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Full text of "Beiträge zur Correspondenz der Heiligen und Briefe der Narren sammt funf und vierzig Preisfragen"

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| br fi Jeſus Chriſus! 


„„ 


3) Di Mutter des heiligen Aidams e einem 
geſchweiſten Komeiſtern. e 


2) St. Bona und der Eremit Ubaldus. 
3) St. Birgitta und der Schwanz des Teufels. 
40 St. Claritus in einem Nonnenkloſter. 

5) St Cordula mit einem hunniſchen Pfeil. 
6) St. Doſttheus, Einſiedler bei einem Mädchen. 


72 St. Eugenia Abbt in einem Mannskloſter. 


8) St. Fides und der Diakon Capraßius. 


0) St. Jakob de Marchia mit dem Strik ober 


dem Bauch. 


10) St. Knivin in einer Staude. 
11) St. Serapion ein Weltverachtet. | 
12) St. Theodolinda und der Sohn des pl N, 


0 bers Publius. 5 
A2 


98 


13) St. seite mit glühenden Kohlen af dem 
Bauch. 
14) St. Gangulphus und ſein furzendes Weib. 
15) Die ſteinerne Muttergottes zu Weißenſtein, 
an die hölzerne Muttergottes zu Waldraſt. 
16) St. Peter an den Cluniſchen Abt ee 
Theodoſius. 

17) Die hoͤlzerne Munergottes zu Waldraſt an 
die ſteinerne Muttergottes zu Weißenſtein. 
18) Brief des Herrn Abbe Al .. an den Bi⸗ 

ſchof zu B. EN 
109) Gebet zur heiligen Dreifaltigkeit um Aufhe⸗ 
bung des Cölibats. 1 
20) Brief der armen Seelen im Beafeuer vom 
Jahr 1718. 
21) Herr und Frau von Holz in zween anfangen 
22) Fünf und vierzig Preisfragen. 2 


didit de le Nochhelfer an de 1 
paͤpſtlichen Stuhl. ur 


Hochheiliger Stuhl! 1 


Wi ſchoͤmen uns nicht, ob wir ſchon himmlische 
Landfaͤnde find, vor Euer Stuhlheit auf die Knie nie⸗ 
derzufallen, und unſere dringende Anliegenheit zu hoͤchſt⸗ 
Dero Fuͤſſen hinzulegen. Schon über tauſend Jahre 
iſt unſere Verehrung in der katholiſchen Kirche verbrei⸗ 
tet: es find noch alte Miſſalien und Breoiere vorhau⸗ 
den, in welchen wir als groſſe Nothhelfer augeprieſen 
N werden a): man rufet uns in allen Noͤthen an, ja 
\ man 


a) e e . 


5 Bie e 
Christa- 


sanctos tuos, 


man nennt uns per antonomasiam die vierzehn Noth⸗ 
helfer: und izt wollen ſich neugebackene Heilige hervor⸗ 
thun, uns von der verjaͤhrten Verehrung verdraͤugen, 
und unſern cultum immemorialem an ſich bringen. 
Wirklich iſt eine Piece unter der Preſſe mit dem Titel: 
Vierzehn neue Nothhelfer mit Betrachtungen, die 
vermuthlich ein ſchmuziger Wiener Autor, um etliche 
Gulden vom Verleger zu uͤberkommen, drucken läßt: 
Kommt nun dieſe Piece im Vorſchein, fo find wir alte 
Nothhelfer alle weg. Hier ſind die vierzehn neue Noth⸗ 
ker ſammt er Kopiaͤ des > Manuſkipts. 


1 St. Adam, 

2. St. Bong. 

3. St. Birgitta. 
4. St. Claritus. 5 
. St. Cordula 
6. St. Doſitheus. 
7. St. Eugenia. 
8. St. Sides. 
9. St. Jat᷑ob de Marie. 
19%. St. Anyin, 


* 


5 
. 
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Sn 


8 
ng: RR 


Ohristophorum, Dienistum, un vi 
tum, Cyriacum Acacıum, Eustachium, Aegi- 
8 Magaritam, Catharinam, et N 
specialibus decorasti privilegis: Da, ut omnes, 
qui in ſuis necessitatibus eorum implorant au- 
4 petitionis fuae falutarem conſequantur 
eſtectum. Missal. ultrajec N 
land. III. P. mens 


xt, St. Serapion. 
12. St. Theodolinda. a 
13. St. Theonilla. . 
14: St. Sangulphus. 
2 | 
| | 1. 


St. Aidam war ſchon heilig vor ſeiner Geburt; 
Henn fein Vater ſah zu Nachts im Bette einen ge⸗ 
ſchweiften Kometſtern auf die Mutter, und dieſe den 
Mond in des Vaters Mund fallen, und in eben dieſer 
Nacht ward der Heilige empfangen. b) 


Betr. Ueber die philosophische Frage: an cometae 
barbati moveantur motu regulari in lineis cur- 
vis parabolicis , admodum excentricis, et abso« 
huta periodo iterum redeant? c) 


— 


II. 


a St. Bona, eine Jungfrau aus dem Orden der re⸗ 
gulirten Kanoniker des heiligen Auguſtins zu Piſa, kauf⸗ 
te ſich auf Befehl Ehriſti ein haͤrnes Kleid, und em⸗ 
pfieng von ihm, indem er fie anblies, den heiligen Geiſt. 
Im zehnten Jahre ihres Alters wurde ſie in die Geſell⸗ 
ſchaft der regulirten SnHEn aufgenommen, und im 
dreizehn⸗ 


b) £er. der Heiligen, S. 50. . 
e) Vid. cl. P. Biwald Lect. 1. de System. univ. 
art. VII. de cometis cartes, P. Bertier, 


8 


dreizehnten Jahre vermaͤhlte ſich Chriſtus mit ihr, und 
führte fie ſelbſt auf eine Reiſe. Darauf ſchiffte ſie in 
das gelobte Land, beſuchte den Eremiten ubaldus, und 
brachte die heilige Faſtenzeit in ſeiner Hoͤhle zu. Hier 
erſchien ihr Chriſtus abermal, und zeigte ihr kleine Kin⸗ 
derchen mit Vermelden, daß fie (vermuthlich durch die 
Fuͤrbitte des heiligen Eremiten Ubaldus) eine Mutter 
derſelben 9 8 wilde. d) 


Betr. Ueber den Text Deuteronom. 28. v. 44. Ipie 
exit in caput, et tu eris ın Kauda, 


* 


St. Brigitta, Wittwe, die von der Schiprein Got⸗ 
res in Geburtsnoͤthen bedient wurde. e) 


Der Teufel erſchien ihr einsmals mit hundert Haͤn⸗ 
de, und ſo vielen Fuͤſſen; allein ſie empfahl ſich Chriſto, 
und ſogleich fielen ihm Haͤnde und Fuͤſſe weg, und mit⸗ 
hin blieb ihm nichts anders übrig als der Schwanz. f) 


Betr. Von der abſcheulichen Geſtalt des Teufels, 
wenn er zu Sraueuzimmer kommt: habens iram 
magnam. 


. 


d) Lex. der Heiligen, S. 280. 
e) Bulla Canonizazion. S. Brigittae. 
) Lex. S. 301. 


St. Elaritus ſtiftete im Jahr 1342 ein Nonuenklo⸗ 
kloſter unter der Regel des heiligen Auguſtin, und war⸗ 
tete allda den Nonnen mit ſolcher Demuth auf, daß er 
ſogar ihre Uringlaͤſer reinigte. 3) 


Betr. Ueber den Text: Septem mulieres apprehen- 
7 virum unum. 


Sieben Weiber BEN einen Mann 
umrungen. i 8. 5 Be, 


Ein Mann für fieben weiber! — 
Ein Leib für ſieben Leiber! — 
Elias von Carmel 
a RE an 
Fr anz von Aſſiſio 02 . 
Haft du wohl einen ſolchen Mann? 


. 


St. Cordula, aus der Geſelſchaft der heiligen Ur⸗ 
füla, verbarg ſich aus Furcht der hunniſchen Pfeile, hin⸗ 
ter einer Staude; ward aber von einem unerbittlichen 
Hunne uͤberrafcht. h) 


Sie rde St. Urſula! das Sott erbarm! 
Der Sunn hoͤrt nichts, es iſt ihm allzu warm. 
BUN Das 
80 Lex. S. 378. 
h) Martirolog. Rom. ad diem 22, Octob. 


10 


Das fromme Ding erſtaunt, und ſinkt aus Schrei 
cken nieder: 

Ss recht, ſpricht der Barbar, und ſtoßt den Pfeik 15 
hs Mieder. CH 


VI. 


St. Doſſtheus, ein Einfiedler, nahm eins wal ein 
ſchoͤnes Maͤdchen in ſeine Zelle, um Gelegenheit zu ha⸗ 
ben, ſich Gott zu lieb, rechtſchaffen zu m ortifisiven. 


Allein troz ſeiner Disziplin, 
War feine ganze Neuſchheit hin. 1) 
Sie geht von ihm hinweg cum aberdeen N 
Und er in feiner Zell ſchreit immer ohime! 
Die Reue quaͤlt fein Gerz 
So, daß er ſich beſchnitt 
Wie groß war doch der Schmerz, 
Den er dabei erlitt! N . 
Der Schmerz wird wut, a 
Es zittern ſchon die Nieren, e 
Er, o Unmut) 5 2 En 
Will ich kombabiſtre. i 
Zum Gluͤk koͤmmt St. Spiris 
Mit Jungferchor umgeben, ; 
Und ſchreit: Wastreibft Dofith! 
Du nimmft dir ja das Leben! 8 
| Du 


11 


Du nimmſt das groͤßte Gut 
Der Maͤnner dir hinweg, 

Und ſitzeſt ohne Gluch 

Bei Maͤdchen nur im Dr—k! 


Du Schaudflek der Natur, 
willſt wegen ein er Zur, 
Kein Mann, kein Vater ſein, 
Und leben ganz allein! 
weg mit dem Meſſer! N 
O! brauch es befier, 


St. Spirid zu Gefallen 
Laͤßt Doſtth s' Meſſer fallen 

St. Paula, und Euſtochtum 5 
Per binden das Drapuzium. 


| wis A 
St. Eugenia entfloh in Manuskleidern von ihren 
Aeltern, wurde ein Mönch, und führte ſich im Kloſter 
ſo gut auf, daß fie nach dem Tode des Abtes einhellig 
zum Abbten erwaͤhlet wurde. K) 


Betr. Von dem Pekoralkreuz dieſes heiligen Abbtes. 


VIII. 


St. Fides, Jungfrau, die vom Diakon Sah 
ſius (er war huͤbſch) zum ee Glauben, zu wel⸗ 
chem 

BD Lex. S, 417. 


* 


12 


| chem fie von Jugend an eine Neigung puren ls, be⸗ 
kehrt ward. 1) N 7 . 


St. Capraſius ein Diakonus 
Bekehrt die Jungfrau Fides: 

So fihreibt es Serr Baronius 
Cui eerte multa fides. 


IX. 


St. Jakob de Marchia, ein ſeraphiſcher Entſcheider 
(Definitor), der in den Tagen ſeines voluminoſen Flei⸗ 
ſches den heiligen Ordensſtrik vier Finger ober dem 
Bauch trug. m) 


Wehe dem Abrahams Schooſe 
Wenn dieſe Franzens Sproſſe 
Mit gloriſtzirten Spek 

Und reſpektablen Podek 

Dahin zu ſitzen koͤmmt! 


X. 


St. Knivin Abbt zu Glendalag in Irrlaud, als 
er von einer unzuͤchtigen Weibsperſon zu einer Todſuͤn⸗ 
de, die einem andern das Leben giebt, gereizet wurde, 
waͤlzte ſich nakt in eine Staude, wodurch die Weibs⸗ 
perſon, die dieſes e anſtarrte, noch mehr er⸗ 


hitzet 
D ker. S. 345. | 9 
m) Annal. Francis. 4 


in r 
BR 


13 
hitzet wurde, fo, daß ſie ihn, noch bevor er fich ankleis 
den koͤnnte, wirklich anpakte. Aber der heilige Abbt, 
von dem Geiſte Gottes ganz deſeelt, ſchlug ihr in in- 
stanti Haͤnde und Fuͤſſe ab, und gab ihr noch dazu 
permodum connotati eilen kalten Fuß. u) 8 


Betr. Von der Heiklichkeit der Herren Praͤlaten 
nmnpuncto puncti. i 


XL 


St. Serapion, Einfiedler „lud ein Mädchen zu 
Rom ein, daß ſie aus Verachtung der Welt mit ihm 
nakt durch alle Straſſen der Stadt Rom herum ziehe. o) 


Betr. Von der Antwort, die ihm die Jungfrau gab, 
ſie habe es in der Verachtung der welt noch 
nicht fo weit gebracht; werde aber beten, daß 
ſie es ſo weit bringe. 


XII. 


St. Theodolinda, eine alegandrinifche Jungfrau, 
ward, weil fie ſich vom Sohn des Landpflegers Publius 
nicht wollte kuͤſſen und Vaſchrigſchkgn laſſen, mit Ge 
walt entbloͤßt, und mußte vor dem Landpfleger, feinen 
Sohn, und etlichen Henkersknechten, wie die Goͤttinnen 
| Juno, 


n) Lex. S. 390. 
o) Heraclides in paradile, 


0 
BSP SIE 
& 


14 
Juno, Pallas und Venus vor dem Prinzen Paris daſte⸗ 
hen. Natuͤrlicherweiſe wird die keuſche Jungfrau mit 
beiden Haͤnden bedekt haben, ſo viel ſich immer mit 
zehen Fingern bedecken laͤßt. Allein ſie ward zwiſchen 
zween Pfaͤhle ausgeſtrekt, und mit dicken Bleikolben 
(plumbatis) ſo lang geſchlagen, bis fie den Geiſt vol⸗ 
lends ausathmete. 2 

Nach dem Tode erſchien ſie einer frommen Matron, 
Plautilla mit Namen, und geſtand ihr, daß fie bei der 
Eutbloͤſſung ihres Leibes einen groͤſſern Schmerzen em⸗ 
pfunden habe, als von den dicken Bleikolben, weil die 
Henkersknechte fie vom Fuß bis zum Kopfe genau be 
ſichtigten, als wenn ſte zum Abzeichnen da ſtund. p) 


Betr. Ueber die Betrachtung der Henkersknechte. 


XIII. 


St. Theonilla, Jungfrau und Märtirin, ward 
mit glüenden Kohlen auf den Bauch gebreunt, welches 
beinahe eine groͤſſere Marter war, als die Johanna von 
Arch ausſtehen mußte, da zween Buhler auf ihrem jung⸗ 
fraͤulichen Bauch mit Paſchwuͤrfeln um den Vorzug 
ſpielten. q) 


Gebet. Daß Gott alle Jungfrauen von dieſer Mar⸗ 
ter barmherziglich bewahren moͤge. f 

f ö XIV. 

>) Lex. S. 605. 

g) La Pueelle d Orleaus en XX. Chants. 


15 
XIV. 

“ St. Gangulphus, ein Patron fuͤr die verſchlagenen 
Winde, — deſſen Ehefrau, weil ſie ſeine Wunder ver⸗ 
lachte, an allen Freitagen bei jedem Worte furzen 
mußte. 1) ö | f 


Betr. Ueber die Worte des Virgils: 
Ventorumque facis tempeſtatumque potehtem. 


Ihr Meers und Simmelsgotter! f 
Wein Weib für eure wetter. 


— 


: Eure 


2) Als fie einsmals von einem Mädchen hörte, daß 
Gott durch den heiligen Gangulph groſſe Wunder 
that, ward fie voll Zorn und ſprach: Gangulph 
kann ſo viel Wunder thun, als mein Sinterer, 
und ließ unter dieſen Worten einen harten ſtinken⸗ 
den Knall. Dies geſchah au einem Freitag, und 
mußte zur Strafe ſo lang ſie lebte, an allen Frei⸗ 
tagen dies ſo vielmal thun, wie viele Woͤrter als 

ſie redete. Alſo ſtrafte ſie Gott, und ward hier⸗ 
durch zur Schmach und Spott der ganzen Welt. 
Dieſe Geſchichte warb alsbald kundbar in ganz 
Frankreich, und als Koͤnig Pipin in dieſelbe Ge⸗ 
gend kam, ſchikte er etliche von den Seinigen da; 
hin, um zu hoͤren, ob dem alſo ſei. Sie kamen 
uber ein Kleines zum König, und bethiuerten vor 
der ganzen Hofhaltung, was ſie gehoͤrt hatten. 
Und alſo ward die Glorie des heiligen Gangulphus 
ſcheinbarer. Surius ad diem XI. Mai pP. Martin 
Cochem in ſeinem Leben der Heiligen auf den 12 


Mai, S. 432. 


— 


T 1 
— — 


16 


Eure Stuhlheit werden ſelbſt beliebigſt einſehen, 
daß dieſe verdienſtloſe Heilige in keinem e uns 
vorgeſogen zu werden a Sk maſſen 

Ich St. Blaſius, einen Knaben, der ein Fisch⸗ 
bein ſchluͤkte, vom Tode errettet. | er 


Ich St. Dioniſius, hab mein abgeſchlagenes Haupt 
iwei Meilen weit herumgetragen; welches zwar auch 
andere gethan 9 aber keiner fo weit wie ich. 


Ich St. Cyriakus hab den Teufel aus zwo wei, 
en vertrieben. 


Ich St. Veit, bin in ſiedendem Oel geſotten wor⸗ 
den. 


Ich St. Euſtachius hatte die Ehre Chriſtum zwi⸗ 
ſchen den Geweihen eines Hirſchen zu ſehen. 


Ich 


s) St. Luzian, der erſte Biſchof zu Beauvais, die h. h. 
Fuszianus, Viktorikus und Piatus: der heilige Ni⸗ 
kaſius Biſchof zu Rheims, St. Domininus ein 
Kriegsmann, der Knab St. Juſtus oder Juſtinus, 
St. Zeraunus, St. Albanus, St. Lambertus ein 
Martirer in Spanien, St. Eliphius, die Jungfrau 
Oſitha, St. Laurianus Biſchof zu Sevilla, St. 
Oelbertus in Brabant, St. Regulus, der ſelige 
Adalbaldus, der Vater des heiligen Maurontus, St. 
Savianus, und dann die ſechs Martirer aus dem 
Predigerorden die zu Toloſa verehret werden. 1 

racus in fastis Beligicis Pag. 274 et ſeg. 5 


3 

Ich St. Aegidius oder St. Gilg, baute ein Kla⸗ 
fier , und trank doch keinen Wein, fondern begnügte 
mich mit Hirſchmilch. 5 


Ich St. Achatz bin mit 10000 Sbldaten a 
get worden. 


Ich St. Ehrifoph trug ein Hemd, das nicht weis 
ker reichte, als bis zum Arſch. t) 


Ich St. Georg, hab einen Drachen mit meiner 
Lanze getoͤdtet. 

Ich St. Margreth, hab den Teufel, der wir in Ge⸗ 
ſtalt eines Drachens erſchien, mit dem a des hei⸗ 
ligen Kreuzes vertrieben. 5 . | 
Ich St. Pantaleon bin mit einem Nagel durch⸗ 
12 75 worden. N 


Ich St. Erasmus ließ mir das Gebaͤem aus den 
Leibe reifen 


Ich St. Bürbäta, wöllte lieber mein Haste, als 
a Sungftaufhaft verlieren. | 


Ich St. ein. hab funfig Weltweifen zur 
Beit meiner öffentlichen Pruͤfung in Sak geſchoben. 


55 Ian | & 
1) St. Christophorus gestavit iR dufum, quod pera 


tingebat usque ad hates: Gloria Patri, et 
Filio, et Spiritus ſancto: usque ad nates. 


18 


Es ergehet demnach unſere gemmeinſchäftlich ı un ter⸗ 
thaͤnigſte Bitte, den Verfaſſer der erwähnten Schrift, 
und den Verleger ſamt der ganzen Buchdruckerei, ja 
die Antinorbhelfer ſelbſt in instanti zu exkommunizi⸗ 
ren, und zwar mit einer ſo tuͤchtigen Erkommunikazion, 
daß jeder Leſer davon den Kopf tauche, als wenn es 
uͤber ihm eingeſchlagen hatte, | 


Unmasgeblich dürfte 5 Exkommuntkations formel 
des Papſtes Benedik VIII; die Euer Stuhlheit nicht 
unbekannt ſein kann, die allerſchiklichſte ſein. Der Ver⸗ 
faſſer, Verleger, und die Antinothhelfer, (man darf auch 
ſchon die Verſtorbenen nach dem Beiſpiele des Orige⸗ 
nes erkommuniziren) ſollen als faule Glieder vom 
geibe Chrifti abgeſchnitten, von allen Rirchen ver⸗ 
ſtoſſen, und von der Gemeinſchaft der Glaͤubigen 
abgeſondert ſein. Sie ſollen er kommunizirt und 
verflucht ſein im Gehen und Stehen, im wachen 
und Schlafen, deim Eſſen und Trinken; ja ſogar 
ihre Speiſe und ihr Setraͤnk, die Fruͤchte ihrer Lei⸗ 
ber und ihrer Erde ſollen kreuzweis verflucht und 
vermaledeiet fein. Sie ſollen die lagen des Ze 
rodes empfinden, bis ihnen die Gedaͤrme zerber⸗ 
ſten. Sie ſollen mit dem Dathan und Abiron von 
der Erde verſchlungen werden, damit fie beim Teu⸗ 
fel und ſeinen ſchwarzen Engeln wohnen, und im? 
mer und ewig gepeiniget werden: Ihre Kinder 
ſollen waiſen, und ihre Weiber Wittwen werden; 
ihre Kinder ſollen in fremde Länder uͤberſezt wer⸗ 
den, damit fie betteln muͤſſen; die Vaͤter aber ſol⸗ 
len von ihren SER und ‚Gütern vertrieben 

werden, 


1 
werden, und alle Fluͤche des alten und neuen Te⸗ 
ſtaments ſollen über 05 W 

unterzeichnete werden diese apoſtoliſche Gnade nicht 
nur mit dankbarem Gefuͤhl d durch die ganze Ewigkeit 
verehren, ſondern auch mit Wohlthaten vergelten. 
Ich St. Blaſius werde Euer Stuhlheit vom Hals⸗ 
und Backenwehe fortwuͤrig bewahren. 


Ich St. Dioniſius werde Hochſelbe mit meinen 


Händen, wie vormals mein Haupt, ma Avignon uͤber⸗ 
Fragen: 


Sch St. S am Peter⸗ und Paultage beim 


Hochamt aßiſtiren, wie ich in den Tagen meines Flei⸗ 
ſches dem Papſt Marzellus zu Shit pflegte. 


Ich St. Veit werde Euer Stuhlheit mit einem 
ſehwarzen Hahne; u) ; 


a. ee 
| 150 Die böhmischen Heiden ieh e einem Abgott mit 


Namen Vicheom Hahnen zu opfern. Der heilige 
Herzog Wenzeslaus zeigte ihnen den Arm und das 


Bildniß des heiligen Vitus, mit Vermelden, daß 


dies der wahre rechte Vicheom waͤre, den ſie mit 
Opferung der Hahnen verehren ſollten. Auf ſolche 
Art hat er die Heiden vom Goͤtzendienſt zur Er⸗ 
kenntniß des wahren Gottes gebracht: woraus der 
loͤbliche Gebrauch entſtanden, dem heiligen Veit 
ſchwarze Hahnen zu opfern, und ihn mit einem 
Hahne in der Hand zu malen. 


N. Perkmar auf den 15 ten VBrachmonat. 


d 


1 


20 
500 St. Eufacin mit einer ann Siebe, 


Ich St. Aegidius wit einer x kamen big 
milch wider die Abzehrung bedienen. 


Ich St. Achaz werde Ihnen zur Zeit des Krieges 
mit 10000 Soldaten zu Hilfe kommen. 


Ich St. Chriſtoph ihre Feinde mit meinem e 
tigen Spazierſtok pritſchen. 


Ich St. Georgius den Gibellinen mit meiner Lanz 
ze die Augen Rn 


Ich St. Marel die Lutheraner und Neformirte 
meinem Drachen vorwerfen. a 
7 
Ich St. Pantaleon die Freimaurer mit meinem 
Nagel klyſtiren. 5 


Ich St. Erasmus den Freidenkern das Gedärm her⸗ 
aus reiſſen, und vor die Fuͤſſe werfen. | 


Ich St. Barbara di Wiener Autoren in meinen 
e einsperren. A 


Ich St. Katharina alle Zehenkreuzer⸗ Piecen wi⸗ 
Stegen, 5 


* 


Die wir al insgefumt, und jeder Juſonderbeie 
mit 


2E 


mit tiefeſter Kc, und F 
geharren 


Euer kocht Stuhlheit 5 


ganzgehorſamſte Diener 
und Verehrer vierzehn 
alte Nothhelfer. 
(J. 80 eo | 
Se. Blaſtus. 
Sk. Dionyfius: 
1 St. Cyriakus. 
= et it. 
5 St. Euſtachius, 
St. Aegidius. 
St. Achaz. 
St. Chriſtoph. 
St. Seorgius. 
St. Margreth. 
St. Pantaleon. 
St. Erasmus. 
St. Barbara. a 
St. Ratberine. Mp, 


* 


232 


Die ſteinerne Muttergottes zu Weißenſtein 
an die hoͤlzerne Muttergottes zu Waldraſt 
in Thb. „ 


Liebſte Frau Kollegin ! 


SE, 


Men Schikſal wird Euer Exzellenz aus offentlichen 
Blaͤtteru bekannt ſein. Noch vor einem Jahre wohnte | 
ich auf dem Berg Weiſſenſtein, und izt bin ich in eis 
nem schlechten Dorf, Leifers genannt, wie ein Solda⸗ 
tenweib einquartirt. Welch eine Erniedrigung fuͤr ein 
dreimalwunderthaͤtiges Gnadenbild, welches über zwei⸗ 
hundert Jahre das Publikum mit Mirakeln und Gut⸗ 
thaten poſttaͤglich bedient hat! — Pfui der Schande 
unſerer Zeiten, in welchen eine prima Donna beinahe 
mehr, als ein uraltes Gnadenbild verehret wird. — Zu⸗ 
vor war ich auf dem Hochaltar in einer ſilbernen Mon; 
ſtranz mit Perlen und Juwelen wie die erſte Sultanin 
geſchmücket: und izt bin ich auf einem Seitenaltar, der 
nicht einmal vom paͤpſtlichen Stuhle privilegirt iſt, und 
eheſtens, wie man ſagt, abgebrochen werden ſoll. Nun 
muß ich mein weiteres Schikſal abwarten. Zuvor 
brannten bei meinem Gnadenaltar ſieben ſilberne Lam⸗ 
pen, zur Ehre meiner ſieben Hauptſchmerzen; denn ich 
bin ein Veſperbild; und izt nicht einmal ein Pfen⸗ 
nigslicht, das ich zur Zeit meines Waglergehels nicht 
ne angenommen hätte, — 


83 


Bun lagen vor meinem Guadenthron zwei bis 
drei tauſend Kirchfaͤhrter zur Erde ausgeſtrekt x): izt 
ſehe ich kaum zween oder drei ſchmuzige Bauernkerls, 
die vom Rauchtabak wie die Waldeſel ſtinken: dies 
laſſe ich mir einen cultum hyperduliae fein! Zuvor 
waren meine Opferſtoͤcke mit verſchiedenen Geldſorten 
vollgeſtopft: izt koͤmmt alles zum Armeninſtitut, und 
ich verkeune beinahe die Geldſorten. O0 tempora! o 
mores! Ich erinnere mich jenes frohen Tages, an wel⸗ 
chem mir der Hoch- und Wohlgeborne Herr von In⸗ 
gramm zu Liebeurein teooo fl. fogar mit Nachtheil ſeiner 
Familie, auf einmal geſchenket hat, damit ich ein Ser⸗ 
vitenkloſter neben meiner Kirche bauen koͤnnte: und 
izt koͤnnte ich einem Serviten nicht einmal eine Pfeife 
Tabak anſtopfen. Es iſt zum Todaͤrgern, wie man heut 
zu Tage mit Mirakelbildern umgeht! Wenn das Ding 
ſo fortgeht, gehen alle Gnadenbilder kaput. — Liebſte 
Frau Kollegin! ſtellen Sie ſich eine reiche Dame von 
Stande vor, die aus ihrem glaͤnzenden Pallaſt in eine 
ſchlechte Huͤtte vertrieben, ihres Familienſchmuckes be⸗ 
raubt, von eben Freunden und Dienern verlaſſen, in 
der aͤuſſerſten Dürftigfeit ſchmachten muß. — Sehen 
Sie! dieſe elende Dame bin ich, ich die ſogenannte Zur 
flucht der Suͤnder, die wunderthaͤtige Muttergottes 
zu Weißenſtein, im zweihundertſten Jahre meines Al⸗ 
ters. — Euer Exzellenz koͤnneu ſich die Beklemmung mei⸗ 
nes Herzens leichter vorſtellen, als ich mit Worten 

aus? 


S Was doch die Kauer für Srimafen ruhen zun | 
hai — nießt ſich. . 


8 
N 


ausdrücken. Was werden nun die Leute, die mich vor 
einem Jahre in Pracht und Herrlichkeit ſahen, von 
mir reden? Zuvor war ich in einem aröffern Anſehen, 
als die Goͤttin Diana zu Epheſo: und izt (ich kann 
mich der Thraͤuen, ob ich ſchon von Stein bin, kaum 
enthalten) ſchaut mich kein Menſch mehr an. Welch 
ein Unterſchied zwiſchen Weißenſtein und Leifers! da 
bin ich recht uͤber den Gaͤusdrek gefuͤhrt worden! — 
Ich hätte zwar in Leifers, weil es ein ftebeichter Ort 
iſt, die ſchoͤnſte Gelegenheit „ein Mirakel um das ans 
dere zu wirken; aber cher laſſe ich mich zu Staube zer⸗ 
malen, als daß ich ein einzles noch wirke. Ich hab ſs 
vielen Blinden das Augenkicht, fo vielen Tauben das 
Gehoͤr, fo vielen Stummen die Sprache, fo vielen Kranz 
ken die Genefung, ja ſogar den Toden das Leben gegen 
ben: und aus fo. vielen Tauſeuden laͤßt ſich kein Ein⸗ 

ziger bei mir ſehen, zu geſchweigen, daß einer meine 
Parthie annahm, oder eine gruͤndliche Vorſtellung bei 
Hof machte. Aber wehe, und abermal wehe dieſen un⸗ 
dankbaren Kaualien, die Erde ſoll ſie wie Dathan und 
Abiron verſchlingen, und wenn dies nicht geſchieht, wer⸗ 
de ich durch das Trientſche Konſiſtorium die Veranſtaltung 
treffen, daß fie mit Eſelfuͤrzchen begraben werden. — Was 
mich aber noch mehr ſchmerzet, iſt das Schikſal meiner 
lieben Diener, der Serviten, die von meiner Seiten weg⸗ 
geriſſen, und mit einer ſchlechten Penſion in e 
| Klöster eingetheilt worden find. 


Wie bedaure ich die armen Teufel mit 150 fl. 
Penſion! — Vor einigen Tagen war einer bei mir 
kaum kennbar, fo mate ſo eingeſchnurft war der Uns 

e 


N 


25 
glͤrflige! Als er noch bei mir in der Koſt war, hatte 
er, ich luͤge⸗ nicht, vier Finger hoch Spek auf dem Nak⸗ 
ken; denn ich gab gute Tafel, und der Wein war ad 
Üübitum: er wackelte auf den Gaſſen einher wie ein eng: 
liſcher Perpendikel, fo, daß die Leute chen blieben und 
ihm laͤchelnd nachſchielten: und izt if er einem Via⸗ 
kerspferd aͤhnlicher, als einem vorſchriftmaͤßigen Diener 
Mariens. Manu ſieht ihm's in Augen an, daß er ein 
ganzes Jahr keine Halbeguldenmeſſe geleſen hat. Er 
war mein Kuͤſter A beſuchte mich täglich. uͤber funßzehn⸗ 
mal, trug die Votivtafel von einem Opfertiſch zum au⸗ 
dern, nahm das Meſſengeld ein, wovon er mir auch eis 
nen Reſt zu meinem Gallgpuz zukommmen ließ. Wie 
fleißig ſchrieb er meine Mirakel auf, und erzählte fie den 
frommen Wahlfaͤhe tern, ja ließ die merkwürdigſten ſo gar 
drucken, um nur meine Ehre und Kirchfaͤhrt nach allen 
Kräften zu befoͤrdern! izt hat der Verdienſtvolle, der 
zumalen einen Kapaun verſchmaͤhte, kaum Kommiß⸗ 
brod genug. Wenn dieſes recht iſt, fo giebt es auf Erz 


den keine Ungerechtigkeit. — Ich bitte Sie herzaller⸗ 


liebſte Frau Kollegin! ſchreiben Sie mir etwas Troͤſtli⸗ 
ches; denn reden kann ich nicht mehr ’ r tief iſt der 
Schmerz. Ich geharre en 


ir Er Enten 


8 5 

ga von Weißenſtein, 

nung Nothburga zu 
ae Mpria, 


$ St. Ve 


26 


St. Peter a an den Wer Abbt ename 
edel, Bouillon. | 


| Ampliffime! 


W. fiel ihm ein, daß er den papst Jungzens XII. 
(zuvor Pignatelli) den größten geven, einen groſſen 
Bönig, und wahrhaften Mehrer des Reichs nann⸗ 
te y)! Iſt dies ein Titel für einen welſchen Geiſtli⸗ 
chen, fuͤr einen Pignatelli und Nachfolger eines elenden 
Fiſßchers, der ich war? Unſer Jeſus nahm nicht einmal 
den Eitel eines Meiſters an: Ich unterſchrieb mich mit 
dieſe: u Worten: Petrus der aͤltere, und Zeug Jeſu | 
Chriſtt. Paulus nannte ſich einen Knecht Chriſti; 
und er nennet den Mouseigneur Pignatelli, einen Koͤ⸗ 
nig, Reifer, und Mehrer des Reichs! — Dieſen lez⸗ 
tern Titel will ich ihm Perillustris! ſchon gar auf das 
ſchaͤrfeſte unterſagt haben; denn wenn er nur feine Na⸗ 
ſeſpitze in die Geſchichtsbuͤcher hineinſtekt, ſo wird er 
finden, daß die Paͤpſte ihre meiſten Fuͤrſteuthuͤmer un⸗ 
rechtmaͤßiger Weiſe au ſich gebracht haben. Wenn er 
demuach wuͤnſchet, 15 ser u ein Mehrer des Neichs 
N ſei, 


y) Summi Domini Noſtri Innocentii P. P. XII. et 
Regis vere Augusti, vere magni. Bular: Rom. 
Tom. XII. edit. Luxemburg. pag. 243. col. II. 
Iin. 66. „ N 


27 


jei, fo wuͤuſchet er eben darum, daß er noch mehrere 
Ungerechtigkeiten ausuͤbe, welches ſchon gar nicht der 
Wunſch eines Heiligen ſein ſolle. Ich will ihm dieſen 
Saz noch deutlicher vortragen. Die Paͤpſte haben von 
mir nichts anders als Schluͤſſel und Ketten ererbet; fie 
naͤhrten ſich immer von dem Allmoſen des Volkes und 
ihrer Handarbeit, bis fie von Pipin Konig in Frank⸗ 
reich im Grafen⸗ und Fuͤrſteuſtand erhoben wurden, wel⸗ 
ches nicht ohne ausgeſonuener Lift des Pabſtes Ste⸗ 
phan II. geſchah, der dem Koͤnig Pipin in meinem Na⸗ 
men einen Brief ſchrieb, von welchem ich und der gan⸗ 
ze Himmel kein Wort wußten. Den Brief kann er 
Gratioſus Dominus beim Baronius leſen, denn ich bin 
nicht beweilt ſelben aufzuſuchen, und uͤberhaupt if mir 
dieſer Autor zu jung. Pipin glaubte gleichwohl, daß 
dieſer Brief vom Himmel gekommen waͤre, und ſchenkte 
dem Stephan zwei und zwanzig Staͤdte, die er dem 
drientaliſchen Kaiſer Leo wegnahm, faſt wie der heilige 
Criſpin und Criſpinianus den reichen Leuten das Leder 
ſtahlen, und den armen Leuten damit Schuhe machten. 
Da nun Liſt und Betrug kein Recht verſchaffen, fo war 
dieſe ganze Schenkung ungiltig, bis Kaiſer Karl, Bir 
pins Sohn, mit dem brientaliſchen Kaiſer Nizephorus 
eine Trausaktion machte, daß dieſer das Exarchat dem 
Papſt uͤberlaſſen ſollte, wofür ihm Karl einen Theil 
Dalmatiens abtrat. Durch dieſe Transaktion erhielt 
der Papſt das Recht auf das Exarchat und Pentapel, 
wobei aber die heilige Stadt Rom nicht einbegriffen 
war, welche noch immer von Kaiſer Karl und ſeinen 
Soͤhnen beherrſcht wurde. Wie wenig die Paͤpſte noch 
ur Zeit Gregois VII. Herren in Rom wären, erhellet 


2 Be aus 


23 


aus dem, daß bie Römer, die Engelsburg in welcher 
ſich Gregor verkroch, mit dem Kaiſer Heinrich IV. be⸗ 
lagern halfen. Die alten Kaiſer, die vis a vüs von 
feinem Baldachin ſitzen, machten immer Anſpruͤche an 
Rom: ja Friedrich I, der mit feinem rothen Bart den 
ganzen Himmel ergoͤtzet, ſagte den roͤmiſchen Geſandten 
in das Angeſicht: wie kann ich roͤmiſcher Beifer ges 
nennet werden, wenn ich nicht Zerr von Rom bin? 
Bonifaz IX. war der erſte, der zur Zeit Wenzels des 
Faulen (und was ließ ſich unter dieſem Kaiſer nicht 
wagen?) von der Stadt Rom Beſtz nahm, das verſteht 
ſich von ſelbſt ohne Bewilligung des Kaiſers „ der zur 
Zeit von den Reichsfürften des Kaiſerthums entſezt war: 
mithin haben die Paͤpſte kein anderes Recht auf Nom, 
als durch die Verjährung, die doch, wenn fie in ihrem 
Urſprunge mangelhaft iſt, kein Recht giebt, weil hundert 
Jahr unrecht, kein Jahr, ja keine Viertel Stund recht 
iſt. Aus dieſem folget nun, daß der Kaiſer, der ohne⸗ 
hin den Namen von Rom führet, und das Recht hat, 
ſich allda kroͤnen zu laſſen, berechtiget ſei, den Haupt⸗ 
fig feiner Vorfahrer in Anſpruch zu nehmen, und das 
Oberhaupt der Kirche aller weltlichen Sorge zu enthe⸗ 
ben. Was endlich das Patrimonium Petri, oder terra 
Mathildis anbelangt, hat dieſe Gregor VII. der Graͤfin Ma⸗ 
thild, die bereits aberwitzig war, abgefihnäst, und ihr dafuͤr 
den hohen Himmel verſprochen. Dem ungeacht iſt fie noch 
nicht hier, vielleicht koͤmmt ſie beim naͤchſten Jubileum 
herauf. Sie liegt zu Rom in meiner Kirche begraben, 
dies iſt das Gauze, was fie von ihrer Schenkung das 
von trug. 


Nun 


29 

Nun Reverendissime ac celsissime ein paar Wor⸗ 

te im Ernſte. Er wird aus dieſem, was ich ihm deut⸗ 

lich in das Ohr geſagt, ſeinen groben Fehler einſehen, 

und ſogleich Culpa fagen. — Zur Buſſe gebe ich ihm 

auf, daß er hinfuͤhro alle feine Briefe, die er nach Rom 

ſchreibt, mir zur Einſicht uͤbergebe. Die uͤbrigen Buſ⸗ 

Jen , zum Beiſpiel mordachium, velum; tachume- 

nias etc, will ich für diesmal nachſehen, weil er aus 
dem berühmten Haufe Bonillon iſt. Ich geharre 


7 58 Fuxteufelswild, 


Die 


30 | 
Die hölzerne Muttergottes zu Waldraſt an 
die ſteinerne Muttergottes zu Weiſſenſtein. 


* 


Chere Madame! 1 


J kann Ihnen keinen andern Troſt geben, als welt 
chen Virgil allen Bedraͤngten giebt: juvat socios ha- 
buisse dolorum. Ein Mitgenoß im Leid lindert 
den Schmerzen. Ihr Schikſal iſt im Vergleich des 
meinigen, ein pures Schattenſpiel; wie Ste ſelbſt, Ma⸗ 
dame, in Anbetracht meiner, eine Kaffeeſtederin gegen 
eine Sultanin find: Verzeihen Sie mir dieſen Ausdruk; 5 
denn er iſt probhaͤltig. Ich bin von Propheten ange⸗ 
kuͤndet, von Engeln aus einem Baum geſchnizelt, und 
durch himmliſche Lichter einem Bauer, Thomas Luſch, 
angezeiget worden. Anfangs war ich in einer kleinen 
Kapelle; aber nachgehends ward ich auf den Berg Walz 
draſt in einen praͤchtigen Tempel uͤberſezt, wozu die Tau⸗ 
ben die Dachſchindel hintrugen. Da ſteng ich an mit 
Wundern ſo zu leichten, daß die Aerzte Brodlos wurden⸗ 
der Zulauf der Nationen aus allen Laͤndern war auf? 
ſerordentlich; man zaͤhlte in einem Jahre über 30000 
Kommunikanten, die theils neue Gutthaten begehrten, 
theils für die empfangene Dauk ſagten, und Halbegulz 
denmeſſen beachten. Ich hatte den ganzen Tag nichts 
anders zu thun, als Viſtten und Geld anzunehmen, 

wobei 


31 


wobei mir fo wohl war, als wenn mich ein Hendl im 
A. . gepekt hätte Meine Wunder wurden vom Kuͤ⸗ 
ſter aufgezeichnet, von Wortesdienern gepredigt, und in 
Großoktav zum Nutzen des Publikums gedrukt. Meſ⸗ 
fen wurden allda fo viele bezahlt, daß manche aus Ver⸗ 
geſſenheit nicht einmal geleſen wurden. Bei meinem 
Gnadenaltar ward keine geleſen unter einem halben Gul⸗ 
den. Und damit mehrere Halheguldenmeſſen geleſen 
werden koͤnnten, haben meine Leute (die Serviten) vom 
Papſt Gauganelli das ſeltene Privilegium erwirkt, daß 
die Meſſen auf dem Seitenaltar des heiligen Joſeph 
eben ſo wirkſam ſind, als auf dem Gnadenaltar ſelbſt. 
Die Opfer von Gold, Silber und Juwelen, waren in 
keine Zahl zu bringen. Die vornehmſten Familien zu 
Inſpruk die Grafen Trautſohn, Fugger, Firmian, Wol⸗ 
kenſtein, Spauer, Fieger, Kinigl: die Freiherren von 
Sternbach, Chriſtani ꝛc. eiferten in die Werte mich zu 
bereichern. An Frauentaͤgen war ich in meinem Galla⸗ 
puz, den Herr Verzi, Inwelier zu Graz, über 10000 fi. 
ſchaͤtte; nichts zu melden vom baaren Geld, mit wel 
chem meine Chatoulle ſtrozte, und meiner Garderobe, die 
ich einem Juden nicht um 90000 fl. verkaufet haͤtte. 


Ich war in einem Tabernakel, der aus Ebenholz 
gemacht, und mit Silber und Gold beſchlagen war: die 
zwei helfenbeinene Saulen neben dem Tabernakel hat 
Leopold, Weiland Herzog von Oeſterreich, mit eigenen 
Haͤnden verfertigt, und mir zu meinem Geburtstag am 
sten September geſchenkt. Ein ſpaniſcher Ritter (ich 
kann ihn izt nicht nennen, er liegt mir auf der Zunge) 
hat mir einen koſtbaren Kelch, und ein Meßkleid, wel⸗ 

ae ches 


32 sr , f x N 
ches man über 1500 fl. fihäst, geſchenkt; ja ſogar die 
groſſe Kaiſerin Thereſia, hat mich im Jahr 1764, da 
ſie mit ihrer Hofſtaat in Inſpruk war, mit einem praͤch⸗ 
tigen Ornat, den ſie ſelbſt geſtikt hatte, regaliert. Mei⸗ 
ue ganze Kirche war mit Votiotafeln ſpaliert, ſo, daß 
jeder Kirchfahrter beim erſten Eintritt von einem hei⸗ 
ligen Schauer uͤberraſcht wurde. Zumalen fielen man⸗ 
che Leute, die man fuͤr Beſeſſene hielt, in eine Ohn⸗ 
macht: die Kirche iſt ſehr feucht, weil ſie in einem ſum⸗ 
pflichten Ort ſteht. — 0 


5 
Aber izt hören, ja ſtaunen Sie, Madame! bin ich 
Moter ter admirabilis in einem hoͤlzernen Verſchlag, 
wie eine Contrabantwaare, einpallirt; uber den ganzen 
Berg Waldroſt herabgeſchleppt, und zu Miders in einer 
ſchlechten Kirche einguartiert worden, und zwar nur auf 
auf einen Seitenaltar, das thut wehe. Ich hab kein 
Kleid, ja nicht einmal ein Hemd am Leib: izt zeigt 
ſich's, daß ich keine Fuͤſſe habe, man nennt mich einen 
Stok. Das ſchlimmſte iſt, daß auf dem Hochaltar ein 
anderes Marienbild, zwei Schuhe höher als ich, ausge⸗ 
ſezt iſt, welches als Hausfrau auf mich als eine neue 
Juwohnerin ganz veraͤchtliche Blicke herabwirft. Ste 
wiſſen ſelbſt Madame! wie viel eine Schnur in dem 
Hauſe einer Schwiegermutter ſchluͤcken muͤſſe: izt ma⸗ 
chen Sie den Conto auf mich als einer neuen Inwoh⸗ 
nerin bei dieſer alten Matron, der ich ſchon lang ein 
Dorn im Auge war. — Dies iſt der Tro, den ich Ih⸗ 
nen uͤberſchreibe. Leben Sie wohl, wenn Sie bei Ab⸗ 
leſung 


— 1 5 


g . 


. e dieſes Brief den ich mit Ahe Thraͤnen 
er leben können. Adieu. | 


| Webers N 
| eye EXXV, EN: 35 
5 1 i Jubilierte 
5 08 ö Maria Waldraſt, N 
a ie: ngen 
/ 5 5 | 8 
* 
er 
C Brief 


30 1 0 
Brief des geiflicen we Al. ., an den 
Fünf, Biſchof zu B. . 


Va 


N \ h 


Mit gegenwaͤrtigem Poſtwagen ſchicke ich Euer Fuͤrſt⸗ 
lich Gnaden alle ſieben heilige Weihen, die ich von Ih⸗ 
nen im Jahr 1779 empfangen habe, franco zuruͤk. Ge; 
ſtern hab ich mich zum heiligen Sakrament der Ehe zum 
erſten, andern und drittenmal, nach der Vorſchrift des 
allerheiligſten Kirchenraths zu Trient, verkünden laſſen: 
Morgen iſt mein Ehrentag, worzu ich mir den biſchoͤfli⸗ 
chen Segen fußfaͤllig erbitte. Beim erſten Beilager 
(verſteht ſich nach verfloſſenen Tobias naͤchten) werde ich 
ſchon ad intentionem des hochwuͤrdigſten Konſſſtoriums 
ein Memento machen sub ritu duplici. — Euer Fuͤrſt⸗ 
lich Gnaden werden zwar, als ein ſiebenzigjaͤhriger M Mann, 
dieſe heilige Eheverlobniß mit funkelnden Augen, wie 
eine Waldkatze, anſchielen; allein dies thut nichts zur 
Sache: das Maͤdchen iſt huͤbſch, und ich nur 34 Jahr 

1 Der Coͤlibat wird ohnehin abgethan: einer muß 

den Anfang machen, mithin bin ich's, 


Dero 
Ergebenſter Diener und 


unmüͤrdiger Ehemann, 
AR Br. „ Mptia, 


— — ——— 


Gebet 


3 
Gebet zur heiligen Dreifaltigkeit um Auf⸗ 
hebung des Coͤlibats. 


94 


Gebet zu Gott dem Vater. 


Eiger Vater, der du, obſchon ein purer von allen 
fleiſchlichen Begierden freier Geiſt, doch einen Sohn 
von Ewigkeit erzeuget, und den Menſchen nach deinem 
Ebenbild erſchaffen haſt; weil du aber weislich vorſa⸗ 
heſt, daß es nicht gut ſei, den Menſchen allein zu laſ⸗ 
ſen, ihm eine Gehilfin gabſt, mit dem Auftrag den er 
gerne befolgte, ſich zu vermehren: der auch 1 erſten 
Anblik ſeines Weibes aus deinem Antrieb ſprach; in⸗ 
fuͤro wird der Menſch Vater und Mutter Verla, 
fen, und einem weib anhaͤngen, und es werden 
zween in einem Fleiſche fein, erbarme dich deiner Ge⸗ 
ſchoͤpfen, die in dem geiſtlichen Stand ſich befinden, und 
denen ein menſchliches allzuhartes Geſez auferug, ſogar 
die ſchoͤnſte Suͤnderin begierlos anzuſehen. Mache, daß 
dieſe kloͤſterliche, deiner weiß ſten Anordnung entgegen⸗ 

geſezte Weiberfeindſchaft aufgehoben, und jedem Geiſtli⸗ 
chen erlaubt werde, einem Weib anzuhaͤngen, Kinder zu 
erzeugen, und zu deiner groͤſſern Ehre zu erziehen, um 
dadurch deinem heiligſten Willen und dem ſuͤſſen von 
dir eingeſloͤßten Hang zur dn Vermehrung nach⸗ 
zuleben. 


\ 


C2 Geber 


36 


Gobet zu Gott dem Sohn. 

Herr Jeſu Chriſte, eingebohrner Sohn Gottes, der 
du durch Ueberſchattung des heiligen Geiſtes eingefleiſcht 

und aus Maria der Jungfrau geboren zu werden dich 
gewuͤrdiget, und zum Zeichen deines Wohlgefallens an 
dem Eheftand der Hochzeit in Cana Gallilaͤa beigewoh⸗ 
net haſt, alldorten durch des Waſſersverwandlung in 
Wein das erſte Wunder gewirket, und durch deinen 
Apoſtel Paulus geſprochen: Ein Jeder (ohne Ausnahm) 
ſoll der Zurerei wegen ſein weib, und jedes weib 
ihren Mann haben 2); es iſt beſſer heurathen, als 
Brunſt leiden. a) Ein Biſchof ſoll nur eines wei⸗ 
bes Mann ſein. b) Die Diakonen ſollen nur eines 
Weibes Männer fein, ihren Kindern und ihren 
Zaͤuſern wohl vorſtehen. e) In den lezten Tagen 
werden einige vom Glauben abfallen, und den 
Teufelslehren derjenigen anhaͤngen, welche verbie⸗ 
ten ehelich zu werden ꝛc. d) Der du auch niemals 
deinen Apoſteln und Juͤngern den Caͤlibat anbefohlen, 
und da fie von dir zu Kirchendienern beſtellet worden, 
das Eheband, mit welchem ſie verknuͤpft waren, nicht 
aufgeloͤſet haſt, wir bitten dich im Namen deines Va⸗ 
gers, verleihe barmherziglich deinen Dienern, daß fie 
| deine 


Ep. k. Cor. , v..2 
a) Ep. I. Cor. Cap. 7. v. 9. 
„ b) Ep. I. ad Tim. Cap. G. v. 2. 
c) Ep. I. ad Tim. Cap. 3. v. 12. 
5 d) Ep. I. ad Tim. Cap - 4. v. I; 


f 37 


deine Vereinigung mit der menſchlichen Natur, und mit 
der Kirche, nicht nur theoretiſch lehren, ſondern auch 
nach dem Beiſpiel der griechiſchen Geiſtlichkeit praktiſch 
vor tellen, und folglich, nachdem fie mit den Feſſeln der 
Ehe bezaͤhmt ſind, ſich von der Onanie und Hurerei 
deſto leichter enthalten koͤnnen. Wir hoffen von dir, o 
Wohlthater der Menſchen um fo eher erhoͤret zu wer⸗ 
den, als du ſelbſt in den Tagen deines Fleiſches die Mar⸗ 
ta und Maria beſuchet haſt. 


Gebet zu Gott dem heiligen Geiſt. 


Gott heiliger Geiſt! der du von Vater und Sohn 
ausgeheſt, die Jungfrau Maria, auf daß ſie empfange, 
uͤberſchattet haft, und am Fluß Jordan in Geſtalt einer 
Taube, die ein Sinnbild der Begattung, ſichtbarlich er⸗ 
ſchienen bit: und Überdies durch den Mund des weiſen 
Predigers ſprächſt: : Es iſt beſſer, daß zween beiſam⸗ 
men ſind, als einer allein; denn die SGeſellſchaft iſt 
vortheilhaft: wenn einer faͤllt, wird er von dem 
andern unterſtuͤzt: wehe dem, der allein iſt; denn 
wenn er faͤllt, hat er niemanden, der ihn aufhebt : 
und wenn zween beiſammen ſchlafen, er warmen fie 
ſich leichter als einer allein e), erleuchte die Monar⸗ 

a chen, 


7 


€) Melius est ergo duos esse simul, quam unum; 
habent enim emolumentum societatis suae; 81 
5 ; unus 


38 


chen, und beſonders die bloͤdaugigten Kirchenvorſteher, 
auf daß ſie einsmals einſehen moͤgen, daß der Caͤlibat 
ein Fallſtrik des Gewiſſens; der Eheſtand aber ein groſ⸗ 
ſes Sakrament ſei, durch welches der Menſch geheiliget, 
die Kirche Gottes vermehret, der Glaube befoͤrdert, und 
die uͤbrigen heiligen Sakramenten angebracht werden: 
Gieb, o Vater des Lichtes! daß die Gebieter der Erde 
in Ruͤkſicht dieſer Wahrheite ie Geſeztafel des Caͤli⸗ 
bats, die nur ein menſchlicher Finger hinſchrieb, zer- 
ſchlagen, die Geiſtliche mit Ruhe und Wohlſtand der 
Bevoͤlkerung obliegen, und alſo durch ſie die Zahl der 
Glaͤubigen vermehret, und die Stellen der abtrünnigen 
Engeln erſetzet werden moͤgen; der du mit Gott dem 
Vater und Sohn lebeſt und En von Ewigkeit zu 
Ewigkeit. 


* 
unus ceeiderit, ab altero fulcietur: Vae soli, 
quia cum ceciderit, non habet sublevantem se, 
et si dormierint duo, fovebuntur mutuo, unus 
quomodo caleſiet? Ecelesiast. c. 4. v. TO. 


8 | | Send: 


a, 
Senne er armen Seelen im Feg⸗ 
feuer an alle Kriſten im Jahr 718. 


De 


„ „Ji Chriſo sielgelichte Brüder und Schwefern! Wir 
„arme hochbedraͤngte Seelen des Fegfeuers ſenden euch 
„durch unſerm Schuzengel einen freundlichen Gruß, 
„ und wuͤuſchen euch allen Heil und Wohlfahrt in Chri⸗ 
„fo Jeſu unſern Herrn. Wir machen euch zu wiſſen, 


„daß wir von der Welt abgeſchieden, und vor Gottes 


„Gericht geſtellt worden, wo wir von unſerm Thun und 
„Laſſen ſtrenge Rechenſchaft haben geben muͤſſen, und 
„in gar vielen Dingen ſtrafmaͤßig befunden worden; 
„deswegen er uͤber uns erzuͤrnt, uns mit gebundenen 
„Haͤnden und Fuͤſſen in die Finſterniß werfen, und den 
„grimmigen leidenden Teufeln hat übergeben laſſen. 
„Er hat uns auch dabet geſchworen, daß wir nicht ehe 
„aus dieſer Fluſterniß werden herausgehen, bis wir den 
„lezten Heller werden bezahlt haben. a 
„Der Kerker, worinn wir liegen, iſt eine feurige 
„Gruft in der Erde, welche fo voller Greul, Unrath 
„und uͤblen Geſtank, daß es nicht zu beſchreiben noch 
„zu glauben if. Die Peinen, die wir leiden, find fo 
groß, ſo vielfältig und erſchroͤklich, daß, wenn wir al- 
„les Papier der ganzen Welt hier haͤtten, dennoch nicht 
„alle auf dieſes bringen koͤunten. Denn es iſt ſchier 
„keine unter uns, welche nicht ſtuͤndlich mehr denn 
„bun⸗ 


5 i f 


wenn er die Ohren zu unſerem Gebete verſtopft hätte, 


z hunderterlei Martern leiden muß, und nach Vollen⸗ 
„dung deren, wieder auf ein Neues gepeiniget wird. 
„Etliche werden von uns am Bratfptes gebraten; etli⸗ 


„che in Keſſeln geſotten k); etliche in zerſchmolzenem 


„Erzt verſenkt; etliche im Bakofen gebrennt; etliche 
„auf glühenden Kohlen geroͤſtet; etliche mit den Fuͤſſen 
„ aufgehaͤugt; etliche mit Gall getraͤnkt; etliche mit 
„Krotten geſpeiſt; etliche mit zerlaſſenem Blei uͤber⸗ 
„ goſſen; etliche mit Beilen zerhakt; etliche mit Mes, 
„ ſern zerſchnitten; etliche mit Naͤgeln angeheft; et⸗ 
1 liche mit Schlangen umwickelt; etliche von Drachen 
77 umfangen; etliche von Krotten zerbiſſen; etliche von 
„Maden zerfreſſen; etliche von Teufeln zerſchlagen; 
7 1 in summa summarum mit ſolchen Peinen ge⸗ 
„ peiniget, dergleichen auf Erden nicht ſind geſehen, noch 


„erdacht worden. Alle dieſe Peinen muß ein jeder von 


„uns faſt alle Stunden leiden. Wir rufen zwar mit 
„viel tauſend Seufzern zu Gott; es ſcheint aber, als 


„ Wir rufen auch zu der Welt und zu uuſern lieben 
„Freunden; wir ſind aber ſo weit. von Ihuen abgefünz a 
„dert, daß ſie unſer Weinen und Klagen nicht hoͤren 
„ koͤnnen. Darum haben wir dieſen Brief geſchrieben, 
y und durch unſere liebe Schuzeugel in alle Ort der 
„ Chriſteuheit gefündt. Ei fo erbarmet euch unſer, o ihr 
„ unſere liebe Freunde! 1 wir klagen euch unſer hoͤchſtes 


2 Elend mit blutigen Zchren, und bitten euch durch das 
1 N vergof⸗ 


) Wenn dies Spekfette Franziskaner find, mags 
eine gute Olioſuppe geben. 4 


41 
„vergoſſene Blut Jeſu Chriſti, kommet uns doch zu 
„Hilfe: ihr koͤnnet uns helfen, wenn ihr wollt, ach. 
„ betet bisweilen einen Roſenkranz fuͤr uns, oder eine 
„Litanei, oder etliche Vater Unſer und Ave Maria, 
„und opfert es Gott auf in Vereinigung der Verdien⸗ 
„ ſten Chriſti zu unſerer Erlöfung : hoͤret zuweilen eine 
„heilige Meſſe für uns; gewinnet zuweilen einen heili⸗ 
gen Ablaß für uns; verrichtet zuweilen eine Wahl⸗ 
n „bt; und gebt ein Allmoſen für uns.“ 


7 Der Schul a iſt etwas zerriſſen, mit⸗ 
hin kaun man eigentlich nicht wiſſen, wie ſich dieſe ars 
me Seelen unterſchrieben haben. Vermuthlich unter⸗ 
thaͤnigſte Diener und Dienerinnen, oder votre tres hum- 
bles a 


Sie Gaben ſchon im Jahr 1710 einen Brief auf 
dieſe Art geſchrieben, in welchem fie ſich bei andaͤchtigen 
Chriſten auf ein Mittagmahl einluden; *) weil ihnen aber 

Niemand geantwortet hat, fo haben fie im Jahre 1718 
pen zweiten auf bie Engelpoſt gegeben, der zu Kranawit⸗ 
ten in Tirol, eine Stunde auſſer Inſpruf, in einer Tod⸗ 
kenkapelke aufbehalten wird. MR | 


> Vermuthlic werden es . geweſen ſeyn. 


IR er 


„ 
Herr und Frau von Habe 
das iſt 


der hölzerne Herrgott von Matrey, und die 

hölzerne Muttergottes zu Joͤrgenberg in 
Tyrol. | 

In der Mu tterſprache. i j 


In zween Aufzügen.) 


Erſter Auftritt. 
Ser von Zoe 


Gedern hat man meinen Opferſtok aus geraumt, ein 
Gulden fuͤnf und vierzig Kreuzer im gauzen Jahre! mit 
Kaſtanienbraten koͤnute man ſich mehr verdienen: man 
beißt mich nicht umſonſt unſern Herrn im Elend. 


Frau von Zolz. 


Es geſchiehet dir recht, warum biſt zu die Welt⸗ 
geiſtlichen hingegangen, es iſt nichts mit dieſen Pfaf⸗ 
fen, 55 ſtecken immer beim Lampel, und bei der blauen 

Ren 
Aus Tyrol eingeſchickt: N 


43 


Eanfe, fie geben ſich gar keine Mühe deine Kirchfahrt 
zu befoͤrdern. Aber meine Leute, die ſchreien immer 
aus voller Kehle, ſehet Wunder! alſo gleich verſchwand 
die gauze Geſchwulſt 3) — Sie verlobte ſich mit einem 
anſtaͤndigen Opfer, ein wahres Muſter chriſtlicher Ge⸗ 
rechtigkeit. Geſtern hat man meinen Opferſtok entla⸗ 
ſtet, da waren 145 Fl. ſage Ein hundert vierzig fünf 
Gulden nur von einem Monate. 


err. 


Das iſt ein anderes Korn! was ſoll denn ich 
machen? 


Frau. 


Ich blieb nicht mehr bei dieſen Saupfaffen: gehe 
du nacher Delfs zu den Franziskanern, ſo wird dein 
Ungluͤk bald eine andere Wendung bekommen: es wird 
dir das gauze Kloſter mit einem Jeruſalemkreuz entgegen 
gehen; da giebts ſpekfette Diener Gottes; die Kerls ha⸗ 
ben Haͤlſe! Du wirſt nicht lang da ſein, wird die Rede 
herumgehen, du habeſt Blut geſchwitzet, es wachſen dir 
Naͤgel und Bart, und es ſeyen durch dich bau, 
Millionen Teufel ausgetrieben worden. 


err. 


Was habe ich von allem dieſem? 


5 Frau: 
g) Nach neun Monaten. 


or au. 


Opfer ganze Waͤgen voll, von Wachs, von Holz, 
von Silber, von Gold, Strenen, daß du dir in einer 
Woche koͤnnteſt awoͤlf au Strumpf machen laſſen. 


gere. 
73 


5 Das thaͤt mir noth; ſchon 3 3057 Bub ich kei⸗ 
nen Strumpf an Leib gebracht: einen rothen Mantel 
haben mir die Buͤrger zu Matrey ſpendirt; aber keinen 
Strumpf! ich muß doch den ganzen Winter in freier 
Luft daſtehen, und nicht weit davon iſt ein Bach: und 
uͤberhaupt ſtelle dir nur ſelbſt dieſen abſcheulichen Auf⸗ 
zug vor, einen blutroten Mantel und keinen Strumpf. 


N Sram. 
Nur auf Delfs: fo haßt du bald eine ganze Gar⸗ 
derobe. 5 75 a 
7 6 5 * 

err. 


Aber wie komme ich hinauf 2 


Sram: 


Wie biſt dann auf Matrey gekommen? biſt etwan 
da geboren? wie bin ich auf den Joͤrgenberg hinaufge⸗ 
kommen? Man hat mich hinauf getragen: freilich biſt 
du um 6 Schuh hoͤher als ich, mithin wuͤrde dich kein 

| aa 


- 1 0 45 
Menſch gern tragen wollen; mußt halt mit der Dili⸗ 
genze verliebt nehmen, die geht alle Samſtag vorbei, 
oder richten wir die Sache mit dem Herrn Fiſchnaller 
zu Inſpruk, er expedirt die groͤßten Kuͤſten nach Görz. 


gerr. 


Ob mich aber die Franziskaner annehmen ? 


Frau. 
Fuͤr dies laß mich ſorgen, ich ſchicke ihnen ſchon 
udel. 5 | 
Herr. 


Wo wirt denn du Nudel hernehmen? 


Stau. 


Von meinem Spenunadelgeld. 


Zerr. a 
t mochte ich doch wiſſen, wo du ein Speunng, 
delgeld hernimmſt? 1 
Frau. 
Keine Dame hat fo viel Spennnadelgeld wie ſch: 
Meſſen gehen In ein, daß ſechs Kloͤſter daran zu leſen 
; / haben: 
a R 0 


5 

haben: die Meſſen werden verſchikt ſogar bis Rom, 
das iſt 384 Weliſche Meile; die welſchen Geiſtlichen 
kennſt du ja ſelbſten, fie leſen um zwoͤlf Soldi eine Meſſe: 
nun giebt man ihnen zwölf Soldeti; der Ueberreſt :fF 


mein Spennnadelgeld, und von dieſem beſtreite ich mei⸗ 
ne Ausgaben. 


Zerr. 


Was haſt denn du fuͤr Ausgaben? 


Frau. . 


In Kaffee und Chokolade freilich nicht, weil ich 
von Holz bin; aber ſchau mich einmal an, wenn ich in 
der Galla bin: ich hab meinen Schmuk nur uͤberhaupt 
ſchaͤtzen laſſen, was glaubſt du? 10000 Fl. ein Bruder 
dem andern: zu dem habe ich 27 theils Sommers: theils 
Wiuterkleider, ich wachſe zwar nicht daraus, aber ich 
muß mich doch hin und wider muttiren wegen des Vol⸗ 
kes, und damit mich kein Mahler neff wenn ich mich 
portrairen laß. 2 93 | 


gerr. 


Was liegt denn daran, wenn ig 1 99 einer tref⸗ 
fen ſollte? 


* 


e ER: 3 


Gott bewahr! mein Kredit waͤre Sa lit weg: 
die Leute wurden es nicht mehr glauben, daß mich ein 
| Erzengel | 


— 


1 


47 
Erzengel geſchnitzelt habe. — Du haft mich in etwas ir⸗ 
re gemacht, ich bin noch nicht fertig mit Erzaͤhlung mei⸗ 
ner Ausgaben. Ich habe 15 Paar Manſchet, 4 Paro⸗ 
quen: Friſeur, und die Puzwaͤſche koſten was. Ueber⸗ 
dies laß ich mich im groſſen Bruderſchaft Sonntag her⸗ 
umtragen wie der Papſt zu Rom; da werden Peller abs 
gefeuert, du weißt wohl in Tirol koſtet alles Geld. 


err. 


| Dies iſt freilich was anders als bei mir, auf mich 
ſpendirt kein Menſch einen Heller. 


4 


Frau. 


Dies kommt her von der eberlichket deiner PR 
fen, die ſich wegen deiner gar keine Mühe geben: 
Wenn fie nur wenigstens dies nicht thäten, daß fie die 
Meſſen bei deinem Altar um 24 Kreuzer leſeten, bei 
mir wird keine geleſen unter einem halben Gulden. 


Zweiter Auftritt. 12 195 


err. 5 

Ha — ha! jezt komm ich wohl auf dein Spenn 
nuadelgeld! wenn ich auch meine Pfaffen mit aufgerek⸗ 
ten Haͤnden bitten wurde, ſie ſollen uicht mehr um 24 


Kreuzer 


N Meſſe leſen, „ ſo wuͤrden fie es doch nicht thun, 


weil izt eine hoͤlliſche a heraus ix Dr die ee 
guldenmeſſe nu. 


* — 
Srau. 
Die Erlen) ſchreiben izt über 8 man darf 
kaum ein Wort mehr reden, ſo lieſt man es gaͤhling ge⸗ 
drukter: ich bin recht froh, daß kein Gelehrter unſer 
e bört, ar wurde jedes Wort „ . 


er - Et a 

Pon den Viſiten der Gelehrten bin ich ſchon ficher, 

zu mir kommen lauter Bauernſchrollen: wie die e 
oft ſtinken! — 


a 


8. au. 


Zu mir kommen auch meißentheis ſolche Schrol⸗ 
len; der Geſtauk vom Tabakrauch if mir recht uners 
traͤglich, ich darf aber nichts ſagen, weil mir jeder einen 
Kreuzer, oder wenigſtens einen halben giebt. 


\ 


err. 


Geht wohl ſo ein dicker kupferner Kreuzer in de 
nen ee gelt er 


— 
8 


Frau. 
00 


4⁰ 
Stau; t | 


D ja, meine Opferſtoͤcke haben Löcher wie die Per 
horn. Neulich hat ein fpisbübifcher Gelehrter meine 
Opferſtoͤcke geiſtliche Nimmerſatt geheiffen. 


err. 

Dies iſt doch eine erſchrökliche Lauigkeit unter den 
Chriſten, daß ſie dir nicht einmal etliche kupferne Kreuter 
vergoͤnnen. | 

Frau. 

Sie ſagen, ich brauche kein Geld, weil ich von 
Holz bin, und ich ſoll mich ſchaͤmen, als eine Koͤnigin Him⸗ 
mels und der Erde von ſo armen Leuten ein Geld e 
men, und zwar Kreuzer weiſe. 


Serr. 
Ich muß dir im Vertrauen ſagen: ich hab es ſelbſt 
vielmal gehört, daß man dir deswegen Uebel nachreder: 


Stau. 


N Dies werden gewiß ſolche Schwatzergruſpeln n 
ſein: ich weiß ſchon, die Sauleut mögen mir nichts, ſie ha⸗ 
den ein Fachee auf mich, weil ich im Jahr 1758 nicht die 
Prunſt geloͤſchet habe; allein da kann ich nicht Dafür, mei⸗ 
e N S ne 


50 | 

ne Pfaffen haben mich nicht forkgelaſſen aus Beiſorge, ich 
moͤchte ſelbſt verbrennen, weil ich von Holz bin: aber in 
dieſem Stucke geht's dir auch nicht beſſer ſie haben ſchon 
über dich auch geſchmaͤhet. | ö 


Zerr. 
Sie haben wohl nicht Urſach gehabt, es hat mich kein 
einziger angeſprochen die Brunſt zu loͤſchen: die Schwatzer 
haben keine beſondere Hochſchaͤtzung für mich: aber du ſte⸗ 
heſt in großmaͤchtigem Anſehen. 


Stau. 


Ich hatte freilich viel Renome; aber jezt verlier 10 
ein Bischen N Kredit wegen der „ 


Ser. 


Es iſt faſt nicht moͤglich; das Opfer traͤgt ja nicht 
bel ein. 


— 


Frau. 


er 


Hum! wenn ein gutes Jahr iſt, doch 400 Guͤldelen. 


ZBerr. 


Es wird it a ein achteehner A Suan 
dabei fein? 
. au. 


51 
Frau. 

Vor Zeiten gar zwei⸗ oder vierfache Dukaten, das 
ſchoͤnſte Schazgeld! aber jezt bei fo gottloſen Zeiten freilich 
nicht mehr: die Leute glauben, meine Pater verfreſſen dies 
ſes Schazgeld, und fie betruͤgen fich nicht; doch ſollen fie ber 
trachten, daß ich meine vollkommene Suſtentation habe: 
ſie beſtreiten alle meine Ausgaben; denn mir laſſen ſie kein 
Geld unter die Haͤnde, aus meh ich möchte es den Ars 
men austheilen. 


Serr, 


Was wäre es dann, wenn du zuweilen einen 10 8 
kreuzer den Beduͤrftigen austheilteſt? 


Frau. 


Da waͤre Feuer im Dache, meine Pfaffen wurden alle 
rebelliſch, ſie gehen auf das Kupfergeld, wie der Fuchs auf 
die Hennen, fie wiſſen es gar fo gut zu manupolliren. 


„ err. 
Wie ſo? 


8 Fr au. 


Sie haben ihre Etſchlaͤnder Juden, die geben ihnen & 
pro Cento, dieſe ſchicken es ſodann nacher Venedig, und bar 
kommen dafür 12 pro Cento. 
D 2 Herr. 


53 
Ser. 


Pfui Teufel! ein ſolches Geld möcht ich wohl nicht, 
daß verbitte ich mir ſogl eich, daß du von dieſem Geld den 
Sramiskanern ke keine Nudel cee 


St au. 


* 


er kaun ihnen ahm ein Kalb (hit, ic bab an 


eines bekommen. 


a Zerr. f 
Aber um Gottes Willen, was treiben doch die Leute, 


einem hoͤlzernen Bilde ein Kalb opfern! das iſt ja zum rar 


ſend werden. 1 


RL „„ 


Es freſſen ſchon meine Pater, und fe verdienen es. 
weil ſie von mir ſo gut reden und predigen. 5 


* 


gerr: 


Dies weis ich ſchon, fie haben von dir ausgeſprengt, es 


habe dich ein Erzengel geſchnitzelt: die Tauben haben blu⸗ 
tige Schindeln in den Ort, wo das Kloſter ſteht, hingetra⸗ 
gen; du haͤtteſt mit der Erzherzogin Juliana diskurirt, und 
mit der Ne Frauen RN Billard gespielt. 


U 


er: 


Rn 


an 53 
Frau. b 


Das Aergſte weißt du doch nicht, ſie haben ſogar ge⸗ 
ſagt, und zwar in einer Predig, daß die heilige Magdalena 
durch dieſe e ſei bekehret worden. 


Zerr. 
Dies wär doch erſchreklich! 


5 ; Frau. 


Kirche bekehrt worden. 


Es war ein Verſtoß. Der Prediger hielt am Abend 
des heiligen Magdalenenfeſt eine Predigt, und erzaͤhlte eine 
wunderthaͤrige Bekehrung eines unkeuſchen Weibsbildes, 
welches er anſtatt N. N. Magdalena nannte, und da wurde 
der Ruf ausgebreitet, die heilige Magdalena ſei in meiner 


. 
5 Ber: 


Das ift in der That zum Lachen! 


Frau. 
Ich konnte mich ſelbſt des Lachens nicht Re 


— 


5 Zerr. 
Wenn die Franziskaner zu Delfs auch fo ungeſchikt 


f kredigen, habe ich ſchlechte Lust hinaufzugehen. 


5 Frau. 


Be 


Frau. 


Wie fie zu Delfs predigen, weis ich nicht, daß ſie zr 
Botzen und Inſpruk ein dummes Zeug daher geplaudert har 
ben, weis ich wohl. 


Zerr. 
Wie fo? 


d Srau. 
Zu Botzen predigte einer am Franzistitag: Sranz 
von Aſſis ſei der verbeſſerte Chriſtus geweſen. 


Herr. 
Das iſt ja zum Darvonlaufen! 


Sr au. 


Ich wäre wohl davon geloffen, wenn ich duct ange 
nagelt wäre, 


ei) 
Was e du dann von den Juſprucker dan: 2 


j \ Stau. | 
Ich kann dirs aus Ehrbarkeit kaum ſagen. Im Jahr 
1783 predigte ein Franziskaner Nachmittag um 1 Uhr eine 
ganze Romane; ich weis noch etliche Zeilen auswendig; 
aber du mußt dich nicht aͤrgern, ſie heiſſen alſo: Ihr Men⸗ 
ſcher, koͤnnt ihr dann nicht allein ſpazieren gehen, 
muͤßt ihr immer einen Buben an der Seite haben? 
— — E ja, ja, gehet nur mit Studenten und Sol⸗ 
daten um, ohne Griff koͤmmt 5 gewiß nicht davon. a 


gar, 


63 err. 
Ob es etwa zu Delfs auch fo zugeht? 


Frau. | 
Ich kann dir nicht gut ſtehen dafür. 


Herr. 
Auf dieſe Art bleib ich lieber zu Matrey. 


Frau. 
Bleibſt halt immer in deinem Elend ohne Spennna⸗ 
gi | 
ER 
Lieber kein V ae e als den guten Namen 
verlieren. 


Frau. 


Du darfſ dich ja nicht ſchaͤmen, was geht dich das dum⸗ 
we Geſchwaͤz an! 


err. * 
Es heißt doch, der Herrgott von Matrey 5 ſich zu 10 
dummen Pfaffen hinfuͤhren laſſen. 


Streu. 
Die Franziskaner haben doch uͤberhaupts noch (ehr viel 
Kredit. 


5 
Paßirt. 
Frau. 


“ 6 
& I 7 — 


Srau. 


Wie fo? 


x Zerr. % 

Weißt du nicht, daß man fie im gauzen Land Rappe⸗ 
ſtangen heißt? Haſt du nicht das Wieneriſche A. B. C. 
geleſen? vier Ellen grundgrobes Tuch und ein Strik, 
macht einen Franziskaner dik. Ein Quardian hat erſt 
kuͤrzlich einen Brief bekommen, in welchem nichts anderes 
geſchrieben war als dieſe Verſe: 

Die fette Franzens Seraphinen 
Sind ſo von auſſen wie von innen, 
Mit Mehl und Schmalz dicht ausgeſchopft. 
ö Sie tragen Spek auf ihren Rücken, 
Ja manche koͤnnen ſich kaum buͤcken, 
Zumalen find fie gar verſtopft. a 


Sean, 


Was doch die Teufelsleut traben ! 


Zerr. 
Wenn du erſt Deutſchlands e Steh ndelt 
viertes Heft S. 238 leſen wollteſt; da giebts Sachen: nur 
ein einziges Geſetzel leſe ich dir vor. Die welt hat ſich 
über die Grobheit der P. p. Franziskanern gar nicht 
zu beklagen. Die ſteife Rapuzen machen, daß ſie ſich 
nicht wohl vorwerts bügen koͤnnen, und zu dem wach⸗ 
fen fie auf Zolz, das ift, auf Jolzſchuhe. — wenn die 
P. P. Franziskaner keinen Exorzismus ausfindig ma⸗ 
chen wider die boͤſen Leute, die manchesmal weit 
ſchlimmer, als die ſogenannten Teufel ind, fo wird 


37 
ihr Bewerb mit dem Zexenrauch und dem Teufels⸗ 
drek bald ein Ende haben. — Die vernuͤnftigen ſa⸗ 
gen, wenn uns die Tugend, die Rechtſchaffenheit, der 

Slaube und die Religion vor dem Boͤſen nicht beſchuͤ⸗ 
gen konnen; fo werden es Seublumen, und Schar⸗ 
lach, und Maleſizwachs, und roaidenkaͤßgen, und Te⸗ 
rebinthwurzeln und andere Kindereien um fo we 
niger thun. ; 


| Frau. N 
55 5 du mir alles daher ſagſt! 


gerr. 
Ich fo dirs noch einmal, ich ab eine ſchlechte Luſt. 


Frau. 
Bleibſt halt immer in deinem rothen Mantel ohne 
Strumpf. 


Zerr. 
80 will ich halt gehen in Gottes Namen. 


N Fr au. 
3m wage es; es iſt ja keine Heurath. 
55 
Ich will 105 fon ſchreiben, wie es mir zu Deifs gehet. 
Frau. 
Nur bald; giebt es wieder ein Pieel ab. 
1 2 err. 
Ganz recht: adieu. 
Frau. ’ r 
Stüfliche Reis: adien. 
Fünf 


58 | 
Fuͤnf und vierzig Preisfragen. 


ed E. 


— 


Wi koͤnnte eine untruͤgliche Kirche die Brendan, die 
Inquiſition, das Moͤnchsweſen, den Bilderdienft, die Kirch⸗ 
fahrten, die Jubeljahre, die Abläffe ꝛc. einführen, und durch 
fo viele Jahrhunderte ſo eifrig unterflügen? = 


EN 


3 2. 6 
Wenn ein neuer Kircheurath gehalten würde, würde 
er alle Baunfluͤche des Kirchenraths zu Trient beſtaͤttigen? 


€: 
| Wie hat der Kirchenrath zu Trient deſiniren koͤnnen, 
daß der jungfraͤuliche Stand dem Eheſtand vorzuziehen 
ſei h), nachdem der Eheſtand ein Sakrament, und von 
Gott; der Caͤlibat aber kein Feen und von Mens 
ſchen eingefeit it? 


4. 

Hat der heilige Hieronymus ade Gründe, 7 die Jo⸗ | 
vinian für den Eheſtand wider die Jungfrauſchaft ange⸗ 
. widerlegt? 

2 5. Darf 

n) Siquis dixerit ſtatum conjugalem anteponen- 
dum effe ſtatui virginitatis, aut coelibatus, et 
non esse melius ac beatius in virginitate, aut 
coelibatu manere, Sn jungi matrimonio, ana- 


. N 59 
3. 

Darf man nicht en, daß die Kirche, die jezt eine 

ganz andere Lehre Hält, entweder zuvor gefehlet habe, oder 

izt fehle? 72 ar N 5 a KR g 


* 
* 


6. 
Kann man a eines Interregnums nicht ſelig 
werden, nachdem Bonifaz VIII. als einen Glaubensartikel 
feſtſezte, daß kein Menſch, der ſich dem roͤmiſchen Papſte 
nicht e fig werden koͤnne? 1) 


| kei. 
Wenn der Papſt mit einem Bräutigam, der im zwei⸗ 
ten Grade mit ſeiner Braut verwandt iſt, vaͤterlich diſpen⸗ 
- firt, hört ſodann der Bräutigam auf mit re Braut an⸗ 
e zu ſein? 
x 
8. 

Wenn die privilegirten Altaͤre den armen Seelen nu⸗ 
zen, warum privilegirt der Papſt nicht ale Altaͤre in der 
ganzen Fe 

de „ 
Wenn ein Biſchof dem Pabſte keine Annaten gäbe, 
wuͤrde er doch ſeine e ex jure divino regieren? = 
. 10. If 
i) Porro subesse romano Pontifiei omni creaturae 
declaramus, dicimus, definimus, et pronuntia- 
mus esse 0 necessitate salutis. Extravagant. com- 


nun. Zb. 1. T. 8. de Majoritate et obedientæa 
ap. I. g 


60 
Bo 1 
SE ein Erzbiſchof, der das Pallium nicht hat, vor den 
Augen Gottes ſchlechter, als ein bemaͤntelter? und was 
traͤgt das Pallium zu ſeinen e bei? 


Könnte man die e 15 heilige römiſche 
Reich mit Nikolaus V. eingieng, nicht verbeffern, oder gar 
e 2 ; 

2 Te. 
15 

Wie viel fehlt 100 zu unſerer giailchen daa 

mit den be 2 


TEL „„ 
In welcher Lage wuͤrde Deutſchland ſein, wenn die 
Reformazion we vor 900 Jahren angefangen hätte ? 


14. 
Wird der kuͤuftige Papſt Aquila rapax fin, ba 
wird er rauben?! | - Ä 


1 1 


. n 
It es anftindig, daß, wenn der Papſt pontifitirt, die 
Kleriſei mehr mit ihm, als mit dem dreieinigen Gott ſich 

| beſchaͤftige? und was mürde der heilige Petrus ſagen. 


wenn er einem ſolchen Hochamt ER 2 
1 1 


16. 


Wie gehet Christe auf den Salvarieers, und der 


pas in die Peterskirche? 


61 
17. R 
Wie beträgt ſich das Schwert in dem Schild des Bi⸗ 
ches mit dem Pallium, welches ein Zeichen der Saufts 
mau 0 iſt? 
5 17. 

Sind 20000 fl. ein justum RR für das Hoch⸗ 

amt eines Enbißhofs ? / ö 


19. 
Wer gewinnt bei ee die Religion, odet 
die Sei e 2 a 


FERN 20. IE 1 PR je 

Koͤnnte das hohe Ite Misa est nicht mit wenigern No⸗ 

ten geſungen werden, ber muͤſſen ki 35 jein? und 
‚warum ? 


— 


15 21. 
5 Würde das Volk, wenn man ihm das Ide Misa est 
nicht mit Pfundnoten zuſchrie, nicht nach Hauſe gehen? 
22. 
f a die deutſche eff pr 30 kr. wirt, als die 
welſche pr 15 0 2 
23. 
a Würde das tägliche Meß leſen nicht aufhhreh, wenn 
keine Stipendien beiahlt wuͤrden 1 f 


24. Hat 


62 
3 | 24: } ! 5 
Hat die Ohrenbeicht keinen Einfluß in die häusliche 
Anliegenheiten der Buͤrger? Und ſind N keine Men; 
ſchen verunglüft worden? 1 


28% ER Rn 

Kann man aus der Gefchichte der erſten 300 Jahren | 
einige Beweiſe fuͤr die Ohrenbeicht anführen, und was 

fuͤr eine? | 5 


j l 28% Be 
Koͤnnte man die vier erſten Weihen, nachdem die Kir⸗ 
chendiener die Dienſte der Vierweihentraͤger verrichten, 
nicht in Erſparung bringen 2 


Siud die Domherren der Kirche Gottes nothwendig, 
und leiſten ſie gute Dienſte in den Konſiſtorien? 


N „„ 0 
Warum tragen die Domherren ein Kreuz? Zeigen 
ſie uus den Kreuzweg zum Himmel? | 


29. 7 
Welches Kreuz gefallt den Damen beſſer, das hoͤlterne 
Chriſti, oder das brilantene der Domherren? 


30. ee l 

Iſt die pfauenmaͤßige Schleppe, welche ſich die Biſchö⸗ 
fe, nicht wie unſere Damen von einem Bedienten, ſondern 
. . von 


/ 


63 
von einem Gottgeweihten Prieſter nachtragen fe, ein 
Karla der en Glorie? 


8 Gian l die geiſuſche Konſiſtorien den ausgeziſchten 
Moͤnchsquark noch unterſtuͤtzen, wenn alle ihre Dekrete in 
der Wiener Kirchenzeitung gedrukt wuͤrden? 


RR 32. 
| Ji es Ar daß die Konſitorien A Faif. kön. Kreis 


uͤmtern ſubordinirt ſind, damit ſie jene Gewaltthaͤtigkeiten, 
die uns die Geſchichte giebt, nimmermehr ausüben konnen? 


| al | 
Warum u. zwei und fiebenig ee ert, 
da, um einen e gerichtlich belangen zu koͤnnen? 


34. 
Haben die Kardinaͤle n einen K a eee 2 wo⸗ 
Dat abe e 5 | 


8 « 
+ 1 


\ ? 39. | . 
Was würde der Diabolus Rotae einwenden, wenn 
Innozenz VIII. kanoniſirt werden ſollte? 


36. ze 


Wie beträgt ſich der Prunk der Reichspraͤlaten mit 
dem Geluͤbde der heiligen Armuth, und iſt der Ausſpruch 
des heiligen Bernhards wahr: nunquid ideo non mo- 
nachus, Fr Praelatus ? 


37. Ge 


64 


8 „%%% > 

Gehoͤren die Praͤlaten zur geiſtlichen Hierarchie, und 

welcher Griech hat dieſes Wort Sierarch erfunden, und 

nachdem es erfunden war, wie iſt es in das bedeutende 
Wort Monarch verwandelt worden? RE 


Was für e Verdienſte BE die Prälaten um den 1 
lichen Stuhl, daß ſie einen eigenen Titel in jure Cano- 
nico haben, und in den Wirchenräthen einen Siz einzäus 


men dürfen ? 3 

a 39. 

Iſt es möglich, daß, Adden die Monachologie' in 
Vorſchein gekommen, die Mönche noch in en dr 
kichten Kutten einherwackeln? ö 0 12 


ARE 
Warum überlaffen die geiflichen Hierarchen die 
Ehre und das Verdienſt religioſe Misbraͤuche auszurotten, 
noch immer den Laien? — Iſt es Eigenſinn, oder Er 
gennuz? 8 150 
0 41. 3 338 75 2 
Warum duͤrfen die Exnonnen nicht heurathen, da ſie 
doch durch ihre Aufhebung in den weltlichen Stand, in 
welchem ſie ehvor waren, zuruͤk geſetzet worden? 


5 i ei 
Warum wirken die Guadenbildet, nachdem ſie etz 


kleidet oder uͤberſezt ſind, keine Wunder mehr? 
| ; 43. Sollen 


/ 


. 413. Bi | 
Sollen die Mönche dem Kaiſer Joſeph, ihrem Meßias, 
nicht danken, daß er ihnen eine Penſion giebt, die nicht 
einmal der Papſt Petrus vom Kaiſer Nero hatte? 


\ 


44. 

Wird die roͤmiſche Kurie nicht die Veranſtaltung tref⸗ 

fen, daß, nachdem unſere Mönche wie die Muͤcken im Wein⸗ 
monate verſchwinden, andere an ihrer Statt einruͤcken? 


| „ | „„ 

Wird der Antechriſt nicht bald kommen? und wird - 

et, wenn er ſeine Reiſen nicht in einem Luftballon ma⸗ 
chet, bei den Mauten keine Ungelegenheit haben? 


N. S. Iſt es ein zeichen der Aufklaͤrung, und 
ger eicher es den kaiſ. Ein. Provinzialſtaͤdten zur Eh⸗ 
re, wenn die Authoren ihre Schriften vom Geſchmacke 
zu Leipzig und Frankfurt drucken laſſen . 


8 Brief 


66 
Brief des Biſchofs A. an den Minori⸗ 
; 1 M. S.. 


RR} 


— 


Vorerinnerungs 

Ein junger⸗Geiſtlichet aus dem Minoritenorden, welchkk 
(wie dann alle in den Kloͤſtern ohne Weib und Kinder Bis 
ter werden) im Kloſter Vater Eusebius, mit feinem Zu⸗ 
namen aber G.. hieß, entfloh auf eine Zeit aus dem Klo⸗ 
ſter, und hielt ſich bei feiner Mutker, einer armen Wittwe 
und Muͤllerin auf, wodurch er um ſo mehr Auffehen erwekte, 
als die Leute ihn niemals Meſſe leſen oder hoͤren ſahen, 

und ſich von ihm keinen guten Begriff machten, weil ſie ihn 
oͤſters ſagen hörten, er wolle ein Proteſtant werden, um 

heirathen zu koͤnnen. Es erwekte dieſes ſein Betragen 


noch mehr die Aufmerkſamkeit ſeiner Ordensbruͤder, be⸗ : 


ſonders des Kloſtersobern P. B. L. .., der ihn einigemal 
beſuchte, und in das Kloster zurükzukehren befahl. Allein 
er antwortete ihm, daß er ſich nicht getraue dahin zuruͤkzu⸗ 
kehren, da er fuͤrchte wieder eingeſperrt zu werden, wie er 
ſchon in G. durch fünf Viertel Jahre geweſen ſei; er wolle 
auch nicht mehr geiſtlich bleiben, ſondern ein Proteſtant 
werden, und heirathen. Da ihm auch hierauf feine mir: 
telloſe Mutter vorſtellte, daß fie ihn nicht langer aus halten 
koͤnnte, ſo aß er taͤglich nichts auderes, als ein wenig Sup⸗ 
pe, und ſezte dieſe Euthaltſamkeit vom Eſſen den ganzen 
Tag hindurch fort. Endlich zeigte der Superior auf Be⸗ 

fehl 


1 | 3 | 67 


% 


fehl des Pede dem Freisamt die Lebensart dieſes 


Geiſtlichen mit der Bemerkung an, daß dieſer Geiſtliche 
bereits durch fuͤnf Viertel Jahr ſchon als ein Wahnſinni⸗ 


ger in dem Barmherzigen Kloſter zu G. eingeſperrt, endlich 


auf erhaltenes Zeugniß ſeiner Geneſung von dem Kloſter⸗ 


A arzt wieder entlaſſen worden ſei, nun aber neuerdings in 
Wahnſinn verfallen zu fein ſcheine. Das Kreisamt gab 


hierauf dem Superior den Befehl, daß er dieſen Geiſtlichen 
nochmals durch Güte in das Kloſter zu bringen ſuchen, gu⸗ 
fenft aber gleichwohl naͤchtlicher Weile mit einem geſchloſ⸗ 


ſenen Wagen von zwei Geiſtlichen abholen zu laſſen: zus 
gleich machte das Kreisamt dem Sreisphififo Herrn R. 


\ 


den Auftrag, den eigentlichen Zuſtand dieſes Geiſtlichen 


ſorgfaͤltigſt zu unterſuchen, daruͤber Bericht zu erſtatten, 


und alle Hetilungsmittel anzuwenden. Worauf diefer 
nach vorgekehrter Unterſuchung ſeinen Bericht an das 
Kreisamt des Inhalts erſtattete, daß er an dem Geiſtlichen f 
nicht den mindeſten Wahnſiun, wohl aber eine auſſeror⸗ 
dentliche Melancholie und alle Kennzeichen, daß fein Uebel 


nur von einer Schaͤrfe des in ihm surüfgehaltenen Sa: 
menus herkomme: dahero ihm die Losſprechung von dem 
Geluͤbde der Keuſchheit um fo nothwendiger wäre, als der 
Geiſtliche ihn verfichert habe, daß er ſich ſchon ſeit vielen 
Jahren aller hitzigen Getraͤnke, und den Zeugungstrieb 
vermehrenden Speiſen enthalten hatte, und doch wicht ver⸗ 
moͤgend geweſen waͤre, den Reiz zur Beiwohnung ganz zu 


unterdrücken, wie auch, daß er zum Eintritt in den 0 


chen Stand als ein Kuab von funfzehn Jahren überredet: 


nachhin aber von feinem Provinzialen ſehr verfolget wor⸗ 


den waͤre. Dieſen Bericht hat das Kreisamt an dir Lan⸗ 
desſtelle mit dem Gutachten einbegleitet, daß es zwar wohl 
E 2 wiſſa⸗ 


wiſſe, daß wahnfinnige Geiſtliche in das naͤchſte Barmher⸗ 5 


zigen⸗Kloſter zu übergeben ſeien; doch aber mit dieſem 
Geiſtlichen ein Gleiches zu veranlaſſen, um ſo mehr 3 


fen trage, als fich für ihn nach Zeugniß des Kreisphiſiei kein 


anderes Rettungsmittel, als die Losſprechung von ſeinen 
Geluͤbden, und dem geiſtlichen Stande hoffen lieſſe, zu er 
Erwirkung ihm behilflich fein koͤunte. 


Erſtlich: Daß derſelbe gezwungener Weiſe He in 
einem Alter von funfzehn Jahren in den Orden getreten 
fei, wo er nicht über den geringſten Theil feines Vers 


gens einen giltigen Vertrag zu ſchlieſſen faͤhig war, 
um fo weniger fich feiner lebenslaͤnglichen belt hätte 


begeben können. 


Zweitens: Daß er ſich auch bei e Großfah⸗ 


rigkeit zu nichts weitern verbinden konnte, als was er ſei⸗ 
ger Natur nach zu erfüllen vermoͤgend fei. 


Drittens: daß er in dem gegenwaͤrtigen Zuſtande oh⸗ 


nehin weder der Kirche noch dem Orden etwas En 
koͤnne. 


Viertens: Daß er im neh dem Staat in dem 


weltlichen Stand noch nüsliche Dienſte leiſten werde. 
Fuͤnftens: Daß der Staat Niemanden ſeine Frei⸗ 


heit rauben koͤnne, welcher ſich nicht durch ein Verbrechen 
Brefeiben erlußig gemacht habe. 


Sechs; 


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— TEN 
Se 


e Daß dem Staat uͤberhaupt die Vermeh⸗ 
„zung der Ehen udzlich, der Caͤlihat gber einiger hundert 
und. Veen Neschen bag ſchaͤdlich ſei ei. 


ö Welche Gründe ER genug zu fein ſchienen, um 

das Schikſal dieſes nur darum ungluͤclichen Menſchens, 
weil er nicht erſt unter dieſer Regierung gebohren worden 

fi, dem allerhoͤchſten Hof zur Eutſcheibung vorzulegen. 


Auf dieſes von der Landesſtelle dem Biſchof zu G. um 


ſeine Aeuſſerung mitgetheilte Ereisamzliche Gutachten 


erließ derſelbe au den Provinzialen der Minoriten P. S. 

(welcher von jeher der Verfolger dieſes jungen Beiflichen 

war, und vermuthlich nur wegen feiner vorzuͤglichen Leihs⸗ 

ſchwere zum Provinzialen gewaͤhlet wurde) folgende Terz 
ordnung, welche die Landesſtelle dem Kreisamt zum Be⸗ 
ſcheid auf deſſen Gutachten intimifte. 


% 


3 | Wir J J. „ 0 A. 26. 20 


Ueber von dem Superior des Minoritenkon⸗ 
vents zu M... , und von dem Kr eisphiſſco von R. 
an das Kreisamt zu M.. und von ſelbem an die Lan⸗ 
bord einbegleiteten Bericht in Betreff des 
wahnwitziggeweſenen und von. ſeinen Ordensgelüͤb⸗ 
den losgezaͤhlt wer den wollenden P. S. finden wir 
einverſtaͤndlich mit beſagter hoher Lan des 

ſtelle erforderlich zu ſein, daß erdeiter P. G. .. 
eine ordentliche Disziplin komme, um fein? Ae 
u genau beobachten zu mögen, 


X | 5 


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ders, als befehlen, daß man etuem Kranken, der fi ch den Er 


‚Ber fielen ſollte, der ihn gerede gehen lehre! Was bell der 


i ihn uͤberreden, daß er ſtaͤrker ſei, als die Natur, der er fo ® 


Es ergehet dahero an dentelben ch 28 
zu desto er wuͤnſchlicher Erzielung vorbedeuten 11 
trages, ihn P. Euſebius in ein anſtaͤndiges Bleſter un⸗ 


der Aufſicht eines ſolchen Gbern, von dem man sich 


liebvoll und beſcheidenes Behandeln zum voraus ver⸗ ; 
ſpr echen mag, zu uͤberſetzen, und ihm leichte emen 
zu ſolcher Anleitung tauglichen Or densprieſter, als 
einen Spiritualen beizugeben, der ihn von ſeiner 
Aleinmuth und Unzufriedenheit errichten, und durch 


Blugheit auf der Bahne eines wa hren Ordens⸗ i 


mannes leiten möchte, Gegegeben S. in un⸗ 
ſerm Siſchofhofe den roten Oktober 2784, 3 


„ 


* 


Nun lieber Leſer! heißt dieſe Ver ordnung was u 


8 


Fuß gebrochen, die Haud verbinden, und einen Dan; mei⸗ 


Pater Spir itual anſtatt de: Mater Corporal wohl thun? 
oft unterlag, oder ſeine durch Kloſteraszetik bereite zur 
Schwaͤrmerei getriebene Phantaſte noch mehr erhitzen? Re 
der Salomoniſchen Spruches: Was es doch Weiſes um 
einen Biſchof von Geburt iſt! War e es nicht ttaurig, wenn 1 
ſich die Natur feinem Mach eſpruch widerſetzen, oder ſich a 
wohl gar an ihm ſelbſt rächen ſolte! Giebt er ihr nicht 
durch ſeine ſubſtantioͤſen Tafeln, und durch ſeinen wielfäle I: 
tigen umgang mit den liebenswürdigſten Damen; die fü 1 
gerne feinem Kreuze folgen, ſcho 5010 gewonuenet Spiel 8 

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je vor jedem ke ſchützet, u und nur den 
Pi bel ka babbgeiſlichen e der gemeinen Natur 


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