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Einlachings-Srhrift
zu der
Feier des GebuHsfestes
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Wilhelm von Uürtlemberg
in der könig-1. poljtechiiischen Schule zu Stuttgart
den 27. September 1845.
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Voraus :
Beitrage- zur fossilen Flora der Juraformation
Württembergs
Di*. Joli. Gottlob Knrr.
Professor der Naturgeschichte.
n^r"J
Stuttgart.
Gedruckt in der Guttenberg'schen Buchdruckcrei.
1845.
&
Der rasche Aufschwung, welchen die Geognosie im Verlauf der letzten dreissig Jahre
genommen, und die nicht allein der Wissenschaft, sondern auch dem praktischen Leben so viel-
fach förderlichen Resultate ihrer Bestrebungen haben ihr unter allen Classen eine so rege Theil-
nahine gewonnen , wie sie kaum ein anderer Zweig des Wissens aufweisen kann. Und , wie
die Natur überall' als eine gütige Mutter sich beweist, so lohnt sie auch nicht selten den emsig
suchenden Forscher — und wäre er auch nur ein Laie — mit neuen Erfunden oder Entdeckungen.
Ganz besonders gilt diess von der Petrefaktenkunde, deren hohen Werth für die Geognosie und
Geologie man erst in den letzten Decennien recht erkannt hat, ja ohne welche jene Wissen-
schaften gar nicht mehr existiren könnten; denn, indem sie uns die Pflanzen- und Thierwelt
der früheren Schöpfungsperioden unserer Erde kennen lehrt, erfahren wir durch sie zugleich,
dass nicht nur jede Hauptperiode , sondern selbst jeder kleine Zeitabschnitt seine eigenen
characteristischen Organismen aufzuweisen hat, welche man höher oder tiefer vergebens sucht,
und somit erscheint dem forschenden Auge des Paläontologen die Erdrinde wie eine alte
Urkunde, auf deren Blättern die Natur selbst durch die aufbehaltenen Pflanzen- und Thierüber-
reste ihre Geschichte beschrieben hat.
Unser in so vielfacher Beziehung glückliches Vaterland ist auch in dieser Hinsicht von der
Natur nicht stiefmütterlich ausgestattet, ja vor vielen andern Ländern reichlich bedacht; und
gleichwie viele fleissige Hände Baustoffe aller Art, Eisen und Salz aus der Tiefe fördern, der
geschäftige Pflug aber Getraide in Fülle aus der Oberfläche . des Bodens hervorruft, so hat
auch das aufmerksame Auge des Arbeiters schon manches seltene Petrefakt entdeckt und
der Wissenschaft erhalten. Ganz besonders reich ist in dieser Beziehung die schwäbische Alp
mit ihrer Vorterrasse, der jurassischen Formalion angehörend. Indessen enthalten ihre Schichten
doch vorzugsweise nur Thierüberreste, und fossile Pflanzen erscheinen darin verhältnissmässig
sparsam oder vereinzelt und unvollkommen erhalten. Daher mag es kommen, dass Letztere
bis jetzt noch keinen Bearbeiter gefunden haben, so zahlreich und gründlich zum Theil die
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Ersten schon beschrieben oder aufgezählt wurden; ') um so weniger möchte daher dieser Ver-
such die vorweltliche Flora der württembergischen Juraformation zu schildern einer Entschuldigung
bedürfen.
Der schwäbische Jura schliesst sich auf dem Randen an den oberbadischen und schwei-
zerischen Jura an welcher bei Schaffhausen, Kaisersluhl und Zurzach den Rhein durchsetzt und
sich durch das Aaro-au, die Cantone Solothurn, Bern, Neuchatel, Waadt bis Genf erstreckt; er bildet
die o-anze schwäbische Alp sammt ihrer Vorterrasse und endigt mit dem sogenannten Heerdtfeld,
wo er in der Gegend von Neresheim allmählig seine grotesken Formen ablegt und mit dem
fränkischen Gebirgsrücken sich verbindet, der als eine Fortsetzung desselben zu betrachten ist.
Er erstreckt sich demnach in der Richtung von Südwesten nach Nordosten, und erreicht seine
grösste Breitenentwicklung im mittleren Theil, zwischen Stuttgart und Ehingen, die geringste
am Randen und dem südöstlichen Theil des Heerdlfcldes , seinen natürlichen Grenzen. Die
bedeutendsten Höhen desselben fallen in den westlichen und mittleren Theil, wo er auf dem
Hohenberg (0. A. Spaichingen) 3171 (nach Seh üb ler), Dreifaltigkeitsberg (ebendas.) 3019
(nach Rogg), auf den Lupfen bei Schura (0. A. Tuttlingen) 3015 (Rogg), Kornbühl
(Sigmaringen) 2745 (Schübler), Rossberg (0. A. Tübingen) 2690 par. Fuss (nach Schüb-
ler) erreicht, während die Hochfläche selbst im Durchschnitt 2600—1800' Höhe hat, so zwar,
dass sie von dem Heuberg an gegen das Heerdtfeld zu allmählich sich senkt; der Nipf bei
Bopfingen, der höchste Punkt in diesem östlichen Theil der Alp misst (nach Graf v. Mandeis-
lohe) noch 2100'; der Braunenberg bei Aalen (höchster Punkt) 2140', der Volkmarsberg bei
Oberkochen (nach trigonometrischen Messungen) 2325'.
Mit dieser allmählichen Höhenabnahme steht in genauester Beziehung der Fall der Schichten;
die Formationsgrenze zwischen weissem und braunem Jura am Dreifaltigkeitsberg bei Spaichingen
hat (nach Schübler) 2617', am Nipf bei Bopfingen (nach Graf v. Mandelslohe) 1655', so
dass also auch in dieser Hinsicht auf eine Erstreckung von etwa 20 geographischen Bleuen ein
nordöstliches Einfallen von 950 par. Fuss käme, ein Verhältnis«, welches mit eben erwähnter
Höhenabnahme des Gebirgszuges selbst ziemlich im Einklänge steht.
1) Wir erinnern liier nur an: v. Ziethen, die Versleinerungen Württembergs, gr. Fol. Stuttgart, 1830.
Mit 72 Steintafeln; Graf v. Mandelslohe, geognostische Profile der schwäbischen Alp. 1834. gr. 4. Quen-
stedt, das Flözgebirge Württembergs. Tübingen, 1843. 8. Eine ziemlich erschöpfende Aufzahlung der bis
jetzt über Katurgeschichte überhaupt und Petrefaktenkunde Württembergs ins Besondere erschienenen Arbeiten von
Herrn Prof. Plieninger, findet man in den Württembergischen naturwissenschaftlichen Jahresheften, lr Jahr-
gang 1845. S. 23—63.
Die schwäbische Alp bildet eine sanft nach Süden gegen dem oberschwäbischen Beken zu
abgedachte, gewellte Hochfläche , fallt aber gegen Westen , Nordwesten und Norden prallig
ab , so dass hier überall die entblössten Schichtenköpfe ihres Gesteins zum Theil in schroffen
Felswänden zu Tage stehen. Dieselben werden von einer bald mehr bald weniger vorsprin-
genden hügeligen Unterlage unterteuft, welche den Fuss des Gebirgszuges bildet, während sie
selbst wieder auf der sanft verflachten Vorterrasse der Alp ruht, die vom Banden an bis in
die Gegend von Hechingen eine nur geringe Breite besitzt, weiter gegen Nordosten aber sich
über den Schönbuch, die Fuder, den Schurwald, Welzheimerwald und die Elhvanger Berge
ausbreitet.
Das einzige Längenthal, welches die Alp besitzt, ist das obere Donauthal, welches zwischen
Sigmaringen und Mühlheim sehr groteske Felswände entblösst hat, die meisten übrigen Thälcr
sind Queerthäler, wovon diejenigen, welche zum Flussgebiel des Neckars gehören, meist tief
eingeschnitten und von pralligen Gehängen umgeben sind , während die der Donau zuführenden
von ihrem Ursprung an in der Regel geringeres Gefäll und sanftere Gehänge besitzen.
Mit diesen topographischen Verhältnissen im schönsten Einklänge steht die geognoslische
Beschaffenheit des Gebirges. Die Terrasse am Fuss desselben besteht aus den wohlgeordneten
Schichten des schwarzen Jura oder der Liasformation, deren Tendenz zur Schief er-
bildnng sich in der Terrassenform sehr deutlich kund gibt; die Vorhügel und den Fuss selbst
bildet der braune Jura oder die Oolithformation, durch das Vorherrschen der Thon-
und Kalhmergel und deren leichte Verwitterung sehr zur Abrundung des Terrains beitragend;
das Gebirge selbst mit seiner Hochfläche ist aus den meist wohlgeschichteten Bänken des unteren
und mittleren weissen Jurakalkes zusammengesetzt, welcher, an sich wenig zur Verwitterung
geneigt, wegen seiner vielfachen Zerklüftung leicht in Trümmer geht, die Thalcinschnitte mit
zerbröckeltem Schult versorgt und den Bächen hinlänglichen Stoff zur Geröllbildung darreicht.
Von diesen drei Gliedern sind die beiden unteren nur in den westlichen, nördlichen und nord-
östlichen Theilen des Gebirges entblösst, gegen Süden wird der weisse Jura der Hochfläche von
den Gesteinen der Mollassenformalion bedeckt. Vulkanische Gesteine (Klingsteine, Basalt, vulka-
nische Tuffe) durchbrechen auf dem Randen und im Hegau , am Nordrand der Alp , in den
Umgebungen von Pfullingcn, Urach, Metzingen und Weilheim, und im Ries bei Bopfingen
(Altenbürg) die verschiedenen Glieder der Formation , ohne übrigens auffallende Schichten-
Störungen hervorgerufen zu haben.
An Versteinerungen ist das Gebirge durchgängig sehr reich. Die Thierüberreste
gehören — so weit sie bis jetzt erforscht sind — ausschliesslich Meerthieren an, und zwar
sind es theils Geschöpfe der hohen See, so hauptsächlich im schwarzen und braunen Jura, theils
Bewohner der Untiefen und Küsten , so hauptsächlich in den obern Parthiecn des weissen Jura,
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dem durch seinen Korallenreichthuni bekannten Coralrag und den etwas tiefer gelegenen
Schwammkorallenbänken mit ihren unzähligen Terebrateln. Unter diesen Petrefakten spielt
das Heer der Ammoniten , Belemniten , Gryphaeen und Terebrateln die Hauptrolle , und es
scheinen die drei ersteren in dem jurassischen Meer sowohl nach Zahl der Gattungen und
Arten, als auch nach Individuen und Mannigfaltigkeit, ja Zierlichkeit der Bildung ihr Maximum
erreicht zu haben. Beinahe möchte man das Gleiche von den gavialartigen Sauriern sagen,
welche sich in den Posidonienschichten des schwarzen Jura so häufig finden. Auch Fische
fehlen nicht , doch sind sie hauptsächlich auf die so eben genannten Schiefer beschränkt,
und es können die wenigen Ueberreste , welche man bis jetzt im schwäbischen weissen
Jura entdeckt hat und welche hauptsächlich den Haifischen sowie den Muschelthiere fressen-
den Pyknodonten angehören , in keinen Vergleich kommen mit den zahlreichen und man-
nigfaltigen Fischen des fränkischen Jura; das Gleiche gilt von den Krebsen. Von Insekten
wurde bis jetzt so wenig eine Spur angetroffen als von Säugethieren; denn die Knochen und
Zähne von grossen Säugethieren , welche in den Spalten und Vertiefungen der schwäbischen
Alp in Höhlen oder mit den Bohnerzen vorkommen, gehören theils dem Diluvium, theils der
Mollasse an.
Anders verhält es sich mit den in unserer Juraformalion aufbehaltenen Ueberresten aus
der Pflanzenwelt. Zwar gehören auch von diesen die meisten und namentlich alle häufiger
vorkommenden dem Meeresboden an, und es gibt sich dadurch der plaltenförmige Lias-
sandstein, welcher in der Regel das Liegende der Formation bildet, alsbald als ein Meeres-
produkt zu erkennen, wie denn auch mit und über demselben sogleich Meereseonchylien
erscheinen , während in den angrenzenden Schichten des schwäbischen Keupcrs bis jetzt noch
keine einzige Meerpflanze mit Bestimmtheit nachgewiesen wurde; demungeachtet wird der Ver-
lauf dieser Schrift zeigen, dass auch Landpflanzen und selbst Dikotyledonenbäume
nicht fehlen, obwohl sie immer nur vereinzelt und gleichsam als Seltenheilen vorkommen. Dieser
letzte Umstand ist wichtig genug, um etwas näher betrachtet zu werden, und steht unserer
Ansicht nach mit dem, dass unserer Formation auch Land- und Süsswasserthiere gänzlich fehlen,
im engsten Zusammenhang, in noch näherer Beziehung aber mit den bis jetzt noch von keinem
glücklichen Erfolg gekrönten Nachforschungen nach Steinkohlen. In erster Hinsicht ist klar,
dass, wenn in der jurassischen Periode ein hinlänglich grosser Strich trockenen Landes in unseren
Gegenden vorhanden gewesen wäre , wohl auch Land - und Süsswasserthiere gelebt haben
dürften , deren Ueberreste — wenigstens theilweise — in den für Erhaltung von dergleichen
Gehäusen gewiss sehr günstigen Mergelschiefern sich finden müssten. Nun fehlen diese aber
bekanntlich gänzlich, wenn man nicht etwa die Thalassiten (früher Unio genannten) Bivalven
dahin rechnen will; überdiess finden sich letztere nur in den untersten Sandsteinen des Lias,
unmittelbar über dem Keuper, wo in der damit vorkommenden Knochenbreccie ohnehin noch
viele Thierüberreste aus der Trias sich finden, was nichts Weiteres beweist, als dass in den
Grenzgesteinen zweier Formationen Geschöpfe von Beiden begraben
liegen können.
Was nun die Beziehung unserer jurassischen Vegetation zu etwaigen Vorkommnissen von
Steinkohlen anbelangt, so kann vor aVien Dingen nicht geläugnet werden, dass, wenn Steinkoh-
lenbildung Statt haben sollte, eine das Material dazu liefernde Vegetation vorhanden sein musste;1)
hiezu war aber vor allen Dingen eine reichliche und üppige Landvegetation erforderlich, wie
wir sie überall in Begleitung von Steinkohlen antreffen und wie sie hauptsächlich die Farrn-
kräuter, Sehachtelhalme und Cycadeen der Vorwelt in ihrer riesenhaften Entwicklung darge-
stellt haben. Hiefür spricht denn auch das Beispiel Englands , wo nach Philipps 2) in Yorkshire
in einer dem > braunen Jura ein - oder aufgelagerten 200 Fuss machtigen Schichtenreihe von
Sandsteinen, Muscheln führendem Kalkstein u. s. w. Mergelschiefer mit vielen Abdrücken von
Landpflanzen (Lycopodites , Sphenopteris , Neuropteris , Pecopteris, Cycadites etc.) die Kohle
begleiten. Ein ähnliches Vorkommen ist das von Brora im nordöstlichen Schottland nach Mur-
chison3), auf Sky und Mull; ja in Yorkshire wiederholt sich sogar das Kohlengebilde, indem
weiter nach unten, zwischen Bath-Oolite und Dogger (Inferior-Oolite) , noch ein Kohlen und
Pflanzen führender Sandstein auftritt 4) , welcher ausschliesslich monocotyledone Gewächse aus
den Familien der Palmen, Cycadeen, Lycopodien und Farrne enthält. Dass die im nördlichen
Deutschland bei Helmstedt, Hildesheim, Bückeburg u. s. w. vorkommenden, mehrere bauwürdige
Kohlenflöze einschliessenden Kohlensandsteine und Pflanzen führenden Mergelschiefer nicht der
Oolith-Formation, sondern vielmehr der zwischen dem weissen Jura und der Kreide gelagerten
Wälderlhonformation angehören , hat schon Fr. Hoffmann 5) dargelhan , und wurde unterdessen
noch weiter bestätigt6), es kann somit eine Vergleichung derselben mit unsern jurassischen
Gebilden hier nur insoferne Statt finden , als dort — wie in dem entsprechenden Wealden von
Hastino-s und Sussex in England — ebenfalls zahlreiche Landpflanzen und zwar in Gesellschaft
von deutlichen Süsswasserschaallhieren (Xyclas, Unio, Paludina, Melania, Cypris etc.) und
selbst Süsswasserschiklkröten vorkommen.
1) Dass die Steinkohlen durchgängig aus Pflanzentheilen sich erzeugt haben, ist nunmehr ausser allen Zweifel
gesetzt seitdem Petzholdt und Andere nachgewiesen haben, dass auch die ältesten Schwarzkühlen Pflanzenzcllen
enthalten ; hei der mit der Blätterkohle so häufig vorkommenden Busskohle kann sich ohnedem Jeder mit Hülfe
eines einfachen JMicroscops davon überzeugen.
2) Philipps Geology of Yorkshire I. S. 147 u. 148-
3) Transaetions of the geolog. Society of London. 2 Ser. Vol. II. p. 293 u. 353. ibid. Vol. III. p. 158.
4) Philipps a. a. ü. S. 153.
5) Uebersicht der geognostischen Verhältnisse des nordwestlichen Deutschlands. S. 483 bis 494.
6) Unter Anderm von Römer: Versteinerungen des norddeutschen Oolithgebirges. Hannover, 1836. S 31.
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Nun Hesse sich zwar dagegen einwenden; dass 1) unsere jurassischen Schichten ja nebst
den Meerespflanzen doch auch Dicotyledonenhölzer, Cycadeen und Farrne enthalten und dass
2} das Nichtauflinden von organischen Resten noch keinen positiven Beweis gegen ihre ehemalige
Existenz abgebe. Hierauf möge uns gestattet sein zu envicdern: ad 1) dass sämmtliche Land-
pflanzcn, welche bis jetzt in unsern jurassischen Schichten aufgefunden wurden, nur in Bruch-
stücken und als vereinzelte Seltenheiten vorkommen, so dass man kaum glauben kann, dass sie
an Ort und Stelle gewachsen seien, sondern eher annehmen möchte, sie seien von entfernten
Küsten herbeio-eführt worden. Das Gleiche gilt von den meist in Pechkohle oder in Anthrakonit
umgewandelten Holzslücken, welche theils im Liaskalk, thcils im Liasschiefer , obwohl weniger
selten oetroffen werden und schon öfter zu vergeblichen Nachforschungen und Hoffnungen auf
Steinkohlen Veranlassung gegeben haben. Es scheinen letztere Bro cke"n vorweltlichen
Treibholzes zu sein, welche bald da bald dort, ohne alle Regelmässigkeil abgesetzt wurden
und daher auf keine Weise zu Hoffnungen auf reichliche Vorkommnisse berechtigen, zumal als
sie nicht iri bestimmten Schichten oder Flözen vorkommen und namentlich nicht von gehörig
entwickelten Sandsteinen und Schieferlhoncn begleitet werden , wie diess sonst bei bauwürdigen
Kohlenflözen aller altern Formationen der Fall ist. Eine einzige Ausnahme hievon dürfte das
Vorkommen der Steinkohle bei Mittelbronn, 0. A. Gaildorf machen, wo ein feinkörniger, gelb-
lichgrauer, bisweilen durch kohlige Bestandteile schwärzlich gefärbter Sandstein , der über dem
grobkörnigen Keupersandstcin (Slubensandslein) liegt, ziemlich entwickelte Schieferthonflöze
einschliesst , worin — neben Hornsteinknollen und verkiesclten schwarzen Dikotyledonenstämmen
— schwache Flöze einer Art Lettenkohle oder von bituminösen Mergeln durchschwärmten
Schieferkohle erscheinen. Wirklich wurde auch vor etwa 15 — 20 Jahren dieselbe abgebaut,
die Sache jedoch bald wieder verlassen , weil sich die Flöze nicht bauwürdig erwiesen. Ueber
die näheren geognostischen Verhältnisse konnten wir, weil wir Alles im Zerfall und durch Wiesen
und Wald bedeckt trafen, leider keine nähere Aufschlüsse erhalten, auch waren wir nicht so
glücklich, ausser den kieselschieferartigen Slammstücken, ein einziges Fetrefakt, das uns als
Fingerzeig hätte dienen können, aufzufinden; es wäre daher immer noch möglich, dass diese
Kohle dem obern Keuper angehörte und sich den Vorkommnissen der Pechkohle in dem Sluben-
sandstein anreihte, wie solche bei Löwenstein, Einsiedel, Esslingen u. s. w. häufig getroffen
werden.
Was nun den zweiten Einwurf anbelangt, so sind wir weit entfernt zu behaupten, dass die
organischen Ueberreste der Vorwelt, welche wir bis jetzt kennen gelernt haben, ihren ganzen
Pflanzen- und Thierreichlhum darstellen; wir sind im Gcgentheil überzeugt, dass — gleichwie in
der jetzigen Schöpfungsperiode von verhältnissmässig nur wenigen Organismen Ueberreste auf
die Nachwelt kommen werden — also es auch mit jenen der Fall gewesen sein mag, denn wir
können überhaupt nur das wirklich Gefundene als positive Grundlage für unsere Schlüsse benutzen,
Laben aber kein Recht zu behaupten , dass dasjenige , was wir noch nicht gefunden haben , nicht
vorhanden sei oder nicht existirt liabe. Wollte man aber je solche Behauptungen aufstellen , so
dürften schon die im bunten Sandstein aufgefundenen Fährten von Thiercn, die wir nur diesen
Fusstrittcn nach kennen , allein uns von dem Gegentheil überzeugen. Dcniungeachlet mag auch
das hier Zugegebene seine Einschränkung in Folgendem linden. Zu Erhallung (Conservalion)
von organischen Körpern ist vor Allem Ausschluss der atmosphärischen Luft und ihrer Agenden
erforderlich, geschehe es nun durch hinreichende Bedeckung mit einer schützenden Flüssigkeit,
wie diess z. B. gesalzenes oder mit andern Minerallheilen geschwängertes, ja in einigen Fallen
selbst reines Wasser gewährt, oder durch Eindringen conservirender Stoffe, als kohlensauren
Kalkes, von Kieselerde, Schwefeleisen u. s. w., oder es muss der organische Körper in einen
Zustand versetzt werden, worin er nicht weiter Neigung zur Zersetzung hat, wie z. B. durch
Verkohlung und den Vertorfungsprozess geschieht. Dass diese Umstände in der jurassischen
Periode aber vorhanden gewesen seien, dafür sprechen nicht nur die so reichlich in ihren
Schichten vorhandenen Petrefakte aller Art, sondern auch die Gesteine selbst, denn kalkige
und feinkörnige Sandsteine, Thomnergel und Kalksteine, welche bekanntlich diese Formalion
vorherrschend zusammensetzen, gewährten hinreichenden Schutz gegen die zerstörende Kraft
der Atmosphärilien, und dass diess auch von den die Steinkohlen gewöhnlich begleitenden
Pflanzen gilt, dafür sprechen die oben von England angeführten Beispiele. Dagegen sind grob-
körnige Trümmergesteine, wie Grauwacke, Todlliegendes, Nagelfluhe, grobkörnige Sandsteine,
und lose Gerolle wenig günstig für die Erhaltung zarterer Organismen , weil ihre Gemenglheile
schon mechanisch zerstörend auf dieselben einwirken mussten, daher findet man auch in solchen
Gesteinen verhältnissmässig nur sparsame oder schlecht erhaltene Ueberreste. Allein dergleichen
Gesteine fehlen gerade in unsern jurassischen Schichten gänzlich, es findet somit auch dieser
Gegenstand hier keine Anwendung und es dürfte daher unsere vorangestellte Behauptung , dass in
der jurassischen Periode kein der Landvegetation günstiges Terrain in unsern Gegenden existirt
habe , ziemlich gerechtfertigt erscheinen.
Die Yertheilung von Pflanzenüberresten im schwäbischen Jura ist folgende :
A. Schwarzer Jura.
I. Der Liassandstein, das unterste Glied der Formation, enthält
1) sparsame verkohlte Holzstückc von Dikotyledonen- Bäumen; so z. B. bei Möhringen;
2) verkieseltes Holz; bei Mittelbronn;
3) verkohlte Pflanzenstengel kraulartiger Gewächse, sehr sparsam, bei Weidach;
4) Fucoiden, ziemlich zahlreich, bei Plochingen, Schlierbach, Rommeisbach, Bcmpflingen.
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II. Der L i a s k a 1 k , über dem Vorigen gelagert , führt :
1) verkohlte Holzslücke von Dikotyledonenstämmen , meist von kohlensaurem Kalk
durchdrungen (Anthrakonit), bei Möhringen, Vaihingen, Wäschenbeuren u. s. w. ;
2) grosse Fukoidenstämme , oft mit zahlreichen feinen Algaziten besetzt; Plieningen,
Echterdingen, Bodelshausen.
III. Der Liasschiefer führt:
1) Pechkohle in Trümmern, deutlich von Dikotyledonenstämmen herrührend; Göppingen;
Boll, Hechingen, Balingen etc.;
2) verkieseltes Holz, selten, Heiningen;
3) Cycadeen , sehr sparsam und nur in Trümmern , und
4) Fukoiden, sehr häufig, namentlich kleine, fadenförmige und vielfach verästelte, auch
eine Laminaria bei Boll und Ohmden;
5) Coniferen, sehr sparsam, ebendaselbst.
B. Brauner Jura.
I. Die unteren schwarzen Mergel, mit Ammonites opalinus, Trigonia navis u. s.w. enthalten
sparsame Trümmer von Fukoiden, so z. B. im Teufelsloch bei Boll.
II. Die braunen Sandsteine führen ebenfalls Fukoiden, jedoch sparsamer oder nur an ge-
wissen Stellen, wie z.B. bei Zell unweit Boll, Aichelberg u. s. w. ; ob die an manchen
Orten so häufig vorkommenden gefurchten, mit Ophiurenarmcn Aehnliehkeit habenden,
oft schlangenförmig gekrümmten Körper dem Pflanzen- oder Thierreich angehören, oder
auch zufällige Bildungen sind, lassen wir dahingestellt.
C. Weisser Jura,
Er ist im Durchschnitt ausserordentlich arm an Pflanzenüberresten. Bis jetzt wurde in Würt-
temberg ein Farrnkraut in dem oolithischen Korallenkalk von Schnaitheim gefunden. S. Taf. II.
Fig. 1. Häufiger trifft man Fukoiden in und unter den platlenförmigen Kalksteinen auf dem
mittlem Alpplateau, z. B. bei Neuffen, Gerhausen, welche jedoch nach Häufigkeit und Mannig-
faltigkeit nicht in Vergleich kommen können mit den analogen Vorkommnissen in den Schiefer-
brüchen von Solenhofen und Pappenheim.
Betrachten wir hierauf die im schwäbischen Jura bis jetzt aufgefundenen Pflanzen etwas
näher, so finden wir, dass dieselben folgenden Gewächsfamilien angehören.
I. t'upiilifcreii?
Wir haben Bruchstücke von Pechkohlen vor uns aus den Posidonienschiefem von Bull, Göp-
pingen und der Umgegend von Balingen, welche wegen der inneren Aslbildung, die sie zeigen,
anstreitig dikotyledonischen Bäumen und zwar wahrscheinlich der Familie der Cupuliferen ange-
hören; die Jahrsringe sind undeutlich, die Markstrahlen sehr fein, die Holzzellen fein, gedrängt,
nicht punktirt, es dürfte demnach obige Annahme ziemlich gerechtfertigt erscheinen.
II. Coiiifereit oder Nadelhölzer.
Erste Gattung: Araucaria Lindley. Araucariles Presl <fc Sternberg '}
Aesle zerstreut, etwas zweitheilig. Blatter dachziegelförmig, klein, dick.
Zapfen eiförmig, abgerundet, stumpf, die Schuppen sehr dicht, dachziegel-
förmig, länglich, spitz, an der Spitze sichelförmig zurückgebogen.
Araucaria peregrina Lindley. Taf. I. Fig. 1. Aeste unregelmässig zer-
streut, aufrecht-abstehend. Blätter dachziegelförmig, aufrecht-abstehend, oval,
lang zugespitzt, auf dem Rücken der Länge nach gekielt, in der Mitte etwas
vertieft, auf der Oberfläche sehr fein eingedrückt — punktirt.
Wir nehmen keinen Anstand, diese im Posidonienschiefcr von Ohmden und Boll nicht selten
vorkommende Pflanze, deren Blätter mit denen der lebenden Araucarien, so weit sie uns zu
Gebot standen, in vielfacher Beziehung übereinstimmen, mit der von Lindley beschriebenen
Pflanze aus dem Lias von Lyme Begis zusammenzustellen. Dieselbe nähert sich auch in mancher
Beziehung den Voltzien, '2) unterscheidet sich aber durch ihre tief gekielten, dick lederartigen
Blätter von denselben. Fast wären wir versucht, Philipps Lycopodites uncifolius, 3) welche
Pflanze sich in Yorkshire im obern und untern Kohlensandstein des braunen Jura findet, ebenfalls
hieher zu rechnen. Die Abbildung nach einem von Herrn Dr. Schmidt in Metzingen gütigst
mitgetheilten Exemplar.
1) Sternberg, Flora der Vorwelt. 7tes und 8tes Heft, Seite 203. Lindley und Hutton, Fossil Flora of
Great Britain. Fascic. IX.
2) S. Schimper et Mougeot, Monographie des plantes fossiles du gres bigarre de la chaine des Vosges.
Strasbourg, 1840. Tab. 1. Ar. 1, 2, 3.
3) Geology of Yorkshire. pl. VIII. Fig. 3.
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Zweite Gattung: Cupressites Brongn. Aeste unregelmässig geordnet. Blatter
spiralständig, in 6 — 7 Reihen, schuppig, nadelförmig, aussen etwas gekielt,
sitzend, an der Basis hreit, ohen spitz, aus parallelen Längen -Nerven zu-
sammengesetzt.
Cupressites liasinus nob. Taf. I. Fig. 2. Zweige unregelmässig, schlank,
fadenförmig. Blätter umfassend, am Grunde verschmälert, eiförmig, in eine
stumpfliche Spitze ausgezogen, oben abstehend, fein gestreift, am Grunde
mit undeutlichem Kiel.
Nach sorgfältiger Vergleichung unserer aus dem Posidonienschiefer des Lias von Ohmdcn
stammenden, dem Herrn Grafen v. Handels lohe angehörigen Pflanze mit den lebenden
Cypressen, nehmen wir keinen Anstand dieselbe zu den Cupressiten zu zahlen. Die Blätter
sind lederartig, dick, der Länge nach sehr fein gestrichelt, wie das neben bei a) gezeichnete
vergrösserle Blättchen zeigt, und können daher in keinem Fall zu den Caulerpiten oder sonstigen
Fucoiden gehören; von den Lycopoditen unterscheiden sie sich durch den Mangel einer durch-
laufenden deutlichen Mittelrippe sowohl als durch das Vorhandensein der zahlreichen feinen
Längsnerven.
III. ©ycaileen.
Erste Gattung: Zamites Ad. Brongniart. Blätter gefiedert, Blättchen stiellos,
an der Basis ohrartig ausgebreitet und sich tbeilweise deckend, Nerven
parallel und etwas bogenförmig divergirend, oft gabelig getheilt.
Von dieser mit Zamia und Pterophyllum nahe verwandten Gattung findet man vier Arten in
den Oolithen Frankreichs und zwei davon im Lias von Lyme Regis in England. Wir besitzen
bis jetzt nur zwei Arten , nämlich
1. Zamites Mandelslohi nob. Taf. I. Fig. 3. Blältchen abwechselnd, eiförmig,
wenig aufwärts gekrümmt, stumpf, an der Basis etwas herzförmig, kaum
sich deckend, nervig-linirt , die Nerven meist einfach, nach vorne etwas
auswärts gekrümmt.
Aus den Stinkschiefern der Posidonien- Schichten bei Ohmden. Sehr selten und bisher nur
in Bruchstücken aufgefunden. Wir verdanken das abgebildete Exemplar der gütigen Miltheilung
— 11 —
des Herrn Grafen v. Mandelslohe, dessen Namen wir auch dieser ausgezeichneten Pflanze
beizulegen uns erlaubten.
2. Zamites gracilis nob. Taf. I. Fig. 4. Wedel linien- lanzettförmig, schlank,
Blättchen gedrängt, abwechselnd, am Grunde etwas herzförmig und den Blallstiel
deckend, linienfürmig, sichelartig vor- oder aufwärts gekrümmt, abgerundet
zugespitzt, lederartig, von sehr feinen parallelen Linien der Länge nach
durchzogen.
Diese Art verbindet die Gattung Zamites mit Pterophyllum. Mit ersterer hat sie die am
Grunde herzförmigen, sich etwas deckenden und lederartigen Blatter, mit letzlerer die völlig parallelen
Nerven gemein; ihr ganzes Aeussere nähert sie aber doch so sehr unserem Zamites Mandels-
lohi, dass wir sie nicht wohl von dieser Gattung trennen konnten. Beide Pflanzen gehören zu
den dickblätterigen Zamien, und erinnern durch Consistcnz und die herzförmige Blattbasis an
Zamites Schmidelii Presl, welche Sternberg früher zu Odontopteris gezählt und Heft 5 u. 6,
Tab. XXV. Fig. 2 abgebildet hat, während die Gestalt der Blättchen sie der schmalblätterigen
Form von Z. Münsteri Sternberg (Flora 5les u. 6tes Heft, Tab. XLIII, Fig. 1. 3) nähert.
Unsere Z. gracilis hat langgezogene linien-lanzeltförmige Wedel, und hat auf den ersten Anblick
Aehnlichkeit mit den unfruchtbaren Wedeln von Blecbnum boreale; von Pterophyllum Williamsoni
Brongn. (Cycadites comptus Phil. Yorkshire PI. VII. Fig. 20), dem sie ebenfalls gleicht,
unterscheidet sie sich durch die Gestalt der Basis und die Spitze der Fiederblättchen, sowie durch die
feinen Nerven hinlänglich. Die Blättchen sind in der Mitte am längsten und nehmen gegen die
Spitze und Basis allmäblig ab, nach unten aber zugleich an Breite zu, so dass zuletzt die Breite
zur Länge sich verhält = 1:1 und sogar = 2:1, während das Verhältniss in der Mitte
= 1:3, gegen die Spitze zu aber =1:2 ist. Die Spindel (Blattstiel) ist verhältniss-
mässig schwach und erscheint wegen dem Uebergreifen der Basis der Blättchen wie hin- und her-
gebogen, wird aber nach unten dicker und ist daselbst etwa l1/* Zoll lang nackt, so dass die
Fiederung sich gleichsam in den Blattstiel verdünnt. Findet sich weniger seilen als die übrigen
Cycadeen in den Posidonienschiefern von Ohmden, woher auch dieses Exemplar stammt, das wir
der Güte Sr. Erlaucht des Herrn Grafen Wilhelm v. Württemberg verdanken; ein ähnliches, sehr
schönes Exemplar befindet sich in der hiesigen Königl. Naturaliensammlung.
Zweite Gattung : Pterophyllum Ad. Brongniart. Blätter gefiedert, Fieder
mit (nahezu ') parallelen Seilenrändern, mit ihrer ganzen Breite an dem
Blattstiel befestigt, am Ende abgestulzt (oder abgerundet); Nerven parallel
(oder wenig divergirend) , fein, einfach.
1) Wir erlauben uns hier und in der Folge, die Charaktere — gegenüber von Brongniart und seinen
Nachfolgern — da und dort etwas zu modificiren , haben unsere Zusätze jedoch immer in Klammern gegeben.
2 *
12
Von dieser hauptsächlich in der Keuperformation verbreiteten Gattung hat man unsers
Wissens bis jetzt nur zwei Arten: Pt. peclen u. Pt. Williainsoni Br. (Cycadiles pecten und comptus
Phil. Yorkshire PI. VII. Fig. 22 u. 20), im obern Kohlensandstein des Ooliths, keine aber im Lias
gefunden. Wir besitzen folgende, sämmtlich aus den Posidonienschiefern des obern Lias stam-
mende, jedoch auch da sehr sparsam und nur in Bruchstücken vorkommende Arten.
1. Plerophyllum oblongifolium nob. Taf. I. Fig. 5. Blattchen etwas entfern!,
eiförmig-länglich, nahe am Grunde ein wenig zugerundet verschmälert, an
der Spitze abgerundet, Nerven von der Basis an theilweise gegen dem Rande
divergirend.
Wir nehmen keinen Anstand, diese seltene uns bis jetzt nur in wenigen Trümmern bekannte
Art aus den Liasschiefern von Ohmden, welche wir der gütigen Mittheilung des Herrn Grafen
v. Mandelslohe verdanken, hier aufzuzählen, indem dieselbe sich völlig an die breitblätterigen
Formen dieser Gattung, welche wir aus dem Keuper besitzen, anschliesst. Die Divergenz der
Nerven nähert dieselbe allerdings den Zamiten (S. Fig. 3 dieser Tafel), allein die Entfernung
der Blättchen von einander und der Mangel jedes ohrartigen Vorsprunges am Grunde derselben
dürfte diese Einreihung hinlänglich rechtfertigen.
2. Pterophyllum acutilblium nob. Taf. I. Fig. 6. Blättchen ziemlich entfernt,
unten der ganzen Breite nach an dem dicken Blattstiel festgewachsen, und
bis zur Mitte gleichhrcit , dann allmählig verschmälert, spitzig; Nerven
gleichmässig parallel.
Diese ebenfalls nur in seltenen Bruchstücken vorkommende Art aus den Stinkschiefern des
obern Lias von Ohmden, durch Herrn Grafen von Mandelslohe mitgelheilt, unterscheidet sich von
Zamites Bechii Ad. Brongn. , womit sie der Beschreibung nach verwechselt werden könnte,
durch die entfernt stehenden, unten parallelseitigen Blältchcn und die Nichtdivergenz der Nerven.
IV. Farritkräuter.
Erste Gattung: Odontopteris Brongn. Wedel doppelt gefiedert, Fiederchen
am Grunde nicht verschmälert, mit der Basis an der Spindel anhängend; keine
deutliche Mittelrippe, die Adern einfach oder zweiteilig, alle gleich, von der
Spindel aus entspringend.
Odontopteris (T) jurensis nob* Taf. II. Fig. 1. Wedel doppelt gefiedert,
Blattstiel mit starken Spreublältchen dicht besetzt; Fieder länglich, stumpf, Blatt-
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chen gedrängt, leierartig, an der Basis breit, fast zusammenfliessend, eiförmig,
stumpf, mit undeutlicher, kurzer Mittelrippe.
Wir waren lange im Zweifel, ob dieses von Herrn Dr. Ferd. Kranss im oolilhischen
Korallenkalk dt>s weissen Jura bei Schnaitheim entdeckte Farrnkraut, das einzige bis jetzt uns
bekannt gewordene aus dem schwäbischen Jura, nicht zu der Galtung Pachypteris Brongn. ')
zu rechnen sei; allein die Art der Wedelbildung, die grosse Breite der Basis der Fieder-
blatlchen , ihr deutliches Anhängen an der Spindel und die undeutliche Mittchippe bestimmte uns,
dasselbe vorläufig der Galtung Odonlopteris zuzuzählen. Sie hat in Beziehung auf die Blatt-
gestalt viel Aehnliehkeit mit 0. Schlotheimii Brongn. (Weg. foss. PI. 78, Fig. 5), welche der
Steinkohlenformation angehört, unterscheidet sich aber durch den Mangel der Nerven, durch die
am Grunde der Blätter vorhandene Mittelrippe und den mit Spreublättchen dicht besetzten Blatt-
stiel. Letzterer Umstand dürfte jedenfalls die Einreihung unter die Farrnkräuter rechtfertigen.
V. A Igen oder Fucoicleii.
a. Fucoiditeii Steroberg. 2)
Laub lederartig, seltener häutig, ganz, flach oder fadenförmig; Fruchlbehäller entweder
kapselartig oder zerstreut im Laube.
Erste Gattung: Laminarites Brongn. Laub ausgebreitet, häutig oder lederartig,
mit einfacher, dicker Mittelrippe oder ungerippt.
Laminarites euneifolia nob. Taf. II. Fig. 2. Wedel flach, ganzrandig,
ader- und rippenlos, ungestielt, keilförmig oder unregelmässig eiförmig —
länglich, stumpf, lederartig, dick.
Das auf Taf. II. etwas mehr als 3/4 verkleinert abgebildete Exemplar wurde in der
Gegend von Boll im Liasschiefer gefunden und befindet sich in der Sammlung der Centralstelle
des landwirtschaftlichen Vereins dahier. Es misst 3' 9" württ. Maass und erinnert dem Aeussern
nach, an manche Formen des Zuckertanges fXaminaria saccharina Ag.) , welcher jedoch mit
starkem Stiel versehen und regelmässiger (Jinien - lanzettförmig) gebildet ist. Die Blattsubstanz
1) Göppcrt hat in seinen „Gattungen der fossilen Pflanzen" S. 46 und in seinem grössern Werke über
die fossilen Farrnkräuter S. 378 ohnedem bemerkt, dass Pachypteris nicht zu den Farrnkräutern gehöre.
2) Flora der Vorwelt. 5tes u. 6tes Heft. pag. 33.
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ist — so weit sie noch vorhanden — in eine glänzend -schwarze, spröde, pechkohlenartige
Masse umgewandelt, welche unregehnässige Längenrisse zeigt, die wir jedoch fiir keine Slrei-
fung des Laubes selbst , sondern für zufällige Zerklüftungsstreifen halten müssen.
b. Floridoiten Sternberg. ')
Laub flach oder fadenförmig, ungegliedert, lederarlig, seltener häutig, Sporangien ent-
weder endständig in kugeligen Kapseln oder verästelten Anhäufungen, oder punktförmig zerstreut.
Erste Gattung-: Chondrites Sternb. Fucoides Brongn. Laub knorpelartig, faden-
förmig-, zweitheilig ästig, mit walzenförmigen, im Abdruck zusammenge-
drückten Aesten.
1. Chondrites lumbricalis nob. Tab. II. Fig. 4. Laub unregelmässig ästig und
zweitheilig; Aeste durchgängig cylindrisch , stumpf.
Findet sich in manchen Gegenden der Filder und am Fusse der Alp sehr häufig , zum
Theil von bedeutender Grösse, in den unteren Schichten des Liassandsteins; das abgebildete
Exemplar ist in meiner Sammlung befindlich und stammt von Schlierbach, unweit Plochingen.
Vielleicht gehören die sonderbar gekrümmten Gebilde, welche sich in dem Liassandstein der
Umgegend von Tübingen so häufig finden, ebenfalls diesem Fucoiden an. Dass unser Exemplar
wirklich von einer Pflanze herstammt und zwar von einer Alge, darüber kann kein Zweifel
sein, obgleich die Abbildung dadurch, dass sie nur einen Theil desselben wiedergibt, etwas
undeutlich ist.
2. Chondrites bollensis. Taf. III. Fig. 3. Fucoides bollensis v. Z i e t e n. 2) Laub
zwei- oder dreitheilig verästelt, unregelmässig gabelig, doppelt und dreifach
gefiedert; Aestchen linienförmig, am Grunde und gegen die Spitze ein wenig
verschmälert, stumpf.
Eine äusserst vielgestaltige Pflanze, welche in den obern Schiefern des Lias bei Boll,
Pliensbach, Ohmden ungemein häufig und stets in einer andern etwas höher gelegenen Schichte
als Sphaer. crenulatus sich findet. Sie hat viel Aehnlichkeit mit dem in der Kreide so häufigen
Chondrites Targionii, unterscheidet sich aber durch die unregelmässige Gabelung und Verästelung
1) Flora der Vorwelt. 5tes u. 6tes Heft. S. 25.
2) Geognoslisches Verzeichniss sämmtlicher Petrefalüe Württembergs, ein Correspondenzblatt des land-
wirthsehaillichen Vereins. 1839. 1. Bd. lstes Heft. S. 18.
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und die daraus hervorgehende Strauchgestalt , sowie durch die — wenn bisweilen auch geringe —
Verschmälerung der Zweige am Grunde und gegen die Spitze zu, welch' letzlere indess bis-
weilen auch ganz stumpf vorkommt. Ferner besitzen die Aesle, wenn sie etwas verlängert sind,
häufig ein wurmartig gekrümmtes oder hin- und hergebogenes Aussehen, oder sie sind
büschelförmig überhangend, was Alles für eine gallertartige, weiche Beschaffenheit der Pflanze
wahrend ihres Lebens spricht. Wir unterscheiden folgende Hauptfqrmen:
r/) V. caespitosa nob.; Acsle drei- oder mehrfach getheilt, Zweige kurz, nach
oben und unten deutlich, oft fast lanzettartig verschmälert. Fig. 3 hintere
Figur.
ß~) Var. elongala nob.; Aeste langgezogen, einfach, hin- und hergebogen, fast
gleich breit und stumpf. Fig. 3 vordere Figur. Beide von Boll.
y) Var. filifonnis nob.; Aesle lang und dünn, einfach, gerade, fadenförmig.
Findet sich sehr häufig in den Liassandsteinen und den Sandsteinen des braunen Jura.
Das bei Fig. 5 abgebildete Exemplar stammt aus dem Liassandstein von Endingen bei Balingen,
und wurde dort von Herrn Stud. Theodor Hörner aufgefunden. Die im Sandstein des braunen
Jura (bei Boll, Zell, Wasseralfingen u. s. w.) vorkommenden Formen sind meist walzenrund,
d. h. weniger platl gedrückt, und bilden oft Mittelformen zwischen Var. a und y.
c>) Var, divaricata nob. Stark verästelt, Aeste doppelt oder dreifach gefiedert,
auseinandergesperrt, linienartig, fadenförmig. Fig. 4, 6.
Figur 4 stammt aus dem Liassandstein von Plochingen und wurde daselbst von Herrn
Architekt Calw er aufgefunden. Eine etwas gedrungenere Form desselben findet sich häufig
in den sandigen unteren Liaskalksteinen und den die Gryphitenschichten begleitenden Mergeln,
so z. B. bei Schlierbach, unfern Plochingen, bei Echterdingen, Plieningen, Bommelsbach, Möh-
ringen etc. Fig. 6 stellt einen dicken Fueoiden(?)-Stamm aus den Liaskalkmergeln von Echter-
dingen dar, worauf zahlreiche Bruchstücke dieser kleinen Alge aufsitzen. Manche kleine und
stark verästelte Formen der Var. d erinnern sehr lebhaft an den in den Kreideschiefern so häufig
vorkommenden Ch. intricatus Sternb., wie solcher bei Brongniart (Veg. foss. PI. 5.
Fig. 6 — 8) so trefflich abgebildet ist, wir könnten solche aber unmöglich von unserem Ch.
bollensis trennen , da sie ganz deutlich L'ebergänge in die andern Varietäten bilden. Ebensowenig
aber konnten wir uns entschliessen, aus diesen Varietäten eigene Arten zu machen, weil wir
zahlreiche Mittelformen besitzen , welche dieselben alle unter einander verbinden.
3. Chondrites penicillatus nob. Taf. III. Fig. 7. Laub kurz, stumpf, dick,
mit kurzen, fadenförmigen, einfach verzweigten Aeslchen pinselförmig besetzt.
Diese seltene Alge wurde von uns bis jetzt nur -einmal auf den plaltenförmigen , sandigen
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Kalksteinen des untersten Lias bei Bodelshausen, unweit Tübingen, gefunden. gje na( durch die
starke Besetzung mit feinen, kurzen fadenförmigen Aestchen Aehnlichkeit mit manchen Clado-
stephusarten, z. B. Cl. spongiosus Ag.
4. Chondrites taeniatus nob. Laub sehr lang-, bandförmig', vollkommen gleich-
breit, sehr einfach, mit einzelnen unter spitzem "Winkel abgehenden, gleich-
gestalteten Aesten.
Eine vor allen übrigen Fucoiden des Jura durch ihre Schlankheit und bandförmige Gestalt
ausgezeichnete Alge, welche sehr lebhaft an Fueus loreus L. erinnert, und nicht selten, wenig-
stens in Bruchslücken, von 8 — 12 Zoll Länge und 1' , — 2 Linien Breite in den obern Lias-
schiefern von Boll und Wasseralfingen vorkommt. Diese Bruchstücke sind meist vollkommen
einfach, oder es findet sich ein unter spitzem Winkel abgehender gleich breiter Ast. Die Art
der Zuspitzung ist uns bisher unbekannt geblieben. Leider gestaltete der Baum auf unsern
Tafeln keine Abbildung mehr.
Zweite Galtung: Sphaer ococcites Sternb. '} Laub etwas lederartig, flach
und zweitheilig oder gefiedert, oder auch fadenförmig-.
e'
1. Sphaerococcites ligulatus nob. Taf. II. Fig. 3. Laub zweitheilig oder un-
regelmässig ästig, fadenförmig. Aeste einfach gefiedert, ungerippt, in lanzett-
förmige etwas spitzige Blältchen erweitert.
Findet sich nicht selten im oberen plaltenionnigen Jurakalk, z.B. bei Gerhausen, unfern
Ihn, woher auch das abgebildete Exemplar stammt, sowie vereinzelt in den wohlgeschichteten
untern Bänken des weissen Jura, z. B. bei Neuflen. An manchen Stellen sind die Gesteine so
davon durchzogen , dass man deutlich sieht , dass die Pflanze an Ort und Stelle in grosser An-
häufung gewachsen ist. Das Vorkommen bei Gerhausen erinnert lebhaft an die in den Solenhofer
Schiefern so zahlreich verbreiteten Fucoiden. Das Aeussere unserer Pflanze hat viel Ueberein-
stimmendes mit Halymenia ligulata Ag., Delesseria alata Ag. u. s. w., die Blättchen sind jedoch
als blosse keilförmige Erweil erungen der Zweige zu betrachten, haben keine Mittelrippe, und
scheinen gallertartig häutig oder fleischig gewesen, und erst durch den Druck der Gesteins-
masse so flach geworden zu sein, wie denn dieselben auch bisweilen eine ziemliche Dicke
besitzen. Von allen im schwarzen und braunen Jura vorkommenden Algen unterscheidet sich
diese durch den fadenförmigen Stamm hinlänglich.
1) Flora der Vorwell, 5tcs u. 6'es Heft, pag. 23.
IT
2. Sphaerococcites crenulatus St ernb. (Flora der Vorwelt 5 u. 6s Heft pa». 28.)
Taf. III. Fig. 1. 2.
Fucoides granulatus Brongn.
Algaritefl granulatus v. Schloth. Beiträge II. 4ö. 40. Taf. V. Fig. 1.
Laub sehr ästig. Aeste und Zweige linienfünnig . stumpf, deich breit, auf
beiden Seiten gekerbt, unter spitzem Winkel ab-tehend.
Diese ausgezeichnete Alge, welche Sternberg sehr passend mit dem Fucus crenulatus
von Turner vergleicht, ist die häufigste Pflanze des Liasschiefers in Württemberg, und findet
sich besonders schön in den Schiefern von Boll, Ohmden, Wasseralfingen. Balingen, Ml llhwi ■
Durch die schönen Exemplare, welche Herr Dr. Kraus s kürzlich in der Gegend von Boll
und Pliensbach aufgefunden und uns milgetheilt hat, wurden wir in den Stand gesetzt, bessere
Abbildungen zu liefern , als bisher gegeben wurden. Wir unterscheiden füllende Varietäten :
a. elongatus: Laub schlank, gleich breit, ein/ach verästelt. Aeste hingezogen,
aus schmälerem Grunde etwas erbreitert. gekerbt-gezähnt. Fig. 1.
ß. crispus: Laut gedrungen, breit. Aeste kurz. lappig eingeschnitten-gezähnt.
Fig. 2.
Diese beiden Spielarten finden sich verhältnissmassig selten, am häufigsten noch erstere,
zum Theil mit der gewöhnlichen kurzästigen Form, welche Brongn. sehr gut abgebildet hat
(Lethaea Taf. XIV. Fig. 2}, und wovon wir daher keine Abbildung geben. Auch von dieser
giebt es eine grössere und kleinere Form . welche oft sogar in verschiedenen Schichten des
Liasschiefers vorkommen. Das bei Schlotheim (Taf. V. Fig. 1) abgebildete Exemplar aus dem
Liasschiefer von Boll steht zwischen unserer Var. c. und der gemeinen Form in der Mitte,
nähert sich jedoch mehr der ersteren.
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Höherer Anordnung gemäss fügen wir nun folgende statistische und historische
Notizen über die im verflossenen Studienjahre an der K. polytechnischen Schule vorgekom-
menen Veränderungen , sowie das Schüler - und Lehrerpersonal bei :
Die Zahl der Schüler betrug im Wintersemester des abgelaufenen Schuljahres 18" 43 334,
worunter 161 regelmässige und 173 ausserordentliche Schüler oder Hospitanten sich befanden;
im Sommersemesler 242, worunter 131 ordentliche und Hl ausserordentliche Schüler.
Diese Zahlen zerfallen nach den künftigen Berufsarten der Zöglinge (die Ziffern des
Wintersemesters zu Grunde gelegt) in
A. Mechanisch -technische, wohin gehören : Architekten , Ingenieure , Mecha-
niker etc. 173.
B. Chemisch- technische, als: Berg- und Hüttenleute, Chemiker, Pharma-
zeuten etc. 24.
C. Kaufleute, Buchhändler, Droguisten etc. 19.
D. Lehrer für den technischen Unterricht, nämlich: Beal-, Oberreal- und
Gewerbeschullehrer, 40.
E. Vermischte Berufsarten, worunter solche gerechnet werden, welche in der Begel
auf Universitätsstudien angewiesen sind, wieAerzte, Cameralisten etc., oder solche, für
welche besondere Lehranstalten in Württemberg bestehen, wie Militärs, Forstleute,
Landwirthe etc., welche bloss ihre Vorstudien in der polytechnischen Schule machen, —
sodann: Lithographen, Ciseleure, Graveure, Zimmermaler, Gärtner und dergl., und
endlich solche Zuhörer, deren eigentliche wissenschaftliche Ausbildung ausser dem Plan
der polytechnischen Schule liegt, 72.
F. Noch unbestimmten Berufs, in der ersten oder Vorbereitungsclasse , 6.
19
Das Lehrerpersonal war im abgelaufenen Schuljahre noch ebenso zusammengesetzt, wie
solches die vorjährige Einladungsschrift S. 55 enthält : es bestellt nämlich aus sechs wissen-
schaftlichen Hauptlehrern, von denen einer zugleich die Vorstandsstelle bekleidet, zwei artisti-
schen Hauptlehrern, eilf weiteren Lehrern und einem Hülfsichrer für die praktische Mechanik,
wozu noch drei Assistenten für Chemie , Physik und praktische Geometrie kommen.
Dagegen steht der Anstalt mit dem nächsten Schuljahre IS'5 4C eine bedeutende Aenderung
in ihrer Organisation, und damit nolhwcndige Vermehrung ihres Lehrerpersonals bevor. Es
wird nämlich der untere oder Vorbereitungscurs, welcher Knaben von 14 Jahren enthält , weg-
fallen, und der hiesigen Realschule als obere Realclasse angehäugt werden. Die an der poly-
technischen Schule verbleibenden drei Classen werden auf fünf ausgedehnt werden, wodurch
sämmtlichen Disciplinen eine grössere Stundenzahl zugedacht und dabei den Zöglingen mehr
freie Zeit zum Vorbereiten und Repetiren gelassen werden kann.
Die Einladungsschrift von 1846 wird über diese Erweiterung der Anstalt Ausfuhrlicheres
enthalten.
Ferner hört mit kommendem Semester der seither für Bauhandwerker unter dem
Namen „Winterschule" ertheilte Unterricht auf, indem für diese, da sie die polytechnische Schule
nur den Winter über besucht haben , den Sommer hindurch aber auf den Bauplätzen praktisch
beschäftigt waren, unter dem Namen „Winter-Baugewerbeschule" eine abgesonderte,
ihren Bedürfnissen angemessene Lehranstalt in Stuttgart eröffnet werden wird.
Seit dem abgelaufenen Sommerhalbjahr ist der Besuch der Turnübungen für sammtliche
ordentliche Zöglinge der polytechnischen Schule als verbindlich erklärt worden.
■■■ fossüt Flora d.scfavofr, Jura
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