aus der Wand des einen a. geht ein Mycelfaden hervor, im Innern
des zweiten b. dagegen entwickelt sich ein secundäres Zoosporangium.
Cladooliytriiuii elegans p. 95 (vergr. 400).
Fig. 14. Ein noch nicht reifes, vom Mycel noch nicht durch eine Scheidewand
abgetrenntes Zoosporangium a.; an seinem Scheitel erhebt sich ein
Deckel. Aus der Zoosporangiumwand geht ein verzweigter MyceU
&den hervor.
Fig. 15. Ein verzweigter Mycelfaden, zwei Zoosporangien mit ihren Deckeln
tragend ; das eine a. Schwärmsporen enthaltend, im Innern des zwei-
ten entleerten sitzt ein secundäres Zoosporangium, ebenfalls entleert.
Fig. IB. Schwärmsporen; einige derselben aa. zeigen amoebenartige Bewe-
gungen.
Fig. 17. Ein secundäres Zoosporangium mit Schwärmsporen im Innern eines
entleerten.
Bemerknngen
ftber die Organisation einiger Schwärmzellen.
Von
Dr. Ferdinand Cohn.
1. In dem Auftmtie Aber f,Zelle and Zellkernes °^^ welchem
Anerbaeh dieses Heft unserer Beitrage eröffnet, spricht derselbe
folgende Bemerkungen ans:
,,lfaa wird zugeben, dass die Bezeichnung Zelle, Kern, Nncleo-
Ins heat nicht mehr in einem ganz allgemeinen, blos gunz formalen
Siane gebraucht werden darf, dass man nicht mehr, wie in der Kind-
heit der mikroskopischen Anatomie jedes beliebige Biüscben als eine
Zeile, jeden festen InnenkOrper derselben als Kern ansehen und ge-
legentlich etwa, wie das wohl vorgekommen ist, sagen darf, ein
Amylnmkorn oder ein Chlorophyllkom Ycrtrete die Stelle des
Zellkerns, dass vielmehr jene Worte Ansdmck sein mflssen für
typische Substrate nnd Organe des Lebens, deren jedes hinsichtlich
seiner Substanz, Anlage und Bestimmung ursprünglich identisch ist,
•o sehr sich auch im Laufe der Entwickelung Metamorphosen ein-
stellen mögen ^).*^
Diese behenigenswerthe Stelle veranlasste mich, das erste gflnstige
Objeet, welches mir zur Prüfung der hier angeregten Frage geeignet
ersehien, einer genaueren Untersuchung zu unterwerfen.
S. Ghrünes Wasser in Uyacinthengläsem. Im verflossenen
Winter eulUvirte ich fllr einen physiologischen Versuch zehn aus
Brfturt bezogene Hyacinthenzwiebeln nach bekannter Methode in ooni-
sehen farblosen Glisem; die Zwiebeln waren Ende October 1875
auf die Oeflbnng der Glaser gelegt worden, welche mit filtrirtem
Oderwaaser ans der stadtischen Wasserleitung bis nahe an den
1) L c. p. 5.
102
Zwiebelboden aogeflDllt und sodann in die Nähe eines Fensters ge-
stellt wurden. Ende Jannar 1876 färbte sich das Wasser in sämmt-
lichen Olftsern grfln, in Folge nnendlicher Verroehrnng eines Oonium;
zwei andere ähnliche Oläser, mit dem nämlichen Wasser angefilUt,
in deren einem eine Zwiebel yon Alltum Cepa cnltlvirt, im anderen
blos die Oeffnnng lose bedeckt wurde, blieben vollständig klar, und
es entwickelten sich in ihnen den ganzen Winter hindurch keine
grünen Algen. Offenbar waren Danersporen des Oonium in dem
froheren Mutterboden der Hyacinthen, von dem kleine ßröckchen an
den Zwiebeln hafteten und allmählich in das Wasser hineinfielen,
aber nicht im Wasser selbst enthalten gewesen; denn sonst wäre
nicht abzusehen, weshalb ausschliesslich in sämmtlichen Hyacinthen-
gläsern, nicht aber in den beiden anderen die Oonien sich einge-
Ainden hatten.
Die grüne Färbung nahm, insbesondere an sonnigen Tagen, an
Intensität zu ; es bildete sich an der ganzen Oberfläche des Wassers,
namentlich am Rande, ein grttner Schleim; bei einseitiger Beleuch-
tung färbte sich die ganze, dem Fenster zugekehrte Seite der Gläser
tief grfln; auch die Hyacinthenwnrzeln wurden mit grflnem Schleim
Aberzogen und am Boden der Gläser häufte sich ein grflner Nieder-
schlag an; um reineres Material zu erhalten, wurde das grflne
Wasser auch in Gefässen ohne Hyacinthen weiter oultivirt. Mitte
Februar hörte allmählich die Vermehrung der beweglichen Oonien
snf, nnd es fanden sich seitdem nur ruhende Formen am Boden
und an den Wänden der Gläser, während das Wasser sich fast
völlig klärte.
Eigentlich waren es verschiedene Arten von Volvocineen, welche
in dem grünen Wasser schwärmten, deren Danersporen offenbar im
Mutterboden der Hyacinthen enthalten gewesen waren. Ausser zahl-
losen, linear oblongen grtlncn, Schwärmzellen, deren Entwickelungs-
geschichte nicht vollständig ermittelt wurde, fand ich vereinzelte
Pandorina Morum, so wie eine Chlamydomonaa, deren Schwärmer
den einzelligen Zuständen der Oonien zum Verwechseln ähnlich,
gleichwohl der genaueren Untersuchung charakteristische Unterschei-
dungsmerkmale boten. (Siehe umstehenden Holzschnitt Fig. 5, 6.)
Das auch sonst beobachtete gesellige Zusammenvorkommen verschie-
dener Volvocineen, in Verbindung mit der scheinbaren Identität
mancher Arten in gewissen Zuständen erschwert allerdings in nicht
geringem Masse die zuverlässige Feststellung ihrer Entwickelungs-
geschichte. Uebrigens blieben in unseren Hyacinthengläaem die
fremden Arten stets in geringer Zahl, während Oonium im Kampf
^108
am'a Duein aber sie die Oberhind gewann und die verwandten
Mitbewerber nicht anflcommen liess.
Von Oonium aber fanden sich twei Formen, du gewöhnliche
leaelliga Oonium peetorale Ehrb., welches jedoch nur vereinzelt anf-
trftt, ind ein aweites vierselligee, das die angehenre Uehreahl bil-
det«. Prof. Alezander Braun in Berlin, den ich wegen der vier-
aelligen Form anfragte, theiite mir mit, dass er dieselbe schon 1847
in einer Sandgrube hei Preibnrg i. B. constant gefanden, nnd in
•einen Papieren als Oont'um Tetras beeeichnet habe; anch Warming
habe dasselbe bei Kopenhagen beobachtet; ich werde in Folge dessen
nnaer vierzelliges Gonium als Gontum Tetraa, A. Br. in litt. {Gonittm,
Jamäw quatarnariü) aoffaliren (Fig. 1 — 4).
3. Oonitim Tetras. — Die Zcllfamilien von Gonium Tetras sind,
wie bei G. pectoraU, tafelförmig in einer Ebene geordnet, indem vier
grilne Zellen wie die Arme eines Krenies oder di« Flügel einer
Windmühle nm einen centralen, im Querschnitt quadratischen Intercel-
Inlarranm liegen. In der Aeqn ato Hai- Ansicht , senkrecht auf die
Rotationsachse, etacheint daher der ümriss der Zellfamilte nahean
ab Quadrat mit stark abgerundeten Ecken (Fig. 2, 4), der quadra-
tiadie Intercellularranm in der Uitte ist diagonal gegen das Quadrat
dea lOBBeren UmriEses gestellt; die vier grünen Zellen nehmen jede
an« Seite des Intercellularquadrats ein; ihre gewOtbten AnssenflAcben
fUlen die E<dien des Anssenquadrata. Jede Zellfamilie ist von einer
•ehr schwer sichtbaren, znummengedrtlckt apharoidalec Qallerthtllle
104
DmgebeD, deren Lichtbrechan^Bvermilgen von dem dos W&saers sich
nar wenig unteraclieidet; Bie erscheint daher itm d entlieh st en, wenn
eich im Wasser viele Bacterien entwickelt haben, denn ditse hftaren
sich gern um die Schleimhallen an und amf^^eben die ZellfamiÜe in
einem gewissen AhBtsnde wie eina sir&lilige Wolke, indem sie so-
gleich mit ihr, wie eine Atmosphftre rotiren; auch dnrch Zosats VOB
feinen Karminpartikeln wird die Hülle meist sichtbar; nicht minder
macht sie sich durch die Unbeneglichkeit der innerhalb <ler Gallert
steckundeo GeisscIstQcke, im Oegensatz zur Flexibilitilt di>r frei i
Waexer wiibolndon Enden geltend (Fig. 1). In matichen Zosiäuden,
namentlich wenn die Gonien uobeweglich im grllnen SchleimQberiQg
der Glaswände dicht gedr&ngt an einander gelagert sind, erkennt
mmi die Gallcrthillle ohne weiteres id «charfer Begrenzung (Fig. 4);
anscbeineod ist ihre Consisteoz und die Erhärtung ihrer Oherfllcbe
nicht immer die n£m liehe.
Die vier zu einer Familie verbundenen grtlnen Zellen sind von
eirmiderGeslalt nnd besitzen ein hinteres, bniteres, stumpf abgerundeten
und ein vorderes, achmiileres, in ein furbluae:« spitzes Scbn&belchen i
verjüngendes Ende, an dessen Seheitel das sehr Itinge Oeisselpaar
entspringt Bei ruheujen Familien bewegen sieb die Geisseln so
langsam, wie ein Paar lässig ausgeworfene Angclachnllre; bei rascher
Bewegung sind sie kaum zu unterscheiden ; sie sind mindestens
doppelt so lang wie die Zellen selbst. Da die Zellen den centralen
Intcrcellularraum mit nahezu ebenen Flachen begrenzen, so lai
nie auch eine ebene, nach innen gewendete Bauch- nnd eine nach
auHsen eonveie Rllckentläche unterBcheiden; auf der letzteren, n&her
dem spitzen Scheitel, springt ein Scharlach rothes Kürnchen, das soge-
nannte AugenhOrperchen, vor (Fig. 1, 2). Jede Zelle berührt eich
mit ihren beiden Nachbarn seitlich an je einem Funkte; die Scheitet
aller vier zn einer Familie gehörigen Zellen »ind gleich gerichtet;
die Rotationsachse der Gesamrot-Famiüe geht vun vorn nach hinten
durch den Pol der Scheitel fläche; dieser geht wie gewöhnlich bei
Ortsbewegungen voran. Liegt die Rotationsachse einer Familie pa-
rallel dem Gesichtsfeld (MeridianaDsicht Fig. 1), so erblickt man
meist nur 2-3 Zellen von dentlich eirundem Umriss; steht sie aenk-
recbt auf dem Gesichtsfeld (Aeqnatorialauaicbt '), so erscbeiaen alle
t) leb habe die Beicichnang Ac<iuatorialaDaichi hier In anderem Sinne |
braucht, als iu iDeinem Aufsati ..Ueber eine neue GaitunK am der Famllia
der V'olvoeinttn." (Zcitwhrifi f^ wisBciischaftliche Zoologie von Siebold v
Koelliker Haud IV. Heft 1. p. 77-1)6.)
105
▼ier Ton nmhexn kreitmndem ümriss «a dum qmkänüaiAm Ister-
eellolarrmam im Centmiii geordnet (Fig. 2>.
Die Grösse der Zellen ist eebr TefwkJedcB, je ■achrtf se ^ea
mos der Theilnng henrorgegasgen, oder «eltot s»ek n t^iies üb
Begriff stehen; der Qoerdirchnieaser Tarüit Ton i — 12 Mik^ der
Lingsdorchmesser ist nm ''^ grosser.
4. Innere Organisation der SchtärwuseUnu Der ianere Bsa der
Zellen Usst mnichst eine starre farbio&e. einüi^ eontarirU ZeUkftSt
erkennen, welche die äussere Begrenzug jed^r Z«l>; inn^^alb der
gemeinseb&füichen Gallerthfllle bil-iet lod ktM^deri 4titJStb vird,
wenn der Wassertropfen ohne Deckglas Mmählkh «snd«n»'«:t and
dem grflnen Plasmakörper Wasser f-ntzieht: inde« dieser »"h eoa-
trahirt, fallt er die Zellh^^hl« nicht Tdllir aas and Ifti-t farb?<rse
Zwiaehenrtnme zwischen der Zellhaat frei. NaiDentikh aa *ltm ße-
rlbmngspniikten der Nachbarzellen, wekbe in der Aeqaal/^rialaa-
aieht den Ecken des Intereellalarqnadrats ent^preeben, hWi^jen Ave
Plaamakörper am längsten in Verbind ong. IHese find sebOn s soaragd-
grän, feinkörnig; dicht unter dem ^-'cheitel erkennt man in denselben
die kömer- ud farblosen contractilen Vaeiolen. zwei kleine kuge-
lige Hohlränme, scharf abgegrenzt gegen das grflne k^^ige Pr ot/>plasma|
deren in constanten Intervallen alterairtnde Palsationea ich zv^-rvt im
Jabie 1853 bei Ganium pedorale genau studirt habe ' ^ Unmittelbar
WBteriialb der contractilen Vacuolen umsehliesrt der Plajsmskörper
einen grossen wasserhellen, kugeligen oder trichterför-
migen, excentrisehen Hohlraum, den man allerdings in lebhaft
grfln geftrbten Zellen, insbesondere in der Aequatorialansicbt, niebt
immer deutlich wahrnimmt und den ich deshalb auch in meiner älteren
Arbeit aber Ganium pedorale flbersehen habe. Durcb ZufSgung
▼OB Jodtinktur werden die feinen Körnchen des Protoplasma dnnkel-
blnn und erweisen sich dadurch als fast uomessbar kleine Stärke-
könehen, aie liegen dichter gehäuft nach dem breiteren Zellende,
Bfiilielier gegen den spitzen Scheitel liin, der in Folge dieser An-
•idnag lichter grfln erseheint; der exeentrische Hohlraum ist völlig
allifcefrei und tritt um so klarer in seiner scharfen Umg^nzung
henror (Fig. 1). Noch deutlicher wird diese Organisation in solchen
EelleBi welche entweder abgestorben und allmählich durch das Licht
eatlhrbt, oder bei denen durch Aleohol das Chlorophyll ausgezogen
iaL Die feinen Stärkekömcben liegen dann im farblosen Protoplasma,
>) Entwirkflnngi^efcchicfate mikrotkopischer Algen und Pilze. Nova Acta
Car. Leop. XXIV. I. p. 193. 1853.
106
niid können nnn in ihrer gedrängteren Vertheilnng nach dem stampferen
Ende hin, namentlich nach Jodzusats, unterschieden werden, in Folge
dessen der angefärbte Hohlraum besonders scharf gegen die schwan-
blaue Umhüllung contrastirt; auch die Zellmembran ist in den ent-
färbten Zellfamilien, die sich oft massenhaft im Bodensatz der Hya-
cinthengläser vorfanden, am deutlichsten.
5. Amylumkem. Durch die excentrische Lage des grossen
Hohlraums wird der grüne Plasmakörper in zwei ungleiche Partieen
getheilt; die vordere stärkearme Hälfte bildet nur eine massig dicke
Umhüllung des Hohlraums, und schliesst unmittelbar unter dem Schei-
tel die beiden contractilen Vacuolen ein; die hintere, stärkereichere,
dem stumpfen Ende entsprechende Hälfte dagegen bildet eine dichte
Plasma-Anhäufung und umgiebt einen grossen kugeligen, selten etwas
anregelmässigen Körper, welcher die nächste Veranlassung zu dieser
Untersuchung gegeben hat; in einer Zelle von 10 Mik. Durchmesse
betrug seine Dicke 4 Mik.; ich werde denselben nach dem Vorgang
von de Bary als Amylumkern bezeichnen'). Schon in meiner
ersten (^oniuniarbeit'^) habe ich bemerkt, dass man dieses Körperchen
um so mehr für ein dem Zellkern entsprechendes Gebilde zu halten
geneigt sein könne, da es in jeder der 16 Zellen des Gonium pec-
iorale stets nur einfach vorkommt, bei jeder Theilung aber sich
ebenfalls stets in entsprechender Zahl vervielfältigt; da jedoch ähn-
liche Körperclien bei Stephanosphaera zu zweien, bei Chlamydocoo-
CU8 zu drei bi» vier in jeder Zelle sich vorfinden, und die Analogie
mit den in den Zellen der Closlerien, Mougeotien, Spirogyren und
anderer Conferven vorhandenen grünen. Stärkehaltigen Kügelchen
nicht zu verkennen sei, zog ich es vor, dieselben mit Naegeli')
als Chlorophyllbläschen zu bezeichnen, ohne über ihr Wesen and
ihre Function eine Ansicht auszusprechen^).
In den Zellen unseres Oonium Tetrcis färbt Zusatz von Jod den
Amylumkern dunkelblau bis zur Undurchsichtigkeit, und erweist dem-
nach, dass er in der That amylumhaltig Rei; gleichwohl lässt
er sich nicht als ein einfaches Stärkekorn bezeichnen. Denn msn
erkennt an entfärbten Zellen ohne Weiteres, da.-^s derselbe nicht,
wie die gewöhnlichen Amylumkörnchen, solid, sondern im Innern
hohl und nur von einer massig dicken Stärkeschale
umgeben ist. Zusatz von Essigsäure dagegen zeigt sofort, Oly-
' ) D e B a r y , Untersuchungen über die Familie der Conjugatae- Leipzig 1 858 p. 2.
«) 1. c. p. 178.
S) Naegcli, Gattungen einzelliger Algen 1849 p. 11.
*) Cohn, 1. c. p. 178.
1^7
eeria Baeh eiBiger Zeit ein centrales dichtes Kflgelchen,
welehes von einer liebten, nach anssen scharf abge-
grensten Zone ■mschlossen ist; diese ist in ihrer Peripherie
wieder tob einer dichteren Substanz umgeben.
Wir haben hier offenbar eines jener Gebilde, auf welches sich
die am Anfang dieses Aufsatzes citirten Bemerkungen von Auer-
bach beliehen: eine Hohlkugel von Stärkesubstanz, wel-
che einen fremden Körper nmschliesst, und durch ihr
Vorkommen als constanter Einschluss des Protoplasma
sich wie ein Zellkern verhalt. Als solcher bewährt sie
sieh ganz besonders bei der Zelltheilnng.
6. Zdltheilung. In der Regel gegen Abend bereiten sich die
Zellen des Ooniwm Tetras zur Theiinng vor (Fig. 2), indem sich
der grflne ProtoplasmakOrper innerhalb seiner Zellhaut vom Rande
ais in einer durch den Scheitel gelegten meridianen Ringfnrche ein-
•ehnürt; der Amylumkem verändert hierbei weder seinen Ort, noch
wird er aufgelöst; vielmehr scheint seine Substanz sich zu beiden
Seiten der Thcilungsebene derart in zwei gleiche Hälften zu son-
dern, dass zwischen beiden eine farblose Chlorophyll- und körnchen-
Ireie Zone sich einschiebt, welche unmittelbar an die äussere Ein-
lehnQrung des Plasmakörpers sich ansetzt, und diesen in zwei gleiche
grflne, durch eine farblose Lamelle getrennte Hälften durchschneidet.
Die Theilungsebene geht durch die Längsachse der Zelle und erscheint
in der Aequatorialansicht meist diagonal gegen die Rcken des äus-
seren Quadrats der Gallerthülle und senkrecht auf die Seiten des
inneren Intercellularqnadrats gestellt. Unmittelbar darauf theilt sich
fede ZellhälAe in gleicher Weise durch eine um 90** divergirende meri-
diane Ebene, welche den Amylumkem in 4 Quadranten durchschneidet,
ao dass jede der 4 Tochterzellen sofort einen kleinen Kern einschliesst.
Die Tochterkeme sind anfangs sehr genähert, mit ebenen Flächen
sieh bertlhrend, runden sich aber bald ab und wandern centri-
fogal in die Mittellinie der Tochterzellen, während auch die umhül-
lenden grünen Plasmakörper, die in Folge ihres excentrischen Hohl-
rmnmes in einem gewissen Theilungsmomente rinnenförmig offen sein
mflssen, sich rings um ihre Kerne schliessen. So kommt es, dass
auch die jüngsten Zellfamilien vier Amylumkerne zeigen, die jedoch
bis zum ausgewachsenen Zustande offenbar durch Intussusceptiou
noch bedeutend wachsen müssen.
In Bezug auf die Theilung habe ich noch nachzutragen, dass
die Bewegung der Zellfamilien, welche Tag und Nacht ununterbro-
eben fortdauert, nur während dieses Vorgangs, und auch nicht völlig
108
mm StillstaDcL kommt; daas bei der Theilnng die Stärke weder ia
den feinen Körnchen noch in der sehalenartigen Umhüllung des Ken»
verach windet; dass schon in sehr frühem Stadinm der Yiertheilnng
während die Quadranten noch mit ebenen Flächen sich an den
gekrensten Trennnngsebenen berühren, in der Mitte swischen ihnen der
charakteristische quadratische Intercellolarranm auftritt (Fig. 2, S);
dass nicht in allen vier Zellen einer Familie die Theilung gleich-
zeitig beginnt und gleich schnell vorschreitet. Daher findet man ia
der nämlichen (7ontumfamilie ungetheilte, zwei- und viertheilige Zel-
len; es kommt selbst vor, dass in einer Familie von 4 Zellen über-
haupt nur 3, 2 oder gar blos eine in Theilung übergehen, während
die übrigen ungetheilt bleiben; daher findet man vierzellige Oonim,
wo nur eine Zelle zu einer Tochterfamilie sich ausgebildet hat, wäh-
rend die drei andern unverändert geblieben sind, oder wo zwei
benachbarte oder diagonale Ecken des Quadrats von Tochterfamilien,
die beiden andern von ungetheilten Zellen eingenommen sind n. a« w.
Da die Tochterfamilien schliesslich den Mutterverband verlassen, so
erklärt es sich, dass man auch verstümmelte, drei-, zwei- und selbst
einzellige Formen des Oonium Tetras antrifft. Niemals aber beob-
achtete ich eine Theilung in einer höheren Potenz von Zwei, nie
einen Uebergang in Oonium pectorale, dessen Familien bekanntlieh
aus einer viermal wiederholten Zweitheilnng der einzelnen Zellen
hervorgehen. Denn wenn auch die Familie des Oonium Tetras am
Schluss der normalen Theilung (Fig. 3) aus vier vierzelligen Golo-
nien, also im Ganzen aus 16 Zellen besteht, so zeigt doch schon
deren Anordnung in Gruppen um quadratische Intercellularräume
eine leicht aufzufassende Verschiedenheit von der so charakteristi-
schen Gruppirung des Oonium pectorale. Es liegt daher kein Grund
vor, trotz ihres von mir beobachteten geselligen Zusammenlebena,
Oonium Tetras mit Oonium pectorale in eine Art zu vereinigen.
Uebrigens besitzen die Zellen von O. pectorale die nämliche Orga-
nisation wie die von O, Tetras, insbesondere auch den cxcentrischen
Hohlraum, den hohlen Kern mit der Stärkeschale, so wie das rothc
Augenkörperchen auf der Rückenfläche des Scheitels, das Ehren -
berg und ich selbst früher übersahen, aber Fresenius') und
Perty^) schon beobachtet hatten').
») Fresenius über die Algengattungen Pandoririay Oonium und Raphi-
dium. Abhandl. der Senkenbergischen Gesellschaft II, p. 192. tab. VIII. Fig. 9.
2) Perty, kleinste Lebensformen 1852. p. .S4 u. 178. Tab. XI. 6.
3) Auch die acht grünen Primordialzcllen von Stephano$phaera besitzen,
wie ich jetzt mit den vollkommneren Objectiven von Hartnack, Seibert und
Zeiss erkenne, jede einen rothen, der RQckenfläche aufsitzenden Augenpunkt
109
Ans der weiteren Entwickelungsgeschichte des Gonium Tetraa
flhra ich Doch an, dass es mir nicht gelang, geschlechtliche Fort-
pflananng oder Paarung von Seh wärmsporen , auf welche Beobach-
tungen von Hieronymns nnd Rostafinski ') hiudeaten, mitl^icher-
heit nachsaweisen , dass aber gegen das Ende ihrer Vegetation
(Ende Febmar 1876) die Familien grösstcntheils in Rahezustand
ttbeigingen, indem die grflnen Zellen Kagelform annahmen, sich mit
diekeren, doppelt contnrirten Zellhänten umgaben, und durch reichere
Entwickelung von Stärkekdrnchen ziemlich undurchsichtig wurden,
ftbrigens aber ihren Zellverband innerhalb der jetzt besonders deut-
lichen Qallerthfillen meist bewahrten, und sich zu dicken schlüpfri-
gen grflnen Schleimmassen an den Wänden der Gläser gegen die
Lichtseite anhäuften. Der Gesammtdnrchmesser solcher ruhender
Fkmilien betrng 36 — 48 Mik., doch finden sich auch kleinere Fami-
lien; die einzelnen Zellen hatten 12 — 16 Mik. im Durchmesser; beim
allmählichen Verdunsten des Wassers vegetirtcn sie in der feuchten
Lnft fort (Fig. 4).
7« Btmctur des Amylumkems. Wenn die oben berichteten Be-
obachtungen gezeigt haben, dass die Amylumkerne der Ooniumzel-
Icn durch ihr Verhalten bei der Theilung sich ganz wie echte Zell-
kerne verhalten, so bedarf es doch noch einer weiteren Aufklärung
Aber ihren eigentlichen Bau. Diesen gewann ich, wenn ich Gonium-
fiunilicni nachdem ich sie durch Alcohol mehr oder minder vollstän-
dig cntftrbt, in Carminldsung legte. Nunmehr färbte sich das
Innere der hohlen Amylumkerne schön roth, während
die StärkehflUe ungefärbt blieb; bei den in Viertheilung
begriffenen Zellen zeigten sich vier rothe Kerne um den Kreu-
inngapunkt der Theilungslinien nahe bei einander gela-
gert; das äussere ursprünglich grüne Plasma wurde gar nicht, oder
nnr achwach geftrbt, dagegen nahm das Intercellularquadrat eben-
fidla eine rothe Färbung an; offenbar ist der intercellularraum von
einer, durch die Zellen ausgeschiedenen Substanz ausgefüllt, deren
Drack auch die ebenen Bruchflächen derselben veranlasst.
Hieraus ergiebt sich mit der grdssten Wahrscheinlichkeit, dass
die hohlen Amylumkerne in den Zellen des Gonium wirkliche
Zellkerne sind, aus einem dichten, durch starke Absorp-
tion des Garmin wie gewöhnlich charakterisirten Pro-
toplasma (Kemplasma) gebildet, um welche sich die im
I) Rostafinski, quelques mots sur V ffaematococcus laeuttrU. Mim. de la
SoeiiU nationale de» »ciencee naturelle» de Cherbourg 1876. XIX. p, 146,
110
Chlorophyll durch den AssimilationsproieBg abij^esehie-
dene Stärke als eine zneammenhängende Schale abgela«
gert hat. Auf diese Weise erklärt sich der scheinbare Widersproeh
ihrer chemischen, morphologischen und entwickelungsgCBchiehtlichea
Eigenthflmlichkeiten in einfachster Weise. Mitten im Keroplaama
glaubte ich oft, doch nicht immer ein festes KernkOrpercheo n
unterscheiden.
8. Amylumhem in Chlamydonionas multißlia Rostaf. o. a. A.
Ganz ähnlich ist die Organisation jener Ghlamydomonas , welebe
sich gleichzeitig mit Oanium Tetras, in einzelnen Hyacinthenglisera
sogar reichlicher, entwickelt hatte und eine längere Vegetationtteit
besass; ich halte sie für die von Fresenius in der oben oitirten Ab-
handlung erwähnte, auf Tab. VIIL Fig. 22 abgebildete, später toi
Rostafinski als Chi. muUijUis^) beschriebene Art (Fig. 6). Ef
waren kugelrunde oder kurz ovale Schwärmer von sehr verschiede-
ner Grösse (bis 20 Mik.), deren Zellhaut ziemlich knapp den grfloee
PlasmakOrper umschliesst; dem Scheitel derselben sitzt ein farbloaes
nach aussen vorspringendes, abgerundetes Köpfchen oder Sohnibel-
eben auf, an dessen Basis zwei oder meist vier lange GeisselfA-
den entspringen. Bei langsamerer Bewegung sind die vier OeiaselB
nach allen Richtungen wie Beine ausgespreitzt und die grünen Ku-
geln schwanken schwerftllig an ihnen hin und her, oder kriechen
mit Hilfe derselben, bis sie sich in Rotation versetzen und davon
rollen. Die grflnen Plasmakörper gleichen denen von 0(mium in
allen Stocken, dem rothen Augenkörperchen, den contractilen Vacnolen,
dem daran anstossenden , excentrischen trichterförmigen Hohlraum,
so wie in dem einfachen Zellkern mit Amylumschale; das grflne
Plasma der Chlamydamonas ist jedoch von grösseren Stärkekömehen
erfüllt und erscheint in Folge dessen etwas grobkörniger und min-
der durchsichtig als bei Oonium. Karmin färbt allerdings diese
Art um so schwieriger, weil das undurchsichtige Plasma und die
Stärkekörnchen die Färbung innerer Tlieile verdecken; die betten
Resultate erhielt ich, wenn ich grössere Mengen der Chlamydomoruu
erst mit Alcohol entfllrbtc, dann in einen Tropfen Karminlösnng
brachte, und mit dieser langsam eintrocknen liess; beim Aufweichen
findet man unter zahlreichen Exemplaren, deren ganzes Plaema rotli
geworden, auch einzelne, bei denen das Plasma farblos geblieben,
und um so deutlicher das rothe Körperchen in der Mitte des Amy-
>) Rostafinski, Heobaclitungrn fibcr Paaning von Scliwärnjsporm. Bota-
nische Zeitung 1871 p. 7S6.
i^n
liBkenies seigt. Be! der Theilang vermehren sich die Amylnm-
kenM wie bei Oanium; während aber die erste (Zweitheiiung) bei
beiden gleieh Terläoft, seigt sich der charakteristische Unterschied
bei der tweiten (Vier) theilnng darin, dass die vier Qnadranten bei
Oümiwm kreoiständig, bei Chlamydomonaa dagegen nabe-
le tetraedrisch stehen (Fig. 6); das letztere ist eine Folge der
Vereehiebnng in dem begrenzten Ranme dei^ kugeligen Zelihaut.
DIete qeillt nach der Theilnng von aussen nach innen, so dass die
Anaeeeeehicht sehon in weiterem Umfang anfgeqnollen ist, während
die ianeren Schichten eine optisch nnterscheidbare, dichtere Umgren-
der vier Tochterzellen bilden, welche alsbald sich abrunden
sieh Jede mit einer festen Specialhaut umkleiden; nach völliger
Erweiehmig und VerflOssignng der Mntterzellhaut schwärmen die
letitereii ana; sehr häufig entstehen übrigens nur zwei Tochtersei-
les ana einer Mntterzelle. Auch hier finden sich Ruhezustände, indem
das Plasma sehr stärkereicli, auch Ölhaltig, röthlichgelb, die Mem-
braa doppelt eonturirt, auch wohl durch schichtenweises Aufquellen
ihrer liaaeren Lagen mehrschalig wird (wie bei Chroococcua macro'
ooeau).
Ueberall, wo sich in einer Zelle nur ein Amylumkern mit ana-
leger Organisation findet, wie wir sie bei Oanium Tetras geschil-
dert, vad sieh bei der Zelltheilung entsprechend vermehrt, werden
wir denselben als Zellkern mit Stärkeschale, nicht als ein gewOhn-
liebee Stirkekom, d. h. als ein bei der Zellvermehrung betheiligtes
neneDt, nieht als eine einfache Ausscheidung von Reservestoff ansu-
eeben haben. Dies gilt nicht nur von mehreren Volvocine^n (Euäfh
TIM d^ana)^), Pandorina Morufn^)^ Volvox globator^), sondern
aeeh von den meisten Palmellaceen und ander on einzelligen Algen *).
So berlehtet unter anderen A. Braun von Charadum Siebddi, dass
das Stärkekom in Jeder Zelle nur einfach vorkomme und einen gros-
sen Nnelens einschliesse, und dass sich die Stärkekörner in demsel-
ben Verhältnii^s vermehren als sich der Plasmakörper theilt, so dass
die Verdoppelung dieser Körner, ja bisweilen selbst das Auftreten
von 4 Körnern den entsprechenden Theilungen des Plasmakörpers
t) Carter, Add. of nat. bist. 3 ser. 2. 1858.
S) Priogsheim, Ueber Paarung der Schwirmsporen. Monatsberichte der
Berliner Akademie der Wissenschaften. Berlin 186i>.
i) Cohn, Entwicketungsgcschichte der Gattung Volvox Bd. 1. lieft 3 die-
ser Beiträge p. 96 Tab. 1. Fig. 4 u. a.
^) Naegeli, Gattungen einteiliger Algen 1849 a. m. O.
112
vorangehe^). Wir können uns vorstellen, daas jene ansiehendeo
Kräfte, welche dem Zellkern innewohnen, eine Ansammlnng der
beim Assimilationsprocess der grflnen Zellen im Lichte eneogtei
Amylnmmolecnle vorzugsweise in der Peripherie des Kerns bewir*
ken, die sich zu einer geschlossenen Schale vereinigen^), und data
nur der Ueberschnss der erzeugten Stärke in feinen (aber sich all-
mählich vergrdssernden) Körnchen das gesammte grüne Plasma erfällt
9. Mehrere Amylumkeme in einer Zelle* Anders scheinen sieh
diejenigen Fälle zu verhalten, wo in grünen Zellen Amylumkömer
in grösserer Zahl (zwei oder mehre) sich finden. In den Zellen
von Hydrodictyon beschrieb bereits A. Braun die sehr zahlreichen
Amylumkömer, welche zuerst als kleine Kugeln im grflnen Wand-
plasma auftreten, nicht durch Theilung eines primären Korns, son-
dern jedes in gesonderter Entstehung; später unterscheidet man
eine gelbliche HflUe, die anfangs von Chlorophyll durchdrungen, im
ausgebildeten Zustand aus Amylum besteht, und einen Kern, dessen
amylumartige Natur sehr zweifelhaft blieb. Diese Körperchen aber
werden vor der durch freie Zellbildung geschehenden Entstehung
der Zoosporen von aussen nach innen aufgelöst, ganz ebenso wie
die ähnlichen Amylumkömer in den Zellen von Gladophora glame-
rata, Ulothrix, Aaddium und Pediastrutn kurz vor Eintritt der
Gk>nidienbildnng spurlos verschwinden'). Hier werden daher die
Amylumkömer einfach als Reservestoffe, die für die Fortpflanzung
verbraucht werden, aufzufassen sein. Dasselbe gilt von den Amy-
lumkemen der Oonjngaten, welche Naegeli^) und De Bmry^)
untersucht haben. Nach Letzterem bestehen dieselben zuerst aus
homogener, durch Chlorophyll gefärbter Proteinsubstanz; während
sie an Grösse zunehmen, lagert sich in ihrem Innern Amylum in
Form einer hohlkugeligen, homogenen oder aus kleineren Kömchen
zusammengesetzten Schicht ab, welche aussen von einer dflnnen Ghlo-
rophylllage umgeben wird, innen einen aus Proteinsubstanz beste-
henden Kem einsohliesst. Dass die Stärke dieser Körperchen im
I) A. Brauu, Älgarum uniceUularium genera nova. Lipsiae 1855. p. 33.
Tab. II. Fig. 7—11 u. a. a. O.
*) Zu vergleichen sind die Anhäufungen von Chlorophyll und Stärkekör-
nern, welche die Zellkerne der Sporennnitterzellen von hiiete» und Anthocero$
umhüllen und verdecken. Siehe u. a. Strassburger, Zellbildung und Zell-
kern. 2. Aufl. 1876. p. 143.
•) A. Braun, Ueber Verjüngung 1851 p. 211.
4) Naegeli, die Stärkekörner, in Naegeli und Gramer, pflanzcnpby-
siologische Untersuchungen Hea 2 p. 529 u. 531. Taf. XX. 17—34.
*) De Bary, Untersuchungen über die Familie der Conjugaien 1858 p. 2.
118
Dimkeln xnr ErnShrnng der Zellwände verbraucht, durch die leben-
digen Kräfte des Sonnenlichts dagegen unter dem Mikroskop wieder
Den erzengt wird, ist durch Versuche von Famintzin in glänzen-
der Weise dargethan worden; von einer Analogie mit Zellkernen
kann wohl hier um so weniger die Rede sein, als in den Zellen
dieser Algen bekanntlich meist mittelpunktständige Zellkerne vor-
handen sind, welche bei der Zellvermehrung sich betheiligen.
Auch bei einigen zu den Volvocvieen gehörigen Gattungen finden
sieh AmylumkOmer zu zwei oder mehreren, und es erscheint nicht zu-
lissig, dieselben als Zellkerne aufzufassen. Dies gilt insbesondere
▼on Stephanaaphaera und Chlamydococcus'y zu letzterer Gattung
stelle ich ausser dem bekannten Ch. pluvialts (nivalis) auch eine
Alge, welche ich im Mai 1876 in Regenwasser einiger Sandstein-
höhlungen vom Gipfel des Heuscheuerberges in der Grafschaft Glatz
zugleich mit Stephanosphaera beobachtete, und die ich fElr die von
Cienkowski als Ghlamydomonas obtusa (?) A. Br. bezeichnete
Art halte M. Es sind grosse, ellipsoidische, fast cylindrische, grüne
Scbwirmzellen, deren Längs- zum Querdurchmesser sich etwa wie 5 : 3
▼erhält; sie sind an beiden Enden stumpf abgerundet, von einer ziem-
lieh dicht anliegenden Httllmembran umgeben; auf ihrem Scheitel
sitzt ein kleines farbloses papillenartiges Köpfchen auf^ an dessen
Basis zwei lange Geisselftden entspringen; ich bestimmte die beiden
Durehmesser im Mittel gleich 25 : 15 Mik. Allerdings stimmt die
eng anliegende Zellmembran dieser Art mehr mit den Arten der
Gattung Chlamydomonaa Qberein, als mit den weit abstehenden Hal-
len des Chlamydococcus pluvialis^ aber die übrigen, und wie ich
meine, wesentlicheren Charaktere der Gattung Ghlamydomonas, als
welche A. Braun*) insbesondere den Mangel der kleineren Amy-
InmkOmer, und statt ihrer ein einziges grösseres „Chlorophyllbläs-
eben^ (Amylumkem) anführt, kommen dieser Art nicht zu, vielmehr
besitzt dieselbe, wie Cienkowski und ich übereinstimmend beob-
aehtet, keinen Amylumkern, sondern zwei oder mehr kleine Stärke-
kömehen im grünen Plasma'); auch die Segmentation in 4 plancon-
▼exe, ellipsoidische Tochterzellen durch schief geneigte Scheidewände
weicht von der tetraedrischen Theilung von Ghlamydomonas ab;
ieh bezeichne unsere Form daher vorläufig als Ghlamydococcus obtu-
I) Cienkowski, Ueber einige chlorophyllhaltige öheocapsen. Botanische
Zeitung 1865 p. 25. Taf. 1. Fig. 33.
S) A. Braun, Verjüngung p. 230.
>) Cienkowski 1. c. zeichnet i — S Stärkekörnchen in einer Zelle 1. c.
Fig. 3S. 34.
Ookn, Beitric« rar Biolofi« der Pflansen. Band II. Heft I. 3
114
8ti8; vielleicht ist sie der Typus einer besondem Gattnng. Schon
Oienkowski beobachtete die beiden contractilen Vacnolen im Schei-
tel dieser Schwännzellen ; ich selbst nnterschied im Gentrnm dersel-
ben ausserdem einen grösseren, dunkel feinkörnigen Hohlraum, der
bis nahe an die contractilen Vacuolen reicht. Brachte ich eine An-
zahl dieser Schwärmseilen in einen Tropfen Karminlösung und liess
sie in diesem mehrere Tage in der feuchten Kammer verweilen, so
nahm dieser Hohlraum eine schöne rosa Färbung an, während das
grflne Plasma den Karmin nicht aufnahm, sondern eine nidit gans
scharfe und regelmässige grflne Begrenzung des rothen Hohlraums
bildete, mitunter zeigte derselbe stemartige Spalten, in die die rothe
Substanz vom Gentrum aus eindrang; auch der Raum der contracti-
len Vacuolen zeigte sich roth gefärbt, und manchmal erkannte
ich einen Znsammenhang zwischen den beiden rothen
Räumen. Die dunklen Kömchen, welche sich stets im mittleren
Hohlraum vorfinden, nehmen ebenfalls eine lebhaft rothe Färbung
an. Bei der Theilung zeigten die planen, einander zugekehrten
Bauchflächen der 4 in einer Mutterzelle gebildeten Tochtenellen sieh
schön roth gefUrbt und mit mehreren rothen Körnchen erftlllt, wäh-
rend die nach aussen convexen Rflckenfiächen grfln geblieben waren,
üebrigens geling^ die Färbung mit Karmin nicht bei allen Indivi-
duen gleich gut; offenbar erschweren nicht nur die Gallerthollen das
Eindringen des Karmins ins Innere der grünen Körper, sondern es
lässt das lebende Protoplasma überhaupt keine Farbstoffe ins Innere
eindringen und erst von getödteten Zellen wird das Pigment ange-
nommen; eine vortheilhafte Methode schien es mir, die Zellen in einen
durch Karmin gerötheten Glycerintropfen einzulegen, und wenn nach
einiger Zeit die gewünschte Inhaltsfärbnng eingetreten, das rothe
Glycerin durch farbloses zu verdrängen.
10. Zellkern in ruhenden Schwärmzellen, Schon in meinen
Nachträgen zur Naturgeschichte des Protococcus (Chlamyäococcus)
pluvialü im Jahre 1850 glaubte ich mit voller Bestimmtheit einen
Zellkern in der Mitte der ruhenden Zellen unterscheiden zu können,
in dessen Gentrum ich oft noch ein kleinere» Körperchen, also das
Kernkörperchen wahrnehmen konnte; in zweifarbigen Zellen, die eine
rothe centrale Masse mit einem grünen peripherischen Ringe um-
schliessen, ist es Regel, dass sich die rothe Substanz in einen dunk-
leren Ring verdichtet, der eine scharf umschnittene lichtere Höhle
umgiebt^). Auch A, Braun bezeichnet ein im Ceutrum der ruhen-
') Nova Acta Ac. Car. Leop. uat. cur. XXII p. II. p. G35.
11»
des Zellee rom CUamqiaGxatu^ pAwnai^ betfniflinfttfgy miL W\A^^
keit gelUlles Bliwfcf, »Sa ,r*^^ Zwei&L dem Zdilksm en^pce-
ekrad*).'' Ebeato habe kk Bi dea rahaniien Lsilen vaa &fpÄ0ff.*>
qitaem plmrialii daca ccstnkm ZüUkenL mic KfflmkJrpeefteiL an^-
seigl, dtt* ftafibiglkk ab iclttrfb«$reD2td Eiihie im grünen Plasma
herroitritty allmiMick am Saide voa iiimksLraCker Zaoft om^iieo.
iai, welche aack der Penphor« der Zefln lick aBaaraCdmi^ mLesit
des geaammtca lakalt rotk tärbt^i; blenuck ackgiiit äük iaa rotäe
Pigawat laalfkat ia der ÜBgetoi^ des Zeilkeraa MhzaxhAidßny mui
enl allaiihlirh ia ceatnüi^aler Bfcfctnag i^a Chlarop&jil m mliltriren.
Ia dea Schwliaiiellea da^e^ea habe lA veiier bei Step&mugpAaerm
aoek bei CUflaydraenu dea Zcflken. airffinrfiHi kfluies. Btin^
saa aber die Sckaiimarilea der Vüicaein^mk in Karmialdeongr ^
wird der eealiale HoUraam, den tek achoa, oben angff^efgty roth.
gaOrbl, aobald Iberfcaapl der Farbataif iizre& HflEäaat und Plasma
darthgehiafn wird. In firwek get&eilt«» ZeHen erbdit nain dann vier
kanaiarolke HoklriaBe.
Faaaea wir die kier ^^eb<aca Beobacktnagea naammea^ io ^ebea
aie aaa fol^eadca Bild roa der Orgmafiatiea dicaer Vokocw/een. Dutt
PiamikffirpCT oder die PrioMmiialaeile üt aoa cmem mit CbloropbjU
darektriaklea Protopfiiiaii p^bildety ia weLckea «in düorophjUfreier,
aaa Piaama bealekeader ZeUkcta (KerapLuma) efa^eaekiodaen mL
Bai CUaatjfdomomoM aad Gcmimm wird ia der Peripherie «iea ZeU-
keraa SUriw ia Form eiacr gcackLoeaeaea Kigcbebale abgeaoa-
dort, wikread aaeh im griaea PLuma «ck liiwerat kinkämgt
Stiirke aamekeidet. Weaa wir ia Gljeerinpräpanitcn den ei^al-
liekea Kera darA eiae arkmaEe lichte Zone roa der Arnjlnnuekale
l^eaoadert aekea, ao bemkt diea wie ick glanbe asf eiaer geringen
CoaliaclkHi dea Keraplaima dnick daa waoaercntziekeade Gljeeria.
Bei Sj^piamotpiaera aad CUamtjfdaeccemä dagegea iat daa Kera-
plaaatt aar ia dea mkeadea Zefiea aU eia sekarf begrenzter klarer
kageliger Zellkern mit Naeleolai im grttnen WandpLuma entwickelt, am
welekea daa rotke Pigaunt aick znnickat aaklaft, wikrcnd die Stirke
hier in der Begel in mekreren grSaaeren, seltener anek in anmeaabar
kleinen Kdmem, jedoek okae beatimmte Bexiehang znm Zellkern
abgeadiiedea iat. Nock anfiraklirea iat daa Yerkaltea dea Kerns in
dea SekwirmielleB tob CUamjfdococcus nnd Siephamotphaera , wo
I) Vajfiogimg 1851. p. 1S5l
*) Cohn and Wiehora, Ueber Stepkamtpkmewm pimwiaiiu KoTa Acu Ac.
Gar. Leop. nat. cur. XXVL I. p. 9.
116
derselbe der Analogie nach ebenfalls zu vermnthen ist, doch bisher
nnter dem Mikroskop selbst mit Anwendang von Reageotien nicht
unterschieden werden konnte. Das Verhalten des grossen Hohlrau-
mes gegen Karmin lässt allerdings die Möglichkeit hervortreten, dass
derselbe, weil von einer eiweissartigen Snbstans erffllit, vielleicht
dem Kemplasma entspricht, welches hier nur mit unregelmlssiger
Contur innerhalb des grünen Plasma abgeschieden ist. Aber auch
in den Schwärmzellen von Oanium und Chlamydomomu, wo wir
einen echten Stärkekem im grünen Plasma eingeschlossen fanden,
tritt jener grosse excentrische Hohlraum hervor, hier meist trichter-
förmig, daher im optischen Längsschnitt fast dreieckig (Fig. 5), die
Spitze der Scheitelregion zugewendet, in welcher die contracUleB
Vacuolen enthalten sind. Die von uns oben angeführten Färbungen
mit Karmin setzen ausser Zweifel, dass dieser Hohlraum nicht eine
einfache Vacuole mit wässrigem Saft, sondern dass er mit klarem
Plasma erfüllt ist.
11. Hohlraum in Schwärmzellen, Ein solcher Hohlraum ist
aber offenbar bei den Schwärmzellen der Algen verbreitet Zahl-
reiche ältere Abbildungen lassen denselben bei den Zoosporen der
PcUmellaceen und Volvocmeen erkennen; Strasburger giebt an,
dass das Innere der Schwärmsporen von ülothrix zonata von einer
mit dünnflüssigem Inhalt erfüllten Blase eingenommen sei, welche in
der Regel zwei Drittel des Innenraumes ausfüllt, und von dem
durch die Chlorophyllplatte grün gefllrbten, und 2 bis 3 grössere
(Stärke) Körner einschliessenden Wandplasma begrenzt ist; er hält
diese Blase für ein durch Theilung aus dem Lumen der Sporen-
mutterzelle entstehendes Gebilde; den Kern der ruhenden Uloihrix-
Zellen vermisst er in den Schwärmsporen, er vermuthet nur, dass
seine Substanz an der Bildung der farblosen Mundstelle betheiligt
sei^). Auch die Schwärmsporen von Saprolegnia besitzen ein cen-
trales rosa Bläschen^). Während die Schwärmsporen von Oedogo-
nium einen centralen Zellkern besitzen, ein Hohlraum jedoch nicht
angegeben wird, umschliesst bei den Zoosporen von Vaucheria die
von Chlorophyllkömern grün gefärbte Plasmamasse einen sphärischen
mit homogenem Plasma gefüllten Hohlraum, welcher excentrisch an
den hellen Scheitel der Schwärmzelle angrenzt; Strasburger
nimmt an, dass derselbe zwar nicht als Zellkern im morphologischen
Sinne abgegrenzt sei, aber die physiologische Function desselben in
1) Strasburger, Zellbildung und Zelltheihmg 1875. 2. AuO. 1876. p. 167.
2) Strasburger 1. c. p. 169.
117
seiner besonderen, in radialen Bahnen sich fortpflansenden Wirkung
anf das nmgebende Protoplasma ansflbt; beim Keimen der Schwärm-
spore vertheilt er sich gleichmassig auf das ganze Lumen ' ).
Dass der Hohlraum in den Schwärmsporen der Volvocineen die
Rolle des Zellkerns vertrete, also von dem unregelmässig, nicht
kugelig begrenzten Remplasma gebildet sei, ist zwar für Chlamy-
domcnaa und Stephanosphaera nicht unmöglich; für Oontum und
CUamjfdocoocus dagegen, wo wir einen wirklichen Zellkern mitten
im Wandplasma eingebettet finden, nicht anzunehmen, und dadurch
verliert diese Deutung auch in den flbrigen Fällen an Wahrschein-
ilehkeit; ebenso möchte Strasburger's Vermuthnng, dass der
Kern bei Uloihrix den farblosen Mnndfleck bildet, durch die Anwe-
senheit des Kerns neben dem Mundfleck bei Oedogonium kaum
mitersttitit werden. Ich möchte vermuthen, dass wenn überhaupt
der Kern in allen Zoosporen als selbstständiges Organ vorhanden
sein sollte, er sich darum oft der Beobaehtung entzieht, weil er vom
grünen Protoplasma völlig verdeckt wird.
18« Ccntradäe Vacuolen in SchtDärmzdlen, Pulsirende Vacuo-
len waren bisher nur bei Volvocineen^) und Palmellaceen^) bekannt;
erst neuerdings hat Strasburger nachgewiesen, dass auch am
Mimdfleek der Zoosporen von Uloihrix zonata eine in Intervallen
von 14 — 15 Secunden pulsirende Vacuole vorhanden ist^), und es
Ist nunmehr zu vermuthen, dass diese Organe auch in anderen
Sehwinnsporen verbreiteter sein mögen, als man bisher annahm. Dass
aber die pulslrenden Räume der Schwärmsporen identisch sind mit
den bei den Protozoen {Infusorien, Bhieopoden, Myxomyceten) allge-
mein verbreiteten, einer festen Wandung entbehrenden, aber an der
^eiehen Stelle im Körperplasma sich constant wieder bildenden con-
traetilen Yaeuolen, wird Keiner bezweifeln,' der dieselben einer ver-
^eiehenden Untersuchung bei allen diesen Organismen unterworfen
hat. Es ist im hohen Orade wahrscheinlich, dass diese Vacuolen,
welehe stets dicht unter der Hautschicht oder Guticula liegen, und bei
der Contraetion mitunter in ein strahlenartig den Körper durchziehendes
Syatem feiner Kanälchen sich umwandeln, eine besondere Organisa-
1) Strasburger 1. e. p. 185.
S) Hier von Ehrenberg entdeckt
*) Hier von Fresenius und Cienkowski erkannt; vergleiche meinen
Aufsatz: die Entwicklungsgeschichte der Gattung Volvox, Festschrift, und
Heft 8. Band I. dieser Beiträge p. 94.
♦) Strasburger l. c. p. 167, bestätigt durch Dodel, botanische Zeitung
1876 p. 183.
118
tioD der Zelle darstellen, welche zur Aufnahme Sauerstoffhaltigen
Wassers von Aussen, und zur Vertheilnng desselben im KOrperplaama
angrepasst ist, dass sie also die ersten Andeutungen eines Reapirm-
tions- nnd Cironlationssystems sind. Bei Ganium und Chlamydo-
mon€u habe ich mich überzeugt, dass die contractilen Vacno-
len mit der Spitze des trichterförmigen Hohlraumes der
Schwftrmzelle in Verbindung stehen. Vielleicht entsprechen
dieselben derjenigen Region der Zelle, wo die zur Erhaltung des
Lebens, insbesondere auch zur Entwickelnng der lokomotorischea
Kraft erforderliche Respiration ansschliesslich stattfindet; denn dan
die Oberfläche der Zoosporen im Uebrigen für Diffusion wenig dnreb-
lässig ist, möchte ich schon aus der Thatsache vermnthen, daas £ul
alle Schwftrmzellen während ihrer Bewegung, auch wenn dieselbe
mehrere Tage andauert, nicht im mindesten an Grösse zunehmeui
während unmittelbar nach der Keimung das Wachsthnm beginnt;
sie scheinen daher während des Schwärmens Nährstoffe nicht auf-
zunehmen. In Olycerinpräparaten bleiben die contractileo Vacnolen
von Oonium und ddamydamonaa als klare Räume erhalten.
13. Vergleich der Schwärmzellen mit einzelligen Thieren. Ent-
sprechen aber die contractilen Vacnolen der Schwärmsporen den
gleichnamigen Organen bei den Protozoen, so ist der centrale oder
ezcentrische Hohlraum der erstem zu vergleichen mit der Körper-
höhle jener niedersten Thiere. Der langjährige Streit zwischen
Ehrenberg, der in den Infusorien Thiere mit zusammengesetsten
Organsystemen, und zwischen Siebold nnd Koelliker, weichein
ihnen einzellige Wesen erblickten, ist durch die Forschungen der
Nachfolger für die meisten dieser Wesen wohl endgiltig zu Gunsten
der letzteren entschieden worden, und zuletzt hat noch Haeekel
die Auffassung sämmtiicher Gebilde im Leib der Infusorien als mehr
oder minder eingreifender Modiiicationen des Zellenleibes siegreich
vertheidigt ' ). Der Körper der Protozoen besteht aus einer unter
der Cuticula liegenden plasmatiscben Rindenschicht , welche nach
innen in fester Grenze einen Hohlraum, die Körperhöhle, umschlieast;
der Inhalt dieser Körperhöhle wird von Greef als Chymua oder
Cbylus, d. h. als Speisebrei bezeichnet, welcher unter Entfernung
gröberer Nahrungsballen sich unmittelbar in die mit Wasser vermischte
Blutflüssigkeit verwandelt. Haeekel dagegen in Uebereinstimmung
mit Stein bezeichnet diesen Inhalt als die weichere nn<l wasaer-
1) E. Haeekel, Zur Morphologie der Infusorien. Leipzig 1873. Separ.-
Abdruck aus der jeuaischeu Zeitschrifl Bd. VII. 4.
119
reiehere MarksubflUoE des Protoplasma, als Eodoplasma, im Gegen-
sats nr Rindenschicht, dem Ezoplasma; das Endoplasma zeigt bei
Puroffiecnfm Bursaria n. a. ganz ähnliche Rotationsströmangen, d. h.
iDBere Protoplasmabewegnngen, wie wir sie in den Zellen von
Vallisneria oder Nitella kennen; während bei Trachelitta Ovum
und NodSuca miliarü die Körperhöhle von netzförmig verzweigten,
▼ertnderliche Psendopodien bildenden Plasmafäden in ähnlicher
Weise dorchzogen ist, wie die Zellen der Staubfädenhaare von 7Va-
descaniia. Die Schwärmzellen der Algen zeigen demnach die näm-
lichen Modificationen des Zellentypns, wie die einzelligen Thiere
ABS der Klasse der Protozoen: nämlich einen Protoplasmakörper, der
entweder nackt nnr von der Hantschicht, oder von einer differenzirten
Cnticula begrenzt, als Bewegnngsorgane Cilien oder Geissein ent-
wickelt, nnd der selbst in ein peripherisches Ezoplasma nnd ein
ecBtrales Endoplasma gesondert, in dem ersteren nicht selten pulsi-
rende Yacnolen und einen Zellkern einschliesst. Ob das constante
rofhe Pigmentkörperchen an der Anssenseite des Scheitels so vieler
Schwftrmzellen di^ erste Andeutung einer fflr Lichtempfindung loca-
lisfrten Stelle darstellt, lässt sich nur durch eine vergleichende Un-
temchung der analogen Pigmentflecke nnd Randkörper bei niederen
Thieren unter besonderer Berücksichtigung ihrer embryonalen und
Larvenznstände (Medusen, Aotinien, Echinodermen, Wflrmer) positiv
eatseheiden, zu der mir bisher ausreichendes Material gefehlt hat^).
Offenbar tritt uns hier eine weiter und weiter gehende Lokalisi-
rvDg einzelner Lebensfunctionen in bestimmten Regio-
neaeiner und der nämlichen Zelle entgegen, welche speciellen
Zwecken entsprechend organisirt werden. In anderer Weise zeigt sich
übrigens diese Localisirung auch bei vielen einzelligen Algen nnd
Pilsen, in deren einfacher Zelle die eine Region als Klammer- oder
Sangorgan (Hanstorium), eine andere als assimilirendes oder leiten«
des Organ, eine dritte als Fmcbttrüger, eine vierte als Sporangium
oder Geschlechtsorgan sich differenzirt, wo wir daher in derselben
Zelle eine rhizoide, phylloide, cormoide, sexuelle und carpoide oder
sporogene Region unterscheiden können (Chytridiaceen, Mtusoraceeuj
Perenasporaceen — Vaucherta, Hydrogastrum, Caulerpa).
SehoB im Jahre 1850 in meiner ersten Abhandlung „Nachträge
snr Naturgeschichte des Protococcus pluvialis^* habe ich ausgespro-
') Das rothe Korperchen der Volvoeineen vermehrt sich bei jeder Tliei-
hing in gleichem Verhältniss; in Glycerinpräparaten verliert es die Farbe,
bleibt aber als stark Lichtbrechendes Körnchen erkennbar.
eben, „dasa die SchwXrmzellen der Algen typiach wie eiaKellige Thtere
gebant eiad ([. c. p. 747), und b'lcIi in ihrer Bntwickelnngsweise
(1, c. p. 734) wie in den Oeeetzen ihrer Bewegnng weaenilicb lol-
cben gleich verhalten" (1. c. p. 738). Ich habe diesen Ausspruch am
dem Satze abgeleitet „dass das Protoplaama, welcbea als der Haupt-
ailz fast aller Lcbenstbütigkeit, und Dameotlich aller Bewegungaer-
scheinungen in den Filanzenzellen betrachtet werden rauas, in »ei-
nem optiachon, chemiacben und phyaihaliachen Verhalten mit der
Sarcode oder contraclilen SubstanE der Thiere UbereinatimiDe;" daaa
es gleich dieser die Fähigkeit besitzt, wäsaerige HChlnngen au bil>
den, welche ich ganz allgemein mit dem von Diijardin für die
Sarcodebläaohen der InfuBorien eitigcfUhrlen Aasdruck Vacnole
zuerst bezeichnet habe (1. c. p. 6C3)'); „dass demnach das Prola-
plasma der Botaniker und die contractile Substanz und Sarcode der
Zoologen, wo nicht identisch, so doch in hohem Grade analoge Bü-
dangen sein müssen (I. c. p. G64); dass die Energie der organischcü
Lebcusthlktigkeiten, welche sich in der Bewegung realisirt, voriogs-
weise an diese stickstoffhaltige eontractilc Substanz gebunden, in
den Pflanzenzellcn durch eine starrere, trägere (Cellnloae) Uembraa
herabgestimmt and geresselt ist, bei den Tbieren nicht (1, c p. 66Ü);
daaa aber auch bei den Pflanzen Zustände vorkommeu, wo die Zell«,
ohne von einer Cellulosehaut eingeschlossen zu sein, gewieser Ver-
Sndemngcn der äusseren Umrisse durch Contraction und Eipansion,
schlängelnde nnd ähnliche Bewegnngsformen, zum Theil auch Orts-
bewegungen fähig ist;" solche Zustände habe ich als Primordial-
cellen „d. h. als eine Form des Primordialschlauchs (PlaamakOr*
pers) bezeichnet, welcher selbst die Gestalt einer Zelle annimmt, nnd
entweder ganz ohne starre Zellmembran, oder doch iaolirt von dersel-
ben nnd aelbstständig auftritt, wie dies namentlich bei den Schwbm-
tellen der Algeu vorkommt" (I. c. p. 666).
Ich glaube in jener Abhandlung auch zuerst den Versuch durch-
geführt zu hüben, alle, auch die anscht'inend heterogensten Bildun-
gen einer niederen Pflanze als eine Zelle, oder ala Metamorphose
eines Theiles von einer Zeile nachzuweisen (I. c. p. 633); insbeson-
dere eine achr ungewöhnlich organisirte Alge (ChlamyJococcwi jJ»-
vtalüj in all ihren btologiechen Verhältnissen als einzelligen Orga-
') Vergleiche «uch das Rcfftat meines VorU-agcs über die PflanxtaMllB
in der SiUung der naturwissenschaftlichen Sectiou der SchleaiscIWQ Oeacll-
scliaft von £1. l'cbruu 1849; Jahresbericht der SdilecbchBo GeMlbohaft
121
nismas aafsnfaBseo, und ihre Eotwickelnngsgeschichtc auf den Gene«
rmtionaweehsel lorflcksnflQhren (1. c. p. 634 und 688). Ich habe
diese Sitae nicht aU leichtsinnige Hypothesen hingestellt, sondern
anf ein eingehendes vergleichendes Stndinm der Zelle bei höheren
nnd niederen Pflanzen, so wie insbesondere anch der niederen Thiere
begrflndetf wie es in gleichem Umfang meines Wissens damals kei-
aer der Zeitgenossen betrieben hatte. Ich weiss wohl, wie mangel-
haft in Yielen Stocken jene Jagendarbeit war, nnd dass die von mir
anagesprochenen S&tze erst dnrch spfttere bessere Arbeiten, unter
denen die ganz unabhängigen und wenig später publicirten Unter-
Buehuigen von A. Braun ^)| sowie die Arbeiten Ober Protoplasma
von Max Schnitze 1861 und W. Kühne 1864 in erster Reihe
stehen, ihre volle wissenschaftliche Begründung gefunden haben. Aber
anch ich selbst habe mich seit jener Zeit unablässig bemüht| neue
bestätigende oder ausführende Thatsachen zu jenen von mir zuerst aus-
gesprochenen Gedanken herbeizuschaffen, die wohl auch befruchtend in
die Entwickelung unserer Wissenschaft eingegriffen haben. Und wenn
Jnlins Sachs „die Lehre, dass das Protoplasma die unmittelbare
Grundlage sowohl des vegetativen wie des animalischen Lebens ist,
als eines der bedeutendsten Ergebnisse der neueren Naturwissen-
aehaft'* bezeichnet *)i so glaube ich auf die Anerkennung des mir
inkommenden Antheils, den mir derselbe in seiner Geschichte der
Botanik vorenthalten hat, ohne Selbstflberhebung Anspruch machen
n dflrfen.
Breslau, den 15. Juni 1876.
>) A. Braun, Betrachtuugeii über Verjungun;; in der Natur. Leipzig 1851.
^) J. ^)acb8, Geschichte der Botanik vom 16. Jahrhundert bis 1860.
Manchen 1875 p. 339.
Druck Ton Robert Niacbkowakjr !■ Br««Utt.
Inhalt von Band I.
Heft I.
Dl« r(lAlit«D{iaruitfi) am il*i' f-i ■
Hp|.rneiflr (Mit Tafrll-llLj - 1
VftH 11. Lnbcrt «rtd K. Coliii — XJtl- ■
mi|>rii. V-u Dr. Kur.!)» And Cnlii, ,
Urji^t ih Niominflulc dir fandtniru. Wm lir. ■!, ti--
Vtbrs den UmuutnradFn flVtnoihrix peJi/tpara'i mit Briiin
die iiiiknitLi>]>i«i'bn Arulyix' di-a RniniiPiiiruiiei'«. ^'im
ttNhd r»li>.. (MitTAfHVt) Pnh 7 Mju-b.
n«n n.
l'iitiT-UH'Jiuiier'ii liWr ilic AlitvNiiiikrniuMiiiiii; tW Will*
4 111.1 Pr«b 0 Mwk.
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BMMrkni«!** »b» Üripisinti
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lologie der Pflanzen.
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^^^H^ Heraasg«gebea
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^^^^Dr. Ferdinand Colin.
■
B Zweiter Band. Zveitoa Heft.
1
1
^^^^ Breslao
1
^ .1, Ij. Korn'« Vnrlaa . jrii
Ueber die
biologischen Verhältnisse des Thallus einiger
Krnstenflechten.
Von
Dr. A. B. Frank.
Hit Tafel VII.
BekanDtlich besitsen wir von keiner Flechte eine Iflckenloae Ent-
wiekeluDgsgeschichte des ThallDs, welche mit der Keimnog der Spore
begönne und mit der vollkommenen typischen Form des fructifici-
renden Thallas abschlösse. Freilich geschieht in der Natur die Ver-
mehrung der Flechten in den weitaus häufigsten Fällen auf vegeta-
tivem Wege mitteist der Soredien. Es ist nicht zweifelhaft, dass an
fleehtenrcichen Standorten diese Organismen seit Jahrhunderten viel-
leidit allein auf diese Weise sich fortgepflanzt haben, dass Stellen,
auf denen im Laufe der Zeit eine Flechtenvegetation sich ansie-
delt, sehr häufig zuerst mit Soredialanflügen überzogen erscheinen,
deren Ursprung auf benachbarte Staudorte soredienbildender Flechten
hinweist, dass also dabei die Bestandtheile des Flechtenthallus, die
Hyphen und die Gonidien, sich auch ebenso lange Zeit nur immer
durch Sprossung und Thfilnng vervielfältigt haben und dass mithin
der Gedanke nahe liegt, es sei die Verjüngung durch Sporen ein
Vorgang, den die Natur in sehr vielen Fällen vielleicht gar nicht
kennt.
Und doch ist die Frage nach der Entwickelung der Flechten aus
ihren Sporen von hoher theoretischer Wichtigkeit. Wir können die
Flechtensporen nicht für bedeutungslose Organe halten, und was bei
den Pilien so aligemein und so leicht geschieht, muss auch bei den
Liehenen erwartet werden. Ja die Verjüngung durch Sporen hat
hier noch ein ganz besonderes Interesse, insofern sich daran die
Frage nach der Beziehung der Gonidien zu den Hyphen knüpft.
Coha, Behräg« rar Biologie der Pllanxcn. Band IL Hefr IL rj
124
H&n hat die En t nicke Inngsgeacbiclite dea FtechteDthxIliis null
verschiedenezi MethodeD zn ermitteln gesucht. Ansgeheod von der
Annahme, dass die Flecht« ein einheitlicher Organismus sei, wie alle
anderen Pflanzen, der aus seinen [Reimen (Sporen) alle seine Organe
SU reprodaciron vermag, Dnt«mahm man Aossaaten von Sporen anf
ein reines, der betreffenden Species zusagendes Siibslrxt. Dies«
Experimente haben entweder gar keine oder doch nur sehr awetfel-
hafte Resultate geliefert. In der Regel bleibt die Entwiirkelnng bei
der Bildnng von KcimBchläuchcn stehen'). Wahrend Hicheli die
Apothecien für sterile Bliithen hielt und nur eine Keimung der
Soredien kannte, hat Ueycr^l nicht nur die Sporenkeimung xuerst
gesehen, sondern will auch beobachtet haben, dasa, wo mehrere
Keimfädeo sich treuen, knotige Vergrösserongen entstehen, die sich
(lirben und so den Thallns und die Apothecien bilden. Mehr Beaefa-
tODg als diese unsicheren Beobachtungen, die mittelst unznreichco-
der Mikroskope gewonnen worden sind, verdienen die Angaben
Tnlasne's^>. Dieser säte die Sporen der Verrucaria muralü auf
einen geglllttetcn Kalkstein; er sah sie verästelte Keimschllgche
treiben, welche sich allm.lhlieh dnrch Querwftudc in porlschnurfönnig
gereihte, rundliche Zellen gliederten (Protothallus). Endlich soll
aicb auf deoHelbeu eine weiealiche Schicht kleiner runder Zellen ent-
wickelt haben, die fest unter sieh und mit den Fäden, von denen
■ie ausgingen, vereinigt waren. Eiuige seien leer, andere mit Inhalt
erfüllt gewesen, und bald hätten sich hier und da auf dieser Schiebt
kleine grllne, jenen ganz ülinliche Zellen gebildet, and Tnlasne
war überzeugt, hier den Anfang eines neuen Thallus vor sich za
haben. Die bildliche Darstellung auf Taf. Vi ateht aber hiermit
nicht ganz im Einklänge, denn einen organischen Zusammenhang mit
den Hyphen zeigen die kleinen runden Zellen nicht nnd werden «ach
im jungen Zustande in der Fig. 12 als fremde Körper beieiehnet.
Ein ähnliches Rcsallat will Tulasne auch nach Aussaat von Sporen
äei Parmelia partelina erlangt haben. — SpecrschneidBr*) säete
Sporen von Rai/eiiia ciliaris unf Holz und beobachtete erst aacb
länger als einem halben Jahre eine Veränderung, indem die 8portn<
t) TiilasQc, Memoire
' Ics 1ich«DB. Ann. sc. nat. 3 »ir. T. XVtl.
*) Gotwickeluiig, MeiamorphoBe und FonpQantUDg der Fleeht«». GüUlugAii
1325. pag. 173.
*) 1. c pag. 9t.
*) Zur Em wickulungagesr dichte der Hasenia eiliarU. Bat. Zeitg. 1853.
pag. 722.
^*
d
125
hflUe durch Verwesmig zerfiel und wenige oder ganze Massen rund-
licher ZelleOi zum Theil keimschlauchartig, hervortraten; die grOssten
dieser Ifasaen zeigten auch Gonidien, doch wie es schien, ohne orga-
oiaehen Zusammenhang mit jenen. Speerschneider hielt dies ftlr
Aoftoge des Thallus. Doch ist es auch hier wahrscheinlich, dass die
grflnen Zellen fremdartige einzellige Algen gewesen sind, wie sich
solche ja auf nassen Oherflftcben nach längerer Zeit allzuleicht einfinden.
Eine andere ent?nckelungsgeschichtliche Methode drängte sich
auf in Folge der Hypothese, dass die Flechten von Schmarotzer-
pilzen hefallene Algen seien. Bewogen durch die Aehnlichkeit oder
▼ollst&ndige Gleichheit der Gonidien gewisser Flechten mit gewissen
Algen sprach zuerst de Bary'), nicht als Behauptung, sondern als
Vermnthungi diesen Gedanken bezflglich der CoUerruicecLe und Byssacei
Fr. aus. Schwendener^) hat darauf in einer Reihe von Unter-
suchungen diese Hypothese Hlr sämmtliche Lichenen zu begründen
gesucht, indem er für alle Flechtengonidien entsprechende Algen-
typen nachwies und jede genetische Beziehung der Gonidien zu den
Hyphen des Thallus leugnete. Durch Bornet') erhielt diese Hypo-
these eine weitere Stütze, insofern derselbe nachwies, dass die
Beziehung der Hyphen zu den Gonidien im Flechtenthallus überall
diejenige ist, wie sie die Theorie des Parasitismus verlangt. Er
suchte damit die bis dahin gleichberechtigte Hypothese zu entkräfteni
nach welcher die betreffenden Algentypen keine selbständigen Orga-
nismen, nur frei gewordene und für sich fortlebende Flechtengonidien
sind. Diese Ueberzeugung hegten nämlich schon die früheren Liche-
nologen bezflglich des Noatoc und des Chroolepus, weil man diese
Algen häufig aus dem Thallus von Collem<iceen und Chaphideen frei
werden sieht Sie wurde in neuerer Zeit auf das Bestimmteste auch
fttr die chlorophyllgrünen und für die den Chroococcaceen-Tj^UB
repräsentirenden blaugrünen Gonidien ausgesprochen von Famintzin
und Baranetzky^), denen es gelungen war, die grünen Gonidien
>) Morphologie und Physiologie der Pilze, Flechten und Myxomyceten.
Leipzig 1866, pag. 291.
<) Verhandlungen der schweizer, iiaturf. Gesellsch. zu Rheinfelden, 9. Sept.
1867. — Untersuchungen über den Flechtenthallus. Beitr. z. wissensch. Bot.
von Nägeli. 4. Heft. 1868. — Ueber die Beziehungen zwischen Algen und
Flechtengonidien. iiot. Zeitg. 1868, pag. 289. — Die Algentypen der Flechten-
gonidien, Basel 1869. — Erörterungen zur Gonidienfrage. Flora 1872, No. 11 fL
•) Recherches sur les gonidies des lichens. Ann. sc. nat. 5. sör. T. XVII.
4) Zur Entwickelungsgeschichte der Gonidien und Zoosporenbildung der
Flechten. Bot Zeitg. 1868 No. U. — Beitrag zur Kenntniss des selbständi-
gen Lebens der Flechtengonidien. Pringsheim's Jahrb. f. wissensch. Bot. VII.
9*
126
von Pannelia parielina, Cladmii'a und Evernia von den llypheo
isolirt fortleben nnd in der fUr die Protocooracefn charakleristiiclien
Weise Schwfinnäporen entwickeln zu sehen. Die Flecbtensystematilcer
haben dann aof die Scb wendeneracbc Hypothese mit der anderen
geantwortet, daes die niederen Algen, denen Gonidientypen ent-
sprechen, keinu Belbstäudigen Pflanzen, sondern frei gewordene
Flechlengonidien seien'). Körber') bat endlich nenerdings die
äeibsttindigkeit der Plecliten aoch fUr den Fall zu retten gesucht,
dass die Tliatsachen, auf welche die Schwendenerianer sich stütien,
wirklich begründet sind. Er gicbt zu, dass die Gonidien im Thallus
nicht von den Hypheu erzeugt werden und dass aus den Keim-
schläuchen der Flechlensporen nur dann ein Tballus werden kann,
wenn sie die ihnen specifisch benStbigte Gonidie, d. h, die öonidien-
form eben derjenigen Spccica, welcher die Spore angehört, im frei
vegetirenden Znstande unmittelbar finden. Die vermeintlichen Algen
aber seien eben lauter freigcwordeno und ausserhalb der Fleclite
vegetirende Gonidien, und die eigenlbümlicben Verbindungen, welche
die Hyphen mit denselben im Thallus eingehen, nicht Erscheinungen
von Parasitismus, sondern umgekehrt Einrichtungen zur Krnihmng
dur Gonidien, welche eingeschlossen ira Thallus die zur Bildung
ihrer EiweissstofTe und ihres Cliloruphylls errufderliclien N&hrstoffe
nur durch die [lyphen zugeführt erhallen können. Wenn man onbe-
uchtet lasBt, dass die Palviellaceeti und Con/ervaceen den Archego-
niatcn vorausgehende Glieder in der Eutwickclnng des Pflanzenreiche«
sind und dass es für viele Typen dieser Ordnungen keine ent-
sprechenden Flechten gonidien giebt, so ist die Körber'sclie Hypo-
these der Scbwcndener'scheu gleichberechtigt. — Auch durch dai
Experiment haben die Scbwendenerianer ihre Theorie zu erweisen
gesucht und damit eine neue entwickelungsgeschichtlidie Hetfaodo
für den Licbenentbullas eingeschlagen: sie säen die Flechtenspnren
auf diejenigen Algen, die den Qonidicn der betreffenden Liehene
entsprechen. So hat Reess^) zuerst solche Sporenaussaaten von
(Jollema glawxscena auf Noeloc iichmioidea veranstaltet; er sab dabei
die KetuschKncbe in die Nostocgallert eindringen nnd mit ihr eineii
') ^'^i^l' Nylatidcr, AniniRdversio de theoria goriidiuruin «Igologica.
Flora 1370; Krcmpelhnber, Die Fkclite» als Parisilen der Algen. Flora
1871: J. .\lii1li-r, Flora 1373; Crumbic. Oii tbe lichen-gonidia quvation.
London 1874.
*) Zur Abwelir der SchwFndFner-ßornct'schen Flechten llieorie Brcoka IS71.
I| Uel>«r div Kulsiclmug der Flechto CoUtma glaacuctui ÜoSm. MooaUlker.
BcrI. Akad. Oktober lä71.
137
CSo2Zmia- artigen Thallasatock bildeo, wenn es ihnen gelangen war,
inr Nahrangsanfnahme das Substrat zn erreichen. Bornet*) hat
einen ebensolchen Aussaatversach mit den Sporen von Coüema
pmljmum auf Nostoc lichenoides angestellt, und im Allgemeinen an
der Alge das Gleiche beobachtet; nach einiger Zeit starb sie ab,
iiMn8 aYoir sensiblement angment^ de volnme." Es ist nicht unwahr-
adieinliehi daas die Keimschlftnche in jede andere gallertartige Sub-
stana auch euigedrungen sein würden. — Treub*) erhielt kein
Resnltat, wenn er Sporen von Leoanora subftisca, Parmelia parietina
nnd Bamalina calicaria auf Cj/stococcus humicola anssäete; wenn
er aber als Unterlage die ans den Flechten freiprftparirten Oonidien
benntste^ die er immer von anderen Arten entlehnte, als diejenige,
deren Sporen geslet wurden, so sah er die Uyphen sich den Algen-
lellen anlegen und vermehrte Zweige treiben, von denen ein Theil
sieh wieder anheftete, bis die Zelle zuletzt ganz umfasst wurde ; zur
Bildong eines vollkommenen Thallus konnte es aber auch nicht
gebraebt werden.
Es giebt aber noch eine dritte entwickelungsgeschichtliche Methode.
Sie pilsamirt irgend eine Hypothese nicht; es ist die gewöhnliche,
in der Morphologie übliche, welche auf der Vergleichnng der in der
Natur aufzufindenden Entwickelungsstadien verschiedener Individuen
beruht. Sie vermeidet die Schwierigkeiten, welche sich bei Zimmer-
knltnren unter Glasglocken entgegenstellen und welche bef diesen
Pflanaen, die fast ohne Ausnahme nur gedeihen an den Witterungs-
einilflssen ungehindert preisgegebenen Standorten, gegenwärtig fast
nnaberwindlich erscheinen. Allerdings verbietet sich die allgemeine
Anwendung dieser Methode bei den Lichenen wegen des Eingangs
hervorgehobenen Umstandes, dass nur die wenigsten Flechten in der
Natur ihre Entwickelung aus Sporen oder aus Hyphen allein begin-
nen, man vielmehr ihre ersten anzutreffenden Stadien in der Regel
schon ans Gonidien und Hyphen zusammengesetzt (Soredien) antrifft.
Sind wir auch, besonders durch Schwendener*s Untersuchungen,
schon vielfach unterrichtet worden Ober die Bildung des vollkommenen
FleditenthalluB ans den Soredien und Aber die Gesetze des Wachs-
thnma desselben, so reichen diese Thatsachen doch zu einer voll-
bis auf den Anfang zurückgehenden Entwickelungs-
nicht aus. Es giebt aber eine Zahl Lichenen, an deren
spontanen Vegetationen man noch einen Schritt weiter zurückgehen
1) L c pag. 93.
S) LieheneDknhor. Bot. Zeitg. 1873 No. 14.
kann. BesoDders einladend mflssen die hypophlOodiachen Krasten-
flechten erscheinen, weil bei der Eigentbflmlichkeit des Substrates,
in welchem dieselben ihren Thallas bilden, die Untersnchang uns
Rechenschaft geben mass, wie die Hyphen and insbesondere die
Oonidien dorthin gelangen, wo sie im fertigen Thallas gefanden
werden. Ans diesem Grunde und auch weil Bau und Wachstham
des Thallus, die bei den meisten heteromeren Thallustypen befrie-
digend aufgeklärt sind, gerade bei diesen Flechten noch keiner
genaueren Untersuchung unterworfen worden sind, habe ich nach
der angegebenen Methode die Entwickelung des Thallus einiger
rindebewohnender Graphideen und Verrtu;arteen zu ermitteln gesucht
Diese Beobachtungen, aber welche ich bereits der Naturforscher-
Versammlung zu Wiesbaden 1873 zum Theil referirte, habe ich in
der Folge weiter fortgesetzt und vervollständigt und gebe darüber
im Nachstehenden Bericht. Ich betone, das8 mir das rein morpho-
logische und biologische Interesse an der Entwickelungsgesehichte
des Thallus das hauptsüchliche Motiv zu diesen Untersuchungen
war, dass ich nicht allein darauf ausging, an diesen Flechten die
Oontroverse Aber die Beziehung der Gonidien zu den Hyphen zu
erörtern, wiewohl ich voraussah, dass diese hiermit innig zusammen-
hängende Frage dabei auch eine Beantwortung finden würde. Meine
Erwartungen in dieser Beziehung haben mich nicht nur nicht ge-
täuscht, sondern ich erkannte auch, dass man bei diesen Flechten
biologis^ho Verhältnisse antrifft, welche sich nicht in das Schema
der Vorstellungen fügen, welche in den letzten Jahren für die Flechten
überhaupt geläufig geworden sind. Trotzdem liefern auch diese
Ergebnisse neue Beweise für den Kardinalpunkt der Schwendener-
ßorne tischen Hypothese, dass die Gonidien etwas der Flechte
Fremdartiges sind.
Ueber den Bau und die Entwickelung des hypophlöodischen
OraphtdeenihMws begegnen wir bei den früheren Lichenologen fast
nur specnlativen Betrachtungen. Wallroth ^) stellte sich vor, dass
bei diesen Flechten, die sich schon in den glatten Baumrinden an-
siedeln, die gonimischcn Brntzellen aus der Atmosphäre auf das
Substrat gelangen, daselbst ihre Weiterentwickclung aber nur dann
finden, wenn gewisse Bedingungen erfüllt sind, wenn sie eine für
Flechtenansiedelung „urbar gemachte^^ Rinde antreffen, wie Wall-
roth sich ausdrückt. Er versteht darunter den Zustand, wo die
Epidermis in dünnen Schüppchen sich abstösst und die dadurch
') Naturgeschichte der Flechten. Frankfurt a. M. 1825 1.
129
bedingte Unebenheit das Anhaften der Gtonidien gestattet. Letztere
würden dann vermöge des überhaupt jedem Keime ioDewohnenden
„Strebens nach nuten'^ trotz ihrer Kleinheit Kraft genug besitzen,
am durch ,|die entweder durchbrochene oder vermöge ihrer Zartheit
leieht an durchbrechende Oberhaut'' tiefer einzudringen und sich
featansetzen. Uebrigens warnt schon Wall roth') davor, dass man
die von diesen Flechten bewohnten Stellen glatter Rinden, welche
besonders bei Arthonia- und Ferruoarto-Arten je nach den B&umen
bald durch graulichbraune, bald durch etwas glänzend olivengrtUi-
liche, bald durch glänzend silberweise Färbung sich kenntlich machen,
als wahre Kruste bezeichne und sie der Flechte selbst angehörig
betrachte, denn sie seien nichts als schon veränderte Oberhaut,
welche die Flechte „als eine allgemeine, so zu sagen zugleich mit
verflechtende Halle benutze,'* wodurch die „mattweisslicbe oder auch
ehloropliänisch durchschimmernde Färbung** bedingt werde. Wall-
roth*) unterscheidet auch schon „ein hypophlöodisches Verweilen
ohne und mit epiphlöodischer Sichtbarwerdung." Im
ersteren Falle verbleibt die Brutzelle eingesenkt und setzt ungestört
neue ähnliche Brut ab ; die Häufigkeit solcher hypophlöodischer Brut-
anflflge sei so gross, dass „man sich kaum einen in dieser Hinsicht
aor Annähme fähigen organischen Boden denken könne, auf welchem
nicht jene zarten ünsichtbarkeiten eingeatreut wären ;^ nur ihrer
ünscheuibarkeit wegen blieben sie am häufigsten unbeachtet. Wenn
man an einem schlankgewachsenen, glattrindigen Eschen bäume ein
Bmchstflck der Rinde „in der Nachbarschaft der schon entfalteten
Chraphia atra und insculpta^ betrachte, so finde man nach Entfernung
der Oberhaut durch leise Scheuerung goldgelbliche Kügelchen, welche
„wirkliche Brutzellen vermuthlich der benachbarten Flechten" seien.
Auch an Buchen treffe man, sogar bei Abwesenheit jugendlicher
Fruchtgehäuse unter der unveränderten Oberhaut wenn man sie ab-
sehenre, oft derartige Brutzellen, die sich äusserlich ganz unsichtbar
erweisen. Wenn eine frühzeitige Auflockerung und Trennung der
(Kberhant an solchen Stellen eintritt, so würden die eingeschlossenen
Bmtsellen nach aussen streben und zu den Brutzellenausbrüchen
Veranlassung geben, welche oft ganze Baumstämme flberkleiden.
Oft aber treten auch beide Theile, Oberhaut und Brutzelle, „in freudi-
ger Gemeinschaft üppiger hervor.** Dieses Epiphlöodischwerden stellt
sieh Wallroth so vor, dass hypophlöodisch angesiedelte Brutzellen
, mehrere ihres Gleichen „in zusammenhängender Ineinanderschichtung
1) 1. c pag. 143, 151-153.
«) 1. c psg. 160 £
130_
ausstOBsen und selbst im Verborgenen irgend einen bindendoD Stoff
aasströmen lassen/^ Diese Ansammlang gewinne dadarch an Con-
sistenz und trete dann mit ihrer ScheinhflUe merklicher hervor, indem
sie eine weissliche Fftrbang, einen perlmnttorähnlichen matten Glans
nnd eine gewisse Olätte annimmt, dem bewaffneten Ange wie ein
geronnener Milchaafgass erscheint, an welchem alsbald die AnflUige
der Frachtgehäase von innen hervorbrechen. Oass schon Wall roth
die Unterschiede der beiden Formen des hypophlöodischen Thallas
sich klar gemacht hat, verdient am so mehr hervorgehoben za wer-
den, als selbst in der neueren descriptiven Flcchtenliteratur die Ter-
minologie diese Thallasformen vielfach nicht hinreichend anterscheidet.
Tulasne^) giebt an, dass die Vegetationsorgane der Opegrapha
atra unter der 3. oder 4. Zellenlage des Korkes sich befinden in
Form grüner zusammenhangender Oonidien und sehr undeutlicher
Fasern. Bei Arthonia gcUactites seien es amorphe oder unregel-
mftssig faserige Massen, nntermengt mit kurzen Ketten grOner Zellen,
in der oberflächlichsten Korklage. Der einfachste Bau finde sich
bei Verrucaria epidermxdia atomaria etc., wo das Periderm von
ästigen, unregelmässigen Fäden durchzogen sei, anf welchen kleine
Gruppen sphärischer grüner Oonidien zerstreut sind, die nur schwach
an einander und an den Fäden hängen, aus denen sie nach Tuiasne's
Meinung entstehen, und zu selten sind, um dem Thallus grüne Farbe
zu geben.
Nach de Bary*), welcher den Thallns von Oraphü scripta,
Opegrapha varia, O.plocina und anderer Arten, Lecanactis lUecebrosa,
Arthonta tmpoltta und Pyrentda nitida untersuchte nnd bei allen
im Wesentlichen übereinstimmend fand, besteht die Hanpteigenthüm-
lichkeit dieser Formen in der Beschaffenheit der Oonidien, welche
zn oft vielgliedrigen, confervenartigen, ästigen Zellreihen vereinigt
sind, welche durch Spitzen wachsthnm nnd Thcilung der Endzelle
sich verlängern nnd dadurch sich verästeln, dass unter dem oberen
Ende der Gliederzellen eine Ausstülpung getrieben wird als Anlage
der änssersten Zelle des Astes. Die Gliederzellen haben meist eine
tonnenförmige, mitunter fast knglige, oder zumal am Rande des
Thallos, schmal nnd langgestreckt cylindrische Gestalt und im Ver-
hältniss zu anderen Gonidien ungewöhnliche Grosse. Die Zellen
enthalten einen durch Chlorophyll gleichmässig gelbgrün gefsirbten
Protoplasmakörper, in dessen Mitte eine Anzahl verschieden grosser
1) l. c. pag. 9—11.
») 1. c. pag. 260—262.
131
roAgelber Olartiger Körner liegen; oder dieselben nehmen den Innen-
nram beinahe gans ein, wobei selbst die schmale peripherische grOne
Schicht fehlen kann. Bei den rindebewohnenden Arten besteht der
Thallns ans einem Geflechte Ton Gonidienketten nnd Hjrphen ohne
Differenzimng in Mark- nnd Rindeschicht; beiderlei Bestandtheile
sind ausgebreitet zwischen den ins^ersten Peridermalagen der Rinde
nnd die Oonidienketten Torzogs weise in der Richtung der Obcrflftche
geordnet| sie drängen sich sammt den Flyphen allenthalben zwischen
die Lagen und einzelnen Zellen des Pcriderma ein. Die Aussen-
fliehe des nur geringe Dicke erreichenden Thallns ist stets bedeckt
Ton einem ans einer oder einigen Zelleulagen bestehenden Pen derma-
Bbennge. Die weissliche Farbe dieser Thalli rflhre von Luftan-
sammlung in nnd unter dem vertrockneten oberflichlichen Periderm,
bei Chraphü scripta auch Ton reichlicher Anhäufung unregelmässiger
kTystaliinischer Stflcke von oxalsaurem Kalk her.
Bornet') hat Chroolepus umbrtnum Ktz., welches die Gonidien
der Opegrapha varia Pers. bildet, unabhängig von der Flechte auf
Zweigen beobachtet. Die Alge lebe sowohl auf der Epidermis, als
auch unter den äusseren Peridermaschichten, krieche auch in die
Zellen derselben hinein und verzweige sich in denselben. Der rothe
Inhalt fehle bisweilen nnd die Zelle enthalte dann nur ein hell und
glänzend grflnes Chlorophyll, was besonders in den tieferen Periderm-
sehiehten der Fall sei. Am Rande der genannten Flechte, wo die
weisse Kruste undeutlich wird, bemerke msn theils im Periderm,
theils auf den oberflächlichen Zollen desselben locker verfilzte Hyphen,
welehe gegen den Rand hin seltener werden; wo sie mit den im
Periderm befindlichen kettenförmigen rothbraunen Gonidien zusammen-
treffen, befestigen sie sich an einzelnen Zellen der Ketten. Im eigent-
lichen Thallns seien die Hyphen stärker entwickelt, umstricken die
Gonidien mit viellsppigen Zweigen, besonders auch an den Ein-
Bchnflrungen der Ketten, so dass letztere in kurze Stticke getrennt
werden. Bei Verrucaria nitida Schrad. bestehen ähnliche Verhält-
nisse. Diese Darstellung lässt keinen Zweifel darüber, wie Bornet
sich das Zustandekommen dieser hypophlöodischen Thslli vorstellt:
■Is ein Befallenwerden der ursprflnglich fUr sich allein im Periderm
lebenden Alge durch die ein- und vorwärtsdringenden Hyphen.
Aus der Familie der Gfraphideen habe ich den hypophlöodischen
Thallns von Arthonia vulgaris Schaer., A. epipaata Krb. und Oraphia
Bcripia Ach. untersucht und zwar vorzflglich an jungen und mittel-
1) L c. psg. 54—56.
132
alten noch gUttrindigen Stämmen der Bscben und Eichen, an denen
besondere die beiden erstgenannten sehr hänfig nnd an Terschieden-
alterigen Bänmen oder in verscbiedenen Höhen leicht in allen Eät*
wickelnngsstadien zu finden sind. Doch kommen beide auch an an-
deren jungen, glattrindigen Laabhölzem häufig vor, nnd ich habe sie
auch an solchen verglichen. Stets verwendete ich frisch gesammel-
tes Material zur üntersnchnng; wo das nicht der Fall war, habe
ich es ausdrücklich bemerkt. Die frisch gesammelten Flechten
stammten aus der Umgegend von Leipzig und Dresden.
Zur Orientirung über den Bau des Periderms der Eiche und
Esche, wie er schon an den wenigjährigen Zweigen und solange als
der Stamm glatt bleibt sich zeigt, sei Folgendes voransgesehlckt
Auf dem Querschnitte unterscheidet man leicht zwei Schichten des
Periderms: eine innere dickere und eine äussere dünnere, stets Cub-
lose. Die erstere grenzt unmittelbar an das Korkcambinm;
Zellen sind ungleich deutlicher und regelmässiger als die der
deren; sie haben rectanguläre Gestalt, liegen ziemlich genau in
dialen Reihen; ihr Lumen ist gewöhnlich weiter, die Membranen
sind ziemlich kräftig und gleichmässig gebsnt. Bei der Esche be-
steht diese Schicht aus sehr weiten, fast quadratischen Korkaellen,
die nur in zwei Lagen übereinander liegen, leer, lufthaltig nnd nur
Mass graubräunlich gefärbt sind; daher erscheint die Eschenrinde
graugrün, indem die grüne primäre Rinde durchscheint. Im späteren
Alter werden immer mehr solche Korkzelllagen gebildet. Bei der Eiche
ist diese Schicht aus vielen Zellenlagen zusammengesetzt und mehr
oder weniger braun gefärbt; ihre Zellen sind rectangulär tafelförmig,
von massiger Weite; ihr Lumen- übertrifft die Dicke der Wände nm
das Mehrfache; sie führen meist einen amorphen gebräunten Inhalt,
welcher die Farbe dieser Schicht bedingt; daher sieht die glatte
Eichenrinde bräunlich aus. Die Zellen der stets farblosen und dnreh-
scheinenden äusseren Schicht sind ungleich enger, ihr Lumen über-
trifft manchmal kaum die Dicke ddr Wände, ja es liegen oft Aoasen-
und Innenwand aneinander; ihre Gestalt ist un regelmässiger, indem
die radialen Wände gewöhnlich mehr oder weniger schief gezogen
oder verbogen sind, so dass auch die Zellen mehr seitlich zwischen
einundergeschoben, weniger deutlich in radiale Reihe geordnet er-
scheinen. Es sind dies offenbar die Folgen des durch die Ausdeh-
nung der inneren Gewebe, zunächst der inneren Schicht des Peri-
derms, hervorgebrachten Druckes, durch den jene Schicht immer
mehr in Spannung versetzt wird. Die Dicke derselben schwankt bei
der Eiche zwischen 4 bis 6, bei der Esche nur zwischen 2 bk 4
radiai hintereinander liegenden Zellen. Diese beiden Sehichten
iMien flieh aneh nnterseheiden, wenn man das Peridenn durch Schnitte
parmllel der Oberfläche abgetragen hat. Mittelst sehr dttnner Schnitte
erliilt man anr die farblose äussere Schicht; Schnitte, die etwas
dicker anafiülen, zeigen bei der Eiche an den betreffenden Steilen
uHerwirta die hellbraunen Korkzellen; bei der Esche lässt sich
diese Schicht, ans dieser Richtung betrachtet, nur an den kräftigeren
Zellmembranen und dem gleichmässigeren Gewebe erkennen. Ich
will beide Theile einfach als äussere und innere Korkschicht be-
■eiehnea.
1. Arthonia Tolgaris Schaer.
KOrber') charakterisirt die mit Opegrapha nächst verwandte
OAttong Ärihonia durch Apothecien ohne Ezcipulnm, die daher
▼OB Anfang an nackt und nichts als Hjrmenium sind, welches un-
■ittalbar der Baumepidermis oder einem später gebildeten eigenen
Thallaa aufsitzt, keine Paraphysen, kurz bimförmige Schläuche hat
•sd meist sternförmig strahlige Gestalt besitzt; die Asci enthalten
4 bia 8 in einer oder zwei Reiben nebeneinander gelagerte Sporen;
letztere alnd vier-, bisweilen nur zweizeilig; ihre Gestalt wird poppen-
ftnnlf (nymphaeformis) genannt, wegen der Aehnlichkeit mit den
alt Kinderapielseng bekannten Wickelpuppen, indem die oberen Zellen
■Miflt breiter und länger sind. Arthonia vulgaris, welche an glatt-
radigen Eachen und Eichen ausserordentlich gemein ist, hat nach
KOrber*) einen „thalliui efwtus, primum hypophloeadea, dein nu-
dmt, ienuäer leprosua, aUndo-cineraacens L olivaceus/^ Als wichtigste
Merkmale beachte man die vom unregelmässig Kreisrunden ins Ge-
lappte oder schwach Sternförmige strebende Gestalt der ziem-
Bdi flachen Apothecien und die zu G — 8 in einem Ascus enthaltenen
▼ierzelligen hyalinen Sporen. Diese aof die Frflchte bezflglichen
Merkaule aind die allein zuverlässigen, da, wie das Folgeade zeigen
wird, die Beschaffenheit des Thailos in gewissen Zuständen Ton dem«
jeaigea anderer Arten nicht zu unterscheiden ist.
* Die Zeit des ersten Erscheinens des Thallus dieser Flechte ist
aa ein bestimmtes Alter des Baumes nicht gebnnden. Man kann
setae Anfrage schon an 1 Ctm. dicken Stämmen und Aesten junger
Eiehea fiaden, an Eschen erscheint er meist erat an etwas dickeren
8täanaea, und solange der Baum gUttrindig bleibt, können neue
^ Systema Itchenum Germaniae. pag. 989.
>) L c. pag. S90.
134
Thalli an ihm entstehen. Die Flechte liebt einen etwas geschllicteii
Staudort, siedelt sich an den retner nnd unversehrter bleibenden
Stämmchen des Unterholzes lichter Wälder lieber an als anf den
etwas rauheren nnd mit Algen- nnd Soredienanflügen stärker bedeck-
ten Rinden ganz freistehender Stämme. Einzige Bedingung fttr die
Ansiedelung der Flechte scheint hiernach ein unversehrtes, an der
Oberfläche reines, mit der unterliegenden' Rinde organisch zusammen-
hängendes fortbildungsfähiges Peridcrm zu sein.
Das erste Sichtbarwerden des Thallns anf Eschen besteht in dem
Auftreten grflnlicher Flecken, die sich durch diese Farbe von dem
mehr unrein graugrün oder völlig grau gefärbten normalen Periderm
unterscheiden. Dieselben sind im Allgemeinen von runder Form, gehen
aber mehr oder weniger ins Elliptische, indem sie in der Richtong
des Querdurchmessers des Stammes gewöhnlich etwas breiter sind
als in longitudinaler, was jedenfalls zum Theil mit dem währead
ihrer Bildung fortschreitenden Dickewachsthnm des Stammes zu-
sammenhängt, daher auch an den älteren Thalli sich steigert. Ihre
Grösse liegt zwischen weiten Grenzen, gleichwie die des fertigen
Thallns, und sie treten bisweilen schon bei ihrem ersten Sichtbarwer-
den in demjenigen Umfange anf, den sie im entwickelten Zustande
haben. Dass sie die Anfänge unserer Flechte sind, ergiebt sich un-
zweifelhaft, wenn man von den weiter entwickelten Individuen anf
die jüngeren Entwickelungsstadien vergleichungsweise zurückgeht,
mit denen sie nicht selten an einem und demselben Stamme ange-
troffen werden. Noch weiter zurück verfolgt, entschwinden diese grüneren
Flecken bald der Wahrnehmung, indem das Anfangs gleichmäsaig
graue Periderm in der Ausdehnung, in welcher die Flechte auftritt,
allmählich die grünere Färbung erhält. An diesen Stellen ist das
Periderm in Bau und Zusammenhang im Wesentlichen ganz gleich
dem anderen^ und nichts als die andere Farbe verräth die Anwesen-
heit eines fremden Organismus, der jetzt bereits in demselben zu
finden ist. Aber dieser ist auch nicht die unmittelbare Ursache die-
ser Farbe, denn die letztere wird vom Baume selbst dadurch hervor-
gebracht, dass das Periderm, besonders die äussere Korkschicht,
festeren inneren Zusammenhang hat und starker angespannt ist, wo-
durch die ganze Haut fester an die Rinde angedrückt wird, deren
Farbe durch solches Periderm besser durchscheint. Die Oberfläche
behält dabei eine gewisse Glätte, ja sie zeigt wohl auch einigen
Glanz, während das andere Periderm, dessen äusserste Korkzellen-
lage nicht in so gleichmässigem Verbände bleibt und sich wohl
sogar etwas abschuppt, diese Eigenschaften weniger zeigt und
I
t
oft Mitig mit Aoflflgeii anderer Organismen, besonders Pleuro-
f, sieh reichlich bedeckt, von denen jene Stellen nichts oder
lagieieh weniger leigen.
la diesen Stellen des Periderms erkennt man innerhalb der
lästeren Korkschicht nnd iwsr immer nnr in dieser, ausser-
ordentlieh feine hyaline Hyphen von nnr 0,8 Microm. Dicke und
gais regellos geschlingeltem Verlauf, hin und wieder dichotom in
Aeato getheilt, aber nicht eigentlich mit einander verwebt. Man be-
■erkt sie sowohl, wenn man die äussere Korkschicht von der Ober-
iiebe betrachtet, als auch auf dannen Querschnitten durch dieselbe:
fai beiden Fällen flberzeugt man sich, dass sie zwar wegen der
der äusseren Korkschicht, auf die sie beschränkt Bind, vor-
in den Richtungen der Fläche derselben sich auBbreiten,
doch alle Membranen der Korkzellen in allen möglichen Rich-
dnrchdringen, auch durch die sehr engen Lumina derselben
laiadarehgehen und ttberhaupt in ihrem Verlaufe völlig unabhängig
▼Ol der adligen Struktur der äusseren Korkschicht sind : sie durch-
•^tiea dieselbe wie ein homogenes, nach allen Richtungen gleich
Kracht durchdringbares Substrat. Sie sind in allen Theilen der
Korkschicht zu finden, auch in der nach aussen grenzenden
in der oberflächlichen Korkzellenlage, so dass sie zum Theil
deren Oberfläche vorragen und frei liegen. Dieser von den
Zivilen der Nährpflanze in keiner Weise beeinflusste Verlauf der
Bypken iai zwar bei Schmarotzerpilzen eine seltenere ^ wiewohl
keineswegs unerhörte Erscheinung, denn z. B. die braunfUigen Myce-
Uen von Plmtpora und verwsndter in Hautgeweben schmarotzender
J^frtnontjfcsten zeigen ganz Analoges; sehr gewöhnlich aber ist
^ Braeheinnng an solchen Pibmycelien, welche todte organische
Otwebe bewohnen. Der Umstand, dass die Hyphen in der festen
Ktrksnbstans sieh befinden, welche mit ihnen fast gleiches Licht-
httehangsverroögen hat, erschwert die Erkennbarkeit dieser ohnebin
iSMsrst feinen Fäden auf tangentialen Schnitten bedeutend; ver-
Hiate Kaliiösung klärt dieselben etwas mehr auf; ähnlich wirkt
iieh Cbloraiolgod, wenn Behandlung mit Kali vorausgegangen ist.
DiMe Hyphen gehören allein der Flechte an; als fremdartig von
kssB an unterscheiden sind die auf der Oberfläche des Periderms
Mgesiedelten Wesen, die Überhaupt auf jeder Baumrinde vorkommen.
Dil shid hauptsächlich Pteurococcus- und ausserdem i>sfiia<tttiii-artig6
Bldifan ; sterile, bald hyaline, häufiger aber braunCi meist torulöse ge-
lUoderte Hyphen, die auch manchmal in Tbrti^-artige Glieder sich auf«
MMi nnd gewöhnlich vielmai dicker oind, als die Fäden der Flechte.
186
Diese Bildun^n sind fast nur epiphyt, obwohl sie sich der Ober-
fläche innig anschmiegen nnd wie Pleurococcua gern in den Ver-
tiefiingen nnd unter balbabgelösten Korkzellen sich ansiedeln. Aaf
den nicht Ton der Flechte bewohnten Stellen sind diese Weseo^ wie
schon angedeutet, gewöhnlich sehr reichlich; da wo die Fkehle
Platz gegriffen hat, treten sie nicht in solcher Menge auf, dass des
unbewaffneten Auge ihre Anwesenheit verrathen wflrde ; das Mikroskop
flberzeugt uns, dass sie auch hier nicht gänzlich fehlen, bald kon-
men sie nur sehr sporadisch, höchstens vereinaelte Individnen toi
Pleurococcua, bald auch in zahlreicheren Oesellschaften Tor. Der
Orund dieses spärlicheren Auftretens an diesen Stellen liegt einfach
in der grösseren Glätte, in dem Mangel von Rauhigkeiten der Ober-
fläche, weiche für die Ansiedelung dieser Pflänzchen nicht genügend
feste Punkte darbietet.
Die Ausbreitung der Hyphen auf dem ganzen Räume, den später
der Flechtenthallus einnimmt, muss sehr rasch geschehen, alsdann aber
die Zahl der Hyphen sich vermehren, so dass durch dieselben allmählick
diejenige Wirkung auf das Periderm hervorgebracht wird, welche
das veränderte Aussehen dieser Stellen bedingt. Die peripherische
Ausbreitung der Hyphen verlangsamt sich aber damaoh sehr bedeu-
tend oder wird wohl auch ganz sistirt, indem die Thalli nicht merk-
lich an Umfang gewinnen und auf den sehr verschiedenen Grössen
verharren, welche sie bei der Anlage zuflillig erreichten. Die Wir-
kung der Hyphen auf die äussere Korkschicht ist aber augenschein-
lich die, dass sie die Zellen derselben fester nntereinander verbinden,
sowohl in der Richtung der Oberfläche, als auch in radialer Rich-
tung, dadurch das Abstossen der Korkzellen verboten, somit diese
Schicht zu einer an der Oberfläche glatten, in sich fester zusammen-
hängenden dehnbaren Haut machen, welche den unteren Theilen
inniger aufliegt- Es kommt aber auch noch eine andere Abweichung
des Periderms hinzu: der Kork ist hier dichter, er besteht beson-
ders in der inneren Korkschicht aus kleineren, etwas dickwandigeren
fest zusammenhängenden Zellen; der nicht von der Flechte bewohnte
ist minder dicht, weicher, seine Zellen sind etwas grösser, die Wände
dflnner. Darum schneidet sich auch der letztere in tangentialer
Richtung leichter, der von der Flechte eingenommene erweist sich
beim Schneiden fester und härter. Wir müssen diese, wenn auch
geringfügige Veränderung in den während der Anwesenheit der
Flechte sich ausbildenden Zellen als eine Einwirkung derselben auf
die um sie liegenden Gewebe der Pflanze betrachten.
In der That sind, solange der Phallus das beschriebene Aus-
137
4ie9c Hypk«!! der fiaiiire Befttaidtheil de«*
s«1Wb; er ist ^«aidieilos. £s lAMt «ich du niuweiMliaft
Gma&m aü Sicherheit im Periderm ntchiiwetiieii
aa^ wo sie wirklich auftreten aad weil
■it aaderea Zellen hier aas^fcaciiloasiea int^ we
darch ihre Ei^ifthaialiciikeitea hialAagli<li
Ml will gleich hier bemerkea, da««, da bei
G«BidieB häufig ohae da« orang«^be Oel aaf«
greif» nii««, om «ie «icher aafkafiiHlea%
ai^ durch Chlorsinkjod im Periderm nachwei«en>
wie aaf Qoeraehaitten, selh>t dann, wenn
Kark eiBge«chlos«en sind, indem «ie dadarcii eine leb«
Flrbang aaaehmen. Es ist aar Sicherheit der Reac^
dia Schnitte, nachdem man die Lnft an« dem Kork dnrch
hat, eiaige Minnten in Tcrdttnnte Kalilange tu legea,
mit Essigsinre su nentrallsiren und nach aber«
Chlondnkjodlösang aatusetson. Etwa in den
KOgelchen des charakteristischen Oeles werden
tief adiwanblaa gefärbt Weder an der Überfläche, noch in der
isaaereB, noch in der inneren Korkschicht finden sich in dieser Pe*
rMe Gondiea der Arikcnia, nnd man kommt immer in demselben
Ihanttsfi TOD welchem Punkte des Thallns auch man die Schnitte
henahflMB mag. Ebenso fehlen dieselben im normalen Periderm
dnrdiaBa. Bornet, welcher Opegrapka varia Pers. untersuchtCi
befrachtet das Vorkommen von Chroolepus auf und unter den äusseren
Peridermschichten ausserhalb der Flechte an den Zweigen gleichsam
fir eia nbiquistisches. Ich vermuthe, er hat das Periderm in der
Nähe des Randes solcher Thalli untersucht nnd sich bereits im Go*
biete der Flechte befunden; wir werden bei Oraphü auf diesen
Unatand xnrfiekkommen. Fflr die von mir untersuchten mit Arthofiia
besetxten Eschenrinden muss ich das Fehlen des Vhroolepua in der
normalen Rinde auf das entschiedenste behaupten.
Nach einiger Zeit bekommen diese grünlichen Stelion ein weiss*
fleckiges Aussehen. Das ist das sichere Zeichen, dsss die Oonidien
erschienen sind; sie finden sich auch nur iu diesen weissen Flecken,
aber hier ausnahmslos; die Stellen des Thallns, welche noch unver*
ändert grflnlich erscheinen, sind auch jetzt noch gonidienlos« Wenn
man von einem solchen weissen Fleck durch einen tangentialen
Sehnitt das Periderm oder wenigstens dessen äussere Korksohioht
abträgt und in der beseichneten Weise mit ChiorzinkJodlOsung prüft,
so bemerkt man jetzt unter der zweiten oder dritten äusseren Kork-
138
zellenUge, also in der unteren Region der äusseren Korkaehiefct,
gewöhnlich eine grosse Anzahl lebhaft weinroth gefärbter grosser
Zellen von runder oder etwas polygonaler Gestalt, im Dorehmesser
etwa den dritten oder vierten Theil des durchnittliohen Darchmesaeft
der über ihnen liegenden deutlich sichtbaren Korkaellen betragend.
Sie liegen oft streckenweis in einer zusammenhängenden einfaekea
Lage nebeneinander, bisweilen so dicht, dass sie durch gegenaeitigeB
Druck polygonal werden und den Eindruck einer parenchymatiacbai
Zellenfläche hervorbringen; wo sie sich nicht drucken, haben sie
runde oder ovale Oestalt (Fig. 1). Auf dem Querschnitt zeigt aidi
die Anordnung in einer einfachen Lage und dass sie in der unteren
Region der von den Hyphen eingenommenen äusseren Korkaehieht
vorhanden sind, auf das Deutlichste (Fig. 2). Bei ünteranchnng in
Wasser erscheinen die Membranen dieser Oonidien farbloa and
massig dick. Der Inhalt ist ein bald dflnnes, bald dichteres, tut
homogenes Protoplasma, fast ein Epiplasma nach de Bary*B Be-
zeichnung; durch Reagentien contrahirt es sich etwas, wird nodi
dichter und etwas glänzend; Chlorzinkjod färbt es blassgelblieh«
Es ist von Natur entweder biassgranlich gefärbt oder auch farblos,
nnd sehr' oft fehlen ihm die für Chroolepua charakteristischen rothea
Oelkömchen vollständig. Aus diesem Grunde sind hier die OonidieB
wenigstens ohne Anwendung von Reagentien nicht sehr auffallend;
Kör her*) scheint auf den Mangel des rothen Oeles anfmerksam
geworden zu sein, denn er spricht bei dieser Flechte von einer
„nicht erythrogonimischen Kruste,^ deren Veilchendiift ihm desshalb
auffällig erschien. Doch ist es ebenso häufig, dass man in einzelnen
oder sogar in vielen dieser Gonidien goldglänzende Oelkömchen an-
trifft. Dieselben treten bald als ein oder mehrere grössere Tropfen
bald in vielen kleinen Körnchen fast emulsionsartig auf. Jod färbt
sie schwarzblau. Stärkemehl ist nicht vorhanden, denn wenn dem
Zelleninhalt das Gel durch Aetber entzogen worden ist, so färbt er
sich durch Jod nur gelb.
Wenn man Thalli untersucht, welche eben in dieses zweite
Lebensstadium einzutreten beginnen und erst weiss gesprenkelt oder
marmorirt sind, so gelingt es, das erste Erscheinen der Gonidieo
zu beobachten. Die Gonidien wandern von aussen in den
schon vorhandenen Thallus der Flechte ein. Ausser mehr
oder weniger grossen Ansammlungen von Gonidien, welche schon
innerhalb des Periderms sich festgesetzt haben und die dem unbe-
1} Systeina lichenuni Gennaiiiae. pag. JÜl.
«9
189
Av^ sichtbareD kleinen weissen Flecke bedingen, findet
kier msf Queren Strecken, die noch keine Gonidien beherbergen,
cioxelne iaolirte Individnen derselben von der Oberfl&che ans
oder weniger weit in den Kork eisgedmngen. Dieis^e in der
begriffenen Gonidien sind bei Betrscfatnog in WaisKer
Glyeerin nicht leicht sichtbar tn machen, denn sie sind ans-
■akiHlos ohne farbige Oelkdmchen, ihr Protoplasma seigt keine
■erklidi grttne Farbe, nnd zudem sind die Zellmembranen meist min-
der killtig gebant, der Zeileainhalt ist veoiger reichlich. Das alles
trigt daso bei, daas sie auf nnd in den ähnlich lichtbrechenden
Korkiellhtnten sich schwer xn erkennen geben. Anvendong von
Cklondnkjod llsst sie jedoch wegen ihrer Höthnug sehr dentlich
kenrortreten. Die Infectionspankte liegen sehr serstreut. lltofig
sneht man sie im ganzen Präparate vergebeuii, sowohl aof als in
dem Peridenn, nnd nnr an einem einzigen Funkt befindet sich eine
knne Kette von zwei oder mehreren solcher ovaler oder tonnenför-
Bsi^r Zellen des farblosen Ckroolepus, und man sieht stet«, dass diese
iaolirten Anfinge noch ganz oder wenigstens an dem einen
£iide an der Oberfläche des Periderms liegen, indem ge-
wlSlinlicb das andere Ende der Kette bereits onter die oberste Kork-
lelie in wenig geneigter, der Oberfläche faKt paralleler Richtung
eagedfiingen ist. Kan kann sich von diesen Lagenverhältnissen mit
der grtesten Praeision dnrch feine Einstellung überzeugen und findet
steta, dass es die jüngste, das Längenwachsthum der Kette vennit-
telade Endzelle ist, welche die tiefere Kichtang eingeschlagen hat
In Fig. 3, welche einige solche Zustände darstellt, sind die ober-
lliehlieb liegenden Stücke der Ketten durch stärkere Contonren be-
aeiehnet, das üebrige liegt bereits innerhalb des Korkes. Links,
wo die Kette erst aus 2 Zellen besteht, ist nnr die ältere und
böebstens der hintere Band der anderen Zelle auswendig. Die letztere
erweist sieh dnrch ihre Gestalt deutlich als die ßcheitelzelle der
werdenden Zellreihe. In Fig. 3 rechts scheint die grossere Zelle der
oberfllehliehen Kette die älteste zu sein, von welcher nach rechts
ein knrxer Spross ausgeht, der sogleich ins Periderm eingedrungen
iat| während sie nach links zwei Zweige entsendet, von denen der
eine zn einer ans 3 kleinen Zellen bestehenden oberflächlich geblie-
benen Kette geworden ist, die sich nicht weiter fortbildet, d.r an-
dere aber ins Periderm gelangt ist und wie aus der Gestalt seiner
Zellen ersichtlieh, zu einer rflstigen Fortbildung sich anschickt
Man sieht auch hierbei wieder, wie die festen Korkzellmembranen
von der fremden Pflanze ohne Ilindemiss durchwachsen werdeUi
C«ha, BeHrüce sv Riolofie der Fflaaien. Baad II. Heft IL IQ
140
md 68 ist TOD iMtoiMtei diese Wirkng sogar toq einer Alge •■!-
geübt n selieo. Es findet hier eine Trennung der KoikaelloB Md
ein Bindringen in Zwiscbeorinme keineswegs statt; denn die KoA-
seUen erweisen sieh in festem Verbände nnd die Ooaidien m die
Snbstsnx des Korkes eingegraben. Da Pilse dies sn thnn ▼««Qgen,
so kann es aaeh von Algen erwartet werden; von CUorod^firmm
Lemmae Cohn ist Ihnliehes schon bekannt
Einmal ins Periderm gelangt, breitet sieh die Alge laseh aas.
Man findet leieht alle Deberginge Ton den «rsten ein- oder wenig-
selligen Kolonisten bis sn grosseren ans vielen Zeilen beslebeaden
Lagern. Die Alge wuchert im Peridenui indem sie dnreh TiaUMhe
dichotome Zweigbildnng die Zahl der Ketten vermehrti die aber
meist genau in einer einsigen Ebene inneriialb der ftusserea Koik-
sehieht liegen und in centrifngaler Biehtung wachsen, sodass die
Alge bald rings um den Infectionspnnkt gleiehmissigi bald nur sMkr
nach einer Seite hin sieh ausbreitet Sie dringt dabei in den Zell-
hOhlen einer und derselben Korksellenlage vorwirts und waitei die-
selben aas; daher die Anordnung der Oonidien in einer einfJM^sn
Lage. Eine Zeit lang bleiben die Ketten deutlieh nnteraeheidhar.
Die Oliedersellen aeigen ovale oder etwaa tonnenflirmige Oestsit;
mitunter trifft man auch welche, die an beiden Enden mehr schlankt
£ut schlauehfftrmig und nur in der Mitte bauchig gedunsen sind,
was wohl von der Eigenthflmlichkeit des Substrats bedingt sein ang.
Aber wegen der reichliehen Zweigbiidung kommen die Ketten
immer mehr mit einander in Gontsct, die Lfleken swischeu ihnen
werden fast alle nach und nach durch Sprossungen ausgeflillt, end-
lich sind die einseinen Ketten nicht mehr su unterscheiden, es hat
sich dss oben beschriebene scheinbar parenchymatische Lsger gebil-
det Die Infectionspunkte entschwinden späterhin der Beobachtung,
nicht sowohl weil sie überhaupt sehr einseln nnd serstreut liegen,
sondern auch weil die oberfltchlich liegenden Anfangsglieder der
eingedrungenen Ketten sbzusterben und su vergehen oder abgestosoen
SU werden scheinen. Das ganze Oonidienisgcr ist somit dureh die
obersten Korkzellscbichten nach aussen abgeschlossen.
Nach der Einwanderung der Oonidien nimmt die Bntwickeinng
der Hyphen an den von jenen besetzten Stellen ungemein zn. Sie
setzen sich in Menge an die Gonidien an, wuchern in den Zwischen-
räumen derselben nnd zwängen sich sogar manchmal zwischen die
aneinander gewachsenen Zellen einer nnd derselben Kette ein, die
dadurch vollends aufgelöst wird. In solchem Falle nisten die ein-
zelnen Gonidien in einer Hyphonroasse, die sich wegen der dichten
141
TerieehtüBg mid der UDregelmässig gelappten Verzweigung der Fä-
des nicht entwirren läset (Fig. 4, A). In den noch vorhandenen
Zwkehenrftnmen zwischen den Oonidien und den angrenzenden Kork-
sallealagen findet sich Lnft ein; dies ist der Grund, wesshalb die
▼OB den Oonidien eingenommenen Stellen weiss erscheinen, und da
die obarstan von Hyphen durchwucherten Korklagen als eine zu-
aunmenblngende ziemlich glatte Haut darüber ausgespannt sind, so
erhalten sie ein fast perlmutterartiges Ansehen. Diese Stellen sind
aieb gewöhnlich schwach erhaben, weil die verhältnissmftssig volu-
«iedsen Oonidien ins Periderm gekommen sind.
Die Rolonisimng des Thallns durch die Alge geschieht, wie aus
den Vorstehendem erhellt, an mehreren Punkten gleichzeitig oder
hmeriialb eines gewissen Zeitraumes durch verschiedene Individuen,
wekhe offenbar nicht gleiche Abstammung zu haben brauchen. Unter
sokben Umständen ist auch zu erwarten, dass diese Einwanderung an
keine bestimmten Punkte des Thallns gebunden ist, sondern ganz dem
Zefall anheimgegeben jeder Regelmässigkeit entbehren mnss. In der
Thal bietet auch der Eintritt des Weissfleckigwerdens, welches das
Zeichen ataltgefundener Einwanderung des Chroolepus ist, ein Bild,
in welchem diese Zufälligkeit sich deutlich ausspricht. Oewöhnlich
miBd ea einzelne kleine, oft marmorartig verzogene Flecken, welche
avgeQoa Aber den Thallns vertheilt sind, hier seltener, dort in
iT Anzahl beisammen stehen, ohne dass in dieser dichteren
donneren Oruppirung irgend eine Regel zu erkennen wäre.
Sieweiien erscheint nur an einer einzigen Stelle ein weisser Fleck,
^er aUmählich seinen Umfang vergrössert, indess der ganze übrige
*TbAlloa noeh grünlich bleibt, bis vielleicht auch auf ihm später solche
Vieeke auftreten oder jener sich über ihn verbreitet hat. Die ersten
Flecke treten ebenso oft an den Rändern oder nur an einem
m Rande als in den der Mitte näher liegenden Theilen auf.
viele kleine Flecke auf dem Thallus erscheinen, so fliessen
lie beld zusammen, die Marmorirung wird gröber, es bleiben kleine
Inliehe Inseln in der susammenfliessenden weissen Masse, und
^Badlieh werden auch diese ausgefüllt. Jedenfalls ist früher oder
4^qiAler der anfangs grünliche Thallus in seiner ganzen Ausdehnung
mifleiehniäasig weiss gefkrbt Niemals aber treten solche weisse
;e ausserhalb der grünlichen Peridermstellen auf, und ich habe
nie auf dem von der Flechte nicht bewohnten Periderm jene im
Undringen begriffenen oder schon eingedrungenen Cliroolepus-Indlvi-
mit farblosem Zellinhalte bemerken können. Es folgt daraus,
hier die Alge nur in solches Periderm sich ein-
bohrt, welehes von den Hyphen der Flechte darcb-
wachsen ist.
Wie die Entstchang der Flechte in ihrem goiiidienloeen Zastande
an kein bcBtimmtcB Lebtfnaaiter des BanmeB geknilpft ist, 80 IH
auch der Eintritt dieaes zweiten StadiumR hiervon nnitbhängig; man
findet solche weissfleckig werdende Tbitlli sowohl an verhältnisamAa-
sig noch dünnen, als anch an schon bejahrteren Kschenetümmcn, nnd
es geht daraus hervor, dass nur die F.inwanderung der Oonidien
diesen zweiten Znstand des Thallua bedingt. Wie bald aber ein
Tballns durch Chroolepns kolonisirt wird oder wie lange soin goni-
dienloser Zustand währen kann, ist aus demselben Grunde nicht
durch Vergleichnngen eu ermitteln; es mOxste zu diesem Zwecke an
Standorte selbst ein bestimmter Thallns in seiner Entwiokelong v*r-
folgt werden. Da man aber gerade an der Esche diese Thalli so
sehr hänfig im Zustande der eben beginnenden und der verschieden
Weit fortges eh ritte Den Kolonisirnng findet, bo darf man wohl anneh-
men, dass diese Zeiträume nach Jahren bemessen werden müssen.
Es mag auch vorkommen, dass einzelne Thalli ganz von der Alge
unberührt bleiben, und somit ihr Leben ein vergebliches geweaeo
ist. Denn man findet bisweilen solche glatt gewesene Stellen, die
ohne eine weitere Bildung zu zeigen, wieder im Vergeben begriffen
sind, indem ihre äussere Korkachiebt rissig zu werden nnd sich mit
den gewdbnlicbeo rindebewohnenden Organismen zu bekleiden be-
ginnt, wie es an dem umliegenden Periderm schon in viel höherem
Qrade der Fall ist. Auch die Abnormität kommt vor, dass bei
verspäteter Ansiedelung die Alge sich nicht mehr in dem ganzen
ursprünglichen Thallus ausbreiten kann, wenn stellenweise durch
Qborre ichlichen Ansatz jener gewöhnlichen Bindebewohner die inasere
Korkschicht rissig nnd pulverig geworden und so der in ihr lebende
Arthonia-T'hixWng zeretHrt ist. Die weisse Ernste des Tcrligen Thalloi
erscheint dann unvollständig oiler unterbrochen, bisweilen umschlfcMl
sie eine Insel von rauher pulveriger BescIialTenheit, bewohnt vo»
nrnssenbariera PUuro<:ij>aiit n s. w., denen wohl auch AnTänge an-
derer Kmateiillechten, welche oberfläehlieh leben, sich beigesellt haben.
Das Protoplasma der im Periderm ausgebreiteten Gonidienlager
Ist oft, allerdings nur sehr blaas, grDn gefärbt, gicichmllasig in allen
Theilen. Es enthält bisweilen kleine, stärker lieht brechen de, ebenrall«
blasse Kümchen, mitnnter auch einzelne oder mohrern Vacuolen.
Anch die noch als deutliche Ketten sich nnsbroitcnden OoDidioo
zeigen oft schon grünes Protoplasma, sobald sie nur einigermaiiKeii
ini Periderm eingedrungen sind. Hei Bebandinng mit ChlorKlnWa^»
143
Idsnng lässt das contrahirte Protoplasma anch noch die grünliche
Farbe erkennen (Fig. 4). Bisweilen ist aber anch die Färbung
im ganzen Gonidienlager so blase, dass man über die Anwesenheit
seilfct geringer Chlorophyllmengen in Zweifel kommt. Wie schon
oben bemerkt^ fehlt das orangegelbe Oel manchmal im ganzen Thallns.
An manchen Standorten scheint dieser Zustand besonders häufig zu
sein; ich habe solche Thalli, die bis zur Reife der Apothecien ent-
wickelt waren, mehrfach gefanden. Oefter sind wenigstens einzelne
Stellen in der Flechte damit versehen, besonders gilt dies von den
tiefer ins Periderm eintretenden Wucherungen der Gonidien in spä-
teren Zuständen des dicker krustig werdenden Thallus und vorzüglich
TOD den in der Nähe der Apothecien liegenden. Nicht selten ist
aber auch die Anwesenheit des Oeles eine allgemeine im ganzen
Thallus. Zellen, die mit demselben versehen sind, zeigen häufig
auch deutliche Ergrflnung des Protoplasma's, wiewohl es auch in
solchen vorkommt, die nicht merklich durch Chlorophyll gefärbt sind.
Ana dem Gesagten geht hervor, dass die Anwesenheit des ftlr Chroo-
lepus so charakteristischen Oeles weder fQr die Alge noch für die
Flechte nothwendig ist. Es dürfte ein als solches für das Leben
niefat nothwendiges Nebenprodukt sein, welches bei lebhafterer Stoff-
bildung abgeschieden wird.
Späterhin erstarkt der Thallus noch weiter, indem er sich zu
einer dickeren, gefelderten^ weissen Kruste entwickelt. Dies beruht
auf einer Vermehrung beider Elemente des Thallus. Die Gonidien
treiben SprossungeUi welche ebenfalls von Hyphen begleitet, sich
Aber oder unter das anfängliche Lager schieben; dieses ist dann
nicht mehr aus einer Lage von Zellen gebildet; es hat seinen
Baum noch mehr ausgeweitet, so dass auf dem Querschnitte elliptische
Nester von Gonidien sichtbar sind. Aber auch in etwas tiefere
Schichten des Periderms dringen jetzt von Hyphen begleitete Spros-
songen der Gonidien ein. Eine weitere Veränderung ist die, dass die
äussere Korkschicht durch die vermehrten Ilyphen, welche sie in Menge
und nach allen Richtungen durchdringen, unkenntlich wird. Die zellige
Struktur derselben, die man auch nach der Einwanderung der Gonidien
zQoächst noch, besonders bei Flächenansichten, wahrnehmen kann, ist
ganz verschwunden; die verworrene Uyphenmasse ist gleichsam an ihre
Stelle getreten, und wenn sie dieKorkzellbäute auch vielleicht nicht ganz
aufgezehrt hat, so hat sie sich doch mit den von diesen noch verbliebenen
Besten zu einer krustigen Masse vereinigt. Der Thallus ist jetzt
eigentlich nicht mehr hypophlöodisch, sondern frei an die Oberfläche
getreteui „epiphlöodisch sichtbar geworden,^ um mit Wallroth zu
144
reden. Die Fclileruiig rührt zum '(lieil sction d.ihcr, ilaas die durch
die EiiiwuiiJt'rung der (ioniilien enUtehcnUcn wei§scn FIccko ent
Dicli und nach mit oiuxnder in Berllhrang kommen, so das« bis
dnrch niedrigere Linien von einander geschieden sind. Die ApoQie-
den, welche in der Regel bald nach dem ErHcheinen der weissen
Flecke entstehen, sind je einer solchen Areole t-ingeBctst, weil ge-
rade an den Apothccien die Venlickung der KruBte besonders stark
ist. Da nan aber die Entwicketung des TballuB Jahre in Aaipmcfa
nimmt, diese Kruste aber nicht wie normales I'eriderni durch Dehn-
barkeit und p>weiternng vermittelst eigener Fortbildung der Zniuikme
des Umfangcs des Stammes zu folgen vermag, so rcisst die Knute
in wirklichen Rissen eiu, welche an den dUnnaten Stellen, also
swischen den Areolen entstehen, wodurch letEtero noch bestimmter
abgegrenzt werden. In dieser Form erhält sich nun der Thallos
noch viele J.ihre auf dem Stamme; lu diese Zeit füllt die allmilhliche
Ansreifung der Apothecicn. Durch die inzwischen beginnende Uorke-
bildnng wird der Thallus der Lange nach noch mehr zerrisseD, in-
dem diu ihn tragenden üusscren Theile des Periderms anseinandet-
veichcn nnd im Grunde der Furchen neuer Kork an die Oberflftdie
tritt. Dabei bleiben immer die Areolen des Tlialln* intact, denn
das Auseinanderweichen geschieht durch Erweiterung der EisH
Ewischen denselben. Der in den letzEercu neu erschienene Kork
leigte mir nichts von Elementen der Flechte; letztere ist also wirk-
lich in einielne Theile zerrissen, welche auf den höchsten ftlt«st«a
Theilen der Borke sitzen, hier aber mit den unterliegenden Partien
in festem Verbände und daher uuch jetzt noch lebendig bleiben and
so lange fortlebe» wltrden, bis am bejahrten Daumsisinme die stAr-
kere Borke nbüdnng alle Alteren Theile der Oberflache abstOsat. In
der Regel erreicht aber die Flechte scKon vorher mit der völligen
Bntwickelung nnd Reife der Apotheeien ihr natürliches Lebenssiel.
Der hier geachilderto Entwickoinngsgang des Thallus besiebt
I sich Bpeciell auf die Esche. An der Eiche entwickelt sich die
Arthonia mUgaris im Wesentlichen unter denselben Erscheinungen.
Auch hier geht ein gonidienloser, nnr von Hyphen gcbildctsr Zu-
stand voraus. Die betrcfTenden Stellen des Periderms nntorscheid«
sich nbt-r hier nnr dnrch eine hellere, etwas silbcrgrane Farbe vm
dem bräunlichen normalen Periderra. Bei der anderen Beschaffenheit,
die hier das letztere hat, kann natflrlich das grllne Rinde parenchym
unter keinen ürostihiden (iurchnchimmern, wie bei der Esche; die
Oberfläche kann also hier immer nur die Farbe des Periderms teigoo.
Das Darohscheinen der braunen inneren Korkacbicht wird «fi d^|
145
▼OD der Flechte eingenommenen Stellen geschwächt durch das weiss-
liche Lieht, welches durch die in den oberflächlichen Korkzellen
aosgebreitete Hyphenmasse hervorgebracht wird. Die Hyphen er-
seheinen hier reichlicher und dichter als bei der Esche. Es sind
eben solche äusserst feine, sehr vielverzweigte, stark hin- und her-
geechlingelte hyaline Fäden, welche eine Neigung zu netzförmiger
Verbindung zeigen. Daher sind die Korkzellen hier sehr bald von
einer gleichmässigen Hyphenmasse durchwuchert, in welcher der
Verlauf der einzelnen Fäden nicht mehr zu verfolgen ist. Nur am
Bande der ganzen Ausbreitung gelingt dies. Fig. 5 stellt zwei
oberfliehliehe Korkzellen aus dieser Region dar; die Grenze beider
iat ungefUir der momentane Rand des Thallus.
Sehr auffallend ist aber an der Eiche die zeitige und rasche
Einwanderung der Oonidien. Die meisten ThallusanAnge zeigen die
Kolonisten bereits in mehr oder weniger grosser Anzahl und es sind
verfaäHnissmässig weit seltener als an der Esche, noch ganz gonidien-
lose Thalli zu finden. Manchmal folgt der ersten Entstehung des aus
Hyphen gebildeten noch kleinen Thallus die Einwanderung der
Oonidien auf dem Fusse, und in dem Masse, als er sich periphe-
risch ausbreitet, erscheinen neue Kolonisten auf dem von ihm ergrif-
fenen Areale. Aber das hat die Flechte mit der an der Esche
gemein, dass auch hier die ersten Oonidienansammlungen an ver-
aehiedenen, regellos zerstreuten Punkten des Thallus und niemals
aisserbalb der Grenzen desselben sich zeigen und dass hier eben-
falls die ersten sichtbar werdenden Oonidien als kurze, mit ihrem
hinteren Ende oberflächlich liegende, in den Kork sich einbohrende
Ketten, als wirldiche Eindringlinge sich zu erkennen geben. Auch
hier erfaüt der Thallus durch die eingewanderten Oonidien ein
weisses und zum Theil graugrflnes Ansehen. Das Orfln rflhrt hier
von dem Chlorophyll der Oonidienlager her und verändert sich in
dem Masse in Weiss, als Luft in demselben sich einfindet. Auch
hier treten die andersfarbigen Stellen in einer Mehrzahl kleiner,
mehr oder weniger marmorartig zusammenfliessender Flecken auf,
die aber zlemlidi rasch sich verbreitern und vereinigen und dem
Thallus bald ein gleichmissig weisses, perlmutterartig glänzendes
Aussehen verleihen. Die Oonidien zeigen hier dieselben Eigenthflm-
liehkeiten, wie an der Esche, sowohl hinsichtlich der Oestalt beim
Eindringen und bei der qiäteren, lagerartigen Ausbreitung, a|s auch
hinsichtlieh der Reaetion und hinsichtlich der Beschaffenheit des
Inhaltes; hier finden sieh aber in den hypophlöodischen Lagern die
oraagegelben Oelkagelehen allgemein und das Protoplasma ist meist
146
grfln geflirbt Die eindringendeii Ketten aber sind aseh hier farbloi,
ohne OeU Aoeh hinsichtlich der spftteren Zoet&nde des Thallns gilt
das vom eschenbewohnenden Gesagte.
Bei Artkonia vulgaris ist die Fmetifieation von dem Yorhandea-
sein der Gonidien abhängig: die Anlage der Apotheoien bildet sieh
immer erst, wen» Gonidien in den Thallns eingewandert siad. Es
gilt dies sowohl flir die Flechte auf der Esche, wie für die aaf
Eiche. Man moss sich in dieser Besiehnng hüten, unsere Flechts
mit anderen ArihaniarJkxti^ deren Thallns gonidiealos ist und welche
oft gesellig mit jener Torkommeni sn verwechseln. Sehr leicht kann
man besonders durch A. punßtiformü Ach. getiuscht werdeoi wei
diese nicht blos einigermassen in der Gestalt der ApotheeieSi sea-
dem auch in der Beschaffenheit der Sporen mit A. tmlgaru llbareia^
stimmt. Hat man sich aber die unten angegebenen Eigeuthflariisk-
keiten der Apotheden dieser Flechte einmal klar gemaeht| ao wird
man sie immer von der A. vulgaris unterscheiden kOnnen. Gewfiha-
lieh erscheinen die ersten Apothecien sehr bald, nachdem di« Goni-
dien in den Thallns gelangt sind, oft noch ehe die weissen Flecke
SU einer einsigen Kruste susammengeflossen sind. INeselbeB kom-
men dann einaeln auf den grösseren Flecken tum VorseheiB; qiter
entstehen andere auf den inswischen weiss gewordenen Stellen. Se
folgen sich hier die Apothecien innerhalb eines Thallns ohne Jede
riumliche Ordnung, eben nach der Znfiüligkeit der Kolonisation der
einseinen Stellen durch Gonidien, keineswegs in centrifligaler Sne-
cession, wie bei den meisten blatt- und krustenartigen Flechten.
Die Entwickelung des Apotheciums beginnt damit, dass in der
unteren Region des Thallus, in der Ausdehnung, welche das inkinf-
tige Apothecium besitst, die feinen Hyphen sich beträchtlich ver-
mehren und sich su einem Knäuel ordnungslos und überaus dicht
verflechten. Dieses Hyphenkoäuel sitzt mit ebener Basis der Lage
von KorkaeUen auf, welche zunächst unter dem Thallns sich hinaieht
Nur eine oder wenige Korkzelllagen sind es, in deren Bereiche die
Hyphenmasse sich entwickelt hat und welche von ihr ausgeweitet
und 80 aufgelöst werden, dass einzelne Stücke von Korksellhiuten
mitten in diesem Hyphenknäuel eingeschlossen sind. Die oberfläch-
lichsten Lagen sind ebenfalls ganz von derselben Hyphenmasse
durchsetzt; hier ist aber die letztere nicht so stark entwickelt, um die
Zellen auszuweiten und auseinanderzuschieben. Daher bleibt diese
äussere Korkhfllle noch kenntlich, besonders an der Eiche, wo sie über-
haupt dauerhafter ist, aber sie wird durch die Entstehung des Hyphen-
knäuels nach aussen gehoben. Die ganze Peripherie des Knäuels,
147
mÜ AvBoahme seiner Grundfläche, schwärzt bis in einige Tiefe seine
Hyphen; an der Anssenseite sind dies hauptsächlich die in der
inaaeren Korkhfllle aasgebreiteten. Diese schwarze Partie^ welche
alliniblieh in das Innere flbergeht, stellt eine Art Excipulum dar.
Daa Innere bleibt farblos. Nun schwillt der Körper unter Gleich-
bleiben der flbrigen Beschaffenheit stärker an; die äussere Korkhttllc,
welche die vergrösserte Peripherie nicht mehr zu umspannen vermag,
wird allmählich in ihre einzelnen Zellen aufgelöst, welche noch lange
im Exeipnlom deutlich bleiben. Währenddem sprossen aus dem
Boden des Körpers senkrecht zur Basalfläche schlauchförmige und
fadenformige Zellen in der ganzen inneren farblosen Ilyphenmasse
bis nahem an das Excipulum empor und verdrängen den grösstcn
Tbeil der ersteren. Die schlauchförmigen erweitern sich bald keulen-
ftrmig und werden zu den Asci; die fadenförmigen bleiben sehr
dUnn, überragen die Asci und gehen mit ihren Enden in die die
Apothecienscheibe bedeckende schwarze Schicht, an deren Färbung
dieselben theilsunehmen scheinen; sie stellen die sehr feinen Para-
pbyaen dar. Zwischen diesen Elementen bleibt das ursprüngliche
feine Fadengeflecht noch einige Zeit erkennbar. Nach Behandlung
mit Kali nehmen alle Bestandtheile des Apotheciums, nicht bloss
die Aaoi, sondern auch daa die Anlage desselben darstellende feine
Hyphengefleeht, und daher auch das Gewebe des Excipulum, soweit
lueht die natflrliche dunkle Färbung desselben dies verhindert, mit-
telst Chlorzinljodlösnng rasch und leicht eine intensiv und rein blaue
Färbung an. Auch habe ich mitunter an den im Thallus zwischen
den Gonidien befindlichen Hyphen diese Reaction nicht undeutlich
eintreten sehen. Die Systematik spricht der Gattung Arthonia ein
Exeipnlum ab; wenn sie die dflnne schwarze peripherische Partie,
die hier so genannt worden ist, mit zum Hymenium rechnet, so mag
sie inaofem Recht haben, als z. B. bei Oraphis diese nämliche
Partie zu einem dicken, kohligen, vom Inneren ziemlich scharf abge-
j^rensten Gehäuse wird, welches später über dem eigentlichen IJymc-
ainm anseinanderweicbt und dasselbe oben blosslegt.
8. Arthonia epipasta Ebr.
Diese an glatten Rinden jflngerer Stämme und Aeste zahlreicher
Lsvbhölser, besonders der Eschen, Eichen, Ahome, Zitterpappeln
vngemein häufige Speciea hat nach Körber einen „thallua L hypo-
pUoeodeM subnuUua, L qnphloeodes plemmque determincUus continguus
submembranaceus, albus L cinerascens imo olivaceus/^ was derselbe
Aator m der Anmerkung mit deutschen Worten so ausdrückt: „Im
U8
besten twicki'Iten Zastni
griiu Oller bräunlich;
ist der Thallns dUnnschorBg, rcinweiu,
andern FKlIcn scheint das Peridcrm der
Baumrinde Beine Stelle zu vertreten." Das beste Herkmal bieUo
wieder die Apothecien. Sie stellen in gleichmitsBigen, Kiemllob
enlfernten Distunzen, and die ziirteu, linealisch rerlSnger'
tan, gebogenen und oft verzweigten schwarzen FignrSD, die
sie bilden, lussen diese FlecJite immer erkennen. Dazu kommt, dats
i]io ebenfalls puppenfurmigeu, hyalinen Sporen zweizeilig aind.
Auch diese Flechte kann au sehr veracbieden alten StAmnieheB
lind Zweigen erscheinen; sie kommt aber häufiger als die vorige an
jüngeren Zweigen vor, an Eichen z. B. schon an 4 — 7 Um. dicken
nicht selten; auch für sie scheint die Unversehrtheit des lebendigen
reridorms die einzige Bedingung zu sein. Sie bildet gleichfill«
rnndliche Flecke von scbr verschiedener Ürtisse, die sich von den
übrigen Periderm nur unterscheiden durch eine vollkomninere, meiit
mit etwas Glanz verbundene Glätte und durch ein andenis Cotorit
Hervorstechend ist das letztere nur dann, wenn es anfandersrarbiger
Rinde in rein silbcrgrauer oder weisslieher Farbe erscheint, wie an
der Eiche und am Ahorn, besonders aber an Zitterpappeln. Dieses
Aussehen wird hervorgebracht durch die Farbe der in grösserer
Menge in der flussercn Eorkschicht vorhandenen Hyphen der Flecht«.
Sind letztere minder reichlich, so ist das ColoriC mehr ein Oemiaeli
ans Qrau und der Farbe des reinen I'eriderms oder es ist geraden
die typische Farbi' dos letzteren, was anch an den genannten Blamen
mgleich vorkommen kann, also brflnulich oder rothbraun oder grQn-
Uch. An der Esche ist dies letztere sogar der gowöhnlicbo Pal);
hier siebt der Thallns grau oder grauhräunüch aus, oft mit einem SUeh
ins Grünliche, was von dem Durchscheiuen der grünen Rinde her-
rOhrt. In solchen Fällen, wo die Hyphen nichts zur Färbung bei-
tragen, besteht ein Unterschied des von der Flechte eingenommenen
Peridenns von dem nicht befallenen hinsichtlicli der Farbe nur darin,
dass das letztere einen nureinen Farbeiiton zeigt, hervorgebnctit
durch die zahllosen kleinen Unebenheiten, welche dnrch das ftllmih-
liehe Ablösen der äusscräten Korkzellcn entstehen, sowie durch die
reichlichere Ansiedelung der mehrfach erwähnten rindebewohnen-
den Algen- und Pilzzellen, die eben in diesen Unebenheiten sich
bequem ansetzen können, während das von der Flechte bewohat«
Periderm durch die Hyphen zu einer tntacten, an der Oberfitebe
glatten Haut zusammengehalten wird, auf welcher frenulartige Ansie*
dctnngen aulTallend selten sind. Hit zunehmendem Aller dt» Stam-
moB steigert sich deshalb dieser Unteracbicd immer mehr, iodeni die
14f
Besebalfenheit des Tkütai Miu^iil UtOA. Grwihiliifc ut mWr
die Pleebte anch tchoB duck die kkr Mir seiH^ erMteiMadea
ApotheeieD gekeomeiekaet.
Der Thmllos besiebt ns H jfikea. viicfe ■k4m» nr ia der
tasseren Korksebiebl TorbaadcB sad aad ia Griiag, GefCalt aad
Besebaffenbeity sowie ia der All, «ie säe fie KofkaeUea darckvacbera,
deBJeaigea der ArtAomia tmlgarü licb gaas gleicfc Ycrbaltea. Bald
tretea sie ebeaso diefat, wie bei jeaea, bald aüader dickt aal^ so
dass sie sidi eiasela aocb tei folge» isswa Ia der Mille des Tballas
aber siad sie viel reieklicker, gegca dea Baad bia Terlaafea sie
eatferater von eiaaader.
VoB al|;eaaitigea BeflMatea aber calbilt der Tballas dieser
Fleebte aiemals eiae Spar, weder tob Chfoole|NU aodi voa eiaer
anderen Gonidieaform, weder ia dea erslca Lebeasstadiea, aoeb xa
irgend einer sptteren S^eü, saeb daaa aickt, weaa die Apolbedea
aaf ibm entwiekelt siad; ÄrAomia epipasta ist eiae seillebeas
gonidienlose Fleebte. Xaa ibeneagt sieb bierroa mH aabe-
diagtor Gewissheit, weaa msn Sebaille ia der aagegebeaea Weise
mit Kali behandelt and daraof mit Cblorxiakjodldffang prflit Be-
sonders sind hienn FliebensebniHe geeignet, weil aiaa mittelsl die-
ser grossere Strecken des ThaUas aiit eiaem Male antersaebea kann.
Man findet dann nirgends, aaeb niebt im üsd^reise aad aaterlialb
der Apotfaeeien, ii^end weldie Algeaeiaseblfisse, ron welchem Pnnkle
des Tballas nach das Priparat geaomaiea seia mag. leb habe aaf
diese Weise sahlreicbe Tballi dieser Flechte roa YerschiedeBeB
Biammi nnd von Tersebiedeaen SUadortea aaeb Ooaidien darehsaclit
aad immer n^ative Besaitale erbaltea. Eiaaeiae frd anf der Ober-
illebe des Periderms liegende Zeilen ron PUwroeocau sind natflrlicb
fremde Wesen gleich denen, die aasserhalb der Tballi die Oberfliche
des Periderms in nngleich grosserer Menge bewohnen. Einen Za-
sammenbang mit den im Periderm befindlichen Hyphen der Arthama
habea sie nicht; nicht selten ist anch die Oberfliche des von der
Fleehle bewohnten flberans glatten Periderms gans frei von ihnen.
Dass das Hjphengefleeht, ans welchem der Thallns besteht, cen-
trifbgal sich aasbreitet, ist an jangen Zweigen, die noch ein gans
aaTersebrtes Periderm besitsen, am Thallnsrande deatlich sn erkennen,
sowohl aa dem allmählichen Uebergsng der die Flechte anseigenden
Firbaag als aaeb an den gegen den Rand hin immer spärlicher wer-
deadea Hjphen. Je nach dem an einseinen Pnnkten nngleich rasch
fortaehreiteiiden Umsichgreifen wird dabei der Rand mitunter mehr
oder weniger gelappt. Diese Ansbreitung erreicht aber bald ihre
150
Grenne. Äu düDoeu StAinmen Dd<1 Zweigen Ut ilie leUUre schon
durcli die geringen Dimeneioiiun dieser gegeben, und nn horizonUlcB
und Hcliieftn Zweigen eotwieküll sicli der Th&llaä vurwiegeod auf
der dem Lieble ausgesetzten Seite und bildet sich itn der Unler-
Beite nicht fort, aach wenn in der ßeachaffcnheit des Peridermi
daselbst keine ninilernisse gegeben sind, wita auf EintIttsse iueMrer
Kräfte hindeutet. An dickeren Stämmen, vo der Thallad, besonder«
uü den lange glatt bleibendeo Eschen, mitunter recht ansehnliche
Dimensionen erreichen kann, ist doch seiner Ansbreitang verhältniss-
milaaig bald eine Grense gesetzt durch die natürliche Ver&ndemng,
welche die Oberfläche des Pcriderms frühzeitig aunimmt. Nor das
jugendliche Periilerm, dessen oberste Eorkzellcn sich noch nicht ab-
schuppen, aondero von den Hyphea noch zu einer gleichmäsaigen
Haut zusammengewoben wi:rJen künnon, ist der geeignete Boden
far die Entwickelnug des Thallus. Sobald aber die Losung jener
Korkzellen begonnen hat und dio Jtaiihigkeit der Oberfläche zugleich
durch die dann stets sich einfindenden rindebewohnendeu Vagabunden
noch erhöht wird, ist der für die Ansiedelung der Flechte angeeig-
nete Zustand eingetreten. Daher ist an einigermasscn dickeren
Slämmchen, wo eben diese Dcschatfvnheit der Kinde, soweit sie noch
nicht von der Art/wnia eingenommen, bereits vorhanden ist, die
weitere centrifugale Ausbreitung der Flechte begrenzt, alle erat in
der zuletzt verflossenen Zeit angelegten Thalli sind klein geblieben,
neu entstehende aber gar nicht mehr zu sehen. Kbenfalls begren-
zend auf die Ausbreitung des Thallus wirken natürlich die votbut-
denen Thalli benachbarter Individuen derselben Art, sowie anderer
hypophl Modischer Speciea, nicht minder allerband gröbere Bsnhig-
keiten, wie LcnticcUen, aufgesprungene Stellen, Wunden, Narben
von Blättern und Zweigen.
Da der Thallus gonidienlos ist, so bchtllt er anuh zeillebeos die
beschriebene Beschaffenheit bei, er wird nie eu einer dickeren
Kruste nnd ändert seine Farbe nie, wie es bei Art/ionia vulgarü
der Fall ist; die äussere Korkschicht selbst bleibt der vorwaltende,
seine Zelleustrnktur nicht einbtisaende Bestandlheil, in welchem nnr
die llyphen verbreitet sind. Solange die Flechte lebendig ist, erhill
sie auch das Periderm intact und glatt und fast frei von fremden
Organismen. Besondera anffallcud ist dies an FachensUmmon, w
denen oft noch wenn sie Schenkeldicke erreicht haben, unaen- Fleehte
in schöner Entwickeinng sich befindet: snf der oft schon aber und
über mit einem dicken Anfinge von Pleurococ4ru* eingehullluu Rinde
erscheinen die von der Arthimta «^i^jxuhi bewohnten Stellen als tlbv-
151
am rane, glatte Inseln. Was oben bezQglieh der Arthania vulgaris
Aber die Einwirkong anf die tiefer liegenden Zellen des Eschenperidenns
bemerkt wnrde, gilt in sehwftcherem Grade anch von dieser Flechte.
Hittsichtlieh des Intaetbleibens der insseren Korkschieht scheint
an allen Gehdlsen, welehe die Arthcnia epipasta tragen, ein Kampf
iwisehen der Pflanze und der Flechte zn schweben, der frflher oder
aplter mit dem Unterliegen der letzteren endet Denn das Dicke-
waehithnm des Stammes bedingt ein Abstossen der ältesten äusseren
Korkselllagen, welche dnrch jflngere ersetzt werden. Wie sich
Artiamia vulgaris mit ihrem tiefer in*s Periderm eingreifenden, krnsten-
förmigen, in Areolen trennbaren Thallas dagegen schätzt, haben
wir oben gesehen. Arihonia epipasta besitzt diese Mittel nicht,
ihr dünner Thallas ist anf die änssere Korkschicht beschränkt, nnd
sobald diese dem inneren Drucke nachgiebt und in Stflcke zerreisst,
die aneh nach unten keine feste Verbindung mehr haben, geht die
Flechte zu Grunde. Das geschieht keineswegs immer erst dann,
wenn dieselbe sich bis zur Sporenreife entwickelt hat, vielmehr
wird die Flechte sehr häufig schon vorher von dieser Katastrophe
überrascht, und das ist um so eher möglich, als gerade bei dieser
Oraphidee vermuthlich wegen der bei dem Mangel der Oonidien
überhaupt ganz abweichenden Emährungsverhältnisse die Sporen-
bildnng in den Ascis sehr langsam fortschreitet. Sehr häufig findet
man die Asci noch ohne oder mit kaum angelegten Sporen, und auf
etwas älteren Zweigen die Flechte bereits verschwanden, so dass
keine sporenreife Individuen sich antreffen lassen. Dass es aber
Qiirichtig wäre, hier die Reife der Früchte als von der Anwesenheit
von Gonidien abhängig zu betrachten, geht daraus hervor, dass man
ja wirklich reife Individuen findet, in denen nichtsdestoweniger keine
Oonidien vorhanden sind. Die kurz keulenförmigen, durch Chlor-
sinkjodlOsung gleich denen der Arihonia vulgaris intensiv und rein
blau sich färbenden, im Scheitel gewöhnlich nicht ausgefällten Asci
enthalten dann meist 8 ordnungslos liegende, leicht heraasschlüpfcnde
längliche, puppenförmige, stets zweizeilige, hyaline Sporen. Vielmehr
hat das häufige Vergehen der Flechte vor Eintritt der Reife eben
nur in den angegebenen äusseren Umständen seinen Grund.
Dieser die Flechte vernichtende Zustand des Periderms tritt an
der Eiche schon an ziemlich dünnen Stämmchen und Zweigen ein;
am spätesten an der Esche; an dickeren Stämmen, die noch wohl
entwickelte Arihonia vulgaris tragen, ist aber auch hier die Flechte
verschwunden. Die Erscheinungen bei diesem Vergehen bestehen
darin, dass die schwarzen Striche der Apothecien undeutlich werden,
15S
labMÜmmta dnkele Flaeke an ihrer Stdle nrttokbMbflB, ud dMi
die Unebenheiten, die von ihnen herrflhren, den allveibreiteten Rindt-
bewohnem {Pleurocoöcm» ete.) die ersten Punkte nr Antiedelnic
gewähren. Dann wird nveh der flbrige riaaig gewordene TlieU du
Tballaa von dieaen Weaen bevOll^erti nnd die Fleehte iat veraehwnndaa.
Da die Bntatehnng der Apotheeien bei dieaer Fleehle idefat wie
bei Artkoma tmlgarü von dem Vorhandenaein von Oonidien abhlngti
ao aehen wir hier dieaelben aehon fiühseitig nnd in regekniaaigar
Anfinaanderfolge anftreten: die enten eracheinen ateta Im OaatnBi
dea TliaUna nnd in eentrifkigaler Biditnng folgen die fibrigeai, aa
Bande findet man gewUinlich kleinere, nocb^nnvoUitlndig entwiekaUei
nnd wenn der TliaUna aelbtt noch in eentriftigaler Anabreitaag
begriffen iat, ao iat eine Randaone deaaelben noeh gani frei van
AiKitheeien. INe Entwiekelnng dieaer Frtlehte geaehieht im Weaant-
liehen ao wie bei der vorigen Speciea. Bin im Grande der ■naarinn
Korkaehicht mit ebener Gmndfliehe anlaitaender Kdrper, nna diebt-
verflochtenen Hyphen anaammengeaetat| hebt die darflber beflndliehaa
Lagen von Korlciellen in die HOliei dorehbricht aiOi wenn nie van
etwaa featerer Oonaiatens aind, wie i. B. bei der Eiche, oder v«^
flechtet nnd vertheili aie wohl anch in aeiner oberfliehlidien Partie»
welche anch hier dnreh Firbnng der Hyphen dnnkel, nnd swar
achwiralichgrfln eraeheint. Ana der Baaia dea KOrpera dringen aieh
dann die kenlenfSUrmig aieh erweiternden Schlinche in die farUeae
Innenmaaae dea dichten Hyphengewebea senkrecht empor; Paraphjaea
aind mir nicht deatlich geworden. Die Reaction der BeatandtheOe
dea Apotheeinma gegen Jod stimmt überein mit den fElr Arikamia
pulgarü angegebenen.
Arthania pimctiformü Ach. schlieast sich in der Vegetations*
weise innig an A. ep^pa$ta an. Sie kommt, oft mit ihr «f^^mmiWt
an den nämlichen Holspflansen vor, and swar gewöhnlich nneh achoa
an ao jungen Zweigen wie diese. Sie ist nur durch die Apotheeiaa
von ihr su unterscheiden. Diese stehen auch hier in grtoaerea
Distansen als bei A. vulgaris und haben eine tupfenförmig rundliche
Gestalt, die nur schwach ins Eckige geht, aber niemala atrahlig
gelappt oder sternförmig wird; sie sind niedrig und flach, achwarz-
gefärbt Der anatomische Bau ist derselbe, die Asci sind ebenfalls
kurz keulenförmig, die Sporen aber vierzellig, wie bei A. vulgarü.
Mit A, epipasta stimmt diese Art flberein in dem zeitlebens gonidien-
losen Thallus, welcher ebenfalls nur aus Hyphen besteht und nach
dieselbe Farbe und BescLafTenheit des Periderms erzeugt, wie jeae,
anch die zeitige Vergänglichkeit mit ihr theilt
153
Oraphis scripta Ach.
Die gemeine Schriftflechte siedelt sich ebenfalls auf glatten Rinden
oder aof glatten OberflJtohen von Borkenplatten an und sucht in der
Regel schon etwas bejahrtere Stämme anf. Instructiv für ihre ersten
Entwickelnngsznstände sind jnnge Eichstämme mit noch glattem
Peridenn. .Hier ist die centrifugale Entwickelung des Thallas sehr
deutlich. Gewöhnlich finden sich mehrere gesellig nebeneinander
serstrent, bisweilen Aber weite Strecken verbreitet. Jedes Individuum
bildet eine im Umfange ungefähr runde, je nach Alter verschieden
groBaCi weissliche Kruste, die sich am Rande allmählich in das
Periderm verliert, im Centrum oft schon eine Anzahl Apothecien zur
Entwickelung bringt Streng genommen sind das aber keine Indi-
vidnen, denn das ringsum und zwischen diesen Thalli befindliche
Periderm gehört bereits der Flechte an; wir haben hier wiederum
den nur aus Hyphen bestehenden gonidienlosen Zustand derselben
▼or uns. Denn dieses Periderm hat eine glänzend weissliche Farbe,
während das nicht von der Flechte bewohnte bräunlich aussieht
la der That ist jenes auch überall in der äusseren Eorkschicht
dorchwnchert, sowie bei Arthonia wlgaris, von sehr feinen, eben-
falls höchstens 0,8 Mikr. dicken, hyalinen, unter sich verschlungenen
Hyphen. Manchmal hat fast das ganze Periderm dieses Aussehen.
Auf diesem ganzen weisslichen Periderm findet nun Ansiedelung
Bad Einwanderung von Chroalepus statt, unter Erscheinungen, die
mÜ den von Arthonia vulgaris beschriebenen so vollkommen Aber-
eiastimmen, dass dem hier nichts weiter hinzuzufügen ist. Es sei
bemerkt, dass älteres Eichenperiderm, und zwar auch an diesen von
der Flechte bewohnten Stellen, häufig braune, stellenweis auch
hyaline, mehr oder weniger torulös gegliederte, meist 3 bis 8 Mikr.
dieke Fäden von Demaiium trägt, welche mitunter auch zu braunen
Zelleneonglomeraten vergrössert sind. Diese Elemente kriechen dicht
aa der Oberfläche hin, dringen selbst ein wenig in die Substanz des
KoAes ein, wie oben bereits erwähnt wurde. Es kommt daher auch
vor, dass aie zufällig über oder neben solchen im Eindringen begrilTe-
aea Individuea von Chroolepus liegen oder an ein Ende derselben an-
atosaea. Maa hat dies selbstverständlich nicht als einen organischen
oder genetischen Zusammenhang zu betrachten. Mit den nur im
Kork WBchemden vielmal feineren und stets hyalinen, nicht geglie-
dertea Hyphea der Flechte können sie nicht verwechselt werden.
Fig. 6 zeigt, von der Oberfläche gesehen, eine Stelle solchen Eichen-
periderma ans dem Umkreise eines Specialthallus mit drei getrennt
154 _
nebeneioaDiler licgeodeD jnngen Chr-oolepus-Kelteo, dnrcb Chlomok-
jodlOsung gefärbt. Letztere bidi] bereits unter die Obertlttclie ge-
drungen, nur die illteBten Ponkte (s) liegen oberflächlicb and beieichneo
die EiDtrittsslellco der Alge. In Fig. 7 ist ein andereg Stück solchen
PcridermB dargestellt, unt welchem ein weiter entwickeltes, inner
halb des Korkes wucherndes Individuum von Chroolepu« eu sehen
ist, dessen Eintrittsstelle etwas von jenen fremden Pilzbildangen
verdeckt wird. Das feine Ilyphengeflecht der Grnpkia in den
Korkzellen ist in beiden Figuren nicht ausgEfUhrt. Man siebt hier,
dass die Alge, wenn sie ins Periderm eingedrungen ist, entweder
Eunachat noch in mehr gestreckten wcuigSstigon FKden wichst Oder
sogleich dendritisch sich verbreitet. Manche Individuen enthalten bereits
in dieser Periode in einigen Zeilen orangcgclbes Gel, welches dorcli
Cblorzinhjod schwarzblaa gefArht wird. Die im Eindringen begriffeBca
jnngen Algentndividuen sind auch bei Grapht» ohne Oel und obae
merklichcB Chlorophyll. Wo nun solche Gonidienansiedelungen sainml
dem cndoperidermalen Hyphengeflecbt sich kräftiger entwickeln nod
weiter susbreiten, da entstehen die Anfänge der Eingangs erwähnten
dicklichen, meist kruBtigen Lager, welche dann in dem gleieheo
Masse wie die Gonidiea centrifugal sich wiilcr bilden. Unter diesen
Umständen kann leicht die Meinung entstehen, daaa C/iroolfpua gleich
den nirgends fehlenden gemeinen Rindchowohncrn ubiquiBlisch im
Periderm vorkomme, die Flechtcnhyphcn aber erst sccundftr erschei-
nen und die Alge im Periderm aufsuchen, eine VorBtelInng, die, wio
oben angedeutet, Bornct hinsichtlich der Optgrapha $ich gebildet
hatte. Allein diese eigenthllmliche Form von ('hrooUjnu, wie sie
für die anfänglichen Stadien der Oonidien im GrajiMdeenthnHw
hier beschrieben wurde, fehlt an solchen Stellen, welche frei »on
den Thalli hierhergehOrigcr Üra^/ii(/een sind; sie fohlt z. B. in dem
ganzen Periderm, welches von Arthonta epi/iasta and punctiformi»
eingenommen ist, desgl. in solchem, welches überhaupt keine Flechte
mit (.'ArWe/nM-Oonidicn enthält, was nicht der Fall sein kSnnte,
wenn diese Alge ohne Wahl in jcglicliem Periderm sich ansiedelte.
Vielmehr gebt ans dem Vorstehenden hervor, daBs auch bei Grapki*
scripta die Flechte znnichst in einem lediglich aus Elyphen beste-
henden Zustande im Periderm lebt und hier erst von einwKDdeniden
Oonidien kolonisirt wird.
Einmal eingedrungen vorgrCasert sich die Alge durch Sproaann-
gen bcdenlend und nimmt bald als ein ziemlich EasammenhüDgendea
Lager die tieferen Regionen der äusseren Korkschicht ein, ntid dringt
von da aus mit einzelnen Sprossnngen anch noch etwaa tiefer, Überall
^^
J
155
▼on reichlichen HyphenmeDgen begleitet. Fig. 8 zeigt dies an einem
Durehaehnitte durch den Rand eines 8pecialthallns. Man sieht, dass
die Alge in den Lnmina der Korkzellen sitzt nnd nebst den Hyphen-
massen stellenweis dieselben ausweitet. In der Mitte ist anch he*
merkllchi wie eine knrze Chroolepusketie ans einer höheren in eine
tiefere Korkzelle dnrch die Scheidewand beider hindurch dringt
Die in den tieferen Regionen ansgebreiteten Gonidien enthalten
meistens orangegelbes Oel nnd sind bei dieser Flechte auch ziemlich
deutlich chlorophyllhaltig. Doch werden auch hier mitunter einzelne
Ketten beobachtet, welche ungewöhnlich schmale und gestreckte
Glieder haben nnd in denen bald nur einzeüie 2^11en des gefärbten
Inhalts entbehren oder welche fast ganz hyalin sind mit Ausnahme
einiger dickerer und mit Chlorophyll und farbigem Gel versehener
Oliederzellen. Fig. 9 zeigt einige solcher Ketten aus den oberflftch-
lieheren Schichten einer entwickelten Graphiskruste, in welcher die
einzelnen Korkzellen nicht mehr deutlich nnd in der Figur nicht
angedeutet sind, welche aber zum Theil von den an der Oberfliche
lebenden fremden braunen PilzAden durchwnchert ist
Der entwickelte Thallns der Schriftflechte stellt eine derjenigen
der Arthonia vulgaris ähnliche Kruste dar, die der Hauptsache nach
ans Hyphen und Gonidien besteht, und in welcher die Struktur der
Korkzellen mehr oder weniger verwischt ist. Sie nimmt auf dem
▼on den Hyphen durchwachsenen weisslichen Areale des Periderms
regelmässig allseitig centrifugal an Umfang zu, bis sie mit anderen
Specialthalli zusammentrifft oder durch andere äussere Hindemisse
aufgehalten wird.
Die Apotheden erscheinen hier viel später als bei Arüumta
vMlgarü, wenn die von Gonidien kolonisirte Kruste schon einen
grösseren Flächenraum eingenommen hat Daher treten sie hier
auch nicht regellos auf: im Centrum der Kruste brechen die ersten
hervor und schrittweise folgen, wie der Thallus centrifugal sich ver-
grössert, in gleicher Richtung die fibrigen, so dass an dem noch in
der Zunahme begriffenen Thallns eine Randzone noch frei von Apo-
theeien ist nnd die änssersten derselben jflnger erscheinen, als die
weiter gegen das Centrum zu gelegenen.
Chroolepna.
Die Uebereinstimmung, welche zwischen den Gonidien der Cfra-
fkideem nnd den in die Gattung Ckroolepus gehörigen Algen besteht,
Teraolaast nns, die letzteren mit den bei jenen gefundenen Eigen-
CskB, BcÜriffB snBioloci« dcrPfiaaiCB. B«b4 IL Hcf» IL H
Ift6
thUmliehkeiteii sii Tergleicheii. Das an Baamrindm nd alteM HoImM
rothbramia, kOrnig-kniBtige Uebonflge bildende Chtroolepm» mmhimmm
Kts. {ProioeoocHB onuiaeeua Kin^ P. umbrinuB Kta.) wirde, weil et
ihnlieh wie /^«pra-Bildnngen auftritt , schon Ton Mieheli ab
„Licken enuiaeeua puheruleniua ruber arboribu$ adnoBomuf* be-
xeiobnet Die mehnten naeh ihm kommenden Sehriftateller alnd ihm
darin gefolgt, Aeharina gab der Pflanae sogar den Namen Ltfira
ruhen». Dillenins hatte sie anter die Pilie in die Oattang ^jfMw
gebraeht; gleiches thaten Sprengel i welcher sie MmnOia eimrnm
barina, MnrtinSi welcher sie Tarula cimnabarina nannte, n. A.
Wallroth*) erkannte aber ihre Uebereinstimmnng mit den Gimidien
der Ghraphideeu nnd erklärte sie fOr frei gewordene nnd flir sich
weiter lebende nnd sich vermehrende Bmtsellen jener Fleehten.
Auch wegen der Kngelform der Zellen nnd deren stanbartiger An*
häofäng ist ihm die Pflanse wesentlich Terschieden von der glei^
farbigen I aber ans Fäden bestehenden TVemtepoUiä aurea Hart
{ByeeuB aurea L.), welche er bei den Pilsen belisst Agnrdh
stellte soerst Air die hierher gehörigen Bildungen die Algengattnag
Ckroolqme anf; ihm folgte Kfltaing, welcher die oben genannte
Speeies wegen ihrer isolirten kugeligen Zellen Anfangs sn IVoAMOoeiif
stellte; spftter erkannte er das reihenfftrmige Verbnndensein nnd
brachte sie in den Speeies Algarum in Chroolepue. Naeh Co ha
hat schon Flotow durch Uebergiessen mit Wasser ans dieser Pflanie
bewegliche Zellen erhalten, nnd ihm selbst ist es nach mehrfaehea
▼ergeblichen Versnchen gelangen, die Scbwftrmsporen dieser Pflanse
zu bcobachtep'), so dass er, falls die Flcchtennstur derselben sich
erweisen sollte, darin eine neue Fortplflanaungsweise der Flechten-
gonidicn erkennt. Stitzcnberger^) zeigte später die gleiche Beobach-
tung an, will jedoch von dem Zusammenhange mit Opegrapha nnd
anderen Flechten und selbst von einer Zustromengehdrigkeit des
„Protoooccus crustaceut^^ und des ^fikroolepua umbrinum^* die er
sllerdings untermengt fsnd, nichts wissen. Auch Caspar y^) hat
die Sporenbildung bei Chroolej>u8 aureum und Ch, umbrtnum beobach-
tet und gicbt über die letztere Pflanze einige uns interessirende nähere
Details. Er hält den Protococcua crustaceus Cohn's nicht fdr die
I) Ich fand diese Speeies aucli auf Gestein, an einer Mauer, wo sie der
auf Rinde und Holz ganz gleich und nicht mit Chr. JolithuM zu verwechseln war.
*) Naturgeschichte der Flechten I. p. 303 ff.
9) Hedwigia 1852. No. 1.
4) Hedwigia 185 j. No. 11.
«) Flora 1858. No. 36.
157
Pflame Klltzing's, weil sie einen intensiTen Veilchengernch besitze,
die letztere aber geruchlos sei, sondern für identisch mit Chroolepus
odcratum Ag., weiches also das Chroolepus betulinum Ktz. sein
würde« loh kann dem nicht beipflichten und muss gleich hier be-
merken, dass der Veilchengernch fflr die Unterscheidung der Species
dnrehauB trilglich ist. Das Chroolepus umbrinum habe ich allerdings
auch 80 wie man es sammelt, immer geruchlos gefunden; nach län-
gerem Verschluss in einer zugekorkten Glasbflchse wurde jedoch
beim Oeffnen der Geruch bemerklich. Von dem rostrothen Oel,
welches allerdings auch ein flüchtiger Körper ist, kann er nicht
wohl abhängen^ da bekanntlich der Veilchenstein seinen Duft noch
von sich giebt, wenn längst seine Farbe verblichen, das Oel ver-
flflehtigt ist Caspary fand seine Pflanze an Allee- und Chaussee-
bftumen (Papulus pyramidalis, canadensis, Pyrus Malus^ Prunus
domesttcus, Sorbus aucuparia) bei Bonn und Aachen und beobachtete
Zoosporenbildung Mitte Juni und Ende Mai; es gelang ihm dies aber
nicht zu derselben Zeit nach dem äusserst trockenen und heissen
Frflhjabr von 1858. Im Spätsommer und Herbst fand er nie
Schwärmsporen. Auch hat er die Erfahrung gemacht, die sich jedem
Beobaehter aufdrängen wird, dass man bei diesen Pflanzen am ehesten
auf Zoosporenbildung rechnen kann, wenn man die damit bedeckten
Kndenstttcke eine Nacht in einen feuchten Raum legt. Der Chroo-
lepus wnbrinum besteht nach Caspary aus einzelnen, oft jedoch
aus 2 — B, selten 4 — 7 im Zusammenhange befindlichen Zellen; ver-
zweigte Fäden, wie sie Kützing angiebt, sah er nicht. Wohl aber
bemerkte er mitunter ebenfalls die ,. Fasern,^' welche jeuer als aus
der äusseren Wand der Zellen hervorgewachsen ansah, die nach
seiner Meinung aber „vielleicht Pilzßlden gewesen sind, die aber
nichts mit dem Chrool. umbr. zu thun haben.^ Die Schwärmsporen
sah er in etwas grösseren, sonst von den übrigen nicht verschiedenen
Zellen in einer massigen Anzahl sich bilden. Während es ihm bei
Chroolepus aureum gelang, die Zoosporen keimen und zu einer
kurzen Zellenreihe sich entwickeln zu sehen, scheint er derartiges
bei Ch. umbrinum nicht beobachtet zu haben. Zwar lautet die
hierauf bezügliche Stelle also: „Die Schwärmsporen sanken nach
längerer Bewegung zu Boden, nur wenige wuchsen zu vegetirenden
Zellen heran; der Inhalt derer, welche btarben, die braunen Köm-
eben, wurden in kürzester Zeit nach dem Aufhören der Bewegung
frei und zerstreuten sich unter heftiger Molekularbewegung weit und
breit nach allen Seiten." Weiter bemerkt aber Caspary: „Ein
Sichfestsetzen an irgend einen Gegenstand konnte ich weder bei
11*
158
CkroolepUB auremn noeh umbrinum beobtehteni obglmoh dies dodk
bei anderen Algen leicht wahrnehmbar ist; die Zooaporen beider
ChroolqmS'Arien sanken gans einfach irgendwo nieder; solche bloss
niedergesunkene SchwArmsporen, die ich unter feuchter Olaaglocks
auf den ObJektiTgläsem hielt, waren es, die ich bei Ckroobput
aureum durch Theiluug ihrer Zellen sich vermehren sah.^ Aach
Gaspary spricht sich gegen eine Besiehung dieser Algen sv ge-
wissen Flechten auS| freilich ohne eine Vergleichung mit den Goai-
dien derselben vorgenommen su haben. £rst de Bary*) hat wie*
der die üebereinstimmung beider hervorgehoben und betraehtet im
Chrodqms umUmnum^ indem er von dem mit der Abstoasug der
oberflächlichen Pcridermalagen zu Stande kommenden Freiwerden
der Gonidienketten^ sammt den sie umspinnenden Hyphen aaa dem
Thallus hypophlOodischer Oraphideen als von einer feststeheadea
Thatsache ausgeht, als einen Abkömmling dieser Flechten*
Eine Vergleichung cwischen dem typischen CkrodUpu» wmhvimmm
und den Gonidien der Arthonia pulgarü und Oraphi» seryMa (die-
jenigen anderer hypophldodischen Graphideen verhalten sldi nach
de Bary's Angaben und meinen flflchtigen Betrachtungen im We-
sentlichen denselben gleich) Hast allerdings gewisse ünteraehiede
nicht verkennen, sunichst in Ordsse und Gestalt. Das CkrooUpu
umUfrinum, welches auf Buchenrinde in den hiesigen Aiieawildeni
grosse Flachen mit einer leicht cerreiblichen, körnigen, braonrothea
Kruste Übersieht, besteht aus siemlich sphärischen, nur an ihren
Berflhnmgsstellen mehr oder weniger gradlinig begrenitea Zellen,
welche meist zu wenigen in kurze perlschnurförmige, aber fast immer
unregelmässig gekrümmte, mitunter einmal verzweigte Ketten ver-
bunden sind. Ihr Durchmesser schwankt zwisclien 20 und 97 Mikrom.
Die im Eindringen und in der ersten Ausbreitung im Periderm be-
griffenen Gonidien zeigen dagegen immer ausgeprägt kettenAnnigen
Zusammenhang, häufig mit regelmässiger dichotomer Venweigang
der Ketten; die Gliederzellen haben fast immer eine mehr in der
Richtung der Kette gestreckte Gestalt, sind an den Verbindungs-
stellen genau geradlinig begrenzt, in der Mitte sm breitesten, so
dass ihre Form vom schmal Elliptischen ins Tonnenförmige geht,
manchmal auch sehr unregelmässig wird, mit Ausnahme der Scheitei-
zelle, welche eine mehr oder weniger gestreckte konisch -cylin-
drische Gestalt besitzt. Die Grösse der Zellen ist merklich gerin-
ger: Sie haben eine Breite von meist 8, seltener bis 18 Mikrom.;
«) 1. c. pag. 291—92.
159
die Lioge schwankt zwischen 13 und 21; die dfinnsten und schUiik-
sten Fonnen, von denen oben die Rede war, haben bei der angege-
benen Länge eine Breite von manchmal nnr 5 Mikrom. Die in die
tiefere Region des Periderms gelangten und daselbst zum Gonidien-
lager deh ausbreitenden Zellen zeigen, wie oben ausgeftlhrt wurde,
wegen ihrer Anhäufung meist nicht mehr den ursprünglich ketten-
ftmiigen Zusammenhang, sie haben hier vorwiegend isodiametrische
Form, sind rundlich oder durch gegenseitigen Druck unregelmässig
polyedrisch, wiewohl auch hier noch einzelne länglich tonnenför-
mige Zellen su bemerken sind; ihr Durchmesser schwankt in den
Grenzen 8 und 17 Mikrom.; die gestreckten werden bis 21 lang;
die grdsste Mehrzahl hat einen Durchmesser von fingefllhr 12. In
den angegebenen Dimensionen verhalten sich die Oonidien der Artho-
nia tmlgarü und der Graphü scripta sowohl auf Esche wie auf
Eiebe einander gleich.
Ein anderer sehr auffallender Unterschied ist die Beschaffenheit
der Membran. Das typische Ghraolepus umbrinum, welches mir zur
Untersuchung diente, hat sehr dicke und fast ausnahmslos sehr deut-
lich coneentrisch geschichtete Membranen, welche zugleich eine Inein-
andersebacbtelung der Tochterzellen nach Gloeocapaa- Arihediugeu, Ge-
wObnlieh beträgt der Durchmesser derselben 4 bis 6 Mikrom«, ich
&nd ihn nicht unter 3, mitunter erreicht er aber 8 Mikrom. Dage-
gen sind die Membranen der Oonidien, sowohl der eben eindringen-
den als auch der im vollkommen entwickelten Thallus vorhandenen
nur 1,0 bis 1,8 Mikrom. dick und stets homogen. Auch hierin ist
kein Unterschied zwischen Artkania und Oraphü. Das regelmässige
Fehlen des rothen Oeles und meist auch merkbarer Mengen von
Chlorophyll in den eindringenden Gonidien wäre als ein weiterer
Unterschied anzuftthren. Im typischen ChrooUpua enthält das Pro-
toplasma immer die rothen Körnchen, gewöhnlich in so grosser Menge,
dmss nur eine Randzone des Protoplasmas davon frei und dann meist
durch Chlorophyll grfln gefärbt ist; aber auch Zellen anscheinend '
ganz ohne Chlorophyll, nur mit rother Inhaltsmasse vollgestopft kom-
men häufig vor. Auch hat das Oel in den Gonidien häufig mehr
eine gelbrothe, oft orangegelbe Farbe, das der freilebenden Alge ist
immer intensiv rostroth.
Endlieh würde zu den Unterschieden auch die Schwärmsporenbil-
dnng gehören. Zwar ist bei Ghroofepus umbrinum sowie auch bei
anderen Arten nicht jederzeit mit Sicherheit auf diese Erscheinung
xn rechnen^ wenn man die Alge mit Wasser unter das Mikroskop
bringt; allein sie ist doch so häufig, dass sie keinem Beob-
160
aebter entgaDgen ist, der sieh eiDigermtaBe« mit dieMr Piaaic
beschäftigt hat, und es Icommt dato die avffallead geringe Zeit,
welche immer yon derBenetsuDg mit Wasser bis nur Gebart der Schwiim-
sporen vergeht, indem daswiseben gewöhnlieh nor 5—10 Muiatea
verstreichen. Dem gegenflber luuin es nicht safUUg sefaHy data Boch
keinem Beobachter eine Bildung von Zoosporen ans den an Daieh-
schnitten dnrch Oraphideenthallas blostgelegten Gonidien begegaet
Ist Vorausgehende Trockenheit beeintrichtigt die Fihi|^eit des
ChrodUpua Bchwtrmsporen an bilden, Verweilen in fenchtom BaaiM
begünstigt sie ; man mflsste also gerade bei dem vor euem stArkerca
Austrocknen geschutiten Aufenthalte der Gonidien im Periderm eine
Begünstigung der Zoosporenbildung erwarten, wenn sonst keine V6rsekie>
denheiten bestunden. Auch ich habe diese Erscheinung hier nie gaaehsB.
Diesen Unterschieden gegenüber sind die üebereiasUmmangca
desto grösser, und auch die ersteren schwinden mehr, weu mea
das Chroolepus wnbrinmn in seiner Lebensweise genaaer verfolgt
und die abweichenden Verhiltnisse berttoksichtigt| unter danea es
im hypophlOodischen Graphideenthallus lebt. Zu den wiektigstea
Uebereinstimmungen gehört das Vorhandensein des rothen Oeks.
Trots der oben berührten .offenbar unwesentlichen Farbeanaaneea
wird die Identitit desselben durch sein ganies Übriges VeAattea
bewiesen: es tritt in den Gonidien wie im freilebenden Ckrool^m
innerhalb des Protoplasma's in verschieden grossen KOmehen auf^
es ist ein fluchtiger Stoff, der in beiden Füllen bei trockener Auf-
bewahrung sich mit der Zeit verliert, und es hat auch in beidea
Fällen die gleichen Reactionen: Unlöslichkeit in Wasser und Aleo-
hol, Auflöslichkeit au einer gelben Flüssigkeit in Aether, Sehwara-
biauftrbung durch Jod. Das Protoplasma ist meistens gleichmissig
durch Chlorophyll grün geArbt Die Zellmembran seigt in beiden
FÜlen In Ohlordnkjodlösung weinrothe Färbung, am intensivsten nach
voriieriger Beliandlung mit Kali.
Auch die Wachsthumsverbältnisse sind in beiden Fällen die
gleichen. Zwar ist die Bildung der Ketten durch eine Scbeitelselle,
welche rückwärts durch Theilung die Gliederseilen abscheidet, an
den langgestreckten Ketten der Gonidien Im Periderm besonders
deutlich. Aber auch am Chroolepus sind die Endglieder der Ketten
im Wachsthum und in der Theilung begriffen : sie haben die relativ
dünnsten Membranen, indem sie durch ihr Spitzenwachsthum die
älteren Membranschichten an ihrem Scheitel durchbrechen. Eine
Theilung der Gliederzcllen kommt hier gewöhnlich auch nicht mohr
vor, und wo sie bemerkt wird, da ist ein Zerfall der Kette in seine
161
Glieder in Vorbereitung oder schon nahezu vollendet Das kommt
bei Chroolqnis nicht selten vor und geschieht dadurch, dass die über
die Grenzen der Oliedersellen hinweggehenden älteren Membran-
aehiehten serstOrt und abgestossen werden und die Scheidewände
der Gliederseilen sich spalten, indem sie zugleich mehr oder weni-
ger eonyex gegeneinander werden. Die Gliederzellen werden dann
also an neuen Scheitekellen. Hierauf beruht die eigentliche Ver-
mehrung der Staubmasse des Chrodepus umbrinum» Auch die Ver-
tweigung gesehieht bei ihm ebenso wie bei den Gonidienketten nach
gewöhnlicher Gonfenraceenarty indem neben dem acropetalen Ende
der Gliederselle eine neue Wachsthumsrichtung aus dieser hervor-
geht; nur sind diese Verhältnisse wegen der Kugelgestalt der Glie-
der und der sehr unregelmässigen und gekrümmten Form der Kette
hier nndeutlieber. Während das Längenwachsthum der Ketten des
freilebenden ührooiepua ein sehr träges ist, gestaltet sich seine Mem-
braaverdiokung überaus kräftig, so dass auch die noch wachsenden
Seheitelzellen schon ansehnlich dicke Membranen besitzen. Wir
haben ea hier ohnstreitig mit einer Anpassung der Pflanze an ihre
Lebensverhältnisse zu thun, indem die ganz freilebende Alge eines
viel grOeseren Schutzes als die innerhalb des Periderms wachsende bedarf.
Das Chrodepus wnbrinum hat die eigenthümliche Neigung,
sieh In seine Unterlage zu vertiefen: es dringt, wo es Ueberzüge
an Baumrinden bildet, mit einzelnen Ketten in die äusseren Theile
des Periderms ein. Und wo dies geschieht, ändern sich sofort seine
Gestalt und Ausbildung. Die Alge sendet lange, oft ziemlich gerade,
sehr wenig zur Stammoberfläche geneigte Ketten ins Periderm
hinein, deren Gliederzellen nicht rund, sondern mehr länglich
elliptisch, gestreckt tonnenförmig sind und welche häufig in eine
schlank eylindrische Scheitelzelle endigen. Bei den auf Buche wach-
senden Individuen, welche mir bezüglich des Vorigen zur Unter-
anehung dienten und bei denen der Znsammenhang dieser endoperi-
dermalen Wucherungen mit den frei auf der Rinde lebenden Zellen
auf das Sicherste zu constatiren ist (Fig. 10), finde ich die Glieder-
aellen dieser eingedrungenen Ketten meist nur 17 Mikrom. breit,
aber 35 bis 37 Mikrom. lang-, die schlanksten Formen sind nur 8
breit bei einer Länge von 30 und mehr; ja es kommen Zellen vor,
die bei dieser Breite bis 54 Mikrom. Länge erreichen. Solche Zel-
len Bind oft etwas geschlängelt. Manche Glieder haben auch noch
eine Breite von 20 bei einer Länge von 25 bis 29 Mikrom.; über-
haupt finden alimähliche Uebergänge zu den grösseren Formen statt
inaerhalb derselben Kette, wenn diese in ihren Anfangsgliedem noch
_ '^2 _
küsserbHlti deB Periderm"» aicli befindet. Mit der gröBscrcn Regel-
tnäBBigkeit der Ketten trilt auch die typisclio Form der Veriweigun^.
welclio aacb hier Btellcnweise vorkommt, deutlicher hervor. Wir
sehen also mit der Aenderiing des Medinme die rniTcrkennbarate
Annälierang an die GestalU- nod GrÖsseDverhältnisse der eindringen-
den Gonidien. Daza kommt ferner die geringere Dicke der Hembrui
an den eodoperi dermalen Sprcisstngen — sie beträgt hier onr etw« 14,
kaDm noch 20 Mikrom. — sowie das Verschwinden der Schichtang.
Aehnlicbes gilt anch vom Zelleoinhalle. Zwar ist dereelbo an den
meisten dieser eben erst ans obertlacblichen Zellen hervorgegangenen
endoperidermalen Sprossnngcn noch nicht verändert. Allein in
manchen Zellen findet sich das rothe Oel in auffallend geringerer
Menge, ja es fehlt in einigen gänzlich, und wir bemerken hier in
der Zelle nur ein blassgrttn gefärbtes oder anch ein anscheinend
ganz farbloNCB Protoplasma; besonders gilt dies von manchen Schei-
teiiellen nnd wohl auch einer oder einiger ihnen snnächst liegenden
Gliedcrz«]1en, wiewohl auch interstitiell zwischen rothen Zellen
einzelne oder mehrere blasse vorkommen. Auch hier ist dies bitnfiger
D den dünnsten and schlanksten Zellen, als an den breiteren. OhneZwei-
I ftl hfingt auch diese Erscheinung mit RinflUsson des HodinmB iDsammea.
Das freilebende ührodepus dringt nicht bloss in schon vor-
handene Spalten unter die sich ablösenden Schuppen der kusseren
Theile des Periderms, sondern oa hat anch die Fähigkeit, sieb
aktiv in den zuBammenhnngenden Zellen dieses Gewebes vorwlrta
zu bohren, wobei es mitunter die deckenden KorkzellpUttchen in
Folge seiner Volnmenzunahme abhebt (Fig. 101. Zn znsammonhla-
genden Lagern, wie die Gonidien im bypophlOodischen Graphideen-
Ihallus, habe ich jedoch reines t'hroolepua im Pcriderm sieb niebt
entwickeln sehen. Auf Eichen zeigte mir die Alge in jeder Hin-
sicht die gleichen Verhältnisse wie die so eben beschriebenen.
Ans allem geht hervor, dass die morphologischen und btologiBChen
VerhAltnisse des typischen Üiiroolejms sich innerhalb einer liemlich
weiten Sphkre bewegen, und dass alle die EigenthDmlichkeiten, welche
unsere Alge als Ansiedler im Flcchtenthallas zeigt, der freilebenden
Pdanze keineswegs so fremd sind, wie ea auf den ersten Blick
scheinen mag, Die geringe Grosso und die Dflrfligkeil in der Ana-
bildung der Membran und des Inhaltes, welche die in den TballOB
eindringenden Gonidien so ausnahmslos schon in ihren ersten, an
der Oberlläche des Pcriderms liegenden Gliedern xeigen, dürften
wohl daher rühren, dass die letzteren aas SchwArmsporen hervof
gehen, welche irgendwo von einem freilebenden Individuum
168
werden nbd sich an der Oberfläche des Periderms aDsetsen. Die Zoo-
aperen des typischen Chroclepus umbrinum haben im Maximum eine
Länge von 12 Mikrom. und wenn sie zur Rahe gekommen sind und
aieh abgemndet haben, einen Durchmesser von 8 — 10. Diese Dimen-
sionen stimmen in der That sehr zu den oben angegebenen Grössen
der im Eindringen begriffenen Gonidien. — Dass die Alge in der
Gonidienform keine Zoosporen bildet, dazu giebt uns die Tbatsache
den 8eblfl88el, dass auch das typische Chroolepus umbrinum immer
nur die grOssten und inhaltsreichsten Zellen seiner Ketten zu Zoo-
aporangien werden Iftsst, wie solche im Thallns gar nicht gebildet
werden, wo ja ohnehin die Zellen in kleineren Dimensionen auftre-
ten. Wir können also alle scheinbaren Unterschiede zurfickführen
anf Modifieationen, welche crwiesenermassen die Alge durch das ver-
änderte Medium annimmt, und werden dazu auch die Einflüsse mit
sn rechnen haben, welche durch die Beziehungen hervorgerufen wer-
den, in welche die Hyphen der Flechte zu der eingedrungenen Alge
treten, wohin wohl das lagerartige Ausbreiten der Gonidien in dem
von den Hyphen occupirten Terrain gehören mag. Denn die Alge
mnas ii^nd einem günstigen Einflüsse seitens der Flechte begegnen ;
es wäre sonst nicht zu erklären, dass sie zumal auf jüngerer Esche,
we reines Chroolepus umbrinum eigentlich nicht wächst, die von
Arüumia vulgaris bewohnten Stellen aufsucht und alles Uebrige
80 auffallend streng meidet.
Es bliebe noch die Frage zu erörtern, ob die in den Graphi-
deenthallns eindringenden Chroolepus-ZtWen aus Schwärmsporen die-
aer Alge hervorgehen. Die Bildung und das Verhalten der Zoosporen
derselben ist von Gohn und Caspary bereits beschrieben worden.
Ich fllge hinzu, dass die Zoosporangien an einer vorgebildeten, als
ein rundes Loch von 6 — 8 Mikrom. Durchmesser sich öffnenden Stelle
austreten. Dieselbe entsteht durch eine stärkere Verdickung der
innersten Membranschicht, welche die äusseren Schichten nach aussen
vortreibt und so eine Art Papille erzeugt; zuletzt weichen die
äusseren Sehiehten an diesem Punkte auseinander und die verdickte
Masse der Innenhaut löst sich auf. Das Loch bleibt auch an dem
entleerten Zoosporangium, welches sich seiner derben Membran wegen
lange erhält, siehtbar. Man findet oft viele solcher wirklich leerer,
dnreh einen runden Perus geöffneter Zellen unter den übrigen; sie
sind ein sicheres Zeichen, dass die Alge in der vorliegenden Probe
fiUiig ist Zoosporen zu bilden, auch wenn es nicht gelingen sollte,
solche zur Zeit der Untersuchung entstehen zu sehen. Es glückte
mir mitunter nicht, an Proben, welche viele solche von Zoosporen
164
▼erUsseoe Zellen enthielten, die Enobeinang heironarufen, obgleich
sie einige Zeit in einem fenehten Banme sieh beftinden hntteni
während andere Proben, die snr nämliehen Zeit ge—mmelt worden
wiren, den Proeees insserst relehlich ceigten. Wovon die Pridiepo-
sition inr Zoosporenbildong abhängen mag, laue ich dahiBgeaCellt
Caspary'a Aenssemng, daas im Spätsommer nnd Herbit der ProaesB
nicht stattfinde, mnss ich bestreiten, da ich ihn auch im September
beobachtet habe. Ausgang Winters habe ich ebenfalls Sehwinn^o-
rea reichlieh gesehen, so dass wohl keine Jahresaeit ihre BUdaag
▼erhindert Gleich nach der Gebnrt sind die Zoosporen dliptiach
nnd linsenfBrmig abgeplattet, leigen sowohl spärlich Chlorophyll als
Kömchen des rothen Oeles, sind aber am Vorderende, welehea iwei
sehr lange Cilien trägt, hyalin. Sie schwimmen sehr mtnter über
grosse Strecken dahin onter gleichseitiger Achsendrehnng, wobei
abweehsehid die breiten nnd die schmalen Seiten sichtbar werden.
Aber sdion ongefUir 5 Minuten nach der Gebnrt erlischt die Be-
wegung allmählich; die Oilien, deren flimmernde Bewegang an Leb-
haftigkeit yerliert, werden dadurch leichter eriEcnnbar, die Spore
beschreibt kflrsere, oft kreisfBrmige Bahnen, wobei auch mitnnter riek-
läufige Bewegungen eintreten, bei denen das oilientrsgende Bade
nachgeschleppt wird; sugleich rundet sie sich an ToHkommen sphi-
riaeher Gtostalt ab; dann folgen sich Momente yollkommener Bake
und wälaender Bewegung ohne eigentliche Loeomotion, wobei die
Cilien noch träge wellenförmige Schwingungen machen, um bald
gana in aiemlieh gerade vorgestreckter oder spreisender Richtung in
Buhe au yerfallen. Der Körper aeigt zunächst noch keine Verän-
derung ausser der Gestalt, höchstens dass bisweilen eine Vaeaole
in ihm erscheint Aber schon nach weiteren 5 Minuten tritt der
Tod ein: Die Masse wird stärker kömig und verliert augleich die
scharfe Gontour, von der sie bis dahin begrenzt wurde, sie löst
sich in eine Anzahl rundlicher oder unregelmässiger theila farbloser,
theils rothbrauner Körnchen auf. Die Cilien bleiben dabei ima^r
noch lange vorhanden und sogar ohne Jod deutlich sichtbar. Eine
Vertheilung der Körnchen unter MolekuUrbewegnng, wie sie Cas-
pary beschreibt, habe ich nnr vereinzelt beobachtet, in den meisten
Fällen blieb die Masse noch ungefilhr sphärisch beisammen. Da die
Geburt der Schwärmsporen aus den reifen Zoosporangien, welche
in der unter dss Mikroskop gebrachten Probe vorhanden sind, nicht
gleichzeitig erfolgt, so tritt auch der eben beschriebene Zustand
succesiv auf; aber nach 45 Minuten schon wsr er allerwärta vor
banden. Eine Paarung von Sehwärmsporen habe ich nicht bemer-
165
keD kOnDen. Bisweilen verfaDg^ sich zvei Spam out ikren Cilico,
wss sowohl die elliptlseheii pkttCDf al« zm^ di« Bth^m sphiiisch gt-
wordenen betreffen* kann; die eine schleppt dann di^ andere fort oder
beide serren sich nmher, nnmitlelbar sich berthrend, aber eine Vtr-
sehmelning beider Körper bemerkte ich nicht, Tidaehr ^«nschieht es
gewöhnlich, dass beide nach einiger Zeit s]cfa witdtr von einander
befreien« Bei manchen Schwinnsporen OMcht das Schwinden in den
nlehsten Standen noch weitere Fortschritle, indes nnr einige form-
lose rothbranne nnd farblose Klunpen an der Stelle ibng Uesben,
wo die Zoospore lag, wobei oft iauer noch Rndimeale der Ciliea
sieh wahrnehmen lassen; dann leigen die Keste keine TeribMiemng
weiter. Manche behalten aber doch ihre Sabstanz and aach ihre
▼olle gemndete Gestalt scheinbar nnTeriodert, so daas man sie ftlr
lebensfiUiig halten kann; Umhtllmg mit einer festen Membran konnte
ich aber doch nicht an ihnen bemerken. Ich habe aneh Sehwirmi^ren
sowohl auf reines Periderm als auch anf solche M^rllen, welche den
gonidienlosen Jngendznstand der AwÜHmia vndgarü tragen, aosge-
sSeti indem ich dfinne Oberflichenscfanitte de« Periderms auammen mit
CkrooUpua in Wasser anter Deckgliser brachte. Die bald darnach
geborenen Zoosporen schwirmten aach tber die Oberfliche des Pen-
derma wie gewöhnlich dabin, kamen hier in der nimlichea Z^H xmt
Rahe nnd Terhielten sieh gana so wie in anderen Fällen: manche
sehienea sieh anfinldaen, andere verharrten in sphirischer Form on-
▼erindert. Aber aneh hier kam es an keinem Fortschritte, obgleich
es dnreh Emeaerong des Wassers gelang, die Objekte eine Woche
lang vor Finlnissoiganiamen leidlich an bewahren« Es ist mir nicht
aweifUhaft, daas der Misserfolg hauptsächlich in der bei dieser Alge
norssal n«gemein laagaamen Entwickelang seine Erklirong findet,
welche iberdies nnter Verhiltnissen, die Ton den natflriichen abwei-
chen, wahrscheinlich noch mehr beeintrichtigt wird.
Dasa Chroolepma mmbrinum ans dem Thallas der hjrpophldodischea
Graphideen wieder sich befreit, wenn derselbe entweder durch Alter
▼ergeht oder in Folge einer Verftndemng des fbr ihn günstigen
Znsfandea dea Periderma erschüttert wird, ist eine leicht nnd FielCKh
an beobachtende Erscheinnng. Es sei hier noch angegeben, wie er
mA dabei allmthlieh wieder in die typische Form zorfickbildet*
Der Anfangs dlnne, staubige rothbranne Anfing, welcher aus solchem
ThaDna answittert, besteht ans isolirten sphlrischen C'Aroo£(;piMxellen
▼OB meist 12 — 20 Mlkrom. Durchmesser; erst wenige sind bis 29
gross. Sie stehen alao an Grösse hinter dem typischen Ckroolqmu
bctriehtlieh xurfiek, haben gegen die Dimensionen, welche sie inner-
166
halb des Thallus beaitien, erst wcuig zugenommen. Faat hIIg Zei-
len Bind noch reichlich von dcnaelbon llyphen und in dcrselbea
Weise aberzogen wie im Thallus nnd hangen ans dioseni Grunde
meist nicht sasammcn, indem sie durch ihre HyphenhUllo von einander
getrennt Bind. Aber vielfach hat auch schon eine Theüung dieser
Zellen begonnen, durch welche die künftige SclieiteUelle der KettQ
gebildet ist. Die Membranen Bind meiat nur 1,4 — 2 Hikrom.
dick und nn geschieh tot; wenige Zellen haben bis 4,2 Mikrom. dicke
und dann etwas gCBchichtcte Membranen. Der Zellcninhall iit
immer wie bei der typischen Alge bereits reichlich mit rolbbranneo
Kßmchen versehen. (Fig. II.) SchwArmsporen habe ich aber ia
diesem Zustande nie eich bilden sehen, auch nicht wenn die Pflanta
tu derselben Zeit gesammelt und genau gleich behandelt worden
war, wie Proben von typischem Chroohpus, welche darnach Zuitsporeti
zeigten. Auch entleerte, von SehwSrmsporen verlassene Zellon kom-
men hier noch nicht vor.
Wenn solche Gonidienansbrticbe älter geworden sind, so beft«it
sich die Alge allmählich von den Hypben. Die letzteren finden Tafar-
scheinlicb nnlcr diesen Verhältnissen nicht mehr ihre nftthigen Le-
bensbedingungen, denn sie sterben allmählich ab: ihr Inlmlt uehl
Rieh in einzelne stark lichtbrecliende Ktigelchen zuBammen, die UmriH«
der Hyphe schwinden, offenbar wegen AntlOsnng der Membran; ms
zerfallt in die cinzelmn stärker licbtbrechendeu PartikelebcD, die
tfaeils noch an der i'hroolepusKtWti haften, tbeils sieb nnler Moleks-
larbewegung ablösen. So findet man Zellen, die thells mit mehr
oder weniger Il.vphen umgeben sind, theils schon ^^Anzlich von den-
selben sich gereinigt haben. Man darf dies» Hypbrn nicht verwech-
seln mit fremden Pilzbildungen, die, nie allcrwärts auf Raumrinde,
so auch gar hftufig iwischen Chroolepus vorkommen ; schon die
SlSrke ihrer Filden und Zellen läast sie leicht von jenen unlrrscfaci-
den, welche durch eine Dicke von nur 1,0 bi« ),i Mikrom., durch
ihre starken engen Krümmungen nnd kurzen knorrigen oder papil-
lenartigen Verzweigungen, mit denen sie dem Chroo/fipua fiich innig
anschmiegen, als die echten Itchenischen Elcmonto sich kundgeben.
An noch älteren Goniiticnausbrtlcben sind diese letzteren gar nicht
mehr zu finden. Die rolhbranne Kruste ist dann dicker geworden,
sum Beweise, daas die Alge in Vermehrnng II bergegangen ist. An
einer solchen Wucherung, deren lichenischer Ursprung durch die
noch halb erhaltenen alten Apolbecicn der nnterl legend in Rinde nnd
durch das stellenweise noch deutliche hitufcbenweise HervurbrechcD
aus dem zerstörten Thallus erwiesen wird, finde ich die Zellen
167
20 bis 33 Mikrom. gross, sphärisch und bald einzeln, bald
lu 3 sDsammenhängend; ihre Theilnng ist hier allgemeiner; man
findet lahlreiebe Zustande derselben in allen Stadien. Es. trennen
sieb aber gewöhnlich die Tochterzellen bald von einander, indem die
beideo Lamellen der Theilungswftnde sich convex gegen einander
wUbeDi wodurch die Tochterzellen sich abrunden und von einander-
schieben; die ältesten Membranschichten zerreissen dann über der
Fnrehung. Wir haben also denselben Process, wie er oben vom
typisehen Gkrociepus geschildert wurde. Die Membranen sind hier
3,0 — 4,2 Mikrom. dick und meist geschichtet, wenige Zellen haben
dflonere und ungeschichtete Membranen. An wenigen bemerke ich
Boch Spuren der dflnnen Flechtenhyphen. Schwärmsporen habe
ich aber hier in reicher Menge beobachtet. Es geht daraus her-
▼or, dass die ans dem Thallus sich befreiende Alge wieder allmäb-
licli alle ihre typischen Eigenthümlicbkeiten annimmt, dass sie
insbesondere auch der Zoosporenbildung fähig wird, sobald ihre
Zellen wieder die hierzu erforderliche Grösse erreicht haben. Diese
BQekbildnng scheint, und darin zeigt sich besonders die träge Ent-
Wickelung dieser Alge, oft lange Zeiträume in Anspruch zu nehmen.
Ich entsinne mich, Anfangsstadien der Befreiung der Alge aus zer-
fallendem Thallus an bestimmten Standorten schon vor Jahren gese-
hen SU haben, an denen sie gegenwärtig noch nicht merklich fort-
geschritten sind.
Arthopyrenia«
Die Arten dieser angiokarpen Flechtengattung haben untereinander
ood mit den verwandten eigentlich nur durch die Beschaffenheit der
Sporen unterschiedenen Gattungen Microtkelia und Leptorhaphis
grosse Aehnlichkeit. Sie leben alle an jüngeren glattrindigen Stäm-
men und Zweigen und an -glatten Peridermstellen älterer Bäume der
verschiedenartigsten Gehölze in mehr oder weniger ausgedehnten,
oft nnregelmässig begrenzten Flächen. Ihre zahlreichen, dem blos-
sen Auge als schwarze Punkte erscheinenden Perithecien nisten in der
äusseren Korkschicht des Periderms, aus welchem sie mit ihrem
oberen Theile frei hervorragen. Das Periderm aber erscheint dem
nnbewafi^neten Auge oft gar nicht, auch in der Farbe nicht ver-
ändert, oder es hat auch eigene Färbung.
Der Bemerkungen Tulasne's aber den Bau des Thallus der
„Verrucaria epidermidis, cUomaria etc/' ist bereits oben gedacht
worden. Körber') spricht bei der Gattung Arthopyrenia kurz
1) 8jfitema Liehenum Oermaniae, pag. 367 und 369.
168
von einem „Thallua crusUiceua, uniformü, pUrumque hypaphloeodes/'
seine näheren Angaben bei Arthonia CercLsi Kbr. Bind aber hier
wiedernm unzureichend und sogar unzutreffend; denn wenn er hier
sagt: „thaUua hypophloeodea dein denudatua effusua tenuisnwu
leprosus cineraacens^^ und dazu bemerkt: |,Die silbergraue, glänzende
Epidermis der Kirschbaumrinde wird häufig für den Thidlas der
Flechte angesehen ; in Wahrheit aber ist derselbe hypophlöodisch und
efflorescirt (um so zu sagen) erst später als ein sehr dflnneri grau-
iicher, ununterbrochener staubartiger Schorf beim Aelterwerden des
Baumes aus dessen Epidermis hervor, wo dann die Apothecien mehr
unkenntlich werden und endlich ganz verschwinden/^ so kann aieh
das nur auf die Zerstörung der äusseren Peridermschichten nach
dem Absterben der Flechte beziehen.
Nach den Untersuchungen, die ich an vielen Exemplaren mehrerer
Arten dieser Gattungen vorgenommen habe, ist die Beschaffenheit
bei den meisten im Wesentlichen dieselbe. Ich will sie an Art/uh
pyrenia cercm Rbr. beschreiben. Die Stellen, welche diese Flechte
auf der Rinde der Kirschbäume einnimmt, sind entweder unverändert
rOthlichgrau wie das normale Periderm, oder durch weisse Farbe
auffallend. Betrachtet man durch tangentiale Schnitte abgetragene
Stflcke der äusseren Korkschicht, so bemerkt man stets braune
gegliederte Hyphen von 8 Mikrom. Dicke, welche in allen Richtun-
gen die Oberfläche und die äussern Korklagen ttber- und durchwach-
sen und in denen wir die schon mehrfach erwähnten rindebewohnen-
den Organismen wiedererkennen. Wir finden aber ausser ihnen
ebendaselbst auch viel feinere etwa 2 Mikrom. dicke und farblose,
aber sonst in gleicher Weise wachsende Hyphen, welche, wie man
sich besonders durch Anwendung von Kalilauge überzeugen kann,
ähnlich wie jene gegliedert sind, nur dass die Gliederzellen gestreckter
und cylindrisch sind. Auch hält es nicht schwer Uebergänge zwischen
beiden Formen zu finden, welche uns belehren, dass die braunen
Zellreihen ans den hyalinen Hyphen dadurch hervorgehen, dass die
Glieder in kürzere Zellen sich tbeilen und diese, indem sie ihren
Durchmesser vergrössern, zugleich dickere und allmählich sich bräu-
nende Membranen bekommen. Denn selbst die braunen Zellreihen
kommen in sehr verschiedenen Dicken vor. Man glaubt anfänglich
in diesen Bildungen den TliuUiis der Flechte vor sich zu haben,
und es darf vermuthet werden, dass Tulasne damit dieselben auch
geroeint hat. Sic haben jedoch auch hier mit der Flechte nichts
zu tliun. Dies geht schon daraus hervor, dass sie auch ausserhalb
169
des ArtkapyreniathMüB flberall das Periderm in dieser Weise über-
slebea. Aaf dem noch sehr intacten glatten Periderm junger Stämm-
cheii und Zweige sind sie spärlich, erst in der Bildung begriffen;
auf ilterea Peridennen aber oft so reichlich, dass die Färbung des-
aelbea dadnreh mit bedingt wird. Und zwar sind sie dann an den
nieht voa Arthopyrenia bewohnten Stellen sogar häufiger. Hier ist
nlnitich das Periderm durch oberflächliches Einreissen mit vielen
klauMB Spalten und Ritzen versehen, in denen hauptsächlich der
Pilz sieh ansetzt; daher die dunklere Farbe der im Allgemeinen noch
glatten Peridermbänder erwachsener Kirschbäume im Vergleich mit
der fast weisslichen Färbung der Oberfläche derselben an den von
der Arikcpyrtnia bewohnten Stellen. An den letzteren bilden die
ftosseren Korkzelllagen, wie von einem unsichtbaren Bindemittel fester
znsammengehalten, eine gleichmässigere glatte und sprödere Masse,
die wegen der letzteren Eigenschaft nur stellenweise, aber in kurzen,
schärfen, schmalen Rissen gebrochen erscheint. We^en dieser Beschaf-
fenheit, und weil die brannen Hyphen hier merklich spärlicher sind,
haben diese Stellen ein helles Aussehen.
Nieht selten trifft man in Gesellschaft dieses brannfädigen Pilzes
einzelne oder in Gruppen beisammen liegende runde grüne Zellen,
die sich fast immer als gemeiner PUurococcua zu erkennen geben,
sowohl ausserhalb als auch auf den von der Arthopyrenia bewolin-
tea Arealen. Sie liegen einfach zwischen, auf oder unter den Fäden,
gern an tiefen und versteckten Punkten, ja sie lieben es sogar, un-
terhalb von Korkplättchen, die sich zufällig so abgelöst haben, dass
fremde Körper von der Seite her unter sie gelangen können, sich
aaznaetzen. Zwar kommt es vor, dass dünne farblose Hyphen jenes
Pilzes sich an sie anschmiegen und sie mehr oder weniger umfassen.
Allein dies scheint nur zufällig zu sein, da gegen die Mehrzahl der-
selben der Pilz sich gleichgültig verhält und seine dünnen farblosen
Hyphen in ähnlicher Weise auch an andereii auf dem Periderm lie-
genden kleinen Körperchen, z. B. Pilzsporen, sich anschmiegen.
Ohne Zweifel hat Tnlasne diese grünen Zellen für die Gonidien
unserer Flechte gehalten, denn andere chlorophyllhaltige Zellen fin-
den sieh am Periderm nicht, auch dort nicht, wo die Arthopyrenia
lebt; nnd die Beschreibung, die er von ihrem Vorkommen giebt,
stimmt überdies mit den hier gemeinten Pi2eurococctM- Individuen
g^nan aberein. Eine genügende Bestimmung des Pilzes ist bei der
nnvollatindigen Entwickelung, in der er sich überall nur darbietet,
nieht möglich; doch ist es unzweifelhaft ein Ascomycet, wahrschein-
170
lieh Pyrenomycet, wie deren viele so beschaffene Myeelien beaitieD.
Dies scheint auch durch die Acrosporenform des Pilses bewiesen
zu werden, die ich stellenweis auf dem Mycelium desselben an Kirsch-
peridenn auffand: kurze, etwas geschlängelte, mit einigen Septa
versehene, vom Periderm sich erhebende, unten farblose, oben braun-
werdende Hyphen mit einer terminalen braunen £[poru209fiinfm-Spore.
Die Flechte aber besteht aus viel feineren Fftden, weiche in
der Substanz der Korkzellen wachsen und nicht sehr deutlieh er-
scheinen, weil sie mit jener ziemlich gleiches Lichtbrechnngayermö-
gen haben. Von denen des Pilzes sind sie unschwer zu unterschei-
den: sie haben ziemlich gleiche Dicke, sind nur etwa 0,8 Mikron,
dick, nicht gegliedert, immer farblos (mit Ausnahme der nnmittelbar
ins Perithcciumgehftuse Übergehenden), und während jene in ziemlich
geradem Verlaufe oder weiten Bogen Aber mehrere Korksellen hin-
laufen, beschreiben diese innerhalb des Areales einer einzigen Kork-
selle sahireiche, enge, vielgewundene Linien und haben eine Nei-
gung netzförmig susammen zu fliessen. Oft ist d^s Gewirr der Fäden
so dicht, dass sie sich nicht verfolgen lassen und dass die Substanz
des Korkes dadurch fast wie punktirt erscheint. Fig. 13 stellt eine
Korkselle dar, die nur erst in einem Theile einige Hyphen enth<, wo
der Verlauf derselben noch su verfolgen ist Durch Kali werden
die Hyphen etwas deutlicher. Chlorzinkjod bringt, auch nach
Behandlung mit Kali, an ihnen keine merkliche Färbung hervor.
Die Zugehörigkeit dieser feinen Hyphen zur Flechte wird auch
dadurch bewiesen, dass sie unter allmählicher Braunfärbung und
pseudoparenchymatischer Verflechtung in die Elemente des Gehäuses
der Perithecien übergehen. Hiernach ist auch diese Flechte in
ihren Hyphen sehr ähnlich den peridermbewohnenden Oraphideen.
Von gonidienartigen Elementen ist aber in diesem dUnnen Hyphen-
lager, welches die äusseren KorkzclUagen einnimmt, nichts vor-
handen. Die aussen aufliegenden vereinzelten Pleurococcus-Zelltn
stehen in keiner Beziehung zu ihm. Ihre Anwesenheit ist mehr
noch als die des braunfädigen Pilzes rein zufällig; an jungen glatten
Rinden fehlen sie manchmal ganz, auch richtet sich ihre Anwesenheit
ohne Zweifel nach Standortsverhältnissen. Dagegen ist das eben
beschriebene feine Hyphengeflecht überall zu finden, wo durch
die Perithecien die Anwesenheit der Flechte angezeigt wird, gleich-
gültig ob es ein sehr junger, von fremden Wesen fast noch ganz ver-
schonter Zweig oder ein älterer Stamm ist. Wir haben somit hier
abermals ein Beispiel einer gonidienlosen Flechte.
Als in der Beschaffenheit des Thallus abweichender und eigen-
171
thflnlidi oeime ieh folgende hierher gehörige Arten. Zanächst eine
Form anf Oasearille, welehe als Sagedia planorbis (Ach.) be-
ideluiet wird. Sie Arbt die Rinde rein weiss; Schnitte parallel der
Oberliehe leigen die mit Lnft erf&Uten, ziemlich weiten, polyedri-
sdien Korkselleo. Orflne Gebilde fehlen vollständig, aber die Kork-
seDeB enthalten viele farblose, dnrch Ohiorsinkjod, auch nach Behand-
lung mit Kali nicht merklieh sieh fUrbende Hyphen. Dieselben
waehsen anf den Innenwanden, besonders den Seitenwänden der Zelle,
and tapesiren dieselbe oft fast ganz ans. Sie sind zwar zum Theil
nv ]|0 bis 1,4 Mikrom. dick nnd fadenförmig gegliedert; die
matoten aber bilden eiförmige Glieder von 6,8 Mikrom. Lange und
S,0 bis 8,0 Dicke.
Von Artkopyrenia rhyponta Massal., welche schwärzliche
Fledce auf Baamrinden bildet, standen mir zur Ansicht No. 229 der
Rabenhorst'sehen Lichenes europaei, welche von Rehm an Gipfel-
aweigea der Pcpulua pyramidalis bei Dietenhofen in Baiem gesam-
■Mite Exemplare enthält^ sowie No. 591 von Schär er. Lieh. hdv.
DerThallaa besteht hier aus vielen braun- und dickwandigen, knrz-
gagliederten, eylindrischen Hyphen von 6,8 — 8,4 Mikrom. Dicke,
deren Gliederseilen meist ungeMir ebenso lang als breit sind, und
welehe auf und innerhalb der äusseren Peridermlage in geschlän-
geltem Verlaufe In versehiedener Richtung in Menge neben und flber-
eiaander hinwaehsen, stellenweise sogar zu einer einschichtigen Lage
aieb seitlich verbinden nnd dadurch die dunklen Flecke auf der
Rinde eneagen. GrOne Zellen fehlen hier ebenfalls, oder treten
aar sporadisch wie allerwärts an der Oberfläche auf und erweisen
aieh daher als fremde, snAllige Gäste.
Leeanora pallida Bchreb.
Der Thallns dieser Flechte ist im ausgebildeten Zustande, wie
i der Gattung Oberhaupt, eine Kruste von heteromcrem Baue,
welehe frei anf der Oberfläche der Rinden verschiedener Bäume
wiehaL Im frflhesten Entwickelungszustande ist er aber vollkom-
mea hypophlöodiseh und homöomer; erst bei weiterer Erstarkung
duehbrieht er die ihn bedeckende Peridermschicbt und tritt unter
Difcreaaimng in Rinde-, Gonidien- und Markschicht frei hervor.
Aber aaeh dann behält die in centrifugaler Richtung sich ausbrei-
tende Baadzone mehr oder weniger jene Beschaffenheit bei. Weder
in der deaeriptiven Litteratur noch in den auf allgemeine Flechten-
kaade beztiglichen Schriften ist dieses eigenthOmliche Verhalten
Coka, n«ltrit« «ur Eiolofie der PlUasen. Band IL llert IL 12
178
erwähnt; de Bary')i welcher den Bau itoa fiitwickelteo Thitlln*
verschicdeuer rindebewoliucnder Kriisteiiflechton, unter deaeii aacb
obige Flechte sieb befindet, untorsacht and apcciell «n Leciddio
enteroleuca beachriebcn bat, deutet dies weuigstuns dnrvh die Bemer-
tcnog an, dass „die Hypbcnetideii der Margma]7;one Iheilweise ivi-
schen die änaserea Periderm lagen aicL eindrftR^'OD." Schvende-
ner*) bemerkt bei Gelegenheit des Narliweiaca, das a der Bogeoannte
Prototliallus vieler Kruatenflecliten nur die RaudEone des Thallni
iai, in welcher durch UifTorensirang in die einEelneo Schiclitrii der
eigentliche Thallus oder die Thallusarcolen entstehen, daas er bei
Callopisma cerinum ans isolirteo oder eu lockeren Btlsuhelo verei-
nigten Paaern besteht, „welche zwiecben und nnter den Zellen der
Rinde, worauf die Fleehte wjicbst, schlängelnd verlauTen" ....
„Uanche derselben, welche irgendwo unter die obertUchliche Zell-
Bchicht eingedrungen sind, wuchern unterhalb deraelbcn fort, andere
scheinen in ihrem Verlaufe sich nach den kleinen Vertiefungen und
Spalten su richten, welche snf der AuesenHftche der Rinde sich ror-
finden." In geringer Butfernnng von den peripheriachen Enden der
Faserbascbel seien die ersten grllnen Zellen, sum Theil aocli ver-
einzelt, entweder noch ungetheilt oder boroits in Theilang begriffen
EU bemerken; andere bilden kleine Grnppen, welche von raacrJUten
locker umflochten sind; dann folgen grossere, soredicnShn liehe, deut-
lich befindet«^ Nester, welche zn den Tballnsachllppchen sich evt.
wickeln. Wie die ersten Oonidien eigentlich in der Randxon« «nt-
alehen und wie sie dahin gelangen, giebt Schwendoner nirgends ao.
Der vollkommen hypophlSodische Jugendzustand nnserer Flechte
atelll sich am schünaten dar und erhält sich am läugste» an solchen
Räumen, deren äussere Peridermlagen sehr dauerhaft sind nnd nicht
leicht zerreisscn, daher vor allen an der Kiche. Hier entsteht die
Flechte meist schon an noch gans glattrindigon Stämmen junger
Bäamehen und der Thallus wächst dann oft auf ziemlich weite
Strecken ganE innerhalb des Periderms, welches an diesen Btcllcn
eine weiasliche und wo Oonidien reichlicher angehäuft sind, rein
hellgrüne Farbe zeigt und durch den Ulanz schon dem unbewalTiM-
ten Auge seine vollkommene Erhaltung nnd L'nvcrietzthoit rerrUli.
Wo der Thalhis nur in dieser Ubrigons stets sterilen Form «ns^
troffen wird, kann man im Zweifel sein, was fllr eine Fleehta SMU
vor sich hat; am allerwenigsten denkt man an die im entwickelt«!!
') I. c. pag. 252.
«) Flora 1Ä6C. pag. < 10-411.
17S
Zittmde gins anders erscheinende Lecanara paHida. Dasa die Biktnag
in der Hiat sn dieser Flechte gehdrt, geht oozweifelhaft ans den
Udiergangsstadien henror, die man unter geeigneten umständen
ia reieUiehster Menge beobachtet Geschlitzter, schattiger Standort
ha üaterhols scheint die längere Daner des hjpophiöodischen Lebens
an begünstigen, während im freien Stande die Flechte schneller an
die Oberfläche herrortritt nnd ihre typische Form annimmt An
Bänmen mit dünnwandigeren nnd daher leichter serstörbaren äosse-
ren Korkcellen, s. B. an Eschen, ist der hypophlöodische Jngendsn-
atand nnd eben dieses Verhalten des Randes des älteren Thallns
Tiel rascher TorUbergehend nnd minder dentlich. Eine lange an-
danemde Fortbildung des hypophlOodischen Znstandes habe ich Ober-
haupt nur an der Eiche beobachtet, wo derselbe manchmal weite
Strecken an den Stimmchen einnimmt
Auch dieser hypophlOodische Thallns hat seinen Ort innerhalb
der äusseren Korkschicht des Periderms. Wenn man durch tangen-
tiale Schnitte abgetragene Lamellen des letsteren von der äusseren
Fliehe betrachtet, so bemerkt man unter einer in der Regel wohl-
erimltenen und susammenhängenden Haut von Periderm, welche, wie
besonders aus Querschnitten ersichtlich, i bis 4 2«ellenlagen dick ist,
daa grflne Oonidienlager der Flechte ausgebreitet Vorläufig sei
bemerkti dass die Oonidien hier isolirte, sphärische, mit reinem
tftlorophyll versehene Zellen von dem gewöhnlichen Pamellaceen-
tjpus sind, wie sie in den meisten heteromeren Flechten und auch
in der typischen Leoanora paUida vorkommen. Znsammen mit den
Oonidien bemerkt man auch die Hyphen der Flechte: auch diese
gMehen denen des vollkommenen Zustandes; sie sind weit stärker
aia diejenigen der bisher betrachteten hypophlOodischen Flechten
und darum viel leichter und deutlicher im Periderm au erkennen,
ungefthr 1,6 Mikrom. dick, spärlich gegliedert, gleichdick nnd
gesehläagelt, stets hyalin, und durch diese Merkmale unschwer von
den hin und wieder und zwar mehr oberflächlich vorkommenden
■ehrfiidi erwähnten Dmnatium'BWdnugen zu unterscheiden. Am
Bande fehlen in dner ziemlich breiten Zone die Oonidien, der Thal-
lns besteht dort lediglich aus Hyphen und soweit als diese reichen,
hat auch daa Periderm weissliches Aussehen, welches offenbar von
der weissen Farbe der Hyphen herrührt Am äassersten Rande
verlauliBD die Fäden einzelner, zwar regellos geschlängelt, vor-
iriegend aber doch in radialer, centrifugaler Richtung. Weiter
rlAwirts wird ihre Zahl rasch grösser; sie liegen hier eng bei«
einander, meist sich unnmittelbar berflhrend, theils parallel nebeui
174
IheÜB Bich krenEPnd übereinander hinwegw*ch8fnd, eioe vieißdigr,
aber doch nicht eigentlich verßkte Fadcnmasae bildend, in welcher
trotz vieler Schlltn^elungoii und Kreuznngen dach noch eine yorwie-
gcTid radiale Richtung nicht zn verkennen ist. Der Verlanf iat auch
hier von der zcUigen Arcliitektontlc des Pcriderms völlig nnabhftn-
gig. Querschnitte zeigen die Ilyphen sowohl reichlichst in den
nolilränmen , als auch in verschiedenen Richtungen die Membranen
der in ihrer Strnktnr jetzt noch wohl erhaltenen Korkzellen durch-
dringend; und zwar sind sie in allen Zellenlagen der äaasoren Kork-
schiebt zu bemerken. An den einzelnen Punkten des Umfanges
wAchst die Randzonc meist ungleich sciineU; der Urariss des Thallai
wird dadurch nnregelm&Bsig, manchmal der ganze Thallus bnchtig
oder ganz nnregeimässig gestaltet. Durch alle diese RigenthUmlich-
keiten erweist sich die Randzone als das, was man «n vielen xiide-
ren Krusten II echten Protothallns nennt.
Die Gonidien sieht man im hypophlöodischen Thallns im Allge-
meinen in einer einfachen Lage in dersellien Region wie die Hyphen
liegen, bald eins dicht am anderen, häufiger stelleiiweiae eine
Anzahl gehäuft beisammen nnd durch kleine Zwiscbenränroe Ton
benachbarten ähnlichen Gruppen getrennt. In dem Maasae als die
Kandzone weiter rückt, breitet sich offenbar auch das Oonidienlag«T
ebenfalls hypophlOodiech weiter ans, d. h. es erscheinen ancb an
den Stellen Gonidien, die vorher nur von der Randzone eingenom-
men waren. Der Umstand, dass die Gonidien hier einfache apliarisebe
Zellen darstellen, die nur durch Theilnng an dem Orte, wo aJe
liegen, sieh vermehren, dass sie nicht wie Chroolepus mitteilt
Spitzenwachathnrns sich verlängernde durch feste Membranen aicb
bohrende nnd von Zelle zu Zelle im Kork weiter wachsende FAdea
Bind, Iftsal Angesichts des bei den Graphideen ermitteilen Vorgan-
ges hier am so mehr an eine Kolonisirung des Thallna durch von
Aussen an Ort und Stelle oinschlüpfende Gonidien denken. Allein
auch dem atebt die UnmtIgliHikeit entgegen, dass eine sph&riacbe
Zelle, die nicht tn einem Schlanche sich verlHngern kann, als solche
(Inrch die festen darQberliegenUen Zellmembranen hindurch gellt;
und seibat wenn et sich nm nackte Zellen (Schwärmsporen) bandelt«!,
wUrdo die Sache wenig von ihrer Schwierigkeit verlieren. Mohr
aber als dnrrb diese a priorin tischen Bedenken verbietet nxcb eine
solche Annahme durch die Thatsaclie, ilass, wie das besonders *a
sonst reinen Rindii^telleu evident ist, anch an dein eich fortbilden-
d«n Kunde des Oonidienlagers die grüunn Zellen sSramtlich in der-
selben Region wie die altereti, nuhren: Zellenlugen tief unter der
I7&
Oberfläche des nnTerletiten Peridermt liegen, keioe so wie bei den Gra-
phideen in gering^eren liefen nnd noch an der Oberflache angetroffen
wird, was nicht der Fall sein könnte, wenn die xahlreichen einaeln lie-
genden Oonidien nnd Gonidiengmppen in der Xihe des Randes von einer
Einwandemng ebensovieler Individnen von aussen absnleiten wären.
unter diesen Umständen drängt sich fast die Vermathong anl^
dass die Hyiriien der Flechte, welche allerwirts hindringen, an Ort
nnd Stelle die Gonidien dorch Abschnflmng erzengen. Leicht könn-
ten dasn aneh gewisse Aehniichkeiten zwischen jnngen Gonidien nnd
Hyphenstflcken Tcrleiten, worflber nnten einige Bemerkungen folgen.
Trotsdem ist diese Annahme snrflckzn weisen; es lässt sich vielmehr
seigeni dass hier die Gonidien dnrch Theilang von einander abstam-
men nnd die Tochteraellen wirldich innerhalb des Thallns nnd des
Periderms anf eigenthflmliche Weise weiter fortbewegt werden. Wie
das letitere geschieht, wird ans dem Folgenden ersichtlich werden.
Ueberall, wo die Randsone in den mit Gonidien versehenen Theil
des Thallns übergeht, werden die Hjphen bedeutend zahlreicher,
Ihr Verlattf zugleich viel verschlungener; sie sind zu einer Masse
▼erfilsty in welcher der Verlauf der einzelnen Hyphe nicht mehr ver-
folgt werden kann, nnd in welcher die Gonidien nisten. Das damit
snsammenhängende Dickerwerden des Thallns bewirkt, dass die
Lage Ton Rorkaellen, in welcher diese Entwickelung stattfindet und
welche immer eine der tieferen der von der Flechte eingenommenen
Ist, ausgeweitet wird, dergestalt, dass soweit das Gonidienlsger reicht,
ein Zwischenraum im Periderm gebildet und vom Thallns ausgefüllt
wird, die darüber befindlichen äusseren Korklagen aber als eine un-
▼ersehrte, zusammenhängende Haut darüber ausgespannt bleiben.
Es wird nun begreiflich, wie der Thallns, indem stetig die an das
Gonidienlager angrenzenden Hyphen der Bandzone die eben beschrie-
bene Vermehmng und Verflechtung erleiden, in centrifugaler Bich-
tnng die Korklagen auseinanderdrängt, welche im Bereiche der Band-
zone noch mit einander im Verbände stehen. Dass und wie nun
die dueh Thellung vermehrten Gonidien auseinander und in jener
nämlichen Blehtung wirklich fortgeschoben werden, wird anschau-
lieh, wenn man an einem tangentialen Schnitte durch die Band-
zone das Bild studirt, welches sich in der Anordnung und Beschaffen-
heit der am Saume des Gonidienlagers liegenden grünen Zellen dar-
bietet. Nur solehe Präparate sind hierzu tauglich, welche die Be-
gi<m, in der das Gonidienlager sitzt, vollständig enthalten. Am
sichersten controiirt man, dass der Schnitt nicht durch diese Begion
selbst gegangen und man vielleicht einige Gonidien anf der geschälten
176
Kindeatelle zurllckgolasäcn hat, wenn man den ScIiniU vorkehrt legL
Sieht man an der dann nach oben gekehrten Innenseite das Goni-
dtenlager voa einer eus a mm en hängenden gonidienloaen Korklaga
bedeckt, ao beweist dies, daai der Schnitt unterhalb der Region d«a-
selben gegangen ist. B^in solches Priparat ist in der eben bescioh-
neten Lage in Fig. 13 dargestellt. In der Linie i setcte atch
das Gonidienlager in dio alteren Partien fort, der Sanm deaaelbeti
liegt hier vor ana in allen grUnen Zellen copirt, welche auf diesem
Areale vorhanden sind. Die mit a', a'^, a' bezeichneten Gonidiea-
gruppen sind die äussersten. Es ist nicht zweifelhaft, dass die ein-
zelnen Zellen jeder dieser Grappen ans einer ursprünglicbeu HqKm^
zelle abstammen. Wir sehen auch in jeder Gmppe eine Telrade
von Gonidien, aus deren krenzweiser Stellnng die letzte kUralicfa
vollzogene gewöhnliche tetraedrische Tbeilang noch zn erkennen ist.
In a' hängen die Tochtcrzellen der Tctrade noch zusammen, in a^
nnd &' aber sind sie durch das sie umgebende Gewirr von Hypben,
welches anch zwischen dieselben sich eingeschoben hat und hier
allmählich erstarkt, mehr oder weniger aaseinandergedrängt worden.
Bei der Grappe a^ iat dies bereits ao weit fortgeschritten, daas die
vier Zellen der Tetrade nm soviel sich von einander entfernt haben,
wie die drei noch nicht getheillcn Schwesterzellen der Tetrade anter
sich nnd von den letzteren. Denken wir uns also die ursprOngliobt
Mutterzelle, aus welcher die ganze Gruppe hervorgegangen iat, U
der Stelle gelegen, wo Jetzt noch das dem Centram dea Tballns
nSchste Gonidium sich befindet, so würde die von ihr abstammende
Gonidienbrot auf diese Weise nahezu um die Breite zweier Kork-
Zellen sich in centrifngaler Richtung verbreitet haben. Auf gleiche
Weise sind natürlich auch die Hutterzellen, ans welchen die drei ia
Rede stehenden Gonidieogruppen hervorgegangen sind, von ibren
rllckwArts liegenden Scbwesterzellen, ans denen inzwischen aneb
Gonidiengruppen geworden sind, dnrcb die Bntwickelong des Hjrpbea-
getlechtes zwischen ihnen bis an ihre jetzige Stelle geschoben wor-
den. Da nun, wie oben erw&hnt, das die Gonidien einseblieuende
Hyphengeflecht, indem es gegen den Rand bin weiter wächst, die Korii-
Isgen auseinander treibt, so drilckt es auch gleichzeitig die an sei-
nem Kusaersten Saume betindlichen grUnen Kugeln in der gleieben
Riehtnng vorwärts. Die Gonidien verhallen sich also hier gana pM-
siv; die Hyphen sind es, welche die Verbreitung deraelben im Tbal-
lns besorgen, deren sie jeglichen LSngenwachsthums haar in dem
festen Korkgowebe unmöglich selbst fähig sein wurden.
Die Gonidien sind sphärische Zellen mit homogener, ziemlich
177
r, aber dentlieh doppelt contonrirter, farbloser Membran und
dardi Chlorophyll gleiehmäasig grfln geftrbtem Protoplasma* In
alteren Tbeilen des hypophlöodischen Thallns schwankt ihr Durch-
seeeer swiscben 5 und 15 Mikrom. Die Vermehrung geschieht
dareh Thellnng und beginnt an der noch vollkommenen sphärischen
Zelle mit einer simultanen Zertheilung des Inhaltes in 3, 4 oder
eine grossere Ansahl einander nahezu gleicher Portionen. Die tetrae*
drieehe Thellnng in 4 Tochtersellen ist besonders hanfigi seltener ist
die Tbeiloag in 8 Zellen; nicht selten aber kommen Thellongen
in eise grossere Ansahl vor. Fig. 14 stellt verschiedene Formen
dieeea Vorganges dar. Nach geschehener Theilung wachst die
Tdehtenelle nm ein Gewisses bevor sie sich abermals theilt. Allein
es besieht dorehans keine bestimmte Gresse, bei welcher die Zelle wie-
der thdlnngsfthig wird: man sieht sowohl verhaltnissmässig kleine
Zelle« bereits in Theilung begriffen, als auch die maximalen GrOs-
seil welehe in der Begel in Theilung begriffen getroffen werdeui
mitaiter noch ohne Jede Andeutung einer solchen (vorgl. Figur);
doeh kommen Theilungen in eine grosse Anzahl Tochtenellen nur
aa grOeserea Gk>nidien vor. Im Allgemeinen ist die Vermehrung
aas lebhaftesten am Rande des Gonidienlagersi daher dort die rela-
tiv klelnerea Zellen vorkommen von 4,2 bis 8,4 Mikrom. Durchmesseri
wahrend die eben erwähnten oft theilungslosen Maximalformen ge-
wOhaUeh im Centrnm des Thallus geAinden werden. Die Gröue
der Oonldlen hangt also ab erstens von dem* GrC^ssenzustande, in
welehem die Motterteile sich theilt, und zweitens von der Anzahl
der Toehteraellen, in welche sie serfUlt. Die kleinsten Gonidien
reealtlren aas der Theilung in zahlreiche Tochterzellen; und diese
•iad an DnrehoMsser dickeren Hyphenstellen, wie sie sich besonders
ia dem Geflecht finden, in welehem die Gonidien nisten, ziemlich
gieidu Trotzdem lassen sie sich von solchen ohne Schwierigkeit
onteraeheiden, sobald sie grfln gefirbt sind. Stellenweise kommen
aber in dem Ck>nidienlager auch farblose Gonidien vor. Diese glei-
chen dea normalen hinsichtlich ihrer Grdsse, G^talt, ihrer Theilungs*
fonaeBf ihrer Membran und ihres ziemlich dichten und stark licht-
breeheaden Protoplasmas ganz und gar, nur der Mangel der Farbnng
nateraeheldel sie. Sie machen nicht den Eindruck abgestorbener
ZeUen, da dies mit ihrem reichen Zelleninhalte und ihren Theilungs*
snstiadea nicht vereinbar ersdieinen wflrde. Sie sind nicht noth-
weadig in Jedem Thallus vorhanden, and wo sie angetroffon wer^
den, ist ihr Vorkommen ohne Jede Begel: sie treten auf sowohl Im
CeatnUB als aaeh stellenweise am Rande des Gonidienlagers, sowohl
1T8
eiDEelniT und zerttlrcitt unter den grilnen, aU aurli in kleinen ztuan-
iDen)iänj!cnilen Arealen fUr sieb allein. Die kleineren dieser f*rb-
loften Gonidieii sebcu allerdings innerhalb des Hyphengewirrc« dicke-
ren Hyphengliedern Hobr ähnlich nnd könnten mit solchen verwocii-
seit werden, wenn man ihre wahre Beziehung nicht kennte. Zur
Annahme einer Entstehung der Gonidien aus den Hyphen köniteD
sie schon desahalb nicht verleiten, weil die chlorophylllos« Gonidien-
forni kein noihwendiger /.ustand in der Entwickelang der Gunidieo
ist, denn sonst milsste man ihr tiberall am ^aume dei OonidienUgeri,
wo thatsächlich stetige Neubildung der grünen Zellen stattfindet,
■ begegnen, was durchaus nicht der Fall ist, Zwar treten Palmellacven
y im Treilebenden Zustande immer nur grUn auf, doch hat d^a Vor-
kommen chlorophylloser Formen in Gesellschaft grllner nicbta Be-
fremdendes; unter den Confervaceen, Rivulariaceen und aacb unter
den höheren Algen ist das Vorkommen farbloser Zellen ausser d»
Chlorophyllhalligen weitverbreitet; aber selbst die PalmelUceen bteUn
fUr das Letztere Beispiele (Mischococcwi, Coamocladium). Die BrsoheJ-
nnng erinnert an das analoge Verhalten, welches wir bei Chroo-
Upu8 im hypophlöodischen Graphideenthatlns kennen gelerot haben.
Die fortdauernde Vermehrung des Hyphen gerechtes nnd der
Gonidien hat früher oder spüter ein Zerreisseo der bis dahin nnver
■ehrten Peridermdecke zur Folge. An Bitumen mit leicht teniöt-
barer äusserer Korksrhicbt genügt dazu schon die Verflechtung der
Hyphen nm die ersten Gonidien, so dass hier wenig mehr als die
RandKone hypophiöodisch ist. Bei der Eiche ist dazu eine atArkcre
Verdickung des Thalius erforderlich. An freien Standorten aber,
wo die Erstarkutig des Thalius und die Fruetitication rasch eintritt,
ist mitunter auch hier schon am Saume des Qonidienlagers die Ent-
wickelang des HypheageflechtoB so lebhaft, dass das darllberl legende
Peridorm weicht; in anderen Fallen beginnt erst weiter rUckwtrta
vom Saume des Gouidienlagera das Epiphtüodiscbwerdeu, und an
Orten, wo die Bedingungen der FructiKcation fehlen, bleibt das
hypophloodische Verweilen «uf die Dauer. Tritt jenes zweite Sta-
dium ein, so weicht die abgehobene Peridermichicht an verschiede-
nen Punkten sasoinander, die einzelnen Korkteilen oder Hautfetaea
werden abgeslosaen, einige bleiben auch in die TballnsoaMe ver-
flochten au deren Oberfläche haften. Damit ist zugleich ein« DilTerea-
airung dea Thalius in Schichten verbunden, er wird heteroner.
ladem an der freien Seile das Uyphengeflecht oberhalb der Oonidica
SO einer gonidienlosen, dichteren, keine Luft in den Interstitiell <
h»ltenden, nach aussen hin bisweilen etwas brlonücbeo Sehleht eich
179
entwiekelty enlsteht eine Rinde. Der darunter befindliche ans locke-
rer Terfloehtenen Hyphen bestehende nnd die Gonidien enthaltende
^rteaere Theil des Thallns bildet die Gonidiensohicht. Die grttnen
ZeBen tiiid darin betriehtlich vermehrti sie liegen jetst anch nach
allen Riebtongen gehtnffc neben- nnd flbereinander. Endlich sind
mmA Ton der unteren Fliehe des Gonidienlagers viele Hyphen in
die innittihift darunter liegenden Lagen des Periderms eingedrungen,
was wihread des hypophlöodisehen Zustandes nicht zu bemerken ist.
Dieaelben können als Bhinnen betrachtet werden und vermitteln
offnbar die feste Anheftnng und Ernährung der nun frei geworde-
■e» Kraate. In diesem Thallns entstehen nun rasch die Apothecien.
Da der«Thallas unserer Flechte hypophlöodiseh beginnt, so ent-
atebl die Frage, wie derselbe, insbesondere wie die ersten Gonidien
ma Innere des Periderms gelangen. Ich habe die kleinsten durch
weiaslidie Farbe kenntlichen punktförmigen Anfänge von Thalli
avf Bieheaperidenn aufgesucht, die sich leicht mittelst eines einzi-
ges kleinen Tangentialsdinittes in ihrer Totalität abtragen lassen,
nnd hier Erscheinungen beobachtet, welche mir eine genfigende
Beantwortung dieser Frage gestatten. Allerdings ist, so kleine
Anfkage man aneh getroffen haben mag, auch hier schon der Thal-
Iw hypophldodiseh: nach allen radialen Richtungen laufen die Fasern
des Protothallus aus und im Centmm bemerkt man bereits eine
Anzahl von Gonidien oder Gonidiengruppen, gleichfalls von Periderm
flbenogmi. Aber in der Regel überzeugt man sich leicht, dass die
bedeckende Peridermhaut an einer Seite abgelöst und durch die
darunter befindlidie Hyphenmasse etwas Aber das Niveau des benach-
barten Periderms erhoben ist, so dass der Wundrand etwas frei
liegt nnd einen wenn auch sehr niedrigen Zugang bietet zu dem
Baume, in welchen sich die Flechte eingenistet hat und aus welchem
wohl auch ihre Bestandtheile ein wenig hervorragen. Iftanchmsl ist
es etne verhftltnissmissig lange Kluft oder eine durch das Fehlen
einer oder einiger Korkzellen bedingte Lflcke, bisweilen nur ein
kurzer minder leicht aufiiufindender Riss; aber eine Oeffnung ist so
mllgeflnein vortiaadea, dass ihre Anwesenheit gerade Aber diesen
Anfiuigsaustinden des Thallns nicht bedeutungslos sein kann, wäh-
rend das Periderm über denjenigen Theilen des weit ausgebreiteten
Tliallua, welche durch hypophlöodische Fortbildung aus einem
Anfluigssnstande hervorgegangen sind, so gleichmftssig in seiner
Oontinuitit erhalten ist. Unzweifelhaft bezeichnen diese Oeffnungen
die Eintrittsstelle der ersten Elemente der Flechte. Wahrscheinlich
sind dieselben schon vor der Einwanderung als kleine Risse vor-
180
banden, wie sich dergleiclien Ubortinupt stelltiiiwoiso auf dem PcrklenD
bemerken laesen; es ist aber nicht za bezweifeln, dasa sie durch dii
Flechte nusgeweitet und deutlicher werden. Algunscllen, diu dei
Gonidien dieser Flechte gleich sind, Duden sich da, wu sitlchn ThalU
im Entstehen begriffen sind, nicht seilen auf der ObertlAche du
PcriderniB, und sie zeigen eise Neigung in geachlltEteu Stellen der-
selben, in Ritzen und besonders unterbnlb sich ablösender Plättchea
von Periderm sich aniasetzen, so dsss man einzelne solcher Zollen
oder kleine Gruppen derselben nicht selten schon tbeilweise voa
Periderm bedeckt sieht, wo von der Flechte noch gar nicht« vor-
handen ist. Es bleibt also nur die Annahme öhrig, dass wo die
Hyphen der Flechte die für sie geeigneten grünen Zellen antreffen,
and sie werden diese ungemein verbreiteten Wesen kaum irgendwo
vergebens suchen, sie sich stärker entwickeln und festen Fou (a*-
Ben, indem sie sowohl parallel der Oberfläche als auch in liefert
Korklagen eindringen und die von ihnen umstrickte Brut il«r tidi
vermehrenden Gonidien in der oben geschilderten Weise in ebea
diesen Richtungen im Periderm verbreiten. Einmal in letzten«
eingedrungen verbreitet sich die Flechte in demselben ohne die sie
bedeckende Korkachicht zu verletzen; am umfangreicher geworde-
nen ThalluB wird man daher nur zufallig die Lücke antreffen, dureli
welche die Flechte eingedrungen ist.
Variolaria commanis Aofa.
Unter diesem Namen verstehe ich eine in den Wäldern der hi«-
fligon Gegend, besonders an Alteren Hainbuchen, sehr hluBge, In die-
ser Form auanahmsloa sterile Flechte, deren meist ziemlich kreis-
runder, häufig lederarti^er, zusammenhängender, grüner Thallus der
freien Oberfläche der Stämme allenthalben fest aufgewachsen ist
und am Rande eine weisse, dünnere, aber ebenfalls zusammenhän-
gende Msrginalzone bildet, welche in radialer Richtung, dem Sub-
strate innig angeschmiegt, allen Erhöhungen und Vertiefungen des-
selben folgend fortwächst- Nicht selten zerfällt die Kruato mehr
oder weniger in weisse Soredlenmassen; bisweilen aber bildet sie
sich ungeat(irt, mitunter ohne jegliche Soredienentwicklnng lange
Zeit fort und erreicht so oft mehr als Handgrösae. Sie vnrde ttt-
her als Variolaria communis var. orhicwlata Ach. heteichnet vaA
wird jetzt für einen Zustand der Pertusaria wmmuni» DC. erklUt.
Ich lasse es dahin gestellt, ob die Unterschiede nur auf eine grflMai«
Ueppigkeit der Thalluabildung bei Variolaria, welche dl« UrtMbl
der Unfruchtbarkeit sein kdonte, anrückzufuhren sind.
181
Eio Qveraehnitt durch den mittleren entwickelten Theil des
Thallns leigt Rinde-, Gonidien- nnd Markschicht. Die Ilyphen sind
gleichdieke, stellenweise septirte, hyaline Fäden. Die Rindeschicht
besteht ans einer relativ dicken Lage dicht an einander liegender,
{MuraUeler, simmtUoh in der Richtung der OberflAche radial verlan-
fender Hyphen. In der Markschicht haben die Fäden im Allgemei-
neo dcB gleichen Verlanf, sind aber weniger dicht gestellt nnd las-
sen Infthaltige IntersUtien swischen sich, welche die weisse Farbe
dietea Thelles bedingen. Die Gonidienschicht bildet eine zusam-
menlilDgende oder mehr in einselne Nester gesonderte Zone, in
weleher die Hyphen regellos Terworren Gonidien und Gonidiengmp-
pen umgeben und swischen deren Zellen sich eindrängen. Die
Gonidien sind aneh hier sphärische Zellen von verschiedenen Grössen,
mit mlasig dieker Membran, gleichmässig grfln gefärbtem Protoplasma
■nd meist excentriseh liegendem Zellenkern. Im vollkommen ent-
wickelten Theile des Thallns finden sie sich von allen Grössen, zwischen
8,4 nnd 16,8 Mikrom. Durchmesser schwankend; besonders sind hier
die maximalen Formen vorherrschend. Theilnngssnstinde findet man
veriiiltninmässig wenige, was dafttr spricht, dass hier die Theilnng
liemlieh raseh erfolgt nnd die Tochterzellen sich schnell wieder
abmnden. Doch gelingt es durch Zerfssem und Zerdrücken in Kali,
wobei sidi die Ck>nidien in Menge isoliren, Theilungszustände auf-
safladen, die an grösseren und kleineren Zellen auftreten und im
Allgemeinen dieselben Verschiedenheiten zeigen, die wir bei Leoanara
paBida angetroffen haben; aber auch hier scheint die tetraedrische
TheOvng in je vier Tochterzellen der häufigere Fall zu sein* Die
Befeatignng des Thallus geschieht durch die untersten Markhyphen,
welche alle Prominenzen der Rindenoberfläche umfassen, in alle
Veitieftuigen derselben sich einfDttem und zugleich alle frem-
den Köiper, welche sich darauf befanden, insbesondere die Leichen
der allverbreiteten Rindebewohner, welche vormals dort vegetirten,
eiBsehliessen.
Die Randione ist ebenhlls vollständig epiphlöodisch. Sie be-
steht lediglieh ans Hyphen, welche auf dem radialen Durchschnitte
gerade nnd parallel laufen und vom äussersten Saume an nach rück-
wärts meist rasch an Zahl zunehmen, indem von hinten her immer
nena swiseben die vorhandenen sich einschieben, so dass der Thallus
entaprecheod dieker wird* Von der Fläche aus betrachtet zeigt
die Bandione ihre Hyphen zwar mehr oder weniger in sanften
Bogen geschlängelt, doch sämmtlich radiale Richtung einhaltend.
Am Sanme sind sie ungleich lang, so dass einige am weitesten vor
182
anderen voraus Bind; ea macht daljer auch bier den Eindruck, dau
die Hyphen unabliäDgig von einander wachset).
Üie Gunidien beginnen hinter der Marginalson« dort, wo dik
wcisslicbe Farbe der letzteron in das Graugrün des Tbitllu« ttlM«>
g«ht. Zngk-ich mit ihnen tritt aber »uch eine Vorändernng im Iljrpbg»
gewebe ein; denn ausnahmslos siebt man in derselben mittler«!
Region, in welcher die Gonidien liegen, die Hypben einen regcilM
verworrenen Verlauf annehmen. Dieses Fadengewirr reiebt niek|
Über die äussersten Vorposten der Gonidien hinaus, «bvr auch
bis EU diesen. Rückwärts aotzt c& sich aU conlinairliohc Lag«
durch den ganzen Thallus fort, indem zugleich die Gonidien io i
an Zahl rascb zunehmen. Wir haben dann die vollkommene G<
dienschicht vor uns. Durch das Auftreten derselben wird die Mmt*
ginalzono Eugleich in die Rinde- und Markschicht differeoiirt:
beiden bleibt, wie oben schon angedeutet wurde, die ßeBcbafTeDbeit
nnd der Verlauf der Hyphen unverändert.
Die hinter der Randzonc beginnenden ersten Gonidiflo li<
meist ziemlich vereinzelt nnd von einander enirernt und aio
sftmmtlich aulTallend kleine Formen von 6 bis 7,s Mikrom. Dnrck
messer; mittelgroese und die grösaten Gonidien fehlen hier di
aus. An ebenen Stellen gelingt es leicht, durch einen Tao^nliat
schnitt eine hinreichend grosse Partie des Randes des tionidleat»
gers im Zusammenbaugc zu gewinnen, auf welcher die Vortlieilonf
der ersten Gonidien üb<'rblickt werden kann, welche nach KnlferBUi^
der Luft durch Alkohol und Zusatz verdünnter Kalilaug» sehr deot
lieb werden. Das Bild, welches sich dann darbietet, bringt um i
der Ueberzeugung, daas auch hier die Tochterzellen der Qooidii
durch das FiUgewebe auseinander gedrängt und weiter im Tball«
verbreitet werden. Das ganze Gonidicnlager ist umsftnmt von eine«
ganK un rege ImiUs igen Gürtel solcher vorgetriebener VorpoBten VM
Gonidien, welche an den neuen Punkten, die sie gewonnen haben,
nach einiger Zeit sich wieder vermehren und deren Brut dann
Theil wieder dasselbe Schicksal erleidet. Diejenigen, welch«
nicht mehr die äusser^ten sind, vormehren sich weiter, h&ufen sieb
da Bie nicht mehr merklich von einander getrieben werden, eu klei-
nen Nestern an, die immer grösser werden und mit benachbarten !•
Berührung kommen, so dass die Gonidienschichl immer ■
grünen Zellen, die nun auch an Grösse zunehmen, erfüllt wird,
als Worte vermag die nnmütelbare Anschauung das et>ea OvaasW
ev verdeutlichen, weshalb anf die Abbildung einer Partie ans ilefl
Rande der Oonidienschicht rn Fig. Ift verwiesen sein ntaf.
188
der Fortbildung des Fllsgewebes in centrifngaler Richtung mögen
swar Hyphen der Randcone, indem sie einen stark gesclilftngelten
YerUvf maaebmen, mit betheiligt sein; der Hauptsache nach kommt
diea aber ohnstreitig anf Rechnung der eigenen Fortbildung dieses
Gewebea, welehes dnreh fortwährende Ausdehnung an seinem Rande
iB die parallelfaserige Randione sich hineinschiebt und dabei
immer eine Anaabl Oonidien vor sich her treibt. Denn stets sehen
wir, data die lussersten Vorposten der letzteren unmittelbar hinter
neb Filigewebe, vor sich nur die parallelen Fasern der Marginal-
aone haben; ond stellenweise ragt eine besonders fortgeschrittene
Partie Jenea Gewebes mit einem Gonidium an seiner Spitze in die
RaadKme hinaas. So sehen wir auch hier wieder die Gonidien
paeair aieh Tcrhalten und den Hyphen des T%allns die Aufgabe
beadiiedea, sieh selbst die Gonidien im Thallus zu yertheilen. Bis-
weil«! helfen sieh die Hyphen hierbei auch dadurch, dass eine mit
ihrer Spitze von hinten her an das Gonidium anwichst und indem
sie aieh verlingert, dasselbe ein Stflck weit in die Randzone hinaus-
•Aiebt, waa die parallelfaserige Struktur derselben und die geringe
OrOaae, die an dieser Stelle alle Gonidien haben, ohne Schwierigkeit
gealatteB. So kommt das auch anderwärts so oft gesehene Ange-
waeliaeaseln eines Gonidiums an der Spitze einer Hyphe zu Stande,
aai ea hat dasselbe also ausser etwaigen Emihrungszwecken auch
die hier auegesproelieBe Bedeutung. Fig. 16 stellt einen solchen
Fan vor. Es ist dabei bedeutungsvoll, dass das Gonidium stets
aa der dem Rande des Thallus zugekehrten Spitze einer Hyphe sitzt.
Im Filigewebe, besonders um und zwischen beisammenliegenden
Gonidien, zeigen die Hyphen sehr häufig eigenthflmliche unregel-
«laaige Anaehwellungen , deren Unregelmässigkeit durch die vie-
len Krümmungen, welche die Hyphen machen, noch erhöht wird
(Fig. 17). Dieselben sind bald rundlich, so dass der Faden fast
toralöe erseheint, bald länglich, eine grössere Strecke des Faden sein-
nehmead. Diese Anschwellungen haben ungefähr den gleichen Durch-
measer, wie die kleineren Gonidien. In den Knäueln, welche diese
Flden mit ihren Anschwellungen bilden, sind die Gonidien in allen
OHissen eingetehlossen und daselbst mit jenen ebenso innig in Be-
rihrang wie die letzteren unter sieh (vgl. Fig. 17). Diese Erschei-
mmg verleitet im höchsten Grade dazu, die Gonidien fttr ebensolche
gewordene Glieder der Hyphen zu halten und hat mir frflher
diese Täaschung vemrsicht, zumal da das Grfln mitunter
weaig mtenaiv ist. Ich erkenne aber, dass dies lediglich durch
die gerade in diesem speciellen Falle änsserliche Aehnlichkeit der
184
beiderlei eng verbuodenen Elemente in Grdsee nnd Ge«tmlt ker
vorgebrmcht worden ist Denn diese Art der Verbindnog swieckeB
Hypben und Gonidien ist nicht die in den heteromeren Flechtet
gewöhnliche^ bei welcher die Hyphen als relativ dfinoere Fäden die
Gonidien umspinnen. Die angeschwolleneren Hyphen liegen hier
gleich mit einer grösseren Fläche den Gonidien an. Aach kommt
eine wirkliche Verwachsung beider hier nicht^ oder doch aar seltea
vor, denn die Gonidien sowohl als die Hyphenglieder lassen aieh ia
Wasser^ und noch vollständiger bei Anwendung verdflnnter Kalilauge
durch geringes Reiben in Menge isoliren.
Es verdient bemerkt zu werden, dass die auf der Oberfläelie der
Rinde lebenden Palmellaceen, welche mit allen anderen auf der
Rinde befindlichen fremden Körpern in den ThsUns der Varülaria
aufgenommen werden, darin nicht als Gonidien fortleben; sie ster
ben hier im Gegentheil bald ab und ihr Inhalt erscheint deaorga-
nisirt. Es beweist dies, dass swischen den in der Flechte ala Goni-
dien lebenden, einseiligen grflnen Algen und den ihnen sonat gleiches
frei vegetirenden, ein Unterachied hinsichtlich der Fähigkeit, mit
der Flechte gemeinschaftlich zu leben, besteht« Elin apecifiacher
Unterschied braucht das nicht zu sein; denn es Hesse sich deakea,
dass durch lange Zeit fortgesetzte Fortpflanzung in diesen betiM-
deren Verhältnissen allmählich gewisse Anpassungen an die Bedin-
gungen, nnter denen hier die Alge leben muss, gewonnen worden
sind. Dass etwas dem ähnliches besteht, geht schon aus der That-
Sache hervor, dass am Saume des Gonidienlagers sich lediglieh
minimale Gonidienformen finden und dass diese eben auch immer
schon als kleine Zellen wiederum sich theilen, während sie in
älteren Theile des Thaiius merklich grösser werden, und in alles
Grössenzuständen namentlich an den grösseren Formen Theilnngen
vorkommen. Es scheint dies eine Art Anpassung der Alge an die
Verhältnisse des Flechtenthalius zu sein, durch welche die Leich-
tigkeit der Verbreitung der Gonidien im wachsenden Thallas, um
die es sich bei den hinter der Randzone gelegenen handelt, wesent-
lich erhöht wird.
Anfangszustände, welche darüber Anf&chiuss geben könnten, wie
die Hyphen und die Gonidien ursprünglich zusammenkommen, habe
ich bei dieser Flechte nicht finden können. Bei der überaus reich-
lichen Bildung von Soredien wird wohl in den allermeisten Fällen
der Thallus ans letzteren sich entwickeln. Die Gonidien wflrden
dann also unzählige Generationen hindurch schon innerhalb der
Flechte gelebt haben; und das dürfte es erklären, dass gewisse
AnputvogeB deraelbca am üt ipmübDob T4
lea Fleehteaart ndi UEtWa fakten.
»•^1^1
BigdM
Dia TontobeBdaa MHthfihwgM Ukea iMiihif pnö^
eine dofipeite Art gicbt, vie fie GuMiüirm in FkwAitfrtfaihB «t-
Bteheii. Sie nnd catwtiitt- BiaaitEkä Xachk«maM9 öer m^m
■nprttaiglieh !■ dem cistca Aa&a^ 4» UmIIib TvskKt&tmm G^m-
dien, so «mCuisreidi «ad m all dmwihe aacA ^eawdf sob bi^
Oder sie wanden aaeh aad aaeh ia anUrnciiea EäaieGadmdaca
TOB aaasea ia dca wichifadfa Tballai «cd. maRfcica wk daria
aber aadi, ao daaa die MUieaifick ia der Fkdhte rof^aadeaea Geai-
dtea Naekkoaawa der fiaariara FiiUaiiira aML
üaf era^iede aiad ib €tt Ckanktenüak der
dea LidMoeathallaa ia craler Lnoe
Verweilea wir laem M deai veüaaf gewrifcafichifpa
Falle, ao maaa aaeh dca Ma jctii rwlkyeadea Kfaafaiwa aage-
aonmea werdea, daat wo es mtk a» Ealatekaait der Flecfcte dardb
Zoeaanaentritt ihrer bcideriei Cewpoae äff a <akht aaf ßorodiea, ia deaca
dieae Vereia^ancr tdboa ^oifciadfa ist) fcsaflfit, dieseiW aar mO^-
lieh iat, weaa die Hjphea rnftlüg die ihara saaa^eadea Goaidiea
ffaden, waa bd der Allfeihieitagg der htlifftadea Algca ieichl cia-
trifft Am deafliehalea iaC dieaer Tofgaag da, wo dk Al^ seihst
sehoa enea vielselligea ThaUas dantaüt, aaf aad ia wckhcai sieh
die Hyphea nor eiafiMh sa ▼erhrcüea braaehea, wie es beaoaders
▼oa Epiebs aad GoUemui bekaaat iat Bei deajeaigea Fleehtea,
derea Goaidiea dea PalaMllaeeeatjpas eatqwedbeai warde ana
dagegea bis aaf die kleiastea AaHage sarickgehea artssea, weaa
ea gttekea aoU, daa Belalleawetdea der Alge dareh die erstea
Hyphea sa aehea«
Die Art| wie ava ia dieseai gewdbaliehstea Falle die Alge mit
deai ThaUas der Fleefale heraawiehst, resp. sie* ia ihsi verbreitet
aad aar Goaidieasehieht sie* eatwiekelt, aeigt wiederaai drei rer-
aehiedeae Xjpea. Der eiae wird bcieirhaet dareh ditjealgeB Fledi-
tea, bei deaea eiae viebellige Alge oder eiae Algeakoloaie dea
aaasaHishsa TheU des ThaUaa bUdet, die Hyphea aaf aad ia der
Alge aieh aaebreitea aad ihrer Aasdehaaag folgea (Ephehe, EpkAeHa,
Cöemcgamimm, Cf9tooolem$). Wibread hier die Alge, Gestalt and
WaAathaa des Thallaa bediagt, ist ia dea folgeadea beiden FaUea
der aaa dca Hyphea besteheade Theil der Fleehte der daa Wachs-
versiittefaide aad fonagebeade, die Goaidiea folgea ihsi passir.
18B
hier wieder nicht das Epilziel aeiimr Entwicketiing erreichen kutn,
ohne FmcLtbitdung wieder vergeht, wono Uie betreffenden Alg«n
iliit nicht ßiiJeu.
In beiden F&llen spriilit Bich bii-rnach deutlich die Notbwendij-
kcit der Verbindung beider Wesen aus, um den HOhepnokt der
Eiitwickctung doa Hyphiiikürpcrs und seine FructificKtivn sn er-
reichen. Aber doch sind innerhalb dieser Uanptbedingnng die V«r-
hältnisse in beiden P'Sllen wieder verschieden. Die Äbbingigk«it
der Uyphen von den Gonidien ist itn ersten Falle eine ausaerat
strenge. Die Qouidien eind hier eine noihwendigo Bedingung schon
fflr die allererste Entwickclung des Thallns: Niemand hat je mit
Sicherheit anch nur den kleinalo» Anfang eines eulohen F I echte ntbal Ins
ohne Gonidien gesehen. Die Notliwcndigkeit der Bpiiehung liegt liier
olTcnbar in ErnährungBverhftlCnisiien: die Ilypbeii kOnnen gewiste
zu ihrer Ernähning erforderliche Stoffe nur von den Gonidien «m-
pfangen, nnd hier sind wir berechtigt, ao der gegenwitrtig fOr die
Lichenen flbcrhaupt gelflußg gewordenen Vorstellung festzntialtcn,
Wunacb der von den Uyphen gebildete Bestandtheil, ein Tili aos
der Ablbeilung der Aseomyceten, als echter Schmarotzer die die
Gonidien vorstellenden Algen Ijcfälll. Anders im EWeilen Falle,
Hier entwickeln sich die Uyphen bereits zu einem Thallns von od
ansehnlicher Ausdehnung, ehe noch ein Oonidium von der der Flechte
eigenen Art in demselben vorhanden ist, an reinen Rindestellen lOgsir
bei Abwesenheit jeglicher fremdartiger zufällig auf der Rinde leben-
der grllner Algonzellcn, so dass bei dem streng nnr in den Insae-
rcn Thcilcn des Periderms wachsenden Tballus eine parasitische £r-
nllhning im Sinne des ersten Fslles entschieden anegeschlOBsen ist,
vielmehr das noch gonidicnlosc Wesen hinsiehllieh seiner Bmtbrang
genau unter denselben Bedingungen sich befindet, wie jeder andere
aof oder im Periderm höherer Pflanzen lebende Pilz. Seinem Wirth
gegenüber kann es nicht wohl als Schmarotzer angesehen werden.
Richtig iai zwar, daas die hypophlOodischen Flechten, um die es
sich hier handelt, nur im Periderra lebender Theile vorkommen,
allein dabei sind jedenfalls nnr physikslische Zustande Ausschlag
gebend, welche die Flechte nur in sulchcm Periderm findet. Denn
sie dringt mit keinem ihrer Theile in die tieferen eigentlich leben-
digen Gewcbeschiehleu, ja sie wird an iiltoren BAumcn sogar hi
glatten Oberflächen von Borkeoplatten gefunden, also in Theilen,
die tinzweifelhaft abgestorbenes Gewebe sind und wo die Bypben
■Ich ntir ernlUiren können aus den Tboilcn der Korkzellmembnuien,
dio Bic, indum sie in denaclbco sich Bahn brechen, audOsen. Aber
J
189
fai eiMOl sweiten Lebenutadinm Ändert die Pflanze Ihre Ernfthrangs-
▼erbIltBi88ey oder vielmehr es machen sich fiQr die in diesem 8ta-
diani an ersengenden Bildungen, d. 1. für die Frnctificationsorgane,
aadere Nahrnngsquellen nOthig, welche der Pilz nur in den Gonidien
findet. Es mag dies zusammenhängen mit dem ungleich höheren
Bedarf an assimilirten Stoflfen zur Bildung der Apothecien mit Ihren
Atel and Sporen. Die Untersuchungen haben erwiesen, dass die
Aalage der Apothecien immer erst dann erfolgt, wenn und auch
aaaaahawlos nur an solchen Stellen, wo die Gonidien in den Thallus
eingewandert sind. Man konnte das Verhältniss vielleicht so aus-
drieken, dass der Pilz im ersten, vegetativen Stadium Saprophyt,
ins sweiten fractifieirender Parasit ist.
Von diesem Falle ist dann nur noch ein Schritt bis zu dem Ver-
hältniss, wo der Thallus flberhaupt gar nicht von Algen kolonisirt
wird, wo die Flechte zeitlebens gonidienlos bleibt, auch ihre Fructi-
ficatlon nnr bei saprophyter Ernährung, ohne Betheiligung chlorophyll-
baltiger Organe zu Stande kommt, wie wir dies bei Arthonia
^pipaHa^ A. punoitfarmü und bei den Verrucarieengattungen Artlto-
pfrtnia nnd Verwandten gefunden haben. Somit giebt es für die
drei bei den Lichenen flberhaapt denkbaren Ernährungsverhältnisse
aoeb wirklich concreto Fälle.
Diese Betrachtungen führen uns zu der gegenwärtig viel discutir-
ten Flechtenfrage, die wir Eingangs beiOhrt haben, und in der Thst
tiefem die vorliegenden Ergebnisse einiges Material, welches geeignet
ist hierbei mit in die Wagschale gelegt zu werden. Gleich Th. Fries
eriilärt neuerdings K Orber ausdrücklich den Besitz von Gonidien
alz das einzige Kriterium aller Flechten ' ), indem er die In ande-
res Flechten schmarotzenden sogen. Pseudolichenes jetzt zu den
Ascomyeeten rechnet. Das Gonidium ist ihm ein nothwendigcs
Organ, ein integrirender Bestandtheil des FlechtenkOrpers; es kann
wohl seitweilig ftir sich allein ausserhalb des letzteren vegetlren,
wird aber doch zuletzt wieder einmal von einem Individuum seiner
speclfisfheo Flechte gefunden, und es stellt sich das alte Verhältniss
wieder her. Für Körbor ist das Gonidium das eigentlich liche-
alsebe; ja er ist sogar so weit gegangen manchen Flechten eher
die Hyplien abzusprechen, was sich jedoch als unrichtig erwie-
sen hat*).
Die Sachlage Ist vielmehr die umgekehrte: Die Uyphen sind der
*) Zur Abwehrte, pag. 10.
t| Vergl. Winter, Flor» 1875, No. 9.
13*
190
keiner Flechte fehlende Bestandtheil, wofür auch die Torltegendei
UnterBochongen weitere Belege beigebracht haben; aber nicht alle
Flechten besitzen Oonidien. Und diese letztere Thataache nimmt
meines Erachtens den Anti-Schwendenerianern anch den letzten
Grund, den sie für ihre Ansicht vorgebracht haben. Nahe lagen
die Grenzen der Ascoinyceten und der Lichenen stets, aber so lange
generische Unterschiede noch eine Trennung beider gestatteten ond
so lange die eigenthUmlich lichenischen Typen, deren sImmtUcbeo
Angehörigen man Oonidien zuschrieb, von den Ascomyceten aiiage-
schlossen blieben, mochte eben unter Voraussetzung des Oonidien-
kriteriums die Sondersteilung eine gewisse Berechtigung haben.
Gegenüber der Thatsache aber, dass der eigenthümliche Graphideen*
typus sowohl mit als ohne Gonidien auftritt, dass innerhalb einer
ihrer Fruchtbildung nach sehr natttrlichen und scharfbcgreniteo
Gattung, Arthonia, sowohl gonidienftthrende als gonidienlose Arten
vorkommen, zumal dass von Arthonia vulgaris und A. pundiformis,
zwei Arten, die im Bau ihrer Apothecien, Asci und Sporen die
grösste Uebereinstimmung zeigen, die eine mit Gonidien versehen,
die andere gonidienlos ist, dieser Thatsache gegenüber mnaa jeder
Einwand dagegen verstummen, dass die Flechten und die Aaco-
myceten zusammen ein einziges, untrennbares systema-
tisches Ganze im Pflanzenreiche bilden.
Der Besitz oder der Mangel von Gonidien bei diesen Pilsen ist
aber ein systematisch so untergeordnetes Moment, dass man sogar
innerhalb einer und derselben Gattung Arten mit und
ohne Gonidien findet. Und der bisher scheinbar so schroffe
Unterschied des Vorhandenseins und des Fehlens von Gonidien in
einem aus Hyphen bestehenden Thallophyt wird durch die Auffindung
des bei den gonidicnführcnden Graphideen bestehenden Verhältnisses,
dass der Thallus normaler Weise eine Zeitlang ohne Gonidien sich
entwickelt und erst in einer späteren Periode dieselben enthält,
wesentlich gemildert.
Wer nicht mit einer gewissen Voreingenommenheit an die Frage
herantritt, vermag nicht einzusehen, wie von lichenologischer Seite
mit einer Ereiferung dafür eingetreten werden kann, dass es durch-
aus nicht so sein darf. Die Ascomyceten, welche sich gewisser
Algen zu ihrer Ernährung bedienen, sind nach wie vor selbständige
Species, deren systematische Behandlung die unveränderte Aufgabe
der Lichenologic bleibt.
Die hier dargelegten Verhältnisse sind auch für die Biologie der
Pflanzen im Allgemeinen von Interesse. Man bezeichnet die Bezie-
191
bvBg der Flechtenhyphen zn den Gonidicn meist schlochthin als
ParasilisiDiu und drttckt damit allerdings nichts thatsäcblicli anrieh-
tiges ans. Aber das VerhAltniss ist doeh etwas mehr als blosser
Pandtismns in dem gewöhnlichen Sinne, denn wenn wir von den
gmos oder Anfangs gonidienloscn Flechten absehen, so sind hier
Sehmarotser und Wirth von Anfang an vereinigt zu einem gleich-
sain euibeitlieben nenen Organismas, den keiner der beiden Theile
flttr sieh allein zu bilden vermag, und wo beide Genossen sich in
die Emibmngaarbeit theilen. Denn so sicher wie es ist, dass z. B.
in den auf naektem Gestein wachsenden Lichenen die Gonidien die
kohlenstoffhaltigen ersten Assimilationsprodnkte far die ganze Flechte
heratelleni so wenig darf verkannt werden, dass die völlig im Flech-
tenkörper eingesehlossenen sehr stark sich vermehrenden Gonidien
alle ihre anderweiten Nährstoffe durch die Hyphen zugeführt erhal-
ten mflsaen, ebenso wie es bei den neuerdings bekannt gewordenen
parasitisehen Algen in Organen und Geweben höherer Pflanzen, die
nnter ganz analogen Verhältnissen leben, der Fall ist. Rörber
mag daher ganz Recht haben, wenn er in der zwischen den Goni-
dien nnd den sie umspinnenden Hyphen sich herstellenden organi-
•ehen Vereinigung nicht sowohl eine Einrichtung zur Beraubung der
Gonidien als zugleich zur Ernährung derselben erblickt. Daher ist
die Eracheinnng auch nicht völlig in Parallele zu stellen mit den
dnreh manche Schmarotzerpilze und besonders durch gallenbildcnde
thierisehe Parasiten an ihren Wirthen hervorgebrachten Hypertrophien,
mit denen sie ftusserlich das gemein hat, dass hier ebenfalls aus
der Vereinigung zweier Organismen eine Bildung von durchaus neuer
eigenthflmlicher Form resuUirt (Hexenbesen der Weisstanne, Euphor-
bia Cypcnrüsias mit Aecidium Euphorbiae, Blttthen und Fruchtkno-
ten von Capsella u. a. mit Oystopus candidua, Taschen der Pflau-
men, dnrch Insekten, Milben und Anguillulen erzeugte Gallen) ; denn
hier liefert der Parasit zur Ernährung dieser neuen Gebilde keinen
materiellen Beitrag. Ein biologisches Verhältniss aber, wo der Pa-
rasit auch umgekehrt fOr die Ernährung seines Wirthes sorgt, er-
heiaeht eine andere Bezeichnung als Parasitismus. Biologisch noch
eigenthflmlicher aber gestaltet sich das Verhältniss bei den hypophlöodi-
sehen gonidienfahrenden Graphideen, insofern hier — wenn man an
der seit Seh wenden er geläufig gewordenen Vorstellung festhält —
die Nährpflanae (Gonidien) sich selbst ihren Parasit (den Hyphen-
körper der Flechte) aufsucht und in denselben eindringt, ein Ver-
hiltnias, dessen in der ganzen organischen Schöpfung Unerhörtes
nnd Paradoxes in die Augen springen würde. Vielmehr stellt sich
198
offenbar dieses letitere Verhältniss den in höheren Pflansen leben-
den Algen unmittelbar an die Seite, so dass man, wie es hinsiohtlifk
der letzteren ja allgemein geschieht, vielmehr umgekehrt die ein-
dringende Alge den Schmarotser, den PflanienkOrperi der sie aif-
nimmt, die Nährpflanie nennen könnte»
Indem ich die Kenntniss der sogenannten parasitischen Algen,
welche Reinke im Stamm von Ghtnnera nnd in den Wnraeln von
Cyoaa, Jancsewski im Lanb von Anthooeraa nnd Blasia, Slrns-
bnrger in*dcn BlattbOhlen von AtoUa, Gohn in Lemna trimUeä
nnd in Polyides aufgefunden haben, hier voranssetsei will ich nnr
der Urtheile knn gedenken, welche die betreirenden SehrifUteller
Aber dieselben gefUlt und wie sie dieselben mit den Gonidiea der
Flechte verglichen haben. Reinke') Äusserte sieb Anfangs über
das Naatoe in Ounnera also: „Betrachten wir diese Bildnag nater
dem Gesichtspunkte der neueren, duroh de Bary nndSehweade-
ner begrflndeten Theorie des Flechtenthallus, so veriialtea aieh die
Gonidien von Ounnera genau umgekehrt, wie die der Flechten.^
SpAter *) bediente er sich fllr das Verhftltniss bei den Liehesen, wo
die susammenlebenden Organismen sich wechselseitig emihren, des
von Grisebach') vorgeschlagenen Namens Gonsortium; doch will
er davon die Algen der Ounnera ausgeschlossen wissen, wekhe
nach seiner Auffassung ausschliesslich auf Kosten dieser Pflanie
leben nnd nicht einmal selbst assimiliren (?)• Bei Janesewaki^
finden wir dagegen hinsichtlich der Verhältnisse bei den Lebermoo-
sen schon folgende Bemerkungen: „Physiologisch betrachtet ist das
entophyte Nostoc ein chlorophyllhaltiger Parasit, welcher jedenfalU
seine rohen Nährstoffe ans dem Thallus von Antkocero§ besieht
Seine Besiehung zum Anthoceros ist also ungefähr dieselbe wie die
der Gonidien heteromerer Flechten zu den Hyphen. Der Anthocerag
steht aber zu Nostoc in ganz anderer Besiehung als die Hyphen zu
den Gonidien; er bedarf von Nosioc gar nichts und bezieht von
ihm weder rohe noch assimilirte Stoffe. Beide Organismen können
selbstständig leben, wss beim Pilz einer Flechte nicht der Fall ist.^
Auch Leitgeb^) äussert sich betreffs Blasia ähnlich: „Diese
1) Sitzungsber. d. kunigl. Gcsellsch. d. Wissensch. zu Göttingen 2. Decctn-
bcr 1871; Bot. Zeitg. 1872, No. 4; später in: Morphologische Abhaudlungciu
Leipzig 1873, pag. 92—97.
<) Morphologische Abhandlungen, pag. 95.
S) Göttinger Nachrichten 1872. pag. 108. ♦) Bot. Zcitg. 1872, No. 5.
A) Untersuchungen über die Lebermoose. I. BUuia ptmlla. Jcua 1S74,
pag. 23 — 25.
19S
die Nasioc-Kugel dorchsetsenden Sehlioche Termitteln zweifellos ein
iDDigeres WechselveriiftltiiisB zwiscben den beiden Orgmnismen und
haben für beide yielleieht dieselbe Bedeotong wie die farblosen
kugeligen Zellen in den entophyten A^o^toc-Kolonien von Anthoceros.
Ob| wie Janocewski meint, snsschliesslich nur Noaioc an3 diesem
Zusammenleben Nntsen zieht, ob niebt Tielleieht Anlhoceroa wie
Blaria die ^ostoc-Oallert bei Trockenheit und Dflrre gewissermas-
sen als Wasserreservoir benutzen, mag dahingestellt bleiben; gewiss
ist, dass die iVos^oo-Ansiedelnngen der Tragpflanze in keiner Weise
sehidlieh werden.'* • • • . „Aber bei Bla$ia ist die Verbindung der
dureh die Verzweigung der Innenpapille entstandenen Schituche mit
der jWostoo-Kugel noch eine weit innigere und erinnert geradezu an
den Aufbau des Fleehtenthallus." Noch weiter geht endlich Stras-
burger M; er sagt: „Liesse sich in dieser eigenthflmlichen Höhlung
auf der Blattflieho (von AsoUa) nicht vielleicht eine besondere An-
passungseinriehtung erblicken, bestimmt das Kastoc aufzunehmen?
Ich werde in dieser Annahme durch die Haare bestärkt, welche der
Epidermis im Innern der Höhle entspringen und die ^o^tocsebnüre
durchsetzen/' .... „Man sollte fast glauben, dass die AWocschnflre
den BUttem der AzoUa in ihrer Assimilationsarbeit bebfllflich sind
und somit in gewisser Weise eine ähnliche Rolle in denselben wie
im Innern des Fleditenthallus spielen.''
Es kann nicht verkannt werden, dass eine vollständige Analogie
iwisehen diesen sogenannten parasitischen Algen und dem bei den
gonidienfilhrenden Graphideen ermittelten biologischen Verhältnisse
besteht: in beiden Fällen sind es Algen, welche zwar vielfach frei
Ar sich leben, aber mit Vorliebe die Körper gewisser anderer
Pflanzen aufsuchen, in dieselben eindringen, um innerhalb derselben
weiter zu leben und sich beträcLtlich zu vermehren. Was dort Blät-
ter, Stämme und Wurzeln höherer Pflanzen sind, ist hier das fertig
gebildete Mycelium bestimmter Ascomyceten. Der einzige Unterschied,
dass im letzteren Falle der die Alge aufnehmende Organismus chloro-
phylllos ist, steht offenbar erst in zweiter Linie. Jedenfalls stehen
die Gonidien der Oraphideen den parasitischen Algen der höheren
Pflanzen ungleich näher als den Gonidien der übrigen Flechten, und
durch sie ist die Brflcke geschlagen zwischen den beiden bisher un-
vermittelten Fällen, die einerseits in den Gonidien der Flechten, an-
dererseits in den parasitischen Algen höherer Pflanzen gegeben sind«
So erscheint das Auftreten von Algen als Gonidien im Körper ge-
1) Ueber AzoUa. Jena 1873, pag. 39 -40.
194
wisBer Ascomyccten nur nls ein spcciellcr Fnll cinos Über «las ginxe
Pflanzenreich in manniclifaili^en Formen vcrbreilcli-n morkwardi^n
biulugiacheii VerhKltnisaeü, in welcliem sicL eine grosse Anuiil vor-
Bcliiodcncr Algen den Körpern anderer Ffl&nzen gegcoDber geftllt
DaBs bei diesem Zusammenleben, welches so weit Ober di«
Pfjanzenreicb verbreitet igt, die Natur in den Rollen, die sie jeden
der beiden Theile giebt, nicht nach einem starren Schema vcrfEhrl,
sondern dass sich dies naclj den besonderen VerhHl missen und Oe-
dUrfniaacn in jedem Einzelfalle richtet, das mUssen wir schon von
vornherein erwarten. Uebcr das Nähere dieser Beeiebungcn befin-
den wir uns aber noch faut ganz anf dem Gebiete der llypothesirn ;
die obigen Anji^abcn der Schril^steller haben schon die HSglichkei-
ten zum Theil bcriihrt. Wo der Wirth selbst assimiiirt (die Wirthe
der eigentlichen parasitischen Algen) oder saprophyt von vorgebil-
deten organischen Verbindungen ernährt wird (rindebewohnende
Graphideen) sind ülerhaupt 3 Eventualitäten vorhanden. Erstens
konnte die assimilirende Alge ihre erarbeiteten Assimilationapro-
dacte fUr sich allein behalten, oder zweitens sie kOnnto anch einem
solchen Wirtbe, vielleicht dem Organe, in welchem sie wohnt und
welches für sie besonders vergröBsert und eingerichtet werden moa»
(^Blasia, ÄioUa) von ihren Aasimilationsproduclen einen Nahrunga-
beitrag zukommen lassen, oder drittens kannte die Alge von einem
solchen Wirth ausser den rohen Nfthrstofl'en anch einen Beitrag an
assimilirten Stoffen empfangen. Wo der Wirth weder aelbst assimi-
iirt, noch saprophyt ist (echte Lichenen), da moss naturlich die Ali;«
allein mit ihrer Assiniilalion für beide Theile einstehen. Welche
dieser Eventualitäten hei den untersuchten gonidienfilhrendtn Grm-
phideen znlrifTt, muss dahin gestellt bleiben. Bei dem Vorkommeo
ganz gooidienloser Graphideen auf Banmrinde ist diese Frage nit
grosser Vorsicht zu behandeln, um so mehr als selbst die gonidien-
fOhrenden Arten ihren Thallus bis zu einer gewissen Orfisae ohne
Oonidien entwickeln. Da das Auftreten der AputliecteD von dem
Vorhandensein der Oonidien abhängt, so scheint mir allerdings der
Pilt einen gewissen mBtericlIen Nutzen aus seinem Hicther zu sie-
hen. Es ist mir nämlich trotz vielen Sachens nie gelungen an der
noch goniUienloaen Arlhonia vulgaria Anfinge von Apolhecien n
finden. Einige Male habe ich in einem Tliallus, der erst partiell
von Cliroof-ffui kolonisirt war, auf Strecken, welche noch grünlich
gefärbt waren, bereits schwane Flecke beobachtet, die auch in der
That als Apothecienanfänge, nümlich als äusserlich sich schwärzende
Anhäufungen von Hypb enge Hecht, sich erwieseo. Uie mikroskopiscbe
J
195r
PiHfiiBg Beigte aber In der unmittelbareD Umgebung derselben
efmelBe eingedrungene C%foo2epiM-Individacn, ganz abgeseben davon,
dasa aolehe Eisebeinnngen nnr an Tballi Torkommen, welcbe bereits
an anderen Stellen die dnrcb die dngewanderte Alge bedingten
weisakmatigen Fleeke gewöbnlieh mit Apotherien zeigen. VollsULo-
dig gonidienlose Tballi mit Apotheeien babe ich nieht gesehen. Be-
rtekaiehtigt man ausserdem die gewöhnliehe Erseheinnng, dass die
ersten kleinen weisskmstigen Flecken anf weiten Strecken des Thallns
eiaaeln and serstrent auftreten and bestimmt nur in diesem ein Apo-
tbecinm aum Vorschein kommt, so wird man zu der Ueberzeugung
gedringt, dass ein nothwendiger Zusammenhang zwischen der Bildung
der Apotheeien und der Anwesenheit der Gonidien besteht.
Naeh den erweiterten Kenntnissen, die wir in den letzten Jahren
Ober daa Znaammenleben zweier Terschiedenartiger Wesen gewonnen
haben, Ist es ein dringendes Bedflrfhiss, die einzelnen von einander
abweichenden Formen dieser Verhältnisse mit besonderen Bezeich-
nugen au belegen, da man fast fllr alle bisher den Ausdruck Para-
aitismus gebrauchte. Wir mflssen sämmtliche Fälle, wo flberhanpt
ein Auf- oder Ineinanderwohnen zweier Tcrschiedener Species statt-
findet, unter einen weitesten Begriff bringen, welcher die Rolle, die
beide Wesen dabei spielen, noch nicht berflcksichtigt, also auf dss
bloase Zusammenleben begrUndet ist, und wofar sich die Bezeichnung
Symbiotismus empfehlen dfirfte. Dieses Verhftltniss z^^igt nun in
der organischen Schöpfung Terschiedenen Charakter, indem wir meh-
rere Stufen yon dem lockersten Verhaltnisse bis zur innigsten und
nothwendigen Verbindung beider Wesen unterscheiden können. Die
niedrigste Stufe wUrde das sein, was Pseudoparasitismus genannt
werden kann und alle die Fälle begreift, wo das Auf- oder Inein-
aaderwachsen zweier Wesen durch den Zufall bedingt, fflr keine der
Beiden nothwendig ist, indem keiner durch den andern ernährt wird,
Tielmehr nur eine mechanische Verbindung besteht, so dass auch
lebloses Substrat den tragenden Organismus ersetzen kann. Hierher
gehören die zahlreichen Diatomaceen, Protococcaceen, Confervaceen
und kleineren Fucaideen und Florideen, welche auf grösseren Wasser-
pflanzen festsitzen, unter den höheren Gewächsen der an Baumstämme
sieh anheftende Epheu, die auf Bäumen wohnenden tropischen Orchi-
deem n. a. Fälle. Ausser diesen Epiphytcn gehören hierher aber
aaeh die Verhältnisse, wo innerhalb einer gallertartigen Algencolonie
oder eines solchen Algenthallus, z. B. von Chaetcphara oder Afeso-
gfoia, fremde Algen sich einnisten.
Eine festere und wenigstens fAr den einen Theil nothwendige
196
Buxtehiiiig xcigl diQ riüclist liühere Stufe, welche wir ])«i>»<;iid alloia
noch als Purasitismiia bezeicboeD. äie bugräift alle tliierUchou
Psrasiten der Pfiftiizeii und alle chloropbyllloacn, alsu niobt solbal
asHimiliretiden pflanzlichen Schmarotzer. Diese VVesco mDBSen ganz
nnd gar von einem anderen OrganiBinus, dem Wirtli, beBtebeaÜicb
der Nährpflanzc, ernährt weiden, ohne daas sie diesem dafür eine
tiegenleiatang bieten. Darin liegt der beBtimmte Charakter dieacs
Falles, und wir tragen so dum Sinn des Wortes, welches wir auf
dieses Verhältnisa beachrilnken, die gebührende Rechnung, indem
hier das fremde Wesen sich wirklich als ein Schmarotzer erweist,
welcher nur nimmt und niehlä dafUr giebt, ja welcher sogar teratOrt,
wo der Wirlli nicht durch geeignete Neubildungen (Hypertrophien,
Gallco) vorbeugt, am den schädlicheD Einflues zu paralyslren.
Bestimmt von diesem Verhältnisae unteiscbiedeu ist dasjenige, fBr
welches die in hölieren Pflanzen lebenden Algen das anschaulichst«
UcUpiul gewähren; vielleicht schliesseo sich ihnen auch die Loram-
thaceen an. Diese miethcn sich zwar im Körper einer anderen
Pflanze ein, lassen eich von ihr auch die rohen NäbrstotTe darreichen,
aasimiliren aber selbstündig, so ilass sie walirscheinUch ihrem Wirth
nichts von den Stoffen nehmen, die er sich durch Heine A^similatiuna-
arheit gcachafTen bai, duLer aie auch eine eigentlich schädliche, aer-
störcnde Wirkung an demselben nicht hervorbringen. Eher scheinen
aie uder wenigsteus einige von ihnen umgekehrt von ihren eigenen
Aasimilatiunsprodukten ihrem Wirlh einen Theil zukommen id laues,
wie ea fllr ilas ebenfalls hierhergehörige C/irmilepua im Thallus der
Ora/ihideen fast unzweifelhaft ist, so üass also hier die fremden
Organismen im Kdrper der von ihnen bewohnten Pflanze anstJlodige
liebe Oaatfreundc sind, welche fUt das Eiupfangene auf andere Weiae
aieh revanchiren. Man kann dieses VerhAltni^s Hiethe nennen und
die dabei betheiliglen Wesen als Wirth und Miolher unlcrscbeidan.
Uicr sowohl wie in den beiden vurigon F&ilen werden wir dorch
den Zusatz epipbyt uml endophyt die Jeweiligen rtumlichen Verfallt-
nisHU beider Wesen zu einander genauer andeuten können.
In allen bisherigen Fillcii Bt*'ht der eine Organismutt dem anderen
immer noch als freiudea Wesen gegenüber, welches auf oder In
dem vorhaudenen Körper des anderen sich ansiedelt, aber doch nicht
nothwendig vorhanden zu sein braucht, fllr das Leben deaaclben
nicht unentbehrlich ist. Abzusehen in dieser Uinsichl ist vielleicht
von den vollkommensten Fällen dieses Typus bei den Oraphideem,
welche bereits den Uebergang zu der uftclidten und höchsten Stufe dea
Symbiotisnius darstellen. Letztcrc besteht darin, dass beide Weien tioh j
197
gieidiaaiD zn einem einfachen Individuum verbinden, in welchem sie
weebselseitig sich unentbehrliche Dienste leisten, jedes dem Dienste
des GftBien sich so unterordnet, dass sie die Bedeutung selbstän-
diger lodiyidnen zu verlieren scheinen, dass sie nur noch als Or{^ano
des Garnen fongiren, dessen erste Existenz schon in der Vereinigung
beider Wesen begannt. Fflr dieses Verhältniss dürfte sich vielleicht
die Bezeichnnng Homobinm empfehlen. Der Ausdruck Consortium
Iftsst weniger an das Vereintleben denken und setzt überdies eine
Betheilignng der Einzelnen in gleichem Sinne voraus; ähnlich ist es
mit der Bezeichnung Commensalismus, denn die Emährungsverhältnisse,
welehe durch denselben allein angedeutet werden, sind doch nicht
das einsige und anch nicht das wesentlich charakteristische Merkmal
dieses Verhältnisses, welches wir vielmehr in dem Umstand suchen
mflssesi dass durch die Verschmelzung beider Wesen ganz neue
Lebensformen geschajQTen werden, welche mit gewissem Rechte bisher
als selbständige Pflanzen sich betrachten Hessen. Und es ist ganz
besonders zn betonen, dass die Gemeinsamkeit des Lebens Beider
nicht bloss in einer eigenthfimlichen Theilung der Ernährungsarbcit
sieh ansspricht, sondern dass in den neuen Lebensformen zugleich
eine Vermehrung in Gestalt der unter den Lichenen so weit verbrei-
teten Soredien sich vollzieht, durch welche beide Organismen anch
vereint fortgepflanst werden. Die Zukunft wird nun weiter zu ent-
scheiden haben, wie fest in den einzelnen Fällen die beiden Thcil-
wesen durch die Bande des Homobinms verknüpft sind ; mit anderen
Worten, ob nnd wo es möglich ist, dass einer oder beide l'heile frei
von einander ihr eigenes Leben führen. Die HyphenkOrpcr der typi-
sehen, von Anfang an mit Gonidien versehenen Flechten ohne Goni-
dien sn erziehen, ist bis jetzt noch in keinem Falle gelungen. Da-
gegen hat man bekanntlich die Gonidien mancher hierhergehöriger
Flechten zn selbständiger Vegetation zu bringen vermocht, in welcher
sie sich ihren verwandten Algen analog verhalten. Nichts spricht
aber gegen die Möglichkeit, dass in anderen Lichenen die Festigkeit
des Homobinms einen solchen Grad angenommen hat, dass anch die
Gonidien gleich wie die Hyphen, wegen constant nnd erblich gewor-
dener Emährungsverhältnisse, nicht mehr fflr sich allein zn vegetiren
yermögen.
Leipzig^ im März 1876.
Erklärung der Abbildungen.
Tafel Vü.
Fig. 1 . StQrk eines Gonidletilagers von Ärthonia vulgaris auf Esche, an einer
Stelle, wo dasselbe noch unvollständig ist, in Chlorzinkjodlüsung,
wodurch die Membranen weinroth, der contrahirte Zelliuhalt gelblich
geflürbt ist. Die Hyphen sind nicht ausgeführt, die bedeckenden Peri-
dermzellen sind, wo sie noch deutlich waren, angedeutet. Vgr. 200.
Fig. 2. Querschnitt durch ein Stück des Thallus von Ärthonia vtägaria auf
Esche, in Chlorzinkjodlösung, wodurch die Gonidien weinroth, die
Korkzellhiute gelb gefUrbt sind. a. die äussere, i. die innere Rork-
schicht des Periderms. Vgr. 300.
Fig. 3. Stück der Oberfläche des Periderms von Esche an einer von Ärthonia
mUgari§ bewohnten Stelle mit zwei im Eindringen begriffenen Indi-
viduen von CkroolepuSf durch Chlorziukjodlosung gefärbt. Die Hyphen
der Flechten sind nicht ausgeführt. Die stärker schraffirten Theile
der CbroolepufKeiien befinden sich oberflächlich, die Spitzen liegen
bereit« im Periderm. Vgr. 200.
Fig. 4. Einige Gonidien aus dem entwickelten Thallus von Ärthonia vulgaris
auf Esche mit den zwischen ihnen befindlichen Hyphen der Flechte,
in A mit rothen Oelkönichen, in B ohne solche. Vgr. 300.
Fig. 5. Zwei Rorkzellen aus der Randzone des Thallus von Ärthonia vtd-
garis auf Eiche, durch Jod gelb gefärbt, die sehr feinen, in der Rork-
substanz wachsenden Hyphen der Flechte sind farblos. Vgr. 500.
Fig. 6. Stück der Oberfläche des Periderm von Eiche mit drei im Eindringen
begriffenen Individuen von Chroolepus auf einer von Qraphis scripta
bewohnten Stelle, durch Chlorzinkjodlösung gefärbt. Bei x x x die
oberfläefalich liegenden Eintrittsstellen, die übrigen Theile der Retten
liegen tiefer. Die Flechtenhyphen sind nicht ausgeführt. Rechts
liegen fremdartige Pilzbildungen. Vgr. 200.
Fig. 7. Ein ebensolches Präparat wie in Fig. 6, mit weiter entwickelten ein-
gedrungenen CAroo^epti«- Individuen. Links liegen fremde braune
Pilzhypben. Vgr. etwas kleiner als 200.
200
Fig. 8. Durchschnitt durch die ftussere Korkschicht des EieheDperidermt,
ein Stück hinter der Randzone des Thallus von Chaphu »eriptaf in
Chlorxinkjodldsung, welches die Gonidien weinroth und die in ihnen
vorhsndenen rothen Oelkomchen schwarzblsu geHirbt bst. Die Go-
nidien befinden sich von Hyphenmasse umgeben innerhalb der Kork-
Zellen, diese ausweitend und zum Theil die Membranen derselben
durchwachsendL Vgr. wie Fig. 7.
Fig. 9. Drei einzelne Stflcke von Gonidienketten mit zum Theil sehr schma-
len und (arblosen Gliederzellen aus der oberen Region des Thallu»
von OraphU ieripta auf Eiche, zum Theil in Begleitung einiger frem-
der Pilzbildungen. Rorkzellen und Flechtenhyphen sind nicht ausge-
führt Vgr. 800.
Fig. 10. C^&ooleput wnbrimm auf Buchenrinde, dessen reehtsliegende grossere
runde Zellen auf der Oberfläche des Periderms sich befinden« aber
zu einer in den Kork eingedrungenen Rette schlanker QUederzellen
mit 51freier Scheitelzelle ausgewachsen sind Vgr. 800.
Fig. 11. Emzelne, noch von den Uyphen der Oraphideen theilweis bekleidete
Zellen von Ckrodepur vmbrimm im ersten Stadium der Befreiung ans
zerfkllendem OropAuieenthallus. Vgr. 800.
Fig. 12. Eine Korkzelle vom Periderm des Kirschbaums aus der Gegend des
Thallusrandes der Arthopyrmia certui, mit den am inssersteo Rande
gelegenen echten Hyphen der Flechte. Vgr 500.
Fig. 13. Stück vom Saume des Gonidienlagers aus dem hypophlGodischcn
Thalluszustande der Leeanora paliida auf Eiche, von der unteren
Seite betrachtet. Bei i i i setzt sich das Gonidienlager an den älteren
Theil an; a|, a^, Ss, die am weitesten nach aussen liegenden
Gonidiengruppen. Vgr. 200.
Flg. 14. Einige grössere Gonidien aus dem hypophldodischen Thalluszustande
der Leeanora paliida^ theils ungetheilt, theils in verschiedenen Thci-
lungsformcn. Vgr. 500.
Fig. 15. Stück aus derjenigen Zone der Variolaria commttntf, in welcher die
äussersten Voq)ostcn der Gonidien durch das Filzgewebe in die
parallelfascrigc Randzonc vorgetricbeu werden. Vgr. ungefllhr 100.
Fig. IG. Ein Gonidiuin der Variolaria communit vom Rande des Gonidien-
lagers, an die Spitze einer Hyphe angewachsen, durch deren Wachs-
thuni es zwischen die parallelen Hyphen der Randzone von^ärts
gescliobcn wird. Das centripetalc Ende der Hyphe liegt am unteren
Ende der Fignr. Vgr. 300.
Fig. 17. Die cigenthumlich angeschwollenen Hyphen der Variolaria commimif,
wie sie sich zwischen die grünen Zellen der in der Nähe des Randes
liegenden Gonidiengnippen eindrängen. Vgr. 300.
Beitrag znr Eenntniss der Chytridiaeeen
Dr. Leoa V owakowskL
IL
eine Cliytridiacee mit cpeMcrhleclAtBeher J-V^rtr^fl^ri^tinae«
li Tffel VUL m4 DL
i. Geschichtliches. Im Jahre 1^51 Ter^eatliefate Dr. G. Groa
in Moskau eine Abhaodlnng, worin er „mit otttb^nnatii^lier GewU»-
heit^ den Nmebweis geftilirt xa haben glambte, da«« ein einfaeber
ElementarorganUmns (ProioceüuU) je naeh den Umständen tieb in
die versehiedensten niedem Thiere nn«] Pflanzen zn entwiekeln fähig
•ei; als eine solche Protocdbde bexeiehnete Gros die Euglenen, die
er ftr die gemeinsehafiliche Matrix fast aller Infosorieni gewisser
Pflanzen (Glosterien, LHalom^jcn, C<mferveA, Moose), sowie Tielleieht
aller Räderthiere erkUrte. In Dentsehland beobaehtete Gros onter
Anderem, dass Millionen Indlvidnen einer rothen Euglena (wohl E.
sanguinea Ehr.) sieh etwas entfärbten nnd *b ihrer Oberfläche einen
farblosen gestielten kugeligen Sehlaceh austrieben, der seinen blasigen
Inhalt wieder an der Spitze in eine Art ejlindriseher Seheide aoütrieb;
in dieser Seheide wnchsen die BUsehen, animalisirten sich mehr und
•ehwirmten endlich aU Monaden mit einer voransgehenden Cilie ans ' ).
Im Frflhjahr 1855 nntersuehten C. Tb. ▼. Sieboid nnd Dr.
Meiaaner gemeinschaftlich zu Mftnchen Euglena viridis-, sie fanden
an encjstirten aowie an kugelig contrahirten Exemplaren farblosCi
TencbiedeBartig gestaltete, mei«t sehlanehartig verUngerte Gebilde,
1) G. Gros, De Xtmhryofjfmt asceixiante des tsyteces oa generation pri-
d apontaoife et metamorphoses de certaios auimaux et
Boiletins de \m, Soc. imp. de naturalistes de Moscou 1S51.
No. L pu 283, No. IL p. 429, Tab. C'. Fig. 7 mit Erkläniug auf p. 474.
202
bald einzeln, bald ca mehreren (3-4), ansäen featsitsen; ihre Bam
schwillt fast kngelig an and grenzt sich durch eine Binschnflnuig
von dem dickeren Schlauch etwas ab; manohmml findet ur,h der
kugelige Bulbus seitlich am Schlauch; in letiterem, nicht aber in
dem Basaltheil, bilden sich bewegliche Keimiellen, welche ans der
ohne Deckel sich öffnenden Spitze des Schlanchs ansschwAnnen; sie
sind verlängert oval und schleppen die lange Wimper an dem mit
scharf begrenztem Kern versehenen Ende nach.
Im Jahre 1855 wurde der nftmliche Parasit der Euglena in Bres-
lau von Th. Ball untersucht; die Keimzellen, die ihre Wimper als
Steuerruder nachziehen, setzten sieh, nachdem sie lAnger als eine
Stunde schwärmten, an EugUnen, oder machten auch im freien Was-
ser Halt und nahmen eine verkehrt bimfSrmige Gestalt an, woraaf
sie mehrere, oft vier, ins Kreuz gestellte, sehr zarte lange Fldez
aussandten, welche sich sogar verzweigten, und ein wahret Netsge-
fleeht bildend, an die Pseudopodien der Aeineten erinnerten, jedoch
nicht contractu waren« Anscheinend aus einem solchen Faden gizg
durch allmähliches Dickerwerden ein langer stielfSrmiger Fortsatz
hervor, während der eigentliche Körper zu einem sehr grosteni dann-
oder wurstförmigen, bisweilen auch keulen-^ bim-, ei- oder kngelßr*
migen Schlanche auswuchs; in ihm entstanden sehr zahlreiche, mehr
oder minder regelmässig geordnete Oeltropfen, welche zn Kernen von
Schwärmsporen wurden; diese selbst traten durch eine, selten zwei,
nicht scharf umschriebene, deckellose Mündungen langt^am nach ein-
ander aus*).
Am 7. Juni 1855 trug A. Braun seine berühmten Untersuchao-
gen Aber die Gattung Chytridium der Berliner Akademie vor, wobei
er den Parasiten der Euglenen unter dem Namen Chytridium Euglenat
A. Br. beschrieb, indem er die Beobachtungen von Gros, v. Sie-
bold, Meissner und Bail zu Grunde legte; jedoch wog er die
wurzelartige Fadenbildung, die Bail beschrieben, als einen den Übrigen
Chytridien fremden Umstand in Zweifel, obwohl Bail, der damals
an der Breslauer Universität studirte, seine Untersuchungen unter
den Augen von Ferdinand Cohn gemacht und sich auf dessen
Zeugniss berufen hatte''').
>) Bail, Mykologischc Berichte III. Chytridium Euyleixae, Botanische Zei-
tung vom 2.^. Sept. 1865 p. 678.
2) A. Braun, Uebcr Chytridium, Monatsberichte der Berliner Akademie
Juni 1S55, Nu. 11. Ueber Chytridium, eine Ciattung einzelliger Schinarotier-
gewäelisc auf Algen und Infusorien; Abhandlungen der Berliner Akademie
185G p. 41. Tab. IV. Fig. 26, 27.
Am 1. Decbr. 1856 begrflndete A. Braun in einer Sitsung der
Berliner Akademie die zweizeilige Gattung Rhizidium^ deren Fort-
pflanzongszelle als aeitliche Aussackung aus der wurzelartig ver-
iweigten vegetativen Zelle hervorwicbst ; er stellte hierbei die Ver-
muthung auf, dass der BaiTsebe Parasit ein Bhizidium, und von
dem dorch Meissner u. Siebold untersuchten Chytridium Eugle-
nae verschieden sein möge^).
In den Sitzungen der phys.-medizin. Gesellschaft zu Wflrzburg vom
20. März und 18. April 1857 beschrieb Schenk von neuem die Schma-
rotzer der Euglena viridis; er beobachtete nicht die stielartigen Fort-
sätze und die wurzelartig in die Euglenen eindringenden fadenförmigen
Verlängerungen, die Bail erwähnte, und stellte die Schwärmsporen
als kugelig dar, mit vorangehender Wimper; sie bildeten sich nar
in dem schlauohartigen Theile, der an der Spitze ein oder zwei, selbst
drei stumpfe Vorragungen hat und schwärmten aus den inzwischen
durch Einreissen geöffneten Fortsätzen ^aus; eine am festsitzenden
Ende des Parasiten verschmälerte Basalzelle, die Bail bei seiner
Beschreibung nicht unterschieden hatte, ist um diese Zeit inhaltsleer
und ergiesst vermuthlich ihren Inhalt in die zur Sporenbildung bC'
stimmte Z^Ue, worauf sich zwischen beiden eine Scheidewand bildet;
da der Organismus hiemach entschieden zweizeilig ist, so trennte
ihn Schenk von Chytridiwn und stellte ihn ebenfalls zu Rhizidium^),
Seit jener Zeit ist meines Wissens Ober die Parasiten der Euglenen
nichts weiter bekannt gemacht worden; um so lebhafter war mein
Wunsch, dieselben zu beobachten und die tbeilwei«en Widersprüche der
früheren Beobachter aufzuklären. Ende April dieses Jahres hatte ich
das Olflck, in einem Graben bei Breslau unter Euglena viridis auch
den lange gesuchten Parasiten aufzufinden und durch eine mit
gütiger Beihilfe des Herrn Prof. Ferdinand Cohn im pfianzen-
physiologischen Institut der Universität Breslau gemachte Unter-
suchung die vollständige Entwickelungsgeschichte desselben fest-
zustellen. Die hierbei ermittelten Thatsachen haben so viele wesent-
liche Verschiedenheiten von den Gattungen Chytridium A. Br. und
Rhixidium A. Br. herausgestellt, dass sie, wie in der Folge specicller
dargelegt werden wird, zur Aufstellung einer neuen Gattung unter
dem Namen Polyphagus berechtigen, in welcher als bis jetzt
einzige Art der Parasit ^tt Euglenen als Polyphagus Euglenae
aufgefUirt werden soll.
1) Monatsberichte der Berliner Akademie 1856 p. 592.
*) A. ScIiCDk, Algologische MittheilungeD, Verhandlungen der pbys.-med.
Gcaellsch. za Wurzbarg Bd. Vlll. Lief. 11. p. 246.
Goka, Befttif« zw Btotogie der Pflanses. Band II, Haft IL j^
2. Organisation von Polyphagua. Als die Euglene« tob d*m
oben erwähnten Graben einige Tage in 0 laagefUssea ndie den Pfn-
stern des Inatitnls ciillivirt norden waren, bildete sich wie gevMia-
lieh auf der dem Lichte zugewendeten Seite der Geftase ein graiieT
schleimiger Ueberzng, welcher aua di-u sich EDr Ruhe vorbereiteodea
und zum Theil schon encyatirten EuqUtien bestand. Zwisrhon dtwen
Eeigte sich der von mir geauchte Parasit in üppigster Entwickolang.
Seine Schwärmsporen keimen nach Beendigung ihrer Bevc^ngco
swJBChen den rnhenden Euylenen; sie nehmen kugelige Geatalt Kn nnd
erscheinen daher zaerst ala kleine farblose, mit einem stark lichtbrechen-
den, etwaa gelbliclien Kern versehene Kugelzetlen; hieraaf treiben
dieselben von ihrer Oberllttche vier kreuzförmig gestellte, »dvr mehrer«
(5 — G) strahlcnartig ausgehende, nnmcaabar dOnne Fitden (KeimnkieD)
nRch allen Seiten aaa (Taf. VIII. Fig. 1). Jeder dieser F*den ver-
längert sich mehr oder weniger, bis er «nf eine der in der Nachbar-
schaft znr Kiiho gekommenen Euglenen trifft, sodann durchbohrt er
die Haut derselben und dringt in ihr grnnes Protuplüsma ein; indem
er dasselbe allmfihlich aussaugt, verhalt er sich nnnmehr als ein
Hanatorinm. Einer der Keimf^den, nämlich derjenig«, welcher
snerst in eine Euglena eingedrungen war, übertrifft bald die übrigen
an Dicke, and erscheint daher als röhrenförmiger Stiel, durch velchn
der ParMit oft keulenfürmigo Gestalt erhjill (Taf. VIII Fig. 2, 4).
Der Körper des Polyjihfitpia vergrössert sich In Folgo seiner reicli-
liehen Ernährung durch die von ihm ausgesaugten Eu<flenen immer
mehr; der in ihm anfangs beßndlicho starklichtbrechendo Kern der
Schwärmspore verkleinert aich sIlmMilich und verschwindet achlieaa-
lich ganz; statt seiner kommen im Protoplaama mehr oder weniger
zahlreiche Oeltropfeii und anch Vacuolen lum Vorachein. Die Übri-
gen Danstorien bleiben entweder in ihrem primären fadenfOrmigen
Znatande während dea ganzen Lebens dea Parasiten, oder sie rer-
ISngern and verzweigen aich, indem sie neue EugUiien aufsneheii
(Taf. VIII. Fig. 2, 4). Inzwiachen haben diejenigen HanstoritB,
welche schon frllh in Eu^lenen eingedrungen waren, sich bedenleod
verdickt, verlängert und neue aeitliehe Aeste getrieben, nicht sowohl
ftua ihrer ganzen Länge, ala besonders ans der Nähe derjenigeD
Stelle, an der aie sich in die Eughne einbohrten (Taf. VIII. Fig. 7 a. ».).
Selten wachaen sie sogar durch die ergriffene Eu^lene hJodireb
und dringen in die nächetliegende ein (Taf. VIII. Fig. ISa.). So
ontwickclu sich viele atärkero und schwächere, zum Theil achetsbar
' gabelige, wurzelartigc Zweige, die sich zuletzt in sehr feine Fädobeji
Terftsteln (Taf. VUI. Fig. 7, IS). Da wo ein Uaustorium die Wand
S05
der Euglene dnrehbohrt, zeigt es bei seiner spftteren Verdickong oft
eine sehwache EinschDamng (Taf. IX. Fig. 7); im Innern der Euglena
▼enwtigt es sieh mitunter noch mehrere Male (Taf. IX. Fig. 9e}.
Wenn eine Schwftrmspore des Polyphagus unmittelbar anf der
Oberfliehe einer verpappten Euglena gekeimt ist, so treibt sie an
der Berflhmngastelle ein Haustorium, welches ganz und gar im Innern
der EugUna verborgen ist, so dass der ParasitenkOrper auf der
Euglena %n sitzen acheint (Taf. VIII. Fig. 6). Nicht selten keimen
nnd entwickeln sieh anf einer Euglena mehrere Parasiten (Taf.
VUI. Fig. 5).
lodern die EugUnen durch die Hanstorien des Parasiten ausge-
aaogt werden, verliert ihr Körper allmählich sein grflnes Protoplasma
md wird zierst grflulich gelb, dann ganz entfärbt bis auf einen
brftunlieheii körnigen Rflckstand; die Paramylnmkömer, welche in
den grflnen Euglenen meist zahlreich eingelagert waren, sind in den
getödteten verschwunden; ihre Membran leistet am längsten Wider-
atandi geht aber schliesslich ebenfalls zu Grunde. Der braune Rflck-
ataad bleibt als letzter Rest der verzehrten Euglenen an den Hau-
itorien haften.
Die Hanstorien des Polyphagus ähneln in ihrem Verhalten, be-
sonders im jungen Zustande, den Pseudopodien gewisser Bhvsopoden
oder Acmeien, wie schon Bail bemerkte; sie verändern aber nie
ihre Gestalt nnd besitzen schon frfih eine starre allmählich sich ver-
diekende Membran, welche durch Jod und Schwefelsäure nicht blau
gefib*bt Würde. Weil die Hanstorien nur Verlängerungen des Para-
aifm sind nnd keine Querwände besitzen, muss unser Organismus
als einzellig bezeichnet werden. Sein Protoplasma, welches viele
gelblich geftrbte Oeltropfen enthält, färbt sich durch Jod röthlich
brau, wie dasjenige der Hanstorien, in welchen man aber nur selten
daige Oeltropfen wahrnehmen kann.
Der Körper des Polyphagus zeigt in seiner Gestalt und Grösse
viatfatiM Mannigfaltigkeit, besonders in jugendlichem Zustande. Im
Allgemeinen stellt er zwei Hauptformen dar: kugelige oder keulen-
fftnnige; doch kann er auch eiförmig oder mehr elliptisch sein; er
erseheioty wie Bail sich ausdrtlckt, acinetenähnlich, wenn eines seiner
Haiuitorien sich durch Dicke und Länge von den übrigen, welche
dftnn fadenförmig geblieben, bedeutend unterscheidet. Ueberhanpt
sehetot oft die ganze Gestalt des Parasiten von der Entwickelnng seiner
Hanstorien abhängig zu sein. Gelingt es den letzteren, sämmtlich
und gleiehzeitig Euglenen auszusaugen, so entwickelt sich der Para-
sit Badi allen Seiten hin regelmässig und wird daher kugelig; da*
806
gegen Überwiegt seine Aasdehnnng in dieser oder jener Richttiuj ja
nach der stärkeren Enlwickelung einea in eine Ewjlena eingodnii*
gonen HaitaturiuiDS. MaDdimul verlängert sich der Pol^kagua-Kürftt
ganz anlfftllend, indem er an Beinern Scheitel wachst, and eine sehluke
Bohlanchförmige, im oberen Theile, welcher sehr groue Vu-oolei
entljält, etwas verschmälerte Gestillt annimmt. Er erreicht hiorW
oft ausBerordentltchfi Linge, über 0,8 Mm. (200 Mikr.|, wAhrend di«
Orüsse der kngeligen ParaBitenkSrper in der Regel nicht Über 3T
Mikr. nnd die grösste Dicke der Hauatorien etwa G Uikr. belrlft
Die PurtpSaoEung von Polyphagus geseliiebl in doppeller W«iM,
auf ungeachlechllicheni nnd auf gsBChli-clitlichem Wege. Brslerc,
welche ich zuerst am Anfang meiner Beubachtungen, Ende April,
antrar, geschieht durch 8ch wfirmsporen; letitere ftod ich erat
einige Tage nach Beginn nnd von da an bis zum Schlaaa meiMr
Ciiltarcn (Mitte Jani 18TC).
3. Ungeschlechtliche Fortpßaneuttg durch Schwärmsportn. Die
Scbw&rmsporeii entalebeu in Zuoaporangien, welche aa
der Aasscnseite des Parasiteokörpers aus seinem ge-
sammten aungetretenen Protoplasma hervorgehen; daher
kann nach einem von Delpino zueral iwtckmassig gebildeten Ad»-
drnck ') der eigentliche ParasilenkOrpcr auch aU Pro-
sporangiam bezeichnet werden. Die Zoosporangien bilden aick
anf folgende Weise:
Das gesammtc Protoplasma des Polyphagua durchbohrt die Z«l^
wand an einem Punkte und tritt dnrch eine liemüch groMc kreit-
itinde OeffnuDg nach Hiissen licrans. Zuerst dringt b roch sack artig
eine kleine ProloplaamabUse hervor, welche sich langsam ver-
grOssert; wenn endlich die Blase das ganee Protoplasma auf-
genommen hat, SD bildet dasselbe entweder einen scharf begreDa*
len ovaluu oder elliptischen Körper unmittelbar vor der Oeffnung
des Prospornngiums (Tafi.'l VIII. Fig. 8, 9, 10) oder es nimmt eine
walzlieh achlauchfSrmige, verlängerte tieatalt an, indem es eich («r-
minal in einer der ProsporaogiumßlTnung enlgugengesetzten Kichtnn;
ausdehnt (Taf. VIII. Fig. 13). Der ausgetretene ProtoplaamakArpcr
Bcbliesst ansserst kleine Körnchen ein, welche oft beaondera neta-
artig geordnet, ein eharakteristiscbe« Ansehen zeigen, oder er eat-
hält kleinere oder grossere OeltrOpfclien.
Das Heranstreten der Piotoplasmublase aud dem Prosponngioni
gebt so langsam vor sieb, dass man es unmittelbar nicht wafarneb-
>J Delpino. Reviata botaniea degli anni 1S74 c I8Tä. Milano 1ST6 p. 97.
807
men kann; nur am Scheitel zeigt das Protoplasma das deutliche
Bestreben, so weit wie möglich, oft auf Kosten seiner Breite sich zu
verllDgem. Deshalb bleibt der ans dem Prosporanginm hervorge-
tretene Plaamakörper nahe der AastrittBdffnnng dicker nnd oft etwas
breiter, während er weiter oben flacher nnd nicht selten anch enger
ist. Eine die Protoplasmablase umkleidende Haut kann man anfangs
nicht nachweisen; erst wenn dieselbe eine gewisse Grösse erreicht
hat, icigt sie sich von Aussen mit einer Haut bekleidet, steht aber
noch in unmittelbarer Verbindung mit dem Reste des im Prosporan-
ginm snrflckgebliebenen Protoplasmas (Taf. VIII. Fig. 12). Im Pro-
sporanginm treten schon ziemlich früh grössere und kleinere vacuolen-
ihnliehe Rinme anf (Taf. VIII. Fig. lOv.v.), welche sich im Ver-
hiltniss snm weiteren Abfluss vermehren. In Folge dessen zeigt
der Inhalt des Prosporangiums zuletzt einen zellartigen oder schau-
migen Bau (Taf. VIII. Fig. 11p., 12 p.), indem die dünnen Proto-
plasmawinde der Vacuolen durch gegenseitigen Druck polyedrische
Gestalt annehmen und einigermassen an ein Parenchymgewebe erin-
nern^). Schliesslich verlässt auch der letzte Rest des Protoplasma
das Prosporanginm und vereinigt sich mit dem schon früher hervor-
getretenen; dieses trennt sich sodann durch eine gegen das Prospo-
ranginm eingewölbte Scheidewand (Taf. IX. Fig. 5), welche sich in
der Anstritts-Oeffnung bildett von dem vollständig entleerten Körper
des Parasiten ab und stellt nunmehr das eigentliche Zoosporangium
dar. Die geaammte Entwickelung desselben nimmt mehrere Stunden
in Ansprodi (Taf. VIII. Fig. 13 z, Taf. IX. Fig. 1, 2).
Die Gestalt des Zoosporangiums entspricht der des ausgetretenen
Protoplasmakörpers; es ist seltener oval oder elliptisch, in der Regel
bedentend verlängertt schlauchförmig und dabei nicht selten gekrümmt
and gebogen (Taf. IX. Fig. 1, 2, 3, 4, 5). Auch seine Grösse ist sehr
Tcrschieden, von minimalster bis zu riesig verlängerter, welche ich
einmal anf 375 Mikr. im Längsdurchmesser bestimmte. Das Volu-
men aber entspricht nicht immer der Länge, denn je länger sie wer-
den, desto flacher ist ihre Form.
Nach korser Zeit entstehen im Protoplasma des Zoosporangiums
stark lichtbrechende gelbliche Kerne, um welche herum die verhält-
nissmlssig grossen Schwärmsporen selbst sich bilden (Taf. IX« Fig. 3).
1) Nach meinen Beobachtungen entspricht auch die parenchymatische Zeich-
nung in den Stielen von Dictyostelium mticaroides Brefeld nicht einem wirk-
liehen Zellgewebe, sondern einer seifenschaumartigen Verbindung von Vacuolen
in Folge der Wanderung des Protoplasmas gegen den Scheitel des Fnicht-
trigen aar BÜdung der Sporenmasse. F. Cohn.
sog
Letztere bestellen aus klarem farblosem Proloplasmn, das den K*lb-
Ürheo Kern concontrisrh amliUlll; sie siud bcrcita im Zooaporangium
scharf begrenzt, bald von kngetiger Gestalt, bald nelimeii sie durcli
gegenseitigen Drack polycdriache parenchymähn liehe Umrlaw an.
Schliesslich treten durch eine an der Spitze des Zoosporanginini
entstandene, nicht grosso Ocn'nnng die SchwÄrmsporen ans denaclbcii
eine nach der andern heivor, ohne voa Schleim umgeben za leio
und entfernen sich rasch (Taf. IX. Fig. 5), wahrend gleichaettif
auch die im Znosporangium zurllrkgebtiebenen Zooapor^n inoerWb
desselben zu schwärmen beginnen; doch verlassen auch dies« bald
das Sporangiiim.
Die Scbwiltmsporcn sind verhültniBsmässig gross, verliagert ej-Ua-
drisch, an ihren beiden Enden abgerundet; in der Hitte etwas ehi-
gCBchntlrt, namentlich dann, wenn sie sich ein wenig strecken (Taf. IX.
Fig. 6); weil sie aber contmclil sind, so können sie ibro QmUU
etwas verändern und kUrzere, dickere, manchmal fast kugelige Pons
annehmen. Ihre Orüsae ist nicht coustant, in verschiedenen Zoospo*
rangien verschieden: die gritssten sind 13 Hikr. lang, 6 Mikr. breit,
bei den kleinsten betragen diese Dimensionen 6 : 3 Uikr. In der
Mitte der Schwärmspore kann man eine ziemlich grosse Vaeaols
unterscheiden; viele kleine Vacnolen befinden sich am vorderun Ende,
welches zarter erscheint, als das hintere; an letzterem ist eine lang«
Cilie angeheftet. Nahe am Ursprung der Cilic enthklt die Schwlnn-
spore einen nicht sehr grossen stark licbtbrochenden exceutriscbeQ
Kern, dieser ist gelblich geffirbt und stimmt sowohl in seiner Ftr-
bnng, als in seiner Lichtbrechung aulTallend tiberein mit den gelb-
lichen Ocltropfun des Parasiten, welche eine constante Erscbcinuiig
in seinem Protoplasma darstellen. Man kSnnte die Kerne für Od-
tropfen halten. Werden dieselben in Olycerin entt^rbt, so Eeigen
sie sich als solide KOrpercben, welche das Licht nicht mehr Olarlig
brechen. Die 8eb wärm Sporen schwimroeu hin nnd her, indem sie
ihre Cilie stets nach hinten tragen. Nach einiger Zeil, DngeflÜtf
schon nach einer Stunde, kann man leicht unter dem ÜeckglaM
beobachten, wie sie zwischen den Eitglenmi znr Ruhe kommen nod
eine kugelige Gestalt anuehmcn. Hierauf keimen sie und entwickela
sich va neuen Parasiten in der schon oben beschriebenen Weite.
Die Zahl der in einem Zuosporangium entwickelten Zoosporen
entspricht im Allgemeinen der OrOsse des ersteren; diese scheint
wieder abhängig zu sein von der Zahl der von einem Parasjlen
ergriffenen EugUnen. F<ine einzige Euglme ist oft im Stande, eiaeto
Parasiten so viel Nahrung su geben, äaae er »ein« SohwArauporc«
809
entwkftelii kann. DaraoB folgt, dass die Zahl der in einem Zoospo-
ranginm gebildeten Schwärmsporen ausserordentlich variirt Ich habe
einmal in einem Zoosporanginm blos zwei Schwärmsporen gesehen
(Taf. IX. Fig. 4). Oewöhnlich kommen sie aber in grosser Anzahl
Tor. In den sehr verlängerten Zoosporangien ist jedoch die Zahl der
Sehwinnsporen nicht so gross, wie man vermnthen könnte, denn sie
bilden hier inm grössten Theil bloss eine einfache Schicht, welche
obem Theile des Zoosporangiams oft nur ans zwei oder gar nur
mer Beihe besteht, während sie an der Basis in mehreren
Schichten Aber einander liegen. Wir sehen also, dass der Parasit
eine gewisse Grenze in seinem Wachstbnm nicht flberschreiten kann,
mterhalb dieaer Grenze aber ist er im Stande, in verschiedener
CMaae aelne Schwärmsporen zn entwickeln. Diese scheinen oft
•ellwt ans dem Protoplasma sehr junger, mit dünner Haut und zar-
ten Haistorien versehenen Individuen zu entstehen. Offenbar ist
Ar die Enengnng der Zoosporen ein gewisser StüLstand im Wachs-
thom des Paraaiten, welcher mit der Beendigung der Ernährung be-
ginii nothwendig.
Da man unter dem Mikroskope unmittelbar beobachten kann, dass
jede Zoospore die Fähigkeit besitzt, zu keimen und sich weiter zu
entwiekehi, so muss sich natflrlich Polyphagus in der Cultur äusserst
nach and zahlreidi vermehren. In einem Glasgeflisse, in welchem ich
▼mi P6bfphagu8 befallene EugUnen züchtete, zeigte sieh nach wenigen
T^^n der ursprünglich grüne Euglenen^henxkg an den Gefässwänden
gelblich und bfaun. Wenn man ein kleines Stückchen eines solchen
aehleimig-häntigen üeberzugs unter dem Mikroskope betrachtet, so
aieht man, dass derselbe ganz und gar aus Parasiten und schon
aerstArtcn Euglehen besteht. Man findet auch oft, dass die Parasiten
mtHk gruppenweise entwickeln; solche Gruppen sind in ihrer Umge-
baBg von einer Zone bräunlicher, durch sie zerstörter EugUnen um-
lagert; vermnthlich ist jede Gruppe aus einem einzigen Zoosporan-
ginm hervorgegangen, dessen Schwärmsporen sich nicht weit von
ihier Gebnrtsstätte entfernen. In diesen Gruppen aeigen die Para-
siten eine sehr merkwürdige Wachsthumsrichtung; ihre Körper strecken
aich nimlieh so, dass die Scheitel nach dem Centrum der Gruppe
eonvergiren und dort nur zarte Keimfllden aussenden, während ihre
Lingadurchmesser radial geordnet und die nach den Euglenen hin
aoagetriebenen Ebustoriensysteme sich in centrifugaler Richtung
atnUIg oft au überraschender Länge entwickeln').
1) Die Orientining in der gegenseitigen Lage der Parasiten wie in der
stofenweisen Entwickelung der ganzen Cultur von Tag zu Tag wird dadurch
210
Die PsraBiten veriiicliteii fast «Ue Eugfenen in dur Ciiltnr; iiin
vermeliri-'n sicli so zalilroiclj, ilass sie zulelzt gvrHilcEii die Eut/ltnen
vcrtroton. Msn könnte also in der That aagoii, abtr oicLt im SioD«
von 0. OroB, dass die Eugletien aich in Parsailen vorwandclt luUica.
Die Individuen des Polyphaijtis, welche sich in vcrBchiedenen
WachRtliumHziiBtAnden befinden, liegen ZQletzt bo dicht neben einsn-
dor, dasB eie oft mehrere Schichten bilUeo; dabei entwickeln sie
eine so flberraachende Menge von Schwiirinsporen, dasa Ietzt«>«e, in-
dem sie keimen, anf ganzen Strecken dichte Lager bilden, »nm
grÖBsten Theil aber itn Kampf nniH Dasein wegen Mangel an Nahrung
ZD Grunde gehen.
4. Gegckiechtliche Forlpßantung durch glatthäuttge ßati^rgportm.
In diese Kpoche des Entwickclnngskreisea fällt di« Er-
zeugung geachlechtlicher Dauersporen. Unter den i*o/y-
;'Acu/iMindividnen, welche sich in den beengten Zwischenrflnmcn d«r
nbgeBlorbrnen Euglenen entwickeln, betiriden sich zweierlei Formen,
welche man als Hftnnchen und Weibchen bezeichnen kann.
Die Weibchen sind in der Regel grösser, mehr oder weniger
kugelförmig, "der auch unregelmUsBig, indem sie eckige Vorlängerun-
gen bilden, welche in Haustorien tibergehen. Die Htnnclien da-
gegen Bind kleiner, keulenf5rmig, oder verlHngert, railunter spindsl*
förmig, von ihren RauBtorien ist in der Regel eines atielartig am
meisten entwickelt; die Übrigen bleiben entweder in ihrem primtren
dUnn fadenförmigen Zustande, wenn sie nXtnIich in keine Euglme»
eingedrungen sind (Taf. IX. Fig. 10 m, Fig. 7 m), oder sie entwickeln
aich krüftiger, wenn sie in Evglenen enden (Taf. IX. Fig. 9 m. h.).
Doch ist obiger Gestalt- Unterschied nicht streng; denn es kommt
aneh, obwohl verhaltnisamüssig seltener, vor, dasa kenlenförniige
Individuen sich bei der Befruchtung als Weibchen verhalten; aoa-
nahmswciBt; haben auch Männchen nicht kenlenfQrmige, sondern eino
andere Gestalt. Es 'M daher oft schwer, vor der Befruchtung
die Geschlechter als solche zu unterscheiden, wahrend bei dem Copn-
lalionsacte selbst Männchen nnd Weibchen in den meisten FAllen
hinlänglich charakteriairt sind.
Der Vorgang bei Erzeugung der Daaersporeu l&sst aich ala
Copulation auffassen, da die Spore aas der Vereinigung
erleichtert, daaa die JCuftmtn aaniint ihren Paruiileu ruhig imuer auf dertd-
beu Swile blclbeu, indem sie dcD «clioo crwühiilfii hiutigen UebenU|; bilden,
wtichrr atüli Irlchc mit einem Meastr vom Getiase auf du Ubjeolglaa Qb«r^
tragen Usst.
211
des gesamniten Protoplasmas zweier Individuen her-
vorgeht; die Spore ist daher als Zygospore, aber auch wegen
der sexuellen Verschiedenheit der gepaarten Individuen, als Oospore
zu beaeichnen.
Die männlichen Individuen, welche in Copulation eintreten, können
in jedem Alter stehen (Taf. IX. Fig. 7 m, 8 m, 10 m) und man triflft
selbst solche, welche bei dem Acte der Befruchtung nicht weiter
in ihrer fintwickelung vorgeschritten sind als keimende Schwärm-
sporen (Taf. IX. Fig. 1 1 m). Die Weibchen dagegen copuliren erst
in demjenigen Zustande, in welchem sie auch selbst Schwärmsporen
bilden konnten.
Die Copulation beginnt damit, dass aus dem Körper des Weib-
ehens durch eine kreisrunde Oeffnung das gesammte Protoplasma
in ähnlicher Weise in einer bruchsackartigen Blase austritt, wie wir
dies bei der Bildung der Zoosporangien bereits geschildert haben;
es verhält sich daher der Körper des Weibchens auch in
Besug auf die Erzeugung der Oospore als Prosporan-
ginm« Das Protoplasma wölbt sich durch die Oeffnung nach aussen
als eine ovale Blase, welche langsam an Grösse zunimmt, während
in der allmählich sich entleerenden weiblichen Zelle vacuolenähnliche
Räume entstehen und derselben zuletzt ein netzartig schaumiges
Aussehen verleihen. Sobald das gesammte Protoplasma aus der
weibliehen Zelle ausgetreten ist, bildet es eine ovale Masse, welche
unmittelbar vor der Oeffnung liegt» und entspricht nun einer Be-
fraehtungskngel oder Oonosphaere; die verlängerte Schlauch-
form, der wir oben bei Bildung der Zoosporangien oft begegnet
waren, kommt nur ausnahmsweise vor. Nach meiner Meinung be-
sitst die Befruchtungskugel (Oonosphaere) anfangs keine eigentliche
Zellhaut, sondern ist nur von einer Hautschicht begrenzt, welche
am Scheitel in weicheres Protoplasma flbergeht.
Die Befruchtung geschieht so, dass das ausgetretene Gesammt-
plasma eines Weibchens sich mit dem Gesammtplasma eines Männ-
chens vereinigt; die Copulation zweier Geschlechtszellen wird durch die
gruppenweise Lagerung der Parasiten erleichtert. Der ausgetretene
Protoplasmakörper oder die Befruchtungskugel eines Weibchens
kommt bei der Copulation in Berührung mit dem stielartigen Hausto-
riam eines benachbarten Männchens; die Membran des Haustorlums
wird an der Berflhrungsstelle aufgelöst; sodann wird das gesammte
Plasma der Männchenzelle durch das Haustorium entleert und fliesst mit
dem weiblichen zusammen (Taf. IX. Fig. 7, 9). Der Inhalt des Männchens
818
nimmt während des UcberSiesBeiis eine älinlichc gchaomigp nesctiaffrn-
heit an, wie wir dies oben bei dtsn Weibchen angegeben haben (Taf.
IX. Fig. 8m.f). Wahrscheinlich vergehen mehrere Standen, «he
die beiden copnlirten Individuen sich vollstünilig cnlteort haben.
Nachdem der Protoplasmakürper, der aua dem Weibchen hervor-
getreten war, mit dem Plasma des M&nnchens Rieh vereinigt hat DDd
dadurch befruchtet ist, entwirkolt er sich zar Zygospore; er beklei-
det sich in seinem Umfang mit einer Zellhant, welche erat lart, einfach,
BpSter dicker und aas zwei gesonderten Schalen, Intioe nnd Bxine,
gebildet iat; die letztere wird gelb, bleibt über glatthäatig. Im In-
halt der Zfgoapore tritt ein grosser Oeltropfen neben vielen kleineren
auf (Taf. IX. Fig. S, lOo); das anf der einen Seite der Spor« a<t-
hirirende Weibchen und das befrnchtende Hanstorinm des Hannchens
grenzen sich durch Scheidewände ab, bleiben aber aU leere Hlnte
immer mit der Spure in Verbindung <Taf. IX. Fig. 10, 12, 13). Die
Lage des Männchens zur ovalen Spore ist fast immer so, daas dai
befruchtende Uaustorinm an dem einen Theile der Spore mit seiner
kleinen Oeffnnng ansetzt, während das Weibchen mit breiterer Oelf-
nung entweder am dtametraleti Pole (Taf. IX. Fig. 7, 8, 9, 10), oder
auch an einer anderen, selbst um 90" divergirenden Stelle uigt-
heftet iat.
Bemerkenswerth ist, dass das stielartige ITaastorium, vermittelit
dessen das Hännclien copnlirl, oft seitliche Verästelongen entwickelt
bat nnd daher offenbar vorher zur Einsaugnng der Nahrnng, nach
der Copnlation aber nmgekehrt zur Entleernng des mAnntlchea Pro-
toplasma diente, also zuerst als Fmährnngaorgan, sodann ala
Befrnchtnngsrühre oder Pollinodinm sich verhält. Je
nach der grösseren oder geringeren Enifornnng der eopnlirten Oc-
Bchlechts Zellen ist das befruchtende llanstoriara oft ausserordentlich
lang (bis zu 135 Mikr.), zu anderen Malen aber auch weil kOraer,
and manchmal sitzt der Körper des Hannchens unmittelbar auf der
Danerspore mit einer ähnlichen jedoch engeren OelTnnng wie das
Weibchen. Selten, wenn die OefTnungen der beiden Oeschlechtaiellen
nahezu gleich gross sind, kann man dieeelbeu eben nur an ihrer ver-
achicdenen Grösse nnterachcidenlTaf. IX. Fig. 12). Es machte dies anf
mich den Eindruck, als sei das kurze befruchtende Haustorium dei
Männchens vollständig im Protoplasmahörper des Weibchens anfgelAat
worden. Nicht selten gehen von der Peripherie einer Daneitpore
ein oder mehrere Haustorien hervor, welche sich sogar iu feinen
Aeste verzweigen (Taf. IX. Fig. 8a, Fig. lOa); sie treten dann In
der Regel in unmittelbarer Verlängernng des befrachtenden Haaato-
21S
riiiM mis; hier ^anbe ich den Beweis fftr eine ursprüngliche Ver-
biBdoDg der beiden Haustorienhälften und die Auflösung des Mittel-
Stackes durch die ausfliessende weibliche Protoplasmamasse su finden,
obwohl SS mir nicht glflckte, den Vorgang an einem und dem näm-
liehen Exemplar vollstindig zu verfolgen. Auf der anderen Seite
kommt es, wenn auch verhältnissmässig seltener vor, dass das am
stirksten entwickelte Haustorium eines Männchens nicht zur Befnich-
tinfr benntit wird, letzteres vielmehr mit einem anderen Theil seines
Körpers eopnlirt ist (Taf. IX. Fig. 12).
Die reifen Dauersporen sind in ihrer Gestalt ziemlich verschieden,
in der Regel oval, doch auch mit unregelmässigerem Umriss; ihre
Grosse entspricht der ihrer Copulationszellen; doch scheinen sie die
Liage von 30 Mikr. und die Breite von 20 Mikr. nicht zu ttber-
sehreitSB«
Während sich die Dauersporen entwickeln, kommt anfangs in
einzelnen Exemplaren auch noch ungeschlechtliche Schwärmsporen-
bildung vor; später aber finden sieh in den ganzen Culturen aus-
sdiliesslich befruchtete Dauersporen. Auffallend ist, dass die beiden
Gesehleehter in den Polyphagusgtnp^^n sich in gleicher 2iahl ent-
wickeln nnd sich daher nur ganz ausnahmsweise ein Weibchen findet,
bei welchem der PlasmakOrper seitlich hervorgetreten und mit einer
Membran bekleidet ist, ohne doch, weil er mit keinem Männchen
kopnHrte, zu einer wirklichen Dauerspore sich zu gestalten.
6. Stachelhäuiige Daiuersporen. In denselben Culturen und zur
nimliehen Zeit, wo sich die glatthäutigen Oosporen auf die eben
beschriebene Weise entwickeln, bildet sich auch noch eine andere
Art von geschlechtlich erzeugten Dauersporen. Sie sind fast stets
kugelig, mit einer derben, doppelten Membran umgeben, deren Exine
suerst sehwefel-, dann dnnkler gelb gefirbt und mit feinen
Stacheln dicht besetzt ist. Sie variiren in der Grösse wenig und
selten (im Mittel 30 Mikr.). Ganz übereinstimmend mit dem der
glatlen Sporen ist auch ihr körniger Inhalt und der centrale grosse
gelbe Oeltropfen, der oft ein Drittel des Sporendurchmessers einnimmt.
Ich glaube gefunden zu haben, dass die stacheligen Sporen sich in
etwas anderer Weise entwickeln, als die glatten. Während bei den
letiteren aus der Zielle des Weibchens das gesammte Protoplasma
btreHs aasgetreten ist, ehe es noch mit dem befimchtendeB Aste des
Männchens sieh eopnlirt, beobachtete ich einige Male, dass zur
Erzeugung einer stacheligen Spore ein von dem Minnchen ausgehen-
des Haustorium an die Seitenwand eines Weibchens anstiess, nnd
dass erst in Folge dieser Berflhrung aus dem Körper des Weibchens
214
eine gcw<Mbte, bereits mit Stacheln beJeckte Ausstülpung liorvorlmt,
in welche sicli sowohl aus dem Häoocben, als aucli aus dt^ui Weib-
cben das Protoplasma langsam hinein ergoss, während in ihren Zellen
selbst die schaumige Vacuolenbildang eintrat; erst gaoE «Um&hlieli
erwuchs jene AiiBatülpung zu einer vollständigen Dauerapore (Taf. IX.
Fig. 14, 15). Die stacheligen Sporen von Pdyphagu» entstehen
daher ähnlich wie die Zygosporen von Piptocejihalis und Syncephaii»}
sie wachsen auch vollständig analog mit jenen') nnd seigen einen
ähnlichen stAcfaeligen Baa ihrer Membran. Die znr Erseugang der
Slachelsporen copulirenden Polyphagu3-\üd.n\i\tGa finden sich eben*
TnIIs in Orappen vereinigt; sie sind gewöhnlich grüsser und krtfliger
ala die der glalthäutigen Sporen, so daas sie sieb offenbar anter
gOnstigereu Verhältnissen, reichlicher ErnAhrnng nnd Beleuchtung
entwickeln. Ob die glatlsporigen und die atachelsporigen Polt/phagtw
formen als zwei verschiedene conslant sich vererbende Generationen
(Arieo, Bacrn), oder ob sie nur als nnweaentlicbe Abiadernngon
derselben Art zu betrachten sind, wollen wir nicht entscheiden, dt
es ans noch nicht gelang, die beiden Formen durch mehrere Qen^
rationen rein zu tQchten; vielleicht ist die atachelhäutige die Normal-
Torrn und die glatthantige auf eine minder kräftige Vegetation dea
Parasiten in rück zuführen.
Ö. Keimung der Dauerspore». Die Keimung der stacheligen Sporen
habe ich nicht beobachtet, wohl aber die der gl* tt häutigen. Uoge>
flihr nach einem Monate verkleinerte sich der grosse Oellropfen in
denselben oder er zerlheilte sich in kleine Tröpfchen; dann dsreh-
bohrle der Protoplnemakörper der Spore die Exine und tnl «la
Blase nach aussen hervor, ganz so, wie wir ea bei Bildnn; der
ZooBporangien bereits beacbrieben haben. Der aus der Dauerspore
ausgetretene FrotopiaamakArper bildete sich ebenfulla zu einem Zoo-
aporangiura aus, in welchem um gelbliche Kerne (Taf. IX. Fig. 16a|
die Scbwärmaporen entstanden. Es lägst sich daher mit Bezug auf
ihr Verhalten bei der Keimung die geschlechtlich erzeugte Daaer-
spore \ on Pdyphaijua gcwissermasaen als Dauer prosporangiam
auffassen.
6'. Sf/stemattKche Sfelliturf von Polyphagu». Was die syetema-
tische Stellang unseres Organismus betrilft, so gehört derselbe trotz
minor vielen Eigentbamlichkeiten ohne Zweifel au der Familie der
1) Dr. U. Brefeld. Bounlsche Uiitersnchuiigcii ühtt SfhilnI[l>rl|>■lI^ I. Heft.
Leipiig ISTä y. 49. Tiif VL Fig. 19h. Van Tiighciu. nouvellei Rfcherehcs
•ur les MucoriDeea. Ann. d. sc. nat. 6. ser. I. pag. \'ii. fig. 89—93.
815
Ckytridiaeeen; als Mitglied derselben charakterisiren ihn insbesondere
die Entstehnngsweise nnd der Bau seiner Schwärmsporen ; anch seine
anderen Merkmale sind den Ghytridtaceen nicht fremd. Er besteht
namentlieb während seines Yegetationssnstandes ans einer einzigen
Zelle; das Hervorsprossen mehr oder weniger zahlreicher Haastor ien
findet sein Analogen bei dem von mir beschriebenen Ghytridium Mastt-
gotricku^). Das Zoosporanginm dieses Chytridiums aber entspricht
morphologisch nicht dem von Polyphagus^ sondern offenbar seinem
Prosporanginm.
Da sich das Zoosporanginm bei Polyphtigua dnrch eine Scheide-
wand von der vegetativen Zelle des Parasiten (Prosporanginm) ab-
trennt, 80 könnte es scheinen, als ob nnser Organismus zweizeilig
sei nnd snr Gattung Rhizidium gehörte; diese Vermnthnng ist be-
reits von A. Brann nnd Schenk^) ausgesprochen worden, die un-
seren Parasiten deshalb als Rhizidium Euglenae bezeichneten ; denn
ich bin Qberaeugt, dass auch das von Bail beschriebene Ghytridium
Euglenae mit dem Rhizidium Euglenae identisch ist.
Die Gattung Rhizidium ist jedoch während ihrer ganzen Ent-
wickelnng immer zweizeilig; die eine ihrer Zellen ist die verzweigte
Wurselselle, die andere wird zum Zoosporanginm, in dessen Innern
sich die Zoosporeii bilden. Dieser Unterschied trennt also schon
vollständig die beiden Gattungen. Doch stehen ohne Zweifel Pcly*
pkagus und Rhizidium sich sehr nahe nnd bilden einen besonderen
Verwandtschaftskreis (Rhizidieae), in den vermuthlich auch unser
Obdidium^) sich einreihen wird. Namentlich ist die Keimung der
Dauersporen bei Rhizidium- und Polyjphagua ganz übereinstimmend,
da bei beiden Gattungen der Gesammtinhalt der Dauerspore aus den
Sporenliäuten anstritt und zu einem Zoosporanginm wird.
Auf der anderen Seite erinnert die Entstehung der Zoosporangien
aus dem ausgetretenen Protoplasma der PolyphagusztW^n ^ welche
sich in Bezug auf die Schwärmsporenbildung als Prosporangien ver-
halten, an die ähnlichen Erscheinungen, welche Sorokin bei ^^^o-
chytrium nnd Tetrachylrium entdeckt hat^). Nach Sorokin bildet
aber bei letzterwähnten Organismen aus dem ausgetretenen Proto-
plasma das Zoosporanginm sich erst nach seiner vollständigen Tren-
nung von dem Prosporanginm, während bei Polyphagus das Zoospo-
1) Siehe diese Beiträge Band II. Heft I. p. 83 Taf. IV. Fig. 15-19.
S) A. Braun, Monatshefte der Berliner Akademie 1856 p. 592. Schenk,
Algologische Mittheilungen 1. c. p. 247.
S) L c. p. 86.
^) Sorokin, Einige neue Wasserpilze. Botanische Zeitung 1874 No. 20.
216
n im immer anf dem Prosporangiam an der darch eine Scheide-
na abgeschloaseDen Anstritta-Ocffnnng angewachsen bleibt. In
aer Bexiehnng entspricht die Entwtckclungsveise der Zooeporan-
gieu bei Polyphagus, Zjigochylriwn und Tetrachytrium ganz beson-
ders auch den analogen Erscheinangen, welche die Saproteg-
nceengattang Pythium zeigt'). Während demnach in der
eechlechtlichen Fortpflantung obige Ckytridiaceen offenbare, nbri-
echon früher od betonte Verwandtschaft mit den Sajrrofegnta-
besitzen, nähern eie sich in ihrer geschlechtlichen Fortpflanianr
1er den Zygomyceten. Diese Verwandtschaft, auf welclic
1 äorokin aufmerksam gemacht hat, tritt am deutlichsten bei
m Zygochytrium hervor, wo sich zwei Mycclaeate eines Indivl'
^ s sur Bildung einer stacheligen Dauerspore copulireu. Bsi
ohngtis ist ein Unterschied der Ocschleohter, wenn auch nicht
rameu ausgesprochen, welcher die Individuen als diöciadi
ai irt und eine neue merkwürdige Zwischenstufe iwiMhen
Uiwu und sexueller Befruchtung darstellt,
f Grund oben erwShnter Thatsachen gehOrcn die in Besug
ilecbtiiche Fortpflanzung genauer untersuchten Gatlnn-
tridiaceen zur Gruppe der Siphomyixleti. In welcher
g aoer zu dieser Gruppe die Übrigen Vhytridiacten und
mdere die Bynchytrien stehen, bei welchen keine Uefrncbtting
Et gefunden wurde, mllsaen die späteren UntcrsuchuDgen
Brealan, den 30. Jnni 1876.
') ^Tgl' Pringiheim, JahrbScher Band I. p. 2S7. De Barjr, Pringaheimi
JabrbOcher II. p. 18S. Vergl. H F^Uim D^arfmm^ Halle 1874 p. W.
Erkifirung der Abbildungen.
Alle Figuren sind mit Hilfe der Camera lucida gezeichnet.
Tafel VIII.
Die Figuren 8» 9, 10 sind 600 Mal, die Qbrigen 400 Mal vergrössert.
hh Haustorien, ee Euglenen.
PolyphagiiB Eaglenae.
Fig. 1. Zwei keimende Schwärmsporen je mit einem stark lichtbrechenden
Kerne und fünf strahlenartig ausgehenden Keimföden (Haustorien),
deren zwei schon etwas dicker und in die nebenliegenden Euglenen
ee eingedrungen sind.
Flg. 2. Ein junges Individuum mit einem dickeren Uaustorium h, welches in
eine schon zerstörte Euglena e eingedrungen ist und seitliche Aeste
treibt. Von den übrigen fadenförmigen Haustorien stösst eines an
eine grfine Euglena an, während die anderen noch frei liegen. Das
Protoplasma des bimformigen Parasitenkorpers enthält kleine Oel-
tropfen.
Fig. 3. Ein ähnliches aber älteres Exemplar mit einem kräftig entwickelten
Haustorium. Von den drei ergriffenen E%iglenen ist eine schon
gelb und offenbar zerstört, die zwei übngen noch grün.
Fig. 4. Ein junger Parasit mit einem kurzen dicken, in eine zerstörte Euglena
e eingedrungenen Haustorium, die übrigen Haustorien sind dünn,
fadenförmig; ihre sich verzweigenden Aeste dringen ebenfalls in
Euglenen ein. Das Protoplasma des Parasiten enthält Oeltropfen.
Fig. 5. Drei Parasiten auf einer Euglena sich entwickelnd.
Fig. 6. Ein Parasit, viele Oeltropfen enthaltend, und unmittelbar auf einer
Euglena aufsitzend, in deren Körper eines seiner Haustorien völlig
eingedrungen ist.
Fig. 7. Ein typisch entwickeltes Individuum vor der Zeit der Zoosporangien-
bildnng. Aus dem rundlichen, zahlreiche Oeltropfen enthaltenden
Körper p (Prosporangium) gehen nach allen Seiten wurzelformig sich
verzweigende Haustorien aus; sie enden in den fast sämmtlich zer-
störten Euglenen; aa seitliehe Aeste der in die Euglenen (e) einge-
drungenen Haustorien.
218
Bntwiokfllnng der Zoosporang^ien (Flg. S—IS)-
i, 9, 10. Diei verschiedene Eiemplai-c von Prosporatigien, den AiiatriN
der Pmloplaamablase in drei aiifeinander folgende» Stufen zeigend;
lihh abgeechnitiene IlaustuHen: vv zwei vacuolciiihnliche tUuror.
. Die ausgetretene ovale Proloplasmablaae sitzt srillith am Prospo-
rangium p; das in diesem aui-flckgebliebeiie Protoplasma icigi schau-
migen Bau.
. Ein junges, aus dem ausgetretenen Protoplasma gebildclea Zixm|hi-
nmgium i ist selion mit einer Haut bekleidet; das im Prosporaiigiuin
irQckgebliebene Protoplasma zeigt aehaumigrn Bau. Die Hauato-
hh sind abgeschnitteD.
uaa Zoosporan^ium i bat sich von dem entleerten Frosporangiom p,
aus welchem sein Protoplasma dureh ein kreiafÜnnigei l'Oeh heraut-
getreteu ist, durcb eine Scheidewand abgetrennt; a ein durch eine
Eiighti» durchgewachseDcs Uauslorium ist in eine bcnaebbarte HngUno
eingedrungen.
Tafel IX.
■Mwlflki In- SMqma (Fig. 1-6).
;r. < I ses gebogenes und unrcgelmlssij( gekr&mntte«
■< i tu, der Zeit der Seliivirmsporeubildnn|t, auf deui
angium p aitzend ; hh iwei abgescluiilleutllauatoricn.
ihnliehea Zoospor.tngiiim, aber kleiner.
Zoosporangiam, Junge SehwSrmsporcu enthAltotd;
p i I <>B|fvningiuin, hhh abgeachnitlene Ilaustorien.
_■ 4. Verfir. 600. Ein kleines Zouspurangium. nur iwei Sebwinnsporen
enthaltend; h Bauatorium, p Proaporanpum.
Fig. 5. Vergr. 400. Schw^rmaporen , durch die lerminale Oe&ung dn
ZooBporaD^iuna Mtatreteod; p Proaponmgium, hh abgeadtnittenc
Huutorian.
Fig. 6. Vcrgr. «tmSOO- Schwirnuporen, atark liditbrecbende Ketne und Va-
euolen enthaltond.
■itwlafcttiig in gwaklMktUokMi SHtnpafw (Brgocpwta, OHpona),
eutto BMenponm (Fig. 7~1S).
Fig. 7. Vergr. 400. Daa Weibchen f mit einem atark entwickelten in der
lerstiSrten Eugiarta e endenden Uauatoriom h lässt «ein Protoplasma
o seitlich anatreten; dieaea wird von einem Minnchen m vermilteUt
eines ala Befruehtungsröhrc dienenden Hsustorium h befnichtet; das
Minnchen hat noch iwei fidenförmige Haustnrien entwickelt.
Fig. S. Vergr. 600. Weitere Ausbildung der befrueliieien üauerapore mit
einem grossen und sahlreiehen kleineren Oeitropfen; m Minnehen,
f Weibehen, noch schaumartiges Protoplasma enthaltend; hh Ilausto-
rien in die Rcrslörteb EtiyUnen ee eibdringendi a ein Ilauslorium-
ast, auB der Wand der Dauerapore berausnachaend, wahrscheinlich
frfiher dem Minnchen angehörig.
219
Fig. 9. Vergr. 750. Zwei geschlechtliche Individuen zur Befruchtung der
Dauerspore copulirt; ihr Protoplasma ist in Vereinigung begriffen,
wie die Contraction durch Glycerin deutlich erkennen lässt; f das
weibliche, m das männh'che Individuum mit ihren in Euglenen eee
eingedrungenen Haustorien hh; o die in Folge der Befruchtung ent-
stehende, schon mit einer dicken Haut umgebene Oospore.
Fig. 10 und folgende sind 400 Mal vergrössert. Die Dauerspore o mit einem
grossen und vielen kleineren Oeltropfen, von einem sehr kleinen
Männchen m befruchtet; a ein Theil des befruchtenden Haustoriums
des Männchens m ist nicht vom Protoplasma des keulenförmigen
Weibchens aufgelöst und bleibt an die Wand der Dauerspore o ange-
wachsen.
Fig. 11\ Eine glatthäutige Dauerspore, einen grossen Oeltropfen enthaltend;
m ein sehr kleines Männchen mit drei fadenförmigen Haustorien; f
Weibchen.
Fig. 12. Eine kleine glatthäutige Dauerspore, entstanden aus der Copulation
zweier gleich gestalteter und nur durch die Grosse verschiedener
keulenförmiger Individuen.
Fig. 13. Eine glatthäutige Dauerspore o, einen grossen Oeltropfen enthaltend;
das Männchen m ist in seiner Form und Grosse kaum von dem
Weibchen unterscheidbar.
Staehelige Danersporen (Fig. 14, 15).
Fig. 14. Eine stachelige Dauerspore, welche sich noch während der Befruch-
tung vergrössert; f das Weibchen, dessen Protoplasma zahlreiche
Oeltropfen enthält; m das Männchen mit einem langen befruchtenden
Haustoriuro, einen Oeltropfen enthaltend; von den vielen übrigen
fiulenformigen Haustorien sind zwei in Euglenen eingedrungen ee.
Fig. 15. o Eine vollständig ausgebildete stachelige Dauerspore, einen grossen
Oeltropfen enthaltend; f das entleerte Weibchen mit abgeschnittenen
Haustorien hhhiih; m das entleerte Männchen.
Fig. 16. o Eine glatthäutige Dauerspore keimend ; im Zoosporangium z bilden
sich Schwärmsporenkerne.
Ooka, Bettrife sw Biologie der PfUnsen. B»nd IL Heft IL 15
/
Die Keimung der Sporen nnd die Entstehung der
Frnclitkörper bei den Nidularieen.
VOD
Dr. Eduard Eidam.
Mit Tafd X.
EüUeüung. Die mr Gruppe der Nidularieen gehörigen Pilie
Biod schon oftmaU beaehrieben worden; das sonderbare Aasseben
der reifen Fmehtkörper dieser den Otuteramyceten sich anschliessen-
den Gebilde mnsste frflhzeitig zn näherer Beobachtung auffordern.
Dennoch sind die tiefer eingehenden entwickelungsgeschiehtlichen
Untersuchungen Aber die Nidularieen verbal tnissmässig neueren
Datums. Es war zuerst J. Schmitz'), der den merkwürdigen Bau
des in Laubwäldern häufigen Cyathtu striatns Willd. von seinen
jugendlichen Zustanden an bis zur völligen Reife studirt hat und
bereits zwei Jahre darauf erschien eine Arbeit der Gebrüder Tu-
lasne*), welche die Untersuchungen von Schmitz in ausgezeich-
neter Weise fortgesetzt und vervollständigt, zugleich auch die erste
monographische Bearbeitung der Nidularieen und deren Reduction
aaf die Gattungen Cyathua, Crudbulum nnd Nidularia unternommen
hatten. Endlich ist von Sachs') eine vorzügliche Entwickelungs-
geschichte des Crueibulum vulgare Tnl. veröffentlicht worden.
Die genannten Forscher gingen bei ihren Untersuchungen von
den bereits fertig gebildeten Pilzen aus, sie stellten sich die Auf-
gabe, jene interessanten Gewebsdifferenzirungen kennen zn lernen,
welche mit dem Erscheinen der Fruchtkörper als sandkomgrosse
t) Linnaea Band 16 Heft 2. 1842.
*) Annal. des scienc. naturell. S^r. 3. Tom. I. 1344.
*) Botan. Zeitnng 1855 No. 48. vgl. auch dessen Lehrbach der Botanik,
4. Aufl. 1874 S. 338.
15*
388
stehen beginnen, nm mit den reifen xierliotien Bechern abn-
leBBcn, deren Inneres von sahlroiclien linsenföriDigen SporAngien
_ efOllt wird.
Während wir also über die in den heranwachsenden PrachUn-
■n vor sich gehenden Umbildangen wenigstens bei Ci/athiu nnd
cibidum sehr genau nntcrriclitet sind, ist dies nm so weniger mit
Setmnng der Sporen, sowie mit dem Vorhalten des aus letzteren
roFKehenden Myceliums der Fall und ferner bedarf die Art, wie
3 Gestaltung der Fruchtkörper gtatlfindel, noch nSherer
Allee, wua wir von der Sporenkeimung wissen, be-
mkt sicli auf einige lllckenharte Angaben tiber Ct/alhu» utrüitwi,
welchem Pilze sie bi^reitä Iloffmann') im Jahre t6b^ nnd
ase') kürzlich aufs Neue boxchiieben und abgebildet haben.
Keimung der Sporen von Cnicidulum aber ist überhaupt bis
-,[ nicht gelungen nnd nocli jUngat von ßeces^) ohne Erfolg ver-
it worden.
wahrend des vergangenen Winters elellle ich im pflanzen phfsio-
:n Institut der Universität Breslau zahlreiche Culturvuraitcb«
""n Sporen von Orucibulum vult/are Tul. und Cyathtts »triattu
ch beobachtete deren Keimung, sowie die Ausbildung
auf knnstlichen und natürlichen Näh raubet raten, endlich
I ich den Aufban ihrer Fruchtkitrper von den allcrjün^ten
tänden an bis zur Sonderuog der Gewcbsscbichten im Inn«ni
dersfllben.
Methode. Da alle bisherigen VerBOche der Forscher, die Sponn
von Nidvlarieen nnd von Qasteromyeelen Oberhaupt inr Keimnag
aninregen, theils gar nicht, theils nur mangelhaft das gawUnaekle
Ziel erreichen konnten, ao suchte ich eine andere Uethode in An-
wendoDg an bringen, welche geeignet wäre, ein kriftigea Hyeel in
eniehen und dabei die nnansgeaetzte Beobachtung mit den Hikroakop
an gestatten. Denn die Erfolgloaigkeit der froheren Bemttbutgei
mnaste eben nnr darin in suchen sein, dass die Sporen nicht ia die
fOr ihre Keimung nnd weitere Entwickelung erforderiichen Umstände
gebracht worden waren, so dass sie kurz vor oder nach der Keimung
zu Grunde gingen. Das von mir benntzte Verfahren bestand darin,
daas ich die Sporen bei gleichaeiliger Gegenwart passender Nähr-
") BoUn. Zeitung 1859 No, 25.
*) Jahrbücher für wisscDschaftliclic Uotaulk von Pringsheim 1875. tO.
ßd. 2. H.
*) Uebcr den Bcfruchtungsvoi^ang bei den Bandiawiyeetat. Priogs-
heiro's JahrbQcher 10. B. S. U. S. 185.
828
verliilinisae einer Tmg nnd Nacht anhaltenden Temperatur von 20
bis 25 ® C. anssetste unter Glasglocken, deren Innenraum ganz und
gar mit feuchtem Flieaapapier flberkleidet war. Durch diese, ver-
mittebt eines Wftrmkastens erzielten höheren Wärmegrade wurde
die Lebensthätigkeit der ausgesäten Sporen gefördert und die rasche
Mjcelentfaltung erheblich begtinstigt üebrigens stellte ich auch
während der Monate October bis December 1875 bei gewöhnlicher
Zimmertemperatur Keimungsvcrsuche an, welche ebenfalls, nur viel
langsamer und unregelmässiger, von Erfolg begleitet waren.
Als Culturflflssigkeit verwendete ich neben Abkochungen von
Pflaumen, Binde, Heu, zersetztem Holz etc. am meisten krystallklar
filtrirtea, nach Bre fei d' scher Methode dargestelltes Pferdemistdecoct,
welches wegen seiner Bestandtheile und seiner Haltbarkeit nach
meinen Erfahrungen am besten zu derartigen Versuchen geeignet ist.
Alle kttnstUchen Culturflflssigkeiten haben aber neben dem Vor-
theil der jederzeit ermöglichten mikroskopischen Beobachtung immer
den Nachtheil, dass wir bei Anwendung derselben nicht allein die
Filze zwingen, in einem ihren natürlichen Bedingungen der Begel
naeh nicht entsprechenden Medium sich anzusiedeln, sondern dass
wir auch bei unserer noch mangelhaften Kenntniss über die physio-
logischen Wachsthumsverhältnisse dieser Organismen ihnen eine
Nahrung darreichen, von der wir nicht wissen, ob sie alle Stoffe
enthält, welche diese Pflanzen in der Natur fOr sich verwenden. Wenn
der Pilz flppig wächst, so können wir zwar annehmen, dass ihm die
gebotene Nahrung zusagt, dennoch aber sind nur selten alle Um-
stände vorhanden, um seine sämmtlichen Entwickelungsstadien und
Fmchtformen hervorzurufen, so dass wir in dieser Beziehung eben
sehr häufig wieder zu natürlichen, d. h. nicht flüssigen Substraten
nrflckgreifen müssen.
Zum Zweck der Aussaat brachte ich die harten und spröden
Sporangien, nachdem bei Crucibulum die äussere pergamentartige
Hfllle durch Schälen mit der Nadel entfernt worden war, zunächst
einige Minuten in absoluten Alkohol, um etwa anhängende fremde
Pilisporen zu tödten, darauf legte ich sie in einen Tropfen destUlir-
ten Wassers und liess sie so eine Viertelstunde lang mazeriren.
Nach dieser Zeit waren sie völlig erweicht und durch Zerdrücken
mit reinen Nadeln erhielt das Wasser eine milchweisse Farbe, von
den in ihm suspendirten zahhreichen Sporen herrührend. Die Reste
des schleimigen Funiculus wurden entfernt und das so gewonnene
möglichst reine Sporenmaterial zur Aussaat verwendet. Sobald die
Keunlinge etwas an Grösse zugenommen hatten, vertheilte ich sie
224
zu einem oder weniger in frische Cnltnrlropfcii auä crnpitertc icUlt-rr,
um die AnsiedL-lDng von llate. nod KHcterio» möglichst za bindern,
nach tAglicb wiederboltcm vermittelet Flicsspapier »nsgeftüirlem vor-
sichtigem Wegwiachen.
G;atho8 striatiis Willd.
Das von mir zn den AnaBvatvcrRQchen angt^weudcle MatorinI cnt-
alanimte f'j(i(/ias- Bechern, weteJic im Oclober vorigen Jahres ge»«m'
melt und seitdem trocken aufbevnhrt worden waren.
Sj>orenkeiviutig. Frisch ans den Sporangien genommen uni) in
Wasser verthoilt sind die Sporen fnrbioa, mehr oder wcnif^er regel-
mässig, von Ijinglich ovaler Gestalt, oft beiderseilit eiDgcdrQckt; sie
besitzen ein vollstftndig gluttea Epi- und Endosporium. Ihre durch.
Bchnittliche Ungo beträgt 18 Hikr., ihre Breite 9—10 Uikr. Als
ich sie in Miatdecocl bei einer Temperatur von etwa 35" C- •■>■
säte, nahmen sie bald von aassen Flüssigkeit ins Innere auf, ik
echwollon prall an, ihr gleichmässig feinkörniges Protoplaama avn-
dorCc sich in Folge iler regen Kmlosmose in dichtere Partisen,
welche vereinzelte oder mebri^re mit dtlnnerem (nUalt errnllle Uohl-
ränme notüartig nmgaben. In seltenen Fällen theilte sich die Spore
kurz vor der Kcimang durch eine Scheidewand in xwi'i etwa glrich-
grosae Hälften.
Hierauf wurde dfts Episporium von den hervordringenden Keim-
schläuchen durchbrochen, Fig. I, 2, 3, 4. Gewöhnlich kamen letz-
tere za einem oder rwci, Fig. 2, an den abgerundeten Enden der
Spore zum Vorschein, in anderen Fällen jedoch entstanden sie in
nnbestimmtcr Gegend seitlich, Fig. 1, und zwar Hessen einzelne
Sporen bis drei Keimachläuche erkennen, Fig. 3. Sehr häufig vcr-
sweiglen sich letztere unmittelbar an der Anstrittstelle, Fig. 4,
ironnf jeder Zw«ig in «ntgegeBgeBetitaT RJchtnng weiter wnclu lod
durch diesen Umstand gewann es den Anschein, als ob awei Kfiu-
schlinche gleiehieitig von demselben Punkt aas sich entwiekelt bitten.
Letxteren Vorgang hat Hoffmann') bereits richtig beschrieben,
nnd wenn auch nicht gut, so doch deutlich erkennbar abgebildet,
was ich hier ansdrOcklich bemerke, weil Hesse*) in Folge seiner
')!. e. Taf. II. Fig 21.
>) 1. c. Aiim. Ich bemerke, das« die von Hesse flir seine Figuren ange-
gebene Verj;rösscning von 800 unmöglirh riclilig sein karm; der Grösse dicMr
Abbildungen nach muss sie mehr als das Do[>peltc belrageti. WalirBcheinlich
sind die Bilder, ebenso wie die meinigen, mit dem Zeichnenprisma entworfen
imd hat Hesse die Je nach der Kiitfeniung des I'apieres vom Objecttisch
bedeutend gesteigerte VergrÖsseruDg uicht in Kcchnung gexogcn.
BeoVaehtang der Ansieht ist, als ob Hoffmimii's KeiniTersiidie ^in
ihrem Besiltmte der Wirkliehkeit fero geblieben wiren.^ Hesse
Site die Sporen Oberhaupt nur in destillirtes Wasser ans, so dass
sie aneh Ton aussen keine Nahmng weiter anfnnebxnen im Stande
waren nnd keine Rede von der Ernebvng eines kräftigen If yeelinms
sein konnte. So besebrinkt sieh denn das Ergebniss seiner Versnobe
allein darauf, dass er einen oder selten swei kftmmerliche Keim-
sehlänehe erhielt, welehe höchstens die cwei- bis dreimalige Länge
der Spore erreiehten, „mitunter ein gans kurzes Seitenxweiglein
bildeten,^ dann im Waehsthum stillstanden und in kurze eylindri-
sehe Zellehen auseinanderfielen.
In die entstehenden KeimsehUnehe nun fliesst fast das gesammte
Plaama der Spore Aber; letstere nimmt immer mehr Wasser
▼OB aussen her auf, in Folge dessen wird ihr Volumen vergrössert,
die Vaeuolen im Innern werden vermehrt und das Plasma auf einige
strangartige Beste besehriakt, Fig. 1^4.
Die Keimsehltuehe selbst sind ihrem ganzen Verlauf naeh von
gleiehmissiger Dieke, hödistens an der äussersten Spitse veijflngen
sie sieh etwas, sie waehsen rasch in die Länge und zeichnen sich
dureh die fast gerade, nur schwach wellenförmig oder in weitem
Bogen verlaufende Biehtung aus, welche sie einsehlagen. Immer an
ihrem Ende findet sieh das dichteste Protoplasma, weiter snrflck
treten mehr und mehr Vaeuolen auf und die Zellmembran erscheint
deutlicher. Nicht immer jedoch ist der Vorgang so regelmässig,
und als ich ^e Sporen in ungflnstige Nährflflssigkeiten oder bei
gewöhnlicher Zimmertemperatur im Februar und März aussäte, ent-
wickelten sich spärliche Keimschläuche, welche nur wenig und lang-
sam sieh verlängerten, knorrig hin und her gebogen waren nnd an
verschiedenen Stellen Dilatationen erkennen liessen, die später in
kurze verdünnte Aeste fibergingen.
An den normalen Keimschlänchen aber entstehen sehr bald zahl-
reiehe Verzweigungen und Scheidewände. Letztere befinden sich oft
dicht an der Austrittstelle, sie sind nur da deutlich sichtbar, wo das
Protoplasma bereits die Vaeuolenbildung begonnen hat Wo eine
Scheidewand zu bemerken ist, entsteht gewöhnlich unterhalb dersel-
ben ein Seitenast, obwohl letztere auch oberhalb der Septa oder
mitten von der Zelle aus ihren Ursprung nehmen können, Fig. 2
bis 6. Die Verzweigung geschieht tbeils durch reichliche Veräste-
lang des Hauptfsdens, theils durch direete Gabelung desselben, bis-
weilen kommen unmittelbar neben einander auf derselben Seite des
Fadens Aeste sum Vorsehein, die nach entgegengesetzten BIchtungen
226
wachsen und sicli so kieuzcn; in sndcrD Fitllen eDtsU-licn sw^i
Acate niiT gleicher llöho einander gegentibor. Eine beaondurc An-
ordnung in der Aetbildung tEt nicbt zu erkunnen, alle Aeat« aber
gleichen in ihrem DurcIimesBer dem Bauptfaden and wie dieser
wachsen sie nur schwach gebogen entweder parallel mit ihm oder
in mehr oder weniger senkrechter Richtung abgewendet, weiter,
Fig. 5.
Verhallen des Mt/celiums auf flüssigem un<l festem XäArhodeti.
So breitet sich schon nach drei Tagen ein äuaeeret aartcr spinii-
wobenartiger FiU in dem Cniturtropfen ans, dessen einzelne FAdcn
sehr klebrig sind und beim Heranszichen der Nadel als schleimige
Masse auLängcn. Das Junge Mycelium schwimmt auf der OberflAclie
der FlOssigkeit, wfthrend am Grunde derselben die ungekeimten nnd
todten Sporen entleert sia Uänte mit dicken zusammengerallenen
Membranen herumliegen. Han muss mit laolining der Keimlinge
beginnen, wenn dieselben noch möglichst klein sind, denn spAt«
verwirren sie steh unter einander und können nur unter Verletsoog
wieder getrennt werden. Nach Verlauf von etwa aecha Tagen durch-
lieht bereits ein reichliches Hycelium, von einer Spore ausgegangen,
welche demselben als aufgeblasener Sack anhängt, die Ntlirlösnng,
mit zahlreichen nach allen Richtungen abgehenden Verlstelnngen
ansgostattot. Ist der Tropfen klein, so kommen die EndanslAnfer
des Uyceliums aus demselben heraus, sie kriechen tbeils über seine
Bttndcr auf den ObjecttrSger, thcila erheben sie sich in die Luft
und so entsteht über der FlUasigkeit ein weiSBwelliges Ftlzgcwebe.
Aber nicht in allen Fallen kommt es zur Ausbildung eines so reich-
lichen fädigen Myceliuma, viele Keimlinge zeigen vielmehr «in ver-
Bcliiedenes and sehr merkwürdiges Verhalten.
Während n&mlich die meisten Aeste derselben in gewfthnlicher
Weise weiterwachsen, bekommen andere zahlreiche Septa, sie glie-
dern sich in Folge dessen in länglich cylindriaehe ZellcheUj winden
sieh hin nnd her und häufig rollen sie sich spiralig zusammeo, Fig.
5 und C. Nach kurzer Zeit fallen die gebildeten Zellen von den
Tragiken ab, Fig. 6, sie liegen in Menge theils zwischen dem
Hycelium, theils in dem gesammtcn CnlturtropfLU zerstreut umher,
theils isolirt, theils in ver^ichiedener Anzahl apiratig, zickcack- oder
kuttenarlig längere oder kürzere Zeit mit einander in Zusammenhang
bleibend. Die eben beschriebene Bildung ist die gewöhnliche: nur
einzelne SeilcnJtste, wohl auch die Enden von Uanptästen, zerfallen,
Fig. 5, während das übrige MyccI weiter wachst und fortgesetzt
neue Verzweigan^en hervorbringt. Ein Theil der lotztereD erliebt
287
sich senkrecht Tom Mntierfmden mus über die Oberflftehe der FlOssig-
keit| entwiekelt seitliche oder dichotome Aeste, welche kurz bleiben,
und diesen Gebilden ein zierliches, bsnmartiges Ansehen verleihen«
Bald aber gliedern sich die Aestchen ihrem gesammten VerUnf nach
ebenfiüls in kurze Zellen tou derselben Beschaffenheit, wie sie oben
beschrieben wurden und nur mit dem einen Unterschied, dass sie in
solchen Fällen frei in der Luft entstanden sind. Aber noch andere
Abweichungen sind zu bemerken. Befinden sich die Sporen in un-
gfinstigen Nihrverhältnissen, wohin auch der Fall zu zählen ist, dass
ihrer zu viele in einem Culturtropfen vorhanden sind, so tritt bereits
an den jungen, noch ganz kurzen Keimftden die auffallende Neigung
hervor, sich zu zergliedern und auseinanderzufallen, wie dies auch
Hesse*) bereits angegeben hat Ich beobachtete Sporen, welche
mehr oder minder verästelte Keimschläuche getrieben hatten, aber
schliesslich gänzlich in Gliedzellen auseinanderfielen, so dass also
eine vollständige Zerbröckelung der Haupt- und Nebenäste eintrat,
Fig. 7. Sobald aber das Mycelium kräftig gedeiht, so entstehen
diese Zerfallprodukte viel seltener, auch wohl gar nicht, ersteres
nimmt vielmehr dann Formen an, welche weiter unten beschrieben
werden sollen.
Was die abgegliederten Zellen betrifft, so ist die Mehrzahl der-
selben dicht mit stark lichtbrechendem feinkörnigem Protoplasma an-
gefüllt; die an einem Faden gemeinsam entstandenen sind oftmals
so ziemlich von der nämlichen Länge, welche letztere wieder dem
Breitendurchmesser gleich oder denselben um das Doppelte und mehr
fibertreffen kann, Fig. 6. Sie gleichen in diesem Znstande in hohem
Grade den von mir^) an ^^orictMarten beschriebenen Bildungen,
welche bei Sporenculturen am Mycel dieser Pilze zum Vorschein
kommen und welche ich seitdem in gleicher Weise bei Agartcus
plecpodiua Bull, erzielt habe und bei Coprinus atramentarius Ball.,
wo sie auf stattlichen Trägern sich entwickeln. Sehr häufig jedoch,
zumal wenn das ganze oder der grösste Theil des aus einer Cyathus-
spore hervorgegangenen Myceliums zerbröckelt, sind die Zerfallzellen
von ganz ungleicher Länge: bald zerbricht der Faden unter viel-
fiuhen Zickzaekkrflmmungen in eine Reihe grösserer, dann wieder
kleinerer Stflcke, bald finden sich diese beiden Formen gemischt vor.
Am meisten ähnelt das beschriebene Verhalten des Cyathua-
liums in Nährlösungen — denn auf festen Substraten konnte
t) 1. c.
S) Botan. Zeitung 1S75 No. 40, 41, 45.
I I
828
uie tioobachU^ti — tli?n bei dorn f^eineinen O'i-dinm hirtiH schon
t bckmiiittn Ersctieinringeii, wclclicn I'ils II abcrlandt '> ktln-
ifa Neue bearhrieben und ubgebildet hat. Auch bei O'idium troScn
in BOBgerordoDdicher RegelmAflei^koit diese Zergliederung du
□mton Mycelinma mler einzelner Zweige desselben.
:)ite das weitere Vt^rlinltim der von dem ilytdhua-Myexi
rteu Zellen zu bciliachten. Ks zeigte sich, wie ein Tbei)
Mizellen, die kürzeren sowohl wie die längeren, anscbwoll,
D sich abrnndclon und sie sm Ende oder in ihrer Mitt«
faden entwickelten, Kig. 8 bis 12. D&bei liess eich nocb
s kettotifUrtniße Atiordnuitg der aue einem Fadcti hervor
Glieder erkennen. Uie Kdnin4den wnchsen in die liAng«,
len neue Vorzwcigiingun, Fig. 10 und II, und oianclimMl
CS, «la ob zwi-i vorher getrennte Ulieder volIatAntlig mit
jer verscbnialzen und finnstouioairten, Fig. 8, 12. Doch kunntu
r aber letzteren Punkt durch dirocle BoobachtunfC keine Qe-
leit verschafTen.
kann aber keine Rede davon sein, diu b<'acbriebeoeR
. ais „Spennalien" in nnaerem biahi^rigen Sinn« «niuseben,
(Cr wie dies fernerhin bei obigen AijfiricuKtcWaa zullssig
muht allein dasa bei letzleren van Tieghem') die Kei-
geaehen und sie daher als Conidien bezeichnet hat, so scheint
II in Folge der neuerdings von diesem Foracber aowohl ala von
Hrefeid (a. weiter unten) gemacbten Entdeckungen über Knlslehnng
der Hntpilie dia Annahme einer Spermatieabefraohtung darehaa
tuunliaiig.
Den CyatkuntWtta sebeint Tielmehr ebeifalts die Bolle von Pro-
pagatioBiorganen laiakommen nnd ich bin der Ansieht, dsM sie
flberhenpt onr unter solchen Umständen entstehen, wo nicht eile
dem Hjeel snm «ndnnemd kriftigen Gedeihen nothwendigen Be-
dingnngen erfUlt sind. leb betraehte sie daher als eine nnt«- ab-
Bonnen Verhlltniaeen eintretende Erseheinnng, dain bestimmt, das
■) F. Haberlandt, Wisaenschafllicli-pnctisclie Untera. auf dem Gebiet«
des Fflanzenbauea. Wien 1875. Haberlandt erhielt bei seinen Culturea dcu
von Brofeld 1869 enUlecklea Myxomyceten DicIyottelÜM ntueoroidet, er-
kannte denselben jedoch nicht, sondern hielt ihn für eine bcsocidere Enlwicke-
lung von Oidfun laelit. In Folge dieses Irrtliums glaubt er damit die bis jetit
vergeblich gesuchte Ascosporenform des Oütium larlii gefundrn id haben!
^ Bot. Zeitung 1876 No. 11. Annal. des scienc. naturell, Sir. VI. Tom.
II. p. 361.
8»
Mycel anch noter nngflnstigeii Bedim^ngtm n erhalten ood fortsa-
pflaozen.
Wenn in den Cultnrtropfen nnr wenige keimende Sporen rorhmnden
sind, 80 dasB die entstehenden Myeelien frei naek aUen Riebtongen
sieb anabreiten können, wenn man ferner für öftere Emenerong der
NihrllOssigkeit Sorge trägt, so tritt die besebriebene Zergliederang
nur selten an vereinzelten Aesten Lerror. Das Myeel wiebst riel-
mebr kräftig beran, es xeiebnet sieb dnreb die grosse Liage seiner
einzelnen Zellen ans nnd die sablreiebea Verzweigngen wachsen
oft so eng neben* nnd dnrebeinander bin, dass sie sieb gegenseitig
nmseblingen nnd dadnrcb xn mebr oder minder diehten strangartigeo
Partieen gestalten. Ausserdem beginnt eine Oberaas reicbliebe
Sebnallenzellenbildnng Aber die ganze MjeeUUebe bin, und demselben
ein sehr ebarakteristisebes Ansehen rerleihead. Bekanntlich ent-
stehen die Sebnallenzellen an Hjpben gewöhnlieb in der Nälie Ton
BeheidewAnden durch AusstOlpugen, welehe sehr kurz bleiben und
nieht wie die Aeste vom Mutter&den weg wachsen, sondern unter
bogenförmiger Krtlmmung demselben sieh alsbald wieder anlegen,
wobei eine mebr oder weniger dentiieb berrortretende Oese zu
Stande kommt. Diese Bildungen habe ich an den Mycelien der an-
teranchten Nidularieen stets massenhaft und unter maneberlei Ab-
änderungen auftreten sehen; ihr Aussehen am Mycel ist ein ganz
anderes, als an den eigenthümliehen Zellen des /unicu/us, wo sie
nehoB Sehmitz*) und Tulasne*) besehrieben haben.
Die zu den Sebnallenzellen sieb gestaltenden AusstOlpungen ent-
ateben an der Hyphe bald einseitig, bald anf beiden Seiten, Fig. 18
bis 22; in letzterem Falle kommen bisweilen fast regelmässig ben-
kelartig in der Mitte sich verbindende Gebilde zur Entwickelang,
Fig. 21. Durch Verästelung der Myeelflden und durch oftmalige
Wiederholung dieser Sebnallenzellenbildnng in kurzen Zwischen-
räomen an den neuen Aesten gewinnt das Gesammtbild noch mehr
an Mannigfaltigkeit, Fig. 19. Vielmals jedoch wuchsen die ur-
aprünglieb zu Sebnallenzellen bestimmten Anlagen in wirkliche Seiten-
aweige aua, während sie in andern Fällen zur Entstehung von Ana-
stomosen Veranlassung gaben. Denn in so weit vorgeschrittenem
Zustand des Myeelinms sind Anastomosen durebaas nicht selten.
Ich beobachtete, dass in jenen Fällen, wo zwei MycelfMen gekreuzt
Ibeminaader lagen, an der Berflhmngsstelle entweder die jungen
SchaaUeaaellenanlagen selbst sich nicht ihrem eigenen, sondern dem
M L c «j L c.
830
fremden Faden anlegten und mit ihm Terwnchwn, Fi^. 18, od«
dass andere AnaBialpungen ebenfalls die Anastomoie aweiar fremder
Fftden einleiteten, Fig. 17. Eine sonderbare Bildung habe ich ii
Fig. 15 aufgezeichnet, die wohl in der Weise entstanden ist, diu
ein Hfoelfaden sich unmittelbar an die bereits gebildete SohnaUea-
zelle eines andern Fadens anlegte, worauf letttcre dr« neue Harror
treibnngen gebildet hatte.
Alle diese Anastomosen und Sohnallenaellenbildungen begOnatigeo
sehr die atrangartige Ausbildung des Myeeliums und sie dOrften
wohl auch durch Plasmazufubr eine Krtniguug einzelner Partieeo
herbeifOhren, welche znr Entstehung einer Uenge neuer Verftatelnn-
gen die Veranlassung abgiebt. Hau erkennt, wie manche Hycel-
enden oder Seitenäste in bizarrer Weise rechts und links theila sieh
ansbuchten, Fig. 13 und 17, theila unter Anschwellung kurie Her-
vorragnngen erzeugen, Fig. 14. Dabei sind nicht selten gekrümmte
oft dichotome Answflchse aus den Mycelf&den zu bemerken, Fig. 16
und %'i, welche bald von einseinen, bald von mebreren neben einan-
der verlaufenden Hyphen entstehen. Diese endstindig oder im Ver-
lauf der Hyphen zum Vorschein kommende» Auawfichae bilden neue
und kurz bleibende Verzweigungen aus, sie verwirren und nmsehlin-
gen sich dicht und knauelartig und treten auch wohl Aber die Ober-
fläche der FIDssigkeit in die Luft hervor.
Soweit konnte ich die Hycelentwickelung aus den Sporen von
Ci/athiu atrüUue auf dem Objectträger verfolgen, sie blieb trota an-
scheinend bisher guten Gedeihens und trotz fortgesetzter Emenenug
der NlhrlAsuDg auf dem zuletzt geschilderten Znstand der Auebildang.
Auch nach wochenlanger Frist, wo die DberhandnehmeDde Ansiede-
«81
Ziamertanperatiir, nod nach etwm 8 Tagen überzog ein feinftdiges
Mycelism den Mitt, wobei man erkennen konnte, wie dasselbe von
des Sporen aoe seinen Ursprung nahm. Dieses Mycel verhielt sich
dofdums wie das eben beschriebene, es seigte ebenfalls sehr reich-
liche Sehnalleniellen, nie aber serfiel dasselbe in die oben geschil-
derten Oliedemngeni auch sah ich keine Frnchtkörper an demselben
herrorkoninien.
Bbensowenig war dies der Fall, als ich im Oswitzer Wald bei
Brealaa an einem abgehanenen bemoosten Bachenstumpf im April
geeannelte and nnversehrt sammt ihrem Substrat nach Hanse ge-
brachte 0]f€Uku9 «IrtatiM-Becher in einem Olasgefltos unter Glocken
bei gewöhnlicher und bei höherer Temperatur feucht erhielt. Hier
aber leigte sieh eine andere, schon von Tulasne^) knrs hervor-
gehobene Erscheinung. Während nämlich das eigentliche in der
HKidemden Humuserde befindliche Cyathtut- Mycel kein Wachsthum
erkennen liess, waren die am Innenrand der Becher befindlichen
Zellen energisch fortbildungsfähig und schon nach wenigen Tagen
strahlte von denselben allseitig ein neu entstandenes Hyphengewebe
ans, deasen ältere Fäden anfangs vollkommen farblos waren, bald
aber aieh bräunten, ihre Membran beträchtlich verdickten und ihren
Protoplasmavorrath auf Kosten der jüngsten Zweige verloren. Die
so ans reifen Pruchtkörpem entstandenen Fäden besitsen ausser-
ordentlich lange Zellen, sie verfiechtcn sich bald zu dichten Haupt-
strängen, von denen dOnnere ausgehen, die selbst wieder in ein
tartea, mehr kurazelliges Fadengeflechte sich auflösen. Auch hier
lelgte sich die 8chnallenzellenbilduDg in ausgeprägtester Weise, fast
an jeder Seheidewand erschienen sie, oft von geringerem Durch-
aesaer als der Mntterfaden. Sehr häufig erreichten auch hier die
■rsprflnglich sn Schnallenseilen bestimmten Auswfichse die Nachbar-
aellen nicht, sie wuchsen vielmehr vom Mutterfaden ab und in lang-
gestreckte Hyphen aus, die wohl mitunter schmäler als der Mntter-
faden waren, im üebrigen aber den Wachsthumstypus desselben
fortsetzten. Von den am Rande der Schale befindlichen Bechern
kroch das Mycel längs der feuchten Glaswand selbst empor, ein
zierlich verästeltes weisses Pilsgewirre auf derselben darstellend.
Dieses neugebildete Mycel wuchs und erhielt sich längere Zeit hin-
durch frisch, endlich aber verlor es seine Lebenstliätigkeit, es trock-
nete aus und fiel in sich zusammen. Von den in den Bechern ent-
haltenen Sporangien gingen nur vereinzelte llyphenbOndel aus, die
In ihrem Wachsthum ebenfalls bald stillstanden.
«) I. c. p. 49.
28-2
Enlilekutig der jungen Fnichtkorjier, AU ich AnfsDga Juui den
n&miichen Baclienstamm wieder snrauclite, vod welchem ich im April
die vorjährigen reireo Beclier greeammelt hatte, zeigte iloraelbo ein
vollstlinilig verändertes AnselieD: auf seiner mit modemdem HoIm,
mit Uoos Dnd Uammerde besetzten OberflAehe standen nun neu ge-
bildete Oyalhua-VWz^ in reichlichster FQIIe nnd in allen Entwicke-
ln ngs atadien. Uie Dammerde war von den MyceUtrftngen maaaen*
haft dnrchutgen, letztere in verschiedenster Dicke nnd Veriatelnng;
bereits in den nächsten Tagen, nachdem ich den Pili satnmt dicken
Lagen seines Substrates nnd bei Gegenwart hinreichender Krnchtig-
keit in Glasochalen eingesetzt hatte, war das Hj'cel an tahlreichen
Stellen weiter gewachsen. Die Neubildungen befanden sich in Porta
zartwolligcr weisser, bräunlicher bis rnthbraoner, mehr oder minder
ansgedelinter üyphencomplcie, zum Theil in Polstern ausgebreitet,
tum Theil dicht rerHoohten, an den Enden zcrrtssenrr Mycelstr&ngc
vielmals in divcrgirende Fuden ausstrahlend, sowohl zwischen dem
lockeren Humus, als an der Süsseren Oberflitche desselben. Aber
auch die Neubildung vou Fruchtkiürpern h^lle keine UnterbreebRox
erlitten: an vielen Stollen, oft dicht beieinander, eeigien sich aarle,
ein zehntel bis ein Millimeter grosse FIttckchcn, deren kleinste schnee-
weiss, die filteren mehr und mehr gelbbraun gefärbt waren nnd
welche sAmmtlich als jnnge FnichlkOrpcrnnl.igen in den verschieden-
sten UebergHngi'n sich erwiesen. Indem ich sowohl die Klieren alt
die neugebildetcn MycelslrAngc in möglichst langen Partieen wamml
ihren Verzweigungen isolirtc nnd mit dem Mikroskop absuchte, konnte
ich die Anlage der Fruchtkörper in ihren näheren Details beobachten.
Soweit die Arbeiten froherer Foracher auf diesen Pnnkt Qeaug
nehmen, linden wir zunächst bei Schmitz') folgende Bemerkungen:
8. IG2: „Ich entdeckte auf dem MyccÜDro weisse oder gelblich weisse
flockige Pünktchen, die aus kurzen, convcrgirenden nnd sich kreusen*
den Hitrchen bestanden and vielleicht als die primitiven Gebilde oder
eratfn Anfiinge von partiellen Mycelien zu betrachten sind, woran'
die Peridienkörner nnd die Pcridien selbst hervorgehen," S, Mti:
„Anf einer der untersten Stufen, wo das Peridium an Orässo kaum
ein Sandkorn llberlrillt, ist es von kugelförmiger Gestalt und weiaa-
Hoher oder weisengolber Farbe. Im Innern befindet sich eine achwam-
mige, dem llolluudermark ähnliche Substanz ohne heterogen« Tbeile,
welche sich allmählich nach ansäen in eine dnnklere, zottige Scliielit
verliert."
')'■<
Talasne*) erwähnt, dass die jungen Individuen zumeist auf
dem nengeblldeten zarten Mycel entstünden, welches aber dann rasch
an Dieke zunehme unter gleichzeitiger Braunfärbung der anfangs
weissen cjlindrischen oder hügligen Auswüchse, die unter Schuppig-
werden ihrer Aussenseite sich mehr und mehr zu neuen Fruehtkör-
pem differenziren.
Diese Angaben der älteren Beobachter konnte ich im Verlauf
meiner Untersuchungen durchaus bestätigen. Von neueren Forschem
sind Sachs und Brefeld anzuführen. Auf die Arbeit von Sachs^)
werde ich bei Schilderung der Fruchtkörperentstehung von Cnunbu-
Irnn Bezug nehmen; Brefeld^) macht in seinem Aufsatz: „Die Ent-
wickelnngsgeschichte der Basidiomyceten** unter Absatz 6 folgende
Bemerkung: „Bei den Nidularteen und PhaUoideen entstehen die
Fraehtkörper an den Spitzen der Stränge durch reichliche Verzwei-
gung der Hyphen." Auf die Nidularteen kann dieser Satz jedoch
nur zum Theil Anwendung finden, denn ich habe die Fruchtkörper von
Ctfothua und besonders häufig von Crucibulum ebensogut im Verlauf
wie an den Enden der Mycelstränge entstehen sehen, obwohl für
GyaihuB die endständige Stellung am häufigsten vorzukommen pflegt.
Durch vorsichtige Anwendung von Nadeln und Pincette sowie
unter Zuhilfenahme der Loupe gelang es, die neuentstandenen Mycel-
stränge, welche nur lose dem Substrat aufsassen, fast rein und unver-
sehrt von demselben abzunehmen, worauf sich unter dem Präparir-
mikroskop auch die letzten störenden Reste von Erdstflckchen ent-
fernen liessen. Diese Mycelstränge bestehen aus langgestreckten
Hyphen mit zahlreichen Schnallenzelleu und Astbildungen, die äusse-
ren sind mehr hell- bis dunkelbraun, mit stark verdickter Membran,
oft hin und her gewunden und stellenweise erweitert, im Innern
vielfach mit glänzenden kleinen Körnchen versehen, an den Enden
feitwachsend und farblos werdend. Der innere Kern der Stränge
aber besteht aus zarteren^ meist farblosen, reich Plasma führenden
Hyphen, gewöhnlieh von etwks- geringerem Durchmesser als die äusse-
ren; sie sind ebenfalls reich verästelt und dicht zopfartig verschlungen
und ineinander gewirrt. Hie und da sind Anastomosen erkennbar.
An ihren Endigungen verästeln und dichotomiren sich diese Mycel-
•trängei ihre Ausläufer gehen mehr und mehr in farbloses Hyphen-
gewebe über und letzteres ist es^ dessen einzelne Fäden in ungemein
vaiürenden Formen sich hin und her biegen, kurz bleiben, sich
umaeblingen und eine Menge neuer meist gekräuselter Seitenzweige
1) l. e. p. 43. •) 1. c. •) Botanische Zeitung 1876 No. 4.
234
her vortreiben. Auch diese vciitstcln Bicli anfs Nene und behtUeii
bftld ihre den (Ibrigcn Rliiilielie NormalgeeUIf, b.iM verjUngon sich
iliru Knilcii, bald Bpaltcn sie eieii in gabelartige kurxo Zweige nnd
AuHstttlpangen, bald schwellen sie iu ilirem Verlauf oder eadsl&ndig
an und erhalten lOffel- oder faolbenfjirtnige Oeetalten. Sammtlichc
Hyphen eind plasmaatrolzend, knrzzellig, fast an jader Scheidewand
mit !jclmBlleD Tcrscbcn, sie besilzeu eine sehr zarle Membran, die
ich einigemal mit Krystallen incrustirt fand. Letztere geben sieb
in Folge itirer UnlöBlichkeit in Gsaigsäurc und Lö^lichkeit ohne
Anfbransen in Salzsäure als aus oxalsaiirem Kalk bestehend id
erkennen; ähnliche KrystalUblagernngen bnbe ich auf den in Näbr-
lOflDogen cultivirlon Mycelicn beobachtet, bcaondcra an Fäden, wvlehe
in die Lnft hineinragten.
Durch die erwähnten Verästelungen der Uyphen und durch die
Verwirrung derselben kommen bald dicht verflochtene Knftucl kd
Stande, deren allerdings geht' kümmerliche und unvüllkommcnc Zu-
stände ich, wie oben erwähnt, bei Cnltur der Hycelien aus Spuren
in Nährlösungen erhallen hatte. Hier, wo alle natürlichen Bedin-
gungen ihres guten Gedeihens vorhauden waren, zeigten sie aieb
äuBaerst kräftig und vollkommen entwickelt Sowie die knüacl- oder
knotenartjge Vcrdeehtnng gebildet ist, wächst dieselbe ausserordent-
lich rasch heran, ihre Zelb.n vermehren sich in rapider Weise, to
dasa CS schwierig wird, dem weiteren Verhalten derselben zu folgvo.
Doch ist zu erkennen, dass das Knäuel in sich selbst fortbildnngt-
tihig ist, dass durch Auswachsen der bereits bestehenden Elemente
sowie durch Einschicbung neuer Aestu zunächst das von Scbuiti
erwähnte sclineuweisso PUnktchcn zur Ausbildung gelangt, welches
anfange so klein ist, ilasa es nur mit der Loupo bemerkt werden
kann, sehr bald aber sein Volumen vcrgröaacrt.
Diese Punktchen sind nisü rundliche oder ovale, auch hie nod
da etwas plattgedrückte Ilyphenvereinigungen, welche mit den ihneD
als Ausgangspunkt dienenden Hutterütringon zwar in Verbindung
stehen, sich aber bereits durchaus selbstständig individualisirt haben;
sie sind mit einem Worte die primitiven Anfänge der merkwürdigen
(.'_ya (Aus- Becher.
Wenn diese Gebilde am Hnde der Mycelstränge entstehen, so
sieht man sie Ihcils vereinzelt, thcila bUschcl- oder bcacnfurmig oft
dicht beieinander, zur Ausbildung kommen; der in käraerc oder
längere Seitenstränge sich verzweigende Hauptmycelstrang trtgt n
letzterem Falle fast an jedem auch noch so kurzen Ast einen jUDgen
PruchtkOrpcr, so dass das (lanze, zumal wenn dieselben etwns grOwof
^
«85
werdeOi ein trmobenartiges Ansehen gewinnt Entstehen die jungen
Froehtkörper aber anf Myeelflöckchen, welche an die Oberfläche des
Nihrbodens herausgewachsen und daselbst ausgebreitet sind, so er-
keont man, wie die Verflechtung der Hyphen zu dem Knötchen von dem
Centrum eines eng verschlungenen, ebenfalls überaus reich Schnallen-
seilen tragenden und aufs vielfachste verzweigten Fadenconglomerats
ans stattfindet. In dem Verlauf der Mycelstränge endlich wird diese
Bildung derartig eingeleitet, dass die zur Vereinigung bestimmten
jnngen Hyphenelemente im Innern der Stränge sich ansammeln, die-
selben wulstig auftreiben und bald den älteren Theil der umgebenden
braunen Hyphenschicht durchbrechen ; sie breiten sich dann auf der-
selben aus oder constituiren sich wohl auch mehr seitlich, auf einen
Blatt- oder Stengelrest gestützt. Direct auf dem Mycelstrang fest-
sitsend, befinden sie sich alsdann unmittelbar auf der meist deutlich
sichtbaren Anschwellung, welche von den ihre Entstehung durch
Verzweigung einleitenden ersten Hyphen hervorgebracht wurde, und
welche letztere selbst im weiteren Verlauf zu dem kräftig entwickelten
Fadengeflecht des Pilzes heranwachsen.
Die blendendweisse Farbe aber, welche das junge Fruchtkörper-
flöekchen auszeichnet, rührt von einem beträchtlichen Luftvorrath her,
welcher zwischen den Interstitien der Hyphen sich befindet und die
Benetznng derselben unmöglich macht. Es ist dies ein umstand, welcher
der Untersuchung als bedeutendes Hindemiss sich in den Weg stellt, und
um die bisher geschilderten Vorgänge auszumitteln, war es vor Allem
nothwendig, die eingeschlossene Luft zu entfernen. Als bestes Mittel
hierzu diente mir absoluter Alkohol, nach dessen Einwirkung ein
Zusatz von Ammoniak erfolgte, welcher das Wiederaufquellen und
das ursprüngliche Ansehen der Hyphen herbeiführte. Erst nach
dieser Behandlung war das Präparat in allen Theilen erkennbar und
die Knäuel erwiesen sich als durchweg aus ganz gleichartigen
dicht verflochtenen, nur mit den schon oben erwähnten
Formverschiedenheiten in den Dimensionen ausgestat-
teten und unmittelbar den Mycclzellen entspringenden
Hyphen zusammengesetzt Von irgend welchen Zellencomplexen,
welche sich etwa durch besondere Grösse und abweichenden Bau
auszeichneten und als weibliche Organe — Carpogonien — gelten
ktanten, ist keine Spur zu bemerken. Wir haben es in der That,
wie Brefeld') sagt, mit einer reichlichen Verzweigung von morpho-
logisch und physiologisch gleichartigen Hyphen zu thun.
1) L c Absatz 19.
CokB, Beitrice xar Biologie der PfUnxen. Band IL Heft IL IQ
HV ■
obÄld eiDmal die junge Frachtkurperaolsge besteht, wKchst die-
I in Uberuus energischer Weise liernn Diid zwar von der Itual-
, Mittelregion aua; die Raiiditypheii divergiren bei vielen der
[en nach allen Richtungen, und wahrend die Basis aebr bald
bräunt, bleibt die obere Partie am Ungaten farbloa oder gelb-
j eeftrbt, Dcbrigena bildeten sich von den in meiner Caltnr
I Jenen PrnobtkCrpcrnnliigcn dnrcbau« nicht alle weiter am:
lerselben blieb vielmehr mdimentftr, während ein anderer bU
m Reife im Waclistbum vorscbrilt nnd dabei in anfTallen-
ae dem Lichte sich Euwcndele. Wenn die Pilze an unterhalb
srlläche des lockeren Nährbodens verlaufenden Mfcelstrttngen
Jen sind, kommen sie bei ihrer weiteren Entwickelung mit
a HAlfle aU bereits feste bellgelbe Knöllchen hervor.
a der Basalthcil, woselbst die Nabrnngsaufnahme gesebeheD
d mit vorschreitender Ausbildung sehr verdickt, er wird
hei nnd an den reiferen Exemplaren bildet er eine dicht«
■n-artige Masse, welche nach oben unmittelbar in da«
erldienhUllen Ubergebl.
ipi ■ jugendlichen Frucbtkörper mnd Ubcrans aart;
äuel vorsichtig nntcr dem Deckglas Ecrdrttckt, er-
lie KandhypbcD nicht besonderen Ursprungs, sondern
irer der centralen Füden sind,
rortschreitendem Wachathum aber dilfereneircn sich die Hyphen
der iUndpiirtieen mehr «ml mehr von di'm mitlU.ircn Tlieil, sie flr-
b«n sieb eaerrt gelblich, dann braun, ihre eintelnen Zellen werden
la langen, oft tomlfls «afgeechwollenen Scbllochen, didiotoniraa
aleb wohl auch, sie enden rundlich oder zngeapitat, haben verdi^te
Winde, sind inhaltsleer and scfaliessen das centrale Oowebe Ton der
Ansaenseite ab, wie ein schüttender sottigor Hantel daaaelbe beklei-
dend. Dadorch aber werden die innerhalb der Fruchtanlage befind-
liehen Hyphen noch viel empfindlicher gegen Äussere Einfltlase, so
dasB sie schon unter Wasser wie corrodlrt ansseben, anch wohl
gftnzlich terflieasen.
Der junge Pila vergrSssert sich von Tag zu Tag, besondere wenn
seinem Gedeihen, wie in meinen Culturen, fortdanernd gQnstige Feneh-
tigkeitsverhiltniase zu Gebote stehen, nnd bald beginnt in aciner
Innenmasse der sonderbare Verschleim nngsprocess, welcher die Tren-
nung in seine verschiedenen Gewebsschtchten zur Folge hat leb
konnte bequem sowohl die unter der Glasglocke fort nnd fort sich
vollziehende Entstehung neuer Fruchtkörper verfolgen, als auch die
Ausbildung der bereits vorhandenen bis zur völligen Reife beobachten,
i3l
welche letstere nach etwas mehr als vier Wochen stattgefanden
hatte. Es ist jedoch nnodthig, näher die während des weiteren
Waehathnms der Fmchtkörper erfolgenden Veränderungen zn he-
Bfn^eheOi da die Arheiten von Schmitz') und Tnlasne^) unmit-
telbar sieh hier ansehliessen.
Cruoibnlam vulgare Tal.
Ich benutzte zu meinen während der vergangenen Wintermonate
ausgeführten Sporenaussaaten Pilze, welche im Herbst 1875 an ver-
schiedenen Orten zur Reife gelangt waren.
SporenJceimung, Die Sporen von Crucibnlum vulgare sind läng-
lich oval, 8 Mikr. lang, 4 Mikr. breit, an einem Ende gewöhnlich
etwas spitzer, mit glattem Episporium, Fig. 23 a; das Endospor ist
an den ungekeimten kaum zu unterscheiden; sie sind farblos, mit
feinkörnigem Protoplasma angefüllt. Vor der Keimung schwellen sie
sehr bedeutend, fast um das Doppelte ihrer ursprünglichen Grösse
an, ihre Membran wird nach allen Seiten hin ausgedehnt, ihr Inhalt
lichtbrechend, dann kömig, sie erhalten meist vollständige Kugel-
gestalt, Flg. 23b— 26.
Die Spore verlängert sich nun an einem Ende oder an beiden,
bisweilen an drei Stellen zugleich, in einen dicken, reich mit Proto-
plasma erfüllten, gewöhnlich nicht mit parallelen, sondern mit hin-
nnd hergebogenen Wänden versehenen Keimschlauch, Fig. 24 und 25;
sehr häufig spaltet sich derselbe sofort nach seinem Austritt in zwei
Aeste, die meist in völlig entgegengesetzter Richtung abgehen. Manch-
mal hat die Spore einseitig bereits einen langen Keimschlauch getrie-
ben, worauf an der anderen Seite eine dünne, fingerförmige Ausstül-
pung Bum Vorschein kommt, die später ebenfalls weiterwächst. So
geschieht es, dass an dem einen Ende ein dickerer Keimschlauch
sich zeigt, als am andern, Fig. 26, und ersterer kann fast die Dicke
der Spore erreichen, zumal wenn diese auch nach dem Anschwellen
noch annähernd ovale Gestalt beibehalten hat. Es ist also der Kei-
mungsanfang bei Crucibulum abweichend von demjenigen bei Gyathus:
während dort die Spore fast immer ihre ovale Gestalt beibehält,
mndet sich dieselbe hier ab und die der Crucibtdum-^^ovQ entsprin-
genden Fäden sind nicht überall von gleichem, sondern von sehr
Tcrschiedenem Durchmesser. Auch das weitere Verhalten ist dem-
entsprechend verschieden.
Verhalten des Myceltuma auf künstlichem und natürlichem Nähr-
«) L c. «) 1. c.
16*
»88
bodem. Der KeimBohUnch versweigt sich sehr bald, die Aeste biegei
sieh hin and her, sie geben nenen den Ursprong nnd das so ent-
stehende Mycel ist von etwas geringerem Durchmesser als der
nrsprflngliche Keimsehlaoch; es enthält dichtes nnd feinkOmigea Pro-
toplasma, die Scheidewinde sind nnr bei scharfer Einsteiinng dont-
lioh sn sehen. In den Cnltortropfen keimen anch bei diesem Pils
die aasgesMten Sporen sehr nngleichmässig: eine Ansah! derselben
bleibt ohne Veränderung anf dem Boden des Objecttrigers liegesi
während die gekeimten auf der Oberfläche der Flflssigkeit schwim-
men nnd rasch weiterwachsen. In den sich entwickelnden Myeel-
hyphen erscheinen mehr nnd mehr Vacoolen; von den Haaptästen
gehen oft dicht hintereinander Verzweigungen ab, welche sieh an
der Spitse gabeln nnd nnter Verläogemng nene AnswUchse bilden;
sie verleihen so dem Faden ein sehr sonderbares geweihartigea Ans-
sehen, Fig. 26. Manche der Seitenäste sind bischofstabartig nnge-
bogen nnd viele derselben treten im Verlauf der Cnltur ans dem
Tropfen heraus, auf demselben einen dünnftdigen weissen Fils
darstellend. Diese in der Luft befindlichen Hyphen versweigen sich,
sie bekommen wohl auch mit sunehmendem Alter hinter einander
sahireiche Oliederungen.
Niemals bemerkt man jedoch am Crucüulum-Mjeel jenes Zer-
fallen in Theilsellen, welches bei dem in Nährlösungen enltivirten
Mycel von Cyaihus strüUua so auffallend hervortritt In weiterem
Wachsthnm aber gleichen sich die anfiinglicben Unterschiede am
Mycel beider Pilse in mancher Hinsicht aus: auch bei Crucändum
erscheinen bald Schnallensellen in ebenso reichlicher und verschieden
sich gestaltender Weise wie bei Cyaüiua; anch das CrucOndum"
Mycel lässt Anastomosen erkennen und gestaltet sich zu strangartigen
Vereinigungen. Zur Darstellung dieser Verhältnisse können daher
die auf unserer Tafel fQr Cyathus stnatus gegebenen Zeichnungen,
Fig. 18 — 21« ebenfalls dienen. Dabei vermehren sich die dem
Grucilndum-Mycel eigenthtimlichen geweih- oder arabeskenartigen
AuBstfllpungen, doch bleiben dieselben an den Mycelien noch ziem-
lich einfach, während sie die grOsste Mannigfaltigkeit der Gestaltung
in den Fruchtkörpern erlangen.
Trotzdem ich die herangezogenen Mycelien so viel wie möglich
frisch zu erhalten suchte, trotzdem sie auch durch reichliche Vcr-
ästelnng sich ansehnlich vergrösserten, so gingen sie doch schliess-
lich zu Grande, ohne dass Frachtkörper auf ihnen zur Ansbildang
gelangten. Wohl aber waren auch hier wie bei Cyathua Verflech-
tungen einzelner kurzer Seitonäste erkennbar.
239
leh (and in der Nähe von Breslau reife Frachtkörper des Cru-
oSmhan vulgare auf dem Stamm anscheinend kräftiger Weiden am
Oderatrand in der Höhe von ein Meter über dem Boden, deren Ent-
wieklnng an solch ungewöhnlichem Standort jedenfalls auf während
UeberBchwemmnngen abgelagerte Sporangien zurtlckgefQhrt werden
mofls. Die Binde, in deren Spalten der Pilz festsass, trennte ich
in grösseren Stacken von den Bäumen; -ich durchtränkte dieselbe
mit Wasser und hielt sie fortdauernd feucht unter Glasglocken.
Schon nach em bis zwei Tagen kamen an den verschiedensten Stellen
farUose zarte Mycelftden hervor^ die sich überaus reich verzweigten
und llber die ganze Oberfläche der Rinde hinwuchsen.
Diese Hyphen zeigten alle Eigenschaften der auf dem Object-
träger erzogenen: sie waren äusserst reichlich mit Schnallenzellen
Terseheai anastomosirten hier und da und entwickelten die oben er-
wähnten bäum- oder geweihartig verzweigten End- und Seitentriebe.
Ihre Zellen verlängerten sich unter Verlust des Protoplasmas und
bedeutender Verdickung der Zellmembran ausserordentlich, sie asso-
dirten sich sehr bald an ihrem Ausgangspunkt zu dichten Strängen,
welche schnell eine intensiv gelbe Färbung annahmen. Je weiter
von der Austrittstelle entfernt, desto mehr waren die Hyphen farblos,
knnzeUiger und unter vielfacher Verzweigung strahlig über die
Rindenoberfläohe ausgebreitet. Schon Sachs ^) erwähnt, dass das
Myeel von Crudbulum aus zweierlei Hyphenformen bestehe, die aber
dnrehaus auf den nämlichen Ursprung zurückgeleitet werden müssen.
Derselbe Faden, welcher am untern Ende gelb und langzellig ist,
verästelt sich am obem und wird farblos, entwickelt wohl auch hie
und da farblose Seitenzweige; ein Verhalten, wie wir es auch beim
Cyathtu-Mjcel angetroffen haben. Auf Durchschnitten durch die
frisch vom Baume genommene und völlig ausgetrocknete Rinde konnte
ich in dem Zellengewebe derselben nur die gelben stark verdickten
Ifycelfäden des CrucibtUum erkennen; sie sind in grosser Menge
vorhanden und stellen ein resistentes, perennirendes, anscheinend
abgestorbenes Mycel dar, dessen Zellen, sobald ihnen hinreichende
Wasserzufuhr gesichert ist, sich aufs Neue beleben und an den En-
den und seitlich junge und zarte Mycelftden hervorbringen, die mit
zunehmendem Alter wiederum in den Dauerzustand übergehen. Ganz
die nämlichen Eigenschaften sind auch an dem CycUhusmycel zu
bemeriLcn.
Kdmmg der Sporen innerhalb der Sporangien. Aber nicht blos
1) L c. p. 888.
i
24fl
das in der Rinde bereits vorhandene Mycel entwickelte sich in raeioen
Cultaren, sondern ich sah wählend des Monats Mü! aDch direet 6p«-
rangicn anskeimen, welche zaiilreicb iaolirt der Rinde aufj^eklebt
waren. Die änaaere Umhüllung und das Glänze Innen^cwebe dersel-
ben erweichten vuUständig unter dem Einflasa der Feuchtigkeit, die
Sporen begannen in Masse zn lieimen und nach etwa 14 Tsg«R
hatten sich an vielen Sporangien Ihcils basal, theils von ihrer Ober-
ttftcbe ans dichte MjeelatrAnge gebildet, deren Enden in farbloiea,
zierlich verÄsteltea Hyphengewebe übergingen. Beim Zerthetlen d«
Sporangien in Wasser konnte ich viele keimende Sporen erkeaaea
mit der Dämlichtn Entwicklung wie auf den Objectträgercaltiireiii
die also hier beim Weiterwaclisen direet die Sporangialgeweba dtHtk-
bohrt hatten, um ins Freie heraUBznkummen, P'ig. 37.
Entstehung der ptngm Frue/il/yörj>er. Aiisaer der ungemein
kräftigen Neubildung des HyeeliumB kamen nun aber auch aaf der
Rinde eine grosse Menge von neuen FruchtkOrporn. oft dicht ge-
drängt neben einander, zam Vorschein, so dasa ich Gelegenheit hatte.
die Entatehnng derselben von den allerjUngsten Zuständen an durch
alle Entwicklungsstufen hindurch kennen zu lernen.
Sachs') hat in seiner rauslergUltigen Arbeit ebenfalls dleaea
OegcneUnd bertleksiehtigt, er erwähnt, „dass sieh die Bntateliaog
des Filzes im Mycelium durch das Erscheinen eines gelben KnAtchens
ankündige, welches im Centrum eines aus dicht verachlnngenen
Mycelfäden gebildeten weissen Flöckchens auftrete. Dnrcli Vermeh-
rung der Fadenäate nnd dnrch dichtcrei Verschlingen derselben in-
dividnalisire sieh das centrale Fadenconvolat des Flöckchens an dem
Rniltchon, schllesae sich von aussen ab und werde selbstetlndiger
in dem Maasse als es dichter und grösser werde."
Dnrch diesen Aasaprncli hat Sachs eigentlich bercita im Jahre
1855 die Frage nach den Vorgängen bei der FruchtkOrperentat«hnBg
beantwortet und anch durch Abbildnngen erlintcrt. Sachs macht
ferner nähere Angaben ilber den Bau der llyphenelemente an den
jungen Frnchtan lagen, welche ich durchaus bestätigen musa, so daa*
mir nur Übrig bleibt, besondere Einzelheiten ins Auge zu fassen.
Die FruchtkOrper enUtehon nicht allein an den Enden der Uycel-
strängo, sondern auch im Verlanfe derselben nnd öfters beobtehtet«
ich ihre Entwicklung auf den oberdächlichcn zuerst intensiv und rein
gelb, später schmutsiggelb gefärbten Mycebtritngen, welche nnler
der Olocke auf der ausgelegten Weidenrinde «ich gebildet hatten.
n
t) L c. p. 837,
^1
So bewahre ich das Pripant v«d eünfim Myofiktxmg^ ans düfisfin obd-
tralen HypbenelaiieBtai luster tditaiidfir drd Fnudiauila^eii iierror-
gekommen warea. la dieaem Falle und ancib Bcmsi L&izfi^ felihe
das stiahlige HypheaiterikAai gaiuücd)^ widcheB Bacls ak ^
FmehtkOrpereben «Bg;ebeDd beaehriebeD Lal. £§ entetanöfiD Bogar
in meinen Gnttarea mehrere FmehtiDla^oi auf dem Beeltfirrande eänee
▼Olüg dnrehwelehten alten aad lia^ ana^ereiheii PibeE in Folge
stattgefondeaer Neabelebvn^ too HjpLenhkwnfnrtfm, derem Z^ei^e ash
in einem jngeadliehen Pilie agglomenrt häüOL Bi) wird anch Tcm
SehmitB*) nnd Tnlaine^) angvigeben, wie fiie bei Cycsümt nnd
bei Orudbulum im SehooaM ilterer Becher eineD nenes in dfoi altea
eingeechaehteitea beobachtet kUten, der aütTdin^ ancL ans keimen-
den Sporen eatstandea eein koante. Die dem tülai proliferireBden
Mntterpila anfutaeadea Tochteraalagea erreichten thn^ens in meinem
Versneh nnr einen halbea bii emen IfiHiimitw im Itarchmeaeer nnd
es dtrftea solche Fllle der Rntrtplinng thahufft zu dea Annahms-
ersehdnnngen gebilRa. Sie beweisen aber asfs Kene, dasf die
ilteren Torfaer laage aasgetrodmetea Füdeo der Nidmlarieen dtamoeh
nidil abgestorbea sind, sondera beim Kasswerden ihrt Lebenslh&tig-
keit nnter Cmstinden eneiig^seh wieder aufnehmen kOonea. Die Be-
generationsfiüiigkeit konnte ich bei CrmciMum in noch anderer
Weise beobachten. AU ich aimlidb dnreh Zniail mit der Nadel
einen schon weiter vorgeschrittenen kldnea FmehlkOrper zerslSft
nnd in mehrere Stocke getrennt hatte, bemerkte ich Tsgs darani^
wie der grdsste Theii dieses Fmchlk^^rpers zwar abgestorben war,
wie sieh aber ans dem Centram der xerstdrten Anlage ein nener
Pils an entwickeln begann. Ich xertheilte nnn in der Folge mehrere
andere bereits bestehende jagendliehe Fmchtaalagen nnd hatte bo
Gtol^enheit, diese merkwürdige Erscheinung wiederholt eintreten
an sehen.
Die znletzt erwihnten Vorginge reihen sich wohl den anfikllen*
den Entdecknngen Tan Tieghem's') nod Brefeld's'*) an, welche
fanden, dass reife Frflchte von Ayaricua-Arien oder von Sclerotien
derselben, sobald sie in Stficke zerschnitten nnd fencht erhalten
wnrden, ans den oberflichlichen Zellen eines jeden solchen Theil-
stflekes dardi Veristelnng der Hyphen neue Fmchtanlagen hervor-
bringen kennen. Brefeld wischte die an Sclerotien entstandenen
Fmehtkjltaperanlagen täglich ab und täglich entstanden dann nene,
») L c. «) 1. c. p. 49 Taf. 6.
*) Botan. Zeitung 1876 No. 11. «) I. c. sub Absatz 13.
242
80 dass uIbo dacIi iltm jede beliebige Zelle eines Scicrotiam« cur
nildung des FnicbtkÖrpers auf rein vegeUtivi-m Wege belobigt ist.
Die FrucLtkÜiper <]eu Crticibulum vulgare, welcbe icb beobach-
tete, kamen im Ganzen sultener an den freiliegenden Hyceletrlogen
KOr Entwicklung, sie entstunden vielmehr der Regel nach ans fvinen
llyphengefl echten, welche dircct aus der Rinde horvorkaineD. äia
saaeen entweder diesem obcriläclilich antige breiteten MyccIgeiipiRnate
oder Jq anderen Fjlllen ancli acheinbar frei unvermittelt und obne
erkennbares Myeel dem Substrat auf. Eb kann natürlich keinem
Zweifel unterliegen, daas sie auch in letzterem Falle, wo sie hluGg
zu mehreren dicht nebeneinander sicli gruppirlen, durch wicderer-
wacbloB Wacliathum von Hyphen ausgegangen waren, welehu in der
unteren Schicht der Weidcnrinde sich befanden und neue verftstelte
Zweige an die Oberfläche gesendet hatten. Mit Vorliebe siedellflB
sie sich auf Querschnitten der feuchten Rinde an.
Die allererste Entstehung der Fruchthänfchen kündigt sich dnrcli
Karte, neben einander aus einer Anzahl von Mycelhyphen entsprin-
gende farblose Zweige an, welche dicht mit Protoplasma erfüllt sind
nnd alsbald eine überaus reichlicho Verästelung beginnen, Fig. 28
und 20. Durch Ineinanderflechten, durch fortgeaetites Neueinscbie-
bcn zunilcbil kurz bleibender Seitonxweige und dadurch bewirkte
Votnmensunabme entsteht sehr bald ein ans eng verschlungeoeti
Fäden zusammengesetEtes zartes Knäuel, welches sich immer mehr
verdichtet nnd dann ala schneeweisses, kaum sichtbares FUoktcbeji
hervortritt. Dasaclbu ist durchweg aus den erwähnten, aufs reich-
lichste vcritstelton, aber völlig gleichartigen Hyphen zusammen-
gesetzt. Es Bind an letzteren besonders viele Schnallenzellen, mit-
unter anch Anastomosen zu beobachten.
Die Hypben sondern sieh aber alsbald nach der ersten Ornppirang
des Knäuels, und zwar in der Weise, dass es, wie Sache bemerkt,
erkennbar bleibt, wie sie nicht verschiedenen Ursprungs sind, soodem
nnr „die Associationen der homologen Zweige derselben polymorphen
Füden darstellen."
Es constiluirt sieh in dem entstandenen Knötchen ein centrales
Markgewebe — Prtmordialmark (Sachs) — und eine Rindenschicbt,
welche die ganze Anlage liberiticht. Beide Schiebten aber sind, wie
eben angegeben wurde und wie dies auch bei CifcUhue der Fall ist,
von denselben Fäden entstanden, deren Zweige Ihcila nach der Peri-
pherie zuwachsend sich in einem Bestandtbeil der Rinde umgeat«lten,
theila dem Centraltheil sich einschieben nnd das Markgewebe bilden
helfen.
i
i4S
In diesem berats mekr TorscacfaitteBC» lastMaäft est fie jvas*
FroehtkdrpenaUige Yom rvidlicker, öfters a&^i^Sfte&iH' G««talft, sb«r
ihre ganze Oberfliche hin ziehen sdb diie gUkh niLm^ zx beMkrri-
benden Rindenhyphen, nnd in FoE^e <ler Metnmorp&oiie letzterer
erhält das anfiuigs als rein veiaMs Kadtrhen osehieneaie Hjphen-
kninel aehr bald eine hellgelbe^ znletzt ganz dunkel^ Q<it^r orange-
gelbe Färbung.
Was znnlehst die Yerzweigv^ der Hjphen dea Rindeagewebes
betriffti 80 geaehieht dieaelbe entweder dnreh wirkliche AstbLIdong
oder doreh dichotome Gabelnng, vekh' letitere sich oAnals wiederholt,
wobei die nenentwiekelten Anasttlpangcs in den Tenehiedeasten
Winkeln atehen, aber ganz knrz bleiben, von Ter^hiedeoer Länge
aind nnd in^eaammt in Form Ton Zaspitzangcnr hie nnd da anch
Ton ebenfalla mit Spitzen veraehenen aonderbaren Erweitemngenf
endigen. In Folge dessen entstehen eigenthäadiehe Bjphenformen,
aut Mner grossen Anzahl zackiger Fortsätre Teraehen and letztere
in so mannigfacher Anordnung, dass sich ein bestimmtes Yerhättaias
dafür nicht feststeUen läsat Diese anfallenden Zweige sind für die
Fmchtkdiper Ton Cnteämbfm sehr charakteristisch, sie sind weit riel-
geataltiger als die Eindenhjphen bei Cyttihu, sie sind Ton Sachs*)
nnd Tnlasne*) ebenfalls beschrieben nnd abgebildet worden nnd
eraterer hat aie ihrer Form nach mit gothiadien Arabeakoi Ter-
glichen. Sehr bald verdicken sich die Membranen dieser Gebilde
unter Verlust ihres Protoplaamaa, und gleichzeitig damit fiürben sie
sidi zuerst blasa gelblich, zuletzt braungelb. Dann stellen sie in
ihrer Oesammthdt dunkelgelbe bis orangefsrbene Anaammlungen dar,
welehe in dieaem bereits älteren Zustand ihre ursprfingliche Zartheit
ToUstindig Tcrloren haben. Sie fiberkleiden allseitig die Fruchtan-
lage, in welcher ein regea Leben beginnt, denn der eigeatliche Kern
des jungen Hlzes, daa Markgewebe, gewinat durch Auswachsen der
achon Toihandenen und durch fortgesetztes Sprossen neuer, larbloser
Hyphen an Volumen; ea wächst anter seiner mit Spitzen und Zacken
aufr Reichlichste ausgestatteten Schntzdeeke wohl geborgen kräftig
weiter.
In einigen Fällen jedoch, wo das Substrat anfangs feucht, dann
aber zu trocken gehalten worden war, sah ich das Bfarkgewebe sieh
gar nicht entwickeln, blos die aus ursprfinglich farblosen nnd
zarten Fäden entstandene gelbe, flach ausgebreitete und erhärtete
Arabeskendecke war vorhanden, welche lange Zeit hindurch in dem
1) L c Tau 13 Fig. 2, 3, 9, 11. *) L c. pUnche 8, fig. 13.
nftmliclien Zuatand verharrte; bei Zutritt grosserer Mengen von Feoch-
tigkeit aber begann auch hier durch Neabelcbung der Dotor lUeier
Docke liegenden Ilyphcii Jus Markgewobe und damit ein normaler
FruchlkSrper sich za erzeugen.
D&8 Primordiiilmark der ersten Pruchtaiilnge igt ana reirb plu-
mafübrcnden Hyphenverzweignngen Kiteammcngcsctzl, welche letxtAr«
in gleich hihem Grade wie die Rludcnljyphon durch ManoigfsitiRkelt
der Formen sich auszeichnen, Fig. 30. Uic Markhypben aber sind
Überaus zart und emplindlich gegen äussere Einflösse, Bcbon im
Wasser gerinnt ihr Protoplasma, wobei sie zum Theil gänzlich ler-
fliesscn. Um nüherc Einsicht in die mit Luft erftllllen jnngcn llypbiiB-
kniiue] zu gewinnen, benotete ich dalier wie bei Ci/athiui Alkohol
und Ammoniak, und ea licsa sich alsdann die morpbolo^tache Be-
BChaffunheit der Fikdcu itiit ihren ungemein eahlreichen, utt losservt
dünnen, wie fingerförmigen Ausstülpungen erkennen, Fig. 30, wol«b«
letzteren im weiteren Verlaure zu neuen grosseren Zwoigon &»-
wachaen.
Wlbrend so das Harkgeflecht aufa ilppigale sieh Tcrvii^lAltigl,
Eat diea mit den gelben Tlyphenetementen der Rinde dnrchana nieht
der Fall. Diese werden vielmehr mit der Vergrönsening des Pilzea,
welche ihren lleerd zumal an der Basia hat, mehr und mehr in die
Höhe gehoben, so dsBs sie demselben, der dann im unteren Tbwl
weiss und von geradCÜ'Iigen radialen Hypben bekleidet int, als gelbe
Kappe BUfsitaen; noch später schHeaaen sie, gemeinsam mit der nnler
ihnen liegenden PeridienschJcht, den Innenraum der reifenden Becher
in üeatalt eines dUnnen vergänglichen Häntcheos deekelartig von
aussen ab. In dieaem Verhalten der Frnchtkörper dea CrucüntMm
vulgare zeigt sich alao ein bedeutender Unterachied von demjenigvi
bei Ct/athtu itrt'atus, denn letzterer bleibt wfthrond seines gamen
Wachethunis von den sieb später zn einem dicht zottigen Uebenog
gcptaltenden peripherischen Ilypben allseitig unisohloastm ; nnt bei
der Keife (ritt in Folge der unaserordcutlichen Vulumentunahroe des
Pilios diese Rindenaehicht am Scheitel auseinander und noler ihr
erscheint das schnoeweiaae und dünne Diaphragma über den gaaxm
Bccherrand hin ausgespannt.
In meinen Cnltnren blieben zwar viele FrncbtkOrpor des Cmei-
fiuf'im klein, andere aber wuchsen wie in der Natur in normaler
Weise hcrao, ja in Folge der unausgesetzt gegen wirti gen Funchtig-
keit noch weit gOnatigcr nnd schneller; in dem soeben angegebMiMi
Zustand glichen sie fast klolmm noch nnvollkommenea Ilitpilt«B,
gingen aber sptter in vollstiUidige Cylindergeslalt Hbcr. Einea dor-
M
i
245
artigen Fnichtkörper liess ich völlig ausreifen, wozu er etwa vier
Woehen gebrauchte.
80 konnten an diesen cultivirten CrucHmlum -FWzen alle jene
oomplicirten Gewebsveränderungen beobachtet werden, welche von
der ersten Gestaltung an bis au dem Oeflfnen der reifen Becher sich
geltend maehen und welche fttr die weiter vorgeschrittenen Zustände
von Saehs und Tulasne in erschöpfender Weise beschrieben
worden rind.
8cUu8sbemericungen. Wenn wir nun die geschilderte Entwicke-
longsweise der Nidtdarieen übersehen, so stellt sich dieselbe in sehr
einfmehem Lichte dar: diese Pilze besitzen als Fruchtform allein nur
die längst bekannten Becher, es schaltet sich unter natürlichen Ver-
bältniasen weder ein Conidienzustand, wie bei so vielen Asca- und
Basidiomyoeten, noch sonst eine andere ausgesprochene Vermehrungs-
art in ihren Lebensgang. Denn die bei Cyathus erwähnten Zerfall-
zellen sind nach Allem abnorme Erscheinungen, die in der Natur fttr
gewöhnlich nicht auftreten, die aber, wo sie sich bilden, vermöge
ihrer Keimungsfthigkeit das Mycel auch nach Einwirkung ungünsti-
ger Verhältnisse erhalten. Das Mycel der Nidtdarieen ist überhaupt,
wie letztere Eigenschaft ergeben hat und wie es durch seine peren-
nirenden, bei vorhandener Feuchtigkeit aufs Neue sich belebenden
Zustände weiter bewiesen wird, zum Ersatz fehlender Propagations-
formen um so mehr mit der Fähigkeit, schädlichen Einflüssen gegen-
über Widerstand zu leisten, ausgestattet. In zwei Modificationen
haben wir es kennen gelernt: als zartes, farbloses, plasmareiches
Hyphengewebe und in Gestalt derber, inhaltsleerer, verdickter und
geftrbter Schläuche, in flockigen Ansammlungen oder zu dichten
Strängen vereinigt und mit zäher Resistenzfähigkeit, in dieser Be-
ziehnng den Sclerotien anderer Pilze vergleichbar. Das zarte Mycel
aber geht sowohl aus der Spore, wie aus dem Dauermycel hervor,
ta verwandelt sieh wieder in letzteres oder es ist bei günstigen
Bedingungen der Ausgangspunkt für die jungen Fruchtanlagen.
Diese letzteren selbst in ihren ersten Zuständen sind nichts weiter
als innige Verflechtungen neu erstandener, einer überaus reichen
Verästelung fähiger Hyphenfäden, weiche durch Ineinanderwachsen
ein snnäehst homogenes Flöckchen hervorbringen. Erst später er-
leidet dasselbe eine Differenzirung seiner ursprünglich gleichartigen
Bestandtheile und es ist das Erzeugniss nur weniger Hyphen des
Myeelinms. Darum lassen sich zumal bei Grudbulum die Knäuel
meist sehr leicht von ihrem Substrat abnehmen.
246
[Vun dem VorhtndcDsoia blasenartiger, apiraliger oder sniiBt tsf-
rullind geBlalteler Gebilde, welche den Knflueln vorhergingen und
nach Einleitung eines Bernichtnngsvorgsngea Erzeuger derselben
wären, ist auch keine Spnr zu bemerken; es kann also von
einem Befrucbtungsprocess in der nna getAafigen Wetso
überhaupt nicht die Rede sein. So oit und so viele der An-
lagen von den ersten bis zn den folgenden Zostilnden ich auch uiiler-
BUchte, immer wieder bekam ich dasselbe Bild einer dureh SprosMung
gleichartiger Hyphcn sich aufbauenden Zusammensetzung. Meine
UntersuchUDg schliesst sich also den Qberrasch enden Resultaten an,
wie sie Brefeld und van Tiegbem erhielten, sie ist eine Be-
BtitigUDg der von diesen Antercu hervurgehobonon ungescblecbt-
lieben Entstehung des Frucht kdrpers der liaskUomyccIcn.
Breslau, den 28. Juni 1876.
ErkiSning der Abbildungen.
Tafel X
Cyatkw strUtes Wm«.
Fig. 1. Keimende Spore tod C^foikma tiruUus mit einem Keimschlanch, der
seitlich heraustritt. Vergr. S7a
Fig. 2. Ebenso mit zwei Keimsehlänchen, Ton welchen der eine sich bereits
ftiemlieh Tcrlii^rt nnd veristelt hat. Vergr. 530.
F^. 3. Elbenso mit drei Keimsehlänchen. Vergr. 870.
Fig. 4. Ebenso mit unmittelbar nach dem Austreten sich verzweigenden
KeimschliucheD. Vergr. 870.
Fig. 5. Verästeltes Myeelium von Cjfaikus siriahUj aus einer bei a liegen-
den Spore herrorgewachsen; einzelne Hauptaste Ycrlingem sich un-
Terindert weiter und entwickeln neue Seitenzweige, andere gliedern
sieh in kurze Theilstficke, die in Spiral- oder Zickzacklinien lose
Ycrbunden umherliegen. Vergr. 70.
Fig. 6. Zweig eines solchen Myceliums stärker Ycrgrössert; die Theilzellen
sind Ton verschiedener Grösse und besitzen länglich-cylindrische
Gestalten. Vergr. 530.
Fig. 7. Spore von C^aihts §iriaius, deren Keimschläuche bald nach dem
Austreten und kurzer Verästelung gänzlich in Theilstücke auseinan-
dergefallen sind. Vergr. 870.
Fig. 8. Solche Theilzellen in ihrem weiteren Verhalten; sie runden sich ab,
einige treiben kurze Fortsätze — Keimschläuche — andere scheinen
mit einander zu Tcrsehmelzen. Man erkennt noch die ursprüngliche
kettenartige Anordnung. Vergr. 870.
F^. 9, 10, 11, 12. Keimschlänche einzelner Theilzellen mehr verlängert, bei
11 verzweigt. Vergr. 870.
Fig. 13. Mit unregelmlssig buchtigen Hervortreibungen versehene Endigung
eines Mycelastes; bei a b^innende Schnallenzellenbildung. Vergr. 870.
Fig. 14, 15, 16. EigenthOmliche Verästelungen des Myceliums. Vergr. 870.
Fig. 17. Anastomose am Myeelium. Vergr. 870.
Fig. 18, 19. Schnallenzellenbildung durch Ausstülpungen auf beiden Seiten
eines Mycelastes; dieselbe kommt nur einseitig wirklich zu Stande,
denn der andere Ast legt sich nicht an die Nachbarzelle an, sondern
wächst in 19 zu einem gewohnlichen Zweig aus, in 18 anastomosirt
er mit einem benachbarten Mycelfaden. Vergr. 870.
Fig, 20, 21. Andere Verschiedenheiten in der Schnallenzellenbildung. Vergr. 870.
Sondcritnrc Hf^rvnrtrrl Zungen und dadurch emgcleilete Vprwirbliingfn
am Myerlium. Wrnn diese Sprossen von mehreren brnu^hbarHn
Ilyphi'n dureheiiiandt^r wachsen und sich verlingern, entslehen kntuel-
■Tllge Bildungen. Vergr. 87ü.
CmclbnlDm TDlgare Tal.
B Sporen in im gekeimt ein und ungcquollenem Zustande, h griiioUrn
tlieila uniuillclbar vor der Kciniuug, Uieila niil schon ciitclandMirDi
kurxem Keitnschlauch. Vergr. 37Ü.
;. 24, 25- Keimschldueh weiter gewachsen und ver&alclt. Vcrgr. S10,
Aus einer Spore a hervargcgsngencs Mycellnin, Kelmaehlauch aiit
einer Seite etwas dicker; nhcrall Kiihlreiche Ausstülpungen, welche
apiler lU MjcelSslcn auiWOchsen und deiu Ganzen ein gcwrlhartige*
Atisehen rerleibeu. Vergr. 320.
Der Sporeninhall eiues auf Weidenrinde liegenden Sporangiunu a
hat gekeimt; es gehen vom Sporangium thells an der Ober-, theil*
an der Unterseite eine Menge dicht verllochtener gelber Mycelsiringe
an«, welche sich vielfacli verialelu, besondert am Eudverlauf, ww »ie
in einen larlen weissen Mycelfllz übergehen. Vergr. 12.
;. 28. 29. Junge piasmareiche Hyphen, deren sich eine oder iwct uis den
einzelnen Mycelzellen erheben, an den Enden mit vielfachen oft didi»-
loinen Ausstülpungen verschen. Indem sieh dies« Gebilde mit an-
deren Ihnltcb gestalteten Nachbarhyphen verwirren, auch Kuwellen
Miimlomasiren und immer reichlicher verlitnin, grtippirt aiph da*
nanic bald SU einem rundliclien schneewciiisen Fldekchen, wonul
dann die Anlage eine« neuen Frnclitköqiers lu Stande gekonunen
ist. Vergr. 870.
;. 30. llyplien sii« itchr jnngcn bereit« entstandenen Fnichlaiilttgeii ; diMel-
beii siud ungern ciu rcieijÜtJ) vemvcigl, »ehr larl um) jojt vieJcD
Spitien und Zaeken veraehen. An den fettten drei Figaren labl-
reiebe SchnallenselleR. Vergr. 870.
Untersuchungen über Bacterien.
IV.
Beiträge zur Biologie der Bacillen.
Von
Dr. Ferdinand Cohn.
Hiemi TM XI.
/. Die Bacterien und die Urzeugung. Unter den Problemen,
welebe von der modernen Naturwissenschaft ihre Ldsnng erwarten, ist
vielleicht keines bedeotnngsvoller, als die Frage, ob lebende Wesen
sich ansschliesslich ans Keimen entwickeln, welche von Wesen
gleicher Art erzeugt worden sind, oder ob sie nicht auch ans
nnlebendiger Materie (dnrch Abiogenesis, Archigenesis, Urzeugung,
Generatio spontanea) entstehen können. Mit Unrecht haben die
meisten Naturforscher namentlich in Deutschland diese Frage
als längst im Sinne der ersten Alternative entschieden betrachtet;
denn wenn auch seit Redi zahllose Experimente und Beobachtungen
herausgestellt haben, dass die unendliche Mehrzahl der Thiere und
Pflanzen sich nicht entwickeln, wo nicht Keime (Bier, Samen oder
Sporen) ihrer Art vorhanden sind, so wäre es doch ein übereilter
Schluss, daraus zu folgern, dass eine Entstehung ohne Keime für
alle Wesen, auch fUr die einfachsten und niedersten, unmöglich sei.
Diejenigen Naturforscher, welche eine absolute Grenze zwischen an-
organischen und organischen Verbindungen, zwischen lebenden und
leblosen Körpern leugnen, und das Leben als eine Function der
Dämlichen Kräfte ansehen, welche auch in der unlebendigen Natur
thätig sind, haben auch nicht den mindesten Grund, an der Mög-
lichkeit zu zweifeln, dass unter gewissen Verhältnissen durch eine
gewisse Combination chemischer und physikalischer Kräfte aus den Ato-
men der Kohle, desSauerstoflfs, des Wasserstoffs und des Stickstoffs eben-
sogut Protoplasma gebildet werden könne, wie sich thatsächlich kohlen-
saures Ammoniak oder Harnstoff erzeugen lässt, und dass dieses künstlich
«50
oder aponUo gebildete Protoplasma in Lebeoasehwin^iigeB genÜMi
und £n einer lebendigen emährnngs- nnd fortpflansnagsflUiigen Moaare
sieh gestalten kOnne. Es ist daher ein nicht gering in aehltiendee
Verdienst, wenn in neaerer Zeit Ponchet nnd insbatondere
Ch. Bastian, ohne sieh bei der Voranssetinng einer erwieseaea
Unmöglichkeit der Ursengnng voreilig in bemhigeni Tielmehr den
Weg des Experiments betraten, nm die Bedingungen ausfindig ti
machen, nnter denen möglicher Weise lebende Wesen ans orga-
nischer, aber nnlebendiger Materie sich entwickeln können; denn
die andere Seite des Problems, die Ersengnng des Protoplasma ans
anorganischen chemischen Verbindnngen ist bis jetit ernstlidi noch
nicht in Angriff genommen worden.
Dass die Untersachnngen der Aohinger der Ursengnng nicht
ohne wissenschaftliche Berechtigung sind, ergiebt schon eine Kritik
der Experimente^ durch welche die Gegner diese Lehre widerlegt
SU haben glauben. Nach der Annahme der letsteren ist es eine un-
bestreitbare Thatsache, dass in Substansen, in welchen keine eat-
wickelungsfUiigen Keime lebender Wesen vorhanden sind oder naeh-
triglich hineingerathen, sich auch nie und nirgends lebende Wesen
entwickein. Da aber die Abwesenheit solcher Keime wegen ihrer
Kleinheit direet nicht erweisbsr ist, so werden die fllr derartige
Experimente benutsten Substansen in der Regel vorher einer Tem-
peratur ausgesetst, von der angenommen wird, dass sie ausreiche,
um alle vorhandenen Keime zu serstdren; als solche wurde bisher die
Temperatur des siedenden Wassers betrachtet, wenn dieselbe auf
eine organische Substanz eine Zeit lang eingewirkt hat; praktisch re-
ducirt sich daher die oben angeregte Aufgabe auf die Behauptung,
dass in Substanzen, welche einige Zeit der Siedhitzo
ausgesetst sind, sich keine lebenden Wesen entwickeln.
2. Widerstandsfähigheit der Bacterien gegen Siedkitze, In
dieser Fassung ist die Behauptung jedoch unrichtig.
Schon Schwann vermochte bekanntlich nicht in allen FftUen Fleisch
u. s. w. durch Kochen vor Fäulniss, d. h. vor der Entwickelnng
von Bacterien zu bewahren; Pasteur fand, dass erst bei einer
Teroperatnr von 110" Milch vor dem Sauerwerden durch Milchsäure-
Bacterien geschützt ist; Schroedcr verlangte 130", um die Rnt-
Wickelung von Bacterien in Fleisch, Eigelb und Milch unmöglich zu
machen; Andere noch höhere Temperaturen'). In dieser Beziehung
<) Vergleiche die Zusammenstellung in R. G sehe! dien: Uebcr die Ahio-
yenciii Iluizinga's in Pflugrrs Archiv für Physiologie IX. p. 1G6.
251
sind Yon gmni besonderem Interesse die Versuche, welche im aller-
grossartigsten Massstabe behufs der Conservirnng von Fleisch, Oe-
Biaen u. s. w. in hermetisch verschlossenen Blechbflchsen angestellt
werden; denn bekanntiieh ist die Herstellung conservirter Speisen
nach der Appert'schen Methode einer der bedeutendsten Industrie-
iweige der Neuzeit geworden, der noch immer weitere Verwendung
findet and immer neue Nahrungsmittel auf unbegrenzte Zeiträume
baeterienflrei für den internationalen Handel präparirt Schon meh-
rere Male habe ich Veranlassung gehabt, mich Aber die Fabrikation
toleher bacterienfreier und daher der Fäulniss nicht unterworfener
Nahrangsmittel zu belehren; Herr Senator Dr. W. Bremer theilte
nur auf meine Bitte freundlich mit, dass zu Lübeck in mehreren
Fabriken alle Oemflse durch Kochen bei 100^ in Blechbflchsen
haltbar gemacht werden, ohne dass jemals in einer dieser Dosen
(die Zahl betrug im Jahre 1873 mehr als 80,000) Oährung eintritt,
sobald dieselben gut yersehlossen sind; eine einzige Ausnahme machen
die Erbsen, welche frtther auch bei 100^ eingekocht wurden*; nach-
dem aber in warmen Jahren fast die Hälfte aller Dosen
trotz luftdichten Verschlusses durch eingetretene Oäh-
rung yerdorben waren, werden seit 1858 die Erbsen in Wasser,
worin 28 % Kochsalz aufgelöst ist, bei einer Hitze von 108" ge-
kocht und seitdem verdirbt keine gut verschlossene Dose mehr.
Gleiches Resultat wird erzielt, wenn die Erbsen ohne Salzwasser-
Meong nach einem in Frankreich erfundenen Verfahren bei einer
ffitze von 117^ gekocht werden; nach diesen Methoden werden
allein in Lflbeck jährlich ca. 50,000 Dosen Erbsen eingekocht und
meist in tropische Länder verschickt, ohne dass im Laufe vieler
Jahre auch nur eine verdirbt
Vor längerer Zeit erhielt ich durch meinen früheren Schfller,
Herrn Apotheker Dr. Schröder zu Frauenfeld im Thurgau, der
mich schon mehrfach in meinen Studien über Oährungsorganismen
freundlich unterstützte, mehrere Blechbüchsen mit Erbsen, welche ein
dortiger Fabrikant bei 105" mit einem Zusatz von Soda eingekocht,
vsd die trotz des hermetischen Verschlusses ssmmtlich in Fäulniss
gerathen waren, ohne Zweifel, weil das Kochen aus Besorgniss vor
der erweichenden Einwirkung der Soda kürzere Zeit als sonst üblich
fortgesetzt worden war.
Wenn freilich Ch. Bastian aus diesen und ähnlichen Versuchen
den Schlnss gezogen hat, dass in solchen Substanzen, bei denen
Kochen die Entwickelung von lebenden Organismen nicht verhindert,
die letzteren durch Urzeugung entstanden sein müssen, da nicht
Ooka, Beltric« nurntolofio d«rPfl«ii8Mi. Band II. Heft IL 17
252
aniunehmen sei, dass ihre Keime der Siedhitze von 100^ widerttehen
können, so wird von den Gegnern die letztere VormnsaetzaBg als
eine dnrchans unbewiesene erklärt and der darauf begrfliideten
Schlnssfolgemng mit Recht jede Beweiskraft abgesprochen. Aller-
dings konnte Ch. Bastian in einem vor korzem erschieneDen Auf-
sätze nicht weniger als 20 gewichtige Zeugen, unter ihnen Physiologen
ersten Ranges, aufführen, welche bei ihren Versuchen lu dem Resul-
tate gekommen waren, dass organische Substanzen durch Kochen
nicht unter allen Umstünden desinficirt, d. h. f&r Bacterienentwieke-
lung und Fäulniss unßihig gemacht werden^). Aber eben so Ober-
einstimmend sind die Resultate darin, dass durch eine Erhitzong Aber
100^ schliesslich in jeder Substanz die spontane Bacterienentwiekelmig
unmöglich gemacht werden kann, und dass dabei die Höhe der Tempera-
tur und die Dauer ihrer Einwirkung in umgekehrtem Verhältoiate coo-
curriren, d. h. dass durch eine höhere Temperatur in kflrserer Zeit, durch
eine relativ niedere Temperatur nach längerer Einwirkung in jeder orga-
nischeir Substanz die Entstehung von Organismen verhindert wird. Es
hat sich dieses Resultat mit Evidenz insbesondere aus den vielfaeh mo-
dificirten Untersuchungen ergeben, welche auf Veranlassung der Ch.
Bastian'schen und der Huizinga'schen Experimente von Burdoa
Sanderson, Samuelson und Oscheidlen veröffentlicht worden
sind*). Noch vor Kurzem hat Tyn da 11 in einem anregenden Vortrage
,,flber das optische Verhalten der Atmosphäre in Beziehung zur Fäulniss
und Infection^ Bericht erstattet Aber das Ergebniss einer ausgedehn-
ten Versuchsreihe, welche das Erfttlltsein der Luft mit Schwärmen
oder Wolken von Bacterienkeimen — abwechselnd mit bacterien-
armen oder freien Zwischenräumen — erweisen und die Phänomene
der Fäulniss und der Contagien durch Infection mit den aus der
Luft stammenden Keimen erklären sollten'). Mehrere hundert, in
mannigfaltigster Weise variirte Versuche lieferten das flbereinstimmende
Ergebniss, dass alle möglichen thierischen oder pflanzlichen Stoffe
oder Infnsionen ausnahmslos 2 — 3 Tage nach dem Kochen faulen,
wenn sie bei 15 — 20 '^ C. der gewöhnlichen Luft ausgesetzt sind,
nicht aber wenn die Lnft filtrirt oder auf andere Weise staubfrei
gemacht worden war, und sich bei der Beleuclitung mit einem clec-
«) Naturc Febr. 1870.
^) Burdoi) Sanderson, Naturr VI. 1873; Samuelson, Pliriger*?.
Arehiv VIII. p. 277; dscheidlen, ibid. IX. p. 103.
*) Tyndall, ».on (lernis." Auszug ans einer vor der Royal Soeiety am
13. Jan. 1JS76 gelesenen Abhandlung. Nature 187G Febr. No. 32C u. 3*7.
MB
tritebea SIrmhl als optisch leer erwies'). Aber alle diese Stoffs
warea ft Miaaten laag ia Reagenieyliadeni ia einem Salswasser-
oder Oelbade gekocht, also anf eiae Temperatnr Aber 100^ erhitit
Ist abmr die gaaie Sache wirklich dorch den nnnmehr gewönne-
■ea Nachweis erledigt, dass swar nicht dorch Kochen bei lOO^,
wohl aber darch Iftngeres oder kflrxeres Erhitzea Aber 100^ Bade-
rieaeatwickelang in organischen Stoffen unbedingt verhindert werden
kaaa, wean nicht aeae Infection dorch yon aussen eingefiahrte Keime
elatritt? Weshalb sind 100^ fllr das Tddten der Bacterien nicht
BMhr als aasreichead, da doch alle anderen lebenden Wesen schon
dareh weit geringere Temperatnren getddtet werden, nnd da in dea
aaadrflckUch Ar diesen Zweck nntemommenen Versuchen die Bacteriea
sallMl geaelgt haben, dass sie yerhftltnissmissig niederen Wärmegradea
aieht widerstehen können?
Schon im Jahre 1872 habe ich die Frage direct und experimen-
tell la iQsea gesacht, hei welcher Temperator Bacterien die Fähig-
kdt der Vermehrnng Terlieren. Es stellte sich dabei heraus, dass
bei Aaweseaheit fester organischer Stoffe (ausgekochter Lupinen, Erbsen
a. 8. w.) die Resultate unsicher wurden, und ich erklärte dies daraus, dass
dergidebea feste Körper als schlechte Wärmeleiter die durch das
Thermometer aagexeigte Temperatur der Verauchsflflssigkeit nur sehr
laagtam ia ihrer ganten Masse aanehmen und einselnci in ihren
Spaitea oder Intercellalarräumea yerborgeae Bacterien sehr laage
Yor der tödtlichtti Erhitsung schfltsen können*). Es wurde deshalb
•iae geriage Meage eatwickelungsfähiger Bacterien (ein Bacterien-
tropfen) la einer klaren FlOssigkeit (Bacteriennährlösung) lugefiagt, and
dareh Tergleichende Verauchsreihen, welche Dr. Horyath auf meine
Bitte flberaahm, ermittelt, dass eine 60 Minuten laage Erwärmung
aaf CO — 62® die Vermehrung der Bacterien yerhuidere'). Dr.
Seh röter bestimmte bei seinen Verauchen Ober Dcsinfection die
Temperatargrease, durch welche schwärmende Bacterien unbeweglich
aad wahrscheinlich auch in weiterer Entwickelung unfähig, d. h. ohne
Zweifel getödtet werden, im Minimum auf 58"^).
Abmr aach diese Temperatur flbertrifft bereits nicht unerheblich
<) Vgl Tyndall, über Staub und Krankheit in „Fragmente aus den Natur-
wissmschsftcn" 1874 p. 333.
t) Siehe Band I. Heft 2 dieter Beitrige p. 218.
S) L e. p. »0.
«) Schroeter, Prüfung einiger Desinfeetionsmittel. Band I. Heft 3 dieser
Beitriige p. 35.
254
den Wftrmegrad, welcher f&r die Tödtung der meisten anderen leben-
den Organismen als ansreichend erachtet wird. Obwohl die iosaerate
Grenze für alle Organismen noch nicht sicher festgestellt Ist, wird
dieselbe doch nach den Untersnchnngen der meisten Forseher anf
nicht höher als 35 50" C. angesetzt ^), da lebendes Protoplasma meist
schon bei einer Temperatur von 48" gerinnt, während andere
Proteinverbindnngen erst durch Erhitzen anf 60" getrabt nnd bei
70 — 75" flockig coagnlirt werden.
Allerdings war bei nnseren frflheren Bacterienversnchen der Ein-
finss der Zeitdauer nicht mit in Berflcksichtigung gezogen worden; es
Hess sich aber vermuthen, dass bei längerer Einwirkung schon ge-
ringere Wärmegrade den nämlichen lethalen Einflnss üben werden,
wie verhältnissmässig höhere in kOrzerer Zeit. Von diesem Gesichts-
punkte aus wurde von Dr. Eidam auf mein Ansuchen im hiesigen
pflanzenphysiologischen Institut eine Reihe von Versuchen angestellt;
es ergab sich, dass gewöhnliche Fäulnissbacterien in einer Flüssig-
keit durch 14 standiges Erwärmen auf 45", wie durch dreistOndiges
auf 50" getödtet werden, während sie bei 40" zwar in Wärmeatarre
verfallen, aber sich wieder erholen.
3. Versuche mit gekochtem Heuaufguss. Ist nun der Widerspruch
dieser Versuche mit den frtther erwähnten einzig und allein darauf
lurOckzuftthren, dass bei den ersteren feste, bei den letzteren aus-
schliesslich flüssige Nährstoffe benutzt wurden? Ich selbst habe
noch vor Kurzem bei den vielbesprochenen Bastian'schen Versuchen
mit Rabendecoct in dem beigefügten Käse die materia peccans ge-
sucht, welche als schlechter Wärmeleiter die Keime gewisser Bac-
terien vor der tödtlichen Siedhitze in ähnlicher Weise bewahre, wie
etwa die im Muskelfleisch eingekapselten Trichinen bei nur kurzem
Aufkochen lebendig bleiben^).
Aber bereits Bastian hatte bei seinen Experimenten verschie-
dene Flüssigkeiten ausfindig gemacht, in denen sich bei vollständiger
Abwesenheit fester Körper selbst nach 5 bis 10 Minuten langem
Kochen gleichwohl lebende Organismen entwickeln. Von ganz beson-
derem Interesse sind in dieser Beziehung die von Dr. W. Roberts
') Sachs, Lehrbuch der Botanik 4. Aufl. p. G9S; Kühne, Protoplasma
p. 12. Hoppe Scylcr fand 1S75 in Iscliia noch Algen an Felsen, deren Tem-
peratur durch heisso Dampfe auf G4,7^ gebracht war, in Li pari bis j3*^; eben
so hoch (43^ R.) hatte ich 1801 die f Irenze für die (hrlllarim des Carlsba«ler
Sprudels bestimmt. (Abhandlungen dei Schles. (icscllsch., Raturw.-medizin.
Abtheil. 11. 1SG2.)
») Bd. 1 Hel\ 3 dieser Beitrage p. 19K 195.
255
am 3. Mftrs 1874 der Royal Society in London vorgelegten Versuche,
welehe den Zweck hatten, die zor Sterilisation von Flflssigkeiten
erforderliehen Hitzegrade an ermitteln und dadurch zugleich zu
einem ürtheil Aber die etwaige Entstehung yon Bacterien durch
ünengnng zu gelangen M* Olaskölbchen von 30 — öOcm.^^* wurden
ZV *|3 mit einer Flüssigkeit gefnllt; der abgetrocknete Hals mit einem
Baumwollpfropf in der Mitte verstopft und seine lang ausgezogene
Spitze angeschmolzen, hierauf das KAIbchen im kochenden Wasser-
bade längere oder kürzere Zeit aufrecht stehend belassen; wenn
völlig erkaltet, wurde der Hals durch Abfeilen der Spitze wieder
geöflfiiet. Nach dieser Methode, durch welche das Verdampfen und
Aufstossen der kochenden Flüssigkeit, ebenso wie die nachträgliche
Infection durch Keime aus der Luft verhindert werden sollte, wurden
vier Jahre hindurch mehrere hundert Versuche angestellt Decocte
verschiedener organischer Thier- und Pflanzengewebe durch kurzes
Aufsieden mit Wasser hergestellt, sowie Lösungen organischer Salze
und gesunder oder diabetischer Urin wurden schon nach 3 — 4 Minu-
ten sterilisirt; Inftisionen, bei Blutwärme durch langsames Digeriren
von Fleisch, Fisch, Rüben, Möhren, Früchten dargestellt, erforderten
5 — 10 Minuten; Wasser, dem Stücke von grünen Gemüsen (Kohl,
Spargel, grüne Erbsen und Bohnen), Fisch, Fleisch, Eiweiss, Käse
angefügt waren, sowie Milch, Blut und albuminöser Urin mussten
nicht weniger als 20 bis 40 Minuten der Siedhitze ausgesetzt werden,
ehe sie sterilisirt wurden. Am schwierigsten aber verhielt sich über-
neutralisirte Heuinfusion; in dieser wurde bisweilen erst
durch ein- bis zweistündiges Verweilen im kochen-
den Wasserbade die Bacterienentwickelung verhütet;
im Oel- oder Salzwasserbade genügten schon 5 bis 15 Minuten.
Diese Ergebnisse, in streng wissenschaftlicher Methode gewonnen,
yerdienten eine ernstliche Prüfung, und ich habe deshalb die Ro-
berts'schen Versuche mit der Heuinfusion viele Male wiederholt,
wobei mich Mr. Robert Hare aus Ottawa (Canada), der in unserem
pflanzenphysiologischen Institut arbeitet, auf das Bereitwilligste unter-
stützte. Hierbei stellte ich mir aber die besondere Aufgabe, die in
den gekochten Heu-Infusionen entwickelten Organismen, die bisher
nnr achlechthin als Bacterien bezeichnet worden waren, unter dem
1) W. Roberts, Studies on Biogenesis. Philos. Transact. of the Royal
Society of London vol. CLXIV. II. p, 474. Als permanente Sterilität wird der
Zustand einer Flüssigkeit definirt, in welchem sie zur Entstehung von Or-
ganismen unßUiig ist, nicht aber die Fähigkeit zur Ernährung und Ver-
mehrnngder (von aussen eingeführten) Organismen verloren hat
«56
Mikroskop geaaner in aotortiiolieDi rnn won^hh n enoilMBi «b
nicht in gewiatan specifitehen Eigenaehaftea danalbaa dia ütaaaka
ihrar ODglaablieliaD WideratandsfUiigkait gagan daa koafaanda Waaaar
gaAindan wardan kOnna.
Dia Haninfluton wurda gani naah dar Mathoda tob Bobarta ia
folgandar Waiaa dargattallt: Hau warda ia aiaam Glaaqfliadar adl
wanig Waaaar abargosaan and mit damaalbaa bat 86* flar Staadaa
laag digarirty diaaar Aafgaaa Toa daakalrothbraaaar Fiarba wvda
darah Zamts tob daatUUrtam Waaaar aaf daa apaa. G^wiabt 1006
Tardttnnt aad doppelt filtrirt; ar war aaa Tollko««aa klar,
aabOa goldgalb, atwa wia MOachaBar Biar, aad raagirta daalUdi aaaar;
ar aoU daahalb ala saarar Haaaafgaaa baaaiabaat wardaa.
W. Bobarta hatta gaAmdaa, daaa naalralar Haaaafjpua gaaa
baaoadars aahwiarig in stariliairaa aai; wardaa la SOO aau *^ aaaraa
Haaanfgnaa 1,6 am.^^* Ujuar poiaisae lagaaatati äo raagirt daraalba
gagaa Laamaa nnd Cnraamapapier aaatral; diaaa FlSaaigkeili dia
aiaht klar, aoodara trtba opalitirand iit, aoü ala aaatralar Haa-
aafgaaa basaiabaat wardaa. Offaabar aathilt flriaahar HaaaaljpNa
aiaaa in ainar Sinra galMan Stoff, dar durah Nantraliafaraa dar
Slara anigafUlt wird nnd sieh allmihliah ala dnnkalbranaar Abaati
aladaraabligt, wodnrah dar nantrala Haaanfgnaa mit dar Zait na
aalbat wiadar klar wird; aia paar Tropfaa Biaigaiara löaaa dia
TrUbaag anganbliakliah anf nnd maahan dia Flflaaigkait klar. Von
ainar Baetarientrflbnng ist hiarbei nicht dia Bada.
Anfangs machta ich die Versnche genan nach der Angabe yob
Boberts in kleinen langhalsigen Olasköibchen, deren Hals in der
Mitte mit einem Banmwollenpfropf ansgestopft, yor dem Kochen aa
der Spitie ingeachmolieny nach dam Kochen wieder anfgabroehan
wnrda. Der Nachtheil dieser Methode besteht darin, dass es schwer
ist, den Baumwollenpfropf während des Versnches Tor tnflUligam
Benetien mit dem Henanfgnss in wahren, wodurch eine Infection
daa latsteren eintreten kann; auch könnte der beim Kochen ent-
wiakalta Dampf, welcher die ßanmwolle durchdringt und im Hala
sich theilweis condensirt, sich leicht mit Keimen beladen; gani
besonders aber ist bei dieser Methode das Herausnehmen kleiner
Proben der VersuchsflOssigkeit sur mikroskopiscbeo Untersuchung
erschwert. Es wurden deshalb die spAteren Versuche in gewöhn-
liehen Beagenscylindem gemacht, deren mittlerer Theil Aber der
Gasflamme in eine lange Röhre ausgezogen wurde; jeder Cylinder
wurde vermittelst einer Pipette mit 10 — 15 gm. üeuaufguts zur
257
EUUfte oder iwei Drittel gefnllt, sodann der eingeschnürte Hslstheü
mit einem feinen Drath umwunden, an dessen freies Ende ein kleines
Bleigewicht passend befestigt wurde. Das Erhitzen geschah in einem
eisernen Kessel, der mit warmem Wasser gefiUlt und in welchen
eine AnsaU der priparirten Reagenzcylinder vermittelst ihrer um
den Kesselrand gebogenen Drähte eingehängt wurden ; sie waren durch
die Bleigewichte in aufrechter Stellung derart festgehalten, dass ihre
offenen Enden niemals vom Wasser, welches durch eine unter dem Kes-
sel befindliche Oasflamme zum Sieden gebracht wurde, erreicht werden
konnten. Der Heuaufguss in den Reagenzcylindem zeigte bald, wie
ein eingesetztes Thermometer nachwies, 99 — 100", ohne jemals, wie
am offenen Feuer, aufsustossen oder fiberzulaufen; das Sieden im
Kessel wurde 2—3 Stunden unterhalten, die Versuchscylinder jedoch
nach kflnerem oder längerem Verweilen in vorher Terabredeten,
meist von je 10 bis 15 Minuten abgestuften Intervallen herausge-
nommen und ihre OeflFnung erst dann mit Baumwolle verstopft, wenn
die im Hals niedergeschlagenen Wasserdämpfe wieder verdunstet
waren, was nach 1 bis 2 Minuten eintritt. In der Regel wurde
gleichseitig ein Cjlinder mit saurem und mit neutralem Heuaufguss
ans dem siedenden Wasser herausgenommen; sämmtlicha Cylinder
wurden nnn anf einen Beagenzständer neben einander gestellt und
in dem schon frflher in diesen Heftei| beschriebenen Wärmekasten
bei einer Temperatur von 24 — 30" aufbewahrt; zum Vergleich wur-
den jedesmal auch Beagenzcylinder mit ungekochtem sauren oder
neutralem Heuaufguss neben die gekochten gestellt
Ich beschränke mich darauf, das Gesammtresultat dieser Versuche
hier zusammenzustellen, welche am 25. Oct 1875 begonnen und bis
Mitte Jnli 1876 immer von Neuem aufgenommen wurden, und deren
Anzahl sich auf mehrere Hundert beläuft
Ueberlässt man ungekochten Heuaufguss, gleichviel ob
sauer oder neutral, sich selbst, so wird derselbe in der Begel schon nach
12—20 Stunden, bei niederer Zimmertemperatur erst nach einigen
Tagen, trflbe und undurchsichtig; oben sammelt sich eine dichtere
Baeteriensehicht und Aber dieser Zoogloeaschleim; am Boden schlägt
sieh weisslieher Absatz nieder; ununterbrochenes Aufsteigen von Gas-
bläsehen verräth den Eintritt einer Gährung. Die gesättigte gold-
gelbe Farbe des sauren Anfguss wird von Tag zu Tag heller und
blasser, trflbem Pilsener Bier vergleichbar. In der FlOssigkeit ent-
wickeln sieh sehr verschiedenartige Organismen, hauptsächlich zahl-
lose Schwärme des strichförmigen Bacterium Termo, aber auch
S58
SeUeimeoloDieeii Ton Microoooou^f darmfftmiig gewoadflsei b kkiae
Segmente gelappte GhiUertrOhren tod ÄBOoeoccuM*)^ BarcmaMhmWAt
Haufen, rosenknuiiArmige Tbm/oketten {Ifyooikrix), st&beheBaitige
'BadUen, längere LepiothrixMen^ aaeh HefeMlleOi ans denen iHuq^
Biehlieh der reichliehe weisse Absats besteht Obae SBweilU tritt
In der ans den sflssen Grashalmen aosgelangtea ZwtknÜ&mg lang-
same Alkoholgfthmng ein, die jedoeh bald in Bssiggihmng ib«gelit;
auf der Oberfliehe der Flflssigkeit breiten sich die chagrimtigea
Jf&rocoocM»-Sehleimmassen der tissigmatter ans; die noasigkeit
selbst wird stark saner; Welleicht bildet sich aneh Hilehalnre.
Aach nentraler Henanfgnss wird von selbst mit der Zeit saner, wenn
auch nicht so stark wie der nicht nentralisirte; er wird aneh lang-
samer entftrbt Doch ist die Bntftrbnng nicht Ton einer wirklichen
Zerstörung des PigmentSi sondern von einer Bindnng doaaelbon
dnrch die im gihrenden Henanfgnss eriengten Slnren
veranlasst; denn dnrch Znsats von etwas Ammoniak erhill der blasse
Henanfgnss sofort wieder seine flrQhere goldklare Firbnngi welehe
dnrch nachtrigiiches Nentralisircn mit etwas Salisiare von Nenm
verschwindet Znletst siedelt sich in der Begel anf der Oberiieha
der Anfii^e PenioiUium an nnd dnrchwndiert mit seinem Hjeel
die Bacterienschleimhant Inftisorien landen sieh nie bei naiMn
Versnehen.
Nicht selten entwickelt sich nach einiger Zeit im Henanfgnsae ein
sehr gesättigtes Orangepigment, welches snerst an der Oberfliche
erscheint nnd die schwimmenden Häute intensiv biann ftrbt, mit der
Zeit aber nach der Tiefe sich aasdehnt, sodass der Anfgnss swei
flbereinander schwimmende Schichten, eine tiefere blassgelbe and eine
obere granatrothe unterscheiden läset
Anders verhalten sich die gekochten Henanfgflsse. Aneh
in ihnen können Veränderungen eintreten, welche auf der Vermehmng
mikroskopischer Organismen beruhen, selbst nach längerem Verweilen
Im kochenden Wasserbade, und gleichviel, ob die Anfgflsse saner
oder neutral waren.
Umstehende Tabelle giebt Über einige unserer Versuchsreihen
Aufschluss.
1) Siehe diese Beitrage Band I. Hefl 3 p. 151. Der Atcoeoccu» der Heu-
sufgüsse zeigte nur dfinne GsllerthüIIen und verdient eine besondere Unter-
suchung; er ähnelt der von Billroth abgebildeten Form (CWco6ac<ena septiea
Tab. III. Fig. 23. 25).
259
Im gekochteo Heaanfgnss entwickelten sich
Ihrgaaismen. | keine Organismen.
Dauer der Erhitzung auf 100®.
1875
5— 15 Min.
5— 15
28. Oet.
sauer
neutral
7. Nov. aauer
neutral
18. Nov. sauer
neutral
24. Nov. aauer
neutral
I. Dec. sauer
neutral
1876
5. März sauer
neutral
5. Juli sauer
5- 20
5— 15
5- 20
5- 15
5- 90
5-120
30- 60
— 30
20- 80
20
5- 30
30 Min. und mehr.
30
20
30
20
120
dito
dito
dito
dito
dito
90-180 Min.
90-180 .
100-120 .
40-120 .
40—120 .
Ans dieser Znsammenstellong ergiebt sich, dass, während in
den 5 — 15 Minuten lang gekochten Henaufgflssen ohne
Ausnahme Organismen sich entwickelten, bei längerem
Verweilen im siedenden Wasserbade die Ergebnisse ungleich ausfielen;
manehmal waren 20 Minnten, im anderen Falle 30, einige Male 1^
bis 2 Standen snm Sterilisiren erforderlich. Es wurde aach bei einer
Versuchsreihe beobachtet, dass in den 60 Minuten lang gekochten
Reagenacylindem Organismen sich entwickelten, während die 45 Mi-
nuten gekochten freiblieben. Im Allgemeinen zeigten die kttrsere
Zeit gekochten Henanfgflsse niemals am folgenden, wohl aber in der
Regel schon nach 2 Tagen, die länger erhitsten erst ein bis 2 Tage
später die Anzeichen einer Vermehrung yon Organismen; ein con-
stanter Unterschied in der Zeitdauer zwischen sauren und neutralen
Anfgflssen, wie ihn Roberts gefunden, trat in unseren Versuchen
nicht hervor; die Ungleichheiten der gewonnenen Resultate leite ich
von zufllligen Verschiedenheiten in der Beschaffenheit des zu den
Anessen benutzten Heues ab.
Ehe ich über die Organismen berichte, welche sich in den ge-
kochten Anfgflssen entwickelten, will ich bemerken, dass an eine
nachträgliche Infection derselben durch von aussen nach dem Kochen
eingeschleppte Keime bei unseren Versuchen nicht zu denken ist
TyndalP) hat mit Unrecht die von Roberts als Verschluss be-
») 1. c. Natore 1876. Febr.
860
nutzte Baumwolle in Verdacht gesogen, die sich bia jetzt flberall,
auch in seinen eigenen Versuchen, als ein vollkommenes Filter gegen
die in der Luft schwimmenden Bacterien bewährt hat; ebenso wenig
tritt eine Infection aus der Luft in dem kurzen, bei meiner Methode
zwischen dem Herausnehmen der Reagenzcylinder aus dem Kesael
und dem Verstopfen mit Baumwolle liegenden Zeitraum ein; aelbat
wenn die Cylinder einfach offen gelassen und der Hals nach Pastenr-
scher Methode umgebogen ist, gelangen wohl einmal Sdiimmel-
sporen, aber kaum jemals Bacterien in die Versuchsflflssigkelt Ich
habe Übrigens aueh die Versuche so abgeändert, dass ich, ohne Banm-
wolle anzuwenden, den Hals der Kölbchen, die ich mit Henanfgua
zur Hälfte gefbllt, an der Oasflamme zuschmolz und sie sodann In
dem Kessel mit siedendem Wasser vollständig untertauchte; bei
einem Versuch am 5. Juli entwickelten sich Organismen in den 5,
15, 25, 85 Minuten, nicht aber in den 45, 60 Minuten und darüber
in siedendem Wasser untergetauchten zugeschmolzenen Kölbeheo.
Da die in den Kölbchen eingeschlossene Luft zur Entwickelnng von
Organismen sich als ausreichend erwies, so brauchten dieselben nach
dem Kochen nicht geöffnet zu werden, so dass ein naehträgUebea
Verunreinigen durch Keime aus der Luft absolut ausgeschlosaeB war,
gleiehwohl verhielten sich die zugeschmolzenen Kölbchen in Besag
auf das Auftreten der Organismen genau so, wie die mit Banmwolle
verstopften Reagenzcylinder.
4. Untersuchung der in gekochten Heuaufgüssen entwickeltem
Organismen, Nachdem unsere Versuche uns eine vollständige Bestäti-
gung der Basti an- Roberts' sehen Angaben und damit einen neuen
Beleg zu der wichtigen Tbatsache gebracht hatten, mit der wir
fortan, namentlich bei Desinfectionen, rechnen müssen,
dass in filtrirten, vollkommen klaren Flüssigkeiten
selbst durch längeres Erhitzen auf 100^ die Entwicke-
lnng von Organismen nicht immer verhindert wird, und
dass es unter Umständen eines mehrstündigen Kochens bedarf, um
des Sterilisirens sicher zu sein, wendete ich mich zum zweiten Theile
meiner Aufgabe, der bisher meines Wissens noch nicht in Angriff
genommen worden war, nämlich durch die mikroskopische Unter-
suchung zu ermitteln, welcher Art die Organismen angehören,
die eine so unerwartete Widerstandsfähigkeit gegen die
tödtliche Einwirkung der Siedhitze besitzen? Schon auf
den ersten Blick Hess sich erkennen, dass die Entwickelnng
der Organismen in den gekochten Henaufgttssen einen
ganz anderen Verlauf nimmt, als in den ungekochten.
861
Wihread in den letiteren, wie schon erwähnt, die Flüssigkeit sich voll-
ttindig bis inm Boden trflbt, monatelang trfibe bleibt und sich dabei
langsam entftrbt, stark sauer wird, einen starken Absatz von Hefe
ind oben eine Sehleimsehicht von Zoogloea^ sowie später einen An-
ing von Schimmelpilzen erhält, fanden sich in den gekochten
Aufgflssen weder Hefe noch Penicillium, noch anch Asco-
coeeuB oder Sarcina. Ebenso wenig verblasste die intensive Fär-
bong der gekochten Anfgfisse, sie erlitt nur eine kurze Torttber-
gehende Trflbnng und wurde bald wieder vollkommen goldklsr bei
den sauren, dunkler, wie Porter, bei den neutralen Infusionen; wir
wissen bereits, dass jene Farbenveränderung von einer
aanren Oährnng herrührt, die in Folge des Kochens
nnterblieb.
Das erste Anzeichen der Neubildungen in den gekoch-
ten Aufgüssen ist nach etwa zwei Tagen die Entstehung eines'
zarten irisirenden Anflugs auf der Oberfläche der Flüssigkeit; bald
darauf beginnt die oberste Schicht sich zu trüben und eine schlei-
mig-flockige oder schülfnge Beschaffenheit anzunehmen, ohne dass
jedoch die Trübung, wie in den ungekochten Aufgüssen, sich all-
mählich steigernd bis zum Grunde ausdehnte. Am dritten, spätestens
am vierten Tage schwimmen in den oberen Schichten der Flüssigkeit
unzählige punktförmige weissliche Schüppchen, die sich vergrössem
und zu einer auf der Oberfläche schwimmenden Haut verbinden;
am dritten Tage gleicht diese einer schleimigen Milchrahmhaut; am
vierten ist sie bereits fester, an der Oberfläche kreideweiss ; charak-
teristisch ist, dass diese Haut immer trocken, gleichsam fettig
und nur schwer benetzbar ist; durch Bewegung der Flüssigkeit
haftet sie leicht an den oberen Glaswänden und läset dieselben wie
einen Fettrand oder wie mattes Glas erscheinen. Auf den ersten Blick
kann man diese troekenen, zusammenhängenden schuppi-
gen Häutchen von dem gewöhnlichen ZoogloeaBchleim
faulender Flüssigkeiten sicher unterscheiden. Oa die Haut
am Glasstab nicht adhärirt, so lässt sie sich nur behutsam, dann
abmr in grosseren Lappen und Fetzen herausnehmen. Bald wird die
Haut rinnig -runzlig, indem sie sich in unregelmässigen Windungen
faltet| wie ich dies 1872 von der gelben Haut des Micrococau
bUeus berichtete M vnd Billroth 1874 in ausgezeichnet getreuer
Weise von einer anf Hydrocelcnflflssigkeit entstandenen Asoococcug-
Haot abgebildet hat*). Bei einem Versuch in grösserem Massstab,
1) Siehe diese Behrige Band I. Heft 2 p. 153.
«) Billrotb, Coeeobaetena 1S74 p. 12, Tat II. Fig. 17.
262
wo saurer Heaaafgiiss in einem 500 gm. fastenden Kolben fast
2 Stunden gekocht worden war, bildete die runslig-faltige Haut sich
besonders flppig aus.
Schtittelt man die Versuchsglftser ein wenig, so sinkt die ganie
Haut leicht an Boden; auch von selbst setzen, schon yom dritten
Tage an, die feinen Pünktchen, Schüppchen und Schleimflöckehen,
welche in den oberen Schichten des Aufgusses dicht gedrängt schwim-
men, sich allmählich nieder, trfiben während ihres Herabsinkens die
tieferen Flflssigkeitsschichten und bilden zuletzt einen gallertartigen
Absatz, während der Aufguss selbst sich klärt; da mit ihrer Abla-
gernng am Boden der Oläser die gesammte Entwickelnng ihren Ab-
schluss erreicht, so wird nach einigen Tagen die gekochte HeninAi-
sion von selbst vollkommen klar und contrastirt nun mit ihrer wenig
veränderten goldgelben Farbenintensität gegen die andauernd getrflb-
ten und entfllrbten ungekochten Aufgüsse.
Untersucht man Heuaufguss 24—48 Stunden nach dem Kochen,
wenn kaum die erste Spur des irisirenden Anflugs bemerkbar ist,
unter dem Mikroskop, so findet man bereits, dass jeder von der
Oberfläche entnommene Tropfen von zahllosen, feinen, geraden, lebhaft
bewegten Stäbehen schwärmt; die Dicke derselben beträgt höchstens
0,6 Mikr., ihre Länge ist in dieser Entwickelungsstnfe noch sehr
verschieden, 3, 5, 7 Mikr. und darüber, doch gehören sie sämmt-
lich einer einzigen Art an, dem Bacillus aubtilis^). (Vgl.
Fig. 8 Taf. XI bei a), Die kürzesten allerdings könnte man jetzt
leicht mit Fäulnissbacterien (Bacterium Termo) verwechseln; doch
sind diese, wenn von gleicher Länge, bereits in Tbeilung begriffen
und daher in der Mitte eingeschnürt, während die kürzesten Stäbchen
der Heubacillen keine Spur von Theilnng zeigen. Die meisten Ba-
a7/ti«-Stäbchen sind mindestens doppelt oder viermal so lang, aber
auch zehn- und mehrmal länger als die längsten ßacterien der Fäulniss;
oft zickzackartig gebogen, oder winkelig gebrochen, zerfallen sie
leicht in kürzere Glieder, die, sobald sie frei geworden, rasch um-
herscbwimmen ; längere Fäden zeigen etwas schlangelnde Bewegung.
Der irisirende, einem Fetthäntchen ähnliche Anflug selbst besteht
schon am zweiten Tage ganz und gar ans Bacillen, welche in
Berührung mit der Luft ihre Bewegung verloren, dafür
aber in lebhaftes Wachsthum und Zelltheilnng einge-
treten sind. Dem Charakter der Gattung Bacillus entsprechend,
wachsen sie in dünne, farblose, scheinbar ungegliederte
>) Siehe diese Beiträge Band 1. Heft 2 pag. 175.
263
ansserordentlieh lange, unbewegliche Fäden (LepiothrtX'
form) aoB, welche in einfacher Schicht, etwa wie die Halme in einer
Bohrdecke, parallel nnd eng nebeneinander gelagert sind (Fig. 8 links).
Hier nnd da lassen anfangs die parallelen Fadenreihen swischen sich
Laennen, in die sich kflrzere Bacillen einschieben (Fig. Sab); in-
dem diese aber ebenfalls rasch answachsen nnd die Zwischenräume
anafbllen, entsteht eine snsammenhängende zarte Hant, welche die
Oberfläche der Flüssigkeit vollständig bedeckt Da aber die Zell-
Vermehrung nnd das davon bedingte Längenwachsthum der Fäden
noch längere Zeit mit grosser Lebhaftigkeit fortdauert, so müssen
die Fäden wegen Mangel an Raum in den engen Reagenzcylindem
sich wellenförmig nach aussen und oben krflmmen, das ganze Häut-
ehen nimmt in Folge dessen jene runzelig faltige Beschaffenheit an,
welche wir schon oben erwähnt haben.
Gleichaeitig aber verdickt sich das Häutchen durch
Anlegung von BacHlusfikden auf der Unterseite. Hier
nnd in der FlOssigkeit selbst wachsen die farblosen zarten Bacülus'
finden nicht minder lang aus; sie gmppiren sich meist bündelweise»
nnd indem sie an ihrer ganzen Fläche Schleim ausschei-
den, treten die Fadenbflndel in einen gewissen Zusam-
menhang, etwa wie die Oscillarienbündel der Phormtdien oder
der grünen Wasserblüthe Limnochlide flos aquae] so entstehen wirre
Stränge oder nnregelmässige dicht verflochtene Knäuel; dem blossen
Ange erscheinen sie als kleine weisse Schüppchen oder Schleim-
fldekehen. In diesen Strängen nnd Knäueln verflechten die schleim-
nmhflUten Fadenbündel in den seltsamsten lockigen Windungen sich
sn grösseren Gallertfilzmassen, oder gruppiren sich zu hohlen, netz-
artig durchbrochenen Schleimballen (Fig. 10). Die Bildung von
Schleimsträngen und Oallertfilzknäueln war bisher von mir bei Ba-
cillus noch nicht beobachtet worden.
5. Sporenbädung bei Bacillus subtäis. Nunmehr bereiten
sich die £aot7/ti«-Fäden zur Sporenbildung vor. In ihrem
homogenen Inhalt treten stark lichtbrechende Körperchen auf; aus
jedem dieser Körperchen entsteht eine oblonge oder kurz
cyl in drisch e, stark lichtbrechende dnnkelcontourirte
Spore; in den Fäden findet man daher die Sporen in ein-
fache Reihen geordnet (vgl. Fig. 4). Die in Schleim einge-
betteten Fadenbündel verhalten sich ebenso, wie die freien Bcunllus-
Fäden; in Folge dessen besteht das auf dem Aufgnss schwimmende
Sehnppenhäutchen gar bald (schon am 3. oder 4. Tage) aus un-
läUigen parallelen Sporenreihen und ändert dadurch sein Licht-
«64
brediingsyemi^lgeB, iadem es Ton oben kreideartig wries ereAefaiL
Bobtld die Sporenbiidang YoUeodet, sind die etnselneB Flden ia der
Regel nieht mehr naterseheidbar, and es maeht dea Biadrvek, ab
ob die Sporen Töilig frei im Sehleim lägen, doeh ▼errith sekoa die
lineare Anordnung noeh immer ihre Entstehnng im Innern der Faden
(Flg. 1 1). Ailmahiieh lOsen sieh die Faden wirkiieh anf, die Badlleriunt
wird in einem Terstänbenden Pnlver anfgelOsti die Sporen fkllen
heraus und sinken anf den Boden der Flflssigkdt, wo sie sieh
massenhaft absetsen (vgl. Fig. 4 b).
üeber die Vorgänge bei der Sporenbildnng kfianea nnr sehr
starke Immersionssysteme genauere Kenntniss gewahren (F|g. 9,
die mit Seibert Imm. 8 geseiehnet ist). Obwohl die JgamBJMsIMen
selbst unter starken VergrOssemngen seheinbar ungegliedert sind, ao
ist dies in Wirkliehkeit doeh nieht der Fall; die einaelnea Glieder,
ans denen die Fäden bestehen, sind etwa Tiermal so laag als breit
In jedem Oliede entsteht eine Spore, welche dessen Höhle sieht
gani ausflillt, sondern von der leeren Zellhaut beideraeits wageben
ist. Die Sporen sind 1,5 -3,a Mikr. lang und 0,8 Mikr. didc, also S Ms
8 Mal länger als breit; ihrer Entstehung naeh seheinea sie deaen
der No&tootm (Oylindroqfermmm, NoMoe, ßimrwumira a. a.) tot-
gldehbar. Je naehdem der JBacäZasfiuien kUraer oder länger, aaa
awei, aas wenigen oder sehr Tielen Gliedern besteht, finden wb die
Sporen in einem Faden su sweien, mehreren, oder in langen Keltea
gereiht (Fig. 9) ; durch Zerfallen der Baeübutfkiem isolirea sieh aaeh
einselne Glieder, welehe nur eine einsige Spore einsehliessen. Wenn
diese duroh Anstritt aus ihrer Mntterzelle völlig frei geworden, leigt
sie eine aarte, anscheinend gallertartige UmhOllnng (Sporenhant) aad
einen stark liehtbreohenden Inhalt Aus der fettigen, Wasser nieht an-
nehmenden Beschaffenheit der weissen Schnppenhäutchen, die, wie
wir nunmehr wissen,'gans und gar aus den im Schleim eingelagerten Ba-
oiZäiisporen gebildet sind, ist su vermuthen, dass entweder der Inhalt
dieser Sporen ölartig, oder ihre Membran fttr Wasser schwer benets-
bar ist. Mit der Reife, dem Freiwerden und Absetsen der Sporen
ist die fintwickeinng der Bacillen zunächst abgeschlossen, und in
den HeuaufgUssen tritt keine weitere Veränderung ein, nur die
Häute nehmen später meist eine braungelbe Färbung an, vermuthlich
durch Ausscheidung von Pigment ans den Anfgflssen.
Die Sporen sind jedoch keimfähig. Zwar keimen sie,
wie es scheint, nicht in derselben Flflssigkeit, in welcher sie steh
gebildet hatten; wenigstens sah ich niemals, dass nach Rntstehung
der Sporenmassc in einem der Versuchsgläser sich später eine neue
«65
Trflbimg geieigt hätte, die auf eine zweite Generation der Baciüen
hätte lorfiekgefllhrt werden können; yielmehr blieben die Henaufgflsse,
oaehdem sie sieh einmal geklärt, trotz ihrer zahllosen Sporen fortan
unverändert; aber wenn ich eine kleine Portion der Sporenmasse in
einen Reagenzcylinder brachte, dessen Heaanfgnss noch nicht die Fer-
mentation der Bacillen durchgemacht hatte, sondern durch stunden-
langes Kochen yollständig sterilisirt und in der That selbst bei län-
gerem Verweilen im Wärmkasten nicht verändert war, so keimten
offenbar die Sporen; denn oft schon am folgenden Tage hatte sich
ein weisses schleimiges ^octZZu^häutchen auf der Oberfläche des
Avfgnsses gebildet, in welchem die Entwickelung der Leptothrix-
bflndel, bald darauf der Sporenketten ihren regelmässigen Verlauf
nahm. Als ich eine geringe Menge Sporen, welche schon seit Mo-
naten auf dem Boden eines gekochten Aufgusses abgelagert waren,
mit einem frischen Tropfen in die feuchte Kammer brachte, glückte
es mir, die Keimung direct zu beobachten. Die Sporen schwollen etwas
an und trieben an einem Ende einen kurzen Keimschlauch, sie er-
schienen nun als Köpfe henbacterien^). Der stark lichtbrechende
Körper der Spore verschwand bald; der Keimschlauch glich dann
einem kurzen ^aciZ7iMStäbchen, das sich in Bewegung setzte, durch
Quertheilnng gliederte, dann fadenförmig verlängerte. Bald schwärm-
ten im Tropfen lahllose kflrzere und längere BacüUnj letztere gin-
gen in Ruhezustand Aber und verfilzten sich in weisse, schon dem
blossen Auge sichtbare Filzmassen. Wenn mit den ^octZZu^-Sporen
Keime von Bacterium Termo eingeschleppt wurden, so misslangen
meist die Keimungsversuche, da dieses sich rascher vermehrte und
die Bacillen uuterdrflckte *)•
6. Schlusgfolgerungen. Die hier mitgetheilten Beobachtungen, die
sich in mehreren hundert Versuchen mit der Constanz physikalischer
Experimente ausnahmslos wiederholten, scheinen mir den SchlQssel
1) Siehe diese Beiträge Band I. Heft 2 p. 145, Heft 3 p. 188.
*) Die BaeiUen^hrung der Heuaufgüsse bietet flbeiraschende Analogien zu
dem Verlauf vieler Infectionskrankheiten. Im Heuaufgnase dauert die Incubation
in der Regel zweimal 24 Stunden, während deren die inficirte Flflssigkeit an-
scheinend unrerindert bleibt, obwohl gerade in dieser Zeit die lebhafteste
Verniehnmg der Bacillen stattfindet; am dritten Tage ist der Paroxysmus mit
allgemeiner Trübung erreicht; bereits vom vierten Tage ab, wo die Sporen-
bfldnng b^nnt, tritt Remission ein, die Flüssigkeit fUngt an sich wieder zu
kliren; wenige Tage später ist alles vorüber, die Fermentorganismen sind
simmtlich in Sporen fibergegangen und werden durch Häutchenbildung und
Abeeizen eliminirt; die Flüssigkeit ist von da ab immun, kann aber die An-
steeknngskeime auf andere noch nicht inficirte Substrate übertragen.
des Rifhtels in entliAlteiiy welches die Entwickeln^ Ton Orgaalsi
In gekochten, organischen Stoffen bisher noch dmrbot Folgende
Thatsachen werden dnrch dieselben erwiesen:
L In gekochten FIflssigkeiten entwickelt sich nicht
Baeierium Termo, noch, so viel bis Jetit beknnntt ein
anderer mikrojkopischer OrganismnSi mit Ansnahae der
Bacillen. Die Ursache dieser Erscheinnng liegt nicht etwa darin,
dass die Flllssigkeit dnrch das Kochen die Fähigkeit Tcrtleit, Brno-
imrmm Tenmo nnd die anderen Organismen an emihren nnd ihre
Termehmng an veranlassen. Denn wenn ich In einen gekoehlsn
Henan^nss, in welchem sich flberhanpt nichts Lebendes entwickelt
hatte, nnd der In Folge dessen Töliig nnverindert geblieben war,
einen Tropfen ans einem nngekochten. In Gihmng nnd Finlniaa Iber
gegangenen Anfgnss hineinbrachte, so war der gekochte Anljpms am
folgenden Tage vollstindig trflbe, entflürbt, nnd wimmelte ronButimiwm
lirmo, Hefe nnd den anderen Im Tropfen Torhandenen BMwopkgim.
Die einaige Ursache Ar das Ansbleiben Jener Organismen In ge-
kochten Anfgflssen kann daher nnr darin liegen, dass dieeelbea u-
bedingt dnrch Kochen getOdtet werden, wie Ja anch die dirselen
▼ersnche geaeigt haben, dass dieselben bereits dnrch die Ar alle
höheren lebenden Wesen tOdtliche Temperatur der Protopkamaeoagn-
limng (drca 50®) ihre Vermehmngsfthigkelt Tcriieren, d. h. ohne
Zweifel getOdtet werden ')•
II. Wenn sich Bacillen In den gekochten Anfgflssen
entwickeln, so ist die Ursache davon in der von nns nun-
mehr ermittelten Entwickelnngsgeschichte derselben an
s neben. Wir können nicht daran aweifeln, dass im Ben BocSImb-
Sporen enthalten sind, mögen dieselben schon an den lebenden Oras-
hsimen adhiriren oder erst während des Mähens nnd Trocknens oder
beim späteren Aufbewahren des Heues, während welcher Operationen
eine gewisse Fermentation eintritt, hinein gelangen. Im trocknen
Heu sind diese Sporen geschrumpft und mit Wasser schwer beneti-
bar; während des Digerirens werden sie losgespfllt und gelangen In
den Heuaufguss ; doch solange die Sporen nicht mit Wasser
imbibirt nnd gequollen sind, können sie auf 100" erhitst
werden, ohne ihre Keimfähigkeit zu verlieren, wie das
unter gleichen Verhältnissen nicht blos fttr Pilzsporen, sondern selbst
I) Vergleiche unter andern auch die beröhniten Versuche von Pasteur Ober
Conservation des Weines durch Erhitzen der Flaschen auf 50—60^, welche
ausreichen, um alle Keime der Essig-, schleimigen, bitteren Gährung u. a. w.
zu zerstören.
M7
flir PliaaerDCfamenMiiieB aaeligewiescB ist'). Dam die mmgeqmMentn
BadBuMj^Ttn mindestens 15 Mnnie», «meine sogmr 1 — 3 Standen,
im siedenden Wssser bleibmi können, ohne ^etddtel xm werden, beruht
▼ermnthlieh anf ihrem öinrtigen Inbnlt, Tiefleieht nndb anf einer der
Sporenhant stark adhirirenden Lnllsehieht, velehe Leidenfrost'sehe
Phänomene henrormfen mag; xam Thefl hinigt es von indtridnellen
Eif^nthflmliehkeiten ab; aaeh beim Qnellen nnd KeisM« anderer
Sporen nnd Samen seigen sieh ansserardentliehe VerMhiedaiheiten
in der erforderliehen Zeitdaner*). Je Hager jedoeh das Kodien fori-
gesetst wird, desto weniger AicxZZacssporen bleiben keimfkhig, desto
nnsleherer nnd snßüliger werden die Ergebnisse; sehliesslieb, bei
Erbitten Aber 100^ sehneller, werden alle Sporen getddtet nnd die
Flüssigkeit ist dann voilkosunen sterilisirt >obald aber aneh nnr
einige Sporen snr Keimnng gelangen, so gehen aas ilmen bewegliehe
Stibehen hervor, die sieh dnreh Qnerthetlnng rsseh vennehren; sind
ihrer am ersten Tage aneh nnr so wenig, dass sie dem blossen Ange
sieh nieht bemerklieh maehen, so haben sie sieh am zweiten Tage
aebon so stark vermehrt, nm eme hinlige Sdrieht an der Oberiliehe
an bilden, nnd in lange nnbewegliehe FMen aasa wachsen; tehon
am drlttm Tage b^^nt die Ersengnng der Sporen; ist diese ToHen-
det, so gehen die Fiden an Gmnde, die Sporen werden frei nnd
ktanen die Infeetion weiter verbreiten.
IIL InallenFlIlen, woimmer in gekoehtenorganisehen
Stoffen sieh Organismen entwickeln, habe ich bisher
einaig nnd allein sporeneraengende Bacillen gefnnden«
Daaa in den Bastian'sehen Riben-Kisedeeoeten es nidbt der Raben-
anfgnss, sondern die im Eise eingeschlossenen Danersporen der
1) Nach Pattcnr können trockene iVMfii7fiMitt>orrnaaf 121*, nsgb Mspss«
sein anf 140-150* erhitit wcfdcn, ohne Reinifihigibeil ni verlieren. Eine weh
geringere fiSlitndf (70 — 80*| xcigm die Angiüben von Tarnowaki (Saeha,
Lehrbocfa der Botanik, 4. Anfl. p. €9dj; doch iat anr die Methode, durch
welche dieselben gewonnen find, nicht bekannt.
*) Bei den Untemchnagen ober Keinrfahigkeit werden die HanKn vorher
in deatiltirtcm, von Zeit xn Zeit emcnteni Wwer bei einer Temperalor von
IS— 91 * geipKfll; Nobbe &nd n. a. bei eineni Veranch nut Tr^öümm yraiemMe,
daan von 1000 Samen m nach einem Tage, 8 nach 3, 9 nach 5, 4 nach 9,
U nach 10-19, € nach 21—96, 7 nach Sl-3^ 3 nach 43-4^ 3 nach 52-59,
S nach 91, 4 nach 147 nnd 3 nach 156 Tagen quollen (Nobbe, Handbuch
der Hifntiimlf 1876 p. 112). Bei den Prfifimgen in den SamencontroUata-
tionen weiden die innerhalb 10 Tagen gekeiatfen Samen der PapilHmaeeem
getShlt, von den nagecpiollen gebliebenen noch ein Drittel dem Retmnng^ro-
ecnfaals hinm addirt, weil erfahrangMnSaaig noch eine entaprechende Zahl
dieser Samen nachtriglich keimt (Eidaai, Landw. Versnchaatationen XVIIL)
C«aB, niMiii«i XV Bfotocfe 4cr PSHucaL Baa4 IL n«ft OL |8
368
LahbactUen seien, welche der Kocbhitte so liiiige widersteben, hibc
ich bereiU im vorigen Jahre wahrscheinlich gemacht'). Dua in
gekochten Erbsen nnd Lnpioen aich nicht Bacterium Tervw, BODdern
Bacillus guUilU vermehrt und zu Leptothr!x(lkAen nnd dichten H*n-
fengewtrren entwickelt, bemerkte ich schon im Jahre 1872 in moiner
ersten Abhandlung Über liacteHim '^). Zu dem n&mlicfaen Resnllatc
fOhrten auch die von Bidam ant^eatellten Veraacbe mit Erbsen und
UUhnereiweisB, welche 14 Tage einer Temperatur von 44 — 4G"km-
gesetzt worden waren'}. Indem ich meine Tagebücher vergleiche,
linde ich, dass ich bei allen diesen Versurhen auch stets die oliloo-
gen, stark lichtbrechenden Sporen sich massenhaft habe entwickeln
aehen, von denen mir früher nnr entgangen war, dass sie in den
Bacillus- (LeptothrixJ fkden entstehen. Auch in den bennetiach vor-
achlossenen Blechbdohsen ans Frauenfetd, in denen gekocht« Erbavo
verdorben waren, hatte ich ansscbliesalich Bacillen beobachtet
Wenn andere Bacterien nnd sonstige Ferment Organismen (^lyaM-
phyUn} beim Erhitzen nicht das nHmliehe Verhalten zeigen, wie die
BadBen, so liegt der Ornnd darin, dass, so viel wir bis jetzt wia*»,
einzig und allein bei den Bacillen Sporenbildnng vorkommL
Der scheinbaren Stütze, welche die ErschciiiniigBl
bei den gekochten Heuanfgnasen der Hypothese *ier Dr-
Zeugung gewähren, wird dnrch diese BeobachtnngeA
jeder Halt entzogen.
IV. Nach Analogie der Beobachtungen an anderen Organismen
mosst« vermnthet werden, dass bereits Temperaturen nntor 100"
ausreichen würden, um diu Kniwickel ang der Bacillen in HuDanf-
gßsBen zu verhindern, wenn diu Warme nnr lange genug ninwickea
kdnne. Um hierüber zu experimenteller Entscheidung tu gelangen,
wurden im LanfL- des Juli c. unter freundlicher AssistenB dea Beim
Dr. Eidam in unserem Institut eine grosse Zahl von Veruaehen
angestellt, welche, obwohl sie noch nicht abgeschlossen werden konn-
ten, dennoch ein interessantes Verhalten der Heuladllen gegen hflber«
Temperaturen unter IQO" bereits erkennen licssen.
Von gewöhnlichem saurem Ilcuaurguss wnrden je 10 tiramn in
Reagenzcylinder gebracht, die vorher in einen engen Bals ansgexogen,
nnd nachdem sie gefulll, derart zngesahmolien wurden, dass eine
ansreicheude Lnftmrnge mit eingeschlossen ward; hierauf wurden die
■l 8<«lii? diese Beiuägc Bmid 1. Hrft 3 p. 196. l8rS.
*) Ehiirigt Band 1. Heil i p. 31$
>) 1. c. Band I. Heft 3 ji. Sl«.
*) I. c Band I. Hen 3 p- 3uu.
169
OlliebeB in eiBen Kessel ontergetawJity detsea Wasser a«f den ge-
wOnsehten Wlrmegrad erbitst war, nm ihnen in knrxer Zeit die filr
jeden Versnch erforderliehe Temperatur niitsatheilen. Eine Anzahl
80 priparirter Oläsehen wnrde in mne grosse Glassehltosel gestellt
nnd mit Watte umgeben, sodann die Sehfissel in den Heixranm eines
unserer Wirmkasten gebraebt, dessen Temperatur dnreh eine Termit-
telstdes Bunsen'seben Regulators regulirbare Gasflamme Tagelang
nahesu auf coustanter Höhe erhalten werden konnte; mehrere Ther-
mometer, welehe theils in Tersebiedener Höhe im Heiaranm aage-
braeht, theils direet in eines der VersnehsgUser ei^efllhrt waren,
gestatteten die Controle der eraielten Temperatsr. Eine absolute
Genauigkeit war allerdings nicht au erlangen, well die Temperatur des
Heiaraumes am Boden und am Deekel nm du Paar Onde differirte.
AUe Stunden wurden in der Regel je 2 Gliser aas dem Heizraum
heraus genommen, endlieh simmtliebe Gliser neben einander auf ein
geeignetes Stativ gestellt und in einem aweiten Wirmkasten bei
25—30^ ihrer weiteren Entwiekelung flberlassai. Ein Uebelstaad,
der bei diesen Versueben sieh herausstellte, dass nimlieh bei Itnge-
rem Erwärmen aus den Henaufgissen ein sehwanbrauner Stoff sieh
in klumpigen Flöekeben absetste und aaeh auf der Oberfliebe der
Flllssigkeit ein harsiges Hlutehen sieh bildete, ersehwerte zwar die
makfoskopisehe Beobachtung, konnte jedoch kaum zur Verwechselung
mit den dmrakteristischen weissen ^adZZmmembranen Tcrleiten; die
mikroskopische Untersodiung, die in allen zweifelhaften Fällen Tor-
genommen wurde, gab ohne Weiteres entscheidende Aufkllmng.
1* Zuerst wurde die Temperatur im Heizkasten auf 47 — 50^ ge*
braebt und mehrere Reagenzcylinder, deren Heuaufgnss durch Zu-
lllgung eines jSadZZmtropfens infieirt war, hineingesetzt; schon nach
34 Stunden hatten sidi an der Oberfliebe der Aufgflsse dicke Bacillen'
messbranen gebildet; andere Schigopkyien dagegen kamen nicht zur
Entwiekelung.
2. Die Temperatur im Heizkasten wurde auf 57 — 60^ gebracht,
und 34 Reagenz^linder darin 2 17 Stunden lang belassen; der
Heusufgnss war nidit absichtlich infieirt worden; am folgenden Tage
war allea unTcrindert, am zweiten hatten bereits 20 Gliser, die 2
Ina 16 Stunden lang erwirmt waren, sich getrflbt und ein Bacillus'
hintehen gebildet; am dritten Tage waren noch 4, am vierten noch
2, bb sam adbnten noch 6 Gliser von Bacillen getrflbt, nur je eines
der 11, 15 und 17 Stunden lang erwirmten Gliser war unverändert
geblidMa.
Bei einer Wiedeiholung dieses Versuchs zeigten simmtliebe
18»
S70
Gläser, die I — 11 Stniiden l&ng in einer Temperatar von &7— 60**
verweiU hatten, zwei Tage später Bact'l/^nhüdnag'
3. Hehrere ttbaiclitlich ioficirte, sodann zngeachmolsene oder
mit Baumwolle veratopfte Gläser wurden 24 — 73 Stunden lang in
HeiEraum bei 53 — 55 und bei 57 — 60" belaasen; in keinem dieser
Gläser entwickelten sich Bacillen während i]er {Exposition in der
höheren Temperatur; in den nacli 24 Stunden herausgenoiatiieneo
anil sodann bei 25 — 30" aufgestellten Oläseni bildet« sieb die
ßacHUiAi&ai zwei Tage später.
4. 20 Gläsclieu wurden '2- 15 Stunden lang auf 67— 70" er-
hitzt, swei Tage später hatten 16, darunter auch die am lingatea
erwärmten eiae BaciUcnh&at bekommen; vier tje eines der G, 10,
IS, 14 Stunden exponirten) waren sterilistrt.
5. 42 Gläschen wurden 2-26 Stunden anf 77—80" erhiüt,
awei Tage apäter hatte sich in 31 Gläsern die Bacillenhnut gebildei,
nnd zwar auch in den 24 — 26 Stunden lang exponirten; 11 Gliaer
(10, 16, 18, 20, 22, 23, 25 Stunden erhitzt) schienen nicht ver
ändert, doch trat uacbträglicb noch in sieben derselben Bacäl^n-
bildung ein, nur drei (22, 23, 25 Stunden ciponirtl waren stcrilieirt.
6. Um die Einwirkung nach längerer Erhitsung zu ermitteln,
wurden 34 Gläschen einer Temperatur von 72— 7 j" ausgosetst;
die ersten drei nach 12, die folgenden drei ii&cli 24, die nicbsien
drei nach 36 Stunden u. s. f., die letzten drei nach 96 ätiiaden
herausgenommen. Die 12 Stunden lang exponirten zeigten swej
Tage später das fiooiV/iMhäutchen ; von den 24 Standen exponirten
hatte eines am dritten Tage ein Hautchen gebildet, die beiden an-
deren zeigten eine geringe Trübung, bildeten aber kein lIlatcfatiD;
in einzelnen der 36 und 48 Stunden erhitzten zeigten sich llaoiJivH
am vierten Tage, in einem 60 Standen erwärmten erschien am sech-
sten, in einem 84 Stunden erwärmten am siebenten, and in einem
der 96 Stunden erhitzten noch sm neunton Tage ein Anflug von
BacäUn.
7. Eine Aniahl zugeschmolzener Reagenzgläser, welche 73 bis
91 Stunden der Temperatur von 7(1—75" ausgesetzt gewesen mm
and in denen sich nichts Lebendes entwickelt hatte, wurden dorcb
Aufbrechen des Halses geöffnet und mit Hülfe einer voilier ans^-
glubten Stahlnadel, ein jedes mit einem Tropfen schwärmender Ben-
ßaciUen, die eben im BegritT standen, Sporen zu bilden, inflcirt.
Die eine Hälflo dii^scr Gläser wnrde in den Wännkaaten bei
35—30" gebracht; nach 17 Stunden halten sich die Jlitoi/Un stark
remchrt, waren in lauge Fädi-n aufgewachsen, tlieiU in achirlrmen-
871
der BewegQDgi theiU zu einem schwimmenden Häatchen parallel an-
einandergelagert, welches Tags darauf in Sporenbildong überging;
es war also der Henanfgiiss noch geeignet Bedeuten zu entwickeln.
Die andere HUfte der inficirten Gläschen dagegen wnrde in den
Heisranm snrflekgestellt nnd in diesem bei ca. 75 " noch 24 Stunden
belassen, die Flüssigkeit war vollkommen klar geblieben ; nnter dem
Mikroskop zeigte sich, dass die zugesetzten Bacillen unbeweglich
geworden, mit der harzigen Abscheidung inkrustirt und in Zersetzung
flbergegangen waren; einige Sporen mussten jedoch keimfähig ge-
blieben sein, denn drei Tage später hatte sich bei einer Temperatur
TOB 25 — 30^ ein i^oetZZenhäutchen gebildet.
Aehnllche Versuche mit Reagenzcylindem, die nicht zugeschmol-
zen sondern mit Baumwolle verstopft waren, gaben ähnliche Re-
•oltate« Aus alledem lassen sich, wie ich glaube, folgende Schluss*
folgerungen Ober das Verhalten der HeuiaotZ2en bei höheren Tempe-
raturen unter 100^ entnehmen:
a. Bei einer Temperatur von 47 — 50^ vermehren sich
die Bacillen noch lebhaft und gelangen in normaler
Weise zur Haut- und Sporenbildung, während die flbri-
gen, im Heuaufguss vorhandenen Schizophyten bereits
bei dieser Temperatur zur Fortentwickelung unfähig
werden (Versuch 1.).
b. Bei einer Temperatur zwischen 50 und 55^ hört
alle Vermehrung und Entwickelung der Bacillen auf,
sie bilden bei dieser Temperatur weder Häute nochSpo-
ren, die schwärmenden und die wachsenden Fäden werden
getödtet, die Sporen dagegen behalten längere Zeit(min-
destens 17 Stunden) ihre Keimfähigkeit (Versuch 2., 8.).
c. Während gewöhnlieh die Heuaufgttsse schon nach
24 Stunden langem Verweilen in einer Temperatur von
60^ und darüber sterilisirt werden, scheinen einzelne
Bacillu8%i^ox^T\ sogar drei- bis viertägige Erwärmung
auf 70 — 80^ zu fiberdauern, ohne ihre Keimfähigkeit
einzubfissen (Versuch 4-6.).
Eine genauere Feststellung der Temperaturgrenzen, in denen
sich die Entwickelung der Bacillen bewegt, behalte ich späteren
ünterauehnngen, die sich auf exactere Methoden stützen sollen, vor.
V. Auch in ungekochten Flüssigkeiten entwickeln sich
Bacillen; im ungekochten Heuaufguss erscheinen sie gleichzeitig
mit BacUrium Termo und gelangen meist auch zur Fadenbildung,
werden aber von ihren lebenskräftigeren Mitbewerbern bald unter-
draoKi^ will read im stark erhitston Substrat ihre Sporen allein lebeu-
fäbig bleibeo und daher ausscbliesBlicb zDr Entwiokelang gelangen ').
Wie bäalig sieb BaciHen iu den serösen FtUasigkeiten tbicrltcher
Oewcbe entwickeln und zur Sporenbildong gelangen, kann aus den
Darstellungen und Abbildungen von Billroth entnommen werden.
Wir halten es fUr wahrscheinlich, dass anch die vielen, in patholo-
gischen Bildungen beobachteten LejXolhrictoTitien in den Bntwick«-
lungekreis unserer Gattung Bacillus gehören, wenn auch der gene-
tische Znaammunhang noch dunkel ist. Insbesondere bedarf der Anf-
klAruDg noch die wegen ihres scheinbar normalen Auftretens in llnod
und Rschenhdhle so räthselbafte LejytotkrLv buccalts Robin, deren
steife Fadenbllndol ganz so aussehen, als seien sie anbeweglich ge-
wordene Enlwickelaogszuatlinde eines Bacillus. Dass sich anch im
Magen der Kinder Bacillen- und LeptoihrixMea normal entvickela,
habe ich schon früher als wahrscheinlich hingestellt').
VI. Ueber die Physiologie der Bacillen, namentlich Ober
ihre Fermentwirkungen, fehlt es noch an ausreichenden
Untersucbangen, insbesondere vom chemischen Gesichtspankte.
Unsere Beobachtungen an den Bacillen der □eaanfgüsBe haben geseigt,
dass die besonders Üppige Vermehrung derselben, das Auswachsen in
lange PAden und die Sporenbildang aasechHesBlich an der Oberfliehe
der Nährflassigkeit, also offenbar unter Rinfluss der Lnft stattfindet
In allen unseren Versuchen mit zngesehmolzenen und daher mit einer
beschränkten l^uPtmenge versehenen Kölbchen, deren Zahl weit Ober
100 betrug, entwickelte sich auf der Oberltäche der gekochten Ben-
anfgttssc zwar immer das aus ruhenden Bacillusrädea in parallelen
Reiben oder SchleimbUndeln gebildete Häuteheu; aber es blieb tteta
Ausaeret dOnn, zart, fettig; anrsehr selten begann dieSporen-
bildnng. Wenn in einigen dieser Kölbchen dicke, staubige, weisse
oder gelbe Häule gefnnden wurden, so ergab sich ausnahmslos, daaa
der zogeachmolzene Hals durch Zufall wieder aufgebrochen war, wenn
auch nur in eine feine Oeffnung, und in allen diesen FKllcn hatten
■) Iu thiiliclier Weise werden die chromogeDen Mitracotctn auf Kanofftla
u. ■. w. durch Haet. Tmm unterdrückt (Beiirtge 1. i. p. 113, l6U), Auf » bt
•olchcB Uebcrwuchern dtr ttaeiUtn durch Baeternm Ttrmo aind tcmnillilldi
di« mir »uosi UDvcrsUndlichen Angsben von Pasleur turOektufHhrcn, wel-
ciier die FIuIoIbb durch die Miiwlrkung von iweicrlri Ürgsnlsiuca, von Tbieren
(Bactcricn), die des Sauustofia bcdOrffu, utid von PfUnicn, Vllirionea (wahr-
•cbeiiillch Bacillen), die durch Sauerstoff augeblich getödl«t werden, ui erkli-
rcn versuchi ha). CoRi|)t«s reiidiis d« VAcadriiiiio des •cienees de Paria lS6t.
tu. all. 344.
*) Bettrige Band L Heft 9. p- 194.
178
Hch Sporen oiMseiihaft gebildet Es unterliegt daher keinem Zwei-
fel, dass die vollkommene Entwiekelnng der Bacillen und
insbesondere ihre Fortpflanzung dnreh 8poren nur bei
nngebindertem Lnftsntritt eintritt. Aber gerade bei den
der Lnft frei ansgesetzten nnd von reicher i^ootT^t^hant bedeckten
Aa%Q8Ben findet keine anffisllende Fermentation statt ; dieselben blie-
ben, nachdem sie sich kurze Zeit getrabt, spfiter völlig unverändert.
Auf der andern Seite wissen wir, dass in hermetisch verschlossenen
Blechbttchsen mit Conserven, in welchen durch stundenlanges Kochen
alle oder doch der bei weitem grösste Theil der Luft ausgetrieben
sein mnsBi sich mitunter Bacillen entwickeln, ohne sich jedoch beson-
ders reichlich zu vermehren, gleichwohl aber eine äusserst energische
Fermentation veranlassen, in Folge deren sich Gas unter mftchtigem
Druck entwickelt. In den am Anfang dieser Abhandlung erwähnten,
ans Frauenfeld, Canton Thurgau, bezogenen Blechbflchsen mit ver-
dorbenen Erbsen waren durch die Spannung des Gases die Deckel
oonvex nach aussen gewölbt, und als einer der Steuerbeamten bei
Ankunft der Sendung aus der Schweiz seiner Pflicht durch Anbohren
eines Deckels glaubte Oenflge leisten zu mflssen, wurde der flüssige
Inhalt der Bfichse im Nu explosionsartig nach Aussen geschleudert
Aehnlicbe Explosionen habe ich sdion 187 2 bei der Oihrung ge-
koehter Lupinen in zugeschmolzenen Glaskölbchen erwähnt').
leb vermuthe, dass unter solchen Umständen Butter-
sftmregihrung eintritt und dass die £act7/6n die Erreger
derselben sind; denn bei sonst gleichen Verhältnissen unterbleibt
in den Conserven die Oährung, wenn keine Bacillen sieh entwickeln,
nnd umgekehrt'). Hiernach geht die Fermentwirkung der
Bacillen in luftfreiem Räume mit besonderer Intensität
yor sich, während intensives Wachsthum und Sporenbil-
dung an den ungehinderten Zutritt der Luft gebunden
ist leb verzichte darauf die nahe liegende Parallele zwischen die-
sen und den Beobachtungen Ober das Verhalten des Alcohol-Hefe-
pilzes auszufilhren, weil eben die chemische Seite der Fermentthätig-
keit der Bacillen mir nicht genfigend durchgearbeitet scheint').
Eigentliche Fäubiss, welche erst mit der völligen Zerstörung der
faulenden Substanz abschliesst, tritt in gekochten Substanzen und
Anfgttssen niemals ein, wenn nicht nachträgliche Infection mit dem
1) Beiträge Bsnd 1. Heft 2 p. 318.
S) Vergl. auch Pasteur, Compt. rend. 1861. LH. 344.
*) Vergl. Jahresbericht der Sehles. (yeieUschaft 1873, Botan. Section p. 117.
274
Fermtnl der FsuInJaG, Bactenum Teniio '), atatllinii^l ; bei H^iunfgAa-
a<^n t;eiiil^'t Brwürniiing auf &0", um Uiese VeränJcruDgru «Ivrch
H. Temui, nicht aber di« durch Bacillus zn verhindern. UnKre Unter-
snchungen geben neue Stutze dem Satze, den ich als den Angvl-
pnnkt fUr die wiDscnscbsftliche Erkennlnisa der Bsclo-
rien und ihrer cliemischen nud patbogenen Fermentwir-
kungon Oberhaupt betrachte, dasB es ganz verscbiadaa«
Gatlangun^) dieser Organismen giebt, wclcbo immer nur
auä Keimen gleicher Art hervorgehen and durch ver-
schiedene Entwickeinng, verschiedene biolugische B«-
dingUDgen und Fermentthütigkciten eich acharf and
constant unterscheiden. Als zwei solche völlig distinote Qal-
tongen haben wir insbesondere Bacterium Tenno nnd die ßa-
ciäen nachgewiesen, welche höchstens in ihren ersten Gntwicke-
lungszn ständen verwechselt werden können, etwa wie die Zoosporea
und Keimlinge einer Vhnetophora, einer Cladoi'horn, einer Ulothrix
u. a. verwechselt werden können, die aber durch ihre geaammte
Entwickelungsgeschichle, durch ihr Verbalten gegen höhere Tempe-
raturen und andere Lebensbedingungen, sowie durch ihre Ferment-
wirkung sich durchaus verschieden erweisen.
VII. Unter den bisher beobtchteten Bacillen nehmen die im Blat
milzbrandkranker Thiere und Menschen sich in nnendlichcr Meng«
entwickelnden insofern eine besondere verbängnissvolle Stellung e
als ihre pathogene Bedeutung ausser allem Zweifel
>) Nicht Iniiisorien, Vibriouen oder Bacierica Bchlechlhin, wie man Mbcc
Mgle, tooderD eine von den Obrlgen Baclerieo disiincie Art, Batttriam 2Wi
iai, wie ich schon im Jahre 1872 iiisgespruchcn (Beilrige fiMid 1. Heft i
p. 169, 203) da* Ferment der Fiulnias io dem ntmllchcn Sinne, in dem .'itorka-
Tomj/eet als Ferment der AlkoholgaUrung lieieichnet wird. Wer n*di heul
die Fluluisi von CLuer spontanen DLSBorialion der Proteiomolemle, mler von
einem uoorgaalsirlen Feriucoc ableitet, oder gar au* „SticksioKspliueni"
die BsJken lur Stölce seiner Fiulnissthcoric zu ümmem versuchl, hat tucrsi
den Sa» „Keine Fiulalss obne Baettrium Ttrmo" zu widerlegen. Da
auch in Wasser unlöslii-be Albuniinaie, 1. 1). harigekocliteB 1 1 öl inerci weiss, duii:^
die Fiulniisliacterieii xerslürl werden, su ist auiuDchiiieii. da» diese Bacterien
luuiclist ein (lattrige* äccrei auMcheideri, welches, Abnlich dem Pepatii, ai
feste •tickslofThaliige Verbindungen i\x vcrQüasigcD und lu spalten veriuag; d
ein Theil dieser Spaltangsprudnclc, nnd zwar Amraoniikverbiuduagen,
Emihrung und Vcrmelirung der Baelerien vcrwerthel werden, liabe ich acbon
Irilhrr (Band I, Heft 2 p. 210) wahrscheinlich lu macheu gesucht.
>) Meine (iatiungen f .Uieroeoccw, ßacltriam, BaeiUui, Vitrio, ^irUlnm,
SptToeliaettJ halte icti tSr nalflrlich, während ich die von mir aufgMleflten
Arten dieser Oallungen nur als provisorisch anscbe.
875
steht. Im Jmhre 1875 habe ieh darauf anfmerksam gemacht,
da die Bacälen sich In der Regel durch Danersporen fortpflanzen,
daas amch bei den Stäbchen des Milzbrandes solche zn erwarten,
ud daas in diesen die Keime der Infection in scheinbar Stäbchen-
freiem Blute an Terrnnthen seien'). Zn meiner grossen Frende er-
hielt ieh von Dr. Koch in Wollstein eine briefliche Anzeige vom
SS. April c, dass derselbe sich längere Zeit mit der Untersnchnng des
Milabrandeontaginms beschäftigt habe, und dass es ihm endlich gelun-
gen sei, den vollständigen Entwickelungsgang des Bacillua AtUhracü
maftufiaden; er sprach seine Bereitwilligkeit ans, im hiesigen pflan-
senphysiologisehen Institut die nothwendigsten Experimente unter
meinen Augen anzustellen und mein Urtheil Ober den Befund einzu-
holen. In Folge dessen hielt sich Herr Dr. Koch vom 80. April
bis 3. Mai in Breslau auf und machte in unserem Institute durch Ein-
impfsn mitgebrachten Milsbrandmaterials auf lebende Frösche, Mäuse
und Kaninchen eine Reihe von Experimenten, welche mir Oelegen-
heit boten, mich von der vollen Richtigkeit seiner Entdeckungen
aber die Entwickelung der Milzbrandbacillen zu flberzeugen; auch die
Herren DrDr. Auerbach, Cohnheim, Eidam, Lichtheim, M.
Traube, C. Weigert haben diesen Versuchen und Demonstrationen
beigewohnt. Indem ich es Herrn Dr. Koch Obertasse, Ober seine
dnreb sinnreiche Methoden gewonnenen Resultate in seiner am Schluss
dieses Aufsatzes aufgenommenen Abhandlung selbst zu berichten,
ood die hochwichtigen Schlussfolgerungen, welche sich aus seinen
Untersnehungen Aber die Natur und Verbreitung des Milzbrandcon-
tagiums ergeben, selbst vorzutragen, bemerke ich hier nur, dass
die Entwiokelungsgeschichte der Milzbrandbacillen ganz
und gar mit der fflr die Bacillen der Heuaufgflsse ermit-
telten flbereinstimmt. Zwar fehlt den Milzbrandbacillen das
bewegliche Stadium, im Uebrigen aber ist ihre Aehnlichkeit mit den
Heubacillen eine so vollständige, dass ich die Zeichnungen von
Koch ohne Weiteres zur Erläuterung der von mir beobachteten
Zustände herbeiziehen konnte, sowie umgekehrt einzelne meiner Zeich-
nungen zur Illustration der Milzbrandstäbchen dienen können. Ffir
Diejenigen, denen die Autopsie dieser merkwürdigen Verhältnisse
abgeht, bemerke ich ausdrflcklich, dass von einer Unsicherheit der
Koeb*sehen Untersuchungen in Folge etwaiger Verwechselungen oder
Verunreinigungen absolut nicht die Rede sein kann. Es liegt hier
einer jener Fälle vor, deren die Lehre von den Bacterien mehrere
1) Beiträge Band L Heft 3 p. 200.
»76
aofzufuhren hat, daBS eine und die namllcLe Bacterienform udnr vid-
mehr iwei unter dem Mikroskop uicht sicher lU notcrscheiilend«
Arten, die eine im menacblichen OrgsniBmue als conaUnter Begiaiter
epeciJiRcber pathologischer Zustände, ohne Zweifel ala Trag«r de«
Contaginma, die andere ausserhalb des Organisrnns in indifferenUn
Medien und ohne bekauDte od«r mit ganz verschiedenartiger Pennent-
wirkung auftritt. Ob die Zukunft einen genetischou Zusammenhang
iwischeD den ßacillen des Heu's nod des Miltbrandes, iwischen drr
Hpirochaete des Snmpfwasscra ond des Recurrens, iwischen den Mic.ro-
rvcctMColonieen verdorbener Trinkbrannen oder g&hrender Spetaen
and des Typhus oder der Diphtherilis n. s. w. wird erkennen laeaen,
oder ob ea aicb hier um Sasserlich ähnliche aber specifisch verschie-
dene Arten oder Rassen handelt, das zu entscheiden mag der Wcitei-
entwickelnng der Wissenschaft anheimgeslellt werden, welche seit
der Tcrbaltnisamäseig kurzen Zeit, wo diese Fragen ernatlicb nod
mit eiacter Methode in Angriff genommen werden, schon so viele
wichtige Thatsachen auf diesem Gebiet ans Licht gebracht bat.
Brealaa, Juli 1876.
Untersnchnngen über Bacterien.
V.
Ke Aetinlogie der Kilibrand-KraiiUieit, begründet auf die
Batwiokimigigeiolliohte des Baeillas Anthraois.
Von
Dr. Koch,
Rreisphysikus in Wollstein,
ffiem TifelXL
I. Einleüung. Seit dem Anffinden der stftbcheDftrmigen Körper
im Blate der ao Milibruid gestorbenen Thiere hat man 8ich vieifaeh
Mflhe gegeben, dieselben als die Ursache für die direkte Uebertrag-
barkeit dieser Krankheit ebenso wie Ar das sporadische Auftreten
derselben, also als das eigentliche Contagium des Milzbrands nach-
snweisen. In neuerer Zeit hatte sich hanptsftchlich Davaine mit
dieser Aufgabe beschäftigt und gestfltzt auf sahireiche Impfversuche
mit frischem oder getrocknetem stäbchenhaltigen Blute, mit aller
Entschiedenheit dahin ausgesprochen, dass die Stäbchen Bacterien
seien und nur beim Vorhandensein dieser Bacterien das Milzbrand-
blut die Krankheit von Neuem zu erzeugen vermöge. Die ohne
nachweisbare direkte Uebertragung entstandenen Milzbranderkran-
knngen bei Menschen und Thieren führte er auf die Verschleppung
der, wie er entdeckt hatte, im getrockneten Zustande lange Zeit
lebensffthig bleibenden Bacterien durch Luftströmungen, Insekten
und dergL zurflck. Die Verbreitungsweise des Milzbrandes schien
hiermit vollständig klar gelegt zu sein.
Dennoch fanden diese von Davaine aufgestellten Sätze von
verschiedenen Seiten Widerspruch. Einige Forscher wollten nach
Impfung mit bacterienhaltigem Blute tödlichen Milzbrand erzielt
8T8
huben, ohne dasB eich nachlior Bncterien iiD Rlutc fatiden, rniil um-
gekehrt liess eich wieiler durch Iraprnng mit diesem bacterienrnicti
Blnle Milzbrand hervorrufen, bei welchem Bucterien im Blute ¥0r-
handen waren. Andere machten dar&uf anrmcrkum, daas der MiU-
brand nicht allein von einem Contagium abhänge, welche« oberhalb
der Erde verbreitet werde, sondern dans diesfi Krankheit in einem
onzweifelhaften Zusammenhange mit BodcnverhMltnissen itebe. Wie
würde eonst zii erklären eein, dnsa das endemische Vorkommen de*
Milzbrandes an feuchten Boden, aliio namentlich an FlnMlhAler,
SiimpfiÜBtrikte , Umgebungen von Seen gebunden igt; dasa ferner
die Zahl der HilzbrandfSlle in nasBen Jahren bedeotender ist und
aich hanptBüchlic)] anf die Monate Angnst und September, in welchen
die Cnrve der Bodenwärme ihren Oipfelpnnkt erreicht, lasammen-
drängt, dass in den Milzbranddistricten, sobald die Heerdrn in
bestimmte Weiden und Trfinken gefuhrt werden, jedesmal eine grM-
aere Anzahl von Erkrankungen unter den Thierer eintritt.
Diese Verbflltnisse sind allerdings durch die Annahme ßavaine't
nicht zn erklären und das Ungenügende derselben hat aar Folg«
gehabt, dass von Vielen die Bedeutung der Baeterien für den Hlb-
brand ganz gelengnet ist.
Da ich einige Male Gelegenheit hatte, Thiere, welche an MiU-
brand gefallen waren, zu untersuchen, ao benntile ich dieae zn einer
Reihe von Verauclien, welche zur Aufklärung der chen angedenteten
dunklen Ptinkte in der Miizbrandätiologie beitragen sollten. Hierbei
kam ich sehr bald zu der Ueberzeugnng, dass die Da vain e'scfa«
Theorie über die Verbreitungaweise des Milzbrandes nnr znm Tbeil
richtig ist.
Es zeigte sich nämlich, dass die Stäbchen des Milzbrandblates
bei Weilern nicht so resistent sind, als Davaine seinen Versuchen
entnehmen zn müssen glaubte. Wie ich später nachweisen werde,
bewahrt das Blut, welches nur Stäbchen enthält, seine Impffibigkeit
im getrockneten Zustande nnr wenige Wochen und im feuchten nnr
einige Tage Wie sollten also ao leicht vergängliche Organismen
du oft während des ganzen Winters und im feuchten Boden viel-
leicht Jahrelang schlummernde Contaginm de» Milzbrandes bilden?
Hier blieb, wenn die Bacterien wirklich die Uraacho dea MtUbrandea
abgeben, nichts anderes Übrig als anzunehmen, daas sie durch einen
Qeneralionswechael in einen anderen gegen abwechselndes Eintrocknen
und Anfeuchten unempfindlichen Zustand übergeben kSnnen, oder,
was weit mehr Wahrscheinlichkeit bat and was von Prof. Cobn
schon im zweiten ll<'ft«, Band I. dieser Beiträge p. 145, angedeutet wurde,
279
daas die Bacterien Sporen bilden, welche die Fähigkeit besitzen,
naeh llngerem oder kflrserem Ruhezustände von Neuem zu Bacterien
anasvwaehaen.
Alle meine weiteren Versuche gingen nun dahin, diesen vermuthe-
ten Entwicklnngazustand der Milzbrandbacterien aufzufinden. Nach
maachen vergeblichen Bemflhungen gelang es denn auch schliesslich
dieses Ziel su erreichen und damit die wahre Milzbrandätiologie in
ihren Omndzttgen festzustellen.
Da die Entwicklungsgeschichte der Milzbrandbacterien nicht nur
botaniaehes Interesse bietet, sondern auch manches Licht auf die bis
jetzt so dunkle Aetiologie der vom Boden abhängigen Infections-
krankheiten zu werfen im Stande ist, so habe ich es jetzt schon,
obwohl meine Versuche noch nicht abgeschlossen sind, unternommen,
die wichtigsten Resultate derselben zu veröffentlichen.
II. Entwicklungsgeschichte des Bacillus Anthrads, Die Milz-
brandbacterien gehören nach Prof. F. Cohn's System der Schizo-
phyten^) zur Gattung Bacälus und sind mit dem speciellen Namen
Bacillus Anthrads belegt, dessen ich mich im Folgenden statt des
viel umfassenden Ausdrucks Bacterien bedienen werde.
1. Im Blute und in den Oewebssäften des lebenden
Tbieres vermehren sich die Bacillen ausserordentlich
schnell in derselben Weise, wie es bei verschiedenen
andern Arten Bacterien beobachtet ist, nämlich durch
Verlängerung und fortwährende Quertheilung.
Es ist mir allerdings nicht gelungen, diesen Vorgang direct zu
sehen; derselbe lässt sich aber aus den schon häufig vorgenomme-
nen und von mir in folgender Weise wiederholten ImpfVersuchen
schliessen. Als sehr bequemes und leicht zu habendes Impfobjekt
benatzte ich meistens Mäuse. Anfangs impfte ich dieselben an den
Ohren oder in der Mitte des Schwanzes, fand aber diese Methode
unsicher, da die Thiere durch Reiben und Lecken das Impfmaterial
entfernen können; später wählte ich als Impfstelle den Rücken der
Schwanzwurzel, wo die Haut schon verschiebbar und mit langen
Haaren bedeckt ist. Die in einem verdeckten grossen Olase sitzende
Maas wird zu diesem Zwecke mit einer langen Pincette am Schwänze
gefasst und letzterer aus einer schmalen Spalte zwischen Deckel und
Glasrand so weit hervorgezogen, dass bequem ein flacher querver-
laufender Einschnitt in die flaut des Schwanzwurzelrttckens gemacht
und ein möglichst kleines Tröpfchen der bacillenhaltigen FIflssigkeit
1) Band I. Heft 3 dieser Beiträge p. 202.
in die kleine Wunde gebracht werden kanu. In dieser Wciae asa-
geführte ImpfuDgen, welche ich in grosser Zahl gemacht habe, hatt«ii
ansnahtDBlos ein positives Resnltat, sobald ganz friache
Milzbrand-Substanzen angewandt wurden; und ich glaube deawegcB
eine derartige Impfung, je naob ihrem Erfolg, als ein iicheres Bea^U
auf das Leben oder Abgeatorbensein der Bacillen auseben eq kOuMa:
eine Ansicht, welche durch andeic, spater eq erwithoende VenaclM
kls richtig erwiesen wird.
Theils nun, um immer mit frischem Material Terseheo in müh,
theils aber anch nm zu prüfen, ob nicht nach einer bestimmten Zahl
von Generationen die Bacillen in eine andere Form tibergehen, wur-
den mehrere Haie Mänse in aufeinanderfolgender Reihe geimpft, so
daaa ohne Unterbrcchang die folgende Hans immer mit der Mili-
anbstanz der kurz vorher an Milzbrand gestorbenen inficirt wurde.
Die längste dieser Reihen betrug zwunzig Häuae, so das» also eben
so viele Bacillengencrationen vorlagen; aber bei Bümmtticben Tbieren
ergab sich derselbe Befund; immer war die Milz erheblich geschwollen
nnd mit zahlloaen Mengen von glasbvUen Stäbchen gefüllt, welch«
geringe U rossen differenzen hatten, unbeweglich waren und kein«
Sporeiibildnng oder dergleichen zeigten. Dieselben Bacillen TandeB
sich auch, aber bei weitem nicht so zahlreich ata in der Ulla, im
Blute. Bei diesem Versuche hatten sich also durch viele Gene-
rationen ans wenigen Bacillen immer wieder bedentcnde Muses
ebenso gestalteter Individuen derselben Art entwickelt nnd da man
unter diesen neu entstandenen Bacillen viele mit einer beginnenden
Qaertbeilang in ihrer Mitte, manche an dieser Stelle geknickte nnd
noch andere unter einem Winkel loae Zusammenhang endo erblickt,
so Usst sich wobt eine andore Weise ihrer Vermehrung «la dnrcli
Verlängerung nnd Quertheilung, nachdem sie ungefähr die doppelte
Länge erreicht haben, kaum annehmen. Es durfte aber auch Mwb
diesem Resnltat schwerlich zu erwarten sein, daae dnrch oooh län-
gere Reihen von Impfungen eine Form Veränderung der Bacillen er-
reicht werden, oder dass man schliesslich auf einen Generations-
wechsel derselben treffen könnt«. Auch in dem der Impfstelle
benachbarten aeröa inlillrirten Unterliaotzellgewebe und in den näcb-
Bten Lymphdrüsen fand ich bei Kaninchen und Meerschwcinefacn
nnr korze und in der Theilung begrifTeno Stäbchen,
Die Vertheiinng der Bacillen im KSrper der gfimpften Thlere
ist nicht immer gleichmäsaig. Bei Meerschweinchen enthielt das
Blut aUBserordentlich viele Bacillen, so dass ihre Zahl oft derjenigen
der reihen BlutkOrper gleichkam oder aio selbst Obertraf; im Bläte
der Kaniiiehen sind sie erheblich weniger sahireich, oft so selten,
dass man mehrere Gesichtsfelder durohmostern mnss, ehe man einige
findet; bei Minsen enthält das Blnt stets eine so geringe Zahl
Bacillen, dass sie manchmal zn fehlen scheinen^). Dafür findet
man bei Kaninchen die Bacillen um so reichlicher und sicherer in
den Lymphdrüsen und in der Milz, und bei Mäusen in erstaunlicher
Meage in der Milz. Einigemale habe ich die Marksnbstanz der Tibia
▼on Mänsen untersucht, aber nur vereinzelte Bacillen darin gefunden.
Auf weitere hierher gehörige Details über die Lagerung der
Baeillen im Gewebe der Milz^ in den Blutgeßtosen, über ihre An-
hiaf^gen in den Capillaren und kleinen Venen und die dadurch
bedingten lokalen Oedeme, Gefässzerreissungen und Blutaustritte
▼ermag ich wegen des rein pathologischen Interesses dieser Ver
hUtnisse hier nicht weiter einzugehen.
Ebenso wflrde es zu weit führen, die Frage nach der eigentlichen
Todesorsache der an Milzbrand sterbenden Thiere zu erörtern, ob
dieselben durch die bei dem intensiven Wachsthum der Bacillen im
Blvte entwickelte Kohlensäure oder, was wohl wahrscheinlicher ist,
dureh giftig wirkende Spaltprodukte der von den Parasiten zu ihrer
Emähmng verbrauchten Eiweisskörper getödtet werden.
2. Im Blute des todten Thieres oder in geeigneten
andern Nährflflssigkeiten wachsen die Baeillen inner-
halb gewisser Temperaturgrenzen und bei Luftzutritt
IV avsserordentlich langen, unverzweigten Leptothrix-
ihnliehen Fäden aus, unter Bildung zahlreicher Sporen.
Am einfachsten überzeugt man sich von der Richtigkeit dieses
Satzes durch folgendes Experiment:
Auf den Objectträger wird ein Tropfen von möglichst frischem
Rinderblutserum oder Humor aqueus von Rinderaugen gebracht, in
diesen ein kleines Stückchen frische bacillenhaltige Milzsnbstanz ein-
getragen und das Deckgläschen so darauf gelegt, dass die Bacillen-
masse nngefUhr in die Mitte des Präparats zu liegen kommt Hierauf
wird der Objectträger, um die Verdunstung der Flüssigkeit zu ver-
bitten, sofort in einen feuchten Raum gebracht und mit diesem in
den Brutkasten gestellt*).
1) Derartige Fälle haben wahrscheinlich, wenn nur das Blut der mit Milz-
brand geimpften Thiere untersucht wurde, zur früher erwähnten Ansicht
gef&hrt, dass Milzbrand, ohne dass Bacillen im Blute sich finden, vorkomme
and dass man durch Impfung mit bacillenfreiem Blute wieder Milzbrand er-
zeugen k&me.
S) Als feuchten Raum benutzte ich flache mit nassem Sand gefüllte Teller ;
auf dem Sand lag eine Schicht Kiltrirpapier und auf diesem die Präparate.
Der Waasergehiilt der Luft in dem feuchten Ratim mos* so n-
gDÜrt werden, dass die Flaaaigkeit nicht nnter dem Deckglase her-
vordringt und daaa das Serum am Rande des Deckglases aicbt ein-
trocknet. Im ereteren Falle werden die Bacillen unter dem Deck'
gläBcben wcggeachwemmt und entgehen der Beobachtung, im lettteren
wird durch die Iruckne Randschicht des Sernms die Luft von den
Bacillen abgesperrt und jede weitere Bctwickelung derselben damit
verbindert.
Die so zubereiteten Prüparate bleiben 15 — 20 Standen im Brut-
apparat bei einer Temperatur von 35 — 37". Bei einer alsdann vor-
geDommenen Untersuchung finden sich in der Uitte des Präparats
(Taf. X[. Fig. t) zwischen den noch gut erhaltenen Zellen der Mili-
pulpa und den Blutkörperchen (a, b) noch viele unverändert« Ba-
cillen, jedoch in geringerer Zahl als im frischem Pr¶lc. Sobald
man aber die Mitte des Prttparatee verllsst, IrifTi man auf Bacillen,
welche um dss .1 — 8 fache verlängert sind und dabei einige leichte
Knickungen und KrDmmnngen zeigen (Fig- 3). Je nlher man nno
dem Rande des Deckglases kommt, um so längere Fiden findet man,
welche vielfach gewunden sind und schliesslich die hundert- and
mehrfache Länge der ursprünglichen Bacillen erreichen (Pig- 3).
Viele dieser langen Fäden haben ihre gleicbmäaaige Stmktnr und
ihr glasbelles Aussehen verloren, ihr Inhalt ist fein grannlirt nnd
itelleuweis treten in demselben kleine stärker 11 cht brechend« Kdm-
eben in regelmässigen Abständen auf (Fig. 3b). In den diebt am
Hände befindlichen Fäden, welche also in Bezug auf den Gaaaoa-
tausch in der NährflOssigkeit am günstigsten liegen, ist die Gntwicke-
lung am weitesten vorgeschritten; sie enthalten vollatindig aasge-
bildete Sporen, welche in der Gestalt von etwas lAnglieh nDdea,
Der Teller wurde mit einer GlssplaMc bedeckt. Wenn die Sandaohichl ao
hoch ist, dus der Abstand iwisclieii der OberflSehc der Prlparair und dw
unteren Seite der Gluplalte '^ bis 1 Clm. I)elrigl, dum bleilien die Pripa-
rate genügend fpucht. Der von mir sngewuidle Bnllspparat, welch» «Mha
auf einander gPBlellle Teller tnil Prip4raieD aulnehmen konnte, wurde In Er-
mangelung von Gas durch eine mit Cylinder versehene Petruleumlampe rr-
wlnnt Allen, wclelie ohne Gas oder ohne Regulator derartige Verauchr inii
dem BrfllapiiarBt unlemchmeii wollen, bann ich diese Methode der Heilung
nicht genug empfehlen. Da man mit einer kleinen Flamnic einen grasaea Ap-
parat geuQgend erwlrmen kann, so ist bei einem eiiugcnua«»cn gtpaieo P«-
Irolcauircservoir der Lajiiiic iinr iiötlilg, dieselbe ungeftlir tigllch einmal
au fiillen und die Höhe der Flamm« ßr die gewünsehte Temperswr richtig
ausiu|>roblren. um ohne bcKondere Mühe oder AtifKlelit fortwährend riar kaum
um ("i" «chwaiikcndr Temperatur eu haben.
>85
stark liditbreeheDden Körpern in ganz regelmässigen kansen Abstän-
den der Substanz der Fäden eingelagert sind (Fig. 4 a). In dieser
Form gewähren die Fäden, namentlich wenn sie in vielfach verschlnn-
geiien und nm einander gewundenen Linien gruppirt sind, einen über-
tasehenden Anblick, der sich am besten mit demjenigen höchst zier-
lieher, kflnstlich angeordneter Perlschnüre vergleichen lässt.
Ifanehe Fäden sind auch schon in der Auflösung begriffen und
ihre frohere Gestalt nur noch durch die reihenförmige Lagerung der von
einer sehleimigen Bindesubstanz zusammen gehaltenen Sporen ange-
deutet Dazwischen liegen dann bisweilen einzelne freie und kleine
Häofehen zusammen geballter Sporen (Fig. 4 b). In einem einzigen
solehen gut gelungenen Präparate sind also alle Uebergänge von
dem kurzen Bacillusstäbcben bis zu langen sporenhaltigen Fäden und
freien Sporen vertreten und es könnte damit schon der Beweis daf&r
gebracht sein, dass letztere aus ersteren hervorgegangen sind. Trotz-
dem ich anfangs diesen Versuch mehrfach wiederholte und immer
wieder zu demselben Resultate kam, stiegen mir doch verschiedene
Bedenken gegen die Richtigkeit dieser Annahme auf. Wie kamen
die Bacillen, an denen ich bis dahin keine selbständige Bewegung
wahrgenommen hatte, an den Rand des Präparates, während die
Blntkörperchen in der Mitte liegen blieben? Konnten die langen
sporenhaltigen Fäden nicht möglicherweise am Rande der FlQssigkeit
doreh aus der Luft dahin gelangte Keime entstanden sein? Denn
gegen eine derartige Verunreinigung ans der Luft waren die Präpa-
rate nicht geschätzt und in der That wucherten neben den Fäden
avf diesem Wege oft die schönsten Colonien von Micrococcus und
Baderium in das Präparat hinein; einigemale erschien auch eine
der nnsrigen ähnliche Bacillusart. Hier kam also Alles darauf an,
vollständige Sicherheit zu erlangen und nicht in einen Fehler zu
verfallen, welcher leider schon so oft bei Culturversuchen mit den
niedersten Organismen von erfahrenen Forschern begangen ist und
durch welchen die Untersuchungen auf diesem Gebiete in neuerer
Zeit etwas in Misscredit gekommen sind. Ich meine den Fehler,
ähnliehe Formen, welche in derselben Nährflüssigkeit zu gleicher Zeit
oder kurz nacheinander entstanden und zugleich mit scheinbaren
Uebergaagsformen vermischt sind, ohne Weiteres als verschiedene
Eatwickelnngsstadien desselben Organismus zu erklären.
Da mir die Bedingungen fflr die Entwickelung des Bacillus An-
thracis bekannt waren, nämlich die NährflOssigkeit, die Temperatur
bei welcher er wächst und die Nothwendigkeit der Luftzufuhr, so
versuchte ich auf dem Mikroskoptisch diese Erfordernisse herzu*
GokB, matrifo lorBiolofie derPfluixen. Band II. Ueft II, 19
384
stellen, um ao direkt die Vortinderang der Bacillen beobichton la
kSnnen.
So sotiwiorig ich mir anf&ags die AusFDljmng dieica Vcninchci
vorgestellt hatte, so cinfacli gestaltete er bicIi in der Wirklicbkuit.
Mach maiichem missglticktem Experiment fand ich folgende Methode
als die zwtickmSssigBte :
AU W&rmeqoelle diente ein M. Schnlie'scher lioizbarer Olücct-
tiech, welchen ich, ebenso wie früher vom BrDtapparat angegeben
ist, mit einer Petroleumlampe erwärmte. Das Mikroskop mas> aller-
dings anf einen Untersatz gestellt werdun, um die Lampe, welche
mit einem Hachen, aus Itlech gearbeiteten Pelroleumreservoir ver-
sehen ist, mit ihrem Cylindor unter den Ann des heizbaren Objecl-
tiaches na bringen. Eine einzige kleine Flamme, angefthr unter der
Mille des einen Arms stehend, genilgte bei meinem Apparat, um
tag<:lang den Objecttisch auf der erforderlichen Temperatur an er-
halten. Der fcuclite, lufthaltige Raum wurde von einem durch daa
Deckglas geschlossenen hoblgeschlilTenen Objecttrftger ersetzt (Fig. 6).
Das den Bacillen hierdurch fUr ihre Entwickelung gewährt« Lufl-
quantum ist sehr gering, aber wie die Erfahrung lehrt, gcntlgt es
zum Gelingen des Versuches. Um nun die richtige Temperatur für
die von mir angewandte Sorte von hohlgeschlitrencn Objecttrdgem
SU finden, benntzte ich den Schmelzpunkt von Rindertalg, welcher
im Wasaerbade anf ziemlich genau 4Ü" bestimmt war. Von diesem
vorher geprUlten Rindertalg wnrde ein Tröpfchen auf ein Deckglas
gebracht und dieses durch eine rings nm die Höhlung des Object-
trtlgers gepinselte Schiebt Proveoceröl luftdicht, und zwar mit dem
Talgtröpfchen nach unten gerichtet, auf den Hohlraum des Object-
trügers aufgesetzt. Es ergab sich dabei, dass der Objecttisch auf
45" erwärmt werden musste, um den Tropfen unter dem Deckglare
eben zum SchmclEen zn bringen. Für die zu meinen Versuchon er-
forderliche Temperatur genttgte es also, den Objecttisch so zu hcisen,
dass sein Thermometer dauernd auf 40" zeigte. Zu gteieher Zeit
mnsste es auffallen, dsss eine Annäherung des Tubus, wie sie tur
Einstellung eines Objectes fUr üartnaek Obj. 7 Ocul. 3, welche
ich bei diesen Untersuchungen benutzte, erforderlich ist, jedesmal
stark abkühlend wirkte und die Temperatur in dem Tropfen nm b
bis 8" herabsetzte. Nach diesen Ermittelungen brachte ich auf die
untere Seite des Deckglases einen Tropfen frisches Rinderblntnemm
oder, was sich fitr diesen Versnch noch viel besser bewihrle, einen
Tropfen ganz frischen und möglichst reinen Tluntor agvetu tob
Rinderaugen. Der Tropfen darf natürlich nur ao diek aetn, dMt
«85
man noch alle seine Schichten mit dem Mikroskop darchmustern
kann^). Hierauf wurde in den Rand des Tropfens eine möglichst
geringe Menge gans frischer bacillenhaltiger Milzsnbstanz eingetragen
nnd das Deckglftschen sofort auf den mit Oel bestrichenen Object-
träger gelegt Der kleine Hohlraum füllt sich schnell mit Wasser-
dampf und die anftngliche Verdunstung des Tropfens ist so gering,
dass anr am inssersten Rand einige Bacillen vertrocknen; später
behält der Tropfen tagelang unverändert seine Gestalt. Das so her-
gerichtete Präparat wurde nun auf den geheizten Objecttisch gebracht
und nachdem die Strömungen in der sich erwärmenden Flüssigkeit sich
gelegt hatten, einige mehr nach dem Innern des Tropfens zu gelegene
Bacillen fixirt, rasch noch ihre Form und Lage gezeichnet und dann
der Tubus hinaufgeschroben, um eine ungleichmässige und zu lange
Abkflhlnng des Präparates zu vermeiden. Bei der nun folgenden
alle 10 bis 20 Minuten vorgenommenen Untersuchung wurde wahr-
genommen, dass die Bacillen anfangs etwas dicker werden und an-
scheinend aufquellen, sich aber in den ersten beiden Stunden kaum
merklich ändern. Dann aber beginnt ihr Wachsthum. Schon nach
3 bis 4 Stunden haben sie die 10 — 20 fache Länge erreicht, sie
fangen sich an zu krümmen, gegenseitig zu verdrängen oder geflecht-
artig durcheinander zu schieben. Nach einigen weiteren Stunden
sind die einzelnen Fäden schon so lang, dass sie durch mehrere
Gesichtsfelder reichen; sie gleichen einem Haufen Glasftden, welche
nach Art von Schlingpflanzen sich in der verschiedensten Weise
bald zu langen parallelen Zügen oder zu äusserst zierlichen spiral-
förmig gedrehten Bündeln vereinigen, bald aber in den unregel-
mässigsten Figuren zu einem unentwirrbaren Knäuel verschlingen.
1) Unter verschiedenen Arten hohlgeschliffener ObjecttrSger fand ich am
bequemsten einen von 3 Mm. Dicke, welcher, beiläufig bemerkt, 60 Mm. lang
and 20 Mm. breit ist. Seine obere Fläche ist matt geschliffen; der Hohlraum
hat die Form eines Kugelabschnittes, einen Durchmesser von 14 Mm. und eine
Tiefe von 1,5 Mm. Hartnack*sche Deckgläschen von IS Mm. Quadrat und
0,15 Mm. Dicke lassen sich auf solchen Objectträgem sehr gut durch Oel
luftdicht befestigen. Dem Tropfen auf der unteren Seite des Deckglases gab ich
einen Durchmesser von ungefalur 5—7 Mm., so dass er vom Oel ringsum ungefähr
noch 3—5 Mm. entfernt bleibt und dieses ihn, selbst wenn es unter dem Deck-
glas etwas nach innen fliesst, nicht leicht erreichen kann. Zu Rulturversuchen
im Brütapparat habe ich Objectträger mit einem darauf befestigten Paraffinring
sehr praktisch gefunden, man kann sich dieselben, in jeder beliebigen Grosse
und Form, leicht selbst anfertigen und ganz in derselben Weise wie hohlge-
sehliffene ObjecttrSger benutzen,
19»
i86
io da9s GS ganz unmöglidi wiril, den einiolDcn Faden in seiner
ganzen Länge weiter 21t verfolgen.
Betrachtet man das freie Ende eiaes Fadeoe andanemd darch
längere Zeit, etwn 15 bis 20 Minuten, dann vermag man leiclit die
fortwährende Verlängerung desaelbeo dircct wahrEonehmen nad kann
Bich so das merkwürdige Schanspiel von dem sichtbaren Wachaen
der Bacillen verachaffen und die unmittelbare Uebersengung von
ihrer Weiterent Wickelung gewinnen. Schon nach 10 bis li Slaaden
cTScheint der Inhalt der kräftigsten und am üppigsten gcwacbiencn
Ffiden fein grauulirt und bald scheiden eich in regelmässigen Ab-
stünden sehr kleine mattgUnzende Körnchen ab, welche sich nach
einigen weiteren Stunden zu den stark lichtbrechenden oirttnden
Sporen vergrössern. Allmählich zerfallen dann die Fäden, serbröckeln
an ihren Enden, die Sporen werden frei, sinken dem Ocsette der
Schwere folgend in die unteren i^chichten des Tropfens und sammeln
sich hier in dichten Haufen an. In diesem Zustande bleibt dana
das Prüparat wochenlang nnvorändcrt. Die auf der Tafel XI. ba-
findlicben Abbildungen geben ein möglichst getreues Bild (Fig. 1 — 4)
von den eben geschilderten verschiedenen Entwickelungsstufen dw
Dncillui Anthracü.
Auch in den Präparaten, welche nach dieser Ucthode angefortift
und behandelt wurden, traten bisweilen verschiedenartige Bacterien
in grossen Schwärmen und ruhenden Colunien als nngebelene Gäste
auf nnd stjjrten die Beobachtung der späteren Entwickehingsatadten
des BaciUuit Anthracia. Sobald man aber eine grössere Antahl von
Präparaten mit einiger Sorgfalt unter Anwendung von mAglichal
frischem, reinem Humor aqueits oder Blutserum and anmittelbar
dem tuüten Thierkdrper entnommener Milzsubstanz anfertigt und iu
den Brutapparat bringt, wird man mindestens in der Hälfte, Öfter fn
allen, hei wiederholter Untersuchung eine vollkommene reine Onltur
von Milzbrandbacillen ßndeu. Uleibt unter den im Vorhergehenden
angegebenen Bedingungen die Entwickoluug der Bacillen ganz aus,
oder wachsen letztere nur kümmerlich und kommen nicht zur Sporen-
bildung, dann liegt irgend ein Fehler in der Anordnung des Experi-
mentes vor. Auf welche Kleinigkeiten es hierbei unter Umständen
ankommt, mag mau daraus ersehen, dass mir anfangs manche Cni-
luren missglUckten, weil ich alle Deckgläsi-hen nach dem Uebranch
in eine Üarbolsäurcldsung legte und trotz sorglUltigcr Beioignng
darch den Ucruch erkennbare Sparen von Csrbolsänre biawcilou an
den GläNchen haften blieben. F.rst nachdem ich mich durch Cuntrol-
vorsacho davou Qberiengt hatte, dass schon ao äusserst gering
287
Meof^n der Carbolsftore genügten, um die Coltar der Bacillen za
stdren und demgemftss die Gläschen immer durch mehrfaches Ab-
spdlen Yon der Carbolsäare vollständig gereinigt hatte, blieb ich
▼on diesen Misserfolgen verschont. Später wollte es mir einmal
dorebans nicht mehr gelingen, die Fäden zur Sporenbildnng zn brin-
gen; sie wuchsen in eigenthQmlichen gekräuselten, ziemlich langen
PormeDy verkflmmerten aber schliesslich, nachdem sie nnr vereinzelte
oder gar keine Sporen angesetzt hatten. Ich suchte vergeblich den
Omnd In fehlerhafter Beschaffenheit des Wärmeapparates, der Nähr-
flflssigkeit und dergl. Endlich fiel es mir auf, dass das zum Schliessen
des Präparates benutzte Oel nach flQchtigen Fettsäuren roch und als
ieh nun zu gleicher Zeit mehrere Präparate genau in gleicher Weise
aofertigtei aber fftr einige ranziges Oel, fttr andere tadelloses Pro-
veneeröl zum Befestigen des Deckglases gebrauchte, kamen die Ba-
cillen In letzteren zur vollkommensten Sporenbildung, in ersteren
zeigten sich nur spärliche Sporen. Da mir diese Wirkung der flüch-
tigen Fettsäuren, oder vielleicht nur einer bestimmten Säure, welche
Dicht einmal direct mit dem die Bacillen enthaltenden Tropfen in
Berührung kamen, sondern nnr durch ein sehr geringes Quantum
ihrer Dämpfe darauf einwirken konnten, sehr merkwürdig erschien,
80 wiederholte Ich diesen Versuch zu verschiedenen Zeiten und er-
hielt Immer dasselbe Resultat.
3. Die Sporen des Bacillus Anthracia entwickeln
sieh unter' gewissen Bedingungen (bestimmte Tempera-
tur, Nährflüssigkeit und Luftzutritt) wieder unmittel-
bar zu den ursprünglich im Blute vorkommenden Bacillen.
Dass die in den langen Fäden gebildeten glänzenden Körperchen
in der That Sporen sind und nicht etwa zufällige Zersetzungspro-
ducte oder Rückstände der absterbenden ausgewachsenen Bacillen,
Hess sich wohl schon von vom herein nach Analogie der Entwicke-
lungsgeschichten anderer Organismen aus der Reihe der Pilze und
Algen mit Bestimmtheit annehmen. Später zu erwähnende Impfver-
suche mit Flüssigkeiten, welche nur Sporen von Bacillus Anthracis
und keine Spur von Bacillen oder Fäden mehr enthielten und doch
Im Stande waren, mit derselben Sicherheit, wie mit frischen Bacillen
Milzbrand zu erzeugen, bestätigten diese Vermuthung. Um aber
einen vollständigen Einblick in den Lebenslauf des Bacilius Anthracis
zu gewinnen und namentlich zu erfahren, ob die Sporen durch eine
Zwischenform, etwa eine im Wasser lebende Schwärmspore, oder
direct und in welcher Art und Weise wieder in die Bacillen über-
gehen, war es das Oerathenste, den einmal betretenen Weg weiter
Ell verfolgen. Womöglich mnsste orreirtit werden, die Retmunf; der
Sporen kUnatlicti unter Verliältnisaen vor sieb golien zu lagaen, wclrh«
eine directe mikroskopische Beubachtong gesUlteu-
Alle Bemühungen, die Sporen in destilltrtcm Wasner and Bnumeii-
wssser zur Fortentwickloiig bei gewdbnlichor Temperatur oder bei
36" zu briDgen, schlugen fehl In Bliiteeram oder Humor ufUmu
nacb der früher beechriebenen Methode in geschlossenen Zellen ond
im Brutapparat versuchte Cnlturen führten nnr zn unvullltommeora
Resaltaten; es entnickellen sich uoEweifel hafte Bacillen, welch« an
langen Füden aaswacbaen nnd Sporen ansetzten; aber ihre Zahl
war gering und der Ucbergang einzelner Sporen in die Bacillen lieaa
sieh in dem Sporenhaufen nicht mit genügender Sicherheit verfolgea.
Schliesslich schlug ich folgendes Verfahren ein, weiches sam !Uete
führte. Ks wurden aas Pr¶tcn , welche nach mikroskupiscber
Prüfung eine ganz reine Cuitur von liaciÜus Anthracü enthieltan
nnd nachdem die langen FSden ganz oder grüsstentheila zerfallen
waren, Tröpfchen mit Spurenmassen entnommen, auf ein Ueokglaa
gebracht and Iheilweise dicht neben dem Rande desaelbon, thcilweiae
mehr nach der Hitte zn eclinell eingetrocknet. Dieses Eintrocknen
hat den Zweck, da«s die SporenhfLufchen zusammengehalten und
nicht von der Nähr- Flüssigkeit auaeinandergcschwemmt and zq selir
zerstreut werdeu. Die Sporenmaaeen blieben einige Standen oder
selbst Tage trocken; aladano worde auf einen gewöhnliohen (nicht
hohl goBchlilTeneo) ObjecttrUger ein der Qrösse des Deckgluea eot-
sprechender Tropfen Humor aqueus gebracht und das Deckglas so
aufgelegt, daas die Sporenmassen von der FlQssigkeit benetst wurden.
Daa Präparat, welches also nicht mit Oel abgeschlossen wird, kam
in den früher beschriebenen feuchten Raum und mit diesem in den
Brutapparat, welcher eine WÄrmc von 35" hatte.
Nach einer halben Stunde fingen die hier und da noch zwiscbeo
den Sporen liegenden Reste der ausgewachsenen Faden an, vollstln-
dig zu zerfallen und nach nngcf&hr 1^ bis 2 Stunden waren sie
verschwunden.
Schon nach 3 — 4 Stunden war eine Entwicklung der Sporen la
bemerken.
In den Sporenhanfcben am Rande des Deckglases war ai« am
weitesten fortgeschritten; denn sie hatten sieb schon faat gau
FtLden verwandelt; wahrend nach der Uitle des FrAparatea id alle
L'eberg&ogc von diesen F&den bis in den einfachen Sporen atoh faii>
den. Nach Beobachtungen an zahlreichen darartigen Priparatcn
gestaltet aich der Vorgang bei der Sporenentwicklung folgendormauen.
«89
Bei geaaiMr Untemichiuig mit stärkeren Vergrössernngen (i. B.
Hartnaek iamen. 9) erscheiDt jede Spore tod eiförmiger Gestalt
ud ia eine kaglige glashelle Masse eingebettet, welche wie ein
heller aehmaler, die Sporen umgebender Ring aussieht, deren kng-
lige Form aber beim Bollen der Sporen nach verschiedenen Rich-
tnngen leieht au erkennen ist Diese Masse verliert zuerst ihre
Kngelgeatalt, sie verUngert sich in der Richtung der Längsachse
d«r Igoren naeh der einen Seite hin und wird langgezogen eiförmig.
Die Spore bleibt dabei in dem einen Pol des kleinen walsenförmigen
Kdrpers li^^. Sehr bald wird die glashelle Hülle länger und
CMtonförmig und an gleicher Zeit fängt die Spore an ihren starken
Qlans an verlieren, sie wird schnell blass und kleiner, zerfiillt wohl
auch in mehre Partieen, bis sie schliesslich ganz verschwunden ist
In Fi|^. 5 ist ein solcher Sporenhaufen mit den Uebergängen zu
Fäden nach einem solchen Präparate wiedergegeben.
Später ist es mir auch oft gelungen in demselben Präparat und
in demselben Tropfen Humor aqueua aus den Bacillen die Sporen
und sofort aus diesen wieder eine zweite (Generation von sporen-
haltigmi Fäden zu erziehen. Wenn nimlich nur wenige Bacillen
in den Tropfen gelangten, hatte sich, wie auch sonst, ungefthr nach
20 — 24 Stunden die Sporenbildung vollzogen ; das Nährmaterial war
aber noeh nicht verbraucht und einige Stunden später wuchsen die
Sporen sdion wieder zu Bacillen und diese zu Fiden aus.
Namentlich in derartigen Präparaten konnte der Uebergang der
Sporen zu den Bacillen mit Sicherheit beobachtet werden; die Fig. 5 b.
ist einem solchen Präparat entnommen und Herr Prof. F. Cohn
hatte die Oflte, diese Zeichnung unter Anwendung einer Vergrösse-
mng mit Seibert immers. VIII. selbst anzufertigen. Aus diesen
höchst einfachen Formveränderungeu der Spore bei ihrer Keimung
geht also hervor, dass sie aus einem stark lichtbrechenden Tröpfchen,
vielleicht einem Oel, besteht, welches von einer dünnen Protoplasma-
schicht eingehüllt ist. Letztere ist die eigentliche entwicklungsfähige
Zellsubstanz, während ersteres vielleicht einen bei der Keimung zu
verbrauchenden Reservestoff bildet
Mit dieser letzten Reihe von Untersuchungen ist der Kreis,
welcher von den Formverändemngen des Bacillus Anthracü gebil-
det wird, geschlossen und damit die vollständige Entwicklungs«
gesehidite desselben gegeben.
Da in den letzten Jahren oft die wunderbarsten Beobachtungen
und die widersprechendsten Ansichten über krankheitserregende
Schiaaphyten veröffentlicht sind und deswegen, wie ich schon früh«
290
anilcutcle, Arbeilcn iiteer Art sowohl von BoUnikFi-n als Acuten
mit ciiium wnhl berechtigten Misetrauen auf^rtiommen werde», so
mnche ich nochmals beeonderB ilarunf nufmerkRini, liass m alch bd
meinen Unteraiichungcn nicht um eine znOllligc, vereinzelte Beob-
achtnn^, sondern um itiöglichBt oft wiederholte, mit volUlinilig atche-
rem Erfolg zu jeder Zeit anzustellende Experimente handelt.
Um Jeden, der ein Intorease fUr die Sache hat, in den Stand EU
setzen, ohne Schwierigkeit »ich selbst durch den Augenschein von
der Richtigkeit des Resultates meiner Untersuch ongcn zu Dberzcugrn,
habe ich die oft durch mühevolle und zeitranbende Versuobn gewon-
nenen SIcthodcn, nach denen ich gearbeitet habe, möglichst genau
besehrieben. Ganz beiionderos Gewicht lege ich Ubrigons nocb
darauf, daas Herr I'rof. F. Cohn sich auf meine Bitt«, der mich an
besonderem Danke verpflichtenden MUho unterzog, meine Angaben
über die Entwicklungsgescbichte des Ilacidus Anthracia eingeliend
an einer Reihe von PrAparalcn and von mir im pflanzen physiologischen
Institut zu Breslau angestellten Experimenten zu prllfen und iu allen
Punkten zu bestätigen.
Die auf die Anthraibacillen bezOgliche Literatur ist mir nur
Iheilweise xug&uglicb gewesen und ich musa daher auf eine vollslin-
digc Angabe derselben verzichten. Nur einige Arbeiten, weiche mir
erst nach Aoffinilang der Entwicklungsgeseliicble des BadUua An-
thracia zur Kenntniss kamen, möchte ich mit einigen Worten berüh-
ren. Bollinger') meinl, dass dio Bacillen aus Reihen von Kogel-
bactericn zusammengesetzt sind, in welche sie gelegentlich zerfallen,
und dass diese Kugelbaclerien allein im Blute vorkommen, sich durch
Thoilung vermehren und zu Kcihcn vereinigt wieder SUbchen bilden
können. Fast könnte es hiernach scheinen, als ob Bollinger auch
die Sporenbildung gesehen hatte. Doch ist dies nicht der Fall, denn
er giebt an, nur einmal Bacillen von 0,06 Mm. Lang« gesehen m
haben, eine Grösse, bei welcher die Bacillen noch nicht zur Sporen*
bildung kommen. Auch dio I. c. p. 465 gegebene Abbildung ent-
hült nur abgestorbene Bacillen, auf deren Form ich spater larflck-
komme.
Im dritten Heft des ersten Bandes dieser Beilrage p. 200 äusaert
F. Cohn bei der Besprechung der eben angefUhrtcn Angaben Bol-
Hnger's, dasa er die Milzbrandstabchen dennoch für Bacillen halte
und daSB man nach Analogie anderer Bacillen eine KortpflaBinng
derselben durch kugelige Danersporen erwarten mtisac; eine Ver-
<) Ziemsi
9 Ihudk. dci'
l'siliol.
iitid TliFriip. Ud. 3. p. 4M.
»1
mttthQDgi wdche sich sehr bald Terwirklichi hat Die neoeste Ver-
öffentliehang Aber MilsbrandbaeterieD, welche von C. 0. Hars her-
rflhrt, enthili nach dem mir vorliegenden Referat (AUgem. med.
Centimlseitnng 1876 No. 33) nnr negative Resnltate, welche den von
mir erhaltenen positiven gegenüber ihre Bedeutung verlieren mflssen.
///. Biologie des BadOu» Änikraeis. Die Möglichkeit, den
Baeälue Anthracis unter kOnstlichen Verhiltniesen an sporenhaltigen
Fiden und seine Sporen wieder an Bacillen an entwickeln, beweist
natflrlidi noch nicht, dass das Vorkommen des Milzbrandes unter
allen umständen auf die verschiedenen Entwickelungsformen dieser
Baeterienart snrflckgeflihrt werden mttsse. Da er im lebenden Orga-
nismusi wie froher geseigt wurde (allerdings vorläufig nur ffir die
Thierqieeies, mit welcher experimentirt wurde, beweisend), sich nicht
weiter entwickelt, so kann nur durch Versuche Ober das Verhalten
des Baeälus ÄrUhracia unter Bedingungen, welchen er auf seinem
muthmasslichen Wege nach dem Absterben des von ihm bewohnten
Thieres unterworfen ist, eine Aufklärung hierüber gesucht werden.
um nicht su ausführlich su werden, muss ich die sehr umfang-
reichen In dieser Richtung angestellten Versuchsreihen kurz zusam-
menflusen.
Substanzen, welche Milzbrandbacillen enthalten, können in trocke-
nem Zustande oder in Flflsslgkeiten suspendirt verbreitet werden.
Dass sie eingetrocknet lange Zeit wirksam sein können, war schon
bekannt; doch schwanken die Angaben über die Dauer dieser Wirk-
samkeit Um diese letzteren genauer zu bestimmen, wurden folgende
Versuche gemacht:
Milz, Lymphdrüsen, Blut von Mäusen, Kaninchen und Meer-
schweinchen wurden sofort, nachdem sie dem Thierkörper entnom-
men waren, an einem schattigen luftigen Ort getrocknet, und zwar
in grösseren Stücken, in kleineren ungefthr erbsen- bis hiersekom-
grossen Massen und in am Deckglase eingetrockneten dünnen Schich-
ten. Mit diesem Material wurde anfangs täglich, später von zwei
au zwei Tagen zu gleicher Zeit, nachdem eine entsprechende Menge
in Humor aqueue aufgeweicht war, eine oder mehrere Mäuse geimpft
und ein Culturversuch in einer Paraffinzelle gemacht. Die in sehr
dünnen Lagen eingetrockneten Bacillenmassen verloren, je nach ihrer
Dicke, nach 12 — 30 Stunden ihre ImpflßUiigkeit und ebenso auch die
Mögtlehkeit, im Brütapparat zu langen Fäden heranzuwachsen, un-
mittelbar nach dem Anfeuchten hatten die Bacillen dasselbe Aussehen,
wie im frischen Zustande; aber sie zerfielen sehr bald unter später
genauer zu beschreibenden Veränderungen, sie waren also, nachdem
^u^einen gewissen Theit ihrer Fencbtigkeit verloren hatten, u^^
stürben. Uickere getrocknete Stucke hicllen aiclt Ewei bia droi
Wochen impf- und cutwit^kelungRfähi^. Nocli grössere behielten ibr«
Wirksamkeit, oiTenbnr weil sie langsamer vollkomnencr luritrockcn
werden, gegen vier bia fünf Wochen. Aber lungere Zeit hindntch
frisch getrocknete bacilleabsltige Musuen impITiiliig su erhalten, iat
mir nie gelangen, obwohl ich diese Versuche in der verschiedenstea
Weise modificirt and wiederholt habe, weil ich, anf Davains's
Angaben mich verlassend, anfangs beatiraml glsabto, mir anf di«a«
Weise frisch erhaltene Milsbrandsiibstanien filr spHtf^re Veraticb«
sichern za können; doch wurde ich stets auf das Empiindlichste
getäuscht und niusslc meine Arbeiten deswegen mehrfach nnterb rechen,
bis ca mir spfttcr gelang, in anderer Weise einen stets wirksam«!
Impfstoff lu gewinnen und mich dadurch vom Zufall unabhingig n
machen.
Auf eine Erscheinung, welche hei dieser Versuchn reihe reehl
anffallend hervortrat, mnss ich noch besonders anfmerk>tam ntachen,
dass nämlich nur solche getrocknete Substanzen Mili-
brand hervorriefen, aus welchen bei don gleichseitig
angestellten Cul tur versuchen eich spuren hall igo PAilaa
entwickelten uml umgekelirt. Ea würde diese Deubachtang
allein schon genügen, nm die directe Uebertragbarkcit dea UiUbraa-
des als von dem Vorhandensein lebeusfilbigcr Bacillen abhängig zu
beweisen.
Ehe ich su den Versuchen Über HilzbraudflUsdigkeilcn Dbergehc,
mUBB ich eine Reihe von Cultarverauchen bei vcrschicdeiuen Tempe-
raturen erwähnen. ¥.s war mir hauptsächlich darnm an thun, die
unterste Temperatnrgrcnie zu finden, bei welchen der liaeäbu
Anthraci» noch keiraßihige Sporen an entwirkeln vermag. Ei wur-
den also eine Anzahl Paraflinzelicn in der früher besclirii' heuen Weite
mit Nährflassigkcit und frischt-n lebe na kräftigen BaeilUn bcscbickt
nnd bei verschiedenen Temperaturen aufbewahrt. Da diese« Expe-
riment während dos Winters angcslillt wurde, so war es mir leiekt,
einzelne Präparate in einem bis auf 5" abgekahlten Baum an halten.
Die höheren Temperaturen (über 10") wurden vermittelst des heia-
tiaren Objecttisches erhalten. Hierbei atellle sich heraus, daaa die
kFlden am schnellsten bei 36" wachsen; schon nach 20 Stni4«a i
F können sie bei dieser Temperatur mit den schönsten Sporen v»rMlm
aein. Bei 30" zeigen sieb die Sporen etwas später, niffl>i«li nach
nngcffthr 30 Stunden, liei nuch niedrigerer Tenipiratur wird ancli
die Eulwickelung der BaciUeu eutaprecbeod langsamer. IteJ 16 — Üi"
»98
(Cels.), miao gewOhnlieher Zimmertemperatiir, brauchen sie uogefthr
Bwei ond einen halben bis drei Tage zor Sporenentwickelung. Unter
18® kommt es nnr noch ansnahmsweise anr Sporenbildnng und unter
IS® habe leb flberhaupt kein Wachsthum der Fiden mehr beobachtet
Ueber 40 ® wird die fintwickelung der Bacillen kfimmerlich und schien
mir b« 45® aufzuhören; doch habe ich die Versuche Aber die oberen
Temperaturgrenxen für das Wachsthum der Bacillen nicht oft genug
wiederholt (da der heiabare Objecttisch immer nur die Beobachtung
eines einielnen Präparates sulisst), um dieselbe gans genau angeben
an können«
leb komme nun auf das ftlr die Aetiologie des Milzbrandes so
lusaerst wichtige Verhalten der Bacillen in verschiedenen Flüssig-
keiten und unter mögliehst natflrlichen Bedingungen. Da tou dem
mir zu Gebot stehenden Versuchsthier, der Maus, nur ein sehr gerin-
ges Quantum Blut zu erhalten war und dieses Blut ausserdem noch
sehr wenige Bacillen enthllti so nahm ich frisches Rinderblut oder
den Ton mir mit Vorliebe gebrauchten Humor aqueua, einigemale
aneh Glaskörper von Rinderaugen und zerrieb in diesen Flüssigkeiten
frische baeillenhaltige Minsemilz, so dass das Gemenge in der Zu-
sammensetzung nngefUir dem Blute, serösen und schleimigen Flüssig-
keiten Ton an Milzbrand gefallenen Thieren glich.
Derartige Flüssigkeiten in ein gut yerkorktes Glas gefüllt, neh-
men im Brfltapparat sehr schnell einen höchst penetranten Fftulniss-
geruch sn. Die Bacillen sind schon nach 24 Stunden verschwunden,
ohne dass sie zu Fäden ausgewachsen wären und es gelingt dann
■ieht mehr, damit Milzbrand zu erzeugen. Davon dass das Abster-
ben der Bacillen in diesem Falle weniger von dem Einfluss der sieh
entwickelnden Fäulnissgase, welche nieht entweichen können, sondern
von dem Mangel an Sauerstoff abhängt, kann man sich leicht durch
folgendes Experiment überzeugen. Ein zwischen einem gewöhnlichen
Objectträger und Deckglas ohne Luftblasen befindlicher baciilen-
haltiger Blutstropfen wird durch eme auf den Rand gepinselte Oel-
aehieht luftdicht eingeschlossen und auf dem heizbaren Objecttisch
erwärmt Das Blut zeigt mit dem Mikrospektroskop untersucht an-
fiuigs die beiden Streifen des Ozyhämoglobin; dabei fangen die
BaelHan ganz wie in den Zellenpräparaten, an sich zu verlängern
und erreichen nach ungefähr drei Stunden die 4 — 5 fache Länge.
Dann ist der Sauerstoff verbraucht, es verschwinden die beiden
Streifen und es erscheint dafür der zwischen beiden liegende Streifen
des reducirten Hämoglobin. Von diesem Zeitpunkte an hört auch
das weitere Wachsthum der Bacillen vollstündig auf, obwohl noch
»94
keine Fanlnissbacterien bemerkt werden und die eigentlich Fiolniu
noch nicht eingetreten ist'). An einem nolehen PrAparftte kann mu),
wenn es bei niedriger Temperatur gcljaltea wird, in voriaglicher
Weise die Veränderungen der Bacillen beim Abstorben atodiren.
Dieser Vorgang gcstallet «icb folgen derma sticn. Wahrend friache
Bacillen nnd im kräftigen Wachsihum befindliche (mit Anannhinc ■!«•
Zeitpunktes dicht vor der Sporonhildiing) immer einen homogeneB
glaBbellcn Intialt haben nnd nur g«ni vereinzelt eine aunat nur darch
winklige Knickungen angedeutete Gliederung neigen, erkennt nun
in den absterbenden Bacillen als erstes Symptom eine Trllbnng Am
Inhalts nnd eine Snndorung desselben in kürzere Abtheilungen. Die
Bacillen erscheinen dann mehr oder weniger deullieli gegliedert,
namentlich so lange noch die iusaeret feine Ze1lenmenibr*B die«
Theilo acheidenartig nrahflllt nnd Enaammenhült. Aber sehr bald
verlieren die KaciUcn ihre scharfen Contouren, sie scheinen aus
hnricn, rundlichen, lose suBaromenhängcnden Stückchen a» bcclebeo
und Eorfallcn schliesslich vollständig. Die mir vorliegende Abbildnng
Bollinger's (I. c. p. 4Gb) ist eine ziemlich getreue DaratetlaDC
solcher abgestorbener Bacillen. Ich habe einzelne in dieser Weis«
zerfallende Bacillen in den verschiedensten Präparaten oft tagelang
von Zeit zu Zeit beubachtct, habe aber niemals einen Ucbcrgang
derselben in Micrucoccen oder dergleichen gesehen.
Ganz andere Bilder gewähren dagegen bei Öfters wiederholter
Untersuchung die genannten bacillen haltigen Flüssigkeiten, wean der
Zutritt von Sauerstoff, und sei es auch nur in sehr geringer Mesgv,
gestattet wird und ihre Temperatur nicht dauernd unter 18" h«nb-
sinkt. Sehr gut lassen sich die hierbei eintretenden Vcrftuderaagss
verfolgen, wenn ungeffthr 10 — 20 Gramm der FlUssigkeil in tiatm
Ghrglase, auf wilclies eine nicht fe^tschliesaende Glasplatte ftnfg»-
legt wird, mehrere Tage bei Zimmertemperatur bleiben. Die Flttaaig*
keit nimmt schon nach 24 Stunden FAnlnissgeruck an, der nach
weiteren 24 Stunden gewöhnlich aebr penetrant ist. Dem entspre-
ohend finden sich auch sehr bald Micrococcen nnd Uaclerien '
grosser Menge. Danehen aber gedeiht der Badliui Anlhraci» i
gut, als ob er der alleinige Bewohner der Nilirtlitsaigkeit wtre.
Seine Fäden erreichen schon nach 24 Standen eine betrlchtltehA
i| Im niclit geölBielen Körper einei an Milibnuid geaUirbenrn Tliicrc«
vei-lingeni sirh die Bacillen, lucli wenn der CailAvcr lingere Zeil bei ei
Temperatur von 18 — 2<J<* gdaaiieii wird, nur sehr wenig oder gar nlehi: olcn-
bar weil der Haueratoff de« Blute« nach dem Tode schnell durch Dijrdaiioi
proeeMC verbraucht und nicht wicdar «racttt wird.
895
Länge und haben öfters schon nach 48 Stunden und selbst noch sei-
figer Sporen in grosser Menge angesetzt^). Nach der Sporenentwiok*
Inng seirfallen die Fäden und die Sporen sinken zn Boden. Die
Vegetation der übrigen Schizophyten, welche znfUlig in die FlOssig-
keit eindrangen und sich darin vermehrten, geht noch Tage lang in
flppigster Weise weiter. Allmählich aber verschwinden anch diese,
der charakteristische Fäulnissgemch nimmt ab, schliesslich bildet
sieb ein schlammiger Bodensatz und die darüber stehende Flüssig-
keit wird arm an geformten Bestandtheilen nnd fast klar. Sie hat
znletzt einen schwachen Geruch nach Leim oder Käse, verändert
sieh, wenn sie bisweilen durch den Zusatz von destillirtem Wasser
vor dem Austrocknen geschützt wird, nicht mehr und ist vollständig
ausgefault.
Wurden bacillenhaltige Substanzen mit destillirtem oder Braunen-
Wasser massig verdünnt, dann verhindert das die Sporenbildung
nicht; aber bei stärkerer Verdünnung entwickeln sich die Bacillen
nicht mehr^), sie sterben bald ab und erzeugen ungefähr nach 30
Stunden eingeimpft keinen Milzbrand mehr. Die Nährflüssigkeit
mnss also eine gewisse noch näher zu bestimmende Menge an Salzen
und Eiweiss enthalten, damit die Bacillen bis zur Sporenbildung
kommen können.
Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass die meisten Cadaver
der an Milzbrand gefallenen Thiere, welche im Sommer massig tief
eingescharrt werden, oder längere Zeit auf dem Felde, im Stalle,
in Abdeckereien liegen, ebenso die blut- und bacillenhaltigen Abgänge
der kranken Thiere im feuchten Boden oder im Stalldünger min-
destens ebenso günstige Bedingungen für die Sporenbildung des
Bacillus Anthracü bieten, als es in den vorher geschilderten Ver-
suchsreihen der Fall ist. Durch diese Experimente würde also der
Beweis geliefert sein, dass nicht blos durch künstliche Züchtung im
Ausnahmefalle die Sporen des Bacülua Anthracü entstehen, son-
dern dass dieser Parasit in jedem Sommer im Boden, dessen Feuch-
tigkeit das Austrocknen der den Höhlungen des noch lebenden oder
schon abgestorbenen milzbrandigen Thieres entströmenden Nähr-
flflssigkeit verhindert, seine Keime in unzählbarer Menge ablagert
Dass sich diese Keime im Wasser nicht verändern, aber in
>) In Paraf&nzellen zu gleicher Zeit und unter denselben Verhältnissen
gexQchtete Bacillen wuchsen langsamer und kümmerlicher. Vielleicht wegen
des erheblich geringeren Sauerstoffvorraths.
Z) z. B. Bacillen in Mausemilz mit dem zwanzigfachen Quantum destillirten
Wassers verdünnt, wuchsen nicht.
296
Humor ar/ueun nnd Blutseruin wieJcr zu Bicillen heran wachsen,
haben wir frUhtT gesehen. Da liesso eich wohl schon von vornherein
annehmen, Jass, wenn von dtesun Sporen anf irgemi finem Wege
eine oder auch melirure in den ßlntstrom eines für HÜEbrand empflUig-
lichen Thierea gelangt, hier eine neue Generation von Bacillen er-
sengt wird. Um diese Annahme auch eiperiinenlelt so prtUieB,
wurden noch folgende Versuche angestellt.
Von zwei mit hacillenhaltigem Blutxernm gcftllUen, verdeckten
UhrglSaern blieb daa eine im Zimmer, das andere wurde in einem
kalten Kanme (8") anfbewalirt nnd von beiden tiglich nvei Thier«
geimpft. Im Blutserum, welches kalt stand, fingen die Bacillen am
dritten Tage an körnig und gegliedert za werden, bis dahin war ca
wirksam; die spiltcr damit geimpften Thiere blieben gesund. Die
Impfungen mit dem warmetohenden Blutserum waren vor und nach
der Sporonbildiing in den Fäden des liadUun Anlhracü wirksam;
selbst nach 14 Tagen liess eich mit solchem gefaulten Blute, welches
ßacillen-Sporcn enthält, noch mit derselben Sicherheit Milzbrand er-
zeugen, wie mit frischer slabchenhaltiger Milz. Die Sporen schninen
sich sehr lange Zeit in faulenden Flüssigkeiten ebenso gut, wie
in nicht faulenden, keirotähig zu erhallen. Denn mit Glaskörper
von Rinderangen, in welchem ich bei ungefähr 20" Bacilteu «na
einer Mausemilz zur Sporenbildung kommen Bess nnd welcher nach
dri-i Wochen vollständig ausgefault war, konnte noch nach eilf
Wochen mit absoluter Sicherheit darcli Impfung Hilibrand borvor-
gernfen werden. Der Bodensatz dieser ansgefauUen Flüssigkeit ent*
hielt sehr viele von kleinen Schhimllocken zusammengehaltene Es-
oillen-Sporcn, wahrend man in der fast klaren Flüssigkeit bei mikros-
kopischer Untersnchang oft mehrere GeBichtsfeldcr durchsuchen
musste, che man einige vereinzelte Sporen fand. Von Fldcn war
DttUrlich nicht das Geringste mehr vorhanden. Büi den Impfnngea
mfl dem sporenreicben Bodensatz und mit der sporenarmen Plllssig*
kcit stellte sich die interessante Thatsache heraus, dass mit er»terera
also mit vielen Sporen geimpfte Mäuse nach24StnndeD,
mit letzterer also mit weniger Sporen geimpfte Mause
nach drei bis vier Tagen au Milzbrand starben. Ich be-
merke noch besonders, dans ich diesen Versuch mehrere Haie und
immer mit demselben b^rfolg wiederholt habe.
Sporenhallige Flocken derselben FlQssigkcit wurden drei Wochco in
einem mit Brnnucnwasser gefUIlten olTmen Reageniiglase aufbewahrt;
trotzdem blichen dieselben wirksam boi der damit vorgenommeuea
Impfung.
897
Ebeasolche sporealuiltige Sabstanzen worden getrocknet, nach
miiger Zeit mit Wasser wieder anfgeweicht nnd dieser Procedar
wiederholt unterworfen; aber sie verloren ihre Fähigkeit Milabrand
SQ erseogeo, dadurch nicht.
Hiemach wird es nnn aach leicht erklärlich, warnm die Meinan-
gen der Experimentatoren über die Wirksamkeit des getrockneten
Milsbraadblotee so weit auseinandergehen; da der Eine frisches,
schnell getrocknetes Blut benatzte, welches keine Sporen enthielt
lud, wie ich frtther gezeigt habe, sich höchstens fünf Wochen wirk-
sam erhält; von Anderen dagegen wurde mit Blut geimpft, das lang-
sam bei Zimmer- oder Sommer-Temperatur eingetrocknet war nnd
In welchem sich Sporen gebildet hatten. Ich besitze eine kleine
Sammlung von Milzbrandsubstanzen, welche unter den verschieden-
aten Umständen und zu verschiedenen Zeiten getrocknet und in
nnverstöpselten, enghalsigen Gläsern aufbewahrt sind. Als ich auf
die Bedeutung der Sporen in getrockneten Milzbrandmassen auf-
merksam wurde, untersuchte ich diese getrockneten Blat-, Milz*
und Drflsenstflckchen nochmals genau auf ihre Fähigkeit, mit
Humor aqueua aufgeweicht in Glaszellen die charakteristischen spo-
renhaltigea Fäden des Bacillus Anthracü nnd bei der Impfung
Milzbrand entstehen zu lassen. Hierbei stellte sich heraus, dass
die in kleinen Stflcken schnell getrockneten Theile keine Sporen
enthielten und weder Fäden noch Milzbrand hervorzubringen ver-
mochten. Schafmilz dagegen, welche in grösseren Stflcken im Zimmer
langsam getrocknet war, und einige Blutproben, welche in grösseren
Quantitäten aufgestellt gewesen waren und mehrere Tage zam vollstän-
digen Eintrocknen gebraucht hatten, enthielten zahlreiche mehr oder
weniger freie Sporen und Bruchstücke von sporenhaltigen Fäden. Alle
diese sporenhaltigen Substanzen riefen nach der Einimpfung Milzbrand
hervor und entwickelten in Nährflassigkeiten oft die schönsten sporen-
haltigen Fäden von Bc^ciUus Anthracü. Wie lange sich die getrock-
neten Sporen keimfähig halten, lässt sich zur Zeit nicht mit Bestimmt-
heit angeben ; wahrscheinlich wird dieser Zeitraum eine längere Reihe
von Jahren umfassen; wenigstens habe ich mit Schafblut, welches
vor fast vier Jahren getrocknet ist, noch in letzter Zeit vielfach Impfun-
gen ausgeführt, welche ausnahmslos tödtlichen Milzbrand bewirkten ^).
Mehrfach ist die Identität der durch Impfnngen mit Milzbrand-
blut hervorgerufenen Krankheit mit Septicämie und ebenso das um-
1) Die beim Bearbeiten von Häuten, Haaren und dergl. entstandenen Milz-
branderkrankungen bei Menschen, können, wenn diese Gegenstände schon vor
Jahren getrocknet aind, nur durch sporenhaltige Staubtheiie veranlasst sein, •
298
gekehrte Verh&llnies belianptct worden. Um diesen Binwatii], der
möglicher weise nach meinen mit faulerileo MilKbran<IiiubgUnx(^D »agt-
etetlten Impfvcrauchen gcmaclit werden kilniite, m begegnen, Irabe
ieh mit faulendem Blute von gesunden Thieren mit bacillenfreiem
faulenden Humor a^ueus und Glaskörper Httuse mehrfach geimpft.
Dieselben blieben fast immer gesund, nur zwei HAnso starbcD vuq
EwOlf geimpften, und zwar einige Tage nach der Impfung; sie halten
vergruBserte Milz, aber diese sowohl wie das Ülut waren vollaUindig
frei TOD llacillen. Ferner wurden Tbiere mit faulendem OlaskOrper
g^oimpft. in welchem sich eine dem Hacil/us AnthraciK sehr iholiche
Baeillusart spuutan entwickelt halte. Die Sporen der bi-ideu Uacilluit-
arten waren weder in Grösse noch sonstigem Ansschen von einander
an unterscbeideo ; aar die Fäden des ülaBk5rper-Bacilliis waren kOr-
■er und deutlich gegliedert. Alle Impfungen mit diesen mebrmala
von mir auf Glaskörper gefundenen Bacillen und mit ihren Sporvn
vermochten keinen MilEbrand zu erzeugen. Anch solche Thierc,
welche mit Sporen der im lleu-Infus von Prof. F. Cohn gciQchleten
Bacillen geimpft wurden, blieben gesund. Dagegen habe ich mehr-
fach mit Sporenmassen, welche in Olaszellen gesUehlet waren uad
wie ich mich vorher durch mikroskopische Untersuchungen versicherte,
aus ganz reinen Cultnren von Bacitlua Anthmcis stammten, geimpft
und jedesmal starben die geimpften Tbiere an Milzbrand. Et folgt
hicruua, dass nur eine Baeillusart im Stande ist, diesen spccifischen
KrankheilHproccsB zu veranlaesen. wahrend andere Schizophyten darch
Impfung gar nicht oder in anderer Weise krankhi'its errege od wirken.
Es könnte auffallend erscheinen, daüs von meinen mit fanlenden
Blute geimpften Versuchsthicren nur ausnahmaweisc eins an Septi-
cAmie tu Grunde ^ing; dem gogenllbcr bemerke ich, das» ich nicht,
wie es gewöhnlich llblich ist, das faulende Blut nach Cubikccnti-
meiern einspritzte, sondern nur eine versehwindend kleine Menge
desselben dem Körper des Thieres einimpfe und damit natarlJch
die Wahrscheinlichkeit, die im Blute viellcieht spamam vorhandenen
•eptiscb wirkenden Formclemcnte in den Blutstrum zu bringen, sebr
verringert wird.
Uass die Spuren des Itact/Ju» Anthraci» Milzbrand bcrvorrnren,
wenn sie direkt iu den SäAestrom des Thierkörpors gebracht werden,
ist durch die znletzt besprochenen Versnehe wohl hinreichend bewie-
sen. Die Sporen mtlssen also wirksam werden, sobald sie in getrock-
netem Zustande als Staubpartikel eben oder in FIÜDsigkeilen suspon-
dirt auf Wnndrn, wenn diese auch noch so klein sind, gelangen.
Uan dürft« wubl kaum eines unsrer Uauathiere finden, dessen lUol
J
Bidit mit einigen Krmtswnnden oder kleinen dnreh Sohenern, Beiben
und dergl* entstandenen Hantabschärfangen versehen ist nnd damit
dem gefUiriieben Sehmarotser einen bequemen Eingang darbietet.
Trotidem ist damit noch nicht gesagt, dass die Milzbrandsporen nnr
anf diesem Wege dninwandem vermögen. Es mflssen, um die Mils-
bnuditiologie vollstlndig zn haben, auch die Verdanongswege nnd
die Sespirationsorgane anf ihre Resorptionsfthigkeit fttr MiLzbrand-
baeOien nnd deren Sporen nntersnoht werden.
Um zu sehen, ob das MUzbrandcontsginm vom Verdannngskanai
ans in den Körper eindringen kann, habe ich znert Mftuse mehrere
Tage lang mit frischer MUs von Kaninchen nnd vom Schaf, welche
an Milzbrand gestorben waren, gefüttert Mftnse sind ansserordent-
lieh gefrässig nnd nehmen in kurzer Zeit mehr als ihr Körpergewicht
beträgt, an milzbrandigen Massen anf, so dass also ganz erhebliche
Mengen von Bacillen den Magen und Darm der Versnchsthiere
passirten. Aber es gelang mir nicht, dieselben anf diese Weise zn
infieiren. Dann mengte ich den Thieren sporenhaltige Flüssigkeit
unter das Futter; auch das frassen sie ohne jeden Nacbtbeil; auch
dnreh Fütterung grösserer Mengen von sporeubaltigem, kurz vorher
oder schon vor Jahren getrocknetem Blute konnte kein Milzbrand
bei ihnen erzeugt werden. Kaninchen, welche zn verschiedenen
Zeiten mit sporenhaltigen Massen gefüttert wurden, blieben ebenfalls
gesund. Für diese beiden Thierspecies scheint demnach eine Infection
vom Darmkanal aus nicht möglich zu sein.
Ueber das Verhalten der mit Staub in die Athmüngsorgane ge-
langten Sporen vermag ich bis jetzt nichts anzugeben, da es mir
noch nicht möglich war, darauf bezügliche Versuche anzustellen.
Ich schliesse hier noch einige Versuchsreihen und Beobachtungen
an, weiche nicht direct mit der Aetiologie des Milzbrandes in Ver-
bindung stehen, aber doch Interesse genug bieten, um mitgetheilt zn
werden«
Den schon von Brau eil gemachten Versuch, sowohl mit dem
baeillenhaltigen Blute trächtiger Thiere, als mit dem bacillenfreien
Blute des Fötas derselben zu impfen, habe ich mit einem trächtigen
Meerschweinchen und zwei trächtigen Mäusen wiederholt. Das Re-
sultat war das nämliche, wie bei dem Experiment von Braueil;
die mit dem mütterlichen Blute geimpften Thiere starben an Milz-
brand, die mit dem fstalen Blute geimpften blieben gesund. Um zn
sdien, wie bald nach der Impfung die ersten Bacillen im Blute oder
in der Milz der geimpften Thiere sich einfinden, wurden neun Mäuse
zu gleicher Zeit geimpft. Nach zwei, vier, sechs, acht, zehn, zwölf|
Cohn, B«itri(e bot Biolofto d«r Pfluuen. Band II. Heft II. 20
«00
vierzehn nnd sechszehn Standen wurde jedesmal eine dieser Miise
durch Chloroform getödtet nnd Blnt sowohl als Milz sofort unter-
sacht. In den sechs ersten Thieren worden keine Bacillen gefionden.
Erst in der Milz der vierzehn Standen nach der Impfiing getödtetea
Maas zeigten sich vereinzelte Bacillen. Bei der Maas, welche aeeht-
zehn Stunden gelebt hatte, fanden sich schon mehr BaciU^i nnd die
Milz war vergrössert. Die letzte starb nach siebzehn Standen nnter
den gewöhnlichen charakteristischen Symptomen; ihre Milz war erheb-
lich vergrössert und vollgestopft mit dichten Bacillenmaasen. Das
Eindringen der Bacillen in den Blutstrom scheint also langsam vor
sich zu gehen, aber wenn sie erst einmal hineingelangt sind nnd
hier in ihrer eigentlichen Ueimath festen Fuss gefSust haben, ver-
mehren sie sich in der üppigsten Weise.
Ausser an Mftusen, Kaninchen nnd Meerschweinchen habe ieh
Impfversnche an zwei Hunden, einem Rebhuhn und einem Sperling
gemacht. Obwohl ich diese Thiere wiederholt mit ganz frischem
Material impfte, so ist es mir doch nicht gelungen, sie mit Milzbrand
zu inficiren.
Auch Frösche sind ganz unempflUiglich fflr Impfungen mit Ba-
cillua Anihracia oder dessen Sporen. Als ich einigen Fröschen
grössere Stflcke Milz von an Milzbrand gestorbenen Mausen unter
die Rflckenhaut brachte, die Thiere nach 48 Stunden tödtete nnd
untersuchte, stellte sich folgender bemerkenswerthe Befund heraus.
Das BInt der Frösche war vollkommen frei von Bacillen. Die Mause-
milz war mit ihrer Umgebung leicht verklebt und hatte statt ihrer
dunkelbraunrothen Farbe eine mehr hellgraurothe angenommen. Bei
der mikroskoplRchen Untersuchung derselben finden sich in der Mitte
noch unveränderte Bacillen in grosser Menge, aber in den äusseren
Schichten trifft man auf viele Bacillen, welche dicker geworden
sind und sich verlängert haben, und zwischen diesen sieht man eigen-
thümliche Gebilde in grosser Zahl; nämlich mehr oder weniger
regelmässig spiralf5rmig gewundene Bacillen, welche theils frei sind,
theils aber auch von einer sehr dünnwandigen Kapsel eingeschlossen
werden. Die Erklärung für diese ungewöhnliche Gestaltung der Bacillen
ist leicht zu finden, wenn man die fast gallertartige, anscheinend von
der Froschhaut ausgeschiedene äuseerste Umhüllungsschicht der Milz
untersucht (Fig. 7). Diese Seliielit hesteht aas grossen, in «Miie
strukturlose zahtiüssige Orundsubstanz eingebetteten Zellen, welche
fast die Grösse der F'roscbbiutkörperehen erreichen (Fig. 7 a). Die-
selben sind trotz ihrer Grösse sehr biass und zart, haben einen sehr
deutlichen Kern mit Kcrnkörperehen und enthalten viele sehr kleine,
Ml
ui IcUaAnlv Malafariariiqwegiuig betiDdüciie KQnMstai» In don OKt-
ften Toa dmes ZeHen mm. beliiideB seil diiu»im oiier mehrere knrse
geri^ Bürfllfiii, in andoon etwa» geJnUniinti*, geknickte, m Haa^n
Mmä BiBdebi vereinigte and vurxngsweis« apiraifönni^ gedrehte
Baeüten (Wi^ 7 b). Sobald die Zeilen asehr^re Bacillen befaerber^pen»
eneheinen & Maleknlarkömchen in ihnen ver^nMsert, nimmt aber
die Bacillenwnekeran§^ in ihnffli dberfaand. dann Terschwinden diese
Kdnehen vad aaletzt aoch der noch am läDgsten xa erkennende
Kann. Oase doB ais knrae Stäbchen von den Tlellen aa%enommetten
Baeülen in diesen wadiaen und, aacJidem »e das Innere derselben
nnter BUdnng tom Terscfaiedenen Eüiickim^n nnd Krthnmmigen aoa-
gefUIt haben, aeUieaalich sprengen, geht daiaos henror, dass man
neben den freigewordenen Bacillen-Spiralen (Fig. 7^) und -Bändeln
«aammengrfrikne nnd leere Zellmembranen als letzten Rest der 2ei>
tlArten Zellen fndet (Fig. 7c) M-
Gana beeondera schön snid diese baeilienhaltigen Zeilen zn sehen,
wenn dem Prtpaiat etwas destillirtes Wasser ingesetzt wird. Die
Z^en qnellen dadnrch etwas anf, ihr Inhalt wird dentlicher und
wenn sie dnrch die FlftssigkeitsstrOmnngen fortgerissen in eine rol-
lende Bewegung Tersetit werden, kann man sich leicht die Ueber-
aengnng Ycrschaffen, dass aneh einzelne Bacillen wirklieh
Im Innern der Zelle nnd zwar gewöhnlich dicht neben
dem Kern liegen nnd nicht etwa nur in die weiche Zelieu^Ober-
fliehe eingedrflckt sind. Man hat schon Tielfach die Vermuthung
ansgeaprochen, dass die amöboiden Zellen des Thierkörpers, also
Tor Allem die weissen Blutkörperchen in derselben Weise, wie sie
den leicht nachweisbaren kflnstlich ins Blat eingefilhrten Farbeköm«
eben den Eingang in ihr Protoplasma gestatten, so auch die in
die Blntbahn eingedrungenen Micrococcen aufzunehmen Termögen.
So viel ich weiss, ist es jedoch bis jetzt nicht gelungen, die
weder dnrch ihre Form noch dnrch ihre Reactionen von den Molo-
kulaikömchen dieser Zellen scharf unterschiedenen Micrococcen als
solche mit Bestimmtheit nachzuweisen. Auch scheint bis jetzt über-
haupt kein vollkommen sicheres Beispiel fttr das Vorkommen von
sehizophjrtenhaitigen lebenden thierischen Zellen bekannt zu soin,
und ich habe deswegen von den vorhin beschriebenen Zellen in
1) Zu mehr als mittlerer Lange wachsen die FAden unter der FniMchhaut
nicht aus, ich habe auch niemals Sporenentwickciung in denaolhen gen^htMi.
Nach mehreren Tagen wird ihre Zahl geringer, sie scheinen allnifthlich »ii xt^r-
fallen, doch habe ich bei einem Frosche zehn Tage nach TranNplautatiun der
Blausemilz noch lange Fäden und bacillenhaltige Zellen gelunden.
302
Fig. 7 eine Abbildung gegeben. Diese Beobachtung steht in soffra
nicht vereinzelt, «Is ich bei andern Fröschen, nachdem faules ge
trocknetca Blut unter die KUcicoiihaut gebracht war, dieselben Zell«
gefunden habe; aber in diesem Falle enthielten sie gans ladcre
knrzgliederigc Bacillen, welche meistens mit einer Dauorspor« rer*
sehen waren (Billroth'a Helobacterien). Auch in der frisch oatar-
suchten Milz eines an Milzbrand gefallenen Pferdes (die einaige,
welche ich zu untersuchen Gelegenheit hatte) waren neben sehr
zahlreichen freien Stäbchen grosse blasse Zellen, meistens mit meh-
rereu Kernen vorhanden, von denen viele eine, bis sehn nnd mehr
Bacillen enthielten.
IV. Aetiologie des MUzbratuU». Werfen wir nun einen Blick
snrflck auf die bis Jetzt gewonnenen Thatsachen nnd verBDcben wir
mit ihrer Hülfe die Aetiologie des Milzbrandes festinstellen, so dür-
fen wir ons nicht verhehlen, dass znr Construotion einer laokeaioaon
Aetiologie noch Manches fehlt. Vor Allem ist nicht >n vergauen,
dass sämmtiiche Thiereiperimente an kleinen Nagethicren angestellt
sind. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass die Wiederkäacr, die
eigentlichen Wghnthiere des uns beschäftigenden Parasiten, sich die-
sem gegenüber sehr veuchieden von Nagethicren verhalten sollten.
Aber schon bei den Impfversuchen besteht in sofern ein Unterschied,
dass kleine Tbiere nach 24 — 30 Stunden, grosse erst nach mehreren
Tagen sterben. Könnten nicht vielleicht w&hrend dieser Ungeren Zeit
die Bacillen an irgend einer Stelle des thieriscben KOrpera tnr
Sporenbildung kommen? Oder gelangen sie überhaupt niemals in
lobenden Körper znr Ansetzung von Sporen? Ferner sind die Füt-
ter nngs versuche mit Bacillen und Sporen bei Nagethicren mit ihrem
negativen Resultat durchaus nicht massgebend für Wiedcrkftuer,
[ deren ganzer Verdau nngsprozeas doch wesentlich anders isL Kin-
Athmungs versuche mit sporen haltigen Massen fehlen noch gutz.
Auch sind Versnebe über das Verhallen grösserer Milzbraudcadaver
bei verschiedenen Temperaturen, in verschiedenen Bodentiefen nud
Bodenarten (Thon-, Kalli-, Sandboden, trockener Boden, feuchter
Boden, Einäuss des tirundwassers) in Bezug auf die Sporenbildung
der Bacillen noch nicht gemacht und es wurde doch von hCchslera
. pralctischem Wcrlh sein, gerade hierüber sichere Kenntniis lu er-
langen. Noch eine Menge Einzelheiten über das Verhalten der Ba-
cillen nnd ihrer Sporen gegen zerstörende oder ihre Enlwickolang
hindernde Stoffe, über den Vorgang ihrer Einwanderung in die Blat
nnd Lymphgefllsse mllssteo erforscht werden. Wenn aber aneb noch
manche Frage aber diesen bisher so rftthaelhafteu Parasiten tu löwti
808
ist, so lie|^ sein Lebensweg jetzt doch so weit vor uns offen, dass
wir die Aetiologie der von ihm veranlassten Krankheit wenigstens
ia den Omndzflgen mit voller Sicherheit feststellen können.
Vor der Thatsache, dass Milzbrandsnbstanzen, gleichviel ob sie
verhftltaissmissig frisch oder ansgefanlt oder getrocknet nnd Jahre
alt sind, nnr dann Milsbrand an erzengen vermögen, wenn sie ent-
wieklnngsfthige Bacillen oder Sporen des BaciUus Anthracia ent-
halten, vor dieser Thatsache mflssen alle Zweifel ob der Bacillus
Äntkraeü wirklich die eigentliche Ursache nnd das Contaginm des
Milzbrandes bildet, verstummen. Die Uebertragnng der Krankheit
dnreh fenchte Bacillen im ganz frischen Blnt kommt in der Natnr
wohl nnr selten vor, am leichtesten noch bei Menschen, denen beim
Sehlachten, Zerlegen, Abhftnten von milzbrandigen Thieren Blnt oder
Oewebssaft in Wnnden gelangt Häufiger wird wahrscheinlich die
Krankheit durch getrocknete Bacillen veranlasst, welche, wie nach-
gewiesen wurde, ihre Wirksamkeit einige Tage, im günstigsten Falle
gegen flinf Wochen erhalten können. Durch Insekten, an Wolle und
dergleichen haftend, namentlich mit dem Staub, können sie auf Wunden
gelangen nnd dann die Krankheit hervorrufen. Bacillenhaltige Massen,
welche in Wasser gelangen und dort stariL verdflnnt werden, verlieren
sehr bald ihre Wirksamkeit und tragen zur Verbreitung des Milz-
brandes wAhrscheinlich nnr ausnahmsweise bei.
Die eigentliche Masse der Erkrankungen aber, welche fast immer
anter solchen Yerhfiltnissen eintritt, dass die eben genannten lieber-
trmgnngsweisen ausgeschlossen werden mflssen, kann nur durch die
Einwanderung von Sporen des Bacälus Anthraoü in den Thierkörper
verursacht werden. Denn die Bacillen selbst können sich in dauernd
trocknem Zustande nnr kurze Zeit lebensfiihig erhalten und vermögen
deswegen sich weder im feuchten Boden zu halten, noch den wech-
selnden Wittemngsverhftltnissen (Niederschlugen, Thau) Widerstand
zu leisten, während die Sporen dagegen in kaum glaublicher Art
und Weise ausdauem. Weder jahrelange Trockenheit, noch monate-
langer Aufenthalt in faulender Flflssigkeit, noch wiederholtes Ein-
trocknen und Anfeuchten vermag ihre Keimfthigkeit zu stören.
Wenn sich diese Sporen erst einmal gebildet haben, dann ist hin-
reichend daflir gesorgt, dass der Milzbrand auf lange Zeit in einer
Gegend nicht erlischt. Dass aber die Möglichkeit zu ihrem Ent-
stehen oft genug gegeben ist, wurde früher schon hervorgehoben.
Ein einziger Gadaver, welcher unzweckmässig behandelt wird, kann
fast unzählige Sporen liefern und wenn auch Millionen von diesen
Sporen schliesslich zu Grunde gehen ohne zur Keimung im Blute
304
eines Tliierea ku golsogea, so ist bei ihrer groBscn Zalil doch die
Walirscheinliclikoit nicht gering, dass einige vielleicht n«cli Langer
Lagerung im Boden oder im Grundwasaer, oder an Haaren, HCmem,
Lumpen und dergleichen angetrocknet als Staub, oder «neb mit
WaBaer auf die Haut der Thiere gelangen und hier direct darcb
eine Wunde in die Biatbahn eiatreten, oder auch später dnrcb
Beiben, Scheuem und Kratzen des Thicres in kleine BautabscbiUe-
rangen eingerieben werden. Möglicberweifle dringen aie auch top
den Luftwegen oder vom Verdanangskanal ans in die Blut- od«r
Lympfgct^sBe ein.
Wenn es nun gelungen ist, die Art und Weise der Verbreitang
des Milzbrandes und die Bedingungea anfzuündcs, unter denen das
Contagiuin sich immer wieder von Neuem orzengt, sollte es da niebt
möglich sein, unter BerückBicbtigung jener Bedingungen das CobU-
gium, also den Bacillus Anlhracü, in seiner Entwicklung in hin-
dern und BO die Krankheit auf ein möglichst geringes Uasa ao
reduciren, vielleicht sogar gänzlich auBznrottenr' Dass diese Prag«
«in nicht geringes Interesse beansprucht, mag daraas hervorgehen,
nach Spinola') ein einziger prenasischer Kreis (Hanosfelder
|8eekreie) jährlich für 180,000 Mk. Schafe durch HtUbraod verlieit,
■ allein im Gonvernemont Nowgorod in den Jahrcu 1S67 — 1870
Aber 56,000 Pferde, Kühe und Schafe nnd ansserdem b2S Menschen
an Milzbrand zu Grunde gingen').
Die jetzt bestehenden Massregeln gegen den Milzbrand beschrtn-
ken sich auf Anzeigepflicht, Vorgraben der Cadavcr in mksstg liefen
Gruben, üeaiofection und Absperrung des von der Seuche befallf>nen
Ortes. Ganz abgesehen davon, dass orfahrungsgemiss wegen der
höchst lustigen Sperrmaanregein die wenigsten MilzbrandfUle asgc-
aeigt werden und dass der gerade unter den Schafen am nebten
verbreitete Milzbrand fast ganz unbeachtet bleibt und vernacliUnigt
wird, so mUBs offenbar das Eingraben der Cadaver in den
feuchten Erdboden die Bildung von Sporen nnd damil
die Portpflanzung des Contagiums eher fördern ala die-
selbe verhindern. Bis jetzt ist es anscheinend auch noch nir-
gends wo gelungen, anf diese Weise den Milzbrand dauernd an IW'
aeitigen. Im Gegentheil hatOemlcr^) seinen ScbafrerloBt na Mib-
bnnd von äl % pro anno anf 2 % herabgebracht, onebdem er dM
I, SaniUupalizei Band II. p. 2T6.
chow** Anrhiv B. M [>. 3G3) clUrt nach Bollingcr L c
)) Pappenfafli
») Grimm (Vii
I) Bollioger L c p. AbS.
805
Yeraeluurren aller Cadaver ohne AasDahme auf Feldern nnd Weiden
auf das Strengste untersagt hatte.
Wir mflssen nns also naeh anderen Mitteln nmsehen, am die
Heerden von diesem Wflrgeengel za befreien nnd tansende von
Mensehen vor einem qnalvoUen Tode zn schlitzen.
Das sicherste Mittel wftre, alle Substanzen, welche BaciUua An-
tkraoü enthalten, zu vernichten. Da es aber nicht aasfOhrbar ist,
diese Menge von Cadavern, wie sie der Milzbrand liefert, darch
Chemikalien oder Siedehitze mischädlich zu machen, oder gar durch
Verbrennen ans dem Wege zn schaffen, so mflssen wir anf dieses
Badiealmittel verziohten. Wenn es aber anch nnr gelänge, die Ent-
Wickelung der Bacillen zu Sporen zu verhindern oder wenigstens
auf ein Minimum zu reduciren, dann müssten schon die Milzbrand-
Erkrankungen immer mehr und mehr abnehmen nnd schliesslich ver-
sehwinden.
Da die Bacillen, wie wir gesehen haben, zur Sporenbildung Luft-
zufuhr, Feuchtigkeit und eine höhere Temperatur als ungefthr 15^
ndthig haben, so muss es genflgen, ihnen eine dieser Bedingungen
SU nehmen, um sie an der Weiterent Wickelung zu hindern. Die
sehnelle Austrocknung grosser Cadaver wflrde besondere Apparate
erfordern und selbst grössere Schwierigkeiten machen, als das Ver-
brennen. Dagegen könnte man ohne erhebliche Mflhe und Kosten
die Milzbrand-Cadaver längere Zeit, auch selbst im Sommer, unter
15^ abkflhlen, ihnen gleichzeitig den Sauerstoffzutritt beschränken
nnd auf diese Weise die Bacillen zum Absterben bringen. Wenn
man nämlich bedenkt, dass im mittleren Europa, also namentlich in
Deutschland in einer Boden-Tiefe von 8 — 10 Metern eine fast con-
stante Temperatur herrscht, welche dem Jahresmittel sehr nahe
kommt, also auf jeden Fall unter 15^ C. bleibt, so brauchte man
nur geräumige Brunnen oder Oruben von dieser Tiefe anzulegen
und die Milzbrandcadaver darin zu versenken, um die Bacillen zu
vernichten und die Cadaver dadurch unschädlich zu machen. Je
nach der Dnrchsehnitts-Zahl der MilzbrandfUle mflssten derartige
Oruben in geringer oder grosser Zahl ftlr bestimmte Bezirke ge-
macht werden. Dieselben wflrden sich in massiger Entfernung von
den Wirthschaftsgebänden befinden und natflrlich mit einem sicheren
Verschluss zu versehen sein. Man wflrde dadurch zugleich den
nicht zu unterschätzenden Vortheil erlangen, dass nicht, wie es jetzt
gewöhnlich geschieht und wie ich aus eigener Erfahrung weiss, die
vorschriftsmässig oder anch vorschriftswidrig vergrabenen Milzbrand-
cadaver regelmässig von Dieben (oft genug von denselben Leuten,
»06
welche siu am Tage cingeBcbarrt babeo) des NiichtB wieder benus-
geliolt, zertlieilt und (Iberall bin verschleppt werdeo.
Vielleicht verhiDdert auch der EinftasB gewisser Bodenarten oder
ein gewisser Peuchtigkeitsmaugel und tiefer Grundwasserstand dt«
Sporenentwickcinng, worauf das an bestimmte Oegenden geband«M
Vorkommen des Milzbrandes and die Abnahme desaelbcn nach aiu-
gedehnlen Meliorationen und Entwjtsaerungen hindeutet.
Der von Bubi berichtete Fall'), dass Milzbrand unter Pferden
auf dem Gestüte Neohor bei Donauwörth vollkommen aufbOrtc, aU
man anf den Rath v. Pettenkofer's den Stand des GrnndwMBers
durch Drainage herabgesetzt hatte, wurde gleichfalls hierher gehören.
Anf jeden Fall hl die Mügliehkeit, die Eutwickelung der Mils-
brandaporen zu verhüten, gegeben und das grosse Interesse, weldie«
diese Angelegenheit beaiitiprucht, mtlaste lu weiteren Versoclien in
der angegebenen Richtung auf geeigneten Versuchsatstioncn dringend
n&ffordern.
Eine Wahrnehmung, welche ich in hiesiger Gegend Über du
Vorkommen des Milzbrandes gemacht habe, schliesse ich hier noch
an, weil dieselbe für die Milzbrandprophylaxis wohl zn herOckaiditi-
gen isL Es ist nämlich auffallend, dssa der Milzbrand da« ganu^
Jahr hindurch fast ohne Unterbrechung unter den Schaftm herrscht.
In den grOsaeren llecrden fallen fast niemale viele Schafe auf ein*
mal, sondern gewöhnlich einaelno oder wenige in ZwiachenrftoinaD
von einigen Tagen oder Wochen. Rinder werden weit aeltcner nod
nur in grossen Pausen befallen, so dasa öfters mt^hrerc Monate, ein
halbes Jahr und noch länger« Zeit zwischen den einzelnen Fillea
liegen, tloi I'ferdeo tritt Milzbrand hier nur ganz ananahmsweis«
auf- Ea scheint demnach, daas das Schaf das eigentliche Wohnthier
des Bacillus AnihracU ist nnd dsss er nur anter besonderen Ver-
blltnissen gelegentlich Excursionen auf andere Tbierarten macht.
Für diese Ansicht spricht auch die Beobachtung von Leonhardt*),
dass in Bdnstadt, welches sehr viel durch Milzbrand litt, derselbe
unter den Rindern fast vollkommen erlosch, nachdem man die Schafe
abgeschafft hatte, welche im Sommer massenhaft an Milzbrand fiele».
Es folgt aber daraus, daae bei allen Massregeln gegen die Seuebe
der Milzbrand unter den Schafheerden die meiste Beachtung verdienL
V. Vergleich des Milzbrandes mit anderett Infections- KraiJt-
heilen. Damit, dasa der Milzbrand auf seine eigentlichen Ümebcn
auniokgefahrt wurde, ist es gleichseitig Kum ersten Male gelungen,
I) Bollinger L e. p. 456. ■) Bolltngei
:■ p. U9.
807
Lieht Aber die Aetiologie einer jener merkwürdigen Krmnkheiten bq
▼erbreitesi deren Abhängigkeit von Bodenverhältnissen genügend «nf-
siklären weder den Anstrengungen der Forsehang, noeh den kfihn-
sten Qod verwiekeltsten Hypothesen bislang mOglieh gewesen ist. Eis
liegt deswegen sehr nahoi einen Vergleich zwischen Milzbrand nnd
den dnreh ihre Verbreitnngsweise ihm nahestehenden Krankheiten,
Tor Allem mit Typhus and Cholera aninstellen.
Mit Typhus hat der Milzbrand Aehnliehkeit durch die Abhängig-
keit TOm Orundwasser, dnreh die Vorliebe flir Niederungen, durch
das aber das ganze Jahr vertheilte sporadische Auftreten und das
daaeben eintretende Ansehwellen der Erkrankungsftlle zur Epidemie
im Spätsommer. Die ersten der oben genannten Punkte treffen auch
fttr die Cholera zu; in einer Hinsicht aber stimmt das Contagium
der Cholera mit dem des Milzbrandes in so eigenthflmlicher Weise
zusammen, dass wohl die Annahme eines reinen Zufalls ausgeschlos-
sen werden muss. v. Pettenkofer hat darauf hingewiesen, dass
das Cholera-Contagium auf Schiffen, wenn diese kein Land berflhren,
nmst in drei bis vier Wochen abstirbt, nur wenn dasselbe vor dieser
Zeit wieder in geeigneten Boden gelangt, vermag sich die Krank-
heit weiter zu verbreiten. Nehmen wir nun einmal an, dass der
Milzbrand eine Krankheit wäre, welche in Indien heimisch ist, und
dass von dieser Krankheit befallene Thiere nur nach vier- bis fllnf-
wdehentlicher Seefahrt zu uns gelangen könnten, dann würde gerade
00 wie bei der Cholera eine Verschleppung auf dem Seewege nicht
Böglieh sein, da sieh aus Mangel an feuchtem Boden keine Sporen
bilden könnten und die etwa an Gegenständen eingetrockneten Ba-
eillen sehen vor Beendigung der Fahrt abgestorben wären. Worden
wir noch femer annehmen, dass der Milzbrand eine Krankheit sei,
die nieht dnreh grosse Bacillen, sondern dureh andere ausserordent-
lich kleine, an der Grenze des Sichtbaren stehende Schizophyten
erzengt werde, welche nicht frei im Blute, sondern (wie die Bacillen
in der Pferdemilz) in den weissen Blutkörperchen, in den Zellen der
Lymphdrflsen und der Milz versteckt, ihre deletäre Wirkung aus*
flbten, dann mflsste mau diesen Schizophyten eine noch viel nähere
Verwandtschaft mit dem Contagium der Cholera und des Typhus
zugestehen. Keine Substanz könnte in der That eine grössere Aehn-
liehkeit mit dem Contagium dieser Krankheit besitzen, als ein der-
artiges Milzbrandeontagium.
Bei solchen Betrachtungen regt sich unwillkflrlich die Hoffhung,
dass such das Typhus- und Cholera-Contagium in Form von Kngel-
bacterien oder ähnlichen Schizophyten {aufzufinden sein mflsse. Dem
stehen jedoch die erheblichsten Bedenken entgegen. Vursna^esetzt
Dämlich, dass diese Krankheiten von einem beichten Contagtam ab-
li&DgcD, so mnsa augenommen werden, dasB dseeelbe unBern uptiHchcD
BUlfsmitteln schwer oder gar nicht zagäogHcb ist, da viele der geüb-
teBlen UikroBkopiker es bis jetzt vergeblich gesucht haben. Sollte
ein derartiges Contagium noch gefunden werden, dann wQrde ans
auRBerdem, da Typhus und Cholera nicht anf Thiere tu Übertragen
ist, das einzige Mittel fehlen, um uns stets von der Identität der
mOglicherweiae in ihrer ftuaseren Qestait wenig charakterist ischea
Schiüophytcn zu Qberzeugen. Also gerade das, was die Untcrsachun-
gen Ober das Hilzbrand-CoDtagiam so cinfacli und so sicher macht,
nUmlich die unverkennbare Form der Bacillen und äie darch Impfung
fortwahrend Über sie ausgeübte Controle, würden für Typhus nod
Cholera fehlen. Trotzdem dOrfen wir uns durch die fUr manche
Krankheiten vorUnlig noch unüberwindlich erscheinenden Uindenüaae
nicht abschrecken lassen, dem Ziele, so weit als unsere jetzigen tldlfs-
niittel es zulassen, nachzustreben. Nur darf man nicht, wie bisher,
mit dem Schwierigsten beginnen. Erst mnss das Naheliegende
erforscht worden, was von unseren HillfBmittcIn noch eireiclit
werden kann.
Durch die hierbei gewonnenen Resultate and Untersuchnngame-
tbodon müssen wir uns dann den Weg zum Ferneren und Udkd-
gftnglichercn zeigen lassen. Das vorläufig Erreichbare auf diesem
Gebiete ist die Aetiologio der infectiösen Thierkrankheitcn nnd der-
jenigen meuachlichen Krankheiten, welche, wie Diphtheritis, siif Thiere
Übertragen werdcu können. Diese Krankheiten gestatten nna, die
für diese Untersuchnngen allein nicht mehr aasreichende KraA de«
Mikroskops durch das Tbier-Biperiment zu ergänzen.
Kur mit ZabilUenabme einer so gewonnenen vergleichenden
Aetiologic der Infectionskrankbeiten wird es möglich sein, das Wesen
der Seuchen, welche das meneoblichc Geschlecht ao oft und to
schwer heimsuchen, zu ergründen und sichere Uittel zu finden, um
•ie fem h«lten in kttnnen.
Wollstein, OroBshertogthnm Posen, 27. Hai 1876.
Rguren - Erklärung.
Tafel XL
EniwiekelmigBflrescliiclite tob Bacillng.
Fig. 1-7 MüibrandbacUlen (BaeUhu AnthraeU).
Fig. 1. Milzbrand^oeittm vom Blut eines MeerschweincheDs; die Baeillen als
glashelle Stibchen, zum Theil mit beginnender Quertheilung oder
geknickt, a weisse, b rothe Blutkörperchen (p. 282).
Fig. 2. MilzhnxkdbaeiUen aus der Milz einer Maus, nach dreistQndiger Cultur
in einem Tropfen Humor aqueut; in Fäden auswachsend, um das
3— 8fache verlängert, zum Theil geknickt und gekrümmt (p. 282).
Fig. 3. Gesichtsfeld aus dem nämlichen Präparat nach zehnstflndigcr Cultur;
die Bacillen in lange Fäden ausgewachsen, die od zu Bündeln um
einander geschlungen sind; a in einzelnen Fäden erscheinen stärker
lichtbrechende Romchen in regelmässigen Abständen (p. 282).
Fig. 4. Gesichtsfeld aus dem nämlichen Präparat nach 24 stundiger Cultur;
a in den Fäden haben sich länglich nmde Sporen perlschnurartig in
regelmässigen Abstanden entwickelt; b manche Fäden sind in Auf-
lösung begriffen, die Sporen frei, einzeln oder in Häufchen zusammen-
gehallt (p. 233).
Fig. 5. Keimung der Sporen; a mit Hartnack 9 Imm. von Roch, b mit
Seibert VIII. Imm. von Cohn gezeichnet (vgl. p. 289). Die Spore
verlängert sich in ein walzenförmiges Rörperchen, die stark licht-
brechende Masse bleibt an einem Pole liegen, wird kleiner, zerfällt
in 2 oder mehr Partieen und ist schliesslich ganz verschwunden.
Fig. 6. Darstellung der Cultur der Milzbrand&oci^^en in einem hohlgeschliffe-
nen, mit einem Deckglas bedeckten, vermittelst Olivenöl ringsum luft-
dicht abgeschlossenen und durch einen heizbaren M. Schulze' sehen
Objecttisch auf Bliitwärme erhitzten ObjecttHSger; Natiirl. Grösse.
Die Badüen befinden sich in einem Tropfen von frischem Ilunior aqueus ;
schon mit blossen Augen erkennt man die von der Stelle der Aus-
saat in den Tropfen hineingewucherten, leicht flottirenden äusserst
feinen Fadenmassen (p. 284).
tio
Oeaichtsrold aus d«r Umhdllaiigsschieht t'mea iintrr 4i* R0ckf4i)iaut
Frosches gebrachten Sl^lekl^hens von dct Mili r!nrr tnilUin»-
digen Mau«; die Schicht beercht ans groascn. kcrnhalUitcn Zctlra a;
in rinielneD Zellen sind mehrere kurze, etwa« geknickte oder g^
krflminle, lu üauren verciaigle oder *|>iralig g«dt«lite BacUltit <b)
•iirgenommeD, welche in den ZelleQ weiter warlisen und dirs« iule«zt
aprengeo; e ziisaraineiigefBllene Zeltmcmbranrn, g {n'igrwnritat Ba-
eitlen sp i ralen ; e Blutkörperchen des Frosches; auch niiYrrtailfrln
Baeillen sind sichtbar |p. 301).
10 HeobMlUen (BaeUlut nUlHUt}.
Bacilltn in Ungi^, parallel neben ciiiandi-r Kflagerte Fldrn uuge-
wachsen, welche ein irisirendea Hlutchen auf der (IberiUehe eine*
gokuchtea Hruaufgiisse« nach 34 — tS Stuadeo bilden; in deo Lamim
der Psrallel reihen Rodel man noch bewegtidie kurM (b) wier in Ver-
tingeniDg begriffene Stäbchen (a) |p, 8GS).
Spore iibildung in den gegliederten Fldeit drr lh»baciUen nach 3 Tagra
(p 268).
Fig. 10. ItaciUutCldeix bflodclwrisc (hirch SrJilciin verbunden und in kTSuscn
Schldnllockcn gruppirt; atu linken Kiule der Zcicbaung beginnl die
Bildung der SporenLetleii In den Faden (p. 363).
Fig. II. Fragment eines Schlei nibtindels, in welehein sich die Bildung der
Hfurenketlen vollendet und die einMhieii B^UiufUtn uudvuttieli
geworden, die Sporen aber noch in parallelen B«ihtn geordnet iiim)
durch Schleim iuaamm«ugchalleu erschrinrn (p. 361).
Die Figuren 1—7 sind nach Milxbrand£aciUfn {BafUlut JnlkfacüJ
von Dr. Koch, Fig. 8—11 nach Mtabaällat von I'rof. Colin gezeichnet;
Tcrgl. abrigeus p. 375. Vergröaserung Ton 1—7, 8 u. 10 = 650 IgeMichnet vil
Ilartuack Immem. IXl. von hl u. U Vergr. lU&ü IgeMiehDci mit Reiben
Inuucrs. VIII), von II Vergr. WO (Scibert Vl.j.
>
■ KoImK XlMhkawtkr li BfwiM.
Inhalt von Band I
fltft L Di* rUMitnopkruilRa au« !
J. Schracior. (Mit Tafel I-IU.) — '
Vo» H, l,»h-ri i.i>.l 9 (:»(.n — U*l:
Dl J s
in. llr.;i-.Kf !,.- ;i,.il,.^>.- rin- ii.,.r-,, „ 1 l\- F :i:.u.-L'.l.i
TemperUnrrD und de» Eiiiir.ictnmi aut' die HiicwitVIiinx '
Ttmm Diij. Von Dr. Eduitra h.<<Um. Pr«!« 11 Muk.
Inhal! von Band II.
.,, Von Or. Ur..
.-1 f] Ötirr Oi-pwiMli
-r-l, : »url.
k
I'rrli 10 Mork-
'■iffT't
Beiti'äÄe
Biologie* der Pflanzen. I
BerausegebeD
Dr. Ferdinand Cohn.
Zweitsr Baad. Dritt« H*ft.
Uli niar TTaarlii.
.r U. Kern'a Vorln«
(Hut ■niBT).
- Mem IMf turf TtUI Md BfgBia ta 0^ IL tma bii ibiHa >M| k^nfM«.
Inhalt von Band I.
IMb PdafiiPoiMruiitru lu« i
(Äüt-rJa i-iiii - I
Von El. L«b«rt u>i.t F Cohn. — U'>
tmpen. Von Dr. Kcrd. C.ilin. (Mit 1
(lufc Atr l'midiin^ji. Vur. |i,
(Crfnolhrir fmlj/ijmm) mit. Bin,
DrunnciKvuaiTt. Von Ur, I
Hüft 1!. r„i,T.n--lmui;-:
1 (•niuirratiireii und da» iCtnirwinrn« ml rlir fcutwirkliuio i
7'f™« Duj. Von Dr. EJunrJ Kiil.m, froU II Mark.
Inhalt von Band II.
B«rt 1
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Dr, A,
ko-r-
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Uotrr-u
PnlH 1(1 Mark.
'^/M/t^'i
'He^^>-e^i.
Beiti'äffe
»iologie der Pflauzen.
Heraasgegeben
Dr. Ferdinand Cokn.
Zweiter Band. Drittea Heft.
nn>*Uu 1877.
3. CT. KLora's Vci-lnn
(Xu «Her).
■ Itctt« »lud Tu»! und RegiMer m ßind II. (rnim üu ilnllci tt»&) Iwi^tboi.
812
anführen. Die vielfachen Angaben über höhere TemperataroD| welche
Sporen von Pilzen, Bacterien ertragen können, übergehe ich.
Ueber Erwärmung von Samen liegt eine ganze Reihe von Unter-
suchungen vor, in denen diese Frage mehr oder weniger eingehend,
auch von verschiedenen Gesichtspunkten aus, behandelt wird.
F. Nobbe behandelt diese Frage in seinem Handbuch der Samen-
kunde S. 226 auf Orund der vorhandenen Literatur. Die von
Nobbe citirte Schrift von M. Fleischer: Beiträge zur Lehre vom
Keimen der Samen, war mir leider nicht zugänglich. Nobbe theilt
auch mehrere Fälle mit (228), in denen es gelang, Samen nach einem
Aufenthalt in kochendem Wasser keimfUhig zu erhalten. Es gelingt
dies jedoch nur bei solchen Samen, die während des Siedens nicht
aufquellen, bei denen also das Wasser nicht in daa Innere dringt
Fiedler') machte nach Sachs' Angaben und unter dessen Leitung
eine Reihe von Versuchen, bei denen Erbsen, Roggen, Linsen, Gerste,
Mais, theils in lufttrockenem Zustand, theils nach vorangehender Quel-
lung durch 24 Stunden, durch je eine Stunde bei verschiedenen
Temperatnrgraden erwärmt wurden. Es zeigte sich, dass von den
lufttrockenen Samen nur Weizen noch eine Temperatur von 70 — 72^
ertrug, aber auch nur mit bedeutender Schädigung der KeimfUiig-
keit (Von 100 Samen keimte einer.) Gerste bflsst schon mit 65^
ihre Reimfilhigkeit ein. Nach vorheriger Quellnng ertragen nnr
noch Erbsen eine einstündige Erwärmung auf 53 — 54^, die Mehr-
zahl der Erbsen wird jedoch bei dieser Temperatur schon getödtet
(Von 100 Samen keimten 20.) Gerste stirbt schon mit 51" C.
Edwards undColin'^) setzten Samen von Diilsenfrüchten nnd
Getreide der Einwirkung von Wasserdiimpfen aus, welche 62*^ C.
und 75" 0. bcsassen. Bei 62" C. war nach 15 Minuten nnr die
kleinere Hälfte getödtet; bei 72" C. hingegen hatten alle Samen ihre
Keimfähigkeit eingebüsst.
Für Getreidearten, Hülsenfrüchte genügte schon eine längere
Zeit andauernde Einwirkung von warmem Wasser von 35" C, um
die Samen zu tödten. In feuchtem Sand ertragen sie längere Zeit
45" bis 60" C.
Pouchet^) fand, dass Samen, die in der nngewaschenen brasi-
lianischen Schafwolle sich befanden, zum Theil noch keimten, wenn
*) Sachs, ExpcrimtMitalpliysiologie S. 6<>.
'^) Moni, de raOiHl. des scienrcs natur('ll<\«i II. Srr. 1. 1^34 — Dif Origl-
iKilabhandluiig stand mir nicht zur Vorfiigiing, ich ciiire daher nacli Nobbe' s
Handhiich der Samenkiinde S. 228.
»j Couipt. read. Bd. G3. S. 939.
818
die Wolle vier Stunden hindurch zum Zweck der Reinigung mit sie-
dendem Wasser behandelt worden. Es handelte sich zumeist um
Medicagosamen. Bei Versuchen, die nun mit andern Medicagosameo
Torgeoommeo wurden, stellte sich heraus, dass nach längerem Kochen
dieser Samen sich stets einzelne fanden, in die das Wasser nicht
eingedrungen war. Diese Körner hatten ihre Keimflihigkeit zumeist
behalten, während die anderen aufgequoUene^n, getödtet waren. Bei
Yersaehen mit andern Samen konnte ein analoges Verhalten nicht
festgestellt werden. Nobbe') bestätigte diese Erfahrung.
H. Hoffmann*) Hess Samen (mit den Steinhttllen) von Brombeere
und Himbeere durch einige Stunden in siedendem Wasser verweilen,
konnte aber nach dieser Behandlung niemals^ nachdem die Samen
iB Erde ausgesäet waren, eine Keimung beobachten.
Wiesner') theilt in einer Abhandlung: „lieber den Einfluss
hoher Temperaturen auf die Keimflihigkeit einiger Samen^ mit: dass
die Samen einiger Nadelhölzer eine Erwärmung auf 70*^ C. ertra-
gen ohne die Keimfilhigkeit zu verlieren. Einer vorherigen Trock-
ming waren diese Samen nicht ausgesetzt. Wiesner beobachtete
aaeh, dass in der Mehrzahl der Fälle die erwärmten Samen schnel-
ler keimten als die nicht erwärmten.
Haberiandt F.^) fand im Jahre 1863, dass Samen unter gfln-
■tigen Umständen, d. h. wenn sie sehr trocken sind, eine 48 ständige
Erwärmung auf 100^ ertragen, ohne getödtet zu werden. Der in
Eede stehende Versuch wurde mit 88 Arten und Varietäten unserer
Colturpflanzen aus 17 Familien ausgeführt und von jeder Art 20 Samen-
körner entnonamen. Die Samen gehörten den nachstehend genannten
Familien an:
Oramineen (38 Arten), Läiaceen (3), Chenopodiaceen (2), Poly-
goneen (1), ürticeen (1), Ccmposittn (4), Labiaten (1), Banuncu-
laeeea (1), Solaneen (2), Bubiaceen (1), Coniferen (8), Papaveraceen
(1), Lineen (1), Umbdliferen (7), Cttcurbitaceen (4), Sanguisorbeen (1),
Papüionaceen (18). —
1) Versuchsstationen 15. S. 262. — Handb. der Samenkunde S. 228.
*) Allgemeine Forst- und Jagd -Zeitung. Neue Reihe. Jahrgang 44. —
1868. — S. 36.
>) Sitxungsberichte der Wiener Akademie der Wissenschaften. Bd. 64.
I. Abtheilang S. 426.
4) Allgem. land- und forstw. Zeit. 1. Bd. 1863» p. 389 ff. Ich entnehme
dieses Citat, da mir das Original nicht zur Verfugung stand, der Abhandlung
▼.Höhneis: „Welche Wärmegrade trockene Samen ertragen ohne ihre Keim-
flhigkett EU verlieren/' in Wiss. praktische Untersuchungen auf dem Gebiet
des Pflanzenbaues U. S. 79.
21*
814
Die verschiedenen Speeles zeigten gegen den Einfloss der hohen
Temperatur eine verschiedene Widerstandsflthigkeit Während bei
einer Temperatur von 100^ C. eine grössere Zahl von Arten ihre
Keimfähigkeit einbüsste, wurde bei der Einwirkung einer Tempera-
tur von 56 oder 75^ C. kein schädlicher Einfluss bemerkbar. Viele
Samen keimten jetzt sogar früher als nicht erwärmte« —
Diese Haberlan dt 'sehen Versuche ergeben femer die That-
sache, dass eine vorsichtige und allmähliche Erwärmung lufttrocke-
ner Samen auf 56^ — 87,5^ C. im Allgemeinen eine Verkdrzung
der Keimdauer zur Folge hat. Nimmt man nämlich aus allen
Beobachtungen die Mittel, so erhält man fOr Erwärmungstem-
peraturen von:
37,6 <>C. 56*^ C. 75*^0. 87,5<> C. lOO** C. durch je 48 Stunden,
eine mittlere Keimdauer von:
5,46. 5,2. 5,2. 5,08. 7,47 Tagen.
Wie man sieht, nimmt die Keimdauer im Allgemeinen ab; erst
bei einer dauernden Erwärmung auf 100^ C. tritt eine bedeutende
Verspätung ein, die nach Haberlandt möglicherweise cum Theil
durch eine ausserordentliche Verhärtung von Samen- und Frueht-
häuten bedingt ist.
Krasan ^) machte Untersuchungen Aber die Temperaturen, die der
Weizensamen ertragen kann, ohne die Keimflihigkeit zu verlieren.
Er fand:
Starke Austrocknung der Samen unter dem Einfluss von Chlorcal-
cium bei gewöhnlicher Temperatur, hat keinen schädlichen Einfluss
auf die Keimung. Getrocknete Samen ertrugen die Erwärmung um
so leichter, je sorgfältiger die Austroeknung war. Die Samen bflss-
ten, bei sehr sorgfältiger Austrocknung, auch durch eine Temperatur
von 100^ C. ihre Keimfähigkeit nicht ein, zeigten aber doch eine
Schädigung, die sich durch bedeutende Verzögerung des Eintritts der
Keimung kundgiebt. Kr. stellte auch Beobachtungen über die Ent-
wicklung der Keimpflänzchen an, und fand, dass dieselben, gegenüber
normalen Pflanzen, sich um so lan^csamer entwickelten, je höher die
bei der Erwärmung der Samen anj^ewendete Temperatur war. Das
Würzelcben blieb am meisten im Waehstlnim zurück.
Ueber die Temperatur von 100** C. wurden diese Untersuclinn-
gen nicht fortgesetzt. Kine Beschleunigung der Keimung bei den
erwärmten Samen bat K. nie beobaebtet.
M Sitzungsl). (1er Wiener Akademie der Wi.sseusehaften, Wien 1^73.
LXVIII. lid., I. Al)lh. p. 1"J5.
S15
In den Sitzungen der boUnisehen Section der Xatarforseber-
Versammlnng zu Breslau^) hielt iefa einen Vortng iber die Einwir-
kung höherer Temperaturen anf die Keimfähigkeit der Samen von
Trifolium pratense, — Ich hatte festgestellt| das? die Samen bei
einer Temperatur, die oberhalb 39^ C. liegt, nicht mehr keimen.
Samen, die in dnnBtgesIttigter Atmosplilre einer Temperatur von
75^ C. durch eine Stunde auBgeaetzt waren, btUsten ihre KeimfiU
higkeit ein. ßs kommt hierbei auf die Dauer der Einwijkung an,
80 dass solche Samen, die durch 48 Stunden eine Temperatur von
nur 50^ C. in duuBtges&ttigter Luft ertragen hatten, nicht mehr
keimten. Samen, die vor und während des Erwirmens sorgfiUtig
getrocknet wurden, büssten erst nach Einwirkung einer Temperatur
von 120^ C. ihre Keimf^igkeit Tollkommen ein, während sie Tem-
peraturen, die unterhalb 120^ C. lagen, ertrugen. Es handelte sich
hierbei um Temperatureinwirkungen durch | — 2 Stunden. Unter
allen umständen zeigt sich, dass Samen, die einer hohen Tempera-
tur ausgesetzt waren, meist langsamer und in geringerer Anzahl keim-
ten, als solche, die eine niedere Temperatur ertragen hatten. Je
aorgfUtiger die Trocknung, desto geringer die Schädigung durch die
hohe Temperatur. Jedoch kann man auch durch die sorgfllltigste
Trocknung eine sehr bedeutende Schädigung durch Temperaturen
über 100^ G. nicht beseitigen. Samen von Trifolium j/ratense, die
sehr sorgfUtig getrocknet und auf 100 und mehr Grad erwärmt
waren, zeigten eine grössere Schädigung, wenn ihnen das Air die
Keimung nöthige Wasser schnell, während sie noch heiss waren,
gegeben wurde, als wenn sie dasselbe langsam erhielten. Es ent-
spricht dies ähnlichen Vorgängen, die man an Pflanzen, die Frost-
wirkungen unterlagen, beobachtete.
y. Höhnel*) erwärmte Samen Terschiedener Arten auf höhere
Temperaturen und kam zu folgenden Resultaten:
1) Die meisten Samen können eine einstflndige Erwärmung auf
110^ G. durchmachen, wenn sie nur hinreichend trocken sind.
2) Die Maximaltemperatur, bis zu welcher Samen wenigstens
15 Minuten erwärmt werden können ohne ganz ihre Keimfiüiig-
keit zu verlieren, liegt zwischen 110" und 125'' C.
Im üebrigen beweisen die HöhneT sehen Versuche, dass die
1) Botan. Zeitung 1875. S. 52.
*) ▼. Höh Del. Welche Wärmegrade trockene Samen ertragen, ohne ihre
Keimfähigkeit einznböasf^n. — Untersuchungen auf dem Gebiet des Pflanzen-
baues, herausgaben von F. Haberlandt. Bd. II. S. 77.
816
Sehädignng der Samen um so grösser ist, je weniger sorgAltig die
Trocknung stattfand. Die Schädigung giebt sich immer durch gerin-
gere KeimfUhigkeit und Verlängerung der Keimdaner kund. —
Höhnel macht sehr richtig darauf aufmerksam, ndass et nicht
statthaft ist, einen bestimmten Temperaturgrad als Orenswerth ffkt
eine bestimmte Art anzugeben, da ein solcher nur für ein bestimmtea
Samenindividnnm gilt, nicht aber fOr eine ganze Art, oder gmr fbr
alle Arten. Jene Individuen derselben Art, welche die längste Keim-
dauer haben, sind ihrem Tode am nächsten und werden auch unter
den gewöhnlichsten Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungea
suerst zu Grunde gehen, und daher auch bei geringeren Hitzegraden
erliegen. Es finden zwischen den in allen Theilen bereits todtea
Samen und den ganz gesunden alle möglichen üebergänge statt^
Es ist auch wohl sicher, dass Samen derselben Art, die unter
verschiedenen klimatischen Verhältnissen, flberhaupt unter veraehie-
denen Vegetationsbedingungen entstanden sind, sich in ihrer Wider-
standsfUhigkeit gegen Erhitzung verschieden verhalten.
Höhnel berflcksichtigte auch die von mir angeregte Fragei ob
stark getrocknete und erhitzte Samen bei schneller oder langsamer
WasserzufOhrung sich verschieden verhalten. Ich komme auf diesen
Punkt weiter unten zurück.
Eine Beschleunigung der Keimung durch Erwärmung, wie sie
von Haberlandt und Wiesner beobachtet wurde, konnte Höhnel
in einzelnen Fällen auch constatiren, ohne jedoch „diesen schwer
verständlichen Vorgang damit näher beleuchten zu können.^ Bei der Er-
wärmung befanden sich die Samen in den Höhn ersehen Versuchen
in geschlossenen Reagenzgläsern. Die Samen wurden, was gewiss
sehr vortheilhaft ist, mit feinen Messingfeilspähnen umgeben, damit
ihre vollkommnere Erwärmung rascher vor sich gehen konnte.
Haberlandt^) stellte Versuche über die Frage an, welchen
Einflnss die Temperatur des Quellungswassers auf dieKeimfllhigkeit hat
Die Untersuchungen wurden mit Weizen, Roggen, Gerste, Hafer,
Mais, Hirse, Mohär, Moorhirse, Hanf, Buchweizen, Zuckerrüben, Lein,
Rothklee, Luzerne, Fisolen, Erbsen, angestellt. Für jeden Einzel-
versuch kamen 100 Samen zur Verwendung. Die Versuche wurden
in zweierlei Richtung angestellt, indem die Samen entweder direct
in das auf eine bestimmte Temperatur gebrachte Wasser kamen, und
1) llaherlandt. Fr. Der Einfluss des Quollungswaiisers verschiedener
Temperaturen auf die Keiuifal»igkeit der Samen. Wisscuschafll. prakt. Uuicr-
suchungen etc. ßd. II. 8 47.
SIT
dieser eonstaatea T^^entv 4mm 4mA i — 10 Blimu6m nxteriigcB,
oder indem sie erst 34 8laa»dBB m Wawer tob li — 3^** C. gththem
wurden md dnnn in das Wasser t«d V«^äDnirt«r T^aoptanitiir ksacnu
Die TwnperstnracliirsBkaagtM des W^swrF bcftm^ren 3<^ 40, M,
55^ C. — Die Tempcntem T«a !>(' — 40*' C. iriiin^ ^nrcik 10 Sem-
den, die hOliem Gnde datk 5 dtnnäfliL Vsb dfai fianpt^etreide-
arten kamen die Kdner Bonnkd dazrcaii ^ vk durtli W Standen in
den Wlrmkaslen.
Haberlandt') katte in CBBcr frfilwrD As^eot dk IkC^eliBten Kei-
mangstemperatnren fir eine Rob« rcoi Sssdcid fofit^tnlelll. Bei den
oben erwähnten Versnckca iteUle £i'jb moi ]be9raiA&, daat die Teaipen-
tar des QaeUangswassers, otme dk Ssjnea las t&dlem, bcber sein kennte
als die höchste Keiman^rtenapentBr. Ftr Wcanea &. B. lie^ die
Orenxe der Keimangslempentar xwiKfaen ^1*' C. nnd ^7^' CL, wih-
rend naeh sehnstlndigcni Einqnellen d«e WeiaeaLS in Wasser Ton
50^ 0. noeh 62% keiasn.
Es kommt hierbei also iedfiglielt aaf dk Daner der Eiawiilnn^
an, denn Wasser ron wcni^ mehr ais %1^ C. testet dk ßaaMn,
w«in es dnrch eine so lange Zeil canaiihl, wk üt dk Samen anter
gewöhnlichen Bediagangen Ton 4eT Aussaat in das feaefate Keimbett,
bis sam Beginn der Keimaag branebeau Dks beveiiea aaeh sehoa
die oben erwihnten Untenaehangea Ton Edwards aad Colia.
Feiner leigt EL, «daas sieh dk naehiheilige Wirinng des waraMn
Qeellnngswassers bei jenen SaaKn, dk ror der Einbringnng in das
wanne Wasser noeh dnreh i4 Standen in Wasser Ton gewdhnlieho'
Zimmertemperatar eiageweiciit waren, darehgehends in rkl höherem
Grade gdtead macht, als bei jenen, welche eine sokhe Torherge-
hende QaeUang nicht eifdbren hatten.''
„Die Widerstand sflihigkeit der TcrMhiedenen Arten gegen dk
aehidigenden Einflüsse ist eine rerschieden grosse and bei den ein-
neinen Yersnehen wechselnde."
Ferner antersndite H^ „ob üb* auuiche SaaKn anch dk finwir-
knng des Qaellnngswasaers Toa gewöhnlicher Temperstar Ton Behug
aaL Dm Vwsnche warden mit den Samen der Haaptgetreidearten
ao angealsilt, daas je 100 Körner ohne yorsasgehende Qnellang,
je 100 nach 24stllndiger Qoellang in kaltem nnd lanwara^m Waaser
aar Keimang angestellt warden. Die einxaqnellenden Körner wurden
in offenen BecherglSsem theils in einem angeheizten Zimmer, thdls
1) Landw. VersochwUdoiico B. 17. S. 104
818
in einem Wärmkasten, bei einer constanten Temperatnr von -f* '^ G.
nnd -f" 18 — 20^ C. in destillirtem Wasser eingeweicht. Die Versuche
zeigten, dass Weizen, Roggen, Rispenhirse, Mais, Reis, gar nicht oder
kaum merklich durch das Einquellen in ihrer Keimfilhigkeit alterirt
wurden, während sich ein entschieden schädlicher Einflnss bei Oerste
nnd Hafer geltend machte. Gerste leidet mehr als Hafer, der nur im
bespelzten Zustand sich geschädigt zeigt. Der nachtheilige Einfloaa
steigert sich mit der Temperatur.^
Haberlandt giebt nicht an, wie hoch die Wassersäule war, die
in den Bechergläsem über den eingequellten Samen atand. leh
glaube aber, dass hierauf sehr viel ankommt, denn je höher die
Wassersäule, um so weniger Sauerstoff werden die Samen während
der Quellung erhalten und dieser Sauerstoffmangel dflrfte schon an
sich eine Schädigung der Keimfilhigkeit veranlassen. Wenigstens
habe ich bei den Untersuchungen in der hiesigen Samenprflfnngsan-
stalt wiederholt die Erfahrung gemacht, dass solche Samen, die bei
der, vor dem Eintragen in den Keimapparat vorgenommenen Quel-
lung mit einer Wasserschicht von 4 — 6 Centimeter Höhe bedeckt
waren, schlechter keimten als Samen derselben Probe, die nur nnter
einer Wasserschicht von ^ — 1 Centimeter lagen.
Der Mangel an Sauerstoff dürfte auch bei den oben erwähnten
Versuchen H.'s die schädigende Wirkung des warmen Wassers unter-
stützt haben, da die Einquellung in zugestöpselten Pnlvergläsem vor-
genommen wurde. Solche zugestöpselten Gläser wurden den offe-
nen vorgezogen, weil es bei denselben der Verdunstung wegen nicht
möglich war, eine constante Temperatur des Wassers zu erhalten.
„Beim Mais bewirkte der Aufenthalt in warmem Wasser von 30
und 40^^ C, durch 5 und 10 Stunden eine Beförderung der Keim-
fähigkeit, selbst dann, wenn der Einwirkung des warmen Wassers
eine 24 8tttndige Einquellung vorausging."
Haberlandt*) stellte für eine Reihe von Samen fest, dass
bei denselben die Keimung um so rascher eintritt und um so schneller
verläuft, je jünger die Samen sind. Am schnellsten verlor Roggen
seine Keimfähigkeit, auch Weizen zeigte schon nach wenig Jahren
eine bedeutende Verminderung seiner Keimkraft, am längsten blieb
Hafer keimfähig. —
■>■
») Allpjcin. laiul- und f(»rst\vlr(hsrliafilir]>e Zcitunj» ISf)!, S. 201. -- .l.ihrt
bericht über die Fortsrhrittt- auf dem (loaniiiilgebiet der Agrleulturehemle
B. 4. S. 72.
S19
Haberlandt hat aneh ansfUiriidie üntenadimigeH Aber die
Dauer der Erhaltungder Keimfähigkeit TerachiedeDer Samen gemacht ^).
Die Samen erhielten ihre Keimfthigkeit um so Unger, je trocke-
ner sie aufbewahrt waren. Die Vertnche erstreckten sich Aber einen
Zeitraum Ton 10 Jahren.
üeber diese Frage veröffentlichte auch Nie. Dimitrievicz*)
eine Abhandlung, die die von Fr. Haber lan dt gewonnenen Resul-
tate bestitigte. D. arbeitete mit 21 'Samenarten, die ein Alter tou
6 — 13 Jahren hatten und die seiner Zeit von Haberlandt aufbe-
wahrt worden waren.
Die letsten Abhandlungen, die direct mit der hier behandelten
Frage nichts zu thun haben, habe ich in dieser Znsammenstellung
der einschligigen Literatur deshalb berücksichtigt, weil die Erschei-
nungen, die bei erwärmten Samen sich geltend machen, sehr viel Aehn-
lidikeit mit denjenigen haben, die man an den dorch lange Zeiten
hindurch (Jahre) unter Terschiedenen Bedingungen bei gewöhnlicher
Temperatur aufbewahrten Samen beobachtet
W. Veiten') yeröffentlichte eine Abhandlung Aber die Folgen
der Einwirkung der Temperatur auf die KeimfUiigkeit und Keim-
kraft der Samen von Pihus Picea^ Du Bai. — V. unterscheidet
iwischen KeimfUigkeit und Keimkraft. Unter Keimßlhigkeit (Keim-
Termögen) versteht er „das Yerhiltniss des Keimprocentes für eine
bestimmte oder unbestimmte Zeit, wahrend welcher ein Same den
Keimungsbedingungen ausgesetzt ist, gleichviel ob derselbe in einer
gewissen Zeit einen grossen oder kleinen Keimling zum Vorschein
kommen lissf^ „Die Keimkraft (Keimungsenergie) hingegen wird
daraus abgeleitet, ein wie grosses Volumen oder Gewicht oder welche
Länge ein ausgewachsener Embryo für eine gegebene Zeit besitzt.'^
Diese Definition ftlr Keimkraft ist keineswegs ganz zutreffend.
Bei gleicher Keimungsenergie können sicherlich Volumen und Gewicht
iweier Keimpflanzen sehr verschieden ausfallen, wenn die ursprüng-
lichen Samen nicht ganz gleichartig sind. Man muss jedenfalls
Samen voraussetzen, bei denen das Verhältniss zwischen dem Gewicht
des Embryos und der Beservestoffe durchaus dasselbe ist, in denen
1) Die Reimfthigkeit der Getreidekorner, ihre Dauer und die Mittel ihrer
ErfaaltoDg. Wiener landw. Zeitung 1873, S. 126. — Botanischer Jahres-
heriebt L S. 259.
^ *) Fr. Haberlandt, Wissenschaftlich-praktiache Untersuchungen auf dem
Gdbiet des Pflanzenbaues, Bd. I. S. 98.
S) Sitzungsbericht der Raiserl. Akademie der Wissenschafleu in Wien.
Bd. 74» n. Abth.
880
flberdies die Gewichte der Embryoneo sowohl wie der Reservettoffe
gleich sind, in denen endlieh Embryonen und Reservestoffe von dnreh-
ans gleicher Beschaffenheit, gleicher Entwickelong sind. Man wird
mit einiger Sicherheit Samen, die diesen Anforderungen eotsprecheiii
erhalten, wenn man dieselben zn gleicher Zeit von derselben Pflame
erntet und ausserdem nur solche von möglichst gleicher Beschaffen-
heit und besonders von gleichem Oewicht verwendet Femer wird
man einen Ausdruck für die Keimnngsenergie nicht von einer eintelsea
Keimpflanse herleiten dflrfen, sondern hierzu besser ein Durehscbnitta-
resultat, das sich aus der Verwendung einer grösseren Anzahl von
Keimpflanzen ergiebt, verwenden. Endlich ist es nicht zweckmlatig,
wie in obiger Definition geschehen, ganz allgemein vom Gewicht der
Keimpflanzen zu sprechen ; die Hauptsache ist jedenfalls das Trocken-
gewicht. Dass man, um Oberhaupt einen brauchbaren Vergleich
zwischen zwei Keimpflanzen anstellen zu können, im Stande sein
mnss, die Vegetationsbedingungen, unter denen die Pflanzen erzogea
werden, vollkommen zu übersehen, ist selbstverständlich.
Veiten benützte dann zur Bestimmung der Keimungsenergie
lediglich die Volumengrössen der Keimpflanzen, da brauchbare Oewichta-
bestimmungen wegen der stattfindenden Verdunstung schwer dordi-
ftlhrbar waren, und Längenmessungen nicht gut brauchbar sindi da
gleich lange unter gleichen Verhältnissen erwachsene Keimpflanaea
„dick und dünner sein können.^ V. machte übrigens bei dieser
Gelegenheit selbst einen Theil der obigen Erwägungen.
Die von V. verwendeten Samen waren von demselben Standorte
zu gleicher Zeit geerntet. Die Samen wurden ohne vorherige Ana-
trocknung durch 4 Stunden Temperaturen von 40, 45, 50, 55, 60,
65, 70, 75, 80, 90, 100" C. ausgesetzt, dann bei einer Temperator
von 24" C. durch 24 Stunden eingequellt, und endlich in Keimap-
parate gebracht, die in einem Thermostaten ständen, in welchem con-
stant eine Temperatur von 24" C. herrschte. Die Keimversuche
wurden, um die durch das Licht veranlassten Differenzen im Volu-
men auszuschliessen, alle im Dunkeln augestellt Die Versuche wur-
den stets auf eine Zeit von 1 4 Tagen ausgedehnt. Ein Same wurde
als gekeimt angenommen, wenn er, horizontal gelegt, an seiner aus-
tretenden Wurzelspitze eben die Wirkung der Schwerkraft durch
eine schwache Krümmung nach abwärts verrieth.
Ich halte die Zeit von 14 Tagen für Keimversuche mit Samen
von Nadelhölzern für viel zu kurz, denn es ist keineswegs richtig,
dass die nach 14 Tagen noch keimenden Samen, „ausgesprochen
leidend^^ sind. Samen, die länger als 14 Tage in den Keimappara-
821
ten liegen, werden freilich leicht yod Pilzen befallen, wenn man
die Samen aber möglichst gegen das Verschimmeln schätzt (Rei-
mnng in Erde), so erwachsen aus Samen, die selbst erst nach mehreren
Woehen anfangen zn keimen, noch darchaos gesunde nnd normale
Pflanzen.
Bei den Volnmenbestimmangen benutzte V. die Keimpflanzen
mit den Samenresten (Schalen). Non ist es mir aber nach eigenen
Yeranehen sehr wahrscheinlich, dass die Aafquellongsflihigkeit der
Samenaehalen dnrch Brhitzen der Samen nicht unbedeutend ver-
mindert wird. Wenn V. somit an den aus erhitzten Samen erzo-
genen Keimpflanzen geringere Volumina beobachtete als an den
ans den nicht erhitzten Samen gewonnenen Pflanzen, so ist jeden-
fidla ein Theil dieser Volumendifferenz auf die erwähnte geringere
QiellnngsfUiigkeit der Schalen zurflckzufQhren. Immerhin aber
werden die von V. vorgenommenen Volumenbestimmungen noch
gedgnet sein, uns wenigstens eine Vorstellung von der Grösse der
Keimnngsenergie in den ersten Stadien der Keimung zu geben.
„Eine erste Versuchsreihe ergab nun, dass mit Erhöhung der
Temperatur das Keimvermögen allmählich abnimmt, dass durch eine
einatttndige Erwärmung auf 80^ C. der Nullpunkt der Keimfähig-
keit fast erreicht ist Die erwärmten Samen keimten fast durch-
geliends langsamer als die unerwärmten. Ein ^stflndiges Erhitzen
anf 40 bis 45^ C. hatte kaum einen Einfluss auf die Keimfähigkeit.^
„Die Volumenbestimmungen ergaben, dass nicht nur das Kei-
mnngsvermögen, sondern auch die Keimkraft mit Erhöhung der Tem-
peratur abnimmt, bis sie sich schliesslich dem Werthe Null nähert.
Die Abnahme des Volumens erfolgt allmählich, man kann sagen pro-
portional der Zunahme der Temperatur.^
Die von V. mitgetheilten Zahlen zeigen diese Proportionalität
keineswegs. Bei der Temperatursteigerung
von 55—60^ C. fiel das Volumen von 3,7 auf 3,4,
s 60—65® C. 5 5 s s 3,4 5 3,0,
« 66—70® C. 5 s s * 3,0 r 1,9,
« 70—75® C. s 5 s s 1,9 s 1,8.
Die Volumina beziehen sich auf je 100 Keimpflanzen.
,iDie Abnahme des Keimvermögens und der Keimkraft erfolgt in
Folge der Erwärmung nicht in demselben Verhältniss.^
Bei einer zweiten Versuchsreihe ergaben sich im Allgemeinen
Iludiehe Besultate, aber es zeigte sich mit der Erhöhung der Tempe-
lator ein wiederholtes Steigen der Keimzahl, wenn auch die der
naerwiimten Samen nicht erreicht wurde. Bei Berflcksichtigung der
828
.
T.
o«c.
2,G.
40 ^
2,7.
50 c
2,7.
60 5
2,8.
70 -.
2,2.
80 s
1,8.
Volntnina der gekeimten Samen zeigte sich jedoch, dass die Keim-
kraft mit der Erhöhung der Temperator allmählich abnimmt.
Bei den geringen Differenzen, die sich bei dieser zweiten Ver-
snchsreihe ergaben, ist mir jedoch die Berechtigung jenes Schlnssei
sehr zweifelhaft. Ich führe hier die V/sche Tabelle aoi in der
t = Temperatur, v. = Volnmen ist.
Die Volumina beziehen sich wieder auf
100 Pflanzen. Die höchste beobachtete
Differenz beträgt nur 0,4 Ccm., eine Diffe-
renz, die wohl ebenso leicht durch eine
Abnahme in der Quellungsfthigkeit der
Samenschalen, wie durch eine verminderle
Keimungsenergie hervorgebracht sein kann.
Sehr interessant sind einige weitere
Untersuchungsresultate, die V. mittheilt.
Fichtensamen, die im Winter nach der Ernte zur Keimung gebracht
wurden, zeigten ein sehr geringes Keimprocent, während dieselben
Samen im nächstfolgenden Sommer zur Keimung gebracht, eine sehr
grosse Keimfähigkeit zeigten. Dieselben Samen nun, die im Winter
jene geringe KeimHihigkeit zeigten (21%) wurden durch Erwärmung
auf 55^ C. durch 3 Stunden 21 Minuten zu einer sehr grossen
KeimHUiigkeit gebracht (97%). Veränderungen, die also unter
natürlichen Verhältnissen die Länge der Zeit und die höhere Sommer-
temperator ganz allmählich hervorbringt, worden dorch den Einflnss
einer Temperatur von 55" C. schnell bewirkt. Es wäre sehr wichtig
zu untersuchen, ob bei irgend welchen anderen Samen sich ähnliche
Erscheinungen geltend machen. Höchst wahrscheinlich sind wohl
dorch dieses Verhalten die von einigen Autoren mitunter beobachteten
Thatsachen zu erklären, bei denen durch eine nicht zu weit getrie-
bene Temperaturerhöhung nicht, wie gewöhnlich, eine Schädignn
der Keimfilhigkeit eintrat, sondern vielmehr eine Beförderung der-
selben. (Vergleiche oben 8. 313. 314. 316.) Ebenso wie die Keim-
fähigkeit hatte auch die Keimkraft bei den im Winter auf 55" C.
erwärmten Samen sehr zugenommen.
Ich halte übrigens fUr möglich, dass diese ^anze Erscheinung
darauf zurückzuführen ist, dass die Samen durch längeres Liegen,
Risse in den Samenschalen bekommen und somit leichter aufquellen
und keimen. Eine derartige Beförderung des Aufquellungsvermögens
wird auch leicht durch Erwärmung erzielt werden können. — Samen,
die im Winter, also kurze Zeit nach der Ernte, zu den Keimver-
suchen verwendet werden, haben jedenfalls noch eine sehr dichte
er
mid weoig riatige SiaconMsliAk;, dk öd dm Bbiiibd der Fichte ja
ohnehin sehr fett ist. Mna had gnii&fiwg jfidan&Ds nicht nfidng^
mr Erkltmnf^ jener Exveheinnng tiei^g^eheode jdiTBiologiBdie Yerin-
demngen im Samen TOfanBEnBetEcnL Hitte Teilen seine £.eim-
Tersoehe durch Hagere Zeit ak dnrcib 14 Tage fcntgcBfit^L, bo wtzrde
er wohl auch im Winter eine hGbere Kwmftingkeit der Samen beob-
achtet haben. Jedenfüls bedarf nnd Tcrdient diene Frage einer
«rneneten Unteisaehug.
Bei weiteren Untersndbimgen, die ebenfallB im Winter an im tot-
hei^^enden Herbst geemteten Samen Torgenommen worden, snciile
¥• den Einflnss Tendiieden langer Erw&rmnng festmfit^en. Bei
einer Temperatur Ton 40^' C aeigte tich der gfinstige EinflPM der
Erwirmong noch nach einer Einwirknng dnrdi 41 Standen. Bei
50^ aeigt sich ein gflnstiger Kinüm« bis aar Daner durch 8 Standen,
wihrend die dnrdi 12 Standen fortgesetcte Temperatnrelnwiiknng
adion eine Schldignng Teranlasst. AefanliciieB aeigt sich bei 60^.
Hdhere Temperataren kamea nidit aar Anwendung.
Veiten stellt am Schlnsse seiner Abhandhmg die gewonnenen
Beanltate wie folgt, aasammen:
1) Das Keimproeent sowohl, wie die Keimgeseh windigkeit, giebt
keinen sichern Anfschlnss fiber die Keimkraft der Samen.
S) Die Erwirmnng der Samen kaan eines gllastigea oder nngfln-
stigen Einflnas auf dai Keimnngtrermdgen ansflben, je nach-
dem der physiologische Zustand ist, in dem der Same nch befindet
S) Die Zeitdauer der Erwirmnng ist Ton wesentlichem Einfiuss
auf die Entwickelung der Samen« indem Uageres Erwärmen
auf niedere Temperataren denselben Effect wie kurzes Erwär-
men auf höhere Temperaturgrade henrorrufen kann').
Metkoden*
Fast alle Keimungen wurden in den Nobbe*schen Keimappa-
raten vorgenommen. Die Apparate standen in einem Zimmer, in
welchem durch einen Regulirofen, der fortdauernd in Brand war,
Monate hindurch eine nahezu constante Temperatur erhalten wurde ^).
Die gekeimten Samen wurden täglich zu derselben Zeit aas den
Keimapparaten entfernt. Selbstverständlich war dtLtür gesorgt, dass
die Feuchtigkeitsverhältnisse in allen Apparaten möglichst gleich-
artig waren. Zu jedem Keimversuch wurden 100 Samen verwendet.
1) Id dieser Fassung ist der Satz sicher nicht richtig. J.
*) Ich kann die Meidinger'schen FöIIofen xur üerstcllung constanter
Temperaturen in grossen Räumen ganz besonders empfehlen.
-'1
Dm TroekMB im SMMB^^mde attntor dmk WiitJhii
■dlMB ta einen mit Sohwefelaiire TenekeaeB Friieciter
etaUigt In der MehnaU der FlUe Jedoeh wnden die
Iblfender Weise getrocknet: In ein Bengen^flas kna eine wM
gegMktem CUoreeUlnm gefUIte Papieikfllee. Anf diene Habe
eine tweite geeetiti die die Snmen enfldelti nnf dieee e>dlMi wie*
der eine dritte, die wieder mit CUoreeleinM gefUlt wnr«' Die ne
beeehiekten Gliaer wurden dnreb gnt sehlieiieBde Ketke nbgeMkleeMn
nnd dann noeb mit einer Kenteeknekkeppe iremdien. Wenn en iuaaf
nnknm direet die Tempemtnr der Semen absnieeen, ao war dnnk
den Kork ein Tbermometer in das Seagenagias eingelfekrt md dar
Kork werde dann mit einem ans Mebl nnd Leim bergesfellten EM
Teraekmiert — In einaelnen Fftüen wurden beide TroekanngaaMlhedan
eombinirt üeber die Daner der Anstroeknnng ibden siA die albenn
Angaben nnten in der Beseiireibnng der einaelnen Vaenahe. — Alle
Brwifnnngen der Samen fluiden für Temperatnren bis an SO* OL
in Horstmannseben Tkermostaten stalti die mit Hilfe efaMO The^
moiegnlators aehr leiekt Monate bfaidnreh anf dner eonetnatai Tsas-
peralnr eriialten werden können« ESae Besebreibnng dieser
alalen gebe ieh im Anbaag. Für Temperatnren nm 60—100*
darttbeTi werden einfcehe Thermostaten ▼erwendet nnd nwnr
Gefltase ans Terainntem Bisenbleeb, die am Boden nnd an den BeHan
mit einer doppelten Wand Terseben sind nnd dnreb einen doppdü-
wandigen Deckel yersehloisen werden. Der Ramn awiseben den
beiden Wänden wird für Temperatoren bis an 100^ mit Waaeer
gefliHt, Ar bObere Temperatnren mit Glyeerin von wecbselnder Coa-
eentration oder mit Oel. Die aar Erwärmung dienende Gtasfiamow
wird ebenfalb durch einen Thermoregnlator regnlirt
Yeranelie.
Brste YermehsrsiheL
Wdebes Ist die bMiste Temperatur, bei der die Samen Ten Katar nnd
Gerste Sberhaupt noch keimen t
Die mehrfach wiederholten Versuche ergaben:
Höcliste ICcixxiuzisstcxni;>eratiii*.
Just. Sachs >)•
Gerste 37—380 C. 36,2—37,50 C.
Haberlandts).
31,26—87,60 0. I
Hafer | 37— 38,50 C. | Nicht untersucht. | 31,26-37,60 C. |
1) Pringsheim's, JahrbQcher II. S. 364.
2) Versuchs-Stationen XVII. S. 113.
885
Ich habe in der Toratehenden Tabelle die froher von Sachs
«nd Haberlandt gefondeDen Zahlen neben die meinigen gestellt.
Alle Zahlen stimmen nahezu flberein. Bei den einxelnen Versuchen
ergeben sieh flbrigens immer kleine Differenzen in der Anzahl der
gekeimten Samen. Es ist sicher, dass es fftr eine Species kein ganz
bestimmtes Temperatnr-Mazimnm ftar die Keimung giebt; je nach
der Abstammung der Individuen einer Species, je nach dem Grade
der Ausbildung, nach dem Alter etc. wird die Maximaltemperatur,
bei der noch Keimung eintritt, etwas höher oder niedriger liegen.
Beim Hafer waren durch eine Temperatur von 38,5^ C. die Samen
inmeist getödtet, in einzelnen Fällen aber kamen einige zur Keimung.
Die Samen erleiden durch den Einfluss der höchsten Keimungs-
temperatur eine Schädigung, die sich zunächst dadurch bekundet, dass
die Keimung später eintritt, als bei der günstigsten Keimungs-
temperatnr (Optimum). Bei Hafer und Gerste beträgt diese Ver-
aögerung gegenüber dem Optimum gegen 24 Stunden. Die Ver-
sflgerung ist bei Gerste etwas grösser, als bei Hafer. — Auf dieses
Verhalten macht auch F. Haberlandt') aufmerksam und beson-
ders Sachs^).
Bei den vorstehend erwähnten Versuchen lagen die Samen in
flaehen Porzellanschalen auf feuchtem Fliesspapier. Die Schalen
standen in den auf die betreffenden Temperaturen gebrachten Ther-
mostaten. Die Thermometer waren unmittelbar zwischen die Keim-
pflanien gestellt In den Thermostaten befanden sich GeßUse mit
Kalilauge zur Absorption der gebildeten Kohlensäure.
Zweite Versuohsreihe.
Wie verhalten sich die Samen von Gerste und Hafer in
Ihrer Keimfähigkeit, wenn sie in dnnstgesättigter Luft verschiedenen
Temperaturen ausgesetzt werdenl
Durch mehrere Vorversuehe stellte sich heraus, dass von den ver-
wendeten Samen unter den gewöhnlichen Verhältnissen im Versuchs-
raum bei einer Temperatur von 20^ C, von 100 Samen Gerste
durchschnittlich 95, von Hafer 96 Samen keimten. Die Keimung
war stets in längstens acht Tagen beendet und verlief derartig, dass
schon nach 24 Stunden eine kleine Anzshl Samen keimte (5 — 10),
dass nach ungefähr 60 Stunden eine grosse Zahl gekeimt war
1) Versuchs-Stationen B. XVII. S. 114. — Die oberen und unteren Tem-
peraturgrenzen für die Reimung der wichtigeren landwirthschafll. Sämereien. •
•) Pringsheim's Jahrb. II. S. 352—360. Abhängigkeit der Keimung
von der Temperatur.
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■tigea KeimnneilMdiBgiiiigaa. SelbttrantladllAh Twiddebt tUk te
Biatritt dw Kaimmgimaximiimi, J« udidem die betnfltede BpeeJM
•ine Ungera oder ktlnai» Zelt nr Kdmug nMiIg bat. Jadeaftllt
■ber liegt dleeee KefmuigtmaximinD bei «llen Bumb, die aitU Mhr
Uoge Zeit tu Kumnog bnitobea, wobi immer in der entea HlHIs
der Kefaatugudt.
Üffl die Samen in dnnstgeeittigter Lnft an etbilten, w^rd* in im
ItemMteten Wesier gagouen. EH« Semen Ugeu In einer flnchw
CHueebale. Dleae Sobale war, am die Bunen rot dem tob d«i
Deekel dee Tbermoiteten abtropfenden Waaaer n aolriltien, mit atair
nrdten geirfllbten Sehale, deren Band Aber die erate Bdbale Iber-
griff, bedaebt. Ei war daftr geaorgt, dan die aweita Sehala aUrt
bat nt der eraten auflag, ao daaa der Zatritt der duatgaalttigCen
Lvft n den Bauen nleht gehindert war. IXe Tennebe wudea fkr
die Tempentnm von SO», 40<*, SO», 60°, a^eatallL Die Srnrnm
blieben dnreh veiaebledea lange Zdten in den Thermoataten md
kamen dann in die Kelmapparate.
A. Wirkung der Temperatar von 80**.
Tabelle L
X> keimten nacb Tbbsii:
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In der Tkbelt« bedeutet a Oersto, b Hafer. Es iat erBichtlicb,
bBs der Hafer einen Aufenthalt in dunstgeBättigter Luft dnreb vier
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Standen ohne Setadigug ertrtgt, vikiori bei der Genie mer
diesen Teriiftltnineii beraU ei>e Yanügermmg der Keünch ebrtritt.
Je Ui^er die Sunen bü 30" !■ diBatgeeitt^ter Laft TcrveOfs, dato
grOBser wird die Sehftdign>g, die Bcb dueb iaaer grtMere Ah»ibT
der KeimfUigkeit nod imMcr lia^Ke Kcindaaer ksadgiebt. Das
KeimaDgamAximnm tritt iamn- spUer uf Mnd wird Iberdies ■■ M
ondeDtUcfaer, je lioger die Kiviikmag der ervibHtea Ti ihlllsisf i
atsttfiodet'). Die Gerste vird nebr geacbidi^ sls der Hftfer.
Es ist beksnnt and zunal dnrcb F. Haberlsndt (siebe ob»
8. 318) durch ansgedefante Verssebc festgestellt, dass Ssaea aater
den ^wShnliehen Verfall taissen ihre KeimtUigkeit je aacb der
Bpecies n&d je nach der IndividBaliUt, mehr oder veniger sebnell
einbflasen. Wfchrend fOr Gerste nad Hafer nater gewöhulicben
Bedingnogen Jahre nHhig und, nm die KeimfUiigkeit gaax anfm-
heben, genügen dun bei einer Tenperatmr von 30" C. in dnnst-
gealttigter Lnft wenige Uonate. leb habe die Keimversaebe mit Samea,
die linger als 25 Tage im Tbermostaten weilten, nieht mehr «sge-
stellt, denn nach dieser Zeit waren die äaoMn regelmässig so sehr
von Pilsen beEsUen, daas sie nicht mehr aU branchbares Material
fOr weitere Unterancbongen dienen konnten. Die angestellten Ver-
snche genflgen Übrigens scboa ToHkommca am n seigen, dasa unter
den erwähnten Versnchsbedingsngen eine verfa<nissnilasig knrae
Zeit genügt, am die Samen so tfldten. Wollte man einen bestimmten
Ansdmck für die Zeit gewinnen, in velcher die Samen getSdtet
werden, ao mttsste man die Versuche so Tomehmen, daas die Samen
im Thermostaten vor dem Befallenwerden von Pilsen gesehotst sind.
B. Wirknng einer Temperntnr von 40° C.
Tabelle n.
Gekeimt nacb Xasen.:
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a. bedeutet wieder Gerste, b. Hafer. —.So wich ii
■) Die Zahlen, welche die Eeluurngsmaxims sngeben, t'iad
fen gedruckt
Coha, Kciirtf* luSiolaci* darPBaura. Biad U. Bari UL
allen folgenden Tabelleo.
dea Tabellen
V. ^
3S8
Bai der Tempenttiir von 40" eeigt sich die schädliche Wirknag
Dach 4 T»(ren schon suhr dontlich, noch dontüchrr nach C Tagun.
Ucberhanpt trolon di*i hei dor Wirkung einer Tempt^ratur von 30" C.
beobachteten Thatsachen weit schneller auf. Nach 19 Tap»n aiml
die Samen getödtut. Gerate leidet viedor mehr wie Hafer.
^1 Bei der Temperatur von 50" C. erleiden die Samen «cbon in der
^M Zeit von 34 Standen eine sehr bedeutende Sehüdt^nng^, die fc^AMer
^M ist ala diejenige, die eine Temperatur von 40" 'm vier T»g«n
^H bewirkt. In drei Tagen sind die 8amen getfidtet.
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D. Wirkung einer Temperatur von 60" C.
Ute Samen waren, nachdem sie 24 Stunden in danatgesKtttgtor
Lnft bei 60" verweilt batten, dorehveg getodtet.
)
Bei allen voratebend beaohriabeiien Versueben belknd aidh ia
Thermoataten ein Qefkaa mit Kalilange anr Kohlenalnreabaorptioa.
Femer würde durch die Thermoitaten ein achwaober Laftotrom
geaangt Die in den ThemoitateB eintretende Lnft war vorlier anf
die Temperatnr dea betreffenden Thermoataten gebracht worden.
Bei all diesen Versnchcn in dunatgesXttigter Lnft beobachtete
ich niemals eine Keimung der Samen im Thermoataten seibat, also
lediglich unter dem Einfluss der Luftfeuchtigkeit Die von den
Samen aus der Luft bei constanter Temperatur aufgenommene
Feuchtigkeit genOgt also nicht, um die Samen zur Keimnag aa
bringen. Diese Erfabraug machte auch F. Haberlandt '), der
■) Aufnahme von gasförmigem Wasaerdurchdie Stunen, inF. Haborlandl'*:
W isaeoschaftl ich- praktiiche Untersuchungen auf dem Gebiet des FflanscDbaue«.
durch eine Reihe üntereiichQDgen mit sahireiehen Samenarten
feststellte I dsss in donstgesittigter Lnft nur dann eine Ketmnng
eintritt, wenn dorch sUrkere nnd hlnfige Temperatnrscbwanknngen
eine wiederholte Thanbildong auf den Samen stattfindet. Haber-
landt| der seine Versuche bei gewöhnlicher Temperatur anstelltCi
leigte anch, dass schon bei dieser Temperatur die Samen in dnnst-
gesättigter Lnft in verhlltnissmlssig knner Zeit, (in fflnf Tagen)
sehr bedentende Schädigungen ihrer Keimfiüiigkeit erleiden.
Dritte VersndiireOie.
Wie Terhalten sich Samen tom C^erste md Hafer, wen sie in Wasser
Tcrschiedenen Temperataren aasg^setst werden?
Hierher gehören von den von mir angestellten Versnchen zunächst
diejenigen, welche ich zur Feststellung der höchsten Keimungs-
temperaturen unternahm. (Vergl. oben S. 324.)
Fernere Versuche wurden in folgender Weise angestellt: Von
den in den Versuchen verwendeten Samen kamen immer je 100 in
weite offene Reagenzgläser, in die so yiel Wasser gegossen war, dass
dasselbe nur 1 Centimeter über den Samen stand. Samen, die auf der
Oberfläche des Wassers schwammen, wurden durch andere, untersin-
kende ersetzt. Diese Reagenzgläser wurden in ein zum Theil mit
Wasser geflllltes Becherglas gestellt, welches dann in den Thermo«
staten kam. Das Thermometer zeigte die Temperatur des Wassers
im Becherglas an. In dem Thermostaten befand sich wieder ein
Gefäss zur Absorption der Kohlensäure. Es war ausserdem fQr
Luftemeuerung im Thermostaten gesorgt. Femer wurde in den
Innenraum des Thermostaten etwas Wasser gegossen, so dass eine
Verdunstung von den Reagenzgläsern aus und damit eine Tempera-
turschwanknng in dem dnnstgesättigten Raum nicht stattfinden konnte.
Die Samen erlitten ausserdem bei den getroffenen Einrichtungen kei-
nen erheblichen Sauerstoffmangel. Die einzelnen Reagenzgläser wur-
den nach verschiedenen Zeiten aus dem Thermostaten herausgenom-
men und die Samen in die Keimapparate gebracht.
A. Einwirkung einer Temperatur von 45^ C.
(Siebe Tabelle IV.)
Aus nachstehender Tabelle ist zunäelist wieder ersichtlich, dass
der Hafer die angegebenen Einfiflsse besser erträgt als die Gerste.
Letztere bt getödtet, wenn sie unter den erwähnten Versuclisbedin-
gnngen 5 Stunden im Thermostaten bleibt, während vom Hafer, auch
nach emem Aufenthalt von 9 Stunden im Apparat, noch einige Samen
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keimen. Der Eintritt de« Keimangsiiuxiffliinw venOgert sieh am eo
m«hr, je länger die Samen im Apparat verweilen. Ansaerdem vird
das AnAreten einea aoleben Keimangamazimnma immer ondeotttcber.
Die dnrchiefanittliehe Keinueit wird mit der llagem Temperatorein-
wirking eine immer aaagedehntere, die Zahl der keimenden KArner
eine Immer geringere. Bei den Hafersamea, die 9 Stunden im Ther-
mMlaten verweilt hatten, trat die Keimung erst naeh 15 Tagen ein.
Et Migt «ich bei diesen irie bei allen KeimreraMchen mit erwirm-
ten Samen, dasa dieselben regelmlaaig nm ao mehr der Fftnlniai
nnterliegen, je mehr aie dnreh die Temperatur geaebldigt aind.
Samen, die Oberhaopt noeh lebenafUig sind, haben aneh die Fähig-
keit, der Fänlniu mehr in widerstehen. Samen, die in Waaser
erwtrmt wurden, fanlen Jedoch leichter als solche, die trocken,
aelbst anf hohe Temperatnren erhitzt wnrden nnd nachher in Wm-
■er kamen.
Binwirknng einer Temperatar von 55° C.
Tabelle T.
SSb keimten nacli Xasen:
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■. bednut Gertte, b. Hafer.
Ba seigt sich, daaa aowohl Hafer wie Qerste naeb einem Aufent-
halt von drei Standen im ThennosUten getsdtet aind. Im Uebrigen
aeigen sieb die bei der Einwirknng von 45° C. eingetretenen Eraehel-
nnngen bei den Temperatnren ron 55" C. nm ao schneller und
deitlicber.
C. Einwirkung einer Temperatur von 65" C.
Dieee Temperatur wurde nar von einigen Hsfersamen dsrch eine
halbe Stunde ertragen, wihrend Gerste nach einem halbstflodigen
Aufenthalt im Thermostaten getOdtet war.
«82
Nachstehend Btclle ich noch die von Fr. Hiborlind t ') nsd
die von mir gewonnenen Rcsultste, soweit ea sich am ilic Kimrii^
kaag warmen W&esers auf die ßrbaltniig der KeiniflLlitgkeit tcmi
Hafer und Gerste bandelt, nebeneinander.
BftberUudt.
a) Controlprobe
b) bei 30" G. durch 6 Stünden
C.
40" C.
40" C.
50" C.
a) Controlprobe
b) bei 30" C. durch 5 Stunden
C.
40" C.
40" C.
50" C.
50" C.
Procsnle d«i
gckeimtao San
58.
86.
a) Controlprobe .....
b) bei 45" C. durch 1 Stunde
3 Standen
5
^ Sttude
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46" 0.
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45° 0.
')
55« 0.
1)
55° 0.
«)
65° 0.
Hafer.
a) C«iibrolprob«
b) bei 45° 0. dnrcfa 1 Stande
' 0.
45° 0.
45° C.
45° C.
65° C.
55" C.
65° C.
78.
76.
■) W'lMeuscIiafllich praktische Untci^urhungeii. Bd. 11. S. 53.
Ans dieser ZnsammensteÜQog geht deutlich genug henror, dass
bei meineD Venachen die Samen eine etwas grössere Widerstands-
lihigkeit gegen die schidigenden Einflösse der Wftrme seigten. Ich
glaube, diese Differena Ilsst sich lediglieh dadurch erklaren , dass
die Samen bei meinen Versuchen gegen Sauerstoffmangel mehr
geschfltxt waren. (Vergleiche oben S. $17 und 318.)
Ausftlhrliche Untersuchungen aber die Schädigung der Samen
durch warmes Wasser verdanken wir zumal Fr. Haberlandt
(Siehe oben S. 316.)
Hier sind auch die Untersuchungen Fiedler's au berflcksichtigen.
(Siehe oben S. 312.)
Hierher gehören auch die Untersuchungen von Ant ZoeblM
über die Frage: ^Wie lange behalten die Samen im Wasser ihre
^eimOhigkeiti^ — Z. stellte seine Versuche mit sahireichen Samen-
arten in der Weise an, dass er Aber die Samen einen continuirlichen
Strom Wassers von gewöhnlicher Temperatur fliessen lless. Von
jeder Samenart wurde nach verschiedenen Zeiten eine Ansahl Samen
zum Keimen ausgelegt. Es zeigte sich, dass nach 69 Tagen die
Mehrzahl der Samen getödtet war. Gegen diese Untersuchungen ist
jedoch eine Einwendung zu machen. Schon während des Aufent-
haltes im Wasser fingen manche Samen an zu keimen, während zu
den Keimversuchen die übrig bleibenden noch nicht gekeimten Samen
verwendet wurden. Nun giebt es aber bekanntlich selbst bei den
besten Samen in einer grösseren ZM immer einige, die an und ftar
sieh nicht keimen, bei manchen Samen machen diese todten Individuen
sogar einen grossen Procentsatz aus. Je länger also Z. seine Ver-
suche fortsetzte, um so mehr muss er es in den Fällen, in denen
vorher eine Keimung im Wasserbehälter eintrat, mit Samen, die schon
an sich todt waren und nicht erst durch den Einfluss des Wassers
ihre Keimfähigkeit verloren hatten, zu thun gehabt haben. Es ist
ohnehin auffallend, dass bei den Z.'schen Versuchen nicht die Mehr-
zahl der Samen anfing zu keimen. Wenn dies nicht geschah, so
kann dies wohl nur daran liegen, dass die Samen sich so tief unter
Wasser befanden, dass es ihnen an Sauerstoff mangelte. Dieser
SauerstoffiaMngel wird nun wohl an sich schon schädigend auf die
Keimfähigkeit eingewirkt haben, so dass Zoebl es in all' seinen
späteren Versuchen wahrscheinlich mit Samen zu thun hatte, die
sowohl durch den Einfluss des Wassers wie durch Sauerstoffmangel
geschädigt waren. Die Frage, wie sich Samen unter Wasser, bei
i)Fr. Haberlandt, WisflcnschafUich praktische Untersnchiiiigen auf
dem Gebiete des Pflanzenbaues. Bd. I. S. 89.
334
^B TerBchiedenen Temperaturen, einerseits bei Saaerstoff^xn^cl, ani1«ror-
^H «eits bei uagehindcrtem Zutritt von SaaeretofT vcrhkllen, bmUrf jcdfn-
^B falla einer besonderen Untersuchung. Immerhin aber dit^nen die
^^ lahlreichen und snagedehnten Z'achen Versaclie gans wohl Juu,
^H in zeigen, Anas die Samen schon dnrch den Einflusa des Wassers von
^H gewühnliclier Temperatur in mehr oder weniger kurzer Zeit eine
^B Schädigung der Keimfähigkeit erleiden.
^H Vierte Versuchsreihe.
^H Wie Terlialteii sich die Hainen von (ierste and Uftfer.
^^m wenn sie, In ansgretrockneteni Xastand, der Elntrlrbttng höherer
^H Tentpcratnren nnsgeseUt nffdent
^m A. Einwirkung einer Temperatur von KHl" C. (I.)
^H Lieber die Art der Trocknung ist bereits oben das Nflthige
^H (Methoden) mitgetheÜt. Fiir die Versuche, deren Resultate in narh-
^M etehender Tabelle VI), verzeichnet sind, wurden die Samen, bovor
^R sie in die ReagenzglAser kamen, durch drei Tage im Kxsicuator
^H dber ScbwefeUünre gehalten. In der Tabelle bedeutet m. Gerste,
^1 b. Hafer, m. Oerste, n. Hafer. Die Samen Dir die Veranclifl a — ft*,
^^^ b — b* wurden sehr allmählich getrocknet und erwiirmt. Die Rca-
^^M genzgläser lagen erst 10 Tage bei gewöhnlicher Temperatur im
^^P Zimmer, dann wurden Bie durch einen Tag auf 30" 0., durch swei
^^ft Tage auf 50" C. erwärmt and kamen dann erst in den Tbcrmuata-
^^V ten von 100" C. —■ m. m.' n. n.' kamen direct in olTeDen Be«-
^^ genzgläsern in den Thormost8.Ien von iOO" C, nachdem sie 3 Tage
b«i gewshaliehar Zimmertamperatnr ober defiwefelatore gehalten
waren. Ueber di« Zeit, durch welobe die Samen im Thennoitaten
verweilten, giebt die naobitehende Tabelle VII. AofsehluM.
Es ist eriiohtlieh, dasa die Hafersamen wieder die Veranehabe-
dingoDgen besser ertrugen als die Geratesamen. Wlfarend bei der
Gerate, die doreh 24 Stunden einer Temperatnr Von 100" C. ana-
gesetxt war, die KeimAhigkeit aehr gelitten hatte, zeigt dieselbe
beim Hafer erst eine geringe Abnahme. Anch die mittlere Keimaeit
ist bei der Oerste viel grAaaer geworden '). — Gerste nnd Hafer aber
ertragen aneh dnrch 48 Stunden eine Temperatur von 100" 0. ohne
gani getSdtet zu werden.
Wenn der Hafer aich aneh weniger geschädigt zeigt als die Gerate,
so tritt die erste Keimung jedoch bei ihm meist etwas später ein,
was aich wohl durch die geringere Qnellangsfthigkeit des Hafers
erklärt. Die gesammte Keimzeit ist bei Hafer meist Unger als bei
■) Mildere KeitnHit-AniaM der auf die );aDzc Kcimieii fallenden Tage,
dividirt durch die Anzahl der in der ganten Keimieit gekeimten Samen.
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Gerste, es keimen nber in gleichen Zeiten von Hafer mehr SaincD
kls von Gerste. Uiesc Erfahraogen beatltigten aoch die Versnche
V. HühneTa'). Im Uebri^cn zeigt sicli auch bei diesen Vanucben
wieder, gegenüber der Keimung unter normnlen VorhSItniasen, tlie
Verschiebung oder das gänzliche Fortfallen des Keimungsmaxi manu
(Gerste a*), der Bplllere Eintritt der Keimung, Verläogeraog der
absoluten und mittleren Keimzett, Verkleinerung des Keimproc«nt's.
All' diese Erscheinungen werden um so deutlicher, je Ilager die
Temperaturwirkung dauert.
Wie wesentlich fUr die Erhaltung der Keimfähigkeit ein mdgliehat
geringer Wassergehalt der Samen ist, dies zeigen m. m'. n. n'.
Die zu diesen Versuchen verwendeten Samen hatten eine sehr unvoll-
ständige Trocknung erfahren, bevor sie erwärmt worden (3 Tage
Über Schwefelsflure), und es keimte schon nach Einwirkung der
Temperatur von 100" C. durch nur sechs Stunden kein einziger
Same mehr.
B, Einftusa einer Temperatur von 100" C. (II.)
(Siehe Tabelle VUI.)
Die in dieser VerBuchsreihe angestellt«n Untersnchoogen »olllett
zunächst dazu dienen, den Einflnss mehr oder weniger sorgfllItig«r
Trocknung noch deutlicher zu machen. Die benutzten Samen waren
zwei Tage Uher Schwefelsäure getrocknet worden, bevor «io in die
Keagenzglaser kamen. Die in bekannter Weise beschickten Reagenz
gläser blieben 10 Tage bei gewShnÜclier Zimmertemperatur liegen.
Der Aufenlhalt im Thermostaten helief sich fUr alle Samen mat
drei Tage.
a'. nnd li'. kamen ohne vorherige allm&bliche Erwärmung direct
in den Thermoatatcn. Es zeigt sich, dasa Gerste nahexa getAdtrt
ist und dass auch der Hafer eine bedeutende Schädigung crfbhr.
a". nnd I»'. wurden, bevor sie in den Thermostaten von 100" C,
kamen, durch 7 Tage bei einer Temperatur von äO" C. erhalten.
Mit dieser sorgfaltigen Trocknung steigt auch sofort wieder die
KeimOlbigkeit sowohl für Gerste wie fflr Hafer.
a'. und b*, wurden noch sorgfältiger getrocknet. Die Reageaa-
gUaer wurden 9 Tage bei 50" 0., 2 Tage bei GO" 0., 3 Tage bd
80" C. erhalten und kamen erst dann in den Thennoataten von
100" C. Es ergiebt sich nach dieser sorgfältigeren TrockDOng fUr
WiMenachafllich praktische Utitfraucbiin^u .
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die Qerste, in geringerem Grade »uch for Hafer, sogleich wieder ein«
grÖHSere Steigerung der Keim (Eiligkeit. Bei der Gerste tritt xach
wieder ein sehr üeullichea Keimung^mmimum ein.
Aaeh bei all diesen Versuchen zeigen sich die mebrrach etwlbnlea
Schädigungen mehr oder weniger deutlich. Bemerkcnawertb Ist auch,
wie rait der sorgfältigeren Trocknung bei a'. tind b*. auch alae
zeitigere Keimung eintritt als bei a'. nnd b'.
Bei diesen Versncfaen snehte ich auch fest zu stell er, ob du scbnell«
oder langsame Abkühlen nnd die Oeschwindigkeit der WsssersHTabr
zu den erhitzten Samen, von Bedeutung für die Erbaltoog der Koim-
ßhigkeit sei. Demgemäss blieben a^. und b', nachdem sie ans dem
Thermostaten von lÜO" G. herausgenommen waren, in den Reageoi-
glasern und kamen so durch 2 Standen in eine Temperatur tob
&0" C, dnrch weitere '2 Stunden in eine Temperatur ?on 30" C.
Dann wurden die Samen ans den Reagenzglilsern entfernt uod !■
trockene Keimapparate gebracht, in denen sie durch 3 Tage bei
gewöhnlicher Temperatur im Verauchsranm liegen blieben, so dua
sie durch Hygroscopicität ans der Luft geringe Mengen Wasser anf-
nehmen konnten. Jetzt erst wurden die Samen in den Keimappara-
ten angefeuchtet. Zwei andere Reagenzgläser wurden bis zu dem Anf-
enthalt im ThermOBlalcn obenno behandelt wie a^. nnd b'. Oie
Samen kamen aber, nachdem sie drei Tage der Tempcratnr von
100" C. ausgesetzt waren, aus den Reagenzgläsern direet in die
fencbten Keimapparato, in deren Keimachale vorher noch etwas Was-
ser ron 10" C. gegossen war. Bei der nun folgenden Keinnng
zeigte sieh bei beiden Versuchsreihen durchaus kein nennenawertber
Unterschied in der Anzahl der gckcimten Samen, der Keiiadaner etc.
Ich halte früher (»ergl, 3. 315) bei erwttrmlen Samen von Tri-
folium iiratejtse nachgewiesen, daas dieselben stärker geschädigt wer-
den, wenn sie noch heisa mit Wasser befeuchtet werden, als wenn
sie nach vorheriger Abkühlung ganz allmählich angefeuchtet werden.
Ich halte den Versuch damals wiederholt mit günstigem Erfolge
angestellt. Immerhin ist mir die Sache jedoch noch zweifelhaft, da
es sich nm Samen handelte, die Über 100" erwurmt, in ihrer Keim-
fähigkeit sehr stark geschädigt waren. Wenn nun von solchen
Samen in dem einen oder andern Pall einige mehr oder weniger
keimen, so kann dies ebenso durch die grössere oder geringere Sehi-
digung, die die Erwarmnng hervorgebracht hat, bedingt aeia, wie
dnrch den Einflnss der langsameren oder schnelleren Kuftlbnuig v««
Wasser.
V. n ö h n e I hat, »nf die von mir gegebene Anregung hln(«rgl. 8. S 18),
diese Fni|^ bei sehieii Untertochiiii^ii ebenfells berfieksiehti^. H 9 h d e 1
hatte Samen yoii Bumex patientia oad Trifolium hybruium aof
118— 121 ** C. erhitxt Eine Partie wirde aefanell befeoehtet nnd
snm Keimen anogele^ eine andere wurde einige Tage an der Lnft
liegen gelassen nnd dann snm Keimen ausgelegt Von den schnell
angefeuchteten keimte ans mehreren Handert Samen von liumex
patientia 1, TV^olium hyhridmm 1. Von den allnuihlich angefeuchteten
keimten von Bumex paiiemtia 1, Trifoliitm kybridum 2. Diese eine
Keimpflanse mehr bei Trifolimm kyhridwm kann natflriicb kaum
dasu dienen, eine Bestitigung meiner frflheren Angabe sn liefern.
Die Versuche snr Liösung dieser Frage mllsscn fibrigens nach anderen
Methoden angestellt werden, als sie von mir und ▼. H5hnel ange-
wendet wurden. Ich bin gegenwirtig mit Untersuchungen in dieser
Richtung beschäftigt und behalte mir Ter, aber das Resultat dersel-
ben sptterhin su berichten.
C. Wirkung einer Temperatur von 110^ C.
(Hierzu Tabelle IX.)
Trodannig und ErwinDong der Samen wie filr die Vernnehe hei \(0^ 0.
a. und b. Seite 3dl.
Die nachstehende Tabelle bedarf nadb dem eben Oesagten kei-
ner weiteren Erläuterung. Die Schädigung der Samen ist eine der
höheren Temperatur entsprechende grossere»
D. Wirkung einer Temperatur Ten \tt^ C,
(Hierai Tabelle X.)
Trodannig und Erwänmmg der Samen wie Ar die Verauehe bei 100^ C.
a. und b. Seite 334.
Es ist cfnchtlich, dass nur die Hafersamen nodi die Temperatur
Ton 13i^ C. in nennenswerther Weise ertragen. Yen den Oersten-
SUBMU ist nndi einer kalbsttodigen Einwirkung der Temperatur nur
Bodi einer nach adbt Tagen sur Keimung gekammen. Auch der
Hafer scigt nadb einem halbstlndigen Aufenthalt im Thermostaten
eine bedeirtende Schädigung. Es ist aber bemerkenawerth, wie die
höchste Keinueit auf 29 Tage Tcrlängert ist Der Hafer erträgt
die Temperatttr Yon 132^ C. selbst durdi drei Stunden ohne gans
gelMtet m sein. Nach 12 Stunden ist sowohl Hafer wie Gerste
geCMtet.
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Die bei wechselnden Tempera tori^n bis tu 13G" C aopeitelltcii
Verauehe zeigten durehgohenda, dass die SHmen von Hufor nnd
tierslo jene Temperaturen nicM ertragen, wenn sie seibat nach aorg-
fkltigstor Trockntingr anch iinr ?0 Minuten lang der betreffenden Tempe-
ra tnr unterlagen.
Bei allen Versoclien, bei denen Temperaturen von 100 — IBfi^C.
in Anwendung kamen, waren die Thermometer direct in die Reafcna-
gUaer eingefügt, so dass nie also nomittelbir die Tempertliir der
Samen angaben. Die angegebenen Zeilen wurden von dem Moment an
gerechnet, in welchem die Thermometer nnch EinHlhrnng der Samen
in die Thermoataten wieder die gewünschte Temperatnr teigen.
Ich habe bei dienen Untersuchungen vornehmlich Temperatonn
tlber 100" C. in Anwendung gebracht, da es ja durch frühere Unter-
■üchungen bekannt war, dasa getrocknete Samen Temperatnren bU
cu 100" C. ohne Verlust ihrer Keimfähigkeit ertragen können.
Ke Eeigt sich alao, dasB 8am<'n, Dach sehr aorgralliger Trocknong,
Temperaturen bis ed ]-22" C. ohne gSnelichen Verlust der Keim-
flhigkeil ertragen können. Ich stimme jedoch v. H Ohne I dnrchaua bei,
wenn derselbe aagt, daas man wohl fOr keine Species eine bettimmti.-
Temperatur wird angeben kOnnen, bei der die getrockneten 8«m<-D
•terbeu. Ea ist vohl eicher, daas die Individualitat der Samen
(Abaummang, Haimatta, Alter, Qrad der Anabildnng) Immer geriBge
SebwankiingeD der TOdtnogatemperatnr wranlaMen wird. (Tergl.
S. 316.) Die nngemein verllngerte Keimieit für einieliie Suwb hat
etwa* sehr Anffallendea. Dieae Thituebe erinnert aa di« Ereebatann-
gen, die raui bei uftigen Pflansentheilen »la „Wirmeatarr«'* bueicb-
net, ohne daai ieh bebsnpten will, dau beiderlei ErseheiBnagm dnrcb
gleiche Uraaeben bedingt Beieo.
F. Wirkting einer Temperatnr »on 60" C.
Ich hatte vor Beginn der bisher beschriebenen Experimente einige
Versuche angestellt, welche mir zeigten, dass die llafersamen beim
Austrocknen ihr Wasser langsamer abgeben als die Oerslensnmen.
Wenn also die Aaatrocknnng der Samen nicht energisch genug vor-
genommen wurde, so konnten die Oerslensamen nor noch geringeren
Wasiergehalt icigen, wlbrend die Hafersamen weit grOssere Waaser-
mengen enthielten. Ea war antanehmen, dasa unter solchen Ver-
bsltniseen die llafersamen bei Erwärmung mehr geschldigt werden.
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Die Samem waren Dir diesen Veraoeh 2 Tmgt Ober Seliw«M«tUur«
gehnllen nnd kamen dann in bekannter Weiae mit Chlorealeiim in
die Reageu^liaer. Die Gliser blieben iwei Tage bei gewidinUeliejr
Lnft liegen, kamen dann dnreh einen Tug in eine Temperatur von
50^ & nnd dann erst in den Thermostaten Ton 60^ C« Wie sieh
leigty hatte der Hafer eine bedeutende Sehldignng der Keimfiüiif^
keit erlitten«
Ana diesen Versnehen ergiebt sieh aber noeh ein anderes inter-
essantes Besnltat. Die Gerste seigt nftmlich gar keine Sohidigiing
ihrer Keimfiüiigkeit, im Gegeotheil ist dieselbe befördert Die Kel*
mung trat etwas aeitiger (am einige Standen) ein, als unter gewittin«^
liehen Bedingungen, das Keimungsmaximum, das überaus gross ist,
seigt sieh schon am sweiten Tage.
Es ist dies der einzige Fall, in dem bei meinen Versuchen eine
Beschleunigung und BegflnstigUDg der Keimung durch Erwftrmuug
der Samen eintrat. ' Bolche Beförderungen der Keimung durch Erwär-
mung sind nun Yon andern Beobachtern auch schon nachgewiesen,
so ¥on Haberlandt (vergl. S. 314), Veiten (vergL S. 8:ii),
Wiesner (vergl. S. 813). Auch v. Höhnel theilt mit, dass er
'bei seinen Versuchen in einzelnen Fällen eine Beschleunigung der
Keimung beobachtet habe (vergL S. 816).
Unter gewöhnlichen Bedingungen brauchen die zum Keimen sus
gelegten Samen, bei genflgender Temperatur und genttgender Feuch
tigkeit, je nach der Species eine mehr oder weniger lange Zeit, um
in einen Zustand zu kommen, in welchem die einzelnen Theile des
Keim's anfangeh zu wachsen. Es wäre nun mOglich, dsss die Samen
bei geringem Wassergehalt und nicht zu hoher Temperatur (60 — 70^ 0.)
Cohn, Beitrife iiir Biologie der PflAasen. Band n. Heft HL 23
Khn«ller in jenen ZastsDd geUngen kis unter normalen Btiiingimgen.
Welcher Art die begUnatigendeo Einflüsse sind, ob ea tich nm tiefer
gehende physiologische Erscheinungen, oder nur nm eine Anflockervif
und leichtere Qaellnngsf^higkeit der Samenschale handelt, darfliwr
ist zuDftchet natürlich nichts ansinsagen.
Sicherlich schadet Jede Temperatur oberhalb des oberen Nwll-
punbles für die Keimung, bei gana dnrctmftssten Samen nm so mehr,
je hoher die Temperatur ist nnd je Unger dieselbe einwirkt und
ferner wird von einem gewissen Wassergehalt der Samen an irgend
eine Temperatur oberhalb des oberen Nnllpnnktes fDr die Keimntig,
im Allgemeinen am so mehr schaden, je grösser der Wassergehalt
der Samen ist. Ea bleibt aber die Einschrinknng besteben, dats
Temperataren bis zn 60 — 70" C. auf die Keimfähigkeit mancher Samen
gOnatig einwirken können, wenn der Wassergehalt deraelben dae
bestimmte Qrenie nicht tlherschreitel.
Wenn Samen oder Sporen in kochendem Wasser ihre Keimft-
higkeit nicht verlieren, so wird dies wobl Immer nur daran liegen,
dass sie durch irgend welche Organ isationsverbiillnissi' längere Zeit
Tor dem Eintritt des Wassers in die inneren Gewebe geschiltEt sind.
Wie die Tedtung der Samen durch hohe Temperaturen stattfin-
det, ist zunächst nicht anfgeklart. Sicherlich aber hat diese TOdtnng
nichts mit dem Gerinnen des Eiweisa' zu thun, denn die Samen ster-
ben auch bei Temperaturen, die unter der Oerinnungstempfrator ilea
Biweiss' liegen, wenn jene Temperaturen nur gentlgend lange ein-
wirken, und kfionen andererseits Temperaturen oberhalb der Qeria-
nUDgstemperatur, selbst wenn sie nicht gani trocken sind, dorcb
mehrere Stunden ertragen. Diese Tfaatsache bebt auch Sacba')
für saftige Pflanseutheile gcgcnllber U. Hoffmann*) hervor.
Ebenso sind aach nnr die Sclittdignngen der KeinfUigkeil
durch Erwärmung suDächst nicht anfgekllrt. Ob es sich dabei «n
eine starke VerhXrtnng und somit geringere QuellnngsfUhigkeit der
Sehale handelt (P. Haberlandt vergl. 8. 314), oder nm irgend
welche andere Dinge, ist nicht so sagen. Diese Seit« der VngB
bedarf noch weiterer l'ntersnchnngen.
Ich glaube dach, dass die Scb&digungen nicht bloan die SaaiM-
•ehale treffen, sondern viel tiefer geben. Bei femeren ein|
Untersttchungen wftren das Verhalten der Samenacbale, dna Vi
■) Sacbi in Flora IS64 S. 9. 34. 39. 75. - Ueber die obere
I greote der Vegetation.
t) H. Iloffmann in Pringsbcim'* JahrbOcbeni IL S. 837.
845
der Resenrestoffe, die histoli^iadieii Eigeaeeiiifteii des Keims resp.
des Endosperms, die oemotiseheii EraeheinsiigeB sii berfteksiektigen*
Sehr wiebtig wirea ebemisdie ÜBtersseliuigeii, AsitreteB von Fer-
menten, Verindemngen der Reserrestoffe ete. Dm bei den stark
gesehidigten Samen eine sehr lange Keimdaner beme^bar ist, mOgen
die Reservestoffe dnreh die Temperatnrwirkongen Tielleicht in einen
Znstand flbergefUirt werden, in dem sie nnter dem Einflnss von Fer-
menten nnr sehr langsam in eine fftr die Entwiekelnng des Keimes
branehbare Form flbergeken. Von gans besonderer Wichtigkeit
wären femer Beobaehtnngen Aber die weitere Entwiekelnng der Keim-
pflansen, sowohl während der Keimnng wie in späteren Stadien. Die
bisherigen Beobaehtnngen Veiten 's (vergl. S. S19) nnd Krasan*s
(TergL S. 814) leisten in dieser Hinsieht noch nicht Tiel.
Ich habe diese Dinge nnr deshalb angedeutet, nm anf die Rich-
tung, die weitere Untersnchnngen sn nehmen haben, hinsnweisen.
Nachstehend stelle idi einige Sätze anf, die sich ans den Beob-
achtungen Anderer nnd meinen eigenen ergeben.
1) Es giebt kein gans bestimmtes Temperatnr-Maximnm ftr die
Keimnng der Samen einer Species. Dasselbe macht vielmehr, je
nach der Individoalität der einzelnen Samen, geringe Schwankungen.
i) Die Samen erleiden dnrch die Einwirkung des Temperatur-
Maximums während der Keimung eine Schädigung, die sich sowohl
durch die Verlängerung der Keimungsseit bemerkbar macht, wie durch
langsamere Entwiekelnng der Keime.
8) Die Keimung gesunder Samen yerläuft nnter normalen, gün-
stigen Keimungsbedingungen ungleichförmig. Das heisst, von einer
grösseren Zahl der sur Keimung ausgelegten Samen beginnt su irgend
einer Zeit eine geringe Anzahl zu keimen, später steigt die Zahl der
in gleichen Zeiträumen keimenden Ssmen, erreicht ein Maximum, um
dann allmählich bis auf Null zu fallen. — Beginn und Beendigung
der Keimung, Eintritt des Maximums, sind sowohl nach den Species,
wie nach der Samenbeschaffenheit innerhalb einer Species verschieden.
4) Unter den gewöhnlichen Verhältnissen yerlieren Samen ihre
Keimfthigkeit, je nach der Species UQd je nach der Individualität
der betreffenden Samen mehr oder weniger schnell. Dieser Verlust
der Keimfthigkeit tritt in dunstgesättigter Luft um so schneller ein,
je höher die Temperatur ist; bei einer Temperatur von ungefähr
60® C. schon in 24 Stunden, aber auch bei gewöhnlicher Temperatur
zeigt sich in dunstgesättigter Luft bei einigen Samen sehr schnell
eine Schädigung der Keimfähigkeit.
5) In dunstgesättigter Luft kommen Samen, allein nnter dem Ein-
23*
346
Anas der Lnftrearliti^keil, nicht zur Keioian^, wenn die Temperatur
coQstunt bleibt. Eine Kciniling kann nur dftim eintreten, veBn dnrcb
gröasere und wiedeiiiolte Temperaturachwanknngen eine ThAttbUdniic
anf den Samen sUttÜDdel.
6) Viele Samen erleiden darch tleii Aufenthalt in Wasser t^ine Bebi-
dignng ihrer Keitnfühiekeit, die je nscli Species und lnd)Tidi]aliUt,
mehr oder weniger schnell eintritt. Wenn schon Wasser von gewObn-
lieber Temperatur diese Schädigung hervorbringt, so tritt dies»lbf
doch am so schneller ein, je hdher die Temperatur ist. Immerhin
aber können Samen eine Temperatur, die nicht zu bocb obi^balb ilei
Keimungsmasimnms liegt (bis 55"), in Wasser mehrere Stauden ertragen.
T| Befinden sich die Samen bei der Erwärmung unter Waa««-
in Sauersloflmangcl, so leiden sie mehr als bei angebindertem ZntfiU
des Sauerstoffs.
8) Samen, die nasa und gequollen sind, Kcigen awar gegen die
schädigenden Einwirkoogen höherer Tfmp<;rBtari-n einen etwa« gtüt-
seren Widerstand als saftige Ptlanzentbeile (Stengel, Blatter etc.),
indessen ist der Uuterschied kein aehr bedeutender. Ein grosser
L'nicrachied besteht aber darin, dass Samen am so besKer gegen die
Schlidignngen durch hohe Temperaturen geachütit sind, je mehr sie
ausgetrocknet werden, wülirend saftige Pflanzeniheile acbon darefa
das Austrocknen an sich zu Onmde gehen.
9) Wenn auch Samen durch sorgfältige Austrocknung gegen di«
Schädigungen hoher Temperaturen sehr geschütxt werden kOnnen,
so gelingt es doch selbst durch die weitgehendste Auilrocknus
nicht, die Schädigungen durch hohe Temperaturen ganz zu beaeiligen.
10) Die buchsteu Temperaturen, die manche Samen in anag«-
getrocknetem Zustand ertragen können, liegen zwischen 120 and
125" C. Man kann jedoch fllr die Snmou einer Speciea keinc«««ga
eine ganz bestimmte T'jdtungBtemperalur angeben , dieselbe wird
vielmehr je nach der Individualittlt der Samen geringe Scliwanktingca
zeigen. Ausserdem werdeu auch die Samen verschiedener Speeiea
bei verschiedenen Temperalu rgraden getödtet.
11) Sicherlich schadet jede Temperatur oberhalb dea oberen
Nullpunktes fur die Keimung, bei ganz durchnissten Samen um so
mehr, je höher die Temperatur ist und je länger dieselbe einwirkt
and femer wird bei nicht ganz trockenen Samen irgend eine Tem-
peratur oberhalb des oberen Nnllpnnktes für die Keimung, im Allge-
meinen am SU mehr schaden, je grösser der Wassergehalt der 8«Ri«n
ist. Es bleibt aber die Einschränkung bestehen, dass Tempenttmn
bis zu 60—70" C. (mitnnter wohl nocb höher) auf di« Koimfllbif-
147
keit mancher Smai«i §§mMä^ witkea, w^mn der WtL^werg^kah der*
selben eine bestimmte Grdese nidit AendveiteL
13) Wenn Samen in kochendem Wawer ibre Keoifidiig^eit nidrt
verlieren, so wird dies wobl immer mir danm llegeii, das« die
betreffenden Organe dnreli ii^eTid w^che OrgMriwtaoMvgriiiltniime
gegen den Eintritt des warmen Waaeers ia dk imiereB Gewebe
geacbUtzt sind.
13) Die dnrcfa Wlrmewirknagea her v wgebraetoea 8cbidigmigan
der Samen, sowohl fenehter, wie troekeaer, {^^"^ ^o. 4) habea
grosse Aehnlichkeit mit desjenigen Sdiidigangen, die die Samen
nnter natflrliehen Verhiltaissen bei gandbancndem ÄUer erleiden,
wenigstens so weit es sieh nm Beginn der Keimnng, Keimdaaer,
Keimprocente handelt.
14) Die dnrch hohe Temperatnren henrarg^raditen Sdudigangea
machen sidi in folgender Weise geltend: Der Beginn der Keimnng
wird Yeradgert — Die absohrte Keimzeit ^ > sowohl, wie die rdaüve*)
wird yerlingert. — Das Keiannganaxinram tritt taamer spiter ein
und wird immer nndeatlidier. Das Keimnagnw'oeent wird geringer.
15) Die Tödtnng der Saa^n dardb Temperstarwirknngen (25 bb
125® C.) hat nichts mit dem Gerinnen des föweiss aa than.
Besehrdbnng des Ifsiilmsnn^schen ThenaMtat«««
Der Thermostat besteht ans einem cflindriscben Gefitos, welches
mit drei£Mher Wand Tcrsehen ist Fig. L Seite S48. Der Baam
swischen den Winden a. and b. wird mit Wasser geMlt Durch
den Ranm xwiaehea den Winden b. and c strömt die warme Laft,
welche von einer anter dem Th«rmostatea stehenden Gasflamme aas-
geht. Dnrch feine Oeflbnagen, die in dem oberen Theil dieses Bau-
mes angebracht siad, tritt diese wanne Luft ans dem Thermostatoi
heraus. Der mit do^ielter Wand Tersebene Detkel des Thermostaten
hat mehrere Durchbohrungen zur Einffthrung tob Thermometern
sowie eines Thermoregulators zur Eegalirang der Flamme. Es
getilgt flbrigeas für die melstea Fälle durehaas, wem man den Ther-
oMregnlator nicht in den Deckel eioHUgt, sondern durch eine der
beiden Oefisungen, die zur Fillnng des Wasserraums bestimmt sind
o. p. — Wird der fibergreifende Rand des Detkeh Terkittet, so kann
1) Die Zeh, die Tcrgeht, bis bei einer bestimmten Anzahl Samen (in onserm
FaU je 100) die letzten gekeimten Samen auftreten.
*) VergL Seite 3S4 Anmerkung.
^««
348
^1 man in den Raum des Tliermostaten beliebige Gue bineintreton lu-
^M Ben. Soll die bei der Thätigkeit eines Aepiratora in den Thermo-
^H Btaten eintretende Luft die Temperatur des Tbermoataten haben, au
^H kann man die Laft durch eine gebogene Rdhie, deren Scbenkel
^H dicht aneinandergebogen sind, und die durch eine der Oeäfnungen
^1 0- oder p. in das warme Wasser dea WaBerraums bineingoatellt iat,
^B hin durchs an g;ea. Ersetzt man den gewöhnlichen Deckel dnrcb einen
^M solchen, der in der Mitte eine groase OelTnang hat, so kann nun
H auf diese Oeffnung eine Qlaaglocke stellen, in welche Pflanzen, die
^L in einem im Thermostaten stehenden Topf sich belinden, hincinwacb-
^H sen. Wenn der Thermostat einmal auf eine bestimmte TempcratUT
^H eingeetellt ist, so zeigt selbst die Laft in der Qlocke nur unbedea-
^H tende Temperataracbwankungen. Bei Anwendung des gewOhnlicbeo
^H Deckels gelingt ea bei einiger Sorgfalt leicht, die Temperatur de>
^H Thermostaten Monate hindurch conatant zu erhalten, ao data nnr
^H Sohwankangen von 0,ä" C. vorkommen.
^H Die Einriebtang mit der Glocke hat wegen des leichten Abhe-
^B bens der Glocke groeae Bequemlichkeit, immerhin kommen aber bei
^B dieaer Ei&riohtnng doch noch Schwankungen von 3", in der Luft
^H j, -t. ^ der Glocke vor. Wenn dieselben also
^H ' y /^ J ^ vermieden werden «ollen, dUrft« der
V A-A y ~"n"1 kU^lich von Veiten') beaohriobcne,
^V complicirtere Thermostat vonniieheB
aein. Uebrigens könnte man wobl
durch Anwendung einer Glocke mit
doppelter Wand jene Schwankungen
sehr vermeiden. Man gewinne damit
auch noch den Vorthcil, farbiges Licht
anwenden eu können, dnrcb EinfUIIra
gefärbter Flllasigkeiten tu den Ranm
zwischen den beiden Winden der
Glocke.
Carlarnhe, den S. April 1877.
') Sittungsbericbl« der Kaiierlicheii Aradfinie der WiaaenKchafleo in
Wien. 8. 74, Abih. 11.
Bemerknngen und Beobaehtnngeii ftber einige
CstilagiiieeiL
Von
Dr. J.
1) Die Sysleaalik der UaüligMeai iü Ms « £e felJEle Zeit dasdb
eise tolehe Ftlle tob Baiclaftoilea geCMeit wef4e0« itm der
Woseh wohl aUgeaeoi W, die Ei-^t>mm> dwiettf ai eiMr
OeiMtdiralelltt^ dieser Fnrifie sataMM9c;eCMet n eribe» Bfai
•okiies Werk luAea wir ni der «BchitM Zeit tob k. Fif eker res
Waldkeia n erwartea ^), fllr eise denutige OmteUaiif isSckle iek
m des felgeiidea MHOeitaiieea sock eMs<« Metaiel MeieiL
Wie iek i^ke, kielet eise aeck des Oieadiiffee aeaerer Sjrsle'
■elik dsrAgeMkrte MoMsrapUe derBiiadpiif eise Umnti deak-
kaie, we^ aaek iauMr aodi ackwierige Aafgike. Mekr ali kd
▼ielea aadeiea Pfaaaeaennliea tritt kct dea UiHlagteeea der Oraad-
•ata ia dea Yoidefgraad, die Zieirkca aattflicfcer Verwaadteekaft
«ekt eiaeeifig darek aiorpkoiogiocke MerkaMle xa fcfetiaiMMi eoa-
deta sie ia der AekaBckkeit der giiMMtMi EMwiAetaag aa iadea.
Die üateiaaekaag tioekeaer Pivkea kielet giade kei dea UstUagi'
aeea aar aekr weaig Material fib* die Etkeaatatto der OeeaaHateat-
wieketaag eiaer lifatiMaiif Speeieo, daria Uegt eiae keeoadere
Sekwiefigkett fkr die «jiteaiitiker. Bae aadere Sckwierii^oit fade
ick daria, daM Tieie Foraea, die roa geaaaea aad oekarCrfaaigea
Beokaektera ali differeate Artea lageeekea werdea, eiek oft aar
ackwer, wie iek BMiae, arit Zwaag darck aMNrpiMilogiaeke M erkawle
I) A. Fiteher de WaUhdaL Aperga sjitenuift. de« UttibgiBfas.
Pteii 1677. a 7.
8S0
Grade daran aber sehe ich eio Interesse gebnUpft, welches mir
die Systematik der Ustüagioeen zu bieten scheint. Wenn wir alle
die zahlreichen nnd genan beobachteten Thatiachen berUcksicUifcn,
die ans über die EntvickelnngBgeachichte nnd LebenaweUe tL'r ein-
zelnen Brandpilzformen mitgethetlt worden Bind, können wir aiu der
Wahrnebmang nicht verachlieascD, dass nns hier eine Reihe von For-
men vorliegt, deren verschiedenwerthige Unteracheidnngaaierkinale
sehr verschiedene Abstände der natürlichen Verwandtscha-l beteicb-
nen. Einseloe Formen eracheinon mir morphologisch gloichgestAllot,
sie besitzen aber unterachcidondc biologische Eigenschaften nnd hal-
ten sieh auf bestimmten Nfthrpflanzen oder Gruppen (Familien)
bestimmter Nährpäanzen beschrünkt. Andere Formen zeigen kleine
morphologische Eigenthümlichkoitcn, man würde sie in anderen Pdan-
zenfamilien vielleicht für Varietäten erklären, hier kommen aber
bestimmte festatebende biologische Eigenthümlichkeiten hinzu ud
ihr feater Parasitismaa auf beatimmten Nährptlanzen. Manche die-
ser Formen bilden eine sich allmählich ditTcreuzirende Reibe, deren
einzelne Glieder im Zusammenhange betrachtet wenig veracbi«dcn er-
scheinen, aber bedeutend, wenn entfernte Glieder der Kette betraebt«!
werden. Andere wieder sind morphologiach gat nnd fegt nnteracheid-
bar, sie besitzen aber eine grosse Zahl in der Entwicklnngsgesehiefate
besonders hervortretender gemeinschaftlicher Merkmale, daas man
sogleich dahin gedrängt wird, ihre gemeinsame Abatammung auV'
nehmen. So geht die Uifferenzirang der Formen, Gruppen nnd Gat-
tungen weiter, und anwillkUriich stellt sich uns dnrch dieae Ver-
gleiche wieder der Satz vor Augen, da«s die sogenannten bestlsdi-
gen Formen nnd Formengrnppen, die wir als Art und Gattung
bezeichnen, sich sncb durch Betrachtung der bestehenden Generalio-
nen als etwas Werdendes erkennen lassen. Wenn wir femer s«hen,
daas einzelne Gruppen in leicht und allmählich differensirten For-
men sich auf bestimmten verwandten Näbrpflanzen entwickeln, und
daas viele Formen zwar in zahlreichen Näbrpflanzen von ^roMer
natürlicher Verwandtschaft vorkommen, aber in ontfernler stofaendoD
Nährpflanzen nicht loben, so läset sich hieraus wohl ahnen, daaa die
verschiedene Emäbrnng auch mit der Uilforenzirnng der Art«ii in
Beziehung steht.
Wie diese Verachiedenwerthigkeit der Artdifferenzen in einer
syatema tischen Znaammeoatellung zur Anschauung gubraebl werden
sollte, ist schwer zu enlacheiden. Die Annahme von Unterartoa and
Varietäten von einer ttlter beschriebenen Art entaprechcn wob! nicht
dem natürlichen Sachverhalt, die Auffassung der neueren BeotwcbtM',
4
des
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xm
Fm&k
wirdea ^ Tielea Tjirkrm wekk« HKitr« K«aifiü» äer rstüa^riaeea
jetit Bork bielely im fmet Mhtksm VmrsbiilnMj^ m9<k liel skktbwr
hervortreteB als es Vei tmu rnnkr ujBipfcirft^iicbea ZasaKBea^teilva^
der Fan ist.
2) Persooa*) grtadeCe seiae Graupe Csiäa^ ais Ualera^
theilong^ Toa Uredo Mm£ cia sorpkol'^^isekes;^ scäoa bei der roa
ihm bier aafgelakrtea Uredik rklacea aickt aebr nrtreieaiied^ aad
aaf ela Iriolagiaebea MerkaaL Das Letitare wird aacb jetat moA
TOB dea meisleB Aatorea als ebarakterisüsebcs Merkmal Dir eiae
Ustüaginee gehaliea. Weaa wir geaaa TctfiibreB wollea, so dtrfea
wir jetst aar daaa eiae PQaforai als üstSagiaee beieiebaea, weaa
wir bei derselbea eiae Saaiae Borpbolo^iselier aad blologiseher
Merkmale safgefiiadeB babea, atailieb: i) dass das Mjeel ia dem
Oewebe lebeader Pflaasea lebt, 9) dass die Sporea sieb aas Mycel-
tbellea (Tbeilea der sporenbildeadea Eadiste), iaoerbalb der aäbrea*
den Pflaaze bilden, aad aidit aa mebr oder weniger aasdaaerndea
freien Endisten (Sterigmen), aad dass bei der völligea Sporeareife
dies Mycel sebwiadet, 3) dass sieb bei der Keimang der Sporea
eine typisebe Yorkeimang seigt dareh Bildaag karzer KeimsebUnebe
mit begrenztem Wacbstbam (Promycd), aa welcbem secandftre Spo-
ren (Sportdien) entsteben.
Ueberwiegt biemaeb bei Umgrenzung der Familie die ßeacb-
tnag der biologiscbea Merkmale, so ist dies bei Umgrenzung der
Oattangen noeb viel mebr der Fall. Es mass jetzt als ganz un-
mOglicb angeseben werden, von einer Ustüaginee mit Sioborbeit zn
bestimmen, ob sie zu der Gattung UsHlago oder TiUetia gehört,
wenn bei ibr die Art der Sporenbildung oder Keimung nicht bekannt
ist Da dies für sehr viele Arten zutrifft, mnsscn wir zugestehen,
«) Persoon, Synopsis mcthodica fungorum. Gott. 1801. 8. 224: Umlo
Pulyerenigrescente aut hisco, inplantarumfructificationibuspsrasitico. (Viiüago*)
SM
1
fernlio^eiide gcinuiiitiaRie (Triindrorm, nur haben sirh dl« elnmlnen
Merkmal« in verachicdenor Richluiig diflfi'rcnzirt: Vst. Succimie lial
die grössleii Sparen und die bellste Fsrbung dos Epispors, Ctt.
flosiyui, die kleinsten Sporeu abur eine in der Hitle stehende Flr
buDg des EpUporü, TJst. tnterm. hält in Bezug aul die Sporcn-
grdsse die Mitte, Lesitzt aber das dunkelste Epiapur. — In der glolclivD
Art der ersten ßiitwicklung der Promycel- nud Sporidieitbildnp^
kommt die iiHtllrlicbe Verwandischart wieder un klarsten sur
EreebetDUDg.
Achnlich ist wohl die Keimung imd Sp^ridienbildung bei Ctt,
Cardui Fisch, t. Waldh. {.Iht. Reesiatia J. Kflhnfl. Via Kei-
mnng bei 6V. Kükniava W o 1 f f ^ ) unteracheidet eich ilnrcii «in
viel längeres Promycel und durch zahlreiche wirtebtanilige Sporidies,
die bei den Beobacbtuugrn von Wolff nicht copulirten.
4) Er giebt wobt kaum eine PtlaDzenfamitie, welche auf eine gleich
geriuge Anzahl ihr zagohörijfer Arten eine gleichgrosae Anubl ver-
BCbicdener Brandpike crnfthrl wie die der Poly^onecn. .Soweit mir
bekannt, sind auf denselben durch die bis in die neaosle Zeit noch
von Erfolg begleitet« Untersuchung T verschiedene Brand-Arten
beschrieben worden. Seit mehreren Jahren sehen glaubte ieh aiu
der als Untäago utiiculosa (Lk.) beachriebeueu Art ein« in dca
BlUthen von Poii/gontim G(mvolvultis L. und P. dumelontm h. vor-
kommende Form ala specilisch verschii'den ansehen zu kOnnen. 8je
nnterflcbeidet sieh von der lypi sehen z. H. nnf Po/i/i/cimn/ii/tat/iifolntm
vorkommenden Form durch viel helleres, im frischen Zustande roaei-
farben, troeken hell rothbrftunliches Sporenpnlver. Der ChirehBics
ler der Sporen misst 9 — 11 (gewShnlich 10) Hik,, ist also etwa m
gross wie bei der typischen Form, da« Epispor ist viel beller (Ums
rosenroth), die nettfSnnigen Leisten sind schwfteher nnd die HM^an
enger (meist nicht gana 2 Hik. im Dorchm.). Den ansgebildctei
Sporen sind in grosser Heuge farblose Sporen von etwas geringerer
OrSsse beigemischt, die mit einer sehr schwach netzfQrmig geaaieli-
neten oder auch gant glatten Membran versehen sind. Uiese Bei-
mischung, die übrigens auch bei der Form anf Pol. lapathifolium
und P. iVo/i-arj'ci vorkommt, trügt gewiss aitih da/.u bei, dem Spo-
renpulver im Uanzen eine bellote Karlie zu geben, — Uie geschil-
dertu Furm habe ich schun seit längerer Zeit iu Currespondenien
') J. Küiiii. l>i Itabcntiurst, l-ungi fiiro|.afi 1798: rfa» l'r.
sicli dun-li (JinTwäiidc lind bildt'l zaliliriclic L-ir>Miiij;r Sjioridicii.
*) Ür. R. Wo irr in Bot. Zcilung 1ST4 S. SU.
855
als UsU paäida beseichnet, neuerdings bat sie J. Knnze') unter
dem Namen Ust. anomala J. Kze. beransgegeben. Sie ist, wie icb
glanbe, dnreb ganz Dentscbland verbreitet, icb babe sie sowohl im
Westen (Baden) als im Osten (Scblesien) gefunden.
Es wollte mir lange niebt gelingen, die Sporen zur Keimung zu
bringen, weder sogleicb nacb der Reife, noch dann, wenn icb sie
den Winter fiber im Zimmer aufbewahrt hatte. Anfang März 1876
fand icb an einem Waldrande Ranken von Pclyg. dumetorum, welche
in eingetrockneten Blfithen noch reichliche Sporen der üstilago tru-
gen. Diese keimten bei Aussaat auf Wasser im gebeizten Zimmer
sogleich. Ihre Promycelien waren 24 Stunden nach der Aussaat
fertig entwickelt, sie waren cylindriscb, gleichmftssig dick, 24 bis
37 Mik. lang, an den Enden abgerundet Sie theilten sich meist
dnreb drei Querwände, welche indess anfangs kaum kenntlich waren
nnd erst später bei Entleerung des Plasmas deutlich sichtbar wur-
den, erst dann zeigten sich auch an den Scheidewänden leichte Ein-
sehnfimngen. Die Sporidien bildeten sich an den Scheidewänden,
sehr regelmässig immer zwei zusammen an demselben Punkte. Sie
waren elliptisch, an der der Scheidewand zugekehrten Seite abge-
flacht, 5 Mik. lang, 2,5 bis 3 breit. Sie fielen immer zusammen ab
md waren meist an ihren unteren Enden, seltener an der abgeflachten
Seite verbunden. Nie sah ich die Copulation erst später an abge-
fallenen Sporen erfolgen. Keimung der Sporidien habe ich nicht
beobachtet
Die morphologischen Merkmale dieser Form von der typischen
Ust. utriculosa sind so gering, dass man geneigt sein kann, sie nur
als eine Varietät derselben zu betrachten. Giebt man zu, dass diese
eonstant und an das Vorkommen auf bestimmte Nährpflanzen gebun-
den ist, so giebt man jener Bezeichnung eine Bedeutung, welche
eine logische Unterscheidung derselben von der Species nicht mög-
lich macht
In der Art der Keimung finden sich einige Aehnlichkeiten mit
der der in Dipsaceen gefundenen Uatüagineen, die regelmässige Copu-
lation der Sporidien repräsentirt aber einen wesentlich andern Typus.
Wie sich die vielen anderen auf Polygcneen vorkommenden Usti-
lagmeen verhalten ^), ist, soviel ich weiss, noch nicht bekannt Eine
1) Joh. Kunze. Fungi selecti exsiccati. Isleb. 4877. No. 23.
*) Es sind ausser den bisher genannten UsL utriettloaa Fr., Ust. paüida
und Uit. Kähniana Wolff noch Uit. HydropiperU (Schum.) (= Ust, CandoUei
Tul.), Utt. BUtartarum (DC), Ust. marginaHs (DC), Ust. vinosa Tul, Ust.
Farlaiarü Fischer v. Waldh.
dieser Formen, welche in den Blftttem von Polygonum Bittorta L.
and P. vivipanim L. lebt nod bier anfangs hnchrothe Pasteln bi)il«t,
die später nofbrechen nnd einen f*at »chwarten SporeDstanb enllee'
ren, ist von Fnckel frllher'l als TilJttia IndlaiaT. beieicfaa et wor-
den, sie ist indeas lange Zeit schon bekannt und von De Candolle*)
als Uredo bistortarum a puntulata recht gnt kenntlich beschrieben
worden. In den Thalern des Scbwarzwalde« kommt dieser Pili anf
den Wurselblättern von Polyg. Bütorta blufig vor. Seine Jansen
Pnsteln zeigen sich auf ihnen schon Anfang Mfirs. In ihnen üttiri
man das sporenbildende Hycel als gallertartige stark liebt brecbeade
Strenge von 2 — 3 Mik. Dicke zwischen den Gewebszellen und in
den Intercellulargängen verlaufend. Die Enden sind vielfach ver-
zweigt und Icnäuelartig zusammengeballt. In jedem Astende eotgtehl
eine Reihe stärker lichtbrechender Kerne, die von der aufgeschwol-
lenen Qallertmasse der Fadenwand umgeben sind, sieb spAter hell-
violett fKrben nnd endlich die kugligen oder kurz-elliptischen 11 bis
16 Mik. langen, 11 — 13 breiten Sporen bilden. Ihr Epispor ist
nDdeutlioh warzig-punktirt oder fast glatt, im frischen Zustande vio-
lett, später brannticb werdend. Nach dieser Art der gporenbildiiag
mnss der Pilz zu Ihtüago gestellt werden, nnd ist also als U*L
Bistortarum (DC.) zn bezeichnen. Seine Keimung habe icb leider
nicht beobachten können, wiewohl ich wiederholt die Sporen sowohl
bald nach der Reife, als auch nach der Ueberwinterung ausgeait habe.
Nach den Drfabrungen, die ich bei llsdl. jnilliila gemacht habe,
mochte ich schliesseu, dass man die Keimang vieler l'atilagiieea,
deren I^poren bis jclzt durchaus nicht zu weiterer Entwickloog
gebracht werden konnten, dadurch erreichen konnte, dasa man sie
im Freien snf ihrer Nfthrptlanze tlberwinlern lässt. In der fni«s
Natur ist dies aber in den meisten Fällen nicht leicht, jene TW. BütoH.
habe ich z. B. acbou im Jnli nicht mehr wieder auffinden kOBun,
obschoo mir die Stellen, an welchen sie vorkam, ganz genan bekamt
waren. In Vereuchsgärten wird es aber gar keine Schwierigkeiten
bieten, die Pilze auf ihren NährpAanzen zu lassen und zu eonlroti-
nn, bis die Zeit ihrer KeimAhigkeit herangekommen ist.
b) Uitilago violacea (Pers.) ist auf so vielen Pflanzen ans da
Familien der Silenaceen gefunden worden, dass man za der AmhImm
VArsDcbt wird, sie möchte sich auf alle Reprssentanten dic«er Fami-
lie übertragen lassen. Allerdings ist sie nnr auf bestimmten Nibr-
^
1} Fuekcl, Symbolae mycologiriic S 46-
>) De Candelle, Flore frucaite. Bd. VI. Tom. II. p. 76.
857
pflaDzea, besonders Melandryum cUbum (MilL), Bapcnaria cfficindlü
L. und D%a$Ukus Carihusianarttm L., Süene inßata Sm. allgemeiD
▼erbreitet, aber anch anf anderen s. B. Süene ntUans L., Melan-
drywm rubrum Eneke, Viscaria vulgaris Rohling, Coronaria ßm-
eueuli (L.) kömmt sie (wenigstens in Schlesien) häufiger vor; als
selteneres Anftreten glaubte ich ihr Vorkommen anf Dianthus dd-
toidea L., Säene rupeatrü L. nnd Dianthus supevius L. auffassen
tn können, auf Ersterer fsnd ich den Brandpils bei 8t. Maergen im
Badischen Schwarzwalde, auf Dianthus süperb, bei Eubigheim im
Bad. Odenwalde, auf Sil, rup. im Haslithale in der Schweiz.
Viel weniger verbreitet ist der Pilz in der Familie der Alsineen.
leh selbst fsnd ihn nur an Stellaria graminea L. bei Freiburg i/B.,
auf SteUaria Holostea L. sah ich ihn in dem von Duby herstam-
menden Herbar (in dem Herbar der Universität Strassburg). Die
Exemplare waren schon seit 1827 bei Beauvais gesammelt; vor
Kvrzem hat ihn anf dieser Pflanze auch Cornn bei Paris gefunden.
Sein Vorkommen auf Pflanzen aus anderen Familien (Lüiaceen)
ist unerwiesen, die Angaben darauf scheinen auf Verwechslung mit
Usiäago Vaälaniii zu beruhen.
Da man wohl bei den erwähnten Nährpflanzen eine gleiche
Empfänglichkeit ftlr die Einwanderung des Pilzes voraussetzen darf,
kann es auffallen, dass man ihn oft nur auf einer Nährpflanze fin-
det, während z. B. benachbarte Pflanzen einer anderen Sileneen-Art
gesund bleiben. Ich fand z. B. bei Rastatt in Baden auf weiten Strecken
den Pilz anf Sapanaria verbreitet; von Silene nutans^ reichlich
daswischen wachsend, war in der ganzen Umgegend der Stadt nie
eine vom Pilze befallene Pflanze zu finden, ebenso traf ich dort
anf weiten Strecken die UstHago auf Dia$Uhus Carthusianarum ;
anf SteUaria graminea, die dicht daneben in Menge wuchs, ging sie
nicht über. Ungezwungen erklärt sich dies Verhalten wohl daraus,
dass der Pils in den Wurzelst(k!ken jener Pflanze perennirt, nnd
anf ihnen jedes Jahr wieder zum Vorschein kommt. Erwachsene
PflansenstOcke werden dnreh die Sporen nicht inficirt, die (belegen-
heli, Keimpflanzen anderer Arten, die auch znr Blflthenentwicklung
gelangen, an infidren» scheint aber der Pilz an den betreffenden
Stellen nicht sn finden.
An den Dämmen des Murgufers bei Rastatt wachsen grosse Heer-
den von A^xmarta- Stöcken, die theilweise von der UstUago befsllen
dnd. Bei den kranken Blfithen zeigte sich sehr häufig eine Nei-
gmg wem Uebergang in gefällte Blllthen, indem die Blumenblätter
vtetCsdi gehalten nnd dnreh Spaltung vermehrt waren. Es erscheint
358
mir nicht nii wall rscbe in lieh, dass hier ein RinfluBS des Pilzes snf
die Nährpflnuzo die Variabilität io don BlQtlioD bcganetiglo, an den
geflonden Pflanzen trat dieselbe wi^nigsteos an diesem ^tandurtu oictit
auf. Aach bei Stellaria graminea scliien mir ein aolclier Einflus
Obznwalten. Die Pflanzen, Wülche von der Ustilago befallen waren,
besaesen aiilTällig kleine Blumenblätter; sie erreichten meist sur die
halbe LäDge der Kelchblatter. Einzelne gesunde Pflanzen, welebe la
der NAlie wuchsen, ^lielen gans normale Blutfaen, in denen die Bin-
menblJlttcr so lang wie die KelchbUltcr waren. Auch in den von
Uatilago befallenen BlOtben der Slel/aria Holoatea, die ioli gesehei
habe, Bind die BlomenbUtlf^r selir verkllrzt, kaum so lang all 4ic
KelcbbUtter.
Die Keimung von U»l. violacmi erfolgt sehr leicht, aogleiob nach
der Reife. Bei Regenwetter tritt sie sogar acbon in den BlDtheo
der NährpH&nze ein, ich sah im Herbst manchmal die Kelclirabren
von Diavihtis carthiisianorum ganz erfQllt mit Promycelien notl
Sporidien. Die Art der Keimung ist hinreichend bekannt. Sie atefll
einen Typus dar, welcher vou den beiden vorhergehend besproche-
nen Typen bedeutend abweicht. Das elliptiach-spindelfürniige Pro-
ayeel, welches in grösater Entwicklung etwa die doppelte Lkage
und die halbe Breite der Sporen erreicht, fällt nach vollendeter Au-
bildung meiat sofort ab. Ea gleicht ao sehr einer grosaen Sporidie,
dasB es sogar als solche bezeichnet worden ist, in seiner weiteren
Entwickliirif: glpichl es al.cr gnai. den amlrrcn Promycolion, denn
u theilt sich dnrcb eine mittlere Scheidewand in zwei Hllften, wu
bei Sporidien nicht beobachtet ist. Spiter kann aich jed« HllAa
noch einmal theilen. Zuweilen, jedoch nicht hAufig, apalten aieh die
beiden Hilften von einander. QewOhnlioli bleiben lie vereUigt, an
der Scheidewand bildet eich fast regelmlUaig eine warMoftlraiige
Erhöhung, in welcher der Inhalt der beiden HAlften oonuauiietrt
Diene Copulation ist gans ihnlich wie die an den Promycelies voa
Uatä. Carbo nnd U$t, deatntena. Charakteriatiich iat, dMa kena
eigentlichen Gopnlationskste abgegeben werden, aondem die Verei-
nigung aofort an einem gemeinacbaftlichen Pnnkt« der Scheidewand
stattfindet. Die Sporidien sind elliptisch oder eiförmig, oft anf einer
Seite etwas abgeflacht, etwa 4 Uik. lang, 2—3 breit leb sah nicht,
daas sie später sich vergröaserten. Copulation oder Keimnag habe
ich bei ihnen nicht beobacbtet
6) In mancher Hinsicht ähnlich ist die Sporenkeimung bei l'gti-
lago VailUmtit Tul, Die Sporen aus den BlUtlien von Scilla bij'o-
lia und von Muacari comosum verhielten sich darin gani gleich, sie
I
959
keimten sofort nmeh der Reife, weaa ne bei Bitti|;er Laftwlrae
(Anfangs April) anf Wmsser ansgetiet mirden. Bei der Ketmuig
wird das Epispor an einer Stelle xertplittert, et bildet sieb aaniebst,
wie sebon De Bary (knrs erwtbnt in der Abbandlnng von Fiseber
▼ on Waldbeim) beobaebtete, ein knrter Stiel, weleber sieb in einen
linglieb-elliptiseben Körper fortMtxt Der Stiel wird etwa 3^ Mik.
lang, i breit, der elliptiBcbe Körper 16— 18 Mik. lang, 3.5—4 breit.
Letzterer mnss in demselben Sinne, wie der cjlindrisebe abfiülige
Keimseblancb der Spore von UsL ßa9cmlantm nnd der elliptisebe
derer von üsL violaoea als Promyeel beseiebnet werden. Allerdings
▼erstebt man dann nnter diesem Namen bei den Ustilagineen ein
morpbologisebes Gebilde, welebes eber die Eigensebaften einer Spore
als die eines Myeels trägt Dieses Promyeel gliedert sieb bald von
dem Stengel ab nnd erscbeint dann als spindelftemiger Körpen Es
tbeilt sieb doreb eine Qnersebeidewand, welebe niebt immer genau
in der Mitte, sondern oft dem einen Ende Tiel niber liegt Oft tbeilt
sieb ancb das Promyeel in drei Tbeile. Copnlation der einxelnen
Abtbeilnngen finden niebt statt Hieranf grossen am Ende des Pro-
myeels oder ebenso btnfig an einem beliebigen Punkte an der Seiten-
wand jeder Sporenabtbeilang die Sporidien ans. Aneb bierbei erbebt
sieb an dem Sprossnngspnnkte ein aarter Stiel, der sieb bald an einer
spindelförmigen Sporidie erweitert Der Inbalt der Promyeel-Abtbel-
Inngen siebt sieb dabei naeb dem Ansatapnnkte bin and wird bei
der Sporidienbildnng erseböpft. Die Sporidien werden manebmal bis
1 2 Mik. lang, 3 breit, meist jedoeb babea sie eine Lftnge von 4 bis
6, bei einer Breite von 2 Mik. Der Inbalt der Spore ist btnflg
dnrcb die Bildung des abgefallenen Promyeels niebt erseböpft An
dem verbliebenen Reste des Stieles bilden sieh dann naehtriglieb
kleine Sporidien, welebe denen, die aas dem Promyeel gebildet
wurden, gans gleieb sind.
7) Auf einigen Care2?-Arten kommt ein Brandpils vor, weleber auf
den Blättern und Halmen derselben in langen und sebmalen tief-
sebwarsen Häufeben berrorbricbt leb sah Ihn suerst in dem Erbat,
eriacg. italiamOj wo ihn Hausmann unter dem Namen ÜMago
degtnims a foUicola aasgegeben hatte, sodann auf Carex rigida,
im Seblesiseben Riesengebirge gesammelt Dr. Magnus bat sebon
darauf aufmerksam gemaebt, dass dieser Pils identiseh ist mit Uredo
mdamogrofmma DG. leb habe in dem Herbar der Universität Strass-
bürg den Pils in Originalen von Cbaillet im Jura auf Carex digüaia
gesammelt gesehen, dies sind, wie De Candolle^) angiebt, die
t) Flore frmnfaiM Vol. VI. 1815. p. 75. No. 613«.
C«ka, aiilriff« svrBiolotie der PflawMB. B*b4 IL Heft UL 24
360
^H Ori^inaleiemplare, welche ihm vorgelegen h^ben, durch sie wird
^H die OIcichlicit bei<ler Pilze gauz sicher gcalelll.
^H Die nntigcibiliieten Sporen dieser Form bestehe» immer ans a*«l
^H Zellen, die mit mehr oder weniger breiter Plftche aneinander haflra.
^H Dieser ümoUnd bewog Ungcr'), d«n Pili ala Puccinia km/hmo
^H gramma za bezeichnen, nnd mich aelbat, ihn in die Galtnog Gnmi-'
^H ttfila zn stellen^).
^B Im Juni 1876 fmid ich diesen PiU in der Umgegend ron lUttall
^H ~ sehr Teichlich auf Cnrex digtiata, er trat hier nicht nnr, wie vaa
^H den Autoren angeführt wird, an den Blällern, sondern auch an den
^1 Halmen in länglichen Häufchen auf. Auf anderen Carex-krin (C.
^H glauca, China, V. pilulifera), weiche in dichter Nschbarachaft nü
^H der »ngegebeoen Nährpflanze lebten, fand ich ihn nie. L'ebvr i)i«
^^M Beschaffenheit, welche die ausgebildeten frischen Spüren iio Joai
^H zeigten, iat Folgendes zn bemerken. Jede Spor« bestand regelmku;
^H BUB zwei Zellen, einfachi: Sporen fanden sich höchst aeltoa, sie kono-
^H ten als lerriaseno DoppeUpuren gedeutet werden. Ucr Zusammenhang
^H der beiden Zellen fand nur an einer verhältaissmilssig achmalen
^^M Stelle der Membran statt, nicht mit breiter Fläche, wie bei den
^^M Doppeleporen von Geminella Delaelrina. Jede einzelne Zelle bestand
^H^ aus zwei verAchiedencn Hllften, die Süssere Hälfte bildete eine harte
^^B brtlchige, dunklere braune, halbkugelige Schale, von einer doppellen
^H Hombran gebildet, die innere Hälfte, mit welohcr die beiden Zellen
^f_ znsaraminhingen, bestand nue einer dünnen hellolivenbraunen Haut,
welche beim Eintrocknen tniammeDflel, bei WaMortutate abar wie-
der aufquoll. Wenn die Sporen stark eingetroeknet wann, gtwtui
es den Anseheis, dais sieh die beiden ftasaentD Sehklu n timtt
kngligen Zelle snsammenfllgten, in welcher die beides HiUtos dar
Spore wie Toehterzellen eingesohlossen zn sein sohienen.
Die Sporen worden bald nach dem Einsammeln anf Waaew aM-
geilt und keimten hier bei einer Lnflwirme von 16 — 17° C. toglaiek.
IS Standen nach der Anssaat wamn die Promyselien adKm fertig
anegebildet. Jede der beiden Sporenhilften bildete eiaen Kein-
Bchlanch, der immer an einem Punkte der inneren dünnwandigen
Seite entsprang, nnd zwar meist auf derselben Seite, so das« die
Promycelien dann gekreuzt Ober einander lagen. Diese waren
cylindrisch, an beiden Enden verschmftlert, spindelförmig ingespitat.
>
t) F. Unger, Uebrr denKinnussdes Bodensauf die VfriheilungderUewiehne
1836. S. 217.
■) Brand- und Roatpike Scidesiens S. 6: QtmintUa /alüeoia.
iSl
sie wurden 15—17 Mik. bn^, 3 liraiL Sie fiel« Mkr lockt,
sehon vor der Sporidienbildm^ mb. Gewjhalich Udctc ütk sogleick
AD der Spitse des Promycels eiae Sporidie, Mdii» tibdite mk jeaes
dnrch zwei sehr larte Qaerwiade ia drei Theüe, aad es Mdetea
sieh sodmim an den Sdieidewiadea aodk je eiae wehere Sporidie.
Sie Sassen auf sehr knixea Stieidbea aa, crwcilcstai mtk daaa aad
worden längUeh elliptiseh bis 5.5 ICk. laa^ f bmt Copalalioa
oder Keimnng beobachtete ieh bei ibaea aiekt
Ende Februar dieses Jahres sachte ich aa dea an- bfhsaatca
Standorte die Nthrpflaaxea des Piins wieder aaf aad ealtirirte
einige Stöcke derselbea im Zinaier. MiHe Min ctichieaea aa dea
Spitsen der ans der Mitte der iberwiateitea Blsltnmcttra frisch aaf-
geschossenen BUttehea kleiae schwane Flttktm, ia welehea ieh dia
jungen Sporen des Pilses Csad. Dieaelbea waidea aar ia dea Epi-
dermisiellen ausgebildet, wie ich aa feiaca QaerachaiHea des Bhtftea
regelmlssig fand. Die weiten Epidenaisseflca warea aut halbrcifea
^loren erfflllt, ihre Winde wardca g^riaat aad eadlidi gespreagt,
so dass die Sporenmassea lassataifaicaica, eadlieh waide die obere
Wand der ZeUea emporgdiobea aad srhlirasiich daidbbroehea; ia
den darunterliegenden dilorophjlllihreadea Fareaeh janellea trsf idi
keine 8porenbildang aa. SteUeaweise sah ich ia dea Zellea, besoa-
dera am Raade der 8poreahiaf<Aca eta staik lichtbrecheades $ bis
8,5 MQl dickesi rielfaeh geaclsliageltea Mjeel, dicaes versehlaag
sich SU Ejilueln, die die gaase Zelle erffelltea, es tratea tUtker
Hditiirechende Kerne ia ihaea aaf aad aehlieaslieh war die gaasa
Zelle erfftllt mit gallertartigea Kagela arit hellea Karaea, Mjeeliste
sdilangen sich tarn TheO am die Mtssea hcraai. Die jaagea Spo-
rea umgabea sich adt eiaor braaaea Meaibraa aad haitea dabei
einen Durchmesser Toa 9—11 Mik. trrtkkL Ia dea jUagerea Bal-
len sind die Sporen ein^Mh, daaa tretea awei helle scharf begrenste
Kerne aaf, hierauf sieht maa eiae Theilaag des lahalts eintreten,
und endlich sind die Sporen, wihread sie aoeh aaaihemd kagelige
oder ellipsoide Gestalt habea, darch eiae Qaerwaad ia xwei Theile
getheilt. Krst spiter treaaea sieh die beidea Hilfkea.
' Durch die %Knreabildung sowohl als dareh die Art der Keimaag
uaterscheidet sich diese üstilaginee so merklieh von OemmeOaDekutr.,
dasa es uathunlich ist, sie mit dieser ia dieselbe Oattang xu stellen,
sie bietet ein deutliches Beispiel daAr, dass aiaa aaf die einseitige
Kenntniss morphologischer Merkmale hin die systemstische Stellang
eines Brandpilses nicht sicher bexeichnen kaaa. Ia jeder der bei-
den sngefiyirten Besiehungen steht U. wtdamogramtma der Oattang
>
868
Uslilago sehr nahe nnd nnterächeidel sicli nur durch die nachlrlf-
liche Tbeiliing dt^r Sporen zu einer Doppclspore. AnT dieses Hrrk-
mal hin könnte mon eine besondere Ablheilung- einfuhren, flir di«
ich den Namen Schizotiella vorschlage.
Rarslen') bcBChreJbl unlor dem Namen UnliUtgo amhienn tian
Brandpilz, der in den nillttern von Gräsern auf Spittbergea ror-
kommt. Ich finde denselben an t^xemplaren, die ich der Frenndlieh-
keit dos Autors aclbal verdanke, ganz ithnlich gebildet wie U. nu/a-
nogrammrt, soweit eich diea ans den reifen Sporen benribcileD lAwt.
8) Der Pilz, den Tulaane 1847 Eiterst als Tkecaphora Defastrina
beschrieben hat, kommt wie es scheint, weit verbreitet in dcp Frtlcb-
ten verschiedener Keronica- Arten vor. Ich fand ihn auf Vei-onica
triphyllos L , V. arivnsis L. und 1'. hederifolia L. in Sehteaien wA
Baden, Auf der erstgenannten Njihrpflanze aali ich ihn in dem alten
Hcrhar von Bonjean und Ouby, welches Jetzt in dem Ilcrbar d«r
Universität Straasburg enthalten ist, an Rxemplaren, die etwa in den
Jahren zwischen 1820 und 183'« gesammelt waren, es ist daher auf-
fallend, dass der PilE nicht schon frnhcr bekannt geworden iat.
Die von Fingerhuth aufgestellte Gattung Thecaph»ra amfaut
eine Anzahl sehr verschiedenartiger Ustiingineen, von denen die
meisten der Gattung SoroitfKn-iuvi nahe stehen. Ich glanbtc dargm
auf obige Form eine eigene Gattung aufstellen zu müssen, die nicht
allein durch die Bildung der fast immer nur aas zwei Zellen ver-
einigten Sporen, sondern auch durch eine besondere, von der anderer
UitiUgineett veraehiedene Art der Keimung cbarkkteriairt «in. Idi
fand (lieu Keimang Im Jani 1869 an Sporen, die ieh io 8ehl«mi
•nf Veronica orvetuü geaammelt hatte, gans ebenso, wie sie lebM
von Tnlasne beachrieben worden war. Von den beiden 1
ren tah ich hier immer nnr eine keimen. Der Keinuehlauh <
la der Reget ans der Seitenwand der Sporen, hatte an leiaaa
apniBf etwa %,b Hikr. Breite, nnd Terlingerte aieh
immer dieaelbe Dicke beibehaltend. Drei Tage naeh der Anataat hatte
er etwa die 5 hl« 6faehe Llnge der Sporen erreicht, S — 4 Qner-
winde gebildet und gewöhnlich einen koraen Seitenaat getrieben, der
sich dnrcb eine Scheidewand abtrennte. EifSrmige KSrperchen von
5 bis 6 Hik. Linge und 3 Hik. Breite, die hftnfig den Enden der
Keimschläuche anhingen, hielt ieh für die Sporidien. In der Umge-
gend von Raststt findet sich der Pilz sehr hänfig in den Frachten
t) Karaten, örvcrsigt af k. vetensk. Akad, Fnrhandlingar. lS7j. Blork-
bolm. No. 1. S. 108.
S68
von Ver&nica hederifolia. Die Form der Sporen weicht hier von
der^ die ich loerst anf V, arvensia fand, etwas ab. Die Sporen
bestehen hftnfig nnr aus einer Zelle, welche dann etwas grös-
ser ist als die einseinen Zellen der zweizeiligen Sporen, der grös-
sere Theil der Sporen ist indess auch hier zweizeilig, was bei den
Ustilago- Sporen nie der Fall ist. Ein anderer Unterschied besteht
darin, dass die warzenartigen Verdickungen des Epispors minder
stark sind, sie ragen bei Einstellung anf den Rand nnr als schwache
Wellen, nicht als Zapfen vor, nnd erscheinen bei Einstellung auf
die Fliehe oft als flache kurze Leisten. — Bei dieser Form ent-
wickelt sich die Schale der Samen ganz normal, der dunkel blan-
grane Sporenstanb ftlUt dieselben zuletzt aus, die Kapseln scheinen
gedunsen wie bei gesunden Frflchten.
Die Sporen dieser Form keimten sehr leicht, und zwar sowohl
bald nach der Reife, als auch im December im geheizten Zimmer
nach Aufbewahrung im Herbar. Die Keimung trat bei den frischen
Sporen schon in den ersten 24 Stunden, bei dem aufbewahrten Material
am zweiten oder dritten Tage ein. Der Vorgang war bei vielfach
wiederholten Aussaaten immer derselbe, und zwar sehr abweichend von
dem, wie er mir früher vorgekommen war. Bei den Doppelsporen keimte
gewöhnlich nnr eine, doch zuweilen auch beide Zellen. Das Epi-
apor wurde bei der Keimung an einem Punkte zersplittert und durch
den Keimschlauch etwas vorgedrängt, so dass es dessen Ursprung
wie eine kurze Scheide umgab. Am Grunde war der Keimschlauch
etwa 2 Mik. breit, erweiterte sich dann bauchig auf 3 bis 4 Mik.
und verengte sich darauf wieder in einen schmalen Hals, so dass
er im Ganzen flaschenförmig erschien, er erreichte meist eine Länge
von 6 bis 7, seltener von 9 Mik. Nachdem er sein Wachsthum
vollendet, schwillt die Spitze kugelförmig an. Diese Anschwellung
schnflrt sich darauf ab nnd wird zur ersten endständigen Sporidie.
Bald darauf schwillt das Promycel-Ende wieder an und bildet eine
zweite kuglige Sporidie, die mit der Ersten verbunden bleibt, die
Sprossung setzt sich nun fort bis der Inhalt der Sporen erschöpft
ist« Die Sporidien lösen sich entweder einzeln ab oder bleiben in
Ketten, meist aus 4, znweilen aber auch aus 6 — 7 Sporidien beste-
hend, an der Spitze des Promycels haften. Jene sind kuglig, 2.5 bis
3 Mik. im Durchmesser, mit farblosem Inhalt erfallt, dessen Mitte
eine grosse stark lichtbrechende Kugel einnimmt. Ich habe sie nicht
keimen sehen, auch keine Copulation bei ihnen beobachtet Da die
Keimung der Sporen bei der gewöhnlichen Lufttemperatur bald nach
der Reife eintritt, kann sie auch im Freien bei den starken Juni-
8«4
^H Regen nicht anableibeD. Die Sporidien finden Dm diese Zeit kei«
^H tiflegenbeit in Keimptlaiiien der Acker- Blireapreisarten eiozüdrinfpen,
^^M ea ist dalier ziemlicli wahrachoinlich, daaa die Sporidicn eine Unsere
^^1 Ruhezeit durchza machen haben.
^^B Diese Art der Sporetikciraang ist von der anderer L'eliUginccn
^H Sporen so verschieden, da»s durch dieselbe die Ablrenouitg der tiat
^H tung Oemindia noch sicherer begründet wird. Die von TuIaso«
^H beschriebene Keimangsart habe ich nicht wieder erzielen kdnDeo,
^H vielleicht entspriclit sie der fadenrörmigen Keimung ohne I*romjrc«i,
^H die manchmal bei TilUtta nod Entyloma eintritt.
^H Ein anderes wichtiges Merkmal zur CharakterigiriiDg von Grm-
^H nella ist die von anderen Ustilagineeo verBchiodeno Bildanur der
^^L Sporen, die von G. Winter') ao volistflndig beschrieben worden
^^P ist, dasB ich das hier nur anzudeuten brauche. Besonders wichtig
^^B ist, dass die Membran der sporenbildenden Aeste nicht gallertartig
^H aafquillt, dasB dieee Aeste .schon bei Anlage der Sporen die Br«it«
^^^ derselben haben und in sehr frühem Stadium sowohl als bit knn
^^P vor der Sporenreife sehr deutliche Querwände beBitzen.
^V Qfminelia Delastrina steht somit sowohl binsicfatlicli ihrea Hyeela
^V als hinsichtlich der Keimung ihrer Sporen ganz verctoaell nater den
^K Usttlsgineen da.
^^L 9) Die 2\'^ia- Arten Bind, soweit sie bisher doreb Keimoog
^^t und Bildung der Sporen sicher in diese Gattung gestellt werden
^^ kdnnen, s&mmtlich nur Paraeiton von Grasarten, sie leben zum grO**
•eren Theil in den FraebtkDOten der Grftser, nnr venige Foraei
koomien in dem Blattg«webe vor.
Di« Fraditknoten bevoboenden TUfeften bilden xoMunBea eine
utSiiiche Gruppe, denn Glieder dnreb viele gemeinubaftliebe Merk-
mal« ihre oatOrliohe Verwaadtaehaft rerrathan. Hienn gebSrt die
gleiche Art Ihres Vorkommens, die Ihnliobe, in Tenehiedenen Ab-
•tofkingen von Brann aehwankende Fftrbung dea Epispora, lad der
«peeiflaehe Gerneh naeb Herlngaiake, weleber alleo dieien Arte* in
frlaehem Znstande eigen zu sein seheint. loh fud denaelben auh
bei TÜl. deäpüru (Pen.*) und Till, aeporata }. Kze.*). Das leb-
tere Merkmal ist bei Pilzen als Zeichen naher Verwandtschaft nicht
>) G. Winter. Einige Not Ixeu fiber die Familien der UsiilagiDeen. Flora
187l>. S. 146.
*) PersooQ. Synopsis S. 225: i Urtda decipient: pulvere loco ««niiDiiiD
giumis iiicluBO, latente. — Hab. intra glumas Agrostis pumilac L., varictatii
morbosae Agr. vu1);aris.
*) J. Kunze. Fungi selecti exaiccaii No. 29.
unwichtig. Bei grOssereo Pilsen wird sehr oft eine Species durch
einen ihr eigenthOmlichen Geruch charakterisirt, und dieses Merkmal
bleibt dann oft unverändert, während Grösse, Gestalt und Farbe in
weiten Grenzen variiren.
Hinsichtlich der Grösse der Sporen, der Höhe der Leisten des
Epispors, der Weite der Maschen und der mehr oder weniger dun-
kelen Färbung finden sich bei den einzelnen Formen erhebliche Dif-
ferenzen, die Formen lassen sich aber in eine Reihe zusammenstel-
len, in welcher diese Unterscheidungsmerkmale bei den nabestehen-
den Formen nur gering sind.
Bei öfterer Untersuchung der TVKe^- Formen, von denen ich
selbst Proben besitze, ^nd ich folgende Maasse:
NährpflAitse. Sporen- Darchm. Höhe Weite Farbe de«
der der Epispors.
Leisten. Maachen.
\) Tia.foeten${detk.fAQ.) Tritieum 15-20 0 0 hellbraun.
• T. laevU Kühn (<"« ellipti»che Spore
18-22:15—17)
2) 7. Xott« KahD jLo/tumaroeme 1 6- 18(nieist 16)0.5—1 3.5 ocbert^irbeD.
Z) T. niaphila {diUn.) Triticum 16— 20(mei8tl7) 1— 1.5 4 bnuu.
4) 7. Seealia (Gofda.) JSeeaie eereaU 18-22(iDeiit20) 2 3.5 — 4 duukelbreun.
5) T. ealospora Passerioi Alopecurus
agrestu 20 -22 (meist 20) 2—2.5 3.5—4 bnun.
6) T, eonirovena Kflho Agropyrum
repeiM 20— 22 (meist 22) 2—2.5 dito, braao.
7) 2*. tqftarata J. Kie. Apera Spiea
venu 22— 24 (meist 24) 2.5—3 4 duukelbraun.
8) T. dedpietts (Pen.) Agroitia tml-
garU 24— 28 (meist 26) 2.5—3 4 duukelbraun.
Ffir diese Reihe sind gewiss noch weitere Mittelglieder yorhanden.
Rörnicke^ beschreibt z. B. eine Täletia Hordei, welche ihren
Maassen nach zwischen T. sitcphila und 71 secalü steht und Fischer
von Waldheim^) eine TM. in Holcus lanatus, welche der T. deci-
piena am nächsten steht, und sie wohl noch hinsichtlich der GrOsse
der 8poren (26 — 30) und der Dicke des Bpispors (3 — 4) übertrifft
Wahrscheinlich kommen noch in dem Fruchtknoten anderer Gräser
<) Fr. Korn icke. Mykologische Beiträge. Hedwigia 1877 S. 30.
«) Aper^ e. c. S. 50: „127 TiUetia Rauwenhoffii F. de W. (= Folycyatis
Boid Westd.).'* Auf diese Bemerkung hin würde sie der von mir befolgten Art
der Nomenclatur nach als Till. Holet (Westd.) zu bezeichnen sein. Ich halte
es für geeignet bei einer Species den Speciesnamen des ersten Autors unbe-
dingt festzuhalten, und fQr genügend den ersten Autor hinter dem Speciesna-
men zu citiren. Hat sich der Gattungsname geändert, so kann dies durch
Klammern um den Namen des ersten Autors angedeutet werden.
366
Tilielia-Formen vor, welche leicht noch mehr Zwischeostufcn bililon
wllrtluD.
Wie ich schon im Eingang erwähnte, bio ich nicht der Anii^
diUB man »nf diese Zwiachenformon hin berechtigt ist, eine dioccr
Formen als Slamroform, die anderen aU Ablnderungon anrinfaaicK,
sie stehen vielmehr, da sie coiiatant und in ihrer Beitonderheit t*i
beatlmmte NthrpflanEen beschränkt bleiben, gleichbereebtiKt eescB-
aber. Sie beiitsen auch, wie J. Kuhn') eo klar nachgewiraca bat,
besondere biologiache Eigen thUmlichkeiten, durch welche aio «ich
unterscheiden.
10) Die blattbewfthDenden TiUelia-F otmea aind bisher noch wenif
untersucht worden. Nur von 7*. otidti (Riesa) = T. endophgila De
By. und T. striaeformU (Weald.) = 7". (fc Baryana Fisoh. ».
Waldh. atebt, bei Eraterer durch die Uiitersachnngen van De Uary,
bei Letsterer durch die van Fischer von Waldheim feat, daM
es wirkliche Tilletia- Arten sind.
T. gtriaeformü ist auf Holcua ianattu h. sehr weit verbreitet
leb habe den Pils auf dieser NährptianEc in verschiedenen Geben-
den von Baden und Schlesien selbst sehr hnnSg eingesamaielt snd
besitce auch Eiemplare aus England. Qanc gleich erscheint mir
eine Uatüaginee, welche ich auf Ductylü iflomerata L. Öfter in
Schlesien und Baden gesammelt habe. Ich habe diese Form früher
fUr Uitila^ Salveii B. et Br. *) gehalten, und bin aach jetit noch
der Ansicht, dasa T. striaef. und Unt. SatveÜ idenlisch sind. Die
BesehreibBog des Letsteren, w«lehe Berkelej uid Cooke K«b«a,
•timmt ao liemlieh mit T. wir. abareio und ich betitse E&empUr« au
Boglaiid, die «!• Ü$L Balv. bAHichnet Bind nnd deren Sporeo ia Fora
Bad OrOMeTollatiadig denen jener 7\22atia gleichen. 0*u den frlelehsa
Pill flnde ieli aaeh asf den Bltttem von Srüa media L., M3imm
efiuMm h. wd ÄgroitU vulgaris With., die in Sehleaiea von htik-
r«r6erhardt nnd Zimmermano gesammelt wurden, nnd mat Ärri&-
naüurum tlatüu (L.), auf dem ieb ihn aelbat bei Baatatt in Badei hmi.
Auf allen diesen Orisem finde ich die Sporen dea Brandpilua
xiemlieh gleich, knglig, elliptisch oder eiffirmig, oft etwas einseitig
abgeplattet, 9—11 Mik. breit, 10—13 lang. Das Bpispor ist mehr
■| J. Kühn. Der WeiienateiDbrand u. a. w. LsndwirthschaAl. Zeitung f.
Westfalen und Lippe 1875. No. 1 und 2.
*| In Cooke: Huidbook und allen spilereu Quelleu ist V,i. Salväi B. ci
Er. citirL In Streioi Nomenclalor fungomm ä, 655 6nde ich augefilhrt;
UnUa^ Haieei Desm. ann. ac. uai. I»63 XIX. 213.
oder weoi^r ofi^eabnun^ mit iiemfiek didäaMtmadenj kmaiß. l Mik.
Imogen StadieiB betetit Bei üefeer BJMteilmig der Sporember-
fläche eracheiat diese zureäea^ und xwar bei aUes FenM% niit
feiner NetsieiebBm^ Terseben.
Wenig ndencbieden eraebeint mir sseb eine Form, die Lebrcr
Gerhardt im Scbleiierhen Bieaen^bii^ anf Calmnat/rtmtU HaUeri
DC. gesammelt bat. Sie eatspriebt TieUeiebt der TSlada Calmmtk-
grottidi» Faefc. *), bei den Exemplaren, die ieb utersaebter &umI ieb
die Darebmeaser der Sparen meiit xa li — IS, ia eiaaelnea Fftllea
selbst bis 15 Mik. Ihr Epispor mdebte ieb ebenfiOU sie stsebüf
beaeidinen, nadMrtliebe Ketanriebnang ist aaeb hier, wie bei dea
▼oj^eaaaateB Foraiea oft aaürafladea, ooeb Mer wird «e dareb Oel-
tropfen ia dem l^oreaiabalt ▼orgettlasefat.
Morpbologiseb stebea diese Formen der ton a»r In dea BlAltefR
voB Pkalaru anrndimacem aal^^sAiadeBea UMeyo ecUrntta^) sab«,
aar siad bei dieser die Sporea merfclieb gr9merf admiiih SMist Ift bia
16, ia eiasefaMB FiUea seibat 19 Wlu im Darebmeaser. TieUefekt
fiaden sieh in den Buttern aaderer CMaer aoeb übaltebe Braadpilaer
die ia albnlftlieben Uebergftngea die Ualersebiede swieebea dietea
Formen rermitteln, wie diea bei dea TUlfiim Formea la dea Fraebf^
kaotea der FaU ist
Es ist abrigeaa, wie idi hier bemarbsa wfll, aiebi gaaa s^ref '
fend, weaa als LocaKsstisn ftr die Spete der TUL siri»^€rmü aar
die Biltter der rersebiedeaca Orasartea aagtgebea werden. Sowohl
aaf Holems als aaeb aaf Dae^fU» aad aaf Arrkemaiktwwm habe ieb die
Sporea bftaflg aa dea Hahnen aad den Blitbeaspbidebi getroAa«.
Der Pils gleiebt darin ibense wie m dem sCriebAraHgen AaHretea
aaf dea BUUtera der Uroegtik aeemba, er kaaa daher Meht mit
derselbea rerwe^seU werden, baaondara aaf Arfhmaiherwmf das roa
beidea Pihea heimgesaeht winL
Mir selbst ist es me gdaagea, die Sperea ron 21 ttriatfc^rmU
sam Keimea sa bnagea, wiewohl ieb aie sa reraeUedenen Jahreo-
selten aasgesit habe.
1 1) Die Gattaag Emtf^ioma sieht, wie sieh wtA den Cateraaehaa*
gen De Barj'a') ergehea bat, ^m Gattaag TUUtia ia ihrer Eat-
wickfang aasserordeatlieh aahe. Madbdem jeae Uatersaebaagea
I) Fnekel, Sjmb. oiyeoL S. 40.
<) Bnuid- mid Boatpihe SeblesieiM S. 4,
^ A. de Bar j. Fntam^teB wtkrmpanu and aeine VerwaadtcB. Bot. Ze>-
1874 S. 31 C
.iJB ^
allt;6[neinc AurnicrkaHinkeit der Mykologcn «uf diese Pilze gecogM
b&t, Btclll ea sieb hcraue, dass sie zu den verbreilelat«n PAhnicn-
scfamarolEcni gehören. Dies gilt zunächst fQr den er^ieu fiupriMn-
Unlen der Gattung, den Protomyces mt'crosj^orua Uiigcr, das Entj/luma
Ungerianum Do Bary')' leli habe diese» Pamsilcn nur Aanwnoi/tw
T^tetia in Baden fast an allen Orten gefunden, aueli wo ich midi mir
vorübergehend aafgehallen habe, auf Waldwiest-n, au Aclcerraine«,
Wcger&ndern, in der Ebene und in den Uergen, vom Mai bin in
den December; in der Schweiz traf ich ihn t. B. an der CioU-
luirdlstrasae bei Altdorf; aus Schlesien erhielt ich ilin durch Lehrer
Gerhardt, der ihn aehon 1871 bei Liegnitt gesammelt hatte. Der
selbe fand diesen Pilz auch in einer neuen Form, ttuf Itantmaün»
hilbosHs L. Auf den Blüttern dieser Pflanze verursacht er dieaelb««
halbkugligcn oder schwielenartigen Auftreibungeu wie &nt Ran. rtpetä.
Die Sporen haben ebcnfalla ein dickes und höclceriges, mebfachleb-
tigea Epispor, welches 4 bis 5, und an den Hackern bis 7 Hlk.
Dicke erreicht Der Durchmesser der ganzen Spore betrlgt dadurch
17 bis 22 Hik.
12) In den BIftttern von Ranuticulua Fioaria (L.) lebt ein Pilz,
der von G. Winter^) zuerst als Entifloma erkannt, aber als etae
Form von E. Ungen'anum DBy. anfgcfssat wurde, er ist indeza von
dem EntylotiM, welches in den beiden vorhcrgenannten Ranuitaäu»-
Arten gefunden wurde, durch einige wesentliche Merkmale verschie-
den. KuuJtchsl bildet er keine schwieligen Erbebtingen, aondern nur
flache kreisförmige Pleoken toh der Dicke der Blütter von S bii
S mm. Darchm. und vod weiascr, aplter in der Mitt« gelbbrAnnliobar
Farbe. Die Sporen haben meist eioen DnrchmeiMr von II, bSeh-
Btena von 13 Hik-, ihr Epispor ist glatt, kanm 1 Uik. diek, aebr
hetlbrinnlich; efe IhnelD mehr den Sporen ron E. GorydaUa DBy^
«la denen von £. mÜTMjxMtMn (Ung.); ve» den Ertteren uiterMhei-
d«n aie aieh fut nar dnrofa das hellere Epispor.
Der Pilt ist, vie ea aeheint, aberall sehr hinfig, w Cndet
sieh an den heerdemreise verbreiteten Nfthrpfluiien in Wildem,
Heeken, selbst an Dorfwegen nnd ist dnreh die weiasen Flecken,
welche in grosser Menge über die Blätter aerstrent sind, von Weilern
schon auffällig. Dass diese Entyloma-Fojm nicht schon frflher
') Aus den Rüctsichlen, die ich bei Till. Hotel anfillirie. bin ich der Ansieht,
m der Pill ata Eni. mictoiporum (Uiiger) beieiciiiiet wfrden mtna. Der
nzufilguiig eines Ewetlcii Autoruainens bedarf es aurh liier nieht.
S) In Babeoborsi: Fungi europaei exsiccati No. 1873.
Obeiüiche Jb- FlecfcBü^ ipds&r mt ttTttüaitiniv ooBim Imtfpt sgmätA-
förmige Spofva sb wmatmßScmi^x TsiABmism^ ifiBfiD%. <& <fiir AM-
merksmakeil Jv ffiiliwliftii aftgyriwifa: üofttsflu ffibcwr «id jis /^i
dnim Rttmurnfwli ^«b B»a«iin£eiii^ ani&r Sasssr ffiana&nmi^
Ton Fackel (iftpiirfifif-. imy:A Sk. m^^i hasAxa^m mw^OL Mntt
Sepioria Fiemrim Dtanm. güass^ Bli^mmm ßemnoHmaHm lÜHvcftup aäi
der ne ia der spMdfiBmqae» F«biii: (Öbt :^ii:«m if&mraiibiiiiiBtp äil
dieses JFWmIhbi aicii la iRHiewaüarim. Wbxtitf'ir «nftüiBti (&#<: i^-
reo ftr die CeoidkaimB ^sft .£i^gii&jHML
Oeas gleicfc der Fmhb joc FSamiß 'jsc «htt^ nvflf&e erf^—i—
iB Rabeakersf's Faüy- «Hrrpu Xii. U9l<C tatfaer fttir ttusatMiaaais:
8^pCoria jyiieaaiiL'wfi' WaDBntojp» ^iHgufitfteJiL Am (4bb Ejupanpifwey
welekes M davea tonctae^ fati« ss& amfiifir «Qüioltefe «ii« EObsa» ia
kraafilnugCB nsekea die arikanaDtfiart^pui i^Mia (äf»r /^MfaiFiimiMtigra
Ich erkiell des gflcicfea PSe moA wm Dr Xa^aa» jn« der Vm-
g^gead Tea Bcrfia^ v«a Ijdb«r Gerii^rda aas Iiüfganr. aad rea
J. Kaaze aas iTiiirfciia Zm <fe Fnmatm der Rutodkteaig ndhl%
la eleilea, saM kk tuiaiiaiaat daai aar Hit. Magaas sckaa Mai
1873
Dr. W. 6. Sekaeider
Aaf dea Büttera
Fled^ea, die doa
der Tkst Üiaficfc
aber daakeler sk dk Üe%e PI iiTtai ■iiitf aad ia iiafa aar dsf Ge-
webe dieht cffUlt aal ka^filpai Spmm, dk dcaea dea Emiylmma
aaf Fiearia m jeder fffigifha«^ gleieb aanau
Der sagcAÜbtea CJalegahiidantBaiiisnh wcgca katte ick dea
Pils als bcasadeia flperiw kstiackHi, «id m Cemnpsadcatca als
EmL Fioariae bfigfirfcait, es efgiekC sädb aber« dass er darekaas
aiekt aea iü. äeiae Kmiylimm-^pmmm mmi raileickt laerrt vaa
Dr. Magaas aa%e<aadea vafdea, fitetaiisck eraikat weidea se
Toa Coraa aad Rase« die ia dea BaDedas de Ia Soeielid bot. de
Pruee 1874 & 163 ctaei Pnttamgcet Fiaariae gedeakea, dea sie
ia der üaigegead roa Fans gefaadea ksbea. Ob (T&Mo^iornBa
RamumaJi B. (Cooke faag. hnL 633), welckes 6/Wialer als
870
Synonym citirt, eim: ältere Beieichnnng fllr diese Form ist, ist mir nicht
beküiint. In M. C. Cookc: llnodbook of Briliüli Pungi L. )«7)
No 1413 wird «iicli ein Gloeo»j'oriuvi Ficariae Herk. auf^fllhrt,
w'lchoa wolil liierlier güliört. Borllcksichtigt man noch die Beseidi-
nungen, wckho die FusidiumSporen gefiiiideii haben, so sind: Fun-
ditim RanunaUi Bonon\en Handbnch der Myk. Itöl p. 43, Stjftorw
JianuncuU Weslendoip 5"" Notice aur los Crypl «ob», ou tn^d. de
U flore Beige, (Jahrgang ist mir unbekMnnI) sii crwKhncD. Von
diesen Synonymen wird der älteste eur Bezeichnon^; des Püei» bu-
snwithlen sein, wuhrscheiDlich ist er aonit Enlyloma Samiimaili
(Bonorden) zn nennen.
IS) Abweichend von diesen beiden Efttyloma-Fanavn *v( Staum
culus-Artaa ist ein Pilz, welchen Prof, Passerini bei Parma nt
Banunculus velutintu gefnnden hat. Er veranlasst auf den Blutern
flache braune Flecke von etwa ^ Centimeter Lange, oft snaaninien-
flieesend. Uie Sporen liegen ganz wie bei den anderen Entt/loma-AHtM
dicht gedr&ngt zwischen den Parenchymzellen, sie sind kuglig oder kort
elliptisch, 1-2 bis 16 (meist 15) Hlk. lang, II bis 14 breit; ihr
Epispur ist hellbräunlich, l.ä bis i Mik. dick, und, was fflr die Form
charakteriitisch ist, ziemlich dicht nnd regelraissig mit flachen rund-
lichen WarEen besetzt, die bei der Btnstellnng anf den Rand als
regelmässige Wellenlinien vortreten nnd bei tiefer Einstellung d«r
Fliehe wie undentliche Netzzeichnnng erscheinen. I'rof. Passerini
hat diesen Pili neuerdings Entyloma verruciäosum ^ ) benannt.
14) De Bary hat schon die Vermuthung ausgesprochen, c«
würden, wenn einmal die Aufmerksamkeit darauf gerichtet wQrdc,
bald noch mehrere Pilzformen gefunden werden, die EU der Oattnng
Rnlyloma zu rechjicn wären. Die vorhergebenden Bemerkungen
bestätigen dies schon, aber gewiss trilTt die Vermuthung noch in
viel weiterem Umfange zu. Ich kann noch einige solcher Fonocn
anfuhren, die in ihrem habituellen Auftreten, in dem Sitz der Spo-
ren zwischen den Parencbymzellen der Nährpilanson, der Uyeelbil-
dnng und der Form und Grilssc der Sporen soviel Aehnücbkek mit
den bekannten Bntyloroa- Arten zeigen, dass es wohl nicht zu nnvor-
sichlig sein wird, solange Aber ihre Entwicklung nichta nlherM
bekannt ist, sie zu dieser Gattung lu rechnen.
Eine derselben erhielt ich 1875 ebenfalls durch Prof. PasBorini
aus Parma. Sie war auf den Blätteni von ifuscari comotum gflfnn-
deu worden und wurde mir nnter der Bezeichnung des Uredo'a an
■ ) Id Kabenhoriit, Fuiigi europ. eisicc. 2263.
.(dAiy) :Bil9afluttt. HA iMte ini Vram. Ave
adi ImiBE Thadone mm. St ^ifitae n Abu M/ti^
miwniiiMugp&, ssVBR j uesBi-
lidhc, ouidBäi^-inliiiiiialK FJuks^. JkaT äsr Oiifsr-
faiBBrlBi dE^inBiiiiiläiiii^ si imwarfüm, dif- OiiBr-
flunüüiriHäiBP. Svosiiaii iIbd 2ttUflD ite matt-
^»ifftigf** 'RpMwwwm wati ittm ^ J Mik. ItorBiiniFini
^>Hll^i»TBniiflni äBnoBD ShiinHir TVBmsiuD- ^^-^ Sit
milgftfhrflhp Iteisckmi^ ifas DntöfiflkmB das» Pikee
ijb Sutplßmn MatmMBii ^mmesbii) iaaaidmBL so
iDoa^ihDäD^BQli üam £. 'Cor^äaStf iHt ^. mehr umim.
IkudkaeaSkä aar ?üki^ meMit Ludmr üi^rhATÜt Im»
mtfl mir frH|»iiIlwgwt^ xstr w f iBiiP'"'*"'jp johhuwü^
reiche fimmitaiiif; Pümmmu urmi Immrim rmägofrits maL,
bbA flbar sät iiiil— iii flUkm iMStreot «man.
euAnn^ OBi laibaB -etaa 2 mUm. im BnRämiBHNB:;.
Flfidken, >fie omi «aU tfler aotf «ffioerranae tfindel,
BecbasKheB V^etMgmigsm oAbt dtsn fitfliMQiiiKBii inäcsr
y^tm JkponijwMiltnj li»i iflfliMu (wlirwifahMilifii &. BL
<I>BaiE.i, tttemäKD&B »e mtAi 9»^itk dttöorak,
jOi me £e imnteBAe BSitt-
ia Se grttee ■htteäbateB twiiyi—tm, D^ Fleekoi
die Fm0ylmmm RammmrmK hMü, m aMTirh, Jmi et
Mke la^, hier eiMs ikafichea Panaüea aa mthm. la der Tka
faadea nch aaek cviechea dea ZeBea des IWiltpanifcjiai reieUicIw
^Kirea. DieM warea ki^Qg:aderkmclliplBck, 11 lit 14 (awtst 11)
Mik. laa^, 9 bis 11 hnü; mt bentaea eiae aas zwei gleiciidickea
Seliiehteabesleheade^isiGaatea 1 bis. l^lGk.fiekeocbeffubeaeMeB>
braa; die laMere 8ebicbt ist steüeaveise wl dacbea Veidiekaasea Ter-
sebea, so da« die ^orea Meist etwas edd^ ersebeiaea. Dieser,
▼OB Gerbardt Aafaag Noveaiber gelaadeae Püs stellt wobl eiae
l^t sa aatersehetdeade En^flmma-ATi dar, die EmL Lmariae
g^eaaaat seta oKlge.
16) 8iB aaf den BUttera tob Ckrymmplemimm aUem^hlimm, wie
es sebeiat aiebt selten irorkommender Pils ^hört anch in diese
Gattung. Er bildet flscbe gelbliehweissei kreisförmig Fleeke Ton
3 bis 6 Millim. Dnrehmesser, die besonders anf der Blattnnterseite
deutlieh henrortreten. Die Sporen, welebe diesen Fleeken erftUleni
37a
sind liiiglig, meint 10 Hik. im DurchineaEer, voo <;in«m glilien,
TaBt rarbloBcm ßpispor amklcidet, und mit blaBsgc-lblJcliem Inhalt
errtlllt. Ich fand den I'IIe bei Rastatt nnd bei Freiborg in Bades.
Er möge als Ent. Chrysoaplenü bezeiclmet ßein.
17) Ent. Calendulae (Ondemans) faini ich in Baden sehr vcrtreilei.
In mehreren Gärten sah ich den Parasiten auf GaUndtda ofßänaiit
jedes Jahr wiederiiehren. In den Wäldern bei Freiborg la Bades
fand ich im September 1876 anf den Blflttern von Hieradum wlga-
tum K. eine Enti/lowa-Form, welche dem E. C'alead. sehr lihaltch
iet Sic bildet auf den Wurzel- und Stengelblftttcrn 1—3 Mm briila
golhliohweiBap, in der Mitte hei IbrAun liehe Flecke, die pnal«!- oder
lehwielenfSrmig Über die ItlattsubBtani vorragen. Die Sporen aiwl
knglig, II — 13, meiet II Mk. im Dchm., ihre Membran Ut bei
vMliger Reife hellbraun, ziemlich glatt, 1.5 — 2 Hk. dick, ana awei
gleichdickcn .Schichten gobildtrt. Bei Ent. auf CatnKlula off. aind
die Sporen meiBt etwi« weniges grösser und die Membran etwas
dickor. leli glaube die LTnterEchicde sind rc> gering, das« jene
£^f. -Form auf ilmaciwu vorlftußg zu Eni. Calendula« g«rccba«t
werden kann.
18) Eine weitere Entylonui- kti findet sich Im FrOlyahre (AprU,
Mai) auf den RUttern van Mf/osolia slrtcta Lk. und M. hüpida
Schi. Der Pils, den ich als Entifl. oanescens bezeichne, bildet anfanga
anf den WurEelhUltern, spittor auch auf den SlengelbUttem, flache
weisse Flecke, gewöhnlich von kreisrunder Gestalt, von 1 — 2 Mm.
Dnrehm., deren Umriiao scharf von der Blattsnbstani abgefreiMt and.
Die Sporen, welehe in dichten Maaaen swischen den ParenekjBiellea
lagern, sind kngltg 1 1 — 13 Mk. im Dnrobm., mit 1^ Hk. dicker, glatt«r
tweiaohiebtlger Membran. Sie keimen aebr leicht bald nach ikrar
Reife nnd bilden in derselben Weiie wie E«L wnentpomm aa
der Spitte des etwa 4 Mk. breiten U — 30 Mk. langen VorkeiMea,
laag-ipindelfQrmige KrantkSrper (Sporidien) von 26—40 Mk. Ulige
und 2.3 — 8 Mk. Breite. Die Keimung der Sporen erfolgt aoeh regel-
missig anf der lebenden Pflanae, nnd iltere f^fy&ma-Flecke aind dicht
überzogen mit Lagern von Sporidien. — Der Pilz ist, wie ich glanbe,
sehr verbreitet. Ich habe ihn erst beachtet, seit mir Enlyloma Banun-
culi bekannt geworden war, und ich in Folge dessen eine Reihe
von Formen genauer unteranchte, die wir bis dahin als Fundium-
Formen betrachtet hatten. Jene weissen Flecke auf J/yosofubllt-
tern waren mir frUher oft aufgefallen, ich hatte aber geglaubt, sie
wQrden durch eine Ramularia hervorgerufen, die anf anderen Boragint^n
1. B. besonders häufig anf Pidmonaria officinalU ähnliche kroisfOnnige
171
Fleeke heirorraft (Cylmdwtpam oomeemirioa Grer^ FutidAmi aflm-
drasporum Corda). Diese Bamularia-Form hat mdets mett die
{geringste Besiehnog su EtUylotna came^oetu, kk habe sie bei nihe-
rem Vergleieh auf Jfyosaiü noch ndst aafgefaidea, das Entyloata
aber traf ich in der Nihe von Rastatt in Baden flberaU lebr küifig,
^ die MyoBOtiapflanxen von bdberen Griaem in^;ebea anfamehfea,
besondere an den Abhängen tos Dinnnen.
19) Wie es seheint, lassen sieh die EtUflamia'Ärieu ihrer Ent-
wicklung nach in zwei Gmppen scheiden, tos denen die eine Arten
enthält, deren Sporen bald nach der Reife aaf der lebenden Piaaxe
keimen und hier i^nsuftWiartige fi^ridien-Lsger bilden, während
bei den Arten der zweiten Gmppe die Sporen erst keinen, wenn sie ans
ihren Lagern isolirt sind, ao dass sieh hier anf der lebenden Pflanze
keine Fuaidium-Lager bilden. In die zweite Grnppe gehören wohl E.
mierosparum (üog.)')) ^« Eryngü (Cda.), E. CaUadulae (Ond.),
E. Corydalü OBy. Letzteres ist in GebttBehen in der Umgegend
von Rastatt auf Carydali» aolida mekt selten, ich beobachtete es
▼on seinen ersten Anflogen an, konnte aber keine Bildoog Ton
Sporidienlagem aaf der lebenden Pflanze auffinden« in die zweite
Gmppe sind E. BanuncuU (Bon.) nnd E. cawuoma tu stellen*
Ferner gehört hierher ein Euijflama (ich will es E. fuaatm nennen)«
das ieh in dem letzten Frühjahr in den Blättern Ton Papofftr Arge^
mone fand. Anf den Wnrselblättem junger Pflänzchen, welche an
einem Dammabhange zwischen Gras nnd Moos fencht eingebettet
wnehsen, fanden sieh yiellisch weisse Flecke. Diese waren manch
mal anf einen kleineren Hieil des Blattes begrenzt, nahmen aber
znweilen fast die ganze Blattfläche ein, besonders dentlich erschie-
nen sie anf der Unterseite, das Blatt war nicht merklich verdickt,
die Umrisse der Flecke waren nicht bestinunt umgrenzt. In der
Blattsabstanz ruhten in dichten Lagern mudliche Zellen, sie bestan-
den ans einer inneren hügligen oder elliptischen Spore von 11 bis
1) Auf EammeuluB repem» iLommt ein Fusidinnurtiger Pilx Tor, dessen
Sasseres Ansehen ganx an die SporidienUger ron E. BanuncuU erinnert Er
bildet ebenfalls flache, elfenbeinweisse, in der Mitte gelbliche Flecken von
P^— 2 mm. Dorebm., reichlich über die ganze Blattflicbe Ycrstrent. Sie be-
stehen ans diehten Lagern fadenförmiger, an den Enden ingespitzter, 40 — ^50 Mik.
langer, 9.5—3 Mik. breiter farbloser Sporen, die den Sporidien von B. Batu
ganz ihnlich sehen. In dem Blattparenchym verUafl ein donnes Myoel, es
findet sich aber hier keine Spur der j^/y^omo^poren. VorÜnfig Usst sich
also eine Beziehong dieser Fruchtform (Ftuidktm ebwmeum n. f. ad int.) za
nicht feststellen.
i
S74
>in«3
15 Mik. Dohro., umhllllt von einer 1 Mik. dicken kaaUnienbm
gUtton Membran; um dieac herani lagerte eine dicko mclimcbictiljg*
gatlf^rt artige Hfiile, die 3 bis b Hik. stark, anfangB farbiM,
spAtcr hollbräunlicb war, nicht an nlicn Stellen gleirb dick, so du«
die Sporen in den änsseren UmrlBsen nicht gant regelmJUeig wareo;
ihr Dnrehmeaser mit dieser äusHeren Hülle betrug 17 — 23 Mik.
Bei feuchtem Wetter, oder im Zimmer in feuchter Luft, bedcdclea
sich die weissen Flecke mit zarten baschartigen, weissen, arbimmel-
fftrmigen Ragen, einer Ramularia nicht onfthnlich. Auf Unrchacliait-
tei) des Blattes war deutlich zu erkennen, düss die En/i/loma^po-
ren Keimgohläuche getrieben halten, die aus den Spallitffnnngon bflo-
delweise hervortraten. An ihrer Spitze bildeten diese krantfamifE
b — H Sporidien, die anfangs cylindrisch waren, sp&ter dieselbe lutg-
spio de) förmige, fast fadenförmige Gestalt annahmen wie die Spori-
dien von E. Ganescena; auch die OrORsenverhlltDiBsa lind Bchliesa-
lieh dieselben.
30) Vor einigen Jahren halte U. C. Cooke einen in England auf
Aruin maoulatum gefundenen Pilz als ProlomgctM /In' beaobriebeii.
leb veimuthe, dass derselbe identisch ist mit einem Pilze, den E. Roi-
trnp anf Ftincn in ÜKnemark auf derselben l'ftanzc gefunden und
in V. Thllmen's Mycotheca umversalü No. &31 unter dem
Namen Usti/ago pfuml/ea a.ii»gegehea iiAt. Die dicken, festen, tmnef
von der Oberhant bedeckten Schwielen, welche der Pilz bildet, bieten
nicht das Anssehen einer echten fWAi^o-Oalle. Die Sporen lagern
in dichten, niemals staubig werdenden Haufen zwischen den Zellea
des Blattdiachyms, und oft haften ihnen noch Reste eines i bia 3
Mik. dicken Uycels an. Sie sind elliptisch eifOrmig oder polygoaal,
eckig, meist 14 bia 18, manchmal bis 22 Mik. lang, 12 bis 14 breil;
ihr Epiapor ist dunkelbraun 2.5 bis 3 Mik. dick, dentlich zweiseliicb-
tig; die Äussere Schicht ist etwas heller gefllrbt, und roeiat an
I bis 4 Stellen zu Dachen Höckern verdickt, durch welche die Spo-
ren ihre vieicckige Gestalt erhalten. — Leider habe ich bei d«N
im Frühjahr 1876 ausgesäten (ein Jahr alten) Sporen keine Keimung
enifllt, kaoD «Im kein lieberes Urtheil Ober die syatematiBcbe Stetlmg
de« Pilzea geben. Dem geschilderten Verhalten nach acfaeint er aber
kaum zur Gattung Uitäago zu gehören, dagegen hat er soviel mit
einzelnen £^niy/oma-Formen, beaonderi mit Ent. Etyngii gemein,
daas ieh ihn vorlinfig wenigstens in diese Gattung atellen wQrde.
Der Pill, den F. Unger auf Parw fand und alt Proiomt/otM
Paridü bezeichnete, acheint der ansfahrlichen Beschreibung naeb,
die er tob deaeAcB gnA* ^)^ cfam vaiflsrimigixMiiBBffii PacaaiBi »itr
■ehe m etekca edcr o» Mütetütirilnny npieBhoa ümrai loiil Po^
^fsA Celekid iiinnltiinii Lniiific iac aas» wie «i idimiifc maiic
mehr wiedcrscÜMita raduiv mim: wird iim a&er jaifmaiilft m liaa
UtUlagiaeeB wtdkmm ■Ohcb.
21) Die Ailn da- Cettitig Bjiycyatdn (lafveüle L.i4iß snd tsinoiidar
ia ihree VielegiKkiB Taftüduam aa *h"''g*ii in ihren marphoLogischai
MerioBaleB oft ee TefioAufich«. cfauB a aiuBerardaalliefa. «hwer ist»
Vergleicht ■>■ Pd^piy<iMi Fqrmea^ cBe Püdiuen aoa weiisiidiemfi-
steheedee Fiuufica hcveftaeBr ft. Bl P: .ljwm4ifuw (Psra.) aar' äamemc-»-
/acem mit P. «onAa (WaDr.) aaf ^Jrmmimtegn, m &Rt die Uotsr-
•eheideeg nehl echiw^r: lUmiielt es äcfe aber um den Verlieh von
Poneeo, die nf Pfiaaaea (ierseÜMii Fimilie wohnen, an ist es meist
eehr sehwierig, sichere wmi beaomiers eonstute Cnteracheidnngmerk-
male anfimfades.
Pclyeyttü ccemha ^Waflbro^K ist fibr dem Ea^gtst eine ihnHrhe
Plage wie TiBeiia säopUla ftr liea Weiaea. Ea ist ei^ntkdmlicL,
dasB sie sich ia Earepa asf keiaer anderea der cniti-firten Cktreide-
griser fiadet, aad daas sie aicht aUg^emem verbreitet nad eadeauiMhy
soadern strichweise aad cpidaBeartig auftritt^ wlkrend die aaf wiid-
wachseadea and Wicacagilacia ▼orfcommcadea Poi^eystit -Fotmiem
sehr yerbreitet siad aad jedes Jahr wiederkehrea. Man kaaa dies
kaam andos erkllrea, als dadarch, dasa Pü/^. occulta voa jeaea
Formen specifioch Tcrschiedea ist
Wenn dies wirklich der Fall iit, so mass ich gestchen, dasa ich
aicht Im Stande bia, die Artea durch morphologische Merkmaie in
nnterscheiden.
Ich habe bis jetst aaf folgeadea Grasarten Po/yry«/ij- Formen
1) T. Unger. Die Exantheme der Pflanzen. Wien IS^. 8. 344: ..Naher
der erstem Form (iVofonyeef nocfwponu) verwandt, sah ich eine seltene
Art, ProUmafct9 Paridis, aof den Stengeln ond Blättern von Pari* faadrifoiia^
stellenweise jene in schwirxUchen Ausbreitungen durchdringend oder an diesen
nach Art eines Xyloms ausgebreitet. Die Anschwellungen des Stengels waren
verflossen und enthielten, sowie die dunkeln mehr umschriebenen Stellen der
Blätter in den erweiterten Intercellulargangen ebenfalls eine dunkele Sporen-
masse. Die Sporidien zeichnen sich aber hier besonders dadurch aus, das»
sie eine ebenso zusammengesetzte Form darstellen, wie wir in Caeoma jtompho'
llfgodes und C ficariae Schi, bemerkten, nur bemerke ich, dass der krnnkhaAe
Stengel und das Blatt der Peuris ebensowenig aufbricht, als diess bei /Vo/»>
wtjfees im Allgemeinen der Fall ist."
Cohn, B«itrü€e zur Bioiogi« der Pflanzen. Band II. Heft III. 25
876
gesehen : Seeale cerecUe L., Triticum repens L., Arrhenatherum da-
tius (L.)y Festuca rubra L.
PolycysHs occulta aof Becale besitze ich ans Saehaes, Bayeri
und Schlesien. In Baden habe ich sie, trotzdem ich fortwfthread
daranf geachtet habe, noch nicht gefanden, in Schlesien wurde sie
schon 1873 von Lehrer Gerhardt in Liegnitz gesammelti aber erst
in vorigem Jahre hat sie sich dort epidemisch aber die ganie Pro-
vinz verbreitet'). .
Die Polycystü'Y oim auf Trüicum repens ist zuerst im Jahre 1849
von Prenss in der Ober -Lausitz beobachtet und*) als Urtdo
Agropyri beschrieben worden. Sie ist jedenfalls sehr weit verbrei-
tet, ich kenne sie von vielen Orten Schlesiens und Badens, und sah
sie an den Stellen, wo ich sie zuerst antraf, alljährlich wiederkehrea,
so dass ich glaube, sie ist in dem Wurzelstoeke der Quecke perea-
nirend; auch aus Sachsen, Böhmen, Italien und Dänemark besitze
ich Exemplare dieser Form. Körnicke deutet an'), dass aie
wahrscheinlich identisch sein möchte mit einer Form, die in Nenbol-
land auf Weizen gefunden worden ist Sollte sich dies dnreh telae
Versuche bestätigen, so wflrde auch auf die Weisen-Form der Naae
Polyc, Agropyri (Preuss) zu übertragen sein. Die morpbologisehea
Unterschiede, welche Körn icke zwischen UrocyHiB Tritiei Kke.
und U. oamlta Wallr. findet, konnte ich bei den von mir unter-
suchten Exemplaren nicht constant finden. Gewöhnlich wird für U,
Agropyri nur das Vorkommen in den Blättern angeführt, ich fand
sie aber auch oft an dcu Ilalmeo und in den Blüthenspindeln, ja
selbst an den Hüll* und Deckspclzen, wobei dann die Bluthen ver-
kümmerten.
Die Form auf Arrhenatherum elatius ist schon von Fuckel*)
erwälint worden. Ich sah sie seit mehreren Jahren in der Umge-
gend von Rastatt an vielen Orten in Men^e auftreten*).
Auf den Grasflächen des Festungs-Glacis, welches grossentheiU
mit Arrhenatlierum bestanden, ist sie jedes Jahr an denselben Stel-
len wieder«^ekehrt. Bei dem geselligen Waehsthum der Nährpflanzc
war ihr vorderblichcr Einfluss auf dieselbe recht klar ersichtlich.
Die Tllanzen blieben ge^en ihre gesunden Xaehbarn sehr im Waehs-
thum zurück, die mit reichlichen scliwarzen Längslinien des Pilzes
beäetzten Blätter welkten bald, und standen schon Mitte Mai gelh
>) F. Colin, Der Landwirth. \. 11. und 21. Juli 1S70.
-I Linn.ir.i II md 2\ S in-J 3, .^ a. O. S. .",4.
**j S\ni!) iiiyr. S 11 •') Au>^;^.l'< !' in Kalfrujuu ^t. l-'uni^i c inoj» ex«. No ITlH».
877
da, während die beDaehbarten Raygraspflanzen noch kräftig grünten
und hoeh anfschossen. Gewöhnlich ging der Pilz aach auf die
Halme und Blflthenstände über, diese blieben aber meist unentwickelt
in den Blattacheiden eingeschlossen; manchmal indess schössen die
Halme, wiewohl sie mit langen Brandstreifen bezeichnet waren, empor
and erreichten fast die normale Länge, die Blüthen entwickelten
aieh aber immer sehr kümmerlich. Die Art, wie die einzelnen Blü-
thentheile ergriffen waren, war sehr mannigfaltig. Sehr oft waren
nnr die Aehrchenstiele in dicke, kolbige, schwarze Anschwellangen
Terwandelt, die Blüthen verkümmerten dann gänzlich, ohne dass der
Pils in sie eindrang; in anderen Fällen entwickelte sich dieser in
den Blflthentheilen selbst, manchmal zeigte er sich nur auf dem
Rfleken einer Deckspelze, manchmal erfüllte er den Blüthenstiel und
den Fruchtknoten, von dem nur die Narben frei blieben, sehr häufig
fllUte er nnr die Staubfäden ans, oder auch nur einen derselben und
hatte diesen in eine dicke schwarze Keule verwandelt, an deren Spitze
die verkümmerten Staubbeutelfächer aufsassen, manchmal war auch
Bor ein Theil des Fruchtknotens von der Sporenmasse durchsetzt.
£ine fiigenthümlichkeit dieser Polycystis'FoTmen ist es, dass sie
nicht selten mit anderen Brandpilzen znsammen dieselbe Nährpflanze
bewohnen. Schon Prof. J, K ü h n ^ ) bemerkte, dass die von ihm
ala Urocyatis Preussii bezeichnete Form auf den Blättern von Tri-
ticum repens, an denselben Exemplaren vorkam, welche an den Hal-
men von Ustüago hypodytes (Schi.) besetzt waren. Auf Arrhena-
therum habe ich häufig an demselben Exemplare auf den Blättern
Polycystü, in den Blüthenständen Ustüago segetum (Pers.) beide
reichlich entwickeltgefunden ; die Ustüago hatte meist alle Blüthentheile,
sämmtliche Spelzen bis zu den Grannen hin, die Spindeln und Stiele
der Aehrchen, ja sogar die Rispenäste bis zu dem Ansatz an den
Halm ergriffen und zu dicken schwarzen Massen umgewandelt In den
Halmen sah ich in diesen Fällen keine Folycystü'E&nfchen^ auch
fand ich nie Sporen dieses Pilzes zwischen den Ustüago •S]ßOTen,
Die beiden Parasiten schliessen sich also auf derselben Pflanze
räumlich aus.
Wie schon erwähnt, habe ich in Baden noch nie Pol. occulta
auf Roggen gefunden, oft aber fand ich die Polycystis -Formen auf
Arrkenatherum und Trittcum repens an Wiesenstücken, Wegerän*
dem und Feldrainen, welche dicht an Roggenfelder grenzten. Es
ist gewiss auffallend, dass hier keine Infection erfolgte. Ich bin
1) Id Rabenhorst, Fungi europaci exs. No. 189S.
25*
S78
ganz dazu geneigt aozanehmen, dass hier wirkücb vcncbiedcDe FM'
tuen vorliegen, deren einziger Unterschied aber in ihrem biologische«
Verhalten beruht. Dieses iat aber noch nicht genau ergrOodel,
endgültig kann nur dnrch oft wiederholte und genau Qberwaehta CiU
turen ein Urtbell aber die specifiscbe Veraebiedenhoit diewr Foma
gewonnen werden.
'22) Bei der Unleracheidang morphologisch ähnlicher psraattiaeher
Filze wird meiBt der GrundBati festgehalten, dasa solch« Pilsa all
specißacb verschieden erachtet werden, wenn eie anf NthrptlasiaB
aus verschiedenen Familien vorkommen. Ob dieser Grandaats berech-
tigt ist oder nicht, kann nur durch sorglUltige Eiperioient« eDlsehie-
den werden, die Tür die einzelnen Fälle meist nicht schwer dsrcl»-
fUhrbar sein, aber doch jahrelang fortgesetile Versncherelheo erfor-
dern würden. Wenn wir vorurtheüsfrei EUr Uckblicken, mUneii wir
Überrascht sein, dass in früheren Jahren, ala an der strengen Sebel-
düng der Form-Arten festgehalten wurde, od ala einziges Uerkinal
bei Speciesbogrenzung das Vorkommen auf diffcrenten Nlbrttflanun
aufgestellt wurde. Nach den GrundsStzen, die in den einleitea-
dcn Slltzen zugegeben sind, würde es immerbin als genflgcitd
erachtet werden können, eine Form für specifiach verscbioden an
hallen, wenn sie bei übrigens morphologlichDr Gleichheit (wcmit
nur bezeichnet werden soll, dass sie bei nnseren nnti iiilli hliimaiil
thoden morphologisch gleich erscheinen) coustant ansschlieawBd
verschiedene Nährpflarizen bewohnen.
Kommen nahestehende Formen auf nahestehenden Familiea vor,
so ist der Entschluss des Syslematikcrs, jene als besondere Spodea
aufznfassen, erfahrangsgemäss schwerer. Dies zeigt a. B. auch 4ie
Form, die gewöhnlich als Fo/yct/atü Colchtci (Schlecht.) rmaw
gefasat wird, gleichviel ob sie anf Lätaceen oder auf Valrkimvm»
vorkommt. Erst in nonercr Zeit ist der auf oinselnen IMiaeum
lebende Pili mit besonderen Namen belegt worden, von Paaierinl
mit dem Namen Unicyslia maijica und von Körnicke ftia U, Orn-
lob kenne den Pili auf folgendun Lt'liaceen: Scilla bifotia L.;
AUium nignun L. (von Prof. Pastserini ans Parma erhaUra);
AlUtim rottindum L.i Alliuvi Cejia h.; t'&nvaünria Po/j/ffmtatMm L.;
Miuieari comosum L. (letztere beiden Formen von v. Niesal au
Mtthren ertaalton); Mu»cari racetnosum L.
In allen diesen Formen aeigten Sporen und Sporenbailen nicM
iinrrhcblielio Abänderungen in (irässe und Zahl der centralen Sporen
DuU der Uüliiullen, oonsUnl war besonders immer eine gru**c 7.M
der Letiteren, die aogv BaadaBaS Bckndbkfttig: wtnm, Ci
üntenehiede zwiactea der Fen scf LdSmntmem mifl jad *i'iiUät^:mm
sind mir ueht eafge&UeB. SoSl & Z«2feiBaM»-FiinB tmitai iHsMiDOfr-
reo Namee hibca, so «iid der irae Passeriai. ireikäitsj vioj inkii»!
pablieirt ist, bfirahrhiltf aoa.
W^en Qirea TnilraaiMfT aaf «ödu* Ciü£iZ37ifiaaiB£ iic dft Funa
anf AUimm Cepa erwikwsevcrilL. kfti «ali «nö^ Ex^anytfcTt äae-
•er Poroi, wdehe ia Sfld-Fnakreiieb geeaanubil varuL in öeni Harter
derüaiTertitilStraattai;^; diePiaiiiia«»«D aäirerfiatiTHtt^
doi Pik erlieblieh graffcidigl- Die BÜttiff -rarea ia d>dk:ttt kn^ta
PoUtera tod den Parantea beMtH, bBaoaden asdi ex dtsu saler-
irditehea TtMÜea, eiae ZviebcJtvfldaa^ ra iei öcr Jcureft P&sxe
aiehl ordeatlidi xa Slaade gck<MaaMm, «Ceaiar wirde fSt lüeli iixiii
habea weiter eatwiekela \JOmmtm, Da der Püe aaf penaotirmdea
LiUaeemi Toritoauaty die ia Girtea ^tauä^ßm verdea aad iiai Jlt^t-kera
waehaea, wSre et aefar wey »Sgitidii, daes er eiaaul eä»t Epadcaie
bei dea aa^ebaatea Laadmtea ▼eriajaeira k^fiaate. ^vt kaixtai
erregte ia N.-Aaierika eiae epidcaüache KiaaUbeit dtr Garteaxvit-
bela AafiMhea, es werde aaefa bericÜH, daai aaf dea kraakea P&a-
aaa ein Püs lait UroofttU-mgü^^ok 5poica gtfaadea woidca sct.
Daaa dieser Pils wirklich eiae PdfOfttu ^wtmat wirb, ist iadees
aas dea Besehreiliaages deaaetbea aiekt sa fiytfc^p
PolycgMti» Cclekid flbli wie es seheiaty aaefa eiaea tiacbUiealigea
Hafloss aaf seine Nikfpiajue aas, ieL habe wenigstens 6b«rall, wo
ieh dea Pils £uid, ihn aie aaf eiaem ftachttiagendea Exemplare ge-
Anden, so dass ieh aaaehmea mSehte, er Terhiadert die Aoebildong
der Frflehte.
2S) Aoeh aaf dea dea LSUaeoem aad Cclckkacoen zonlehsl ste-
henden Pflanienfamilien, den Irideen and Jumcaoeen, kommen ihnliche
Po/jrgf»fw-Formen TOr. Die Form aaf Gladicliu, welche schon seit
langer Zeit bekannt ist Mi ut neaerdings toh W. G. Smith") in
England wiederentdeckt and als aeae Art beschrieben worden.
Lehrer Gerhardt hat bei Jener in Schlesien eine CstiUginee
aaf lAumla pÜMa WiUd« gefanden, welche in den unterem Theile
der Butter mehrere Centimeter lange Lingsreihen bildet Diese Rei-
hen bleiben bestlndig von der Oberhant bedeckt nnd erscheinen
daher bleigran; gewöhnlich stehen sie ganz dicht nebeneinander, über
■) üredo Gladioli RequicD b Duby. Bot. Galt. II. — Erytibe anilata y,
GladiolL Wallroth. flor. crypt. IL S. 211.
•) W. G. Smith. The gladiolus disease. Gardeners chronicie 1876. S. 4*0.
i
980
die ganze Blittflitcijc verbreitet und enden nur nach oben abgebrochen
in ungleicher Uöhc. Sie enthalten Sporen-Ballen von iingliger oder
cllipti«cbe.r Geatalt, 24 bia 35 Milt im Dclira., von dunkelbraniMir
Farbe, fast nndnrchBicIitig. Sie bestehen in der Mitte aoa einen
Coiiglonierat von 2—b ruuilllchen Sporen von 11 — 15 Mik. Dchm.
nnd mit dunkelbrauner Membran, umgeben von einer Illlll« kloinTtr
Zellen- Diese haben 5—7 Mik, im Dchm-, aind ebenfalh donkd-
brnun nnd meist Knaammcn gedruckt, oft bo stark, dasa ale kann
erkenntlich ainil und nnr wie eine hSckrige UUlImembraii erscheinen.
Der PÜE mns8 ebenfalls En Polycyslla gcBtollt wurden und mag all
P. Luzulae beseichnet aein.
24) PoUjcystiH Fiiipettdulae TnUsne, Ist jedenfatla identisch mit VrtJo
Filipmiiiulai Dietrich und wohl anch mit fVcrfo Filifetidulat Lasch. ').
Fi acher von Waldhaim'j rechnet sie in seiner IMonographi« in den
Bwelfelhaften ['foci/st{»ktlon. Ich fand dioBelbe vor langeron Jahron
bei Trobniti in Schlesien und glaube, dasa sie eine got chanktcrisirt«
SpoeicB dieser (lattiing ist. Fs finden sich atlerdinga in dem Sporen-
staube ortor iaolirte Sporen, aber häufiger Sporen ballen, th«iU Dbwwie-
gend auK ausgebildeten Sporen zu zwei oder mehreren verbunden bosl«-
kend, theils von kleineren Zellen von dunkeler Farbe eingehOllt. Di«
Grituso der Ballen, die Anzahl der HUlIcellcn nnd der susg«bi)d«tea
Sporen in einem Ballen, sowie die Grosse der Ballen und Sporen, wed»-
seit in sehr weiten Grenzen, es ist diea aber bei den versebiwleBes
Formen von Poh/c. Atifmanes (Pera.» (Pofi/c. jxmiji/wlt/'jottet Liv.
nnd der meisten Autoren) ebenso der Fall. Ein besonderes Merk-
mal der P- Filip. scheint mir darin zu bestehen, dass die oentraleB
Sporen meist unrcgelniiksfiig, oft »ehr langgestreckt (bis 24 Mik. laogl,
und hJlnfig eckig erscheinen- Letzteres rührt davon her, dass das
Epispor stellenweise zu flnctien Höckern verdickt ist.
Ich BAete Sporen, die etwa zwei Monate aufbewahrt worden
waren, auf destillirtea Wasser sns. Diese keimten snm Theil
nach ein bia 3 Tagen, und trieben einen Keimeehlauch, der etwa
die LtDgfl der Sporen erreichte. Auf seiner Spfue bildete ewt
ein kegelförmiges Bflschel von 5 bis 6 Unglich cylindriediea
Sporidien von ungefXhr derselben LAnge nnd fast derselben Breite
wie die Keimschlauche. Eine weitere Entwicklung habe ich niebt
beobschtet. Jedenfalls genOgte dies, um den Pili nnmifelhaft vt
Polycystis zu stellen.
•) In Ksbenhorst, Herbar. uiycolog. 590.
t) Pringshcim-» Jahrbücher 1. VII.
»81
25) Die wenigen Arten der Gattung Sorosparium sind hiDsiclitlieh
ihrer Entwieklnngsgeechicbte noch so wenig bekannt, dass es bis
jetst nicht möglich ist, ihnen eine sichere Steile im System anzn-
weiaen. Morphologisch kommen die einseinen Sporen den Ustilago-
Sporen am nflchaten, nnd dies gilt anch für die Sporenbildung,
soweit dieselbe nntersncht ist.
Sorosporimfi Saponariae Rud. ist ein Parasit, der ziemlich die-
■elben Pflantengmppen bewohnt wie üstüago violacea (Fers.)* Auf
BtgMmaria qfficinalü L. ist er am meisten verbreitet, auf Siletie
wßaia hat ihn J. Kunze bei Eisleben gesammelt, auf Dianthua
ddtaides erhielt ich ihn aus Liegnits von Gerhardt, kn( Stellarta
Hdostea L. von v. Niessl aus Brflnn, auf Cerasttum arvense L.
aus Liegnitz von Gerhardt und aus Bayreuth von v. Thümen.
Die letztere Form wurde mir unter der Bezeichnung Ustilago
Durieuana Tnl. zugesandt Ich kann nicht feststellen, ob die Pro-
ben dem Tulasne'schen Pilze entsprechen, jedenfalls konnte ich
bei ihnen keinen wesentlichen Unterschied von der Sorosportum-
Form auf Sajxmarta finden. Eine Verschiedenheit in der äusseren
Erscheinung des Parasiten wird allerdings dadurch herbeigeführt,
dass er bei den Pflanzen aus der Gruppe der Bäeneen meist die
Blflthentheile , besonders Blumenblätter, Staubfäden, Blüthenboden
der mehr oder weniger weit entwickelten Blüthen bewohnt, während
er bei den Alsineen (Stellaria, Cerasttum) die Spitzen der Aeste
und den Grund der oberen Blätter erfüllt, die sich dann zu einer
knospenartigen Anschwellung schliessen, und einer Blattgalle, wie sie
s. B. nicht selten in den Zweigspitzen von Stell, Holost. zu finden ist,
gleichen, v. Niessl hat schon in Rabenhorst's Fang, europ.
No. 1899 auf dieses Verhalten des Pilzes auf Stellaria Holostea
aufinerksam gemacht, und bemerkt, dass er sich hier erst nach der
Blfithezeit entwickelt
Sorosporium bullatum, welches ich vor Jahren in den Frucht-
knoten von Fanicum Orus galli L. gefunden hatte, traf ich in Baden
ebenfalls verbreitet an. Ich konnte hier an halbreifen Exemplaren
wenigstens das Sporen bildende Mycel des Pilzes auffinden. Der
Pilz tritt gewöhnlich nur in einzelnen Blüthen auf, die zwischen
ganz gesunden zur normalen Frucht heranreifenden Blüthen sehr
zerstreut sind. Im ausgebildeten Zustande ist er sehr auflfäUig durch
die bedeutende Auftreibung, welche die Früchte erfahren, in jünge-
rem Alter ist er aber nicht leicht zu finden. In den jüngsten
Zuständen, die ich sah, war die junge Frucht ganz von dem sporen-
bildenden Mycel des Pilzes erfüllt Dieses war in seinen Haupt-
382
1
Ewoiifen 4 bis ä Mik. dick, von koorpeUrtigt-m AnaeliCn; M ghie
in melirfacli ilichotome VersneigUDgeu aoe nnd bildete gekriliaalt
Endikatfl, die eine bedeutendere Dicke, vod 7 bis 9 Mik. beai
und mit balbkugliger Äbrundiing endeten. Sie verflocbt«t> sldt ta
dichten Knäueln, die atark lichtbrechende g«llertartige Ball«a bBde-
ten, im Umfange vun dicken kurzen Zweigen eingeiicbloateD, dl«
nach allen Seiten etnihlenfarmig abstanden. Die freicu Kndtiü
hatten ein ausgespi'tchen gallertartiges Ansehen, in ihrem Innerai
zeigten sich reihenweiae hellere Stellen, Ewiachen denen di« Fidta
eingeachnilrt waren, aber ohne Scheidowandbildung. la der li%,Vi
der Knäuel trat eine brftanlicbe Fikrbnng ein, und die Auabilding
der Sporen sehritt in den einzelnen Ballen von der Uilte nach der
AnasenÜdche fort. In dem Innern der jüngsten Bnilen sah ich
Menge von etwa 2 Uik. breiten, stark lielithrecbenden Kerne«
eine OallerlmasBe eingebettet. Die Bildung der Sporen ist kIbo wqU
tnch hier sehr ähnlich, wie bei (htäago.
36) Die Gattung Tliecajihora Fingerhnth anteracbeidet aish vm
Styroi'pfV'tum meiner Anaicht nach nnr sehr wenig, die Sporen sind !■
den meinten Fällen in den Ballen Tester vereinigt und ihre Membru
ist iu Folge desaen an den vereinigten Stellen gUU, witlirend sia
an den anawärta gekehrten Flftcben meist mit verachied«oftrtig«i
Warzen, Stacheln n. s. w. heaetet iat. Wie aioh die Sporen bei dar
Keimung verhalten, iat mir unbekannt.
Zu 'Pidnirctnia Fries, möchte ich vorUnüg einen PamsiUn rech-
nen, welcher in den Stengeln von Veronica hedtraefolia lebt, nod
welchen ich nirgends anders passender einreiben ksuii. Ich erhielt
ihn von Lehrer Gerhardt aus Liegnitz zageaeadet, ur tiodet sich
dort auf Sand- und Lehmickern im Mai, wie mir mitgelhcilt wnrde
immer nnr an sehr fcncbtun Stellen. Die von den Parasiten ergriffen«!
Pflanzentheile : Stengel und Blattstiele sind feder kiel artig aufgetriebei
bis zar Dicke von i Millimeter, zumeist sind aie auch stark ver-
krümmt, aie haben völlig das Ansehen von Instktcng allen. Oit
AnachwclIuDgeu sind ganz erfüllt mit einem zimmtbrannen Pnlver,
welches aus kugeligen oder elliptoidiBchen Sporcnballen besteht, »wi-
schen den aich ein sparsames Myccl vorfindet. Letzteres ist vicIfMk
geacfaUngelt , sparsam verzweigt, mit uadaatlichen ScbeidewAndi
versehen, in den atJirhcreD Aesten 6, in den urteren 3 bis 4 Ui
dick. Ulf Sporenballen sind hcllbr«an. meist U bis '2i, aber
bis 2» Mik. lang, 18 bis 24 Uik. breit. Sie sind aus einer gr
Zahl einzelner Ztlien zusammengesetzt, die aber
und farblosen gemeinschaftlichen Caticala bedeckt, und so fest
»88
einander verBehmoIsen sind, dies sie sieh dnreh Druck nicht trennen
lassen, änch wölbt sich ihre Aassenwand nnr wenig vor, die Ballen
erseheinen daher als siemlieh regelmässige Kugeln oder EUipsoide,
deren Oberfliehe mit rundliehen Feldern von 4 bis 4.5 Mik. bedeckt
ist. Durch Kochen mit Kalilösnng und Glycerin werden die Ballen
sehr durchsichtig, man erkennt dann, dass sie aus einer einfachen
Lage von Zellen bestehen, die sich nach innen zu verschmälem, und
in der Mitte einen freien Baum von etwa 6 bis 9 Mik. Durchm.
lassen. Nach dieser Behandlung lassen sich auch die einzelnen Zel-
len trennen und erscheinen dann eiförmig-pyramidal, 8 bis 9 Mik.
lang, im oberen Theile meist 4 bis 4.5 Mik. breit; ihre Membran
ist glatt, an der äusseren breiteren Seite verdickt, etwa 2 Mik. stark;
in ihrer Mitte findet sich em rundlicher stark lichtbrechender Kern.
Ich habe diesen eigenthdmlichen Parasiten (er mag vorläufig
Tuburdnia Vercnioae genannt sein) nur im völlig ausgebildeten Zn-
stande genauer untersuchen können, es ist jedenfalls noch weitere
Beobachtung nöthig, um über seine Natur und seine systematische
Stellung klar su werden.
Rastatt, im Marx 1877.
(Hit ir«clitnc«i Tom Jvli IS77.)
'^^^^^^^»^^^^^^•^-^^^^f^^^ß^f^^^
Erklärung der Abbildungen.
Tafel XII. •
Fig. 1. Uitilago hUertnedia Sehr, a) Promycel- und Sporidienbildung.
b) Abgeüdlenes Promycel mit Sporidien. e) Ruhende Sporidien.
Fig. 9. Uitilago ßoteulomm DC. Promycel mit Sporidienbildung.
Fig. 3. Uiiüago in den Blöthen von Folygonum dumeiarum, a) Promycel mit
Sporidienbildung. b) Copulirte Sporidien.
Fig. 4. üitUago VaiUantü Tul. aus den BlOthen von SeiUa hifolia. a) Pro-
mycelbildung. b) Sporidienbildung aus dem Stiele nach Abfall der
Promycelien. c) Sporidienbildung aus den Promycelien. d) Ruhende
Sporidien.
Fig. 5. Oemineüa Vekutrina (Tul.). a) Reimung und Promycelbildung.
b) Sporidienbildung. c) Ruhende Sporidien.
Fig. 6. Schizonella melonogramma (DC). a) Keimung und Promycelbildung.
b) Sporidienbildung. c) Sporidien abgefallen.
Vergr. 1200 : 1; Zeichnung mit Oberhauserschem Zeichenapparat.
lieber zwei nene Entomophthora- Arten.
Von
Prof. H. Sorokin.
Mit TM XIIL
Obgleieb die InMktankrankheiteii, welche durch die Oattang
Entomophtkora (Empu§a, MyiopkyUm) venirtaeht werden, tehon seit
OOthe bekaont slnd| to haben wir doch eine grflndliche Kennt-
nita Ton der Entwicklung dieaer Paraaiten erat in der letaten Zeit
erhalten, Dank den anafihrlichen Fortchnngen von Ferd. Cohn*),
Lebert*), 0. Brefeld'), die aowoh! den Anatecknngaproieaai
ala anch die Entwicklnng der Krankheit erklärt haben. Die eben
erwähnten Gelehrten nnd mehrere Andere (Cienkowaki, Wo ro-
nin, Bail), die die Frage vom Poljrniorphiamna berflhrten, beotn
achteten aber melttentheila den Paraaiten der Stobenfliegen (Eni.
M%iMoae)y und nur bei Freaenina treffen wir 7 EniomopUkam'
Arten, die auf Tcrachiedenen Inaekten vorkomoiea, an; leider
beachrieb Freaenina aehon todte, vertrockneta Inaekten nnd die
Entwickeinngageachichte der von ihm beobachteten Arten konnte daher
nicht berflhrt werden ^\ Ana B r e f e 1 d * a grflndlichen nnd acharfainnigen
I) JSb|NMtt Mm$co» nnd die Krankheit der Slabenflicgrn. iNova Acta
Aead. Leop. etc. 1S56. T. XXV. p 1.)
«) Teber die PiltlLrankheit der FHegen. 1<15«.
*) Untertuchnngfn Ober die Entwicklung der fNmfmm MmsemM nnd JSa^
f tfenwt, oml di« dnreh ete rerureaehten Epidemien der Stnbcnäiegen und
lUttpen. (Abhendl. d. Maturf. GcmII. tu Halle. 1871. B. XII. 1. Heft. 8. |.)
«) Abhandl. der Senkenbergaehen Naturf. GearlL Bd. %. II. Abth. 8. SOI.
In Bot Zeitung 1856. 8. 8S9 erwihnt Freteniut kurt drei Arten von Smt^
mvphtharm — E. Mu$ea9, A*. Orplli nnd S, «pAa«ro«p«r«a und webt
nof die verscbiedrnf» Form der Hporen hin.
388
Bcubacljlungeti der Ent. radtcata, die in Kohlraopen tebt, iit ei
bekannt geworden, dass einige Arten dieBer GaCtnog so^aumtc
Haftorgaiie, Becundaie Sporen u. s. w. entwickeln können; kurz die
Entwicklang einzelner Arten kann siemlicli stark von dem, wu wir
bei dem l'ilz der Flicgenkrankheit beobachten, abweichen.
Erwätint, aber nicht näher bcaolriebeD ist von ßcicIiarJt,
Cohn und Scbnoidcr ') E. AuUcae and Jassi. EndlM
erwlthnt Cornn*) eine Ent. Planchoniana.
1) Im Jnli 1676 bemerkte ich in dim grossen mit Wann
angcftiltten Kuren, die £Qm Begiesseu der Pflanzen im botanisch^D
Garten von Kasan Linge.itellt waren, eine Hungo tudter Ultckeii,
welche zu den drei Arten C'uIaj: jiipietLi, C. aunuUUa» aud C. n«iiw-
rosus (?) gehörten. Sie schwammen alle aar der Oberdich« de»
Waeacrs mit nach oben gekehrtem Abdomen, nach allen SeilMi asi
gestreckten Fusschen und halbentfalteten HUgcIn. Das Abdomea
war stark aufgeblasen, die Segmente waren auseinandergcgao^eii «nd
ans den Zwischenrjtumen kam eine wcisae dicke Masse hervor. Der
mittlere Theil dea Abdomen war von dieser Masse wie mit einer
dichten Schicht bedeckt (Fig. 1). Kurz, die todten HOcken halten
gans dasselbe Ansehen, wie die Stnbcntliegcn, die von Eni. mutoa^
gCtOdtct waren. Man konnte auf der Oberfläche des Wassers auch
solche Hucken antreffen, deren Abdomen aufgebissen war, die aber
noch Bcbwacho Lebenszeichen von sich gaben: entweder standen lic
wie versteinert, suweilen krampfhaft mit den FUsschen zockend, oder
lagen anf der Seite und machten zuweilen Anstrengungen sich saf
xuricbten. Man konnte diese kranken Insekten mit den Händen fas-
sen, sie betrachten und dann wieder auf die Oberfläche des Waa-
acrs legen — und dennoch machten sie nicht den geriogalen Ver-
such davonenfliegeii.
Bei aufmerksamer Bcobachtong derjenigen Exemplare, die auf
der Seite lagen, konnte man bemi-rkcn, dass anf der Seite, mit wel-
cher sia das Wasser berflbrten, das Aaseinandergehen der SegmeBte
weit frflher begann, als anf der Seite, die der Laft ingekehrt war.
Sobald alle Segmente aaseinandergingen, erfolgt« der Tod des Insek-
tes und es fiel langsam anf den Rücken.
Mach der Aebnlichkeit der Symptome, welche iwischen den kran-
»
1) Just, Jahresberichl. 1873. S. 51; Cohu, Biulogic
Ersies Heft. S. 77.
«) Just, I. c. S. S-2, 83.
keo MQeken wid knioken Fliege« •Utt fimd, mnaate uuui gleich auf
den Oedanken kommeo, das« aoeh ia dieaem Falle die Krankheit
durch die Entwickloag eiaer Entomophthora eatstandeo sei. Dies beati-
tigte sich auch wirklich bei mikroskopischer Untersnchnng, obgleich
der Unterschied swiachea E. musoae and dem, was ich bei der
MQckenkrankheit beobachtete, recht gross war.
Die weisse Masse, die sich anf dem Abdomen oder swischen
den Segmenten befand, stellte sich ala Sporen des Parasiten heraus.
Sie hatten eine kngelfftnnige Oestalt, waren an einem Ende angespitzt
nnd in der Mitte befand sich ein grosser glänzender Oeltropfen.
(Fig. 2.) Solche Sporen kamen aber ziemlich selten vor, meisten-
theils hatten sie schon eine verinderte Form: einige streckten das
angespitzte fiode ans (Fig. 3), bei anderen verbreitete sich dies
£nde, nachdem es eine geringe Linge erreicht hatte; bei den drit-
ten endlich bestand die Verindernng der Form darin, dass ans der
Spore zwei grosse nnd breite Sprossen heryorkamen (Fig. 4); znwei-
len glich die keimende Spore einer kleinen Schanfel (Fig. 5). In
allen diesen FlUen koaate maa den dlartigen Kern ganz deutlich
sehen. Man konnte ebenfalls ziemlich lange, durch Scheide winde
getheilte Keimschlinche antreffen, — das eine Ende des Schlau-
chea kam ans der Spore hervor; das kdmchenreiche Protoplasma
füllte nur den am Gipfel stehenden Theil des Schlauches an, wäh-
rend der Obrige Theil und die Sporenhaut selbst leer blieben (Fig. 6).
ßei der Section der Macke stellte es sich heraus, dass der ganze
Körperraum mit Zellen von verschiedener Form und Grosse ange-
füllt war; die Zellen waren so fest untereinander verbunden, dass
man mit leichter Mohe mit Hilfe von Nadeln die ganze Masse der
Parasiten in Form eines kleinen ziemlich harten Knäuels hervorho-
len konnte.
Die Zellen, welche sich im Abdomen des Insekts befanden,
waren zuweilen sehr kurz, ohne Scheidewände, hatten eine uuregel-
mässige Form und enthielten einen kOmchenreichen Inhalt mit
kleinen Oeltropfen. Das Protoplasma verbreitete sich durch den
ganzen Zellranm in der Form von StrOmen, die sich in einer
hellen durchsichtigen FlOssigkeit durchkreuzten; man konnte in
Folge dessen die Kdrnchenbewegung des Protoplasma recht deutlich
beobachten. In einer und derselben Zelle (Fig. 7) wurde es mög-
lich zwei ganz selbstständige von einander unabhängige Strömungen
zu unterscheiden; an einem Ende nämlich (bei a) stiegen die Körn-
eben längs der einen Seite der Zelle empor, erreichten den Scheitel
und glitten an der anderen Seite nieder, um dann wieder in früherer
390
Kiclitung emporEiistt'igen, wfthrend aiu aaderen Ende (b«i b) ein
in der Mitte der Lttngaaie der 2elle belindliolier Strom sich ta iwei
Anne zertheilte, von denon Jeder auf der inneren FItebe der Hmb-
brmn an den beiden einander entgegengesetzten Seiten der Zelle nie-
derglitt (s. die mit den Pfeilen bezeichnete Richtung der Fig. t).
Die Benegang wurde bald langsamer, bald sebnetler; auch Indeftn
die Strümclien ihre Richtung, vereinigteu «iob au einem Strom«) v«r-
theilton sich in mehrere kleine Arme n. e. w.
Ausser den Zellen, die ohne Scheidewände ««ren, befanden tiek
im Abdomen auch siemlieh lange Scbtiiaehe, die mit Scheidewtodn
versehen waren (Fig. 6, 7*). Entweder waren sie nicht rerzwcigt
oder bildeten stumpfe breite Ansstlllpnngen. In allen diesen Ftlleo
konnte man bemerken, dass das Protoplasma sich immer in der
am Scheitel des Schlauches beßndlichen Abtheilang befand; die
Obrigen Abtbeilungen blieben leer. Hatte der verzweigte Schlauch
nur eine Scheidewand, so w«r gewöhnlich die eine Seite den Scblaa-
chcs weit rnhaltreicber als die andere (Fig. 7*).
Oas Abdomen endlich war mit sehr langen SehlSnchen, die faaapt-
sachlich die Masse des Parasiten bildeten, an);efullt; untere ioand«
verflochten gelaugten sie bis zur Obertillchc des InsektenkOrpcrs,
erreichten die Zwischenrftnmc zwischen den Segmenten des Abdonwn,
sprengten sie auseinander und streckten ihre Spitsen nach Ansson
hinaus. Diese Spitzen hatten eine kenlenartige Form (Fig. 8l. t.^
waren mit einem körnigen Inhalt angefollt nnd enifaielteD einen gnis-
sen Ooltropfen. Znweilcn konnte man statt eines t^roasen Tropfens
mehrere Oeltropfen, aber von geringerem Umfang sotrelT«». Ver-
folgte man die Über die OberflAcho des InsektenkArpera hinaus|ro-
tretenen Spitzen der SchUuche, so erkannte man leicht, dasa sie
der Litnge nach mit ScheidewSnden versehen waren, die desto dichter
aufeinander folgten, je mehr sie sich dem untern Ende des Scblaaches
näherten. Zugleich zeigte sich, dass das nntero Ende der Schlauche
nicht frei war, wie es bei E. mugi-ne vorkommt, sondern an d«n
grossen leeren Zellen befestigt war (Fig. Ü B.a.). Das Protoplannft
nammelle sich nur am freien Ende des Schlauches, das wir mit de«
Namen Scheitel bezeichnen wollen. Die leeren grossen Zellrn wnrcft
ebenfalls in dem Räume des KOrpers nicht frei; sie verbandea
«ich unter einander ganz unregelmitssig und glichen einander weder
an Form noch an Grösse.
Demnach besieht der Parasit, weleher die Mtlcken lAdtet, ana
zwei Theilcn: aus langen mit Protoplasma angefüllten SchUncken
(Fig. 8 z. ü.) ntid aus nnregelmasaigon Zellen ohne kürnigvn Inhalt
1
J
»91
(Flg. 8 a.a.). Die letsteren, dicht nntereiiuuider yerflochten, bilden
das 8tromju Vom Stroma Tenweigen sich nach verschiedenen
Bichtongen die Schlänehe, in welchen man ebenfalls die Bewegung
des Protoplasma beobachten kann. Die Zellen des Stroma, beson-
ders in der Mitte des Abdomen des Insekts (die älteren?), haben ein
sehr originelles Aussehen (Fig. 9 A.B.C.): ihre Sprosse besitzen
eine fast runde Form, als wenn sie eine Art von Brutknospen bil-
deten; je mehr das Stroma sich der Oberflftche des Insekts nähert,
desto mehr gleicht die Form ihrer Zellen einem Viereck, oder rich-
tiger einem Vieleck (Fig. 9*).
Die Scheitel der Schläuche, bis zu den Zwischenräumen der Seg-
mente angelangt, bilden, wie ich schon erwähnte, keulenartige Spitzen
(Fig. 8). In der eingeschnflrten Stelle erscheint eine Scheidewand
(8, 9 sp.) und auf diese Weise bildet sich eine Spore, die mit den
analogen Fortpflanzungszellen von E. muscae viel Aebnlichkeit hat.
Die sporentragenden Schläuche befinden sich in einem gespannten
Zustande und bei der Reife der Sporen erreicht diese Spannung den
hödisten Grad; der Inhalt drückt auf die Anheftungsstelle der
Spore, letztere reisst ab und wird weit fortgeschleudert. Ein Theil
des Protoplasma vom Gipfel des Schlauches spritzt mit der Spore,
wie es schon bei E. muacae und EnL radicana beobachtet
worden war, hervor, und die Spore klebt sich an die Oberfläche des
Gegenstandes, auf welchen sie gerathen ist, an (Fig. 11). Der auf
solche Weise entleerte Schlauch schrumpft zusammen (Fig. 10). Die
bei der Reife fortgeschleuderte Spore bleibt einige Zeit von einem
Tropfen Protoplasma umgeben (Fig. 11); nachher wird die Haut-
sehicht dieses Protoplasma immer härter, erhält sogar einen zweiten
Contonr und hat endlich alle Eigenschaften einer Membran, worauf
schon Brefeld bei EnL muscae hinwies. Lässt man auf solch eine
Membran einen Tropfen Wasser fallen, so löst sie sich langsam in
demselben auf. Auf der Oberfläche des Abdomen oder zwischen den
Segmenten des Hinterleibes kann man immer solche Sporen antref-
fen, die, obgleich vom sporentragenden Schlauche abgelöst, dennoch
znrflckblieben, als hätten sie sich zwischen den Schläuchen des Para-
siten eingeklemmt. Natürlich bemerkt man dann den die Spore um-
ringenden Tropfen des Protoplasma nicht (Fig. 2 — 5).
Auf trocknen Stellen, z. B. auf den Flügeln des Insekts, auf
dessen Füssen, auf den Wänden des GeflMses u. a. beginnen die fort-
geschleuderten Sporen sogleich auszuwachsen, wobei die verlän-
gerte Sporenspitze die sie umgebende Plasmahaut durcbreisst. In einen
Tropfen Wasser hineingelegte Sporen erzeugten ein oder mehrere
C 0 h B, Beiträge rar Biologie der Pflauen. Band H. Heft UI. 2$
^
KcimschlAuche ; in einen deraelbeu glitt ü» PrutopUaina tiinOber,
e% erschieDOQ SolieiUewaudä nnd das Ganee ähnelie einer Zell« dM
StrotDA mit jungen sporcti tragenden Sproagen. Obgleich ich di«
Sporen in Tropfen von Wasaer cultivirte, bemerkte ich doeh
nie daa Entstehen von secnndlreu Sporen; die EnlwieUiuf
hOrte bald anf.
Die Experimente, die ich anstellte, am tu erfahren ob di« Krank-
heit ansteckend aoi, gelangen mir vOllig nnr in folgenden Ftllea:
wenn man die Sporenmae^i- auf der Oberti^ehc dos Abdomen od«r
zwischen den Segmenlun einer gcaunden MiJckq anbringt (waa aehr
leicht geschehen kann, wenn niAn der MUcke eine klein« Wände
mit einer apitien Nadel beibringt), so verlangern aicb die äpona;
die Schlauche werden duruh Scheidewände gelheilt, kunt, »ie erachai-
non in der Gestall dL-r Figuren 4, 5, 6, 7, 7*.
Ea gelang mir immer die Anateckung bia zum Ende, i. k. bil
xur Entwicklung der Spuren, tu fuhren. Ich musa aber kekenieo,
dB8a ea mir nicht gelungen ixt, den Moment des EintreCena des ParaatUn
in den Kftrperrinm des In^ickla mit solcher Genanigkeit en rerfol-
gen, wie es Brefeld beachreibl. Deshalb kann ich auch nicht mJl
Bestimmtheit sagen, ob hier ebenfalls solche Bildungtslnfen vor-
kommen wie sie Brefeld auf T»fel III. Fig. lä aeiocr Arbeil
darstellt, oder ob die Sporen unserer Kntomvphthora unmittelbar
sich in die ScbUuche dos Purasilen verlängern. Dieae Lllck« in
meinen Forachiingen wird vielleicht verKeihlicb aeln, w<-nn maB
erwägt, wie schwer an cini;m so kleinen Geschöpfe wie eine HOeka
Beobachtungen angestellt werden ktinncn. Weit boeaor ist e», bat
den Experimenten mit der Ansteckun;; su zu verfahren, wie e* awA
Brefeld vorachiSgt ' i. Die nicht auf das Abdomen, ao&dan
auf den Thorax gebrachten Sporen drangen nie in dro Korper
des Insekts ein. Zur Vergicichung aonderle ich ein Haar
Hiicken, mit welchen ich dieselbe Operation nicht vurgenotni
ab. Nach drei Tagen, während die angesteckten Hacken sei
lagen, waren die zur Prüfung abgesonderten tusekten gani
geblieben. Mau kann also gaui bestimmt annehmen, daaa
Parasit Inaeklen ansteckt, indem er iwiaohen den Segnsataa
oder durch die Haut dea Abdomens eindringt.
Daa Vorhandensein des Stroma bei der erörterten Art ist im M
hohem Grade bezeichnend, dass man schon aus diesem Grunde den Pill
dar Hackenkrankhcit als eine besondere Art, die ich Entomo^Okara
() U e. S. 38.
8chla§^ anfttellea
2) Aasser des oImb enrftiurtcB todtem Muckern wir^ die Wände
der Knfen, ein weni^ tob der Ofaertfädle de» Waasen entfernt^ mit
Qobewegüchen (T^mmoBtiu-ExempUren bedeckt. Bei emigen konnte
man noch einige Lebenazeiehe* beobaekten^ die meisten waren aekon
todt Ea stellte sich bei anfowrksamer B«obacktnn^ bermoa^ dnas der
Thorax der Insekten stark angcaefa wollen^ mit wefaaem PulTer be-
deckt war nnd nnr in ^tt Mitte selbat einen Beat der Chitinbant
hatte (Fig. 12). An den Selten de;» Thorax waren RIaae ent-
standen, nnd ans diesen kam das weiaae Sporenpni^er znm Vorschein.
Das Abdomen des Chiron&mM» hatte die gewöhnliche normale Grösse
nnd Breite. Ans dem Thorax endlich traten feine aarte weisse
Fi den herror, mit denen das Insekt an die lenchten Wände der
Knfen angeheftet zn sein schien (Fig. 12) *j. Unter einigen Hun-
derten Exemplaren, welche ich nntf^rsnchte^ traf ich drei oder Tier
Male anf Chironcmus, deren Abdomen gani so wie bei Culex auf-
geblasen, nnd die dennoch mit den Fäden an die Unterlage ange-
heftet waren (Fig. 13). Wenn man daa todte Insekt in die Höhe
hob und es von der Seite betrachtete, so konnte man dentlich bemer-
ken, dass der Thorax fast gleichoiiasig nach allen Seiten aufgebla-
sen ist (Fig. 12*).
Die Larren des CAiranamus, welche an tansenden im Wasser
in den Kufen nmherwimmelten, blieben gesnnd nnd ich traf nur anf ein
Exemplar (welches hoch Aber der Oberfläche des Wassers sich
befand), dessen Thorax an den Seiten aufgeplatzt war; durch die
^Mlten konnte man die weisse pnderartige Sporenmasse sehen.
Die mikroskopische Untersuchung bestätigte, dass wir es wieder
mit einer Entofnophthcra , die sehr der Eni. ccnglomerata ähnelt,
an thun haben.
Wirklich war der Innenraum des Thorax mit Stroma angefüllt
(Fig. 16), dessen Zellen yerhältnissmässig kleiner als bei der Eni.
conglcmeraia waren. Dessen ungeachtet erzeugten sie Seitensprosse,
die sich als sporentragende Schläuche erwiesen.
Die Sporen waren am Scheitel zugespitzt (Fig. 17 a, 18 a. b.).
Daa Fortachleudem der Sporen bei der Reife geschah auch ganz
so wie bei Ent, conglomerata (Fig. 17* a. b).
1) Gegen Ende des Sommers (im Juli und August) bedeckten die todten
C%srofioiRitf- Exemplare massenweise die Balken und Bretter der Badehäuser,
der Bnmnen u. s. w.
26*
, 894
Bei der Keimung im WasMrtropf«
eraeagte die Spore entweder ci»eit «eil-
lieben Keimaclilaacli, bei desttt^n Verilo-
gerung verlndcrle sich aucli die Foraidcr
Spore, Bio wurde rund (Fig. IT ■. b.);
oderuiDgekebrt, die Spore schwoll «Bla^p
aaf, erhielt eine runde Form ond tct-
Ungerte sich erst spAter.
Unit tQsn die Spore nicht im WuMt,
sondern in fouclitcr Luft, ao envagl m
runde sccundftre Sporen (SporidMo)
(Fig. 18 8 — d.), die sehr leicht keimoi.
Die Iteob&chtnngeD hinsichllicb der EbI-
etehnng der sccnndären Sporen kann DU
leicht anstellen, wenn man di« fortft-
Bchleuderteo Sporen in der Nlbe der
todten Körper sacamell.
Bei der Ansteckung des Chironomut
mit der erwalmten Entontojjkt/iirra-KH
verwandeln steh die Sporen nicht uomitlei-
bar in die parasitischen SchläQclie, aOnden
bilden immer tocrat seeundUre Sporea,
welche eehr bald keimen und immer tlefsr
in den Thorax eindringen. Uabci mUBB ich bemerken, dass dies anch
in dem Falle gB«chiebt, wenn man durch einen Stich die iSpore ontcr
diu CbitiuhQlle des Thorax hineinbringt. Die Spure erzengt dam
gleich secundfiro Sporen.
Es ist mir nicht geinngeu die Ansteckung durch die Segmonle
Lervormrufen, ebensowenig dnrch das UeberCragen der Entinttojikthota
conglomerala von Culex; in beiden Ffllleu blieben die operirten Uii4
die Eur Vergleicbung abgesonderten Insekten ganz gesnnd.
Auch hier entsteht die Schwierigkeit der unmittelbaren Beobachtung
der ersten Momeole der Ansteckung, theils durch den zarten Bau
der IneektcD, theils dadurch, daaa die Kiemplare des Cliironontua ve^
hältnissmässig seltner als Cu/fj' vorkommen, und ich also weit weniger
von gesundem Material zur Beobachtung hatte, als im ersten Falle.
Was die Fäden bcIrilTt, mit denen eich die Insekten an die Unter-
lage befcBtigen, so bestehen sie aus unverzweigten Btindeln durch-
faiciiliger mit Scheidewänden versehener FaserscbUucbe (Fig. 15).
Bemerkenswertb ist nocb folgende Thatsache. Versetzt man ein
eben gestorbenes Insekt mit denselben Stückohen Holx, u welciiet
68 befestigt igt, in feuchte Liijft, lo veiiiagem sdk die fparabfl-
denden Schlinche, die ans den Speltes des Thorax herw^nkammemj
sehr, ohne FortpflanniiigBorpuie ra enevges aid TerwaideiB iich
in lange eilberweisee Fasern, denen ganz ihnlieL mittelst welchen
das Insekt angeheftet ist und die man Haftfasern oder Hanito-
rien benennen kann*).
Die Krankheit des Chironcmuä gehdrt also eben£ül8 zn einer
Eniomophthora-Aii] nnd obgleich diese sehr der E%L amghmerfUa
Shnelt, so mnss sie dessen ungeachtet, — der Form der Sporen,
der besflglichen Grösse nnd hanptsichlich des Vorhandenseins der
Hanstorien wegen, — zn einer besonderen Art, die ich Ento-
mophthora rimoaa (risstge Eniomophihora) benennen will, ge*
aihlt werden.
Bei einem Exemplare einer kleinen grilnen Fliege, die ich lei-
der nicht näher bestimmen konnte imd die sieh onter den todten
Chiranomus befand, bemerkte ich dasselbe Aofblasen des Thorax
(Pig. 19).
Die mikroskopische Untersnchnng bezeugte, dass aach hier Ento-
mophthora rimoaa sich entwickelt hatte. .Sowohl die OrAsse
der Sporen, als ihre Form und auch die Stromazellen mit Flausto-
rien — waren die nimlichen. Ob die Fliege durch kranke Ckiro"
nomus angesteckt war, konnte ich nicht ermitteln.
3) Ein EfUomophthora in Mflcken hat schon A. Braun gefun-
den, von ihm Empusa Culicü genannt, „die sich Ton E, MiMcae
durch um die Hälfte kleinere Verhältnisse aller Dimensionen (Durch-
messer der Wurzelschläuche ^^ — Thi'" l^i*^^ — ^i^ Mik.), der
Fruchtschläuche ^^ — 7^0'" (11,25— 12,5 Mik.), der Sporen ^J„'"
(9 Mik.) und durch blau-grflnliche Farbe unterscheidet^ ; er fand sie
während des ganzen Sommers am Rande Ton WasserflMsem des Ber-
liner botanischen Gartens an absterbenden Mflcken (Culex pipien$),
an deren Thorax sie mit horizontalem geschlossenem Gfirtel, zwischen
den Segmenten des Abdomen dagegen mit engeren yertikalen, auf
der Unterseite unvollständigen Gflrteln hervorbricht^). Eidam
macht hierzu nach mündlichen Mittheilungen von A. Braun die
Bemerkung, dass die Mflcken schon bei ihrem ersten Ansschlflpfen
1) Die Fasera, welche Haustorien bilden, sind im Thorax an die Stroma-
zcUen angeheftet.
S) A. Braan, Alganim unicellularium genera. Lips. 1845 p. 105.
39g
aua der Puppe mit Jeni Pi)2 behaftet aeien; da nnn die CvlAouin
ihrcu ganzen Larven saatand im WaBser Enbringea, so mlUeeo di«
Larven von den Spoioii gerade in dem Augenblick getroffen wer-
den, wo sie nm Atbem za schöpfen, an die Oberfläche du WaaMri
kommen'). Fresenius führt den Pilz der Mücken a]s Enterntt^
phthora Culici» irnf, und giebt an, daaa er gewissermassen ein Üioti-
nutivum des Fliegenpilzes darstelle, die kleiusten Sporen von all»
Ärt«n besitie; diese hnben >m obern Ende bitld ein Spitseben, b«M
fehlt ei ihnen, auch fand er noch nicht bi« £ur Sporeaentwiekeltac
vorgcschriltcDe Fäden bereits dreiiellig']; die Dicke der Ftdea an
nicht angeschwollenen Theil giebt er anfy^ — ^ ■" = 5 — 6,6 MQl,
die der Sporen auf ^^ """^ = 1 1,5 Mik. an.
Ausserdem beschreibt Fr esenius eine £. Tiputae, veleho T.Hej-
den an eiuer grödacren Tt'pufa gefunden, die todt und ohne PlOg«!
am Schilf sass; ihre ovalen Sporen, mit kurzem breitem abgrraide-
tem Vorsprung, an der Basis ohne Oelkero, sind ^, — Ö "" ^
33,3—40 Mik. lang. Uit> Fiiden lan;r, schlank, leicht trennbar, ein-
lelne vierzeUig, j^ — A "" ("' "i' Mik.), Farbe des InltalU
der Fäden und Spon^n grtt dich- bräun lieb; im ersteren sahlreicbe
VaoQolen ' ).
Aus obigen nnvollkommenon Boscbrcibangen Usst sioli wellt i
erkennen, in wie weit die von uns beschriebenen Entowvophthorem
mit schon frfiher beobachteten Arten Übereinstimmen. Die GrOsaei»-
verhällnisse nnaerer auf Cutej- gefundenen Enf. rtni^lomenUa eriBn«ni
an E. Tipxdae Freneu., doch stimmt weder die Sporenforra, noch
das Vorkommen an verschiedenen Thiergattungen. Auf drr andera
Seite erinnert das Aussehen der Thorairinge, wie die winii^co
Dimensionen und die glockigen Sporen unserer auf Chironomu* wach-
senden E. rimoaa an E. Cvlici» A. Br. (Fresen.) do^h sind bei leti-
terer die so charakteristischen Uaftfasem nicht beobachtet wordan.
Ich glaube hiernach mich berechtigt, die von mir beobachteten Ettt^
mophlltoroArlen als noch nicht bcachriobon anzunehmen, und mit
neoen Namen in bezeichnen*).
Kasan, den 36. December 18Tti.
'1 Eidam, Gegenwärtiger Standpunkt der Myculogiu IST:!, p. 155.
*) Fresenius. üIkt die Pilcgaltung iÄiiamophikora. Abhaiidl. der !j«ukri]'
bcrgschen GeselUthaft II. p. SOfi. Tab. IX. Fig. «—45,
»I Ebendaselbst p. 206. Fig. 4G-50.
*) In meiner „Vorläufigen Mittheiluag über einige jSnfomopllAarB- Arten"
Uedu'igia 1370 No. 10, hat sieh ein Fehler eingesehliehen: üntomophltnrm
AphidU Freien, ist nicht eins und dasselbe was £'iif, Pianchottitma Comu.
>
Erklärung der Abbikhingen.
An« Fiear», uMcr der I, 12, 19«, 12, 14, ud If, nnd bei SWficbw VcrfröMeruf gCMictoel)
Tafel Xin.
Satomopliihfni conyloMWili Fig. 1 — ^U.
Fig. 1. Eine von Bmtamtopktkarm eomfiamemtm m. gctödtete Mücke. (VergrÖM.
durch die Lupe.)
Fig. 2. Spore der Eniomopkthora ean^lowteraia.
Fig. 3—5. Die auf der Oberflache des Insektes keimenden Sporen.
Fig. 6. Reimende Spore: der Keimsddaoch tbeüt sich durch Scheidewände;
das Protoplasma befindet sich nur iu der letzten Abtheilung des
Schlauches.
Fig. 7. Eine Zelle aus dem Abdomen der Mfieke, mit dem strömenden Pro-
toplasma. Die Richtung der Bewegung ist mit Pfeilen bezeichnet.
Fig. 7*. Aehnliche Tcrzweigte Zelle durch nur eine Scheidewand getheilt. In
der einen Hälfte befindet sieh das Protoplasma, die andere ist nahezu
inhaltsleer.
Fig. 8. Zellen der Stroma (a. a.) und die auf verschiedenen Entwicklungs-
stufen befindlichen Sporentragenden SchlSuche. Sp. junge Spore.
Fig. 9. A. B. C. Stroma aus der Mitte des Abdomen der Mücke, zz sporen-
tragende Schläuche.
Fig. 10. Ein sporentragender Schlauch nach dem Fortschleudern der Spore.
Fig. 11. Eine eben fortgeschleuderte und in einem Tropfen Protoplasma
liegende Spore.
Entomophthora rimoia. Flg. 12 — 19.
Fig. 12. Zwei Exemplare Ckironomut sp. von Entomophthora rimogam getodtet
(durch die Lupe vergrössert).
Fig. 12*. Ein von der Entomophthora rimota getödtetes Exemplar von Chiro-
nomuSf welebes von dem Substrat herabgenommen und von der Seite
gezeichnet ist (Vergröss. durch die Lupe.)
898
Ausashninweiscr F&it dt^r Enttvicklung ier Snltmophihem naoM
wetchp snwolil Jen Thorax aU aiicli daa AbdumtMi bpschUigt hu.
Auaoah ms weiser Fa!l dfr Entwicklung des Entmiaphik^m cBWa
im Thorax der Cftironommlarve.
. lA. Ein Bündel der Fascm, welche eine llaftraser oder HansiArion
Sporentragendc Schiiuche van versohledeiitm Alter mit Siruina u.
a — b. In einem Waascrtropfcn keimende Sporen.
' o. b. Id Tcuclitcr Luft kcimeode Sporen der £n<«in«pAlfcor« riaM^
welche Beoundire Sporea bilden (b),
. IS. a) Spore, die eine accundire Spore (Spon'die) bildet, b) mIIii
Spore, c) d) keimende secimdlre Sporen.
, 19. £ine kleiac grüne Fliege durch Entoiiioplil)tara riaujta ^tSdtct. (Dniti
die Lupe vergrösaert, )
J
>
üntersucliimgeii ftber Bacterien.
VL
Yerfiüiren zax Vntenachnng, nun Conserviren nnd Fhotographiren
der BaoteiieiL
Von
Dr. Koch,
Kreispbysikns in Wollstein.
Hierzu drei Tafeln Pbotognmme in Liehtdrack XIV. XV. XVL
1. Die letzten Jahre haben erhebliche VerbesseniDgen in den
Methoden znr üntersnchnng der Bacterien gebracht. So hat
namentlich die durch Dr. Weigert^) ▼enrollkommnete Haematoxy-
linftrbnng wesentlich aar Kenntniss der Bacterienverbreitnng in
thieriBchen Oeweben beigetragen. Von Dr. Salomonsen^) ist
eine eigenthflmliche Art von Gultnr der Bacterien in langen Olas-
capillaren angegeben, vermittelst deren es gelingt, die verschiede-
nen Formen der Bacterien im CanleDden Blate mehr oder weniger
zu isoliren. Dnrch verbesserte and vielfach modificirte Impfmetho-
den, besonders durch die Benatznng der Cornea als Impfstelle') ist
unsere Kenntniss Aber das Wachsthum der Bacterien im thierischen
Körper und die vorzugsweise bei septischen Processen auftretenden
Bacterien gefordert Indessen bleiben noch manche Hindemissei
1) Beschrieben in Billroth und Ehrlich, Untersuchungen ober (7oeeo6ae-
teria $eptiea. Langenbeck's Archiv für Chirurgie Bd. XX. p. 403. In neuester
Zeit hat Dr. Weigert die Anilinfarbung zum Nachweis von Bacterien in
thierischen Geweben angewandt und ausgezeichnete Erfolge damit erzielt.
*) C.J. Salomonsen: Studi&r over hlodetsforraadnelse, Kopenhagen 1 877.
S) Frisch: Experimentelle Studien fiber die Verbreitung der Fäulniss-
organismen in den Geweben und die durch Impfullg der Cornea mit pilzhalti-
gen Flüssigkeiten hervorgerufenen EntzQndungserscheinungen. Erlangen 1874.
400
welche sirli der genauen Erforseliung der Bucterien ent^^tutcllen,
in UberwindeD.
Die erheblinhsteD Schwierigkeiten verursachen die bringe GrtMe,
die Beweglichkeit, die einfache Form der Racterien und ihr Hang«!
an FürboDg oder stärkerem Lichtbrechungaverinögeu.
Wenn die ßacterien auch noch kleiner wären, als man «i« bi>
jetEt gefunden hdt, so wilrde zwar dieser Umslaud allein noch nirlil
das Erkennen derselben vermittelst der stärksten t mm ersionssy steint
Terbindern; denn manche noch recht scharf sn unterscheidende Linicv-
systeme auf Distomaceenschalen sind bei Weitem feiner als die
durch eine Gruppe der kleinsten ßacterieu bedingte Zeicknong.
Erst dadurch, dasa diese kleinen, nicht mit scharfen Umriaaen vc^
aehenen Körper eich in der lebhafl^sten, selbständigen Bewegmng
oder in nnaufhürlicber zitternder Mokkularbewcgung befinden, wtf
den sie ein ho achwierigee Untersuchongsobjekt-
Es Ist gradezu ein Ding der Unmöglichkeit, in einem Schwua
von Bacterien ein Exemplar so zu lixiren, dass man eine geiwae
Ueasiing desselben vornehmen, oder eine genllgunde Zeichnung daros
entwerfen könnte. Bald tanzt Jas winzig« ätitbchen oder KUgelchen
tur Seite und Terscbwiudct iu d< m dichten Haufen der Übrigen Bu-
terien; bald erhobt es sich Über die Einsteltangsebone od«r UDcbl
unter dieselbe hinab. Aber aucii wenn sich die llaclerien zu rihea-
den Zoogloeamsssen vereinigt finden, erseheincn sie nicht wie eia
Haufen von deutlich abgegrenzten Körpern, sondern vermOga ibr«
geringen Lichtbrechung« vermöge na machen si<^ vielmehr den Kindrnck
eines wolkeniihnlicheD ticbildc», dessen Zusammenselznng aus «tusel-
aen Kllgelchcu uder Slitbchen fast niciit mehr zu erkennen ist.
Fast eben so hemmend, wie diese in de» Baclurii-a selb«! fi»-
genden Hindemisse, scheint mir auf die Baclerienfnmchnng dor L'sh
ttand gewirkt zu habe», duws es bis jetzt an einem Verfahren gefielt
bat, die Bacterien in ihrer nalllrliehen tieatnll und Lagerung, atwur
wenn sie thierischen Geweben eingebettet sind, tn conserTir«n und
Abbildungen derselben herznalellen, welche von jeder wÜlkUrlieheB
oder nnwillkQrlichen Entstellung frei sind.
Ich bnincho wohl nicht den Nutzen auseinander an setzen, wel-
chen Sammlungen mikroskopischer PrAparatef Ur das Studium haben,
nnd wie die Mltlheilung wichtiger Befunde, durch Einsendung ««aacr-
virter Prlparatean anditre Mikruskopiker znr Berichtigung eines fabchen
Urthcils, zum schnelleren Bekanntwerden einer Entdeckung dienen.
Wie manche uiivollkcmmene Beubachtung und wie manche falsche
Behauptung Über das, was die Bacterien gethan oder nicht gethu
J
401
haben aollen, wftre nieht in die Oeffentliehkeit gelang^ nnd hfttte die
Bacterienliteratar sn einem trüben Strom anschwellen lassen, wenn
ein Jeder das, was er gesehen hat, in beweisenden Präparaten andern
Forschem vorgelegt hätte*
Wenn man die Spirochaete plicatäü und die Spirochaeie des
Zahnschleims in Samminngen mikroskopischer Präparate finden nnd
sich leicht von ihrer eigenthttmlichen Form flbersengen könnte, wie
wäre es dann wohl möglich, dass selbst in neuester Zeit noch die
Existenz der ersteren bezweifelt nnd die letztere mit der Spirochaete
des Rflckfalltyphns verwechselt warde ' ).
Bei andern Natnrgegenständen, welche sich nicht conserviren
lassen, vermag man sich wenigstens durch bildliche Darstellung zn
helfen, aber auf die Bacterien lässt sich dieser Ausweg leider nur
sehr unvollkommen anwenden. Es scheint zwar von vornherein
unglaublich, dass so einfach gestaltete Körper nicht leicht zu zeich-
nen seien, und doch ist es so. Es kommt hier oft selbst bei den
grössten Bacterien aaf äusserst geringe Grössenunterschiede an und
die Zeichnung erfordert so zarte und weiche Linien, dass die
naturgetreue Wiedergabe der Bacterien schon eine aussergewöhn-
liche Sorgfalt beansprucht. Und dennoch bleibt es fraglich, ob auch
die kleinsten Formen so gezeichnet werden können, dass die Abbil-
dung genau dem Original entspricht und nicht zu Verwechslungen
mit ähnlichen Formen fahrt. Die meisten Abbildungen sind rein
schematisch gehalten und vernachlässigen die Grössenverhältnisse so
sehr, dass es unmöglich ist, dieselben zum Vergleich mit der Wirk-
lichkeit zu benutzen. Manche sind so nachlässig angefertigt, dass
Oberhaupt nicht mehr zu erkennen ist, ob der Autor auch wirkliche
Bacterien gesehen bat. Wie wenig derartige Abbildungen zum Be-
weis einer möglicherweise ganz richtigen Beobachtung dienen kön-
nen und dass sie niemals zur Verständigung aber Streitpunkte fah-
ren werden, muss einleuchten.
Um die hier angedeuteten Hindernisse zu überwinden, habe ich
ein Verfahren angewandt, welches kurz zusammen gefasst darin
besteht, dass die bacterienhaltige Flüssigkeit in sehr
dünner Schicht auf dem Deckglas eingetrocknet wird,
um die Bacterien in einer Ebene zn fixiren, dass diese
Schicht mit Farbstoffen behandelt und wieder aufge-
weicht wird, um die Bacterien in ihre natürliche Form
zurückzuführen und deutlicher sichtbar zu machen, dass
1) Heydenreich: Ueber den Parasiten des Rückfalltyphus p. 40 u. 44.
402
r.tp«
das ao güwoniiene
keiten eingeschlo
von naturgetreueo Abbiidnn
in coRserTirende Flflitif-
chlieaeüch zur UerstcilDBg
eil photogmphirt wird.
Die einzeloen Theile dieses VerfabreD8 vcrie ich ddd «ingcbcad«
beacbreibea :
'2. Sintroe-kneti, OioHenteUungeinerdQQnen Trockenecbicbt itlMlir
einfach. Nachdem man sich vorher durch UntersncliDUf: einer Plflulg-
keit Über ihren Gehalt an Bacterien, fiber die Fona der letttern ood
ihre Bewegungen in gewöhnlicher Weise orienlirt bat, nimmt man mit
der Spitze eines Skalpells ein Tröpfchen der FlOasigkeit, z. B. faul»-
des Blat, Zahnschieim, die oberste Schiebt von Tanleuden Infnaloaea
und dergl. nnd breitet dasselbe durch einige kreisförmige Bewegnogai
2D einer runden etwa ei Den halben Oentimeter breiten ra6glidiat
dUnnen Schicht aus. Man legt das Deckgläseben hteranf zweokmftaMgar
Weise auf einen bohlen ObjekttrSger and nntersncht das TröpfoliCB
nochmals, ob es auch die früher beobachteten Formen in ^Oaaerer
Zahl enthält. Je consistenter die FlUsaigkeit ist, um so kleiner Dosa
dae Tröpfchen genommen werden und es ist dann vortbeilbaft, dl«
Hasse strichförmig anf das Deckglas zu bringen.
Die Substanz ist stets in einer so ilUnnen Schicht anBEUbreiteD,
dass die Bacterien, BlntkOrpercheo u. s. w. sich nicht decken, son-
dern von einander dnrch kleinere oder grössere Zwi sehen rllnae ge-
trennt liegen. Je dltnner die Schicht geworden ist, nm ao HChDeller
trocknet sie natürlich ein. Uewöbnlich ist das Präparat schon nacb
wenigen Minuten znr weiteren Bearbeitung fertig. Eiwei seh altig«
FlOssigk eilen, namentlich Blut, lässt man etwas IMnger, womöglich
einige Stnnden trocknen. So zubereitete Deckgläschen kann man
indessen anch Wochen nnd selbst Monate lang, nnr vor Staab geeebütat,
aufbewahren, ohne dags sich die angetrockneten Bacterien vertnderiL
Es ist dies in sofern sehr vortheilhafl, als sobald die Umstünde die
sofortige weitere l'ntersnchnng nicht znlassen, man die Präparate aar
10 weit herstellt nnd spftter weiter bearbeitet. Ich habe mir
^n Kästchen füt zwanzig Deckglaschen maoben lasdeo, welches ebe«<
BO eingerichtet ist, wie die zur Ann>ewabrDng der mikroskoplsofau
Priparate gebrauchten Kasten; dasselbe führe Ich stets bei mir Bad
bin dadurch leicht in den Stand gesetzt, bei Sectionun, am Kranken-
bette oder bei andern Oolegenheiten Proben von Flüssigkeiten, weJcbe
Ich auf Bacterien unterancben will, jederzeit an sammeln. Deckglla-
ehen mit angetrockneten llaeterien lassen sich auch gut verModea.
L 8o habe ich beispielsweise durch W^rmittlnng von Prof. P. Cofan
LDeckgliacbcn mit angetrocknetem Ktlckfalltfphna-Blnt von Dr.
408
Albrecht in Petersburg erhalten, welches sich ganz ebenso wie
andere Blutproben prftpariren and zum Photographiren der darin ent-
haltenen Spirochaeten benatzen Hess (cf. Taf. XVL Fig. 7 o. 8)^).
Einen weiteren Vortheil gewährt das schnelle Eintrocknen da-
durch, dass in der Zeit von der Entnahme der Flassigkeit bis zu der
Untersuchung derselben ein Entwickeln oder Eindringen fremder
Bacterienarten, wie es bei anderen Untersuchungsverfahren gewiss
schon vorgekommen ist, hier unmöglich ist.
Oegen dieses Trocknen der Bacterien muss natfirlich der Ein-
wand erhoben werden, dass, wie die Erfahrung an andern mikros-
kopischen Gegenständen lehrt, dadurch die Gestalt der Bacterien in
erheblichster Weise verändert werden muss. Auch ich war anfangs
davon flberzeugt und hofifte erst durch das Aufweichen die Ursprung
liehe Form wiederzuerhalten. Aber schon bei den ersten in dieser
Richtung angestellten Versuchen sah ich zu meinem Erstaunen, dass
die Bacterien nicht, wie die meisten Infusorien, Monaden, mikros-
kopischen Pflanzen, zerfliessen oder zu unförmlichen Massen zusammen-
schrumpfen, sondern wie ganz starre, von einer SchleimhflUe um-
gebene Körper vermittelst dieser Schleimhülle am Glase ankleben
und, ohne ihre Gestalt namentlich in Länge und Breite merklich zu
ändern, eintrocknen. Dass es sich in der That so verhält und dass
jede Bacterie eine schleimige, für gewöhnlich unsichtbare Hfllle be-
sitzt, lässt sich aus andern Verhältnissen (Zoogloeabildung) scUiessen*),
ist aber auch nach dem Eintrocknen sofort daran zu erkennen, dass
der Bscterienkörper von einem, je nach der Beschaffenheit der zu-
gleich mit eintrocknenden Flüssigkeit mehr oder weniger deutlich
zu erkennenden scharf begrenzten glashellen 8aum umgeben ist.
Meistens werden zwar beim Eintrocknen der Flüssigkeit, in welcher
Bacterien sich befinden, letztere von einer Decke coiloider oder
krystallinischer Masse so überzogen, dass sie nur undeutlich zu er-
kennen sind. Aber am Rande des eingetrockneten Tropfens findet
man sehr oft einzelne isolirte Exemplare, welche sich vortrefflich
dazu eignen, um sich von der Beständigkeit der Gestalt beim Ein-
trocknen des Bacterienkörpers zu überzeugen. Die einzigen auf-
fallenden Veränderungen, welche vorkommen, bestehen in der Ab-
plattung der kugligen, gelappten oder verzweigten Zoogloeamassen
und in der Verwandlung schraubenförmiger Körper in eine Wellen-
1) Schon Ehrenberg empfiehlt rasches EintrockDcn als Aufbewahrungs-
mittel mikroskopischer Organismen in Sammlangen: Infusionsthierchen 1838
p. XVU. s) Vergl. F. Cohn, Beiträge zur Biologie I. 2. p. 138.
404
ünie. Dieser Uebelstand lisst sich indeBSen dadnrcli li-iclit vemwidra,
dasa mau sofort, nachdem die letzte Rpur von sichtbarer FeiKhric-
keit vom Deckglas verschwunden ist, das Präparat in der «pll«t
aningebendcn Weise wieder anfweicbt. Die Schleimhlllle d«r Ba^
terien qaillt dann voIJstftadig wieder auf und gestattet dem Kooifloea'
häufen oder der Spirale ihre nat'lrlichc Gestalt wieder einsaiMliniriL
Znm Beweise dea Gesagten verweise ich auf die PhotogramiBe der
Zoogloea ramigern, Tfif. SIV. Fig. 1 u- i nnd des Spirillutn uiidula,
Taf. XIV. Fig. 3, deren zugehörige Präparate in dieser Weise Ge-
bändelt wurden. Feine Spirillen mit schmalen Windungen verlieiea
10 wenig durch das E)introckn'>n an ihrem natOrlicben Anasebett,
dass man sie in getrocknetem Zustande conserviren and pbotographlm
kann. Beispiele hierfür sind die Photogramme der Spiroebaete dea
Zahnachleims Taf. XIV. Fig. H, und der Oeiselftden der BacMIek,
(Taf. XIV. Fig. i) u. 6), welche nach trocknen Präparaten angefertigt
sind. Sie mögen zugleich als Beweis dafür dienen, das« das Bia-
Irocknen allein eine wesentliche Hülfe beim untersuchen der Bae-
terien leisten kann, indem es die Zahnspirochaeten, welche im Speichal
wegen des geringen ßrechnngsnnterscbiedes sehr blaas eturbciDra,
nach dem Verdunsten der Flüssigkeit aneserordentlich deutlich werden,
und die in FlUBaigkeiten ohne Fftrbnnf: ongemeiD schwer aiclitbim
Oeiselftden sofort zum Vorscheiu kommen llsst.
Auf eine eigenthUmliche Veränderung, welche die Hilabrandbaeinei
beim Eintrocknen erleiden, komme ich spXle.r bei der Beachraibitac
der PhnioKramrae aurUck.
3. Aitfireichen und Fiirhen. Der üweite Abschnittdes Verfahre« be-
steht in <iem Aufweichen und Färben der getrockneten BaclerieaacbichL
Bringt man ein mit getrockneter Bacterienschiobt vereebeitaa
Deckglas in deslillirtcs Wasser oder Ulycerin, dann löst sieb die
Schicht schnell auf und wird vom Glase fortgeschwemmt. Für sioh
allein genommen sind dah<-r diese Flllssigkeiten aur weitrreii IMk-
paralion der Baclerienscbicht nicht au gebrauchen.
Durch Einlegen des Gläschens in absoluten Alkohol, noch besavr
in eine Lösung von Ohromsäure (0,&i|l, llist sich die Schicht ao-
iQslicb in Wasser und Glycerin machen, aber eine onerwOntdll«
Nebenwirkung dieser erliärtenden FiQsaigkeiten besteht darin, data
die Schleimbulle der Bacterien nicht mehr aufquillt und deswegen
die Bacterien fest am Glase angcpresst, oder in die coagulirte Grand-
Substanz eingebettet, ihre nattirliche Gestalt nicht wieder annebiDen
können. AU ein Mittel, um die Schicht wieder aarzuquellen, oha«
dasB sie sich vom Glase ablöst, hat sich mir eine Lösang von tmig-
saurem Kali (I Theil auf i Theile dost Wassers) erwiesen. 1
405
Baeterien nehmen in derselben vollkommen ihre nrsprflngliehe Form
wieder an, werden aber blasser and durchsichtiger als sie waren.
Für grössere Formen ist dies kein Nachtheil, ebenso anch nicht f&r
sporenhaltige Baoterien, da bei diesen die Sporen stark glänzend
bleiben, also anch dentlich zn sehen sind. Eine weitere vortreffliche
Eigenschaft der Lösung von essigsaurem Kali ist die, dass, nachdem die
Bacterien aufgequollen sind, sie sich in derselben nicht weiter ver-
ändern. Man kann daher diese Flüssigkeit zum Conserviren des
Präparates verwenden und letzteres sofort verkitten. Präparate,
welche ich vor sechszehn Monaten in dieser Weise angefertigt habe,
sind bis jetzt noch ganz unverändert und werden sich vermuthllch
auch noch lange Zeit halten. In den meisten Fällen, namentlich wenn
es sich um die kleinsten Formen handelt, werden indessen die Bacterien
zur genaueren Untersuchung und zum Photographiren zu blass und
es ist dann nothwendig, sie durch Farbstoffe deutlicher zn machen.
Die verschiedensten Farbstoffe, welche in der Mikroskopie und in
der Färberei benutzt werden, habe ich versucht, aber von allen eig-
nen sich die Anilinfarbstoffe am meisten zur Färbung der Bacterien.
Letztere nehmen die Anilinfarben mit einer solchen Sicherheit,
so schnell und so reichlich auf, dass man diese Farben als
Beagens zur Unterscheidung der Bacterien von kry-
Btallinischen und amorphen Niederschlägen, auch von
feinsten Fetttröpfchen und anderen kleinsten Körpern
benutzen kann. Ausserdem wirken die Anilinfarben in ihren
wässrigen Lösungen ganz ähnlich wie das essigsaure Kali, indem
sie die Schicht aufweichen, aber nicht vom Glase ablösen. Unter
den Anilinfarben habe ich anfangs nur die im Wasser löslichen
benutzt und zwar vorzugsweise Methylviolet und Fuchsin. Die fibri-
gen, namentlich Safranin, Oelb, Eosin, Oran^^e, Methylgrfln, Jodgrttn,
Blau fllrben nicht so kräftig und sind auch nicht beständig. Fttr
einzelne Objekte eignet sich Fuchsin besser, da es nicht so intensiv
Arbt wie Methylviolet. Gewöhnlich jedoch giebt das letztere die
besten Resultate. Von den verschiedenen Farbenabstufungen des
Methylviolet habe ich die blauen (in den Preislisten tlber Anilin-
farben mit Methylviolet BBBBB bezeichnet) mit Vorliebe angewandt.
Später, als es mir nicht allein darauf ankam, die Bacterien fflr
das Auge, sondern auch far die photographische Platte bemerklicher
zu machen, wandte ich meine Aufmerksamkeit auch den Anilin-
färben zu, welche die chemisch wirksamen Lichtstrah-
len, also den blauen Theil des Spektrums, nicht durch-
las aen. Die besten Resultate habe ich in dieser Beziehung mit
einem Aniiinbraun, sogen. Neubraun, erzielt.
406
Die Änwenttan^ der Anilinfarben ist ebenso einfach «b du
flbrige bisher beschriebene VerfAliren.
Von einer concentrirten spirituöEen LCsang des Hetbylviolct o4«r
Fnchsin setze ich einige Tropfen zu 1& — 30 Gramm desUUirtm
W&BBorB, so dasB sieb letzteres intensiv färbt; hiervon brinfe ieh
tDit einer kleinen Pipette einige Tropfen anf die zn fArbeode Ba«-
terienscfaicbt and halte die Flüssigkeit luf dem Üeckglase doreli
Drehen desselben in beständiger fiewegnng. Nach oiiiigeo SekanileB
wird d&s Deckglas so schr&g gehalten, dass die Anilinlitsung ao den
Rand fliesst und die ßacterienschicht frei wird. An der mehr oder
weniger blanen Farbe der letzteren erkennt man dann leicht, ob aie
echon genügend gefftrbt ist oder nicht; im letzleren Falle Iftaat Bau
die Farbe von Nenem darüber hinfüesaen, bis die gewünschte Ftr-
bnog erreicht ist. Nach einiger Uebnng wird man bald die Coft-
centration der Anilinlösnng und die Dauer der Färbung fOr die ver-
aebiedenen Objekte richtig benrtheilen lernen. Wenn die Anilin-
lOsnng zu schwach ist, löst sich die Bacterienschicfal vom Olas« ab;
ist sie zu stark, dann fllrbt sich die 0 rund Substanz, welche die
Bacterien nmgiebt, zn stark, and letztere heben sich zu wenig von
ihrer Umgebung ab.
In einem gelQDgeoen Präparate mosB nach der Färbaog die
Grund snbatjiuz (d. h. der Ruckstand der verdunsteten Flliaigkeil)
kanm zu bemerken, die Bacterien dagegen müssen kriftig geftcbt
sein. Die grosseren Formen f&rbt man weniger stark, ao da«
Sporen bildung, Oüedernng, körnige Beachaffenbeit des Inhaltes moA
gut zu erkennen ist.
äobald der richtige Grad von Färbung erreicht ist, wiaebt nHUi
die Anilinlösung vom Rande des Deckglases oder saugt aie nüt
Fltesspapier möglichst vollstAndig weg, oder man spQlt sie mit desttl-
lirtem Wasser oder einer verdünnten Lösung von esBigeaureiD Rati
(1 ; 10) fort. Auch hierin verhalten sich die einzelnen i'rAparate
verschieden; manche vertragen das Abspülen mit deatiliirtem Waaser,
andere wieder nicht.
Die Färbung mit Anilinbraun ist von der eben beBchriebeoen mit
Methyl violet und Fuchain etwas verBohieden. Da die mit Brau
gef&rbten Pr¶le in der Lösung von esaigsaurem Kali die Farbe
verlieren, dagegen die Aufbewahrung in Glycerin vertragen, ao habe
ich sie gleich von vornherein mit einem Tropfen einer conceatrirtes
Losung von Anilinhrauu in gleichen TheÜen von Gly oerin und Wasser,
welche von Zeit zu Zeil filtrirt werden musa, bedeckt nod eiaic«
MioBteii stehen lasses. Alsdann haben die Bacterien sich genOgead
V
J
467
gefilrbt and e8 kann die Farbstofflösnng mit reinem Glycerin abge-
spfllt werden.
Eiweisshaltige Substanzen, wie Blnt, Eiter nnd dergl., welche
sieh mit den wlesrigen Lösangen des Methylviolet nnd Fnchsin nnr
schlecht Arben lassen, geben mit in Glycerin gelöstem Braun ganz
▼orzflgliche Präparate, welche sich aneh besonders gnt zum Photo-
graphiren -eignen.
4. Canaerviren. Znm Conserviren der so gefärbten Präparate kann
man Ganadabalsam, concentrirte Lösung von essigsaurem Kali oder
Glycerin yerwenden.
Zum Einlegen in Canadabalsam eignen sich nur die mit Methyl-
Tiolet und Fuchsin geflürbten Präparate. Man lässt sie nach der
Entfernung der Färbeflflssigkeit eine viertel bis eine halbe Stunde
liegen, so dass sie wieder vollkommen trocken geworden sind und
kann sie dann in gewöhnlicher Weise in Canadabalsam einlegen.
In einem derartigen Präparat gewähren die geftrbten Bacterien,
namentlich Schwärme von Vibrionen, Bacillen, Micrococcenketten
einen ausserordentlich schönen und zierlichen Anblick. Leider
erscheinen Zoogloeahaufen und grössere Spirillen platt gedrückt. Auch
ist es mir bis jetzt nicht gelungen, von Canadabalsampräparaten gute
Photographien zu erhalten. Andererseits aber halte ich sie ftlr ebenso
dauerhaft wie andere in Canadabalsam eingelegte mikroskopische
Objecto und aus diesem Grunde würden sie besonders fSr Samm-
lungen von Bacterienpräparaten zu empfehlen sein.
Mit Methylviolet und Fuchsin gefärbte Präparate müssen, wenn
sie zum Photographiren benutzt werden sollen und wenn man die
Bacterien in möglichst natürlicher Form erhalten will, in eine Lösung
von essigsaurem Kali (1 : 2) und zwar unmittelbar nach Entfernung
der Parbstofflösung noch feucht eingelegt und mit einem der gewöhn-
lich gebrauchten Kitte verschlossen werden.
Glycerin kann man zum Einlegen dieser Präparate nicht gebrau-
chen, da es die Farbe auszieht Für die mit Anilinbraun gefärbten
Präparate ist dagegen Glycerin die beste Flüssigkeit zum Con
serviren.
5. Photographiren. Das Photographiren der Bacterien unterscheidet
sich von demjenigen anderer mikroskopischer Gegenstände nicht
wesentlich. Die Bacterien sind allerdings als sehr kleine, blasse
Körper nicht ganz leicht zu photographiren. Doch gestatten die
nach dem beschriebenen Verfahren angefertigten Präparate, weil die
zu photographirende Schicht sich unmittelbar unter dem Deckglase
befindet, die Anwendang der stärksten Immersionssysteme. Auch
Cohn, B«itrife lar Biologie derPflanxen. Bftod II. Heft III. 27
4M
da» geringe Lichtbrecbun^BvermÖgen Ueet eicti, wie schoo frabcr
angedttatet wnrde, durch die P&rliuug der Bakterien mit brasiMa
Anilin, welches di« rlicmiscli wirksamen Sirahlen zurUckbAlt, Ar An
pliotographiechen Proceaa urseUeo.
Unter gUnaligen VerbftlUiissen lasseD sich indeeeen auch labeate
ßacterien, aoferti eie nur iinbewcglicli sind, photographtr«!!, wituu
Jen Pliotograinmen der MJIzbrandbacillen Ta(. XVT. Fig. I u. j u
cr^eheo ist; sei bstvcrslüiiit lieb mdsBle immer einem derarti^n PtK>-
tu};ramm, ailcb wenn es nocb su blasa auafjlllt, der Vorzug vor dea-
jeiiigen gegeben werden, welches die prAparirten und gefirbten ßac-
terien daratellt. Ich iweiäe nicht, dass alle nibeuden Uaclerieai,
namentlich die Uierococcen nach dem Leben photographirt wtrdc«
können, und werde später darauf beEüglicbe Versuche anslollm.
Sporenbsitige Bacillen und Fäden lassen sich wegen <lc» atukta
Lichtbrechnngsvermögen der meisten Sporen am besten nogc&iM
pbotographiren.
Qervurbeben muss ich, daas mir niemals gelungen ist, >ba«tM
ecliarfe Umrisse der Bacterien za erhalten. Dnrch den Anbliek itr
Dialomaceen-Pbotographien nnd der üblichen mit acbarfen Uiira
versehenen Abbildungen von Bacterien verwohnt, hielt ich dtM
anfangs f[|r die Folge eines fehlerhaften Veifabrena. Docä habt
ich mich spüter davon nberzengt, dass in Wirklichkeit auch di«
BtArksten mir zn Gebote stehenden Linsen - Systeme (Scibcrta !•-
mersiooBsysteme H nnd 9) die Bacterien niobt schArf coKtonrirt
erscheinen lussen. Deswegen nehme ich an, dasa der KArpcr tfrr
Bacterien gegen die SchleimhUUe nicht scharf abgcgirnzi ist, •«••
dorn sllmählig in dieselbe Qbergebt.
Bei dieser Gelegenheit mOchte ich darauf aufinerknuii loacbeii,
dasB die photogiapbiache Platte Überhaupt das mlkrui-
kopiache Bild besser oder vielmehr sicherer windet-
giebt, als es die Netihant des Aoges xn enpfladea
vermag.
Die lichtempfiDdliche Platte ist gewisBennassen ein Ange, wekikM
nicht durch helles Licht geblendet wird, welches nicht bei der anhal-
tenden Unterscheidung der geringsten Lichtunterschiede ernUdet und
das nicht durch GlaskörpertrUbnngcn oder andere Fehler bebindert
wird. Oft habe ich auf dem Negativ, wenn das Bild nar aebuf
eingestellt gewesen war, feine Objecte, t. B. feinste Gets«l(U«i
gefunden, welche ich nachträglich nnr mit lusserster Mube und uatcr
den gOnetigsten Bei euchtuugBverh&I missen im Mikroskop erbUdtM
konnte.
^
_ 409 _
Peine MessUDgen sehr kleiner blasser Gegenstände, welche sich
unmittelbar mit dem Mikroskop gar nicht ausfahren lassen, können
aaf dem Negativ leicht und sicher vorgenommen werden. Manche
Streitfragen Aber feinere Straktnrverhältnisse werden vielleicht mit
Htilfe der Photographie zn lösen sein, namentlich wenn statt der
bisher tiblichen blanen and rothen Farben mehr von gelben, brau-
nen oder solchen rothen Farbstoffen, welche den chemisch wirksa-
men Theil des Spektrums nicht durchlassen, ein vorsichtiger Ge-
brauch gemacht wird. Weitere Versuche mit den letzteren Farben
worden bestimmt auch für die Bacterien - Photographie noch bessere
Resultate gewinnen lassen, z. B. die Möglichkeit: Canadabalsam-
Präparate zu photographiren.
Anfangs habe ich den von Reichardt und Sttfrenburg^) angege-
benen Apparat und auch die Methode derselben zum Photographiren
der Bacterien angewandt. Diese besteht darin, bei einfachem Tages-
licht, welches für schwächere Vergrösserungen ausreicht, ein Negativ
herzustellen und dieses dann durch eine zweite oder dritte Aufnahme
auf die gewünschte Vergrösserung zu bringen. Für manche Objecto
mag dieses Verfahren angebracht sein, aber in unserem Falle gehen
bei der zweiten oder gar dritten Aufnahme zu viel Details verloren.
Mit einer verbesserten Beleucbtungsvorrichtung war es mir noch
möglich, mit einfachem Tageslicht, Bacillen mit ihren Geiselfäden
bei dreihundertfacher Vergrössernng zu photographiren. Weiter
vergrössert und zwar nur dreimal, also bis zu neunhundertfacher
Vergrösserung, war indessen kein genügendes Bild von der ersten
Platte mehr zu erzielen. Deswegen verliess ich dieses Verfahren
und arbeitete später auf den Rath des Hüttendirektor Jauisch
in Wilhelmshütte bei Seesen und des Professor Dr. G. F ritsch
in Berlin, welchen beiden Herrn ich meinen aufrichtigsten Dank
ausspreche für die Bereitwilligkeit, mit der sie mich mit ihren Er-
fahrungen auf dem Gebiete der Mikrophotographie unterstützt haben,
mit dem vom Professor G. F ritsch angegebenen, einfachen aber
sinnreichen Apparat, welcher unter Anwendung von Sonnenlicht das
Photographiren bei stärksten Vergrösserungen ermöglicht^).
Das Wesentliche dieses Apparates besteht darin, dass die Camera,
1) Lehrbuch der mikroskopischen Photographie von 0. Reichardt und
C. Stürenburg. Leipzig 1868.
*) Beschrieben in der photographischen Zeitschrift: Licht, herausgegeben
vom photogr. Verein zu Berlin. Berlin, Verlag von Liebheit & Thiesen. 1869.
Ek'ster Jahrgang p. 140.
27*
410
das Mikroskop nnd dis Beleuchtnngarorricbtang borizootal aaigeatcUl
uud geDSD centrirt sind. Diese drei Theilc des Appanttea siod j«dtr
fbr sich beweglich uad von den beiden anderen Stücken unabbftllf^.
Hierdurch nnlerscheidet sieb der Apparat von allen anderen ibnUcltn
ZuflammeuBtelliingen, bei denen die eineelnen Theile an eiacm SUtJT
befestigt oder Domiltelbar mit einander fest venehrobea aiad. Die
Vorzüge der von Prof. Fritsch getroffenen Anordnung Hegen daria,
daas Fehler in der Centrirung leicbt und schnell corrigirt weidca
können, dass ErBchtttternngen, welche beim Einsetzen der KkMeUe,
beim Richten des Spiegels n. s. w. unvermeidlich sind, nur ciin
Theil des Apparates treSen nnd sich nicht auf die anderen rorts«tUB
können; dass schiefe Beleuchtung durch Drehung der Beleocbtaagi-
Vorrichtung nach der Seite hin in der einfachsten Weise erreidtt
wird, und dass scbliessiicb sowohl Mikroskop als C&inera jederult
SU anderen Zwecken benutzt werden können. lusoferu bin ich to-
dessen von dieser Einrichtung abgewichen, dass ich das SonoeDlidit
durch einen Oeüostaten dem Apparat zufQlire nnd damit das [fatifC
Richten des Spiegels vermeide. Im Fensterladen, vor welchem der
Heliostat aufgestellt ist, befindet sich ein Schieber, der vomilteUt
einer Schnur vom Standpunkt neben der Kassette ans ohne die ge-
ringste Ei'BchUtteriing des Mikroskops oder der Camera lor Be-
lichtung der empündlichen Platte geöffnet nnd wieder geschlwem
werden kann. Der durch diese Oeffnnng gebende Liebtctraiil wii4
durch ein oder mehrere matte Gläser in zerstreutes Licht verwudett,
paasirt nuter Umständen noch eine Cnvette mit KupferamraoniaklOeaif
oderKoballgläser, und wird durch eine mit verschiedenen Diaphragou«
versehene Beleuchtougsliuse auf das ku photographirendo Object
geworfun. Als Beleuchtungslinse kann mau die dem Uikrvskvp iMi-
gegebeue zur Beleuchtung opaker Gegenstände dienende Lina« ge-
brauchen. Doch habe ich meistens uud zwar mit sehr gutem Erfolg
sn diesem Zwecke ein mikroskopisches Objectivsystem (Hartnack'i
Übjectiv 2 oder 4), welches in die Blendenbolse nnter dem Object-
tiech geschoben wird, benutzt. Vor dem Gebrauch habe ich Jedea-
mal nach Entfernung der matten Gläser und Einschaltnug «ehr
dnnkler Kobaltglaser das von dem Bolencbtungsobjectivajstem ent-
worfene Sonnenbildcheu genau auf die Mitte des Objectea und auf
die Ebene desselben eingestellt. Sobald dann der Sonnenatrabl dareb
das matte Glas wieder zerstrent wird, tritt der beste Belenchtimg«-
effekt ein. Etwaige Störnngen im Gange des Ueliostalea linrn
sich ebenfalls leicht daran erkennen, daas nach einiger Zeil du
Sonnenbild ans dem Mittelpunkte des Oesichtafeldes gewicbea ist;
J
411
die Correctur dieser Störung ergiebt sich aas der Richtnng der Ab-
weichung von selbst Anf einen, wie mir scheint, nicht gleichgflltigen
umstand will ich noch anfmerksam machen, der das Arbeiten mit dem
mikrophotographischen Apparat nicht unwesentlich erleichtert. Da
das Mikroskop und die Camera unmittelbar znsammenstossen, so
bleibt, wenn das Object in das Gesichtsfeld gebracht oder inner-
halb desselben verschoben werden soll, nichts anderes flbrig, als das
Mikroskop ans seiner horizontalen Lage anfzurichten, oder was noch
umständlicher ist, die Camera so weit zn verkürzen, dass man mit
der Hand den Objecttisch erreichen kann. Um diese zeitraubenden
Yerrichtangen, welche möglicherweise auch die Centrimng des Appa-
rates stören, zn umgehen, habe ich am Objectivbrett der Camera
einen trichterförmigen Ansatz anbringen lassen, der sich mit dem
Objectivbrett ohne Verschiebung des Mikroskops oder der Camera
leicht abnehmen lässt, und dann soviel Spielraum zwischen Camera
und Mikroskop gewährt, dass man bequem nach Einsetzen des Ocu-
lars in das Mikroskoprohr mit dem horizontal stehenden Mikroskop
in gewöhnlicher Weise die zu photographirende Stelle des Objectes
anftuchen und in die passendste Lage bringen kann. Nachdem dies
geschehen, wird das Ocular entfernt, ein innen geschwärzter Papier-
Cylinder in das Mikroskoprohr gesteckt, um die Spiegelung der
glänzenden Metalltheile zu beseitigen, dann das Objectivbrett mit dem
Trichter eingesetzt und die Mflndung des letzteren, welche sich nahe
▼or dem Ende des Mikroskoprohrs befindet, durch eine Hfllse von
schwarzem Tuch lichtdicht mit dem Mikroskop verbunden. Jetzt
bedarf es nur noch der Einstellung des Bildes fUr die Ebene, welche
die empfindliche Platte einnehmen soll. Auch für diesen Zweck hat
Professor Fritsch eine sehr praktische Vorrichtung angegeben,
welche darin besteht, dass die zur feinen Einstellung dienende Schraube
des Mikroskops vermittelst eines Zahnrades und eines durch zwei
Kugelgelenke verbundenen Stabes aus beliebig weiter Entfernung
bewegt wird. Zur groben Einstellung kann das Bild auf einer
matten Visirscheibe, aber zur feinsten Einstellung muss es auf
einer durchsichtigen Scheibe mit einer Lupe beobachtet werden.
In Betreff der eigentlichen photographischen Manipulationen muss
ich den sich dafHr Interessirenden auf die Lehrbücher der Mikro-
photographie von Reichard t und Stürenburg'), Beneke')
und Gerlach'), von denen namentlich das letzte für den Anfln-
1) 1. c. *) Beneke: Die Photographie aU Hülfsmittel mikroskopischer
Forschang. Brannschweig 1868. ') Ger lach: Die Photographie als Hülfs-
mittel mikroskopischer Forschung. Leipzig 1863.
413
gcr sebr piakli^ch nnd EiivcrlftMig iat, vcrwi-iiien, neben wplcbvn
Schril'teo jedoch ilio Kenntnis» einea grüaseren pli'jlogrxphiMbeD
Luhrbuchea z. B des vud Vogel'), uncntbebrlicli ist.
ßcmerlceti will ich iiocii, dass für mikrophotographiHohe ZwcL'ke,
sobald ea aicli um alarke Vergrdsse rangen handelt, nur dat Vtr-
faliren mit nassen Collodiumplatten ood EW&r mit eioetn niOflirlut
ämpfindlichen Collodium verwondbar ist. Trockenplatlen dciin
sich wegen ihrer geringen Empfindlichkeit höcbstens fUr acbwiete
VergrÖBRerungen.
Was die Wahl der Mikroskop-Objective betrifTl, sa gebrauchte
ich xtiarst Uartnack'Bche Objective (No. 7 aod 9 immer«), war
aber von den damit angererligten Bildern wenig befriedigt. Dann
schaffte ich mir die Seibert und Krafft'scben photographiaelm
Objective 1 Zoll, ^ Zoll, ^ Zoll and dessen ImmerBiongayateme T,
8 and 9 an und erreichte damit ao gnte Reaallate, daas ich aar
noch mit diesen Objcctiven gearbeitet habe.
Die photographiBchen Objective und daa ImmerBiona-Byatea '
sind vollkommen frei von Focnadiflfereazen and geben tcbr feia«^
scharfe Bilder. Pftr die Untersuchnng der Baclericn schien mir mt-
läufig eine 600 — 700 fache Vcrgrösscrang xasreichond la adn, vsd
da ich diese toit dem Immersions-Syatem 7 beiincni rrreieh«, ao Itaba
ich dieses System fast aasscblieaslich angewandt.
Die Bestimmung dieser Vergr5sserung Hast sich mit j^rOMiar
Sicherheit vornehmen; sie geschah in der Weise, dasa daa Bild eiBM
Objectivmikroroelers anf der malten Scheibe entworfen, mit des
Zirkel genau gemessen und die Camera so weit ausgezogen inrde,
bis die Vcrgrössening genaa 500 respectivo 700 betrag. Die hier-
dureli gefundene Eiitfernnng der Visireeheibe vom Objecüvsyateai
wurde dann bei der Aufnahme der Bilder eingehalten.
Bislang habe ich nur in gerader Richtung einfallendes Lieht
zum Photugraphiren benutzt. Doch mücble ich es für ooUivendif
halten, dasa in Zukunft versucht wird, die Bacterien mit den sllrit-
Bten Objectiveu und unter Anwendung von mehr oder weniger B«br*g
einfallendem Lichte zu photographiren. Vielleicht wurde man lUicit
noch weitere Aufschlüsse Über den feineren Bau der Bacterien nud
wie die Beobachtung von Dallinger und Urysdalc'l vennntben
ISsat, aber daa Vorkommen von Qeiselfaden bei den kleinstcii bavKg-
lieben Baclerionformen erbalten.
•I U. Vogel: Ulu'boeh d«r l'hologrBpbie. B«rliu ItHJ.
*) On iKe egiMtmeg of ßagtUa m ßatttriiaa leww*. MovtUf
Jaunutl. Sepi 1870.
tit
MoaochroanctiMibeB blaiMB Licht, weldm «nsii beim Pliotognipiii-
ren der DutonifteeeD so ofttsliofa erwteseD faiit, gewiLfaxte mir imr
fir Imm gefärbte PrSparmte Vortheil, dapregen fUr tm^Bfiirlite mid
fllr mit Methjhriolet geftrbte Präparate echien ee mir eher iiacl*-
tbeOig n wirkem.
Dm die Baeterien mir kleine Körper sind rnid gewOimlicb xaiü-
reiehe IndiTidaen derBelben Fiirm diclit neben einander liegen, au
gaotgt gewöhnlieh die Anfoafame einee kleinen BildeB. Uebrigens
▼ermodite ieh ndt meinem Otrfeetivaystem, wegen starker Erfimmung
der Bildfllche, bei 500licdier VergrUeHernnfr nnr ein BCharf einge-
stelltet Bild tob 1| — 4 Centim. DnrclmieBfter nnd iiei TdOfatiher
Vergrdisenmg tob 4 — 5 Centim. Dnrclmiesser zu erbalteii. Dnndi
Anwendimg tob Blenden im Objecttv{;jstem würde 810*11 dm» Büd
sMhr ebnm lassen, dadnrob aber ancL an Li(^stftrke eiobüsseu.
Ans diesem Grande nnd weil die Herstellnng eines grosseren &e-
aiehtsfeldes dnreh den Gegenstand niefat geboten war, habe ieb keint
Blenden angewandt nnd es bei den kleinen Bildern gelasHeu.
Denjenigen, welcher die MikrojAoto^npfaie anstiben nnd sieb
das listige nnd langweilige Anfertigen der Cupien nach seineu B^ega-
tiren verein&ehen will, maehe ich hier nodb darauf ait&nerksam, daH
in neuerer Zeit haltbares iiefatempfindiiches Papier im Handel jsn
haben ist. Ich habe nkh nuMr des sogenannten Licsbtpanspapieres
(mit Glaas) Ton R. Talbot^) sv meiner grOssten Znfriedenbat be-
dient. Dnreh P^erposhzre wird ntan indessen niemals alle Fein-
heiten des NegatiTS niedergeben kftnnen, und wenn es sieb nm eine
gaaa geaaae Beprodnetion des Negatiirs handelt, wird man seine
Znflneht snm Kohledmek nehmen müssen.
Nachdem ich das ron mir befolgte Terikbren, die Bsrterien tn
prtparirea nnd sn photograpfairen, geschildert habe, m6cfate leb noch
aasdrflcklich bemei^ea, daas ich dasselbe noch rieler Abiodernng
nnd Yerbessening fUiig halte. Vielleidit giebt es noch andere
Farben nnd bessere Consenrimngsflflssigkeiten, als die Ton mir be-
nntsten. Die photographiscbe Technik, welche ich mir nnr durch
Stadium der früher genannten Lehrbflcher aneignen konnte, wird in
geübterer Hand besseres leisten, als ich es Termochte. Namentlich
wflrden sich unsweifelbaft durch richtige Auswahl der Belichtnngs-
seit und der Versttrkungsmethoden noch kräftigere Bilder erzielen
lassen. Vielleicht könnte man auch ein besonderes, f&r die im Bac-
terien-Priparat befindliche Anilinfarbe wenig empfindliches CoUodium
>) BerÜD N. Augostatrasse So. 68.
(geerbtes Bromcullodiiim) auweuden, um uocli sUrkere Rilder tu
erbalteo.
6. Beachreihuvg der Photogramme. Ans einer ^rüsaerea Sunnitikg
von Bactenen-Präpnr&ten und darnach hergestelUon Negativea baka
ich einige Beispiele zur VeranschanlitrbuDg des Geoaglen aiugswftlilL
Viele sehr ii^ressaDte Objecte musRto ich zurück lasBen, im dcrea
UittheiliiDg ich vieüeii'lit spikter Oelegenbeit finde.
Sei betv erstand lieh ist durcbaas keine Rotouche an den Negatir-
platten oder su den Copien vorgenommen. Letztere wurdeo itadi
den Original -Negativen dnreh die Lichtdruck -Änatall der Uirru
Römniler und Jon8§ in Dresden angefertigt.
Wenn in der folgenden BescUreibnng Aber Fürbung d«s Pripa-
rates and ObjectivBystem, mit welchem photographirt wurde, nidita
bemerkt ist, dann ist das Präparat mit Methylviolet gefUrbl nnd Dil
Selber t's Objectivsyatcm 7 photographirt worden.
Tafel 3UT.
Fig. L Vergr. 200. Mit p ho to graphischem Objeetiv i^ull uml
Fig. 2. Vergr. 500 mit Seibert's Immersionsobjectiv No. 7 photograpbtrl;
Zoogloea ramigera. Itzigs. Beim ersten Anblick der Fig. l
wird man unter dem banmfünnigen Gebilde alles ander« eher rer-
muthen, als eine Bactericncolonie, eine Koogluea. Bei genauerer
Betrachtung erkennt mau Jedoch bald, dass Stamm und Zweige dec
beiden Baumcben, von denen das grössere seinen AnheftaBgapinkt
unten, das kleinere dagegen links oben hat, ganz gleJchmlwig
kleinen Körnchen znaammongesetzt sind. Und bei sUrkeror 50QI
VergröBsening einus kleinen Stammes (Fig. 2| siebt mi
selbe ans ovalen, vielfach in Theiluug, alao in raschem Wi
begriffenen Bacterieii besteht. Zuerst wurde diese eiguDthtlniid4'
Zoogloea von Ür. ItsJgttühn in sich zersetzenden Algenknltorcn ge-
funden nnd der Gesellschaft der nstnrforschcnden Freunde tu Bertis
schriftliche Mittheilung darüber gemacht ')• Nach Itzigsohn aoU
aich durch dendritische Verzweigung dua uraprUnglich mehr oder
weniger kngligen Gallertkörpers bilden, nnd die zu Spirillen gewer>
denen ovalen Körperchen ansschw&rmen lassen. Ich habe die
gloea ramigera nur einige Haie vom Jani bis August 1876 ebenfklU
auf faulender AlgenSlissigkeit, und zwar einmal in ungeheurer Menf;«
gefanden. Sie war untermengt mit anderen wolkenfthnliob gebiidetea
Zoogloeamasaen, deren Baclerien indessen grösser waren, als dii
>) Siuungvliericbt der Cdu-Ilsrhan osturforBchcnder Freunde i
19. November 1S67. Dr. Eidam. Mykologie 1ST3 p. 19L
BerliB
415
jeDigen der Zoogloea ramigera, einen üebergang zwischen Beiden
oder ein Answju^hsen der kngiigen Zoogloea in banmförmig gestal-
tete habe ich nicht auffinden können. Im Oegentheil sieht man
schon bei den kleinsten Colonien, welche ans wenigen Individuen
bestehen, dass die Bacterien sich dicht an einander schliessen nnd
SU langgestreckten Stftmmchen entwickeln. Bei einer jfSknge, welche
nngefllhr der in Fig. 2 entspricht, schwillt das obere Ende an nnd
theilt sich schliesslich in zwei oder mehrere Aeste. Ebensowenig
kann ich die von Itzigsohn behauptete Verwandlung der eiförmigen
Bacterien in Spirillen bestätigen. Ich habe trotz sorgftltiger Beob-
achtung nichts derartiges gesehen.
An die Schilderung der Zoogloea ramigera anknüpfend, will ich
Aber die Zoogloeenbildnngen im Allgemeinen bemerken, dass die-
selben in sehr verschiedenen aber wohl charakterisirten Formen vor-
kommen. Eine der merkwürdigsten nnd aufifallendsten ist jedenfalls
die Zoogloea ramtgera. Andere Zoogloeen haben gelappte Oestalt,
noch andere sind knollenförmig, einige haben reine Kugelgestalt und
sind entweder gleichmässig mit Bacterien . gefüllt oder sie lassen in
der Mitte einen Hohlraum. Auch Präparate mit ringförmigen besitze
ich. Die meisten werden von kngiigen, ovalen oder lang ovalen
Bacterien gebildet, doch giebt es auch solche, die aus kurzen Stäb-
ehen nnd ans kleinen Spirillen zusammengesetzt sind. Die Zoogloeen
enthalten immer unbewegliche nnd in schneller Vermehrung begrif-
fene Bacterien, sie bilden also Ruhezustände, wie sie im Formen-
kreis der niedrigsten Organismen fast niemals fehlen. Die Zoogloea-
form allein kann indessen zur Charakteristik einer bestimmten Bac-
terienart nicht genügen. Andererseits ist es aber auch sehr unwahr-
scheinlich, dass eine Bacterienart bald in dieser, bald in jener Grup-
pimng ihren Ruhezustand einnehmen wird, namentlich da, wie ich
einzelnen Beobachtungen entnehme, die Entwickelung der Bacterien
zur Zoogloea, gerade so wie die Bildung von Eäutchen (Taf. XV,
Fig. 2) oder bei manchen Bacillen das Auswachsen zu langen Glie-
derfäden (Taf. XVI, Fig. 2 und 3) der Entwicklung von Sporen
.vorhergeht Es ist daher geboten, in Zukunft den Zoogloeen mehr
Aufmerksamkeit zu schenken nnd womöglich festzastellen, ob ihrem
Zustandekommen ein Schwärmzustand der betreffenden Bacterien vorher-
geht und wie die Sporenbildung sich in ihnen gestaltet. An einer in
Begenwasser entstandenen kngiigen ans ovalen Bacterien bestehenden
Zoogloea konnte ich im Laufe von mehreren Wochen folgenden Vor-
gang bemerken. Nachdem die Zoogloea eine gewisse Grösse erreicht
hatte, bildeten sich in ihr Gruppen von 10 — 12 Bacterien, welche
4Iß
bis dahin {r»iiE ^leichmflSHig im Zoogloeancliloiin vcrtbcilt ;
waren; «ic nickten immer tiäliiT KJsammeii iinil orKobiutieii I
lieh wie xiiaammi^ngeballl; dann bildete aii-li in einigen I
je ein glänzendes Körneiien, welcliea ganz d«a Ausstehen von ä
halte. Das Hfiufchcn schrumpfte immer mehr cusanmen iinil
blasa. Zuletzt bestand die Zoogioea aus Oriijtpen jener fcUnseedva
KörncbeD und ciimelnea Resten von Bacterien. In dieseoi 1.
senkte sich die kleine Flocke aar den Buden dos OeHtsRes, wtlirwl
an der Oberflache immer nene Zoo^Ioecn entatandon.
Fig. 3. Vergr. 500. Üpinäum l'ndiäa. Sehr schwach mit UHtkjrl*
violet gefärbt und nach ganz kurzem Eintrocknen mit <
KalilÖBung aufgeweicht.
Jeder, der dieses eebr häutig io allen mlt^liehen TauIeDdiMi PlOt-
sigkeiten vorkommende Spiri/lui» gensn beobachtet hat, wird findea,
daas von der feinkörnigen Beschaffen hei t und der eigentliUmUcbcii
Gestalt der einem kleinen deutschen -^"Pt-^ gleichenden Spirale dea-
selben durch die PrAparatiou niclils verloren gegangen ist.
Fig. 4. Vcrgr. 5(10. N'üch einem trocknen ungeßlrbten Prdipant
photographirt. SfiirÜlum l'ndula mit Geiaeln. Die Figuren 3 and *
mSgen Kur Bostilti);ang dessen dienen, waa bei Schilderung des I'ri>
parationa Verfahrens über Eintrocknen der Bacterien nnd Skblbar-
machen der Oeisclu gesagt wurde. Das in Fig. 3 als wirklklw
Spirale erscheinende SpirUlum ist, wie Fig. 4 icigt, naeJi dem Ria-
trocknen SfSrmig geworden, nnd wtthrend bei dem tn Fldaai^keit b
findlichen SpirUlum die Geiseln wegen ihrns geringen Licbtbreebuf»-
Vermögens nicht sichtbar sind, bllen sie nach Entfernung der Fllaai^
keit. also nach dem Trocknen, sofort in die Angen. Die OmUU
dieser Geiseln ist die eines langen, leicht bogenflroiig geacbwmgeBa»
kräftigen, aber nach dem Ende an sich verjüngenden Fadeni. Dh
SpiriUttm UudtUa tragt au jedem Ende eine derartige Geisel.
Aohnlicho aber etwas schwächere und kilrzcre tioiselii habe idi
bei V&rio Buffula gesehen.
Fig. b. Vergr. 500. Nach einem trocknen nngedlrbtrn PrtpvaM
pholographiri. Mehrern Bacillen mit Geiseln. In der Mitte b
den sich drei Exemplare und nachdem Kaude tu iwei eb<^n*o1cbe, weteka
ein wenig unterhalb der Einslell ungesehene liegen, da sie bell mit
dunklen Rändern Kntcheinnn. Dicao Bacillen haben eine sebwerAlliKa
wackelnde Bewegung, sind dicker, in manchen Exeroplarea aaeli
linger als die Bacillen der Fig. ti theitn Vergleich tat so I
das» Fig. 5 500 mal und Fig. ti TuO mal vergrOsscrl ist),
hiidung bähe ich bei diesen Bacillen nicht geaeheo; vemutk
den Bio lange Fftden und entwickeln dann erst Sporen.
417
Oröase, der eigeBthOmlichen Bewegung: und des Fehlens der Sporen
in den beweglichen, noch kurzen Stäbchen, halte ich es für sehr
wahrseheinlich, dass diese Bacillen dem eigentlichen Bacillus subtäia
angehören, der sich im Hen-Infns entwickelt. Ich habe sie an der
Oberfläche von faulenden Pflanzenaufgfissen oft gefunden. Die Form
der Geisel ist ebenso wie die Bewegung von derjenigen des folgenden
Bacillus verschieden. Er trägt an jedem Ende eine starke mit ein
bis swei grossen Krfimmungen versehene oder aufgerollte Geisel.
Fig. 6. Vergr. 700. Nach einem trocknen ungefärbten Präparat
photographirt Dieser Bacillus findet sich oft an der Oberfläche
von faulenden Pflanzenaufgflssen und zwar in solcher Menge, dass
er eine ziemlich dicke schleimige Haut auf denselben bildet. Er
hat eine eigenthttmliche zitternd rotirende Bewegung, durch welche
er leicht von andern Bacillen, namentlich vom Vorhergehenden, zu
unterscheiden ist. Beide Enden des Bacillus tragen eine Geisel, welche
eine feine regelmässig gestaltete Wellenlinie bildet Auf seine eigen-
thflmliche Sporenbildung, welche die Fig. B. Taf. XV. zeigt, komme
ich bei Besprechung dieser Figur zurück. Da dieser Bacillus vom
BactUus suhtilis sich durch die abweichende Sporenbiidung und von
dem von Tr6cul und van Tieghem*) beschriebenen BaciUus
amylobacter sich dadurch unterscheidet, dass er nicht im Pflanzen-
gewebe, sondern an der Oberfläche von Aufgüssen sich findet und
die beim Bacillus amylobacter gefundene Jodreaction nicht giebt, so
halte ich ihn für eine besondere Art und schlage den Namen Ba-
cillus tremulus Ar ihn vor.
Zu den drei vorhergehenden Photogrammen, welche geiseltragende
Bacterien enthalten, habe ich hier noch folgende Bemerkungen ein-
zuschalten. Ehrenberg hat zuerst an einem, von ihm als Bacterium
trUoculare bezeichneten Bacillus eine fadenartige wirbelnde Geisel
(Rüssel) an einem Ende des Stäbchens gesehen und abgebildet^).
Sodann hat F. Cohn') Geiselfäden an Spirillum volutans gefun-
den und in diesen Beiträgen beschrieben. Später haben Dal-
linger und Drysdale (1. c), wie aus der Figur und dem
benutzten Objectiv (Powell and Lealand \") zu entnehmen ist, bei
ungefähr 1500facher Vergrdsserung und mit einer besondem Vor-
richtung ftlr sehr schiefe Beleuchtung (with the supplementary stage
for very oblique illumination) Geiseln an Bacterium Termo gesehen.
1) M. Ph. van Tieghem: gur le btunüuM amylobacter et son role dans la
putrifactum de» iissus v^g^taux, BuU. de la Socbotanique de France, XXIV. J877.
«) InhisioDsthierchen 1838 p. 76. Tab. V. Fig. 1. 3.
S) Diese Beiträge: Bd. I. Hefl 2 p. 183.
418
Mit welchen Schwierigkeiten dies indessen verknUpfl w»r, m»g rau
darBQs Abnehmen, daee der eine der beiden Forscher enl luth laa
gam Suchen (after uearly ßt^ houra of indrimant cnilcaivur a ßa-
geüum ipiu dütincUi/ seen at one entt af hrc Urnto tcktrX ftrt
moving slowly acroas the field) eine Geisel erblickte und dann ertt
nach weiterer mehrst findiger Arbeit beide ein BacUrium tamti ndl
einer Geisel an jedem Ende sahen. Es dOrfte wohl nur weniga
Mikroskopikern vergönnt sein, dieae Beobachtung, deren Ri«htigktil
ich durchaus nicht bezweifle, nach derselben Unteranchnngametlioda
tu hestfiligen; es gehören schon ganz besonders glOcklich conatrvErte
Augen dazn, nachdem mau fünf Stunden lang liactfrrium ttnma
beobachtet hat, dann noch ein so ungemein zartes und blaaae« Ge-
bilde wie eine Geisel eu erkennen. Mir wenigstens wQrde du
nnmüglich sein. Eine dritte Angabe Über OeiselfHden der Barterien
iet von ür. Warming ') gemacht. Er fand sie bei röthlichen Vibrio-
nen und Spirillen, welche an der dänischen Rnate vorkommen. Dieu
Sehriften von Warming und von Dallinger und Drrsdale hab«
ich indessen erst kennen gelernt, nachdem ich die Goiselftdcn srbov
bei mehreren Bacterien gesehen hatte. Meine Aufmerksamkeit wurde
dadurch auf die Geiself^den gelenkt, dass ich bei Exemplaren von
Sjn'rßlum Ündula, welche am Rande eines Tropfens lagen and bi
der fiacheji FlQasigkeitssebicht sieh nicht fortbewegen konnten, ein«
wirbelnde Bewegung der Flüssigkeit an den Enden waliraekmen
konnte. Aber trotz aller Anstrengung gelang es mir niebt, die aU
Ursache dieses Wirbels vermnthele Geisel zu erkennen. Sobald
indessen die Flüssigkeit verdunstete und das SpirCtlum eintrocknete,
waren mit einem Mak- die Geiseln sehr deutlich zu seheo. Dvnli
diese Beobachtung geleitet gelang es mir dann noch weiter an Vürto
liufjuia, wie schon früher erwähnt wurde, und an Bacillen GciaelfUen
aufzufinden. Diese eben genannten, sowie eine Art sehr klelHf
Spirillen, besitzen an jedem Ende eine Geisel. Dagegen fand ick
bei einer kleinen, sehr wenig gekrümmten Bacterie von kurzer ge-
drungener Gestalt nar eine Geisel, welche sehr fein ist and
langgestreckten S gleicht. Mit äusserst zarten Geiseln, weli
durch die sp&ter au erwähnende Behandlung mit Extr.
zum Vorschein kamen nnd pholographirt werden konnten,
Bacterie versehen, welche ihrer Grösse und Bewegung
Bacter. Uneola gehalten werden muss. MerkwQrdigerweiae trigt
Art die beiden Geiseln an dem einen Ende dicht neben cinanderetehand. \
^
l) Dr. Eug, W>i,
KjöbenlUTen 18T6.
n g. On nojU rtd Danmarlu Kgittr levtnii £«kl«rte.4
41»
Bei diesen ünteraachniigen war es jedoch sehr störend, dftss die
Geiseln nur an solchen Bacterien sichtbar worden, welche dicht am
Bande des Tropfens oder noch besser ausserhalb desselben einge-
trocknet waren. Nach dem Innern des Tropfens sn waren sie durch
die mit eintrocknenden, gelösten Bestandtheile der Flüssigkeit zu
stark verdeckt. Um dem abzuhelfen und zugleich den Beweis zu
fahren, dass die OeiselfUden an den eingetrockneten Bacterien nicht
etwa ein zuftiliges seltnes Vorkommen oder gar ein Kunstprodnet
seien, habe ich versucht, dieselben mit Farbstoffen zu imprägniren
und dadurch leichter wahrnehmbar zu machen. Dass fQr diesen
Zweck mit Anilinfarben nichts zu erreichen war, konnte ich schon
daraus abnehmen, dass ich in keinem der vielen mit Anilin gefärb-
ten Bacterienprftparate bis dahin Geiseln gefunden hatte. Indessen
versuchte ich nochmals alle mir zugänglichen Anilinfarben und Ober-
sengte mich von der eigenthflmlichen Thatsache, dass so schnell und
so reichlich der Körper der Bacterien die verschiedensten Anilin-
farben aufnimmt, doch die Geiseln von keiner einzigen derselben
auch nur im geringsten gefärbt werden. Dann wandte ich Carmin,
Bftmatoxylin — Alaunlösung, Tannin und noch verschiedene andere
Farbstoffe an mit demselben negativen Erfolg. Nur mit Pikrinsäure
gelang es, die Geiseln etwas deutlicher zu machen. Zuletzt ver-
suchte ich verschiedene Pflanzenextracte und fand, dass sich das
Exiractum campech. in einer concentrirten, wässrigen
Lösung, der, um Schimmelbildung zu verhüten, ein wenig Campher
zugesetzt war, ganz vortrefflich zur Färbung der Geiseln
eignet. Durch vorsichtigen Zusatz dieser Lösung zu bacillen- und
spirillenhaltiger Flüssigkeit gelingt es sehr leicht, die Geiseln sicht-
bar zu machen. Noch deutlicher und schöner sind sie zu sehen,
wenn man die Lösung einige Zeit auf die am Deckglas eingetrock-
nete Bacterienschicht wirken lässt, entfernt und das Präparat wieder
trocknet. Ich habe auf diese Art Präparate erhalten, in denen unter
Schwärmen von Bacillen fast jeder einzelne Bacillus sehr schöne,
braun gefürbte GeiselfMen erkennen lässt. Derartige Präparate las-
sen sich in den gewöhnlichen Einschlussflüssigkeiten, namentlich Gly-
cerin, nicht auf die Dauer bewahren, da der Farbstoff sehr bald aus-
gezogen wird. Doch kann man sich dadurch helfen, dass man das
Deckglas nach der Behandlung mit Extr, catnpech^ in eine schwache
Chromsäurelösung oder in die MüUer'sche Flflssigkeit bringt, es
bildet sich dann eine braunschwarz gefärbte unlösliche Verbindung
des Eodr, campech. mit Chrom (bekanntlich werden viele Sorten
Schreibtinte vermittelst Blauholzabkochungen und Chromsalzen her-
gestellt). Hierauf kann man daa PrAparat in Olyrerln oder Mck
nochmaligem Eintrocknen in Canadabalaain legen. Et» »olcbe*
CanadalialHam- Präparat besitze ich von Jiaciltua Irtmulua, in dtm
an vielen Exemplaren tngleicb Sporen und OeiBotn zd sehea Bi»d.
Da nnn 8ehon bei einer nicht geringen AoEahl von Dactcrie« Gci-
selfadeu als Dewegiingsorganc aufgefnndcn sind, eo ist die AnsakM«
wohl gerechtfertigt, dasa alle mit selbMAndigur Bcwegang Vfneht-
nen Baclerien Geiselfäden besilsen. Uir erBobeint es attch diur^
ans nicht sweifelliaft, dase mit Hülfe von alsrken Objectivos, acbrl-
ger Beieuf-htung und Firbung mit Exir. cam/iech. oder andcrcD vM-
leicht noch wirksameren FarbatotTen, die GeisGln bei den klelHtta
Bactcrien naclixii weisen nnd za photugraphiren Rind.
F. Cohn sprach »ich schon frllber ' I nber di<- Venrandt-
BChaftabeniebnngen der Bacterien daliin aus, dasa die Kugel- aad
Stäbchcnbacteden leicht mit kugligen oder elliptiachen Möaaden (t
verwechseln seien nnd dasa, wenn die von ihm bei Spi'rtiiunt totn-
tan» entdeckten ticiseln auch bei den eigentlichen Bacterien gera-
den wurden, wie Ehrenberg vermuthet habe, dünn die roiiudlmea
Arten der bisherigen Gattung Monas iinmitlolbar mit den g«i*el-
fahrenden Bacterien vereinigt werden roOeBtcn. Dieser Fali ist jetit
eingetreten und es würde also noibwendig «ein, die Galtaog itmat
la IreDDen und tbeilweise den Infusorien, atao dem 1'birrreiehe.,
theil>^'eise den Bacterien, also dem PflanEenretohe, zaiutli^ilea. IMa
Grcn/H zwischen Thier- nnd Pflanzenreich, welche in ihren nntrrstni
Kegioneii undeutlich nnd veiwiBchl eraclieint, würde «ich dadareh
weit Bcliüi-fer Eiohen lassen.
Fig. 7. Vergr. 500. S^'roc/iaets plicatili». Häufig in RinntlCiDen,
im Stadtgraben von WoUstcin, im I^ehlamm ain Rande des Wollttrincr
Sees, wahrend des ganeen Summers gefunden. Die eigenthUmlirbeti,
ausaerordenllich schnellen Bewegungen nnd die tweifaohe Weite*-
Haie, welche sie bildet, unterscheiden diese 8pirochacle sehr leJeU
von andern. Die primtlren Windungen sind bei allen Ezetnplarao
gleich gross, die secundiren dagegen sind oft, Damentlieh bei Ha-
geren Individuen, von ungleicher OrOsse. Ausser der Gpirockaelt
pticatilis enthält dieses Photogramm noch mehrere Exemplare von
Vibrio Rngula, welche in ziemlich rege Imftss igen Abstlnden mit
dunklen Körnchen versehen sind, ferner noch eine andere knrae
dicke Spirochaete (oberhalb und links von der Spiroch. pficat.),
welche in der ersten Hälfte des Sommers h&nfig im Schlamme des
»
)) Diese Beiträge Bd. I. Heft 2 p. 185.
4*1
Wolbteiner Sees vorkommt; die Bewegnogen dieser letzteren Spiro-
ehiete sind langsam.
Fig. 8. Vergr. 500. Spirochaete des Zahnscbleims '). In
trocknem, ongeftrbtem Zustande photographirt. Mit eseigsanrem Kali
eingelegte Präparate wurden ebenfalls photographirt; sie fallen blasser
ans, während die Länge und Dicke der Spirochaeten dieselbe wie
in Fig. 8 ist. Diese Spirochaete scheint mir ein ebenso regel-
mässiger Bewohner der menschlichen Mundhöhle zu sein, wie Lejy-
toikrix; ich habe vielfach den Inhalt von kariösen Zähnen nnd den
Schleim^ welcher sich an der Basis der Backzähne nnd zwischen
denselben findet, nntersucht und diese Spirochaeten ohne Ausnahme
in grossen Mengen gefunden. Sie hat grosse Aehnlichkeit mit der
Spirochaete des Rückfalltyphus, ist jedoch kfirzer nnd etwas dünner;
einige Exemplare erreichen wohl die Dicke, aber nie die Länge der
Typhns-Spirochaeten.
Von Manassöin^) wurden in dem Inhalte einer nach der
Mundhöhle zu offnen Balggeschwnlat mehrere Monate lang Spiro-
chaeten gefunden, für identisch mit den Recurrensspirochaeten erklärt
«od aus dieser Beobachtung irrige Rückschlüsse über die Bedeutung
der Spirochaeten für den Recurrenstyphus gemacht. Dass es sich
in diesem Falle jedoch nicht um Recurrensspirochaeten, sondern
höehst wahraeheinlich nm Zahnsehleimspirochaeten handelte, bedarf
wohl mit Rücksicht auf den Fundort der Spirochaeten keiner weiteren
Begründung. (Bei der Vergleichung der Figuren 7 nnd 8 auf
Tafel XIV mit Fig. 7 und 8 auf Tafel XVI, welche die Typhusspiro-
chaeten enthalten, ist zu berücksichtigen, dass letztere 700 fach und
die Spirochaeten der Tafel XIV nur 500 fach vergrössert sind.)
Die Spirochaete des Zahnschleims würde sich, da sie jederzeit und
sehr leicht zu beobachten ist, vielleicht dazu eignen, die Entwicklungs-
geschichte dieser eigenthümlichen Gebilde zu studiren, was für die
Aetiologie des Rückfalltyphus vom grössten Werth sein könnte. Auf-
fallend ist es, dass die Zahnsehleimspirochaeten nicht blos eine sehr
verschiedene Länge, sondern auch verschiedene Dicke besitzen, manche
sind ungemein dünn und klein. Vielleicht sind dies verschiedene
Entwicklungsstadien.
Tafel XT.
Fig. 1. Vergr. 500. Sehr wenig mit Methylviolet gefärbt, um
die Sporenbildung nicht zu verdecken. Kurze keulenförmige
t) Cohn, Beitrige I. 2. p. 180.
*) Heydenreich: Ueber den Parasiten des Rückfalltyphus p. 40.
422
^
Bacillen ohne Bewegung. Gefundeti im Jahre 187' im Saht
einer TsDleD Zwiebel, wekhe in einem Sumpf gelegen hatte. Dtt
keulenförmige Gestalt ist durch Bildung einer Spore am einvD EsA«
des Bacillus bedingt. Einige Bacillen eind norb vollkommen cjrtta-
drisch, in anderen zeigen sirh die ersten Andentnngen der 9|Kif«,
welche immer grOsaer und dnnkler wird. Schlieaalich wird der BMÜtoh
faden blaas, Bchwindot faat ganE und bildet nnr ein Anh&ngael der Spore.
In der Gruppe befindet aicli noch ein kleiner cylindrischer Ba-
oillna mit vier Sporen in gleichen Abständen. Einem bedesUnd
^Oeaeren, aber durch Sporenbildong cbenfalla kealenfAnni^ geataltetn
BacilluB begegnen wir in Fi^. 2. Ausserdem besitse ich iio«li Prt-
parate mit ähnlichen keulenförmigen Bacillen, welche sich dnrck die
Dicke oder Länge des BacillenfadenB, sowie die Grdeee der Sport
von diesen beiden hier mitgetheilten Formen wesentlich unltrsebeid«.
Hehrere deraelben zeicbnen sich dadurch aus, dass aie 2 — 6 gliedrift
Kelten bilden, in denen die Sporen oder die steriteu Enden iw«ier
benachbarter Glieder znaammenstossen, also in dieser Weiae: — . . —
— . . — — . sehr hänfig sieht man dieae Form : . ., weld«
auch in Fig. ä auftritt. Alle diese Bacillenformen scbeinen keine
selbständige Bewegung zu besitzen; Geiaelfäden habe ich an ihnen
nicht wahrgenommen. Vorzugsweise finden sie eich in FrOcbten,
Wurzeln, im saftigen Stengel von Wassi^rpllauzen, welche im VPuacr
faulen. Unzweifelhaft gehört die von \an Tieghtm liaciUttt oaty
tohacter genannte Art') in dieae Gruppe von Bacillen. Ob disaeilM
aber mit der hier abgebildeten identisch ist, vermag ich nicht n
sagen, da van Tiegbem die Oröasenverhältnisse seines BaetJim»
nicht angegeben hat und ich noch nicht Gelegenheit hatt«, die Ein-
wirkung, welche Jod auf dieselben hat, zu prllfen. Nach van Tief-
hcm sollen diese Bacilluaarten nur Celtnlose-Pänlniis veranlasfvn;
ich habe aie mehrfach im KOrper todter Wasaerinaekten, denselben
ganz aiismiend, einigemale auch in faulendem Blute ^> gefunden,
was wohl darauf schliedsen Iftsst, dass aie sich unter ITmsUnden sneh
aji der Zersetxnng eiweieehaltiger Substanzen betheiligen. Erwfchnen
will ioh noch, dass ich neben den kenlenffirmigen Bacillen nwh ein«
Andere, wie mir scheint, hierher gehörige Form gefanden habe, deren
Individuen etwas kürzer, als diejenigen der Fig. 4, lanzettf&rmig ge-
staltet and mit einer dem einen Ende näher gelegenen Bpor« ver>
sehen sind, welche indessen oval geformt ist nnd den BacillenUqMr
nicht keulenförmig oder bauchig auftreibt.
I der SchriA WS Salo«
• CD L
c. ■! Vcrgl, »uth di* Abbildungen i
u Tat UI. Fig. 1. 3. 4- T etc.
488
Fig. 2. Vergr. 500. ungefärbt Lange kealenförmige Bacil-
len mit Sporen. An der Oberfläche von Kartoffeln, welche in
Wasser ans dem Wollsteiner Stadtgraben fanlten, gefunden,
Fig. 3. Vergr. 500. Der schon bei Taf. XIV. Fig. 6 erwähnte
Bacillus tremulus mit Sporen.
Dieser Bacillus gehört, was die Sporenbildnng betrifft, einer an-
deren Gmppe, als die vorhin erwähnten keulenförmigen^ mit endstän-
digen Sporen versehenen Bacillen an. Die hier photographirten Exem-
plare haben allerdings simmtlich nur eine Spore zur Entwicklung ge-
bracht, doch ist das nicht die Regel. Bei üppigem Wachsthum sieht
man oft ganz ähnlich, wie bei Fig. 4, den BcunHus tremulus mit 2
anch 3 vollständig entwickelten und einigen verkümmerten Sporen.
Die ansgebildeten Sporen liegen dann bald mehr dem Ende, bald
mehr der Mitte zu, sind also durchaus nicht regelmässig endständig.
Das eigenthflmliche bei der Sporenbildung der Bacillengrnppe, welcher
der BacülrM tremulus angehört, ist indessen, dass die Spore dicker
wird, als der Bacillenkörper ; dabei aber letzteren nicht keulen- oder
spindelförmig auftreibt, sondern blasenartig aus dem Bacillus hervor-
quillt. Deswegen erscheint die ausgewachsene Spore gewöhnlich
seitenständig. Auch diese Gruppe umfasst ausser diesen und der
folgenden noch andere Formen. Eigenthttmlich ist es, dass manche,
80 auch die in Fig. 4 gegebenen Bacillen nur zur Sporenbildung
kommen, nachdem sie Häntchen an der Oberfläche von destillirtem
oder Regenwasser, überhaupt von Flüssigkeiten, welche keinem eigent-
lichen Fäulnissprozess unterworfen sind, gebildet haben. Ob diesem
Ruhezustande ein bewegter vorhergeht, habe ich bis jetzt nicht fest-
istellen können. Der Bacillus tremulus dagegen findet sich nur in
faulenden Flüssigkeiten und bis jetzt habe ich ihn niemals in einem
Ruheztistande gesehen. Dass er mit Geiselfäden versehen ist, wurde
schon früher besprochen.
Fig. 4. Vergr. 500. Bacillen mit mehreren seitlichen
Sporen. Diese Art fand sich an der Oberfläche von Regenwasser nach
mehrtägigem Stehen zugleich mit weit ausgedehnten Häutchen, die von
einer dem Bact. termo ähnlichen und ebenfalls sporenhaltigen Bac-
terie gebildet waren. Die Sporen dieser letzteren Art sind auch
dicker als der Bacterienkörper und treten kugelartig aus diesem her-
vor; doch habe ich noch eine andere kleinere Form von Bact. termo
öfter gesehen, welche sich lebhaft bewegte und mit Sporen versehen
war, die den Durchmesser des Bacterienkörpers nicht überschritten;
ich möchte daher annehmen, dass das, was bis jetzt gewöhnlich
unter dem Namen Bact. termo begriffen wird, mehrere durch Sporen-
CohB, Beiträge cor Biologie der PflanieD, Band II. Heft III. 2v^
«24
^
bitdnog und Grösse verscliiedene Arten amfasat, welche gelcgentliefa
nDterschieden werden müssen.
Fig. 5. Vergr. TOO. Mit Anilinbraan geftrbt, in OIjroerJD «ingclegt.'
Schafblut, welches vier Tage lang bei einer Tümprrstar
von 8— ICC. in einem offenen Guraasgestandea hatte.
Links oben befindet aich eine Gruppe mitlelgroeaer Hicrococcea, nseb
unten von diesen eine elwus kleinere Form nnd an der rechten Seite der
grossen Gruppe eine dunkel gefirbte kleinste Form, an welche sieb
noch weiter nach rechts wieder eine Gruppe dvr kleineren Pona
anschliesst. In demselben Präparat war eine noch grossere Micro-
coccenform vertreten, die grässte. welche ich bis jeltt llberbaopt
gefunden habe; sie bildete ebeiilaüa Gruppen und die einsrlaea
Individuen derselben, welche fast den dritten Theil vom Ünrchm«»
aer eines Blutkörperchens erreichten, befanden sich meistens in der
Tbeilang, also io lebhsftem Wachsthum. Leider ist das Negativ,
welches eine Grnppe dieser grOasten Uicrococcen neben andere!
kleineren Formen enthielt nnd ebenfalls veritlTentlicht werden eolltat
beim Copiren fUr den Lichtdruck eerbrochen. Wir haben alao ia
demselben faulenden Blut gröeste, mittelgrosse, kleinere und kleiMt«
Micrococceu zu unterscheiden und zwar bildet jede Form ftlr aich
eine tiemüch genan begrenzte Gruppe, ao deren Band, wie es hei deB>
PrSparat Ions verfahren nicht anders möglich ist, sich einicine od«r
mehrere Hicrococcen einer anderen Form anlegen; doch sind aoob
in diesem Falle die nicht zur Gruppe gehörigen Microcuccen letdit
lu erkennen. UnzweifelhaUe Uebergangsformen zwischen diesen ytf
schiedenen Gruppen sind nicht vorhanden.
Fig. 6. Vergr. 700. Mit Anilinbraun gef»rbt, in OlyMrln «in-
gelegt. Dasselbe Blut, welches dta Präparat lu Fig. & geliefert
hatte, enthielt nach vierwöcbentlichera Stehen bei deraethea
Temperatur die in Fig. 6 wiedergegebenen Formen von Bacterien. Dt«
Blutkörperchen, welche in Fig. 5 noch gat erhalten sdieinen, aind
in Fig. 6 verschwunden und statt der in Gruppen gelagerten Uicro-
coccen erscheinen hier reihenförmig angeordnete, daneben «ioaelM
sehr kleine Uicrocuecen und längliche zu Bact termo gehörig«
Farmen, die auch schon in Fig. b zu bemerken sind.
Fig. 7. Vergr. 700. Mit Anilinbraun geßrht, in Otycerin fltDgelegL
Kettenförmig angeordnete Mierococcen, welche aich cooatant
und oft in grosser Menge im Zungenbelag finden. Zwischen je awei
oder vier Hicrococcen ist immer ein deutlicher Zwischenranm. Die
beiden grossen ovalen Eclrper sind Kerne vom Platten epithel der
UaadbOhle. Au dem einen Knde der Ketle befindet sich nia Ums-
i
425
fen kleinster Mtorococeen, welche in dichten Zoogloeamassen den
eigentlichen Zahnschleim bilden. Gewöhnlich nmschliessen diese letz-
teren, wie ee auch hier der Fall ist, kleine Gmppen von einem
etwas grösseren Micrococcns, der sich dnrch eine nie fehlende jedes-
mal ein bis vier Individuen nmschliessende breite glasartige Schleim-
hfllle ansseichnet (in Billroth*s Werk Aber Coccobacteria septica
anf Taf. III. Fig. 22 abgebildet).
Fig. 8. Vergr. 500. Reihenförmig geordnete Micrococcen,
eine feine Hant anf Wasser bildend, welches in Schleim ein-
gebettete QamphonematLYteti enthielt und mehrere Tage der Fänlniss
flberlassen blieb. Nnr im Frtlhjahr 1877 einigemale gefunden. In der
Flflssigkeit selbst fanden sich lange Ketten desselben Micrococcns
aber keine Zoogloeabildnng.
In den Figuren 5 bis 8 sind nur einige Micrococcenformen wie-
dergegeben; ihre Zahl ist damit noch nicht erschöpft und ich hätte,
wenn es der Ranm gestattete, wohl dreimal so viel Photogramme
von verschiedenen Micrococcenformen veröffentlichen können. Bei
der Auswahl, welche ich hier getroffen habe, kam es mir nur darauf
an, zu zeigen, dass auch die Kugelbacterien sich recht gut in For-
men trennen lassen, welche allerdings vorläufig nur durch die Grösse
und characteristische Gruppirung (auch die Zoogloea ramtgera muss
hierher gerechnet werden) unterschieden werden müssen — sowie dass,
sobald diese Gruppen nicht gestört und, wie es gewöhnlich bei der
Untersuchung von Bacterienflüssigkeiten geschieht, nicht Alles durch-
einander gerührt wird, auch keine Uebergangsformen zwischen den
verschiedenen Microeoccen vorkommen. In Betreff des letzten Punk-
tes, welcher noch so vielfach Widerspruch findet, will ich noch
aaftlhren, dass man sich von der Richtigkeit desselben am leichte-
sten durch Culturen in kleinen Glaszellen überzeugen kann. In
einem eingeschlossenen Tropfen fäulnissfühiger Flüssigkeit, z. B.
Blut, Fleischwasser, entwickehi sich gewöhnlich nur eine oder wenige
Bacterienformen , die immer colonieweise jede für sich von einem
Entwicklungscentrum aus wuchern, sich schliesslich berühren oder
verdrängen, auch durch einander mengen, wenn sie beweglich sind,
aber niemals Uebergangsformen bilden. Alle diese Vorgänge lassen
sich in dem Tropfen, weil die Flüssigkeit fortwährend, ohne sie zu
bewegen, beobachtet werden kann, bequem verfolgen. Bei einer
sehr grossen Reihe von in dieser Weise angestellten Untersuchungen,
ebenso auch in frei faulenden Flüssigkeiten, welche mit möglichster
Vorsicht in sehr dünner Lage auf das Deckglas gebracht, und um
die Bacterien in ihrer natürlichen Anordnung zu lassen, eingetrocknet
28*
42«
nod dann erat weiter unteraucht wurde, liabe ich niemKl* Ceb«r-
gangsformen ündeo känoen, welche lu der Vermathnng gefOkrt hu-
tCD, Jaaa wie maa healziitagc uoch vielfach aDnioiiDt, die Bacteric«
Bämmtlich in den Bntwicblungakieis einer oder weniger Formen gefattrea.
Tftfel X^T.
Fig. 1. Vergr. TOO. BaciUa» Atithraoü. Dietes Piiotognan
zeigt die MiUbrandbacillen in ganz friacfaeiD lebendei
Zuatande. Milzsnbatauz einer unmitti-lbar rorher an IioprUilzbrawl
gealorbeneu Maus wurde möglichst achnell nnter einem Deekgllt-
oben mit Oel in einen hohlen Objectträger eingeaehlossen, am dis
Vei'dnnstung zu verhüten nnd eoforl phologrsphirt.
Die Blatkörpercheu tracheinen hier aehr dnnkel, da sie %\% g«A-
rotbe Kclrper nur wenig chemisch wirksame Strahlen durchUwea
nnd weil die Platte, um die zarten Linien der Bacillen zu erbaJtM,
nur möglichst kurze Zeit belichtet werden kounle. l'ebrig«!» bt
die homogene BeachafTcDhelt der Bacillen und die dchwadi aagede«-
tete Theilung einzelner Fftden ganz naturgetreu wiedergegeben.
Fig. 2. Vergr. 700. Daaaelbe Präparat, welohca die Fig. I
Eeigl, nachdem ea 24 Stunden bei IS -20" C. gebatten
war. Uie Milzbrandbacillen sind achon bedeutend gewachsen, k&b«D
diQ Blutkörperchen zurückgedrängt und bilden eine diofate verfllst«
Masae. Auch diese Bacillen sind ohne jede FrAparation nadi d«B
Leben photograpbirt.
Fig. 3 und 4. Vergr. 700. H ilzbrandbacillen, w«l«h« il
humor d^ueus'l zu langen FAdenauagewaiihsen »indoBil
Sporen gebildet haben. Um die Fftdcn zum Photograpbiren w
eine Ebene zu bringen, wurde die PIllHaigkeit tingetrocknel, aber di«
getrocknete Substanz unmittelbar nachher wieder in Kali aoet. hmfff
weicht und ohne gefärbt zu sein, photügraphirt. In Fig. 3 eradicioea
die Faden noch deatlicb; Fig. 4 zeigt ein weiterea Stadium, in dem die
Faden zerfallen nnd rorschwinden, ao dass die Sporen allein, «bw
noch in Reihen geordnet, zurück bleiben.
Im Gegensatz zu den kolbcnfCrmigen sporen haltigen BacillM
und zu den Bacillen mit blasenartig hervortrete öden äporen bildoo
der Bacillus Antkracis, der Bacillus su&tili» nnd einig« andere
hierher gehörige Formen eine dritte Bacillengruppe, welche zu mehr
oder weniger langen Kt^tten oder Fitden auswachaen und dann ertt
in jedem Gliede eine die Dicke des Fadens nicht abertreCTende Spare
ent wickeln.
>) Tgl. diese Beitrlg« Bd. II. Heft II. p. 28$-
^
4n
Die Präparate, nach denen die Photogramme der Milzbrandbacillen
angefertigt Würden, stammen vonThieren her, die mit mehr als
fflnf Jahre altem, getrockneten, Sporen enthaltenden Mils-
brandblnt erfolgreich geimpft sind. Ich erwähne dies ans-
dröcklieh, da es Fes er ^) bei Wiederholung meiner Versuche Aber
Impfungen mit Sporen des Bacillus Antkracis nicht gelungen ist, diese
länger als einige Monate wirksam, aho lebensfähig zu erhalten, und er
daraus sehliesst, dass „die Milzbrandsporen die von mir behauptete
Lebenszähigkeit nicht besitzen.^ Aber ich habe nicht allein zu meinen
frflheren Versuchen meistens sporenhaltige Substanzen, welche schon
Jahre alt waren, gebraucht, sondern noch in der allerletzten Zeit
vielfache Impfungen (einige noch vor wenigen Wochen im pflanzen-
physiologischen Institut zu Breslau) mit sporenhaltigem Milzbrand-
blut gemacht, welches vor ein oder zwei Jahren und selbst vor Anf
Jahren getrocknet war und zum Zwecke der Impfung in destillirtem
Wasser oder Olycerin aufgeweicht wurde. Alle diese Impfungen
sind ausnahmslos erfolgreich gewesen.
Die jahrelange Haltbarkeit der Milzbrandsporen ist
also eine ganz feststehende Thatsaehe, welche dadurch, dass
ein anderer Beobachter ein negatives Resultat bei seinen Versuchen
erhält, nicht umgestossen werden kann. Fflr die Praxis würde es sehr
wichtig sein zu untersuchen, unter welchen Bedingungen die Milzbrand-
sporen so schnell unwirksam werden, wie bei den Feser'schen Versn-
ehen der Fall war, es müssten sich daraus am einfachsten die Mass-
regeln ergeben, welche man znr Ausrottung des endemischen Milz*
brandes, welcher nur durch die Bildung der lange haltbaren Milz-
brandsporen bestehen kann, zu ergreifen hat. Vielleicht geben die
Feser'schen Versuche hierfbr einen Anhalt. Von diesen Versuchen
müssen als nicht ganz zweifelsfrei diejenigen ausgeschlossen werden,
bei denen direkt von den frischen Cadavem entnommene Gewebs-
theile znr Sporenbildung angesetzt wurden, ohne sie vor dem Ein-
dringen anderer Bacterien zu schützen, da Fes er selbst sagt
(p. 394), dass die in diesen Substanzen später gefundenen Sporen
möglicherweise von andern ähnlichen in faulendem Blut und der-
gleichen vorkommenden Bacillen herrühren konnten. Es bleiben
also nur die Versuche mit in geschlossenen Zellen gezüchteten rei-
nen Milzbrandsporen übrig. Wie nun aus den betreffenden Proto-
kollen (S. 393 und 394) zu ersehen ist, hat Fes er die sporenhal-
1) Archiv für wissenschaflliche und praktische Thierheilkunde 1877. Heft
d und 6.
ti^ FlUasigkeit aof Schreibpapier eingetrocknet, and gerade hierio
scheint mir der Urniid für dns Uiasliut^cn der später mit iliroctii
Material angestellten Impfversnche eq liegen, denn es ist bokaniit,
daes Seh reih papier meistens einen nicht tinbedealenden 0«hall an
Blei, Knpfer oder Arsen hat, der an« den Farbetoffen der tttr Fatwi-
kation dienenden Lumpen stammt, oder aach, nm dem Papier «inen
gewissen Farbentoii lu geben, abaiehtlioh Etigesetxt wird, üa et
aber bia jctxt noch nicht erwiesen und auch t^m unwahrschclntioli
ist, daas die Milzbrsndnpareu dnrch Sake der genannlcD Uetalic
nicht getOdtet werden, so ist die von Keser befolgte Methode dVKh-
SI18 nicht so fehlerfrei, wie er annimmt.
Fig. 6. Vergr.700. Von derselben MilEsubstaaE, welch« Ur
Herstellung der vorhergehenden Photogratnme gedient hatte, warde
eine dnnne Seliicht auf Hiiiem Ueokgläschen eingetruclt-
net, mit Auilinbrann gefärbt ond in Glycerin eingelegt.
Durch dieses Verführen wurden die Blutkflrpercheo ihres Farbatoffe«
beraubt, dagegen die Bacillen, sowie die Kerne der weissen ßlutkdrpei-
cben braun gefärbt. Anf derE'hotogiaphie erscheinen daher jet^t, imUe-
gensatz zur Photographic der frischen unprSparirten MiUsubstani, die
Blutkörperchen kaum angedeutet als blasse Kreise, die Kerne der weissen
Blntkürperchen Eiemlich dunkel und die Bacillen, w«il sie am mei«t«i
brann gefärbt sind, ungemein kriiftig und dunkel. Zugleich (Ult
aber auch auf, daas die Bacillen zwar nicht in L&nge und Breite
verändert sind, aber doch denllieh gegliedert und an dem Ende nicht
abgerundet, sondern abgestutzt erscheinen. Ausserdem ist die Oli»-
dening insofuru eigen thiiral ich, dass die Glieder nicht durch eine
einfache Querlinie geachiedeD sind, soudeni dass die belle Trennlinie-
liuie in der Mitte eine kleine Anschwellung besitzt und dus die
Verbindungsstelle zwischen zwei Qliedern eine schwache knotenför-
mige Verdickung zeigt. Beim ersten Anblick macht deswegen der
Bacillus den Eindruck, als ob er in regelmässigen Abständen mit
bellen Punkten besetzt wäre. Dieses ausserge wohnliche Verhalten
beim Eintrocknen findet sich bei keinem von allen andern Bncillen,
die ich bis jetzt untersucht habe, wieder. HOchstena wird die Olie-
dening dnrch das Trocknen und Färben der Bacillen und ihrer Ket-
ten ein wenig prägnanter. Aber dieses abgestutzte und punktirle
Aussehen, wie es der getrocknete und gefärbte Milebraodbacillas
annimmt, ist fllr diesen so charakteristisch, dass man dasselbe tor
Diagnose des Milzbrands mit vollkommener Sicherheit benutzen kann.
Und in der That habe ich vor einigen Monaten bei einem Menschen,
welcher zwei Tage vorher an Milzbrand in Form einer diffusen An-
489
•ehwellaog an der linken HalBseite erkrankt war, doreh das Auffin-
den einiger Bacillen, welche dieses charakteristische Kennseichen
hatten, die richtige Diagnose stellen können, welche letztere durch
erfolgreiche Ueberimpfung der Anthrsxsobstanz auf Thiere bestätigt
wurde. Die getrockneten Milzbrandbacillen habe ich auch mit Blau-
holzeztraktlösung geftrbt und genau untersucht, aber nicht die
geringste Andeutung von Geiseln finden kOnnen. Ich erwähne das
nur, weil damit auch ein morphologischer Unterschied zwischen dem
BadUuB Anthraoü und dem Bacillus subtüis, welcher ersterem in
Grösse, Wachsthum und Sporenbildung ungemein ähnlich ist, aber
Geiseln besitzt, gegeben wird. Für die Milzbrand*Aetiologie wflrde
hierdurch der Einwand, welchen man so oft gemacht hat, dass
unmöglich derselbe Organismus das eine Mal als Bacillua subtüis
Buttersfturegihrung und das andere Mal als Bacillus Änthracis tödt-
liehe Krankheit erzeugen könne, beseitigt werden; denn B. subtilis
und B. Änthracis sind nicht nur in ihrer physiologi-
schen Wirkung, sondern auch in ihrer Gestalt und in
ihren ganzen Lebensbedingungen Tollkommen von einan-
der abweichende Organismen.
Fig. 6. Vergr. 700. Mit Anilinbraun geftrbt. Blut aus der ^r^
hasilaris einer nach zwei Tagen (im Juni) secirten £r-
atickungsleiche. Im Pericardialserum derselben Leiche fanden
sieh dieselben Bacillen, theilweise zu drei bis vier Mal längeren Fäden
ansgewachsen und mit Sppren versehen. Wahrscheinlich gehören
diese Bacillen derselben Form an, welche Billroth in seinem Werke
aber Coccobacteria septica auf Taf. IV. Fig. 34 abgebildet und
ßtreptobacteria gigas genannt hat. Nach meiner Erfahrung sind dies
gewöhnlich die ersten Bacterien, welche im Blute von Leichen auf-
treten, daneben finden sich oft noch andere kleinere und dflnnere
Bacillenformen, von denen auch in Fig. 6 eine kleine Gruppe zu
sehen ist. Erst später kommen im Leichenblute Micrococcen, Bao-
terüisn termo und ähnliehe Arten zum Vorschein. Ob, wie von Man-
chen angenommen wird, die Keime jener ersten Bacillen schon im
lebenden Blute enthalten waren, aber erst im Leichenblute die Be-
dingungen ftlr ihre Entwicklung finden, muss ich dahin gestellt sein
lassen. Wahrscheinlicher ist es mir jedoch, dass sie erst nach dem
Tode aus dem Verdauungskanal in das Pericardialserum und in das
Blnt einwandern, da man sie zuerst und in grösster Zahl immer in
der Nähe der Verdauungsorgane findet. Im frischen Zustande sind
sie nur etwas deutlicher gegliedert als die Milzbrandbacillen, sonst
sind sie diesen in iiänge und Breite so ähnlich, dass man sie nur
4M
bei sorgrAltiger ITotereuchung; unterscheiden k»iiD', um) muiebe Be>
hniiptang Aber Blut, welches MihbrandbacUlcn CDtbiell und aicii betm
loipfeu erfolglos erwies, und ähnliche IrrtbUmer sind sweirc-lIoM ilnnh
Verwechslung des BacUlwn Anüiraein mit dletieD Bacillen enutuf
den. Der Unterschied zwischen beidt^n tritt weit deutlicher diueh
Eintrocknen und Färben hervor, und um dies recht aagenl&Ilig u
machen, habe ich die beiden Photugr«mme neben einander geiteUt.
Beide sind genau in derselben Weise prAparirt und gef&rbt; ab«
sofort fallen bei den Milzbrandbactllen die eckigen fest aDeiiw^M
schliesaenden, an den Enden noch verdickten Glieder des SttfwktM
auf im OegensatE zn den lose verbundenen Kbgernndctra Glieden
des BacillDS im faulenden Blute.
Diese beiden letzten Photogi-amme veranlassen mich, ooeh aaf
einen Punkt, welcher von Naegeli in seinem neusten Werke')
berührt wurde, einzugehen. Naegeli nimmt nämlich an, daes alle
dickeren Stäbchen nnd Fäden (oft selbst die dünneren) bei Rebaii4-
Inng mit verschiedenen Reagontien (namentlich mit Jodtlnctar, asck
beim Austrocknen) bald torulos (wodurch die Gliederung nur ang»-
dentet wird), bald deutlich kurzgliederig erscheinen, und er giebt
in Fig. i Ipag. 1) eine schcmatische Zeichnung, wie diese Gliederung
an Bacillen nnd Spirillen beschaffen sei. Gerade anf diesen l'nutaoid
hnbr ich mein heennileres An^enmerk vom Anfang meiner UotcrsB-
chungeu SU gerichtet, d» schun früher von anderen Seiten über du
Zerfallen von Bacillen in Micrococcen und umgekehrt Über daa Bat'
stehen von Stiibchen ans Micrucocceo berichtet ist und j« mchdcB
diese Angaben sich bt'stfitiglen oder als IrrlhUmer heransBlolltea, u-
sere gesammten Ansclinuungen über die Baclerien sich gnutdra-
schieden gestalten mllsseu. Es ist also gewissermassen eine Prin-
cipienfrage, deren Entscheidung man anstreben muss, wenn «iim
Verständigung unter den Bacterien forschem erreicht werden soll ud
zu diren Lösung ein Jeder nach seinen Krlflen beizatragen Wl.
Meine Erfahrung nun, welche sich auf tausende von getrocknelM
Präparaten stützt, von denen viele mit Jodlinctnr nnd auch mit Ka-
dern Reagentien behandelt wurden, widerspricht den Nsegelfachea
Beobacbtnngen. Das habe irh aucli gefunden, da?s Gliederungen von
Faden durch Eintrocknen deutlicher worden, was ja namenUich au
den beiden letzten Photogrammen hervorgeht; ferner dass JodtioktBr
hl manchen Bncillen, Spirillen und Vibrionen den feinkOrnigea Inhalt
atirker hervortreten lässt. Aber so knra gegliederte BaolUeti nad
■} Die niederen Pilte in ihren Bctiehuageo i
nad der Geeundbeilspüege. UOnchen 1S77.
deo InfcktionskranUtdta
4SI
SpirilleD wie sie Naegel! abbildet, habe ieh niemals, weder nach
Eiotrookneo noch nach Behandlung mit Jodtinktur gesehen. Die
Figuren 4, 5, 6 nnd 8 der ersten Tafel steilen sftmmtlich im ge-
trockneten Zustande befindliche Bacterien dar, alle flbrigen Bacillen
(mit Ausnahme von Fig. 1 und 2) und Spirochaeten sind vor dem
Fftrben getrocknet gewesen; aber an keinem dieser Bacterien wird
man eine torulose oder kurzgliedrige Beschaffenheit erkennen. Ein
Irrthum meinerseits kann hier unmöglich vorliegen, denn es würde
wenigstens an den eingetrockneten Bacterien, welche so stark ver-
grdsaert und so scharf eingestellt photographirt wurden, dass ihre
Geiseln zum Vorschein kamen, eine etwa vorhandene Gliederung nicht
verborgen geblieben sein. Den Einwand aber, den ich auch schon
frflher gehOrt habe, dass man nämlich nach Belieben eine Bacterie
auf der Photographie gegliedert oder ungegliedert erscheinen lassen
könne, kann nur derjenige im Ernste machen, der nicht die geringste
Kenntniss von Microphotographie besitat
Fig. 7 und 8. Vergr. 700. Mit Anilinbrann geftrbt, in Glycerin
eingelegt. Spirochaete Ober meiert. Vom Methylviolet werden die
Reeurrens-Spirochaeten sehr intensiv gefärbt und eignen sich vorzflglich
zum Einlegen in Ganadabalsam. Auch Anilinbraun nehmen sie gut
an und geben damit gefftrbt ziemlich kräftige Bilder. Wie schon
frflher angegeben wurde, verdanke ich das Material zu diesen Photo-
grammen Herrn Dr. Albrecht in Petersburg, welcher die Gttte hatte,
mir eine Anzahl Deckgläschen mit eingetrocknetem Blut von Recnrrens-
kranken zu senden. Ich war dadurch in den Stand gesetzt, eine
grössere Anzahl von Photogrammen anzufertigen, von denen ich des
knappen Raumes wegen nur diese beiden mittheilen konnte. Das
dazu benutzte Präparat stammt von einem 22jährigen Manne, 28 Stunden
nach Beginn des zweiten Anfalles. Da die Spirochaeten nicht so regel-
mässige Windungen, wie in den bekannten Abbildungen und in man-
chen Präparaten resp. Photogrammen noch stärkere Biegungen und
Knickungen, wie in Fig. 7 zeigten, so vermuthete ich, dass sie durch
Eintrocknen so verändert würden. Diese Vermnthung erwies sich in-
dessen als unrichtig, da Dr. Alb recht auf eine Anfrage folgende
Mittheilung machte : „Was die Formverhältnisse der Spirochaete vor
dem Eintrocknen anbelangt, so kamen Spirochaeten vor, welche in
gradliniger Richtung regelmässige Spiralen zeigten. Dieselben Spiro-
chaeten nehmen oft bei gleichmässig bleibenden Windungen eine schwach
gebogene Richtung an. Bei Weitem die Mehrzahl derselben zeigte
jedoch schon während des Lebens Formen, wie sie auf Ihren von Prof.
Gohn mir zugeschickten Photogrammen sehr schön zu sehen sind»
m
nur dasa bei dea achnetlen Bewegnogen ein beBUmdlger Weeiuel
des Biegnngs wink eis Klatt hatte. Dabei kCiineD die beiden Endes
sich bis zur Berüliraog einander nahern, sogar übereinander beni
gehen, um dann, zornckgebend, eine mehr gerade KIchlang am
nehmen. Dabei erscheinen die Windungen nie gleichmäasig geformt,
vielmehr sind in der Gegend der Knickang immer eine oder mekrer«
Windnngen grösner und Unger, «la die Übrigen. Di« ««hnellea
Bewegungen und der besiAndige Weuhsbl der Formen bsMD mm
genaue Prüfung der Gröeae und Zahl der Windangen ntcbl sb."
F.B beBtatigte Hieb also auch hier wieder, daaa die Oesttit im
Bacterien dnrch schnelles ICintrucknen mit wenigen Aasnahm«B bicM
verftodert wird. Die Spirochaete der Fig. H leiehnct sich nicht
durch ihre regelmäsaige OeBtalt, sondern noch durch eia« kleiM
knotenförmige Verdickung in der Mitte bub (das Negativ seigt
selbe weit deutlicher, als das Papierbildl; ii^h habe diese Verdicknsgsi,
welche auch Heydenrcich auf Taf. I Fig. 27 seiner
abgebildet bat, nicht oft gefunden und vermag Ober die
derselben nichts anzugeben.
Etwas, worauf tneioes Wissens noch nicht aufmerksa
ist, tritt auf den Photographieu sehr deutlich hervor, daas die Spirv'
ehaeten des Becurrens ebenso wie die Zahnschleiiiispic«>
chaeten an beiden Buden zugespitzt sind, während
ren Spirochaeten mehr oder weniger gestutzte Enden haben. !
reich ISsst es unentschieden, ob die iS^n'rocA. pltoatili», dttZ^ki
spirochaete nud die Sptroch. (ihermneri, zu ein und dererlbon
ren oder nicht und bäll ee für mf>glicb, dass die geringen Uniei
OeBtalt und Gr^tsae dicaer drei Spirochaeten durch versohledsM
bedingnngen ta Stande kommen können. Dem gegenober
«n, dass die drei Spirocli. Art'U streng von einander >u
Die Spiroch. pUcatilis iiniersL-heidet sich von der Keourrensapli
durch die doppelte Wellenlinie und die ZahnscbletmEpirochMt«
geringere Dimensionen von derselben. Aber auch abgOMbei
dieseu Foruunterschieden spricht gegen die Identität der ilrei ArMa
schon der Omatand, d«»a die SjiirocttaeU plkittUin seit f»8l
Jahren von tnir in Wullstciii und Umgegend, wo bis j'.-txl aocb nt^
mals eine Uecurrens-Epideniie vorkam, hXnfig gefunden, und di« Z«b«-
«cbleimspirocbaele wabracheiutieli ein hsrmloser Begleiter der
Menschen ist. Damit soll natürlich nicht gesagt sein, i%n
currenaspirodiaete nicht mdglicber VVeise auch «nders «o vorkoamM
»Jl.«
48i
kÖBote, als im menflchlieheo Blute; aber wo sie rieh findet, da mnss
sie aoeh dorch gelegeotliohea £indriogen in deo menschlicheD Blut-
Btrom und dadurch bewirkte charakteristische KrankheitserscheiDUDgen
sich manifestiren.
7. Zum Schlnss meiner Arbeit möchte ich noch einmal auf den
Werth der Photographie fDr die Bacterienforschnng hinweisen. Jeder,
der sich mit Bacteriennntersnchnngen abgegeben hat, kennt die ausser-
ordentliche Mannigfaltigkeit in den Formen der Bacterien und die
grosse Schwierigkeit, dieselben richtig aus einander zu halten und
zn gruppiren. Viele Formen in diesem Chaos gewinnen jetzt schon
an Consistenz und mftssen fixirt werden, so vor allen Dingen die
mit Sporen versehenen Bacterien, dann die geiseltragenden Bacterien,
femer die Zoogloeabildungen und manche durch charakteristische Ge-
stalt leicht erkennbare Formen. £s ist durchaus nicht nöthig, dass
sofort eine jede dieser Formen als besondere Art bezeichnet wird,
obwohl man dies in Betreff der sporenhaltigen Bacterien schon jetzt
«obedenklich thun könnte« Es ist auch wahrscheinlich, dass bei
weiterer Erforschung der Bacterien gewisse Formen dieser einzelnen
dveh Sporen, Geiseln u. s. w. bezeichneten Reihen als zusammen
gehörig gefunden werden.
Vorläufig mttssen aber, wie schon gesagt, alle fixirt werden, um
eine naturgemässe Classification der Bacterien zu ermöglichen. Dazu
eignet sich aber nichts mehr, als die Photographie. Es ist dringend
an wflnschen, dass in Zukunft von allen bemerkenswerthen Funden
haltbare Präparate, welche sich photographiren lassen, oder womög-
lich gleich Photographien selbst angefertigt werden. Um so mehr
ist es geboten, wenn es sich um seltene Gegenstände handelt, oder
wenn die Verhältnisse sich so gestalten, dass das üntersuchungsoh-
ject nicht Jedem zugänglich ist, z. B. das Vorkommen von Bacte-
rien bei seltneren Krankheiten. So wäre beispielsweise sehr wich-
tig, wenn die in neuster Zeit von Klebs') entdeckten Monas- und
Navicula-artigen Organismen und die kleinen die Ckstalt eines unre-
gelmässigen Tetraeders besitzenden Infusorien, denen er einen Ein-
fluss auf die Kropf bildung zuschreiben zu mflssen glaubt, so wie die
von ihm durch fractionirte Cultur mit Tuberkelmassen erhaltenen impf-
fthigen Körperchen *), wenn diese also photographirt und das natur-
getreue Bild dieser Dinge zu Aller Kenntniss gebracht wttrde.
t) Klebe: Studien über Cretinismus. Prag 1877.
*) Klebe: Ueber Tubercnlose. (Nach einem Referat in der Allgem. med
Central-Zeitung 1877. No. 78—91.)
AU
Daaaolbe grilt von der Eotdecknng des Prof. Seniner'), wfkhor
im Speichel und Blnt wntlikranker Unndc feinkörnigen Utcroroeirn«
HDi] kleine Ketteiiformen, and bei acht an Wuth cin^ri^Mnfcrara Kid-
dern im Blate, »uaser Kugel- nnd Stäbchen bactorion niioh „geMbwtnite,
den Spennatozoen ahtilicbe Gebilde" fand.
Sehr wichtig wäre es ancb, dass die liei Diphlheriti« and Se^
tikämie gefundenen Bacterien, llber den^n HeflchafTdnlieit die Anga-
ben sehr widersprechend sind, photographirt wllrd«n. Es lieM«*
aicb dann leichter Vergleiclie dieser mit änderten Bacterien anaielln
nnd man wflrde bcatimmt dss Richtige an dieaen Angaben vom Irr-
thilmlichen scheiden kOnno». Um solche Vei^leiche EU ermöglich«!,
mtlaatcu Sammlungen angelegt werden, welche allct bisher auf dem
Gebiet der Bacterienkunde gewonnene Material umfsssten, nnd damit
dicaea Material durch naturgetreue Abbildungen Jedem ingln^ich
gemscht wflrde, mtlsete Sbolicb dem Sehmidt'scben AUa» der Dia-
tomiceenknnde ein pbotographisches äammelwerk geschaffen wer*
den. Ünzweifnlhatl worden aoleho Einrichtungen von grOatlm
Natien sein, am die zahlreichen wilden ächiS»alinge, welch« difl-
Bacterienkunde getrieben hat und die ihrem Gedeihen anaserordeoi-
lich hinderlich sind, zu beseitigen.
t| frof. ti.äeiulucr (Dorpat): Zur Gen» i> ili i «i [iliiilii ii Illiilii mlaiiiigaii
(Nach einem Referat in der Allgcm. med CeDtral-Zciliuig 1ST7. No M u. 57^
Wöllalein, November 1877.
Nachtrag zn den Bemerkungen über einige
Ustüagineen.
Von
Dr. J. Sehroeter.
Zn meioen Bemerkungen Aber Entyloma möchte ich hier noch
einige Beobachtungen nachtragen, welche ich in diesem Herbst an
machen Gelegenheit hatte.
Wie anf anderen Üanunott^-Arten kommt aneh anf ^n. aoer L.
eine Entylama-Yoim vor. Ich traf dieselbe reichlich im October
nnd November dieses Jahres auf einer schattigen Wiesenstelle in der
Nähe von Rastatt. Die Wnrzelblfttter der Nährpflanaen waren auf
der Rflckseite mit zahlreichen kreisrunden, 1 bis 2 Mm. breiten, fla-
chen, schneeweissen Flecken bestrent. Anf der Oberseite entsprachen
ihnen bräanliche Flecke von derselben GrOsse, gegen das Licht
gehalten erschienen sie undurchsichtig. Die weisse Farbe war durch
eine krflmelige Anhäufung von Sporidien veranlasst, nach ihrer Ent-
fernung erschienen die Flecke auch auf der Unterseite blassbräun-
lich. An den jOngeren Stellen der Flecke waren die Sporidien in
regelmässigen Abständen bflschelig gestellt, entsprechend den Spalt-
öffnungen aus denen sie hervortraten. Sie waren meist spindelför-
mig, etwas gebogen, 18 bis 22 Mik. lang, 2.5 bis 3 breit. Zwischen
den Diachymzellen lagerten in den Flecken regelmässig in dichten
Massen kugelige Zellen von 10 bis 12 Mik. Dnrchm., mit glatter
etwa 1^ Mik. dicker farbloser Membran. Diese Entyloma-Yotm ist
also fast ganz gleich deijenigen, die auf Ran. auricomus, R. scdenUiis
und Ficaria vorkommt, nur sind die Sporidien kürzer. Die Flecken
unterscheiden sich durch ihr mehr bräunliches Aussehen, sie ähneln
in dieser Beziehung mehr denen von Ent vermculosum Pass., von
dem sich die Sporen aber durch das ganz glatte Epispor unterschei-
den. In biologischer Beziehung ist die Form von jenen, welche, der
Yegetationsweise ihrer Nährpflanzen entsprechend, nur im Frülijahr
I bis 1.5 Mik. dickoH farbloses Mycel. DioseB drftD^e sich «h> Avn
SpallöffDungen, zum Theil auch zwischen den Bpidermiszellea hrrrnr,
Dnd trieb die letzteren theils zur Seite, theiU überwuchert« t» i'tt-
selben, so dass das freie Liger auf der BUttoberflÜch« gebildet
wurde. Die Sporen bilden sich an den Enden der F&den einieln,
anfangs als eiförmige, spater »pludelförinige Körper. In den frfl-
besten Zuständen fand ich zwischen den Diachyoitellen keine
fniyonia-Kngeln, obige Spurenbildnng von dem Mycel ist tllo nach
der tlblichen Benennungsweiae als Conidienbildung ZQ beieiehneo,
nicht mehr ah Sporidienbildnng, unter welcher nur Sporenbildnog
von einem Promycel anegehend, verstanden werden kann. Bald
erscheinen nun in dem Blatt-Diachym an den Mycelßldon EntylcmO'
Sporen, aber anfangs anoh nur in (geringer Zahl unter den dichteB
Conidienrnsen. Später nimmt die Zahl dieser Sporen to, nnd »e
erfallen Bchliesstich in dichten Klassen die Flecken, die jetzt brana
werden, sich durch einen dnnkiercn Hof vun der gcsandrn Blatt-
subatanz abgrenzen und sich dadurch vergrÖsBcrn. Die mii)i<farbrnen
Flecken fliessco nun ofi zusammen, das Blalt vertrocknet, ersrheial
schwärzlich, mit den helleren Entylwia-YXtvXif^u besetzt Die Siiorea
sind denen von Ent. canetcens gleich, knglig, 11 — 13 Hik. Im
Dorchm., von einem glatten hell bräunlichen Epispor umgeben, mÜ
stark lichtbrechendem Inhalt erfilllt, in der Mitte oft mit einem hel-
leren Kern versehen. Oft grenzen sich die alten Flecken aber für
aich ab nud zwischen ihnen erscheinen später im .'■eptember and
October N»chBchllbe kleinerer weisser Flecken von Enii/loma-Sporen.
Die ersterwähnte Couidiaiibildung von dem vegetativen Mycel,
die der Sporenbildung vorausgeht, also nicht mit ihr Im Zusammen-
hange steht, gleicht der Form, die ich, wie frtlher orw&bnt, anf
Kanitncu/un re}>enf beobachtet nnd vorläntig als Funt'dium Ranun-
culi bezeichnet hatte, sie bildet einen für diese und wohl auch aoeh
einige andere Arten charakteristieche Entwicklungawets«, die M-
anderen Ustilagineen nocb nicht bemerkt worden ist.
Man kann in dieser Conidienbildung eine Annäherang der UMf*
lagineen an die Hymeoomyceten, specteil an die Tremellaceen finden.
Diese Conidienbildung wUrde der Spennatienbildang bei Trem«lla
an die Seite gestellt werden kennen, die Bildung der Sporidiea bei
Sfih/lonia würde mit der Sporenbildnng bei Tremella harmoniren,
wenn man annähme, dass Basidieo und itie aus ihren Qnadranleo
hervorgehenden Sterigmen vereinigt blieben.
Wahrscheinlich gebt auch bei Eni. JianuneuU und E. caneatxia
der Sporonbildnng eine Conidienbildung voran oder fleichxeitig mil
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«11
J
489
ihr einher. Direct beobachtet worden ist dies allerdings, soweit ieh
weiss, noch nicht
Bei anderen Ent- Arten, speeiell aneh bei Eni. müroaparum
(üng.) nnd EnL Calendulae (Oud.)) forma Hteracii, die ieh in ver-
gangenem Sommer nnd Herbst in der Umgegend von Rastatt hänfig
von ihren ersten Anfilngen bis znr Sporenreife auf der lebenden Pflanse
verfolgte, habe ich Andeutungen einer Conidien- oder Sporidienbildung
auf der Nihrpflanze während der Vegetationsperiode des Pilzes nie
bemerkt
Die ganze Gmppe der mir bekannten Entyloma -Formen könnte
schliesslich in folgender Weise gruppirt werden:
Entyloma De Bary.
A. Formen bei denen Conidienbildung von dem vegetativen Mycel
oder Sporidienbildung auf der lebenden Pflanze bei fortschreitender
Entwickelung des Pilzes stattfindet
a) J^yiomo-Sporen mit GallerthQlle umgeben.
1) E. fiueum.
NährpfL Fapaver Aryemone L.
b) EntylomaSporen ohne Gallerthülle.
2) E. Banuneuli (Bon.).
N&hrpfl. 1. Bammeuiui aeer L.
2. B. aurieomui L.
3. B* acderaius L.
4. B. Fiearia L.
3) E» eanescena.
N&hrpfl. 5. Äfyo^oti* ftrieta M.
6. M. hitpida Schldl.
7. M, tUvatica Hoflm.
4) E. teroHnum,
Nfthrpfl. 8. SympkjfUxm ofßevnaU L.
B. Formen bei denen keine Conidien- oder Sporidienbildung wäh-
rend der fortschreitenden Entwicklung des Pilzes eintritt
a) J^y/oma-^poren mit glattem, schwachen, gleichmissig dicken Epiapor.
5) E. CaUnduiae (Oud.).
N&hrpfl. 9. CiOendula qffUsinalis L.
10. HieraeiuM vulgaium Fr.
6) E. Carydali» DBy.
N&hrpfl. 11. CarydaiU »oiida Sm.
7) E, Ckry$o$plenii.
Nähqifl. 12. Chryiosplenkim aUerrufoUum L.
8) E» Muicari (Passerini).
N&hrpfl. 13. Museari eomotum Mill.
b) EntylamaSportn mit flach-warxig verdicktem Epiapor.
Cohn, B^itrife sur Biologie d«r Pflanien. Bft»d ILHeftlU. 29
440
9) ET, vemmuloHim Pmb.
NlbrpQ. 14- liatainculiit lanugitutut L.
c) ^IpJoMO' Spore u srhwacb eckig, Epiapor ungleichmisiig Tcrdkkt,
SsrJiirhlig.
10) ft, Linoria».
NShrpIl. 15. ZAnaria vulgarU I..
d) Enti/lmuiSporeti mit stark vcnÜcklcm, farblonen oder hei! octwrfvb«-
ntm Epi^>or.
11) E. sumMfiamn (Unger).
Nilirpfl. 16. hnnvnniUu reprnii L.
17. Ji. buOotut L.
13) E. Eryngii (Cord«).
Nihrpfl. 18. Ergngitan campeilre l-
e) Spurtn mit stark v(^^llkklcl^, iiifhrichichtigcin,eckigetii,brkuDem£piap<ir.
lü) K. (?) pbimhtum (IbHlr.).
(Ari Cookf's).
Nihn.n. 19. An
Raatttt, den I3. Novrnibcr 1977.
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