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Full text of "Beitrge zur fossilen Flora der Juraformation Wrttembergs"

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: 


3 


Einlachings-Srhrift 


zu  der 


Feier  des  GebuHsfestes 


1 


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Wilhelm  von  Uürtlemberg 

in  der  könig-1.  poljtechiiischen  Schule  zu  Stuttgart 
den  27.  September  1845. 


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Voraus : 


Beitrage-  zur  fossilen  Flora  der  Juraformation 


Württembergs 


Di*.  Joli.   Gottlob  Knrr. 

Professor  der  Naturgeschichte. 


n^r"J 


Stuttgart. 

Gedruckt    in    der   Guttenberg'schen   Buchdruckcrei. 

1845. 


& 


Der  rasche  Aufschwung,  welchen  die  Geognosie  im  Verlauf  der  letzten  dreissig  Jahre 
genommen,  und  die  nicht  allein  der  Wissenschaft,  sondern  auch  dem  praktischen  Leben  so  viel- 
fach förderlichen  Resultate  ihrer  Bestrebungen  haben  ihr  unter  allen  Classen  eine  so  rege  Theil- 
nahine  gewonnen ,  wie  sie  kaum  ein  anderer  Zweig  des  Wissens  aufweisen  kann.  Und ,  wie 
die  Natur  überall' als  eine  gütige  Mutter  sich  beweist,  so  lohnt  sie  auch  nicht  selten  den  emsig 
suchenden  Forscher  —  und  wäre  er  auch  nur  ein  Laie  —  mit  neuen  Erfunden  oder  Entdeckungen. 
Ganz  besonders  gilt  diess  von  der  Petrefaktenkunde,  deren  hohen  Werth  für  die  Geognosie  und 
Geologie  man  erst  in  den  letzten  Decennien  recht  erkannt  hat,  ja  ohne  welche  jene  Wissen- 
schaften gar  nicht  mehr  existiren  könnten;  denn,  indem  sie  uns  die  Pflanzen-  und  Thierwelt 
der  früheren  Schöpfungsperioden  unserer  Erde  kennen  lehrt,  erfahren  wir  durch  sie  zugleich, 
dass  nicht  nur  jede  Hauptperiode ,  sondern  selbst  jeder  kleine  Zeitabschnitt  seine  eigenen 
characteristischen  Organismen  aufzuweisen  hat,  welche  man  höher  oder  tiefer  vergebens  sucht, 
und  somit  erscheint  dem  forschenden  Auge  des  Paläontologen  die  Erdrinde  wie  eine  alte 
Urkunde,  auf  deren  Blättern  die  Natur  selbst  durch  die  aufbehaltenen  Pflanzen-  und  Thierüber- 
reste  ihre  Geschichte  beschrieben  hat. 

Unser  in  so  vielfacher  Beziehung  glückliches  Vaterland  ist  auch  in  dieser  Hinsicht  von  der 
Natur  nicht  stiefmütterlich  ausgestattet,  ja  vor  vielen  andern  Ländern  reichlich  bedacht;  und 
gleichwie  viele  fleissige  Hände  Baustoffe  aller  Art,  Eisen  und  Salz  aus  der  Tiefe  fördern,  der 
geschäftige  Pflug  aber  Getraide  in  Fülle  aus  der  Oberfläche  .  des  Bodens  hervorruft,  so  hat 
auch  das  aufmerksame  Auge  des  Arbeiters  schon  manches  seltene  Petrefakt  entdeckt  und 
der  Wissenschaft  erhalten.  Ganz  besonders  reich  ist  in  dieser  Beziehung  die  schwäbische  Alp 
mit  ihrer  Vorterrasse,  der  jurassischen  Formalion  angehörend.  Indessen  enthalten  ihre  Schichten 
doch  vorzugsweise  nur  Thierüberreste,  und  fossile  Pflanzen  erscheinen  darin  verhältnissmässig 
sparsam  oder  vereinzelt  und  unvollkommen  erhalten.  Daher  mag  es  kommen,  dass  Letztere 
bis  jetzt   noch   keinen  Bearbeiter    gefunden    haben,    so  zahlreich   und  gründlich  zum  Theil  die 

1 


Ersten  schon  beschrieben  oder  aufgezählt  wurden;  ')  um  so  weniger  möchte  daher  dieser  Ver- 
such die  vorweltliche  Flora  der  württembergischen  Juraformation  zu  schildern  einer  Entschuldigung 
bedürfen. 


Der  schwäbische  Jura  schliesst  sich  auf  dem  Randen  an  den  oberbadischen  und  schwei- 
zerischen Jura  an  welcher  bei  Schaffhausen,  Kaisersluhl  und  Zurzach  den  Rhein  durchsetzt  und 
sich  durch  das  Aaro-au,  die  Cantone  Solothurn,  Bern,  Neuchatel,  Waadt  bis  Genf  erstreckt;  er  bildet 
die  o-anze  schwäbische  Alp  sammt  ihrer  Vorterrasse  und  endigt  mit  dem  sogenannten  Heerdtfeld, 
wo  er  in  der  Gegend  von  Neresheim  allmählig  seine  grotesken  Formen  ablegt  und  mit  dem 
fränkischen  Gebirgsrücken  sich  verbindet,  der  als  eine  Fortsetzung  desselben  zu  betrachten  ist. 
Er  erstreckt  sich  demnach  in  der  Richtung  von  Südwesten  nach  Nordosten,  und  erreicht  seine 
grösste  Breitenentwicklung  im  mittleren  Theil,  zwischen  Stuttgart  und  Ehingen,  die  geringste 
am  Randen  und  dem  südöstlichen  Theil  des  Heerdlfcldes ,  seinen  natürlichen  Grenzen.  Die 
bedeutendsten  Höhen  desselben  fallen  in  den  westlichen  und  mittleren  Theil,  wo  er  auf  dem 
Hohenberg  (0.  A.  Spaichingen)  3171  (nach  Seh  üb  ler),  Dreifaltigkeitsberg  (ebendas.)  3019 
(nach  Rogg),  auf  den  Lupfen  bei  Schura  (0.  A.  Tuttlingen)  3015  (Rogg),  Kornbühl 
(Sigmaringen)  2745  (Schübler),  Rossberg  (0.  A.  Tübingen)  2690  par.  Fuss  (nach  Schüb- 
ler) erreicht,  während  die  Hochfläche  selbst  im  Durchschnitt  2600—1800'  Höhe  hat,  so  zwar, 
dass  sie  von  dem  Heuberg  an  gegen  das  Heerdtfeld  zu  allmählich  sich  senkt;  der  Nipf  bei 
Bopfingen,  der  höchste  Punkt  in  diesem  östlichen  Theil  der  Alp  misst  (nach  Graf  v.  Mandeis- 
lohe)  noch  2100';  der  Braunenberg  bei  Aalen  (höchster  Punkt)  2140',  der  Volkmarsberg  bei 
Oberkochen  (nach  trigonometrischen  Messungen)  2325'. 

Mit  dieser  allmählichen  Höhenabnahme  steht  in  genauester  Beziehung  der  Fall  der  Schichten; 
die  Formationsgrenze  zwischen  weissem  und  braunem  Jura  am  Dreifaltigkeitsberg  bei  Spaichingen 
hat  (nach  Schübler)  2617',  am  Nipf  bei  Bopfingen  (nach  Graf  v.  Mandelslohe)  1655',  so 
dass  also  auch  in  dieser  Hinsicht  auf  eine  Erstreckung  von  etwa  20  geographischen  Bleuen  ein 
nordöstliches  Einfallen  von  950  par.  Fuss  käme,  ein  Verhältnis«,  welches  mit  eben  erwähnter 
Höhenabnahme  des  Gebirgszuges  selbst  ziemlich  im  Einklänge  steht. 


1)  Wir  erinnern  liier  nur  an:  v.  Ziethen,  die  Versleinerungen  Württembergs,  gr.  Fol.  Stuttgart,  1830. 
Mit  72  Steintafeln;  Graf  v.  Mandelslohe,  geognostische  Profile  der  schwäbischen  Alp.  1834.  gr.  4.  Quen- 
stedt,  das  Flözgebirge  Württembergs.  Tübingen,  1843.  8.  Eine  ziemlich  erschöpfende  Aufzahlung  der  bis 
jetzt  über  Katurgeschichte  überhaupt  und  Petrefaktenkunde  Württembergs  ins  Besondere  erschienenen  Arbeiten  von 
Herrn  Prof.  Plieninger,  findet  man  in  den  Württembergischen  naturwissenschaftlichen  Jahresheften,  lr  Jahr- 
gang 1845.    S.  23—63. 


Die  schwäbische  Alp  bildet  eine  sanft  nach  Süden  gegen  dem  oberschwäbischen  Beken  zu 
abgedachte,  gewellte  Hochfläche ,  fallt  aber  gegen  Westen  ,  Nordwesten  und  Norden  prallig 
ab ,  so  dass  hier  überall  die  entblössten  Schichtenköpfe  ihres  Gesteins  zum  Theil  in  schroffen 
Felswänden  zu  Tage  stehen.  Dieselben  werden  von  einer  bald  mehr  bald  weniger  vorsprin- 
genden hügeligen  Unterlage  unterteuft,  welche  den  Fuss  des  Gebirgszuges  bildet,  während  sie 
selbst  wieder  auf  der  sanft  verflachten  Vorterrasse  der  Alp  ruht,  die  vom  Banden  an  bis  in 
die  Gegend  von  Hechingen  eine  nur  geringe  Breite  besitzt,  weiter  gegen  Nordosten  aber  sich 
über  den  Schönbuch,  die  Fuder,  den  Schurwald,  Welzheimerwald  und  die  Elhvanger  Berge 
ausbreitet. 

Das  einzige  Längenthal,  welches  die  Alp  besitzt,  ist  das  obere  Donauthal,  welches  zwischen 
Sigmaringen  und  Mühlheim  sehr  groteske  Felswände  entblösst  hat,  die  meisten  übrigen  Thälcr 
sind  Queerthäler,  wovon  diejenigen,  welche  zum  Flussgebiel  des  Neckars  gehören,  meist  tief 
eingeschnitten  und  von  pralligen  Gehängen  umgeben  sind ,  während  die  der  Donau  zuführenden 
von  ihrem  Ursprung  an  in  der  Regel  geringeres  Gefäll  und  sanftere  Gehänge  besitzen. 

Mit  diesen  topographischen  Verhältnissen  im  schönsten  Einklänge  steht  die  geognoslische 
Beschaffenheit  des  Gebirges.  Die  Terrasse  am  Fuss  desselben  besteht  aus  den  wohlgeordneten 
Schichten  des  schwarzen  Jura  oder  der  Liasformation,  deren  Tendenz  zur  Schief er- 
bildnng  sich  in  der  Terrassenform  sehr  deutlich  kund  gibt;  die  Vorhügel  und  den  Fuss  selbst 
bildet  der  braune  Jura  oder  die  Oolithformation,  durch  das  Vorherrschen  der  Thon- 
und  Kalhmergel  und  deren  leichte  Verwitterung  sehr  zur  Abrundung  des  Terrains  beitragend; 
das  Gebirge  selbst  mit  seiner  Hochfläche  ist  aus  den  meist  wohlgeschichteten  Bänken  des  unteren 
und  mittleren  weissen  Jurakalkes  zusammengesetzt,  welcher,  an  sich  wenig  zur  Verwitterung 
geneigt,  wegen  seiner  vielfachen  Zerklüftung  leicht  in  Trümmer  geht,  die  Thalcinschnitte  mit 
zerbröckeltem  Schult  versorgt  und  den  Bächen  hinlänglichen  Stoff  zur  Geröllbildung  darreicht. 
Von  diesen  drei  Gliedern  sind  die  beiden  unteren  nur  in  den  westlichen,  nördlichen  und  nord- 
östlichen Theilen  des  Gebirges  entblösst,  gegen  Süden  wird  der  weisse  Jura  der  Hochfläche  von 
den  Gesteinen  der  Mollassenformalion  bedeckt.  Vulkanische  Gesteine  (Klingsteine,  Basalt,  vulka- 
nische Tuffe)  durchbrechen  auf  dem  Randen  und  im  Hegau ,  am  Nordrand  der  Alp ,  in  den 
Umgebungen  von  Pfullingcn,  Urach,  Metzingen  und  Weilheim,  und  im  Ries  bei  Bopfingen 
(Altenbürg)  die  verschiedenen  Glieder  der  Formation ,  ohne  übrigens  auffallende  Schichten- 
Störungen  hervorgerufen  zu  haben. 

An  Versteinerungen  ist  das  Gebirge  durchgängig  sehr  reich.  Die  Thierüberreste 
gehören  —  so  weit  sie  bis  jetzt  erforscht  sind  —  ausschliesslich  Meerthieren  an,  und  zwar 
sind  es  theils  Geschöpfe  der  hohen  See,  so  hauptsächlich  im  schwarzen  und  braunen  Jura,  theils 
Bewohner  der  Untiefen  und  Küsten ,  so  hauptsächlich  in  den  obern  Parthiecn  des  weissen  Jura, 

1  * 


dem  durch  seinen  Korallenreichthuni  bekannten  Coralrag  und  den  etwas  tiefer  gelegenen 
Schwammkorallenbänken  mit  ihren  unzähligen  Terebrateln.  Unter  diesen  Petrefakten  spielt 
das  Heer  der  Ammoniten ,  Belemniten ,  Gryphaeen  und  Terebrateln  die  Hauptrolle ,  und  es 
scheinen  die  drei  ersteren  in  dem  jurassischen  Meer  sowohl  nach  Zahl  der  Gattungen  und 
Arten,  als  auch  nach  Individuen  und  Mannigfaltigkeit,  ja  Zierlichkeit  der  Bildung  ihr  Maximum 
erreicht  zu  haben.  Beinahe  möchte  man  das  Gleiche  von  den  gavialartigen  Sauriern  sagen, 
welche  sich  in  den  Posidonienschichten  des  schwarzen  Jura  so  häufig  finden.  Auch  Fische 
fehlen  nicht ,  doch  sind  sie  hauptsächlich  auf  die  so  eben  genannten  Schiefer  beschränkt, 
und  es  können  die  wenigen  Ueberreste ,  welche  man  bis  jetzt  im  schwäbischen  weissen 
Jura  entdeckt  hat  und  welche  hauptsächlich  den  Haifischen  sowie  den  Muschelthiere  fressen- 
den Pyknodonten  angehören ,  in  keinen  Vergleich  kommen  mit  den  zahlreichen  und  man- 
nigfaltigen Fischen  des  fränkischen  Jura;  das  Gleiche  gilt  von  den  Krebsen.  Von  Insekten 
wurde  bis  jetzt  so  wenig  eine  Spur  angetroffen  als  von  Säugethieren;  denn  die  Knochen  und 
Zähne  von  grossen  Säugethieren ,  welche  in  den  Spalten  und  Vertiefungen  der  schwäbischen 
Alp  in  Höhlen  oder  mit  den  Bohnerzen  vorkommen,  gehören  theils  dem  Diluvium,  theils  der 
Mollasse  an. 

Anders  verhält  es  sich  mit  den  in  unserer  Juraformalion  aufbehaltenen  Ueberresten  aus 
der  Pflanzenwelt.  Zwar  gehören  auch  von  diesen  die  meisten  und  namentlich  alle  häufiger 
vorkommenden  dem  Meeresboden  an,  und  es  gibt  sich  dadurch  der  plaltenförmige  Lias- 
sandstein,  welcher  in  der  Regel  das  Liegende  der  Formation  bildet,  alsbald  als  ein  Meeres- 
produkt zu  erkennen,  wie  denn  auch  mit  und  über  demselben  sogleich  Meereseonchylien 
erscheinen ,  während  in  den  angrenzenden  Schichten  des  schwäbischen  Keupcrs  bis  jetzt  noch 
keine  einzige  Meerpflanze  mit  Bestimmtheit  nachgewiesen  wurde;  demungeachtet  wird  der  Ver- 
lauf dieser  Schrift  zeigen,  dass  auch  Landpflanzen  und  selbst  Dikotyledonenbäume 
nicht  fehlen,  obwohl  sie  immer  nur  vereinzelt  und  gleichsam  als  Seltenheilen  vorkommen.  Dieser 
letzte  Umstand  ist  wichtig  genug,  um  etwas  näher  betrachtet  zu  werden,  und  steht  unserer 
Ansicht  nach  mit  dem,  dass  unserer  Formation  auch  Land-  und  Süsswasserthiere  gänzlich  fehlen, 
im  engsten  Zusammenhang,  in  noch  näherer  Beziehung  aber  mit  den  bis  jetzt  noch  von  keinem 
glücklichen  Erfolg  gekrönten  Nachforschungen  nach  Steinkohlen.  In  erster  Hinsicht  ist  klar, 
dass,  wenn  in  der  jurassischen  Periode  ein  hinlänglich  grosser  Strich  trockenen  Landes  in  unseren 
Gegenden  vorhanden  gewesen  wäre ,  wohl  auch  Land  -  und  Süsswasserthiere  gelebt  haben 
dürften ,  deren  Ueberreste  —  wenigstens  theilweise  —  in  den  für  Erhaltung  von  dergleichen 
Gehäusen  gewiss  sehr  günstigen  Mergelschiefern  sich  finden  müssten.  Nun  fehlen  diese  aber 
bekanntlich  gänzlich,  wenn  man  nicht  etwa  die  Thalassiten  (früher  Unio  genannten)  Bivalven 
dahin  rechnen  will;  überdiess  finden  sich  letztere  nur  in  den  untersten  Sandsteinen  des  Lias, 
unmittelbar  über  dem  Keuper,  wo  in  der  damit  vorkommenden  Knochenbreccie  ohnehin  noch 
viele  Thierüberreste  aus  der  Trias  sich  finden,  was  nichts  Weiteres  beweist,  als  dass  in  den 


Grenzgesteinen  zweier  Formationen  Geschöpfe  von  Beiden  begraben 
liegen  können. 

Was   nun   die  Beziehung  unserer  jurassischen  Vegetation  zu  etwaigen  Vorkommnissen  von 
Steinkohlen  anbelangt,  so  kann  vor  aVien  Dingen  nicht  geläugnet  werden,  dass,  wenn  Steinkoh- 
lenbildung  Statt  haben  sollte,  eine  das  Material  dazu  liefernde  Vegetation  vorhanden  sein  musste;1) 
hiezu   war  aber  vor  allen  Dingen   eine  reichliche  und  üppige  Landvegetation  erforderlich,    wie 
wir  sie  überall   in  Begleitung    von  Steinkohlen   antreffen  und    wie  sie  hauptsächlich  die  Farrn- 
kräuter,    Sehachtelhalme   und  Cycadeen   der  Vorwelt   in  ihrer  riesenhaften  Entwicklung  darge- 
stellt haben.     Hiefür  spricht  denn  auch  das  Beispiel  Englands ,    wo  nach  Philipps  2)  in  Yorkshire 
in  einer   dem  >  braunen  Jura   ein  -    oder   aufgelagerten  200  Fuss  machtigen  Schichtenreihe   von 
Sandsteinen,   Muscheln    führendem   Kalkstein  u.  s.  w.  Mergelschiefer   mit  vielen  Abdrücken  von 
Landpflanzen    (Lycopodites ,    Sphenopteris ,    Neuropteris ,    Pecopteris,  Cycadites  etc.)    die  Kohle 
begleiten.    Ein  ähnliches  Vorkommen  ist  das  von  Brora  im  nordöstlichen  Schottland  nach  Mur- 
chison3),  auf  Sky  und  Mull;  ja  in  Yorkshire  wiederholt  sich  sogar  das  Kohlengebilde,    indem 
weiter   nach    unten,    zwischen  Bath-Oolite   und  Dogger  (Inferior-Oolite) ,    noch  ein  Kohlen  und 
Pflanzen    führender  Sandstein   auftritt 4) ,    welcher  ausschliesslich   monocotyledone  Gewächse  aus 
den  Familien   der  Palmen,    Cycadeen,   Lycopodien  und  Farrne  enthält.     Dass  die  im  nördlichen 
Deutschland  bei  Helmstedt,  Hildesheim,  Bückeburg  u.  s.  w.  vorkommenden,  mehrere  bauwürdige 
Kohlenflöze    einschliessenden  Kohlensandsteine  und  Pflanzen    führenden  Mergelschiefer    nicht  der 
Oolith-Formation,   sondern  vielmehr  der  zwischen  dem  weissen  Jura  und  der  Kreide  gelagerten 
Wälderlhonformation   angehören ,    hat  schon  Fr.  Hoffmann  5)  dargelhan ,    und  wurde  unterdessen 
noch   weiter   bestätigt6),    es   kann   somit  eine  Vergleichung  derselben  mit  unsern   jurassischen 
Gebilden    hier    nur  insoferne  Statt  finden ,    als  dort  —  wie  in  dem  entsprechenden  Wealden  von 
Hastino-s  und  Sussex   in  England  —  ebenfalls   zahlreiche  Landpflanzen  und  zwar  in  Gesellschaft 
von    deutlichen    Süsswasserschaallhieren    (Xyclas,    Unio,    Paludina,    Melania,    Cypris  etc.)    und 
selbst  Süsswasserschiklkröten  vorkommen. 


1)  Dass  die  Steinkohlen  durchgängig  aus  Pflanzentheilen  sich  erzeugt  haben,  ist  nunmehr  ausser  allen  Zweifel 
gesetzt  seitdem  Petzholdt  und  Andere  nachgewiesen  haben,  dass  auch  die  ältesten  Schwarzkühlen  Pflanzenzcllen 
enthalten ;  hei  der  mit  der  Blätterkohle  so  häufig  vorkommenden  Busskohle  kann  sich  ohnedem  Jeder  mit  Hülfe 
eines  einfachen  JMicroscops  davon  überzeugen. 

2)  Philipps  Geology  of  Yorkshire  I.     S.  147  u.  148- 

3)  Transaetions  of  the  geolog.  Society  of  London.     2  Ser.     Vol.  II.  p.  293  u.  353.  ibid.  Vol.  III.  p.  158. 

4)  Philipps  a.  a.  ü.  S.  153. 

5)  Uebersicht  der  geognostischen  Verhältnisse  des  nordwestlichen  Deutschlands.     S.  483  bis  494. 

6)  Unter  Anderm  von  Römer:  Versteinerungen  des  norddeutschen  Oolithgebirges.     Hannover,  1836.     S  31. 


6     

Nun  Hesse  sich  zwar  dagegen  einwenden;  dass  1)  unsere  jurassischen  Schichten  ja  nebst 
den  Meerespflanzen  doch  auch  Dicotyledonenhölzer,  Cycadeen  und  Farrne  enthalten  und  dass 
2}  das  Nichtauflinden  von  organischen  Resten  noch  keinen  positiven  Beweis  gegen  ihre  ehemalige 
Existenz  abgebe.  Hierauf  möge  uns  gestattet  sein  zu  envicdern:  ad  1)  dass  sämmtliche  Land- 
pflanzcn,  welche  bis  jetzt  in  unsern  jurassischen  Schichten  aufgefunden  wurden,  nur  in  Bruch- 
stücken und  als  vereinzelte  Seltenheiten  vorkommen,  so  dass  man  kaum  glauben  kann,  dass  sie 
an  Ort  und  Stelle  gewachsen  seien,  sondern  eher  annehmen  möchte,  sie  seien  von  entfernten 
Küsten  herbeio-eführt  worden.  Das  Gleiche  gilt  von  den  meist  in  Pechkohle  oder  in  Anthrakonit 
umgewandelten  Holzslücken,  welche  theils  im  Liaskalk,  thcils  im  Liasschiefer ,  obwohl  weniger 
selten  oetroffen  werden  und  schon  öfter  zu  vergeblichen  Nachforschungen  und  Hoffnungen  auf 
Steinkohlen  Veranlassung  gegeben  haben.  Es  scheinen  letztere  Bro  cke"n  vorweltlichen 
Treibholzes  zu  sein,  welche  bald  da  bald  dort,  ohne  alle  Regelmässigkeil  abgesetzt  wurden 
und  daher  auf  keine  Weise  zu  Hoffnungen  auf  reichliche  Vorkommnisse  berechtigen,  zumal  als 
sie  nicht  iri  bestimmten  Schichten  oder  Flözen  vorkommen  und  namentlich  nicht  von  gehörig 
entwickelten  Sandsteinen  und  Schieferlhoncn  begleitet  werden ,  wie  diess  sonst  bei  bauwürdigen 
Kohlenflözen  aller  altern  Formationen  der  Fall  ist.  Eine  einzige  Ausnahme  hievon  dürfte  das 
Vorkommen  der  Steinkohle  bei  Mittelbronn,  0.  A.  Gaildorf  machen,  wo  ein  feinkörniger,  gelb- 
lichgrauer, bisweilen  durch  kohlige  Bestandteile  schwärzlich  gefärbter  Sandstein ,  der  über  dem 
grobkörnigen  Keupersandstcin  (Slubensandslein)  liegt,  ziemlich  entwickelte  Schieferthonflöze 
einschliesst ,  worin  —  neben  Hornsteinknollen  und  verkiesclten  schwarzen  Dikotyledonenstämmen 
—  schwache  Flöze  einer  Art  Lettenkohle  oder  von  bituminösen  Mergeln  durchschwärmten 
Schieferkohle  erscheinen.  Wirklich  wurde  auch  vor  etwa  15  —  20  Jahren  dieselbe  abgebaut, 
die  Sache  jedoch  bald  wieder  verlassen ,  weil  sich  die  Flöze  nicht  bauwürdig  erwiesen.  Ueber 
die  näheren  geognostischen  Verhältnisse  konnten  wir,  weil  wir  Alles  im  Zerfall  und  durch  Wiesen 
und  Wald  bedeckt  trafen,  leider  keine  nähere  Aufschlüsse  erhalten,  auch  waren  wir  nicht  so 
glücklich,  ausser  den  kieselschieferartigen  Slammstücken,  ein  einziges  Fetrefakt,  das  uns  als 
Fingerzeig  hätte  dienen  können,  aufzufinden;  es  wäre  daher  immer  noch  möglich,  dass  diese 
Kohle  dem  obern  Keuper  angehörte  und  sich  den  Vorkommnissen  der  Pechkohle  in  dem  Sluben- 
sandstein  anreihte,  wie  solche  bei  Löwenstein,  Einsiedel,  Esslingen  u.  s.  w.  häufig  getroffen 
werden. 

Was  nun  den  zweiten  Einwurf  anbelangt,  so  sind  wir  weit  entfernt  zu  behaupten,  dass  die 
organischen  Ueberreste  der  Vorwelt,  welche  wir  bis  jetzt  kennen  gelernt  haben,  ihren  ganzen 
Pflanzen-  und  Thierreichlhum  darstellen;  wir  sind  im  Gcgentheil  überzeugt,  dass  —  gleichwie  in 
der  jetzigen  Schöpfungsperiode  von  verhältnissmässig  nur  wenigen  Organismen  Ueberreste  auf 
die  Nachwelt  kommen  werden  —  also  es  auch  mit  jenen  der  Fall  gewesen  sein  mag,  denn  wir 
können  überhaupt  nur  das  wirklich  Gefundene  als  positive  Grundlage  für  unsere  Schlüsse  benutzen, 
Laben  aber  kein  Recht  zu  behaupten ,  dass  dasjenige ,  was  wir  noch  nicht  gefunden  haben ,  nicht 


vorhanden  sei  oder  nicht  existirt  liabe.  Wollte  man  aber  je  solche  Behauptungen  aufstellen ,  so 
dürften  schon  die  im  bunten  Sandstein  aufgefundenen  Fährten  von  Thiercn,  die  wir  nur  diesen 
Fusstrittcn  nach  kennen ,  allein  uns  von  dem  Gegentheil  überzeugen.  Dcniungeachlet  mag  auch 
das  hier  Zugegebene  seine  Einschränkung  in  Folgendem  linden.  Zu  Erhallung  (Conservalion) 
von  organischen  Körpern  ist  vor  Allem  Ausschluss  der  atmosphärischen  Luft  und  ihrer  Agenden 
erforderlich,  geschehe  es  nun  durch  hinreichende  Bedeckung  mit  einer  schützenden  Flüssigkeit, 
wie  diess  z.  B.  gesalzenes  oder  mit  andern  Minerallheilen  geschwängertes,  ja  in  einigen  Fallen 
selbst  reines  Wasser  gewährt,  oder  durch  Eindringen  conservirender  Stoffe,  als  kohlensauren 
Kalkes,  von  Kieselerde,  Schwefeleisen  u.  s.  w.,  oder  es  muss  der  organische  Körper  in  einen 
Zustand  versetzt  werden,  worin  er  nicht  weiter  Neigung  zur  Zersetzung  hat,  wie  z.  B.  durch 
Verkohlung  und  den  Vertorfungsprozess  geschieht.  Dass  diese  Umstände  in  der  jurassischen 
Periode  aber  vorhanden  gewesen  seien,  dafür  sprechen  nicht  nur  die  so  reichlich  in  ihren 
Schichten  vorhandenen  Petrefakte  aller  Art,  sondern  auch  die  Gesteine  selbst,  denn  kalkige 
und  feinkörnige  Sandsteine,  Thomnergel  und  Kalksteine,  welche  bekanntlich  diese  Formalion 
vorherrschend  zusammensetzen,  gewährten  hinreichenden  Schutz  gegen  die  zerstörende  Kraft 
der  Atmosphärilien,  und  dass  diess  auch  von  den  die  Steinkohlen  gewöhnlich  begleitenden 
Pflanzen  gilt,  dafür  sprechen  die  oben  von  England  angeführten  Beispiele.  Dagegen  sind  grob- 
körnige Trümmergesteine,  wie  Grauwacke,  Todlliegendes,  Nagelfluhe,  grobkörnige  Sandsteine, 
und  lose  Gerolle  wenig  günstig  für  die  Erhaltung  zarterer  Organismen ,  weil  ihre  Gemenglheile 
schon  mechanisch  zerstörend  auf  dieselben  einwirken  mussten,  daher  findet  man  auch  in  solchen 
Gesteinen  verhältnissmässig  nur  sparsame  oder  schlecht  erhaltene  Ueberreste.  Allein  dergleichen 
Gesteine  fehlen  gerade  in  unsern  jurassischen  Schichten  gänzlich,  es  findet  somit  auch  dieser 
Gegenstand  hier  keine  Anwendung  und  es  dürfte  daher  unsere  vorangestellte  Behauptung ,  dass  in 
der  jurassischen  Periode  kein  der  Landvegetation  günstiges  Terrain  in  unsern  Gegenden  existirt 
habe ,  ziemlich  gerechtfertigt  erscheinen. 


Die  Yertheilung  von  Pflanzenüberresten  im  schwäbischen  Jura  ist  folgende : 

A.  Schwarzer  Jura. 

I.     Der  Liassandstein,  das  unterste  Glied  der  Formation,  enthält 

1)  sparsame  verkohlte  Holzstückc  von  Dikotyledonen- Bäumen;  so  z.  B.  bei  Möhringen; 

2)  verkieseltes  Holz;  bei  Mittelbronn; 

3)  verkohlte  Pflanzenstengel  kraulartiger  Gewächse,  sehr  sparsam,  bei  Weidach; 

4)  Fucoiden,  ziemlich  zahlreich,  bei  Plochingen,  Schlierbach,  Rommeisbach,  Bcmpflingen. 


8    

II.     Der  L  i  a  s  k  a  1  k ,  über  dem  Vorigen  gelagert ,  führt : 

1)  verkohlte   Holzslücke   von    Dikotyledonenstämmen ,    meist    von    kohlensaurem   Kalk 
durchdrungen  (Anthrakonit),    bei  Möhringen,   Vaihingen,  Wäschenbeuren  u.  s.  w. ; 

2)  grosse   Fukoidenstämme ,    oft  mit  zahlreichen  feinen  Algaziten  besetzt;   Plieningen, 
Echterdingen,  Bodelshausen. 

III.    Der  Liasschiefer  führt: 

1)  Pechkohle  in  Trümmern,  deutlich  von  Dikotyledonenstämmen  herrührend;  Göppingen; 
Boll,  Hechingen,  Balingen  etc.; 

2)  verkieseltes  Holz,  selten,  Heiningen; 

3)  Cycadeen ,  sehr  sparsam  und  nur  in  Trümmern ,  und 

4)  Fukoiden,  sehr  häufig,  namentlich  kleine,  fadenförmige  und  vielfach  verästelte,  auch 
eine  Laminaria  bei  Boll  und  Ohmden; 

5)  Coniferen,  sehr  sparsam,  ebendaselbst. 


B.  Brauner  Jura. 

I.  Die  unteren  schwarzen  Mergel,  mit  Ammonites  opalinus,  Trigonia  navis  u.  s.w.  enthalten 
sparsame  Trümmer  von  Fukoiden,  so  z.  B.  im  Teufelsloch  bei  Boll. 

II.  Die  braunen  Sandsteine  führen  ebenfalls  Fukoiden,  jedoch  sparsamer  oder  nur  an  ge- 
wissen Stellen,  wie  z.B.  bei  Zell  unweit  Boll,  Aichelberg  u.  s.  w. ;  ob  die  an  manchen 
Orten  so  häufig  vorkommenden  gefurchten,  mit  Ophiurenarmcn  Aehnliehkeit  habenden, 
oft  schlangenförmig  gekrümmten  Körper  dem  Pflanzen-  oder  Thierreich  angehören,  oder 
auch  zufällige  Bildungen  sind,  lassen  wir  dahingestellt. 


C.  Weisser  Jura, 

Er  ist  im  Durchschnitt  ausserordentlich  arm  an  Pflanzenüberresten.  Bis  jetzt  wurde  in  Würt- 
temberg ein  Farrnkraut  in  dem  oolithischen  Korallenkalk  von  Schnaitheim  gefunden.  S.  Taf.  II. 
Fig.  1.  Häufiger  trifft  man  Fukoiden  in  und  unter  den  platlenförmigen  Kalksteinen  auf  dem 
mittlem  Alpplateau,  z.  B.  bei  Neuffen,  Gerhausen,  welche  jedoch  nach  Häufigkeit  und  Mannig- 
faltigkeit nicht  in  Vergleich  kommen  können  mit  den  analogen  Vorkommnissen  in  den  Schiefer- 
brüchen von  Solenhofen  und  Pappenheim. 

Betrachten  wir  hierauf  die  im  schwäbischen  Jura  bis  jetzt  aufgefundenen  Pflanzen  etwas 
näher,  so  finden  wir,  dass  dieselben  folgenden  Gewächsfamilien  angehören. 


I.    t'upiilifcreii? 

Wir  haben  Bruchstücke  von  Pechkohlen  vor  uns  aus  den  Posidonienschiefem  von  Bull,  Göp- 
pingen und  der  Umgegend  von  Balingen,  welche  wegen  der  inneren  Aslbildung,  die  sie  zeigen, 
anstreitig  dikotyledonischen  Bäumen  und  zwar  wahrscheinlich  der  Familie  der  Cupuliferen  ange- 
hören; die  Jahrsringe  sind  undeutlich,  die  Markstrahlen  sehr  fein,  die  Holzzellen  fein,  gedrängt, 
nicht  punktirt,  es  dürfte  demnach  obige  Annahme  ziemlich  gerechtfertigt  erscheinen. 


II.    Coiiifereit  oder  Nadelhölzer. 

Erste  Gattung:  Araucaria  Lindley.  Araucariles  Presl  <fc  Sternberg  '} 
Aesle  zerstreut,  etwas  zweitheilig.  Blatter  dachziegelförmig,  klein,  dick. 
Zapfen  eiförmig,  abgerundet,  stumpf,  die  Schuppen  sehr  dicht,  dachziegel- 
förmig, länglich,  spitz,  an  der  Spitze  sichelförmig  zurückgebogen. 

Araucaria  peregrina  Lindley.  Taf.  I.  Fig.  1.  Aeste  unregelmässig  zer- 
streut, aufrecht-abstehend.  Blätter  dachziegelförmig,  aufrecht-abstehend,  oval, 
lang  zugespitzt,  auf  dem  Rücken  der  Länge  nach  gekielt,  in  der  Mitte  etwas 
vertieft,  auf  der  Oberfläche  sehr  fein  eingedrückt  —  punktirt. 

Wir  nehmen  keinen  Anstand,  diese  im  Posidonienschiefcr  von  Ohmden  und  Boll  nicht  selten 
vorkommende  Pflanze,  deren  Blätter  mit  denen  der  lebenden  Araucarien,  so  weit  sie  uns  zu 
Gebot  standen,  in  vielfacher  Beziehung  übereinstimmen,  mit  der  von  Lindley  beschriebenen 
Pflanze  aus  dem  Lias  von  Lyme  Begis  zusammenzustellen.  Dieselbe  nähert  sich  auch  in  mancher 
Beziehung  den  Voltzien,  '2)  unterscheidet  sich  aber  durch  ihre  tief  gekielten,  dick  lederartigen 
Blätter  von  denselben.  Fast  wären  wir  versucht,  Philipps  Lycopodites  uncifolius,  3)  welche 
Pflanze  sich  in  Yorkshire  im  obern  und  untern  Kohlensandstein  des  braunen  Jura  findet,  ebenfalls 
hieher  zu  rechnen.  Die  Abbildung  nach  einem  von  Herrn  Dr.  Schmidt  in  Metzingen  gütigst 
mitgetheilten  Exemplar. 


1)  Sternberg,   Flora   der  Vorwelt.     7tes   und  8tes  Heft,     Seite  203.     Lindley    und    Hutton,    Fossil   Flora  of 
Great  Britain.     Fascic.  IX. 

2)  S.    Schimper  et  Mougeot,   Monographie   des   plantes   fossiles  du    gres   bigarre   de   la  chaine  des   Vosges. 
Strasbourg,  1840.     Tab.  1.     Ar.  1,  2,  3. 

3)  Geology  of  Yorkshire.     pl.  VIII.     Fig.  3. 

2 


10    — 

Zweite  Gattung:  Cupressites  Brongn.  Aeste  unregelmässig  geordnet.  Blatter 
spiralständig,  in  6  —  7  Reihen,  schuppig,  nadelförmig,  aussen  etwas  gekielt, 
sitzend,  an  der  Basis  hreit,  ohen  spitz,  aus  parallelen  Längen -Nerven  zu- 
sammengesetzt. 

Cupressites  liasinus  nob.  Taf.  I.  Fig.  2.  Zweige  unregelmässig,  schlank, 
fadenförmig.  Blätter  umfassend,  am  Grunde  verschmälert,  eiförmig,  in  eine 
stumpfliche  Spitze  ausgezogen,  oben  abstehend,  fein  gestreift,  am  Grunde 
mit  undeutlichem  Kiel. 

Nach  sorgfältiger  Vergleichung  unserer  aus  dem  Posidonienschiefer  des  Lias  von  Ohmdcn 
stammenden,  dem  Herrn  Grafen  v.  Handels  lohe  angehörigen  Pflanze  mit  den  lebenden 
Cypressen,  nehmen  wir  keinen  Anstand  dieselbe  zu  den  Cupressiten  zu  zahlen.  Die  Blätter 
sind  lederartig,  dick,  der  Länge  nach  sehr  fein  gestrichelt,  wie  das  neben  bei  a)  gezeichnete 
vergrösserle  Blättchen  zeigt,  und  können  daher  in  keinem  Fall  zu  den  Caulerpiten  oder  sonstigen 
Fucoiden  gehören;  von  den  Lycopoditen  unterscheiden  sie  sich  durch  den  Mangel  einer  durch- 
laufenden deutlichen  Mittelrippe  sowohl  als  durch  das  Vorhandensein  der  zahlreichen  feinen 
Längsnerven. 


III.    ©ycaileen. 

Erste  Gattung:  Zamites  Ad.  Brongniart.  Blätter  gefiedert,  Blättchen  stiellos, 
an  der  Basis  ohrartig  ausgebreitet  und  sich  tbeilweise  deckend,  Nerven 
parallel  und  etwas  bogenförmig  divergirend,  oft  gabelig  getheilt. 

Von  dieser  mit  Zamia  und  Pterophyllum  nahe  verwandten  Gattung  findet  man  vier  Arten  in 
den  Oolithen  Frankreichs  und  zwei  davon  im  Lias  von  Lyme  Regis  in  England.  Wir  besitzen 
bis  jetzt  nur  zwei  Arten ,  nämlich 

1.  Zamites  Mandelslohi  nob.  Taf.  I.  Fig.  3.  Blältchen  abwechselnd,  eiförmig, 
wenig  aufwärts  gekrümmt,  stumpf,  an  der  Basis  etwas  herzförmig,  kaum 
sich  deckend,  nervig-linirt ,  die  Nerven  meist  einfach,  nach  vorne  etwas 
auswärts  gekrümmt. 

Aus  den  Stinkschiefern  der  Posidonien- Schichten  bei  Ohmden.  Sehr  selten  und  bisher  nur 
in  Bruchstücken  aufgefunden.     Wir  verdanken  das  abgebildete  Exemplar  der  gütigen  Miltheilung 


—    11    — 

des    Herrn    Grafen    v.    Mandelslohe,    dessen    Namen    wir    auch    dieser    ausgezeichneten  Pflanze 
beizulegen  uns  erlaubten. 

2.  Zamites  gracilis  nob.  Taf.  I.  Fig.  4.  Wedel  linien- lanzettförmig,  schlank, 
Blättchen  gedrängt,  abwechselnd,  am  Grunde  etwas  herzförmig  und  den  Blallstiel 
deckend,  linienfürmig,  sichelartig  vor-  oder  aufwärts  gekrümmt,  abgerundet 
zugespitzt,  lederartig,  von  sehr  feinen  parallelen  Linien  der  Länge  nach 
durchzogen. 

Diese  Art  verbindet  die  Gattung  Zamites  mit  Pterophyllum.  Mit  ersterer  hat  sie  die  am 
Grunde  herzförmigen,  sich  etwas  deckenden  und  lederartigen  Blatter,  mit  letzlerer  die  völlig  parallelen 
Nerven  gemein;  ihr  ganzes  Aeussere  nähert  sie  aber  doch  so  sehr  unserem  Zamites  Mandels- 
lohi,  dass  wir  sie  nicht  wohl  von  dieser  Gattung  trennen  konnten.  Beide  Pflanzen  gehören  zu 
den  dickblätterigen  Zamien,  und  erinnern  durch  Consistcnz  und  die  herzförmige  Blattbasis  an 
Zamites  Schmidelii  Presl,  welche  Sternberg  früher  zu  Odontopteris  gezählt  und  Heft  5  u.  6, 
Tab.  XXV.  Fig.  2  abgebildet  hat,  während  die  Gestalt  der  Blättchen  sie  der  schmalblätterigen 
Form  von  Z.  Münsteri  Sternberg  (Flora  5les  u.  6tes  Heft,  Tab.  XLIII,  Fig.  1.  3)  nähert. 
Unsere  Z.  gracilis  hat  langgezogene  linien-lanzeltförmige  Wedel,  und  hat  auf  den  ersten  Anblick 
Aehnlichkeit  mit  den  unfruchtbaren  Wedeln  von  Blecbnum  boreale;  von  Pterophyllum  Williamsoni 
Brongn.  (Cycadites  comptus  Phil.  Yorkshire  PI.  VII.  Fig.  20),  dem  sie  ebenfalls  gleicht, 
unterscheidet  sie  sich  durch  die  Gestalt  der  Basis  und  die  Spitze  der  Fiederblättchen,  sowie  durch  die 
feinen  Nerven  hinlänglich.  Die  Blättchen  sind  in  der  Mitte  am  längsten  und  nehmen  gegen  die 
Spitze  und  Basis  allmäblig  ab,  nach  unten  aber  zugleich  an  Breite  zu,  so  dass  zuletzt  die  Breite 
zur  Länge  sich  verhält  =  1:1  und  sogar  =  2:1,  während  das  Verhältniss  in  der  Mitte 
=  1:3,  gegen  die  Spitze  zu  aber  =1:2  ist.  Die  Spindel  (Blattstiel)  ist  verhältniss- 
mässig  schwach  und  erscheint  wegen  dem  Uebergreifen  der  Basis  der  Blättchen  wie  hin-  und  her- 
gebogen, wird  aber  nach  unten  dicker  und  ist  daselbst  etwa  l1/*  Zoll  lang  nackt,  so  dass  die 
Fiederung  sich  gleichsam  in  den  Blattstiel  verdünnt.  Findet  sich  weniger  seilen  als  die  übrigen 
Cycadeen  in  den  Posidonienschiefern  von  Ohmden,  woher  auch  dieses  Exemplar  stammt,  das  wir 
der  Güte  Sr.  Erlaucht  des  Herrn  Grafen  Wilhelm  v.  Württemberg  verdanken;  ein  ähnliches,  sehr 
schönes  Exemplar  befindet  sich  in  der  hiesigen  Königl.  Naturaliensammlung. 

Zweite  Gattung :  Pterophyllum  Ad.  Brongniart.  Blätter  gefiedert,  Fieder 
mit  (nahezu  ')  parallelen  Seilenrändern,  mit  ihrer  ganzen  Breite  an  dem 
Blattstiel  befestigt,  am  Ende  abgestulzt  (oder  abgerundet);  Nerven  parallel 
(oder  wenig  divergirend) ,  fein,  einfach. 


1)  Wir    erlauben    uns    hier   und    in   der  Folge,   die  Charaktere  —  gegenüber  von  Brongniart  und  seinen 
Nachfolgern  —  da  und  dort  etwas  zu  modificiren  ,  haben  unsere  Zusätze  jedoch  immer  in  Klammern  gegeben. 

2    * 


12     

Von  dieser  hauptsächlich  in  der  Keuperformation  verbreiteten  Gattung  hat  man  unsers 
Wissens  bis  jetzt  nur  zwei  Arten:  Pt.  peclen  u.  Pt.  Williainsoni  Br.  (Cycadiles  pecten  und  comptus 
Phil.  Yorkshire  PI.  VII.  Fig.  22  u.  20),  im  obern  Kohlensandstein  des  Ooliths,  keine  aber  im  Lias 
gefunden.  Wir  besitzen  folgende,  sämmtlich  aus  den  Posidonienschiefern  des  obern  Lias  stam- 
mende, jedoch  auch  da  sehr  sparsam  und  nur  in  Bruchstücken  vorkommende  Arten. 

1.  Plerophyllum  oblongifolium  nob.  Taf.  I.  Fig.  5.  Blattchen  etwas  entfern!, 
eiförmig-länglich,  nahe  am  Grunde  ein  wenig  zugerundet  verschmälert,  an 
der  Spitze  abgerundet,  Nerven  von  der  Basis  an  theilweise  gegen  dem  Rande 
divergirend. 

Wir  nehmen  keinen  Anstand,  diese  seltene  uns  bis  jetzt  nur  in  wenigen  Trümmern  bekannte 
Art  aus  den  Liasschiefern  von  Ohmden,  welche  wir  der  gütigen  Mittheilung  des  Herrn  Grafen 
v.  Mandelslohe  verdanken,  hier  aufzuzählen,  indem  dieselbe  sich  völlig  an  die  breitblätterigen 
Formen  dieser  Gattung,  welche  wir  aus  dem  Keuper  besitzen,  anschliesst.  Die  Divergenz  der 
Nerven  nähert  dieselbe  allerdings  den  Zamiten  (S.  Fig.  3  dieser  Tafel),  allein  die  Entfernung 
der  Blättchen  von  einander  und  der  Mangel  jedes  ohrartigen  Vorsprunges  am  Grunde  derselben 
dürfte  diese  Einreihung  hinlänglich  rechtfertigen. 

2.  Pterophyllum  acutilblium  nob.  Taf.  I.  Fig.  6.  Blättchen  ziemlich  entfernt, 
unten  der  ganzen  Breite  nach  an  dem  dicken  Blattstiel  festgewachsen,  und 
bis  zur  Mitte  gleichhrcit ,  dann  allmählig  verschmälert,  spitzig;  Nerven 
gleichmässig  parallel. 

Diese  ebenfalls  nur  in  seltenen  Bruchstücken  vorkommende  Art  aus  den  Stinkschiefern  des 
obern  Lias  von  Ohmden,  durch  Herrn  Grafen  von  Mandelslohe  mitgelheilt,  unterscheidet  sich  von 
Zamites  Bechii  Ad.  Brongn. ,  womit  sie  der  Beschreibung  nach  verwechselt  werden  könnte, 
durch  die  entfernt  stehenden,  unten  parallelseitigen  Blältchcn  und  die  Nichtdivergenz  der  Nerven. 

IV.    Farritkräuter. 

Erste  Gattung:  Odontopteris  Brongn.  Wedel  doppelt  gefiedert,  Fiederchen 
am  Grunde  nicht  verschmälert,  mit  der  Basis  an  der  Spindel  anhängend;  keine 
deutliche  Mittelrippe,  die  Adern  einfach  oder  zweiteilig,  alle  gleich,  von  der 
Spindel  aus  entspringend. 

Odontopteris  (T)  jurensis  nob*  Taf.    II.  Fig.  1.     Wedel  doppelt  gefiedert, 
Blattstiel  mit  starken  Spreublältchen  dicht  besetzt;  Fieder  länglich,  stumpf,  Blatt- 


13    

chen  gedrängt,  leierartig,  an  der  Basis  breit,  fast  zusammenfliessend,  eiförmig, 
stumpf,  mit  undeutlicher,  kurzer  Mittelrippe. 

Wir  waren  lange  im  Zweifel,  ob  dieses  von  Herrn  Dr.  Ferd.  Kranss  im  oolilhischen 
Korallenkalk  dt>s  weissen  Jura  bei  Schnaitheim  entdeckte  Farrnkraut,  das  einzige  bis  jetzt  uns 
bekannt  gewordene  aus  dem  schwäbischen  Jura,  nicht  zu  der  Galtung  Pachypteris  Brongn.  ') 
zu  rechnen  sei;  allein  die  Art  der  Wedelbildung,  die  grosse  Breite  der  Basis  der  Fieder- 
blatlchen ,  ihr  deutliches  Anhängen  an  der  Spindel  und  die  undeutliche  Mittchippe  bestimmte  uns, 
dasselbe  vorläufig  der  Galtung  Odonlopteris  zuzuzählen.  Sie  hat  in  Beziehung  auf  die  Blatt- 
gestalt viel  Aehnliehkeit  mit  0.  Schlotheimii  Brongn.  (Weg.  foss.  PI.  78,  Fig.  5),  welche  der 
Steinkohlenformation  angehört,  unterscheidet  sich  aber  durch  den  Mangel  der  Nerven,  durch  die 
am  Grunde  der  Blätter  vorhandene  Mittelrippe  und  den  mit  Spreublättchen  dicht  besetzten  Blatt- 
stiel.   Letzterer  Umstand   dürfte  jedenfalls  die  Einreihung  unter  die  Farrnkräuter   rechtfertigen. 


V.    A  Igen  oder  Fucoicleii. 

a.  Fucoiditeii  Steroberg. 2) 

Laub  lederartig,  seltener  häutig,  ganz,  flach  oder  fadenförmig;  Fruchlbehäller  entweder 
kapselartig  oder  zerstreut  im  Laube. 

Erste  Gattung:  Laminarites  Brongn.  Laub  ausgebreitet,  häutig  oder  lederartig, 
mit  einfacher,  dicker  Mittelrippe  oder  ungerippt. 

Laminarites  euneifolia  nob.  Taf.  II.  Fig.  2.  Wedel  flach,  ganzrandig, 
ader-  und  rippenlos,  ungestielt,  keilförmig  oder  unregelmässig  eiförmig  — 
länglich,  stumpf,  lederartig,  dick. 

Das  auf  Taf.  II.  etwas  mehr  als  3/4  verkleinert  abgebildete  Exemplar  wurde  in  der 
Gegend  von  Boll  im  Liasschiefer  gefunden  und  befindet  sich  in  der  Sammlung  der  Centralstelle 
des  landwirtschaftlichen  Vereins  dahier.  Es  misst  3'  9"  württ.  Maass  und  erinnert  dem  Aeussern 
nach,  an  manche  Formen  des  Zuckertanges  fXaminaria  saccharina  Ag.) ,  welcher  jedoch  mit 
starkem  Stiel  versehen  und  regelmässiger  (Jinien  -  lanzettförmig)  gebildet  ist.     Die  Blattsubstanz 


1)  Göppcrt  hat  in  seinen   „Gattungen  der  fossilen  Pflanzen"   S.  46  und   in  seinem   grössern  Werke  über 
die  fossilen  Farrnkräuter  S.  378  ohnedem  bemerkt,  dass  Pachypteris  nicht  zu  den  Farrnkräutern  gehöre. 

2)  Flora  der  Vorwelt.     5tes  u.  6tes  Heft.    pag.  33. 


14 

ist  —  so  weit  sie  noch  vorhanden  —  in  eine  glänzend -schwarze,  spröde,  pechkohlenartige 
Masse  umgewandelt,  welche  unregehnässige  Längenrisse  zeigt,  die  wir  jedoch  fiir  keine  Slrei- 
fung  des  Laubes  selbst ,  sondern  für  zufällige  Zerklüftungsstreifen  halten  müssen. 


b.  Floridoiten  Sternberg.  ') 

Laub  flach  oder  fadenförmig,  ungegliedert,  lederarlig,  seltener  häutig,  Sporangien  ent- 
weder endständig  in  kugeligen  Kapseln  oder  verästelten  Anhäufungen,  oder  punktförmig  zerstreut. 

Erste  Gattung-:  Chondrites  Sternb. Fucoides  Brongn.  Laub  knorpelartig,  faden- 
förmig-, zweitheilig  ästig,  mit  walzenförmigen,  im  Abdruck  zusammenge- 
drückten Aesten. 

1.  Chondrites  lumbricalis  nob.  Tab.  II.  Fig.  4.  Laub  unregelmässig  ästig  und 
zweitheilig;  Aeste  durchgängig  cylindrisch ,  stumpf. 

Findet  sich  in  manchen  Gegenden  der  Filder  und  am  Fusse  der  Alp  sehr  häufig ,  zum 
Theil  von  bedeutender  Grösse,  in  den  unteren  Schichten  des  Liassandsteins;  das  abgebildete 
Exemplar  ist  in  meiner  Sammlung  befindlich  und  stammt  von  Schlierbach,  unweit  Plochingen. 
Vielleicht  gehören  die  sonderbar  gekrümmten  Gebilde,  welche  sich  in  dem  Liassandstein  der 
Umgegend  von  Tübingen  so  häufig  finden,  ebenfalls  diesem  Fucoiden  an.  Dass  unser  Exemplar 
wirklich  von  einer  Pflanze  herstammt  und  zwar  von  einer  Alge,  darüber  kann  kein  Zweifel 
sein,  obgleich  die  Abbildung  dadurch,  dass  sie  nur  einen  Theil  desselben  wiedergibt,  etwas 
undeutlich  ist. 

2.  Chondrites  bollensis.  Taf.  III.  Fig.  3.  Fucoides  bollensis  v.  Z  i  e  t  e  n. 2)  Laub 
zwei-  oder  dreitheilig  verästelt,  unregelmässig  gabelig,  doppelt  und  dreifach 
gefiedert;  Aestchen  linienförmig,  am  Grunde  und  gegen  die  Spitze  ein  wenig 
verschmälert,  stumpf. 

Eine  äusserst  vielgestaltige  Pflanze,  welche  in  den  obern  Schiefern  des  Lias  bei  Boll, 
Pliensbach,  Ohmden  ungemein  häufig  und  stets  in  einer  andern  etwas  höher  gelegenen  Schichte 
als  Sphaer.  crenulatus  sich  findet.  Sie  hat  viel  Aehnlichkeit  mit  dem  in  der  Kreide  so  häufigen 
Chondrites  Targionii,  unterscheidet  sich  aber  durch  die  unregelmässige  Gabelung  und  Verästelung 


1)  Flora  der  Vorwelt.     5tes  u.  6tes  Heft.   S.  25. 

2)  Geognoslisches   Verzeichniss    sämmtlicher   Petrefalüe   Württembergs,    ein  Correspondenzblatt    des  land- 
wirthsehaillichen  Vereins.  1839.     1.  Bd.     lstes  Heft.     S.  18. 


15     

und  die  daraus  hervorgehende  Strauchgestalt ,  sowie  durch  die  —  wenn  bisweilen  auch  geringe  — 
Verschmälerung  der  Zweige  am  Grunde  und  gegen  die  Spitze  zu,  welch'  letzlere  indess  bis- 
weilen auch  ganz  stumpf  vorkommt.  Ferner  besitzen  die  Aesle,  wenn  sie  etwas  verlängert  sind, 
häufig  ein  wurmartig  gekrümmtes  oder  hin-  und  hergebogenes  Aussehen,  oder  sie  sind 
büschelförmig  überhangend,  was  Alles  für  eine  gallertartige,  weiche  Beschaffenheit  der  Pflanze 
wahrend  ihres  Lebens  spricht.     Wir  unterscheiden  folgende  Hauptfqrmen: 

r/)  V.  caespitosa  nob.;  Acsle  drei-  oder  mehrfach  getheilt,  Zweige  kurz,  nach 
oben  und  unten  deutlich,  oft  fast  lanzettartig  verschmälert.  Fig.  3  hintere 
Figur. 

ß~)  Var.  elongala  nob.;  Aeste  langgezogen,  einfach,  hin-  und  hergebogen,  fast 
gleich  breit  und  stumpf.     Fig.  3  vordere  Figur.     Beide  von  Boll. 

y)  Var.  filifonnis  nob.;  Aesle  lang  und  dünn,  einfach,  gerade,  fadenförmig. 

Findet  sich  sehr  häufig  in  den  Liassandsteinen  und  den  Sandsteinen  des  braunen  Jura. 
Das  bei  Fig.  5  abgebildete  Exemplar  stammt  aus  dem  Liassandstein  von  Endingen  bei  Balingen, 
und  wurde  dort  von  Herrn  Stud.  Theodor  Hörner  aufgefunden.  Die  im  Sandstein  des  braunen 
Jura  (bei  Boll,  Zell,  Wasseralfingen  u.  s.  w.)  vorkommenden  Formen  sind  meist  walzenrund, 
d.  h.  weniger  platl  gedrückt,  und  bilden  oft  Mittelformen  zwischen  Var.  a  und  y. 

c>)  Var,  divaricata  nob.  Stark  verästelt,  Aeste  doppelt  oder  dreifach  gefiedert, 
auseinandergesperrt,  linienartig,  fadenförmig.     Fig.  4,  6. 

Figur  4  stammt  aus  dem  Liassandstein  von  Plochingen  und  wurde  daselbst  von  Herrn 
Architekt  Calw  er  aufgefunden.  Eine  etwas  gedrungenere  Form  desselben  findet  sich  häufig 
in  den  sandigen  unteren  Liaskalksteinen  und  den  die  Gryphitenschichten  begleitenden  Mergeln, 
so  z.  B.  bei  Schlierbach,  unfern  Plochingen,  bei  Echterdingen,  Plieningen,  Bommelsbach,  Möh- 
ringen etc.  Fig.  6  stellt  einen  dicken  Fueoiden(?)-Stamm  aus  den  Liaskalkmergeln  von  Echter- 
dingen dar,  worauf  zahlreiche  Bruchstücke  dieser  kleinen  Alge  aufsitzen.  Manche  kleine  und 
stark  verästelte  Formen  der  Var.  d  erinnern  sehr  lebhaft  an  den  in  den  Kreideschiefern  so  häufig 
vorkommenden  Ch.  intricatus  Sternb.,  wie  solcher  bei  Brongniart  (Veg.  foss.  PI.  5. 
Fig.  6 — 8)  so  trefflich  abgebildet  ist,  wir  könnten  solche  aber  unmöglich  von  unserem  Ch. 
bollensis  trennen ,  da  sie  ganz  deutlich  L'ebergänge  in  die  andern  Varietäten  bilden.  Ebensowenig 
aber  konnten  wir  uns  entschliessen,  aus  diesen  Varietäten  eigene  Arten  zu  machen,  weil  wir 
zahlreiche  Mittelformen  besitzen ,  welche  dieselben  alle  unter  einander  verbinden. 

3.  Chondrites    penicillatus    nob.     Taf.   III.     Fig.  7.     Laub   kurz,   stumpf,    dick, 
mit  kurzen,  fadenförmigen,  einfach  verzweigten  Aeslchen  pinselförmig  besetzt. 

Diese  seltene  Alge  wurde  von  uns  bis  jetzt  nur  -einmal  auf  den  plaltenförmigen ,  sandigen 


16      

Kalksteinen  des  untersten  Lias  bei  Bodelshausen,  unweit  Tübingen,  gefunden.  gje  na(  durch  die 
starke  Besetzung  mit  feinen,  kurzen  fadenförmigen  Aestchen  Aehnlichkeit  mit  manchen  Clado- 
stephusarten,  z.  B.  Cl.  spongiosus  Ag. 

4.  Chondrites  taeniatus  nob.  Laub  sehr  lang-,  bandförmig',  vollkommen  gleich- 
breit, sehr  einfach,  mit  einzelnen  unter  spitzem  "Winkel  abgehenden,  gleich- 
gestalteten Aesten. 

Eine  vor  allen  übrigen  Fucoiden  des  Jura  durch  ihre  Schlankheit  und  bandförmige  Gestalt 
ausgezeichnete  Alge,  welche  sehr  lebhaft  an  Fueus  loreus  L.  erinnert,  und  nicht  selten,  wenig- 
stens in  Bruchslücken,  von  8  —  12  Zoll  Länge  und  1'  ,  — 2  Linien  Breite  in  den  obern  Lias- 
schiefern  von  Boll  und  Wasseralfingen  vorkommt.  Diese  Bruchstücke  sind  meist  vollkommen 
einfach,  oder  es  findet  sich  ein  unter  spitzem  Winkel  abgehender  gleich  breiter  Ast.  Die  Art 
der  Zuspitzung  ist  uns  bisher  unbekannt  geblieben.  Leider  gestaltete  der  Baum  auf  unsern 
Tafeln  keine  Abbildung  mehr. 

Zweite  Galtung:     Sphaer ococcites  Sternb. '}     Laub  etwas  lederartig,  flach 
und  zweitheilig  oder  gefiedert,  oder  auch  fadenförmig-. 


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1.  Sphaerococcites  ligulatus  nob.  Taf.  II.  Fig.  3.  Laub  zweitheilig  oder  un- 
regelmässig ästig,  fadenförmig.  Aeste  einfach  gefiedert,  ungerippt,  in  lanzett- 
förmige etwas  spitzige  Blältchen  erweitert. 

Findet  sich  nicht  selten  im  oberen  plaltenionnigen  Jurakalk,  z.B.  bei  Gerhausen,  unfern 
Ihn,  woher  auch  das  abgebildete  Exemplar  stammt,  sowie  vereinzelt  in  den  wohlgeschichteten 
untern  Bänken  des  weissen  Jura,  z.  B.  bei  Neuflen.  An  manchen  Stellen  sind  die  Gesteine  so 
davon  durchzogen ,  dass  man  deutlich  sieht ,  dass  die  Pflanze  an  Ort  und  Stelle  in  grosser  An- 
häufung gewachsen  ist.  Das  Vorkommen  bei  Gerhausen  erinnert  lebhaft  an  die  in  den  Solenhofer 
Schiefern  so  zahlreich  verbreiteten  Fucoiden.  Das  Aeussere  unserer  Pflanze  hat  viel  Ueberein- 
stimmendes  mit  Halymenia  ligulata  Ag.,  Delesseria  alata  Ag.  u.  s.  w.,  die  Blättchen  sind  jedoch 
als  blosse  keilförmige  Erweil erungen  der  Zweige  zu  betrachten,  haben  keine  Mittelrippe,  und 
scheinen  gallertartig  häutig  oder  fleischig  gewesen,  und  erst  durch  den  Druck  der  Gesteins- 
masse so  flach  geworden  zu  sein,  wie  denn  dieselben  auch  bisweilen  eine  ziemliche  Dicke 
besitzen.  Von  allen  im  schwarzen  und  braunen  Jura  vorkommenden  Algen  unterscheidet  sich 
diese  durch  den  fadenförmigen  Stamm  hinlänglich. 


1)  Flora  der  Vorwell,  5tcs  u.  6'es  Heft,  pag.  23. 


IT     

2.  Sphaerococcites  crenulatus  St ernb.    (Flora  der  Vorwelt  5  u.  6s  Heft  pa».  28.) 
Taf.  III.     Fig.   1.  2. 

Fucoides  granulatus  Brongn. 

Algaritefl  granulatus  v.  Schloth.  Beiträge  II.  4ö.  40.  Taf.  V.  Fig.  1. 
Laub  sehr  ästig.  Aeste  und  Zweige  linienfünnig .  stumpf,  deich  breit,  auf 
beiden  Seiten  gekerbt,  unter  spitzem  Winkel  ab-tehend. 

Diese  ausgezeichnete  Alge,  welche  Sternberg  sehr  passend  mit  dem  Fucus  crenulatus 
von  Turner  vergleicht,  ist  die  häufigste  Pflanze  des  Liasschiefers  in  Württemberg,  und  findet 
sich  besonders  schön  in  den  Schiefern  von  Boll,  Ohmden,  Wasseralfingen.  Balingen,  Ml llhwi ■ 
Durch  die  schönen  Exemplare,  welche  Herr  Dr.  Kraus s  kürzlich  in  der  Gegend  von  Boll 
und  Pliensbach  aufgefunden  und  uns  milgetheilt  hat,  wurden  wir  in  den  Stand  gesetzt,  bessere 
Abbildungen  zu  liefern ,  als  bisher  gegeben  wurden.     Wir  unterscheiden  füllende  Varietäten : 

a.  elongatus:    Laub  schlank,  gleich  breit,  ein/ach  verästelt.  Aeste  hingezogen, 
aus  schmälerem  Grunde  etwas  erbreitert.  gekerbt-gezähnt.     Fig.   1. 

ß.  crispus:  Laut  gedrungen,  breit.  Aeste  kurz.  lappig  eingeschnitten-gezähnt. 
Fig.  2. 

Diese  beiden  Spielarten  finden  sich  verhältnissmassig  selten,  am  häufigsten  noch  erstere, 
zum  Theil  mit  der  gewöhnlichen  kurzästigen  Form,  welche  Brongn.  sehr  gut  abgebildet  hat 
(Lethaea  Taf.  XIV.  Fig.  2},  und  wovon  wir  daher  keine  Abbildung  geben.  Auch  von  dieser 
giebt  es  eine  grössere  und  kleinere  Form  .  welche  oft  sogar  in  verschiedenen  Schichten  des 
Liasschiefers  vorkommen.  Das  bei  Schlotheim  (Taf.  V.  Fig.  1)  abgebildete  Exemplar  aus  dem 
Liasschiefer  von  Boll  steht  zwischen  unserer  Var.  c.  und  der  gemeinen  Form  in  der  Mitte, 
nähert  sich  jedoch  mehr  der  ersteren. 


18 


Höherer  Anordnung  gemäss  fügen  wir  nun  folgende  statistische  und  historische 
Notizen  über  die  im  verflossenen  Studienjahre  an  der  K.  polytechnischen  Schule  vorgekom- 
menen Veränderungen  ,  sowie  das  Schüler  -  und  Lehrerpersonal  bei : 

Die  Zahl  der  Schüler  betrug  im  Wintersemester  des  abgelaufenen  Schuljahres  18"  43  334, 
worunter  161  regelmässige  und  173  ausserordentliche  Schüler  oder  Hospitanten  sich  befanden; 
im  Sommersemesler  242,    worunter  131  ordentliche  und  Hl  ausserordentliche  Schüler. 

Diese  Zahlen  zerfallen  nach  den  künftigen  Berufsarten  der  Zöglinge  (die  Ziffern  des 
Wintersemesters  zu  Grunde  gelegt)  in 

A.  Mechanisch -technische,  wohin  gehören :  Architekten ,  Ingenieure  ,  Mecha- 
niker etc.  173. 

B.  Chemisch- technische,  als:  Berg-  und  Hüttenleute,  Chemiker,  Pharma- 
zeuten etc.  24. 

C.  Kaufleute,    Buchhändler,   Droguisten  etc.  19. 

D.  Lehrer  für  den  technischen  Unterricht,  nämlich:  Beal-,  Oberreal-  und 
Gewerbeschullehrer,  40. 

E.  Vermischte  Berufsarten,  worunter  solche  gerechnet  werden,  welche  in  der  Begel 
auf  Universitätsstudien  angewiesen  sind,  wieAerzte,  Cameralisten  etc.,  oder  solche,  für 
welche  besondere  Lehranstalten  in  Württemberg  bestehen,  wie  Militärs,  Forstleute, 
Landwirthe  etc.,  welche  bloss  ihre  Vorstudien  in  der  polytechnischen  Schule  machen, — 
sodann:  Lithographen,  Ciseleure,  Graveure,  Zimmermaler,  Gärtner  und  dergl.,  und 
endlich  solche  Zuhörer,  deren  eigentliche  wissenschaftliche  Ausbildung  ausser  dem  Plan 
der  polytechnischen  Schule  liegt,  72. 

F.  Noch  unbestimmten  Berufs,  in  der  ersten  oder  Vorbereitungsclasse ,  6. 


19     

Das  Lehrerpersonal  war  im  abgelaufenen  Schuljahre  noch  ebenso  zusammengesetzt,  wie 
solches  die  vorjährige  Einladungsschrift  S.  55  enthält :  es  bestellt  nämlich  aus  sechs  wissen- 
schaftlichen Hauptlehrern,  von  denen  einer  zugleich  die  Vorstandsstelle  bekleidet,  zwei  artisti- 
schen Hauptlehrern,  eilf  weiteren  Lehrern  und  einem  Hülfsichrer  für  die  praktische  Mechanik, 
wozu  noch  drei  Assistenten  für  Chemie ,  Physik  und  praktische  Geometrie  kommen. 

Dagegen  steht  der  Anstalt  mit  dem  nächsten  Schuljahre  IS'5  4C  eine  bedeutende  Aenderung 
in  ihrer  Organisation,  und  damit  nolhwcndige  Vermehrung  ihres  Lehrerpersonals  bevor.  Es 
wird  nämlich  der  untere  oder  Vorbereitungscurs,  welcher  Knaben  von  14  Jahren  enthält ,  weg- 
fallen, und  der  hiesigen  Realschule  als  obere  Realclasse  angehäugt  werden.  Die  an  der  poly- 
technischen Schule  verbleibenden  drei  Classen  werden  auf  fünf  ausgedehnt  werden,  wodurch 
sämmtlichen  Disciplinen  eine  grössere  Stundenzahl  zugedacht  und  dabei  den  Zöglingen  mehr 
freie  Zeit  zum  Vorbereiten  und  Repetiren  gelassen  werden  kann. 

Die  Einladungsschrift  von  1846  wird  über  diese  Erweiterung  der  Anstalt  Ausfuhrlicheres 
enthalten. 

Ferner  hört  mit  kommendem  Semester  der  seither  für  Bauhandwerker  unter  dem 
Namen  „Winterschule"  ertheilte  Unterricht  auf,  indem  für  diese,  da  sie  die  polytechnische  Schule 
nur  den  Winter  über  besucht  haben ,  den  Sommer  hindurch  aber  auf  den  Bauplätzen  praktisch 
beschäftigt  waren,  unter  dem  Namen  „Winter-Baugewerbeschule"  eine  abgesonderte, 
ihren  Bedürfnissen  angemessene  Lehranstalt  in  Stuttgart  eröffnet  werden  wird. 

Seit  dem  abgelaufenen  Sommerhalbjahr  ist  der  Besuch  der  Turnübungen  für  sammtliche 
ordentliche  Zöglinge  der  polytechnischen  Schule  als  verbindlich  erklärt  worden. 


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