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BEITKÄGE
ZUR
GESCHICHTE DER CHEMIK
BEITRÄGE
ZUR
GESCHICHTE DER CHEMIE.
VON
HERMANN KOPP.
MIT EIN TrRä T A F E L,
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BRAUNSCHWEIG,
DRUCK UND VERLAG VON FRIEDRICH VIEWEQ UND SOHN.
1869.
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Die Hexmtisgabd einer Uebersetzang in firansCsischer und englischer Sprache,
sowie in anderen modernen Sprachen wird Torbehalten.
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1-?-
VORKEDE.
J^ür die Geschichte der Chemie, welche ich 1843 — 1847
veröflFentlicht habe, hatte ich benutzt, was mir damals an
Quellen zugänglich und von historischen Berichten Anderer
bekannt war. Die seitdem verflossenen Jahre haben mir
für Vieles bessere oder vervollständigte Einsicht gebracht.
Auch fiir die dunkelste Partie der Geschichte der Chemie;
die früheste Zeit, in welcher die letztere in der Richtung
als Alchemie betrieben wurde, suchte ich eine solche zu
erlangen. Die Notizen, welche sich mir hierüber ansam-
melten und zu Erörterungen einzelner Gegenstände grup-
pirten, vervollständigten sich mehr und mehr, und es scheint
mir nicht unnütz, sie in einigen Zusammenhang gebracht
als Beiträge zur Geschichte der Chemie zu veröflFentlichen.
Die Ausarbeitung dieser Beiträge erstreckte sich über
längere Zeit, und sie war öfters unterbrochen. Der Mass-
stab, nach welchem ich in den verschiedenen Zeiten die
Bearbeitung versuchte, war ein ungleicher. Die einzelnen
Aufsätze, welche ich mittheile, wurden keineswegs in der
Ordnung ausgearbeitet, in welcher ich sie schliesslich für
die VeröflFentlichimg zusammengestellt habe. Mehrere Auf-
sätze sind später noch hinzugekommen, deren Ausarbeitung
VI Vorrede.
früher nicht beabsichtigt oder mir sehr ungewiss war. Das
Ganze zuletzt noch einmal umzuformen, war mir nicht mög-
lich. Früher geschriebene Aufsätze musste ich in der An-
lage so fortbestehen lassen, wie ich sie gearbeitet hatte, als
ich noch nicht wusste, ob oder dass ich andere mit ihnen
in Zusammenhang stehende Gegenstände auch noch bearbei-
ten würde ; sie erfuhren später Abänderungen und nament-
lich Zusätze, durch welche sie manchmal etwas ungefüg
geworden sind. Es war auch nicht zu vermeiden, dass ich
mehrmals in einem Aufsatz auf Etwas in einem anderen
bereits Besprochenes noch einmal zurückkommen musste.
Diese Nachtheile, welche aus der Art der Entstehung dieser
Beiträge hervorgegangen sind, verkenne ich nicht ; sie werden
nicht aufgewogen dadurch, dass andererseits jetzt jeder Ab-
schnitt eher Etwas für sich Geschlossenes ist, als wenn icli
in Einem Zuge der Darstellung einmal Gesagtes für Alles
Folgende als bekannt vorausgesetzt hätte.
Die Beiträge zur Geschichte der Chemie, welche ich
hier mittheile, sollen die Ansichten kennen lehren, welche
man über die früheste Betreibung der Chemie in der Rich-
tung als Alchemie zu verschiedenen Zeiten gehabt hat, und
die ältesten Schriftsteller und Schriftstücke, welche uns be-
kannt geworden und erhalten sind. Die Ansichten über den
Ursprung der Alchemie und frühe Beschäftigung mit der-
selben sind sehr wechselnde gewesen, und manche in neue-
rer Zeit noch festgehaltene oder ausgesprochene Ansicht
scheint mir nicht die richtige zu sein. Vieles hierauf Be-
zügliche bleibt, so weit ich urtheilen kann, jetzt noch un-
entschieden; imgleich öfter habe ich Zweifel an Behaup-
tungen, die mit grosser Bestinmitheit ausgesprochen vorlie-
Vorrede. vii
gen und Glauben finden, darzulegen ^ als dass ich an der
Stelle der mir unrichtig erscheinenden Behauptungen andere
mit gleicher Bestimmtheit aufstellen könnte.
Uebrigens bleibt nicht etwa nur für die Zeit, deren
Besprechung die hier gebotenen Beiträge zunächst gewidmet
sind, auf dem Gebiete der Geschichte der Chemie Vieles
unsicher und manche jetzt noch wiederholte Behauptung
zu berichtigen oder anzuzweifeln, sondern auch für spätere
Jahrhunderte ist die Darstellung, wie diese Wissenschaft
sich entwickelte, in ähnlicher Weise erschwert Welches
Dunkel schwebt noch über dem Verfasser der unt^r Ge-
ber's Namen uns überlieferten Schriften, und wie Vieles
bleibt da noch in den immer wiederholten Angaben zu
berichtigen, auch nach dem, was in neuerer Zeit (The La-
boratory, No. 5, p. 71; London 1867) über diesen Gegen-
stand bemerkt worden ist. Wie irrig erscheint die bis in
die neuere Zeit festgehaltene, auch von mir früher getheilt
gewesene Ansicht, dass den im 13ten Jahrhundert mit Che-
mie und Alchemie practisch Beschäftigten auch Albertus
Magnus zuzuzählen sei, wenn längere Beschäftigung mit
den unzweifelhaft echten Schriften dieses Gelehrten die unter
seinem Namen in Umlauf gekommenen alchemistischen Trac-
tate mit Bestimmtheit als untergeschoben anerkennen lässt;
seine chemischen und alchemistischen Kenntnisse sind ent-
schieden mehr die eines Vielbelesenen als die eines Labo-
ranten. Welche Zweifel daran, ob die dem Raymundus
L u 1 1 u s zugeschriebenen alchemistischen Werke wirklich
von ihm herrühren, sind in neuester Zeit wieder geltend
gemacht worden (Raimundo Lulio, juzgado por »imismo ,
por D- F. Weyler y Lavina; Palma 1866). Wie ungewiss
vni Vorrede.
ist noch, was den Ursprung und die Zusammengehörigkeit
der unter Basilius Valentinus' Namen uns zugekomme-
nen chemischen Schriften betriflft, und so Vieles Andere
aus der Geschichte der Chemie bis zu der Zeit des Para-
celsus.
Dass ich für die Zeit> in welcher bei den Arabern und
dann bei den Abendländern die Chemie nur in der Rich-
tung als Alchemie betrieben wurde, zu einer zusammen-
hängenderen Darlegung dessen kommen werde, was ich
jetzt als sicherer nachweisbar und was als zweifelhaft be-
trachte, ist mir kaum wahrscheinlich. Möge der vorliegende
Versuch, zur historischen Kenntniss der Alchemie in noch
früherer 2feit Etwas beizutragen, nachsichtige Au&ahme,
und in ihm enthaltenes Unrichtiges und Unsicheres Be-
richtigung und Entscheidung finden.
Heidelberg, im October 1868.
Ep.
INHALT.
Seite
Einleitung 1
Sagen und Ansichten über den Ursprung und frühe Kenntniss der
Alchemie 4
Die £ngel8age 5
Die Sage vom goldenen Vliess 12
Angebliche Bezugnahme auf Alchemie in anderen alten Mythen 14
Ansichten über Kenntniss der Alchemie bei den Alten 19
Nachweisbare Bekanntschaft mit dem Problem der Alchemie .... 32
Angebliche Kenntniss desselben bei Themistios Euphrades . . 32
Bekanntscliaft mit demselben bei Aeneas Gazaeos 34
Frühestes Vorkommen des Wortes Chemie 40
Angebliches Vorkommen desselben bei Julias Africanus .... 40
Vorkommen desselben bei Julius Matemus Firmicus; ob bei
den astrologischen Schriftstellern alchemistisch zu Deuten-
des sich finde 43
Ueber Bedeutung und Herkunft des Wortes Chemie 55
Bedeutungen des Wortes Chemie, dann Alchemie, in verschie-
denen Zeiten; ältere Benennungen der Metallveredlungs-
kunst 55
Herkunft und Ableitung der Worte Chemie und Alchemie . . G4
Ueber frühe Beschäftigung mit Alchemie in Aegypten 83
Die älteste chemische Handschrift 97
Ueber ältere alchemistische Schriftsteller im Allgemeinen 103
Demokritos 108
Synesios 144
Zosimos 1G2
Zur Geschichte der Destillation 217
Zur Kenntniss der Sammlungen griechischer alchemistischer Aufsätze 243
Ueber die bisherige Beachtung dieser Sammlungen 244
X Inhalt.
Seite
Besprechiing der einzelnen Handschriften:
Handschriften der Bibliothek des Yaticans 256
Venetianer Handschrift 257
Florentiner Handschrift 263
Mailander Handschrift 267
Turiner Handschrift 268
Escurial-Handschriften 269
Pariser Handschriften 274
Montpellier-Handschrift 292
Wiener Handschriften 294
Breslauer Handschrift 297
Altenburger o. Gothaer Handschrift 298
Augsbarger Handschrift 803
Münohener Handschrift 803
Wolfenbütteler Handschriften 808
Handschriften zu Leipzig, Weimar, Wittenberg, Köln,
Krakau 310
Leydener Handschrift 311
Oxforder Handschrift 813
Middlehill-Handschrift 815
Ueber das Bekanntwerden dieser Sammlangen im Abendland . 316
üeber die erste Zusammenstellung solcher Sammlungen .... 822
Ueber die älteste Form der Sammlung und die Umformungen
derselben 324
Ueber die Anfertigung der verschiedenen Handschriften und
darüber, was sie an Uebereinstimmung zeigen 334
Ueber lateinische Uebersetzungen solcher Sammlungen .... 387
Bemerkungen über Alter und Inhalt der in den Sammlungen
enthaltenen Aufsätze • . . . • 839
Aeltere Aufzählungen der alchemistischen Autoritäten 844
Besprechung einzelner Persönlichkeiten, welche als alchemistische
Autoritäten oder als Verfasser von Aufsätzen in den Sammlun-
gen genannt sind 366
Hermes 867
Die Tabula smaragdina 376
Die Memphitische Tafel 384
Agathodaemon 386
Isis 888
Johannes 892
Der Eyangelist Johannes als Alchemist 894
Moses 896
Beilegung chemischer Kenntnisse an den Propheten Moses 898
Maria 402
Ostanes 407
Eleopatra 411
Eomarios 417
Inhalt XI
8dta
Fortsetsimg der Besprechung einzelner alchemisÜBcher Schriftsteller 418
(Demokritos vgl. S. 108, Synedos S. 144, Zosimos S. 162.)
HeliodoroB .' 418
PelagioB 424
OlympiodoroB 428
StephanoB 437
Theophrastos; Hierotheos; ArchelaoB 444
AnepigraphoB • 459
ChristianoB 466
Kosmas 475
PappoB 476
Psellos 478
Johannes DamaskenoB; Philippos Solitarias 485
Salmanas 487
Alchemistische Wort- und Zeichen-Erklärung 492
Das worterklärende Lexicon 403
Die Erklärung der alchenuBtiBchen Zeichen 499
Ein alchemistisches Räthsel 506
Alchemistische Schwurformeln 520
BEITRÄGE
ZUR
GESCHICHTE DER CHEMIE;
VON
HERMANN KOPP.
ERSTES STÜCK.
Einleitung.
Einem Bau vergleichbar, an dessen Aufrieb tung seit vielen
Jahrhunderten gearbeitet wird, steht die jetzige Chemie da. Was
an Thatsaehen erkannt wurde, gab das Material ab, aus welchem
das Lehrgebäude der Chemie aufgeführt worden ist; spärlich und
zerstreut daliegendes Material, wie es in früheren Zeiten ge-
boten war, hat sich im Verlauf der Jahrhunderte zu reichlich vor-
handenem, zu fast nicht mehr von Einem übersehbarem und stets
noch sich mehrendem vervielfacht. In der Deutung der That-
saehen und in den Ansichten darüber, wie das Material zu ordnen
und zum Bau zu verwerthen, in welcher Richtung und in der Ver-
folgung welches Grundgedankens der Bau weiter zu führen sei,
hat wiederholt ein Wechsel stattgefunden. Liess einerseits eine
erhebliche Erkenntniss neuer Thatsaehen mehrmals die Grund-
anschauungen darüber sich ändern, in welcher Richtung und nach
welchem Plane der Bau zu fördern oder umzugestalten sei, so hat
andererseits auch wiederholt geniale Erkenntniss, in welcher Weise
mit Vortheil für die Wissenschaft gebaut werden könne, zu der
Erwerbung des dafür nöthigen und passlich sich anfügenden Ma-
terials mit Erfolg hingedrängt. Rasch sich folgend sind nament-
lich in neuerer Zeit verschiedenartige Auffassungen darüber ge-
wesen, welche Grundgedanken in Anwendung dafür kommen
sollen, das Gebäude in die Höhe oder gar zum Abschlüsse zu
bringen, ihm Festigkeit zu geben, und den einzelnen Theilen Zu-
sammenliang zu sichern. Eine Auffassung nach der anderen
gewann zahlreiche Anhänger, liess ihr entsprechend ein Stück des
Kopp, Beitr. f. Oesch. 4. Chem, j
2 Einleitung.
Bau's äufFühren und glänzte durch die Wichtigkeit der neu erwor-
benen Thatsachen, welche dies ermöglichten; und eine folgende
Auffassung liess dann wieder in anderer Richtung, und mit gleichem
Erfolge, den Bau sich erweitern, oder stürzte auch das vorher Auf-
geführte um und verwendete bei dem Neubau Thatsachen, die frü-
her als die Tragsteine hervorragender Lehrsätze hoch geschätzt
worden waren, wie gewöhnlicheres Material. Und jede der ver-
schiedenen Auffassungen suchte nachzuweisen, wie früher thatsäch-
lich Erkanntes ihr entsprechend betrachtet werden könne und
im Bau seine Stelle finde, oder mit welchen Abänderungen früher.
Gebautes dem neuen Plane sich füge. Das war auch schon so in
früheren Zeiten, wo die Betheiligung am Bau eine geringere war,
der Wechsel der leitenden Ansichten seltener statt hatte, dafür
aber um so eingreifender die Richtung der Thätigkeit der Chemi-
ker mit den Qrundanschauungen derselben eine andere wurde.
Lange Zeit zurück lässt sich verfolgen, wie das Material zur Er-
richtung des Lehrgebäudes der Chemie allmälig gewonnen wurde,
welchen Richtungen und Ansichten gemäss man es ordnete und
verwendete, und wie diese Richtungen und Ansichten wechselten;
der Gegensatz zwischen früheren imd den jetzigen steigert sich
mehr imd mehr, in je ältere Zeiten wir zurückgehen imd aus ihnen
Erhaltenes in Betracht ziehen.
Zu jeder Zeit war die Fortbildimg der Wissenschaft, wie sie
sich in den Bestrebimgen weitaus der Mehrzahl imter den an ihr
Antheil Nehmenden ausspricht, eine mehr einseitige: in Einer
Richtimg weiter zu bauen, und vorzugsweise Einer Klasse von
Thatsachen Beachtung zu schenken und gerade sie als zur An-
knüpfung theoretischer Ansichten geeignet und zu den allge-
meinsten Schlussfolgerungen berechtigend zu betrachten; immer
wurde Eine Richtung, in welcher practisch und theoretisch zu
arbeiten Einzelne durch ihre Erfolge ermuthigten, von der Mehr-
zahl der Zeitgenossen nicht nur als die für die Gegenwart wich-
tigste, sondern auch als die fiir alle Folge das Meiste versprechende
betrachtet, und von der Ueberschätzung Einer Richtung war die
Unterschätzung anderer unzertrennbar. Das Urtheil darüber, wie
sich in dieser Beziehimg unsere Zeit neben oder über frühere
Zeiten stellt, bleibt der Zukunft vorbehalten. Doch zu keiner
Einleitung. 3
Zeit war die Betheiligung an der Arbeit, die Raschheit, mit welcher
gewisse Ansichten zur Durchführung gelangten und für eine ge-
wisse Zeit zu leitenden wurden, dem vergleichbar, was jetzt sich
dem Blicke des Beobachters bietet. Emsig und zuversichtlich
wird oben an dem Gebäude gearbeitet, und modern und elegant,
wie Betheiligte selbst gern es rühmen, erhebt sich da ein vorzugs-
weise das Intere.sse in Anspruch nehmender Theil desselben. Aber
tief unten, in dunkelen Gewölben, wohin der Arbeitslärm der Jetzt-
zeit nicht mehr dringt, findet man altes Gemäuer, und Gestein-
brocken, von welchen schwer zu entscheiden sein kann, ob sie als
Theile alter Constructionen gedient oder nur zufällig hier ihren
Platz gefunden haben. Auf den Steinen des alten Mauerwerkes
zeigen sich Inschriften, schwer verständlich und Zweifel darüber
lassend, ob sie bei der Ausführung des Bau's schon den Steinen
eingegi*aben wurden, oder ob spätere Hände erst sie einmeiselten.
Aus welcher Zeit stammen jene Mauern, welche mindestens für
lange Zeit dem Gebäude unserer Wissenschaft als Fundamente
dienten? Welches ist das Alter und der Sinn jener Inschriften?
Man findet zahlreich Solche, welche der Beantwortung der-
artiger Fragen gerne zuhören, wenn es scheint, dass dieselbe kurz
und mit einiger Bestimmtheit gegeben werden könne. Aber die
Beantwortung dieser Fragen kann öfters nur eine unsichere sein,
und weshalb das der Fall ist, lässt sich nicht so in Kürze an-
geben. — Ich denke in diesen Beiträgen zu der Geschichte der
Chemie etwas eingehender jene Fragen zu behandeln: zu berichten,
was Männer, welche die Zeugnisse der Vorzeit selbst untersuchten
oder sich mit der Beurtheilung derselben ernstlich beschäftigt
haben, bezüglich ihrer antworten zu können glaubten, und darzu-
legen, was jetzt als das Wahrscheinlichere anzunehmen ist, oder
was für uns, nach dem jetzigen Stand unserer Kenntnisse, noch
nicht als beantwortbar erscheint. Es sind theilweise trockene
Betrachtungen, in welche wir hier einzutreten haben, aber ich
hoffe doch, dass für Manchen unter Denen, welche mir bei ihnen
folgen wollen, es der Mühe werth erscheinen wird, darüber kla-
rer zu werden, was wir von der Chemie früherer Zeiten wirklich
wissen und was ims von ihr erhalten ist.
J*
Sngen und Ansichten über den Ursprung
Sagen und Ansichten über den Ursprung und frühe
Kenntniss der Alchemie.
Chemie wurde früher die Kunst genannt, edle Metalle —
Silber und Gold — darzustellen. Die Darstellung derselben war
eine Abscheidung; aber Abscheidung von schon vorhandenem
edlem Metall wurde wohl nur in den Fällen wirklich anerkannt^
wo dasselbe in dem zu bearbeitenden Material mechanisch einge-
mengt und dem Auge sichtbar war. Wo edles Metall als das
Endresultat einer Reihe von Operationen zum Vorschein kam,
ohne von vornherein wahrnehmbar gewesen zu sein, da konnte es
scheinen, als ob es durch die Operationen erst neu hervorgebracht
worden wäre; noch in uns nahe stehenden Zeiten ist wiederholt
Abscheidung edlen Metalls als künstliche Erzeugung desselben
missdeutet worden i). Beobachtungen darüber, wie die Eigen-
schaften (die Fai'be z. B.) eines Metalles zu denen eines anderen
abgeändert werden können, Hessen wohl dann noch die Ansicht zu
einer bestimmter erfassten werden: es sei möglich, ein Metall nach
allen seinen Eigenschaften zif einem anderen, namentlich unedles
Metall zu edlem Metall umzuändern, Silber und Gold also aus
Substanzen darzustellen, welche Nichts davon enthalten. Der
Glauben, dass dies möglich sei, und die Vorstellungen und die Be-
strebungen, wie und dass solche Metallveredlung bewirkt werden
könne, machen zusammen das aus, was als Alchemie bezeichnet
worden ist; allein oder vorzugsweise in der Richtung als Alche-
mie ist die Chemie innerhalb eines Zeitraums von mehr als tau-
send Jahren bearbeitet worden. Aber während später Abschei-
^) Vgl. meine Geschichte der Chemie [Braunschweig 1843—1847], Theil II,
S. 167; Theil IV, S. 208.
and frühe Keuntniss der Alclicmie. 5
dung von schon vorhandenem edlem Metall von Neubildung oder
künstlicher Erzeugung desselben bestimmt unterschieden wurde,
ist für die ältere Zeit eine solche Unterscheidung weder nachweis-
bar noch — bei der Abwesenheit des chemischen Wissens, auf
welchem sie beruht — irgend vorauszusetzen. Eine gewisse Stufe
wissenschaftlicher Erkenntniss, zu welcher man sich nur langsam
und mit Mühe erhob und die jetzt ja noch Vielen unzugänglich
geblieben ist, gehört dazu, des fundamentalen Unterschiedes sich
bewusst zu sein, welcher zwischen der Production eines Mate-
rials durch Abscheidung desselben und der Production eines
Materials durch Umformung oder Vereinigung anderer Substanzen
besteht; jetzt noch mögen Viele die Production einer Verbin-
dung, des Ultramarins z. B., und die eines Metalles oder des Phos-
phors als technische Processe wesentlich ähnlicher Art betrachten.
— Die wirklichen und die vermeintlichen Erfahrungen und Beob-
achtungen, welche wir als metallurgische und alchemistische unter-
scheiden, und die in der einen und in der anderen Richtung ge-
machten Angaben waren unzweifelhaft lange Zeit hindurch ver-
mengt und oft verwechselt ; aber als später die eigentlich alche-
mistische Richtung bei den Chemikern die Oberhand gewann, deu-
tete man in ihrem Sinne alle Nachrichten, welche aus früherer
Zeit überkommen waren, und als frühe Bekanntschaft mit Alche-
mie verrathend oder bezeugend solche Sagen und Angaben, welche
gewiss zunächst sich nur auf Bekanntschaft mit metallurgischen
Operationen bezogen.
Wir müssen dieser Verwechslung eingedenk sein bei der Be-
trachtung der Entwicklung einer Sage, welche zuletzt als eine
Tradition bezüglich des Ursprungs der Chemie im Sinne als Al-
chemie enthaltend aufgefasst worden ist.
Im ersten Buche Moses (Cap. VI, Vers 1 und 2) findet sich
eine Stelle, welche nach Luther's Uebersetzung lautet: „Da sich
aber die Menschen begannen zu mehren auf Erden und zeugeten
ihnen Töchter; da sahen die Kinder Gottes nach den Töchtern
der Menschen, wie sie schön waren, und nahmen zu Weibern
welche sie wollten"; und weiter (Vers 4): „Es waren auch zu den
Zeiten Tyrannen auf Erden; denn da die Kinder Gottes die Töch
6 Sagen und Ansichten über den Ursprung
ter der Menschen beschliefen, und ihnen Kinder zeugeten, wurden
daraus Gewaltige in der Welt, und berühmte Leute". — Hieran,
als an eine Angabe über innigen Verkehr höherer Wesen mit Töch-
tern der Menschen, knüpft sich eine Entwicklung einer Sage an,
welche schliesslich die Alchemie unter anderen Geheimnissen den
Menschen durch höhere Wesen zugekommen sein lässt.
In dem zweiten Jahrhundert vor dem Anfang unserer Zeii-
rechnung ist niit diesem Verkehr bereits auch Solches, was die
Metalle und die Bearbeitung derselben betrifft, in Beziehung ge-
bracht: im Buch Henoch *), in dessen zweitem Abschnitte besprochen
wird«), dass und wie viele Engel sich zu den Töchtern der Menschen
hingezogen fühlten und was sie im Verkehr mit denselben thaten ;
Azäzdl, einer derselben, lehrte namentlich die Menschen auch
2) Das Buch Henoch war bekanntlich dem Patriarchen Henoch, dem Vater
Methusalem's, zugeschrieben, in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung
bekannt und von den Kirchenvätern oft citirt, vom 6ten Jahrhundert an ver-
loren, und ist in neuerer Zeit in äthiopischer Sprache wieder aufgefunden
worden (darin herausgegeben von Lawrence: Libri Henoch «versio Aethiopica,
Oxoniae 1838, und von Dillmann: Liber Henoch, aethiopice, Lipsiae 1851).
Nach Dillmann (das Buch Henoch, übersetzt und erklärt von A. Dillmann;
Leipzig 1853) ist das Buch Henoch, „eines der merkwürdigsten Denkmale des
nachkanonischen, vorchristlichen Judenthums" (a. e. a. 0., S. LIV), in dem
ursprünglichen und eigentlichen Theile abgefasst um's Jahr 115 bis 110 v.Chr.;
und noch einmal wird es von ihm, wie es in der äthiopischen Uebersetzung
erhalten ist, betrachtet als eine wohl mehrfach späterer üeberarbeitung unter-
worfene, ursprünglich aus dem Ende des 2ten Jahrhunderts v. Chr. stammende
Schrift. Auch Hilgenfeld (die jüdische Apokalyptik in ihrer geschichtlichen
Entwicklung [Jena 1857], S. 91 ff.), welcher die verschiedenen Ansichten über
das Buch Henoch zusammengestellt und seine eigene dargelegt hat, betrach-
tet die ursprüngliche Schrift als dem Ende des zweiten oder dem Anfang des
letzten vorchristlichen Jahrhunderts angehörig; das oben Besprochene ist auch
nach ihm im ursprünglichen der Schrift enthalten.
8) Dillmann*8 Uebersetzung, S. 3 ff. Das, die oben in Betracht gezo-
gene Stelle enthaltende Fragment des Buches Henoch findet sich in griechischer
Sprache mitgetheilt in des Georgios Synkellos Chronographia (ed.J. Goar,
p. 11 sqq. der Pariser Ausgabe von 1652, p. 9 sq. der Venetianer Ausgabe
von 1729, mit beigefügter lateinischer Uebersetzung) und dann in J. J. Sca-
liger*s Anmerkungen zu dem Chronicon des Eusebios (Eusebii Chro-
nicorum Canonum Libri , ed. J. J. Scaliger [Lugduni Batavorum
1606]; animadversiones Scaligeri p. 244); von jener Stelle giebt auch Borri-
chius (De ortu et progressu chemiae [Hafniae 1668], p. 13) den griechischen
Text nebst lateinischer Uebersetzung.
>,
und frühe KenntniBS der Alcbemie. 7
„ihre Kunstwerke: Armspangen und Seh muck waaren und den Ge-
brauch der Schminke, und die Verschönerung der Augenbrauen,
und die kostbarsten und auserlesensten Steine, und alle Färb-
stoffe, und die Metalle der Erde"; andere dieser gefallenen Engel
lehrten die Menschen andere geheime Künste: das Beschwören
und Stemsehen imd andere himmlische Geheimnisse.
Wieder finden wir diese Sage — und dass die Kenntniss von
der Darstellung der Metalle und namentlich der edlen, der Edel-
steine und der kostbaren Farbstoffe von den Engeln komme und
im Verkehr mit Töchtern der Erde den Menschen bekannt gewor-
den sei — im zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Aus
der zweiten Hälfte desselben*) stammen die, früher dem gegen
das Ende des ersten Jahrhunderts gelebt habenden Clemens Ro-
manus zugeschriebenen Homilien, in welchen die Engel in ver-
schiedener Weise im Zusammenhange mit Arbeiten vorkommen,
welche die Metalle und Anderes später mit der Alchemie in Ver-
bindung Gebrachtes betreffen. In der achten Homilie wird ge-
sagt*): Nam ex caeli incolis spiritibus ii, qui infimam regionem
habitant Angeli, offensi ingrato hominum erga Deum animo postu-
lant, in vitam hominum venire liceat, ut vere homines facti, per
multam conversationem redargutis qui in Deum ingrati fuerant,
confestim unumquenique merito afficerent supplicio. Quando igi-
tur quod petierant acceperunt, in omnem se mutarunt naturam,
ut qui divinioris essent substantiae, facileque in omnia possent
converti. Et facti sunt lapis pretiosus, et margarita conspicua, et
purpura si quae pulcerrima, et aurum insigne, ac omnis magni-
fica materia. Und weiter«) für die Zeit, nachdem die Engel sich
ihren Neigungen zu den irdischen Frauen hingegeben: Etenim
post concubitum, quod ante fuerant repetere jussi, nee amplius
valentes praestare, quoniam aliud non poterant post inquina-
mentum facere, et adamatis mulieribus placere cupientes, pro
*) Vgl. ü hl hörn, die Homilien und Recognitionen des Clemens Roma-
nos [Göttingen 1854], S. 434.
^) Hom. VIII, 11; nach Cotelier's Uebersetzung, wie sie sich bei Seh weg-
ler (Clementis Romani quae feruntur Homiliae; ed. A. Schwegler [Stuttgar-
tiae 1847], p. 202) findet.
•) Hom. VIII, 14 (bei Schwegler a. e. a. 0. p. 204).
8 Sagen und Ansicht en über den Ursprang
se ipsis viscera terrae ostenderunt, decus inquani, metallorum, au-
mm, aes, argentum, ferrum et similia, cum omnibus pretiosis lapi-
dibus. Cum bis autem praestigiosis gemmis tradiderunt et artes
ad singula pertinentes, et magicas seientias monstraverunt, et astro-
nomiam docuerunt {öuv rovroig 8i xolg fiaysvd^etöLv U^oig xal tag
tixvug räv ngog ?7ca<5ta nQayiidvoiv nagidoönv, xocl fiayslag vni-
dsi^av xal aCxQOvo^tav iöCda^av), item stirpium vires, nee non
quaecumque humana mens non potuisset invenire, adhuc et auri
argentique ae similium fusionem (art dh xqvöov xal agyvQOv xal
täv oiioltov xv(Siv\ atque vestium diversas tineturas. Denique om-
nia prorsus quae ad ornatum et obleetationem mulierum spectant,
daemonum in carne ligatorum sunt inventa.
Bald auch tritt uns, an dem Ende des zweiten oder dem An-
fang des dritten Jahrhunderts, diese Sage wieder entgegen, ent-
weder nur der Mittheilung von Geheimnissen Seitens der Engel
an die Menschen erwähnend 7), oder auch namentKeh die Dar-
stellung und Bearbeitung der Metalle u. s. w. als in diesem Qeheim-
wissen einbegriffen hervorhebend. Letzteres finden wir bei Ter-
tullian (geboren um 160, gestorben zwischen 220 und 240) in
seiner Schrift de cultu feminarum. Im ersten Buche derselben
liest man 8): Nam et illi damnati in poenam mortis deputan-
tur: illi scilicet angeli, qui ad filias hominum de coelo ruerunt, ut
haec quoque ignominia feminae accedat. Nam cum et materias
quasdam bene occultas, et artes plerasque non bene revelatas,
seculo multo magis imperito prodidissent (si quidem et metallorum
operta nudaverant, et herbarum ingenia traduxerant, et incanta-
tionum vires provulgaverant, et omnem curiositatem usque ad
stellarum interpretationem designaverant) proprio et quasi peculia-
riter foeminis instrumentum istud muliebris gloriae contulerunt;
lumina lapillorum, quibus monilia variantur: et circulos ex auro,
quibus brachia artantur: et medicamenta ex fuco, quibus lanae
colorantur: et illud ipsum nigrum pulverem, quo oculorum exor-
') So bei Clemens Alexandrinus (von 191 an Vorstand der Katecheten-
Bchule und Presbyter in Alexandria; starb 211 oder um 220); Stromat. L. V
(Clementis Alexandrini opera omnia, recognovit R. Klotz ; T. III [Lipsiae 1882],
p. 9).
8) Tertulliani Libri IX [Lutetiae 1628], p. 71 sq.
und frühe Kenntniss der Alchemie. 9
dia producuntur ®). Und im zweiten Buchet«) wird dann be-
sprochen, dass die angeli, qui et materias et ejusmodi illecebras
detexerunt, auri dico et lapidum illustrium, et operas eorum tra-
diderunt, et jam ipsum calliblepharum, vellerumque tincturas inter
cetera docuerunt, damnati a Deo sunt, ut Enoch refert.
Geradezu als Auskunft gebend über den Ursprung* der Che-
mie wird aber diese Sage mitgetheilt von Zosimos, welcher in
das vierte Jahrhundert (wenn nicht in frühere Zeit) zu setzen
ist und bei welchem Chemie wohl gewiss alchemistische Hervor-
bringung der edlen Metalle bereits bedeutete. Was mir über die
Schrift bekannt geworden ist, in welcher Zosimos von dieser
iSage spricht, habe ich in dem (später folgenden) Abschnitte über
Zosimos zusammengestellt; es bleibt in Beziehung auf sie Vieles
tinsicher. Dafür, was Zosimos diese Sage Betreffendes aussprach,
istOeorgios Synkellos, welcher im neunten Jahrhundert schrieb,
Gewährsmann. Dieser^*) fahrt, nachdem er aus dem Buche He-
noch und anderen als heilige betrachteten Schriften die hier be-
sprochene Sage Betreffendes mitgetheilt hat, folgendermassen fort:
^'ji^LOV 8b xai Zcö<y/fiov toxi Tlavonoklxov (piko<f6(pov XQfi<Si'V xivk
accQot^iöd^ai nsgl autäv ix zäv ysygaiifiivav ocvta XQog Osoös-
ßsiMV iv rc5 ivvatGj rijg '/fiovd" ßlßkcijy ixovöav (ods. (pdöTtovöLV at
UqocI ^'^a^al, ijtoi ßißkoiy o yvvoUy ort söti zi doufiovcov yivogy o
XQT^tca yvvocL^iv, i^vrjiiovevös öh xal 6 ^EQiirjg iv xolg (pvCiTwlgy otal
öxBÖov anag Xoyog (pavsQogy xal anoxQVfpog tovro i^vrjiiovevöe .
rouro ovv B(pa6av aQXcctaiy xat 9'sTat yQaq)al, on ayysXol ttvsg ins-
^vfiricfav täv yvvaiTccivy neu xavekd'ivtBg iölSo^av ocvrag ta rijg
q>vöB(og ^QY^i &v X^Q*''^y 9>^^'^'^y nQOöxgovöavvBg b^g) zov ovQavov
^) Es wird hier und in der folgenden Stelle, wo calliblephanim tincturae
genannt werden, wie schon im Buche Henoch (S. 7), auf die alte Sitte oder
Unsitte Bezug genommen, die Augenbraunen mit Spiessglanz (Schwefelantimon)
zu färben und so den Bogen der Augenbraunen zu vergrössern (vgl. meine
Geschichte der Chemie, IV. Theil [Braunschweig 1847], S. 100). Die Befriedi-
gung weiblicher Eitelkeit, wie sie u. a. durch dieses Mittel versucht wurde,
wurde als sündlichen Ursprungs und selbst als sündlich betrachtet; und daran
erinnert, wie in unserer Zeit (1867) das Tragen der Chignons als Bündlich be-
trachtet und ihm von hoher kirchlicher Autorität entgegengewirkt worden ist.
10) In der eben (Anmerk. 8) angeführten Pariser Ausgabe p. 109.
1') In der S. 6, Anmerk. 3 citirten Ausgabe J. Goar*8, p. IS der Pariser
Ausgabe von 1652, p. 11 der Venetianer von 1729.
10 Sagen und Ansichten über den Ursprung
Ifieivavj Ott navta ta novtiQCCy xal (iridhv dfpskovvta triv ifvxr^v
idlda^av zovg iv^gdxovg . i^ amäv (pdöTtovöiv ai avzal yQoupcUy
xal xovg yiyavxag yBysvfjöd^ai. iön ovv avzäv ^ ngarr^ naffcidoöigy
Xtifiä n€Ql xovtov räv vsxvdiv. ixdlsöe dh xavtriv ri}i/ ßlßlov Xrj-
^{la ") , Bv%BV dl ri tixvrj Xrifiala xaXehou. D. h. in lateinischer
• Uebefsetznngi^): Operae quoque pretium est Zosimi Panopolitae
philosophi, divino cultui magis ac magis augendo , ex ejusdem scri-
ptis [ad Tbeosebiam] libro Imuthi nono testimonium bis verbis con-
ceptum adjungere: Referunt sacrae scripturae, o mnlier, daemo-
num genus quoddam esse in mulierum consuetudinem venire soli-
tum: horum mentionem agit Mercurius in physicis, ac omne ferme
tarn certae quam obscurae auctoritatis volumen, de illis nonnihil
, edisserit. Hoc itaque veteres et sacrae scripturae affirmant, an-
gelos quosdam mulierum cupidine tactos, in terras dilapsos natu-
rae opera eos edocuisse, eapropter, quod prava quaeque et inuti-
lia eis revelassent, caelo extorres perpetuo exiiio damnatos ferunt.
Ex bis gigantes ortos eaedem scripturae testantur: primumque ar-
tium hujusmodi documentum est Chemia: librumque hunc vocavit
Chema, unde et chymiae nomeii factum. — Mit ganz unwesent-
lichen Varianten hat dieselbe Stelle J. J. Scaliger in seinen An-
merkungen zu dem Chronicon des Eusebios^*), anscheinend
selbstständig der sie enthaltenden Schrift des Zosi mos entnom-
men"), und von hier aus ist sie in andere Werke >*) liberge-
^3) Als Variante oder alsConjectur? steht am Rande für Xijfiä Xi)/ia, und
dann auch Xvfieia für XijfisCa,
^^ Wie sie sich in der Goar'schen Ausgabe findet.
^*) Eusebii Chroniconim Ganonum Libri , ed. J. J.
Scaliger [Lugduni Batavorum 1606]; animadversiones Scaligeri p. 243.
'*) Zosimus Panopolites, sagt hier Scaliger, scripsit librum de chy-
mia, quam ipse ifiovd^ vocat , ex quo de istis angelis producam
testimonium. X^ijatg Stoalftov ß(ßX(i} , ^daxovcty x. T..X., im Wesent-
lichen ganz so, wie es oben bei Georgios Synkellos sich findet, und nicht
mehr.
^•) Unter diesen sei hier des Borrichius De ortu et progressu chemiae
dissertatio [Hafhiae 1668] deshalb besonders genannt, weil sie (p. 12) eine
Uebersetzung der fraglichen Stelle von einem Standpunkt aus hat, für welchen
nicht das Religionsgeschichtliche, sondern das die Geschichte der Chemie Be-
treffende die Hauptsache war. Ich lasse hier diese Uebersetzung, wie sie sich
bei Borrichius findet, folgen. Dicunt, o mulier, sacrae scripturae, sive li-
and frühe KeDniniss der Alchemie. 11
gangen, Zeugniss abzulegen dafür, wie man schon zu Zosimos'
Zeit die Chemie als Etwas in unvordenklicher Zeit den Menschen
bekannt Gewordenes betrachtet habe i').
Auf diese Vorstellung: die Chemie im Sinne als Alchemie sei
den Töchtern der Erde von höheren Wesen zur Erlangung von
Liebesbeweisen verrathen worden, finden wir aber auch in älteren
alchemistischen Schriften in ganz concreter und sehr specialisirender
Weise Bezug genommen. Unter diesen Schriften kommt in den
uns handschriftlich erhaltenen Sammlungen derselben ein Send-
schreiben der Isis an ihren Sohn Horus vor, in welchem ^s) die
bri 8886 geniorum aliquod genus, quod mulieribus utitur. Meminit et rei hu-
ju8 Hermes in Physicis, et fere omnis doctrina cum manifesta, tum apocrypha
illud ipsum memorat. Hoc ergo memorant veteres et divinae 8cripturae, qaod
aiigeii cupidine mulierum inescati edocuerint illas omnia naturae opera. Hinc
offensa contingente, extra coelum mansere, quod mala omnia, et animae nil
profutura homines docuissent. Ex illis natos gigantes tradunt eaedem scri-
pturae. Est igitur prima eorum traditio Xi}/idf, de his artibus: appellarunt
autem librum illum Xrjfiä: hinc et ipsa ars chemia vocatur. Diese lieber-
Setzung weicht indessen von der oben mitgetheilten nur sehr wenig, und noch
weniger von derjenigen ab, welche sich in H. Conring's Schrift De Herme-
tica Aegyptiorum vetere et Paracelsicorum nova medicina [Helmestadii 1648],
p. 18 (in der zweiten Ausgabe dieser Schrüt: De Hermetica medicina [Hel-
mestadii 1669], p. 17 sq.) findet. t
17) Wie wenn das von Zosimos Angegebene (mit der Erklärung des
Wortes )(f]fiBut) schon sich im Buche Henoch fände, hat Grüner (Isidis, Chri-
stiani et Pappi philosophi jusjurandum chemicum [Jenae 1807], p. 85) das
von Ersterem und dad in letzterem Gesagte zu Einer längeren Stelle zu-
sammengeschweißst, unter Berufung auf das Buch Henoch, wie es Fabric. Cod.
Pseudep. Vol. H. n. 28. 29. p. 55 habe. Des Fabricius Codex pseudepigraphus
veteris testamenti [Hamburg! et Lipsiae 1713] enthält in Vol. II, p. 55 sqq. aller-
dings Einiges auf das Buch Henoch Bezügliche, aber hier so wenig wie in
Vol. I, p. 169 sqq. (wo p. 179 sqq. der bei Georgios Synkellos sich findende
Text und als Anmerkung dazu auch die Stelle aus dem Zosimos stehen) Et-
was, was berechtigen könnte, das von Grüner Angeführte als Einem Schrift-
ßteller entnommen und in sofern als zusammengehörig zu betrachten. — Grü-
ner theilt die Stelle mit, um sie in chemischem Sinne zu erklären: die „En-
gel" seien höhere Chargirte einer chemischen Gesellschaft gewesen (sunt isti
an gel i rectores et modei-atores sodalitatis chemicae, collegio quodam juncti);
er würde, wenn in unserer Zeit schreibend, wohl auch noch dem von ihm
sonst als Beweis für seine Ansicht Beigebrachten das zugefügt haben, dass
von den Anhängern einer religiösen Secte (den Irvingianem) die, welche
Eines der vier Hauptämter bekleiden, als „Engel" bezeichnet werden.
'®) Nach dem, was Höfer (Histoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866],
p. 290 8.) über den Inhalt dieser Schrift und (daselbst p. 530 ss.) als Text der-
12 Sagen und Ansiobton über den Ursprung
erstere mittheilt, wie sie dem um ihre Gunst sich bewerbenden
Engel Amnael (er wird als n^ävog ayysk'Js ^al sr^o^ijri^^ bezeich-
net) für ihre Hingebung die Bedingung gestellt, dass er sie das
Geheimniss lehre, wie Gold und Silber gemacht werden, und dies
auch erreicht habe.
Die Sage, welche wir hier betrachteten, führt den Ursprung
und die Kenntniss der Alchemie in vorhistorische Zeit zurück.
Dass in einer Zeit, an welche nicht mehr sicheres historisches
Wissen, sondern nur die Tradition hinreicht, die Alchemie ge-
kannt gewesen sei, wurde noch in anderer Weise behauptet und
geglaubt. Einige der hierhergehörigen Behauptungen will ich
hier noch besprechen.
In der Chronik des Johannes von Antiochien, welcher
in das 7te Jahrhundert oder in die erste Hälfte des 8ten gesetzt
wird, findet sich die Angabe ^*): das goldene Vliess, von welchem
die Sage erzähle, sei eine auf Thierhaut geschriebene Anwei-
sung gewesen, wie mittelst Chemie Gold zu machen sei. Ein-
gehender noch hat diese Angabe der gegen das Ende des lOten
Jahrhunderts lebende Suidas in seinem Wörterbuche imter dem
Worte ^fi^ag^^): Jigag. zo XQVCofmXkov digag, otibq b'laöcov diä
trjg novTixijg d^akaöörig övv TOig'j^gyovavtaLg elg zrjv Kokxida
Tiagayero^evoi Ikaßov, nal vriv Mtideiav xfjv Airizov xov ßa6LXi(og
^vyaziqa, zovro dh r^v ovx cjg noirizixäg tpigtraij aXka ßißXlov
^v iv SeQiiaOL jyeyga^iiivovy xbquxov onoug dsi ylvsö^ai dia xw^^^S
XQVöov. BlxozcDg ovv Ol zoze jj^vUotJi/ tovona^ov avzo digag^ Sia zrjv
ivigysiav zriv i| avzov; oder in lateinischer Uebersetzung * ) :
selben veröffentlicht hat. Damit stimmt allerdings Manches sonst über diese
Schrift Berichtete nicht ganz überein ; aber ich kann hier darauf nicht näher
eingehen und muss es bis dahin verschieben, wo ich meine diese Schrift be-
treffenden Notizen zusammenstelle.
1^) Cl. Salmasii Plinianae exercitationes in Solini pojyhistora; Pars II
[Parisiis 1629], p. 1097 : XijfJsCay, vocat Johannes Antiochensis negi aQxnkoXoykcgy
de vollere aureo: rb fiv^oj.oyovfiBvop /^t/ireioi^ digag ß{ßX^oy ^y iy dtQuaat
yfiyqttfMfjiiyoy negti^oyt hnws dtX dtä ^i^uff^q xgvffby Iqyd^ta&ak.
^) Suidae Lexicon ed. G. Bemhardy; T. I [Halis et Brunsvigae 1858].
p. 1212 sq.
*') Wie sie sich a. e. a. Orte findet.
und frühe Kennt hiss der Alcbemie. 13
Aureum vellus, quod Jason cum Argonautis in Colchidem per
Foniicum mare profectus cepit, abducta simul Medea Aeetae regia
filia. hoc autem non fuit vellus, ut fabulae ferunt, sed liber in
membranis scriptus, docens quomodo arte chemica conficiendum
esset aurum. merito igitur prisci librum illum vocarunt aureum
vellus, propter artem eo comprehensam.
Ich will hier nicht auf die Behauptung eingehen, dass schon
die 'j^gyovavTLxa des Apollonios Rhodios (um 200 v. Chr.)
eine im Sinne der eben mitgetheilten Angabe zu deutende Stelle
enthalten sollen; nicht darauf, ob ein Scholiast dieses Dichters
schon Kenntniss von einer solchen Deutung der Sage vom goldenen
Vliesse verrathe, ob des Dionysios aus Charax (etwa um die
Zeit des Anfangs unserer Zeitrechnung) IleQirjyfiöts olxov^evrig
oder erst des Eustathios (im zwölften Jahrhundert) Commentar
zu diesem Werke Bekanntschaft mit der Auffassung des goldenen
Vliesses als einer chemischen Schrift vermuthen oder sicher erken-
nen lasse 22). Die Ansicht, dass eine solche Auffassung die rich-
tige und schon frühe erkannt gewesen sei, erschien noch im An-
fang des 17ten Jahrhunderts dem Libavius als eine zulässige und
als den Beweis dafür abgebend, dass bereits in grauer Vorzeit die
Bekanntschaft mit Alchemie sich nicht auf Aegypten beschränkt
habe *«). Erbittert stiitten darüber, ob eine uralte Kenntniss der
^) Vgl. des 6. F. Picus de Mirandola (starb 1538) Opus aureum de
auro (in Mangeti Bibliotheca chemica curiosa, T. II, p. 558 sqq.), namentlich
L. III, c. 1; Conring's Schrift de Hermetica Aegyptiorum vetere et Paracel-
sicorum nova medicina [Helmestadii 1648], p. 25 (in der zweiten Auflage: De
Hermetica medicina [Helmestadii 1669], p. 27, auch p. 435 sq.); Borrichius'
De ortu et progressu chemiae dissertatio [Hafniae 1668], p. 84 sq. und Des-
selben: Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia [Hafniae
1674], p. 87 sq. — Die alchemistische Auslegung der Sage vom goldenen
Miesse behandelte namentlich auch Noel Conti (Natalis Comes) in seiner
(zuerst 1551 veröffentlichten) Mythologia (L. VI, c. 7); vgl. Petronii Satyricon
cum commentariis J. P. Lotichii [Francofurti ad Moenum 1629];
comment. p. 277 sq.
^) Commentariorum Alchymiae A. Libavii Pars I [Francofurti ad Moenum
1606], p. 2, da wo in der Vertheidigung der Alchemie gegen die Beurtheiluhg
derselben durch den französischen Arzt Riolan auch das Alter jener Kunst
mit in Betracht gezogen wird: Anno mundi 2714. Expeditio argonautica in
colchidem ad tollendum aureum vellus, quod plures eruditi iudioant fuisse
I
I
14 Sagm Bnd Aetichten über den Ursprung ^^^^^(
Aicbentw ans jener Anffassung der Sage vom goldenen Vliessw e
folgmi eiet, in der zweiten HiUft« de« 1 7 ten Jahrhunderte Conrin
and Borrichiua'*), aber die Behauptung des Erateren: neroiaeq
(joeDqaam aurei veUeris tabulam ad iri(ievTixä traxisse, nüai 4
mam poet Magni Constantini aevum, war nicht ernstlich zuwidB
I^en»). -^
Joan. Franc. Piona de Uirandola, welcher im Anfang d««
t6teu Jahrhunderts eine Abhandlung d« auro schrieb*"), sagt im
Kapitel de artis origine atqu« progressu"}: Kgo quantuni a grae-
ds latinisque auctoribus coUigere potui, comperio artem antiquissi^
mam quidem, sed pauIo ante Trojanum bellum, utpote votustisHi-
mis illiB Oraecoruni temporibus ejua mentionem sub involucris fa-
bularuni et aenigmatum nebulis indicntam. Die Ansicht war im
I7ten Jahrhundert nocli eine viel verbreitete, dass alte Sagen und
Lehren der Griechen Nichta als Umschreibungen und Verhül-
lungen alchemiatischer Kenntniss seien, »Ich eni istisches Wiäset
sich unter der Form griechischer Mj-thologie berge, und der aU
chemiatiache Sinn in dem, wie Homer z. B. der Götter erwähnt,
aich noch deutlich erkennen lasse. Ex Honiero vindicatur Hermeti
Chemia, ist der Inhalt einea Excurses in des Borrichius De ortu
et progressu cheiiiiive^*) am Rande reaumii-t, und einlässlichere
Beweisführung für das eben Gesagte versucht Borrichius dann
noch in seiner Schrift: Hermetis, Aegyptiorum et chemioorum aa^
pientia **}. Nicht etwa bloss die damals schon bestrit-
tenen Hymnen, sondern auch die als einheitliche Werke Homer's
tnembnuiBin uiü auri faciendi, imtituttk fiiit. linde patet, non in Aegypto
hfteaisae alchymiam, eed in caeteras quoque gentes leae diatribuiBBe.
^) In den in Anmerk. 22 angeführten Schriften.
'') Auf die spätere Erklärung der Sage vom goldenen Vliesa durch die
Deutung deB^elben bIb einer Eur Gewinnung von Waschgold gebrauchten Ge-
rätbachaft komme ich in dem folgenden Abschnitt zurück.
'•) Vgl. oben Anmerk. 22. Die Schrift sei lölS verfawi, sagt Schmie-
der (Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 259).
w) L. U, c. 2.
») [Hafniae 1668), p. 64.
10) [Hafiiiae 1674), p. 63 tqq.
and frühe Kenntniss der Alohemie. 15
noch unbezweifelten Gesänge, die Hias und die Odyssee liefern ihm
Beweise, deren Kühnheit an einem oder zwei Beispielen verdeutlicht
werden mag: Hermes in discursu cum Priamo IliadL m.^^) fingit
se Achillis famulum, et noülvxtcoQy inquit (id est, qui multa possi*
det, a nokvg et Tctaofuu), mihi pater est, dives iUe quidem et se-
nex, sicut tu, sex illi sunt filii, ego sum septimus:
$1 öi Ol vhgJouSiVy iya 5i ot Sßdofiog bIhi.
Ubi Hermes nomen suum communicat argento vivo, metaUorum
sepümo, in quo fortassis figendo occupabatur. Oder weiter: Si cu-
rioso ooulo inspiciatur mistura illa Martis atque Veneris, quam
Homerus operose describit Odyss. ^.'^) non potest se occultare
chemicum quoddam arcanum ; enimvero traditur ibi Vulcanus utrum-
que, hoc est, Maftem et Yenerem chemicorum ita colligasse,
xonts 8h deö^iovg
a^^XTOvgj akvTOvg, otpqi* l^nedov av^c fiivoisvy
ut dissolvi nescirent,
ov8i rt Tcivijoai ^eXimv r^v ovo' avaeiQoUy
u. s. w. Borrichius zweifelte nicht an der Zulässigkeit, dass auch
hier die Namen Hermes oder Mercmius auf Quecksilber, Mars auf
Eisen, Venus auf Kupfer zu beziehen seien.
Aber das Tollste in solchen Deutungsversuchen bieten doch
Jac. Tollii Fortuita, in quibus, praeter critica nonnulla, tota fa-
bularis historia graeca, phoenicia, aegyptiaca ad chemiam pertinere
asseritur^^); und man kann nicht einmal zugeben, was doch als
wahrscheinliche Yermuthung sich nahe legt, dass das hier Veröffent-
lichte eine ungeheure Ironie sei. Davon, wie hier die ganze alte
») Diad. L. XXIV, v. 397 u. 399.
si) Odyss. L. VIII, y. 274 sq. u. 298. Es ist die bekannte Geschichte von
der Liebschaft der Venus mit dem Mars.
^) [Amstelaedami 1687]. Diese Fortuita sind nicht etwa nur ein leicht
hingeworfenes Schriftchen, sondern ein wirklich mit einer gewissen Gelehrt-
heit ausgearbeiteter Octavband von nahezu 400 Seiten. Toll war Vorsteher einer
Schule zu Gouda, dann Lehrer der Geschichte und griechischen Sprache zu
Duisburg gewesen, gab die Stelle aus Liebe zur Kunst auf, trieb sich in
Deutschland und Italien herum und starb im Elend 1696. Er hat noch Mehreres,
auch in der oben besprochenen Richtung, geschrieben (vgl. J. F. Gm el in 's
Geschichte der Chemie, Bd. II [Göttingen 1798], S. 22 f.), und stand bei seinen
Zeitgenossen als Gelehrter immerhin in einigem Ansehen.
16 Sagen und Ansichten über den UrBprung
Mythologie und die darauf bezüglichen Stellen der alten Schrift-
steller erklärt werden sollen, nur Eine Probe s*). Sie betriflRb eine
Stelle des Pindar, wo er, obgleich sol sonst immer golden ge-
nannt wird, argenteam eidem sagittam tribuit, ubi eum Herculi re-
fert non potuisse resistere. Explicabo quam potero brevissime.
Lucem colorem ignis esse, ideoque et Phoehum^ et auricomum solem
dici, ex Aristotele et Comuto alibi ostendimus. Quum igitur ob-
stante Luna terra non tota radiis solis patet, aut quum densiores
intercurrunt nebulae, quae radiorum Solarium lumen intercipiunt,
necesse est, ut aureus ille solis color diminutus in candorem defi-
ciat, atque ita Luna argentei coloris esse videatur; quae contra
aurea est, quum vel serenum caeluni est, vel ipsa toto sole, id est,
plena luce fruitur. Eadem ratio est, cur argenteus Apollini, sive
soli, arcus assignetur, quod scilicet tum retusior ejus videatur
splendor, cum pestilens aer est; vel solito crassior, quem radii sola-
res vel discutere nequeant, vel peneti*are. Et in Homero quidem
Physica, ac in Pindaro Chemica disciplina, in quo se exerceat in-
venit; fabula enim Pindarica illa tota iivötriQiddrig est, et plus in-
teriore continet angulo, quam prima fronte pollicetur. Arcus
enim Phoebi facultas acida est. Sagittaeque inde emissae spiritus
volatiles. His opponit Hercules acidum suum fixum, aufertque
victoriam: nonsecus atque ibidem Neptuno, id est Aleali volatili,
et Plutoni, id est Aleali fixe resistit, qui alias bacülo suo mortalia
Corpora ad cavum morientium vicum deducit. Apponam Pindari
verba'*), quo res ipsa melius percipiatur:
88) A. e. a. 0., p. 98 sq.
3*) Olymp. IX.; in Thiersch's Ausgabe der Werke Pindar's, Theil I
[Leipzig 1820], S. 100. Ich setze die hier gegebene üebersetzung der oben
in Betracht kommenden Stelle her:
Von der Gottheit werden Sterbliche weis' und gross.
Wie wohl hätte Herakles sonst
Mit mächtiger Hand, dem Dreizack entgegen, die Keul' im Kampfe
geschüttelt,
Als gestellet um Pylos hin andrängte Poseidan,
Als drängte, mit silberner Wehr ihm Kämpfe bereitend,
Phöbos, auch Aidas den Stab nicht ruhend zurückhielt.
Mit dem er Menschen Leiber hinab
Durch hohles Geklüft führt
Nach dem Tod?
und frühe Eenntniss der Alchemie. 17
«yo^ol öh neu 6oq)ol naxa Öaifiov* avögsg
iyivovT . inel avila
näg av rgioöovtog ^HQaxkirig öTivxaXov rlva^s x^Q^^iVy
avlx' afifpl Ilvkov ötu^elg iJQeiSs IIoöSLdoiv,
iJQSidiv vi ^iiv agyvQsä ro|co noXs^l^ov
Oolßogy ovi' 'AiSag axivrjtuv b%b qdßSoVy
ßgotea odfiad"' a xarayti
TtoUuv ngog uyvidv
^vaCKOvxav)
Ubi Hercules est Homo chemicus, vulgo sal commune^ natus ex pa-
tre Acido, et matre Alkali; Pluto ten*a Philosophica, sal Alkali
fixum; Neptunus Mercurius, seu Aleali volatile; Phoebus, Sulphur,
Hercules igitur, quum ei Neptunus tridente armatus, ad ipsam
Pylon, seu portam nativitatis, resisteret, victor fiiit. Ubi enim agi-
tata est et commota materies, ac jam ad partum prona, exilit trium
Deonim, caelestis, marini, inferi, animalis, vegetabilis, mineralis
Victor mox futurus, ulE^lxccxog et Domitor malorum Hercules.
Die Geschichte der Alchemie ist die Geschichte eines Iit-
thums. und sie hat auch von solchen Excessen in der Verirrung
des menschlichen Geistes, wie hier Proben zu geben waren, Kennt-
niss zu nehmen. Denn solche Auffassungen, wie sie eben besprochen
wurden, hatten nicht etwa nur Wenige, sondern die einschlägige
Litteratur ist ziemlich zahlreich und noch am Ende des 17ten
Jahrhunderts äusserten sich Männer, deren ürtheil für ihre Zeit
ein schwerwiegendes war, über sie mit Anerkennung. So Morhof
in seinem Polyhistor literarius ^% zugleich etwas mehr von dieser
Litteratur, als hier besprochen werden konnte, nennend: Fuit
ehemia jam ab antiquissimo tempore per sapientes non tam scri-
ptis, quam viva informatione, propagata, et ipsius rei sublimitas fa-
cile a nominis sui piofessione autores excusat. Tota illa gentilium
Mythologia hunc sibi scopum praefixum habet, quod a viris doc-
tissimis Michaele Mejero^^) in Arcanis arcanissimis, Blasii Vige-
•5) Editio secunda [Lubecae 1695], Pars I, p. 101.
'•) Michael Mayer hiess dieser Mann; er war aus Rendsburg in Hol-
stein gebürtig, Leibarzt bei Kaiser Rudolf IL und Landgraf Moritz von Hessen,
auch kaiserlicher Pfalzgraf und Ritter. Der Titel der oben erwähnten Schrift
Kopp, Beitr. z. Gesch. d. Chem. 2
18 Sagen und Ansichten über den Ursprung
nerii^O Commentario in Philostrati tabulas, Joli. Petr. Fabro'®)
in Panchimico ostensum est. Comniendat Nicolaus Antonius autor
Bibliothecae Hispanicae eo in genere Johannis Baptistae Suarez
de Salazar Gaditani Mythihistoricum Astronomicum, sive de My-
thologia terrestri et coelesti, librum, quo arcana omnia physiolo-
giae mysteria confictis numinum appellationibus olim apud Ethni-
cos adumbrata revelavit. Sed imperfectum illud opus relictum
est. Nuper vero egregium ejus specimen Jacobus ToUius, elegan-
tis vir ingenii omniumque literarum, in Fortuitis suis Criticis de-
dit: Qui si pleniorem illam Mythologiae explicationem adomave-
rit, omnes illi concedant necesse est, quo pleniorem ad physicam
experientiam eruditionem affert:
Es ist kaum nöthig, noch besonders hervorzuheben, dass solche,
auf die Annahme einer sehr frühen Kenntniss der Chemie gestützten
Versuche der Deutung sich nicht auf die Mythologie der Griechen
beschränkten; namentlich die der Aegypter wurde ganz derselben
Art der Behandlung unterworfen ^^. — Welche Vorstellungen be-
ist vollständig: Arcana Arcanissima, hoc est, Hieroglyi^hica Aegyptio-Graeca,
ad demonstrandam falsorum apud antiquos Beorum Dearumque heroum ani-
mantium, et institutorum pro sacris receptorum originem ex uno Aegyptiorum
artificio, quod aureum animi et corporis medicamentum peregit, deductam
[Londin. 1614]; vgl. J. F. Gmelin*s Geschichte der Chemie, I. Bd. [Göttingen
1797], S. 516 ff., wo, wie auch in Schmied er 's Geschichte der Alchemie
[Halle 1832], S. 353 f., noch mehrere, theilweise in gleicher Richtung gehal-
tene Schriften desselben Verfassers verzeichnet stehen.
S7) Blaise de Vigenere war 1522 zu Saint-Pourgain en Bourbonnais ge-
boren, starb 1596 zu Paris, lieber seine Lebensgeschichte vgl. u. a. Lenglet
du Fresnoy's Histoire de la philosophie hermetique [ä la Haye 1742], T. I,
p. 319 s. Er hat sehr viel, namentlich Historisches geschrieben (vgl. Jö eher* s
Gelehrten-Lexicon, 3. Auflage [Leipzig 1733], II. Theil, S. 1705 f.), aber von
Alchemistischem nur den Traite du feu et du sei sammt den oben erwähnten
Commentaires sur Philostrate. Von dem, was er in alchemistischer Richtung
gethan, urtheilt Lenglet du Fresnoy (a. e. a. 0., T. I, p. 474) etwas mali-
tiös: il a peu pratique et peu ecrit, en quoi je le trouve sage.
^) Pierre Jean Fahre aus Castelnaudari war Arzt zu Montpellier,
schrieb ziemlich viele spagirische Schriften, welche zuerst in der ersten Hälfte
des 17ten Jahrhunderts zu Toulouse herauskamen (vgl. Lenglet du Fresnoy
a. e. a. 0., T. III, p. 159 s.; J. F. Gmelin a. e. a. 0., L Theil, 8. 507 ff.;
Schmied er a. e. a. 0., S. 386), darunter auch das oben erwähnte Panchimi-
cum s. Anatomia totius universi.
39) Einzelnes hierauf Bezügliche ist bereits in dem Vorhergehenden angre-
und frühe KenntDiss der Alchemie. 19
ztiglich alchemistisch er Kenntnisse an einzelne Götternamen : Her-
mes, Isis u. a., geknüpft wurden, betrachte ich besser später, wo
der Inhalt der älteren griechischen alchemistischen Litteratnr mit
Rücksicht auf die einzelnen Persönlichkeiten besprochen werden
soll.
Die Frage tritt uns jetzt nahe: welche Beweise für frühe
Kenntniss der Alchemie und Beschäftigung mit derselben man aus
Schriften der Alten ziehen zu können glaubte. Wiederum ver-
schiebe ich bis zu jener Besprechung, was in solcher Beziehung
von Moses u. a. behauptet worden ist, und ziehe zunächst nur
in Betracht, was die angebliche Alchemie der Griechen und Rö-
mer betrifll.
Ansichten über Kenntniss der Alchemie bei den Alten.
Die Frage, ob die Alten, die Griechen und Römer, bereits
Kenntniss von der Alchemie gehabt hätten: ob ihnen die Idee der
Metallverwandlung bekannt gewesen und die letztere als eine
ausführbare erschienen sei — diese Frage ist während mehrerer
Jahrhimderte und bis in das unsrige ventilirt imd in sehr ver-
schiedenem Sinne beantwortet worden. Diejenigen, welche sie
bejahten, stützten sich auf die eben besprochene Deutung grie-
chischer Mythen in alchemistischem Sinne, auf die Deutung alter
Inschriften und die Auslegung einzelner Stellen alter Schriftsteller
in gleichem Sinne. Wir wollen Einiges hierher Gehörige noch
erörtern, theils weil es eine für die Geschichte der Chemie wirk-
lich wichtige Frage betriflRb, theils weil es wenigstens für den
Standpunkt charakteristisch ist, von welchem aus man früher
merkt. Vgl. auch was, zunächst in Beziehung auf Ath. Kircher*s Oedipus
Aegyptiacus T. II, P. II [Romae 1653], p. 887, Hof er in seiner Histoire de
la chimie, 1. ed., T. I [Paris 1842], p. 32; 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 36 s.
namentlich über die alchemistische Deutung ägyptischer Mythen angiebt.
2*
20 Ansichten über Kenntniss
die Geschichte der Chemie auffasste und ihr Angehöriges festzu-
stellen suchte.
An das im vorhergehenden Abschnitt zuletzt Besprochene
schliesst unmittelbar an, wie man in einzelnen Stellen alter Schrift-
steller, welche Sagenhaftes und Erdichtetes erzählen , eine Kennt-
niss chemischer Thatsachen, die mit Alchemie in Verbindimg
stehen, angedeutet glaubte. Die Proben der Interpretation von
diesem Gesichtspunkte aus, welche ich bereits gegeben habe, sind
so hinreichend zur Characterisirung derselben, dass ausfuhrlicheres
Eingehen auf andere hier unterbleiben mag. Wie in Homer's
Dichtungen, so auch in denen VirgiFs*®), Ovid's**) u. a.")
*<^) Virgilius, ex Petro Bono, chimicuB est, cum de ramo aureo etc. loqui-
tur, sagt P. Borel in seiner Bibliotheca chimica [Parisiis 1654], p. 230. Ge-
meint ist hier ein Aussprach der Sibylla an den Aeneas (Aeneid. L. VI, v.
136 sqq; Vol. II, p. 312 der Ribb eck 'sehen Ausgabe):
Accipe quae peragenda prius. Latet arbore opaca
Aureus et foliis et lento vimine ramus,
Junoni infemae dictus sacer; hunc tegit omnis
Lucus et obscuris claudunt convallibus umbrae.
Sed non ante datur telluris operta subire,
Auricomos quam qui decerpserit arbore fetus. •..
Hoc sibi pulchra suum ferri Proserpina munus
Instituit. Primo avolso non defecit alter
Aureus, et simili frondescit virga metallo.
lieber die alchemistische Deutung dieser Stelle hat sich namentlich, mit Beru-
fung auf Frühere, Borrichius (De ortu et progressu chemiae [Hafhiae 1668],
p. 101 sqq.) ausgelassen, von welchem dafür, dass der aureus ramus erklärt
werde, auch arbor philosophica in aquis germinans acidulis, nämlich germina-
tio illa metallica, quam in acidulis liquoribus contingere notamus, in Erinne-
rung gebracht wird: die dendritenförmige Ausscheidung von Metallen aus Lö-
sungen; und eine mira sed vera de germine metallico historia wird erzählt,
wo offenbar ein richtiger Dianenbaum hervorgebracht worden ist.
*i) Ovidii Metamorphoses, chimicae sunt, relatu Petri Boni, Flamelli,
Brachesci etc., hat Borel a. e. a. 0., p. 173. — Ejusmodi (alchemistischen In-
halts) fere videntur pleraeque esse apud Ovidium, poetarum ingeniosissimum,
fabulae, quales in integris XV libris Metamorphoseön continentur; quae om-
nes, quod de meris transmutationibus agunt, non aniles aut pueriles ideo pu-
tandae sunt, sed sub involucris illis suis recondita multa, adeoque chymiae
antiquum illud et divinum artificium absconditum habent, sagte J. P. Loti-
chius (Petronii Satyricon cum commentariis [Francofurti ad Moenum 1629];
comment. p. 279).
**) Eeodem (zu Alchemistischem) referunt fabulam phoenicis, Cadmi cum
der Alcbemie bei den Alten. 21
glaubte man Bezugnahme auf chemische Thatsachen, auf Metall-
verwandlung und künstliche Darstellung von Gold zu erkennen.
In ganz entsprechender Weise versuchte man sich an der
Deutung alter Inschriften. Der objective Anlass dazu war meistens ^
gering, aber die vorgefasste Meinung um so mächtiger; letztere
half auch über die Beschäftigung mit der Frage hinaus, wie ver- :
bürgt denn eigentlich die Aechtheit und das Alter der einen oder
der anderen solcher Inschrift sei. — Indubitatum chemiae apud
Italos argumentum, meinte Borrich ins *»), ministrat inexstingui-
bilis illa maxima Olybii lucema Appiano, Hermolao Barbaro,
Ludovico Vives quondam descripta, et in agro olim inventa Pata-
vino, duplici urnae inclusa, in exteriori quidem haec signata:
Plutoni sacrum munus ne attingite fures,
Ignotum est vobis, hoc quod in orbe latet.
Namque elementa gravi clausit digesta labore
Vase sub hoc modico maximus Olybius.
dracone congressum, Ganymedis item, Midae, Danaes, Sphyngis, Tantali, et id
g«nu8 alia, e quibus omnibus chymici caussae suae patrocinium accersunt. —
— Sunt, qui D. Joannem Evangelistam ejusce artis quoque peritum fuisse,
imo in Apocalypticis cbrysopoeiae mentionem fieri, astruant. Sunt, qui fabu-
las Adonidis, Yenerisque, quae rosas albas rubras tinxit, ad idem artificium
referant. Ejnsdem divinae atque occultae seien tiae gnarus proditur Orpheus
poeta, qui chymiam ex Aegypto in Graeciam attulit. De quibus om-
nibus ad chymiam pertinentibus allegoriis et fabulis eruditissimum tractatum
postcritati reliquit Mich. Maierus (vgl. S. 17, Anmerk. 36), quem inscripsit:
De symbolis aureae mensae Xllnationum. So Lotichius a. e. a. 0., p. 278 sq.
— Bei Borel a. e. a. 0. .p. 25 ist auch Apulejus Graecus, de asino aureo,
chimicus mysticus existimatus. Für diejenigen, welche Alles dieses glaubten,
konnte es auch glaubhaft sein, dass in einem, am Ende des 1 6 ten Jahrhunderts
unter Athenagoras' Namen verbreiteten und als aus dem 2 ten Jahrhundert
stammend betrachteten Producte: dem Roman von der Liebe des Theogenes
und der Charide (vgl. Fabricii Bibl. gr. L. V [Hamburgi 1723], p. 88 sq.;
Grässe's Lehrbuch einer allgem. Literärgeschichte, L Bds. 2. Abth. [Dresden
und Leipzig 1838], S. 942) in allegorischer Form Lehren der Alchemie ge-
geben und aus jener frühen Zeit erhalten sein soUtön (Borel a. e. a. 0.,
p. 34; vgl. auch Veyssier la Croze^s Brief an J. C. Wolf in Fabricii Bibl.
gr., Vol. VI [Hamburgi 1714], p. 800 sqq.). Auch der an jenes Product in den
Namen der Hauptpersonen erinnernde Roman des im 4 ten Jahrhundert leben-
den Heliodoros von Emesa, Bischofs von Trikka in Thessalien, von der
Liebe des Theagenes und der Chariklea wurde unter den, auf Alchemie Bezüg-
liches enthaltenden Schriften aufgeführt (von Borel a. a. 0., p. 113).
*•) De ortu et progressu chemiae [Hafniae 1668], p. 107.
22 Ansichten über Kenntniss
Adsit foecundo custos ibi copia cornu
Ne tanti pretium depereat laticis.
Interioris urnulae haec notabatur inscriptio:
Abite hinc pessimi fures
Vos quid voltis vestris cum oculis emissitiis?
Abite hinc vestro cum Mercurio petasato, caduceatoque.
Maximus maximo donum Plutoni hoc sacrum fecit.
Im löten bis 17ten Jahrhundert ist diese Inschrift als für
frühe Bekanntschaft mit Alchemie zeugend betrachtet worden**).
— Weniger Anhaltspunkte noch für alchemistische Deutimg
scheint uns die folgende Inschrift zu bieten:
Aelia Laelia Crispis, nee vir, nee mulier, nee androgyna,
nee puella, nee juvenis, nee anus, nee meretrix, nee pudica,
**) KenntniBB dieser Inschrift und die Ansicht, dass sie auf Alchemie Be-
zügliches enthalte, findet sich bei Ermolao Barbaro (geboren 1454, ge-
storben 1493). In seinen Commentarien zum Dioscorides (Hermolai Barbari
in Dioscoridem Corollariorum libri quinque [Coloniae 1530], f. 69 v**)
sagt Derselbe, nachdem vorher die aqua divina {&etoy MtoQ) der Alchemisien
Erwähnung gefunden: Hoc genus laticis, ut arbitror, significat epig^amma
nuperrime in agro Patavino juxta oppidulum Atestae inventum opere lateritio
ac proinde fragili, per imprudentiamque manus rusticae proscindentis ibi
terram, corrupto; und nun theilt er die beiden oben gegebenen Inschriften
mit, sagt aber Nichts von Urnen mit Phiolen oder einer brennenden Lampe. —
Des Petrus Apianus (geboren 1493, gestorben 1552) Inscriptiones sacro-
sanctae vetustatis [Ingolstadii 1534] haben (p. CCCXXXVII sq.) die Sache viel
hübscher ausgeschmückt: Patavii monumentum vetustiss. nuperrime repertum
videlicet uma vectilis cum inscriptione infra scriptorum sex versuum, intra
quam erat altera umula cum inscriptione infrascriptorum quatuor versuum,
intra quam reperta est lucema adhuc ardens intra duas ampullas, altera auro
altera argento purissimo liquore quodam plene quarum virtute creditur per
multos annos lucemam hanc arsisse; und dann sind die Urnen, mit den In-
schriften auf denselben, abgebildet. Merkwürdiger Weise kommt die zweite
Inschrift: Abite hinc in demselben Werke, p. CCCXXV, noch einmal
als Etwas „Venetiis credo repertum" vor. — Auf Grund des in Apianus'
Werke Mitgetheilten wird nun dieser angebliche Fund als ein Zeugniss für
die Alchemie hervorgehoben. Evidens et manifesta artis chemicae compro-
batio ist in der Zetzner'schen Ausgabe der Schriften Geber 's [Argentinae
1598] die Mittheilung überschrieben: Patavii ante aliquot annos mirabile al-
chymicae artis argfumentum inventum est. Urna fictilis erat u. s. w. Die In-
schriften mit der Angabe , dass sie auf zwei Urnen gestanden hätten , deren
eine in der anderen befindlich gewesen, hat auch Lotichius a. e. a. 0.,
p. 279. — Borrichius hat a. e. a. 0. auch die Frage über ewig leuchtende
Lampen der Alten, oder was darunter zu verstehen sei, behandelt.
der Alchemie bei den Alten. 23
sed omnia, sublata neque fame, nee ferro, neque veneno,
sed Omnibus, nee coelo, nee aquis, nee terris, sed ubique
jaeet. Lueius Agatho Priscius, nee maritiis, nee amator,
nee neeessarius, neque moerens, neque gaudens, neque
flens, hane neque molem, nee pyramidem, nee sepulerum,
sed omnia, seit et neseit, quid eui posuerit. Hoe est se-
pulerum, intus eadaver non habens, hoe est eadaver, sepul-
erum extra non habens, sed eadaver idem est et sepul-
erum sibi.
Aber dass diese Insehrift auf den Stein der Weisen sieh beziehe
und wenn auf ihn bezogen verständlieh sei , suehte um das Ende
des löten Jahrhunderts dureh sein In aenigmatieum quoddam epi-
taphium Bononiae studiorum ante multa seeula marmoreo lapidi
inseulptum eommentariolum*^) Nieolas Barnaud eingehend
naehzuweisen, Lotiehius*^ theilte die vorbesproehene Paduaner
und diese Bologneser Insehrift als duo epitaphia, antiquitate vene-
randa, ehymiam utique ex asse refereutia mit, und Borriehius*')
rühmte die letztere Insehrift als ein Latinorum testimonium, non
eontemnendum chemiae monimentum; Letzterer lieas aber doeh
aueh nieht unerwähnt, wie mannichfaltige andere Deutungen für
diese Insehrift vorgesehlagen worden waren.
Wichtiger aber, als solche phantastische Deutungen einzelner
Stellen von Dichtem und unsicherer Inschriften waren die Be-
trachtungen, ob nicht doch einzelne , auf Factisehes gehende Aus-
sagen alter SehriftsteUer Kenntniss der Beschäftigung mit Metall-
verwandlung bei den Alten vermuthen lassen.
Da kommen allerdings auch wieder Stellen vor, welche man
zunächst desshalb in diesem Sinne ausgelegt hat, weil sich in ihnen
etwa ein Ausdruck findet, welcher später als ein specifisch alehe-
mistiseher gebraucht ist. Ein solcher ist z. B. terra virginea oder
terra virgo***) bei den späteren, lateinisch sehreibenden Alehe-
**) Es ist abgedruckt in Mangeti Bibliotheca chemica curiosa, T. II,
p. 713 sqq.
*«) A. o. a. 0., p. 279.
*') De ortu et progressu chemiae, p. 106.
*®) Der entsprechende Ausdruck yi\ ^«Q^^^og findet sich schon bei früheren
griechischen alchemistischen Schriftstellern, z. B. bei Olympiodoros (Fabricii
24 Ansichten über Kenntniss
misten, zur Bezeichnung der materia prima oder des Rohmaterials
für die Darstellimg des Steins der Weisen, oder auch zur Bezeich-
nung eines aus dem Rohmaterial gewonnenen, für die Darstellung
des Steins der Wieisen nöthigen Präparates. Dieser Ausdruck
kommt nun in Plinius' Historia naturalis vor, wo er die edlen
Metalle bespricht *ö): Jam regnaverat in Colchis Salauces et Esu-
bopes, qui terram virginem nactus, plurimum argenti aurique eru-
isse dicitur in Samnorum gente, et alioquin velleribus aureis in-
clyto regno. Der Marburger Professor Friedr. Jos. Wilh. Schrö-
der (gestorben 1778) übersetzte *o): ^^Zu Kolchis hat Salauces
nebst dem Esubopes regiert, von welchem man sagt, dass er die
jungfräuliche Erde gefunden, aus welcher er eine Menge Silber
und Gold zu Wege gebracht, in dem Lande, das ohnehin durch
goldenes Vliess berüchtigt ist"; und er war der Ansicht, dass
diese Stelle wirklich frühe und erfolgreiche Betreibung der
Alcheraie in Kolchis beweise. Die Erklärung, wie sie u. a.
Schmieder^^) anerkannt hat: da3s terra virgo unverritztes Gre-
birge, d. i. solches worin noch kein Bergbau betrieben, bedeute,
ist entschieden wahrscheinlicher, selbst wenn man Bedenken tragen
sollte, mit Seh mied er u. A.") unter velleribus aureis Hammel-
felle zu verstehen, welche man zum Waschen des Goldes aus dem
Sande der Bäche in den Niederungen jener Landschaft angewen-
det habe.
Dafür, dass den Alten: den Griechen und den Römern, die
Vorstellung bereits bekannt gewesen sei, edles Metall lasse sich
künstlich und namentlich durch Umwandlung von unedlem Metall
Bibl. gr. Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 765; Höfer's Histoire de la chimie,
2. ed., T. I [Paris 1866], p. 534 u. 535).
*®) L. XXXIII, c. 15 (der Franz 'sehen Ausgabe, Vol. IX, p. 76 sq.; sonst
c. 3).
*®) Geschichte der ältesten Chemie und Philosophie oder sogenannten her-
metischen Philosophie der Egyptier [Marburg 1775], S. 347. Vgl. Schmie-
der's Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 52.
«^1) A. e. a. 0., S. 53.
^2) Zippe in seiner Geschichte der Metalle [Wien 1867], S. 45: „Die
Mythe vom goldenen Vliesse hat die Erklärung ihrer Grundlage gefunden,
denn gegenwärtig kennt man mehrere Gegenden auf der Erde, in denen das
Gold der Flüsse durch hineingelegte Felle gesammelt wird, in deren rauhen
Behaarung die zarten Goldflimmerchen des bewegten Wassers hängen bleiben".
der Alchemie bei den Alten. 25
darstellen, spricht keine Aussage eines alten Schriftstellers mit
Sicherheit **). Gerade da, wo man einer Erwähnung dieser Vor-
stellung zu begegnen erwarten dürfte, wäre sie bereits Plato und
Aristoteles eine bekannte gewesen, finden wir sie nicht: nicht
M) Ich bin der Ansicht, dass die Vorstellung von der Möglichkeit der
künstlichen Hervorbringung edlen Metalls und das Bestreben, dieselbe zu rea-
lisiren, auf der Confusion solcher Hervorbringung und der Abscheidung von
wirklich vorhandenem edlem Metall, dann auf irriger Deutung von Beob-
achtungen darüber, wie die Eigenschaften und namentlich die Farbe einzelner
Metalle abgeändert werden können, beruhte; dass mit anderen Worten die
Alchemie missverstandenem empirischem Wissen entwuchs. Unterstützend für
den Glauben an die Möglichkeit, die Aufgabe der Alchemie zu lösen, waren
allerdings auch Ansichten über die Ursache der Verschiedenheit der Körper,
welche griechische Philosophen aussprachen; bei den alchemistischen Schrift-
stellern der Alexandrinischen Schule finden wir auch häufige Bezugnahme auf
die griechischen Philosophen, namentlich auf Plato und Aristoteles (welche
auch unter den alchemistischen Autoritäten oft mit aufgezählt wurden), aber
noch auf viele andere (vgl. z. B. das von Höfer in seiner Histoire de la chi-
mie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 535 s. aus Olympiodoros Mitgetheilte^.
Die Ansichten griechischer Philosophen, welche als die Möglichkeit der Metall-
verwandlung beweisend oder unterstützend aufgefasst werden konnten, sind
(von Prantl) als „die Keime der Alchemie bei den Alten** besprochen worden
(deutsche Vierteljahrs-Schrift, 1856, 1. Heft, S. 135). Es ist mir indessen nicht
wahrscheinlich, dass die Alchemie das Product solcher Speculationen gewesen,
d. h. 'dass sie zunächst theoretischen Betrachtungen entwachsen sei; so gewiss
sie auch mit solchen Betrachtungen in einem gewissen Einklänge stand
und in ihnen Unterstützung finden musste. — Zu erwähnen hätte ich auch
hier der ziemlich willkürlichen Annahmen und Aussprüche, welche Hof er
(Histoire de la chimie, 1. ed., T. I [Paris 1842], p. 221 ss.) unter der Ueber-
schrift: Pratique et theorie de l'art sacre bezüglich früherer Auffassungen der
Idee der Metallverwandlung dargelegt hat: wo für das 4te Jahrhundert (die
Zeit Constantin's oder Theodosios des Grossen) Versuche als bereits lange
bekannte supponirt werden, welche zum Theil wohl nie mit solchen sicht-
baren Resultaten, wie er angiebt, ausfuhrbar sind, oder für welche Substanzen
(Mineralsäuren z. B.) vorausgesetzt werden, deren Kenntniss für jene frühe
Zeit unbewiesen und nicht einmal wahrscheinlich gemacht ist; und gerade aus
diesen Versuchen sollen Schlussfolgerungen gezogen worden sein, welche die
Idee der Verwandlimg der Körper in einander und speciell die der Metalle
begründet haben sollen. Ghevreul (Journal des savants, annee 1845, p. 322 ss.)
hat sich über diesen Theil des Höfer'schen Werkes so eingehend und ver-
ständig ausgesprochen, dass man sich nicht genug wundern kann, denselben^
zwar mit einigen Umstellungen aber im Wesentlichen ungeändert, in der
tieuen Auflage der Histoire de la chimie (2. ed., T. I [Paris 1866], p. 227 ss.)
wiederzufinden.
26 Ansichten über Kenntniss
da, wo P lato den Fall setzt, man könne künstlich Gold machen**),
nicht da, wo Aristoteles das Beispiel einer Mischung mit quali-
tativer Aenderung des Gemischten den Metallen entnimmt und
die Abänderung der Farbe eines Metalles besonders hervorhebt '^*).
w) Im Euthydemos. Piatonis opera ed. Astius, T. IX, p. 148 sq., nach
der da stehenden Uebersetzung: At prius hoc convicimus, nihil prodesse
etiam si nullo negotio et sine labore terram effodiendi omne nobis aurum
contingeret: ut nee si lapides sciremus aureos reddere, pretium haberet haec
scientia (aScrre ot*(f' £/ tag Tiitgag ^(Qvaä^ in&avafßs&a notsTy^ ovdtyog H?v d^(a
17 InhcxrifATi Btfi). Ich will zur Angabe des Zusammenhangs aus der deutschen
Uebersetzung von Hieronymus Müller (Platon's sämmtliche Werke, über-
setzt von H. Müller, Bd. II [Leipzig 1851], S. 50) Folgendes hierhersetzen:
„Aber das haben wir schon früher erwiesen, dass es uns nicht frommte, wenn
uns auch ohne Mühe und ohne Nachgraben in der Erde alles Gold zu Theil
würde, so dass, wenn wir selbst alle Felsen in Gold zu verwandeln wüssten,
dieses Wissen für uns von keinem Werthe wäre; denn wenn wir das Gold
nicht zu brauchen wissen, würde es uns offenbar keinen Nutzen bringen". —
Die Stelle spricht offenbar mehr gegen die Bekanntschaft Plato*s mit Al-
cheraie, als dass man mit Veyssier la Croze (Fabricii Bibliotheca graeca,
Vol. VI [Hamburgi 1714], p. 808) der Ansicht sein dürfte: leichtgläubige Alche-
misten möchten wohl auch in dieser Stelle einen Fingerzeig auf die Bekannt-
schaft mit ihrer Kunst sehen.
*^) Die Stelle ist in mehr als einer Beziehung merkwürdig. — Nach Ari-
stoteles (vgl. Prantl's schon citirte Abhandlung, deutsche Vierteljahrs-
Schrift 1856, Heft 1, S. 145 f.) ist das bloss räumliche Nebeneinanderliegen
verschiedener Dinge noch nicht Mischung; hingegen fordert er, dass bei
der Mischung das Gemischte selbst eine qualitative Aenderung erfahre, dabei
aber auch nicht völlig zu Grunde gehe. Als ein Beispiel einer Mischung nun,
wobei die eine Ingredienz sehr überwiegend passiv sei, bespricht Aristoteles
(De generatione et corruptione, L. I, c. 10) die Mischung von Kupfer und
Zinn, die Stelle lautet (Aristotelis opera omnia. Vol. II [Parisiis 1850], p. 453):
Eyttt yag ypBkkf^Biah ngbq äXkr^Xa x&y 6¥ttov xal lnafig>oxsQO^eh' q>a(yez€(& yoeg
natg xai fnntia i^Qi/na, xal <bc ^eitegoy fikv dexuxby &dzsQoy ^^el&og, "Oneg ini
Toi^ttoy cvfißaiys^' 6 yccQ xccttdegog a>; nd^og t& (oy äi^ev iOLriq to0 /ailxod
ffX^by ag>ayO^BXM^ xm fn^^Blq änB^c^ jr^a)uorV<rac fAovoy. Oder in (a. e. a. 0.
stehender) lateinischer Uebersetzung: Nonnulla etiam inter se minus discreta
sunt ambiguntque; videntur enim quodammodo et remisse misceri: et quasi
alterum susceptivum, alterum forma esse: quod quidem in hisce accidit. Nam
stannum quasi affectio quaedam sine materia aeris, paene evanescit, misturae
toti colore solum indito. Ich will doch auch noch, mit Zuziehung des zunächst
Vorhergehenden, Prantl's Uebersetzung (Aristoteles' Vier Bücher über
das Himmelsgebäude und zwei Bücher über Entstehen und Vergehen; grie-
chisch und deutsch von C. Prantl [Leipzig 1857], S. 427 f.) hinzufügen:
„Wenn der eine von beiden [mischbaren] Körpern ausschliesslich oder in sehr
hohem Grade ein sehr empfänglicher für Einwirkungen ist, der andere aber
der Alchemie bei den Alten. 27
Die Abwesenheit jedes irgend bestimmteren Beweises für die Be-
kanntschaft der alten Griechen mit jener Vorstellung steht dann
auch dem entgegen, für die Erklärung eines einzelnen Wortes
daran festzuhalten, dass es auf alchemisüsche Hoffnungen und Be-
strebungen Bezug gehabt haben möge; selbst wenn man zuge-
stehen muss, dass es in einer Weise gebraucht vorkommt, welche
es allerdings sehr nahe legen kann, die Zulässigkeit einer solchen
Deutung zu untersuchen**).
dies nur in unmerklichem Grade ist, so wird das aus beiden Gemischte um
Nichts oder nur um weniges grösser, wie dies hei Zinn und Kupfer stattfindet ;
einige Dinge nämlich haben wechselseitig keine feste Stellung und schwanken
zwischen einem zweifachen Sein hin und her, denn es zeigt sich, dass sie
gewissermassen sowohl in unmerklichem Grade mischbar sind, als auch das
eine von ihnen der aufnehmende Stoff und das andere die Form ist, wie
dies eben bei jenen stattfindet; nämlich das Zinn verschwindet fast gänjJich,
wie wenn es ein stoffloser Zustand des Kupfers wäre, und entweicht bei der
Mischung, nachdem es dem Kupfer nur Färbung gegeben hat". — Auf diese
Stelle ist, sofern sie auf Eigenschaftsveränderung eines Körpers geht, später
oft Bezug genommen worden. Dem Inhalte nach ist sie schwer erkennbar
bei Grässe, wenn Dieser [Lehrbuch einer allgemeinen Literärgeschichte,
I. Bds. l. Abth. (Dresden u. Leipzig 1837], S. 498) sagt: „Nichts besser** [be-
züglich der Ek;htheit] „steht es mit den vielen Schriften der Griechen über
Goldmacherkunst, welche man aus einer missverstandenen Stelle bei Arist. de
generat. et corrupt. L. I. c. 10., wo allerdings von der Zersetzung der Metalle
die Rede ist, ebenfalls denselben hat andichten wollen**.
^) Ich denke hier namentlich an das Wort XQüco^oety (mein College
B. Stark hat mich auf es aufmerksam gemacht), wie es von Plato (L. V.
de republ.) gebraucht ist und wie spätere Worterklärer und Sammler von
Sprüchwörtem und Redensarten es und damit Zusammenhängendes haben
(vgl. u. a. Suidae Lexicon, ed. Bernhardy, T. II. Pars II, p. 1689; Prooemio-
graphi graeci, ed. Leutsch [Gottingae 1851], p. 91, 727). Die Stelle bei
Plato (Piatonis opera omnia ed. Astius, T. IV [Lipsiae 1822], p. 262 sq.):
T£ di\ ^cT' 5c o SQaavjaaj^og' /^vcojrorjcroi'rac offi» tovqifs yöy fy&d(fs d(pl/f^at,
dXX^ ov löytoy dxovaojuiyovq; in lateinischer Uebersetzung (wie sie sich a. e. a. 0.
findet): Ain tu, inquit Thrasymachus, ut in auro fodiendo tempus perderent
hosce arbitraris nunc huc venisse oder vollständiger in deutscher (Platon's
sämmtliche Werke, übersetzt von Hieronymus Müller, V. Band [Ijeipzig
1855], S. 434): „Doch wie sagt er, Thrasymachus nämlich, glaubst Du dass
diese Männer zum . Goldeinschmelzen hierherkamen, nicht aber Unterredungen
mit anzuhören** ? enthält jenes Wort in dem Sinne: mit grossen Hoffnungen auf
Etwas ausgehen und darin getäuscht werden. Verbum ;|r^»cro/o€ii' in pro-
verbio dicitur de iis, qui in suscepto negotio excidunt spe, quam magnam con-
ceperant, erklärt es Stall bäum (Piatonis Dialogos selectos rec. et comraent.
instr. G. Stallbaum, Vol. III. sect. I. [Gothae et Erfordiao 1829], p. 334); über
28 Ansichten über Kenntniss
Eine Stelle, welche ernstlicheren Grund abgeben könnte, bei
den Bömem im 1 ten Jahrhundert unserer Zeitrechnung die Kennt-
niss alchemis tischer Bestrebungen anzunehmen, ist die inPlinius'
Historia naturalis ^7), die Darstellung von Gold aus Auripigment
betreffende: Aurum faciendi est etiamnum una ratio ex auripig-
mento, quod in Syria foditur pictoribus, in summa tellure, auri co-
lore, sed fragili, lapidum specularium hiodo. Invitaveratque spes
Cajum (Caligulam) principem avidissimum auri: quamobrem jussit
excoqui magnum pondus: et plane fecit aurum excellens, sed ita
parvi ponderis, ut detrimentum sentiret, illud propter avaritiam
expertus; quamquam auripigmenti librae X. IV. permutarentur;
nee postea tentatum ab uUo est. Oft, noch in der neueren Zeit^*),
den Ursprung des Sprüchworts vgl. Suidas a. o. a. 0. Die Bedeutung des
Wortes gerade in diesem Sinne würde auch gewahrt sein, wenn /^i;ao/oo(
einen Goldschmelzer, welcher alchemistische Kunst betreibt und auf deren Re-
sultate hofft, bezeichnete. — Merkwürdig ist, wie, allerdings betrachtlich viel
später, ein griechischer Schriftsteller in Beziehung auf die schon früher der
Chemie zugerechnete Darstellung oder Herrichtung von Edelsteinen /^vcro-
Xoovst X$&€^ovg xtti x^fÄEviäq zusammen nennt: Anastasius Sinaita, der
Verfasser der gewöhnlich als Anagogicae contemplationes in Hexaemeron an-
geführten Schrift; aber es ist ungewiss, welcher der diesen Namen und Bei-
namen fuhrenden Schriftsteller gerade diese Schrift verfasste, ob ein in der
zweiten Hälfte des 6 ten Jahrhunderts oder ein später, vielleicht ein erst im
Anfang des Uten Jahrhunderts lebender. Die betreffende Stelle aus der ge-
nannten Schrift haben Conring (DeHermetica medicina [Helmestadii
1648], p. 22 und [Helmestadii 1669], p.24), DuCange (Glossarium ad scriptores
mediae et infimae graecitatis [Lugduni 1688], s. v. /»^fiürijf , T. II, p. 1772),
Boerhave (Elementa chemiae [Lugduni Batavorum 1732], T. I, p. 11) mitge-
theilt: od yäq Srj ^Qoaoxöovs flfiäg xal kt&BQyovg xai /ij^evra;, jr^vcroxoAA^
Toiv XC&tiy dnsQydCsffS-tti, fj Y(f(f9>^ ßovXofiiyfi xal na^st^ovaa taöta (pvialy,
»7) L. XXXni, c. 22 (der Franz'schen Ausgabe, Vol. IX, p. 108; sonst
G. 4).
^ So von Sprengel in seiner Geschichte der Arzneykunde, 3. Auflage,
II. Theil [Halle 1823]; nachdem er S. 215 der Aussage des Plinius gedacht,
sagt er S. 219, dass die Goldmacherkunst in Aegypten schon lange vor Dio-
cletian betrieben worden sein müsse, und dies beweise auch die vorher gege-
bene Nachricht von Caligula's Versuchen. In der ersten Auflage seines
Werkes, IL Theil [Halle 1793], S. 154 hatte Sprengel noch bestimmter ge-
sagt: „In das erste Jahrhundert nach Christi Geburt fallt die erste Nachricht
von einer anderen Schwärmerei des Zeitalters, nämlich von der Verwandlung
der Metalle oder der Aufsuchung des Steins der Weisen. Kaiser Caligula
suchte die Tinctur in dem Operment". Auch Grässe (Lehrbuch einer allge-
meinen Literärgeschichte, I. Bd. [Dresden und Leipzig 1837 u. 1838], ob-
der Alohemie bei den Alten. 29
ist diese Stelle als Beweis für jene Annahme betrachtet worden;
und bestechend ist in der That, wie hier ein Verfahren auri faciendi
unter Benutzung eines Arsenikerzes besprochen wird: einer Sub-
stanz, welche bei den ägyptischen Alchemisten für ihre Opera-
tionen häufig genannt wird *•), und wie das später so oft in alche-
niistischem Sinne gebrauchte Wort permutare hier vorkommt.
Aber das letztere Wort allein beweist natürlich Nichts; und für
die Annahme, ein mit ägyptischem Wissen bekannt gewordener
Metallkünstler habe an Caligula einen Patron gefunden — so wie
später häufig Alchemisten unter den Fürsten Gönner fanden, welche
auf ihre Kosten die ersteren ihrer Künste versuchen Hessen —
müsste der Nachweis sicherer, als es bis jetzt der Fall ist, erbracht
sein, dass wirklich schon im Iten Jahrhundert in Aegypten Ver-
suche in der Richtung angestellt worden seien, die edlen Metalle
künstlich hervorzubringen. Ich habe schon oben (S. 4 f.) hervor-
gehoben, wie solche Versuche zuerst von denen, bereits existirende
edle Metalle abzuscheiden, nicht unterschieden gewesen sein
mögen. Als ein Versuch im letzteren Sinne ist denn auch der des
Caligula vielfach betrachtet worden: von Boerhave«®) z, B.
wurde er nur als ein Beweis peritiae rei docimasticae betrachtet,
imd auch nach dem , sonst in Beziehung auf Alchemie gern gläu-
bigen Schmieder^^) handelt die eben besprochene Stelle „offen-
bar nicht von Metallveredlung, sondern von einem metallurgischen
Versuche, den öfter vorkommenden Goldgehalt des Schwefel-
arseniks auszuscheiden".
Aus solchen Worten und Stellen, wie die eben besprochenen,
gleich er S. 493 die Entstehung der Alchemie in das-ite Jahrhundert n. Chr.
setzt, meint doch S. 1198 bei der Besprechung, wie die Alchemie Viele zur
Beschäftigung mit Naturwissenschaften veranlasst habe: dass dies schon früh-
zeitig der Fall gewesen sei, sehe man aus der obigen Aussage des Plinius.
*•) JSaydaQäxn kommt in den Schriften derselben öfter vor, aber auch ar-
senicum flavum in des Pizimenti Uebersetzung der Physica et mystica des
Democritos [Patavii 1573], f. 6 y^ und die Anwendung dgceytxoü toß tf/»-
atoO ToÖ /^vir/Co^^ro; bei Olympiodoros (Höfer's Histoire de la chimie,
2. ed., T. I [Paris 1866], p. 274, 528).
•®) Elementa chemiae [Lugduni Batavorum 17S2], T. I, p. 11.
«1) Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 111.
30 Ansichten über Kenntniss
lässt sich nicht folgern, dass die alten Griechen und Römer mit
alchemistischen Bestrebimgen bekannt gewesen seien. Sehr be-
stimmt ist das Gegentheil daraus, dass keine, die künstliche Er-
zeugung edlen Metalls klarer erwähnende Stelle eines alten Schrift-
stellers bekannt ist, gefolgert worden durch Conring, da wo er
auch die von Anderen angenommene frühe Beschäftigung der Ae-
gypter mit Alchemie bestreitet <^^): Argumentum novitatis (alchi-
miae) est certissimum, me quidem judice, quod cum Graeci et
Romani auri et argenti fuerint cupidissimi, et omni Aegypto ali-
quam multis seculis imperaverint, tamen et nomen artis et ejus
conatus omnes (ne quid dicam de operibus [gelungenen Opera-
tionen] quae vel nuUa semper vel rara fuerunt) penitus ignorave-
rint. Ignorata fuisse omnia, documento est luculento perti-
nax ea de re omnium graecorum pariter ac latinorum scriptorum
silentium, pene usque ad quartum christianum seculum, quum
sexcentos amplius annos Graecis ac Romanis serviisset Aegyptus.
Non tantum nomen artis est adeo recentis memoriae, sed
etiam ne opus quidem aliquod xw^^^t^^ov ante hoc tempora legas
forte memoratum. — Selbst in den dem ersten zunächst folgenden
Jahrhunderten unserer Zeitrechnung sucht man vergebens eine
Aussage eines Schriftstellers, welche unzweifelhaft Zeugniss dafür
ablege, dass die künstliche Hervorbringung von edlem Metalle
damals als möglich betrachtet oder versucht worden sei. Wohl
möchte man die Aussprüche des um das Ende des 2ten Jalir-
hunderts lebenden Tertullian (vgl. oben S. 8 f.) als auf Alchemie
gehend deuten , wenn man sie nur mit späteren ähnlichen (des
Zosimos, vgl. S. 9 f.) vergleicht und aus ihnen zu erklären
versucht, aber im Zusammenhang mit früheren (vgl. S. 6 ff.) bieten
sie nicht mehr Veranlassung, sie so zu deuten, und selbst der
gegen das Ende des 4ten Jahrhunderts lebende Chrysostomus^*)
®2) De Hermetica Aegyptiorum vetere et Paracelsicorum nova medicina
[Helmestadii 1648], p. 20 sq.; ebenso De Hermetica medicina [Helmestadii
1669], p. 19, 22. Vorsichtiger hatte sich Reinesius (Variae lectiones [Alten-
burgi 1640], p. 165) ausgedrückt: Apud Romanos, quibus ars ipsa Xfiftela vel
plane ignorabatur vel videbatur impostoria, aurifices philosophi peculiare no-
men tum non habuere.
«3) Er war 347 geboren, starb 407.
der Alchemie bei den Alten. 31
ist mit Unrecht als einer der Kirchenväter genannt worden,
welche vor der Alchemie gewarnt haben sollten: also mit dem
Vorhandensein alchemistischer Bestrebungen bekannt gewesen
seien •*).
Wir müssen weiter vorwärts gehen, um bei, ihrer Zeit nach
gut bestimmten Schriftstellern sicheren Nachweis zu finden, dass
die Alchemie Etwas Bekanntes war. Wir wollen jetzt genauer zu-
sehen, wann sich zuerst der Glauben an die Möglichkeit der
künstlichen Darstellung edler Metalle, speciell der Umwandlung
der unedlen in dieselben^ und Kenntniss von Bestrebungen, diese
Umwandlung zu bewirken, bei solchen Schriftstellern findet; und
im Zusammenhange damit: wann zuerst die, später wenigstens
ausschliesslich für diese Darstellung oder Umwandlung gebrauchte
Bezeichnung Chemie vorkommt.
^) Sprengel sagt in seiner Geschichte der Arzneykunde (3. Auflage,
II. Theil [Halle 1823], S. 224), wo er von den früheren, der Alexandrinischen
Schale angehörigen alchemistischen Schriftstellern spricht: „Doch waren die
orthodoxen Kirchenväter dieser Goldmacherey abgeneigt. Chrysostomus
erklart das Arbeiten auf Metalle für ein eitles und vergebliches Streben (Ho-
mil. 56 in Matth. p. 604)**. Die angezogene Stelle hat aber auf Alchemie gar
keinen Bezug, sondern es ist hier von der Wahrung des Interesses der eige-
nen Seele die Rede und wird ein Vergleich mit den Arbeitern in Bergwerken
gemacht, welche für fremdes Interesse arbeitend Schaden leiden. Sie hat
die lateinische Uebersetzung (Joan. Chrysostomi explanationes in novum
testamentum, in VI tomos distributae [Francofurti ad Moenum 1697], T. I,
p. 603 sq. [in cap. XVI Matth. Homilia LVI]; ich gebe nur für die wesent-
lichsten Worte den griechischen Text): Noli igitur de alienis curare, et te ac
tua negligere: quod plerique omnes nunc faciunt. His similis es, qui metallo-
rum operi traditi sunt {iotxöttg rot; fiitaXXa iQyaCofiiyo&g); nullum enim illi
emolumentum, nullas opes inde consequuntur, 'sed magno periculo atque detri-
mento suo aliis laborant, nihil prorsus de sudore, ac labore, et morte, quam
plerumque obeunt, ad fructum suum inde convertentes.
Nachweisbare Bekanntschaft
Naohweisbare Bekanntsohaft mit dem Problem
der Alohemie.
„Nicht den Namen Alchemie", sagt Schmieder *), „wohl
aber die Sache findet man um die Mitte des vierten Jahrhunderts
unzweifelhaft und deutlich angeführt. Themistios Euphrades
(auch Euphrata), ein griechischer Redner welcher um 360 lebte,
gedenkt in seiner achten Rede gelegentlich der Verwandlung des
Kupfers in Silber und des Silbers in Gold als ganz bekannter Dinge.
Es kann wahr sein, was Manche vermuthen, dass darunter nicht
mehr und weniger verstanden werden dürfe, als Versilberung und
Vergoldung im Feuer, welche von den unkundigen als Verwand-
lungen angesehen wurden; aber dabei bleibt immer ausgemacht,
dass man damals schon wenigstens die Idee von Alchemie hatte,
und damit fasst die Geschichte derselben zum erstenmal festen
Fuss". — „Themistios Or. Vm, p. 102»)" sagt Grässe«), „spricht
geradezu von der Verwandlung des Kupfers in Gold, wie von einer
ausgemachten Sache".
Ich habe bei der Zuversichtlichkeit, mit welcher hier dem
Themistios Kenntniss der .Idee der Metallverwandlung zuge-
schrieben wird, früher*) auch geglaubt, dass dem so sei; aber ich
hätte, auch hier, besser selbst nachgesehen, auf was sich eigentlich
die obige Angabe stützt. Denn so bestimmt diese Angabe lautet.
1) Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 63.
2) welcher Ausgabe?
') Lehrbuch einer allgemeinen Literärgeschichte u. s. w., Bd. I [Dresden u.
Leipzig 1837 u. 1838], S. 1198.
*) Geschichte der Chemie, II. Theil [Braunschweig 1844], S. 161 f.
mit dem Problem der Alchemie. 88
so wenig ist sie sammt der an sie angelehnten Bemerkung S c b m i e -
der's, wo die Geschichte der Alchemie zuerst festen Fuss fasse,
eine begründete. Es ist nicht erheblich, dass die achte Rede des
Themistios, nach der jetzt als gewöhnliche zu betrachtenden
Anordnung seiner Reden*), überhaupt Nichts auf Metallverwand-
lung Bezügliches enthält. Die Stelle, aufweiche das oben Ange-
führte sich bezieht, ist unzweifelhaft^) die in einer Rede des The-
mistios enthaltene, welche von Remus^) als die de hello devi-
ctis bumaniter tractandis, von Petau®) und ebenso von Har-
douin*), der griechischen Ueberschrift entsprechend, als die de
bis qui Valente imperante in calamitatem inciderunt charakterisirt
ist. Es heisst hier: Niv de xov %aXxov (isv elg dgyvQiov fiaza-
ßaXstv Xttl xov xo agyvQiov slg xQVöloVy aöfiivmg av xiva i^evQoi-
116V xixvrjfv; in des Remus üebersetzung: Qua ex aere argentum
ex argen to aurum confici posset, libenter artem excogitaremus,
si possemus; in P et au 's üebersetzung, die sich auch in Har-
douin^s Ausgabe findet: Jam vero libenter quidem artem inve-
niremus, qua in argentum aes, aut argentum in aurum convertere
possemus. Dem Wortlaute des Satzes wie dem Zusammenhange
^) Wie sie die Hardouin'sche Ausgabe [Paris, 1684] hat.
•) Dass diese Stelle wirklich diejenige sei, auf weichein dem von Schmie-
der und von Grass e Gesagten oder Wiedergegebenen Bezug genommen ist,
habe ich später noch durch Auffindung der älteren Autorität bestätigt gefun-
den, welche des Themistios Euphrades als eines Zeugen für das Be-
kanntsein mit alchemistischen Bestrebungen erwähnt und noch dem von
Schmieder und Grässe Behaupteten zu Grunde lag. Es ist diesConring,
welcher in seinem Werke: De Hermetica medicina libri duo [Helmestadii
1669], p. 23 jene SteUe (auch als in das Themistios achter Rede enthalten)
mit der Bemerkung citirt hat, dass ihm kein älteres glaubwürdiges Zeugniss
für alchemistische Bestrebungen (cheniici operis) vorgekommen sei. In der
unter dem Titel: De Hermetica Aegyptiorum vetere et Paracelsicorum nova
medicina [Helmestadii 1648] erschienenen ersten Ausgabe dieses Werkes habe
ich eine Erwähnung des Themistios Euphrades nicht gefunden.
') Themistii philosophi orationes sex graece et nunc primum lati-
num in sermonem conversae a G. Remo [Ambergae Palatin., 1605]; orat. IV,
p. 83.
8) Themistii Euphradae Orationes XVI, graece et latine nunc primum edi-
tae, interprete Dionysio Petavio [Flexiae 1613]; orat. IX, p. 214 s.
») Themistii orationes XXXIII ed. J. Harduinus [Parisiis 1684];
orat. Vn, p. 97.
Kopp, Beitr. z. Qescb. d. Ghom. 3
84 Nachweisbare Bekanntschaft
nach ist hier der Wunsch und gute Willen ausgesprochen, das
werthlosere Kupfer in werthvoUeres Silber und dieses in das werth-
vollste Gold verwandeln zu können, aber unter Bescheidung, dass
es eben nicht möglich sei. Dafür aber, dass man den Themi-
stios dafür als Zeugen betrachten dürfe, es sei schon zu seiner
Zeit eine Idee von Alchemie bekannt gewesen, hätte Themi-
stios offenbar nicht bloss solche Metall Verwandlung als etwas
Wünschenswerthes, und die Art, sie zu bewirken, als etwas, das
man wohl gern ausfindig machen möchte, hinstellen müssen, son-
dern die erstere als etwas Mögliches und die letztere als etwas
mit Aussicht auf Erfolg zu Bearbeitendes. Em Beweis, dass man
im 4ten Jahrhundert, in welchem Themistios lebte (er starb
zwischen 387 u. 390), die Metallverwandlung als etwas Bekanntes
betrachtet habe, ist durch jene seine Worte nicht gegeben; nicht
einmal, dass man die Metallverwandlung zu bewirken versucht
habe.
Besser bezeugt ist ein allgemeinerer Glauben daran, dass
Metallverwandlung möglich sei und man sie zu bewirken verstehe,
für das fünfte Jahrhimdert. Deutliche Hinweisung darauf findet
sich bei dem Aeneas Gazaeos, einem aus Gaza in Syrien gebür-
tigten, gegen das Ende des 5ten Jahrhunderts lebenden Philo-
sophen, welcher zuerst den Lehren der Neuplatoniker anhing, dann
zum Christenthum übertrat, in einer Schrift über die Unsterb-
lichkeit der Seele, welche in Form eines Gespräches eingekleidet
nach einer der darin redenden Personen als Theophrastos be-
nannt ist. Eine Stelle dieses Werkes ist, als für die Geschichte
der Alchemie merkwürdig, oft angeführt worden; ein genaueres
Zusehen bezüglich derselben war dadurch geboten, dass uns der
Theophrastos in sehr und wesentlich unter sich verschiedenen
Formen erhalten ist. Dabei fand sich noch eine andere, für die
Geschichte der Alchemie ebenso interessante Stelle; und weiter,
dass beide Stellen als in der ursprünglichen Schrift des Aeneas
Gazaeos enthalten, nicht etwa als später eingeschobene zu be-
trachten sind.
mit dem Problem der Alchemie. 35
Es ist mehrfach — z. B. von Conring*°), von Veysier la
Croze"), von Boerhave^^), von Sprengel"), von Schmie-
der"). — Eine Stelle aus dem Theophrastos hervorgehoben
worden, als den allgemeinen Glauben an die Möglichkeit der
Metall Verwandlung zur Zeit des Aeneas Gazaeos beweisend.
Diese Stelle, welche zur Verdeutlichung oder als Gleichniss dienen
soll für die Auferstehung mit verklärtem Leibe, ist allerdings sehr
merkwürdig. Nach der Barth'schen Ausgabe") lautet sie im
Urtext: Kai ovx dnl^avog tj TiQog ro xqbIxxov fieraßok^ rijg vXrig,
insl xal naQ* r^iuv ot nBQi rijv vXriv 6oq>ol agyvgov xal xavclteQov
xaQalaßovtsg xai ro elÖog a^pavCöawegy inl ro öayLVozB^ov (israßa-
Xovrsg r^v vkriv, ;i;9v<Jot/ xdkktötov STtoli^öav. Barth übersetzt:
Neque vero materiae in melius translatio fide indigna; sie nam-
que apud nos quoque materiarii, talium periti, argentum stannum-
que accipientes, speciem priorem delent, in excellentiorem rem
transigunt, aurum efficiunt pulcerrimum. Besser ist die Ueber-
setzung in der Maxima bibliotheca veterum patrum^^: Neque
incredibile est materiam in meliorem statum commutari. Nam et
apud nos: qui materiae peritiam aliquam habent, ii sibi argentum
**•) De Hermetica Aegyi>tiorum vetere et Paracelsicorum nova medicina
[Helmestadii 1648], p. 21.
1') In einem Brief an Job. Christoph Wolf, welchen Brief Fabri-
cius in seiner Bibliotheca graeca, Vol. VI [Hamburgi 1714], p. 800 sqq. ver-
öffentlichte (das diese Stelle Betreffende s. hier p. 808).
^*) Elementa chemiae [Lugduni Batavonim 1732], T. I, p. 11, wo Biblio-
theca Patrum Vol. 2, p. 373 citirt ist.
1«) Geschichte der Arzneykunde, 1. Aufl., Bd. II [Halle 1793], S. 155 und
3. Aufl., Bd. n [Halle 1823], S. 220.
") Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 63, als enthalten „in dem
Buche Theophrastus de iramortalitate animae, welches wir in der lateinischen
üebersetzung des Ambrosio von Camaldoli haben".
^*) Aeneas Gazaeos et Zacharias Mitylenaeus, de immortalitate animae et
miortalitate universi, ex recensione Casp. Barthii [Lipsiae 1655], p. 76.
Ein anderer griechischer Text (Aeneas Gazaeos et Zacharias Mitylenaeus de
immortalitate animae, ed. Boissonade; Parisiis 1836) ist mir nicht zur Hand;
die Barth' sehe Ausgabe wird allerdings, was den griechischen Text und die
lateinische üebersetzung betrifft, ungünstig beurtheilt (vergl. S. F. G. Hoff-
mann in seinem Lexicon bibliographicum scriptorum graecorum T. I
[Lipsiae 1832], p. 18).
1«) [Lugduni 1677], T. VIII, p. 663 H.
3*
36 Nachweisbare Bekanntschaft
et stannum sumunt, priore metalli genere deleto, materiam ipsam
in angustius et preciosius convertunt atque aurum pulcherrimum
efficiunt.
Wesentlich verschieden — nicht bloss in einzelnen Worten,
sondern im Vorhandensein, im Fehlen oder in der Umsetzung ein-
zelner und auch grösserer Stücke — von der Form, in welcher
uns der Theophrastos in jenem griechischen Text und diesen
Uebersetzungen vorliegt, ist die, höchst wahrscheinlich nach einer
anders lautenden griechischen Handschrift gefertigte Uebersetzung,
welcheder Abt Ambrosiusvon Camaldoli im löten Jahrhundert
gefertigt hat^'). Wenn in einer der zwei Formen, in welchen
uns der Theophrastos vorliegt, das die Metallverwandlung Be-
treffende fehlen würde, so wäre der Beweis dafür, dass Aeneas
Gazaeos an sie als etwas allgemein Bekanntes geglaubt habe,
stark geschwächt, das auf Metallverwandlung Bezügliche mit eini-
ger Wahrscheinlichkeit als später eingeschoben verdächtig und für
die Beurtheilung der ursprünglichen Form der Schrift ein Anhalts-
punkt mehr gegeben. Die fragliche Stelle ist indessen auch in
dieser Uebersetzung'®): Neque sane incredibilis est materiae in
meliora mutatio. Namque et apud nos qui prudenter materiam
callent, argentum stannumque assumentes, priori specie omnino de-
leta et in formam honestiorem praeciosioremque traducta, aurum
pulcherrimum atque Optimum faciunt. — Es ist somit kein Grund
zu glauben, dass diese Stelle nicht in der Schrift ursprünglich ent-
halten gewesen sei.
Dieselbe Schrift enthält aber, auch in Zusammenhang mit dem
was da über die Auferstehung gesagt wird, noch eine andere,
meines Wissens bisher nicht beachtete '^) interessante Stelle. Sie
^^) Aeneae de immortalitate animae deque corporum resurrectione dia-
logus aureus, qui Theophrastus inscribitur, Ambrosio Camaldulensi interprete
[Basileae 1516].
^^) In der eben genannten Ausgabe fol. g 4.
") Doch hat, wie ich später gesehen habe, Conring schon in seinem
Werke: De Hermetica medicina libri duo [Helmestadii 1669], p. 23 auf sie
hingedeutet, doch nur sehr kurz und ohne sie zu citiren; was er für die in
dem Obigen zuerst besprochene Stelle sowohl in dem eben erwähnten Werke
mit dem Problem der Alchemie. 37
lautet nach der Barth 'sehen Ausgabe 20): Tb (isv ovv sidog^
olov to ngätov nQofjld'ey xovxo dLSfiEivev, 'ff Si vlrj vTtoxaiTou yuQ
Ttdöf] noLotriTL de^aiisvrizig ovöa (letaßokriv vnoöaxsxai' oloval'
^AxiXXbvs elfi xaXxovg^v^airi de XQOvtp ovtog 6 !//;|riAA£ü^ xal tcveg
tav Xf^^^ov ri(ialrj(iivov kußowagy xal xatttxaQiiatlöavrag y navxaxov
dia6xaiQ0v6iv, *0 8a öocpog dri^iovQyog anaivadag tov ;i;aAxou, rriv
vkriVy (og invtridalav tri raxvri xal ;|raAxoi5i/ övkXayov tov oXov i^av-
QVy <ivyx^^^^^^^S y ^ccl ixxa^aQOcg, xal öocpia tvvl xal Övvaiiai tov
%akxov alg XQ'^^bv ^lataßakGfv ^ tov Ax^'^Xacug andyoi to alSog, otp-
^€i^ av XQ'^^ovgy 6 ndlou ;|raAxoi5ff, ^Ax^'kkavg (itv toi' ovtcD tciv
6&ndt(OV ij vlrjy to ßaQV xal xaxv^iavov y xal ^vr^toVy dcatpvyovöa,
rg tov 5ti(iiovQyov q)ilottfil^ xal taxvri xa^aqd xal xovq)r} xal dd^d-
voTog ylyvatai. Nach Barth 's Uebersetzung: Forma igitur, qualis
primum processit, talis permanet; materia autem nmtationem pa-
titur, quoniam facta est ad omnem qualitatem suacipiendam. Sit
tibi ob oculos Achilles aereus, Dissolvatur lapsu temporis hie
Achilles, aes abjectum quidam capiant, inque miouta dissicent
frostilla, eaque ipsa hinc inde disseminent: cordatus vero aliquis
artifex, collaudata aeris materia, ut apta operi artis suae, omne
id aes quaquaversum dissitum, coUigat, conflet, expurget, sapien-
tiaque quadam singulari et virtute in auruni transvertat, eique
Achillis denuo det imaginem, videbitur certe aereus, qui ante fue-
rat, tum aureus, tarnen Achilles: Talern materia sese habet cor-
porum, grave illud et putridum et mortale tamdem effugiens, jam-
que dignatione Conditoris atque artificio, pura, levis et immortalis
effecta. Die Maxima bibliotheca veterum patrum 21) hat dieselbe
Stelle: Statuend\mi est, formam, qualis initio prodiit, talem pror-
als in dessen unter dem Titel : De Hermetica Aegyptiorum vetere et Paracel-
ricomm nova medicina [Helmestadii 1648] erschienenen ersten Ausgabe (p. 21)
thai, auf diese Stelle das Gewicht legend. Aber selbst in dieser ersten Ausgabe
(a. e. a. 0.) habe ich nun auch eine undeutliche Bezugnahme auf die Stelle
gefimden, welche ich früher (bei Ausarbeitung des oben Gegebenen) als eine
noch nicht beachtete betrachtet hatte; diese Bezugnahme ist eine so undeut-
liche, dass mir früher unbekannt blieb, auf was sie geht, und auch kein An-
derer ist meines Wissens durch sie auf jene Stelle aufmerksam gemacht
worden.
M) P. 71.
ai) [Lugduni 1677] ; T. VIII, p. 6G3 B.
38 Nachweisbare Bekanntschaft
sus mansisse: materiam autem, quoniam subjecta est et ad susci-
piendam quamlibet form am facta, eam quae melior est et prae-
stantior omnino suscipere. Veluti ponas ob oculos Achillis statuam
aeream. Is aereus Achilles temporis vetuislate consumatur: aes-
que illud abjectum aliqui sibi sumant, atque in fnista minutissima
sectum, passim disseminent. Ibi tum peritus aliquis artifex, aeris
materia, ut ad artem aptissima, coUaudata: aes illud omne con-
quirat atque inveniat; ac deinoeps conflatum et expurgatum arte
et facultate quadam sua, ipsum aes in aurum convertat, eique
Achillis fonnam inducat; erit profecto et videbitur aureus idem
ille Achilles, qui prius fuerat aereus. Eodem modo nostrorum me-
rita procul ab se remotis, pondere, et situ, et mortaJitate supremi
Conditoris arte et summa gratia, pura et levis, et immortalis evadit.
— Und auch in des Ambrosius von Camaldoli Uebersetzung*')
findet sich diese Stelle, wenn gleich in ganz anderem Zusammen-
hang mit der erst besprochenen (mit anderen Zwischengliedern):
Exempli causa, fuerit Achilles aereus, qui temporis vetustate solu-
tus contritusque sit, hujusmodi neglectum aes, accipiant quidam,
et in frusta comminutum, huc illucque disseminent. Sic disjectum
intuens peritus aliquis et sapientissimus artifex, aerisque materiam,
ut arti maxime utilem et idoneam laudans, aes illud inquirat dili-
genter, inventumque omne ac selectum conflet atque emundet, ac
per artis industriam et sapientiam, aere illo in aurum converso,
Achillis speciem superinducat, erit profecto aureus, qui dudum fue-
rit aereus, idem tarnen Achilles. Ita et materia corporum pon-
dere et situ, et mortalitate dimissa, per summam benivolentiam et
artem conditoris, puta, levis atque immortalis efficitur.
Kein Zweifel kann also sein, dass gegen das Ende des 5ten
Jahrhunderts, und namentlich durch Aeneas Gazaeos, die
Metallveredlung: speciell die Verwandlung des Silbers, des Zinns
und des Kupfers in Gold, als möglich und selbst als ausgeführt be-
trachtet wurde. Dafür, dass zu seiner Zeit die Metallverwandlung
bereits als etwas Mögliches angesehen wurde, ist Aeneas Ga-
zaeos ein un verwerflicher Zeuge; dafür, dass man sie habe aus-
M) Fol. d3 der S. 36 citirten Baseler Ausgabe von 1616.
mit dem Problem der Alchemie. 39
fuhren können, ein ganz unzuverlässiger, denn abgesehen davon,
wie leicht in Beziehung hierauf Täuschungen stattfinden können
und wie oft solche nachgewiesener Massen vorgekommen sind, hat
Aeneas Gazaeos wirklich Leichtgläubigkeit oder Phantasie ge-
nug, um Sachen, welche wir als unmögliche betrachten müssen,
als wirklich vorgekommene anzuführen. Man braucht, um sich
davon zu überzeugen, nur zu lesen, wie er gegen das Ende des
Theophrastos >^) mit der grössten Bestimmtheit erzählen lässt,
dass in Lybien Bekenner des Glaubens, welchen die Zunge ausge-
schnitten wurde, nachher wohh-edender und deutlicher gesprochen
hätten, als vorher.
^ P. 81 der Barth 'sehen Ausgabe; Maxima bibliotheca veterum patrum,
T. VIII, p. 665 a.
Frühestes Vorkommen
Frühestes Vorkommen des Wortes Chemie.
Das Vorkommen des Wortes Chemie oder eines davon un-
mittelbar abgeleiteten lässt sich in ganz sicherer Weise erst für
das 4te Jahrhundert nachweisen. Dass ein solches Wort schon
früher gebraucht worden sei, ist entweder in so fern unsicher, als
die Zeit der Schriftsteller, bei welchen es sich findet, nicht genauer
bekannt ist 1) , oder in so fern es der Bestätigung bedarf, ob es
wirklich früher bei solchen Schriftstellern, deren Zeit besser be-
kannt ist, vorkomme.
Dass — voi'ausgesetzt, der im Anfange des 3ten Jahrhunderts
lebende Sextus Julius Africanus sei der Verfasser rcäv X£-
özciv — schon zu dieser Zeit ein solches Wort sich gebraucht
finde, könnte man aus dem von Reinesius^) und namentlich aus
dem von Conring'^) Bemerkten schliessen; mit Bezugnahme auf
das von Reinesius Bemerkte wird bei Fabricius*) Julius
Africanus geradezu als ein Schriftsteller, qui in cestis suis etiam
chemica attigit, genannt. Es hat mich dies veranlasst, die wüste
Schrift, welche xsötol betitelt ist, mit specieller Rücksicht auf das
Vorkommen eines solchen Wortes durchzugehen*). Es ist nicht
*) Auf solche Schriftsteller komme ich in dem Folgenden, namentlich in
dem Abschnitt über Ursprung und Bedeutung des Wortes Chemie, zurück.
2) Variae lectiones [Alten burgi 1640], p. 352.
^) In den zwei Auflagen seiner Schrift De Hermetica medicina; p. 20 sq.
der Ausgabe von 1648 und p. 20 sq. der Ausgabe von 1669.
*) Bibliotheca graeca, Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 775.
^) Wie sie Veterum Mathematicorum Opera [Parisiis 1693], p. 276
sqq. enthalten.
des Wortes Chemie. 41
darin; die genannte Schrift, wie sie uns vorliegt, enthält überhaupt
Nichts Alchemistisches, kaum Etwas, was Chemisches zu nennen
wäre, wenn wir ein paar Vorschriften ausnehmen, die etwa zur
Haushaltungs-Chemie gerechnet werden könnten (die Behandlung
von Wein, die Zubereitung von Essig z. B. betreflfen). Die in
jenen Bemerkungen hervorgehobene Angabe, dass diese Schrift
enthalte JtQay^atslav icczQixciv xal (pvöixäv xal yeooQyixciv xal
XfifLixäv TCBQUxovöav dvvd^ecgy findet also, was das Chemische be-
trifft, keine Bestätigung. Uebrigens stammt auch diese Angabe
selbst erst aus späterer Zeit. Allerdings findet sie sich schon in
dem griechischen Texte des Chronicon des (um 264 geborenen,
340 gestorbenen) Eusebios Pamphili, wie J. J. Scaliger den-
selben giebt^); aber bekanntlich ist dieser Text, welchen Sca-
liger grösstentheils nur vermuthimgsweise aus anderen späteren
Schriftstellern zusammengesetzt hat, Nichts weniger als authen-
tisch 7). Wäre er es, so hätten wir hier das, meines Wissens, frü-
heste Vorkommen einer, Chemie ausdrücklich angebenden Be-
zeichnung: des Wortes ;ci7fitxo5v oder xv^axäv oder ;|^vf££vrtx(5i/,
bei einem seiner Zeit nach bekannten Schriftsteller; allerdings
ohne Erläuterung der Bedeutung derselben. Jene Angabe und
eine solche Bezeichnung finden sich unzweifelhaft im 9ten Jahr-
hundert, in der Chronographie des Oeorgios Synkellos®), und
zwar ganz so, wie sie Scaliger als dem Eusebios zugehörig
giebt®). Aber das ist viel später als die Zeit, für welche das
*) Thesaurus temponim. Eusebii chronicorum canonum libri duo
; opera ac studio J. J. Scaligeri [Lugduni Batavorum 1606]; XQotfi-
x&v Kayöyaty lo aaiCöiisyttf p. 70; /i;/4»x<Dv steht hier.
7) In der lateinischen Uebersetzung des Chronicon des Eusebios, welche
Hieronymus von Stridon in der zweiten Hälfte des 4ten Jahrhunderts
verfasste, habe ich die entsprechende Stelle vergebens gesucht.
®) Georgii Syncelli Chronographia, ed. J. Goar; p. 359 der Pariser Aus-
gabe von 1652, p. 286 der Venetianer Ausgabe von 1729: ^Jgpgtxayog xriu
iyysctßißXop z&y Ksat(by inyyeyQafifiiyfiy ngayfAutsfay lar^tx&y^ xai qivatx&y,
xai yßfogytxtby xai /v/ufit;T(xd>v nsQiixovaay dvyafiS^s 'JXB^äydgip ro^r^ ngog-
^ftivci. Die da stehende lateinische Uebersetzung giebt diese Stelle: Africanus
libros novem Cestorum tractatus inscriptos, medicorum, naturalium, agricultu^
rae metallorumque vim omnem exponentes Alexandro isti [Severo] dedicavit.
•) Abgesehen davon, dass bei Georgios Synkellos /i»/u6vT*x<ß*' an der
Stelle von /i;/4»xd)y steht. Xnfitx&y findet man bei der Bezugnahme auf diese
42 Frühestes Vorkommen
Wort Chemie sonst schon als gebraucht nachzuweisen ist. —
Nach, dem hier Bemerkten würde es sich nicht lohnen, auf das
näher einzugehen, was die als xeötol betitelte Schrift und den
Verfasser derselben betrifft ^•). Beachtenswerth ist allerdings, dass
in Sammlungen älterer griechischer alchemistischer Schriftsteller
auch Schriftstücke eines Africanus vorkommen, als deren Ver-
fasser man auch den Julius Africanus betrachtet hat ^^); aber so
wenig ist mir von diesen Aufsätzen bekannt und so ungleich sind
Stelle oft in ihr gesetzt; so z. B. von Conring a. o. a. 0., von Lambeck
(Commentariorum de bibliotheca caesarea vindobonensi L. VIL, ed. Kollarii
[Vindobonae 1781], p. 425).
10) Vgl. u. a. Reinesius a. o. a. 0., Conring a. o. a. 0., Lambeck a. e.
a. 0. L. VII, p. 422—429 u. 476—478, Schoell's Geschichte d. griechischen
Litteratur, Bd. II [Berlin 1830], S;717f., Grassens Lehrbuch einer allgemeinen
Literargeschichte, I. Bds. 2. Abth. (Dresden u. Leipzig 1838], S. 1277, Köchly
und Rüstow's griechische Kriegsschriftsteller, II. Theil, 2. Abtheil. [Leipzig
1855], S. 5 ff.
*^) Nicht weiter verfolgbar ist mir des Reinesius (a, o. a. 0.) Angabe,
nach welcher Zosimos oder ein anderer älterer alchemistischer Schriftsteller
in der Sammlung, welche die s. g. Altenburger oder Gothaer Handschrift ent-
hält, cum Democrito, Cheme, Pebechio, Agathodaemone Africanum nomi-
nans, eos ipsos cestorum libros, ut qui /i7/u»xrV quoque continuerint , indicat.
Eine den Namen des Africanus enthaltende Aufzählung der alchemistisohen
Autoritäten ist mir bekannt, jedoch nur als in einer Venetianer Handschrift
vorkommend (Bernard hat sie in seiner Ausgabe der Schrift Palladii de
febribus [Lugduni Batavorum 1745] im Anhange p. 117 nach d'Orville's
Abschrift veröffentlicht), aber diese Aufzählung enthält überhaupt Nichts auf
einzelne Schriften Bezügliches. — Das Inhaltsverzeichniss einer früher zusammen-
gestellt gewesenen Sammlung alchemistischer Aufsätze, welches in diese Vene-,
tianer Handschrift aufgenommen worden war, enthält auch die Angabe ein-
zelner Kapitel des Africanus, zusammen mit solchen anderer alchemistischer
Schriftsteller (bei Bernard a. e. a. 0., p. 115): *Eg/noC^ Zmalfiov^ NeOLov^
'Jq>qtxäyov xeqxiXaia. Der 1740 veröffentlichte Handschriften-Katalog der Mar-
cus-Bibliothek (Graeca D. Marci bibliotheca codicum manu scriptorum per ti-
tulos digesta [Venetiis 1740]) führt bei der Besprechung dieser Handschrift
(p. 140 sq.) die letztgenannte Zusammenstellung einzelner Kapitel verschiedener
alchemistischer Schriftsteller als in ihr enthalten nicht auf; wohl aber Mo-
relli (in seiner Bibliotheca manuscripta graeca et latina, T. I. [Bassani 1802],
p. 175) mit den Worten: Experimenta chemica, sine auctoris nomine, his
titulis . Zosimi, Nili, et Julii Afiicani esse videntur ex indice prae-
fixo. Sunt etiam in codicibus Vindobonensi et Laurentiano. Miller hat (in
seinem Catalogue des manuscrits grecs de la bibliotheque de TEscurial
[Paris 1848], p. 418) in der Inhaltsangabe für die mit dieser Venetianer Hand-
schrift ziemlich übereinstimmende der Bibliothek des Escurials: Chapitres
des Wortes Chemie. 43
die dieselben betreffenden Angaben, dass ich selbst darüber unge-
wiss bin, ob nicht ein Nilus Africanus Verfasser derselben sein
könne. •
Das Wort Chemie findet sich als für einen Theil des Wis-
sens oder eine geistige Beschäftigung gebraucht, doch ohne Andeu-
tung wajs eigentlich darunter verstanden sei, unter den uns erhal-
tenen, bezüglich der Zeit ihrer Abfassung nach sicherer bekannten
Schriften zuerst in einer im 4ten Jahrhundert n. Chr. geschriebenen
Astrologie. Der Verfasser derselben war Julius Maternus Fir-
micus, aus Sicilien gebürtig, Sachwalter unter Constantin dem
Grossen; die Zeit, in welcher er seine Astrologie verfasste, setzt
man um 336; später Christ geworden schrieb er noch de errore
profanarum religionum. Jene Astrologie ist nur in einem sehr
verdorbenen und lückenhaften Zustande erhalten; gewöhnlich als
Mathesis betitelt") handelt sie wesentlich über denEinfluss der
Gestirne — wie die Stellung derselben zu der Stunde der Geburt
eines Menschen war — auf die Anlagen und Neigungen des letz-
teren und ist somit eine Anleitung zum Nativitätstellen i^). Es fehlt
mir für eine genauere Angabe, wie diese Aufgabe bei ihm als lös-
bar betrachtet wurde. Wissen und Verständniss; es scheint, als ob
d'Hermes, Zosime, Nilus Africanus. Morelli's Angabe über das Vorkommen
dieser Zusammenstellung in der Wiener und in der Florentiner Handschrift
finde ich aber in dem über erstere Handschrift vonLambeck und über letz-
tere von Bandini Mitgetheilten nicht bestätigt.
^^) So auch in dem Inhaltsverzeichniss und in den Abtheilungs-Ueber-
Schriften der verschiedenen Ausgaben, wenn sie auch das Wort Mathesis
nicht als Titel des Ganzen geben. Der Anlass ist, dass der Verfasser selbst,
schon in der Widmung des Werkes ad Mavortium Lollianum, sich des Aus-
drucks Mathesis zur Bezeichnung des Inhaltes bedient (die characteristische
Stelle, wo er an sein Versprechen erinnert, omnem divinae Matheseos disci-
plinam darzulegen, steht in der Pruckner'schen Ausgabe von 1533, aber
nicht in der älteren Venetianer Ausgabe von 1497).
15) Julius Firmicus de nativitatibus ist desshalb auch der, der Venetianer
Ausgabe von 1497 vorgesetzte Titel.
44 Frühestes Vorkommen
dafür als vorzugsweise wichtig gegolten habe, wie weit weg von
dem Horoscop (dem Punkte der Ekliptik, welcher zu der Stunde
der Geburt im Horizcüt eben aufgeht) ein massgebendes Gestirn
gestanden habe: um wieviele der in der Astrologie angenommenen
Abtheilungen des Himmels von dem Horoscop entfernt, und in
welcher Abtheilung oder in welchem Haus. Da nun, wo**) in
jener Astrologie Lunae decreta per singulas coeli stationes behan-
delt werden, nämlich wie die Stellung des Mondes bei der Geburt
eines Menschen — in diiirna genitura oder in nocturna genitura
— diesen disponire, wird bemerkt, dass der Mond, in nono ab ho-
roscopo loco, in noctmua genitura, stehend, faciet divinos deorum
cultores, et qui sacris ac religionibus studeant, quibusdam vero
officia aut dona largit ex templis, sed dabit etiam multas cogita-
tiones, ac mutationes per regiones. Et si fuerit haec domus (Ab-
theilung des Himmels) ^ (des Merkur), dabit astronomiam, si ?
(der Venus), cantilenas et laetitiam, si cf (des Mars), opus armo-
rum et instrumentorum, si 4 (des Jupiter), divinum cultum scien-
tiamque in lege, si h (des Saturn), scientiam alchimiae, si O (der
Sonne), providentiam in quadrupedibus, si vero S (des Krebses)
domus scilicet sua, scientiam dabit omnium, quae ex aqua exeunt.
üngewiss bleibt einerseits, was unter Chemie oder Alchemie hier
verstanden sei: Goldmacherkunst im engeren Sinne, oder etwa
geheime Kunst in weiterem Sinne **) oder eine einzelne unter den
geheimen Künsten, oder vielleicht Beschäftigung mit Gold in
technischer Richtung: Gewinnung oder Bearbeitung desselben i<^);
auflfallend ist andrerseits der Gebrauch des, nach gewöhnlicher
**) Julii Firmici Materni junioris Siculi Astronomiciön L. VIII
per Nicolaum Prucknerum nuper ab immensis mendis vindicati [Basileae 1633],
L. ni, c. XV (p. 81).
**) Was zu der Sage passen würde, welche ZoBimos mittheilt; vgl.
S. 9 f.
**) Letzteres ist in so fem nicht wahrscheinlich, als Firmicus L. VIII,
c. XXVI (p. 234 der eben angeführten Pruckn er 'sehen Ausgabe) eine be-
sondere Stellung der Gestirne angiebt, welche aurifices faciet, inauratores,
bractearios, et qui in auro operentur. Borrichius* Ansicht, (Hermetis, Ae-
gyptiorum et Chemicorum sapientia [Hafniae 1674], p. 75), dass hier
deutlich aurifices, sive Chemici sagaciores, ab iis qui in auro operantur unter-
schieden seien, theile ich nicht.
des Wortes Chemie. 45
Annahme mit einer arabischen Vorsylbe versehenen Wortes al-
chimiae. Aber das arabisirte Wort, wie es in dem Mittelalter das
gebräuchliche war und wie es sich auch in der älteren i'), 1497
gedruckten Ausgabe der Astrologie des Julius Maternus Fir-
micus findet, soll, nach G. J. Vossius' Versicherung, nicht in
den Handschriften derselben stehen, sondern diese sollen nur seien-
tiam chimiae haben ^®).
Dass das Wort Chimia oder Chymia im 4ten Jahrhundert un-
serer Zeitrechnung gebraucht war, dass es eine mindestens einiger-
"J Durch Simon Bivilaqua in Venedig 1497: L. VII Matheseos. Ich
lasse auch aus dieser Ausgabe, noch etwas vollständiger, die merkwürdige
Stelle folgen, wie sie sich da (fol. XXXVI y^) findet: In IX. loco ab horo-
scopo partiliter posita in diuma genitura faciet (Luna) eum qui sie Lunam ha-
buerit in templis manere sordide; et qui aliquid velint quasi a diis dictum
hominibus nuntiare. Si vero in nocturna genitura hoc loco fuerit inventa, fa-
ciet divinos deorum cultores et qui sacris ac religionibus studeant; quibus-
dam vero ofBcia aut dona largiuntur ex templis; dabit etiam multas cogita-
tiones, mutationes per regiones. £t si fuerit haec domus Mercurii, Astrono-
miam. Si Veneris, cantilenas et laetitiam. Si Martis, opus armorum et instru-
mentorum. Si Jovis, divinum cultum et scientiam in lege. Si Satumi, seien-
tiam alchimiae. Si Solis, providentiam in quadrupedibus. Si in Cancro do-
mus sua, scientiam dabit omnium quae exeunt de aqua. — Scientiam alchi-
miae hat auch der, mit Berichtigungen und Zusätzen nach einer Handschrift
versehene Abdruck, welchen Aldus Manutius 1499 (in der Sammlung älte-
rer astronomischer Schriftsteller: Astronomici veteres) zu Venedig herausgab.
^^) 6. J. Vossii Etymologicon linguae latinae, ed. nova [Amstelodami 1695],
p. 20): Alchimiae scientiam nominat Firmicus lib. III., cap. XV. Ita quidem
editum ab Aldo. Sed in chirographis est chimiae. Auf diese Bemerkung
des Vossius hat auch A. von Humboldt (Kritische Untersuchungen über
die historische Entwicklung der geographischen Kenntnisse von der neuen
Welt, Bd. I [Berlin 1836], S. 511) aufmerksam gemacht. — Nach Schmie-'
der (Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 62) wird, wie Firmicus ge-
schrieben habe, berichtigt „durch die von Äthan as ins Kirch er beigebrachte
Nachricht, dass die Vaticanische Handschrift von der Mathesis an jener
Stelle nicht Alchemia sondern Chimia hat". Aber was Kirch er in seinem
Mundus subterraneus (L. XI, c. 3; T. II, p. 253 der Amsterdamer Ausgabe
von 1678) sagt, Hesse auf das Fehlen von mehr, als nur der Sylbe AI, in den Hand-
schriften der Vaticana schliessen: Quod vero Julium Firmicum vocis Alchy-
miae mentionem fecisse dicunt, id in Manuscriptis Bibliothecae Vaticanae
non occurrit, sed Chymiae vocem vel per fucum, vel ab impressoribus ad Al-
chymiae quandam antiquitatis fidem conciliandam, additam fuisse verisimile
est.
46 Frühettet Vorkommen
massen verbreitete Richtung geistiger Bescbäftigung anzeigte,
iflt somit anzunehmen; aber ungewiss bleibt, welche Bedeutung es
hier hatte. Dass dieses Wort später Metallverwandlungskunst be-
deutete, ist noch kein Beweis dafür, dass es diesen Sinn auch in
jener Stelle bei Julius Maternicus Firmicus hat — zu einer
Zeit, wo eine Beschäftigung mit der Aufgabe, die Metalle in ein-
ander und namentlich in Gold zu verwandeln, kaum sicher nach-
gewiesen ist, und bestimmt nicht als da, wo Firmicus lebte, in
solcher Verbreitung stehend, wie es jener Stelle entspräche. —
Es ist wenig Hoffnung, dass der Sinn, in welchem Firmicus das
Wort Chimia gebrauchte, mit völliger Sicherheit festgestellt werde.
Ich dachte, dass vielleicht alte Astrologien einen Anhaltspunkt
hierfür abgeben könnten: fände man für eine ähnliche Stellung
der Gestirne, wie sie in des Firmicus Stelle angedeutet ist, den
dadurch bedingten Einfluss nicht mit einem Worte sondern sachlich
angegeben, oder in älteren Astrologien schon Beschäftigung mit
Metallen in einer auf Alchemie beziehbaren Weise erwähnt als
etwas, zu was eine gewisse Stellung der Gestirne bei der Geburt
eines Menschen diesen disponire, so könnte man bezüglich des
Wortes Chimia eine Vermuthung besser begründen oder die spä-
ter ihm zukommende Bedeutung mit grösserer Wahrscheinlichkeit als
schon früher ihm zustehend annehmen. Das Durchgehen alter astro-
logischer Schriften ist allerdings äusserst unerquicklich; aber einige
habe ich doch in der eben angedeuteten Beziehung etwas angesehen.
Der älteste unter den mir in Betracht gekommenen Astro-
logen hat bereits dazu, ihm eine Kenntniss der Alchemie zuzu-
schreiben, Veranlassung gegeben. Es ist dies Marcus Manilius,
ein Römer, der unter den Kaisern Augustus und Tiberius lebte
und ein astrologisches Gedicht: Astronomicon hinterlassen hat.
Die Stelle, aus welcher man auf Kenntniss alchemistischer Bear-
beitung der Metalle geschlossen hat, steht im IV. Buche, Vers
243 ff:, da wo besprochen wird was der Steinbock bedingt, und
lautet nach R. Bentley's Recension \^).
*•) M. Manilii Astronomicon ex recensione et cum notis Richardi Bentleii
Lon^ni 1789], p. 200. Die neuere Ausgabe des Manilius von Jacob [Berlin 1846J
des Wortes Chemie. 47
VestÄ tuos, capricorne, fovet penetralibus ignes:
Hinc artes studiumque trahis, nam quicquid in usus
Ignis eget, poscitque novas ad munia flammas,
Sub te censendum est: scrutari caeca metalla,
Depositas et opes terrarum exquirere venis,
Materiamque manu certa duplicarier arte:
Quicquid et argento fabricetur, quicquid et auro:
Quod femim calidi solvant atque aera camini,
Consummentque foci Cererem, tua munera surgent.
Es ist namentlich der Vers: Materiamque u. s. w., welcher zu
jener Auffassung Veranlassung gegeben hat. Aber die Echtheit
dieses Verses ist stark bezweifelt. Nach Jos. Scaliger *<>) ist
derselbe später erst eingeschoben, versus ab homine Alchymista
infarctus; die Unechtheit sei sowohl aus sprachlichen Gründen
zu erschliessen, als auch desshalb anzunehmen, weil zu der Zeit
des Manilius die Alchemie den Römern weder dem Namen noch
der Sache nach bekannt gewesen sei. Beide Grundlagen der An-
sicht Scaliger's sind allerdings bestritten worden: im 17. Jahr-
hundert von Huet**) und von Casp. Barth^^)^ welcher letztere
die Stelle in der Art deutet: ein Metall, Silbfer z. B., werde ver-
mehrt, wenn dem Silber zugesetztes Zinn durch Kunst selbst zu
Silber gemacht werde. Bentley ist übrigens auch Scaliger's
Ansicht, und so lange solche philologische Autoritäten aus sprach-
lichen Gründen jenen Vers als unecht betrachten, kann er — ab-
gesehen davon, dass er immerhin auch noch andere Deutung zu-
lässt, denn duplicare kann auch das Formen durch Biegen bedeu-
ten 2*) — nicht als Stütze für die Behauptung dienen, dass den Bömem
ist mir jetzt nicht zugänglich (sie giebt nur den Text, ohne Commentar, nach
Brunet's Manuel du libraire et de Pamateur de livres, 5. edition, T. III,
p. 1369).
^) M. Manilii Astronomicon ed. Jos. Scaliger [Lugdun i Batavorum 2699],
p. 223.
8') Huetii Animadversiones in Manilium. Ich kenne Huet's Ansicht nur
aus dem, was Bentley darüber mittheilt.
*') Aeneas Gazaeus et Zacharias Mitylenaeus, de immortalitate animae ,
ex recensione et cum animadversionibus Casp. Barthii [Lipsiae 1665], p. 151.
SS) Welche Erklärung bereits Conring (De Hermetica medicijia libri duo
[Helmestadii 1669], p. 22) als die wahrscheinlichere betrachtete.
48 Frühestes Vorkommen
bereits im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung alchemistische
Bestrebungen bekannt gewesen seien.
Den astrologischen Ansichten des Firmicus stehen, soweit
ich dies beurtheilen kann, die des Manilius weniger nahe, als
die desPtolemaeos. Letzterer — der berühmte Astronom, welcher
in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts n. Chr. in Alexan-
dria lebte — hat auch eine Astrologie geschrieben, in welcher
sich — danach wie dem Yerüasser ägyptisches Wissen nahe stand
— die Erwähnung der Metallverwandlung erwarten liesse, wäre
damals das Streben sie zu bewirken in Aegypten etwas verbrei-
* teter gewesen. Man hat von dieser Astrologie, die gewöhnlich als die
vierbücherige Schrift betitelt wird, den griechischen Text und ver-
schiedene in gutem Glauben an die Yerlässlichkeit des Inhaltes
gefertigte Uebersetzungen. Ich habe keine Stelle gefunden, welche
der des Firmicus so entspräche, dass sie als die Grundlage der
letzteren und zu der Erklärung des Wortes Chimia diensam be-
trachtet werden könnte; namentlich findet sich Nichts Derartiges
da, wo man es am Ersteh suchen möchte: wo nämlich im IH Buche
von dem Einfluss der Gestirne auf geistige Begabung (de qualita-
tibus animae in den lateinischen Uebersetzungen) gehandelt wird.
— Aber einige Stellen finden sich doch in dieser Astrologie, welche,
wenn sie auch nicht auf Alchemie gedeutet werden müssen,
doch auf Alchemie gedeutet werden könnten, übrigens wohl am
Ungezwungensten auf technische Beschäftigung mit Metallen zu
beziehen sind. Es handelt sich bei ihnen indessen um andere
Stellungen der Gestirne, als die, welche nach Firmicus für die
scientiam chimiae disponirt. Eine solche Stelle findet sich im
IV. Buche 24): 'Eav öi 6 zov ? xal 6 rov cf ccfuc r^v olxodeönotlav
XdßcDöi, trjg TtQa^acDg^ noiovöi ßatpiag^ ^VQstlfovgy xaöövtSQOTtOLOvgy
fiokvßdovQyovgy aQyvQoxoTtovgy XQVöoxoovgy yscDQyovg, otcIoqxV'
Cragy q)aQfiaxo7Coiovg, latgovg drj täv (puQiidKtov ralg ^Bganetaig
XQCoiiivovg, Die Stelle hat etwas an Alchemie Erinnerndes, auch
so fem das Wort ßcc(pi^, das Färben, sich gerade in Beziehung auf
**) KXavdiov IlioUfittlov tsTQußtßXog avyiahi [Basileae (per Joannem Opo-
rinum) 1553], p. 180 (nsQt n^d^ettiv Ttotötrjtog),
des Wortes Chemie. 49
das Färben von Metallen und Metallverwandlung gebraucht fin-
det^*) und hier ein davon abgeleitetes in einigem Zusammenhange
mit Metallbearbeitung steht. Aber dieser Zusammenhang ist doch
ein durchbrochener, und was dann über Metallbearbeitung gesagt
ist, veranlasst an sich nicht, an Alchemie zu denken. Auch die
Uebersetzer haben ßatpeag nicht als Alchemisten, die Metallbear-
beitung nicht als Alchemie gedeutet. Die Stelle ist in der latei-
nischen Uebersetzung der Seh reckenfuchs 'sehen Ausgabe**)
so wiedergegeben: Item si domini dispositionis operis fuerit Ve-
nus et Mars, natus erit tinctor et specierum venditor, aurique et ar-
genti ac plumbi magister erit, agricola, et cum armis jocabitur, ac
medicamina conficiet et erit medicus; nach der späteren Prager
Ausgabe*^): Sin autem Venus et Mars dominantur, faciunt tin-
ctores, ungentarios, stannum, plumbum, argentum, aurum fundentes^
saltatores armatos, venena miscentes et curantes. — Eine andere
Stelle findet sich, bald nach der eben erwähnten (in demselben
Kapitel), da wo davon gehandelt wird, welchen Einfluss die domi-
nirenden Gestirne je nach den Sternbildern, in welchen sie stehen,
ausüben, und zwar je nachdem diese Sternbilder mit Menschen
oder Thieren u. s. w. verglichen und nach ihnen benannt sind:
nach der Baseler Ausgabe des griechischen Textes von 1553*®):
Ta ÖB tetgaTtoda ngog tag iietakktxag xal i(inoQLxäg xal olxodofu-
xag xal vaxTovixdg; nach der Uebersetzung der Schreckenfuchs-
schen Ausgabe von 1551 *^): Signa vero, quorum figurae quadru-
pedum figuris assimilantur, juvant magisteria minerarum, merca-
**) Vgl. hierüber eine Anmerkung (4) in dem später folgenden Abschnitt
über die älteste chemische Handschrift.
*•) De jndiciis astrologicis, in : Claudii Ptolemaei omnia quae ex-
tant praeter geographiam castigata ab E. 0. Schrekhen-
fuchsio [Basileae 1551], p. 427 (L. IV, cap. III: de magisterio nati et ejus
opere).
27) Claudii Ptolemaei, de praedictionibus astronomicis, cui titulum fecerunt
Quadripartitum , Libri IV, nunc primum ex vetustissimo codice et interprete
in lucem editi [Pragae 1610], p. 218 (L. IV, cap. IV de magisterio). Nach
dem in der Widmung Gesagten soll dieser Ausgabe eine ältere lateinische
Uebersetzung zu Grunde gelegt sein.
M) A. a. 0., p. 181.
a») A. a. 0., p. 428.
Kopp, Beitr. s. Gesch. d. Chem. 4
50 Frühestes Vorkommen
tionum, ac aedificationum atque dolandi; nach der Ueberseizung^
der Prager Ausgabe von 1610^^: Quadrnpedum figurae eondu-
cunt ad metallica, ad negociationes, aedificationes et fabricationes.
Astrologische Verse, welche uns als von einem Manethon
herrührend zugekommen sind, wurden früher einem unter Ptole-
maeos Lagi oder Ptolemaeos Philadelphos (in der zweiten Hälfte
des 4ten oder der ersten Hälfte des 3ten Jahrhunderts v. Chr.)
lebenden ägyptischen Priester Manethon zugeschrieben; sie
stammen aber nach neuerer eingehenderer Beurtheilung '') aus
der Zeit der späteren römischen Kaiser, wie Köchly wahrschein-
lich gemacht hat aus der Zeit des Alexander Severus (regierte
222 bis 235 n. Chr.). Diese 'AnoTskeö^atixd (von den Einflüssen
der Gestirne) enthalten manche auf Metallbearbeitung bezügliche
Stelle ^^; als ausfuhrlichste die folgenderer
'Ev da r'l6ri(ieQivaig xti^aig Stllßcnv löh KqiA
alnvxax(p xevtQC) ßaßaäg okoä övv "Agtn
iv xodvoig xqvöov zb xocl agyvQov aiykr^Bvta
tiqxovrag ^i^sc xal uiioißuloco xaQaxrag
örjuarog' sl öi xs rolöi xal ^Hahog öwinritcu
dööotSQag fiaksQoio nvQog tixvag fioyiovötVy
Xakxov fiak&dööoweg W rjBQoavva iiokvßöov,
ax^LoöL ti^ikxovtag ht ^alovxa öldriQov
nach Köchly 's Uebersetzung:
In aequinoctialibus vero chelis Mercurius et Ariete
altissimo centro ingressus pemicioso cum Marte
in fusoriis aurum atque argentum splendidum
conflantes facit et commutatoriae cusores
monetae; si vero hos etiam Sol comitetur
propius violenti ignis artes operantur,
80) A. a. 0., p. 219.
81) Arati phaenomena et prognostica; Pseudo-Manethonis et Maximi car-
mina astrologica recensuit et praefatus est A. Eoechly (in: Poetae
bucolici et didactici; Parisiis 1851); praefatio p. X sqq.
«2) Z. B. auch Lib. I (nach Köchly Lib. V), v. 79 u. 297.
M) Lib. VI (nach Köchly Lib. lll), v. 385 sqq. (P. 66 der citirten Aus-
gabe.) •
* I •
des Wortes Chemie. 51
aes mollientes et canum plumbum,
incudibusque extendentes adhuc fervens fernim 3*).
Es ist also Metallbearbeitung, aber nicht Metallverwandlung
zu was (nach diesem Ausspruch des Pseudo-Manethon eine gewisse
Constellation disponiren soll.
Aus späterer Zeit ist mir nur Martianus Capella in Be-
tracht gekommen, welcher im öten Jahrhundert lebte. Er wird
manchmal unter den Astrologen genannt, und das VIII. Buch der
uns von ihm erhaltenen Schrift de astronomia, hat auch in einer
Handschrift die Inhaltsbezeichnung: de astrologia ^^). Aber es
enthält doch mindestens vorwiegend Astronomisches, und bietet
für den hier uns beschäftigenden Gegenstand Nichts.
Es bot zwar wenig Aussicht auf Belehrung in der hier uns
beschäftigenden Frage, ob die alten Astrologen alchemistische Be-
strebungen kennen , aber immerhin doch einiges Interesse , zuzu-
sehen, wie spätere Astrologen die im Vorhergehenden besprochenen
Stellen, und speciell die aus Ptolemaeos und aus Firmicus,
auflfassten. Unter denen des 16ten Jahrhunderts erfreute sich
eines besonderen Rufes J. Schoner (geboren 1477 zu Carlstadt
in Franken, gestorben 1547 zu Nürnberg), welcher auch nament-
lich eine eingehende Kenntniss in die Schriften der älteren Astro-
logen darlegt. Er hat denn auch jene Stellen alle in seiner Schrift
8*) Nach der üebersetzung von Axt (Programm des Gymnasiums zu Wetz-
lar 1835, enthaltend eine üebersetzung des sechsten Buches der Astrologie des
Manetho; Wetzlar 1835; S. 23):
Aber sobald in den Scheeren der Gleiche des Tags und im Widder
Stilbon*) auf höchstem der Centren mit Ares dem tödlichen schreitet:
Bringet er Männer hervor, die Gold in Tiegeln erweichen
Und weissstrahlendefl Silber und wandelndes Geld mit Gepräge
Zeichnen; doch falls denselben zugleich auch Helios näher
Folget, sie mühsam werden die Kunst des gewaltigen Feuers
üeben, indem sie zerschmelzen das neblige Blei und die Erze
Und noch zischend hervor zum Ambos ziehen das Eisen.
*) Stilbon = Mercuv, weniger bekannt als Ares = Mars oder Helios = Sonne.
*ß) Martiani Capellae de nuptiis philologiae et Mercurii et de septom ar-
tibus liberalibuB libri IX; ed. U. F. Kopp [Francofurti ad Moenum 1836];
p. 631.
4*
52 Frühestes Vorkommen
de judiciis nativitatum; die aus Ptolemaeos, als diesem eut-
nommen, mit den Worten'^: Octavo, Venus et Mars domini, na-
tus erit tinetor, et specierum venditor, auri argentique ac plumbi
magister erit, ac cum armis jocabitur, ac medicamina confieiet, ^t
erit medicus, et agricola; und*^: In signis quadmpedibus adju-
vant in magisterio metallorum aedificationum atque dolandi.
Eine bestimmtere Bezugnahme auf Alchemie tritt aucli hier nicht
hervor. — Die Stelle aus Julius Maternus Firmicus findet
sich wiedergegeben in Folgendem^®): Luna multiplicat somnia, et
longa itinera, malas cogitationes, mutationem per regiones, et depo-
sitionem regni, delectabitur in rebus variis, et diversis malis cogi-
tationibus, peregrinabitur per mundum, aliquando privabitur sua
dignitate. Et si nona fuerit domus Mercurii, erit magnus Astro-
logus. Si fuerit domus Veneris , delectabitur in musica. Si fue-
rit domus Martis, delectabitur in armis et agricultura. Si fuerit
domus Satumi, erit Alchimista. Si domus Jovis, erit magnus
in religione. Si fuerit domus Solis, habebit scientiam et provi-
dentiam de animalibus quadrupedibus« Si fuerit in Cancro domus
haec nona, habebit scientiam de omni re aquatica. Darüber, dass
hier Schoner das Wort Alchimista im damals gewöhnlichen
Sinne desselben gebraucht habe, kann wohl kein Zweifel sein,
wenn er gleich nicht so, wie die Meisten seiner Zeitgenossen, an
die Wahrhaftigkeit der Metallverwandlungskunst glaubte *•).
86) De judicüs nativitatum libri III [Norimbergae 1545], fol. XL VIII v«
(Lib. I, cap. XI, de magisterio nati, et ejus opere).
87) Daselbst, fol. XLIX r» (in demselben Kapitel).
8ö) Daselbst, fol. XC v» (Lib. II, cap. III, de nona domo).
8») In der Isagoge Astrologiae judiciariae bespricht Schoner gleichfalls
Beziehimgen zwischen Stellung der Gestirne und alchemistischer Beschäfti-
gung, aber ganz andrer Art: nämlich welche Stellung des Mondes zu anderen
Gestirnen für das alchemistische Arbeiten mit gewissen Metallen am Gün-
stigsten sei. Diese Besprechung findet sich — zusammen mit einem ürtheil
über die Alchemie, wie und mit welchem Erfolge sie bis dahin betrieben
worden sei, das nur ein sehr ungünstiges genannt werden kann — im dritten
Theil jener Isagoge, Canon XX: Opera metallorum in igne perficere, sive
alchimiae artem exercere (Joannis Schoneri Opusculum astrologicum [Norim-
bergae 1589], fol. K4 yO; und ebenso Opera mathematica Joannis Schonen
[Norimbergae 1551], fol. LI r»).
des Wortes Chemie. 53
Alles bisher Besprochene zusammengenommen: Bei den Astro-
logen der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung findet sich
auf die Beschäftigung mit Metallen Bezug genommen, ohne dass
das Streben nach Metallverwandlung als etwas damals Bekanntes
hervorträte, und ohne dass sie dabei das Wort Chimia gebrauch-
ten. Bei Julius Maternus Firmicus im 4ten Jahrhundert
kommt das Wort Chimia vor, aber ohne dass die Bedeutimg des-
selben mit Sicherheit festzustellen wäre. Es ist nicht erwiesen,
dass es hier in dem ihm später allgemein zukommenden Sinne
gebraucht sei, aber es ist möglich. Und wenn es bei einem abend-
ländischen Schriftsteller unwahrscheinlich aussieht, dass er der
Chemie oder Metallveredlungskunst in solcher Weise, wie es bei
Firmicus der Fall ist (vgl. S. 44), zu einer Zeit erwähnt haben
sollte, wo die Beschäftigung mit dieser Kunst im Abendlande noch
gar nicht nachweisbar ist, so mindert sich diese Unwahrschein-
lichkeit beträchtlich bei Berücksichtigung, dass Firmicus ganz
und gar Lehren und Anschauungen des Morgenlandes und na-
mentlich Aegyptens ausspricht und dass er ausdrücklich diese
Lehren und Anschauungen zur Kenntniss der Römer bringen will.
So sagt er in der Einleitung zum zweiten Buche seines Werkes *o):
Nos omnia, quae de ista arte (der Astrologie) Aegyptii Babylo-
niique dixerunt, docili sermonis institutione transtulimus, ut ii, qui
ad explicanda hominum fata formantur, pedetentim imbuti, om-
nem divinitatis scientiam consequantur; in der Einleitung zum
vierten Buche <^) sagt er: was Mercurius und Enichmus dem
Aesculap gelehrt, was Petosiris und Necepso erkläret, was
Abraham, Orpheus und Critodemus bekannt gemacht haben,
in bis perscripsimus libris, divinam hanc scientiam Romanis Om-
nibus intimantes; und in der Einleitung zum fünften Buche *^) ist
von dem Versuche die Rede, zu erklären quicquid divini veteres
ex Aegyptiis adytis protulerunt. Wenn man sich zu der Zeit,
wo die dem Firmicus als Quellen dienenden Schriften geschrieben
waren, in Aegypten bereits mit der Aufgabe, die Metallverwand-
*0) P. 15 der S. 44 angef. P ruckner' sehen Ausgabe.
*») P. 84 derselben.
«) P. 115 derselben.
54 FrühestCB Vorkommen des Wortes Chemie.
lung und Metallveredlung zu bewirken, beschäftigt hatte und
wenn hier die Beschäftigung in dieser Richtung als Chimia oder
ähnlich bezeichnet worden war: so erklärt sich das Vorkommen
dieses Wortes bei dem genannten Schriftsteller in befriedigender
Weise; es erklärt sich das Vorkommen dieses Wortes bei Firmi-
CU8 sogar ohne dass man noth wendig vorauszusetzen hätte, es
müsse dieser Schriftsteller selbst mit der Bedeutung des Wortes
Chimia bekannt gewesen sein. Aber hat man Grund, anzunehmen,
dass in Aegypten schon in so früher Zeit — mindestens im An-
fang des Jahrhunderts, in dessen erster Hälfte Firmicus schrieb
— man sich mit jener Aufgabe, und zwar als mit einer mehrfach
bearbeiteten, beschäftigt habe? denn eine immerhin etwas häu-
figer vorkommende Beschäftigung oder Geistesrichtung musste es
doch sein, zu was nach des Firmicus Aussage jene bestimmte
Stellung der Gestirne zur Stunde der Geburt eines Menschen
diesen disponirt. Ich glaube, dass man allerdings Ursache hat
dies anzunehmen, und dass in dieser Annahme, im Zusammen-
hange mit der eben dargelegten Betrachtung, die weitaus wahr-
scheinlichste Erklärung dafür gegeben ist, auf welchen Grund hin
und in welchem Sinne bei Firmicus das Wort Chimia vorkommt.
Diese Erklärung*^) ist, als eine nur indirect zu stützende, nicht
eine völlig feststehende. Aber ein wie hoher Grad von Wahr-
scheinlichkeit ihr zukommt, wird sich uns bei der Untersuchung
ergeben, wie weit zurück sich die Beschäftigung mit der Metall-
veredlung bei den Aegyptern, und die Benennung dieser Beschäf-
tigung als Chimia oder mit einem ähnlichen Worte, zurückver-
folgen lässt. Es fuhrt uns dies zu der Besprechung, welche Wahr-
scheinlichkeit die Annahme früher alchemistischer Bestrebungen
in Aegypten für sich hat. Aber bevor ich zu dieser Besprechung
übergehe, findet wohl zweckmässig die Zusammenstellung einiger
Notizen über Bedeutung und Herkunft des Wortes Chemie hier
eine Stelle.
*3) Diese Erklärung, und dass die Erwähnung der als Chimia bezeich-
neten Beschäftigung bei Firmicus ein Bekanntsein der Aegypter mit der-
selben vor der Zeit des Letzteren beweise, hat schon Borrichius (Hermetis,
Aegyptiorum et Chemicorum sapientia .... [Hafniae 1674], p. 75) vertheidigt,
unter Anführung der oben gegebenen Stellen aus des Firmicus Mathesis
und einigem Anderem, was mir weniger beweisend zu sein scheint.
Ueber Bedeutung und Herkunft des Wortes Chemie.
Wir haben im Vorhergehenden das früheste Vorkommen des
Wortes Chemie bei einem seiner Zeit nach gut bekannten Schrift-
steller betrachtet. Es zeigt sich in der ersten Hälfte des 4ten Jahr-
hunderts bei Julius Maternus Firmicus, ohne weitere Angabe
seiner Bedeutung, so wie wenn es Etwas Verbreiteteres bedeutie;
und nach dem zuletzt Erörterten würden wir die Bekanntschaft
mit diesem Worte und seiner Bedeutung, welche vielleicht dem
Firmicus selbst fremd war, in Aegypten vermuthen können.
Bei einem ägyptischen Schriftsteller über Metallverwandlungs-
kunst, welcher wohl gleichfalls in das 4te Jahrhundert (wenn
nicht in eine noch etwas frühere Zeit) zu setzen ist: bei Zosimos
finden wir das Wort Chema für Wissen gebraucht, welches den
Menschen von höheren Wesen mitgetheilt wurde, und Chemia
anscheinend wenigstens für Metallerzeugungskunst. Die von ihm
erzählte Sage ist S. 9 f. besprochen worden; XVI^ bedeutete, nach
dem was er da sagt, öcdaOxaUav ndvrcjv räv zfjg (pvöecog sQyov *),
die ganze experimentale Naturwissenschaft, und die Darlegung
derselben, und davon werde „die Kunst" XW^^ genannt. Die
Kunst aber, über welche Zosimos schrieb, war die, edle Metalle
hervorzubringen. Wie, ausser in seinem diese Sage betreffenden
Berichte, sonst noch bei ihm eine von dem Worte Chemie un-
mittelbar abgeleitete Kunstbezeichnung (;(^iy/Lt£vrtxiJ) sich findet,
wird in dem zunächst Folgenden angemerkt werden. Eben da
1) Wie Boerhave (Elementa chemiae [Lugduni Batavonim 1732], T. I,p. 7)
die bei Georgios Synkellos angegebenen Worte des Zosimos gut zu
einer Definition des Wortes x*lf^^ zusammengestellt hat.
56 Ueber Bedeutung und Herkunft
auch, wo sich sonst ein solches Wort bei anderen alchemistischen,
griechisch schreibenden Schriftstellern findet, welche den Alexan«
drinem zugehören. Eine präcisere Definition, was unter Chemie
verstanden werde, ist meines Wissens bei keinem dieser Schrift-
steller gegeben. Der Hauptgegenstand, mit welchem dieselben
sich beschäftigen, ist aber stets die Darstellung edler Metalle, na-
mentlich durch Umwandlung unedler; und dass unter Chemie
gerade diese Umwandlung verstanden gewesen sei, ist anzunehmen.
— Aber für jene Zeit, wo zuerst das Wort Chemie in solchen
Werken vorkommt, hat man sich daran zu erinnern, dass zuerst
mit der künstlichen Hervorbringung edler Metalle die Abschei-
dung derselben aus sie enthaltenden Substanzen zusammengewor-
fen war, und dass letztere ursprünglich wohl unter Chemie mit-
verstanden wurde, wie auch die Kunst, kostbare Färbereien aus-
zufuhren und Edelsteine künstlich darzustellen, nämlich nachzu-
ahmen: Künste, welche in die Sage von den Engeln hinein-
gebracht worden waren, die in dem Umgang mit Töchtern der
Erde die Menschen Verbotenes lehrten^. Den Autoritäten in
derjenigen Richtung des Geheimwissens, welche als Chemie be-
zeichnet worden ist, scheint während längerer Zeit als Aufgabe
vorgeschwebt zu haben die Kenntniss der Künste, deren Urspning
auf höhere Wesen zurückzuführen ist und welche sich z. B. in
den Clementiniechen Homilien (vgl. S. 7) zusammengestellt finden:
Et facti sunt lapis pretiosus, et margarita conspicua, et purpura
si quae pulcerrima, et aurum insigne, ac omnis magnifica materia.
Daran, wie diese Künste in früherer Zeit als zusammengehörig
betrachtet und im Zusammenhange unter einander bearbeitet
wurden, ist in den späteren Abschnitten dieses Buches wieder-
holt zu erinnern^), und ich verweile hier dabei nicht länger, wo
zunächst anzugeben ist, wann das Wort Chemie sich bestimmter
2) Vgl. S. 6 ff.
^ Darüber wie namentlich Piirpurfärberei mit Alchemie zusammenstand,
vgl. u. a. den Abschnitt über Democrit; darauf, wie die Nachbildung von
Edelsteinen mit der Betreibung der Alchemie zusammenhing, werde ich
wohl bei der allgemeineren Besprechung der älteren griechischen Aufsätze
über Alchemie eingehender zurückkommen.
des Wortes Chemie. 57
in dem Sinne: künstliche Darstellung edler Metalle oder Metall-
veredlungskunst, gebraucht finde.
Bei Johannes von Antiochien im 7ten oder in der ersten
Hälfte des 8ten Jahrhunderts und bei Suidas an dem Ende des
loten Jahrhunderts kommt das Wort xrjiUa oder xr^iBla vor, zur
Bezeichnung der Anfertigung oder Darstellung von Silber und
Gold {Xriii,aLa,ri xov uQyvQOV %al xqvöov xataöxBvrjy erklärt Sui-
das). Ich komme hierauf in einem Abschnitte darüber, mit
welchem Grunde man den Aegyptem frühe Betreibung der Al-
chemie zugeschrieben hat, ausführlicher zurück. Beide Schrift-
steller haben nämlich das Wort in dem Zusammenhange, dass
Diocletian nach der Unterdrückung eines Aufstandes der Ae-
gypter (296 n. Chr.) die alten itegl %riiLBLag xqv6ov xal agyvgov
geschriebenen Bücher, die man in Aegypten besessen, habe ver-
nichten lassen. Das uns jetzt beschäftigende Wort ist hier so
gebraucht, als ob es ein alter, der betreffenden Zeit selbst ange-
höriger Kunstausdruck sei; und es stimmt dies zu dem im Vorher-
gehenden über die frühe Bedeutung des Wortes Chemie als Kunst,
edle Metalle hervorzubringen. Gesagten. Aber es ist nicht zu
vergessen, wie lange erst nach der Zeit, für welche sie das Wort
in diesem Sinne brauchen, die genannten Schriftsteller lebten,
welche Zweifel gegen die Glaubwürdigkeit der ganzen Erzählung,
in welcher bei ihnen das Wort vorkommt, erhoben worden sind,
und wie verschiedene Ansichten bezüglich der Bedeutung des
Wortes xri^sla in ihr man immerhin haben kann.
Den Abstand der Zeit, für welche etwas erzählt wird, von
derjenigen, in welcher der Erzähler schrieb, muss man auch be-
rücksichtigen bei der Betrachtung, wie das Wort Chemie bei
Georgios Kedrenos^) im 11 ten Jahrhundert vorkommt. Dieser
giebt eine Nachricht von Betrügereien, welche ein Chemiker {avriQ
rig ;|fft/t£i;r^^ ix täv Trjg X^^MS texvciv evfpvrig av ) zur Zeit
*) Ein im Uten Jahrhundert lebender griechischer Mönch, der aus den
Annalen des Synkellos u. A. Jahrbücher für die Zeit vom Anfang der Welt
bis zu Isaao Komnenos compilirte, „welche bey denen Gelehrten in schlech-
ter Hochachtung sind" (J ö ch e r ' s compendiöses Gelehrten-Lexicon [Leipzig 1733],
I. Theil, S. 677).
58 Ueber Bedeutung und Herkunft
der Regierung des byzantinischen Kaisers Anastasios Diko-
ros (regierte zwischen 491 und 518) begangen und welches
Schicksal den Betrüger betroffen habe^). Es lässt sich, will man
selbst die Erzählung als eine glaubwürdige betrachten, nicht wohl
entscheiden, ob die uns in Betracht kommende Ausdrucksweise
schon der Zeit um den Anfang des 6ten Jahrhunderts angehörte oder
erst später von einem, welcher die Erzählung wiedergab, in sie ge-
bracht wurde; und auch nicht, in welchem Sinne sie in der Erzählung
gebraucht wird: ob zur Bezeichnung eines Gewerbes oder einer
Beschäftigung, oder ob zur Bezeichnung betrügerischer Kunstfertig-
keit. — Auffallend ist, dass aus der Zeit, welche der des Ana-
stasios Dikoros zunächst folgte, uns keine Zeugnisse über Be-
kanntschaft der Byzantiner mit Versuchen zur künstlichen Dar-
stellung edlen Metalles erhalten sind. Das Corpus juris Justinianei
enthält, so viel ich erfahren konnte, nicht das Wort Chemie oder
ein von ihm abgeleitetes, Nichts über künstlich dargestellte edle
Metalle^, während später, vom 14ten Jahrhundert an, die Ju-
*) Ich habe oben die une in Betracht kommenden griechischen Worte ge-
geben, wie sie in des Du Gange Glossarium ad scriptores mediae et infimae
grraecitatis [Lugduni 1668], T. II, p. 1772, auch in der Hase-DindorTschen
Ausgabe von Stephani Thesaurus linguae graecae. Vol. YIII [Paris 1865],
p. 1772 stehen. Wer den griechischen Text der ganzen Erzählung nicht bei
dem Kedrenos in den Sammlungen byzantinischer Schriftsteller suchen will,
findet ihn auch in des Borrichius Schrift: Hermetis, Aegyptiorum et chemi-
corum sapientia, ab H. Gonringii animadversionibus yindicata [Hafniae 1674],
p. 439. Ich will die lateinische Uebersetzung dieser Erzählung hierhersetzen,
wie sie in Conring's Schrift De Hermetica medicina [Helmestadii 1669],
p. 24 steht: Eodem anno multa aerea Constantini Magni opera conflavit
[Caesar Anastasius] suamque statuam inde confecit. Tunc etiam vir quidam
ex eorum numero qui chemicam artem profitentur, callidus oculos hominum
inpostura praestringere, argentariis aliisque obtulit manus pedesque statuarum,
et alia aurea, dicens se thesaurum reperisse: multosque ita deceptos ad pau-
pertatem redegit. Fama vulgata, captus et ad Anastasium adductus, irenum
equi ex solido auro conflatum ao margaritis consertum obtulit. Sed impera-
tor freno accepto: ut omnes, inquit, fefelleris me profecto non deeipies : sta-
timque hominem in castellum quoddam relegavit, in quo is periit.
^ Auch nach H. Conring's (De Hermetica medicina [Helmestadii 1669],
p. 400) Aussage: Sed in vasto illo legtun corpore de chemicis operibus nihil
est constitutum. Der Ausdruck coquere aurum kommt, theilweise in bestrit-
tener Lesart, allerdings vor (c. 1. aur. publ. 10, 72; c. 1. Th. auri prosec. 12,
8), doch nicht in solcher Weise, dass an eine Operation später so genannter
Goldköche zu denken wäre.
des Wortes Chemie. 59
risten die Frage, ob die Ausübung der Alchemie erlaubt sei und
man künstlich gemachtes Gold als echtes ausgeben dürfe, einge-
hend behandelt haben ^.
Es ist mir aus den arabischen Schriftstellern über Alchemie,
nach den mir allein zugänglichen lateinischen Uebersetzungen der-
selben, keine Definition des Wortes Chemie oder Alchemie erinner-
lich; dass und wann der letztere Ausdruck bei jenen Schrift-
steUern vorkommt, findet in dem zunächst Folgenden auch Be-
sprechung. Aber nachdem die Abendländer an die Beschäftigung
mit Alchemie gekommen sind, bieten uns die Schriften derselben
eine Fülle von Erklärungen dieses Wortes oder von Erwähnungen
desselben, welche uns nicht zweifelhaft lassen bezüglich des Sin-
nes, in dem es gebraucht ist. Erklärungen dieses Wortes finden
wir hier, welche uns — durch die Verschiedenartigkeit der Kennt-
nisse oder Künste, die unter Alchemie einbegriffen seien — ganz
wieder an die früheste Zeit des Vorkommens des Wortes Chemie
erinnern ö); Unterscheidungen der Alchemie nach verschiedenen
7) So Olradus o. Oldradus de Ponte, welcher um 1320 zu Rom lebte
und angesehen war (er unterschied zwischen strafbarer magischer und
strafloser natürlicher Alchemie), Johannes de Andrea, welcher 1848 als be-
rühmter Rechtslehrer zu Bologna starb, Nico laus Tudiscus Panormi-
tanus, welcher 1443 o. 1445 zu Palermo starb, und viele Andere. Man fin-
det ihre Ansichten (Excerpte aus ihren Schriften: ex Oldrado consil. 74. de
sortileg. num. 1; ex Panormit. super c. ex tuarum de sortileg. extr.; ex. Jo-
han. Andr. in addit. ad specul. tit. de crim. falsi u. a.) zusammengestellt in
des Joh. Qhrys. Fanianus (eines Baseler Juristen) zuerst 1675 und dann
noch öfter (vgl. J. F. Gmelin's Geschichte der Chemie, I. Band [Gottin-
gen 1797], S. 297; Schmieder 's Geschichte der Alchemie [Halle 1832],
S. 280) gedruckter Schrift: De jure artis alchemiae, hoc est, variorum autho-
nim et praesertim jurisconsultorum judicia et responsa ad quaestionem : an
alchemia sit ars legitima? (sie liegt mir im Abdruck in Mangeti Bibliotheca
chemica curiosa, T. I, p. 210 sqq. vor).
8) "Wie erinnern an die früheste Zeit, wo das Wort Chemia vorkommt
und wo mit der künstlichen Hervorbringung edler Metalle noch die Darstel-
lung von Edelsteinen und die Ausführung kostbarer Färbereien als enge ver-
knüpft betrachtet wurde, die Definitionen der Alchemie in dem, dem Ray-
mundus Lullus zugeschriebenen Testamentum (Practica, cap. 1; p. 135 der
Kölner Ausgabe von 1573; Mangeti Bibliotheca chemica curiosa, T, I, p. 763):
Alchymia est una pars naturalis philosophiae occultae coelica, magis neces-
earia, quae constituit et facit unam artem et scientiam, quae non Omnibus est
nota, et docet mundare et purificare omnes lapidcs preciosos, non perfectos,
60 Ueber Bedeutung und Herkuufl
Richtungen derselben, welche als Vorläufer der Auffassung der
Chemie als eines Zweiges der Naturwissenschaften zu betrachten
sind^; Erwähnungen der Alcheroie endlich, nach welchen sie
nicht Metallveredlungs- sondern einfach Metallverfälschungskunst
ist *^).
sed deoisos, et ponere ad verum temperamentum , et omnia humana corpora
lapsa et infirma restituere, et ad verum temperamentum reducere ad optimam
Sanitätern, et etiam transmutare omnia metallica oorpora in veram Innam,
postea in verum solem per unum corpus medicinale universale, ad quod omnes
medicinae particulares reductae sunt, et fuerunt, und in Roger Bacon's
Opus tertium (vgl. die folgende Anmerkung).
^) Roger Bacon's Opus tertium (Fr. Rogeri Bacon opera quaedam hac-
tenns inedita; edited by J. S. Brewer; Vol. I [London 1869], p. 39 sqq.) hat
die Erörterung, dass die Chemie oder Alchemie eine zweifache sei: specula-
tiva und practica. Die alkimia speculativa ist ihm die scientia, quae est de
rerum generatione ex elementis, et de omnibus rebus inanimatis: ut de ele-
mentis, et de humoribus simplicibns et compositis; de lapidibus communibus,
gemmis, marmoribus; de auro et cäeteris metallis; de sulphuribus et salibus,
et atramentis; de azurio et minio, et caeteris ooloribus; de oleis et bitumini-
bus ardentibus et aliis infinitis, de quibns nihil habemus in libris Aristotelis.
Verschieden davon sei die alkimia operativa et practica, quae docet facere
metalla nobiUa, et colores, et alia multa melius et copiosius per artificium,
quam per naturam fiant, übrigens auch abgesehen von dem directen prac-
tisohen Nutzen, welchen sie gewähren könne, der speoulativen Alchemie Be-
stätigung zu geben habe.
^^) Wie z. B. die Erwähnung der Alchemie im Anfange des Uten Jahr-
hunderts bei Dante in dessen Divina commedia (Inferno, Canto XXIX,
V. 118-120 und v. 136 u. 137; La divina commedia di Dante Alighieri col
comento del P. Bald. Lombardi, Vol. I [in Padova 1822], p. 639 u. 643;
Dante Alighieri's göttliche Comödie, metrisch übertragen — — — von
Philalethes, I. Theil, 2. Auflage [Dresden u. Leipzig 1849], S. 241 u. 243).
In der Hölle findet der Dichter auch Alchemisten: Einer, den die Commen-
tatoren einstimmig als Griffolino von Arezzo nennen, wird hier gequält, und
seine Verdammung und den Grund derselben spricht er aus in den Weiten:
Ma nelP ultima bolgia delle diece
Me per alchimia, che nel mondo usai,
Danno Minos, a cai fallir non lece.
(Doch zu der letzten Bulge von den zehen
Verdammte, weil ich Alchymie im Leben
Getrieben, Minos mich, der nie kann irren.)
Worin das Verbrecherische dieses Treibens bestanden habe, wird aus den
Worten eines Anderen in der Qual Befindlichen deutlich:
Si vedrai ch'io son Tombra di Capocchio,
Che falsai li metalli con alchimia.
des Wortes Chemie. 61
Aber die letzteren Erinnerungen führen uns über die Zeit
hinaus, über welche einige Auskunft zu geben die hier gebotenen
Beiträge zur Geschichte der Chemie zunächst bestimmt sind; und
weiter verfolgen darf ich diese Erinnerungen erst dann, wenn es
mir auch noch gegönnt sein sollte, für das Mittelalter zusammen
zu stellen, welche Ansichten bezüglich unserer Wissenschaft da
herrschende waren oder welche man da zur Geltung zu bringen
versuchte.
In der Zeit, welche uns jetzt beschäftigt — den ersten Jahr-
hunderten, aus welchen uns alchemistische Schriften, und zwar in
griechischer Sprache abgefasste, erhalten sind — , wird die Metall-
verwandlungs- oder Metallveredlungskunst im Ganzen nur sel-
tener als Chemie bezeichnet Gewöhnlicher wird da diese Kunst
bezeichnet als die heilige oder die göttliche Kunst, tj Uqu xixvri
oder 17 ^sla tB%vri^^), als die Färbekunst, ij ßatpixri rixvri^^^ als
(Und sehn wirst du in mir Capocchio's Schatten,
Der einst Metall durch Alchymie verfälschet.)
^1) In den Ueberschriften der griechischen alchemistisohen Aufsätise,
welche sich in den Sammlungen der letzteren finden, kommt diese Bezeich-
nung der Alchemie ungemein häufig vor; schon in dem Inhaltsverzeichniss
einer sehr frühe zusammengestellten Sammlung, welches in eine, in Venedig
befindlich gewesene Handschrift aus dem Uten oder 12ten Jahrhundert über-
gegangen und aus dieser bekannt geworden ist (vgl. im Anhange zu Ber-
nard's Ausgabe der Schrift Palladii de febribus [Lugduni Batavorum 1745],
p. 144 sqq.)* Aber auch in dem Texte solcher alchem istischer Aufsätze findet
man diese Bezeichnung. In dem Schreiben der Isis an ihren Sohn Horus
giebt jene, als Einleitung alchemistischer Vorschriften an diesen, an, dass sie
dahin gegangen sei, wo die heilige Kunst Aegyptens geheimnissvoll betrieben-
wird (<&nov ii hgä rixf'fl '^fji Alyvntov fivatix&g xaraaxBvdCBtm] vgl. Uöfer's
Histoire de la chimie, 2. 6d., T. I [Paris 1866], p. 290, 530). In der alchemi-
stisohen Schrift des Stephanos von Alexandrien {Jtsqxiyov 'J^s^ayd^intg
oIxovfÄßyixoff g>kXoa6(fov xal d$dacxäXov xijg fjttydXijg xai U^äg rix^^li) heisst
es von der Metallveredlungskunst: ^ yoQ IsQä xai ^eCa tix^l t<^^ ^&Xoc6^tity
/i iybg ttdov^ avyfataxa» xai teXeaiovQyilva» to$o&tifi t^önffi^ ^ef<oi tt xai ev-
TtQsn&g (Physici et medici graeci minores; ed. J. L. Ideler; Vol. If [Bero-
lini 1842], p. 223; Pizimenti übersetzte in seiner lateinischen Ausgabe der
alchemistisohen Schrift des Democrit und der Gommentare zu derselben
[Patavii 1573; vgl. im Abschnitt über Democrit), f. 41 v® : sacra enim ao
divina ars philosophorum ex una specie constat, ao perficitur, hoc modo divi-
neque, et magnifice). Da, wo Zosimos (von welchem sich auch eine yyn^iti
62 Ueber Bedeutang und Herkunft
die Goldmacherkunst, ij x(fv6onoua ") o. a. ^% manchmal ancb als
yQaq>ri tibqI tf^g h^äg xal &Btag tix^lf ^^^ ^^^ /(7V<roj} xal a^yvqov noitfitmg
in jenen Saromlangen findet) iv t^ /uvctixp ß(ßX^ sagt, dass die älteren
Forseber Aegyptens rag legag ti^yttg in Geheimschrift auf Säulen an unzu-
gänglichen Orten niedergelegt hätten, meint er nach Borrichius (welcher
die betreffende Stelle in seiner Schrift: Hermetis, Aegyptiorum et chemi-
comm sapientia [Hafniae 1674], p. 50 mittheilt) auch die Alchemie.
— Bezüglich der Angabe, dass die Alchemie in jener Zeit auch als ^ äy(a
tix"^ bezeichnet wo^d^n sei, habe ich eine Anmerkung (41) in dem Abschnitt
über Zosimos.
1^ Ich habe hierüber eine Anmerkung (4) in dem Abschnitt über die älte-
ste chemische Handschrift, und verweise dahin.
13) Wie bei Synesios der Eunetausdruck /^txroTroifa vorkommt, habe
ich in dem Abschnitte über jenen Schriftsteller (Anmerk. 35 u. 37 dieses Ab-
schnitts) bemerkt und verweise dahin. Das erste Stück der in Anmerk. 11 er^
wähnten alchemistischen Schrift des Stephanos von Alexandrien ist über-
schrieben TisQi xQv^onouag (in Ideler's da citirter Sammlung, Vol. II, p. 199).
In dem daselbst erwähnten Inhaltsverzeichnisse einer alten Sammlung alche-
mistischer Aufsätze ist auch schon der eines Ungenannten aufgeföhrt mit der
Ueberschrifb: negi /^vcroxroiia; xazä dxoXovd^e^ay /^^<r£a>; IfjKpoXt'ov xo %i^g
XQVffoTioitag avvenxvyfßiyov ovy &6^ (bei Bernard a. o. a. 0., p. 115), und
dieser Aufsatz beginnt: *Enet «f« negl trjy ri^g xQVOonoitag — — — (daselbst,
p. 112). Die Bezeichnung /^vcro;io«/'a kommt, als synonyme mit U^ o. ^efa
UX^Vj öfters vor; das aus früher Zeit stammende, in so vielen Handschriften
uns überkommene Wörterbuch zur Erklärung älterer alchemistischer Kunst-
ausdrücke hat bald die Ueberschrift Mhxov tfjg xQvaonotticg, bald die üeber-
schrifl JBh^oy xf^g h^äg xix^rig. £rstere Bezeichnung kommt auch in die
zwei sie zusammensetzenden Worte aufgelöst öfters vor: 'HgaxXe^ov ßaatXiiag
xegfäXata nsgl xi}g xoü /^vcrot) no&i^a€<og lä ist in jenem alten Inhaltsver-
zeichnisse (vgl. bei Bernard a. a. 0., p. 114) die Ueberschrift eines, meines
Wissens uns nicht erhaltenen alchemistischen Aufsatzes; und bezüglich einer
ähnlichen Ueberschriil eines Aufsatzes des Zosimos vgl. vorher Anmerk. 11.
Das Wort xQ^^^"^^^^ ^^^ ^^ sich von ihm ableitet geht aber, auch in der-
jenigen Zeit in welcher es sich für Alchemie gebraucht findet, nicht stets auf
diese, sondern manchmal auch auf. das Anfertigen goldener Zierrathen; so
z. B. bei Joannes Ghrysostomos (geboren 347, gestorben 407), wenn dieser
das Anfertigen goldener Zierrathen und von Steingeschmeide zugleich mit
künstlicher Stickerei bespricht: "Edtaxsv 6 Sebg x^Q^M"^ &<oQeäg
X^vaononxfjgy U9ovQyixilg, ^ag>&^evxtxi]g (auf das Vorkommen des Wortes XQ^
cononxfjg in solchem Zusammenhang wird in der Hase-Dindorf'schen Aus-
gabe von Stephani Thesaurus linguae graecae. Vol. VUI [Paris 1865], p. 1753
aufmerksam gemacht, unter Verweisung auf Chrysostom. Serm. 72, Vol. 6,
p. 733, 41; die Stelle steht, wie hier angegeben, in jener Ausgabe VoL VI,
p 2348 s. V. ^agih^Bvxkxdg),
i<) '^HXhovqyln z. B. So steht in der Sammlung alchemistischer Aufsätze,
welche die in dem Uten oder 12ten Jahrhundert gefertigte Venetianer Hand-
des Wortes Chemie. 68
die Kunst der Philosophie, 1} r6;|rviy rijg (pdoöoiplag ") ; aber etwas
wie die Bezeichnung spagirische Kunst kommt in den Schriften
jener früheren Zeit meines Wissens nicht vor*®).
Schrift hat, ein JtdyQufjfia tiji fieyäkrig riX$ovQy(ag , mit dem Anfange :
^Icxior 8r» 1) fjisydXri iiUovqyla (J. Morellii Bibliotheca mannscripta
graeca et latina, T. I [Bassani 1802], p. 174). Es ist mir indessen jetzt nicht
erinnerlich, dass diese Bezeichnung eine häufiger vorkommende wäre. An sie
erinnert der Ausdruck operatio solis in der lateinischen Uebersetzung der
dem Hermes Trismegistos beigelegten Tabula smaragdin a.
iB) So bei Stephanos (Oruner's Schrift: Isidis, Christiani et Pappi
philosophi jusjurandum chemicum [Jenae 1807], p. 23). Vgl. auch S. 61 in
Anmerk. 11.
1^) Ich glaubte früher auch, dass dieser Ausdruck älter sei. Aber er ist in
dem mir von den früheren griechischen alchemistischen Schriften bekannt Gewor-
denen nicht enthalten. Das Wort «r/ra^^tp^a, welches des S teph an us Thesaurus
linguae graecae nicht hat, sucht man auch vergebens in Du Gange 's Glossar,
ad scriptorcQ mediae et infimae graecitatis, und ein ähnliches Wort steht auch
nicht in Desselben Glossar, ad scriptores mediae et infimae latinitatis. — In
des Basilius Yalentinus, welcher wohl gegen das Ende des 15ten Jahr-
hunderts zu setzen ist, Triumphwagen des Antimonii kommt ein solches Wort
vor, da wo (Fratris Basilii Yalentini chymische Schriften [Hamburg 1700],
I. Theil, S. 295) besprochen wird, welche Stücke „muss ein jeder Ghjrmicus
und wahrer Alchymist wissen zu consideriren und zu erkennen. Denn son-
sten ohne das kan er nicht vollkommen seyn, noch vollkommen für einen
wahren Spagyro erkannt werden*'. Das Wort hat auch Paracelsus (im
Tractat de tinctura physicorum; J. F. Gm el in 's Geschichte der Chemie,
Bd. I [Göttingen 1797], S. 219): „Wenn du jetzt nicht verstehest, was der Ca-
balisten gewohnheyt und der alten astronomorum brauch ist, so bistu weder
von Gott in die Spagyrei geboren noch von Natur zu Vulcani werck erko-
ren^. Ein Anhänger des Paracelsus im 16ten Jahrhundert, Jac Gohory
(Professor der Mathematik zu Paris, wo er 1576 starb; er schrieb unter dem
Namen Leo Suavius, u. a. de usu et mysteriis notarum; vgl. Gmelin's
eben angefahrte Geschichte, Bd. I, S.278; Joch er 's compendiöses Gelehrten-
Lexicon [Leipzig 1733], I. Theil, S. 1277), wusste Nichts über den Ursprung
dieses Wortes; Libavius bezeichnet es im Anfange des 17ten Jahrhunderts
als eins, welches die Neueren gebrauchen, und weist darauf hin, zu welchen
sonderbaren Deutungen dieses Wort Veranlassung gegeben. Er sagt (Commen-
tariorum alchymiae Pars I. [Francofurti ad Moenum 1606], p. 77: Spagirian
(antiyHqfatf) appellant [alchymiam] recentes. Nescit Leo Suavius unde. Alüs
illeccbras et oblectamenta peperit haec vox mirifica. Somniant enim sibi ne-
scio quam fiaysiQiay aut atpayetQiay^ quasi nuper ex popina, macelloque ubi
manibus jugulantur pecudes, prorepsissent. ag^äytoy sane intellexerunt con-
ceptaculum ex jugulo emanantis sanguinis esse. Jam et chymici excipiunt de-
stillantes guttas subjectis vasis. Acuta analogia. Sed celebratissima est.
iUa veterum a^xQurtg xai <f i^x ^i<ric, coagulatio, solutio nostris artificibus dicta«
64 lieber BedeatuDg und Herkunft
Von den früher gebrauchten Bezeichnungen sind die meisten
an sich oder nach ihrer Ableitung leicht verständlich. Aber ge-
rade bezüglich des Wortes, welches zur Bezeichnung der, dem al-
chemistischen Streben entwachsenen Scheidekunst beibehalten
wurde, herrscht Unbestimmtheit und Widerspruch in den An-
sichten darüber, wie es abzuleiten und zu deuten sei. Ich gehe
hierauf in dem Nachstehenden etwas ausfuhrlicher ein.
Woher stammt das Wort Chemie und was bedeutet es eigent-
lich? Man kann nicht sagen, dass Auskunft bezüglich des Ur-
sprungs dieses Wortes mangele; in Verlegenheit kann vielmehr
versetzen der Reichthum von Erklärungen und Vermuthungen,
welche für dieses Wort gegeben und ausgesprochen worden sind:
für das Wort Chemie und für das später so viel gebrauchte ÄU
Divfllunt hi, perfringuntque compages mistorum adminicolis et inetrumentis
ingeniosis; et in penetralia compositarum rerum, cubicula et adyta esBentia-
rum penetrantes, homogenea congregant, uniunt, et ab heterogeneis separant.
Id est GraeciB, anqy xai dys7Qe$y, diuffn^ yä^ dn^ d)Jii^X(üy tä x&y (ihx^iyxtty
fiiqri 6 /v/M*x6;, xo« üvyayBlQet täq otidag tag dfAoyByeiq. Diese Erklärung
des Wortes Spagirie, welche die später gewöhnlich angenommene wurde, ist
wohl eine dem Libavius — welcher nicht bloss der beste Chemiker seiner
Zeit sondern auch ein der alten Sprachen wohl kundiger Mann und Lehrer
an gelehrten Schulen war — eigenthümliche, nicht etwa eine ihm durch die
Art des Vorkommens jenes Kunstausdrucks in einer älteren griechischen
Schrift eingegebene. Darüber, wann und wie die Bezeichnung Spagirie oder
spagirisohe Kunst an die Chemie herangetreten sein mag, ist mir weiter
Nichts bekannt geworden. Jedenfalls erschwert der umstand, dass bei den
der Alexandrinischen Schule zuzurechnenden alchemistischen Schriftstellern
diese Bezeichnung nicht gebraucht worden zu sein scheint, die Zurückfährung
derselben als eines chemischen Knnstausdrucks in eine noch frühere Zeit,
und ich muss es unentschieden lassen, in wie fern Prantl Recht hat, wenn
er in einer Abhandlung über die Keime der Alchemie bei den Alten (Deutsche
Vierteljahrs-Schrifb, 1856, 1. Heft, S. 138) bei Besprechung der Ideen Plato's
über Stoffverwandlung sagt: „Es scheint nachweisbar zu sein (aus Philo
Judaeus und Plotin), dass die Bezeichnung .Spagiriker' gerade aus diesen
Platonischen Ansichten betreffs des Trennens und Yereinigens (ündta^dysiqia)
floss«*.
des Wortes Chemie. 65
Chemie y im Zusammenhange mit dem Widerspruch der Ansichten,
in welchem der Worte: Chemie oder Chymie oder Chimie, die
Stammsylbe erhalten sei. Wie verschiedene Ableitungen stellte
schon Q. J. Vossius^^ zusammen: Älchimiae scientiam nominat
Firmicus lib. III., cap. XV. Ita quidem editum ab Aldo. Sed in
chirographis est chimiae. Graeci XW^^'"^ dixere et %tiiisvtixiqv,
Yide Suidam in voce ^igag atque iterum in voce Xrinsla, Sed
viri eruditi legere malunt xviilav. Nempe ut sit a x^w pro %£(»,
vel a xixeviiai^ sublato s. Unde et %vft/g£iv. • Sane si XV'
fisla est ^ rot; ugyvgov xal XQ'^^ov TtataöxEvri y argenti cUqae atm
praeparatio, ut eam describit Suidas: absurdum non videtur, nomen
eam accepisse a %t5/Aa, pro ;|jfi5fia, quod est/tisio, yelfluxus. Nempe
quia fundit metalla, immutat, viliusque in melius convertit.
Nisi malis nomen esse a quodam, qui arte ea excelluerit, cui no-
men XviiTjg. Ejus meminit Zosimus Panopolita. Sed idem et %/•
lirig vocatur, unde sit aZcÄiVwia, de quo diximus. Et potuit ei ve-
rum nomen esse xVMSy unde XW^^^ foret; quomodo Suidae hanc
artem vocari diximus. Et recentiores Graeci dicunt aQxriiilav.
Nempe pro u^xw^'^- Ubi (ü est articulus ab Arabibus praefixus.
— Non audiendus Caelius Rhodiginus, cum lib. VII, cap. II scribit,
(üchymiam luxato vocabulo dici pro archymiam, quasi agyvQlov
Xriliaiav, Quemadmodum nee audiendus Quercetanus lib. I de
priscorum medicina, cap. II, ubi Jwlchymiam scribit, atque esse ait
ab aXg et %icD, ut proprio sonet sdlis fusionem» — Zu dem, was
hier ausgesprochen ist: das Wort Chemie könne stammen von
XifOy flüssig machen, schmelzen, oder von dem Namen einer frühen
Autorität, kommen aber noch andere Deutungen: es sei der Name
der Kunst abgeleitet von einem Namen des Landes, in welchem
sie zuerst betrieben wurde; oder Chemie bedeute ursprünglich
Geheimwissen überhaupt; oder speciell X'^l^^S, Flüssigkeit, Saft habe
die auf Anwendung von Pflanzensäften vertrauende Kunst der
Metallverwandlung als Chymie benennen lassen; u. a. In der
mannichfaltigsten Weise ist dieses Wort, Chemie, gedeutet worden :
als der ägyptischen, der griechischen, der arabischen Sprache ur-
17) G. J. Voßsii Etymologicon linguae latinae, ed. nova lAmstelodami 1C96)
p. 20.
Kopp, Beitr. z. Goech. d. Chcni. 5
66 üeber Bedeutung und Herkunft
sprünglich angehörig hat man es betrtichtet und innerhalb der-
selben Sprache verschiedene Stammwörter für es angenommen;
von der Benennung eines Landes, einer Persönlichkeit, eines Ver-
fahrens oder der Gegenstände der Bearbeitung hat man die Be-
zeichnung unserer Wissenschaft ableiten wollen. Und auch dar-
über, in welcher Beziehung zu dem Worte Chemie das Wort Al-
chemie stehe und was letzteres eigentlich bedeute, sind verschiedene
Ansichten ausgesprochen worden. So ist dieser Gegenstand zu
einem ziemlich confusen geworden; bei mehreren Schriftstellern,
welche hier als Autoritäten anzusehen man geneigt sein möchte,
findet man verschiedene Ansichten als gleichberechtigte hinge-
stellt; bei Einzelnen geradezu bald die eine, bald eine andere An-
sicht in ganz widersprechender Weise als die richtige hervor-
gehoben. — Ich will hier Einiges auf die verschiedenen Ablei-
tungen und Deutungen der Worte Chemie und Alchemie Bezüg-
liche zusammenstellen.
Ein frühes Vorkommen eines solchen Wortes, wie das uns
jetzt beschäftigende ist, findet sich bei Plutarch in der zweiten
Hälfte des Iten Jahrhunderts; in seiner Schrift von Isis und Osi-
ris sagt er, wie die Priester Aegyptens dieses Land nennen: „das
meist schwarzerdige Aegypten nennen sie, wie das Schwarze im
Auge, Chemia*®). Ich gehe hier nicht darauf ein, wie dieser
Name mit Cham zusammenhängt^®), dass nach Diodor von Si-
18) De Iside et Osiride, c. 83 (in der Ausgabe Parthey 's: Plutarch,
über lais und Osiris [Berlin 1860], S. 58): Trjy AXyvniov Iv toiq fAdkurva fAt-
x&v Uqiiav], Parthey bemerkt noch (a. e. a. 0., S. 22Gf) dass die Benennung
Aegrj'^ptens als Chemia auch in den Hieroglyphen nachweisbar ist.
1®) Man hat auch wohl geradezu das Wort Chemie und dann Alchemie
von Cham ableiten wollen. Wenigstens sagt der 1667 gestorbene S. Bo-
chart (Opera omnia; hoc est Phaleg, Chanaan et Hierozoicon; 4. ed. [Lug-
duni Batavorum 1712], p. 206), nachdem er vorher davon gesprochen, dass
man auch Noah's Sohn Cham als identisch mit Zoroaster und als den Ur-
heber der Magie betrachtet habe: Priori de Zoroastro commento simile
aliud äe Alchymia, cujus authorem faciunt Charaum; quasi de nomine autho-
ris pro Chamia dicatur Cliemia et Chymia, et Arabico articulo praefixo, AI-
chijmia. Er widerlegt auch diese Vermuthung (p. 207): Commentum de
Chamo refellunt Arabum scripta, qni hanc artem maxime excoluerunt. Ab
des Wortes Chemie. 67
cilien der Namen Chemmis einem der aegyptischen Könige zu-
kam 20) ^ Chemmis als Bezeichnung eines Ortes in der Thebais be-
kann t ist, in welchem ein Gott Chemmis verehrt wurde ^^), und
Khemi sich länger noch als der Name Aegyptens in der kop-
tischen Sprache erhalten hat. Dass der Name des Landes, in
welchem die später als Chemie bezeichneten Künste zuerst be-
trieben wurden, denselben diese Bezeichnung hätte beilegen lassen,
ist eine oft ausgesprochene 22) und noch in neuerer Zeit festgehal-
tene *») Vermuthung. Man hat, als mit ihrer Grundlage in Ver-
ÜB enim Alohymia non Bcribitur, nt Ghami nomen per Cha, scd per Cheph.
— Bei Bochart findet man hier bis auf die Recognitiones des Pseudo-
ClemenB zurückgeführt die Angaben, an welche man jetzt noch durch die
Berichte über jüdische Sagen, welche Cham und die Alchemie betreffen, er-
innert wird (Pierer's Üniversal-Lexicon, 4. Auflage, Bd. III [Altenburg 1857],
S. 848 8. V. Cham: „die Juden machen Cham zum Urheber der Alchemie,
welche sie Cham nennen, identificiren ihn mit dem Zoroaster und sagen, er
habe seinem Yater heimlich ein Buch über Magie gestohlen, es seinem Sohne
Mizraim und dieser es wieder den Aegyptern geschenkt"). — Ueber die
Zurückfährung der Chemie auf Cham vergl.auch unten Anmerk. 60.
^0) Chemmis o. Chembes. Diodori Siculi Bibl. Histor. L. I, c. 63.
^^) Mit diesem Ortsnamen Chemmis stehe vielleicht die Benennung Che'
mie in Verbindung, meinte Conring in seinem Buche De Hermetica medi-
cina, wo er (p. 81 der Ausgabe von 1648, p. 33 der von 1669) nach der Be-
sprechung, wie alt bei den Aegyptern Arbeiten zur Gewinnung der MetaUe
und der Darstellung von Farben seien, fortfährt: Forte in ipsa Thebaide
primi conatus chemici caeperunt, ortumque ibi artis nomen. Corte in cadem
Thebaide urbs quacdam Pani sacra Chemmis est dicta.
^2) Diese Deutung betrachtete — Denen gegenüber, welche das Wort
Chemie von dem Namen einer der frühesten Autoritäten der Kunst oder von
dem griechischen Worte x^f^'l ableiten wollten — als die wahrscheinlichere
schon Conring (De Hermetica medicina; p. 19 der Ausgabe von 1648, p. 18 sq.
der von 1669): Gerte verisimilius alii appellationem artis ab ipsa regione ubi
est nata deducunt: quippe si Plutarcho credimus, ipsa Aegyptus sacro sacer-
dotum sermone Chemia dicta est.
23) So sagt Reuvens (Lettres a M. Letronne sur les papyrus bilingues
et grecs du musee d'antiquites de Puniversite de Leide [ä Leide 1830]^
III. lettre, p. 69): On peut affirmer avec M. ChampoUion (l'%ypte sous
les Pharaons, I, p. 110. not. 2), que le nom primitif de ce pays [r%ypte],
CÄeifi», conserve par les Arabes, chez qui s'est egalement perpetuö une foule
de noms propres primitifs des villes egyptiennes, presente la veritable Ety-
mologie du mot chimiCj sur laquelle les savans ont .de tout temps ete parta-
ges. — So sagt auch A. v. Humboldt (Kritische Untersuchungen über die
historische Entwicklung der geographischen Kenntnisse von der neuen Welt,
5*
08 lieber Bedeutung? und Herkunft
bindung stehend oder auch als sie bestärkend, Manches Andere
noch hervorgehoben: dass an die Benennung Aegyptens als Che-
mia und zugleich an Hermes, diesen mit der Chemie schon frühe
in Verbindung gebrachten Personennamen, die uns aus des Stepha-
nus Byzantinus (wohl im Anfange des 6 ten Jahrhunderts) geo-
graphischem Werke erhaltene Angabe erinnere, Aegypten habe
auch ^EQiLo%Yi^iog geheissen 2*) ; dass an jenen Namen Aegyptens
als des schwarzen Landes lange nachher noch die Bezeichnung
der Chemie als der schwarzen Kunst erinnere**).
Irgend sicherer beweisend, dass die Bezeichnung eines Theiles
des menschlichen Wissens oder menschlicher Kunst als CJiemie sich
übersetzt von Ideler; I. Band [Berlin 1836], S. 511 f.): »Was das Wort Che-
mie anbetrifft } so ist es im höchsten Grade wahrscheinlich, dass es
von der Benennung abzuleiten ist, welche die Aegypter ihrem Lande erth eil-
ten^. „Die geheimnissvolle Wissenschaft, welche von der Zersetzung
und Umformung der Körper handelt, erhielt den Namen des Landes, wo sie
mit besonderem Eifer betrieben wurde; sie war also die Wissenschaft von
Chemi oder des schwarzen Landes, die Wissenschaft Aegyptens^^, Und noch
im Kosmos (IL Band [8tuttgart«u. Tübingen 1847], S. 451): „Der Name Che-
mie für Scheidekunst bezeichnet wörtlich ägyptische Kunst, Kunst des schwär^
zen Landes^^. So auch Maury (La magie et Pastrologie dans Pantiquite et
au moyen age [Paris 1860], p. 47): Les bords du Nil etaient la terre clas-
sique de la chimie ou plutot de Palchimie, et ce nom lui-meme a ete em-
prunt^ ä celui de l'jfigypte. Kern, Kemi (Krijut, /'],«*)> Q^i ^e lit plusieurs fois
sur les monuments hieroglyphiques, et signifie proprement la terre noire.
2^) Stephani Byzantii Ethnicorum quae supersunt, ex recensione A. Meine-
kii; T. I [Berolini 1849], p. 44 s. v. Atyentog: dXXn xal ^Slyvyia fxaXBUo xai
^Eguoxvf^^og xal fisXiifißioXog xai 'Htpatatia. Auch in der Ausgabe : Stephanus
de urbibus [Amstelodami 1678], steht [p. 38] 'B^^o/i'i^*og. Darüber, daßs
besser 'EgfAoxrjfi^og zu lesen sei, vergl. Stephani Thesaur. linguae graecae, ed.
Hase et Dindorf, Vol. Vffl [Paris 1865], p. 1472. A. v. Humboldt (Kri-
tische Untersuchungen , S. 512) sagt: „Aegypten, welches dem Her-
mes gewoiht war, nahm auch den Namen Hermochymios oder schwarzes Land
des Hermes an".
'^^') So hat.J. L. Ideler den in Anmerk. 23 erwähnten Erörterungen
A. v. Humboldt 's in seiner üebersetzung von Dessen „Kritischen Unter-
suchungen" (a. 0. a. 0., S.514) die Bemerkung hinzugefügt: „Dass der
Name schwarze Kunst, welchen die Alchemie lange geführt hat, mit der ur-
sprünglichen Bedeutung des Namens Chemie welcher Aegypten beigelegt
wurde, zusammenhängt, bedarf nach dem Obigen keiner weiteren Ausfüh-
rung". Welche Bemerkung hätte wegbleiben können, da das früher als
schwarze Kunst Bezeichnete keineswegs die Alchemie in sich schloss und
die letztere diesen Namen nicht geführt hat.
des Wortes Chemie. ßO
von einer alten Benennung Aegyptens herleite, ist indessen Alles
dieses nicht. Das darf man nicht vergessen, wie ansprechend und
bestechend auch diese Deutung erscheinen möge. Und auch nicht,
dass in dem ältesten Zeugniss für das Vorkommen jener Bezeich-
nung — bei Zosimos (vgl. oben S. 9 f.), wo von dem Wissen ge-
sprochen wird, welches himmlische Wesen irdischen Weibern mit-
getheilt hätten, und dass die Darlegung dieses Wissens als Chema
bezeichnet worden sei und davon die Chemia ihren Namen habe
— gar Nichts enthalten ist, was sie (die Bezeichnung) als der
Benennung eines Landes entlehnt erscheinen lassen könnte. Aus-
gesprochen von einem der frühesten und anerkanntesten der al-
chemistischen Schriftsteller ist jedoch diese Angabe, und das gänz-
liche Fehlen einer Hindeutung darauf, dass die Bezeichnung des
Wissens oder der Kunst mit Aegypten in irgend einer Beziehung
stehe, sehr wichtig; aber nicht für die eben erörterte Deutung
dieser Bezeichnung sprechend.
Man hat nun allerdings, wie die Worte Chema und Clwniia
in der von Zosimos erzählten Sage vorkommen, doch mit dieser
Deutung in einen gewissen Einklang gesucht. — Das Wort Chetna
bedeutet im Arabischen Verbergen. Dass die Araber dieses Wort
von den Aegyptern angenommen hätten, bei welchen es verbor-
genes Wissen, nach dem eben besprochenen Namen des Landes,
bedeutet habe, ist als wahrscheinlich betrachtet worden ^^); aber
es scheint mir dies nur eine durch Nichts Ernstliches unterstützte
Vermuthung zu sein. Denn dass in Plutarch's Aussage die
Hinweisung auf das Schwarze im Auge auf Etwas Verborgenes
26) Schmieder sagt in seiner Geschichte der Alchemie [Halle 1882 J,
S. 23: „Die Aegypter hielten ihre geheime Naturlehre weit höher, als ihre
Grössenlehre, welche sie Fremden williger mittheilten. Darum blieb die
erstere mehr Eigenthum ihres Landes, und ward von Cham, einer älteren Be-
nennung Aegyptens, Chema genannt. Als Plutarch nach der Bedeutung
dieses Wortes fragte, zeigte man ihm das Schwarze im Auge. Es war eine
witzige Hieroglyphe für „dunkel, schwer einzusehen", d. h. Geheimniss. Die
Orientalisten bezeugen, dass jenes Wort im Arabischen dieselbe Bedeutung
habe. Die Nachbarn mögen es von den Aegyptern angenommen haben. Die
Griechen formten es nach ihrem Idiom in XrifisCa um, auf welche Art nach
dem Zeugnisse des Zosimos die Scheidekunst den Namen Chemie erhalten
hat**. In diesem Ausspruch waltet subjective Vorstellung etwas stark vor.
70 Ueber Bedeutung und Herkunft
bezogen werden kann, ist doch nicht beweisend. — Dass Chema
im Arabischen Verbergen bedeutet, ist im Zusammenhange mit
der uns jetzt beschäftigenden Frage im 1 7 ten Jahrhundert hervor-
gehoben worden: von Bochart, welcher daraufhin die Ansicht
aussprach, die Bezeichnungen Chemie und Alchemie leiten sich
von diesem arabischen Wort ab und bedeuten verborgene Kunst *^.
Dass die Deutung des Wortes Chema als Qeheimwissen oder ver-
borgene Kunst damit, wie dieses Wort und das abgeleitete Chemia
in Zosimos' Erzählung vorkommt, gut stimmt, ist gewiss. Aber
so weit die koptische Sprache schliessen lässt, hatte die ägyp-
tische Sprache ein solches Wort mit dieser Bedeutung nicht'»).
Dass die Sprache der Araber, welche erst viel später mit solchem
Wissen wie das hier in Betracht kommende sich beschäftigten,
schon vorZosimos' Zeit für die Aegypter die Bezeichnung dieses
Wissens gegeben habe, ist sehr unwahrscheinlich, und damit auch
die Richtigkeit des Versuches, die Erklärung des bei Zosimos
gebrauchten Kunstausdrucks in solcher Weise weiter zurückfiihren
zu wollen. Es könnten doch wohl die Araber ein Wort Kema,
welches Verbergen bedeutet, schon firüher in ihrer Sprache gehabt
und später erst nach dem Bekanntwerden mit der Chemie eine
3^ A. o. (Anmerk. 19) a. 0., p. 107 (ich lasse selbstverständlich die ara-
bisch geschriebenen Worte weg): Ab Arabibus Alchymia non scribitup, ut
Cbami nomen per Cha, sed per Cheph, Unde patet origo nominis toties qaae-
aita nee dam reperta. Arabice nimirum chema est occultare. Yerbura ea
significatioDe in usu prima, quarta et qainta conjagatione. Inde igitar Che-
mia vel Alchemia est ars occulta. Quo non potuit dari nomen aptias, sive
rem ipsam respicias, sive docendi modam. Und p. 108 hebt Bochart noch
einmal bei einer anderen Erörterung hervor: Apparet Alchemiam Arabes ab
occultando merito nominasse.
28) Mein College F. Hitzig theilt mir hierüber Folgendes mit: „Etwas
wie chema = occultare existirt im Koptischen nicht. Verborgen sein heisst
dort hep. Dagegen bedeutet hime o. shime, himi o. sbimi Weib. — Katna
ist arabisch bedecken; aber kimijä kann grammatisch nicht davon
abgeleitet werden. In das Koptische sind wohl einzelne arabische Wörter
übergegangen; aber das Koptische ist kein semitischer Dialect, und kama
verbergen eignete auch dem Altägyptischen schwerlich". Derselbe Gelehrte
macht mich auf das sanskritische hema Gold aufmerksam; aber dieser Wink
enteieht sich bei mir weiterer Verfolgung.
des Wortes Chemie. 71
ähnlich klingende Bezeichnung derselben {Kimija) angenommen
haben, ohne dass die letztere in irgend näherer Beziehmig zu dem
ersteren stünde 29).
Est ist im Vorhergehenden immer das Wort Chemie gebraucht
worden, wie wenn es, und nicht Chymie oder Chimie, die ur-
sprüngliche Schreibart uns gäbe. Dass das erstere Wort die äl-
teste Form der Bezeichnung der Kunst erhalten habe, behauptete
mit grosser Zuversicht Salmasius^®), auf seine Kenntniss der
Schriften älterer griechischer Alchemisten und der Schriftsteller,
bei welchen der Kunst Erwähnung geschieht, sich stützend;
ebenso Conring^^), und in neuerer Zeit A. v. Humboldt^^)
^) Mein College G. Weil theilt mir auf meine Anfrage folgende Auskunft
mit: „Nicht Chema oder Chama, sondern kema oder kama bedeutet im Ara-
bischen occultare. Das Wort Chemie heisst im Arabischen kimija und mit
dem Artikel Alkimija. Manche wollen dieses Wort, das schon bei Schrifk-
stellem des dritten Jahrhunderts mohammed. Zeitrechnung vorkommt, als ein
arabisches ansehen, das von genanntem Zeitwort hergeleitet. „Verborgenes =
die Keuntniss des Verborgenen" bedeuten soll. Andere Lexicogi'apbeu be-
haupten, es sei aus dem Hebräischen entliehen und bedeute „gewiss von Gott"
d. h. eine göttliche Wissenschaft (man müsste das hebr. Wort in^^p"^? in "^rp =
denn, wahrlich, o für ya = von, und n*^^ = Gott auflösen). Wieder andere
sagen einfach, kim\ja sei ein griechisches Wort. Dass das AI nur Artikel
ist, wird von Allen zugegeben und es kann, wenn das Wort arabisch sein
soll, auch nicht zur Wurzel gehören**.
^) Plinianae exercitationes in Solini polyhistora, P. 11 [Parisiis 1629],
p. 1097: Mirum, chymiam et chymistas hodie passim vocari, qunm veteres
eam scientiam /ri^BHtv ubique nominent, et j^'j/ifvuxTji^. Zosimus Panopolita
Caput habet ntql xflf^^vtiTtfjg. Et Mosern prophetam citat iy ;|fiy/i£f;r*xp avytci»
|c* . Suidas xvf*^*^^ vocat Item Johannes Antiochensis — Cur igitur
chymiam et alchymiam dicimus? Salm as ins hatte namentlich Handschriften
der Pariser Bibliothek eingesehen. Zosimi liber Tie^i ;^i}/i£VT»x^( wird auch
von Reinesius (Variae Icctiones [Altenburgi 1640], p. 380) und von Grüner
[Zosimi de zythorum confectione fragmentum [Solisbaci 1814], p. 8), welche
beide namentlich die Altenburger o. Gothaer Handschrift studirt hatten und
als Basis ihrer Angaben haben, so angeführt.
5^) Co n ring sagt in seiner Schrift De Hermetica medicina (p. 15 der
Ausgabe von 1648 wie der von 1669), wo er davon handelt, was chemiae no-
mine bezeichnet gewesen sei: ita loquor, non chymiae: exemplo graecorum
chemicorum omnium, qui in hoc ordine sunt antiquissimi.
32) Kritische Untersuchungen u. s. w. (vgl. Anmerk. 23), S. 513: „Die
Form /v/ue^, welche einige Gelehrte an die Stelle von x'if*^^9 XVf*^^ und
72 Lieber Bedeutung und Herkunft '^
u. A. ^^. Die hier in Betracht kommenden Schriftsteller sind in-
dessen meistens relativ neuere, und die Schreibart, die sie hatten,
kann die zu ihrer Zeit übliche angeben, ohne dass dies nothwen-
dig die ursprüngliche gewesen wäre. Und ebenso wird darauf,
welche Schreibart die Handschriften bieten, von Einfluss gewesen
sein, wie man zu der Zeit, wo sie gefertigt wurden, das betreffende
Wort sprach oder schrieb. Uebereinstimmung in der Schreibari
würde allerdings dafür sprechen, dass dieselbe auch die ursprüng-
liche sei. Aber die Schreibart in den Handschriften ist nicht eine
übereinstimmende. Nicht etwa nur haben die eines für diese
Betrachtung neueren Schriftstellers, bei welchem das betreffende
Wort vorkommt, als Varianten für xriiisla oder XW^ siMoh ^vfirfa,
XBi^ela u. a., sondern auch in denen der älteren griechischen alche-
mistischen Aufsätze kommt das Wort, und von ihm sich Ablei-
tendes, verschieden geschrieben vor, und namentlich anders ge-
schrieben, als dies nach Salmasius' so bestimmter Angabe zu
erwarten wäre **). Xriyi - - als Anfang des Wortes ist hiemach
Xflfievt^xT} setzen wollten, ist in die Ausgaben des Suidai nur
durch einen Fehler des Abschreibers" [„in Folge falscher Aussprache^, be-
merkt hierzu Ideler] „gekomm en*'.
SS) XrifACa ist die in neueren Ausgaben von Schriften und Anfuhrungen
von Stellen, welche das Wort enthalten, wohl gewöhnlicher gebrauchte Form.
In der Hase-Dindorf sehen Ausgabe von Stephani Thesaurus linguae graecae
stehen (Vol. VIII [Paris 1866], p. 1772) jedoch ;^v/u€to, XW^^^^ /«»ne^a wie alle
berechtigt neben einander; so hatte diese Wörter auch Du Gange in seinem
Glossar, ad scriptores mediae et infimae graecitatis (T. II [Lugduni 1668],
p. 1772) zusammengestellt.
^) Dass in der S. 66 besprochenen Stelle des Plutarch may Xti^lav zu
lesen habe, ist unbestritten. Aber schon in dem, was Stephanus Byz an-
tin us bezüglich der Benennung Aegyptens angiebt, findet man auch '^B^fio-
X^ff^ioi geschrieben (vgl. S. 68, Anmerk. 24). Dass für die Stelle des Geor-
gios Synkellos, wo Zosimos' Erzählung der Sage über den Ursprung der
Chemie mitgetheilt wird, Xü/ia und Xv/iefa als Varianten für Xri/^ä und Xtj-
(Ät(a notirt sind, wurde schon S. 10, Anmerk. 12 erinnert; und in der Stelle
desselben Schriftstellers, wo von des Africanus Schriften die Rede ist (vgl.
S. 41, Anmerk. 8), findet man auch /v/i«t;r«x(]Dy in der Goar' sehen Ausgabe
ohne Angabe einer Variante (so giebt das Wort in dieser Stelle auch Eöchly
an S. 42, Anmerk. 10 a. 0., S. 6; ;|rv^*xd>»' und xw^*^^ findet man dafür
da, wo diese Stelle citirt wird, auch gesetzt). Wie x^f*^^ und /««/ueAt für
/ij/if^a in zwei das Wort enthaltenden Stellen des Suidas als Varianten figu-
riren, vgl Bernhardy's Ausgabe von Suidae Lexicon s. v. Jiqag u. J^oxXij^
des Woi-tes Chemie 73
nicht so sicher, dass man es als festen Ausgangspmikt der Ab-
leitung und Deutung festhalten müsste und diese an irgend ein
ebenso beginnendes griechisches Wort anlehnen könnte; wie dies
von Salmasius geschehen ist, welcher allen Ernstes der Ansicht
xBarög; bei dem Worte Xi^fie/a ist nur die Variante Xi;^^ angegeben, aber far
dieses Wort wird anch die Sciu'eibart der ersten Sylbe, und dass in ihr ein 17 ste-
hen mnss, doroh die Reihenfolge der Worte im Lexicon festgestellt (Als Coiyeo-
tnr ist aber auch hier xvfiBla für /i^^e/a gesetzt worden ; ygl. S. 65 o. Anmerk. 40.)
— BeEüglich des Vorkommens der Form x^f*^ i° ^^^ Handschriften, welche die
älteren griechischen alchemistischen Aufsätze enthalten, habe ich mir nicht
besonders Notizen gemacht und kann desshalb hier nur Weniges anfahren.
Die fiv&txij x^f*^ vrird von anderer unterschieden von Steph^nos in einem
Briefe an Theodoros, und zwar giebt das Wort X'^f*^ ^^ geschrieben Fa-
hr icius nach der Abschrift einer Pariser Handschrift (Bibl. gr. Vol. XU
[Hamburgi 1724], p. 769), und Grüner wohl nach der Altenburger o. Go-
thaer Handschrift (Isidis, Christiani et Pappi philosophi jusjurandum chemi-
cam [Jenae 1807], p. 23); x^f*^^ ^^^ hier allerdings J. L. Ideler (Physici et
medici graed minores, Vol. II [Berolini 1842], p. 208), doch ohne dass sich
ersehen Hesse, auf Grund welcher Handschrift. Moses werde bei Olympio-
doros genannt als ngoq^rjttjg h tp olxBdg ;|fv^st;r«xg xdl^e^^ sagt Grüner
(a. e. a. 0., p. 15); dieselbe Stelle giebt Fabricius (a. e. a. 0., p. 762) an-
scheinend einem anonymen Aufsatz entnommen, während Salmasius (vgl.
Anmerk. 30) — wohl dieselbe, aber von ihm dem Zosimos beigelegte Stelle
im Auge habend — die Schreibart iy x^fABvtkKr^ awidU* hat. *H dXtj^^vrj xai
fAvaxtxrj x^f*^^ "mrd genannt im Anfang eines alchemistischen Aufsatzes des
Kosmas, und diese Schreibart x^h^ haben Fabricius (a. a. 0., p.762) auf
Grund der Abschrift einer Pariser Handschrift, Hof er (Histoire de la chi-
mie, 2. äd., T. I [Paris 1866], p. 294) nach der Pariser Handschrift 2249 und
Bandini nach einer Florentiner Handschrift (Catalogus codicum graecorum
bibliothecae Laurentianae, T. UI [Florentiae 1770], p. 3&6). Anonyme Aufsätze ^
nsql /ivatixijg ;|ft;^£^af (Höfer a. e. a. 0., p. 301), ne^l ;|rv^£i;T«an^f (Bandini
a. e. a. 0., p. 856), nsgi Xid^ov /v/isvr^x^^ (ebendaselbst) kommen, mit dieser
Schreibart des uns jetzt beschäftigenden Wortes, auch vor. — XtfAsUi kommt
in einer Schrift des Olympiodoros in einer Pariser Handschrift nach Hö-
fer (vgl. Anmerk. 43) vor. Nach einer, in einer Handschrift der Marcus-
Bibliothek erhaltenen Inhalts-Uebersicht einer älteren Sammlung griechischer
alchemistischer Aufsätze (vgl. im Anhange zu Bernard's Ausgabe Falladii
de febribus [Lugduni Batavorum 1745], p. 114) war in dieser auch enthalten
^B^axXeiov ßaaiXitag nsQl x^f***^ ^Q^^ Mö&saToy IsQdQxoy tijg äytäg nöksu^g;
mehr als diese üeberschrift ist mir aber von diesem Aufsatze nicht bekannt.
Chimia sollen die Handschriften der Astrologie des Julius Maternus
Firmicus haben; ygl. S. 45. Den Laut t in der ersten Sylbe hat das Wort
auch in der arabischen Sprache; vgl. Anmerk. 29. — Bezüglich der Schreib-
art jff^^i} und /«»/icvt^c vgl. auch S. 57.
74 lieber Bedeutung und Herkunft
war, die Bezeichnung unserer Wissenschaft könne sich von xrj(iri
(v. ;cati/o o. ;|^a<Jxa); das Gähnen oder Klaffen) herleiten ^^).
Andere Ableitungen des Wortes Chemie sind denn auch ver-
sucht worden, und namentlich die von xvco o. x^^ - flüssig machen,
schmelzen, ist eine vor längerer Zeit bereits als möglich, in neue-
rer Zeit noch als mindestens ziemlich sicher betrachtete gewesen.
Als eine der wahrscheinlicheren Ableitungen des Wortes Chymie
betrachtete sie schon der 1493 verstorbene Ermolao Barbaro^^),
ihrer gedenket im Anfange des 17ten Jahrhunderts Libavius^^,
ihrer dannVossius*®), A. Kircher ^^) U.A. Aemilius Portus*®)
betrachtete diese Ableitung so bestimmt als die richtige, dass er,
wo bei Suidas das Wort XW^^^ vorkommt, dafür xt;ft£/a setzen
zu sollen glaubte. — In unserer Zeit hat Höfer ^^) wieder diese
^) Plinianae exercitationes (vgl. Anmerk. 80), p. 1097: ünde xrifiBla haec
(ars auri et argen ti conficicndi) appellata? Omnium rerum quae ad hancscien-
tiam pertinent vocabula ab neu et consuetudine communi submovenint aucto-
res 8ui et peculiarem »ibi dialectum vindicarunt boHs mystis tanti arcani in-
tellectam. Fomaculam fortean sive caminum in quo argentnm et aurum funde-
batur quod ore hianti et patulo esset, XWV^ vocaverunt, id est /d^rxovaai^.
Der Gedanke ist später kaum weiterer Berücksichtigung, höchstens vorüber-
gehender Erwähnung werth erachtet worden.
8«) Vgl. die Anmerk. 44.
87) Vgl. Anmerk. 45.
38) Vgl. S. 65.
39) Mundus subterraneus L. XI, c. 1 (T. II, p. 232 der Amsterdamer Aas-
gabe von 1665, T. II, ^.250 der Ausgabe von 1678): Alchymiae nomen mixto-
barbarum ab articulo al Arabicis omnibus nominibus praefigisolito, et Graeco
Xve^y deductum, omnibus populis et nationibus propra juris factum est. Qui
vero purum id Arabicum nomen volunt, illi illusi videntur, nomine Arabico
Alchymie, quo in libris Arabum nil frequentius est, et a Graecis, uti innu-
mera alia passim occurrentia, mutuatum est.
^0) Lambecii Commentariorum de bibliotheca caesarea vindobonensi L. VI.,
ed. Kollarii [Vindobonae 1780], p. 395: Aemilius Portus in scholio suo ad hunc
Suidae locum [wo XtjfisCa als r} toi^ oiQyvQov xai /^vaoi). xata<r9i§vi^ erklärt
wird] improbat scripturam higus vocis per rj in prima syllaba, et contra con-
tendit scribendum esse XvfieCa per v, tanquam a verbo XtBky^ {andere, resol-
vere, unde et verbum est Xvfji(J^Bky, Des Aemilius Portus Ausgabe des
Suidas mit lateinischer Uebersetzung und Anmerkungen erschien 1619.
") Histoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 226 und im Wesent-
lichen ebenso 1. öd., T. I [Paris 1842], p. 219. Es ist die Rede vom Ursprung
des Wortes Chemie. Nach Erwähnung, wie dieses Wort in der von Zosimos
lies Wortes Chemie. 75
Ableitung als die richtige hingestellt, gestützt auf eine Stelle in
einer Schrift des (gegen das Ende des zweiten und im Anfang
des dritten Jahrhunderts lebenden) Alexander von Aphrodi-
Sias, in welcher x^ixa ogyava^ Schmelz-Geräthschaften, erwähnt
werden; diese Worte betrachtete er als den Schlüssel dazu ab-
gebend, welche Ableitung dem Worte Chemie zukomme.
Schmelz -(jeräthschaften sind nun gerade noch nicht noth-
wendig chemische^'). Aber auch abgesehen von dieser Bemer-
kung ist wohl die leiztbesprochene Deutung des Wortes Chemie
nicht als erwiesen zu betrachten; Uöfer selbst hat sie nicht fest-
gehalten sondern geradezu auch die andere Ansicht ausgesprochen:
das Wort Chemie könne nicht von x^^ abgeleitet werden, auf
Grund des Vorkommens der Schreibart ;|^tfi£/a in den alchi-
mistischen Commentarien des Olympiodoros, wie sie eine Pa-
riser Handschrift hat ^3).
erzählten Sage (vgl. 8. 9 f.) yorkommt, geht Hof er zu der Besprechung über,
wie dasselbe bei Alexander von Aphrodisias und bei Julius Mater-
nus Firmicus (vgl. S. 43 ff.) vorkomme: Mais voioi deux auteurs, l'un du
IV« et l'autre du V« siecle [beide lebten früher], qui designent, pour la pre-
miere fois, en termes non equivoques la science dont nous avons enirepris de
tracer lliistoire. Le premier est Alexandre d'Aphrodisie, celebre commen-
tateur des oeuvres d'Aristote. Dans le manusorit grec du Commentaire
des mSUorologiques (ms. n^ 1880, in-4^, de la Biblioth^ue imperiale de
Paris), il est question, ä propos de la fusion et de la calcination, d'instruments
chimiques ou chyiques, fol. 156 : J«d /t;«xc5v 6Qyuy(oy ktpofiiytay, (Le texte
grec de ce manuscrit diff^re notablem ent de la traduciion laiin e, imprimoe a
Venise en 1548, in-40). Le creuset (rr;y«vov), destine k faire fondre des m6-
taux, etait un de ces instruments. Les mots ;^t;»xa SQyctyuj employ^s par
Alexandre d'Aphrodisie, nous donnent en meme temps la veritablo clef de
Petymologie du mot chimie, sur lequel on a tant discute. Ce mot viont
eyidemmcnt de //w (/€i5w), couler, fondre. De la /i;*xa ou x^f^^^^ oQyttyttj
instruments chyiques ou chymiques.
^^ Dies ist auch der Grund, wesshalb ich dieser Angabe da nicht erwähnt
habe, wo das erste Vorkommen des Wortes Chemie oder eines unmittelbar
damit zusammenhängenden besprochen wurde.
*3) Histoire de la cbimie, 2. ed., T. I, p. 275 bei Besprechung dessen, was
Olympiodoros mittheilt: ün peu plus loin, Olympiodore donne posi-
tivement ä Vart sacre le nom de chimie {xexQv/nfiiyij tix^^ ^^ /♦i"*^«Oi ™it
der Anmerkung: Cette orthographe est ä remarquer: eile montre que le mot
chimie ne saurait deriver de /ci'w. — Aber Du Gange (Glossarium ad scri-
ptores mediae et infimae graecitatis [Lugduni 1668], T. II, p. 1772 und Grü-
ner (Isidis, Christiani et Pappi philosophi jusjurandum chemicum [Jenael807],
76 üeber Bedeutung und Herkunft
Von x^i'^^Sy Flüssigkeit o. Saft, sei das Wort Chymie oder
Chemie herstammend, haben Manche behauptet. Diese Ableitung
betrachtete als eine mögliche schon Ermolao Barbaro^^) im
löten Jahrhundert; es gedenket ihrer Libavius*^) im Anfang des
17ten Jahrhunderts; sie verwarf Salm as ins *6), und als unrich-
tig ist sie bis in die neueste Zeit betrachtet worden, wo A. v.
Humboldt auch rein sachliche Bedenken gegen sie geäussert
hat, deren Gewicht indessen von ihm wohl etwas zu hoch ge-
schätzt worden ist ^7).
p. 30) haben hier andere Schreibart; Olympiodoros nennt nach dem Er-
steren triy xexQVfifiiytjv tix^rj'^ tryj /v/ie/«;, nach dem Letzteren rijg xt'
jueiag,
**)'Hermolai Barbari in Dioscoridem CoroUariorum Libri quinque
[Coloniae 1530], f. 73 r^ : Qui metallicas species adulterant, et chymistae a
fundendo appellantur, sive a saccis quos herbarum maxime conquirunt, immu-
tant rebus nomina etc.
**) Commentarioram Alohymiae Pars I. [Francofurti ad Moenum 1606],
p. 77, nach Besprechung anderer Ableitungen des Wortes: Alii naQu to /2)-
yat seu a fundendo liquandoque deducunt. Adversarius quidam noster ad
Xvfiby confugiebat, quod alchymistae succos spectarent et in his solummodo
elaborarent. Retinemus nomen alchymiae, sive a suoco, sive eliquatione et
extractione essentiarum, per ignem, reseratis fundendo, putrefaciendo, et aliis
modis compagibus integrorum illud sit adepta haec scientia.
*^ Plinianae exercitationes (vgl. Anmerk. 30), F. 11 , p. 1097 nach
Besprechung anderer Ableitungen: Ut ut sit, dno t&y x^f^^y non est deducta
XvfAB^a vel xw^^^'
^^ Nach der Besprechung, dass die Form x^f^^^^ ^^r durch einen Fehler
des Abschreibers an die Stelle von x^^^^^ ^^ ^^^ Handschriflen gekommen
(vgl. Anmerk. 32), fahrt Humboldt (Kritische Untersuchungen , S. 513)
fort: „Die Alchimie hat mit den Metallen und ihren Oxyden begonnen, und
nicht mit den Pflanzensaften ** („eine Ansicht, die auch Zoega (de origine et
usu obeliscorum, IV, 2, 5, not. 88, p. 525) theilte^ bemerkt hierzu Ideler).
Aber wenn das der ganze Einwurf wäre, welche man gegen die Form /i;-
fABCa und die eben in Rede stehende Ableitung des Wortes Chemie machen
könnte, so würde er nicht aufrecht zu erhalten sein dem gegenüber, wie ge-
rade in den älteren alchemistischen Schriften Pflanzensäfle , oder doch mit
dem Namen von Pflanzensäften bezeichnete Präparate, als Metall Verwandlungs-
mittel besprochen und für die Ausübung der Alchemie in den Yordergnmd
gestellt werden. Vgl. die später folgenden Abschnitte über Democrit und
Synesios. Aus dem Commentar des Letzteren zu der gewöhnlich als Phy-
sica et mystica betitelten Schrift des Ersteren will ich indessen schon hier
folgende Stelle anfuhren, wo sich Benennungen von Pflanzen resp. Pflanzen-
säfben zusammengestellt finden. Synesios spricht zu dem Dioscoros über
des Wortes Chemie. 77
Dass das Wort Chemie oder Chimie von dem Namen des Be-
gründers dieser Kunst oder einer frühen Autorität in derselben:
Chimes, Chymes oder Chemes abgeleitet sei, ist endlich auch
behauptet worden. Danach, wie einige spätere Schriftsteller *®) sich
über die Nennung dieses Namens in älteren Schriften aussprechen,
wäre anzunehmen, sie komme hier häufiger vor. Aber so sehr
zahlreich sind die Stellen in den Schriften der älteren griechischen
alchemistischen Schriftsteller, nach dem was mir über diese be-
kannt geworden ist, doch nicht, in welchen sich dieser Chimes ge-
nannt findet. Aus den Schriften des Zosimos hat Salmasius^^)
einige solche Stellen mitgetheilt, und er betrachtete es als zuläs-
sig, die Bezeichnung Chemie von dem Namen dieses Mannes ab-
zuleiten. Bei Zosimos, Olympiodoros und Stephanos
werde dieses Chemis oder Chimes erwähnt, sagt Beinesius^^,
das, was Democrit als zur Goldbereitung dienlich genannt: 'Oqu tesq n&q
ev^iüjg avyfj^e röi &ioQtCf4<^ XQV^^M^^^^ *"' slnthy, Tä (fe Iv Cf^/uotg bIcI t«ö-
T«' iitQ6iitog xtXCxtog, dQtaToXox^a, xyCxov äyd^og, äyayaXXidog äyd-og, tfjg t6 xvü-
yeoy äy&og ix^vcYig (Fabricii Bibliotheca graeca, Vol. VIII [Hamburgi 1717],
p. 244; nach der da abgedruckten lateinischen üebersetzung des Pizimenti:
Yide enim quomodo statim conjunxit, cum distincta rerum explicatione usus
esset, cum dixerit: Quae vero in liquoribus, haec sunt: crocus cilicius, aristo-
lochia, flos cnici, flos anagallidis, quae cyaneum fert florem); xä iy CfofioTg,
nicht iy jjfv^or^, kommt auch soiist noch im griechischen Texte dieser Schrift
des Synesios, wie ihn Fabricius giebt, vor (z. B. a. e. a. 0., .p. 236).
^^) Namentlich Salmasius, Reinesius und Conring in den gleich an-
zuführenden Stellen.
*ö) Plinianae exercitationes (vgl. Anraerk. 80), P. II, p. 1097 sq. Aue-
tores illius artis [chemiae] graeci Xv/nijy quemdam vel XC/ur^y prophetam no-
mine miris laudibus celebrant, et inter praecipuos nominant, qui divinam
haue scieutiam reperenint et amplificarunt. Zosimus Panopolita: Xv^irig <fi
xahbg anBq)riy(ito y Vy yuQ tb näy, xal cT»' avtoi^ t6 näy yiyoye — [Noch
zwei Stellen, wo XCfjirig genannt wird, werden angeführt.] Nihil nocet credere
ab hoc Chime-vel Cheme propheta, ut alibi vocatur, XyjfiSKty dictam esse.
w) In seinem 1634 abgegebenen Gutachten über die in der Altenburger
o. Gothaer Handschrift enthaltene Sammlung griechischer alchemistischer
Aufsätze; gedruckt enthält dasselbe Cypriani Catalogus codicum manuscri-
ptorum bibliothecae Gothanae [Lipsiae 1714], p.88 sqq. (in lateinischer üeber-
setzung auch Fabricii Bibliotheca graeca, Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 748 sqq.).
Hierin (p. 93) wirft Reinesius dem Henr. Salmuth, welcher in der zweiten
Hälfte des 16tcn Jahrhunderts lebte und einen Gommentar über den Pancirollum
de rebus deperditis et recens inventis geschrieben hat, hier begangene Irrthümer
vor: „item das er Ghanoth nennt, dessen wahrer nähme Ghemis oder Ghimes, von
welchem auch die Kunst ihren nahmen bekommen, und welches Zosimus,
78 üeber Bedeutung und Herkunft
\?elcher jene Ableitung geradezu anerkennt und auf den Zu-
sammenhang dieses Namens mit Cbemmis und Cham hinweist.
Dass Chimes von dem Stephanos citirt werde, ist auch sonst
noch hervorgehoben worden '^^). Dass jene Ableitung, deren auch
Vossius^*) gedacht hat, richtig sein könne, bestritt Conring***)?
und ich wüsste nicht, dass in neuerer Zeit noch an ihr festge-
halten worden sei.
Zu solcher Yerschiedenartigkeit der Ansichten bezüglich des
Olympiodorus, Stephanus, als eines gar alten propheten und lehrers geden-
cken. Dieses Chemis, welcher in der lehre de principiis dem Parmenidi nach-
gefolget, wie Olymp, f. 173 schreibet, nähme ist eben der, mit welchem einer
aus den Aeg3rpti8chen Pharaonen beim Diod. Sic. 1. I. Chemmis, und des Pa-
triarchen Noae Sohn Cham, qui et Chamephes, ist genennet worden: der hat
mit seinen nachkommen Aegypten nach der Sündflut zum ersten beherrschet,
und von seinem nahmen haben auch die aegyptischen Priester und gelehrten
das Land in ihren verborgenen Schrififten Chemiam genennet, wie Plut. de
Iside etOsiride meldet**. Auch sonst noch wird bei Beinesius (Yariae lectio-
nes [Altenburgi 1640], p. 155), da wo besprochen wird dass die älteren Leh-
rer der Alchemie Aegypter gewesen, Chimes, quem n^ofpi^tfjy adpellant, pri-
mus omnium genannt. — Der Ansicht, der als Begründer oder Beförderer der
Chemie genannte Chemes sei mit Noah's Sohn Cham identisch, war auch
Lambeck; vgl. a. o. (Anmerk. 40) a. 0., p. 396 und seinen da citirten Pro-
dromus historiae literariae L. I, c. 4, $. 3.
öl) Darauf hat Fabricius (ßibl. gr., Vol. XII [Hamburg! 1724], p. 695)
aufmerksam gemacht, unter Verweisung auf des Pizimeuti Uebersetzung der
Schrift des Stephanos (welche zusammen mit der von des Democrit Phy-
sica et mystioa 1573 zu Padua publiciret worden; vgl. den Abschnitt über
Democrit), f. 60. Hier steht allerdings, in dem letzten der neun Stücke, aus
welchen sich die Schrift des Stephanos zusammensetzt: Unus enim est
serpens, qui duas habet compositiones, et rubiginem. Unum enim est totum,
ob quod sunt omnia. etsi totum non haberet totum, nihil totum esset, ait
maximus Chimes. Den griechischen Text dieser Stelle giebt Ideler in seiner
Ausgabe der Schrift des Stephanos (Physici et medici graeci minores,
Vol. II [Berolini 1842], p. 246) vrie folgt: Big yuQ iaxhv 6 o^tg 6 l^x^^ ^« ^^^
avv&ifÄtaa xai xbv iöy, iV yuQ rb näy cf#' ov tb näy dvyatbg x^f^^^ • *«• ^^
fAT] tb näy txoi t6 Trav, ov^ey rb näy ^rjaiy 6 näy dvynzbg /«/U»?«.
ß2) Vgl. oben S. 65.
ßs) De Hermetica mediciha, p. 19 der Ausgabe von 1648, p. 18 der von
1669: Obiter meretur observari, irustra esse qui hodie /i^^e/in; vocem a quo-
dam eherne propheta aegyptio censent derivari aut a vocula graeca XW^'
postquaro veram ejus originationem nos docuit ipee Zosimus, utut fabulis
nixus. Et vero propheta ille quem hi innuunt, non Xi'jfAtjg sed XC^tjg con-
stanter in graecis illius artis monumentis nuncupatur.
des Wortes Chemie. 79
Ursprungs des Wortes Chemie kommt nun noch die bezüglich der
Ableitung des Wortes Alchemie. Denn dass das letztere Wort
aus dem Worte Chemie oder einem ähnlich klingenden und dem
arabischen Artikel al zusammengesetzt sei, ist zwar die am Oef-
testen ausgesprochene und auch wohl die wahrscheinlichste An-
sicht, aber keineswegs die einzige. — Dass die Sylbe Äl im Wort
Alchemie der arabische Artikel sei, vielleicht einem ursprünglich
griechischen Worte vorgesetzt, war schon im Anfang des 17ten
Jahrhunderts, wo Libavius*^) ihrer erwähnt, eine gewöhnliche
Erklärung. Sie hat dann auch Vossius^^), sie A. Kirch er '^^.
Ais dem Artikel wie dem Hauptworte nach der arabischen Sprache
angehörig betrachtete Bochart^O das Wort Alchemie. Dass die
erste Sylbe des Wortes der arabische Artikel sei, anerkannten in
der neueren Zeit u. a. Schmieder^^, A. v. Humboldf^^ und
^) Commeiitariorum Alohymiae (vgl. Anmerk. 45) P. I., p. 77: In Babylo-
niii, Chaldaea, Persia, Arabia, Aegypto etc. asitatum faisso id nomen (alohy.
miae) ex Avicenna et Mesue discimus, apud qnos invenitor, idque etiam ex ara-
bico articulo al conjiciunt eraditi, ut sit ex diversis lingais consuta nota, cu-
jus altera pars x^l^^"> ^^^ XV/^^^^^t ^^^ (nam vane scribunt) /v/i^a, aut x^^-
fuCa, a graeco sermone non est allen a. — Ich will hier doch bemerken, dass
für die mir bekannten lateinischen Uebersetzungen der Schriften Geber 's (von
den arabischen Handschriften weiss ich Nichts) das Vorkommen des Wortes
alchymia o. alchemia im Texte mir nicht erinnerlich ist (nostra scientia, nobi-
Ussima scientia, divina scientia, haec ars u. dgl. sind hier die gewöhnlicher
gebrauchten Bezeichnungen); aber in die Ueberschriften der einzelnen Schriften
und auf die Titel der Ausgaben hat man das Woi*t oft gesetzt.
^^) Vgl. oben S. 65.
^) Vgl. Anmerk. 39.
^'j Vgl. oben Anmerk. 27, aber auch die zunächst folgenden. Grässe
hat in seinem Lehrbuch einer allgemeinen Literargeschichte (I. Bds. L Abth.
[Dresden u. Leipzig 1837], S. 498) Folgendes bezüglich der Chemie und Al-
chemie: „Der Name zeigt schon, wann beide Wissenschaften entstanden sind,
nämlich im 4. Jahrhundert n. Chr., denn beide stammen von dem arabischen
Worte AXxtfÄia (d. h. die verborgene Kunst) her; cf. Herbelot Orient. Bibl. üb.
V. Schulze Th. IIL p. 154 sq., Hecker Geschichte d. Heilkde. Th. I. p. 41",
wo mir das, was beweisend sein soll, unverständlich ist.
ß«) Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 1 : „Man nannte diese Lehre
Alchemie (von /ly^c/«) oder Alchymie (von ;|fü/ud^), beides mit dem arabischen
Prafixo al«.
59) Kritische Untersuchungen (vgl. Anmerk. 23), Bd. I, S. 510 f.:
„Geraume Zeit vor der Ankunft der Araber in Aegypten und selbst lange
vor der Zeit, wo dieses Volk die Wissenschaften zu pflegen begann, findet
80 lieber Bedeutung und Herkunft
Höferß<*). — Aber auch als ein nicht zusammengesetztes Wort war
Alchemie oder Alchymie schon zu Libavius'**) Zeit betrachtet
worden, etwa in dem Sinne dass es eines gewissen Alchymus
Kunst bedeute. — Als zusammengesetzt, aber als aus aksy Salz,
und x^^y schmelzen, gebildet, war das Wort Alchemie schon vor
Quercetanus^^) betrachtet worden und wurde es namentlich
man bei den griechischen Schriftstellern die Wörter Alchimie und Älmanach,
Bei dem ersteren ist die einfachste Annahme die, dass die Kopisten den ara-
bischen Artikel dem durch den Itacismus aus XrifiCa und Xrjfieia gebildeten
Worte Chimie beigefügt haben". Ich wüsste doch nicht, dass das Wort Al-
chimie in einer Handschrift eines griechischen alchemistischen Aufsatzes vor-
käme.
^) Histoire de la chimie, 1. 6d., T. I, p. 220; 2. ed., T. I, p.226, wo von
dem Vorkommen des Wortes Alchemiae in der Astrologie des Julius Ma-
ternus Firmicus (vgl. oben S. 43) die Rede ist: II y a dans le texte de
ce traitc d'astrologie une multitude de termes greos ou latins aocoles a des
mots d'origine chaldeenne on persane. G'est ce qui explique dans le mot
alchimie l'emploi de l'article al; wozu er noch anmerkt (ich lasse die, in mir
f^mden Sprachen geschriebenen Worte weg): L'article hebreu on chal-
deen ha est une abreviation de hal; eu arabe al,
^1) Ein Kapitel de notatione et significatu alchymiae beginnt Libarius
im ersten Buche seiner Commentariorum (vgl. Anmerk. 45; P. I, p. 76 sq.):
Alchymiae nomen scribitur interdum sine aspiratione alcymia, vel alkymia
{dXxvfiitt) putatque qui rosarium philosophomm compilavit, graeoum esse, in
qua lingua significet transmutationem. Sed origine et forma ista num grae-
cum sit, dubitamus neque agnoscunt id ejus linguae periti, quanquam concedi
queat, irrepsisse aliunde, et audito artem transmutatoriam intelligi, licet vox
interpretatione sua aliud designet. Nonnulli fuisse quendam Alchymum, seu
inventorem, seu celebratorem istius scientiae tradunt, a quo traxorit postea
appellationem, ut sit ars Alchymi, quomodo alias vocatar ars Hermetis. Dor-
nesius vocabulum alkymia interpretatur medicina in onomastico. Auf welches
Rosarium philosophomm Libavius hier Bezug nimmt, weiss ich jetzt nicht;
so titulirter alchemistischer Schriften gab es, im 13 ten Jahrhundert und nach-
her, eine ziemliche Anzahl (vgl. in LengletduFresnoy's Histoire de la
Philosophie hermetique [ä la Haye 1742] die da T. III, p. 400 und inSchmie-
der's Geschichte der Alchemie [Halle 1832] die da S 610 angeführten Stellen).
Der dem Albertus Magnus beigelegte, auch in die Jammy'sche Gesammt-
ausgabe seiner Werke (Lugduni 1651; T. XXI) aufgenommene Libellus de
alchimia, welchen indessen auch ich jetzt als untergeschoben betrachte, ent-
hält, da wo besprochen wird unde oriantur metalla, die Stelle: Alchimia est
ars ab Alchimo inventa, et dicitur ab archymo graecc, quod est massa latine.
*^2) Joseph du Chesne, geboren 1521 zu Armagnac in der Gascogne,
Leibarzt Heinrich's IV., gestorben zu Paris 1609, war einer der Bedeu-
tendsten unter denen, welche sich damals zu des Paracelsus Lehre be-
kannten.
/'
des Wortes Chemie. 81
durch den Letzteren ^^). — Und endlich hat noch der Umstand,
dass an der Stelle von Alcheinie auch Archcniie gesprochen und
geschrieben wurde ß^), die letztere Form als eine ursprüngliche be-
trachten und sie als Ausgangspunkt für die Deutung des Wortes
benutzen lassen; schon um das Ende des löten Jahrhunderts war
Coelius Ehodiginus^^) der Ansicht, dieses Wort sei aus agyv-
qIov xriiitLa zusammengezogen, wogegen sich noch Vossius (vgl.
S. 65) aussprach; noch in der neueren Zeit wurde eine Deutung
des Wortes Archemie versucht ^^. Auch sonst noch scheint diese
Form zu Variationen der Benennung der Metallveredlungskunst
benutzt worden zu sein, auf weicheich nicht weiter eingehen kann®^).
^) Libayius fahrt unmittelbar nach der in Anmerk. 61 mitgetheilten
Stelle fort: Alius, quod salem fusilem putet artis materiam esse, hal ohemiam
nuncapat, qnasi Balis iusoriam dicas. Hoc et Quercetano non disciplicuit.
Gegen Qneroetanus sprach sich, was diese Ableitung des Wortes Alchemie
betrifft, Yossius aus; vgl. oben S. 65.
^) Infimae Graeciae auctores 'Aqxw^^^ nuncupant. Patrum quoque no-
strorum aevo Archemia dicebatur et Archemista, sagte Salmasius (Plinia-
nae exercitationes P. II, p. 1097). Aber so gewöhnlich war doch bei
den späteren griechischen Schriftstellern die Form aQXVl^^" nicht (mir ist
über ihr Vorkommen bei den griechisch schreibenden Alchemisten überhaupt
Nichts bekannt geworden), wie man dies nach dem ei warten könnte, was
A. V. Humboldt (Kritische Untersuchungen — — Bd. I, S. 511), auf Sal-
masius a. e. a. 0. sich berufend, sagt: „Man darf nicht vergessen, dass man
bei den auctores infimae graecitatis statt a^xrifieCa stets aQx^f^^^^ findet, und
dass sich diese Form des Wortes geraume Zeit hindurch im Mittelalter er-
halten hat. Im Französischen schrieb man ehemals arquemte (Steph. Thes.)**.
[Roquefort, Glossaire de la langue Romane, 1808, Vol. 1, p. 90; im Proven-
zalischen arkemino, bemerkt hierzu I de 1er.] — — „Muss man diese Form
des Wortes der häufigen Vertauschung der Buchstaben l und r zuschreiben,
oder haben die Araber ein von ihnen in Aegypten vorgefundenes Wort ara-
hisirt?^. Dass die neueren Griechen das Wort Aicliemie durch Vertausch des
l mit r corrumpirct hätten, warLambeck's Ansicht (Commentariorum — —
[vgl. Anmerk. 40] L. VI., p. 396). Eine auch hier in Erinnerung zu bringende
Stelle aus einer dem Albertus Magnus beigelegten Schrift vgl. in An-
merk. 61.
^) Lud. Coelius Rhodiginus war zu Rovigo 1450 geboren, lehrte zu
Mailand und Padua, starb am letzteren Orte 1520. Seine Antiquae lectiones
sind wohl das Werk, in welchem sich die von Vossius bestrittene Ansicht
findet
^^ Es könne aus ars chymiae verderbt sein, meint J. L. Idelor in einer
Bemerkung zu Humboldt' s Kritischen Untersuchungen Bd. I, S. 511.
87) In des Augustinus Pantheus (eines (leistlichen zu Venedig) Schrift
Kopp, B«itr. X. Gresch. d. Chem. Q
82 (Jeber Bedeutung und Herkunft des Wortes Chemie.
Was hier zusammengestellt und erinnert wurde, zeigt uns,
wie unsicher die Ableitung und Deutung des Wortes Chetnie noch
ist. Gewiss ist, dasi| der Gebrauch eines solchen Wortes, um das
Arbeiten auf Metalle zu bezeichnen, sich nicht vor Zosimos
zurückverfolgen lässt; wahrscheinlich ist mir noch^^), dass m^Bia
die älteste Form ist und aus dieser erst später xvyLBia u. a. wurde,
und kaiun einen Zweifel habe ich daran, dass das Wort Alchemie
das schon früher gebrauchte Wort mit dem arabischen Artikel ist.
Dass diese Ansichten, der grösseren Unsicherheit andersartiger
gegenüber, jetzt als die sicherer begründeten zu betrachten sind,
geht wohl aus dem Vorstehenden hervor. Aber Alles, was eine
weitere Rückwärtsverfolgung der Kunstbezeichnung Chemie und
die sprachliche Deutung dieses Wortes betrifft, ist ganz unsicher.
de arte et theoria transmntationis metallorum (zuerst 1530, daun noch öfter
gedruckt; vgl. Gmelin's Gescluchte der Chemie, Bd. 1, S. 298; Schmie-
der's Geschichte der Alchemie, S. 260) scheint Alchymie die falsche Metall-
veredlungskunst zu bezeichnen, die wahre als Archimia, archimica ars, Archi-
magia, Yoarchadumia u. a. bezeichnet zu werden. Ich schliesse es aus dem
von LibaviuB (Commentariorum P. L, p. 77) Bemerkten, welcher gegen
den Pantheus polemisirt.
ö8) Ich hatte schon in meiner Geschichte der Chemie, IL Theil [Braun-
schweig 1844], S. 3 ff. mich für diese Ansicht ausgesprochen; Einzelnes der
da versuchten Begründung findet in der oben gegebenen ausführlicheren Er-
örterung Berichtigung.
Ueber frühe Beschäftigung mit Alchemie in Aegypten.
Nach Aegypten als dem Lande, von wo das Wort Chemie
in Verbindung mit Astrologie den Römern zukam, wurden wir
oben (S. 53 f.) hingewiesen ; mit dem Namen Aegyptens selbst steht
der Name Chemie in Beziehung (vgl. S. 66). Dass in Aegypten
schon früh Chemie in der Richtung als Alchemie betrieben worden
sei, war Etwas im Mittelalter ziemlich allgemein Geglaubtes; be-
wiesen würde es sein, wäre fiir einige Schriften, welche sich über
eine frühe Beschäftigung mit Chemie in der eben angedeuteten
Richtung in Aegypten bestimmt aussprechen, ein so hohes Alter
unzweifelhaft, wie man es ihnen manchmal beigelegt hat oder wie
es auch mir als ihnen zukommend wahrscheinlich ist. Einige
Unterstützung könnten jenem Glauben, zusammen mit Ande-
rem gleich zu Erinnerndem, die Aussagen späterer Schriftsteller
geben, wenn diese von dem Vorhandensein alchemistischer Bestre-
bungen in Aegypten zu ganz bestimmter Zeit sprechen; zu frühe-
rer Zeit, als für welche sonst die Existenz jener Bestrebungen in
diesem Lande aus anderen Beweisen erhellt. Ich will hier zunächst
die Aussagen besprechen, welche in diesem Sinne gedeutet worden
sind.
Die Chronik des Johannes von Antiochien (im 7ten oder
in der ersten Hälfte des 8 ten Jahrhunderts?) erwähnt — nach dem
uns erhaltenen Auszuge, welchen Constantin Porphyrogen-
netos (im lOten Jahrhundert) veranstaltete — , dass Diocletian
in Aegypten die alten Bücher über die Chemie des Silbers und
des Goldes (ptEQL x^l'^^S ctgyvgov aal xqvöov) habe aufsuchen und
6*
84 Ueber frühe BeschSftigiinpr
verbrennen lassen, um den Aegyptei ii die Mittel zur Widersetzlich-
keit gegen die Römer zu nehmen^). Das hier Berichtete ist un-
verändert in des Suidas (gegen das Jahr 1000) Wörterbuch über-
gegangen, wo es sich unter dem Worte .^LoxkritLavog^) findet;
weiter aber giebt noch einmal Suidas in seinem Wörterbuche
unter dem Worte Xrj^eln an: Chemie sei die Anfertigung von Sil-
ber und Gold; die von den Alten geschriebenen Bücher über
diese Kunst habe Diocletian nach Unterwerfung der ägyptischen
Rebellen aufsuchen und verbrennen lassen, damit den Aegyptem
die Mittel zu Reichthum und nochmaliger Widersetzlichkeit ge-
nommen seien 3). Der Aufstand der Aegypter wurde durch Dio-
cletian im Jahre 296 niedergeschlagen. Kein dieser Zeit näher-
') Polybü, Diodori Siculi — — excerpta ex coUeotaneis Constantini Por-
phyrogenetae ed. H. Valesius [PariBÜs 1634], p. 834. Ich setze die Stelle
mit der a. e. a. 0. p. 835 gegebenen lateinischen Uebersetznng hierher: Jto-
xXriztttyog f^yijfi^ ^ni oQyfi zcby nSQt ti]y olqx^v ysoftSQ^a&itntay negi tr]y Atyv-
ntoy^ ov fÄSZQttog or(fi rjfiiQiog tw XQUTety dnsxQrjatcTOf dXXcc nqoyqaipaiq te xai
g)6yo§g tcSty iniatj/Lttay fjiHtlytoy inijXd-e tijy Alyvmoy. oxe &r] xal tu neql x^'
fiiag dqy^^ov xal /^vcoö toig ntcXatoTg avT&y yeyQtt/n/niyce ßißXüc dtSQBvytjad'
fjLsyog fxavffSy n^og tö fitjxitt nXoi^zoy AlyvniCohg fx tijg XMavtijg neqyyCycad^fu
ti/y^^y /Mijtfi jjf^j^^fiToiv (ti'Toifg S-a^^o(}yTag neQhovaCff toü» Ao»77ot) *^P(Ofnaio&g dy-
tm^siy. DiocletianuB infensus Aegyptiis ob tumultum quem concitaverant,
victoria acerbe usus est, totamque Aegyptuni gravibus proscriptionibus caedi-
busque foedavit: sed et Jibros a veteribus Aegyptiis de chemia aori et ar-
genti conscriptos cum perquisisset, igni tradidit, ne ex hujusmodi arte opes,
et ex opibns fiducia atque animus ad rebellandum posthac sappeterent Aegyp-
tiis.
2) T. I, Pars T, p. 1382 sq. der Bernhardy' sehen Aasgabe.
3) Suidae Lexicon, ed. Bernhardy; T. II, Pars TI, p. 1629. Ich setze
auch diese Stelle, auf welche so oft Bezug genommen worden ist , nebst der
da sich findenden lateinischen Uebersetznng hierher: Xfj/LieUt, i] toö d^yv-
Qov xal xa*^^^^- XKTuaxevri' ^g tu ß&ßX((c dieQevytjaicfjeyog 6 J^ox^ijnayog (xav-
aey. "On cTiu xä yetaxeQ^c^iyja Alyvnzioig JtoxXtjZKtytp zovtoig dytjjniQiag xid
(poy&x(bg f/^/Jö-wTo. bze dt] xcu zcc negi /i/^f/«? XQ^^^*"' *"' aQyvQov zoTg nteXcu-
oTg avz(by yeyQnfj/niya ßtßXia dteQBvytjauiLteyog (xavce, n^bg zb firjxizt nXoOzoy
Alyvnz(oig tx trjg zotuvztjg nQogyiyea&m Tf/ri??, /ufidi XQW^'^^^ avzoi^g dia^-
^ovyzag nsQ^ovaCq zot^ Xotnoi} '^Pio/Ltnio^g dyzcäQBhy. Chemia, ars conficiendi
argenti et auri. chemicos autem libros Diocletianus perquisitos combussit.
Diocletianus Aegyptiis, quod tumultum concitaverant, infensus omni acerbitate
et crudelitate eos vexavit: quando libros ab veteribus de chemia auri et ar-
genti conscriptos cum perquisisset, igni tradidit, ne ex hujusmodi arte opes,
ex opibus fidnciam ad rebellandum posthac Aegyptii compararent.
mit Alchemie in Aegypten. 85
stehender Schriftsteller^) erwähnt, dats Alchemie den Aegyptern
damals Mittel zum Widerstände geboten habe^) und Anweibungen
zu dieser Kunst ihnen durch Diocletian in der angegebenen
Weise genommen worden seien; und schwerer wiegt dieser Ein-
wurf gegen die Glaubwürdigkeit jener Erzählung, als etwa das
Bedenken, ob es nicht näher gelegen hätte, die Schriften zu con-
fisciren und ausnutzen zu lassen, als sie zu verbrennen^. So
schwer wog auch mir früher dieser Einwurf, dass ich mit An-
deren^ jene Erzählung als Nichts beweisend betrachtete®), welcher
*) Danach, wie Paulus Orosius (L. Vll. Hietor., cap. 16 bei Lenglet
du Fresnoy, Hietoire de la philosophie hcrmetique [ä la Haye 1742], T. I,
p. 35; VIII, 16 bei Grässe, Lehrbuch einer allgemeinen Literärgeschichte,
I. BdB. 2. Abth. [Dresden u. Leipzig 1838], S. 1199) in Beziehung auf diese
Erzählung vom Diocletian citirt wird, sollte man glauben, sie finde sich
schon bei diesem Schriftsteller in der ersten Hälfte des 5tcn Jahrhunderts.
Aber Derselbe hat in seinem Geschichts werke L. VII, cap. 16 überhaupt Nichts
Hierhergehoriges, und L. VII, cap. 25, wo von der Regierung des Diocletian
gesprochen wird, über das, was Letzterer nach der Einnahme von Alexandria
that, nur die Angabe: Sed immoderata victoria usus Alexandriam direptioni
dedit, Aegyptum totam proscriptionibus caedibueque foedavit, jedoch Nichts
von der Verbrennung chemischer Bücher (Pauli Orosii ad versus paganos histo-
riarum libri VII; ed. Marcödurani [Coloniae 1574], p. 624).
^) Man wird daran erinnert, dass im 14ten und löten Jahrhundert, bei
den Kriegen zwischen England und Frankreich, die Alchemie Mittel zur
Kriegführung gab, durch Anfertigung von goldähnlichem Metalle, welches
gemünzt wurde.
*) Diesen Einwurf und dieses Bedenken hat namentlich Conring geltend
gemacht (De Hermetica Aegyptiorum vetere et Paracelpicorum nova medicina
[Helmestadii 1648], p. 23 sq.) und gegen die Bekämpfung seiner Ansicht durch
Borrichius (Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia [Haf-
niae 1674], p. 84 Fq.; auch De orlu et progressu chemiae [Hafniae 1668],
p. 88 sq.) aufrecht erhalten (De Hermetica medicina [Helmestadii 1669], p. 26,
441 sq.); dann auch Wiegleb (Historisch-kritische Untersuchung der Alche-
mie [Weimar 1777], S. 162).
7) Schmieder (Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 44) z.B., welcher
auch des Suidas Erzählung als unverbürgt und, so fern man sie auf eigent-
liche Alchemie gehend betrachten wolle, innerlich unglaubwürdig ansieht,
übrigens doch meint, unter Chemie sei wohl in jener Erzählung die hütten-
männische Zugutemachung goldhaltiger Erze verstanden gewesen, und Vor-
schriften hierfür möchten auf Diocletian's Anordnung vernichtet worden
sein.
8) Geschichte der Chemie, IL Theil [Braunschweig 1844], S. 151.
86 lieber frühe Beschäiliguug
übrigens auch in neuerer Zeit noch vielfach .Glauben geschenkt
worden ist^).
Ich bekenne, dass ich jetzt bezüglich der Frage, was aus
dieser Erzählung auf die Betreibung der Chemie oder Alchemie
in Aegypten im 3ten Jahrhundert geschlossen werden kann,
weniger sicher zu antworten weiss, als dies mir früher zulässig
schien. Es bekundet diese Erzählung jedenfalls eine im 8ten bis
loten Jahrhundert vorhandene Tradition, dass in Aegypten mit-
telst einer als Chemie benannten Kunst Gold und Silber darge-
stellt worden sei. Das ist mir jetzt ganz glaubhaft; es steht mit
dem, was wir über frühe Ausübung der technischen Chemie und
über die Bedeutung des Wortes Chemie in älterer Zeit wissen ^"),
ganz in Einklang. Auch der Befehl zur Vernichtung der Schriften,
welche Anleitungen zu dieser Kunst enthielten, ist Etwas an sich
nicht Unglaubhaftes. War diese Kunst den Römern eine ganz
fremde, und waren die Anleitungen zu ihr ihnen unverständlich
und werthlos, so erscheint ein Befehl, diese Anleitungen zu ver-
nichten um die Mittel der Aegypter zu schmälern, keineswegs
P) So z. B. von Ameilhon (vgl. im Abschnitt über Democrit, An-
merk. 50), von Sprengel (Geschichte der Arzneykunde, 3. Aufl., IL Theil
[Halle 1823], S. 219) und von A. v. Humboldt (Kritische Untersuchungen
über die historische Entwickelung der geographischen Kenntnisse von der
neuen Welt, Bd. I [Berlin 1836], S. 612). So sagt auch Grass e (a. Anmerk. 4
a. 0., S. 1108 f.): „Natürlich existirten über diesen wichtigen Gegenstand"
[die Alchemie] „auch Schriften, denn sonst hätte Diocletian nicht 296. n. Chr.
den Befehl geben können, alle in Aegypten, wo der Hauptsitz dieser Schatz-
gräber war, vorhandenen alchemistischen Bücher zu verbrennen". und
L. F. AI fr. Maury in seinem Werke: La magie et Pastrologie dans Tan-
tiquite et au moyen age [Paris 1860], p. 47: Les alchimistes egyptiens qui
decouvrirent par la pratique bon uombre de procedes de la technologie et de
la metallurgie modernes, avaient compose des traites qui faisaient aussi partie
de la Bciunce sacree. On a retrouve des fragments de quelques-uns de ces
ecrits (Maury meint Handschriften, wie deren eine im folgenden Abschnitte
besprochen wird); mais de bonne heure, ils ont du devenir tres-rares, oar,
U0U8 dit Suidas, Diocletien, pour punir les Egyptiens de s'etre revoltes
contre les lois de Rome, fit brüler tous les livres qu'avaient composes leurs
ancctres sur la chimie. Nous ne pouvons avoir une idce de leur contenu que
par des contrefagons grecques posterieures qui en ont singulicrement altere
les principee. Es ist mir unbekannt, woher Maury das von ihm Gesagte so
gewiss weiss, wie es hier ausgesprochen ist,
10) Vgl. oben S. 9 f. und 55.
mit Alchemie in Aegypten. 87
als Etwas so Unwahrscheinliches^*). — Dass kein dem Diocle-
tian näherer Schriftsteller dieses Befehles gedenkt, ist mir auch
nicht mehr so beweisend als es mir früher schien. Den Römern
ganz Fremdartiges finden wir in ihren Schriften oft unerwähnt
gelassen; ich brauche nur daran zu erinnern, wie auffallend We-
nige'*) unter den der Stiftung der christlichen Religion der Zeit
nach nahe stehenden römischen Schriftsteller über diesen Gegen-
stand Etwas melden. — Dafiir, dass das jene Schriften der Ae-
gypter betreffende Decret des Diocletian nicht in spätere Samm-
lungen von Rechtsbestimmungen aufgenommen wurde und uns
desshalb nicht erhalten ist, könnte man einen Grund darin finden,
dass es nur ein für mehr locale Verhältnisse erlassenes war;
ich muss es dahin gestellt sein lassen, ob ein weiterer Grund da-
fiir darin gefunden werden könne, dass etwa der Inhalt jener
Verfügung als in dem von Diocletian gegen die Astrologen und
mystischen üebelthäter erlassenen allgemeineren Decrete und
namentlich in der Bestimmung über die Vernichtung der auf solche
Künste bezüglichen und verbotenen Schriften *') wesentlich schon
enthalten zu betrachten gewesen sei.
Schwieriger ist es, zu entscheiden, in welchem Sinne die xrj-
fiicc aQyvQov xal ;(rpv(Jot; bei Johannes von Antiochien, die
^^) Durch Nichts gerechtfertigt scheint es mir zu sein, dem Diocletian
ein so wohlwollendes Motiv für diese Massregel zuzutrauen, wie dies Rausch-
nick (Erschu. Gruber's Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und
Künste, I. Section, XXV. Theil [Leipzig 1834], S. 281) gethan hat: „Daraul«
(nach der Niederwerfung der ägyptischen Rebellion) „erliess er mehre Ver-
ordnungen zum Besten des Volkes und Hess alle Bücher über die Alchemie
verbrennen, angeblich, damit die Aegypter nicht zu reich und durch ihren
Reichthum in ihrer Widersetzlichkeit bestärkt werden möchten; in der That
woW aber, weil er das Abgeschmackte der Alchemie einsah und verhindern
wollte, dass leichtgläubigen Personen die Köpfe dadurch verwirrt würden".
12) TacituB (Annal. L. XV, c. 44) und C. Plinius Caecilius (Epist. X,
96 [al. 97]; kaum ist noch Suetonius (in Nerone c. 16) zu nennen. Vgl.
Gieseler's Lehrbuch der Kirch engeschichte, 3. Aufl., Bd. I [Bonn 1831],
S. 114 ff.
13) Cod. Justin. 9. tit. 18. De malefic. et mathem. 1. 2. 4. — Digest. 10.
tit. 2. Famil. ercisc. 1. 4. „Tantumdem debebit facere judex et in libris im-
probatae lectionis (magicis forsan et his similibus) qui protinus corrumpendi
sunt." Vgl. Sprengel a. e. (Anmerk. 9) a. 0., ll- Theil, S. 218.
88 lieber frühe Bepchälligung
;g?/fi£m als r) tov uQyvQov x«i ;|rpvöoi; xataöxsvrj bei Suidas ge-
nannt ist: ob in dem Sinne als bergmännische und metallurgische
Gewinnung der edlen Metalle oder als die Gewinnung derselben
durch alchemistische Künste: aus Substanzen welche Niehts davon
enthalten ^^). Es lässt sich nicht einmal voraussetzen, dass jene
Schriftsteller das Wort Chemie bewusst in dem einen oder in
dem anderen Sinne gebraucht hätten; es war ihnen, wie die ganze
Nachricht, wohl Etwas Ueberkommenes. Desswegen auch ist die
Beachtung des Umstandes hier nicht entscheidend, dass zu den
Zeiten jener Schriftsteller bei den Männern vom Fach Chemie
Alchemie bedeutete. Dass es in jener Erzählung die metallur-
gische Grewinnung der edlen Metalle bedeutet habe^^), könnte als
das Natürlichere erscheinen; aber dann wäre der Befehl des Dio-
cletian schwerer verständlich. Dieser scheint auf geheimniss-
vollere Anleitungen sich bezogen zu haben, und dies könnte man
für die Deutung des Wortes Chemie in jener Erzählung als Al-
chemie geltend machen, zusammen mit dem über die ältere Bedeu-
tung des Wortes Chemie sonst Berichteten*®), dem über die Be-
1^) Ktaaaxevi^ bedeutete schon vor der Zeit, wo die oben besprochenen
Schriftsteller schrieben, auch die künstliche, alchemistische Darstellung edler
Metalle. Die ganz alchemistische Schrift, welche als Sendschreiben der Isis
an ihren Sohn Horus in vielen handschriftlichen Sammlungen griechischer
alchemistischer Aufsätze vorkommt, hat jenes Wort in dieser Bedeutung. Grü-
ner (Isidis, Christiani etPappi philosophi jusjurandum chemicum [Jenae 1807],
p. 15) hat ein Fragment aus derselben mitgetheilt, worin auch davon die Rede,
zu erfahren trjy toi> riXlov xal ({ (des Goldes und Silbers) xc(Taaxevr]y, Dieses
Fragment findet sich nicht so (wenn gleich auch Vieles an es Erinnernde) in
dem Texte jenes Sendschreibens, wie ihn Höfer (Histoire de la chimie, 2. ed.,
T. I [Paris 1866], p. 530 ss.) veröfientlicht hat; aber auch hier handelt es
sich ausdrücklich negl zijg rot^ xqvaov xttl aqyvqov xazaaxevijg. — Wie aus
Zinnober durch Erhitzen desselben mit Eisen vdQuQyvQog axsvaCeta^, Queck-
silber zubereitet wird, wird bereits im ersten Jahrhundert unserer Zeit-
rechnung bei Dioskorides in dessen Werk ns^i iJXrjg iazQtxijg (de materia
medica, L V, cap. 110) gelehrt. Auch hier ist darüber, ob das Wort cxevd'
Ceti' dem Dioskorides eine Abscheidung oder eine künstliche Bildung be-
deutet habe, nicht zu entscheiden; man kann für eine frühe Zeit ans ihr an-
gehörigen Schriften nicht eine sichere Antwort auf Fragen ableiten, welche
nach der Erkenntnissstufe jener Zeit in ihr gar nicht bewusst gestellt wurden.
1^) Wie Schmieder annahm, vgl. oben An merk. 7.
lö) Vgl. oben S. 9 f. u. 55.
mit Alchemie in Aegypten. 89
arbeitung chemischer Aufgaben bei den Aegyptern in früher Zeit
sonst Bekannten , dem endlich, \7ie wenigstens ein Theil dieser
Beschäftigung als Geheimkunst uns geschildert wird, und zwar
von Solchen, welche über die alchemistische Production der edlen
Metalle geschrieben haben, und im Zusammenhange damit. Aber
wenn es auch wahrscheinlich sein mag, dass die Chemie der älte-
ren Aegypter, mindestens in den ersten Jahrhunderten unserer
Zeitrechnung, schon alchemistische Bestrebungen eingeschlossen
habe, so ist doch ein eigentlicher Beweis dafür nicht erbracht.
' Technisch-chemische Kenntnisse waren bei den Aegyptern frühe
schon hoch geschätzt. Diodor von Sicilien (um 30 v. Chr.)^')
berichtet als eine Nachricht der Aegypter, schon zu der Zeit des
Osiris und der Isis seien Anstalten zur Gewinnung von Gold und
Silber in der Thebais errichtet gewesen , und Derselbe ^^ hat uns
die Beschreibung erhalten, welche Agatharchides von Knidos
(im 2ten Jahrhundert v. Chr.) davon gegeben hatte, wie die Kö-
nige Aegyptens an den Grenzen nach Arabien und Aethiopien
hin Gold gewinnen liessen, mit der Bemerkung, die Errichtung
dieser Werke sei uralt und die Könige der Vorfahren seien die
Urheber derselben. Theophrastos von Eresos (etwa 370 bis
288 V. Chr. lebend) spricht von einem künstlichen ägyptischen Blau
und sagt, dass die, welche die Thaten der ägyptischen Könige
beschreiben, auch angeben, welcher König zuerst künstliches
Blau durch Nachahmung des natürlichen dargestellt habe^^. Pli-
nius'<>) berichtet, dass man in Aegypten in wunderbarer Art zu
färben wisse: man bestreiche die Zeuge nicht mit Farben, sondern
mit Präparaten welche die Farbe an sich ziehen (non coloribus,
sed colorem Sorben tibus medicamentis); die dann noch ungefärbten
17) BißX^odi^xr) tato^ixi^ L. I, c. 15 (Vol. I, p. 26 der Eichstädt'schen
Ausgabe).
18) Daselbst L. III, c. 11 sqq. (Vol. I, p. 310 sqq. der Eichst&dt'schen
Ausgabe).
19) negl X£&ti}y (T. I, p. 700 der Schneid er 'sehen Ausgabe der Werke
des Theophrastos).
20) Historia naturalis L. XXXV, c. 42 (Vol. IX, p. 539 sq. der Franz'sohen
Ausgabe).
90 üeber frühe Beschäftigung
Zeuge werden in siedende Farbebrühe getaucht in einem Augen-
blicke gefärbt und zwar mit verschiedener Farbe, je nach der
Art des angewendeten Präparates. Zeugnisse dafür, wie weit es
die Aegypter in früher Zeit in der Bereitung von Farben, der
Darstellung von gefärbtem Glase und manchen anderen Produc-
ten der technischen Chemie gebracht hatten, liegen uns noch vor.
Vielleicht war die Darstellung der kostbareren technisch-
chemischen Producte überhaupt ein Hoheitsrecht oder die Geheim-
kunst ^^) Eines Standes; sicherer war Beides 1/ezüglich der Ge-
winnung der edlen Metalle der Fall. Für den König arbeiteten
nach Agatharchides die Sträflinge und Kriegsgefangene in den
Gold werken; hier war allerdings von alchemistischer Thätigk6it
nicht die Bede. Aber als auf diese sicli beziehend hat man öfters 22)
eine merkwürdige Stelle gedeutet, welche sich in einem Commen-
tar des Olympiodoros zu einer Schrift des (wohl nicht später
als im 4ten Jahrhundert lebenden) Zosimos findet; sie ist wieder-
holt, von Fabricius'^), Gruner^^) und Höfer^'») veröffentlicht
worden. Hiemach sagte Zosimos in seiner Schlussschrift an die
Theosebia*®): Alles dem König in Aegypten Zustehende habe
21) Die Pnrpurfärberei z. B.; vgl. im Abschnitt über Demokritos das
über die EinweihoDg Desselben in das ägyptisohe Gebeimwissen von Syne-
sios Berichtete.
'^'^) So z. B. auch Fabricius (Bibl. gr.. Vol. XII, p. 771) und noch Hö-
fer (Ilistoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 275).
^^) Bibliotheca graeca, Vol. XII [Hamburg! 1724], p. 765, nach einer ihm
zugekommenen Abschrift einer Pariser Handschrift.
2*) Isidis, Christiani et Pappi philosophi jusjurandum chemicum [Jcnae
1807], p. 10 sqq., namentlich auf Grund der Altenburger o. Gothaer Hand-
schrift.
sr») Ilistoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 532 s., nach zwei
Pariser Handschriften.
2^) Der Text dieses Fragmentes aus OXv/jn^oddjQov TtQog üeraaioy
— — Big To x«i' eyi(yyeKo^ Z(oa(/nov öa« dno *^Eq/hoö xal z<hy ^tkoad^tay ^aay
Elqrifjihyct ist an den drei genannten Orten öfters wesentlich verschieden mit-
getbcilt; Varianten sind noch namentlich von Grüner und von Hof er an-
gegeben. Er bietet für eine genaue üebersetzung mehrfach Schwierigkeiten;
bezüglich einzelner Kunstausdrücke lassen auch Gruner's Versuche, sie zu
deuten, im Dunkeln. Ich lasse hier die Hauptstelle aus Grün er 's Schrift,
mit allen Undeutlichkeiten wie sie da sich finden, folgen, und schalte die
wichtigsten der bei Fabricius sich findenden Varianten in Klammern ein:
mit Alcbemie in Aep:yptcn. 91
auf gewissen Künsten (namentlich auch dno täv fpvöLXciv) und
dem Sande (tl^dmicav) beruht; die sogenannte heilige Kunst, näm-
Zihai/nog ini rj reXsütaitf anoxii nQog SBoaißemv notov/neyog zoy Xöyoy (fri<fly^
öXov xb xflg Aiyvnxov ßatrCXeioy^ (h yvycc$j dno x&y &vo xovxtoy xe)(y&y avyi-
<rr»;xe, täv xe xcQtx&y xal xS>y g^^v(rixcby, xttt xQ>y xJHc^fJioiy [tüJ*' xb xtjQvxtoy
xtti x&y (pvff&x(by \p€cfj/j(oy Fabr., was auch keinen guten Sinn giebt; statt
xBQ^x&y o. xriQvx(oy etwa xitfAiytay oder /i;/^»xa)v zu vermuthen, was besser
passen würde, hat wenig Werth]. ij y«^ xuXovfÄtyij &b£c< t^/v»^, xovxiaxty^ i]
SoyfAtcXiXi]^ TiBQt iqy dtr^^oXoi^yxai' {cnayxsg ol ^tiXoüiyXBg xä /c*^0T/i>}/i«Ta [al.
^BiqoxB^yrifAaXtt vel ^^BiQoxfÄtjxa Fabr.] unccyxa xut xäg asacta/uCccg [xäg xirju^ag
Fabr.J rl/rag, xäg XBcaaQccg q)f]f^l doxoi>Gty xi noi^sly, fxöyoig i^B^ö&fj xoTg is-
QBia^y. i] yuQ (fva^xi] ipiififxovqytxrj ßaaiXiioy ^jy, &axe xal iccy (Tv/ußjj iBQia rj
ao(fby XByöfjßyoy ^Q/ut^yB^anyxcc xä ix xiby nuXuMy ?j dno nQoyöytoy fxXrjQoyö-
firfCBy, X{(1 l'/w»', xai id(6y xrjy yy&aty (wxiby xi^y dx(i)Xvxoy ovx inolB^' ix^juto-
QBixo. atansQ yäg ol [h^fÄtoQBixo yäQ üJanB() oi Fabr.] Tc/v/r«* ql tntaxdfAByoi
ßitatXiXoy xinxB$y yö/uia/ua ovx ^f^f^^oTg xvnxovaty, tnBi xifjttaqotiyXM^ ovxto xai
inl xoig ßaaiXBiGt xiby Alyvnxitay ol XB/yixat xijg l\pi^aB(og ol ^/o^te? yy&a$y
xijg dfifÄonXvaCag xai dxQoXovaiag [dxoXovO^Utg Fabr.], or/ lavxotg kno(ovyy oAil'
Big avxb xoöxo iaxqaXBTÖoyxo [^iaXQuXBvoy xb Fabr.] Big xovg 0^ri<TavQOi>g fQyaCö-
fAByoi, slxoy de xai ld£ovg dlQ^oyxag iruxBifjiByovg indyio x<by d^tjaavQcby xai dQ-
X^GXqaXYjyovg^ xai noXXr^y xvQQuytqy xi}g kipritfBiog. yö/nog yäg 9jy Jlyvnxloig jui]-
d( iyyqäq)(ag avxä xiyit ix<fi&öyai. fioyoig &f ^iovdaCoig i^by ^y xaDxa Xd-
^Q(( noiBiyy xai yQcig^Biy, xai (xdidöyair. Höfer, welcher übrigens
auch noch für die beiden von ihm verglichenen Pariser Handschriften we-
sentliche Verschiedenheiten fand, giebt den Text folgendermassen : '0 Zwai-
/uog xoiyvy iy tJ XBXBVXai(f dnoxfij nqbg xrjy SBoaißB^ay notovfÄByog xby Xöyoy,
(ffiaCy oXoy xb xifg Alyvnxov ßaalXBtoy, (L yvya^, dnb x(by XQiCby xoixwy xbX'
yCby avyicxriXB, x0y xb xaiQtX(hy, xai x<by (fva^xiby xai x&y xpafAfUtoy rj yäg
XitXovfuiytj &Bia xi/yth tovxiaxty 17 doy^axixf], nBqi tjg air/oAoCvT«* änayxsg ol
xä /e*^or/ur;^«T« ünayxu ^tjXoiyxBgy xai xäg HfxCag xi^yag^ xäg xiacaqttg ^fjfAi,
dBixyvovdd xi nouiy XQ^tJ f^öyotg f^Bdöxhtj xoTg iBQBÜ^aty i] yäq g)vaixrj xfjafAjuovQ-
ytxi}, ßaCtXiioy 7}j/, &gxb xai Bineq äv avyißti xtyce hqia ^ a6(foy XByö/nsyoy,
ÜQ^aad^a^ iQfirjysi^aat ä ix xwy naXaiihy, ?} dnb nQoyöyioy ixXrjQoyöfÄtjaBy , x«i bI
x«i bJxb xai [/(fc* xi^y yyvj/jtfyy xai yycha^y aixr^y dxwXvxoy odaay, öfAtog oix
inoUi TofTo, dXX^ i(foßtlxo XffAojQiay ixijutjQelxo yäQ (6(tnBQ ot XBxyTxai, ol Bm-
üxdfjiByoi ßaCiXtxä xvnxBty yoiifafiara, x«i kavxolg xqvq>l(ag xißdtiXBVovaiy avxd'
oVxü) de xai ini Xijby ßaaiXiojy xöy Alyvnz((oyy ol rc/i^rr«* xf^g iipi^aBCjg, ol
^Xoyxsg xi]y yycbciy xijg dfjifJionXvyaiag xai dxoXovd^^ag, ovx ^(fvxoig inoCovy
t«Pt«* ixtfxtaqotyxo yäQ' aAA' Big aixb xovxo iaxQaXBüoyxo, &gxb Big rouf ^/;ff«i;-
Qovg avxwy, xä ndyxa iQydCBffd-a^' Bixoy de xai Idlovg äQXoyxag, intxBtfAiy ovg
indyo) xcby d^tjaavQujy , xai a^/*o'r()«T^oi;j, ol inoCovy nöXXrjy xvqqayCda xt^g
lipr^aBtjg. Nofiog yäQ ^y AlyvnxCoig /nt] iyyQdcfovg ccvxä ixdtdöyta. — — —
Moyotg dt xoTg ^lovdaioig ih]y €(vxä Xdd^Qa nouTy xai yQdg:Biy xai ixdtdöyat.
— Auf die letztere, die Litteratur betreffende Angabe komme ich da,
wo ich die älteren Aufzählungen der alchcmistischen Autoritäten bespreche,
zurück.
92 Ceber frühe Beschäftigung
lieh die dogmatische mit welcher die Wissbegierigen zu thun
haben, sei nur den Priestern bekannt geworden; denn die den
Sand betrelBfende Wissenschaft oder Kunst (ij (pvövxr^ xlta^iwvQ'
yixif) sei den Königen zugehörig gewesen, und wenn ein Priester
Etwas von den Angaben der Alten auch erfahren habe, habe er
es nicht ausgeführt, aus Furcht vor Strafe; denn wie die des Müu>
zens Kundigen bei Strafe nicht fiir sich Geld schlagen dürfen, so
seien auch unter den Königen die des Siedens Kundigen (pi %t%-
vlxai trjg itlfi^öeog), welche Eenntniss des Sandwaschens (rrjg a^iio-
TCXvötag) u. a. besassen, nicht für sich sondern für die Schatz-
kammer beschäftigt gewesen; sie hätten auch Schatzbeamte als
eigene Vorsteher gehabt, und Oberanführer, und viel Härte aus-
zuhalten bei dem Sieden; es sei endlich ein Gesetz für die Ae-
gypter gewesen, .dass sie darüber Nichts Geschriebenes mittheilen
durften, und nur den Juden sei es gestattet gewesen, dies heim-
lich zu thun.
Diese Aussage bezieht sich offenbar auf eine Zeit, zu welcher
die Aegypter noch ihre eigenen Könige hatten; also auf eine Zeit
vor dem Anfang unsrer Zeitrechnung. Sie scheint allerdings ein-
fach auf eine Bearbeitung goldhaltigen Sandes gedeutet werden
zu können, für welche die Priester gleichsam die Arcanisten ge-
wesen wären. Sie auf alchemistische Arbeiten zu beziehen, könnte
nur veranlassen: dass in ihr auch von Arbeiten auf nassem Wege
die Rede zu sein scheint; dass ^fjoi^^og bei den griechisch schrei-
benden alchemistischen Schriftstellern keineswegs Sand schlecht-
hin bedeutet, sondern ein vielgebrauchter aber uns dunkler Kunst-
ausdruck ist^'); dass Zosimos, von welchem sie herrühren soll,
entschieden an die Alchemie glaubt ^ß) und in seinen Schriften
die Alchemie und nicht die Metallurgie zum Gegenstande hat.
27) Vgl. Grüner a. o. a. 0., p. 11 sq.
28) Mit der grössten Bestimmtheit erklärt er die künstliche Hervor-
bringung von Gold für möglich und preist z. B. in der Schrift negl aQBtijg
x«# avy&iae(ag Iddttoyj wie schön es sei, die Verwandlungen der vier Metalle:
des Blei's, des Kupfers, des Zinns und des Silbers in vollkommenes Gold zu
sehen : xüXXiaroy di itrcty sMiyM t&y teaaÜQtoy /LtezttXXioy rag fuczaßoXagy fjyovy
Toi5 fAoXvßdov, toD /«Äxo?, Toö XieaaniQov, Toi5 aQy^Qov, fya yiytayXM TiXeiog
XQvaög (Höfer a. o. a. 0., T. I, p. 267, 527).
mit Alchemie in Aegypten. 93
SO dass die Vermuthung Etwas für sich hat, er habe auch jene
Aussage in Beziehung auf die Alchemie gemacht ; dass endlich die
Schriftsteller, auf welche in ihr zuletzt Bezug genommen wird*^^),
auch die Alchemie und nicht die Metallurgie in ihren Schriften
behandeln.
Diese Gründe wiegen im Ganzen genommen nicht so schwer,
dass wir die Beschäftigung mit Alchemie in Aegypten als vor
dem Anfang unsrer Zeitrechnung bewiesen betrachten dürften.
Von grösserem Gewichte für eine frühe, aber der Zeit nach nicht
genauer zu fixirende Bearbeitung alchemistischer Aufgaben in
Aegypten ist, wie sonst noch alchemistische Schriftsteller — wenn
auch weniger in Einzelnheiten eingehend, als Zosimos in dem
vorhin Mitgetheilten — von einer seit Alters her in Aegypten be-
triebenen Goldmacherkunst sprechen: in Schriften, welche nach
sonst in ihnen Enthaltenem darauf schliessen lassen , dass sie in
der Zeit geschrieben wurden, wo der altägyptische Cultus noch
nicht beseitigt war^o), also spätestens in und theilweise wohl vor
dem 4ten Jahrhundert. »Zahlreich sind die Schriften über Alche-
mie, welche als in Aegypten oder doch unter dem Einfluss ägyp-
tischen Wissens geschrieben anzuerkennen sind, und von Aegyp-
ten als der Heimath dieser Kunst wird hier oft gesprochen'*);
Aegypten und namentlich Alexandria und der Tempel zu Mem-
2») Wie schon bemerkt, komme ich auf den die Schriftsteller betreffenden
Theil jener Aassage nooh einmal zurück. Hier nur so yiel, dass namentlich
Democrit und die Jüdin Maria genannt werden; wie des Ersteren Schrift
rein alchemistischen Inhalts ist, wird sich aus dem bald folgenden Abschnitt
über Democrit ergeben.
^) Die letzten Reste der ägyptischen Religion wurden gegen das Ende des
4ten Jahrhunderts durch Theodosios aufgehoben. An einen Priester des
grossen Serapis zu Alexandrien ist noch der Commentar des Synesios zu
einer Schrift eines Demokritos gerichtet, und letztere Schrift wahrschein-
lich betrachtlich älter. Des Tempels zu Memphis und des Serapis-Tempels
erwähnt Zosimos. Auf die Bibliotheken des Ptolemaeos verweist Olym-
piodoros; der im Serapeum aufgestellte Theil der Alexandrinischen Biblio-
thek wurde bekanntlich, zugleich mit ersterem, um 890 zerstört; Reste dieser
Bibliothek mögen sich aber länger erhalten haben.
31) Im Tempel zu Memphis soll Demokritos in die Alchemie als einen
Theil des Geheim Wissens der Aegypter eingeweiht worden sein.
94 lieber frnhe Beschäftigung
phis werden unter den Locali täten genannt, wo hauptsächlich die
Alchemie betrieben worden sei^a).
So betrachte auch ich es als wahrscheinlich, wenn auch nicht
als sicher erwiesen, dass schon in den ersten Jahrhunderten unse-
rer Zeitrechnung, vielleicht an noch ältere Ansichten und Bestre-
bungen sich anschliessend, der Glaube an die Möglichkeit der
Hervorbringung edler Metalle in Aegypten bestand und Ansichten
darüber geäussert wurden, wie dieselbe zu verwirklichen sei.
Darüber, dass die Alchemie in Aegypten zu Hause sei, waren
übrigens die mit der Geschichte derselben sich Beschäftigenden
meistens viel mehr in Uebereinstimmung, als bezüglich anderer,
mit dieser Annahme in Zusammenhang gebrachter Vermuthungen;
selbst die sich sonst in der Beantwortung fast aller die Geschichte
der Alchemie betreffenden Fragen so bissig Bekämpfenden, Con-
ring und Borrichius. Auch Conring^^) war, wieSalmasius^*),
Reinesius^s) u. a., der Ansicht, dass die Heimath der Alchemie
und namentlich der Beginn der alchemisttschen Litteratur in Ae-
gypten zu suchen sei; an den Aegyptern sollte er sich nach Bor-
richius' Ansicht wesentlich dadurch versündigt haben, dass er
eine sehr alte, auf Hermes zurückzuführende Chemie der Aegypter
und einen Zusammenhang einer solchen mit einem frühen tiefen
medicinischen Wissen leugnete s^'). Wir gehen hier nicht auf diese
^^) Eine ältere Aufzählung der alchemistischen Autoritäten, welche uns
in mehreren handschriftlichen Sammlungen griechischer alchemisti scher Auf-
sätze erhalten ist (ich komme auf sie noch besonders zurück), schliesst mit
der Angabe: vorzugsweise werde die heilige Kunst betrieben in Aegypten,
Thracien und Cypern, in Alexandria und in dem Tempel zu Memphis. *// Isqu
ri/v;; li^g Aiyvnrov, die heilige Kunst Aegyptens, wird die Alchemie in dem
Schreiben der Isis an ihren Sohn Horus genannt (Hof er 's Histoire de la
chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 530).
33) De Hermetica Aegyptiorum vetere et Paracelsicorum nova medicina
[Helmestadü 1648], p. 30 sq.
34) Plinianae exercitationes in Solini polyhistora, T. II [Parisüs 1629],
p. 1097.
35) Variae lectiones [Altenburgi 1640], p. 155.
36) Conring's Ansichten, wie er sie in der soeben (Anmerk. 33) citirten
Schrift dargelegt hatte, widersprach Borrichius in seiner De ortu et pro-
gressu chemiae dissertatio [Hafniae 1668]. Hierauf folgte von Gonring's
mit Alchemie in Aegypten. 95
•
Streitfrage ein, welche ohnebin noch einmal in einem späteren
Abschnitte dieses Buches 3') zur Besprechung kommt; wir brauchen
auch nicht zu erörtern, wie das ungegründet ist, was Borrichius
über die bei den alten Aegyptem durch Alchemie gewonnenen
Massen von Gold gefabelt hat^^). Wir lassen auch dahin gestellt,
ob die in späterer Zeit in Aegypteu mit Chemie oder Alchemie
sich Beschäftigenden eine so bestimmt gegliedert«, der der Frei-
maurerlogen etwa vergleichbare Organisation mit verschiedenen
Graden hatten, wie dies Gruner^^) annimmt, und ob, wie Der-
selbe vermuthet*^), die Juden unter den ägyptischen Königen vor-
zugsweise im Münzwesen verwendet worden und auf diese Art
an die Chemie gekommen seien.
Die hauptsächlichsten unter den Schriftstellern, auf welche
oben hingedeutet wurde, sind in einigen der nachfolgenden Ab-
schnitte besprochen und ihre Schriften sind da genannt. Gerade
die ältesten und wichtigsten dieser Schriftsteller sind ihrer Zeit
nach nur weniger genau festgestellt, und ein strenger Beweis,
Schrift eine zweite, vielfach verbesserte und vermehrte Ausji^be: De Herme-
tica medicina libri duo [Helmestadii 1669], in welcher sich namentlich der
Anhang: H. Conringii apologeticus ad versus calumnias et insectationes
0. Borrichii gegen den Letzteren wendet. Gegen Co n ring schrieb dann
noch Borrichius mit gleicher Bitterkeit seine Schrift: Hermetis, Aegyp-
tiorum, et chemicorum sapientia ab H. Conringii animadversionibus vindicata
[Hafniae 1674], mit dem Motto: Noli abominari Aegyptium (Deuteronom.
XXIII. V. 7; ov ß^eXv^fi Alyvnnop hat die Septuaginta, „den Egypter sollst
Du nicht für Greuel halten" Luther's Uebersetzung).
87) Y^To von Hermes und den Demselben beigelegten Schriften die
Rede ist.
^) Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia , p. 60 sqq.
8^) Isidis, Christiani et Pappi philosophi jusjurandum chemicum [Jenae 1807],
p. 29 sqq.
*<>) Daselbst, p. 16. Wesshalb die Juden bei den Aegyptem sich bezüg-
lich der Abfassung und Verbreitung chemischer oder alchemistischer Schriften
einer besonderen Toleranz erfreuten, ist mir nicht klar. Ueber die Stellung
der Juden unter den Ptolemäem namentlich in litterarischer Beziehung und
über die Vertrautheit der ersteren und besonders der Juden zu Alexandria
mit hellenischer Form und Sprache vgl. Bernhardy's Grundriss der grie-
chischen Litteratur, I. Theil, 2. Bearbeitung [Halle 1852], S. 446 f.; für die
Beantwortung der eben angeregten Frage findet sich indessen auch hier
Nichts.
90 üeber frühe Beschäftigung mit Alchemie in Aegypten.
wann zuerst die Existenz einer alchemistischen Litteratur in Ae-
gypten anzunehmen sei, ist wie schon bemerkt durch sie nicht
gegeben. Grössere Sicherheit würde uns gewähren, wenn ein da-
hin gehöriges Schriftstück aus jener frühen Zeit selbst uns erhalten
wäre. Nur Eines, meines Wissens, ist uns erhalten, was aber
vielleicht mehr chemischen als eigentlich alchemistischen Inhaltes
ist. Icli will zunächst über es Einiges hier berichten.
Die älteste chemische Handschrift
Die Sammlung von Alterthümern der Universität zu Leyden
bewahrt griechische, aus Aegypten stammende PapjTus- Hand-
schriften, von welchen namentlich Eine für die Geschichte der
Chemie von hohem Werthist; Reuvens^) hat dieselbe beschrieben
und Einiges über ihren Inhalt mitgetheilt — Dieses Papyrus-
Manuscript ist ein Buch von 0,30 SIeter Höhe auf 0,18 Meter Breite
und besteht aus 20 Blättern (10 Stücken Papyrus, deren jedes zu
zwei Blättern des Buches gefaltet ist). Beschrieben sind 8 Blätter
oder 16 Seiten, jede der letzteren in etwa 45 Zeilen, mit schöner
und sehr lesbarer Uncialschrift; Abkürzungen finden sich nur
wenige, und diese beziehen sich auf Masse und Gewichte, —
Diese Handschrift stammt von Theben in Ober -Aegypten; der
Schrift nach setzt sie Reuvens in das 4te Jahrhundert, wenn
nicht in ein früheres ^).
Diese Schrift enthält nicht etwa die Früchte der Forschung
eines Einzelnen, sondern sie ist olSenbar eine Zusammenstellung
*) Lettres ä M. Letronne sur les papyrus bilingues et grecs —
du moBce d'antiqaites de PuDiversitS de Leide [Leide 1880]; troisi^me lettre,
p. 65 88.
^) A. e. a. 0. p. 66 Bpricht Reuvens aus, den Schriftzügen nach stamme
die Handschrift wohl aus dem (4ten) Jahrhundert der Constantine oder einer
etwas neueren Zeit. Aber in den Corrections et additions p. 162 hält er es,
nach der Vergleichung dieser Handschrift mit anderen ihr in gewissen Be-
ziehungen ähnlichen und von ihm als etwas älter betrachteten, für möglich,
dass auch jene Handschrift etwas älter sei; und in dem (im Atlas zu seinem
Werk voranstehenden) Tableau des principaux papyrus grecs et ddmotiquei,
p. 4 giebt er für das Alter der Handschrift das Datum: »apr^ J. 0, 200?**
Kopp, Beitr. b. Gesch. d. Chem. 7
98 Die älteste chemieohe Handschrift.
von Vorschriften und Recepten, welche zusainmenfasst, was aus
einem längeren vorhergehenden Zeitraum dem Sammler bekannt
geworden war; für dieselbe Aufgabe finden sich wiederholt meh-
rere Vorschriften.
Der Inhalt dieser merkwürdigen Schrift ist nur sehr unge-
nügend bekannt; nur die Ueberschriften der einzelnen Anweisungen
sind veröfientlicht. Auch nur etwas längere Aufsätze sind ofienbar
nicht in ihr enthalten; Reuvens giebt 107 Ueberschriften an,
und die Recepte, für welche diese gelten, müssen also kurz und
bündig abgefasst sein; in der That enthält keine Seite unter 3,
einzelne aber bis zu 11 Vorschriften. Aus den ueberschriften der-
selben ist zu schliessen, dass diese Becepten- Sammlung zahlreiche
Anweisungen hat, welche die Chemie der Metalle betrelBfen: An-
weisungen, wie die Prüfung des Goldes und die des Silbers (XQ'^'
öov doxi^aöla^ aQyvQOV doxi^aöi^) auszuführen, wie die Reinigung
des Blei's, des Zinns, des Silbers (jioUßov^ xaööitSQov y agyvQov
xoid'aQiSLg% wie das Härten des Zinns, des Silbers (xaööLteQov y uq-
yvQov öxkrjgaöLg). Wir wissen nicht, worin diese Anweisungen
bestanden, und manchmal selbst nicht was man beabsichtigte.
Besser können wir uns eine Vorstellung davon machen, dass und
wie das Weissfarben des Kupfers (x^kxov Xsvx&ötg), die Her-
stellung von goldfarbigem Kupfer (xa^xov XQ^^^^^'^^^S nolriOig)
gelehrt worden sein mag; aber un gewiss bleibt uns, ob im Sinne
alchemistischer Metall Verwandlung. An Vorschriften in diesem
Sinne haben wir vielleicht nicht zu denken bei Anweisungen dazu,
dass Kupfernes golden erscheine (cScJrf (palvsöd'aL ra ;|jaAxa %pv(ya,
scheint eine Vorschrift zu beginnen), oder wie die Färbung von
Goldenem oder von Silber (;|^(>t;(J/ov, uQyvQov XQ^^^s) auszuführen,
sofern man für die letzteren Anweisungen etwa an eine Art Auf-
sieden von goldenen oder silbernen Substanzen, zum Zweck der
Herstellung einer aus reinerem edlem Metall bestehenden Ober-
fläche, denken könnte; auch die Färbung des Kupfers (x^Xxov
Xpoötff) ist vielleicht eben so wenig im alchemistischen Sinne zu
nehmen als die Vergoldung des Silbers (agyvQov ;tpv(Joötg), wo-
für gleichfalls Anweisungen vorhanden sind; und undeutlich ist
mir, was das Einreiben des Goldes (xQ'^^^'^ xaruxQiOvg) bezweckt
haben oder gewesen sein mag. Aber an alchemistische Opera-
Die älteste chemische Handschrift. 99
tionen mindestens stark erinnernd ist, wenn Vorschriften auch
dazu gegeben werden, wie die künstliche Anfertigung von Silber
(ist anders ccöi^^ov Ttoirjöig, wofür besonders viele Anweisungen
gegeben werden, so zu verstehen 3) auszuführen sei, wie die Rei-
nigung des Zinns zur Mischung des Silbers (xaööttSQov xd&aQöig
aig tfiv XQccöiv rov aöij/iov), wie die künstliche Anfertigung von
Gold (^XQVöiov noltiöig), wie die Färbung von Gold und Silber
{XQV^oVy aöriiLov xataßatpri) oder das Weissfarben von Kupfer und
von Zinn (;i;aAxov, xaööLziQov kavxcoöig) oder die Verdopplung von
Gold (;t^v<y/ot; dlnkaötg) nach Anweisungen, deren Ueberschriften
Eunstausdrücke enthalten, welche später in alchemistischen Schrif-
ten fast oder ganz ebenso vorkommen*). Allerdings ist auch dieFäl-
^) Dass (?<r)7/i oj/ unverarbeitetes, namentlich nicht gemünztes Silber bedeute,
ist die gewöhnliche Annahme. Du Gange hat im Glossar, med. et Inf. lati-
nit. (T. I, p. 431 der Henscherschen Ausgabe) bei dem Worte asemtis: In
GloBS. MSS. Regis Cod. 2062: "Jar^fdoy^ 6 uQyvQog, argentum infectum; vgl.
auch '^<Ti}^**', argentum non signatum in Du Cange's Glossar, ad scriptoree
mediae et infimae graecitatis, T. I [Lugduui 168dJ, p. 138. Die in einem fol-
genden Abschnitte zu besprechenden Physica et mystica des Democrit
haben als Bezeichnung einer alchemistischen Vorschrift: negl no^rjastog darj-
fAov, und auch hier nimmt Am eilhon (Notices et extraits des manuscrits de
la bibliotheque nationale , T. VI [Paris, an IX], p. 308) an, es iiandle
sich um eine Darstellung von Silber (er übersetzt diese Ueberschrift geradezu:
De la maniere de faire de l'argent). Ganz zweifellos ist dies mir nicht; jeden-
falls lässt auch noch Zweifeln Raum die Erklärung in dem alten alchemi-
stischen Wörterbuch, welches Bernard (im Anhang zu seiner Ausgabe Palla-
dii de febribus [Lugduni Batavorum, 1745], p. 120 sqq.) aus einer Venetianer
Handschrift veröffentlicht hat: Aa^fjiog tutty 6 log dnb roi? alB^dXrjgy zusammen
mit den da sich findenden Erklärungen: ^Aqyvqioy yä^a, al&aXri d-eiov xal
vd^a^VQov und Al&aXrjj iaily ifdioQ &eCov dnv^ov xal fAoXtßoxüXxov,
*) Bag)ri im Sinne alchemistischer Färbung zur Verwandlung der Metalle
findet sich später z. B. bei Pelagios, und i] ßcKptxq tix*'^ anscheinend sy-
nonym mit Metallverwandlungskunst (vgl. Fabricii Bibliotheca graeca, Vol. XII
[Hamburgi 1724], p.764; Höfer's Histoire de la chimie, 2. ed., T.I [Paris 1866],
p. 272); ßag>i^ sei die Veränderung oder Umwandlung, sagt geradezu das eben
erwähnte alte alchemistische Wörterbuch (bei Bernard a. a. 0., p. 124):
Bagft] dXXo£(oaCg iaziy. Aber allerdings findet sich das Wort ß(tq)i^ auch im
Sinne mehr technischer Veränderung eines Metalles: des Färbens des Kupfers
zu Messing oder des Härtens des Eisens (so z. B. in Vorschriften, welche mit dem
Namen eines Philippos in Beziehung gebracht worden sind und die ich am
Ende des Abschnittes über Zosimos bespreche), oder der Färbung von Glas
zur Nachahmung künstlicher Edelsteine (solche Vorschriften: xttvaßagf^ U9tnf
7*
lO)
Die alte«!« eheaüefae HandKliiin.
scbung des Goldra !x(fv<fov SöJms) besonden berücksichii)^. Zor
Darstellung chemiscLer Präpuate findet sich in dieser Sammlung
allerdings kaum Eine Vorschrift (j[qv6ok611ov Oxivadiu bedeutet
wohl ehc-r die Herrichiung zum ZusammeDlätben von Gold, als
die Darstellung eines einzelnen dazu nützlichen I^parates). Aber
es ßaden sich in ihr Aufzüge aus des Dioskorides") Mat^ria me-
dica {JioOxoQiSov ix roT' xtgi vi.^g, wie in der Schrift seibat be-
merkt wird), solche einzelne Substanzen betreffend, welche wohl
als besonders wichtig dafür betrachtet wurden, chemische Ver-
änderungen der Metalle zu bewirken (wie wir jetzt sagen mirden):
Sandarach, Cadmia, Chrysocoila, Zinnober, Natrum, Qnocksilber
{aavdaffixxi, Xttdfiia, XQV66xoli.a, Kitn-K^aQi, vit(/ov, vS(/mi)yvQOS
scheinen Einzel-Ueberschriften zu sein) u. a. Oftmals kommt die
Ueberschrift ^QvOoyffRif'la vor, und Reuvens bezeugt ausdrück-
liclt, dass hier Anweisungen gegeben seien, wie Bachstabeu in
Ooidschrift zu schreiben. Endlich finden sich auch wahrscheinlich
Anweisungen darin, Purpurfarbe zu bereiten und anzuwenden.
xu> ayofiiydiof , JifQl ßi'ff.i nftn^äyioif fmden sich t. B. io einer Floren-
tia«r Uftiulaohrjft einer Sftmmlimg von kleheniistüclieii Aufütien; rgl. Cata-
logna codicam gmecorum bibliothecae L&nreiitiHDae — — , auctore A M. Ban-
dinid, T. III IFlorentiac 1770], p. 356). Ueber iJas Vorkominen dca Worte«
ßi'gi'l, für sich anil ia ZuBammensetzun^eu, bei nkliemiBtiiches Schrillste Hern vgl-
numeDtlich aach GrDner'a: liidii, ChriBtiani etPappi pliilosophi jusjurandum
cbemicum [Jease 1807), p. 20 Eqq. — Jcexiaais tat ein bei späteren alchemi-
■tiBoben Scliriftitellem oft Torkommcnder, aar die Färbung xn Silber zu deu-
tender Ansdrnclc; to i. B. bei Sjnesioe (vgl. unten im Atwcbutlt über Den-
•elben), und in hohem Ansehen stand nachher die alchemistlsche Schrift
eiuea Ungenanaten; 'Avisity^iqov g.ikoa6tpav .iipi zoB PJutoi t/^i Äiiixiin>(ias.
— MaXiaeii int auch ein itianchrnal Ti>rko mm ender alchemislisüher Knnst-
aotdruck, welcher z. B. in dem Titel einer Schrift eine* Mosel {Mwclmt H-
nXiinst% oder Mumiiui ue^l SuiXäuEiai /ßvoaii) sich in einer ^ni an dio ueber-
schrift der Anweisung in der oben beeprocheneu Handschrilt erinnemdan
Weise wiederfindet.
B) Dioskorides aus Anazarbe in Cilicien, ein am die Mitte des Iten '
Jahrhanderta d. Chr. lebender griechischer Arzt, welcher römische Heere Bof
mehreren Faldi:ügen begleitete, war der Verfasser der so lange in hohem
An»ehen sich erhaltenden und für die Geichichte der Medicin und mehrerer
Zweige der NaturwiaBcnachaft so wichtigen Schrift negi fllije iBtqtxtii, nnd
diesem Werke (dem zweiten Theil des V. Buches denelben) «ind nufa Reu-
vens die letzten zehn Paragraphen der oben besprochenen Pepjnu-Bandiehrifl
entnommen.
1
Die älteste chemische Uandechrift. 101
unter den Ueberschriften : noQ — [7coQ(pvQug] noiriöig und tcoq —
[noQq)VQag] ßa(prj.
Es würde ein erhebliches Interesse gewähren, wüssten wir
von dem Inhalt der einzelnen Vorschriften Genaueres, und Reu-
vens hatte wohl Recht, wenn er von diesem tapyrus-Manuscript
meinte, dass es mdrite peut-etre ä lui seul une Edition faite tout
exprfes. Diese ist ihm indess noch nicht zu Theil geworden; was
von den griechischen Papyrus-Handschriften des archäologischen
Museums zu Leyden durch vollständige Veröffentlichung des Tex-
tes und Facsimiles in weiterem Kreise bekannt geworden ist^),
enthält es nicht. So bleiben manche Zweifel ungelöst; aber es
ist sich dessen nicht zu entschlagen, zuzusehen, was sich aus dem
über den Inhalt des Manuscriptes auch nur so oberflächlich, wie
es aus den Ueberschriften der einzelnen Anweisungen zu ent-
nehmen ist, bekannt Gewordenen, und namentlich was die Bezie-
hungen zu dem Inhalt anderer alchemistischer Schriften betriffl,
schliessen lässt. — Das ist unzweifelhaft, dass diese Anweisungen
sich meistens auf Gegenstände der Chemie der Metalle und nament-
lich auch auf Veränderung der Eigenschaften der Metalle beziehen,
und wahrscheinlich ist allerdings, dass es sich auch um künst-
liche Darstellung von Metallen handelt. Ferner tritt in unver-
kennbarer Weise Aehnlichkeit dieser Sammlung von chemischen
oder vielleicht auch alchemistischen Vorschriften mit dem, was
sich in späteren Sammlungen von Aufsätzen mit bestimmt alchemi-
stischer Tendenz findet, hervor. So in den Ueberschriften einzel-
ner Anweisungen, wie ich bereits erinnert habe') und sich noch
an mehr Beispielen nachweisen Hesse®). Vorschriften zum Löthen
des Goldes scheinen sich auch noch in späteren Sammlungen zu
ö) Papyri graeci musei antiquarii publici Lugduni-Batavi. Edidit
C. Lee man F. [Lugduni Batavorum 1843.]
7) Oben S. 99 f., Anmerk. 3 und 4.
^) An die der oben besprochenen Sammlungen ganz erinnernde Vor-
schriften: neQt 7ion]G£(üg aarifiov , tibqI xivyaßuqswg . vdQctqyvqov noiria^g finden
eich z. B. so zusammen in einer Venetiauer (J. Morel lii Bibliotheca
manuscripta graeca et latina, T. I [Bassani 1602], p. 176), einer Gothaer
(F. Jacobs und F. A. Ukert's Beiträge aar altern Litteratur , Bd. I,
Hft. 2 [Leipzig 1835], p. 217) Handschrift und anderen Sammlungen alche-
mistischer Aufsätze.
102 I>ie älteste ch ein i sehe Handschrift.
finden % und ebenso Anleitungen zum Schreiben mit Goldscbrifb *•).
Die Kunst, mit Purpur zu färben, erscheint hier mit den, chemische
Veränderung der Metalle betreffenden Künsten ebenso in Gesell-
schaft, wie dies z.^ B. auch in einer alchemistischen Schrift des
Democrit der Fall ist und in Beziehung auf ihn berichtet wird^').
— Ein gewisser Zusammenhang zwischen dem Inhalte dieser
Handschrift und dem anderer alchemistischer Schriften und spa-
terer Sammlungen alchemistischer Aufsätze und Vorschriften ist
also wohl anzuerkennen; aber diesen Zusammenhang weiter zu
verfolgen fehlen die Anhaltspunkte, bis jener Inhalt vollständig
veröffentlicht vorliegt. Dass jene Handschrift überhaupt nur eine
Sammlung von Excerpten aus anderen Schriften war, ist sehr
wahrscheinlich, und zwar wohl aus einer grösseren Anzahl ande-
rer Schriften; dem entspricht, wie häufig Anweisungen für den>
selben Zweck vorkommen: die Ueberschrift iöi^fLov Tcolffiig etwa
ein Dutzend mal. Welcher Art aber diese Schriften waren, und
namentlich ob einzelne uns noch vollständiger erhaltene sich be-
reits unter ihnen befanden, ist jetzt noch nicht zu entscheiden, so
wichtig es auch z. B. wäre, festzustellen, ob etwa die bei Demo-
crit sich findende Vorschrift artpl xoiiqösmg aöiffiov schon hier vor-
komme. Autoritäten scheinen in dieser Handschrift^ mit Ausnahme
des Dioskorides, nicht genannt zu sein.
») Vgl. z. B. Fabricü Bibliotheca gneca, VoL XII [Hamborgi 172i], p. 775
Nr. 59.
W) Vgl. daselbrt p. 771 Xr. 52.
^^) Die Physica et mystica des Democrit beginnen in mehreren Hand-
Bchriflen mit einer Anleitung zur Porparfarberei , und von früher Zeit an
wird berichtet, Derselbe habe, in die Geheimnisse der Aegjpter eingeweiht^
vier das Färben l>etrefiende Btcher: aber das Gold and das Silber ond die
Steine und den Purpur, geschrieben; vgl. den Abschnitt über Democrit.
Ueber ältere alchemistische Schriftsteller
im Allgemeinen.
Das in dem Vorhergehenden besprochene Schriftstück, für
welches wir die Zeit der Abfassung wenigstens ungefähr mit einiger
Wahrscheinlichkeit kennen, ist eine Zusammenstellung chemischer
Vorschriften, jedoch ohne ausdrückliche Beziehungen zur Alche-
mie. Eine grosse Zahl von Aufsätzen, welche Alchemie — die
künstliche Anfertigung edler Metalle und namentlich des Goldes
aus Substanzen, die Nichts davon enthalten — zum eigentlichen
Gegenstande haben, ist noch vorhanden, von welchen vielfach ver-
muthet worden ist, dass auch sie älteres ägyptisches Wissen be-
wahren^); aber sie sind uns nur in viel späteren Handschriften
zugekommen, und bezüglich der Zeit, wann sie abgefasst"wurden,
finden wir sehr widersprechende Ansichten geäussert und wis-
sen wir Nichts Sicheres 2). Wahrscheinlich ist es mir, — die
1) So z. B. ist bei Zosimos, in einer uns im Commentar des Olympio-
d o r o 8 erhaltenen Stelle (Fabricii Bibliotheca graeca. Vol. XII [Hamburgi 1724],
p. 765), davon die Rede, was ix x&y nuXa&cby 17 dnb nqoyoytay bekannt gewesen
sei und wie man Tot; aQx^^^"? bezüglich ihrer Art zuschreiben beurtheilt habe;
und es wird auch sonst noch ix tjJ? f4eydXr}g tix^l^ ^^*' nnXa^&y Einiges mit-
getheilt (vgl. daselbst p. 762, Nr. 11). So nimmt Olympiodoros selbst (H ö f e r ' s
Histoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 526 s.; vgl. auch daselbst
p. 274) darauf Bezug, wie ol aQX€cio& dunkel geschrieben und was sie bezüg-
lich der Färbungen gewisser Substanzen gethan oder angenommen haben.
^) Ein höheres Alter bestritt Reinesius diesen Schriften in seinem 1634
abgegebenen litterarhistorischen Gutachten über die in der Altenburger o.
Gothaer Handschrift enthaltene Sammlung derselben, wo er (Fabricii Biblio-
theca graeca, Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 750) sich (in Einzelnem nicht ganz
conseqnent) dahin aussprach: im Allgemeinen seien diese Schriften durch et-
104 Ueber ältere alchemistische
Gründe dafür habe ich theilweLse schon S. 83 ff. angegeben nnd ver-
vollständige ich bei der Besprechung der Einzelnen, deren Namen
als die der Verfasser diese Aufsätze haben — dass sie allerdings
liehe Mönche und aodere Gelehrte, erst zn Alexandria and dann za Constan-
tinopel geschrieben; was d'e einzelnen Schriftsteller betreffe, so seien die-
selben theils Heiden, thcils O^ristcn zu Athen, um das Jahr 400, und dann
KU Alexandria gewesen. H. Conring (De Hermetica Aegyptioram Tetere et
Paracelsicomm nova medicina [Helmestadii 1648], p. 22; De Hermetica medi-
cina [Helmestadii 1669], p. 24 sq., 438) war der Ansicht, unter den auf ans
gekommenen griechischen alchemistischen Schriften sei keine aus älterer Zeit,
als aus der Constantin's des Grossen (also etwa dem Anfang des 4ten
Jahrhunderts); ältere möge es wohl gegeben haben, aber Ton diesen sei uns
keine erhalten. Für ein höheres Alter wenigstens einzelner der in den Samm-
lungen griechischer alchemistischer Aufsätze enthaltenen Schriften — oder
doch der Grundlage, von welcher aus sie durch Aenderung in den Zustand
gekommen seien, in welchem sie uns vorliegen — sprachen sich im 17ten
Jahrhundert namentlich Borrichius (De ortu et progressu chemiae [Haf-
niae 1668], p. 86; Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia
[Hafniae 1674], p. 72, 76, 78) und Morhof (Polyhistor literarius [Lubecae 1695],
p. 105 sq.) aus. Fabricius (Bibliotheca graeca, Vol. XII, p. 751 in der An-
merkung) war der Ansicht, die, wenn auch unter viel älteren Namen in
jenen Sammlungen vorkömmenden Schrillen seien mindestens junger ab aus den
Zeiten des Diocletian oder der den Namen Theodosios fuhrenden Kaiser
(also jünger, als aus den letzten Decennien des 3ten bis den ersten Decen-
nien des 5ten Jahrhunderts, was ziemlich unbestimmt ist). Noch Höfer
(Histoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 261) scheint das Alter
keiner dieser Schriften vor das Ende des 3ten oder den Anfang des 4ten
Jahrhunderts setzen zu wollen. Darüber, was für ein etwas höheres Alter
wenigstens einer dieser Schriften sprechen kann, vgl. den Abschnitt über
Democrit; auf das muthmassliche Alter Einzelner unter den Verfassern
dieser Schriften komme ich überhaupt in den sie betreffenden Abschnitten
zurück. Ameilhon's Ansicht über die Reproduction älterer alchemistischer
Vorstellungen und Vorschriften in den wahrscheinlich frühesten der uns erhal-
tenen griechischen alchemistischen Schriften vgl. im Abschnitt über Demo-
crit, Anmerk. 50; Maury*8 Ansicht über die Beziehungen, in welchen die
uns erhaltenen derartigen Schriften zu älteren stehen, vgl. S. 86, Anmerk. 9.
Wenn, wie diese Schriften selbst es angeben, ihr Inhalt zu dem Geheim«
wissen der ägyptischen Priester gehörte, so ist eine grössere Verbreitung der
friiheren unter ihnen und das Hinzukommen neuer für die Zeit wahrschein-
lich, wo in Aegypten die alte Religion dem Christenthum vollends unter-
legen war; viele der uns erhaltenen griechischen alchemistischen Schriften
sind in der That unzweifelhaft von Christen verfasst. Dass diese Schriften
in das Abendland in dem löten Jahrhundert durch byzantinische Flücht-
linge gebracht worden seien, ist oft ausgesprochen worden und wahrschein-
lich; ich komme auch hierauf wohl in einem der späteren Abschnitte zurück.
Schriftsteller im Allgemeinen. 105
theil weise schon den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung
ihre Entstehung verdanken. Als die ältesten schriftlichen Denk-
mäler einer Richtung, die über ein Jahrtausend die Chemie be-
herrschte und in welcher befangen unsere Wissenschaft zuerst
einen gewissen Grad von Ausbildung gewann, verdienen diese
Aufsätze unsere Beachtung; sie sind für die Geschichte der Che-
mie unzweifelhaft wichtig. Was den uns zugekommenen Aufsätzen
aus so früher Zeit Wichtigkeit giebt, das ist der in ihnen uns auf-
bewahrte Nachweis, mit was man sich damals bereits beschäftigte,
und nicht die etwa in ihnen liegende Belehrung, wie man sich
damit beschäftigte. Denn wie bestimmt auch chemische Manipu-
lationen und Geräthschaffcen (ETestillationsapparate, Oefen z. B.)
in einzelnen dieser Schriften besprochen werden und wie sicher
es auch sein mag, dass diese Schriften im Allgemeinen die Fragen
behandeln, wie gewisse chemische oder vielmehr alchemistische
Umwandlungen zu bewirken seien: ein Verständniss derselben
gerade in letzterer Beziehung, in der Hauptsache, ist uns in den
meisten Fällen abgeschnitten durch die räthselhafte und voll-
kommen dunkele Nomenclatur, welche sich da gebraucht findet;
ganz abgesehen davon, dass die als zur Lösung der gestellten Auf-
gaben führend mitgetheilten Vorschriften und viele damit in Zu-
sammenhang stehende Angaben unmöglich empirisch richtig, auf
Erfahrung wirklich beruhend sein können, ist anders unser jetziges
Wissen in Betrefi* der Frage ein zuverlässiges, ob ein Metall in
ein anderes umwandelbar sei oder ein Metall aus Substanzen dar-
gestellt werden könne, welche Nichts davon enthalten. Bei so
langer Beschäftigung mit diesen Aufsätzen, wie sie mir zu Theil
geworden, habe ich mir natürlich auch alle Mühe gegeben, ein
Verständniss dessen zu gewinnen, was von dem Inhalte derselben
zu meiner Kenntniss gekommen ist, eine Vorstellung darüber:
nicht etwa wie man damals Gold gemacht habe, sondern wie man
glaubte Gold machen zu können; etwa so, wie man aus dem Stu-
dium der astrologischen Schriften zwar nicht lernt, welchen Ein-
floss die Stellung der Gestirne auf das Schicksal eines Menschen
ausübt, aber doch in einigermassen befriedigender Weise, welche
Ansichten über einen derartigen Einfluss man früher hatte. Aber
so oft und so lange ich mir auch Mühe gegeben habe, den Ideen-
106 Ueber ältere alchemistische
gang der älteren alchemistischen Schriftsteller und die Gedanken,
welche ihren Vorschriften und Angaben zu Grunde liegen mochten,
zu begreifen, so hat sich doch meine Fähigkeit dafür als durch-
aus unzureichend erwiesen. Und ich gestehe, dass ich selbst
wiederholt und ernstlich die manchmal mir gekommene Ver-
muthung geprüft habe: ob nicht diese Schriften, oder doch die
ältesten derselben, nur scheinbar alchemistische seien, in Wirklich-
keit aber Allegorien für Anderes, als Alchemie, enthalten. Aber
ich habe diese Vermuthung nicht als begründet befunden, so fern
ich keine Deutung des Inhaltes dieser Schriften ausdenken kann,
die irgend wahrscheinlicher, oder auch nur entfernt eben so wahr-
scheinlich wäre, als die, dass sie wirklich Alchemie behandeln.
Den darin ausgesprochenen Ansichten darüber, wie die Alchemie
auszuführen sei, muss irgend eine Idee zu Grunde gelegen haben,
welche mir unerkannt geblieben ist 8). Diese Idee kann schon
vor der Zeit, wo die uns jetzt beschäftigenden Schriften geschrie-
ben wurden, erfasst worden und zu einer gewissen Geltung ge-
kommen sein, und diese Schriften können dann unter dem Ein-
fluss einer älteren, von ihren Verfassern selbst dem Grundgedanken
nach vielleicht nicht mehr deutlich verstandenen Lehre geschrieben
und nur Reproductionen unter willkürlicher Weiterbildung der-
selben sein. Für die älteren dieser Schriften zu entscheiden, ob
dem so sei, dürfte jetzt schwer sein; in ihnen selbst wird dem
darin zu Lehrenden ein höheres Alter zugeschrieben. Aber für
die relativ neueren unter diesen Schriften kann man vielfach
sagen, dass in ihnen Wiederholungen und Paraphrasen der in den
älteren enthaltenen Lehren sich finden, wie dies der Fall hätte
sein können, wenn des Grundgedankens einer Lehre Unkundige
der Veranlassung oder dem Drange, über diese Lehre auch zu
3) Ich bin noch der Ansicht, zu welcher ich mich früher (Geschichte der
Chemie, II. Theil [Braunschweig 1844], S. 154 f.) bekannt habe: dass die Er-
kenntniss der Möglichkeit, die Farbe gewisser Metalle und namentlich des
Kupfers abzuändern, die Grundlage des Glaubens an die Möglichkeit der
Metallverwandlung überhaupt gewesen sein möge. Aber oben handelt es sich
darum, welche Idee den positiven Vorschriflen zur Ausführung vollständiger
Metallverwandlung und namentlich zur künstlichen Erzeugung von Gold zu
Grunde lag.
Schriftsteller im Allgemeinen. 107
schreiben, Folge gegeben hätten. Ganz Aehnliches finden wir
wieder bei den Alchemisten des Mittelalters, welche Geber 's
Lehren reproduciiiien und weitergehende Behauptungen hinzu-
fügten; und dann wieder, diesen Alchemisten gegenüber, bei den
noch später schreibenden. Aehnliches finden wir sonst auch
wieder, z. B. in den astrologischen Schriften, deren jüngere in der
Hauptsache nur Reproductionen und Erweiterungen der positiven
Lehren der älteren sind, ohne dass sich der Grundgedanken der
Beziehungen des Mikrokosmos zum Makrokosmos erhalten hätte,
auf welchem die Aufstellung dieser Lehren wohl wesentlich be-
ruht hatte. Aehnliches finden wir sonst noch in der Geschichte
von Lrlehren und müssen es gerade für diese finden, welche
gesunder Weiterentwicklung unfähig immer wieder auf ältere
Autoritäten sich stützen und diese benutzen müssen.
Die Deutung der älteren alchemistischen Schriften ist uns
jetzt unmöglich. Sie ist es hofientlich nicht für immer. Aber
die Bearbeitung jener Schriften bis zu diesem Schlussresultate ist
nicht die Sache eines Einzelnen; diese Bearbeitung hat von Grund
aus zu beginnen. Zu der Legung des Fundamentes für diese Ar-
beit, namentlich in litterarhistorischer und bibliographischer Be-
ziehung, versuche ich hier Einiges beizutragen, zunächst durch
Mittheilung dessen, was sich mir über drei Schriftsteller ange-
sammelt und ergeben hat, welche durch wahrscheinlich relativ
höheres Alter, zum Theil auch durch die grosse Autorität, die
ihnen beigelegt wurde, und bei Einem durch die beträchtliche
Zahl der unter seinem Namen uns erhaltenen Schriften ausge-
zeichnet sind: über Demokritos, Synesios und Zosimos.
Demokritos.
Zu den ältesten Denkmälern der alchemistischen Litteratur,
welche unter dem Einflüsse ägyptischer Richtung verfasst und
uns erhalten sind, gehört wohl, was ein als Democrit^) Benannter
geschrieben und unter Mehreren zuerst ein als Synesios Be-
nannter commentirt hat. Unkenntniss der Zeit der Abfassung
und der Persönlichkeit der Schriftsteller, Unverständlichkeit dessen
was sie geschrieben, erschwert eine Würdigung dieser Schriften
in erheblichster Weise; und die Unsicherheit, welche bei der Be-
schäftigung mit ihnen bleibt, erstreckt sich selbst theilweise bis in
die neuere Zeit und bezüglich solcher rein äusserlicher Umstände,
wie man sie als streitige nach dem jetzigen Standpunkt der
Bibliographie kaum erwarten sollte.
Der Democrit, welcher Alchemistisches geschrieben, wurde
früher als der bekannte Philosoph Democrit von Abdera in
Thracien angesprochen, welcher von 460 bis 361 v. Chr. lebte').
Dass Dieser sich in Aegypten, in Chaldaea und in Persien mit den
in diesen Ländern betriebenen Wissenschaften bekannt gemacht
habe, ist nicht zu bezweifeln. Aber bei Schriftstellern des Alter-
*) In Labbe's Nova bibliotheca manuscriptorum librorum [Parisiis 1653],
p. 129 wurden irrthümlich als in Pariser Handschriften enthalten Demcfrn Phy-
sica et mystica cum Synesii scholiis angegeben, aber der Irrthuni ist in dem-
selben Werke später (p. 383) berichtigt.
*) Sein Leben und seine Schriften hat in neuerer Zeit ausfährlich behan-
delt Mullach: Democriti Abderitae operum fragmenta ed. F. G. A. Mulla-
chiuB [Berolini 1843].
Kl»
tbams. wddie einige Jalurlnmdeite spiter lebte». tiiKieii wir ihm
auch Kenntni,ss der Magie iukI manciierlet g^^ieimer Küfi$ttt mh
geschrieb»! und naurhgerabmt, dass «ar skli viel mit VetsodKMi
beschäftigt habe: ^i> z. R kniz timt dem Anfang und im üBÜtm
Jahrfaondert ander»- Zeitrechnung bei Yitruvius^^« b(j L A«
Seneca *}, bö Petronius Arbiter *), und bri Plinius •).
Nichts aber deutet bei diesen Schriftst^em darauf hin, da$<( De-
mocrit soldien Bestrebungen lugethan gewesen sei, welche als
alchemistisdie zu bezeichnen waren; und ebenso wenig findet sidi
ein Anhaltspunkt für eine solche Yermuthung in dian, was uns von
Democrit's Sdirifien erhalten oder über sie bekannt ist: wie sie
Thrasyllos (um den An&ng unserer Zeitrechnung) geordnet und
Diogenes Laertios (im Anfang des 3. Jahrhunderts) uns genannt
hat^ — Aber in der nun folgenden Zeit wird Democrit mit
Bestimmtheit als ein SchiiftsteUer über alchemistische Gegenstände
genannt Vielleicht am Frühesten bei dem, seiner Zeit nach nicht
genau bestunmten aber wohl etwa dem 4ten Jahrhundert angehö-
rigen Synesios, welcher eine dem Democrit zugeschriebene al-
chemistische Schrift commentirte und im folgenden Abschnitt ein-
gehender zu besprechen ist; dieser Synesios sagt*), dass der
Democrit, welcher Verfasser dieser Schrift gewesen, aus Abdera
in Thracien gebürtig, von Ostanes im Tempel zu Memphis in das
s) YitraTii de architectura libri X; L. IX, praelatio, in der Aasgmbe Ton
J. 6. Schneider [Leipzig 1807] T. I, p. 239; Tgl. auch Mullaoh a. a. 0.,
p. 126.
*) Im 90. Briefe. L. Annaei Sen^:ae opera omnia quae supenant ed.
F. E. Rnhkopf, Vol. lU (Lipsiae 1805), p. 155.
^) Petronii Arbitri Satyricon ed. J. P. Lotichius [Franeofiirti ad Moennm
1629], p. 22.
«) Hißtoria naturalis L. XXIV, cap. 102 und L. XXX, cap. 2 (nach der
Franz'schen Ausgabe [Leipzig 1776—1791] Vol. VII, p. 611 u. Vol. VIII,
p. 461 sqq.). Vgl. Mullach a. a. 0., p. 16, 72 sq., 126.
^ Diogeuis Laertii de clarorum philosophorum yitis, dogmatibus et
apophtegmatibus libri X; recens. CG. Gobet, ed. A. Westermann etJ. F.Bois*
sonade [Parisiis 1850], p. 238. Vgl. Mullach a, a, 0., p. 100 sqq.
^ Synesii Phiiosophi ad Dioscornm, in librum Democriti, scholia; in
J. A. Fabricii Bibliotheca graeca. Vol. VHI [Hamburgi 1717] , p. 283. Die
betreffende Stelle auch, nach Fabricii Bibl. gr. Vol. I (Hamburgi 1708), p. 809
und Fabric. Bibl. gr. ed. Hariee Vol. II [Hamburgi 1791], p. 641, bei Mul-
lach a. a. 0., p. 158.
110 DemokritoB.
Geheimwissen der Aegypter eingeweiht worden sei, und darauf
hin vier „das Färben betreffende" Bücher geschrieben habe: über
das Gold und das Silber und die Steine und den Purpur®). Eine
ganz ähnliche Angabe hat Georgios Synkellos im 9ten Jahr-
hundert in seiner Chronographie^®): dass Democrit aus Abdera
im Tempel zu Memphis eingeweiht worden sei; über seine Bezie-
hungen zum Ostanes; dass er über Gold und Silber und Steine
und Purpur dunkel geschrieben habe. Suidas^^), etwa am Ende
des loten Jahrhunderts, erwähnt bei der Besprechung des Demo-
crit, dass er nach Einigen von den Magiern, Chaldäem imd Per-
sern unterrichtet gewesen sein solle, dass er bei den Persern und
Indem und Aegyptern gewesen sei und ihre Weisheit gelernt
habe, aber Nichts von alchemistischer oder dahin zielender Be-
schäftigung und Schriftstellerei.
Was dem Democrit von alchemistischer Schriftstellerei, als
aus dem Alterthume gerettet, zugeschrieben wurde, findet sich in
vielen Handschriften. Gedruckt ist in griechischer Sprache Nichts.
Wohl aber wurde eine lateinische Ueberaetzung einer dem Demo-
crit beigelegten alchemistischen Schrift 1573 durch Domenico
Pizimenti veröfientlicht, welcher angiebt, dass er die griechische
Handschrift von einem aus Corfu gebürtigen Griechen erstanden
habe. Pizimenti gab die Uebersetzung als die eines Werkes des
Democrit von Abdera, zusammen mit der mehrerer Commentare
über dasselbe, heraus, unter dem Titel: Democritus Abderita de
arte magna sive de rebus naturalibus; nee non Synesii et Pelagii,
et Stephani Alexandrini et Mich. Pselli in eundem commentaria.
*) !ßx rovtov Xitßioy acfoQuäq avyeyQail'aro ßfßXovg tiaaaqaq ßag}&xag, n€^i
XQvao^ xal dQy{>Qov x«i U^tay xai noQq^vQag, Nicht ganz treu ist die ueber-
setzung, wie sie sich in Fabricii Biblioth. gr. Vol. VIII, p. 233 findet: Hinc
siimta occasione conscripsit libellos quatuor de tinctura solis, et lunae, deque
lapidibuB, et purpora. Das Metalliarben ist aber gewiss im alchemistischen
Sinne zu nehmen.
10) P. 198 der Venetianer Ausgabe von 1729. Die betreffende Stelle auch
in Fabricii Bibl. gr. Vol. I, p. 809 und VoL XII, p. 767, Fabric. Bibl. gr. ed.
Harles Vol. II, p. 641 und bei Mullach a. a. 0., p. 158.
") Suidae Lexicon ed. Bemhardy [Halie et Brunsvigae 1863], Vol. I,
Pars I, p. 1254.
DemokritOB. 111
Dom. Pizimentio Vibonensi interprete. Patavii 1573 *^). Abgedruckt
wurde diese Uebersetzung nachher auch in einer Kölner Ausgabe
einer Schrift von Mizauld über wunderbare oder merkwürdige
Dinge ^^. Noch einmal abgedruckt wurde diese Uebersetzung,
^2) Diesen Titel der Pizimenti 'sehen Ausgabe gaben richtig, oder im
Wesentlichen richtig, Fabricius Bibl.gr., Vol. VIII [Hamburg! 1717], p. 232;
Beckmann Geschichte der Erfindungen, Bd. III [Leipzig 1790], S. 876; S. F.
G. Hoffmann Lexicon bibliographicum scriptorum graecorum, T. II
[Lipsiae 1833], p. 9; Brunet Manuel du libraire et de Pamatenr de livres,
T. II [Paris 1861], p. 584; Grässe Tresor de livres rares et precieux; T. II
[Dresde 1861], p. 356. Ich bemerke dies wegen der unten zu besprechenden
mannichfaltigen unrichtigen Angaben des Titels und der daran geknüpften
Schlussfolgerungen .
13) Was Titel und Jahreszahl dieses Buches, so weit es für die Bekannt-
schaft mit dem Democrit in Betracht kommt, betrifft, herrscht grosse Con-
fusion. Dass es eine lateinische Uebersetzung der Physica et mystica des
Democrit und mehrerer Commentare zu denselben enthalte, ist oft, aber
gewiss selten auf eigener Einsicht beruhend angegeben worden. Nach ein-
zelnen Angaben könnte man zweifeln, ob es wirklich die Pizimenti'sche
Uebersetzung gebracht habe, was wiederum nach anderen gewiss der Fall
ist. Es spart vielleicht Einem, der später einmal diesem Gegenstande nach-
geht, einige Mühe, wenn ich folgende Notizen hier zusammenstelle. Rei-
nesius gab in seinem (1634 abgefassten) Judicium de chemicorum graec. co-
dice Gothano (in Fabricii Bibl. gr., Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 749) an;
Eadem (Physica Democriti cum scholiis Synesii, Pelagii et Stephani) a Domi-
nico Pizimentio versa Latine 1574 Coloniae cum Mizaldi roemorabilibus praelo
data sunt. Fabricius in Bibl. gr., Vol. XII, p. 709 sagte: Prodiit (die Schrift
des Democrit oder die Uebersetzung des Pizimenti?) etiam cum A. Mizaldi
memorabilium centuriis Colon. 1572; ebenso wie Lambeck (vgl. a. Anmerk. 28
a. 0., p. 383) gesagt hatte, die Pizimenti'sche Uebersetzung stehe auch in
appendice memorabilium A. Mizaldi, editorum Coloniae Agr. apud Joannem
Birkmannum 1572. Lenglet du Fresnoy giebt aber in seiner Histoire de
la Philosophie hermetique, T. III [k la Haye, 1742], p. 147 mit Bestimmtheit
an: Democriti Abderitae de arte sacra sive de rebus naturalibus et mysticis
libellus , nee non Synesii et Pelagii in eundem commenta-
ria, interprete D. Pizimentio; Coloniae Janus Birkmannus, 1574; cet ouvrage
est Joint ici au trait^ d'Antoine Mizaldus, Memorabilium sive arcanorum om-
nis generis centuriae novem. Und dann noch neue Autlagen: Francofurti
1592, 1613 u. 1673 und eine deutsche Uebersetzung Nürnberg 1717. Hoff-
mann a. a. 0. giebt nach der Anfuhrung der Pizimenti'schen Uebersetzung
weiter an: 1574: In Antonii Mizaldi Mirabilibus. (Cl. Birkmann). Ebenso
oder ähnlich andere neuere Bibliographen. In den Frankfurter Ausgaben der
Memorabilium Mizaldi von 1592, 1599 und 1613 (am Ende derselben steht:
Mirabilinm A. Mizaldi finis) und den da beigedruckten Schriften habe ich
indessen von der Pizimenti'schen Uebersetzung Nichts finden können,
112 IßtauJuriUM.
rermehri dnrefa eine Andere stlthetaMiMAe Seioifi, za Nnrnbei^
17171^ Lenglet da VreMnoy ^) imd nadi üun Sehmieder*^
geben zwmt to ride Aingatben tod der Pizimenti'adien Ueber-
Mfizaag Mi, dsum maa sie far eins der lekiiter za bähenden Bocber
ballen möchte; aber dem ist niebt so, imd das erkennen aorii An-
dere, namentlicb was die Ausgabe Ton 1573 betriffi, an. Hö-
fer ^^; nennt sie devenoe assez rare, aber man kann bezweifeln,
ob er sie selbst eingesehen babe^>: Bmnet^; nennt ae rare;
sl>eDto wenig wie die ron J. F. Gmeliii in teiner Geaciiicide der Chemie,
hd. I [O^Umgen 1797], 8. 314 mit Terweimig anf Mizaldi Center. EL memo-
rsHHomy Colon, 1574 ciltrte Pelagii Gneci in Democritem Abderilsm de arte
•scrs tire de rebot mjfticis et nstnralibai eommentaüo tidi Iner findet.
Beckmann bemerkt a. a. 0.: .Conring* tagt in Hemetiea mediana p. 29,
das Boch'' (des Pizimenti) „sei Tier Jahre hemadi an Cöfai mit ICzaldi
mirabiliboi nacbgedmckt worden*; Conring tagt dies (De Hermetica medi-
cina p, 26 der Ausgabe Ton 1648, p. 29 der Ausgabe tos 1669) allerdings,
aber nachdem er Torher als Yeröffentliehnngsiahr der Pizimenti'sehen
Uebersetzung irrig 1570 angegeben. — Eine Kölner Ausgabe des Mizauld-
sehen Buches Ton 1572 oder 1574 konnte ich nidit auftreibm. Wire in
einer solchen ron 1572 schon eine Uebersetzung der dem Democrit beige-
legten Schrüi enthalten, so wurde diese wohl eine Ton der des Pizimenti
unabhängige sein. Ich habe Eine noch ältere Ausgabe jenes Boches ein-
sehen können (Memorabüium centuriae IX, autore A. Mizaldo^ Lute-
tiae 1566; sie hat die BezeichnuDg lürabilinm u. s. w. am Schfame nicht);
sie enthalt Nichts hier in Betracht Kommendes.
^*) Der Titel dieser Ausgabe ist nach Ho ff mann (a. a. O.): Democritus
Abdenrta graecus de rebus sacris naturalibus et mysticis. Cum Notis Sjnesii
et Pelagii. — Tnmba Semiramidis Hermeticae sigillatae, quam si sapiens
aperuerit, Non Cyrus, Ambitiosus; ararus, Regum iUe thesauros, diritiarum
inexhaustos, quod sufficiat inyeniet H. Y. D. Norimbergae 1717. — Nach
Lenglet du Fresnoy a. a. 0. wäre diese durch die Tnmba Semiramidis her-
metice sigillata yermehrte Nürnberger Ausgabe yon 1717 eine deutsche Ueber-
setzung.
w) Vgl. Anmerk. 13.
»«) Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 64 f. .Derselbe Text« (die
Uebersetzung des Pizimenti) .wurde in den neueren Ausgaben abgedruckt:
Coloniae 1574; Francofurti 1592, 1613, 1673. Eine deutsche Uebersetzung
erschien zu Nürnberg nn**. loh vermuthe, dass einfach die verschiedenen
Ausgaben von Mizaldi memorabilibns oder mirabilibus aufgeführt worden
sind; vgl. Anmerk. 13.
17) Histoire do la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1868], p. 277.
1^ Er giebt den Titel unrichtig an: Democriti physica et magioa, edita
latine a Dominico Pizimento, etc. Patav. 1573.
1») A. Anmerk. 12 a. 0.
Demokritos. 113
nach Hoff mann 20) kommt sie rarissime vor; Reuvens^») sagt,
sie sei presque introuvable geworden, und mit dem letzteren Aus-
spruch stimmt meine eigene Erfahrung überein 22). Wie Wenige
unter denen, welche diese Uebersetzung citiren, sie selbst gesehen
liaben, geht zur Genüge schon aus der grossen Mannichfaltigkeit
der Titel hervor, welche derselben beigelegt werden 23). Aber
20) A. Anmerk. 12 a. 0.
21) Troieieme lettre ä M. Letronne bup lee papyrus bilingues et grecs du
mus^e d'anliquites de l'universite de Leide (Leide 1850), p. 71.
22) Ich habe diese Ausgabe der Pizimenti'schen Uebersetzung von 1573
nach vielen vergeblichen anderweitigen Anfragen von der Uni versitäts- Biblio-
thek zu Göttingen erhalten. Sie scheint von Anfang an wenig verbreitet ge-
wesen zu sein; Salmasius, als er 1622 seine Anmerkungen zum Tertullian
de pallio herausgab, scheint sie nicht gekannt zu haben (vgl. Anmerk. 47),
und ebenso wenig Keinesius 1634 (vgl. Anmerk. 13). Auch Du Gange
kannte jene Ausgabe nicht aus eigner Anschauung; unsicher und bezüglich
der Jahreszahl uniichlig äusEert er sich in demjenigen Anhang zu seinem
Glossarium ad scriptores mediae et infimae graecitatis [Lugduni 1688], in
welchem die von ihm benützten Schriftsteller aufgezählt werden: Demo-
criti chymici qvctxä x«i /ttvoTixu Editus dicitur Patavii anno 1572,
nescio an graece. — Ich gebe weiter unten desPizimenti Uebersetzung nach
jener Ausgabe.
2S) Die erste Ausgabe der Pizimenti' sehen Uebersetzung von 1573 ist
wesentlich anders (de arte magna sive de rebus naturalibus) betitelt, als die
von 1717 (de rebus sacris naturalibus et mysticis). Die erstere citirte Fabri-
cius (Bibl. gr. Vol. 1 [Hamburgi 1708], p. 809: 4*vaix(t xul Mvanxd de arte
Sacra, sive chemica, quae cum Synesii ac Pelagii commentariis latine edita
sunt Patavii 1572, wozu Beckmann a. a. 0. bemerkt, dass Fabricius das
Buch wohl nicht selbst gesehen habe, da er weder Titel noch Jahreszahl
lichtig angebe. Aber später (vgl. Anm. 12) hat Fabricius beides richtig ge-
geben. Mit seiner ersten Citation hat Aehnlichkeit die von K. Sprengel,
welcher in seiner Geschichte der Arzneykunde, in der ersten Auflage, Bd. II
[Halle 1793], S. 156 wie in der dritten Auflage, Bd. II [Halle 1823], S. 220,
den Titel angiebt: Democriti (fvaixu xcu fAvatixii, cum Synesii, Pelagii, Ste-
phani notis, ed. Pizimentii, Patav. 1573; aus neuerer Zeit noch die von Hö-
fer (vgl. Anm. 18). J. F. Gmelin giebt in seiner Geschichte der Chemie,
Bd. I [Göttingen 1797], S. 314 den Titel: Democritus Abderita de arte magna
sive de rebus naturalibus et mysticis; Patav. 1573; aber der Titel: [MichaS-
lis Pselli Tractatus] De auri conficiendi ratione ad Michaelem Cerularium,
Patriarcbam Constantinopolitanum, Dominico Pizimentio Vibonensi interprete,
una cum Democrito Abderita, Synesio, Pelagio et Stephano Alexandrino de
magna et sacra arte editus est [sie], Patav. 1572, welchen Gmelin a. e. a. 0.,
S. 21 gab, gehört keinem wirklich existirenden Buche an, eondern beruht auf
dcmidissverständniss einer Angabe in des Leo Allatius De Psellis et eonim
sciiptis diatriba (im Anhange zu Fabricii Bibliothecae graecae Vol. V., wo
Kopp, Beitr. r.. Oescli. d. Chem. 3
114 DemokritoB.
auch die später als 1573 gedruckten Ausgaben kommeD selten
vor. Namentlich die Verschiedenheit der Titel hat selbst zu der
Ungewissheit Veranlassung gegeben, ob Eine oder ob mehrere al-
chemistische Schriften als von einem Democrit herrührend uns
erhalten seien; wovon weiter unten.
Auch der Inhalt der Handschriften, welche uns alchemistische
Erörterungen eines Democrit erhalten haben, ist nicht durchweg
derselbe. Vier Handschriften, die in Paris, und zwei wie es scheint
übereinstimmende, die in Wien aufbewahrt werden, sind es, welche
uns namentlich in Betracht kommen 24)j sie sind alle nicht alt.
Von den Pariser Handschriften ist die älteste im 13. Jahrhundert
auf Seidenpapier geschrieben , die neueren , auf Papier geschrie-
benen sind von 1467, 1486 und 15602ö); die Wiener Handschriften
sind beide 1564 zu Venedig auf Papier abgeschrieben '^). Ueber den
diese Schrift abgedruckt ist, p. 25). Schmieder gab ia seiner Geschichte
der Alchemie [Halle 1832], S. 64 den Titel: Democriti Abderitae de arte
magna, sive de naturalibus et mysticis, und im Uebrigen richtig; Grass e in
seinem Lehrbuch einer allgem. Literärgeschichte u. s. w., Bd. 1 [Dresden u. Leip-
zig 1837], S. 400: Democriti op. chemica et magica, s. de arte magna, cum
Synesii et Pelagii comment. interpr. est D. Pizimentio; Padua 1572 (in seinem
Tresor gab er später den Titel richtig; vgl. Anm. 12). Bei Mullach a. o. a.
0., p. 157 wird unter den dem Democrit von Abdera untergeschobenen
Schriften angeführt: De arte sacra (i. e. chemica) libellus cum Synesii, Mich.
Pselli et Pelagii commentariis ex D. Picimentii ioterpretatione latine editus
Patavii 1572.
2^) Diese Handschriften, welche nach dem über sie bekannt Gewordenen
die wesentliche Grundlage des oben über den Inhalt der Physica et mystica
Gesagten zunächst abgeben , finden sich in Sammlungen griechischer alche-
mistischer Aufsätze , die auf einer grösseren Zahl von Bibliotheken vorkommen.
Aber die oben genannten Handschriften sind allein die bezüglich ihres Inhalts
eingehender beschriebenen. Ich wusste bei der Abfassung des hier vorlie-
genden Abschnittes über Democrit noch nicht, ob ich eine vollständigere
Auskunft über jene Sammlungen auszuarbeiten versuchen würde; was ältere
Angaben über die Handschriften betrifft, welche des Democrit Physica et my-
stica enthalten, und was denselben meine Bekanntschalt mit Handschriften-Kata-
logen hinzufügen lässt, findet sich unten S. 131 f., Anmerk. 53 zusammengestellt.
^) Catalogus codicum manuscriptorum bibliothecae regiae, T. II [Pari-
BUS 1740], p. 475, 483; Lenglet du Fresnoy's Histoire de la philosophie her-
m^tique [ä la Haye, 1742], p. 13, 14, 19; Schmieder's Geschichte der Alche-
mie [Halle iaS2], S. 65.
^ Vgl. Lambeck a. u. (Anmerk. 28) a. ü., p. 432 u. 434, auch Nessel,
Demokritos. 115
Inhalt der Pariser Handschriften verdanken wir Ameilhon»?)
genauere Nachrichten; über den der Wiener Handschriften hat
Lambeck«^) Einiges mitgetheilt; viel weniger ist bezüglich dessen,
was noch andere Handschriften enthalten, angegeben. Was die Pa-
riser Handschriften bieten, ist zunächst zu betrachten.
^rj^oxglrov tpvöLxu xal ^vöziTcd sind sie betitelt. Uebereinstim-
mend beginnen sie mit einer Anleitung zur Purpurfarberei. Ohne jeg-
lichen Uebergang fahrt dann der Verfasser fort mit einer wunder-
baren Erzählung. Er sagt im Wesentlichen : Da er in solchen Sachen
durch den vorerwähnten Lehrer (dessen aber in diesen Handschriften
nicht erwähnt wird) unterrichtet gewesen und mit der Verschieden-
heit der anzuwendenden Substanzen bekannt geworden sei, sei
ihm noch übrig geblieben die Anweisung, wie er die Naturen oder
Catalogi bibliothecae caep. vindobon. manascriptorum — — — Pars III,
p. 15.
27) Notices et extraits des manuscrits de la bibliotheqne nationale ,
pnblies par Plnstitut national de France; T. VI [Paris, an IX]» p. 302.
2^ Petri Lanibecii Commentariorum de augUBtissima bibliotheca caesarea
vindobonensi Liber sextus; editio altera studio et opera A. F. Kollarii [Vindo-
bonae 1780]; p. 386. Larabeck bespricht hier (p. 380 bis 433) eine, 1564 zu
Venedig abgeschriebene Sammlung griechischer chemischer Schriften aus-
führlich, und giebt dann (p. 434) an, dass die Wiener Bibliothek noch eine,
in demselben Jahre von demselben Abschreiber geTertigte Abschrift einer
solchen Sammlung griechischer chemischer Schriften besitze, auf welche letz-
tere näher einzugehen also unnöthig sei. — Man könnte vermuthen, dass diese
Abschriften in Venedig von der etwa aus dem elften Jahrhundert stammenden,
eine solche Sammlung enthaltenden Handschrift genommen worden seien, die
auf der Marcus- Bibliothek zu Venedig befindlich war und über welche Ber-
nard nach d'Orville's Notizen einige das in dem Katalog dieser Bibliothek
Enthaltene vervollständigende Angaben veröffentlicht hat (vgl. Palladii de
febribus concisa Synopsis graece et latine cum notis J. S. Bernard [Lugduni
Batavorum 1745], p. 109 sqq.); aber danach, dass die eine Sammlung Einiges
hat, was in der anderen fehlt, und die Ordnung der in beiden Sammlungen
enthaltenen Aufsätze in ihnen eine ganz verschiedene ist, ist dies doch nicht
anzunehmen. In dieser Venetianer Handschrift beginnt, wie ich hier bemerken
will, des Democrit Schrift (als üeberschrift ist hier angegeben: JrjfioxQC-
tov nsQt 7ioQ(pvQ(tg xal XQ^^^^ noifiaetag g^vaixä xai ^vaiixü) auch, und mit
denselben Worten (BuXioy elg XCtQay « noQ<p{>Qag ) wie in der von
Lambeck beschriebenen Wiener Handschrift, mit einer Anleitung zur Purpur-
färberei, üeber diese Venetianer Handschrift finden sich auch Nachrichten
in Jac. Morellii bibliothecae regiae D. Marci Venetiarum custodis Bibliotheca
manuscripta graeca et latina, T. I [Bassani 1802], p. 172 sqq.
8*
116 Demokritos.
Wesen zusammenfüge oder in Einklang bringe (onog aQ(i6öca tag
€pv6BLs). Da der Lehrer früher gestorben sei als dass er, der Ver-
fasser, sich habe in der Wissenschaft ganz ausbilden können, so
habe er beschlossen, jenen zur Befragung aus der Unterwelt zu
beschwören; aber während er noch mit den Vorbereitungen dazu
beschäftigt, sei ihm der Lehrer plötzlich erschienen und habe ihm
gesagt: „Das also ist der Lohn für Alles, was ich für Dich gethan''.
Auf mehrere Fragen, namentlich wie man die Naturen zusammen-
fuge oder in Einklang bringe, habe der Lehrer geantwortet, dass
es schwierig sei, diese Wissbegierde zu befriedigen; der Verfasser
vermuthet, dass der den Lehrer beherrschende Dämon oder Ge-
nius Demselben die Mittheilung genügender Belehrung nicht ge-
stattet habe. Der Lehrer sagte nur: „die Bücher sind in dem
Tempel". Der Verfasser suchte sofort in dem Tempel sorgsamst,
aber erfolglos; der Lehrer habe auch bei Lebzeiten nie von Büchern
gesprochen und sei ohne Hinterlassung von Schriftlichem gestorben
(in Folge absichtlicher oder unabsichtlicher Vergiftung, wie da
auch erzählt wird). Nachdem alles Suchen des Verfassers nutz-
los gewesen, befand er sich bei einem grossen Fest im Tempel;
während des Males öffnete sich plötzlich eine der Säulen des
Tempels und in der Höhlung erblickten die Anwesenden die
Bücher, auf welche der Lehrer hingewiesen hatte. Herausgenommen
ergaben dieselben aber nur die Worte: i\ (pvöLg rrj <pv0si tsq-
nexai' r] €pv6ig tf^v fpv6vv vixci' fj q)v0vg tfjv q)vöiv xgatst (die Na-
tur erfreut sich der Natur; die Natur besiegt die Natur; die Na-
tur beherrscht die Natur); und der Verfasser sagt, sie seien sehr
erstaunt darüber gewesen, dass die ganze Lehre des Meisters in
so wenig Worten enthalten sei.
Hier ist ein für die dem Democrit beigelegte Schrift in sofern
bedeutsamer Abschnitt, als unter den anderen Handschriften und
Bearbeitungen einige nur das Vorhergehende, andere nur das Fol-
gende haben oder kennen. — Jn den Pariser Handschriften tritt
nach der eben skizzirten Einleitimg der Verfasser in die eigent-
liche Alchemie ein und giebt mehrere Vorschriften, Gold und Sil-
ber künstlich zu machen. Eine Vorschrift zum Goldmachen hat
Ameilhon genauer mitgetheilt; ihr Sinn ist der folgende: „Nimm
Quecksilber, fixire es mit Magnesia oder italischem Stimmi (Sti-
Demokritos. 117
bium) oder ungebranntem Schwefel oder Aphroselina oder ge-
branntem Kalk oder Stypteria von Melos oder Arsenik oder wie
es Dir sonst beliebt. Wirf die weisse Erde auf das Kupfer und
Du erhältst ein helleres Kupfer. Wirf die. gelbrothe Erde auf Sil-
ber und Du erhältst Gold. Auf Gold entsteht Chrysokorallos.
Sandarach giebt das Gelbrothe, und auch zubereiteter Arsenik und
auch gänzlich umgewandelter Zinnober. Helleres Kupfer erhält
man nur mittelst Quecksilber. Die Natur besiegt die Natur". Die
Kunstausdrücke sind hier möglichst wörtlich wiedergegeben; dass
sie wenigstens theil weise nicht bedeuten, was wir jetzt darunter
verstehen, braucht nicht besonders bemerkt zu werden; ob die
„Goldkoralle" die s. g. Goldtinctur oder den Stein der Weisen be-
deute, wie auch Am eilhon vermuthet, mag dahin gestellt bleiben.
Mehrere andere Anweisungen, Gold zu machen, werden noch ge-
geben; dann auch eine, Silber zu machen, mit der Vorschrift be-
ginnend: „das Quecksilber aus dem Arsenik oder aus dem Sanda-
rach, wie es beliebt, sei in gebräuchlicher Weise zu fixiren oder fest
zu machen". — Auch ärztliche Vorschriften werden gegeben; es
wird gewarnt, allzu viele Substanzen in die Mischung Eines Heil-
mittels eingehen zu lassen; Menschenkoth wird fiir die Behand-
lung bei Verwundungen durch ein scharfes Eisen empfohlen; bei
Augenleiden ist die Rhamnus-Pflanze ein sicheres Heilmittel.
So viel im Wesentlichen lehrt uns Ameilhon über den In-
halt der Pariser Handschriften derPhysica et mystica des Demo-
crit kennen; auf die, doch unerheblicheren Verschiedenheiten,
welche sie unter einander verglichen zeigen, ist hier nicht einzu-
gehen. Grössere Abweichungen zeigen andere Handschriften im
Vergleich zu den eben besprochenen.
Die Wiener Handschriften, über welche La mb eck 2») genauere
Auskunft gegeben, sind auch betitelt ^ti^oxgkov (pvöixa xal fiv-
6tix(i und beginnen gleichfalls, und in denselben Worten, mit der
Anleitung zum Purpurfärben. Besonders bemerkenswert!! sei in
dem dann Folgenden die Erscheinung des Lehrers. Ob das, was
in den Pariser Handschriften noch nachher, nach dem S. 116 hervor-
gehobenen Abschnitte folgt, auch in den Wiener Handschriften
29
) A. S. 115 a. 0.
fguÜAXtetk M^, erbeilt au^ dero vr/o Lambeek ober die letztem
itita^heilteu nicht, Wabrscbeiolicber ist mir, daas es aadi in
iBe§eü HaDdscbriften iftebt, obgleich man diese manchmal so, als
entbielien nie nur die Erzählong von der Ersebeinnng des Leh-
rers, angeführt findet ^vgL tinien S, 119^ und allerdings in ein-
zelnen Handschriften^^ der Theil über Pnrpnrfirberei and die
Eniclieinangdes Lehrers einerseits and der eigentlich alchemistisdie
Theil andererseits getrennt von einander, wie anter sich anabhan-
^ge Aufsätze, vorkommen.
Gewiss aber haben oder hatten Handschriften nar das nach
dienten Abschnitt Folgende '*;, so dass sie mit den Worten begin-
neu: 7/ ipvöig tf^ fpvöei xlgyctttu o. s. w. Bestimmt scheint mir
dies der Fall gewesen zu sein für die Handschrift;, nach welcher
Pizimenti seine Uebersetzung fertigte'^): eine Handschrift, welche
Ameilhon'^; überhaupt als eine wahrscheinlich sehr fehlerhaft«e
hinstellt und als die Ursache, wesshalb oft; jene Uebersetzung
ganz unverständlich ist. — Man hat den Inhalt der Pizimenti-
sehen Schrift als Eine besondere dem Democrit beigelegte Schrift
von <;iner anderen, Mystica et physica, unterscheiden wollen; so
*») In einer Wolfenbütteler z. B., vgl. S. 120, Anmerk. 36.
'1) Wie auch Am eil hon a. a. 0., p. 306 herrorhebt, unter Bemfong auf
das von Fabricius in der Bibl. gr. (wohl Vol. XII [Hambnrgi 1724], p. 768
%({,) Mitgetheilie.
^'^) Schon nach den Anfangsworien dieser Uebersetzung (welche auch
Fabricius Bibl. gr. Vol. XII, p. 709 und Ameilhon a. a. 0., p. 313 als
solche miitheilen) : Natura natura gaudet, et natura naturam vincii, et natura
natnram rctinet, und nach Ameilhon^s ausdrücklichem ürtheil, welches ich
nach Kinsichtnahme in die Uebersetzung des Pizimenti nur bestätigen kann.
Dieselbe enthält nicht das über Purpurfärberei Gesagte, nicht die Erscheinung
des Lehrers, nicht die Auffindung der Schriften des Letzteren. Es scheint mir
weniger Wahrscheinlichkeit zuhaben, anzunehmen, dass Pizimenti aus einer
vollständigeren Handschrift nur einen Theil übersetzt veröffentlicht habe (etwa
nur das als de rebus naturalibus handelnd Betrachtete, unter Weglassung des-
jenigen, was als mystica zu betrachten). In der Widmung an den Cu^inal
Porrenot, welche als Vorrede zu betrachten, ist Nichts hierauf Hindeutendes
zo linden. Aber darauf, dass die Handschrift vielleicht als Fragment bezeich-
net war, kann hindeuten, dass nach der Widmung die Uebersetzung als Ueber-
s<;hrift hat: Ex rebus naturalibus et mysticis Democriti. Darüber, dass sie
wahrsclioinlich ein Fragment war, vgl. unten die Anmerk. 38.
»») A. a. ()., p. 313 ff.
Demokritos. 119
Menage^*) im 17ten Jahrhundei-t imdMullach-'^) in neuerer Zeit;
nach Mull ach wäre die erstere Schrift eine vorwiegend alche-
mistische, und die letztere, handschriftlich auf der Wiener Biblio-
thek und mehreren anderen Bibliotheken bewahrte enthielte als
Hauptsächliches die Erscheinung des Geistes des Lehrers des Demo-
crit. Aber die vollständigeren, Beides enthaltenden Pariser Hand-
schriften sind auch als Physica et mystica bezeichnet, und es ist
mindestens eben so wahrscheinlich, dass uns Eine Schrift aus frü-
herer Zeit als von einem Democrit herrührend erhalten ist, von
welcher einige Handschriften nur einzelne Theile enthalten. In-
dessen sind auch die. Alles auf uns Gekommene enthaltenden
Handschriften^^) unvollständig, wie aus der Bezugnahme auf vor-
^) Menagii observ. et correct. ad Diog. Laert. IX, 49.
3ß) Demoer. Abd. op. fragm. ed. Mullachius [Berolini 18i3], p. 158. Die
Unterscheidung zweier Schriften ist hauptsächlich veranlasst durch zwei ver-
schiedene Titel, welche ganz gewiss sich auf im Wesentlichen dieselbe Schrift
beziehen: den, unter welchem als den Inhalt am Deutlichsten bezeichnend ein
Stück dieser Schrift zuerst in lateinischer üebersetzung gedruckt wurde, und
den als in den Handschriften stehend bekannt gewordenen. Wenn übrigens
Mullach eine Schrift De arte sacra, welche Pizimenti übersetzte, und eine
Schrift Mystica et physica als verschiedene auch desshalb unterscheidet, weil
jene üebersetzung, wie er selbst früher ersehen, die Aufschrift Physica et
mystica nicht habe, so ist dies nur für den von Pizimenti vorgesetzten Titel
richtig; es findet sich die Ueberschrift „Ex rebus naturalibuB et mysticis Demo-
criti" über dem Anfang der Üebersetzung allerdings. — Ich will hier beiläufig
doch bemerken: wenn Mullach zu den vielen Variationen des Titels noch
die Angabe hinzufügt, Reuvens citire in seinen Briefen an Letronne
(Lettres sur les papyrus bilingues et grecs du musee d'antiquite de Puniver-
site de Leide; Leide 1830) die Abhandlung des s. g. Democrit n^^r unter
dem Titel nsQt iegäg tix^fj?, so kann ich nicht finden, dass Reuvens sie
überhaupt unter diesem Titel citire.
3*) Eine solche Handschrift ist auch wohl, nach dem Anfang und der
Ueberschrift und namentlich nach dem von Morelli über ihren Inhalt Mit-
getheilten zu urtheilen, die oben (S. 115, Anm. 28) erwähnte der Marcus-Biblio-
thek zu Venedig; und auch die auf der Münchener Bibliothek befindliche
handschriftliche Sammlung alchemistischer Abhandlungen enthält, soweit es
Hardt's (Catalogus codicum manuscriptonim graecorum bibliothecae regiae
bavaricae, T. II [Monachii 1806], p. 22 sq.) Angaben beurtheilen lassen, so wie
die Pariser Handschriften, sowohl das in den Wiener Handschriften Enthal-
tene als auch das von Pizimenti Uebersetzte. Auch die dem Fabricius
zugekommene Abschrift einer Pariser Handschrift enthielt Beides (Fabricii
Bibliotheca graeca. Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 768 sq.). In einer Hand-
120 Demokritoy.
her Gesagtes, aber in diesen Handschriften sich doch nicht Fin-
dendes sich folgern lässt^^); sie geben uns nach Ameilhon's
Ausdruck nur un fragment d'un ouvrage plus ^tendu, un extrait
fait par un abr^viateur peu intelligentes).
Bchrift der Bibliothek zu ^^'olfenbüttel (Biblioihecae Guelferbjtanae Codices
graeci et latini classici; rec. F. A. Ebert [Lipsiae 1827], p. 45 sq.) stehen zu-
erst Democriti ^vaixu xul fivaitxu mit dem Anfange '/f tfvatg zfi q^vast Uq-
netat — und später kommen noch einmal Democriti ^va^xä xai fnv-
üjixd mit dem Anfange BueXcay eig Xit. ä (Est initium libri superioris,
hoc loco ex alio, ut videtur codice suppletum, bemerkt Ebert zu dem letz-
teren Aufsatze). In dem Inhaltsverzeichniss einer Sammlung griechischer al-
chemistischer Aufsätze, welche Leo All at ins herauszugeben beabsichtigte
(sein Vorhaben wurde nicht ausgeführt, nur jenes Verzeichniss ist veröfient-
licht), werden erst: Ex Democriti Physicis ac mysticis (mit dem Anfang: *H
^votg Tfl ^vaei — — und der Angabe, hierzu gehöre des Pizimenti Ueber-
setzung), und dann : Democriti Physica et mystica (mit dem Anfang: BicX"yy
Big Xiz(j€ty ^Uiy noQtfVQccg ) aufgeführt (Fabricii Biblioth. graeca, Vol. XIV,
p. 19).
37) Vgl. S. 115. Schon Lambeck hatte (a. o. a. 0., p. 386) hervorgehoben,
dass in der Erzählung von der Erscheinung des Lehrers des Letzteren in einer
Weise erwähnt wird, welche zeigt, dass dem uns erhaltenen Theile der
Schrift des Democrit ursprünglich Etwas vorangestanden haben muss, worin
schon von diesem Lehrer die Rede war.
^) Die Erscheinung des Lehrers findet auch in dem in einem folgenden
Abschnitt zu besprechenden Commentar des Synesios zu des Democrit
Werk keine Erwähnung, und darauf hin betrachtete Am eilhon später, bei
der Besprechung dieses Commentars (Notices et extraits des manuscrits de la
bibliotheque nationale — , publies par Plnstitut national de France*,
T. VII [Paris, an XII], sec. partie, p. 223 s.), den Bericht über diese Beschwö-
rung in den ihn enthaltenden Handschriften comme une addition faite au traite
du pretendu Democrite, posterieurement au temps oü son commentateur ecri-
vait; unfl er sagt ferner (p. 226): Si, d'un cote, Pexemplaire de l'ouvrage de
Democrite sur lequel Synesius a fait ses observations ne contenait point
Pepisode de Fapparitioii d'Ostanes, de l'autre, il faut reconnaitre
qu'il renfermait aussi des choses qu'on chercherait en vaiu dans le traite du
philosophe d'Abdere, tel que nous Pavons aujourd'hui. — Ich bin in der Be-
antwortung der Frage, ob der Bericht über die Erscheinung des Lehrers ein
späterer Zusatz sei, nicht ganz so sicher. Auch in der Uebersetzung des
Pizimenti fehlt dieser Bericht, aber nach den Anfangsworten: Natura na-
tura gaudet, et natura naturam vincit, et natura naturam retinet föhrt sie fort:
Admirati vehementer sumus, quod breviter rem omnem perstrinxerit. Diese
letzteren Worte deuten auf Vorausgegangenes, in dieser Uebersetzung resp.
der ihr zu Grunde liegenden Handschrift Fehlendes; sie stimmen aber ganz
zu der Annahme, dass der Bericht über die Erscheinung des Lehrers ursprüng-
lich vorausgegangen sei.
DemokritoB. 121
]-)as Werk selbst schreibt jetzt wohl Niemand mehr dem De-
mocrit von Abdera z\i^^). Schmieder*^) hat als Grund dafür,
s^) Dafür, dass etwa von dem 4 ten Jahrhundert an bis gegen das Ende
des 16ten Jahrhunderts dieses Werk fast insgemein als dem Democrit von
Abdera angehörig galt, brauche ich nach dem oben Besprochenen hier nicht
noch besonders Belege zusammenzustellen. Sehr vereinzelt steht da die von
Georg Agricola gegen die Mitte des 16 ten Jahrhunderts ausgesprochene
Erklärung, der chemische Schriftsteller Democrit sei nicht der Philosoph
von Abdera gewesen (G. Agricolae de re metallica Libri XII; da, wo in dem
als Vorrede dienenden Widmungsschreiben an die Herzoge von Sachsen Die-
jenigen aufgezählt werden, welche /v^evr^xci geschrieben haben, wird auch
angeführt Democritus, non Abderites ille, sed alter, nescio qui). Noch dem
liibavius galt der Democritus, cujus adhuc hodie manibus studiosorum teri-
tur de lapide philosophorum libellus, als der alte griechische Philosoph
(Commentariorum Alchymiae A. Libavii Pars I. [Francofurti ad Moenum 1606],
p. 2). Um das Jahr 1600 müssen aber doch schon Zweifel an der Echtheit
geäussert worden sein. Daniel Sennert sprach sich in seinem Buche De
Chymicorum cum Aristotelicis et Galenicis consensu ac dissensu (zuerst er-
schienen 1619), cap. 111 dahin aus: die unter dem Namen des Democrit
erhaltene Schrift sei bestimmt nicht erst von einem Araber verfasst, wie
Einige behaupten, sondern entweder dem Griechen Democrit angehörig,
oder wenigstens mit des Democrit Namen desshalb bezeichnet worden,
weil die Kunde sich erhalten habe, Democrit habe Verständniss der Chemie
besessen. Als identisch mit dem Democrit von Abdera betrachtete den Ver-
fasser der Physica et mystica Athanasius Kircher (Prodromus Coptus sive
Aegyptiacus [Romae 1636], p. 172). Dass Democrit von Abdera chemische
Schriften verfasst habe, suchte, auch noch im 17 ten Jahrhundert, Olaus Borri-
chiuB in seinem Buche: Hcrmetis, Aegyptorum et chemicorum sapientia
[Hafniae 1674], p. 72 zu beweisen, wenn auch zugestehend, dass das davon
auf uns Gekommene von den Abschreibern geändert und verderbt sei (auch
in seinem Conspectus scriptorum chemicorum celcbriorum, in Mangeti Biblio-
theca chemica curiosa T. I, p. 39). Lambeck hat in demselben Jahrhundert
der Ansicht Sennert's zugestimmt: die Physica et mystica seien aus des
Democrit von Abdera Schriften entnommen oder zusammengestellt, und auf
solche Zusammenstellungen weise Diogenes Laertios allerdings hin (Lam-
becii commentar. de bibl. caesar. vindobon. Lib. VI., ed. Kollarii [Vindob.
1780], p. 391). Lenglet du Fresnoy (Histoire de la philosophie herme-
tique [ä la Haye 1742]) spricht zuerst von der fraglichen Schrift als einem
petit traite attribue ä Democrite (T. I, p. 27), aber später (T. III, p. 20) sagt
er: si cet ouvrage n'est pas de Democrite (von Abdera), il est au moins
tire de ses ouvrages. Unter Denen, welche zur Beseitigung des Glaubens an
die Echtheit dieser demAbderiten beigelegten Schrift beitrugen, wären ausser
den hier specieller zu Besprechenden nach Fabricii Bibl. gr. ed. Harles Vol. II
[Hamburgi 1791], p. 641 namentlich noch zu nennen Conring (De Hermetica
medicina L. I, cap. 3, p. 28 sqq. [der Ausgabe von 1669]), Naude (Apologia
122 Demokritos.
daas es dem Abderiten nur irrthümlich beigelegt worden sei, aufge-
führt: düBS in den Pariser Handschriften nach Lenglet du Fres-
noy's Bericht als Verfasser Demokritos, aber ohne den Zusatz:
von Abdera, genannt sei; dass bei Diogenes Laertios unter den
Schriftendes DemokritosvonAbdera keine aufgezählt sei, welche
als die hier betrachtete anzusprechen wäre; dass nach Salma-
sius' Zeugniss die Sprache in der letzteren Spuren eines neueren
Ursprungs unverkennbar an sich trage. Bezüglich des zweiten
dieser Gründe vgl S. 109; bezüglich des ersten und des dritten
möge noch Folgendes hier bemerkt werden.
Aus der Besprechung der Pariser Handschriften durch Am eil-
hon und der Wiener Handschrift durch Lambeck lässt sich aller-
dings schliessen, dass in keiner derselben der Verfasser der Schrift
sich selbst als den Democrit von Abdera bezeichnet Vorge-
fasste Meinung, dass es sich um eine Schrift des Abderiten handle,
Hess die, welche die Handschriften beschrieben oder übersetzten,
das Werk als eins Democriti Abderitae benennen; aber nur ober-
flächliche Kenntnissnahme konnte daraus die Schlussfolgerung
ziehen, diese Angabe des Geburtsorts des Verfassers komme in
der Schrift selbst vor*^). Und ganz Dasselbe gilt in Beziehung
darauf, ob der Verfasser den Ostanes als seinen Lehrer nenne
und damit selbst zu der Deutung, er sei der Democrit von Ab-
pro Map:i8, p. 216 F(j.), Dan. Clericus (in seiner Historia medicinae) und
Menage. Dann auch noch Reinesius (Judicium de chemicorum graec. co-
dice Gothano, in Fabricii Bibl.gr. Vol. MI [Hamburgi 1724], p. 757 sq.), dessen
Gründe Borrichius a. c. a. 0. zu widerlegen suchte; dem Letzteren hat
Morhof (Polyhistor literarius P. I [Lubecae 1695], p. 105) zugestimmt.
^^) Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 65.
*') So sagt Lambeck (a. o. a. 0.), wo er bei der Beschreibung der be-
treifenden Handschrift zu dem uns hier beschäftigenden Werk übergeht, in
derselben finden sich ferner Democriti Abderitae Physica et mystica, ad
chrysopoeiam pertinentia, quorum titulus et principium: JtfUoxQirov gvaixu
xcci uvaTtxic. Dasselbe giebt an Nessel (Catalogi biblioth. caes. vindobon.
manuscript. — — — Pars III, p. 15). Mit Unrecht hat daher Lenglet du
Fresnoy (Hist. de la phil. herm., T. III, p. 20) die Angabe, in dieser Hand-
schrift seien enthalten Democriti Abderitae Physica et mystica, während er
bei der Aufzählung der Pariser Handschriften immer nur Democriti ohne das
Hei wort hat. Auch Pizimenti, ob er gleich das von ihm Uebersetzte als:
Democritus Abderita de arte magna betitelt, hat im Eingang: Ex rebus natu-
ralibus et mysticis Democriti ohne das Beiwort.
Demokritos. 123
dera gewesen, eine Veranlassung biete; welche ihre Wirkung
aber doch nur in der Zeit hätte haben können, wo man es als
feststehend betrachtete, dass Ostanes der Lehrer des Abderiten
gewesen sei (vgl. S. 109 f.). Nicht der Verfasser nennt — so weit
das von seiner Schrift uns Erhaltene beurtheilen lässt — Osta-
nes als seinen Lehrer, sondern erst Die, welche, von Synesios
an, über ihn schrieben *2); er hat, so viel ich irgend ersehen kann,
kaum ein Wort von Reisen in Ländern, in welchen auch der Ab-
derit gereist war, kein Wort von Einweihung zu Theben, Mem-
phis und Heliopolis (der Tempel, wo die Bücher gefunden wor-
den seien, scheint in der Schrift dem Orte nach gar nicht näher
bezeichnet zu sein); er bringt Nichts dem Abderiten nachweisbar
Entlehntes von Ideen oder Lehren; er hat mit Einem Woi-t Nichts
von Allem dem, was man mit solcher Sicherheit als bei ihm zu
Findendes und den Beweis dafür Abgebendes aufgezählt hat, dass
er seine Schrift absichtlich als eine von dem Abderiten herrüh-
*^) So eagt Lambeck (a. o. a. 0.) ausdrücklich bezuglich den bei dem
Democrit nicht benannten Lehrers: Intelb'gitur autem Ostanes Magnus, de
^quo Tide supra citatum Plinii locum et paulo post epistolam Synesii ad Dio-
Bcomm; auf was hin Lenglet du Fresnoy (Hist. de la phil. herm. Vol. I,
p. 27 und unter ausdrücklicher Bezugnahme auf die Wiener Handschrift
Vol. III, p. 20) nicht hätte sagen sollen, Democrit spreche von dem Osta-
nes als seinem Lehrer. Auch nach Am eilhon (a. a. 0., p. 804) sind es erst
die Commentatoren, welche als den Lehrer des Democrit den Ostanes
namhaft machen. In des Pizimenti üebersetzung , in welcher ohnehin das
die Beschwörung des Lehrers Betreffende fehlt, kommt der Name Ostanes
auch nicht vor; als einzige Autorität finde ich hier bei dem Democrit ge-
nannt einen Heppamenes (f. 8 v^, nach Mittheilung eines alchemistischen
Receptes: Haec ratio Heppamenis, quam ostendit sacerdotibus Aegyptiis, ei
usque at horum philosophorum tempora permanet, materia auri conficiendi)
oder Pammenes, wie dieser Name auch in Handschriften der Physica etmy*
stica geschrieben ist (vgl. Fabricii Bibliotheca graeca. Vol. XII [Hamburg!
1724], p. 769) und auch sonst vorkommt: bei Georgios Synkellos im 9ten
Jahrhundert (in Dessen Chronographie, p. 198 der Venetianer Ausgabe von
1729; die betreffende Stelle auch bei Fabricius a. e. a. 0., p. 757) wird bei
der Erzählung von des Democrit von Abdera Einweihung im Tempel zu
Memphis auch einer Jüdin Maria und des Pammenes erwähnt, welcher
Letztere um der Offenheit willen, mit welcher er geschrieben, getadelt worden
seL Der Name Pammenes kommt im Alterthum bekanntlich auch sonst
noch vor; als der eines Goldarbeiters, aber ohne irgend welchen alchemi-
stischen Beigeschmack, in des Demosthenes' Rede gegen den Midias.
124 Demokritos.
rende habe wollen gelten lassen*'*) und dass der Namen Demo-
♦8) Ziemlich kurz urtheilie Beckmann in seiner Geschichte der Erfin-
dungen, Bd. III [Leipzig 1 790], S. 376 über die unter dem Namen des Demo-
er it uns erhaltene Schrift, so weit er sie aus des Pizimenti Uebersetzung
kannte: „Ich sehe, dass es nicht das ganze Buch, sondern nur ein Abschnitt
daraus ist, welcher aber so aberwitzig geschrieben ist, dass der Betrug unver-
kennlich ist". Und ebenso bestimmt K. Sprengel (Geschichte der Arzney-
kunde, 3. Aufl., Bd. II [Halle 1823], S. 220): „Im Namen des Democritus
setzte ein Betruger sogenannte (fva^y.u xut uvatixä auf, die noch in neueren
Zeiten herausgegeben und für acht gehalten wurden". Anscheinend auf Be-
gründung seines Urtheils mehr eingehend sagt Höfer sowohl in der ersten
(Paris 1842; T. I, p. 266) als auch in der zweiten Auflage (Paris 1866; T. I,
p. 276) seiner Histoire de la chimie bei Besprechung des Verfassers der uns
beschäftigenden Schrift: II ne faut pas confondre ce Democrite avec l'ancien
philosophe qui porte le meme nom. — Les philosophes de Pecole d'Alexan-
drie, les Grecs du Bas-Empire, qui ne se piquaient pas d'une grande probite
litt^raire, se plaisaient, ä defaut d^idees, ä se parer des noms les plus il-
lustres de l'anliquite. Homere, Ilesiode, Piaton, Aristote, tous ces noms furent
nsurpes, aux pr emiers siecles de Tere vulgaire, par d'obscures scoliastes et par
des alchimistes. — Sans doute plus d'un Grec peut s'appeler Democrite,
comme plus d'un Fran^ais porte le nom de Rousseau. Mais, lorsque le
pseudo-Democrite a soin, comme c'est ici le cas, de faire croire qu'il estd'Ab-
dere, qu'il a voyage en Perse, en figypte, qu'il a ete initie aux mysteres de
Thebes, de Memphis et d'Heliopolis, et enfin lorsqu'il s'attribue des idees ou
des doctrines qui appartenaient au Democrite de Pantiquite, alors le mensonge
n'est plus permis; c^est une des tromperies si familieres aux Grecs du Bas-Em-
pire. Welches ürtheil denn auch ebenso in die Nouvelle biographie gene-
rale, T. XIII (Paris 1855), p. 573 übergegangen ist. Gewiss ganz ungerecht
beurtheilt ist hier „Democrite le mystagogue, comme Pappelle La Porte du
Theil", wie sich Hof er ausdruckt, Notices et extraits mss. Vol. VI citirend.
In den Notices et extraits des manuscrits de labibl. nat. Vol. VI (Paris, an IX)
finde ich indessen keinen Artikel von La Porte du Theil, welcher diesen
Gegenstand behandelte oder diesen Ausdruck enthielte; wohl aber in dem im
Vorliegenden so oft benutzten Aufsatz von Ameilhon (p. 303), nachdem Dieser
das ihm muthmassliche Alter der fraglichen Schrift besprochen, die Worte:
Teile est Popinion que je proposerois; ä moins qu'on n'aimät mieux attribuer
ce traite a un prctendu philosophe, auquel on a donne le titre de Mystagog^s,
et qu'on suppose avoir voyage en Perse sous le regne de Sapor, pour y cher-
cher les secrets de Part divin ou du grand oeuvre. Si l'ouvrage qui nous
occupe etait sorti de sa plume, il serait du milieu ou de la fin du IH« siecle.
Dieser König Sapor soll nach mehreren Angaben in der uns hier beschäf-
tigenden Schrift genannt werden. So sagt K. Sprengel in seiner Geschichte
der Arzneykunde, 3. Aufl., Bd. II (Halle 1823), S. 220 bei der Erwähnung der
Physica et mystica, und zwar die Uebersetzung des Pizimenti citirend:
„Der König von Persien, Sapor, (J. 320) kommt darin vor". Und Dasselbe,
nebst noch Anderem, wird behauptet vonGrässe, welcher in seinem Lehrbuch
Demokritos. 125
crit als der des Verfassers zur Unterstützung einer Fälschung an-
einer allgem. Literärgeschichte u. s. w., Bd. I [Dresden u. Leipzig 1837], erst
S. 400 bei Besprechung des Democrit von Abdera sagt: „Gewiss ist unter-
geschoben das blos in lateinischer Sprache herausgegebene Buch: Democriti
Üp. cliemica et magica" u. s. w. (vgl. S. 114, Anmerk. 23). „Wenigstens vin-
dicirt es dem SynesiusAmeilhon in Decade phil. de Plnstitut de Paris
an IX, nr. 13, p. 196 s. cf. Miliin Mag. Encycl. 1801, T. V, p. 236". Und
später, S. 1199, bei Besprechung der Periode 30 bis 476 n. Chr.: „Zu den al-
chemistischen Schriften gehörte wohl auch das vermuthlich erst spät (der per-
sische König Sapor, der um 320 n. Chr. lebte, wird darin genannt; cf. p.
225 ed. Mizaldi) in dieser Periode verfertigte (cf. Salmas. Not. ad. Tertull. de
pall. p. 141 sq.), schon oben p. 400 angeführte chemische, gewöhnlich dem
Democritus zugeschriebene Werk (cf. Lenglet du Fresnoy, Histoire de
la phil. herm. T. I, p. 222 ss; Schmieder p. 64 sq.)". Die betreffenden
Bände der Decade phil. etc. und von Miliin 's Magasin encycl. sind mir jetzt
nicht zugänglich; aber das weiss ich gewiss, dassAmeilhon weder in seinem
Aufsatz über das alchemistische Werk des Democrit (Not. et extraits etc.
Vol. VI, p. 302; an IX) noch in seinem Aufsatz über des Synesios Commentar
zu demselben (Vol. VII, sec. partie, p. 223; an XII) dieses Werk dem Syne-
sios vindicirt hat. Eine Erwähnung des Königs Sapor in diesem Werk
finde ich aber weder in den Berichten über die Pariser und Wiener Hand-
schriften, noch in des Pizimenti Uebersetzung ; den Abdruck der letzteren
bei Mizauld's Buch kann ich allerdings nicht einsehen (vgl. Anm. 13). Die erste
mir bekannte Erwähnung eines Königs Sapor, zusammen mit einem Versuche,
daran eine Bestimmung der Zeit des alchemistischen Schriftstellers Demo-
crit anzulehnen, hat Keinesius, dessen 1634 abgegebenes ludicium de Che-
mie, graec. codice Gothaoo die Vermuthung enthält, dass in dieser von ihm
besprochenen Handschrift statt eines anderen Namens, Sophar, Sapor zu
lesen sei ; ich gebe die bezügliche Stelle unten S. 129, Anmerk. 50, bemerke
aber gleich hier, da&s nach dem von Reinesius selbst Angegebenen der
Name Sophar in der Altenburger o. Gothaer Handschrift (f. 85 v® derselben)
gar nicht in der hier in Besprechung stehenden Schrift des Democrit vor-
kommt (diese ist auf f. 66 bis 73 gedachter Handschrift enthalten; vgl. bei
Jacobs und Ukert a. Anmerk. 45 a. 0., p. 217), sondern in einem ganz an-
deren Aufsatze eines Ungenannten. Uebrigens vermisste bereits Morhof
(Polyhistor literarius [Lubeeae 1695], P. I, p. 104) die Angabe eines Grundes,
wessbalb, wenn ein Philosoph (Alchemist) Sophar genannt werde, dieser mit
einem König Sapor confundirt werden solle. Des Reinesius Conjectur ist
auch in dieser Beziehung zurückzuweisen; Sophar der Perser, JSoq^äq 6 iy
Jls^aidtj kommt in einer Aufzählung der älteren alchemistischen Autoritäten
in so vielen Handschriften gleichlautend geschrieben vor, dass man diesen
Namen nicht in solcher Weise beseitigen kann, und selbst Schriften unter
diesem Namen (der da allerdings mit dem Beisatz des Aegypters erscheint) sind
uns erhalten. Auf diese beiden Punkte hier einzugehen, würde aber diese
ohnehin schon lange Anmerkung zur Ungebühr verlängern; vielleicht komme
ich darauf noch einmal zurück.
126 Demokritos.
genommen oder untergeschoben worden sei*^). Bis zu besserer
Belehrung glaube ich an eine solche absichtliche Fälschung nicht**).
**) Beacbtenswerth ist auch, dass der Xame Democrit sich auch toDst
in relativ froher Zeit in Zusammenbang mit Geheimwissen vorgefunden hat.
Der zweisprachige Papyrus, welchen Reuvens (Letfres a H. Letronne sor
les papyrus bilingues et grecs du musee d'antiquites de l'universite
de Leide [ä Leide 1830], L lettre, p. 5 ss.; appendice ä la III. lettre, p. HTss.)
als Nr. 75 beschrieben hat, enthält unter vielem Anderem auch, sous le nom
de Democrite, une table en chiüres pour }>ronostiquer par descalculs la vie
ou la mort d'un malade. Le titre porte Jr^uoxQdov gpwii^g, Rewens'
Schätzung des Alters dieser Papyrus-Handichrül ist (in dem dem AtJas zum
eben citirten Werke vorgesetzten Tableau des prindpanx papyros grecs et
demotiques, p. 6): „apres J. C. 200 ou 300?".
^) Ich weiss nicht, wie es sich verhalten mag mit der Schrift, welche bei
Fabricius (Bibliotheca graeca. Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 771) nach der Ab-
schrift einer Pariser, griechische alchemistische Aufsätze enthaltenden Handschrift
als JtifÄox^Ciov ßißXog i, 7fQoa(fiayr,&elaa JevxtTinio betitelt angeführt und mit
welcher wohl die im Pariser Manuscripten-Yerzeichniss (Catalog^s codicnm mann-
scriptorum bibliothecae regiae, T. II [Parisiis 1740], p.484) und von Lenglet
du Fresnoy (Histoire de la philosophie hermetique, T. III [ä la Haye, 1742],
p. 16) als in der Pariser Handschrift 2327 enthalten unter der Bezeichnung:
Democriti Über ad Leucippum erwähnte identisch ist. Auch von Borrichins
Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia [Hafniae 1674]» p. 80;
auch Conspectus scriptorum chemicorum celebriorum, in Mangeti Bibliotheca
chemica curiosa T. I, p. 39) wird, und zwar als eine echte Schrift des Demo-
crit, genannt JijuoxQtiov ßißXog nQog:iar^9^siaa Jevxr^TtM (sie). In einer in
München aufbewahrten handschriftlichen Sammlung alchemisüscher Abhand-
lungen findet sich nach Hardt (Catalogus codicum manuscriptorum gnraecorum
bibliothecae regiae bavaricae, T. ü [Monachii 1806], p. 29) auch Jtiuox^dov
ßtßXog fjitTi^ogiftoyrfSetaa JBvxinniOj und unter demselben Titel dieser Aufsatz
auch in der Altenburger o. Gothaer Handschrift (Fr. Jacobs u. F. A. Ukert's
Beiträge zur altem Litteratur o. Merkwürdigkeiten der herzog]. Bibliothek zu
Gotha, Bd. I, Hfl. 2 [Leipzig 1835], S. 218). Unter dem Titel Jrjuox^dov ßi-
ßXog t 7TQoc^tayfi9eTatc MvxijtTKa hat diesen Aufsatz u. a. auch eine Floren-
tiner Handschrift (Catalogus codicom graecorum bibliothecae Laurentianae ,
auctore A. M. Band in io, T. HI [Florentiae 1770], p. 355). Ich kann über
den Inhalt dieses Buches Nichts weiter angeben; man findet meist höchstens
die Aofangsworte desselben mitgetheilt {negi rovritay xG>y Tc/>aor rc&r Ätyw
lixitoy — — in Fabricius', Jr,u6xQtTog Jivxinni^ lo trcQoy nXetara j^af^ty ,
n$^i rovritay in der Florentiner Handschrift, 7cfoi» uiy, o Jjy, ä JevxtnnE .
Tte^i rovritay in der Altenburger o. Gothaer Handschrift, wie Grüner
in: Isidis, Christiani et Pappi philosophi jusjurandum chemicum [Jenae 1807],
p. 54 angiebt, und so auch in der Münchener Handschrift; das grosste Frag-
ment, dem Anfang des Schriftstückes entnommen, findet man bei Grüner a.
e. a. O^ etwas weniger bei Fabricius und Bandini). — Hier will ich noch
Demokritos. 127
Was nun das Alter dieser Schrift betrifft: dass sie nicht von
dem Abderiten herrührt sondern aus viel neuerer Zeit stammt, so
bedarf man nicht als Beweis dafür der irrigen Behauptung, dass
ein im 3ten oder 4ten Jahrhundert lebender persischer König Sa-
por darin genannt werde *^); die Sprache der Schrift selbst legt,
nach dem Urtheil sprachkundiger Autoritäten, dafür bestimmtes
Zeugniss ab*'). Aber ein relativ hohes Alter ist dieser Schrift
bemerken, dass nach dem für einzelne Sammlungen griechischer alchemistischer
Aufsätze Angegebenen auch ein Aufsatz J/jfioxgitov tisqI darjjuov no^r^etüq als
ein besonderer existiren soll (vgl. z. B. das über eine in der Venetianer
Handschrift enthaltene Inhaltsübersicht einer älteren Sammlung in Bernard' s
Ausgabe der Schrift des Palladios von den Fiebern [vgl. S. 115, Anmerk.2S]
p. 115 Angegebene; ferner was Miller's Catalogue des manuscrits grecs de
la bibliotheque de PEscurial [Paris 1848], p. 418 über eine Handschrift der
Bibliothek des Escurials hat). Es ist mir fast zweifellos, dass dies nur ein
Stück aus der, im Ganzen als g)vaixu xul ^vat&xd bezeichneten Schrift ist;
wo Montfaucon (Palaeographia graeca [Parisiis 1708], p. 375) den Inhalt
einer in Mailand befindlichen handschriftlichen Sammlung alchemistischer
Aufsätze angiebt, werden auch Democriti Physica Mystica, de confectione
Azymi genannt; und Ameilhon (a. S. 115 a. 0., T. VI, p. 308) giebt ausdrück-
lich an und lässt ersehen, dass und wo eine Unterabtheilung jener Schrift mit
den Worten nsQi notjjaetag darjfiov beginnt (vgl. die weiter unten mitgetheilte
Uebersetzung des Pizimenti, S. 141). — Ein Joyog JtjuoxQitov g>^Xoa6ipov
findet sich unter anderen alchemistischen Auüsätzcn in der schon erwähnten
Florentiner Handschrift (Bandini's eben angeführter Catalog T. III, p. 355).
♦6) Vgl. Anmerk. 43.
*7) Vgl. Fabricii Biblioth. graeca. Vol. I [Hamburgi 1708], p. 809 ; Fabricii
Bibl. gr. ed. Harles, Vol. M [Hamburgi 1791], p. 641 ; bei Mull ach a. a. 0., p. 157.
— Salmasius urtheilt darüber in seinen Anmerkungen zu Tertullian de pal-
lio (Tertulliani Liber de pallio. Cl. Salmasius recensuit, explicavit, notis illn-
stravit [Lutetiae Parisiorum, 1622], p. 141 sq.; in der Leydener Ausgabe der
Salmasius'schen Bearbeitung des Tertullian de pallio von 1656 p. 188 sq.);
bei Besprechung der Purpurfärberei führt er mehrere Stellen an, welche die
Physica sub nomine Democriti oder Physica Democriti enthalten, mit der Be-
merkung: Haec infimae Bunt Graeciae, sub nomine Democriti vulgata in libris
nondum editis, qui Graece nBQt xv^siag scripti sunt. Auch in den Bemer-
kungen zum Solinus wird bei Salmasius dieser Democrit subditicius ge-
nannt (vgl. S. 128, Anm. 49). An den oben genannten Stellen citirt wird auch
Mottanus Vayerus, T. I, p. 301 mit dem Ausspruch: Ceux qui sQauront
comme on parloit Grec du temps du Democrite et long temps apres reconnoi-
tront facilement que ce traite qu^on lui attribue ne peut estre de lui, et ils
s'appercevront mesme par beaucoup de dictions que son veritable auteur a eu
connoissance du Christianisme (ich finde indessen Nichts, was die letztere Be-
hauptung unterstützte; den vorstehenden Ausspruch hat die nouvelle edition
\2H
j »r_- . 1— .
Joch \f(iizuW^/^u: *i:e g^riy/n zi/:i hö'yLbieT WaLi^cLeanlidikeit zu
tUm älU^U'Ti dffr us±h *:TLa]t*exeri alcLesLisii&cbeii ScLrifien, wenn sie
nicht i^f-ra^lezu aU dl^ äh^i^ie ■iiit-er deiiä<rlben bcxeidinet werden
darf Sie .stand «i/irhon :rii,e. TraLrä-cLeiii^icb vom 4ten Jahrfaundert
an in ongemeineui AnseLen: »ie wurde wahrend eines längeren
ZeitrauHiS wiederLolt <v.d meütirt *'^ . von der frohsten Zeit an,
aus welcher eine alchemisiiäPiLe Lli'enkXur uns vorliegt, finden
wir sie citirt** , und in das Aur JaLrLunden wenn nicht in ein
früheres Lst ihre Abfassung zu setzen ••'•. In dieser Schrift finden
revue et augiueDiee de« OffUTrw de Frär^oif de la Mol he Le ITirer, T. I
[Dresde 17Z^], Partie L j.cS^^ A=Le5:hvn «iri a-i-O^ T.\Xp.5ü2»: II u\
a guere q'un alcbimUte ei^tl'.iinfcste. v;^ äs leL-teizr f^üf CTitiqneL qni eoit c»-
pable d'attribuer ce traft^ a:i j.LÜ'.'S-ijiie d'Aldt-re: ü fa'Töt de jcter na ooap
d'oeil fur le texte. f<'ur fr*aj.erotT...:r q-e f« r.* i«?iit ctre la oümposmoa d'un
auteur des beaax livcles de !a litt^ramre Gre^rque.
*^» Von Synesi^s waLrEcLe:i.l:cL in 4ten. Ton Pelag^ioi im 5teD?, Ton
Stephaoos von Alex&ndrien im Ttcn. Tor. Michael Psellos im Uten
Jahrhundert.
**) Dieses, und das daraus zu f vlgerr. de beTräcLtiiche Alter erkannte Salm a-
sius auch ausflrücklich aü. C'audii Salmasii Pliniar-ae exercitationes in Solini
polyhistora; Pars II [Parisiis 1021*], p. 1162: I>€i!j«rr:!u». qui qnamyis subditi-
cius sit, arttiquum tamen esse •:•] ortet; qnipf« quem citari rideam Sjueno,
Stephane et Zusimo scrij-toril us ch\-iii:cis, e: inter |>raecipao« ac Teteres il-
lius artis autures laudari. Eberso Ler.glet du Fre<n<~<T iHistoire delmpbilo-
Eophie hermetique, T. I «ä la Hare. 1742«. y. 27: il est certain qne oe traile
est tres-ancien. puisqu'il a eie commerte par de* Auteur* Grecs de« le commen-
cement du cinquitme siccle de l'Eglise. Speöell darul^er. da« bereits Zosi mos
diese Schrift kannte, vgl. den später folgenden Atschi itt über den Letiteren. —
Manchmal auch werden Auss^irüche des Democrit geradezu als die des
Meisters, ohne Nennung des Xamers. Ici den Ah-hemisten der Alexandrinischen
Schule citirt; das Citut in der Schrift eines unirenannten cbrisilicbea Alche-
misten (Tof /^Kmcroi' ntoi cicti'.xfn'tz^ toi /orcori, welches Höfer (Histoire
de la chimie, 2. ed., T. I, p. 267, Zeile 13 bis ISt mittheilt und von welchem
er fragend vermuthet, dass es einen Ausfpiuch des Zosimos enthalte, ist
eine Stelle aus der uns hier ber'chäftigenden Schrift des Democrit, welche
sich f. 5 v^ in der Uebei^setzung des Pizimenti findet.
'*^) Am eilhon (a.a.O., T. VI, p. 303) ist der Ansicht: nach der Niederwer-
fung des ägyptischen Aufstands durch Diocletian (296 n. Chr.) und der dann
erfolgten Vernichtung der alchemistischeu Bücher «vgl. S. 83 ff.) seien, als die
Verhältnisse wieder ruhiger geworden, die in der Erinnerung gebliebenen al-
chcmistischen Vorstellungen und Vorschriften wiederum in einer SchrÜl ge-
sammelt worden, welche man dem Democrit zugeschrieben habe. Nach
dieser Ansicht würde man wohl als die Zeit der Abfassung dieser Sdirifl
die erste Hälfte des 4ten Jahrhunderts anzunehmen haben. — Eher noch
Demokritos. 129
wir zuerst in Beziehung zur Chemie die mysteriöse Lehre aus-
gesprochen : die Natur erfreue sich der Natur, die Natur überwinde
die Natur, die Natur beherrsche die Natur — eine Lehre, welche
sich im Beginne des Mittelalters, scheinbar aus viel früherer Zeit
zugekommen, als ein tiefes Wissen einschliessend hervorgehoben
oder angedeutet findet, auch in Anspielungen auf anderem Ge-
biete als dem der Chemie oder Alchemie; eine Lehre, welche man
wirklich als chemische Erkenntniss enthaltend zu erklären ver-
sucht hat; eine Lehre, auf welche jedenfalls viele Jahrhunderte
hindurch als auf eine Grundlehre des Wissens häufig Bezug ge-
nommen wurde**).
etwas älter kann diese Schrift nach des Reinesins Urtheil sein, welcher
sich in seinem 1634 abgegebenen Judicium de chemic. graec. codice Gothauo
(in Fabricii Bibl. gr. Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 758) nach Zurückweisung
der Ansicht, dass sie den Democrit von Abdera zum Verfasser habe, fol-
gendermassen ausspricht: Veteris tamen scriptoris ista sunt qui naturam
mineralium bene perspectam habuit et artis medicae peritus fuit, ac fortasse
aliquis hoc nomine, qui ante Constantinum M. cui Democritus mystagogus fuisse
traditur, tempore regis Saporis (hie enim est qui in codice ms. f. 85. Sophar
appellatur) in Persiam profectus est artis sacrae hauriendae causa; Sapor au-
t«m usque ad A. C. 270 regno praefuit, unde probabiliter conjicias hunc
Democritum circa A. C. 300 in Aegypto versari potuisse. üeber be-
sagten König Sapor Tgl. indessen S. 124 f., Anmerk. 43.
5^) Nach Synesios, dem Commentator dieser Schrift, war es der grosse
Ost an es, welcher zuerst es niederschrieb: die Natur erfreue sich der Natur
u. 8. w. — Dass schon vor Democrit's (und zwar des Abderiten) Zeit diese
tiefsinnige Lehre im Tempel zu Memphis anerkannt gewesen sei, glaabte
Borrichius (De ortu et progressu chemiae [Hafniae 1668], p. 27) versichern
zu können: Democritum primum haec scripsisse non sustinebo, memor me in
manuscripto Isidis Lutetiae Parisiorum notasse, haec ipsa verba sed sacris
characteribus interiori sacrario delubri Memphitici inscripta quondam radiasse.
Darauf, dass diese Lehre in dem Schreiben der Isis an ihren Sohn Horos
enthalten sei, wurde dann noch von Borrichius in seinem (1697 veröffent-
lichten) Conspeel US scriptorum chemicorum celebriorum (in Mangeti Biblio-
theca chemica curiosa T. I, p. 39) ausdrücklich hingewiesen. Dieser in der
Form einer an den Sohn Horos gerichteten Schrift der Isis abgefasste al-
chemistische Tractat ist indessen bestimmt nicht so alt, als dies (am letzt-
erwähnten Orte) Borrichius annahm, welcher ihn aus der, der des Hermes
nächst kommenden Zeit stammen lassen wollte. Was Borrichius über den-
selben mittheilt, stimmt nur theilweise zu dem von Höfer (Histoire de la
chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 630; vgl. auch daselbst p. 290) wahrschein-
lich nach einer anderen Handschrift, als der von Borrichius benutzten, ver-
öffentlichten Texte des Schreibens der Isis an ihren Sohn Horos, und
namentlich findet sich in dem von Hof er gegebenen Texte nicht die, die
Kopp, Beitr. s. Q«sch. d. Ühem. 9
130 Demokritos.
Eher sollte man also für diese Schrift, als für viele spätere
und theilweise sich enge an die erstere anschliessende alchemi-
8. g. Lehre des Ob tan es betreffende Stelle. Wohl aber findet sich Bezug-
nahme auf diese Lehre bei den dem Demokritos nachzusetzenden alche-
mistischen Schriftstellern: ausser bei Synesios z. B. bei Zosimos in Dessen
Schrift tisqI dQExi]g xai avy^iaemg v^dxiay (Höfer's Histoire de la chimie,
1. ed., T. L [Paris 1842], p. 500; 2. ed., T. L [Paris 1866], p. 626; ich meine
die Stelle: i] (fx^aig tj y^xibaa tag g)va6$g, dnoteXeiTat TsXeCa ^va&g); beiStepha«
nos von Alexandrien (in Dessen Anrufungen in dem Anfange des ersten
Stückes seiner alchemistischen Schrift wiederholt: ^ ^vatg intQ q>i)a$y y$x&aa
tag g)vaB&g c5 (pitatg (pvaty yix&au xai xfQnovaa u. a., Ideler's Physici
et medici graeci minores, Vol. 11 [Berolini 1842], p. 199; dann im ersten und
im vierten Stücke: tj (pva$g tr^y g)^(Tty li^nst^ xul i] q>vatg rijy <pvaty y»x^, xai
il q)Vff&g ti]y g>vaty xQaxet, a. e. a. 0., p. 200 u. 215); bei einem auch zu den
verbreiteteren früheren Autoritäten gehörigen anonymen christlichen Alche-
misten, in toö xQ^attayoCi negi toP ^iCov vdatog (Höfer's Histoire de la chi-
mie, 2. ed., T. I, p. 289: tJ (pva^g rfi (pvoBi^ ziQTreua, ^ (pi&fftg rrjy g>^a^y v»x$);
in des Archelaos Jamben negi rf^g UQäg tix^is (in Ideler*s eben citirter
Sammlung, Vol. II, p. 345:
tfQns* yä^ oyrtag i] q>vaig te xt^y (fvaiy
yix&aa xai XQatoGatc xr}y ^^a$y näaay);
u. a. — Auf dem Gebiete der Astrologie findet man auf diese Lehre hinge-
wiesen in der ersten Hälfte des 4ten Jahrhunderts, bei Julius Maternus
Firmicus (vgl. Lambecii Comment. de biblioth. caes. vindpbon., L. VI., ed.
Kollarii [Vindobonae 1780], p. 219 u. 390), da wo er, auf Grund alter ägyp-
tischer Vorstellungen, von der Unterordnung der 36 Abtheilungen des Thier-
kreises unter s. g. Decane und den Wirkungen der letzteren spricht (im IV.
Buche seiner Astrologie, cap. 16: Triginta sex signorum decani, eorumque de-
creta); die Stelle ist (Julii Firmici Materni Astronomiccön L. VIII ed. Nie.
Pruckner [Basileae 1533], p. 107): Necepso, Aegypti justissimusimperator, opti-
mus quoque astronomus, per ipsos decanos, omnia vitia valetudinesque colle-
git, ostendens quam valetudinem quis decanus efficeret, quia una natura ab
alia vincitur, unusque deusabaltero ex contrariis ideo naturis etc. — Schmie-
der (Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 39 f.) möchte statt „Natur«
„Naturkraft" setzen und die drei Theile der s. g. Lehre des Ostanes deuten:
„Die Naturkräfte der Körper zeigen eine freundliche Anneigung gegen ein-
ander; die eine Naturkraft zeigt sich stärker als die andere, und darum wird
oft die eine Anneigung durch die andere aufgehoben; es giebt aber eine
Naturkraft, welche alle die übrigen gewältigt, Anneigungen hervorruft und
wiederum aufhebt. Man erräth wohl, dass der erste Spruch die auflösende
Kraft andeute, die wir Verwandtschaft nennen , der zweite die bei uns so ge-
nannte Wahlverwandtschaft^ der dritte aber die Allgewalt des Feuers über
alle Naturkräfte, worin das Hauptdogma der Phthaspriester bestand. Da
liaben wir also in dem Kern der Lehre des grossen Ostanes die allerersten
Vorbegriffe der Chemie." — Diese Lehre erstreckt ihren Einfluss bis auf das
13 te Jahrhundert und weiter. Noch in dem von RogerBacon verfassten
Demokritos. 131
stische Schriften erwarten, dass ihr Inhalt Dem, welcher die früh-
sten Denkmäler der Chemie oder Alchemie einsehen will, zugäng-
lich sei. Dem ist aber, wie schon oben (S. 112 ff.) erörtert wurde,
nicht so ^^) : Ueberhaupt nicht gedruckt ist, was die zahlreichen ^s)
griechischen Handschriften an alchemistischeu Vorschriften ent-
oder ihm zugeschriebenen Tractat de potestate artis et naturae finden sich
(Thealrum chemicum [Argentorati 1613], Vol. II, p. 409, 439) diese Sätze; Na-
tura naturam continet, natura naiuram superat, et natura obvians suae natu-
rae laetatur et in alienas transmutatur naturas (nach E. Charles: Roger
Bacon, sa vie, ses ouvrages, ses doctrines [Paris 1861], p. 286; ich kann jetzt
an dem von ihm citirten Orte nicht nachsehen). Und unverkennbar tritt uns
die s. g. Lehre des Ostanes noch entgegen in solcher Umschreibung, wie
wir sie z.B. bei dem Bernhard von Trier (oder von Treviso?) im 14ten
oder löten Jahrhundert (Bernardi Trevirensis ad Thomam de Bononia
responsio de mineralibus et elixiris compositione; in Auriferae artis, quam che-
miam vocant. Vol. II. [Basileae 1572], p. 87 sq.) finden: simplex natura sim-
plici naturae sibi in homogeneitate prima et proportione elemcntali simili et
identica adhaerendo congaudebit et perficietur. (Dieser Bernardus Trevi-
rensis war früher als identisch mit dem im 15. Jahrhundert lebenden Gra-
fen Bernhard von Treviso, dem Bernardus Trevisanus, betrachtet
worden, z. B. von Lenglet du Fresnoy in seiner Histoire de la phil. her-
met. [ä la Haye, 1742] T. I, p. 245 und T. III, p. 120 s., von J. F. Gmelin
in seiner Geschichte der fihemie, Bd. I [Göttingen 1797], S. 159 f., von
Schmieder in seiner Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 230, u. A.
Darüber, dass der Bernardus Trevirensis seine Antwort auf ein alche-
mistisches Sendschreiben des Thomas von Bologna gegen das. Ende des
14ten Jahrhunderts geschrieben habe und ein ganz Anderer als der Bernar-
dus Trevisanus gewesen sei, vgl. Hof er in seiner Histoire de la chimie,
1. edition, T. I [Paris 1842], p. 421 oder 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 445 s.;
womit allerdings bezüglich der Zeit das im Widerspruch stünde, was man
über den besagten Thomas von Bologna angegeben findet, vgl. Schmie-
der a. a. 0., S. 232 f.).
^2) Schon Borrichius (Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia
[Hafniae 1674], p. 70) spricht von dieser Schrift als rarissimo illo Demo-
eriti scripto, pluribus haud dubie audito quam inspecto.
ß^ Eine unrichtige Vorstellung über die Zahl und Verbreitung der die
Physica et mystica des Democrit enthaltenden Handschriften giebt, was
Schmieder (Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S.64) sagt: sie sei „durch
Abschriften verbreitet, deren vier in der Pariser Bibliothek, eine in der Wie-
ner und eine in der Leydener noch vorhanden sind**. Zu dem bereits bezüg-
lich der Pariser Handschriften (vgl. S. 114, Anmerk. 25; auch Höfer's Histoire
de la chimie, 2. ed., T. I, p. 277 u. 300) und der auf der Wiener Bibliothek
befindlichen (vgl. S. 114 f., Anmerk. 26) Angeführten füge ich hier noch folgende
Angaben, wa sich über solche Handschriften Etwas findet: Reinesii de chenii-
9*
•:w9 r«eani
reo und «rÄSÄT^ti AiÄKiiis&c-
* —
ib Idelers PtT-Ei-n et :i^5rl r^aas iiiaiirat ä H'&fer^»
conifi grrfc«:- oc«c:-::-* O-iniid: fufjüTcn n J i m^ 2*7:.. jcr. ^iL
borg! 1724 j- j. 74S*: Fi.t»ri'."± B.'rü ir **L Harj*^ T"iü Z^ ^HimÄiaeipi 1791]
p. 633 vj.: Mc-iftf. : !."♦ rM4i**'«irL:.ä::a rn**!?». T«Mn» r3ii&% fL
173<«j. p. Sf2. i-.C. 5^ =2?' T»Ti!,. Lffr. -(7". TÜL "4 . TTL HT*^ Ul*?:
Lenelei cn Fr-efi'.^'f Hj§r-.r4 ö* "iir -ri£j *:ntt:it iieraiifonnBL T. ni 'i li
HsA*-, 1741'". t-2t, «j-rb^si I Ilit"/- "*L:b:riK-:a irtCimn. saan
de? Phjlac:'. f r.i 5*3. Fjf'iHm. 5. II:. XT*ll-"f ÖHeüiHE sinäp»
rem lüiiiil-ti'.rk» LEtr^ii'LiLjA* . uuri-.p* JL iLr ixIüL'I. T-DI rFSuitA-
tia^ 177 0\ T. f»4*: £^ Xil.-^r'f Cjniji'i-irt >:« niEimHfrs? rrwi -öt I& KkSo-
iLeq-c* c*r ril««?mtl 'lij^.t I-r^?'> 1. It~. VlL. «!•> . lifjsiti» lar ll?«n Littc^
rarer oier Iggri^i Lrr.ritti^'Pi if*r !brm:trl Ii-*ib:T»^ sx «Gri-ä»- ¥icil Jacobs
HLG rkfTi. lii. LEtlI ~l#*'7CLr Ir:!»!'. ^. 117. vil. rrZIir Ei^äiCLifcg idtia
riae. fi. E> C. E-t^LZ-ii^ '_Ljii*r-»£atvüoi_ IT»:". 3. *: BTribnäifieK- GväSakjtm-
UM*: c:»i5 '-■•:* im***ic *^. iirzn: '.:"iu«Hri. '•*r'. J JL 51": »ri "LoifÖK-l^S^.. pk.45 i^;
N-T'Tt Iflr.-^rcL rEri-noL v.\nik*f'r.ii iiwn!. 7^ ^H^b* Xmtü«^ 17!$}. fL *W;
Hard:*F CtiiÜT'r- '-oiitnm iimniwr-Tir. x:^t**L liTiönä. r-ssr. Mrrv« T- D [Vo*
nacLü Ir^iCr. y-. ^: P* i -» » 1 * ?•'■: f-ji* jf^rf 1 Ä. LÄr*niT* f^. TD, 74. 75
n. 103: CLtal.«£"I ITtC'.innL Tiimii«'r*t;jr.TrT3L Airüü»? ä HEiesaä»^ im ■■■■
cc^llwti [<>x-jiih^ VX^j. 1 : :?u-^ 1 T l:v.. !;r-"rlCTin. 7. i:#: T-ÜLplCI;
ParFl\»x-jiJi ZSSr.. ; Vtsi } ir-* :" ''iii-; IrSc^ . - i^: Eaexel*» Cofeüofi
li> tTOTUTL IL fcHTifetT: jr '.iTiui Uli : 1 ' ' ' * o . rj.i*^! -j+ •I-kZLk!- jAKTraatar P-*P"
«ae 16S<r»\ j-. ^* **:nK *fii*ni!t.H 'u»? X**r^iax:."s:ifa.
rige. daEij iii dj*: PÜj!. ; i * *»»jii» 2>."'.o:r>.*k m lt55£«£
Enplaüd greioiLiL*'!!*' HtuÖH'.mr:?' 'i'ilj: •i-Kr^A.-i xz.*«*
miKtiK-ben Scluifttsj fcü'jL l'^mi'.i'rr. /^i^-»- a *n ZL-ai-na '#*f : ^äe
den Kata]og Hati^J'f tV^T'-irui-r*^' .
") Von der ZnaÜjlciijp uv? Eir»«'.ii*vi-:z.r c« Lät«*? ^k LamVeck
(S- 115. Anmerk- 2^t a. 0„ j ^r;^. ».j:. c*z. rr:*trÜT^ir
Handschrift zuftainines mh *':ti*? tif :*t W5*^*r Bifcüt<
teren latemischen UeberseixicLp T»r'^*z."tit i.-L
Demokritos. 133
Setzung des Pizimenti, welche ich mir aus der ursprünglichen
Ausgabe (Patavii 1573) abgeschrieben habe, wiederzugeben, mit
so viel von dem griechischen Texte, als ich dem über die Hand-
schriften Veröffentlichten entnehmen kann.
Eine deutliche Einsicht in die hier gegebenen Vorschriften
wird allerdings Niemand aus diesem Aufsatz erhalten, so wenig
wie in die in irgend einer alchemistischen Schrift gegebenen Anlei-
tungen zur Metallveredlung. Daran ist vor Allem der Umstand
schuld, dass hier Unausführbares als ausführbar hingestellt wird;
aber auch das Verständniss , wie sich der Verfasser die besproche-
nen Probleme als ausführbar denke, ist bis zum Unerreichbaren
erschwert durch die Dunkelheit und Vieldeutigkeit und Mannich-
faltigkeit seiner Lehren, wie dies schon sein erster Commentator,
aber als etwas ganz Sachgemässes und zur Prüfung der Reife der
Leser Dienendes, anerkannt hat; wie denn auch damals schon es
als ein Gebot des Democrit betrachtet wurde, keinem Unwürdi-
gen oder nicht Eingeweihten das Geheimniss mitzutheilen 5*). Der
^^) In dem weiter unten zu besprechenden Commentar des Synesios«
Ich setze aus diesem Commentar, welcher zum grösseren Theil in die Form
eines Zwiegespräches zwischen Synesios und Dioskoros eingekleidet ist,
folgende zwei Stellen hierher, aus Fabricii Bibl. graeca Vol. VIII [Hamburgi
1717], p. 235 unter Beifügung der daselbst (in der Paduaner Ausgabe von
1573 f. 13 y^) stehenden üebersetzung des Pizimenti. Bezüglich der Be-
wahrung des Kunstgeheimnisses: Jtögxogö^ <prja$y, xai n(bg cln£y{J^jLi6xQnos)
or* oQX^a rifjuv {&Bto, fjirj&eyi aatp&g txifoöytu] xaX&g eine fitjdeyi, ov xuiä nav-
xoq xatTjyoQelicck, avxog yicQ neQi t&y firj fjiefivrjfjiytoy X(cl yeyvfiyaa/uiytoy fx^^'
Tioy xby yovy elne\ quomodo, inquit Dioscorus, nos jurejurando devinxit
(Democritus), ne alicui rem tantam liquido declaremus; recte ait: Nemini, hoc
est nnlli imperito. Illud enim verbum: Nemini, non de omnibus praedicatur;
ipse namque hoc de imperitis et rudibus dixit. (Darüber, wie diese Stelle in
den Pariser Handschriften sich findet und zu lesen sei, auch dass Pizimenti
nicht genau übersetzt hat und u. a. richtiger statt nulli impeiito gesetzt hätte
nulli initiato, und dass man anzunehmen hat, mit: KaXvüg eine oder Recte
ait beginne eine Antwort des Synesios auf eine Bemerkung des Dioskoros,
vgl. Am eil hon in Notices et extraits des manuscrits de la biblioth. nat. ,
T. VII [Paris, an XII], p. 232 s.; vgl. auch Grüner' s Schrift: Isidis, Chri-
stiani et Pappi philosophi jusjurandum chemicum [Jenae 1807], p. 31.) Bezüg-
lich undeutlicher Benennung und Beschreibung: 6 cT« g;tXöaog}og noXXoig oyö-
/uaaty txdXeaey (titä, noxi fiiv tvixibg, -noit (fi nXri^vyitXihq ^ Xya yvfAyäaff rifiäg
xttl el iafiiy yorifioyeg-, philosophus (Democritus) vero multis ipsa (die zu den
Operationen dienenden Substanzen) nominibus appellavit, aliquando quidem
134 l>emokhtot.
Unversiändlicbkeit der Schrift hat allerdings Pizimenti's Ueb^r-
eetzong noch Einiges hinzugefügt^; aber erheblich unverständ-
licher, als sie ursprünglich war, konnte er sie schwerlich machen.
Und was man auch, and mit Recht, an dieser Uebersetzung aus-
zusetzen haben mag: sie ist immerhin die einzige Form, in wel-
cher uns, so lange der griechische Text nicht edirt ist, eine so
alte alchemistische Abhandlung zugänglich ist; sie giebt immerhin,
bei aller ihrer Fehlerhaftigkeit, doch eine allgemeine Yorstellong
von der Art frühester uns erhaltener alchemistischer Schriftstel-
lerei, wie sie kein Bericht^ kein Auszug geben kann. Und selbst
wenn, was sehr zu wünschen, der griechische Text unter Benutzung
der verschiedenen Handschriften imd des gesammten kritischen
Apparates möglichst festgestellt veröffentlicht würde: er, wie eine
neuere, gewiss viele Fehler des Pizimenti verbessernde Ueber-
setzung würden doch schwerlich zu einem klaren Verständniss des
Inhalts verhelfen ; eher wohl zu einem noch bestimmteren Urtheil
über die Un Verständlichkeit desselben, so weit es die einzelnen Ope-
rationen betrifft. So mag denn zur Vermittelung jener Vorstel-
lung die Pizimenti' sehe Uebersetzung hier folgen: getreu repro-
ducirt, mit der Paginirung der Paduaner Ausgabe von 1573*'), nur
die Abkürzungen des Drucks, wie sie in dieser Ausgabe gebraucht
sind, auflösend, sonst aber höchstens einen oder den anderen
Druckfehler — wo unzweifelhaft ein Druckfehler da ist — berich-
tigend. Ich habe in dieser Beziehung eher Manches, was man
onioB, aliquando vero multomm numero, ut no8 exerceat, et videat, m pmden-
ies simus.
W) Lenglet du Fresnoy (Hist. de la phiL herm., T. I [älaüaye, 1742],
p. 56) sagt in Beziehung auf Democrit's Werk, dass Pizimenti, en le
traduisant, a substitue anx mots Grecs d^autres tennes de la chyniie nou-
Teile, qui ne disent pas la meme chose. Aber den richtigen Sinn vieler
Eonstausdriicke wird auch er schwerlich richtig anzugeben im Stande gewesen
sein. DasB Pizimenti absichtlich sich dunkler als das Original ausgedrückt
habe, glaubt auch nicht Ameilhon (Notices et extraits des manoscrits ,
T. VI, p. 312), welcher übrigens von dieser Uebersetzung nrtheilt, sie sei tont-
arfait barbare et tres obscure ; il serait meme souvent impoesible de Pentendre,
Sans le secours du texte.
^^ Bis zu f. 5 r^ inclus. geht hier die als Vorrede dienende Widmung an
den Cardinal Perrenot, welche ich nicht mit aufnehme.
Demokritos. 135
für Druckfehler halten möchte, stehen lassen, um nicht an Ver-
besserungen der Uebersetzung selbst zu kommen, die ich nicht
beabsichtige. Ich fuge von griechischem Texte hinzu, was Am eil-
hon's Bericht über die Pariser Handschriften zu entnehmen ist;
ausserdem noch einige das richtigere Verständniss einzelner Stel-
len dieses Textes vermittelnde Bemerkungen Ameilhon's, und
sehr wenig Eigenes. Ich gehe nicht darauf ein, aus den zu der
Schrift des Democrit geschriebenen und uns erhaltenen Commen^
taren Schlussfolgerungen auf den Inhalt jener Schrift, und wie
einzelne Stellen derselben aufzufassen ,. andere zu ergänzen seien,
zu ziehen ; ich betrachte einen solchen Versuch überhaupt als ge-
wagt, aber als nicht zu unternehmen bevor der Inhalt der grie-
chischen Handschriften vollständig vorliegt. Und dann wird auch
vielleicht einmal in Betracht gezogen werden, ob die in einigen
Bibliotheken handschriftlich vorkommenden lateinischen Ueber-
setzungen^^) von Einzelnem dem hier besprochenen Democrit
ö«) Aeltere (wie es scheint) lateinische üebersetzungen von Schriften, die
uns unter dem Namen des Democrit zugekommen sind, werden manchmal
erwähnt; aber es läset sich kaum ersehen, ob sie das Ganze der vollständi-
geren Pariser Handschriften oder (was mir wahrscheinlicher ist) nur einzelne
Theile des darin Enthaltenen geben. Solcher üebersetzungen erwähnt z. B.
ReinesiuB in seinem Judicium de ehem. graec. codice Gothano (in Fabricii
Biblioth. graeca, Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 749 sq.) und erweckte mir auch
einige Hoflfnung, vielleicht eine lateinische Uebersetzung von Etwas vom
Democrit schon in des Ermolao Barbaro Bemerkungen zum Dioskori-
des zu finden; indessen enthalten Hermolai Barbari in Dioscoridem
Corollariorum Libri quinque (ich habe die Kölner Ausgabe von 1530 vor mir)
zwar gelegentliche Bezugnahme auf Democrit (Democritus chymista wird
der uns Beschäftigende genannt), aber Nichts von Uebersetzung aus der als
Physica et mystica bezeichneten Schrift. — üeber eine ältere lateinische
Uebersetzung, welche (auch Anonyme quodam interprete) unter den Hand-
schriften der Wiener Bibliothek bewahrt wird , vgl. Lambecii Commentar. de
biblioth. caes. vindobon. L. VI., ed. KoUarii [Viudobonae 1780], p. 382 u. 388;
Nesselii Catal. biblioth. caes. vindob. manuscr.. Pars III, p. 15. Eine Ab-
schrift dieser Uebersetzung findet sich auf der Bibliothek zu Gotha (Jacobs
u. Ukert*8 Beiträge zur altem Litteratur oder Merkwürdigkeiten der herzogl.
Bibliothek zu Gotha, Bd. I, Hft. 2 [Leipzig 1835], p. 219. Eine lateinische
Uebersetzung, zusammen mit dem griechischen Texte, hatte ein Mänuscript
der Segui er 'sehen Bibliothek zu Paris (Lenglet du Fresnoy's Histoire de
la Philosophie hermetique [h la Haye 1742], T. III, p. 19); eine solche hat
auch eine Wolfenbütteler Handschrift (nach Ebert a.S. 132, Anmerk.53 a. 0.,
186 Oemokritoi.
Beigelegtem za einem becneren VeratSndniiw oder sa riditigerer
Bemrtheilmig dieser friihesten alchemistischen Schrift beimtragieii
geeignet sind.
Daran, dass der Inhalt der Schriftsich wesentlich auf Chemie der
Metalle nnd Metallyeiedlnng bezieht^ ist wohl nicht sa sweifehi^
mid das ist das, was der Schrift Interesse verleiht^ welche anssep-
dem von der Aufgabe , unedle Metalle in edle za Yerwandeln, und
den Mitteln, sie jeu lösen, dmxshweg nicht als von Etwas Neuem
sondern als von Etwas schon lange Bearbeitetem nnd in Anwen-
dmig Gtebrachtein spricht. Unzweifelhaft ist anch, dass zarLSsiing
jener Aufgabe Substanzen benutzt werden sollen, welche mit den
Benennungen mineraUscher, pflanzlicher, thierischer Substanieti
bezeichnet sind. Für viele dieser Benennungen ist aber, was dar-
unter verstanden sei, uns überhaupt nicht bekannt; für andere
war die Bedeutung früher eine andere als jetzt; manche Bezeich^
nungen mögen nur in figürlichem Sinne gemeint gewesen wein **).
Also nicht die Einzelnheiten, welche hier gelehrt werden,- sondern
nur die Art^ wie hier über Metallbearbeitung und MetaUveredlnng
gesprochen wird, ist das uns in Betracht Kommende.
p. 46). — Eine italiftnitche Uebenetcung hat in Handichrift die BibMotiMca
Laorentlana zu Florenz (Montfaucon's Bibliotheca bibliothecarum maniiaeri-
ptorum Dova [Parisiis 1789], p. 392); über das Alter derselben, und nach was
sie gemacht wurde, lafist eich Nicbts ereehen.
»0) Vgl. oben S. IOC.
^) Dass. Nitrum in jener Zeit noch immer Soda, und nicht Salpeter, be-
deutet, ist bekannt. Kaum braucht erinnert zu werden, dass Magnesia da-
mals 80 wenig das jetzt so Benannte bedeutet, als man bei dem, was in der
Uebersefzung als acida muria bezeichnet wird, etwa an acide mnriatiqae den*
ken durfte. ^Y^QüQyvgog o. Mercurius kann Quecksilber bedeuten, aber mit
demselben Worte wurde auch Anderes, Darstellbares und Hypothetischea , be-
zeichnet. Ich will darüber, dass im Allgemeinen die hier gebrauchte Nomen-
clatur eine uns nicht oder nicht sicher verstandliche ist, kein Wort mehr ver-
lieren. Dass Sol, Luna, Venus in der lateinischen Uebersetzung Gold, Silber,
Kupfer bedeuten, bedarf kaum besonderer Erwähnung.
Demokritos. 187
EX REBUS NATURALIBUS, ET MYSTICIS DEMOCRITI.
Natura natura gandet: et natura naturam vincit: et natura natu- F. 5 v^
ram retinet. Admirati vehementer sumus, quod breviter rem omnem
perstrinxerit ^^). ego autem venio in Aegyptum naturalia ferens, ut ma-
teriam superfluam, et confusam contemnatis. Capiens Mercurium infige
corpori magnesiae, vel corpori Italici stimmi; vel Bulphuris ignem non
ezperti: vel spumae argenti, vel calci vivae, vel alumini ex Melo, vel
arsenico, vel, ut Bcis. et conjice terram albam Yeneris, et habebis Yene-
rem claram. flavam vero conjice Lunam, et habebis aurum, et erit chry-
Bocorallum in corpus redactum. Idem etiam facit arsenicum flavum, et
sandaracha praeparata et cinabrium, valde contusum. aes autem splendi-
dum solum argentum vivum facit. natura enim naturam vincit *'). Mar-
chasitam (Pyri||tem Graece) argenteam, quam etiam sideritem vocant, F. 6 r^
rege, et fac ex more, ut solvi possit. Fluet autem vel per aureum,
vel album lithargirium , vel in Italico stimmi, et expurga cum plumbo.
non simpliciter inquam, ne aberres. sed eo, quod est a scissili et lithar-
girio nigro nostro, vel, ut scis, et coque, et conjice materiae flavum
factum, et tinget. Natura enim natura gaudet. Pyritem rege, donec
^^) Ich habe darauf, dass dieser Satz auf Yorausgegangenes aber in dieser
Uebersetzung Fehlendes hinweist, schon S. 119f. u. Anmerk. 38 aufmerksam gemacht.
^) A ra e i 1 h on (Not. et extr. des manuscr. T. VI, p. 306 s.) giebt den griechi-
schen Text des Vorhergehenden : Jaßojy i&QuQyvQoy, Tiffioy ry tfjg fiayyijaCag ffü}fi(t'
r* iq tfp toö 'ItaXixov ax(fifiBoq afbfiatk' r} ^6/^ dnvQtp' ^ dtpQoaBX^yif' ^ tndytp
Snt(^' ^ atvnzTjQiq tj ano MrikoV iq dqaBvdtt^' iq ioq in^yoels' xai tnCßaXs Xev'
xqy yadtty /aAx^, xal ?|£*? /«Axor daxUtazop' ^ay&qy <f« tn^ßttXe d^VQti), xal
F|e#c XQV(foy' XQ^^V *"' ^ct«* /^i;<i'oxd^ffAAo^ ata^anad^Blatt' x6 <f' «rro noiBl
xal aaydaQdxtt ^ay&oy xai dqaiytxoq olxoyo/ufj&eZffa' xai x^vußaqkq ndvv ij
ixaxQa^eiaa, Tbv de xd^xoy daxCaaioy, fAoyq rj idqd^vqog nokBi: ij g^t^a*^ tijtf
^vaty ytx^. Unt^r yaia Xevxrj ist nach ihm ein weisses, Kupfer in Silber verwan-
delndes Pulver, unter yaia ^ayd-q ein gelbes oder rothes» Silber in Gold verwan-
delndes Pulver zu verstehen, welches letztere Gold zu Goldtinctur umwandle;
Goldtinctur (der später so genannte Stein der Weisen) sei unter XQ^^^^^Q^'^^i
und dem nachher noch vorkommenden Worte ;|f^i;<roxoy/iU*oi', Goldpurpur, ver-
standen, und er knüpft daran Bemerkungen, ob bereits damals Purpurfarbung durch
Oxydation von Gold beobachtet gewesen sein möge. — lieber das Irrige in Pizi-
menti's Version des oben gegebenen Receptes spricht sich Am eil hon noch
a. a. O., p. 312 s. eingehender aus.
138 Demokhtos.
fiat incombuBtibilis abjiciens nigredinem. rege autem muriam, yel urina
incorrapta, vel aqua maris, yel oxymelite, vel, ut Bcis. donec fiat, ut auri
i'amentum incombustibile. et si fiet, misce cum eo sulpbar ignem non ex-
pertum. vel alumen flavum, yel ochram atticam, yel, ut scis. et acfjice
Lunam per Bolem per auriconchylium. Natura enim oaturam yincit.
Claudianum capiens faciaa marmor, ut moris est, donec flayum fiat. Fla-
yum reddas non lapidem inqnam , sed id , quod utile est ex lapide. Fla-
yum yero reddes per alumen ustum sulphure, yel arsenico, yel sandara-
cha, yel calce, yel, ut scis, et si apposueris lunam, facies solem, si yero
solem, facies auri conchylium. Natura enim naturam yincens retinei.
Cinabrium album facito per oleum, yel acetum, yel mel, yel muriam, yel
alumen. postea flayum per misy, yel sori, yel chalcaniha, yel sulpbur yi-
F. 6 y®. yum, yel, ut scis. et adjice lunam, et erit soL || si aurum tinges, yel
aes, yel electrum. Natura natura gaudet. Gypriam, Cadmiam, Zony-
tem inquam, dealba, ut moris est, postea flayam facito. Flayam yero
reddes feile yituli, yel terebintbina, yel cicino, yel rapbanino, yel oyorum
yitellis, quae ipsam flayam reddere possunt. et adjice lunam. aurum
enim erit ob aurum. Natura enim naturam yincit.
Androdamantem rege yino austero, yel aqua maris, yel acida muria,
quae res possunt ipsius naturam infringere. solye cum stimmi chalcido-
nio, et rege iterum aqua marina, yel muria, yel acida muria ablue, donec
abeat stibii nigredo, frigito, yel assato, donec flayescat, et coquito aqua
diyina illibata, et argento imponito, et cum sulpbur yiyum a^jeceris,
facias chrysozomium i. e. liquorem aureum. Natura enim naturam yin-
cit. hie est lapis chrysites appellatus.
Capiens terram albam, a cerusa inquam, et argenti scoriis, vel stibii
Italici , et magnesiae , vel etiam albi lithargyrii , dealbato aqua marina,
vel muria acida, vel aqua aeria sub rore, inquam, ac sole, ut ipsa soluta
fiat alba, ut cerussa. Coque igitur haue in fornace, et adjice ipsi florem
aeris, vel aeruginem rasilem arte elaboratam inquam, vel aes ustum satis
corruptum, vel chalciteni, vel cyanum, adjicito, donec fiat incorruptus, et
F. 7 r®. solidus, facile autem fiet. hoc || est molybdochalicum. Experire igi-
tur si nigredinem exuerit, sin minus, aes ipsum ne culpes, sed teipsum
potius, quoniam non recte gubernasti. ergo splendidum reddas, et solvas,
et adjicito ea, quae flavum facere queant, aßsatoque, donec flavescat: et
injice corporibus cunctis. Nain aes omne corpus tingit, ubi nitens, ac
flavum fuerit. Natura enim naturam vincit.
Cum sulphurc igncm non experto contere sori, et chalcanthum. sori
autem, est ut Cyanus scabiosus semper in misy inventus, hoc etiam viride
chalcanthum vocant. assa igitur ipsum in mediis carbonibus diebus tribus,
donec fiat rubeum pharmacum. conjice Veneri, vel lunae a nobis factae,
Demokritos. 139
et erit eoI. hoc pone in laminas dissectum in aceto, et chalcantho, et mi-
sy, et alumine, et sale Cappadociae, et nitro rubro, vel, ut scis, per dies
tres, vel quinque, vel sex, donec fiat aerugo, et tinges. solem enim faoit
chalcanthum ^ rubiginem. natura natura gaudet.
Chrysocollam Macedonum aerugini aeris similem rege, solvens urina
juvenculae, donec convertatur. Natura, n. intus abdita est. Si igitur
convertetur, immerge ipsam in oleum cicinum saepius igniens, et intin-
gens. postea assa cum alumine, prius solvens misy, vel sulphüre vivo fla-
vum reddas, et tinge omne corpus auri. o naturae naturarum gubema-
trices, o naturae sat || magnae, naturas mutationibus superantes, o na- F. 7 v^
turae supra naturam naturas delectantes. Hacc igitur sunt magnam
naturam habentia bis naturis non aliae in tincturis praestantiores , non
similes, non majores, baec soluta omnia operantur. Vos ergo o sapientes
non ignaros esse plane intelligo : immo admirati. scitis enim naturae po-
len tiam. juvenes vero valde offendendos, et scripto fidem non adbibituros,
eo quod materiam ipsam ignorant. non animadvertentes , quod medici,
ubi salubre pbarmacum parare voluerint, non inconsiderate hoc facere
moliuntur, sed prius probantes, quäle nam calidum sit, ac quäle/ cum
hoc conjunctum, mediocrem facit temperationem, sive frigidum, sive hu-
midum, sive quodcunque sit qualitatis genus, mediocrem adhibent tem-
perationem. sed bi temere, et inconsiderate volentes parare salubrem me-
dicinam, atque omnium morborum solutionem, non animadvertunt se in
damnum incursuros. cum enim arbitrentur nos fabulose, non autem my-
stice loqui, in rerum speciebus exquirendis nullam adhibent diligentiam,
ut si hoc est abstergens hoc vero abjiciendum. et si hoc tinctivum, hoc
vero accomodandum et si hoc superficiem tingit, vel si ex superficie
tinctura oboletur, etiam ex imo corporis metallici evanescet, et si hoc
igni resistit, hoc vero commix||tum aliquid, quod igni resistat, faciat, F. 8 r^
exempli gratia, si sal abstergat superficiem Jovis, etiam interiores
partes penitus abstergat, ex si exterior pars aeruginem contrahat post
abstersionem, interiores quoque idem patiantur. et si superficiem Veneris
dealbat, et abstergit Mercurius, etiam interiores partes dealbet. et si
«extrinsecus evanescit, etiam intrinsecus fugiat. Si hisce in rebus versaii
fuissent, juvenes jacturam minus fecissent, judiciose ad rerum actiones
animum applicantes, ignorant enim naturarum antipathias, ut species una
decem permutat. gutta enim olei purpuram late commaculare, et parum
sulphuris multa comburere consuevit. Haec ergo de medicinis, et quo
nam pacto oporteat scripto incumbere, dicta sint.
Age vero liquores quoque deinceps referamus , capiens Rhaponticum
contere in vino Amineo austero ad cerae spissitudinem , et sume lammam
lunae, ut facias solem. cujus frusta sint ampla unguis latitudine, et hoc
UO Demokritos.
pharmaco rurauB frequentius uteri», et pone in vage vacno, quod illiniens
undique, saccende seoBim, donec media pan absoiDatur, postea pone la-
minam in reliqaÜB medicinae, et eine cam vioo praedicto, qaoaaque sacci
tibi liquor appareat. huc conjice statim laminam nondom refrigeratam,
F. 8 Y^ postea sine, ut ebibat, |j deinde accipe eam, et pone in cmcibolo, et in-
venies Bolem.
Si vero Rha sit vetastum tempore admiece ipsi elydrii^^) partes
aequaks prius paraus, ut moris est. elydrium enim cum Rha cognationem
habet. Natura natura gaudet.
Recipe crocum Ciliciae, et relinque una cum flore croci, cum prae-
dicto 8UCCO vitis, et facias liquorem, ut fieri solet, tinge argentum sectum
in laminas, donec tibi nitens yideatur. At si aerea lamina fuerit, prae-
stantius erit, sed p(o)tins purga aes, ex more. Deinde capiens aristolo-
chiae herbae partes duas, et croci, et elydrii dnplum, fac ut caeroti spissi-
tudinem Labeat, et inunges laminam, et fac ut prius, et mirabere. etenim
Ciliciae crocus eandem cum Mercurio operationem habet, ut item casia
cum cinamomo. Natura naturam vincit.
Capiens plumbum nostrum nitens factum per terram Chiam, et py-
ritem, et alumen, combure paleis, et funde in pyritem, et crocum, et cni-
cum, et aecumenicum floreni, contere cum aceto acerrimo, et fac liquorem,
ut moris est, et infunde plumbum, et sine ebibat, et invenies solem. ha-
beat autem compositio etiam parum sulphuris vivi. Natura enim natu-
ram vincit.
Haec ratio Heppamenis est, quam ostendit sacerdotibus Aegiptiis, et
F. 9 r^ nsque ad ho||rum philosophorum tempora permanet. materia auri confi-
ciendi. ne autem miremini, si res una hujusmodi mysterium operatur.
Nonne videtis, ut multae medicinae vix etiam temporis progressu possent
valnera ferro illata conglutinare ? at stercus humanum non longo tem-
*^ Elydrium int soviel als Chelidoninm ; vgl. das, alchemistische Kunatausdrücke
erklärende griechische Wörterbuch im AohaDg zu Palladii de febribus ed. J.
S. Bemard (Lagduni Batavorum 1745), p. 146, auch Salmasü Plinian. Exercita-
tion«! in Solini polyhistora. Pars II [Parisiis 1629], p. 1163. In dem nns von
Tb«opbras( demEresier Erhaltenen botanischen Inhalts (in der Anagabe von
Schneider, Leipzig 1818 bis 1821) finde ich das Wort nicht; auch nicht bei
Dioskorides (in der Ausgabe von Sprengel, Leipzig 1829 u. 1830). Daas des
Stepbanos Tbesanrus lingnae graecae (in der Ausgabe von Hase und Dindorf)
«I Di^rbt enthält, kann hiemach weniger wundem. Aber auch in des Du Gange
Gk/fttarien kann man es vermissen; nur im Anhang zu dem Glossar, mediae et in-
« graec. findet man die Erklärung : *EX{&Q$oyj sulfur album, und fe;;tier (wie In
eben erwähnten Worterbuche) : /cAAcfaii^^a im [iati] ro fXiSQioy; ita glossae
mM. Am eil hon 's Ansicht, dass iXC&^^ov esstnce ou teinture (for bedeutet
■nd par conseqnent la ch^lidoine ne peut etre ViXi&Qtoy; eile n'en est qne
It iniMc et Tembleroe, vgl. in Not. et extr. des uianuscr. , T. V, p. 384.
Demokritos. 141
poris intervallo id praestat^^). et ambustis multa adhibita medicamenia
Baepe nihil proderunt, plerunque dolorem nihil miDuunt, calx vero sola
recte parata morbum pellit^'*^). et ophtalminm, si varia medicainenta ad-
hibeantur, laedere Baepius Bolent. at rhamnus planta cum ad omnem ejus-
modi aegritudinem faciat, eam optime curat ^^). oportet igitur contemnere
vanam , et intempestivam materiam illam , aed rebus tantum naturalibui
uti. Nunc vero ex bis quoque judicate, quod sine praedictis naturis
nemo operatus est unquam. Si autem sine his fieri nihil potest, cur
mu Itarum rerum sylvam desideramus. quid nobis etiam multarum specie-
rum concursus ad eandem rem opus est, cum res una caeteris omnibus
antecellat. proinde yideamus compositionem specierum, ex quibus argen-
tum confici possit.
Argen tum vivum ab arsenico, vel sandaracha, vel, ut scis, fige, nt
moris est^^), et admisce Teuerem ferro sulphurato, et dealbabitur. idem
etiam praestat Magnesia dealbata, et arsenicum sublimatum, et cadmia
usta, et sandaracha ignem non experta dealbata, et cerussa torrefacta si-
mul cum II sulphure. ferrum autem solves magnesiam coigiciens, vel F. 9 v®.
sulphuris dimidium, vel magnetis parnm, nam magnes habet cum ferro
affinitatem. Natura natura gaudet.
Capiens praedictam nebulam coces cum oleo cicino, vel raphanino
commiscens parum aluminis. postea capiens stannum, purga cum sulphure,
ex more, vel marchasita, vel, ut tibi notum est, et injice in nebulam, et
miscens omnia assa carbonibus tectis ^^). et videbis hanc medicinam fieri
psimithio similem, quae dealbat omne corpus, sed in injun(c)tionibus, ad-
misce illi terram Chiam vel Asteritem vel Aphroselinum, vel, ut scis. nam
^*) Ol'/' oQäxe 6)g noXXä (pti^/naxa xal fAoUq XQ^^V ^'i^ ^^ atdi^Qov xoXXi^et
T6f4i}y' xÖTiQo^ &i ayd-^ionov oi^ XQ^*^V ^o»"'^«* noteX (Ameilbon a. a. O., T, VI,
p. 310).
^^) Nicht als das rechte Mittel bei Brandschäden sondern als das Wirkende in
Aetzmitteln wäre in dem griechischen Texte der Kalk hier besprochen, wie ans
folgender Bemerkung Ameilhon's (a. a. O., T. VI, p. 311) hervorgeht: Dansles cau-
teres, ce ne sont pas, dit-il, toutes les drogues qu'on y fait entrer qni agissent effi-
cacement, c'est la chanx vive, et pr^paree comme il conTient, qni produit tout
reffet: Mö^rj de äaßeatog oixoyo/itfi&eTaa l^Ttt& t6 ndS-og.
^)'P€Cfjybs di to g>vT6y nQog nayxä totoCToy noio^aa nä&og (Ameilbon
a. a. O., T. VI, p. 311).
^^ Nach Ameilbon (a. a. O., T. VI, p. 308) heisst der griechische Text des
Vorhergehenden: JleQt noCrjaetag acrifiov, ^Ydqdqyvqoy^ dno Tod aQceyfxoVj ^
caydttQÜxrjg, rj 6)g fmyoeTij nf-^oy &g (d-og. Vgl. oben S. 99, Anmerk. 3.
^) Anders der Sinn des griechischen Textes, wie ihn Ameilbon (a. a. O., T. VI,
p. 313) mittbeilt: JIoteL /nfyfiaf dbg dntäa^at g)wcly elXixto^gy c'est-a-dire, Faitei
le m^lange et exposez-le ä la cbalenr d'nn feu dont 1a flamme circale autotur da
▼ase.
142 Demokritos.
Aphroselinum cum Mercurio sociatum omne corpas dealbat. Natnra na-
turam vincit.
Recipe mag^esiam albam, et dealbabis ipsam maria, et alnmine, in
aqua marina, vel succo citri, Tel faligine snlphuriB. nam salpharis ftiinas
cum sit albus, omnia dealbat. Alii yero tradont famam etiam ramorum
palmae illam dealbare« admisce illi post dealbationem feois partes aequa^
les, ut satis alba fiat, et capiens aeris subalbidi, orichalci inqaam unc. 4
pone in emcibalo subjiciens parum stanni prios pargati unc. 1. panla-
tim agitando, donec substantiae coi^'ugantar : erit fragibile. conjice igitnr
albae mediciDae dimidium , et erit praecipuum. magnesia enim dealbata
F. lOr^ non sinit, ut corpora frangantur, vel ut aeris nigredo || foras emer-
gat. Natura naturam retinet.
Recipe sulphur album, dealbabis vero illud urina solvens in sole,
Tel alumine et muna salis. florebit quam candidissimum, solve ipsum cum
sandaracha, vel urina juyenculae dies sex, donec medicina ad marmoris
similitudinem proprius accedat. et si ita fiat mira res erit. nam Yenerem
dealbat, ferrum mollit, stanni stridorem tollit, plumbum candidum reddit.
infrangibiles substantias, ac permanentes tincturas facit. sulphur enim
sulphuri admistum divinas substantias facit. quippe cum magnam habeant
inter se cognitionem. Naturae enim naturis gaudent.
Dealbatum vero litharg3rrium junge cum sulphure, vel cadmia, vel
arsenico, Tel pyrite, Tel oxymelite, ne amplius fluat. assa ergo ipsum car-
bonibus ardentibus luto Tas muniens. habeat yero compositio etiam cal-
cem torrefactam, et aceto imbutam per dies tres, ut majorem abstergendi
yim habeat. Impone igitur ipsum factum cerusa magis album. saepe Tero
fit etiam flaTum, si illi abunde ignis subministretur, sed si flayum fiat
ad praesens tibi non proderit. nam mens est cum illo corpora dealbare,
ure igitur ipsum mediocriter. et admisce omni corpori, quod dealbare to-
lueris. nam lithargyrium si dealbatum fuerit, non amplius erit plumbum.
F. 10 T®. facile Tero fiet. || nam cito plumbi natura in multas Tertitur formas **).
Naturae enim naturas Tincunt.
<**) Ameilhon (a.a.O., T. VI, p. 309) bemerkt zu dem Vorhergehenden : Voici
une Observation snr le plomb qiii est conforme a celle que les chiuiistes fönt tons
]es jours sur ce mcme nietal. L'auteur^ de cet ouvrage dit que, lorsqu'on se sert
de litharge pour parvenir a la confection de l'argent, il faut prendre garde de
Texposer a un trop grand feu, parce qn'au lieu de devenir blanche, eile passe a
Torang^ ou au rouge; c'est a dire qu'elle se convertit en minium, On remarque
encore qu'il est n^ccssaire, que cette litharge demeure fixe et qu'elle ne se mette
pas en fusion. L'autenr observe a cette occasion, qu'il n'est gu^re de metal qui
change plus aisement de forme que le plomb: Ta^v yäg ei( noXXa fiexaTQinevat
i} roO jLtoXißdov ip^aig. En effet, 11 ne faut qu'un degre de feu assez foible pour
faire passer ce metal de l'etat solide a l'etat liquide. II se reduit en chaux on
Demokritos. 143
Capiens crocum Ciliciae pone cum aqua marina, vel mtiria, et fao
liquorem, in quem igrnieDB immerge aeris, vel ferri laminas, donec tibi
satisfaciant, nam dealbantur. deinde sume medicinae dimidium, et contere
cum sandaracha, et arsenico albo, vel sulphure ig^em non experto, vel
ut scis, et fac, ut cerae spissitudinem sumat, unge laminam, et pone in
vase vacuo clauso, ut moris est, et locato in vase, ubi ramenta uruntur,
tota die ^^) , postea tollens mitte in purum liquorem , et erit albissimum
aes. deinceps operare, ut artifex. nam Ciliciae crocus cum aqua marina
dealbat, cum vino vero metalla flavo colore tingit. Natura natura
gaudet.
Recipe lithargyrium album, et oontere ipsum. cum frondibus lauri,
et cimolia, et melle, et sandaracba alba, et fac, ut strigmenti crassitudi-
nem habeat, et injunge medicinae dimidium, et succende, ut moris est.
immerge in reliquum medicinae. solvens aqua cineris alborum lignorum.
nam miscellanea soluta bene sine igne operantur. haec liquoribus talia
fiant, ut igni resistere queant. Natura enim naturam vincit.
Capiens praescriptam nebulam contere cum alumine et misy, aceto
abluens ipsi adjicito || etiam aliquantulum albae cadmiae, vel magne- F. 11 r^
siam, vel calcem inextinctam, ut fiat corpus a corpore, et misce cum
melle albissimo, et fac liquorem, in quem ignitum quodcunque vo-
lueris , immerge. ac relinque deorsum , et siet. habeat autem compositio
et parum sulphuris vivi, ut medicina pervadat, ac penetret. Natura na-
turam vincit.
Recipe arsenici unc. 1 et nitri unc. 1 et corticis foliornm tenellorum
perseae unc. 2. et salis dimidiunx, et succi mori unc 1. scisailis partes •
aequales. tere simul in aceto, vel urina, vel calcis inextinctae cinere, do-
nec fiat liquor. in bunc nigricantes Yeneris laminas candentes immerge .
et nigredinem tolles. Natura naturam vincit.
Habetis omnia, quae ad aurum, et argentum requiruntur. nihil re-
linquitur; nihil deest, praeterquam nebulae, et aquae elevatio. sed haec
libens omisi, cum libere in aliis etiam meis scriptis pertractarim. In hoc
Scripte valete.
8^oxide avec la plus grande facilite; et c'est anssi avec la meme facilit^ qn'il se
revivifie et reprend son brillant metallique. — Ich gebe diese Bemerkung als Bei-
spiel, wie man einzelne Stellen der alten alcbemistischen Schrift auffassen zu kön-
nen geglaubt hat.
^^) Der griechische Text für das Vorstehende ist nach Am eil hon (a. a. O.,
T. VI, p. 3U): IIotTJffoy XfjQtatijg ndxog' xal XQ^^^^ '^o nitaXoy' xat S-ig eig
xatyby dyyeioy ne^tqiCfÄOiaag ^ ing id-og^ d-stg elg nQKT/uaxoxavatTiy ^ rjiaiQay BXtiy;
unter n^^af^atoxavatrj ist nach Am eil hon ein Ofen zu verstehen. Darüber, dass
Pizimenti statt xatyoy xeyoy gelesen, vgl. Ameilhon a. a. O., p. 313.
Synesios.
Es war nicht meine Absicht, die an den jetzt besprochenen
Democrit zunächst sich anschliessenden und in derselben Rich-
tung über Alchemie sich äussernden Schriftsteller in gleich aus-
führlicher und eingehender Weise zu behandeln. Nicht etwa,
dass bestimmtere Kenntniss ihrer Persönlichkeiten oder die grös-
sere Verständlichkeit ihrer Schriften schon an sich Grund dafür
abgäbe, die Berichterstattung über sie eine glattere und einiachere
sein zu lassen. Gerade für die zunächst nach jenem Democrit
hier zu nennenden, im Alter ihm am Nächsten kommenden und
dieses höheren Alters wegen uns vorzugsweise interessanten Schrift-
steller ist dies nicht der Fall. Aber sofern ihre Schriften in
gleichem Geiste gehalten sind, wie die jenes Democrit, und schon
aus dem, was das Vorhergehende bezüglich derPhysica et mystica
des Letzteren brachte, sich genugsam ersehen lässt, wie bestimmt
damals der Begriff und die Möglichkeit der Metallveredlung auf-
gefasst waren und wie undeutlich die Mittel zur Bewirkung der
Metallveredlung beschrieben sind, könnte es wohl als zulässig er-
scheinen, ihre Besprechung etwas kürzer zu halten. — Welche
Männer die Verfasser dieser Schriften waren und wann sie lebten:
darüber ein Urtheil zu gewinnen ist allerdings für die Geschichte
der Chemie von grosser Bedeutung; hängt doch damit, welche
Ansicht man sich hierüber bildet, in gewisser Beziehung auch die
Beantwortimg der Frage zusammen, wie alt mindestens jene Schrift
des Democrit sein müsse. Denn die zunächst zu nennenden al-
chemistischen Schriftsteller lehnen sich an diesen Democrit an,
Synesios. 145
entweder ganz als Commentatoren desselben, oder doch sofern sie
ihn als Autorität kennen und nennen. Aber für die Beantwortung
dieser Frage finden wir wiederum Widersprüche und Unsicher-
heit; will man diese darlegen und dabei (was mir gerade für den
in diesem Abschnitt zu behandelnden Schriftsteller noch ange-
messen scheint) von der Art der Abfassung und dem Inhalt der
Schriften eine Vorstellung geben, so wird die Besprechung immer-
hin eine umfangreichere, als beabsichtigt war.
Ein Commentar zu des Democrit Schrift ist uns erhalten,
von einem Synesios verfasst. Unter den verschiedenen auf uns
gekommenen Commentaren zu jener Schrift wird dieser als der
älteste betrachtet. Mit grosser Bestimmtheit findet man auch den
Verfasser desselben identificirt mit einer historisch gut festgestellten
Persönlichkeit; Synesios von Kyrene soll es gewesen sein,
welcher zwischen 360 und 3^0 geboren war, in Alexandria der
Hypatia Unterricht genoss, vom Heidenthum zum Christenthum
übergetreten im Jahr 409 oder 410 Bischof von Ptolemais wurde
und um 415 gestorben ist; ein fruchtbarer Schriftsteller, dessen
uns erhaltene Schriften auch zu den Naturwissenschaften in einiger
Beziehimg Stehendes enthalten, namentlich für die Geschichte der
Astronomie und der Aräometrie Interessantes oder selbst Bedeu-
tendes. Dass dieser Synesios von Kyrene des Democrit al-
chemistische Schrift commentirt habe, nahmen im 17ten Jahr-
hundert Morhof*) und Lambeck^, im 18ten Jahrhundert na-
mentlich L engl et du Fresnoy^), in unserm Jahrhundert Schmie-
der*) an; und auch ich*) folgte früher dieser Annahme, für die
ausserdem sich Sprengel ß) giinstig aussprach und welche noch
1) Polyhistor literarius, Pars I, L.I, cap. 11 (p. 106 der Lübecker Ausgabe
von 1695).
2) Comment. de bibl. caes. vindob. L. VL,ed.Kollarii [Vindob. 1780],p.396.
8) Hist. de la philos. hermet [ä la Haye 1742], T. I, p. 42 u. 462; T. III,
p. 306. Auch J. F. Gmelin stimmte dieser Annahme zu; vgl. im Abschnitt
„zur Geschichte der Destillation" Anmerk. 20.
*) Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 66.
4 Geschichte der Chemie, II. Theil [Braunschweig 1844], S. 153.
6) Geschichte d. Arzneykunde, 3. Aufl., Bd. II {Halle 1823], S. 220 f., wie
er es auch in der 1. Auflage dieses Werkes, Bd. II [Halle 1793], S. IOC go-
than hatte.
Kopp, BfitT z. f!orch. d. Clic-rn. 10
•
14(5 Synesios.
Grässe') mindestens als eine zulässige betrachtete. Aber schon
1634 hatte sich ßeinesius^) dagegen ausgesprochen, dass dieser
Synesios als der Verfasser des fraglichen Commentars zu be-
trachten sei; und dieser Widerspruch hat später ausdrückliche
und stillschweigende Zustimmung erhalten. Ameilhon^) hat sich
gegen jene Annahme als eine ganz unzulässige erklärt; Höfer^^)
lässt die Sache noch dahin gestellt, indem er, ohne specieller auf
sie einzugehen, nur ausspricht: es sei schwer zu entscheiden, ob
der Verfasser dieses Commentars identisch sei mit dem Bischof von
Ptolemais; aber Die aus neuerer Zeit, welche sich den Letzteren
zum Gegenstand ihrer besonderen Forschung genommen haben "),
erwähnen chemischer oder alchemistischer Beschäftigung Desselben
gar nicht, selbst wenn, seine Beziehungen zu den Naturwissenschaf-
ten zu eröi-tern, als die speciellere Aufgabe erwählt ist^*). Und ver-
gebens sucht man in den älteren wie in den neueren Aasgaben der
uns zugekommenen Schriften des Synesios von Kyrene") nach
') Lehrbuch einer allgemeinen Literärgeschichte , Bd. I, Abth. 2
[Dresden u. Leipzig 1838], S. II99.
®) In seinem Judicium de chemicorum graec. codice Gothano, in Fal)ricii
bil)l. graeca Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 752.
ö) Notices et extraits des mannscrits de la bibliothequc nationale ,
T. VII [Paris, an XII], 2. partie, p. 222.
10) Histoire de la chimie, 1. ed., T. I [Paris 1842], p. 268 wie 2. ed., T. 1
[Paris 186()], p. 279 (Chevreul vermisste im Journal des savants, annce 1845,
p. 330 die Angabe der Gründe, wesshalb der Synesios, welcher denCommcn-
tar zum Democrit schrieb, und der gleichnamige Bischof von Ptolemais
nicht als identisch betrachtet werden sollten). So Hess die Frage schon frü-
her auch unentschieden H. Conring (De Hermetica Aegyptiorum vetere et
Paracelsicorum nova medicina [Helmestadii 1648], p. 23).
1^) Wie Druon in seinen Etudes sur la vie et les oeuvres de Synesius
[Paris 1859] und Aube in seinem Aufsatz über Synesios in der Nouvelle
biograi)hie generale, T. XLIV [Paris 1865], p. 738 ss. — Clausen de Synesio
philosopho [Kopenhagen 1831] ist mir nicht zugänglich.
^'^) Wie von Kolbe in seiner Schrift: Der Bischof Synesius von Cyrene
als Physiker und Astronom beurtheilt [Berlin 1850].
13) Der Pariser Ausgabe von 1553 z. B., den Ausgaben Petau's 1612 u.
1633 und Migne's 1864. Wohl aber scheint mitunter eine echte Schrift des
Synesios von Kyrene in eine Sammlung alchemistischer Schriften aufge-
nommen worden, zu sein. Dies möchte man niimlich wohl daraus schliesson,
dass eine handschriftliche Sammlung alchemistischer Abhandlungen, welche
sich in der Bibliothek dos Escurials findet, nach Miller (Catalogue des manu-
Hcrits grecs de la bibliotht'que de l'Esourial [Paris 1818], p. 419) auch (f. 221 r»
Synesios. 147
diesem Commentar; vergebens sucht man bei neueren Biblio-
graphen ^^) unter den Angaben über die uns erhaltenen Schriften
des Synesios von Kyrene nach einer, welche sich auf diesen Com-
mentar bezöge; im Gegentheil wurde schon vor einiger Zeit in einer
Geschichte der griechischen Litteratur geradezu es ausgesprochen,
der Verfasser dieses Commentars sei unbekannt und man dürfe
nicht an den Synesios von Kyrene denken''^).
Dazu, den Synesios von Kyrene als den Verfasser dieser
alchemistischen Schrift zu betrachten, gab gewiss auch hier haupt-
sächlich Anlass, dass es gleichsam am Nächsten liegt, eine unter
einem gewissen Namen auf uns gekommene Schrift einem gut be-
kannten Manne desselben Namens beizulegen, wenn nicht ent-
scheidende Gründe dagegen sprechen. Indessen hat man auch po-
sitive Gründe für jene Annahme in den vom Synesios von Ky-
rene unzweifelhaft herrührenden Schriften zu finden geglaubt:
Stellen nämlich, aus welchen Bekanntschaft mit der Alchemie für
ihn hervorgehe; welche Folgerung indessen keineswegs irgend
sicher ist*^). Gegen jene Annahme spricht aber nicht nur der üm-
his 237) enthält: Syncsiufl, sur les songes. Ist das des Synesios von Kyrene
Werk ncQi bt'vntfdov (in der lateinischen Uebersetzung : de insomniis)? Jener
Handschrift im Escurial findet man da, wo die Handschriften dieses Werkes
von Synesios aufgezählt werden (vgl. Migne's Ausgabe der Schriften des
Synesios von Kyrene [Paris 1864], p. 1031), nicht erwähnt. Jene Hand-
schrift des Escurial ist aus dem IGten Jahrhundert; sie scheint sonst ziemlich
übereinzustimmen mit einer etwa aus dem Uten Jahrhundert stammenden
handschriftlichen Sammlung alchemistischer Abhandlungen, welche sich zu
Venedig befand; die letztere Handschrift (über welche u.a. Bernard a. S. 115»
Anmerk. 28 a. 0. Mittheilungen gemacht hat) enthält jenen Aufsatz von Sy-
nesios über Träume nicht.
^*) So z. B. S. F. G. Hoffmann, welcher in seinem Lexicon bibliograph.
scriptorum graecorum, T. 111 [Lipsiae 1836], p. 652 sqq. die Ausgaben
der Schriften des Synesios von Kyrene aufzählt und bei welchem auch noch
ein Synesius medicus unterschieden wird.
^^) Geschichte der griechischen Litteratur von M. S.F. Schoell;
Bd. III (Beriin 1830), S. 445.
^<^)Morhof hat a. S. 145 a. 0. die Ansicht des Rcinesius, dass der Verfasser
des Commentars zu des Democrit alchemistischer Schrift nicht der Syne-
sios von Kyrone sei, zu widerlegen gesucht, und in Beziehung auf das von
Rein es ins Hervorgehobene: in den echten Schriften dieses Synesios finde
man auch da, wo man es erwarten könnte, keine Erwähnung der Person
(Dioskoros), an welche jener Commentar gerichtet, noch eine der chemischen
10*
143 Sjroesios.
stand, dass kein der Zeit nach dem Synesios von Kyrene nä-
her stehender Schriftsteller Etwas von alchemistischen Schriften
Kunst überhaupt, bemerkt: Non desunt tarnen aliqua hujus artis vestigia in
efdstolis Synesii, ut in epistola 142. ad Herculaneum , cui quaedam propalata
philoBophiae jnysteria exprobrat. "Wie ea scheint ganz hierauf sich -stützend
sagt Sprengel a.S. 146 a. 0., nachdem er erst ausgesprochen hat: „Selbst der
christliche Sophist Synesius ahnte bei den angeblichen Vorschriften des
Democritus zur wahren Tinctur keine Betrügerei; er suchte, so gut er
konnte, die mystischen Räthsel dieses Democritus aufzulösen", dann noch:
„Dass der Verfasser desselben [Commentars] wirklich jener christliche Sophist
ist, kann man aus einer ähnlichen Stelle seines Briefes an den Herculian
(ep. 142, p. 279) schliessen, wo er von Geheimnissen der Kunst spricht, die
man nicht mittheilen dürfe. Vgl. Morhof polyhist. liter. lib. I. c. 8. p. 114
(Lubec. 1708)" (die eben angeführte Stelle). Und eine nicht weniger unsichere
Stütze für die Annahme der Identität hinzufugend sagt Grässe a. a. 0.:
„Ferner" [gehöre zu den alchemistischenr Schriften] „der dem oben ange-
führten Bischoff Synesius (sonderbar ist es, dass er de isomn. p. 154 eine zu
Memphis gefundene Tafel beschreibt, deren Inschrift allerdings von der Art
ist, dass man glauben könnte, er habe an Alchemie geglaubt. Letzteres lässt
sich aus s. Ep. ad Herculian. p. 279 abnehmen , ^wo er von Geheimnissen der
Kunst spricht, die man nicht mittheilen dürfe) zugeschriebene (cf. Lenglet du
Fr. p. 40 sq. Schmied er 6G sq.) Commentar zu des vorhergehenden Demo-
critus Werke". Auch Schmieder (Geschichte der Alchemie [Halle 1832],
S. 67) spricht mit grosser Bestimmtheit davon, dass in dem uns hier beschäf-
tigenden alchemistischen Commentar wiederholt auf den Schluss der Memphi-
tifohen Tafel angespielt sei, „welche er" [Synesios] „in einem anderen
Werke mitgetheilt hat, worin unter der Aufschrift : Von Traumen, Manches
von den Lehren der Aegypter vorkommt".
Ich habe in Beziehung auf diese Angaben Einiges zu bemerken, und will
vorausschicken, dass, wo es sich um Bezugnahme auf Schriften des Synesios
von Kyrene handelt, ich den Abdruck der Petau'schen Ausgabe derselben
(von 1633?) in Migne's Patrologiae graecae T. LXVI. (Synesii Episcopi Cyre-
nes opera , editore et interprete D. Petavio , accurante et recogno-
scente J. P. Migne; Lutetiae Parisiorum 1864) benutze, welcher auch die Pag^-
nining jener Ausgabe hat. — Ich will Morhof nicht in seinem Wider-
spruch gegen Reinesius durch die Bemerkung unterstützen, dass der Name
der Person, an welche der fragliche Commentar gerichtet ist, allerdings in
des Synesios von Kyrene Werken vorkommt: in dem an Theophilos ge-
schriebenen LXVII. Briefe nämlich (p. 214 der Petau' sehen Ausgabe, p. 1424
des Migne' sehen Abdrucks); denn 6 BvXaßiüxuiog intaxonog JtöaxoQog, von
welchem hier die Rede ist, war gewiss ein Anderer, als der Dioskoros, an
welchen jener Commentar gerichtet war (vgl. S. 151). Vielmehr will ich gegen
Morhof, Sprengel und Grässe bemerken, dass der an Herculian ge-
schriebene CXLII. Brief (p. 279 der Petau'schen Ausgabe, p. 1536 des
Migne 'sehen Ausdrucks) zwar allerdings ernstlichen Vorhalt wegen unvor-
sichtiger Besprechung von Gegenständen, die als Geheimnisse zu betrachten
SyiiesioB. 149
desselben weiss, so Viele auch sich über seine wissenschaftliche
Thätigkeit geäussert haben *'), sondern namentlich auch, dass nach
dem Urtheil eines competenten Sprachkenners die Schreibart des
Synesios von Kyrene mit der des Verfassers des Commentars zu
des Democrit alchemistischer Schrift Nichts gemein hat^®)I Aus
seien, enthält, aber schlechterdings Nichts, was dazu veranlassen könnte, unter
diesen Geheimnissen andere zu vermuthen, als die der damaligen Philo-
sophie. — Die Bezugnahme Schmieder's und Grassens auf eine angebliche
Besprechung der s. g. Memphitischen Tafel durch den Synesios von Kyrene
ist mir unerklärlich. Diese Besprechung soll in der Schrift nsQt iyvnyftoy o.
de insomniis, p. 154 (der Petau*Bchen Ausgabe?) stehen; aber weder hier,
noch in der ganzen Schrift finde ich sie (ebensowenig eine Erwähnung der-
selben in den erklärenden Bemerkungen zu dieser Schrift, welche Nikepho-
ros Gregoras geschrieben hat und die in die Pariser Ausgabe der Werke
des Synesios von 1553 mit aufgenommen sind), und auch nicht in einem an-
deren der Werke des Synesios, für welche ich mich, bei dem Umfange der-
selben, allerdings mit einer nur flüchtigen Durchsicht begnügen musste. Ich
habe noch nicht herausgebracht, auf was Schmieder's Angabe und Grass e's
Citat beruhen. Ich will übrigens hier, wo mir ohnehin wiederum die An-
merkungen stark überschüssig im Verhältniss zum Text zu werden drohen,
auf die Memphitische Tafel weiter nicht eingehen; es findet sich wohl sonst
noch einmal ein Anlass, die mir darüber gemachten Aufzeichnungen zusammen-
zustellen.
^7) Die sich in früherer Zeit mit dem Synesios vom Standpunkte der Ge-
schichte der Philosophie, der Litterar- und Kirchengeschichte abgegeben haben,
erwähnen Desselben als eines Katurkundigen oder alchemistischen Schrift-
stellers schlechthin gar nicht. Nichts auch nur mit einiger Sicherheit auf Al-
chemie oder den Commentar zu des Democrit Schrift Hindeutendes findet
sich in den Besprechungen des Synesios von Kyrene Seitens solcher Frü-
herer. In Krabinger's Synesii Cyrenaei oratiönes et homiliarum fragmenta
[Landishuti 1850], p. XXXVII sqq. findet man zusammengestellt, was über diesen
Synesios Evagrios Scholastikos (Eccl. bist.) im 6 ten Jahrhundert, Pho-
tios (Biblioth.) im9ten Jahrhundert, Suidas (Lexic.) am Ende des lOten Jahr-
hunderts, Theodoros Metochites (Miscell. phil. et histor.) um 1300, Nike-
phoros Kallistos (Hist. eccl.) in der ersten Hälfte des Uten Jahrhunderts
gesagt haben. Als besonders beachtenswerth erscheint mir, dass Suidas von
einer alchemistischen Schrift dieses Synesios Nichts weiss, obgleich Derselbe
wusste, was man unter Chemie verstehe, und bei der Besprechung Anderer
die Erwähnung ihrer chemischen Schriften nicht unterlässt.
1^ Amei Ihon a. S. 146 a. 0. bei Besprechung des uns beschäftigenden Com-
mentars zu des D e m o c r i t alchemistischer Schrift, nach vorgängiger Erwähnung
der Vorzüge des Synesios von Kyrene,^ wie sie in seinen Werken hervor-
treten: II ne faut que rapprocher de ses oeuvres Ncrit qui va nous occuper,
pour se convaincre qu'ils ne viennent pas de la meme main. Le style, et les
traits d'ignorance qui se fönt remarquer dans le commentaire de Democrite,
U>0 Syocsios.
diesen Gründen ist es aueli mir jetzt überwiegend wahrscheinlich,
dass der Verfasser des fraglichen Comrnentars nicht der Syne-
sios von Kyrene war; aber alle Anlialtspunkte fehlen, ihn etwa
mit einem anderen unter Denen, welche Synesios hiessen und
uns bekannt geworden sind ^®), für identisch halten oder für ihn,
was seine Persöidichkeit betrifft, eine Venimthung aufstellen zu
wollen.
Der Commentar des Synesios zu des Democrit alchemi-
stischer Schrift ist in zahlreichen Handschriften vorkommend 2*^)
meistens zusammen mit dieser Schrift selbst *') und anderen
Commeritaren zu derselben und verschiedenen alchemistischen
Tractaten. Ausführlichere Nachrichten hat man über vier Pariser
Handschriften durch Ameilhon^*), über eine Wiener durch Lam-
b eck 23); gedruckt'^') ist der griechische Text dieses Commentars
nach einer von einer Pariser Handschrift genommenen Copie, welche
Handschrift indessen von den vier durch Am eilhon besprochenen
verschieden gewesen sein muss, die auch wieder unter einander
(Iccelcnt un auteur qui iie pout avoir rien cic coinnuui avec un aussi savuiit
homiiie que Peveque de Cyronc.
^^) Ueber Verschieflcue dieses Namens findet man in Fabricii Bildiotheca
graeca ed. Harlcs, Vol. IX [Hamburgi 1801], |). 204 sq. Einijres zusammenji^cstcllt.
Ein SynesiuB Abhas wird als späterer alchemiHtischor Schriftsteller von dem
oben Besprochenen unterschieden in Schmied er's Geschichte der Alchemic
[Halle 1832], S. 70; was als alchemistischer Tractat Desselben in französischer
nnd deutscher Uebei*setzung veröffentlicht worden (vgl.Iiorellii Biblioth. Chym.
sivo Catalog. libr. philos. hermet. [Parisiis 1054], p. 212 und Schmieder's
Gesch. d. Alchemic a. e. a. 0.), ist nur eine durch Verstümmelungen und Zu-
sätze verdorbene Ausgabe des uns oben beschäftigenden Commentars nach
Lambeck (Comment. de bibl. caes. vindob. L. VI., ed. Kollarii [Vindob. 1780],
p. 394 sq.).
2^) Eine Aufzählung ihn enthaltender Handschriften gab llarles (Fabri-
cii Bibl. graec. cd. llarles, Vol. IX [Haml)urgi 1804], p. 20ö); sie ist unvoll-
ständig.
2^) Wesshalb das S. 131 f, Anmerk. 53 bezüglich der diese Schrift enthal-
tenden Handschriften Angegebene auch hier zu berücksichtigen ist.
'^^) Noticcs et extraits des manuscrit« de la bibliothequc nationale ,
T. VII [Paris, an XII], 2. partie, p. 222.
2'») Lambecii Comment. de biblioth. caes. vindobon. L. VI., ed. Kollarii
[Vindob. 1780], p. 392.
'^*) In Fabricii Bibl. graeca, Vol. VHI [Hamburgi 1717], p. 233 sqq.
Synesiüß. 151
immerhin erhebliche Abweichungen bieten*^). Veröftentlicht ist
eine lateinische Uebersetzung dieses Commentars durch Pizi-
menti, zusammen mit Dessen Uebersetzung der commentirten
Schrift des Democrit (vgl. S. 110 u. 137) und auch an Fehlerhaftig-
keit der letzteren Uebersetzung sich an die Seite stellend; und
auch zusammen mit dem griechischen Texte, von welchem sie oft
erheblich abweicht ^e), ist diese nämliche lateinische Uebersetzung
gedruckt worden 2'). Eine andere, wie es scheint bessere, latei-
nische Uebersetzung, über deren Urheber und Zeit der Abfassung
Nichts bekannt ist, bewahrt in Handschrift die kaiserl. Bibliothek
zu Wien 2**). Indessen gewährt auch jene Uebersetzung des Pizi-
menti, namentlich zusammen mit dem gedruckt vorliegenden
griechischen Texte, ganz die Mittel, den Charakter dieses Commen-
tars erfassen zu lassen*^).
Der Commentar ist gerichtet an einen Dioskoros, einen
Priester des grossen Serapis zu Alexandria. Der Titel ist: 2^v-
veölov (ptkoö6q)ov Ttgog ^loöxoqov, eis ßißkiov ^rj^oxQizov , ag iv
2ö) Nach Ameilhon a. a. 0., p. 230.
26) Wie Ameilhon a. a. 0.. p. 230 hervorgehobcu hat.
27) In Fabricii Bibl. gr. a. e. a. 0.
^) Lambeck giebt a. e. a. 0., p. 393 den Anfang dieser Uebersetzung.
Eine Abschrift derselben hat die Bibliothek zu Gotha (Jacobs u. Ukert's
Beiträge zur altern Litteratur o. Merkwürdigkeiten der herzogl. Bibliothek
zu Gotha, Bd. I, Ilft. 2 [Leipzig 1835], S. 219. Griechisch und lateinisch hat
auch diese Schrift des S y n e s i o s ein Manuscript der Bibliothek zu Wolfen-
büttel (Jac. Tollii Epistolae itinerariae, cd. II. C. Henninii [Amstelaedami 1700],
p. 8; Bibliothecae Guelferbytanae Codices graeci et latini classici, rec. F. A.
Ebert [Lipsiae 1827J, p. 45 sq.). — Giebt es auch Ucbersetzungen in's Eng-
lische und in's Deutsche? Wo Fabricius (Bibl. gr. Vol. XII, p. 769) der
lateinischen Uebersetzung des Pizimenti erwähnt, fügt er bei: Ejusdem
argumenti scriptum Synesianum ex codice bibl. caesarea versum anglicc ox-
stat ad calceni Basilii Valentini in anglicam conversi linguam Lond. 1678 et
germanice curante Frid. Rothscholzio Altdorf 1718. Ich kann beide hier ci-
tirte Schriften nicht nachsehen.
2ö) Für Den, welcher wirklich den Einzelnheiten dieses Commentars seine
Aufmerksamkeit zuwenden wollte, ist die Beachtung dessen, was Ameilhon
a. a. 0. (namentlich p. 233) bezüglich mehrfacher Irrthüraer und Verwechselungen
alchemistischer Zeichen in dem griechischen Texte, wie ihn Fabricius gab,
und ähnlicher Fehler in des Pizimenti Uebersetzung erinnert hat, unerläss-
lich.
152 Synesios.
öxoXloig^^); die Zuschrift: ^ioöxoqcd uqbv tov (isyakov £aQanidog
tov iv ^AXs^avÖQBia^ %'bov re övvevdoxovvrogy Evviöiog (piXocfotpog
Xalgeiv, (Synesii philosophi, ad Dioscorum, in librum Democriti,
scholia. Dioscoro sacerdoti magni Serapidis in Alexandria, Deo
favente, Synesius philosophus S. P. D. hat des Pizimenti, Dios-
coro sacerdoti magni Serapidis Alexandriae, eodem Deo compro-
bante, Synesius philosophus salutem die in der Wiener Bibliothek
befindliche Uebersetzung.) — Der Commentar ist an den Dios-
koros gerichtet als eine Antwort auf einen Brief des Letzteren,
welcher Anfragen bezüglich der Schrift des Democrit enthielt,
und Synesios hebt zunächst hervor, welche Mühe er sich ge-
geben habe, dem Wunsche des Dioskoros zu genügen. Er äus-
sert sich nun zunächst darüber, wer der Democrit, der Ver-
fasser dieser Schrift, gewesen sei, und zwar in solcher Weise, wie
bereits S. 109 f. angegeben ist. Dann wendet er sich dazu, den
Inhalt der Schrift des Democrit in einer Weise zu erörtern,
welche eine erklärende sein soll, und zwar geschieht dies so, dass
nach begonnener Besprechung Dioskoros eine Bemerkung oder
Frage aufwerfend eingefiihrt wird, auf welche Synesios ant-
wortet, so dass von nun an die Besprechung in der Form eines
Dialoges weiter geht.
Die Handschrift der Physica etmystica des Democrit, welche
dieser Besprechung des Synesios zu Grunde lag, hatte, wie schon
S. 120, Anmerk. 38 bemerkt wurde, den Bericht über die Erschei-
nung des Lehrers des Democrit — als dessen Lehrer aber hier
Ostanes genannt wird — nicht. Sie hat wohl gleichen Anfang
mit der Handschrift der Physica et mystica gehabt, nach welcher
Pizimenti seine Uebersefczung dieser Schrift des Democrit an-
fertigte 8'). Wenn die Handschrift der Physica et mystica, welche
^) Als Titel des Commentars hat eine, in der ungefähr aus dem Uten
Jahrhundert stammenden Handschrift der Marcus-Bibliothek in Venedig ste-
hende Inhaltsangabe nach d'Orville's Abschrift: JSvyea£ov q}iXo<f6q>ov nqog
JiöaxoQoy {eig ri]y ßCßXoy JtjfioxQCtov oyg $y axoXBloig) dtdXeUg 7t6Qi xt}g rov
d^eiov JqfioxQCtov ß(ßXov (Palladii de febribus concisa Synopsis graece et la-
tine cum notis J. S. Bernard; accedunt glossae chemicae [Lugduni
Batavorum 1745], p. 115).
81) welche S. 137 ff. abgedruckt ist. Denn im Anfang dieser Uebersetzung
spricht Democrit: Ego autem venio in Aegyptum naturalia ferens, ut mate
Syoesios. 153
des Synesios Conimentar zu Grunde lag, jenen Eingangs- Ab-
schnitt der Pariser Handschriften nicht hatte, so muss sie anderer-
seits eine ganze Anzahl von Stellen enthalten haben, welche dem
wesentlich alcheniistischen Theile jenes Tractats in der Form, in
welcher er auf uns gekommen ist, fehlen; darauf hat zuerst Ameil-
hon^*) aufinerksam gemacht, und man überzeugt sich davon leicht
durch die Vergleichung des Commentars und der darin als der
zu commentirenden Schrift entnommen hervorgehobenen Stellen
mit der letzteren, wie diese in des Pizimenti üebersetzung
vorliegt.
Der Commentar des Synesios stellt sich, was Un Verständlich-
keit des Inhalts betrifil, der Schrift des Democrit mindestens
zur Seite; er bringt fast noch mehr ün Verständlichkeit hinzu,
durch das Bestreben, in dem von Democrit Gesagten, in fast
jeder von ihm genannten Substanz einen besonders tiefen Sinn
und besondere geheimnissvolle Beziehungen zu finden. CoUigite
Rha ponticum; zu dieser Vorschrift des Democrit bemerkt z. B.
Synesios (nach des Pizimepti Üebersetzung): Attende quam
magna fuerit viri prudentia, ab herbis exorsus est ut florem
comminisceretur, herbae autem floridae sunt. Dixit vero ßha
ponticum, quod quemadmodum a ponto defluunt flumina, omnia
quoque flumina in ipsum labuntur. Palam ergo nobis faciens signi-
ficat conversionem in aquam, nigredinem, et corporum i. e. sub-
stantiarum attenuationem. Dioskoros (welcher in dem Zwie-
gespräch übrigens manchmal der Zerstreutheit geziehen und zur
Aufmerksamkeit und Anstrengung seiner Geisteskräfte ermahnt
wird) muss mit ganz besonderen Anlagen oder mit einer ganz an-
deren Vorbildung, als die unsrige ist, ausgerüstet gewesen sein,
um aus des Synesios Mittheilungen so viel Vortheil ziehen zu
können, als er dies freudig bekennt. Denn keine sachliche Erklä-
rung, keine Verdeutlichung eines uns räthselhaften Wortes findet
riam superfluam et confiisam contemnatis. und in des Synesios Commen-
tar sagt Synesios (Fabricii Bibl. gr. Vol. VIII [Hamburgi 1717], p. 236)
nach des Pizimenti üebersetzimg: Attende vero, quidnam in libelli initio
(*V tfi eigßoXj rfjg ßißXov) dixit: Venio ego etiam in Aegyptum naturalia fe-
rens, ut remm sylvam contemnatis.
32) A. o. a. 0., p. 226. Vgl. S. 120, Anmerk. 38.
154 Synesios.
sich; iin Gegen theil eher Verundeutlichung. Was das Rha pon-
ticuin und die Anagallis sein sollen, was das als Quecksilber, als
Schwefel, als Zinnober, als Magnesia, als Chrysocolla, als Hunds-
milch u. a. Bezeichnete bedeutet, bleibt uns ganz dunkel 3"^); aber
bestimmte Anzeichen finden sich, dass sie das sonst darunter Ver-
standene nicht bedeuten sollen ^4). — Aber um was es sich im
Ganzen und Grossen handelt, ist uns auch hier wieder klar genug:
^^ In den, auf ziemlich vielen Bibliotheken bewahrten handschriftlichen
Sammlungen alchemistischer Schriften finden sich auch noch der Zeit, wo
über Alchemie in griechischer Sprache geschrieben wurde, angehörige Wörter-
bücher, welche die Bedeutung der Kunstausdrücke angeben sollen. Was sie
uns kennen lehren, ist indessen nur sehr unerheblich und oft nur die Unver-
standlichkeit vergrössernd. Man wird, um für einen der oben erwähnten
Kunstausdrücke ein Beispiel zu geben, nicht klüger, wenn man zur Erkennt-
niss, was die s. g. Uundsmilch sein möge, in einem solchen Wörterbuch nach-
schlägt, und findet: „Die Milch eines jeden Thieres ist der Schwefel" (IVcXu
txdaxov C^ov tisxl ^^tior); denn was „der Schwefel" sei, bleibt sehr ungewiss,
sofern man bei d^eioy belehrt wird, dass dieses Wort mehr als ein Dutzend der
allerverschiedensten Bedeutungen habe. — Die in den verschiedenen Hand-
schriften enthaltenen Wörterbücher scheinen Vieles gemeinsam, eine und die-
selbe urspriingliche Gniudlage zu haben. Viele in ihnen enthaltene s. g. Er-
klärungen hat Du Gange in sein Glossarium ad scriptorcs mediae et infimae
graocitatis aufgenommen. Vollständig veröfientlicht ist eines aus einer Hand-
schrift der Markus-Bibliothek zu Venedig, nach einer von d'Orville ge-
nommenen Abschrift, im Anhang zu Bernard*s Ausgabe des Palladios
Schrift von den Fiebern (Palladii de febribus concisa Synopsis, graece et la-
tine, cum notis J. S. Bernard [Lugduni Batavonim, 1745]; p. 120—148
steht dieses Je^ixby xeczu ütoix^^ov rfjg /^vcroTiow«^). Ueber ein in Hand-
schriften der Pariser Bibliothek erhaltenes Je^txby xitraaioir^Eiov zT^g U()((g vi-
Xyfjg gab Am eil hon (Notices et extraits des manuscrita de la biblio-
theque nationale, T. V [Paris, an VII], p. 374) Nachrichten. Manches aus
solchen Wörterbüchern hat Höfer in seiner Histoire de la chimie (1. ed.,
T. I [Paris 1842], p. 251; 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 256) mitgetheilt (hier
auch die Angabe, dass c'n solches Wörterbuch in einer Pariser Handschrift
die Ueboi*8chrift hat: Jelixbt' xaiu dXtpcißfjtoy ftBKtXkevxixbt' rtoi' otfo/uurtoy
tf^g (^e(ug xid itQdg ri/^V^)' ^^^ S^^^- vielleicht später vollständigere biblio-
gra})hischc Mittheilungen bezüglich solcher Wörterbücher.
'^'') Man kann desshalb auch nicht wohl so einfach, wie Am eilhon es
(a. S. 150 a. 0., p. 224) that, sagen: Le mercure, la magnesie, la chrysocolle et
autres substances mincrales, jouent un grand röle dans la compositiou de Tor;
oder wie Sprengel (Geschichte der Arzneykunde, 1. Aufl., Bd. II, S. 156 oder
3. Aufl., Bd. II, S. 220) : „dass man damals schon auf die Fixation des Queck-
silbers besondere Hoffnung baute, und zum grossen Process auch Magnesia
und Arsenik brauchte".
SynesioB. 155
um die künstliche Anfertigung von Gold und Silber. Dass Demo-
crit zweierlei gelehrt habe: weiss und gelb zu färben, sei klar
(pti fifv üvv ovo ocarakoyovg bnoiriOaro, d^kov ti^tv yeyovev kev-
xoif yuQ Tial ^av^ov xardkoyov BTCoufiaxo). Synesios sagt später
noclnnals: des Democrit Weisheit sei zu bewundern , da er die
zweierlei Angaben, zur Darstellung des Goldes und des Silbers,
gemacht habe, und zweierlei Flüssigkeiten, eine für Gelb und eine
für Weiss, das bedeute für Gold und für Silber, und das Eine sei bei
ihm als Goldbereitungskunst und das Andere als Silberbereitungs-
kunst benannt; und auf eine Anfrage des Dioskoros erfahren
wir auch, dass die Silberbereitung der Goldbereitung voraus ge-
hen müsse, von Democrit aber die Goldbereitung desshalb vor
der Silberbereitung besprochen worden sei, weil das Gold höher
geschätzt werde als das Silber 3^). Das Gelbfarben und das Weiss-
färben, ^av^aöig und kevacoöis, kommen in dem Commentar öfters
in einer auf die Bereitung von Gold und Silber zu deutenden
Weise vor; manchmal aber auch so, dass eine andere Deutung
wohl als die richtigere erscheinen möchte ^c). Wiederholt wird
darauf Bezug genommen, dass gewisse Substanzen Etwas geben,
was nach Democrit das Mittel zum Goldmachen sei*'). Vor
Allem sei für die Bereitung des Goldes und Silbers wichtig Et-
was als Quecksilber Benanntes: für das ßothe, d. i. das Gold, das
Quecksilber aus dem Zinnober, und für das Weisse, d. i. das Silber,
•^•'») Als Beispiel zur Verdeutlichung, wie Synesios (£.) und DioskoroB
(J.) sich unterhaltend gedacht sind, mag gerade dieses Stück des Coninientars
(Fabr. Bild. gr. Vol. VIII, p. 238) hier stehen: 2. Kul Htfu O-tivfiüaf^ xi^v rov
tU'ff(>6g aoqCny^ ßXtße nCog dvo XfevftXöyoug hnon]aiao^ Q) noiticq xid )) 7i otutg,
xtti 7i(<Xiy dvo C^juovg, toy jjfy kva fy ko htyS-tOy loy dk trSQoy iy im Xsvxm,
TovT^ati C- xid ]), X(et txtiXtas xby rov © xtnuXoyoy /Qvaonottuy, tt]g )) «(>-
yvQonotUty. J. Iluyv xaXibg *^'»/?, w JSvyfate giXoaoqe^ xicl noToy tiqwk'h' tau
Tfjg ri^yiig, tb Xevxäytu tj rb |«ri^föc7ff* ; X MdXXoy tb Xevxdy((t. J. Kid diu
zi Tf}y ^(iythoiaty eine nQojtoy'j X ^Knetdij n^ozaTCfAtjuu 0 roö }). Da«s ©
Gold und ); Silber bedeutet, ist bekannt.
3^) Z. B. a. e. a. 0., p. 235 in der Stelle: 'Hyu() Xevxoßa&g xu^'aCg hatir, xul ij ^uy-
dtoaig ayttl^M7ivQ0)Gig (Pizimenti übersetzte: Dealbatio est combustio, et citri-
natio a mortuis excitari), wo man versucht sein könnte, an Verkalkung durch
Feuer und Reduction zu denken.
•^') A. e. a. 0., p. 23G u.238; als Worte des Democrit werden angeführt:
uVtt] i] vXii T?y$ XQvoonon'Kg.
156 Synesios.
das Quecksilber aus dem Arsenik oder Sandarach *®). Für diese
Lehren wirdDemocrit ausdrücklich als Autorität genannt; Her-
rn es aber — da 2^), wo besprochen wird, dass das als Quecksilber Be-
nannte verschiedenartig sein könne und doch Eines — als Der, von
welchem (als zu dem s. g. Quecksilber in Beziehung stehend)
unterschieden werde ein weisses und ein gelbes Präparat*^). Es
scheint das als Quecksilber Benannte als das Princip der Färbung
betrachtet zu sein, daran erinnernd, wie später die Alchemisten
in den Metallen die Färbung derselben bedingende Principien an-
nahmen; und an Ansichten, welche sich noch viele Jahrhunderte
später in Geltung finden, erinnert auch die Erörterung*^), dass die
Kunst nicht die Materie, sondern die Form, in welcher die Materie
erscheint, verändere. Auch an des Aristoteles Lehre von den
vier Elementen Erinnerndes hat dieser Commentar*'), bezüglich
dessen Lihalt in noch mehr Einzelnheiten einzugehen ich aber hier
unterlassen will. Weitaus überwiegend ist in ihm das Unver-
ständliche und Bäthselhafte'und die Bezugnahme auf uns Dunkles *3),
spärlich das Deutliche; zum letzteren gehört ein wichtiges Zeug-
niss für die Kenntniss eines etwas vervollkommneteren Destilla-
tionsapparates; ich komme hierauf in einem späteren Abschnitt
zurück, in welchem ich die Entwicklung der Kirnst, zu destilliren,
bespreche.
«
Aus welcher Zeit stammt dieser Commentar? Diese Frage
38) A. e. a. 0., p. 238 sq.
3») A. e. a. 0., p. 239.
*o) Tb xrjQtoy zo Xevxby, xal tb xrJQtoi^ zb ^ayd^öy. Im griechischen Texte
selbst ist das Wort xi^Qtoy mit xijQÖg, Wachs, in Zusammenhang gebracht;
aber es erinnert aach stark an den Kunstausdruck ^rJQtoy; vgl. eine Anmer-
kung (201) am Ende des Abschnittes über Zosimos,
*i) A. e. a. 0., p. 240.
*2) A. e. a. 0., p. 239 sq.
*3) Hierzu rechne ich namentlich auch die öftere (Fabricii Bibl. graeca.
Vol. VIII, p. 235, 236, 246) Bezugnahme auf einen Ausspruch, welchen De-
mocrit gethan habe: *Eay ^g yorjfjitoy, x«i notrjarig o)^ yiyQanXM, (aj^ fiaxd-
Qtog (si prudens eris et Facies, ut scriptum est, eris beatus, übersetzte Pizi-
m e n t i). Man hat darin (Schmieder's Geschichte der Alchemie [Halle 1832],
S. 67) eine Anspielung auf den Schluss der s. g. Memphitischen Tafel sehen
wollen (vgl. S. 148f., Anm. 16)j aber es liegt dafür kein genügender Grund vor.
Synesios. 167
hat an sich Wichtigfceit und, wie schon bemerkt, namentlich auch
in ihrer Beziehung darauf, welches Alter der commentirten Schrift
des Democrit beizulegen sei. Danach, wie Synesios auf diesen
Democrit hinblickt, bezüglich seiner Persönlichkeit schlecht unter-
richtet ist, in Allem von ihm Gesagten wunderbar Tiefes ver-
muthet, möchte man glauben, ein längerer Zeitraum trenne Beide;
andererseits meint Schmieder^^) daraufhin, dass Synesios die
Kunstausdrücke des Democrit zu kennen und zu verstehen
scheine, muthmassen zu dürfen, dass der Verfasser der Fhysica et
Mystica in der Zeit nur Ein Jahrhundert, oder zwei, nicht aber
acht über dem Commentator stehe. Wenn Ameilhon es für
möglich hält, dass der Commentar im 9ten oder spätestens 12ten
Jahrhundert geschrieben sei, so schliesst er doch auch ausdrück-
lich die Möglichkeit nicht aus, dass derselbe älter sein könne^*^).
Dass dies der Fall sei, dass dieser Commentar aus dem 4ten Jahr-
hundert wenn nicht aus einem früheren stamme, ist daraus zu
schliessen^^), dass er an einen Priester des grossen Serapis zu
Alexandria gerichtet ist; wenn man nicht den ganzen Commentar,
sammt der Zuschrift an diesen Priester Dioskoros, für eine Fäl-
schung späterer Zeit halten will. Denn dem Serapis-Cultus wurde
zu Alexandria durch den Patriarchen Theophilo« um 390 durch
Verbrennung des Serapis- Tempels ein Ende gemacht, und durch
Theodosios den Grossen um diese Zeit überhaupt, was noch von
Ausübung der ägyptischen Religion sich erhalten hatte, unter-
drückt. Anderes, aus was sich die Zeit der Abfassung dieses
Commentars erschliessen liesse, finde ich in ihm nicht; namentlich
**) Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 67.
*^) A. S. 150 a. 0., p. 226: Der Destillationsapparat sei also so alt, wie dieser
Commentar: c'est ä dire, qu'il seroit duneuvieme siecle oa aa moins du douz-
ieme, suppose qa'on ne put faire remonter ce commentaire ä une epoque plus
reculee. An einer andern Stelle (p. 228) hebt Ameilhon hervor, dass ausser
Ostanes, Democrit und einem Pibechios (vgl. Anm. 47) kein anderer
Alchemist in diesem Commentar citirt werde, iliit der Bemerkung: ce qui de-
pose en faveur de Pantiquite de ce traite, relativement aux autres ouvrages
de son espece.
*ö) Auf was schon Borrichius (Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum
sapientia [Hafniae 1674], p. 71) und Morhof (Polyhistor literarius, P. I
[Lubecae 1695], p. 106) aufmerksam gemacht hatten.
1 58 Synesiop.
nicht eine Erwälinung einer Persönlichkeit, deren Zeit besser fest-
gestellt wäre, so dass man nach Einer Richtung hin mindestens
über das Alter jenes Commentars urtheilen könnte*'). Dass er
*7) Ausser Democrit (in der Meinung, dass es der von Abdera gewesen
sei; vgl. S. 109 f.) und Ostanes (welcher zuerst die Lehre geschrieben habe:
die Natur erfreue sieh der Natur u. s. w.; vgl. S. 129, Anm. 51) werden in diesem
Coromentar als Autoritäten noch erwähnt Hermes (FabriciiBibl.gr. Vol. VIII,
p. 239; Mercuriusindes Pizimenti üebersetzung) und Einer, welcher in Einer
Pariser Handschrift (Am eil hon a. S. 150 a. 0., p. 228) und in dem von Fabri-
cius (Bibl. gr. Vol. VIII, p. 240) veröffentlichten Texte ^Rnißrix^oq^ in drei Pariser
Handschriften (Ameilhon a. e. a. 0.) IItßi]x^og und in des Pizimenti üeber-
setzung Pibichius genannt wird. Ameilhon vermuthet, UißYjxtog möge die
bessere Lesart sein, Fabricius betrachtet die bezügliche Stelle als corrupt.
Dafür, dass ^Enißr'ix^og der Name dieser alchemistischcn Autorität sei, von
welcher uns Nichts erhalten ist, spricht, dass in einer Schrift des Zosiroos,
welche sich in der üeberschrift als eine echte bezeichnet (ZtoaC^ov tov Uuyo-
noXCzou yy^aCit yQ(eg:i] tilqI rijg isQäg xul O^eCng zix^^V^ ^'/^ '^^^ XQ^^^^ *''* "?"
yvQov no&Tjacüfg)y Epibechios citirt wird (Fabricii Bibl. gr. Vol. XII [Ham-
burgi 1724], p. 702); anscheinend auch noch in einem anderen Fragmente des
Zosimos (vgl. daselbst, 770). Iltß^x^og kommt anderci-seits in einer Auf-
zählung der alchemistischcn Autoritäten vor, wie sie sich in einer etwa aus
dem elften Jahrhundert stammenden Handschrift der Marcus -Bibliothek zu
Venedig findet; Bernard hat dieselbe (im Anhang zu seiner Ausgabe der
Schrift des Palla^lios von den Fiebern [Leyden 1745], p. 117) mitgctheilt.
Auch bei Reinesius (Variae lectiones [Altenburgi 1640], p. 155) wird Pe-
becchius da genannt, wo besprochen wird, dass die Meisten unter den ältesten
Lehrern der Alchemie Aegypter gewesen seien; in der, auch von Reinesius
durchgegangenen Altenburger o. Gothaer Handschrift steht aber nach Ja-
cobs (Beiträge zur altern Litteratur oder Merkwürdigkeiten der herzogl.
Bibliothek zu Gotha, Bd. I, Hft. 2 [Leipzig 1835], p. 219) in einer Aufzählung
der alchemistischcn Autoritäten ^Fnißvx^og (Reinesius habe dazu notirt,
wahrscheinlicher müsse man nijß}]xtog lesen); Grüner (Isidis, Christiani et
Pappi philosophi jusjurandum chem'icum [Jenae 1807], p. 26) hatte gelesen
'Kntßr'ix^og, aber Iltßijx^og für die richtigere Lcsait gehalten. Auch von
Borrichius (De ortu et progressu chemiae [Hafniae 1()68], p. 97) wird 'itni-
ßvx^^^ ^'i^ ^^ einer älteren Aufzählung alcheniiötischer Schriftsteller vor-
kommend genannt; und so steht der Namen auch in der Aufzählung der al-
chemistischen Autoritäten, welche aus einer Pariser Handschrift Du Gange
(Glossarium ad scriptores mediae et iniimae graecitatis, T. I [Lugduni 1688],
p. 1192) und nach ihm auch Fabricius (Bibl. gr. Vol. XII, p. 775 sq.) mitgc-
theilt hat. Als in einer Pariser Handschrift enthalten wird in dem Manu-
scripten-Catalog der Pariser Bibliothek (Catalogus codicum manuscriptorum
bibllothecac regiae, T. II [Parisiis 1740], p. 170) eine Aufzählung der alche-
inistischen Autontaten angegeben, und unter diesen auch Pobcchius als vor-
kommend; Pebechius ou Epi buch ins wird darauf hin als in dieser Auf-
Synt'sios. 159
etwa dem 4ten Jahrhundert, und keinem späteren, zuzuschreiben
sei, wird auch dadurch unterstützt, dass Zosimos bereits ihn ge-
kannt und citirt hat*^) und auch Olympiodoros seiner häufig
gedenkt*^); diese beiden aber setzt man in das 4te oder höchstens
in das 5te Jahrhundert. Uebrigens gehört Synesios nicht zu den
häufiger citirten alchemistischen Autoritäten jener frühen Zeit^^),
Zählung genannt von Lenglet du Fresnoy (Histoire de la philosophie her-
metiquo [ä la Ilaye 1742], T. III, p. 11) angegeben. ^Emßox^og ist der Name
in einer solchen Aufzählung in Labbere Nova bibliotheca mss. librorum [Pa-
risiis 1058], p. 129 gedruckt. ~ Merkwürdig ist, dass von S. Wagnereck
(gegen die Mitte des 17ten Jahrhunderts, in einem Brief an Alex. Barvoet,
welcher in Dessen Katalog über die nicht herausgegebenen griechischen Manu-
scripte der Escurial-Bibliothek mitgetheilt und u. a. in Miller 's Catalogue
des manuscrits grecs de la bibliotheque de TEscurial [Paris 1848] abgedruckt
ist; am letzteren Orte p. 517) 'Enißvx^^^ i" einer Aufzählung von Schrift-
stellern aufgeführt wird, von welchen sich Schriften in den Manuscripten der
Münchener Bibliothek finden, und dass (wohl auf diese Angabe des Wagne-
reck hin) auch von Borrichius in einem anderen als dem eben citirten
Werke (Ilermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia [Hafniae 1074],
p. 80) ^Enißr]xtog sive '/i7r«/Si'';f*o? in einer Liste von Schriftstellern genannt
wird, deren Wdrke zu studiren er seinem Widersager Conring auräth; so als
ob uns Etwas von diesem Schriftsteller erhalten wäre. Was ich über das von
älteren alchemistischen Schriftstellern auf uns Gekommene erfahren konnte,
enthält aber Nichts diese Angabe Bestätigende.
*^) Wie Borrichius (Conspectus scriptorum chtraicorum celebriorum, in
Mangeti Bibliotheca chemica curiosa [üenevao 1702], T. I, p. 40) versichert
( — Scholion Synesii philosophi in scripta Democriti ; quod equidem vetu-
stiuB esse apparet Zosimi scriptis, ut in quibus liquide citatur). Dieser Bezug-
nahme des Zosimos auf Synesios, in der rsXevTai^ oinoxj des Ersteren,
gedenkt Borrichius auch in seiner Schrift : Hermetis, Aegyptiorum et chemi-
corum sapicntia — [Ilafniae 1674], p. 78, und kommt noch einmal p. 443
darauf zurück. Vgl. auch die folgende Anmerkung.
*^) Wie Reinesius (Judicium de chemicorum graecorum codice Gothano,
in Fabricii Bibl. gr. Vol. XII [llamburgi 1724], p. 754) angiebt (Olympiodorus
Zosimi autem ac Synesii, qui paullo eum praccesserunt, saepius meminif).
Aus einer Schrift des Olympiodoros, einem Commentar zu einer Schrift
des Zosimos (vgl. bei Olympiodoros), hat Fabricius (Bibh gr. Vol. XII,
p. 7G5) veröficntlieht, was als einer (an die Theosebia gerichteten) Schrift
des Zosimos entnommen mitgetheilt ist, und hier wird auch JSvvkGiog uQoq
JioaxoQoy yqufftoy citirt.
f»^) Dafür, dass von dem Synesios noch eine andere alchemistische
Schrift, als der Commentar zum Democrit, erhalten sei, ist mir jetzt nur
eine Andeutung Boerhave's bekannt. Da, wo die griechischen Alchemisten
von ihm uufgczählt werden (Elomenta chemiae, T. I [ Lugdun i Batavorum 17.S2],
160 Synesios*
und da, wo die Hervorragendsten unter den Meistern der Kunst
genannt werden, sucht man seinen Namen manchmal vergebens,
wenn gleich derselbe sich in vollständigeren Listen der Lehrer der
Alchemie findet, wie uns auch solche aus der Zeit zugekommen
sind, wo noch ilchemistische Schriften in griechischer Sprache ab-
gefasst wurden**).
'.•
p, 12), wird zuerst genannt Svyic&ogy mit dem Zusätze: cujus et tractatus de
lapide philosophorum est in bibliotheca Lugduno-Batavae academiae. Dann
wird, besonders, noch der Commentar zum Democrit angeführt. Was mir
über den Inhalt der Leydener alchemistischen Handschriften bekannt geworden
ist, bestätigt Boerhave's Angabe nicht.
*^) Dem 9ten Jahrhundert theilt Schmieder (Geschichte der Alchemie
[Halle 1832], S. 75) einen alchemistischen Tractat eines ungenannten Verfassers
zu, worin auch die Coryphäen der Alchemie namhaft gemacht werden: Hermes
Trismegistos, der Oberpriester Johannes, Demokritos und Zosimos,
und als ihre Commentatoren Synesios, Olympiodoros und Stephanos.
Aber dass, wie Schmieder angiebt, hier der Synesios mitgenannt werde,
finde ich in Lambeck's Bericht über die diese Liste enthaltende Schrift des
Ungenannten, wie sie in einer Handschrift der kaiserl. Bibliothek zu Wien
sich findet (Lambecii Commentar de biblioth. caesar. vindob. L*. VI., ed. KoUa-
rii [Vindob. 1780], p. 397 sqq.), nicht bestätigt; wohl wird hier der beiden an-
deren Commentatoren, nicht aber des Synesios erwähnt. Ich weiss nicht,
ob eine andere Handschrift dieses Tractates Anderes in dieser Beziehung ent-
hält; die von Borrichius (Conspectus script. ehem. celebr., in Mangeti Bibl.
ehem. cur. T. I, p. 39) eingesehene Handschrift enthält indessen auch des
Synesios Namen nicht, und ebensowenig eine in Paris aufbewahrte, aus
welcher Hof er den Inhalt der bezüglichen Stelle mitgetheilt hat (Histoire de
la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 255), und eine auf der Bibliothek zu
Gotha befindliche, aus welcher die bezügliche Stelle durch Grüner (Isidis,
Christiani et Pappi philosophi jusjurandum chemicum [Jenae 1807], p. 24 sq.)
veröffentlicht worden ist. — Aber andere Zusammenstellungen der älteren al-
chemistischen Autoritäten enthalten den Namen des Synesios allerdings.
So z.B. die von Bernard (vgl. S. 115, Anm. 28) veröftentlichte, einer Vene-
tianer Handschrift aus etwa dem elften Jahrhundert entnommene Liste, welche
übrigens neben vielen bekannten auch einzelne in Beziehung auf Alchemie
unbekannte Namen hat; es werden hier die oyö/naTte töjy g}iXoa6(piüy tijg d-eiag
inHTtTJiurjg xal T^/ri^j genannt und als erste Mibarjgf Jt]^6xqiXogy Svyiaiog.
Reinesius (Variae lectiones [Altenburgi 1640], p. 155) hat bei der Be-
sprechung, dass zu einer gewissen Zeit 7ioniTr,g die Bedeutung: Alchemist ge-
habt habe, die betreffende Stelle aus einer von ihm studirten Handschrift mit-
getheilt: rCyiaaxe^ & (pCXe, xai tu oyöfKera twy no$fjT&y' '-^Qxh ^^^wi', 'Aq^-
atotiXrig, 'itüuyyrjg hQBvg, JfifAoxqnog^ ^(bct/nog 6 ^iyag , 'OXvfjiTitöffoQogj £zi-
(payog 6 ^tXöao^og, £oq)äq 6 ty IIeQa{d&y Svyfatog, 'OaTäyrjg an* Alyvnxov u. s. w.
Es wird schwer zu entscheiden sein, ob diese Aufzählung beanspruchte, dass
Synesios. 161
sie in chronologischer Reihenfolge gemacht sei. Sie findet sich in hand-
schriftlichen Sammlungen griechischer alchemistischer Werke öfters (vgl. z. B.
den Manuscripten-Katalog der Pariser Bibliothek am S. 158, Anmcrk. 47 a. 0.,
Hof er' s Histoire de la chimie a. e. a. 0., und in Miller's Catalogue des
manuscrits grecs de la bibliotheque de TEscurial [Paris 1848] die da p. 616
aufgenommene Auskunft Wagnereck's bezüglich der in München befindlich
gewesenen Handschriften). Wobei es immer auffallend bleibt, dass die ahn«
liehe, so viele Xamen von Lehrern der Alchemie bietende Liste, welche (vgl.
Anmerk. 47) Du Gange und Fabricius d«m griechischen Texte nach voll-
ständig mitgetheilt haben, Synesios nicht enthält.
Kopp, Beltr. x. Gesch. d. Clicm. H
Zosimos.
Ein fruchtbarerer Schriftsteller, als dieser Synesios, und bei
den folgenden Alchemisten als eine angesehene Autorität betrach-
tet war Zosimos 0, welcher der Zeit nfiich von dem Synesios
nicht viel verschieden sein mag. Auch über die Persönlichkeit
dieses Zosimos ist Nichts Sicheres bekannt. Er wird gewöhnlich
der Panopolit genannt *) , als aus Panopolis in der Thebais (Öber-
Aegypten) gebürtig. Bei Pelagios, welchen man mit unsicheren
Gründen in das 5te Jahrhimdert setzt, wird er schon als der alte
Zosimos, 6 aQX^'^^og Zdötfwg, auch wohl schlechthin als 6 uq-
Xcitog angeführt^); als 6 naXatog wird er in den Ueberschriften
einzelner seiner Werke bezeichnet*). Aber nicht bloss als eine
alte Autorität wird er von den folgenden alchemistischen Schrift-
stellern hervorgehoben, sondern auch als eine unvergleichlich
wichtige und zuverlässige: 6 ^slog Zciöi^og heisst er in der Ueber-
^) Der Namen kommt oft auch Zozimos, manchmal auch SoBimoB ge-
schrieben vor.
8) So u. a. wiederholt in der von Reinesius studirten Handschrift (Rei-
nesü Judicium de chemicorum graecorum codice Gothano in Fabricü Biblioth.
graeca, Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 754). Vgl. auch die S. 158, Anm. 47 an-
gefahrte üeberschrifl eines seiner Aufsätze, nach einer Pariser Handschrift,
und im Folgenden die Angaben über die einzelnen Schriften.
«) Fabricü Bibl. gr., Vol. XU, p. 764; in des Pizimenti Uebersetzung
des Commentars des Pelagios zu der alchemistischen Schrift des Demo-
crit [Patavii 1573] kommt der Zosimus antiquus oder senior Zosimus öfters
vor (f. 20 ro, 21 r® u. ¥<>, 22 v^ z. B.).
*) Fabricü Bibl. gr., Vol. XII, p. 762.
ZoBimos. 163
schrill einer Abhandlung*); bei seinem Commentator Olympio-
doros (im 5ten? Jahrhundert) wird er als 6 lv%eog Zdöifiog, to
6ri<pog täv (piXoöoqxov y 6 vovg 6 ^eriyoQog und ähnlich geprie-
sen«); da, wo in der S. 160 (Anm. 51) besprochenen Schrift eines
ungenannten Alchemisten, welche dem 9ten Jahrhundert zuge-
schrieben wird, die in ganz allgemeiner Geltung stehenden Lehrer
der Alchemie aufgezählt werden'), ist er unter ihnen. Im 9ten
Jahrhundert erwähnt Fhotios, bei der Besprechimg einer Samm-
lung von Zeugnissen aus heidnischen Schriftstellern für den christ-
lichen Glauben, auch solcher aus den chemischen Lehren des Zo-
simos, welcher aus der Thebals, aus Panopolis gewesen sei®).
Suidas um das Ende des lOten Jahrhunderts gedenkt des alche-
mistischen Schriftstellers Zosimos^): Zosimos von Alexandria
(ZoiJfcfiOff, '^ks^avÖQsvg, q>iX66oq>og) habe Schriften über Chemie
(XvuevtLxa) an seine Schwester Theosebia gerichtet, welches
*) Fabricii Bibl. gr., Vol. XII, p. 763; ich komme unten auf die Titel der
betreffenden Schriften ausführlicher zurück.
*) Vgl. Zosimi de zythorum confectione iragmentum ed. Grüner [Solis-
baci 1814], p. 7.
^ oi oixovfdBytxol nttysi^g^7}f4o& g}tX6ao^ot] unter ihnen wird Ziba&fiög ug
noXvfittd-iattttog genannt, neben Hermes, dem Oberpriester Johannes yi^^l
Democrit; Tgl. über diese Aufzählung, ausser S. 160, Anm. 51, einen spä-
teren Abschnitt dieses Buches, in welchem ich die älteren Aufzahlungen der
alchemistischen Autoritäten besprechen werde.
®) anb t&y /t;^€vr»xd>»' ZtoaCfAov Xöytoy SrjßaTog d^^y o(tog UayonoUtm
(Photii Bibl.; cod. 170). In der Bekk er 'sehen Ausgabe (Photii Bibliotheca,
ex recensione Imm. Bekkeri, T. I [Berolini 1824], p. 117) ist noch in den Text
statt /v^€vr»xd)i' das weniger richtige Wort /e»/iet;r»xd>»' aufgfenommen , doch
in Anmerkung notirt, dass die Venetianer Handschrift /v/i6t;r»x(!Dv hat. Die
Lesart /e»/i6i;T»xd>»' findet sich auch in dem Texte der Ausgabe von Ho sc hei
und Schott (Photii Bibl. graece edidit D. Hoeschelius, latine reddidit
A. Schottus; s. 1., Druck des Paulus Stephanus, 1612; p. 882; dass auch
die Lesart /v/i€vr»xc5v vorkomme, geben aber auch die beigegebenen Notae
D. Hoeschelii ad biblioth. Photii p. 43 an), und Schott, jenes Wort wohl
von /e»/ict»v ableitend, übersetzte, etwas unklar: sed et e frigidis Zosimi libris
petita (testimonia); gegen welche Deutung sich Reines ius (Variae lectiones
[Altenburgi 1640], p. 380) und Lambeck (Lambecii Comment. de bibl. caet.
vindob. L. VI., ed. KoUarii [Vindob. 1780], p. 401) lebhaft ausgesprochen
haben. Dafür, dass /i;^ei;r#xd}y das Richtigere sei, ist auch Fabriciaa
(Biblioth. graeca. Vol. VI [Hamburgi 1714], p. 618).
>) Suidae Lexicon ed. Bemhardy, Vol. I, Pars 11 [Halis 1848], p. 742.
11*
164 Zosimos.
Werk nach alphabetischer Ordnung abgefasst sei und aus 28 Bü-
chern bestehe; von Einigen werde es xsiQoxfir^a betitelt ^ö).
Wann lebte dieser Chemiker Zosimos? Moreri ") Hess ihn,
etwas früh, drei Jahrhunderte vor Beginn unserer Zeitrechnung
leben. Da man aber Grund hat, ihn als dem Christenthum zuge-
than zu betrachten ^^) , muss er später gelebt haben. Er citirt in
seinen Schriften den Democrit'^); dass er nach dem Synesios
gelebt habe, geht aus dem S. 159 Angegebenen hervor. Dass er
vor dem Ende des 4ten JahrhYmderts gelebt habe, ist danach an-
zuerkennen, dass er altägyptischer Heiligthümer : des Tempels zu
W) Xe^QoTexyrjfittva liest oder deutet, mit Borrichius, dieses Wort Fa-
bricius (Bibl. gr., Vol. VI, p. 618).
11) Dictionnaire historique [1673]. Vgl. Fabricii Bibl. gr., Vol. VI, p. 613.
12) Hierzu veranlasst schon, wie Photios (Bibl.; cod. 170) seiner erwähnt
(vgl. S. 163). Derselbe Photios bespricht allerdings auch (Bibl.; cod. 98; T. I,
p. 84 der oben citirten Bekker'schen Ausgabe) einen Geschichf Schreiber
Zosimos und dessen Hass gegen das Christenthum; Letzterer lebte in der
ersten Hälfte des 5ten Jahrhunderts. Dass dieser Geschichtschreiber und der
Chemiker Zosimos dieselbe Person seien, scheint A. Schott geglaubt zu
haben (p. 382 seiner u. Höschel's in Anm. 8 citirter Ausgabe der Bibl. Photü),
hielten auch Balth. Bonifacius (Judicium de historicis; vgl. Fabricii Bibl.
gr., Vol. VI, p. 612) und Reinesius (Judicium de chemic. graec. cod. Go-
thano, in Fabricii Bibl. gr., Vol. XII, p. 763) für wahrscheinlich und suchte
namentlich Lambeck (Comment. de bibl. caes. vindob. L. VI., ed. Kollarii
p. 402) darzuthun ; dafür, dass Beide verschiedene Personen seien , haben sich
namentlich Morhof (Polyhistor literarius, Pars I [Lubeoae 1695], p. 108) und
Fabricius (Bibl.gr., Vol. VI, p. 612) ausgesprochen; als nicht zu entscheidend
betrachtete diese Frage noch Lengletdu Fresnoy (Histoire de la phil.
hermet. [ä la Haye, 1742], T. I, p. 60; aber p. 463 findet man doch die Be-
merkung, der Chemiker Zosimos, welcher dem Christenthum ergeben ge-
wesen sein solle, müsse wohl von dem Geschichtschreiber Zosimos, dem
Christenfeind, verschieden sein). — Eine Anzahl Stellen aus des Zosimos
Schriften, welche dafür sprechen, dass er Christ war, hat Grüner (Zosimi
Panopolitani de zythorum confect. fragm. [Solisbaci 1814J, p. 6) zusammengestellt.
18) Fabricii Bibl. gr., Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 762, 765, 770, 771.
Salmasius' Zeugniss vgl. S. 128, Anm. 49; darüber, wie Zosimos auf einen
Ausspruch des Democrit Bezug nimmt, auch Salmasii Plinian. exercitat. in
Solini polyhistora. Pars II [Parisiis 1629], p. 1163. Stellen, in welchen Zosi-
mos den Democrit citirt, hat auch Borrichius (Hermetis, Aegyptiorum
et chemicorum sapientia [Hafniae 1674], p. 69 u. 70) mitgetheilt. Dar-
über, wie Zosimos auf die in der Schrift des Democrit ausgesprochene
s. g. Lehre des Ost an es Bezug nimmt, vgl. S. 130, Anmerk. 51.
Zosimos. 165
Memphis, des Serapis -Tempels erwähnt^*). Als ungefähr dieser
Zeit — dem Ende des dritten, oder dem vierten Jahrhundert oder
der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts — angehörig wird er
denn auch gewöhnlich betrachtet; aber es erscheint mir jetzt als
das Richtigere, ihn in das 4te Jahrhundert zu setzen'^).
J*) Vgl. Grüner a. e. (Anmerk. 12) a. 0., p. 6; Höfer's Histoire de la
chimie, 2. ed., T. I, p. 261. Auch Munter (Specimen versionum Danielie
Copticarum, p. 36) ist der Ansicht, dass Zosimos vor der Zerstörung des
Alexandrinischen Serapeums durch Theodosios gelebt habe; vgl. Ideler's
Bemerkung in A. y. Humboldt's Kritischen Untersuchungen über die histo-
rische Entwickelung der geographischen Kenntnisse von der neuen Welt ,
Bd. I [Berlin 1836], S. 514.
'*) In die erste Hälft« des 5ten Jahrhunderts hatten ihn Lenglet du
Fresnoy (Histoire de la philos. hermet. [a la Haye, 1742], T. III, p. 462),
Schmieder (Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 69) und ich (Geschichte
der Chemie, Bd. II [Braunschweig 1844], S. 153) gesetzt. Bei den Bearbeitern
der Geschichte der Chemie im 17ten Jahrhundert findet man öfter die An-
gabe, dass er zu den ältesten der chemischen Schriftsteller gehöre, als eine
pracisere Zeitbestimmung. Als den ältesten unter den uns erhaltenen Schrift-
stellern über Chemie betrachtete den Zosimos namentlich Conring (De
Hermetica Aegyptiorum vetere et Paracelsicorum nova medicina [Helme-
stadii 1648], p. 17 u. 18), welcher weiter noch (a. a. 0., p. 23) bemerkt, dass
für Zosimos wie für Synesios und Pelagios die Zeit wohl nicht genau
zu bestimmen sei, aber ivahrscheinlich alle einer späteren Zeit als der Con-
B tantin 's des Grossen (gestorben 337) angehören. Dass Zosimos einer ürü-
heren Zeit angehöre, suchte Borrichius (Hermetis, Aegyptiorum et chemi-
corum sapientia [Hafniae 1674], p. 78 sq.) wahrscheinlich zu machen,
welcher auch Conring's Behauptung widersprochen hat, dass kein älterer
chemischer Schriftsteller, als Zosimos, uns erhalten sei. Höfer setzt (Hi-
stoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 261) den Zosimos an das
Ende des Sten oder den Anfang des 4ten Jahrhunderts: Zosime, le Pano-
politain, initie aux mysteres de l'Ägypte, parait avoir vecu vers la fin du
UI« siecle ou au commencement du IV«. On peut le considerer comme le
principal maitre de Tart sacre, car les ecrits de Democrite, de Marie et de
quelques autres, röputos antcrieurs ä cette epoque, sont apocryphes. Wess-
halb ich bezüglich der Physica et mystica des Democrit anderer Ansicht
bin, habe ich S. 122 if. dargelegt; und dass Zosimos den Democrit citirt (ein
Umstand, dessen Höfer nicht erwähnt), ist S. 164 erinnert. Auch dem Syne-
sios gegenüber setzt Höfe r (a. a. 0., p. 279) den Zosimos zu frühe: Dans tous
les cas, Synesius, le commentateur de D6mocrite, parait etre de plus de cin-
quante ans posterieur ä Zosime; dieser, durch Nichts begründeten Behauptung
steht doch des Borrichius Zeugniss (vgl. S. 159, Anm. 48), dessen Höfer
allerdings auch nicht erwähnt, gegenüber. Höfer scheint mir bezüglich des
Alters des Zosimos, namentlich auch gegenüber dem Alter der Schrift des
Democrit, nicht zu einem ganz bestimmten Urtheil gekommen zu sein; mit
166 Zosimos.
Es sind uns viele Schriften unter Zosimos' Namen erhalten:
so viele, dass die Frage nahe lag, ob alle echt seien, ob mehrere
Schrifsteller desselben Namens existirten. Dafür, dass unechte
Schriften imter Zosimos' Namen schon frühe vorhanden gewesen
oder vermuthet worden seien, kann man eine Andeutung darin
sehen, dass in älteren Sammlungen alchemistischer Abhand-
lungen die eine oder andere ausdrücklich als eine echte des Zo-
simos bezeichnet ist'^). Aber de la Mothe Le Vayer") geht
zu weit, wenn er, bei der Besprechung dass Verschiedene des
Namens Zosimos zu unterscheiden seien, alle einem Zosimos
von Panopolis zugeschriebenen Schriften als erst in späterer
Zeit untergeschoben betrachtet. Der Name Zosimos war aller-
dings Vielen gemeinsam, von denen sich uns Kunde erhalten bat;
dreizehn bestimmt Verschiedene, welche auch Zosimos hiessen,
unterschied Fabricius '®) am Ende seiner Besprechung des Ge-
schichtsschreibers Zosimos von Diesem und untereinander, unter
Zufugung, dass der Name ausserdem auch in alten Inschriften
häufig vorkomme; und Harles^') hat dann noch Einige in be-
stimmterer Weise unterschieden. Aber wahrscheinlich ist es doch,
dass der als Verfasser chemischer Werke bei Photios und der
den eben angeführten Stellen seines Werkes ist nicht ganz vereinbar, dass er
p. 271 8. die Vermuthung als erlaubt betrachtet, Pelagios sei ein Zeitgenosse
des Zosimos gewesen, und nun weiter angiebt, Pelagios citire den Demo-
Grit und den Zosimos; auch nicht, dass er p. 295 s. bespricht, dass eine Schrift
des Heliodor in der zweiten Hälfte des 4 t«n Jahrhunderts y erfasst sei , in welcher
keiner der grossen Meister der Alchemie erwähnt sei, ce qui donne ä penser que
Zosime, Pelage etc. ne sauraient du moins pas etre anterieurs au quatrieme
siecle. — Wenn ich jetzt der Ansicht bin, Zosimos sei in das 4te Jahrhun-
dert zu setzen, so beruht dies wesentlich darauf, dass man ihn nach dem
oben Erörterten nicht wohl später setzen kann, und dass dafar, ihn früher zu
setzen, mir kein Grund bekannt ist; für letzteres bietet auch die Art, wie Zo-
simos sich über die frühere Betreibung der chemischen Kunst bei denAegyp-
tem ausspricht (vgl. S. 90 ff.), keinen irgend sichereren Anhaltspunkt.
lö) Als yyrja{a yQagjrj^ vgl. S. 158, Anm. 47; als yi/i^cta InofAyfifitaa die
Schrift über Werkzeuge und Oefen, vgl. Lambecii Comment. de biblioth. caes.
vindob. L. VI., ed. Eollarii (Tindob. 1780], p. 405; ich komme auch auf diese
Schriften-Titel unten ausführlicher zurück.
^^ Oeuvres de Frangois de la Mothe Le Vayer, nouvelle edition, T. IV,
2n»e partie [Dresde 1757], p. 134 ss.
'®) Bibliotheca graeca, Vol. VI [Hamburgi 1714], p. 612 sqq.
*») Fabricii Biblioth. gr. ed. Harles, Vol. VHI [Hamburgi 1802], p. 71 sqq.
Zoiimos. 167
ebenso bei Suidas cbaracierisirte Zos'imos eine und dieselbe
Persönlichkeit war, wenn er auch bei dem Ersteren als aus Pano-
polis und bei dem Letzteren als von Alexandria bezeichnet wird ^o),
Fabricius^i) und Lenglet 'du Fresnoy") mögen recht haben
mit ihrer Vermuthung, dieser Chemiker sei geboren gewesen zu
Panopolis in der Thebaits, wohnhaft aber zu Alexandria, und daher
rühre, dass er bald als aus der Thebais, bald als aus Panopolis, bald
als aus Alexandrien genannt werde; und darin hatte Fabricius
gewiss recht, dass er des Labb^ Unachtsamkeit rügte, welcher*«)
^) Der Ansicht, es sei ein Chemiker Zosimos aus Alexandria von einem
gleichnamigen aus Panopolis in der Thebais zu unterscheiden, war Morhof
(a. a. 0., p. 108). Dass es der Zosimos aus Panopolis sei, welcher bei Suidas
als Zosimos von Alexandria genannt wird, ist auch Höfer's Ansicht (a. a. 0.,
p. 261, wo übrigens irriger Weise das von Suidas über die chemischen
Schriften des Zosimos Berichtete als von Photios berichtet angegeben ist).
ai) Bibliotheca graeca. Vol. VI, p. 612.
82) Histoire de la philosophie hermetique [ä la Haye, 1742], T. III, p. 59.
^ In seiner Nova bibliotheca manuscriptorum [Parisiis 1653]; vgl. Fa-
bricii Bibl. gr., Vol. VI, p. 613. Was würde Fabricius, welcher des Labbei
hallucinationem tadelt, zu Grüneres (a.a.O., p. 5) Ansicht gesagt haben, nach
welcher sine dubio sub hoc (Zosimi) nomine plura latent opuscula, quorum
alia ad Zosimum, Panopolitanum , alia ad Thebanum, eumque verisimiliter
Judaeum, alia ad Alexandrinum, eumque christianum, pertinent, und für
welchen die Zahl der alchemistischen Schriftsteller, welche Zosimos hiessen,
sich wohl dadurch noch etwas vergrössert, dass nach seiner Ansicht (a. a. 0., p. 7)
apud Pelag^um philosophum distinguitur 6 d^x^^^^ Zdaaifiog ab juniori quodam
ejusdem nominis. Hiemach wäre von Zosimos dem Panopolit als dem älte-
ren noch ein jüngerer Zosimos zu unterscheiden, wofür sich auch noch An-
deres anfahren Hesse (vgl. S. 168). Dass von Zosimos dem Panopolit noch
ein älterer Zosimos zu unterscheiden wäre, folgert bei der Besprechung der
Schrift Ile^l tfjg ie^äg xal d-e{ag ti^y]^ T^ff toP xQvaoHt xcel dgy^^ov non^aetog
Hof er (a.a.O., p. 271): Dans le demier chapitre, Sur Viconomie du corps de
la magniiiCy l'auteur cite Zosime Tancien, ce qui montre qu'il y avait plu-
sienrs philosophes hermetiques de ce nom, et que Zosime le Panopolitain etait
un des moins anciens. Und, gleichfalls dem sonst Gesagten gegenüber ganz
unvermittelt, findet sich bei Hof er (a. a. 0., p. 293) auch noch die Angabe, Zo-
simos (ein anderer Zosimos?) sei vielleicht in die erste Hälfte des 7ten
Jahrhunderts zu setzen (vgl. S. 201, Anm. 170). — Bevor indessen die unter
dem Namen des Zosimos uns erhaltenen Schriften nicht mehr kritisch bear-
beitet sind, die verschiedenen Handschriften besser verglichen, das wahr-
scheinlich Aeltere und das Neuere gesichtet und in dem ersteren die, mit
grosser Wahrscheinlichkeit darin enthaltenen neueren Einschiebungen auf-
gesucht sind, lässt sich nicht wohl in Beziehung auf die so aufgestellten Be-
hauptungen etwas Sichereres entscheiden.
168 Zosimos.
Zosimum Panopolitam und Zosiinum Thebanum als zwei ver-
schiedene chemische Schriftsteller anführte.
Dass, wenn wir einen im 4ten Jahrhundert lebenden chemi-
schen Schriftsteller Zosimos annehmen, welcher gewöhnlich als
der Fanopolit bezeichnet wird und mit dem als Alexandriner be-
zeichneten identisch sein mag, nicht alle imter dem Namen des
Zosimos uns zugekommenen oder ihm zugeschriebenen Schriften
von ihm und aus jener Zeit stammen, ist wohl als gewiss zu be-
trachten. Beinesius hat bereits darauf aufmerksam gemacht'^),
dass in einzelnen, des Zosimos Namen tragenden Schriften ara-
bische Eunstausdrücke und Bezugnahme auf arabische und moham-
medanische Gelehrte (solche seien in einer von Salmasius dem
Zosimos zugeschriebenen Schrift unter der Bezeichnung ot öotpol
täv 'löiiariXiTäy verstanden) vorkommen, welche auf Abfassung der
sie enthaltenden Schriften von einem Jüngeren schliessen lassen;
und was Morhof^*) dagegen bemerkt, nimmt wenigstens einem
Theil der kritischen Zweifel des Beinesius Nichts von ihrer Be-
deutung. So kann auch die Echtheit der unter des Zosimos
Namen aufgeführten Schrift nsgl tilg aößiövov bezweifelt werden,
über welche in Fabricii Bibliotheca graeca**) sich einige Angaben
finden, worunter auch die, dass in derselben Stephanos citirt
werde; nun kennen wir keinen dem Zosimos an Alter vorste-
henden alchemistischen Schriftsteller Stephanos, wohl aber war
Stephanos von Alexandria, welcher in der ersten Hälfte des
7ten Jahrhunderts lebte, ein solcher *'). Und ebensolche Zweifel
können sich bezüglich der Schrift erheben, welche an einen Theo-
doros gerichtet sein soll; mir wenigstens ist kein als zur Alche-
mie in Beziehung stehend genannter Theodoros vor der ersten
EUilfte des 7ten Jahrhunderts bekannt*®). Aber eine weiter ge-
hende kritische Sichtung der dem Zosimos beigelegten Schriften:
2*) Judicium de chemicorum graecorum codice Gothano, in Fabricii Bibl.
graeca, Vol. XU [Hamburgi 1724], p. 752 sq.
^) Polyhistor literarius, Pars I [Lubecae 1695], p. 107 sq.
2«) Vol. XII, p. 767.
37) Ob hier wirklich Stephanos citirt werde, ist mir indessen noch nicht
gewiss; ich komme hierauf bei Besprechung der Schrift neQt ti^g dcßiatov zurück.
^) Ich komme hierauf unten zurück, da wo die Zutal^ov nqoq Beodto-
Qoy xe^Xtt^a besprochen werden.
ZoBimoB. 169
welche als ältere und welche als neuere zu betrachten seien, wird
bedeutend dadurch erschwert, dass nur die wenigsten veröflFentlicht
sind, für die meisten nur dürftige Angaben und Excerpte, oft nicht
mehr als die Ueberschrifb und etwa noch die Anfangsworte vor-
liegen; dass in verschiedenen Handschriften dieselbe Schrift unter
verschiedenen Titeln vorkommt*®). Und doch ist diesen Schriften —
ganz abgesehen von dem Ansehen, dessen ihr Verfasser in älterer
Zeit genoss — auch noch in späterer Zeit von manchen bedeuten-
den Männern Interesse zugewendet worden; J. J. Scaliger 3<*) und
Cl. Salmasius'^) haben sie ernstlicher Beachtung werth gehalten
und Excerpte aus ihnen mitgetheilt; O. Borrichius'*) empfahl
das Studium derselben den der Chemie Beflissenen mit den wärm-
sten Worten , die übrigens fdr die jetzige Generation wo möglich
noch wirkimgsloser sein werden als sie es auch für die seit ihm
dagewesenen Generationen waren.
Es wird kaum mehr zu entscheiden sein, ob der Zosimos,
welcher nach Suidas' Angabe 28 Bücher ;|ri;/i£t;rtxa an seine
Schwester Theosebia richtete, ausser diesen noch die Schriften
schrieb, welche die Bibliotheken meist handschriftlich als alche-
mistische Aufsätze des Zosimos bewahren, wie dies Reinesius^^)
annahm; oder ob einzelne uns erhaltene Aufsätze Theile jenes
grösseren Werkes sind ^^); oder ob die uns überkommenen Aufsätze
^) Worauf Bchon Morhof (Polyhistor literarius, Pars I [Lubecae 1695],
p. 109) aufmerksam machte.
^) In seinen Anmerkungen zu des Eusebios Chronicon.
3^) Dessen Plinianae exercitationes in Solini polyhistora vielfache Bezug-
nahme auf den Zosimos haben und eingehende Beschäftigung mit Dessen
Schriften ersehen lassen.
8ä) In seinem (nach seinem 1690 erfolgten Tode zuerst 1697 veröffent-
lichten) Conspectus scriptorum chemicorum celebriorum, in Mangeti Biblio-
theca chemica curiosa, T. I [Genevae 1702], p. 89: In quibus monumentis (Zo-
simi scriptis) licet varia, ut ßt, aliena, figurata, allegorica se ingerant, plura
tamen adsunt egregia monita, et ex intimis penetralibus artis in scenam pro-
ducta, quae legisse, imo sollicite expendisse, candidatum studii chemici nequa-
quam poenitebit, dummodo simul experimenta, et lectionem aliorum quoque
celebrium scriptorum conjungat.
33) Reinesii Variae lectiones [Alten burgi 1640], p. 380.
34) Als dieser Ansicht entsprechend lässt sich von Borrichius a. e. a. O.
Gesagtes auffassen; er führt eine Reihe von Schriften des Zosimos an und
zuletzt Zosimi Thebani libellum mysticum, item Zosimi scriptum ad Theose-
170 Zoeimos.
des Zosimos überhaupt nur Fragmente aus jenem 28bücherigen
Werke sind, wie dies Lenglet du Fresnoy«*) und in neuerer
Zeit noch Scholl'^ als Yermuthung haben. Aber versuchen kann
man, darzulegen, welche Schriften als von Zosimos herrührend
in den handschriftlichen Sammlungen älterer alchemistischer Auf-
sätze enthalten sind, die sich auf mehreren Bibliotheken finden;
dass nur sehr Weniges von diesen Schriften gedruckt ist, wurde
schon oben (S. 169) erinnert. Versuche in dieser Richtung wurden
bereits vor längerer imd noch in neuerer Zeit gemacht; welche
Schriften als dem Zosimos zugehörig oder beigelegt uns zugekom-
men seien: darüber sind vollständigere und unvollständigere, rich-
tigere imd unrichtigere Angaben gemacht worden. Auf selbststän-
digem Studium der Manuscripte, welche er auf der königlichen
Bibliothek zu Paris fand, beruhte die Aufzählung der Schriften des
Zosimos, welche Borrichius gab: imter Anführung der grie-
chischen Titel derselben '^) und unter Angabe der Bedeutung der
Titel in lateinischer Sprache *«). Weniger zuverlässig ist offenbar
die von Reinesius**) gegebene Liste, in welcher Schriften dem
Zosimos beigelegt werden, die ich kaum irgendwo oder nirgends
sonst noch als ihm zugehörig angegeben finde. Die Handschriften-
Kataloge mehrerer Bibliotheken haben seitdem — wenn nicht
immer in griechischer Sprache, doch dem Sinne nach — die Ueber-
schriften kennen gelehrt, unter welchen sich auf diesen Bibliothe-
ken Schriften des Zosimos finden. Unsicherheit bezüglich ein-
zelner Ueberschriften resultirte einerseits daraus, dass dieselben
nicht immer in der Ursprache angeführt wurden ^^); andrerseits
■bejam. Diese Angabe findet in dem, was nachher über, den Inhalt der Samm-
lungen griechischer alchemistischer Schriften bekannt geworden ist, ihre Er-
klärung; vgl. unten, S. 185 f.
^) Histoire de la philosophie hermetique, T. I [ä la Haye, 1742], p. 59.
w) Geschichte der griechischen Litteratur, Bd. III [Berlin 1830], S. 445 f.
*^ Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia [Hafniae 1674],
p. 49.
^) Conspectus scriptorum chemicorum celebriorum [Hamburgi 1697],
cap. VI (in Mangeti Bibliotheca chemica curiosa, T. I, p. 39).
»•) Variarum lectionum Libri III [Altenburgi 1640], p. 880 sq.
*^) So hat z. B. Lenglet du Fresnoy in dem bibliographischen Theile
(T. III) seiner Histoire de la philosophie hermetique die Titel immer nur in
Zosimos. 171
auch daraus, dass in den verschiedenen Handschriften öfters die-
selbe Schrift unter etwas verschiedenen Titeln steht und dass ver-
schiedene Schriften sehr ähnliche Titel haben. Und diese Un-
sicherheit konnte sich bis zur Unrichtigkeit steigern, wenn ein
Bibliograph den Titel einer Schrift, wie er ihn in einer anderen
Sprache gegeben vorfand, in unrichtiger Weise in das Griechische
zurück übersetzte *>). Man muss die Kataloge der einzelnen Biblio-
lateinischer Uebersetzang den Katalogen der betreffenden Bibliotheken ent-
nommen und gegeben.
^^) Was Schmieder gethan zu haben scheint, welchem ich dann mit der-
selben unrichtigen Angabe gefolgt bin. Ich bedaure, der einfachen An-
erkennung, dass dies so ist, und der Erörterung dessen, was mein Vertrauen
zu Schmieder's Angabe bestarken musste, die Zurückweisung einer , Ver-
dächtigung beifügen zu müssen. — Ich habe in dem II. Theile meiner Ge-
schichte der Chemie [Braunschweig 1844], S. 163 bei Erwähnung der Schriften
des Zosimos auch eine nsgl tijg äyCaq xi^y^Q genannt, und S. 5 u. 160 ange-
geben, die Alchemie sei früher u. a. auch 17 äyta tt/yn genannt worden. In
der zweiten Auflage seiner Histoire de la chimie, T. I [Paris 1866], p. 256 in
einer Anmerkung, äussert sich Höfer: Depuis Papparition de la premiere
edition de notre ouvrage (en 1842), plusieurs ecrirains ont parle de Vart aa-
cri d'apres notre analyse des manuscrits grecs de la Bibliotheque imperiale. Mais,
pour mieux masquer la source oü ils araient puise, quelques-uns ont imagine
de remplacer, dans les titres grecs, le mot isQäf Sacra, par £y*a, sancia; ils
ignoraient sans doute que le mot Sytog a un tout autre sens, et qu'il ne s'em-
ploie jamais comme qualificatif de ti^yn, ars. Cest ainsi que les larcins se
trahissent. Höfer hätte wohl gethan, deutlicher zu sagen, wen er des Pla-
giats beschuldigt; ich bin mit ungleich mehr Offenheit aufgetreten, als ich
seinerzeit (in Quesneville's Revue scientifique et industrielle, 2. serie,
T. IV, p. 131; Paris 1845) darlegte, in welchen Beziehungen Höfer's Histoire
de la chimie zu Joh. Fried r. Gmelin*s Geschichte der Chemie steht. —
Wie die Sache jetzt liegt, ziemt es mir wohl, von Höfer*s Anmerkung No-
tiz zu nehmen. Was ich a. 0. a. 0. über Zosimos* Schriften und im Zu-
sammenhang damit darüber, dass die Alchemie auch als äyta tixyv benannt
gewesen sei, angegeben, stützte sich ganz auf das, was sich in Schmieder's
Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 69 f. findet; S. 70 führt Schmieder
als eine der Schriften des Zosimos an: „Hb^I tr^g äylaq ti/'^^^i ^^** ^^
heiligen Kunst, wovon die Pariser Bibliothek vier Handschriften besitzt".
Bei der Bestimmtheit der Angabe Schmieder's schenkte ich ihr Glauben j
ich hatte damals über die Schriften des Zosimos noch nicht solche Studien
gemacht, wie seitdem. Ich konnte dieser Angabe um so eher Glauben schen-
ken, da der Ausdruck äyia t^x*'^ wiq\l ausserdem, und ganz unabhängig von
Schmieder's Behauptung, als für Alchemie gebraucht angegeben worden ist;
bei Borrichius (Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia [Hafniae
1674], p. 80) z. B. und bei Boerhave (Elementa chemiae [Lugduni Bata-
172 2^imo8.
theken, welche unter ihren griechischen Handschriften alchemi-
stischen Inhalts auch Schriften des Zosimos haben , durchgehen,
um ein Urtheil über die Zahl der letzteren und über ihre Titel zu
erstreben, und nach den Angaben über die Anfangsworte u. a. sich
einigermassen darüber zu unterrichten suchen, welche Schriften
unter verschiedenen Titeln , welche Schriften unter denselben Ti-
teln in verschiedener Fassung oder Vollständigkeit uns erhalten
seien. Erschwert wird die Beschäftigung mit diesem Gegenstand,
und Gelegenheit zu Irrthümern wird (wie eben hervorgehoben)
geboten dadurch, dass einzelne Kataloge nur den Sinn der Titel
und nicht die griechischen Worte selbst angeben ; und wenn auch
vomm 1732], T. I, p. 12) wird in dem Verzeichniss älterer griechischer alche-
mistiflcher Schriften auch eine 'Iwiyyou 'w^^/»e^iai;, toö iy äyiq noXeij ne^i tf^g
kylu^ tiX'^V^ angeführt. — Selbst bei Anerkennung des Unterschiedes in den
Bedeutungen der Worte iBQd o. sacra und äyta o. sancta würde man es nicht
als Etwas Unzweifelhaftes zu betrachten haben, dass in den älteren alche-
mistischen Schriften die Alchemie wohl als Uqu tix^y ^^^ niemals als äy£a
tix^Ti bezeichnet sein könne. Letzterem entspricht die Behauptung, die Al-
chemie könne zwar als sacra ars oder divina ars, aber niemals als sancta ars
bezeichnet wevden; und doch sagt Morhof, welcher wohl mehr Sinn für den
Unterschied der hier in Betracht kommenden Wort-Bedeutungen hatte als
jene früheren Alchemisten, da wo er (Polyhistor literarius, P. I [Lubecae 1695],
p. 109) des Reinesius ungünstigem Urtheil über die Alchemie entgegentritt:
Reinesius miseram artem (die Alchemie) vocat, quam diyinam et sanctam om-
nes, qnotquot sunt veri ejus possessores, dicunt. — So viel zur Entgegnung auf
jene Anmerkung Höfer's, soweit sie als Verdächtigung mir gegenüber in
Betracht kommen kann; sie beruht auf dem Missverständniss, dass Höfer, was
nach 1842 über den hier in Besprechung stehenden Gegenstand publicirt
wurde, ausschliesslich auf das von ihm Veröffentlichte beziehen zu dürfen
glaubte, während doch schon vor ihm über diesen Gegenstand zahlreiche An-
gaben gemacht worden waren, deren Berücksichtigung ihn auch dieses Miss-
verständniss hätte vermeiden lassen. Eine andere Frage ist aber die, ob die
Bezeichnung ^y/a rix^^ für Alchemie sich bei altem Alchemisten findet, oder
nicht. Und da bin ich allerdings jetzt auch der Ansicht, dass diese Bezeich-
nung in dem Titel einer Schrift des Zosimos nicht vorkommt (vgl. S. 189 ff.
Anmerk. 128) und dass Schmieder wahrscheinlich den (z. B. in L engl et
du Fresnoy's Histoire de la philosophie hermetique, T. 111 [älaHaye, 1742],
p. IS u. a.) in Uebersetzung gefundenen Titel: Zosimus Panopolita de sacra
arte unrichtig in das Griechische zurückübersetzt hat. Ich will gleich noch
bemerken, dass auch die Angabe, nach welcher in dem Titel einer alche-
mistischen Schrift eines Oberpriesters Johannes die Alchemie als äyCa tix^V
bezeichnet sein soll, in dem, was mir seitdem noch über diese Schrift resp.
über den Titel derselben bekannt geworden ist, keine Bestätigung findet.
Zosimos. 173
einzelne Verfasser von Katalogen aul die Angaben in einzelnen
anderen Katalogen Rücksicht genommen und für eine Vergleichung
vorgearbeitet haben, fehlt doch noch eine, die Angaben der ver-
schiedenen Kataloge etwas vollständiger und gleichmässiger zu-
sammenstellende Bearbeitung. Bei den Schriftstellern des vorigen
und des jetzigen Jahrhunderts, welche sich mit der Geschichte und
der Bibliographie der Alchemie beschäftigt haben, sucht man ver-
gebens nach einer solchen. Lenglet du Fresnoy**) hat die K&.
taloge nur weniger Bibliotheken — darunter allerdings den der
vorzugsweise reichen Pariser — excerpirt; für die Erkennung und
Vergleichung des Zusammengehörigen giebt das von ihm aufge-
stellte alphabetische Schriftsteller -Register nur unsichere Anhalts-
punkte. Schmieder ^') scheint sich wesentlich auf das, was
Lenglet du Fresnoy angab, beschränkt und verlassen zu haben;
seine Angaben über die Schriften des Zosimos sind unvollständig
und theilweise unrichtig. Höfer**) hat über die Schriften des
Zosimos, welche ihm in den Handschriften der Bibliotheque im-
periale zugänglich waren, dankenswerthe Mittheilungen gemacht:
den Inhalt eingehender besprochen, als Frühere dies gethan hat-
ten, und grössere Stücke in französischer Uebersetzung und theil-
weise im griechischen Urtext gegeben; auf das in den Handschrif-
ten anderer Bibliotheken Enthaltene nimmt er keine Rücksicht.
Wenn icfe hier versuche, einen Ueberblick über das bezüglich der
Schriften einer der ältesten Autoritäten in der Chemie Vorliegende
zu geben, so verhehle ich mir nicht, wie unvollkommen — auch
dem Materiale nach , welches mir bekannt geworden ist oder zu-
gänglich war — der Erfolg dieses Versuches ist, und wie manche
Fragen, die sich bei dieser Zusammenstellung aufwerfen, unbefrie-
digend oder gar nicht beantwortet werden. Aber immerhin scheint
es tnir einigen Nutzen zu haben, die Zusammenstellung, so weit
sie mir möglich ist, zu geben; es wird damit mindestens wohl eine
bessere Vorstellung darüber gewährt, welche Schriften des Zosi-
^^ In seiner Histoire de la philosophie hermetique, T. III [a la Haye, 1742],
p. 9—28.
*s) In seiner Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 69 f.
««) In seiner Histoire de la chimie, 1. ed., T. I [Paris 1842], p. 264—262
u. 498; 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 261—271 u. 524.
174 ZosimoB.
mos erhalten sind, ein Anhaltspunkt für die Anreihung und Yer-
werthung solcher Angaben, die mir nicht bekannt geworden oder
noch zu erwarten sind, eine Vorarbeit för den, welcher sich später
etwa mit diesem Gegenstande beschäftigt.
Ich gehe die Schriften des Zosimos einzeln durch und gebe
für jede das mir bezüglich ihrer bekannt Gewordene, so weit es
mir zu verdienen scheint, in Betracht gezogen zu werden.
Eine der wichtigsten Schriften des Zosimos ist die ,,über Ap-
parate und Oefen", das Opus de instrumentis et caminis, wie Bor-
richius^^) in seiner Liste der Schriften des Zosimos den grie-
chischen Titel ITsqI OQydvmv xal Tiaiilvav wiedergiebt, unter wel-
chem diese Abhandlung ihm*^), wie vorher schon dem Reine-
sius^^, bekannt war; aber gedi^uckt wurde meines Wissens diese
Schrift nie, und einige Unsicherheit herrscht darüber, ob sie als
einzelne Kapitel gewisse Aufsätze enthält, welche sonst auch ein-
zeln in Handschriften vorkommen, oder ob diese Aufsätze selbst-
ständige Schriften sind. Wie zusammengehörig *®), unter Einer Num-
mer, nennt Fabricius*^) in der Angabe des Inhalts einer ihm
zugekommenen Abschrift einer auf einer Pariser Bibliothek befind-
lich gewesenen Sammlung alchemistischer Schriften : Ztoöliiov xov
TlavonoUxov nBql oQyuvmv xol xaiilvaVy additis iconibus. Incipit:
Tä xov ^bIov ogyuva ngo nuvxav ösl ixdovvat. Ejusdem nsgl tov
^slov vSaxog. Incipit: Tovto iöxi, xo Q-slov xal ^iya ^vöxi^qiov.
Ejusdem nsgl xov xQvßtTiov xal xov CtoX^vog. Incipit: TlolriöoVy
q>ri6lv Magluy ix x^^^ov ikaxov Cakrjvag xgels» Und weiter bei-
gefügt ist hier noch, nach des Fabricius Angabe, hegog otuiiivog
Maglag j i\g xal 6 'Aya^o8al^(ov iiivrjfiovEvöev y mit Abbildungen,
zusammen mit Stellen noch anderer alchemistischer Schriftsteller.
**) Conspectus Bcriptorum chemicorum celebriorum , in Mangeti biblio-
theca chemica curiosa, T. I, p. 39.
*^ Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia [Hafhiae 1674],
p. 49.
*7) Variae lectiones [Altenburgi 1640], p. 380 sq.
«8) üeber das Zusammenstehen einzelner dieser Aufsätze in einer Floren-
tiner Handschrift vgl. unten Anmerk. 73.
*») Bibliotheca graeca, Vol. XU [Hamburgi 1724], p. 766 sq.
Zosimos. 175
— Den ersten und den letzten jener drei Aufsätze bat als zusam-
mengehörig Höfer, welcher J^*) unter der Ueberschrifb: Livre de
Zosime sur les fourneaux et les Instruments de chunie. Du tribicus,
ou appareil k trois ballons den Inhalt derselben, nach einer
Handschrift der Bibliothfeque imperiale zu Paris *^^), eingehender
bespricht, namentlich was sich darin bezüglich der Destillations-
Apparate angegeben findet; ich denke auf diese Angaben in einem
besonderen Abschnitte dieser Beiträge zurückzukommen, in wel-
chem ich das über Destillation aus älterer Zeit mir bekannt Ge-
wordene zusammenstelle. — Eine auf der Marcus -Bibliothek zu
Venedig befindliche oder befindlich gewesene, in dem elften oder
zwölften Jahrhundert geschriebene Sammlung alchemistischer
Schriften enthält, wie schon die älteste mir über sie bekannt ge-
wordene Nachricht^') angiebt, gleichfalls die Abhandlung des Zo-
simos negl OQyavciyv xcd xafi/i/cn/, aber mit anderem Anfang ('if
t^g ogafiivfig xaiilvov) als ihn Fabricius angiebt, und gleich
nachher die xsqI xov ^slov vöatos^ mit demselben Anfang wie
ihn Fabricius hat. Diese Angaben über das Vorkommen dieser
Schri^^en in der genannten Sammlung werden bestätigt durch das,
was Bernard ^>) nach d'Orville's Notizen aus dieser Handschrift
veröffentlicht hat. Sie werden bestätigt und vervollständigt durch
das von Morel li^^) über diese Sammlung Mitgetheilte, nach wel-
cher darin auch enthalten ist Zosimi scegl ogydvfov xal xa^UvcDv.
Inc. !/f t^g OQaiiivrig xa^vov diayQaq>rj, Accedit etiam firagmen-
tum Ttsgl xov ^alov vSotxog *^). — In der Bibliothek des Escurials
^) Histoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 261 ss.
^1) Cod. 2249 dieser Bibliothek, für welchen schon früher (Catalogus co-
dicum manuscriptonun bibliothecae regiae, T. II [Parisiis 1740], p. 470;
Lenglet du Fresnoy's Histoire de la philosophie hermetique \k la Haye,
1742], T. III, p. 10) angegeben war, in ihm sei auch enthalten Zosimus, de
instminentis chymicis et fomacibus.
*^) Graeca D. Marci bibliotheca codicum manuscriptorum [Venetiis
1740], p. 141; auch in Bernard's nachstehend citirter Schrift, p. 113.
^^) Im Anhang zu seiner Ausgabe Palladii de febribus [Lugduni Bata-
Yorum 1745], p. 116.
^) Bibliotheca manuscripta graeca et latina, T. I [Bassani 1802], p. 178.
^) Die Inhaltsangabe einer Sammlung griechischer alchemistischer Auf-
sätze, deren Herausgabe Leo Allatius beabsichtigt hatte, hat auch, viel-
176 Zosimos.
ist eine faandscfarifyiche Sammlung alchemistischer Aufsätze, wel-
che nach dem, was Miller ^^) über sie angegeben hat» auch be-
züglich der uns jetzt beschäftigenden Schriften des Zosimos,
ziemlich mit der vorher besprochenen Venetianer Handschrift über-
einstimmt. — Dieselben beiden Schriften stehen auch, und mit
demselben Anfang, zusammen in einer handschriftlichen Samm-
lung alchemistischer Abhandlungen der Wiener Bibliothek nach
Lambeck*^. Sie finden sich ebenso wieder in einer solchen
Sammlung der Münchener Bibliothek nach Hardt*®), welcher
auch bezüglich der ersteren Schrift (ytsQv OQyavmv xal xiqUvfov)
mittheilt, dass die von Fabricius als Anfang gegebenen Wortä
in der Münchener Handschrift erst weiter unten vorkommen, und
bezüglich der anderen {nBQl tov d^elov vdotxog) ersehen lässt, dass
sie in dieser Handschrift ohne Angabe des Verfassers steht; und
ebenso in der Altenburger o. Gothaer Handschrift **).
Die Apparate, welche Zosimos in dieser Schrift beschreibt,
sind namentlich solche zur Destillation. Sie sind in den Hand-
schriften durch Zeichnungen verdeutlicht, welche als aus der Zeit
des Zosimos selbst herrührend betrachtet werden. Es ist indes-
sen immerhin schwierig, über die Ursprünglichkeit von Figuren
zu urtheilen, welche sich in neueren Abschriften älterer Werke
finden , wenn der Text nicht ausdrücklich auf die Figuren Bezug
nimmt und so die Echtheit derselben zu controliren gestattet;
und der Text der hier in Betracht kommenden Schrift von Zosi-
leicht nach einer Handschrift der Bibliothek des Vaticans, einen Aufsatz:
Zosimi de instrumentis et caminis, mit dem Anfang: *H tfjg o^a/iiyijg xafAC-
yoü neQiyQaq)Tj xeiTat '^g 6 tpM(rog:og ffjtytjfAÖyevtrey (Fabricii Bibliotheca g^aeca,
Vol. XIV [Hamburgi 1764], p. 19).
^ Catalogue des manascrits grecs de la bibliotbeqne de PEscurial
[Paris 1848], p. 418.
^'^ Lambecii Commentariomm de bibliotheca caes. vindobonensi L. VI.,
ed. KoUarii [Vindobonae 1780], p. 405.
^) Catalogos codicum manuscriptomm graecorum bibliothecae regriae
bavaricae, T. II [Monachii 1806], p. 27. Als dritte Schrift, gleichfalls ohne
Angabe des Verfassers, schliesst sich hier an: Uoitjaig ix xovUag.
^^) In dieser Handschrift stehen nach Jacobs (Fr. Jacobs u. F. A. ükert'i
Beiträge zur altem Litteratur o. Merkwürdigkeiten der herzogl. Bibliothek sn
Gotha, Bd. I, Hft. 2 [Leipzig 1835], S. 218) zusammen: ZioaCfAov ne^l 6^d»
ytoy xat xa/uiytoy^ nsQt roß ^s(ov {(datog nnd noCr^aig Ix xovUag,
Zosimos. 177
mos ist noch nicht gedruckt. Drei Figuren hat, als Destillations-
apparate aus des Zosimos Zeit darstellend, Borrichius^^) ver-
öffentlicht, nach den Zeichnungen in den Handschriften der Biblio-
theken zu Paris und Venedig; dieselben drei Figuren, nach den
Zeichnungen in einer Pariser Handschrift, in der neuesten Zeit
auch Höfer").
Reinesius^*) und Borrichius^^) in früherer Zeit wie
Schmieder ^*) und Höfer ^*) in neuerer erwähnen nur Einer
Schrift des Zosimos über Apparate und Oefen^**). Aber es giebt
noch eine zweite Schrift des Zosimos über denselben Gegenstand,
welche in vielen Sammlungen der älteren alchemistischen Abhand-
limgen gleichfalls enthalten ist, und die in dem Titel ausdrücklich
Anspruch darauf erhebt, als eine echte Schrift des Zosimos be-
trachtet zu werden: „die echten Aufzeichnungen des Zosimos
über Apparate und Oefen", deren Anfangsworte (und mehr ist
kaum ans ihnen bekannt) für eine chemische Abhandlung aller-
dings etwas sonderbar erscheinen. Die Inhaltsverzeichnisse vieler
Sanjmlungen enthalten eine Schrift des Zosimos mit dem Titel:
^) Hermetie, Aegyptiorum et chemicorum sapientia , p. 156. Zosimos
Panopolites, sagt hier Borrichius, libro tibqI oQydytoy x«i xafi^yuiy luca-
lente ob oculos nobis sistit aniiquorum illa vasa destillationibus accommodata;
nachdem Derselbe Anweisung bezüglich der zur Destillation nöthigen Gefasse
gegeben, tandem, ut clarius sese explicet, ipsas vasorum figuras appingit, qua-
rum nonnullas licet rudiori manu exaratas ex bibliotheca regis christia-
nissimi, et illa D. Marci Yenetiis, libuit hie in gratiam curiosorum adjicere.
•i) Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 262, 263, 264. Die hier gege-
benen Figuren weichen von den durch Borrichius veröffentlichten in einigen
Einzelnheiten ab, sind aber unzweifelhaft Abbildungen der nämlichen Appa-
rate; Höfer hatte früher (Histoire de la chimie, 1. ed., T. I, p. 256) Eine
dieser Abbildungen gegeben, welche mit der entsprechenden bei Borrichius
grössere Uebereinstimmung hat, als die von Höfer später (Histoire de la
chimie, 2. ed., T. I, p. 264) gegebene, gewisse Einzelnheiten zeigende, welche
in jenen Abbildungen nicht zu sehen sind.
•ä) Variae lectiones, p. 380 sq.
•*) Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia , p. 49 u. 166 j
Conspeotus scriptorum chemicorum celebriorum in Mangeti biblioth, ehem.
cur., T. I, p. 39.
w) Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 69.
•*) In seiner Besprechung der Schriften des Zosimos; Histoire de la
chimie, 2. ed., T. I, p. 261—271.
**) Nur Eine Schrift des Zosimos: de instrumentis et Camino wird in
Kopp, Beitr. & Gesch. d. Ghem. 22
Uif^l oQyivav '/ml zot^ivuv 'prifiia vxofivrgfuua uod dem Anfang:
JJigi xov a (ftoixfiov. To a (ftoiiHov Crgoyyvlow ro dt§ugis ;
raehrere geben die rier hier genannten Anfangsworte als nodi xo
dein Titel gehörig an. Diese Schrift findet sich n. a. in der Vene-
tianer Hanäschrift^'j, in der mit derselben ziemlich übereinstim-
menden der Bibliothek des Escurials**), in der Wiener«*), in der
Munchener*'», in der Altenburger o. Gothaer '^^ Handschrift n. a.*').
Ueber den Inlialt dio^r Schrift, und darüber, in welcher Benehang
sie za der vorher be^rochenen stehen möge, ist mir weiter Nichts
bekannt geworden-
Ich habe oben "'S. 174 ff.] angegeben, dass mehrere Handschriften
hinter der Abhandlmig des Zo.simos xbqI OQyaverp luu wqävoVy
wie Etwas dazu Gehöriges, cdne Abhandlung xfgi xov 9siov vSa-
Tog^ mit dem Anfange : Tovto iöu to f^iiov tuu luyu nvönfgiov
haben. Diese Abhandlung kommt auch, zusammen mit Anderem,
theilweise bereits (a. e. a. O.) Besprochenem, unter dem Titel ZghUhlov
xov Tlavoxokitov yin^öia vno[iv^iucta vor '^). Die Schrift mgi xov
9hov vSocTog wird auch manchmal als eine selbfttständige Schrift
der Aogal>e de« Inhalts einer Breslaoer Handschrift genannt (Xora libroram
rarioniin conlectio, fascic. IV. [Hah's Magdeb. 1715], p. 768); aber diete
Inhaltsangabe ist onToIlständig und die Breslauer Handachrift höchst wahr-
scheinlich mit der besser bekannten Wiener Handschrifl ganz übereiiistiiiinieDd.
•^) Graeca D. Marci bibliotheca , p. 141 ; bei Bernard (Tgl. Anm. 53),
p. 113 u. 116; l>ei Morelli (Tgl. Anmerk. 54), p. 178.
•**) Bei Miller {vgl Anmerk. 56), p. 418.
^ Bei Lambeck (vgl. Anmerk. 57), p. 405 sq.
^^) Bei Hardt (vgl. Anmerk. 58), p. 28, wo sich, getreu aber auch wenig
yerständlich, der Titel übersetzt findet: Zosimi de instrumentis et caminisvera
commenUria de omega.
7') Jacobs u. ükert's in Anmerk. 59 citirte Schrift, Bd.I, Hft.2, S.218:
Zioat^ov ntQt dQyciyiav xai xttfjtCyiav yvi\ciu {nouvr\uaXii' TieQi ror iL OToi j^e/av.
72) Als in einer Handschrift, welche sich in der Bibliothek des Cardinala
Hadulphus befand, enthalten sind angegeben worden (Moni f au con 's Biblio-
theca bibliothccanim manuscnptorum nova [Parisiis 1739], T. II, p. 773): Zosimi
yvifi^a ino^vriiiiau\ als in einer Handschrift einer Bibliothek zu Montpellier ent-
halten (Montfaucon a. e. a. 0., p. 1200) ein Aufsatz unter derselben Ueber-
Bchriil. Vgl. bezüglich einer Schrift unter diesem Titel auch oben u. Anmerk. 78.
7^^ In einer Handschrift der Bibliotheca Laurentiana zu Florens. Diese
Handschrift hat nach Band in i (Catalogus codicum graecorum bibliotbecae
Laurentianae , T. IH [Florentiae 1770], p. 349 sq.) unter obiger üeber-
•chrift plura capita, quorum primum iitqi rof ^tlov t'durog^ ine. Totrö /<rr*
Zosimos. 179
aufgeführt, so z. B. von Schmieder'^). Als eine selbstständige
bespricht sie, nach einer Pariser Handschrift, auch Höfer'*) in
eingehender Weise, unter Mittheilung eines grösseren Stückes in
französischer Uebersetzung, einzelner anderer ihm wichtig erschei-
nender Stellen und einiger in jener Handschrift enthaltenen Fi-
guren : einer mystischen und einer Abbildung eines Destillations-
apparates, für welche wiederum die Anhaltspunkte zur Beurthei-
lung, wie alt sie sei , fehlen '«). — Mindestens sehr wahrscheinlich
ist es mir, dass ein unter ähnlichem Titel als in einigen Sammlun-
gen alchemistischer Schriften vorkommend angegebener Aufsatz
mit dem oben besprochenen identisch sei'').
t6 d-eioy xai fdSya fAvatj]Qioy — — , alteram ne^i XQ$ßi^xov xai acjXijyof (vgl.
S. 174 f.), tertium negi tt}g tltczfjirjaetog roß S^eiov i'datog toC> m/jaaytog %oy
idgdQyvQoy, quartum n£Qt roß avtoö d^eiov ifdatog.
'*) Geschichte der Alchemie, 8. 69.
"^) Histoire de la chimie, T. I, 1. ed., p. 259 sa.; 2. ed., p. 268 es. Hö-
fer bespricht sie als ein Fragment sar Peau divine; der von ihm gege\)ene
Anfang (Le Mystere que Pon cherche a decouvrir est grand et divin) ent-
spricht dem oben angegebenen.
^^) Borrichius hat diesen Apparat unter denen, für welche er die Ab-
bildungen mitgetheilt hat (vgl. S. 177), nicht.
^^) Der von Hof er a. e. a. 0. besprochene Aufsatz ist wohl der in der
Pariser Handschrift Nr. 2249 enthaltene, welcher im Catalogus codicum manu-
Bcriptorum bibliothecae regiae, T. II [Parisiis 1740], p. 470, in Lenglet du
Fresnoy's Histoire de la philosophie hermetique [ä la Haye, 1742], T. IH,
p. 9 unter dem Titel: de aqua divina angeführt ist. Als in der Pariser Hand-
schrift Nr. 2252 enthalten wird im Catalogus , T. II, p. 471, bei Leng-
let du Fresnoy T. III, p. 12 ein Aufsatz des Zosimos unter dem Titel:
Genuinae commentationes de aqua divina angeführt. Mit dem letieteren ist
wohl identisch ein von Miller (a. Anm. 56 a. 0., p. 147 u. 148) als in einer
Handschrift der Bibliothek des Escurials zweimal enthalten angeführter Auf-
satz des Zosimos: „ryTjCKt imoiuyi^/Liaxa. Incipit: Ile^l toö &eiov f(f«roj".
Derselbe Aufsatz findet sich in einer auf der Turiücr Bibliothek befindlichen
Handschrift (Codices manuscripti bibliothecae regii Taurinensis athenaei, T. I
[Taurini 1749], p. 177), unter dem Titel: Ztoa£fiov tov nayonoXCxov yyfysM
vTtofjiyr^fiuxtt negt xoi) ^eCov vduxog und mit dem Anfang: Tovxo ftrxi tb &e(oy
xttl ^iyu juvaxr^Qtoy ; das ist derselbe Anfang wie der oben für die
Schrift nsQt to? ^ehv t^daxog angegebene. Ein Aufsatz des Zosimos de vir-
tute et de divina aqua wird auch angeführt als vorkommend in einer Hand-
schrift der Bibliotheca Ambrosiana zu Mailand (Montfaucon's Palaeographia
graeca [Parisiis 1708], p. 373 sqq. und Montfaucon's Bibliotheca biblio-
thecarum manuscriptorum nova [Parisiis 1739], p. 629). In einer Handschrift
einer Bibliothek zu Montpellier (Montfaucon's Bibliotheca bibliotheca-
rum , p. 1200) seien enthalten Zosimi genuina documenta de divina aqua. —
12*
180 Zosimos.
Mit der eben besprochenen Schrift über das göttliche Wasser
ist vielleicht eine andere, allerdings unter wesentlich verschiede-
nem Titel vorkommende manchmal verwechselt worden^®), für
welche während längerer Zeit höchstens die Anfangsworte allge-
meiner bekannt waren, und zwar theilweise so, dass in diesen
Einzelnes in derThat an jene Schrift erinnert. — Von Borricbius
wird, als von ihm auf der Pariser Bibliothek eingesehen, genannt ^•)
Zc}öl(iov TtBQl aget^g öwd-icsag vdoircav, und wohl dieselbe Schrift
meint er, wenn er später 8^) Zosimi opusculum de compositione
aquarum anführt. Auch Fabricius®^) fand in einer Pariser Hand-
schrift, von welcher er nach einer ihm zugekommenen Abschrift
Nachricht gegeben hat, den Titel dieser Schrift: Zaöiiiov negl
uQsrrjg öwO-iöacug vdarcui/, den Anfang derselben: Ssötg vdarav
xal xlvrjöLg xal av^riöirg xal anoCcDfiataöig. IJaQavveöeig, Tovto
t6 Q-eiov vöcoQ . Die Pariser Bibliothfeque imperiale hat diese
Schrift in mehreren handschriftlichen Sammlungen; in den älteren
Katalogen ist sie einmal als eine Schrift des Zosimos de virtute
et compositione aquarum^-), einmal unter dem Titel: de virtute et
compositione aquarum actiones tres®^) aufgeführt. Diese Schrift
findet sich auch in einer Florentiner Handschrift®*). Die in dem
Darüber, dass die voil Reinesius (Variae lectiones [Altenburgi 1640], p. 381)
und von Gran er (Zosimi de zythorum confectione fragmentum [Solisbaci 1814],
p. 8) angeführte Schrift des Zosimos: Hegi HatfÄfaecDg toö d^efov if&axog ein
Kapitel aus einer anderen grösseren Schrift zu sein scheint, vgl. oben die
Anmerk. 73.
'^^) Schmieder erwähnt in seiner Geschichte der Alchemie dieser letz-
teren, jetzt oben zu besprechenden Schrift gar nicht. — £ine etwas oonfuse
Angabe hat die S. 178 Anmerk. 66 citirte Nova librorum rariorum conlectio
a. a. 0. für eine Breslauer Handschrift: darin sei auch enthalten Zosimi de
virtute caelesti divinae aquae.
^^) Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia [Hafhiae 1674], p.49.
^) Conspectus scriptorum chemicorum celebriorum; in Mangeti bibliotheca
chemica curiosa, T. I, p. 39.
81) Bibliotheca graeca, Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 761.
8^) Catalogus codicum manuscriptorum bibliothecae regiae, T. II [Parisiis
1740], p. 470; Lenglet du Fresnoy's Histoire de la philosophie herm^-
tique [ä la Haye, 1742], T. lü, p. 9 (Cod. 2249).
83) Catalogus , T. II, p. 471; Lenglet du Fresnoy , T. III,
p. 12 (Cod. 2252).
8*) Catalogus codicum graecorum bibliothecae Laurentianae , auctore
A. M. Bandinio, T. III [Florentiae 1770], p. 350: ZioaCfiov a^Bvflq ne^l avy
Zosimos. 181
Uten oder 12ten Jahrhundert abgeschriebene, der Marcus -Biblio-
thek zu Venedig angehörig gewesene Sammlung alchemistischer
Aufeätze hat diese Schrift gleichfalls; sie wird in dem Katalog s»)
kurzhin als: Zosimi IJegl aQStijg angeführt, aber durch die Angabe
der Anfangsworte: ©iöig vödtav identificirt. Eine in der Biblio-
thek des Escurial befindliche, überhaupt mit dieser Venetianer
Handschrift ziemlich übereinstimmende Sammlung hat dieselbe
Schrift unter dem nämlichen Titel «ß); in einer anderen hand-
schriftlichen Sammlung dieser Bibliothek findet sich dieselbe Schrift
unter dem Titel UbqI Cvv^iöecog vdatcov ngd^eig y (an die Be-
zeichnimg in der einen Pariser Handschrift erinnernd), durch die
Angabe der An fangs werte : ®B6ig vddtov xal xLvriövg identi-
ficirt ®7). Und endlich findet sich diese Schrift auch noch in den
Sammlungen alchemistischer Aufsätze, welche die Bibliotheken zu
Wien 88), zu München 89) und zu Oxford ^o) besitzen, immer unter
dem Titel: Zoöi^ov tov %bIov iibqI ccgetrjg und mit dem Anfang:
©iöig vddtcov xal xlvi^öig xai av^riöig ; und wahrscheinlich auch
S-iaetog iduttjy; Zosimi de virtute compositioDis aquarum tractatus in ires
nQu^etg seu lectiones divisus. Inc. Gia^g Muxtoy xal xCyriaig xai avlrjc^g .
8^) Graeca D. Marci Bibliotheca codicnm manu scriptorum [Yenetiis 1740],
p. 140; auch Palladii de febribus concisa Synopsis cum notis J. S. Ber-
nard [Lugdnni Batavorum 1745], p. 112. Zbiai/uov toC> S-eiov üayonoXCtov
nBQt oLQBxfiq ist die Anführung dieses Aufsatzes in der in dieser Sammlung selbst
befindlichen Inhaltsangabe, nach d'Orville's Abschrift derselben (auch im
Anbang zur Bernard'schen Ausgabe von des Palladios Schrift über die Fie-
ber, p. 115). Zosimi de virtute ist entsprechend in Morelli's Beschreibung
dieses Codex (Bibliotheca raanuscripta graeca et latina, T. I [Bassani 1802],
p. 175) der fragliche Aufsatz benannt.
8«) „Zosime, üb^I aQetrJg x, t. Ä." in Miller' s Catalogue des manuscrits
grecs de la bibliotheque de l'Escurial [Paris 1848], p. 418.
87) Daselbst, p. 147.
88) Lambecii Commentariorum de bibliotheca caes. vindobon. L. VI., cd.
Kollarii [Vindobonae 1780], p. 400.
88) Catalogus codicum manuscriptorum graecorum bibliothecae regiae
bavaricae, auctore J. Hardt, T. II [Monachii 1806], p. 24. Hardt hat irr-
thümlich diesen Aufsatz mit dem, was Fabricius bezüglich der S. 197 be-
sprochenen Schrift ZtaaifAov xou ^bCov tibqI dQSTfJg xal Iq^BVBiag angegeben
hat, verglichen, und konnte natürlich dieses, in jenem nicht finden.
^) Catalogi codicum manuscriptorum bibliothecae Bodleianae Pars III.
Codices graecos et latinos Canonicianos complectens, auctore H. 0. Coxe [Oxo-
nü 1854], p. 88.
182 Zosimos.
in Handschriften der Bibliotheken zu Gotha ®*), zu Mailand ^*) und
zu Montpellier ^3); auszugsweise auch in einer Handschrift der Bi-
bliothek zu Leyden »*). — Bezüglich des Inhaltes dieser Schrift ist
erst in neuerer Zeit durch Höfer Näheres bekannt geworden, wel-
cher nach den zwei auf der kaiserlichen Bibliothek zu Paris be-
findlichen Handschriften Stücke des griechischen Textes veröffent-
licht •*) und auch in französischer Uebersetzung gegeben hat**).
Hiemach ist in dieser Schrift eine, bis zur Unverständlichkeit my-
stische, Allegorie der Metall Verwandlung gegeben, in Form eines
Traumes , in welchem dem seinen Traum Erzählenden die bei der
Metallveredlung in Betracht kommenden Substanzen (unedle und
edle Metalle) personificirt erscheinen; was als aus dem Gesehenen
für die Erkenntniss sich ergebend hervorgehoben ist, lässt keinen
Zweifel über die alchemistische Bedeutung des Ganzen. Eines
Auszuges ist das von Höfer Mitgetheilte nicht wohl fähig; ich
verweise auf es, als ein characteristisches Specimen unverständ-
licher frühester chemischer Litteratur.
Ueber ungelöschten Kalk sollte man, nach der gewöhnlich für
^ aößeötog angegebenen Bedeutung, Etwas zu finden erwarten in
einer dem Zosimos beigelegten Schrift, bezüglich deren jedoch
die Angaben nicht übereinstimmend sind , auch Etwas enthalten,
^1) Jacobs u. Ukert's Beitrage zur altem Litterator o. Merkwürdig-
keiten der berzogl. Bibliothek zu Gotha, Bd. I, Hft. 2 [Leipzig 1835J, S. 217:
ZtacCfJiov ToÖ &bCov ncQi agsiflg [avyS^iaetag {^tfdtioy].
9^ Montfaucon in Palaeographia graeca [Parisiis 1708] j p. 378 and in
Bibliotbeca bibliothecaram manuscriptornm nova [Parieiis 1739], p. 529: Zo-
■imi divini, de virtute et de divina aqua.
•8) Montfaucon in Bibliotbeca bibliothecarum — — , p. 1200: Zosimi,
de compositione aquarum.
*^) Lettres k M. Letronne sur les papyrus bilingues et grecs da
musee d'antiquites de l'universite de Leide, par C. J. C. Reuvens [k Leide,
1830], III. lettre, p. 74: ix r&y negi dgetf^g toÖ &£{ov Ziüai/Liov.
^) Histoire de la chimie, 1. ed., T. I [Paris 1842], p. 498; 2. ed., T. I.
[Paris 1866], p. 524. Als Titel ist hier gegeben: Ztaatuov Toi> S^eiov, negi
dQBtilg xat avyS^iae(og vduttoy n^ü^etg', als Anfang (mit dem Ton Fabricias
gegebenen nicht übereinstimmend): Siaig {dazwy xal xiyrjaig xal a^lijo'«;
xai dnoff(i}fÄ€(T(üCtg X€d in&a<ofjiäiuKTtg xat dnoanaa^jibg nyev/nazog dno «rcüiioro;,
xttl af5ydea/nog nyevfiaTog ini aojfjiaxog.
»«) A. e. a. 0., 1. ed., T. I, p. 256 und 2. ed., T. I., p. 264.
Zosimos. 183
was die Echtheit derselben bezweifeln lassen kann. Eine Schrift
des Zosimos nsQt TtoitjöBcog aößsötov wird von Reinesius'^^)
angeführt ZcJöifiov negl trjg aößiötov wird von Borrichius*^)
unter den Schriften des Zosimos genannt, mit welchen er auf
der Pariser Bibliothek bekannt geworden sei. Ein Aufsatz unter
demselben Titel, wie ihn Borrichius gegeben, und mit dem An-
fang: Aaßmv uXaßocöTQLvov Ud'ovy oma vvx^rj[iBQov — — war in
der dem Fabricius zugekommenen Abschrift einer Pariser Hand-
schrift enthalten »ö). Fabricius giebt an, dass in diesem Aufsatz
Stephanos citirt sei, was, wie schon S. 168 bemerkt, die Echtheit
dieser Schrift mindestens sehr zweifelhaft sein liesse, mir aber
noch nicht gewiss ist ^'^ö); femer dass Zosimos hiermit christlichen
Worten Gott preise; endlich dass er auch ein chemisches Räthsel
(in Versen) gebe, welches ich, wenn ich zur Zusammenstellung des
bezüglich älterer chemischer Räthsel mir bekannt Gewordenen
komme, wohl da noch anführe. Aber aus dem, was über die
Handschriften der jetzt kaiserlichen Bibliothek zu Paris mir be-
kannt geworden ist*®^), habe ich Nichts auf eine Schrift des Zo-
simos tcbqI r^g aößiöxov Bezügliches notirt. In den handschrift-
lichen Sammlungen einiger anderen Bibliotheken findet sich öine
Schrift unter diesem Titel, doch mit anderem Anfang, als Fabri-
cius gegeben: so in der auf der Marcus-Bibliothek zu Venedig ge-
*7) Variae lectiones [Altenburgi 1640], p. 381. Die von Reinesius ein-
getehene SammloDg griechischer alchemistiBcher Aufsätze war die Altenburger
o. Gothaer Handschrift; in dieser ist nach Jacobs (vgl. Dessen u. Ukert's
in Anmerk. 91 citirte Schrift, Bd. I, Hft. 2, S. 217) enthalten, hinter einem
anderen Aufsätze Ton Zosimos und anscheinend auch Diesem zugeschrieben:
UeQt ti}g daß4atov,
*®) Hermetis, Aegyptioram et chemicorom sapientia [Hafniae 1674],
p. 49. Zosimi libelinm de asbesto nennt sein Conspectas scriptorum chemi-
corum celebriorom (in Mangeti BibJiotheca chemica curiosa, T. I, p. 39).
w) Fabricii Bibliotheca graeca. Vol. XH [Hamburgi 1724], p. 767.
'^) Fabricius' Angabe ist: Citatur Stephanus, «f«6 6 Stig^ayog tc^y g;tXo'
aotptay ipviaiy. Aber es erscheint mir natürlicher, anzunehmen, dass hier nicht
der Personennamen Stephanus gesetzt sondern dass zu lesen sei: 6 atigia-
yog t&y tp^Xoa6(pvi}y, die Krone der Philosophen, als Bezeichnung einer alche-
mistischen Autorität. Wird doch gerade Zosimos selbst auch als xo atig^og t&y
g>&Xo(r6g>toy von Olympiodoros gepriesen (vgl. Zosimi de zythorum confec-
tione fragmentum ed. Grüner [Solisbaci 1814], p. 7; Höfer's Histoire de la
chimie, 2. ed., T. I, p. 274).
^^^) Aus dem oft citirten Katalog von 1740; aus dem von Lenglet du Fres-
18i Zosimos.
wesenen^ö-), so in Handschriften der Bibliothek des Escurials *®'),
der Bibliotheca Laurentiana zu Florenz ^^*) und der Bodleyanischen
Bibliothek zu Oxford ^«^).
In der dem Fabricius zugekommenen Abschrift einer Pariser
Handschrift war auch enthalten ^^^) : Zcjöiilov XQa^ig xal ogofia xsqI
rijg övv^eöacjg tav vygciv, mit dem Anfang: MoXig noth &lg ixiS^-
luav ik9(Dv toi uvaß^vai tag imu xkiyLaxag ; ich erinnere mich
nicht, einer Angabe über diese Schrift irgendwo sonst begegnet zu sein.
noy in seiner Histoire de la philosophie hermetique, von Hof er in seiner
Histoire de la chimie Mitgetheilten u. a.
^^^ J. Morellii Bibliotheca manascripta graeca et latina, T. I [Bassani
1802], p. 175 : Zosimi de asbesto. Incipit : Ztoatfiog liye& negi rot* daßiarov .
JffXa iuiy nokotfjttti . Der 1740 veröflfentlichte Handschriften -Katalog
der Maroos-Bibliothek nnd die im Anhang zn Bernard's Ausgabe Yon des Palla-
dios Schrift über Fieber (Leyden 1745, p. 114 sqq.) Teröffentlichte Abschrifl
des alten Inhalte-Verzeichnisses dieser Sammlung durch d'Or Tille enthalten
eine Erwähnung dieses Aufsatzes ntgl xf^q aaßicxov nicht, welcher rielleicht
als zu der hier vorhergehen den, oben besprochenen Schrift ttc^i aqetilg gehö-
rig betrachtet wurde. Hinter dieser Schrift steht jener Aufsatz auch in der
gleich zu erwähnenden Oxforder Handschrift; aber räumlich ganz dayon ge-
trennt hat ihn Fabricius in der Angabe des Inhalts der Abschrift einer
Pariser Handschrift (vgl. Anmerk. 99) , und ebenso die gleich anzuführende
Handschrift des Escurials, so dass mir doch die Annahme, jener Aofsats ge-
höre zu dieser Schrift, nach dem jetzt Vorliegenden nicht zulässig erscheint.
1^) Catalogue des manuscrits grecs de la bibliotheque de l'Escurial, par
E. Miller [Paris 1848], p. 146; *0 Zwr$uog tifi] negi tf,g daßiatov. Inc. Jf,Xa
luJy no$ovueyog , ist die hier bezüglich dieses Aufsatzes gegebene Nachriebt.
1^) Catalogus codicum graecorum bibliothecae Laurentianae , auctore
A. M. Bandinio, T. III [Florentiae 1770], p. 355; Titel und Anfang (es ist ein
grösseres Stuck des Anfangs mitgetheilt) sind hier gerade so, wie in der
vorhergehenden Anmerkung steht, angegeben.
i<^) Catalogi codicum manuscriptorum bibliothecae Bodleianae Pari III.,
auct. H. O. Coxe [Oxonii 1854]. p. 89: Zosimi libellus de asbesti confeetione.
Inscribitur et incip.: ZÖHriuog Xiyft' neQt n^^ acßiaxov df]Xa tuJr niHoCfnu.
— Für eine handschriftliche Sammlung alchemistischer Aufsätze, die auf einer
Bibliothek zu Montpellier befindlich war oder ist, wurde angegeben (Mont-
faucon's Bibliotheca bibliothecarum manuscnpforum nova [Parisiis 1739],
p. 1200), dass in ihr auch enthalten sei, quae sit illa veterum uffßearog, aber
ohne dass der Verfasser dieses Aufsatzes (genannt wäre. Und nach Graner
(Zosimi de zythorum confeetione fragm. [Solisbaci 1814], p. 8) soll Zosimos
u. a. geschrieben haben olxovouiar rf^q daßicrov und femer nolr^mv xqvcxttkUmr
xal ardxTr^g^ xat daßiarov.
>•«) Fabricii BibUotheca graeca. Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 767.
Zosimos. 185
Olympiodoros, welcher in die erste Hälfte des öten Jahr-
hunderts gesetzt wird, hat in einem Commentar zu einer Schrift
des Zosimos Einiges, was aus der Schlussschrift des Zosimos
an die Theosebia, rrj tskavtala aytox^^^"^) ytgog Bsoöißstavy
entnommen sei. Fabricius'^^s) hat nach einer Abschrift einer
Pariser Handschrift die betreffende, ziemlich lange Stelle ver-
öffentlicht, mit der Bemerkung, dass sie sich auch, und nicht
vollständiger, in einem Aufsatze finde, welcher i<*») in den Hand-
'®^) Ich bin damit, was das Wort dnoxrj hier aasdrücken soll, nicht ganz
im Reinen. Als Bedeutungen desselben findet man angegeben: Entfernung;
Enthaltsamkeit; Quittung (so auch hat Stephan i Thesaurus Hnguae graecae
in der Hase-Dindorf'schen Ausgabe Vol. I, Pars II [Parisiis 1831 — 1856],
p. 1794 als Bedeutungen: distantia; abstinentia; und quod yulgo quitanciam
appellant); keine dieser Bedeutungen passt hier.
1»«) Bibliotheca graeca, Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 765. Dieselbe Stelle
aus der Schrift des Olympiodoros hat nach der Alten burger o. Gothaer
Handschrift, unter Angabe der Varianten, einiger Worterklärungen und Con-
jecturen, auch C. G. Grüner in seiner Schrift: Isidis, Christian! et Pappi
philosophi jusjurandum chemicnm [Jenae 1807], p. 10 sqq. mitgetheilt. Aach
dem Olympiodoros entnommen ist das Fragment, welches Höfer (Histoire
de la chimie, 2. ed., Vol. I [Paris 1866], p. 532) unter der üeberschrift: AI-
chimie des Egyptiens veröffentlicht hat. Was Fabricius a. e. a. 0. mit-
getheilt hat, findet sich im Wesentlichen auch in dem von Hof er Veröffent-
lichten; aber das letztere ist vollständiger, hat vor der Anführung dessen,
was Zosimos sage (dieses wird eingeleitet mit den Worten: 'O Zaai^og to(-
yvy iy Tj TfiAevr«/^ oi^^XV^ ^Q^S '^h*^ 06oa4ßB&cey notovtAeyog xbv Xöyoyj q^tjaCy
HXoy To tijg^Jyyvnxov ßaaiXeioy, <S yiVa*, dno t&y ZQi&y tovttoy xi^yaty avyi-
axtjxSf X(by xb XKtgtxwyj xul x&y (pvatx&y xal x&y iffd^fAmy)^ noch mehrere
Stücke (aus Olympiodoros), und am Schlüsse jener Anführung einige
Zeilen mehr. Höfer hat seiner Veröffentlichung den Cod. 2250 der kaiserl.
Bibliothek zu Paris zu Grunde gelegt, und Varianten aus Cod. 2251 mitge-
theilt; für eine Bearbeitung dieses Fragmentes aus Zosimos' Schriften dürfte
auch Cod. 2249 derselben Bibliothek von Wichtigkeit sein (Höfer a. e. a. 0.
p. 273 : Ces commentaires [d'Olympiodore] se retrouvent aussi dans le ms.
2249, fol. 76, mais avec beaucoup de variantes et quelques lacunes), und jeden-
falls auch das (von Höfer nicht erwähnte) von Fabricius a. e. a. 0. Mit-
getheilte, welches auch im Vergleich zu dem von Höfer gegebenen Texte
zahlreiche Varianten bietet. Auf den Inhalt dieses Fragmentes, von welchem
Höfer a. e. a. 0., p. 275 ein Resume bezüglich des darin über die Betrei-
bung der Alchemie in Aegypten Berichteten gegeben hat, gehe ich hier nicht
ein ; ein Stück desselben wurde schon S. 90 ff. mitgetheilt und besprochen, und
auf ein anderes komme ich da zurück, wo ich die älteren Aufzählungen der
alchemistischen Autoritäten zusammenstelle.
^^^) Bibl.gr., Vol. Xn, p.771. Fabricius äussert sich hier bezüglich des
Inhalts dieses Fragmentes, auf das vorher (daselbst, p. 765; vgl. Anmerk. 108)
186 Zosimos.
Schriften als ZcDöifiov &rjßalov (ivönxri ßlßkog betitelt sei und
den Anfang habe: Iv^ev ßaßaiovtaL ukkr^ xig ßlßkov. Zdöi-
(log Ssoöaßsl^ ;i;ai(»£ti/. ^'Okov ro rijg Aiyvmov ßaölksLov^ o yvvaiy
aTto täv ovo rovvav täv zBxvciv iötiv ,• ganz so im Wesent-
lichen ist auch der Anfang der Stelle bei Olympiodoros. Als
erstes Buch der Schlussschrift des Zosimos, unter der Ueber-
schrift: To a ßißkiov trjg takevzaiag uxox^g ZtDöiiiov &Yiß(doVy mit
ganz demselben Anfang und (so weit es sich beurtheilen lässt)
mit demselben Inhalt, kommt ein Aufisatz in einer Florentiner
Handschrift vor^^^. — Von Borrichius^") werden, da wo er die
von ihm auf der Pariser Bibliothek durchgegangenen Schriften
des Zosimos aufzählt, getrennt angeführt Zmöl^Lov tslswala ano-
Xfj ngog Ssoöeßs^av und Zcnölfiov (ivötix^ ßlßkog; es ist weiter
nicht zu ersehen, ob und in wie fem er beide Schriften als ver-
schiedene betrachtet habe^**). XJeber den Aufsatz in einer Pariser
Handschrift, welcher als Zosimi Thebani liber mysticus verzeich-
net ist"*), ist mir sonst Nichts bekannt geworden. Verschieden
bei Gelegenheit der Schrift des Olympiodoros Mitgetheilte Bezug neh-
mend: Narrat in hoo apospasmatio Zosimus artem ab Aegyptüs diligentistime
olam habitam, qui vero eam exercnissent, in regum usus id fecisse, Bolis au-
lern proditum Judaeis, ut ex Olympiodoro retali. Meniio libri Hermetis, cui
titaluB ^vetxtti ßagxtCy etDemocrili, qai Bolus ex antiquis aliquid de arte pro-
diderit.
1^^) CataloguB codicum graecorum bibliotbecae Laurentianae , an-
otore A. M. Bandinio, T. III [Florentiae 1770], p. 354.
^^^) HermeÜB, Aegypüorum et chemicorum sapientia [Hafniae 1674],
p. 49.
H3) Sein ConBpectuB Bcriptorum chemicorum celebriorum (in Mangeti
Bibliotheca chemica curiosa, T. I, p. 39) nennt (in cap. VI) am Ende der Auf-
zählung der Sohriflten des Zosimos: tandem et Zosimi Thebani libellum
mysticum, item Zosimi scriptum ad Theosebejam. Ais «V tj /nvauxj ß(ßX(p
enthalten hat Borriohius in seiner Schrift: Hermetis, Aegyptiorum et che-
micorum sapientia [Hafniae 1674], p. 50 eine längere Stelle in griechischem
Texte und lateinischer Uebersetzang (letztere auch als dem Libro mystico
Astnommen in seinem Conspectus scriptorum chemicorum celebriorum^ cap. Y)
mitgetheilt, welche dem Sinne nach wohl dem von Fabricius (Bibl. gr.,
Vol. Xn, p. 771; vgl. Anmerk. 109) über diese Schrift Angegebenen ent-
spricht, aber sich in dem von Fabricius (BibLgr., Vol. XII, p. 765) und von
Hof er (Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 532 s.) nach Olympiodoros
aus der Schlussschrifb des Zosimos an die Theosebia (vgl. oben) Mitge-
theilten nicht so findet.
^'^) Catalogus codicum manuscriptorum bibliotbecae regiae, T. II [Pari-
Zosimos. 137
von dem, was Fabricius veröffentlicLt hat , ist jedoch vielleicht
der in einer Handschrift der Bibliothek des Escurials befindliche
Aufsatz, welcher ^^*) als livre mystique de Zosime, aber mit dem
Anfang: T^g öaki^vrig öva^fiog aufgeführt wird *^'*). Mir
nicht näher bestimmbar ist auch ein in einer Florentiner Hand-
schrift enthaltener, mindestens ähnlich betitelter Aufsatz ^").
Ist die Schlussschrift des Zosimos an die Theosebia, aus
welcher uns nach dem Vorhergehenden Einiges erhalten wäre, ein
Stück der chemischen Schriften, welche (vgl.S. 163 f.) nach Suidas'
Angabe, nach alphabetischer Ordnung abgefasst und zu 28 Büchern
geordnet, Zosimos an seine Schwester Theosebia gerichtet
hat"')? Und in welcher Beziehung stehen diese Schriften zu den
35 Kapiteln über die heilige Kunst, die uns als von Zosimos an
siis 1740], p. 484; LeDglet du FresDoy's Histoire de la philosophie herme-
tique [ä la Haye, 1742], T. lU, p. 16. „Mvax^xa, GeheimnisBe, wovon eine
Handschrift in der Pariser Bibliothek ist' hat Schmied er (Geschichte der
Alchemie, S. 70), wohl dieselbe Schrift unter unrichtigem Titel auffahrend.
Dieser Handschrift hat Borrichius wahrscheinlich das von ihm Mitgetheilte
(vgl. die vorhergehende Anmerkung) entnommen.
^>^) Catalogue des manuscrits grocs de la bibliotheque de PEscurial, par
E. Miller [Paris 1848], p. 149.
^1^) Diese Anfangsworte finden sich in dem, was Fabricius aus Olym-
piodoros mitgetheilt hat, überhaupt nicht. — Ein Zosimi liber mysticus ist
auch angegeben worden als in einer HandschriH einer Bibliothek zu Mont-
pellier enthalten (Montfaucon's Bibliotheca bibliothecarum manuscriptorum
nova [Parisiis 1739], p. 1200).
118) Bandini 's in Anmerk. 110 citirter Katalog hat (T. IH, p. 354) als
darin enthalten unter Einer Nummer verschiedene alchemistische Schriften:
des Aegypters Sophe, des Herreu Sabaoth xm^ZoKfCfjiov Stjßa^ov /nvatixoHi
die Anfangsworte der letzteren Schrift sind nicht angegeben.
11^ Im 16ten Jahrhundert findet man, was von Vorkommen alchemi-
stischer Schriften des Zosimos dunkel bekannt war, zu diesen an die Theo-
sebia gerichteten Schriften in Bezug gebracht. Zu C Gesner's (Bibliotheca
universalis [Tiguri 1545], f. 631v^) Angabe: Zosimus Alexandrinus philo-
sophus scripsit Chymeutica, sive Chirocmata id est manualia ad Theosebiam-
sororem libris XXVIII, ordine literarum, et vitam D. Piatonis. Suidas. hat
eine spätere Ausgabe (Bibliotheca instituta et collecta primum a G. Gesnero,
deinde in Epitomen redacta per J. Simlerum [Tiguri 1574], p. 691)
noch den Zusatz: Audio in Italia servari in quibusdam bibliothecis Zonmi
et XIIII auctorum scripta de arte sacra, falsa tamen et supposititia.
188 Zosimos.
eine Eusebia gerichtet genannt werden? Denn ein solches Werk
des Zosimos scheint sich in einer Sammlung alchemistischer
Schriften befunden zu haben, von welcher uns eine, aber mit
dem Original nicht ganz übereinstimmende Abschrift in der schon
öfter erwähnten, aus dem Uten oder 12ten Jahrhundert stam-
menden Handschrift zugekommen ist, welche der Marcus-Bibliothek
zu Venedig zugehörte. Diese Abschrift enthält noch die Inhalts-
angabe der ursprünglichen Sammlung, und in dieser Inhaltsan-
gabe kommt, nach d'Orville's Copie derselben"®), auch Z^6l(wv
q>iko(S6g)ov nQog Evöißstav nsgl tijg UQag xod ^aiccg tixvrig Tteqxi-
Xaia ks vor. Ist durch einen Schreibfehler die Theosebia zui*
Eusebia geworden, oder hat Zosimos ausser zu seiner Schwester
noch zu einer anderen Dame in solchen Beziehungen als wissen-
schaftlicher Correspondent gestanden? Ich weiss hierauf keine
Antwort zu geben; die Venetianer Handschrift, in welcher man
dieses Werk zunächst suchen möchte» enthält es nicht, wie man
daraus schliessen darf, dass weder der ältere Katalog der griechi-
schen Manuscripte der Marcus-Bibliothek "^) noch Morelli's Be-
richt bezüglich dieser Handschrift ^^o) desselben erwähnt "0« Viel-
leicht ist diese an die Eusebia gerichtete Schrift des Zosimos in
einer, mit jener Venetianer Handschrift ziemlich viel gemeinsam
habenden Handschrift der Bibliothek des Escurial uns erhalten i**).
"^ Im Anhang zu Bernard's Anngabe der Schrift des Palladios von
den Fiebern (vgl. Anmerk. 63), p. 116.
^^^) Graeca D. Marci bibliotheca codicam manu scriptorum [Yenetiis 1740],
wo die betreffende Handschrift p. 140 sq. besprochen ist
^^) J. Morellii Bibliotheca mannscripta graeca et latina, T. I [Bassani
1802], wo die betreffende Handschrift S. 172 bis 178 besprochen ist.
^3^) Die Inhaltsangabe der Sammlung nennt mehrere Aufsätze, welche in
der auf uns gekommenen Abschrift der Sammlung nicht enthalten sind, so
weit sich aus dem über diese Abschrift bekannt Gewordenen urtheilen
lässt
122) Pur diese Handschrift giebt Miller (Catalogue des manuscrits grecs
de la bibliotheque de l'Escurial [Paris 1848], p. 418) als darin enthalten an:
Zosime ä Eusebia, sur Part sacre. Man könnte allerdings ungewiss sein, ob
nicht Miller für sein Verzeichniss der in dieser Handschrift enthaltenen Auf-
sätze die oben besprochene, auch in dieser Handschrift befindliche ältere
Inhaltsangabe benutzt habe; aber er hat sonst auch angegeben, wo in dieser
Inhaltsangabc genannte Aufsätze in der Handschrift fehlen.
Zosimos. 189
Bei Reinesius'*^) wird genannt: Zosimus Panopoliianus
itidem chemicus scriptor et 7toi.i]T7jg tov (ivötriQlov, riig 'ifwvd' TiQog
QsoöißsiuVy de chemia ad Theosebiam sororem; und derselbe Ge-
lehi'te spricht später noch einmal"*) von den libris 7ftovO' TCQog
SaoöißBiav adskfpi^v, quos 24 fuisse dicit Suidas, a Zosimo Panopo-
lita conscriptis de chemia. Den Titel dieses Werkes Imuth speci-
ficirt etwas genauer Boerhave in der üebersicht der chemischen
Litteratur, welche seine Elementa chemiae enthaltendes); ZciöLfiog,
'fyovd' ad @so6iß6uxv. Cujus titulus: Zcjölfiov tov TlavonqUxov
yvriöia yQ(x<pri nsgi t^g isgäg oial ^sUcg xB%vrig xov xqvöov xal aQ-
yvQiov non^6iog. Eine Schrift des Zosimos xmter dem letzteren
Titel findet sich in den Sammlungen alchemistischer Au&ätze
mehrmals; schwieriger ist es, zu entscheiden, in wiefern gerade ihr
die Bezeichnung Imuth zukomme; vgl. unten (S. 193 f.). Unter den
von Borrichius auf der Pariser Bibliothek eingesehenen Schrif-
ten des Zosimos wird von Ersterem^-*) auch Zaöiiiov tov ITavo-
nokitov yvrjöltt YQatpri negl rrjg legoig xal d-eiag tixvrig xrig xov ©
xai ]) noiriöacug genannt. Denselben Aufsatz, unter demselben Ti-
tel und mit dem Anfang: AaßGiv xrjv i^vxiiv xov ? xrjv ovöav
inuvG) xov vÖaxog xrjg J) , fand.Fabricius'*^) in der ihm
zugekommenen Abschrift einer Pariser Handschrift. Zwei jetzt
noch auf der kaiserlichen Bibliothek zu Paris befindliche Hand-
schriften haben diesen Aufsatz"®); Höfer^^») hat auf Grund des-
128) Yariae lectiones [Altenburgi 1640], p. 8.
58*) Daselbst, p. 380.
^3^) Elementa chemiae, T. I [Lagduni Batavorum 1732], p. 12.
^^) Hermetis, Aegyptiomm et chemicomm sapientia [Hafniae 1674],
p. 49. Sein Conspectus scriptorum chemicomm celebriorum hat (in Mangeti
Bibliotheca chemica curiosa, T. I, p. 39), wohl als dieselbe Schrift: Zosimi
Panopolitae scriptum genuinum de sacra et divina arte.
"7) Bibliotheca graeoa, VoL XU [Hamburgi 1724], p. 762. Er bemerkt
noch, dass in diesem Aufsatz Demokritos und Epibechios, auch ein Aus-
spruch der Maria citirt werden.
1^) Codd. 2249 u. 2251. Der bezügliche Aufsatz im ersteren Codex ist
verzeichnet: Zosimus, de auri conficiendi ratione (Catalogus codicum manu-
scriptorum bibliothecae regiae, T. II [Parisiis 1740], p. 470; Lenglet du
Fresnoy's Histoire de la philosophie herm^tique [a la Haye, 1742], T. III,
p. 9); der in dem letzteren Codex: Christiani alchymistae Tractatus de bona
auri constitutione 53 capitibus, quorum 35. inscribitur Zosimi Panopolitae
190 Zosixnos.
sen, was sie enthalten, Mittheilungen über den Inhalt dieses Auf-
satzes gemacht; derselbe enthält unverständliche alchemistische
Vorschriften, in welchen wesentlich das Kupfer der Ausgangspunkt
der Arbeiten gewesen zu. sein scheint ^^®). — Höf er erwähnt
nicht, dass der Aufsatz in der einen der von ihm eingesehenen
Handschriften zu dem in der anderen im Verhältnis^ eines Aus-
zuges zu einer ausfuhrlicheren Abhandlung stehe, wie man nach
dem früher über diese Handschriften Angegebenen vermuthen
könnte ^*'). Unentschieden blieb auch das Verhältniss zwischen
dem, als von Fabricius aufgeführt, eben besprochenen Aufigatz
und einer Schrift, welche Fabricius ^^*), gleichfalls aus der ihm
zugekommenen Abschrift einer Pariser Handschrift, aber doch ohne
Verweisung auf jenen Aufsatz unter dem Titel: ZcDdlyiov zov Tla-
voTCoXlxov yvriöla YQCC(pri tcbqI trjg Ugug xal ^slag rixvrig r^g rov
O xal 3 Ttofqöecog xar' introiifiv xsfpalcciciärj aufgeführt hat, wenn
gleich ausser der grossen Uebereinstimmung der Titel auch die
des Anfangs "*) darauf hinwies, beide Schriften seien als mindestens
opus sincerum de auri et argenti faciendi sacra et dinna arte, in epitomen
coDtractum (Catalogns , T. II, p. 471; Lenglet du Fresnoy ,
T. III, p. 11). Was ist der in Cod. 2275 befindliche, in den Katalogen (Cata-
loguB , T. II, p. 475; Lenglet du Fresnoy , T. III, p. 13) als:
Zosimus Panopolita de eacra arte angeführte Aufsatz ? Schmieder's Angabe
bezuglich einer Schrift tjbqI tfjg äytug ti/y^g ist S. 171 f., Anm. 41 besprochen.
IM) Histoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 270.
^^) Höf er übersetzt den Anfang: Prenez Pame de cuivre qui se tient
au dessus de Peau du mercure, et degagez un corps a^riforme (aw/ia nyevfia-
t&xöy). Er betrachtet die Yermuthung als zulassig, die äme du cuivre könne
rotbes Quecksilberoxyd und der corps a^riforme SauerstoiTgas gewesen sein.
Piese Yermuthung ist wohl mehr als gewagt. Wenn übrigens die üeber-
setzung Höfer's dem Anfang der Pariser Handschriften wirklich ganz ent-
spricht, so ist dieser ein etwas anderer, als der von Fabricius angegebene.
181) "Vgl, die Anmerkung 128. Höf er giebt für den Aufsatz beider
Handschriften Einen Titel: JleQi tijg le^äg xai d^e^ag t4x»^V^ ^ff ^oC /^vaof'
xaj d^yvQov no&i^aetjg. Er bemerkt nachher (a. a. 0., p. 283) noch beiläufig,
dass dieser Aufsatz ein durch einen späteren anonymen christlichen Alche-
misten gefertigter Auszug sei.
"2) Bibliotheca graeca. Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 770.
'85) Den Anfang der jetzt zu besprechenden Schrift giebt Fabricius
Jttßmy xfjy \^v)(rjy toP ? ttji^ ofaay indyto roß l'datog trjg D notrjaoy a&fAtt
nrevfjittxixov ^ ganz übereinstimmend mit dem, wie er ihn für die vor-
besprochene Schrift gegeben und Hof er — bis auf das Metall, von dessen
Zosimos. 191
iD engstem ZusammeDhang unter einander stehend zu betrachten.
Mit dieser letzteren Schrift ist wohl, wie es die darüber vorlie-
genden Angaben sehr wahrscheinlich sein lassen, eine in einer
Handschrift der Turiner Bibliothek enthaltene i»*) identisch , und
wohl auch noch eine oder die andere in verschiedenen Handschrif-
ten vorkommende, für welche mir Anhaltspunkte, welche die Iden-
tität wahrscheinlicher machen oder widerlegen könnten, fehlen "*).
Wasser hier die Rede ist — ihn für diese in den Pariser Handschriften ge-
funden. Fabricius bemerkt auch für die jetzt zu besprechende Schrift,
dass in ihr Maria angefahrt werde, was auch für die vorbesprochene der
Fall ist
^^) Codices manusoripti bibliothecae regit Taurinensis athenaei, T. I (Tau-
rini 1749), p. 178. Der Titel- ist genau so angegeben, wie ihn Fabricins
hat, nur dass das Wort xe^XaKodri fehlt; der Anfang: Aaßtoy ti]y if^v^i^y
toi> x^Xxov — — .
^ In einer in der Bibliothek des Escurial befindlichen handschriftlichen
Sammlung alchemistischer Aufsätze ist nach Miller (Catalogue des manu-
scrits grecs de la bibliotheque de TEscurial [Paris 1848], p. 147) enthalten
yyriadt yQaq>i]j sur Part sacre, par Zosime, und dann (p. 148), noch einmal eine
yyiiaUt y^atp] Desselben mit dem Anfang: Jaßay tijy «/'*'/'<'' • — Id
einer in der Pariser Bibliothek befindlichen Handschrift sind nach Catalogus
codicum manuscriptorum bibliothecae regiae, T. II [Parisiis 1740], p. 48S, auch
Lenglet du Fresnoy's Histoire de la philosophie hermetique [ä la Haye,
1742], T. III, p. 14, u. a. enthalten Zosimi Piinopolitae genuini commentarii,
ad idem argumentum (de sacra et dirina arte) pertinentes; Hof er (Histoire
de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 300) bemerkt von dieser Handschrift
(Cod. 2325): On y trouve les coromentaires de Synesius, de Stephanus, quel-
ques ouvrages de Zosime, etc., reproduits dans les manuscrits 2249 (vgl. An-
merk. 128) et 2275. In einer andern Pariser Handschrift (Ck)d. 2327) finden
sich (Catalogus , T. II, p. 484; Lenglet du Fresnoy , T. HI» p. 16)
tt. a. Zosimi Panopolitae commentarii de sacra arte (Höfer a. e. a. 0.: On
y trouve les memes traites que dans les manuscrits 2252, 2275 et 2325). In
einer anderen Pariser Handschrift (Cod. 2329) ist (Catalogus , T. IF,
p. 485; Lenglet du Fresnoy , T. III, p. 17) u. a. enthalten Zosimi Pano-
politae de sacra arte commentarius genuinus; Höfer nennt bei der Be-
sprechung dieser Handschrift (a. e. a. 0., p. 301) von den darin enthaltenen
Aufsätzen nur wenige, unter ihnen nicht diese Schrift des Zosimos. End-
lich finden sich in noch einer Pariser Handschrift (Cod. 2275; Catalogus ,
T. n, p. 475; Lenglet du Fresnoy , T. III, p. 13) Zosimi Panopolitae
commentarius, ubi de rebus chimicis, und Zosimus Panopolita de sacra arte
(in Höfer 's Besprechung dieser Handschrift, a. e. a. 0., p. 299, wird ein
Commentaire de Zosime genannt). Als in einer Handschrift einer Bibliothek
zu Montpellier enthalten wurden (Montfaucon's Bibliotheca bibliothecarum
192 Zosimos.
— Mit der im Vorhergehenden zuerst als von Fabricius ^^e) be-
sprochen erwähnten Schrift ist nach Bandini*^') eine in einer
Handschrift der Bibliotheca Laurentiana zu Florenz enthaltene
identisch, welche den Titel hat: Zaöi^ov xov IIuvotcoUxov yvriöia
yQctfprj TtBQt zfig leQug xal d^aiag rsxvrjg zijg rov xqvoov xccl vöquq-
yvQOV noLYiOecjg xor' i7nto[ii}v xaq)akat(6dri ; Anfang und Anderes
stimmen in der That mit dem von Fabricius Angegebenen J*®)
ganz überein. Und mit der zweiten von Fabricius ^^ö) aufgeführ-
ten Schrift ist nach Bandini^*«^ identisch ein in derselben Flo-
rentiner Handschrift fast unter gleichem Titel (nur mit der Ab-
weichung: trjg rov XQ^^ov xal agyvgov tuxX vÖQaQyvQov noii^ösag)
vorkommender Aufsatz, für welchen er aber auch noch die auf-
klärende Auskunft giebt, dass derselbe lediglich das erste Kapitel
der anderen Schrift ist. *
In dem, was ich oben (S. 185 f.) als von Zosimos aniiie Theo-
sebia gerichtet und uns erhalten besprochen habe, kommt das
Wort Imuth nicht vor, mit welchem nach der Angabe Einiger (vgl.
manuBcriptorum nova [Parisiis 1789], p. 1200) angegeben: ZoBimi germana
acriptura de sacra et divina arte, de confectione 0 et D; femer Zodmi de
Sacra arte in epitome; als in einer Handschrift der Phillipps' sehen Biblio-
thek zu Middlehill in England enthalten (Haenel's Catalogi librorum ma;na-
Bcriptorum, qui in bibliothecis Galliae asservantur [Lipsiae 1830], p. 838)
ZosimuB Panopolites de divina arte. — Schmieder's (Geschichte der Al-
chemie [Halle 1832], S. 70) Angabe, es existire eine Schrift des Zosimos:
„neQi tijg xm*^(^ij kommt in der Pariser Bibliothek in drei Handscliriften
vor*^, beruht auf einem Irrthum. Salmasius (Plinianae exercitationes in So-
lini polyhistora, Pars 11 [Parisiis 1629], p. 1097), Reinesius (Variae lectioneg
[AUenburgi 1640], p. 380) und Grüner (Zosimi de zythorum confectione
fragmentum [Solisbaci 1814], p. 8) haben die Angabe, es existire von Zosi-
mos eine Schrift nBqi /i^^evnx^;; Salmasius citirt Etwas aus dieser Schrift
(a. e. a. 0., p. 1146).
186) In Bibl. gr., Vol. XII, p. 762.
1*^ Catalogus codicum graecorum bibliothecae Laurentianae , T. III
[Florentiae 1770], p. 352. Bandini giebt hier die Ueberschriften der diese
Schrift zusammensetzenden (neunzehn) Kapitel. Er erwähnt, dass in dieser
Schrift Demokritos und Epibechios citirt werden, und theilt denselben
Ausspruch der Maria als in dieser Schrift enthalten mit, welcher von Fa-
bricius angeführt wird.
188) Vgl. S. 189 und Anmerk. 127.
189) Bibl. gr., Vol. XII, p. 770.
"«) A. Anm. 137 a. 0^ p. 363.
ZosimoB. 193
S. 189) eine an die Theosebia gerichtete Schrift des Zosimos,
und zwar von Diesem selbst, bezeichnet sein soll. Bezüglich dieses
Wortes Imuth, und seiner Beziehung zu einer Schrift des Zosi-
mos, und darüber ob diese Schrift unter den uns erhaltenen sei
oder nicht, ist nun manches sich Widersprechende und im Unkla-
ren Lassende geäussert worden. So bestimmt auch die Aeusserun-
gen einiger Früherer bezüglich des Buches sind, welches Imuth be-
nannt gewesen sei, so wenig übereinstimmend und so wenig con-
trolirbar sind sie; und ich habe keinen Zweifel, dass Mancher eine
Vermuthung mit ungerechtfertigter Bestimmtheit als Thatsäch-
liches ausgesprochen hat. Ich kann nur das mir bezüglich dieses
Imuth bekannt Gewordene zusammenordnen, aber zu einer Erle-
digung dieses Gegenstandes bringe ich es hier nicht. — Die frü-
heste Erwähnung dieses Wortes in einer Beziehung zur chemischen
Litteratur finde ich gelegentlich einer, bei Zosimos zur vollstän-
digen Ausbildung gekommenen Sage, nach welcher die Chemie
(Alchemie) den Menschen durch die Mittheilung Seitens höherer
Wesen, auf unrechte Wege gekommener Engel, bekannt geworden
sein soll; das diese Sage, und ihre Entwicklung, Betrefiende stelle
ich wohl noch einmal besonders zusammen ^*^), und gehe desshalb
hier auf sie nicht weiter ein. Von dieser Sage ist bei Georgios
Synkellos '*2) im neunten Jahrhundert die Rede, welcher die
Mittheilung derselben, wie sie bei Zosimos sich finde, mit den
Worten einleitet: **^^iov de xal Zaöi^ov vov TlavonoUtov q>Lko66'
(pov XQ^^'''^ '^^'^^ naga^iöd'at ix. täv ysyQuiiiiivcjv avrp XQog 0so-
öißeiav iv rcj iwata trjg'fyovd^ ßißkiay ^x^vöav cöÄ£, also, hier-
nach zu schliessen, ein als Imuth bezeichnetes Werk kannte, des-
sen neuntem Buche er Zosimos' Auffassung jener Sage entlehnte.
Das hier von Georgios Synkellos Gesagte findet sich dann von
J. J. Scaliger ^^^) wiederholt. Zosimus* Panopolites^ sagt Die-
ser, scripsit librum de chymia, quam ipse l^ovd^ vocat, cujus me-
^*^) Ich habe diese Zusammenstellung später gemacht und sie ist S. 5fif.
mitgetheilt.
1*2) Chronographia, ed. J. Goar, p. 13 der Pariser Ausgabe von 1652,
p. 11 der Venetianer Ausgabe von 1729.
1*3) Eusebii Chronicorum Canonum Libri , ed. J. J. Scaliger
[Lugduni Batavorum 1606]; animadversiones Scaligeri p. 243.
Kopp, Beitr. s. Oesch. d. Ghem. 13
194 Zosimos.
minit etiam Photius, und die Angabe dessen, was nun aus diesem
Buche mitgetbeilt werden soll, beginnt: XQtjöig Zoöl^iov rov Uu-
vonoUtov q}Lko06<pov ix tcw ngog Gaoöeßsiav iv tp d" Ifwvd^ ßlßko).
Scaliger erwähnt nicht des Georgios Synkellos, welchen als
seine Quelle zu betrachten nahe liegt i**); indessen existirt ein
Zeugniss des Borrichius"*^) dafür, dass Scaliger das von ihm
Mitgetheilte wirklich in, ihm handschriftlich vorliegenden Werken
des Zosimos gefunden habe. — Das hier Dargelegte ist, so viel
ich weiss, das ganze Fundament für die Ansicht, ein chemisches
Werk des Zosimos sei von ihm als Imuth bezeichnet worden. Ich
habe oben (S. 189) angegeben, in welcher Weise Reinesius und dann
namentlich Boerhave sich über dieses Buch Imuth geäussert resp.
es als mit einer uns erhaltenen Schrift des Zosimos identisch be-
trachtet haben; ich habe noch hinzuzufügen, dass Reinesius '*ß)
mit sehr grosser Bestimmtheit sagt: Chemia populari Aegyptio-
rum dialecto Imuth adpellata fuit. — Der in dem Vorliergeb enden
dargelegten Ansicht bezüglich der Bedeutung des Wortes Imuth
ist jedoch auch widersprochen worden, namentlich durch Con-
r i n g '*^. Ich lasse die Ausführung des Letzteren gekürzt folgen, wie
^**) Bei der Besprechung des von Scaliger als Worte des Zosimos
Mitgetheilten bemerkt Conring (De Hermetica Aegyptiorum vetere et Para-
celsicorum nova medioina [Heimcetadii 1C48], p. 17; p. 17 anch in der Aus-
gabe von 1669): Operae est pretium adferre hoc loco ipsa ejus verba, qua-
lia notis ad Graeca £u6ebiana inseruit Josephus Scaliger, ex Panodoro ut ali-
cabi innuit, aut quod mihi verosimilius, ex Georgio Syncello desumpta. („Pano-
dorus, ein ägyptischer Mönch, verfertigte im 5. Seculo eine Chronologie, die
er aus fiusebio nahm, welchen er mit grossem Verstände verbesserte*'; Jo-
ch er 's Compendiöses Gelehrten-Lexicon [Leipzig 1733], II. Theil, S. 484.) Als
ein fragmentum e Zosimo, petitum ex Syncello betrachtete das von Scaliger
Mitgetheilte auch Fabricius (Bibliotheca graeca. Vol. XII [Hamburgi 1724],
p. 755).
H5J De oriu et progressu chemiae [Hafniae 1668], p. 12. Wo er bespricht,
wie Zosimos libro Id-^ovd- (sie) inscripto die oben erwähnte Sage gebe, leitet
er das von Scaliger Mitgetheilte mit den Worten ein: Verba Zosimi, quae
juxta mecum in manuscriptis bibliothecae regiae Parisinae exstantia legit, ad-
eoque in notis ad Eusebii Chronica jam ante expressit Scaliger, ita habent.
1*6) Variae lectiones [Altenburgi 1640], p. 380.
1*7) De Hermetica Aegyptiorum vetere et Paracelsicorum nova medicina
[Helmestadii 1648], p. 16 sqq. (p. 16 sqq. auch in der zweiten Ausgabe
von 1669).
Zosimos. 195
er sie bei der Besprechung bat/dass bei den älteren Schriftstellern
nicht Hermes als der Urheber der Chemie genannt werde: Exstat
inter eos qui circumferuntur hodie Hermetis nomine libellus Mi-
nerva mundi cognominatus, ex Stobaeo descriptus, frugis Aegyp-
tiacae veteris sane plenus. Ibi cmn fuisset ab Iside traditum ani-
mas hominum aliter sese atque aliter habere pro locorum positione
unde in corpora mittun tur, atque hinc aliquas regias esse quod e
regia zona deciderint, easque vel animabus, vel corporibus, vel ar-
tibus, vel scientiis praeesse, idque jam tum apparere, additur: hinc
animarum et corporum ducem esse Osirim, consilii Hermetem Tris-
megistum, medicinae Asclepium Vulcani, virium et roboris iterum
Osirim, philosophiae Arnabascanem , noiritixijg öh tov '^öxki^XLOV
tov 7fioi5diyff. Aber TtOLtirix^g bedeute hier: der Chemie. Et vero
propterea quod ille Imuthes filius aut ipsa Imutli multum promo-
verit artem, verisimile fit Zosimum Panopolitam libros suos, quos
de hac arte ad Theosebiam viginti quatuor conscripsit, '/jitov^ ap-
pellasse. Neque vero temere probabitur quod J. Scaliger
eumque secuti alii referunt, artem ipsam Xrniiuv ab Aegyptiis
IfLov^" fuisse nuncupatam. Folgt, was Zosimos bezüglich der oben
erwähnten Sage angiebt, und dass er nicht dem Hermes sondei*n
gefallenen Engeln den Ursprung der chemischen Kunst zuschreibe;
et vero tantum abest hunc velle ad Hermetem ab angelis artem
illam devenisse, ut clare pronunciet primo omnium muliebre genus
illam edoctum ab amasiis suis impuris daemonibus. Forte in fabula
fuit ad 'l^oyd", mulierem, illius generis sive unicam sive principem,
artem illam devenisse : eaque de causa operi suo Ifiovd' nomen
Zosimus praescripsit. — Das durch Scaliger zur Geltung Ge-
brachte hat noch des Stephanus Thesaurus graecae linguae in
der neuen Bearbeitung ^*^) in erster Linie als das für die Bedeutung
des Wortes Imuth Massgebende; ausserdem aber auch eine andere
Deutung dieses Wortes, welche als die richtigere zu betrachten
ist: 'fyov&. Titulum hunc scripto cuidam suo praefixerat Zosimus
Panopolites, cujus liber 9 commemoratur in Syncelli Chron. p. 13.
"8) Stephan! Thesaurus graecae linguae, ed. Hase et Dindorf, Vol. IV
[Parisiis 1841], p. 602. — Du Gange 's Glossarium mediae et infimae graeci-
tatis hat das Wort nicht.
18*
19G Zoflimos.
V. Fabricii Bibl. gr. V. Xu, p. 755, ubi observat, Reinesium in Varr.
Lectt. p. 385 (muss 380 heissen) conjicere, 'ifiovd- Aegyptiaca lingua
chemiam notasse. In aliquo Herrn. Trismegisti libro, qui inscri-
ptus circumferebatur Koqti xotffiov, ap. Stob. Ecl. phys. p. 117
(Vol. I, p. 932 ed. Heer.) Aesculapius dicitur 6 'y^öxkrjmos 6 'Ifiov-
d-f^g 6navoQy xai ^Hq)ul0TOV ßovkatg. Alii habent Ilävog xal 'Hqxu-
0Toßovkrig (Add. ib. p. 1092 : 'O 'j^öxlrimog 'Ifioyd-rig.) De quo 1.
aliquid notavi in Panth. Aeg. 5, 6, § 2 et 5. Jablonsk. Opusc.
Vol. I, p. 94. — Mit dem zuletzt Stehenden übereinstimmend, aber
der namentlich auf Grund des von Georgios Synkellos und
J. J. Scaliger Angegebenen zur Geltung gekommenen Ansicht,
dass Zosimos eines seiner Werke, und zwar eins mit chemischem
Inhalt, Imuth benannt resp. die Chemie selbst Imuth genannt habe,
widersprechend, ist auch eine Bemerkung von J. L. Ideler^*^).
Nachdem Dieser an das von Synkellos Gesagte und an des Rei-
nesius Behauptung, 'fyovd^ habe Chemie bedeutet, erinnert, be-
merkt er: ^Aber die Worte des Suidas: Zciöinog, 'Ake^avSgevg
(pikoöofpogy ;i;i/ftfvrixa ay^a^Bv ^ können hierfür nicht den Beweis
liefern. Im Gegentheil erhellt aus der Vergleichung einer Stelle
des Stobaeus (Eclog. phys., p. 117), wo es heisst: 6 ^AöTikriniog^
6 'fyovd'figy Uocvog xal ^H(pai6toßovkrig, über die man Jablonski,
Pantheon Aegyptiorum V, 6, 2. 5, Vol. HI, p. 192 sq., p. 196 ver-
gleichen kann, dass Imuthes ein Beiname des ägyptischen Aesculap
war*'. Von Conring's Deutung sagt Ideler Nichts. — Dass aber
die in Ideler's Bemerkung gegebene Auslegimg des Wortes
Imuth d. h. des Namens Imuthes die richtige sei, belehrt mich eine
Mittheilung von Dr. August Eisenlohr, welcher ausser auf
Lauth (Manetho und der Turiner Königspapyrus, p. 144), in
Betreff, dass Imuthes dem Asclepios als Beinamen gegeben war,
namentlich auf Parthey's Vocabularium coptico-latinum, Append.
IV, p. 560 verweist, bezüglich dessen, wie der Name hierogly-
phisch heisst und wörtlich übersetzt: der Friedensbringer, der
Helfer bedeutet, auf Lepsius' Denkmäler Abth. IV, 15 d, und be-
**8) In einer Anmerkungr zu A. v. Humboldt's Kritischen üntersachungen
über die historische Entwiokelung* der geographischen Kenntnisse von der
neuen Welt , Bd. I [Berlin 1836], S. 513 f.
ZosimoB. 197
züglich dessen, dass Imuthes auch als Personenname vorkommt
und sich in einer demotischen Urkunde und aus ihr griechisch
wiedergegeben findet, auf Brugsch's demotische Grammatik
p. 45 und Brugsch's demotische Urkunden Taf. X.
Mit der oben (S. 180 ff.) besprochenen Schrift jcsqI uQSt^g u. s.w.
manchmal verwechselt ^^^) , aber von ihr verschieden ist Zoölfiov
tov %aiov nsQl aQBtrig xal igiir^veiag. Ein Aufeatz unter diesem
Titel wird von Borrichius**^) bei der Aufzählung der Schriften
des Z OS im OS genannt, welche er auf der Pariser Bibliothek durch-
gegangen habe. Ein Aufsatz unter demselben Titel und mit dem
Anfang: Kai Idoif ficj^ibg (piukoeiSovg war in der von Fa-
hr icius benutzten Abschrift einer Pariser Handschrift enthal-
ten **2). Dieselbe Schrift weist, als in einpr Handschrift der Pari-
ser kaiserl. Bibliothek enthalten, der Katalog derselben nach; der
Titel derselben wird hier^^^) durch: Zosimus, de virtute et inter-
pretatione liber, in quo de rebus chimicis, gegeben. Was das Vor-
kommen dieses Aufsatzes in den, auf anderen Bibliotheken befind-
lichen handschriftlichen Sammlungen griechischer alchemistischer
Schriften betrifft, so ist mir ein solches noch für die Florentiner
Handschrift^^*) bekannt. Commentare ungenannter Verfasser zu
diesem Aufsatz finden sich in mehreren solchen Sammlungen der
genannten Pariser Bibliothek ^^'^).
ISO) Vgl. S. 181, Anmerk. 89.
^^1) Herinetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia [Uafniae 1674],
p. 49; als Divini Zosimi librum de virtute et interpretatione nennt diesen
Aufsatz Borrichius in Conspectus scriptorum chemicorum celebriorum
(Mangeti Bibliotheca chemica curiosa, T. I, p. 39).
162) Fabricii Bibliotheca graeca, Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 763.
15*) Catalogus codicum manuscriptorum bibliothecae regiae, T. II [Pari-
8Ü8 1740], p. 484 und Lenglet du Fresnoy's Histoire de la philosophie
hermetique [ä la Haye, 1742], T. in, p. 16 (Cod. 2327).
1**) Catalogus codicum graecorum bibliothecae Laurentianae , au-
ctore A. M. Bandinio, T. III [Floren tiae 1770], p. 363. Es werden hier
noch einige Worte (ÜQo^ntt&E^ag xul fi€^€^/4ijye£as ) als dem von Fabri-
cius angegebenen Anfang vorhergehend mitgetheilt.
^'^) In Cod. 2252: Anonymi commentarius in librum Zosimi Panopolitae
de virtute et interpretatione (Catalogus , T. II, p. 471; Lenglet du
Fresnoy , T. III, p. 12); in Cod. 2329; Anonymi philosophi animad^
1 98 Zosimos.
Das Vorhergehende erschöpft die Uebersicht über die Schrif-
ten des Zosimos noch nicht. Scheint es doch fast, als ob des
Olympiodoros Commentar (slg t6 xar' ivigyeiav Zdölfiov oöa
ano 'EQfiov xotl t<ov <ptko06g)av rjöav algrifiiva) si^h wesentlich auf
eine Schrift des Zosimos beziehe, für welche die Identität mit
einer der im Vorhergehenden aufgezählten Schriften nicht nach-
gewiesen ist (ich komme auf jenen Commentar des Olympiodo-
ros wohl später zurück). Werden doch noch einzelne Fragmente
aus Zosimos als vorkommend angeführt, von welchen jetzt in
keiner Weise ermittelt ist, ob sie zu, uns auch vollständiger erhal-
tenen Schriften gehören oder ob sie uns im XJebrigen verlorenen
angehören. Was ist z. B. Fragmehtum Stc rivog nakaiov Zcoöi(Aov,
dessen Borrichius ^^^) und (unter Angabe des Anfangs: ylaße ma
xiödaQa iv ayyetp /3aA(Dv oötQaxivm svQvxdQG} und mit der
Bemerkung, dass noch £iniges ix rijs (iBydkrjg rexvrig väv nakatciv
beigefugt sei) Fabricius^^^) gedenken, das auch in der Florenti-
ner Handschrift ^*®) vorkommt, und welches auch sonst noch Er-
wähnung findet 1*^^)? Was ist das für ein Fragment, welches Fa-
bricius *®^) gleichfalls in der ihm zugekommenen Abschrift einer
yerfliones in Zosimi Panopolitae vel Thebani libram de viriute et interpre-
tatione (Cataloguß ,T.II,p.484; Lenglet du Fresnoy , T. III, p. 17).
^'^^ H^rmeÜB, Aegyptiorum et cheinicoram sapientia [Hafiiiae 1674],
p. 49.
167) Bibliotheca graeca. Vol. Xn [Hamburgi 1724], p. 762.
1^) Mit demselben Anfang. Die Ueberschrift ist hier (in Bandini's
Anm. 154 angeführtem Katalog, T. III, p. 356): Toi)To /uiy (Gt&y (x uvog na-
Xaioü Z(oa£fioVf to <f« hsQÖy htiy ix tfjg fisydXtjg tix^Hi tö>*' 7r«A«*(öi', xal
doxlfAacov avxb oVtfog.
169^ Dieses Fragment findet sich anch in der Pariser Handschrift 2249,
aus welcher Höfer (Histoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 294 8.)
desselben gedenket, es wie es scheint, aber dann irrthümlich, als mit einem
vorhergehenden Aufsatz des Kosmas zusammengehörig betrachtend. Mit
ihm ist wohl identisch der Aufsatz in der Pariser Handschrift Nr. 2327, wel-
chen Catalogus codicum manuscriptorum bibliothecae regiae, T. II [Parisiis
1740], p. 484 (auch in Lenglet du Fresnoy's Histoire de la philosophie
hermetique [ä la Haye, 1742], T. IH, p. 16) unter der Angabe: Excerpta ex
Zosimo scriptore antiquo, ubi de rebus chimicis, auffuhrt. Ebenso hat diesen
Aufsatz betitelt Montfaucon (Bibliotheca [vgl. S. 178, Anm. 72], T. II,
p. 740) in der Inhaltsangabe für die bei ihm mit Nr. 3178 bezeichnete Hand-
schrift der Pariser Bibliothek.
160) Bibliotheca graeca, Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 770.
^osimoB. 199
Pariser Handschrift fand und bezüglich dessen er die Angabe hat:
ZcDötfiov rov riavonokkov ; incipit: ovolag ixakeöav 6 ^ri(i6xQirog
xa 6' öfh^axu'i Woher stammen diese Fragmente oder Excerpte?
bezüglich aller dieser Fragen kann ich keine Antwort geben.
Einzelne aus Zosimos' Werken excerpirte Capitel scheint
mir eine Schrift zu enthalten, welche, allerdings gewöhnlich, mei-
ner Ansidht nach doch mindestens bestreitbar, als ein selbststän-
diges Schriftstück betrachtet wird; ich meine das an einen Theo-
doros gerichtete Schriftstück. Eine Erwähnung eines solchen
Schriftstücks habe ich bei den früheren, die Werke des Zosimos
aufzählenden Litterarhistorikem: bei Reinesius und bei Borri-
chius nicht gefunden; aber ein solches kommt in den handschrift-
lichen Sammlungen griechischer alchemistischer Aufsätze doch
häufig vor. So in der dm'ch Lambeck beschriebenen Handschrift
der Wiener Bibliothek, worin nach des Ersteren Angabe *^^) Zo-
simi capita chymica ad Theodorum, quorum titulus et principium:
Zmöi^ov TCQog Seodagov xstpakaia, IIsqI rov izriöioVy tovtiötiv
ix rov Ttavtog övviötafievov cog irtjölov kld'ov — — . Unter dem-
selben Titel wird von Fabricius ^^2) als in einer ihm zugekomme-
nen Abschrift einer Pariser Handschrift enthalten ein Aufsatz ge-
nannt, doch ohne Angabe der Anfangsworte; ebenso in dem Ka-
talog der kaiserl. Bibliothek zu Paris als in einer dort befindlichen
Handschrift vorkommend ^^^) , und in der Aufzählung der in der
Altenburger o. Gothaer Handschrift enthaltenen Aufeätze ^^*). Un-
ter demselben Titel xmd bis auf Unwesentliches mit demselben
Anfang, wie ihn Lambeck angegeben, haben diesen Au&atz auch
1^1) Commentariorum de biblioiheca caes. vindobonensi L. VI., ed. EoUarii
[Vindobonae 1780], p. 405.
162) Bibliotheca graeca. Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 766.
163) Cod. 2262: Zosimi capita ad Theodoram (Catalogus codicum manu-
ßcriptorum bibliothecae regiae, T. II [Parisüs 1740], p. 471; Lenglet du
Freenoy'ß Histoire de la philosophie hermetique [ä la Hayo, 1742], T. III,
p. 12). Derselbe Aufsatz steht wohl auch in der Pariaer Handschrift 2249;
vgl. S. 200, Anmerk. 169.
16*) Fr. Jacobs undF. A. Ukert's Beiträge zur altern Litteratur 0. Merk-
würdigkeiten der herzogl. Bibliothek zu Gotha, Bd. I, Hft. 2 [Leipzig 1836],
S. 218: ZtiicCfjiov n^og SeödtoQoy xe^xiXma.
200 Zosimos.
Handschriften der Bibliotheken zu Venedig ^^^), des Escurials i««)
und zu München lö'). — Von Schmieder i^®) ist unter den Schrif-
ten des Zosimos auch „Ein Brief an Theodor os über chemische
Gegenstände, von welchem zwei Handschriften in der Pariser, und
eine in der Wiener Bibliothek vorkommen," angeführt. Höfer ***ö)
äussert sich über dieses Schriftstück, welches auch er als von Zo-
simos an einen Theodoros gerichtet betrachtet, nicht bei der
1**) Graeca D. Marci bibliotheca codicum manu scriptorom [Vene-
tüs 1740], p. 140; Morellii Bibliotheca manuscripta graeca et latina, T.I [Bas-
sani 1802], p. 177. Dieser Titel findet sich zwar nicht in dem alten Inhalts-
YerzeichnisB dieser Sammlung genannt, wie es, nach d'Orville's Abschrift
desselben, Bernard im Anbang zu seiner Ausgabe des Palladios von den
Fiebern [Leyden 1745], p. 114 sqq. abdrucken Hess; aber nach Morelli (a. e.
a. 0., p. 172) beruht dies auf einem Irrthum und sind in diesem Inhalts-Yer-
zeichniss allerdings auch ZwcC/nov nqog BeödtoQoy xefpäXa^a u (fünfzehn Ca-
pitel dos Zosimos an den Theodoros) aufgeführt (vgl. unten Anmerk. 166).
— Ueber eine Zusammenstellung einzelper Capitel des Zosimos mit solchen
einiger anderer alchemistischer Schriftsteller, welche in der Venetianer Hand-
schrift und einer der Escurial- Bibliothek vorkommt, vgl. oben S. 42 f., An-
merk. 11.
166J In der mit der Venetianer Handschrift vielfach übereinstimmenden
Handschrift des Escurial sind nach Miller' s Angabe (Catalogue des manu-
scrits grecs de la bibliotheque de TEscurial [Paris 1848], p. 418) auch ent-
halten: Zosime ä Theodore, vingt-cinq chapitres. Diese Capitelzahl stinintt
nicht zu der nach Morelli (vgl. Anmerk. 165) in dem alten Inhalts- Ver-
zeichniss einer Sammlung alchemistischer Aufsätze, das in der Venetianer
Handschrift erhalten ist, angegebenen; sie Hesse aber, zusammen mit dem
von Lambeck a. Anm. 161 a. 0. Berichteten, wonach der ganze Aufsatz in der
Wiener Handschrift 3 bis 4 Folioseiten einzunehmen scheint, schliessen, dass
die einzelnen Capitel ziemlich kurz gehalten sein mögen. — Chapitres addres-
ses par Zosime ä Theodore kommen nach Miller's Angabe (a. e. a. 0., p. 149)
noch in einer anderen Handschrift der Bibliothek des Escurial vor; doch fin-
det sich bezüglich derselben bei ihm Nichts Weiteres mitgetheilt.
^^^) Catalogus codicum manuscriptorum graecorum bibliothecae regiae
bavaricae, auctore J. Hardt, T. II [Monachii 1806], p. 26.
i68) Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 70.
169) Histoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 293. Höfer be-
zieht sich bezüglich des von ihm über diese Schrift Mitgetheilten auf Cod.
2249 der kaiserl. Bibliothek zu Paris. Als in dieser enthalten giebt sie der
ältere Handschriften-Katalog dieser Bibliothek (Catalogus , T. II [Parisiis
1740], p. 470) nicht an, wohl aber als in Cod. 2252 stehend (vgl. Anmerk. 163).
Aber als darin enthalten nannte sie Hof er schon in der ersten Ausgabe
seiner Histoire de la chimie, T. I [Paris 1842], p. 278, wo er ein Inhalts-
verzeichnisB für die Pariser Handschrift 2249 gab.
Zosimos. 201
■
Besprechung des Adressanten sondern bei der des Adressaten , in
einem eigenen Paragraphen unter der Uebersehrift: Theodore;
er hält die Yermuthung für zulässig, dieser Theodoros sei der
Papst dieses Namens im 7ten Jahrhundert gewesen, und Zosi-
mos dana in die erste Hälfte dieses Jahrhunderts zu setzen ^^®).
Ich sehe indess keinen Grund für die Annahme, jene Schrift, die
doch wohl der Alexandrinischen Schule angehört, sei an diesen
Papst gerichtet gewesen, für welchen mir wenigstens schlechter-
dings keine Beziehung zur Alchemie bekannt ist. Der Name
Theodor kommt bekanntlich schon früher, und ziemlich häufig
vor, und, aber nicht als jeni^m Papst zugehörig, im Zusammenhang
mit alchemistischer Beschäftigung und alchemistischer Litteratur
mindestens schon in der ersten Hälfte des 7ten Jahrhunderts *'l).
Aber ein besonderes Interesse hat dieser Name hier dadurch, dass
ein Theodoros der gewesen zu sein scheint, welcher eine grössere
Anzahl alchemistischer Schriften zu einer Sammlung vereinigte,
^'^^) Ich mu88 Höfer'8 Worte hierher setzen: Les alchimistes dediaient
BOuvent leurs ecrits ä des rois ou a des papes qai aimaient et pratiquaient
l'art spagirique. C'est ainsi qua Zosime a adresse divers ehapitres (xsifi'diua)
ä Theodore. Or, quel est ce personnage? Si c'est le papc qui succeda, en
642, au pape Jean IV, et mourut en 649, il faudra placer Zosime dans la pre-
miere moitie du 7« siecle.
1"^^) Ich will in Beziehung hierauf das Folgende mittheilen, namentlich
da es für eine relativ Irühe Zeit auf ein Bekanntsein mit alchemistischen Be-
strebungen auch ausserhalb der eigentlich gelehrten Kreise hindeutet. — Von
Stephan OS von Alexandria sind uns Ile^l xQvcononag nQd^eig iyyicc (Ar-
tis auri conficiendi actiones novem hat des Pizimenti Uebersetzung, welche
zusammen mit der des Democrit u. a. 1573 zu Padua erschien; vgl. S. 110)
erhalten; an dem Ende der zweiten von diesen neun Abhandlungen (Physici
et medici graeci minores; ed. J. L. Ideler; Vol. II [Berolini 1842], p. 208;
in des Pizimenti Uebersetzung f. 30 r^) findet sich eine (7n<noXij nQog Ssö-
diOQoy, ziemlich undeutlichen aber unzweifelhaft alchemistischen Inhalts; und
in diesem Brief an einen Theodoros wird sich wieder auf einen Theodo -
ros berufen: oUxtog notel 6 /LKcyiCTQtaybg OeödwQog xal 'läxcjßog 6 xaßidüQiog
dtdaaxaXet (sie facit Magistrianus Theodorus , et Jacobus Cabidarius praece-
ptores, übersetzte Pizimenti). Nach Du Gange (Glossarium ad scriptores
mediae et infimae graecitatis [Lugduni 1688]) ist fiaytatQ^at^ög so viel wie
Agens in rebus oder Officialis magistri officiorum, wohl ungefähr ein niederer
Kanzlei-Beamter, und xttßiduQtog ist so viel wie lapidarius, wohl ein Graveur
in Stein. Darüber, wer der Theodoros gewesen sei, an welchen dieses
Schreiben gerichtet war, will ich hier keine Yermuthung aussprechen.
202 Zosimos.
die uns allerdings nicht mehr ganz in der ursprünglichen Form erhal-
ten ist^ aber doch , mannichfaltig durch Auslassungen und Zusätze
und Umstellung verändert, mindestens für mehrere der Sammlun-
gen die Grundlage abgegeben hat, welche jetzt noch in Hand-
schriften vorliegen und mir wohl noch einen Gegenstand besonde-
rer Besprechung abgeben i?'). Und da liegt nun die Vermuthung
nahe, die Schrift» um welche es sich uns jetzt handelt, möge Aus-
züge aus den Werken des Zosimos (und auch Anderer?) enthal-
ten*^^) und von dem, welcher sie excerpirte, an den Sammler
Theodor OS gerichtet worden sein.
Ich habe noch einige Schriften zu nennen, welche manchmal
als dem Zosimos angehörig, manchmal als solche, deren Verfas-
ser unbekannt sei, angeführt werden. — Dahin gehört die Schrift
über Bierbereitung. Als das Werk eines Ungenannten wird ein
Aufsatz stegl ^vd'cjv itotqöeag von Reinesius"*) besprochen, wel-
cher denselben wohl in der von ihm studirten und beurtheilten
^7^) Ich beschränke mich desshalb hier auf die Bemerkung, dass dazu,
einen Theodor ob als Veranstalter einer solchen Sammlung zu betrachten,
Grund abgiebt ein als Von^ort zu einer derartigen Sammlang dienendes Ge-
dicht, welches in einer aus dem Uten oder 12 ten Jahrhundert stammenden
Yenetianer Handschrift (es ist daraus nach d'Orville's Abschrift im An-
hange zu Bernard 's Ausgabe des Palladios Schrift von den Fiebern [Ley-
den 1745], p. 149 sq. abgedruckt) und in einer damit ziemlich übereinstimmenden
Handschrift der Bibliothek des Escorial (Catalogue des manuscrits grecs de
la bibliotheque de FEscurial, par E. Miller [Paris 1848], p. 146) uns erhal-
ten ist.
i73j Letzteres gehtauch aus dem von Höfer a. Anm. 169 a. 0., p. 293 Ange-
gebenen hervor: Ces x€g)aXaia sont de simples extraits ou des analyses d'ouvrages
sur r^rt sacre. L'un de ces ouvrages avait pour titre Sur la transmutation des
quatre eliments (ne^l tfjg t&y reaadQtiiy croi'X^Cioy elg iavuc fueTreßoXTJg). On
y lit entre autres que i,tous les produits de transformation de la terre et de
Teau ne sont pas de feu, et qu*il y en a aussi qui se dcgagent sans flamme".
£n efifet la flamme n'est qu'un gaz inoandescent et tous les gas ne sont pas
inflammables. On connaissait donc les gaz longtemps avant Van-Helmont.
174) Yariae lectiones [Altenburgi 1640], p. 483: Fragmento neQt C^uy
noiTJaewg docet scriptor anonymus ineditus in volumine chemicorum grae-
corum manuscr. e molito hordeo, addito fermento fieri panes; eos elg xXovßoy,
i. e. in ahenum conjectos adfusa aqua parum coqui, sinetamen ebulli-
tione; tum colari liquorem, bene contectum incalescere et separata faeculen-
tia fleri potabilem.
Zosimos. 203
Altenburger o. Qothaer Handschrift gefunden bat. Auf >¥elchen
Grund hin Grüner, welcher diesen Aufsatz veröffentlicht, in's La-
teinische übersetzt und ausfuhrlich commentirt hat i^^) , denselben
als von Zosimos herrührend betrachtet, kann ich aus dieser sei-
ner Veröffentlichung nicht ersehen. Dieser Aufsatz gehört aber
zu den in den Sammlungen der Werke griechischer alchemistischer
Schriftsteller nur sehr selten vorkommenden *'®). — Als dem Zo-
simos zugehörig wird bei Grüner ^7^) auch Etwas unter dem
schwierig zu deutenden Titel Uraxti^g nolr^öis angeführt, was in
des Reinesius und des Borrichius Aufzählung der Schriften des
Zosimos überhaupt nicht genannt wird, sonst noch einmal ohne
Angabe des Verfassers vorkommt i^®). — Von Borrichius unter
den Schriften des Zosimos nicht genannt ist eine sehr undeut-
liche Anleitung zur Bereitung von Glasflüssen, Uotfiöig XQvötaX-
UoVj quae Zosimo tribuitur, wie Reinesius i^») sagt, und auch
von Grüner, welcher ^®^) sie aus der Altenburger • o. Gothaer
Handschrift*^^) veröffentlicht und commentirt hat, geradezu dem
i7<^) Zosimi Fanopolitani de zythoram confectione fragmeDtum nunc pri-
mam graece ac latine ed. C. 6. Grnner [Solisbaci 1814]. Den Inhalt dieses
Buches scheint 6 ran er schon vorher durch einzelne Jenenser Promotions-
Prograihme veröifentlicht zu haben, von welchen mir jetzt nur einige vor-
liegen. Dass er den hier dem Zosimos zugeschriebenen Aufsatz derselben
handschriftlichen Sammlung alchemistischer Schriften entnommen, welche
Reinesius studirt hatte, geht aus dem von ihm a. e. a. 0., p. 9 Bemerkten
hervor. Aus derselben Altenburger o. Gothaer Handschrift war der grie«
chische Text dieses Aufsatzes über Bierbereitung, nach einer von Schlaeger
genommenen Abschrift, auch veröffentlicht in P. £. Jablonskü Opuscula, ed.
J. G. te Water, T. I [Lugduni Batavorum 1804], p.78 8q. (was hier als Conjec-
toren Schlaeger's gegeben ist, sind die Randbemerkungen Reinesius' in
jener Handschrift). '
i7*J) Vielleicht ist er auch in der Münchener Handschrift enthalten; vgl.
Anmerk. 178.
"7) A. Anm. 175 a. 0., p.90. Vgl. auch S. 184, Anm. 105 Grüner 's Angabe,
dass Zosimos geschrieben habe noiijff^y XQvazaXXitoy xal axäxTrfg, xat daßiatov.
178) Als in der Münchener Handschrift enthalten wird (Catalogus codicum
manuscriptorum graecorum bibliothecae regiae bavaricae, auctore J. Hardt,
T. H [Monachii 1806], p. 25) angegeben: lleQi ^v&&y non^aeiog. ataxtijg
no(rjfHg,
"») Variae lectiones [Altenburgi 1640], p. 663.
180) In der Anmerk. 175 genannten Schrift, p. 22 sqq.
181) wie wiederum aus der Bezugnahme auf Conjecturen von Reinesius
hervorgeht.
204 Zosimos.
Zosimos zugeschrieben wird. Ohne Nennung des Verfassers fin-
det sich dieser Aufsatz in einer Pariser Handschrift i^^) und in
einer Handschrift der Bibliotheca Laurentiana zu Florenz i^^), auch,
wie es scheint, in einer Handschrift der Ambrosianischen Biblio-
thek zu Mailand ^8*); unter Nennung des Zosimos als Verfassers
in einer Handschrift der kaiserl. Bibliothek zu Paris ^®^); hinter
Schriftendes Zosimos, aber ohne Angabe Desselben als Verfassers,
in einer Handschrift einer Bibliothek zu Montpellier i^^). — Einen
182) Hof er in Histoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 296 b.:
Le manuBcrit 2249 (fol. 8 — 5) renferine, sous le voile de l'anonyme, les trois
ecrits suivants, qui ont pour titre: II. Sur la fabrication da cristal {ncQl
XQvauiXXov noirjcsmg), Probablement de Zosime. On n'y remarque aucune
notioD pratique. L'auteur anonyme fait entrer dans le melange, dont la fu-
sion doit donner le verre, des oeufs (le blanc et le jaane), de l'eau de nitre
(M(OQ Wt^ov), du sang de poules noires, de l'huile d'olive, des coquilles
d'huitres etc. Einzelnes ist wohl, nach dem von Grüner gegebenen Texte,
anders zu deuten, aber darüber bleibt nach der vorhergehenden Angabe Hö-
fer's kein Zweifel, dass der von ihm besprochene Aufsatz derselbe ist wie
der von Grüner veröffentlichte. Ich muss noch bemerken, dass für das
Manuscript Nr. 2249 der jetzt kaiserlichen Bibliothek zu Paris der ältere Kata-
log (Catalogus codicum manuscriptorum bibliothecae regiae, T. II [Parisiis
1740], p. 470; auch Lenglet du Fresnoy's Histoire de la philosophie her-
metique [a la Haye, 1742], T. III, p. 9) diese von Höfer als darin enthalten
angegebenen anonymen Aufsätze nicht nennt.
^^^) Catalogus codicum graecorum bibliothecae Laurentianae , auctore
A. M. Bandinio, T. III [Florentiae 1770], p. 350; JTe^i xQvczüXXoty noirjaeMg,
Der Anfang: Jnßiav q>u öaa S^iXfig xtci anonXvytotf im Wesentlichen wie in
dem von Grüner veröffentlichten Aufsatz. Bandini betrachtet diesen Auf-
satz als vielleicht dem Zosimos zukommend.
^^) Als in ihr enthalten wird (Montfaucon's Palaeographia graeca
[Parisiis 1708], p. 373 sqq.; Montfaucon's Bibliotheca bibliothecarum manu-
scriptorum nova [Parisiis 1739], p. 1200) angegeben: Christiani, Labyrinthus
Salomonis, de temperando ferro, conßciendo crystallo, et de aliis naturae ar-
canis.
1®^) Catalogus codicum manuscriptorum bibliothecae regiae, T. U [Pari-
siis 1740], p. 484, auch Lenglet du Fresnoy's Histoire de la philosophie
hermetique [ä la Haye, 1742], T. III, p. 16: Zosimus, de sulphuris et chry-
stallorum conficiendorum ratione (Cod. 2327). Montfaucon (Bibliotheca
bibliothecarum , p. 740) hat füi: die bei ihm als Cod. 3178 bezeichnete
Handschrift den Titel desselben Aufsatzes nach Du Cange's Katalog: de sul-
phure et de crystalli confectione. Auch in der Pariser Handschrift 2249 fin-
det sich nach Hof er (Histoire de la cliimie, 1. ed., T. I [Paris 1812], p. 278)
ein Aufsatz de la fabrication du cristal, par Zosime.
186) Montfaucon's Bibliotheca bibliothecarum , p. 1200: De con-
fectione crystallorum.
Zosimos. 205
Aufsatz, welcher Batpfj öfiagaydov betitelt ist, schreibt Salma-
sius^®^) dem Zosimos zu; in ihm werden ot 6o(pol räv 'l6(ucrilV'
täv genannt und kommen arabische Kunstausdrücke vor, was An-
lass gegeben hat, die Abfassung desselben in eine spätere Zeit zu
setzen, als die gewöhnlich und auch von mir für den Zosimos
angenommene ist (vgl. S. 168); über einen solchen Aufsatz finde ich
aber in meinen Notizen, soweit sie Schriften des Zosimos betref-
fen, sonst Nichts ^8®). — Eine kurze Vorschrift zum Waschen oder
Reinigen der Cadmia, überschrieben KaS^ilag nXvöiSy welche (wohl
auch aus der Altenburger o. Gothaer Handschrift) Grüner i*«)
als von Zosimos herrührend veröffentlicht hat, ist mir auch nicht
als sonst noch vorkommend bekannt geworden ^^®). — Auf welchen
Grund hin von Reinesius^^^) noch eine Anzahl anderer Schriften,
187) Plinianae exercitationes in Solini polyhistora, T. II, p. 1098. Danach,
wie Morhof (Polyhistor literarius. Pars I [Lubecae 1695], p. 107) dieses Auf-
satzes erwähnt, wäre derselbe ein Capitel einer Schrift neql no^rjcetog x^XxoÜ
^rey^oi}, und eine solche Ueberschrift wird wiederum als die eines Capitels
der Schrift: B(tg)ij toö na^ä lliQacag i^evQtjfAiyov ;[r«Axoi} genannt; vgl. S. 215
(Anmerk. 213), wo letztere Schrift besprochen wird.
18®) Denn es ist ungewiss, ob der von Reine sius (Variae lectiones [Alten-
burgi 1640], p. 381) unter den Schriften des Zosimos genannte Aufsatz ncQi
ßaipjg der oben erwähnte sei. Dass bezüglich des letzteren noch einige Confu-
sion herrscht, geht aus der vorstehenden Anmerkung hervor. Ein Aufsatz ncQi
ßag/fli a/na^uydioy findet sich, zusammen mit mehreren anderen Aufsätzen,
deren Verfasser nicht genannt sind, in einer Florentiner Handschrift (Cata-
logus codicum graecorum bibliothecae Laurentianae , auctoro A. M. Ban-
dinio, T. III [Florentiae 1770], p. 356). Aufisätze mit ähnlichen Titeln kommen
auch sonst noch vor (vgl. Fabricii Bibl. gr., Vol. XII, p. 762). — Bemerkt
mag hier noch werden, dass bei anderen, der Alexandrinischen Schule noch
zuzurechnenden alchem istischen Schriftstellern sich die (übrigens bereits den
Alten bekannt gewesene) Nachbildung des Smaragdes durch Färbung des Gla-
ses mittelst Kupferoxyd findet; so bei Olympiodoros (Höfer's Histoire de
la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 274).
'öö) Zosimi de zythorum confectione fragmentum ed. Grüner [Solis-
baci 1814], p. 26. Dieser Aufsatz ist, ohne Angabe des Verfassers, in dieser
Handschrift enthalten; vgl. Jacobs u. Ukert's in Anmerk. 164 oitirte Schrift,
Bd. I, Hft. 2, S. 218.
'•0) Von diesem Aufsatz verschieden scheint der: noCtiaig ix rovUag
überschriebene zu sein, dessen oben S. 176, Anmerk. 53 u. 59 als in mehreren
Handschriften vorkommend gedacht wurde.
i»i) Variae lectiones [Altenburgi 1640], p. 380 sq.: Praeter libros ad Theo-
sebiam sororem et calliergiam, ejusdem Zosimi liber ne^i noaötriTog nv-
Qogj neQi noi'qcecjg ^^Xxoö ^ay&oOj ne^l Xevxuaeotg ^uqyuqiX&y xi^^y, — —
206 2i08imo8.
als im Vorhergehenden besprochen oder gelegentlich angeführt
wurden, dem Zosimos zugeschrieben werden: dies zu beurtheilen
fehlen mir meistens die Anhaltspunkte ; aber wahrscheinlich ist es
mir, dass hier zusammengestellt ist, was, ohne Beweis dafür dass
es erhalten sei oder wirklich von Zosimos herrühre, Reinesius
mit dem Namen des Zosimos irgendwie verknüpft vorgefunden
hat; Einzelnes scheint mir anderswohin zu gehören, und vielleicht
sind auch einzelne Capitel grösserer Schriften hier als selbststän-
dige Aufsätze genannt. Das Gleiche gilt fiir die von Grüner^®*)
gegebene Aufzählung der Schriften des Zosimos, unter welchen
auch eine Ttegl qxozäv, die mir auch sonst noch einmal vorgekom-
men ist^^^). Und ich will auch nicht beurtheilen, welche Wahr-
scheinlichkeit Höfer's Vermuthung "*) zukomme, ein in einer
Handschrift der kaiserl. Bibliothek zu Paris *^^) ohne Nennung des
negl ontt)c6ti}gy ne^i ^ayS-tbcstog , ßfßXog tCüy xXetdöiyf x^^QÖx/nfita et alia ejoB-
modi artem chemicam illustrantia hypomneroata circumfenintar. Ich habe
die in der Yorausgegangenen bibliographischen Uebersicht schon citirten Ti-
tel weggelassen. Dass des Zosimos ßlßXog xXeid&y an einer Stelle der Alten-
barger o. Gothacr Handschrift citirt werde, lehrt des Reinesius de chemico-
mm graecorum codice Oothano Judicium in Fabricii Bibliotheca graeca. Vol.
XII [Hamburgi 1724], p. 760.
192) Zosimi de zythorum confectione fragmentum [Solisbaci 1814], p. 8.
In, der Altenborger o. Gothaer Handschnft ist, ohne Nennung des Verfassers
und zerstückt, enthalten ein Aufisatz negi noaotritog fp6yttay (Jacobs u.Ukert's
in Anmerk. 164 citirte Schrift, Bd. I, Hft. 2, S. 218). — A. e. a. 0. wird von
Grüner u. a. angegeben, dass Zosimos auch geschrieben habe nsql cTa&'
fi&y et 71€qI aTa&iLioö^ayd'üMTetog, ne^l xavasiog Cütfiatioy , tjbqI adifjiitxog fiayyr}-
aiag x«i olxoyofiCag^ tibqI onirjaeütg^ negi no^rjaetog ;|f«>lxon ^ayd^oi}j ßafpYiy
ToÖ ntt^u UfQaaig i^evQtnniyov ;|f«>txoi' y^aifeiffay ano dqijg 4*tX{nnov (ich komme
auf diese Schrift noch zurück), ßccq^tjy toP ly&ixov aidrJQov (gleichfalls),
ne^l Xevxoaaefag ^aqyaQirtay xi^^ä>y.
19S) A.ls in einer Handschrift einer Bibliothek in Montpellier enthalten
wird (Montfaucon's Bibliotheca bibliothecarura manuscriptorum nova [Pari-
siis 1739], p. 1200), als hinter einer Schrift des Zosimos stehend, angegeben:
de luminibus. Aber hinter einer Schrift des Agathodaemon, und ohne dass
sich entscheiden Hesse ob sie demselben Verfasser zugehören, finden sich in einer
Florentiner Handschrift (Bandini's in Anmerk. 183 citirter Katalog, T. III,
p. 355) zwei Aufsätze: ^E^utjyefa ne^l ndyttay änkisig xal ne^l t&y qmxfay und
*R^fjitiysia 7i€Qi t&y gxbttoy. Darüber, was r« ^pdir« seien, vgl. S. 227, Anm. 26.
!»*) Histoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 296.
1«) Cod. 2249 (wohl auch in Cod. 2252 derselben Bibliothek; vgl. Cata-
loffM ,T. II, p.471 und Lenglet du Fresnoy a.a.O., T.III, p. 12, Nr.9
laltMDgabe fQr diese Handschrift). Auch bezüglich dieses Aufsatzes ist
ZosimoB. 207
Verfassers sich findender Aufsatz: nagaLviöBi^g övötartxal täv iy-
XeiQovvTov T^v TBxvrjv^ dessen Inhalt Höfer hier bespricht, könne
Zosimos zum Verfasser haben.
Mit dem, was man als uns von Zosimos erhalten betrachtet,
stehen einige chemische Schriftstücke in Zusammenhang, deren
Inhalt von einem Philippos herrühren soll; bald wird Philippos,
bald Zosimos als Verfasser derselben genannt. „Philippos",
sagt Schmieder >»6), „von Side in Pamphilien, lebte zu Anfang
des 5. Jahrhunderts und war Synkellos des Patriarchen zu Kon-
stantinopel. Er hat zwei Abhandlungen alchemistischen Inhalts ge-
schrieben, deren eine von der Tinctur des persischen Kupfers, die
andere von der Tinctur des indischen Eisens handelt. Diese Ueber-
schriften lassen etwas Interessantes erwarten, und doch haben wir
keinen Abdruck. Die Handschrift wird in der kaiserlichen Biblio-
thek zu Wien aufbewahrt." — Diese s. g. Abhandlungen ^^') hatte
indessen Joh. Qottl. Schneider i^®) schon 1801 nach einer Copie
das oben in Anmerk. 182 am Ende derselben Gesagte zu bemerken. — Mit
dieser Schrift identisch ist ein ebenso betitelter Aufsatz in einer Handschrift der
Bibliothek des Escurials (Miller's S. 202, Anm. 172 citirter Katalog, p. 147);
nach Miller findet sich derselbe Aufsatz, mit dem Anfang UaQEyyv&fitu toCvvy
vfjuy auch in der Pariser Handschrift 2327. Ferner der ebenso betitelte
und beginnende Aufsatz in einer Florentiner Handschrift, welchen Bandini
(Catalogus codicum graccorura bibliothecae Laurentianae , T. III [Florentiae
1770], p. 350) auch als vielleicht dem Zosimos zukommend betrachtet. Den-
selben, doch mindestens im Anfang um ein Stück gekürzten Aufsatz scheint
auch Fabricius in der ihm zugekommenen Abschrift einer Pariser Hand-
schrift vor Augen gehabt zu haben (in Biblioth. gr., Vol. XII, p. 761, Nr. 2
werden Uagatfiastg von ihm erwähnt; vgl. auch Bandiili a. e. a. 0.).
196) Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 68.
^^"^ Schmieder scheint unter „Tinctur" die Umwandlung in edles Me-
tall verstanden zu haben. Bestimmt hatte diese Ansicht Lenglet du Fres-
noy (Histoire de la philosophie hermetique [ä la Haye, 1742], T. I, p. 461b.):
Philippe ne possedait pas la science hermetique (alle unedlen Metalle in
edle zu verwandeln) et n'avait que la teinture du fer et du cuivre en or.
1*8) Eclogae physicae, Bd. II (Anmerkungen und Erläuterungen) [Jena u.
Leipzig 1801], S. 95.
208 Zosimos.
der Wiener Handschrift herausgegeben, über den Inhalt allerdings
nicht so günstig urtheilend, wie es Schmieder's Erwartungen
entspräche : „die Leser werden von dem Werthe der darin ent-
haltenen Kunststücke urtheilen können und hoffentlich, so wie ich
die meinige, ihre Sehnsucht nach deren Bekanntmachung stillen'*.
Die Ba(pri xov naga Uigöaig iq)svQri^Bvov xcckxovj yQa(pBl6a ano
uQxris ^Mjtnov, wie Schneider den Titel hat, ist auch von
C. G. Grüner ^®^) mit beigefügter lateinischer Uebersetzung und
einigem Commentar in seiner Ausgabe der dem Zosimos beige-
legten Schrift über Bierbereitung, und zwar als von Zosimos ver-
fasst^oo)^ veröffentlicht; immerhin gewährt diese, in der Haupt-
sache doch verständliche Anweisung, aus Tutia (^oyd^la) ein Prä-
parat darzustellen, welches mit Kupfer zusammen im Schmelztie-
gel unter einer Kohlendecke stark erhitzt das Metall schön färbe,
bei dem gewiss ihr zukommenden beträchtlichen Alter Interesse *®*).
1^*) Zosimi Panopolitani de zythorum confectione fragmentum ed. C. G.
Grüner [Soliebaci 1814], p. 17.
^^^) DasB Grüner diese Schrift als von Zosimos verfasst betrachtete,
geht auch daraus hervor, wie er derselben bei Aufzählung der von Zosimos
herrührenden Schriften erwähnt (vgl. Anmerk. 192 auf S. 206). — Auch Beck-
mann betrachtet, wahrscheinlich auf Salm asius' Autorität hin, den Zosi-
mos als den Verfasser dieser Schrift; er erwähnt (Geschichte der Erfindungen,
Bd. III [Leipzig 1790], S. 389) des Zosimos, welcher wahrscheinlich im 5.
Jahrhundert gelebt habe, mit der Angabe: „Zur Färbung des Kupfers giebt
er die Vorschrift, Cyprisches Kupfer zu schmelzen und darauf zerriebene Tu-
tia zu streuen" und mit der Anmerkung: ^das Recept hat Salmasins
S. 237 a eingeruckt**. Vorher ist Salmasius de homonymis citirt. Ich kann
des Salmasius Schrift de homonymis hyles iatricae . de manna et saccharo
nicht einsehen; seine Ezercitationes Plinianae in Solinum enthalten (Pars II
[Parisiis 1629], p. 1017 sqq.) viel auf Manna und Zucker, auch auf Cadmia und
Tutia Bezügliches, aber nicht jenes Recept. In Beziehung darauf, dass Sal-
masius die jetzt in Besprechung stehenden Vorschriften dem Zosimos zu-
geschrieben, vgl. auch S. 214, Anmerk. 207.
^^^) Sie ist oft übersehen worden, und ihrem wesentlichen Inhalte nach
selbst da, wo die historischen Angaben bezüglich der Bereitung des Messinge
eingehender zusammengestellt sind, nicht gehörig berücksichtigt. Auch in
J. Percy's Metallurgie, übertragen und bearbeitet von F. Knapp, wo Bd. I
[Braunschweig 1863], S. 474 ff. eine solche Zusammenstellung gegeben ist, wird
nur in Bezug auf den gelbfärbenden Zusatz zum Kupfer kurz angeführt, dass
derselbe und zwar im 5ten Jahrhundert bei Zosimos unter der Bezeichnung
Tutia vorkomme. — Das aus Tutia angefertigte Präparat, mittelst dessen,
durch Zusammenschmelzen mit demselben, das Kupfer gefärbt werden soll,
Zosimos. 209
Die Anweisung zur Bearbeitung des indischen Eisens {Ba(pi] xov
^IvdLXov öi^öi^Qov yQaq>8töa reo ocvvä xQOvp) ist mir, wie Schneider,
wird (Schneider a. a. 0^ p.95; Grüner a. a. 0., p. 19) ala to d$a rfjg ^ov-
^(€tg |i7^*ov bezeichnet. Ich kann hier auf Einzelnheiten nicht eingehen, für
welche ich immerhin boflfe, dass sie, wenn auch erst in später Zeit, noch ein-
mal Berücksichtigung finden werden; hat doch die hier vorgelegte Arbeit
hauptsächlich den Zweck, dazu beizutragen, dass für den Aufbau einer besse-
ren ErkenntnisB vorerst nur der Platz etwas geebnet und Bausteine disponibel
gemacht werden. Aber bezüglich des Wortes ^^loy will ich doch Einiges hier
zusammenstellen, was einem künftigen Bearbeiter vielleicht nützlich istj haupt-
sächlich auch desshalb, weil dabei ein nicht selten vorkommender älterer
alchemistischer Aufsatz (in bibliographischer Beziehung) für mich seine Erledi-
gung findet. 7*6 l^^ior, das Streupulver, steht in den gewöhnlichen grie-
chischen Wörterbüchern, und es gehört nicht unter die Wörter, mit wel-
chen sich Du Ganges Glossarium mediae et infimae graecitatis zu befassen
hat. Graeci ^fiQoy vel ItiqUv proprie vocant medicamentum aridum, et quod
in pulverem redigi potest, vel vicem pulveris inspergi, erklärte Salmasius
(Plinianae exercitationes in Solini polyhistora, Pars II [Parisiis 1629], p. 1022).
SrJQ^oy o. ^ijQCoy bedeutet aber bei alchemistischen Schriftstellern namentlich
ein Präparat, welches bei Arbeiten zum Zweck der Metall Veredlung zu er-
zielen ist, und selbst das was dann auch als Stein der Weisen, Elixir, Tinctur
oder Projectionspulver bezeichnet wird. Eine Erklärung speciell dieses Wor-
tes vermisst man allerdings in 'den , in Sammlungen älterer alchemistischer
Aufsätze oft enthaltenen Wörterbüchern. Dasjenige, welches Bernard im
Anhange zu seiner Ausgabe der Schrift des Palladios von den Fiebern [Ley-
den 1745], p. 120—148, nach d ' Cr ville's Abschrift desselben aus einer Yene-
tianer Handschrift, abdrucken liess, enthält das Wort ^riQioy nicht, wohl aber
Br^HX^xT^oy (sie; Du Gange hat ijXexTQoy) die wenig belehrende Erklärung:
icTiy TO tiXetoy lriq£oy. Auch die in vier Handschriften der Pariser Biblio-
thek, über welche Ameilhon in dieser Beziehung Nachricht gegeben hat
(Notices et extraits des manuscrits de la biblioth^que nationale — .— , T. Y
[ä Paris, an VE], p. 374 ss.), sich findenden derartigen Wörterbücher scheinen
eine Erklärung des Wortes Iriq^oy nicht zu enthalten; aber in zwei Hand-
schriften steht die Erklärung: Utria^q iati Hipfjctg^ xal ^dy&üxrtg ^TQQ^g (in der
einen Handschrift; in der anderen zu l^^a corrigirt) xal ^eioy (Ameilhon
a. e. a. 0., p. 381; das Wörterbuch der eben erwähnten Yenetianer Hand-
schrift hat diese Erklärung nicht). Anknüpfend daran , dass bei einem ano-
nymen christlichen alchemistischen Schriftsteller besprochen wird i^ to0 /uiXa-
yog iri^iov xataaxevrjy bemerkt Grüner (a. a. 0., p. 21): Est vero id xerion,
varie, sed mystice a chemicis descriptum, sine dubio pulvis quidam tingens.
Hieran erinnernd hat Hof er (Histoire de la chimie, 2. 6d., T. I, p. 268) —
allerdings anscheinend einem älteren alchemistischen Wörterbuch entnommen
— die Erklärung: Le xerium^ ^ijQ^oy, etait une poudre (s^che) de projection.
Ganz bestimmt in der Bedeutung als Stein der Weisen hat das Wort ^Qiof^
0. iijQioy der um die Mitte des 13ten Jahrhunderts lebende Nikephoros
Kopp, Beitr. ■. Oetob. d« Ghem. 14
210 Zosimos.
^ziemlich unverständlich". — üebrigens ist es bestritten , dasa die
Ueberschrift jener Recepte wirklieb einen Pbilippos als Den an*
gebe, von welchem sie herrühren ; und rühren sie auch von einem
Blemmydes, tod welchem eine Abhandliuig ite^l /^rao/roitcr; in einer
HAndschrift der kaiserl. Bibliothek zu Parle erhalten ist; Höfer (Histoire de
la chimie, 1. ed., T. I [Paris 1842], p. 343 8.; 2. ed^ T.l [Paris 1866], p. 362 a.)
hat den Inhalt derselben besprochen und einige Stücke aus derselben yer-
öffenÜicht, n. a. auch das worin angegeben wird, dass das purpurfarbene Pro-
jectionspalyer (rö ^^Q^oy o^vno^^iQioy) in kleiner Menge auf geachmolzenet
Silber geworfen eine viel grössere Menge desselben zu Gold umwandele. An
das Wort ii]Qtoy o. lr,g{oy erinnernd kommt nun auch in alchemistiscben
Schriften das Wort xr^g^oy o. xr/^Coy vor, für welches man in den griechischen
Wörterbüchern die Bedeutangen: Wachskuchen o. Wabe, auch eine Art von
Ausschlag angegeben findet. Aber Nichts bezüglich einer Bedeutung dieses
Wortes in chemischem Sinne hat des Stephanus Thesaurus graecae linguae
(in der Bearbeitung von Hase und Dindorf, Yol. IV [Paris 1841], p. 1525 sq.),
und yergeblich consuUirt man auch Du Cange's Glossarium mediae et infi-
mae graecitatis. Ich habe bereits bei der Besprechung des Synesios (S. 156,
Anm.40) erwähnt, dass bei ihm (Fabricii Bibl. gr.. Vol. VIII [Hamburgi 1717], p.
239) xr^Qtoy in einer ganz an h](}ioy erinnernden Bedeutung vorkommt. Das oben
erwähnte Wörterbuch der Venetianer Handschrift (bei Bernard a. o. a. 0.,
p. 131) hat die Erklärung: Kr^gtoy to ateQeioy, dal xä at€Q$u aii)(juntt\ ebento,
nur axiqeoy statt ategt(oy, haben nach Am eilhon (a. o. a. 0., p. 380) diese
Erklärung zwei Pariser Handschriften, während zwei andere xvqioy statt xti-
Qioy haben; cette demiere legon, xr^Qioy, sagt Am eil hon, est preferable,
parce que ce mot paroit assez frequemment dans les autres ouvragea de noa
chimistes grecs, avec Finterpretation qu*on lui donne ici, und er giebt den
Sinn der Erklärung lateinisch wieder: Favus solidus, ou piatot cera solida,
sunt Corpora solida. — Es kommt in den Sammlungen griechischer al-
chemistischer Schriften ein Aufsatz vor, dessen Ueberschrift zeigt, dass es sich
in ihm um das ^i^gtoy als Etwas alchemistisch Wichtiges handelt. In der
Wiener Handschrift sind nach Lambeck ((3ommentariorum de bibliotheca
caes. vindobonensi L. VI., ed. KoUarii [Vindobonae 1780], p. 409) auch ent-
halten: Anonymi cujusdam autoris varia secreta chymica, qaorum princi-
pium: üegl |)j^/ot;. Tgslg dvyüfue&g etat tov dXfi&eatüTov ^riglov xai tQBif
iyigyeiat . Derselbe Aafsatz findet sich, unter gleichem Titel und mit
dem nämlichen Anfang, auch noch in andern Handschriften; so z. B. in der
früher der Marcus-Bibliothek zu Venedig zugehörigen (Morellii Bibliotheca
manuscripta graeca et latina, T. I [Bassani 1802], p. 177) und der auf der
Bibliothek zu München (Catalogus codicum manuscriptorum graeoorum biblio-
thecae regiae bavaricae, auctore J. Hardt, T. II [Monachii 1806], p. 25), and
wahrscheinlich (mindestens ein Aufsatz unter demselben Titel) in der Alten-
burger o. Gothaer Handschrift (Fr. Jacobs u. F. A. Ukert's Beiträge zur
altem Litteratur o. Merkwürdigkeiten der herzogl. Bibliothek za Gotha, Bd. I,
Hft. 2 [Leipzig 1835], 8. 217).
ZosJmoB. 211
Pbilippos her, so ist keineswegs in auch nur etwas sicherer
Weise dargethan, dass dieser Philippos gerade der Philippos
Sidetes gewesen sei, welcher in der zweiten Hälfte des 4ten
und bis in das zweite Viertel des 5ten Jahrhunderts lebte 202)^ und
202) Rührt der Inhalt dieser Recepte von einem Philippos her? und
dann: war dieser Philippos der aus Side oder ein anderer? Oder kommt
das Wort Philippos in den üeberechriften gar nicht als Angabe Dessen, von
welchem der Inhalt stamme, vor, sondern zur Angabe der Zeit, wann die
durch diese Recepte gelehrten Operationen beschrieben worden waren? Diese
Fragen sind in sehr verschiedenem Sinne beantwortet worden. Lambeck,
Lenglet du Fresnoy, Schmieder u. A. nehmen einen Philippos als
Den, von welchem jene Recepte herrühren, an. Grüner (a. o. a. 0.) giebt
die üeberschrift: dno aQfjg ^tXCnnov und die Uebersetzung: Tinctura
aeris apud Persas inventi descripta ab praestanti Philippo. Dass dieser Phi-
lippos der aus Side gewesen, wurde von Lambeck mehr vermuthungsweise
besprochen, als irgend bewiesen (Lambecii Commentariorum de augustissima
bibliotheca caesarea vindobonensi Lib. VI., ed. Kollarii [Yindob. 1780] p. 406).
Lenglet du Fresnoy (Histoire de la philosophie hermetique [k la Haye,
1742], T. I, p. 58 u. 461, T. III, p. 21), Schmieder (a. o. a. 0.) u. A. haben
die Identität unbedingt angenommen, ohne jeglichen Versuch eines Nach-
weises. Aber auch König Philipp von Macedonien, und dann auch ein der
Sophien-Kirche zu Constantinopel zugetheilter Oberpriester Philippos aus
Macedonien sind als Verfasser jener Recepte zur Sprache gekommen (vgl.
S. 215, Anmerk. 213). — Andererseits ist behauptet, Philippos komme in
der Üeberschrift jener Recepte gar nicht als Der vor, von welchem, sondern
als einer, aus dessen Zeit sie herrühren. Dass Lambeck sich mit seiner
Vermuthung geirrt habe, meinte in diesem Sinne noch im 17ten Jahrhundert
Gotelier (Cotelerii Ecclesiae graecae monumenta , T. III, p. 598); dato
dgx^l^ *i*i^(nnov bedeute: schon aus der Zeit des Philippos (vgl. KoUar in
seiner Ausgabe der L am heck' sehen Commentarien a. o. a. 0.). Dem Cote-
lerins stimmte beiFabricius(Bibl. graeca, Vol. VI [Hamburgi 1714], p. 113);
Lambeck irre, wenn er das Fragment de tinctura aeris Perdci und ferri In-
dici dem Philippos von Side zuschreibe: verba ߀tg)^ toö naqä Uiqaatq
^BVQtifjiivov /«Axoß yQnq)BXaa dno dg/^^ ^tnXinnoVf tincturam jam tempore
principatus regis Macedonum Philippi descriptam significant. — Dieser Deu-
tung ist auch zugestimmt in dem Handschriften-Katalog der Turiner Biblio-
the"k (vgl. Anmerk. 206), und von M orelli (vgl. Anmerk. 205). Hardt äus-
sert sich (Gatalogus codicum manuscriptorum graecorum bibliothecae regiae
bavaricae, T. II [Monachii 1806], p. 25) bezüglich der Vorschrift zur Tinctur
des persischen Kupfers (welche übrigens so wenig wie die für die Bearbeitung
des indischen Eisens in der Münchener Handschrift enthalten zu sein scheint):
Philippi autem esse mihi persuadere non possum ex eo : dnb aQX^^g ^»tUnnov^
quae interpretor, regnante Philippo, idque eo magis, quod sequens titulni sit:
ßa^^ toi> iyd^xoi) ai^i^Qov y^aq^etaa t^ avtt^ X9^^^y tinctura ferri indioi scri-
pta eodem tempore.
14*
212 Zosimos.
andererseits liegen Gründe vor, die Abfassung dieser Recepte, in
der Form in welcher uns dieselben erhalten sind, in eine beträcht-
lich viel spätere Zeit, als die des Zosimos, zu setzen*®^).
Es bleibt mir noch übrig, nach meinen Notizen zusammenzu-
stellen, in welchen Handschriften sich diese Becepte finden. Denn
keineswegs hat sie, wie man nach Schmieder's Angabe zu glau-
ben geneigt sein konnte, einzig nur eine Wiener Handschrift *<>*).
^3) let, wenn auch der Inhalt dieser Recepte von einem Anderen her-
rührt, doch die Abfassung derselben in der Form, in welcher sie uns vor-
liegen, von Zosimos? Dass dies von Mehreren angenommen wurde, geht ans
dem S. 206, Anmerk. 200 Frinnerten hervor; bezüglich des Reinesins
Widerspruch vgl. das S. 214, Anmerk. 207 Angeführte. Auf welchen Grund hin
diese Annahme gemacht wurde, ist mir unbekannt. In keiner Handschrift^
so weit mein Wissen reicht, wird in den Ueberschriften dieser Recepte des
Zosimos Name genannt; in den Katalogen wird wohl auch ausdrücklich
angegeben, dass ihr Verfasser nicht angegeben sei. Sie kommen allerdings
in den Sammlungen auch hinter Schriften des Zosimos vor, aber keineswegs
immer und, so viel zu ersehen, in keinerlei Verband mit ihnen. — Aber in
der Vorschrift zur Bearbeitung des indischen Eisens und in der zur Färbung
des persischen Kupfers kommen arabische Kunstausdrücke vor, was die Ab-
stammung dieser Vorschriften, oder der Form in welcher sie uns erhalten
sind, auß einer Zeit , in welcher die Araber unseres Wissens sich noch gar
nicht mit solchen Gegenständen besonders beschäftigten, mindestens sehr an-
gewiss sein lässt. So wird z. B. in der ersteren Vorschrift (nach dem Abdruck
bei Schneider) vorgeschrieben ein gewisses Gewicht toi> Xeyofiiyov £UAdy
iy aQaßoig^ und auch ßiXiXsy; in der zweiten (nach dem Abdruck bei Schnei-
der und bei Grüner) findet sich Erwähnung toö Xeyo/niyov yatrjg> iy d^-
ßotg. (Vgl. auch unten Anmerk. 218.) Reinesius (de chemicorum graecorum
codice Gothano Judicium; in Fabricii Bibl. gr.. Vol. XII, p. 752) wollte nach
dem Vorkommen solcher Worte, welche dem Persischen und Arabischen ent-
lehnt seien , in griechischen Schriften die Abfassung der letzteren nicht vor
die Zeit setzen, in welcher die Griechen ihnen abhanden gekommenes Wissen
von den Persern und Arabern wieder erlangt hätten; derartige Schriften
seien nach dem Jahre 900 etwa verfasst. Morhof's (Polyhistor literarius,
Pars I [Lubecac 1695], p. 107) Widerspruch: man könne doch nicht wissen,
ob nicht die Griechen schon früher solche Kunstausdrücke gekannt hätten
u. s. w., ist schwächlich; des Reinesius Zeitangabe übrigens auch etwas
willkürlich. — Die Erklärung einiger solcher arabischer Kunstwörter, welche
er übrigens etwas anders gelesen {iXtUy^ ßeXtXiy)^ hat Salmasius versucht
(Plinianae exercitationes in Solini polyhistora. Pars II [Parisiis 1629], p. 1823 sq.);
über yati^q> vgl. Grüner a. a. 0., p. 20.
^ Darin nach L am heck (Commentariorum de bibliotheca caes. vindo-
bonensi L. VI., ed. Kollarii [Vindobonae 1780], p. 406): Philippi ciigiisdaiii
Zosimos. 213
«
Sie sind auch enthalten in der aus dem Uten oder 12ten Jahr-
hundert stammenden Handschrift, welche die Marcus - Bibliothek
zu Venedig besass**^^), in einer Handschrift der Bibliothek zu
Turin 206) und in der Altenburger o. Gothaer Handschrift, aus wel-
cher Grüner das eine veröffentlicht hat'o?). Zweifelhaft und
tinctura aeris Persici, et tinctura ferri Indici. Prima harum duarum ^ctu-
ranim inscribitur atque incipit his verbis: Bttq>r] toß nngä üi^cmg t^sv^ri-
fjiiyov x^XxoD ygag^titfa ano dg^f}^ *PtXCnnov. Jaßüiy , secunda aatem:
Ba(prj toö ^lydtxoi} <ri&riQOVf yQ(eg>6Tffa zq) avt^ XQÖytt}. y^teßmy atdijQov änd-
Xov . Schneider hat a. o. a. 0. die Ueberschriften ebenso, nur in der
ersten t^vQfifiiyov statt i^evQijfjiyov,
805J In der Inhaltsangabe einer älteren Sammlung alohemistiscber Auf-
sätze, welche entere zusammen mit den meisten der letzteren in die Yene-
tianer Handschrift übergegangen ist, sind (im Anhange zu Bernard's Aus-
gabe der Schrift desPalladios von den Fiebern [Leyden 1745], p. 116), hinter
mehreren Schriften des Zosimos, doch ohne Angabe dass der Letztere auch
Verfasser der folgenden sei, auch aufgeführt Bic^r} rjtoi fiezaßoXri nvgoxdXxov
jfQog dtTTQoxtiXxoy und Bag)^ xal noltiü^q toi> "ly^ixov <n6riqov. Dass diese
Aufsatze die oben besprochenen Recepte seien, geht mir aus des Morelli
Aussage hervor, nach welchem (Bibliotheca manuscripta graeca et latina, T. I
[Bassani 1602], p. 176) in dieser Handschrift auch enthalten sind capita duo,
alterum de tinctura aeris apud Persas, jam a tempore domiuationis Philippi,
alterum de tinctura ferri Indici ; nt apud Lambecium Lib. VI, p. 406 nov. ed.
(In dieser Handschrift sind ausserdem auch enthalten Modi quatuor tingendi
ferrum, quorum primus apud Indos inventus, ab iis ad Persas, deinde ad
Graecos transiit, wie Morelli a. e. a. 0., p. 176 angiebt.) — Die mit dieser
Venetianer Handschrift sonst ziemlich übereinstimmende Handschrift der
Bibliothek des Escurial hat (wie aus Mille r's Catalogue des manuscrits grecs
de la bibliotheque de PEscurial [Paris 1848], p. 4188. hervorgeht) diese Auf-
sätze nicht, sondern bietet gegen das Ende hin eine Lücke, welche u. a. auch
diese (übrigens in der auch hier erhaltenen Angabe des ursprünglichen Inhalts
der älteren Sammlung gleichfalls verzeichneten) Aufsätze umfasst.
^^ Codices manuscnpti bibliothecae regii Taurinensis athenaei, T. I [Tau-
rini 1749], p. 178. Hiemach ist in dieser Handschrift auch enthalten: Batpr}
Toö nuqä JlfQCcetg t^evQtjiiiyov Xf'Xxoi> yQUifBiaa dnb aQ^ti? ^^Xinnov tof) Maxe-
doyag olog 6 iy talg nvXaig tijg ayCag 2o(fU(g. Color aeris apud Persas in-
venti descriptus sub imperio Philippi Macedonis, qualis in portis sanctae So*
phiae. Proxime sequi tur ßctg)ri toD *Iy&^xoD aidtjQov ygatpsTcn ttp «rrw X9^*^^'
Color Indici ferri descriptus eodem tempore.
307) A. o. (Anmerk. 199) a. 0. Er hat die üeberschrifl des Receptes zur
Färbung des Kupfers ganz so, wie sie Lambeck aus der Wiener Hand-
schrift angegeben hat» nur an 6 dQfjg ^^XCnnov statt dno d^x^g 4>iX(nnov, Der
von Grüner gegebene Text der Vorschrift zur Färbung des Kupfers hat
doch, dem von Schneider aus der Wiener Handschrift veröffentlichten
gegenüber, zahlreiche Varianten. Als Haupttitel beider Vorschriften scheibt
214 Zosimos.
theilweise unwahrscheinlich ist es mir, ob das eine dieser Reoepte
enthalten sei in einer Handschrift einer Bibliothek zu Montpel-
lier'^O oder in einer Handschrift der Bodleyanischen Bibliothek
EU Oxford 5<>ö). Keines dieser Recepte sollte man, nach Höfer's
ausdrücklicher Angabe 2^®), in den Handschriften der jetzt kaiser-
lichen Bibliothek zu Paris zu finden erwarten; und wirklich war
aucMceines enthalten in der dem Fabricius zugekommenen Ab-
schrift einer Pariser Handschrift*"). Aber schon Montfau-
übrigens die Altenburger o. Gothaer HandBcbrift zu haben: JTc^i ßrtg>ftg atdi^
Qov\ vgl. Jacobs u. Ukerfs Beiträge zur altern Litteratnr o. Merkwördig*
keiten der Bibliothek zu Gotha, Bd. I, Hft. 2 [Leipzig 1835], S. 217. Wo-
mit das, anch in anderer Beziehung beachtenswerthe, übereinstimmt, was des
Reinesius de chemicorum graecorum codice Gothano Judicium (in Fabricii
Bibliotheoa graeca, Vol. Xu ["Hamburgi 1724], p. 752) — nach vorgängiger
Besprechung, dass in diesen Vorschriften arabische Kunstai^sdrücke vor-
kommen — bemerkt: quod si observasset Salmasius, caput ne^l non^aetag j^aX-
X0& iat^&of>, quod in praesenti codice ms. f. 112 b sub titulo ßag)ij ro0 7r<f»-
xoü ctd'^Qov legitur, non adscripsisset Zosimo, ne dicam, quod in ipso capite
Zosimus nominatim allegetur. Beide Vorschriften hat Salmasius dem Zosi-
mos zugeschrieben in Plinianae exercitationes in Solini polyhistora, Pars II
[Parisiis 1629], p. 1323 sq.; Zosimos wird citirt in der Vorschrift zur Bear-
beitung des indischen Eisens, auch wie diese Schneider veröffentlicht hat
(Edogae pbysicae, Bd. II, S. 97).
208) Als in einer solchen enthalten wird von Montfaucon (Bibliotheoa
bibliothecarum manuscriptorum nova [Parisiis 1739], p. 1200) angeführt, nach
vorhergehender Erwähnung eines Aufsatzes von einem Araber Salmana:
Tinctura ferri Indici eodem auctore.
^^) Darin nach Coxe (Catalogi codicum manuscriptorum bibliothecae
Bodleianae Pars III. [Oxonii 1854], p. 89): Anonymus quidam de ferri tin-
ctura. Tit. IJegi ßaq^f^g oi&i^qoü, Inc. ß(t(pij ^^ tatly ij a/edoy Snaat. Dieser
Anfang ist ein anderer, als der des oben besprochenen, ähnlich überschrie-
benen Aufsatzes in der Wiener Handschrift; diese Anfangsworte kommen in
dem von Schneider aus der letzteren Handschrift veröffentlichten Texte
überhaupt nicht vor.
210) Histoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 261: Les seuls
manuscrits grecs de Zosime le Panopolitain , qui aient ete, autant que nous
sachions, jusqu'ä present imprimes, sont: de eythorum confectione fragmentum
nunc primum graece (e cod. Gothano) ac latine editum a Ch. Grüner; —
Fragmentum de Persica cupri tinctura ^ edidit J. G. Schneider, in Animad-
vers. ad Eclogas physicas, p. 95. Voy. Bibl. de Hoffmann. Aucun de ces
fragments ne se trouve dans la collection des mss. grecs de la Bibl. impe-
riale de Paris.
211) Deren Inhalt er in seiner Bibliotheoa graeca, Vol. XII [Hamburgi
1724], p. 760—775 besprochen hat.
Zosimos. 216
con**^) hatte darauf hingewiesen, dass eine, eines dieser Becepte
enthaltende Handschrift in jene Bibliothek gekommen sein möge,
und ich habe keinen Zweifel, dass mindestens das für die Färbung
des Kupfers sich in den Manuscripten der genannten Bibliothek
findet; wahrscheinlich aber sind beide Recepte in denselben ent-
halten'»3). Beide auch wohl in der Handschrift der Bibliotheca
Laurentiana zu Florenz •^^*).
^*2) Er giebt in seiner Bibliotheca bibliothecarum , p. 773 an, in einer
einige chemische Aufsätze enthaltenden Handschrift der Bibliothek des Gar-^
dinal Radulphus, deren Manuscripte meistens in die Bibl. regia (zu Paris)
gekommen seien, sei auch: Tinctura aeris apud Persas reperti, scripta dno
aqx^i Philipp! Macedonis.
^^^) In Cod. 2275 dieser Bibliothek sind nach Catalogns codicum manu-
soriptorum bibliothecae regiae, T. II [Parisiis 1740], p. 475 (auch Leng! et
du Fresnoy's Histoire de la philosophie hermetique[ä laHaye, 1742], p. 13)
enthalten: Anonymus, de tinctura auri (s?c), a Persis inventi, temporibus
Philippi Macedonis und Anonymus, de tinctura ferri, plumbi, etc., und nach
Höfer's eigener Angabe (a. a. 0., p. 299): La trerape du cuivre inventee
chez les Perses et decrite par Philippe, roi de Macedoine: und dann (p. 300)
bemerkt Höfer noch: Le meme traite (ßtctprj toö nctqu lltQaaig i^evQijiuiyov
XaXxov) se trouve, avec des variantes, dans le manuscrit 2249, fol. 39 (der eben
citirte ältere Katalog führt diesen Aufsatz als in dieser Handschrift enthalten
nicht auf). L'auteur s'appelle egalement Philippe; ce n'est point le roi de
Macedoine, mais un archipretre macedonien (^^/*^^£(^^)» attache au temple de
' Sainte-Sophie, ä Constantinople. A jager par certaines phrases, l'öcrit n'est
pas anterieur au huitierae siecle. 11* est question des Arabes et des savants
Ismailites, dans le chapitre intitule: Fabrication du cuivre jaune (noir^a&g
toi> /«Axoi; Icd^^oi). L'auteur parle aussi, en termes un peu obscurs, de la
trempe du fer indien „avec lequel on fabrique, dit-il, de fameux sabres (rä
^avfjidaia ^^g^'i). Cette trempe a eto inventee par les Indiens, auxqnels Pont
empruntee les Perses; et de lä, la connaissance en est venue jusqu'ä nous''.
II emploie d'ailleurs beaucoup de mots arabes, tels que tuthi'e, elilegy natiphi,
etc. II cite aussi le nom de Marie, dans des recettes chimiques. — Manches
hier von Hof er Angegebene stimmt allerdings nicht dazu, wie sich die in
Besprechung stehenden Vorschriften bei Schneiderund bei Grüner mit-
getheilt finden; es wird dieses aber von Anderen als anderswo stehend ange-
geben. So z. B. hat Grüner (a. o. a. 0., p. 17) Folgendes: In cod. bibl. D.
Marci leg. haec inscriptio (die oben Anmerk. 205 angeführte) , quam et
Zosimus habet, ea cum additione, ygatfeTaa rrp «i'tju xQ^^H*) Salmas. Plin. Ex-
ercit. p. 1323 ita refert, negl noi7]asix)g /«Axoij ^((yS^olij /5agp^ nQog ^Cg)fi x€it
t^aXela Ao|et;r*x«. Christianus in Synopsi hanc ferri tincturam Persis de-
beri negat, unaque addit haec verba, evQfd^q ino i&y ^lydcjy^ xat (^edöd-tj II4q'
cr«*c, x«i nttQ^ kXE(u(au t)X^€y elg iifiäg. Solebant vero artifices veteres ferrum
durare arte quadam, *| t)g xal xä ^«vfiüaicc ^iq)tj XBxitt(vovxM\ Reinesius Var.
216 Zosimofl.
Lect. ni. 15, p. 583 leg. roy Marixw aiSr^qoy xtd tu Safiuax^yä. (Die Stelle
ist bei Reinesias etwas anden: Tom Verzieren Btahlemer Gegenstände,
Schwertkling^n a. a., spreche aator ohemicos graecos ne^l to£^ ^eiov €datog
ad Sergium et jungit ror it^ay^xw aidri^oy xal xä ^avuaata ^i^vj, nbi
Sa/Littaxfiyd intelligenda sant.) Darüber, wo die ao^oi x<by ^Icfia^Utiby genannt
werden, Tgl. oben S. 205; in dem Ton Schneider nnd Ton Graner Yer-
öffentlichten kommen sie nicht vor. In dem Recept cor Bearbeitung des
indischen Eisens, wie es Schneider yeröffentlicht hat, wird auch nicht Ma-
ri a mit Namen genannt, wohl aber darauf Bezog genommen , was ij ^Kßfmiti
TiQo^jUg aasgesprochen.
'^^) Catalogas codicum graeooram bibliothecae Lanrentianae , au-
ctore A. M. Bandinio, T. III [Florentiae 1770], p. 356.
Zur Geschichte der Destillation.
Für die beiden alchemistischen Autoritäten, welche in den
zwei vorhergehenden Abschnitten besprochen wurden: für Syne-
sios und Zosimos war hervorzuheben, dass in ihren Schriften
sich deutlichere Beschreibungen vervollkommneter Destillations-
äpparate finden. Angemessen erscheint es, hier Einiges darüber
zusammen zu stellen, welche Kenntnisse bezüglich der Destillation
man schon in früherer Zeit hatte, und welche Vervollkommnung
die von den genannten Schriftstellern beschriebenen Apparate
zeigen.
Weit zurück gehen die ersten Wahrnehmungen, welche man
zu berücksichtigen hat, wenn man einen Ueberblick über die Ent-
wicklung der Eenntniss der Destillation, dieser für die Ausbildung
0er Chemie so wichtig gewordenen Operation gewinnen will. Dass
bereits vor der Zeit der Araber, welche man öfters mit Unrecht
als die eigentlichen Entdecker der Destillation genannt hat, die
Eenntniss dieser Operation mittelst eigens dafür erdachter Appa-
rate sich findet, ist schon im 17ten Jahrhundert hervorgehoben
worden, wo Borrichius^) über die bei Zosimos beschriebenen
Destillationsgeräthschaften Mittheilung machte. Aber seit länge-
rer Zeit ist auch anerkannt, dass selbst vor das erste Jahrhundert
unserer Zeitrechnimg zurück, in welchem bereits die Darstellung
gewisser Substanzen nach dem Princip der Destillation beschrie-
ben wird, die Eenntniss von Vorgängen geht, welche zu der De-
^) Hermetis, Äegyptiorum et chemicorum sapientia [Hafniae 1674],
p. 155 sq.
218 Zur Geschichte der Destillation.
stillation in nächster Beziehung stehen; darauf, dass solche Vor-
gänge schon Aristoteles wie dann den Commentatoren Dessel-
ben bekannt waren, haben namentlich J. L. Ideler') und AL
von Humboldt') hingewiesen.
Des Aristoteles' (im 4ten Jahrhundert v. Chr.) Meteorolo-
gica^) enthalten bereits die Angabe, dass aus Meerwasser durch
Verdampfen desselben und Wiedenrerdichten des Dampfes reines
(trinkbares oder süsses) Wasser erhalten werde ^); femer die An-
gabe, dass bei dem Eintrocknen von Feuchtem Wasser entweiche,
was als solches wieder verdichtet werden könne, und dass, wenn
ein Rückstand bleibe, dieser erdiger Art sei^ Aber mehr eine
unrichtige Geueralisirung einer richtigen Beobachtung, als das Re-
sultat auch nur irgend genauer angestellter Versuche war die an
die erstere Angabe sich anschliessende weitere: wie das aus dem
Meerwasser Verdampfende, so verdichte sich auch das aus dem
Wein und anderen Flü&<ugkeiten Verdampfende zu Wasser^ —
s) A. Anmerk. 5 a. 0^ VoL IT, p. 483.
*) Kritische UnterBaclraiigeii über die historische Entwickduiig der geo-
graphischen Kenntnisse Ton der neaen Welt, L Bd. [Berlin 1836], S. 507 ff. —
YgL auch Uöfer's Histoire de la chimie, 1. ed., T. I [Paris 1842], p. 91 1.;
2. ed., X, I [Paris 1866], p. 96s. Darauf, wie nahe bereits Aristoteles der
Erkenntniss der Destillation gestanden, hatte schon Borr ichin s (De orta et
progressn chemiae [Hafiiiae 1668], p. 93) aufmerksam gemadit
*) Die Problemata des Aristoteles enthalten in aect XXIH, wo Ton
dem Meere and salxhaHigem Wasser nberhaopt die Bede ist, kanm £tw&
Erhebtiches, was anf das Verdampfen and Wiederrerdichten ron Wasser sich
besöge.
^) L. n, cap. ni (Aristotelis Meteorologicorom LibrilV; ed. J. L. Id^er;
Yol. I [Lipsiae 1834], p. 82 sq.): 'Or« cfi yirrtm druiZ&rctz nöutim^ mai mvm eif
(in der a. e. a. 0. gegebenen üebersetzong: Com rero in Taporem abü, pota-
bSe fieri, nee in maris aqoam, com mrsoa coirerit id, qnod in taporem abiit,
ooncrescere; docti experientia dicimos).
*) L. IV, cap. VII (a. e. a. O., Vol. II [Lipsiae 1S36], p. 55): ^Äni^xetm
d^ixQ rtilirttitr rd)r rotottmr ^r^^irouirmr ro fcfM^. d;u€ior ^ or« t6 rSm^' ^
r«. r«t r« ^'r^; (Homor aatem aqaeas ab omnibos cjos modi, dun iBarescant,
ezit. Aqoam aatem inesse indiciom exstat: nam Tapor, si qais enn coUigere
relit, in aqaam consistit. Qoare qaiboscanqae remanet aliqaid, id terrenae
ert).
~) L. II, cap. m. nnmitielbar mn das in Anmerk. 5 MitgetheiKe •iwchlw»'
Zur Geschichte der Destillation. 219
Doch ist aus jener frühen Zeit uns keine Beschreibung der Vor-
richtung erhalten, mittelst deren die Verdichtung des Dampfes vor^
genommen wurde. Gewiss war sie einfachster Art: schwerlich
mehr als ein Deckel, welcher noch kalt auf das, die erwärmte
Flüssigkeit enthaltende Oefass . gesetzt den aufsteigenden Dampf
in Tropfen an sich niederschlagen Hess.
So einfach war auch noch der Apparat, mittelst dessen in
dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung das aus Zinnober
mittelst Eisen abgeschiedene imd verdampfte Quecksilber aufge-
sammelt wurde. Dioskorides sagt: Queckstiber werde bereitet
aus Zinnober; man thue in ein irdenes Geschirr eine eiserne Schale
mit Zinnober, kitte ein Gefass als Deckel darauf und erhitze mit
Kohlen; das an den Deckel sich Anhängende sei abgelöst und ab«
gekühlt Quecksilber^). Dasselbe berichtet Plinius^. Das irdene
send: ndax^^ ^^ ^<^' ruXXa zavTo' xal yccQ oly og xal nuvteq ol /t>^o», '6aok
(?y dtfiiffayteg ndX^y eig lyQoy avetcbüiyy v^toq yCyoytu^ (Hoc autem modo et
caetera afficiuntur. Vinum namque et quotquot humores Taporantes ranns
in humorem concrescunt, aqua efßoiantur). — Hof er übersetzt etwas frei, wenn
er sagt: Voici le passage d'Aristote qui devait suggerer a son commentatear
Videe de la distillation : „L'eau de mer est rendue potable par Tevaporation;
le vin et tons les liquides peuvent etre soumis au meme procedS: apres avoir
et^ reduits en vapeurs humides, ils redeviennent liquides^; an diese Ueber-
setzung konnte er allerdings (Histoire de la chimie, 1. ed., T. I, p. 91) die
Frage knüpfen: Comment n'a-t-il pas ete conduit a la decouverte de Pesprit-
de-vin? oder an deren Stelle (daselbst, 2. ^d., T. I, p. d8) die Bemerkung:
Ce passage aurait du conduire ä la decouverte de Pespritde-vin.
B) Dioscoridis de materia medica L. Y., cap. CX (ed. G. Sprengel, T. I
[Lipsiae 1829], p. 776): ^YS^aQyvQog ds ffxeväCstM dno toö djnjniov Xsyofiiyov,
xatttXQI^^*^^^ ^^ ^^' rouTov xtyyaßÜQSOig Xsyöfiiyov d-fyrsg yäg int Xonddog
XBQttfjiag xoyxoy ir^dijQoÜiy, f;|ro»'T« x&yyäß«^*^ nBQtxad^dmovaiy äfißtxa^ nBquX"
Xei^ayxeg nriX^, elza inoxulovaty äy&Qcc^iy i^ yäq nqogCJ^ovaa x^ äfiß&x& alB-d-
Xfi dno^vüd^€i<ra xai dnoxl/vx^Biad^ IdQdQyvQog yCysxah (nach der a. e. a. 0*
mitgetheilten Uebersetzung: Hydrargyrum paratur e minio dicto, quod et
abusive cinnabaris appellatur. Imposita nimirum patinae fictili concha fer^
rea cinnabarim continente, operculum adaptant, quod undique luto circum-
linunt, dein carbonibus succendunt. Tum, quae operculo adhaeret, fuligo de-
rasa ac refrigerata in hydrargyrum abit).
») Historia naturalis, L. XXXIII, cap. VIII (c. XLI der Franz'schen
Ausgabe, Vol. IX [Lipsiae 1788], p. 144 sq.): Ex secundario [minio s. cinna-
bari] invenit Tita et hydrargyrum in vicem argenti vivi: panlo ante dUatum.
Fit autem duobus modis: aereis mortariis pistillisque trito minio ex aceto:
aut patinis fictilibus impositum ferrea concha, calyco coopertum, argilla super-
»0 Zar GtaehiehU der DetitiSkaiüoB.
gab hier das DeitilUtimugefiaB ab, das als Deckel auf»
gAHUie Gefass bot die rerdicbtende Flache und diente zagleieli
•Is Bedpient >^;. — Weniger deutlich ist die gleichfalls jener Zeit
•sgeb^irige, bei Dioskorides"j, Pliiiiiis")iLiu") sidi findende
Angabe : atis Harz fTerpentin; oder Etwas Aehnlichem werde ein
Oel dargestellt durch Kochen und Ueberhängen von Wolle, welche
dann, von dem Dampfe durchtränkt, ausgepresst werde. Es ist
diese Angabe, wie es scheint, bald als darauf gehend gedeotei
worden , dass man die über der flüssigen Substanz überstehende
wässerige Flüssigkeit durch Wolle habe aufsaugen lassen und sie
dann durch Auspressen der Wolle für sich erhalten habe >^X ^^Ad
flliia : dein lub patinii accemain foUibus continao igni, atqae ita calycis sa-
dora deterto, qui fit argenti colore et aquae liqaore. — Plinivi beseichnet
dfit nai6rHoh Torkommende Qaeckailber ali argeDtam vivam, das künatlieh
dargettelJts alf bydrargymtn. Die Dantellang des letzteren aaa Zinnober
doroh Reiben desselben mit Essig in einem knpfemen GeflUse mittelst eines
kupfernen Stössels batte Theopb rastos von Eresos (geb. nm 870, gest
988 0. 286 ▼. Chr.) in seiner Schrift neQt U^tav angegeben.
><^ Nicht gans richtig ist AI. ▼. Humboldt 's Deutnng (a. Anmerk. 8
s. 0.| 8. 006): yyDer Kolben war die ferrea concha, der Helm entsprach dem
smbix oder caliz, welcher an der concha vermittelst des Thonkittes befestigt
war**.
") De materia medica, L. I, c. XCV (a. Anmerk. 8 a. 0., T. I, p. 96 sq.):
riyit((& (fi xal n&aaiXtt&oy ix Tf]g ntaariq, /a>^»CoiC^*'ot^ toii vdatthSovg tnHf^g,
iipitnntat ifi totto xa&dnBQ 6f^og yaXaxu xtd hXafÄßdyezM dt iv tg j^f^s»
tf^q niaarigy Ine^ttnaQov/niyov iqiov xa&ttQoHf oneQ Stay ix ro$ dytt^^ofiiyu
dtfÄofi yiytjTa& tfntßQoxoyy ix&X^ßBtat elg dyyBtuy (nach der a. a. 0. mitge-
theilten Uebersetzung: Fit autem et oleum picinum e pice, separate, qnod
in ea aquosum est, quodque eidem, velut semm lacti, supematat. Excipitar
autem, dum pix coquitur, expansis snpra eam mundis velleribus, quae, poet-
quam halitu ex ea sublato permaduerint, in vas exprimuntur).
»«) Historia naturalis, L. XV, c. VH (Vol. V [Lipsiae 1785], p. 166 sq.
der FranE*schen Ausgabe): E pice fit, quod pissinum appellant, cum ooqoi-
tnr, velleribuB supra halitum ejus expansis, atque ita expressis : probatum ma-
xime e Brutia : est enim pinguissima et resinosissima. Color oleo falvns.
1*) Scribonius Largus z.B.; Compositiones medicamentorum, 40: Picis
flo8| quod nh^fsiXakw vocant. — — Picis florem appello, quod excipitnr, dorn
ea ooquiiur, lana superposita ejus vapori. Vgl. Schneider a. Anmerk. 14
a. 0., S. 323.
H) So von Joh. Gottl. Schneider in Dessen Anmerkungen nndEriiate-
rungen Über die Eclogas physicas [Jena und Leipzig 1801], S. 322 {ni^&a ity^
ssi Theer, die daraus durch Kochen bereitete nioaa ^riQa Pech): »Bejrm Sie-
den des Theers ward der wässerige Theil, welcher oben auf dem Theere, wie
Zur Geschichte der Destillatioo. 221
als darauf gebend, dass man das bei dem Erhitzen des Harzes
V^f^npfende sich in, über der Flüssigkeit angebrachter Wolle
Jb«be verdichten lassen, durch deren Auspressen man dann Terpen-
tinöl erhalten habe i^); letztere Deutung erschien auch mir als die
wahrscheinliche *^.
die Molken aaf der geronuenen Milch, sich zeigt, in einem über dem
siedenden and dampfenden Kessel aufgehängten wollenen Tuche aufgefangen,
und durchs Auspressen des Tuches gesammelt. Diese Substanz ist das,
was wir den Schweiss, Sauerwasser oder Theergalle nennen. Sonderbar
ist der Sprachgebrauch, welcher den wässrigen Theil, weil er wie Oel oben
aufschwimmt, Oel nannte''. Auch Sprengel meint a. Anmerk. 8 a. 0., T. II
[Lipsiae 1830], p. 382: Dioscoridis maaiXMoy est Theerwasser, Für die Ab-
sonderung des letzteren war indessen die Anwendung von Wolle wohl kaum
so nothwendig, wenn auch diese hätte als Filter nützlich sein können. Die
eben mitgetheilten Stellen älterer Schriftsteller stimmen aber alle darin über-
ein, die Wolle sei bei der Darstellung des ntaciXatoy oder pissinum dem
Dampfe der als Ttiuaa oder piz bezeichneten Substanz ausgesetzt gewesen.
^^) So von Hof er in Dessen Histoire de la chimie, 1. 6d., T. I, p. 195;
2. ed., T. I, p. 202, wo le piaaiUon ou l'huile de terebenthine besprochen und
anknüpfend an die in Anmerk. 12 mitgetheilte Stelle des Plinius bemerkt
wird: Quelque imparfait que soit ce procede, il ne laisse pas d'etre digne
de nos reflezions. Un pot servait de oomue, et un bouchon de laine de r4-
cipient.
16) In meiner Geschichte der Chemie, II. Theil, S. 26 f. und IV. Theil,
S. 892. Sie ist es mir auch jetzt noch. Das Gapitel des Dioskorides, welches
das maaiXa$oy zum Gegenstande hat und dessen Anfang (das auf die Dar-
stellung dieser Substanz Bezügliche) in Anmerk. 11 mitgetheilt ist, schliesst
sich unmittelbar an das (L. I, cap. XCIV) naql niaai^g iyyqäq an, und dass die
nCaaa ly^a Terpentin war, lehrt der Anfang des letzteren Capitels (a. An-
merk. 8 a. 0., T. I, p. 97): nCaaa 17 fjiiy iy^y >}^ ^y^o& xö^yoy xaXoi:^a&f irvyü'
yetn& /Jty ix i<by Una^attätaty ivXioy nevxrig xal nirvoq' Arr* (fi xaXfi 1^ axlX-
ßovaa xal Xeia xai xu^aqd (Pix liquida, quam nonnuUi oonum appeilant, e
pinguissimis piceae pinique lignis colligitur; probatur splendida, laevia ac
sincera). Durch das Kochen der nCaaa vyi^ wurde, wie bei Dioskorides
in einem bald nachfolgenden Gapitel (L. I, cap. XGVII) mitgetheilt wird (a.e.
a. 0., p. 100), li^^a nCoau (Colophonium) erhalten: *A cf« li^ä n(aaa (u itf/o-
^uiyiji jf^i ly^äg yiysxut' xuXBizuh di avtfj t>7i' iy^tay naXCfAnhaaw yfyetat cfc
«itfji ^ fiiy tig l^iödijg, ßoaxäq xaXovfiiyti^ ^ dt |i}^ci' (cu dt xaXrj ij xa&uQä
xal X&nu^ä, evibdqg ti xai vnöxt^^og xal ^tjttyatdtig' totavtri di icxty fi Xvxtaxij
xal il ßqvxxCay dvo gti^oBrny ix^fieyat, niirofig äfia xal ^iiUyiig (Pix sicca etiam-
nnm e liquida fit cocta, vocatur autem a nonnullis palimpissa; est quaedam
ejus specics yiscosa, boscas cognominata, altera siQoa; probatur pura, pinguis,
odorata, subrutila et resinosa; talis est lycia et bmttia, qnae quidem utramque
picis juxta et resinae indolem habent). Um das bei dem Kochen de9 Terpen-
tins entweichende Terpentinöl ^afsusammeln, war ein fiüschel Wolle keine
222 Zur (ieschichte der Destillation.
Auch für die nächstfolgende Zeit ist eine Verbesserung in den
Vorrichtungen, das aus heisser Flüssigkeit Verdampfende wieder
zu Flüssigkeit zu verdichten, nicht nachweisbar. Bekannt blieb
dieThatsache, dass auf diese Art aus Meerwasser trinkbares Wasser
erhalten werden kann; namentlich bei den Common tatoren des
Aristoteles findet man, aus Anlass des von Letzterem bezüglich
dieser Thatsache Gesagten, ihrer erwähnt. So bei dem am Ende
des 2ten und im Anfange des Sten Jahrhunderts lebenden Ale-
xander ausAphrodisias, welcher allerdings von der Umwand-
lung des Meerwassers zu trinkbarem Wasser, durch Erhitzen des er-
steren in Kesseln und Verdichten des Dampfes durch aufgesetzte
Deckel, in einer Weise spricht"), als wären nach diesem Verfah-
gute Vorrichtung, aber doch eine anwendbare; man braucht nur etwas Ter-
pentin in einer Röhre zu kochen, in deren oberes Ende man einen losen
Pfropf aus Wolle gesteckt hat, um diese von verdichtetem Terpentinöl so
feucht werden zu lassen, dass man es auspressen kann. Auf bruttisches Colo-
phon wird hier von Dioskori^es Bezug genommen, wie von Plinius (vgl.
Anmerk. 12) auf bruttisches Terpentinöl; diese Harzproducte wurden in Brut-
tium, dem südlichen Calabrien, gewonnen und namentlich der Sila-Wald
(bruttia sila) lieferte sie.
^7) In den Bemerkungen zu den in Anmerk. 5 und 7 mitgetheilten Stellen
des Aristoteles. Joannes Grammaticus in libros de generatione et interitu;
Alexander Aphrodisiensis in meteorologioa [Venetiis 1527], f. 97 v® (die
Stelle hat auch Ideler a. Anmerk. 5 a. 0., Yol. II, p. 483): oifzio yoi^y xal
TfoioCai t&yeg n6xkfAoy ^dto^ dnb toö d-aXatraiov, vnoxaCoyxBq yu^ noXX^ nvql
nXriqBkq ffdarog toiovxov Xißfjvaf xal xoy äxfiov iy xotg ime^xetfiiyoig avx&y nA-
fÄau& dd-^oiCoyxig xe xul dex6jU£yo&f xoixip eig l'datQ jLteraßdXXoyx^ )(q&yxai no-
x^. ov fiöyoy di ^a* xr^y &uXaaatty dxfdiaaaay dnofldXXBty xby olxelpy /vfAÖy,
xal üd(a^ yfyyead'a&, dSiXä xal ndyxa xä äXka ity^d' xal yä^ olyog xal xä äXXa
xä j(v/40vg It^oyxa xal dxfii^ovxa iy xp xoO dxfioi) elg {yy^by ndXty fiCXafloXp
Moiq yfyyexai, — Von den um die Mitte des 16ten Jahrhunderts veröffent-
lichten lateinischen Uebersetzungen dieses Commentars des Alexander von
Aphrodisias, durch A. Picoolomini und durch Gamotius, ist mir jetzt
keine zugänglich. Der letzteren ist wohl entnommen, was AI. v. Humboldt
a. Anmerk. 3 a. 0., S. 509 als die hier in Betracht kommende Stelle dieses
Commentares mittheilt: Per hunc quidem modum maris aquam potabilem
nonnulli reddunt: lebetes enim hujusmodi aqua plenos multo igni imponentes
et vaporem in operculis superimpositis colligentes et recipientes in aquam
permutato utuntur potu; wozu er anmerkt: yjDie Stelle über die Destillation
des Meerwasscrs fehlt, nach der Bemerkung von Ideler, in der im Jahre
1548 erschienenen Uebersetznng des Alexander Piccolomini von dem Kommen-
tar des Alexander von Aphrodisias, die auch in anderen Stellen bedeutend
von der im Jahre 1556 erschienenen Ueberpetzung des Camotius abweidit**.
Zur Geschichte der Destillation. 223
ren zu seiner Zeit grössere Mengen Wasser destiliirt worden, so
dass man an eine Vervollkommnung der als Deckel bezeichneten
Condensationsvorrichtungen denken möchte; aber davor warnt die
auch bei ihm sich fiiKiUnde Wiederholung der irrigen Angabe, dass
bei gleicher Behandlung ebenso auch der Wein zu Wasser werde.
Bei dem jüngeren Olympiodoros von Alexandria, welcher etwas
nach der Mitte des 6i&j Jahrhunderts des Aristoteles Meteoro-
logica commentirte, wird, an das unvollkommene Verfahren der
Verdichtung des Dampfes in übergehängter Wolle erinnernd, er-
wähnt, dass ein über siedender Flüssigkeit aufgehängter Schwamm
sich nachher bei dem Ausdrücken mit Feuchtigkeit gefüllt er*
weise *®).
Der eben genannte Olympiodoros ist verschieden von einem
alchemistischen Schriftsteller desselben Namens, welcher wohl um
anderthalb Jahrhunderte früher lebte ^^) und wahrscheinlich bes-
sere Qeräthschaften kannte, den aus erhitzter Flüssigkeit sich ent-
wickelnden Dampf zu verdichten und die resultirende Flüssigkeit
Aas der anderen Uebersetzung theilt Höfer (Hietoire de la chimie, 1. ed.,
T. I, p. 195 B.; 2. ^d., T. I, p. 203) Folgendes mit: Qaidquid es ipsis eyapo-
rans in opercnlis colligitnr. — Yinam et alia quae humorem aat suocam ha-
ben! atque evaporant, ex transmutatione rorsus vaporis in humidum, aqua
fiunt. Alex. Aphrodis., ii^ Meteorolog. Aristot. Comment., lib. II, com. 15,
p. 19 verso, edii. Piccolomini; Venetiis, 1548.
^^) Olympiodoros bemerkt zu der in Anmerk. 6 mitgetheilten Stelle
des Aristoteles (aus Olympiodori in Meteora Aristotelis Ck>mmentarii
[Venetiis 1651], f. 70 v» bei Ideler a. Anmerk. 5 a. 0., Vol. II, p. 218):
IJrjyvvxat fiiv vnb tpvxQoti' li/>drn» di xoviiaik n{txvysta& d*aq>oQovfjtiyov tqÖ
iy aiH^ i^datibdovg xai ^vToö, nuax^^ raCrfa. xai bit dXtjd^ig fai&j toöto drj
TtttQüde&yfia didaurty avrög. tuy yüq tpria& xai ini t&y l%pofjiy(ay ixxQSfiüaai
tig anöyyoy vneQÜyto&cy, sine ifatBQoy nnaij avtöy, ei^i^aei avtby nXiiQt} vy^o?,
^ drikoyou xo XBnxofisqig xid xb dxfi^döjdeg dteg>oqi^&fi, Ist ei diese Stelle aas
dem Commentar des Olympiodoros, auf welche AI. v. Humboldt Bezug
nimmt, wenn er a.' Anmerk. 8 a. 0., S. 509 sagt : „Dieses** [das bei Alex,
ander von Aphrodisias zum Trinkbarmachen des Meerwassers beschriebene]
„Verfahren trat an die Stelle der in früheren Zeiten angewendeten Methoden,
— — • od|r wo man, nach Olympiodor, die Dämpfe, welche von der Ober-
fläche einy Quantität kochenden Meerwassers aufsteigen, mit Schwämmen
auffing, die man über dem grossen Schiffskessel aufgehängt hatte** ?
^*) Ich bespreche diesen alchemistischen Schriftsteller Olympiodoros
wohl noch in einem späteren Abschnitte dieser Beiträge.
224 Zar Geschichte der Destillation.
eu sammeln. Denn bei vor ihm lebenden alchemistischen Schrift-
stellern finden wir bereits solche Qeräthschaften beschrieben. Ein
Destillationsapparat kommt allerdings in dee Democrit Schrift
(Physica et mystica), in uns verständlicher Weise, nicht vor; wohl
aber wird ein solcher in des Synesios^^ Commentar zu dieser
Schrift, speciell zur Erläuterung eines Ausspruches des Democrit,
beschrieben. Dieser Ausspruch des Democrit geht dahin, es sei
die Natur der Körper herauszukehren (das in ihnen Steckende
nach Aussen zu bringen). Die Erläuterung des Synesios besagt,
dass hierfür die Körper mit Etwas als Quecksilber Benanntem zu
vereinigen und zu digeriren seien; dann sei das Product in ein
zu chemischen Arbeiten dienendes Qefass (ßotaQiov) zur Bearbei-
tung durch Erhitzen zu bringen und letzterem ein Glasgefass auf-
^) loh habe S. 145 ff. besprochen, dass der alchemistisohe Schriftsteller Sy*
nesios öfters als identisch mit dem am £nde des 4ten and im Anfange des
5ten Jahrhunderts lebenden Synesios von Kyrene betrachtet worden ist.
Diese Annahme liegt auch folgender Angabe Ton J. F. Gmelin zu Grunde,
welche eine mir unbegreifliche Confusion enthält; wo Derselbe von früher
Kenntniss der feuchten aufsteigenden Destillation spricht (Geschichte der Che-
mie, Bd. I [Göttingen 1797], S. 20), sagt er: „Schon Synesius, ein Schrift-
steller, der zu Ende des vierten und zu Anfang des fünften Jahrhunderts
lebte, hat sie (Opera: epist. XYIl.) deutlich beschrieben'. Aber weder der
17te Brief in den Werken des Synesios von Kyrene, noch ein anderer,
noch irgend eine Stelle in diesen Werken, so weit ich sie kenne, enthält
Etwas als Beschreibung der Destillation zu Deutendes. — AI. v. Humboldt
(a. Anmerk. 3 a. 0., S. 507) merkt bei der Besprechung, die Darstellung des
Quecksilbers aus dem Zinnober durch Destillation sei Etwas Bekanntes gewe-
sen zur Zeit des Dioskorides, „drei Jahrhunderte vor dem christlichen So-
phisten und Alcliemisten Synesius und seinem Kommentar über den Pseudo-
Demokrif, Folgendes an: „Dies ist der Dialog, in welchem ein Priester des
Serapis mystische und physische Gegenstände abhandelt. In der Geschichte
der Chemie von Gmelin (Th. I, S. 20, 29) wird die erste Kenntniss von der
Destillation irrthüm lieber Weise dem Adepten Synesius zugeschrieben, welchen
man nicht mit dem cyrenäischeu Philosophen dieses Namens verwechseln
darf. Wenn indessen Beide verschieden waren, was auch' mir jetzt das Rich-
tige zu sein scheint, so hat man wenig Grund, den Verfasser jenes Commen-
tars oder Dialogs (in welchem der Priester des Serapis nicht die ihm von
Humboldt beigelegte Rolle spielt; vgl. S. 151 ff.) als christlichen ScMd^isten zu
bezeichnen; dass der hierin sprechende Synesios sich zum ^ristlichen
Glauben bekannt habe, könnte man höchstens daraus schliessen, dass er gegen
jdas Ende des Commentars von der Erforschung der Vorgänge in der Natur
durch Gottes Beihülfe (tj| rod Seoi) cvye^eiif) spricht.
Zur Geschichte der Destillation. 225
zusetzen, welches eine nach oben sich erhebende Wölbung und
nach unten eine Mündung habe, und das aus der Wölbung kom-
mende Wasser sei aufisusammeln "). In einigen Handschriften fin-
det sich diese Beschreibung des Destillationsapparates auch noch
durch eine Zeichnung unterstützt««); darüber, wie alt diese Figur
«1) Ich gebe im Folgenden den griechischen Text, wie ihn Fabricius
(Bibliotheca graeca, Vol. Vül [Hamburgi 1717], p. 237 sq.) nach der Abschrift
einer Pariser Handschrift veröffentlicht hat, zusammen mit der Uebersetzung
des Pizimenti (daselbst; in der S. llOf. besprochenen Paduaner Ausgabe von
1573 f. 13). Der Aussprach des Meisters ist: "ExctQBipoy avt&y trjy g)vaty, 4]
yuQ (pva^g iydoy xix^vntat (Converte ipsorum naturam, natura enim intus la-
titat). Die Erläuterung dazu giebt Synesios dem Dioskoros folgender-
weise: "0 X4y€& o^y, JtöaxoQe, zo$oiJt6y iau, BdXs tä ffdjfiata fistä ti]g Jrjg,
xai ^(ytaoy eig Xentoy, xai dyaXufißayB Diyv htQay, näyta yccQ fj }) elg iavTrjy
?Axe», ^aaoy nsg^d^t^yai^ rjfiiQag y , rj cf, xai ßdXe avxrjy eig ßoiu^i^oy ini d^e^fio-
anodtäg nqueiaq, 8 dt] ßoxdqtoy tau xijQOTaxig. Tavxij o^y rg dyadöae* roö
nvqog avyttQfiol^eiai. tf ßotUQttp laX&yoy ^qyayoy (x^^ fjiaatdqioy^ M tä äyo)
nqogix^^y *«' xattti xd^a XBCfisyoy j}. Kai tb dy€QX^/^^^^^ tfdfoq diä ToC /ntt"
Coü dixov, xai (x^ ^^^ af^xpty. Toijxo Xiyexat ifdtoQ &€Toy . AVxij Baxiy ixaz^o-
(pri . aifXTi xa}£Tx€a Xi^aig ataudxtay. Tovto oxay aan^j xaXeTxai o^og xai olyog
dfjtrjyiog xai xd hfjioia (Quod ergo Dioscore inquit, hoc est. Junge corpora
cum Mercurio, et seca in tenuem scobem, et sume alium Mercurium, omnia
enim Mercurius trahit ad se ipsum : et sine ut digerantur per tres, vel qua-
tuor dies, et loca materiam hanc in testa supra cinerem calidum, nee sit ma-
g^us ignis accensus, sed in tepido cineris suavis calor, ita ut cera possit lique-
scere. Hujusmodi igitur ignis vapore testae vas vitreum accomodatur, cujus
mammilla alte se efferat, rostrum vero deorsum vergat, et cape aquam, quae
ascenderit per alembicum, et serva, et putrefac. Haec dicitur aqua sulphuris.
Haec est conversio, haec vocatur corporum solutio. Hac ratione naturam in-
tus latitantem in lucem proferes. Haec aqua cum corrupta fuerit, vocatur
acetum, et vinnm Amineum, et similia. Die uebersetzung des Pizimenti
ist, als verstandnisslose, oft unrichtig ; über die Bedeutungen, welche das Wort
ßoxdqioy zu haben scheine, vgl. Höfer's Histoire de la chimie, 2. ed., T. I,
p. 275 s.; über die Bedeutung des Wortes xr^goxdxi'g daselbst p. 284 s.). —
Den wichtigsten Theil der eben mitgetheilten Stelle veröffentlichte auch
Aroeilhon (Notices et extraits des manuscrits de la bibliotheque nationale ,
T. Vn [ä Paris, an XII], 2. partie, p. 225 s.^- aus den Handschriften der Pa-
riser Bibliothek mit beigefügter französischer Uebersetzung: cvyaQfjöCexai
xty ßo€aQi(p vdXtyoy hqyayoy kxoy fjiaaxdQioy ini xu äyto nQogixov xai xdxo)
X€iqa xei/Äsyoy xai x6 dySQXofdsyoy vdtoQ dtä xov fdaCoC' dixov (ajoutez au ma-
tras un instrument de verre ayant un renflement qui s'eleve vers le haut
[c'est-a-dire, un chapiteau] et un bec qui se porte vers le bas, et recevez la
liqueur qui sort de ce bec dans un recipient).
22) Am eil hon fahrt nach dem so eben Mitgetheilten fort: Certainement
Kopp, Beitr. z. Ocsch. d. Chem. 15
22C Zur Geschichte der Destillation.
sein möge, lässt sich nicht urtheilen. Höfer hat sie aus der
Pariser Handschrift 2327 veröffentlicht ^8); die Abbildung ist in
Fig. 1 auf der dem vorliegenden Buche beigegebe^en Tafel repro-
ducirt.
Nicht ganz so genau ist bekannt, mit welchen Worten sich
bei dem dem Synesios nachfolgenden Zosimos der Destillations-
apparat beschrieben findet. Dass solche Vorrichtungen in des
Letzteren Schrift negl ogydvayi/ xal xafilvcov besprochen werden und
Borrichius dies hervorgehoben, auch Abbildungen dieser Vor-
richtungen aus Handschriften der Bibliotheken zu Paris und Ve-
nedig veröffentlicht hat, wurde bereits ft'üher^^) angegeben; figu-
rae vitrorum quorundam destillatoriorum Aegyptiis olim usurpa-
torum, ex Zosimo, wie sie Borrichius vorgeführt hat, sind in Fig.
2, 3 und 4 der beiliegenden Tafel wiedergegeben. In neuerer
Zeit hat, wie auch bereits'*^) erinnert wurde, Höfer über die
Einrichtung der Destillationsgeräthschaften , welche in der oben
genannten Schrift des Zosimos besprochen sind, ausführlichere
Mittheilungen gemacht und aus Pariser Handschriften die in den-
en ne peat s'empecher de reconDoitre ici un instrnment distillatoire. Aussi
il n'est ancun de nos qnatre manuscrits (den Pariser Handschriften 2275, 2325,
2326, 2327) oü le copiste n'ait figure, avec la plame, un alambic qni repose
sur un foumeau nomme Xißtig, et cet alambic est parfaitement semblable ä
nos alambics de verre, qui consistent, comme on sait, dans un vase surmonte
d'un chapiteau, avec un bec.
23) Histoire de la chimie, 1. ed., T. I, p. 269; 2. ed., T. I, p. 280.
2^) S. 176 f. und Änmerk. 60 daselbst. Ich will hier doch die Stelle aas des
Borrichius Buch: Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia
[Hafniae 1674], p. 156 vollständig mittheilen, wegen der auf einzelne Theile
der Vorrichtungen bezüglichen Kunstausdrucke, welche da der oben genannten
Schrift des Zosimos entnommen vorkommen. Borrichius bespricht, dass
den Aegyptern wohl schon frühe die Destillation bekannt gewesen sein müsse:
Et quid plura moramur? ünus Zosimus Panopolites libro neQi oQyciytay xni
xttfiiytay luculente ob oculos nobis sistit antiquomm illa vasa destillationibus
accommodata; postquam enim jussisset candidatos artis id agere, ut ipsis ad
roanus esset ßixog viXtyogj atoXriy oazQÜXiyog, Xonäg xnl äyyog ffteyoatofioy,
mandassetque tnl uxqk toiy trtoXi^yüty ßixovg vtXov fjieydXovg naj^Big intd^siy«§j
tya fdTj ^ay&ühy dnb ifjg d^iQfirjg tov ii^aiog^ tandem, ut clarius sese explicet,
ipsas vasorum figuras appingit, quarum nonnullas licet rudiori manu exaratas
ex bibliotheca regis christianissimi, et illa D. Marci Venetiis, libuit hie in gra-
tiam curiosorum adjicere.
• 25) s. 177 und Anmork. 61 daselbst.
Zur Geschichte der Destillation. 227
selben enthaltenen Abbildungen veröflfentlicht'®); die von ihm ge-
gebenen Figuren sind in Fig. 5, 6, 7 und 8 der beiliegenden Tafel
26) In seiner Histoire de la chimie, 1. ed., T. I [Paris 1842], p. 255 s.
theilte Höfer Folgendes als Fragment aus der eben genannten Schrift des
Zosimos mit: Livre de Zosime sur les fourneaux et les Instruments de
chimie. Du trtbicus, ou de Vapparetl ä trois ballons-rMptents (ms. 2249).
Oo appelle trihicus (xq(ßrixo<i\ an appareil distillatoire construit de lamaniere
Buivante: „Fais trois tubes d'airain, dont les parois soient assez epaisses, et
de seize coudees de longueur. — Les ouvertores ou langues pratiquSes ä la
partie inferieure du ballon doivent exactement s'adapter ä ces tubes, qui eux-
memes viennent aboutir ä d'autres ballons plus peUts (ß&xia), Un gros tube
(dyzix^iQog atoXrjy) fait communiquer je matras (sous lequel on met le feu)
avec le grand ballon en verre (^»/«i'dc, ßt]xof); et Tappareil porte, contre
toute attente (nagadö^tog), l'esprit (7it^Bi'>/4a) en haut. Apres avoir ainsi adapte
les tubes, on en lute (avfrnriX&fftti) - exactement toutes les jointnres. II faut
avoir soin que le grand ballon en verre, place au-dessus du matras (avec le-
quel il communique par un tube) soit assez epais pour que la chaleur qui fait .
porter Veau en haut {rijg d^SQfiijg tov €d«rog xo^nCoi'^ffrjg tb dyaflaiyeiy) ne le
brise pas.*' On voit, dans les manuscrits n^ 2249 et 2275, les figures de plu-
sieurs vases distillatoires, dont je me bomerai a reproduire la suivante, qui
servira a faire mieux comprendre le texte cite (folgt Fig. 5 auf der hier bei-
gegebenen Tafel). — Ausführlicher ist Hof er iu Histoire de la chimie, 2. ed.,
T. I [Paris 1866], p. 261 ss. : Livre de Zosime sur les fourneaux et les in*
struments de chimie. Du trihicus ou appareil ä trois hallons (ms. n^ 2249).
— Ce livre renferme des descriptions de vases et d'instruments chimiques,
accompagn6s de figures. Zosime rapporte qu'il a vu, dans un ancien temple
de Memphis, le modele des appareils qu'il deorit. Ce que Pauteur nomme
ö'^ffva (instruments) et xa^/ro» (fourneaux), etaient de veritables appareils de
distillation et de Sublimation. La simple inspection des figures (6, 7 und 8
auf der hier beigegebenen Tafel), dessinees d'apres le ms. n^ 2249, fol. 100,
101 et 103, sufßrait pour demontrer que Vart distillatoire etait connu et pra-
tiqu6 longtemps avant les Arabes, et que ui Albucasis ni Rhases n*en sont les
inventeurs. (Folgt Fig. 6 unserer Tafel.) — Les differentes pieces dont se
composent ces appareils, ont chacune un nom particulier, qu'il impoHe de
connaitre pour Tintelligence du texte grec des manuscrits de l'art sacre. —
Le fourneau, sur lequel repose l'appareil, s'appelle tä ^t«, les lumi^es (a der
Fig. 6). Le ballon, pose sur le fourneau, se nomme ij Xumug (b in Fig. 6, 7
u. 8). La lopade, qui est le matras, contenait la matiere soumise ä la cha-
leur du fourneau. — Le tuyau de communication , adapte ä la partie sup^-
rieure de l'appareil, porte le nom de 6 a(oXr)yy le tube. Ce tube etait tantot
droit, vertical (c in Fig. 6 u.8), tantot coude a angle droit, de^maniere a pre-
senter une direction verticale dans un sens et horizontale dans l'autre {cc in
Fig. 7); quand le tube etait vertical, 11 communiquait en haut avec un second
ballon, nomme 17 tp&äXti, la coupe {d in Fig. 6 u. 8), et ce ballon communi-
quait ä söYi tour avec un veritable recipient ayant la forme d'un petit matras.
15*
228 Zur Geschichte der Destillation.
reproducirt. Der griechische Text dieser Schrift ist noch nicht
veröffentlicht und bezüglich der Benennung einzelner Theile des
Destillationsapparates wie der Bedeutung einzelner Eunstausdrücke
bleibt noch Manches unsicher 27). Dass die in den Handschriften
sich findenden Figuren viel jünger als die Schrift des Zosimos
sein können, wurde auch bereits S. 176 erinnert, und 'vorerst, bis
eine genauere Bezugnahme des griechischen Textes auf sie nach-
gewiesen ist, sind sie mehr als die Vorstellung angebend zu be-
trachten, welche Spätere auf Grund der von Zosimos gegebenen
Beschreibungen der Destillationsgeräthschaften über die Einrich-
tung der letzteren sich gebildet hatten, wie als authentische Aus-
kunft über diese Einrichtung gewährend. — Dass in Pariser Hand-
schriften noch eines Aufsats^es des Zosimos, negl rov d'slov vöa-
zog, eine Abbildung eines Destillationsapparates sich findet, wurde
auch schon bei der Besprechung dieses Aufsatzes ^ß) erinnert. Was
Höfer'^) darüber mittheilt, lässt nicht ersehen, in wie weit diese
Le recipient, recevant le liquide condense dans le ballon d, s'appelle 6 flfjxog
ou ßixogy le vique (e in Fig. 6, 7 u. 8), et le tube qni le Joint au ballon su-
perieur, se nomme le contre-tube (6 dvr//e»^o( aioXriy) (/ i^ Fig. 6 u. 8). Lee
recipients etaient poses sur des bidques. (Folgt Fig. 7 unserer Tafel.) — Quand
le tube etait courbe, le second ballon et les contre-tubes devenaient inutiles,
ei le vique ou recipient communiquait directement avec la lopade ou gros
ballon. L'appareil ä un seul recipient se nommait monovique, juoy6ß&xog
(Fig. 7), ä deux recipients il s'appelait divtque, d^ß^xog (Fig. G), et ä trois
recipients, trivique^ tQfßixog (Fig. 8). On pouvait ainsi multiplier ä volonte
le nombre des recipients. Cependant il y en avait rarement plus de trois ou
quatre, nombres saores. — L'appareil trivique etait le plus souvent mis en
usage pour la distillation. Zosime prescrit de le construire de la maniere
suivante: „Fais trois tubes {Gu)Xi]y(tg) d'airain (u. s. w., wie S. 227 be-
reits aus der ersten Ausgabe mitgetheilt wurde) ne le brise pas". (Folgt
Fig. 8 unserer Tafel.) — Les petits recipients et le ballon superieur etaient
toi^jours enverre (t'/A«^o»), tandis que le ballon inferieur (Xconüg) etait souvent
fabrique avec une päte argileuse. Les tubes de communication paraissent
avoir ete moins souvent en metal qu'en terre (atoXiJyeg 6aTQi'(X&yoi).
27) Ich komme auf Einzelnes in Anmerk. 37 zurück.
28) Vgl. oben S. 179.
29) Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 269 (ähnlich schon 1. ed., T. I,
p. 260 s.): On a dessine, dans le manuscrit grec, un va^^e distillatoire complet
(hingewiesen wird auf Fig. 9 unserer Tafel). On y voit une cornue surmon-
t^e d'un chapiteau en verre {ßlxog (>iXiyog)f qui communique, au moyen d'un
bec, avec un recipient ä col allonge (Xonug 1} ityyog axBvöaxofAoy). Diese letz-
Zur Geschichte der Destillation. 229
Handsobriften auch im Texte eine Beschreibung dieses Apparates
enthalten, welcher an den in den Handschriften des Commentars
des Synesios gezeichneten erinnert; die bei Höfer gegebene
Abbildung ist in Fig. 9 auf der hier beiliegenden Tafel wiederge-
geben.
Man sucht in diesen Beschreibungen des Destillationsappara-
tes bei Alexandrinischen alchemistischen Schriftstellern nach einem
Kunstausdruck, welcher, in der Angabe eines unvollkommeneren
Apparates bereits bei Dioskorides vorkommend, später bei den
Arabern die Form erhielt, in welcher er zur Bezeichnung eines
Destillationsapparates bei den lateinisch schreibenden Schriftstel-
lern des Mittelalters viel gebraucht wurde und jetzt noch bei den
Franzosen in Anwendung ist. Dass das Wort afißi^, mit welchem
in des Dioskorides Angabe über die Darstellung des Quecksilbers
aus Zinnober das als Deckel auf das Destillationsgeschirr aufge-
kittete, zur Verdichtung des Quecksilberdampfes dienende Gefass
bezeichnet ist 3*^), von den Arabern zur Benennung des Destilla-
tionsapparates oder eines Theils desselben angenommen worden
und dann mit beibehaltenem arabischem Artikel zu dem Worte
alambicus oder alembicus geworden sei, welches in dem eben er-
innerten Sinne gebraucht wurde und angewendet wird, ist öfters
ausgesprochen worden ^^). Jenes Wort «V/^t^ bedeutete, nach einer
ten griechischen Worte erinnern an das von Borrichius über die Desiil-
lationsgeräthschaften des Zosimos Mitgetheilte (vgl. Anmerk. 24); doch ist
anter den von Borrichius gegebenen Abbildungen solcher Apparat« nicht
die, auf welche Hof er hier Bezug nimmt.
30) Vgl. S. 219, Anmerk. 8.
'^) H. Conring in seiner Schrift de Hermetica medicina (p. 371 sq. der
Ausgabe von 1648, p. 403 der von 1669): Non nisi per Graecos devenisse ad
Arabes chemiam , ipsa alembici vox significat," ex Graeco nimirum ä/ußi^ trans-
fonnata. Hac graeca enim voce non quemlibet calicem sed plane talcm qua-
lis est alembicus significari, vel illa Dioscoridis nos doceant L. V. c. 64 de
hydrargyri confectione (folgt das S. 219, Anmerk. 8 Mitgetheilte). So auch
Schmieder in seiner Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 85 f., wo er
davon spricht, wie die Alchemie bei den Arabern in Aufnahme gekommen
sei: „Man unterhielt griechische Laboranten, Hess auch die Chrysopöien in's
Arabische übersetzen . In diesen üebersetzungen blieben die Kunst-
wörter oft griechisch stehen, und gingen so in die Kunstsprache der Araber
230 Zur Geschichte der Destillation.
bei Atbenaeos (am Ende des 2ten und im Anfange des 3ten
Jahrhunderts) gegebenen Auskunft, ein nach der Mündung hin sich
verengerndes Gefäss'^): eine Flasche oder einen Kolben. Daraus
über, welche nur ihren Artikel AI vorsetzten und den Klang der Wörter
selbst ein wenig nach ihrem Idiom umformten. Auf solche Weise entstand
aus ä/Ltß*^y Topf, Äletnbtkf Helm". So auch A. v. Humboldt a. Anmerk. 3
a. 0., S. 610: »Der Ausdruck alambic, welcher von dem griechischen Worte
anihix und dem arabischen Artikel dl gebildet ist, beweist, dass die Araber
ihre Kenntniss der Destillation aus der Materia medica des Dioscorides ge«
schöpft hatten, und diese schon von Reinesius und Gasaubonus aufgestellte
(Schweighäuser., Animadv. in Athen. Deipnos. Tom. VI, p. 164) Etymo-
logie ist minder zweifelhaft, als die der Wörter Almanach und Alchimie". —
Früher hatte man über die Ableitung und eigentliche Bedeutung jenes Wor-
tes andere Ansichten. Ich lasse aus des Libavius Commentariornm alchy-
miae P. I. [Francofurti ad Moenum 1606J den Anfang des Capitels de elam-
bicatione (p. 296) folgen: Vox elambicationis Fallopio (der berühmte Ana-
tom hatte auch de compositione medicamentorum [Yenetiis 1570] geschrieben)
specialiter significat destill ationem , quod elambendo humorem peragatur:
Unde vasis operculum elambicus dici creditur. Alias destiliatio per lacinias,
seu linguam bubulam (vgl. Anmerk. 42 am Ende derselben) idem habet no-
minis, qaod magis cum re convenit. Lambere enim lingua solemus, paulft-
timque humorem delingere. Ejus simulacrum habet ista operatio per pannos
linguiformes. Juste itaque lambicatio, Graecis tn&XCxf*«^^9 nuncupari poterit.
Sed apud Mesuen (der hier gemeinte jüngere Mesue lebte am Ende des lOten
und im Anfange des Uten Jahrhunderts) alambicus vel alembicus instrumen-
tum sublimatorium destillatoriumque est, aliis capitellum, opertorium, oper-
culum, ä^ß^l, xoyxagy Xoncig^ paropsis, calix etc., qui imponitur cazolae, alu-
teli, ventribus, cucurbitis, oUis etc. (Ita enim appellantur vasa sublimationum
et destillationum, in quibus est materia.) Hinc alambicatio, vel ut ad latinam
originem tonumque perducatur, elambicatio dicta, communem vim habet ad
sublimationem et destillationem. Ignis enim utrobique elambit, exhauritque
resolutum suocum, et transfert in vas superius ex inferiore, quasi illud ex hoc
lamberet more aeris calidi elambentis humorem terrae et in altum mittentis.
Inde crediderit aliquis, alembicum dici penulam quibusdam, quod quasi peni-
•culo exhauriat. Sed a caudata nasutaque figura, aut pendendo (penis enim
veteribus cauda est, ad detergendos pulveres) potius deduxerimus. Cum autem
a lambendo alembicum dicimus, metaleptica est locutio. Quod enim ignis
resolventis, extrahentisque et expellentis est, id accipienti tribuitur instru-
mento. Non tarnen in omni sublimatione et destillatione alembicus adhibetur,
ut patet. Itaque putandum est a crebriore et evidentiore apparatu id nomen
commune fieri, et quia hoc operculum in utroque est in usu.
82) Des Athenaeos Jetnyoco^tatai — Tischgespräche, in welchen auf
Küchen-, Tisch- und Schmäusewesen Bezügliches besprochen wird — geben
dies© Auskunft, L. XI, cap. 60, wo von Formen von Trinkgefassen die Rede
ist. Athenaci Deipnosophistarum libri XV , ed. J. Schweighaeuser, T. IV
Zur Geschichte der Destillation. 231
ist allerdings noch nicht zu scbliessen, dass auch das in des Dios-
korides Angabe so bezeichnete Gefass diese Form hatte. Dass
sie dem in des Synesios Bescbreibung des Destillationsappara-
tes ^^) als Helm auf den Kolben aufgesetzten Gefässe zukam, sagt
diese Bescbreibung nicht ausdrücklich; aber es ist der Sache nach
wahrscheinlich und entsprechend auch in der, in den Handschriften
des Conimentars des Synesios enthaltenen Abbildung gezeichnet.
Das Wort u^ßi^ kommt in dieser Beschreibung des Synesios
nicht vor, wo der aufzusetzende Helm nur als „ein Glasgefass*'
von näher angegebener Form bezeichnet wird; und auch nicht in
der auf die Destillation des Meerwassefs bezüglichen Stelle des
Alexander von Aphrodisias^*), wo die den Siedekesseln auf-
zusetzenden, zur Verdichtung des Dampfes dienenden Gefasse als
Ttci^ara, Deckel, bezeichnet werden. Nicht das Wort cc^ißc^, aber
das ähnliche ßiTtog oder ßrixog 3») findet sich wiederholt da, wo bei
Zosimos Destillationsvorrichtungen besprochen werden ^^; es
scheint hier einen Kolben oder Ballon, nicht aber immer einen
und denselben Theil des Destillationsapparates zu bedeuten ^^).
fArgentorati 1804], p. 280: Avtt] cf* [sc. xi>Aft|] q:oUx^^^^^' ^ ^h o^v dyrjyfiiyrjj
oioC elaiy oi ufjßixeg xaXov^eyoi'f nach der da gegebenen Uebersetzung: Hie
vero [calix] (fo^ix^i^Xog: id est, superne in acutum coieus, qualcs sunt qui
ambtces vocantur. Der griechische Text ebenso in: Athenaei Deipnosopbi-
starum libri XV, cura et studio J. Gasauboni, cum interpretatione latina
J. Dalechampii [Lugduni 1597J, p. 480, wo die Uebersetzung : ^o^Cx^tXog porro
dicitur, quod in acutum fastigietur, in modum ambicum.
33) S. 225, Anmerk. 21.
3*) S. 222, Anmerk. 17.
35) Hof er a. a. 0., 2. ed., T. I, p. 263: Le mot ßfjxog ou ßlxog parait
etre la racine d« mot ä/i/J*$: il se retrouve tout entier dans le gen. äfjßtxog,
On sait que le genitif du singulier est presque toujours 1a vraie racine des
noms. D^äfjißtxog les Arabes ont fait alamhic. C'est donc Ja un mot grec, et
non arabe.
36) Vgl. S. 227 f., Anmerk. 26 und 29.
37) Reinesius (Variae lectiones [Altenburgi 1640], p. 668) deutete das
Wort als einen enghalsigen kleineren, als Vorlage dienenden Kolben: ßfiß^^,
ollae species Hesychio; inde alemhicus, pileus et operculum ampullae in fur-
nis chemicorum et ßi^xo^y ßixo&, exceptacula minora quae fAaaxaqlohg seu tu-
bis alembicorum aptantur, ventricosa et angusto ore. So auch Hof er (S. 227f.,
Anmerk. 26): Le recipient s'appelle 6 ßfjxog ou ßixog\ und für diese Deu-
tung spricht, dass der Apparat als /noyößtxog, dißtxog oder XQlßixog 'benannt
wurde, je nachdem an ihm eine, zwei oder drei Vorlagen an eben so viele
232 Zur Geschichte der Destillation.
Unter den chemischen Geräthscbafien wird dann der afi/Sv^ ge-
nannt bei dem, wohl im Anfang des 7ten Jahrhunderts lebenden
Stepbanos von Alexandria ^^), aber ohne dass sich ersehen
Hesse, was für ein Gefäss hier mit diesem Worte bezeichnet sei.
So auch bei noch Späteren unter den griechisch schreibenden al-
chemistiscLen Schriftstellern; ohne dass indessen mir ein sichere-
rer Nachweis dafür bekannt wäre, dass das Wort oiiißv^ oder das
ähnliche und in gleichem Sinne gedeutete Wort kd^ßvxog wirklich
so bestimmt den bei den späteren lateinisch schreibenden Schrift-
stellern als alambicus oder alembicus und im Deutschen als Helm
benannten Theil des Destillationsapparates bedeutet habe, wie
dies seit längerer Zeit angenommen wird ^^). Als wahrscheinlich
vom Helm ausgehende Röhren angebracht waren. Aber bei der Beschrei-
bung des TQ{ßixog (a. e. a. 0.) wird von Hof er angegeben, dass der obere,
einen Theil des Helmes bildende Ballon auch als ßf^xog bezeichnet sei und
die kleineren, als Vorlage dienenden Kolben seien ßixdc genannt; und bei
der Beschreibung eines anderen Destillationsapparates, welcher in einem Auf-
satze des Zosimos vorkommt, wird (S. 228, Anraerk. 29) der gläserne Helm
als ßlxo^ viX&yog und die Vorlage als Xonug ?} äyyog axevoatofioy bezeichnet.
— Das Wort ß(xog wurde aber auch für Gefasse von ganz anderer Form, als
die der Kolben oder Ballons, gebraucht: Bixog Hesychio est aui^yog (5ra
fX^^i ^^ ^^^ urna habens ansas. Aut etiam doliolum (Stephani Thesaur.
graecae linguae, Vol. H, p. 250 in der Hase- Di ndorf 'sehen Ausgabe).
38) Die Stelle bei Stephanos, in welcher eine Aufzählung chemischer
Geräthschaften gegeben wird, steht im zweiten Stücke von Dessen Schrift
über die Goldbereitung und lautet nach J. L. Ideler* s Ausgabe (Physici et
medici graeci minores, Vol. H [Berolini 1842], p. 206): Tl Xo&Ttöy; 6 i^oxto-
tatog xai Tidatjg dpcrjjc ovfißovXog, ne^tdyuy ccvxoitq x«i ^Xxojy nQog toy tfjg
dXii9^€(c((; axonöy, fya /nt] a>c ^(prjy elg vX^xäg xa^(yovg xai dto^yttyKi^ovg (•eX&y,
d/Lißvxü)y, Xtanudvjy ttywy xai xt]QOUex£do}y xai aiS-üXtay. xtd oi Big rd xoiaf^xti
tnaaxoXov/jeyot big xfyby (tvxoTg 6 xoij xa^dxov noyog i^ayoQSvd-fi (Pizimenti
hatte a. S. 110 f. a. 0., f. 28 v^ übersetzt: Quid tum praestantissimus vir, et
omnium virtutum magister ducit, et trahit ipsos ad veritatis scopum, ne, ut
dixi, materialibus caminis, et vitreis instrumentist alambicis, vasis quibusdam,
oucurbitulis levioris flammae, et fnliginibus, et id genus rebus aliis incum-
bentes in cassum ipsis labor susci'piatur).
3^) Du Gange 's Glossarium ad scriptores mediae et infimae graecitatis
[Lugduni 1688], T. I, p. 57 sq.: "Afißo^, Vas cliymicum, quod vulgo Alamhy-
cum inde vocant, addita praepositione dl Arabica. Scholiastae Aristophanis
äfinv^ pariter vas esse dicitur. Nicephorus Blemides de Chymia, MS. inld^eg
äyyog fiaa^toxby ^ hnBQ Xiysxat ä^ßvl, Stephanus philosophus cbymicus MS.
xai cf»' oQytcytffjuovg vciXaty d/Aßvxmy. Jd^ßvxog^ eadem notione. Codex Reg.
Zur Geschichte der Destillation. 238
mag man es aber immerhin betrachten, dass von weit entfernter
Zeit bis auf die unsrige ein und dasselbe Wort als Kunstausdruck
bei der Beschreibung des Destillationsapparates in Anwendung
sei; und wahrscheinlich ist es auch, dass ein anderes von Dios-
korides bei der Beschreibung der Destillation des Quecksilbers
aus Zinnober gebrauchtes Wort sich als Eunstausdruck in dem-
selben Sinne noch bei viel späteren griechisch schreibenden alche.
mistischen Schriftstellern wiederfindet *ö).
618. f. 287. tqC\poy, d^ig iy XafAß^xt^^ xai ßaXtay iy ^ovQyeXftfi, etc. .
(Nikephorofl Blemmydes lebte um die Mitte des ISten Jahrhunderts; die
hier angezogene Stelle aus Stephanos ist vollständiger in der vorhergehen-
den Anmerkung gegeben.) Vgl. auchAnmerk. 31. „Letronne (Observations
Bur les noms des vases grecs, 1884, p. 26) erklärt sogar ä^ßv^ (oder df/i/S»|)
geradehin durch „Gefäss, dessen sich die Alten zur Destillation bedienten^
(A. V. Humboldt a. Anmerk. 3 a. 0., S. 509). — Auch abgesehen davon,
dass das Wort äfinvl noch andere Bedeutungen hat als die, auf welche Du
Gange in der eben mitgetheilten Stelle Bezug nimmt, ist die im alchemi-
stischen Lexicon (vgl. Anmerk. 40) für das sonst wohl nicht vorkommende
Wort xyoi>q}ty o. nyo^xp^oy gegebene Erklärung nicht dazu angethan, etwas
über die Bedeutung des Wortes äfinvl im chemischen Sinne ersehen zu lassen :
Kyo^g>ky iaily ß^nv^, heisst es darin bei Bernard (p. 131; vgl. Anmerk. 40) f^
Kyovq)i'Oy in Glossis Chymicis MS. itnly äfinvl bei du Gange a. e. a. 0.,
T. T, p. 672.
*<>) Als «/^«Ai? (Rusb) wird bei Dioskorides (vgl. S. 219, Anmerk. 8) das
am Deckeigefasse des Destillationsapparates verdichtete Quecksilber bezeich-
net. Eine Bezugnahme auf diese Bezeichnung bei viel späteren griechisch
schreibenden alchemistischen Schriftstellern zu finden könnte man glauben,
wenn man bei Am eil hon (Notices et extraits des manuscrits de la biblio-
theque nationale, T. Y [ä Paris, an VII], p. 377 s.) Hest: Daoß leur langage
[le langage des chimistes grecs], ald^Xrj signifie, comme on le voit dans ce
lexique, leur mercure extrait de diverses substances metalliques. Am eil hon
sagt dies bei der Besprechung des, alchemistiscbe Ausdrucke erklärenden
Lexicons, von welchem S. 154, Anmerk. 33 die Rede war. So glatt findet sich
nun allerdings die Erklärung des Wortes ai^aXtj in dem Lexicon nicht gege-
ben, welches Bernard in der a. e. a. 0. citirten Schrift nach der von d*Or-
ville aus einer Yenetianer Handschrift genommenen Abschrift veröffentlicht
hatf und selbst nicht in den Pariser Handschriften, welche dieses Lexicon ent-
halten und auf deren Benutzung Ameilhon's wie vorher Du Gängers
Kenntniss desselben fusste. Die Yenetianer Handschrift hat (bei Bernard
p. 121) drei auf einander folgende Erklärungen: *Ag>qog naytbg stdovg htly
t&qdgyvqog. ^Aqyi^Q^oy yä/ua^ ai&ttXrj d^€(ov xal ^d^a^y^^ov. "Aarifjiög iauy 6
log dnb tfjg ai^aXrjg. In den (jüngeren) Pariser Handschriften finden sich
diese drei Erklärungen (vgl. bei Ameilhon a. e. a. 0., p. 376) entweder
überhaupt nicht, oder durch Vereinigen und Trennen an anderen Orten^in
234 Zur Geschichte der Destillation.
Dass der s. g. Helm des Destillationsapparates bei den Ara-
bern als alambic oder alembic oder ähnlich bezeichnet worden sei,
ist eine öfters vorkommende Angabe ^^). Diese Angabe kann wahr
sein, und ich will die Richtigkeit derselben nicht bestreiten; doch
darf man auch nicht vergessen, dass sie wohl weniger auf der Ein-
sichtnahme in arabische Schriften selbst beruht, als darauf, dass
das fragliche Wort sich in Uebersetzungen arabischer Schriften
findet. So allerdings schon in denen von Qeber, wo die Destil-
lation in sehr genügender Weise abgehandelt wird *^). Das Vor-
folgender Weise zu zwei Erklärapgen umgestaltet: ''Jq>Qog nayrbg eldovg
iatiy vdQaQyvQitay yä/na, Md-iiXrj d-eioy xat h^qaqyvqov äati/nög itn&y 6 log
dno T/Jff nid^Xfig, Letzteren Satz giebt Du Gange a. Anmerk. 39 a. 0. (T. I,
p. 35) als Erklärung bei dem Worte ald^aXfj; auf ihn bezieht sich wohl Uö*
fer's (Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 257) Angabe, in diesem Lexicon
komme u. a. die Erklärung vor: la süie (al&dXrj) est le poison de la suie; auf
ihn ist auch wohl Ameilhon's oben mitgetheilte Behauptung zurückzu-
fuhren, 60 wenig sie auch durch ihn gestützt wird. Denn Etwas Anderes,
auf was sich diese Behauptung beziehen könne, ist mir aus dem in Rede ste-
henden Lexicon nicht bekannt. Eine Erklärung, welche sich noch in dem-
selben findet (bei Bernard p. 122): Jl^uXtj^ iatiy Moiq d^€£ov dni^Qov xal
*fioXißoxc(Xxovy kann für Ameilhon's Behauptung nicht in Betracht kommen,
und lässt bezüglich der Bedeutung des Wortes al^äXi] auch Nichts ersehen.
Angaben, in welchen dieses Wort zu dem den Zinnober, und dieses zu dem
das Quecksilber bezeichnenden Worte in Beziehung gebracht ist, finden sich
in diesem Lexicon übrigens auch; so (bei Bernard p. 131): K^yydßaqCg
icTiy i] h XißTja§ iipovfiiyti al^dXri, und (daselbst p. 141): "YdotQ Id^a^v^ov
ßaguxri iany i] dno x^yyaßdQeiog yiyofiiytj. — Dass aid^dXri auch für die grie-
chisch schreibenden alchemistischen Schriftsteller aus dem Dampfzustande
Verdichtetes bezeichnete, ist wahrscheinlich. Eine ähnliche Bedeutung hatte
dieses Wort auch für andere Schriftsteller*, in der Predigt des heiligen Basi-
lios (welcher 329 bis 379 lebte) gegen die dem Trunk Ergebenen wird das,
was wir Weindunst nennen, bezeichnet als ri ald-dXri^ rjy 6 olyog iiitt/ui&^ojLieyog
dyaq>iQBy (Basilii Caesareae Cappadociae archiepiscopi Opera omnia, T. II
[Parisiis 1722], p. 126; nach der da gegebenen Uebersetzung : fuligo quam vi-
num exhalans sursum emittit). — lieber solche Yerdichtungsproducte, welche
für die alchemistischen Bestrebungen in Betracht kamen, enthält, wie es
scheint, die Pariser Handschrift 2252 (eine Sammlung griechischer alchenii-
stischer Abhandlungen) einen Aufsatz: Des produits de Sublimation (al^aX&y)^
par un anonyme, wie Hof er (Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 298) an-
giebt ; Anonymus, de fuliginibus, vel scintillis, war die Angabe für diesen Auf-
satz in Catalogus codicum manuscriptorum bibliothecae regiae, T. II [Parisiis
1740], p. 471.
*i) Vgl. u. a. Anmerk. 31 und 36.
**'^) So namentlich in dem, ziemlich verschiedene Operationen unter dem
Zur Geschichte der Destillation. 235
kommen des Wortes alembicus in diesen Uebersetznngen beweist
nun noch nicht, dass es oder ein ähnliches schon in den arabischen
gemeinsamen Namen der Destillation zusammenfassenden Capitel der Summa
perfectionis magisterii, welches als P. lY, cap. L in der Baseler Ausgabe von
1572 (Artis chemicae principes, Avicenna atque Geber [Basileae 1572],
p. 585 sqq.)) als L. I, P. IV, cap. XLIX in der Zetzn er 'sehen Ausgabe von
1598 (Gebri de alchemia [Argentinae 1598], p. 108 sqq.), als L. II,
cap. X in Mangeti Bibliotheca chemica curiosa (T. I [Genevae 1702], p. 535) steht,
(ich berücksichtige unter den verschiedenen Ausgaben dieser Schrift Geber 's
nur die mir gerade zur Hand seienden), mit wesentlich gleichlautendem In-
halt (ich gebe nur erheblichere Verschiedenheiten an). Die Ueberschrift, wie
sie die zweitgenannte Ausgabe am Ausführlichsten hat: De distillatione et
causis ejus, ac de tribus ejusdem generibus, scilioet, per alembicnm, per de-
scensorium, et per ültrum. Aus dem Inhalte hebe ich Folgendes hervor.
Conveniens est, ut sequeütes propositum nostrum sermonem de distillatione
tradamus cum causis suis. Est igitur distillatio vaporum aqueorum in suo
vase elevatio. Diversificatur itaque distillatio (secundum diversitatem rerum
distillandarum, hat hier noch die Zetzner'sche Ausgabe). Nam quaedam est
per ignem, quaedam vero sine igne. Quae vero per ignem fit, duorum gene-
rum invonitur. Quaedam est per elevationem in alembicum. quaedam per de-
scensum chemiae, qua mediante oleum ex vegetabilibus elicitnr. Causa quare
inventa sit distillatio, et causa generalis inventionis ci\juslibet distillationis est
purificatio liquorosi a faece suae turbulentiae, et conservatio illius a putre-
factione. Causa vero specialis inventionis illius, quae per ascensum fit
in alembicum , est inquisitio aquae purae sine terra. Cujus experientia est,
quod videmus aquam sie distillatam nullam faecem habere. Causa vero
inventionis ejus, quae per descensum fit, fuit olei puri in natura sua extra-
ctio : quia per ascensum oleum in natura sua combustibili haberi non pote-
rat. — — Distillationis vero quae per filtrum sine ignitione perficitur, causa
inventionis fuit aquae sola serenitas. Dicamus igitur nunc omnium distillatio-
num modos, cum causis suis^ Ejus itaque quae per ascensum fit, est duplex
modus. Alia enim fictili oUa cineribus plena perficitur : alia autem cum aqua
in vase suo cum graminibus vel lanositate, ordine suo disposita, ne Cucurbita
vel distillatorius alembicus rumpantur, antequam ad perfeotionjem deducatur.
Es wird nun die Anwendbarkeit eines Aschenbades für einy stärkeren, die
eines Wasserbades für einen gemässigteren Hitzegrad besprochen; nachher
das Verfahren, wie die Destillation nach den verschiedenen Arten derselben
auszuführen sei. Dispositio ejus, quae per cineres fit, est, ut sumatur olla for-
tis ex terra, et coaptetur in fumo, super cujus fundum ponantur cine-
res cribellati ad digiti spissitudinem, et super ipsos cineres ponatur vas distil-
lationis et cooperiatur in circuitu ejus cum eisdem, usque prope Collum alem-
bici : postea vero infnndatur in illud res, de cujus intentione sit sie distillari.
Ultimo vero cooperiatur illud cum alembico, cujus Collum suscipiat Collum
Cucurbitae inferioris intra se, usque ad curvitatem canalis ipsius alembid, ne
viam fugae inveniat distillandum. Et postea latetur alembicus cum cucor-
236 Zur Geschichte der Destillation.
Originalscbriften stehe; so wenig wie das Vorkommen dieses Wor-
tes in des Pizimenti Uebersetzung des Commentars des Syne-
bita 8ua, et firmetur eorum junctura, et supponatur ignis quousqae distillet.
(An der Stelle von: et supponatur hat die Zetzner'Bche Ausgabe: £t
Bubstituatur receptaculum cujus Collum similiter recipiat nasum vel cornu
alexnbici usque ad medium ipsius : et circumvolvatur junctura panno lineo
intincto claro ovorum, et permittatur siccari : ne aliquid de destillato respi-
ret, quibus aptatis subjiciatur ignis -quousque distillet.) Alembicus vero et
ejus Cucurbita de vitro sint.' Ignis vero illius augeatur ei secundum exigen-
tiam distillationis y quousque videatur totum distillandum cum magna ignis
expressione distillatum esse. Secundae vero intentionis distillationis dispo-
sitlo, quae per aquam fit, est similis huic in vase et alembioo. Differt tamen
ab ea in hoc, quod in hac sumitnr olla ferrea vel aenea, et coaptatur ad fur-
num, ut dictum est Postea saper fundum illius ollae Stratum de graminibus,
vel lana, vel re consimili construatur, ad spissitudinem trium digitorum, ne
Cucurbita frangatur, et eisdem graminibus, vel rebus consimilibns cooperiatur
in circuitu Cucurbita, usqne prope coUum alembici, et super ipsa sarmenta
virgae subtiles superspargantur, et super virgas ponantur lapides ponderosi,
qui suo pondere cucurbitam et alembicum et ipsa sarmenta deprimant, et de-
pressa firmiter et stabiliter teneant super ollae fundum, ne natent levata per
ipsam aquam, et sit levatio haec causa fracturae vasis et distillandae rei per-
ditio. Postea vero super sarmenta fundatur aqua usque ad ollae plenitudi-
nem, et supponatur ignis, quousque distilletur totum. Dispositio vero ejus
quae -per descensum fit, est ut fiat descensorium vitreum cum coopertorio
ejus, et lutetur utrumque, et intromittatur , quod sie distillare quis intendit.
Et fiat super caput illius ignis : descendet enim distillatio ejus (per foramen
suum in vas sibi suppositum, in der Zetzn er 'sehen Ausgabe). Dispositio
vero ejus, quae per filtrum fit, est, ut ponatur liquor distillandus in concham
lapideam, et filtri bene abluti ed madidi ponatur pars latior in dictum liquo-
rem usque ad fundum conchae. Pendeat vero exilior pars ejus ab orificio
conchae extra. Et sub capite illius filtri ponatur vas recipiens distillationem.
Cum ergo distillare ipsum filtrum incipiet, primo aqua distillabit, qua madi-
dum fuit : qua cessante succedit illi liquor distillandus. Qui si nondum sere-
nus fuerit, toties ad concham refundatur, quousque Serenissimus distilletur.
Haec autem, quia facilia sunt omnia, magna probatione non indigent, ideoque
eorum probation^ siluimus. Nicht in der Zetzn er'schen Ausgabe, wohl
aber in der Baseler von 1572 und in der in Mangeti Bibliotheca chemica (in
welcher Gebri Summa perfectionis magisterii in sua natura, ex Bibliothecae
Yaticanae exemplari undecunque emendatissimo edita, cum vera genuinaque
delineatione vasorum et fornacum enthalten sein soll), schliesst sich hier eine
Bezugnahme auf Abbildungen an : Descriptio vero omnium vasorum distilla-
tionis cujuslibet, a nobis nunc traditae, est haec: und nun folgen Abbildungen,
welche aus der Baseler Ausgabe von 1572 in Fig. 10 unserer Tafel reprodu-
cirt sind (a die Destillation per ascensum per cineres, b die per aquam, c die
Destillation per descensum, d die Destillation per filtrum erläuternd). — Was
hier als distillatio per filtrum bezeichnet ist und zur Trennung einer Flüssig-
Zur Geschichte der Destillation. 237
sios'*^) oder der Schrift des Stephanos**) beweist, dass bei dem
Ersteren bereits der Hehn so bezeichnet gewesen sei oder bei dem
Letzteren das Wort a^ißi^ diesen Theil des Destillationsapparates
bedeute. Aus den arabischen Handschriften der chemischen Werke
Geber's, deren Bibliographie noch viel zu wünschen übrig lässt,
ist meines Wissens über diesen Gegenstand Nichts bekannt ge-
worden. Die älteren Wörterbücher der arabischen Sprache ent-
halten das Wort nicht, vielleicht weil es als chemischer Kunstaus-
•
druck den Verfassern derselben ferner lag; später scheint das Vor-
kommen dieses Wortes in arabischen Schriften sicher zu sein *^).
keit von darin enthaltener fester Substanz, so dass erstere klar werde, dienen
soll, entspricht in der Art der Ausführung nicht unserem Filtriren, sondern ist
ein Abziehen der Flüssigkeit mittelst eines porösen, als Filter bezeichneten
Stofifs, welcher in die trübe Flüssigkeit eintauchend sie in ein untergesetztes
Gefass klar ablaufen lässt. Diese Art von Klärung wird, theilweise noch mit
den eben mitgetheilten Worten, bei Libavius in Dessen Commentariorum
alchymiae P. I. [Francofurti ad Moenum 1606], p. 265 sq. als destillatio per
lacinias und als verschieden von der filtratio (im jetzigen Sinne des Wortes)
besprochen. £r sagt in dem Capitel de destillatione per lacinias : Est haec
ablatio quaedam ex similitudine, quam cum stillicidio habet, nomen adepta.
Procuratio ejus vel simplex est, vel multiplex. Quae simplex vocatur,
etiam destillationis per linguam bubulam nomen habet, et fit panno (laneo,
vel hneo) ad formam linguae bubulae secto, cujus pars latior seu basis in väse
separandi liqnoris est, apex in excipulo, debetque continens altiore loco sitam
nonnihil in pronum inclinare, ut sequi liquor possit; etc. Anleitung wird ge-
geben, wie durch geeignete Form des absaugenden Tuches seitliches Ab-
laufen der Flüssigkeit vermieden, an der Stelle des Tuches ein Bündel Fäden
angewendet und zur Vermeidung der Verdunstung die Operation in geschlos-
senem Räume vorgenommen werden kann, u, s. w.
*8) Vgl. S. 225, Anmerk. 21.
*4) Vgl. S. 232, Anmerk. 38.
*^) Mein College G. Weil theilt mir hierüber Folgendes mit: „Alambic
ist kein arabisches Wort, wurde aber von Arabern, Persern und Türken ge-
braucht, und zwar so dass AI den Artikel bildet und das Nomen Anbik (mit n,
das jedoch vor h wie m ausgesprochen wird) geschrieben ist. Dieses Wort
findet sich in den Wörterbüchern von Golius, Freytag u. A. mit der Erklä-
rung: „Cucurbita chymica Alembicum". In den arabischen Wörterbüchern,
von Djauhari (aus dem lOten Jahrh.) sowohl als von Firuzabadi (aus dem
14ten Jahrh.) kommt Alambic nicht vor, woraus jedenfalls mit Sicherheit
hervorgeht, dass es kein arabisches Wort ist. Es fehlt aber auch in dem
arabischen Fremdwörterbuche von AI Djawaliki, der im 12ten Jahrh. ge-
schrieben, woraus sich folgern lässt, dass es noch nicht viel gebraucht wurde,
da es doch sonst dem Verfasser dieses Wörterbuches nicht unbekannt geblieben
Zur Eenntniss der Sammlungen griechischer
alchemistischer AujQsätze.
Ich habe im Vorhergehenden drei aJchemistische Schriftstel-
ler, denDemokritos, den Synesios und den Zosimos, und ihre
Schriften ausführlicher besprochen: als die frühesten und hervor-
ragendsten Autoritäten und Denkmäler, mit welchen wir auf dem
Gebiete der alchemistischen Litteratur bekannt sind. Jene Schrif-
ten sind uns nur seltener in einzelnen Handschriften zugekom-
men , gewöhnlicher und meistens in Sammlungen griechischer al-
chemistischer Aufsätze, welche ausser dem, was von jenen Schrift-
stellern stammt oder ihnen zugeschrieben wird , noch eine Menge
anderer alchemistischer Abhandlungen und Notizen enthalten.
Auf vielen Bibliotheken finden sich solche Sammlungen hand-
schriftlich vor. Die verschiedenen Handschriften sind nur in selt-
neren Fällen übereinstimmend; meistens weichen sie unter einan-
der ab in Beziehung darauf, welche Schriften imd namentlich in
welcher Ordnung diese in ihnen enthalten sind; eine grosse An-
zahl alchemistischer Aufsätze findet sich aber fast in allen diesen
Sammlungen wieder. Ich habe im Vorhergehenden oft der auf
verschiedenen Bibliotheken befindlichen handschriftlichen Samm-
hmgen erwähnt, wo es sich um einzelne Schriften der von mir
besprochenen frühesten alchemistischen Autoren handelte; ich
liatte, als ich die Notizen für diese Besprechungen sammelte, und
selbst noch bei der Zusammenstellung derselben, nicht die Ab-
sicht, auch eine Besprechung dieser Sammlungen im Allgemeinen
zu versuchen. Und ich bin mir wohl bewusst, dass dieser Versuch
auch jetzt noch sich als ein zieinlicli ungenügender und unbe-
16*
244 Zur Kenntniss der Sammlungen
firiedigender herausstellt. Eigene Einsicht in solche Sammlungen
und namentlich in die ältesten Handschriften wäre gerade hier
sehr zu wünschen; sie mangelt mir ganz, und wäre mir Gelegen-
heit dazu gegeben, so würden für eine genügende Benutzung der-
selben mir die paläographischen Kenntnisse fehlen und die sprach-
lichen sich als unzureichend erweisen. So kann ich über jene
Sammlungen nur nach dem, was Andere darüber mitgetheilt ha-
ben, berichten. Aber auch in der Richtung, dass aus diesen Mit-
theilungen abgeleitet werde, welche Beziehungen zwischen den
verschiedenen Sammlungen statthaben, konnte ich nur Weniges
erzielen, sei es, dass das mir zu Gebote stehende Material (ich
weiss, dass es unvollständig ist) noch unzulänglich ist, oder meine
Einsicht, es zu benutzen, nicht hinreicht. Wenn ich nun doch
den Versuch mache, durch Zusammenstellung des mir bezüglich
dieser Sammlungen bekannt Gewordenen etwas zur Kenntniss
derselben beizutragen, so thue ich es desshalb, weil eine solche
Zusammenstellung meines Wissens noch ganz fehlt, die doch Gxt
die spätere griechische Litteratur mindestens einiges bibliogra-
phische Interesse hat. Und auch ein unvollkommenerer Versuch
einer solchen Zusammenstellung kann dafür nützlich sein, dass
von mir Uebersehenes oder mir unzugänglich Gebliebenes oder
neu Aufzufindendes Anhaltspunkte zur Anreihung und Verglei-
chung finde. Diese Zusammenstellung wird mir ausserdem ala
Grundlage dienen für die Besprechung einer Anzahl griechischer
alchemistischer Schriftsteller, die ich, wenn auch wohl weniger
ausführlich als die der im Vorhergehenden behandelten, noch zu
geben gedenke.
Dass Sammlungen griechischer alchemistischer Schriftsteller
auf verschiedenen Bibliotheken bewahrt werden, war schon im
16ten Jahrhundert bekannt^). Aber noch in der ersten Hälfte
des 17ten Jahrhunderts war diese Kenntniss nur eine spärliche.
Wie beschränkt war noch die hierauf bezügliche Kenntniss des
1) Ich komme auf das Bekanntwerden dieser Sammlungen und der in ihnen
enthaltenen Aufsatze noch eingehender nach der Besprechung der Handschriften
zurück.
griechischer alchemistisoher Aufsätze. 245
gelehrten Thomas Reinesius') welcher 1634 eine solche, in die
Bibliothek zu Altenburg (später in die zu Gotha) gekommene
Sammlimg besprach. Er schrieb vor diese Sammlimg^: Quisquis
in codicem hunc bibliothecae ducalis Altenburgensis incides, noris
similem in bibliotheca regis christianissimi servari; idque indicio
Cl. Salmaaii in Exercitationibus Plinianis didicL Sed et Oesnerus
Zosimi ad Theosebiam opuscula, quae Suidas 'STTviii esse scribit,
cum aliis XTTTI autoribus Oraecis de arte sacra manu scriptis, qui
hi ipsi sunt, in Italia alicubi latere, et Simlerus apud Johannem
Dee Londin. Anglum medicum Deraocriti xti^uxct cum Synesii et
Stephani commentariis esse tradit. Und ähnlich äussert er sich
in seinem, wesentlich litterarhistorischen Gutachten, welches er
damals über den Inhalt dieser Sammlung abgab ^). Aber schon in
der zweiten Hälfte des 17ten Jahrhunderts war eine ungleich
grössere Zahl von Bibliotheken bekannt, wo sich griechische alche-
mistische Aufsätze vorfinden. Borrichius, nachdem er einzelner
derartiger Schriften gedacht, sagte ^): Exstant plura alia chemica
scripta graeca Romae in Vaticana bibliotheca, Parisiis in regia
mss, Yenetiis in illa D. Marci, item in Bavarica, Coloniensi, et
aliis; und die Zahl ims erhaltener derartiger Schriften etwas tiber-
^) Thomas Reinesius, dessen in dem vorliegenden Buche so oft gedacht
wird, war 1587 za Gotha geboren, studirte zu Wittenberg, Jena, Frankfurt an
der Oder und Padua, practicirte zuerst zu Basel, seit 1615 in Nürnberg, seit
1616 in Hof, seit 1618 in Gera, seit 1628 in Altenburg, wo er Physikus, Leib-
medicuB und schliesslich auch Bürgermeister war; von 1661 bis zu seinem
Tode, 1667, lebte er ohne Amt in Leipzig. Einer der Gelehrtesten seiner
Zeit war er nicht nur als Arzt sondern auch als Philologe und Alterthums-
forscher berühmt.
^ Catalogus codicum manuscriptorum bibliothecae Gothanae, autore £. S.
Cypriano pL<ipsiae 1714], p. 87.
*) „Es ist aber dieser codex aus demjenigen, welcher in Italia alioubi seyn
soll, dessen Robertus Vallensis 1. de verit. et antiq. artis chymicae, und Gesne-
rus in Bibliotheca, oder aus demjenigen, welcher inEönigl. Mai. yon Franok-
reich Bibliothec gefunden wird, dessen Is. Casaubonus ad Baron, annal. Ezer-
cit. I. c. 10 und Cl. Salmasius in Exerc. Plinianis gedencken, abgeschrieben".
U. B. w. A. e. a. 0., p. 89; lateinisch auch in Fabricii Bibl. graeca, Vol. XU
[Hamburgi 1724], p. 749. Bezüglich der angezogenen SteUe in Gesner's
Bibliotheca vgl. 8. 187, Anmerk. 117.
^) Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia [Hafiuae 1674],
p. 79.
246 Zur KenntnisB der Sammlungen
treiben<i sagte er an einem anderen Orte *), nach der Besprechung,
wie die Alchemie in Aegypten in Verfall gekommen, dann zu den
Griechen und weiterhin in Europa verbreitet worden sei: hinc
chemicis Grajorum scriptis partim latine versis editisque, {)artira
adhuc in bibliotheca Vaticana, Veneta, Parisina regia, Escuriali>
Coloniensi, Monachiana delitescentibus toti hodieque plutei refer-
ciuntur. Mehr und mehr Bibliotheken wurden bekannt, welche
solche Sammlungen besitzen; Fabricius') kannte 1724, nach den
Berichten Anderer , als solche die zu Paris , Rom , Mailand, Vene-
dig, im Escurial, zu München, Cöln, Wien, Wolfenbüttel, Breslau,
Gotha. Am Ende des vorigen Jahrhimderts konnte Ameilhon*^)
sagen: Ne nous dtonnons donc point si les ouvrages dont nous
parlons se rencontrent dans presque toutes les grandes biblioth^
ques des princes de TEurope. On en conserve dans plusieurs des
principales villes d'AUemagne, k Cologne, k Munich, k Gotha, k
Vienne dans la bibliothfeque imperiale, dans celle de Cracovie en
Pologne, n s'en trouve en Espagne k l'Escurial, dans la biblio-
thfeque Ambrosienne k Milan, k Venise dans celle de Saint- Marc,
et enfin k Rome dans la bibliothfeque du Vatican. Und in neue-
rer Zeit Reuvens, von solchen Sammlungen griechischer alche-
mistischer Schriften sprechend^): II s'en trouve un ou plusieurs
exemplaires manuscrits dans la bibliothfeque du roi k Paris , d'au-
tres dans celle du Vatican k Rome, de St. Marc k Venise, dans
la bibliothfeque ambrosienne de Milan, dans Celles de TEscurial, de
Vienne, de Munich, de Cologne, de Wolfen buttel, de Breslau, de
Gotha, et dans la notre k Leide. J'ignore cependant si toutes ces
copies se ressemblent, ou s'il y a entre elles des diffdrences no-
tables.
Ueber den letzteren Punkt hatte ich auch keine umfassendere
Kenntniss, zu einer Zeit wo mir solche recht erspriesslich gewe-
sen wäre. Ich fing desshalb an, mir bezüglich des Inhaltes der
6) De ortu et progressu chemiae dissertatio [Hafhiae 1668], p. 96.
7) Bibliotheca graeca. Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 747 sq.
®) Notices et extraits des manuscrits de la bibliotheque nationale ,
T. V [ä Paris, an VII], p. 359.
ö) Lettres ä M. Letronne sur les papyrus bilingaes et grecs du musce
des antiqujtes de Puniversite de Leide [ä Leide, 1830], 8»e lettre, p. 70.
griechischer alobemistischcr Aufsätze. 247
auf Verschiedenen Bibliotheken befindlichen Sammlungen Notizen
zu machen, und habe mit einiger Ausdauer durchgegangen, was
mir nach und nach von Handschriften-Katalogen zugänglich wurde
oder sonst Auskunft in dieser Beziehung versprach; das Meiste,
wie immer in solchen Fällen, ohne Etwas Brauchbares zu finden.
Von den so erhaltenen Excerpten ist Vieles schon fiir die vorher-
gehenden Abschnitte benutzt. Ueber die Sammlungen im Gan-
zen, so wie ich es jetzt versuche, eine bibliographische Zusammen-
stellung zu geben, hatte ich nicht beabsichtigt, und als eine solche
zu geben mir doch immerhin als Etwas für die, welche derartige
Sachen interessiren oder die sich später einmal damit beschäftigen
wollen. Nützliches erschien, scheute ich mich vor der ziemlich
langwierigen und öden Arbeit, die ein solcher Versuch mir noch
einmal versprach; denn ich hatte zuerst fast nur die hervorra-
gendsten alchemistischen Autoritäten specieller berücksichtigt, im
üebrigen, was den Inhalt der Handschriften betrifft, mich mei-
stens auf möglichst gekürzte Notizen bezüglich der Reihenfolge
der Aufsätze in den verschiedenen Sammlungen beschränkt. Jetzt,
wo ich diese Zusammenstellung doch versuche, bedauere ich, nicht
schon früher sie in's Auge gefasst und ausgeführt zu haben; Vie-
les in den vorausgeschickten Abschnitten (namentlich über De-
mocrit, Synesios und Zosimos) die Handschriften Betreffende
hätte dann wegbleiben können oder sich kürzer angeben lassen;
aber eine Umarbeitung jener Abschnitte unter Weglassung oder
Kürzung der betreffenden Stellen ist mir nicht mehr thunlich.
Bei Weitem die meisten unter den alchemistischen Schriften,
aus welchen sich die hier zu besprechenden Sammlungen zusam-
mensetzen, sind niemals gedruckt worden; für viele dieser Schrif-
ten fehlt sogar jede auch nur irgend etwas eingehendere Berichte
erstattung bezüglich des Inhalts. An Vorsätzen, derartige Samm-
lungen zu veröffentlichen, zu übersetzen, zu commentiren, oder
wenigstens über den Inhalt der darin sich findenden Schriften
ausführlichere und genügendere Auskunft zu geben , hat es zwar
bei Solchen nicht gemangelt, welchen die Benutzung von Hand-
schriften jener Sammlungen möglich war; aber diese Vorsätze
sind gar nicht oder nur in beschränktem Masse zur Ausführung
248 Zur Kenntniss der Sammlungen
gekommen ***). Aus den Handschriften der Vaticana (deren Bi-
bliothekar er 1661 wurde; er starb 1669 im 83ten Jahre) wollte
Leo Allatius^^) eine Ausgabe der griechischen Alchemisten ver-
anstalten, von welchem Vorhaben Borrichius'^) — nach Auf-
zählung einer grossen Zahl von Mamen, unter welchen alchemi-
stische Schriften vorliegen — sagt: quorum alios juxta mecum
agnovit eruditissimus Leo ÄUatius, et ipse homo Graecus, suppo-
sititios et auctorum illustrium nomina mentientes, licet artem ex
arte satis convenienter persequautur: alios tamen germanissimos
esse et rerum, quas tradunt, calentissimos, adeoque ipsum se in
Qraecia vidisse homines ex Zosimi, Olympiodori, Archelai scriptis
eo cognitionem provectos , ut in oculis suis artis veritatem reapse
demonstrarent. Quo excitatus ipse, nisi fata grandaevi capitis
intercesserint, publice brevi indulgebit Physicam et Mystica De-
mocriti, Olympiodorum^ Heliodorum, Theophrastum , Hierotheum, Ar-
chelaamy et nonnulos anonymes ex bibliotheca vaticana deprom-
ptos. Aber Allatius starb, ohne seinen Vorsatz ausgeführt zu
haben *"), was den Borrichius schmerzte, welcher in seiner letz-
10) Dass Dom. Pizimenti bereits 1573 alcbemistische Schriften des
Demokritos, Synesios, Pelagios, Stephanos und Michael Psellosin
lateinischer üebersetzung veröffentlichte, wurde schon S. 110 besprochen.
1^) Ueber diese seine Absicht, welche hiemach eine schon viel früher von
ihm gehegte war, sprach sich Leo Allatius selbst aus in seiner (1684 zuerst
veröffentlichten) de Psellis et eorom scriptis diatriba (im Anhange zu Fabricii
Bibliotheca graeca, T. Y [Hamburgi 1723] abgedruckt). Nachdem er da (p. 25
dieses Anhangs) des Pizimenti Üebersetzung der Schriften des Democrit u. A.
(vgl. S. 113, Anm. 23) erwähnet, fährt er fort: Dicti auctores cum plerisque aliis
de eadem arte, inter quos praecipue erunt Zosimus, Olympiodorus , Christia-
nus; et carmine Heliodorus, Hierotheus, Theophrastus, Archelaus, et alii non
contemnendi lingua latina, graece, et latine unum nostrum variorum antiquo-
rum Volumen, cum nostris de eadem re tractatulis, ni meis studiis semperMu-
sae adversae fuerint, chymicae artis deditis non injucundum, conflabunt. —
An eine Herausgabe der s. g. Altenburger o. Gothaer Handschrift hat aber
Leo Allatius wohl nicht gedacht, und beruht auf einiger Confusion K. Spren-
geles (Geschichte der Arzneykunde, 1. Auflage, Theil II [Halle 1798], S. 156
und ebenso 8. Auflage, Theil U [Halle 1828], S. 221) Aussage: ,)Von Syne-
sius ist noch ein Werk in dem berühmten Gothaer Codex befindlich, den
Leo Allatius herausgeben wollte, und Reinesius beschrieV^
^3) De ortu et progressu chemiae dissertatio [Hafhiae 1668], p. 97.
18) Fast alle Spätere, welche sich mit diesem Gegenstande beschäftigten,
haben des Vorhabens des Leo Allatius gedacht. Aber wenig beachtet
griechischer alchemistiBcher Aufsätze. 1249
ten Schrift ^^) sich äusserte: Ut taceam, Leonem Allatiumy biblio-
thecae vaticanae praefectum , et Graecum gente, mihi in familiari
wurde, dass wir über den Plan, nach welchem er die griechischen alchemi-
stischen Aufsätze herauszugeben beabsichtigte, Genaueres wissen. Es giebt
nämlich eine üebersicht über die grossentheils nicht edirten Schriften, welche
LeoAllatius in zehn Büchern avfifiixttot^ veröffentlichen wollte. Diese
Uebersicht hat der gelehrte Neapolitaner Andrea Peschiulli aus des AUa-
tius Arbeitsraum 1668 entfahrt und veröffentlicht (Leonis Allatii JSvfifiixtfoy
sive opusculorum graecorum et latinorum vetustiorum ac recentiorum libri X.
Indiculus editus Komae 1668; abgedruckt in Fabricii Bibliotheca graeca, Vol.
XIV, p. 1 sqq.). Das neunte Buch dieser Sammlung sollte griechische alche-
mistische Aufsätze enthalten, unter Beifügung wie es scheint von lateinischen
Uebersetzungen , wo solche bereits veröffentlicht vorlagen. Ich lasse die
Inhaltsangabe für dieses neunte Buch, mit selbstständiger Numerirung der
einzelnen Aufsätze, hier folgen , da sie manches litterarhistorisch nicht Un-
interessante enthält:
1) Olympiodori philosophi Alexandrini Elg xb x«t' MqyBKtv Stoai-
fiOVy Haa dno *E^/Lioii xal t&u (pi>Xoc6g)Oiy ^aay siQtifiiya. F.
npstttk &i f} xaQ^x^Ca dno (Ativoq MsxtQ xi,
2) Heliodori philosophi ad Theodosium magnum imperatorem de
mystica philosophorum arte. P. SxfjntQct yaitjg fjii&oytss mg
näy i/Ligmyig, Carmine jambico.
3) Tkeaphrasti philosophi de arte divina. P. Ol x&y ao(pKSX<by äy-
dgeg &cnsQ QtjxoQBg* Carmine jambico.
4) Hierotkei philosophi de divina sacraque arte. P. ^AndQ^o/Liat nqoq-
nXiht^ ev^Qa&icxttxoy. Carmine jambico.
5) Ärchelai philosophi de arte sacra. P. *H nciyaog)og xal ^sia xixyij
x(oy coqxby. Carmine jambico.
()) Ex Democrtti physicis ac mysticis. P. 'A ^^a&g xj ^i3<re» xiqnt-
xak, xttt g)v<r^g xijy q)T5<rty y&x^, Dominico Pizimentio Vibo-
nensi interprcte.
7) Anonymi nCyog 6 fiTj&öXoig g)€iy(ay, P. '/»evyety cTi £iQt]X€t<yt, dtjXo-
y6x$ TiQog x6 tiOq ixxid-eyxat &vo,
8) Philosophi cujusdam ad Theodosium magnum imperatorem. P.
T6 6y [(boy] XBXQtifABQig iaxt xiatt (pvc^y ix x&y eiQtj/iiytay
<rvyxs{f4Byoy fAOQCoay.
9) Zoaimi de instmmentis et caminis. P. *^H xijg dqafAiyt^g xufiCyov
ne^yyQag^rj xsixat /Jj 6 (pMco^og ffnytjfiöyBvcey,
10) Anonymi de arte sacra. P. Tä fjiiy xoC JtQooifACov fiA*^. (X&utfd€y
&i inl x6 ngoxeifjieyoy.
11) Stephani maximi philosophi et magistri universalis, ad Hera-
clium magnum imperatorem, doctrina de sacra et magna
scientia. P. *0 äya^^og xal (miqaog)Qg.
12) Democrtti physica et mystica. P. BaXiay elg XCxQ€iy fiiay noQipv^
Qag.
250 Zur EenntniBs der Sammlungen
colloquio Romae confessum esse,, aitem chemicam & Qraecorum
curiosioribus in patria julbue- iai|p|g0»ti«Heroeri, sibique in animo
esse, graecos scriptores chemicos publicae luci, cum interpretatione
latina exponere; id quod doleo, per decrepitum illustris viri Se-
nium, et supervenientem demum obitum impeditum fuisse. Des
Allatius Vorhaben gedenket auch Morhof^*), seine Wünsche
und Klagen betreffend die Herausgabe der älteren alchemistischen
Schriften mit denen des Labbd^^) und des Borrichius mischend:
Eos libros omnes edere in animo »habuit Leo Allatius^ una cum
suis ea de re tractatulis, referente Labbeo, votumque hoc addente:
„Utinam tandem aliquando, tarn saepe promissus, tamdiu exspe-
ctatus, nobilissimus tanti viri foetus faventem sentiat alicubi Lu-
cinaml" Annon satius esset, his potius naturae thesauris
13) Synesti philosopbi ad Dioscurum in quendam Democriti librum
velut scholia. P. T^c n€fiq:^£(arjg fjioi, Iniatohlg nuQa coiJ
neql xi}q toH &Biov JrifAoxqCtov fiCßXov, Dominico Pizimentio
interprete.
14) Stephani Alexandrini universalis magistri et philosophi magnac
et sacrae hujus artis, de chrysopoeia, actionibus novcm. ^Ey
nQd^eakv &', P. Oeby r&y ndyxtav ayad'ibu utrioy^ x«« ßica^-
Ua t&y öXtay xeel t&y ^ avigd. Dominico Pizimentio inter-
prete.
15) Pelagii sophistae. IlBql tfjg &6iag tavtrjg xat IsQäg tixyfj?- P.
Ol fdy TiQoyeyictBQoiy xal iQaatui, xat dyunXeot (piXö<Tog}ot.
Dominico Pizimentio interprete.
16) Ostani philosophi ad Petasium. IleQl tfjg iBQäg avtrjg xat &e((eg
^^X^l^' ^' '^i^ g)^C£tog ro ßtQantoy iy fi^XQM vdait TtQ-
nsttt^.
17) Nicephori Blemmidae^ de auro conficiendo, quod idem divino
auxilio opitulando confecit. P. Jaßmy avy Sem X£&oy xby
ov X(d-oy, 8y Xiyovat^ X(&oy t&y ao^y.
18) Auetores de chemia graeci, apud Leonem Allatium. P. Aymyv-
fjiov Xs^ixby xaiä arotx^toy tt]g ^Q^aonouag,
19) Michaelis Pselli epistola ad Xiphilinum patriarcham de auri
conficiendi ratione. Dominico Pizimentio interprete. P.
*0^$j (5 ^ianoTtty S nouTg 6 ifibg dvyüazrjg, 17 tfjg ifiijg %pv-
Xfjg tvgayyig,
1*) In seinem Conspectus scriptorum chemicorum celebriorum, welcher erst
nach seinem Tode zu Hamburg 1697 erschien imd in Mangeti Bibliotheca che-
mica curiosa, T. I, p. 38 sqq. abgedruckt ist; am letzteren Orte p. 41.
^^) Polyhistor literarius [Lubecae 1695], Pars I, p. 112.
1**) Nova bibliotheca manuscriptorum librorum [Parisiis 1653], p. 129.
griechischer alchcmistischer Aufsätze. 261
operam impendere, quam rebus frivolis? Justa haec est Borrichii
querela^'): Si mediam pariem illius temporis, quod Solino iinpen-
dit Salniasius, scriptori in pluribus fabuloso, ut quo sine jactura
insigni carere res literaria potuit, impendisset restituendis emen-
dandisque chemicis antiquis Oraecis; si Scioppius bonas horas
Priapejis corrigendis insumptas; si alii otium, quod in nequitiis
Martialis Petroniique expiscandis coUocavere, huc vertissent, jam
graeca illa chemicorum dictio venusta et a maculis libera facie
orbem eruditorum illustraret."
Aber vergeblich waren solche Klagen, vergeblich der Wunsch
Morhof's, Borrichius selbst oder Jacob Toll ^®) möge sich der
Herausgabe der Sammlung älterer griechisch geschriebener alche-
mistischer Aufsätze unterziehen. Doch brachte das 18 te Jahr-
hundert wenigstens fiir einen weiteren Kreis eine etwas vollstän-
digere Kenntniss dessen, was in einer solchen Sammlung sich Al-
les findet. Der verdienstvolle Joh. Alb. Fabricius stellte in
seiner Bibliotheca graeca ^^ — auch mit dem Bedauern beginnend,
dass die von Leo Allatius beabsichtigte Ausgabe nicht zur Aus-
führung und Veröffentlichung gekommen sei — nicht nur ihm
bekannt gewordene litterarhistorische Notizen bezüglich der grie-
chischen Chemiker zusammen, sondern gab auch ein eingehendes
Verzeichniss des Inhaltes einer ihm zugekommenen Abschrift einer,
eine derartige Sammlung enthaltenden Pariser Handschrift; er
s
1^ Diese verwegenen Aeußserungen hat Borrichius in der oben (Anm. 12)
citirten Schrift de ortu — — , p. 73 sich erlaubt.
18) „Tollius (Jacob), ein Professor von Duisburg, war in der griechischen
und lateinischen Literatur, wie auch in der Physic und Chymie wohl erfahren,
Btarb 1696"; Jöcher's Compendiöses Gelehrten-Lexicon [Leipzig 1733], Theil II,
S. 1540. Toll hatte auch zu einer solchen Arbeit guten Willen (vgl. unten
wo ich das über die Wolfenbütteler Handschrift mir bekannt Gewordene zu-
sammenstelle), und noch besseren Glauben an das hohe Alter der Alchemie,
wie aus dem 8. 15 ff. Mitgetheilten hervorgeht.
19); Bibliotheca graeca, Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 747—778. Er sagt
im Anfange dieses Abschnitts: Dolendum est, corpus chemicorum graecorum
quod cum versione latina in lucem dare voluit Leo Allatius, necdum lucem
vidisse: neque cnim antiquitatis tantum sed et doctrinae et operationum qua-
rundam causa operae pretium esset edi illud recensitum et explicatum a viro
aliquo docto artis medicae chemicaeque pariter et graecae linguae bene pe-
rito, comparatis inter se MSS. quae in bibliothecis pluribus Italiae, Germa-
niae, Galliae complura adhuc supersunt.
252 Zur Kenntniss der Sammlungen
bat ausserdem, auf Grund dieser Handschrift, zuerst den griechi-
schen Text der alchemistischen Schriften des Heliodöros'^) und
des Synesios**) veröffentlicht. — Eine ausführliche Bearbeitung
der in der grossen Pariser Bibliothek handschriftlich enthaltenen
Sammlungen begann Am eilhon''). Er hat — nach einer Ein-
leitung und Darlegung des Planes für seine Arbeit (Beschreibung
der Manuscripte; Angabe des Inhalts der einzelnen Abhandlun-
gen, so dass der Leser sich eine genügende Vorstellung machen
könne, und der wichtigeren Varianten der einzelnen Handschriften;
Berücksichtigung von Du Cange's Glossarium ad scriptores mediae
et infimae graecitatis in der Art, dass hervorgehoben werde, was
zur Ergänzung und Berichtigung desselben diene) — zunächst eine
in den Handschriften enthaltene Erklärung der von den älteren
Schriftstellern gebrauchten chemischen Zeichen besprochen 2*), in
einem zweiten Artikel das darin enthaltene, Kunstausdrücke er-
klärende Lexicon ^*), in einem dritten des Demokritos Physica et
mystica'*), in einem vierten des Synesios Commentar zu dieser
Schrift ^ß). Mit Recht betrachtete er den von Fabricius^?) aus-
gesprochenen Wunsch einer vollständigen Ausgabe der Sammlung
älterer griechischer alchemistischer Schriften als einen, welcher so
bald noch nicht in Erfüllung gehen möge ; c'est pour le remplir,
au moins en partie, sagte er'^, que j'entreprends de donner une
notice un peu ddtaill^ de ceux de ces manuscrits qui se trouvent
20) Bibliotheca graeca, Vol. VI [Hamburg! 1714], p. 790 sqq.
«1) Daeelbst, Vol. VIII [Hamburgi 1717], p. 233 sqq.
22) Ameilhon und La Porte du Theil verwechselt zu haben scheint
mir Hof er, welcher in seiner Histoire de la chimie T. I, 1. ed. [Paris 1842]
p. 250, 2. ed. [Paris 1866] p. 254 von solchen Sammlungen sprechend sagt:
Fabricius {Bibh graeca) et La Porte du Theil [Notices extraites des mss.) ont
fait connaitre quelques Fragments. Kein, alchemistische Schriften betreffender
Aufsatz von La Porte du Theil steht in den Notices et extraits des manu-
scrits etc.
23) Notices et extraits des manuscrits de la bibliotheque nationale ,
T. V [Paris, an VH], p. 358.
24) Daselbst, p. 374.
2ß) Daselbst, T. VI [Paris, an IX], p. 302. Vgl. S. 115 ff.
2«) Daselbst, T. VH [Paris, an XII], 2»« partie, p. 222. Vgl. S. 150 ff.
27) Vgl. Anmerk. 19.
28) Notices , T. V, p. 360.
griechischer alchemisti scher Aufeätze. 258
k la bibliotb^ue nationale. Mehr wie die vier eben genannten
Aufsätze hat indessen Ameilhon leider nicht gegeben; er hatte
die Arbeit wohl etwas zu grossartig und weitläufig angelegt, als
dass sie sich, in der einmal begonnenen Weise, hätte zu Ende
fuhren lassen.
Unser Jahrhundert, in welches auch die Publicationen Ameil-
hon's noch hineinragen, brachte litterarische Leistungen, welche
die Eenntniss jener Sammlungen betreffen, namentlich von Ide-
ler und von Höf er. — Ideler 's Physici et medici graeci minores *®)
enthalten den griechischen Text mehrerer hierhergehöriger Schrif-
ten 2^), doch ohne dass zu ersehen wäre, auf Grund der Hand-
schriften welcher Bibliotheken die Ausgabe veranstaltet ist; die
hierüber versprochene Auskunft ist nicht ertheilt, Register und
Commentar nicht gegeben worden. — Höfor hat schon in der
ersten Auflage seiner Histoire de la chimie ^^) Mittheilungen über
einzelne Schriften gemacht, die zu Paris auf der Bibliothek auf-
bewahrt werden , welche die Bezeichnimgen royale, nationale und
imperiale wiederholt gewechselt hat: Besprechungen des Inhalts,
Uebersetzungen einzelner Fragmente, den griechischen Text ein-
zelner Stücke gegeben, pour remplir, au moins en partie, la pro-
messe faite, il y a plus de deux siteles, par L^n Allatius '^); die
zweite Auflage seines Werkes'') enthält diese Mittheilungen noch
etwas vervollständigt Ich komme auf das was er, was Andere,
welche ich in dieser Einleitung noch nicht nennen konnte, fu9 die
Eenntniss der Handschriften und der in ihnen enthaltenen Auf-
^) Physici et medici graeci minores. Congessit, ad fidem codd. mss.
praesertim eorom, quos beatus Dietzios contulerat, veteramque editionum par-
tim emendavit, partim nunc prima vice edidit, commentariisque criticis indi-
cibusque tam rerum quam verborum instroxit J. L. Ideler; Vol. I [Berolini
1841], Vol. II [ibid. 1842]. Mehr ist nicht veröffentlicht worden.
80) In Vol. I indirecter hierher gehörende Schriften des Hermes p. 887u.
430; in Vol. II ganz hierher gehörende Schriften von Stephanos p. 199,
Theophrastos p. 328, Hierotheos p. 336, Archelaos p. 343.
si) 1. ed., T. I [Paris 1842], p. 250—281 und im Anhange zu diesem
Bande p. 498 ss.
8«) A. e. a. 0., p. 260.
M) 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 254—801 und im Anhange su diesem
Bande p. 524 ss. Ich citire , wo nicht auf die erste Ausgabe ausdräoklicb Be-
zusr genommen ist, immer diese zweite Ausgabe.
254 Zur Kenntniss der Sammlungen
Sätze geleistet haben, bei der Besprechung der einzelnen Hand-
schriften und der einzelnen Schriftsteller zurück.
Ich bin in dem Vorhergehenden etwas ausführlicher gewesen,
um deutlicher erkennen zu lassen, welche Wichtigkeit früher den
jetzt in Besprechung stehenden Sammlungen alchemistischer Schrif-
ten Seitens Solcher, die sich als Fachgelehrte betrachteten, wie
von dem litterarhistorischen Gesichtspunkte aus beigelegt wurde.
Später findet man allerdings auch Ableugnungen dieser Wichtig-
keit. Sagt doch K. Sprengel in seiner Geschichte der Arzney-
kunde'*), nachdem er vorher des Hermes, des Democrit und
des Synesios gedacht, von dem, was der Gegenstand der Schrif-
ten in diesen Sammlungen ist, und den Verfassern derselben:
, J)iese Matäotechnie hiess dermalen vorzugsweise Philosophie und
die Künstler nannten sich Poeten. Die Namen Ostanes, Helio-
dor, Olympiodor, Zosimus, Agathodämon und Stephan
von Athen waren in jenem Zeitalter" (des Verfalles der Wissen-
schaften) „vorzüglich ehrwürdig. Uebergeben wir sie indessen
der Vergessenheit und der Verachtung, die sie verdienen." Und
in der That haben die neueren Werke über griechische Litteratur,
welche mir jetzt zur Hand sind, über diese Schriften nur sehr
Weniges und sehr Unvollständiges , oder Nichts 3^).
Die Zeugnisse für Ansichten und Richtungen, welche früher
herrschende waren, haben aber immerhin Wichtigkeit. Der Che-
mie wie jeder anderen Wissenschaft ziemt es, Kenntniss zu haben
von den ältesten uns erhaltenen Schriften, welche in ihr Gebiet
3*) 1. Aufl., Theil ir, S. 158 f. und ebenso 3. Aufl., Theil II, S. 224.
•'^) Einige dieser Schriften nennt noch Scholl (Geschichte der griechi-
schen Litteratur , übersetzt von Pinder, Bd. III [Berlin 1830], S. 444 fl".),
mehrere Grass e (Lehrbuch einer allgemeinen Literärgeschichte , I. Bds.
2. Abth. [Dresden u. Leipzig 1838], S. 1199 u. II. Bds. 1. Abth. 1. Häiae [da-
selbst löJl^, S. 544 f.) Aeusserst Dürftiges nur haben Groddeck (Initia lii-
storiae Graecoinim litterariae, Pars II [Vilnae 1823], p. 209) und Petersen
(Handbuch der griechischen Litteraturgeschichte [Humburg 1834], S. 399).
Ki«rcn(lich Nichts fand ich in Bernhardy's Grundriss der griechischen Litte-
ratur (Theil 1 [Halle 183G] und Theil II [Halle 1845]; auch nicht in der zweiten
Bearbeitung des die iniiero Geschichte der griechischen Litteratur enthaltenden
I. Theils [Halle 1852]).
prriechischer alchemiptischer Aufnätze. 255
einschlagen. Behandeln diese Schriften gleich auch Etwas jetzt als
chimärisch Erkanntes, sind sie gleich fast ihrem ganzen Inh<e nach
uns unverständlich: immerhin beschäftigen sie sich mit einem
Gegenstande, dessen Bearbeitimg es vorbereitete, dass und wie die
Chemie später ihre Aufgaben erfassen konnte, und haben sie
schon dadurch ein Recht auf unsere Beachtimg.
Des Leo Allatius Vorhaben wird in der nächsten Zeit nicht
ausgeführt, des Fabricius Wunsch nicht erfüllt werden; aber es
ist mir doch nicht unwahrscheinlich, dass in späterer Zeit sich auch
noch einmal Kräfte finden, welche sich an der Herausgabe der
griechischen Alchemisten üben und bethätigen. Was ich jetzt, wo
eine solche , den ganzen Inhalt aller dieser Schriften kennen leh-
rende Arbeit noch nicht in Aussicht steht, bieten will, ist die Mit-
theilung dessen, was mir bezüglich des Vorhandenseins solcher
Schriften bekannt geworden ist. Eine solche Zusammenstellung
fehlte bisher, und dass sie fehlte, hat irrige und unvollständige
Angaben machen lassen. Unvollständig ist, was Lenglet du
Fresnoy^^) bezüglich des Inhaltes handschriftlich uns erhaltener
Sanmilungen griechischer alchemistischer Aufsätze zusammenge-
stellt hat; ebenso unvollständig und vielfach irrig sind die Anga-
ben, welche das, immerhin auch die Bibliographie der Alchemie
zu geben beanspruchende Werk von Schmieder 8') bezüglich des
Vorkommens der einzelnen Aufsätze enthält. Eine Vergleichung
des Inhalts der verschiedenen Sammlungen — was anderen Hand-
schriften gegenüber der einen fehlt oder sie mehr hat — ist bis
jetzt kaum möglich 3®). Zahlreiche Angaben über den Inhalt der
verschiedenen Handschriften liegen allerdings vor, aber ganz zer-
streut. Die, welche über den Inhalt der einzelnen Handschriften
berichteten, scheinen nur wenig von dem, was über den Inhalt
anderer Handschriften veröffentlicht war, gekannt oder beachtet
3^) In T. in seiner Histoire de la philosophie bermetique [ä la Haye, 1742].
37) Geschichte der Alcbemie [Halle 1832].
^ Einen Anfang einer solchen Vergleichung, nach dem was er über eine
Wiener, eine Pariser und die Altenburger Handschrift wusste, gab, im klein-
sten Massstab, Morbof (Polyhistor literarius. Pars I [Lubecae 1695], p. 112).
Aber dieser Anfang fand meines Wissens nicht Fortsetzung oder Erweite-
mng.
256 Zur Eenntnise der Sammlungen
ZU haben; bei Jedem wird etwa auf das noch in einer (gewöhnlich
der durch Fabricius ihrem Inhalte nach bekannt gewordenen)
anderen Handschrift Stehende oder auf das, was auch eine oder
die andere Bibliothek in ihrem Manuscriptenschatze besitze, ver-
gleichungsweise Bezug genommen. — Ich will hier in etwas grös-
serer Vollständigkeit zusammenstellen, was über den Inhalt der
auf verschiedenen Bibliotheken befindlichen Handschriften zu
meiner Kenntniss gekommen ist; und daran will ich einige Erör-
terungen bezüglich dieser Sammlungen alchemistischer Aufsätze
knüpfen und für die wichtigeren Aufsätze, soweit es nicht bereits
geschehen ist , kurz besprechen , was über ihr Vorkommen , ihren
Inhalt imd ihre Verfasser bekannt geworden oder vermuthet wor-
den ist.
Leo Allati US wollte die griechischen alchemistischen Auf-
sätze nach dem in der Bibliotheca Vaticana zu Rom befindlichen
handschriftlichen Material herausgeben. Es kann sein, dass das
oben ^*) mitgetheilte Verzeichniss griechischer alchemistischer Auf-
sätze, welche Allatius zu veröffentlichen beabsichtigte, zugleich
die Angabe des Inhaltes einer Handschrift der Vaticana ist; aber
für eine Prüfung oder Bestätigung dieser Möglichkeit habe ich
keine Anhaltspunkte. Denn über das, was von solchen Hand-
schriften auf der genannten Bibliothek vorhanden ist, habe ich
Nichts Weiteres erfahren können. Namentlich ist Nichts, was
Handschriften alchemistischer Werke beträfe, angegeben in dem,
was Montfaucon in seiner Bibliotheca bibliothecarum manuscri-
ptorum nova [Parisiis 1739], T. I, p. 1 sqq. bezüglich der Manu-
scripte der Vaticana zusammengestellt hat; auch das alte Ver-
zeichniss der griechischen Handschriften in dieser Bibliothek, wel-
ches Haase im I2ten Jahrgang des Serapeum's (1851) mitgetheilt
hat, enthält Nichts auf eine Sammlung griechischer alchemistischer
Schriften Bezügliches. Dass in der späteren Zeit, wo über die
s») S. 249 f., Anmerk. 13.
griechischer alchemistischer Aufsätze. 257
Schätze anderer Bibliotheken so viel Kenntniss verbreitet wurde,
die der Vaticana bei der Engherzigkeit Derer, welche zur Aufsicht
und Verwaltung derselben bestellt waren, nur äusserst spärlich
eingesehen und benutzt werden konnten und diese Bibliothek,
um Andres'*^) Ausdruck zu gebrauchen, zum Bibliotaphium ge-
worden, hat auch bezüglich der hier bewahrten Sammlungen grie-
chischer alchemistischer Aufsätze Nichts weiter bekannt werden
lassen.
Besser bekannt ist die Sammlung solcher Schriften, welche
die Marcus - Bibliothek zu Venedig besass; ich habe ihrer unter
der Bezeichnung der Venetianer Handschrift schon oft in dem
Vorhergehenden erwähnt. Dass diese Bibliothek eine solche
Sammlung besitze, war schon im 1 7 ten Jahrhimdert bekannt (vgl.
S. 245 f). Im vorigen Jahrhundert (1740) wurde genauere Kunde
ühor diese Handschrift und den Inhalt derselben durch den Kata-
log der griechischen Handschriften der genannten Bibliothek ver-
breitet, welchen, von A. M. Zanetti und A. Bongiovanni bear-
beitet, der Senat der Republik Venedig veröffentlichen liess*^).
Diese Handschriften waren durch den Cardinal Bessarion (ge-
storben 1472) gesammelt und (1463) der Republik geschenkt wor-
den *2). Beschrieben wurde da die in Besprechung stehende Samm-
lung ^3): Codex CCXCIX. in 4. membranaceus, foliorum 196. sae-
culi circiter XI, und eine Aufzählung in ihr enthaltener Aufsätze
wurde gegeben, fiir welche indes.sen ausdrücklich bemerkt wird,
dass ausser den in ihr genannten noch andere anonyme Aufsätze
in der Sammlung stehen *^). Was hier angegeben ist, hat dann
^0) In der unten, Anmerk. 44 angef. Schrift, Bd. I, S. 108.
*^) Graeca D. Marci bibliotheca codicum manu scriptorum per titulos di-
gesta. Praeside et moderatore L. Theupolo , jussu seuatus [Venetiis
1740].
*'^) Wie in der Vorrede zu dieBem Werke angegeben ist.
*3) P. 140 Bq.
**) DasB in diesem Katalog (dem von 1740) Vieles in der oben in Be-
sprechung stehenden Handscbrift Enthaltene nicht angegeben ist, bemerkte
auch Don Juan Andres bei seiner Besichtigung der Marcus-Bibliothek. Er
sagt (Reise durch verschiedene Städte Italiens in den Jahren 1785 und 1788,
in vertrauten Briefen an seinen Bruder Don Carlos Andres; aus dem Spa-
Kopp, Boür. s. 0«Mh. <L Ohon. 17
258 Zur Kcnntniss der Sammlungen
J. St. Bernard einige Jahre später in einem Anhange zu seiner Aus-
gabe der Schrift des Palladios über Fieber abdrucken lassen 4^),
in welchem er ausserdem veröffentlicht hat^ was Jac. Phil. d'Or-
ville aus jener Handschrift copirt, excerpirt und notirt hat. In
unserm Jahrhundert endlich hat Jac. Morelli*^ den Inhalt dieser
Handschrift genauer, als vorher geschehen, angegeben, welche,
wie es scheint*'), sich mit imter den 1796 nach Paris entführten
Handschriften befand und über deren weiteren Verbleib ich Nichts
weiss. In dieser Handschrift, welche bei Morelli — etwas von
nischen übersetzt von G. A. Schmid; Bd. II [Weimar 1792], S. 44 f.): „Einer
von denen CodicibuB, die ich mit besonderem Vergnügen durchsähe, war der,
so die griechisohen Chymiker enthält, und dieser gehört gerade zu denen,
die in dem Catalogus mit minderer Genauigkeit bemerkt sind, indem der
Schriften, die übergangen worden, mehr sind, als deren, die man angezeigt
findet Nach fast vier Folioseiten, worauf die Zeichen und chymischen Gharac-
tere des Goldes, Silbers, Salpeters, Magnetsteins u. s. w. erklärt sind, folgt
eine Liste von den berühmtesten Ghymikern, wo viele, die Du Dir nicht wirst
vorstellen können, angegeben sind. Hier steht auch ein Verzeichniss der ein-
zelnen Schriften dieses Godicis; aber selbst diesem Verzeichniss fehlt, wiewohl
nicht so sehr, als dem von Zanetti, die gehörige Genauigkeit, denn man
findet hernach in dem Bande einige Schriften, die in dem Verzeichnisse nicht
' angegeben sind. Du kannst es vollständig sehen in einem in Holland im
Jahr 1745 gedruckten Büchelchen des Palladius de febribus, wozu noch chy-
mische Glossen, und einige Auszüge chymischer Dichter beygefugt sind. In
der Eskurial- Bibliothek muss ein Godex von griechischen Ghymikern seyn;
sollte der eine Abschrift von jenem, und einer von den vielen seyn, die unser
Don Diego de Mendoza copiren lassen? Die ganze Sammlung der grie-
chischen Ghymiker ist noch nicht gedruckt, und gut wäre es, dass sie gedruckt
würde, in welchem FaUe der Godex von S. Marcus zu Rathe gezogen werden
müsste, indem viele Sachen darin stehen, die nach dem, was ich in so kurzer
Zeit wahrnehmen konnte, mir merkwürdig zu seyn und die Aufmerksamkeit
unserer Ghymiker und Naturkündiger zu verdienen scliienen; ja, einige Dinge,
glaube ich, stehen nicht mit unter denen, die Reinesius und Fabricius
bemerken."
*^) Palladii de febribus concisa Synopsis graece et latine cum notis Jo.
Steph. Bemard. Accedtmt glossae chemicae et excerpta ex poetis chemicis ex
codice MS. Biblioth. D. Marci [Lugduni Batavorum 1745], p. 109 sqq. Wohl
durch einen Druckfehler ist hier die Zahl der Blätter der Handschrift zu 169
angegeben.
*ö) Jac. Morellii Bibliotheca manuscripta graeca et latina, T. I [Bassani
1802], p. 172 sqq.
*^ Nach dem von Morelli in der Vorrede p. VIII Gesagten und dem
p. 172 zugesetzten Zeichen P.
griechischer alchemistischer Aufsätze. 259
dem älteren Katalog abweichend — als Cod. CCXCIX. membran.
in fol. Saec. XII. Chemicorum graecorum coUectio aufgeführt wird,
sind nach ihm folgende Aufsätze enthalten (ich gebe die Bezeich-
nung der Aufsätze möglichst gekürzt, und numerire die letzteren,
spätere Bezugnahme zu erleichtem) :
1) Ind€x scriptorum chemicomm , sub titulo BCpXov aotp&v 7iiq>vxa
2) Carmen, quod collectionem totam praecedit. Inc. Triv ßißXoy,
BXßoy - - -
3) Notae chemicae cum explicatione.
4) Nomina philosophorum diyinae scientiae et artis. Inc. Jlf ctxr^; • - •
5) Nicephori Patriarchae Constantinopolitani 'OyBkQoxQkxtxöy,
6) Prognostica ad quatuor anni tempora resque georgicas spe-
ctantia.
7) Stephani Alexandrini Actiones novem. Inc. Seoy z&y näyttoy
dyttd^(by atttoy - - • -
Inter actiones est: EjiAsdem epistola ad Theodorum. Inc. HbqI
tot äy^ot - - • -
8) Heliodori ad Theodosinm imp. de m^stica philosophorum arte
jambi. Inc. Sxfj[mqa yirig fU^oyxBq q>; näy ffiq>ayig - —
9) Theophrasti de arte divina, carmine jambico. Inc. Ol z&y aofpt'
m&y äy&geg &aneQ ^r[toq€g —
10) Hierothei de eadem arte, carmine jambico. Inc. ^AndQxoftM
TTQoanXi^ag dg>Qa&i<natoy
11) Archelai de eadem arte, carmine jambico. Inc. 'IT ndyao^og xat
d^eia tix^ ^'^*' ifoq>&y
Ad finem in margine accedit J^dyqafifAa rfjg fiByüXijg
riX^ovQyCag naQaßaXXöfieyoy ^ sig trjy olxoyofiiay Toi> naytög,
*lczioy 6't» rj fABydXri rj^XtovqyCa - - - •
12) Pelagii de divina et sacra arte. Inc. Ol fiiy n^oysyiczsQOk • - -
13) Ostani ad Petasium de sacra et divina arte. Inc. Tijg (pvceatg
t6 äiqBTTtoy - - -
14) Democriti physica et mystica. Inc. BttXtoy eig Xitqay a, noQ-
fpvQag '• '
ir») Synesii ad Dioscorum in librum Democriti scholia. Inc. Tfjg
nB(A(p9'B(ctig fioi inKnoXi]g • • -
16) Änepigraphi tibqI &Biov i'&azog tijg XBvxtoaeatg. Inc. Ka9^ 8aoy
1^ /^€/« xaXsT —
17) Fyuadem xazä dxoXov^Biay XQT^^iog ifi^Tytoy tb tfjg /^vctotto»-
tag avysnzvyfAiyoy. Inc. *EnBl <f« - - -
18) Zosimi de virtute. Inc. Siatg l&dztoy —
19) Ejuadem de asbesto. Inc. Z^tfiog Xiys» ns^l tot; doßiczov
JijXtt ifity notoiifjiat - - -
20) Agaihoäaemonts et Hermetis fragmenta duo.
21) Experimenta chemioa, sine auctoris nomine, his titulis: *Oth trvy-
17*
260 Zur Kenntni88 der Sammlungnn
S-etot' X((t orx itnXoi^t^ rb eldo^, x«i fi^ ?^ olxoyofiCa, Iloitj-
a^q fAäXXoy roü netyrog. 'Akktog // olxoyo^ia. Tlq i] libv tx^-
Xndov äffßeaTog. "AkXri olxoyofiüt rf^g aaßfatov. "EreQiu 7io*tj-
fl-f^c daßiarov, Zosimi, Nili et JtUit Äfricani esse viden-
tur ex indice praefixo.
22) Anonymi auctoris Christiani de divina aqua ad Sergium. Inc.
'O TiB^l toi) &e(ov v^axog - - -. Tit. Tofi avToi) X^iat&ttyoi^.
23) Labyrinthum Salomonis recentiori manu delincatum inseritur
hoc titulo : Jaßv^&y&og fjyncQ SoXo^itay hBxti)v(txo^ versi-
culis jambicis 24 subjectis quorum primi:
Et tiva XaßvQty&oy dxovetgy !«#'«, *
"HynsQ 2oXofio)y (yyoog ixTVTJtaaag - - -
24) Modi quatuor tingendi ferrum, quorum primus apud Indos inven-
tus, ab iia ad Persas, deinde ad Graecos transiit. Accedunt
negl nottjaeiog dai^^ov, ne^l x^yyftßdQeatg, neQt vtfQftgyvQov,
ut in indice ad initium codicis posito.
25) Ex Cleopatrae scriptie de mensuris et ponderibus. Inc. H fträ
Syofjux tx^^ cxaS-fAoii
26) Anonymi Christiani tjsqI svaraB^BCag roiJ /^vcroö. Inc. Tijg cffv-
xiQttg nQayfjaxe{€cg - - -
27) Capita duo, alterum de tinctura aeris apud Persas, jam a tem-
pore dominationis Philippi, altemm de tinctara ferri in-
dici.
28) Anonymi Christiani mysteria quaedam chemica, quorum tifulus
et initium: Tbv XQ&axmyoii ffvyo\lß&g, xCg ri ahtce xrjc ngoxet-
fiivrig ffvyyQtt^Tjg. IJoXXäx&g v^Xv iq:6(f o$g
29) Quibus moribus oporteat esse hujus scientiae parf icippm. Inc.
XQ€a)y elva& xbv fitxiovxu - - -. Accedit jurisjurandi formula :
"Ofivvfjit CO*, XttXt not —
30) Lexicon alphabeticum chrysopoeiae. Inc. 'AffQo&lxijg anf^/tue,
iaxly äy&og /orAxot).
31) Anonymi secreta chemica. Inc. Ilsql ^ijq^ov. TgeTg dvrdinftg
Blai - - -
32) Olympiodori elg tb x«r' fyiQyeiay ZiaaC^ov, öau dnb ^Kquou xta
x(by ^&Xoaö(/(oy ijffny iiQTj/nfy((. Inc. FtysTai dt // T((oi-
XB(a - - -
33) Zosimi capita ad Theodorum. Inc. IlBgi irijatov —
34) Anonymi cujusdam synpframma chemicum. Inc. Tb (obr - - -
35) Pappi de re chemica. Inc. "Oqxm oiV —
36) Moysis JinXtoatg,
37) Eugenii fragmentnm.
38) Hierothei de sacra arte.
39) Zosimi tibqI oQydytoy xed xnfi£ytoy. Inc. H xf^g oqoifAh'rig xu^ii-
vov di((yQ(e(pr] . Accedit ejusdem fragmentum nr{)i rov
&b(ov Vdnxog.
40) J^usdem ttbqI oqyuvoiy xai xufdytor yy-fiau xmofjiyiiuaxa. Inc.
Tb (b ffToi^^ioy
grieohiBcher alchemiBtischer Aufsätze. 261
Das in dieser Venetianer Handschrift befindliche griechische
luhaltsverzeichniss ist für die Beurtheilung des früheren Zustandes
der Sammlung griechischer alchemistischer Aufsätze von solcher
Wichtigkeit, dass es vollständig hier aufzunehmen ist: so, wie es
nach d'Orville's Abschrift Bernard-^^) veröflfentlicht hat, und
mit Berücksichtigung des von Morelli*'^) Bemerkten (nament-
lich, dass die von mir als 25 und 26 numerirten Ueberschriften,
welche die Handschrift des Inhaltsverzeichnisses an dieser Stelle
hat, bei Bernard ausgelassen sind).
BißXov aotpwy nig,vx€c avy &£(p nCuit^.
1) £ie(f)üyov 'AXeluy^Qitaq olxovfisyixoö g}iXoff6tpov xut Si^uaxdXov
negl rfjg le^äg xix>^H^ ^'}^ r««' jlf^waoi) noitiCBtag.
Tov (cvtoö 7i()(c^ig deviiQii.
Tot> ra'roö in&<noXi^ n()bg Seo&tOQoy,
Toi) avToi^ nsQt toö tyvXov xöc/uoVy UQül^tg Z(){trj.
Toi> (tvzoi> eig tb xaz^ iyiqyeutyy ngdl^ig teucQZa.
ToO (tvzoi> ofioltag nQcc^ig e,
Tov fcvzoO <p$Xoc6g)ov nQu^tg g,
Toi:> dvzoi) nQ(c^$g C-
Tov avTov tibqI tö^rjg zi^g iegäg Ti^ytig, TZQÜ^g iy.
Toi") (a'ror ^t^ntrxttXUc nqog 'HQiixXeioy zby ßiceiXia TiQu^ig 9.
2) '^HquxXs^ov ßttCtXi(og nsQt X^f^l^ Ttgog Mö&eazoy legdQxoy zfjg
ayiäg nöXetog,
'i\) Tov uvzoi) ''H(ticxXe(ov X6g^^ccX(U€e nsQi ttjg zoö XQ^^^^ notrj-
tretog &(t.
i) Toi) (evtoi) ' HquxXbCov avXXoyog ntQt xi]g zujy ipiXoa6(ftoy hmi^tßt)-
oBtog zijg tegäg zttvztjg zi/ytjg.
5) 'Jouaztytayoö ßccafXetog mirCZoXr).
()) Toi) iwTov Toö ^lovariyiieyoii xeifuXuut 6, neqt zfjg &e{((g lix^U^^
xul di{cXe^&g uQog zovg g:&Xoa6t/ ovg.
7) KoiiBQCov (f.iXo<f6(f;ov duiXiltg ngbg KXeömeZQccy.
8) JuiXoyog q:iXo<röf/'iüy xtci KXtonicT()i(g.
\^) ^HXtoifiüQOV (/tXoaot/ov n{tbg ^totföaior zby ßftatXUt 7t£(*i Tt]g Oiücg
Kcvztjg zix*^H^ <^'«^ azi/toy itc/ußioy.
10) ^BoifQuazov (fiXoaöifov nt^it zijg uvzfjg zix^U'i ofjioCoig ihu art/wy
l(ifAßül$f.
11) ^JeQO&iov (/:&Xoc6(fiov negi zf^g Kvzijg O^eiitg T^x»^'ig <^'a üzixoty.
12) *Jqx^^^^^ qnXoaö(fov neqt zf^g &ti»}g zuvt^g xul hqäg zi^y^i^ ^^^
azCxüiy.
13) IlsXityCov giXoaö(/^^ov ni()i XQ^^onodug.
*ö) A. Anmerk. 45 a. 0., p. 114 sqq.
*9) A. Anmerk. 46 a. 0., p. 172.
262 Zur KenntniBB der Sammlungen
14) 'OaT((yov g}iXo0Öqov ngbg Iletuaioy nsQt Ttjg «vtijg legäg Tixy^i?-
15) JrifioxqCxov negi noQq)vqccq xai /^vaod notr^Bfag ^vatxä xal f4V-
(TUXtt.
16) Tot avtoif negl dffi^fiov no^rjaetog.
17) Swealov gjtXofföipov ngog JiöaxoQoy {eig xr^y ßlßXov Jtifxoxqitov
(og iy (TXoXe(otg) d^iXeUs Ttegl tfjg toi) d-eiov JnfxoxQltov ß(-
ßXov,
18) ^AyenyyQdifov (p^Xoc6(pov nsQt B-bCov Miaog {xfjg Xevxiocefog),
19) Toß avtoö negi /^t;(ro7io»ic(( xutä dxoXov&üty /^^£a>; ifigKuyoy
to ttjg XQ^^^^oitag avyenxvyfiiyoy avv &e(p.
20) ZwaCfAov xoö d-eiov nayonoXtxov nsqi dgixijg.
21). ^Ayad-oS uifioy og xetpiiXaioy, {noii^atg fiäXXoy xoi> n(cyxbg.)
^Eg/uoOj ZütaCfAov, NsCXov, *Jg>Qtxüyov xegxiXuta.
22) XQ&axtayöii negl xoß d-eiov i<&{txog,
23) Z(iHf((xov (piXoco^ov nQog Evffißetny negi xijg 2€^d$ xni &£i€tg rt-
XyfiS xB(paX(t&a Xs,
24) ^OXvfxnhodiiiqov (pkXoa6g>ov nsql x^^^^^oitag.
25) Z(oa(fAov ngbg Se6&(OQoy xeg)aXttia ^e.
26) *Äye7nyQdq)ov (phXoaotpov nsQt /^t;croxrofti(iR(.
27) Jliinnov (p&Xoir6(pov negl xiJg d-eiCag xixyrjg.
28) MtaaBtag nsgi dinXmCBtjg /(»vo'oit.
29) Evysyiov xai *iBQod-iov XB(fdXa^u,
30) ZmaCfAov TiBQt oQyüyoiy xat xafiCytoy.
31) ToO laxoi^ nBqi S'bIov ifdaxog,
32) Toö i(vxoi) TfBQt dQydyaty xul xufitytoy yyr^ut hno^yri^ax«.
33) Bag)Ti rjxot /nBXußoXrj nvQox^Xxov TtQog doxQÖx^Xxoy.
34) B(t(prj xal notrjaig xoö 'ly^txot (TfcTtj^ov.
35) BaipTj n^bg ^(tptj xai iQyaXstct Xa^Bvxtxä.
86) ÜB^i darjfiov xeet l&QUQyvQOV xai x^yyaßü^Btof nofrjatg.
37) *Ex xoi) KXBondXQug tibqI /niXQtoy xal ifxaS-fA&y,
38) ToD X^HfX^ayoii TtBQi BvaXitd^Blag rod /^vaoit.
39) To^ avxoi ubqI XQVfTonottag XB^tXata X.
40) JIbqI (pVQfÄü}y (leg. q^ovQytoy) xal xöXtoy (leg. &6X<ay) 7totrl<rB(og.
41) JIbqI ^iag)OQäg fioX^ßdov xal tibqI XQvaonexdXtjy.
42) JB^xby xaxu axoix^ioy xfjg /^vcro7ro»fa;.
43) "EzB^a XB(fdX((ta dKc^.ÖQtoy notrjxwy hbqi XQ^^^oTiottag.
Auf die Verschiedenheit des Inhaltes, wie ihn dieses Verzeich-
niss angiebt, von dem der erhalten gebliebenen Handschrift komme
ich später zurück. Scripta codice comprehensa cum indice (diesem
in griechischer Sprache abgefassten Verzeichniss) non conveniunt,
prout ex coUatione cognoscere est, hatte bereits Morelli*^) be-
merkt.
»^ö) A. Anmerk. 46 a. 0., p. 172.
griechischer alchemistischer Aufsätze. 263
Es ist auffallend, dass da (vgl. S. 245 f.), wo der verschiedenen
Bibliotheken erwähnt wird, welche handschriftliche Sammlungen
griechischer alchemistischer Aufsätze besitzen, die Bibliotheca Lau-
ren tiana zu Florenz nicht genannt wird, welche doch eine inhalt-
reiche und zudem gut beschriebene Handschrift hat. So wenig
scheinen indess die Beschreibungen der letzteren Beachtung gefun-
den zu haben , dass die Auffindung derselben in neuerer Zeit als
eine Entdeckung proclamirt werden konnte*^). Aber bereits der
von Montfaucon**) 1739 veröffentlichte Bibliothecae Laurentia-
nae Mediceae catalogus, qui a duobus doctis concinnatus fuit,
kennt *5) diese Handschrift: eine Papier-Handschrift, deren Inhalt
hier schon angegeben wird als Divina et sacra ars philosophorum,
sive liber fusoriae, metallicae et chalcurgicae artis divinae alchy-
miae; auch die Reihenfolge der einzelnen Aufsätze, welche sich in
dieser Handschrift finden, wird hier mitgetheilt. — Sehr einge-
hend besprach den Inhalt dieser Handschrift später Bandini •'^),
dessen Angaben das Folgende entnommen ist. Codex graec. char-
tac. Ms. in 4. minori, saeculi XV. exeuntis, mendosissime exaratus.
Constat foliis scriptis 313. Continet hie codex uberrimam
graecorum chemicorum coUectionem, cui titulus est; Blßkog ;|rv^£V-
TLxrjgy ^avakkiK^g xai xakxovsiKrjg tijg d'elag tcou vegäg rix^rig, xal
XQVöovkov ßißXov, Divina et sacra ars philosophorum, sive liber
fusoriae, metallicae, et chalcurgicae, divinae, et sacrae artis alchy-
miae. Darin sind enthalten ^''^) (ich kürze wiederum des Bandini
^^) In Jahn's Jahrb. f. Philologie und Pädagogik, V. Jahrgang, II. Bd.
[Leipzig 1830], S. 92 wurde in einer Nachricht darüber, welche Inedita
Fr. Dietz aufgefunden, als in Florenz auf der Bibliotheca Laurontiana ge-
funden auch Collectio chemicorum graecorum genannt. Worauf hin Reu-
vens in der S. 246 citirten Schrift, corrections et additions, p. 163: On an-
nonce encore que M. Fr. Dietz en (von der Sammlung) a decouvert un exem-
plaire dans la bibliotheque Medicea Laurentiana de Florence.
^^ Bibliotheca bibliothecarum manuscriptorum nova [Parisiis 1739].
w) A. e. a. 0., T. I, p. 407.
^) Catalogus codicum graecorum bibliothecae Laurentianae , auctore
A. M. Bandinio, T. III [Florentiae 1770], p. 347—360.
^^) Bandini erwähnt nicht eines Inhaltsverzeichnisses, welches sich in
der Handschrift selbst finde, und nach welchem ein Aufsatz an dem Ende der
Handschrift fehle. Der letzte Aufsatz, welcher von ihm als in der Hand-
schrift enthalten aufgeführt wird, ist einer von Archelaos. Dieser wird auch
264 Zur KenntniBS der Sammlungen
Angaben möglichst, naipentlich wo es sich um bereits von mir be-
sprochene oder noch zu besprechende Schriften handelt):
1) Excerptum e libris Cleopatrae de mensuris et pouderibus. Inc.
'H fÄvä oyoficc - - -
2) Interpretatio Rignorum sacrae artis, et libri de auro conficiendo.
Inc. *^QX^i A***' X9^^^^ ' ■ "
3) Lexicon sccundum ordinem litterarum sacrae artis, signorum et
Dominum etc. Inc. ^A(pqo^(trig aniq^ia
4) Democrüi jjhysica et mystica. Inc. BccXaii^ elg XtzQay fi(€(y nog-
^v^as - - -
5) Synesii ad Dioscorum in librum Democriti scholia. Inc. T7J?
nefig}d-€i0ijg fio&
6) Stephani de sacra et divina arte auri conficicndi Icctiones IX.
Inc. Seov Td>y mtvttau ayad^y aluoy . Inter II. et III.
lectionem inserta est ejusdem Stephani epistola ad Theo-
domm.
7) Coniariiy a quo Cleopatra divinam artem didicit. Inc. Kvqu ö
d^eog Twy ^vyii^tay - - -
8) De divina et sacra arte philosophorum. Tit. UbqI ttjg d^eUtg xnl
iBQäg Tix^^i? ^^^ g)&Xoa6(pa>y. Inc. Ti}g (pvaetjg t6 ät^enioy
iy fiiXQip ßtfati' - - -
9) Zosimi Commentaria genuina. (Vgl. S. 178 f., Anmerk. 73.)
10) Zosimi de virtute compositionis aquarum. Inc. Sie&g vdi'moy xui
xlytia^g - - - (Vgl. S. 180 f., Anmerk. 84.)
11) Admonitiones oommendatitiae ad eos qui hanc artem adgrediun-
tur. Tit. Ila^atyiae&g cvfftftuxai t&y iyx^^^oi>ytfoy rrjy ti^'
yriy. Inc. naQeyyvcb/Liai rotyvy v/nTy xoig ao(poig, (Vgl. S. 207,
Anmerk. 195.)
12) De crystallorum confectione. Inc. Jaßmy ani oact &iXfig — (Vgl.
S. 204, Anmerk. 183.)
13) DomuB omnia continens. Tit. *0 olxog 6 neQ&avyü^toy nciyta. Inc.
^Enuy d( Trjy zstQictriofAitty ravtriy X€cvae^g,
14) De dealbatione. Tit. JleQt XsvxuxfBiüg. Inc. Jictyiywaxtiy v/udg
»iXti} - - -
Bandini bemerkt für die vorstehenden Aufsätze: Forte
haec omnia ad eumdcm Zosimum sunt referenda.
15) Christiani negi evautd^iag ro? XQ^^^^- ^^^- ^^?5 devrtQug tiqu-
yfjuaeUtg
16) Ejusdem de divina aqua. Inc. *0 nBqi xoi> Otiov V&uxog Xoyog —
17) Ejusdem avyotptg, rlg i] uhCu rfjg TiQoxeifiiytjg avyyQi((fi)g. Inc.
üoXXdx&g i^jLtiy ffföt^o^g
in dem von Montfaucon mitgctheilton Katalog als letzter genannt; dann
aber hcisst es hier weiter: In fine decst tractatus beati et sapientissimi ad
sanctissimum patriarcham de chrysopoeia, seu arte faciendi auri , ut ex
indice hujus libri praefixo colligitur.
griechischer alchemistisclier Aufsätze. 265
18) Zosimi yyriaCa yQcetfi] nsQi Tfjg lEgäg xul &&i«g r^x^ii^^ Inc.
yh(ßü}y ttjy ilfvxr^y ro? ;|^«AxoO — (Vj^l. S. 1Ü2, Anmerk. 137.)
19) Olympiodori ad Petasium de divina et sacra arte. Inc. TiVtr««
20) *0 Xid^oq Tfjg (ptXoao (/>£(( g. Inc. To xheiot^ vd(OQ nQwtoy o/uoiftvarij-
atu
21) ncQi tov X(0-ov Tüjy (fiXoa6(fiüv. Idc. V> neQ&ßöffZoq • (f&X6ao(pog fi
^Aßdi^Qtoyj x«i Zdjaijuog *
Bandini bemerkt: Haec omnia foitasse ad cumdcni
Olympiodori tractatum pertinent.
22) Anepifjrapht philosophi de aqua sacra dcalbationis. Inc. //(>d>-
To^ irjg X(iQvx^U(£ tqonog
23) Anepigraphi x«r« dxoXov&eUtg XQV^^^i — Inc. 'Kne^dij rOjy Ti}g
XQvaonoitag evyenttj^oiued'« d^BüiQtj/Ltüttoy
24) Zosimi de virtute et interpretatione. Inc. IlQognce&sfr.g x«i fieO^SQ-
firiyedig - ' - (Vgl. S. 197, Anmerk. 154.)
25) lÜusdem genuiiia scriptura de divina et sacra arte conficiendi auri,
argenti et hydrargyri etc. Inc. Jaßuiy ti^y ywxi^y toö ;^ffX-
xoi^'-' (Vgl. S. 192.)
26) Felagii de arte chrysopoeiae liber. Inc. Ol /uly nQoyayiaiBQo^ x«i
i^aatal
27) De divina et sacra arte philosophorum. Tit. Ihql rf]g ^eCUg xai
isQäg tix^^i^ '^^^ (piXoaoiftoy. Inc. 'H/Jclg uiy ly (tlyiy/uuat
yQdij/icyTeg - - -
28) Aenigma lapidis philosophici Hermetis et Agathodaemonis.
29) De lapide aetesio. Tit. JIeqi idttjatov X(&ov. Inc. 'Slg tditiaiov Xi-
(hov xai r«iJr« tioXv xQl^^f^^v - - •
30) Alter de divina et sacra arte. Tit. "AXXog ncQi Tf}g (Hing xai h-
Qug Tixy>i?' Inc. jitcßioy ogtquxu (ixhyj iy &vli^ Xedaaoy - - -
31) Joannts archipraesnlis in Ebania, de divina arte. Inc. Mtiu-
axeil/ib/ned-u^ xai etiftouey - - -
32) Veridicus liber Sophe Aegyptii, et divini Hebraeorum domini
potestatum Sabaoth^ Zosimi Thebani mystici. Inc. Ti^g
vdQaQyvQov aTa&fihg 'Ayad^odui/Lnoy nffixpaty - - -
33) Liber 1 ultiuiae scripturae Zosimi. Inc. "Ky&ey ßtßtuovKu «Ai/-
^g ßißXog--- (Vgl. S. 186, Anmerk. 110.)
34) Isis prophetissa filio suo Horo. Inc. "ic^g nQotfijug no iuo
"SL{toi. ^Antiyiu aov /LtiXXoyrog, w xixyoy
35) i>ei/iocri7/ liber V.inscriptusLeucippo. Inc. J n^oxQiX og AtvxCnnu)
TO ixsQoy nXtlaiu x<dQe&y. Ilagi rovttuty Tujy rexyCoy lOjy Ai-
yvnz(tay
36) Liber veridicus Sophe Aegyptii, et divini Hebraeorum domini
potestatum Sahaoth, Inc. Jvo yä^ tniatfjficu xai aoq:(€u d-
aiy
37) Alia conficiendi auri ratio. Tit. HoCuaig xQvaov nqbg dHnQogijy.
Inc. XuXxby dt) (f>tiju^ xby xijg Maqlag xby axsq^ayixuy
38) Agathodaemon in oraculum. Orphei collectio et commentarius.
Inc. ^Ayad^oduifÄiay 'OffC^tdi. x^dQe&y —
26f> Zur Kenntnis« der Sammlangen
Tum sequuntur alia capita nullo auctoris nomine ap-
posito, quae num ad eumdem auctorcm pertineant, in-
certum est: I) ^E^/jiriysla negl ndytuy oLnX(bg xai tibqI T(by
^ibvüiy. II) ^E^fjirjyefa TtBQt t&y <p(bT(oy. III) *'Y&tOQ m-
atfjg olxoyofjilag, lY) Kai äXXog (priaiy.
39) Sermo Democriti. Tit. Jöyog Jtj/uox^dov ^tXoaötpov. Inc. Ei^i-
axojuey aaqrfl triy &6toQiay, vag xatä tb XQvmoy toi)zo ime^-
(pdiyfl xai iy äXXotg 6 JrjfiöxQ&tog Xiyioy
40) Zosimus dixit de asbesto. Inc. JijXa l/uXy noiovficyog — (Vgl.
S. 184, Anmerk. 104.)
41) ^tiipayog di (priaty, Jdßs ix t<by vecadQtoy azoix^((oy dQcrey&xot)
dyandtov te xal xaxtotdtov — . Lückenweise mitgetheilte
Fragmente.
42) 'ÄXXo xBipdXakoy ncQl X(S-ov x^f^^vTtxfJg. Inc. ^EneKfrj t(by Xi&toy ol
fAty ßdntoyta&y ol di atiipoyxah - - -
43) IlBql evyd^etjg t(by (p$Xoa6g)ü}y, Inc. JlQog d)iXrjXovg ol (p^Xoaoipoi
dniotrjXay i] ro? yByiad^tu ^(ay avvayiayr\y - - -
14) Methodus, qua perficitur globosa grando praeparafa secundum
artificium celeberrimi in hac arte Salmanae Arabis. Inc.
/iaßcjy Xentotdtag /«AdC«?, (/ußaXe €tvTäg iy ldX(p
Tum subjiciuntur alia capita, quorum tituli sunt: I)
Jloiria&g dQyvQOV. II) nofrjtrtg x^yyaßdQStjg. III) JleQi
xtyyaßuQBütg» IV) "AXXoig, V) Kataßaq)rj XC&(oy xai cjua-
Qdydtjy xai Xvx>^^T(by ^ xai vax(y^<oy ix roß i^ ddvtov
T(by leQcby ix&od^iytog ß^ßXCov. VI) T(ya xä etdtj tvy-
Xdyovffi Ttjg t<by XC&aty xtttaßfc^fjg , xai n<bg olxoyo^Bl-
xai* Vn) T(g 6 xijg o\pBiag xcby /^oi^ftTtoi/ , TJxo& noiri-
aetog XQonog xcby ßtaizo^^ytay XlS^tay, VIII) ÜBqi /v/ist;-
x^xfjg, IX) "AXXo xBq)dXaioy nsqi Xid^oiy, X) Ilsgi ßa-
(pfjg CfiaQäydioy. XI) ^Kfi^QOV olxoyo^Cu nqog XCd^toy
X€cxaßag/ijg xai ixfQ(tg oixoyo/uütg, XII) Uoirjatg /aAxoi'
|<r»'v^oP. XIII) Ba^t] Toö iy&txofi atSrJQov yqag^BXaa tio
atx^ XQoyff, XIV) JlBqi ßafpfjg tr&driQov. XV) *EtiQa
ßa<pi^. XVI) IlBQi &tag)0Qäg f^oXißdov xai XQvaoC tibzu'
Xov.
45) Interpretatio seien tiae de auro conficiendo Cosmae. Inc. ^H dXtj-
S^^yt] aOxtj xai fivax^xr] X^f*^^ ' "
46) Fragmentum desumtum ex Zo^'mo etc. Inc. JdßB oxe x^caaqa-'-
(Vgl. S. 198, Anmerk. 158.)
Adnectuntur deinde alia capita: I) ^Exiga kg/ntjyBia.
II) "AXXti fAi^o&og fAvaxtxtj. III) "Er* Moq »Bioy, et alia
capita, in quibus potissimum agitur de arte aureis
characteribus et liqnore aureo scribendi.
47) Joannis Damasceni ex dioptra versus politici XVI. Inc. Jot-
nby, xvQt€(, äysg /uot"'
48) ^PtydX&ay xsXayoßißtXa'^^) (prjai nBQi xr^g xvfi^vxtxfjg xix^m- Inc.
^^) Legendum AmaldtM de Villanova ^ corruptum enira est nomen, be-
griechischer alchemistischer Aufsätze. 267
49) Heliodori Carmen chemicum. Inc. JSxfInTQu yicifjg —
60) Theophrasti oarmen chemicum. Inc. Ol rö^y aotfiarcoy dy-
^Q(by - - -
51) Hierothei carmen chemicum. Inc. 'Jna^^ofKu TtQognXi^ag ev^Qu-
dectütov - - -
52) Archelai carmen chemicum. Inc. 'H nüyaotpog &eUt tixyti rcby
nay0Öq)(üy - - •
Dass eine Sammlung griechischer alchemistischer Aufsätze
sich unter den Handschriften der Bibliotheca Ambrosiana zu Mai-
land befindet, war schon länger bekannt (vgl. S. 246). In der
That hatte schon im ersten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts
Montfaucon über das Vorhandensein und den Inhalt dieser
Handschrift Nachricht gegeben. Da, wo er in seiner Palaeogra-
phia graeca*^) von den chemischen Zeichen spricht, sagt er: Ex-
merkt Band in i (a. a. 0., p. 357). BainaJdus de Vüla-nova wird geradezu
als in dieser Handschrift enthalten in dem bei Montfaucon (a. o. a. 0.) gege-
benen Kataloge aufgeführt. Für Arnald von Villanova schwanken die
Angaben des Geburtsjahres zwischen 1235 und 1248, die des Todesjahres
zwischen 1312 und 1314. — Dieses Schriftstück von Arnald von Villanova
schliesst in der Florentiner Handschrift nach Bandini's Mittheilung mit den
Worten: d-iXtüy yuQ (etat xvQtog, Sg iytavd'u ^y ifoi^Xog. Es ist mir nicht er
innerlich, und aus den mir jetzt in Mangeti Bibliotheca chemica curiosa, T. I,
p. 662—707 und in Auriferae artis, quam chemiam vocant, Vol. IL, p. 419—
537 zur Hand befindlichen Schriften des Arnald von Villanova nicht er-
sichtlich, dass unter den in lateinischer Sprache veröffentlichten Schriften,
welche dieser Autorität beigelegt werden, sich eine fände, deren Anfangs-
worte den oben angegebenen und deren Schlussworte den eben mitgetheilten
entsprächen.
'^^ Palaeographia graeca , opera et studio D. Bern, de Montfaucon
[Parisiis 1708], p. 374 sq. Ganz dasselbe bezüglich des Inhalts dieser Hand-
schrift gab dann auch Montfaucon in seiner Bibliotheca bibliothecarum
manuscriptorum nova, T. I [Parisiis 1739] , p. 529 an, wo dieser Codex als
bombycinus recens bezeichnet wird; seine Angaben beruhen auf Notizen,
welche er sich 1698 auf der Ambrosiana gemacht hatte (vgl. daselbst, p. 527).
Das von Montfaucon in seiner Bibliotheca— — , T. I, p. 491—505 mitge-
theilte, nach den Schriftstellern alphabetisch geordnete Verzeichniss der grie-
chischen Manuscripte der Ambrosiana lässt nur wenig bezüglich der oben be-
sprochenen Sammlung (und noch anderer dort befindlicher alchemistischer
Handschriften?) entnehmen; aber dass hier für eine ganze Anzahl von alche-
mistischen Schriftstellern (namentlich Demokritos, Ostanes, Pelagios,
Stephanos, Zosimos) angegeben wird, gewisse Schriften von ihnen seien
268 Zur KenntniBs der Saramlungen
stat Mediolani in bibliotheca Ambrosiana magnae molis codex
graecus bombycinus, qui pro bibliotheca scriptorum de auro confi-
ciendo haberi possit. Titulos et auctorum nomina hie referre non
ab re fuerit; hie enim observes alios magnificis inscriptionibus
artem commendare suain; alios pudentiores, verborum ambagibus
quam occulte colebant disciplinam, subindicare ^^).
1) Stephani oecumenici de physica considerationc.
2) Epistola ad Theodorum, compendium sacrae artis.
3) Doctrina ad HeracHum imperatorem.
4) Heliodori ad Theodosium de arte mystica.
5) TJieophrasti philosophi de arto divina.
6) Hierothei philosophi de eadem arte.
7) Pelagii philosophi de divina et sacra arte.
8) Ostanis philosophi de eadem arte.
9) Dcmocriti Physica mystica, de confectioDe azymi.
10) Synesit philosophi ad Dioscorum in libmm Democriti.
11) Anepigraphi philosophi, tibqI Xevxononag, de albefactione« et de
auro conficiendo.
12) Zositni divini, de virtute et de divina aqua.
13) Chrtsttani^ Labyrinthus Salomouis, de temperando ferro, confi-
ciendo crystallo, et de aliis naturae arcanis.
11) Hierotheus de sacra arte.
15) Pappus philosophus de eadem re.
Von italienischen Bibliotheken ist mir noch die zu Turin als
eine solche Sammlung besitzend bekannt. Nach dem Handschrif-
ten-Katalog derselben ^^) befindet sich auf ihr ein Codex charta-
ceus, saeculi XVI, constans foliis 258, in quo sunt opuscula varia
zweimal vorhanden, lässt schliessen, dass die Ambrosiana im Besitze von zwei
solchen handschriftlichen Sammlungen war oder ist. Demnach hat es Nichts
üeberraschendes, wenn lleuvens (in seiner S. 246 citirten Schrift, corrections
et additions, p. 163) angiebt: M. Geel mo communique que, guido par les
iiidications de M. l'abbe Catena, il vient de trouver dans la bibliothequc ani-
brosienne de Milan deux exemplaires du memo recueil chimique, Fun marquc
MSS.Gr.A. n. 57: olim Pinelli, Pautre A. n. 193: olim Fr. Patricii. Der Num-
mer nach war die letztere Handschrift die von Montf au con durchgegangene.
^®) Ich weiss nicht, ob Montf aucon den ganzen Inhalt der Handschrift
mitgethcilt (er giebt die Aufsätze nicht nuraerii*!) oder etwa einzelne ano-
nyme Schriftstücke übergangen hat.
^'^) Codices manuscripti bibliothecae regii TauriuensisAlhenaei ; recen-
suerunt J. Pasinus, A. Rivautella et F. Berta [Taurini 1749], p. 176 sqq.
jjfriechi scher alchemistiRchcr Aufsätze. 269
mathematica et clüinica haud contemuenda, quorum maxima pars
graece lucem nondum vidit. Den grösseren Theil dieser Hand-
schrift füllen mathematische Werke (ApoUonii Pergaei quatiior
priores conicorum libri und Sereni Antisnensis opusculum de cy-
lindri sectione ad Cyrum amicum, wie der Katalog angiebt); erst
fol. IGO beginnt die Sammlung chemischer Aufsätze, folgende ent-
haltend:
1) Lexicon alphabeticum divinae artis. Inc. ^Aq)itCQB^d hn nC-
ivQu aCiov - - -
2) Democriti Physica et mystica. Inc. BtcXfoy sie XitQav ^lUtv nog-
^'VQftg
3) Synesii ad Dioscorum epistola instar scboliorum in libellum De-
mocriti. Inc. Ttjg nefAq}^£ierig /not fn^atoXfjg
4) Stephani de sacra et divina arte auri conficicndi actiones IX.
Inc. 'J5r t(by näyttoy dya&tby altioy
Ad calcem secundae actionis habetur ejusdem Stephani
epistola ad Theodorum. Inc. üe^i toü dQyoö yyib&t"-
5) Zosimi commentarii genuini de aqua divina. Inc. Tof>io ^<rTt to
»eioy - - - (Vgl. S. 179, Anmerk. 77.)
6) Christiani de praeparatione auri. Inc. Tijg devtiQctg ngayfifc-
TsCaq
7) Zosimi genuina descriptio sacrae jivinaeque artis auri argenti-
qne faciendi. Inc. Jttßaty trjy ^vxrjy toi^ /«Axoö (Vgl.
S. 101, Anmerk. 134.)
8) Methodus, qua perficiiur globosa grando praeparata secundum
artcficium clarissimi Arabis Salmana. Inc. Außioy Xenzotäutg
)(«X(cC€tg —
0) Sfiffi^q xai Xu^TtQiocig ^idQydqtoy i]g noXhixig 6 dEtftoxtog fXeye
X()'f}od'cu. Inc. ÜQuiioy ßnXioy ^Xaioy h ^vdxj^ S-iQ/nn^yF.
10) Color aeris apud Persaa inventi - --; color Indici ferri - - - (vgl.
S. 213, Anmerk. 20G )
11) Ex Cleopatrae fractatu de ponderibus et mensuris.
12) Intcrpretatio signorum, quae usu in aacra arte veniunt.
Ganz besonders reich an handschriftlichen Sammlungen grie-
chischer alchemistischer Aufsätze war die Bibliothok im Escurial.
Sieben oder acht .solcher Handschriften seien da vorhanden , sagt
der, übrigens eher despectirlich von ihnen urtheilonde Jesuit
Alex. Barvoet, welcher 1G47 die noch nicht herausgegebenen
griechischen Schriften dieser Bibliothek katalogisirte ^®) ; unter die-
^) Dass dieser Katalog vorn in Balth. Corder's Ausgabe der Ilomilien
270 Zur Kenntniss der Sammlangen
sen, berichtet er ^i), sei auch Agathodaemonis Chrysopoea cum plu-
rimis aliis ejusdem farinae chymicis auctoribus, cum variis titulis
de lapide philosophorum , de sole ac luna, id est, auri ac argenti
confectione, praeparatione metallorum, salis chymici eta „Magnis
omnes nominibus, sed plerisque, ut reor, supposititiis," Democriti,
Heraclii, Constantini, Piatonis, Aristotelis, Pselli, etc., aliisque
hujuscemodi insigniti, idque in septem aut octo fere codicibus. Von
diesen Handschriften scheinen die meisten — vielleicht bei der
Feuersbrunst, welche 1()71 einen Theil der Bibliothek des Escu-
rials verzehrte — verloren gegangen zu sein. E. Miller, welcher
1843 die griechischen Manuscripte dieser Bibliothek katalogisirte,
giebt uns nur über zwei Sammlungen alchemistischer Aufsätze
Nachricht. — Die eine derselben (ich bezeichne sie später als die
Escurial ' Handschrifl Ä) ist nach Miller ^^^ in-fol. en papier de
266 feuilles, et du XVI® sifecle; manuscrit provenant de la biblio-
thfeque de Diego Hurtado de Mendoza. Ihr Inhalt wird von ihm
angegeben :
1) Lettre de PselltM an patriarche Xiphilin sur la fabrication de
Por.
2) *0 ZwatfAog (^rj ne^l rfjg daßiirtov,
3) Extrait de CUopätrCj Jlegl ina&fi&y.
4) *EQfiiiy€(a t&y arifisitay tfjg le^äg Ti;|r*^c.
5) Lexique de Part sacre.
6) Physique mystique de Dimocrite,
7) Synesius ä Dioscure sur le livre de D^mocrite.
8) £iienne d'Alexandrie, Bur Part sacre.
9) Comariua ä Cleopatre, sur le meme sojet.
10) Traite d^Ostanes, sur le meme si^jet.
des H. Cyrillus ober Jeremias [Antuerpiae 1648] veröfFentlicht, dann von
Theoph. Spizelius (Sacra bibliofhecamm illustrium arcana [Augustae
Vindelic. 1668], p. 120) und vonJ.J. Mader (De bibliotheci8[Helmstadii 1702],
p. 114) reproducirt wurde, hat E. Miller in seinem Gatalogue des manu-
scrits grecs de ia bibliotheque de PEscurial [Paris 1848], p. XXVII des dis-
cours pr^liminaire, erinnert; derselbe findet sich ausserdem auch in Labbe's
Nova bibliotheca mss. librorum [Parisiis 1653], p. 175 sqq. Einen Abdruck
desselben gab zuletzt Miller a. e. a. 0., p. 511 ss. Das auf die chemischen
Handschriften Bezügliche findet sich auch in H. Conring*s Schrift de Her-
metica medicina libri duo, ed. IT. [Helmestadii 1669], p. 33 sq.
«') Bei Miller a. a. 0., p. 516; bei Conring a. a. 0., p. 33.
82) A. a. 0., p. 146 88.
griechischer alchemistischer Aufsätze. 271
11) ryi^ta vnofitn^fAata, par Zosime.
12) JlB^t avyS-iastog {^düttoy nQii^etg y, par le meme.
13) JlttQfuyiaeig avarauxal r&y iyxB^qovyttay xf^y ri^yv^- (^^i*
S. '206 f., Anmerk. 195.)
14) Toii XQ$(niayoö TiSQt evCTttO-ütg toi^ ^Q^^^^''
15) Toö avToi) TtBol ToiT &e{ov i^&atog x. t. X.
16) Toi» (tvTov avyo^tg x(g i} ahla tfjg nQOxei/iiyrjg avyyQnqijg.
17) ryria(a yQn(priy Bur Part sacre, par Zosime.
18) Mtd^o&og cf#' jyc dnoteXeitat i] cq>atQO€&&fjg /ciAaC« trxevao&eiau
nuQcc toi} iy Tej(yov^(if nsQtßorjrov ä^aßog SaX/uayä.
19) S^ifitg xal XiKfATtQvyatg (Aa^dqtüy p noXXaxig 6 ^edtoxtag tXeye
X^ijcS-at.
20) Ktaaßa^fj XiS-my xal afAaquyStav xai Xvxyn&y xai vax£y&tay ix
ToD «I d&vTov t&y te^y ix&o&iytog ßtßX^ou,
21) *EQ/Lit}ye(a rfjg httattjurig rijg jjf^vao^ro^iiK; U^o^oyd^ov xoiS Ko-
ffftä.
22) ^JyBnyyQdg>ov qnXoa6g)ov ne^l rod t^datog xijg Xevxibaetog,
23) ^AyenyyQd^ov <p*Xoa6^ov xcctä dxoXovS'iay /^^(Tccoc fipniyoy (leg.
ifAgmCyoy) trjy trjg jjf^vcroTroftac avyenyy^fytjy (leg. avyentv-
yfiiyrjy) ffvy S-et^,
24) Jle^l rfjg t(&y ^tXoaöqfiay fiv<Tt$x7}g tixyfjg, poeme par Heliodare.
25) ne^i Tfjg leQäg tix^n^, par Theophraste,
26) Vers jambiques d^Hterothee sur la pierre philosophale.
27) nsQt trjg U^äg ti/#'j??, par Archelaüs.
28) Olympiodore a Petasius sur le meme sujet.
29) FyriaKt ^ofiyrjfiata, par Zosime.
30) ryriäCa y^atpri, par Zosime.
31) nsqi tfjg leQäg tix'^n^j P*'" ■P^'^fl'«-
32) '^^/^ tijg xazä nXdtog x&y (Qytoy f^ry/i^eütg. Inc. /idße tu
Xevxd - - -
33) ]änigme sur la pierre philosophale, par Hermes et Agatho-
dimon,
34) Chapitres addresses par Zosime ä Theodore.
35) *l(odyyov d^/»e^^ai( zov lyBßeyyCa (sie) tibqI tijg isQäg rix^^^-
36) Livre mystique de Zosime.
37) Isis la prophetesse au fils de la Lune.
38) BißXog aXtid-eig (sie) aoipt Alyvmov xai &etoy ergnitoy (leg. O^sitny
*EßQa(<ay) xvq(ov tihy ^vydfXBUiy ^aßaaiS'.
39) 'Ayad^odidfAiay Big tby XQfi^f^oy ^OQ^tutg' avyctyüyyr^ xai inö/nyrifjia.
40) ^lafjßXixov noirjatg.
41) Evnoita xai tj Bvtvx^tf Toü XTtjaafAiyov xal fnnvxtft xa/ndtov xai
fÄaxQOXQoyia ß(ov.
42) Fragment anonyme ^3). Inc. Jgdxtay x$g naqdxBkxa^.
^3) Miller bemerkt, dass sich derselbe Aufsatz in dem MS. 2327 der Pa-
riser Bibliothek finde, avec une miniature representant un dragon roule en
cercle et se mordant la queue. Le tifre est: Toi^xo hxiy x6 fLivofq^toy 6 ovqo-
272 Zur Kenntnies der Sammlungen
43) Ilegi r?J^ rifuonc'cttjg xal noXviprj/ntov /(»vo'o/aitxi/c (s/c) negt tov
XayaQtjactt to XQvaioy.
14) "AXXtf fjfx^oifog fjivaT&xr].
45) 'Ptt'uXdtoy zeXayoßeßtXtc (sie) iprial neql lijg ;ft;ficwr*x/yc tix^V^^)-
Inc. ABlioaa^ tä atafAKta.
Ich werde später für diese Handschrift die Uebereinstimmung
mit einer der Pariser Handschriften hervorzuheben haben, und
später wird auch zu erörtern sein die Uebereinstimmung zwischen
dem, was das alte Inhaltsverzeichniss der Venetianer Handschrift
(vgl. S. 261 f.) anzeigt, und was eine zweite Handschrift der Biblio-
thek des Escurials — ich beziehe mich im Folgenden auf sie als
auf die Escurial - Ha^idschriß B — nach Miller's Bericht^-'») ent-
hält. Es wird diese Handschrift von Miller beschrieben als in-
foL de 237 feuillets, en papier et du XVI® sifecle. Ce manuscrit
provient (gleichfalls) de la bibliothfeque de Hurtado de Mendoza.
Au fol. 2, verso, on lit quelques vers qui sont ^rits k Teuere rouge
(ich komme auf diese Verse später zurück). Voici maintenant le
ßoqog ifQ€ix(oy. Draconis candam devoraQtis mystica et chymica interpretatio
ist die Angabe, welche für diesen Aufsatz der Pariser Handschrift 2327 der
Manuscripten-Katalog der Pariser Bibliothek von 1740 hat (vgl. unten das
Inhaltsverzeichniss dieser Handschrift, Nr. 24), Draconis caudam suam mor-
dentis mysterium die Angabe für den Aufsatz in der Pariser Handschrift, für
welche als Nr. 3178 bezeichnet Montfaucon (Bibliotheca , T. II, p. 740)
das Inhaltsverzeichniss veröffentlichte. Der nämliche Aufsatz scheint auch
in der von Fabricius benutzten Abschrift einer Pariser Handschrift gewesen
zu sein; vgl. unten bezüglich des Inhalts dieser Abschrift Nr. 39 derselben.
Die Anfangsworte: jQuxtoy ng naqiixenai - - finden sich wieder in der Schrift
des Zosimos nBqi aqeifjg xcti awS^iastog vtfdrtoy ngu^e&gj deren griechischen
Text Hof er veröflentlicht hat (Ilistoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1806],
p. 526; vgl. oben S. 182, Anmerk. 95); es fehlen mir die Anhaltspunkte zur
Beurtheilung , in welcher Beziehung jener Aufsatz zu dieser Schrift stehen
mag. Dass die Aegyjiter in ihrer Zeichenschrift (fV zoTg hQfatxolg yQd/j/LiiaTi)
die Welt durch einen seinen Schwanz verzehrenden Drachen (cf^axorr« ovgo-
ßoQor) darstellten, sagt Olympiodoros (Höfer a. e. a. 0., p. 276 u. 529).
Bei den Alchemisten des Mittelalters wird Etwas für die Darstellung des
Steins der Weisen Wesentlichstes auch als draco mortiiicans candam suam be-
zeichnet (vgl. meine Geschichte der Chemie, II. Theil | Braunschweig 1844 J,
S. 225).
^) Vgl. S. 266 f. die Anmerk. 56 zum Florentiner Codex.
«&) In der S. 270 angef. Schrift, p. 416 si.
grieohisoher alobemistiscber Aafsätze. 273
detail de tous les ouvrages oontenus dans le manuscrit et qui trai-
tent de la chrysop^ ou fabrication de Tor ^^).
1) Tratte d\£iienne d'Alexandrie 8ur Part de faire de Por.
2) De la chimie, adresse par Pempereur Heraclius ä Modeste
d'HagiopoliB.
8) De la fabrication de Por, par Peroperear Heraclius.
4) SvXXoyog 8ur ceux qai cherchent la pierre pbilosopbale, par
Pempereur HSraclius,
.0) Lettre de Pempereur Jusiinien sur Palchimie.
6) De Part divin, par Justinien,
7) J^Xshg addressee aux philosopbes par Pempereur Justinien.
8) äur la fabrication de Por, par Comarius,
9) Dialogue des pbilosopbes et de Cleopätre.
10) Po§me cPHiliodare sur Part sacre.
11) Vers iambiques de Thiophraste ruf Part sacre.
12) Vers iambiques d'Hi^rothie sur le meme sujet.
13) Vers iambiques d^Archilaüs sur le memo sujet.
14) PHagius, sur la chrysopee.
15) Ostan^s k Petasius, sur Part sacre.
16) Dimocriie^ de porphyra etc. •
17) DSmoerite, ne^l daifjfiov noti^Bag.
18) Scnolies de Synisius sur la physiqno de Democrite , adreeseos a
Dioscorus.
19) De Peau sacree, par un anonyme.
20) De la chrysopee, par un anonyme.
21) Zositne^ negi aQezijg x. r. A.
22) Chapitre d*Agathodemon.
23) Chapitres d'JÖcrm^s, Zosime^ Nilns Africanus.
24) Zosime ä Eusebia, sur Part sacre.
25) Olympiodare, sur Zosime.
20) Zosime a Theodore, vingt-cinq chapitres.
27) De la chrysopee, par un anonyme.
28) Pappus, sur Part sacre.
29) Moise, nsQi dtTiXibactog ^Qvaoi'.
30) Chapitres d^EugSnius et d^Ilicrothcc,
31) Zosime j ne^l oQyuyiay xecl xuiiiriot'.
32) Zosimey sur Peau sacree.
33) Zosime^ nBQt d^uyaty xul xaftCytay yytjtTtrc ino^uyTJ^cmt,
Les articles suivants (die hier eingerückten) ne se trouvent
««) Aus dem unten (nach Nr. 33) Bemerkten geht hervor, dass diese
Handschrift auch ein (altes) griechisches Inhaltsverzeichniss hat. Miller hat
es nicht mitgetheilt; es unterliegt mir, nach der Vergleichung des von Mil-
ler daraus Angegebenen mit dem oben (S. 261 f.) aus der Venetianer Haml-
Rchrifl aufgenommenen Inhaltsverzeichnisse wenig Zweifel, dass es mit dem
letzteren übereinstimmend ist.
Kopp, Heitr. x. («cmc)i. d. Chunt. X8
274 Zur Kenntniss der Saramlung-en
point dans le manusorit; mais üb sont indiqnes dane nne
table plaoee en tete du volame comme exiBtant primiti-
vement.
34) Ba^Tj fjtot fuetaßoXrj nvQOxdXxov nqbq aanqoxnXxov,
35) Bag>ri xal noitjffig rod iy&&xoi> a&d'q^ov,
36) Ba^ TiQog ^C^ij xai iQyaXeia Xa^evuxä,
87) He^i d<tfifAOV xui idQttQyvQov xal xtvvaßdqetaq nofrjaig.
38) Eztrait de Cleopätre sur les mesures.
39) nsQt eiGta&B£ag toi^ ^QvaoÜf par an philosophe chre-
tien.
40) De la chrysopee, par le meme.
41) JISQi ^ov^fA&y xal tfXuty noti^ffetog, (Vgl. S. 262, Nr. 40.)
42) JIsqI dtaipoQäg fioXfß&ov xai ns^i XQv<fonezdX(oy.
48) Lexiqae poor la cbrysopee.
44) Autres chapitres de dififerents poetes sur la cbrysopee.
45) Vers de NMphore sur les songes.
46) SynisiuSf sor les songes.
In grösserer Anzahl hat solche Sammlungen alchemistischer
Schriften die Biblioth^ue royale, resp. nationale o. imperiale zu
Paris. Der Grund zu diesem Beichthum wurde wohl in der ersten
Hälfte des 16ten Jahrhunderts gelegt; Borrichius^') sagt: Non
est necesse hie multis probare, continuasse in hoc studio sapientiae
(der Alchemie) Qraeeos, cum utique constet, Franciscum I. regem
Qalliarum (regierte 1515 bis 1547), proayorum nostrorum memo-
ria in Graecia coemisse magnam librorum manuscriptorum , ut al-
terius, ita quoque chemici argumenti supellectilem, quae adhuc in
bibliotheca regis christianissimi manuscripta perennat. Der zuerst
nach Paris gekommenen Sammlung ^^) gesellten sich später andere
zu, und am Ende des vorigen Jahrhunde)*t8 konnte Ameilbon ^^)
07) Conspectns scriptorum cbemicorum celebriorum , in Mangeti Biblio-
theca cbemica curiosa, T. I, p. 41.
ö8) War diese oder eine andere Pariser Handschrift zuerst in der Biblio-
tbek zu Fontainebleau? Eztat codex ille in bibliotbeca regia ; Delrius
T. I. Disq. Magic, c. 5. p. 1. scot. 1 in bibliotbeca Fontis belli haberi testa-
tar, sagt Morbof (Polyhistor literarios, ParsI [Lubecae 1695], p. 101), ebenso
Gyprianns (in der S. 246, Anm. 8 angef. Schrift, p. 89). Die Disquisitiones
magicae desM. A. Delrio, welche zaerst 1599 erschienen, sind mir nicht zu-
gänglich; bibliotheca Fontis belli scheint mir die später (Montfaucon's
Bibliotheca bibliothecarum , T. II, p. 955) in die königl. Bibliothek zu
Paris gekommene bibliothecam Fontebellaqueam zu bedeuten.
«») Notices (vgl. S. 246, Anm. 8), T. V, p. 360.
griechischer alchemistischer AufBätze. 275
von der Biblioth^que nationale sagen, qu'il n'est aucun d^pöt
litt^raire oü Ton puisse se glorifier de poss^der une collection des
ouvrages des anciens chimisies grecs plus compl^te et plus riehe.
Aus dem auf der Pariser Bibliothek handschriftlich Vorhandenen
schöpften ihre, die griechischen Alchemisten betreffenden Kennt-
nisse J. J. Scaliger, Salmasius, Du Gange, auf deren Be-
kanntschaft mit diesem Gegenstand in dem Vorhergehenden
schon wiederholt Bezug genommen wurde; Casaubonus'*^)
erwähnte der Sammlung von Aufsätzen, welche Isqu xexvri beti-
telt in der königl. Bibliothek zu Paris sich befinde und Abhand-
lungen über die Kunst, Qold zu machen, von verschiedenen
Verfassern enthalte. — Einige Auskunft über den Inhalt der am
Frühesten in die Pariser Bibliothek gekommenen Sammlungen
hat schon um die Mitte des 17ten Jahrhunderts der Jesuit PhiL
Labb^ (gestorben 1667) gegeben'*); später gaben genauere Aus-
'^^) De rebus Bacris et ecclesiasticis exercitationcs XVI ad Cardinalis Baro-
11 ii prolegomena in Annales ; Exerc. I, cap. 10 [Genevae 1654, p. 70].
71) In semer Nova bibliotheca manuscriptorum librorum, einem in der
zweiten Hälfte des 17ten und den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahr-
bunderts öfters citirten Werke, mit welchem Bekanntschaft zu machen mich
doch etwas mehr Muhe gekostet hat, als bei Arbeiten dieser Art sonst gewöhn-
lich. — Morhof nimmt in seinem Polyhistor (vgl. S. 274, Anm. 68), P. I,
p. 1 12 in Betreff dessen, was von griechischen alchemistischen Aufsätzen erhalten
sei, darauf Bezug, quae notavit Labbeus in nova bibliotheca manuscriptorum
librorum, und dann noch auf einen Ausspruch, welchen Labbe, „part.4.MSto-
rum p. 129" thue. Dieses Gitat findet sich dann auch in anderen Schriften
(z. B. Fabricii Bibl. gr., Vol. XII, p. 747 sq.) Aber Labbe' s bekanntere Nova
bibliotheca manuscriptorum enthält weder T. I noch T. II [beide Parisiis
1657] p. 129 oder sonstwo Derartiges, und mehr als diese zwei Bände sind
von diesem (übrigens kirchengeschichtlichen) Werke nie erschienen (Bru-
neis Manuel du libraire et de l'amateur de livres, 5. ed., T. III [Paris 1862],
p. 708). Nichts, was alchem istische Schriften oder speciell eine Pariser Iland-
Hchrifl beträfe, fand ich in Labbei Bibliotheca ])ibliothecarum [Parisiis 1664
wie Rotomagi 1672]. Es gicbt jedoch noch eine Nova ]»ibliotheca manuscri-
ptorum von Labbe, welche vielleicht manchmal mit der eben erwähnten
verwechselt worden und, obgleich ein relativ selbstständigeres und besseres
Werk als viele Schriften dieses Polygraphen, weniger beachtet worden ist.
Ihrer erwähnt nicht Brunet a. e. a. 0., nicht Grässe, wo er in seinem Tre-
sor de livres rares et precieux, T. IV (Dresde 1863], p. 57 Schriften des Labbe
aufzählt. Aber die Bibliotheque des ecrivains de la compagnie de Jesus ,
par Augustin et Alois de Backer, welche (premiere serie [Liege 1853], p. 434 —
443) über die Schriften des Labbe (es sind nur etwas über achtzig) Auskunft
giebt, hat sie (p. 439 unter Nr. 45, wenn auch nicht mit ganz correcter An-
18*
276 Zur KenntnisB der Sammlungen
konft über die verschiedenen Handschriften die Manuscripten-Ea-
gäbe des Titels) als ein besonderes Werk, und ich habe sie, nach mehrfachen
vergeblichen anderweitigen Nachfragen, von der Münchener Bibliothek er-
halten. Diese Nova bibliotheca manuscriptorum librorum, sive specimen anti-
quarum lectionum latinaruni et graecarum in quatuor partes tributarum, cum
coronide duplici , poetica et Hbraria, ac supplementis decem [Parisiis 1653]
des Labbe enthält p. 1288q. Folgendes: De chymia, quam miselli homun-
cioikes et omnium rerum egentissimi sacram divinamque philosophorum artem
vocitant, multi multa scripsisse noscuntur, ut ex codd. regiis 145. 516. 618.
1676. 1738. 1708, Naudaeanis 51. 75. aliisque constat Nos nonnuUos hie bre-
yiter succeniuriabimus, quorum vel nuda nomina juverit leotoribus multi-
fariae eruditionis candidatisque indicasse.
Agathodaemonts aenigma nescio quod.
Christiant de auro conficiendo, de aqua divina, etc.
Cleopatrae, et Orphei, fragmenta quaedam.
Comarii philosophi de lapide philosophico ad Cleopatram.
Cosmae hieromonachi de chysopoea.
Demetrii Physica et mystica cum Syneaii philosophi scholiis.
Geberi de secretis naturae.
JSeliodori philosophi versus ad Theodosium imperatorem.
Herfnetis seu Mercurii Trismegisti varia.
Mich. Pselli ad Xiphilinum patriarcham, etc.
Nicephori Blemmidae de auro conficiendo, etc.
Pelagii philosophi de mystica arte philosophorum.
Petri Theoctontci de methodo alchymiae.
Stephani Alexandrini philosophi oecumenici, etc.
Theophrasti philosophi de arte sacra.
Zosimi Panopolitae et Thebani di versa, etc.
Lexicon chymicon seu artis sacrae, ovum philosophorum, nomina chymicorum
et alia ejusdem farinae quam plurima. — In demselben Werke des Labbe wird
(p. 166 sqq.) auch mitgetheilt ein Supplementum ex indice librorum non-
dum editorum confecto a Scipione Tettio Neapolitano ante annos LXXX (das
wäre um 1573), worin auch genannt werden (p. 174): Zosimi et aliorum qua-
tuordecim auctorum scripta de arte sacra, falsa tamen et supposititia Volu-
mina; und in einem späteren Supplement werden (p. 385) aus einem anderen
Exemplar des Verzeichnisses desselben Scipio Tettius genannt: Zosimi,
Archelai, Synesii, Theophrasti, Hostanis, Heliodori, Satyri, Hierothei, Pelagii,
Pselli, Stephani, et aliorum libri de arte sacra, falsi ac supposititii saltem pleri-
que omnes. („Scipio Tettius, ein Neapolitaner ans dem 16. Seculo, war
zu seiner Zeit bei den Gelehrten in gutem Ansehen, wurde aber der Atheiste-
rey beschuldigt und auf die Galeeren verdammt, nachdem er einen Tract de
Apollodoris und Bibliothecam scholasticam geschrieben", sagt uns das nicht zu
umgehende CompendiöseGelehrten-Lexicon von C. G. Jöcher [Leipzig 1733], II.
Theil| S. 1452.). — In einem anderen Supplemente desselben Werkes von Labbe
werden (p. 212) ex catalogo mss. libb. Renati Moraei doctoris medici Pari-
grieohischer alchemiBiischer Aufsätze. 277
taloge der PariBer Bibliothek, wie sie von Montfaueon '2) mit-
getheilt wurden, wie sie dann vollständiger 1740 in die Oeflfent-
liebkeit kamen 7^). Was später Ameilhon und in neuerer Zeit
Höfer für die Eenntniss des in diesen Handschriften Enthaltenen
gethan haben, wurde schon S. 252 f. im Allgemeinen erinnert und
wird, zusammen mit dem aus den genannten anderen Publicatio-
uen sich Ergebenden, im Folgenden benutzt werden.
Keine von den Pariser Handschriften ist indessen bezüglich
dessen, was sie von alchemistischen Aufsätzen enthält, so genau
beschrieben worden, wie die, von welcher J. Alb. Fabricius eine
Abschrift durch Paul Vinding (gestorben 1712) erhielt. Welcher
Pariser Bibliothek die Handschrift angehörte, welcher die Abschrift
(apographum graecum codicis Paris. , parum integrum minusque
emendatum) entnommen war, giebt Fabricius allerdings nicht
an 74); Lenglet du Fresnoy ") sagt zwar sehr bestimmt, nach
Fabricius' Aussage wäre die Abschrift von einem Manuscript
der Biblioth^ue du Boi genommen, aber zuverlässiger ist sein
Bericht, dass ein solches Manuscript zu seiner Zeit auf dieser
Bibliothek nicht vorhanden war, wohl weil es (wie viele, und na-
mentlich alchemistische Schriften) daraus entliehen und nicht zu-
ßiensis (war wohl der 1656 im 69. Jahre als Prof. Med. u. Chir. zu Paris ge-
storbene Rene Moreau von Angers) a" geführt: Veteres anctores graeci de
chymia inediti: videlicet Stephanus Alexandrinus, Olympiodorus philosopbus
AlexandrinuB, Anepigraphus quidam philosophus, Isis Aegypti regina, Joannes
Damascenus, Anonymi cujosdam jambi, Christianus, Zosimus Panopolita, Demo-
critu», Maria, Anonymus in librum Comarii philosophi, Pelagius, Joannes pon-
tifex, Zosimus Panopolites alius a superiori, et Anonymi varii tractatus.
72) In seiner Bibliotheca bibliothecarum (vgl. S. 267, Anm. 57).
73) Catalogus codicum manuscriptorum bibliothecae regiae, namentlich in
T, II [Parisiis 1740]. Das auf alchemistische Handschriften Bezügliche hat
daraus Lenglet du Fresnoy aufgenommen in seine Histoire de la philo-
sophie hermetique [ä la Hayc, 1742], T. III, p. 9 — 17.
'*) Nicht in seiner Bibliotheca graeca, Vol. XII, p. 760, wo er den Inhalt
dieser Sammlung zu bespreohen beginnt; auch nicht Vol. YI [Hamburgi 1714],
p. 789, wo er eine alchemistische Schrift des Heliodoros, und nicht Vol. YIII
[Hamburgi 1717], p. 232, wo er eine solche Schrift des Synesios daraus zum
Abdruck bringt.
7&) A. Anmerk. 73 a. 0., p. 23. Dass des Fabricius Handschrift, so weit
sie den Synesios betrifft, yon den durch Ameilhon durchgegangenen Pa-
riser Handschriften yerschiedeEi war, wurde schon S. 160 f. bemerkt
278 Zur KenntniBs der Sammlunpren
rückgegeben worden sei. Lenglet's Vcrmuthung, vielleicht sei
auch des Fabricius Sammlung auf Grund verschiedener Manu-
Scripte der Pariser Bibliothek zusammengeschrieben worden, findet
in dem, was Fabricius selbst sagt, keine Stütze'^). Für diese
Handschrift hat nuü Fabricius ") die darin enthaltenen Aufsätze
aufgeführt, gewöhnlich die Anfangs- , wohl auch die Schlussworte
derselben gegeben , manchmal den Inhalt kurz skizzirt , darin ci-
tirte Persönlichkeiten namhaft gemacht, ihm besonders interes-
sant erscheinende Stellen wörtlich wiedergegeben. Einen sehr
gekürzten Auszug aus dieser Inhaltsangabe lasse ich hier folgen.
Hiernach fanden sich in der Sammlung, wie sie Fabricius vor
sich hatte (ich bezeichne dieselbe im Späteren mit Paris -Fahr.)
nachstehende Schriften:
1) *^HXiod(üQov qjtXoa6(pov nqbq Ssodöctoy neqi tfjg ^voTixf^g Tf-
2) ZioüCfiov Tieqi aQerijg avyS^iaeiog idurtoy. (Vgl. S. 180.)
3) To? XQiaitccyoö tibqI evffiu&eiag zoD /^i;<ro?. Inc. Tä i^dtb&ov
vno t(by &€Kod&y XQaloi^yttu
4) Fijusdem ad Sergium neqi rov O^eiov iftftaog. Inc. *0 nsQi rot
d^Biov UdaTog X&yog - - -
5) 'OnoToy eJycu XQ^i ^^^^ ijihcai toy /ueti6yt€c tf^y tniatriftriy. Inc.
XQBioy eJytti toy fASZitöyTa - - -
6) Juris jurandi formula. Inc. "Ofxyvfjil ao^, xaXi nnl
7) ZataCfiov yytjaCtc YQti(pii rte^i tilg hQäg xtd ^tCttg zix^U^ (Vgl-
S. 189.)
8) Mi&o(Tog dii' tjg dnoisXeiTiu i) agxuQOBiSrig /liXaCa , xtaaaxeva-
a^eiaa nttqu roP *V Tf/rov^y/rr d&ttßorjiov roO SctX^tiyä. Inc.
Jnßüyy XentoTüneg /(fÄ<<C«^ - - -
9) Twy /u(tQydQ(oy axevKaitt. Jtvxuatg arvyyoiy xal QV7t((Q(by. Abv-
xaxjig fiaqyuQüiy xt^^wy. - - - ///Jl*? /nctQydQtoy * nodjaig J)'
noCtjaig 0. KiCKtßag^tj Xf&(oy xal a/uctQciydtay. SS/naQciydov
noliiaig. Elg to yeyfOxhai iby XQvaiaXXoy anuXoy. Katacxevij
elg t6 ßdilfiu Xidoy tQvdqöy.
7ö) Viel eher könnte man aus der Uebereinstimmung der Titel einzelner
Schriften, wie sieBorrichius (Herrn etis [vgl. S. 245, Anm. 5J , p. 49) giebt,
mit den von P^abriciuB gegebenen schliessen, dass der Vermuthung Raum
bleibe, Borrichius habe auch auf der Bibliothequc royale zu Paris die Hand-
schrift benutzt, von welclier Fabricius eine Abschrift erhielt.
'7) Bibliotheca graeca, Vol. XII, p. 760—775. Lenglet du Fresnoy hat
(a. a. 0., T. III, p. 24 — 28) das Fabricius' sehe Inhaltsverzeichniss excerpirt
und für die einzelnen Autoren angegeben, wo in den von ihm gekannten Pa-
riser Handschriften die Aufsätze derselben stehen.
grieohiicher alchemiitischer Aofsätze. 279
10) ^EQ^iiviiti nj? intaTrjiAiig rfjg /QvaoTiouK^ UQO/uouäxov toO Koa-
fid. Inc. *Ä dXe(^n^r] afyfj xai tivarixi^ X*^f*^^ xönov fiöyov
(f «tr«» —
11) lEx Ttyog naXtuoÜ Zwilfiov uyög. (Vgl. S. 198.)
12) *Avtnvyq«(pov (p^Xoa6q>ov n^ql tot ifdaxog Tfjg levxdHretag. Ino.
"SltmcQ yäq xä ^vnaqn i/uüTia nX^yscS-nt - • -
13) ^Aysnvyqutpov tp^Xocoq^ov negi (^nottetg, Inc. JSv/uquoyot yäq
änayzeg xtaitnrjaay ' "
14) Zma(fAov xo9 9^e(ov nBql oQCXijg xai ^Q^riysiag. (Vgl. S. 197.)
15) ^Offxäyov g>tXoa6q)ov nQog üetdatoy neql xijg IsQäg t{<^irig xal ^eCag
xixyfjg» Inc. Tfjg (ptcswg x6 äx^enxoy —
16) Seog>Q(i<nov tp*Xoc6q)ov negl xijg 9-€(ag avxijg x^x^U^- Inc. Ol x&y
aogfKTx&y äydgeg &<mBq ^TJxoQsg
17) ^tBQoB^iov ^»Xoc6q)ov nsQ* xijg avxfjg S^e(ag xtti leQäg tix^*}^' ^^t^
Anfang ist verstümmelt.
18) *Aqx^X4kov ^^Xoc6g>ov ne^i xijg avxijg IsQäg xixyus- Inc. *J5f ndytro-
ipog xal d-eia xix^^ "^^^ cofp&y - - -
19) UeXayfov gf&Xocö^ov ne^i xijg B-Biag xavxrjg xal isQäg xixyf}?» Nur
ein Fragment.
20) *OXvfin»o&(i}Qov tp&Xocöfpov ngog Jlexdatoy Big xb xax* hiqyBiay ZtO'
<r(fiov . Inc. r(yBXa& i] xag&x^ta
21) ZoHfffiov nqog SBÖtftoQoy xsqwXata. (Vgl. S. 199.)
22) 'AyenyyQdi^ov g)&Xo<r6g^ov\ ein Aufsatz, für welchen weder Ueber-
schrifb noch Anfang, sondern nur die Schlussstelle mitgetheilt
wird; ich komme darauf da, wo der Anepigraphus Be-
sprechung findet, zurück.
23) ndnnov q^tXoaöifov, Inc. "OfjiyvfiC cro» xby juiyay bQXoy"'
24) EtyByfov et
25) *iBQod^iov tibqI xijg iBQäg xixytjg- Nur die Schlussstelle hat Fa-
bricius mitgetheilt.
26) ZtoaifÄOv TtBQi oQydytoy xal xafÄCytay, (Vgl. S. 174.)
27) Zhatfjiov nqdhg xal ÖQafAa ncQt xijg avy^iüBiag xiby hyQ&y. (Vgl.
S. 184.)
28) noBXXoi) imcxoXrj ngog SKfiXlyoy tibqI /^ücyoTro*»«^. Inc. *0^{<f, <5
diffnoxa, S noiB'ig - - -
29) *0 Zthatfiog tjbqI xijg aaßiaxov. (Vgl. S. 183.) Aenigma addilur
chemicum. (Ich werde noch über ein alchemiBtisches Käthsel
eine besondere Besprechung geben, und verschiebe, was das
hier mitgetheilte betrifi*!, bis dahin.)
30) Tijg KXBondxqag tibqI axit^fiiby xal fiiXQüty /|ijyi?<r*5 - - -
31) ^EQjutjyBta xtby (ffifjtBltay xijg Uqäg xixy^i? xal /^»(ToiJAoi; ßlßXov.
32) AsUxoy xttxd cxoix^loy xf^g Uqäg xix^n^ nq&xoy MrjyKFxi. Inc.
^Aq)Qod(xTig anigfAa iaxly äyd-og,
33) Jtifioxqlxov (fvüixtt xal fivaxtxd,
34) 2vyBa(ov HQog MoaxoQoy - - Big ßißXov Jtifioxqlxov 6>g iy cxoXlotg.
35) ZxBg)dyov - - nBql ;f^»<ro7ro*fef n^dls^g sive lei«* Inc,
BBoy x&y näyxoty dya&d^ atuoy - - -
280 Zur Kenntni&s der SammluDgen
36) KofiftqCov " ' &tdciaxoyzog ti]v KXeoTidtQfcy tfjy ^eUty xui IsQuy
tixyfiy toö Xidov tf-g ^tXo(Xog)i'((g.
37) Anonymi breve apoBpasmation de vasis.
38) Z(oai/Aov, Inc. Ov<r(ag ixdUaey r - - (Vgl. S. 198 f.)
39) Anonymi de draoone ovQoßü}Q(p. (Vgl. S. 271 f., Anmerk. 63.)
40) ^OXvjuntofftbgov, Inc. "Ote ot&€*g rä ndyt« ffnodoy yeyö^eya - - •
41) Ztoaifiov yyrjckt y^aq)i] negi tijg legäg xai d-sUig tfxyfjg"- (Vgl.
S. 190.)
42) *AytayvfAOv (fortasse Pelagii), Inc. Jaß$ tä Xevxä xal ^ayd^a tibP
(h&y - - -
43) Atyyyfia toß (ptXo<roiftxoi^ Xld^ov ^^Eqfiofi xai ^Jyad-o&u^fÄoyog. Inc.
^Eyyicc yQdfifiaz* (^^
44) ^tiüdvyov a^/ff^/wj - - ntql tijg O^efag tix^jS' Inc. 'ES»' /nrj i] avy-
xqaatg T(by cxsqBtby dnoteXecd^j — '
45) ZoicC^ov fivaxixi] ßißXog, (Vgl. S. 185 f., Anmerk. 109.)
46) "laig 7TQog)fjttg tm vUo "SlQfp.
47) Jrifxoxqltov ßCßXog c', nqo<f(p(ayrid^Etaa Jevxinm^. (Vgl. S. 126,
Anmerk. 45).
48) 'Ay(oyvfiov. Inc. ^Eay toy x^Xxoy aoxCaazoy notr^B^g - - -
49) ^Aya^oSnC^üiv Big xhy XQ^<f/^öy, 'Oqq)iütg avyayayyfj xai imoi^yrifm.
Inc. ^Ayad^odttifitoy 'OaiQidi x^igety
50) 'H ^tafißXixov noirjtftg.
51) Mtjyeg ^Piofiaicjy, Müqxiog 4»afABy(i}d- • • '
52) *Ay(üyv^ov neQi tf}g t^fÄKOxdxrig xai noXvqrrjfÄOv /^vo'o/of x?}; , negl
xoü XayaQiJcat tb xqvaioy xai äqyvqoy neqi tfjg xoXXrioBayg
toö oLQyi^Qov negi ToiJ /^vtfOKra* - - •. Auf Schreiben mitGold-
schrifb Bezügliches.
53) 'PtyaXdtay — g)rjai neqi ti}g xv/bi£vx&xrjg tix^^i* Aeubcitxe xu ad)-
/laxa eig ifdwQ (Vgl. S. 266 f., Anmerk. 56.)
54) *I(oäyyov xoü JufÄaaxi]yob ix nj? dtöntQag, Versus XV politici.
Inc. Aomby, KvqCa, äyeg fxo^ —
55) 'Ay(oyv^ov ne^i xoß (uo£(. Inc. Ol naXaml g>aaiy ne^i toö d)oi>y ol
jufy Xld-oy ol df xoi> xoff/uov /uC^tj/na
56) ToO '^iBQod^iov tibqI Xi&ov xwy (piXoa6q)(ay, Inc. ^Andqlofia^ nQog-
nXt^ag Bv^QadBaxcixov - - -
57) 'AytüyvfAOV dQ/i] xr^g xaxä nXcixog x&y i^ytoy i^rfyrjdBcjg. Inc. AdßB
XU Xbvxu xal htyd^u x(by ija&y . Toii iidaxog fqyaaia xai roö
oLQGByixoi) 6^ovg, ^OvofAazonoir'ta avxoö. Und verschiedene an-
dere einzelne Capitel; zuletzt: *Oyo/uaxono&ta xoö cüoö, avxb
ydg foxty xb fÄvaxtjQioy xtjg xi^^i^'
58) 'Aytoyvfjov nB^i tijg O^Btag xi^^^lS ^<ö*' giiXoaö^tüy. Inc. 'H/ÄBig ^{y
iy (tiyiy/uaaty yqdxpayxBg - - -
59) XQvaonoOiffig, SxBvaala d^QoyhQov toi} Cv^ovfiiyov Big tag xoXXi^
GBig 0 xai D xai $. K&yaßdQBotg axBvu<r(a.
Was den Inhalt der Handschriften betrifit, welche die grosse
Pariser Bibliothek gesammelt und sich bewahrt hat, lege ich den
griechischer alchemistiBcher Aufsätze. 281
folgenden Angaben zunächst das, was der S. 277, Anm. 73 citirte
Manuscripten - Katalog dieser Bibliothek aussagt, zu Grunde, und
füge sonst mir über ihn bekannt Gewordenes bei.
Cod. 2249'®); chartaceus; saeculo XVI. exaratus videtur; quo
continentur :
1) Zosimus, de virtutc et compositione aquarum.
2) Idem, de aqua divina.
3) Idem, de auri conficiendi ratione.
4) Quomodo grando sphaerica fieri possit; opuBculi illius auctor
dicitur Salmana Arabs.
5) Cosmas Hieromonachos, de auri conficiendi ratione.
6) Helwdorus philosophus, de arte sacra chymicorum, ad Theodo-
sium imperatorem.
7) Theophrastus philosophus, de sacra et divina arte.
8) Hierothei^ Archelai, Pelagii et Ostanis ^ philosophorum , opus-
cula de eodem argumento.
9) Olympiodori - - in Zosimum, Mercurium, aliosque philosophos ex-
positio.
10) Zosimus^ de iiistrumentis chymicis et fomacibus.
11) Anonymus^ de lapide philosophico.
Ich weiss nicht, ob diese Angabe mit dem (älteren oder neue-
ren ?) Inhaltsverzeichniss übereinstimmt, welches sich auf der Hand-
schrift selbst befindet. Höfer''^) bemerkt: Ce manuscrit (N^ 2249;
petit in-folio, de 107 feuillets, Venture de la fin du 15® sifecle, sur
papier) contient un plus grand nonibre de trait^ que ne Tindique
la liste inscrite au premier feuillet. Er giebt namentlich ^o) als
in dieser Handschrift noch enthalten an drei anonyme Aufsätze:
78) Catalogus , T. II, p. 470; Lenglet du Fresnoy a. o.a.O., T. III,
p. 9.
7») Histoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 261.
8®) Daselbst, p. 2968. In der ersten Ausgabe seiner Histoire de la chi-
mie, T. I [Paris 1842], p. 278, gab Hof er eine vollständigere Aufzählung der
in dieser Pariser Handschrift Nr. 2249 enthaltenen Aufsätze. Hiernach steht
darin nach 1 (die Ziffern beziehen sich auf das oben gegebene Inhalts-
verzeichniss) auch noch ein Aufsatz von Zosimos dela fabrication du cri-
stal; an der Stelle von 3 ein Aufsatz de la stabilite de Por, par un philo-
sophe chretien; nach 4 ein Aufsatz de Peau divine, par un philosophe chre-
tien; nach 6 ein Aufsatz: L'art de faire de Por, par un anonyme; nach 9
zwei Aufsätze: Ghapitres de Zosime, addresses ä Theodore (vgl. S. 200 , An-
merk. 169), und Ouvrage du philosophe Papoas.
282 Zur ^enntnisB der SammliiDgexi
Uagaiviöstg övötarixal xAv iyxuQomnciov trjv tixvriv (vgl. S. 206 f.)*
negl xQvötdllov noii^öeos (vgLS. 204)' neQt levxciöecog (ich komme
auf diesen Aufsatz später zurück , bei einigen allgemeineren Be-
trachtungen über den Inhalt der Sammlungen, welche uns hier
beschäftigen).
Cod. 2250®^); chartaceus, olim Tellerianus^^); manu perquam
recente exaratus; quo continentur:
1) Olympiodori - - de divina et sacra arte lapidis philosophici tra-
otatus.
2) Anonymus^ de aquae divinae dealbatione.
3) Anonymus^ de auri faciendi ratione^).
4) Isidis "de sacra arte liber ad filiam suum Horum.
5) loannis Damasceni, vel potius PhUippi eolitarii versus politici
e dioptra.
6) Jambi e mystica chymia.
7) Quaenam fossilia planetae cuique attribuantur.
8) Nomina auctorum artis sacrae.
9) Lexicon alphabeticum metallomm ac fossilium, quorum in hocce
libro mentio fit.
10) Notarum et characterum artis sacrae explicatio alphabetica. Desi-
derantur notae et characteres.«
Höfer^^) nennt als in dieser Handschrift enthalten nur die
eben unter 2, 3, 4 und 5 angeiiihrten Aufsätze ^^).
81) Catalogus , T. 11, p. 470; Lenglet du Fresnoy a. a. 0., T. III,
p. 10.
82) Aus der Bibliothek des Ch. Maur. le Telliör, welcher Erzbischof zu
Rheims und Vorsteher der Sorbonne war und 1710 starb. Seine Bibliothek
war berühmt; er edirte selbst Bibliothecam Tellerianam [Parisiis 1693].
83) Wohl auf diesen Aufsatz beziehen sich die kurzen Mittheilungen, welche
Höfer (a. a. 0., p. 298) über den Inhalt einer in Cod. 2250 enthaltenen, nach
der Ueberschrift de Part de faire de l'or handelnden kleinen Schrift eines Un-
genannten gemacht hat.
8*) Histoire de la chimie, 1. ed., T. I [Paris 1842], p. 278. — Daselbst,
p. 279, giebt er als Inhalt der Pariser Handschrift 2251 an : De Part divin, et
de celui de faire de l'or et de Pargent, par Zosime; Des quatre corps essen-
tiels, d'apres Democrite; Discoars de Marie, sur la pierre philosophale. Im
Manuscripten- Katalog der Pariser Bibliothek von 1740 (Catalogus , T. 11,
p. 470) wird als in dieser Ebmdschrift enthalten nur ein, 53 Capitel umfassen-
der Tractatus Christiani alchymistae genannt; die von Höfer namhaft gemach-
ten Schriften sind hiernach nur einzelne Capitel dieses Tractates. Ich komme
darauf da, wo Maria und Christi anus philosophus besprochen werden, zu-
griechischer alchemistigcher Aufsätze. 283
Cod. 2252««); chartaceus, olim Tellerianus; rnaDU rudi et per-
quam recente exaratus; paginae alternae vacant, ac latinae inter-
pretationi looum praebent. Quo continentur:
1) Anonymi expositio in librum Comarii - -, qui Cleopatram docuit
sacram et divinam artem lapidis philosophici.
2) Pelagii philosophi de sacra et divina arte über.
3) Ejusdem argiimenti tractatus, auctore Joanne pontifice tf^g (sie)
iy Ev€tyB(if,
4) Anonymi opusculum de lapide philosophorum.
5) Ovam philosophorum.
6) Anonymus^ de fuliginibus, vel scintilüs. (Vgl. S. 284 oben Hö-
fer's Angabe d,)
7) Anonymus, de dealbatione.
8) Zosimiy genuinae commentationeB de aqua divina.
9) Anonymi institutio illorum qui ad sacram artem tractandam
accedunt. (Vgl. S. 206, Anm. 195.)
10) Anonymtis, de aqua divina.
11) Zosimi capita ad Theodorum.
12) BHusdem de virtute et compositione aquarum actiones tres.
13) Anonymi commentarius in librum Zosimi de virtute et interpre-
tatione.
14) Anonymus^ de lapide philosophico.
15) Anonymi, ejusdem argumenti fusior explicatio.
16) Anonymus, de divina arte philosophorum.
17) Auri faciendi ratio ex praescripto Mariae.
Höfer«') theilt, das eben Angegebene theilweise vervollstän-
digend und erklärend, bezüglich des Inhaltes dieser Handschrift
mit, dass sich darin finden:
a) Commentaire d*un anonyme sur le livre de Comarius, enseignant
ä Cleopätre l'art sacre de la pierre philosophale. ■
b) De Part divin, par Jean l'archipretre d'^vigia.
rück. — Ich habe noch zu bemerken, dass die in der ersten Ausgabe von
Höfer's Histoire de la chimie, T. I, p. 278s. bezüglich des Inhaltes der
Handschriften 2249, 2250 und 2251 gemachten Angaben nicht in die zweite
Ausgabe dieses Werkes übergegangen sind.
») Aus Höfer's Histoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p.297 ist
zu ersehen, dass auch der in der Handschrift 2249 enthaltene Aufsatz ne^i
XevxtiHretag in dieser Handschrift 2250 sich findet. In der letzteren scheint
auch ein oben nicht aufgeführter Aufsatz des Pelagios zu stehen (vgl. bei
Pelagios).
8«) Catalogus ,T.II, p. 470 sq.; Lenglet du Fresnoy a. a.O., T. III,
p. 11 8.
87) A. a. 0., 2. ed., T. I, p. 298.
284 Zur Kenntniss der SammluDgeD
c) L'oeuf des philosophee, par un anonyme.
d) Des produits de Sublimation {tti&ahby)^ par un anonyme.
e) Commeniaires d'un anonyme sor un ouvrage de Zosime.
/) De la pierre philosophale, par an anonyme.
g) De l'art sacre des philosophes, par un anonyme.
h) Pilage sur Part sacre.
t) De Vart de faire de l'or.
Cod. 2275®^); chartaceus, Manuelis Rosaü manu anno Christi
1467. exaratus; quo continentur:
1) Cleopatrae de mensuris et ponderibus opusculum.
2) Explicatio notarum quae in chymicorum scriptis occurrunt.
3) Anonymi lexicon, quo exponuntur voces a chymicis usurpari so-
litae. Inc. dq>€tCQB^d ict& - - -
4) Demoer iti scriptum, cujus titulus g>vatxri nal ^vatixrj.
5) Synesii ad Dioscorum commentarius in librum Democriti.
6) Stephani - - de divina et sacra arte auri conficiendi lectiones IX.
7) Zosimi commentarius, ubi de rebus chymicis.
8) Christiani scriptoris opusculum de aqua divina.
9) Ejusdem tractatus de rebus chymicis.
10) Zo8%mu8^ de sacra arte.
11) Anonymus^ de unionibus et lapidibus pretiosis conficiendis.
12) AnonymuSj de tinctura auri a Persis inventi - - (Vgl. S. 215, An-
merk. 213.)
13) Anonymu^^ de tinctura ferri, plumbi, etc. (Vgl. daselbst.)
14) Cosmae presbyteri opusculum, quo explicatur auri conficiendi
ratio.
Höfer»») hebt, als in diesem Cod. 2275 enthalten, folgende
Aufsätze hervor:
a) Sur les poids et mesures, extrait des ecrits de Cleopätre.
b) Lexique de Part sacre.
c) Commentaire de Synistus sur le livre de Democrite.
d) Stephanus sur Part sacre de faire de Por.
e) Commentaire de Zosime.
/) La teintnre des pierres, des emeraudes, des byacinthes, etc., ex-
trait du livre du sanctuaire des pretres.
g) La trempe du cuivre inventee chez les Perses - - (Vgl. S. 215,
Anmerk. 213.)
h) La maniere de former la grele sphörique, par le celebre Arabe
Salmanas.
88) Catalogus , T. II, p. 476; Lenglet du Fresnoy a. a. 0., T. III,
p. 13 s.
89
•) A. a. 0., T. I, p. 299.
grriechiflcher alchemistischer Aufsätze. 285
Cod. 2325 •^; bombycinus; sub finem saeculi XIII. exaratus
videtur*^); quo continentur:
1) Ezplicatio notaram quas artis ohymicae scriptores usurpare con-
sueverunt.
2) Anonymi lexioon, ordine alphabetico dispositum, quo exponun-
tur vocabula in chymicorum libris obvia.
3) Democriti physica et mystica. Inc. BaXcjy el Xit^ay fxCay
4) Synesii philosophi ad Dioscorum, Serapidis sacerdotem, epistola,
et cum eodem dialogus, ubi Democriti doctrina exponitur.
5) Slephani - • liber de sacra et divina auri conficiendi arte.
G) JEJjusdem epistola ad Theodorum.
7) Zosimi genuini commentarii, ad idem argumentum pertinentes.
8) Sfümanae Arabis methodus, qua uniones, hyacinthi, aliaque id
genus fieri possint.
Höfer»') giebt an: N<^ 2325 (manuscrit fort endommagd) :
On y trouve les commentaires de Syn^ius, de Si^pbanus, quel-
ques ouvrages de Zosime, etc., reproduits dans les manuscrits 2249
et 2275.
Cod. 2326»^); chartaceus, olim Mazarinaeus; saeculo XVI. ex-*
aratus videtur; quo continentur:
1) Democriti physica et mystica.
2) Synesii philosophi ad Dioscorum liber, quo Democriti physica
explicantur.
3) Interpretatio notarum quae in chymicorum scriptis occurrunt.
4) Vocum quarumdam, quibus rerum chymicarum scriptores utun-
tur, expositio.
«0) Catalogus , T. II, p. 483; Lenglet du Fresnoy a. a. 0., T. III,
p. 14.
*i) Die Beschreibung dieser — auch von ihm als der anscheinend ältesten
unter allen den derartigen Pariser Manuscripten betrachteten — Handschrift,
wie sie ihm vorlag, gab Am eil hon (Notices [vgl. S. 252, Anm. 23], T. V,
p. 365): C'est un tres-petit in-4^, couvert en basane ou en veau marbre, re-
lie aux armes de Henri II, roi de France (welcher 1547 bis 1559 regierte).
La tranche en est doree, et, de plus, omee de dessins oü Pon voit le chiffrc
de Diane de Poitiers (der Maitresse des vorgenannten Königs). Ce meme
chiffre est aussi sur la couverture, qui porte, non au dos, mais sur le plat,
ces mots: IIEPI IEPA2 TEXNHS^ c'est-ä-dire, de Vart sacri. Ce manuscrit
est ecrit sur papier cotonneux; le temps Pa un peu maltraite . II
contient 178 feuillets, sans y comprendre quelques pages de la fin, sur les-
quelles une main etrangere a ecrit des choses relatives a Palchimie.
M) A. a. 0., 2. ed., T. I, p. 300.
ö3) Catalogus , T. II, p. 483; Lenglet du Fresnoy a. a. 0., T. HI,
p. 14.
286 Zur KeiintniRS der Sanimlungfen
Höfer^^) giebt als in diesem MaDuscript enthalten nur les
Pbysiques et les Mystiques de D^mocrite (Commentaires de Syn^
sius) an.
Cod. 2327 9^); chartaceus; in insula Creta anno Christi i486
exaratus; quo continentur:
1) Paelli ad Joannem Xiphilinum • - de auri conficiendi ratione
epistola.
2) Anonymus, quomodo e caseo, pellibus et sapone gluten fieri pos-
8it.
3) Zosimus, de sulphoris, et crystallorum conficiendorum ratione.
4) Cleopatra, de ponderibus et mensuris.
5) Notarum qaae in chymicomm scriptis occurrunt, explicatio.
w) A. a. 0., 2. ed., T. I, p. 300.
»6) Catalogus , T. 11, p. 483fl.; Lenglet du Fresnoy a. a. 0., T. III,
p. 16 BS. Mit dieser Handschrift hat, nach der Art und der Reihenfolge der
darin enthaltenen Aufsätze, die grösste Aehnlichkeit eine andere, über welche
ich bei Montf aucon (Bibliotheca [vgl. S. 267, Anm. 67], T. II, p. 740) einige
Auskunft finde; sodass man bei oberflächlicher Vergleichung der Angaben über
den Inhalt beider Handschriften dieselben als auf dasselbe Manuscript gehend
ansehen möchte. Aber dieser bei Montfaucon beschriebene Codex war
bombycinus, scriptus anno mundi 6986, Christi 1478. £r hat bei ihm die Num-
mer 3178, die allgemeine Inhaltsbexeichnung De auri confectione et de chy-
mica arte. Montfaucon giebt die Liste der darin enthaltenen Aufsätze, wie
sie Du Cange (dieser starb 1688) aufgestellt habe. "Danach stimmt der Inhalt
dieser Handschrift ganz mit dem der oben unter Nr. 2327 besprochenen über-
ein; nur steht in ersterer zwischen 13 und 14 (diese Ziffern beziehen sich auf
das oben mitgetheilte Inhaltsverzeichniss von Cod. 2327) noch: Salmana Arabs,
roethodus qua grando et margaritae ad rotundam formam deducuntur; zwischen
22 und 24 fehlt ihr die (oben unter 23 notirte) Namensliste der alchemistischen
Autoritäten, femer nach 31 die oben als Sophi Aegypti genuinus liber notirte
Schrift; an der Stelle von 33 hat sie: Agathodaemonis in oraculum und Or-
phei ^mmentarius als zwei besondere Aufsätze. Ueber diese Handschrift ist
mir aus späterer Zeit — Montfaucon's Bibliotheca erschien 1739 —
keine Nachricht bekannt geworden. Sie hat, wie schon bemerkt, bei ihm die
Nummer 3178; der oben so viel benutzte Catalogus codiCum manuscriptorum
bibliothecae regiae, welcher 1740 erschien, hat überhaupt andere Nummern,
die Nummer 3178 gar nicht mehr. Montfaucon hatte diese, anscheinend
verlorene Handschrift, wenigstens früher, selbst benutzt; in seiner Palaeo-
graphia graeca [Parisiis 1708], p. 6 giebt er ein (ich kann nicht ersehen, wel-
chem der von Du Cange aufgezählten Aufsätze entnommenes) das Schreiben
mit Goldschrift betreffendes excerptum ex codice regio, cijgns numerus olim
erat 618, nunc autem 3178, ubi scriptores varii de auro conficiendo; deecri-
ptus autem fuit in Creta a Theodoro Pelecano Corcyraeo, anno Christi 1478,
ut in fine legitur.
grieohisoher alchemistiscber Aufsätze. f 287
6) Anonymi lexicon chymicum.
7) Anonymus, de ovo chymico.
8) Democritt physica et mystica.
9) Synesii philosophi ad Dioscorum commentarius in librum De-
moci-iti.
10) Stephanua - - de sacra arte.
11) Comarius^ philosophus ac pontifex, a quo Cleopatra regina chy-
micas artes edocta est, de auri conficiendi ratione.
12) Zosimi commentarii de sacra arte.
18) Christiani scriptoris chymica.
14) Cosmas hieromonachas de auri conficiendi ratione.
15) Excerpta e Zonmo scriptore antiquo, ubi de rebus chymicis.
16) Anonymtis philosophus, de aqua dealbationis.
17) AnonymuSy de auri conficiendi ratione.
18) Zosimi de virtute et interpretatione liber, quo de rebus chymi-
cis.
19) Heliodori philosophi de mystica arte, versus jambici.
20) Theophrasti philosophi de sacra arte, carmen jambicum.
21) Anonymi versus jambici, de lapide philosophico.
22) Archelai philosophi carmen jambicum, de eodem argumento.
23) Auctorum qui de rebus chymicis scripserunt, nomina.
24) Draconis caudam devorantis mystica et chymica interpretatio.
(Vgl. S. 271 f., Anmerk. 63.)
25) Olympiodorus philosophus ad Petasium--, de sacra arte.
26) Philosophorum conventus et coUoquium.
27) Hermetis et Agathodaemonis aenigma de lapide philosophico.
28) Joannes archiepiscopus, de sacra arte.
29) Zosimi über mysticus.
30) Isidis ad Orum filium epistola.
31) Democriti liber ad Leucippum.
32) Sophi Aegypti genuinus liber.
33) Agathodaemonis in quoddam Orphei oraculum, commenta-
rius.
34) Excerpta nonnulla de rebus chymicis et metallicis.
35) Benaldi de Nova villa tractatus chymicus.
36) AnonymuSy de ponderibus et mensuris.
37} Joannis Damasceni de sacra arte liber, versibus politicis.
38) Jusjurandum philosophi chymici.
Diese reichhaltige Pariser Handschrift 2327 — bezüglich de-
ren Höfer*^) sich mit der Angabe begnügt: On y trouve les
m^mes trait^s que dans les manuscrits 2252, 2275 et 2325 — zeigt
viel Uebereinstimnmng mit der oben (S. 270 ff.) besprochenen Escu-
rial-Handscbrift A, namentlich wenn man berücksichtigt, dass das
W) A. a. 0., 2. ed., T. I, p. 300.
288 Zur KenntnisB der Saminlangen
hier gegebene Inhaltsverzeichniss für die Pariser Handschrift 2327
nicht vollständig ist 9^).
Cod. 2329*8); chartaceus, olim Mazarinaeus; saeculo XV. ex-
aratus videtur; quo continentur:
1) Anonymi philosophi animadversiones in Zosimi librum de vir-
tute et interpretatione. Inc. *0 &6Tog Zdna^f^ög qnjaty - • -
2) Anonymus philosophus, de lapide philosophico. Inc. Tb &eToy
ifdiOQ - - -
8) Anonymus, de ovo et aqua divina.
07) Eine Yergleichung dieses, oben mitgetheilten Inbaltsverzeichnisses mit
dem von Miller (S.270fir.) für die Esourial-Handschrift J. gegebenen läset eine
grosse Uebereinstimmung in der Art und der Reibenfolge der in beiden
Sammlungen enthaltenen Aufsätze ersehen. Als beide Handschriften unter-
scheidend träte zunächst hervor, dass Par. 2327 als Nr. 3 einen Aufsatz:
Zosimus de sulphuris, et crystallorum conficiendorum ratione hat, Escur. ^
an entsprechender Stelle (als Nr. 2) einen Aufsatz des Zosimos nsQl tfjg
dcßiatov (vgl. S. 184, Anm. 103). In dem Inhaltsverzeichniss für Escur. A fehlen die
untergeordneten, in dem obigen Inhaltsverzeichniss für Par. 2327 unter Nr. 2,
7, 15, 18, 23, 31, 34, 36, ä7, 88 aufgeführten Aufsätze. Nach dem letzteren
Inhaltsverzeichniss fehlten in Par. 2327 die im Verzeichnisse für Escur. A
unter Nr. 10, 12, 13, 17—20, 29, 30—32, 34, 40, 41, 43, 44 notirten Aufsätze;
aber Nr. 17 und 30 sind hier gleich betitelte Aufsätze, und aus den Anmer-
kungen Mille r's zu dem von ihm gegebenen Inhaltsverzeichniss der Hand-
schrift Escur. -4. erhellt, dass die hier unter Nr. 12, 13, 18—20, 29, 30—32, 34,
40, 41, 43, 44 aufgeführten Aufsätze doch in der Handschrift Par. 2327 auch
enthalten sind. Einzelne in der ersteren Handschrift sich findende Aufsätze
scheinen in der letzteren (Pariser) allerdings zu fehlen ; die für die erstere unter
Nr. 14 — 16 notirten scheinen in dem Inhaltsverzeichniss der letzteren unter
Nr. 13 zusammengefssst zu Fein. Umgestellt ist in beiden Handschrillen der
für Escur. A unter Nr. 42, für Par. 2327 unter Nr. 24 angegebene Aufsatz.
»8) Catalogus , T.II, p.484sq.; Lenglet du Fresnoy a a.O., T. III,
p. 17 8. Für eine mit dieser Sammlung dem Inhalte nach sehr ähnliche aber
anscheinend doch nicht identische Handschrift hat Montfaucon (Bibliotheca
[vgl. S. 267, Anm. 57], T. II, p. 740) die Nummer 3185, die allgemeine Inhalts-
angabc: Hie codex ea ipsa fere continet quae codex 3178 (vgl. S. 286, Anmerk. 95)
et nonnulla addit. Er nennt die einzelnen darin enthaltenen Aufsätze; hiemach
hat diese Handschrift an der Stelle von Nr. 12 in Paris 2329 (alle folgenden Zif-
fern beziehen sich auf das für die letztere Sammlang oben gegebene Inhalts-
verzeichniss) einen Aufsatz: Interpretatio vocum sacrae artis; es fehlen ihr
die Aufsätze Nr. 13—15, 17—19,21, 24,25,27; nach Nr. 16 findet sich in ihr ein
Aufsatz: Methodus sacrae artis. Ueber Alter o. A. dieser Handschrift hat
Montfaucon Nichts angegeben. Ich muss es unentschieden lassen, ob diese
Verschiedenheiten nur auf beiderseitiger ungenauer Angabe des Inhalts be-
ruhen und Montfaucon 's Nr. 3185 doch Nichts Anderes als Cod. 2329 sei.
griecbiBcher alchemistischer AufBätze. 289
4) Aiion3r]nn8 Christtanus^ de auri conficiendi rafione. Inc. Tijg
devti^ag nqayfiatBCaq - - -
5) Idem, de aqua divina. Inc. Toö ^b(ov Matog - - -
6) Idem, de chymia. Inc. noXX(ix&g ri/uTy —
7) Zosimi de sacra arte commentarius genuinus.
8) Maria, de lapide philosophico. Inc. ^H Mttqta ^a(y ...
9) 8tephanu8"f de sacra arte.
10) Nicephorus Blemmyäea, de auri conficiendi ratione. Inc. Jaßaty
toy O^oj' -.-»»).
11) Anonymi lexicon chymictun.
^) Dieser Aufsatz ist auch von Montfaucon als in der bei ihm mit
Nr. 3185 bezeichneten Handschrift (vgl. Anmerk. 98) enthalten angegeben.
Die Pariser Bibliothek hat, ausser in Cod. 2329, einen Tractat (denselben?)
de auri conficiendi ratione von Nikephoros Blemmydes (mit dem Anfang:
Jaßi*y <riV d^e^ ) auch noch in einer an 'leren, sehr Verschiedenartiges ent-
haltenden Handschrift (Cod. 2509 ; vgl. Catalogus , T. H, p. 513). Schon die
Inhaltsangabe der Sammlung griechischer alchemistischer Aufsätze, deren
Herausgabe Leo Allatius beabsichtigt hatte, fuhrt eine Schrift des Nike-
phoros Blemmydes über Goldbereitung, mit dem Anfange: Jaßoty cvy
^e^ Xi^oy toy ov U^oy , auf (vgl. S. 250, Anmerk. 13, Nr. 17). Ein
Opus /Jiffevnxo»" des Blemmydes kannte schon Conring (De Hermetica Ae-
gyptiorum vetere et Paracelsicorum nova medicina [Helmestadii 1648], p. 23),
und hieran anknüpfend besprach Borrichius (Hermetis, Aegyptiorum et
chemicorum sapientia [Hafiiiae 1674], p. 79), dass in der königl. Bibliothek
zu Paris N^xB(p6^ov To(i BJli|^i)(fov nB^l t&y ipvctx&y d^^^y opus sich finde.
Das Vorkommen des oben genannten Auisatzes in Par. 2329 war seit 1740
durch den Pariser Manuscripten-Katalog, dann durch Lenglet du Fresnoy
(T. III, p. 17) bekannt (durch Letzteren [T. III, p. 19] ausserdem, dass sich eine
alchemistische Schrift von Nikephoros Blemmydes auch in einer Hand-
schrift der Se guier 'sehen Bibliothek befunden habe); dass ihn, als in einem
Manuscript der königl. Bibliothek zu Paris enthalten, Labbe in Biblioth.
nova MS. p. 129 und Borel in Biblioth. ehem. p. 48, besprochen und dass er
nsQt x^vconoii'tti^ nsQl t&y ^vc&x&y dqx^^ "" handele, schon durch Fabri-
cius (Bibliotheca graeca, Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 777). Bei Boerhave
(Elementa chemiae [Lugduni Batavorum, 1732], T. I, p. 13) wird bei der An-
gabe der älteren chemischen Litteratur: B}^fAfi(dt<g (qyoy x^^^vuxöy und
dann noch besonders: Ntxig)oQog angefahrt. Schmieder (Geschichte der
Alchemie [Halle 1832], S. 79) sagt bei der Besprechung des Nikephoros
Blemmydes: „Von ihm sind noch zwei Schriften vorhanden, welche seinen
Fleisfl in Chemie- und Alchemie beurkunden: 1) "EQyoy j|fi?/icvr*x(J>' ; eine
Handschrift davon bewahrt die Vaticanische Bibliothek; Athanasius Kir-
cher, der sie durchgesehen, hat darin spagirische Arbeiten, aber den Stein
der Weisen nicht gefunden ; 2) Ilegl jif^vö'OTro»^«? , welche von der vorigen
gewiss verschieden ist; die Pariser Bibliothek besitzt davon eine Handschrift
aus dem 15. Jahrhundert, von welcher Borel in der Bibliotheca chimica,
p. 48, Nachricht giebt". Höfer (Histoire de la chimie, 1. ed., T. I [Paris
Kopp, Baitr. s. Oetoh. d. Obern. 19
290 Zur Kenntnies der Sammlungen
12) Anonymi inferpretatio notamm quibus ntuntur artis chymicae
Boriptores.
13) Anonymus, de ovo philosophico.
14) Anonymus f de sacra et divina arte philosophorum.
15) Anonymi versus jambici in sacram artem. Inc. Tavtijg tijg ßißXov- - -
IG) Joannis Damasceni versus politici de eodem argumento.
17) Anonymus, de aqua divina.
18) Heliodori philosophi de mystica philosophorum arte carmen
jambicum.
19) Anonymus, de lapide philosophico. Inc. ne^tßoiqTog ^&X6ao-
q)og - - -
2()) Theophrasti philosophi Carmen jambicum de sacra arte. Inc.
Ol T&y aog)(aTtav
21) Anonymi versus jambici de eodem argumento. Inc. 'Anüq-
XofAat - - .
22) Archelai carmen jambicum de sacra arte.
23) Vocabula ohymica, iliaque ordine alphabetico, sed nulla adjun-
cta interpretatione.
24) Auctorum qui de rebus chymicis scripserant, nomina.
25) Anonymus, de auri conficiendi ratione.
26) Isis ad Orum filium de sacra arte.
27) Excerpta e Pelagio de sacra arte.
28) Cleopatra regina, de mensuris et ponderibus.
■
Höfer *®^) hebt aus dem Inhalte dieser Sammlung: MS. n*^
2329 (manuscrit rempli de corrections) hervor:
a) Discours de la tr^s-savante Marie sur la pierre philosophale.
h) Stiphanus d'Alexandrie, sur le monde materiel.
1842], p. 343s.; 2. ed., T. I [Paris 18G6}, p. 362 8.) sagt: Boerhave parle d'un
manuscrit alchimique de Nicephore Blemmydas, nomme, vers le milieu du
treizieme siecle, patriarche de Constantinople par l'empereur Theodore Las-
caris (d. h. Nikephoros Blemmydes vrollte das Patriarchat zu Constanti-
nopel nicht annehmen; aber ein anderer Nikephoros, auch um die Mitte
des 13. Jahrhunderts, bekleidete diese Wurde). II ajoute (in meinem Exem-
plar obiger Ausgabe der Elementa chemiae, auf welche, Vol. I, p. 13, Hof er
verweist, thut Boerhave das nicht), que ce manuscrit, traitant de Vart de
faire de Vor, existe ä la bibliotheque de Paris; mais il n'en donne pas d'autre
detail. Dans nos recherches sur les alchimistes grecs, nous avons effective-
ment trouve un manuscrit de quelques pages, intitule NtxrjipÖQov Tod Bke/n/Liv-
dov nBQt xQv<yonot>'i'ag sous le n^ 2329, fol. 159 verso. Aus dem Inhalte dieses
Aufsatzes (welcher zu beginnen scheint: Aaßioy zby Xi&oy tby ov U&oy und
weiter fast ganz so, wie es Allatius angegeben hatte) theilt Höfer Einiges
mit, giebt auch einige Stellen im griechischen Texte; ich habe diesen seinen
Mittheilungen früher Etwas die Bedeutung des Wortes ^rf^ioy Erläuterndes
entnommen (vgl. S. 209 f., Anmerk. 201).
iw>) A. a. 0., 2. ed., T. I, p. 301.
griechischer alchemistischer Aofsätze. 291
c) InstractioD adresBeo a l'empereur Ueraclius, par le meme.
d) Le signe elementaire de Part sacre.
e) Oeuf des pbilosophes.
/) Traitö de chimie mystique (ne^l fivax^xi)g x^fjiB(aq), en vers.
g) De Part sacre, extrait des philosophes, par Thiophraste,
h) Extrait de ClSopdtre, sur les poids et mesores.
Die Inhaltsangaben für die Sammlungen griechischer alche-
mistischer Aufsätze, welche von S. 281 an besprochen wurden, las-
sen, wie aus der Vergleichung der für dieselbe Handschrift ge-
machten Angaben leicht ersichtlich, an Bestimmtheit und Voll-
ständigkeit vielfach 2u wünschen übrig, und in einzelnen Fällen
kann man in Zweifel darüber sein, ob verschiedene Angaben sich
auf eine und dieselbe Handschrift oder auf verschiedene Hand-
schriften beziehen. — Ich habe noch einer Handschrift zu erwäh-
nen, welche vielleicht auch in die früher königliche Bibliothek zu
Paris gekommen iiat und über welche das seit 1740 mir über die
alchemistischen Manuscripte dieser Bibliothek bekannt Gewordene
keine Auskunft mehr — das früher bekannt Gewordene aber auch
keinen genügenden Anhalt dafür , sie mit einer der beschriebenen
Handschriften zu identificiren — bietet. Der von Montfau-
cori*®*) mitgetheilte Catalogus librorum manuscriptorum cardinalis
Radulphi hat in der Abtheilung: Libri graeci mathematici et me-
chanici unter Nr. 16 auch eine solche Sammlung (ich beziehe mich
im Späteren manchmal auf sie unter der Bezeichnung: Paris-
Radulphi) y für welche als einzelne darin enthaltene Schriften an-
gegeben sind ^®*):
1) Cleopatrae de ponderibus et raensaris.
2) Lexicon sacrae artis.
3) Detnocriti Physica et mystica.
4) De confectione aai^^ov.
5) Synesii philosophi ad Dioscurum in librum physicoruni Demo-
criti.
6) Stephani de coDfectione auri, acta novem.
7) Zosimi yvr^^n imo^vrnAaxa.
8) Christiani de divina aqua et quot ejus sint species.
»«') Bibliotheca [vgl. 8. 267, Anm. 57], T. II, p. 766 sqq. Dieser Ka-
talog ist entnommen ex codice 3769 bibliothecae Colbertinae, quae nunc re-
giae adjuncta est. Montfaucon fügt noch bei: codicum cardinalis Ra-
dulphi maxima pars in bibliothecam regiam invecta fuit.
302) A. e. a. 0., p. 778.
19*
292 Zur Kenntniss der Sammlungen
9) Synopsis quaenam sit causa.
10) Ejusdem de sacra arte in epitorae.
11) Salmana Arabis metliodus, qua eiBcitar grando rotunda.
12) Tinctura aeris apud Persas reperti, scripta dno dg/^g Philipp!
Macedonis.
Ich habe in dem Vorhergehenden das über diejenigen Hand-
schriften der Pariser Bibliothek, welche man als Sammlungen grie-
chischer alchemistischer Aufsätze bezeichnen kann, mir bekannt
Gewordene zusammengestellt^®^. Diese Bibliothek besitzt aber
noch eine ziemliche Anzahl von Handschriften, welche solche Auf-
sätze, jedoch vereinzelt, enthalten. Ich werde ihrer, soweit sie
für das in dem Folgenden noch zu Erörternde in Betracht kom-
men, bei der Besprechung der einzelnen Schriftsteller gedenken.
Fast Alles, was hinsichtlich solcher Sammlungen für Frank-
reich bekannt geworden ist , betrifft Handschriften in Pariser Bi-
bliotheken. Die Bibliotheken ausserhalb Paris mögen auch noch
derartige Handschriften besitzen, aber ich habe keine darauf be-
zügliche Angabe finden können; ausgenommen eine für eine Hand-
schrift, welche vormals in Montpellier war und über deren
Verbleib ich Nichts zu sagen weiss. Wiederum ist es Montfau-
con, welcher ^<^*) nach zwei Handschriften der Colbert'schen
Bibliothek einen Katalog veröffentlicht hat , in welchem recensen-
103) Die berühmte Bibliothek des Kanzlers Pierre Seguier (starb 1672)
enthielt auch alchemistisohe Handschriften. Wo Fabricius (Bibliotheca
graeca, Vol. XII, p. 748) von solchen spricht, sagt er, es sei de Seguierianis
catalogus vetus MSS. bibl. Seguierianae editus Paris. 1686, p. 107 nacheusehen.
Dieser Katalog ist mir nicht zugänglich. Lenglet du Fresnoy erwähnt
(a. a. 0., T. III, p. 19) zweier Manuscripte aus der Biblioth^que Seguier, aber
mit dem Bemerken, dass beide abhanden gekommen waren, bevor diese Biblio-
thek in die Hände des den Kanzler Seguier beerbenden Herzogs von Goislin
übergegangen war (die Bibliotheca CoisHniana, olim Seguieriana, sive manu-
Bcriptorum omnium graecorum, quae in ea continentur, accurata descriptio
[Parisiis 1715] hat auch Nichts darüber). In dem einen Manuscript waren
Deniocriti Physica et mystica graece et latine, et Synesii in Democriti Phy-
sica et mystica scholia enthalten gewesen; in dem anderen: Anonymi, Agatho-
daemonis, Heliodori anepigrapha Nicephori Blemmidae et Arabis Salmanae de
ohimia.
iw) Bibliotheca [vgl. S. 267, Anmerk. 57], T. H, p. 1198 sqq. Mont-
faucon bemerkt: Catalogus autem ab imperito bomine factus est.
griechischer alchemiBtischcr Aufsätze. 293
tur Codices graeci bibliothecae D. Guillelmi Pellicerii olim episcopi
Monspeliensis^^^), qui etiam nunc (1739) in bibliotheca episcopi
Monspeliensis esse putantur, und in diesem Katalog wird*^*^) auch,
unter der Ueberschrift: Scriptores de auro conficiendo, eine Liste
griechischer alchemistischer Schriften gegeben, für welche mir
kaum ein Zweifel darüber ist, dass dieselben zu einer Sammlung
vereinigt waren. Die einzelnen hier aufgezählten Schriften sind:
1) Pselli epistola ad Xiphilinum patriarcham ne^i XQ^^^onoitag.
2) Explicatio signorum sacrae artis auri conficiendi.
3) Lexicon sacrae artis.
4) Democriti Physica ot mystica.
5) Syneaii philosophi ad Dioscorum, in libruTn Deroocriti.
6) Stephani - - de sacra et divma arte anri conficiendi.
7) Comarii - - docentis Cleopatram artem divinam et sacram lapi-
dis phUosophici.
8) De divina et sacra arte philosophornm.
9) Zosimi genuina docnmenta de divina aqua.
10) Bijusdem de compositione aquarum.
11) De luminibus.
12) De confectione crystallorum.
13) Chriatiani de recta compositione auri.
14) Gonfectio omnis lapidis philosophici.
15) Quae sit illa veterum ßaßeatog.
lf>) JEijusdem de divina aqua, et quot sint gencra divinae aquae, etc.
et quae sint illorum nomina.
17) Zosimi germana scriptura de »acra ot divina arte, de confe-
ctione f^ et }) (soll heissen © et D).
18) Methodiis qua conficitur grando rotunda, adornata celeberrimo
artifice Arabe Sahnana,
19) Tinctura fern Indici eodem auctore.
20) De difiFerentia plumbi et chrysopetalli.
21) Cosmae explicatio auri conficiendi.
22) Anonymi philosophi de aqua albefactionis.
23) Anonymi philosophi de confectione 0 (soll heissen ©).
24) Heliodori - - - de mystica philosophornm arte, versibus' jam-
bicis.
25) De lapide philosophorum versibus jambicis.
26) Olympiodori - - de sacra arte philosophorum.
27) Zosimi yyrjaircc inofiyrjficcta.
28) Ejusdem de sacra arte in epitome.
29) Pelagii philosophi de sacra arte.
105) Derselbe starb 1568.
10^ A. e. a. 0., p. 1200.
294 Zur KenntnisR der Sammlungen
30) Joannis dQX^^Qi^i — de sacra arte.
31) Zosimi liber mysticus.
32) De mensarie et ponderibuB.
Der Centralisation der in Frankreich befindlichen Handschrif-
ten auf der grossen Pariser Bibliothek steht eine gleichmässigere
Vertheilung der in Deutschland befindlichen auf verschiedenen
Bibliotheken gegenüber. — Zwei unter sich übereinstimmende hat
die kaiserliche Bibliothek zu Wien. Für die eine derselben hat
Lambeck ^^'') ausfuhrliche Auskunft über die darin enthaltenen
Aufsätze zugleich mit litterarhistorichen Bemerkungen gegeben,
zu welchen seinerseits Kollar^^®) einige Anmerkungen hinzuge-
fügt hat. Die Beschreibung dieser Handschrift giebt Lambeck:
LI codex ms. medicus graecus est chartaceus mediocriter antiquus
in folio, constatque foliis CLXXXVH, et ad Seb. Tengnagelium'^*^)
olim pertinuit. Quo autem tempore et loco ille ex alio
vetustiori codice descriptus sit, indicat ipse descriptor in fine ulti-
mae paginae his verbis: ^H ßlßkog uvxri ^€rsyQoi(pri vn ifiov Koq-
vriklov rov Nav7tkie(og räv MovQiiovQicov, viov ^Avöqbov^ iv ^Eva-
tlriöi öuiyovvogy stsl rc5 uno tfig %'Boyoviag fftp^Sf \ hoc est: Liber
hie descriptus est a me Comelio Naupliensi Peloponnesio, filio
Andreae, Venetiis degente, anno a nativitate Christi MDLXIV. —
Die Inhaltsangabe ist, thunlichst gekürzt, folgende:
1) Stephani Alexandrini - • de magna et saora auri conficiendi arte,
actiones IX. Inc. Sbov x(bv ndytuy dyad'&y aix^oy - - -. In
fine actionis IL exstat instar appendicis epistola aliqua ejuB-
dem Stephani ad Theodoram.
2) Pelagii philosophi liber de chrysopoeia. Inc. Ol fuiy ngoye^iane-
QOk x«i igaatai - - -
3) Ostanis philosophi ad Petasium epistola chymica. Inc. Tijg q^v-
aetog xb ätqenxoy (y fi^xqu) f'cTwT* - - -
lOT) Commentariornm de bibliotheca caesarea yindobonensi liber VI., ed.
KoUarii [Vindobonae 1780], p. 380—434. Lambeck starb 1680. — Reihen-
folge, Titel und Anfangsworte der in dieser Handschrift enthaltenen Aufsätze
sind auch angegeben in Nessel's Catalogi bibliotheoae caesareae manuscri-
ptorum P. III. [s. L e. a.], p. 14—19. Nessel starb 1700.
108) In geiner eben citirten Ausgabe der L am b eck' sehen Commentarien.
109) Seb. Tenguagel, kaiserl. Bibliothekar zu Wien, starb 1636 im
63. Jahr.
griechischer alchemistiBcher AufB&tze. 295
4) Democriti physica et mystica. Inc. BaXa>y eig Xlz^ny a noq-
g>VQttg - - -
5) Synesii philosophi ad Dioscorum epistola instar soholiorum in
Democriti physica et mystica. Inc. 7^^ ne/n^e(arjg /not' —
6) Anepigraphi über de aqua divina dealbationis. Inc. Kad^ 8<roy
ri XQ^^^ xaXsi - - -. Neo malto post seqoitnr novum caput, cu-
jus titulus: Toi> avxoÖ ayBnkyqdq>ov q>^Xoa6(pov xcttä dxoXov-
^€(ay XQ^^^^^ ifiipaiyov to tijg /^i;<ro7io*ira; avysnxvyiuiyoy
a\>y &eio,
7) Zosimi Panopolitae über de virtute artis chymicae. (Vgl. S. 181,
Anmerk. 88.)
8) Ägathodaemonis et Hermetis Trismegisti fragmenta duo chy-
mica, quorum primum inscribitnr atque incipit hoc modo:
*Aya9-o^a(fAoyog, Metä trjy toi) /«Axod i^i(oa&y - - - , secundum
autem : E^^oO. ^Eäy ^i^ tä avjfiaztt dffto/nattbGijg - - -
9) Anonymi chimioi Christiani experimenta quaedam chymica,
quorum primum inscribitnr atque incipit: "Or» avy^etoy xai
ovx* äTfXoi^y xo eWog xai xlg i] olxoyo/nia • - -
10) Anonymi autoris Christiani Über chymicus ad Sergium de aqua
divina. Inc. '0 ne^l xoö &€iov tVcerog X6y og^ ßiXzuns Mq-
yte - - -
11) Fragmentum chymicum Cleopatrae de mensuris et ponderibus.
Inc. IIbqI /nizQODy xat axa&fAwy iy nXüzei i^'qyfiCig nqog et)/£^
ettgeaty
12) Zoaitni capita chymica ad Theodorum. (Vgl. S. 199.)
13) Zosimi über de instrumentis et caminis chymicis, et de aqua
divina. (Vgl. S. 176.)
14) Cleopatrae chrysopoeia, tota fere constans aenigmaticis chara-
cteribus.
15) Zosimi commentarii genuini de instrumentis et caminis chymi*
eis. (Vgl. S. 178, Anmerk. 69.)
16) Anonymi autoris Christiani varia capita chymica, quorum pri-
mum inscribitur atque incipit hoc modo: Toi) XQtcxHtyoö
nBQt ev&e(ag xoB ;(Qvaov. Tfjg deviQng ngay/nazeiag äqzt t^
Xoyoy neno^tjfAiyog
17) Philippi tinctura aeris Persici, et tinctura ferri Indici. (Vgl.
S. 212 f., Anmerk. 204.)
18) Anonymi autoris capita duo chymica de aqua divina, quorum
primum inscribitur atque incipit: ^Ayzl&BG^g Xiyovaa, ör* to
^eioy MtoQ ¥y iaxi z^ ««(fc*, xai i] Xva^g avzflg. Tiyeg di qxt-
aty IV elyfci xtp eTdeir to ifdtog - - -
19) Anonymi autoris Christiani mysteria quaedam chymica, quo-
rum titulus et principium: Toi> XgtatKtyoO avyotfß^g^ rlg ?j
cdxia tijg nQ0XBif4iyfjg cvyyQaqjijg. UoXXdx^g Ifity iq)6do^g
20) Anonymi cujusdam autoris arcana duo chymica, quorum primum
inscribitur atque incipit: '£♦ »iXeig noifjaat (povqfiag xai zö-
Xovg dnb ßqoytriaiov^ noiet oifzo. Aaßtay ydfjuüfia otoy d-i-
296 Zur EenntnisB der Sammlungen
Xsig--', seoundum autem: Hegt dtapoQäg fioXißdov xal
XQvaoneiuXov. M6Xiß6oq &(cX(iaatjg axXrjQÖg tazty - - -
21) Anonymi autoris antiqui Lexicon ohymioum graecum. Inc.
'A(pQod(Ttjg antQ/4a ictty äv&oq toö /«AxoC.
22) Anonymi autoris varia secreta chymica, qaorum principium:
liegt lrig(ov. Tgetg dvyüfieig, elcl toi> aXtid-eaiatöv ^rjQfov - - -
(Vgl. S. 210, Anm. 201.)
23) Olympiodart Commentarius secundum operationem Zosimi in ea,
qaae ab*Hermete Trismegisto et aliis philosophis de chryso-
poeia fuerunt dicta. Inc. rCyetat dt ^ xagi^^fa —
24) Anonymi philosophi syngramma chymicum, cujus titulus et prin-
cipium: ^Ayemygdqiov g)$Xoa6^ov. Tb d>6y tetgaiueQfg iaity - - -
25) Pappi ' ' secretum chymicum. Inc. *0^x^ ofy ofdyvui <ro* —
26) Moysia - - secretum chymicum supposititium, cujus titulus : Muh
aitog dinXci}fftg,
27) Eugenii secretum chymicum, cujus inscriptio: EvyeyCov,
28) Hierothei methodus faciendi anri, oratione prosa. Subjungitur
deinde admonitio - - de pio et recto usu mystcrii chryso-
poeiae.
29) Heliodori - - poema jambicum de arte chymica. Inc. JSxi}ntQa
yaCtjg fiidoyteg - - -
80) Theophrasti - - poema jambicum de arte chymica. Inc. Ol t&y
aoq)tct6iy äyd^sg-"
31) Hierothei - - poema jambicum de arte cliymica. ine. ^JnugxofAtu
nQognX6^(tg B^fpqadiataioy —
32) Ärchelai - - poema jambicum de arte chymica. Inc. 'H nüyao^og
xal S-eia tixyfl
Lenglet du Fresnoy's"®) Vermuthung; diese Handschrift
sei wahrscheinlich von einer der in des Cardinal Bessarion be-
findlich gewesenen abgeschrieben, findet bei der Vergleichung des
Inhaltes der ersteren mit dem der unter den Bessarion'schen
Manuscripten in die Marcus - Bibliothek gekommenen (vgl. S. 257)
keine Bestätigung. Ist auch für einzelne und selbst grössere
Gruppen von Aufsätzen die Reihenfolge der letzteren in beiden
Handschriften dieselbe, so ist doch die Ordnung dieser Gruppen
in ihnen eine verschiedene, und mehrfach fehlen jeder der beiden
Handschriften Aufsätze, welche die andere hat.
Ausser dieser „Wiener Handschrift" , auf welche ich mich in
dem Späteren noch oft beziehen werde, besitzt die kaiserL Biblio-
^^^) Histoire de la philosophie hermetiqne [k la Haye, 1742), T. III,
p. 19 8.
griechischer alchemistischer Aufsatze. 297
tbek zu Wien noch eine zweite, mit der vorhergehenden ganz
übereinstimmende, von demselben Schreiber gleichfalls 1564 zu
Venedig copirte *").
Ein drittes Product der Industrie desselben Schreibers wird
oder war auf der Bibliothek zu Breslau aufbewahrt, über dessen
Inhalt mir jedoch nur eine, Einzelnes etwas sehr zusammenfas-
sende gelegentliche Angabe in der Nova librorum rariorum con-
lectio *^^) bekannt ist. Hier wird da, wo eine Schrift: Claviculae
Salomonis, besprochen wird, erwähnt, dass auch die Alchemisten
Salomo zu den Ihrigen zählen, und in einer Anmerkung dessen,
was Morhof im Polyhistor literarius L. I, c. 11 über Sammlungen
griechischer alchemistischer Aufsätze angegeben; qui tamen igno-
ravit codicem bibliothecae Rhedigerianae **^) Wratislaviensis char-
taceum, a Comel. Naupliensi, Andr. F., circa A. C. 1565 descri-
ptum. Tractatuum in hoc volumine comprehensorum catalogum
primo ejus folio inscriptum in gratiam curiosorum apposuisse non
pigebit . Habentur in hoc libro sequentia:
m) Lambeck a. o. (S. 294, Aom. 107) a. 0., p. 434; Nessel a. o. a. 0., p. 19.
H2) Nova libroram rariorum conlectio, qui vel integri inseruntur vel
accurate recensentur; faaciculus IV. [Halis Magdeburg. 1715], p. 767 sq. Der
Verfasser dieser in mehrerer Beziehung Interesse bietenden, in fünf Fasci-
keln 1709 — 1716 erschienenen Schrift hat sich nicht genannt; eine dem mir
vorliegenden Exemplar vorgeschriebene Notiz sagt: „Auetor higus libri est
Henrich Augustin Groschuff. Er gab ni Fasciculos novae librorum rariorum
collectionis ohne Namen heraus, dazu nach seinem Tode noch II Fasciculi
gekommen. ** Dass Groschuff der Verfasser dieses Buches war, bestätigt die
Fortsetzung und Ergänzungen zu C. G. Joch er' s allgemeinem Gelehrten-
Lexicon von J. C. Adelung, H. Bd. [Leipzig 1787], S. 1625. Mich hat
auf es ein Citat in Fabricii Bibl. gr.. Vol. Xu, p. 748 aufmerksam gemacht;
auf 68 weiset auch hin C. G. Grüner, welcher in einem Promotions - Pro-
gramm (Jenae 1777) aus dieser Breslauer Handschrift die erste der neun Aus-
fuhrungen oder Vorlesungen des Stephanos veröffentlicht hat. Eine andere
Beschreibung der Breslaucr Handschrift, als die oben gegebene, kenne ich
nicht; eine solche scheint sich auch in Henscbel's Schrift: De codicibus me-
dii aevi medicis et physicis bibliothecarum Vratislaviensium manuscriptis no-
titiae Particula I [Vratisl. 1847], nach der Inhaltsanzeige für dieselbe im Sera-
peum, 8. Jahrg., S. 329, nicht zu finden.
1^^ Thomas von Rehdiger (Rhediger), ein schlesischer Edelmann,
gestorben 1576 zu Göln im 36. Jahre, hatte neben einer bedeutenden Münz-
sammlung eine vortreffliche Bibliothek zusammengebracht; letztere bildete
später den grössten Theil der elisabetanischen Bibliothek zu Breslau.
298 Zur Kenntniss der Sammlungen
1) Stephani Alexandri L. de arte chrysopoeiae, cum ejusd. episiola
ad Theodoram; it. praxes variae atqae doctrina ad Hera-
clium imperatorem.
2) Felagii phil. de divina hac et b. arte.
3) Ostani phü. ad Petasium de s. hac et diWna arte.
4) Democriti phydca et mystica.
5) Synesii phil. scholia in Democriti libram.
6) Änepigraphi philosophi de divina dealbationis aqua.
7) Item Patefacta de auri successione.
8) Zosimi divini et Christiani philosophi de virtute caelesti divi-
nae aquae, de instrumentis et Camino, de auri linea recta, etc.
9) Lexicon chrysopoeiae ad ordinem literarum.
10) Olympiodori philosophi Alexandrini commentarius in Zosimum.
11) Änepigraphi, Pappi et Hierothei philosophorum de arte sacra.
12) Heliodori phil jambi ad Theodosium M. de mystica arte philo-
sophorum.
13) Theophrasti phil. jambi de eadem divina arte.
14) Hierothei phil. jambi de eadem arte.
15) Archelai demum phil. jambi de eadem sacra arte.
Nach dieser, Vollständigkeit und Genauigkeit offenbar nicht
beanspruchenden Angabe des Inhaltes der Breslauer Handschrift
ist dieser so übereinstimmend mit dem der Wiener Handschrift,
dass die an sich wahrscheinliche Vermuthung, jener Cornelius
habe diese Handschriften alle nach derselben Vorlage copirt, be-
stätigt erscheint.
Eine handschriftliche Sammlung griechischer alchemistischer
Aufsätze, welche erst spät ihrem Inhalte nach genau beschrieben
wurde aber schon früher zu bedeutender Discussion und damit zu
Beachtung' des in ihr Enthaltenen Veranlassung gab, ist die auf
der herzogl. Sächsischen Bibliothek erst zu Altenburg, dann zu
Gotha aufbewahrte und hiernach als Altenburger "*) oder Go-
thaer Handschrift bezeichnete. Sie wurde wohl zuerst bekannt
durch ein von Thom. Reinesius 1634 bezüglich des Inhaltes, der
Zeit u. a. der Verfasser der darin enthaltenen Aufsätze u. s. w.
abgegebenes litterarhistorisches Gutachten. Dieses existirte län-
gere Zeit nur handschriftlich, wurde aber doch Morhof"^) be-
11^) Als Codex Altenburgensis z. B. in Morhof s Polyhistor literarius
[Lubeoae 1695], Pars I, p. 102, 112.
116) Dass Morhof Einsicht in die Handschrift selbst genommen, wie
griechischer alchemistischer Aufsätze. 299
kannt; gedruckt wurde es 1714 in einem Manuscripten - Katalog
der Gothaer Bibliothek "®), in der holperigen deutschen Sprache,
in welcher es abgefasst gewesen war, und welche gegen das cou-
lante Lateinisch, in welches Fabricius^^^ es (doch nicht immer
ganz genau) übersetzte, gewaltig absticht. Zur Zeit der Abfas-
sung dieses Gutachtens wusste Eeinesius selbst offenbar darüber,
von welcher Vorlage diese Altenburger o. Gothaer Handschrift
abgeschrieben worden, Nichts Gewisses oder vermuthete er viel-
mehr Irriges "®); aber wenige Jahre später brachten seine Variae
lectiones ^^^) die Auskunft, in Altenburg könne man lesen der äl-
teren Alchemisten opera uno volumine, Saxoniae ducis, Johan.
Wilhelmi, b. m. princ. et dom. nostri ^^^) auspiciis et sumptibus
descripto e codice Augustano, comprehensa; welche Angabe
man dann öfter wiederholt findet ^21). Dieser Handschrift gedach-
Tentzel (vgl. Anm. 122) berichtet, geht mir aus dem von Ersterem a. e.
a. 0. Angegebenen nicht hervor. Est et codex Altenburgensis, quem Th. Rei-
nesius perlustravit , addita de ipsis autoribus dissertatione; cujus (codicis
o. dissertationis?) mihi ab amico copia facta est (wobei man nicht an die
Mittheilung einer Gopie zu denken braucht), sagt er a. e. a. 0., p. 102; er
nimmt dann eingehend auf den Inhalt dieses Gutachtens Bezug. — Diese
Altenburgei; Handschrift kannte offenbar noch nicht Borrichius, welcher
wenigstens da (Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientja [Hafniae
1674J, p. 79), wo er die Bibliotheken, welche handschriftliche Sammlungen
griechischer alchemistischer Aufsätze bewahren, namhaft macht, der Alten-
burger oder Gothaer nicht gedenkt.
1^^) Gatalogus codicum manuscriptorum bibliothecae Gothanae; autore £.
8. Gypriano [Lipsiae 1714], p. 88 sqq.
"7) Bibliotheca graeca. Vol. Xu [Hamburgi 1724], p. 748 sqq. Ich habe
in früheren Abschnitten des vorliegenden Buches vorzugsweise diese lateinische
üebersetzung citirt.
"8) Vgl. S. 245, Anmerk. 4. Dass diese Handschrift von einer der königl.
Bibliothek zu Paris abgeschrieben sei, hielt wohl damals Reinesius für das
Wahrscheinlichere; wenigstens sagt er bei der Hervorhebung von Einzelnem,
was auch, und richtiger, in dem (Pariser) „königlichen Exemplari zu befinden" :
„Weil denn dieser Codex aus jenen abcopirt, so hat der Schreiber übel ge-
handelt, das er diese feine antiquität nicht allein so schändlich vermischet,
sondern auch noch darzu gestümmelt, und hat mit dieser arbeit nicht das
brod, so er darbey mag gessen haben, verdienet" (bei Cyprianus a. o. a. 0.,
p. 98; Fabricius a.o. a.O., p. 760, hat dies auch so wiedergegeben: Quando-
quidem vero codex hie ex regio descriptus est etc., vgl. unten Anmerk. 121).
119) Variarum lectionum libri III priores [Altenburgi 1640], p. 155.
120) Johann Wilhelm, Herzog von Sachsen-Altenburg, starb 1632.
131) So bei Morhof a. o. a. 0., p. 102; bei Cyprianus a. 0. a. 0., p.88;
300 Zur Kenntniss der Sammlungen
ten nach der Ueberbrmgung der sie enthaltenden Bibliothek von
Altenburg nach Gotha noch Mehrere 122). Aus dieser Handschrift
hat C. Q. Grüner *") im letzten Viertel des vorigen und im An-
fange dieses Jahrhunderts Verschiedenes in Universität&-Program-
men und dann gesammelt ^'^) veröffentlicht.
Reinesius' oben erwähntes Gutachten war mehr eine litte-
rarhistorische Arbeit; er besprach Einzelne der SchriftsteUer: wer
sie wohl gewesen, wann sie gelebt, ob die ihnen beigelegten
Schriften echt oder unecht; aber er gab nicht die einzelnen Auf-
sätze nach Reihenfolge, Ueberschrifben, Anfangsworten u. s. w.,
so dass sie mit den in anderen Handschriften enthaltenen zu iden-
tificiren oder von ihnen zu unterscheiden seien. Eine vollständi-
gere Aufzählung der in der Altenburger o. Gothaer Handschrifi
enthaltenen Aufsätze gab Fr. Jacobs"*): Scriptores xbqI xqvöo-
bei Beiden mit der Angabe, die Abschrift e codice Angustanae bibliothecae
sei 1623 genommen worden. Fabricius verwebt a. o. a. 0., p. 748 diese
später gegebene Auskunft in das frühere Gutachten des Reines ius, mit dem
Versuche der Ausgleichung des dann Widersprechenden (vgL oben An-
merk. 118) durch die Bemerkung, Reinesius vermuthe, dan der codex Aa^-
stanae bibliothecae von einem der königl. Bibliothek zu Paris abgeschrieben
sei. — Lenglet du Fresnoy's Yermuthung, woher die Altenburger Hand-
schrift abgeschrieben, vgl. unten Anmerk. 129.
1^-^) So z. B. B. G. Struve bei seiner Besprechung der Gothaer Bibliothek
(Introductio in notitiam rei litterariae et usum bibliothecarum, ed. IV. [Jenae
1715], p. 141); an das von Struve (schon in der früheren Auflage dea eben-
genannten Werkes von 1704) Gesagt« anknüpfend W. E. Tentzel (Cnricnse
Bibliothec , d. I. Repositorii 5. Fach 1704 [Frankfurt u. Leipzig], 8. 443).
Auf Tentzel verweist Fabricius a. o. a. 0., p. 748; aber wenn da aaeh
als bezüglich der Altenburger o. Gothaer Handschrift Auskunft gebend G. W.
Wedelii Introductio in alchymiam genannt wird, so kann ich nur sagen, dass
in der mir vorliegenden Ausgabe derselben (Jenae 1706) zwar vorübergehend
(p. 16) dieser Handschrift gedacht aber sonst Nichts über dieselbe mitgetheilt
wird.
123^ Geboren 1744 in Sagan, Professor der Medicin in Jena seit 1778, hier
gestorben 1815.
1^) Isidis, Christiani et Pappi philosophi jusjurandum chemicum^ nunc
primum graece et latine editum [Jenae 1807]; Zosimi Panopolitani de zyiho-
rum confectione fragmentum, nunc primum graece et latine editum [Solis-
baci 1814].
1^) Beiträge zur altem Litteratur oder Merkwürdigkeiten der herzogL
öffentlichen Bibliothek zu Gotha; herausgegeben von Fr. Jacobs and F. A.
ükert, I. Bds. 2. Heft [Leipzig 1835], p. 216 sqq.
griechischer alchemistischer Aufsätze. 301
nouag . Folia CCXV. Opuacula, quae in hoc libro con-
tinentur, haec sunt:
1) Ste^dyov ''JXs^ayd^fiag olxovfjeytxov q:tXoa6g>ov xat &i^aaxdXov
ri]g f4£ydXiig xai ffi^Ä^ tixytjg negi /^voro77o«'ifinrc.
2) *HX*odu)Qov gnXo(f6q)ov nqoq 0soS6a&oy xov fiiyay ßaa&Xia neoi
trjg T(j)y ^&Xoa6q)(üy /nv<mxt]g tixytjg. 6hu üxl^tay id/aßfoy. In
fine ar^xot o^rj, (scr. a^rj. 268).
3) S€oq)QdcTov g;tXoa6giov nsQi tf^g avtijg d^B^ag t^/io^^. cf*a axCx^v
idfißiay. In fine axlxot als (265).
4) '^iBQod-iov ^tXoaögpov nSQt rf^g S-eiag xal h^äg ti^y^g» cf*dr axC^foy.
In fine aiixot aX (230).
5) *Aqx^Xdov ^tXofföipov ne^i xf}g avxfjg legäg xixy^g- ^lä axCxtay Idfi-
ßiay. In fine cxCxot xxß (322).
6) neXttyCov q)&Xoc6gpov ne^i ri}g d-eiag xavxrig xai ie^äg xixytjg-
7) ^Oaxdyov q)kXoa6^ov nqog Jlexda^oy n€Qi xijg Ugäg ai'zrig xat d-efag
xixyijg»
8) JfjfAOXQ(xov qyufftxä xal f4V<ntxd,
9) 2vyBa(ov q^tXoaö^ov n^bg J^offxogoy slg xfjy ßlßXoy JrifioxQCxov
wg iy axoXhtg.
10) ^AysnyyQdq)ov q)^Xoa6fpov negi 9bIov ifdtcxog xtjg XBvxtbaBiog.
Tov ttvxoü [dy]BnyyQd^ov q)iXoa6q>ov xazd dxoXovd^tay XQ^i^^^^
ffiq)tdyoy xb xf^g x^^<^ono&tccg.
11) ZamCfiov roü d^sCov tibq} aQBXiJg [ffvyd^iaBotg {>ddX(oy].
JIbqi xP^g daßiaxov.
12) ToiJ avxoü XQtax&ayoii nsQt xoi> d-Bhv ffdaxog. noaa xu Btdq xoü
ysytxoi} d-stov v&axog xai xig 6 hii xfjg xtxdyog. xcu xfya roi^-
Xfoy Biir[t] xd 6y6f4axa,
13) MtßvQty^og fjyTiBQ aoXofiojy ixBxiqyaxo, [pagina vacua; in folio
yerso axixok^ quorum primus: ef xiya XaßvQ&yd-oy dxovBtg
liyB"']
14) JlB^i ßaqrfjg ff^rJQOv,
IlBQi notr}aB(og dfft)f4ov. nBQi XiyynßdqBtog. t^qa^v^ov noltifftg.
15) Tof} XQtaxtayov nB^i Bvaxad-BCag jif^üffoö.
nBQi toi) avxod d-Bfov vdttxog.
Toi) XqhcXMyoü <Fvyo\fng xlg tj alxCa xfjg nQorB^fi4yrjg ffvyyga-
16) AB^ixby xaxä cxoix^^oy xfjg XQ^^onod'ag.
17) ÜBgi IriqCov. nBq) hi>, nBQi alxltay. xcc&fAfag nXva&g. nsQi ßu(pfjg.
TiBQt iayd^üJffBtag.
18) ITbqI X(by fuiBXaXX&x&y Xf&toy iy olg 6 XQ^^og, fy fxslyo&g xoJg xö-
notg brnag xaxaaxBvd^BXa^'^^%
19) Pars libri nBQt noffoxrixog (puixtay.
20) 'OXv/LintodtoQov q>hXoa6g)ov ^AXßlay&qiiag Big xb xax^ iyiqyBhny Z(aaf-
fiov hffa dnb ^KQfAoi> xai x<by (p^Xoa6q)iay ^acey Blqri^iya.
12^ ,,Sant haeo, ut et sequentis capitis, ezcerpta ex Agatharch. I. 5. de
rnbro mari c. 9. 10. et 11. ap. Photiurn. Cod. 250. f. 1338 et sqq." Beinesfus.
302 Zvar Kenntnise der Sammlungen
21) ZiocCfAov n^s Ssodta^oy x€g>dXa$a.
22) 'Ayentyga^ov g^^Xocöifov [vid. Fabric. Vol. XII, p. 765 s.] »«7).
23) nünnov g>^Xou6tfiov. ^O^xtp otV S/nyvfn cm • - -. Subjicitiir Mwaem^
dinXuHrkg.
24) Evyeyhv.
25) 'ie^o&iov ns^i tijg fe^c ^^jf ^JC*
26») Zmaifdov ns^l o^üvtty xal xafdiytoy. ne^i rod d-Biov tVoro;. nodi-
ctg ix tovtiag,
2&>) KlEondt^ag /^v<ro7ro»lcr.
27) Tof' avToii Ztücifuov TfBQi o^iiytay xai xitfutvMv yy-fffSHt imo/ivi^
/lata' n€^i To0 tL ctwx^lov.
28) To^ fiaxaQiov xai navcötpov ^'BXkoiJ intctoXi^ Ti^og rby äynotatov
nat^ke^X^^ ^*^^ S*ip*X(yoy ne^i ^^vconottag.
29) 'E^/Äfiyeia t&y Cfifisimy tfjg U^äg ti^ytig xtti ;|f^v<roi/ilov ßißXov.
praemissa verba: \>^ xai rat^rcr rä cnfieta xai y6ek xaXüjg,
30) Fragmentom Ostanis ne^i rfjg Ugäg rixyrjg xai d-efag td>y g^iXo-
cogmy.
31) Jfifioxqltov ß(ßXog hii n^oc^wy^etca Jevxinn^.
32) "icäg n^oipijtäg tf vi^ avr^g.
33) MQ€&g Xbvxov qMQfAdxov.
34) riymcxe iL g>(Xe tä 6y6fiaia t&y nm^&y.
Es wurde oben, S. 299, schon erinnert, dass diese Handschrift
vielfach fehlerhaft ist Reinesius hat viele Verbesserangen des
Textes und Conjecturen zu ihr notiret, von welchen in Jacobs'
Beschreibung der Handschrift Einiges, mehr in Gruner's auf
diese Handschrift basirten Publicationen zu finden.
Der Auskunft, dass diese Altenburger o. Qothaer Handschrift
von einem codice Augostanae bibliothecae copirt sei, ging die An-
sicht voraus, sie sei eine Abschrift eines Pariser Manuscripts, und
es wurde auch geäussert, der codex Augustanae bibliothecae möge
von einem Pariser Manuscript copirt sein **^. Eine Angabe Leng-
let du Fresnoy's'*^ könnte mit Unrecht vermuthen lassen, jene
^'^ Vgl. die Angabe des Inhaltes der von Fabric ins benutzten Hand-
schrift, S. 279, Nr. 22.
>«) Vgl. S. 299 f., Anmerk. 118 und 121.
^^) Histoire de la philosophie hermeüqne [ä la Haye, 1742], T. III, p. 23:
On trouve dans la bibliotheqoe do Duo de Saxe-Gotha quelques frmües mann-
scrits des chimistes grecs; mais copies sur oeux de la bibliotheque deVienne.
Wohl ein Missrerständniss dessen, was Cyprianus a. Anmerk. 116 a.0., p. 71
über handschriftliche lateinische Del>ersetxungen griechischer Alchemisten
sagt, welche aus der Wiener Bibliothek (abgesdirieben) auf der su Gotha
seien.
griechischer alchemistischer Aufsätze. 303
Handschrift sei von einem Wiener Manuscript copirt. Die Alten-
burger o. Gothaer Handschrift stimmt ihrem Inhalte nach mit
keiner der mir sonst bekannt gewordenen so überein, dass ich mit
Bestimmtheit sagen könnte, von welcher sie, immittelbar oder
mittelbar durch eine Abschrift derselben, abstamme; am Meisten
nähert sie sich unter den bisher besprochenen der Venetianer
Handschrift ^30), _ wje viele Städte auch den Namen Augusta
führten , so kann man doch in der Annahme ziemlich sicher sich
fühlen, die Augustana bibliotheca, welche die zur Fertigung der
Altenburger o. Gk>th£ier Handschrift benutzte Vorlage besass, sei
eine Bibliothek zu Augsburg gewesen. Ich habe indessen die
mir zugänglichen Werke über die Manuscripte Augsburger Biblio-
theken ^^i) vergebens durchgegangen, als ich über das, von wel-
chem jene Handschrift copirt sein möge, Auskunft mir zu verschaf-
fen suchte. Vielleicht ist es nach München gekommen, wo ein
mindestens grosse Uebereinstimmung mit der Gothaer Handschrift
zeigendes Manuscript aufbewahrt wird.
Die landesherrliche Bibliothek zu München besass schon ge-
gen die Mitte des 17ten Jahrhunderts mehrere handschriftliche
Sammlungen griechischer alchemistischer Aufsätze. Alex. Bar-
voet ^^^ schrieb im Jahre 1647, nach Erwähnung der, gleichen
ISO) Für einzelne Gnippen von Aufsätzen findet man in vielen Hand-
Bchriften dieselben Aufsätze in derselben Ordnung sich folgend, aber die
Reihenfolge der Gruppen verschieden. Für zwei sehr grosse Gruppen, Nr. 1
bis 11 und 16 bis 26» der Gothaer Handschrift stimmt jene Ordnung und diese
Reihenfolge mit der der Venetianer Handschrift; aber gegen das Ende ent-
hält die erstere Handschrift noch Aufsätze, welche der letzteren fehlen.
^5^) Namentlich enthält Nichts darüber der Index manuscriptorum biblio-
thecae Augustanae , auctore M. A. Reisero [August. Vindelic. 1575];
auch Nichts der Catalogus graecorum codicum qui sunt in bibliotheca reip.
Augustanae Vindelicae [August. Vindelic. 1695]; auch Nichts die Notitia hi-
storico-literaria de codicibus manuscriptis in bibliotheca monasterii or-
dinis S. Benedicti ad SS. Udalricum et Afram extantibus, auct. P. Braun [Au-
gust. Vindelic. 1791—1796] — E. Ehinger's 1733 herausgekommener Cata-
logus biblioth. August., welcher mir nicht zugänglich ist, enthält vielleicht et-
was darüber; vgl. unten S. 309, da auch Ebert's Erwähnung noch mehrerer
Abschriften einer Augsburger Handschrift.
182) In seinem S. 269 f., Anmerk. 60 citirten Katalog griechischer Manu-
304 Zur Eenntniss der Sammlungen
Inhalt bietenden Handschriften des Escurials (vgl. S. 269 f.): Ple-
rique ex his (codicibus) iidem videntur cum Ulis, quos sibi ante
paucos annos magno aere comparavit Serenissimus Bavariae Dux
et Elector Maxaemilianus, quorum bonam partem latine reddidit
jussu ejusdem ducis P. Simon Wagnereck e Soc. Jesu, de quibus
ad me scribit in haec verba litteris Monachio datis : „In hac pre-
tiosissima et plane inaudita chrysopoeorum bibliotheca continen-
tur isti auctores: Tlkdzmv (metuo tamen ne sit subdititium nomen),
\/4Qi6totiXfig (de quo itidem ambigo), ^Egfirjg (quem genuinum esse
non dubito), 'icodwrig isgsvgy ^JrjfioxQitog , Zciöi(iog (quem Delrius
noster valde commendat, et tantum Parisiis in bibliotheca regia
M.S. extare testatur), Mt^a^A 6 ^ekXogy 6 (liyag 'OkvfijnodiaQog,
£tiq)avog 6 (p^Xoöofpog (scriptor revera ingeniosus), JSofpaQ 6 iv
TlBQöidiy UvviöLog (non puto esse illum encomiasten calvitii), ^^lo-
öxoQog 6 isQsyg tov ^eyoikov SsguniSog xov iv ^AXa^avS^BUcy 6
*06tuvrig an Alyvntov ^ rj Magla (est soror Mosis, hypoboHmaeum
utique nomen) Tcal rj KXBonatQU rj yvvfi tov ntoXs^ialov ßaöiXiagy
TloQfpvQiogy Enißvxiog, IlaXuyLogy 'Aya^odaijKov, ^HQaxXsiog b ßa-
öiXevg^ 0B6q)Qa6tog^ ^AgxiXaogy KXavSucvog, Zigyiog. Insunt Om-
nibus istis mirissima quaedam, ac plane curiosa. Adjecta est co-
piosissima clavis chymicorum apud Graecos signorum, auctore
Psello: adjectum quoque Ae^iMiov chymicum solide graecum ano-
nyma manu. Stylus ut plurime tersus , neque uUis fere mixtobar-
baris vocibus interpolatus : accedit amabilis quaedam atque per-
petua metaphorarum venustas" *^0. Haec ille.
Es ist Nichts über Münchener Handschriften bekannt gewor-
den, welche Aufsätze aller der im Vorhergehenden namhaft ge-
machten Schriftsteller enthielten; und es liegt genügender Grund
vor, zu glauben, dass Wagnereck auch gar nicht Aufsätze aller
Genannten vor Augen gehabt, sondern aus einer Aufzählung der
Namen der alchemistischen Autoritäten (ich denke solche Auf-
zählungen, wie sie sich in den Handschriften finden, später noch
Scripte der Escurial-Bibliothek; bei Miller in der daselbst genannten Schrift
p. 516 8.; auch bei Conring (vgl. daselbst), p. 88 sq.
188) Diese venustas wird von Borrichius (Hermetis, Aegyptiorum et
cheinicoruTn sapientia [Hafhiae 1674], p. 73), namentlich in Beziehung auf
den Democrit, noch etwas eingehender besprochen und exemplißcirt.
griechischer alchemistischer Aufsätze. 806
besonders fsn besprechen) seine Liste der Schriftsteller, von wel-
chen Aufsätze in den Münchener Handschriften vorhanden seien,
completirt hat. — Nur für Eine Handschrift, welche sich auf der
königl. Bibliothek zu München befindet, kenne ich eine genauere
Angabe des Inhalts; sie ist von Ign. Hardt ^'*) gemacht worden:
Codex CXn. chartaceus , in folio, cum correctionibus margina-
libus, cum notis latinis margini adjectis, valde mutilus et mendosus,
cum figuris, in foliis 213, Saec. XVI. Darin sind enthalten (ich
kann mich bei der Uebereinstimmung der Titel auf die Gothaer
Handschrift, auf welche „Qoth. Nr." Idnweist, beziehen; die Nu-
merirung der letzteren S. 301 f ist die von Jacobs gegebene, und
ich schliesse mich derselben in der Numerirung des Inhaltes die-
ser Münchener Handschrift möglichst an) :
1) Stephani - - de Ghrysopoea. Tit wie Goth. Nr. 1. Inc. Sehr
t&y näytmv dya^&y aixhov - -
2) Heliodori - - de philoBophomm arte mystica. Tit. wie GK)th.
Nr. 2. Inc. Jxfjnt^a yaifig /lidoytei , ä>g näy ifi^vig In
fine legitor: cxtx^t <r|i}.
3) Theophrasti - - de eadem arte. Tit. wie Goth. Nr. 8. Inc. Ol xöy
aoq)iax(by äy^qeq - - In fine notantur «rz/jifo» ale,
4) H%erothe%"^e diyina et sacra arte. Tit. wie Goth. Nr. 4. Inc.
*Aniqx^fAa^ n^oanXiiag - -
5) Ärchelai - - de eadem sacra arte. Tit. wie Goth. Nr. 5. Inc. *H
ndyaoipog xal S-eia tix^'t ' "
6) Pelagii - - de diyina hac et sacra arte. Tit. wie Goth. Nr. 6. Inc.
Ol fiiy ngoyeyiateQot xai igaatat —
7) Oatanis - - de eadem - - arte. Tit. wie Goth. Nr. 7. Inc. Tfjg gw-
cemg tb äxQsmoy • - -
8) Democriti physica et mystica. Tit wie Goth. Nr. 8. Inc. BdX'
Xtoy elg A»T. ä noQq)vqag
9) Synesii - - in librum Democriti scholia. Tit. wie Goth. Nr. 9. Inc.
Mocxö^ip UqbT f oD fieyäXov —
10) Anonymi philosophi de diyina aqua dealbationis. Tit. wie Goth.
Nr. 10. Inc. Äa^' 8<roy fi X9^^" xaXeX - - -
Ejusdem anonymi philosophi secundum usus rationem et ordi-
nem ostendens chrysopoeam contractam cum Deo. Tit. wie
1^) Catalogus codicum manuscriptorum bibliothecae regiae bayaricae.
Vol. I., Codices graecos ab Ign. Hardt complexi, T. II [Monachii 1806],
p. 19 — ^29. (Was Hardt hier angegeben hat, findet sich ebenso auch in: Bei-
träge zur Geschichte und Litteratur, yorzüglich aus den Schätzen der pfalz-
baierischen Centralbibliothek zu München, herausgegeben von J. C. y. Are-
tin, Bd. m, [München 1804], S. 87-47.)
Kopp, Baitr. s. OmoIi. d. Ohem. 20
306
Zur Kenntni88 der Sammlungen
Goth. unter Nr. 10, mit beigefügtem: avyemvyfiiyop cvv
d-£f^. Inc. 'Enei <f c ne^i xiby tijg XQvaono^taq - - -
11) Zosimi divini de arte. Tit. wie Goth. Nr. 11. Inc. Bia^q Matay
*at x(ytja&g - - -
12) Christiani de stabilimento auri. Tit. wie Goth. Nr. 15. Inc. TVJj
devti^ag nQcey^uteCag ägu . In hiyus fine alius sequitur
titulus : lle^i iiitiftrjirsiog ifdazog d'eiov, iy toXg ijfAetiqo^g .
Subsequuntur adhuc alii et demum clauditur his: %ad^ avtb
nig)vxey äyd-Qonog.
Christiani Synopsis. Tit. cum initio wie Goth. unter Nr. 16.
13) Lexicon chrysopoeae ordine alphabetico. Tit. wie Goth. Nr. 16.
Inc. *J^Qo&£vtig cni^fna - - -
14) UbqI ^riqCov, (Inc. T^elg dvydfistg elal ---) Non solus hie titulus
est, sed et alii sequuntur: ;rfi^i iov, neql aititoy, Ultimi vero
neql IvIKöv no^TjaBtog, ataxtijg noitjatg. Vgl. Goth. Nr. 17 — 19.
15) Olympiodori - - commentarius secundum operationem Zosimi — -^.
Tit. wie Goth. Nr. 20. Inc. riyetat i] taq^x^ia dnb /irjyog /le-
XIq - - -
16) Zosimi ad Theodorum capita. Tit. wie Goth. Nr. 21. Inc. He^i
hecloVj xovT* IffT^y ix toD naytog - - -
17) Anonymi philosophi (ine. Tb oyby tetQa/neQfg ictty — ), ent-
sprechend Goth. Nr. 22.
18) Pappi philosophi. Tit. cum initio wie Goth. Nr. 23. Huic imme-
diäte subjicitur: Mantitag &(nXaHr$g. <f xaXatyov —
19) Eugenii. Tit. cum initio: EvyeyCov. QfiiQfj tQ(a^ a j^cüvet;-
aoy — . Entsprechend Goth. Nr. 24.
20) Hietothei de sacra arte. Tit. wie Goth. Nr. 25. Inc. ~ ^ ^ — "^
r^ «. <rTi}/i«tt»ff - - -
21) Zosimi de instrumentis et caminis. Tit. wie Goth. Nr. 26*. Inc.
*H tf^g ü)Q(0f4iy fjg xafiiyov — . Titulus sequens est: JI€qI zoi>
S^eiov ^darog ' -, cui subjicitur titulus no(riatg ix xovtUtg, ganz
entsprechend Goth. Nr. 26».
22) Cleopatrae chrysopoea. Tit. wie Goth. Nr. 26^.
23) Ejusdem Zosimi de instrumentis et caminis vera commentaria de
omega. Tit. wie Goth. Nr. 27. Inc. Tb «S cto^xsToy axQoyyv-
Xoy - - -
24) - - Fselli epistola ad - - Xiphilinum de chrysopoea. Tit. wie Goth.
Nr. 28, nur almxtaoy statt äy^iaxtaoy. Inc. ^Oqäg^ & dscnoxa^
6 no^eXg - - -
25) Explicatio signorum sacrae artis et aurei libri. Tit. wie Goth.
Nr. 29. Inc. d- [6 s. ©] xQ^^^i XQ^^^^ ^iytffjua —
26) Anonymi, Tit. cum initio: ^Aytayvfiov, XsuhaatB xä amfutxa Big
if&wQ. Dann He^l xijg tß^df; ^^X^Vi *"* d-eiag xdy (ptXws6q)(oy.
Inc. T^g q)vce(ag xb äxQsnxoy — . Letzterer Aufsatz wenigstens
Goth. Nr. 30 entsprechend.
griechischer alch ein istischer Aufsätze. 307
27) Democriti liber nuncupatas Leucippo. Tit. wie Goth. Nr. 31,
nur in&n^oaqftoyrj&eTffa als Ein Wort. Inc. 7cfoi) fity, 8 ijy,
<5 AsvimnnB - - -
28) Isis vates filio suo Horo. Tit. wie Goth. Nr. 32, nur nach avrflg
noch das Zeichen ([. Inc. ^Jmiyat aov fiiXXoyiog, Si rixyoy---
29) Aufzählung der alchemistischen Autoritäten, üeberschrift o. An-
fang wie Goth. Nr. 34.
Nil de bis omnibus in veteri catalogo inveni, sagt Hardt am
Ende der Aufzählung des Inhalts dieser Handschrift. Dieselbe
ist also wohl keine von den älteren in München gewesenen, von
welchen Wagnereck (vgl. S. 304) schrieb. Darüber, woher sie
stamme, finde ich keine Auskunft'**). Sie kann aus Augsburg ^^^
nach München gekommen sein; sie hann die Vorlage gewesen sein,
nach welcher die Altenburger o. Gothaer Handschrift copirt wurde.
Letzterer Vermuthung verleiht die grosse Uebereinstimmung bei-
der Handschriftien, was die Titel und die Reihenfolge der einzel-
nen Aufsätze betrifft**'), allerdings viel Wahrscheinlichkeit; aber
da die Uebereinstimmung keine durchgängige ist**®), so würde
man anzunehmen haben , dass zu dem von der Augsburger , jetzt
Münchener Handschrift Gebotenen noch Anderes anderswoher in
die Altenburger o. Gothaer Handschrift gekommen sei, oder, dass
die Gothaer Handschrift zwar nicht von der Münchener copirt
i8ß) Auch nicht in dem am Ende des T. V des in Anmerk. 134 citirten
Gatalog. codd. mss. über verschiedene Handschriften der Münchener Biblio-
thek Mitgetheilten.
^^^ Aus der Fugger 'sehen Bibliothek sind Manuscripte in die Münchener
Bibliothek gekommen, wie aus Aretin's Beiträgen (vgl. Anmerk. 134),
Bd. I [München 1803], S. 7 ersichtlich, üeber die Herkunft der oben bespro-
chenen Münchener Handschrift findet sich auch in diesen Beiträgen Nichts
angegeben.
'37) Goth. Nr. 1 bis 11 entsprechen ganz Münch. Nr. 1 bis 11; dann wie-
der Goth. Nr. 15 bis 32 Münch. Nr. 12 bis 28 (Goth. Nr. 17 bis 19 allerdings
Münch. Nr. 14 nur unsicher; auch für Goth. Nr. 30 und Münch. Nr. 26 bin
ich vollständiger uebereinstimmung nicht sicher) ; endlich Goth. Nr. 34 Münch.
Nr. 29.
188) Goth. Nr. 12 bis 14 fehlen in der Münchener Handschrift, soweit sich
diese nach Hardt's Angaben beurtbeilen lässt; Goth. Nr. 33 ist in dem für
die Münchener Handschrift unter Nr. 28 aufgeführten Aufsatz mit enthalten
(vgl. in einem späteren Abschnitt dieser Beiträge da, wo Isis besprochen
wird).
20*
308 Zur Kenntniss der Sammlungen
sei, beiden aber in der Hauptsache doch eine und dieselbe ältere
Handschrift zu Grunde liege.
Einer Handschrift auf der Bibliothek zu Wolfenbüttel er-
wähnte gegen das Ende des 17ten Jahrhunderts in seinen Beise-
briefen Jac. Toll (vgl. S. 251) ^'*), unter Anderem, was er da für
den Nutzen oder das Wohlgefallen des Publikums gewonnen habe,
auch hervorhebend excerptum e libro ms. chemico graeco, Helio-
doriy carmine jambico, cujus, ubi cum volente Deo Viennam ve-
nero , exemplum forte transmittam , collatum cum ms. viennensis
bibliothecae caesareae, aliisque, ut spero, aliorum de eadem arte
chrysopoeica commentatiunculis auctum, quarum tum mihi descri-
bendi facultatem itineris ratio non permisit. Erant enim in eodem
codice Democriti pseudepigraphum fragmentum, Stephanus et 5yne-
sius Gr. Lai si otium Viennae erit, hos omnes fortean sum de-
scripturus. — Dieser Wolfenbütteler Handschrift ist seitdem manch-
mal erwähnt worden ^^^), aber nur sofern sie existire und etwa
mitBeziehung auf Toll's Angabe. J. G. Schneider "^) erinnerte
an sie mit der Angabe, dass in ihr von der Vorschrift zur Fär-
bung des Persischen Kupfers und der Bearbeitung des Indischen
Eisens Nichts zu finden gewesen. In den mir zugänglichen älte-
ren Werken über die Wolfenbütteler Bibliothek "^ habe ich nach
einer Auskunft über diese Handschrift vergeblich gesucht. Aber
in Ebert's Katalog der griechischen und lateinischen Handschrif-
ten der genannten Bibliothek "*) wird sie folgendermassen be-
139^ Jac. Tollii epistolae itinerariae; ex auctoris schedis postumis recen*
aitae cura et studio H. C. Henninii [Amstelaedami 1700], p. 8. Der dies
enthaltende Brief, an N. Witsen zu Amsterdam gerichtet, ist: Potsdam 12.
Februar 1687 datirt.
"0) So von Fabricius Bibl. gr., Vol. XII, p. 748, von Reuvens Troi-
sieme lettre -; (vgl. S. 311, Anm. 152), p. 70.
1*1) Anmerkungen und Erläuterungen über die Eclogas physicas [Jena und
Leipzig 1801], S. 95.
"2) H. Conringii de bibliotheca augusta, quae est in arce Wolffenbutte-
lensi, ad J. C. a Boineburg epistola [Helmestadii 1661]; J. Burckhard's Historia
bibliothecae augustae, quae Wolffenbutteli est.
1*^) Bibliothecae Guelferbytanae Codices graeci et latini dassici; recens.
F. A. Ebert [Lipsiae 1827], p. 4Ö sq.
griechischer alchemistischer Aufsätze. 809
schrieben: Chrysopoeia. De chrysopoeia tracfcatus antiquissimo-
rum philosophorum, graece et latine. Insunt autem :
1) Demoeriti g^vckxä xal /nvcztxd. Inc. *H g>v<x^q tp g^aet ti^s-
xat - - -
2) Synesti in&<noXij nQog JnKFxÖQoy, Inc. T^jg nsfitpB'eUfrig (jiot int-
ctoXfjg - - -
8) Pelagii philosophi neqi zfjg &siag tai^xrig xai U^äg tixyfig^ Inc.
Ol /4iy nqoyeviaxB^ot - - -
4) Stephani Alexandrini ub^I xQ^ffonoitag. — Inc. Sioy T&y ndytoty
ayad-Sty - - -
5) Pselli inKTtoXrj nqog xoy S^q>iXCyoy ne^l XQVffonoktag. Inc. *OQqg,
a> dicnota - - -
6) Hostanis philosophi n^og Jlsräatoy nsQt ttjg iegäg ravrrjg rj d^siag
Ti/rijff. Inc. Tfjg (pj^aetog cT« to äzqeTixoy - - -
7) Demoeriti ^a^xä xai fivauxd. Inc. BaBXtoy elg Xn. ä - - -. Est
initium libri superioris (vid. n. 1), hoc loco ex alio, ut vide-
tur, codice suppletum.
8) Heliodori philosophi n^bg Sßodöfftoy xoy fjiiyay ßafftXia ne^l x^g
x&y q}&Xoa6gp<ay f4vffx&xr^g xk^yrig <f»d cx^x^'^ IdfAßtay. Inc.
STcfjnxqa yaCrig ^i^oyxsg wg näy ff4g>äy€& - - -
Chart, in fol. sec. XVII. Adjecta est versio latina, excep-
tis tribus postremis libris, qui ab alia manu exarati illa ca-
rent. Omnia yidentur transscripta cura Eliae Ehingeri^^^)
ex eodem cod. Augustano, cujus etiam in bibl. acad. Lips. et
ducali Yinariensi apographa alia occurrunt.
Von einer zweiten solchen Handschrift auf der Wolfenbütteler
Bibliothek hat hier^**) Ebert gleichfalls einige Nachricht gege-
ben; dieselbe enthält die vier ersten der eben aufgezählten Schrif-
ten.
Ueber andere, in Deutschland befindliche Handschriften, wel-
che die Werke der älteren griechischen Alchemisten enthalten,
habe ich nur unvollständige Kenntniss oder selbst nur die, dass
für gewisse Bibliotheken der Besitz solcher Handschriften angege-
1*^) Elias Ehinger, ein lutherischer Theologe und Philologe, geboren
1578, gestorben 1663, war 1617 bis 1629 und 1682 bis 1685 Rector und Biblio-
thekar zu Augsburg.
^*^) A. Anm. 143 a. 0., p. 46: lidem libri. Hie codex nonnisi quatuor priores
libros praecedentis codicis continet. Chart, in fol. sec. XVII. A. 1680 Phil.
Hainhofero, patricio Augustano, dono oblatus ab Elia Ebingero.
310 Zur Kenntniss der Sammlungen
ben worden ist. Ich stelle aus meineu Notizen noch Folgendes
zusammen, unsicherere Angaben, welche auf das Vorkommen der-
artiger Handschriften gedeutet werden können, übergehend. —
üeber die Abschriften einer Augsburger EJÄndschrift, welche nach
Ebert (vgl. S. 309) auf den Bibliotheken zu Leipzig und zu
Weimar sich befinden, habe ich weiter Nichts erfahren "^. — Ich
weiss auch nicht, wohin die Handschrift aus der Roeschel'-
schen^*^) Bibliothek zu Wittenberg gekommen ist, von welcher
in der oben (S. 297) erwähnten Nova librorum rariorum con-
lectio in dem 1715 erschienenen vierten Fascikel dieses Werkes "®)
gesagt wird: Memini me ante paucos annos in bibliotheca Boe-
scheliana vidisse MS. librum, forma octava, quo varia variorum
artistarum (utor termino alchymicis frequenti) opuscula et axo-
öxa6(idtia continebantur, foliorum fere CC (nam illa, quae male-
vola manus scalpello exsciderat, nonaginta priora^ istis non adnu-
mero), a Petro Paulo Bindo, Pisaurensi, LL. doctore, saeculo, ut
scriptura docere videbatur, XV. ineunte, scriptum et ab alia manu
passim quidem auctum, saepissime vero etiam castratum. In eo
ut multos inveni autores et inprimis philosophos, qui passim et
vulgo ignorantur, etiam nominetenus laudatos; ita Salomonem etc.
— Einer zu Köln aufbewahrten Sammlung griechischer alche-
mistischer Aufsätze ist oft erwähnt worden (vgl. S. 245 f.); ich habe
über sie Nichts erfahren können"®), und ebenso wenig über die
^^^) Was ich über diese Bibliotheken nachsehen konnte, ist allerdings auch
nur wenig. Bezüglich der erstercn hat mir Catalogus codicum manuscriptorum
bibliothecae Paulinae in academia Lipsiensi, concinn. a L. J. Fellero [Lipsiae
1686] und bezüglich der letzteren II. L. Schurzfleischi Notitia bibliothecae
principalis Vinariensis [Francofurti et Lipsiae 1712] über eine solche üand-
Schrift Nichts ergeben.
1*^ Joh. Bapt. Roeschel, geb. zu Oedenburg in Ungarn, Theologus und
Philosophus in Wittenberg, starb 1712 mit Hinterlassung einer schönen Biblio-
thek.
1*8) A. Anmerk. 112 a. 0., p. 766 sqq.
i*ö) Hartzheim's Catalogus — — codicum mss. bibliothecae ecclesiae
metropolitanao Coloniensis [Coloniae Aggripinensium 1752] enthält Nichts dar-
auf Bezügliches. Eine solche Sammlung befand sich nicht unter den Hand-
schriften, welche vor 1794 in der Kölner Dombibliöthek befindlich gewesen
dann auf die Hofbibliothek nach Darmstadt gekommen waren und nach einer
Bestimmung des im September 1866 zwischen Preussen und Hessen-Darmstadt
griechischer alchemistischer Aufsätze. 311
von Ameilhon (vgl. S. 246) erwähnte Handschrift der Bibliothek
zu Krakau.
Dass die Universitäts-Bibliothek zu Leyden eine handschrifb-
Sammlung der älteren griechischen Alchemisten besitzt, war schon
durch den 1716 erschienenen Katalog dieser Bibliothek ^'^^) be-
kannt geworden, wo auch aufgeführt werden: Varia chymica sub
nominibus Ostanis, Democriti, Cleopatrae, Archelai, Porphyrii et
aUorum, cum figuris vasorum, et glossario graeco vocabulorum
chymicorum, item expositione vocum chymicarum; manu pessima,
in Charta. Spärliche Angaben über das Vorkommen von Aufsätzen
einiger hierhergehöriger Schriftsteller in den Handschriften der
Leydener Bibliothek hat Boerhave^^^) in der historischen Ein-
leitung, welche seine Elementa chemiae eröffiien, gemacht. — Eine
etwas genauere Auskunft über den Inhalt dieser Handschrift hat
erst Eeuvens "^ gegeben. Das Alter derselben wird nicht an-
gegeben; es ist mir nicht gewiss, ob die besonders schlecht zu
lesenden ersten 5 Seiten, welche theil weise in lateinischer, theil-
weise in griechischer Schrift geschrieben sind und die Jahreszahl
1440 enthalten, als mit dem Anderen gleichzeitig geschrieben be-
trachtet werden und ob jene Jahreszahl zu der Fertigung der
Handschrift Bezug hat. Die dann folgenden alchemistischen Auf-
sätze sind:
1) 'Ex Tfjg a nQd^etag ZtB(pdyov 'AXe^ay&^itDg.
*ßx xfjg ß nQd^tag.
ToÜ avToü TiQog Ssödto^oy,
'Ex tijg y TSQd^etag,
'Ex tijg (f nQd^Süig toi) avtoü.
abgeschlossenen Friedensvertrages an Preussen für das Kölner Domcapitel
zuräckgegeben wurden.
^^) Catalogus libromm bibliothecae universitatis Lugdono-Batavae, cora
et opera Senguerdii, Gronovü et Heyman [Lugduni apud Batavos 1716], p. 897.
Daraus auch in Lenglet du Fresnoy's Histoire de la philosophie herme-
tique [ä la Haye, 1742], T. IH, p. 28.
161) Elementa chemiae, T. I. [Lugduni Batavorum 1732], p. 12; p. 14 ver-
weist er selbst auf den Katalog der Leydener Universitats-Bibliothek.
1*2) Lettres ä M. Letronne sur les papyrus bilingues et grecs du
musee d'antiquites de Puniversite de Leide [k Leide 1830], III. lettre, p. 78 B8.
812 Zur KenntniBs der Sammlungen
*Ex rfjg g n^^etag t od avtot olxov/i€K*x«9 ^piXoc6^9.
Toi) avToÜ C ngd^tg.
ToÜ adtoü n^ä^tg tj nB^l xofi&v rijg U^g ^^j|f>?K-
ToÜ avto^ nqog 'H^x^LBtoy n^cl^tg ii^dtfi.
2) ^Bx xoi> ^uilöyov MÜLeondT^ag' «^ ^ ^9XV ^^^*'
3) 'ffx t&y *HX*o&ü>Qov n^og Seo&6<ftoy xw fUyay lafißncAv.
4) *Ex x&y Seoq>Qd<nov Idfißtay.
5) ^Ex x&y 'iBQod^iov Idfjißmy,
6) ^Ex x&y ^J^x^kdov idfjißmy.
7) ^Ex x&y neittyCov,
8) ^Ex xfjg *0<näyov InunoXfJg n^bg llexrfi^oy.
9) ^E» x(by Jvyßffiov n^bg ät6cxoqoy tlg xfjy JfifioxQix9P ßißX^yj &g
iy (TjifoJUo*;.
10) JrifAoxqCxov (pvfftxä xat fivaxtxä,
11) XQvaonottä.
12) He^l dffi^fiov nonffOBtog.
13) ^AyGny/Q<iq>QV q>tXoa6g)ov tsbqI d-eiov Maxog xfjg Xevxihaeng,
14) ^Ex X(by neql d^extjg xoi> &€(ov ZtocCfAov,
15) Tb ^Bioy ifd(OQ ty ÄiT» xy yiyBk - - -
16) K^Bondt^fig (sie) x^^^^onoita,
17) ^iBQo&iov iiB^i xrjg hgäg xi)[yvig.
18) ^Ex x&y KXBondxQag tibqI fUxqfay xal ma&fjUby.
19) Tä naQaXetq>d-iyxa ix xfjg ä ZxBq>[dyov],
20) JB^txby, bis zum Worte XQ^^^v ^iyrjfAa,
21) 'O ^lovcxty^äyog o^og xixXijxat - -
22) Zeichen der Metalle und andere Abkürzungen.
23) ^Oyöfjiaxa tp^Xotrofptay xfjg &Biag inktrxqfjirjg xal xi^yfli»
24) Der Schluss des Lexicons, von XaXxbg bis an's Ende.
•
Beuvens bemerkt, dass er (zwischen Nr. 14 und 17) einige
Recept-Ueberschriften weggelassen habe. Femer, dass die Ley-
dener Handschrift möglicher Weise nur ein Auszug aus anderen
sei Letzteres unterliegt keinem Zweifel, wenn man, ausser den
von Reuvens zur Unterstützung seiner Vermuthung beigebracht
ten paar Beispielen, die Fassung der meisten Ueberschriften in
Betracht zieht und den (aus Eeuvens' Mittheilungen einigermas-
sen zu entnehmenden) Umfang der Aufsätze in der Leydener
Handschrift mit dem der entsprechend betitelten in anderen Hand-
schriften vergleicht. Die von Beuvens vermuthete Möglichkeit,
in Beziehung auf einzelne Aufsätze möge die Leydener Hand-
schrift vollständiger sein, als andere Handschriften, ist nicht als
griechiBoher alchemistisoher Aufsätze. 313
irgend wahrscheinlich anzuerkennen "•). — Desselben Bemerkung,
dass die Reihenfolge der Aufsätze in der Leydener Handschriffc
eine der in der Yenetianer Handschrifb ziemlich ähnliche sei, trifil
nur insofern zu, als überhaupt viele Handschriften in dieser Be-
ziehung eine gewisse Aehnlichkeit haben ^**); Uebereinstimmung
der Reihenfolge ist der Leydener Handschriffc gegenüber weder
für die Venetianer noch für eine andere mir bekannte vorhanden.
Wir näheren uns dem Ende dieser Handschriften -Uebersicht,
kommen aber erst noch nach England. — Die Bibliothek des 1689
als Canonicus zu Windsor gestorbenen Isaac Vossius enthielt
auch eine Handschrift, worin Varii tractatus chemici sub nomine
Ostanis, Democriti, Cleopatrae, Archelai, Porphyrii et aliorum una
cum expositione vocabulorum chemicorum "*). — Die Bibliotheca
Bodleiana zu Oxford bewahrt, wie schon Montfaucon^*^) mit-
getheilt hat, u. a. ein Manuscript, worin de rebus chymicis multa;
aber Genaueres über den Inhalt desselben ist mir nicht bekannt
geworden. So viele alchemistische Manuscripte der Bodley'schen
Bibliothek auch unter den ihr von Ashmole geschenkten zuge-
kommen sind 15'), so findet sich doch Nichts der oder einer Samm-
lung älterer griechischer Alchemisten Entsprechendes darunter,
wenn auch einzelne Aufsätze, z. B. von Democrit, für welche
die hier nachgewiesenen Handschriften vielleicht beachtenswerth
168) 'W'enig auch nur für die Vervollständigung des in anderen Handschrif-
ten Enthaltenen ist wohl von dem nach Reuvens' Mittheilung (a. a. 0.,
p. 75) durch Geel unter den Ruhnken' sehen Manuscripten auf der Leydener
Bibliothek aufgefundenen court eztrait moderne d'un autre MS. de meme na-
ture zu erwarten.
IM) Vgl. S. 303, Anmerk. 180.
^W) Catalogi librorum manuscriptorum Angliae et Hibemiae in unum col-
lect [Oxoniae 1697], T. II, p. 61. Die Angabe findet sich gekürzt auch in
Montfaucon's Bibliotheca bibliothecarum mss. nova, T. I, p. 677; sie lautet
so ähnlich der für eine Handschrift der Leydener Bibliothek gemachten (vgl.
S. 311), dass man vermuthen möchte, beide beziehen sich auf dieselbe Hand-
schrifb oder die eine Handschrifb sei eine Abschrift der anderen.
156) Bibliotheca bibliothecarum manuscriptorum nova [Parisiis 1739], T. I,
p. 6Ö5 (cod. 2072).
15^ Catalogi librorum manuscriptorum Angliae et Hibemiae in unum col«
leoti [Oxoniae 1697], T. I, Pars I, p. 835-340.
314 Zur Kenntniss der Sammlungen
sind. Auch was sonst i^^) über die Oxforder Bibliotheken veröf-
fentlicht worden ist, enthielt Nichts bezüglich einer solchen Samm-
lung; ebensowenig das ^*®) über die Cambridger Bibliotheken und
das^^^) über andere Bibliotheken Englands Mitgetheilte. Aber
unter den 1817 aus der Bibliothek des Abbate Canonici^**) aus
Venedig in die Bodley'sche Bibliothek gekommenen Handschrif-
ten ist auch eine, ein bedeutendes Bruchstück einer solchen Samm-
lung enthaltende; über ihren Inhalt hat Coxe***) Mittheilung ge-
macht. Es ist dieser codex chartaceus, in folio, ffi 72, sec. XV.,
utrimque mutilus et ma<lore corruptus; in ihm seien folgende Auf-
sätze enthalten:
1
2
3
5
6
9
10
11
Ärchelai do arte chemioa oarminis jambici fragmentum ^^.
Velagii de divina et sacra arte chrysopoeiae liber. Inc. Ol ui^
TiQoyfyiaTBQO^ xetl i^aatai - - -
Ostanis ad Petasium de eadcm - - arte libellas. Inc. T^^ ^^
OBtaq xb äxqenxoy iy futXQ^ ...
Democriii physica et mystica ad artem obryBopoeiae spectantia.
Ino. BuXtay elg Uxqny noQg^VQag diaßoXoO - - -
Syuesii ad Dioscorum in Hbrum Democriti Bcholia.
Ancpigraphi cujusdam pbilosophi de divinae aquae albugine.
Inc. Knd-^ öcoy i] /^^ft xuXbi - - -
Ejusdem philosophi liber ostendens chrysopoeiam cam Deo oon-
tractani. Inc. ^RtibI de nBQt x&y tfjg )(QV<ronottag - * .
Zosimi Panopolitae de virtuto compoeitionis aquarum libelloB.
(Vgl. S. 181, Anmerk. 90.)
p]ju8dom Zosimi libellus de asbesti confcctione. (VgL S. 184
Anmerk. 105.) /
Agathodaemonis et Hcrmetis de ro chemica fragnienta dao.
Inc. *Ayai^od(t{uoyoq' /utxü xi]v Toii j^rrAxoi' - . -
Anonymi cujuBdam chemici Christiani experimenta ohemica.
Inecribuntur et incip. *0r» aiy&etoy x«i oi»/ änXoty x6 eldog
xf:i xlq i) ohovo^Ut\ nöxcQoy - - -. Sequitur noC^c^q ^äiUoy
roiT 7T((vx6q' dXV fneidfj xf}g d/utfoxfQvjy d$Exr]aewg - - -
1^) A. e. a. 0., Pars II.
J5J^) Daselbst, Pars III.
^^^) Daselbst, T. II; abgesehen von dem S. Slö bezüglich eines Mann-
Scripts in der Vossius^schen Bibliothek Erwähnten.
^^^) Er war frülier Voif^tand der Bibliothek zu Parma (Morellii Bi-
bliotheca manuscripta graeca et latiua, T. I [Bassani 1802], p, VIII praef.).
^*'^) Catalogi codicum manuscriptorum bibliothecac Bodleianae Pars III.;
confecit H. 0. Coxe [Oxouii 1854]; p. 87—90.
163) Yg] \^qI ^er späteren Bepprcchung des Gedichtes des Archelaoa.
griechischer alchemistischer Aufsätze. 315
12) Anonymus quidam de ferri tinctura. (Vgl. S. 214, Anmerk. 209.)
13) Fragmentum de re chemica. Des. t<d(oQ hil xb d^og t(by aQ-
/a(toy,
14) De hydrargyri confectione [auctore Stephano Alexandrino?].
Tit. *YdQaQyVQov noiija^g. Inc. Jnßayy ^pi^/uvS-^oy xal aayda-
qdXn^ ' ' -
15) Stephani Alexandrini lectiones sive actiones tres posteriores.
16) Heliodori carmcn chemicum jambicum, /id Tboodosium impei-a-
toren).
17) Fragmenta forsan ex Hterothei seu Archelai seu amborum car-
minibus desumpta.
16) [Theophrasti] carminis jambioi chemici fragmentum , in quo ta-
rnen pars totius operis maxima adesse videtur.
19) Hterothei carminis jambici de arte eadem divina fragmentum.
Inc. ^Andqlofjia^ nqoanXilag Bvg>qadiaxaxoy - - -
In der reichen, aber weniger leicht zugänglichen Bibliothek
des Sir Thomas Phillipps zu Middlehill, Worcestershire, be-
findet sich auch eine, am Ende verstümmelte, handschriftliche
Sammlung griechischer alchemistischer Aufsätze. Diese Hand-
schrift wird von Haenel^^*) besprochen, welchem längere Be-
nutzung der Schätze dieser Bibliothek gegönnt war: Cod. 1540,
Meerm. 236: Michael Psellus de auri conficiendi ratione, ad pa-
triarcham Xiphilinum; lexicon chemicum ordine alphabetico; De-
mocriti physica et musica; Synesii scholia in Democritum; Stephani
Alexandr., de aurifactione lectiones; Christianus de divina aqua;
Zozimus Panopolites de divina arte; multa alia Heliodori, Cleopa-
trae, Olympiodori , argumenti chemici; saec. XVI. „Musica" war
mir mit dem sonst bezüglich der alchemistischen Schrift des De-
mocrit Bekannten so wenig harmonisch, dass etwas genaueres
Aufmerken angezeigt schien; wo sich denn Haenel's Angabe als
ganz und gar. Schreib- oder Druckfehler 'inclus., dem Auctions-
^^) Gatalogi librorum manuscriptorum , qui in bibliothecis Gkdliae, Helve-
tiae asseryantur, nunc primum editi a D. Gust. Haenel [Lipsiae 1830],
p. 838.
1^) Bibliotheca Meermann iana sire catalogus librorum impressorum et
codicum manuscriptorum quos collegerunt G. et J. Meermann , morte reliqnit
J. Meermann, quorum üet auctio an. 1824 Hag. com. [Hagae comitum 1824],
T. rV, p. 36 sq.
166) welche namentlich Gerhard Meermann gesammelt, dessen Sohn
Johann Meermann vermehrt und bei seinem Tode (1816) der Stadt Haag
vermacht hatte; sie wurde 1824 versteigert.
816 Zar Kenntniss der Sammlungen
kataloge*") der Meermann'schen Bibliothek i«^ entnommen er-
gab, aus welcher diese Handschrift in die Phillipps'sche ge-
kommen ist.
An die Besprechung der einzelnen Handschriften, welche ich
im Vorhergehenden gegeben habe, knüpfe ich einige Erörterungen
darüber, wie die in diesen Handschriften enthaltenen Sammlungen
griechischer alchemistischer Aufsätze im Abendlande bekannt wur-
den, was. sich bezüglich der ersten Zusammenstellung solcher Samm-
lungen vermuthen lässt, was wahrscheinlich die älteste Form der-
selben ist und welche Umformungen diese Sammlungen später
erfuhren, wann und wo die Handschriften gefertigt wurden und
was sie an Uebereinstimmung zeigen, und was mir über lateinische
Uebersetzimgen derselben bekannt ist. Daran mögen sich noch,
zur Ergänzung und Zusammenfassung von früher Gesagtem, einige
allgemeinere Bemerkungen über Alter und Inhalt der in diesen
Sammlimgen enthaltenen Aufsätze anreihen.
Ein directer Einfluss der Schriften, die in den hier besproche-
nen Sammlungen zusammengestellt sind , auf die alchemistischen
Vorstellungen macht sich für das westliche Europa, in welchem
vom ISten Jahrhundert an die Alchemie vorzugsweise Vertretimg
fand, erst spät bemerklich. Auf zweierlei Wegen konnte zu die-
sem Theile Europa's Kenntniss von den Bestrebungen gelangen,
welche als alchemistische wohl zuerst in Aegypten aufkamen und
bearbeitet wurden: durch die Byzantiner, welche das Wissen der
Alexandriner aufnahmen, und durch die Araber, welche wohl auch
in Aegypten mit der Alchemie bekannt wurden. Der letztere
Weg war es, auf welchem die Alchemie in die Westländer Euro-
pa's gelangte; aber es ist nicht mehr nachweisbar für uns, ob
und wie weit jene Schriften für die arabischen Alchemisten, deren
Werke zu uns gekommen sind, Quellen waren.
griechischer alchemistischer Aufsätze. 317
Der Einfluss der Richtung, welche die Alchemie in Aegypten
eingeschlagen hatte, und die Bekanntschaft mit den alchemisti-
schen Schriften, welche in Aegypten oder unter directer Einwir-
kung ägyptischen Wissens verfasst waren, lässt sich für die By-
zantiner einigermassen verfolgen; ganz in jener Richtung gehal-
ten und auch in der Sprachweise an jene Schriften sich anschlies-
send ist noch des Michael Fsellos (lebte 1020 bis 1105) Schrift
über die Qoldbereitung, in welcher er auch des Democrit Weis-
heit kurz darzulegen verheisst; sie kommt auch mit den erstge-
nannten Schriften zusammen in den Sammlungen griechischer al-
chemistischer Aufsätze häufig vor. — unsicherer nur ist der Ein-
fluss jener Richtung und jener Lehren für die Araber zu erken-
nen. Geber selbst, der Führer der arabischen Schriftsteller über
Alchemie, spricht allerdings — daran erinnernd, wie auch die
Verfasser der älteren griechischen alchemistischen Aufsätze sich auf
„die Alten" beriefen (vgl. oben S. 103, Anm. 1) — von „den Alten",
aus deren Büchern seine Summa perfectionis magisterii zusammen-
getragen sei *^7). Aber wer diese Alten waren, erhellt nicht. Es
wäre von grosser Wichtigkeit für die Entscheidung dieser Frage,
zu wissen, welche Berechtigung die in einzelnen Ausgaben der
Geber'schen Schriften vorkommenden griechischen Kunstaus-
drücke ^ö®) haben und ob man aus ihnen schliessen darf, dass aus
griechisch geschriebenen Werken — dann wohl den Schriften je-
ner Alexandriner — Geber sein Wissen geschöpft habe; aber
1^^ Totam nostram metalloniin transmutandoram scientiam, quam ex
libris antiqnorum philosophoram abbreyiavimns , compilatione diversa, in no-
stris voluminibas, hie in unam summam redegimas, beginnt diese Schrift in
der Strassbarger (Zetzner 'sehen) Ausgabe von 1598; und ganz ähnlich in
Mangeti Bibliotheoa chemica curiosa [Genevae 1702], T. I, p. 519: Totam
nostram scientiam, quam ex dictis antiquorum abbreviamus compilatione di-
Yersa in nostris voluminibns, hie in summa una redigemns.
^^) Totam nostram tib^I xw^^^^ scientiam, quam ex libris antiquorum
compilatione diversa in nostris voluminibns abbreviavimus , hie redigimus in
summam unam, ist z. B. der Anfang der genannten Schrift Geber 's in der
Baseler Ausgabe von seinen und Avieenna's chemischen Schriften: Artis
ehemieae principes, Avieenna atque Geber [Basileae 1572], p. 497. In
den TJeher Schriften der verschiedenen Werke Geber's, wie sie diese Aus-
gabe hat, kommt durchweg das Wort xvf*^^ vor (vgl- a. e. a. 0., p. 478,
497, 709, 786); nicht so in denen, welche andere Ausgaben haben.
%\'t Zmr K^nkBtaam der Srnrnwahmgem
Nkfat«, wa« cfin Urtbeil hieräber begranden komite, ist mir be-
kannt. Eine m*]ehe innffrlidie Ueberehwtimmang zwnefaen dem
hl jenen Schriften Entlialtenen und dem Ton Geber Gddirten,
daiw man die enteren als die QneUen für den letzteren betouAten
dürfte, ixt nicht vorlianden. Ist doch die bei Geber so hervortre-
Umde Lehre von derZosammensetzong derHetaUe ans s.g. Qoedc-
Silber und h, g, Schwefel bei jenen Schrifistellem krineswegs deut-
lich zu €frkennen. Einzelnes von Diesen Gresagte könnte aller-
dings ziemlich onverändert anch bei Geber stehen ^**); aber es ist
mir doch Nichts aas einer Schrift Geber 's bekannt, was mit
Wahrscheinlichkeit als geradezo einer der nns oben beschäftigen-
dfm Schrifiten entnommen zu betrachten wäre. Der Araber Sal-
manas, von welchem ein Au&atz zosammen mit diesen Schriften
spater oft vorkommt, scheint ganz der Reihe der sonst bdcannten
arabischen Schriftsteller über Alchemie entrückt; und andererseits
stehen die wenigen alchemistischen Aufsätze in arabischer Sprache,
in welchen einzelne in jenen griechischen Schriften als die her-
vorragender Autoritäten genannte Namen erwähnt oder selbst als
die der Verfasser angegebcm sind^'^), auch ganz isolirt da, ohne
dass bis jetzt ein Zusammenhang dieser Aufeätze mit der bekann-
ter gewordenen alchemistischen Litteratnr der Araber nachgewie-
sen wäre.
Auch für die abendländischen Alchemisten bis zum 15ten
Jahrhundert ist, so viel ich weiss, eine Bekanntschaft mit diesen
Schriften nicht nachzuweisen. Vincentius von Beauvais (ge-
storben um 1264), dessen Speculum majiis, und namentlich der er-
ste Thcil desselben: Speculum naturale, Vieles für die chemischen
und alchemistischen Auffassungen des 13ten Jahrhunderts Wich-
tige enthält, kannte offenbar die alchemistischen Schriften nicht,
welche in den jetzt uns zur Besprechung vorliegenden Sammlun-
gen enthalten sind. Eine Hauptautorität ist ihm der Araber
'®*) Um nur Eins zu erinnern: die AeaBsemngen Olympiodoros' (Hö-
fe r's HiBtoire de la chimie, 2. 6d., T. I, p. 528; vg). daselbst p. 274) über
das Arsenik und seine Flüchtigkeit stimmen ganz zu dem, was in dem I. Ba-
che der Summa perfectionis magisterii (leber's darüber sich findet.
'^^) Soloher arabischer Aufsätze werde ich bei der Besprechung der ein-
zelnen Persönlichkeiten envähnen; z. B. bei Hermes, Maria, Ostanes.
griechischer alchemistischer Aufsätze. 319
Avicenna, welcher oft citirt wird. In dem Capitel, in welchem
de artificibus et materia hujus artis (alchimiae) gehandelt wird*^^)
— und dies Capitel hat nicht eine Angabe, woher es entlehnt sei,
und ist auch offenbar kein Excerpt (wie sonst das Meiste), sondern
vom Verfasser selbstständig gearbeitet — heisst es: Hujus artis
magistri fuerunt: Adam, Noe, Idrid, Squilia, Cora, Moyses, Cato,
Virgilius, Aristo. Alexan. Geb. Jahie, Bazi, Maurienus, Abimazer,
Joannes Evangelista, Oarsias, et Gilbertus Cardinales, Guilelmus
Episcopus u. s. w. (noch Mehrere, für V ine enz Neuere, werden da
aufgezählt). Diese bunte Reihe alchemistischer Autoritäten weicht
gänzlich von den Aufzählungen ab, welche die Schriften der
Alexandriner und die an sie sich anschliessenden haben (ich be-
spreche die letzteren Aufzählungen später ausführlich); in der er-
steren Reihe erinnern nur etwa die Namen Moses und Aristo-
teles an solche, welche auch in den letzteren Aufzählungen vor-
kommen. Aber der Moses, welchen Vincentius Bellovacen-
sis meint, ist wohl ein anderer, als der, auf welchen als Autorität
sich die alexandrinischen Schriftsteller beziehen. Und wenn auch
im 1 3 ten Jahrhundert alchemistische Schriften unter Aristoteles'
Namen bekannt waren — welcher Name, wie schon angedeutet,
auch in den älteren griechisch geschriebenen Au&ätzen als der
einer alchemistischen Autorität genannt wird — , so haben wir
doch allen Grund, die ersteren Schriften für beträchtlich jünger
zu halten, wie denn auch sie in den jetzt zu betrachtenden Samm-
lungen dieser griechischen Aufsätze nicht enthalten sind. — Was
bei den bedeutendsten Männern aus dem 13 ten und dem Anfang
des 14ten Jahrhunderts, die über die Alchemie und die Litteratur
derselben sich geäussert haben, sich findet: was Albertus Mag-
nus, Roger Bacon, Arnaldus Villanovanus ausgesprochen ha-
ben und was Raymundus Lullus geschrieben haben soll: Alles
dies enthält meines Wissens Nichts, was eine Kenntniss jener in
griechischer Sprache abgefassten alchemistischen Aufsätze ver-
riethe; wenngleich in ihnen auch der Name Hermes als der der
ältesten alchemistischen Autorität genannt wird und bei Alber-
"^) Speculi migoris Vincentü Bargondi Tomi qnatoor (Tenetüs
1591], f. 82 ro (T. I, Speculum naturale: L. VIT, c. 87).
320 Zur Kenntnifls der Sammlungen
tus Magnus die Namen Plato und Aristoteles wie Pythago-
ras als die alchemistischer Schriftsteller vorkommen. GkuLE and
gar stehen alle diese Schriftsteller des ISten und 14ten Jahrhun-
derts auf dem Grunde alchemistischer Vorstellungen, welcher darcih
ari^bische Schriftsteller gelegt oder zugänglich gemacht worden
war. Und dasselbe gilt für die alchemistischen Schriften, welche
ich aus dem Reste des 14ten und aus dem löten Jahrhundert
kenne.
Man müsste sich wimdei^i, wenn dem anders wäre. Man
braucht sich nur daran zu erinnern, wie vor dem 14ten Jahrhun-
dert und noch in demselben die Kenntniss griechischer Schriften
im Abendlande nur spuren weise , nur bei ganz Wenigen zu finden
ist. Während des 15ten Jahrhunderts erst beginnt eine Kennt-
niss der griechischen Litteratur , zunächst in Italien, wieder aufisn-
blühen, und Solche, welche die Geschichte der Wissenschaft als
Beförderer dieser Richtung nennt, sehen wir auch mit den alche-
mistischen Schriften bekannt, welche uns jetzt beschäftigen: der
Cardinal Bessarion (geboren 1395 oder 1399 zu Trapezunt, ge-
storben zu Ravenna 1472) sicherte die Sammlung, welche unter
der Bezeichnung der Venetianer Handschrift schon so oft citirt
und auch (S. 257 ff.) ausfuhrlich besprochen wurde; Ermolao Bar-
baro (geboren 1454 zu Venedig, gestorben 1493 zu Rom) war mit
dem unter dem Namen des Demoer it uns zugekommenen Auf-
satz bekannt ^^^). Zahlreich sind die handschriftlichen Sammlun-
gen, welche im 15ten Jahrhundert gefertigt oder abgeschrieben
worden und uns noch erhalten sind. Dass diese Sammlungen im
15ten Jahrhimdert von den Byzantinern zu den Abendländern ge-
kommen seien, ist die herrschende Ansicht seit dem 17ten Jahr-
hundert gewesen i^^).
'72) Vgl. oben S. 135, Anmerk. 58.
178) So sagte Reinesias in seinem 1634 über die Altenbnrger o. Gk)thaer
Handschrift abgegebenen Gutachten (bei Cyprianus a. S. 299, Anm. 116 a. 0.,
p. 90; entsprechend in Fabricii Bibl. gr., Vol. XII, p. 750): „Jn gemein ist
von diesen soriptis zu wissen, dass sie sämbtlioh dnrch etliche münohe und
andere gelehrte, erst zwar zu Alexandria, und hernach zu Constantinopel von
einer zeit zur anderen gefertiget, in ein corpus zusammen gebracht worden.
Von dannen selbiges in Jtaliam, und in die Königliche bibliothec gelanget.
griechischer alchemistischer Aufsätze. 821
Unter den Abendländern ist der erste alchemistische Schrift-
steller, welcher mir eine etwas umfassendere Kenntniss von diesen
Aufsätzen verräth, der mit seinem berühmteren Oheim Giovanni
Pico della Mirandola oft verwechselte Giovanni Francesco
Pico della Mirandola (gestorben 1533), in seiner Abhandlung
De auro^'*). Hier "^) wird gesagt, in Pßrsis Hostanem, inAe^pto
Hermetem chemica scripsisse, perseverasseque rrjg XQvöonoaiag in
Aegypto Studium; — — Democritum apud Graecos principem
chemicae facultatis in Oriente versatum ab Aegyptiis, a Persis, ab
Indis multa didicisse. Michael Psellus scripsit et chemica .
Olympiodorus quoque Alexandreus et Platonicus, et Aristotelis
interpres chemica scripsit; scripsit et jam Heliodorus ad Theodo-
sium imperatorem, scripsit et Stephanus ad Eraclium Caesarem, ut
Africanum, Cynesium [Synesium], Theophilum aliosque praeteream,
et ipsum etiam Zosimum, Alexandreum philosophum, qui de arte
composuerit duo de triginta Volumina. Ich kenne keinen älteren
alchemistischen Schriftsteller des Abendlandes, bei welchem die
hervorragendsten Autoritäten der ägyptischen alchemistischen
Litteratur so zusammengestellt wären; und zwar sind sie es bei
gleichzeitiger Kenntniss der wichtigsten arabischen Autoritäten
und der auf sie sich stützenden bedeutenderen alchemistischen
Schriftsteller des Abendlandes aus dem 13ten Jahrhundert.
In dem 16ten Jahrhundert finden wir dann die Kenntniss grie-
chischer Schriften und auch die der alchemistischen mehr und mehr
verbreitet. Die, die letzteren Schriften enthaltenden Sammlungen
und bey^esetzet worden. Gar glaublich ist, das es durch die constantinopo-
litanischen exules, (wie denn deren umbs jähr Christi 1400. und hernach, bis
die Stadt in Mahomeths bände kommen, viel in Italien und Franckreich auf-
genommen worden ) dahin kommen : wie andere Bücher mehr ." Ganz
hieran erinnernd ist, was Bandini (a. S. 263,Anm. 54 a. 0., p. 360) 1770 über
Ursprung und Verbreitung dieser Sammlungen sagte, und auch Ameilhon's
(Notices et extraits [vgl. S. 262, Anm. 23], T. V, p. 368) Aeusserung: II
paroit que la chute de Pempire de Constantinople est a-peu-pres l'epoque oü ces
sortes de manuscrits ont commence ä se repandre dans les diverses contrees
de PEurope.
"*) Vgl. oben S. 13 f., Anroerk. 22 und 26, wo ich auch schon erinnert
habe, dass diese Schrift 1515 geschrieben sei.
1"^) L. n, c. 2 (de artis origine atque progressu); in Mangeti Biblio-
theca chemica curiosa, T. II, p 563 sq.
Kopp, Beitr. s. 6««oh. d. Chem. 21
322 2ur Kenntniss der SammluDgen
werden von Königen erworben und aufbewahrt *^*). Von sehr Vielen
unter den Verfassern dieser Schriften wussteG. Agricola *") Etwas.
S. 245, Anm. 4 wurde eine Angabe mitgetheilt, nach welcher Rober-
tus Vallensis"*), Conrad Gesner^'») u. A. Kenntniss solcher
Sammlungen besassen. Eine grössere Zahl darin enthaltener Auf-
sätze gab Pizimenti 1573 ins Lateinische übersetzt heraus ^®®). Doch
wurden die ursprünglich griechisch geschriebenen alchemistischen
Aufsätze, welche uns jetzt beschäftigen, auch in lateinischer Ueber-
setzung nie so das Gemeingut der abendländischen Alchemisten, wie
dies z. B. für die Schriften der Araber der Fall war. Die grossen Samm-
lungen alchemistischer Abhandlungen , welche vom 16ten bis zum
18ten Jahrhundert veranstaltet wurden: die 1572 veröffentlichten
Bände Artisauriferae, quamchemiam vocant, das zuerst von 1613 an
erschienene sechsbändige Theatrum chemicum, Manget's 1702 her-
ausgegebene umfangreiche Bibliotheca chemica curiosa u. a. — sie alle
enthalten Nichts von den Aufsätzen, deren handschriftlich nur
vorhandene Sammlungen in dem Vorhergehenden besprochen wur-
den. — Was das Bekannterwerden dieser Sammlimgen im ITten
Jahrhundert und in späterer Zeit und die Beschäftigung mit densel-
ben betrifft, habe^ich bereits oben (S. 245 ff,) ausfuhrlicher erörtert.
Als eine wichtige Frage tritt uns nun zunächst die entgegen,
wann eine solche Sammlung alchemistischer Aufsätze zuerst ange-
legt worden sei ; schon im Zusammenhange mit der Beurtheilung,
welche Zeiten für die Verfasser dieser Aufsätze anzunehmen seien.
Dass der Sammler später, als zu den Zeiten des Kaisers Hera-
klios (wohl des 610 bis 641 das byzantinische Reich regierenden)
gelebt habe und Christ gewesen sei, war des Fabricius Ansicht,
welche er im Zusammenhange damit, in wie fern diese Aufsätze nicht
in ihrer ursprünglichen Form uns erhalten seien, aussprach*®*):
"6) Vgl. oben S. 274.
177) Wie aus der, von 1550 datirten Zuschrift an Kurfürst Moritz und Herzog
August von Sachsen hervorgeht, welche der Baseler Ausgabe der Schrift de re
metallica von 1556 vorgesetzt ist. Agricola war geboren 1490, starb 1555.
"8) Ueber diesen Schriftsteller ist mir Nichts bekannt; seine Schrift de
veritate et antiquitate artis chymicae kam zuerst zu Paris 1561 heraus.
"») Geboren 1516, gestorben 1565.
i«>) Vgl oben S. 110. *
^8>) Bibliotheca graeca, Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 750 in d. Anmerk.
g^riechischer alchemistischer Aufsätze. 323
Quoniam collector haud dubie Heraclii imp. temporibus junior et
christianus fuit, ac pro lubitu ex variis scriptis, quae voluit, non
excerpsit modo et digessit, sed etiam interpolavit, hinc ex christia-
nismi aut temporum vestigiis, quae passim in hac coUectione ap-
parent , vel etiam ex citatione scriptorum , non licet firmiter con-
cludere vel de aetate vel de religione eorum, quorum nomina apo-
spasmatiis praefixa sunt. — Dass der Name Dessen, welcher eine
solche Sammlung zusammenstellte, uns wahrscheinlich erhalten
sei, hat Bernard ^^2) vermuthet; er scheint uns erhalten zu sein
in dem gleichsam als Vorrede zu der Sammlung dienenden Ge-
dichte, welches die Venetianer Handschrift i®^) und die Escurial-
Handschrift B 184) enthalten, und das aus ersterer nach d'Orville's
Abschrift dui'ch Bernard i^^), aus letzterer dui'ch Miller ^^e) ver-
öffentlicht worden ist. In der Venetianer Handschrift hat dieses
Carmen quod post indicem auctorum toti operi praemittitur (wie
es bei Bernard als Bezeichnung dieses Gedichtes heisst) 27 Verse i^'),
28 in der Elscurial- Handschrift B. . Nur Anfang imd Ende dessel-
ben mögen hier angeführt werden. „Dies Buch", beginnt das Ge-
dicht, „gleichsam versteckten Reichthum enthaltend, betrachte,
jeder iVeund der Musen" i®*). Und es schliesst: „Der hochschätz-
bare Verstand, die berühmten Geistesgaben des an begeistertem
Wesen reichen Theodoros, des treuen Helfers i®^) der Herren,
vereinigte und stellte zusammen in diesem Buche die neue (o.
fremdartige, seltene) Sammlung allweiser Gedanken; ihn bewahriB
182) Xm Anhange zu seiner Ausgabe Palladii de febribus — — [Lugduni
Batavorum 1745], p. 150.
183) Vgl. S. 259, Nr. 2.
18*) Vgl. S. 272.
i8ß) A. Anmerk. 182 a. 0., p. 149 sq.
186) A. S. 270, Anm. 60 a. 0., p. 416 f.
187) Ein Vers der Venetianer Handschrift — wenn anders d^Orville's
Abschrift und Bernard's Publication derselben getreu sind —, der 18 te, ist
in der Escurial- Handschrift B zu zwei Versen gleichsam erweitert.
188) Tr^y ßCßXoy, oXßoy wcne^ iyxex^v/nfjiiyoy
189) naqaaxdxov. Nach dem, was sich bei Du Gange (Glossarium ad
scriptores mediae et infimae graecitatis, T. I [Lugduni 1688], p. 1115 sq.) über
die spätere Bedeutung des Wortes naf^ütaatq mitgetheilt findet , könnte na-
QttCTäTTig vielleicht ein höherer Hofbeamter gewesen sein.
21*
824 Zur Kenntniss der Sammlungen
Christus, Allherrscher, schützend" ^*^). Es ist nicht anzunehmen,
dass dieser Sammler Theodoros selbst der Verfasser dieses Ge-
dichtes gewesen sei, wohl aber, dass ein ihm nahe Stehender das-
selbe gefertigt und der ursprünglichen Sammlung oder einer Ab-
schrift derselben zugelegt habe; bieten doch noch das 17te und
die erste Hälfte des 18ten Jahrhunderts Erinnerung an solches
Verfahren in den zahlreichen Fällen, wo ein Lobgedicht auf den
Verfasser eines Werkes oder sein Unternehmen dem Werke selbst
beigedruckt ist. Darüber,. wer dieser Theodoros war und wann
erlebte, wissen wir aber Nichts i^^); dass an ihn, den Sammler, Ex-
cerpte aus alchemistischen Schriften, namentlich aus solchen des
Zosimos, gekommen sein mögen, habe ich als eine mir wahr-
scheinliche Vermuthung schon oben (S. 201 f.) erinnert.
Eine Vorstellimg über die Form der ursprünglichen Samm-
lung: welche Aufsätze, und in welcher Reihenfolge sie diese ent-
hielt, gewährt uns der Umstand, dass in einzelnen Handschriften
eine Inhaltsübersicht uns erhalten ist, welche wohl zu der ursprüng-
lichen Redaction passte, wenn auch nicht einmal mehr immer zu
derjenigen Zusammenstellung, in welche sie durch Abschreiben
überging. Die „mit Oott entstandene Inhaltsübersicht des Buches
der Weisen" 1»*) steht in der, aus dem Uten oder 12ten Jahrhun-
dert stammenden Venetianer Handschrift und ist aus ihr nach
d'Orville's Abschrift durch Bernard veröffentlicht, dann durch
Morelli vervollständigt worden (vgl. S. 261 f.); sie steht, wie aus
dem S. 273, Anmerk. 66 Mitgetheilten hervorgeht, auch in der
190J *Q yovg, 6 nayyiQaatogy al xi^^yai (pQ^yeg
GeoduiQov nXovTovyvog tyS-io^g T^onotg,
n$<noö TeXovytog deanozcby naQact€itoVj
Svyfjtf/ey^ iyti^e^xe avXXoyrjy liyiiy
*Ey tjde ßCßXf^ nnyaoiptay yotj/Liätaty '
"Oyne^ axiTiuty g)vXttTt€ /^»öt« nttyiaval.
^81) Darüber, wie und wo der Name Theodoros meines Wissens am
Frühesten im Znsammenhange mit Alchemie genannt wird, habe ich S. 201,
Anm. 171 Einiges mitgetheilt; es giebt für die Beantwortung der hier zur
Sprache kommenden Frage keinen Anhaltspunkt.
192J BCßXov ao^y nig>vxa avy ^e^ n(yal^ beginnt die Inhaltsübersicht in
der Venetianer Handschrift: vgl. S. 261.
griechiBüher alchemisti scher Aafsätze. 325
jüngeren Escurial-Handschrift B, Die in der Venetianer Hand-
schrift uns erhaltene Sammlung entspricht aber keineswegs der
Inhaltsübersicht der ursprünglichen Sammlung i^^)^ während die
Escurial-Handschrift jB, bis auf Eine Lücke und zwei ihr noch
hinzugekommene, der Alchemie fremde Aufsätze, Uebereinstim-
mung mit dem, was diese alte Inhaltsübersicht angiebt, zeigt ^**);
aus der Escurial-Handschrift B würde sich noch die Form und der
Inhalt der ältesten Sammlung entnehmen lassen, und für eine Her-
ausgabe der älteren griechisch schreibenden Alchemisten wäre
diese Handschrift eine ganz vorzugsweise wichtige und zu Grunde
zu legende.
Was die Sammlung in ihrer ältesten Form enthielt, ergiebt
sich aus früheren Partieen des vorliegenden Buches, auf welche
80 eben verwiesen wurde. Aber Einiges, was sie nicht enthielt,
mag hier hervorgehoben werden. Sie hat noch nicht die, später
in den Sammlungen so gewöhnlich vorkommende Erklärung der
chemischen Zeichen i**), gleich als ob zu der Zeit, wo sie zusam-
mengestellt wurde, das Verständniss dieser Zeichen noch ein hin-
i93j Verglichen mit dem, was der n(ya^ (die alte Inhaltsübersicht) angiebt,
sind der Venetianer Handschrift Kr. ö bis 6 derselben (die Nammern beziehen
sich auf die S. 259 f. mitgetheilte Aufzählung der in ihr enthaltenen Aufsätze)
hinzugekommen; der Venetianer Handschrift fehlen dagegen die in dem nl-
ml S. 261 f. unter Nr. 2 bis 8 und 23, wohl auch die unter Nr. 36 u. 36,
dann 40 bis 43 angegebenen Aufsätze. Umgestellt ist in der Venetianer
Handschrift, im Vergleich zu der Reihenfolge des nCyal, Vieles. Ueberein-
stimmend ist die Ordnung der Aufsätze für Nr. 9 bis 20 des nlvttl und für
Nr. 8 bis 18 der Venetianer Handschrift (hier ist 14 eine Doppelnummer);
dann wieder für Nr. 27 bis 30 o. 32 des nCyal^ und für Nr. 35 bis 39 o. 40
der Venetianer Handschrift, abgesehen davon, dass Nr. 38 in letzterer einge-
schaltet ist.
19*) Die Lücke ist in der S. 273f. mitgetheilten Inhaltsangabe besprochen;
die zugekommenen Aufsätze sind die daselbst unter Nr. 45 und 46 notirten
zwei Schriften über Träume. Sonst ist die üeberein Stimmung eine fast voll-
ständige zu nennen, denn nur der im Inhaltsverzeichniss , wie es die Vene-
tianer Handschrift hat, unter Nr. 22 (vgl. S. 262) aufgeführte Aufsatz fehlt in
der Angabe des Inhaltes der Escurial-Handschrift B (S. 273 f ).
1^^) „Erklärung der Zeichen der heiligen Kunst und des Buches zur Gold-
bereitung" ist dieselbe in mehreren Handschriften überschrieben, wie daran
erinnernd, dass sie zu einef bereits veranstalteten Sammlung ausgearbeitet
wurde. Ich komme auf diese Erklärung, und unter wie rerschiedenen üeber-
schriften sie uns erhalten ist, noch einmal besonders zurück.
32<> Zur Kenntniss der Sammlongen
länglich geläufiges gewesen wäre, um ein sie erklärendes Capitel
unnöthig sein zu lassen. Sie hat noch nicht die, später so oft
wiederholte Aufzählung der Namen der alchemistischen Autoritä-
ten in einem besonderen Abschnitt. Und sie hat nur Aufsätze,
welche wirklich auf die Alchemie oder auf, dieser ganz benach-
barte Gegenstände der chemischen Technik Bezug haben; das am
Weitesten davon Abliegende betrifft das Härten des Stahls zur
Herstellung scharfer Geräthschaften. Endlich findet man in ihr
nur Aufsätze solcher Schriftsteller, welche als dem alexandrinisch-
byzantinischen Kreise angehörig zu betrachten sind; sie hat noch
nicht einen später oft vorkommenden Aufsatz eines Arabers (des
Salmanas).
Wie verändert, nicht nur durch Umstellung der bereits in der
ältesten Sammlung enthalten gewesenen Aufsätze sondern mehr
noch durch das Weglassen einzelner, und durch die Aufnahme
einer viel grösseren Zahl von Auüsätzen, welche in der ältesten
Sammlung nicht enthalten waren, treten uns aber die in weitaus
den meisten Handschriften gebotenen Sammlungen entgegen! In
diesen findet sich nicht mehr die von Zosimos an die Eusebia
gerichtete Schrift *^^), nicht mehr die Schriften von Herakleios?
Justinianos u. a., welchen ich wohl später noch eine kurze Be-
sprechung widme. Aber sie enthalten dafür viele Schriften, welche
sich in der älteren Sammlung nicht finden i^'): Aufsätze, welche
19«) Vgl. S. 188.
197) Denn es ist nicht anzunehmen, dass die in dem n£ya^ nicht genann-
ten, in anderen Sammlangen vorkommenden Aufsätze sämmtlich in dem
Schlusscapitel CEtsqcc xeqKcXairU d$aq)6Q(oy nottinhy tisqI XQ^^onottag'y vgl. SS.
331, Anmerk. 215) der Sammlung, auf welche sich der niya^ bezieht, enthal-
ten gewesen seien. — Dass bei Labbe (vgl. S, 276, Anmerk. 71) Schriften des
Geber und des Petrus Theocto nicus zusammen mit den in solchen
Sammlungen enthaltenen genannt sind, beweist mir noch nicht, dass er die
crsteren wirklich in die Sammlungen der letzteren aufgenommen gesehen hat.
Dieser Petrus Theoctonicus gehört beiläufig bemerkt zu den am Selten-
sten erwähnten alchemistischen Schriftstellern. Labbe giebt an einer ande-
ren Stelle (a. e. a. 0., p. 272) an, dass in einer Handschrift der königl. Biblio-
thek zu Paris u. a. ein Aufsatz Petri Theoctonici de methodo alchimiae sei,
welcher bei Morhof (Polyhistor literarius [Lubecae 1695], P. I, p. 112) als
Petri Theodorici de methodo alchymiae aufgeführt wird. Höfer gab in sei-
ner Histoire de la chimie, 1. ed., T. I [Paris 1842], p. 344 über einen anders
{{i'iecliischer alchemistischer Aufsätze. 327
theilweise gleichfalls anscheinend älteren griechischen Alchemisten
zugehören, aber auch andere, wie den Aufsatz des eben erwähnten
Arabers und einzelne selbst viel neuere: einen des Michael Psel-
los aus dem Uten Jahrhundert, und selbst aus dem ISten Jahr-
hundert einen des Nikephoros Bleramydes^^^) und Etwas von
Arnald von Villanova i^^). Und sie enthalten ausser specifisch
Alchemistischem und Vorschriften für die Darstellung chemischer
Präparate ^0®) und die Ausfuhrung chemischer Operationen ^^^i) des
betitelten Aufsatz, als dessen Verfasser ein Jacob us Theoton icus genannt
ist, einige Auskauft; wesentlich dasselbe theilt er auch in der zweiten Aus-
gabe des genannten Werkes, T. I [Paris 1866], p. 364 mit: Theotonicus
ou Theutonicus. Nous n*avons pu recueillir aucun renseignemont ccrtain
8ur cet auteur, qui ne parait avoir cto jusqu'ici indique nulle part. Son nom
se trouve dans un manuscrit latin de la Bibliotheque imperiale n^ 7156 (Fol.
138 rccto), commenQant par ces mots: Incipit practica alktmiae Jacobi
Theo ton ici. II n'y a que des coujecturcs ä faire sor le temps et le lieu,
oü vivait Theotonic ou Theutonic. Le manuscrit, qui reuferme la Pratique
de Valchimiej est du quatorzieme siecle; son auteur vivait donc probablemeut
vers le douzieme ou le treizieme siecle. £tait-il Grec ou Alleniand (Theu-
tonicus) d'origine? C'est ce qu*il est difficile de decider. Au reste son
ouvrage ne renferme rien qui soit bien digno de remarque (folgen namentlich
noch einige Mittheilungen bezüglich darin enthaltener Angaben über die Rei-
nigung des Salmiaks und die Darstellung eines Arscnpraparates). Von Che-
vreul (Journal des savants, annce 1851, p. 289) wird Theotonicus zusam-
men mit Psellus und Blemmidas erwähnt als zu nennen unter den Alche-
misten bei den Byzantinern im Uten bis 13ten Jahrhundert.
198) Vgl. S. 289 f., Anmerk. 99.
199) Ueber das Vorkommen dieses Aufsatzes von Arnald von Villanova
in der Florentiner Handschrift (Nr. 48 derselben) vgl. oben 8. 266 f., Anm. 56.
Ueber das Vorkommen desselben in der Escurial - Handschrift ^ (Nr. 45 der-
selben) vgl. oben S. 272. Ueber das Vorkommen desselben in der Pariser
Handschrift 2327 (Nr. 36 derselben) vgl. oben S. 2S7; auch in der von Mont-
faucon als cod. 3178 besprochenen Handschrift (vgl. oben S. 286, Anmerk.
95) war (gleichfalls als 35ter Aufsatz) nach seiner Angabe enthalten Renaldus
de Novavilla de arte chymica. Dieser Aufsatz befand sich auch in der dem
Fahr ici US zugekommenen Abschrift einer Pariser Handschrift (Nr. 53 der-
selben); vgl. oben S. 280.
200) Wie sie schon die älteste uns als Original-Handschrift erhaltene che-
mische Schrift enthält und ich bei der Besprechung derselben S. 101 sie als
in Sammlungen alchemistischer Aufsätze mehrfach vorkommend nachgewie-
sen habe.
^^) Ausser den Beschreibungen von Oefen, den Anleitungen zur Destil-
lation u. s. w. auch noch z. B. die Vorschrift, einen Kitt zu machen: Par.
cod. 2327, Nr. 2 (vgl. S. 286); in der bei Montfaucon (vgl daselbst, An-
328 Zur KenntnisB der Sammlungen
Technisch-Chemischen ungleich mehr, im Vergleich zu dem was
sich in der ältesten Sammlung findet: ausser Vorschriften zum
Messingmachen und Stahlhärten überhaupt Metallurgisch-Chemi-
sches 2^2) und auch hierauf bezügliches Geschichtliches 203)^ eine An-
leitung zur Darstellung von Präparaten, welche für das Löthen
von Metallen zweckdienlich sind*^*), Anweisungen zur Anfertigung
farbiger Glasflüsse oder zur Nachbildung von Edelsteinen 2®^), Vor-
schriften zur Anfertigung und Erhöhung des Werthes von Per-
merk. 95) als Cod. 3178 bezeichneten Handschrift auch als der zweite der
darin enthaltenen Aufsätze. Quomodo e caseo, pellibus et sapone gluten fieri
possit, ist der Inhalt dieses Aufsatzes im Pariser Manuscripten -Kataloge von
1740 characterisirt (Modus conficiendi glutinis ex caseo et pellibus bei Mont-
faucon); wozu Lenglet du Fresnoy [Histoire de la philosophie berme-
tique [ä la Haye, 1742], T. III, p. 15) bemerkt: C'est le lut pour luter les
vaisseaux, dans leqnel le fromage et la coUe de rognures de gands ou de
peaox entre encore aujourd'huL
30^ Dahm gehören auch wohl Ezcerpta nonnulla de rebus chymicis et
metallicis in Paris. Cod. 2327, Nr. 84, vgl. S. 287.
^3) Aus dem von Agatharchides uns Erhaltenen in der Altenburger
0. Gothaer Handschrift Nr. 18, vgl. S. 301.
20*) In der von Fabrio.ius benutzten Abschrift einer Pariser Handschrift
Nr. 59, vgl. S. 280. Aber ich bin nicht gewiss, ob die S. 330, Anmerk. 208
erwähnten , die x6XXti<rfy betreffenden Vorschriften sich auf das Zusammenfü-
gen von Metallen oder Anderem, Pergament z. B., beziehen.
205^ Ich habe Einiges hierher Gehörige schon oben S. 205, Anm. 188 bespro-
chen. Andere diesen Gegenstand betreffende Aufsätze sind u. a. folgende : In der
Pariser Handschrift 2275 Nr. 11: Anonymus, de unionibus et lapidibus pre-
tiosis conficiendis; vgl. oben S. 284; wie Höfer den Titel dieses Aufsatzes
angiebt, vgl. daselbst. Anscheinend als in einer Vorschrift des Arabers
Salmanas in derselben Handschrift enthalten wird dann von Höfer (Histoire
de la chimie, 2. ed., T. II [Paris 1866], p. 299) noch ein Capitel besprochen:
Dans le chapitre sur la teinturo des pierres, des emeraudes, des lychnites,
des hyacinthes, d*apres uu livre du sanctuaire (x(ttaßag)rj X(&(ay xai afiaqdy-
^iav xal Xvxy^t&y xai vaxi'y&ojy ix roß a^vxov X(by hq(by ix&oS-iyzog ßißXiov)^
il est question, en termes non equivoques, de la coloration des pätes de verre,
de fai'ence et de porcelaine par des oxydes metalliques. — — C*est avec le
talc, le fiel de boeaf et les fleurs de cuivre, qu'il prescrit de colorer les ver-
res. Sonst wird als in der Pariser Handschrift 2325 enthalten ein Aufsatz
(Nr. 8, vgl. oben S. 285): Salmanae Arabis methodus, qua uniones, hyacinthi,
aliaque id gcnus fieri possint, angegeben. In der von Fabricius benutzten
Abschrift einer Pariser Handschrift war auch (Nr. 9, vgl. S. 278) eine Samm-
lung von Recepten, unter welchen von ihm namentlich angegeben werden:
KttZttß{tg)T} XC&(üy xal G/LiaQdyd(oy. Bili vulturis incoquendae gemmae, unde
rectius imbibent colores. SftaQuydov noitjcts» Elg xo yeyiad-ae* tby x^vffxaX'
griechischer alchemistischer Aufsätze. 829
len^oc), eine Auskunft darüber, -wie Bier bereitet wird^o?)^ Anlei-
Xoy änaXoy (Erweichen des Kryatalls?). Karaaxevi] eis tb ßdtpat Xi^oy (qv-
^Qoy. Ebensolche Recepte, auch das unter der von Höfer mitgetheilten
Ueberschrift , enthält die Florentiner Handschrift (Nr. 44, vgl. oben S. 266),
und gerade dieses Recept auch die Escurial-HandschriflJ. (Nr. 2(X vgl. oben
S. 271). — An die Herstellung farbiger Glasflüsse wird man (vgl. noch S.
56) auch erinnert durch das, was dem alchemistischen Schriftsteller Demo-
crit in Beziehung auf das Färben von Steinen nachgesagt wurde (vgl. S.
110), und hierdurch wiederum daran, dass L. A. Seneca (a. S. 109 a. 0.)
schon für den Democrit von Abdera erinnert, dieser habe gefunden, quem-
admodum deooctus caiculus in smaragdum converteretur , qua hodieque co-
ctura inventi lapides coctiles colorantur. Und andererseits ist zu beachten,
wie lange noch nach der Zeit, in welcher die uns jetzt beschäftigenden grie-
chischen Schriften über alchemistische Gegenstande geschrieben wurden, die
künstliche Herstellung von Edelsteinen mit der eigentlichen Aufgabe der AI-
Chemie: der Metallveredlung, verwebt erscheint; noch das dem Raymund
Lull (im 13ten Jahrhundert und im Anfang des 14ten) zugeschriebene Com-
pendium animae transmutationis artis metallomm enthält in den beiden For-
men, in welchen es vorkommt (Mangeti Bibliotheca chemiöft curioBa, T. I,
p. 780 sqq. und p. 853 sqq.), Yonchriiten zur Zusammensetzung der verschie-
denartigsten Edelsteine: des Diamantes, Saphirs, Smaragdes, Topases, Berylls
und anderer, namentlich auch der Perlen.
20Ö) Eine Anzahl solcher Recepte: Zubereitung der Perlen; trübe und
schmutzige weiss zu machen; blassgelbe weiss zu machen (wie es scheint
durch Einlegen derselben in die Milch einer weissen Hündin); Härten oder
Dichtmachen der Perlen, war in der von Fabrioius benutzten Abschrift
einer Pariser Handschrift (Nr. 9, vgl. S. 278) enthalten {T&y fiagya^iov axBva-
oCa. Jevxiaaig axvyvCbv xat ^vnaqtby. Jevxtoaig fitt^yd^toy xi^^wy ' ßdXe elg
yüXa xvyog Xevxfjg - - - JIi]hg jua^äQtoy), Der Aufsätze Nr. 11 in Paris,
cod. 2275 und Nr. 8 in Paris, cod. 2325, welche Vorschriften zur Anferti-
gung oder Zurechtmachung von Perlen enthalten, wurde schon in der vor-
hergehenden Anmerkung erwähnt. Auf eine in vielen Handschriften sich fin-
dende Anweisung des Arabers Salmanas, grosse Perlen zu machen, komme
ich bei der Besprechung der Verfasser der in diesen Sammlungen enthalte-
nen Aufsätze zurück. Dass die Vorschrift, blassgelbc Perlen weiss zu machen,
als von Zosimos herrührend betrachtet worden ist, geht aus dem oben S.
205 f., Anmerk. 191 und 192 Bemerkten hervor. Eine Vorschrift zum Reinigen
und Glänzendmachen der Perlen, welche viel gebraucht sei (sie beginnt da-
mit, Oel in einer Schale erwärmen zu lassen), hat die Turiner Handschrill
(Nr. 9, vgl. oben S. 269; in dem da citirten Kataloge wird die üeberschrift
dieses Aufsatzes wiedergegeben: Detersio margaritarum , ut splendor illis
concilietur, quae plurimum in usu esse dicitur). EinAuftatz unter demselben
Titel {£fifji&g xat Xu/LtnQvya&g fittQyüQtoy ^ noXXuxtg 6 cfecfcüxoig (X^ys /^c^a*)
und mit demselben Anfang (n^wtoy ßaXtay (Xatoy - - -), wie der in der Turi-
ner Handschrift, findet sich auch in der Escurial - Handschrift A (Nr. 19, vgl.
oben S. 271), und nach Miller's Bemerkung (a. S. 270, Anm. 62 a. 0.) auch in
330 Zur Kenntniss der Sammlungen
tun gen zum Schreiben mit Goldschrift ^<*®), und anderes Solches,
dem ursprünglichen Gegenstände der zur ältesten Sammlung ver-
einigten Aufsätze Fremdes. Selbst noch Fremdartigeres gesellt
sich hinzu: Mathematisches ^o»), auf Traumdeutung Bezügliches 210)
und an Astrologisches mindestens dicht Hinstreifendes'**), Land-
wirthschaftliches oder Meteorologisches'* 2), und kaum specieller
zu Classificirendes, das aber gewiss jedem redlich Strebenden zu
wünschen ist'^^). Und wie der Alchemie Fremdes in Sammlungen
alchemistischer Aufsätze, so kam auch wohl einmal ein alchemi-
der Pariser Handschrift 2327, deren grosse Ucbereinstimmung mit dieser
Escurial-Handschrift schon oben S. 238, Anmerk. 97 besprochen worden ist.
307) Welche Auskunft als von Zosimos herrührend betrachtet ¥7urde ;
vgl. oben S. 202 f.
208j £ine solche Anleitung befand sich in der von Fabricius benutzten
Abschrift einer Pariser Handschrift (Nr. 52, vgl. oben S. 280) , auch in der
vormals als Cod. 3178 bezeichneten Pariser Handschrift, aus welcher Mont-
faucon ein bezügliches Fragment veröffentlicht hat (vgl. oben S. 286, An-
merk. 95). (Darüber, dass in der Leydener Papyrus-Handschrift Anweisungen
zum Schreiben mit Goldschrift enthalten sind, vgl. oben S. 100.) So finden
sich auch in der Florentiner Handschrift (Nr. 46, vgl. oben S. 266) zwischen
Vorschriften, wie einzelnen Metallen einen Goldüberzug zu geben, u. a. solche,
welche auf das Schreiben mit Goldschrift Bezug haben: "YdaiQ^ fya ixßüXfig
Xgvao/Ltay dno dci^fifiy (sie). "Etegoy 6><Tavt<og, JaycigKr^a XQvactipiov. Ilegi
Tod notfjffM ygdfjifAttxa ;|f^v<rclf. ÜBql toD noitjcat xöXXrjaiy xttXi^y. *Etiqa$ xoX-
XriOBig. Hegt Tod /^vcd^cr«» aidriQoy,
209^ Die im Anfang der Turiner Handschrift stehenden und den grösseren
Theil derselben füllenden Abhandlungen, vgl. S. 269.
210) So Nicephori *Oy€&goxg&ux6y in der Venetianer Handschrift (Nr. 5
derselben, vgl. oben S. 259); so des Nikephoros Schrift und die des Syne-
sios über Träume in der Escurial-Handschrift £ (Nr. 45 u. 46 derselben, vgl.
S. 274).
2") Der Aufsatz in der Pariser Handschrift 2250 (Nr. 7, vgl. oben S. 282),
dessen Inhalt characterisirt wird: Quaenam fossilia planetae cuique attri-
buantur.
212) Der Aufsatz, welcher Prognosfica ad quatuor anrii tempora rcsque
georgicas spectantia enthalte, in der Venetianer Haudschrift (Nr. 6 derselben,
vgl. S. 259).
^^3) So ein Aufsatz in der Escurial-Handschrift^ (Nr. 41 derselben, vgl.
S. 271), worin behandelt wird, wie man wohl thue, das Glück des Erworbers,
das Glück des mühsam Erarbeiteten, und lange Dauer des Lebens. Wie
Miller (a. hier a. 0.) bemerkt, hat denselben Aufsatz auch die •Pariser Hand-
schrift 2327.
griechischer alchemistischer Aufsätze. 331
stischer Aufsatz, gleichsam verirrt, mit durchweg der Alchemie
fremden Schriftstücken in Eine Handschrift zusammen 214).
Ich habe bereits (S. 325) erörtert, dass das, was die Escurial-
Handschrift B enthält, mir die älteste Form der Sammlung, und
den Inhalt der ältesten Sammlung fast vollständig, zu geben
scheint. Die Reihenfolge der in ihr noch erhaltenen Aufsätze
stimmt ganz zu der der auf uns gekommenen alten Inhaltsangabe,
des TCiva^, Diese Inhaltsangabe ist zu einer Sammlung gemacht,
sie ist nicht etwa lediglich eine Zusammenstellung der Titel oder
Ueberschriften vereinzelter alchemistischer Aufsätze oder Abhand-
lungen; dies geht daraus hervor, wie in ihr zuletzt eine Anzahl
wohl kleinerer Aufsätze gleichsam im Rummel zusammengefasst
wird'*^); dies geht auch daraus hervor, dass in ihr so oft Aufsätze
als herrührend von Dem oder von Jenem und handelnd „von dieser
nämlichen" oder „von derselben heiligen Kunst" ^^% oder „Dessel-
ben" verschiedene Aufsätze hinter einander 21 7) aufgeführt werden.
Der niva^ hat solche Bezugnahme auf das in ihm Vorstehende,
wo sie der Titel der vereinzelten Schrift natürlich nicht haben
314) So z. B. stehen in der (anBcheinend im 16ten Jahrhundert gefertig-
ten) Pariser Handschrift 2328 (Catalogus codicum roanuscriptorum bibliothe-
cae regiae, T. II [Parisiis 1740], p. 484) zusammen: Michaelis Pselli ad Mi-
chaelem patriarcham, de auri conficiendi ratione, epistola; graecorum manu-
scriptonxm catalogus (verum bibliothecae, ubi ü Codices asservabantur, nomen
omissum est); excerpta cxAnatolio de rebus ad mathematicas disciplinas per-
tinentibus; Gregorina Thaumaturgus, de anima; Theodosii imperatoris lex
ad versus Porphyrium et Nestorianos; catalogus manuscriptorum graecorum
bibliothecae Caraffae cardinalis. Diese Handschrift wird hier als aus der le
Tel Herrschen Bibliothek in die königl. Bibliothek zu Paris gekommen be-
zeichnet; in Montfaucon*s Bibliotheca bibliothcnarum manuscriptorum nova
[Parisiis 1739] wird sie (T. II, p. 740) als Par. Cod. 31852 „lit wesentlich der-
selben Inhaltsangabe aufgeführt; es ist wohl die früher im Besitze des C. de
Montchal, Erzbischofs von Toulouse, befindlich gewesene, über welche
Labbe (Nova bibliotheca mss. librorum [Parisiis 1653], p. 199] einige Aus-
kunft gegeben hatte.
^^•^) Unter der Bezeichnung: "Etcqcc xeg^iiXant dKc^ÖQtay noititwy neql
XQvaonottag (Nr. 43« oben S. 262; vergl. auch Nr. 44 der Escurial-Handschrifb
B, oben S. 274).
*'6) Vgl. z. B. oben (S. 261) die Angaben des n/r«! für Nr. 9 bis 12
und 14.
317) Vgl. z. B. daselbst (S. 261 f.) Nr. 6, 16, 19, 31, 32, 39.
332 Zur Kenntniss der Sammlungen
konnte '^ö). Der jrtVaJ wurde später abgeschrieben in Sammlun-
gen, welche nicht mehr mit der ursprünglichen übereinstimmten *i^);
aber die Titel, wie sie im xlva^ angegeben sind, scheinen als Ti-
tel der einzelnen Aufsätze über diese geschrieben worden zu sein;
oder bestimmt wenigstens scheint später aus Einer Handschrift
die Angabe: „Desselben" Abhandlung über unverändert in
eine andere Handschrift übergegangen zu sein, wenn auch ein
Au&atz eines Anderen eingeschoben oder überhaupt die Reihen-
folge der Aufsätze umgestellt war und so diese Angabe unrichtig
wurde 220). Spätere Formen der Sammlung sind durch solche Ein-
schaltungen gekennzeichnet; auch dadurch, dass sie, soviel sich
beurtheilen lässt, mitunter denselben Aufsatz wohl zweimal haben:
einmal vielleicht aus dieser und dann noch einmal , in mehr oder
weniger veränderter Fassung aus jener älteren Handschrift ent-
nommen ^'^i). Für mehrere Handschriften findet man in den Be-
218) Für dieselbe Schrift des H e 1 i o d o r o 8 ist z. B. der Titel an eioh nach der
Venetianer Handschrift (bei Bernard a. S. 323, Anm. 182a.O., p. 151): ^HXto-
d(OQov (ftXoGÖifov TiQog Geodöfftoy toy /Ltiyay ßafftXia, ne^t Tf}g r&y g^§Xoa6g)ü}y
/uvcTtxij^ TfX^l^i ^*« ffT(;^(oi' hifAßü)yj während der n{ya^ (vgl. Nr. 9 oben S.
261) die Angabe hat: ^HXiodioQov (piXoaoipov n^bg Seodöatoy toy ßaatXia ne^l
tfjg d^6(ag lavttjg tix*^riq diä atlx^*^ läfißtoy.
ai9) yjTiQ 2. B. gerade die älteste der mir bekannt gewordenen Hand-
schriften: die Venetianer Handschrift.
^20) So ist z. B. in der Venetianer Handschrift der Aufsatz Nr. 22 (vgl.
oben S. 260) über das göttliche oder heilige Wasser überschrieben: Toö ar-
toü XQ$anayoi^j während für die vorhergehenden Aufsätze Christian os
nicht der Verfasser ist. So ist auch in der Altenburger o. Gothaer Hand-
schrift der Aufsatz Nr. 12 (vgl. oben S. 301) betitelt: Toü «rroö XQ&aztt(yoi>
nsQt roö ^bCov if&axog^ während die zunächst vorhergehenden Aufsätze von
ganz andern Verfassern sind. So ist daselbst der Aufsatz Nr. 27 betitelt:
7*0? «t'ToÖ ZdoaifAov neoi oQyuytay xai xfifiCytay x. t. X, während zwischen die-
sem und dem nächst vorhergehenden Aufsatz des Zosiraos einer der Kleo-
patra eingeschaltet ist; letzteres findet sich wieder in der Munchener Hand-
schrift für Nr. 23 derselben (vgl. oben S. 306). In dem n(ya^ (Nr. 32 dessel-
ben, vgl. oben S. 262) hatte die Bezeichnung dieses Aufsatzes: Toü uvrod
[Zotaifxov] negl oqyciytay xtti xa/uiytjy x. r. X. ihre vollständige Berechtigung,
da auch die beiden hier vorhergehenden Aufsätze von Zosimos sind.
221) So hat die an Fabriciu« gekommene Abschrift einer Pariser Hand-
schrift, wie es scheint, denselben Aufsatz einmal Nr. 42 (vgl. oben S. 280)
und dann noch einmal als den ersten der unter Nr. 57 zusammengestellten.
Darüber, dass des Zosimos Aufsatz: ryj^ata Inofiyrjfdata in der Escurial-
Handschrift A zweimal enthalten ist, vgl. oben S. 179, Anmerk. 77, und S. 271
griechischer alchemistischer Aufsätze. 338
Schreibungen derselben angegeben, dass und vo von fremder Hand
nachträglich noch Einschaltungen oder Zusätze gemacht worden
sind 22«). — Einzelne Handschriften haben geradezu Lücken ^*3);
andere enthalten einzelne Aufsätze nur bruchstückweise '24) j noch
andere geben sich überhaupt nicht als Sammlungen der Aufsätze
sondern als Sammlungen von Auszügen aus den letzteren ^^s). In
einzelnen Handschriften endlich finden sich einzelne Theile des-
selben Schriftstücks räumlich, oft weit, durch zwischengestellte an-
dere Aufsätze getrennt'* *^), ohne dass dies stets nur als auf fehler-
hafter Paginirung beruhend zu erklären zu sein scheint. Nament-
lich findet man solche Theile eines und desselben Aufsatzes,
welche einzeln und unabhängig von einander in Handschriften
übergegangen waren, dann auch wieder in Einer Handschrift zu-
bei Nr. 11 und 29. Darüber, dass in mehr als einer Handschrift als von Zo-
simos herrührend zwei Aufsätze unter dem Titel ryriaCa yqnipt] x. t. X ent-
lialten sind, deren einer lediglich das erste Capitel des anderen zu sein scheint,
vgl. oben S. 189 ff. Für die Altenburger o. Gothaer Handschrift wird von
Jacobs (a. S. 300 a. 0., p. ^17) angegeben, dass sie fol. G6 einen Aufsatz
des Ostanes hat (Nr. 7, vgl. oben S. 301), und weiter (p. 218), dass in ihr
fol. 212 steht Fragmentum Ostanis, negi ti^g IsQäg tixyfiQ - - - (vgl. Nr. 30
oben S. 302), cigus initium: zijg (pvaetag to äz^entoy - - - vide supra fol. 66.
ubi eadem leguntur.
222) So z. B. für die Venetianer Handschrift, vgl. bei Nr. 23 derselben
oben S. 260; so für die Pariser Handschrift 2325, vgl. oben S. 285, An-
merk. 91. /
223) So z. B. die Altenburger o. Gothaer Handschrift, vergl. bei Nr. 13
derselben oben S. 301.
224) Wie z. B. die Oxforder Handschrift in Nr. 15, 17, 18, 19 derselben,
vgl. oben S. 316.
225) Wie die Leydener Handschrift, vgl. oben S. 312.
226) So z. B. in der Altenburger o. Gothaer Handschrift: Nr. 10 dersel-
ben (vgl. oben S. 301), ^AyeniyQ(i(fov q>iXoc6(pov neQt d^elov €daTog tfjg Xevxd)-
aeoig, beginnt fol. 79 der Handschrift, aber Beinesius hatte, wie Jacobs
a. S. 300a. 0., p. 217 mittheilt, dazu die Randbemerkung hingeschrieben: dxi-
^aXa sunt haec et manca. pertinent autem ad ultima verba fol. 95^ cum qui-
bus si jungantur ista, jam sententiam pulcre absolvent; femer steht da nach
Jacobs' Bericht (daselbst p. 218) fol. 142^ (Nr. 19) Pars libri nsQl nwröTtjtog
(pu)Toiy, cujus principium est fol. 119. So giebt Reuvens a. S. 311 a. 0. für die
Leydener Handschrift an, dass in ihr auf p. 131 — 138 stehe das XeUxöy, bis
zum Worte XQ^^^^ ^^^W^^ dann ganz Andersartiges (vgl. oben S. 312), dann
p. 144 (der letzten Seite) der Rest des Lexicons, von x^Xxhg bis an das
Ende.
334 Zur Kentiiniss der Sammlungen
sammen , aber den Anfang des ursprünglichen Aufsatzes von der
Fortsetzung desselben getrennt und erst später stehend *2^).
Weniger erheblich für die allgemeinere Eenntniss der Sammlun-
gen griechischer alchemistispher Aufsätze, als die Betrachtung der-
selben unter den so eben benutzten Gesichtspunkten, ist die Frage
nach dem Alter der Handschriften, in welchen sie uns erhalten
sind. Die Reihenfolge der Zeiten, in welchen diese Handschrif-
ten gefertigt wurden , giebt nicht die Reihenfolge der Formen , in
welchen diese Sammlungen existirten oder zu welchen sie ausge-
bildet wurden. Wir haben die früheste Form der Sammlung in
einer neueren Handschrift (der Escurial-Handschrift B aus dem
16ten Jahrhundert), und die älteste mir bekannte Handschrift
(die Venetianer aus dem Uten oder 12ten Jahrhundei-t) giebt uns
eine spätere Form der Sammlung (vgl. oben S. 325); die älteren
Handschriften, welche bis zu jener neueren die früheste Form der
Sammlung erhielten, sind verloren oder nicht zu meiner Kennt-
niss gekommen. — Uebrigens wurden die im Vorhergehenden be-
sprochenen Handschriften in sehr verschiedenen Zeiten gefertigt:
die Venetianer Handschrift im Uten oder 12ten Jahrhundert, die
Pariser Handschrift 2325 gegen das Ende des 13 ten Jahrhunderts,
die Pariser 2329 und die Oxforder im 15 ten Jahrhundert, die Pa-
riser 2275 im Jahre 1467, die bei Montfaucon als cod. 3178 be-
zeichnete Pariser Handschrift im Jahre 1478, die Pariser 2327 im
Jahre 1486, die Florentiner am Ende des 15 ten Jahrhunderts, die
Pariser Handschrift 2249 am Ende des 15 ten oder im 16 ten Jahr-
hundert, die Turiner, die Münchener, die Middlehiller , die Pariser
Handschrift 2326 und die beiden Escurial-Handschriften im 16 ten
Jahrhundert, die beiden Wiener Handschriften im Jahre 1564,
die Breslauer 1565, die Altenburger o. Gothaer Handschrift 1623,
die Wolfenbütteler Handschriften wohl um dieselbe Zeit. Für die
grössere Zahl dieser Handschriften ist die Zeit der Anfertigung
derselben nur ungefähr und weniger sicher, aus der Art der Schrift,
erschlossen, für mehrere gar Nichts bezüglich der Zeit ihrer An-
fertigung angegeben oder nur (wie für die Mailander Handschrift
'^'^'^) So die zwei Theile des Aufsatzes des Democrit in der grösseren
Wolfenbutteier Handschrift (vgl. S. 309 und auch S. 119 f., Anmerk. 36).
grieohischer alchemistischer Aufsätze. 335
und für die Pariser Handschriften 2250 und 2252) ganz unbe-
stimmt, dass sie Manuscripte ajis neuerer Zeit seien. Für die klei-
nere Zahl der Handschriften nur ist das Jahr der Anfertigung ge-
nauer, und wo und von wem sie geschrieben wurden überhaupt ge-
nannt; was hieiiiber mir bekannt geworden, weist für das 15te
Jahrhundert nach Griechenland, und namentlich nach Corfu und
Candia, für das 16 te nach Venedig als den Theilen Europa's, von
wo solche Handschriften — Abschriften älterer — ausgingen. Der
Pariser codex 2275 ist (es wird nicht angegeben, wo) 1467 Ma-
nuelis Rosati manu geschrieben, die bei Montfaucon als cod. 3178
bezeichnete Pariser Handschrift 1478 in Greta a Theodore Pele-
oano Gorcyraeo228), die Pariser Handschrift 2327 bald darauf, 1486,
vielleicht von demselben Schreiber ^^s)^ gleichfalls auf Gandia. Wie
dieser Schreiber, so war dann auch wieder der Mann von Gorfu,
von welchem Pizimenti fast 100 Jahre später die Handschrift er-
stand, die des Democrit Physica et mystica oder mindestens ein
Stück derselben und des Synesios Gommentar zu dieser Schrift
enthielt"®). Und wiederum war es ein Grieche, Gornelius von
Nauplia*^^), welcher zu Venedig zwischen 1560 und 1570 eine
Sammlung griechischer alchemistischer Aufsätze wiederholt ab-
schrieb, wie wir denn von ihm noch die zwei Wiener Hand-
schriften (1564) und die Breslauer Handschrift (1565 geschrieben)
kennen.
Was die grössere oder geringere Uebereinstimmung, die stär-
kere oder schwächere Verschiedenheit der einzelnen Handschriften
betrifft, so habe ich hierüber bereits im Vorhergehenden im AU-
228) Theodorus Peleoauus von Corcyra wird, mit der Jahreszahl 1476,
auch bei Ebert (Zur Hand8(;|iri(lenkunde, I. Bändchen [Leipzig 1825], S. 101)
unter den auf der Insel Greta als Schreiber thätigen Griechen genannt.
23«) Dafür spricht die grosse Uebereinstimmung dieser beiden Handschrif-
ten; vgl. oben S. 286, Anmerk. 95.
2^^) Cum Democriti Abderitae libellum de arte magpia, et Synesium ejus-
dem interpretem emptam a Coreyraeo quodam, qui Yenetiis Romam se con-
tulerat, in Latinum couvertissem , volui utrunque tibi iuscribere, sagte Pizi-
menti in der Widmung seiner Publication (Patavii 1573 [vgl. oben S. 110],
f. 4 i^) an den Cardinal Perrenot. Diese Widmung wurde zu Rom im
September 1570 geschrieben.
^8J) Vgl. oben S. 294.
836 Zur Kenntniss der Sammlunj^en
gemeinen (S. 326 ff.) und bei der Besprechung der einzelnen Hand-
schriften (S. 256 bis 316) und sonst (S.324f.) so viel hervorgehoben,
dass ich mich hier kurz^ fassen darf. Durch die Uebereinstimmung
der Reihenfolge der Aufsätze innerhalb einzelner Gruppen erin-
nern die meisten Handschriften noch an einen gemeinsamen Ur-
sprung *3^), welche Veränderungen durch Umstellung, Weglassung,
232^ Bezüg:lich der Uebereinstimmang der EIscurial-HandschrifbJS mit dem
InhaltsverzeichniBs der frühesten Sammlung, dem n^ya^, vgl. S. 325; bezüglich
der Verschiedenheit der Yenetianer Handschrift von dem nCyal, wonach denn
auch diese mit der Escurial-Handschiift J3 eine nur ziemlich übereinstimmende
genannt werden kann, S. 825, Anmerk. 193. Die Mailänder Handschrift hat
in ihren Aufsätzen Nr. 1 bis 12 gleiche Reihenfolge wie die Yenetianer in
Nr. 7 bis 18, abgesehen davon, dass Nr. 11 der ersteren in der letzteren fehlt.
Die Turiner Handschrift hat in der Reihenfolge ihrer Aufsätze Nr. 1 bis 7
Aehnlichkeit mit der Plorentiner Handschrift, aber Yieles nicht, was die letz-
tere hat, und in den anderen noch in ihr enthaltenen Aufsätzen Nichts Ge-
meinsames mit der Florentiner Handschrift, was die Reihenfolge betrifil. Die
von Fabricius benutzte Abschrift einer Pariser Handschrift hat mit keiner
anderen mir bekannten Handschrift entschiedener hervortretende Aehnlich-
keit, am Ehesten noch, in der Uebereinstimmung der Reihenfolge der in ein-
zelnen Gruppen enthaltenen Aufsätze, mit der Florentiner. Die Pariser Hand-
schrift 2275 hat mit der Florentiner die Reihenfolge der zuerst stehenden
Aufsäze, Nr. 1 bis 6 gemein, aber dann hört die Uebereinstimmung auf. Be-
züglich der Uebereinstimmung der Pariser Handschrift 2327 mit Montfau-
con's cod. 3178 und der Escurial-Handschrift J. vgl. S. 286, Anmerk. 95 und
S. 288, Anmerk. 97; alj Einer Sippe angehörig und wie im Wesentlichen nach
Einer und derselben Yorlage gefertigt oder unter einander abgeschrieben (die
beiden ersteren Handschriften sind 1486 und 1478 geschrieben, die dritte wird
als im 16ten Jahrhundert geschrieben betrachtet) sind diese drei Handschrif-
ten characterisirt, ausser durch die Uebereinstimmung der Reibenfolge der in
ihnen enthaltenen Aufsätze im Allgemeinen, auch dadurch, dass sie Einzelnes
haben, was sich sonst nur äusserst selten wiederfindet, wie z. B. das Myste-
rium draconis (vgl. oben S. 271 f., Anmerk. 63j oder den Aufsatz des Arnald
von Yillanova (vgl. oben S. 327, Anmerk. 199). An diese drei Handschrif-
ten schliesst sich auch die Montpellier-Handschrift einigermassen an, was die
ersten in ihr enthaltenen Aufsätze betrifft, aber diese annähernde Ueberein-
stimmung in der Reihenfolge der Aufsätze hört für sie bald auf. Bezüglich
der Uebereinstimmung der Pariser Handschrift 2329 mit Montfaucon's cod.
8185 vgl. S. 288, Anmerk. 98. Die ausfuhrlich beschriebene Wiener Hand-
schrift hat im Yergleich mit der Yenetianer Nr. 1 bis 6 der letzteren nicht,
Nr. 8 bis 11 derselben erst hinter ihrer Nr. 28, Nr. 23 der Yenetianer Hand-
schrift nicht, und auch sonst fehlen mehrfach der einen Handschrift Aufsätze,
welche die andere hat. Bezüglich der Uebereinstimmung der zwei Wiener
Handschriften und der Breslauer vgl. S. 298. Darüber, wie in einzelnen Gmp*
griechischer alchemistischer Aufsätze. 337
Zufugung einzelner Aufsätze auch die Form, in welcher sie uns
die älteren griechischen alchemistischen Aufsätze bieten, erlitten
hat. Grosse Uebereinstimmung, manchmal vollständige, zeigen
uns dann noch die Handschriften, welche nachweisbar ^^3) oder
wahrscheinlich ^3^) derselbe Schreiber angefertigt hat oder deren
eine vermuthlich als die hauptsächlichste Vorlage für die Anferti-
gung der anderen diente *'5).
Von vielen der alchemistischen Aufsätze, deren Sammlung uns
beschäftigt, existiren auch lateinische Uebersetzungen, über welche
im Allgemeinen hier Etwas gesagt werden mag. Beinesius
hatte 1634 darüber, dass die meisten dieser AuiGsätze ins Latei-
nische übersetzt veröffentlicht seien > eine etwas zu weitgehende
Ansichf ^), welche Fabricius^^?) 1724 auf ihr rechtes Mass zu-
pen die Altenborger o. Gothaer Handschrift mit der Venetianer Ueberein-
s^mmunsr in der Reihenfolge der Aafsatze zeigt, vgl. S. 803, Anmerk. 130;
etwas üebereinstimmnng zeigt sich in solchen Grappen für die erstere Hand-
schrift, gleichsam mittelbar durch die Venetianer, aach mit der Wiener.
Welche Uebereinstimmung für die Altenbnrger o. Gothaer Handschrift and
die Münchener statthat, wurde S. 307, Anmerk. 137 u. 138 besprochen; in
einzelnen Gruppen hat auch die Münchener Handschrift dieselbe Reihenfolge
der Aufsätze wie die Wiener (so bei Nr. 6 bis 11 der ersteren und 2 bis 7
der letzteren). Die Oxforder Handschrift erinnert namentlich in der Reihen-
folge der ersten Nummern an die Wiener, zeigt aber weder mit dieser noch
einer anderen Handschrift erwähnenswerthere Uebereinstimmung. Was, in
ungenügender Weise, für die Middlehiller Handschrift angegeben ist, erinnert
in der Reihenfolge der Aufsatze einigermassen an die Pariser Handschrift
2327 und die mit ihr übereinstimmenden.
238) Wie die zwei Wiener Handschriften und die Breslauer Handschrift.
234) yf'iQ (jie Pariser Handschrift 2327 und die bei Montfaucon als cod.
3178 bezeichnete; vgl. S. 286, Anmerk. 95 und S. 336.
23&) Wie denn vielleicht die später nach München gekommene Handschrift
als ^wesentliche Vorlage für die Anfertigung der Altenburger o. Gothaer
Handschrift gedient hat; vgl. S. 307.
^^) In seinem Gutachten über die Altenburger o. Gothaer Handschrift
(vgl. oben S. 298, bei Cyprianus a. Anmerk. 116 a.0., p. 89): «Und ob diese
tractatus, wo nicht alle, doch die meisten, ins lateinische vertiret, hiebevor
in Theatro chymico, in turba Philosophorum, in tomis aurei velleris, und der-
gleichen soriptis publiciret worden: inmassen denn Democriti Physica et Ma-
gica, vom Hermolao Barbaro ad Dioscoridem, Pselli Epistola ad Xiphilinum
Patriarcham, vom Mylio tract de Basil. Philosophie., Zosimi Opuscula, Ste-
phani Praxis, und andere von anderen citiret worden: So sind sie doch mei*
Kopp I Beitr. s. Getoh. d. Chem. 22
338 Zar Kenntniss der Samminngen
rückführte. Einzelne dieser Aufsätze waren allerdings ins Latei-
nische übersetzt veröffentlicht, so namentlich die Schriften des
Demokritos, Synesios, Pelagios, Stephanos und Michael
Psellos schon 1573 durch Pizimenti*'»). Handschriftlich müssen
lateinische Uebersetzungen vieler dieser Aufsätze, durch Wagner-
eck gefertigt, gegen die Mitte des 17ten Jahrhunderts in Mün-
chen sich befunden haben ''^). Unbekannt ist mir, von wem und
wann die auf der Bibliothek zu Wien^*^) und in Abschrift hier-
von auf der Bibliothek zu Gotha 3^^) befindlichen lateinischen
Uebersetzungen angefertigt worden sind. Dass diese lateinische
nes Wissens in der grundsprache noch nie zum druck gefertiget worden,
dessen sie doch wol würdig waeren, weil viel gutes dingrs aus der antiquitaet
darinnen enthalten, und daraus der Ursprung und anfang der Kunst von so
langer Zeit her zu sehen. Sonsten aber, weil sie sehr dunckel und lauter
stückweis, moegten sie zur Alchemy, als welche heutigen tages mit ihren
praeoeptis und exemplis vom Zwingero, Libavio, Sala, Crollio, Bignino, et
ejus interpretibus Hartmanno, Fabro, Brendelio, Billichio, SeÄnerto, Myljo
und andern herrlich exomiret, derer vielfältigen particular processen in Irans-
mutatoria zu geschweigen, nicht gar nöthig seyn.^ Es ist wohl der Mühe
werth, über das auf lateinische Uebersetzungen Bezügliche hinaus die Aeus-
serung eines Mannes hinsichtlich der Realität alchemistischer Bestrebungen
hier mitzutheilen, der, was das Litterarhistorische der Alchemie betrifil, nicht
zu den Leichtgläubigen zu rechnen war.
237) Bei seiner Uebersetzung der eben angeführten Stelle (Bibliotheca
graeca, Vol. XU, p. 749): Ac quanquam h^eo scripta, si non omnia, certe
plura, translata macht er hierzu die kühle aber sehr richtige Anmer-
kung: Paucissima certe, ac fere nulla, ut collectiones illas conferenti pa-
tebit.
238) Vgl. oben S. 110.
289) Vgl. oben S. 804.
2*0) Ihrer erwähnt Lambeck am S. 294 a. 0. öfters (L. VI, p. 381, 382,
383, 385 [in d. Anmerkung], 398, 429, 430, 431 [zweimal], 433), immer in der
Art, dass er sagt, die betreffende Schrift finde sich auf der kaiserl. Biblio-
thek auch in einer lateinischen Uebersetzung, anonymo quodam interprete,
handschriftlich. Darüber, wo in der Wiener Bibliothek diese Sammlung ins
Lateinische übersetzter alchemistischer Abhandlungen später placirt worden
ist, hat Kollar eine Angabe gemacht (daselbst, p. 381).
2*1) C y p r i a n u 8 am S. 299, Anm. 116a. 0., p. 71 : Chymici antiqui graeci ma-
nuscripti augustiss. bibliothecae caesareae vindobonensis, Stephanus Alexandri-
nus, Heliodorus, Theophrastus, Hierotheus, Archelaus, Pclagius, Ostanes, De-
mocritus, S3me8iu8 et anonyrous aliquis, magno studio et labore ex graeca
lingua in latinam translati, et subjuncto in eosdem lexico chymico illustrati.
Aehnlich bei Jacobs a. S. 300 a. O., p. 219.
^echischer alchemistischer Aufsätze. 339
UebersetzuDg einer genauen Vergleichung mit dem griechischen
Texte bedürfe, hat Lambeck^*^) erinnert, und nur eine Wieder-
holung dieser Erinnerung ist wohl eine Bemerkung des Fabri-
cius^**). Man findet auch für den grösseren Theil der in einer
Handschrift enthaltenen Aufsätze dem griechischen Texte eine la-
teinische Uebersetzung hinzugefügt 2*^). In einzelnen Handschrif-
ten findet mau die lateinische Uebersetzung des griechischen Tex-
tes begonnen und stückweise ausgeführt ***), in anderen sie beab-
sichtigt ^^ß). In neuerer Zeit ist nur wenig für die lateinische
Uebersetzung solcher Aufsätze geschehen; Einiges noch durch
Qruner»*').
Darüber, wann die in den hier betrachteten Sammlungen ent-
haltenen Aufsätze — abgesehen von den unzweifelhaft neueren
(vgl. S. 327) — verfasst: ob sie echte ältere Schriften seien, deren
Verfasser wirklich angegeben sind, oder theilweise wenigstens
solche, welche erst später abgefasst die Namen früher lebender
Persönlichkeiten als die ihrer Verfasser beigesetzt erhalten hätten
oder für welche die Namen der angeblichen Verfasser geradezu
erdichtete seien, — dai*über war schon früher lebhafter Streit.
Zweifel hinsichtlich des höheren Alters und der Selbstständigkeit
mindestens vieler dieser Schriften und hinsichtlich der Zulässig-
2*2) A. S. 294, Anmerk. 107 a. 0., L. VI, p. 898.
2*3) Bibliothcca graeca. Vol. XII, p. 747: Asservatur etiam latina verßio,
sed quae indiget accurata recensione.
2**) So in der einen Wolfenbütteler Handschrift ; vgl. S. 309.
2*6) Für die Pariser Handschrift 2251 (vgl. oben 8. 282, Anmerk. 84) wrd
(Caialogus [vgl. S. 277, Anm. 73], T. II, p. 470) angegeben: Accessit latina
interpretatio ad caput primnm, et ad capitis secundi paginas duas primas.
Vgl. auch II öf er 's Histoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 287.
2*ö) Für die Pariser Handschrift 2252 (vgl. oben S. 283) wird (a. e. a. 0.,
p. 471) angegeben: Paginae altemae vacant, ac latinae interpretationi locum
praebent.
2*7) Unter Zugrundelegung des griechischen Textes, wie ihn dieAltenbur-
ger o. Gothaer Handschrift bietet, in den S. 800, Anm. 124 genannten Schriften.
Seiner Herausgabe der Lect I. des Stephanos, unter Mitbenutzung der
Hreslauer Handschrift, [Jenae 1777] hat Grüner die lateinische Uebersetzung
beigegeben, welche sich in der oben besprochenen, aus der Wiener Bibliothek
in die Gothaer gekommenen Sammlung solcher Uebersetzungen befindet.
22*
340 Zar Kenntniss der Sammlungen
keit, die angegebenen Namen auf sonst bekannte Persönlichkeiten
früherer Zeit beziehen zu dürfen, sprach namentlich schon in der
ersten Hälfte des 17ten Jahrhunderts Reinesius^^^) aus, wel-
chem dann gegen das Ende dieses Jahrhunderts Morhof '**) ent-
gegen trat; in erbittertem Kampfe lagen in der zweiten Hälfte
des 17ten Jahrhunderts Conring^^^) und Borrichius^**), der Er-
stere bestreitend, dass aus diesen Schriften ein Beweis für die frühe
Betreibung der Alchemie in Aegypten entnommen werden dürfe,
der Letztere dies mit Hartnäckigkeit behauptend ; anderer weniger
bedeutender Männer, die sich theils in dem einen, theils in dem an-
deren Sinae aussprachen, hier nicht zu gedenken. Ich habe hierüber
im Allgemeinen bereits fiiiher^'^^), dann specieller bezüglich der
unter dem Namen des Demokritös, des Synesios und des Zo-
simos uns erhaltenen Schriften in den betreffenden Abschnitten
des vorliegenden Buches Kenntniss zu geben versucht und auch
erinnert, dass eine spätere Abänderung solcher Schriften angenom-
men worden ist**^); ich will hier nicht noch einmal auf diese
Streitfrage im Allgemeinen eingehen , namentlich da , wie für die
eben genannten Schriften es bereits der Fall war, so noch für viele
andere in dem Folgenden in eine Specialdiscussion einzutreten
ist. Aber nicht imr in Beziehung darauf, ob diese Schriften, als
echte, Zeugniss für eine frühe Verbreitung der Beschäftigung mit
^^^ In seinem litterarhistorischen Gutachten über den Inhalt der Alten -
burger o. Gothaer Handschrift, vgl. oben S. 298 ff.
2*9) In seinem Polyhistor lit^rarius, dessen beireffender Theil (L. I) zu-
erst 1C88 veröffentlicht wurde. (In der Lübecker Ausgabe von 1095 P. I,
p. '101 sqq.)
250) In seiner Schrift: De Hermetica Aegyptiorum vetere et Paracelsico-
rum nova medicina [Helmestadii 1648J wie in der, unter dem Titel: De Her-
metica medicina libri duo [Helmestadii 1669] erschienenen zweiten Auflage
derselben.
261) In seinen Schriften: De ortu et progressu chemiae dissertatio [Haf-
niae 1668]; Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia, ab Hermanni
Gonringii animadversionibns vindicata [Hafniae 1674]; Gonspectus scriptorum
chemicorum celebriorum (nach dem 1690 erfolgten Tode des Verfassers 1697
zu Hamburg erschienen, abgedruckt in Mangeti Bibliotheca chemica curiosa,
T. I, p. 38).
262) Vgl. S. 94 f. und S. 103 f., Anmerk. 2.
253) Wie E. B. auch von Fabricius, vgf. oben S. 822 f.
griechischer alchemistischer Aufsätze. 341
Alchemie namentlich in Aegypten ablegen, findet Widerspruch
statt zwischen Denjenigen, weiche ihnen Beachtung zugewendet
haben, sondern Widerspruch war und ist noch zu erheben gegen
einzelne Auffassungen des materiellen Inhalts dieser Schriften im
Ganzen oder einzelner Stellen derselben ^^) , sofern aus diesen
Schriften bald mit grosser Bestimmtheit auf erfolgreiche Betrei-
bung der Alchemie in jener frühen Zeit und darauf, dass die Ver-
fasser wenigstens einiger dieser Schriften die Meisterschaft in der
Alchemie erreicht hätten, geschlossen wurde 2^*), bald doch dar-
auf, dass Kenntnisse in einzelnen Theilen der Chemie und. Be-
kanntschaft mit gewissen Substanzen schon in sehr früher Zeit er»
langt gewesen seien, lange vorher , als man dies sonst gewöhnlich
annimmt '^^). Ich bekenne, dass aus dem mir von dem Inhalte
dieser Schriften bekannt Gewordenen mir viel weniger Beweise
für positives chemisches Wissen der Verfasser derselben erwach-
sen sind, als zu vermuthen stand; Einzelnes ergiebt sich mit grösse-
rer oder geringerer Wahrscheinlichkeit immerhin, aber recht we-
^ Vgl. über den Inhalt dieser Schriften im Allgemeinen auch das oben
8. 103 ff. Bemerkte.
^^) Namentlich hat dies Borrichius gethan, stultns Aegyptiomm admi-
rator, wie er, etwas hart, von Lob eck (Aglaophamus, sive de theologiae
myeticae Graecorum cansis libri III [Regimontii Prussomm 1829], T. II, p.
911) genannt worden ist. Vgl. S. 95.
^^^) Ich bedaure, in dieser Beziehung namentlich mit Höfer mich viel-
fach in Widerspruch zu finden. So z. B. bezüglich einer Kenntniss der Gase
zu Zosimos' Zeit, wie sie Hof er annehmen zu dürfen glaubt (vgl. oben S.
202, Anmerk. 173), und speciell der des Sauerstoffgases (vgl. oben S. 190,
Anmerk. 180). Die Kenntniss des letzteren Gases in so früher Zeit glaubt
Hof er auch sonst wiederzufinden. Er bespricht z. B. den Inhalt des in den
Pariser Handschriften 2249 und 2260 enthaltenen Aufsatzes ne^l Xsvxtb<TS<os (vgl.
oben S. 282) in folgender Weise (Histoire de la chimie , 2. ed. , T. I [Paris
186G], p. 297): „Sur la dealbation {negl XsvxtüaBtjg) , par un anonyme. —
Qu'est-ce que la dealbation ou leucosis, dont parlent si souvent les alchimi-
stes? L'auteur anonyme Pexplique. „C'est, dit-il, une Operation capitale
(xegAcXMoy); apres la dealbation, le parfait mystere (ro tiXetoy fivatiqQtoy) de-
vient jaune (lar^o^rra). La dealbation 9st une combustion, et la combustion
est une resurrection par le feu .... Quand tu feras de la rouille ou da
cinabre {sl dt Itoasig 1} xtpnßagCoB^g) , tu seras heureux, 6 Dioscurel* — Le
mot cinabre, qui signifie ici evidemment Poxyde rouge de mercure, trahit le
secret. Cot oxyde etant chauffe revient a l'etat de mercure blanc metallique.
£t quand on chauffe celai-ci, qui s'appelle le parfaii myst^e, il devient jaune
342 Zur Kenntniss der iSammlungen
nig; indessen kann man den Qrund dafiir allerdings in der uns
et rouge. La dealbation est donc la revi^ification du mercure par l'action de
la chalenr >iir l'oxyde rouge. Los alchimistes n'ignoraient pas quo, pendant
cette Operation, il se degage un esprit {nyetfia)y qui est, comme nous savons
aujourdliui, Toxygene. Alles dies schwebt doch, gelind ausgedrückt, ganz in
der Luft, und von Evidenz ist hier keine Rede; aber solche zuversichtliche
Behauptungen können Diejenigen, welche dem Gegenstande femer stehen,
stark täuschen. Die Erklärung des Wortes xtydßaq^g im allen alchemistischen
Lexicon (bei Bernard am S. 323 a. 0., p. 131 : xiyydßuqCq iazty ^ iy Xißtiat
itpovfiiyri ald^aXri^ also: x$yydßaQ$g ist in Kesseln gekochter Russ, d. i. Destil-
lations- oder Sublimationsproduct, vgl. S. 233 f., Anm. 40) berechtigt nicht zu
Höfer's Deutung desselben; dass XeCxioctg eine Verbrennung sei, ist mir (auch
nach Synesios, vgl. oben S. 155, Anmerk. 36) wahrscheinlicher, als dass die Ver-
brennung eine Auferstehung durch Feuer sei {iccy&toatg, aber nicht xrrDcr»^,
sei dyaCtaniqüHr&g y Wiederaufleben, heisst es in der eben erinnerten Stelle
bei Synesios, die mir dem Aufsatz, welchen Hof er bespricht, in Etwas zu
Grunde zu liegen scheint); und man mag noch so oft versucht sein, bei sol-
chen Aeusserungen der älteren Alchemisten an Oxydation und Reduction zu
denken (vgl. S. 142, Anmerk. 69; S. 155, Anmerk. 36), so darf man doch
nicht vergessen, wie unsicher jede solche Auffassung oder Deutung ist. —
Wenn ich oben sagte, dass ich mit Höfer in der Auslegung von Stellen der
älteren Alchemisten, in welchen Dieser eine mehr oder weniger bestimmte
Kenntniss später erst zum Gemeingut der Wissenschaft gewordener chemischer
Thatsachen sehen zu dürfen glaubt, in entschiedenem Widerspruche stehe, so
darf ich dies nicht ohne eingehendere Beweisführung. Ich fuge dem eben Gesag-
ten noch Folgendes, auch dem specielleren Gegenstande nach sich anschliessende
hinzu. Bei der Besprechung einer Schrift des Salmanas, welche gewöhnlich
als Methodus, qua perficitur globosa grando, aufgeführt wird, sagt Höfer (a.
a. 0., p. 299): Ce qui d^montre que le cinabre^ x&yäßaqtf n'etait pas seule-
ment le sulfure rouge, mais aussi l'oxyde rouge de mercure, c'est que, dans
le chapitre negl xtyaßdqetag, l'auteur dit de le preparer avec l'huile ou l'acide
du nitre. Das hier in Betracht kommende Wort ist wohl ynqiXatoy^ von wel-
chem Höfer (a. a. 0., p. 275) bei der Besprechung einer Schrift des Olym-
'piodoros sagt: Le ynQiXatoyy huile de nitre , dont parle Olympiodore,
ainsi que Zosime, est-ce une Solution de potasse, huileuse au toucher, ou est-
ce l'acide nitrique? Cest ce qu'il est difficile de determiner. N^anmoins
on pourrait, d*apres le passage suivant, admettre que le ynQiXtaoy est Vaeide
nitriquCj et que Pen connaissait le moyen, sans lequel la veritable chimie est
impossible, de dissoudre les metaux par les acides mineraux, et notamment
par l'eau forte ou acide nitrique. „Nous citerons, continue l'auteur, notre
magnesie, Pantimoine (t6 aUfifit), le sable, la pyrite, et tous les corps que
Ton dit etre solubles dans Phuile de nitre ou dans le volar (avTt^ t^9 ßoxdqi),
ou comme on voudra Pappeler.** S'adressant ensnite aux adeptes, il leur
dit: „S^chez maintenant, amis qui cultivez l'art de faire de Por, qu'il faut
preparer les sables (ilfd/Lt/iovg) convenablement et suivant les regles de Part;
sans ccla, Poeuvre n'arnvera jamais ä bonne fin. Les anciens donnent le
griechischer alchemistischer Aufsätze. 343
(oder doch mir) in allem Wesentlichen ganz unverständlichen No-
menclatur und Ausdrucksweise suchen.
Dom de sahles aux sepi metauxi parce qu'ils provicnnent de la terre, des
minerais, et qu'ils sont otiles. Tout le monde a ecrit sur ce sujet.^ Ich will
die Treue der Uebersetzung dieser Stelle nicht anzweifeln, wenn auch man-
ches nach meinem Wissen jener frülien Zeit nicht Entsprechende in ihr ge-
sagt sein soll (der griechische Text ist, so viel ich weiss, nicht veröffentlicht);
aber wenn wir für Einen hier gebrauchten Kunstausdruck die Bedeutung mit
einiger Wahrscheinlichkeit kennen, so ist dies für atifigjny und wenn das
axCfifjn auch hier Grauspiessglanzerz ist, so kann das Lösungsmittel desselben
nicht Salpetersäure gewesen sein. Wann die Mineralsauren bekannt wurden,
i^t 60 wichtig, dass man über die Bekanntschaft mit ihnen nicht so leichtfer-
tig urthcilen darf, wie dies Hof er hier bezuglich der Salpetersäure, wie er
es auch (a. a. 0., p. 276 u. 283) bezüglich der Salzsäure thut; dass ^c^il^f},
welches Wort man sonst als eine Brühe von Salzwasser und Essig bedeutend
angegeben findet, Vacide du sei marin bedeutet habe, entbehrt nicht nur je-
den BcwciECs sondern ist ganz unwahrscheinlich.
344 Aeltere Aufzahlungen
Aeltere Aufzählungen der alchemistischen
Autoritäten,
Die Zahl der Schriftsteller, von welchen sich Aufsätze in den
uns erhaltenen Sammlungen griechischer alchemistischer Schriften
befinden, ist eine sehr beträchtliche; und doch fehlen unter ihnen
mehrere Namen, welche in den älteren Aufzählungen der alche-
mistischen Autoritäten genannt sind. Es giebt nämlich solche
Aufzählungen aus der Zeit, wo diese Sammlungen offenbar noch
als Gegenstände von grösserer Wichtigkeit betrachtet wurden und
in Erweiterung begriffen waren. Ich habe solcher Aufzählungen
bereits im Vorhergehenden^) beiläufig erwähnt, aber es scheint
mir doch der Mühe werth, hier meine sie betrefienden Notizen
etwas vollständiger zusammenzustellen.
Eine solche Zusammenstellung war in der ältesten Form der
Sammlung nicht als ein besonderer Aufsatz enthalten, wie ich be-
reits oben S. 326 erinnert habe. Aber wohl hat etwas ihr eini-
germassen Entsprechendes eine schon in jener Sammlung enthal-
tene Schrift eines Ungenannten: entweder die vom heiligen Was-
ser der Weissmachung 2) oder die über Goldbereitung ^), welche ge-
wöhnlich unmittelbar hinter der ersteren folgt und wie es scheint
manchmal als ein Theil der ersteren betrachtet worden ist. Es
1) Z. B, S. 158 flf., Anmerk. 47 und 51.
2) Nr. 18 des niya^ (vgl. oben S. 262), Nr. 19 der Escurial-Handschrift J9
(vgl. oben S. 273).
8) Nr. 19 des n^ya^, Nr. 20 der Escurial-Handschrift B.
der alohemistischen Autoritäten. 845
liegen nämlich hier Widersprüche oder Verwechslungen vor, welche
etwas näher auf die Angaben Derjenigen einzugehen veranlassen,
die den Inhalt der Handschriften besprochen haben; ich werde
mich aber hier auf das einer Aufzählung der alchemistischen Au-
toritäten Entsprechende beschränken und das über die eben er-
wähnten Schriften des Ungenannten mir sonst bekannt Gewordene
bei der Besprechung des Letzteren später zusammenstellen.
Bei der Berichterstattung über den Inhalt der von ihm aus-
führlich beschriebenen Wiener Handschrift gab Lambeck^) Fol-
gendes an: Darin sei auch enthalten Philosophi cujusdam anepi-
graphi sive Anonymi liber de aqua divina d^lbationis et de reli-
quo chrysopoeiae artificio. Nee multo post sequitur novum Ca-
put, cujus titulus: Tov avzov av6niyQocg)Ov (piXoöotpov wxxa anoXov-
d-elav XQV^^^S B\L^alvov ro rrig ;|r(>v<To9ro(&(^ övvsnrvyiiivov övv
^sä. In principio aut-em hujus capitis exstat recensio praecipuo-
rum vetenim scriptorum chymicorum hls verbis : 'Exel ös negl tciv
tijg XQVöoxoitag avvBnzv^afied'a ^scoQrifiuvmv , ngoreQOv nsQl zciv
avrrlg dtaletifoiis^a zovg xoQvg>oUovg zlvag slvai g)a6xovzsg, xgmzog
zolvvv ^Egiiijg 6 ZQLöfiiyLözog Tcgogayogsvoiisvog, avaq>iQ6zat ngog-
evsyxaüfiivog zi^v ixmwfilav 8ia z6 xobtu zgstg zivag trjg dwa-
fLsmg ivegyslag zriv nagovöav notrjöiv yivo^ivriVy akka xal zäv I|i9
zavzfig xal zgstg dtsözciöag räv ovtiov ovölag avaxglvag, ov-
zog xgätog y6v6(i6Vog iSvyygaq>evg zov (isyiXov tovzov {ivözrigloVy
uxoXov^ov lß6%BV 'laniwtiv ag%ugia yevofiBvov zijg iv svayla zv^lag
xal zäv iv avrfj advzwv. fiBza tovto dri^oxgtzog tglzog dv6(pavrj
nsgißoYizog q)iX66o(pog i^ ^y^ßdrjgav iisVy zäv dh icgo avzov vxotprj-
zäv aya^Acaxog. ^£za zovzov Z&ötfiog zig nolvfia^iözarog inLq>7i'
fil^szar ovzoi oIxovjibvlxoI navBVtpYiiwi .(piX66ofpoi xal i^tiyrizal zov
nXdzcDvog xal 'AgiözoziXovg^ dialBXzixäv zb ^BcagriiiazcoVy 'OXvfi-
TCiodmgog xalUzitpavog^ oczivBg hi öXBilfdfiBvoc xal za ^sgl z^g xgv-
öonoitag ^Byaka vnoiivfi(iccva ftera (iBylözav iyxo^lov övvByi^dtavzOf
ntözmödfiBvoi zov ^vözrjglov zrjv noiriötv zovzov rifiBig ivzvxovzBg^
zag navöorpovg ßlßlovg ix JCBlgag xal tglßrig xazavo^öavzBg. Hoc
est, anonyme quodam, qui in eadem augustissima bibliotheca ma-
nuscriptus exstat, interprete: Dicamus etiam aliquid de chryso-
*) A. S. 294 a. 0., p. 397 8qq.
346 Aeltere Aufzählungen
poeiae corypbaeis. Primus est igiUir Hermes Trismegistus, qui
a triplici artis operatione graecum hoc Ter-Maximi nomen accepit.-
Hie Omnibus aliis aniiquior est tanti mysterii scriptor. Hujus
vestigia secutus est Joannes Archisacerdos , qui versabatur in
Hagia Urbe et adytis ejusdem loci arcanis. Post hunc Demo-
critus prodiit, tertius hujus artis magister, philosophiae nomine
celebris; ac licet Abderitanus origine, omnium tarnen seien tiae
hujus interpretum praestantissimus. Istum subsecutus est Zosi-
mus, qui et ipse, ut multarum omnino disciplinarum peritissimus,
nomen vulgo maximum habet. Et isti sunt Oecumenici sive uni-
versales Philosophi, hoc est, per totum facile orbem nominatissimi,
ac quidam velut enarratores lucubrationum hac de arte scripta-
rum a Piatone et Aristotele. Sed et horum dissertationes seu
speculationes exposuerunt Olympiodorus ac Stephanus: qui et
ipsi disciplinae hujus arcana speculati, ingentes common tarios de
cbrysopoeia, non sine maximarum laudum praemio condiderunt,
operandi hanc methodum mysteriis plenam , eruditione sua coufir-
mantes. Horum nos sapientissima scripta quandoquidem legimue,
unaque per experientiam et usum artis familiariter trivimus, ipsam-
que rerum hujusmodi vim atque conceptum penetravimus . —
Auch nach Grüner^), welcher fast vollständig diese Stelle im
griechischen Texte mittheilt, steht dieselbe in der Schrift des Un-
genannten xarä axoXov^Blav XQYjösfDg". — Derselben Schrift über
Goldbereitung entnahm endlich auch Höfer^) das Folgende: Dans
le discours d'un philosophe anonyme chr^tien , Sur Vwrt de faire
de Vor (Par. M.S. 2249), on trouve aussi une liste des adeptes.
„Parmi les coryph^s de la science nous nommerons, dit Tauteur,
en premi&re ligne Herm^, le trois fois tr^grand , ainsi d&ign^ k
cause des trois puissances de Toeuvre; c'est le premier ^rivain
du grand myst^re {nqätog övyYqatpevg tov fisydXov (ivötriQiov)>
Apr^ celui-lä vient Jean l'archipr^tre, Ddmocrite, le fameux (na-
Qtßorixog) philosophe d'Abdfere, un certain Zosime, tr^instruit (Zcj-
Cv^og ug Tcolviiad-iötccvog). Ce sont lä les philosophes ecumeniqties
^) leidis, Christiani et Pappi pbiloBophi jusjarandum chemicum [Jenae
1807], p. 24 sq.
«) Hißtoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 255.
der alchemistischen Autoritäten. 347
(ot olxovusvtKoi (pU66oq)oi). Puis viennent les exegetes (commen-
tateurs) de Piaion et d'Aristote, Olympiodore et St^phanus."
Im Wesentlichen dasselbe, aber als der ersteren der beiden
S. 344 genannten Schriften des Ungenannten entnommen, tbeilte
Borrichius mit. Zunächst in seiner Schrift: Hermetis, Aegyp-
tiorum et chemicorum sapientia '), wo er bespricht, dass nach
Synesios namentlich Zosimos berühmt geworden sei, und um
der Zahl seiner Schriften und um seiner Geschicklichkeit willen
den Namen des Grossen und den eines öcumenischen Philosophen
erhalten habe: Ad rem ^AvtniyQatpo^ tpiXoöotpog sXXriv de ratione
dealband. aqu. divin. „Dicemus et quiddam'^ inquit, ut graeca
latine reddantur, „de XQVöoTCouag coryphaeis. Primus eorum est
Trismegistus, a triplici artis operatione ita Graecis cognominatus.
Hie Omnibus antiquior est, tanti mysterii scriptor. Hujus vestigia
secutus Joannes, summus in urbe sancta sacerdos. Post eum pro-
diit Democritus, artis hujus magister, philosophiae nomine cele-
bris, et licet Abderitanus origine, omnium tamen hujus artis inter-
pretum praestantissimus. Tandem illuxit orbi Zosimus, qui et
ipse ut plurimarum rerum peritissimus nomen vulgo magni obti-
nuit. Et hi sunt oecumenici sive universales philosophi. Herum
dissertationes exposuere Olympiodorus et Stephanus, qui et ipsi
commentarios de hac arte reliquerunt." Fast wörtlich hiermit
übereinstimmend ist, was des Borrichius Conspectus scriptorum
chemicorum celebriorum ®) da enthält, wo die Besprechung der auf
Democrit folgenden alchemistischen Autoritäten eingeleitet wird:
Ex magnis artis hujus antistitibus sequitur Democritum, licet longo
admodum intervallo Zosimus Panopolites, de quo legi meretur
Anepigraphus, vetus scriptor graecus, libro de ratione dealbandae
aquae divinae: „Dicemus et quiddam'S inquit, „de artis sacrae
coryphaeis---", wo nun fast ganz genau das soeben Angegebene als
der genannten Schrift entnommen mitgetheilt wird. Dass in die-
ser Schrift, vom heiligen Wasser der Weissmachung, die Auskunft
über die älteren alchemistischen Autoritäten oder Schriftsteller
enthalten sei, findet man später noch öfter angegeben So sagt
') [Hafniae 1674], p. 78.
B) Id Mangeti Bibliotbeca chemica curiosa, T. I, p. 39.
348 Aeltere Aufzählungen
Schmieder^) von dem Buche mit dem Titel ^^negl ^blov vöatog
t^g kevxaiSecag , vom göttlichen Wasser der Weissmachung : „Es
ist minder durch seinen Bealinhalt, als durch die historische Ein-
leitung wichtig geworden, in welcher der Verfasser eine üeber-
sicht von den damals bekannten Schriften und Koryphäen der
Alchemie giebi Als Urheber und Begründer derselben nennt er
den Hermes Trismegistos, einen Oberpriester Johannes, den
Demokritos und Zosimos. Diesen fögt er ihre Commentatoren bei,
namentlich den Synesios^^), Olympiodoros und Stephanos/'
Aber eine vollständigere Liste der alchemistischen Autoritä-
ten ist, als ein besonderer Aufsatz, in mehreren Sammlungen ent-
halten, wohl erst nach der ersten Zusammenstellung alchemisti-
scher Abbandlungen zu einer Sammlung in sie gekommen. Sie
beabsichtigt ausdrücklich, die Namen dieser Autoritäten kennen
zu lehren; „Wisse, o Freund, auch die Namen der Künstler" beginnt
sie. Von ihr gab meines Wissens zuerst Reinesius Kunde, des-
sen Variae lectiones^^) bei der Besprechung unrichtiger Ueber-
setzungen auch erörtern, dass bei Photios der Olympiodoros
als noirit'qg bezeichnet und in der Uebersetzimg dies als poeta
wiedergegeben worden sei: Tloirixrig alia significatione, non in vul-
gus nota ea fiiit. Adpellabantur xoLfjtaly qui sacram et magnam ar-
tem, xri(iBvrcxiiVy et X£qI XQVöoxouag profiterentur---. Dann, nach
Erwähnung, dass Schriften Solcher auf der Pariser Bibliothek seien
und dass ein Herzog von Sachsen- Altenburg von einer Augsbmrger
Handschrift eine Abschrift habe machen lassen (vgl. oben S. 299),
sagt er in Beziehung auf letztere, von ihm eingesehene: Coronis
isti volumini talis est, a reliquis quae praecessere omnibus sepa-
ratim exarata: nv(o6xs^ c5 g)W«, xaJ ra ovo^ata täv noLritav,
und nun giebt er ein ziemliches Stück von der hierauf folgenden
Liste >*). Was Reinesius aus der AUenburger o. Gothaer Hand-
9) GeBchiohte der Alchemie [Halle 1832], S. 75.
^^) Ich habe bereits oben S. 160, Anmerk. 51 erinuert, dass die Angabe,
Synesios sei hier mitgenannt, unrichtig ist.
") [Altenburgi 1640], p. 154 sq.
^^) Bis zu Ostanes inclns. Vor Jlkiittoy hat er noch ^Aqxh^ dann 6 fxiyaq
auf Zosimos bezogen (ich verkenne hier und wo ich im Folgenden an solche
der alchemistischen Autoritäten. 849
Schrift mitgetheilt hatte, wurde dann manchmal wiedergegeben^*);
vollständiger ist die betreffende Stelle aus dieser Handschrift
durch Grüner^*) veröffentlicht worden, vollständig durch Ja-
cobs ^^), nach welchem Letzteren sie folgendermassen lautet: fl-
vcaöxs CO g)iX6 Tcai ra ovoiiata täv noiritäv. nxdtfov, 'AQtöxotiXrig.
'EQiiiijg, ^lauwrig [sQSvg. drmkoxQvxog. Zdöifiog, 6 fisyctg 'Okvfi'
niodcoQog. Uzitpavog 6 g>tX66o(pog, £oq>aQ 6 iv TlBgöLöi, Svvi-
öLog. dioöxoQog 6 Ugsvg tov (isyalov UsQuxtdog tov iv 'Ake^av-
ÖQsla. 'O 'OötivTig an' Alyvmov. ^H MaqLa xal ij KkBonaxqa ri
yvvij Iltoksiiaiov tov ßaöikicDg. IIoQfpvQiog xal Envßvxiog. TlBka-
ycog. 'Ayad'odalfLcav. ^Hgocxkacog 6 ßaöckevg. BeotpgaöTog. 'Aqx^'
kaog. KkavStavog. Sti^yiog i«), Ovtol elötv ot xavBvq>7i(ioc xal ol-
xov\LBvixol diödöxakoc xal vioi i^i^yrpual rov Ilkdxavog xaX 'Aqcözo-
Tskovg, AI de xägai iv alg tskstrac t6 ^siov tgyov Toiko' Alyv-
mog. &Qcix7i. 'Ake^avöglg. KvnQog^ xal Big ro Ieqov tr^g Mi(i(psaig,
Aus einer Pariser Handschrift war dieselbe Au&ählung alche-
mistischer Autoritäten und der Localitäten, wo die Alchemie be-
trieben werde, schon vor Jacobs vollständig veröffentlicht wor-
den: durch Du Gange, welcher in seinem Glossarium zu den jün-
geren griechischen Schriftstellern i') gleichfalls anlässlich des Wor-
tes noirirrig aus einer bei ihm als cod. 618 bezeichneten Pariser
Handschrift diesen Aufsatz rivcnöxs m (pikB — ' mitgetheilt hatte,
welche Mittheilung dann Fabricius") reproducirte. Sie weicht
nicht so von der durch Jacobs gegebenen und soeben hier auf-
genommenen ab, dasis ich auch sie hierher zu setzen brauchte^*).
Venchiedenbeit zo erinnern habe, nicht, dasB dieselbe mehr auf Verschieden-
heit der Auffassung des die Handschrift Lesenden als auf Verschiedenheit
des Textes selbst beruhen mag); JtöaxoQo^ ist bei ihm nicht genannt.
^^) So von Lambeck a. S. 294 a. 0., p. 415 sq.
^f) Isidis, Ghristiani et Pappi philosophi jusjorandum chemicam [Jenae
1807], p. 25 sq., von nXuttoy bis x(kI ^jiQunotiXovg, fast genau übereinstimmend
mit Jacobs' Angabe; ZuHr&fio^ 6 fAiya^ wird bei ihm genannt.
1») A. S. 300 a. 0., p. 218 sq.
^^) Soll ohne Zweifel Sigytog heissen, wie auch Grüner hat.
^7) Glossarium ad soriptores mediae et infimae graecitatis, T. I [Lugdnni
1688], p. 1192.
1^) Bibliotheca graeca, Vol. XII [Hamburg! 1724], p. 775 sq. (mit einzel-
nen hässlichen Druckfehlem: nki^tay för nXätay^ *EXig>ayoi f&r 2tig>ayogvL,ti.).
^") Der Anfang der Liste ist auch bei Du Gange: '^^/iif. MlXätmy. Je-
350 Aeltere Aufzählungen
Aas der jetzt als Nr. 2250 bezeichneten Handschrift der Pariser
Bibliothek ist eine njit der von Du Gange gegebenen Aufzählung
zwar im Wesentlichen, aber nicht in allen Einzelheiten '^) überein-
stimmende Liste der Namen der chemischen Autoritäten in dem Ma-
nuscripten-Kataloge jener Bibliothek**) schon vor längerer Zeit in
lateinischer Uebersetzung veröffentlicht worden: in dieser Hand-
schrift seien auch enthalten Nomina auctorum artis sacrae; sunt
autem illi Plato, Aristoteles, Mercurius, Joannes pontifex r^^ iv
Evaysia rrj %slay Democritus, Zosiraus, Olympiodorus magnus,
Stephanus philosophus, Sophar Per^a, Synesius, Dioscorus, sacer-
dos magni Serapidis Alexandriae, Hostanes Aegyptius, Comarius
Aegyptius, Maria, Cleopatra, Porphyrius, Pebechius, Pelagius, Aga-
thodaemon, Heraclius imperator, Theophrastus, Archelaus, Petasius,
Claudianus, Petosiris, Sergius, Memnon philosophus. Addit auctor,
divinam illam artem in Aegypto, Thracia, Cypro, in urbe Alexan-
dria et templo Memphitico potissimum excoli. Aus derselben Pa-
riser Handschrift Nr. 2250 hat diese Aufzählung in der neueren
Zeit Hof er 22) in französischer Uebersetzung mitgetheilt, wieder-
um in einzelnen Punkten von der eben aufgenommenen lateini-
schen Uebersetzung abweichend ^3), mit der Angabe, dass die Ueber-
schrift des Aufsatzes in dieser Handschrift sei: nsgl täv noiriTciv
bann 68 ist hier aufgefahrt als ^Itoäyyfjg Uqsvs tijg axBvaaCaq tf}g &eiag, Zo)-
ctfiog 6 fiiyaq heilst es auch hier, nicht 6 fi^yttg *OXvfi7it6d(OQog. Svyiatog ist
nicht genannt. Hinter ^Oatdyijg aii* Alyimtov ist hier noch genannt xal 6
KofAuQ&og oLTi* Alyvniov, Nach ^jQx^Xaog ist hier auch noch netda&og genannt,
zwischen KXctvdtayög und JSiQytog auch noch dyenCyqagjog ^iX6aoq>ogj Miyog
6 g>tX6aoq)og und Uäyaev^tg, Anderer unerheblicherer Varianten {9^x&g für
SQttXfj, ^AXe^ayd^Bta für ^JXe^ay^gfg u. a.) nicht zu gedenken.
^^) In dieser lateinischen Uebersetzung ist Olympiodoros mit dem Prä-
dicate magnus aufgeführt, Synesios genannt, viyenfyQi(q)og (ptXöao^og nicht
erwähnt.
21) Catalogus codicum manuscriptorum bibliothecae regiae, T. II [Parisiis
1740], p. 470. Den Inhalt des hier Stehenden gab dann auch L engl et du
Fresnoy in seiner Histoire de la philosophie hermetique [k la Haye, 1742],
T. III, p. 10 8.
22) Histoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 255.
23) Für die bei Hof er wiederkehrende Bezeichnung: PinitiS de l'^gypte
haben die oben vorher angeführten Mittheilungen Nichts Entsprechendes;
auch Nichts für seine Angabe, dass in dieser Aufzahlung un grand nombre
d'anonymes erwähnt seL
der alchemistiBchen Autoritäten. 351
rtxvtfig Ttjg rixvi^g] nach ihm ist der Inhalt desselben: „Voici les
noms des adeptes: Piaton, Aristote, Hermes, Jean larchipretre
dans la divine Evagie, D^moerite, Zosime, le grand Olympiodore,
St^phanus le philosophe, Sophar le Perse, Syndsius, Dioscorus, le
pretre du grand SA^pis k Alexandrie, Ostane, Tiniti^ de l'Egypte,
Comarius, c^galement initi^ de l'figypte, Marie, Cleopätre, Por-
phyre, Pdbechius, P^lage, Agathoddmon , Tempereur H^raclius,
Th^ophraste, Arch^laüs, P^tasius, Claudien, Panseris, Sergius, Mem-
non le philosophe, et nn grand nombre d'anonymes. Ce sont Ik
les maitres les plus c^l&bres et les plus rdpandus, les commentateurs
nouveaux de Piaton et d' Aristote (of vioi ifiyyiyral tov IHaravog
otal '^QtötotiXovg). Les pays et les lieux dans lesquels on cultive
l'oeuvre divin (ro ^elov Sqyov) aont: l'figypte, la Thraee, l'tle de
Chypre, Alexandrie, et le temple de Memphis (ro Isqov zrjg Mifi-
q>s(ogy*
Diese Aufzählung der alchemistischen Autoritäten findet sich
noch in mehreren anderen Handschriften. So in einer Handschrift,
welche Leo Allatius als eine der Bibliotheca Vaticana oder als
eine ihm persönlich gehörige studirt hatte, wie ich aus einer An-
gabe des Labb^^*) entnehme; wohl derselben Handschrift, welche
neben Leo Allatius eingesehen zu haben Borrichius^^) ver-
sichert, unter Mittheilung des grösseren Theiles jener Aufzählung.
^) In seiner Nova bibliotheca manuscriptoram libromm [Parisiis 1653],
p. 129 sagt Labbe, nach vorgängiger Erwähnung des Leo Allatius und
des Vorhabens Desselben, die griechischen Alchemisten herauszugeben (ich
setze die Stelle ganz hierher, weil sie die früheste vollständige Angabe dieses
Namensverzeichnisses enthält): Idem quoque vir clarissimus codicem mss.
poEsidet, in quo varii recepsentur ejusdem chyroicae, sivo artis, sive potius
mataeotechniae scriptoies; oyofiaia i&y noirii&v tf^g ti^ytii, nXütioy, ^A^iaro-
tiXijgy '^EQfjifjg^ ^Itaüyyrjg IsQevg, Jij/LioxQ&Tog, Ztba&fiog 6 fiiyag, "OXv/nntödojQog,
£xiq>ayoq 6 <p&X6aog)og, JSo^uq 6 iy llsqaCdt^ £vyiairogy JtöaxovQog 6 Ugevg to^
fdsyuAov SaQdnidog iy ^AXe^ayd^eitf, ^Octüyeg dn^ Myvntov, f} Maqlay UeXüytogj
lIoQ^i^Q&og, ^Entßöxtog, KXeonat^a ij yvyr] UtoXefnatov Toö ßaatXitog, ^Ayad-odai-
fiCDy, *HQäxXetog 6 ßaatXevg^ Se6q>Qa<nogj !^^;|f/Aao;, KXavdtayog, Siqytog,
^) De ortu et progressu chemiae dissertatio [Hafniae 1668], p. 97. Er
bespricht hier das Vorkommen alchemistischer Manuscripte auf verschiedenen
Bibliotheken (vgl. oben S. 246); darin seien von ihm eingesehen und durch-
gegangen die als von Plato, Aristoteles, Hermes und Demokritos
herrührend angegebenen Schriften, ventilati quoque ZoHTtfiog 6 fiiyag
£iQytog (ganz dem in der vorhergehenden Anmerkung Gegebenen entspre-
862 Aeltere Aufzählungen
So wahrscheinlich auch in einer oder in mehreren der Handschrif-
ten, welche schon gegen die Mitte des 17ten Jahrhunderts sich
zu München befanden (vgL oben S. 303 f.), wie aus dem von Wag-
nereck über sie Ausgesagten^®) hervorgeht. So in der jetzt noch
in München befindlichen*^) und auch in der Florentiner**) Hand-
schrift. Sie ist wohl auch noch in anderen Pariser Handschriften,
als in der S. 350 f. in Beziehung auf sie besprochenen Nr. 2250,
enthalten*^), vielleicht auch noch in den Handschriften anderer
Bibliotheken ; aber mit Gewissheit lässt sich , aus einem sogleich
anzugebenden Grunde, nach dem über den Inhalt dieser Hand-
schriften mir bekannt Gewordenen hierüber nicht urtheilen.
Was diese jetzt in Besprechung stehende Aufzählung alche-
mistischer Autoritäten betrifil, so scheint es mir — auch abge-
sehen davon, dass sie als besonderer Aufsatz in der ältesten Form
der Sammlung nicht enthalten war — kaum zweifelhaft, dass sie
ein relativ späteres Product eines der alchemistischen Litteratur
einigermassen kundigen Mannes war, welches er auf Grund des
(S. 344 ff.) erstbesprochenen litterarhistorischen Excurses des Unge-
chend, nur dass t) MaqCa tijg ^Eßqala genannt wird), quorum alioB juxta me-
cum agnoyit eruditissimos Leo AÜatiuB u. 8. w., wie bereits oben S. 248 an-
gegeben wurde.
^^) Ich habe seinen Brief an Barvoet oben S. 304 mitgetheilt; vergleicht
man die Liste der Schriftsteller, welche hiemach in den Münchener Hand-
schriften enthalten sein sollten, mit dem jetzt uns beschäftigenden Namens-
▼erzeichniss, so kann es wohl kaum zweifelhaft sein, dass Wagnereck das
letztere abgeschrieben hat; der Michael Psellos ist dann allerdings von
ihm selbststandig hinzugefügt.
^7) In Hardt's S. 805 angef. KaUlog, T.II, p. 29. Mit der Ueberschrift:
rivotaxe, J> ^iXe, xal tu 6v6fiata t(by notJjt&y, dem Anfang: JTAdroiv, 'AQtaro-
UXrig, 'E^fAfjg - - -, dem Schlüsse: xal elg to legoy tijg Mi(Agmiag.
^8) In Bandin i 's S. 263 angef. Katalog, T. III, p. 354; es wird angege-
ben, die Ueberschrift sei: r^ytoaxe, ^ 9>^y t« oyöfAuta x&y noii^t&y, und der
Inhalt stimme mit dem von Fabricius (vgl.Anmerk. 18) angegebenen über-
ein; dem Zusammenhange nach, in welchem die ganze Angabe gemacht wird,
sollte man glauben, diese Aufzählung der alchemistischen Autoritäten stehe
in der Florentiner Handschrift als ein einzelnes Capitel der Schrift ^lukiyyov
dQx*^Qi<»^S nsQi vijg d'eüxg ti^y^g*
^) In der Pariser Handschrift 2327 (Nr. 23, vgl. oben 8. 287) und 2329
(Nr. 24, vgl. oben S. 290) sollen auctorum, qui de rebus chimicis scripserunt,
nomin a genannt sein. Die von Fabricius benutzte Abschrift einer Pariser
Handschrift (vgl. oben S. 277 ff.) enthielt eine solche Aufzählung nicht.
der alohemiBtischen Autoritäten. 353
nannten verfasste und durch so viele Namen, wie ihm nur immer
als zu alohemistischen Schriften in Beziehung stehend bekannt
waren, bereicherte. Auf das Erstere weist das hin, wie auch in
dieser Au&ählung einige alchemistische Autoritäten als navBVfp^yioi
xal olxovfiBvixol prädicirt und als i^tiyrital xov Tlkdrovog nul jigi-
ötorikovg genannt werden; auf das Letztere, wie in dieser Auf-
zählung Personen aufgeführt werden, welche uns nicht als Verfasser
alchemistischer Schriften, wohl aber als Solche an welche alchemi-
stische Schriften gerichtet worden waren, bekannt sind. Dahin
gehört z. B. Dioskoros, an welchen Synesios seinen Commen-
tar zu des Demokritos Schrift richtete; dahin Sergios, an wel-
chen der Philosophus Christianus seine Schrift nsgl tov ^slov
vdatog richtete. Als dahin gehörig könnte man auchPetasios
betrachten, einen Herrscher (?), an welchen Ostanes ein Send-
schreiben über die heilige Kunst und Olympiodoros seinen Com-
mentar zu einer Schrift des Zosimos richtete; es liegen jedoch
Angaben vor, nach welchen Derselbe auf dem Gebiete der Alche-
mie selbst schriftstellerisch thätig gewesen zu sein scheint ><>).
Aehnliches findet sich auch in anderen solchen Au&ahlungen
wieder, denn es giebt deren mehrere, welche nicht nur in Einzeln-
heiten so wie die verschiedenen Lesarten der eben besprochenen
Aufzählung'^) verschieden sind, sondern ihrer ganzen Anlage nach,
und dies ist der Grund, wesshalb eine allgemeine Inhaltsangabe
eines hier in Betracht kpmmenden Aufsatzes'^) nicht beurtheilen
80) Höfer (HiBtoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 274) giebt
an, bei Olympiodoros werde eine Abhandlung des Petasios ne^l tfjg xa-
raQx^g tod (gyov citirt; ferner (a. e. a. 0., p. 289), in der Schrift Toi> X^t-
atiayoi> negl evata&eiag toD ;^^v(rot) stütze sich der Verfasser auf die Autori-
tät des Petasios; endlich (a. e. a. 0., p. 300), Salmanas oitire den Peta-
sios, welcher letztere Ji^fAoxQitsta inofiyi^fAaTa herausgegeben habe.
3^) So z. B. ist die Ueberschrift dieser Aufzählung in der Pariser Hand-
schrift 2250 eine andere {JIs^l t&y notrjx&y ravtrig i/yc ti/yfig), als in anderen
dieselbe enthaltenden Handschriften (riytacxe, ^ ^£IU, xai tä dydfjuaa t&y
notijT&y). So scheint in der von Du Gange benutzten Pariser Handschrift
Synesios nicht mit aufgeführt zu sein, welcher in anderen Handschriften
genannt wird. So ist in der Altenburger o. Gothaer Handschrift Komarios
nicht genannt, welchen andere Handschriften haben.
82) Wie in Anmerk. 29 auf S. 352.
Kopp, Boitr. I. Oetoh. d. Chem. 23
354 Aeltere Aafzählangen
lässt, welche Namenliste alchemistischer Autoritäten in ihm ent-
halten sei. — In der ältesten mir. bekannten Handschrift (aber
nicht der ältesten Form der Sammlung): in der aus dem Uten
oder 12ten Jahrhundert stammenden Venetianer Handschrift ist,
unter der Ueberschrift: 'Ovonata xmv q)iko66g>mv zijg ^elag intövi^-
^rig xal tix^rigy eine Au&ählung enthalten, welche Bernard*«)
nach d'Orville's Abschrift veröffentlicht hat: Mciörig, ^rmoxQi-
zog, ZvviöLog^ JlavöriQtg, Tlißlxiog^ SsvoxQatrigy '^(pQtxavog^ Aov-
xag, Jioyivrig y^Innaöog, I^tiq>avogy Xlfirig, XQiörtavogy Magluy Üb-
taöiogy^EQfLtjgy ©eoöißeiay'Aya^oöulfiaVy öfdytAoff, 'HöldcoQog ({.
'löldGiQog)y &aX^gy'HQdxk6itogy ZciöLfiog^ OiXaQBZog/lovliavriy Z^bq-
ytog. — Diese Zusammenstellung ist eine weniger häufig vorkom-
mende; es ist mir jetzt nur noch die Leydener Handschrift als
eine bekannt, welche sie, wahrscheinlich**), enthält Diese Auf-
zählung hat viele Namen, welche auch in der vorher besprochenen
stehen; unter ihnen manche (wie Petasios und Sergios), für
welche vorhin bemerkt wurde, dass sie zu der alchemistischen
Litteratur mehr in so fern in Beziehung zu stehen scheinen, als
an sie alchemistische Schriften gerichtet wurden, und ein oder
der andere Name scheint mir auf ganz gleichen Grund hin in die
jetzt uns beschäftigende Zusammenstellung gekommen zu sein (der
der Theosebia z. B. nur auf Grund davon, dass Zosimos an sie
Schriften richtete, wie oben S. 163 und 185 f besprochen wurde).
Aber die letztere Zusammenstellung enthält ausserdem eine grosse
Zahl von Namen, für welche ich überhaupt nicht weiss, auf wel-
chen Grund hin sie hier genannt werden ; ich komme auf sie
gleich nachher zurück.
Die hier besprochenen Zusammenstellungen der Namen alchemi-
stischer Autoritäten sind nicht die einzigen, welche sich in denEUind-
Schriften finden. Als eine solche kann man betrachten, was in
8S) Am S. 258 aDgef. 0., p. 117. Der Anfsatz ist in der oben S. 259
gegebenen Uebersicht des Inhaltes der Venetianer Handschrift Nr. 4.
^) Sofern sich ein Aufsatz mit ganz derselben Ueberschrift in ihr findet
(Nr. 23 der S. 811 f. gegebenen Inhiütsübersicht). Eine Andeutung des Vor-
kommens in einem Aufsatz der Altenburger o. Gotbaer Handschrift vgl S.
42, Anmerk. 11.
der alchemistiflchen Aatoritäten* 855
des Olympiodoros Commentar zu einer Schrift des Zosimos,
anscheinend der letzteren entnommen, darüber mitgetheilt wird«^):
in Aegypten sei es verboten gewesen, Schriften über Alchemie zu
verbreiten, und dem Democrit und anderen Aelteren habe man
mit Unrecht Vorwürfe gemacht, dass sie nicht alle Kunstgriffe be-
schrieben haben; nur den Juden sei es zustehend gewesen, dies
heimlich zu thun, darüber zu schreiben und es zu verbreiten; da
finde man nun den Theophilos, den Sohn des Theogenes, wel-
cher niedergeschrieben habe hierauf Bezügliches, und die Schrift
der Maria über Oefen, und andere Juden, Synesios schreibe
aber an den Dioskoros über gewisse Gegenstände der Alchemie >^.
Olympiodoros scheint sonst noch auf frühere alchemistische
Schriftsteller Bezug zu nehmen«^); ich kenne für die betreffenden
Stellen seines Commentars zum Zosimos nicht den griechischen
Text. — Als zu Olympiodoros' Schrift vielleicht gehörig ist
auch betrachtet worden eine von Bandini'^) aus der Florentiner
^) Vgl. S. 90 ff. o. S. 185, Anmerk. 108.
s^ Fabricius (Bibliotheca graeca, Vol. XII, p. 765) theilt ans der von
ihm benutzten Abschrift einer Pariser Handschrift Folgendes mit: Nöfiog yä(f
ijy AlyvnxCotg^ f^V^^ tyyqdtptag a^xd ttya ix&t&öyat, Ttyig o^y fxifjiqioyta^ Jfi»
fAÖXQttoy xai Tov; a^;|fa/oo(, &g fiij ^yfjfioye^aayras tovtaty t&y &vo tixytay^
dXkä fÄÖytoy t&y Xsyofiiytay x^fittay /udtriy dt artoüg füfAipoytat, — M&-
yoig de *Jovdaio&g i^oy ^y Xd&Qa tadta notsTy xal yqdgm^y xal ixd§d6yar dfii'
XBt yoUy BiiqCcxofA6y Se6q>tXoy to(^ Beoyiyovg^ yQdipayxa SXa xä xfjg j^etqoyqu'
(p(ag BvxvxBlttj xal MaqCag xrjy XttfAtyoyQaq>iayy xal äi^ovg ^lovdaCovg^ xai JSvyi-
aiog TiQog Jioaxoqoy yQügxay ... Höfer (Histoire de la chimie« 2. ^d., T. I,
p. 583; vgl. S. 185, Anmerk. 108) hat die Stelle aas der Pariser Handschrift
2250, mit theilweise wesentlichen Varianten, wie folgt: Nöfiog yä^ ijy AI-
yvnx(o^g jurj PyyQdg)ovg ai^zä ixdtdöyat • xtyig dt fAifjupoyxat JrjfioxQnoy xal xoitg
a^/ct/ov;, wg fiij /nyrifioysvaayxag xovxaty z&y xs^v^y, ^g dti, dXXa fjioyoy x&y
Xeyof44yfoy, xvgifay xal xtfiitoy fidxrfy di aixovg fjUfiqxtyxat, Möyotg
dt xoTg ^lovdalotg i^fjy avxä Xad-^a notely xal yqdtpt^y xal ixd&döyat' d$o xal
shqCaxofABy xoy BeögiiXoy xby Ssayiyovg, yQdtf^ayxa ndyxa xä xt^g x^^Qoyqag>Cag
XQVffOQi&X*'* x«i Maqlag xi\y xa/jityayQag)£ay , xal äXXovg*lovda(ovg- xal 6 Svyi-
atog di nqbg xoy J^daxoqoy yqdgm^ neql xfjg idQUQy^QOV xal ysq>iXrig alxlag.
«T) Höfer berichtet (a. e. a. 0., p. 274): II (Olympiodore) cite D6mo-
crite, Anaximandre, Zosime, qu'il appelle la couronne des philosophes {xo tni-
giog x&y q>tXoc6g)my)y Anaximene, Agathod^mon, Hermes (Traiti 8ur la vü'
peur, n€Ql xoü xanyov), Pelage, Th6ophile, Marie la jmve, Syn^ius, Dioscoms,
Petasius (tisqI xfjg xaxa^x^i^ ^<*^ ^^oti).
8ö) A. 8. 263' a. 0., T. IH, p. 362.
23*
356 Aeltere Aufzählungen
Handschrift mitgetheilie Zusamnieustellung. In dieser Handschrift
stehen 3») nach jener oft vorkommenden Schrift des Olympiodo-
ros zwei kleinere Aufsätze: der eine überschrieben 'O kl^og rifg
g)iko6o(plccgy der andere IIsqI tov Xl^ov x&v (pikoöotpov ; zu beiden
bemerkte Bandini: Haec omnia fortasse ad euradem Olympio-
dori tractatum pertinent. Dieser letztere Aufsatz beginnt nun mit
einer Aufzählung alchemistischer Autoritäten : 'O nBQißorjvog q>tk6'
<^(pog i^ '^ßdriQioVy xal Zdöiiiogy Tcal 'icoavvtig agxtsQBvgy 'Egfirjg 6
Tgi^lidyLövog, otal jdruLonQixogy ^OkvunioÖogogy xal I^tstpavog iv tfi
tilg %Qv6onoitag na^atveösi tov fiohßöoxockxov invötayciyYiöav xal
öoiiqxovqöavtEg xaxiiStriöuv ano iLohßdox<ikxov ; er schliesst mit
den Worten: xal 6 xgl^og rov hqI^ov ysw^. Es ist indessen,
da OlympiodoroB selbst hier angeführt wird, weniger wahr-
scheinlich, dass dieser Aufsatz dem Olympiodoros zugehöre *^),
als dass er erst aus etwas späterer Zeit stamme. — Die späteste
Aufzählung der alchemistischen Autoritäten in griechischer Sprache,
von welcher mir Kenntniss geworden ist, befindet sich in einer
Handschrift, welche der Colbert' sehen Bibliothek angehört hatte
und mit dieser in die königl. Bibliothek zu Paris gekommen
zu sein scheint. Montfaucon giebt über diese Handschrift, welche
bei ihm als cod. 1813 der ersteren Bibliothek bezeichnet ist, fol-
gende Auskunft^'): Codex graecus, in quo Anonymi ars tactica.
89) Vgl. Nr. 19, 20 u. 21 der S. 264 ff. gegebenen Inhaltsübersicht.
40) Wohl dieselben Aufsätze, welche Bandini als Tielleicbt dem Olym-
piodoros zugehörig betrachtete, sind es, über welche Hof er (Histoire de la
chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 298) nach einer Pariser Handschrift fol-
gende Auskunft giebt: ün petit traite de la pierre philosophale (o XC^oq zfjg
q>tXoaoqf£ttg) est contenu dans le manuscrit n^ 2249, fol. 104 recto. II ne so
compose que de quelques extraits de Zosime, d'Ostane et de Democrite. II
faut en dire autant du petit traitö, qui se trouve sur le verso du meme feuil-
let, et qui a le meme titre avec une tres-legere Variante (negl rov XC^ov t&y
fptXoa6q>toy). On y voit, de plus, cite Jean Parchipretre , J^tienne, Hermes
Trism^giste et Olympiodore. Ce demier traite se termine par les definiiions
de quelques termes alchimiques. „Le levant {rj dyaioXi^), y est-il dit, signilie
U principe male (tb äg^ey), le coitchant (rj &va§g) le principe femelle (zo ^t)-
Xv)^, L'auteur y ajoute en guise d'axiome: „Le froment engendre le fro-
ment, l'orge engendre Porge". C'etait Paxiome de homog^n^ite. Also auch
die von Bandini angegebenen Schlussworte finden sich in diesem Aufsatz
wie ihn die Pariser Handschrift hat, wieder.
der alcbemistischen Autoritäten. 357
Index scriptorum graecorum, qui de sacra arte seu de alchimia
commentarios ediderunt. Hi porro numerantur, Democritus, Syne-
sius, St'ephanus Alexandrinus . . . Omarius pbilosopbus pontifex
ad Cleopatram, Zosimus, Jacobus 6 ^EOfivBvötog ^ Cbristianus de
divina aqua, Olympiodorus pbilosopbus, Pelagius pbilosopbus, Aga-
tbodaemon, Cosmas bieromonacbus, Heliodorus. Annumeratur
etiam Arnaldus de Villanova. Opus enim est infimi aevi et scri-
ptura XV. saeculi. Nocb wird von Montfaucon angegeben, an-
scbeinend als in dieser Handscbrift entbalten, Interpretatio nota-
rum quibus utuntur chimistae; lexicon cbimicum. Diese Zusam-
menstellung ist also nicbt vor dem 13ten Jabrbundert gemacbt^'),
wenn nicbt etwa die den Arnald von Villanova betreffende
Stelle ein späterer Zusatz ist.
In diesen Aufzäblungen alcbemistiscber Autoritäten findet
man tbeilweise Naroen, welcbe offenbar nur Corruptionen anderer,
in ibren Beziebungen zur alcbemistiscben Litteratur zum Tbeil
besser bekannter Namen sind. Der Omarius in der von Mont-
faucon mitgetbeilten Aufzäblung ist gewiss kein Anderer als
Comarios, und wie ist der Name des Petosiris variiret wor-
den*^). Aber einer grossen Zabl von Namen begegnen wir bier
aucb , welche als zur alcbemistiscben Litteratur in Beziehung ste-
hende uns weniger oder gar nicbt bekannt sind. Ueber einzelne
der bier genannten Namen, von welchen uns keine Schriften oder
auch nur Nachrichten bezüglich früherer Existenz derselben er-
balten sind, habe ich mich schon in dem Vorhergehenden ge-
äussert: dass Dioskoros, Sergios, Petasios ausschliesslich oder
vorzugsweise als solche bekannt sind, an welche alchemistische
Schriften gerichtet worden waren. Die Tendenz, in einer solchen
Aufzählung möglichst viele Namen und solche von gutem Klange
aufzufuhren, war für die Epigonen der älteren alcbemistiscben
Schriftsteller eine sehr natürliche, und viele Namen mögen ohne
Kritik, noch auf schwächere Gründe hin, als dass sie mit alchemi-
^1) Bibliotheca bibliothecamm mannscriptorom nova, T. II [Parisiis 1739],
p. 953.
^2) In welchem, and über welches hinaus, Arnald von Villanova lebte.
«>) Vgl. unten S. 860, Anmerk. 46.
358 Aeltere Aufzählungen
stischen Schriften als die der Adressaten in Beziehung standen,
und theilweise geradezu aus Irrthum und durch Verwechselung in
solche Listen gekommen sein ; mancherlei Yermuthungen in dieser
Bichtung liegen nahe, wenn man beachtet, wie und in welchem
Sinne solche Namen sonst noch in alchemistischen Schriften vor-
kommen (für einzelne Namen gebe ich das darüber mir gerade
Bekannte in dem Folgenden noch an), aber sie sind immerhin
doch so unsicher, dass ich sie hier nicht specieller erörtern will.
Aber wie dem auch sei: sicher ist, dass in diesen Aufzählun-
gen Persönlichkeiten genannt werden, deren Namen sonst gut be-
kannt sind, aber die bekanntesten Träger derselben lebten ent-
weder vor der Zeit, für welche uns die Beschäftigung mit Alche-
mie überhaupt glaubhaft ist, wie Plato**) und Aristoteles**),
**) Gerade die muthm asslich älteren unter den oben besprochenen Auf-
zählungen der alcbemistjschen Autoritäten nennen als früheste oder unter
den frühesten die Namen Plato und Aristoteles. Plato als alchemistische
Autorität wird von Stephanos citirt in der letzten seiner neun Abhandlun-
gen über Alchemie (Ideler's Physici et medici graeci minores, Vol. 11 [Bero-
Uni 1842], p. 245; Pizimenti's S.llO angeführte üebersetzung, f. 59 r«). Be-
züglich einiger Andeutungen, als ob im 17ten Jahrhundert noch griechische
alchemistische Schriften unter Plato's Namen vorhanden gewesen seien,
vgl. die folgende Anmerkung. Im Mittelalter war mindestens eine alchemi-
stische Schrift, als deren Verfasser Plato genannt war, wohl in lateinischer
Sprache, bekannt; Plato wird als alchemistische Autorität citirt von Alber-
tus Magnu;, in dem, dem Letzteren unzweifelhaft zukommenden Werke de
rebus metallicis et mineralibus. Piatonis Über quartorum cum commento
Hamech wurde im 17ten Jahrhundert im Theatrum chimicum (vgl. die fol-
gende Anmerkung) abgedruckt (T. V, N. 148), und da findet sich auch eine
Theoria artis alchimiae secundum Platonem (T. V, N. 160); vgl. Lenglet du
Fresnoy's Histoire de la philosophie herm^tique [ä la Haye, 1742], T. III,
p. 56; Schmieder's Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 120 f. Der
Annulus Piatonis spielte auch bei den Alchemisten seine Rolle; darauf ist
hier aber nicht weiter einzugehen.
^^) Ich weiss Nichts davon, dass ältere, in griechischer Sprache abge-
fasste alchemistische Schriften unter Aristoteles' Namen auf uns gekom-
men seien und muss es dahin gestellt sein lassen, ob Borrichius' (in seiner
Schrift de ortu et progressu chemiae [Hafniae 1668], p. 97 sagt Dieser, unter
den handschriftlich auf verschiedenen Bibliotheken befindlichen griechischen
alchemistischen Werken seien ihm inspecti excussique HXduay, ^AQ^atoTiXtjg,
'EQfifjg, JfifAox^nog, non illi quidem, ut liquet, antiquissimi, sed multis tamen
Germanorum, Gallorum Anglorumque philosophis chemicis praeferendi) und
Wagnereck 's (vgl. oben S. 304) Aeusserungen vermuthen lassen dürfen,
dass ihn^n wirklich derartige Schriften vorgelegen haben. Aber unter den
der alohemistisohen Autoritäten. 359
oder wir kennen doch Nichts von chendscben Schriften derselben,
Schriften, welche im Mittelalter unter des Aristoteles' Namen Yerbreitang
fanden, sind auch alchemistische. Fabricins (Bibliotheca graeca, L. III
[Hamburg^ 1716], p. 167) beginnt eine Aufzählung von, dem Stagiriten unter-
geschobenen Schriften mit denjenigen, welche unter den Titeln: De lapide
philosophorum und De perfeoto magisterio mehrfach gedruckt worden seien.
Es gab jedoch deren noch mehr; Fabricius selbst hatte später (Bibliotheca
graeca, Vol. XII [Hamburg! 1724], p. 709 sq.) anzugeben, wo auch Aristotelis
Practica philosophici lapidis und wo Ezpositio epistolae Alexandri regis gedruckt
sind. Nach Schmieder (Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 119 f.)
kommen einem wahrscheinlich um die Mitte des Uten Jahrhunderts leben-
den Arabizanten Aristoteles drei alchemistische Schriften zu: Tractatus
de lapide philosophico , Practica lapidis philosophici, und Tractatus de per-
fecto magisterio, und die Öfters auch dem Aristoteles zugeschriebene Ex-
positio epistolae Alexandri Magni gehöre nicht jenem Arabizanten sondern
einem späteren Anonymus an. Der erste dieser vier Aufsätze scheint aber
auch mit ähnlichem Titel wie der letzte benannt zu sein (Tractatus Aristote-
lis alchimistae ad Alexandrum Magnum, de lapide philosophico, bei Hof er,
Histoire de la chiroie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 347). Es erscheint mir
nicht der Muhe werth, hier die diese Aufsätze betrefifenden bibliographischen
Angaben zu sichten und zu berichtigen. Diese Aufsätze sind mehrfach in la-
teinischer Sprache gedruckt worden, der bei Schmieder zuletzt genannte
kommt auch in deutschen Uebersetzungen vor; darüber, wo und wann sie
gedruckt worden sind, vgl. Fabricius (a. e. a. 0.), Lenglet du Fresnoy
(Histoire de la philosophie hermetique [ä laHaye, 1742], p. 34, 85, 87, 51, 56,
66, 104), Schmied er (a. e. a. 0.) und Hof er (a. e. a. 0.). Diese Aufsätze
bieten wenig historisches Interesse; sie sind Reproductionen von Sätzen und
Lehren, welche arabische Schriftsteller schon vorher ausgesprochen hatten,
und nicht nur Avicenna (wie bereits von den genannten Gelehrten erinnert
worden ist) sondern auch Bhases wird darin citirt (im Tractat de practica
lapidis philosophici, in Mangeti bibliotheca chemica curiosa, T. I, p. 660).
Am Meisten Interesse gewähren sie wohl in der^^ziehung, dass ihnen im
Mittelalter wirklich eine gewisse Autorität beigelegt wurde; Albe rtus Magnus
nimmt auf diesen Alchemisten Aristoteles Bezog (der dem Ersteren zugeschrie-
bene Libellus de alchimia, in welchem dies namentlich auch der Fall ist, gehört
Demselben allerdings nicht an, sowenig wie das Scriptum super arborem Ari-
stotelis, welche Schrift sammt der vorhergehenden in die Lyoner Gesammtaus-
gäbe der Werke des Albertus Magnus aufgenommen worden war), Roger
Bacon in der Epistola de nullitate magiae (c. 8) auf das, was Aristote-
les in libro secretorum dicens Alexandre lehre, und in dem, demRaymundus
Lullus zugeschriebenen Testamen tum (Theorica, c. 25) wird die Epistola Ale-
xandri citirt — Es wurde eben gesagt, dass diese unter Aristoteles' Namen
uns zugekommenen alchemistischen Schriften namentlich in lateinischer Sprache
vorhanden sind resp. veröffentlicht worden; wie Höfer (a. e. a. 0.) erinnert,
enthält das Theatrum chimicom (eine in sechs Bänden zu Strasburg 1613 bis
1622 und in neuer Auflage 1659 bis 1661 erschienene Sammlung alchemisti-
scher Schriften), in dessen 5tem Band (ala Nr. 158) der Tractatus Aristotelis
860 Aeltere Aufzählungen
wie dies für Petosiris*^), Africanus^^) und Jamblichos*®) der
alchimifltae ad Alexandrum Magnum, de lapide abgedruckt ist, in der
Vorrede die Bemerkung des Herausgebers, dieser Aufsatz sei auf Befehl des
Papstes HonoriuB aus dem Hebräischen ins Lateinische übersetzt worden;
darauf, dass in Rom eine als Aristoteles de alchymia bezeichnete Schrift in
arabischer Sprache erhalten gewesen sei, weist eine Angabe des Labbe
(Nova bibliotheca mss. librorum [Parisiis 1668], p. 255) hin, und darauf, dass
die Bibliotheca Yaticana eine solche Schrift oder Etwas zu ihr in nächster Be-
ziehung Stehendes in syrischer Sprache besitze, eine Angabe des J. S.Assemani
(Bibliotheca orientalis Clementino - Yaticana , T. UI, P. I [Romae 1725],
p. 861; hier, wo de soriptoribus syris nestorianis gehandelt wird, findet sich
auch Erwähnung einer Schrift, welche bezeichnet wird als Explicatio epistolae
magni et admirabilis Aristotelis, quam scripsit ad Alexandrum de magna arte).
*ß) Petosiris werde in der mit rCytocxs beginnenden Aufzäh-
lung (vgl. oben S. 348 ff.) in der Pariser Handschrift 2250 genannt, lässt der
Manuscripten-Katalog der Pariser Bibliothek von 1740 schliessen; Hof er giebt
als den hier stehenden Namen Panseris an. Du Gange hat in der von ihm
mitgetheilten Aufzählung den Namen näy<revQtg\ in der Altenburger o. Go-
thaer Handschrift ist ein solcher oder ähnlicher Namen in jener Aufzählung
überhaupt nicht enthalten. Aber in der, von der eben erinnerten abweichen-
den Aufzählung der Yenetianer Handschrift findet sich wieder der Namen
Jlavifti^tg. Dass diese verschiedenen Namen Gorruptionen von Petosiris
seien, ist wohl wahrscheinlich. — Petosiris wird zusammen mit Necepso
bei Gelegenheit verschiedener Ansichten über die Dauer . des menschlichen
Lebens von Plinius (Histor. nat. L. YU, c. 49) genannt, als Autorität für
eine abergläubische Frau von Juvenal (Sat. YI); für Julius Maternus
Firmicus war er eine astrologische Autorität (vgl. oben S. 53); als Schrift-
steller über gewisse Ansichten der Griechen und der Aegypter bezüglich der
Götter, über Astrologie und die Mysterien der Aegypter wird er von Snidas
besprochen. Eine Zusammenstellung ihn betreffender älterer Angaben findet
man in Lambecii Gommentar. de bibliotheca caesar. vindobonensi L. YI., ed.
Kollarii p. 217 sqq. Schriften in griechischer Sprache, welche von diesem
Petosiris herrühren sollen, sind uns erhalten: eine als Petosiris, pbilosophi
aegyptii, epistola astrologica ad Nechepson regem Assyriorum (oder auch
Aegypti) katalogisirte z. B. unter den Manuscripten der Wiener Bibliothek
(vgl. Lambeck a. e. a. 0., L. YI, p. 217, 241; L. YII, p. 253, 557 sq., ich
gehe darauf, wie fem die hier besprochenen Schriften unter einander ver-
schieden zu sein scheinen, nicht ein) und wohl auch unter denen der Pariser
Bibliothek (Catalogus codicum manusoriptorum bibliotheoae regiae, T. II [Pa-
risiis 1740], p. 560), eine als Petosiris ad Neoepsonem regem de mensibus
faustis et infaustis katalogisirte unter den Manuscripten der Pariser Bibliothek
(Gatalogus T. U, p. 449), solcher von mehr medicinisohem Inhalte nicht
zu gedenken.
^^ Falls der in der Aufzählung der alchemistischen Autoritäten in der
Yenetianer Handschrift (vgl. oben S. 354) auf gefahrte 'AtpQixdyog der Sextus
Julius Africanus gewesen sein sollte, welcher als zur Ghemie in Beziehung
stehend genannt worden ist; vgl. S. 40 ff.
der alchemiBtiBchen Autoritäten. 361
Fall ist. Nameu finden sich in diesen Aufzählungen, welche auch
sonst noch in alchemistischen Schriften vorkommen und von wel-
chen sich wenn auch nur unsichere Spuren ihnen beigelegter
Schriften vielleicht erhalten haben, wie z. B. die von Pebechios
oder Epibechios*»), von Chimes*®) und Sophar*'). Aber auch
solche, welche sonst nur sehr selten sich wiederfinden, wie z. B.
Theophilos") und Jakobos^^), oder welche mir wenigstens nach
^^) 'H^lafAßUxov noiijffis war in der von Fabricins benutzten AbBohrifl
einer Pariser Handsobrifl enthalten (vgl. oben S. 280, Nr. 50), ist mir sonst
noch nur als in der Escurial-Handschrift il (vgl. oben 8.271, Nr. 40) vorkom-
mend bekannt.
«) Ueber Pebechios oder Epibechios vgl. obenS. 158f., Anmerk. 47.
^) Ueber diesen, in der Aufzählung der alchemistischen Autoritäten in
der Venetianer Handschrift (vgl. S. 354) genannten Namen vgl. S. 77 f.
*^) Der Perser Sophar wird in der mit nyanyxe beginnenden Auf-
zählung der alchemistischen Autoritäten in allen dieselbe enthaltenden Hand-
schriften genannt. Ich habe bereits S. 124 f., Anmerk. 48 u. S. 129, Anmerk.
50 erinnert, dassReinesius diesen Sophar zu einem persischen König Sapor
machen wollte und damit zu einiger Confusion Veranlassung gegeben hat; in
der Altenburger o. (]K)thaer Handschrift hat er auch da, wo £og>aQ 6 iy JIsq»
aidt genannt wird, an den Rand geschrieben: fort. JSagjoQy i. e. Sapor (wie
Jacobs a. S. 300 a. 0., p. 219 mittheilt). Ihm Zugeschriebenes kommt in
den Sammlungen griechischer alchemistischer Aufsätze selten vor, und da
wird der Verfasser ab ein Aegypter bezeichnet. In der Florentiner Hand-
schrift finden sich (als Nr. 32 und 36 der oben S. 264 fif. mitgetheilten Inhalts-
angabe) zwei Aufsätze unter der Ueberschrift: BißXoi dXrj&ijg Xotpt Myvntov,
xai d'eiov 'EßQaitoy xvq(ov x&y dvyd/ueiay JSaßadt^ , einmal noch mit dem Bei-
satz: ZioaCfAov Srjßaiov ^vauxoO, aber mit verschiedenem Anfang (vgl. a. e.
a. 0.) und auch mit verschiedenen Schlussworten; Montfaucon (a. S. 263
a. 0.), sagt, in dieser Handschrift sei auch enthalten Liber verus Sophiae
Aegypti et divinorum Hebraeorum. Einen solchen Aufsatz mit derselben
Ueberschrift hat auch die Escurial-Handschrifk A (Nr. 38 der S. 270 ff. gegebe-
nen Inhaltsübersicht). Ein Sophi Aegypti genuinus liber wird als in der Pa-
riser Handschrift 2327 enthalten angegeben (Nr. 32 in der S. 286 f. mitgetheil-
ten Inhaltsübersicht). Noch im 16ten Jahrhundert findet man ein alchemisti-
sches Präparat besprochen, dessen Bereitung von Sophar herrühre, welcher
nun als König von Aegypten titulirt wird (von Hieronymus Crinot, in
Aureum vellus oder güldne Schatz- und Kunstkammer [Rorschach 1598]; vgl.
Höfer's Histoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 356).
02) Bei Olympiodoros wird (vgl. oben S. 355 und Anmerk. 36) Theo-
philos der Sohn des Theogenes oder Theagenes genannt Ausserdem
wird Theophilos auch bei Stephanos citirt als Seö^Xog 6 Beayiyovg (Ide-
ler's Physioi et medici graeci minore«, Vol. H [Berolini 1842], p. 246; Theo-
362 Aeltere Aufzählungen
Beziehungen zur alchemistiscben Litteratur gänzlich unbekannt
sind, wie z. B. Memnon oder Menos^*), Elaudianos^^), Por-
pbyrios in der mit IXvcdöxB'" beginnenden Aufzählung oder wie
Xenokrates, Lucas, Diogenes, Herakleitos, Hippasos,
Isidorus, Thaies, Philaretos, Juliane in der in der.Yenetia-
ner Handschrift stehenden Aufzählung ^^j, u. a.
philus ohne Angabe des Vaters in der S. 110 angeführten Uebersetzung des
Pizimenti, f. ö9v<>). Dass Pico della Mirandola im Anfang des 16ten
Jahrhunderts eines Theophilos so erwähnt, wie wenn ihm etwas Alchemi-
stisches von Demselben vorläge, ist aus dem S. 821 Mitgetheilten ersichtlich.
^^) Jacobus 6 &e6fiyev<rTog wird in der von Montfaucon (vgl. oben S.
366 f.) einer Handschrift entnommenen Aufzählung genannt. Hof er (Histoire
de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 288 theilt mit, in der Schrift xof>
X^HTCKtyoö tibqI 6v<rta&e£ag toD /^Oaov werde auch der heilige Jacob (7a-
«cD^oc 6 ^BonvBvüxoq) citirt; die Erwähnung Desselben hier gab wohl den
Qrund für die Aufnahme des Namens mit dem Prädicat in jene Zusammen-
stellung ab. £s bleibt unentschieden, welcher von den Jacob genannten Hei-
ligen hier gemeint war.
^) In der mit riytoaxe beginnenden Aufzählung alchemistischer Autori-
täten kommt nach dem Manuscripten-Katalog der Pariser Bibliothek von 1740
and nach Höfer's Angabe auch der Name Memnon vor; M4yog steht dafür
bei Du Gange, und der Name fehlt ganz in der Aufzählung, wie sie die
Gothaer o. Altenburger Handschrift hat. Fabricius (Bibliotheca graeca, Vol.
XU, p. 777) hat in einem alphabetisch geordneten Verzeichnisse der ihm vor-
gekommenen alchemistiscben Autoritäten: Menes philosophus (al. Miyog).
^) Klaudianos war auch Bezeichnung für eine Substanz oder ein che-
misches Präparat: KXavdiayög icuy äcßecxog onby xai atyetQog xal Tcäaiy^
lehrt das alte chemische Wörterbuch (in Bernard's S. 258 angeführter Aus-
gabe des Palladios, p. 131). Anscheinend als der Name einer Persönlich-
keit kommt Klaudianos in dem, der zweiten Abhandlung des Stephan os
über die Goldmacherkunst gewöhnlich nachfolgenden Brief an den Theodo-
ros vor: in der Umgebung des Klaudianos befinden sich sechs Brüder
U.S.W. (Ideler's Physici et medici graeci minores, Vol. II [Berolini 1812], p.
206); aber schon Pizimenti (in seiner S. 110 citirten Uebersetzung, f. 30r<>)
glaubte diese ganze Stelle figürlich deuten zu müssen (per sex fratres sex me-
talla intelligendum, bemerkt er als Randglosse). Menschen- oder Götternamen
wurden öfters, ähnlich wie die Benennungen von Gestirnen für Metalle, zur
Bezeichnung von Substanzen gebraucht; so z. B. auch der Name Osiris:
"OctQ^g iczty fxdX^ßog xai ^etoy, hat das alte Wörterbuch (bei Bernard a. e.
a. 0., p. 136).
'^) Man könnte vermuthen, Diogenes möge aus Theogenes oder
Theagenes entstanden sein, welcher Name sich in alchemistiscben Schrif-
ten als der des Vaters von. Einem findet, der schon frühe über die Kunst ge-
der alchemiBtischen Aatoritaten. 363
Aber in diesen Aufzählungen finden sich auch viele Namen
alchemisiischer Autoritäten, deren Schriften in den zu unserer
Kenntmss gelangten Sammlungen häufiger vorkommen. Diese
Schriften sollen, so fern dies nicht bereits in früheren Abschnitten
dieser Beiträge geschehen ist, namentlich mit Bücksicht auf die
Verfasser, welche für sie angegeben sind, jetzt besprochen werden.
Die Zahl dieser Schriften ist eine beträchtliche, aber was ich in
dem Folgenden nenne, umfasst doch lange nicht alle die Aufsätze,
welche sich in jenen Sammlungen finden. Denn es ist nicht meine
Absicht, hier noch einmal aller kleineren Aufsätze, deren Verfas-
ser nicht genannt sind und welche weiter kein Interesse bieten,
zu gedenken. Ausserdem ist über einige Schriften nur sehr wenig
bekannt geworden, welche zwar in der ältesten Form der Samm-
lung enthalten waren, aber in die späteren Formen derselben, über
welche vorzugsweise ausführlichere Mittheilungen vorliegen, nicht
übergegangen sind: so z. B. über die des vorhin schon erwähnten
Herakleios^^) und des (in den Aufzählungen der alchemistischen
schrieben habe (vgl. oben S. 355 u. Anmerk. 52), und Herakleitos eine
Verunstaltang des Namen Herakleios, welcher als der eines alchemistischen
Schriftstellers genannt ist (vgl. die folgende Anmerkung). Aber ich halte es
für wahrscheinlicher, dass m diese Aufzählung, welche die Venetianer Hand-
schrift hat, als Namen alohemistischer Autoritäten auch die griechischer Phi-
losophen mit hineingekommen sind, auf welche als Ansichten über das Grund-
element der Dinge aussprechend sich Olympiodoros in seinem Gommentar
zu einer Schrift des Zosimos bezieht; da wird Diogenes (also Diogenes
Apollo niates) als lehrend dass die Luft, da werden Heraklit und Hip-
pasos als lehrend dass das Feuer der Grundstofif der Dinge sei, da werden
Xenophanes (nicht Xenokrates), Thaies u. A. genannt (vgl. Höfer's
Histoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 535).
^^ Drei Schriften des Königs Herakleios hatte die älteste Form der
Sammlung griechischer alchemistischer Aufsätze (vgl. in der Inhaltsangabe
derselben, wie sie die Venetianer Handschrift hat, oben S. 261 Nr. 2, 3 u.
4). Diese Schriften sind nicht in die späteren Formen der Sammlung über-
gegangen und vielleicht nur noch in der Escurial-Handschrift B erhalten (vgl.
oben S. 278 in der Inhaltsangabe für dieselbe Nr. 2, 3 u. 4). An diesen
Herakleios war die neunte der Abhandlungen des Stephanos über die
Goldmacherkunst gerichtet. — Nicht der alchemistischen Litteratur zuzuge-
hören scheint ein als Heraclii imperatoris epistola, qua ad Sophodem vel
Saphoclum philosophum scribit pro expositione libri inventi ad caput Cleo-
patrae reginae in suo sepulchro, bezeichnetes Schriftstück; vgl. MorhoTi
Polyhistor literarios [Lubecae 1695], P. I, p. 111.
364 Aeltere Aufzählungen
Autoritäten nicht genannten) Justinianos^®). Und zu erinnern
ist auch , dasR diese Sammlungen in ihren verschiedenen Formen
keineswegs alle aus früherer Zeit stammenden, in griechischer
Sprache geschriebenen alchemistischen Schriften enthalten; darauf,
dass noch mehr solche Schriften existirten, weist — abgesehen
von Manchem im zunächst Vorhergehenden bereits Erwähnten —
noch hin, wie in derartigen Aufsätzen andere Schriftsteller, Hep-
pamenes oder Pammenes^^) und Themistios^^) z.B., citirt wer-
den oder wie in dem Mittelalter auf alchemistische Schriftsteller,
Eallisthenes^^) z. B., Bezug genommen wird, deren Schriften
sich in jenen Sammlungen nicht finden und ganz oder fast ver-
schollen sind.
^) Zwei Schriften des Königs Justinianos werden in der, in der Ve-
netianer Handschrift uns erhaltenen Inhaltsangabe der frühesten Form der
Sammlung angeführt (?gl. oben S. 261, Nr. 5 u. 6); neben diesen beiden
scheint noch eine dritte in der Escurial -Handschrift jB erhalten zu sein (vgl.
oben S. 273, Nr. 5, 6 u. 7), etwas ihn Betreffendes vielleicht auch in derLey>
dener Handschrift (vgl. oben S. 312, Nr. 21).
w) Vgl. oben S. 123, Anmerk. 42.
^) Dass eine Autorität mit ähnlichem Namen, Temistos (ao^po; Tejui-
<rtoc), in des Archelaos Yersen negl U^äg tix>^s citirt werde, wie diese in
der Pariser Handschrift 2249 enthalten seien, giebt Hof er an (Histoire de la
chimie, 2. 6d., T. I [Paris 1866], p. 295). Andere Handschriften scheinen die
Berufung auf diese Autorität in diesem Lehrgedichte nicht su haben; ich
habe sie weni^tens vergebens in Ideler 's Ausgabe desselben gesucht (Phy-
sici et medici graeci minores, Vol. II [Berolini 1842], p. 343 sqq.) und auch in
den sonst (in Bernard's S. 258 angefahrter Ausgabe einer Schrift des Pal-
ladios, p. 160 sqq.) veröffentlichten Fragmenten aus diesem Gedichte nicht
gefunden. Von diesem, immerhin etwas unsicher angedeuteten alchemisti*
sehen Schriftsteller mag der Themistios verschieden gewesen sein, aus Des-
sen, anscheinend nur untergeordnet mit chemischen Gegenständen aber mehr
mit mystischen und namentlich mit der Mystik der Zahlen sich beschäftigen-
den Aufsätsen Hof er (Histoire de la chimie, 1. ed., T. I [Paris 1842], p.
2288., 289s.; 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 234s., 310s.) Einiges im Auszuge
mitgetheilt hat; Höfer vermuthet für diesen Themistios, er möge im 7ten
oder 8ten Jahrhundert gelebt haben. Was man in Handschriften - Katalogen
Alles unter dem Namen Themistios findet, gehört zum Unentwirrtesten,
was dieses an Verwirrungen so reiche Gebiet nur hat.
®^) Bei Albertus Magnus wird (z. B. in Dessen Werk de rebus metal-
licis et mineralibus) Kallisthenes wiederholt als ein alohemistischer Schrift-
steller von Ansehen genannt, mit dessen Ansichten aber Albertus nicht ein-
verstanden ist Der Name deutet auf einen Griechen. In den Bibliographien
der alchemistischen Autoritäten. 365
der Alchemie suchte ich ihn übrigfens vergebens. Die einzige mir bekannte
Spur, dass eine Schrift dieses KalHsthenes erhalten sein möge, bietet die
Angabe (Montfancon's Bibliotheca bibliothecarum manuscriptorum nova, T. I
[Parisiis 1739], p. 88), in der Bibliotheca Yaticana befinde sich eine Hand-
schrift: CalUsthenes Atheniensis de transmutatione metallorum.
Besprechung einzelner Persönlichkeiten, welche als
alchemistische Autoritäten oder als Verfasser von
Aufsätzen in den Sammlungen genannt sind.
Ueber die Persönlicbkeiien , welche als Verfasser der in den
Sammlungen griechischer alchemistischer Schriften enthaltenen
einzelnen Aufsätze genannt sind, ist grösstentheils wenig oder
Nichts Sicheres bekannt. Viele von den Namen, die wir in sol-
cher Beziehung angegeben finden, sind solche, welche auch der
Mythologie angehören oder welche in anderer Hinsicht bekannt
die Beschäftigung mit alchemistischen Bestrebungen Zeiten, Krei-
sen und Personen zutrauen liessen, für welche uns jetzt eine solche
Vermuthung als ganz unzulässig erscheint. Andere Namen oder
Bezeichnungen stehen mit grösserer Wahrscheinlichkeit als die be-
stimmter Persönlichkeiten da, welche solchen Bestrebungen ob-
lagen und in der Richtung derselben schriftstellerisch thätig waren.
Für die erste Klasse von Namen giebt die Zusammenstellung des-
sen, was man bezüglich ihrer in früherer Zeit ausgesprochen hat,
hauptsächlich die Kenntniss von Sagen, an welche früher geglaubt
wurde; für die zweite Klasse ist die Gewinnung von litterarhisto-
rischen Besultaten wenigstens zu versuchen; für beide mag dar-
gelegt werden, was mir über Vorkommen, Inhalt u. s. w. der ihnen
zugeschriebenen Aufsätze bekannt geworden ist und zur Mitthei-
lung hier als angemessen erscheint. Ich bespreche zunächst die
in die erste der soeben unterschiedenen Ellassen gehörigen Na-
men, dem , was die unter denselben in den Sammlungen vorkom-
Hermes. 867
menden Aufsätze betriffl, noch Einiges hinzufögend, was zu die-
sen Namen in näherer Beziehung steht.
Hermes.
Unter den in den älteren alchemistischen Schriften genann-
ten Namen von Personen, an welche sich frühe Erkenntniss oder
Ausbildung der Alchemie knüpfte, steht der Name Hermes oben
an. Derselbe Name wird im Alterthum als der des Erfinders
zahlreicher Künste und Zweige des Wissens genannt, und ausser-
dem schon frühe als der des Verfassers von Schriften über die ver-
schiedenartigsten Gegenstände. Ich gehe hier nicht auf eine Be-
sprechung der Hermes-Sage noch auf die der s. g. Hermetischen
Schriften ein, über welche so viele und sich so widersprechende
Ansichten geäussert worden sind. Ob Eine Persönlichkeit in frü-
her Zeit gelebt, auf welche die dem Hermes zugeschriebene Er-
kenntniss in Wissenschaften und Künsten zu beziehen sei, ob die-
ser Hermes identisch gewesen sei mit einer der biblischen Per-
sonen Adam, Henoch, Kanaan, Joseph oder Moses, ob iden-
tisch mit dem Thoth der Aegypter oder mit einem ägyptischen
König Siphoas; oder ob mehrere als Hermes Bezeichnete zu
unterscheiden seien; oder ob die Bezeichnung Hermes nur die
Personification des in Künsten erfinderischen, in den Wissenschaf-
ten erkennenden Geistes sei — hierüber ist viel geschrieben und
gestritten worden ^), Und eine gleiche Unsicherheit erhielt sich
lange bezüglich der s. g. Hermetischen Schriften, von welchen
^) Frühere Ansichten hierüber findet man namentlich zusammengestellt
in des Fabricius Bibliotheoa graeca, Vol. I [Hambnrgi 1708], p. 46 sqq., und
in der Harl es' sehen Ausgabe dieses Werkes, Vol. I [Hamburgi 1790], p. 46
sqq. üeber die dem Hermes beigelegten Schriften vgl. daselbst, dann auch
Schoell's^6esohichte^der;griechischen Litteratur, Bd. II [Berlin 1880], 8.
615 ff.; Grass e's Lehrbuch einer allgemeinen Literargeschiohte, Bd. I, 1.
Abth. [Dresden u. Leipzig 1837], S. 296 ff., 492, 497.
368 Hermes.
Clemens der Alexandriner (gestorben 211 o. 220) 42 mit Angabe
des Inhalts aufzählte und derenZahl Jamblichos (etwa 100 Jahre
später) auf das Zeugniss des Seleukos hin zu 20000, auf das des
Manetho hin zu 36525 angab. Mehrere Schriften sind unter dem
Namen des Hermes uns noch erhalten, und jetzt als erst nach
dem Beginn unserer Zeitrechnung verfasst mit ziemlicher Sicher-
heit erkannt; diese Schriften mannichfaltigen Inhalts — sie han-
deln von der Natur der Dinge im Allgemeinen, der Erschafiung
der Welt und der göttlichen Macht und Weisheit, von Astrologi-
schem, Anwendungen der Astrologie auf die Medicin, den magi-
schen und medicinischen Kräften der Edelsteine, Pflanzen und
Thiere u. a. — , welche früher als die Erkenntniss und Auffassung
weit entfernter Zeit uns bietend in höherem Ansehen standen,
werden jetzt, als jünger erkannt, geringschätzender beurtheilt*).
Aber auf Alles dies ist hier nicht einzugehen, wo es sich nur dar-
um handelt, wie der Name Hermes in Beziehung zur Alchemie
und namentlich zur alchemistischen Litteratur vorkommt und
welche Ansichten über ihn gerade in dieser Beziehung früher herr-
schende waren und ausgesprochen worden sind.
Schon bei den älteren der alchemistischen Schriftsteller, deren
Aufsätze uns etwas vollständiger erhalten sind, finden wir des
Hermes als einer früheren alchemistischen Autorität erwähnt; so
bei Synesios*) und bei Zosimos^). Des Olympiodoros, wel-
cher in das 5te Jahrhundert gesetzt wird, Commentar zu einer
2) Bezüglich der berdhmtefiten unter den Schriften philoeophischen oder
theologischen Inhalts, des Poemander, sagte Scholl (a. e. a. 0., S. 619):
.Seit 1630 ist der Poemander nicht wieder gedruckt worden, man kann sagen,
zu Ehren der Aufklärung. Dennoch wäre eine bequeme Ausgabe des Werkes zu
wünschen*'. (Letzterer Wunsch ist durch die Ausgabe Parthey's [Berolini
1854] erfüllt.) — Bezüglich der berühmtesten unter den medicinischen Schrif-
ten urtheilte Sprengel (Geschichte der Arzneykunde, 3. Aufl., II.Theil [Halle
1823], S. 221) noch deutlicher: „Nie hat ein verwahr! oseter Kopf auffallen-
dere Absurditäten gesagt, als der Psendo- Hermes in dem sogenannten Kyra-
nides.**
3) Vgl. im Abschnitt über Synesios, S. 166 und 158, Aomerk. 47.
*) Nach dem in Fabricii Bibl. gr., Vol. XU [Hamburg! 1724], p. 767 u.
771 Angegebenen. Vgl. auch namentlich unten S. 374.
Elermes. 369
Schrift des Zosimos kündigt sich gleich an als das von Hermes
und den Philosophen Gesagte besprechend *). Auf Aussprüche und
Benennungen, wie sie bei Hermes sich finden, nimmt Stepha-
nos von Alexandria im Anfange des 7ten Jahrhunderts in sei-
ner Schrift über Goldbereitung Bezug ^). Bei dem in das 9 te Jahr-
hundert gesetzten ungenannten alchemistischen Schriftsteller, des-
sen Aufzählung der Koryphäen der Qoldbereitungskunst oben
S. 344 ff. besprochen wurde, ist unter Diesen Hermes Trismegi-
stos ausdrücklich als der Erste genannt: mit diesem Beinamen,
welcher so verschiedenartig gedeutet worden ist ').
Dasa bei den bekanntesten unter den alchemistischen Autori-
täten der Araber Hermes als der Begründer der alchemistischen
Kunst oder als eine frühe Autorität in derselben genannt werde,
^) Vgl. die spätere Besprechung des Olympiodoros, und darüber, wie
Derselbe den Hermes auch sonst citirt, S. 874 und Hof er 's Histoire de la
chimie, 2. 6d., T. I [Paris 1866], p. 274, 532, 685.
^) Physici et medici graeci minores; ed. J. L. Ideler; Vol. II [Berolini
1842], p. 209, 244; in des Pisimenti Uebersetzung (vgl. S. 110) f. 31 r», 83 yO
(nicht in dem jron Ideler gegebenen griechischen Texte), 58 v^.
7) Nach dem oben erwähnten alchemistischen Schriftsteller hätte Hermes
von der dreifachen Ausübung der Eupst den Beinamen des Dreimal-Grössten
erhalten; nach Laotantins (um 500; lib. I. divin. instit. cap. 6, vg\, Fabr.
Bibl. gr., Vol. T, p. 46, Borriohius' Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sa-
pieutia [Hafniae 1674], p. 4) wegen der Vielseitigkeit seiner Kenntnisse; nach
Suidas (gegen 1000; in Dessen Lexicon s. v. ^E^/nijg] vgl. Fabr. Bibl. gr. a.
e. a. 0., Lambecii Commentariorum de bibliotheca caes. vindobonensi L. VII.,
ed. KoUarii [Vindobonae 1781], p. 62) desshalb, weil er von der Trinität ge-
sprochen und in ihr Eine Gottheit gesehen habe. — Der Thoth der Aegyp-
ter, welchem nach den Zeugnissen der späteren Schriftsteller der hellenische
Hermes entspricht, hat nach Parthey (Plutarch über Isis und Osiris
[Berlin 1850], S. 155) „auf den meisten Denkmälern den Titel «der zweimal
grosse**; auf der griechischen Inschrift von Rosette: /Aiyag xal fjLiyag, Der
dreimal grosse Hermes, 'E^fÄfjg rQKf/Li4y$ctog, der bei den Neuplatonikern
eine so bedeutende Rolle spielt, kommt auf den Monumenten nicht vor**.
Hiemach wäre die Uebersetzung zu berichtigen, welche S am. Sharpe (Egyp.
tian Inscriptions from the British Museum, Nr. 1 [London 1836], p. 7) von
der griechischen Inschrift des Rosette-Steins gegeben hat, so fem nach jener
Uebersetzung in dieser Inschrift der dreimal -grosse Hermes vorkäme. — Bei
Tertullian (geboren um 160, gestorben zwischen 220 u. 240) wirdMercurius
ille Trismegistus als roagister omnium physicorum genannt (Adversus Valen-
tinianos, cap. XV; Tertulliani quae supersunt omnia ed. Gehler, T.II [Lipsiae
1854], p. 402).
Kopp, Beitr. ■. Oesoh. d. Ohmn. 24
370 Hormes.
ist mir jetzt nicht erinnerlich ^). Bei den Abendländern steht
schon im 13 teri Jahrhundert Hermes als die älteste alchemistische
Autorität in hohem Ansehen; namentlich bei Albertus Magnus,
welcher ihn den Führer der Alchemie und den Vater Derer, welche
mit ihr sich beschäftigen, nennt ^). In ähnlicher Weise wird Her-
mes bei Roger Bacon^") und in dem, dem Raymund Lull
beigelegten Testamentum ^ ') genannt; in ähnlicher Weise auch
gegen das Ende des 15ten Jahrhunderts in den unter dem Na-
men des Basilius Valentinus verbreiteten Schriften i^^.
In dem 17ten Jahrhundert war die Ansicht, die ganze alche-
mistische Kunst gehe von dem Hermes aus, eine ziemlich allge-
^) Allerdings nennt Borrichias (vgl. unten Anmerk. 40 u. 44) neben
einten späteren Arabern oder Arabizanten auch Avioenna anter Denen,
welche der s. g. Tabala smaragdina des Hermes erwähnen sollen; aber der
Werth dieser, nicht weiter belegten Angabe ist mir zweifelhaft. — Ueber die
Erwähnung des Hermes in einem auf Alchemie bezüglichen Aufsatz, als des-
sen Verfasser ein Erat es genannt ist und welchen die Leydener Bibliothek
in einer alten arabischen Handschrift hat, giebt einige Auskunft der Catalo-
gus codicum orientalium bibliothecae academiae Lugduno-Batavae, auctoribus
P. de Jong et M. J. de Goeje, Vol. III, [Lugduni-Batav. 1865], p. 194.
^) Für Albertus Magnus war Hermes Trismegistus eine wissen-
Bchaftlicbe Autorität aus sehr früher Zeit; Derselbe habe (L. I. de caelo et
mundo, tract I, cap. 2) vor Pythagoras und (L. III. de mineraL, tract. I,
cap. 6)vor Plato gelebt. Hermes ist dem Albertus dux et pater alchimiae
(L. ni. de mineral., tract. IT, cap. 8), pater philosophorum (die sich mit der
Frage über die Entstehung der Metalle beschäftigt haben), qui propheta phi-
losophorum vocatur (daselbst, cap. 6); er ist radix, super quam omnes pliilo-
sophi sustentati sunt (L. IV. de mineral., tract. I, cap. 7). Darauf, wie Al-
bertus sich auf Einzelnes aus den Schriften des Hermes bezieht, komme
ich S. 382 u. 383 f. zurück.
^^) Im Opus minus (Fr. Rogeri Bacon opera quaedam hactenus inedita;
Vol. I, edited by J. S. Brewer [London 1869], p. 313), wo von einer alchemi-
stischen Operation die Rede ist: Et haec totiens fiat, donec filius fiat pater,
et e converso; et corpus fiat spiritus, sicut dicit Hermes Mcrcurius, pater
philosophorum.
^^) Theorica, cap. 66: Hermes philosophorum et alchymistarum pator
(p. 99 der Kölner Ausgabe von 1573; in Mangeti Bibliotheca chemica curiosa
T. I, p. 748).
12) Schlussreden, sect. HI: „Hermes ein Vater aller Philosophen hat
die Kunst gehabt und erstlich davon geschrieben, und den Lapidem praepa-
rirt aus Mercurio, Sole ot Luna scilicet Philosophorum** (II. Theil, S. 3()2 der
Hamburger Ausgabe der Schriften des Basilius Valentinus von 1700).
Ilennes. 871
mein angenommene, und die Zeit, wann Derselbe gelebt habe,
wurde mit einiger Bestimmtheit angegeben. So bei Libavius,
welcher**) nach der Erwähnimg der Versuche, den Ursprung der
Alchemie noch weiter zurückzuführen, sagt: Peritiores, quique pro-
pius in veritatem collimant, ad Hermetem (aliquibus Arabem, unde
in Aegyptum venerit; aliquibus etiam natione Aegyptium) re-
tulerunt, qui coaetaneus Mosi Ebraeo duci populi Israelitici et le-
gislatori circa annum mundi 2434. floruisse traditur. Nach Lam-
beck**) lebte dieser Hermes im 16ten Jahrhundert vor dem Be-
ginn unserer Zeitrechnung, und nach Lenglet du Fresnoy")
war Hermes Trismegiste, le prince dont les philosophes chimi-
stes fönt leur hdros, identisch mit einem ägyptischen Könige Si-
phoas, welcher etwas mehr als 1900 Jahre vor dem Anfang un-
serer Zeitrechnung gelebt habe.
In solchem Glauben gefiel man sich in dem 17ten und selbst
noch in dem 18ten Jahrhundert. Und grosse Bitterkeit erregte
es, als in dem 17ten Jahrhundert dieser Qlaube ernstlich bestrit-
ten und die Zulässigkeit der Zurückfuhrung der Alchemie auf
Hermes in Abrede gestellt wurde. Ich habe bereits früher
(S. 94 f.) des Streites zwischen Conring und Borrichius bezüg-
lich der Frage, ob die Aegypter schon in sehr früher Zeit Alche-
mie betrieben, erwähnt; es spitzte sich dieser Streit namentlich
darin zu, ob ein Hermes existiret habe, welchem die Entdeckung
oder Erfindung der Chemie zuzuschreiben sei. Conring's 1648
erschienene Schrift überHermetischeMedicin'O^^^i^^iigtesich gleich
'^ Gommentariorum alchymiae Pars I. [FVancofurü ad Moennm 1606],
p. 2.
") Prodromus historiae literariae [Hamburgi 1659], L. I, cap. 1, § 6;
CoiDmentariorum de bibliotheca vindobonensi L. VI. [ed. KoUarii], p. 874,
L. VIT., p. 49.
Iß) Histoire de la philoaopbie bermetique [a la Haye, 1742], T. I, p. 9 sb.
nnd (mit der sehr pracisen Zeitangabe: 1996 avant J. G.) p. 459.
18) fl. Conringii de Hennetica Aegyptiorum yetere et Paracelsicorum nova
medicina liber unus. Quo simul in Hermetis Trismegisti omnia, ao nniversam
cum Aegyptiorum tum Cbemicorum doctrinam animadvertitur. [Helmestadii
1648.] — Hermann Conring, einer der berühmtesten unter den Polyhisto-
ren doB 17ten Jahrhunderts, war 1606 zu Norden in Ost- Friesland geboren.
Auf den Universitäten zu Helmstädt und Leyden gebildet, wurde er 1632
Lehrer an dor ersteren Hochschule und wirkte hier als Professor der Philo-
24*
372 Hermes.
auf dem Titel als eine an, welche sich gegen Alles bezüglich des
Hermes Trisme^istus Geglaubte richte. Von solcher Wichtig-
keit ist diese Schrift für die Ansichten über ein hohes Alter der
Alchemie, über den Antheil eines Hermes an der Auffindung der-
selben geworden, dass es wohl ziemt, den Gedankengang, in wel-
chem sie sich bewegt, und das, was sie mit Aufwand von viel Ge-
lehrsamkeit nachzuweisen sich bestrebte, hier in kurzen Zügen an-
zudeuten. Conring geht (cap. 1) davon aus, es sei zu untersuchen,
ob die Paracelsisten sich mit Recht Hermetiker nennen, imd be-
spricht zunächst (cap. 2), dass die Alten dem Hermes nicht die Er-
findung einer Heilkunst zugeschrieben haben. Dann (cap. 3), dass
die Chemie von den ersten mit dieser Kunst Beschäftigten nicht
dem Hermes sondern anderen Erfindern zugeschrieben werde,
und dass die Chemie überhaupt Nichts so sehr Altes sei; wo in
den älteren Schriften der Hermes gepriesen werde, sei von Che-
mie nicht die Rede, und auch bei Zosimos werde Hermes nicht
als der Erfinder der Chemie hingestellt; und wenn Hermes bei
Olympiodor genannt werde imd schon bei den späteren Grie-
chen chemische Schriften als die des Hermes im Umlauf waren,
so stehe doch sein Name hier nicht als der des Erfinders der Kunst
sondern nur mit den Namen anderer Philosophen zusammen ; bei
der Untersuchung des muthmasslichen Alters der älteren (griechi-
schen) alchemistischen Schriftsteller kommt Conring wieder zu
dem Schlüsse, die Chemie sei neueren Ursprungs, als sie oft hin-
gestellt werde, und nidit von Hermes Trismegistos herrührend.
Dann zeigt er (cap. 4), es lasse sich jetzt gar nicht mehr feststel-
len, was eigentlich eine alte Hermetische Lehre in sich eingeschlos-
sen habe, da alle s. g. Hermetischen Schriften unzuverlässig und
keine älteren Denkmäler jener Lehre uns erhalten seien; bei der
Besprechung der einzelnen, dem Hermes beigelegten Schriften
(cap. 5) legt Conring dar, dass sie gar nicht oder ganz unsicher
beglaubigt seien, dass ihnen höheres Alter nicht zukomme, aus
ihnen eine Hermetische Lehre nicht entnommen werden könne,
und dass namentlich den dem Hermes zugeschriebenen alchemi-
stischen Aufsätzen dieser Name als der des Verfassers gewiss nicht
Bophie, der Arzneikunde und der ElecbtswisBenschaft. Er starb zu Helmstädt
1681.
Hermes. 373
zukomme. Auch die uns nicht erhaltenen s. g. Hermetischen
Schriften, deren ältere Schriftsteller gedenken, seien wohl nur un-
tergeschoben gewesen, erörtert Conring weiter (cap. 6); und dann
(cap. 7), auch aus anderen älteren Schriftstellern könne eine Her-
metische Lehre nicht mit einiger Sicherheit abgeleitet werden,
und der Hermes scheine überhaupt nur fabelhaft erdichtet zusein.
Habe es aber — so schliesst Conring (cap. 8) endlich — überhaupt
eine Hermetische Medicin gegeben, so sei sie wohl ganz mit eitlem
magischem Aberglauben und Unglauben inficirt gewesen. Was
Conring nun noch folgen lässt, bezieht sich zunächst mehr auf
die Medicin wie auf die Chemie; für die Geschichte der letzteren
wird allerdings auch noch manches Interessante angeführt, aber
nun doch mehr, was für spätere Zeiten, als die uns zunächst be-
schäftigenden, von Belang ist. — Mit Heftigkeit und Ausdauer er-
wiederte auf diese Angriffe gegen den alten Glauben an einen Her-
mes und den Ursprung der Chemie Borrichius^'); ich habe die
Schriften, welche über diesen Streitpunkt gewechselt wurden, be-
reits^®) angeführt und will hier darauf, mit welchen Gründen
Borrichius die früheren Ansichten zu halten und ihnen neue
Unterstützimg zu geben suchte, nicht weiter eingehen. Aber ihm
selbst erschien es doch als nöthig, die Existenz Mehrerer des Na-
mens Hermes anzunehmen, welche zu der Chemie in Beziehung
gestanden haben sollten; ich will hier nur anfuhren, was er in
seiner letzten Schrift i^) als das Festzuhaltende hinstellt. In grauer
Vorzeit sei die Chemie in Aegypten aufgekommen und Hermes
Trismegistos der Urheber derselben gewesen, von welchem wohl
die als Tabula smaragdina bezeichnete Schrift stammen könne;
von eines späteren Hermes Lehren und Schriften finde man Er-
wähnung und Spuren in den älteren griechischen alchemistischen
Werken, in denen der Araber und vieler Abendländer, aber es
bleibe mancher Zweifel, was eigentlich echt sei ; und einem drit-
1^ Olaus Borrichius war geboren 1626 zu Borchen in Nord - Jütland
(von dem Geburtsorte nahm er den Namen) , wurde Professor der Philologie,
Poesie, Chemie und Botanik zu Kopenhagen, auch königl. Leibmedicus u. a.
Er starb 1690.
18) S. 94 f., Anmerk. 36.
1*) Conspectus scriptorum chemicorum celebriommi in Mangeti BiblTo«
theca chemica curiosa, T. I, p. 88 sq.
374 Hermes.
ten, noch neueren Hermes komme namentlich die Schrift zu,
welche unter dem Titel Septem capitula Hermetis verbreitet sei.
— Ich halte mich bei diesen Versuchen, die Annahme eines Her-
mes als Begründers der Chemie zu retten, nicht auf, so wenig wie
bei der Andeutung Schmieder's*<>), ein ägyptischer PriesterHer-
mon, dessen Qalenus gelegentlich der Zubereitung einer Arznei
erwähnt, möge eine in Aegypten berühmte chemische Autorität
gewesen sein, und Dessen Name sei dann in der Benennung Her-
mes aufgegangen und seine Verdienste um die Chemie seien in
den Kreis der Sagen vom Hermes aufgenommen worden. Es
war hier anzugeben, wie und wann die Vorstellung, dass Hermes
der Urheber der Chemie gewesen sei, sich zuerst zeigte und wie
sie zu allgemeinerer Annahme kam, und wann und durch wen
zuerst die Beseitigung dieser Vorstellung, welche die Chejnie so
lange als die Hermetische Kunst benennen liess, angebahnt wurde ;
aber auf die späteren Bückfalle in den alten Irrthum und die
Versuche einer Vermittlung der älteren irrigen Ansicht mit neue-
rer besserer Erkenntniss ist hier nicht einzugehen.
Wohl aber ist hier anzugeben, auf welche chemische Schrif-
ten, als von Hermes herrührend, frühere alchemistische Schrift-
steller Bezug nehmen. Darauf, was Hermes iv totg qfvöixols
sage, bezieht sich Zosimos in seiner Erzählung von dem Ursprung
der Chemie ^^), und des Zosimos ^v<StLx^ ßißkog soll einer Schrift
des Hermes erwähnen, welche als ^vi^txal /Sa^at bezeichnet sei ^^).
Bei Olympiodoros werde auf tov ^Eq^ov 'Aqxixtiv ßlßkov sive
librum initiationis chemicae Hermetis Bezug genommen, giebt
Borrichius an 2»), und Höfer"), dass bei Jenem Hermes (Trait^
sur la vapeur, nsgl tov xaytvov) citirt werde. Chemische Schriften,
SO) Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 26.
«) Vgl. oben 8. 9.
^^ BorricLii Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia [Hafniae
1674], p. 50; Fabricü Bibl. gr., Vol. XU [Hamburgi 1724], p. 771.
^3) A. e. a. 0. Eine längere Stelle aus Olympiodoros, in welcher auf
das von Hermes «V tj'JQX^^^i ßißXt^ Gesagte Bezug genommen wird, ent-
halten, der Altenburger 0. Gothaer Handschrift entnommen, des Beinesius
Variae lectiones [Altenbnrgi 1640], p. 7.
^) Histoire de la cbimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 274.
Die Tabula smaragdiua. 375
welche als die des Hermes galten, lagen also in dem 4ten und
5ten Jahrhundert unserer Zeitrechnung vor. Ob Etwas, und was,
uns von ihnen erhalten sein mag, lässt sich aus den kärglichen
Angaben nicht ersehen, welche über das Vorkommen alchemisti-
scher Aufsätze des Hermes in den älteren Sammlungen gemacht
worden sind. Hermetis seu Mercurii Trismegisti varia in den Pa-
riser Manuscripten gefunden zu haben, gab Labb^^ö^ ^^ Capitel
des Hermes und Anderer werden in der Inhaltsüberaicht der äl-
testen Sammlung genannt (S. 262, Nr. 21) und stehen in der Es-
curial- Handschrift B (S. 273, Nr. 23). Fragmente von Hermes
und von Agathodaemon finden sich in der Venetianer Hand-
schrift (S. 259, Nr. 20), in der zu Wien (S. 295, Nr. 8 26) ^nd in
der zu; Oxford (S. 314, Nr. 10). Hermes und Agathodaemon,
welche hier zusammen genannt werden, sind auch als identisch
betrachtet worden; ich komme hierauf bei Agathodaemon zu-
rück, und später auch auf ein chemisch gedeutetes Räthsel, wel-
ches als das des Hermes und des Agathodaemon in mehreren
Handschriften steht
Was von solchen älteren alchemistischen Aufsätzen, welche
des Hermes Namen trugen, in derartigen Sammlungen enthalten
ist, wurde später viel weniger beachtet, als ein anderes dem Her-
mes zugeschriebenes Schriftstück, die vielberufene TaibtUa srna-
ragdina, welcher von den Alchemisten des Mittelalters und bis in
das vorige Jahrhundert so grosse Wichtigkeit beigelegt wurde.
Der Inhalt dieses Schriftstücks, welches namentlich nach der Mitte
des 16ten Jahrhunderts viele Alchemisten beschäftigte 2?), ist nwc
in lateinischer Sprache bekannt geworden; ungewiss ist, in wel-
26) Vgl. oben S. 276, Anmerk. 71.
2^) Der Anfang des Aufsatzes des Hermes ist hier angegeben: 'E(ty fitj
tu aü)Li€(tn datofitttüHTfig - - -; einen so beginnenden Ausspruch, welchen
Olympiodoros anfuhrt, bezeichnet als einen der Maria Borrichius in
Conspect. Script, ehem. celebr., § 8 (in Mangeti Bibl. ehem. cur., T. I., p. 40).
27) Es wurde zuerst zu Nürnberg 1541, als Hermetis Trismegisti Tabula
Smaragdina, in ejus manibus in sepulcro reperta, cum commentatione Hortulani,
in Volumen iractatuum scriptorum rariorum de alchymia, gedruckt. Vgl.
Seh mied er 's Geschichte der Alchemie, S. 35 f., and da auch Angabeo über
spätere Veröffentlichungen. '
376 Die Tabala smuragdina.
eher Sprache es ursprünglich abgefassfc war ^^). Ich will hier Eini-
ges zusammenstellen, was die Ansichten über das Alter dieses
Schriftstücks betrifft und namentlich, wie weit zurück sich eine
Kenntniss desselben verfolgen lässt.
Für mehreres unten zu Bemerkende ist es nöthig, den Inhalt
des Schriftstücks selbst zu kennen; und bei der Kürze desselben
lasse ich es hier folgen*^).
^) Was dafür spricht, dass der bekannt gewordene lateinische Text
wahrscheinlich eine üebersetzung aus dem Griechischen sei, hat Schmied er
(a. e. a. 0., S. 32) hervorgehoben. Dass das Schriftstück ursprüngh'ch in
phönicischer, und nicht in griechischer Sprache abgefasst gewesen iei, be-
hauptete Kriegsmann in seinem Commentar zu demselben (in Mangeti
Bibl. ehem. cur., T. I, p. 382 sqq.), und er suchte für eine Anzahl von Stellen
anzugeben, wie sie in Phoenicio - Ebraica dialecto gelautet hätten. An seine
unbegründeten Vorstellungen schloss sich wohl eine vermeintlich berichtigte
Angabe des Inhaltes in lateinischer Sprache an (vgl. die folgende Anmerkung),
und noch gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts fabelte man von einer
Üebersetzung der smaragdenen Tafel aus der phönicischen Sprache, welche
auch im Deutschen gegeben wurde (in Schröder's neuer alchemistischer
Bibliothek, Bd. I, Samml. II [Frankfurt u. Leipzig 1772]; vgl. Schmieder
a. e. a. 0., S. 33 u. 36). Eriegsmann's Commentar kündigte sich selbst als
eine Jugendarbeit an; aber auch die späteren Publicationen dieses Schrift-
stellers (dessen J. F. Gmelin in seiner Geschichte der Chemie und Schmie-
der in seiner Geschichte der Alchemie nicht besonders gedenken) gefallen
sich in den abenteuerlichsten Behauptungen. Von seinem „Taaut, oder Aus-
legung der chymischen Zeichen , damit die Metallen und andere Sachen von
Alters her bemerkt worden** [Frankfurt 1665] urtheilte Beckmann (Ge-
schichte der Erfindungen, Bd. III, S. 370), dass das Buch Nichts als alchemi-
stischen Aberwitz enthalte; und nach Joe her (Compendiöses Gelehrten-Lexi-*
con, 3. Aufl., I. Theil, S. 1712 f.) hinterliess Eriegsmann Conjectanea de
germanicae gentis origine, »darinne er behauptet, dass Hermes Trismegistus
der Stiffler der deutschen Nation gewest**.
29) Der lateinische Text der Üebersetzung wird nicht überall gleichlau-
tend gegeben, aber die Varianten sind unerheblich; Schmied er hat sie a.
e. a. 0., S. 30 zusammengestellt Von den zwei stärker unter sich abweichen-
den Formen, welche Thomson in seiner History of chemistry. Vol. I [Lon-
don 1830], p. 10 f. neben einander stellt, ist die eine (aus Mangeti Bibliotheca
chemica curiosa, T. I, p. 381 entnommen, wo sie als Versio latina tabulae
Hermeticae, Phoenicii contextus proprietatem servans dasteht) wohl gewiss
eine spätere Umformung ^er anderen. Einen Theil des Inhaltes der Tabula
smaragdina hat in einer von der gewöhnlichen abweichenden]^ ateinischen
Üebersetzung des Bernardus Trevisanus Schrift de secretissimo philoso-
phorum opere chemico in Mangeti Bibl. ehem. cur., T. ü, p. 389; aber man
Die Tabula smarngdina. 877
Verum, sine mendacio, certum et verissimum. Quod
est iDferius est sicut quod est superius, et quod est superius
est sicut quod est inferius, ad penetranda miracula rei
unius. Et sicut omnes res fuerunt ab uno, meditatione
unius, sie omnes res natae fuerunt ab hac una re, adapta-
tione. Pater ejus est sol, mater ejus est luna. Portavit
illud ventus in ventre suo. Nutrix ejus terra est. Pater
omnis telesroi totius mundi est hie. Virtus ejus integra
est, si versa fuerit in terram. Separabis terram ab igne,
subtile a spisso, suaviter, magno cum ingenio. Ascendit
a terra in coelum, iterumque descendit in terram, et re-
cipit vim superiorum et inferiorum. Sic habebis gloriam
totius mundi. Ideo fugiet a te omnis obscuritas. Haec
est totius fortitudinis fortitudo fortis, quia vincet omnem
rem subtilem, omnemque solidam penetrabit. Sic mundus
creatus est. Hinc erunt adaptationes mirabiles, quarum
modus est hie. Itaque vocatus sura Hermes Trismegistus,
habens tres partes philosophiae totius mundi. Completum
est, quod dixi de operatione solis.
So lautet die Schrift, welche lange als die älteste chemische
Urkunde abgebend und den Schlüssel zur Lösung des Geheim-
nisses, wie andere Metalle in Gold zu verwandeln. Denen, die sie
verstehen, bietend angesehen wurde. Dunkel, wie sie ist, wurde
sie manchmal als der eigentlichen Alchemie Fremdes lehrend be-
trachtet, doch meistens von den Alchemisten als ihrem Archiv
zugehörig beansprucht 3^). Mährchenhaft gestaltete sich die Sage,
weiss nicht einmal gewiss, in welcher Sprache die Schriften des Grafen
Bernhard von Treviso (1406—1490) ursprünglich geschrieben waren.
^) Dem Inhalt der Tabula smaragdina, welcher so lange auf das Ge-
heimniss, wie Gold künstlich zu machen sei, gedeutet wurde, eine chemische
Erklärung zu wahren, hat in neuerer Zeit noch Schmied er (a. a. 0., S. 34)
versucht: „So viel sieht man wohl, dass von Scheidung die Rede sei, femer
von Behandlung der Körper mit Feuer, endlich von einem Aufsteigen und
Niederfallen ausgeschiedener Theile. Das Alles lässt sich ganz ungezwungen
auf die Erscheinungen der Destillation deuten. Wol lässt sich denken,
dass man die Wirkungen der Destillation anfanglich überschätzt und den Er-
finder derselben vergöttert habe. Gerechte Anerkennung des Verdienstes war
es, wenn man ihm in Tempeln, auch wol im Grabe, ein Denkmal stiftete,
und ein solches scheint mir die Tabula smaragdina zu sein^.
378 Die Tabula smaragdlua.
wie diese Schrift aufgefunden worden sei. In einer dorn Alber-
tus Magnus beigelegten Schrift de secretis chymicis soll die Nach-
richt stehen, Alexander der Grosse habe auf einem seiner Züge
das Grab des Hermes gefunden, und darin die Schrift geschrie-
ben auf einer smaragdenen Tafel ^'); nach einer alten Sage soll ein
Weib Zara die Schrift in den Händen des Leichnams des Her-
mes in einer Höhle bei Hebron gefunden haben 3^), und bis gegen
die Mitte des vorigen Jahrhunderts findet man in der üebei-schrift
zu der Tabula smaragdin a an diese Sage Erinnerndes wie«ler-
holt^s). Da kann es nicht wundern, dass Alles diese Schrift und
ein höheres Alter derselben Betreffende von Conring^*) als eine
grobe Lüge bezeichnet wurde; auch Athanasius Kircher ^s)
^^) Athanasius Kircher hat diese Angabe in seinem Oedipus Aegyp-
tiacus, wo er die Tabula smaragdina bespricht; nach Hervorhebung, dass jede
ältere Nachricht über dieses Schriftstück fehle, sagt er: Solus Albertus Mag-
nus in libro de secretis chymicis (qui tamen inter supposititios Alberti libros
numeratur) ait Alexandrum Magnum in suis itineribus sepulchrum Uermetis
omnium philosophorum parentis invenisse plenum omnibus thesauris, nou me-
tallicis, sed aureis scriptis in tabula Zatadi, quam alias smaragdinam vocaut.
Vgl. Borrichius' De ortn et progressu chemiae dissert. [Hafniae 1668], p.72. —
Ich bin dieser Angabe nicht weiter nachgegangen; unter den dem Albertus
Magnus untergeschobenen Schriften wird ein Secretorum tractatus ange-
führt, welcher aber mir nicht zuganglich ist.
3^ Kriegsmann sagt in seinem S. 376, Anmerk. 28 schon erwähnten
Commentar zu dieser Schrift, bei Besprechung des muthmasslich hohen Alters
derselben (bei Borrichius a. e. a. 0., p. 72 sq.; Mangeti Bibl. ehem. cur.,
T. I, p. 384): Ut taceam traditionem de tabula hac, seculis aliquot post di-
luvinm, in antro prope Hebron a muliere Zara manibus cadaveris Uermetis
exempta, nnlla sui parte male se habere, si de Abrahami uxore Sara iutelli-
gatur: cum tempora denati Hermetis, id est Chanaanis Noachi nepotis atque
Sarae congruant, ac locus (urbs Hebron a Chanaanis sive Hermetis filio Heth
exstructa, ad quam sedem fixerat Abrahamus) convenientissimns rei sit.
»3) "VVie aus dem (Anm. 27) schon erwähnten Volumen tractatuum script.
rar. de alchymia [Norimbergae 1541J noch in Wedel's Introductio in alchimiam
[Jenae 1706], p. 59 diese Ueberschrift übergegangen war: Verba secretorum
Hermetis, quae scripta erant in tabula smaragdi, inter manus ejus inventa, in
obscuro antro, in quo humatum corpus ejus repertum est, so findet man sie
noch in wörtlicher deutscher Uebersetzung in der unter dem Titel: Herme-
tischer Rosenkranz, 2. Aufl. [Frankfurt a. M., 1747] veröffentlichten Sammlung
einiger alchemistischer Aufsätze (S. 52).
3^) De Hermetica medicina, p. 29 der Ausgabe von lG4d.
^) Oedipus Aegyptiacus T. U, Pars II, p. 427; vgl. Borrichius a. o. a.
0., p. 72 u. 75. Ein Alchemist Bernardus Canesius sei wohl der Verfas-
Die Tabula smaragdina. 379
sprach sich dahin aus, dass diese Schrift ziemlich ueuen Ur-
sprungs sei.
Zu Gunsten dieser Ansicht sprach, dass eine frühe Bekannt-
schaft mit diese)* Schrift nur unsicher oder gar nicht nachweisbar
schien. Borrichius selbst^®) bekannte, dass er bei den älteren
griechisch schreibenden Alchemisten Nichts von der Tabula sma-
ragdina gefunden habe (mit dem Beisatz, dass er doch nicht dar-
an zweifele, sie sei ihnen bekannt gewesen), und Eircher^^) hob
hervor, dass sie sich nicht bei den Arabern finde und überhaupt
von keinem Schriftsteller vor Baymund Lyirs Zeit erwähnt
werde. Dagegen kam nicht auf des Borrichius wiederholt aus-
gesprochene Ueberzeugung, dass die Schrift doch von einem alten
Hermes herrühre ^s), selbst zusammen mit dem Versuch des Nach-
weises dass eine dem Umfang jener Schrift entsprechende Grösse
eines Smaragdes Nichts Unglaubliches habe^^); auch nicht die
Anfuhrung von Schriftstellern, welche sie gekannt haben sollen,
aber bezüglich deren Zeit, gerade was die angeblich älteren unter
ihnen betrifft, selbst Nichts Sicheres bekannt ist*<*). Und dies
gilt selbst für Den, mit welchem man gewöhnlich eine bestimmtere
Kenntniss jener Schrift beginnen lässt: für einen, der als Hortu-
ser (von einem Solchen ist mir Nichts bekannt), und der Gegenstand sei die
Theorie praestantissimae essentiae, quam eiixir vitae, aaram potabile, quin-
tamque essentiam vocant. Im Mandus subterraneus (L. XL, cap. ultim; T. II,
p. 333 der Amsterdamer Ausgabe von 1678; vgl. Mangeti Bibl. ehem. cur.,
T. I, p. 106) sprach sich Eircher bezüglich der Tabula smaragdina aus: quae
tantum abest, ut lapidis fabricam doceat, ut potius non aliud, quam universae
naturae processum in generatione et corruptione rerum elucescentem ex*
ponat.
^^) ConspectuB scriptorum chemicorum celebriorum, § 2.
37) Im Mundus subterraneus a. e. a. 0.
3ö) De ortu et progressu chemiae, p. 73 sqq.; Conspectus , § 1
u. 2.
3ö) Welche Frage sich noch in Fabricii Bibl. gr., VoL I, p. 70 mit in
Betracht gezogen findet.
^^) Borrichii Conspectus > § 2: Meminit ejusdem tabulae Aristoteles
junior: de periecto magisterio, meminit senior Zadith, Mg. Ortholanus seu
Hortulanus, Avicenna . Ueber den alchemistischen Schriftsteller Aristo-
teles vgl. oben S. 358 ff.; Zadith, welcher gewöhnlich Zadith senior be-
nanntwird, soll im 13 ten Jahrhundert gelebt haben (Schmieder 's Geschichte
der Alchemie, S. 105).
880 Die Tabula smaragdina.
lanus oder Garlandus bezeichnet wird, im lOten oder Uten
Jahrhundert gelebt haben soll , und von welchem der Commentar
herrühre, mit welchem zusammen die Tabula smaragdina zuerst
durch den Druck verbreitet wurde*').
Etwas mehr Beachtung, als eine Fälschung des Mittelalters
^^) In dem Commentar, mit welchem zusammen die Tabula smaragdina
zuerst allgemeiner bekannt geworden ist, nennt sich der Verfasser: Ego qui«
dem Hortulanus ab horto vel ab arce maritima dictus . Dass dieser
Uortulanus identisch sei mit einem im lOten oder Uten Jahrhundert le-
benden Johannes Garlandius oder de Garlandia, ist nicht so sicher,
als dies Morhof annahm (De metallorum transmutatione ad J. Langelottnm,
§ 10; in Mangeti Bibl. ehem. cur., T. I, p. 182: Tabulae smaragdinae, quae
Hermeti adscribitur, origo est incerta: mentitur tamen Eircherus, qui ante
Lullii tempora extitisse negat: cum Johannes de Garlandia, qui Hortulanus
alias dicitur ac seculo decimo, teste Balaeo, vixit, jam tum in eam commentarium
scripserit) und es nach Schmieder's Darstellung (Geschichte der Alchemie,
S. 117) erscheinen könnte. Allerdings wird da, wo dieser Commentar gedruckt
steht, gewöhnlich Johannes Garlandius als Verfasser genannt, und auch
von Joch er (Compendiöses Gelehrten-Lexicon, 3. Aufl. [Leipzig 1733], I. Theil,
S. 1199) wurde ein Johannes de Garlandia anerkannt, welcher um die
Mitte des Uten Jahrhunderts in England gelebt habe und Grammaticus, Chy-
micus, MathematicuB undTheologus gewesen sei. In des vielbelesenen Fahr i-
eins Bibliotheca latina mediae et infimae aetatis, Vol. III [Hamburgi 1735],
p. 56 sqq. wird Joannes Garlandius An glus, grammaticus et pocta clarus, wel-
cher um's Jahr 1040 gelebt habe und unter dessen Schriften allerdings auch
Ortolanus ohne weitere Angabe aufgeführt wird, als wahrscheinlich ver-
schieden betrachtet von dem alchemistischen Schriftsteller desselben Namens;
Mansi hat dagegen in der späteren Auflage von Fabricius' Werk, T. Ifl
[Patavii 1754], p. 19 wieder beide Schriftsteller als identisch betrachtet, her-
vorhebend dass die Schrift Ortolanus selbst ein alchemistischer Tractat sei.
In des Fabricius Bibliotheca graeca (Vol. I, p. 69; ebenso in der Ausgabe
von Harles, Vol. I, p. 78) wird der Ortholanus oder Hortulanus, wel-
cher sich mit der Tabula smaragdina beschäftigt habe, ausdrücklich als ein
Unbekannter bezeichnet. J. F. Gmelin warf (Geschichte der Chemie, I.Band
[Göttingen 1797], S. 60) die Frage auf, ob wohl ein in der Mitte des 14ten
Jahrhunderts zu Paris lebender Alchemist Ortholan (vgl. über diesen Höfer's
Ilistoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 441 ss.) auch der Verfasser des Cora-
mentars zur Tabula smaragdina gewesen sei, und setzt (a. e. a. 0., S. 297)
den alchemistischen Schriftsteller Joh. Garland in das Zeitalter des Para-
celsus; an jene Frage Gmelin's erinnert, wenn Chevreul (Jonmal des
savants, annee 1851 , p. 286) in Beziehung auf den Verfasser des Commentars
zur Tabula smaragdina sagt: Hortulain passe poar avoir vecu au XIV« siede.
Das Alter des unter dem Namen des Ortulanus oder Hortulanus
bekannt gewordenen Commentars zur Tabula smaragdina ist auch danach,
wie desselben in änderen älteren Schriften erwähnt wird, nur schwer zu be-
Die Tabala smaragdina. 381
verdienen würde, kann aber dieses Schrifstück immerhin insofern
beanspruchen, als eine Spur einer Kenntniss desselben sich doch
selbst bei einem älteren griechisch schreibenden Alchemisten findet
und auf es im 13ten Jahrhundert von Mehreren in einer Weise
Bezug genommen wird, welche ausser Zweifel stellt, dass es da-
mals schon als ein aus früher Zeit überkommenes betrachtet
wurde und dass man es nicht als erst zu Baymund LulTs Zeit
verfasst ansehen darf. Fabricius^^) hat darauf aufmerksam ge-
macht, wie die Angabe des Grundes, wesshalb Hermes als Tris-
megistos benannt werde, in der S. 345 mitgetheilten Stelle eines
ungenannten griechischen Schriftstellers an die in der Tabula
smaragdina sich findende erinnert und es hiemach den Anschein
hat, dass der Erstere bereits den Inhalt der letzteren Schrift ge-
kannt habe. Bäthselhaft bleibt es immer, wesshalb in den frühe-
ren Jahrhunderten, aus welchen uns alchemistische Schriften er-
halten sind, in denselben keine oder nicht deutlichere Erwähnung
jener dem Hermes beigelegten Schrift geschieht, reicht das Alter
stimmen; eine Schrifl „M. Amoldi de Villa nova, des berühmten Philosopki,
Erklärung über den Commentarium Hortolani" kommt zwar, z. B. in dem
in Anmerk. 33 citirten hermetischen Rosenkranz (S. 81 ff.) vor, aber keine Auf-
zählung der Werke des dem ISten Jahrhundert angehörigen Arnaldus Yil-
lanovanus erwähnt einer solchen. In dem in Anmerk. 29 citirten Aufsatz
des im 15ten Jahrhundert lebenden Grafen Bernhard von Treviso wird
(in Mangeti Bibl. ehem. cur., T. II, p. 389) Hortulanus als alchemistischer
Schriftsteller genannt. Aber schon für das 14te Jahrhundert ist das Bekannt-
sein des Commentars des ^Hortulanus nachgewiesen. In einer Pergament-
Handschrift aus diesem Jahrhundert, welche die Watt'sche Bibliothek in
Sanct- Gallen bewahrt (Yerzeichniss der Manuscripte und Incunabeln der Ya-
dianischen Bibliothek in St. Gallen [St. Gallen 1864], S. 78) — in der ältesten
unter den zahlreichen alchemistischen Handschriften der St.-Galler Stadtbiblio-
tliek — ist neben anderen alchemistischen Aufsätzen (von Avicenna, Geber,
der Turba u. a.) auch enthalten: „Bl. 91 — 93: In nom. et c. Ego a. dictus
OrtulanuB ab ortis Martini nuncupatus Jacobina pelle involutus etc. bis: lapis
ille benedictus"; nach der a. e. a. 0. gegebenen Nachricht: „die Schrift des
sogen. Ortulanus, eigentl. Joh. de Garlandia, welche Commentar. in
Hermetis Tabulam smaragdinam heisse und in Yol. tractat. scriptt. var. de
alchimia Norimb. 1541 gedruckt sei''. Dass ab ortis Martini dem sonst vor-
kommenden ab hortis maritimis entspricht (le philosophe des jardins mari-
times heisst der Yerfasser des Commentars in den französischen Ausgaben
desselben), bedarf kaum besonderer Bemerkung.
*2) Bibl. gr., Yol. I, p. 69.
382 Die Tabula smaragdina.
derselben wirklich bis in jene Jahrhunderte oder vor sie zurück ;
und was an Erklärung hierfür geäussert worden ist*^), ist will-
kürlich und ungenügend. Eine Erwähnung dieser Schrift bei den
Arabern ist mir nicht erinnerlich und mindestens zweifelhaft**).
Unaufgeklärt ist somit auch , wie diese Schrift zur Kenntniss der
Abendländer kam, und unsicher, ob sie bei diesen bereits im 1 1 ten
Jahrhundert bekannt war. Aber gewiss ist, dass sie bei den
Abendländern mindestens in dem 13 ten Jahrhundert in hohem
Ansehen stand. Denn Albertus Magnus nimmt in einem un-
zweifelhaft ihm zugehörigen Werke in der anerkennendsten Weise
auf sie Bezug ^'^X und ebenso bestimmt finden sich Berufungen auf
sie in Schriften, als deren Verfasser Arnaldus Villanovanus
betrachtet wird*ö), und in einem Werke, welches dem Baymund
Lull zugeschrieben wird*').. — Wir brauchen die Bekanntschaft
mit der Tabula sniaragdina nicht weiter zu verfolgen *^), und wir
*3) Von Borrichius: Conspectns , § 2; Fabricü Bibl. gr., Vol. T,
p. 69.
**) Borrichius giebt allerdings an (vgl. Anmerk. 40), dass Zadith und
Avicenna ihrer erwähnen. Letzterer, wohl der ältere von beiden, lebte 980
bis 1036; viele alchemistische Schriften sind ihm untergeschoben, und Bor-
richius sagt nicht, wo sich bei ihm diese Erwähnung finde. — Eircher's
entgegenstehende Angabe vgl. S. 379.
^^) De rebus metallicis et mineralibus, L. I, tract. I, cap. 3: Summum
Ingenium alchimicorum docet Hermes in secreto secretissimorum suorum pqr
verba metaphörica dicens: Lapis suaviter cum magno ingenio ascendit a
terra in caelum, iterumque descendit a caelo in terram. Nuirix ejus terra
est, et portavit eum in ventre ventus suo. Deutliche Bezugnahme auf die Ta-
bula smaragdina findet sich auch in demselben Werk u. a. noch L. III, tract.
I, cap. 6 und tract. II, cap. 1.
*^ So im Rosarium, L. I, cap. 7 (Mangeti Bibl. ehem. cur., T. I, p. 665):
Pater ejus est sol, luna mater est; L. II, c. 11: Quoniam cum ascenderit a
terra in coelum, iterumque dcscenderit in terram etc. An das Erstere erin-
nernd auch im Flos florum (a. e. a. 0., p. 683; schon vorher: Facimus id
quod est snperius sicnt id quod est inferius etc.). Mehr noch im Testamen-
tum, gegen das Ende (a. e. a. 0., p. 707).
^7) Im Codicillus, cap. 9 (bei Manget T. I, p. 884), cap. 63 (a. e. a. 0.,
p. 904) u. a.
*ö) Beiläufig nur sei hier erwähnt, wie die Tabula smaragdina von Pa-
racelsus anerkannt wurde. Er sagt von ihr im Prologe zu seiner Schrift
de tinctura physicorum (Opera [Strasburg 1616], I. Theil, S. 921), sich gegen
Den wendend, welcher seiner Richtung feindlich ist: »So zeigt die alt Sma-
ragdinische Tafel noch mehr Kunst und Erfahrung der Philosophey, der
Die Tabula smaragdina. 383
gehen auch hier nicht auf die Commentare zu derselben ein, welche,
den älteren und der Zeit ihrer Abfassung nach nicht genau be-
stimmten''^) sich hinzufügend^®), ebenso wenig Licht auf den In-
halt jener Schrift zu werfen vermochten ^^).
Die Tabula smaragdina war nicht die einzige alchemistische
Schrift, welche in dem Mittelalter als von Hermes herrührend
betrachtet wurde. Von Hermes Gesagtes, was nicht in der Ta-
bula smaragdina steht, wird namentlich von Albertus Magnus
öfters citirt*^). Dieser scheint eine Schrift des Hermes gekannt
Artzney, der Magic und dergleichen an, dann immormehrvon dir und deinem
Hauffen wird gelehrnet werden^, and er nimmt auch sonst noch, z. B. im
Secretum magicum de lapide philosophorom (a. a. 0., IL Theil, S. G73, 688)
auf diese Tafel Bezug.
*^) Des Commentars des Hortulanus wurde bereits erwähnt. Von dem
alchemistischen Schriftsteller Aristoteles sagt Borrichius (Conspectus ,
§ 20), dass Derselbe namentlich auf die Erklärung der Tabula smaragdina
ausgehe.
^) Vgl. Libavii Commentariorum alchemiae P. II. [Francofurti 1606], p.
70 sq. Aus dem 16ten Jahrhundert ist als Commentator der Tabula smarag-
dina namentlich der eifrige Anhänger des Paracelsus, Gerhard Dorn zu
nennen, aus dem I7ten der S. 376 erwähnte Kriegsmann (Beider Commen-
tare finden sich in Mangeti Bibl. ehem. cur., T. I, p. 380 sqq.), und noch im
vorigen Jahrhundert kam G. W. Wedelii Exercitatio in tabulam Hermetis
smaragdinam, ad versus Kircherum [Jenae 1704] heraus; einiger noch späterer,
aber weniger eingehender Bemerkungen zu ihr nicht zu gedenken.
^^) Es ist nicht meine Absicht, die die Tabula smaragdina betreffende
Litteratur hier vollständiger zu geben. Vgl. bezüglich ihrer namentlich Fa-
bricii Bibl. graeca, Vol. XII [Hamburgi 1724], p, 708; Harles' Ausgabe die-
ses Werkes, Vol. I [Hamburgi 1790], p. 76 sq.; Schmieder's Geschichte der
Alchemie, S. 35 f.
^^) Indes Albertus Schrift de rebus metallicis et mineralibus wird z.B.
(L. IV, tract. I, cap. 3) darauf Bezug genommen, was Hermes, qui multum
de transmutationibus metallorum probavit, in alchimicis suis gesagt hat über
die Einwirkung von Essigdämpfen auf Bleiplatten; femer (L. FV, tract. I,
cap. 4) darauf, was Hermes in alchimicis bezüglich der Wirkung des Zinns
auf andere Metalle angegeben: dass es die Ductilität derselben zerstöre. Her-
mes wird ferner in dieser Schrift (L. IV, tract. I, cap. 3) in Beziehung dar-
auf citirt, wie sich das Blei beim Erhitzen mit anderen Körpern verhalte;
fem er (daselbst cap. 6) dafür, dass das Kupfer durch Erhitzen mit Tuchia
goldgelb gefärbt werde; weiter (daselbst cap. 7) dafür, dass das Gold allein
von aller Krankheit (aegritudo) frei sei und dass bei dem Erhitzen desselben
nur die unedle Substanz verbrannt werde; auch (daselbst cap. 8) in Beziehung
384 Die Memphitiscbe Tafel.
zu haben, welche Alchimica betitelt war; und diese wiederum
scheint, auch nach dem durch Albertus Magnus aus ihr Mit-
getheilten, verschieden gewesen zu sein von den später unter Her-
mes' Namen zur VeröflFentlichung gekommenen Schriften: Tracta-
tus de lapidis physici secreto in VII cap. divisus, Liber de compo-
sitione, Secreta secretorura. Ganz allgemein werden diese Schrif-
ten, in deren erster unzweifelhaft auf relativ neuere Ansichten
und selbst auf Avicenna Bezug genommen wird '^3), als ziemlich
späte litterarische Producte betrachtet**), von Borrichius als
dem jüngsten der verschiedenen, den Namen Hermes führen-
den Alchemiaten, welcher wohl ein Araber gewesen sei, zugehö-
rig**); auf sie und ihre Verbreitung durch Druckschriften*«) gehe
ich hier nicht weiter ein.
Solcher räthselhafber Schriftstücke, wie die Tabula smarag-
dina, bietet die alchemistische Litteratur noch einige. Kürzer
noch, und ebenso unverstandlich, sollen sie Denkmäler des frühe-
sten chemischen' Wissens sein. Dahin gehört z. B. das gewöhnlich
als „Lehre des Ostanes'^ bezeichnete Schriftstück, welches, zu-
sammen mit der Erzählung von der Auffindung desselben im Innern
einer Säule eines ägyptischen Tempels, bereits in dem Abschnitt
über Democrit, S. 116 u. 129 ff., Anm. 51 besprochen wurde.
Dahin ist auch die s. g. Memphitische Tafel gerechnet worden, von
welcher ich schon irüher*^ angegeben habe, dass man von einer
darauf, dass das Eisen beim Erhitzen nicht schmelze wie andere Metalle, son-
dern nur erweicht werde.
*3) Vgl. Borrichii de ortu et progressu chemiae dissert. [Hafniae 1668J,
p. 71; Desselben Conspectus 1 § 3; Fabricii Bibl. gr., Vol. I, p. 67, Vol.
XII, 708 sq.
^) Fabricii Bibl. gr., Vol. I, p. 67; Schmieder's Geschichte der Alche-
mie, S. 28.
^^) Borrichii Conspectus > § 3.
^^) Angaben hierüber findet man namentlich in Fabricii Bibl. gr., Vol. I,
p. 66 sqq., Vol. XII, 708; ed. Harles Vol. I, p. 75 sq., bei Schmieder a. e.
a. 0., S. 28, in S. F. G. Hoffmann's Lexicon bibliograph. scriptorum
graecorum, T. II [Lipsiae 1833], p. 350 sq.
^'7) S. 148 f., Anm. 16.
bic Memphitische Tafel. 885
Bekanntschaft des Synesios von Kyrene mit ihr gesprochen hat,
ohne dass mir eine Berechtigung dafür erkennbar wäre. Ich will
Weniges nur, was das Bekanntwerden dieser Memphitischen Ta-
fel und den Inhalt derselben betrifil, hier zusammenstellen. Atha-
nasius Eircher hat in seinem Prodromus Coptus^^) der Lehre des
Ostanes erwähnt und dass sie in Stein eingegraben in den Trüm-
mern einer Säule des Tempels zu Memphis gefunden worden sei,
und dann Folgendes angeknüpft: Altera inscriptio huic similis,
non procul a Memphi saxo incisa verbis quideni graecis , sed my-
stico quodam characterum genere tectis (teste Barachia-Abenephi)
extare fertur; quorum verborum sensus non dissentit ab iis, quae
in Smaragdina Hermetis tabula proponuntur. Inscriptio est:
OTPANO ANSI OTPANO KATSl.
AETPA ANSI AETPA KATSl.
HAN O ANSI UAN TOTTO KATSl.
TATTA AABE KAI ETTTXE,
Hoc est: Coelum sursum, coelum deorsum; astra sursum, astra
deorsum; omne quod sursum, omne id deorsum; haec cape et pro-
sperare. Dann aber hat Kircher diese Inschrift auch in kopti-
schen Buchstaben mitgetheilt^^). Die Angabe, dass diese Inschrift
in koptischen Buchstaben eingegraben gefunden worden sei ^% er-
regte besonderes Interesse. Die grosse Uebereinstimmung, welche
der Inhalt dieser Inschrift mit dem der Tabula smaragdina zeige,
hob Borrichius«^) bei seiner Beweisfiihrung hervor, dass wirk-
lich Hermes der Urheber der Chemie in Aegypten gewesen sei:
Chemiam Hermeti debere primordia non inde modo conficitur,
quod Aegyptiis ipsis, docente Kirchero, sapientia Hermetica appel-
letur, sed ex inscriptione illa Copticis literis saxo prope Mempbim
insculpta, quam inde descripsit Michael Schatta Coptita Memphi-
tanus, non difßculter colligitur; reddita latine verba ita se habent:
ö8) Prodromuß Coptus sive Aegyptiacus [Romae 1636], p. 173 sq.
»i») A. e. a. 0., p. 275.*
^) Auch in Kircher's Oedipns Aegyptiacus, T. I, P. II, p. 414; vgl.
Höfer's Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 253.
^^) De ortu et progressu chemiae [Hafniae 1668], p. 53.
Kopp, Beitr. x. 0«floh. d. Chein. 25
386 Agathodaemon.
Coelum sursum baec oape et beaberis. Haec enim verba
tabulae HermeÜB smaragdinae tarn similia sunt, quam ovo ovum,
ädeo ut ex illa in saxum translata videantur. — Diese Memphi-
tische Tafel hat doch bei den Alchemisten nicht so viel Beachtung
gefunden, dass für die Betrachtung der Entwicklung der alche-
mistischen Ansichten Anlass gegeben wäre, die Anhaltspunkte wei-
ter zu benützen, welche schon in dem hier Mitgetheilten für eine
Biickverfolgung der Bekanntschaft mit dieser Inschrift geboten
sind; und namentlich knüpft sich an sie Nichts, was zu der älte-
sten Periode der Beschäftigung mit Alchemie in einem auch nur
einigermassen wahrscheinlich zu machenden Zusammenhange stünde.
Ich verweile desshalb nicht länger bei dieser Inschrift, von welcher
ich nur noch bemerken will, dass sie in Beziehung zu der Lehre
vom Makrokosmos und Mikrokosmos gebracht woi*den ist und dass
sie unter altägyptischen Denkmälern wiedergefunden sein soll^').
Agathodaemon.
Mit dem Zweiten der als Hermes Bezeichneten (vgl. S. 373)
sei Agathodaemon identisch, ist behauptet worden«'). Ueber
eine als Agathodaemon bezeichnete alchemistische Autorität
weiss ich nur anzugeben, dass ältere alchemistische Schriftsteller
sich bereits auf sie beziehen «*), dass frühere Aufzählungen solcher
ca) In Lobeck'8 Aglaophamus , T. II [Regimonti Pr. 1829], p. 909 sq.
wird bei der Betrachtung der Lehren über den Makrokosmos und Mikrokos-
mos darauf Bezug genommen, was Memphitica inscriptio aifirmat, quam Kir-
cherus in Prodrom. Copt. p. 173. et 275. capitulis mysticis gratificatus est:
Odgayog äyto, ov^ayog xäT(Oj äat^a äyo), äm^a xdxtOy n&v 8 äyo) todto xärto-
raPT« Kdße xal evtvxps' cujus exemplum Aegyptiacum Champollio dicitur nu-
per in mumia Sesostridis invenisse.
*8) Vgl. Borrichius in Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia
p. 50 (auf was sich hier als von Manetho Gesagtes bezogen wird, findet sich
p. 34); femer in Conspectus Script, ehem. celebr., § 1.
^^) Dass Zosimos bereits seiner erwähne, scheint aus dem in Fabricii
Agftthodaexnon. 387
Autoritäten (vgl. S. 349 und 354) nie als eine vom Hermes ver-
schiedene haben, und dass in den Sammlungen griechischer alche-
mistischer Aufsätze solche sich finden, welche von Agathodae-
mon herrühren sollen. — Unter diesen Au&ätzen ist namentlich
oft vorkommend einer, für welchen aber nicht einmal die Ueber-
achrift ILbereiiistiiiimend aiq^egeben wird: ^Jffa^odoUfiovog elg tbv
XQri6fiov 'OQq>i(og öwaycoyti^ xal vno^vrjiia gab sie Borriehius^^)
an, und entsprechend ist für die Pariser Handschrift 2327 (vgL
S. ?87, Nr. 33) angegeben Agathodaemonis in quoddam Orphei
oraculum, commentarius, während für andere ihn enthaltende
Handschriften — Floreni (vgl. S. 266, Nr. 38), Escurial A (vgl .
S. 271, Nr. 39), Paris-Fabr. (vgl S. 280, Nr. 49) und die bei
Montfaucon mit 3178 bezeichnete (vgl. 286, Anmerk. 95) —
die Angaben darauf schliessen lassen, es stehen hier zwei Auf-
sätze: einer unter Agathodaemonis und einer unter Orpheus'^*)
Bibl. gr., Vol. XII, 767 Gesagten hervorzugehen. Auf ihn nimmt Olympio-
doros Bezug; vgl. bei Borriohius in Dessen Hermetis , p. 50 (wo
eine Stelle mitgetheilt ist, in welcher Agathodaemon als der Erste in der
Kunst gerühmt wird), femer Fabr. Bibl. gr.. Vol. XII, p. 765, Höfer's ffis-
toire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 274; beachtenswerth ist namentlich das
von Hof er a. e. a. 0., p. 529 aus Olymp iodoros Mitgetheilte, so fem es
zeigt, wie ungewiss schon zu der Zeit dieses Schriftstellers war, wer oder
was unter Agathodaemon zu verstehen sei. Aussprüche des Agathodae-
mon werden citirt in des Stephanos Schrift von der Ooldbereitung (in
Ideler's Physici et medici graeci minores, Vol. II, p. 244, 246; in des Pi-
zimenti Uebersetzung f. 58 rO und 59 y%
•*) Hermetis , p. 80.
^ Das ist doch der einzige mir bekannt gewordene Anhaltspunkt für
die noch von Fabricius (Bibl. graeca, Vol. I [ELambürgi 1708], p. 129; ed.
Harles Vol. I [Hamburgi 1790], p. 172) wiederholte Angabe: Feruntur sub
Orphei nomine quoque chemica quaedam. Dass Gleopatrae et Orphei firag-
menta quaedam in Pariser Manuscripten enthalten seien, hatte schon Labb6
angegeben (vgl. S. 276, Anmerk. 71). Des Orpheus erwähnt Stephanos in
dem zweiten Stücke seiner Schrift über Goldbereitungskunst (in Ideler's
Physici et medici graeci minores. Vol. II [Berolini 1842], p. 203; in Pizi-
menti's Uebersetzung [vgl. S. 110] f. 26 t^) nur in Beziehung zur Tonkunst.
In der Darlegung dessen, was an Orpheus* Namen geknüpft uns überliefert
ist, in Lobeck's Aglaophamus findet sich dem, dass Orpheus auch zur Che-
mie in Beziehung gebracht worden war, keine Berücksichtigung geschenkt.
Eine Stelle aus einem anonymen Aufsatz aus einer Sammlung griechischer
alchemistischer Schriften (vgl. S. 277), in welcher tb *Oqq>Mxhv 6fio^ff$oy xal ^
26*
SÖ8 Isis.
Namen, zusammen. Ueber den Inhalt ist Nichts weiter bekannt
geworden 0'). — Ein in dem Inhaltsverzeichniss einer alten Samm-
lung alchemistischer Aufsätze als ^ Aya&oipUyLovog xeq)akouov. (nol'q-
6ig (uikkov tov TcavTog) bezeichnetes Schriftstück (vgL S. 262, Nr.
21) hat so wohl nur noch die Escurial-Handschrift JB (vgl. S. 273,
Nt. 22)^^); auch über seinen Inhalt ist Nichts bekannt geworden,
so wenig wieüberdeneinesFragmentes des Agathodaemon, wel-
ches zusammen mit einem des Hermes (vgL S. 375) in Handschrif-
ten vorkommt ^^). Auf das in chemischem Sinne gedeutete Räthsel,
welches als das des Hermes und des Agathodaemon sich in
mehreren Sammlungen findet, koihme ich später zurück.
Isis.
Dem Götternamen Hermes gesellt sich in der gi*iechischen
alchemistischen Litteratur ein anderer hinzu, der der Isis, in Ver-
bindung mit dem des Horos^ Der Name der Isis wird allerdings
in den älteren Aufzählungen der alchemistischen Autoritäten nicht
genannt, und der Aufsatz, durch welchen Isis in der alchemisti-
schen Litteratur eingeführt ist, kommt in dem S. 261 f. mitgetheil-
t0B Inhaltsverzeichniss der wahrscheinlich ältesten Sammlung
und in der, diese Form der Sammlung uns wahrscheinlich erhal-
tenden Escurial-Handschrift B (vgl. S. 325) nicht vor, auch nicht
in der ältesten der bekannten Handschriften, welche zu Venedig
aufbewahrt war. Aber doch ziemlich viele Handschriften haben
*Rq(Aiaxr] Xvqa genannt und gleichsam erklärt werden, hat Fabricius (Bibl.
graeca. Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 762) mitgetheilt.
«7) Den Anfang giebt Fabricius (Bibl. gr., Vol. XII, p. 771): ^ly«^o-
daCfjiOiy ^OaC^A j^a^QSty Tjdrj ffo$ ro0ro xitnqtoP y^äg;(a Ix xof> dq^^^ov XQ^'
Cfioö - - -
ö8) Die obenstehenden griechischen Worte sind auch als Ueberschrift eines
Capitels in der Schrift des Christian os nsQt'cvartt&eCag tot' x^vgoü angege-
ben; vgl. bei Christianos.
6») Bezuglich des Anfanges vgl. S. 295, Nr. 8. •
Uie. 389
ein Sendschreiben der Isis an ihren Solin Koros. ^'löig nQoq)firig
rp via "SIqp fand sich in der von Fabricius benutzten Hand-
schrift (S. 280, Nr. 46) ; lötg nQoq)ijtig xa viä ccvtrjg "Sl^a steht in
der Florentiner (S. 265, Nr. 34), rc5 vlä avzijg in der AU
tenburger o. Gothaer Handschrift (S. 302, Nr. 32), tc5 vttß
avrfjg (^ in der Münchener Handschrift (S. 307, Nr. 28) und daran
schliesst sich die Angabe für die Escurial-Handschrift Ä (S. 271,
Nr. 37), in ihr sei enthalten: Isis la prophdtesse au fils de la
Lune; anders lautet in der Pariser Handschrift 2250 (S. 282, Nr.
4) die üeberschrift^®): "löidog ßaöiUöörig Alyvmov xal yvvouxog
'06iQi8og, nsgl trjg [sQÜg tixvtjg ngog tov tnbv avTijg tov SIqov; der
Aufsatz kommt auch in den Pariser Handschriften 2327 (S. 287,
Nr. 30) und 2329 (S. 290, Nr. 26) und in den beiMontfaucon mit
3178 (vgl. S. 286, Anmerk. 95) und 3185 (vgl. S. 288, Anmerk.
98) vor. Die Anfangsworte sind für mehrere Handschriften^»)
angegeben: ^Aniivai 6ov iiiXXovtogy o zbkvov , für die Pari-
ser 2250 aber: 2v (liv ißovkrj^'qgy o xixvov^ dmsvat ^^).
Die verschiedenen Handschriften scheinen den Text ziemlich ver-
schieden zu haben; das Wenige, was Borrichius^^), und die paar
Stellen, welche Grüner'*) früher mitgetheilt hat, finden sich gar
nicht oder nur mit erheblichen Varianten in dem in neuerer Zeit
durch Höfer aus der Pariser Handschrift 2250 veröfientlichten
griechischen Texte'*). Den Inhalt des Aufeatzes gab Fabricius'^
an: In hoc apospasmatio angelus Amnael docet mysterium
chrysopoeiae et per omnia^ sacra adjurat mystam illud aliis non
prodere. Eine deutlichere Einsicht in den Inhalt gewährt Hö-
fer's vollständige Veröffentlichung des Textes, wie ihn die ge-
'0) Nach Höfer (ffistoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 530).
'^) So für die Florentiner und für die Münchener Handschrift.
") Nach Hof er a. e. a. 0.
^3) Conspectus scriptoram chemicorum celebriorum, § 4 (in Mangeti Bi-
bliotheca chemica curiosa, T. I, p. 39).
7^) Isidis, Christiani et Pappi philosophi jusjurandum chemicum [Jenae
1807], p. 15 & 57.
7ß) Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 590 sb. Auf solche Verschieden-
heiten hatte ich schon S. 88, Anmerk« 14 und S. 129, Anmerk. 51 hinzu-
weisen.
76) Bibliotheca gpraeca, Vol. XII, p. 771,
890 Isie.
nannte Pariser Handschrift haf). Hiernach schreibt Isis an
ihren Sohn Horos, dass sie nach dem Abzug des Letzteren zum
Kampfe gegen den Typhon dahin gegangen 'sei, wo man in my-
stischer Weise die heilige Kunst Aegyptens betreibe; dass sie hier
die Bekanntschaft des Amnael (Derselbe wird als erster Engel
und Prophet bezeichnet) gemacht und Dieser den Beweis höch-
ster Gunst von ihr gewünscht habe; dass sie diesen ihm ver-
weigert habe, bis ihr das grosse Geheimniss der Bereitung des Gol-
des und des Silbers ganz und wahrhaftig mitgetheilt worden sei;
dass Amnael sie nun habe schwören lassen, seine Mittheilung an
Niemand als an ihren Sohn zu verrathen; dann spricht sie als
Enthüllung jenes Geheimnisses aus, dass jedes Ding nur aus Gleich-
artigem entstehe, und auch das Gold Gold hervorbringe, imd es
folgt nun eine Reihe eigentlich alchemistischer Vorschriften'®).
Auf den abscheulichen Schwur, welchen Isis leistet, komme ich
später bei der Zusammenstellung einiger Schwurformeln zurück,
welche uns, als früher bei der Mittheilung alchemistischer Ge-
heimnisse benutzt, aufbewahrt sind.
Eine in grauer Vorzeit lebende Aegypterin Isis als der Medi-
cin und Chemie kimdig anzimehmen, wie dies noch Borrichius
that, welcher sie als dem ältesten Hermes zunächst stehend be-
trachtete'*): das ging schon für Lenglet du Fresnoy nicht mehr
an, welcher davon abstand, die Alchemie bis auf die mythische
Isis zurückfuhren zu wollen »<>). Aber für den hier in Bede ste-
'') A. Anmerk. 75 a. 0.; die französische Uebersetzong eines grossen
Theils des Aufsatzes daselbst p. 290 s.
'®) Letztere unter der Ueberschrift: MC^tg Xsükoü fpagfiäxov 8 Xsvxafye^
ndvxa xä ffiofiara. Das unter dieser Ueberschrift Stehende ist auch in den
Angaben für andere Handschriften (die Florentiner und die Münchener z. B.,
nach der üebereinstimmung der hier für den Aufsatz angegebenen Schluss-
worte mit denjenigen, wie sie der von Höfer publicirte Text hat) als zu dem
Sendschreiben der Isis an den Horos gehörig betrachtet worden; aber man
findet auch (so für die Altenburger o. Gothaer Handschrift; vgl. S. 302, Nr. 33)
das unter jener Ueberschrift Stehende als einen besonderen Aufsatz angeführt.
'®) Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia [Haiiiiae 1674],
p. 44: Horus fuit Isidis filius, si Diodorum audimus — — — . Igitur Horus
sive Apollo edoctus fuit a matre Iside, Isis ab Hermete, ut ante ex Diodoro
ostensum, manifeste argumento Hermetem primum medicinae fuisse invento-
rem. Vergl. auch Anmerk. 81.
®®) Histoire de la philosophie herm^tique, T. I, p. 8.
Isis. 891
henden Aufsatz erkannte doch auch Borrichius an, wie Vieles
dafür spreche, dass er untergeschoben sei, wenn er gleich sich noch
anerkennend bezüglich desselben äusserte ®i). Darauf hin, dass
in diesem Aufsatze der s. g. Lehre des Ostanes*^) erwähnt wird,
glaubte Grüner®^) annehmen zu müssen, nicht die ältere, lange
vor Democrit lebende ägyptische Isis könne Verfasserin dieses
Schriftstückes sein, sondern dasselbe scheine erst nach der Grün-
dung von Alexandria, unter den griechischen Königen geschrieben
zu sein. Despectirlicher äusserte sich über diesen Aufsatz Höfer
1842®*), welcher sich übrigens später®*) bezüglich desselben etwas
rücksichtsvoller ausgedrückt und ihm auch durch die bereits er-
wähnte vollständige Veröffentlichung des Textes eine gewisse Be-
deutung für die Litterargeschichte der Alchemie zuerkannt hat.
81) A. Anmerk. 73 a. 0.: Proximum Hermeti primo locum sibi vendicat
BGxiptum IsidiB, filio ipsins Horo dedicatam; atque ideo prozimnm, qoia Isis
Osiridis regis uxor ab Hermete, consiliario buo edocta, secundum Diodomm
Siculum. Esse autem scriptum illud, quod nunc in lararüs doctorum custodi-
tur, spurium, multa ex ipso texiu allata docuerint, licet sua venere et arte
nequaquam destituator.
M) Vgl. S. 129, Anmerk. 61.
8») A. Anmerk. 74 a. 0., p. 64.
^) Histoire de la chimie, 1. ed., T. I, p. 276: Cette epitre, ecrite dans
un langage tout mystique, me parait one Satire sanglante des divagations
theoriques et obscures sur la pierre philosophale; car Pauteur, apres avoir fait
jurer le silence par toutes les puissances du ciel et de Penfer, apprend a Pini-
tie que, pour faire de Tor, ü faut de Vor^ en proclamant que &e$t lä tout
le my stire. — Auch Chevreul (Journal des savants, annee 1845, p. 380)
wollte diesen Aufsatz eher als eineSatyre, wie als ein ernst gemeintes Schrift-
stück der s. g. heiligen Kunst betrachten.
8^) Histoire de la chimie, 2. 6d., T. I [Paris 1866], p. 290: Cette epitre
recommande, sous une forme allegorique, la pratique d'un des plus grands
axiomes des alchimistes, ä savoir qu'il faut en tout imiter la nature. De
plus, on y trouve la preuve incontestable qu'il etait expressement interdit
aux inities de divulguer les secrets de leur science.
392 Johannes.
Johannds.
Der ungenannte griechische Schriftsteller, dessen Aufzählung
der alchemistischen Autoritäten oben (S. 345t) mitgetheilt wurde,
sagt, dass dem Hermes ein Oberpriester Johannes gefolgt sei,
und Diesem als dritter Lehrer der Kunst Demoer it. Die Persön-
lichkeit, welche diese Au£zählung in der Wiener Handschrift als
'Icuoiwriv ccQXiBQia yevoiisvov zijg iv BvayLoL tv^Utg %al zäv iv amr^
advtav hat (Cotelier^e) schlug vor zu lesen: tijg iv ayiff Rv-
^Uxg)y findet sich auch in einer anderen älteren Liste der alche-
mistischen Autoritäten, welche oben (S. 348 fi".) besprochen wurde,
genannt: als ^Fajdivvrig tagevg^'') oder als 'icadvvrjg UQSvg rrig öxeva-
öUtg tfjg ^£iag^^)y und in anderen Nachrichten über diese Liste
wird als darin vorkommend Joannes pontifex tijg iv Evaysia zy
d'sl^ ®») und Jean Tarchiprötre dans'la divine fivagie ^^) aufgeführt.
— Auch für die Ueberschriften eibes alchemistischen Aufsatzes,
welcher von diesem Johannes herrühren soll, sind, nach den ver-
schiedenen ihn enthaltenden Handschriften oder der Lesung der-
selben oder der Vermuthung der Berichterstatter, die Angaben,
gerade was die nähere Bezeichnung des Verfassers betrifll, unter
sich Efehr abweichend. Als aQXUQSvg wird Derselbe genannt in
der Angabe für die Montpellier-Handschrift®^), als archiepiscopus®^)
oder als pontifex tijg iv Evayel^^^) in den Angaben für Pariser
Handschriften; loavvov agx^^Q^^Sy ''^ov iv ayla noksiy nsgl tijg
ayiag ti%vrig ist die üeberschrift von Borrichius®*) angegeben,
86) Eccles. Graec. Monumentorum T. III, p. 577; vgl. Lambecii Common-
tar. de bibl. vindobon. L. VI., ed. KoUarii p. 399.
87) Vgl. S. 349 und S. 351, Anmerk. 24.
88) Vgl. S. 349 f., Anmerk. 19.
89) Vgl. S. 350.
00) Vgl. S. 351.
01) Vgl. S. 294, Nr. 30.
02) Für Paris 2327 (vgl. S. 287, Nr. 28); ebenso für die bei kontfau-
con mit 3178 bezeichnete Handschrift (vgl. S. 286, Anmerk. 95).
93) Für Paris 2252 (vgl. 8. 283, Nr. 3, und daselbst auch Höfer's An-
gabe).
^) Hermetis, Aegyptioram et chemicorum sapientia [Hafniae 1674],
Johann et:. 393
lioavvov uQX^^Q^^S ^oi; ivtßtiyia tibqI trig tegag tixvrig ist sie in
der Escurial- Handschrift -4.^*^) tov iv ißayloc in Fa-
bricius' Handschrift*^) und in der Florentiner*^) gelesen, und in
verschiedener Art gedeutet worden: z. B. dass ein Joannes archi-
praesul in Ebania der Verfasser gewesen sei, von Bandini*«),
während früher gar ein Joannes pontifex Abassinus **) als solcher
angegeben worden war. Der Anfang dieses Aufsatzes ist nicht
in allen Handschriften übereinstimmend i^^), und über den Inhalt
ist nur wenig bekannt geworden ^^^), — Ueber das Alter dieser
Schrift lässt sich nicht urtheilen; eine Erwähnung derselben oder
des als ihr Verfasser genannten Johannes in den älteren der
uns zugekommenen griechischen alchemistischen Schriften ist mir
nicht mit Sicherheit bekannt^®*); wenn Lenglet du Fresnoy *®^)
Jean le prStre vor den Democrit von Abdera und um's Jahr
500 V. Chr. setzt, so ist sich dabei auch nicht länger aufzuhalten.
p. 80 (so auch dann von Boerhave, £lementa chemiae [Lugduni Batavorum
1732], T. I, p. 12).
»6) Vgl. S. 271, Nr. 36.
^ Vgl. S. 280, Nr. 44.
97) Vgl. S. 265, Nr. 31.
»ö) A. S. 263 a. 0.
**) In der bei Montfauoon a. S. 263 a. 0. über die Florentiner Hand-
schrift gegebenen Nachricht.
100) M€U«rxs%p(af4€&ay xai etdtofiet^, ij (ptXocpg>C<ftofABv t( fiäXXoy oQ^C^fie-
yot ' ' ' ist er für die Florentiner Handschrift und für Escurial -J. angege-
ben; anders für Fabricius' Handschrift: *Eäy fif] i] cvyxQua^q x&v atege&y
dnoteXea&jy etg xbvov xal fidtatoy näq novo^ xal xä/uaio^ Xoyta&i^aeiai
rjfjiZy - - -.
101) Bandini giebt in Beziehung hierauf a. S. 263 a. 0. an: Tituli ca-
pitum, quae pertractantur, sunt: I. IleQi roö juezaXXtxoii Xf&ov^ iv x(üt tonotq
ixeZyoi xataaxBväCstM, 11. BsqI dnt^oQäg /nXxoi} xexavjuiyov, JH. UeQt Xev'
xdxretog, IV. riytocxe, (L ^iXe, tä 6y6fjiauc x(by notrjt&y (vgl. S. 362, Anmerk.
28). V. '0 olxog. Die Ueberschrift des ersten Capitels erinnert sehr an die
eines Aufsatzes in der Altenburger o. Gothaer Handschrift, welcher nach Rei-
nesius ein Excerpt aus dem Agatharchides sein soll; vgl. S. 301, Nr. 18.
102) Ob die in Fabricii Bibl. gr., Vol. XII, p. 767 angegebene Stelle, in
welcher ^laktyyrjg 6 aQX^Q^^^ ^^ ^P ^^ /^veroTTolfia; naQatyiaet citirt wird,
wirklich zu der da vorstehend besprochenen Schrift des Zosimos gehöre,
ist mir nämlich nicht gewiss.
103) Histoire de la philoaophie herm6tique [ä la Haye, 1742], T. I, p. 460.
894 Der Evangelist Johannes
Ich mu8s es dabin gestellt sein lassen, ob etwa die Ueberein-
stimmung des Namens mit dem der eben besprochenen alchemi-
stischen Autorität den Evangelisten Johannes in den Geruch
gebracht hat, er habe Gold, und zwar aus Holz, und Edelsteine
künstlich machen können. Dem letzteren Heiligen wird dies nach-
gerühmt zu einer Zeit, wo man im westlichen Europa von dem
Inhalte der Sammlungen älterer griechischer alchemistischer Auf-
sätze allerdings sonst noch Nichts gekannt zu haben scheint ^^^) :
im I2ten Jahrhundert, bei Adam von St.- Victor *®*), welcher in
einer Hymne zum Lobe des Evangelisten Johannes solcher Kunst-
fertigkeit desselben gedenket. Ich kenne die betreffende Strophe
vollständig nur durch Lenglet du Fresnoy's Angabe i®*), nach
welcher sie lautet:
Cum gemmarum partes fractas
solidasset, has distractas
tribuit pauperibus.
Inexhaustum fert thesaurum,.
qui de virgis fecit aurum,
gemmas de lapidibus.
Mit grosser Sicherheit wird dann auch im 13ten Jahrhundert
104) Vgl. oben S. Sl8 f.
^^^) Adamus Yictorinus, Augustinermöncli in der Abtei St. Victoris
zu Paris, starb 1177.
io<t) Histoire de la philosophie hermltique [ä la Haye, 1712], T. I, p. 20.
Lenglet du Fresnoy bemerkt nach der Angabe, dass man den Evange-
listen Johannes als Alobemisten betrachtet habe, und der Mittheilung die-
ser Strophe: C'est ce qu'on lit dans une prose surS. Jean l'evangeliste com-
posee par Adam de S.Victor qui vivoit au XII. siecle: et Vincent deBeauvais
a dit la meme chose, in Speculo naturali. Das kann heissen, dass auch der
letztere Schriftsteller der alchemistischen Kunstfertigkeit des Evangelisten
Johannes erwähne, oder, dass sich auch bei ihm diese Strophe mitgetheilt
finde. Ersterem entspricHt, dass in dem Speculum naturale des Vinoenz
von ßeauvais, da wo alchimiae magistri aufgezählt werden, allerdings auch
Joannes Evangelista mitgenannt ist (vgl. oben S. 819); aber die angeführte
Strophe ist mir bei wiederholtem Durchblättern des Speculum naturale nicht
aufgestossen , und ich weiss nicht, ob bezüglich der Auffindung derselben in
dieser Schrift Hof er glücklicher gewesen ist, welcher (Histoire de la chimie,
2. ed., T. I, p. 403) die drei letzten Zeilen der Strophe mit dem Beisatz:
Vincent, in Speculo naturali) mittheilt.
als Alohemist. 395
der Evangelist Johannes bei Vincenz von Beauvais^oT) als
einer der Meister in der alchemistischen Kunst genannt. Und
wer wollte sich über solchen Glauben in jener Zeit wundem, wenn
man liest, in welcher Weise noch im 17ten Jahrhundert von
einem so gelehrten und in der Geschichte der Chemie eine so hohe
Stelle einnehmenden Manne, wie dies der 1682 verstorbene Joh.
Joach. Becher war, über diesen Gegenstand geurtheUt wurde.
In Becher's, 1669 zuerst erschienenen Physica subterranea i^®)
wird da, wo Zeugen dafür aufgeführt werden, dass Metalle künst-
lich hervorgebracht werden können, auch genannt S. Joannes
Evangelista, de quo Romanorum breviarium, quod utique errare
nequit, sequentia cantat, die D. Joannis Evangelistae, sacro mense
Decembri. AuthoreAdamo a S. Victore, cujus initium, Gratulemur
ad festivum, etc.
Inexhaustum fert thesaurum,
Qui de virgis fecit aurum,
Gemmas de lapidibus.
Ex lapidibus gemmas facere, sive naturales sive factitias, non
adeo absonum , cum lapides et gemmae sub uno genere lapideita-
tis comprehendantur , sed ex virgis aurum facere, ex vegetabili
metallum, id primo intuitu valde durum, semper enim et diu a
me ipso creditum est, non dari transmutationem unius regni in
aliud. Folgt eine Erzählung von einem Jesuiten, welcher an
Becher ein aus einer Pflanze dargestelltes Pulver mitgetheilt
habe, das bei weiterer Behandlung Gold gegeben, und welcher
auch berichtet habe, in der Nähe von Tamariskensträuchem sei
der Boden immer goldhaltig. Was für Becher zu folgender wei-
terer Betrachtung Veranlassung giebt: Credibile ergo est in udosa
Pathmo insula, ubi S. Joannes in exilio erat, non defuisse ta-
mariscum, unde virgas sumeret, cum illud lignum prae ceteris vi-
107) Vgl. die vorhergehende Anmerkung.
10®) J. J. Beoheri Physica subterranea; ed. 6. E. Stahl [Lipsiae 1703], p.
603 sq. — Darüber, wie noch im 17ten Jahrhundert an alchemiBtische Kennt-
nisse des Evangelisten Johannes geglaubt wurde, vergl. auch S. 21, An-
merk. 42; selbst später noch hat man sich in alchemistischer Deutung der
Apokalypse versucht.
398 Beilegung chemischer Kenntnisse
und vielleicht in noch mehr Handschriften zugleich mit dem Auf-
satze des Papp OS. Ueber den Inhalt des dem Moses zugeschrie-
benen Aufsatzes ist meines Wissens Nichts bekannt geworden,
und auch Nichts über die persönlichen Verhältnisse seines Verfas-
sers. Dass Derselbe ein Christ gewesen sei, ist danach, wie sei-
ner erwähnt wird, 'vermuthet worden ^^'); dass €r «in Jude gewe-
sen sei, vermuthete Ornneri*'), und Canring^^), daas er viel-
leicht ein ägyptiadier Priester gewesen sei In den üeberschrif-
ten des eben besprochenen Aufsatzes scheint eine über die Nen-
nung des Namens hinausgehende Bezeichnung des Verfassers nicht
vorzukommen, und wenn bei Lambeck^^^) Maöiag iUcktoöig als
Moysis, prophetae et legislatoris Hebraeorum, secretum chymicum
supposititium aufgeführt wird, so geben wohl die älteren Hand-
schriften keinen Grund ab zu der Annahme, dass schon in frühe-
rer Zeit der Stifter der Mosaischen Religion als der Verfasser die-
ses Aufsatzes betrachtet worden sei^^^).
Wenn aber auch nicht gerade als alchemistischer Schriftstel-
ler: als mit guten chemischen und selbst mit alchemistischen
Kenntnissen ausgerüstet wurde der letztere Moses allerdings
während langer Zeit betrachtet. Vincentius Bellovacensis
im 12ten Jahrhundert, welcher (vgl. S. 319) bei der Aufzählung
der Lehrer der Alchemie nach Adam, Noah u. A. auch Moses
nennt, verstand wohl schon unter diesem Namen den Gesetzgeber
der Israeliten. Ob dieser Moses nicht mit der als Hermes be-
zeichneten alchemistischen Autorität identisch sei, wurde später
112) Vgl. die vorhergehende Anmerkung.
118) A. 0. (Anmerk. 110) a. 0., p. 16.
11^) De Hermetica medicina [Helmestadii 1G69], p. 81.
"ß) Commentar. de biblioth. vindobon. L. VI., ed. Kollarii [Vindobonae
1780], p. 426.
11^) Als eine andere, demselben Moses untergeschobene Schrift wurde
von Lambeck a. e. a. 0. auch die in Anmerk. 110 erwähnte Svvxc^^q x^'
fievz^xrj Toü Mtovaftasy hoc est, Syntagma, sive tractatus Moysis de chymia
genannt, unter Verweisung bezüglich der dem Moses untergeschobenen che-
mischen Schriften auf seinen Prodromus historiae literariae, L. II, c. 2,
§1.
an den Propheten Moses. 899
in Betracht gezogen "^) , und es wurde discutirt, zu welchen
Schlussfolgerungen man bezüglich der Alchemie komme, wenn
diese Identität angenommen werde ^^^). — Ich weiss nicht, wer
zuerst dafür, dem Moses chemische Kenntnisse zuzuschreiben, eine
Stütze in der Erzählung vom goldenen Kalbe, und wie Moses
die Abgötterei der Israeliten mit demselben gestraft habe, zu fin-
den geglaubt hat. „Moses nahm das Kalb, das sie gemacht hat-
ten , und verbrannte es mit Feuer , und zermalmte es zu Pulver,
und stäubete es aufs Wasser, und gab es den Kindern Israels zu
trinken", so lautet diese Erzählung im 2. Buche Mose, Cap. 32,
y. 20 nach Luther's üebersetzung, und in dem, was Moses hier
gethan habe, glaubte man den sicheren Beweis für absonderliche
Kenntnisse in der Chemie, speciell der des Goldes, sehen zu dür*
fen. Aufgeklärter besprach allerdings H. Conring^i®) schon 1648
nonnullorum fabulas, quasi Moses vitulum aureum comminuens in
pulverem, chemicum egerit, und später ^'^) noch etwas eingehen-
der, dass in joner Erzählung von einer chemischen Lösung des
Goldes nicht die Rede sei. Aber Borrichius^'^) hob 1668 doch
wieder stark hervor, nur ein sehr guter Chemiker habe das thun
können, was von Moses hier erzählet werde, wenn er gleich bei
der Würdigung der Kenntnisse des Letzteren aussprach: sed utrum
chemica quoque scierit tractaveritque Moses, in suspenso relinqui-
mus; und später ^2«) betrachtete er mit noch grösserer Sicherheit
den Moses als in der Chemie bewandert und fragte: quomodo ille
[Moses] rüdem fusi vituli aurei massam in pulverem molendo sub-
tilissimum redigere potuit, nisi chemiae sciens? So auch G. W.
Wedel, welcher in seiner Abhandlang De Mose chimico "•)
meinte: Sine dubio summus chimicus et per ignem artifex fuit
"') Vgl. Fabricii Bibl. gr., Vol. I, p. 46 sq. und ed. Hartes, Vol. I, p. 49.
"8) Vgl. Libavii Commentar. alchymiae P. I [Francofurti ad Moennm
1606], p. 2 u. 16.
^1^) De Hermetica Aegyptiomm vetere et Paracelsicoram nova medicina
[Helmestadii 1648], p. 393.
120) De Hermetica medicina [Helmestadii 1669], p. 431.
121) De ortu et progressu chemiae [Hafhiae 1668], p. 46 sq.
123) Hermetis, Aegyptioram et cheTnicorum sapientia [Hafniae 1674],
p. 226.
i2>) Exercitationum medico-philologicaram Dec. IX. [Jenae 1699], p. 1 sqq.
400 BeilegüDg chemisctier K^nntnisee
Moses, qui aureuin vitulum tarn prompte destructum ivit, und nach
der Besprechung , dass hierzu Schwefel , saure Salze, Quecksilber
oder Blei hätten dienen können: Ita vero haberi potest, et a
Hose sapientissimo confectuni fuit aurum igne combustum , tritum
in pulverem et comminutum-subtilissime, aquis inspergi non minus
ac bibi aptum, ac salubrem.
Aber nicht nur wurde immer noch geglaubt, dass Moses das
goldene Kalb chemisch bearbeitet und in trinkbare Form gebracht
habe, sondern ee wurde jetzt auch noch bestimmter angegeben,
wie er dies ausgeführt habe. Und kein geringerer Mann gab sich
der Täuschung hin, dies herausgebracht zu haben, als der berühmte
Chemiker Georg Ernst Stahl, welcher 1698 veröffentlichte i«^),
dass ein hepar sulphuris supersaturatum , ex aequis partibus salis
alcali et sulphuris dtrini bei dem Zusammenschmelzen mit Gold
dieses auflöst und die resultirende Masse in Wasser gelöst werden
kann. Stahl selbst bemerkt: Hoc certe fuisse ipsum illud arti-
ficium quo Moses vitulum aureum combusserit, praeter facilitatem
et simplicitatem negotii, minimum insuper apparatum et quanti-
tatem quoque materiarum exiguam, persuadet insuper et
illud, quod hoc auratum hepar sulphuris, non modo simul nauseosum
illum saporem prae se ferat, quem vulgare et nudum simplex etlam
habet, licet revera auratum hoc minus foeteat: sed etiam plane
peculiarem penetrantissimam amaritiem gustui offerat, qualis ne-
que in antimoniaU, neque alio quocunque hepate deprehendatur.
Unde quidem amarum illum, et abominabilis undique saporis po-
tum, ex ita combusto vitulo natum esse arbitramur, qui foedita-
tem cultus idololatrici sensibus ipsis adumbraret, et memoriae
quoque opprobrium imprimeret, licet gustuum de caetero nuUa
Sit recordatio.
Wir können uns hiemach nicht darüber wundern, dass Lenglet
du Fresnoy'2*) gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts unter
der Ueberschrift: Moyse connoit la science herm^tique, Folgen-
^2^) Observat. chymico-phyBico-medic. ann. MDCXGVIII. menris Aprilis,
qao Vilnius aureus igue combustus, arcanuxn simplex, sed arcanum demon-
stratur; in 6. E. Stahlii Opusculo cbymico-physico-medico [Halae Magdebur-
gicae 1715], p. 585 sqq.
^'^^) Histoire de la philosopbie hermetique [k la Haye, 1742], T. I, p. 18 s.
an den Propheten Mosee. 401
des schrieb: Moyse avoit 6t6 form^ dans toutes les sciences des
Egyptiens, dont la plus secrete et en mfeme tems Tune des plus
essentielles, ^toit celle de la transmutation des m^taux: on ne
doit donc pas s'c^tonner de lui voir fondre, calciner, et mettre en
poudre cette masse Enorme du veau d'or, dont en son absence le
peuple d'Israel s'^tait fait une divinit^, pareille k TApis d'Egypte.
Cette calcination n'a pü se faire sans le secours de feu. II y a
plus, Moyse sait dissoudre et d^layer dans Teau commune cet or
calcind, ce qui est contre toutes les exp^riences, puisque sans le
secours d'une science particuliere, .ror en quelque petite quantit^
qu'il soit, se pr^cipite toujours au fond de toutes les liqueurs or-
dinaires , ausquelles on le Joint. — Mehr Grund zur Verwunderung
kann es abgeben, wie dieser Gegenstand noch in neuerer Zeit,
1852, erörtert worden ist, mit Uebergehung des von der neueren
Exegese erlangten Resultates, dass das s. g. goldene Kalb nur ein
vergoldetes hölzernes Götzenbild gewesen sei, zu dessen Zerstö-
rung es besonderer chemischer Kenntnisse nicht bedurfte. W.
Herapath^*^) fand auf Mumienleinen silberhaltige Hieroglyphen-
schrift und in der Nähe der Schriftzüge das Zeug zerfressen; er
vermuthete, diese Schriftzüge seien mit salpetersaurer Silberlösung
geschrieben und Salpetersäure also den alten Aegyptern bekannt
gewesen, und äusserte sich weiter: A very probable speculation
might be raised upon this to account for the Solution ofthe golden
calf by Moses, who had all his mundane knowledge from the Egyp-
tian priests. It has been supposed that he was acquainted with
and used the sulphuret of potassium for that purpose; how the
inference arose I know not; but if the Egyptians obtained nitric
acid, it could only have been by the means of sulphuric acid,
through the agency of which, and by the same kind of process,
they could have separated hydrochloric acid from common salt:
it is therefore more probable that the priests had taught Moses
the use of the mixed nitric and hydrochloric acids with which he
could dissolve the statue, rather than a sulphuret, which we have
126) Philosophical Magazine and Journal of Science, 4. series, Vol. III
[London 1862], p. 528.
Kopp, Boitr. X. Gesch. d. Chem. 26
402 Maria.
no evidence of their being acquainied with. — J. Denham
Smith ^'^) hat gegen diese Erklärung hervorgehoben, welche un-
bewiesene und unwahrscheinliche Vermuthungen dieselbe ein-
schliesst, aber sich zugleich gegen die Auffassung des Processes
ausgesprochen, welche Stahl's und Herapath's Erklärung der
Erzählung zu Grunde liegt. How the notion first arose, that tlie
Israelitish idol was dissolved, I cannot comprehend, save that
the text was never read by a „solutionist", seeing that it is di-
rectly opposed to the piain meaning of the sacred narrative,
which teils its tale in as clear, simple and concise language as
could be employed in the present day, were we desirous of rela-
tling the same facts in the most Condensed form. These are the
words 1«8). Can anything be more evident than that the
golden calf was reduced to an impalpable powder, and thus ren-
dered potable when mixed with water? If it be asked,
How did Moses grind this malleable idol „as fine as dust''? the
answer seems to me very easy; in the words of the text, „he
burnt it with fire"; that is, he fused and alloyed it with a sub-
tance capable of rendering gold brittle. Unter den verschiede-
nen Möglichkeiten, wie dies bewerkstelligt worden sein möge, be-
trachtet Smith die Annahme als die wahrscheinlichste, dass
Moses das goldene Kalb mit Blei zu einer spröden und leicht
pulverisirbaren Legirung zusammengeschmolzen habe.
Maria.
Dem Namen des Moses ist manchmal , als der einer Schwe-
ster Desselben und gleichfalls einer alchemistischen Autorität, der
537) Daselbst, Vol. IV, p. 142.
^^) Die S. 399 mit^etheilte Stelle aus dem 2. Bache Mose; und femer
aus dem 5. Buche, Cap. 9, Vers 21: „Aber eure Sünde, das Kall), das ihr
pemacht hattet, nahm ich, und verbrannte es mit Feuer, und zerschlug es,
und zermalmete es, bis es Staub ward, und warf den Staub in den Bach, der
▼om Berge fleusst** nach Luther's Uebersetiung.
Maria. 403
Name der Maria hinzugesellt worden. Eine Maria wird schon
in älteren alchemistischen Schriften citirt: bei Zosimos'^o)^ bei
Olympiodoros^ö), bei Stephanos^^i), bei dem als Christia-
nos bezeichneten alchemistischen Schriftsteller ^^2) u, a, ^ffiQ
Maria in älteren Aufzählungen der alchemistischen Autoritäten
genannt wird, vgl. oben S. 349 ff. und 354. Bei Georgios Synkel-
los^33) ina 9ten Jahrhundert wird eine Jüdin Maria gelegentlich
129) In {[ein . yyfjcia yQutpyi ns^l ti}g Ugäg xal ßeCag ti^y^jc - - - über-
schriebenen Aufsatze; vgl. FabriciuB* Bibl. gr. , Vol. XII, p. 702 u. 770;
Bandini's Catalog. bibl. Laurent T. III, p. 352; Höfer's Histoire de la
chimie, 2. ed., T. I, p. 270; im Abschnitt über Zosimos S. 189 ff., Anmerk.
127 und 133. In dem Aufsatze negl ogydytoy xal xttfji(y(oy oder einem an densel-
ben sich anschliessenden Schriftstück; vgl. Fabricius a. e. a. 0., p. 767 und
im Abschnitt über Zosimos S. 174.
130) Vgl. oben S. 355, auch in Borrichius' Conspectus scriptorum che-
micorum, § 8, auch Hof er a. a. 0., p. 276.
*8i) In Dessen Schrift über Goldbereitung, welche Ideler's Physici et
medici graeci minores enthalten, im letzteren Werke Vol. II, p. 246; in Pi-
zimenti's üebersetzung f. 59 v®. Es wird hier auf Maq(ny xal tag ^lov&at-
xäg yqag>uq Bezug genommen.
132) Vgl. Fabricii Bibl. gr.. Vol. XII, 761; Höfer's Histoire de la chimie,
2. 6d., T. I, p. 283. Hof er spricht hier als seine Ansicht aus, dass unter den
älteren alchemistischen Schriftstellern nur dieser Christianos Schriften der
Maria über den Stein der Weisen erwähne, und auch das Fragment des
Zosimos, aus welchem Hof er einen Ausspruch der Maria hervorgehoben
(vgl. Aumerk. 129; einen anderen Ausspruch Derselben haben aus diesem
Aufsatz Fabricius und Bandini mitgetheilt), sei ein von diesem Christia-
nos gefertigter Auszug. Höfer wirft die Frage auf, ob nicht ein christlicher
Schriftsteller den Namen der Maria, im Gegensatze zu dem der Isis in den
ägyptischen Traditionen über die Alchemie , vorgeschoben habe. Wie jedoch
eine Jüdin Maria als mit chemischen Künsten bekannt bei Zosimos sonst
noch, bei Olympiodoros, Stephanos u. A. genannt wird, passt hierzu
nicht.
533) Georgii Syncelli Chronographia, ed. J. Goar [Venetiis 1729], p. 108:
Jtifioxgnog ^Aß&egitrig g)vaix6g g>tXd(To(pog TJXjuaCBy. Iv AlyvnzM fÄVtj^eig vno
^Oazüyov toö MiiSov ataXiytog ly Aly^nxt^ naQa r&y triy&xai^Ta ßaaiXia)y JIsq-
Gojy ßQX^*^ '^^^ ^^ Aiyimttp IsQ&y, ly ry Uqiff t^c Mifig>eaig, avy ßXXotg IcQei^ct
xal ^tXo<f6g)otg t iy olg ijy xal Maqia tig ^EßQa(a aotffj, x«« Ha^iiAByfig, avyi-
ygatpe negl /^vtfo?, xal d^yrgov, xal X(&tay, xal noQg){>Qag Xo^ibg. 6^o((og dt
xal MaQia. ciXk* ofroi fiiy Jnudxqttog xal MaqCa Intivi^ncay nuQa "Oauiyov,
wg noXXolg xal cofpolg alyCyfiaci, XQvil^aytsg t//v tt/yf}^, na/justorg tU xati-
yyvaaay dg>^6ywg ygaipaytog. — Democriti Abderitae physici philosophi prae-
clarum nomen. Hie ab Ostano Medo ab ejus aevi Persarum regibus sacro-
rum praefecturae causa in Aegyptum misso sacris litteris initiatur et imbui-
26*
404 Maria.
der Einweihung des Democrit im Tempel zu Memphis als Zeit-
genossin und Kunstverwandte Desselben genannt; seine Angabe
lehrt, wie zu seiner Zeit die Tradition von der Maria zugleich
mit der vom Democrit sich ausgebildet hatte, kann aber nicht
wohl beanspruchen, in Beziehung auf die Erstere für zuverlässiger
gehalten zu werden , als sie in Beziehung auf den Letzteren (den
Alchemisten Democrit, welcher hier als der von Abdera betrach-
tet wird) ist 13*). — Von der Maria sind einzelne, ziemlich un-
verständliche Aussprüche in den alchemistischen Schriften Anderer
erhalten ^^ß). Eine Schrift von ihr über Oefen, xaiiLVoyQatplaj wird
schon frühe erwähnt"®). Die Beschreibung eines Ofens der Ma-
ria ist uns erhalten "'), und in den handschriftlichen Sammlungen
tur, in Memphis fano, inter sacerdotes et philosophos, cum qaibas erat Maria
mulier quaedam Hebraea omni dieciplinamm genere exculta, et Pammenes.
De auro, et argento, et lapidibus, et purpura sermone per ambages compo-
sito scripsit, quo dicendi genere usa est etiam Maria. Verum hi quidem De-
mocritus et Maria quod aenigmatibus plurimis et eruditis artem occultassent
laudati sunt: Pammenes, quod abunde et aperte scripsisset, vituperatus est.
1^) Höfer (Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 282) bebt hervor, dass
das bei Georgios Synkellos bezüglich der Maria und des Pammenes
Gesagte nicht in der den Democrit betrefifenden Angabe des Synesios
(vgl. S. 109 f.) enthalten ist, welche dem vom Synkellos Berichteten sonst zu
Grunde zu liegen scheint.
136) Bei Zosimos, vgl. Anmerk. 129 und 132; bei Olympiodoros, vgl.
namentlich Borrichius' Conspect. Script, ehem. celebr., § 8 (in Mangeti
Bibl. ehem. cur., T. I, p. 40); bei Stephanos, vgl. Anmerk. 131; bei Chri-
stian os, vgl. Höfer a. a. 0., p. 283. Maria zugehörig ist wohl auch der
Ausspruch, von welchem in der Anleitung zur Bearbeitung des indischen
Eisens gesagt wird, dass rj ^EßqaCa ngo^Ttg ihn thue (J. G. Schneid er 's
Anmerkungen und Erläuterungen über die Eclogas physicas [Jena u. Leip-
zig 1801], S. 96); vgl. S. 215 f., Anmerk. 213.
136) Vgl. S. 355 und Anmerk. 36 daselbst.
137) In der von Fabricius benutzten Handschrift folgte ein Aufsatz
über einen Ofen der Maria einer Schrift des Zosimos (vgl. den Abschnitt
über den Letzteren, S. 174); über den Inhalt dieses Aufsatzes ist Nichts be-
kannt geworden. Ein „Kirotakia ou fourneau de Marie (?) xafnyog MaqCagY
ist von Höfer (a. o. a. 0., p. 284 s.) beschrieben worden, nach den Angaben
und Zeichnungen, wie sie die Pariser Handschrift 2249 enthält (es ist nicht
zu ersehen, in welchem der als in ihr vorkommend angegebenen Aufsätze, vgl.
S. 281 f.). Ein auf das Feuer zu setzendes Gefass wäre hiemach mit einer
Platte überdeckt gewesen, auf welche die der Erhitzung zu unterwerfende
Substanz gelegt worden sei, und der Raum über dieser Platte sei wieder
spKbch geschlossen und mit einem oberen Gefasse in Gcnmunication gewe-
Maria. 405
griecbischer alcheniiatischer Schriften kommt unter ihrem Namen
wenigstens noch Ein Aufsatz vor, dessen Inhalt nicht weiter be-
kannt und dessen Zeit der Abfassung vielleiclit eine erst relativ
späte ist 138), Auf welchen Grund hin die Maria als Moses'
sen, in welchem sich die Verflüchtigungsproducte hätten ansammeln sollen,
während die geschmolzenen Theile in das Gefass unterhalb der Platte geflos-
sen seien. Das Erhitzen des unteren Gefösses sei wohl auch par l'intermo-
diaire d'un bain de sable ou de cendres vorgenommen wordon, und Ilöfer
bemerkt hierzu: Cette sorte de bain s'appelle encore aujourd'hui bain-martet
du nom de Talchimiste qui les a inventes: Dann aber (p. 301), wo er aus
dem Aufsatz der Maria in der Pariser Handschrift 2329 (vgl. die folgende
Anmerk.) mittheilt, dass hier das Einsetzen der zu bearbeitenden Substanzen
in Pferde- oder Vogelmist angerathen werde, fragt Höfer, ob hierin nicht
der Ursprung der bains'tnarie zu suchen sei. Die Bezeichnung Marienbad
oder eine entsprechende in anderen Sprachen geht indessen meines Wissens
stets auf das Wasserbad; aber darüber, wann das letztere zuerst so benannt
wurde, habe ich keine Kenntniss. Bei Geber wird das Wasserbad bei der
Beschreibung der Destillation (Summa perfect.ionis, L. I, cap. 49 o. 50 in den
verschiedenen Ausgaben) besprochen und richtig angegeben, dass in ihm die
Destillation bei gemässigterer Wärme auszuführen ist, als im Aschenbad (De-
stillatio quae cum cineribus, majori et fortiori et acutiori perficitur igne;
quao autem cum aqua, mansueto igne et aequali; aqua enim acaitatem igni-
tionis non suscipit, quemadmodum ein eres); aber eine besondere Bezeichnung
für das Wasserbad ist bei ihm nicht gegeben. In alchemistischen Schriften,
welche dem 13 ten Jahrhundert angehören oder gewöhnlich als in ihm verfasst
betrachtet werden, kommt aber die Bezeichnung balneum Mariae schon vor:
80 in dem Rosarium des Arnaldus Villanovanus (L. H, cap. 3, quomodo
depuratur mercurius et purgatur, wo auch vorgeschrieben wird: coque in bal-
neo Mariae), so in dem, dem Raymundus Lullus zugeschriebenen Testa-
mentum (Practica, cap. 16 z. B., wo eine Destillation in balneo Mariae calido
vorgeschrieben wird; vgl. S. 238, Anm. 50). Gegen das Ende des löten
Jahrhunderts findet sich bei BasiUus Valentinus (Vom grossen Stein der
uralten Weisen; im 11. Schlüssel) „Marienbad^ als ein Grad der Hitze, wel-
cher auch als „Wassergrad" bezeichnet ist, und balneum Mariae (wiederholt
z. B. im Buch von der übernatürlichen hochtheuren Wunder - Arzney). Ob
das balneum Mariae der abendländischen Alchemisten mit der Alchemistin
Maria in Etwas zusammenhänge, muss ich dahin gestellt sein lassen; bei
Libavius (Alchymia, L. I, cap. 9; p. 9 der Frankfurter Ausgabe von 1606)
hcisst das Wasserbad balneum maris aut Mariae, womit noch eine andere Ab-
leitung des Kunstausdrucks angedeutet wäre.
138) Für die Pariser Handschrift 2251 (is codex manu rudi et perquam
recente exaratus est) ist (Catalogus codicum manuscriptorum bibliothecae re-
giac, T. II [Parisiis 1740], p. 470; Lenglet du Frcsnoy's Histoire de la
Philosophie hermetique [älaHaye, 1742], p. 11) der Inhalt angegeben worden:
Codex chartaceus, olim Tellerianus, quo continetor Christiani Alchymistae
406 Maria.
Schwester betrachtet worden ist^^s)^ weiss ich nicht; sie ist als
solche auch genannt in dem Titel eines später verbreiteten Pro-
ductes ^^% über dessen Alter und Beziehungen zu einem in arabi-
schei: Sprache handschriftlich erhaltenen alchemischen Aufisatz ^^^)
ich auch Nichts zu sagen weiss.
tractatos nsQt tflg etara^eCag toÖ /^v^oÖ, quem Latinos interpres sie conver-
tendum esse duxit: de bona auri constitutione. Constat hie Über capitibus
53, quorum 35. inscribitur: Zosimi Panopolitae opus sincerum, de auri et ar-
genti faciendi sacra et divina arte, in epitomen contractum; 34. tibqI rcDi/
imoaxatdiy zeaad^toy aoafidtioyy juxta Democriti mentem; 52. vero sapientissi-
mae Mariae de lapide pbilosophico praescripta. Nach Hof er (a. o. a. 0.,
p. 283) ist der letztere Aufsatz in dieser Handschrift, welcher bei ihm als
Discours de la trcs-savante Marie sur la pierre philosophale bezeichnet ist,
nur ein Capitel der Schrift des Christi an os (vgl. S. 282, Anmerk. 84). Un-
ter demselben Titel kommt ein Aufsatz der Maria in der Pariser Handschrift
2329 (vgl. S. 289, Nr. 8) und der bei Montfaucon mit 3185 bezeichneten
(vgl. S. 288, Anmerk. 98) vor, unter anderer üeberschrift einer in der Pariser
Handschrift 2252 (vgl. S. 283, Nr. 17), durchweg ohne äussere Beziehung zu
einer Schrift des Christiane s. Ueber den Inhalt dieser Aufsätze ist Nichts
bekannt geworden; nur für den in Paris-2329 enthaltenen, dass darin Pe-
lagios und Zosimos citirt werden (was allerdings auf eine relativ späte
Redaction dieses Aufsatzes schliessen lassen müsste) und dass das Einsetzen
der zu bearbeitenden Substanzen in Mist angerathen werde (vgl. die vorher-
gehende Anmerkung).
130^ Vgl. Wagnereok's Aeusserung S. 304; so wird auch noch Moses
cum Maria sorore genannt von Grüner (Isidis, Christiani et {'appi philoso-
phi jusjurandum chemicum [Jenae 1807], p. 16).
^*^) Excerpta ex interlocutione Mariae prophetissae sororis Moysis et
Aaronis , habita cum aliquo philosopho dicto Aros , de excellentissimo opere
trium horarum; vgl. Höfer a. a. 0., p. 283, auch Lenglet du Fresnoy's
Histoire de la philosophie hermetique [ä la Haye, 1742], T. HI, p. 37, 44, 45
und Addition, Nr. 19.
1*^) Die Leydener Universitätsbibliothek hat in einer arabischen Hand-
schrift einen alchemistischen Aufsatz, von welchem der Catalogus codicum
orientalium bibliothecae acadcmiae Lugduno-Batavae, auctoribus P. de Jong
et M. J. de Goeje, Vol. III [Lugduni Batav. 1865], p. 196 n. a. Folgendes an-
giebt: Liber nescio a quo, sed verisimillime ab uno ex primis Arabum al-
chymistis est compositus, tantummodo enim Graecorum et Alexandrinorum
dicta laudantur. Imprimis allegantur efFata virorum doctorum Raijas-
müs et Aros et matronae Mariae Siculae. Inducitur [Aros] disputans
cum Maria.
Ostanes. ^07
Ostanes.
Einem alten Namen: dem des Ostanes*"), Osthanes oder
Hostanes, ist ein Aufsatz in den Sammlungen griechischer al-
chemistischer Schriften zugeschrieben. Ich will hier nicht darauf
eingehen, welche Ansichten ^^^) bezüglich eines Magiers Ostanes
früher ausgesprochen worden sind, welchen Einige vor die Zeit
des Homer gesetzt, Andere als Lehrer des Zoroaster betrachtet
haben; nicht darauf, dass in den ersten Jahrhunderten unserer
Zeitrechnung der Name Ostanes als der eines vor langer Zeit
gelebt habenden Magiers von Vielen genannt wird, und dass dieser
Name dann auch als mehreren Magiern zugehörig und schliess-
lich als Magier überhaupt bezeichnend vorkommt. Denn PI in ins
im 1 ten Jahrhundert unserer Zeitrechnung spricht von einem Ma-
gier Ostanes, welcher den Xerxes auf seinem Zuge gegen Grie-
chenland begleitet habe***), und von einem zweiten Magier des-
selben Namens, welcher im Gefolge Alexander's des Grossen
gewesen sei; Diogenes Laertios im Anfang des 3ten Jahrhun-
derts spricht von einer Reihe von Magiern , welche er 'Oötdvag in
der Mehrzahl nennt; xfnd Suidas gegen das Ende des lOten Jahr-
hunderts sagt, dass bei den Persern ifrüher die Magier 'O&cdvai
*^3) 'Oardyrjg gewöhnlich, aber auch 'Slatdytjg, findet man den Namen ge-
schrieben.
1*3) Vgl. hierüber und das zunächst Folgende namentlich Fabricii Biblio-
theca gracca, Vol. I (Uamburgi 1708], p. 92 sq. und Harlcs' Ausgabe dieses
Werkes, Vol. I [Hamburgi 1790], p. 106 sq.
1**) Schmieder (Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 37 f.) hat
sich nach den verschiedenen über einen Ostanes gemachten Angaben die
Vorstellung gebildet, dass im 5ten Jahrhundert y. Chr. ein Magier Ostanes
aus Medien durch Xerxes behufs Einholung näherer Kenntniss von den My-
sterien der ägyptischen Priester nach Memphis geschickt worden sei, und es
scheine sich zu ergeben, dass Derselbe in Aegypten der Gründer einer Philo-
sophenschulo gewesen sei, in welcher die Chemie ihre Wiege gefunden habe,
und dass der Chemiker Hermes ein späterer Zögling dieser Schule gewesen
sei. Schmieder selbst betrachtet dieses Resultat nur als ein auf der Zusam-
menfassung verschiedener Andeutungen beruhendes, und gewiss darf man es
in keiner Weise als ein auch nur wahrscheinlich gemachtes ansehen.
408 Ostanes.
genannt worden seien. — In Beziehung zur Alchertiie nennt den
Namen Ostanes der Commentator des Democrit, Synesios:
dass Democrit vom Ostanes im Tempel zu Memphis eingeweiht
worden sei^^^)^ Jasg Ostanes zuerst die nach ihm benannte Lehre
(vgl. S. 129) niedergeschrieben habe^^^), und worin nach Demo-
crit's Angabe das Verfahren des Ostanes von dem der Aegyp-
ter abweichend gewesen sei^^^). Wie Ostanes der Meder als
Der, welcher den Democrit im Tempel zu Mempliis eingeweiht
habe, bei Georgios Synkellos im 9 ten Jahrhundert erwähnt wird,
wurde oben i*^) angegeben; zu Aegypten ist Ostanes in Bezie-
hung gebracht in einer S. 348 ff. besprochenen älteren Aufzählung
alchemistischer Autoritäten ^^^), Auf welchen Grund hin bei
Borrichius^^®) Sophar Persa ^^i) als magister Ostanis Medi wie
dann wiederum Ostanes Medus als Democriti praeceptor ge-
nannt ist, weiss ich nicht. In einem unter Komarios' Namen
vorkommenden alchemistisöhen Aufsatze (vgl. bei Komarios)
wird ein Ostanes als ein Zeitgenosse des Komarios, des Leh-
rers der Kl eopatra, und als mit der Letzteren sprechend aufge-
"ß) Fabricii Bibl. gr., Vol. VlII, p. 233 (vgl. S. 109).
1*^ Daselbst.
1*^ A. e. a. 0., p. 234. Für diese Stelle will ich den griechischen Text
aus der Schrift des Synesios, wie ihn Fabricius mitthoilt, .hierhersetzen:
Avtog [Jri^oxQitoq] yäq jli((qtvqbl neQi tot) ^eyaAot; 'Oarwroi;, 6'r* oitog 6 dyrjQ
ovx fxixQtjto taiq t(by Alyvnxit'jy knirßohdg^ otde ontrjffEG^y, dXX^ (hod^ey dte-
XQiSzäg ovaUtg x«i nv()^6y elaixQiye xb g^uQfiaxoy, Nach Pizimenti^s da bei-
gefügter Uebersetzung: Ipse [Democritus] enim de magno Ostano loquens
confitetor, hunc virum nee injectiones nee assationem Aegyptiorum in usum
adhibnisse, sed extrinsecus substantias colorasse, et ab ignitis corporibus mc-
dicinas separasse.
148) s. 403 f., Anmcrk. 133.
i*'*) In der in Aegypten gefundenen zwei8i)rachigen , auf Magie bezüg-
lichen Papyrus- Handschrift, die nach Reuvens' Schätzung um 200 oder 300
n. Chr. geschrieben sein mag und den Namen des Democrit enthält (vgl.
S. 126, Anm. 44), kommt auch der Name Ostanes vor (Lettres a M. Lc-
tronne sur les papyrus bilingues et grecs du musee d'antiquites de
Tuniversite de Leide; par C. J. C. Reuvcns [a Leide 1830]; appendice,
p. 163).
1^^) Conspectus scriptorum chemicorum celebriorum, § 5 (in Mangeti Bi-
bliothcca chemica curiosa, T. I, p. 39).
l^V Vgl. S. 361, Anm. 51.
Ostanes. 409
führt 152). mi(j inj Gespräche mit der Kleopatra auch bei Ste-
phanos ^^^),
Einem jüngeren üstanes gehört wohl der in den Sammlun-
gen alchemistischer Schriften unter diesem Namen stehende Auf-
satz an, ist er nicht ein untergeschobener. Der Aufsatz wird unter
der Ueberschrift: 'Oötdvov <piXoö6q)OV tcqoq Tleraöiov tceqI tilg
avTYJg iegäg rsxvrjg^^^) schon in dem, in die Venetianer Handschrift
übergegangenen Inhal tsverzeichniss einer älteren Sammlung (vgl.
S. 261, Nr. 14) aufgeführt 4ind kommt unter derselben oder einer
ganz ähnlichen Ueberschrift, und mit dem Anfang: Trjg (pvöecog
ro axQBTizov iv iiiXQp vdazi zBQTCbtai , in ziemlich vielen
Handschriften vor: der Venetianer (S. 259, Nr. 13), der Mailan-
der (S. 268, Nr. 8), den Escurial-Handschriften A (S. 270, Nr. 10)
und B (S. 273, Nr. 15), der von Fabricius benutzten Handschrift
(S. 279, Nr. 15), der Pariser Handschrift 2249 (S. 281, Nr. 8), der
Wiener (S. 294, Nr. 3), der Breslauer (S. 298, Nr. 3), der Alten-
burger o. Gothaer (S. 301 , Nr. 7), der Münchener (S. 305, Nr. 7),
derWolfenbütteler (S.309, Nr. 6), der Oxforder (S. 314, Nr. 3), und
in anderen Handschriften mag er ohne Nennung eines Verfassers
stehen, wie z. B. in der Florentiner i'^^); und ausserdem kommen
Fragmente dieses Aufsatzes in den Handschriften vor, wie in der
Altenburger o. Gothaer (S. 302, Nr. 30) und in der Leydener (S.
312, Nr. 8). Lateinische Uebersetzungen haben die Bibliotheken
152) Fabricii Bibl. gr., Vol. XH, p. 770.
153) In dem neunten Stücke von Dessen Schrift über Goldbereitung
(Ideler 's Physici et mcdici graeci minores. Vol. II, p. 248; in Pizimenti's
Uebersetzung f. 61 v<^).
151) Unter solcher Ueberschrift hat diesen Aufsatz auch die Inhaltsan-
gabe für die Sammlung griechischer alchemistischer Schriften, welche Leo
Allatius herausgeben wollte (vgl. S. 250, Anmerk. 13, Nr. IG). — Ostanis
philosophi, cognomino magni, ad Petasium epistola chymica suppositida, sed
antiqua, de compositione , usu et effectu aquae argeuti vivi ist die Bezeich-
nung, unter welcher Lambeck (Commentar. biblioth. vindobon. L. VI., ed.
Kollarii p. 383) diesen Aufsatz aufiFührt.
155) Der in der Florentiner Handschrift (vgl. S. 264, Nr. 8) stehende Auf-
satz, welchen ßandini (a. S. 263 a. 0., p. 349) als Anonymi breve apospasma-
tion de sacrae aquae confectione characterisirt, ist, nach der Uebereinstim-
mung der Anfangs- und der Schlusswortc mit denen des oben besprochenen
Aufsatzes, mit letzterem identisch.
410 Ostane«.
ZU Wien und Gotha i^^). Von dem griechischen Texte sind , wie
ich glaube, nur Fragmente bekannt geworden; eines aus dem An-
fang durch Borrichius*") und der Schluss durch Fabricius^^®);
und ausserdem über den Inhalt nur Weniges durch Höfer^*®),
wesentlich bezüglich eines in dem Aufsatze besprochenen, auf che-
mischem Wege darzustellenden heilkräftigen Präparates. — Der
Schluss des Aufsatzes, ist er anders als echt zu betrachten i^<*),
setzt ausser Zweifel , dass der Verfasser desselben Christ war *^^).
Wann dieser Verfasser gelebt habe, hat man, etwas unsicher, dar-
auf hin zu bestimmen gesucht ^^2), Jass der Aufsatz an einen Pe-
tasios gerichtet ist: imter Annahme, dieser Petasios sei iden-
tisch mit Einem dieses Namens, an welchen ein Olympiodoros
eine alchemistische Schrift gerichtet hat, und dass dieser Olym-
piodoros in der ersten Hälfte des 5ten Jahrhunderts gelebt habe,
was ungewiss ist (vgl. bei Olympiodoros).
Was über den Inhalt des unter Ostanes' Namen auf uns ge-
kommenen griechischen Aufsatzes bekannt geworden ist, entspricht
nicht dem, was man von einer Schrift erwarten sollte, die mit
einem im Alterthume so als bedeutend anerkannten Namen ge-
schmückt ist Es entspricht auch nicht der Beachtung, die im
Orient einer alchemistischen Schrift des Ostanes geschenkt wor-
den ist, welche letztere aber auch mehr, als jener Aufsatz , zu ent-
halten scheint. Librum de arte chemica inter antiquos Persarum
156) Vgl. S. 338.
1^7) Hermetis, Aegyptiorum et chcmicorum sapientia [Hafuiae
1674], p. 295.
5^) Bibliotbeca graeca, Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 763.
i'iö) Histoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris 1866], p. 292 s.
100) Morhof (Polyhistor literarius [Lubecae 1695], P. I, p. 104) hat dar-
an erinnert, dass die hier stehende Doxologie von späterer christlicher Hand
einer älteren Schrift hinzugefugt sein könne.
161) Wie Reinesius in seinem litterarhistorischen Gutachten über die
Altenburger o. Gothaer Handschrift (vgl. S. 298 f.; bei Cyprianus p. 97 und
in Fabricii Bibl. gr., Vol. XII, p. 758) bereits hervorgehoben hatte.
102) So Schmieder in seiner Geschichte der Alchemie, S. 71. Auch
Lenglet du Fresnoy (Histoire de la philosophie hermetique, T. I, p. 460)
setzt den Verfasser der uns unter^ dem Namen des Ostanes zugekommenen
alchemistischen Schriften, falls dieselben nicht überhaupt später untergescho-
bene seien, in das 5te Jahrhundert unserer Zeitrechnung.
Kleopatra. 411
libros sub Ostanis magi et pbilosophi, qui Zoroastris praecei)tor
fuerit, nomine ferri, testatur Tb. Hyde in praef. ad libnim de re-
ligione veterum Persanim ^^^), Eine solcbe Scbrift ist uns in ara-
biscber Uebersetzung erbalten , und in ibr ist eine ganze Reiben-
folge von Spracben angegeben, in welcber sie von der (nicbt ge-
nauer bezeicbneten) Spracbe des Ostanes aus bis scbliesslicb in
die arabische übersetzt worden sei*^*); die Beziehungen dieses
arabischen Scbriftötücks zu dem vorher besprochenen griechischen
sind mir nicht bekannt.
Kleopatra.
Es wurde S. 408 f. erwähnt, dass Ostanes als mit Kleopatra
im Verkehr befindlich genannt ist. Eine Kleopatra figurirt als
alchemistische Autorität früher Zeit, und unter ihrem Namen fin-
den sich Aufsätze in den hier uns beschäftigenden Sammlungen
163) Fabricii Bibl. gr.. Vol. I, p. 92; ed. Harles, Vol. I, p. 107.
104) Bezüglich dieses arabischen Schriftstücks ist, glaube ich, am Meisten
für die es enthaltende Handschrift der Leydener Bibliothek bekannt gewor-
den. Schon der alte Katalog dieser Bibliothek (Catalogus bibliothecae publi-
cae Lugduno - Batayae [Lugduni Batav. 1674], p. 342) giebt für diese Hand-
schrift an: Ost-anis magi seu philosophi multae lectionis et ruspationis ars
chemica, ubi inter alias artis operationes, et de conficiendo anro philosophico,
lapidis proprietatibus , et philosophorum coryphaeis , und gedenkt
kurz der gleich näher anzugebenden Reihenfolge von üebersctzungen. Diese
Handschrift führt dann auch der Katalog der Leydener Bibliothek von 1716
(vgl. S. 311, Anmerk. 150) auf, aber am Eingehendsten äussert sich über sie
der Catalogus codioum orientalium bibliothecae academiae Lugduno - Batavae,
auctoribns P. de Jong et M. J. de Goeje, Vol. IIl [Lugduni Batav. 1865], p. 191
sqq. Ich entnehme dem letzteren Werke folgende Angaben: De lapide phi-
losophorum, auctore mago Ostanes. In praefatione libri historia narra-
tur in hunc modum: Abu-Scheddäd Khalid ibno-'l-Jezid (sie) Aros, vir stu-
pendae doctrinae, admiratione libri Ostanesi motus, e lingua hujus philosophi
cum graece vertit; deinde Abdullah ibn-Ahmed ibn-Hindi eum in linguam
persicam transtulit, unde Djafar ibn-Mohammed ibn-Amr (s. Omar) al-Faresi
in idioma Khorasanense, donec tandem Abu-Becr ibn-Jalgä ibn-Khälid al-
412 Kleopatra.
alchemistisclier Schriften. Als die Gemahlin eines Königs Ptole-
maios wird sie in einer älteren Aufzählung der alchemistischen
Autoritäten (vgl. S. 348 ff.) genannt, und dass sie die letzte Kö-
nigin Aegyptens, die bekannteste Kleopatra (69 bis 30 v. Chr.)
gewesen sei, wurde geglaubt. Noch im 17ten Jahrhundert stützte
sich Bor rieh ius^^^) — den berühmten, um die Mitte des
1 ten Jahrhunderts n. Chr. lebenden Dioskorides, bei welchem sich
die Kenntniss gewisser chemischer Operationen findet, und einen
zu Kleopatra's Zeit lebenden Arzt desselben Namens i^^) ver-
wechselnd — bei der Annahme früher chemischer Kenntnisse der
Aegypter auch darauf: quod Dioscorides sumptuosissimae faemi-
narum Cleopatrae comes adhaeserit, quae in oculis Antonii, ex Pli-
nio, unionem illum famosum subito in aceti liquore mersando dis-
solvit, obsorbuitque, quas in Romano Grajove aceto vires hodie
non deprehendimus, et de veritate historiae securi temperatura in-
genio chemici liquorem interpretamur. Nam Cleopatrae Chemica
adhuc exstant, utcunque forsan ipsa Ingenium tantum huic disso-
lutioni commodaverit, Dioscorides manum; ut solent abjectiora
magnarum artium ministeria famulis delegari. So sagte noch im
vorigen Jahrhundert Lenglet du Fresnoy **'), wo er von derBe-
•^
Ghassani al-Khorasani opas arabica civitate donayit, duabus additis eectioni-
bu8. CoDstat über tribas partibus, quae singulae quatuor sectiones contincnt.
Was hier an Excerpten in arabischer Sprache eingeschaltet und sonst noch
mitgetheilt ist, ist für mich unverständlich. Die Schrift hat ein entschiede-
nes Interesse als eins der seltenen Beispiele dafür abgebend, wie doch die al-
chemistische griechische Litteratur mit der der Araber in Zusammenhang
stand. — Diese Schrift des Ostanes ist auch in einem arabischen Manuscript
der Pariser Bibliothek erhalten (Catalogus codioum manuscriptorum biblio-
thecae regiae, T. I, p. 204; Lenglet du Fresnoy's Histoiro de la philoso-
phie hermötique, T, III, p. 28; Fabricii Bibl. gr., ed. Ilarles, VoL I, p. 107;
Tractatus seu liber definitionum , sive aphorismorum duodecim Osthanis sa«
pientis de lapide glorioso, sive philosophico, e GraeCa lingua in Persicam et
Chorasanicam, deinde in Arabicam ab anonyme conversus), in welchem auch
noch alia quaedam Osthanis sapientis opuscula ubi de arte chyn^icc^ stehen,
Jö^) De ortu et progressu chemiae [Uafniae 1668], p. 96.
16«) Vgl. Conring's Schrift De Herm^tica medicina [IlelmesUdii 1669],
p. 84.
167) Histoire de la philosophie hermdtique [k la Haye, 1742], T. I, p. 33 s.
Ferner T. III, p. 21: On croit que la fameuse Cleopatre pratiquoit la chimie.
Nous avons ailleurs quelques twtes chimiques de cette princesse: et la disso-
Eleopafra. 413
treibung de la philosophie herm^tique ou de la chimie m^tallique
bei den Aegyptern handelt: Cl^opatre elle-m^me s'y appliqua.
Elle avoit ^t^ instmite dans cette science par un pretre dgj^ptien,
nomm^ Comarius; leurs trait^ — — — subsistent encore au-
jourd'hui dans les manuscrits grecs de sa majest^. Et pour en ve-
nir k la preuve; par quel autre moyen, que par la science herm^-
tique, cette reine auroit-elle dissous et converti en liqueiir cette
belle perle, quelle avala dans un repas? — Reinesius^^®) hat mit
Beziehung darauf, dass die angeblich der Chemie zugewandte
Kleopatra eines Ptolemaios Gemahlin gewesen sei und mit
Ostanes in Verkehr gestanden habe und dies der zu Alexan-
der's des Grossen Zeit lebende Ostanes gewesen sein solle,
hervorgehoben, dass keiner der drei ersten, in dem nach Alexan-
der's Tode folgenden Jahrhundert in Aegypten regierenden Pto-
lemäer eine Kleopatra zur Gemahlin gehabt habe, übrigens auch
der eine der der Kleopatra zugeschriebenen Aufsätze unzweifel-
haft erst in viel späterer Zeit abgefasst sei i^ö). In neuerer Zeit
ist denn auch es ziemlich allgemein anerkannt worden, dass die
chemische Kunstfertigkeit einer ägyptischen Königin Kleopatra
unerwiesen und die Autorschaft für die unter diesem Namen sich
.findenden Aufsätze der letzten Königin Kleopatra nicht bdzu-
legen sei.
Von diesen Aufsätzen ist namentlich einer : über Maasse und
Gewichte, in vielen Sammlungen vorkommend, aber wie es scheint
in verschiedenen Handschriften mit verschiedener Vollständigkeit
lution qu'elle fit de la fameuse perle, qu'elle avala en an repas, fait voir
qu'elle avoit un dissolvant particulier; mais doux et non corrosif.
^^) In seinem 1634 abgegebenen Gutachten über die AHenburger o. Go-
thaer Handschrift, vgl. S. 298 f., bei Cyprianus p. 98, in Fabricii Bibl. gr..
Vol. XII, p. 759. Diese Bedenken finden sich wiederholt bei Bandini, Ca-
talogus codicum graecorum bibliothecae Laurentianae, T. III [Florentiae 1770],
p. 3 17. Morhof, welcher sie im Polyhistor literarius [Lubecae 1695], P. I, p. 111
auch mittheilt, und die bekannte spätere Kleopatra als Verfasserin der un-
ter diesem Namen vorkommenden Aufsätze im Auge hat, ist der Ansicht, man
habe an einen späteren Ostanes zu denken, oder dass etwa der schon zu
Alexandcr's des Grossen Zeit lebende Ostanes durch seine Kunst sein
Leben bis zu der Zeit dieser Kleopatra verlängert habe.
169) Vgl. unten An merk. 176.
414 Kleopatra.
•
oder mit verschiedenen Zusätzen. Trjg KXsondtQag xsqI öra^fiav
xal liitQOv i^i^yi^öig xara nXwtog nghg Bvxeqri svQSöiv ixdörrig ^ivag
otal XltQag xal ovyylag xal 8Qa%iLrig xai yQa[iiiccTog ^'^^) ist die lange *
Ueberschrift, welche der Aufsatz in der von Fabricius benutzten
Abschrift einer Pariser Handschrift hatte (vgl. S. 279, Nr. 30),
und mit ähnlicher Ueberschrift haben ihn noch andere Sammlun-
gen, doch gewöhnlicher als ein Fragment characterisirt durch die
Angabe: '^x täv [s. tov] Trjg KXsoTtdtQng TtsQl (litgcov xal öra-
d'^iäv , welcher sich dann auch wohl noch der Rest der ausführ-
licheren Inhaltsbezeichnung zugefugt findet. Den Aufsatz hat
schon das Inhaltsverzeichniss der wahrscheinlich ältesten Samm-
lung (S. 262, Nr. 37); es haben ihn, mit dem Anfang: 'H ^vä ovo^ia
^Xsi öra^iiov - - -, die Venetianer Handschrift (S. 260, Nr. 25),
die Florentiner (S. 264 , Nr. 1) und die Escurial-Handschrift A (S.
270, Nr. 3); er kommt vor in der Turiner Handschrift (S. 269,
Nr. 11), in den Pariser Handschriften 2275 (S. 284, Nr. 1), 2327
(S. 286, Nr. 4), 2329 (S. 290, Nr. 28) und den bei Montfaucon
mit 3178 (vgl. S. 286, Anmerk. 95) und mit 3185 (vgl. S. 288, An-
merk. 98) bezeichneten wie in der S. 291 als Paris-Radulphi be-
sprochenen (Nr. 1 derselben); er steht in der Wiener Handschrift
(S. '295, Nr. 11) und muss auch in der Altenburger o. Gothaer
stehen i'i); er findet sich auch in der Leydener Handschrift
(S. 312, Nr. 18), Mir ist von den, mehr oder weniger vollständigen
Veröffentlichungen dieses Aufsatzes ^^*) nur Eine zugänglich: die
^'^^) Ex Cleopatrae tractatu de ponderibas et mensurie expositio ampla ad
inveniendas facile singulas mensuras minae, librae, anciae, draohmae, et scru-
puli hat als Uebersetzung der Tariner Manuscripten-Katalog (vgl. S, 268, An-
merk. 59), p. 178.
'7') F. 114a Dach dem, was Reinesius (vgl. Anmerk. 175) angegeben
hat. Jacobs' Aufzählung (vgl. S. 301 f.) des Inhaltes dieser Handschrift nennt
allerdings diesen Aufsatz nicht, sondern da wird nur KXeonätQag xQ^^onota
genannt, welche f. 194 dieser Handschrift steht.
^7^) Morelli (Bibliotheca mannscripta graeca et lalina, T. I [ßassani
1802], p. 176) sagt in Beziehung auf dieses Schriftstück: Fere totum in edi-
tione Galeni Basileensi T. IV. p. 467. Pauca quaedam ex cod. M.S. postea
Bulengerus dedit De Imp. Rom. Lib. VI. Cap. G5. Von Grässe (Lehrbuch
einer allgemeinen Literärgeschichie, I. Bds. 2. Abtheil. [Dresden u. Leipzig
1838], S. 520) wird „das angebliche Fragment aus einer Schrift der Königin
Cleopatra, Maasse und Gewichte betreffend (bei Labbaeus. Glossar, p. 702 sq.)
Kleopatra. 415
in einer, früher dem Galenos zugeschriebenen aber anerkannt
unechten Schrift über Maasse und Gewichte ^ '3)^ Er hat hier die
für eine Kleopatra passliche Ueberschrift: ^Ex täv KXsondrQag
7toöiii]tLxäv Ttegl öra&^civ xal iiitgcoVy und ist wirklich eine An-
gabe über Maasse und Gewichte resp. die Eintheilung derselben,
die in einer etwa die Darstellung kosmetischer Mittel enthaltenden
Schrift allerdings ebensowohl am Platze sein mochte, wie ja auch
neuere Kochbücher Etwas über Maasse und Gewichte, die Verschie-
denheit und Eintheilung derselben haben. Es begreift sich auch,
dass eine solche Zusammenstellung als für Chemiker hinreichend
nützlich oder bequem betrachtet werden konnte, um sie in Samm-
lungen chemischer Aufsätze aufnehmen zu lassen i'*). Eigentlich
Alchemistisches steht in dem Aufsatze, wie er hier veröffentlicht
ist, nicht; in einigen Handschriften enthält er noch Anderes, Ab-
fassung in späterer Zeit als der der Kleopatra Bezeugendes, aber
in griechischer Sprache** als ein elendes Machwerk aus weit späterer Zeit
aufgeführt.
^73) rtcXrjyoii ToD aog)0)tdtov ne^i fxitqiov xal cta&fiüüy &t&aaxaXia in: Ga-
leni librorum Pars quarta [Basileae 1538], p. 467. Das Schriftstück steht hier
unter dem oben angegebenen Titel, mit dem auch sonst angegebenen An-
fang: *H fjLvä Byofitt - - -, aber mit anderem Schlüsse, als ihn Bandini a.
Anmerk. 168 a. 0., p. 347 für den Aufsatz der Florentiner Handschrift an-
giebt, und auch sonst fehlt hier Mehreres, was als in anderen Handschriften
enthalten angegeben ist (vgl. Anmerk. 175).
^^^) Auch anonyme derartige Aufsätze, in deta Katalogen: De ponderi-
bus et mensuris bezeichnet, kommen in medicinischen und chemischen grie-
chischen Handschriften nicht selten vor; so z. B. in den Pariser Handschrif-
ten 2294 (Catalogus codicum manuscriptorum bibliothecae regiae, T. II [Pari-
siis 1740], p. 478), 2316 (a, e. a. 0., p. 482), 2327 (S. 287, Nr. 36), in der bei
Montfaucon mit 3178 bezeichneten (vgl. S. 286, Anmerk. 95), in der Mont-
pellier-Handschrift (S. 294, Nr. 32). — Sxa^fiög ist sowohl Wage als Gewicht.
In der Anleitung zur Bearbeitung des indischen Eisens (vgl. S. 207if.; Anmer-
kungen und Erläuterungen über die Eclogas physicas, von J. G. Schneider
[Jena u. Leipzig, 1801], S. 96) sind die Gewichtsverhältnisse, nach Stathmen,
angegeben; Vorschriften, in welchen Gewichtsverhältnisse angegeben sind, fin-
den sich übrigens schon bei älteren alchemistischen Schriftstellern mehrfach
(ein Beispiel dafür vgl. in der Besprechung des Pelagios, Anmerk. 28).
Chemische oder technisch -chemische Vorschriften, in welchen die absoluten
GeVichte nach Unzen vorgeschrieben sind, hat u. a. aus Olympiodoros
Höfer (Histoire de la chimie, 2. ed. [Paris 1866], p. 274 u. 528) mitgetheilt;
wenn übrigens des Pizimenti Uebei'setzung genau ist, finden sich solche
Vorschriften schon bei Democrit (vgl. S. 142 f.).
416 Kleopatra.
auch Dieses, so weit es mir bekannt geworden ist, deutet nicht
auf Alchemie ^''^).
Seltener, als der eben besprochene Aufsatz, mit welchem er
wiederholt verwechselt worden zu sein scheint i'^) , kommt in den
Sammlungen ein als KkeojtdzQag XQ'^^o^oita bezeichneter vor; so
in der Wiener (S. 295, Nr. 14), in der Alten burger o. Gothaer
(S. 302, Nr. 26^), in der Münchener (S. 306, Nr. 22), in der Leydener
(S. 312, Nr. 16) Handschrift. Ueber den Inhalt dieses Schrift-
stücks, dessen Anfangsworto ich nicht einmal angegeben finde, ist
mir Nichts bekannt geworden; als ,ars faciendi auri, tota fere
constans aenigmaticis characterihus , wird es von Lambeck^'^),
als totum figuris, signis et instrumentis expressum von Hardf ^)
characterisirt. — Darüber zu urtheilen, auf welche Schrift als der
Kleopatra ßQuxst^v i^riytiöiv in einem, in der von Fabricius
benutzten Handschrift enthaltenen anonymen Aufsatz (S. 280,
Nr. 58) Bezug genommen ist, fehlt jeder Anhaltspunkt. Und ich
weiss auch Nichts anzugeben über einen Aufsatz, dessen Ueber-
schrift: didXoyog (piXoö6(p(DV xal KkeondzQag schon in dem In-
haltsverzeichniss der wahrscheinlich ältesten Sammlung (S. 261,
Nr. 8) aufgeführt wird , dessen Vorkommen mir aber nur für die
Escurial-Handschrift B (S. 273, Nr. 9) und (wohl eines Fragmen-
tes) für die Leydener Handschrift (S. 312, Nr. 2) bekannt ist.
^^^) Bcinesius sagt a. o. (Anmerk. 168) a. 0. (bei Cyprianus p. 98):
„Wie kan der Cleopatrae, oder denen scriptoribus Geoponicis veteribns, aus
welchen ein theil des tractatleins von Massen und Gewichten genommen, wie
f. 114. a." [der Altenburger o. Gothaer Handschrift) „zu sehen, selbiges zuge-
Bchriehen werden, da doch darinne der dreyssig silberling, für welche Judas
Christ den Herrn verrathen: Item das Job in seiner kranckheit oder plage
sieben und ein halbes Jahr zugebracht, gedacht wird? Das final des tractat^
leins ist von einem recentissimo Graeculo, >^ic aus denen Worten, //dcT*^^, xov-
fAovXog, abzunehmen, hin zugcthan". Alles hier Hervorgehobene findet sieb
nicht in der oben besprochenen Veröffentlichung. Die Stelle von den dreissig
Silberlingen steht auch in der Wiener Handschrift, wie KoUar in seiner
Ausgabe von Lambeck's Commentar. de bibl. vindobon., L. VI, p. 403 an-
gemerkt hat.
^"^ Von Lenglet du Fresnoy in Dessen Histoire de la philosophie
hermctique, T. HI, p. 26; von Hardt im Catalogus codicnm manuscriptorum
bibliothecae regiae bavaricae, Vol. I, T. H, p. 27.
'•") Commentar. de biblioth. vindobon. L. VI., ed. Kollarii p. 405.
1'^) A. Anmerk. 176 a. O.
Komarios. 417
Eomarios.
Als Lehrer der Kleopatra wird ein Komarios genannt. Als
um's Jahr 50 v. Chr. lebend wird bei Lenglet du Fresnoy"»)
noch aufgefiihrt: Comarius, dautres le nomment Comanus, prötre
et philosophe dgyptien, a instruit ClÄ)patre sur la science herm^
tique ,* nous avons de lui un trait^ manuscrit, mais qoi est assez
rare. Dass dieser angebliche Lehrer der Kleopatra anch als
K Oman OS bezeichnet sei, erinnere ich mich nicht; aber Korne-
rios finde ich den Namen manchmal geschrieben und auch die
Bezeichnung Omarios kommt, doch erst spät (vgl S. 357) vor.
Auf Etwas, was der alte Komerios lehre, ninunt Stephanos
im neunten Stücke seiner Schiifb über Goldbereitung i«®) Bezug.
'O KofiuQiog an'Alyvntov wird in der S. 348 ff. besprochenen alteren
Aufzählung alchemistischer Autoritäten, doch nicht in allen Hand-
schriften welche dieselbe haben, genannt. Was den, seinen Na-
men tragenden Aufsatz betrifii, so ist er doch nicht so selten vor-
kommend, als man dies nach der mitgetheilten Aeusserung Leng-
let du Fresnoy's erwarten könnte. Ko(1£qIov <piko66<pov diu-
ke^ig ngog KXsonatQOP ist schon in dem Lihaltsverzeichniss der
wahrscheinlich ältesten Sammlung (S. 261, Nr. 7) genannt. Qe-
wöhnlicher hat in den Handschriften dieser Aufsatz die längere
Ueberschrifb: Kofiaglov q)ikoö6<pov aQXugiüDg Siödöxovtog triv
KXsoTcdtQav t^v ^elav %al Isgdv ti%vriv tov Xid'ov rrjg <pikoöoq)lag^
unter welcher ihn, als in Handschriften der Pariser Bibliothek
enthalten, bereits Borrichius"') kannte. Ihn haben die Escu-
rial-Handschriften^ (S. 270, Nr. 9) und B (S. 273, Nr. 8), die Flo-
"») Ä. Anmerk. 176 a. 0., T. I, p. 461.
1^) In Ideler'fl Physici et medici graeci minoret, Vol. II [Berolini 1842],
p. 252: Tot'to ro fAvairiqiop ifid&iofisy ddeX^l ix &€oÖ xal naiQog iift&y xo-
fAsqCov xoü dqx^^^^\ i^ Pizimenti's Uebersetzung (vgl. S. 110), f. 64 yo:
Hoc arcanum didicimus fratres tum a Deo, tum a patre nostro Comario an-
tiquo.
'^1) HerinetiB, Aegyptiomm et chemicomm sapientia [Hafniae 1674],
p. 69, 80.
Kopp, Boitr s. Oetch. d. Chem. 27
418 EomarioB.
rentiner Handschrift (S. 264, Nr. 7), die von Fabricius benutzte
Handschrift (S. 280, Nr. 36), die Pariser Handschriften 2252
(S. 283, Nr. 1)1") und 2327 (S. 287, Nr.ll)!»»), die bei Montfau-
con mit 3178 bezeichnete i**) und die Montpellier - Handschrift
(S. 293, Nr. 7). Er beginnt mit den Worten: KvgUy 6 ^aog täv
dwdiiecDVf 6 ndörig xtlösag dti^LOVQyog • Der Au&atz giebt
sich indessen, nach dem was Fabricius i^^) über ihn mittheilt,
nicht als ein von Komarios selbst verfasster, sondern nur als
die Lehren des Komarios zusammen mit Ansichten der Eleo-
patra und Anderer darlegend i^^); aus dieser Mittbeilung geht
allerdings mit Bestimmtheit hervor, dass der Verfasser Christ
war, aber keine Auskunft ist darüber gegeben, was den alchemi-
stischen Inhalt des Aufsatzes betrifft.
18«) Vgl. Aninerk. 186.
188) Auf die Identität des hier sich findenden Aufsatzes mit den in den
Escarial-HandsoJiriften stehenden lässt das von Miller (Catalogue des manu-
Borits greoB de la bibliotheque de l'Escnrial [Paris 1848], p. 147 u. 417) An-
gegebene schliessen.
^^) ^ST^* 3* ^^t Anmerk. 95. Der Aufsatz wird hier beseiohnet als Co-
marii philosophi et pontifiois, a quo Cleopatra sacram artem edocta est, liber
de auri confectione.
186) Bibliotheca graeca, Vol. Xu [Hamburg! 1724], p. 770 (wo namentlich
aus dem Anfang des Aufsatzes ein längeres Stück aufgenommen ist): Soriptor
christianus est, sed ex Comario philosopho ethnioo hausisse, quae refert, vult
vidci'i. Colloquentes finguntur cum Cleopatra non Comarius tantum, sed
et Ostanes atque alü. — Was hier Fabricius angegeben hat, findet sich
wiederholt in Bandini's Catalogus codicum graecorum bibliothecae Lauren-
tianae, T. III [Florentiae 1770], p. 349.
186) Desshalb wohl ist im Manuscripten - Katalog der Pariser Bibliothek
dieser Aufsatz in der Handschrift 2252 (vgl. S. 283, Nr. 1) als Anonymi ex-
positio iu librum Comarii aufgeführt. Aber nach dem, was Hof er
(Histoire de la ohimie, 2. ed., T. I, p. 298) für diesen Aufsatz der Handschrift
2252 aus der Ueberschrift und bezüglich des Anfangs angiebt, ist derselbe
kein anderer als der sonst vorkommende und oben besprochene.
Fortsetzung der Besprechung einzelner alohemisü-
scher Schriftsteller.
Wir gehen über zu der Besprechung derjenigen in den Ss^mm-
lungen genannten Verfasser alchemistischer Aufsätze, wefche in
die zweite der S. 366 unterschiedenen Klassen gehören. Von ihnen
habe ich die ältesten, Demokritos, Synesios und Zoäimos
schon früher besprochen. Sie folgen sich wohl in der eben ange-
gebenen Reihe. An sie schliesst sich eine grosse Zahl anderer
Schriftsteller an, für welche grossentheils die Zeit, auch nur rela-
tiv für die Betrachtung derselben unter einander, sich nicht sicher
angeben lässt. Was in Beziehung hierauf und auf die Persönlich-
keit dieser Schriftsteller vermuthet worden ist und sich mit eini-
ger Wahrscheinlichkeit ergiebt, versuche ich für sie darzulegen
und für ihre Schriften namentlich anzugeben, was das Bibliogra-
phische betrifil; auf Besprechung des Inhaltes kann ich mich auch
bei ihnen meist nur in sehr beschränkter Weise einlassen, die
Grenzen im Auge behaltend , die ich mir für den Umfang dieses
Buches nothwendig stecken muss.
Heliodoros.
Zu den älteren alcbemistischen Schriften sind die unter He-
liodoros' Namen auf uns gekommenen Verse über die geheiiro
27*
420 HeliodoroB.
Kunst der Philosophen gerechnet worden. Als Verfasser derselben
galt Vielen der Bekannteste unter Denjenigen, welche Heliodo-
ros hiessen: der gegen das Ende des 4ten Jahrhunderts lebende
Heliodoros aus Emesa in Phönicien, welcher in seiner Jugend
den Roman Al^ionvKa schrieb und nachher Bischof von Trikka in
Thessalien wurde. Schon ältere Aufzeichnungen, die man in Hand-
Schriften gefunden'), nennen diesen Heliodoros als den Verfas-
ser jener Verse , und auch in dem erwähnten Romane wollte man
auf Alchemie Bezügliches finden *) ; ihn betrachteten als Verfasser
dieses alchemistischen Gedichtes Lambeck'), Lenglet du Fres-
öoy*), Schmieder*) und K. G. Kühn«), Indessen ist von den
Neueren meistens dieser Heliodoros von der Autorschaft dessel-
ben frei gesprochen worden; Fabricius') scheint noch ge-
schwankt zu haben, aber in unserm Jahrhimdert haben die Litte-
rarhistoriker sich entschiedener dafür ausgesprochen, dass ein an-
derer Heliodoros Verfasser dieses Gedichtes sei: so namentlich
Scholl®) und Grässe«). Ob aber einer von den Vielen, welche
^) Vgl* Gonring'8 De Hermetiea medicina, p. 22 der Anagabe von 1648,
p. 26 der Ausgabe von 1669; Fabricü Bibl. gr., Vol. VI, p. 789, Vol. XU,
p. 760.
2) Ich habe hieran schon S. 21, Anmerk. 42 erinnert; vgL auch Leng-
let du Fresnoy's Histoire de la philoBophie hermetique [k la Haye, 1742],
T. I, p. 68, Fabricü Bibl. gr.. Vol. XU, p. 760.
') Commentar. de bibl. vindobon. L. VI., ed. Kollarii p. 429.
<) A. Anm. 2 a. 0., T. I, p. 67; T. III, p. 22 8.
fi) Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 69.
6) Vgl. Anmerk. 9; auch nach 8. F. G. Ho ff mann (Lexioon bibliograph.
Bcriptorum graecorum, T. II, p. 336) wird dieses Gedicht von Kühn in
additamentis ad elenchum medicorum vett. a Fabricio T. XIII. exhibitum, P.
XVI, p. 3 dem Bischof Heliodoros zugeschrieben; ich kann die betreffende
Schrift Kühn 's jetzt nicht einsehen.
7) Bibl. gr., Vol. VI, p. 789; Vol. XII, 776.
8) Dass dieses Gedicht dem Bischof Heliodoros wahrscheinlich mit Un-
recht zugeschrieben sei, sagt Scholl in seiner Geschichte der griechischen
Litteratur, Bd. III [Berlin 1830], S. 63, aber bestimmter S. 446, dass ein un-
bekannter Philosoph Heliodoros Verfasser desselben sei.
») Lehrbuch einer allgemeinen Literargeschichte, I. Bds. 2. Abtheil.
[Dresden u. Leipzig 1838], S. 768 f.: „das gewöhnlich dem Erotiker (Philoso-
phen) Heliodoros, von dem nachher die Rede sein wird, zugeschriebene
und von ihm an den Kaiser Theodosius gerichtete Gedicht chemischen In-
halts: ne^l tf}g T&y 9ftXoc6g)ioy fivatneijs ^'jT^C (abgedruckt in Fabr. Bibl. Qr.T.
Heliodordfl. 421
Heliodoros hiessen und von denen uns mehr oder weniger be-
kannt geworden ist ^% ist nicht zu bestimmen.
Dürfen wir der üeberscbrift des Gedichtes, nacli welcher es
an den Kaiser Tbeodosios gerichtet war, Glauben schienken, öo
wäre seine Abfassung in die Zeit zwischen 379 und 395 oder zwi-
sehen 408 und 450 zu setzen, je nachdem man imter Jenem Tbeo-
dosios den Grossen oder Tbeodosios II. verstehen") und wenn
man nicht etwa an den 715 bis 717 regierenden Kaiser Tbeodo-
sios HL denken will. Das Gedicht selbst bietet kaum einen wei-
teren Anhaltspunkt fUr die Zeitbestimmung ^s). Es geht aus ihm
hervor, dass es von einem Christen verfasst ist; aber keine Er-
VIII. p. 119 »q. Häri. Dasa: D'Orville in Miso. Obs. Vol. VE. T. III. p.
376 sq.) in 269 jambischen Versen gehört wegen seinem sohlechten Sfyle and
gänzlichen Mangel an poetischen Ideen einer weit spätern Zeit an (cü. Ghar-
don de la Roohette. Melanges de Grit. T. II. p. 19. Coray Praef. ad Heliod.
T. I. p. xi. — ), wiewohl Kühn Addit ad Fabric Elench. media T. XVI. p.
3. es ihm yindiciren will.''
w) Fabricius zählt sie auf in Bibl. gr., Vol. VI, p. 797 .sqq.; ed. Har-
les, Vol. VIIL p, 126 sqq.
11) An Tbeodosios den Grossen dachten im Allgemeinen Die, welche
den Bischof von Trikka als den Verfasser dieses Gedichtes ansahen; auch
Höfer (Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 296 s.), welcher die Identität
des Verfassers mit diesem Heliodoros als möglich betrachtet, sieht in der
Widmungan Tbeodosios den Grossen einen sicheren Anhaltspunkt für die
Bestimmung der Zeit, wann das Gedicht verfasst wurde. Dass die üeber-
scbrift desselben in den Handschriften gewöhnlich (nicht immer) Seo&öatoy
tby /aiyay ßaatUa nennt, nöthigt aber noch nicht, ausschliesslich den Kaiser
Tbeodosios, jrelcher als der Grosse benannt wurde, bezeichnet zu sehen.
Schmieder (a. Anm. 5. a. 0.) ist der Ansicht, das Gedicht sei an Tbeodo-
sios II. gerichtet worden. Ein Beweis ist auch hierfür nicht versucht.
13) In seinem litterarhistorischen Gutachten über die Altenburger o. Go-
thaer Handschrift (vgl. S. 298 f., deutsch bei Cyprianus p. 90sq., lateinisch in
Fabricii Bibl. gr.. Vol. XII, p. 751; vg^. MorhoTs Polyhistor literariüs [Lu-
becae 1695], P. I, p. 102 sq.) hat Reinesius (Verwechslung einiger Heliodore
und Anachronismen nicht vermeidend, wie Fabricius a. e. a. 0. erinnert)
sich dagegen ausgesprochen, dass Heliodoros des Hermii^s Sohn — ein
Schüler des Proklos und um 500 zu Alezandria lehrend — als der Verfas-
ser des oben besprochenen Gedichtes betrachtet werden könne: Es yerrathe
sich dieses Schriftwerk („ein elend gedichte, von vielen Soloecismis und er-
ratis Prosodiacis, und nicht lesens würdig") nach Sprache und Gedanken als
Product einer viel späteren Zeit; an Gedichte aus der Zeit zwischen 1100
und 1300 erinnere es und sei als eine Nachahmung solcher anzusehen«
422 Heliodoros.
wähnung einer alcbemistischen Autorität gestattet auch nur eine
relative Altersbestimmung. Man hat daraus, dass Zosimos, Pe-
lagios und Maria in diesem Gedichte nicht erwähnt werden,
darauf schliessen wollen, Dieselben seien wohl jünger als der Ver-
fasser dieser Verse ^^); man könnte aber auch den Letzteren erst in
eine späte Zeit auf Qrund davon setzen, dass er, so weit ich jetzt
ersehen kann, bei keinem der anderen alcbemistischen Schriftstel-
ler genannt wird; nicht einmal in den, sonst doch in der Auf-
nahme von Namen nicht so sehr wählerischen Aufzählungen der
alcbemistischen Autoritäten, welche wir S. 344 ff. betrachteten,
kommt der Namen des Heliodoros vor, ausser in der allerjüng-
sten, S. 356 f. besprochenen.
In den handschriftlichen Sammlungen griechischer alchemi-
stischer Schriften findet sich das Gredicht des Heliodoros sehr
häufig, in 268 o. 269 i*) Versen, deren Anfang: Uxrjmga yalrfg
(ifdovteg (Dg ytavi(i(pQovsg (6g nav i(i(pavhg in einigen Handschrif-
ten) - - -: In dem Inhaltsverzeichniss einer älteren Sammlung
wird (vgl. S. 261, Nr. 9) es aufgeführt als ^Hlioddgov q>vXoö6q>ov
XQog 0€od66iov xov ßaöikia xbqI tijg ^aiag tavtrig tixvrig dia
6xixfDv U^ßfoVy und unter ähnlicher Uebersdirifl (HXioÖcoqov qpt-
Xoöotpov ngbg &bo866iov tov fiiyav ßaöiXia ütsqI tijg täv q>iko66-
(fcjv iivöttxvjg tixvrig dia 6tlx(ov lifißtov) kannte es Leo Alla-
tius (vgl. S. 249, Anmerk. 13, Nr. 2) und hat es die Venetianer
Handschrift (S. 259, Nr. 8"), die von Fabricius benutzte (S. 278,
Nr. 1), die Wiener (S. 296, Nr. 29), die Altenburger o. Gothaer
(S. 301, Nr. 2), die Münchener (S. 305, Nr. 2), die Wolfenbütteler
(S. 309, Nr. 8) und die der Bodleiana (S. 315, Nr. 16)*«). In ei-
nigen Handschriften kommt das Gedicht unter der Ueberschrift
UgayitatBla ix tijg livötixijg X'^C'^S vor, aber dann stehen ihm 13
einleitende Verse voraus, in deren 4 letzten jene Ueberschrift sich
**) Höfer a. Anm. U 0., p. 295 s.
^*) Zwei Verse einer Handflchrift sind in anderen za Einem xnsammen-
gezogen; vgl. Bernard's in der folgenden Anmerkung citirte Schrift, p. 153;
Fabricii Bibl. gr., ed. Harles, Vol. VIII, p. 124.
1^) Vgl. Bernard*8 Ausgabe Palladii de febribus [Lugduni Batay. 1745],
p. 151.
i^ Die letzten 21 Verse fehlen hier.
Heliodoros. 423
wiederfindet; so z. B. in der Florentiner Handschrift (S. 267, Nr.
49) "). Das Gedicht haben auch die Handschriften zu Mailand
(S. 268, Nr. 4), im Escurial (S. 271, Nr. 24 und S. 273, Nr. 10),
die Pariser 2249 (S. 281, Nr. 6), 2327 (S. 287, Nr. 19), 2329
(S.290, Nr. 18) und andere i«), wie auch die bei Montfaucon mit
3178 bezeichnete (vgl. S. 286, Anmerk. 95), die zu Montpellier
(S. 293, Nr. 24), Breslau (S. 298, Nr. 12) und Middlehill (S. 315); ein
Fragment die zu Leyden (S. 312, Nr. 3). Auch in lateinischer
Uebersetzung findet es sich auf mehreren Bibliotheken"). In
solcher Uebersetzung veröfientlichte den Inhalt eines Stückes des
Gedichtes Borrichius*<>). Das ganze Gedicht in griechischer
Sprache veröffentlichte Fabricius *>) aus der ihm zugekommenen
Abschrift einer Pariser Handschrift, welche er gerade hier als eine
vielfach fehlerhafte bezeichnet; einzelne Stücke aus dem Anfang,
der Mitte und dem Ende des Gedichtes, wie sie d'Orville aus
der Venetianer Handschrift abgeschrieben, später Bernard»*).
1^ Bandini hat am hier angef. Ort diese 4 letzten der yorausstehenden
Verse mitgetheilt. Die ersten derselben hat Fabricias, welchem gleichfalls
eine solche Handschrift bekannt war, in Bibl. gr., Vol. XII, p. 761.
^^) Das Gedicht des Heliodoros haben, zusammen mit Anderem nicht
alchemistischen Inhaltes, noch die Pariser Handschriften 2176, 2383 (unvoll-
ständig) und 2407 (Catalogos codioum manuscriptorum bibliothecae regiae,
T. n [Parisüs 1740], p. 458, 492, 496).
1*) Fabricius (Bibl. gr., Vol. VI, p. 790) wusste schon von einer solchen
Uebersetzung auf der Pariser Bibliothek. In lateinischer Uebersetzung haben
das Gedicht des Heliodoros auch die Bibliotheken zu Wien und Gotha
(vgl. S. 338).
^) Gonspectus scriptorum chemicorum celebriorum, § 13 (in Mangeti
Bibliotheca chemica cnriosa, T. I, p. 40).
81) Bibl. gr.. Vol. VI, p. 790 sqq.; ed. Harles, VoL VIII, p. 119 sqq.
82) A. Anmerk. 15 a. 0., p. 161-— 154. Die Varianten, welche in diesen
Stücken die Venetianer Handschrift gegenüber dem von Fabriciu«« gege-
benen Texte hat, sind hier angegeben. Grösstentheils dieselben Varianten,
welche eine Handschrift habe, die nur als codex membranacous et eleganter
scriptus, sed non valde antiquus, forte XIV. seculi (dies stimmt nicht zu der
Venetianer Handschrift, vgl. 8. 257 u. 259) bezeichnet ist, lehrte ein mit B.
(d. i. J. Ph. d'Orville nach Fabricii Bibl. gr., ed. Harles, Vol. VIII, p. 112)
gezeichneter Aufsatz kennen, welchen die Miscellaneae observationes criticae
in auctores veteres et recentiores, Vol. VII [Amstelaedami 1736] brachten
(T. III, p. 378 sq.); diese Varianten, als einer Leydener Handschrift entnommen,
hat Harles dem Abdruck des Gedichtes in der von ihm besorgten Aupgabe
von Fabricii Bibl. gr., Vol. VHI, p. 119 sqq. hinzugefügt.
424 Pelagios.
Feiagios.
Eine andere, zu den älteren unter den griechischen alchemi-
stiscben Schriften gerechnete ist die eines Pelagios. In dem In-
haltsverzeichnisse der wahrscheinlich ältesten Sammlung (S. 261,
Nr. 13) wird sie als Tlskaylov fpvloöofpov tcsqI xif^^oxoctag aufge-
führt, und unter dieser Ueberschrifb scheint sie auch in der Es-
curial-Handschrifb J3 (S. 273, Nr. 14) zustehen; als ein Aufsatz
des Pelagios unter der Ueberschrifb Ttsgl tijg kgag tixvrig in der
Escurial-Handschrifb A (S. 271, Nr. 31) und wohl auch in der Pa-
riser Handschrift 2327 **). Die häufiger vorkommende Ueberschrifb
ist: IleXaylov q>iko66q>ov jtsgl tijg d'slag (tavtrig hier meistens)
xoi tBQag tixvrig; imter ihr haben den Aufsatz die Florentiner
Handschrift (S. 265, Nr. 26), die Pariser Handschrift 2249 (S. 281,
Nr. 8)«*), die Wiener (S. 294, Nr. 2), die Altenburger o. Gothaer
(S. 301, Nr. 6), die Münchener (S. 305 , Nr, 6), die Wolfenbütteler
(S. 309, Nr. 3) und die Oxforder (S. 314, Nr. 2) Handschrift. Ihn
haben auch die Venetianer (S. 259, Nr. 12) und die Mailander
(S. 268, Nr. 7) Handschrift, die Montpellier- Handschrift (S. 293,
Nr. 29), die Pariser Handschrift 2252 (S. 283, Nr. 2) und die Breslauer
Handschrift (S. 298, Nr. 2). Ihn führt unter jener Ueberschrifb
auch die Inhaltsangabe der Sammlung griechischer alchemistischer
Schriften auf, deren Herausgabe Leo Allatius beabsichtigt hatte
(vgl. S. 250, Anmerk. 13, Nr. 15). Die Anfangsworte des Auf-
Satzes'*) sind: Ol (ihv TCQoyaviözsQoi xal igaötal . Frag-
mente aus ihm sind als in der Pariser Handschrift 2329 (S. 290,
'^ Nach dem von Miller (Gatalogue des manoscrits grecs de la biblio-
theque de l'Esoorial [Paris 1848], p. 149) Angegebenen zu schliessen. Vgl.
8. 288, Anmerk. 97.
2*) Vgl. Hof er 's Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 272. Hier wird
auch die Pariser Handschrift 2250 als diesen Aufsatz enthaltend angefahrt,
welcher sonst nicht als in ihr stehend angegeben wird (vgl. S. 282).
^) Am Vollständigsten mitgetheilt aus der Florentiner und der Wiener
Handschrift. Beide haben bald im Anfange schon Varianten, die jedoch
keinen wesentlichen Einfluss auf den Sinn haben.
Pelagios. 425
^» . 27) und in der von Fabricius benutzten (S. 279, Nr. 19) ent-
halten angegeben. Lateinische Uebersetzungen , deren Verfasser
unbekannt sind, besitzen die Bibliotheken zu Wien und Gotha
(vgl. oben S. 338) und die zu Wolfenbüttel (vgl. S. 309); gedruckt
ist eine solche Uebersetzung in des Piziraenti lateinischer Aus-
gabe des Democrit und einer Anzahl an Diesen sich anschlies-
sender alchemistischer Schriftsteller ««). Der griechische Text ist
nicht veröffentlicht, auch kein grösseres Fragment aus demselben;
die Kenntniss desselben wäre fiir Einzelnes , was dieser Aufsatz
enthält oder in Frage bringt, immerhin wünschenswerth.
Der Aufsatz, dessen Inhalt uns des Pizimenti Uebersetzung
kennen lehrt, behandelt die Metallverwandlung unter dem Ge-
sichtspunkte der Metallfarbung^^), und zwar soll, wie es scheint,
vom Kupfer ausgegangen, dieses gefärbt und durch Einwirkung
gewisser Präparate, welche aus Silber und Gold darzustellen seien,
in edles Metall umgewandelt werden 2»), — Ueber die Persön-
2«) Vgl. S. 110. Die Ueberaetzong steht hier f. 18 v^ sqq. unter der üeber-
Bchrifb: Pelagii philosophi de eadem arte magna. Sie ist auch in der S. 111
besprochenen Kölner Ausgabe der Mirabilium des Mizaldus von 1574 abge-
druckt (J. F. Gmelin's Geschichte der Chemie, I. Bd. [Göttingen 1797],
S. 314; Grässe's Lehrbuch einer allgemeinen Literargeschichte, I. Bds. 2. Ab-
theil. [Dresden u. Leipzig 1838], 8. 1199).
3^ Die Metallverwandlungskunst scheint hier geradezu als die Färbe-
kunst (17 ßag)ixi} tixytj) benannt zu sein; vgl. oben S. 99, Anmerk. 4, und
die folgende Anmerkung.
^) Die Ausdrucksweise des Pelagios ist, wenigstens in des Pizimenti
Uebersetzung (und damit stimmt im Allgemeinen das von Hof er a. Anm. 24
a. 0., p. 272 aus Pariser Handschriften Angegebene), eine relativ deutliche, na-
mentlich der Sprechweise Früherer — des Democrit und des Synesios z. B.
-— gegenüber. Ich lasse aus jener Uebersetzung den Anfang hier folgen:
Majores nostri, et sapientiae amatores, et praestanti doctrina philosophi, dixe-
runt omnem artem sui finis caussa in vita excogitari. ut ars fabri cum una
sit, ob id est, ut faciat solium, vel arcam, vel naviginm ex una subjecta na-
tura, videlicet ligno. (Diese auf Aristotelischen Ansichten fiissende Betrach-
tung, wie die verschiedene Formung desselben Stoffes, in der Beilegung ver-
schiedener Eigenschaften an denselben, verschiedene Körper resultiren lasse,
findet sich, an die Ausdrucksweise des Aristoteles [z. B. in Physic. auscult.
L. I., cap. VII; Aristoteles graece ex recens. J. Bekkeri, Vol. I, p. 191] selbst
ganz erinnernd, schon gerade so bei Synesios [in Dessen Commentar zu der
Schrift des D-emocrit; FabriciiBibl.gr., Vol.VHI, p. 240], und gerade so noch
in viel späterer Zeit bei Albertus Magnus [in L. I. Physicorum Traci III^
426 PeUgio«.
lichkeit des Verfassers dieses Aufsatzes weiss man Nichts'*); über
cap. IX].) Ergo et an tingendi ob id excogitata est, nt tinctoram qaandam
et qualitatem imprimat. qaod et artis finia est. ac deniqae adeDdiim est, recte
a yeteriboB tradi. aea non tingit ted üngitor, et com tingitur, tingit. ob hanc
rem item et omnes scriptorae elaborant, nt aes tiDgator. si enim tingatur,
tone tingit, et si non tingatur, non potest tingere, ut dictum est: ob id ja-
bent aes nmbra carens fieri. nt umbra sna abjecta possit snscipere tinctoram.
nmbram Tero aeris intellige nigredinem ab ipso insitam Innae. nosti enim aes
directum, et injectnm Innae opacare ipsam foris, et intus, hanc ergo nigre-
dinem existentem in hina umbram scriptores Tocant, et hanc ob causam opor-
tet praeparari aes, donec non amplius possit nigredinem effundere conjectum
in corpus lunae. Dann folgt Einiges weniger deutliche besnglich der nö-
thigen Bearbeitung des Kupfers (sechs Operationen werden genannt) und eine
Reihe alchemistischer Yorschriüen. Yon zwei Tincturen ist die Rede, die
wesentlich der Färbung nach Terschieden seien; eine aus Silber färbe au
Silber, und eine aus Gold färbe au Gold, und diese Färbungen scheinen auch
als dealbatio und citrinatio bezeichnet zu werden. Vieles hier Gresagte er-
innert an die Lehren des Democrit, und auf Aussprüche Desselben, auch
unter ausdrücklicher Nennung des Namens, wird öfters Bezug genommen;
daher konunt es auch, dass Pizimenti diesen Aufsatz des Pelagios unter
diejenigen Schriften aufnahm, welche er als Commentare zu dem Aufsatz des
Democrit mit diesem in lateinischer Sprache heraui^^b. Aber die Namen
Ton Pflanzen, welche als Mittel zur Metallyeredlung abgebend bei Democrit
▼orkommen, finden sich bei Pelagios nicht mehr. Nur mineralische oder
unorganische Substanzen scheinen für die Ton ihm angegebenen Operationen
in Betracht zu kommen, und namentlich solche, welche (in der lateinischen
Uebersetzung) als pyrites, chalcopyrites, lapis Etesius, chryiolithus, magnesia,
cinabrium benannt sind. Die Angaben über diese Operationen könnten
wünschen lassen, dass der griechische Text veröffentlicht sei, um die Ent-
scheidung zu ermöglichen, ob ihnen theilweise die Kenntniss bestimmter che-
mischer Vorgänge, und welcher, zu Grunde Hege. Wenn H ö f er (Histoire ,
2. ed., T. Ij p. 272) als diesem Aufratz entnommen anfuhrt: „Pour faire uxi
amalgame d'or, prenez une partie d'or et trois parties de magnesie et de ci-
nabre'% und dann noch einmal (p. 296) angiebt, Pelagios rühme sehr die
Eigenschaften eines so bereiteten Goldamalgams, so stimmt dazu das in der
Uebersetzung Gesagte nicht; hier findet man die Vorschrift: Accipiens chryso-
lithi partem unam, magnesiae, cinabrii partes tres, contere absque aliquo hu-
more. contere vero, donec simul conjungantur et commisceantur substantiae,
et nihil amplius sulphuris vivi appareat etc., aber Nichts, was auf ein Gold-
amalgam zu deuten wäre. Aber namentlich wäre das Bekanntsein des grie-
chischen Textes deshalb zu wünschen, weil man nach der Uebersetzung eine
Bekanntschaft mit Mineralsäuren vermuthen könnte. Die so wichtige Frage^
ob die ägyptischen Alchemisten mit solchen Säuren bekannt gewesen seien,
ist bejaht worden (vgl. oben S. 25, Anmerk. 53 und S. 342 f., Anmerk. 256),
meines Erachtens ohne zureichenden Grund. Einen solchen finde ich auch
noch nicht in dem, was die Uebersetzung des Au&atzes des Pelagios in
Pelagios. 427
die Zeit, in welcher er gelebt babe, lässt sich nur unsicher Etwas
angeben. Murr**) erklärte ihn für den ältesten griechischen Al-
cheroisten, was unrichtig ist; Hof er 3^) betrachtet es als eine er-
laubte Vermuthung, dass er Zeitgenosse des Zosimos gewesen
sei, denn er werde oft als einer der ältesten Meister der heiligen
Kunst angeführt. Aber was schon Fabricius erinnert hat und
Höfer selbst erwähnt: dass Pelagios den Zosimos citiiii^*),
lässt doch wohl richtiger den Ersteren dem Letzteren nachsetzen ^•^),
und wenn Pelagios seinerseits von Olympiodoros citirt wird**),
so hat man ihn also zwischen Zosimos und Olympiodoros zu
setzen ^ft). In der älteren Aufzählung alchemistischer Autoritäten,
welche der Ungenannte hinterlassen hat (vgl. S. 344 ff.), kommt der
diesem Sinne Deutbares enthält, indem hier eine aqua divina besprochen
wird, durch welche eine aeruginatio des Kupfers bewirkt werden foU und
welche überhaupt die Körper lose , und selbst von einer Lösung des Silbers
die Rede zu »ein scheint. Es wäre Unrecht, jene Frage unbedingt von vorn-
herein verneinen zu wollen; aber es ist auch Unrecht, sie ohne zureichenden
Grund zu bejahen.
^^) Einige des Namens Pelagios hat zur Besprechung, ob einer der;
selben der Verfasser des oben behandelten Aufsatzes sein möge, Morhof
(Polyhistor literarius [Lubecae 1695], P. I, p. 103 sq.) herbeigezogen, doch
ohne Resultat; und dass der bntische Ketzer Pelagios, welcher im Anfange
des 5 ten Jahrhunderts lebte, nicht als Verfasser veimutbet werden dürfe, hat
Schmieder (vgl. die folgende Anmerkung) erinnert.
^^) Wohl in den „LiterarisjC^hen Nachrichten zur Geschichte des soge-
nannten Goldmachens** [Leipzig 1S06], die mir unzugänglich geblieben sind.
Vgl. Schmieder's Geschichte der Alohemie [Halle 1832], S. 70.
31) Histoire ,2. ed., T. I, p. 271.
32) Nach Fabricius (Bibl. gr.. Vol. X;il, 764) wird Zosimos citirt: h^etf
6 a^/aro( Ztbai/nog (Xey^, ou - -, oder auch schlechthin als o aQX^^og. Nach
Höfer (a. e. a. 0., p. 272) werden Zosime Pancien (o a^;|fr<ro() und Zosime
le physicien {6 <pvaixög) citirt. In der lateinischen Uebersetzung des Pizi-
menti, in welcher Zosimos öfters vorkommt, wird er einmal als Zoäimus
antiquus und einmal als senior Zosimus aufgeführt. Ausser Zosimos wird
hier von alchemistischen Autoritäten nur noch Democrit erwähnt
33) Wie dies auch Schmied er a. e. a. 0. gethan hat.
3*) Nach Höfer a. a. 0., p. 274.
3fi)Lengletdu Fresnoy, welcher gewöhnlich ans jener frühen Zeit
Jahreszahlen mit grösserer Zuversichtlichkeit als Sicherheit angiebt, setzte
(Histoire de la philosophie hermetique [k la Haye, 1742], T. I, p. 462s.) Zosi-
mos um 410, Pelagios um 420, Olympiodoros um 430 n. Chr. Danach,
wie Pelagios den Zosimos nennt, sollte man indeisen glauben, dass der
Letztere durch ein grösseres Zeitintervall von dem Ersteren getrennt sei.
428 Olympiodoros.
Naine des Pelagios allerdings nicht vor; wohl aber in der in so
vielen Handschriften sich findenden, welche S. 348 ff. besprochen
wurde, und auch in der jüngsten, durch Montfaucon bekannt ge-
wordenen (vgl. S. 356 f.).
Olympiodoros.
Was das uns unter Olympiodoros' Namen in den Sammlun-
gen griechischer alchemistischer Schriften Zugekommene betriffl, so
findet man hierüber verschiedene imd zum Theil gewiss unrich-
tige Angaben. Borrichius*^) sprach von einer Schrift Desselben,
welche ein Commentar zu einem Werke des Zosimos sei, und citirte
dann noch einmal den Olympiodoros, cujus Über alius exstat
ad Petasium regem Armeniae, de divina illa, ut vocat, et sacra
arte lapidis philosophorum; aber später ^7) führte er nur Ein
Werk Desselben, den Commentar, auf. Lenglet du Fresnoy**)
hat — so viel ich ersehen kann nur darauf hin, dass die von ihm
in Betracht gezogenen Manuiscripten-Eataloge bald eines Com-
mentars des Olympiodoros zum Zosimos, bald einer alchemi-
stischen Schrift Desselben im Allgemeinen gedenken — auch zwei
Schriften unterschieden, deren eine als Expositio in Zosimum , die
andere als De sacra arte aufgeführt wird. Mit noch grösserer Be-
stimmtheit hat sich dann ebenso Schmieder^^) ausgesprochen.
^ Hermetis, Aegyptioruin et chemicoram sapientia [HafDiae 1674],
p. 49 8.
3^ ConspectuB Bcriptomm chemicoram celebriorum, § 8 (in Mangeti Biblio-
theca chemica coriosa, T. I, p. 40).
^ Histoire de la philosophie hermetiqne [a la Haye, 1742], T. III,
p. 391.
39) Geschichte der Alchemie [Halle 1832], 8. 71: „Von ihm" [Olympio-
doros] „hat man zwei alchemistische Schriften, als: 1) Erläuterung Über
den Hermes, Zosimos und andere Philosophen ; davon sind zwei Handschriften
aus dem sechszehnten Jahrhundert in der Pariser Bibliothek vorhanden, nnd
eine in der Wiener Bibliothek. 2) Sendschreiben von der heiligen Kunst an
Olympiodoros. 429
Die zwei Schriften sobeinen aber bei näherer Betrachtung in Eine
zusammenzufliessen, denn die Widmung an den Petasios kommtr
gerade dem Commentar zu; es bleibt übrigens zweifelhaft, ch diese
Angabe, dass der Commentar an einen Petasios gerichtet sei,
überhaupt eine ursprüngliche ist, denn eine grosse Zahl von Hand-
schriften hat sie in dem Titel des betreffenden Aufsatzes nicht. In
dem Inhaltsverzeichniss der wahrscheinlich ältesten Sammlung ist
nur 'OkviixiodtOQOv q>iloö6q>ov xsqI XQ'^^oxoitag aufgeführt (S. 262,
Nr. 24); aber die üeberschrift in der, diese älteste Form der
Sammlung wohl erhaltenden Escurial-Handschrift B scheint den
Aufsatz als einen Commentar zum Zosimos zu bezeichnen (vgl.
S. 273, Nr. 25). Auch ohne Erwähnung eines Petasios lautet
die Üeberschrift: 'OXvfinLoddQov (pikoöotpov 'j^kaiuvÖQiiXig slg to*^)
%otx iv^gysiav ZaqöIhov y o6a anb ^Eq^iov otal t&v q>i,Xo66tp(ov f^öav
slQfjUiva^^), in der Venetianer (S. 260, Nr. 32), der Wiener
(S. 296, Nr. 23), der Breslauer (S. 298, Nr. 10), der Altenburger o.
Gothaer (S. 301, Nr. 20)*«) und der Münchener (S. 306, Nr. 15)
Petasios, König von Armenien; davon zeigt man in der Pariser Bibliothek
eine Handschrift aus dem fünfzehnten Jahrhundert''.
^^) tä in der Wiener Handschrift.
^^) So hatte die Üeberschrift dieses Aulliatzes auch Leo Allatius, vgl.
S. 249, Anmerk. 13, Nr. 1 (auch die Anfangsworte sind hier so mitgetheilt,
wie sie unten Anmerk. 45 nach Fabricius' und anderen Handschriften an-
gegeben sind). — Olympiodori philosophi Alexandrini commentarius secun-
dum operationem Zosimi in ea, quae ab Hermete et aliis philosophis fnerunt
dicta, übersetzte, mit noch einigen selbststandigen Zusätzen, Lambeck in
Gommentiar. de biblioth. yindobon. L. VI., ed. Kollarii p. 409 sq.
^^ So gab die Üeberschrift aus dieser Handschrift bereits Reinesius
(Yariae lectiones [Altenburgi 1640], p. 7) an. Derselbe bemerkte (Jacobs u.
Ukert's Beiträge zur altem Litteratur o. Merkwürdigkeiten der Herzog].
Bibliothek zu Gotha, I. Bds. 2. Heft [Leipzig 1835], p. 218) in dieser Hand-
schrift zu den Worten elg to xtn* iyiQyeHtyi leg. elg n^oq xaXXte^iay, nisi
quis malit xaXX*iQ6tu&. Auch d^s Reinesius Yariae lectiones enthalten an
einer anderen Stelle (p. 155) die Angabe, Olympiodoros habe in Zosimi 11-
bros ad Galliergiam et Theosebiam commentiret. Zur Annahme einer solchen
Conjectur liegt aber kein Grund vor. Auch in dem Texte der Schrift des
Olympiodoros wird (was aus Borrichius' Hermetis, Aegyptiorum et
chemicorum sapientia , p. 50 zu ersehen) darauf Bezug genommen, wie
sich Zosimos ty tp xor' iyi^eiay ßißXip äussere. Nach Lambeck (Com-
ment. de bibl. vindobon. L. YT., ed. Kollarii p. 416 s.) enthält die üeber-
schrift dieses Aufsatzes die ausdrückliche Angabe, Olympiodorum in Hermetis
480 Olympiodoros.
HandschrifL Mit dorn Zusätze: ngog Tletn^unf rov ßaöiUa 'y4Q(is-
vlag nach 'Aks^avägimg in der Ueberschrifb^^ hatte diesen Aufbatz
die von Fabricius benutzte Handschrift (S. 279, Nr. 20), und die
Erwähnung des Petasios wird auch angegeben fiir die Pariser
Handschrift 2327 (S. 287, Nr. 25), die bei Montfaucon mit 3178
bezeichnete (vgL S. 286, Anmerk. 95) und die Montpellier-Hand-
schrift (S. 293, Nr. 26). Der armenische König Petasios kommt
auch vor in der ganz abweichenden Ueberschrift: 'OXvfimoÖdQOv
xov (ptXo66q>ov «Qog Tlstdöiov zov ßuöiXia \4Q(ievCag tvsqI trjg d'slag
Tcul Ugäg tixvrig zov U&ov z(qv tpi^koöofptov^ wie sie die Florentiner
Handschrift hat (S. 265, Nr. 19), und in der sehr ausführlichen
Ueberschrift, welche Hof er**) für den betreffenden Aufsatz in den
Pariser Handschriften 2249 (S. 281, Nr. 9) und 2250 (S. 282, Nr. 1)
angiebt: 'OkviLniodfOQOv q>tXoö6q>ov 'Aks^avigimg ngog Tlaxa-
6iov xov ßuötXia 'j^Qiieviag^ negl x^g Ugag xixvrig^ xov kid'ov x^v
q>iXo66q>(ov xal slg xo xor' iviQysMV Zcoölfiov xal o6a ano ^Eqiiov
Tial xüv q^iXoöoqxxyv i^öav slgriiiiva. — Ich habe die Ueberschriften
wiederholt etwas vollständiger geben müssen , weil sich aus ihnen
die frühere Annahme von zwei verschiedenen Schriften des Olym-
piodoros erklärt, welche sachlich nicht begründet erscheint.
Denn die so ungleich überschriebenen Aufsätze der verschiedenen
Handschriften stimmen, soweit es sich zunächst aus der Angabe
der Anfangs- und der Schlussworte ersehen lässt, unter eiiiander
überein **).
Trismegisti ahommque vetastissimorum chymicorum scriptis interpretandis
operationem Zosimi secutum esse. Der Ausdruck: slg t6 xat* htQyB^ay keh>
ret wieder in den Ueberschriften des vierten und des fünften Stückes von
Stephanos' Schrift über Goldbereitung (vgl. bei Stephan ob). Es mag hier
noch daran erinnert werden, dass das Wort htQyBia, welchem gewöhnlich
die Bedeutung actio, actus zukommt, in einem Sinne, welchen das Wort ars
oder operatio etwa ausdruckt, gerade in Beziehung zu einer chemischen oder
alchemistischen Vorschrift bei Suidas (bei der Besprechung, was das goldene
Vliess gewesen, vgl. S. 12) sich findet.
^^) Unter der angegebenen Ueberschrift mit diesem Zusätze kannte den
Aufsatz aus einer Pariser Handschrift bereits Borrichius (Hermetis, Aegyp-
tiorum et chemicorum sapientia , p. 76).
^) Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 527.
^^) Für Fabricius' und die Wiener Handschrift ist der Anfang: rivBiiu
i] taQ$x^(a an 6 fjttjyog 3f£/<^ xi xal ^<og Meaiaqt xi- -y fast ebenso in der
Olympiodoros. 481
Von dieser Sehrift des Olympiodoros sind nur Fragmente
bekannt geworden. Einige wenige veröffentlichte schon Borri-
chius**), umfangreichere Fabricius*') und Grüner*®); grössere
Stücke aus dieser Schrift hat aber in neuerer Zeit Höfer**) be-
kannt gemacht. Nach diesen Mittbeilungen wie nach ausdrück-
lichen Angaben ^^) haben die verschiedenen Handschriften erheb-
liche Varianten. Schon die veröffentlichten Fragmente bieten ein
nicht geringes Interesse, in dem was sie kennen lehren bezüglich
Florentiner Handschrift (hier /netonatQtyijg statt üfecrai^i), und die ersten
Anfangs Worte sind auch für die Yenetianer und die Mahchener Handschrift
angegeben. Den eben mitgetheilten Anfang hat auch nach Hof er (a. e. a. 0.,
p. 273) eine Pariser Handschrift (wohl 2250), während er (wohl aus 2249) bei
der Veröffentlichung von Fragmenten aus diesem Aufsatz (a. e. a. 0., p. 527)
den Anfang giebt: "^^/«ra» /niy yiyec^a$ ^ ta^&x^ia dno /arivog MextQt fjyovy
Toi) ^v^ovaQiov elxoctijg ni/nnztig fa>c fifiyog MBCiaql^ ijyovy rod Avyovazov
elxoczijg nifinzrjg-". Auch der Schluss scheint in der Florentiner, der
Müncbener und den Pariser Handschriften, auf welche sich Höfer (a. e. a. 0.,
p. 273) bezieht, wesentlich derselbe zu sein. — Was Borrichius in Herme-
tis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia ^, p. 76 als in hg^ ^^X^V ^^T^'
piodori stehend anf&hrt, findet sich in der oben besprochenen Schrift, wie aus
der Vergleichung jenes Excerptes mit dem von Hof er a. e. a. 0., p. 532 ver-
öffentlichten Fragment aus dieser Schrift ersichtlich ist. — Fabricius fand
in der von ihm benutzten Abschrift einer Pariser Handichrift noch einen
Aufsatz, welchen er als dem Olympiodoros angehörig auffuhrt (S. 280,
Nr. 40). Derselbe ist ein Fragment aus der oben besprochenen Schrift', wie
aus Borrichius' Consp. Script, ehem. celebr. , § 8 zu ersehen, wo das bei
Fabricius als Anfang jenes Aufsatzes Angegebene als in dieser Schrift vor-
kommend und zwar als einen Ausspruch des Zosimos wiedergebend er-
wähnt ist.
**) Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia , p. 50 u. 76.
*7) Bibliotheca graeca. Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 764 sq.
^^) Isidis, Christiani et Pappi philosophi jusjurandum chemicum [Jcnae
1807], p. 10 sqq., 18 sq., 21, 30, 55 sq.
*®) Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 526 ss., 532 ss. Die hier, im
Appendice unter Nr. II, III, V, VI, VII in grriechischer Sprache publicirten
Stucke scheinen sämmtlich Fragmente aus der Schrift des Olympiodoros
zu sein (vgl. a. e. a. 0., p. 276, wo aber die Nummern-Bezeichnung der im
Anhang mitzutheilenden Fragmente aus diesem Schriftsteller nicht mit der,
unter welcher dieselben gegeben sind, übereinstimmt). Ein Resume und
stellenweise französische Uebersetzung für einige dieser Stücke gab Höfer
a. e. a. 0., p. 273 ss. — In der ersten Auflage von Höfer's Werk (T. I,
p. 501s.) ist nur ein kleiner Theil von den später gegebenen Fragmenten in
griechischer Sprache aus Olympiodoros' Schrift enthalten.
«>) Höfer's Histoire , 2. dd., T. I, p. 278.
432 Olympiodoros.
einer Schrift des Zosimos*^), der Art der Betreibung der Kunst
in Aegypten in früherer Zeit "^^ und der Namen Deqenigen, welche
frühe über die Kunst geschrieben haben ^'), bezüglich alchemisti-
scher Anschauungen und wahrscheinlich auch metallurgischer
Verfahren '^^), bezüglich bestimmter Erfahrungsresultate auf dem
Gebiete der Chemie*^) wie bezüglich der Berücksichtigung der
Ansichten griechischer Philosophen über die Elemente und den
Ursprung der Dinge, u. a. ^^. Wenn auch — der Natur der Sache
nach — diese Schrift des Olympiodoros in Beziehung auf die
Vorschriften, wie die eigentliche Aufgabe der Alchemie zu lösen,
unklar ist '*'), scheint doch die vollständigere Veröffentlichung der-
selben vorzugweise viel für die Geschichte der Afberwissenschaften
nicht nur sondern auch berechtigterer geistiger Bestrebungen zu
versprechen. Fabricius^®) hatte die Absicht ausgesprochen,
") Vgl. S. 186.
M) Vgl. S. 90 ff.
M) Vgl. S. 8BB.
^) Höfer (ffistoire de la chimie, 2. 6d., T. I, p. 273) übersetzt den An-
fang des Aufsatzes (vgl. oben Anmerk. 45): La maceration se fait depnis le
25 fevrier jusqn'au 25 aoüt, und bemerkt weiter: L'auteur parle d'abord de la
maceration (ra^»/<^) et du lavage (nX^cig) des minerais, Operations indis-
pensables pour leur enlever la matiere terreuse (ro nriX&&€g). II traite ensuite
du grillage (^i^Qayctg), Die Deutung der Eunstausdrücke in diesen Schriften
ist leider meist nur eine unsichere. Für das Wort taqtx^Ca giebt die Hase-
Dindorf'sche Ausgabe von Stephani Thesaur. ling. gr.. Vol. VII [Parisiis
1848—1854], p. 1842 sq. neben der Erklärung: salsura, salitura, nur die unge-
nügende Auskunft, es werde darunter auch ars chymiae verstanden, unter
Berufung auf Stellen aus Zosimos und Olympiodoros. Das in vielen
Handschriften vorkommende Lexicon alchemistischer Ausdrücke hat dieses
Wort nicht.
^) Z. B., dass Kupfer durch Arsen weiss, und wie Glas mittelst gebrannten
Kupfers grön gefärbt wird; vgl. Höfer's Histoire , 2. ed., T. I, p. 274,
528.
ß®) Vgl. bei Hof er a. Anmerk. 49 a. 0.
^7) Borrichius (Conepectus scriptorum chemicorum celebriorum, § 8)
urtheilte: Olympiodorus commentarium reliquit de scriptis Zosimi, de di-
ctis Hermetis et aliorum philosophorum, sie satis prolixum: in quo cum cura
equidem applicat se interpretandis philosophorum veterum dictis, lucemque
iis non poenitendam affiindit: an tarnen mentem eorundem in articulo prin-
cipe assequatur, definire non ausim, ob ingerentem se hinc inde in media ex-
plicatione caliginem.
«i») Bibliotheca graeca. Vol. IX [Hamburgi 1719], p. 352.
Olympiodoros. 433
diese Schrift in einem späteren Theile seiner Bibliotheca graeca
vollständig zu veröffentlichen, aber sie nicht realisirt; und auch
kein Anderer hat, so vie] icli weiss, die vollständige Herausgabe
dieser Schrift unternommen.
Ich habe noch zusammenzustellen, was bezüglich der Zeit und
der Persönlichkeit dieses Olympiodoros sich schliessen lässtoder
vermuthet worden ist, dessen bereits die älteren Aufzählungen
der alchemistischen Autoritäten gedenken ^^). Anhaltspunkte hier-
für hat man in der Schrift selbst gesucht und zu finden ge-
glaubt. Wiederholt verweist der Verfasser bezüglich einzelner
Gegenstände darauf, was in den PtolemäiuBchen Bibliotheken'®)
über sie gefunden werde, woraus man geschlossen hat, dass er zur
Zeit, wo die Alexandrinischen Bibliotheken noch unversehrt wa-
ren, gelebt habe'^) und diese sehr reich an alchemistischen Schrif-
ten gewesen seien*'). Er citirt von Früheren u. A. den Syne-
sios, den Zosimos*') (zu einem Aufsatze des Letzteren kündigt
sich die Schrift des Olympiodoros ja auch als Commentar an)
und den Pelagios*^), aber nicht den in die erste Hälfte des
7ten Jahrhunderts gesetzten Stephanos, was für Mehrere einen
Grund abgab, ihn vor den Letzteren zu setzen '^). Die Schrift ist
in mehreren Handschriften als an einen armenischen König Pe-
tasios gerichtet aufgeführt; aber wenn schon Borrichius*') die
sehr richtige Ansicht aussprach , eine genaue Kenntniss der Zeit
dieses Petasios würde auch die Bestimmung der Zeit unseres
Olympiodoros wesentlich erleichtem, so mangelt doch gerade
dieser Anhaltspunkt gänzlich*^). Als alexandrinischer Philosoph
M) Vgl. S. 345 flf., 349 ff., 356 f.
^) ^Ev xaXq rod IltoXefiaiov (und auch t&y JltoXe/iaitay) ßißXioS^i^XMS ; vgl.
Borrichias' Conspect. , § 8, Fabricius' Bibl. gr.. Vol. XII, p. 765,
Höfer's Hißtoire , 2. 6d., T. I, p. 275, 532, 534.
^^) Borrichius a. e. a. 0.
«2) Höfer a. e. a. 0., p. 276.
) ^fifl- FabriciuB a. e. a. 0., p. 764 sq. und oben S. 159, Anmerk. 49.
^) Vgl. Hof er a. a. 0., p. 274; auch andere ältere alchemistisohe Auto-
ritäten, vgl. S.368f., S.387, Anmerk. 64, S.396, S. 403 und S.355, Anmerk. 37.
«5) Vgl. Anmerk. 69.
««) Hermetis , p. 76.
67) Diesen armenischen König Petasios hat man mit erstaunlicher Tole-
Kopp , Beitr. m, Oeioh. d. Ghenu 28
434 Olympiodoros.
wird der Verfasser dieser Schrift fast in allen Ueberschriften der-
selben , wie sie die verschiedenen Handschriften haben , genannt,
aus Reicher Angabe man vielleicht eher auf den Ort, wo er lebte,
als auf die Heimath schliessen könnte. Der Name Olympio-
doros kommt mehreren Gelehrten aus der Zeit zu, welche wir
als die im Allgemeinen für den Verfasser der jetzt uns beschäfti-
genden Schrift wahrscheinliche ansehen dürfen, imd selbst meh-
rere Schriftsteller desselben Namens von Alexandria sind be-
kannt^®). Die Meisten haben als den alchemistischen Schriftstel-
ler den Olympiodoros von Theben in Aegypten betrachtet,
der in der. ersten Hälfte des 5 ten Jahrhunderts lebte und nament-
lich als Verfasser von Geschichtsbüchern bekannt ist, von wel-
ranz hingenommen und ich erinnere mich nicht, einem, doch so nahe lie-
genden Zweifel in Beziehung auf die Existenz des Petasios oder seine Qualität
als armenischer König begegnet zu sein. Denn von armenischen Königen
kann für die Zeit, um welche es sich hi^r handelt, nicht die Rede sein, da
Klein-Armenien schon um 70 n. Chr. unter römische Herrschaft gekommen,
Gross-Armenien um 412 n. Chr. unter die Perser und die Byzantiner getheilt
worden war. Ich habe schon erinnert (S. 429), dass eine ziemliche Zahl von
Handschriften in der Ueberschrift des Aufsatzes des Olympiodoros die An-
gabe nicht haben, derselbe sei an den armenischen König Petasios gerichtet
gewesen. Aus dem Texte dieses Aufsatzes, welcher freilich wohl nur zum
kleinsten Theüe fragmentarisch veröffentlicht ist, ist mir keine Stelle bekannt,
welche jenen Petasios namhaft machte; der Verfasser des Aufsatzes schreibt
allerdings, was aus mehreren dieser Fragmente zu ersehen, wie an einen An-
deren sich richtend, welcher auch: c5 g}tX6ao^ ^ianota angeredet wird,
lieber einen Petasios irgend Etwas zu finden, ist mir nicht geglückt, oder
richtiger: wo (wie z. B. auch in der Hase-Dindorf sehen Ausgabe von
Stephani Thesaur. ling. gr.) ich diesen Namen gefunden habe, war derselbe
nur aus der Ueberschrift zu dem hier in Rede stehenden Aufsatz des Olym-
piodoros bekannt. An einen Petasios ist auch eine alchemistische Schrift
eines Ostanes gerichtet (vgl. S. 409). Der Name kommt femer in einer
älteren Aufzählung der alchemistischen Autoritäten vor, wie sie mehrere
Handschriften (nicht alle) haben (vgl. S. 349 ff.), und es liegen auch Angaben
vor, dass Petasios selbst Schriftsteller auf dem Gebiet« der Alchemie ge-
wesen sei (vgl. S. 353, Anmerk. 30).
^) üeber Solche, namentlich Gelehrte und Schriftsteller, welche Olym-
piodoros hiessen, vgl. Fahr icius' Biblioth. gr., Vol. VI, p. 237 sqq.. Vol. IX,
351 sqq., 354 sq.; ed. Harles, Vol. VII, p. 541 sqq., Vol. X, p. 627 sqq., 631 sqq.;
über die wichtigeren Schöll's Geschichte der griechischen Litteratur, Bd. III
[Berlin 183ü], S. 231, 373, 395, aber auch bezüglich der weniger begründeten
Unterscheidung einzelner Zell er 's: Die Philosophie der Griechen, lU. Theils
2. Abtheil., 2. Aufl. [Leipzig 1868], 8. 772.
OlyiDpiodorofl. 4S5
chen uns nur ein Auszug erhalten ist. Diese Ansicht sprach zu-
erst Reinesius aus^*) und stützte sie bald darauf <^) noch durch
die Bemerkung, dass dieser Olympiodoros nach seiner eigenen
Aussage, wie Photios berichtet 'i), noiritfjg gewesen war und der
letztere Ausdruck einen Alchemisten bezeichne'*). Die Wahr-
scheinlichkeit dieser Ansicht erkannte Conring'^) an, und in aus-
fuhrlicher Weise suchte Lambeck dieselbe als begründet nach-
zuweisen und dagegen erhobene Einwürfe zu beseitigen'*). An
entgegenstehenden Ansichten fehlte es allerdings auch nicht:
während Salmasius den alchemistischen Schriftsteller Olym-
piodoros in eine spätere Zeit gesetzt zu haben scheint'^), be-
trachtete Borrichius ihn als einer früherer Zeit angehörig'«);
«^) In seinem 1634 abgegebenen Gutachten über die Altenburger o. Go-
thaer Handschrift (vgl. S. 298 f., bei Cyprianus p. 94 und in lateinischer
Uebersetzung bei Fabricius p. 754): „Folgends hat Olympiodorus, dessen
buchlein f. 166 b'* [der Handschrift] „an^et, geschrieben, und ist die meinung
Salmasü, als hätte dieser extremis Graeoiae temporibus gelebet, daher falsch,
dieweil er des Stephani, welcher umbs jähr Christi 620. floriret und dieser
kunst erfahren gewesen, ganz nicht, des Zosimi aber und Synesii, als welche
kurz für ihm gewesen, gar offb gedencket, da doch diese scriptores dieses
sonderlich im gebrauch haben, das sie alle ihre vorfahren an der Kunst alle-
giren und nennen: es ist auch dieser Olympiodorus meines erachtens derje-
nige, welcher Thebis Aegyptiis natus historiam sui temporis von a. 400. bis
425. in 22 büchem beschrieben und Keyser Theodosio Juniori dediciret hat**
'^^) Variae lectiones [Altenburgi 1640], p. 154 sq.
71) Bibliotheca, cod. 80; vgl. Lambeck a. Anmerk. 74 a. 0., p. 414 sq.
72) Vgl. S. 348.
73) De Hermetica medicina, p. 22 der Ausgabe von 1648, p. 25 der von
1669.
7*) Commentar. de biblioth. vindobon. L. VI., ed. Kollarii p. 409 sqq.
Lambeck beschäftigt sich hier auch namentlich mit dem von Labbö in
Dessen Anmerkungen zu dem von Photios aus dem Geschichtswerke des
Olympiodoros von Theben Gegebenen erhobenen Einwurf, dftss der
Geschichtschreiber Zosimos dieses Olympiodoros erwähne und also jünger
sein müsse als der Letztere. Der Einwurf hatte für Diejenigen Bedeutung,
welche den Chemiker Zosimos und den Geschichtschreiber Zosimos als
dieselbe Person betrachteten (vgl. S. 164, Anmerk. 12); Lambeck suchte
ihn durch die Behauptung zu beseitigen, dass die betreffende Stelle im
Geschichts werke des Zosimos nur ein späteres Einschiebsel sei. Ich gehe
hierauf nicht weiter ein, da die Behauptung der Identität jener zwei den
Namen Zosimos führenden Personen bald verlassen wurde.
76) Vgl. Anmerk. 69.
7C) Hermetis, Aegyptiorum et chemicomm sapientia , p. 76 sq. Der
28*
436 Olympiodoros.
man findet auch eine vereinzelte Andeutung , dieser Schriftsteller
könne mit einem der Philosophen, welche Olympiodoros Wessen,
identisch gewesen sein''). Die Frage über die Identität des al-
chemistischen Schriftstellers und des Geschichtschreibers Olym-
piodoros betrachtete Morhof ®) als unentschieden, imd so scheint
sie auch noch Fabricius '^) angesehen zu haben. Als jene Iden-
Geschichtschreiber Olympiodoros und der alchemistische Sohriftsteller die-
ses Namens seien bestimmt verschieden. Ersterer sei aus Theben und Heide
gewesen, Letzterer aus Alezandria und Christ (vgl. die folgende Anmerkung).
Dahin gestellt wolle er es sein lassen, ob der letastere Olympiodoros der
schon von Plinius (EQst nat. L. I) erwähnte sei. Höchstwahrscheinlich habe
Derselbe vor Constantin dem Grossen gelebt (also in oder vor dem 3ten
Jahrhundert); namentlich die Erwähnung der Ptolemäischen Bibliotheken
(vgl. Anmerk. 60) mache wahrscheinlich, dass dieser Olympiodoros etwa
ein halbes Jahrhundert vor Constantin gelebt habe. — Aber später (Consp.
Script, ehem. celebr., § 8) wird von Borrichius „Olympiodorus Alexandrinus,
principatu imperatoris Theodosii senioris paulo vetustior (quod alibi decla-
ravi)'* aufgeführt.
77) Hof er in Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 274 fM^ von dem
Verfasser der uns beschäftigenden Schrift: H invoque meme la Bible comme
une autorite en matiere alchimique, ce qui semblerait indiquer que le celebre
commentateur d'Aristote (suppos6 qu'il soit identique avec notre Olympiodore)
avait embrasse le christianisme. Man sollte vermuthen, es sei hier Olym-
piodoros von Alexandria der Jüngere gemeint, welcher in der zweiten
Hälfte des 6ten Jahrhunderts lebte und einen Commentar über die Meteoro-
logica des Aristoteles schrieb. Aber damit steht nicht in Einklang, dass
Hof er a. a. 0., p. 272 sagt: Olympiodore, philosophe d'Alexandrie, dont nous
allons communiquer quelques fragments inedits sur l'art sacre, est tres-pro-
bablement le meme que le commentateur de Piaton et d'Aristote. Nous adop-
tons Popinion de Borrichius, qui fait vivre ce philosophe vers le milieu da
IV« siecle, peu de temps avant le r^gne de Theodose le Grand. Dann er-
wähnt noch Hof er der Ansicht des Beinesius, dass der alchemistische
Schriftsteller Olympiodoros mit dem im Anfange des 5 ten Jahrhunderts
lebenden Geschichtschreiber dieses Namens identisch sei. — Ob unser Olym-
piodoros Christ gewesen sei, was auch Borrichius (vgl. die vorhergehende
Anmerkung) annahm, ist mir durch das aus seiner Schrift bekannt Gewor*
dene doch nicht sicher nachgewiesen, so gewiss es auch, nach dem schon
von Borrichius (a. a. 0.) und namentlich von Höfer (a. e. a. 0., p. 532,
534) Mitgetheilten, ist, dass er mit der Mosaischen Tradition von der Schaf-
fung der Menschen bekannt war und die Namen der ersten Menschen bei
ihm auch in symbolischer Bedeutung vorkommen.
78) Polyhistor literarius [Lubecae 1695], P. I, p. 109 sqq.
■^9) Verschiedenes auf diese Frage Bezügliches hat Fabricius in Bibl.
gr., Vol. VI [Hamburgi 1714], p. 238 bei der Besprechung des Geschieht-
. Stephanos. 437
tität anerkennend, ohne dass einige Confiision mit einem Philo-
sophen Olympiodoros ausgeschlossen wäre, kann man Lenglet
du Fresnoy®®) und nach ihm Schmieder ®^) nennen. Mit schär-
ferer Sonderung der verschiedenen Gelehrten, welche Olympio-
doros hiessen, hat in neuerer Zeit Schöll^^)sich dahin ausgespro-
chen, dass die uns beschäftigende Schrift „unstreitig des Geschicht-
schreibers Olympiodoros, der sich bei Photius einen Chemiker
nennt", Werk sei; imd Grässe®*) giebt an, dass „Olymp iodorus
aus Theben in Aegypten gewöhnlich für den Ghymiker gleichen
Namens angesehen" wird. Auch ich halte diese Annahme nach
dem jetzt Vorliegenden für die wahrscheinlichere, wenn auch Man-
ches mit ihr nicht in Einklang Stehende noch nicht beseitigt oder
noch nicht vermittelt ist.
Stephanos.
Wohl die umfangreichste unter den griechischen alchemisti-
schen Schriften ist die eines Stephanos über die Kunst der Gold-
bereitung, in neun Stücken »*), auf deren zweites folgend noch ein
Sendschreiben desselben Stephanos an einen Theodoros ein-
schreibers Olympiodoros von Theben zusammengestellt, ohne selbst
eine bestimmte Ansicht zu änssem. Da wo Fabricius Verschiedene dieses
Namens aufzählt, steht auch (Bibl. gr., VoL IX [Hamburgi 1719], p. 352)
Olympiodorus Alexandrinus scriptor chemicus, quem cum Thebano historico
eundem pleriqne faciunt.
80) Histoire de la philosophie hermetique [ä la Haye, 1742], T. I, p. 463;
T. III, p. 22.
81) Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 70 f.
82) Geschichte der griechischen Litteratur, Bd. ül [Berlin 1830], S. 446;
vgl. auch daselbst S. 232.
83) Lehrbuch einer allgemeinen Literargeschichte, I. Bds 2. Abth. [Dres-
den u. Leipzig 1838], S. 1237.
84) Als nQdU^g, actiones s. lectiones, Vorträge o. Abhandlungen, sind
diese Stücke bezeichnet. Vgl. bezüglich des Wortes nQä^$g Fabricii Bibl.
gr., Vol. XII, p. 694, und betreffiB Morhof's (Polyhistor literarius [Lu-
438 Stephan oe.
geschaltet ist. Unter der, zunächst dem ersten Stücke zukom-
menden Ueberschrift : Staqxivov 'y^Xe^avSQeag olxovfieviTtov g?iAo-
ö6q)0V nal didaöxdkov tcsq] trjg Ugäg tixvrig z^g zov ;i;9V<Jot5 noit^-
öecjg wird diese Schrift schon in dem Inhaltsverzeichniss der wahr-
scheinlich ältesten Sammlung aufgeführt (vgl. S. 261, Nr. 1) und
hat sie wohl die uns diese älteste Form der Sammlung wahr-
scheinlich erhaltende Escurial-Handschrift B (S. 273, Nr. 1); unter
ähnlicher Ueberscl\rift ( (pLko<s6q)ov tcsqI trjg lagag xal %elag
xixvrig ) haben sie die Florentiner (S. 264, Nr. 6) und die
Turiner (S. 269, Nr. 4) Handschrift und kannte sie aus einer Pa-
riser Handschrift bereits Borrichius^*); unter ähnlicher Ueber-
schrifb ( — — tpiko66q)ov xal didaöxdkov trjg fieydkrig xal ugäg
Tsxvrjg nagl xQV<5onouag) haben sie auch die Wiener (S. 294, Nr. 1)
imd die von Fabricius benutzte Handschrift (S. 279, Nr. 35)»«),
die Altenburger o. Gothaer (S. 301, Nr. 1) und die Münchener
(S. 305, Nr. 1) Handschrift. Dieselbe Schrift 'findet sich auch in der
Venetianer Handschrift (S. 259, Nr. 7), in der Escurial-Handschrift
Ä (S. 270, Nr. 8), in den Pariser Handschriften Nr. 2275 (S. 284,
Nr. 6), 2325 (S. 285, Nr. 5 u. 6), 2327 (S. 287, Nr. 10) und 2329
(S. 289, Nr. 9)»'), auch in den bei Montfaucon mit 3178 (vgl.
S. 286, Anmerk. 95) und 3185 (vgl. S. 288, Anmerk. 98) bezeichneten
Handschriften sowie in der in der Bibliotheca cardinalis Badulphi
enthalten gewesenen (S. 291, Nr. 6), in der Montpellier-Hand-
schrift (S. 293, Nr. 6), in der Breslauer (S. 298, Nr. 1) und der
Wolfenbütteler (S. 309, Nr. 4) Handschrift. Einzelne Stücke dieser
Schrift hat die Mailander Handschrift (S. 268, Nr. 1 bis 3)88), die
becae 1695], P. 1, p. 102: Stephanus scripsit nQu^e&g, quas hodie processus
vocamus, uovem) irriger Deutung des Wortes daselbst Vol. XII, p. 778. lie-
ber das Vorkommen des Wortes nQä^&g in dem Sinne von tractatio, lectio
vgl. auch Stephani Thesaur. ling. gr., Vol. VI [Parisiis 1842—1847], p. 1560
der Uase-D in dörfischen Ausgabe. Practische Vorschriften oder Processe
giebt allerdings des Stephan os Schrift am Allerwenigsten.
8ö) Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia [Hafniae 1674],
p. 80.
8^) Nur auszugsweise (Fabricii Bibl. gr., Vol. XII, p. 769).
8^ Nach Höfer's Angabe (S. 290) wohl nur einzelne Stücke aus der-
selben.
88) Iq der Inhaltsangabe für die Sammlung griechischer alchemistischer
Aufisätzei deren Herausgabe Leo AUatius beabsichtigt hatte, kommt auch
Stephan 08. "^ 439
drei letzten die Oxforder Handschrift (S. 315, Nr. 15), Auszüge
auch die Leydener Handschrift (S. 311 f., Nr. 1 u. 19) und einzelne
Aussprüche des Stephanos die Florentiner Handschrift (S. 266,
Nr. 41). Die Anfangsworte der Schrift sind, fast überall ohne er-
hebliche Varianten : Qeov zciv navtav ayot^äv atnov xal ßaüilia
%äv ok(av - - -; die des Sendschreibens an den Theodoros, wel-
ches immer nur unter der Ueberschrift : Tov avxov Uveqxivov
(oder auch nur: Tov avrov) imötoXri iCQog SaodcoQov vorzukom-
men scheint : TTbqI tov aygov yvä^i . Lateinische Ueber-
setzungeÄ dieser Schrift sind handschriftlich, von Unbekannten
gefertigt, auf den Bibliotheken zu Wien und Gotha ®^) und auf der
zu Wolfenbüttel »0). Eine lateinische Uebersetzung fertigte Pi-
zimenti an, und er veröffentlichte sie zusammen mit anderen, der
Schrift des Democrit zur Erläuterung dienenden Aufsätzen
1573 ö^). Von dem ersten Stücke dieser Schrift publicirte Grü-
ner^*) den griechischen Text aus der Breslauer Handschrift,
unter Mitbenutzung der Altenburger o. Gothaer und Angabe der
Varianten, und zugleich die auf der Gothaer Bibliothek befind-
liche lateinische Uebersetzung. In neuerer Zeit ist der giiechische
Text der ganzen Schrift durch J. L. Ideler ^3) publicirt worden,
doch ohne dass sich ersehen Hesse auf Grund welcher Handschriften.
Wie schon bemerkt zerfallt diese Schrift in neun Stücke, zu
welchen noch das Sendschreiben an den Th eodoros kommt. Wie die
Ueberschriften der einzelnen Stücke in dem Inhaltsverzeichniss
der wahrscheinlich ältesten Sammlung und für die Leydener
Handschrift angegeben sind, habe ich bereits S. 261, Nr. 1 und
S.311£, Nr.l mitgetheilt. Es erscheint jedoch angemessen, hier diese
ausser der vollständigen Schrift des Stephanos in neun Stücken (vgl.
S. 249 f., Anmerk. 13, Nr. 14) noch einmal das neunte Stück derselben (vgl.
daselbst, Nr. 11) als ein besonderer Aufsatz vor.
89) Vgl. S. 338.
9«) Vgl. 8. 309.
91) Vgl. oben S. 110.
92) In einem 1777 ausgegebenen Jenaer Promotions-Progi'amm (C. G. Grü-
ner dissertationem inauguralem viri d. C. G. Gesner habendam indicit).
Es ist nicht überflüssig zu bemerken, dass die hier stehende Uebersetzung
von der des Pizimenti verschieden ist.
93) Physici et medici graeci minores, Vol XII [Berolini 1842], p. 199 sqq.
440 StephanoB.
Ueberschriften, wie sie Ideler's Angabe hat, mit denen, welche
sich in Pizimenti'sUebersetzung finden, hier zusammenzustellen:
SxBqmyov ^AXe^ayd^itag oixov/ÄSy&xoi> qf$Xoa6ipov xai dufacxüXov
ti}g fieydXrig xal h^äg tix^jg» He^i /^«ffoTTOi'ta; n^äUg ^vy
Stephani Alexandrini oecnmeuici philosophi et magistri
magnae hujus artlB auri conficiendi, actio prima.
Tof> avxoö Sxeipdyov cvy d-stfi n^ältg devxiQa,
f^usdem Stephani, Deo favente, actio secunda.
ToÖ avxoö £xegxtyov inunoXtj n^og SeodtoQoy,
Ejufldem Stephani epistola ad Theodorum.
Toii (cvxoö Sxeqxxyov negl roD iyöXov p. iyvXov] xöc/aov. nQä^tg
avy ^^ew y.
Ejasdem Stephani de materiali mundo, Deo favente, actio
tertia.
»
ToÖ avxoif JSxstpdyov slg x6 xax* iyi^CMy nQä^tg tfvy d-e^ xe-
xäQXrj.
Ejnsdem Stephani in id, quod ad operationem facit, di-
vina beneficentia, actio qnarta.
Toi> avxoü JSxBg}dyov q)&Xo<y6<pov eig x6 xax^ iyiQyeKcy xf]g d-sCag
tixyfjg TfQäUg avy d-et^ «'.
Ejasdem Stephani in hnjua artis opuB, Deo favente, actio
qointa.
ToÖ €tvToö JSxsqxiyov g)$Xoc6(pov ngä^tg avy ^^6fi %\
Ejasdem Stephani, Deo favente, actio Bexta.
ToÖ uvtoö JSx€g>äyov ff^Xoa6ipov TiQä^tg avy d-e^ Ißdö/itj.
Ejasdem Stephani philosophi, Deo favente, actio sep-
tima.
ToC avxoö liB(p€tyov olxovfiey&xoi> g>tXoa6(pov nQä^g tf neQtxofdt^g
[al. negl tö/arig] xijg le^ag xix^fiS'
Ejasdem Stephani oecumenici philosophi actio octava de
hujus artis sectione.
ToÖ avxoö SxBifdyov q:tXoa6gjOV didaaxuXiit nqbg ^HqdxXs^oy xby
ßaatXia, nQä^ig avy &e(p iyydxrj.
Ejasdem Stephani philosophi ad Heracliam regem, ope
divina, actio noiia.
Diese Schrift, welche in einer Anzahl von Handschriften die
Reihe der in denselben enthaltenen Aufsätze eröffnet, ist in Be-
ziehung auf ihre Wichtigkeit sehr verschieden beurtheilt worden.
Bei den folgenden griechisch schreibenden Alchemisten scheint sie
Stephanos. 441
in hohem Ansehen gestanden zu haben, danach zu urtheilen, wie
in der Aufzählung der alchemistischen Autoritäten, welche der
Ungenannte gegeben hat (vgl. S. 344 ff.), der Name des Stepha-
nos genannt und seiner schriftstellerischen Leistimg erwähnt ist;
und auch in den anderen derartigen Aufzählungen kommt der
Name Stephanos immer wieder vor (vgl. S. 348 ff.). Auch unter
den Neueren haben Einzelne diese Schrift ziemlich hoch gestellt
Reinesius^^) hielt sie für den besten Commentar zu den Lehren
der älteren Alchemisten; Fabricius^^) betrachtete es als der
Mühe werth, eine Anzahl Personen und Lehren, deren in dieser
Schrift Erwähnung geschieht, unter Bezugnahme auf des Pizi-
menti Uebersetzung hervorzuheben; Lenglet du Fresnoy be-
sprach den Stephanos zwar nicht ausführlicher, versagte ihm
aber doch in seiner chronologischen Aufzählung der Alchemisten»«)
das Sternchen nicht, qui marque un adepte. Aber Borrichius
im I7ten Jahrhundert hat den Stephanos so wenig einer beson-
deren Besprechung gewürdigt, als Höfer in dem unsrigen, und bei
einem neuereu Litterarhistoriker*') wird die uns jetzt beschäfti-
gende Schrift kurz als eine Lächerlichkeit abgefertigt. — Die Be-
deutung, welche diese Schrift etwa beanspruchen könnte, wäre, so
viel ich beurtheilen kann, ihr wesentlich in der Beziehung zuzuer-
kennen, dass dieselbe eine Art Uebergang in der alchemistischen
•
Schreibweise markirt: eng sich anschlieasend an ältere Lehren,
namentlich solche des Democrit, giebt sie weitschweifige Para-
phrasen derselben und angebliche Erklärungen älterer undeut-
licher Bezeichnungen durch lange Reihen gleich unverständlicher
Synonyme, zusammen mit allgemeinen Betrachtungen, unermüd-
lich fortgesetzten Exclamationen und religiösen Anrufungen , wie
sich dies in früheren alchemistischen Schriften nicht in solcher
Weise, wohl aber in späteren findet Auf einzelne Erwähnungen
^) In seinem Gutachten über die Altenborger o. Gothaer Handschrift
(vgl. S. 298 f.; bei Cyprianus p. 96): „Und ist unter allen diesen scriptis"
[genannter Handschrift] „keines, das die machtsprüche and lehren der alten
besser erkläret".
^^) Bibliotheca graeca, Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 695 sq.
9^) Histoire de la philosophie hermetique [a la Haye, 1742], T. I, p. 463.
97) Bei Scholl; vgl. unten Anmerk. 109.
442 Stephanos.
und Ausdnicksweisen, welche diese Schrift hat, habe ich schon im
Vorhergellenden öfter Bezug genommen , und auf Einzelnes darin
Enthaltene (namentlich ein viel besprochenes, alchemistisch gedeu-
tetes Räthsel) komme ich noch zurück. Eine irgend bestimmtere
Angabe über den Gedankengang, welcher der Besprechung der
Metallveredlung in dieser Schrift zu Grunde liege, herauszube-
kommen, gelingt mir nicht; wenn auch in dem zweiten Stücke, an*
scheinend als das Princip der künstlichen Hervorbringung edlen
Metalls und in engem Anschluss an ältere Lehren, vorzugsweise
besprochen wird, dass nach angemessener Behandlung und Schwär-
zung des Kupfers und der Weissfarbung desselben eine zuverlässige
Gelbfitrbimg hervorzubringen sei, möchte ich doch nicht sagen,
dass man hierin den Angelpunkt zu sehen habe, um welchen sich
die ganzen Betrachtungen des Stephanos drehen. — Sachlich
für die Geschichte der Chemie Interessantes findet sich in dieser
Schrift kaum, wenn man auch früher Einzelnes Derartiges für sie
hervorhob ^®).
Der Verfasser dieser Schrift war Christ^*). Dass das letzte
der neun Stücke dem Herscher Herakleios zugeschrieben ist,
an welchen sich dann auch in dem Anfange dieses Stückes die
Rede richtet, lässt — unter der Voraussetzung (welcher meines
Wissens Nichts widerspricht) , dass hier an den oströmischen Kai-
ser Herakleios zu denken sei, welcher 610 bis 641 regierte —
98) Seh mied er z. B. (Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 72) sagt
bei der Besprechung des Stephanos: „Bei ihm kommt zuerst die deut-
liche Angabe vor, dass der Arsenik die Wirkung habe, das Kupfer weiss za
machen", und ich bin dieser Behauptung gefolgt (Geschichte der Chemie,
lY. Theil [Braunschweig 1847], S. 94). Aber abgesehen von undeutlicheren
Angaben früherer Schriftsteller hat schon Olympiodoros die weisse Fär-
bung des Kupfers durch Arsen deutlichst besprochen; vgl. Höfer's Histoire
de la chimie, T. I, 1. ed., p. 264, 501, 2. ed., p. 27-1, 528.
^^) Wie mit grösster Bestimmtheit u. a. aus dem Anfang und dem Ende
des ersten Stückes, dann aus dem Anfang des achten Stückes (nach dem bei
I de 1er stehenden griechischen Texte, weniger deutlich nach Pizimenti's
Uebersetzung), endlich aus dem Anfange des neunten Stückes hervorgeht. Bei-
nesius bemerkte a. o. a. 0.: „Von Stephane ist offenbar, dass er ein Christ
gewesen, dieweil er etliche Sprüche aus den Evangelisten, auch die epiateln
S. Pauli offt anzeucht. In der Lehre aber vom heil. Geiste, also das derselbe
nur vom vater ausgehe, ist er etwas irrig, praxi 7., wie alle dieienigen, welche
denen orientalischen und griechischen Kirchen damaln zugcthan*'.
Stephano8. 443
den Verfasser in die erste Hälfte des 7ten Jahrhunderts setzen.
Als Alexandriner wird derselbe in den Handschriften, welche die
in Betracht stehende Schrift enthalten, immer bezeichnet. Als
Stephanus philosophus vetus auctor XW^^^S i qui vixit sub Hera-
clio, wurde der Verfasser von Salmasius*^^) anerkannt, und die
Schrift als Stephani Alexandrini, qui universalis philosophus vo-
catus ac sub Heraclio vixit, nach Lambeck's^^^) Vorgang von
Morhof 10*). Ein Schluss auf den Wirkungsort, wie ihn Conring
aus dem dem Stephanos beigelegten Prädicate zog^^'), erscheint
nicht als gerechtfertigt. Aber mehrfach vertreten ist die Ansicht,
dass der alchem istische Schriftsteller Stephanos der Alexan-
driner und ein medicinischer Schriftsteller Stephanos der Athe-
nienser^®'*) identisch seien. Diese Ansicht hat wohl zuerst, und
zwar ohne irgend welche Beweisführung, Joh. Gerh. Vossius^^^)
ausgesprochen; sie adoptirte dann Fabricius^^^*'), und man findet
*o®) Plinianae exercitationes in Solini polyhistora [Parisiis 1629], P. II,
p. 1097.
'0*) Commentar. de biblioth. viudobon. L. VI., ed. KoUarii p. 380 sq.
102) Polyhistor literarius [Lubecae 1695], P. I, p. 102.
103) Dass nämlich Stephanos in dem Titel seiner Schrift als olxov/bieyi-
x6^ ^Mcoipog bezeichnet ist. • In Conring's Schrift De Hermetica medicina
(p. 23 der Ausgabe von 1648, p. 26 der von 1669) wird genannt der Ver-
fasser der oben besprochenen Schrift, Stephanus Alexandrinus, quem Constan-
tiuopolitanum potius dixeris, si fuit oecumenicus doctor; quo titulo libros
illins in Italiae quadam bibliotheca latere, testatur Josias Simlerus. Wozu
aber Fabricius (Bibl. gr.. Vol. XII, p. 694) richtig bemerkt: At oecume-
nicus potnit etiam dici propter artis et scientiae amplitudinem, non ob digni.
tatem patriae vel urbis, in qua docuit, fuitve versatus.
10*) Vgl. über Diesen Fabricii Bibl. gr., Vol. XII, p. 693 sq Der Lehrer
Desselben war einer der bekanntesten medicinischen Schriftsteller aus dem
Anfange des 7 ten Jahrhunderts, Theophilos Protospatharios; vgl. über
Letzteren Fabricii Bibl. gr.. Vol. XII, p. 648 sqq., Sprengeles Geschichte der
Arzneykunde, IL Theil, S.Auflage [Halle 1823], S. 302 ff. Stephan von
Athen findet bei Sprengel (a. e. a. 0., S. 305) nur kurz Erwähnung.
106) Gerh. Joh. Vossii de philosophia et philosophorum sectis libri duo
[Hagae-Comitis 1658], p. 109. Wo Stephanns Atheniensis besprochen
wird, bemerkt er, es werde auch eines Philosophen Stephanns erwähnt,
der über Chemie geschrieben habe: non dnbito, quin idem fuerit.
100) Bibliotheca graeca, Vol. XII, p. 693 (Fortasse [Stephanus] Atheniensis
a patria, Alexandrinus dicitur, quod ibi versatus et medicam artem ibi docne-
rit exercueritqne) & 695.
444 Theopbrastos.
sie öfters ^<^') bis in die neuere Zeit^^®) wiederholt. Wenn diese
Ansicht auch mehr auf einer Vermuthung, wegen der Ueberein-
Stimmung der Zeit, als auf directerem Beweise zu beruhen scheint,
so mangelt doch auch andererseits dem gegen sie erhobenen Wider-
spruche 1®^) die nöthige Begründung.
Theophrastos ; Hierotheos; Archelaos.
Ich bespreche in dem Folgenden drei alchemistische Gedichte,
als deren Verfasser Theophrastos, Hierotheos und Atchelaos
genannt sind; ohne dass ich indessen Anhaltspunkte dafür hätte,
sie der Zeit nacli hierher, nach Stephanos, oder auch nur in die
eben angegebene Reihe zu stellen, wenn nicht etwa für letzteres
^^"^ So bei Bandini in der Beschreibung der Florentiner (a. S. 263,
a. 0., p. 349), 80 bei Pasini in der Beschreibung der Turiner (a. S. 268,
a. 0., p. 177) Handschrift. — Auch in Jöcher's Gelehrten-Lexicon — dem
compendiösen (II. Theil [Leipzig 1733], S. 1335) wie dem allgemeinen (IV. Theil
[Leipzig 1751], 8.822) — wird bei Besprechung des Stephanos von Athen
gesagt: „Wird aus verschiedenen Ursachen für einerlei mit demjenigen ge-
halten, welcher sonsten Stephanus Alexandrinus und von seiner Pro-
fession Medicus und Philosophus (oder Ghemicus) genennet wird".
'^ Wie in Grässe's Lehrbuch einer allgemeinen Literargeechichte,
II. Bds. 1. Abtheil. [Dresden u. Leipzig 1839], S. 544, 562. Implicite wird
die Identität auch anerkannt in S. F. G. Hoffmann's Lexicon bibliograph.
scriptorum graecorum, T. III [Lipsiae 1836], p. 629.
10^) Scholl 's Geschichte der griechischen Litteratur, Bd. III [Berlin
1830], S. 444, bei Besprechung alchemistischer Schriften: „Ein Arzt des sie-
benten Jahrhunderts, Stephanus von Alexandria, oder von Athen, hat
ein Werk über diese Kunst, Us^l xQvffonottägf in neun Büchern hinterlassen,
welches dem Kaiser Heraklius gewidmet ist. Der griechische Text des-
selben findet sich handschriftlich auf der königlichen Bibliothek zu Paris''.
Aber S. 479, wo der Mediciner Stephanus von Athen, der Schüler des
Theophilus, besprochen wird : „ Vorträge {nQctU^g) über den Stein der Weisen,
von denen wir bereits gesprochen haben, werden in den Handschriften so-
wohl ihm [?] als einem Stephanus von Alexandrien zugeschrieben; man hat
daher nicht nöthig, ihm diese Lächerlichkeit Schuld zu geben".
Theophrastos. 445
das spricht, dass in den Handschriften in der Regel die Gedichte
der genannten drei Schriftsteller in der soeben angegebenen Folge
der letzteren stehen. Borrichius"^^) führte dem entsprechend
in seiner Uebersicht der alchemistischen Schriftsteller unmittelbar
nach Olympiodoros den Theophrastos, dann den Hiero-
theos, dann den Archelaos auf. Lenglet du Fresnoy^^^)
hat ohne weitere Angabe von Qründen , aber auch wohl ohne den
Besitz solcher zu verheimlichen, den Archelaos in den Anfang
des 5ten Jahrhunderts („415 n. Chr/' ist seine sehr präcise An-
gabe), den Theophrastos in die Mitte desselben (,,450*0) ^^^
auf unsicheren Grund hin den Hierotheos in das 7te Jahrhun-
dert („635**) gesetzt, und Schmieder ^i^) ist ihm gefolgt Reine-
sius^^^j hielt diese Gedichte sämmtlich für Machwerke Eines Au-
tors, zu welcher Ansicht die des Borrichius über den unglei-
chen Werth dieser verschiedenen Gedichte***) in bemerklichem
Gegensatze steht. Eine dieser Ansichten muss unrichtig sein;
gewiss aber mit Unrecht sind in neuerer Zeit Archelaos, Theo-
phrastos und Hierotheos als „medicinische Didaktiker** be-
zeichnet worden 11*).
Das Gedicht des Theophrastos kommt, zusammen mit den
beiden anderen, in zahlreichen Handschriften vor. @Boq>Qdötov q>i'
^10) ConspeotoB soriptomm chemicomm oelebrioram, § 9 — 11 (in MaDgeti
Bibliotheca chemioa curioBa, T. I, p. 40).
111) Histoire de la philosophie hermetiqae [k la Haye, 1742], T. I, p. 60,
463 8.
112) Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 70, 71, 73. Die Zeit des
Theophrastos nahm so auch an Grässe (Lehrbach einer allgemeinen
Literargeschichte, II. Bds. 1. Abtheil. [Dresden u. Leipzig 1839], S. 544).
11^) In seinem Gutachten über die Altenburger o. Gothaer Handschrift
(vgl. S. 298 f.; bei Cyprianus p. 91): „Die nahmen Arohelai, Hierothei, Theo-
phrasti sind erdichtet, und die schlimmen carmina alle eines autoris, und
nichts mehr als der Stephanus in versus übersezet: der wunderlichen deoom-
positorum, vielfaltigen exclamationen, und unnöthigen repetitionen, die in
diesen carminibus ad nanseam zu lesen, zu gesohweigen".
11^) Vgl. im Nachstehenden bei den einzelne» Verfassern.
11'') In Bernhardy's Grundriss der griechischen Litteratur, II. Theil
[Halle 1845], S. 1054.
446 Theophrastos.
koöoffov Ttsgl, trjg avrrig rix^qg oiiolwg (vorhergeht das Gedicht
des Heliodoros) diM 6rLx(ov Idiißcov wird schon in der Inhalts-
übemcht der wahrscheinlich ältesten Sammlung aufgeführt (S.261,
Nr. 10), und unter ähnlicher Ueberschrift : negl r^g avtijg
tsQag oder nsgl xr^g avtfjg 9slag tixvrig fast in allen den
Sammlungen, für welche eine genauere Angabe derUeberschriflen
der in ihnen enthaltenen Aufsätze vorliegt "^). Nur für die Flo-
rentiner Handschrift ist die Ueberschrift wesentlich anders, selbst
in Verse gebracht, angegeben:
&s6q)Qa6tog q)vk66o(pog tade qxiöxat
TIbqI trjg d-siag yag xal Ugäg XB%vrig
^Ex zäv q>iko66(p(Dv laiißixolg ötlxoig.
Das Gedicht haben die Venetianer (S. 259, Nr. 9), die Florentiner
(S. 267, Nr. 50), die Mailander Handschrift (S. 268, Nr. 5), die Es-
curial-Handschriften A (S. 271, Nr. 25) und B (S. 273, Nr. 11), die
von Fabriciusbenutzte Handschrift (S. 279, Nr. 16), die Pariser
Handschriften 2249 (S. 281, Nr. 7), 2327 (S. 287, Nr. 20) und 2329
(S. 290, Nr. 20)^7), auch die bei Montfaucon mit 3178 (vgl.
S. 286, Anmerk. 95) und 3185 (vgl. S. 288, Anmerk. 98) bezeich-
neten Handschriften, die Wiener (S. 296, Nr. 30), die Breslauer
(S. 298, Nr. 13), die Altenburger o. Gothaer (S. 301, Nr. 3) und
die Miinchener Handschrift (S. 305, Nr. 3), den grösseren Theil
des Gedichtes (gegen das Ende desselben hin) die Oxforder Hand-
schrift (S. 315, Nr. 18), einen Auszug, wie es scheint, aus demsel-
ben die Leydener (S. 312, Nr. 4). In lateinische Prosa von einem
unbekannten Uebersetzer übertragen haben es die Bibliotheken
zu Wien imd zu Gotha ^^®). Fabricius'^^) hatte die Anfangs-
und Schlussverse dieses Gedichtes veröffentlicht, J. St. Bernard ^**^)
längere Fragmente aus dem Anfang, der Mitte und dem Ende des
^1^) So, und mit dem nachher anzugebenden Anfang, kannte dieses Ge-
dicht auch Leo AllatiuB, vgl. S. 249, Anmerk. 13, Nr. 3.
"7) Vgl. auch S. 291, g.
"8) Vgl. S. 338.
119) Bibliotheca graeca, Vol. XII, p. 7G3.
120) In seiner Ausgabe der Schrift Palladii de febribuf« [Lngdnni Bata-
vorum 1745], p. 154 sqq.
Theophrastos. 447
Gedichtes nach d'Orville's Abschrift aus der Venetianer Hand-
schrift; das ganze Gedicht gab in neuerer Zeit J. L. Ideler i**)
heraus. Die Anfangsworte desselben werden für die verachiede-
nen Handschriften übereinstimmend angegeben:
Ot täv iSoq>Lötciv avdgeg SöneQ QtitOQsg
Evdaiiiovovvtsg xal ßvovvteg navöoqxog - -
aber die Zahl der Verse etwas verschieden: zu 260 für die Flo-
rentiner, zu 265 für die Venetianer"«), Fabricius', die Wiener,
die Gothaer und die Münchener Handschrift; 262 Verse hat, abge-
sehen vom Titel, Ideler's Ausgabe. — Bezüglich des Werthes
der Schrift habe ich oben^*') des Reinesius Urtheil mitgetheilt,-
etwas anerkennender äusserte sich Borrichius"^), dessen An-
sicht, hier und bei den zwei zunächst zu besprechenden Schrift-
stellern, ich desshalb wiedergebe, weil er sich als urtheilsfahig be-
trachtete, was in Anspruch zu nehmen uns bezüglich der Alche-
mie Ungläubigen schwieriger geworden ist. Wobei ims von des
Borrichius' Urtheil: Theophrastos sei mehr der Theorie der
Erzeugung edlen Metalles, weniger aber der practischen Ausfüh-
rung derselben kundig gewesen , das letztere zu glauben aber am
ersteren zu zweifeln immer noch übrig bleibt. — Dass der Verfas-
ser des Gedichtes Christ war, geht namentlich aus dem Ende des-
'«*) Physici et medioi graeci minores. Vol. 11 [Berolini 1842] , p. 328—
335.
^^3) Graeca D. Marci bibliotheca codicum manu scriptorura [Venetiis 1740],
p. 140.
123) S. 445, Anxnerk. 113.
134) Conspectiie scriptorura chemicomm celebrioram, § 9: Theophrastt^a
junior philosophus christianus versibus jambicis de arte sacra ei divina,
ceu vocat, commentariuin scripsit, non illum poenitendae lectionis, in quo
praecipue indueit draconem 20 diebus in fimo eqaino sepultunit donec suam
ipse caadam deglutiat; hino neoandum, extrahendum fei ejas, hoc facto cor-
pus ejusdem inalbescere, et sensim aucto calore in purpuram terminari. In
processu ipso abstruse agit, dum nullum draconi retinaculum adjungit, nul-
lum corpus, cui in staium volatilem evehendo deseryiat : nee id satis ex disci-
plina videtur, qnod alborem jam nascentem solius tridui labore in perfectam
tradat abire flavedinem. Id quod me eo indueit, ut existimem, Theophra-
stum hunc theoriae peritiorem fuisse, quam securae praxeos. — Höfer (His-
toire de la chimie, 2. 6d., T. I, p. 296) findet in dem Gedicht eine Anspie-
lung auf das Blicken des Silbers bei der Gupellation.
448 Hierotheos.
selben deutlichst hervor, üeber seine Zeit und Persönlichkeit
wissen wir Nichts. Was in Beziehung auf erstere Lenglet du
Fresnoy willkürlich angenommen, wurde oben S. 445 erinnert,
und da auch in Beziehimg auf letztere des Reinesius Ansicht, der
Name Theophrastos sei nur ein angenommener; dass aber die-
ser Name als der eines selbstständigen alchemistischen Schriftstel-
lers früher anerkannt wurde, geht aus der Aufiiahme desselben
in die ältere Liste der alchemistischen Autoritäten hervor, welche
S. 348 ff. besprochen wurde.
Für das Gedicht des Hierotheos, welches in dem Inhaltsver-
zeichniss der wahrscheinlich ältesten Sammlung (S. 261, Nr. 11)
als : ^IsQod'iov (pcXoö6q)ov nsgl zrjg avtijg ^slag tixvr^g duc ötixmv
aufgeführt ist, haben mehrere der zahlreichen Handschriften^**),
welche es enthalten, eine ähnliche Ueberschrift, auch die Angabe
des Hierotheos als des Verfassers: so wohl die Escurial-Hand-
Schrift B (S. 273, Nr. 12), so die Venetianer Handschrift (S. 259,
Nr. 10)i«6), die Pariser Handschrift 2249 (S. 281, Nr. 8)"?), die
Wiener (S. 296, Nr. 31) und wahrscheinlich auch die Breslauer
(S. 298, Nr. 14) Handschrift, femer die Altenburger o. Oothaer
(S. 301, Nr. 4) und die Münchener (S. 305, Nr. 4) Handschrift.
Unter einer solchen Ueberschrift und mit dieser Angabe hat die
Oxforder Handschrift (S. 315, Nr. 19) ein Fragment dieses Gedich-
tes (den Anfang desselben) '«»); und so stand auch in der von
Fabricius benutzten Handschrift (S. 279, Nr. 17) ein Fragment
dieses Gedichtes (der ersten Hälfte desselben entnommen), das
vollständigere Gedicht hatte aber diese Handschrift (S. 280, Nr.
56) unter der Ueberschrift: Tov ^ItQo^iov negil kld-ov täv ipiko-
öoqxDv ^*9). Unter ähnlicher Ueberschrift scheint das Gedicht auch
^26) £ine ZasammenBtelliing mehrerer dieser HandBchriflen gab bereits
Harles in seiner Ausgabe von Fabricii Bib]iotheca graeoa, VoL XI [Harn-
burgi 1808], p. 636 sq.
la«) Vgl. a. Anmerk. 120 a. 0., p. 137.
127) Vgl. Höfer's Histoire de la chimie, 2. 6d., T. I, p. 294.
1^ üeber das Vorkommen noch eines Fragmentes ans des Hierotheos
Gedicht in dieser Oxforder Handschrift vgl. S. 457, Anmerk. 148.
12») Diese Ueberschrift veranlasst mich zu folgender Bemerkung. Schmie-
Hierotheos. 449
zu haben die Escurial- Handschrift A (S. 271, Nr. 26). Aehnlich:
Srlxoi La^ßoi. ll^ov räv <pikoö6(p(DVy aber ohne Angabe des Bie-
der sagt, da wo (Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 79) ein Synesios
Abbas als von dem Commentator des Democrit y erschieden besprochen
wird (vgl. S. 150, Anmerk. 19), von dem Ersteren: „Er schrieb eine Ab-
handlung nsQl Toö X(^ov x&v aog>&v^ Vom Steine der Weisen, Kach diesem
Titel dürfte man ihn in das vierzehnte Jahrhundert setzen, weil der Ausdruck
„Stein der Weisen" bei den älteren Griechen nicht üblich war tmd der Ter-
minologie der Lateiner anzugehören scheint." Der Bestimmtheit der Be-
hauptung entspricht bei Schmieder auch in diesem Falle die Sicherheit
der Begründung nicht. Borrichius (Hermetis, Aegyptiorum et chemicomm
sapientia [Hafniae 1674], p. 69) ging zu weit, wenn er meinte : da, wo
von dem Democrit gesagt werde,, er habe negl tijg Xi&ov geschrieben, sei
wohl geradezu zu verstehen: Xid'ov rfjg g)tXoaog>laq, Aber die ältere alchemi-
stische griechische Litteratur hat schon einen dem Eomarios zugeschrie-
benen Aufsatz (vgl. 8. 417), in welchem — nach den in zahlreichen Hand-
schriften enthaltenen Ueberschrifben desselben — der Lehrer der Eleopatra
Dieser r^y tixyTjv tof) XO-ov r^g g>^Xoao(piag lehrt; und mehrere Handschriften
haben die Ueberschrift des Aufsatzes des Olympiodoros (vgl. S. 430) mit
der Angabe in derselben, dass negi tfjg tixyrig to0 Xi&ov z&y qtkXoaoq^tov ge-
handelt werde. Dazu kommt noch die oben angegebene Ueberschrift für das
Gedicht des Hierotheos; dann noch eine Capitel-Üeberschrift UoCria^g /näX-
Xoy Toi> navxbg XC^ov xfjg g)kXoaog>(ag in einem Aufsatze des Christian os
(vgl. bei Letzterem). Zwei anonyme Aufsätze, der eine überschrieben 'O X(-
O^og zijg (pfXoaog>iag und der andere Ue^l rod XC&ov x&v q>tXoa6g>tüy j stehen
hinter einander in der Florentiner Handschrift (S. 265, Nr. 20 u. 21) und in
der Pariser 2249 (vgl. Höfer's Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 298;
beide scheinen in der Angabe S. 281 unter Nr. 11 zusammengefasst zu sein).
Ueberschrifben, in welchen derselbe Kunstausdruck vorkommt, haben wohl
auch die anonymen Aufsätze Nr. 4, 14 u. 15 der Pariser Handschrift 2252
(vgl. S. 283), Nr. 2 u. 19 der Pariser Handschrift 2329 (vgl. S. 288 ff.), Nr. 14
der Montpellier-Handschrift (S. 293) u. a. In der Schrift des Nikephoros
Blemmydes über Goldbereitung (vgl. S. 289 f., Anmerk. 99) wird das Mittel
dazu als XC^og xCbv <ro(p<by nach Leo Allatius' Angabe (vgl. S. 250, An-
merk. 13, Nr. 17), als Xi&og tiby g>^Xoa6g)<üy nach Hof er 's Angabe (Histoire
de la chimie, 2. ed., T. I, p. 363) bezeichnet (darüber, dass ein solches Mittel
zur Umwandlung des Silbers in Gold hier auch als ^tiqCov benannt ist, vgl.
oben S. 209 f., Anmerk. 201). Man kann hiemach doch nicht sagen, dass der
Ausdruck „Stein der Weisen" bei den älteren griechisch-sch reibenden Alpbe-
misten, deren Aufsätze in den uns erhaltenen Sammlungen zusammengefasst
sind, nicht üblich gewesen sei und der Terminologie der Lateiner anzuge-
hören scheine. — Aehnliche Kunstausdrücke, deren Bedeutung, weniger ver-
ständlich ist und auch durch das ältere alchemistische Lexicon nicht gelehrt
wird, kommen noch vor: ein Aufsatz nB^l Xi&ov /i;/ucvr*xy}^ z. B. in d,er
Florentiner Handschrift (S. 266, Nr. 42) und ein Aufsatz ne^l aljrjtriov X(d;ov
in derselben Handschrift (S. 265, Nr. 29). Dass der Etesische Stein in . einer
Kopp, Beitr. & Ghetoh. d. Ghegi. 29
450 HierotheoB.
rotheos als Verfassers, ist das Gedicht überschrieben in der Flo-
dem ZosimoB zugeschriebenen Schrift besprochen wird, wurde bereits
S. 199 erwähnt, und dass derselbe in dem Aufsatze des Pelagios eine Rolle
spielt, habe ich schon S. 426, Anmerk. 28 erinnert; o Xid^og, hvxkva xaAoüa^y
hrickoy und 6 XC^og 6 izi^a^os kommt auch in des Stephanos Schrift von
der Goldbereitung vor (in Ideler' s Ausgabe: Physici et medici graeci mino-
res, Vol. II, p. 212 z. B.).
Ich will bei dieser Gelegenheit doch auch anmerken , dass ein anderer,
später zur Bezeichnung des Mittels, die Metallveredlung zu bewirken, oft ge-
brauchter Ausdruck: Elixir^ meines Wissens bei den griechisch schreibenden
Schriftstellern, die uns hier beschäftigen, nicht vorkommt. Dass das Wort
aus dem Griechischen stamme, ist behauptet worden ; Andere nehmen es als
aus dem Arabischen kommend, und auch aus dem Lateinischen (von elixare,
sieden) hat man es ableiten wollen. — Als von dem in der ersten Hälfte des
Uten Jahrhunderts lebenden Avioenna herrührend wurde früher ein al-
chemistisches , in der lateinischen üebersetzung Liber Abu Ali Abincine de
anima überschriebenes Werk anerkannt, welches schon in dem ISten Jahr-
hundert in Ansehen gestanden zu haben scheint; später hat man es als unter-
geschoben betrachtet (vgl. Wüsten feld's Geschichte der arabischen Aerzte
und Naturforscher [Göttingen 1840] , S. 73). Dieses Werk enthält am Ende
der Dictio IV. (Artis chemicae principes, Avicenna atque Geber [Basileae
1572], p. 108) folgendes Capitel, unter der Ueberschrift: De elixir cur est,
et quomodo interpretatur : Dixit Abuali Abinoine: Hie dicam cur est alexir:
Alexir est res quam jactamus super corpus majus, ut mittat rem de sua na-
tura in aliam, Alexir dicunt quando miscent ibi corpus minus, et spiritum,
et elementa, et fermentum: et de omnibus fit confectio una, et propter hoc
est alexir. Alexir verbum graecum, et dividitur in ic xir, et vult dicere ma-
gnus thesaums. Et dicunt quidam, quod io est melius, et xir census: xir ve-
rum est quod est census: et ita est (vult dicere) melior de thesauris. — In
den lateinischen Uebersetzungen der Schriften Geber's werden metallver-
änderte Mittel gewöhnlich als roedicinae bezeichnet, das gold- und silber-
machende als Medicin der dritten Ordnung; der Ausdruck Elixir ist mir
jetzt nur als in der Schrift de investigatione perfectionis vorkommend gegen-
wärtig (c. XII: De proprietatibus elixiris majoris), wo sich auch der Aus-
druck lapis philosophorum findet (c. III: De lapide philosophorum etc.)* Der
Ausdruck Elixir ist zu den arabisirten chaldäischen Bezeichnungen gezählt
worden, welche die Araber in die chemische Nomenclatur eingeführt hätten
(Kesir, el-Kesir, essence; Höfer's Histoire de la chimie, 1. ed. , T. I [Paris
1842], p. 807). Wie mich eine Mittheilung meines Gollegen G. Weil belehrt,
heisst, nach dem arabischen Wörterbuche Kamus (aus dem 14ten Jahr-
hundert), Iksir, mit dem Artikel AI- oder El-iksir: „die Alchemie und ist das
Dritte der Dinge, welche nur dem Namen nach bekannt sind aber in der
Wirklichkeit nicht". Wozu der Commentator bemerkt: „Iksir ist bekannt
unter den Theilen und Mischungen der Chemie, wie z. B. rother Schwefel"
Oetzterer Ausdruck wird bei arabischen alchemistischen Schriftstellern auch
zur Bezeichnung des Mittels, Metall Veredlung zu bewirken, gebraucht; vgl.
Ilierotheo«. 451
rentiner Handschrift (S. 267, Nr. 51) und in der Pariser Hand-
Schmied er's Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 98). Das ältere ara-
bische Wörterbuch des Djauhari (aus dem Ende des Uten Jahrhunderts)
hat das Wort nicht Im Persischen bedeutet das Wort Iksir Heilmittel im
Allgemeinen; dem entspräche das Wort medicina in den lateinischen Ueber-
setzungen einiger Schriften Geber 's. — Bei den lateinisch schreibenden Al-
chemisten des ISten Jahrhunderts kommt der Ausdruck Elixir für das, Gold
und Silber künstlich erzeugende Mittel öfter vor. So, abgesehen von den dem
Raymundus LuUus beigelegten Schriften (ganz in der Bedeutung des
Steins der Weisen hat z. B. das Wort Elixir das Testamentum, Practica,
cap. 2G; p. 168 der Kölner Ausgabe von 1573), namentlich bei Albertus
Magnus und bei Roger Bacon. Wenn hervorgehoben wird (bei Höfer a.e.
a. 0., p. 364), dass nach des Albertus Magnus Aussage in der Schrift Compo-
situm de compositis das zur Umwandlung der anderen Metalle in Silber oder
Gold dienende Mittel im Arabischen Elixir heisse, so ist allerdings zu be*
merken, dass diese Schrift mit grösster Wahrscheinlichkeit als von Albertus
Magnus mcA^ herrührend zu betrachten ist. Aber auch in Dessen Werk de rebus
metallicis et mineralibus kommt der Ausdruck Elixir für das metallveredlende
Mittel öfter vor; so z. B. L.III, tract. I, c. 7 sq.; in demselben Sinne wird L. TU,
tract. II, c. 2 confectio, quam alchimici elixir vocant, besprochen, und L. I, tract. I,
c. 1, wo Albertus die Beschäftigung der Alchemisten als auch auf die Umwand-
lung von Steinen sich erstreckend betrachtet, sagt er: Non enim hie intendimus
ostendere qualiter aliquod istorum (von Körpern, die zu den Steinen gerech-
net werden) transmutetur in alterum, aut qualiter per antidotum medicinae
pjus, quam elisir vocant alchimici, curantur aegritudines eorum aut occulta
eorum manifestantur. Bei Roger Bacon wird die medicina perfecta, quam
philosophi vocant elixir — wie er sich im Eingang des uns von dem Opus
minus Erhaltenen ausdrückt (Fr. Rogeri Bacon opera quaedam hactenus ine-
dita; edited by J. S. Brewer; Vol. I [London 1859], p. 314) — nicht nur als
in der Art wirkend betrachtet, dass sie grosse Mengen unedlen Metalls in
edles verwandelt und so bei Leblosem die Un Vollkommenheiten beseitigt,
sondern im Opus majus wird sie auch als lebensverlängerndes Mittel an-
erkannt. Ich will hier nicht eingehender besprechen, wie in den nächst-
folgenden Jahrhunderten das Wort Elixir in diesem zweifachen Sinne: als
metallveredlendes und als gesund machendes und erhaltendes Mittel, sich ge-
braucht findet. Noch bei Libavins am Ende des 16ten und im Anfange
des 17ten Jahrhunderts kommt das Wort in dieser zweifachen Bedeutung
vor. Quid nominatar elixyr? lässt Derselbe in dem Dialog de mercurio philo-
Bophorum (Commentariorum alchemiae Pars II. [Francofurti ad Moenum 1606],
p. 88) den Euthymus fragen, worauf Philiatrus erwiedert: In genere
medicina, sanans morbos humanes, et auferens a metalHs imperfectis impu-
ritatem. Die Elixire, deren Darstellung Li bav ins in seiner Alchymia (p. 190 sqq.
der Frankfurter Ausgabe von 1G06) lehrt, sind aber alle nur Heilmittel für
Krankheiten des menschlichen Körpers, und hier wird die Delinition gegeben :
Elixyr est species ox pluribus divcrsi generis simplicium speciebus compo-
sita. Dem entsprach der Begriff, welcher mit dem Worte Elixir zu einer
29*
452 Hierotheos.
Schrift 2327 (S. 287, Nr. 21)"o), wohl auch in der Pariser Hand-
schrift 2329 (S. 290, Nr. 21) und in der bei Montfaucon mit
3178 bezeichneten (vgl. S. 286, Anmerk. 95). Die Identität des
Gedichtes bei dem Vorkommen unter so verschiedenen Ueber-
schriften ist, auch wo der Name des Hierotheos als der des
Verfassers nicht genannt ist, aus dem Zusammenstehen desselben
mit den Gedichten des Theophrastos und des Archelaos und
namentlich aus der Angabe der Anfangsworte und der Zahl der
Verse zu ersehen. Ich weiss nicht, unter welcher Ueberschrift
das Gedicht in der Mailander Handschrift (S. 268, Nr. 6) steht.
Einen Auszug aus dem Gedichte scheint die Leydener Handschrift
(S. 312, Nr. 5) zu enthalten. Eine lateinische Uebersetzung, von
einem Unbekannten gefertigt, besitzen die Bibliotheken zu Wien
und zu Gotha ^^^), Kaum mehr als die Anfangsworte des Gedich-
tes waren bekannt geworden '^s), als Bernard 1745 ^'5), wieder-
um nach einer von d'Orville aus der Venetianer Handschrift ge-
nommenen Abschrift, grössere Fragmente aus dem Anfang und
der Mitte des Gedichtes, auch die Schlussverse, veröflTentlichte.
Später hat J. L. Ideler ^8*) auch dieses Gedicht, unter dem Titel:
^leQO^iov ipikoö6(pov tcsqI tijg avTfjg ^alag xal tsQag xi%vrig Öia 6x1-
X(ov vollständig herausgegeben. Die Anfangsverse sind:
^AnuQXoiiai Tcgoönki^ag ^^^) avq)QaöiöTarov
Elnav Xoyov novrifia ^^c) ^ov la^ißixov
Zeit verbunden wurde, wo die Chemiker sich von der alchemistischen Rich-
tung abgewendet hatten. Boerhave (Elementa chemiae [Lugduni Batavomm
1732], T. I, p. 79) sagt: Elixir i)raecipue videntur [artifices] appellasse, ubi
diversa cori^ora commista simul, servato suo pondere, penitus in novas muta-
verunt formas, sicque magisterium quasi de pluribuB producerent.
130J Vgl. Mi 11 er' 8 Catalogue des manuscrits grecB de la bibliotheque de
TEscurial [Paris 1848], p. 148.
131) Vgl. S. 338.
182) Schmieder's Angabe (Geschichte der Alchemie [Halle 1882], S. 74):
das Gedicht sei in Fabricii Bibliotheca graeca, T. XII abgedruckt, ist nämlich
unrichtig. Von dem Vorkommen eines Aufsatzes in Prosa unter Hiero-
theos' Namen nimmt Schmieder gar keine Notiz.
133) A. Anmerk. 120 a. 0., p. 1B7 sqq.
134) A. Anmerk. 121 a. 0., p. 336 sqq.
13Ö) Anders sind diese Anfangsworte angegeben für das Gedicht, wie es
Leo Allati US herauszugeben gedachte; vgl. S. 249, Anmerk. 13, Nr. 4.
136) Nach der Venetianer und der Wiener Handschrift; nodifjiu nach Ide-
1er 's Ausgabe.
Hierotheos. 453
Die Zahl der Verse wird zu 223 für die Florentiner, zu 230 für
die Venetianer 1") ^ Fabricius', die Wiener, die Gothaer und die
Münchener Handschrift angegeben; Ideler's Ausgabe hat, aus-
schliesslich des Titels, 229 Verse. — Was den Inhalt des Gedichtes
betrifft, gebe ich, unter Erinnerung an das S. 445 Angeführte, un-
ten des Borrichius' Resum^^«»), welcher sich bezüglich des Wer-
thes desselben nicht günstig äussert.
Dieses Gedicht ist nicht das einzige Schriftstück, welches
Sammlungen griechischer alchemistischer Aufsätze unter des Hie-
rotheos Namen haben. In einer, wenn auch kleineren Anzahl
solcher Sammlungen findet sich auch unter diesem Namen ein
Aufeatz in ungebundener Bede: %(fo^iov tcsqI z^g U^ccg vexvTig^^^);
187) A. Anmerk. 122 a. 0., p. 140.
1^) Conspectus scriptorum chemicorum celebriorum, § 10: Hierotheus
philosophuB jambis illigavit dissertationem siiam de arte sacra et divina, id-
que pie, et erudite: laudandus egregio conatu, cui eventum quoque respon-
diese verisimile est. Materia, inqoit, una est, et simplex, omnibus cognita no-
mine, non usu, in qua praeparanda labor brevis, sed, nisi aspirante Deo, inu-
tilis. Et quidem materia, pergit, triplici forma spectandam se offert, licet
unam essentiam perfeete in se contineai Huic marem adjunge ex vicinia
Romae oriundum, eumque purpureum, generabunt prolem novam parentibus
dissimilem, sed venustiorem: et quae sunt alia, ad declarandum, forsan et ad
occultandum adjecta. Ex hoc autem scripto nemo facile magnum in arte lu-
men sibi pollicebitur, ita frequenter luxat ea, quae ad rem faciunt, et senten-
tiam in medio cursu amputat.
139) Dieser Aufsatz steht wohl noch in einigen anderen Handschriften, als
den S. 454 angeführten, nach Angaben zu urtheilen, welche Aufsätze des Eu-
gen los und des Hierotheos zusammen betreffen. Vor dem oben bespro-
chenen Aufsatz des Hierotheos steht nämlich in der Yenetianer (S. 260,
Nr. 37), Fabricius' (S. 279, Nr. 24), der Wiener (S. 296, Nr. 27), der Alien-
burger o. Gothaer (S. 302, Nr. 24) und der Münchener (S. 806, Nr. 19) Hand-
schrift ein Aufsatz, welcher einfachst : Evyeyhv. überschrieben zu sein scheint.
Lambeck sagt bei der Beschreibung der Wiener Handschrift, derselbe ent-
halte Eugenii cujusdam secretum chymicum; est autem illud fere totum notis
sive characteribus chymicis exaratum, und Aehnliches sagt bei der Beschrei-
bung der Münchener Handschrift Hardt, welcher auch den, allerdings sehr
unverständlichen (S. 306, Nr. 19 mitgetheilten) Anfang angiebt; über den In-
halt des Aufsatzes des Eugenios ist sonst Nichts bekannt geworden. Dieser
Aufsatz zusammen mit dem oben besprochenen des Hierotheos ist nun
wohl im Inhaltsverzeichnisse der wahrscheinlich ältesten Sammlung (S. 262,
Nr. 29) unter der Angabe: Evyeyiov xal *IeQo^iov xs^Xata aufgeführt, und
454 Hierotheos.
SO in der Venetianer (S. 260, Nr. 38) , wobl auch in der Mailander
(S. 268, Nr. 14), in Fabricius' (S. 279, Nr. 25), in der Pariser
2249 14»), in der Wiener (S. 296 , Nr. 28) , wobl auch in der Bres-
lauer (S. 298, Nr. 11), in der Altenburger o. Qothaer (S. 302, Nr.
25) und in der Müncbener (S. 306, Nr. 20) Handscbrifb, und viel-
leicbt nur auszugsweise in der Leydener Handschrift (S. 312, Nr.
17). üeber den Inhalt dieser Schrift findet man nur wenig an-
gegeben; Lambeck^^i) sagt, sie sei fere tota notis sive characte-
ribus chymicis scripta, und von der Schwerverständlichkeit die-
ser älteren Schreibweise chemischer Zeichen und Formehi giebt
der Anfang des Aufsatzes eine Vorstellung, welcher bei der Be-
sprechung der Münchener Handschrift (S. 306, Nr. 20; ich finde
den Anfang des Aufsatzes nur für diese Handschrift angegeben)
mitgetheilt wurde. An den eigentlich alchemistischen Theil die-
ses Aufsatzes schliesst sich eine Ermahnung an, deren griechischen
Text Lambeck theilweise, Fabricius im Berichte über die von
ihm benutzte Handschrift vollständiger veröftentlicht hat: von der
frommen und rechten Anwendung des Geheimnisses der üoldbe-
entsprechend Btehen diese beiden Aufsätze zasammen in der diese älteste
Form der Sammlung uns wohl erhaltenden Escurial-Handschrift B (8. 27.^,
Nr. 30). — Des Eugenios erwähnen die mir zagänglichen geschichtlichen
Werke über die Alchemie und die Litteratur derselben kaum (nur bezuglich
des Vorkommens des Aufeatzes in einigen Handschriften) oder gar nicht;
der Einzige, welcher über seine Zeit und Persönlichkeit eine Yermuthung
(und zwar eine unzulässige ; der Aufsatz ist bestimmt aus späterer Zeit als aus
dem 4ten Jahrhundert) geäussert hat, ist Reinesius. In seinem Gutachten
über die Altenburger o. Gothaer Handschrift (vgl. S. 298 f.; bei Cyprianus
p. 90sq.) sagt Dieser nach der Erörterung, dass Heliodoros des Hermias
Sohn sich wohl mit Alchemie beschäftigt und Etwas von seinen Schriften
dem Kaiser Theodosios dem Grossen dediciret haben könne: „Sintemal
gar glaublich, dass obgedachter Keyser zu der Kunst eine sondere beliebung
rouss getragen, und das dieselbe an seinem hoffe damal vielfältig getrieben
worden, weil auch Eugenius, entweder der Fl. Eugenius Asellus Praef. ürbis
oder der andere" [von welchem der Geechichtschreiber Zosimos L. IV.
spricht] — — , „solcher zugethan gewesen, wie denn eines processus, welcher
ihme zugeschrieben, f. 190. a." [der Altenburger Handschrift] „gedacht wird."
Es wäre ganz müssig, noch Andere des Namens Eugenios zu nennen, an
welche man mit ebenso wenig zureichendem Grunde denken kann.
"^) Nach Höfer's Angabe in Dessen Histoire de la chimie, 2. ed., T. I,
p. 294.
^*^) Gommentar. de biblioth. vindobon. L. Vi., ed. Kollarii p. 427.
Hierotheos. 455
reitungskuust, von der Ehrbarkeit und Heiligkeit des Lebenswan-
dels sammt anderen Tugenden, deren die in solcher Kunst Erfah-
renen öder ihr sich Widmenden sich befleissigen müssen ; wie auch
dass der zehnte Theil des erlangten Nutzens zum Bau von Elir-
chen und zur Unterstützung von Armen zu verwenden sei.
Es wurde S. 445 gesagt, dass Reinesius den Namen Hie-
rotheos für einen nur angenommenen hielt; daran erinnert, wie
Höfer ^*2) de cet hierotechnite spricht. Auffallend ist, dass in einer
Anzahl von Handscliriften das Gedicht, welches andere als das
des Hierotheos haben, ohne Nennung eines Verfassers steht (vgl.
S. 449 ff,); auch dass die S. 348 ff. besprochene Aufzählung alchemi-
stischer Autoritäten zwar die Namen Theophrastos und Ar-
chelaos, aber nicht den Namen Hierotheos hat. Lambeck^^«)
betrachtete es als wahrscheinlich , der alchemistische Schriftsteller
Hierotheos möge identisch sein mit einem Mönch Hierotheos,
cujus Programma et Isagoge in Joannis Climaci Scalam paradisi
exstant in ejusdem bibliothecae Vindobonensis codice manuscripto
theologico graeco^**). Der Johannes Scholasticus s. Klimakos
lebte in der zweiten Hälfte des 6ten Jahrhunderts, und dab gab
Lenglet du Fresnoy Veranlassung, den Hierotheos in das
7te Jahrhundert zu setzen (vgl. oben S. 445). Der Verfasser der
unter dem letzteren Namen uns zugekommenen alchemistischen
Schriftstücke war Christi^*); aufweichen Grund hin aber Leng-
let du Fresnoy ^*®) ihn den Aegyptern zuzählte, ist mir unbe-
142) Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 294.
1^3) Commentar. de bibliotheca vindobon. L. VI., ed. Kollarii p. 428.
"*) Wahrscheinlich von demselben Hierotheos sind auch noch andere
theologische Schriften bekannt; vgl. Fabricii Bibl. gr., ed. Harles, Vol. XI,
p. 636.
"ß) Die Erwähnungen Christus' in dem Gedichte (nahe am Anfang
und gegen das Ende hin) und der Schluss des Prosa- Aufsatzes lassen hier-
über keinen Zweifel. Dass in dem ersteren der Maria erwähnt werde, er-
innere ich mich nicht; im letzteren wird Maria genannt, aber die »eotöxog
MaqCtt und nicht die Alchemistin. Ich bemerke dies, weil Höfer (Histoire
de la chimie, 2. ed., T. I, p. 294) sagt: Hierothee etait probablement ehre-
tien, et posterieur ä Marie, car il la cite dans ses vers.
1^^ Histoire de la philosophie hermdtique, T. I, p. 37,
456 Archelaos.
kannt. Was uian in dem Gedichte als Anhaltspunkt dafür ge-
funden zu haben glaubt, der Verfasser habe im Anfange des
9 ten Jahrhunderts gelebt, ist mindestens sehr unsicher i*').
Auch das Gedicht des Archelaos schliesst sich, nach Ueber-
schrift und Inhalt wie nach dem Vorkommen, ganz an das des
Theoph rastos an. '^qxb^ocov (pikoöotpov TtSQl zfjg d-Blrjg ravtrjg
xal iegäg xixvTig diu örixcov ist die Angabe für jenes (Jedicht in
dem Inhaltsverzeichniss der wahrscheinlich ältesten Sammlung
(S. 261, Nr. 12), und unter ähnlicher Ueberschrift steht es in vie-
len Sammlungen griechischer alchemistischer Aufsätze, in der Flo-
rentiner Handschrift aber unter dem TiteJ ;
^A^xikaog yuQ 6 (piX6öo<pog fpdöxai,
UeQi vrjg ^siag Sh xal uQCcg XBXvrig
Maxa yccQ novov Stu Crlx^ov idiißov.
Das Gedicht steht in der Venetianer (S. 259, Nr. II) und der Flo-
rentiner (S. 267, Nr. 52) Handschrift, den Escurial-Handschriften
Ä (S. 271, Nr. 27) und B (S. 273, Nr. 13), Fabricius' Handschrift
(S. 279, Nr. 18), den Pariser Handschriften 2249 (S. 281, Nr. 8),
2327 (S. 287, Nr. 22) und 2329 (S. 290, Nr. 22), den bei Mont-
faucon mit 3178 (vgl. S. 286, Anmerk. 95) und 3185 (vgl. S. 288,
^*7) Hof er sagt (Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 294): Hierothee
vivait sous le regno de Nicephore, ä juger par un passage qui fait allusion
ä cet empereur, contemporain de CharlemagDe. Voici ce passage: „Revetu
de ]a tunique de pourpre et du manteau rouge, il est assis sur le trone,
comme le grand Nicephore". Es könnte auch bei Anerkennung dieser Ueber-
setzung fraglich sein, ob mau an den von 802 bis 811 regierenden Nikepho-
ros I. oder an einen späteren byzantinischen Kaiser dieses Namens zu denken
habe; aber die Verse, wie sie in Ideler's Ausgabe (a.a.O., p. 339, v. 25 sqq.)
stehen, nöthigen gar nicht, die Worte fiiyi<nog uyg y^xii^ögog auf eine Persön-
lichkeit des letzteren Namens zu beziehen, namentlich wenn man berück-
sichtigt, wie in diesem Gedichte auch sonst noch (daselbst, p. 341, v. 10 z. B.)
das Wort y^xfjipögog in dem Sinne von Siegbringer oder siegreich überhaupt
gebraucht wird. In demselben Sinne, als Epitheton für eine alchemistisch
wirksame Substanz, und nicht als Personenname, kommt übrigens das Wort
yixijg^ÖQog bereits bei Stephanos vor (vgl. Ideler 's Ausgabe von Dessen
Schrift über Goldber-eitung, a. e. a. 0., p. 204).
Archelaos. 457
Anmerk. 98) bezeichneten Handschriften, der Wiener (S. 296,
Nr. 32), der Breslauer (S. 298, Nr. 15), der Altenburger o. Gothaer
(S. 301, Nr. 5), der Münchener (S. 305, Nr. 5), ein Fragment in
der Oxforder Handschrift (S. 315, Nr. 17) i^^)^ ein Auszug, wie es
scheint, in der Leydener Handschrift (S. 312, Nr. 6). Ueber-
setzungen auch dieses Gedichtes in lateinische Prosa haben die
Wiener und die Gothaer Bibliothek**®). Nur die Anfangsverse
waren durch Fabricius bekannt geworden; Bernard^*^) ver-
öffentlichte grössere Fragmente aus dem Anfange, der Mitte und
dem Ende des Gedichtes nach d'Orville's Abschrift aus der Ve-
netianer Handschrift, J. L. Ideler i*^) das Gedicht vollständig.
Die beiden ersten Verse desselben lauten, nach den übereinstim-
menden Angaben für verschiedene Handschriften i*^) :
^H 7tavöoq)og xal d^sla zsxvrj zäv 06<p(ov
TexvovQyixäg exovöa r^v ^ecoQiav
Die Zahl der Verse wird für die Venetianer ''^^), Fabricius',
die Wiener und die Gothaer Handschrift zu 322, für die Münch^
ner wohl irrthümlich zu 222, für die Florentiner zu 330 ange-
geben; sie ist in Ideler's Ausgabe, abgesehen von der Ueber-
schrift, 332. — Ueber denWerth des Inhaltes sind wiederum Rei-
nesius^**) und Borrichius sehr verschiedener Ansicht gewesen;
1*®) Der in Goxe's Katalog (vgl. S. 314) für dieBes Fragment angege-
bene Anfang findet sich in Ideler's Ausgabe des Gedichtes des Arche -
laos a. Anmerk. 121, a. 0., p. 345, v. 37. Aber Coxe's Angabe, auch Nr. 1
der Oxforder Handschrift sei ein Fragment aus des Ar che laos Gedicht,
scheint nicht ganz richtig zu sein, denn der von ihm angegebene Anfang
dieses Fragmentes findet sich nicht in dem Gedichte des Archelaos sondern
in dem desHierotheos, p.340, v.26 in Ideler 's Ausgabe; aber der angege-
bene Schluss des Fragmentes stimmt mit dem des Gedichtes des Archelaos.
Jener Aufsatz Nr. 1 scheint hiernach Fragmente aus beiden Gedichten, dem
des Hierotheos und dem des Archelaos, zu enthalten.
5«) Vgl. S. 338.
150) A. Anmerk. 120 a. 0., p. 160 sqq.
15») A. Anmerk. 121 a. 0., Vol. II, p. 343 sqq.
152) Auch für die von Leo Allatius benutzte; vgl. S. 249, Anmerk. 13,
Nr. 5.
153) A. Anmerk. 122 a. 0.
15*) Vgl. S. 445.
458 Archelaos.
Letzterer stellte dies Gedicht, als Anleitung zur Goldbereitung,
sehr hoch i^^), imd es ist erquicklich zu lesen, wie an das Urtheil
des Borrichius, was der Natur der Sache nach auch kein compe-
tentes sein konnte, Lenglet du Fresney^^^) das seinige anlehnte,
bei welchem durch alle Gläubigkeit immer eine gewisse Ironie
hindurchblickt. Das Verständlichste in dem Gedichte ist wohl die
ausführliche Bezugnahme auf die vier Elemente des Aristoteles
und die denselben beigelegten Grundeigenschaften; das Unver-
ständliche waltet vor'^^). Dass Reinesius den Namen Arche-
laos als den des Verfassers für einen angenommenen hielt, wurde
bereits '*®) bemerkt, und auch Morhof**^) scheint diese Ansicht
als eine zulässige betrachtet zu haben, an welche noch ein neuerer
1^^) CoDspectus scriptonim chemicorum celebriorum. § 11: Archelaus,
philoaophus christianaB, mentem suam de arte sacra jambis expressit, opus-
culum, ut apparet, ex intima magistcrii cognitione profectum : spondet opta-
tum lectori auo exitum laboris, dummodo munda conscientia, precibus arden-
tibus, vita sobria, et a turbis inanibas vacaa se operi accingat. Multus autem
in eo est, ut doceat humidum juDgendum sicco, calidum frigido, singulari arti-
ficio, ita substantias ob cognationem se invicem penetrare, et simul stabiii
sede locari, nee postea unquam a potentia ignis diveUi. Sed praestat aucto-
rem ipsum consulere, qui, si quid judico, ita profunde cubilia reconditae artis
ingreditur, nt Zosimo palmam dubiam faciat.
1^^) Histoire de la philoaophie hermetique [ä la Haye, 1742], T. I, p. 60,
nach der Besprechung des Zosimos: G'est k pea pres dans ce meme tems
que parut Archelaüs ; c'est un de ceux qui parle avec plus de sincerite ; il pa-
roit meme avoir enleve ä Zosime la gloire d'etre le plus habile philosophe
dans la science hermetique. II est vrai cependant qu' Archelaüs a peu ecrit;
mais il n'en est que plus estimable. II veut dans Tartiste une conscienoe pure,
des intentions droites, une priere ardente, une yie sobre, une retraite, qui le
s^pare de tons les embarras du monde. Mais ne lui en deplaise, ii faut en-
Gore avoir des principes et la connoissance de la premiere matiere, sans quoi
je le defierois bien de reussir, malgre toutes les precautions que demande
Archelaüs.
^^'^ Höfer sagt in seiner Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 295: Ces
vers sont empreints d^un profond mysticisme, portant sur Tarne et le corps,
sur le destructible et rincorruptible, sur le corporel et l'inoorporel.
1Ö8) S. 445, Anmerk. 113.
*'®) Polyhistor literarius [Lubecae 1695], P. I, p. 103, nach Anfuhrung der
Ansicht des Reinesius: Dixerit quis, Archelai veteris philosophi aut ora-
toris istius nominis se ornasse, qui 7re^« rciy ^av^aaCtov scripsit Antigono
Hist. Mir. c. % <fe 23. citati; (^uem ille Aegyptium fuisse et Ptolemaeo mira-
culosa quaedam per epigrammata narrasse ait.
Anepigraphop. 459
Ausspruch i<5®) erinnert. Der Name Archelaos kommt in der
S. 348 ff. besprochenen Aufzählung alchemistischer Autoritäten vor.
— Der Verfasser des hier besprochenen Gedichtes giebt sich in
demselben als Christ zu erkennen, aber ich weiss nicht, ob die
Art, wie er dies thut, auf seine Zeit schliessen lässt*^*). Lenglet
du Fresnoy's willkürlicher Annahme dieser Zeit habe ich S. 445
erwähnt. Dass das Gedicht aus späterer Zeit als aus dem
5ten Jahrhundert stammt, ist wohl gewiss, aber Anhaltspunkte
für eine genauere Schätzung des Alters fehlen auch hier.
Anepigraphos.
Unter den vielen Aufsätzen, welche die uns beschäftigenden
Sammlungen ohne Nennung der Verfasser derselben enthalten,
heben sich einige hervor durch die ausdrückliche Angabe, dass
der Name des Verfassers bei ihnen nicht geschrieben stehe und
dass sie demselben Ungenannten angehören. Der ungenannte
Philosoph^ 6 avBnlyQ€C(pog fpiX6öo(pog , steht so in der griechischen
alchemistischen Litteratur als eine zwar namenlose aber doch
markirto Persönlichkeit da, und von ihm wurde denn auch in der
That öfters in ebenso bestimmter Weise gesprochen, wie etwa in
der Zeit zwischen 1814 und 1827 von dem Verfasser der Waver-
ley- Novellen als dem grossen Unbekannten die Rede war oder
wie in des Alessandro Manzoni Promessi sposi der Innominato
als ganz bestimmte Persönlichkeit dasteht. 'JvaniyQafpog tpiXoOo-
q)og wird wie ein als bekannt vorauszusetzender und mit diesen
Worten hinreichend bezeichneter Schriftsteller schon in der S. 348 ff,
besprochenen Aufzählung alchemistischer Autoritäten, wie sie ein-
^^) Höfer a. e. a. 0.: Les iambeB du philosophc ArchelaüB paraissent
Bupposes.
^^1) Hof er a. e. a. 0.: ArchelauB etait chretien et aoterieor probable-
mcnt aa schisme de POrient.
460 Anepigraphos.
zelne Handschriften ^^^^ haben, genannt, und genau so noch bei
Borrichius (vgl. oben S. 347). Dass hier Anepigraphus , vetus
scriptor graecus, angeführt ist, scheint zu dem Irrthum Veranlas-
sung gegeben zu haben, jenes erste Wort sei ein Personenname
und es habe ein alchemistischer Schriftsteller Namens Anepi-
graphos existirt^^^); andererseits findet man auch die unrichtige
Angabe, 'AvaniyQatpog sei eine nicht auf den Verfasser sondern
auf die Schrift bezügliche Bezeichnung i«*).
Ein Aufsatz 'AveTCiyQoicpov fpikoö6q)ov negl ^alov väatog findet
sich schon in dem Inhaltsverzeichniss der wahrscheinlich ältesten
Sammlung (S. 262, Nr. 18) aufgeführt, und kommt so wohl auch
in der Escurial-Handschrift B (S. 273, Nr. 19) vor. Unter der
Ueberschrift ^AvamyQafpov (piXoöoipov nsQl ^elov (seltener 7C£qI
tov) vdatog trjg XBVK(o6BG}g und mit dem Anfang: Ka^ oöov ij
XQ£^(* xaAat steht er in der Venetianer (S. 259, Nr. 16), der
Wiener (S. 295, Nr. 6), der Münchener (S. 305, Nr. 10) und der
Oxforder (S. 314, Nr. 6) Handschrift; mit Weglassung der ersten
Zeilen i^*^), so dass die Anfangsworte lauten: SIözsq yccQ tä ^vicaQa
liuina Tclvveö^ai - - -, in Fabricius' Handschrift (S. 279, Nr. 12);
mit wieder anderem Anfang: Jlgärog tfjg tagvxeiag ZQOTtog i&clv - -,
aber gleichfalls unter der eben angegebenen Ueberschrift in der
Florentiner (S. 265, Nr. 22) und in der Escurial-Handschrift Ä
^^^) Namentlich die von Du Gange benutzte; vgl. S. 349 f., Anmerk. 19.
^^^ C. G. V. Murr sprach in seinen Literarischen Nachrichten zur Ge-
schichte des 8. g. Goldmachens [Leipzig 1806], S. 4 von einem Philosophen
Anepigraphos; vgl. Schmieder*8 Geschichte der Alchemie, S. 75.
^^) „Aus dem neunten Jahrhundert", sagt Schmied er a. e. a. 0., „haben
wir nur eine einzige alchemistische Schrift, und zwar von einem ganz un-
bekannten Verfasser. Sie wird desshalb von den älteren Alchemisten oft
*Ay€niyQC(q)og, das Buch ohne Ueberschrift, genannt, welche Benennung nicht
auf den Mangel eines Titels bezogen werden kann. Das Buch hat vielmehr
den Titel: JIbqI ^eiov d&axog trjg Xevxdxrstog ^ Vom göttlichen Wasser der
Weissmachung.** So wird auch b^ Grässe (Lehrbuch einer allgemeinen
Literärgeschichte, II. Bds. 1. Abth. [Dresden u. Leipzig 1839], S. 545 auf-
geführt: „ein Anonymus mit seinem 'Ayenfygagtog oder ;r£^t ^eiov €^atoq be-
titelten Buche."
i65j Vgl. den Anmerk. 122 citirten Manu8criptei\- Katalog der Marcus-
Bibliothek von 1740, p. 140 und Hardt's Beschreibung der Münchener
Handschrift (S. 305), p. 23.
Anepigraphos. 461
(S. 271, Nr. 22)1*«). Unter der eben angegebenen Ueberschrift
haben den Aufsatz auch die Altenburger o. Gothaer (S. 301, Nr. 10)
und die Leydener (S. 312, Nr. 13) Handschrift. Danach, wie die
Ueberschrift dieses Aufsatzes lateinisch wiedergegeben worden
ist ^^7) und was lateinisch geschriebene Manuscripten-Eataloge ent-
halten, zusammen mit dem was das Zusammenstehen mit einem
ihn gewöhnlich begleitenden Aufsatze schliessen lässt, haben die-
sen Aufsatz wohl auch die Pariser Handschriften 2250 (S. 282,
Nr. 2) und 2327 (S. 287, Nr. 16) und die bei Montfaucon mit
3178 bezeichnete (vgl. S. 286, Anmerk. 95), wie auch die Mont-
pellier-Handschrift (S. 293, Nr. 22); sicherer noch ist dies für die
Breslauer Handschrift (S. 298, Nr. 6), weniger sicher für andere
Handschriften, deren Beschreibung die griechische Ueberschrift
nur ungewiss erkennen lässt und kein anderes Hülfsmittel zur
Erkenntniss der Identität oder Verschiedenheit bietet ^^^),
Diesem Aufsatze schliesst sich, öfters als mit ihm ganz zu-
1^^) Auch die SchluBsworte werden für verschiedene Handschriften un-
gleich angegeben : yi)y xal dei xal eig tovg al&yag für die Florentiner und
ähnlich für Fabricius', ()n6 ndatig tf^q axfxot ^vaetog für die Münchener
Handschrift.
1^^ De aqua sacra dealbationis in den Angaben über die Florentiner, de
aqua divina dealbationis in denen für die Wiener, de divinae aquae albngine
in denen für die Oxforder Handschrift z. B.
i«8) Wie z. B. für die Pariser Handschriften 2252 (S. 283, Nr. 10) und
2329 (S. 290, Nr. 17), wo Anonymus de aqua divina aufgeführt ist. Die
Unsicherheit ist um so grösser, da auch noch für einen anderen, gewöhnlich
als Christianos unterschiedenen anonymen Schriftsteller ein ähnlich über-
schriebener Aufsatz existirt (vgl. bei Christianos). — lieber das &eloy
MfOQ vgl. Anmerk. 208. — JevxoHng war eine alchem istische Operation, wel-
che von früher Zeit her als eine höchst wichtige betrachtet wurde und
welche manchmal Weissfarben des Kupfers gewesen, öfters vermeintliche Um-
wandlung unedlen Metalles zu Silber bedeutet zu haben scheint. Der Kunst-
ausdruck kommt schon in der ältesten chemischen Handschrift vor (vgl. S. 98 f.),
wahrscheinlich bei Democrit, sicher bei Synesios (vgl. S. 155) und den
Späteren. Er findet sich auch in der oben besprochenen Schrift des Un-
genannten. Ein Aufsatz eines Anonymus negi Xevxtbffetog steht auch in den
Pariser Handschriften 2249 und 2250 (Höfer's Histoire de la chimie, 2. ed.,
T. I, p. 297); ebenso betitelt ist ein Aufsatz, welcher in der Florentiner
Handschrift als ein Capitel einer Schrift des Alchemisten Johannes steht
(vgl. S.393, Anmerk. 101). Ein Aufsatz: Anonymus, de dealbatione wird u. a.
als in der Pariser Handschrift 2252 (S. 283, Nr. 7) vorkommend angeführt.
462 Anepigraphos.
sammengebörig betrachtet, einer an, dessen Ueberscbrift: Tov
avtov [avsmygaipov (piko(s6q)Ov] nsQl XQVöonoitäg xara axoXov^lav
XQrjöscog iaq)aivov ro rrjg XQVöonoitag öwsmvyfiivov övv &eä scbon
in dem Inhaltsverzeicbniss der wabrscbeinlich ältesten Sammlung
(S. 262, Nr. 19) aufgeführt ist, und welcher wahrscheinlich auch
so in der Escurial-Handscbrift B (vgl. S. 273, Nr. 20) vorkommt.
Mit ganz oder im Wesentlichen übereinstimmender Ueberscbrift
und den Anfangsworten : 'Ensl Sh xbqI täv rrjg XQVöonouag övv-
BTttv^diie^a ^eoQfiiiatfov - - - haben ihn die Venetianer (S. 259,
Nr. 17) und die Florentiner (S. 265, Nr. 23)ic9) Handschrift, die
Escurial-Handscbrift^ (S. 271, Nr. 23)i70), die Wiener (S. 295, un-
ter Nr. 6), die Münchener (S. 305 f., bei Nr. 10) und die Oxforder
(S. 314, Nr. 7) Handschrift i'^); mit solcher Ueberscbrift und auch
sonst wohl mit der Münchener übereinstimmend bat ihn auch die
Altenburger o. Gothaer Handschrift (S. 301, bei Nr. 10), und über-
einstimmend mit der Wiener die Breslauer (S. 298, Nr. 7). Ohne
dass die lateinischen Angaben der Uebersetzung jener weitläufi-
gen Ueberscbrift "*) genauer entsprächen, ist es mir doch wahr-
scheinlich, dass auch die Mailander Handschrift (S. 268, unter
Nr. 11), die Pariser Handschriften 2249 "s), 2250 (S. 282, Nr. 3)
und 2327 (S. 287, Nr. 17), die bei Montfaucon mit 3178 bezeich-
nete Handschrift (vgl. S. 286, Anmerk. 95) und die Montpellier-
Handschrift (S. 293, Nr. 23) diesen Aufsatz enthalten "*), während
dies für andere Handschriften , für welche anonyme Aufsätze un-
ter ähnlichen Bezeichnungen angegeben werden, weniger zu ver-
^^^) Mit einigen Varianten im Titel und in den Anfangsworten.
"0) Deßgleichen; bezüglich des Titels vgl. S. 271, Nr. 23.
"') Die Schlussworte werden für die Münchener und für die Oxforder
Handschrift angegeben: oÜT<og xal int rov avv^i^atoqy aber abweichend für
die Florentiner: xal Zdnat/uog fV uu nsgl aQBifjg.
^'2) Die Uebersetzung: Ejusdem anonymi philosophi secundum usus ratio-
nem et ordinem osteudens chrysopoearo contractam cum Deo gab Hardt in
seiner Nachricht über die Münchener Handschrift, die kürzere: Ejusdem philo-
sophi liber ostcndcns chrysopoeiam cum Deo contractam Coxe in seiner
Nachricht über die üxforder Handschrift.
173) Vgl. S. 281, Anmerk. 80, namentlich aber was Hof er (vgl. S. 346)
aus einem in ihr enthaltenen Aufsi^tze mittheilt.
^7^) Die bezüglichen Angaben sind: Anonymi, de auro conficiendo o. de
auri faciendi ratione oder ähnlich.
Anepigraphos. 468
muthen ist^^^). Unter wesentlich anderer Ueberscbrift : Avam-
ygatpov tpilo06q>ov negl XQ^^onouag enthielt Fahr ic ins' Hand-
schrift (S. 279, Nr. 13) einen Aufsatz, dessen Anfangsworte (Z^vft-
(fODVoi yccQ axavvsg naxidtridav - - -) mit den für den eben be-
sprochenen angegebenen auch nicht übereinstimmen; doch ist
nach Hardt's Angabe"*^) die anscheinende Verschiedenheit nur
darauf beruhend, dass in Fabricius' Handschrift der Anfang des
in der Münchener Handschrift enthaltenen Aufsatzes fehlte.
Von diesen beiden Aufsätzen oder Theilen Einer Schrift hat
die Wiener und wahrscheinlich auch die Gothaer Bibliothek eine
lateinische Uebersetzung "'). Weder von dieser Uebersetzung
noch von dem griechischen Texte ist so viel bekannt geworden,
dass sich darauf eine Vorstellung von dem Inhalte gründen liesse;
was Borrichius^^^) über den letzteren mittheilt, lässt in Bezie-
hung auf Verständlichkeit nur wenig Iioffen. Aber wichtig für
die Geschichte der Alchemie ist die hier gegebene Aufzählung
der alchemistischen Autoritäten; es ist dieselbe bereits S. 344 fi.
eingehend besprochen worden. — Dass der ungenannte Verfasser
sich zum christlichen Glauben bekannte, kann nach der am Ende
des ersten Aufsatzes stehenden Doxologie"*) nicht zweifelhaft
sein. Zweifelhaft ist aber die Zeit, in welcher Derselbe lebte: So
gewiss F. J. W. Schröder 1*0) im Unrecht war, ihn in das
i7<^) So z. B. für die Pariser HandBchrift 2329 (S. 290, Nr. 25).
"6) A. S. 306 a. 0., p. 24.
"7) Vgl. S. 338.
1^^) CoDspectus Bcriptomm chemicorum celebriorum, § 12 (in Mangeti
Bibliotheca chemica cariosa, T. I, p. 40): Anepigraphus philoBophus solata di-
ciione persequitur modum dealbandae aquae divinae, et gententiae suae po-
tiora figuris parabolisque involvit, de homine aram ardcntem intrante, de
aquila aenea in fönte paro se quotidie lavante, et quae sant id genus alia,
quae partim Zosimo debere se agnoscit, partim Ostani. His adjicit, non ni-
mis irrigandam esse animam, ne vi sua privetur et aufagiat. Ad summam,
artificem esse mnlta loquuntur, licet a Latinis chemicis in hoc dissideat, quod
pertendat, non primum fieri dealbationem et post sequi flavedinem, sed per-
agi ntrumque tempore indivulso. In eo autem concordat cum Latinis, quod
doceat, magna industria incumbendum esse dealbaiioni (quam vocant) ut fla-
vodo eo floridior solidiorque mox superveniat.
^^^) Fabricius hat sie in der Nachricht von der durch ihn benutzten Hand-
schrift und B a n d i n i in der Beschreibung der Florentiner Handschrift mitgetheilt.
180) Bibliothek für die höhere Naturwissenschaft, Bd. I, S. 392; vgl.
Schmieder's Geschichte der Alchemie, S. 75.
464 Anepigrraphos.
4te Jahrhundert zu setzen (Olympiodoros und Stephanos,
welche der Ungenannte als Autoritäten nennt, sind selbst einer
jüngeren Zeit angehörend), so liegt doch auch kein irgend trifti-
ger Grund vor, ihn mit Schmieder ^s^) in das 9te und nicht
etwa schon in das 8te Jahrhundert zu setzen ^^'^).
Ueber ein in den Sammlungen alchemistischer Aufsätze ent-
haltenes Schriftstück will ich hier noch einige Angaben zusam-
menstellen, welches denselben Ungenannten zum Verfasser zu ha-
ben scheint.
Es wurde S. 463 erinnert, dass der da besprochene Aufsatz oder
doch der grössere Theil desselben auch unter der gekürzten Ueber-
schrift: 'Avsntygdfpov (pikoö6(pov negl %Qv6onoitag vorkommt. Da-
von verschieden scheint aber ein Aufsatz zu sein, welcher auch unter
der Ueberschrift: 'AveniyQCLfpov (pikoöofpov Ttsgl XQVöoTtottocg in dem
Inhaltsverzeichniss der wahrscheinlich ältesten Sammlung (S. 262,
Nr. 26) aufgeführt und so wahrscheinlich auch in der Escurial- Hand-
schrift B (& 273, Nr. 27) enthalten ist Der Reihenfolge der
Aufsätze nach, mit welchen derselbe da zusammensteht und die
sich fSr die Venetianer Handschrift wiederfindet, ist es der in der
Angabe für letztere (S. 260, Nr. 34) als Anonymi cujusdam syn-
gramma chemicum, beginnend: To dov , bezeichnete. Und
nach Morelli's über die Venetianer Handschriften gemachten
Angaben ist der letztere Aufsatz wiederum mit einem in Fabri-
cius' Handschrift (S. 279, Nr. 22) und in der Wiener Handschrift
(S. 296, Nr. 24) stehenden identisch, und als andere denselben
enthaltenden Handschriften sind, nach der Uebereinstimmuog der
181) A. e. a. 0.
182) Ganz vereinzelt, und durch keine andere Nachricht bestätigt, steht
die in Anmerk. 184 zu erwähnende Angabe da, ein diesem Ungenannten zu-
zuschreibender alchemistischer Aufsatz sei an einen Kaiser Theodosios ge-
richtet gewesen. Und selbst wenn dies mit grösserer Sicherheit anzunehmen
wäre, ak es jetzt der Fall ist, könnte (wie bei Heliodoros, vgl. S. 421) zu-
nächst noch Zweifel bleiben, an welchen unter den den Xamen Theodosios
führenden Kaisem hier zu denken sei; gegen die im 4ten und 5ten Jahr-
hundert regierenden spräche allerdings schon oben Erinnertes so bestimmt,
dass man wohl an den im 8ten Jahrhundert (715 bis 717) regierenden Th eo-
dosios III (Adramyttenos) denken müsste.
AnepigrapboB. 465
Anfangs- und der Schlussworte i«») , auch die Münchener (S. 306,
Nr. 1 7) und die Altenburger o. Qothaer Handschrift (S. 302, Nr. 22)
erkennbar. Die Ueherschrift des Aufsatzes in diesen Handschrif-
ten ist nur: 'AvaniyQafpov (piXo66q)ov\ der Anfang (nach der Wie-
ner Handschrift, mit welcher die anderen stimmen: To dov xb-
XQa^SQsg iötiVy xara fpvötv ix täv Blgr^ASvcDV övyxelfisvov fio-
qIov - - -18*) scheint Etwas über die Natur des Ei's und die
Deutung der Zusammensetzung desselben lehren zu sollen i^^); der
188) In Fabricius' Handschrift: xal tote elg ri^y ßaq)ijy ayü^Bg^ in der
Müncbener: elg trjy ßagtr^y xatad'ig,
184) Nach diesem Anfang ist mit dem oben in Rede stehenden Aufsatz
unzweifelhaft identisch der Philosophi cujusdam ad Theodosium magnum im-
peratorem, welcher in der Inhaltsangabe der Sammlung griechischir alche-
mistischer Aufsätze, deren Veröffentlichung Leo Allatius beabsichtigt hatte,
aufgeführt ist (vgl. S. 249, Anmerk. 13, Nr. 8).
185) \^enn die frühesten alchemistischen Schriftsteller, namentlich Demo-
crit und Synesios (vgl. S. 76 f., Anmerk. 47), von der Anwendung von
Pfianzensaften zum Zwecke der künstlichen Darstellung edler Metalle in un-
deutlichster Weise sprachen, so kommt bei späteren ebenso undeutlich die
Anwendung von Eiern bei alchemistischen Operationen vor. Schon bei Zo-
simos (vgl. oben S. 198), und auch in der von Mehreren dem Zosimos zu-
geschriebenen Anleitung zur Bereitung von Glasflüssen (vgl. oben S. 204, An-
merk. 182 u. 188). Ein Aufsatz eines Anonymus beginnt mit der Vorschrift,
das Weisse und das Gelbe von Eiern zu nehmen; er stand in Fabricius
Handschrift ohne Ueherschrift (vgl. S. 280, Nr. 42), und dann wohl noch ein-
mal, sofern die Anfangsworte ganz dieselben sind, unter der Ueherschrift:
^Jyatyvfiov aqxh ^9^ xaxä nXätog t&y (gyaty i^rjyi^aemg (vgl. S. 280, Nr. 57).
Ein andisrer anonymer Aufsatz in der Florentiner Handschrift beginnt mit der
Vorschrift, Eierschalen zu nehmen (vgl. S. 265, Nr. 30). Der Aufsatz ^Aytayv-
(Aov TiBql %o^ oiov 41 Fabricius' Handschrift (S. 280, Nr. 55) scheint die
symbolische Bedeutung des Ei's, dass es das verkleinerte Bild der Welt sei,
zu besprechen. Die Deutung des Ei's in diesem Sinne, zugleich mit der, wie
das Ei die s. g. Elemente vor Augen führe, zieht sich in alchemistischen
Schriften bis in das 17te Jahrhundert. Der dem Hermes Trismegistos unter-
geschobene Tractatus aureus de lapidis physici secreto enthält im 2ten Ca-
pitel auch auf das Ei bezügliche angebliche Aussprüche des Hermes: Fili,
inquisita dispositio a philosophis una est, in ovo nostro: hoc autem in ovo
gallinae minime invenitur. Ne autem extinguatur in ovo tanta gallinae sa-
pientia divina, ex 4 elementis compositio coaptata et composita, uncf: Scito
Uli, quod in gallinae ovo maximum subsidium est, et in natura propinquitas :
in eo namque est spiritualitas et elementorum collatio, ac terra natura aurum
est ; die (nach dem Vorwort 1608 geschriebenen) Scholien eines Ungenannten,
mit welchen zusammen jener Tractat u. a. in Mangeti Bibliotheca chemica
curiosa, T. I, p. 401 sqq. abgedruckt ist, besprechen (a. e. a. 0., p. 420 sq.),
Kopp, Beitr. c. OMoh. d. Chmn. 3()
"400 Christ ianos.
Schluss (welchen Fabricius aus seiner Handschrift stückweise
mitgetheilt hat) scheint aber eine auf MetaUchemie besiiglicbe
Vorschrift zu enthalten.
Christiaiios.
Wie unter den verschiedenen ungenannten Verfassern alche-
mistischer Auüsätze in den zu uns gekommenen Sammlungen Einer
als Der Ungenannte vorzugsweise bezeichnet wird, so auch unter
den verschiedenen anonymen alchemistischen SchriftsteUcsm,
welche sich zum christlichen Glauben bekannten, Einer vorzogs-
weise als Der christliche Philosoph, Die Schriften des Letzteren
scheinen in grösserem Ansehen gestanden zu haben und sind bc^-
stimmt in einer grösseren Zahl von Handschriften vorkommend, als
man dies nach Schmieder^s^^^) dürftiger Erwähnung einer der-
dass Viele mit Herrn es in den vier Theilen des Ei's die vier Aristotelischen
Elemente repraBentirt finden (in der Schale die Erde, in der Eihaat dieLoft,
im Eiwciss das Wasser, im Dotter das Feuer), Andere in drei Theilen des
Ei's die s. g. alchemistischen Elemente (in der Schale das salzige, im Eiweiss
das mercurialischc, im Duttcr das schweflige Princip), während noch Andere
in dem Ei den Kosmos — das ganze Sonnensystem bis zum achten Himmel
— rcpräsentirt sehen. — Ich habe keine Anhaltspunkte zur EntscheidunsT» ob
die Aufsätze, wel(;he in den Manuscripten-Katalogen unter den Angaben: De
ovo philosophico oder De ovo cbymico oder ähnlichen aufgeführt sind —
namentlich für die Pariser HandschrifLen 2252 (S. 283, Nr. 5), 2327 (8. 287,
Nr. 7), 2329 (S. 288 ff., Nr. 3 u. 13), auch für die bei Montfaucon mit 3178
(vgl. S. 286, Anmerk. 95) und 3185 (S. 288, Anmerk. 98) bezeichneten — , alle,
oder welche von ihnen, mit den oben erwähnten identisch sind. — Im
Mittelalter bedeutet ovum philosophicum meistens ein für die Darstellung des
Steins der .Weisen anzuwendendes Glasgefass (wo Roger Bacon in der
Epistola de secretis openbus artis et naturae et de nuUitate magiae, cap.
IX sqq., de modo faciendi ovum philosophonim sich ausspricht, handelt es
sich allerdings um die Bearbeitung eines chemischen Präparates); es scheint
mir nicht, dass schon in den älteren alchemistischen Schriften ein entspreohen-
der Ausdruck in diesem Sinne gebraucht sei.
^^••) (ieschichte derAlchomie [Halle iaS2], S. 70, nach' der Beepreobnng des
Anepigraphos (vgl.8.4üO, Anm. 164): „Ein anderer Anonymus schrieb J7e^
"*
Cliristianos. 467
selben vermuthen möchte; Christianos wird mindosieDS in Einer
der älteren Aufzählungen alchemistischer Autoritäten, der S. 354
besprochenen, genannt, auch in der S.356 f. besprochenen jüngeren.
Tov Xqi6xiavov nBql €v6ta9'slag '^7) tov XQ^^ov ist die Ueber-
schrüt des einen dieser Aufsätze. So wird derselbe schon in dem
Inhaltsverzeichniss der wahrscheinlich ältesten Sammlung aufge-
führt (S. 262, Nr. 38) i««). Er steht, mit den Anfangsworten : Trjg
dEVtSQocg ngay^uctelag oigti tov Xoyov n€noiri(iivog ^^^) , in der
Venetianer (S. 260, Nr. 26), der Florentiner (S. 264, Nr. 15), der
Turiner (S. 269, Nr. 6) Handschrift, der Escurial-Handschriffc A
(S. 271, Nr. 14), den Pariser Handschriften 2249 i»o)^ 2251 i»i),
2327 (S. 287, wohl unter Nr. 13)10^ und 2329 (S. 289, Nr. 4), in
der Montpellier-Handschrift (S. 293, Nr. 13), in der Wiener
(S. 295, Nr. 16) und wohl ebenso in der Breslauer (S. 298, unter
Nr. 8) ^^% in der Altenburger o. Gothaer (S. 301, Nr. 15) und in
der Münchener (S. 306, Nr. 12) Handschrift. Derselbe Aufsatz,
aber erst einige Zeilen später ^®*) und da mit den Worten : Ta
Bvcia^e(aq tov /^t/tfor. Von der Feuerheständigkett des Goldes, von wel-
chem Bache die florentinische Bibliothek eine Handschrift aufbewahrt, und
die Markusbibliothek zu Venedig eine andere, aus welcher ein Theil in den
Glossis chemicis abgedruckt ist".
^87) g. evatad^iag in einigen Handschriften. Das Wort findet man in den
lateinischen üebersetznngen der Ueberschrift in den verschiedenen Manu-
scripten-Eatalogen sehr verschieden wiedergegeben: Christiani de firmitate
auri in dem Florentiner, de praeparatione auri in dem Turiner, de stabili-
mento auri in dem Munchener, do recta compositione auri in der Angabe für
die Montpellier-Handschrift; de bona auri constitutione hat eine Üebersetzung
in einer Pariser Handschrift (vgl. S. 405 f., Anmerk. 138); Schmieder's Deu-
tung vgl. Anmerk. 186, Höfer's S. 281, Anmerk. 80. Die Wiener Hand-
schrift hat: Tjf^/ evd^efag tov /(ȟffoiJ; vgl. Anmerk. 103.
'88) Auch in dem in der Escurial-Hnndschrift B stehenden (S. 274, Nr. 30),
in welcher Handschrift indessen der Aufsatz selbst fehlt.
189) pi(j Schlussworte sind angegeben : 'E^^toaO^e g)(Xot xul dovXo* XqictoO
TOV Geoii ijfAüjy. für die Florentiner, noiet oiV wg äQSvaror. für die Münchener
Handschrift.
190) Vgl. S. 281, Anmerk. 80, und Höfer's Histoire de la chimie^ 2. ed.,
T. I, p. 287.
'«!) Vgl. Höfer a. e. a. 0., und oben S. 405 f., Anmerk. 138.
>»2) Vgl. Miller am S. 270 a. 0., p. 147.
19^ Die Angabe: de auri linea recta entspricht der Ueberschrift: ne^i
ev^efctg toü /^r<roß in der Wiener Handschrift.
1^^) Wie aus der Angabe des Eingangs des Aufsatzes nach der Vene-
30*
4G8 ChristianoB.
^evciär^ vno rciv d^SLciö&v XQarovvrai - - - beginnend, stand in
der von Fabricius benutzten Abschrift einer Pariser Handschrift
(S. 278, Nr. 3). Der Aufsatz zerfällt in mehrere Capitel, für
welche zum Theil die Ueberschriften aus der Florentiner Hand-
schrift bekannt geworden sind ^^^); nach ihnen zu schliessen kom-
men diese Capitel auch noch wie selbstständige Aufsätze in ein-
zelnen Handschriften vor: theilweise unter des Christianos Na-
men ^^ß), t heil weise anonym ^^') oder selbst anderen alchemisti-
schen Autoritäten zugeschrieben ^^®). Eine Veranlassung zu letz-
terem könnte der Umstand abgegeben haben, dass Christianos
ältere Schriftsteller in der Art excerpirt hat, dass nachher solchen
Excerpten wieder die Namen dieser Schriftsteller beigesetzt wur-
den '^*), aber bestimmter lässt sich hierüber erst urtheilen , wenn
tianer Handschrift bei Bernard (vgl. Anmerk. 200) hervorgeht und schon im
S. 257 citirten Manuscripten- Katalog der Marcus-Bibliothek von 1740, p. 140,
von Bandini a. S. 263 a. 0., p. 850 und von Hardt a. S. 305 a. 0., p. 24
bemerkt worden ist.
196^ Bandini a. S. 263 a. 0., p. 351: Potiora capita, in quae tribuitar
tractatus iste, sunt ejusmoüi: I.^Oz^ avy^etoy xai ovx änXoPy tb Bldog, xal T(q
olxoyo/nia. II. üoCriahg fiäXXoy tod naytbg X(d-ov Tfjg q}^Xoao^iag, III. T{g rj
t&y aqx^^^*' äaßeatog. Wie Höfer (Histoire de la-chimie, 2. ed., T. I, p. 289)
Einzelnes angiebt, was sich offenbar auf die vorstehenden Capitel bezieht,
lässt schliessen, dass schon das erste derselben erst ein späteres der Schrift
nsql cvatad-c(ag toi) /^vorot; ist.
196^ Das erste der eben genannten Capitel z. B. noch einmal in der,
auch den ganzen Aufsatz enthaltenden Wiener Handschrift (S. 295, Nr. 9); das
erste und das zweite in der Oxforder Handschrift (S. 314, Nr. 11).
^^"^ So z. B. das zweite und dritte Capitel in der Montpellier-Handschrift
(S. 293, Nr. 14 u. 15).
*^ö) So scheinen die drei genannten Capitel noch einmal in der Venetia-
ner Handschrift zu stehen, anscheinend als von Zosimos, Nilos und Afri-
kanos herrührend (vgl. S. 259 f., Nr. 21). So scheint das zweite Capitel sonst
auch dem Agathodaemon zugeschrieben zu sein (vgl. S. 262, Nr. 21 und
S. 388).
^^^) Unter den Namen verschiedener alchemistischer Autoritäten finden
sich in den Sammlungen Aufsätze, für welche die Ansicht ausgesprochen
worden ist, sie seien nur Excerpte Späterer. So giebt namentlich Höfer für
einen unter Zosimos' Namen (vgl. oben S. 190, Anmerk. 131) und für einen
unter Maria's Namen (vgl. oben S. 405 f., Anmerk. 138) vorkommenden Auf-
satz an, dieselben seien Auszüge eines anonymen christlichen Philosophen,
und weif er (Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 286) betrachtet er es als
wahrscheinlich, dass Dieser mit dem oben besprochenen Christianos iden-
tisch sei.
* Christianos. 469
von dem Inhalte der Schrift des ChristianrOS mehr bekannt ist,
als bis jetzt. Denn nur für ein kleines Stück derselben, den An-
fang, ist der griechische Text nach einer Abschrift aus der Vene-
tianer Handschrift veröffentlicht ^^o^^ Höfer's in französischer
Sprache gegebenen Auszüge aus dieser Schrift 201) lassen nur er-
kennen, wie der Verfasser derselben sich an Aussprüche des De-
mocrit^o«) und des Zosimos hält, sie commentirt und Berufun-
gen auf Autoritäten der christlichen Lehre einmengt. Von we-
sentlicher Bedeutung wäre, wenn in dieser Schrift so, wie dies
Höfer in dieser Uebersetzung angiebt, Schwefel und Quecksilber
als die allgemeineren Grundstoffe betrachtet wären, aus welchen
die Körper zusammengesetzt seien; mit Rücksicht darauf, welche
Wichtigkeit später die Annahme dieser beiden Grundstoffe, zu-
nächst in den Metallen, für die Geschichte der Ansichten über die
Zusammensetzung der Eörper hat. Aber es scheint nicht, dass
jene Betrachtung hier in irgend deutlicherer Weise ausgesprochen
wäre, sondern dass Höfer's Darstellung nur auf einer ihm wahr-
scheinlich dünkenden Deutung von Worten beruhe, die einen
sehr vielfachen oder uns unverständlichen Sinn haben.
XQi^öriavov jtsqI tov d^elov vdatog ist die Angabe für einen
anderen Aufsatz in dem Inhaltsverzeichnisse der wahrscheinlich
ältesten Sammlung (S. 262, Nr. 22), welcher in der, sonst doch
die in diesem Verzeichnisse genannten Schriften enthaltenden
Escurial-Handschrift JB fehlt ^o^). Der Aufsatz steht, unter der
einfachen üeberschrift : Tov avtov Xqlözwvov in der Venetianer
Handschrift (S. 260, Nr. 22), unter der längeren Üeberschrift:
Tov avrov [Xgiönavov] xsqI tov %bIov vdatog xal noöa tu eidtj
tov ysvixov [xal in einigen MSS.] ^üov vdatog xal tig 6 ixl trjg
tLtdvov xal tiva tovtav slöl tu ovo^va^^^) und mit denselben
200) In Bernard'8 S. 258, Anmerk. 45 citirter Schrift, p. 163 sq.
201) Histoire de la chimie, 1. H., T. I, p. 274 88.; 2. ed., T. I, p. 287 88.
202) Vgl. oben S. 128, Anmerk. 49.
203) Vgl. S. 325, Anmerk. 194.
204) De divina aqua, et quot sint 8pecies genuinae et divinae aquae etc.
hat Bandini's Angabe für die Florentiner Handschrift, De divina aqua, et
quot sint genera divinae aquae etc. et quae sint illorum nomina hat die An-
gabe für die Montpellier-Handschrift als Uebersetzung dieses Titels, und mit
> \
1.
470 Christiauos.
Aufaug« w orten : 'O negi tov %biov vSatog koyos, ßikzLöte Uegyie,
nokkolg ^Iv yeyovbv in der Florentiner Handschrift (S. 264,
Nr. 16), der Escurial-Handscbrift A (S. 271, Nr. 15), der von Fa-
bricius benutzten Handschrift (S. 278, Nr. 4), den Pariser Hand-
schriften 2249 205)^ 2275 (S. 284 , Nr. 8), 2327 (S. 287, wohl unter
Nr. 13)206) und 2329 (S. 289, Nr. 5), auch in der Handschrift
Paris-Radulphi (S. 291, Nr. 8), in der Montpellier-Handschrift
(S. 293, Nr. 16), in der Wiener (S. 295, Nr. 10) und in der Alten-
burger o. Gothaer Handschrift (S. 301, Nr. 12), und derselbe Auf-
satz scheint in letzterer Handschrift noch einmal (S. 301, unter
Nr. 15) zu stehen. — Die Ueberscftriften der einzelnen Capitel
sind auch für diesen Aufsatz aus der Florentiner Handschrift be-
kannt geworden ^o?). Bezüglich des Inhaltes, welcher sich auf einen
von den Alchemisten zu den grössten Geheimnissen ihrer Kunst
gerechneten Gegenstand bezieht -o»), hat Höfer 20») Einiges mitge-
ähnlichen Worten, meist unter Beschränkung auf die ersten, findet man diesen
Aufsatz in lateinisch geschriebenen Manuscripten-Katalogeii aufgeführt.
206) Vgl. S. 281, Anm.80, auch Höfer's Histoire , 2. ed., T. I, p.289.
206) Vgl. Miller a. S. 270 a. 0., p. U7.
207) Bandini a." S. 263 a. 0., p. 351: Tituli capitum, quae inibi pertra-
ctantur, hi sunt: l. TCg ij t&y a^/«/'ö»»' ^Miptavl«, II. Tig i] x«&6Xov tot)
{iduTog olxoyofiitt, III. 'H toi> /4i;^*xoö ifdatog no(tiatq. IV. *j4yz(d-6a&g Xiyovca,
'6xk ro d^BLov tfdü}Q ^y lau t^ ffcfc*, xal Xv<rig avtfjg. V. "JXXri dnoQia. Ein-
zelne dieser Capitelüberschriften hat auch Höfer (Hist. de la chim., 2. ed.,
T. I, p. 289) mitgetheilt, zusammen mit anderen, welche dem folgenden Auf-
satze (der Synopsis) zugehören.
208) Dem entspricht, dass darüber handelnde Schriften doppelt unver-
ständlich sind und um so mehr Veranlassimg dazu boten, dass sie uns noch
verstümmelter als andere zugekommen find. Notandum est, nulla scripta ma-
gis esse mutilata, quam quae de divina aqua agunt, cum illa inter fjtvat&xth-
r«r« hujus artis sit, sagt Morhof im Polyhistor literarius (P. I, p. 112 der Lü-
becker Ausgabe von 1695). üegl toö d^e(ov v&atog hatte schon Zosimos ge-
schrieben (vgl. S. 178 f.). Die Schrift des Ungenannten über diesen Gegen-
stand habe ich S. 460 f. besprochen und da bereits erwähnt, wie auch noch
andere anonyme Aufsätze über denselben Gegenstand in den Sammlungen vor-
kommen; hier mag auch noch an die in der Pariser Handschrift 2329 (S. 288,
Nr. 3), in der Wiener Handschrift (S. 295, Nr. 18; die hier angegebene Ucberschrift
ist die des IV. Capitels des oben besprochenen Aufsatzes), in der Leydener Hand-
schrift (S. 312, Nr. 15) enthaltenen erinnert werden. Das alchemistische wort-
erklärende Lexicon, wie es aus der Venetianer Handschrift im Anhange zu
Bernard's Ausgabe Palladii de febribus [Lugduni Batavorum 1745] ver-
öfifontlicht ist, hat (p. 1?8 & 141 sq.) mindestens acht Erklärungen dafür, was
Chrietianos. 471
theilt; hiernach ist darin u. a. die Rede von dem Gebrauche der
Worte in einem geheimen Sinne bei den Aegyptern, von der Un-
terscheidung der Begriffe yivog und eldog, von einer für den Zweck
der Alchemie wichtigen Flüssigkeit, welche als aßvööoctov vömg
bezeichnet wird, von Betrachtungen über die Aristotelischen Grund-
eigenschaften und über die Zahlen in einer an die Lehren der
Pythagoräer erinnernden Weise, zusammen mit steter Bezugnahme
auf Aussprüche alchemistischer Autoritäten ^^^). Aber eine irgend
vollständigere Auskunft über den Inhalt dieser Schrift ist noch
nicht gegeben, und von dem griechischen Texte auch nur ein
grösseres Fragment nicht veröffentlichten).
theioy tfd(OQ oder MtoQ d-eioy sei, welche aber höchstens das erkennen lassen
dass sehr Verschiedenartiges mit diesem Ausdruck bezeichnet worden sein
möge. Als ifd(OQ d^eloy wird in der frühesten Beschreibung eines den späte-
ren Vorrichtungen zur Destillation näher kommenden Apparates, bei Syne-
sios, das Destülat bezeichnet; vgl. S. 225, Anmerk. 21.
209) Histoire de la chimie, 2. 6d., T. I, p. 289.
210) Z. B. die bei Domocrit ausgesprochene s. g. Lehre des Ostanes;
vgl. S. 130, Anmerk. 51.
211) Nach dieser Schrift des Christian os findet sich in einigen Hand-
schriften eine, wie es scheint neuere: Das Labyrinth des Salomo, welche
man auch dem Cbristianos selbst zugesprochen findet. — Die Venetianer
Handschrift hat diesen Aufsatz (vgl. S. 260, Nr. 23), recentiori manu delinea-
tum, wie Morelli (a. IS. 258 a. 0., p. 176) bemerkt, und die Altenburger o.
Gothaer Handschrift hat ihn gleichfalls (vgl. S. 301 , Nr. 13) ; in der Inhalts-
augabe für die Mailander Handschrift (S. 268, Nr. 13) scheint er dem Ghri-
stianos zugeschrieben zu werden, und hierauf bezieht sich Fabricius
(Bibliotheca graeca. Vol. XII, p. 761), wo er bei der Besprechung einer Schrift
des Cbristianos auch dieses Aufsatzes gedenkt. Ueber letzteren ist mir
nicht mehr bekannt geworden, als an den Stellen steht, auf welche ich eben
verwiesen habe. — Darüber, dass bei den älteren griechischen Alchemisten
eines Salomo als Kunstgenossen erwähnt werde, sind mir jetzt nur zwei
Angaben erinnerlich: in des Zosimos Schrift ncQi o^dyoay xai xa^(vu>y
(vgl. S. 174 ff.) finde sich auch mentio Salamonis (Fabricii Bibl. gr., Vol. XII,
p. 767), und in des Cbristianos Synopsis werde Salomon genannt (vgl.
Grün er' s Angabe in Anmerk. 220). Die von den Alchemisten früherer Jahr-
hunderte so hoch gestellte Turba philosophorum, deren Abfassung wahrschein-
lich in das 12 te Jahrhundert zu setzen ist (über das Alter dieser Schrift sind
die Ansichten aber sehr auseinander gehend gewesen und namentlich haben
sie Einige als erheblich viel älter betrachtet), enthält auch Dicta Salomonis,
filii David (Mangeti Bibliotheca chemica curiosa, T. I, p. 472). Im 17ten
Jahrhundert findet man auf den Glauben daran, dass der König Salomo auch
in der Kunst der Alchemie Meister gewesen sei, öfter Bezug genommen.
472 Christianos.
In dem Inhaltswrzeichnisse der wahrscbeinlich ältesten Samm-
lung sind nach der ä 467 ff. besprochenen Schrift des Christia-
Libavius eagte (Commenf^oram alohymiae Parsl. [Francofurti ad Moenum
1606], p. 2) bei der Besprechung der UranfUnge der Alchemie: Item Salomon
traditur peouliaribus libris cctmprehendisse, suntque vestigia quaedam in Pro-
verbiis, Cantiooque ejus explit'sat etiam multa Orus Apollo ; quae absque expli-
catione et intellectu a populo cuperstitiose accipiuntur, nee desunt sceleratae
magiae vanitatumque astrologi carum assertores, qui imperitorum hominnm
opiniones fovent, et sie praeten'ia sapientia inclusa istis parabolis ex involu-
cris mira fecerunt Diabolorum Ad illndendum generi human ocomm enta , ut
etiam e medio tiindem tollendi ftf^erint libri Salomonii de rerum natura scripti
quomodo et diviuitus fieri mandatviis serpens acneus. Die durch J. Rhena-
n u s herausgegebenen Harmoniae imy/erscrutabilis chimico-philosophicae Decades
duae, quibus continentur auctores di^ lapide [Francofurti 1625], enthalten auch
einen Aufsatz unter dem Titel : Saloxnonis regis sapientissimi liber de lapide
philosophorum (Dec. 11, Nr. 8; vgl. L^nglet du Fresnoy's üistoire de la
Philosophie hermetique [ä la Haye, 1V42], T. m, p. 48), und in Borel's
Bibliotheoa chimica [Parisiis 1654] wenden p. 206 ausser diesem Aufsatz als
zur Litteratur der Alchemie gehörig nc'ch aufgeführt: Salomonis dicta, in
AllegorÜB sapientum (nämlich in der 'Xurba); Ejusdem Philosophia salis;
Ejusdem Canticum canticorum, Ecclesiaste^ et Proverbia chimice a multis ex-
plicantur, ut a Barone, Ehunrath, etc. A.uch die berufenen Claviculae Salo-
monis nehmen auf die Bekanntschaft des äTnlomo mit der Alchemie Bezug
(vgl. die Besprechung dieser Schrift in der S. 297, Anmerk. 112 erwähnten
Nova librorum rariorum conlectio , fasc. IV, p. 747 sqq., namentlich
p. 752 ; vgl. da auch p. 766 sqq.) Wie gegen 1670 die Betrachtung aufgestellt
wurde: wenn die Alchemie eine wahrhaftige Kunst sei, müsse Salomo sie
gekannt haben, und daraus, dass Dieser, so weit sich urtheilen lasse, sie nicht
gekannt habe, folge, dass sie als solche Kunst nicht existire, und wie Becher
in seiner Physica subterranea auf die Widerlegun^g dieser Argumentation ein-
ging, habe ich schon frühe'r (Geschichte der Chemie, II. Theil [Braunschweig
1844], S. 249) besprochen, und will hier nicht noch einmal dabei verweilen.
Aber es ist characteristisch dafür, wie noch im Anfange des vorigen Jahr-
hunderts der Glaube an die Meisterschaft des Salomo und anderer bibli-
scher Personen auch in der Alchemie bei Vielen feststand, dass die Bekäm-
pfung der alchemistischen Hoffnungen und damit dee alchemistischen Trei-
bens sich in der Bekämpfung jenes Glaubens specialiBirte. «Der von Mose
und den Propheten übel urtheilende Alchymist, vorgestellet in einer Schrifil-
mässigen Erweisung, dass Moses und einige Propheten, vrie auch David, Salo-
mon, Hieb und fisra und dergleichen, keine Adepti Lapidis Philosophorum
gewesen sind; ingloichen dass diese Lehr und alchymistiach Vorgeben, von
Verwandlung der geringen Metallen in Gold, eine lautere Phantasie und
schädliche Einbildung sey^, ist der Titel und die Inhaltsangabe einer Schrift,
welche B. J. Schmid (Chemnitz 1706; nur mit den Anfangsbuchstaben seiner
Namen) veröffentlichte (vgl. J. F. Gmelin's Geschichte der Chemie, Bd. II
[ Göttingen 1798], S. 202).
Christianoa. 473
nos noch: Tov avrov mgl XQ^<^07touag xsq)ukuva T (S. 262, Nr. 39)
aufgeführt. Diese 30 Capitel des Christi an os über Goldberei-
tung kommen so meines Wissens in keiner anderen Handschrift
vor 312). Aber ein Theil derselben ist es vielleicht, welcher sich
unter der Ueberschrift: Tov avrov (o. Tov Xqi^ötiuvov) övvottftg
xig fj airlu r^g ngoxeiiiivrig övyyQaq>ijg^^^) und mit den Anfangs-
worten : üoklaxtg v[iiv i(p6doig iv totg Ttgotsgoig öTCovödöiia"
6iv - ' ' in vielen Handschriften findet: in der Venetianer (S. 260,
Nr. 28), der Florentiner (S. 264, Nr. 17), der Escurial-Handschrift
A (S. 271, Nr. 16), der Pariser 2249"*), 2275 (wahrscheinlich; vgl.
S. 284, Nr. 9), 2327 (S. 287, wohl unter Nr. 13) "s) und 2329
(S. 289, Nr. 6), auch Paris-Radulphi (S. 292, Nr. 9), auch der
Wiener (S. 295, Nr. 19), der Altenburger o. Gothaer (S. 301, unter
Nr. 15) und der Münchener (S. 306, unter Nr. 12) Handschrift.
Die «einzelnen Capitel-Ueberschriften dieses Aufsatzes sind aus
der Florentiner Handschrift bekannt geworden 'i^). Einzelne die-
ser Capitel sind auch als selbstständige Aufsätze in Handschriften
enthalten; so namentlich die in Anmerk. 216 unter VUI und IX
stehenden in der Venetianer (S. 260, Nr. 29) und in der von Fa-
^^^) Diese Schrift ist auch aufgeführt in dem in der Escurial-Handschrift B
stehenden Inhaltsverzeichniss (S. 274, Nr. 40), fällt aber in die von dieser
Handschrift gebotene Lücke.
^^3) Ghristiani prospectus, quae causa sit propositi operis, ist die Wieder-
gabe dieser UeberBchrift in der Beschreibung der Florentiner Handschrift.
21*) Danach zu urtheilen, wie Höfer (Histoire de la chimie, 2. ed., T. I,
p. 289 8.) einzelne Capitel dieser Schrift als in dieser Handschrift enthalten
anfuhrt.
31^) Nach dem von Miller a. S. 272 a. 0., p. 147 Angegebenen.
31^ Bandini a. S. 263 a. 0., p. 351: Capita hujus tractatus sunt: I. /Td-
aak bIgIv al xccr' BWoq xal yivoq ditc^oQal t&y no^rj<r£(oy, U, U&g dei yoelu
itvräg xai a^i^^act ystofiStQixoTg, III. Tig f} Iv anoxqvtfotg t&y naXatüSy ix-
dedofiiyri ta^tg. IV. Hötrog 6 T<by ßantofiiytoy tqCiay <naS-/n6g Sg>€kX€y xat no*
trog 6 T/*ff xofidQCtog, xal nöcog 6 t&y ßsßa/ufiiytjy vduttay. V. TCg 17 roD /ui-
Xayog ^rjgfov xataaxevrj. VI. Tig 17 rfjg xo/udQßwg avy^eatg. VII. Tig tj /netä
xfjy itaa^y olxoyofxCa. VIH. 'Onoioy elyat XQ^ '^^^^ fjd-eat tby /letköyta ti]y inf-
CTrjfiriy, IX. "Ogxog. X. nsQi ^rjQ(ov. XI. Hf^l /o»\ XII. Ka&fjie{rtg nXvya^g.
XIII. IleQt ^ctyd^waetag, XIV. "AXXoi &i (fuat neqi ;|f^tt»/4«roc x«i iiprjiretog xal
foyov fAvartxfjg S^emgiag. Auf einzelne dieser Capitel nimmt auch Höfer (a.
e. a. 0.) als in der Pariser Handschrift 2249 enthalten Bezug.
474 Chrisüanos.
briciu» benutzten Handschrift (S. 278, Nr. 5 und i})^^^). Ich
komme auf diese Capitel und speciell auf den Schwur (LK) später
noch zurück; über den Inhalt der anderen sind mir Auskunft ge-
währende Angaben nicht bekannt.
Wann dieser Christianos gelebt habe, ist ungewiss. Dar-
aus, dass er den Zosimos und die Maria citirt'^^), auch Demo-
crit, Feiagios und Olympiodoros ^^^), lässt sich wohl entneh-
men, dass er nicht vor die zweite Hälfte des 5ten Jahrhunderts
gesetzt werden kann. Aber er gehört wohl einer späteren Zeit
an: dem 7ten Jahrhundert, wie Grüner ^^o) auf eine unsichere An-
nahme bezüglich des Sergios, an welchen die Schrift Ttegl tov
^elov vdatog gerichtet ist (vgl. S. 470), gestützt zu vermuthen
scheint, wenn nicht einem noch späteren.
217) Capitel IX (der Schwur) steht vielleicht auch in der Pariser Hand-
schrift 2327 (S. 287, Nr. 38) als einzelner Aufsatz, und so auch in der bei
Montfaucon mit 3178 bezeichneten (vgl. S. 286, Anmerk, 95).
218) Vgl. Fabricü Biblioth. gr., Vol. XII, p. 761.
210) Wofern sich Hof er 's Angaben a. a. 0., p. 284 darauf beziehen, dass
diese drei oben Genannten von diesem Christianos citirt werden. Vgl.
auch Anmerk. 220.
220) Isidis, Christiani et Pappi philosophi jnsjurandum chemicum [Jenae
1807], p. 75: Quis ille Christianus fuerit, et quando vixerit, non satis liquet;
est tarnen in cod. Ven. inscriptio, Christiani ad Sergium; insunt etiam verba,
tijg äylaq xai 6fAoov<t(ov^ xai üvvaidCov tQ^adog, quae eum demum post syno-
dum Nicaeanam primam vel alteram scripsisse (Fabric. B. gr. T. XI. L. VI. 3.
p. 160 seq.) abunde produnt, et Stephanus (Prax. lü.) chemicos eadcm ortho-
doxorum formula ad fidem mystorii servandam adstrinxit, ideoque ille unus
fuit ex novis hominibus, qui scrinia veterum more solito compilarent. Intus
sunt Salomon, serioris aetatis vir, Democritus (d f| *j4ßdrJQioy ffo^iaTtjg) ejus-
que magister Ostanes, Zosimus, Pelagius, Synesius, in primis Sergius^ isque
demum vixit sumb. imp. Heraclio i. e. seculo septimo. — Das erste Concil
zu Nikaea war 325, das zweite 787. Der Sergios, welchen Grüner hier
im Auge hatte, war wohl der 639 gestorbene Constantinopolitanische Patri-
arch dieses Namens; aber ich kenne keinen Anhaltspunkt für die Annahme,
dass gerade Dieser der gewesen sei, an welchen jener Christianos seine
Schrift richtete, und der Name Sergios war Vielen gemeinsam. — Dar-
über, dass der Name Sergios in älteren Aufzählungen alchemistischer Au-
toritäten vorkommt, vgl. oben S. 348 fi. und 354.
Kosmas. 475
Kosmas.
In dis 7te Jahrhundert wird von Lenglet du Fresnoy'-^)
Kosmas gesetzt, gewöhnlich Hieromonachos robenannt 2«), von
welchem ein alchemistischer Aufsatz in mehreren, doch wie es
scheint nicht in den älteren '*8) Sammlungen solcher Schriften
vorkommt Der Aufsatz ist überschrieben: ^EQfirivsla tijg intatiq^
^^S ^VS ;t(>v<yoÄotraff UQOßovdxoü tov Koö^^^^) und beginnt: */f
dkrj^wr} avt-q xal iivöttxii ;|^t;fi/a xonov (lovov Sehm^ i^odov di ov-
dffttag, 'sv ydg iözt ro noiv xal St ov to näv ; so findet er
sich in der Florentiner Handschrift (S. 266, Nr. 45), der Escurial-
Handschrift A (S. 271, Nr. 21), der von Fabricius benutzten
Handschrift (S. 279, Nr. 10), den Pariser Handschriften 2249
(S. 281, Nr. 5)226), 2275 (S. 284, Nr. 14), 2327 (S. 287, Nr. 14)
und der bei Montfaucon mit 3178 bezeichneten (vgl. S. 286, An-
merk. 95), auch in der Montpellier-Handschrift (S. 293, Nr. 21);
im Ganzen also doch nur in einer kleineren Zahl von Handschrif-
ten. Nach Höfer*26) ist dieser Aufsatz in der Form von Briefen
an einen Freund abgefasst, und nach Demselben enthält er — an-
schliessend an den oben mitgetheilten Anfang, nach welchetn die
wahre und mystische Chemie nur des Abarbeitens aber keinerlei
231) Histoire del a phUosophie hermetique [ä la Uaye, 1742], T. I, p. 464.
222) Copmas presbyter wird er wohl auch einmal (S. 284, Nr. 14) in einem
lateinischen Manußcripten-Katalog genannt, worauf eich Schmiede r's (Ge-
schichte der Alchemie, S. 73) Angabe bezieht: ^^KosmaSy zubenannt Pres-
hyta, oder auch Hieromonachos^ schrieb eine XQvaonoua oder Abhand-
lung von der Bereitung des Goldes,^*^
223) Der Aufsatz wird nicht in dem Inhaltsverzeichniss der wahrscheinlich
ältesten Sammlung aufgeführt, wie es die Venetianer Handschrift hat, und
steht auch nicht in der Esctirial-Uandschrifb B,
224) Interpretatio scientiae de auro conficiendo hieromonachi Cosmae ist
der Aufsatz in der Beschreibung der Florentiner Handschrift bezeichnet, und
ähnlich die Angabe for ihn in anderen lateinisch geschriebenen Manuscripten-
Katalogen.
225) Vgl. auch Höfer's Histoire de la chimie, 1. ed., T. I, p. 278 und
2. ed., T. I, p. 294.
226) Hist. de la chim., 2. ed., T. I, p. 294.
A^Kwandes ^A^hji — Eruzgen , vas 9li. das Hexen-Eimnafems in
Götb^'s Fao^t eriiKDert^; loiiit ist mir ober den Inhalt dieses
Afffaatarys Niefau bekannt geworder. Aodi Xidnt» über den Ver-
fa0fer dewclben. Dessen unter den Anfrahlongen der akfaemisti-
«eben Aotoritaten nur die jöng^te iV^ S. 357^ gedenket. D^afur,
dasi Lenglet da Fresnoy ^^) als Zeit Deasdben das Jahr föO
angab, kenne kki keinen Gnind, nodt aodi dafür, diesen alebemi-
sttsdicp Schriftsteller Kosmas mit einem der viden Anderen,
welche als Trager dieses Namens sonst bekannt sind ^*^)^ fnr iden-
tisch ZQ halten.
Pappos.
Id das 7te Jahrhundert wird auch Pappos gesetzt, ein al-
ehemistucher Schriftsteller, von welchem ein Aufsatz gleichfalls
nur in einer kleineren Zahl von Handschriften vorkommt. Doch
wird schon in dem Inhaltsverzeichnisse der wahrschräilich ältesten
Sammlimg (S. 262, Nr. 27j Uaxxov q^iJLoöoipov ar^pl rq^ ^uag
ri%vf^g angeführt, ond dieser Anfeatz findet sich aoch in der die
älteste Form der Sammlang bewahrenden EKorial-Handsehrifi B
(S. 273, Xr. 28). Unter der Inirzen Uelerschrifi: Tlix^ov ^pHo-
öo^ov, and beginnend mit den Worten: "Ogw ovr o^rviu 6oi xov
lii'/ecp OQxov ^^) steht der Aufsatz in der Venetianer (S. 260,
'j A e. a. O.: .La mie et mjstiqae chjinie exige sesleneDt da trs-
▼ail et pac de reUcbe; csr an est le tont, et pw leqael est le tont ; et ai Ton
De derient pas trois et les trois an {xai ei ur^ ytr^nu r« Ir tgia xai r« r^ia
Fr), le tont n'est rien iot^ir i^i tö :tär), Cest la sohition de la mafautie
de rindigenoe.'*
») A Anmerk. 221 a. O.
^''^ Man findet deren eine ziemliclie Anzahl aufgefnhrt in Fabricä Bibho-
theca graeca, ed. Harles, Yol. XI [Hamborgi 180S], p. 173, 180 sqq.
^ In der von Fabricius benutzten Abscbrifi einer Pariser Hand-
•dirifl (S. 279, Xr. 23» b^nnt der Aufsatz: 'Ourvfii c— . Nadi Grn-
ser's (Isidis, Cfaristiani et Pappi pliilosopbi jnsjnrandom cfaegiicsm [Jenae
Pappoß. 477
Nr. 35), der Mailander (S. 268, Nr. 15), Fabricius' (S. 279, Nr. 23),
der Pariser 2249 "i), der Wiener (S. 296, Nr. 25), der Breslauer
(S. 298, unter Nr. 1 1), der Altenburger o. Gothaer (S. 302, Nr. 23)
und der Münchener (S. 306, Nr. 18) Handschrift. Das Wesent-
lichste des Inhaltes ist eine Schwurfonnel ^8«), die bei den mit der
Geschichte der Alchemie sich Beschäftigenden einige Beachtung
gefunden hat und auf welche auch ich noch einmal ziurückkomme;
vom griechischen Texte ist gerade auch diese Schwurformel ver-
öffentlicht, sonst wenig bekannt '38). Dieses Wenige betrifft na-
mentlich die Erwähnung eines Stephanos und eines Moses, auf
welche bereits S. 397 Bezug genommen wurde. Unter der An-
nahme, dass dieser Stephanos der S. 437 ff. besprochene, in die
erste Hälfte des 7ten Jahrhunderts gesetzte sei, hat man den al-
chemistischen Schriftsteller Pappos gleichfalls in diese Zeit ge-
1807], p. 83) Yermnthang ist dies der richtige Anfang und die üeberschrift
zu: Ilunnov q)hXoa6q>ov hqxoq zu ergänzen.
231) Vgl. S. 281, Anmerk. 80. Was hier von Hof er als ouvrage dnphilo-
Bophe Papoas genannt und später (Histoire de la chimie, 2. ed., T. 1, p. 298)
noch einmal als »[^crtt] de Papoas phtlosophe (IldnMag q>iXoa6g>ov)^ mit der
Angabe, dass es wesentlich eine Schwurformel enthalte, erwähnt worden ist,
ist unzweifelhaft Nichts Anderes, als dieser Aufsatz des Pappos.
232) Nach der Üeberschrift, wie Grüner (a. e. a. 0., p. 82 sq.) angiebt,
sequitur proxime textus, SQxt^t oiy Sfiyvfit , tandem finit cum experi-
mento chemico, cujus scientia impertiri profanis minime, «odalibus non sine
saoramento mutuo poterat. — Sprengel (Geschichte der Arzneykunde,
11. Theil, 3. Aufl. [Halle 1823], S. 223 f.) hat die Schwurformel als ein Gebet
aufgefasst: „Pappus, ein armseliger alexandrinischer Philosoph, empfiehlt ein
besonderes Gebet an die Gottheit für geheime Künstler, worin in einem
Athem die Pythagorische Teträktys und der Gott der Ebräer, der auf den
Cherubim fährt, angeredet werden."
233) Denn iu Schmieder's (Geschichte der Alchemie [Halle 1832], S. 78)
Angabe: ^Pappos, ein christlicher Philosoph, dessen Person ganz unbekannt
ist, schrieb ein Mvari^Q^oy /ij^^xö»^. Chemisches Oeheimniss, worin er den
Stephanos citirt, wesshalb er diesem nachzusetzen ist. Eine Handschrift von
seinem Buche findet sich in der kaiserlichen Bibliothek zu Wien. In Alb,
Fahricii Bibliotheca graeca, Tom. XII., findet man es abgedruckt." — ist
die erste, den Titel des Aufsatzes, und die letzte, den Abdruck desselben be-
trefifende Aussage gerade so unrichtig, wie die mittlere, das Vorkommen des-
selben betreffende, unTollständig. Die irrige Titelangabe findet sich dann
bei Grässe (Lehrbuch einer allgemeinen Literärgeschichte, II. Bde. 1. Ab-
theil. [Dresden u. Leipzig 1889], S. 544) wiederholt.
478 Pseilos.
setzt ^^^) und ihn von dem unter Theodosios dem Grossen (ge-
gcD das Ende des 4 ten Jahrhunderts) lebenden Mathematiker Pap -
pos aus Alexandria unterschieden *3*). — In keiner Aufzählung
der alchemistischen Autoritäten, wie deren mehrere oben S. 344 ff.
besprochen wurden, kommt der Name Pappos vor.
Fsellos.
Aus beträchtlich viel späterer Zeit stammt ein alchemistischer
Aufsatz, dessen Verfasser der vielseitige und iruchtbare Schrift-
steller Michael Konstantinos Pseilos der Jüngere (geboren
1020, Lelurer der Theologie und Philosophie iri Constantinopel,
im Kloster gestorben um 1105)^^^) war. So übereinstimmend die-
f9er Pseilos als der Verfasser des jetzt in Rede stehenden Auf-
satzes genannt wird, so widersprechend sind einige andere, den
^ „638* ist das Jahr, in welches ihn Lenglet du Fresnoy (Histoire
de la Philosophie hermetiqae, T. I, p. 464) setzt.
^ Diesem letzteren Pappos scheint Reinesius den oben hesprochenen
alchemistischen Aufsatz zugeschrieben zu haben; er äussert sich in seinem
Gutachten über die Altenburger o. Gothaer Handschrift (vgl. S. 298 f.; bei Oy-
prianus p. 91) nach der Besprechung, dass Theodosios der Grosse wahr-
scheinlich der Alchemie zugethan gewesen sei (vgl. S. 454, Anmerk. 139):
„So hat unter mehr gemeltem Kcyser Pappus, Philosophus Alexandrinas &
Mathcmat. cujus collectaneornm Mathem. libri habentur, unter welches nah-
men ein process in diesem codice f. 189. b. zu befinden, gelebet, wie beim
Suida zu sehen'^ So scheint des Reinesius' Ansicht auch Morhof (Poly-
histor literarius [Lubecae 1695], P. I, p. 108) aufgefasst zu haben. Bestimmt
uiitcrschied, auf den oben angegebenen Grund hin, den Alchemisten Pappos
von dem Mathematiker dieses Namens Lambeck (Gommentar. de biblioth.
viudoboncnsi L. VI., ed. KoUarii p. 425), welchem dann Haries (in seiner
Ausgabe von Fabricii Bibliotheca graeca. Vol. IX. [Hamburgi 1804], p. 177)
und Grüner folgten (a. o. a. 0., p. 83sq. ; er setzt den Alchemisten Pappos
um das Jahr 620 oder in eine wenig spätere Zeit).
^^^) Vgl. über ihn namentlich Fabncii Bibliotheca graeca, ed. Haries,
Vol. X [Hamburgi 1807J, p. 438qq
Psellos. 479
letzteren betreffende Angaben. — Der Aufsatz gehört zu denen,
welche unter den griechisch geschnebenen alchemistischen Schrif-
ten bei dem ersten Bekanntwerden derselben im westlichen Eu^
ropa vorzugsweise Beachtung fanden. Joan. Franc. Ficus de
Mirandola nimmt in seiner im Anfange des 16ten Jahrhunderts
geschriebenen Abhandlung de auro ^^7) bereits auf ihn Bezug; wie
er es that^^^), veranlasste die Deutung, er habe an eine Widmung
des chemischen Aufsatzes an einen Kaiser Constantin geglaubt,
was Conring'^^) zu der Bemerkung veranlasste, es könne hier
nur von Constantin Ducas die Rede sein. Dass aber dieser
Aufsatz auch an den letzteren Kaiser nicht gerichtet sei, sondern
an den Patriarchen Xiphilinos, lehrte Labb^ 1653 kennen ^^o),
und dasselbe hob Bor rieh ins 1674 hervor ^^i), unter Beifügung,
dass der von ihm in der Pariser Bibliothek abgeschriebene Aufeatz
die Ueberschrift habe: Tov fjutTcagkov xou navöotpov WbXXov int-
özoXii nQog tov ayiGnnxov ntxxQiaQx^v tov S^^^A^voi/ negl xQ'^^o-
Ttouccg. Unter dieser Ueberschrift^^*) und mit den Anfangsworten:
^ÜQoig cj diöTCoza o nouigy 6 iiiog Svvaötris xal tijg ifi^g ifvxrig zv-
Quwlg uno tov xr^g q>iXo6o<plag iieyi^ovg inl xtiv iiinvQiov naxußi-
237) Vgl. oben S. 28 f., Anmerk. 22 und 26. Lilius Gyraldufl von Fer-
rara (geb. 1479, gest. 1552) hatte, wie er in Dialogbmo VIII. erzählt, diesen
Aufsatz aus einer griechischen Handschrift abgeachriebeu und an genannten
Picus de Mirandola mitgetheilt (vgl. Leonis Allatii de Psellis et eorum
scriptis diatriba [Romae 1634], abgedruckt im Anhang zu Fabricii Bibl. gr.
Vol. V, p. 26; Gerh. Joh. Vossii de philosophia et philosophorum sectis libri
duo [Hagae-Comitis 1658], p. 105).
^^ L. II, cap. 2 (in Mangeti Bibliotheca chemica curiosa, T. II, p. 563),
nach der Besprechung, dass Democrit von Abdera sich mit Alchemie be-
schäftigt und als eine Autorität dagestanden habe: Cujus inter Aristotelis
interpretes Michael Psellns non solum meminit^ sed a so revelata scribit ejus
arcana. Hie enim post rhetorica, historica, physica, mathematica scripsit et
chemica, nee non et medica, quae Constantino imperatori dedicavit.
^^) De Hermetica medicina, p. 23 der Ausgabe von 1648, p. 25 der von
1669.
^®) In der Nova bibliotheca manuscriptorum librorum (vgl. S. 276, An-
merk. 71); vgl. aber auch S. 481, Anmerk. 248.
^*') Hermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapientia [Hafniae 1674],
p. 79.
^^) Mit weniger erheblichen Varianten, wife z. B. /laxa^tov statt fiaxa-
Qfiovy dhütTuToy statt uytuiTatoy, m einzelnen Handschriften.
/$«;«»F tipfriv xmi ^wmrcc/w »ebt dkser AnfaUs^ in der
EAcnrial-HaiMfaefarift j4 /^S. 271, Xr. 1;, der rmi Fabrieivs be-
nnizten Hao^bebrift ^.S. 27d, Xr. 2?«», der FniKr Ha]idKlirift2327
(H, 2fi6, Jir. I), der bei Montf^aeom mit SlTö hemäämetok (vsL
a 2^, Annerk. fio,, der VA»tr^«>r.ga.fiAi*»^ ISl 293, Nr. 1),
der Altenbnrger o. Goilkaer S. 302, Nr. 2S> der IGndieBer (Sw306,
Nr, 24^ und der Wolfgnlivtteler (& %9. Nr. 5) W^iA^hiifi^ Aoeb
die yofi Pizinieiiti far die An&rt^iiiig lemer htfitiiirbrn lieber-
Miznng benutzte HaiwWfarift hatte in der UebeiKbrift des Auf-
tmizen die Angabe, daM derselbe ein an doi Fntrinidien Xipbi-
Uno» geriebtetes Sendsebreiben nei*^). Unter Leixierein -wäre
der Joanne^) Xipbilinoi) ans Trapenint zn Tenidieny welcher
10^ Pairiardi von Constantinopd wurde und 1078 oder 1060
starb; and diese Adresse ist gewSbnSA als die för das alehoni.
ütisehe SeiHiaiebreiben des Psellos aDein in Betracht kommende
angeführt worden ^^> — Aber Leo Allatins ragte es 1634 >4€\
ab einen Irrtham des Pizimenti, dass Dieser dieses S^idadirei-
ben an den Joannes Xiphilinos gerichtet sein hsse, wahrend
es doch an den Patriarchen Michael Kernlarios gerichtet ge-
wesen sei^*^> Letzterer war Ton 1043 bis 1059 Patriarch von
ConstantinopeL Des Allatins Angabe gründete sich vielleicht auf
die Knsicht in eine Handschrift der Vaticana, in welcher die
Ueberschrifl dieses Anfeatzes denselben als ein Sendschreiben an
'^^) Eine Zotammentteliiiiig ron UandtcbrifleD, welche ihn enthaheD, gmb
Harlet in feiner Ausgabe von Fabricü Bibliotheca graeca, VoL X, p. 48.
^^) In 'ler S. 110 angefahrten Sammlang seiner Uebersetzangeii alche-
mifftincber Aofsatze, f. f>5 r^, hat die des Aufsatzes Ton Psellos die Ueber-
s^^hrift: Michaelis Pselli epistola ad Xiphilinam patriarcham, de anri confi-
eiendi ratione.
^ 8o z. B, TOD Lenglet da Fresnoy (Uistoire de la philosophie her-
maiqae [k la Haje, 1742], T. I, p. 465), von Schmieder (Geschichte der
Alchemie [Halle 1832], S. 78), von Grässe (Lehrbuch einer allgemeinen Lite-
rärgeschiehie, IL Bds 1. Abiheil. [Dresden u. Leipzig 1839], S. 545).
^^) De Psellis et eomm scriptis diatriba [Komae 1634]; in dem Abdruck
im Anhang zu Fabricii Bibliotheca graeca, VoL V, p. 25.
^^) Allatins hat hier die Angabe: Rjusdem [PselH] tractatns Ilcoi
X(fva<motti(^f de auri conficiendi ratiane^ ad Michaelem Cerularium
edttns est Patavii 1572, aus welcher J. F. Gmelin, wie S. 113, An-
merk. 23 l>emerkt, einen Buchertitel gemacht hat.
Pßellos. 481
den Patriarchen Michael bezeichnet'^®). So steht wenigstens
dieser Aufsatz in der Pariser Handschrift 2328'^^), so in noch
einer anderen, anscheinend nicht vor dem 16ten Jahrhundert ge-
fertigten Pariser Handschrift**®), so auch — unter der XJeber-
schrift: Tov XoyKDxutov xcel nuvöotpov vtcsqtI^v hvqov MixccijX
xov WeXkov TCBQi %Qv6onoiXotg ngog tov naxQidQ%riv xvqiov Mi^
Xar^ky und mit den Anfangsworten: ^OQng 6 i^og 8vva&crig^ o fti)
Ttoislg, ^ t^g ifkijg ^vxrjg zvQawlg, ano xov xrig (piXoöotplag iisyi-
^ovgy inl tiiv iyinvQiov iisxaßi^ßdiicav xi%vriv in einer Wiener
Handschrift •'^'). Dieser Anfang ist mit dem vorher angegebenen
so übereinstimmend, wie auch das über den Inhalt des unter der
einen und des unter der anderen üeberschrift stehenden Aufsatzes
bekannt Gewordene'**), dass man keinen Grund hat, das der
Üeberschrift nach an den Patriarchen Michael gerichtete Send-
schreiben von dem an den Patriarchen Xiphilinos gerichteten
zu unterscheiden **3), sondern es ist entweder anzunehmen, dass
*^^ Auffallend bleibt immerhin, dass in der Inhaltsangabe der Ausgabe
der griechischen alchemistischen Schriftsteller, welche Leo Allatius beab-
sichtigte, dieser Aufsatz doch als ein an den Patriarchen Xiphilinos gerich-
tetes Sendschreiben aufgeführt ist; vgl. S. 250, Anmerk. 18, Nr. 19. Solche
Widerspräche kommen bei den Polygraphen jener Zeit vor; auch Labb6,
welcher wie S. 479 bemerkt einmal den Psellos sein alchemistisches Send-
schreiben an den Patriarchen Xiphilinos richten lässt, bezeichnet an einer
anderen Stelle derselben Nova bibliotheca manuscriptorum (p. 199; vgl. Fa-
bricii Bibliotheca graeca, Vol. XII, p. 777) den Patriarchen Michael als den-
jenigen, an welchen das Sendschreiben gerichtet gewesen sei.
«") Vgl. S. 331, Anmerk. 214.
260) Vgl. Höfer's Histoire de la chimie, 1. 6d., T. I, p. 842; 2. ed., T. I,
p. 362. Der hier angegebene Anfang stimmt, bis auf unwesentliche Varianten,
mit dem oben mitgetheilten der Wiener Handschrift
^^) Dieselbe enthält ausser diesem Aufsatze des Psellos nur noch eine
kriegswissenschaftliche Schrift des Heron von Alexandria; Lambecii
Commentar. de biblioth. vindobon. L. VII., ed. Kollarü, p. 486 sq.
262) Was Hof er über den Inhalt eines Aufsatzes, dessen Üeberschrift ihn
als ein Sendschreiben an den Patriarchen Michael bezeichnet, ang^ebt (vgl.
Anmerk. 250), findet sich Alles auch in des Pizimenti Uebersetzung.
2*8) Die Krafft'sche Bibliothek zu Ulm hatte ein Apographum recen-
tissima manu e codice regiae bibliothecae Parisiensis desoriptum, worin an-
scheinend etoei Aufsätze des Psellos: Tov H'elXol^ n^bg thy nittQtdQX^^ ^^
Qtoy MtxarjX neQt toÖ Sntog nonjtfoy XQ^cöy, und: Tod (laxa^Cov xal nayaö-
g>ov H'elXoij inunoXi^ nQog xoy äyubtatoy natqui^xriy xoy S^tpiXCyoy ne^i XQ^co'
Kopp, Beitr. a. OMoh. d. Cb«m. 31
482 Psellos.
die eine der beiden Ueberschriften dem Aufsatz mit Unrecht zu-
gefugt worden sei 3^^), oder dass Psellos dasselbe Sendschreiben
an verschiedene Personen gerichtet habe ^^^).
Der Inhalt des Aufsatzes ist nur durch Pizimenti's Ueber-
setzung^^^) bekannt, von dem griechischen Texte ausser den An-
fangsworten Nichts veröffentlicht. Bei der wissenschaftlichen Be-
deutsamkeit, welche diesem Psellos zukommt, mag der Inhalt
des Aufsatzes hier mit thunlicher Kürze angegeben werden*^').
Es bedarf kaum besonderer Erinnerung, dass Psellos selbst nicht
practischer Alchemist war; sein Wissen ist Schrifbenkenntniss,
und das in den älteren Schriften mit Bestimmtheit Angegebene
theilt er als Sicheres mit. Der Eingang des Aufsatzes zeigt, daas
noitag, cum versione latina (Schelhomii Amoenitates literariae, T.III [Franco-
furti & liipsiae 1725], p. 98 sq.) ; es ist nicht zu erseheD, ob diese zwei Ueber-
Bchriflen von Einem Aufsätze gefolgt sind, oder ob zwei Aufsätze in diesem
Manuscript enthalten waren und welche Verschiedenheiten sie boten.
^ Wo der Aufsatz in den Sammlungen griechischer alchemistischer
Aufsatze vorkommt, lässt ihn die üeberschriil an den Patriarchen Xi phi-
lin os gerichtet sein; aber diese üeberschrifb ist gewiss mindestens da keine
ursprüngliche, wo Psellos als fiaxa^Cxrig (seliger) bezeichnet wird (so in der
Ton Borrichius gegebenen Ueberschrift und in der in Fabricius' Hand-
schrift; in der Münchener und der Altenburger o. Gothaer wird er als fnaxä-
qtog^ glückseliger, bezeichnet). Der Aufsatz findet sich mit der Üeberschrifb,
welche ihn an den Patriarchen Michael gerichtet sein lässt, nur in anderen
Handschriften, als die, welche Sammlungen griechischer alchemistischer Schrif-
ten enthalten.
^ Quod aliis etiam solemne ^it, meinte Allatius a. a. 0., unter
Hervorhebimg, dass es der berühmte Redner Isokrates mit einem seiner
Producte nicht anders gemacht habe. Aber wahrscheinlich ist es doch nicht,
dass jeder der beiden hier in Betracht kommenden Patriarchen den Psellos
um Auskunft bezüglich der Goldbereitung ersucht habe, in solcher Weise,
dass die früher dem Einen gegebene Antwort sich, bis auf die Adresse, unge-
ändert später auch dem Anderen hätte geben lassen.
^ Nach Hardt (a. S. 305 a. 0., p. 26) ist diese Uebersetzung am Ende
unvollständig, sofern die Münchener griechische Handschrift hier mehr bat.
Des Job. Dan. Mylius Basilica philosophica , in welcher sich nach Reine-
Bius (S. 337, Anmerk. 236) eine Uebersetzung dieses Aufsatzes finden soll, ist
mir nicht zugänglich. Eine handschriftliche lateinische Uebersetzung dieses
Aufsatzes hat auch die Bibliothek zu Wolfenbüttel (vgl. S. 309); der in der
Kr äfft' sehen Bibliothek zu Ulm befindlichen wurde Anmerk. 263 gedacht.
^'^ Ich gebe in den folgenden Anmerkungen die Uebersetzung des Pizi»
menti genau wieder. Auch hier ist zu berücksichtigen, dass diese Ueber-
Psellos. 483
Psellos einer Aufforderung des Patriarchen, an welchen er schrieb,
nachkam: das Verfahren, künstlich Gold zu machen, deutlicher
anzugeben «»«). Das nächst Folgende entliält allgemeinere Be-
trachtungen über die Umwandelbarkeit der Körper in einander,
je nach dem Wechsel des Vorherrschens einer oder mehrerer der
Aristotelischen Qrundeigenschaften. Zur Sache selbst, übergehend
zeigt Psellos Kenntniss der verschiedenen Aufgaben, welche in
den späteren Sammlungen alchemistischer Schriften (vgl. S. 328 f.)
behandelt sind ^5®). Da es aber hier wesentlich auf die Goldberei-
tung ankomme, so giebt er für diese speciellere Anleitungen,
welche offenbar älteren alchemistischen Schriften entnommen sind
(Democrit ist der einzige ältere alchemistische Schriftsteller,
welcher genannt wird); sie mögen unten eine Stelle finden, da
ihre Angabe durch Psellos für die Auffassimg der Alchemie
bei den Byzantinern des Uten Jahrhunderts doch characteri-
stisch ist««»).
Setzung, namentlich was Konstansdräcke betrifiBb, willkürlioh and ungenau
sein kann.
268^ Videa o domine quidnam facis, meus dynastes, et animi mei tyrannis?
a philosophiae magnitudine me ad artem, qnae in igne, ac fomacibus consi-
stit, transferens, ac suadens materias permutare, et rerum naturas tranufor-
mare. Quoniam vero mihi hoc onus imposuisti velut Eurystheus quidam,
ut aurea mala transportarem, plumbum in aurum yertenti{^ vel stannum, vel
aliud quidpiam rerum naturalium, quod consueverunt in omne opus facere:
primum suscepi de hac re scribendi provinciam, rerum, quae fiunt, causas
perquireos.
^^) Ad ipsam jam transmutationis artem progredior. Volui igitur tibi
universalem artis praeceptionem tradere, omnemque operationem persorutari,
densitatemque ac raritatem naturarum , colorationemque et alterationem : et
docere quidnam sit quod cbrystallum rarefaciat: quidve hyacinthum. et quo-
modo quispiam etiam smaragdum et beryllum conficiat. quaeve sit natura,
quae lapides omnes emollit. et quomodo unio Bolvatur, et in aquam abeat.
quomodo item coaguletur et in globum Ibrmetur. quaeve sit artem margarita«
rum dealbandarum ratio, denique nihil intentatum relinquere, quod in his a
natura fiat, artemque magistram facere, et in artis praecepta revooare con-
stitui. Quoniam vero tu hoc solum me intexpretari voluisti, ex quibus
rebus, quave scientia aurum aliquis facere possit, hanc tantum artem tibi
enarro.
^ Haec Igitur est prima auri operatio. Arena quaedam est litoralui
quae ab auri colore Chrysites appellatur. aliqui vero id ipsum auream are-
nam vocant. hanc igitur conterere oportet in aliqua dura pila, et in pollinem
31*
484 Psellos.
redigere, et postea mundare, et exsiccare, ne partes pulv^eris ooeant Qao-
niam vero inspissare, et calefacere oportet, sale qaidem inspissato, igne yero
calefacito, per diem, ac noctem non auferens, postea deniqae pila capta aqua
exprimens salsuginem , repone medicinam. deinde vas in igne ponens imbibe
aoeto pnlverem gnttatim irrigando, ut simul coeat, atqne ezBiccetnr. hoc au*
tem qaater faoito, rursns separatim alterans. Argentam, ac plumbnm liqnans
ntraque in pilam co^jice donec una confnndantur, et simnl permisceantur,
postea auferens, et frigefaciens horis quibusdam cernes totum dnmm. dein
tandem arenam purgans invenies aumm. EUer konnte man noch an eine
metallurgische Operation denken; was indessen tl^d/iiuog (wohl das hier dnroh
arena wiedergegebene Wort) bei den Alchemisten bedeutet, ist vielfältig nnd
unsicher. — Es heisst dann weiter: Sin vero velis ita facito. Sandaracham
et Chalcanthom, et Arsenicum, et sulphor vivum et cinnabari simul terensj
ac tenacem mixturam faciens in purum vitmm conjice, cigus os sit angu-
stius. ccgusmodi sunt vasa theriacae. atque os obstruens argilla per diem igni
assato. postea auferens lutum invenies mixturam siccam picis craasitudine si-
milem. hoc ergo itenim terens in vase fictile reconde: totumque capiens loca
prope ignem, et ablato operculo invenies flavum. Et magnesiam quidem si
caeperis albam, et per pondus arenae optimae praeparatum, postea vero utra-
que conterens oleo raphani concoxeris, erit tibi id, quod est in fomaeibaa an»
rum. Si vero non sit nitens colore, sale uncta ea, quae superins dicta sunti
et misy, et ferri croco conterantur, et rebus potentias communicantibas aa-
rum fulgentius aureis pactoli arenis efßcies. — Si vero aurum habens duplum
pondus facere volueris, nihil auferens ex qualitate, hoc ponderans, duplo ma-
jora pharmaca ponderato, misy, et berilli scobem, ut sit quadruplum auri,
quod ex ambobuiB constat. haec miscens, seu temperans affige auro, atque ita
ubi in crucibulum conjeceris, et ignitum feceris extrahe, et te ipso duplo di*
tior fies. Sed nostrum institutum erat, ut non de auro collustrando, neque
augendo, sed de auro conficiendo ageremus, hoc itaque praettabo, quamvis
aliquantulum digressa oratio alias artes obiter respexit. Cinnabari, et aureus
fios aeris, velut jiaturales quaedam formae lunari materiae iiijecta aureum cor^
pus faciunt. si,igitur argentum liquefaciens medicinas miscendo temperaveria,
sol tibi lana fiet. et si alte secueris, invenies colorem et ad omnem auri usom
argentum in aurum versum, et lana aurum quidem facit, sol vero lunam non
facit. Quoniam vero regiminis superius meminimus, interpretabimur
quidnam sibi nomen velit, quoniam enim chrysitidis tinctura ad opera indi-
gemus, prius medicinam habere neoesse est, ut ea in tempore utamur. Chryso-
coUa terrae fios est, in Macedonia nascens. hanc aqua dulci purgans, postea
solaribuB radiis exsiccas aeris Scytici flore, et Chrysoletho simul solve, et com-
misce. postea humido excremento inspissans in lucido vitro reconde. totamque
fiammis calefacito. ex hoc enim igneum pharmacum facies. Habes simul eüam
regiminis significationem , quodque tincturam facit. Aurum vero ita facere
poteris. Ubi plumbum igne liquaveris sulphur vivum huic inspergas, et igne
utitor, donec vapor evanuerit, postmodum aluminis scissilis, et cinnabaris par
pondus capiens, miscensque in oxymelite liquato plumbo inspergito, itomque
sulphur vivum, ut tum solidum fiat, tum etiam colorem per cunctoe porös ca-
piens propter haec omnia aurum efliciatur.
Johannes Damaskeuos- Fhilippos SolitariuB. 485
Johannes Damaskenos; Fhüippos SoUtarius.
In diese Zeit, die des Psellos, gehört wahrscheinKch noch
ein Schriftstück, welches gewöhnlich als um einige Jahrhunderte
älter betrachtet wird.
Johannes Damaskenos wird als der Verfasser einiger Verse
genannt, welche in verschiedene handschriftliche Sammlungen
griechischer alchemistischer Aufsätze aufgenommen worden sind;
in diesen Versen wird die Unvwandlung des Blei's zu Gold bespro-
chen. In Fabricius' Handschrift (vgl. S. 280, Nr. 54) und in der
Florentiner ' Handschrift (vgl. S! 266, Nr. 47) sind diese Verse
überschrieben: ^loDavvov xov ^afuxöxrjvov ix trig diontgag; als
versus politici XVI sind sie für die erstere, als Joannis Damasceni
ex dioptra versus politici XVI für die letztere in den Angaben
über dieselbe bezeichnet, und ähnlich in den Angaben über die
Pariser Handschriften 2327 (vgl S.^87, Nr. 37) und 2329 (vgl.
S. 290, Nr. 16) wie in denen über die bei Montfaucon mit 3178
und 3185 bezeichneten Handschriften (vgl. S. 286, Anmerk. 95
und S. 288, Anmerk. 98), welche sie gleichfalls enthalten; in der
Angabe über die Pariser Handschrift 2250 (vgl. S. 282, Nr. 5)
aber sind sie bezeichnet als: Joannis Damasceni, vel potius Phi-
lippi solitarii versus politici e dioptra. — Die Verse hat unter der
oben angegebenen Ueberschrift Fabricius**') abdrucken lassen,
und in neuerer Zeit, mit wenig Varianten, als vers herm^tiques
de Jean de Damas, aus der Pariser Handschrift 2250 Höfer***);
sie bieten, was Darlegung alchemistischer Ansichten betrifit, kaum
Interesse ***), etwas mehr vielleicht in Beziehung darauf,^ wer ihr
2") Bibliotheca ^raeca, Vol. XH [Hamburgi 1724], p. 774. .
w^O Hiatoire de la chimie, 2. ed., T. I [Pariß 1866], p. 685 s. (als Exlrait
de la dioptre de Jean de Damas bezeichnet er sie hier p. 296). Sie stehen
nicht in der ersten Ausgabe dieses Werkes ; vgl. die folgende Anmerkung.
2<^ Höfer hatte auch in seiner Histoire de la chimie, 1. ed., T. I [Paris
1842], p. 278 sie nur als vers sur la dioptrique (une yingtaine de yers de
nulle importanoe) genannt.
486 Johannes Damaskenos; Philippos Solitarius.
Verfasser war und für welche Persönlichkeit sie Glauben an die
Alchemie bekunden. — Als der Verfasser dieser Verse ist mit
grosser Sicherheit der Johannes von Damascus betrachtet wor-
den 26*), welcher um 700 geboren war, seiner Beredsamkeit wegen
auch Johannes Chrysorrhoas genannt wurde und 754 starb;
es wäre immerhin bemerkensw^rth , wenn für diesen Mann
Glaube an die Alchemie nachgewiesen werden könnte, aber unter
den zahlreichen Schriften Desselben, welche die Littörarhistori-
ker'^*) aufzählen, findet sich keine Dioptra und keine Schrift,
welche als jene Verse enthaltend zu vermuthen irgendwie Veran-
lassung wäre. Auch ein anderer Johannes Damascenus: ein
syrischer Arzt aus Damascus, welcher in der ersten Hälfte des
9 ten Jahrhunderts lebte, in arabischer Sprache medicinische Werke
schrieb und nach Ansicht Einiger Verfasser von Schriften sein
soll, welche sonst einem Mesue beigelegt wurden ^^e)^ «cheint als
Der betrachtet worden zu sein , von welchem jene Verse herrüh-
ren 267)- aber wiederum bietet das über seine Schriften sonst Be-
kannte für diese Annahme keine Unterstützung. Und gar kein
2^) Von Schmieder iu Dessen Geschichte der Alchemie [Halle 1832],
S. 74 f. Von diesem Johannes Damascenus heisst es hier, etwas leicht-
fertig: „Unter anderen schrieb er ein Lohgedicht auf die heilige Kunst, in
lustigen Versen, was die Ueberschrift: MitQa noXmxd, anzudeuten scheint^S
Man kann die Verse nicht so, wie es hier geschehen, characterisiren ; die an-
gegebene Ueberschrift scheint sich Schmieder durch Rückwärtsübersetzen
lateinischer Angaben selbst gemacht zu haben; versus politici sind Verse, in
welchen zwar eine gewisse Zahl der Sylben aber nicht die Quantität der letz-
teren gewahrt ist (vgl. Du Gange' s Glossarium mediae et infimae latinitatis,
T. V der He nschel' sehen Ausgabe [Paris 1845], p. 333).
^^^) Scholl in seiner Geschichte der griechischen Litteratur z.B., Gras sc
in seinem Lehrbuch einer allgemeinen Literärgeschichte, S. F. G. Hoff mann
in seinem Lexicon bibliograph. scriptorum graecorum; namentlich aber
Fabricius in der Bibliotheca graeca. Vol. YHI [Ilamburgi 1717], p. 772 sqq.;
ed. Harles, Vol. IX [Ilamburgi 1804], p. 682 sqq.
266) Vgl. Fabricii Bibl. gr., Vol. VIII, p. 772; ed. Harles, Vol. IX, p. 683;
Jöcher's Allgemeines G elehrtcn- Lexicon , IL Theil [Leipzig 1750], 6. 1917 f.
267) Im Index zu Montfaucon's Bibliotheca bibliothecarum manuscri-
ptorum nova [Parisüs 1739] wird Joannes Damascenus medicus als Autor für
das Vorkommen jener Verse in zwei Handschriften genannt; aber auch
der Theologe Johannes Damascenus für das Vorkommen derselben in
einer Handschrift.
Salmanas. 487
Grund liegt vor, etwa an einen um 1100 lebenden, auch als Jo-
hannes Damascenus benannten Bischof von Antiochien zu den^
ken. Richtiger mag wohl die in der einen oben mitgetheilten
Angabe enthaltene Andeutung sein, dass überhaupt kein Johannes
Damascenus sondern Philippus Solitarius der Verfasser der
fraglichen Verse sei. Letzterer, ein um 1100 lebender griechischer
Mönch , hat ein Gespräch zwischen Seele und Körper unter dem
Titel dionxQa in politischen Versen geschrieben; allerdings habe
ich den Inhalt derjenigen Verse, um welche es sich hier handelt,
bei dem Durchblättern der lateinischen Ausgabe der Dioptra
durch Pontanus'-^®) nicht in derselben gefunden, aber darin liegt,
bei der nachgewiesenen Unvollständigkeit dieser Ausgabe ^^^),
noch kein Beweis dagegen, dass die Verse doch jener Schrift ent-
nommen sein können. Es bleibt also dieser Gegenstand vorerst
noch unentschieden, welcher einiges Interesse in Beziehung auf
die Frage bietet, ob der in der ersten Hälfte des 7ten Jahrhun-
derts lebende Johannes Damaskenos an die Wahrhaftigkeit
der Alchemie geglaubt habe.
Salmanas.
Ich wäre mit der Besprechung der alchemistischen Schriftstel-
ler, welche zu den Alexandrinern und den Byzantinern gehören,
und der Aufsätze, welche von ihnen herrühren oder ihnen beige-
legt worden sind , zu Ende ; denn ein noch namhafter byzantini-
scher Schriftsteller aus dem 13ten Jahrhundert, Nikephoros
^^^) Philippi Solitarii Dioptra, id est, Regula, sive Amussis rei cbristia-
nae ; ed. Jac. Pontani [Iiigolstadii 1604]. „Dioptra" bedeutet hier, was
wir im Deutschen durch „Richtschuur'' ausdrücken; von Dioptrik (vgl. oben
Anmerk. 268) ist keine Rede.
2^^) Lambecii Commentar. de bibliotheca vindobon. L. V., ed. KoUarii
[Yindobonae 1778], p. 76 sqq., 95 sq.; Fabricii Bibliotheca graeca, Yol. VI
[Hamburgi 1714], p. 566.
488 Salmauas.
Blemiiiydes, und was Alcbem istisches unter seinem Namen in
Handschriften vorkommt, wurde bereits bei einer anderen Ge-
legenheit ^^<') besprochen. Aber ein vielleicht einer früheren Zeit^
als die zuletzt betrtvchteten, angehöriger Au&atz verdient noch
Erwähnung, welcher als ein Verfahren eines arabischen Kunstver-
ständigen, des Salmanas, enthaltend bezeichnet ist Dieser Auf-
satz scheint nur in griechischer Sprache zu existiren, und findet
sich zusammen mit den anderen griechischen alchemistischen Auf-
sätzen, die uns bisher beschäftigten, häufig in Sammlungen sol-
cher Schriften.
Unter der Ueberschrift : Mi^oöogy öl r^g anozckehou q 0(p(a-
Qoeidrig xuXttl^a^ xaxaöxevaö^etöa naga rov iv Texvovgyif xeQißoii'
Tov "AQaßog xov Soduavä^ und mit den Anfangsworten: Aaßmv
kamoxatag xakitagy efißcde avrag iv vccXo) - - steht ein Au&atz in
der Florentiner (S. 266, Nr. 44), derTurincr (S. 269, Nr. 8), der Es-
curial-Handschrift Ä (S. 271, Nr. 18), der von Fabricius benutz-
ten (S. 278, Nr. 8) und mehreren anderen Handschriften, für welche
ihn die lateinisch geschriebenen Kataloge unter einem Titel an-
geben, welcher ihn weniger als zur Alchemie oder einer zu ihr
gerechneten Kunst, als vielmehr zur Experimental-Meteorologie
gehörig erscheinen lassen könnte. Xaka^a bedeutet nämlich: Ha-
gel, aber unter anderem danach Benannten (Finnen z. B.) bei
späteren griechischen Schriftstellern auch: Perle «^>); die letztere
Bedeutung hat das Wort in dem Aufsatze des Salmanas, aber
270) 8. 289 f., Anmerk. 99.
271) Du Gange sagt im Glossar, ad scriptores modiae et infimae graed-
tatis, T. II [Lugdani 1688], p 1724 sq., anter Bezugnahme auf das Ton Sal-
masias in Plinianae exorcitationes in Solini polyhistora, T. I [PariBiia 1629],
p. 718 Bemerkte: XäXaCa, margarüa^ sie dicta quod grandinei globoli for-
mam referat, vel uti censet Salmasius ad Plinium, a suillis granis, quae Orme-
cis /dAaC«» dicuntur. Eustathius ad. II. wird citirt, und dann heisst es: Idein
Salmasius Graeculum anouymum laudat, hoc titulo: Mk^oio^ d^' i^^ <jclr•reXff^
Tce» atpaiQoet&qg /(eAa^a, xutttaxevaa^eiaa naqä xoi> h XBxyovqyiif nt^flaiqfp
"J^aßog Toö JSaXfLtayäf ubi, inquit ille, ;ifC(AaCct vooatur margaritnm. I^ porro
habetur in BibL reg. cod. G18. f. 141. ubi deinde haeo leguntur: Xaßiuf Xemo-
tätag x"^C«Sy f/ußaXs avtäg h iiXt^ . Vgl. auch bei Salmasius
a. e. a. 0., T. 11, p. 1125.
Salmanas. 489
die erste ist gewöhnlich für die Wiedergabe der Ueberschrift in
lateinischer Sprache angenommen worden, wo denn in den Ka-
talogen der Aufsatz figm*irt als Methodus, qua perficitur sphaerica
s. rotunda s. globosa s. magna grando praeparata secundum arti-
ficium celeberrimi in hac arte Salmanae Arabis oder ähnlich *'*).
So findet sich der Aufsatz angegeben als enthalten in der Pariser
Handschrift 2249 (S. 281, Nr. 4) "3), in der bei Montfaucon mit
3178 bezeichneten (vgl. S. 286, Anmerk. 95), in der früher als
Paris-Radulphi bezeichneten (S. 292, Nr. 11) tmd in der Montpel-
lier-Handschrift (S. 293, Nr. 18). — Der Aufsatz soll eine Anlei-
tung enthalten, grosse runde Perlen, anscheinend aus kleineren,
zu machen*'») 5 ^^^ habe S. 329 erinnert, dass die späteren Samm-
lungen griechischer alchemistischer Aufsätze mehrere Vorschriften
zur Anfertigung von Perlen und zur Erhöhung des Werthes der-
selben haben. Was sonst über den Inhalt des unter Salmanas'
Namen in den Handschriften Stehenden angegeben worden ist,
bietet in sofern Unsicherheit, als es sich auf Aufsätze bezieht.
27^) Salmana Arabis methodus, qaa grando et margaritae ad rotondam
formam deducuntar, ist die Angabe bei Montfaucon für die bei ihm mit
3178 bezeichnete Pariser Handschrift (vgl. 8. 286, Anmerk. 95).
27^ Die griechische Ueberschrift in derselben ist die S. 488 angegebene,
vgl. Hof er 's Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 299. Hier wird auch das
Vorkommen dieses Aufsatzes in der Pariser Handschrift 2275 besprochen; in
der Inhaltsangabe, welche der Pariser Manuscripteh-Katalog von 1740 für diese
Handschrift hat (vgl. S. 284), wird desselben nicht erwähnt.
37^) Hof er sagte in der ersten Ausgabe seiner Histoire de la chimie, T. I,
p. 278 bezüglich des Inhalts des Aufsatzes: De la grele spherique, par Sal-
mana l'Arabe: L'auteur s'etend sur la dissolution des perles par du jus de
citron. Pour faire pondre de Tor aux poules, il recommande de les nourrir
avec de la litharge et du miel. Pour faire de l'argent, il conseille de faire
fondre de Tetain et d'y projeter, pendant la fusion du metal, de Fasphalte et
du sei commun. — Es war keine glückliche Verbesserung — sofern nach dem
Dictionnaire de PAcaddmie frangaise das Wort grelon nur Hagelkorn und
nicht etwa Perle bedeutet — , wenn Hof er in der zweiten Ausgabe seines
Werkes, T. I, p. 299 bezüglich des Inhalts des Aufsatzes: La maniere de
former la grele spherique, par le c61ebre Arabe Salmanas, angiebt: L'auteur
prescrit de chauffer de petits grelons avec du jus de citron (x^Qtoy Co^/iöy),
dans un vase bien lute. L'operation doit etre rep6t^e pendant un certain
nombre de jours. Dans les chapitres sur la dealbation des perles {Xei^xtactg
fiaQyaQtt&y), il s'etend sur la dissolution des perles dans des addes orga-
niques et mineraux. Pour faire pondre etc. wie oben.
490 Salmanas.
welche gewöhnlich als auonyme selbstständige, nicht zu dem des
Salmanas gehörige betrachtet werden"*). Dieselbe Unsicher-
heit erstreckt sich darauf, ob gewisse alchemistische Autoritäten
in dem eigentlich unter dem Namen des Salmanas vorkommen-
den Au&atze oder in jenen zweifelhaften anderen Auüsätzen citirt
werden"^). Wenn Salmanas wirklich den Petasios citirt, an
welchen Olympiodoros (vgL S. 430 u. 433) eine alchemistische
^^) Hinter dem oben besprochenen Aafsatze des Salmanas stehen in der
Florentiner Handschrift (S. 266, bei Nr. 44), der Escorial- Handschrift A
(S. 271, Nr. 19 u. 20), der von Fabricius benutzten (S. 278, Nr. 9) u. a. An-
weisungen zur Behandlung von Perlen und zur künstlichen Nachbildung von
Edelsteinen, welche Diejenigen, welche diese Handschriften einsahen and be-
schrieben, als nicht zum Aufsatz des Salmanas gehörig aufführten; nurBor-
richius (Hermetis, Aogyptiorum et chemicorum sapientia [Hafniae
1674], p. 100 sq.) besprach auf Färbung der Steine Bezügliches, was diesen
Anweisungen entnommen zu sein scheint, als von Salmanas herrührend,
und der Pariser Manuscripten-Katalog von 1740 scheint auch die Vorschrift
des Salmanas bezüglich der Bearbeitung von Perlen und die Anweisungen
zur Darstellung von Edelsteinen in der Angabe für die Pariser Handschrifl
2325 (vgl. S. 285, Nr. 8) znsammengefasst zu haben. Höfer (Histoire de la
chimie, 2. ed., T. I, p. 299) betrachtet die Anweisungen zur Behandlung der
Perlen (vgl. die vorhergehende Anmerining) und zur Darstellung künstlicher
Edelsteine, namentlich die Vorschrift: Kaxaßagtri Ud^ioy xal aftaqdyiiatf
(vgl. 8. 828, Anmerk. 205), als einzelne Capitel jenes Aufsatzes des Salma-
nas. Es fehlen mir die Anhaltspunkte zur Entscheidung, ob diese Vorschrift
mit der von Salmasius a. Anmerk. 271 a. 0., T. H, p. 1098 als neql ßa-
g)fjg ffiuoQdydov handelnd besprochenen und von ihm dem Zosimos zuge-
schriebenen identisch ist, bezüglich deren schon früher (S. 205) bemerkt
wurde, dass das Vorkommen arabischer Eunstausdrücke u. a. in ihr die Ab-
fassung derselben in eine spätere Zeit setzen lässt, als die für den Zosimos
anzunehmende ist. Was für die Identität spricht, ist namentlich, dass Sal-
masius aus der von ihm dem Zosimos zugeschriebenen Vorschrift Stellen
anführt, welche die Kunstausdrücke tdXx und taXdx (als etwas davon Ver-
schiedenes bezeichnend auch ;ifdAx) enthalten, und dass Höfer für die von
ihm als zum Aufsatze des Salmanas gehörig betrachtete Vorschrift gleich-
falls den Gebrauch des Wortes talc {zdXax) hervorhebt. Salmasius kommt
in seiner sehr gelehrten Erörterung über das, von ihm als ein arabisches be-
trachtete, Wort tüXx zu dem Resultate, das früher so Bezeichnete sei das-
selbe, wie das zu seiner Zeit als Talk Benannte. Gleicher Ansicht ist Höfer
(a. a. 0., p. 25B): Le mot talc^ tdXax probablement d'origine Porsane, de-
signait un Silicate de magnesie.
^7®) Höfer a. a. 0., p. 800: Salmanas cite Zosime, Dcmocrite {iy tp t&y
AlyvnxCiav cog)^ ß^ß^v)» Marie et Petasius. Ce demier avait publie les Me-
moires de D6mocrite (JrifioxqCte^a {mofiyrjfiaTa).
Salmanas. 491
Schritt richtete, und der Letztere in der ersten Hälfte des
5ten Jahrhunderts lebte, so ergiebt sich damit eine Grenze, über
welche rückwärts die Zeit des Salmanas selbst nicht gesetzt wer-
den darf. Aber dazu, diesen Künstler in eine neuere Zeit, als
das 5te Jahrhundert, zu setzen, gewährt die Berücksichtigung An-
lass, wann die Araber mit der Alchemie und ihr verwandten
Aufgaben sich zu beschäftigen anfingen. Auf welchen Grund hin
Lenglet du Fresnoy"^) den Salmanas um dasJahr 1000 setzt,
ist mir jedoch unbekannt, und auch, wesshalb Höfer^'®) der An-
sicht ist, Derselbe habe wahrscheinlich früher gelebt, vielleicht
gegen das 9te Jahrhundert Den Namen Salmanas — oder
einen ähnlichen, welcher auch nur mit einiger Wahrscheinlichkeit
zu jenem in Beziehung gebracht werden könnte — findet man
nicht da, wo die arabischen Schriftsteller über Naturwissenschaft-
liches und damit in Verbindung Stehendes aufgezählt werden ^^®).
An ein arabisch geschriebenes Original des Aufsatzes, welcher jetzt
uns beschäftigt, muss man aber gar nicht noth wendig denken, und
nicht einmal daran, dass er unmittelbar von Salmanas her-
rühre'®<>); denn die Ueberschrift des Au&atzes sagt nicht aus,
dass derselbe von dem Salmanas verfasst sei, sondern -nur, dass
in demselben ein Verfahren des Salmanas angegeben werde.
Wann Letzterer gelebt habe oder wann dieser Aufsatz in der uns
erhaltenen Form abgefasst worden sei, bleibt unbestimmt '®^).
277) Histoire de la philosophie hermetique [a la Haye, 1742], T. I, p. 465.
278) Histoire de Ja chimie, 1. ed., T. I, p. 326; 2. ed., T. I, p. 344.
279) Namentlich nicht in Wüsten feld's Geschichte der arabischen Aerzte
und Naturforscher [Göttingen 1840]. •
280) Aber es war doch ein Irrtham des Salmas.ius, dass er (a. An-
merk. 271 a. 0., T. II, p. 1125) von diesem Aufsatz als einem dem Zosimos
zugehörigen sprach.
281) Michael Psellos im Uten Jahrhundert scheint die Vorschrift des
Salmanas gekannt zu haben; auf diese Vorschrift bezieht sich der Erstere
wohl in seinem alchemistischen Aufsatz, wo er davon spricht, quomodo unio
in globum formctur (vgl. ö. 483, Anmerk. 259).
Alchemistiscbe Wort- and Zeichen - Erklärung.
In dem Vorhergehenden wurden die Schriftsteller besprochen,
unter deren Namen in den uns beschäftigenden Sammlungen al-
chemistiscbe Aufsätze vorkommen. Ausser diesen Aufsätzen fin-
det sich hier noch eine grosse Zahl anonymer. Von den letzteren
wurden viele schon gelegentlich erwähnt, und solche, die gleich-
artigeren Inhaltes zu sein scheinen, ziisammengestellt. Auf sie im
Versuche nach grösserer Vollständigkeit einzugehen, habe ich
keine Veranlassung; auch mangelt für weitaus die meisten irgend
eingehendere Eenntniss dessen, was sie enthalten. Aber zwei un-
ter diesen Aufsätzen lassen zunächst noch eine Besprechung als
angemesaen erscheinen, um ihrer Verbreitung willen und mit Rück-
sicht darauf, was sie für das Verständniss der älteren griechi-
schen alchemistischen Schriften versprechen, wenn auch nicht in
gleichem Grade bewähren: das die alchemistischen Eunstausdrücke
angeblich erklärende Lexicon, tmd die Erklärung der alchemisti-
schen Zeichen.
Das worterklärende Lexicon. 493
Das worterklärende Lexicon.
Die Dunkelheit schon der älteren aJchemistischen Schriftstel-
ler ^), die Unmöglichkeit, viele der bei ihnen vorkommenden Aus-
drücke und Bezeichnungen wörtlich und in den denselben ge-
wöhnlich beigelegten Bedeutungen zu nehmen, mag schon frühe
eine Erklärung jener dunkelen Worte wünschenswerth gemacht
haben. Wie berufen dazu , solche Erklärung zu geben , der oder
die Verfasser des jetzt zu besprechenden Lexicons') waren, bleibt
freilich sehr fraglich. Aber ein solches Lexicon findet sich , unter
dem Titel: jiB^txov xatä &eoi%Blov tf^g %Qv6onoitag^ schon in dem
Inhaltsverzeichniss der wahrscheinlich ältesten Sammlung aufge-
führt, wie dasselbe in der Yenetianer Handschrift (vgl. S. 262,
Nr. 42) und in der Escurial-Handschrift B (vgl. S. 274, Nr. 43)
uns erhalten ist (der Aufsatz zu diesem Titel fehlt in der letzte-
ren Handschrift). Es steht unter demselben Titel, unter welchem
es auch*) dem Leo Allatius vorlag, in der Yenetianer (S. 260,
Nr. 30), der Wiener (S. 296, Nr. 21), der Breslauer (S. 298, Nr. 9),
der Altenburger o. Qothaer (S. 301, Nr. 16) und der Münchener
(S. 306, Nr. 13) HandschrifL Es steht unter dem Titel: Ab^ikov
xatä ötoi^x^iov rijg UQcig tixv^s in der Turiner Handschrift (S. 269,
1) Ygl. Synesios' AeuBaerung über die undeutliche Ausdrucksweise des
Democrit oben S. 133, Anmerk. 55. Von der Vielfältigkeit der Ausdrucka-
weise, welche die älteren Schriftsteller zur Verhüllung der von ihnen betrie-
benen Kunst in Anwendung brachten, ist auch bei Olympiodoros die Rede
(Isidis, Christiani et Pappi philosophi jusjurandum chemicum; ed. C. G. Grü-
ner [Jenae 1807]; p. 30: Ol aQ/aiot tijy tixyfjy ixaXv^ay tg noXvnXri^eCq x(by
Xoytoy) und dann bei Stephanos (Grüner a. e. a. 0., p. 31; Ideler's
Physici et medici graeci minores, Vol. II, p. 234: Hdyreg yä^ oi aqx^Xot
ßovXöfieyot x^v^I^m xr^y t^X'^^^i ndyta xatä /niQog iU/iijaay, xai noXvtayvfiiay
iyid^xay; nach Pizimenti's üebersetzung, a. S. 110 a. 0., f. 26 y^: Omnes
enim veteres cum vellent artem celare omnia particulatim honorarunt, mul-
taque nomina imposuerunt).
3) Ich habe auf dieses Lexicon schon in fHiheren Abschnitten dieser
Beiträge wiederholt Bezug genommen, und namentlich S. 154, Anmerk. 33
einige es betreffende Angaben gemacht
^ Vgl 8. 250, Anmerk. 13, Nr. 18.
494 Das worterklärende Lexicon.
Nr. 1) und, wie Ameilhon^) mittheilt, in den Pariser Handschrif-
ten 2275 (S. 284, Nr. 3) und 2325 (S. 285, Nr. 2) ; unter dem Ti-
tel: jds^ixov Tuxta 6toix£iov Trjg Ugag vixvrig ngätov iXXr^KSxL
in Fabricius' Handschrift (S. 279, Nr. 32), und unter dem noch
ausführlicheren Titel: Ab^lkov Tuxzä 6xoixbiov trig [eQÜg tixvrig
TtQ&rov IkXriVLötly iiarakksvvLxbv y väv re (Srnislcov xal r&v ovoiioc-
T(DV in der Florentiner Handschrift (S. 264, Nr. 3) *) und, wieder-
um nach Am eil hon 's Mittheilung«), in den Pariser Handschrif-
ten 2327 (S. 287, Nr. 6) und 2329 (S. 289, Nr. 11). Unter dem
Titel : Ab^ikov Tcata aXq>dßfitov listaXXsvrixov väv ovondtcov Tfjg
^elccg xal tegoig tixvrig hat, nach Höfer's Angabe '), dieses Schrifb-
stück die Pariser Handschrift 2250 (S. 282 , Nr. 9). Dieses Lexi-
con, oder ein ähnliches, kommt noch in mehreren anderen Hand-
schriften vor, ohne dass aus den mir bekannten Angaben für die
letzteren der Titel genauer ersichtlich wäre, unter welchem es in
ihnen steht ; so namentlich in der Escurial-Handschrift A (S. 270,
Nr. 5), in den bei Montfaucon mit 3178 (vgl. S. 286, Anmerk. 95)
und 3185 (vgl. S. 288, Anmerk. 98) bezeichneten Pariser Hand-
schriften , wie auch in der S. 356 f. (vgl. hier) erwähnten, in der
Handschrift Paris-Radulphi (vgl S. 291, Nr. 2), in der Montpel-
lier-Handschrift (S. 293, Nr. 3), in der Leydener Handschrift
(S. 312, Nr. 20 und 24) und in der Handschrift zu Middlehill (vgl.
S. 315). Ungewiss ist mir, ob auch die Pariser Handschrift 2326
ein solches Lexicon enthält (vgl. S. 285, Nr. 4); die Pariser Hand-
schrift 2329, die wie oben bemerkt ein solches Lexicon hat, scheint
ausserdem auch noch einmal eine alphabetisch geordnete Anlage
zu einem solchen, ohne dass die Erklärungen beigefügt sind, zu
^) Notices et extraits des manuscrits de la bibliotheqne nationale ,
T. V [Paris, an Vü], p. 874 ss.
^) Lexicon metallicum secondum ordinem litterarum sacrae artis, signo-
mm et nomin um, quae primum a Graecis usurpata sunt, g^b Bandini den
Titel bei der Beschreibung der Florentiner Handschrift wieder.
<») A. Anmerk. 4 a. 0. Ce qui peut s'expliquer de cette maniere, sagt
Am eilhon vom oben angegebenen Titel: Lexique alphab^tique de Part
di?in, le premier dictionnaire concemant les metaux qui ait et6 compose en
grec, et dans leqnel on tronve l'explication des signes et des noms.
'') Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 256.
Das worterklärende Lexicon. 495
enthalten (vgl. S. 290, Nr. 23). Latemiscbe Uebersetzungen des
Lexicons besitzen die Wiener und die Ootbaer Bibliothek ^),
Diese Aufsätze in den verscliiedenen Handselirifben scheinen
durchweg viel Uebereinstimmendes zu haben, aber keineswegs
sind alle identisch. Doch ist nur für die kleinere Zahl von ihnen
der Inhalt bekannt, oder aus den Angaben über sie mit einiger
Sicherheit zu entnehmen, ob, wie sie die Erklärung der alchemi-
stischen Kunstausdrücke bieten , damit übereinstimmt oder nicht,
wie diese Erklärung in anderen Handscliriften sich findet. — Die
Pariser Handschriften sind auch in Beziehung auf dieses Lexicon
früh und häufig benutzt worden, und relativ gut bekannt ist, wie
es in ihnen steht. Des Salmasius Plinianae exercitationes in
Solini polyhistora [Parisiis 1629] nehmen schon mehrfach Bezug
auf das, was die Pariser Handschriften in diesem Lexicon enthalten.
Du Gange' s Glossarium ad scriptores mediae et infimae graeci-
tatis (Lugduni 1688) enthält eine grosse Zahl von Wortbedeutun-
gen, welche dem Lexicon, wie es dieselben Handschriften haben,
entnommen sind. Ameilhon^) hat über das Vorkommen des
Lexicons in den Pariser Handschriften 2279 , 2325, 2327 und 2329
und über die Verschiedenheiten, welche diese Handschriften ha-
ben, ausfuhrliche Mittheilung gemacht und eine Anzahl Berichti-
gungen zu dem von Du Gange Angegebenen hinzugefugt. Wie
die Pariser Handschriften das Lexicon haben, liegt auch den An-
gaben zu Grunde, welche Höfer ^®) in neuerer Zeit über den In-
halt desselben gemacht hat. — Aber am Vollständigsten ist doch
bekannt, wie die Venetianer Handschrift das Lexicon hat. J.
Ph. d'Orville hat es aus dieser Handschrift abgeschrieben, die
darin enthaltenen Erklänmgen mit den von Du Gange gegebe-
nen verglichen, Auslassungen des Letzteren und Varianten ange-
merkt, und das Lexicon ist nach dieser seiner Abschrift und mit
8) Vgl. oben S. 338.
») A. Anmerk. 4 a. 0.
10) Hifitoire de la chimie, 1. ed., T. I [Paris 1842], p. 251 fl.; etwas mehr
2. ed., T. I [Pftrie \S&')], p. 256 ss. Doch werden hier auch Angfaben über
einige Kunstausd rucke gemacht, welche «ich meines WiBsens nicht in dem
Lexicon vorfinden.
496 Das worterklärende Lexicon.
seinen Anmerkungen durch' B er nard^^) veröffentlicht worden; es
ist dies meines Wissens die einzige vollständigere Ausgabe dieses
Schriftstücks.
In den meisten Handschriften, für welche der Anfang des
Lexicons bekannt geworden ist, beginnt dasselbe mit der Erklä-
rung: *j4q>Qodlrrig önsQiia^ iötlv av%os %akiiov; so namentlich in
der Venetianer und der Florentiner Handschrift, den Pariser Hand-
schriften 2327 und 2329, Fabricius' Handschrift, der Wiener und
der Münchener Handschrift. In anderen Handschriften beginnt
das Lexicon mit einer Erklärung, welche in den ersteren die
zwölfte ist: ^Afpalgsiui inri itltVQU 6ltov; so namentlich in der
Turiner und den Pariser Handschriften 2275 und 2325. In den
beiden letzteren Handschriften ist die letzte Worterklärung: 'Slgel-
Xakoiog iözLV 6 viTtdrivog 6 dia xadfilag yivofievogy und ganz ähnlich
auch in der Venetianer Handschrift"); aber für die Florentiner
wird als Schluss angegeben: ovdiv idti rb 7tQog8ox(6[i£voVy was
das Lexicon der Venetianer Handschrift nicht hat. Zahbeiche
Verschiedenheiten hat für die Pariser Handschriften Ameilhon
einzeln besprochen , und wieder andere ergeben sich bei der Ver-
gleichung seiner Angaben mit dem Lexicon, wie es aus der Ve-
netianer Handschrift veröffentlicht vorliegt**). Bezüglich der
Verschiedenheiten ist aber hier auf Einzelnes nicht einzugehen ; bei
allen Verschiedenheiten scheint doch auch das' Lexicon, wie es in
den verschiedenen Handschriften steht, im Wesentlichen immer
dasselbe zu sein: etwas reichhaltiger an Worterklärungen in eini-
gen, etwas weniger reichhaltig in anderen seiner Formen , und es
liegen nicht einmal Anhaltspunkte dafür vor, ob die, die grössere
Zahl von Worterklärungen enthaltenden Formen als die älteren
oder als die jüngeren zu betrachten seien. Das Alter der Hand-
schriften, welche die verschiedenen Formen haben, ist dafür nicht
massgebend; übrigens hat, wie eben bemerkt, die älteste der be-
^^) Palladii de febribus concisa Synopsis gracce ei latine cam notis J. St.
Bernard. Accedunt glossae chemicae — — [Lugduni Batavorum 1746],
p. 120 sqq.
^2) *Sl^6xaXx6g leuy 6 ytxatybg, 6 &m xa&ftCag y^yofxevoq,
") Vgl. z. B. das bezüglich des Wortes al^dXti S. 233 f., Anmerk. 40 Be-
merkte.
••
Das worterklärende Lexicon. 497
kannten Handschriften, die Venetianer, übereinstimmend mit den
meisten gleich im Anfang eine Anzahl Worterklärungen, welclie
in einigen anderen Handschriften fehlen.
Was nun die Worterklärungen selbst betrifft, so lehren sie
leider sehr wenig; die Undeutlichkeit, welche bereits Reine-
sius^^) zum Vorwurf machte, lässt sie in der That fast alle als
ziemlich werthlos für das Verständniss der griechischen alchemi-
stischen Schriften erscheinen. Die erklärenden Worte bedürfen
gewöhnlich ihrerseits ebensowohl wieder einer Erklärung, wie die
angeblich erklärten*^). Als Synonymen-Lexicon vielleicht richti-
ger, wie als worterklärendes, ist das Wörterbuch in vielen seiner
Angaben zu betrachten: einem Worte, dessen Bedeutung als bes-
ser bekannt erscheint, sind oft andere weniger verständliche Aus-
drücke als Dasselbe bezeichnend zur Seite gestellt ^^); und viel-
fach sind älteren alchemistischen Schriften Sätze und Aussprüche
entnommen, in welchen verschiedene Worte als anscheinend Das-
^^) In seinem 1634 abgegebenen Gutachten über den Inhalt der Alten-
burger o. Gothaer Handschrift; vgl. Anmerk. 18. Später wird von Reine*
siuB in Dessen Variarum lectionum L. III. [Altenburgi 1640], p. 584 das Le-
xicum vetas chemicum als eins genannt, quo Synonyma artis pleraque airt'
yfittTd}&rj traduntur.
1^) Es mögen einige, nach der ersten (oben mitgetheilten) folgende Wort -
erklärungen, wie sie das Lexicon der Venetianer Handschrift hat, beispiels-
weise hier stehen:
*Ah.cßctmq6q^ iaT$y ä<rßs<nog, ^ dno x(bv qikah(jiiv tCbv dy&yy xal SXag
äyd^toy, xal äXag dfÄoy^axoyj xat äXag xo^yöy.
"Aaßeffzog i^/noD x&y dxby iauy i^ al&aXovfÄiyri cf»' S^ovg xal fiXta-
Co/LtiyTj, XQBCtttay yüQ iaxty XQVCov,
'JXag ßy&$6y iatty d-üXttC<ray xal &Xf4fj, xal 5Aog äxyfj-
^Ag)qog naytog et&ovg latly i&QÜQyvQog.
^AQyvQhoy yäfiay ald^üXtj S-eiov xal v&QaQyvQOV,
"Aarjfjiög taxiy 6 log dno toi) al&dXtig.
"Axiäg äyd^og Xa/dg tatty.
'Ayd^og /«AxoC xaXäxay^oy xal /ailx»?Tc?^*»' xal nvQitijg xal &eToy
Xivxby olxoyofirj94y iatty.
"AXag iaxly x6 ScxQaxoy toö tooiJ, xb S^eioy cf« xb Xevxby, /«Axav-
^01^ (fc 6 XQÖxog avxot.
^Ay&Qo&dfiag iaxly nvqixriq xal dQffiytxoy,
^^) So z. B. in der Angabe: NCxqoy Iaxly &e7oy Xevxby no&ovy x^^^^*^
daxCaaxoy,, xb avxb dg)Q6y$XQoy xal ^vxiyrj yfj.
Kopp, Boitr. z. Oe«ch. d. Ghem. 32
498 Das worierklärende Lexicon.
selbe bedeutend vorkommen oder fiir ein Wort durch sonst noch
Gesagtes Etwas Erläuterndes gegeben zu sein scheint. Dem Du
Gange hat aber Am eilhon mit Recht zur Last gelegt, dass der
Erstere oft auf die Autorität des Lexicons hin verschiedene Worte
als synonym angegeben hat, ohne genügend darauf aufmerksam
zu machen, dass die Synonymie der Worte nur in dem alchemi-
stischen Jargon statt hat und nicht etwa für ilie Bedeutung,
welche dem einen der Worte sonst gewöhnlich zukommt. Jeden-
falls aber schöpft Der, welcher Kunstausdrücke der 'griechischen
alchemistischen Schriften nicht versteht, wenig Belehrung aus der
Consultation dieses Lexicons, welches unverständlich ist, da wo
es Eine, und vollkommen verwirrend, da wo es mehrere Erklä-
rungen für einen solchen Ausdruck giebt; denn mehr wie ein
Dutzend s. g. Erklärungen findet man dafür, was ^elov an sich
oder mit verschiedenen Zusätzen bedeute, und fast ebenso viele
ganz verschiedene Angaben darüber, was das ^elov vStog sei^^).
Wann dieses Lexicon abgefasst worden sei, lässt sich nicht
angeben. Gewiss indessen ist es älter, als dies von Reinesius
angenommen wurde, welcher 16341«) meinte, es sei vor etwa 250
Jahren verfasst worden. Steht es doch schon in der, aus dem Uten
oder 12ten Jahrhundert stammenden Venetianer Handschrift, und
in diese nachweislich aus einer noch früheren Sammlung (vgl.
oben S. 324 f.) übergegangen. Aber Genaueres darüber, wann, oder
gar von wem, dieses Lexicon verfasst sei, wissen wir nicht.
17) Vgl. S. 470 f., Anmerk. 208.
1^ In seinem Gatachten über den Inhalt der Altenbnrger o. Goihaer
Handschrift (vgl. S. 298 f. ; bei Gyprianus p. 98): „Das lexicon aber ist eines
recentioris autoris, etwa für 250 jähren, auch darinnen viel ungereimten din-
ges und überaus falsch geschrieben«. Dieser Angabe folgte Morhof (Poly-
histor literarius [Lubecae 1695], P. I, p. 112). Mit ihr steht doch nicht recht
in Einklang, dass bei Reinesius selbst einige Jahre später das betreffende
Schriftstück als Lexicum vetus chemicum angeführt wird (vgl. Anmerk. 14).
Die Erklärung der alchemiBtischen Zeichen. 499
ie Erklärung der alohemistisohen Zeichen.
Für das im Vorstehenden besprochene Lexicon könnte man,
nach der Ueberschrift unter welcher es in einigen Handschriften
steht (vgL S. 494), vermuthen, es enthalte auch eine Erklärung
der Zeichen (räv öi^iislav), welche in den griechischen alchemisti-
schen Schriften so häufig vorkommen und sie nach dem Zeugnisse
derer, welche sich mit dem Studium derselben beschäftigt haben,
so schwer lesbar machen i»). Nach Allem, was ich über den In-
halt dieses Lexicons in den verschiedenen Handschriften erfahren
habe, enthalt es eine Erklärung dieser Zeichen nicht; wohl aber
steht eine solche als ein besonderer Aufsatz in einer ziemlich
grossen Zahl von Handschriften.
Die älteste Form der Sammlung griechischer alchemistischer
Au&ätze enthielt, wie ich bereits S. 325 erinnert habe, diese Er-
klärung der chemischen Zeichen noch nicht. Aber in späteren
Sammlungen steht sie: unter der Ueberschrift: ^Egfitivala tciv ötj-
{jlbL(ov xrig Ugäg tixvtig in der Turiner Handschrift (S. 269, Nr. 12),
der Escurial-Handschrifb A (S. 270, Nr. 4) und der Pariser Hand-
schrift 2275 (S. 284, Nr. 2) «<>), unter der etwas erweiterten XJeber-
^*) Namentlich gilt dies für die später gefertigten Handschriften, für de-
ren Schreiber jedes Yerstandniss der Zeichen fehlte und in welchen signa
chemicorum passim perperam expressa sunt, adeoque toti sermoni caliginem
vix snperabilem etiam intelligentibus et sagacibns lectoribus obdncunt, wie
Fabricius (Bibliotheca graeca, Vol. XII [Hamburgi 1724], p. 747) bedauert.
Das Donkel wird noch dicklicher, wenn statt eines chemischen Zeichens ein
ähnlicher griechischer Bochstaben, und dann statt des letzteren eine andere
Form desselben gebraucht wird. Man hat sich weniger zu wundem, wenn
man statt der Zeichen-Erläuterung: © ;^(»v<ro5 - - geschrieben oder auch ge-
druckt findet Ö XQ^^^^ ' ' (ö ist allerdings eigentlich ein Zeichen für ^sToy);
aber für Den, der sich dieser Licenz nicht bewusst ist, hört alles Verständ-
niss auf, wenn statt der Form 6 des Theta die Form ^ gebraucht wird und
(z. B. in Hardt's Beschreibung der Munchener Handschrift, a. S. 305 a. 0.,
p. 28) angegeben wird, die oben in Besprechung stehende Zeichen-Erklärung
beginne mit: 3- /(»vcr^; - -. — Einige Proben der ünverständlichkeit solcher
Zeichenschrift vgl. S. 306, Nr. 19 u. 20.
20) Nach Am eilhon in Notices et extraits des manuscrits de la biblio-
theque nationale, T. V, [Paris, an YII], p. 368.
82*
500 Die Erklärung der alcbemisti sehen Zeichen.
Schrift: 'EQfiYivela t6v öripislcov xrig tsgag rixvrjg xal xQv6ovkov
ßlßJiov^^) in der Florentiner (S. 264, Nr. 2), Fabricius' (S. 279,
Nr. 31), den Pariser Handschriften 2327 (S. 286, Nr. 5) und 2329
(S. 290, Nr. 12)22), der Altenburger o. Qothaer (S. 302, Nr. 29)
und der Münchener (S. 306, Nr. 25) Handschrift, unter der sehr
ausführlichen Ueberschrift: Srnisla rrig imözTJfi'ng täv iyxeiiiivcav
iv roig Tsxvrixotg övyyQoinnaöL tcov qptAo<Joqpcör , xal ndXiöta rr^g
TCUQ avTolg kayoiiivr^g (pLXoiSoq>lag in der Venetianer Handschrift
(S. 259, Nr. 3). Sie steht, ohne dass aus den mir vorliegenden
Angaben die griechische Ueberschrift zu entnehmen wäre, auch
in der Pariser Handschrift 2325 (S. 285, Nr. 1) «»), in den bei Mont-
faucon mit 3178 (vgl. S. 286, Anmerk. 95) und 3185 (vgl. S. 288,
Anmerk. 98) bezeichneten Handschriften wie auch in der S. 356 f.,
(vgl. hier) erwähnten , in der Montpellier- (S. 293 , Nr. 2) und in
der Leydener (S. 312, Nr. 22) Handschrift; Lambeck«*) giebt an,
dass die kaiserl. Bibliothek zu Wien, so weit sich ersehen lässt
ausserhalb der die grosse Sammlung griechischer alchemistischer
Aufsätze enthaltenden Handschriften, omnium characterum chy-
micorum accuratum indicem manuscriptum besitzt, cum adjuncta
brevi explicatione latina, von demselben Anonymus, von welchem
diese Bibliothek ziemlich viele Aufsätze jener Sammlung in
lateinischer Uebersetzung hat. Ein Fragment dieser Erklärung
hat die Pariser Handschrift 2326 (S. 285, Nr. 3)2*); eine Anlage
zu derselben : die Erläuterung der chemischen Zeichen ohne dass
die letzteren selbst eingetragen sind, die Pariser Handschrift
2250 (S. 282, Nr. 10).
Der Anfang dieser Erklärung scheint immer zu sein: 'y^QXV
liiv O XQ^^^S ^^); aber in einigen Handschriften 27) wird
2^) Weniger richtig übersetzte diese Ueberschrift Hardt bei der Be-
schreibung der Münchener Handschrift: Explicatio signoram sacrae artis et
aurei libn, richtiger Bandini bei der der Florentiner Handschrift: Inter-
pretatio signoram sacrae artis et libri de auro coniiciendo.
22) Nach Ameilhon a. Anmerk. 20 a. 0.
^) Der Anfang des Aufsatzes findet sich, da das erste Blatt dieser Hand-
schrift fehlt, nicht in derselben; vgl. Ameilhon a. e. a. 0.
**) Commentar. de biblioth. caes. vindobon. L. VI., ed. Kollarii p. 433.
25) Kach Ameilhon a. Anmerk. 20 a. 0., p. 369.
26) So namentlich in der Florentiner Handschrift, den Pariser Handschrif-
Die Erklärcmg der alchemistischcn Zeichen. 501
vorher noch durch die Worte: TOp« zavza ra örj^sh xai voet xa-
k&S zu richtigem Verständniss ausdrücklich ermahit. Was dann
folgt, ist nicht in allen Handschriften durchweg (asselbe: Zu
dem , was allen gemeinsam zu sein scheint und mit der Angabe
des Zeichens für das Wort ^lvi<s^a endet'®), haben enige*») noch
eine zweite Reihenfolge von Zeichen-Erläuterungen, in Vergleiche
zu der ersten theilweise andere Zeichen für dieselben Dinge oder
Begriffe bietend, theilweise Zeichen für solche SacheL, welche in
der ersten Reihenfolge fehlen ^o).
Diese beiden Reihenfolgen von Zeichen und ErKuterungen
derselben hat Du Cangein einem Anhang zu seinem Glossarium
ad scriptores mediae et infimae graecitatis^*) veröffertlicht. In
dieser Veröffentlichung sind viele Fehler, wie Du Gange, welcher
die Herausgabe dieses Werkes nicht überwachen konnte, selbst
erkannte und Montfaucon^') warnend hervorhob. Viele Zeichen
haben Erläuterungen neben sich stehen, welche eigentlich nicht
für sie sondern für nachstehende gelten , und viele Zeichen sind
dadurch fehlerhaft angegeben, dass in ihnen andere Buchstaben,
als die richtigen, gesetzt sind. Aber die Fehler beruhen nicht
alle auf unrichtiger technischer Ausfuhrung, wenn auch, abgesehen
von der irrigen Abbildung vieler Zeichen, manche Confusion da-
ten 2275, 2327 und 2329 (nach Ameilhon a. a. 0., p. 368), der Münchener
Handschrift.
37) So in der Pariser Handschrift 2275 (nach Ameilhon a. a. 0.) und in
der Altenburger o. Gothaer.
28) Wie dies namentlich för die Pariser Handschriften 2276 und 2325 der
Fall ist (nach Ameilhon a. a. 0.), aber u. a. auch für die Münchener Hand-
schrift.
29) So die Pariser Handschriften 2327 und 2329 (nach Ameilhon a. a.
0.). Auch für die Zeichen -Erklärung, wie sie in der Florentiner Handschrift
steht, wird der Schluss anders angegeben, nämlich: no&rjyby n. (superscr. lit-
tera o.) ^riQoy | (bei Bandini a. S. 263 a. 0., p. 348); d. L, wie aus Du
Gange 's Veröffentlichung der Zeichen zu ersehen, der Schluss der zweiten
Reihenfolge.
80) Nach Ameilhon a. a. 0., p. 368.
31) T. n [Lugduni 1688], in dem zweiten besonders paginirten Anhang,
p. 8—16 desselben; nicht ganz vollständig, nach dem von Ameilhon a. An-
merk. 20 a. 0., p. 869 Bemerkten.
82) Palaeographia graeca [Parisiis 1708], p. 375. Die Warnung ist wie-
derholt in Fabricii Bibliotheca graeca, Vol. XH, p. 768.
502 Me EIrklärang der alchemisiischen Zeichen.
durch veranlafiBt sein mag, dass die Zeichen mittelst einer Kupfer-
platte, die ErUärungen typographisch neben einander auf diesel-
ben Blätter gedruckt sind und beides nun oft schlecht oder gar
nicht zusamiren passt. Ameilhon, welcher diesem Gegenstand
eine besondere Besprechung gewidmet hat '') , hat nachgewiesen,
dass bei DuJange nicht bloss die chemischen Zeichen oft unrich-
tig wiedergegeben sind, sondern dass der Text der zugehörigen
Erläuterungen auch oft unrichtig mitgetheilt ist; dass manchmal
für eine gaize Reihe verschiedener Zeichen, welcher in den Hand-
schriften dann die Reihe der entsprechenden erläuternden Worte
folgt, bei Du Cange nur das erste dieser Worte angegeben ist, so
als ob es alle jene, doch ganz Verschiedenes bedeutenden Zeichen
erkläre; u. s. w. — Einige dieser alten chemischen Zeichen hat,
mit beigefügter französischer Erläuterung, auch Höfer«*) mitge-
theilt. — Dafür, eine Vorstellung von ihnen zu vermitteln so weit
dies hier möglich ist, scheint es mir am Angemessensten, unten
aufzunehmen, was Am eilhon darüber sagt, welcher sich wohl
am Eingehendsten mit diesem Schriftstücke, wie es die Hand-
schriften haben, beschäftigt hat«*). Dem will ich nur sehr Weni-
ges hinzufugen, auf Grund des mir aus den eben erwähnten Schrif-
A. a. 0., p. 370 BS.
^) HiBtoire de la chimie, 1. ed., T. I, p. 253 b.; 2. ed., T. I, p. 259 b.
«^) A. a. 0., p. 366 s.: Les ancieiiB chimiBtes ou alchimisteB ne Be con-
tentoient pas de cacher leurdoctrine boub levoüe d'un langage obscar, figurS
et enigmatique. Poor muliiplier les difficultes, et rendre la lecture de learB
livreB moins familiere, ils avoient encore imagine des caracteres particoliers
qu'ilfl appeloient atifiBla^ eignes, Ces signes sont de divers genres, et plu-
sieurB paroissent tenir da langage hieroglyphiqae; peut-etre meme ont-ils une
origine egyptienno: ce qai est d'autant plus vraisemblable, que ce sont les
Egyptiens qui ont instruit lesGrecs dans cette science, commedans beaucoup
d'autres. Parmi ces caracteres, il s'en troave qui sont une image de la chose
representee. Par exemple, pour exprimer la mer, on trace trois lignes po-
sees horizontalement l'une sur l'autre, et qui paroissent avoir ^t^ formees par
une main tremblante; ce qui imite les ondulations d'une masse d'eau agit^e.
L'urine, o^qov, a poor caractere une image grossiere de l'organe meme qui
sert ä l'expulser. Un oeuf est representö par un cerole qui en contient un
plus petit, lequel figure le jaune. Un petit cercle, surmont^ d'un trait en
arc, represente bien clairement l'oeil. Un cercle entoure de points, qui sont
comme des pointes, sert a designer le vinaigre, 6'|og. Les anciens chimistes
cmployoient ces figures symboliques pour representer non seulement des
Die Erklärung der alchemistischen Zeichen. 503
ten und sonst aus Angaben über die alchemistischen Handschrif-
ten über diese Zeichen bekannt Gewordenen, was mir von einiger
Erheblichkeit zu sein scheint und namentlich die Verschieden-
artigkeit der Zeichen für dieselbe Substanz und die Aehnlichkeit
der Zeichen für verschiedene Substanzen betrifil.
Uebereinstimmend damit, wie später gewöhnlich das Oold
bezeichnet wurde, kommt das Zeichen Q für dieses Metall auch
schon in griechischen alchemistischen Handschriften vor; aber die
Zeichen-Erklärung, wie sie aus den Pariser Handschi*iften bekannt
geworden ist, hat für das Gold immer die Scheibe der Sonne
mit einem ausfahrenden Strahl: (5^, und das Zeichen Q wird dar-
in selbst mit: xiwdßaQig erläutert, für welche letztere Substanz
auch noch das ähnliche Zeichen Q aufgeführt wird. Als Zeichen
choses, mais encore des actione. Ainsi, une ligne trac6e en Spirale signifie
XbCoh/ov^ c'est k dire pulvMsez^ broyez; parce qu'en efifet ce eigne figure as-
sez bien le mouvement circulaire d'un bras qui broie quelque substance. —
11 est ä remarqner qae plusieurs des caracteres employcs par nos chimistes,
sont a-peu-pres les memes que ceax qui se trouvent dans les manuscrits dont
nouB noos ocoupons; ce qui peut donner lien de croire que ces caracteres ne
leur viennent pas des Arabes: ils les tiennent de nos anciens alchimistes qui
s'en senroient long-temps avant que les Arabes se fussent livros ä l'etude des
Sciences. Au reste on ne dira pas que ceux dont nous allons parier soient
Arabes d'origine, puisque ce ne sont que des mots Grecs tres-abröges; par
exemple un J7 m^juscule, avec un o-micron ou petit o dans son centre, signi-
fie notafjtoq^ fleuve\ deux xdTTTra surmontcs chacnn d'un o-micron^ signifient
mqoxoq^ le Safran, Un N miguscule traverse perpendiculairement par un q
signifie vBqoy^ qui vent dire, dans les auteurs du moyen äge, de Veau; un
cercle avec un x dans le müieu, indique xvxXäjusyoyj plante que nous appe-
Ions aujourd'hui cyclamen, Dans le nombre de ces eignes, ü en est qui sont
mixtes ou composes; la figure hieroglyphique y est accompagnee d'une ou de
plusieurs lettres indicatives, par abbrcviation, du mot qui nomme la chose
represent^e. Ainsi, pour designer /(»vcroxcxav^^f'o;, qui signifie de Vor Ms-
pur ou qui a passe par le creuset, on figure le Symbole de Tor, c'est-ä-dire
qu'on trace un rond indiquant le disque du soleü, avec un angle tres-aigu
qui represente un rayon plac^ sur le cöte gauche du disque: puis on met au-
dessous de ce meme rayon un xdnna, qui est la premi^ire lettre de xexavfii-
yog. Ainsi, pour designer la litharge, en grec U&dQyvQog^ on ecrit un Jy
premiere lettre de XCS^og, suivi d'un oroissant dont les pointes son toumees
de gauche ä droite, ou vers la marge exterieure du livre, Symbole de Par-
gent. — Ces observations peuvent aider beaucoup la memoire, et y fixer l'i-
mage des signes avec lesquels ü est bien essentiel de se familiariser avant
d'entreprendre la lecture de ces manuscrits Grecs.
504 Die Erklärung der alchemistischen Zeichen.
des Silbers iöt hier ( angegeben, und das Zeichen ]) , welches
später gewöhnlich, und wie es scheint auch schon manchmal in
den hier besprochenen alchemistischen Handschriften, für das Sil«
ber gebraucht wurde, steht hier mit: vdgaQyvQog erläutert. Aus
der Verwechselung dieser beiden Zeichen, resp. der ihnen zukom-
menden Bedeutungen, ist viele Confusion hervorgegangen. Ein dem
später für Quecksilber gewöhnlich gebrauchten Zeichen ( JJ ) ziem-
lich ähnliches: ^ wird hier »«) unter den Zeichen aufgeführt, durch
welche Zinn („xacJ/ri^^Off*') ausgedrückt werde. Von den Zeichen
^ und V°, welche als Blei bedeutend da angegeben werden, hat
höchstens das erstere einige Aehnlichkeit mit dem später für Blei
in Anwendung gekommenen Zeichen ij , und es kommt noch ein-
mal, als auch övlfifu xonuxov bezeichnend, vor. Dem später für
Kupfer gewöhnlichen Zeichen 9 ist aber das für dieses Metall in
der Zeichen - Erklärung stehende 2 ^^^ diesem das dafür in
den Handschriften sich findende 9 sehr ähnlich. — Das hier An-
geiiihrte bezieht sich auf Zeichen, die in der ersten der beiden
oben besprochenen Reihenfolgen von Erläuterungen stehen. Die
zweite Reihenfolge hat relativ wenige Zeichen für chemische Be-
nennungen und Kunstausdrücke, viele für Pflanzennamen und eine
grössere Zahl von Zeichen, welche eigentlich nur Abbreviaturen
für auch sonst gewöhnlich vorkommende Worte sind; von diesen
sind einzelne allerdings später auch noch zu chemischen Kunst-
ausdrücken geworden, und es hat etwas Anheimelndes, in dieser
Zeichen-Erklärung auch Zeichen zu finden, welchen als erläuternde
Worte ßQOfiog (nicht ßgäiiog) und xXoqov beigeschrieben sind.
Ueber die Zeit, in welcher diese Zeichen - Erklärungen ver-
fasst worden sind, ist Nichts bekannt. Höchst wahrscheinlich
ist nur, auf was schon oben hingewiesen wurde, dass diese
Zeit eine spätere war, als die, in welcher die erste Samm-
lung griechischer alchemistischer Aufsätze zusammengestellt wurde,
die dann in so verschiedenen Formen sich weiter verbreitete (vgl.
oben S. 325 ff.); wahrscheinlich auch, dass die seltener vorkom-
8^ Nämlich bei Du Gange a. o. a. 0. So auch in Höfer's Histoire de
la chimie, 1. ed., T. I, p. 253 und 2. ed., T. I, p. 259, aber am letzteren Orte
wird auch ein ganz ähnliches Zeichen ^ als QuecksUber bedeutend aufge-
führt.
Die Erklärung der alchemistischen Zeichen. 505
mende, oben als zweite bezeichnete Reihenfolge von Erläuterun-
gen späteren Ursprungs ist, als die gewöhnlich in den Handschiif-
ten sich findende, welcher sie in gewissem Grade zum Supple-
mente gereicht. Wenn Wagner eck (vgl. S. 304) den FselJos
als den Verfasser einer derartigen Zeichen-Erklärung nennt, so ist
dies unzweifelhaft ein Irrthum, wohl veranlasst dadurch, dass in
mehreren Handschriften s?) eine solche unmittelbar auf einen Auf-
satz des Michael Psellos folgt, dies auch bei der von Wag-
nereck eingesehenen der Fall gewesen und von ihm irrthümlich
jene Erklärung und dieser Aufsatz als zusammengehörig betrach-
tet worden sein mag. Wenn man auf „die anonymen Verfasser
einer SQ[iriveia rav 6rj(iel(ov rijg UQoig rixvtig xal xQ'^^ovkov ßlßkov**
Bezug genommen findet 3»), so hat die Mehrzahl hier nur etwa in
sofern Berechtigung, als uns zwei Reihenfolgen von Zeichen -Er-
klärungen erhalten sind, welche wohl auch verschiedene Verfasser
haben; aber für die Annahme, die unter der angegebenen XJeber-
schrift am Häufigsten sich findende Erläuterung der chemischen
Zeichen sei von Mehreren verfasst, liegt meines Wissens keine
Veranlassung vor.
3"^ So z. B. in der Montpellier-, der Alteuborger o. Gothaer und der
Münchener Handschrift.
^) So in Gras 8 e' 8 Lehrbuch einer allgemeinen Literärgeschichte, II.
Bds. 1. Abtheil. [Dresden u. Leipzig 1839], S. 545.
Ein alchemistisches BäthseL
Bei Georgios Synkellos im 9ten Jahrhundert findet sich
bezüglich der Einweihung des Democrit in dem Tempel zu
Memphis eine Erzählung i), nach welcher auch die Jüdin Maria
und Fammenes an dieser Feierlichkeit Theil genommen hätten;
diese drei hätten über die Geheimkunst geschrieben, und zwar
seien Democrit und Maria um der vielen und klugen Räth-
sel willen von dem Ostanes gelobt worden, unter welchen
die Kunst von ihnen verhüllt worden sei, Pammenes aber
sei seiner allzu deutlichen Schreibweise wegen getadelt wor-
den. Was der Letztere so unvorsichtig offen geschrieben hat,
scheint wirklich auf den Index gekommen zu sein und ist uns
leider nicht erhalten, während wir den allerdings sehr räthsel-
haften alchemistischen Au&atz des Democrit und einzelne unver-
ständliche Aussprüche der Maria in den Sammlungen noch ha-
ben. Dass das, was Democrit geschrieben, alvlyfiava (ivötixd
habe, wird in dem Eingang der Schrift ausdrücklich anerkannt,
welche][als von Jenem an den Leukippos gerichtet in mehreren
Sammlungen steht*). Wenn gleich in dem Anfange der S. 428 ff.
besprochenen Schrift des Olympiodoros hervorgehoben wird').
1) Ich habe sie S. 408, Anmerk. 133 mitgeiheilt.
a) Vgl. 8. 126 f., Anmerk. 45.
3) Die betreffende Stelle haben Fabricius (Bibl. gr., Vol. XII, p. 764),
Grüner (Isidis, ChriBtiani et Pappi philosophi jusjurandum chemicum [Jenae
1807], p. 80 & 65) und Uöfer (Uistoire de la cbimie, 2. ed., T. I, p.527) mit-
getheilt.
Ein alchemistischeB Rätbsel. 507
dass es den Alten Gebrauch gewesen sei, die Wahrheit unter Alle-
gorien und Räthseln zu verhüllen, so findet sich doch dieser Ge-
brauch nicht etwa auf die älteren Schriftsteller beschränkt, son«
dem die späteren gefielen sich auch in räthselhafter Ausdrucks-
weise, ganz bewusst und es selbst betonend Dass er in Räthseln
sprechen wolle, kündigt z. B. Stephanos da an*), wo er die
Ausführung der Aufgabe der Alchemie in einer höchst unver-
ständlichen Allegorie darzulegen angiebt ; dass die alchemistischen
Schriften in Räthseln geschrieben seien, wird auch sonst noch in
solchen selbst wie Etwas Selbstverständliches ausgesprochen*).
Aber nicht nur räthselhaft ist häufig die Sprache der alche-
mistischen Schriftsteller, sondern ganz eigentliche Räthsel finden
sich bei ihnen, deren richtige Lösung zugleich auch die Ei-kennt-
niss des Wichtigsten für die Realisirung der der Alchemie ge-
steckten Aufgabe in sich schliessen sollte.
Unter diesen Räthseln ist namentlich eins, welches in der al-
chemistischen Litteratur eine wichtigere Rolle spielt. Es kommt
am Frühesten ^ , aber gewiss nicht in alchemistischem Sinne, in
dem ersten Buche der Sibyllinischen Weissagungen vor, eines
Complexes orakelhaft oder prophetisch gefasster Erzählungen und
Aussprüche, für dessen uns erhaltene zwölf Bücher verschiedene,
theils jüdische, theils christliche Verfasser anzunehmen sind, welche
in verschiedenen Zeiten, dem 1 ten bis 3 ten Jahrhundert unserer Zeit-
*) Im neunten Stucke seiner Schrift über Goldbereitung; in Ideler's
Physici et medici graeci minores, Vol. IL p. 249 (iy alyfy/naat &k äQ^ofiat toC
liY6ty)f in Pizimenti's Uebersetzung f. 62 v^ (in aenigmatibus autem exor-
diar diccre).
5) So z. B. in dem in Fabricius' Handschrift (vgl. S. 280, Nr. B8) stehen-
den anonymen Aufsatz ne^l tijg ^sCag tix^^s i^t&y ^tXoaögjtjy) , welchen auch
die Florentiner Handschrift (S. 265, Nr. 27) hat; aus letzterer Handschrift
hat Bandini (a. S. 263 a. 0., p. 363 sq.) ein etwas grösseres Stück des An-
fangs mitgetheilt.
6) Wenn Hof er (Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 229) bei Mitthei-
lung des Theils des Räthsels, welcher zuletzt wohl auch allein angeführt
wurde (vgl. Anmerk. 38), zu den einleitenden Worten: Voici une de ces eni-
gmes, attribuees ä la Sibylle das Citat giebt: Plut. in Is. et Os., so hat man
daraus nicht etwa zu schliessen, dass solche später in chemischem Sinne ge-
deutete sibyllinische Räthsel, oder namentlich das oben besprochene, schon
in Plutarch's Schrift über Isis und Osiris vorkämen; es findet sich darin
Nichts auf diesen Gegenstand zu Beziehendes.
f/th Vau ak&««u»o*dM» Bäsiad.
M^flmti/ig, j*^ß:Un*:\ß^^t r*^^y, A^^teeres in die uns jetzt vorliegende
Koriii ^#;^ra/;kt bai>ei]L Auf dksieD Gegeostand ist hier nicht wei-
ter isitr/MH^hffU ^), I/aui erste Boefa dkser Wei«aigangen, welches
WAhvHchfnuUdi yrm einem Christen an dem Ende des zweiten oder
trri Anfange den dritten Jahrhunderts Ter&sst ist'j, enthalt nnn
na/;h d^^ Angabe, wie nai(^h der ersten Generation schleditere nnd
schhx;htere Geschlechter der Menschen »di folgten, einen Aus-
Npruchy welchen Gott vom Himmel herab an Noah gethan habe:
mit der Aufforderung, allen VoDcem Bosse za predigen, der Kund-
gc*bufig, da88 das Menschengeschlecht sonst doich Ueberschwem-
niungon vernichtet werden solle, und dem Befehl an Noah, zur
Ilettung seiner selbst und seiner Verwandten eine hölzerne Woh-
nung zu bauen, worauf in diesem Ausspruche sich Grott an Noah
in seiner Grösse als Herrscher der Natur offenbart, unter Zufii-
gung rler Worte:
'fjwia yga^iiuct* b%o' Tergaövllaßog elfw voei lu,
At XQBlg ai ngätai ovo yQOfiiiat' b%ov6iv ixaöttiy
7/ XoiTifi de xa Xoixa, jcai aiöiv aq>&va 8i xivte'
Tov navzog ö'aQi%yLov ijuctaviadeg eUsi dig oxro,
Kai XQBlg xqlg dixcciBg, öuv Y ^'*^^ TSmvg de xlg ei^ly
Oix »livrixog eöij x^g xoq' ifiol 6oq>lfig^).
^ Vgl. bezuglich der länger bekannten ersten acht Bücher Fabricii Bi-
blioih. gr., Vol. I, p. 198 fqq.; ed. Harles, VoL I, p. 257 sqq.; Schöirs Ge-
ichichto der griechischen Litteratar, Bd. I [Berlin 1828], S. 33 ff.; Bernhar-
dy's GrundrisB der griechischen Litteratnr, 11. Theil [HaUe 1845], S. 294 ff;
aber namentlich bezüglich derselben and der erst in neuerer Zeit (1828) be-
kannt gewordenen vier anderen (als 11. bis 14. bezeichneten) Bücher Fried*
lieb 's: Die sibyllinischon Weifsagnngen [Leipzig 1852].
«) Vgl. Friedlieb a. a. 0., 8. XXI f. und LXXI.
*) So bei Fried lieb a. a. 0., 8. 14; so aach (nur mit dem etwas ande-
ren Schlüsse : (ffp ^sCriq naq^ ijnoC ye ao^irig) in Sibyllina oracola, ex vett
oodd. aucta, renovata, et notis illostrata a Joh. Opsopoeo, com interpreta*
tiono latina 8eb. Gastalionis [Parisiis 1607], p. 171. Des (1563 zu Basel
gestorbenen) Castalio hier beigefügte Uebersetzung (sie steht a. a. auch im
Anhange tu: De oraoulis gentiliam et in specie de Taticinüs sibyllinis libri
tret, autore Dan. Glasen [Helmstadii 1678], p. 5) lautet:
Sunt elomcnta novem mihi, sum tetrasyllabus autem
(Peroipe me) primae tres syllabae efficiuntur
£x binis omnes elementis : cetera restant
Ein alchemistisches Räthsel. 509
Welcher Name oder welches Wort unter diesem Räthsel
versteckt sei, darüber sind sehr verschiedene Ansichten aus-
gesprochen worden. Nicht übersehen blieb die Schwierigkeit,
dass vielleicht das zu findende Wort ein hebräisches sei, und
welche Zeichen der hebräischen Schrift dann als Vocale, und
Zahlen bedeutend, zu nehmen wären i^). Aber überwiegend
glaubte man, in der griechischen Sprache, in welcher die Sibyl-
linischen Weissagungen geschrieben sind, sei das Wort zu suchen,
welches neun Buchstaben, worunter fiinf Consonanten, und vier
Sylben hat, von welchen letzteren die ersten drei zwei Buch-
staben haben, die vierte drei, und für welches weiter die Summe
der Zahlen werthe der Buchstaben = 1697 sei, wenn der oben ge-
gebene Text beibehalten wird, oder = einer anderen Zahl, welche
gewissen Varianten oder Conjecturen, die jenen Text abändern,
entspreche 1*). *Avi%^mvog (unaussprechbar) wollte man darunter
In reliqnis: qnomm sunt non vocalia quinque.
Totius numeri bis sunt hecatontades octo,
Et ter tres decades, cum septem. Si scieris me,
Non te, qua potior, sapientia dia latebit.
Fried lieb hat a. a. 0., S. 15 die Uebersetzunsf gegeben:
Buchstaben zähle ich neun; viersylbig ich bin: Nun erkenn mich.
Welche von dreien zuerst, hat zwei der Buchstaben jede,
Und was übrig die anderen fasst; aber fünfe sind lautlos.
Aber die Summe der Zahlen enthält Achthunderte zweimal,
Dreimal dreissig dazu mit sieben. Und weisst du Wer ich bin,
Dann bist du nicht uneingeweiht in die göttliche Weisheit.
10) Diese Schwierigkeit wird namentlich hervorgehoben in den Anmer-
kungen, welche sich nach der lateinischen Uebersetzung der Weissagungen
im Anhange zu Glasen' s in Anmerk. 9 citirter Schrift finden (p. 96 des-
selben): Da Gott den Noah vor dem Aufkommen verschiedener Sprachen
angeredet habe, müsse er es in der damals allein vorhandenen, der hebräi-
schen, gethan haben, was die oben kurz erwähnten Schwierigkeiten der Deu-
tung involvire; oder aber es müsse das ursprünglich hebräisch Gesprochene
von der Sibylle dem Griechischen, unter Zugrundelegung eines griechischen
Namens Gottes, accomodirt worden sein. Welcher Name in dem Räthsel
versteckt sei, sei unbekannt.
11) Eine Anzahl solcher Deutungen findet man namentlich zusammen-
gestellt in den Anmerk. 9 citirten Anmerkungen des Opsopoeus zu den si-
byllinischen Weissagungen, p. 11 sqq. derselben; in G.W. Wedel's Exercita-
tionum medico - philologicarum Dcc. TX. [Jenae 1699], p. 48 sqq.; femer in
510 Ein alchcmistisches Rätlisel.
verstanden wissen ^^), welches Wort der Zahl 1696, also wenig-
stens sehr nahe der eben genannten, entspricht, übrigens kein ge-
bräuchliches ist; ^ebg öaycqQ (Gott Erhalter) sollte darunter ver-
standen sein 18), welche Worte der Zahl 1692 entsprechen und dem
Texte, wenn in ihm an der Stelle von övv y' intd gelesen wird:
övv Sttta; auch q)aoö(p6Qog (Lichtbringer) ist als Deutung vor-
geschlagen worden 1*), auch d'edvd'QCDTtog (Gottmensch)"), und An-
deres, noch weniger Passendes oder ganz Unverständliches**); auf
was Alles, als zur Chemie oder Alchemio nicht in Beziehung ste-
hend, hier nicht weiter einzugehen ist.
Das Bäthsel ist nämlich vielfach als alchemistisch Hochwich-
tiges bergend betrachtet worden. Schon Democrit soll auf es
Bezug genommen haben; doch ist mir eine Angabe hierüber erst
aus dem Uten Jahrhundert als bei dem Georgios Eedrenos
sich findend bekannt i^), und für diese Angabe bleibt es selbst
Fabricii Biblioth. gr., Vol. I, p. 200 sq., Vol. XII, p. 696 und ed. HarleB
Vol. I, p. 262. Diesen Zusammenstellungen ist für das zunächst Folgende
das Meiste entnommen.
^3) So im 17ten Jahrhundert vom Pater Morel, was Is. Vossius (de
Sibyllinis [Oxon. 1680], c. 8) gut hiess.
^^ Nach der Ansicht des 1588 gestorbenen Joh. Auratus, welcher kri-
tische Anmerkungen zu den sibyllinischen Versen hinterlassen hat. Diese
Deutung betrachtete als eine sehr gute Fabricius, während man anderer-
seits gegen sie eingeworfen hat, dass sie zwei Worte an der Stelle von Einem
gebe und eine Abänderung des Textes voraussetze.
1^) Von dem im 16ten Jahrhundert lebenden Joh. Brentius, welcher
den oben gegebenen Text so auslegte, dass derselbe die Zahl 1600 -^
3 X (30-|- 7) = 1711 angebe, und nicht, wie sonst angenommen, die Zahl 1600
+ 3 X 80 + 7 = 1697.
1^) Zwelffer sprach in seiner Mantissa spagirica, P. I, c. 1 seine Ueber-
zeugung aus, Homo Dens sei der Sinn des Räthsels (Pharmacopoeia regia —
— annexa etiam mantissa spagirica [Noribergae 1668], p. 325). Vgl. auch un-
ten S. 517, Anmerk. 39.
^^) Wie z. B. fia^aQütffioy von J. Har donin gegen das Ende des 17ten
Jahrhunderts (Chronolog. V. T., p. 31), nach Fabricius' (Biblioth. gr., Vol.
XII, p. 696) Ansicht ad deridendos lectores.
17) Durch Morhof's Polyhistor literarius [Lubecae 1605], P. I, p. 105,
wo von dem alchemistischen SchriftsteUer Democrit gehandelt wird : Memo-
rabilis locus e Cedreni Comp. Hist. p. 121 ed. Paris, adduci de Demoorito
meretur, qui ex antiquioribus scriptoribus omnia accepit, si quis forte de Cf-
dreno cavillari velit. Toib x»i JrjfiöxQttog fyytOQf^eto g)iX6<tog)oq , Sg i&£&€t9X9
Ein alchemistisches Räthsel. 511
zweifeljiaft, ob sie auf eigentlich Alchemistisches gehe. Bestimmter
scheint in alchemistischem Sinne auf dieses Räthsel: das vier-
sylbige und neunbuchstabige Wort, Bezug genommen zu sein bei
Olympiodoros"), welcher in das fünfte Jahrhundert gesetzt
wird; sein S. 428 ff. besprochener Commentar zu einer Schrift des
Zosimos hat die Stelle: j^vtriv dijXadri r^v ^umiov ava}d'sv ov-
ötovöaVy rjfvxiva ol uQxaioi dia ro xvQtov ovoiia ini^nav li^uQ-
yvQov. xal slg avxr^v idriv svqsTv xal to tszQaövXXaßov xal ro
iwayQafi(iov. — Noch bestimmter bespricht dieses Räthsel als ein
Geheimniss der Alchemie verhüllend der in das siebente Jahr-
hundert gesetzte Stephanos in seiner Schrift über Goldbereitung,
bezüglich deren ich S. 437 ff einige Angaben zusammengestellt
habe. Es heisst hier, im sechsten Stücke dieser Schrift "): ^t
yuQ täv öcDfiatCDV noMiXoxQmg i^avd'rjösigy örnuclvovöi rag räv iv
ßad'st xaXäg dtriyovnivmv nXtjQciöngy a>lAa xal rcöv iisrdXXciv ri
ariidSrjg avrrj ix yrjg uva^v^Uaöigy ro5 aircä tovtg) oldsv i^oftototJ-
öd'aiy xal tva [lii tag xovrmv d'scoQlag jtaQadQaiuonsVy q)iQS Xomov
xal triv räv fisylöriov ngayfiatanf naidevtQiav i^ix'^svöavtsg y av-
trjg rag nQaxtixag d^emglag inl t^v a3t£H(palvov6av avaxv^avxhgy
i^stdöcoiisv trjg öo(p(xndtrig iwolag to jtQoßXrnia' fort dh ovtmg*
nqb rote äXkotqy Btt dei xoy ^tXo<rog>eZy i^iXovtay ndvttoy dnix^ff^ff^ xax&y,
a(og)QO<Tvyijy dirxsZy, xai näyta 6Q^(bg rosZy xal n^drtBty, xai o€T(og l^dti th
iyyeay^äfÄfÄUtoy fut^ety* xai offttog (tpricly) S%ffSt xoy viby to^ OfioD X6yoy^ xby
dnadijy na&titby ysogmy^, Vertit ita Xylander: JSa aetate Democritus inno-
tnit, philosophns: qui praeter alia doonit, enm, qni velit phUosophari, debere
Omnibus abstinere vitiis, temperantiae stndere, omnia recte agere et facere :
ita demum licere cognitione eorum, quae novem literis notata sunt, potiri.
Sic (inquit) videbis filinm Dei verbum omnis perpessionis expers, quod ipsum
denuo perpeseionibus obnoxiam apparait." Hie verba illa o€t<og (att tb iyyea-
yQu/Ä/Äotoy fia&etyj quae n€Qtg)QdCet Xylander^ aliquid mystici continere viden-
tur, ut postrema illa de filio Dei denuo perpesfdonibuB obnoxio, vel a Ce-
dreno vel aliunde, assuta videntur : quod inter Democriti dogmata fuisse nemo
credit, niri per mirabilem vel n^ogfrftkcy, vel ngöXri^ty. — 4^ diese Stelle des
Kedrenofl hat auch Fabricius (Biblioth. gr., Vol. XU, p. 770 sq.) erinnert
»8) Worauf bereits Morhof a. Anmerk. 17 a. 0., p. 105 und Wedel in
Dessen Exercitationum medico-philologicarum Dec. IX. [Jenae 1699], p. 51 auf-
merksam gemacht hatten; die betreffende Stelle hat Fabricius in Biblioth.
gr., Vol. XU, p. 764 mitgetheüt
*•) Physici et medici graeci minores; ed. J. L. Ideler; Vol. 11 [Berolini
1842], p. 225.
512 Ein alchemistisches Räthsel.
iwia yQOfi^atoc sx^y rstQaövkkaßog slfu' vobi fis' ai tgetg yuQ
ai Tcgätac dvo yQuii^ucra l;|<ot;(^ti;, ixaötri 17 locTcri öe tu Xocna ' xai
alöiv a(p€Dva ta nevts^ tov navrbg ds agi^nov ixatovraSsg elöl^
dlg oxrcs, xal tgetg tQtö7iaidsxa88g xal ziööuQBg. yvoifg dh tlg slyn
ovx u(ivrirog iöy t^g TtocQ* i^ov (OffaXelag* aiiitgritog rj aßvööog'
ro QTi^hv V7C£Qßalv6L Xoytöiiov, ßoc&if to igdztuux. coSs dEi^ov tov
öov 6tBfpavov tov tnaivov. ade dei^ov ra trjg (pvdecog ^py«*®). —
Aber dasselbe Bäthsel findet sicli, ausser in diesem Aufsatze des
Stephanos, in den Sammlungen griechischer alchemistischer
Schriften auch noch als ein besonderer Aufsatz, als das „Räth-
sel des Hermes und des Agathodaemon"; unter der üeber-
schriffc: ^ivty (la tov q>iko6oq>MOv kld-ov ^Eq(iov xal ^Aya^oSwi-
fiovog und mit dem Anfang: 'Evvsa ygait^uset* ^x^ - • steht es in
der Florentiner (S. 265, Nr. 28) imd in Fabricius' Handschrift
(S. 280, Nr. 43), auch in derEscurial-Handschrifl A (S. 271, Nr. 33),
der Pariser Handschrift 2327 (S. 287, Nr. 27) und der bei Mont-
faucon mit 3178 bezeichneten (vgl. S. 286, Anmerk. 95). In die-
ser Form, als besonderer Aufsatz, scheint es in den Sammlungen
in gebundener Bede zu stehen ^i), während mindestens die meisten
Handschriften es in dem Aufsatze des Stephanos in ungebun-
dener Rede haben 22).
^) Pizimenti (a. S. 110 a. 0., f. 4) übersetzte ans der in seinen Besitz
gekommenen Handschrift: Versicolores enim oorpomm efflorescentiae reraniy
qnae in profundo delitescunt, perfectiones significant. Quin etiam metallo-
rum ipsa exhalatio, quae ex terra elevatar, huic eidem rei conferri solet. ao
ne horum contemplationem praetermittamus, age deinceps etiam maximarom
rerum disciplinas investigantes, activas ipsius speculationes, in apparentem
ocalos erigentes, sapientissimae sententiae problema scrutemur. sie autem se
habet, tres litteras habeo, quatuor syllabarum sum, considera me. qnaelibet
enim trium priorum syllabarum duas habet litteras, quae vero subsequitnr,
reliquas habet, et sunt mntae quinque. totius vero numcri centenaria sunt bis
octo, et ter tres et decades quatnor. si autem quis sim noris, non expen eris
utilitatis, quae a me percipietur. Immensus abyssus: hoc dictum hnmani in-
genii captum superat. profunda est quaestio. hie ostende tui Stephani laadem:
hie ostende naturae opera.
31) Bei der AufPuhrang des Rathsels des Hermes und des Agatho-
daemon in Manuscripten-Eatalogen wird gewöhnlich darauf, wie dieses Räth-
sel sonstwo in Versen mitgetheilt ist, Bezug genommen; als aenigma sex tsi^
sibufl comprehensum wird es von Bandini a. S. 263a. 0., p. 354 bei der Be-
schreibung der Florentiner Handschrift bezeichnet.
Kiu alchemistisches Räthsel. 513
Dieses aber und manches Andere, was von dem in den sibyl-
linischen Weissagungen Enthaltenen abweicht ^^, ist weniger wich-
tig — so weit bei diesem Gegenstände von Wichtigem die Rede
sein kann — , als was sich bezüglich des sachlichen Inhaltes des
Räthsels in der Form, wie es Stephanos hat, geändert findet.
Nicht in Beziehung auf die Zahl und Art der Sylben und der
Buchstaben '^), sondern in Beziehung darauf, welche Zahl durch
die Summe der Zahlenwerthe der Buchstaben ausgedrückt sei.
Während diese Zahl in der sibyllinischen Weissagung durch £xa-
tovraSsg dlg oxvd xol tQstg tglg dsxddag 6vv y' ima angegeben
ist, haben Handschriften in dem Aufsatze des Stephanos xal
riööaQsg statt övv y iwca^^\ oder nach oxro: xal XQhlg tgtöTcatde-
Tcddsg xal ti66aQ£g^^), oder noch anders 2^). Das ermuthigte zu
noch anderen Variationen der Angabe der Zahlensumme, um das
Räthsel mit einer als sachlich oder sonstwie wahrscheinlich be-
trachteten Deutung auch in formale Uebereinstimmung zu brin-
gen, oder gab auch wohl Veranlassung dazu, den ganzen, die Zah-
Ausdrücklich wird dies hervorgehoben von Bandini a.S. 263 a. 0.,
p. 849 für die Florentiner, von Kollar a. S. 294 a.O., p. 382 für die Wiener
Handschrift. So bat das Räthsel in dem Aufsatz des Stephanos auch Ide-
1er' 8 Ausgabe, wie ans der oben mifgetheilten Stelle zu ersehen.
^^ Z. B. üxpeXeiag^ statt cog>Cfiq am Ende des Räthsels in der sibyllinischen
Weissagung, in Stephanos' Aufsätze nach Ideler 's Ausgabe (auch in der
Florentiner Handschrift, vgl. bei Bandini a. a. 0., p. 349, in der Wiener
Handschrift, vgl. Kollar a. a. 0., p. 382, u. a.), welchem ersteren Worte
auch utilitatis in des Pizimenti Uebersetznng entspricht.
3^) Es bedarf kaum der Bemerkung, wie der in Ideler 's Ausgabe der
Schrift des Stephanos gegebene Text bei geringer Abänderung der Inter-
punction in dieser Beziehung mit dem in der sibyllinischen Weissagung Ste-
henden übereinstimmend wird, und dass bei Pizimenti nur in Folge eines
Schreibfehlers tres statt novem (wie auch nachher diese Uebersetzung wieder-
holt hat) stehen kann.
26) So die Florentiner (vgl. bei Bandini a. a. 0., p. 349).
M) So die Wiener (vgl. Kollar a. a. 0., p. 382); so auch in Ideler's
Ausgabe, wie oben im Texte mitgetheilt.
27) Die Münchener Handschrift hat (vgl. bei Hardt a. S.305 a.0:, p.20):
6\q oxta» xai XQsTg XQtg xal dsxudeg xal xiaaaqegy eine von Leibnitz (a. An-
merk. 37 a. 0., p. 20) eingesehene: xal t^eTg tglg dexadeg xal xitJKSaqBq. Pizi-
menti übersetzte, wie in Anmerk. 20 angegeben, die bezügliche Stelle aus
der in seinen Besitz gekommenen Handschrift : et ter tres et decades quatuor.
Vgl. auch uuten Anmerk. 32.
Kopp, Buitr. s. Gesch. d. Chem. 33
514 Ein alchemistisches Räthsel.
lenangabe enthaltenden Tlieil des Räthsels nicht zu berücksichti-
gen und wegzulassen.
Solche Deutungen, welche als alchemistische uns in Betracht
kommen, sind folgende. ylt^agyvQog könne danach gemeint sein,
wie die Bezugnahme auf das Räthsel bei Olympiodoros (vgl.
S. 511) unmittelbar der Erwähnung jenes Wortes folgt '^). — Aus
dem Vielen, was Stephan os über die Deutung dieses Bäthsels
sagt (welches er selbst nach dem S. 512 Mitgetheilten als ein
ausseiest schwer zu lösendes ansah) , lässt sich nicht wohl entneh-
men, welche Substanz seiner Ansicht nach damit bezeichnet sei.
Hos versus mystice explicat Stephanus sensu proprio dissimulato,
urtheilte Leibnitz^») über die Behandlung dieses Gegenstandes
durch Stephanos, welche man eigentlich gar nicht als Erklärung
bezeichnen kann. WedeP^) glaubte zwar zu wissen, dass Ste-
phanos zu dem Worte XLvaßagtg hinzuneigen scheine; aber auf
bestimmteren Indicien beruht dies wohl nicht. — Ob in dem Auf-
satz, welchen mehrere Handschriften als das Räthsel des Hermes
und des Agathodaemon haben (vgl. S. 512), auch ein Versuch
zur Deutung dieses Räthsels enthalten ist, lässt sich aus dem mir
darüber bekannt Gewordenen nicht entnehmen; die meisten der
diesen Aufsatz aufführenden Manuscripten-Kataloge sagen dar-
über Nichts, aber Einer hat doch eine darauf hinweisende An-
gabe ^i). — Dass das Wort, welches die Lösung des Räthsels ab-
28) Vgl. Fabricii Biblioth. gr., Vol. XU, p. 764, wo aber Fabricius
auch bemerkt, dass dieses Wort nicht za dem Ratbsel, wie es vollständig an-
gegeben wird, passt.
29) A. Anmerk. 37 a. 0., p. 19.
80) A. Anmerk. 40 a. 0., p. 51: Stephanus Alexandrinus ex professo
totam hunc locam (aus den sibyiliniBchen Weissagungen) allegat, et fusius de
eodem disquirit, statncns in hisce t6 Ti}g aotpUtg tQyoy dnoxBta^cu^ unde om-
nes numeros perputat, inprimis ternarium, donec tandem inclinare videatar
in vocem x&ydßaQ&g, Confer. Flamellus aunot. ad Dionys. Zachar. p. m. 177
et Theatr. Chim. t. I, p. 782.
8i)Bandini*s Katalog der BibKotheca Lauren tiana, welcher bei der
Beschreibung der Florentiner Ilandschrift (a. S. 2G3 a. 0., p. 354) bezüglich
dieses Aufsatzes angiebt: Videtur epse iutcrpretafio problematis illius, seu
aenigmatis chemici , quod habetur in praxi sexta operis Stepbani
Alexandrini. Auch der hier mitgetheilte Schlnss dieses Aufsatzes: — —
XQvaonXoxäfdovg dneQydCoyTfu lässt ersehen, dass der letztere mehr enthält,
als nur den Text des Räthsels.
Ein alchomistischos Raihsol. 515
gebe, diydevi'üov sei, ist wiederholt behauptet worden. Diese Deu-
tung habe Aymar Ranconet (gestorben zu Paris 1559) heraus-
gebracht, sagte Cardanus 82). Dieselbe Deutung gab, als eine
selbstständig von ihm gefundene, der (1576 gestorbene) Pariser
Professor der Mathematik Jac. Gohory, welcher unter dem Na-
men Leo Suavius Schriften des Paracelsus commentirte und
die Ansichten des Letzteren zu verbreiten suchte ^^). Diese Deu-
tung gefiel sehr wohl Vielen, die sich für Alchemie interessirten
und das Alter dieser Kunst möglichst weit zurück nachzuweisen
sich bestrebten: so namentlich dem Borrichius^^) und auch dem
33) Hieronymi Cardani de rerum varietate, L. IX, cap. 51 [Basileae 1557],
p. 714 sqq.: Plurima quidem de his (alchemistisclien Künsten) in libro de se-
cretis scripeimus. Sed cum in hos sermones ineidissem, pröbari hanc
artem illustris Emaras Ranconetus praeses Lutetianos demonstravit, carmine
sibyllino: adeoque ad amussim, ut cum ambigua soleant esse talium responsa,
hac in causa clariora solis luce aenigmatis verba fuisse videantor. In
hoc nomine aQffey&xöy videntur omnia pulchre congruere; und nun folgt die
ausführlichere Begründung dieser Deutung (man findet sie auch in Mangeti
Bibliotheca chemica curiosa, T. I, p. 210), dass die letztere dem über Zahl
und Art der Buchstaben und den Zahlenwerthen derselben Angegebenen ent-
spreche, ohne dass jedoch Willkürlichkeiten gerade in letzterer Beziehung
ausgeschlossen wären. Nur die Zahlenwerthe der Consonanten sollen als in
Betracht kommend gemeint sein, und die Angabe der Zahlensumme: hatoy-
uidsg (f#f , oxTw xttl tQBtg rqh ^exd^Bg = 200 + (8 + 3 . 3) . 10 = 370; das
zweite y in aQffsy&xöy zähle aber nicht;' cvy t' hnäy sc. cfexacfe^, sei eine
wiederholte Angabe der Zahl 370. Bei Cardanus findet sich hier auch die
Angabe, avy ;^ß77Ta habe die Handschrift {<r6y /' int« hat auch das Räthsel,
wie es Borrichius in seiner Schrift de ortu et progressu chemiae [Hafniae
1668], p. 98 mittheilt).
3^ In seinen Scholien zu des Paracelsus Schrift vom langen Leben
(Philosophiae et medicinae utriusque compendium ex optimis Paracelsi libris,
et Ejusd. de vita longa L. IV pleni mysteriorum, parabolarum, aenigmatum
cum scholiis Leonis Suavii [Basileae 1568], c. 6). Vgl. namentlich die in An-
merk. 9 angeführten Anmerkungen des Opsopoeus zu den sibyllinischen
Weissagungen, p. 11 sq. derselben, wonach die Deutung des Suavius ganz
die in der vorhergehenden Anmerk. angegebene ist. — Mit Unrecht scheint
Kircher (Mundus subterraneus, P. II, L. XI, sect. II, cap. VI; T. II, pr. 274
der Amsterdamer Ausgabe von 1665, T. II, p. 292 der von 1678) diese Deu-
tung dem Paracelsus selbst zuzuschreiben, welcher sich damit widerspreche,
sofern er sonst den Arsenik als unnütz für die Ausarbeitung des Steins der
Weisen bezeichnet habe; wenn auch Bezugnahme auf die Sibylle bei Para-
celsus sich findet, ist mir doch diese Deutung des Räthsels als bei ihm vor-
kommend nicht bekannt.
s*) De ortn et progressu chemiae [Hafniae 1668], p. 98 & 100, nach der
33*
516 ^n alchemislischcs lUthae).
Kieler Professor Sam. Beyber, welcher sich darch sein Verzeich-
niss von Münzen, die ans alchemistisch aDgeferiigtem Metalle
geschlagen seien, ein Zeogniss seines Glaubens an die Alchemie
ausgestellt hat'^j; sie missfiel nicht dem Morhof'*), nnd noch im
vorigen Jahrhundert wurde sie von Leibnitz vorgebracht, wel-
cher grosse Mann noch in seinen späteren Lebensjahren nicht ver-
schmähte, sich mit der Deutung alchemistischer Bäthsel zu be-
schäftigen 3'), wie er denn schon in seiner Jugend (166()) den Be-
strebungen der Alchemisten durch seine Beziehungen zu der „al-
chemischen Gesellschaft'' zu Nürnberg nahe getreten war. Und
heutigen Tages findet man wohl noch diese Deutung wie als eine
ErwähDung der Erzählung des PÜDius (vgL oben S. 28 f.), dass Caligola
aus Auripigment habe Gold machen wollen, und der Besprechung, dass Cali-
gula wohl aus chemischen Schriften Ton der Anwendung des Arseniks zur
Metallveredlung Kenntniss erhalten und dafür matrem arsenici, Aoripigment,
angewendet habe: Certnm quidem est illud antiquae SibyDae: *Eyyia yQd(A-
fiitt* ltx<o • -1 nulM convenientius aptari, quam arsenico, auripigmenti so-
boli — — ; per arsenicum sive arrhenicum tamen haud aliud Sibyllae, graecis-
que auctoribus intellectum esse, quam masculum illud sulphur, quo cogitur
in obedientiam mercurius, res ipsa demonstrat. Licet proinde cnn-
cti fere scriptores chemici graeci, Zosimus, Oljmpiodorus, Anepigraphns, alii,
in laudibus arsenici prolixe occupentur, putandum tamen illos ad yim vocis,
non ad vulg^ usam respexisse, adeoque cum d^sy^xbr nwe d^^trtxoy matcu*
lum quiddam graeco idiomate sig^et, antiquam Sibyllam sulphur quoddam
ignibus omnibus infatigabile per nebulam hie ostendisse, quando metalla eiiam
nobiliora ex sulphure tanquam masculo et mercurio tanqnam faemella chemi-
cornm schola componat.
^) De nummis quibusdam ex chymico metallo factis [Kilon. 1692], cap. 3.
3C) Polyhistor literarius [Lubecae 1695], P. I, p. 105: A^^marus Rancone-
tns non male exposuit de arsenico. Norunt enim artis ejus vel tirones, quam
▼enerabile arsenici, neque sine causa, apud chimicos nomen sit, sed suo ta-
men sensu.
>7) Miscellanea Berolinensia ad incremen tum scientiarum, ex scriptis socie-
tati regiae scientiarum exhibitis edita [Berolini 1710], p. 16 sqq. (grossentheils
auch in Fabricii Biblioth. gr.. Vol. XII, p. 696 sqq. abgedruckt). Der in dieser
ersten Pnblication von Schriften der Berliner Academie befindliche betreffende
Aufsatz ist überschrieben: 6. G. L. Oedipus chymicns aenigmatis graeci et
germanici, und hat ausser der Deutung des eben in Rede stehenden Rätbsels
noch die eines bei dem Basilius Yalentinus vorkommenden zum Gegen-
stand. Von dem ersteren Räthsel sagt Leibnitz sehr bestimmt: Constat
■ignificari arstnicon, aber er giebt, damit dieses Wort passe, den Text doch
sehr willkürlich abgeändert, nämlich die Zahlangabe: ixatoytade^ dig hnä,
xtd tQ6ig TQtg dexü^eg xat cfij tQfa = 1496, und dazu, dass ^ 100, ff 200, c 5,
Ein alcbemistisches Räthsel. 517
unzweifelhafte angeführt^**). — Manchen freilich erschien die An-
nahme, die Sibylle habe auf Alchemie Bezügliches ausgesprochen,
als gänzlich unzulässigst). Andere fanden dies nicht, meinten
aber, ein anderes Wort als agöevcxov möge richtiger die Deutung
des Räthsels abgeben. Der Jenaer Professor Q. W. Wedel (ge-
storben 1721) vertheidigte die Ansicht KaööltsQos, Zinn, gebe die
richtigere Lösung desselben ab**'). Dr. K. A. Kortüm in Bochum
in Westphalen — der Verfasser der Jobsiade, aber auch die Seele
der „hermetischen Gesellschaft", durch welche gegen das Ende
des vorigen und im Anfange dieses Jahrhunderts die Anhänger
der Alchemie in Deutschland gesammelt und die brauchbareren
unter ihnen zum Arbeiten von Einer bestimmten Substanz als s. g.
y 50, X 20, 0 70, y 50 bedeutet, läset er hier a 1000 und & ausnahmsweise 1
bedeuten. Diese Lesart und Deutung sei wahrscheinlicher, als die von Ran-
conet angenommene und gegebene.
3«) Bei Hof er (Histoire de la chimie, 1. ed., T. I [Paris 1842], p. 221;
2. ed., T. I [Paris 1866J, p. 229) z. B., welcher das Räthsel mit Weglassung
der Zahlenangabe (des vierten und des fünften von den S. 508 stehenden sechs
Versen) giebt und hinzusetzt: Le mot est a^-aB-y^-xoy, So gekürzt habe ich
auch das Räthsel in meiner Geschichte der Chemie, II. Theil [Braunschweig
1844], S. 226 unter Mittheilung einiger Versuche chemischer Deutung des-
selben angeführt, von welchen mindestens die letzte (afjineXCug) die Zahlen-
angabe ganz unberücksichtigt zu lassen scheint.
3^) So der mehrfach genannte, 1596 als Professor der Medicin zu Heidel-
berg gestorbene Joh. Opsopoeus (er hiess eigentlich Koch), welcher in
seinen Anmerk. 9 citirten Anmerkungen zu den sibyllinischen Weissagungen
(p. 12 derselben) von der Deutung aqcByiXoy unverblümt sagt; Sed ista solu-
tio plane fanafica est. So auch Äthan. Kircher, welcher in seinem Mnn*
dus subterraneuB, P. II, L. XI, sect. 11, cap. I (T. II, p. 251 der Amsterdamer
Ausgabe von 1665, T. II, p. 269 der von 1678; abgedruckt auch in Mangeti
Bibliotheca chemica curiosa, T. I, p. 55) diese Deutung einer Kritik unter-
wirft, welche besser ist, als die Begründung seiner eigenen Ansicht, d äy&Qto-
nog &edg sei die richtigere Lösung des Räthsels.
*o) Exercitationum medico-philologicarum Decas IX. [Jenae 1699], p. 52 sqq.
Auf diese Abhandlung de aenigmate sibyllino cbimico habe ich schon mehr-
mals Bezug genommen. Die Zahlenangabe soll sein: einige Hundert, nämlich
800, + 2x8-|-3x30 = 906 und dem entspreche, wie auch der Angabe
für Zahl und Art der Sylben und Buchstaben, das Wort xaa<r(T6Qog, wenn die
zwei <F als nur Eins bedeutend (das Wort xctcdeQog geschrieben) genommen
werden; avy y* Inzn gehöre nicht mehr zur Zahlenangabe. An dieser Deu-
tung hielt Wedel auch noch später (Introductio in alchimiam [Jenae 1706],
p. 17) als einer zulässigen fest.
518 £in alchemistiBcliCß KäthBel.
materia prima aus veranlasst werden sollten — war auf den Ge-
danken gekommen, a^nakhis sei die richtige Auflösung des so viel
besprochenen Räthsels, und unter aiiTieUug (welches Wort bei
den Alten ein bituminöses Gestein, vielleicht erdigen Asphalt be-
deutet zu haben scheint) sei Steinkohlentheer oder Steinkohle
selbst zu verstehen ^1); an die Richtigkeit dieser Auflösung mögen
Diejenigen glauben, welchen in neuerer Zeit die Verwerthuug
von Producten aus dem Steinkohlentheer den letzteren wirklich
als materia prima zur Gewinnung des Steins der Weisen res£).
von Beichthümern erscheinen lassen konnte. — So ziehen sich
die Versuche zur Deutungjenessibyllinischen Räthsels in alchemisti-
schem Sinne von weit entfernter Zeit lier bis zu einer hin, welche
als der unsrigen immerhin nahestehend bezeichnet werden kann.
Mehrmals noch findet man angebliche Geheimnisse der Al-
chemie in die Form von Räthseln eingekleidet, namentlich aber
in späterer Zeit, als die uns jetzt vorzugsweise beschäftigende
ist*^). Aus dieser Zeit wird von Fabricius*^) noch eines, als in
der Schrift des Zosimos nsgl zris aößidzov stehend, bei Bespre-
chung derselben wie sie eine ihm zugekommene Abschrift einer
*i) ^AfjLnBUtig yfj war eine Erde, mittelst deren man die Weinstöcke vor
Ungeziefer schützte (vgl. die Hase-Dindorfsche Ausgabe von Stephani
Thesaurus graecae linguae, T. I, P. II, p. 155); sie war bituminöser Natur
(bitumini simillima est ampelitis, sagt Plinius, Hist. nat. XXXV, 16, 56).
An diese Bezeichnung eines bituminösen Minerals erinnert uns noch Lau-
rent's (Annales de chimie et de physique, T. LXIV [Paris 1837]) aus den
Producten der trockenen Destillation bituminöser Schiefer abgeschiedene Am-
pelin, und Dessen Ampelinsäure. — Ueber Kor tum und die hermetische
Gesellschaft vgl. meine Geschichte der Chemie, IT. Theil [Braunschweig 1844],
S. 256 fif.; Ausführlicheres darüber habe ich mitgetheilt in einem Aufsatze
„über den Verfall der Alchemie und die hermetische Gesellschaft" in den
Denkschriften der Gesellschaft für Wissenschaft und Kunst in Giessen, I. Band
[Giessen 1847], S. 1 ff.
*^) Einige derselben findet man in WedeTs Introductio in alchiraiam
[Jenae 1706], p. 25 sq. zusammengestellt. £ine Dichiaratione di enimmi degl*
antichi filosofi alchimisti [Koma 1587], welche Lenglet du Fresnoy in
seiner Zusammenstellung der alchem istischen Litteratur (Histoire de la philo-
Sophie hermetique [a laHaye, 1742], T. III, p. 148) aufführt, ist mir nicht zu-
gänglich gewesen.
«) Bibliothcca gracca, Vol. XII [Flamburgi 1724], p. 767.
Ein 4ilchemi8ti»chc6 liäthBol. 510
Pariiser Haudachrift enthielt (vgl. S. 183), mit folgenden, nur un-
vollständige Auskunft gebenden Worten mitgetheilt : Aenigma
additur cbemicum:
(lidov löTocfiaL r^g yaiag xal zov nokov,
TQiyQaniiog slfii övkkaßriv q)eQG} ^iav.
6 tlf^ipog ^OL xikia nsvraxoöujc
xal o avQciv (le öoqjog (3v zdv yga^^TiaVy
6 da ftJ2 evQoiv ^e, ovx olStv xo oik(pa, xal
vnaQX^^ ^^*' ^^ /3>)r« xal dikta - -
Es ist mir indessen keine Bezugnahme auf dieses Räthsel in
der alchemistischen Litteratur sonst bekannt geworden.
Alchemistische Schwxirformeln.
Diejenigen, welche das Geheimniss der Alchemie zu ergrün-
den sich bestreben, sollen tugendhaft gesinnt und fromm sein.
Diese Mahnung kommt in den griechischen alchemistischen Schrif-
ten mehrmals vor. Wenn wir es dahin gestellt sein lassen, ob
die von dem Georgios Kedrenos dem Democrit zugeschrie-
bene Mahnung 1) speciell auch den Alchemisten gelte, finden wir
eine solche doch ganz bestimmt bei dem Christianos'): dass der
Kunstbeflissene gotte^fürchtig und menschenliebend, enthaltsam,
1) Vgl. S. 510 f., Anmerk. 17.
2) In dem VIII. Capitel der Synopsis desselben; vgl. S. 473 f. und An-
merk. 216 daselbst. Den griechischen Text dieses Capitels: ^OnoXoy bIvm xQ^
totg rj&eai tbv fjtet&oyta trjy tntctrjinrjy (Quibos moribus oporteat esse higas
scientiae participem, hat Morel li a. S. 258 a. 0., p. 177 diese Ueberschrift
wiedergegeben), hat Fabricios (Bibliotheca graeca, Vol. XII, p. 761) aus
der ihm zugekommenen Abschrift einer Pariser Handschrift, später Grüner
(Isidis, Ghnstiani et Pappi' philosophi jusjurandum chemicum [Jenae 1807],
p. 74 sqq.) aus der Altenburger o. Gotbaer Handschrill mit wenigen Va-
rianten veröffentlicht; derselbe lautet nach Letzterem: Xgerny elyici tby /ic-
Ttöyta trjy in&atT^fifjy ngihtoy ^iy (ptXo^Boy xal tp^Xäy^qtanoy ^ adt^Qoya, dq}t'
XüQyvQoy, tpeüdog dnoaiQB(p6fjLByoy xnl ndyxa döXoy, xal xaxovQyCay xtti ^^ö-
yoy, elyat cfc dXrj&ij X(tl nnftoy natda zfjg äy(ag xal ofxoovaCov xal cvyaid^ov
TqCadoq, *0 fii] totaHa xäXXtata xal S-edgecTa rj&rj [rjdtj Fabr.] xttjadfieyog
^ xtrjffaffd'ai <movdaaot€y [anovdäaag Fabr.], iaüxby dnaxT^aei xoTg dyetpixxo^g
inntjd&y [htix^tQ&y Fabr.], ^7 ßXaßrj<rexak [xal ßXaßrjaexat in&nfid&y Fabr.]
fiäXXoy, Nach Grün er' s Uebersetzung: Oportet eum, qui scientiae particeps
fieri cupit, primum esse dei reverentem et hominum amantem, prüden tem, ab
Hvaritia alienum, mendacii et omnis doli, et maleiicii, et invidiae purum,
AlchemisÜBche Schwurformeln. 521
frei von Geldgier, Lügenhaftigkeit und Neid, an die Dreieinigkeit
gläubig sein müsae, und wer diese Eigenschaften nicht besitze
oder sich anzueignen suche, der täusche sicfi, indem er nach Un-
erreichbarem trachte, oder komme gar zu Schaden; und S. 454 f.
wurde bereits angegeben, Mrie bei Hierotheos der Kunsterfah-
rene wie der Kunstbeflissene zu Ehrbarkeit und Heiligkeit des
Lebens, auch zur Verwendung des Zehntens vom erlangten Nutzen
zu frommen Zwecken ermahnet wird. Aber noch eine Verpflich-
tung lag Denen ob, welche das Geheim wissen der alchemistischen
Kunst sich anzueignen strebten oder erlangt zu haben glaubten:
Geheimhalten dessen, was als Geheimniss zu ihrer Kenntniss
gekommen war. Durch einen Eid sollten , wie die in andere
Zweige des Geheimwissens Eingeweihten^), auch die zu der
Kenntniss der alchemistischen Geheimnisse Zugelassenen gebunden
sein, das ihnen Anvertraute zu bewahren oder nur an Würdige
mitzutheilen. Dass Democrit bereits seine Schüler durch einen
Schwur gebunden habe, das von ihm Gelehrte Keinem, es sei
denn einem Eingeweihten , ofien mitzutheilen , wird schon in des
Synesios Commentar zu der Schrift des Democrit gesagt^).
So findet sich auch in des Stephai\ps Schrift über die Goldbe-
reitungskunst ^) die Angabe: die Vorgänger in der Kunst hätten
(oportet eum) esse verum et fidum sanctae et consubstantialis, et coaetemae
trinitatis cultorem. Quisquis tales pulcerrimos et deo acceptos mores nee pos-
sidet, nee possidere studaerit, is se ipsam fallet inaccessis inhians, aut vehe-
menter laedetur.
3) So spricht Julias Maternus Firmicus um 336 zu dem Mavortius
Lollianus, welchem er seine Astrologie (die Matbesis; vgl, oben S. 43)
gewidmet hat, am Schlüsse des Werkes (f. XCV r^ der Yenetianer Ausgabe
von 1497; p. 244 der Pruckner'schen Ausgabe [Basileae 1533]): Tu vero
praecedenti admonitione conventus, ac religiosa jurisjurandi auctoritate com-
monitus, hos libros puro animo, puraque ment« custodi, ne imperitis et sacri-
legis auribus scientia istius oporis intimetur. Celan enim et abscondi pluri-
mis tegumentis natura divinitatis ab initio voluit, ne omnibus facilis esset
accessu, neve cunctis patefacta majestatis suae origine panderetur. Vgl. auch
den Abschnitt: Dirae et adjurationes libris additae in Fahr i eins' Biblio-
theca graeca, Vol. V [Hamburg! 1728], p. 74 sqq. und den Abschnitt 'ÜQxot
in Lobeck's Aglaophamus sive de theologiae mysticae graecorum causis,
T. I [Regimontii Prussorum 1829], p. 737 sqq.
^) Vgl. oben 8. 133, Anmerk. 55.
^) Im neunten Stücke derselben (I de 1er 's Physici et medici graeci mi-
522 Alcheraistisclie Scliw urformein.
schwören lassou, das Qeheimniss derselben nicht öfientlich zu ma-
chen. — Andererseits wurde auch bei der Aufnahme in die che-
mische Qenossenscliaft die vollständige Mittheilung des Geheim-
nisses beschworen.
Es sind uns mehrere Schwurformeln erhalten, nach welchen
die Verpflichtung zum Geheimhalten der zu erlangenden alche-
m istischen Eikenntniss stattgefunden habe oder die Mittheilung
der Geheimnisse beschworen worden sei: ein wahrhaft unchrist-
licher Schwur in einer unter dem Namen der Isis uns zugekom-
menen Schrift, ein weniger anstössiger in einer Schrift des Chri-
stianos und ein solcher auch in dem unter Pappos' Namen in
den Sammlungen griechischer alchemistischer Aufsätze stehenden
Schriftstück. Solche Schwurformeln haben wiederholt, nicht bloss
bei Denen, welche der Geschichte der Alchemie nachgegangen
sind, sondern auch bei Denen, die sich mit dem Geheimwissen älte-
rer Zeit überhaupt oder der Lehre vom Eid in Beziehung auf das
Formale desselben beschäftigten, Beachtung gefunden. Jene drei
Schwur formein hat C. G. Grüner^) mit Bemerkungen, welche
für reiche Belesenheit in den alchemistischen Schriften jener Zeit
zeugen, und mit der Darle^ng seiner Ansichten über eine frühe
bestandene alchemistische Genossenschaft^) herausgegeben; an
dieses Schriftchen , auf dessen Inhalt ich bereits in den vorher-
gehenden Abschnitten des vorliegenden Buches öfters Bezug
genommen habe, lehnt sich auch das Folgende in den Haupt-
sachen an.
Es ist Seite 390 angegeben worden, welche Erzählung in dem
„Sendschreiben der Isis an ihren Sohn Horos" enthalten ist: dass
die erstere Person und der s. g. Engel Amnael eine Art Ver-
gleich abgeschlossen haben, nach welchem der Letztere die Erstere
nores, Vol. II, p. 25; vgl. auch Oruner's Anmerk. 2 ciiirte Schrift, p. 31):
^Idov x6 fivatrJQioy t&y g)iXoa6g)ioy ^ xai ne^t €cvToi> i^oQXtcay vfiZy ol Trdx^eg
fjfiiby toO jUTj dnoxaXvipat avtöy xal ^nfjioatBi^aM. (In Pizimenti's S. 110
citirter Uebersetzang: Ecce arcanum philosophorum , et pro illo adjurarant
noB patres nostri, ne illud palefaceremuB vel divulgaremus.)
^ A. S. 520, Anmerk. ^ a. 0.; vgl. auch S. 300 und daselbst Anmerk. 124.
7) Vgl. oben S. 96.
Alcliem istische Schwurrormeln. 523
das Geluiimniss der Alchemie lehren wollte, und das» Amnael
die Isis Labe schwören lassen, seine Mittlieihmg an Niemand als
an ihren Sohn zu verrathen. Die Schwurformel ist in der Erzäh-
lung angegeben. Sie hat aus einer Handschrift der Pariser Bi-
bliothek wohl zuerst Borrichius**) veröflfentlicht , und seine An-
gabe ist in mehrere andere Werke ^) übergegangen; dann aus der
Altenburger o. Gothaer Handschrift Grüner i^); in neuerer Zeit
aus der Pariser Handschrift 2250 Höfer^'). Ich lasse nachstehend
den von Grüner gegebenen griechischen Text folgen, und merke
dazu die Varianten der eben genannten anderen Publicationen
an »2).
^ÜQxl^io^^) eig ov^avoVy yfjv, q)üig xal (txoros, oqxi^g) ö£ elg
nvQy xal vdcjQ, xal aaQay xal yrjv ^*), 6qxl^(o ös eig vipog ovQavoVy
xal y^g xal zuQtaQov ßd^og i^) , OQxi^co öa alg ^Eq^yiv xal "AvovßiVy
vkay^a tiov xaQXOQcaVy ÖQaxovza tov q)vkaxa^^)y oQxi^o) da alg ro
TCOQ^^iov axalvo i^) xal ax^QOVxa vavzikov ^^) , oQxi^ca öa alg zag
TQaig avdyxag xal ^döuyag, xal ^lq>og^^), tovtoig fia avoQxiöag
®) Uermetis, Aegyptiorum et chemicorum sapieotia [Haliiiao 1674],
p. 47.
^) Unter Anderen hat sie daraus Fabricius in seiner Bibliotheca graeca.
Vol. V [Hamburgi 1723], p. 78 j dann auch (nicht ganz vollständig) Lob eck
a, Anmcrk. 3 a. 0., p. 739 sq. (vgl. die Bemerkungen daselbst).
^^) A. Annierk. 2 a. 0., p. 62 sqq., mit Anmerkungen und beigefügter
lateinischer Uebersetzung (vgl. S. 524).
") Ilistoire de la chimie, 2. ed., T. I [Paris lb66], p. 530; eine franzö-
sische Uebersetzung daselbst p. 291 (vgl. Anmerk. 22).
12*) B. = Borrichius; H. = Uöfer.
13) "0()x{C(o c€ B. u. H.
1*) sig ni'Qf diQ((, vdiaq xal yijy H.
1^) Fehlt, von dem zunächst vorhergehenden ÜQx^Cto slh bis hierher,
bei B.
lö) An der Stelle der Worte: ilXayfnu — — hat B.; ?A«y^«, xat ysx^by
&()uxoyta Toy g)vX€cxu', IL: xcci elg vXwyfjiu roi) xegxovQoßÖQOV dqdxoyiog xal
xvybg TQixe^üXoVy toö K6()ßt(toVj toö (pvXaxog loO "Aäov,
1^) Elg toy noQO^/nia ixelyoy H.
1^) x«( dxtuQoyta yaviikoyy wie B. und H. haben, hat auch die Alten-
burger o. Gothaer Handschrift, in welche als Randbemerkung li eines ius
die Conjectur: xui xdQoyut yuvtiXoy geschrieben hat; vgl. Grüner a. a. 0.,
p. 08.
18) ICqovg hat Grüner.
524 AlchcmiBtische Schwurformeln.
naQYiyyaike neTudiÖovai^^)^ ei ^rj fiovov texva xal <piX& yvtioiipy
tva al avtog öVy xai öv sl amog^^).
Die Uebersetzung giebt Gran er: Juro per caelum, iellurem,
lucem et tenebras, juro te per ignem et aquam, et aerem, et ter-
raiD, juro te per celsitudinem caeli, et (per) terrae atque tartari
profunditatem, juro te per Hermetem et Anubin, (per) latratum
canum infemalium, (per) draconem (orci) custodem, juro te per
portorium illud et Cbaronta nautam , juro te per tres necessitates,
et flagra, et gladios. His (verbis conceptis) me adjnrans (Am-
nael) monuit, ut nemini (mysterium) patefacerem, nisi soll filio et
socio germano, ut sis ipse tu, et tu sis ipse ille'^).
Die S. 473 besprochene Synopsis des Christi an os hat un-
mittelbar hinter dem Capitel, welches die für einen Kunstbeflis-
senen nöthigen moralischen Eigenschaften angiebt und von dem
S. 520 f. die Rede war, eines ^3), "OQXog (der Schwur) überschrieben,
welches eine Schwurformel enthält. Anscheinend auch aus einer
Pariser Handschrift hat Borrichius aus dieser Schwurformel Ei-
niges mitgetheilt^*), nach welchem dieselbe eine Beschwörung bei
der Dreieinigkeit enthielte, das Geheimniss zu bewahren (das Hei-
lige nicht den Hunden wegzuwerfen). Diese Angabe ist aber be-
stritten^*) und findet keine Bestätigung in dem, was Fabricius'^)
20) B.: tovtotg fte iqioqxCaag naqr^BiXBy^ fir^&eyl (jkBXa6^66v(n\ H.: tovxo$g
näaC fiB fCfOQxicaq naquyyiXXB^y inB^BCqriaB fit^dsyl fiBtadtdöyai,
21) Die Worte von Jya an fehlen bei H.
22) Ich lasBe hier aach die Uebersetzung folgen, welche Höfer a. a. 0.
von dem griechischen Texte, wie er ihn hat, giebt: Je jure par le ciel, par
la terre, par la Inmiere et par les tenebres; je jure par le feu, par Pair, par
l'eau et par la terre; je jure par la hauteur du ciel, par la profondeur de la
terre et par l'abime du Tartare; je jure par Mercure et par Anubis, par
Taboiement du dragon Kerkouroboros, et du chien ä trois tetes, Cerbere, gar-
dien de l'enfer; je jure par le nocher de PAoheron; je jure par les trois
Parques, par les Furies et par le glaive, de ne reveler a personne aucune de
ces paroles, si ce n'cbt ä mon fils noble et cheri.
23) Cap. IX; vgl. S. 473, Anmerk. 216.
2*) A. 8. 523, Anmerk. 8 a. 0., p. 47 sq. (daraus auch in Fabricii Biblioth.
gr.. Vol. V, p. 78): ^O^xC^ta <rf, x«A« ttc«, Big fAaxa^iay xal CBßtiCfA(ay t^idda,
t6 äyioy fit] ano^^CnZBty xvcC.
2*) Grüner a. a. 0., p. 78: Apud Borrichium adduntur verba biblica, x6
Sytoy fiTj dno^^CniBky xvaCy haec vero cum textu male cohaerent, et aliena
Alchemistische Scliwurformeln. 525
und dauu vollständiger Qruner?^) von dem griechischen Texte
— Ersterer aus der ihm zugekommenen Abschrift einer Pariser
Handschrift, Letzterer aus der Altenburger o. Gothaer Hand-
schrift — veröffentlicht haben. Danach handelt es sich hier wohl
vielmehr um eine Einweihungsformel, in welcher eidlich zuge-
sichert wird, dnss Nichts von den überkommenen Geheimnissen
verheimlicht geblieben sei.
Nach Grüner lautet der griechische Text dieser Formel:
O^vv^l 6oiy liaVa nat, xiiv fiaxaglav xal öeßaöfilav r(»tada, tag ov-
dlv anixQVilfa tiBv ifiol naq' avxolg'^^) dedoiiivcDV iv tafisloig il^v-
Xrjg livötfjQlcav zf^g imötT^iii^g, alka navra za yvoQiö^ivza (loi d'so-
^£1/ xbqI zijg zixvrig a(p^6va)g ivi^rixa zaig ri(it6ziQaig yQag>atg
avanzv^ag (xal) rc5t/ aQxcclov zov vovVy (og Xoyl^oiiaL. öv ovv bv-
Csßäg avzalg ivzvyxdvtav andöaig xal vovvaxcigy st zi (tri xaXäg
i^fttt/ EiQr^zai ayvoT^öaöiV, ov navovQysvöafiivoig , öloq^ov za ij/ii-
zaga nzoUö^za öeavzov dipakvjv xal zovg ivzvyxavovzocg niözovg
ovzag O'fcS, xal axaxo^^avgy xai dya^ovgy oxaQ iözlv x^^^^ov svqI-
öxsLVy (og aXr^d'cig, "E^qcjög} av aylf xal o^oovölo) ZQiddcy nazQi g>ri'
fily xal viäy xal dyloj nvavfiaxiy ZQidg 1} ^ovdgy o vtog izginzag
ivav^Qcani^öag xavxriöat z^g öiddogy olxaia^alg 6v6(U6zi zriv afkta-
(lov ankaöav avd'gdnov (pvöiVy oktöd'alcav Idav ÖLOQ^ciöazo. —
Nach Grün er 's Uebersetzung: Juro tibi, praestantissime soda-
lis, per beatam et venerabilem trinitatem, quod nihil mysterio-
rum scientiae ab illis (majoribus) traditorum in intimis animi
occultavi, sed omnia mihi de arte divinitus cognita sine invidia
exposui ex nostris scriptis veterum mentem explicans, ut equidem
existimo. Tu ergo religiöse ac sapienter his omnibus attendens,
si quid minus bene a nobis dictum sit ignaris, nee callide agen-
tibus, corrige nostros lapsus tuae utilitatis et eorum causa, qui fidi
sunt deo, nee maus moribus notati, et probi, quod est profecto
sunt. — Hof er, welcher (Histoire de la chimie, 2. ed., T. I, p. 289 b.) auf
Grund der Pariser Handschrifl 2249 diesen Schwur berührt, sagt Nichts, was
entnehmen Hesse, in welchem Sinne derselbe geleistet worden sei.
^^ Bibliotheca graeca. Vol. XII, p. 761 sq., bis zu den Worten: taZg f^fie-
ttQa&g yqaqxng. Reproducirt bei Bandini a. S. 26S a. 0., p. 351.
^7) A. a. 0., p. 78 sqq., mit Anmerkungen und lateinischer Uebersetzung.
5«) a^tf^q Fabr.
526 Alchemislische Schwurformeln.
difficile inventu. Vale in sancta et consubstantiali triade, patre
inquam, et filio, et sancto spiritu, trinitas unitas, filius immuta-
biliter incarnatus, gloria anxietatis adjunctus nomine, (qui) imma-
culatam effinxit hominis naturam, labefactam correxit.
Mit einem Schwüre beginnet aucli der Aufsatz des Pappos,
von welchem S. 476 f. die Rede gewesen ist. Der Schwur steht
hier zur Bekräftigung der Richtigkeit eines in diesem Aufsatze
beschriebenen Processes»^), oder als Vorbedingung für die Be-
kanntschaft mit diesem Processe^o). Fabricius«^) hat ihn aus
der ihm zugekommenen Abschrift einer Pariser Handschrift, Grü-
ner 3*) aus der Altenburger o. Gothaer Handschrift veröffentlicht.
— Nach Grün er' s Mittheilung lautet der griechische Text:
Oqxg) 38) oiivv^l öoi tov iiiyav oqxov , oörig av öv aly d'eov <pi](il
tov iva rc3 elSety xal ov ta ägid'^ä, tov Jtotrjöavta tov ovQavov
xal tr^v y^v, t(5v te ötocx^lcav fqv tetQax^v^^) xal ta i^ avtdv^
m dh xal tag rifLstiQag i)v%ag Xoyixag te xal vosgag ccQfioöavta
ödfiatLy tov inl aQ(iUtcav xegovßixäv inoxov^svov xal vno tay^id-
tov ayyshxäv avv^vofisvov ^'^) , otL tivsg kexvd'iov^^) Ixksidav x.
t, X. Und er giebt die lateinische Uebersetzung : Juro tibi jusju-
^) FabriciuB sagt in der Bibliotheca graeca, Vol. XII, p. 766, da wo
der Aufsatz des Pappos als in einer Abschrift einer Pariser Handschrift
vorkommend besprochen wird: Incipit per jus jurandum de veritate Pro-
cessus, quem describit.
^) Grüner sagt a. a. 0., p. 83 von diesem Aufsatze: Finit cum experi-
mento chemico, cujus scientia imperliri profanis minime, sodalibus non sine
sacramento mutuo poterat. — Höfer (Histoire de la chimie,2. ed., T. I, p. 293)
sagt von dem Aufsatze, welchen er als den eines Philosophen Papoas auf-
führt (vgl. S. 477, Anm. 231): Cet ecrit, qui manque egalement de titre, aurait
pu etre intitule : Le serment des adeptes. En effet, ce n'est que la formule
du serment par lequel les adcptc«) s'engageaient ä garder le secret; ils ju-
raient par toutes les puissances Celestes et terrestres, ainsi que par la titrade
des eliments (toiy ato^x^Ctav ti^y tBtQdxrtjy).
81) Bibliotheca graeca, Vol. XII, p. 766, bis zu den Worten: dyyeX&x(i>y
dyv/ni'ovfAeyoy.
82) A. a. O., p. 82 sqq., mit Anmerkungen und lateinischer Uebersetzung.
33) Bezüglich des Anfanges vgl. oben S. 476, Anmerk. 230.
3*) aio&x^nixTetoy Trjy TEt^axtry Fabr.
3*) dyv/uyovfisyoy Fabr.
3*'») //fxi'^ior, ein alchemistieches Präparat; vgl. Grüner a. a. 0., p. SSsq.
AlchemiMische Schwur form ein. 527
randum magnuni, qui demumcunque tu sis, (per) deum umim for-
ma, non numero, qui fecit coelum et teiram, elementorum quater-
nionem et quae ex hifl facta sunt, (juro) etiam per eum, qui no-
stras aninias rationales et intelligentes aptavit corpori, (juro per
eum) qui vehitur curribus ehenibicis, et ab ordinibus angelicis lau-
datur li^'^nmis, quod quidam lecythiuni perhibuerunt rel.
REGISTER.
Aeneas Gazaeos, Bekanntschaft mit
Alchemie 34.
Africanns (Sextus Julius) 40, 360.
Agathodaemon 386.
My/« tix>^^ 171.
Al^dXtj 233.
Alambicns o. alembicos 229.
Alchemie: Sagen und Ansichten über den
Ursprung und frühe Kenntniss dersel-
ben 4; Ansichten über Kenntniss der-
selben bei den Alten 19; nachweisbare
Bekanntschaft mit dem Problem der-
selben 32; Definitionen des Wortes
59 ; frühere Benennungen derselben 61 ;
über die Ableitung des Wortes 79;
über frühe Beschäftigung mit dersel-
ben in Aegypten 83.
Alchymus 80.
"Afißt^ 229.
Anepigraphos 459.
Archelaos 456.
Archemie 81.
Aristoteles kennt die Alchemie nicht
26; als alchemistische Autorität ge-
nannt und unter diesem Namen Ter-
breitete alchemistische Schriften 358.
Arnaldus YillanoTanus 327.
"AarifAoy 99.
Astrologen: auf Arbeiten mit Metallen
gehende Stellen bei denselben 46.
Balneum Mariae 405.
Baq>ri ^^'
Ba^&xrj tix^V 61.
Bfjxog o. ßUog 231.
Blemmydes Tgl. Nikephoros.
Caligula, ob er alchemistische Ver*
suche veranlasst 28.
Cham 66,
Chemes, Chimes o. Chymes 77, 361.
Chemie: frühestes Vorkommen des Wor-
tes 40; über Bedeutung und Herkunft
des Wortes 55 ; über die ursprüngliche
Schreibart des Wortes 71.
Christianos 466.
XqvGoxoBiy 27.
Xqv0onoiia 62.
Chrysostomus, ob mit Alchemie be-
kannt 30.
Demokritos 108.
Destillation, zur Geschichte derselben 217.
Diocletian, ob er alchemistische Bü-
cher verbrennen Hess 83.
J(nXaMf$q 100.
Draco 271.
Edelsteine, über die Nachbildung solcher
205, 328.
Ei, alchemistische Bedeutung desselben
465.
'HUovQyCa 62.
Elixir 450.
^EXvdQioy 140.
^EyfQyeta 429.
Engelsage 5.
Epibechios 158, 361.
Engenios 453.
Firmicus (Julius Maternus): Vor-
kommen des Wortes Chemie bei dem-
selben 43, 53.
ri) 7ia^!^iyog 23.
Register.
529
Handschrift: über die älteste chemische
97; zur Kenntniss der Sammlungen
griechischer alchemistischer Aufsätze
243.
Heliodoros 419.
Heppamenes 123, 364.
Herakleios 363.
Hermes 367.
Hierotheos 448.
Homer, vermeintliche Bezugnahme auf
Alchemie bei ihm 14.
Jacobos 361.
Jacobus Theotonicus vgl. Theoto-
nicus.
Jamblichos 360.
Imuth 192.
Inschriften, angeblich alte auf Alchemie
bezügliche 21; vgl. bei Tabula.
Johannes Damaskenos 485.
Johannes der Evangelist als Alche-
mist betrachtet 394.
Johannes der Priester 392.
Isis 388.
Jnstinianos 364.
Kallisthencs 364.
Kataaxevfj toD x^^^^^ ^^•
KrJQioy 210.
Klaudianos 362.
Kleopatra 411.
Komarios 417.
Kosmas 475.
Jevxfo&ig 100, 155, 341, 461.
Lexicon, die alchemistischeu Kunstaus-
drücke erklärendes 498.
Md-og T<by ao^yy Ud^og iti^atog u. a.
449.
Manethon (Pseudo-), auf Arbeiten mit
Metallen gehende Stellen 50.
Manilius, ob mit Alchemie bekannt 46.
Maria 402.
Marienbad 405.
Memphitische Tafel 384.
Menos 362.
M OS es 396 ; Beilegung chemischer Kennt-
nisse an den Propheten Moses 398.
Nikephoros Blemmydes 289.
Olympiodoros 428.
Kopp , Beitr. b. Oesoh. d. Chem.
Orpheus 387.
Ostanes 407; Lehre des Ostanes 129.
Ovid alchemistisch gedeutet 20.
Ovum philosophicum 466.
Pammenes 123, 364.
Pappos 476.
Pelagios 424.
Perlen, über die Behandlung derselben
329.
Petasios 353, 433.
Petosiris 360.
Petrus Theoctonicus vgl. Theoc-
tonicus.
Philippos 207.
Philippos Solitarius 485.
'i»tXoüog)(a 63.
4>(bia 206.
Pibechios 158, 361.
Pin dar, Stellen desselben alchemistisch
gedeutet 16.
Plato kennt die Alchemie nicht 26;
als alchemistische Autorität genannt
und unter seinem Namen verbreitete
alchem. Schriften 358.
Psellos 478.
Ptolemaeos, auf Arbeiten mit Metal-
len bezügliche Stelleu 48.
Räthscl, alchemistisches 506.
Salmanas 487.
Salomo 471.
Sapor 124.
Schriftsteller: über ältere alchemistische
im Allgemeinen 103.
Schwurformeln, alchemistische 520.
Smaragdene Tafel 375.
Sophar 361.
SnnyBt^la 63.
Stein der Weisen 449.
Stephanos 437.
Syuesios 144 (Synesius Abbas 150).
Tabula memphitica 384.
Tabula smaragdina 375.
Temistos 364.
Terra virgo 23.
Tertullian, ob mit Alchemie bekannt
30.
SBla tixyv 61«
Beioy €do}Q 470.
Themistios 364.
34
530
RegiBter.
Themistios Euphrades, ob mit AI-
Chemie bekannt 32.
Tbeoctonicus o. Tbeotonicus 32C.
Tbeodoros 201, 323.
Tbeopbilofl 361.
Tbeopbrastos 445.
Virgil alcbemistisch gedeutet 20.
VliesS) Sage vom goldenen 12.
Sdy^wfk^ 155.
Sfj^tor 209.
•T<f«^ (^eior 470.
Zeichen, Erkläniog der alchemistischen
499.
Zosimos \(j'2.
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11
Kopp, Beitr. z. Gesch. d. Cliem.
Fig. 9-
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Fig. 10.
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Fig. 6.
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