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Full text of "Beiträge zur Geschichte der Chemie"

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BEITKÄGE 


ZUR 


GESCHICHTE  DER  CHEMIK 


BEITRÄGE 


ZUR 


GESCHICHTE  DER  CHEMIE. 


VON 


HERMANN  KOPP. 


MIT     EIN  TrRä  T  A  F  E  L, 


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BRAUNSCHWEIG, 


DRUCK  UND  VERLAG  VON  FRIEDRICH  VIEWEQ  UND  SOHN. 


1869. 


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Die  Hexmtisgabd  einer  Uebersetzang  in  firansCsischer  und  englischer  Sprache, 
sowie  in  anderen  modernen  Sprachen  wird  Torbehalten. 


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VORKEDE. 


J^ür  die  Geschichte  der  Chemie,  welche  ich  1843  —  1847 
veröflFentlicht  habe,  hatte  ich  benutzt,  was  mir  damals  an 
Quellen  zugänglich  und  von  historischen  Berichten  Anderer 
bekannt  war.  Die  seitdem  verflossenen  Jahre  haben  mir 
für  Vieles  bessere  oder  vervollständigte  Einsicht  gebracht. 
Auch  fiir  die  dunkelste  Partie  der  Geschichte  der  Chemie; 
die  früheste  Zeit,  in  welcher  die  letztere  in  der  Richtung 
als  Alchemie  betrieben  wurde,  suchte  ich  eine  solche  zu 
erlangen.  Die  Notizen,  welche  sich  mir  hierüber  ansam- 
melten und  zu  Erörterungen  einzelner  Gegenstände  grup- 
pirten,  vervollständigten  sich  mehr  und  mehr,  und  es  scheint 
mir  nicht  unnütz,  sie  in  einigen  Zusammenhang  gebracht 
als  Beiträge  zur  Geschichte  der  Chemie  zu  veröflFentlichen. 
Die  Ausarbeitung  dieser  Beiträge  erstreckte  sich  über 
längere  Zeit,  und  sie  war  öfters  unterbrochen.  Der  Mass- 
stab, nach  welchem  ich  in  den  verschiedenen  Zeiten  die 
Bearbeitung  versuchte,  war  ein  ungleicher.  Die  einzelnen 
Aufsätze,  welche  ich  mittheile,  wurden  keineswegs  in  der 
Ordnung  ausgearbeitet,  in  welcher  ich  sie  schliesslich  für 
die  VeröflFentlichimg  zusammengestellt  habe.  Mehrere  Auf- 
sätze sind  später  noch  hinzugekommen,  deren  Ausarbeitung 


VI  Vorrede. 

früher  nicht  beabsichtigt  oder  mir  sehr  ungewiss  war.  Das 
Ganze  zuletzt  noch  einmal  umzuformen,  war  mir  nicht  mög- 
lich. Früher  geschriebene  Aufsätze  musste  ich  in  der  An- 
lage so  fortbestehen  lassen,  wie  ich  sie  gearbeitet  hatte,  als 
ich  noch  nicht  wusste,  ob  oder  dass  ich  andere  mit  ihnen 
in  Zusammenhang  stehende  Gegenstände  auch  noch  bearbei- 
ten würde ;  sie  erfuhren  später  Abänderungen  und  nament- 
lich Zusätze,  durch  welche  sie  manchmal  etwas  ungefüg 
geworden  sind.  Es  war  auch  nicht  zu  vermeiden,  dass  ich 
mehrmals  in  einem  Aufsatz  auf  Etwas  in  einem  anderen 
bereits  Besprochenes  noch  einmal  zurückkommen  musste. 
Diese  Nachtheile,  welche  aus  der  Art  der  Entstehung  dieser 
Beiträge  hervorgegangen  sind,  verkenne  ich  nicht ;  sie  werden 
nicht  aufgewogen  dadurch,  dass  andererseits  jetzt  jeder  Ab- 
schnitt eher  Etwas  für  sich  Geschlossenes  ist,  als  wenn  icli 
in  Einem  Zuge  der  Darstellung  einmal  Gesagtes  für  Alles 
Folgende  als  bekannt  vorausgesetzt  hätte. 

Die  Beiträge  zur  Geschichte  der  Chemie,  welche  ich 
hier  mittheile,  sollen  die  Ansichten  kennen  lehren,  welche 
man  über  die  früheste  Betreibung  der  Chemie  in  der  Rich- 
tung als  Alchemie  zu  verschiedenen  Zeiten  gehabt  hat,  und 
die  ältesten  Schriftsteller  und  Schriftstücke,  welche  uns  be- 
kannt geworden  und  erhalten  sind.  Die  Ansichten  über  den 
Ursprung  der  Alchemie  und  frühe  Beschäftigung  mit  der- 
selben sind  sehr  wechselnde  gewesen,  und  manche  in  neue- 
rer Zeit  noch  festgehaltene  oder  ausgesprochene  Ansicht 
scheint  mir  nicht  die  richtige  zu  sein.  Vieles  hierauf  Be- 
zügliche bleibt,  so  weit  ich  urtheilen  kann,  jetzt  noch  un- 
entschieden; imgleich  öfter  habe  ich  Zweifel  an  Behaup- 
tungen, die  mit  grosser  Bestinmitheit  ausgesprochen  vorlie- 


Vorrede.  vii 

gen  und  Glauben  finden,  darzulegen ^  als  dass  ich  an  der 
Stelle  der  mir  unrichtig  erscheinenden  Behauptungen  andere 
mit  gleicher  Bestimmtheit  aufstellen  könnte. 

Uebrigens  bleibt  nicht  etwa  nur  für  die  Zeit,  deren 
Besprechung  die  hier  gebotenen  Beiträge  zunächst  gewidmet 
sind,  auf  dem  Gebiete  der  Geschichte  der  Chemie  Vieles 
unsicher  und  manche  jetzt  noch  wiederholte  Behauptung 
zu  berichtigen  oder  anzuzweifeln,  sondern  auch  für  spätere 
Jahrhunderte  ist  die  Darstellung,  wie  diese  Wissenschaft 
sich  entwickelte,  in  ähnlicher  Weise  erschwert  Welches 
Dunkel  schwebt  noch  über  dem  Verfasser  der  unt^r  Ge- 
ber's  Namen  uns  überlieferten  Schriften,  und  wie  Vieles 
bleibt  da  noch  in  den  immer  wiederholten  Angaben  zu 
berichtigen,  auch  nach  dem,  was  in  neuerer  Zeit  (The  La- 
boratory,  No.  5,  p.  71;  London  1867)  über  diesen  Gegen- 
stand bemerkt  worden  ist.  Wie  irrig  erscheint  die  bis  in 
die  neuere  Zeit  festgehaltene,  auch  von  mir  früher  getheilt 
gewesene  Ansicht,  dass  den  im  13ten  Jahrhundert  mit  Che- 
mie und  Alchemie  practisch  Beschäftigten  auch  Albertus 
Magnus  zuzuzählen  sei,  wenn  längere  Beschäftigung  mit 
den  unzweifelhaft  echten  Schriften  dieses  Gelehrten  die  unter 
seinem  Namen  in  Umlauf  gekommenen  alchemistischen  Trac- 
tate  mit  Bestimmtheit  als  untergeschoben  anerkennen  lässt; 
seine  chemischen  und  alchemistischen  Kenntnisse  sind  ent- 
schieden mehr  die  eines  Vielbelesenen  als  die  eines  Labo- 
ranten.  Welche  Zweifel  daran,  ob  die  dem  Raymundus 
L  u  1 1  u  s  zugeschriebenen  alchemistischen  Werke  wirklich 
von  ihm   herrühren,  sind   in   neuester  Zeit  wieder  geltend 

gemacht  worden  (Raimundo  Lulio,  juzgado  por  »imismo , 

por  D-  F.  Weyler  y  Lavina;    Palma  1866).     Wie  ungewiss 


vni  Vorrede. 

ist  noch,  was  den  Ursprung  und  die  Zusammengehörigkeit 
der  unter  Basilius  Valentinus'  Namen  uns  zugekomme- 
nen chemischen  Schriften  betriflft,  und  so  Vieles  Andere 
aus  der  Geschichte  der  Chemie  bis  zu  der  Zeit  des  Para- 
celsus. 

Dass  ich  für  die  Zeit>  in  welcher  bei  den  Arabern  und 
dann  bei  den  Abendländern  die  Chemie  nur  in  der  Rich- 
tung als  Alchemie  betrieben  wurde,  zu  einer  zusammen- 
hängenderen Darlegung  dessen  kommen  werde,  was  ich 
jetzt  als  sicherer  nachweisbar  und  was  als  zweifelhaft  be- 
trachte, ist  mir  kaum  wahrscheinlich.  Möge  der  vorliegende 
Versuch,  zur  historischen  Kenntniss  der  Alchemie  in  noch 
früherer  2feit  Etwas  beizutragen,  nachsichtige  Au&ahme, 
und  in  ihm  enthaltenes  Unrichtiges  und  Unsicheres  Be- 
richtigung und  Entscheidung  finden. 

Heidelberg,  im  October  1868. 


Ep. 


INHALT. 


Seite 

Einleitung 1 

Sagen  und  Ansichten  über  den  Ursprung  und  frühe  Kenntniss  der 

Alchemie     4 

Die  £ngel8age 5 

Die  Sage  vom  goldenen  Vliess 12 

Angebliche  Bezugnahme  auf  Alchemie  in  anderen  alten  Mythen  14 

Ansichten  über  Kenntniss  der  Alchemie  bei  den  Alten 19 

Nachweisbare  Bekanntschaft  mit  dem  Problem  der  Alchemie  ....  32 

Angebliche  Kenntniss  desselben  bei  Themistios  Euphrades     .   .  32 

Bekanntscliaft  mit  demselben  bei  Aeneas  Gazaeos 34 

Frühestes  Vorkommen  des  Wortes  Chemie 40 

Angebliches  Vorkommen  desselben  bei  Julias  Africanus  ....  40 
Vorkommen   desselben  bei  Julius  Matemus  Firmicus;  ob   bei 
den  astrologischen  Schriftstellern  alchemistisch  zu  Deuten- 
des sich  finde 43 

Ueber  Bedeutung  und  Herkunft  des  Wortes  Chemie 55 

Bedeutungen  des  Wortes  Chemie,  dann  Alchemie,  in  verschie- 
denen Zeiten;  ältere  Benennungen  der  Metallveredlungs- 

kunst 55 

Herkunft  und  Ableitung  der  Worte  Chemie  und  Alchemie     .   .  G4 

Ueber  frühe  Beschäftigung  mit  Alchemie  in  Aegypten 83 

Die  älteste  chemische  Handschrift 97 

Ueber  ältere  alchemistische  Schriftsteller  im  Allgemeinen 103 

Demokritos 108 

Synesios 144 

Zosimos 1G2 

Zur  Geschichte  der  Destillation 217 

Zur  Kenntniss  der  Sammlungen  griechischer  alchemistischer  Aufsätze  243 

Ueber  die  bisherige  Beachtung  dieser  Sammlungen 244 


X  Inhalt. 

Seite 

Besprechiing  der  einzelnen  Handschriften: 

Handschriften  der  Bibliothek  des  Yaticans 256 

Venetianer  Handschrift 257 

Florentiner  Handschrift 263 

Mailander  Handschrift 267 

Turiner  Handschrift 268 

Escurial-Handschriften 269 

Pariser  Handschriften 274 

Montpellier-Handschrift 292 

Wiener  Handschriften 294 

Breslauer  Handschrift 297 

Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift 298 

Augsbarger  Handschrift 803 

Münohener  Handschrift 803 

Wolfenbütteler  Handschriften 808 

Handschriften  zu  Leipzig,  Weimar,  Wittenberg,  Köln, 

Krakau 310 

Leydener  Handschrift 311 

Oxforder  Handschrift 813 

Middlehill-Handschrift 815 

Ueber  das  Bekanntwerden  dieser  Sammlangen  im  Abendland    .  316 

üeber  die  erste  Zusammenstellung  solcher  Sammlungen  ....  822 
Ueber  die  älteste  Form  der  Sammlung  und  die  Umformungen 

derselben 324 

Ueber  die  Anfertigung  der  verschiedenen   Handschriften  und 

darüber,  was  sie  an  Uebereinstimmung  zeigen 334 

Ueber  lateinische  Uebersetzungen  solcher  Sammlungen   ....  387 
Bemerkungen  über  Alter  und  Inhalt  der  in  den  Sammlungen 

enthaltenen  Aufsätze •  .   .   .  • 839 

Aeltere  Aufzählungen  der  alchemistischen  Autoritäten 844 

Besprechung  einzelner  Persönlichkeiten,  welche  als  alchemistische 
Autoritäten  oder  als  Verfasser  von  Aufsätzen  in  den  Sammlun- 
gen genannt  sind 366 

Hermes 867 

Die  Tabula  smaragdina 376 

Die  Memphitische  Tafel 384 

Agathodaemon 386 

Isis 888 

Johannes 892 

Der  Eyangelist  Johannes  als  Alchemist 894 

Moses 896 

Beilegung  chemischer  Kenntnisse  an  den  Propheten  Moses  898 

Maria 402 

Ostanes 407 

Eleopatra 411 

Eomarios 417 


Inhalt  XI 

8dta 

Fortsetsimg  der  Besprechung  einzelner  alchemisÜBcher  Schriftsteller  418 

(Demokritos  vgl.  S.  108,  Synedos  S.  144,  Zosimos  S.  162.) 

HeliodoroB .' 418 

PelagioB 424 

OlympiodoroB 428 

StephanoB 437 

Theophrastos;  Hierotheos;  ArchelaoB 444 

AnepigraphoB • 459 

ChristianoB 466 

Kosmas 475 

PappoB 476 

Psellos 478 

Johannes  DamaskenoB;  Philippos  Solitarias 485 

Salmanas 487 

Alchemistische  Wort-  und  Zeichen-Erklärung 492 

Das  worterklärende  Lexicon 403 

Die  Erklärung  der  alchenuBtiBchen  Zeichen     499 

Ein  alchemistisches  Räthsel 506 

Alchemistische  Schwurformeln 520 


BEITRÄGE 


ZUR 


GESCHICHTE  DER  CHEMIE; 


VON 


HERMANN  KOPP. 


ERSTES     STÜCK. 


Einleitung. 


Einem  Bau  vergleichbar,  an  dessen  Aufrieb tung  seit  vielen 
Jahrhunderten  gearbeitet  wird,  steht  die  jetzige  Chemie  da.  Was 
an  Thatsaehen  erkannt  wurde,  gab  das  Material  ab,  aus  welchem 
das  Lehrgebäude  der  Chemie  aufgeführt  worden  ist;  spärlich  und 
zerstreut  daliegendes  Material,  wie  es  in  früheren  Zeiten  ge- 
boten war,  hat  sich  im  Verlauf  der  Jahrhunderte  zu  reichlich  vor- 
handenem, zu  fast  nicht  mehr  von  Einem  übersehbarem  und  stets 
noch  sich  mehrendem  vervielfacht.  In  der  Deutung  der  That- 
saehen und  in  den  Ansichten  darüber,  wie  das  Material  zu  ordnen 
und  zum  Bau  zu  verwerthen,  in  welcher  Richtung  und  in  der  Ver- 
folgung welches  Grundgedankens  der  Bau  weiter  zu  führen  sei, 
hat  wiederholt  ein  Wechsel  stattgefunden.  Liess  einerseits  eine 
erhebliche  Erkenntniss  neuer  Thatsaehen  mehrmals  die  Grund- 
anschauungen darüber  sich  ändern,  in  welcher  Richtung  und  nach 
welchem  Plane  der  Bau  zu  fördern  oder  umzugestalten  sei,  so  hat 
andererseits  auch  wiederholt  geniale  Erkenntniss,  in  welcher  Weise 
mit  Vortheil  für  die  Wissenschaft  gebaut  werden  könne,  zu  der 
Erwerbung  des  dafür  nöthigen  und  passlich  sich  anfügenden  Ma- 
terials mit  Erfolg  hingedrängt.  Rasch  sich  folgend  sind  nament- 
lich in  neuerer  Zeit  verschiedenartige  Auffassungen  darüber  ge- 
wesen, welche  Grundgedanken  in  Anwendung  dafür  kommen 
sollen,  das  Gebäude  in  die  Höhe  oder  gar  zum  Abschlüsse  zu 
bringen,  ihm  Festigkeit  zu  geben,  und  den  einzelnen  Theilen  Zu- 
sammenliang  zu  sichern.  Eine  Auffassung  nach  der  anderen 
gewann  zahlreiche  Anhänger,  liess  ihr  entsprechend  ein  Stück  des 

Kopp,  Beitr.  f.  Oesch.  4.  Chem,  j 


2  Einleitung. 

Bau's  äufFühren  und  glänzte  durch  die  Wichtigkeit  der  neu  erwor- 
benen Thatsachen,  welche  dies  ermöglichten;  und  eine  folgende 
Auffassung  liess  dann  wieder  in  anderer  Richtung,  und  mit  gleichem 
Erfolge,  den  Bau  sich  erweitern,  oder  stürzte  auch  das  vorher  Auf- 
geführte um  und  verwendete  bei  dem  Neubau  Thatsachen,  die  frü- 
her als  die  Tragsteine  hervorragender  Lehrsätze  hoch  geschätzt 
worden  waren,  wie  gewöhnlicheres  Material.  Und  jede  der  ver- 
schiedenen Auffassungen  suchte  nachzuweisen,  wie  früher  thatsäch- 
lich  Erkanntes  ihr  entsprechend  betrachtet  werden  könne  und 
im  Bau  seine  Stelle  finde,  oder  mit  welchen  Abänderungen  früher. 
Gebautes  dem  neuen  Plane  sich  füge.  Das  war  auch  schon  so  in 
früheren  Zeiten,  wo  die  Betheiligung  am  Bau  eine  geringere  war, 
der  Wechsel  der  leitenden  Ansichten  seltener  statt  hatte,  dafür 
aber  um  so  eingreifender  die  Richtung  der  Thätigkeit  der  Chemi- 
ker mit  den  Qrundanschauungen  derselben  eine  andere  wurde. 
Lange  Zeit  zurück  lässt  sich  verfolgen,  wie  das  Material  zur  Er- 
richtung des  Lehrgebäudes  der  Chemie  allmälig  gewonnen  wurde, 
welchen  Richtungen  und  Ansichten  gemäss  man  es  ordnete  und 
verwendete,  und  wie  diese  Richtungen  und  Ansichten  wechselten; 
der  Gegensatz  zwischen  früheren  imd  den  jetzigen  steigert  sich 
mehr  imd  mehr,  in  je  ältere  Zeiten  wir  zurückgehen  imd  aus  ihnen 
Erhaltenes  in  Betracht  ziehen. 

Zu  jeder  Zeit  war  die  Fortbildimg  der  Wissenschaft,  wie  sie 
sich  in  den  Bestrebimgen  weitaus  der  Mehrzahl  imter  den  an  ihr 
Antheil  Nehmenden  ausspricht,  eine  mehr  einseitige:  in  Einer 
Richtimg  weiter  zu  bauen,  und  vorzugsweise  Einer  Klasse  von 
Thatsachen  Beachtung  zu  schenken  und  gerade  sie  als  zur  An- 
knüpfung theoretischer  Ansichten  geeignet  und  zu  den  allge- 
meinsten Schlussfolgerungen  berechtigend  zu  betrachten;  immer 
wurde  Eine  Richtung,  in  welcher  practisch  und  theoretisch  zu 
arbeiten  Einzelne  durch  ihre  Erfolge  ermuthigten,  von  der  Mehr- 
zahl der  Zeitgenossen  nicht  nur  als  die  für  die  Gegenwart  wich- 
tigste, sondern  auch  als  die  fiir  alle  Folge  das  Meiste  versprechende 
betrachtet,  und  von  der  Ueberschätzung  Einer  Richtung  war  die 
Unterschätzung  anderer  unzertrennbar.  Das  Urtheil  darüber,  wie 
sich  in  dieser  Beziehimg  unsere  Zeit  neben  oder  über  frühere 
Zeiten  stellt,  bleibt  der  Zukunft   vorbehalten.     Doch  zu  keiner 


Einleitung.  3 

Zeit  war  die  Betheiligung  an  der  Arbeit,  die  Raschheit,  mit  welcher 
gewisse  Ansichten  zur  Durchführung  gelangten  und  für  eine  ge- 
wisse Zeit  zu  leitenden  wurden,  dem  vergleichbar,  was  jetzt  sich 
dem  Blicke   des  Beobachters  bietet.      Emsig   und   zuversichtlich 
wird  oben  an  dem  Gebäude  gearbeitet,  und  modern  und  elegant, 
wie  Betheiligte  selbst  gern  es  rühmen,  erhebt  sich  da  ein  vorzugs- 
weise das  Intere.sse  in  Anspruch  nehmender  Theil  desselben.  Aber 
tief  unten,  in  dunkelen  Gewölben,  wohin  der  Arbeitslärm  der  Jetzt- 
zeit nicht  mehr  dringt,  findet  man   altes  Gemäuer,  und  Gestein- 
brocken, von  welchen  schwer  zu  entscheiden  sein  kann,  ob  sie  als 
Theile  alter  Constructionen  gedient  oder  nur  zufällig  hier  ihren 
Platz  gefunden  haben.    Auf  den  Steinen  des  alten   Mauerwerkes 
zeigen  sich  Inschriften,  schwer  verständlich  und  Zweifel  darüber 
lassend,  ob  sie  bei  der  Ausführung  des  Bau's  schon  den  Steinen 
eingegi*aben  wurden,  oder  ob  spätere  Hände  erst  sie  einmeiselten. 
Aus  welcher  Zeit  stammen  jene  Mauern,  welche  mindestens  für 
lange  Zeit  dem  Gebäude  unserer  Wissenschaft   als  Fundamente 
dienten?     Welches  ist  das  Alter  und  der  Sinn  jener  Inschriften? 
Man  findet  zahlreich  Solche,  welche  der  Beantwortung  der- 
artiger Fragen  gerne  zuhören,  wenn  es  scheint,  dass  dieselbe  kurz 
und  mit  einiger  Bestimmtheit  gegeben  werden  könne.    Aber  die 
Beantwortung  dieser  Fragen  kann  öfters  nur  eine  unsichere  sein, 
und  weshalb  das  der  Fall  ist,  lässt  sich   nicht  so  in  Kürze  an- 
geben. —  Ich  denke  in  diesen  Beiträgen   zu  der  Geschichte  der 
Chemie  etwas  eingehender  jene  Fragen  zu  behandeln:  zu  berichten, 
was  Männer,  welche  die  Zeugnisse  der  Vorzeit  selbst  untersuchten 
oder  sich   mit  der    Beurtheilung   derselben   ernstlich   beschäftigt 
haben,  bezüglich  ihrer  antworten  zu  können  glaubten,  und  darzu- 
legen, was  jetzt  als  das  Wahrscheinlichere  anzunehmen  ist,  oder 
was  für  uns,   nach  dem  jetzigen  Stand  unserer  Kenntnisse,  noch 
nicht   als  beantwortbar  erscheint.     Es  sind  theilweise  trockene 
Betrachtungen,  in  welche  wir   hier  einzutreten  haben,  aber  ich 
hoffe  doch,  dass  für  Manchen  unter  Denen,  welche  mir  bei  ihnen 
folgen  wollen,  es  der  Mühe  werth  erscheinen  wird,   darüber  kla- 
rer zu  werden,  was  wir  von  der  Chemie  früherer  Zeiten  wirklich 
wissen  und  was  ims  von  ihr  erhalten  ist. 

J* 


Sngen  und  Ansichten  über  den  Ursprung 


Sagen  und  Ansichten  über  den  Ursprung  und  frühe 

Kenntniss  der  Alchemie. 


Chemie  wurde  früher  die  Kunst  genannt,  edle  Metalle  — 
Silber  und  Gold  —  darzustellen.  Die  Darstellung  derselben  war 
eine  Abscheidung;  aber  Abscheidung  von  schon  vorhandenem 
edlem  Metall  wurde  wohl  nur  in  den  Fällen  wirklich  anerkannt^ 
wo  dasselbe  in  dem  zu  bearbeitenden  Material  mechanisch  einge- 
mengt und  dem  Auge  sichtbar  war.  Wo  edles  Metall  als  das 
Endresultat  einer  Reihe  von  Operationen  zum  Vorschein  kam, 
ohne  von  vornherein  wahrnehmbar  gewesen  zu  sein,  da  konnte  es 
scheinen,  als  ob  es  durch  die  Operationen  erst  neu  hervorgebracht 
worden  wäre;  noch  in  uns  nahe  stehenden  Zeiten  ist  wiederholt 
Abscheidung  edlen  Metalls  als  künstliche  Erzeugung  desselben 
missdeutet  worden  i).  Beobachtungen  darüber,  wie  die  Eigen- 
schaften (die  Fai'be  z.  B.)  eines  Metalles  zu  denen  eines  anderen 
abgeändert  werden  können,  Hessen  wohl  dann  noch  die  Ansicht  zu 
einer  bestimmter  erfassten  werden:  es  sei  möglich,  ein  Metall  nach 
allen  seinen  Eigenschaften  zif  einem  anderen,  namentlich  unedles 
Metall  zu  edlem  Metall  umzuändern,  Silber  und  Gold  also  aus 
Substanzen  darzustellen,  welche  Nichts  davon  enthalten.  Der 
Glauben,  dass  dies  möglich  sei,  und  die  Vorstellungen  und  die  Be- 
strebungen, wie  und  dass  solche  Metallveredlung  bewirkt  werden 
könne,  machen  zusammen  das  aus,  was  als  Alchemie  bezeichnet 
worden  ist;  allein  oder  vorzugsweise  in  der  Richtung  als  Alche- 
mie ist  die  Chemie  innerhalb  eines  Zeitraums  von  mehr  als  tau- 
send Jahren  bearbeitet  worden.    Aber  während  später  Abschei- 


^)  Vgl.  meine  Geschichte  der  Chemie  [Braunschweig  1843—1847],  Theil  II, 
S.  167;  Theil  IV,  S.  208. 


and  frühe  Keuntniss  der  Alclicmie.  5 

dung  von  schon  vorhandenem  edlem  Metall  von  Neubildung  oder 
künstlicher  Erzeugung  desselben  bestimmt  unterschieden  wurde, 
ist  für  die  ältere  Zeit  eine  solche  Unterscheidung  weder  nachweis- 
bar noch  —  bei  der  Abwesenheit  des  chemischen  Wissens,  auf 
welchem  sie  beruht  —  irgend  vorauszusetzen.  Eine  gewisse  Stufe 
wissenschaftlicher  Erkenntniss,  zu  welcher  man  sich  nur  langsam 
und  mit  Mühe  erhob  und  die  jetzt  ja  noch  Vielen  unzugänglich 
geblieben  ist,  gehört  dazu,  des  fundamentalen  Unterschiedes  sich 
bewusst  zu  sein,  welcher  zwischen  der  Production  eines  Mate- 
rials durch  Abscheidung  desselben  und  der  Production  eines 
Materials  durch  Umformung  oder  Vereinigung  anderer  Substanzen 
besteht;  jetzt  noch  mögen  Viele  die  Production  einer  Verbin- 
dung, des  Ultramarins  z.  B.,  und  die  eines  Metalles  oder  des  Phos- 
phors als  technische  Processe  wesentlich  ähnlicher  Art  betrachten. 
—  Die  wirklichen  und  die  vermeintlichen  Erfahrungen  und  Beob- 
achtungen, welche  wir  als  metallurgische  und  alchemistische  unter- 
scheiden, und  die  in  der  einen  und  in  der  anderen  Richtung  ge- 
machten Angaben  waren  unzweifelhaft  lange  Zeit  hindurch  ver- 
mengt und  oft  verwechselt ;  aber  als  später  die  eigentlich  alche- 
mistische Richtung  bei  den  Chemikern  die  Oberhand  gewann,  deu- 
tete man  in  ihrem  Sinne  alle  Nachrichten,  welche  aus  früherer 
Zeit  überkommen  waren,  und  als  frühe  Bekanntschaft  mit  Alche- 
mie  verrathend  oder  bezeugend  solche  Sagen  und  Angaben,  welche 
gewiss  zunächst  sich  nur  auf  Bekanntschaft  mit  metallurgischen 
Operationen  bezogen. 

Wir  müssen  dieser  Verwechslung  eingedenk  sein  bei  der  Be- 
trachtung der  Entwicklung  einer  Sage,  welche  zuletzt  als  eine 
Tradition  bezüglich  des  Ursprungs  der  Chemie  im  Sinne  als  Al- 
chemie  enthaltend  aufgefasst  worden  ist. 

Im  ersten  Buche  Moses  (Cap.  VI,  Vers  1  und  2)  findet  sich 
eine  Stelle,  welche  nach  Luther's  Uebersetzung  lautet:  „Da  sich 
aber  die  Menschen  begannen  zu  mehren  auf  Erden  und  zeugeten 
ihnen  Töchter;  da  sahen  die  Kinder  Gottes  nach  den  Töchtern 
der  Menschen,  wie  sie  schön  waren,  und  nahmen  zu  Weibern 
welche  sie  wollten";  und  weiter  (Vers  4):  „Es  waren  auch  zu  den 
Zeiten  Tyrannen  auf  Erden;  denn  da  die  Kinder  Gottes  die  Töch 


6  Sagen  und  Ansichten  über  den  Ursprung 

ter  der  Menschen  beschliefen,  und  ihnen  Kinder  zeugeten,  wurden 
daraus  Gewaltige  in  der  Welt,  und  berühmte  Leute".  —  Hieran, 
als  an  eine  Angabe  über  innigen  Verkehr  höherer  Wesen  mit  Töch- 
tern der  Menschen,  knüpft  sich  eine  Entwicklung  einer  Sage  an, 
welche  schliesslich  die  Alchemie  unter  anderen  Geheimnissen  den 
Menschen  durch  höhere  Wesen  zugekommen  sein  lässt. 

In  dem  zweiten  Jahrhundert  vor  dem  Anfang  unserer  Zeii- 
rechnung  ist  niit  diesem  Verkehr  bereits  auch  Solches,  was  die 
Metalle  und  die  Bearbeitung  derselben  betrifft,  in  Beziehung  ge- 
bracht: im  Buch  Henoch  *),  in  dessen  zweitem  Abschnitte  besprochen 
wird«),  dass  und  wie  viele  Engel  sich  zu  den  Töchtern  der  Menschen 
hingezogen  fühlten  und  was  sie  im  Verkehr  mit  denselben  thaten ; 
Azäzdl,  einer  derselben,    lehrte   namentlich    die   Menschen  auch 


2)  Das  Buch  Henoch  war  bekanntlich  dem  Patriarchen  Henoch,  dem  Vater 
Methusalem's,  zugeschrieben,  in  den  ersten  Jahrhunderten  unserer  Zeitrechnung 
bekannt  und  von  den  Kirchenvätern  oft  citirt,  vom  6ten  Jahrhundert  an  ver- 
loren, und  ist  in  neuerer  Zeit  in  äthiopischer  Sprache  wieder  aufgefunden 
worden  (darin  herausgegeben  von  Lawrence:  Libri  Henoch  «versio  Aethiopica, 
Oxoniae  1838,  und  von  Dillmann:  Liber  Henoch,  aethiopice,  Lipsiae  1851). 
Nach  Dillmann  (das  Buch  Henoch,  übersetzt  und  erklärt  von  A.  Dillmann; 
Leipzig  1853)  ist  das  Buch  Henoch,  „eines  der  merkwürdigsten  Denkmale  des 
nachkanonischen,  vorchristlichen  Judenthums"  (a.  e.  a.  0.,  S.  LIV),  in  dem 
ursprünglichen  und  eigentlichen Theile  abgefasst  um's Jahr  115  bis  110 v.Chr.; 
und  noch  einmal  wird  es  von  ihm,  wie  es  in  der  äthiopischen  Uebersetzung 
erhalten  ist,  betrachtet  als  eine  wohl  mehrfach  späterer  üeberarbeitung  unter- 
worfene, ursprünglich  aus  dem  Ende  des  2ten  Jahrhunderts  v.  Chr.  stammende 
Schrift.  Auch  Hilgenfeld  (die  jüdische  Apokalyptik  in  ihrer  geschichtlichen 
Entwicklung  [Jena  1857],  S.  91  ff.),  welcher  die  verschiedenen  Ansichten  über 
das  Buch  Henoch  zusammengestellt  und  seine  eigene  dargelegt  hat,  betrach- 
tet die  ursprüngliche  Schrift  als  dem  Ende  des  zweiten  oder  dem  Anfang  des 
letzten  vorchristlichen  Jahrhunderts  angehörig;  das  oben  Besprochene  ist  auch 
nach  ihm  im  ursprünglichen  der  Schrift  enthalten. 

8)  Dillmann*8  Uebersetzung,  S.  3  ff.  Das,  die  oben  in  Betracht  gezo- 
gene Stelle  enthaltende  Fragment  des  Buches  Henoch  findet  sich  in  griechischer 
Sprache  mitgetheilt  in  des  Georgios  Synkellos  Chronographia  (ed.J.  Goar, 
p.  11  sqq.  der  Pariser  Ausgabe  von  1652,  p.  9  sq.  der  Venetianer  Ausgabe 
von  1729,  mit  beigefügter  lateinischer  Uebersetzung)  und  dann  in  J.  J.  Sca- 

liger*s  Anmerkungen  zu  dem  Chronicon  des  Eusebios  (Eusebii Chro- 

nicorum  Canonum Libri ,  ed.  J.  J.  Scaliger  [Lugduni   Batavorum 

1606];  animadversiones  Scaligeri  p.  244);  von  jener  Stelle  giebt  auch  Borri- 
chius  (De  ortu  et  progressu  chemiae  [Hafniae  1668],  p.  13)  den  griechischen 
Text  nebst  lateinischer  Uebersetzung. 


>, 


und  frühe  KenntniBS  der  Alcbemie.  7 

„ihre  Kunstwerke:  Armspangen  und  Seh  muck  waaren  und  den  Ge- 
brauch der  Schminke,  und  die  Verschönerung  der  Augenbrauen, 
und  die  kostbarsten  und  auserlesensten  Steine,  und  alle  Färb- 
stoffe, und  die  Metalle  der  Erde";  andere  dieser  gefallenen  Engel 
lehrten  die  Menschen  andere  geheime  Künste:  das  Beschwören 
und  Stemsehen  imd  andere  himmlische  Geheimnisse. 

Wieder  finden  wir  diese  Sage  —  und  dass  die  Kenntniss  von 
der  Darstellung  der  Metalle  und  namentlich  der  edlen,  der  Edel- 
steine und  der  kostbaren  Farbstoffe  von  den  Engeln  komme  und 
im  Verkehr  mit  Töchtern  der  Erde  den  Menschen  bekannt  gewor- 
den  sei  —  im   zweiten  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung.     Aus 
der  zweiten  Hälfte  desselben*)  stammen  die,   früher  dem  gegen 
das  Ende  des  ersten  Jahrhunderts  gelebt  habenden  Clemens  Ro- 
manus zugeschriebenen  Homilien,  in  welchen  die  Engel  in  ver- 
schiedener Weise    im   Zusammenhange  mit  Arbeiten  vorkommen, 
welche  die  Metalle  und  Anderes  später  mit  der  Alchemie  in  Ver- 
bindung Gebrachtes  betreffen.    In   der  achten  Homilie   wird   ge- 
sagt*):   Nam  ex  caeli  incolis  spiritibus  ii,  qui  infimam  regionem 
habitant  Angeli,  offensi  ingrato  hominum  erga  Deum  animo  postu- 
lant,   in  vitam  hominum  venire  liceat,  ut  vere  homines  facti,   per 
multam  conversationem  redargutis  qui  in  Deum  ingrati  fuerant, 
confestim  unumquenique  merito  afficerent   supplicio.    Quando  igi- 
tur  quod  petierant  acceperunt,   in   omnem  se  mutarunt  naturam, 
ut  qui  divinioris   essent  substantiae,  facileque  in   omnia  possent 
converti.    Et  facti  sunt  lapis  pretiosus,  et  margarita  conspicua,  et 
purpura   si  quae  pulcerrima,  et  aurum  insigne,  ac  omnis  magni- 
fica  materia.    Und  weiter«)  für  die  Zeit,  nachdem  die  Engel  sich 
ihren  Neigungen  zu   den   irdischen  Frauen  hingegeben:    Etenim 
post  concubitum,   quod   ante  fuerant  repetere  jussi,  nee  amplius 
valentes   praestare,    quoniam    aliud  non   poterant   post  inquina- 
mentum  facere,   et  adamatis  mulieribus   placere    cupientes,    pro 


*)  Vgl.  ü  hl  hörn,  die  Homilien  und  Recognitionen  des  Clemens  Roma- 
nos [Göttingen  1854],  S.  434. 

^)  Hom.  VIII,  11;  nach  Cotelier's  Uebersetzung,  wie  sie  sich  bei  Seh  weg- 
ler (Clementis  Romani  quae  feruntur  Homiliae;  ed.  A.  Schwegler  [Stuttgar- 
tiae  1847],  p.  202)  findet. 

•)  Hom.  VIII,  14  (bei  Schwegler  a.  e.  a.  0.  p.  204). 


8  Sagen  und  Ansicht en  über  den  Ursprang 

se  ipsis  viscera  terrae  ostenderunt,  decus  inquani,  metallorum,  au- 
mm,  aes,  argentum,  ferrum  et  similia,  cum  omnibus  pretiosis  lapi- 
dibus.  Cum  bis  autem  praestigiosis  gemmis  tradiderunt  et  artes 
ad  singula  pertinentes,  et  magicas  seientias  monstraverunt,  et  astro- 
nomiam  docuerunt  {öuv  rovroig  8i  xolg  fiaysvd^etöLv  U^oig  xal  tag 
tixvug  räv  ngog  ?7ca<5ta  nQayiidvoiv  nagidoönv,  xocl  fiayslag  vni- 
dsi^av  xal  aCxQOvo^tav  iöCda^av),  item  stirpium  vires,  nee  non 
quaecumque  humana  mens  non  potuisset  invenire,  adhuc  et  auri 
argentique  ae  similium  fusionem  (art  dh  xqvöov  xal  agyvQOv  xal 
täv  oiioltov  xv(Siv\  atque  vestium  diversas  tineturas.  Denique  om- 
nia  prorsus  quae  ad  ornatum  et  obleetationem  mulierum  spectant, 
daemonum  in  carne  ligatorum  sunt  inventa. 

Bald  auch  tritt  uns,  an  dem  Ende  des  zweiten  oder  dem  An- 
fang des  dritten  Jahrhunderts,  diese  Sage  wieder  entgegen,  ent- 
weder nur  der  Mittheilung  von  Geheimnissen  Seitens  der  Engel 
an  die  Menschen  erwähnend  7),  oder  auch  namentKeh  die  Dar- 
stellung und  Bearbeitung  der  Metalle  u.  s.  w.  als  in  diesem  Qeheim- 
wissen  einbegriffen  hervorhebend.  Letzteres  finden  wir  bei  Ter- 
tullian  (geboren  um  160,  gestorben  zwischen  220  und  240)  in 
seiner  Schrift  de  cultu  feminarum.     Im   ersten    Buche  derselben 

liest  man  8):  Nam  et  illi damnati  in  poenam  mortis  deputan- 

tur:  illi  scilicet  angeli,  qui  ad  filias  hominum  de  coelo  ruerunt,  ut 
haec  quoque  ignominia  feminae  accedat.  Nam  cum  et  materias 
quasdam  bene  occultas,  et  artes  plerasque  non  bene  revelatas, 
seculo  multo  magis  imperito  prodidissent  (si  quidem  et  metallorum 
operta  nudaverant,  et  herbarum  ingenia  traduxerant,  et  incanta- 
tionum  vires  provulgaverant,  et  omnem  curiositatem  usque  ad 
stellarum  interpretationem  designaverant)  proprio  et  quasi  peculia- 
riter  foeminis  instrumentum  istud  muliebris  gloriae  contulerunt; 
lumina  lapillorum,  quibus  monilia  variantur:  et  circulos  ex  auro, 
quibus  brachia  artantur:  et  medicamenta  ex  fuco,  quibus  lanae 
colorantur:  et  illud  ipsum  nigrum  pulverem,   quo  oculorum  exor- 


')  So  bei  Clemens  Alexandrinus  (von  191  an  Vorstand  der  Katecheten- 
Bchule  und  Presbyter  in  Alexandria;  starb  211  oder  um  220);  Stromat.  L.  V 
(Clementis  Alexandrini  opera  omnia,  recognovit  R.  Klotz ;  T.  III  [Lipsiae  1882], 
p.  9). 

8)  Tertulliani  Libri  IX  [Lutetiae  1628],  p.  71  sq. 


und  frühe  Kenntniss  der  Alchemie.  9 

dia  producuntur ®).  Und  im  zweiten  Buchet«)  wird  dann  be- 
sprochen, dass  die  angeli,  qui  et  materias  et  ejusmodi  illecebras 
detexerunt,  auri  dico  et  lapidum  illustrium,  et  operas  eorum  tra- 
diderunt,  et  jam  ipsum  calliblepharum,  vellerumque  tincturas  inter 
cetera  docuerunt,  damnati  a  Deo  sunt,  ut  Enoch  refert. 

Geradezu  als  Auskunft  gebend  über  den  Ursprung*  der  Che- 
mie wird  aber  diese  Sage  mitgetheilt  von  Zosimos,  welcher  in 
das  vierte  Jahrhundert  (wenn  nicht  in  frühere  Zeit)  zu  setzen 
ist  und  bei  welchem  Chemie  wohl  gewiss  alchemistische  Hervor- 
bringung der  edlen  Metalle  bereits  bedeutete.  Was  mir  über  die 
Schrift  bekannt  geworden  ist,  in  welcher  Zosimos  von  dieser 
iSage  spricht,  habe  ich  in  dem  (später  folgenden)  Abschnitte  über 
Zosimos  zusammengestellt;  es  bleibt  in  Beziehung  auf  sie  Vieles 
tinsicher.  Dafür,  was  Zosimos  diese  Sage  Betreffendes  aussprach, 
istOeorgios  Synkellos,  welcher  im  neunten  Jahrhundert  schrieb, 
Gewährsmann.  Dieser^*)  fahrt,  nachdem  er  aus  dem  Buche  He- 
noch  und  anderen  als  heilige  betrachteten  Schriften  die  hier  be- 
sprochene Sage  Betreffendes  mitgetheilt  hat,  folgendermassen  fort: 
^'ji^LOV  8b  xai  Zcö<y/fiov  toxi  Tlavonoklxov  (piko<f6(pov  XQfi<Si'V  xivk 
accQot^iöd^ai  nsgl  autäv  ix  zäv  ysygaiifiivav  ocvta  XQog  Osoös- 
ßsiMV  iv  rc5  ivvatGj  rijg  '/fiovd"  ßlßkcijy  ixovöav  (ods.  (pdöTtovöLV  at 
UqocI  ^'^a^al,  ijtoi  ßißkoiy  o  yvvoUy  ort  söti  zi  doufiovcov  yivogy  o 
XQT^tca  yvvocL^iv,  i^vrjiiovevös  öh  xal  6  ^EQiirjg  iv  xolg  (pvCiTwlgy  otal 
öxBÖov  anag  Xoyog  (pavsQogy  xal  anoxQVfpog  tovro  i^vrjiiovevöe  . 
rouro  ovv  B(pa6av  aQXcctaiy  xat  9'sTat  yQaq)al,  on  ayysXol  ttvsg  ins- 
^vfiricfav  täv  yvvaiTccivy  neu  xavekd'ivtBg  iölSo^av  ocvrag  ta  rijg 
q>vöB(og  ^QY^i  &v  X^Q*''^y  9>^^'^'^y  nQOöxgovöavvBg  b^g)  zov  ovQavov 


^)  Es  wird  hier  und  in  der  folgenden  Stelle,  wo  calliblephanim  tincturae 
genannt  werden,  wie  schon  im  Buche  Henoch  (S.  7),  auf  die  alte  Sitte  oder 
Unsitte  Bezug  genommen,  die  Augenbraunen  mit  Spiessglanz  (Schwefelantimon) 
zu  färben  und  so  den  Bogen  der  Augenbraunen  zu  vergrössern  (vgl.  meine 
Geschichte  der  Chemie,  IV.  Theil  [Braunschweig  1847],  S.  100).  Die  Befriedi- 
gung weiblicher  Eitelkeit,  wie  sie  u.  a.  durch  dieses  Mittel  versucht  wurde, 
wurde  als  sündlichen  Ursprungs  und  selbst  als  sündlich  betrachtet;  und  daran 
erinnert,  wie  in  unserer  Zeit  (1867)  das  Tragen  der  Chignons  als  Bündlich  be- 
trachtet und  ihm  von  hoher  kirchlicher  Autorität  entgegengewirkt  worden  ist. 

10)  In  der  eben  (Anmerk.  8)  angeführten  Pariser  Ausgabe  p.  109. 

1')  In  der  S.  6,  Anmerk.  3  citirten  Ausgabe  J.  Goar*8,  p.  IS  der  Pariser 
Ausgabe  von  1652,  p.  11  der  Venetianer  von  1729. 


10  Sagen  und  Ansichten  über  den  Ursprung 

Ifieivavj  Ott  navta  ta  novtiQCCy  xal  (iridhv  dfpskovvta  triv  ifvxr^v 
idlda^av  zovg  iv^gdxovg .  i^  amäv  (pdöTtovöiv  ai  avzal  yQoupcUy 
xal  xovg  yiyavxag  yBysvfjöd^ai.  iön  ovv  avzäv  ^  ngarr^  naffcidoöigy 
Xtifiä  n€Ql  xovtov  räv  vsxvdiv.  ixdlsöe  dh  xavtriv  ri}i/  ßlßlov  Xrj- 
^{la  ") ,  Bv%BV  dl  ri   tixvrj  Xrifiala  xaXehou.     D.  h.  in    lateinischer 

•  Uebefsetznngi^):  Operae  quoque  pretium  est  Zosimi  Panopolitae 
philosophi,  divino  cultui  magis  ac  magis  augendo ,  ex  ejusdem  scri- 
ptis  [ad  Tbeosebiam]  libro  Imuthi  nono  testimonium  bis  verbis  con- 
ceptum  adjungere:  Referunt  sacrae  scripturae,  o  mnlier,  daemo- 
num  genus  quoddam  esse  in  mulierum  consuetudinem  venire  soli- 
tum:  horum  mentionem  agit  Mercurius  in  physicis,  ac  omne  ferme 
tarn  certae  quam  obscurae  auctoritatis  volumen,   de  illis  nonnihil 

,  edisserit.  Hoc  itaque  veteres  et  sacrae  scripturae  affirmant,  an- 
gelos quosdam  mulierum  cupidine  tactos,  in  terras  dilapsos  natu- 
rae  opera  eos  edocuisse,  eapropter,  quod  prava  quaeque  et  inuti- 
lia  eis  revelassent,  caelo  extorres  perpetuo  exiiio  damnatos  ferunt. 
Ex  bis  gigantes  ortos  eaedem  scripturae  testantur:  primumque  ar- 
tium  hujusmodi  documentum  est  Chemia:  librumque  hunc  vocavit 
Chema,  unde  et  chymiae  nomeii  factum.  —  Mit  ganz  unwesent- 
lichen Varianten  hat  dieselbe  Stelle  J.  J.  Scaliger  in  seinen  An- 
merkungen zu  dem  Chronicon  des  Eusebios^*),  anscheinend 
selbstständig  der  sie  enthaltenden  Schrift  des  Zosi mos  entnom- 
men"),  und  von  hier  aus    ist  sie   in  andere  Werke  >*)    liberge- 


^3)  Als  Variante  oder  alsConjectur?  steht  am  Rande  für  Xijfiä  Xi)/ia,  und 
dann  auch  Xvfieia  für  XijfisCa, 

^^  Wie  sie  sich  in  der  Goar'schen  Ausgabe  findet. 

^*)  Eusebii Chroniconim  Ganonum Libri ,  ed.  J.  J. 

Scaliger  [Lugduni  Batavorum  1606];  animadversiones  Scaligeri  p.  243. 

'*)  Zosimus  Panopolites,    sagt  hier  Scaliger,    scripsit  librum   de  chy- 

mia,   quam   ipse   ifiovd^  vocat ,   ex   quo   de  istis    angelis  producam 

testimonium.  X^ijatg  Stoalftov ß(ßX(i}  ,  ^daxovcty  x.  T..X.,  im  Wesent- 
lichen ganz  so,  wie  es  oben  bei  Georgios  Synkellos  sich  findet,  und  nicht 
mehr. 

^•)  Unter  diesen  sei  hier  des  Borrichius  De  ortu  et  progressu  chemiae 
dissertatio  [Hafhiae  1668]  deshalb  besonders  genannt,  weil  sie  (p.  12)  eine 
Uebersetzung  der  fraglichen  Stelle  von  einem  Standpunkt  aus  hat,  für  welchen 
nicht  das  Religionsgeschichtliche,  sondern  das  die  Geschichte  der  Chemie  Be- 
treffende die  Hauptsache  war.  Ich  lasse  hier  diese  Uebersetzung,  wie  sie  sich 
bei  Borrichius  findet,  folgen.    Dicunt,  o  mulier,   sacrae  scripturae,   sive  li- 


and  frühe  KeDniniss  der  Alchemie.  11 

gangen,  Zeugniss  abzulegen  dafür,  wie  man  schon  zu  Zosimos' 
Zeit  die  Chemie  als  Etwas  in  unvordenklicher  Zeit  den  Menschen 
bekannt  Gewordenes  betrachtet  habe  i'). 

Auf  diese  Vorstellung:  die  Chemie  im  Sinne  als  Alchemie  sei 
den  Töchtern  der  Erde  von  höheren  Wesen  zur  Erlangung  von 
Liebesbeweisen  verrathen  worden,  finden  wir  aber  auch  in  älteren 
alchemistischen  Schriften  in  ganz  concreter  und  sehr  specialisirender 
Weise  Bezug  genommen.  Unter  diesen  Schriften  kommt  in  den 
uns  handschriftlich  erhaltenen  Sammlungen  derselben  ein  Send- 
schreiben der  Isis  an  ihren  Sohn  Horus  vor,  in  welchem  ^s)  die 


bri  8886  geniorum  aliquod  genus,  quod  mulieribus  utitur.  Meminit  et  rei  hu- 
ju8  Hermes  in  Physicis,  et  fere  omnis  doctrina  cum  manifesta,  tum  apocrypha 
illud  ipsum  memorat.  Hoc  ergo  memorant  veteres  et  divinae  8cripturae,  qaod 
aiigeii  cupidine  mulierum  inescati  edocuerint  illas  omnia  naturae  opera.  Hinc 
offensa  contingente,  extra  coelum  mansere,  quod  mala  omnia,  et  animae  nil 
profutura  homines  docuissent.  Ex  illis  natos  gigantes  tradunt  eaedem  scri- 
pturae.  Est  igitur  prima  eorum  traditio  Xi}/idf,  de  his  artibus:  appellarunt 
autem  librum  illum  Xrjfiä:  hinc  et  ipsa  ars  chemia  vocatur.  Diese  lieber- 
Setzung  weicht  indessen  von  der  oben  mitgetheilten  nur  sehr  wenig,  und  noch 
weniger  von  derjenigen  ab,  welche  sich  in  H.  Conring's  Schrift  De  Herme- 
tica  Aegyptiorum  vetere  et  Paracelsicorum  nova  medicina  [Helmestadii  1648], 
p.  18  (in  der  zweiten  Ausgabe  dieser  Schrüt:  De  Hermetica  medicina  [Hel- 
mestadii 1669],  p.  17  sq.)  findet.  t 

17)  Wie  wenn  das  von  Zosimos  Angegebene  (mit  der  Erklärung  des 
Wortes  )(f]fiBut)  schon  sich  im  Buche  Henoch  fände,  hat  Grüner  (Isidis,  Chri- 
stiani  et  Pappi  philosophi  jusjurandum  chemicum  [Jenae  1807],  p.  85)  das 
von  Ersterem  und  dad  in  letzterem  Gesagte  zu  Einer  längeren  Stelle  zu- 
sammengeschweißst,  unter  Berufung  auf  das  Buch  Henoch,  wie  es  Fabric.  Cod. 
Pseudep.  Vol.  H.  n.  28. 29.  p.  55  habe.  Des  Fabricius  Codex  pseudepigraphus 
veteris  testamenti  [Hamburg!  et  Lipsiae  1713]  enthält  in  Vol.  II,  p.  55  sqq.  aller- 
dings Einiges  auf  das  Buch  Henoch  Bezügliche,  aber  hier  so  wenig  wie  in 
Vol.  I,  p.  169  sqq.  (wo  p.  179 sqq.  der  bei  Georgios  Synkellos  sich  findende 
Text  und  als  Anmerkung  dazu  auch  die  Stelle  aus  dem  Zosimos  stehen)  Et- 
was, was  berechtigen  könnte,  das  von  Grüner  Angeführte  als  Einem  Schrift- 
ßteller  entnommen  und  in  sofern  als  zusammengehörig  zu  betrachten.  — Grü- 
ner theilt  die  Stelle  mit,  um  sie  in  chemischem  Sinne  zu  erklären:  die  „En- 
gel" seien  höhere  Chargirte  einer  chemischen  Gesellschaft  gewesen  (sunt  isti 
an  gel  i  rectores  et  modei-atores  sodalitatis  chemicae,  collegio  quodam  juncti); 
er  würde,  wenn  in  unserer  Zeit  schreibend,  wohl  auch  noch  dem  von  ihm 
sonst  als  Beweis  für  seine  Ansicht  Beigebrachten  das  zugefügt  haben,  dass 
von  den  Anhängern  einer  religiösen  Secte  (den  Irvingianem)  die,  welche 
Eines  der  vier  Hauptämter  bekleiden,  als  „Engel"  bezeichnet  werden. 

'®)  Nach  dem,  was  Höfer  (Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866], 
p.  290  8.)  über  den  Inhalt  dieser  Schrift  und  (daselbst  p.  530  ss.)  als  Text  der- 


12  Sagen  und  Ansiobton  über  den  Ursprung 

erstere  mittheilt,  wie  sie  dem  um  ihre  Gunst  sich  bewerbenden 
Engel  Amnael  (er  wird  als  n^ävog  ayysk'Js  ^al  sr^o^ijri^^  bezeich- 
net) für  ihre  Hingebung  die  Bedingung  gestellt,  dass  er  sie  das 
Geheimniss  lehre,  wie  Gold  und  Silber  gemacht  werden,  und  dies 
auch  erreicht  habe. 

Die  Sage,  welche  wir  hier  betrachteten,  führt  den  Ursprung 
und  die  Kenntniss  der  Alchemie  in  vorhistorische  Zeit  zurück. 
Dass  in  einer  Zeit,  an  welche  nicht  mehr  sicheres  historisches 
Wissen,  sondern  nur  die  Tradition  hinreicht,  die  Alchemie  ge- 
kannt gewesen  sei,  wurde  noch  in  anderer  Weise  behauptet  und 
geglaubt.  Einige  der  hierhergehörigen  Behauptungen  will  ich 
hier  noch  besprechen. 

In  der  Chronik  des  Johannes  von  Antiochien,  welcher 
in  das  7te  Jahrhundert  oder  in  die  erste  Hälfte  des  8ten  gesetzt 
wird,  findet  sich  die  Angabe  ^*):  das  goldene  Vliess,  von  welchem 
die  Sage  erzähle,  sei  eine  auf  Thierhaut  geschriebene  Anwei- 
sung gewesen,  wie  mittelst  Chemie  Gold  zu  machen  sei.  Ein- 
gehender noch  hat  diese  Angabe  der  gegen  das  Ende  des  lOten 
Jahrhunderts  lebende  Suidas  in  seinem  Wörterbuche  imter  dem 
Worte  ^fi^ag^^):  Jigag.  zo  XQVCofmXkov  digag,  otibq  b'laöcov  diä 
trjg  novTixijg  d^akaöörig  övv  TOig'j^gyovavtaLg  elg  zrjv  Kokxida 
Tiagayero^evoi  Ikaßov,  nal  vriv  Mtideiav  xfjv  Airizov  xov  ßa6LXi(og 
^vyaziqa,  zovro  dh  r^v  ovx  cjg  noirizixäg  tpigtraij  aXka  ßißXlov 
^v  iv  SeQiiaOL  jyeyga^iiivovy  xbquxov  onoug  dsi  ylvsö^ai  dia  xw^^^S 
XQVöov.  BlxozcDg  ovv  Ol  zoze  jj^vUotJi/  tovona^ov  avzo  digag^  Sia  zrjv 
ivigysiav  zriv  i|  avzov;    oder    in    lateinischer    Uebersetzung  * ) : 


selben  veröffentlicht  hat.  Damit  stimmt  allerdings  Manches  sonst  über  diese 
Schrift  Berichtete  nicht  ganz  überein ;  aber  ich  kann  hier  darauf  nicht  näher 
eingehen  und  muss  es  bis  dahin  verschieben,  wo  ich  meine  diese  Schrift  be- 
treffenden Notizen  zusammenstelle. 

1^)  Cl.  Salmasii  Plinianae  exercitationes  in  Solini  pojyhistora;  Pars  II 
[Parisiis  1629],  p.  1097 :  XijfJsCay,  vocat  Johannes  Antiochensis  negi  aQxnkoXoykcgy 
de  vollere  aureo:  rb  fiv^oj.oyovfiBvop  /^t/ireioi^  digag  ß{ßX^oy  ^y  iy  dtQuaat 
yfiyqttfMfjiiyoy  negti^oyt  hnws  dtX  dtä  ^i^uff^q  xgvffby  Iqyd^ta&ak. 

^)  Suidae  Lexicon  ed.  G.  Bemhardy;  T.  I  [Halis  et  Brunsvigae  1858]. 
p.  1212  sq. 

*')  Wie  sie  sich  a.  e.  a.  Orte  findet. 


und  frühe  Kennt hiss  der  Alcbemie.  13 

Aureum  vellus,  quod  Jason  cum  Argonautis  in  Colchidem  per 
Foniicum  mare  profectus  cepit,  abducta  simul  Medea  Aeetae  regia 
filia.  hoc  autem  non  fuit  vellus,  ut  fabulae  ferunt,  sed  liber  in 
membranis  scriptus,  docens  quomodo  arte  chemica  conficiendum 
esset  aurum.  merito  igitur  prisci  librum  illum  vocarunt  aureum 
vellus,  propter  artem  eo  comprehensam. 

Ich  will  hier  nicht  auf  die  Behauptung  eingehen,  dass  schon 
die  'j^gyovavTLxa  des  Apollonios  Rhodios  (um  200  v.  Chr.) 
eine  im  Sinne  der  eben  mitgetheilten  Angabe  zu  deutende  Stelle 
enthalten  sollen;  nicht  darauf,  ob  ein  Scholiast  dieses  Dichters 
schon  Kenntniss  von  einer  solchen  Deutung  der  Sage  vom  goldenen 
Vliesse  verrathe,  ob  des  Dionysios  aus  Charax  (etwa  um  die 
Zeit  des  Anfangs  unserer  Zeitrechnung)  IleQirjyfiöts  olxov^evrig 
oder  erst  des  Eustathios  (im  zwölften  Jahrhundert)  Commentar 
zu  diesem  Werke  Bekanntschaft  mit  der  Auffassung  des  goldenen 
Vliesses  als  einer  chemischen  Schrift  vermuthen  oder  sicher  erken- 
nen lasse  22).  Die  Ansicht,  dass  eine  solche  Auffassung  die  rich- 
tige und  schon  frühe  erkannt  gewesen  sei,  erschien  noch  im  An- 
fang des  17ten  Jahrhunderts  dem  Libavius  als  eine  zulässige  und 
als  den  Beweis  dafür  abgebend,  dass  bereits  in  grauer  Vorzeit  die 
Bekanntschaft  mit  Alchemie  sich  nicht  auf  Aegypten  beschränkt 
habe  *«).     Erbittert  stiitten  darüber,  ob  eine  uralte  Kenntniss  der 


^)  Vgl.  des  6.  F.  Picus  de  Mirandola  (starb  1538)  Opus  aureum  de 
auro  (in  Mangeti  Bibliotheca  chemica  curiosa,  T.  II,  p.  558  sqq.),  namentlich 
L.  III,  c.  1;  Conring's  Schrift  de  Hermetica  Aegyptiorum  vetere  et  Paracel- 
sicorum  nova  medicina  [Helmestadii  1648],  p.  25  (in  der  zweiten  Auflage:  De 
Hermetica  medicina  [Helmestadii  1669],  p.  27,  auch  p.  435  sq.);  Borrichius' 
De  ortu  et  progressu  chemiae  dissertatio  [Hafniae  1668],  p.  84  sq.  und  Des- 
selben:   Hermetis,   Aegyptiorum   et   chemicorum   sapientia [Hafniae 

1674],  p.  87  sq.  —  Die  alchemistische  Auslegung  der  Sage  vom  goldenen 
Miesse  behandelte  namentlich  auch  Noel  Conti  (Natalis  Comes)  in  seiner 
(zuerst  1551  veröffentlichten)  Mythologia  (L.  VI,  c.  7);  vgl.  Petronii  Satyricon 

cum  commentariis J.  P.  Lotichii   [Francofurti  ad  Moenum  1629]; 

comment.  p.  277  sq. 

^)  Commentariorum  Alchymiae  A.  Libavii  Pars  I  [Francofurti  ad  Moenum 
1606],  p.  2,  da  wo  in  der  Vertheidigung  der  Alchemie  gegen  die  Beurtheiluhg 
derselben  durch  den  französischen  Arzt  Riolan  auch  das  Alter  jener  Kunst 
mit  in  Betracht  gezogen  wird:  Anno  mundi  2714.  Expeditio  argonautica  in 
colchidem  ad  tollendum  aureum  vellus,   quod   plures   eruditi   iudioant  fuisse 


I 


I 


14  Sagm  Bnd  Aetichten  über  den  Ursprung  ^^^^^( 

Aicbentw  ans  jener  Anffassung  der  Sage  vom  goldenen  Vliessw  e 
folgmi  eiet,  in  der  zweiten  HiUft«  de«  1 7 ten  Jahrhunderte  Conrin 
and  Borrichiua'*),  aber  die  Behauptung  des  Erateren:  neroiaeq 
(joeDqaam  aurei  veUeris  tabulam  ad  iri(ievTixä  traxisse,  nüai  4 
mam  poet  Magni  Constantini  aevum,  war  nicht  ernstlich  zuwidB 
I^en»).  -^ 


Joan.  Franc.  Piona  de  Uirandola,  welcher  im  Anfang  d«« 
t6teu  Jahrhunderts  eine  Abhandlung  d«  auro  schrieb*"),  sagt  im 
Kapitel  de  artis  origine  atqu«  progressu"}:  Kgo  quantuni  a  grae- 
ds  latinisque  auctoribus  coUigere  potui,  comperio  artem  antiquissi^ 
mam  quidem,  sed  pauIo  ante  Trojanum  bellum,  utpote  votustisHi- 
mis  illiB  Oraecoruni  temporibus  ejua  mentionem  sub  involucris  fa- 
bularuni  et  aenigmatum  nebulis  indicntam.  Die  Ansicht  war  im 
I7ten  Jahrhundert  nocli  eine  viel  verbreitete,  dass  alte  Sagen  und 
Lehren  der  Griechen  Nichta  als  Umschreibungen  und  Verhül- 
lungen alchemiatischer  Kenntniss  seien,  »Ich eni istisches  Wiäset 
sich  unter  der  Form  griechischer  Mj-thologie  berge,  und  der  aU 
chemiatiache  Sinn  in  dem,  wie  Homer  z.  B.  der  Götter  erwähnt, 
aich  noch  deutlich  erkennen  lasse.  Ex  Honiero  vindicatur  Hermeti 
Chemia,  ist  der  Inhalt  einea  Excurses  in  des  Borrichius  De  ortu 
et  progressu  cheiiiiive^*)  am  Rande  reaumii-t,  und  einlässlichere 
Beweisführung  für  das  eben  Gesagte  versucht  Borrichius  dann 
noch  in  seiner  Schrift:  Hermetis,  Aegyptiorum  et  chemioorum  aa^ 
pientia **}.  Nicht  etwa  bloss  die  damals  schon  bestrit- 
tenen Hymnen,  sondern  auch  die  als  einheitliche  Werke  Homer's 


tnembnuiBin  uiü  auri  faciendi,  imtituttk  fiiit.  linde  patet,  non  in  Aegypto 
hfteaisae  alchymiam,  eed  in  caeteras  quoque  gentes  leae  diatribuiBBe. 

^)  In  den  in  Anmerk.  22  angeführten  Schriften. 

'')  Auf  die  spätere  Erklärung  der  Sage  vom  goldenen  Vliesa  durch  die 
Deutung  deB^elben  bIb  einer  Eur  Gewinnung  von  Waschgold  gebrauchten  Ge- 
rätbachaft  komme  ich  in  dem  folgenden  Abschnitt  zurück. 

'•)  Vgl.  oben  Anmerk.  22.  Die  Schrift  sei  lölS  verfawi,  sagt  Schmie- 
der (Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  259). 

w)  L.  U,  c.  2. 

»)  [Hafniae  1668),  p.  64. 

10)  [Hafiiiae  1674),  p.  63  tqq. 


and  frühe  Kenntniss  der  Alohemie.  15 

noch  unbezweifelten  Gesänge,  die  Hias  und  die  Odyssee  liefern  ihm 
Beweise,  deren  Kühnheit  an  einem  oder  zwei  Beispielen  verdeutlicht 
werden  mag:  Hermes  in  discursu  cum  Priamo  IliadL  m.^^)  fingit 
se  Achillis  famulum,  et  noülvxtcoQy  inquit  (id  est,  qui  multa  possi* 
det,  a  nokvg  et  Tctaofuu),  mihi  pater  est,  dives  iUe  quidem  et  se- 
nex,  sicut  tu,  sex  illi  sunt  filii,  ego  sum  septimus: 

$1  öi  Ol  vhgJouSiVy  iya  5i  ot  Sßdofiog  bIhi. 
Ubi  Hermes  nomen  suum  communicat  argento  vivo,  metaUorum 
sepümo,  in  quo  fortassis  figendo  occupabatur.  Oder  weiter:  Si  cu- 
rioso  ooulo  inspiciatur  mistura  illa  Martis  atque  Veneris,  quam 
Homerus  operose  describit  Odyss.  ^.'^)  non  potest  se  occultare 
chemicum  quoddam  arcanum ;  enimvero  traditur  ibi  Vulcanus  utrum- 
que,  hoc  est,  Maftem  et  Yenerem  chemicorum  ita  colligasse, 

xonts  8h  deö^iovg 

a^^XTOvgj  akvTOvg,  otpqi*  l^nedov  av^c  fiivoisvy 
ut  dissolvi  nescirent, 

ov8i  rt  Tcivijoai  ^eXimv  r^v  ovo'  avaeiQoUy 
u.  s.  w.  Borrichius  zweifelte  nicht  an  der  Zulässigkeit,  dass  auch 
hier  die  Namen  Hermes  oder  Mercmius  auf  Quecksilber,  Mars  auf 
Eisen,  Venus  auf  Kupfer  zu  beziehen  seien. 

Aber  das  Tollste  in  solchen  Deutungsversuchen  bieten  doch 
Jac.  Tollii  Fortuita,  in  quibus,  praeter  critica  nonnulla,  tota  fa- 
bularis  historia  graeca,  phoenicia,  aegyptiaca  ad  chemiam  pertinere 
asseritur^^);  und  man  kann  nicht  einmal  zugeben,  was  doch  als 
wahrscheinliche  Yermuthung  sich  nahe  legt,  dass  das  hier  Veröffent- 
lichte eine  ungeheure  Ironie  sei.    Davon,  wie  hier  die  ganze  alte 


»)  Diad.  L.  XXIV,  v.  397  u.  399. 

si)  Odyss.  L.  VIII,  y.  274  sq.  u.  298.  Es  ist  die  bekannte  Geschichte  von 
der  Liebschaft  der  Venus  mit  dem  Mars. 

^)  [Amstelaedami  1687].  Diese  Fortuita  sind  nicht  etwa  nur  ein  leicht 
hingeworfenes  Schriftchen,  sondern  ein  wirklich  mit  einer  gewissen  Gelehrt- 
heit ausgearbeiteter  Octavband  von  nahezu  400  Seiten.  Toll  war  Vorsteher  einer 
Schule  zu  Gouda,  dann  Lehrer  der  Geschichte  und  griechischen  Sprache  zu 
Duisburg  gewesen,  gab  die  Stelle  aus  Liebe  zur  Kunst  auf,  trieb  sich  in 
Deutschland  und  Italien  herum  und  starb  im  Elend  1696.  Er  hat  noch  Mehreres, 
auch  in  der  oben  besprochenen  Richtung,  geschrieben  (vgl.  J.  F.  Gm  el  in 's 
Geschichte  der  Chemie,  Bd.  II  [Göttingen  1798],  S.  22  f.),  und  stand  bei  seinen 
Zeitgenossen  als  Gelehrter  immerhin  in  einigem  Ansehen. 


16  Sagen  und  Ansichten  über  den  UrBprung 

Mythologie  und  die  darauf  bezüglichen  Stellen  der  alten  Schrift- 
steller erklärt  werden  sollen,  nur  Eine  Probe  s*).  Sie  betriflRb  eine 
Stelle  des  Pindar,  wo  er,  obgleich  sol  sonst  immer  golden  ge- 
nannt wird,  argenteam  eidem  sagittam  tribuit,  ubi  eum  Herculi  re- 
fert  non  potuisse  resistere.  Explicabo  quam  potero  brevissime. 
Lucem  colorem  ignis  esse,  ideoque  et  Phoehum^  et  auricomum  solem 
dici,  ex  Aristotele  et  Comuto  alibi  ostendimus.  Quum  igitur  ob- 
stante  Luna  terra  non  tota  radiis  solis  patet,  aut  quum  densiores 
intercurrunt  nebulae,  quae  radiorum  Solarium  lumen  intercipiunt, 
necesse  est,  ut  aureus  ille  solis  color  diminutus  in  candorem  defi- 
ciat,  atque  ita  Luna  argentei  coloris  esse  videatur;  quae  contra 
aurea  est,  quum  vel  serenum  caeluni  est,  vel  ipsa  toto  sole,  id  est, 
plena  luce  fruitur.  Eadem  ratio  est,  cur  argenteus  Apollini,  sive 
soli,  arcus  assignetur,  quod  scilicet  tum  retusior  ejus  videatur 
splendor,  cum  pestilens  aer  est;  vel  solito  crassior,  quem  radii  sola- 
res vel  discutere  nequeant,  vel  peneti*are.  Et  in  Homero  quidem 
Physica,  ac  in  Pindaro  Chemica  disciplina,  in  quo  se  exerceat  in- 
venit;  fabula  enim  Pindarica  illa  tota  iivötriQiddrig  est,  et  plus  in- 
teriore  continet  angulo,  quam  prima  fronte  pollicetur.  Arcus 
enim  Phoebi  facultas  acida  est.  Sagittaeque  inde  emissae  spiritus 
volatiles.  His  opponit  Hercules  acidum  suum  fixum,  aufertque 
victoriam:  nonsecus  atque  ibidem  Neptuno,  id  est  Aleali  volatili, 
et  Plutoni,  id  est  Aleali  fixe  resistit,  qui  alias  bacülo  suo  mortalia 
Corpora  ad  cavum  morientium  vicum  deducit.  Apponam  Pindari 
verba'*),  quo  res  ipsa  melius  percipiatur: 


88)  A.  e.  a.  0.,  p.  98  sq. 

3*)  Olymp.  IX.;  in  Thiersch's  Ausgabe  der  Werke  Pindar's,  Theil  I 
[Leipzig  1820],  S.  100.  Ich  setze  die  hier  gegebene  üebersetzung  der  oben 
in  Betracht  kommenden  Stelle  her: 

Von  der  Gottheit  werden  Sterbliche  weis'  und  gross. 

Wie  wohl  hätte  Herakles  sonst 

Mit  mächtiger  Hand,  dem  Dreizack  entgegen,   die  Keul'  im  Kampfe 

geschüttelt, 
Als  gestellet  um  Pylos  hin  andrängte  Poseidan, 
Als  drängte,  mit  silberner  Wehr  ihm  Kämpfe  bereitend, 
Phöbos,  auch  Aidas  den  Stab  nicht  ruhend  zurückhielt. 
Mit  dem  er  Menschen  Leiber  hinab 
Durch  hohles  Geklüft  führt 
Nach  dem  Tod? 


und  frühe  Eenntniss  der  Alchemie.  17 

«yo^ol  öh  neu  6oq)ol  naxa  Öaifiov*  avögsg 

iyivovT  .  inel  avila 

näg  av  rgioöovtog  ^HQaxkirig  öTivxaXov  rlva^s  x^Q^^iVy 
avlx'  afifpl  Ilvkov  ötu^elg  iJQeiSs  IIoöSLdoiv, 
iJQSidiv  vi  ^iiv  agyvQsä  ro|co  noXs^l^ov 
Oolßogy  ovi'  'AiSag  axivrjtuv  b%b  qdßSoVy 
ßgotea  odfiad"'  a  xarayti 
TtoUuv  ngog  uyvidv 
^vaCKOvxav) 
Ubi  Hercules  est  Homo  chemicus,  vulgo  sal  commune^  natus  ex  pa- 
tre  Acido,   et  matre  Alkali;  Pluto  ten*a  Philosophica,   sal  Alkali 
fixum;  Neptunus  Mercurius,  seu  Aleali  volatile;  Phoebus,  Sulphur, 
Hercules  igitur,  quum  ei  Neptunus  tridente  armatus,    ad  ipsam 
Pylon,  seu  portam  nativitatis,  resisteret,  victor  fiiit.    Ubi  enim  agi- 
tata  est  et  commota  materies,  ac  jam  ad  partum  prona,  exilit  trium 
Deonim,  caelestis,  marini,  inferi,  animalis,  vegetabilis,   mineralis 
Victor  mox  futurus,  ulE^lxccxog  et  Domitor  malorum  Hercules. 

Die  Geschichte  der  Alchemie  ist  die  Geschichte  eines  Iit- 
thums.  und  sie  hat  auch  von  solchen  Excessen  in  der  Verirrung 
des  menschlichen  Geistes,  wie  hier  Proben  zu  geben  waren,  Kennt- 
niss  zu  nehmen.  Denn  solche  Auffassungen,  wie  sie  eben  besprochen 
wurden,  hatten  nicht  etwa  nur  Wenige,  sondern  die  einschlägige 
Litteratur  ist  ziemlich  zahlreich  und  noch  am  Ende  des  17ten 
Jahrhunderts  äusserten  sich  Männer,  deren  ürtheil  für  ihre  Zeit 
ein  schwerwiegendes  war,  über  sie  mit  Anerkennung.  So  Morhof 
in  seinem  Polyhistor  literarius  ^%  zugleich  etwas  mehr  von  dieser 
Litteratur,  als  hier  besprochen  werden  konnte,  nennend:  Fuit 
ehemia  jam  ab  antiquissimo  tempore  per  sapientes  non  tam  scri- 
ptis,  quam  viva  informatione,  propagata,  et  ipsius  rei  sublimitas  fa- 
cile  a  nominis  sui  piofessione  autores  excusat.  Tota  illa  gentilium 
Mythologia  hunc  sibi  scopum  praefixum  habet,  quod  a  viris  doc- 
tissimis  Michaele  Mejero^^)   in  Arcanis  arcanissimis,   Blasii  Vige- 


•5)  Editio  secunda  [Lubecae  1695],  Pars  I,  p.  101. 

'•)  Michael  Mayer  hiess  dieser  Mann;  er  war  aus  Rendsburg  in  Hol- 
stein gebürtig,  Leibarzt  bei  Kaiser  Rudolf  IL  und  Landgraf  Moritz  von  Hessen, 
auch  kaiserlicher  Pfalzgraf  und  Ritter.   Der  Titel  der  oben  erwähnten  Schrift 

Kopp,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Chem.  2 


18  Sagen  und  Ansichten  über  den  Ursprung 

nerii^O  Commentario  in  Philostrati  tabulas,  Joli.  Petr.  Fabro'®) 
in  Panchimico  ostensum  est.  Comniendat  Nicolaus  Antonius  autor 
Bibliothecae  Hispanicae  eo  in  genere  Johannis  Baptistae  Suarez 
de  Salazar  Gaditani  Mythihistoricum  Astronomicum,  sive  de  My- 
thologia  terrestri  et  coelesti,  librum,  quo  arcana  omnia  physiolo- 
giae  mysteria  confictis  numinum  appellationibus  olim  apud  Ethni- 
cos  adumbrata  revelavit.  Sed  imperfectum  illud  opus  relictum 
est.  Nuper  vero  egregium  ejus  specimen  Jacobus  ToUius,  elegan- 
tis  vir  ingenii  omniumque  literarum,  in  Fortuitis  suis  Criticis  de- 
dit:  Qui  si  pleniorem  illam  Mythologiae  explicationem  adomave- 
rit,  omnes  illi  concedant  necesse  est,  quo  pleniorem  ad  physicam 
experientiam  eruditionem  affert: 

Es  ist  kaum  nöthig,  noch  besonders  hervorzuheben,  dass  solche, 
auf  die  Annahme  einer  sehr  frühen  Kenntniss  der  Chemie  gestützten 
Versuche  der  Deutung  sich  nicht  auf  die  Mythologie  der  Griechen 
beschränkten;  namentlich  die  der  Aegypter  wurde  ganz  derselben 
Art  der  Behandlung  unterworfen  ^^.  —  Welche  Vorstellungen  be- 


ist  vollständig:  Arcana  Arcanissima,  hoc  est,  Hieroglyi^hica  Aegyptio-Graeca, 
ad  demonstrandam  falsorum  apud  antiquos  Beorum  Dearumque  heroum  ani- 
mantium,  et  institutorum  pro  sacris  receptorum  originem  ex  uno  Aegyptiorum 
artificio,  quod  aureum  animi  et  corporis  medicamentum  peregit,  deductam 
[Londin.  1614];  vgl.  J.  F.  Gmelin*s  Geschichte  der  Chemie,  I.  Bd.  [Göttingen 
1797],  S.  516  ff.,  wo,  wie  auch  in  Schmied  er 's  Geschichte  der  Alchemie 
[Halle  1832],  S.  353  f.,  noch  mehrere,  theilweise  in  gleicher  Richtung  gehal- 
tene Schriften  desselben  Verfassers  verzeichnet  stehen. 

S7)  Blaise  de  Vigenere  war  1522  zu  Saint-Pourgain  en Bourbonnais  ge- 
boren, starb  1596  zu  Paris,  lieber  seine  Lebensgeschichte  vgl.  u.  a.  Lenglet 
du  Fresnoy's  Histoire  de  la  philosophie  hermetique  [ä  la  Haye  1742],  T.  I, 
p.  319  s.  Er  hat  sehr  viel,  namentlich  Historisches  geschrieben  (vgl.  Jö eher* s 
Gelehrten-Lexicon,  3.  Auflage  [Leipzig  1733],  II.  Theil,  S.  1705  f.),  aber  von 
Alchemistischem  nur  den  Traite  du  feu  et  du  sei  sammt  den  oben  erwähnten 
Commentaires  sur  Philostrate.  Von  dem,  was  er  in  alchemistischer  Richtung 
gethan,  urtheilt  Lenglet  du  Fresnoy  (a.  e.  a.  0.,  T.  I,  p.  474)  etwas  mali- 
tiös:  il  a  peu  pratique  et  peu  ecrit,  en  quoi  je  le  trouve  sage. 

^)  Pierre  Jean  Fahre  aus  Castelnaudari  war  Arzt  zu  Montpellier, 
schrieb  ziemlich  viele  spagirische  Schriften,  welche  zuerst  in  der  ersten  Hälfte 
des  17ten  Jahrhunderts  zu  Toulouse  herauskamen  (vgl.  Lenglet  du  Fresnoy 
a.  e.  a.  0.,  T.  III,  p.  159  s.;  J.  F.  Gmelin  a.  e.  a.  0.,  L  Theil,  8.  507  ff.; 
Schmied  er  a.  e.  a.  0.,  S.  386),  darunter  auch  das  oben  erwähnte  Panchimi- 
cum  s.  Anatomia  totius  universi. 

39)  Einzelnes  hierauf  Bezügliche  ist  bereits  in  dem  Vorhergehenden  angre- 


und  frühe  KenntDiss  der  Alchemie.  19 

ztiglich  alchemistisch er  Kenntnisse  an  einzelne  Götternamen :  Her- 
mes, Isis  u.  a.,  geknüpft  wurden,  betrachte  ich  besser  später,  wo 
der  Inhalt  der  älteren  griechischen  alchemistischen  Litteratnr  mit 
Rücksicht  auf  die  einzelnen  Persönlichkeiten  besprochen  werden 
soll. 

Die  Frage  tritt  uns  jetzt  nahe:  welche  Beweise  für  frühe 
Kenntniss  der  Alchemie  und  Beschäftigung  mit  derselben  man  aus 
Schriften  der  Alten  ziehen  zu  können  glaubte.  Wiederum  ver- 
schiebe ich  bis  zu  jener  Besprechung,  was  in  solcher  Beziehung 
von  Moses  u.  a.  behauptet  worden  ist,  und  ziehe  zunächst  nur 
in  Betracht,  was  die  angebliche  Alchemie  der  Griechen  und  Rö- 
mer betrifll. 


Ansichten  über  Kenntniss  der  Alchemie  bei  den  Alten. 

Die  Frage,  ob  die  Alten,  die  Griechen  und  Römer,  bereits 
Kenntniss  von  der  Alchemie  gehabt  hätten:  ob  ihnen  die  Idee  der 
Metallverwandlung  bekannt  gewesen  und  die  letztere  als  eine 
ausführbare  erschienen  sei  —  diese  Frage  ist  während  mehrerer 
Jahrhimderte  und  bis  in  das  unsrige  ventilirt  imd  in  sehr  ver- 
schiedenem Sinne  beantwortet  worden.  Diejenigen,  welche  sie 
bejahten,  stützten  sich  auf  die  eben  besprochene  Deutung  grie- 
chischer Mythen  in  alchemistischem  Sinne,  auf  die  Deutung  alter 
Inschriften  und  die  Auslegung  einzelner  Stellen  alter  Schriftsteller 
in  gleichem  Sinne.  Wir  wollen  Einiges  hierher  Gehörige  noch 
erörtern,  theils  weil  es  eine  für  die  Geschichte  der  Chemie  wirk- 
lich wichtige  Frage  betriflRb,  theils  weil  es  wenigstens  für  den 
Standpunkt  charakteristisch  ist,    von    welchem   aus  man  früher 


merkt.  Vgl.  auch  was,  zunächst  in  Beziehung  auf  Ath.  Kircher*s  Oedipus 
Aegyptiacus  T.  II,  P.  II  [Romae  1653],  p.  887,  Hof  er  in  seiner  Histoire  de 
la  chimie,  1.  ed.,  T.  I  [Paris  1842],  p.  32;  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  36  s. 
namentlich  über  die  alchemistische  Deutung  ägyptischer  Mythen  angiebt. 

2* 


20  Ansichten  über  Kenntniss 

die  Geschichte  der  Chemie  auffasste  und  ihr  Angehöriges  festzu- 
stellen suchte. 

An  das  im  vorhergehenden  Abschnitt  zuletzt  Besprochene 
schliesst  unmittelbar  an,  wie  man  in  einzelnen  Stellen  alter  Schrift- 
steller, welche  Sagenhaftes  und  Erdichtetes  erzählen ,  eine  Kennt- 
niss chemischer  Thatsachen,  die  mit  Alchemie  in  Verbindimg 
stehen,  angedeutet  glaubte.  Die  Proben  der  Interpretation  von 
diesem  Gesichtspunkte  aus,  welche  ich  bereits  gegeben  habe,  sind 
so  hinreichend  zur  Characterisirung  derselben,  dass  ausfuhrlicheres 
Eingehen  auf  andere  hier  unterbleiben  mag.  Wie  in  Homer's 
Dichtungen,     so   auch  in   denen    VirgiFs*®),    Ovid's**)  u.   a.") 


*<^)  Virgilius,  ex  Petro  Bono,  chimicuB  est,  cum  de  ramo  aureo  etc.  loqui- 
tur,  sagt  P.  Borel  in  seiner  Bibliotheca  chimica  [Parisiis  1654],  p.  230.  Ge- 
meint ist  hier  ein  Aussprach  der  Sibylla  an  den  Aeneas  (Aeneid.  L.  VI,  v. 
136  sqq;  Vol.  II,  p.  312  der  Ribb eck 'sehen  Ausgabe): 

Accipe  quae  peragenda  prius.    Latet  arbore  opaca 
Aureus  et  foliis  et  lento  vimine  ramus, 
Junoni  infemae  dictus  sacer;  hunc  tegit  omnis 
Lucus  et  obscuris  claudunt  convallibus  umbrae. 
Sed  non  ante  datur  telluris  operta  subire, 
Auricomos  quam  qui  decerpserit  arbore  fetus.  •.. 
Hoc  sibi  pulchra  suum  ferri  Proserpina  munus 
Instituit.    Primo  avolso  non  defecit  alter 

Aureus,  et  simili  frondescit  virga  metallo. 

lieber  die  alchemistische  Deutung  dieser  Stelle  hat  sich  namentlich,  mit  Beru- 
fung auf  Frühere,  Borrichius  (De  ortu  et  progressu  chemiae  [Hafhiae  1668], 
p.  101  sqq.)  ausgelassen,  von  welchem  dafür,  dass  der  aureus  ramus  erklärt 
werde,  auch  arbor  philosophica  in  aquis  germinans  acidulis,  nämlich  germina- 
tio  illa  metallica,  quam  in  acidulis  liquoribus  contingere  notamus,  in  Erinne- 
rung gebracht  wird:  die  dendritenförmige  Ausscheidung  von  Metallen  aus  Lö- 
sungen; und  eine  mira  sed  vera  de  germine  metallico  historia  wird  erzählt, 
wo  offenbar  ein  richtiger  Dianenbaum  hervorgebracht  worden  ist. 

*i)  Ovidii  Metamorphoses,  chimicae  sunt,  relatu  Petri  Boni,  Flamelli, 
Brachesci  etc.,  hat  Borel  a.  e.  a.  0.,  p.  173.  —  Ejusmodi  (alchemistischen  In- 
halts) fere  videntur  pleraeque  esse  apud  Ovidium,  poetarum  ingeniosissimum, 
fabulae,  quales  in  integris  XV  libris  Metamorphoseön  continentur;  quae  om- 
nes,  quod  de  meris  transmutationibus  agunt,  non  aniles  aut  pueriles  ideo  pu- 
tandae  sunt,  sed  sub  involucris  illis  suis  recondita  multa,  adeoque  chymiae 
antiquum  illud  et  divinum  artificium  absconditum  habent,  sagte  J.  P.  Loti- 
chius  (Petronii  Satyricon  cum  commentariis  [Francofurti  ad  Moenum  1629]; 
comment.  p.  279). 

**)  Eeodem  (zu  Alchemistischem)  referunt  fabulam  phoenicis,   Cadmi  cum 


der  Alcbemie  bei  den  Alten.  21 

glaubte  man  Bezugnahme  auf  chemische  Thatsachen,  auf  Metall- 
verwandlung und  künstliche  Darstellung  von  Gold  zu  erkennen. 
In  ganz  entsprechender  Weise  versuchte  man  sich  an  der 
Deutung  alter  Inschriften.  Der  objective  Anlass  dazu  war  meistens  ^ 
gering,  aber  die  vorgefasste  Meinung  um  so  mächtiger;  letztere 
half  auch  über  die  Beschäftigung  mit  der  Frage  hinaus,  wie  ver-  : 
bürgt  denn  eigentlich  die  Aechtheit  und  das  Alter  der  einen  oder 
der  anderen  solcher  Inschrift  sei.  —  Indubitatum  chemiae  apud 
Italos  argumentum,  meinte  Borrich ins *»),  ministrat  inexstingui- 
bilis  illa  maxima  Olybii  lucema  Appiano,  Hermolao  Barbaro, 
Ludovico  Vives  quondam  descripta,  et  in  agro  olim  inventa  Pata- 
vino,  duplici  urnae  inclusa,  in  exteriori  quidem  haec  signata: 

Plutoni  sacrum  munus  ne  attingite  fures, 

Ignotum  est  vobis,  hoc  quod  in  orbe  latet. 

Namque  elementa  gravi  clausit  digesta  labore 

Vase  sub  hoc  modico  maximus  Olybius. 


dracone  congressum,  Ganymedis  item,  Midae,  Danaes,  Sphyngis,  Tantali,  et  id 
g«nu8  alia,  e  quibus  omnibus  chymici  caussae  suae  patrocinium    accersunt.  — 

—  Sunt,  qui  D.  Joannem  Evangelistam  ejusce  artis  quoque  peritum  fuisse, 
imo  in  Apocalypticis  cbrysopoeiae  mentionem  fieri,  astruant.  Sunt,  qui  fabu- 
las  Adonidis,  Yenerisque,  quae  rosas  albas  rubras  tinxit,  ad  idem  artificium 
referant.  Ejnsdem  divinae  atque  occultae  seien tiae  gnarus  proditur  Orpheus 
poeta,  qui  chymiam  ex  Aegypto  in  Graeciam  attulit. De  quibus  om- 
nibus ad  chymiam  pertinentibus  allegoriis  et  fabulis  eruditissimum  tractatum 
postcritati  reliquit  Mich.  Maierus  (vgl.  S.  17,  Anmerk.  36),  quem  inscripsit: 
De  symbolis  aureae  mensae  Xllnationum.   So  Lotichius  a.  e.  a.  0.,  p.  278  sq. 

—  Bei  Borel  a.  e.  a.  0.  .p.  25  ist  auch  Apulejus  Graecus,  de  asino  aureo, 
chimicus  mysticus  existimatus.  Für  diejenigen,  welche  Alles  dieses  glaubten, 
konnte  es  auch  glaubhaft  sein,  dass  in  einem,  am  Ende  des  1 6  ten  Jahrhunderts 
unter  Athenagoras'  Namen  verbreiteten  und  als  aus  dem  2 ten  Jahrhundert 
stammend  betrachteten  Producte:  dem  Roman  von  der  Liebe  des  Theogenes 
und  der  Charide  (vgl.  Fabricii  Bibl.  gr.  L.  V  [Hamburgi  1723],  p.  88  sq.; 
Grässe's  Lehrbuch  einer  allgem.  Literärgeschichte,  L  Bds.  2.  Abth.  [Dresden 
und  Leipzig  1838],  S.  942)  in  allegorischer  Form  Lehren  der  Alchemie  ge- 
geben und  aus  jener  frühen  Zeit  erhalten  sein  soUtön  (Borel  a.  e.  a.  0., 
p.  34;  vgl.  auch  Veyssier  la  Croze^s  Brief  an  J.  C.  Wolf  in  Fabricii  Bibl. 
gr.,  Vol.  VI  [Hamburgi  1714],  p.  800  sqq.).  Auch  der  an  jenes  Product  in  den 
Namen  der  Hauptpersonen  erinnernde  Roman  des  im  4  ten  Jahrhundert  leben- 
den Heliodoros  von  Emesa,  Bischofs  von  Trikka  in  Thessalien,  von  der 
Liebe  des  Theagenes  und  der  Chariklea  wurde  unter  den,  auf  Alchemie  Bezüg- 
liches enthaltenden  Schriften  aufgeführt  (von  Borel  a.  a.  0.,  p.  113). 

*•)  De  ortu  et  progressu  chemiae  [Hafniae  1668],  p.  107. 


22  Ansichten  über  Kenntniss 

Adsit  foecundo  custos  ibi  copia  cornu 
Ne  tanti  pretium  depereat  laticis. 
Interioris  urnulae  haec  notabatur  inscriptio: 
Abite  hinc  pessimi  fures 
Vos  quid  voltis  vestris  cum  oculis  emissitiis? 
Abite  hinc  vestro  cum  Mercurio  petasato,  caduceatoque. 
Maximus  maximo  donum  Plutoni  hoc  sacrum  fecit. 
Im   löten  bis   17ten    Jahrhundert  ist  diese  Inschrift  als  für 
frühe  Bekanntschaft  mit  Alchemie  zeugend  betrachtet  worden**). 
—    Weniger   Anhaltspunkte    noch    für    alchemistische    Deutimg 
scheint  uns  die  folgende  Inschrift  zu  bieten: 

Aelia  Laelia  Crispis,  nee  vir,  nee  mulier,  nee  androgyna, 
nee  puella,  nee  juvenis,  nee  anus,  nee  meretrix,  nee  pudica, 


**)  KenntniBB  dieser  Inschrift  und  die  Ansicht,  dass  sie  auf  Alchemie  Be- 
zügliches enthalte,  findet  sich  bei  Ermolao  Barbaro  (geboren  1454,  ge- 
storben 1493).    In   seinen  Commentarien   zum   Dioscorides    (Hermolai  Barbari 

in  Dioscoridem   Corollariorum   libri   quinque   [Coloniae  1530],   f.  69  v**) 

sagt  Derselbe,  nachdem  vorher  die  aqua  divina  {&etoy  MtoQ)  der  Alchemisien 
Erwähnung  gefunden:  Hoc  genus  laticis,  ut  arbitror,  significat  epig^amma 
nuperrime  in  agro  Patavino  juxta  oppidulum  Atestae  inventum  opere  lateritio 
ac  proinde  fragili,  per  imprudentiamque  manus  rusticae  proscindentis  ibi 
terram,  corrupto;  und  nun  theilt  er  die  beiden  oben  gegebenen  Inschriften 
mit,  sagt  aber  Nichts  von  Urnen  mit  Phiolen  oder  einer  brennenden  Lampe.  — 
Des  Petrus  Apianus  (geboren  1493,  gestorben  1552)  Inscriptiones  sacro- 
sanctae  vetustatis  [Ingolstadii  1534]  haben  (p.  CCCXXXVII  sq.)  die  Sache  viel 
hübscher  ausgeschmückt:  Patavii  monumentum  vetustiss.  nuperrime  repertum 
videlicet  uma  vectilis  cum  inscriptione  infra  scriptorum  sex  versuum,  intra 
quam  erat  altera  umula  cum  inscriptione  infrascriptorum  quatuor  versuum, 
intra  quam  reperta  est  lucema  adhuc  ardens  intra  duas  ampullas,  altera  auro 
altera  argento  purissimo  liquore  quodam  plene  quarum  virtute  creditur  per 
multos  annos  lucemam  hanc  arsisse;  und  dann  sind  die  Urnen,  mit  den  In- 
schriften auf  denselben,  abgebildet.    Merkwürdiger  Weise  kommt  die  zweite 

Inschrift:    Abite  hinc in  demselben  Werke,  p.  CCCXXV,   noch  einmal 

als  Etwas  „Venetiis  credo  repertum"  vor.  —  Auf  Grund  des  in  Apianus' 
Werke  Mitgetheilten  wird  nun  dieser  angebliche  Fund  als  ein  Zeugniss  für 
die  Alchemie  hervorgehoben.  Evidens  et  manifesta  artis  chemicae  compro- 
batio  ist  in  der  Zetzner'schen  Ausgabe  der  Schriften  Geber 's  [Argentinae 
1598]  die  Mittheilung  überschrieben:  Patavii  ante  aliquot  annos  mirabile  al- 
chymicae  artis  argfumentum  inventum  est.  Urna  fictilis  erat  u.  s.  w.  Die  In- 
schriften mit  der  Angabe ,  dass  sie  auf  zwei  Urnen  gestanden  hätten ,  deren 
eine  in  der  anderen  befindlich  gewesen,  hat  auch  Lotichius  a.  e.  a.  0., 
p.  279.  —  Borrichius  hat  a.  e.  a.  0.  auch  die  Frage  über  ewig  leuchtende 
Lampen  der  Alten,  oder  was  darunter  zu  verstehen  sei,  behandelt. 


der  Alchemie  bei  den  Alten.  23 

sed  omnia,  sublata  neque  fame,  nee  ferro,  neque  veneno, 
sed  Omnibus,  nee  coelo,  nee  aquis,  nee  terris,  sed  ubique 
jaeet.    Lueius  Agatho  Priscius,  nee  maritiis,  nee  amator, 
nee  neeessarius,   neque  moerens,  neque  gaudens,  neque 
flens,  hane  neque  molem,  nee  pyramidem,  nee  sepulerum, 
sed  omnia,  seit  et  neseit,  quid  eui  posuerit.    Hoe  est  se- 
pulerum, intus  eadaver  non  habens,  hoe  est  eadaver,  sepul- 
erum extra  non  habens,  sed  eadaver  idem  est  et  sepul- 
erum sibi. 
Aber  dass  diese  Insehrift  auf  den  Stein  der  Weisen  sieh  beziehe 
und  wenn  auf  ihn  bezogen  verständlieh  sei ,   suehte  um  das  Ende 
des  löten  Jahrhunderts  dureh  sein  In  aenigmatieum  quoddam  epi- 
taphium  Bononiae  studiorum  ante  multa  seeula  marmoreo  lapidi 
inseulptum    eommentariolum*^)     Nieolas   Barnaud    eingehend 
naehzuweisen,  Lotiehius*^  theilte  die  vorbesproehene  Paduaner 
und  diese  Bologneser  Insehrift  als  duo  epitaphia,  antiquitate  vene- 
randa,  ehymiam  utique  ex  asse  refereutia  mit,  und  Borriehius*') 
rühmte  die  letztere  Insehrift  als  ein  Latinorum  testimonium,  non 
eontemnendum   chemiae   monimentum;    Letzterer  lieas  aber  doeh 
aueh  nieht  unerwähnt,  wie  mannichfaltige  andere  Deutungen  für 
diese  Insehrift  vorgesehlagen  worden  waren. 

Wichtiger  aber,  als  solche  phantastische  Deutungen  einzelner 
Stellen  von  Dichtem  und  unsicherer  Inschriften  waren  die  Be- 
trachtungen, ob  nicht  doch  einzelne ,  auf  Factisehes  gehende  Aus- 
sagen alter  SehriftsteUer  Kenntniss  der  Beschäftigung  mit  Metall- 
verwandlung bei  den  Alten  vermuthen  lassen. 

Da  kommen  allerdings  auch  wieder  Stellen  vor,  welche  man 
zunächst  desshalb  in  diesem  Sinne  ausgelegt  hat,  weil  sich  in  ihnen 
etwa  ein  Ausdruck  findet,  welcher  später  als  ein  specifisch  alehe- 
mistiseher  gebraucht  ist.  Ein  solcher  ist  z.  B.  terra  virginea  oder 
terra   virgo***)   bei  den   späteren,    lateinisch   sehreibenden  Alehe- 

**)  Es  ist  abgedruckt  in  Mangeti  Bibliotheca  chemica  curiosa,  T.  II, 
p.  713  sqq. 

*«)  A.  o.  a.  0.,  p.  279. 

*')  De  ortu  et  progressu  chemiae,  p.  106. 

*®)  Der  entsprechende  Ausdruck  yi\  ^«Q^^^og  findet  sich  schon  bei  früheren 
griechischen alchemistischen  Schriftstellern,  z.  B.  bei  Olympiodoros  (Fabricii 


24  Ansichten  über  Kenntniss 

misten,  zur  Bezeichnung  der  materia  prima  oder  des  Rohmaterials 
für  die  Darstellimg  des  Steins  der  Weisen,  oder  auch  zur  Bezeich- 
nung eines  aus  dem  Rohmaterial  gewonnenen,  für  die  Darstellung 
des  Steins  der  Wieisen  nöthigen  Präparates.  Dieser  Ausdruck 
kommt  nun  in  Plinius'  Historia  naturalis  vor,  wo  er  die  edlen 
Metalle  bespricht  *ö):  Jam  regnaverat  in  Colchis  Salauces  et  Esu- 
bopes,  qui  terram  virginem  nactus,  plurimum  argenti  aurique  eru- 
isse  dicitur  in  Samnorum  gente,  et  alioquin  velleribus  aureis  in- 
clyto  regno.  Der  Marburger  Professor  Friedr.  Jos.  Wilh.  Schrö- 
der (gestorben  1778)  übersetzte  *o):  ^^Zu  Kolchis  hat  Salauces 
nebst  dem  Esubopes  regiert,  von  welchem  man  sagt,  dass  er  die 
jungfräuliche  Erde  gefunden,  aus  welcher  er  eine  Menge  Silber 
und  Gold  zu  Wege  gebracht,  in  dem  Lande,  das  ohnehin  durch 
goldenes  Vliess  berüchtigt  ist";  und  er  war  der  Ansicht,  dass 
diese  Stelle  wirklich  frühe  und  erfolgreiche  Betreibung  der 
Alcheraie  in  Kolchis  beweise.  Die  Erklärung,  wie  sie  u.  a. 
Schmieder^^)  anerkannt  hat:  da3s  terra  virgo  unverritztes  Gre- 
birge,  d.  i.  solches  worin  noch  kein  Bergbau  betrieben,  bedeute, 
ist  entschieden  wahrscheinlicher,  selbst  wenn  man  Bedenken  tragen 
sollte,  mit  Seh  mied  er  u.  A.")  unter  velleribus  aureis  Hammel- 
felle zu  verstehen,  welche  man  zum  Waschen  des  Goldes  aus  dem 
Sande  der  Bäche  in  den  Niederungen  jener  Landschaft  angewen- 
det habe. 

Dafür,  dass  den  Alten:  den  Griechen  und  den  Römern,  die 
Vorstellung  bereits  bekannt  gewesen  sei,  edles  Metall  lasse  sich 
künstlich  und  namentlich  durch  Umwandlung  von  unedlem  Metall 


Bibl.  gr.  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  765;  Höfer's  Histoire  de  la  chimie, 
2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  534  u.  535). 

*®)  L.  XXXIII,  c.  15  (der  Franz 'sehen  Ausgabe,  Vol.  IX,  p.  76  sq.;  sonst 
c.  3). 

*®)  Geschichte  der  ältesten  Chemie  und  Philosophie  oder  sogenannten  her- 
metischen Philosophie  der  Egyptier  [Marburg  1775],  S.  347.  Vgl.  Schmie- 
der's  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  52. 

«^1)  A.  e.  a.  0.,  S.  53. 

^2)  Zippe  in  seiner  Geschichte  der  Metalle  [Wien  1867],  S.  45:  „Die 
Mythe  vom  goldenen  Vliesse  hat  die  Erklärung  ihrer  Grundlage  gefunden, 
denn  gegenwärtig  kennt  man  mehrere  Gegenden  auf  der  Erde,  in  denen  das 
Gold  der  Flüsse  durch  hineingelegte  Felle  gesammelt  wird,  in  deren  rauhen 
Behaarung  die  zarten  Goldflimmerchen  des  bewegten  Wassers  hängen  bleiben". 


der  Alchemie  bei  den  Alten.  25 

darstellen,  spricht  keine  Aussage  eines  alten  Schriftstellers  mit 
Sicherheit  **).  Gerade  da,  wo  man  einer  Erwähnung  dieser  Vor- 
stellung zu  begegnen  erwarten  dürfte,  wäre  sie  bereits  Plato  und 
Aristoteles  eine  bekannte  gewesen,  finden  wir  sie  nicht:  nicht 


M)  Ich  bin  der  Ansicht,    dass  die   Vorstellung   von  der  Möglichkeit  der 
künstlichen  Hervorbringung  edlen  Metalls  und  das  Bestreben,  dieselbe  zu  rea- 
lisiren,  auf  der  Confusion   solcher  Hervorbringung  und   der  Abscheidung   von 
wirklich   vorhandenem  edlem   Metall,  dann   auf  irriger   Deutung   von   Beob- 
achtungen darüber,  wie  die  Eigenschaften  und  namentlich  die  Farbe  einzelner 
Metalle   abgeändert  werden   können,  beruhte;  dass  mit  anderen  Worten  die 
Alchemie  missverstandenem  empirischem  Wissen  entwuchs.   Unterstützend  für 
den  Glauben  an  die  Möglichkeit,  die  Aufgabe  der  Alchemie  zu  lösen,   waren 
allerdings  auch  Ansichten  über  die  Ursache  der  Verschiedenheit  der  Körper, 
welche  griechische  Philosophen  aussprachen;  bei  den  alchemistischen  Schrift- 
stellern der  Alexandrinischen  Schule  finden  wir  auch  häufige  Bezugnahme  auf 
die  griechischen  Philosophen,  namentlich  auf  Plato  und  Aristoteles  (welche 
auch  unter  den  alchemistischen  Autoritäten  oft  mit  aufgezählt  wurden),  aber 
noch  auf  viele  andere  (vgl.  z.  B.  das  von  Höfer  in  seiner   Histoire  de  la  chi- 
mie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris   1866],   p.  535  s.   aus   Olympiodoros   Mitgetheilte^. 
Die  Ansichten  griechischer  Philosophen,  welche  als  die  Möglichkeit  der  Metall- 
verwandlung beweisend  oder  unterstützend  aufgefasst  werden    konnten,   sind 
(von  Prantl)  als  „die  Keime  der  Alchemie  bei  den  Alten**  besprochen  worden 
(deutsche  Vierteljahrs-Schrift,  1856,  1.  Heft,  S.  135).    Es  ist  mir  indessen  nicht 
wahrscheinlich,  dass  die  Alchemie  das  Product  solcher  Speculationen  gewesen, 
d.  h. 'dass  sie  zunächst  theoretischen  Betrachtungen  entwachsen  sei;  so  gewiss 
sie   auch    mit    solchen    Betrachtungen    in    einem   gewissen   Einklänge  stand 
und  in  ihnen  Unterstützung   finden  musste.  —  Zu    erwähnen  hätte  ich   auch 
hier  der  ziemlich  willkürlichen    Annahmen   und  Aussprüche,   welche  Hof  er 
(Histoire  de  la  chimie,  1.  ed.,  T.  I   [Paris  1842],  p.  221  ss.)  unter  der  Ueber- 
schrift:  Pratique  et  theorie  de  l'art  sacre  bezüglich  früherer  Auffassungen  der 
Idee  der  Metallverwandlung  dargelegt  hat:   wo   für  das   4te  Jahrhundert  (die 
Zeit  Constantin's  oder  Theodosios  des  Grossen)  Versuche  als  bereits  lange 
bekannte  supponirt  werden,   welche  zum  Theil  wohl  nie   mit   solchen  sicht- 
baren Resultaten,  wie  er  angiebt,  ausfuhrbar  sind,  oder  für  welche  Substanzen 
(Mineralsäuren  z.  B.)   vorausgesetzt  werden,   deren  Kenntniss  für  jene  frühe 
Zeit  unbewiesen  und  nicht  einmal  wahrscheinlich  gemacht  ist;  und  gerade  aus 
diesen  Versuchen  sollen  Schlussfolgerungen  gezogen  worden  sein,   welche   die 
Idee  der  Verwandlimg  der  Körper  in   einander  und   speciell  die   der  Metalle 
begründet  haben  sollen.   Ghevreul  (Journal  des  savants,  annee  1845, p. 322 ss.) 
hat  sich  über  diesen  Theil  des  Höfer'schen  Werkes   so   eingehend  und  ver- 
ständig ausgesprochen,  dass  man  sich  nicht  genug  wundern  kann,  denselben^ 
zwar  mit  einigen   Umstellungen   aber  im   Wesentlichen   ungeändert,  in   der 
tieuen  Auflage  der  Histoire  de  la  chimie  (2.  ed.,   T.  I  [Paris  1866],  p.  227  ss.) 
wiederzufinden. 


26  Ansichten  über  Kenntniss 

da,  wo  P  lato  den  Fall  setzt,  man  könne  künstlich  Gold  machen**), 
nicht  da,  wo  Aristoteles  das  Beispiel  einer  Mischung  mit  quali- 
tativer Aenderung  des  Gemischten  den  Metallen  entnimmt  und 
die  Abänderung  der  Farbe  eines  Metalles  besonders  hervorhebt '^*). 


w)  Im  Euthydemos.  Piatonis  opera  ed.  Astius,  T.  IX,  p.  148  sq.,  nach 
der  da  stehenden  Uebersetzung:  At  prius  hoc  convicimus,  nihil  prodesse 
etiam  si  nullo  negotio  et  sine  labore  terram  effodiendi  omne  nobis  aurum 
contingeret:  ut  nee  si  lapides  sciremus  aureos  reddere,  pretium  haberet  haec 
scientia  (aScrre  ot*(f'  £/  tag  Tiitgag  ^(Qvaä^  in&avafßs&a  notsTy^  ovdtyog  H?v  d^(a 
17  InhcxrifATi  Btfi).  Ich  will  zur  Angabe  des  Zusammenhangs  aus  der  deutschen 
Uebersetzung  von  Hieronymus  Müller  (Platon's  sämmtliche  Werke,  über- 
setzt von  H.  Müller,  Bd.  II  [Leipzig  1851],  S.  50)  Folgendes  hierhersetzen: 
„Aber  das  haben  wir  schon  früher  erwiesen,  dass  es  uns  nicht  frommte,  wenn 
uns  auch  ohne  Mühe  und  ohne  Nachgraben  in  der  Erde  alles  Gold  zu  Theil 
würde,  so  dass,  wenn  wir  selbst  alle  Felsen  in  Gold  zu  verwandeln  wüssten, 
dieses  Wissen  für  uns  von  keinem  Werthe  wäre;  denn  wenn  wir  das  Gold 
nicht  zu  brauchen  wissen,  würde  es  uns  offenbar  keinen  Nutzen  bringen".  — 
Die  Stelle  spricht  offenbar  mehr  gegen  die  Bekanntschaft  Plato*s  mit  Al- 
cheraie,  als  dass  man  mit  Veyssier  la  Croze  (Fabricii  Bibliotheca  graeca, 
Vol.  VI  [Hamburgi  1714],  p.  808)  der  Ansicht  sein  dürfte:  leichtgläubige  Alche- 
misten  möchten  wohl  auch  in  dieser  Stelle  einen  Fingerzeig  auf  die  Bekannt- 
schaft mit  ihrer  Kunst  sehen. 

*^)  Die  Stelle  ist  in  mehr  als  einer  Beziehung  merkwürdig.  —  Nach  Ari- 
stoteles (vgl.  Prantl's  schon  citirte  Abhandlung,  deutsche  Vierteljahrs- 
Schrift  1856,  Heft  1,  S.  145  f.)  ist  das  bloss  räumliche  Nebeneinanderliegen 
verschiedener  Dinge  noch  nicht  Mischung;  hingegen  fordert  er,  dass  bei 
der  Mischung  das  Gemischte  selbst  eine  qualitative  Aenderung  erfahre,  dabei 
aber  auch  nicht  völlig  zu  Grunde  gehe.  Als  ein  Beispiel  einer  Mischung  nun, 
wobei  die  eine  Ingredienz  sehr  überwiegend  passiv  sei,  bespricht  Aristoteles 
(De  generatione  et  corruptione,  L.  I,  c.  10)  die  Mischung  von  Kupfer  und 
Zinn,  die  Stelle  lautet  (Aristotelis  opera  omnia.  Vol.  II  [Parisiis  1850],  p.  453): 
Eyttt  yag  ypBkkf^Biah  ngbq  äXkr^Xa  x&y  6¥ttov  xal  lnafig>oxsQO^eh'  q>a(yez€(&  yoeg 
natg  xai  fnntia  i^Qi/na,  xal  <bc  ^eitegoy  fikv  dexuxby  &dzsQoy  ^^el&og,  "Oneg  ini 
Toi^ttoy  cvfißaiys^'  6  yccQ  xccttdegog  a>;  nd^og  t&  (oy  äi^ev  iOLriq  to0  /ailxod 
ffX^by  ag>ayO^BXM^  xm  fn^^Blq  änB^c^  jr^a)uorV<rac  fAovoy.  Oder  in  (a.  e.  a.  0. 
stehender)  lateinischer  Uebersetzung:  Nonnulla  etiam  inter  se  minus  discreta 
sunt  ambiguntque;  videntur  enim  quodammodo  et  remisse  misceri:  et  quasi 
alterum  susceptivum,  alterum  forma  esse:  quod  quidem  in  hisce  accidit.  Nam 
stannum  quasi  affectio  quaedam  sine  materia  aeris,  paene  evanescit,  misturae 
toti  colore  solum  indito.  Ich  will  doch  auch  noch,  mit  Zuziehung  des  zunächst 
Vorhergehenden,  Prantl's  Uebersetzung  (Aristoteles'  Vier  Bücher  über 
das  Himmelsgebäude  und  zwei  Bücher  über  Entstehen  und  Vergehen;  grie- 
chisch und  deutsch  von  C.  Prantl  [Leipzig  1857],  S.  427  f.)  hinzufügen: 
„Wenn  der  eine  von  beiden  [mischbaren]  Körpern  ausschliesslich  oder  in  sehr 
hohem  Grade  ein  sehr  empfänglicher  für  Einwirkungen  ist,  der  andere  aber 


der  Alchemie  bei  den  Alten.  27 

Die  Abwesenheit  jedes  irgend  bestimmteren  Beweises  für  die  Be- 
kanntschaft der  alten  Griechen  mit  jener  Vorstellung  steht  dann 
auch  dem  entgegen,  für  die  Erklärung  eines  einzelnen  Wortes 
daran  festzuhalten,  dass  es  auf  alchemisüsche  Hoffnungen  und  Be- 
strebungen Bezug  gehabt  haben  möge;  selbst  wenn  man  zuge- 
stehen muss,  dass  es  in  einer  Weise  gebraucht  vorkommt,  welche 
es  allerdings  sehr  nahe  legen  kann,  die  Zulässigkeit  einer  solchen 
Deutung  zu  untersuchen**). 


dies  nur  in  unmerklichem  Grade  ist,  so  wird  das  aus  beiden  Gemischte  um 
Nichts  oder  nur  um  weniges  grösser,  wie  dies  hei  Zinn  und  Kupfer  stattfindet ; 
einige  Dinge  nämlich  haben  wechselseitig  keine  feste  Stellung  und  schwanken 
zwischen  einem  zweifachen  Sein  hin  und  her,  denn  es  zeigt  sich,  dass  sie 
gewissermassen  sowohl  in  unmerklichem  Grade  mischbar  sind,  als  auch  das 
eine  von  ihnen  der  aufnehmende  Stoff  und  das  andere  die  Form  ist,  wie 
dies  eben  bei  jenen  stattfindet;  nämlich  das  Zinn  verschwindet  fast  gänjJich, 
wie  wenn  es  ein  stoffloser  Zustand  des  Kupfers  wäre,  und  entweicht  bei  der 
Mischung,  nachdem  es  dem  Kupfer  nur  Färbung  gegeben  hat".  —  Auf  diese 
Stelle  ist,  sofern  sie  auf  Eigenschaftsveränderung  eines  Körpers  geht,  später 
oft  Bezug  genommen  worden.  Dem  Inhalte  nach  ist  sie  schwer  erkennbar 
bei  Grässe,  wenn  Dieser  [Lehrbuch  einer  allgemeinen  Literärgeschichte, 
I.  Bds.  l.  Abth.  (Dresden  u.  Leipzig  1837],  S.  498)  sagt:  „Nichts  besser**  [be- 
züglich der  Ek;htheit]  „steht  es  mit  den  vielen  Schriften  der  Griechen  über 
Goldmacherkunst,  welche  man  aus  einer  missverstandenen  Stelle  bei  Arist.  de 
generat.  et  corrupt.  L.  I.  c.  10.,  wo  allerdings  von  der  Zersetzung  der  Metalle 
die  Rede  ist,  ebenfalls  denselben  hat  andichten  wollen**. 

^)  Ich  denke  hier  namentlich  an  das  Wort  XQüco^oety  (mein  College 
B.  Stark  hat  mich  auf  es  aufmerksam  gemacht),  wie  es  von  Plato  (L.  V. 
de  republ.)  gebraucht  ist  und  wie  spätere  Worterklärer  und  Sammler  von 
Sprüchwörtem  und  Redensarten  es  und  damit  Zusammenhängendes  haben 
(vgl.  u.  a.  Suidae  Lexicon,  ed.  Bernhardy,  T.  II.  Pars  II,  p.  1689;  Prooemio- 
graphi  graeci,  ed.  Leutsch  [Gottingae  1851],  p.  91,  727).  Die  Stelle  bei 
Plato  (Piatonis  opera  omnia  ed.  Astius,  T.  IV  [Lipsiae  1822],  p.  262  sq.): 
T£  di\  ^cT'  5c  o  SQaavjaaj^og'  /^vcojrorjcroi'rac  offi»  tovqifs  yöy  fy&d(fs  d(pl/f^at, 
dXX^  ov  löytoy  dxovaojuiyovq;  in  lateinischer  Uebersetzung  (wie  sie  sich  a.  e.  a.  0. 
findet):  Ain  tu,  inquit  Thrasymachus,  ut  in  auro  fodiendo  tempus  perderent 
hosce  arbitraris  nunc  huc  venisse  oder  vollständiger  in  deutscher  (Platon's 
sämmtliche  Werke,  übersetzt  von  Hieronymus  Müller,  V.  Band  [Ijeipzig 
1855],  S.  434):  „Doch  wie  sagt  er,  Thrasymachus  nämlich,  glaubst  Du  dass 
diese  Männer  zum .  Goldeinschmelzen  hierherkamen,  nicht  aber  Unterredungen 
mit  anzuhören** ?  enthält  jenes  Wort  in  dem  Sinne:  mit  grossen  Hoffnungen  auf 
Etwas  ausgehen  und  darin  getäuscht  werden.  Verbum  ;|r^»cro/o€ii'  in  pro- 
verbio  dicitur  de  iis,  qui  in  suscepto  negotio  excidunt  spe,  quam  magnam  con- 
ceperant,  erklärt  es  Stall  bäum  (Piatonis  Dialogos  selectos  rec.  et  comraent. 
instr.  G.  Stallbaum,  Vol.  III.  sect.  I.  [Gothae  et  Erfordiao  1829],  p.  334);  über 


28  Ansichten  über  Kenntniss 

Eine  Stelle,  welche  ernstlicheren  Grund  abgeben  könnte,  bei 
den  Bömem  im  1  ten  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung  die  Kennt- 
niss  alchemis tischer  Bestrebungen  anzunehmen,  ist  die  inPlinius' 
Historia  naturalis  ^7),  die  Darstellung  von  Gold  aus  Auripigment 
betreffende:  Aurum  faciendi  est  etiamnum  una  ratio  ex  auripig- 
mento,  quod  in  Syria  foditur  pictoribus,  in  summa  tellure,  auri  co- 
lore,  sed  fragili,  lapidum  specularium  hiodo.  Invitaveratque  spes 
Cajum  (Caligulam)  principem  avidissimum  auri:  quamobrem  jussit 
excoqui  magnum  pondus:  et  plane  fecit  aurum  excellens,  sed  ita 
parvi  ponderis,  ut  detrimentum  sentiret,  illud  propter  avaritiam 
expertus;  quamquam  auripigmenti  librae  X.  IV.  permutarentur; 
nee  postea  tentatum  ab  uUo  est.    Oft,  noch  in  der  neueren  Zeit^*), 


den  Ursprung  des  Sprüchworts  vgl.  Suidas  a.  o.  a.  0.  Die  Bedeutung  des 
Wortes  gerade  in  diesem  Sinne  würde  auch  gewahrt  sein,  wenn  /^i;ao/oo( 
einen  Goldschmelzer,  welcher  alchemistische  Kunst  betreibt  und  auf  deren  Re- 
sultate hofft,  bezeichnete.  —  Merkwürdig  ist,  wie,  allerdings  betrachtlich  viel 
später,  ein  griechischer  Schriftsteller  in  Beziehung  auf  die  schon  früher  der 
Chemie  zugerechnete  Darstellung  oder  Herrichtung  von  Edelsteinen  /^vcro- 
Xoovst  X$&€^ovg  xtti  x^fÄEviäq  zusammen  nennt:  Anastasius  Sinaita,  der 
Verfasser  der  gewöhnlich  als  Anagogicae  contemplationes  in  Hexaemeron  an- 
geführten Schrift;  aber  es  ist  ungewiss,  welcher  der  diesen  Namen  und  Bei- 
namen fuhrenden  Schriftsteller  gerade  diese  Schrift  verfasste,  ob  ein  in  der 
zweiten  Hälfte  des  6 ten  Jahrhunderts  oder  ein  später,  vielleicht  ein  erst  im 
Anfang  des  Uten  Jahrhunderts  lebender.  Die  betreffende  Stelle  aus  der  ge- 
nannten Schrift  haben  Conring  (DeHermetica medicina  [Helmestadii 

1648],  p.  22  und  [Helmestadii  1669],  p.24),  DuCange  (Glossarium  ad  scriptores 
mediae  et  infimae  graecitatis  [Lugduni  1688],  s.  v.  /»^fiürijf ,  T.  II,  p.  1772), 
Boerhave  (Elementa  chemiae  [Lugduni  Batavorum  1732],  T.  I,  p.  11)  mitge- 
theilt:  od  yäq  Srj  ^Qoaoxöovs  flfiäg  xal  kt&BQyovg  xai  /ij^evra;,  jr^vcroxoAA^ 
Toiv  XC&tiy  dnsQydCsffS-tti,  fj  Y(f(f9>^  ßovXofiiyfi  xal  na^st^ovaa  taöta  (pvialy, 

»7)  L.  XXXni,  c.  22  (der  Franz'schen  Ausgabe,  Vol.  IX,  p.  108;  sonst 
G.  4). 

^  So  von  Sprengel  in  seiner  Geschichte  der  Arzneykunde,  3.  Auflage, 
II.  Theil  [Halle  1823];  nachdem  er  S.  215  der  Aussage  des  Plinius  gedacht, 
sagt  er  S.  219,  dass  die  Goldmacherkunst  in  Aegypten  schon  lange  vor  Dio- 
cletian  betrieben  worden  sein  müsse,  und  dies  beweise  auch  die  vorher  gege- 
bene Nachricht  von  Caligula's  Versuchen.  In  der  ersten  Auflage  seines 
Werkes,  IL  Theil  [Halle  1793],  S.  154  hatte  Sprengel  noch  bestimmter  ge- 
sagt: „In  das  erste  Jahrhundert  nach  Christi  Geburt  fallt  die  erste  Nachricht 
von  einer  anderen  Schwärmerei  des  Zeitalters,  nämlich  von  der  Verwandlung 
der  Metalle  oder  der  Aufsuchung  des  Steins  der  Weisen.  Kaiser  Caligula 
suchte  die  Tinctur  in  dem  Operment".  Auch  Grässe  (Lehrbuch  einer  allge- 
meinen Literärgeschichte,  I.  Bd.   [Dresden   und  Leipzig   1837  u.  1838],    ob- 


der  Alohemie  bei  den  Alten.  29 

ist  diese  Stelle  als  Beweis  für  jene  Annahme  betrachtet  worden; 
und  bestechend  ist  in  der  That,  wie  hier  ein  Verfahren  auri  faciendi 
unter  Benutzung  eines  Arsenikerzes  besprochen  wird:  einer  Sub- 
stanz, welche  bei  den  ägyptischen  Alchemisten  für  ihre  Opera- 
tionen häufig  genannt  wird  *•),  und  wie  das  später  so  oft  in  alche- 
niistischem  Sinne  gebrauchte  Wort  permutare  hier  vorkommt. 
Aber  das  letztere  Wort  allein  beweist  natürlich  Nichts;  und  für 
die  Annahme,  ein  mit  ägyptischem  Wissen  bekannt  gewordener 
Metallkünstler  habe  an  Caligula  einen  Patron  gefunden  — so  wie 
später  häufig  Alchemisten  unter  den  Fürsten  Gönner  fanden,  welche 
auf  ihre  Kosten  die  ersteren  ihrer  Künste  versuchen  Hessen  — 
müsste  der  Nachweis  sicherer,  als  es  bis  jetzt  der  Fall  ist,  erbracht 
sein,  dass  wirklich  schon  im  Iten  Jahrhundert  in  Aegypten  Ver- 
suche in  der  Richtung  angestellt  worden  seien,  die  edlen  Metalle 
künstlich  hervorzubringen.  Ich  habe  schon  oben  (S.  4  f.)  hervor- 
gehoben, wie  solche  Versuche  zuerst  von  denen,  bereits  existirende 
edle  Metalle  abzuscheiden,  nicht  unterschieden  gewesen  sein 
mögen.  Als  ein  Versuch  im  letzteren  Sinne  ist  denn  auch  der  des 
Caligula  vielfach  betrachtet  worden:  von  Boerhave«®)  z,  B. 
wurde  er  nur  als  ein  Beweis  peritiae  rei  docimasticae  betrachtet, 
imd  auch  nach  dem ,  sonst  in  Beziehung  auf  Alchemie  gern  gläu- 
bigen Schmieder^^)  handelt  die  eben  besprochene  Stelle  „offen- 
bar nicht  von  Metallveredlung,  sondern  von  einem  metallurgischen 
Versuche,  den  öfter  vorkommenden  Goldgehalt  des  Schwefel- 
arseniks auszuscheiden". 

Aus  solchen  Worten  und  Stellen,  wie  die  eben  besprochenen, 


gleich  er  S.  493  die  Entstehung  der  Alchemie  in  das-ite  Jahrhundert  n.  Chr. 
setzt,  meint  doch  S.  1198  bei  der  Besprechung,  wie  die  Alchemie  Viele  zur 
Beschäftigung  mit  Naturwissenschaften  veranlasst  habe:  dass  dies  schon  früh- 
zeitig der  Fall  gewesen  sei,  sehe  man  aus  der  obigen  Aussage   des    Plinius. 

*•)  JSaydaQäxn  kommt  in  den  Schriften  derselben  öfter  vor,  aber  auch  ar- 
senicum  flavum  in  des  Pizimenti  Uebersetzung  der  Physica  et  mystica  des 
Democritos  [Patavii  1573],  f.  6  y^  und  die  Anwendung  dgceytxoü  toß  tf/»- 
atoO  ToÖ  /^vir/Co^^ro;  bei  Olympiodoros  (Höfer's  Histoire  de  la  chimie, 
2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  274,  528). 

•®)  Elementa  chemiae  [Lugduni  Batavorum  17S2],  T.  I,  p.  11. 

«1)  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  111. 


30  Ansichten  über  Kenntniss 

lässt  sich  nicht  folgern,  dass  die  alten  Griechen  und  Römer  mit 
alchemistischen  Bestrebimgen  bekannt  gewesen  seien.  Sehr  be- 
stimmt ist  das  Gegentheil  daraus,  dass  keine,  die  künstliche  Er- 
zeugung edlen  Metalls  klarer  erwähnende  Stelle  eines  alten  Schrift- 
stellers bekannt  ist,  gefolgert  worden  durch  Conring,  da  wo  er 
auch  die  von  Anderen  angenommene  frühe  Beschäftigung  der  Ae- 
gypter  mit  Alchemie  bestreitet  <^^):  Argumentum  novitatis  (alchi- 
miae)  est  certissimum,  me  quidem  judice,  quod  cum  Graeci  et 
Romani  auri  et  argenti  fuerint  cupidissimi,  et  omni  Aegypto  ali- 
quam  multis  seculis  imperaverint,  tamen  et  nomen  artis  et  ejus 
conatus  omnes  (ne  quid  dicam  de  operibus  [gelungenen  Opera- 
tionen] quae  vel  nuUa  semper  vel  rara  fuerunt)  penitus  ignorave- 

rint. Ignorata  fuisse  omnia,  documento  est  luculento  perti- 

nax  ea  de  re  omnium  graecorum  pariter  ac  latinorum  scriptorum 
silentium,  pene  usque  ad  quartum  christianum  seculum,  quum 
sexcentos  amplius  annos  Graecis  ac  Romanis  serviisset  Aegyptus. 

Non  tantum  nomen  artis   est  adeo  recentis  memoriae,    sed 

etiam  ne  opus  quidem  aliquod  xw^^^t^^ov  ante  hoc  tempora  legas 
forte  memoratum.  —  Selbst  in  den  dem  ersten  zunächst  folgenden 
Jahrhunderten  unserer  Zeitrechnung  sucht  man  vergebens  eine 
Aussage  eines  Schriftstellers,  welche  unzweifelhaft  Zeugniss  dafür 
ablege,  dass  die  künstliche  Hervorbringung  von  edlem  Metalle 
damals  als  möglich  betrachtet  oder  versucht  worden  sei.  Wohl 
möchte  man  die  Aussprüche  des  um  das  Ende  des  2ten  Jalir- 
hunderts  lebenden  Tertullian  (vgl.  oben  S.  8 f.)  als  auf  Alchemie 
gehend  deuten ,  wenn  man  sie  nur  mit  späteren  ähnlichen  (des 
Zosimos,  vgl.  S.  9  f.)  vergleicht  und  aus  ihnen  zu  erklären 
versucht,  aber  im  Zusammenhang  mit  früheren  (vgl.  S.  6  ff.)  bieten 
sie  nicht  mehr  Veranlassung,  sie  so  zu  deuten,  und  selbst  der 
gegen  das  Ende  des  4ten  Jahrhunderts  lebende  Chrysostomus^*) 


®2)  De  Hermetica  Aegyptiorum  vetere  et  Paracelsicorum  nova  medicina 
[Helmestadii  1648],  p.  20  sq.;  ebenso  De  Hermetica  medicina  [Helmestadii 
1669],  p.  19,  22.  Vorsichtiger  hatte  sich  Reinesius  (Variae  lectiones  [Alten- 
burgi  1640],  p.  165)  ausgedrückt:  Apud  Romanos,  quibus  ars  ipsa  Xfiftela  vel 
plane  ignorabatur  vel  videbatur  impostoria,  aurifices  philosophi  peculiare  no- 
men tum  non  habuere. 

«3)  Er  war  347  geboren,  starb  407. 


der  Alchemie  bei  den  Alten.  31 

ist  mit  Unrecht  als  einer  der  Kirchenväter  genannt  worden, 
welche  vor  der  Alchemie  gewarnt  haben  sollten:  also  mit  dem 
Vorhandensein  alchemistischer  Bestrebungen  bekannt  gewesen 
seien  •*). 

Wir  müssen  weiter  vorwärts  gehen,  um  bei,  ihrer  Zeit  nach 
gut  bestimmten  Schriftstellern  sicheren  Nachweis  zu  finden,  dass 
die  Alchemie  Etwas  Bekanntes  war.  Wir  wollen  jetzt  genauer  zu- 
sehen, wann  sich  zuerst  der  Glauben  an  die  Möglichkeit  der 
künstlichen  Darstellung  edler  Metalle,  speciell  der  Umwandlung 
der  unedlen  in  dieselben^  und  Kenntniss  von  Bestrebungen,  diese 
Umwandlung  zu  bewirken,  bei  solchen  Schriftstellern  findet;  und 
im  Zusammenhange  damit:  wann  zuerst  die,  später  wenigstens 
ausschliesslich  für  diese  Darstellung  oder  Umwandlung  gebrauchte 
Bezeichnung  Chemie  vorkommt. 


^)  Sprengel  sagt  in  seiner  Geschichte  der  Arzneykunde  (3.  Auflage, 
II.  Theil  [Halle  1823],  S.  224),  wo  er  von  den  früheren,  der  Alexandrinischen 
Schale  angehörigen  alchemistischen  Schriftstellern  spricht:  „Doch  waren  die 
orthodoxen  Kirchenväter  dieser  Goldmacherey  abgeneigt.  Chrysostomus 
erklart  das  Arbeiten  auf  Metalle  für  ein  eitles  und  vergebliches  Streben  (Ho- 
mil.  56  in  Matth.  p.  604)**.  Die  angezogene  Stelle  hat  aber  auf  Alchemie  gar 
keinen  Bezug,  sondern  es  ist  hier  von  der  Wahrung  des  Interesses  der  eige- 
nen Seele  die  Rede  und  wird  ein  Vergleich  mit  den  Arbeitern  in  Bergwerken 
gemacht,   welche  für  fremdes   Interesse   arbeitend   Schaden  leiden.     Sie   hat 

die  lateinische  Uebersetzung  (Joan.  Chrysostomi explanationes  in  novum 

testamentum,  in  VI  tomos  distributae  [Francofurti  ad  Moenum  1697],  T.  I, 
p.  603  sq.  [in  cap.  XVI  Matth.  Homilia  LVI];  ich  gebe  nur  für  die  wesent- 
lichsten Worte  den  griechischen  Text):  Noli  igitur  de  alienis  curare,  et  te  ac 
tua  negligere:  quod  plerique  omnes  nunc  faciunt.  His  similis  es,  qui  metallo- 
rum  operi  traditi  sunt  {iotxöttg  rot;  fiitaXXa  iQyaCofiiyo&g);  nullum  enim  illi 
emolumentum,  nullas  opes  inde  consequuntur, 'sed  magno  periculo  atque  detri- 
mento  suo  aliis  laborant,  nihil  prorsus  de  sudore,  ac  labore,  et  morte,  quam 
plerumque  obeunt,  ad  fructum  suum  inde  convertentes. 


Nachweisbare  Bekanntschaft 


Naohweisbare  Bekanntsohaft  mit  dem  Problem 

der  Alohemie. 


„Nicht  den  Namen  Alchemie",  sagt  Schmieder *),  „wohl 
aber  die  Sache  findet  man  um  die  Mitte  des  vierten  Jahrhunderts 
unzweifelhaft  und  deutlich  angeführt.  Themistios  Euphrades 
(auch  Euphrata),  ein  griechischer  Redner  welcher  um  360  lebte, 
gedenkt  in  seiner  achten  Rede  gelegentlich  der  Verwandlung  des 
Kupfers  in  Silber  und  des  Silbers  in  Gold  als  ganz  bekannter  Dinge. 
Es  kann  wahr  sein,  was  Manche  vermuthen,  dass  darunter  nicht 
mehr  und  weniger  verstanden  werden  dürfe,  als  Versilberung  und 
Vergoldung  im  Feuer,  welche  von  den  unkundigen  als  Verwand- 
lungen angesehen  wurden;  aber  dabei  bleibt  immer  ausgemacht, 
dass  man  damals  schon  wenigstens  die  Idee  von  Alchemie  hatte, 
und  damit  fasst  die  Geschichte  derselben  zum  erstenmal  festen 
Fuss".  —  „Themistios  Or.  Vm,  p.  102»)"  sagt  Grässe«),  „spricht 
geradezu  von  der  Verwandlung  des  Kupfers  in  Gold,  wie  von  einer 
ausgemachten  Sache". 

Ich  habe  bei  der  Zuversichtlichkeit,  mit  welcher  hier  dem 
Themistios  Kenntniss  der  .Idee  der  Metallverwandlung  zuge- 
schrieben wird,  früher*)  auch  geglaubt,  dass  dem  so  sei;  aber  ich 
hätte,  auch  hier,  besser  selbst  nachgesehen,  auf  was  sich  eigentlich 
die  obige  Angabe  stützt.    Denn  so  bestimmt  diese  Angabe  lautet. 


1)  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  63. 

2)  welcher  Ausgabe? 

')  Lehrbuch  einer  allgemeinen  Literärgeschichte  u.  s.  w.,  Bd.  I  [Dresden  u. 
Leipzig  1837  u.  1838],  S.  1198. 

*)  Geschichte  der  Chemie,  II.  Theil  [Braunschweig  1844],  S.  161  f. 


mit  dem  Problem  der  Alchemie.  88 

so  wenig  ist  sie  sammt  der  an  sie  angelehnten  Bemerkung  S  c  b  m  i  e  - 
der's,  wo  die  Geschichte  der  Alchemie  zuerst  festen  Fuss  fasse, 
eine  begründete.  Es  ist  nicht  erheblich,  dass  die  achte  Rede  des 
Themistios,  nach  der  jetzt  als  gewöhnliche  zu  betrachtenden 
Anordnung  seiner  Reden*),  überhaupt  Nichts  auf  Metallverwand- 
lung Bezügliches  enthält.  Die  Stelle,  aufweiche  das  oben  Ange- 
führte sich  bezieht,  ist  unzweifelhaft^)  die  in  einer  Rede  des  The- 
mistios enthaltene,  welche  von  Remus^)  als  die  de  hello  devi- 
ctis  bumaniter  tractandis,  von  Petau®)  und  ebenso  von  Har- 
douin*),  der  griechischen  Ueberschrift  entsprechend,  als  die  de 
bis  qui  Valente  imperante  in  calamitatem  inciderunt  charakterisirt 
ist.  Es  heisst  hier:  Niv  de  xov  %aXxov  (isv  elg  dgyvQiov  fiaza- 
ßaXstv  Xttl  xov  xo  agyvQiov  slg  xQVöloVy  aöfiivmg  av  xiva  i^evQoi- 
116V  xixvrjfv;  in  des  Remus  üebersetzung:  Qua  ex  aere  argentum 
ex  argen to  aurum  confici  posset,  libenter  artem  excogitaremus, 
si  possemus;  in  P  et  au 's  üebersetzung,  die  sich  auch  in  Har- 
douin^s  Ausgabe  findet:  Jam  vero  libenter  quidem  artem  inve- 
niremus,  qua  in  argentum  aes,  aut  argentum  in  aurum  convertere 
possemus.    Dem  Wortlaute  des  Satzes  wie  dem  Zusammenhange 


^)  Wie  sie  die  Hardouin'sche  Ausgabe  [Paris,  1684]  hat. 

•)  Dass  diese  Stelle  wirklich  diejenige  sei,  auf  weichein  dem  von  Schmie- 
der und  von  Grass e  Gesagten  oder  Wiedergegebenen  Bezug  genommen  ist, 
habe  ich  später  noch  durch  Auffindung  der  älteren  Autorität  bestätigt  gefun- 
den, welche  des  Themistios  Euphrades  als  eines  Zeugen  für  das  Be- 
kanntsein mit  alchemistischen  Bestrebungen  erwähnt  und  noch  dem  von 
Schmieder  und  Grässe  Behaupteten  zu  Grunde  lag.  Es  ist  diesConring, 
welcher  in  seinem  Werke:  De  Hermetica  medicina  libri  duo  [Helmestadii 
1669],  p.  23  jene  SteUe  (auch  als  in  das  Themistios  achter  Rede  enthalten) 
mit  der  Bemerkung  citirt  hat,  dass  ihm  kein  älteres  glaubwürdiges  Zeugniss 
für  alchemistische  Bestrebungen  (cheniici  operis)  vorgekommen  sei.  In  der 
unter  dem  Titel:  De  Hermetica  Aegyptiorum  vetere  et  Paracelsicorum  nova 
medicina  [Helmestadii  1648]  erschienenen  ersten  Ausgabe  dieses  Werkes  habe 
ich  eine  Erwähnung  des  Themistios  Euphrades  nicht  gefunden. 

')  Themistii  philosophi orationes  sex  graece  et  nunc  primum  lati- 

num  in  sermonem  conversae  a  G.  Remo  [Ambergae  Palatin.,  1605];  orat.  IV, 
p.  83. 

8)  Themistii  Euphradae  Orationes  XVI,  graece  et  latine  nunc  primum  edi- 
tae,  interprete  Dionysio  Petavio  [Flexiae  1613];  orat.  IX,  p.  214  s. 

»)  Themistii  orationes   XXXIII ed.   J.  Harduinus  [Parisiis  1684]; 

orat.  Vn,  p.  97. 

Kopp,  Beitr.  z.  Qescb.  d.  Ghom.  3 


84  Nachweisbare  Bekanntschaft 

nach  ist  hier  der  Wunsch  und  gute  Willen  ausgesprochen,  das 
werthlosere  Kupfer  in  werthvoUeres  Silber  und  dieses  in  das  werth- 
vollste  Gold  verwandeln  zu  können,  aber  unter  Bescheidung,  dass 
es  eben  nicht  möglich  sei.  Dafür  aber,  dass  man  den  Themi- 
stios  dafür  als  Zeugen  betrachten  dürfe,  es  sei  schon  zu  seiner 
Zeit  eine  Idee  von  Alchemie  bekannt  gewesen,  hätte  Themi- 
stios  offenbar  nicht  bloss  solche  Metall  Verwandlung  als  etwas 
Wünschenswerthes,  und  die  Art,  sie  zu  bewirken,  als  etwas,  das 
man  wohl  gern  ausfindig  machen  möchte,  hinstellen  müssen,  son- 
dern die  erstere  als  etwas  Mögliches  und  die  letztere  als  etwas 
mit  Aussicht  auf  Erfolg  zu  Bearbeitendes.  Em  Beweis,  dass  man 
im  4ten  Jahrhundert,  in  welchem  Themistios  lebte  (er  starb 
zwischen  387  u.  390),  die  Metallverwandlung  als  etwas  Bekanntes 
betrachtet  habe,  ist  durch  jene  seine  Worte  nicht  gegeben;  nicht 
einmal,  dass  man  die  Metallverwandlung  zu  bewirken  versucht 
habe. 


Besser  bezeugt  ist  ein  allgemeinerer  Glauben  daran,  dass 
Metallverwandlung  möglich  sei  und  man  sie  zu  bewirken  verstehe, 
für  das  fünfte  Jahrhimdert.  Deutliche  Hinweisung  darauf  findet 
sich  bei  dem  Aeneas  Gazaeos,  einem  aus  Gaza  in  Syrien  gebür- 
tigten,  gegen  das  Ende  des  5ten  Jahrhunderts  lebenden  Philo- 
sophen, welcher  zuerst  den  Lehren  der  Neuplatoniker  anhing,  dann 
zum  Christenthum  übertrat,  in  einer  Schrift  über  die  Unsterb- 
lichkeit der  Seele,  welche  in  Form  eines  Gespräches  eingekleidet 
nach  einer  der  darin  redenden  Personen  als  Theophrastos  be- 
nannt ist.  Eine  Stelle  dieses  Werkes  ist,  als  für  die  Geschichte 
der  Alchemie  merkwürdig,  oft  angeführt  worden;  ein  genaueres 
Zusehen  bezüglich  derselben  war  dadurch  geboten,  dass  uns  der 
Theophrastos  in  sehr  und  wesentlich  unter  sich  verschiedenen 
Formen  erhalten  ist.  Dabei  fand  sich  noch  eine  andere,  für  die 
Geschichte  der  Alchemie  ebenso  interessante  Stelle;  und  weiter, 
dass  beide  Stellen  als  in  der  ursprünglichen  Schrift  des  Aeneas 
Gazaeos  enthalten,  nicht  etwa  als  später  eingeschobene  zu  be- 
trachten sind. 


mit  dem  Problem  der  Alchemie.  35 

Es  ist  mehrfach  —  z.  B.  von  Conring*°),  von  Veysier  la 
Croze"),  von  Boerhave^^),  von  Sprengel"),  von  Schmie- 
der").  —  Eine  Stelle  aus  dem  Theophrastos  hervorgehoben 
worden,  als  den  allgemeinen  Glauben  an  die  Möglichkeit  der 
Metall  Verwandlung  zur  Zeit  des  Aeneas  Gazaeos  beweisend. 
Diese  Stelle,  welche  zur  Verdeutlichung  oder  als  Gleichniss  dienen 
soll  für  die  Auferstehung  mit  verklärtem  Leibe,  ist  allerdings  sehr 
merkwürdig.  Nach  der  Barth'schen  Ausgabe")  lautet  sie  im 
Urtext:  Kai  ovx  dnl^avog  tj  TiQog  ro  xqbIxxov  fieraßok^  rijg  vXrig, 
insl  xal  naQ*  r^iuv  ot  nBQi  rijv  vXriv  6oq>ol  agyvgov  xal  xavclteQov 
xaQalaßovtsg  xai  ro  elÖog  a^pavCöawegy  inl  ro  öayLVozB^ov  (israßa- 
Xovrsg  r^v  vkriv,  ;i;9v<Jot/  xdkktötov  STtoli^öav.  Barth  übersetzt: 
Neque  vero  materiae  in  melius  translatio  fide  indigna;  sie  nam- 
que  apud  nos  quoque  materiarii,  talium  periti,  argentum  stannum- 
que  accipientes,  speciem  priorem  delent,  in  excellentiorem  rem 
transigunt,  aurum  efficiunt  pulcerrimum.  Besser  ist  die  Ueber- 
setzung  in  der  Maxima  bibliotheca  veterum  patrum^^:  Neque 
incredibile  est  materiam  in  meliorem  statum  commutari.  Nam  et 
apud  nos:  qui  materiae  peritiam  aliquam  habent,  ii  sibi  argentum 


**•)  De  Hermetica  Aegyi>tiorum  vetere  et  Paracelsicorum  nova  medicina 
[Helmestadii  1648],  p.  21. 

1')  In  einem  Brief  an  Job.  Christoph  Wolf,  welchen  Brief  Fabri- 
cius  in  seiner  Bibliotheca  graeca,  Vol.  VI  [Hamburgi  1714],  p.  800  sqq.  ver- 
öffentlichte (das  diese  Stelle  Betreffende  s.  hier  p.  808). 

^*)  Elementa  chemiae  [Lugduni  Batavonim  1732],  T.  I,  p.  11,  wo  Biblio- 
theca Patrum  Vol.  2,  p.  373  citirt  ist. 

1«)  Geschichte  der  Arzneykunde,  1.  Aufl.,  Bd.  II  [Halle  1793],  S.  155  und 
3.  Aufl.,  Bd.  n  [Halle  1823],  S.  220. 

")  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  63,  als  enthalten  „in  dem 
Buche  Theophrastus  de  iramortalitate  animae,  welches  wir  in  der  lateinischen 
üebersetzung  des  Ambrosio  von  Camaldoli  haben". 

^*)  Aeneas  Gazaeos  et  Zacharias  Mitylenaeus,  de  immortalitate  animae   et 

miortalitate  universi,  ex  recensione Casp.  Barthii  [Lipsiae  1655],  p.  76. 

Ein  anderer  griechischer  Text  (Aeneas  Gazaeos  et  Zacharias  Mitylenaeus  de 
immortalitate  animae,  ed.  Boissonade;  Parisiis  1836)  ist  mir  nicht  zur  Hand; 
die  Barth' sehe  Ausgabe  wird  allerdings,  was  den  griechischen  Text  und  die 
lateinische  üebersetzung  betrifft,  ungünstig  beurtheilt   (vergl.  S.  F.  G.  Hoff- 

mann   in  seinem  Lexicon  bibliographicum scriptorum    graecorum  T.  I 

[Lipsiae  1832],  p.  18). 

1«)  [Lugduni  1677],  T.  VIII,  p.  663  H. 

3* 


36  Nachweisbare  Bekanntschaft 

et  stannum  sumunt,  priore  metalli  genere  deleto,  materiam  ipsam 
in  angustius  et  preciosius  convertunt  atque  aurum  pulcherrimum 
efficiunt. 

Wesentlich  verschieden  —  nicht  bloss  in  einzelnen  Worten, 
sondern  im  Vorhandensein,  im  Fehlen  oder  in  der  Umsetzung  ein- 
zelner und  auch  grösserer  Stücke  —  von  der  Form,  in  welcher 
uns  der  Theophrastos  in  jenem  griechischen  Text  und  diesen 
Uebersetzungen  vorliegt,  ist  die,  höchst  wahrscheinlich  nach  einer 
anders  lautenden  griechischen  Handschrift  gefertigte  Uebersetzung, 
welcheder  Abt  Ambrosiusvon  Camaldoli  im  löten  Jahrhundert 
gefertigt  hat^').  Wenn  in  einer  der  zwei  Formen,  in  welchen 
uns  der  Theophrastos  vorliegt,  das  die  Metallverwandlung  Be- 
treffende fehlen  würde,  so  wäre  der  Beweis  dafür,  dass  Aeneas 
Gazaeos  an  sie  als  etwas  allgemein  Bekanntes  geglaubt  habe, 
stark  geschwächt,  das  auf  Metallverwandlung  Bezügliche  mit  eini- 
ger Wahrscheinlichkeit  als  später  eingeschoben  verdächtig  und  für 
die  Beurtheilung  der  ursprünglichen  Form  der  Schrift  ein  Anhalts- 
punkt mehr  gegeben.  Die  fragliche  Stelle  ist  indessen  auch  in 
dieser  Uebersetzung'®):  Neque  sane  incredibilis  est  materiae  in 
meliora  mutatio.  Namque  et  apud  nos  qui  prudenter  materiam 
callent,  argentum  stannumque  assumentes,  priori  specie  omnino  de- 
leta  et  in  formam  honestiorem  praeciosioremque  traducta,  aurum 
pulcherrimum  atque  Optimum  faciunt.  —  Es  ist  somit  kein  Grund 
zu  glauben,  dass  diese  Stelle  nicht  in  der  Schrift  ursprünglich  ent- 
halten gewesen  sei. 

Dieselbe  Schrift  enthält  aber,  auch  in  Zusammenhang  mit  dem 
was  da  über  die  Auferstehung  gesagt  wird,  noch  eine  andere, 
meines  Wissens  bisher  nicht  beachtete  '^)  interessante  Stelle.    Sie 


^^)  Aeneae de  immortalitate  animae  deque  corporum  resurrectione  dia- 

logus  aureus,  qui  Theophrastus  inscribitur,  Ambrosio  Camaldulensi  interprete 
[Basileae  1516]. 

^^)  In  der  eben  genannten  Ausgabe  fol.  g  4. 

")  Doch  hat,  wie  ich  später  gesehen  habe,  Conring  schon  in  seinem 
Werke:  De  Hermetica  medicina  libri  duo  [Helmestadii  1669],  p.  23  auf  sie 
hingedeutet,  doch  nur  sehr  kurz  und  ohne  sie  zu  citiren;  was  er  für  die  in 
dem  Obigen  zuerst  besprochene  Stelle   sowohl  in  dem  eben  erwähnten  Werke 


mit  dem  Problem  der  Alchemie.  37 

lautet  nach   der   Barth 'sehen   Ausgabe  20):     Tb  (isv  ovv  sidog^ 
olov  to  ngätov  nQofjld'ey  xovxo  dLSfiEivev,  'ff  Si  vlrj  vTtoxaiTou  yuQ 
Ttdöf]    noLotriTL   de^aiisvrizig    ovöa   (letaßokriv    vnoöaxsxai'    oloval' 
^AxiXXbvs  elfi  xaXxovg^v^airi  de  XQOvtp  ovtog  6  !//;|riAA£ü^  xal  tcveg 
tav  Xf^^^ov  ri(ialrj(iivov  kußowagy  xal  xatttxaQiiatlöavrag  y  navxaxov 
dia6xaiQ0v6iv,    *0  8a  öocpog  dri^iovQyog  anaivadag  tov  ;i;aAxou,  rriv 
vkriVy  (og  invtridalav  tri  raxvri  xal  ;|raAxoi5i/  övkXayov  tov  oXov  i^av- 
QVy  <ivyx^^^^^^^S  y   ^ccl  ixxa^aQOcg,  xal  öocpia  tvvl  xal   Övvaiiai  tov 
%akxov  alg  XQ'^^bv  ^lataßakGfv  ^  tov  Ax^'^Xacug  andyoi  to  alSog,  otp- 
^€i^  av  XQ'^^ovgy   6  ndlou  ;|raAxoi5ff,  ^Ax^'kkavg  (itv  toi'   ovtcD  tciv 
6&ndt(OV  ij  vlrjy  to  ßaQV  xal  xaxv^iavov y   xal  ^vr^toVy  dcatpvyovöa, 
rg  tov  5ti(iiovQyov  q)ilottfil^  xal  taxvri  xa^aqd  xal  xovq)r}  xal  dd^d- 
voTog  ylyvatai.  Nach  Barth 's  Uebersetzung:  Forma  igitur,  qualis 
primum  processit,  talis  permanet;   materia  autem  nmtationem  pa- 
titur,  quoniam  facta  est  ad  omnem  qualitatem  suacipiendam.     Sit 
tibi   ob  oculos  Achilles  aereus,    Dissolvatur    lapsu    temporis  hie 
Achilles,   aes   abjectum    quidam  capiant,   inque  miouta  dissicent 
frostilla,  eaque  ipsa  hinc  inde  disseminent:   cordatus   vero   aliquis 
artifex,  collaudata  aeris  materia,  ut  apta   operi  artis  suae,  omne 
id  aes  quaquaversum  dissitum,  coUigat,  conflet,  expurget,   sapien- 
tiaque  quadam  singulari  et  virtute   in  auruni   transvertat,  eique 
Achillis  denuo  det  imaginem,  videbitur  certe  aereus,  qui  ante  fue- 
rat,  tum  aureus,  tarnen  Achilles:     Talern  materia  sese  habet  cor- 
porum,  grave  illud  et  putridum  et  mortale  tamdem  effugiens,  jam- 
que  dignatione  Conditoris  atque  artificio,  pura,  levis  et  immortalis 
effecta.    Die  Maxima  bibliotheca  veterum  patrum  21)   hat  dieselbe 
Stelle:    Statuend\mi  est,  formam,  qualis  initio  prodiit,  talem  pror- 


als  in  dessen  unter  dem  Titel :  De  Hermetica  Aegyptiorum  vetere  et  Paracel- 
ricomm  nova  medicina  [Helmestadii  1648]  erschienenen  ersten  Ausgabe  (p.  21) 
thai,  auf  diese  Stelle  das  Gewicht  legend.  Aber  selbst  in  dieser  ersten  Ausgabe 
(a.  e.  a.  0.)  habe  ich  nun  auch  eine  undeutliche  Bezugnahme  auf  die  Stelle 
gefimden,  welche  ich  früher  (bei  Ausarbeitung  des  oben  Gegebenen)  als  eine 
noch  nicht  beachtete  betrachtet  hatte;  diese  Bezugnahme  ist  eine  so  undeut- 
liche, dass  mir  früher  unbekannt  blieb,  auf  was  sie  geht,  und  auch  kein  An- 
derer ist  meines  Wissens  durch  sie  auf  jene  Stelle  aufmerksam  gemacht 
worden. 

M)  P.  71. 

ai)  [Lugduni  1677] ;  T.  VIII,  p.  6G3  B. 


38  Nachweisbare  Bekanntschaft 

sus  mansisse:  materiam  autem,  quoniam  subjecta  est  et  ad  susci- 
piendam  quamlibet  form  am  facta,  eam  quae  melior  est  et  prae- 
stantior  omnino  suscipere.  Veluti  ponas  ob  oculos  Achillis  statuam 
aeream.  Is  aereus  Achilles  temporis  vetuislate  consumatur:  aes- 
que  illud  abjectum  aliqui  sibi  sumant,  atque  in  fnista  minutissima 
sectum,  passim  disseminent.  Ibi  tum  peritus  aliquis  artifex,  aeris 
materia,  ut  ad  artem  aptissima,  coUaudata:  aes  illud  omne  con- 
quirat  atque  inveniat;  ac  deinoeps  conflatum  et  expurgatum  arte 
et  facultate  quadam  sua,  ipsum  aes  in  aurum  convertat,  eique 
Achillis  fonnam  inducat;  erit  profecto  et  videbitur  aureus  idem 
ille  Achilles,  qui  prius  fuerat  aereus.  Eodem  modo  nostrorum  me- 
rita  procul  ab  se  remotis,  pondere,  et  situ,  et  mortaJitate  supremi 
Conditoris  arte  et  summa  gratia,  pura  et  levis,  et  immortalis  evadit. 
—  Und  auch  in  des  Ambrosius  von  Camaldoli  Uebersetzung*') 
findet  sich  diese  Stelle,  wenn  gleich  in  ganz  anderem  Zusammen- 
hang mit  der  erst  besprochenen  (mit  anderen  Zwischengliedern): 
Exempli  causa,  fuerit  Achilles  aereus,  qui  temporis  vetustate  solu- 
tus contritusque  sit,  hujusmodi  neglectum  aes,  accipiant  quidam, 
et  in  frusta  comminutum,  huc  illucque  disseminent.  Sic  disjectum 
intuens  peritus  aliquis  et  sapientissimus  artifex,  aerisque  materiam, 
ut  arti  maxime  utilem  et  idoneam  laudans,  aes  illud  inquirat  dili- 
genter,  inventumque  omne  ac  selectum  conflet  atque  emundet,  ac 
per  artis  industriam  et  sapientiam,  aere  illo  in  aurum  converso, 
Achillis  speciem  superinducat,  erit  profecto  aureus,  qui  dudum  fue- 
rit aereus,  idem  tarnen  Achilles.  Ita  et  materia  corporum  pon- 
dere et  situ,  et  mortalitate  dimissa,  per  summam  benivolentiam  et 
artem  conditoris,  puta,  levis  atque  immortalis  efficitur. 

Kein  Zweifel  kann  also  sein,  dass  gegen  das  Ende  des  5ten 
Jahrhunderts,  und  namentlich  durch  Aeneas  Gazaeos,  die 
Metallveredlung:  speciell  die  Verwandlung  des  Silbers,  des  Zinns 
und  des  Kupfers  in  Gold,  als  möglich  und  selbst  als  ausgeführt  be- 
trachtet wurde.  Dafür,  dass  zu  seiner  Zeit  die  Metallverwandlung 
bereits  als  etwas  Mögliches  angesehen  wurde,  ist  Aeneas  Ga- 
zaeos  ein  un verwerflicher  Zeuge;  dafür,  dass  man  sie  habe  aus- 


M)  Fol.  d3  der  S.  36  citirten  Baseler  Ausgabe  von  1616. 


mit  dem  Problem  der  Alchemie.  39 

fuhren  können,  ein  ganz  unzuverlässiger,  denn  abgesehen  davon, 
wie  leicht  in  Beziehung  hierauf  Täuschungen  stattfinden  können 
und  wie  oft  solche  nachgewiesener  Massen  vorgekommen  sind,  hat 
Aeneas  Gazaeos  wirklich  Leichtgläubigkeit  oder  Phantasie  ge- 
nug, um  Sachen,  welche  wir  als  unmögliche  betrachten  müssen, 
als  wirklich  vorgekommene  anzuführen.  Man  braucht,  um  sich 
davon  zu  überzeugen,  nur  zu  lesen,  wie  er  gegen  das  Ende  des 
Theophrastos  >^)  mit  der  grössten  Bestimmtheit  erzählen  lässt, 
dass  in  Lybien  Bekenner  des  Glaubens,  welchen  die  Zunge  ausge- 
schnitten wurde,  nachher  wohh-edender  und  deutlicher  gesprochen 
hätten,  als  vorher. 


^  P.  81  der  Barth 'sehen  Ausgabe;  Maxima  bibliotheca  veterum  patrum, 
T.  VIII,  p.  665  a. 


Frühestes  Vorkommen 


Frühestes  Vorkommen  des  Wortes  Chemie. 


Das  Vorkommen  des  Wortes  Chemie  oder  eines  davon  un- 
mittelbar abgeleiteten  lässt  sich  in  ganz  sicherer  Weise  erst  für 
das  4te  Jahrhundert  nachweisen.  Dass  ein  solches  Wort  schon 
früher  gebraucht  worden  sei,  ist  entweder  in  so  fern  unsicher,  als 
die  Zeit  der  Schriftsteller,  bei  welchen  es  sich  findet,  nicht  genauer 
bekannt  ist  1) ,  oder  in  so  fern  es  der  Bestätigung  bedarf,  ob  es 
wirklich  früher  bei  solchen  Schriftstellern,  deren  Zeit  besser  be- 
kannt ist,  vorkomme. 

Dass  —  voi'ausgesetzt,  der  im  Anfange  des  3ten  Jahrhunderts 
lebende  Sextus  Julius  Africanus  sei  der  Verfasser  rcäv  X£- 
özciv  —  schon  zu  dieser  Zeit  ein  solches  Wort  sich  gebraucht 
finde,  könnte  man  aus  dem  von  Reinesius^)  und  namentlich  aus 
dem  von  Conring'^)  Bemerkten  schliessen;  mit  Bezugnahme  auf 
das  von  Reinesius  Bemerkte  wird  bei  Fabricius*)  Julius 
Africanus  geradezu  als  ein  Schriftsteller,  qui  in  cestis  suis  etiam 
chemica  attigit,  genannt.  Es  hat  mich  dies  veranlasst,  die  wüste 
Schrift,  welche  xsötol  betitelt  ist,  mit  specieller  Rücksicht  auf  das 
Vorkommen  eines  solchen  Wortes  durchzugehen*).    Es  ist  nicht 


*)  Auf  solche  Schriftsteller  komme  ich  in  dem  Folgenden,  namentlich  in 
dem  Abschnitt  über  Ursprung  und  Bedeutung  des  Wortes  Chemie,  zurück. 

2)  Variae  lectiones  [Alten  burgi  1640],  p.  352. 

^)  In  den  zwei  Auflagen  seiner  Schrift  De  Hermetica  medicina;  p.  20  sq. 
der  Ausgabe  von  1648  und  p.  20  sq.  der  Ausgabe  von  1669. 

*)  Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  775. 

^)  Wie  sie  Veterum  Mathematicorum Opera  [Parisiis  1693],  p.  276 

sqq.  enthalten. 


des  Wortes  Chemie.  41 

darin;  die  genannte  Schrift,  wie  sie  uns  vorliegt,  enthält  überhaupt 
Nichts  Alchemistisches,  kaum  Etwas,  was  Chemisches  zu  nennen 
wäre,  wenn  wir  ein  paar  Vorschriften  ausnehmen,  die  etwa  zur 
Haushaltungs-Chemie  gerechnet  werden  könnten  (die  Behandlung 
von  Wein,  die  Zubereitung  von  Essig  z.  B.  betreflfen).  Die  in 
jenen  Bemerkungen  hervorgehobene  Angabe,  dass  diese  Schrift 
enthalte  JtQay^atslav  icczQixciv  xal  (pvöixäv  xal  yeooQyixciv  xal 
XfifLixäv  TCBQUxovöav  dvvd^ecgy  findet  also,  was  das  Chemische  be- 
trifft, keine  Bestätigung.  Uebrigens  stammt  auch  diese  Angabe 
selbst  erst  aus  späterer  Zeit.  Allerdings  findet  sie  sich  schon  in 
dem  griechischen  Texte  des  Chronicon  des  (um  264  geborenen, 
340  gestorbenen)  Eusebios  Pamphili,  wie  J.  J.  Scaliger  den- 
selben giebt^);  aber  bekanntlich  ist  dieser  Text,  welchen  Sca- 
liger grösstentheils  nur  vermuthimgsweise  aus  anderen  späteren 
Schriftstellern  zusammengesetzt  hat,  Nichts  weniger  als  authen- 
tisch 7).  Wäre  er  es,  so  hätten  wir  hier  das,  meines  Wissens,  frü- 
heste Vorkommen  einer,  Chemie  ausdrücklich  angebenden  Be- 
zeichnung: des  Wortes  ;ci7fitxo5v  oder  xv^axäv  oder  ;|^vf££vrtx(5i/, 
bei  einem  seiner  Zeit  nach  bekannten  Schriftsteller;  allerdings 
ohne  Erläuterung  der  Bedeutung  derselben.  Jene  Angabe  und 
eine  solche  Bezeichnung  finden  sich  unzweifelhaft  im  9ten  Jahr- 
hundert, in  der  Chronographie  des  Oeorgios  Synkellos®),  und 
zwar  ganz  so,  wie  sie  Scaliger  als  dem  Eusebios  zugehörig 
giebt®).      Aber  das  ist  viel  später  als   die  Zeit,   für  welche  das 


*)  Thesaurus  temponim.     Eusebii chronicorum   canonum  libri   duo 

;  opera  ac  studio   J.  J.  Scaligeri   [Lugduni  Batavorum  1606];  XQotfi- 

x&v  Kayöyaty lo  aaiCöiisyttf  p.  70;  /i;/4»x<Dv  steht  hier. 

7)  In  der  lateinischen  Uebersetzung  des  Chronicon  des  Eusebios,  welche 
Hieronymus  von  Stridon  in  der  zweiten  Hälfte  des  4ten  Jahrhunderts 
verfasste,  habe  ich  die  entsprechende  Stelle  vergebens  gesucht. 

®)  Georgii  Syncelli  Chronographia,  ed.  J.  Goar;  p.  359  der  Pariser  Aus- 
gabe von  1652,  p.  286  der  Venetianer  Ausgabe  von  1729:  ^Jgpgtxayog  xriu 
iyysctßißXop  z&y  Ksat(by  inyyeyQafifiiyfiy  ngayfAutsfay  lar^tx&y^  xai  qivatx&y, 
xai  yßfogytxtby  xai  /v/ufit;T(xd>v  nsQiixovaay  dvyafiS^s  'JXB^äydgip  ro^r^  ngog- 
^ftivci.  Die  da  stehende  lateinische  Uebersetzung  giebt  diese  Stelle:  Africanus 
libros  novem  Cestorum  tractatus  inscriptos,  medicorum,  naturalium,  agricultu^ 
rae  metallorumque  vim  omnem  exponentes  Alexandro  isti  [Severo]   dedicavit. 

•)  Abgesehen  davon,  dass  bei  Georgios  Synkellos  /i»/u6vT*x<ß*'  an  der 
Stelle  von  /i;/4»xd)y  steht.    Xnfitx&y  findet  man  bei  der  Bezugnahme  auf  diese 


42  Frühestes  Vorkommen 

Wort  Chemie  sonst  schon  als  gebraucht  nachzuweisen  ist.  — 
Nach,  dem  hier  Bemerkten  würde  es  sich  nicht  lohnen,  auf  das 
näher  einzugehen,  was  die  als  xeötol  betitelte  Schrift  und  den 
Verfasser  derselben  betrifft  ^•).  Beachtenswerth  ist  allerdings,  dass 
in  Sammlungen  älterer  griechischer  alchemistischer  Schriftsteller 
auch  Schriftstücke  eines  Africanus  vorkommen,  als  deren  Ver- 
fasser man  auch  den  Julius  Africanus  betrachtet  hat  ^^);  aber  so 
wenig  ist  mir  von  diesen  Aufsätzen  bekannt  und  so  ungleich  sind 


Stelle  oft  in  ihr  gesetzt;  so  z.  B.  von  Conring  a.  o.  a.  0.,  von  Lambeck 
(Commentariorum  de  bibliotheca  caesarea  vindobonensi  L.  VIL,  ed.  Kollarii 
[Vindobonae  1781],  p.  425). 

10)  Vgl.  u.  a.  Reinesius  a.  o.  a.  0.,  Conring  a.  o.  a.  0.,  Lambeck  a.  e. 
a.  0.  L.  VII,  p.  422—429  u.  476—478,  Schoell's  Geschichte  d.  griechischen 
Litteratur,  Bd.  II  [Berlin  1830],  S;717f.,  Grassens  Lehrbuch  einer  allgemeinen 
Literargeschichte,  I.  Bds.  2.  Abth.  (Dresden  u.  Leipzig  1838],  S.  1277,  Köchly 
und  Rüstow's  griechische  Kriegsschriftsteller,  II.  Theil,  2.  Abtheil.  [Leipzig 
1855],  S.  5  ff. 

*^)  Nicht  weiter  verfolgbar  ist  mir  des  Reinesius  (a,  o.  a.  0.)  Angabe, 
nach  welcher  Zosimos  oder  ein  anderer  älterer  alchemistischer  Schriftsteller 
in  der  Sammlung,  welche  die  s.  g.  Altenburger  oder  Gothaer  Handschrift  ent- 
hält, cum  Democrito,  Cheme,  Pebechio,  Agathodaemone  Africanum  nomi- 
nans,  eos  ipsos  cestorum  libros,  ut  qui  /i7/u»xrV  quoque  continuerint ,  indicat. 
Eine  den  Namen  des  Africanus  enthaltende  Aufzählung  der  alchemistisohen 
Autoritäten  ist  mir  bekannt,  jedoch  nur  als  in  einer  Venetianer  Handschrift 
vorkommend  (Bernard  hat  sie  in  seiner  Ausgabe  der  Schrift  Palladii  de 
febribus  [Lugduni  Batavorum  1745]  im  Anhange  p.  117  nach  d'Orville's 
Abschrift  veröffentlicht),  aber  diese  Aufzählung  enthält  überhaupt  Nichts  auf 
einzelne  Schriften  Bezügliches.  —  Das  Inhaltsverzeichniss  einer  früher  zusammen- 
gestellt gewesenen  Sammlung  alchemistischer  Aufsätze,  welches  in  diese  Vene-, 
tianer  Handschrift  aufgenommen  worden  war,  enthält  auch  die  Angabe  ein- 
zelner Kapitel  des  Africanus,  zusammen  mit  solchen  anderer  alchemistischer 
Schriftsteller  (bei  Bernard  a.  e.  a.  0.,  p.  115):  *Eg/noC^  Zmalfiov^  NeOLov^ 
'Jq>qtxäyov  xeqxiXaia.  Der  1740  veröffentlichte  Handschriften-Katalog  der  Mar- 
cus-Bibliothek (Graeca  D.  Marci  bibliotheca  codicum  manu  scriptorum  per  ti- 
tulos  digesta  [Venetiis  1740])  führt  bei  der  Besprechung  dieser  Handschrift 
(p.  140  sq.)  die  letztgenannte  Zusammenstellung  einzelner  Kapitel  verschiedener 
alchemistischer  Schriftsteller  als  in  ihr  enthalten  nicht  auf;  wohl  aber  Mo- 
relli  (in  seiner  Bibliotheca  manuscripta  graeca  et  latina,  T.  I.  [Bassani  1802], 
p.  175)   mit   den   Worten:    Experimenta  chemica,   sine  auctoris  nomine,  his 

titulis .   Zosimi,  Nili,  et  Julii  Afiicani  esse  videntur  ex  indice  prae- 

fixo.  Sunt  etiam  in  codicibus  Vindobonensi  et  Laurentiano.  Miller  hat  (in 
seinem  Catalogue  des  manuscrits  grecs  de  la  bibliotheque  de  TEscurial 
[Paris  1848],  p.  418)  in  der  Inhaltsangabe  für  die  mit  dieser  Venetianer  Hand- 
schrift ziemlich  übereinstimmende    der   Bibliothek   des   Escurials:    Chapitres 


des  Wortes  Chemie.  43 

die  dieselben  betreffenden  Angaben,  dass  ich  selbst  darüber  unge- 
wiss bin,  ob  nicht  ein  Nilus  Africanus  Verfasser  derselben  sein 
könne.  • 


Das  Wort  Chemie  findet  sich  als  für  einen  Theil  des  Wis- 
sens oder  eine  geistige  Beschäftigung  gebraucht,  doch  ohne  Andeu- 
tung wajs  eigentlich  darunter  verstanden  sei,  unter  den  uns  erhal- 
tenen, bezüglich  der  Zeit  ihrer  Abfassung  nach  sicherer  bekannten 
Schriften  zuerst  in  einer  im  4ten  Jahrhundert  n.  Chr.  geschriebenen 
Astrologie.  Der  Verfasser  derselben  war  Julius  Maternus  Fir- 
micus,  aus  Sicilien  gebürtig,  Sachwalter  unter  Constantin  dem 
Grossen;  die  Zeit,  in  welcher  er  seine  Astrologie  verfasste,  setzt 
man  um  336;  später  Christ  geworden  schrieb  er  noch  de  errore 
profanarum  religionum.  Jene  Astrologie  ist  nur  in  einem  sehr 
verdorbenen  und  lückenhaften  Zustande  erhalten;  gewöhnlich  als 
Mathesis  betitelt")  handelt  sie  wesentlich  über  denEinfluss  der 
Gestirne  —  wie  die  Stellung  derselben  zu  der  Stunde  der  Geburt 
eines  Menschen  war  —  auf  die  Anlagen  und  Neigungen  des  letz- 
teren und  ist  somit  eine  Anleitung  zum  Nativitätstellen  i^).  Es  fehlt 
mir  für  eine  genauere  Angabe,  wie  diese  Aufgabe  bei  ihm  als  lös- 
bar betrachtet  wurde.  Wissen  und  Verständniss;  es  scheint,  als  ob 


d'Hermes,  Zosime,  Nilus  Africanus.  Morelli's  Angabe  über  das  Vorkommen 
dieser  Zusammenstellung  in  der  Wiener  und  in  der  Florentiner  Handschrift 
finde  ich  aber  in  dem  über  erstere  Handschrift  vonLambeck  und  über  letz- 
tere von  Bandini  Mitgetheilten  nicht  bestätigt. 

^^)  So  auch  in  dem  Inhaltsverzeichniss  und  in  den  Abtheilungs-Ueber- 
Schriften  der  verschiedenen  Ausgaben,  wenn  sie  auch  das  Wort  Mathesis 
nicht  als  Titel  des  Ganzen  geben.  Der  Anlass  ist,  dass  der  Verfasser  selbst, 
schon  in  der  Widmung  des  Werkes  ad  Mavortium  Lollianum,  sich  des  Aus- 
drucks Mathesis  zur  Bezeichnung  des  Inhaltes  bedient  (die  characteristische 
Stelle,  wo  er  an  sein  Versprechen  erinnert,  omnem  divinae  Matheseos  disci- 
plinam  darzulegen,  steht  in  der  Pruckner'schen  Ausgabe  von  1533,  aber 
nicht  in  der  älteren  Venetianer  Ausgabe  von  1497). 

15)  Julius  Firmicus  de  nativitatibus  ist  desshalb  auch  der,  der  Venetianer 
Ausgabe  von  1497  vorgesetzte  Titel. 


44  Frühestes  Vorkommen 

dafür  als  vorzugsweise  wichtig  gegolten  habe,  wie  weit  weg  von 
dem  Horoscop   (dem  Punkte  der  Ekliptik,    welcher  zu  der  Stunde 
der  Geburt  im  Horizcüt  eben  aufgeht)  ein  massgebendes  Gestirn 
gestanden  habe:  um  wieviele  der  in  der  Astrologie  angenommenen 
Abtheilungen  des  Himmels  von  dem  Horoscop  entfernt,  und  in 
welcher  Abtheilung  oder  in   welchem  Haus.    Da   nun,  wo**)  in 
jener  Astrologie  Lunae  decreta  per  singulas  coeli  stationes  behan- 
delt werden,  nämlich  wie  die  Stellung  des  Mondes  bei  der  Geburt 
eines  Menschen  —  in  diiirna  genitura  oder  in   nocturna  genitura 
—  diesen  disponire,  wird  bemerkt,  dass  der  Mond,  in  nono  ab  ho- 
roscopo  loco,  in  noctmua  genitura,  stehend,  faciet  divinos  deorum 
cultores,  et  qui  sacris  ac  religionibus  studeant,  quibusdam  vero 
officia  aut  dona  largit  ex  templis,  sed  dabit  etiam  multas  cogita- 
tiones,  ac  mutationes  per  regiones.    Et  si  fuerit  haec  domus  (Ab- 
theilung des  Himmels)  ^  (des  Merkur),  dabit  astronomiam,  si  ? 
(der  Venus),  cantilenas  et  laetitiam,  si  cf  (des  Mars),  opus  armo- 
rum  et  instrumentorum,  si  4  (des  Jupiter),  divinum  cultum  scien- 
tiamque  in  lege,  si  h  (des  Saturn),  scientiam  alchimiae,  si  O  (der 
Sonne),  providentiam  in  quadrupedibus,  si  vero  S  (des  Krebses) 
domus  scilicet  sua,  scientiam  dabit  omnium,  quae  ex  aqua  exeunt. 
üngewiss  bleibt  einerseits,  was  unter  Chemie  oder  Alchemie  hier 
verstanden  sei:    Goldmacherkunst  im  engeren  Sinne,  oder  etwa 
geheime  Kunst  in  weiterem  Sinne  **)  oder  eine  einzelne  unter  den 
geheimen   Künsten,   oder   vielleicht  Beschäftigung    mit   Gold   in 
technischer  Richtung:  Gewinnung  oder  Bearbeitung  desselben i<^); 
auflfallend  ist  andrerseits  der  Gebrauch   des,   nach   gewöhnlicher 


**)  Julii  Firmici  Materni  junioris  Siculi Astronomiciön  L.  VIII 

per  Nicolaum  Prucknerum  nuper  ab  immensis  mendis  vindicati  [Basileae  1633], 
L.  ni,  c.  XV  (p.  81). 

**)  Was  zu  der  Sage  passen  würde,  welche  ZoBimos  mittheilt;  vgl. 
S.  9  f. 

**)  Letzteres  ist  in  so  fem  nicht  wahrscheinlich,  als  Firmicus  L.  VIII, 
c.  XXVI  (p.  234  der  eben  angeführten  Pruckn  er 'sehen  Ausgabe)  eine  be- 
sondere Stellung  der  Gestirne  angiebt,  welche  aurifices  faciet,  inauratores, 
bractearios,  et  qui  in  auro  operentur.    Borrichius*  Ansicht,  (Hermetis,  Ae- 

gyptiorum  et  Chemicorum  sapientia [Hafniae  1674],  p.  75),  dass  hier 

deutlich  aurifices,  sive  Chemici  sagaciores,  ab  iis  qui  in  auro  operantur  unter- 
schieden seien,  theile  ich  nicht. 


des  Wortes  Chemie.  45 

Annahme  mit  einer  arabischen  Vorsylbe  versehenen  Wortes  al- 
chimiae.  Aber  das  arabisirte  Wort,  wie  es  in  dem  Mittelalter  das 
gebräuchliche  war  und  wie  es  sich  auch  in  der  älteren  i'),  1497 
gedruckten  Ausgabe  der  Astrologie  des  Julius  Maternus  Fir- 
micus  findet,  soll,  nach  G.  J.  Vossius'  Versicherung,  nicht  in 
den  Handschriften  derselben  stehen,  sondern  diese  sollen  nur  seien- 
tiam  chimiae  haben  ^®). 


Dass  das  Wort  Chimia  oder  Chymia  im  4ten  Jahrhundert  un- 
serer Zeitrechnung  gebraucht  war,  dass  es  eine  mindestens  einiger- 

"J  Durch  Simon  Bivilaqua  in  Venedig  1497:  L.  VII  Matheseos.  Ich 
lasse  auch  aus  dieser  Ausgabe,  noch  etwas  vollständiger,  die  merkwürdige 
Stelle  folgen,  wie  sie  sich  da  (fol.  XXXVI  y^)  findet:  In  IX.  loco  ab  horo- 
scopo  partiliter  posita  in  diuma  genitura  faciet  (Luna)  eum  qui  sie  Lunam  ha- 
buerit  in  templis  manere  sordide;  et  qui  aliquid  velint  quasi  a  diis  dictum 
hominibus  nuntiare.  Si  vero  in  nocturna  genitura  hoc  loco  fuerit  inventa,  fa- 
ciet divinos  deorum  cultores  et  qui  sacris  ac  religionibus  studeant;  quibus- 
dam  vero  ofBcia  aut  dona  largiuntur  ex  templis;  dabit  etiam  multas  cogita- 
tiones,  mutationes  per  regiones.  £t  si  fuerit  haec  domus  Mercurii,  Astrono- 
miam.  Si  Veneris,  cantilenas  et  laetitiam.  Si  Martis,  opus  armorum  et  instru- 
mentorum.  Si  Jovis,  divinum  cultum  et  scientiam  in  lege.  Si  Satumi,  seien- 
tiam  alchimiae.  Si  Solis,  providentiam  in  quadrupedibus.  Si  in  Cancro  do- 
mus  sua,  scientiam  dabit  omnium  quae  exeunt  de  aqua.  —  Scientiam  alchi- 
miae hat  auch  der,  mit  Berichtigungen  und  Zusätzen  nach  einer  Handschrift 
versehene  Abdruck,  welchen  Aldus  Manutius  1499  (in  der  Sammlung  älte- 
rer astronomischer  Schriftsteller:   Astronomici  veteres)   zu  Venedig  herausgab. 

^^)  6.  J.  Vossii  Etymologicon  linguae  latinae,  ed.  nova  [Amstelodami  1695], 
p.  20):  Alchimiae  scientiam  nominat  Firmicus  lib.  III.,  cap.  XV.  Ita  quidem 
editum  ab  Aldo.  Sed  in  chirographis  est  chimiae.  Auf  diese  Bemerkung 
des  Vossius  hat  auch  A.  von  Humboldt  (Kritische  Untersuchungen  über 
die  historische  Entwicklung  der  geographischen  Kenntnisse  von  der  neuen 
Welt,  Bd.  I  [Berlin  1836],  S.  511)  aufmerksam  gemacht.  —  Nach  Schmie-' 
der  (Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  62)  wird,  wie  Firmicus  ge- 
schrieben habe,  berichtigt  „durch  die  von  Äthan  as  ins  Kirch  er  beigebrachte 
Nachricht,  dass  die  Vaticanische  Handschrift  von  der  Mathesis  an  jener 
Stelle  nicht  Alchemia  sondern  Chimia  hat".  Aber  was  Kirch  er  in  seinem 
Mundus  subterraneus  (L.  XI,  c.  3;  T.  II,  p.  253  der  Amsterdamer  Ausgabe 
von  1678)  sagt,  Hesse  auf  das  Fehlen  von  mehr,  als  nur  der  Sylbe  AI,  in  den  Hand- 
schriften der  Vaticana  schliessen:  Quod  vero  Julium  Firmicum  vocis  Alchy- 
miae  mentionem  fecisse  dicunt,  id  in  Manuscriptis  Bibliothecae  Vaticanae 
non  occurrit,  sed  Chymiae  vocem  vel  per  fucum,  vel  ab  impressoribus  ad  Al- 
chymiae  quandam  antiquitatis  fidem  conciliandam,  additam  fuisse  verisimile 
est. 


46  Frühettet  Vorkommen 

massen  verbreitete  Richtung  geistiger  Bescbäftigung  anzeigte, 
iflt  somit  anzunehmen;  aber  ungewiss  bleibt,  welche  Bedeutung  es 
hier  hatte.  Dass  dieses  Wort  später  Metallverwandlungskunst  be- 
deutete, ist  noch  kein  Beweis  dafür,  dass  es  diesen  Sinn  auch  in 
jener  Stelle  bei  Julius  Maternicus  Firmicus  hat  —  zu  einer 
Zeit,  wo  eine  Beschäftigung  mit  der  Aufgabe,  die  Metalle  in  ein- 
ander und  namentlich  in  Gold  zu  verwandeln,  kaum  sicher  nach- 
gewiesen ist,  und  bestimmt  nicht  als  da,  wo  Firmicus  lebte,  in 
solcher  Verbreitung  stehend,  wie  es  jener  Stelle  entspräche.  — 
Es  ist  wenig  Hoffnung,  dass  der  Sinn,  in  welchem  Firmicus  das 
Wort  Chimia  gebrauchte,  mit  völliger  Sicherheit  festgestellt  werde. 
Ich  dachte,  dass  vielleicht  alte  Astrologien  einen  Anhaltspunkt 
hierfür  abgeben  könnten:  fände  man  für  eine  ähnliche  Stellung 
der  Gestirne,  wie  sie  in  des  Firmicus  Stelle  angedeutet  ist,  den 
dadurch  bedingten  Einfluss  nicht  mit  einem  Worte  sondern  sachlich 
angegeben,  oder  in  älteren  Astrologien  schon  Beschäftigung  mit 
Metallen  in  einer  auf  Alchemie  beziehbaren  Weise  erwähnt  als 
etwas,  zu  was  eine  gewisse  Stellung  der  Gestirne  bei  der  Geburt 
eines  Menschen  diesen  disponire,  so  könnte  man  bezüglich  des 
Wortes  Chimia  eine  Vermuthung  besser  begründen  oder  die  spä- 
ter ihm  zukommende  Bedeutung  mit  grösserer  Wahrscheinlichkeit  als 
schon  früher  ihm  zustehend  annehmen.  Das  Durchgehen  alter  astro- 
logischer Schriften  ist  allerdings  äusserst  unerquicklich;  aber  einige 
habe  ich  doch  in  der  eben  angedeuteten  Beziehung  etwas  angesehen. 

Der  älteste  unter  den  mir  in  Betracht  gekommenen  Astro- 
logen hat  bereits  dazu,  ihm  eine  Kenntniss  der  Alchemie  zuzu- 
schreiben, Veranlassung  gegeben.  Es  ist  dies  Marcus  Manilius, 
ein  Römer,  der  unter  den  Kaisern  Augustus  und  Tiberius  lebte 
und  ein  astrologisches  Gedicht:  Astronomicon  hinterlassen  hat. 
Die  Stelle,  aus  welcher  man  auf  Kenntniss  alchemistischer  Bear- 
beitung der  Metalle  geschlossen  hat,  steht  im  IV.  Buche,  Vers 
243  ff:,  da  wo  besprochen  wird  was  der  Steinbock  bedingt,  und 
lautet  nach  R.  Bentley's  Recension \^). 


*•)  M.  Manilii  Astronomicon  ex  recensione  et  cum  notis  Richardi  Bentleii 
Lon^ni  1789],  p.  200.  Die  neuere  Ausgabe  des  Manilius  von  Jacob  [Berlin  1846J 


des  Wortes  Chemie.  47 

VestÄ  tuos,  capricorne,  fovet  penetralibus  ignes: 
Hinc  artes  studiumque  trahis,  nam  quicquid  in  usus 
Ignis  eget,  poscitque  novas  ad  munia  flammas, 
Sub  te  censendum  est:  scrutari  caeca  metalla, 
Depositas  et  opes  terrarum  exquirere  venis, 
Materiamque  manu  certa  duplicarier  arte: 
Quicquid  et  argento  fabricetur,  quicquid  et  auro: 
Quod  femim  calidi  solvant  atque  aera  camini, 
Consummentque  foci  Cererem,  tua  munera  surgent. 
Es  ist  namentlich  der  Vers:   Materiamque  u.  s.  w.,  welcher  zu 
jener  Auffassung  Veranlassung  gegeben  hat.     Aber  die  Echtheit 
dieses  Verses  ist  stark  bezweifelt.     Nach  Jos.  Scaliger *<>)    ist 
derselbe  später  erst  eingeschoben,  versus  ab  homine  Alchymista 
infarctus;  die  Unechtheit   sei   sowohl  aus  sprachlichen   Gründen 
zu  erschliessen,  als  auch  desshalb  anzunehmen,  weil  zu  der  Zeit 
des  Manilius  die  Alchemie  den  Römern  weder  dem  Namen  noch 
der  Sache  nach  bekannt  gewesen  sei.    Beide  Grundlagen  der  An- 
sicht Scaliger's  sind  allerdings  bestritten  worden:  im   17.  Jahr- 
hundert von  Huet**)  und  von  Casp.  Barth^^)^  welcher  letztere 
die  Stelle  in  der  Art  deutet:  ein  Metall,  Silbfer  z.  B.,  werde  ver- 
mehrt, wenn  dem  Silber  zugesetztes  Zinn  durch  Kunst  selbst  zu 
Silber  gemacht  werde.     Bentley  ist  übrigens  auch  Scaliger's 
Ansicht,  und  so  lange  solche  philologische  Autoritäten  aus  sprach- 
lichen Gründen  jenen  Vers  als  unecht  betrachten,  kann  er  —  ab- 
gesehen davon,  dass  er  immerhin  auch  noch  andere  Deutung  zu- 
lässt,  denn  duplicare  kann  auch  das  Formen  durch  Biegen  bedeu- 
ten 2*) — nicht  als  Stütze  für  die  Behauptung  dienen,  dass  den  Bömem 


ist  mir  jetzt  nicht  zugänglich  (sie  giebt  nur  den  Text,  ohne  Commentar,  nach 
Brunet's  Manuel  du  libraire  et  de  Pamateur  de  livres,  5.  edition,  T.  III, 
p.  1369). 

^)  M.  Manilii  Astronomicon  ed.  Jos.  Scaliger  [Lugdun i  Batavorum  2699], 
p.  223. 

8')  Huetii  Animadversiones  in  Manilium.  Ich  kenne  Huet's  Ansicht  nur 
aus  dem,  was  Bentley  darüber  mittheilt. 

*')  Aeneas  Gazaeus  et  Zacharias  Mitylenaeus,  de  immortalitate  animae , 

ex  recensione  et  cum  animadversionibus  Casp.  Barthii  [Lipsiae  1665],  p.  151. 

SS)  Welche  Erklärung  bereits  Conring  (De  Hermetica  medicijia  libri  duo 
[Helmestadii  1669],  p.  22)  als  die  wahrscheinlichere  betrachtete. 


48  Frühestes  Vorkommen 

bereits  im  ersten  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung  alchemistische 
Bestrebungen  bekannt  gewesen  seien. 

Den  astrologischen  Ansichten  des  Firmicus  stehen,  soweit 
ich  dies  beurtheilen  kann,  die  des  Manilius  weniger  nahe,  als 
die  desPtolemaeos.  Letzterer  —  der  berühmte  Astronom,  welcher 
in  der  ersten  Hälfte  des  zweiten  Jahrhunderts  n.  Chr.  in  Alexan- 
dria lebte  —  hat  auch  eine  Astrologie  geschrieben,  in  welcher 
sich  —  danach  wie  dem  Yerüasser  ägyptisches  Wissen  nahe  stand 

—  die  Erwähnung  der  Metallverwandlung  erwarten  liesse,  wäre 
damals  das  Streben  sie  zu  bewirken  in  Aegypten  etwas  verbrei- 

*  teter  gewesen.  Man  hat  von  dieser  Astrologie,  die  gewöhnlich  als  die 
vierbücherige  Schrift  betitelt  wird,  den  griechischen  Text  und  ver- 
schiedene in  gutem  Glauben  an  die  Yerlässlichkeit  des  Inhaltes 
gefertigte  Uebersetzungen.  Ich  habe  keine  Stelle  gefunden,  welche 
der  des  Firmicus  so  entspräche,  dass  sie  als  die  Grundlage  der 
letzteren  und  zu  der  Erklärung  des  Wortes  Chimia  diensam  be- 
trachtet werden  könnte;  namentlich  findet  sich  Nichts  Derartiges 
da,  wo  man  es  am  Ersteh  suchen  möchte:  wo  nämlich  im  IH  Buche 
von  dem  Einfluss  der  Gestirne  auf  geistige  Begabung  (de  qualita- 
tibus  animae  in  den  lateinischen  Uebersetzungen)  gehandelt  wird. 

—  Aber  einige  Stellen  finden  sich  doch  in  dieser  Astrologie,  welche, 
wenn  sie  auch  nicht  auf  Alchemie  gedeutet  werden  müssen, 
doch  auf  Alchemie  gedeutet  werden  könnten,  übrigens  wohl  am 
Ungezwungensten  auf  technische  Beschäftigung  mit  Metallen  zu 
beziehen  sind.  Es  handelt  sich  bei  ihnen  indessen  um  andere 
Stellungen  der  Gestirne,  als  die,  welche  nach  Firmicus  für  die 
scientiam  chimiae  disponirt.  Eine  solche  Stelle  findet  sich  im 
IV.  Buche  24):  'Eav  öi  6  zov  ?  xal  6  rov  cf  ccfuc  r^v  olxodeönotlav 
XdßcDöi,  trjg  TtQa^acDg^  noiovöi  ßatpiag^  ^VQstlfovgy  xaöövtSQOTtOLOvgy 
fiokvßdovQyovgy  aQyvQoxoTtovgy  XQVöoxoovgy  yscDQyovg,  otcIoqxV' 
Cragy  q)aQfiaxo7Coiovg,  latgovg  drj  täv  (puQiidKtov  ralg  ^Bganetaig 
XQCoiiivovg,  Die  Stelle  hat  etwas  an  Alchemie  Erinnerndes,  auch 
so  fem  das  Wort  ßcc(pi^,  das  Färben,  sich  gerade  in  Beziehung  auf 


**)  KXavdiov  IlioUfittlov  tsTQußtßXog  avyiahi  [Basileae  (per  Joannem  Opo- 
rinum)  1553],  p.  180  (nsQt  n^d^ettiv  Ttotötrjtog), 


des  Wortes  Chemie.  49 

das  Färben  von  Metallen  und  Metallverwandlung  gebraucht  fin- 
det^*) und  hier  ein  davon  abgeleitetes  in  einigem  Zusammenhange 
mit  Metallbearbeitung  steht.  Aber  dieser  Zusammenhang  ist  doch 
ein  durchbrochener,  und  was  dann  über  Metallbearbeitung  gesagt 
ist,  veranlasst  an  sich  nicht,  an  Alchemie  zu  denken.  Auch  die 
Uebersetzer  haben  ßatpeag  nicht  als  Alchemisten,  die  Metallbear- 
beitung nicht  als  Alchemie  gedeutet.  Die  Stelle  ist  in  der  latei- 
nischen Uebersetzung  der  Seh  reckenfuchs 'sehen  Ausgabe**) 
so  wiedergegeben:  Item  si  domini  dispositionis  operis  fuerit  Ve- 
nus et  Mars,  natus  erit  tinctor  et  specierum  venditor,  aurique  et  ar- 
genti  ac  plumbi  magister  erit,  agricola,  et  cum  armis  jocabitur,  ac 
medicamina  conficiet  et  erit  medicus;  nach  der  späteren  Prager 
Ausgabe*^):  Sin  autem  Venus  et  Mars  dominantur,  faciunt  tin- 
ctores,  ungentarios,  stannum,  plumbum,  argentum,  aurum  fundentes^ 
saltatores  armatos,  venena  miscentes  et  curantes.  —  Eine  andere 
Stelle  findet  sich,  bald  nach  der  eben  erwähnten  (in  demselben 
Kapitel),  da  wo  davon  gehandelt  wird,  welchen  Einfluss  die  domi- 
nirenden  Gestirne  je  nach  den  Sternbildern,  in  welchen  sie  stehen, 
ausüben,  und  zwar  je  nachdem  diese  Sternbilder  mit  Menschen 
oder  Thieren  u.  s.  w.  verglichen  und  nach  ihnen  benannt  sind: 
nach  der  Baseler  Ausgabe  des  griechischen  Textes  von  1553*®): 
Ta  ÖB  tetgaTtoda  ngog  tag  iietakktxag  xal  i(inoQLxäg  xal  olxodofu- 
xag  xal  vaxTovixdg;  nach  der  Uebersetzung  der  Schreckenfuchs- 
schen  Ausgabe  von  1551  *^):  Signa  vero,  quorum  figurae  quadru- 
pedum  figuris  assimilantur,  juvant  magisteria  minerarum,  merca- 


**)  Vgl.  hierüber  eine  Anmerkung  (4)  in  dem  später  folgenden  Abschnitt 
über  die  älteste  chemische  Handschrift. 

*•)  De  jndiciis  astrologicis,  in :  Claudii  Ptolemaei omnia  quae  ex- 

tant  praeter   geographiam castigata ab  E.   0.  Schrekhen- 

fuchsio  [Basileae  1551],  p.  427  (L.  IV,  cap.  III:  de  magisterio  nati  et  ejus 
opere). 

27)  Claudii  Ptolemaei,  de  praedictionibus  astronomicis,  cui  titulum  fecerunt 
Quadripartitum ,  Libri  IV,  nunc  primum  ex  vetustissimo  codice  et  interprete 
in  lucem  editi  [Pragae  1610],  p.  218  (L.  IV,  cap.  IV  de  magisterio).  Nach 
dem  in  der  Widmung  Gesagten  soll  dieser  Ausgabe  eine  ältere  lateinische 
Uebersetzung  zu  Grunde  gelegt  sein. 

M)  A.  a.  0.,  p.  181. 

a»)  A.  a.  0.,  p.  428. 

Kopp,  Beitr.  s.  Gesch.  d.  Chem.  4 


50  Frühestes  Vorkommen 

tionum,  ac  aedificationum  atque  dolandi;  nach  der  Ueberseizung^ 
der  Prager  Ausgabe  von  1610^^:  Quadrnpedum  figurae  eondu- 
cunt  ad  metallica,  ad  negociationes,  aedificationes  et  fabricationes. 

Astrologische  Verse,  welche  uns  als  von  einem  Manethon 
herrührend  zugekommen  sind,  wurden  früher  einem  unter  Ptole- 
maeos  Lagi  oder  Ptolemaeos  Philadelphos  (in  der  zweiten  Hälfte 
des  4ten  oder  der  ersten  Hälfte  des  3ten  Jahrhunderts  v.  Chr.) 
lebenden  ägyptischen  Priester  Manethon  zugeschrieben;  sie 
stammen  aber  nach  neuerer  eingehenderer  Beurtheilung '')  aus 
der  Zeit  der  späteren  römischen  Kaiser,  wie  Köchly  wahrschein- 
lich gemacht  hat  aus  der  Zeit  des  Alexander  Severus  (regierte 
222  bis  235  n.  Chr.).  Diese  'AnoTskeö^atixd  (von  den  Einflüssen 
der  Gestirne)  enthalten  manche  auf  Metallbearbeitung  bezügliche 
Stelle ^^;  als  ausfuhrlichste  die  folgenderer 

'Ev  da  r'l6ri(ieQivaig  xti^aig  Stllßcnv  löh  KqiA 
alnvxax(p  xevtQC)  ßaßaäg  okoä  övv  "Agtn 
iv  xodvoig  xqvöov  zb  xocl  agyvQov  aiykr^Bvta 
tiqxovrag  ^i^sc  xal  uiioißuloco  xaQaxrag 
örjuarog'  sl  öi  xs  rolöi  xal  ^Hahog  öwinritcu 
dööotSQag  fiaksQoio  nvQog  tixvag  fioyiovötVy 
Xakxov  fiak&dööoweg  W  rjBQoavva  iiokvßöov, 
ax^LoöL  ti^ikxovtag  ht  ^alovxa  öldriQov 
nach  Köchly 's  Uebersetzung: 

In  aequinoctialibus  vero  chelis  Mercurius  et  Ariete 
altissimo  centro  ingressus  pemicioso  cum  Marte 
in  fusoriis  aurum  atque  argentum  splendidum 
conflantes  facit  et  commutatoriae  cusores 
monetae;  si  vero  hos  etiam  Sol  comitetur 
propius  violenti  ignis  artes  operantur, 


80)  A.  a.  0.,  p.  219. 

81)  Arati  phaenomena  et  prognostica;  Pseudo-Manethonis  et  Maximi   car- 

mina  astrologica recensuit  et  praefatus  est  A.  Eoechly  (in:  Poetae 

bucolici  et  didactici;  Parisiis  1851);  praefatio  p.  X  sqq. 

«2)  Z.  B.  auch  Lib.  I  (nach  Köchly  Lib.  V),  v.  79  u.  297. 
M)  Lib.  VI  (nach  Köchly   Lib.  lll),   v.  385  sqq.    (P.  66  der  citirten  Aus- 
gabe.) • 


*    I     • 


des  Wortes  Chemie.  51 

aes  mollientes  et  canum  plumbum, 
incudibusque  extendentes  adhuc  fervens  fernim  3*). 
Es  ist  also  Metallbearbeitung,  aber  nicht  Metallverwandlung 

zu  was  (nach  diesem  Ausspruch  des  Pseudo-Manethon  eine  gewisse 

Constellation  disponiren  soll. 

Aus  späterer  Zeit  ist  mir  nur  Martianus  Capella  in  Be- 
tracht gekommen,  welcher  im  öten  Jahrhundert  lebte.  Er  wird 
manchmal  unter  den  Astrologen  genannt,  und  das  VIII.  Buch  der 
uns  von  ihm  erhaltenen  Schrift  de  astronomia,  hat  auch  in  einer 
Handschrift  die  Inhaltsbezeichnung:  de  astrologia  ^^).  Aber  es 
enthält  doch  mindestens  vorwiegend  Astronomisches,  und  bietet 
für  den  hier  uns  beschäftigenden  Gegenstand  Nichts. 

Es  bot  zwar  wenig  Aussicht  auf  Belehrung  in  der  hier  uns 
beschäftigenden  Frage,  ob  die  alten  Astrologen  alchemistische  Be- 
strebungen kennen ,  aber  immerhin  doch  einiges  Interesse ,  zuzu- 
sehen, wie  spätere  Astrologen  die  im  Vorhergehenden  besprochenen 
Stellen,  und  speciell  die  aus  Ptolemaeos  und  aus  Firmicus, 
auflfassten.  Unter  denen  des  16ten  Jahrhunderts  erfreute  sich 
eines  besonderen  Rufes  J.  Schoner  (geboren  1477  zu  Carlstadt 
in  Franken,  gestorben  1547  zu  Nürnberg),  welcher  auch  nament- 
lich eine  eingehende  Kenntniss  in  die  Schriften  der  älteren  Astro- 
logen darlegt.    Er  hat  denn  auch  jene  Stellen  alle  in  seiner  Schrift 


8*)  Nach  der  üebersetzung  von  Axt  (Programm  des  Gymnasiums  zu  Wetz- 
lar 1835,  enthaltend  eine  üebersetzung  des  sechsten  Buches  der  Astrologie  des 
Manetho;  Wetzlar  1835;  S.  23): 

Aber  sobald  in  den  Scheeren  der  Gleiche  des  Tags  und  im  Widder 
Stilbon*)  auf  höchstem  der  Centren  mit  Ares  dem  tödlichen  schreitet: 
Bringet  er  Männer  hervor,  die  Gold  in  Tiegeln  erweichen 
Und  weissstrahlendefl  Silber  und  wandelndes  Geld  mit  Gepräge 
Zeichnen;  doch  falls  denselben  zugleich  auch  Helios  näher 
Folget,  sie  mühsam  werden  die  Kunst  des  gewaltigen  Feuers 
üeben,  indem  sie  zerschmelzen  das  neblige  Blei  und  die  Erze 
Und  noch  zischend  hervor  zum  Ambos  ziehen  das  Eisen. 

*)  Stilbon  =  Mercuv,  weniger  bekannt  als  Ares  =  Mars  oder  Helios  =  Sonne. 
*ß)  Martiani  Capellae  de  nuptiis  philologiae  et  Mercurii  et  de  septom  ar- 
tibus  liberalibuB  libri  IX;    ed.  U.  F.  Kopp    [Francofurti  ad  Moenum  1836]; 
p.  631. 

4* 


52  Frühestes  Vorkommen 

de  judiciis  nativitatum;  die  aus  Ptolemaeos,  als  diesem  eut- 
nommen,  mit  den  Worten'^:  Octavo,  Venus  et  Mars  domini,  na- 
tus  erit  tinetor,  et  specierum  venditor,  auri  argentique  ac  plumbi 
magister  erit,  ac  cum  armis  jocabitur,  ac  medicamina  confieiet,  ^t 
erit  medicus,  et  agricola;  und*^:  In  signis  quadmpedibus  adju- 
vant in  magisterio  metallorum  aedificationum  atque  dolandi. 
Eine  bestimmtere  Bezugnahme  auf  Alchemie  tritt  aucli  hier  nicht 
hervor.  —  Die  Stelle  aus  Julius  Maternus  Firmicus  findet 
sich  wiedergegeben  in  Folgendem^®):  Luna  multiplicat  somnia,  et 
longa  itinera,  malas  cogitationes,  mutationem  per  regiones,  et  depo- 
sitionem  regni,  delectabitur  in  rebus  variis,  et  diversis  malis  cogi- 
tationibus,  peregrinabitur  per  mundum,  aliquando  privabitur  sua 
dignitate.  Et  si  nona  fuerit  domus  Mercurii,  erit  magnus  Astro- 
logus.  Si  fuerit  domus  Veneris ,  delectabitur  in  musica.  Si  fue- 
rit domus  Martis,  delectabitur  in  armis  et  agricultura.  Si  fuerit 
domus  Satumi,  erit  Alchimista.  Si  domus  Jovis,  erit  magnus 
in  religione.  Si  fuerit  domus  Solis,  habebit  scientiam  et  provi- 
dentiam  de  animalibus  quadrupedibus«  Si  fuerit  in  Cancro  domus 
haec  nona,  habebit  scientiam  de  omni  re  aquatica.  Darüber,  dass 
hier  Schoner  das  Wort  Alchimista  im  damals  gewöhnlichen 
Sinne  desselben  gebraucht  habe,  kann  wohl  kein  Zweifel  sein, 
wenn  er  gleich  nicht  so,  wie  die  Meisten  seiner  Zeitgenossen,  an 
die  Wahrhaftigkeit  der  Metallverwandlungskunst  glaubte  *•). 


86)  De  judicüs  nativitatum  libri  III  [Norimbergae  1545],  fol.  XL VIII  v« 
(Lib.  I,  cap.  XI,  de  magisterio  nati,  et  ejus  opere). 

87)  Daselbst,  fol.  XLIX  r»  (in  demselben  Kapitel). 

8ö)  Daselbst,  fol.  XC  v»  (Lib.  II,  cap.  III,  de  nona  domo). 

8»)  In  der  Isagoge  Astrologiae  judiciariae  bespricht  Schoner  gleichfalls 
Beziehimgen  zwischen  Stellung  der  Gestirne  und  alchemistischer  Beschäfti- 
gung, aber  ganz  andrer  Art:  nämlich  welche  Stellung  des  Mondes  zu  anderen 
Gestirnen  für  das  alchemistische  Arbeiten  mit  gewissen  Metallen  am  Gün- 
stigsten sei.  Diese  Besprechung  findet  sich  —  zusammen  mit  einem  ürtheil 
über  die  Alchemie,  wie  und  mit  welchem  Erfolge  sie  bis  dahin  betrieben 
worden  sei,  das  nur  ein  sehr  ungünstiges  genannt  werden  kann  —  im  dritten 
Theil  jener  Isagoge,  Canon  XX:  Opera  metallorum  in  igne  perficere,  sive 
alchimiae  artem  exercere  (Joannis  Schoneri  Opusculum  astrologicum  [Norim- 
bergae 1589],  fol.  K4  yO;  und  ebenso  Opera  mathematica  Joannis  Schonen 
[Norimbergae  1551],  fol.  LI  r»). 


des  Wortes  Chemie.  53 

Alles  bisher  Besprochene  zusammengenommen:  Bei  den  Astro- 
logen der  ersten  Jahrhunderte  unserer  Zeitrechnung  findet  sich 
auf  die  Beschäftigung  mit  Metallen  Bezug  genommen,  ohne  dass 
das  Streben  nach  Metallverwandlung  als  etwas  damals  Bekanntes 
hervorträte,  und  ohne  dass  sie  dabei  das  Wort  Chimia  gebrauch- 
ten. Bei  Julius  Maternus  Firmicus  im  4ten  Jahrhundert 
kommt  das  Wort  Chimia  vor,  aber  ohne  dass  die  Bedeutimg  des- 
selben mit  Sicherheit  festzustellen  wäre.  Es  ist  nicht  erwiesen, 
dass  es  hier  in  dem  ihm  später  allgemein  zukommenden  Sinne 
gebraucht  sei,  aber  es  ist  möglich.  Und  wenn  es  bei  einem  abend- 
ländischen Schriftsteller  unwahrscheinlich  aussieht,  dass  er  der 
Chemie  oder  Metallveredlungskunst  in  solcher  Weise,  wie  es  bei 
Firmicus  der  Fall  ist  (vgl.  S.  44),  zu  einer  Zeit  erwähnt  haben 
sollte,  wo  die  Beschäftigung  mit  dieser  Kunst  im  Abendlande  noch 
gar  nicht  nachweisbar  ist,  so  mindert  sich  diese  Unwahrschein- 
lichkeit  beträchtlich  bei  Berücksichtigung,  dass  Firmicus  ganz 
und  gar  Lehren  und  Anschauungen  des  Morgenlandes  und  na- 
mentlich Aegyptens  ausspricht  und  dass  er  ausdrücklich  diese 
Lehren  und  Anschauungen  zur  Kenntniss  der  Römer  bringen  will. 
So  sagt  er  in  der  Einleitung  zum  zweiten  Buche  seines  Werkes  *o): 
Nos  omnia,  quae  de  ista  arte  (der  Astrologie)  Aegyptii  Babylo- 
niique  dixerunt,  docili  sermonis  institutione  transtulimus,  ut  ii,  qui 
ad  explicanda  hominum  fata  formantur,  pedetentim  imbuti,  om- 
nem  divinitatis  scientiam  consequantur;  in  der  Einleitung  zum 
vierten  Buche <^)  sagt  er:  was  Mercurius  und  Enichmus  dem 
Aesculap  gelehrt,  was  Petosiris  und  Necepso  erkläret,  was 
Abraham,  Orpheus  und  Critodemus  bekannt  gemacht  haben, 
in  bis  perscripsimus  libris,  divinam  hanc  scientiam  Romanis  Om- 
nibus intimantes;  und  in  der  Einleitung  zum  fünften  Buche  *^)  ist 
von  dem  Versuche  die  Rede,  zu  erklären  quicquid  divini  veteres 
ex  Aegyptiis  adytis  protulerunt.  Wenn  man  sich  zu  der  Zeit, 
wo  die  dem  Firmicus  als  Quellen  dienenden  Schriften  geschrieben 
waren,  in  Aegypten  bereits  mit  der  Aufgabe,  die  Metallverwand- 


*0)  P.  15  der  S.  44  angef.  P ruckner' sehen  Ausgabe. 
*»)  P.  84  derselben. 
«)  P.  115  derselben. 


54  FrühestCB  Vorkommen  des  Wortes  Chemie. 

lung  und  Metallveredlung  zu  bewirken,  beschäftigt  hatte  und 
wenn  hier  die  Beschäftigung  in  dieser  Richtung  als  Chimia  oder 
ähnlich  bezeichnet  worden  war:  so  erklärt  sich  das  Vorkommen 
dieses  Wortes  bei  dem  genannten  Schriftsteller  in  befriedigender 
Weise;  es  erklärt  sich  das  Vorkommen  dieses  Wortes  bei  Firmi- 
CU8  sogar  ohne  dass  man  noth wendig  vorauszusetzen  hätte,  es 
müsse  dieser  Schriftsteller  selbst  mit  der  Bedeutung  des  Wortes 
Chimia  bekannt  gewesen  sein.  Aber  hat  man  Grund,  anzunehmen, 
dass  in  Aegypten  schon  in  so  früher  Zeit  —  mindestens  im  An- 
fang des  Jahrhunderts,  in  dessen  erster  Hälfte  Firmicus  schrieb 
—  man  sich  mit  jener  Aufgabe,  und  zwar  als  mit  einer  mehrfach 
bearbeiteten,  beschäftigt  habe?  denn  eine  immerhin  etwas  häu- 
figer vorkommende  Beschäftigung  oder  Geistesrichtung  musste  es 
doch  sein,  zu  was  nach  des  Firmicus  Aussage  jene  bestimmte 
Stellung  der  Gestirne  zur  Stunde  der  Geburt  eines  Menschen 
diesen  disponirt.  Ich  glaube,  dass  man  allerdings  Ursache  hat 
dies  anzunehmen,  und  dass  in  dieser  Annahme,  im  Zusammen- 
hange mit  der  eben  dargelegten  Betrachtung,  die  weitaus  wahr- 
scheinlichste Erklärung  dafür  gegeben  ist,  auf  welchen  Grund  hin 
und  in  welchem  Sinne  bei  Firmicus  das  Wort  Chimia  vorkommt. 
Diese  Erklärung*^)  ist,  als  eine  nur  indirect  zu  stützende,  nicht 
eine  völlig  feststehende.  Aber  ein  wie  hoher  Grad  von  Wahr- 
scheinlichkeit ihr  zukommt,  wird  sich  uns  bei  der  Untersuchung 
ergeben,  wie  weit  zurück  sich  die  Beschäftigung  mit  der  Metall- 
veredlung bei  den  Aegyptern,  und  die  Benennung  dieser  Beschäf- 
tigung als  Chimia  oder  mit  einem  ähnlichen  Worte,  zurückver- 
folgen lässt.  Es  fuhrt  uns  dies  zu  der  Besprechung,  welche  Wahr- 
scheinlichkeit die  Annahme  früher  alchemistischer  Bestrebungen 
in  Aegypten  für  sich  hat.  Aber  bevor  ich  zu  dieser  Besprechung 
übergehe,  findet  wohl  zweckmässig  die  Zusammenstellung  einiger 
Notizen  über  Bedeutung  und  Herkunft  des  Wortes  Chemie  hier 
eine  Stelle. 


*3)  Diese  Erklärung,  und  dass  die  Erwähnung  der  als  Chimia  bezeich- 
neten Beschäftigung  bei  Firmicus  ein  Bekanntsein  der  Aegypter  mit  der- 
selben vor  der  Zeit  des  Letzteren  beweise,  hat  schon  Borrichius  (Hermetis, 
Aegyptiorum  et  Chemicorum  sapientia  ....  [Hafniae  1674],  p.  75)  vertheidigt, 
unter  Anführung  der  oben  gegebenen  Stellen  aus  des  Firmicus  Mathesis 
und  einigem  Anderem,  was  mir  weniger  beweisend  zu  sein  scheint. 


Ueber  Bedeutung  und  Herkunft  des  Wortes  Chemie. 


Wir  haben  im  Vorhergehenden  das  früheste  Vorkommen  des 
Wortes  Chemie  bei  einem  seiner  Zeit  nach  gut  bekannten  Schrift- 
steller betrachtet.  Es  zeigt  sich  in  der  ersten  Hälfte  des  4ten  Jahr- 
hunderts bei  Julius  Maternus  Firmicus,  ohne  weitere  Angabe 
seiner  Bedeutung,  so  wie  wenn  es  Etwas  Verbreiteteres  bedeutie; 
und  nach  dem  zuletzt  Erörterten  würden  wir  die  Bekanntschaft 
mit  diesem  Worte  und  seiner  Bedeutung,  welche  vielleicht  dem 
Firmicus  selbst  fremd  war,  in  Aegypten  vermuthen  können. 

Bei  einem  ägyptischen  Schriftsteller  über  Metallverwandlungs- 
kunst, welcher  wohl  gleichfalls  in  das  4te  Jahrhundert  (wenn 
nicht  in  eine  noch  etwas  frühere  Zeit)  zu  setzen  ist:  bei  Zosimos 
finden  wir  das  Wort  Chema  für  Wissen  gebraucht,  welches  den 
Menschen  von  höheren  Wesen  mitgetheilt  wurde,  und  Chemia 
anscheinend  wenigstens  für  Metallerzeugungskunst.  Die  von  ihm 
erzählte  Sage  ist  S.  9  f.  besprochen  worden;  XVI^  bedeutete,  nach 
dem  was  er  da  sagt,  öcdaOxaUav  ndvrcjv  räv  zfjg  (pvöecog  sQyov  *), 
die  ganze  experimentale  Naturwissenschaft,  und  die  Darlegung 
derselben,  und  davon  werde  „die  Kunst"  XW^^  genannt.  Die 
Kunst  aber,  über  welche  Zosimos  schrieb,  war  die,  edle  Metalle 
hervorzubringen.  Wie,  ausser  in  seinem  diese  Sage  betreffenden 
Berichte,  sonst  noch  bei  ihm  eine  von  dem  Worte  Chemie  un- 
mittelbar abgeleitete  Kunstbezeichnung  (;(^iy/Lt£vrtxiJ)  sich  findet, 
wird  in   dem  zunächst  Folgenden   angemerkt  werden.     Eben  da 


1)  Wie  Boerhave  (Elementa  chemiae  [Lugduni  Batavonim  1732],  T.  I,p.  7) 
die  bei  Georgios  Synkellos  angegebenen  Worte  des  Zosimos  gut  zu 
einer  Definition  des  Wortes  x*lf^^  zusammengestellt  hat. 


56  Ueber  Bedeutung  und  Herkunft 

auch,  wo  sich  sonst  ein  solches  Wort  bei  anderen  alchemistischen, 
griechisch  schreibenden  Schriftstellern  findet,  welche  den  Alexan« 
drinem  zugehören.  Eine  präcisere  Definition,  was  unter  Chemie 
verstanden  werde,  ist  meines  Wissens  bei  keinem  dieser  Schrift- 
steller gegeben.  Der  Hauptgegenstand,  mit  welchem  dieselben 
sich  beschäftigen,  ist  aber  stets  die  Darstellung  edler  Metalle,  na- 
mentlich durch  Umwandlung  unedler;  und  dass  unter  Chemie 
gerade  diese  Umwandlung  verstanden  gewesen  sei,  ist  anzunehmen. 
—  Aber  für  jene  Zeit,  wo  zuerst  das  Wort  Chemie  in  solchen 
Werken  vorkommt,  hat  man  sich  daran  zu  erinnern,  dass  zuerst 
mit  der  künstlichen  Hervorbringung  edler  Metalle  die  Abschei- 
dung derselben  aus  sie  enthaltenden  Substanzen  zusammengewor- 
fen war,  und  dass  letztere  ursprünglich  wohl  unter  Chemie  mit- 
verstanden wurde,  wie  auch  die  Kunst,  kostbare  Färbereien  aus- 
zufuhren und  Edelsteine  künstlich  darzustellen,  nämlich  nachzu- 
ahmen: Künste,  welche  in  die  Sage  von  den  Engeln  hinein- 
gebracht worden  waren,  die  in  dem  Umgang  mit  Töchtern  der 
Erde  die  Menschen  Verbotenes  lehrten^.  Den  Autoritäten  in 
derjenigen  Richtung  des  Geheimwissens,  welche  als  Chemie  be- 
zeichnet worden  ist,  scheint  während  längerer  Zeit  als  Aufgabe 
vorgeschwebt  zu  haben  die  Kenntniss  der  Künste,  deren  Urspning 
auf  höhere  Wesen  zurückzuführen  ist  und  welche  sich  z.  B.  in 
den  Clementiniechen  Homilien  (vgl.  S.  7)  zusammengestellt  finden: 
Et  facti  sunt  lapis  pretiosus,  et  margarita  conspicua,  et  purpura 
si  quae  pulcerrima,  et  aurum  insigne,  ac  omnis  magnifica  materia. 
Daran,  wie  diese  Künste  in  früherer  Zeit  als  zusammengehörig 
betrachtet  und  im  Zusammenhange  unter  einander  bearbeitet 
wurden,  ist  in  den  späteren  Abschnitten  dieses  Buches  wieder- 
holt zu  erinnern^),  und  ich  verweile  hier  dabei  nicht  länger,  wo 
zunächst  anzugeben  ist,  wann  das  Wort  Chemie  sich  bestimmter 


2)  Vgl.  S.  6  ff. 

^  Darüber  wie  namentlich  Piirpurfärberei  mit  Alchemie  zusammenstand, 
vgl.  u.  a.  den  Abschnitt  über  Democrit;  darauf,  wie  die  Nachbildung  von 
Edelsteinen  mit  der  Betreibung  der  Alchemie  zusammenhing,  werde  ich 
wohl  bei  der  allgemeineren  Besprechung  der  älteren  griechischen  Aufsätze 
über  Alchemie  eingehender  zurückkommen. 


des  Wortes  Chemie.  57 

in  dem  Sinne:   künstliche  Darstellung  edler  Metalle  oder  Metall- 
veredlungskunst, gebraucht  finde. 

Bei  Johannes  von  Antiochien  im  7ten  oder  in  der  ersten 
Hälfte  des  8ten  Jahrhunderts  und  bei  Suidas  an  dem  Ende  des 
loten  Jahrhunderts  kommt  das  Wort  xrjiUa  oder  xr^iBla  vor,  zur 
Bezeichnung  der  Anfertigung  oder  Darstellung    von    Silber  und 
Gold  {Xriii,aLa,ri  xov  uQyvQOV  %al  xqvöov  xataöxBvrjy  erklärt  Sui- 
das).    Ich   komme   hierauf  in   einem    Abschnitte    darüber,    mit 
welchem   Grunde  man  den  Aegyptem   frühe  Betreibung  der  Al- 
chemie  zugeschrieben  hat,    ausführlicher   zurück.     Beide  Schrift- 
steller haben  nämlich  das  Wort  in   dem  Zusammenhange,    dass 
Diocletian  nach  der  Unterdrückung  eines  Aufstandes  der  Ae- 
gypter  (296  n.  Chr.)  die  alten  itegl  %riiLBLag  xqv6ov   xal  agyvgov 
geschriebenen  Bücher,  die  man  in  Aegypten  besessen,  habe  ver- 
nichten  lassen.     Das   uns  jetzt  beschäftigende  Wort  ist  hier  so 
gebraucht,  als  ob  es  ein  alter,  der  betreffenden  Zeit  selbst  ange- 
höriger  Kunstausdruck  sei;  und  es  stimmt  dies  zu  dem  im  Vorher- 
gehenden über  die  frühe  Bedeutung  des  Wortes  Chemie  als  Kunst, 
edle  Metalle  hervorzubringen.   Gesagten.     Aber  es   ist  nicht  zu 
vergessen,  wie  lange  erst  nach  der  Zeit,  für  welche  sie  das  Wort 
in   diesem   Sinne    brauchen,   die   genannten   Schriftsteller  lebten, 
welche  Zweifel  gegen  die  Glaubwürdigkeit  der  ganzen  Erzählung, 
in  welcher  bei  ihnen  das  Wort  vorkommt,  erhoben  worden  sind, 
und   wie  verschiedene  Ansichten    bezüglich   der   Bedeutung    des 
Wortes  xri^sla  in  ihr  man  immerhin  haben  kann. 

Den  Abstand  der  Zeit,  für  welche  etwas  erzählt  wird,  von 
derjenigen,  in  welcher  der  Erzähler  schrieb,  muss  man  auch  be- 
rücksichtigen bei  der  Betrachtung,  wie  das  Wort  Chemie  bei 
Georgios  Kedrenos^)  im  11  ten  Jahrhundert  vorkommt.  Dieser 
giebt  eine  Nachricht  von  Betrügereien,  welche  ein  Chemiker  {avriQ 
rig  ;|fft/t£i;r^^   ix  täv  Trjg  X^^MS  texvciv  evfpvrig  av )  zur  Zeit 


*)  Ein  im  Uten  Jahrhundert  lebender  griechischer  Mönch,  der  aus  den 
Annalen  des  Synkellos  u.  A.  Jahrbücher  für  die  Zeit  vom  Anfang  der  Welt 
bis  zu  Isaao  Komnenos  compilirte,  „welche  bey  denen  Gelehrten  in  schlech- 
ter Hochachtung  sind"  (J  ö  ch  e  r ' s  compendiöses  Gelehrten-Lexicon  [Leipzig  1733], 
I.  Theil,  S.  677). 


58  Ueber  Bedeutung  und  Herkunft 

der  Regierung  des  byzantinischen  Kaisers  Anastasios  Diko- 
ros  (regierte  zwischen  491  und  518)  begangen  und  welches 
Schicksal  den  Betrüger  betroffen  habe^).  Es  lässt  sich,  will  man 
selbst  die  Erzählung  als  eine  glaubwürdige  betrachten,  nicht  wohl 
entscheiden,  ob  die  uns  in  Betracht  kommende  Ausdrucksweise 
schon  der  Zeit  um  den  Anfang  des  6ten  Jahrhunderts  angehörte  oder 
erst  später  von  einem,  welcher  die  Erzählung  wiedergab,  in  sie  ge- 
bracht wurde;  und  auch  nicht,  in  welchem  Sinne  sie  in  der  Erzählung 
gebraucht  wird:  ob  zur  Bezeichnung  eines  Gewerbes  oder  einer 
Beschäftigung,  oder  ob  zur  Bezeichnung  betrügerischer  Kunstfertig- 
keit. —  Auffallend  ist,  dass  aus  der  Zeit,  welche  der  des  Ana- 
stasios Dikoros  zunächst  folgte,  uns  keine  Zeugnisse  über  Be- 
kanntschaft der  Byzantiner  mit  Versuchen  zur  künstlichen  Dar- 
stellung edlen  Metalles  erhalten  sind.  Das  Corpus  juris  Justinianei 
enthält,  so  viel  ich  erfahren  konnte,  nicht  das  Wort  Chemie  oder 
ein  von  ihm  abgeleitetes,  Nichts  über  künstlich  dargestellte  edle 
Metalle^,  während  später,   vom  14ten  Jahrhundert  an,  die  Ju- 


*)  Ich  habe  oben  die  une  in  Betracht  kommenden  griechischen  Worte  ge- 
geben, wie  sie  in  des  Du  Gange  Glossarium  ad  scriptores  mediae  et  infimae 
grraecitatis  [Lugduni  1668],  T.  II,  p.  1772,  auch  in  der  Hase-DindorTschen 
Ausgabe  von  Stephani  Thesaurus  linguae  graecae.  Vol.  YIII  [Paris  1865], 
p.  1772  stehen.  Wer  den  griechischen  Text  der  ganzen  Erzählung  nicht  bei 
dem  Kedrenos  in  den  Sammlungen  byzantinischer  Schriftsteller  suchen  will, 
findet  ihn  auch  in  des  Borrichius  Schrift:  Hermetis,  Aegyptiorum  et  chemi- 
corum  sapientia,  ab  H.  Gonringii  animadversionibus  yindicata  [Hafniae  1674], 
p.  439.  Ich  will  die  lateinische  Uebersetzung  dieser  Erzählung  hierhersetzen, 
wie  sie  in  Conring's  Schrift  De  Hermetica  medicina  [Helmestadii  1669], 
p.  24  steht:  Eodem  anno  multa  aerea  Constantini  Magni  opera  conflavit 
[Caesar  Anastasius]  suamque  statuam  inde  confecit.  Tunc  etiam  vir  quidam 
ex  eorum  numero  qui  chemicam  artem  profitentur,  callidus  oculos  hominum 
inpostura  praestringere,  argentariis  aliisque  obtulit  manus  pedesque  statuarum, 
et  alia  aurea,  dicens  se  thesaurum  reperisse:  multosque  ita  deceptos  ad  pau- 
pertatem  redegit.  Fama  vulgata,  captus  et  ad  Anastasium  adductus,  irenum 
equi  ex  solido  auro  conflatum  ao  margaritis  consertum  obtulit.  Sed  impera- 
tor  freno  accepto:  ut  omnes,  inquit,  fefelleris  me  profecto  non  deeipies  :  sta- 
timque  hominem  in  castellum  quoddam  relegavit,  in  quo  is  periit. 

^  Auch  nach  H.  Conring's  (De  Hermetica  medicina  [Helmestadii  1669], 
p.  400)  Aussage:  Sed  in  vasto  illo  legtun  corpore  de  chemicis  operibus  nihil 
est  constitutum.  Der  Ausdruck  coquere  aurum  kommt,  theilweise  in  bestrit- 
tener Lesart,  allerdings  vor  (c.  1.  aur.  publ.  10,  72;  c.  1.  Th.  auri  prosec.  12, 
8),  doch  nicht  in  solcher  Weise,  dass  an  eine  Operation  später  so  genannter 
Goldköche  zu  denken  wäre. 


des  Wortes  Chemie.  59 

risten  die  Frage,  ob  die  Ausübung  der  Alchemie  erlaubt  sei  und 
man  künstlich  gemachtes  Gold  als  echtes  ausgeben  dürfe,  einge- 
hend behandelt  haben  ^. 

Es  ist  mir  aus  den  arabischen  Schriftstellern  über  Alchemie, 
nach  den  mir  allein  zugänglichen  lateinischen  Uebersetzungen  der- 
selben, keine  Definition  des  Wortes  Chemie  oder  Alchemie  erinner- 
lich; dass  und  wann  der  letztere  Ausdruck  bei  jenen  Schrift- 
steUern  vorkommt,  findet  in  dem  zunächst  Folgenden  auch  Be- 
sprechung. Aber  nachdem  die  Abendländer  an  die  Beschäftigung 
mit  Alchemie  gekommen  sind,  bieten  uns  die  Schriften  derselben 
eine  Fülle  von  Erklärungen  dieses  Wortes  oder  von  Erwähnungen 
desselben,  welche  uns  nicht  zweifelhaft  lassen  bezüglich  des  Sin- 
nes, in  dem  es  gebraucht  ist.  Erklärungen  dieses  Wortes  finden 
wir  hier,  welche  uns  —  durch  die  Verschiedenartigkeit  der  Kennt- 
nisse oder  Künste,  die  unter  Alchemie  einbegriffen  seien  —  ganz 
wieder  an  die  früheste  Zeit  des  Vorkommens  des  Wortes  Chemie 
erinnern  ö);   Unterscheidungen  der  Alchemie    nach    verschiedenen 


7)  So  Olradus  o.  Oldradus  de  Ponte,  welcher  um  1320  zu  Rom  lebte 
und  angesehen  war  (er  unterschied  zwischen  strafbarer  magischer  und 
strafloser  natürlicher  Alchemie),  Johannes  de  Andrea,  welcher  1848  als  be- 
rühmter Rechtslehrer  zu  Bologna  starb,  Nico  laus  Tudiscus  Panormi- 
tanus,  welcher  1443  o.  1445  zu  Palermo  starb,  und  viele  Andere.  Man  fin- 
det ihre  Ansichten  (Excerpte  aus  ihren  Schriften:  ex  Oldrado  consil.  74.  de 
sortileg.  num.  1;  ex  Panormit.  super  c.  ex  tuarum  de  sortileg.  extr.;  ex.  Jo- 
han.  Andr.  in  addit.  ad  specul.  tit.  de  crim.  falsi  u.  a.)  zusammengestellt  in 
des  Joh.  Qhrys.  Fanianus  (eines  Baseler  Juristen)  zuerst  1675  und  dann 
noch  öfter  (vgl.  J.  F.  Gmelin's  Geschichte  der  Chemie,  I.  Band  [Gottin- 
gen 1797],  S.  297;  Schmieder 's  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832], 
S.  280)  gedruckter  Schrift:  De  jure  artis  alchemiae,  hoc  est,  variorum  autho- 
nim  et  praesertim  jurisconsultorum  judicia  et  responsa  ad  quaestionem :  an 
alchemia  sit  ars  legitima?  (sie  liegt  mir  im  Abdruck  in  Mangeti  Bibliotheca 
chemica  curiosa,  T.  I,  p.  210  sqq.  vor). 

8)  "Wie  erinnern  an  die  früheste  Zeit,  wo  das  Wort  Chemia  vorkommt 
und  wo  mit  der  künstlichen  Hervorbringung  edler  Metalle  noch  die  Darstel- 
lung von  Edelsteinen  und  die  Ausführung  kostbarer  Färbereien  als  enge  ver- 
knüpft betrachtet  wurde,  die  Definitionen  der  Alchemie  in  dem,  dem  Ray- 
mundus  Lullus  zugeschriebenen  Testamentum  (Practica,  cap.  1;  p.  135  der 
Kölner  Ausgabe  von  1573;  Mangeti  Bibliotheca  chemica  curiosa,  T,  I,  p.  763): 
Alchymia  est  una  pars  naturalis  philosophiae  occultae  coelica,  magis  neces- 
earia,  quae  constituit  et  facit  unam  artem  et  scientiam,  quae  non  Omnibus  est 
nota,  et  docet  mundare  et  purificare  omnes  lapidcs  preciosos,   non  perfectos, 


60  Ueber  Bedeutung  und  Herkuufl 

Richtungen  derselben,  welche  als  Vorläufer  der  Auffassung  der 
Chemie  als  eines  Zweiges  der  Naturwissenschaften  zu  betrachten 
sind^;  Erwähnungen  der  Alcheroie  endlich,  nach  welchen  sie 
nicht  Metallveredlungs-  sondern  einfach  Metallverfälschungskunst 
ist  *^). 


sed  deoisos,  et  ponere  ad  verum  temperamentum ,  et  omnia  humana  corpora 
lapsa  et  infirma  restituere,  et  ad  verum  temperamentum  reducere  ad  optimam 
Sanitätern,  et  etiam  transmutare  omnia  metallica  oorpora  in  veram  Innam, 
postea  in  verum  solem  per  unum  corpus  medicinale  universale,  ad  quod  omnes 
medicinae  particulares  reductae  sunt,  et  fuerunt,  und  in  Roger  Bacon's 
Opus  tertium  (vgl.  die  folgende  Anmerkung). 

^)  Roger  Bacon's  Opus  tertium  (Fr.  Rogeri  Bacon  opera  quaedam  hac- 
tenns  inedita;  edited  by  J.  S.  Brewer;  Vol.  I  [London  1869],   p.  39  sqq.)  hat 
die  Erörterung,  dass  die  Chemie  oder  Alchemie  eine   zweifache  sei:  specula- 
tiva  und  practica.    Die  alkimia  speculativa  ist  ihm  die  scientia,  quae  est  de 
rerum  generatione  ex  elementis,  et  de  omnibus  rebus  inanimatis:  ut  de  ele- 
mentis,  et  de  humoribus  simplicibns  et  compositis;  de  lapidibus  communibus, 
gemmis,  marmoribus;  de  auro  et  cäeteris  metallis;  de  sulphuribus  et  salibus, 
et  atramentis;  de  azurio  et  minio,  et  caeteris  ooloribus;   de  oleis  et  bitumini- 
bus  ardentibus  et  aliis  infinitis,  de  quibns  nihil  habemus  in  libris  Aristotelis. 
Verschieden  davon  sei  die  alkimia  operativa  et  practica,  quae   docet   facere 
metalla  nobiUa,  et  colores,  et  alia  multa  melius   et   copiosius  per  artificium, 
quam  per  naturam   fiant,   übrigens    auch  abgesehen  von  dem  directen  prac- 
tisohen  Nutzen,  welchen  sie  gewähren  könne,   der  speoulativen  Alchemie  Be- 
stätigung zu  geben  habe. 

^^)  Wie  z.  B.  die  Erwähnung  der  Alchemie  im  Anfange  des  Uten  Jahr- 
hunderts bei  Dante  in  dessen  Divina  commedia  (Inferno,  Canto  XXIX, 
V.  118-120  und  v.  136  u.  137;  La  divina  commedia  di  Dante  Alighieri  col 
comento  del  P.  Bald.  Lombardi,  Vol.  I  [in  Padova  1822],  p.  639  u.  643; 
Dante  Alighieri's  göttliche  Comödie,  metrisch  übertragen  —  —  —  von 
Philalethes,  I.  Theil,  2.  Auflage  [Dresden  u.  Leipzig  1849],  S.  241  u.  243). 
In  der  Hölle  findet  der  Dichter  auch  Alchemisten:  Einer,  den  die  Commen- 
tatoren  einstimmig  als  Griffolino  von  Arezzo  nennen,  wird  hier  gequält,  und 
seine  Verdammung  und  den  Grund  derselben  spricht  er   aus  in  den  Weiten: 

Ma  nelP  ultima  bolgia  delle  diece 

Me  per  alchimia,  che  nel  mondo  usai, 

Danno  Minos,  a  cai  fallir  non  lece. 

(Doch  zu  der  letzten  Bulge  von  den  zehen 
Verdammte,  weil  ich  Alchymie  im  Leben 
Getrieben,  Minos  mich,  der  nie  kann  irren.) 

Worin  das  Verbrecherische  dieses  Treibens  bestanden   habe,  wird  aus  den 

Worten  eines  Anderen  in  der  Qual  Befindlichen  deutlich: 

Si  vedrai  ch'io  son  Tombra  di  Capocchio, 
Che  falsai  li  metalli  con  alchimia. 


des  Wortes  Chemie.  61 

Aber  die  letzteren  Erinnerungen  führen  uns  über  die  Zeit 
hinaus,  über  welche  einige  Auskunft  zu  geben  die  hier  gebotenen 
Beiträge  zur  Geschichte  der  Chemie  zunächst  bestimmt  sind;  und 
weiter  verfolgen  darf  ich  diese  Erinnerungen  erst  dann,  wenn  es 
mir  auch  noch  gegönnt  sein  sollte,  für  das  Mittelalter  zusammen 
zu  stellen,  welche  Ansichten  bezüglich  unserer  Wissenschaft  da 
herrschende  waren  oder  welche  man  da  zur  Geltung  zu  bringen 
versuchte. 

In  der  Zeit,  welche  uns  jetzt  beschäftigt  —  den  ersten  Jahr- 
hunderten, aus  welchen  uns  alchemistische  Schriften,  und  zwar  in 
griechischer  Sprache  abgefasste,  erhalten  sind — ,  wird  die  Metall- 
verwandlungs-  oder  Metallveredlungskunst  im  Ganzen  nur  sel- 
tener als  Chemie  bezeichnet  Gewöhnlicher  wird  da  diese  Kunst 
bezeichnet  als  die  heilige  oder  die  göttliche  Kunst,  tj  Uqu  xixvri 
oder  17  ^sla  tB%vri^^),  als  die  Färbekunst,  ij  ßatpixri  rixvri^^^  als 


(Und  sehn  wirst  du  in  mir  Capocchio's  Schatten, 
Der  einst  Metall  durch  Alchymie  verfälschet.) 
^1)  In  den  Ueberschriften  der  griechischen  alchemistisohen  Aufsätise, 
welche  sich  in  den  Sammlungen  der  letzteren  finden,  kommt  diese  Bezeich- 
nung der  Alchemie  ungemein  häufig  vor;  schon  in  dem  Inhaltsverzeichniss 
einer  sehr  frühe  zusammengestellten  Sammlung,  welches  in  eine,  in  Venedig 
befindlich  gewesene  Handschrift  aus  dem  Uten  oder  12ten  Jahrhundert  über- 
gegangen und  aus  dieser  bekannt  geworden  ist  (vgl.  im  Anhange  zu  Ber- 
nard's  Ausgabe  der  Schrift  Palladii  de  febribus  [Lugduni  Batavorum  1745], 
p.  144  sqq.)*  Aber  auch  in  dem  Texte  solcher  alchem istischer  Aufsätze  findet 
man  diese  Bezeichnung.  In  dem  Schreiben  der  Isis  an  ihren  Sohn  Horus 
giebt  jene,  als  Einleitung  alchemistischer  Vorschriften  an  diesen,  an,  dass  sie 
dahin  gegangen  sei,  wo  die  heilige  Kunst  Aegyptens  geheimnissvoll  betrieben- 
wird  (<&nov  ii  hgä  rixf'fl  '^fji  Alyvntov  fivatix&g  xaraaxBvdCBtm]  vgl.  Uöfer's 
Histoire  de  la  chimie,  2.  6d.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  290,  530).  In  der  alchemi- 
stisohen Schrift  des  Stephanos  von  Alexandrien  {Jtsqxiyov  'J^s^ayd^intg 
oIxovfÄßyixoff  g>kXoa6(fov  xal  d$dacxäXov  xijg  fjttydXijg  xai  U^äg  rix^^li)  heisst 
es  von  der  Metallveredlungskunst:  ^  yoQ  IsQä  xai  ^eCa  tix^l  t<^^  ^&Xoc6^tity 
/i  iybg  ttdov^  avyfataxa»  xai  teXeaiovQyilva»  to$o&tifi  t^önffi^  ^ef<oi  tt  xai  ev- 
TtQsn&g  (Physici  et  medici  graeci  minores;  ed.  J.  L.  Ideler;  Vol.  If  [Bero- 
lini  1842],  p.  223;  Pizimenti  übersetzte  in  seiner  lateinischen  Ausgabe  der 
alchemistisohen  Schrift  des  Democrit  und  der  Gommentare  zu  derselben 
[Patavii  1573;  vgl.  im  Abschnitt  über  Democrit),  f.  41  v®  :  sacra  enim  ao 
divina  ars  philosophorum  ex  una  specie  constat,  ao  perficitur,  hoc  modo  divi- 
neque,  et  magnifice).    Da,  wo  Zosimos  (von  welchem  sich  auch  eine  yyn^iti 


62  Ueber  Bedeutang  und  Herkunft 

die  Goldmacherkunst,  ij  x(fv6onoua ")  o.  a.  ^%  manchmal  ancb  als 


yQaq>ri  tibqI  tf^g  h^äg  xal  &Btag  tix^lf  ^^^  ^^^  /(7V<roj}  xal  a^yvqov  noitfitmg 
in  jenen  Saromlangen  findet)  iv  t^  /uvctixp  ß(ßX^  sagt,  dass  die  älteren 
Forseber  Aegyptens  rag  legag  ti^yttg  in  Geheimschrift  auf  Säulen  an  unzu- 
gänglichen Orten  niedergelegt  hätten,  meint  er  nach  Borrichius  (welcher 
die  betreffende  Stelle  in  seiner  Schrift:  Hermetis,  Aegyptiorum   et  chemi- 

comm  sapientia [Hafniae  1674],  p.  50  mittheilt)  auch   die  Alchemie. 

—  Bezüglich  der  Angabe,  dass  die  Alchemie  in  jener  Zeit  auch  als  ^  äy(a 
tix"^  bezeichnet  wo^d^n  sei,  habe  ich  eine  Anmerkung  (41)  in  dem  Abschnitt 
über  Zosimos. 

1^  Ich  habe  hierüber  eine  Anmerkung  (4)  in  dem  Abschnitt  über  die  älte- 
ste chemische  Handschrift,  und  verweise  dahin. 

13)  Wie  bei  Synesios  der  Eunetausdruck  /^txroTroifa  vorkommt,  habe 
ich  in  dem  Abschnitte  über  jenen  Schriftsteller  (Anmerk.  35  u.  37  dieses  Ab- 
schnitts) bemerkt  und  verweise  dahin.  Das  erste  Stück  der  in  Anmerk.  11  er^ 
wähnten  alchemistischen Schrift  des  Stephanos  von  Alexandrien  ist  über- 
schrieben TisQi  xQv^onouag  (in  Ideler's  da  citirter  Sammlung,  Vol. II, p.  199). 
In  dem  daselbst  erwähnten  Inhaltsverzeichnisse  einer  alten  Sammlung  alche- 
mistischer  Aufsätze  ist  auch  schon  der  eines  Ungenannten  aufgeföhrt  mit  der 
Ueberschrifb:  negi  /^vcroxroiia;  xazä  dxoXovd^e^ay  /^^<r£a>;  IfjKpoXt'ov  xo  %i^g 
XQVffoTioitag  avvenxvyfßiyov  ovy  &6^  (bei  Bernard  a.  o.  a.  0.,  p.  115),  und 
dieser  Aufsatz  beginnt:  *Enet  «f«  negl  trjy  ri^g  xQVOonoitag  —  —  —  (daselbst, 
p.  112).  Die  Bezeichnung  /^vcro;io«/'a  kommt,  als  synonyme  mit  U^  o.  ^efa 
UX^Vj  öfters  vor;  das  aus  früher  Zeit  stammende,  in  so  vielen  Handschriften 
uns  überkommene  Wörterbuch  zur  Erklärung  älterer  alchemistischer  Kunst- 
ausdrücke hat  bald  die  Ueberschrift  Mhxov  tfjg  xQvaonotticg,  bald  die  üeber- 
schrifl  JBh^oy  xf^g  h^äg  xix^rig.  £rstere  Bezeichnung  kommt  auch  in  die 
zwei  sie  zusammensetzenden  Worte  aufgelöst  öfters  vor:  'HgaxXe^ov  ßaatXiiag 
xegfäXata  nsgl  xi}g  xoü  /^vcrot)  no&i^a€<og  lä  ist  in  jenem  alten  Inhaltsver- 
zeichnisse (vgl.  bei  Bernard  a.  a.  0.,  p.  114)  die  Ueberschrift  eines,  meines 
Wissens  uns  nicht  erhaltenen  alchemistischen  Aufsatzes;  und  bezüglich  einer 
ähnlichen  Ueberschriil  eines  Aufsatzes  des  Zosimos  vgl.  vorher  Anmerk.  11. 
Das  Wort  xQ^^^"^^^^  ^^^  ^^  sich  von  ihm  ableitet  geht  aber,  auch  in  der- 
jenigen Zeit  in  welcher  es  sich  für  Alchemie  gebraucht  findet,  nicht  stets  auf 
diese,  sondern  manchmal  auch  auf.  das  Anfertigen  goldener  Zierrathen;  so 
z.  B.  bei  Joannes  Ghrysostomos  (geboren  347,  gestorben  407),  wenn  dieser 
das  Anfertigen  goldener  Zierrathen   und   von  Steingeschmeide  zugleich  mit 

künstlicher   Stickerei  bespricht:     "Edtaxsv   6   Sebg    x^Q^M"^   &<oQeäg 

X^vaononxfjgy  U9ovQyixilg,  ^ag>&^evxtxi]g  (auf  das  Vorkommen  des  Wortes  XQ^ 
cononxfjg  in  solchem  Zusammenhang  wird  in  der  Hase-Dindorf'schen  Aus- 
gabe von  Stephani  Thesaurus  linguae  graecae.  Vol.  VUI  [Paris  1865],  p.  1753 
aufmerksam  gemacht,  unter  Verweisung  auf  Chrysostom.  Serm.  72,  Vol.  6, 
p.  733,  41;  die  Stelle  steht,  wie  hier  angegeben,  in  jener  Ausgabe  VoL  VI, 
p    2348  s.  V.  ^agih^Bvxkxdg), 

i<)  '^HXhovqyln  z.  B.  So  steht  in  der  Sammlung  alchemistischer  Aufsätze, 
welche  die  in  dem  Uten  oder  12ten  Jahrhundert  gefertigte Venetianer  Hand- 


des  Wortes  Chemie.  68 

die  Kunst  der  Philosophie,  1}  r6;|rviy  rijg  (pdoöoiplag  ") ;  aber  etwas 
wie  die  Bezeichnung  spagirische  Kunst  kommt  in  den  Schriften 
jener  früheren  Zeit  meines  Wissens  nicht  vor*®). 


Schrift  hat,  ein  JtdyQufjfia  tiji  fieyäkrig  riX$ovQy(ag ,  mit  dem  Anfange : 

^Icxior  8r»  1)  fjisydXri  iiUovqyla (J.  Morellii  Bibliotheca  mannscripta 

graeca  et  latina,  T.  I  [Bassani  1802],  p.  174).  Es  ist  mir  indessen  jetzt  nicht 
erinnerlich,  dass  diese  Bezeichnung  eine  häufiger  vorkommende  wäre.  An  sie 
erinnert  der  Ausdruck  operatio  solis  in  der  lateinischen  Uebersetzung  der 
dem  Hermes  Trismegistos  beigelegten  Tabula  smaragdin a. 

iB)  So  bei  Stephanos  (Oruner's  Schrift:  Isidis,  Christiani  et  Pappi 
philosophi  jusjurandum  chemicum  [Jenae  1807],  p.  23).  Vgl.  auch  S.  61  in 
Anmerk.  11. 

1^)  Ich  glaubte  früher  auch,  dass  dieser  Ausdruck  älter  sei.  Aber  er  ist  in 
dem  mir  von  den  früheren  griechischen  alchemistischen  Schriften  bekannt  Gewor- 
denen nicht  enthalten.  Das  Wort  «r/ra^^tp^a,  welches  des  S  teph an us  Thesaurus 
linguae  graecae  nicht  hat,  sucht  man  auch  vergebens  in  Du  Gange 's  Glossar, 
ad  scriptorcQ  mediae  et  infimae  graecitatis,  und  ein  ähnliches  Wort  steht  auch 
nicht  in  Desselben  Glossar,  ad  scriptores  mediae  et  infimae  latinitatis.  —  In 
des  Basilius  Yalentinus,  welcher  wohl  gegen  das  Ende  des  15ten  Jahr- 
hunderts zu  setzen  ist,  Triumphwagen  des  Antimonii  kommt  ein  solches  Wort 
vor,  da  wo  (Fratris  Basilii  Yalentini  chymische  Schriften  [Hamburg  1700], 
I.  Theil,  S.  295)  besprochen  wird,  welche  Stücke  „muss  ein  jeder  Ghjrmicus 
und  wahrer  Alchymist  wissen  zu  consideriren  und  zu  erkennen.  Denn  son- 
sten  ohne  das  kan  er  nicht  vollkommen  seyn,  noch  vollkommen  für  einen 
wahren  Spagyro  erkannt  werden*'.  Das  Wort  hat  auch  Paracelsus  (im 
Tractat  de  tinctura  physicorum;  J.  F.  Gm  el in 's  Geschichte  der  Chemie, 
Bd.  I  [Göttingen  1797],  S.  219):  „Wenn  du  jetzt  nicht  verstehest,  was  der  Ca- 
balisten  gewohnheyt  und  der  alten  astronomorum  brauch  ist,  so  bistu  weder 
von  Gott  in  die  Spagyrei  geboren  noch  von  Natur  zu  Vulcani  werck  erko- 
ren^. Ein  Anhänger  des  Paracelsus  im  16ten  Jahrhundert,  Jac  Gohory 
(Professor  der  Mathematik  zu  Paris,  wo  er  1576  starb;  er  schrieb  unter  dem 
Namen  Leo  Suavius,  u.  a.  de  usu  et  mysteriis  notarum;  vgl.  Gmelin's 
eben  angefahrte  Geschichte,  Bd.  I,  S.278;  Joch  er 's  compendiöses  Gelehrten- 
Lexicon  [Leipzig  1733],  I.  Theil,  S.  1277),  wusste  Nichts  über  den  Ursprung 
dieses  Wortes;  Libavius  bezeichnet  es  im  Anfange  des  17ten  Jahrhunderts 
als  eins,  welches  die  Neueren  gebrauchen,  und  weist  darauf  hin,  zu  welchen 
sonderbaren  Deutungen  dieses  Wort  Veranlassung  gegeben.  Er  sagt  (Commen- 
tariorum  alchymiae  Pars  I.  [Francofurti  ad  Moenum  1606],  p.  77:  Spagirian 
(antiyHqfatf)  appellant  [alchymiam]  recentes.  Nescit  Leo  Suavius  unde.  Alüs 
illeccbras  et  oblectamenta  peperit  haec  vox  mirifica.  Somniant  enim  sibi  ne- 
scio  quam  fiaysiQiay  aut  atpayetQiay^  quasi  nuper  ex  popina,  macelloque  ubi 
manibus  jugulantur  pecudes,  prorepsissent.  ag^äytoy  sane  intellexerunt  con- 
ceptaculum  ex  jugulo  emanantis  sanguinis  esse.   Jam  et  chymici  excipiunt  de- 

stillantes  guttas  subjectis  vasis.    Acuta  analogia. Sed  celebratissima  est. 

iUa  veterum  a^xQurtg  xai  <f i^x ^i<ric,  coagulatio,  solutio  nostris  artificibus  dicta« 


64  lieber  BedeatuDg  und  Herkunft 

Von  den  früher  gebrauchten  Bezeichnungen  sind  die  meisten 
an  sich  oder  nach  ihrer  Ableitung  leicht  verständlich.  Aber  ge- 
rade bezüglich  des  Wortes,  welches  zur  Bezeichnung  der,  dem  al- 
chemistischen  Streben  entwachsenen  Scheidekunst  beibehalten 
wurde,  herrscht  Unbestimmtheit  und  Widerspruch  in  den  An- 
sichten darüber,  wie  es  abzuleiten  und  zu  deuten  sei.  Ich  gehe 
hierauf  in  dem  Nachstehenden  etwas  ausfuhrlicher  ein. 


Woher  stammt  das  Wort  Chemie  und  was  bedeutet  es  eigent- 
lich? Man  kann  nicht  sagen,  dass  Auskunft  bezüglich  des  Ur- 
sprungs dieses  Wortes  mangele;  in  Verlegenheit  kann  vielmehr 
versetzen  der  Reichthum  von  Erklärungen  und  Vermuthungen, 
welche  für  dieses  Wort  gegeben  und  ausgesprochen  worden  sind: 
für  das  Wort  Chemie  und  für  das  später  so  viel  gebrauchte  ÄU 


Divfllunt  hi,  perfringuntque  compages  mistorum  adminicolis  et  inetrumentis 
ingeniosis;  et  in  penetralia  compositarum  rerum,  cubicula  et  adyta  esBentia- 
rum  penetrantes,  homogenea  congregant,  uniunt,  et  ab  heterogeneis  separant. 
Id  est  GraeciB,  anqy  xai  dys7Qe$y,  diuffn^  yä^  dn^  d)Jii^X(üy  tä  x&y  (ihx^iyxtty 
fiiqri  6  /v/M*x6;,  xo«  üvyayBlQet  täq  otidag  tag  dfAoyByeiq.  Diese  Erklärung 
des  Wortes  Spagirie,  welche  die  später  gewöhnlich  angenommene  wurde,  ist 
wohl  eine  dem  Libavius  —  welcher  nicht  bloss  der  beste  Chemiker  seiner 
Zeit  sondern  auch  ein  der  alten  Sprachen  wohl  kundiger  Mann  und  Lehrer 
an  gelehrten  Schulen  war  —  eigenthümliche,  nicht  etwa  eine  ihm  durch  die 
Art  des  Vorkommens  jenes  Kunstausdrucks  in  einer  älteren  griechischen 
Schrift  eingegebene.  Darüber,  wann  und  wie  die  Bezeichnung  Spagirie  oder 
spagirisohe  Kunst  an  die  Chemie  herangetreten  sein  mag,  ist  mir  weiter 
Nichts  bekannt  geworden.  Jedenfalls  erschwert  der  umstand,  dass  bei  den 
der  Alexandrinischen  Schule  zuzurechnenden  alchemistischen  Schriftstellern 
diese  Bezeichnung  nicht  gebraucht  worden  zu  sein  scheint,  die  Zurückfährung 
derselben  als  eines  chemischen  Knnstausdrucks  in  eine  noch  frühere  Zeit, 
und  ich  muss  es  unentschieden  lassen,  in  wie  fern  Prantl  Recht  hat,  wenn 
er  in  einer  Abhandlung  über  die  Keime  der  Alchemie  bei  den  Alten  (Deutsche 
Vierteljahrs-Schrifb,  1856,  1.  Heft,  S.  138)  bei  Besprechung  der  Ideen  Plato's 
über  Stoffverwandlung  sagt:  „Es  scheint  nachweisbar  zu  sein  (aus  Philo 
Judaeus  und  Plotin),  dass  die  Bezeichnung  .Spagiriker'  gerade  aus  diesen 
Platonischen  Ansichten  betreffs  des  Trennens  und  Yereinigens  (ündta^dysiqia) 
floss«*. 


des  Wortes  Chemie.  65 

Chemie  y  im  Zusammenhange  mit  dem  Widerspruch  der  Ansichten, 
in  welchem  der  Worte:  Chemie  oder  Chymie  oder  Chimie,  die 
Stammsylbe  erhalten  sei.  Wie  verschiedene  Ableitungen  stellte 
schon  Q.  J.  Vossius^^  zusammen:  Älchimiae  scientiam  nominat 
Firmicus  lib.  III.,  cap.  XV.  Ita  quidem  editum  ab  Aldo.  Sed  in 
chirographis  est  chimiae.  Graeci  XW^^'"^  dixere  et  %tiiisvtixiqv, 
Yide  Suidam  in  voce  ^igag  atque  iterum  in  voce  Xrinsla,  Sed 
viri  eruditi  legere  malunt  xviilav.    Nempe  ut  sit  a  x^w  pro  %£(», 

vel  a  xixeviiai^  sublato  s.   Unde  et  %vft/g£iv.  • Sane  si  XV' 

fisla  est  ^  rot;  ugyvgov  xal  XQ'^^ov  TtataöxEvri  y  argenti  cUqae  atm 
praeparatio,  ut  eam  describit  Suidas:  absurdum  non  videtur,  nomen 
eam  accepisse  a  %t5/Aa,  pro  ;|jfi5fia,  quod  est/tisio,  yelfluxus.  Nempe 
quia  fundit  metalla,  immutat,  viliusque  in  melius  convertit. 
Nisi  malis  nomen  esse  a  quodam,  qui  arte  ea  excelluerit,  cui  no- 
men XviiTjg.  Ejus  meminit  Zosimus  Panopolita.  Sed  idem  et  %/• 
lirig  vocatur,  unde  sit  aZcÄiVwia,  de  quo  diximus.  Et  potuit  ei  ve- 
rum nomen  esse  xVMSy  unde  XW^^^  foret;  quomodo  Suidae  hanc 
artem  vocari  diximus.  Et  recentiores  Graeci  dicunt  aQxriiilav. 
Nempe  pro  u^xw^'^-  Ubi  (ü  est  articulus  ab  Arabibus  praefixus. 
—  Non  audiendus  Caelius  Rhodiginus,  cum  lib.  VII,  cap.  II  scribit, 
(üchymiam  luxato  vocabulo  dici  pro  archymiam,  quasi  agyvQlov 
Xriliaiav,  Quemadmodum  nee  audiendus  Quercetanus  lib.  I  de 
priscorum  medicina,  cap.  II,  ubi  Jwlchymiam  scribit,  atque  esse  ait 
ab  aXg  et  %icD,  ut  proprio  sonet  sdlis  fusionem»  —  Zu  dem,  was 
hier  ausgesprochen  ist:  das  Wort  Chemie  könne  stammen  von 
XifOy  flüssig  machen,  schmelzen,  oder  von  dem  Namen  einer  frühen 
Autorität,  kommen  aber  noch  andere  Deutungen:  es  sei  der  Name 
der  Kunst  abgeleitet  von  einem  Namen  des  Landes,  in  welchem 
sie  zuerst  betrieben  wurde;  oder  Chemie  bedeute  ursprünglich 
Geheimwissen  überhaupt;  oder  speciell  X'^l^^S,  Flüssigkeit,  Saft  habe 
die  auf  Anwendung  von  Pflanzensäften  vertrauende  Kunst  der 
Metallverwandlung  als  Chymie  benennen  lassen;  u.  a.  In  der 
mannichfaltigsten  Weise  ist  dieses  Wort,  Chemie,  gedeutet  worden : 
als  der  ägyptischen,  der  griechischen,  der  arabischen  Sprache  ur- 


17)  G.  J.  Voßsii  Etymologicon  linguae  latinae,  ed.  nova  lAmstelodami  1C96) 
p.  20. 

Kopp,  Beitr.  z.  Goech.  d.  Chcni.  5 


66  üeber  Bedeutung  und  Herkunft 

sprünglich  angehörig  hat  man  es  betrtichtet  und  innerhalb  der- 
selben Sprache  verschiedene  Stammwörter  für  es  angenommen; 
von  der  Benennung  eines  Landes,  einer  Persönlichkeit,  eines  Ver- 
fahrens oder  der  Gegenstände  der  Bearbeitung  hat  man  die  Be- 
zeichnung unserer  Wissenschaft  ableiten  wollen.  Und  auch  dar- 
über, in  welcher  Beziehung  zu  dem  Worte  Chemie  das  Wort  Al- 
chemie  stehe  und  was  letzteres  eigentlich  bedeute,  sind  verschiedene 
Ansichten  ausgesprochen  worden.  So  ist  dieser  Gegenstand  zu 
einem  ziemlich  confusen  geworden;  bei  mehreren  Schriftstellern, 
welche  hier  als  Autoritäten  anzusehen  man  geneigt  sein  möchte, 
findet  man  verschiedene  Ansichten  als  gleichberechtigte  hinge- 
stellt; bei  Einzelnen  geradezu  bald  die  eine,  bald  eine  andere  An- 
sicht in  ganz  widersprechender  Weise  als  die  richtige  hervor- 
gehoben. —  Ich  will  hier  Einiges  auf  die  verschiedenen  Ablei- 
tungen und  Deutungen  der  Worte  Chemie  und  Alchemie  Bezüg- 
liche zusammenstellen. 

Ein  frühes  Vorkommen  eines  solchen  Wortes,  wie  das  uns 
jetzt  beschäftigende  ist,  findet  sich  bei  Plutarch  in  der  zweiten 
Hälfte  des  Iten  Jahrhunderts;  in  seiner  Schrift  von  Isis  und  Osi- 
ris  sagt  er,  wie  die  Priester  Aegyptens  dieses  Land  nennen:  „das 
meist  schwarzerdige  Aegypten  nennen  sie,  wie  das  Schwarze  im 
Auge,  Chemia*®).  Ich  gehe  hier  nicht  darauf  ein,  wie  dieser 
Name  mit  Cham  zusammenhängt^®),  dass  nach  Diodor  von  Si- 


18)  De  Iside  et  Osiride,  c.  83  (in  der  Ausgabe  Parthey 's:  Plutarch, 
über  lais  und  Osiris  [Berlin  1860],  S.  58):    Trjy  AXyvniov  Iv  toiq  fAdkurva  fAt- 

x&v  Uqiiav],   Parthey  bemerkt  noch  (a.  e.  a.  0.,  S.  22Gf)  dass  die  Benennung 
Aegrj'^ptens  als  Chemia  auch  in  den  Hieroglyphen  nachweisbar  ist. 

1®)  Man  hat  auch  wohl  geradezu  das  Wort  Chemie  und  dann  Alchemie 
von  Cham  ableiten  wollen.  Wenigstens  sagt  der  1667  gestorbene  S.  Bo- 
chart  (Opera  omnia;  hoc  est  Phaleg,  Chanaan  et  Hierozoicon;  4.  ed.  [Lug- 
duni  Batavorum  1712],  p.  206),  nachdem  er  vorher  davon  gesprochen,  dass 
man  auch  Noah's  Sohn  Cham  als  identisch  mit  Zoroaster  und  als  den  Ur- 
heber der  Magie  betrachtet  habe:  Priori  de  Zoroastro  commento  simile 
aliud  äe  Alchymia,  cujus  authorem  faciunt  Charaum;  quasi  de  nomine  autho- 
ris  pro  Chamia  dicatur  Cliemia  et  Chymia,  et  Arabico  articulo  praefixo,  AI- 
chijmia.  Er  widerlegt  auch  diese  Vermuthung  (p.  207):  Commentum  de 
Chamo  refellunt  Arabum  scripta,   qni   hanc   artem  maxime    excoluerunt.    Ab 


des  Wortes  Chemie.  67 

cilien  der  Namen  Chemmis  einem  der  aegyptischen  Könige  zu- 
kam 20)  ^  Chemmis  als  Bezeichnung  eines  Ortes  in  der  Thebais  be- 
kann t  ist,  in  welchem  ein  Gott  Chemmis  verehrt  wurde ^^),  und 
Khemi  sich  länger  noch  als  der  Name  Aegyptens  in  der  kop- 
tischen Sprache  erhalten  hat.  Dass  der  Name  des  Landes,  in 
welchem  die  später  als  Chemie  bezeichneten  Künste  zuerst  be- 
trieben wurden,  denselben  diese  Bezeichnung  hätte  beilegen  lassen, 
ist  eine  oft  ausgesprochene  22)  und  noch  in  neuerer  Zeit  festgehal- 
tene *»)  Vermuthung.     Man  hat,  als  mit  ihrer  Grundlage  in  Ver- 


ÜB  enim  Alohymia  non  Bcribitur,  nt  Ghami  nomen  per  Cha,  scd  per  Cheph. 
—  Bei  Bochart  findet  man  hier  bis  auf  die  Recognitiones  des  Pseudo- 
ClemenB  zurückgeführt  die  Angaben,  an  welche  man  jetzt  noch  durch  die 
Berichte  über  jüdische  Sagen,  welche  Cham  und  die  Alchemie  betreffen,  er- 
innert wird  (Pierer's  Üniversal-Lexicon,  4.  Auflage,  Bd. III  [Altenburg  1857], 
S.  848  8.  V.  Cham:  „die  Juden  machen  Cham  zum  Urheber  der  Alchemie, 
welche  sie  Cham  nennen,  identificiren  ihn  mit  dem  Zoroaster  und  sagen,  er 
habe  seinem  Yater  heimlich  ein  Buch  über  Magie  gestohlen,  es  seinem  Sohne 
Mizraim  und  dieser  es  wieder  den  Aegyptern  geschenkt").  —  Ueber  die 
Zurückfährung  der  Chemie  auf  Cham  vergl.auch  unten  Anmerk.  60. 

^0)  Chemmis  o.  Chembes.    Diodori  Siculi  Bibl.  Histor.  L.  I,  c.  63. 

^^)  Mit  diesem  Ortsnamen  Chemmis  stehe  vielleicht  die  Benennung  Che' 
mie  in  Verbindung,  meinte  Conring  in  seinem  Buche  De  Hermetica  medi- 
cina,  wo  er  (p.  81  der  Ausgabe  von  1648,  p.  33  der  von  1669)  nach  der  Be- 
sprechung, wie  alt  bei  den  Aegyptern  Arbeiten  zur  Gewinnung  der  MetaUe 
und  der  Darstellung  von  Farben  seien,  fortfährt:  Forte  in  ipsa  Thebaide 
primi  conatus  chemici  caeperunt,  ortumque  ibi  artis  nomen.  Corte  in  cadem 
Thebaide  urbs  quacdam  Pani  sacra  Chemmis  est  dicta. 

^2)  Diese  Deutung  betrachtete  —  Denen  gegenüber,  welche  das  Wort 
Chemie  von  dem  Namen  einer  der  frühesten  Autoritäten  der  Kunst  oder  von 
dem  griechischen  Worte  x^f^'l  ableiten  wollten  —  als  die  wahrscheinlichere 
schon  Conring  (De  Hermetica  medicina;  p.  19  der  Ausgabe  von  1648,  p.  18 sq. 
der  von  1669):  Gerte  verisimilius  alii  appellationem  artis  ab  ipsa  regione  ubi 
est  nata  deducunt:  quippe  si  Plutarcho  credimus,  ipsa  Aegyptus  sacro  sacer- 
dotum  sermone  Chemia  dicta  est. 

23)  So  sagt  Reuvens  (Lettres  a   M.  Letronne  sur  les  papyrus  bilingues 

et  grecs du  musee  d'antiquites  de  Puniversite   de  Leide   [ä  Leide  1830]^ 

III.  lettre,  p.  69):  On  peut  affirmer  avec  M.  ChampoUion  (l'%ypte  sous 
les  Pharaons,  I,  p.  110.  not.  2),  que  le  nom  primitif  de  ce  pays  [r%ypte], 
CÄeifi»,  conserve  par  les  Arabes,  chez  qui  s'est  egalement  perpetuö  une  foule 
de  noms  propres  primitifs  des  villes  egyptiennes,  presente  la  veritable  Ety- 
mologie du  mot  chimiCj  sur  laquelle  les  savans  ont  .de  tout  temps  ete  parta- 
ges.  —  So  sagt  auch  A.  v.  Humboldt  (Kritische  Untersuchungen  über  die 
historische  Entwicklung  der  geographischen  Kenntnisse  von  der  neuen  Welt, 

5* 


08  lieber  Bedeutung?  und  Herkunft 

bindung  stehend  oder  auch  als  sie  bestärkend,  Manches  Andere 
noch  hervorgehoben:  dass  an  die  Benennung  Aegyptens  als  Che- 
mia  und  zugleich  an  Hermes,  diesen  mit  der  Chemie  schon  frühe 
in  Verbindung  gebrachten  Personennamen,  die  uns  aus  des  Stepha- 
nus  Byzantinus  (wohl  im  Anfange  des  6 ten  Jahrhunderts)  geo- 
graphischem Werke  erhaltene  Angabe  erinnere,  Aegypten  habe 
auch  ^EQiLo%Yi^iog  geheissen  2*) ;  dass  an  jenen  Namen  Aegyptens 
als  des  schwarzen  Landes  lange  nachher  noch  die  Bezeichnung 
der  Chemie  als  der  schwarzen  Kunst  erinnere**). 

Irgend  sicherer  beweisend,  dass  die  Bezeichnung  eines  Theiles 
des  menschlichen  Wissens  oder  menschlicher  Kunst  als  CJiemie  sich 


übersetzt  von  Ideler;  I.  Band  [Berlin  1836],  S.  511  f.):  »Was  das  Wort  Che- 

mie  anbetrifft }  so  ist  es  im  höchsten  Grade  wahrscheinlich,  dass  es 

von  der  Benennung  abzuleiten  ist,  welche  die  Aegypter  ihrem  Lande  erth eil- 
ten^.   „Die  geheimnissvolle  Wissenschaft,    welche   von    der  Zersetzung 

und  Umformung  der  Körper  handelt,  erhielt  den  Namen  des  Landes,  wo  sie 
mit  besonderem  Eifer  betrieben  wurde;  sie  war  also  die  Wissenschaft  von 
Chemi  oder  des  schwarzen  Landes,  die  Wissenschaft  Aegyptens^^,  Und  noch 
im  Kosmos  (IL  Band  [8tuttgart«u.  Tübingen  1847],  S.  451):  „Der  Name  Che- 
mie  für  Scheidekunst  bezeichnet  wörtlich  ägyptische  Kunst,  Kunst  des  schwär^ 
zen  Landes^^.  So  auch  Maury  (La  magie  et  Pastrologie  dans  Pantiquite  et 
au  moyen  age  [Paris  1860],  p.  47):  Les  bords  du  Nil  etaient  la  terre  clas- 
sique  de  la  chimie  ou  plutot  de  Palchimie,  et  ce  nom  lui-meme  a  ete  em- 
prunt^  ä  celui  de  l'jfigypte.  Kern,  Kemi  (Krijut,  /'],«*)>  Q^i  ^e  lit  plusieurs  fois 
sur  les  monuments   hieroglyphiques,  et  signifie  proprement  la  terre  noire. 

2^)  Stephani  Byzantii  Ethnicorum  quae  supersunt,  ex  recensione  A.  Meine- 
kii;  T.  I  [Berolini  1849],  p.  44  s.  v.  Atyentog:  dXXn  xal  ^Slyvyia  fxaXBUo  xai 
^Eguoxvf^^og  xal  fisXiifißioXog  xai  'Htpatatia.  Auch  in  der  Ausgabe :  Stephanus 
de  urbibus  [Amstelodami  1678],  steht  [p.  38]  'B^^o/i'i^*og.  Darüber,  daßs 
besser  'EgfAoxrjfi^og  zu  lesen  sei,  vergl.  Stephani  Thesaur.  linguae  graecae,  ed. 
Hase  et  Dindorf,  Vol.  Vffl  [Paris  1865],  p.  1472.  A.  v.  Humboldt  (Kri- 
tische Untersuchungen ,  S.  512)  sagt:  „Aegypten,  welches  dem  Her- 
mes gewoiht  war,  nahm  auch  den  Namen  Hermochymios  oder  schwarzes  Land 
des  Hermes  an". 

'^^')  So  hat.J.  L.  Ideler  den  in  Anmerk.  23  erwähnten  Erörterungen 
A.  v.  Humboldt 's  in  seiner  üebersetzung  von  Dessen  „Kritischen  Unter- 
suchungen"   (a.  0.  a.  0.,  S.514)  die  Bemerkung  hinzugefügt:  „Dass  der 

Name  schwarze  Kunst,  welchen  die  Alchemie  lange  geführt  hat,  mit  der  ur- 
sprünglichen Bedeutung  des  Namens  Chemie  welcher  Aegypten  beigelegt 
wurde,  zusammenhängt,  bedarf  nach  dem  Obigen  keiner  weiteren  Ausfüh- 
rung". Welche  Bemerkung  hätte  wegbleiben  können,  da  das  früher  als 
schwarze  Kunst  Bezeichnete  keineswegs  die  Alchemie  in  sich  schloss  und 
die  letztere  diesen  Namen  nicht  geführt  hat. 


des  Wortes  Chemie.  ßO 

von  einer  alten  Benennung  Aegyptens  herleite,  ist  indessen  Alles 
dieses  nicht.  Das  darf  man  nicht  vergessen,  wie  ansprechend  und 
bestechend  auch  diese  Deutung  erscheinen  möge.  Und  auch  nicht, 
dass  in  dem  ältesten  Zeugniss  für  das  Vorkommen  jener  Bezeich- 
nung —  bei  Zosimos  (vgl.  oben  S.  9 f.),  wo  von  dem  Wissen  ge- 
sprochen wird,  welches  himmlische  Wesen  irdischen  Weibern  mit- 
getheilt  hätten,  und  dass  die  Darlegung  dieses  Wissens  als  Chema 
bezeichnet  worden  sei  und  davon  die  Chemia  ihren  Namen  habe 
—  gar  Nichts  enthalten  ist,  was  sie  (die  Bezeichnung)  als  der 
Benennung  eines  Landes  entlehnt  erscheinen  lassen  könnte.  Aus- 
gesprochen von  einem  der  frühesten  und  anerkanntesten  der  al- 
chemistischen  Schriftsteller  ist  jedoch  diese  Angabe,  und  das  gänz- 
liche Fehlen  einer  Hindeutung  darauf,  dass  die  Bezeichnung  des 
Wissens  oder  der  Kunst  mit  Aegypten  in  irgend  einer  Beziehung 
stehe,  sehr  wichtig;  aber  nicht  für  die  eben  erörterte  Deutung 
dieser  Bezeichnung  sprechend. 

Man  hat  nun  allerdings,  wie  die  Worte  Chema  und  Clwniia 
in  der  von  Zosimos  erzählten  Sage  vorkommen,  doch  mit  dieser 
Deutung  in  einen  gewissen  Einklang  gesucht.  —  Das  Wort  Chetna 
bedeutet  im  Arabischen  Verbergen.  Dass  die  Araber  dieses  Wort 
von  den  Aegyptern  angenommen  hätten,  bei  welchen  es  verbor- 
genes Wissen,  nach  dem  eben  besprochenen  Namen  des  Landes, 
bedeutet  habe,  ist  als  wahrscheinlich  betrachtet  worden ^^);  aber 
es  scheint  mir  dies  nur  eine  durch  Nichts  Ernstliches  unterstützte 
Vermuthung  zu  sein.  Denn  dass  in  Plutarch's  Aussage  die 
Hinweisung  auf  das   Schwarze  im  Auge  auf  Etwas  Verborgenes 


26)  Schmieder  sagt  in  seiner  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1882 J, 
S.  23:  „Die  Aegypter  hielten  ihre  geheime  Naturlehre  weit  höher,  als  ihre 
Grössenlehre,  welche  sie  Fremden  williger  mittheilten.  Darum  blieb  die 
erstere  mehr  Eigenthum  ihres  Landes,  und  ward  von  Cham,  einer  älteren  Be- 
nennung Aegyptens,  Chema  genannt.  Als  Plutarch  nach  der  Bedeutung 
dieses  Wortes  fragte,  zeigte  man  ihm  das  Schwarze  im  Auge.  Es  war  eine 
witzige  Hieroglyphe  für  „dunkel,  schwer  einzusehen",  d.  h.  Geheimniss.  Die 
Orientalisten  bezeugen,  dass  jenes  Wort  im  Arabischen  dieselbe  Bedeutung 
habe.  Die  Nachbarn  mögen  es  von  den  Aegyptern  angenommen  haben.  Die 
Griechen  formten  es  nach  ihrem  Idiom  in  XrifisCa  um,  auf  welche  Art  nach 
dem  Zeugnisse  des  Zosimos  die  Scheidekunst  den  Namen  Chemie  erhalten 
hat**.    In  diesem  Ausspruch  waltet  subjective  Vorstellung  etwas  stark  vor. 


70  Ueber  Bedeutung  und  Herkunft 

bezogen  werden  kann,  ist  doch  nicht  beweisend.  —  Dass  Chema 
im  Arabischen  Verbergen  bedeutet,  ist  im  Zusammenhange  mit 
der  uns  jetzt  beschäftigenden  Frage  im  1 7  ten  Jahrhundert  hervor- 
gehoben worden:  von  Bochart,  welcher  daraufhin  die  Ansicht 
aussprach,  die  Bezeichnungen  Chemie  und  Alchemie  leiten  sich 
von  diesem  arabischen  Wort  ab  und  bedeuten  verborgene  Kunst  *^. 
Dass  die  Deutung  des  Wortes  Chema  als  Qeheimwissen  oder  ver- 
borgene Kunst  damit,  wie  dieses  Wort  und  das  abgeleitete  Chemia 
in  Zosimos'  Erzählung  vorkommt,  gut  stimmt,  ist  gewiss.  Aber 
so  weit  die  koptische  Sprache  schliessen  lässt,  hatte  die  ägyp- 
tische Sprache  ein  solches  Wort  mit  dieser  Bedeutung  nicht'»). 
Dass  die  Sprache  der  Araber,  welche  erst  viel  später  mit  solchem 
Wissen  wie  das  hier  in  Betracht  kommende  sich  beschäftigten, 
schon  vorZosimos'  Zeit  für  die  Aegypter  die  Bezeichnung  dieses 
Wissens  gegeben  habe,  ist  sehr  unwahrscheinlich,  und  damit  auch 
die  Richtigkeit  des  Versuches,  die  Erklärung  des  bei  Zosimos 
gebrauchten  Kunstausdrucks  in  solcher  Weise  weiter  zurückfiihren 
zu  wollen.  Es  könnten  doch  wohl  die  Araber  ein  Wort  Kema, 
welches  Verbergen  bedeutet,  schon  firüher  in  ihrer  Sprache  gehabt 
und  später  erst  nach   dem  Bekanntwerden  mit  der  Chemie  eine 


3^  A.  o.  (Anmerk.  19)  a.  0.,  p.  107  (ich  lasse  selbstverständlich  die  ara- 
bisch geschriebenen  Worte  weg):  Ab  Arabibus  Alchymia  non  scribitup,  ut 
Cbami  nomen  per  Cha,  sed  per  Cheph,  Unde  patet  origo  nominis  toties  qaae- 
aita  nee  dam  reperta.  Arabice  nimirum  chema  est  occultare.  Yerbura  ea 
significatioDe  in  usu  prima,  quarta  et  qainta  conjagatione.  Inde  igitar  Che- 
mia vel  Alchemia  est  ars  occulta.  Quo  non  potuit  dari  nomen  aptias,  sive 
rem  ipsam  respicias,  sive  docendi  modam.  Und  p.  108  hebt  Bochart  noch 
einmal  bei  einer  anderen  Erörterung  hervor:  Apparet  Alchemiam  Arabes  ab 
occultando  merito  nominasse. 

28)  Mein  College  F.  Hitzig  theilt  mir  hierüber  Folgendes  mit:  „Etwas 
wie  chema  =  occultare  existirt  im  Koptischen  nicht.  Verborgen  sein  heisst 
dort  hep.    Dagegen  bedeutet  hime  o.  shime,  himi  o.  sbimi   Weib.  —  Katna 

ist  arabisch  bedecken;  aber  kimijä kann  grammatisch  nicht  davon 

abgeleitet  werden.  In  das  Koptische  sind  wohl  einzelne  arabische  Wörter 
übergegangen;  aber  das  Koptische  ist  kein  semitischer  Dialect,  und  kama 
verbergen  eignete  auch  dem  Altägyptischen  schwerlich".  Derselbe  Gelehrte 
macht  mich  auf  das  sanskritische  hema  Gold  aufmerksam;  aber  dieser  Wink 
enteieht  sich  bei  mir  weiterer  Verfolgung. 


des  Wortes  Chemie.  71 

ähnlich  klingende  Bezeichnung  derselben  {Kimija)  angenommen 
haben,  ohne  dass  die  letztere  in  irgend  näherer  Beziehmig  zu  dem 
ersteren  stünde  29). 

Est  ist  im  Vorhergehenden  immer  das  Wort  Chemie  gebraucht 
worden,  wie  wenn  es,  und  nicht  Chymie  oder  Chimie,  die  ur- 
sprüngliche Schreibart  uns  gäbe.  Dass  das  erstere  Wort  die  äl- 
teste Form  der  Bezeichnung  der  Kunst  erhalten  habe,  behauptete 
mit  grosser  Zuversicht  Salmasius^®),  auf  seine  Kenntniss  der 
Schriften  älterer  griechischer  Alchemisten  und  der  Schriftsteller, 
bei  welchen  der  Kunst  Erwähnung  geschieht,  sich  stützend; 
ebenso   Conring^^),    und   in  neuerer   Zeit   A.  v.  Humboldt^^) 


^)  Mein  College  G.  Weil  theilt  mir  auf  meine  Anfrage  folgende  Auskunft 
mit:  „Nicht  Chema  oder  Chama,  sondern  kema  oder  kama  bedeutet  im  Ara- 
bischen occultare.  Das  Wort  Chemie  heisst  im  Arabischen  kimija  und  mit 
dem  Artikel  Alkimija.  Manche  wollen  dieses  Wort,  das  schon  bei  Schrifk- 
stellem  des  dritten  Jahrhunderts  mohammed.  Zeitrechnung  vorkommt,  als  ein 
arabisches  ansehen,  das  von  genanntem  Zeitwort  hergeleitet.  „Verborgenes  = 
die  Keuntniss  des  Verborgenen"  bedeuten  soll.  Andere  Lexicogi'apbeu  be- 
haupten, es  sei  aus  dem  Hebräischen  entliehen  und  bedeute  „gewiss  von  Gott" 
d.  h.  eine  göttliche  Wissenschaft  (man  müsste  das  hebr.  Wort  in^^p"^?  in  "^rp  = 
denn,  wahrlich,  o  für  ya  =  von,  und  n*^^  =  Gott  auflösen).  Wieder  andere 
sagen  einfach,  kim\ja  sei  ein  griechisches  Wort.  Dass  das  AI  nur  Artikel 
ist,  wird  von  Allen  zugegeben  und  es  kann,  wenn  das  Wort  arabisch  sein 
soll,  auch  nicht  zur  Wurzel  gehören**. 

^)  Plinianae  exercitationes  in  Solini  polyhistora,  P.  11  [Parisiis  1629], 
p.  1097:  Mirum,  chymiam  et  chymistas  hodie  passim  vocari,  qunm  veteres 
eam  scientiam  /ri^BHtv  ubique  nominent,  et  j^'j/ifvuxTji^.  Zosimus  Panopolita 
Caput  habet  ntql  xflf^^vtiTtfjg.   Et  Mosern  prophetam  citat  iy  ;|fiy/i£f;r*xp  avytci» 

|c* .  Suidas  xvf*^*^^  vocat    Item  Johannes  Antiochensis  — Cur   igitur 

chymiam  et  alchymiam  dicimus?  Salm as ins  hatte  namentlich  Handschriften 
der  Pariser  Bibliothek  eingesehen.  Zosimi  liber  Tie^i  ;^i}/i£VT»x^(  wird  auch 
von  Reinesius  (Variae  Icctiones  [Altenburgi  1640],  p.  380)  und  von  Grüner 
[Zosimi  de  zythorum  confectione  fragmentum  [Solisbaci  1814],  p.  8),  welche 
beide  namentlich  die  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift  studirt  hatten  und 
als  Basis  ihrer  Angaben  haben,  so  angeführt. 

5^)  Co n ring  sagt  in  seiner  Schrift  De  Hermetica  medicina  (p.  15  der 
Ausgabe  von  1648  wie  der  von  1669),  wo  er  davon  handelt,  was  chemiae  no- 
mine bezeichnet  gewesen  sei:  ita  loquor,  non  chymiae:  exemplo  graecorum 
chemicorum  omnium,  qui  in  hoc  ordine  sunt  antiquissimi. 

32)  Kritische  Untersuchungen  u.  s.  w.  (vgl.  Anmerk.  23),  S.  513:  „Die 
Form  /v/ue^,  welche  einige  Gelehrte  an  die  Stelle  von  x'if*^^9  XVf*^^  und 


72  Lieber  Bedeutung  und  Herkunft  '^ 

u.  A.  ^^.  Die  hier  in  Betracht  kommenden  Schriftsteller  sind  in- 
dessen meistens  relativ  neuere,  und  die  Schreibart,  die  sie  hatten, 
kann  die  zu  ihrer  Zeit  übliche  angeben,  ohne  dass  dies  nothwen- 
dig  die  ursprüngliche  gewesen  wäre.  Und  ebenso  wird  darauf, 
welche  Schreibart  die  Handschriften  bieten,  von  Einfluss  gewesen 
sein,  wie  man  zu  der  Zeit,  wo  sie  gefertigt  wurden,  das  betreffende 
Wort  sprach  oder  schrieb.  Uebereinstimmung  in  der  Schreibari 
würde  allerdings  dafür  sprechen,  dass  dieselbe  auch  die  ursprüng- 
liche sei.  Aber  die  Schreibart  in  den  Handschriften  ist  nicht  eine 
übereinstimmende.  Nicht  etwa  nur  haben  die  eines  für  diese 
Betrachtung  neueren  Schriftstellers,  bei  welchem  das  betreffende 
Wort  vorkommt,  als  Varianten  für  xriiisla  oder  XW^  siMoh  ^vfirfa, 
XBi^ela  u.  a.,  sondern  auch  in  denen  der  älteren  griechischen  alche- 
mistischen  Aufsätze  kommt  das  Wort,  und  von  ihm  sich  Ablei- 
tendes, verschieden  geschrieben  vor,  und  namentlich  anders  ge- 
schrieben, als  dies  nach  Salmasius'  so  bestimmter  Angabe  zu 
erwarten  wäre  **).    Xriyi  -  -  als  Anfang  des  Wortes  ist   hiemach 


Xflfievt^xT}  setzen  wollten, ist   in  die   Ausgaben   des  Suidai nur 

durch  einen  Fehler  des  Abschreibers"   [„in  Folge   falscher  Aussprache^,  be- 
merkt hierzu  Ideler]  „gekomm en*'. 

SS)  XrifACa  ist  die  in  neueren  Ausgaben  von  Schriften  und  Anfuhrungen 
von  Stellen,  welche  das  Wort  enthalten,  wohl  gewöhnlicher  gebrauchte  Form. 
In  der  Hase-Dindorf  sehen  Ausgabe  von Stephani  Thesaurus  linguae  graecae 
stehen  (Vol.  VIII  [Paris  1866],  p.  1772)  jedoch  ;^v/u€to,  XW^^^^  /«»ne^a  wie  alle 
berechtigt  neben  einander;  so  hatte  diese  Wörter  auch  Du  Gange  in  seinem 
Glossar,  ad  scriptores  mediae  et  infimae  graecitatis  (T.  II  [Lugduni  1668], 
p.  1772)  zusammengestellt. 

^)  Dass  in  der  S.  66  besprochenen  Stelle  des  Plutarch  may  Xti^lav  zu 
lesen  habe,  ist  unbestritten.  Aber  schon  in  dem,  was  Stephanus  Byz an- 
tin us  bezüglich  der  Benennung  Aegyptens  angiebt,  findet  man  auch  '^B^fio- 
X^ff^ioi  geschrieben  (vgl.  S.  68,  Anmerk.  24).  Dass  für  die  Stelle  des  Geor- 
gios  Synkellos,  wo  Zosimos'  Erzählung  der  Sage  über  den  Ursprung  der 
Chemie  mitgetheilt  wird,  Xü/ia  und  Xv/iefa  als  Varianten  für  Xri/^ä  und  Xtj- 
(Ät(a  notirt  sind,  wurde  schon  S.  10,  Anmerk.  12  erinnert;  und  in  der  Stelle 
desselben  Schriftstellers,  wo  von  des  Africanus  Schriften  die  Rede  ist  (vgl. 
S.  41,  Anmerk.  8),  findet  man  auch  /v/i«t;r«x(]Dy  in  der  Goar' sehen  Ausgabe 
ohne  Angabe  einer  Variante  (so  giebt  das  Wort  in  dieser  Stelle  auch  Eöchly 
an  S.  42,  Anmerk.  10  a.  0.,  S.  6;  ;|rv^*xd>»'  und  xw^*^^  findet  man  dafür 
da,  wo  diese  Stelle  citirt  wird,  auch  gesetzt).  Wie  x^f*^^  und  /««/ueAt  für 
/ij/if^a  in  zwei  das  Wort  enthaltenden  Stellen  des  Suidas  als  Varianten  figu- 
riren,  vgl  Bernhardy's  Ausgabe  von  Suidae  Lexicon  s.  v.   Jiqag  u.  J^oxXij^ 


des  Woi-tes  Chemie  73 

nicht  so  sicher,  dass  man  es  als  festen  Ausgangspmikt  der  Ab- 
leitung und  Deutung  festhalten  müsste  und  diese  an  irgend  ein 
ebenso  beginnendes  griechisches  Wort  anlehnen  könnte;  wie  dies 
von  Salmasius  geschehen  ist,  welcher  allen  Ernstes  der  Ansicht 


xBarög;  bei  dem  Worte  Xi^fie/a  ist  nur  die  Variante  Xi;^^  angegeben,  aber  far 
dieses  Wort  wird  anch  die  Sciu'eibart  der  ersten  Sylbe,  und  dass  in  ihr  ein  17  ste- 
hen mnss,  doroh  die  Reihenfolge  der  Worte  im  Lexicon  festgestellt  (Als  Coiyeo- 
tnr  ist  aber  auch  hier  xvfiBla  für  /i^^e/a  gesetzt  worden ;  ygl.  S.  65  o.  Anmerk.  40.) 
—  BeEüglich  des  Vorkommens  der  Form  x^f*^  i°  ^^^  Handschriften,  welche  die 
älteren  griechischen  alchemistischen  Aufsätze  enthalten,  habe  ich  mir  nicht 
besonders  Notizen  gemacht  und  kann  desshalb  hier  nur  Weniges  anfahren. 
Die  fiv&txij  x^f*^  vrird  von  anderer  unterschieden  von  Steph^nos  in  einem 
Briefe  an  Theodoros,  und  zwar  giebt  das  Wort  X'^f*^  ^^  geschrieben  Fa- 
hr icius  nach  der  Abschrift  einer  Pariser  Handschrift  (Bibl.  gr.  Vol.  XU 
[Hamburgi  1724],  p.  769),  und  Grüner  wohl  nach  der  Altenburger  o.  Go- 
thaer Handschrift  (Isidis,  Christiani  et  Pappi  philosophi  jusjurandum  chemi- 
cam  [Jenae  1807],  p.  23);  x^f*^^  ^^^  hier  allerdings  J.  L.  Ideler  (Physici  et 
medici  graed  minores,  Vol.  II  [Berolini  1842],  p.  208),  doch  ohne  dass  sich 
ersehen  Hesse,  auf  Grund  welcher  Handschrift.  Moses  werde  bei  Olympio- 
doros  genannt  als  ngoq^rjttjg  h  tp  olxBdg  ;|fv^st;r«xg  xdl^e^^  sagt  Grüner 
(a.  e.  a.  0.,  p.  15);  dieselbe  Stelle  giebt  Fabricius  (a.  e.  a.  0.,  p.  762)  an- 
scheinend einem  anonymen  Aufsatz  entnommen,  während  Salmasius  (vgl. 
Anmerk.  30)  —  wohl  dieselbe,  aber  von  ihm  dem  Zosimos  beigelegte  Stelle 
im  Auge  habend  —  die  Schreibart  iy  x^fABvtkKr^  awidU*  hat.  *H  dXtj^^vrj  xai 
fAvaxtxrj  x^f*^^  "mrd  genannt  im  Anfang  eines  alchemistischen  Aufsatzes  des 
Kosmas,  und  diese  Schreibart  x^h^  haben  Fabricius  (a.  a.  0.,  p.762)  auf 
Grund  der  Abschrift  einer  Pariser  Handschrift,  Hof  er  (Histoire  de  la  chi- 
mie,  2.  äd.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  294)  nach  der  Pariser  Handschrift  2249  und 
Bandini  nach  einer  Florentiner  Handschrift  (Catalogus  codicum  graecorum 
bibliothecae  Laurentianae,  T.  UI  [Florentiae  1770],  p.  3&6).  Anonyme  Aufsätze  ^ 
nsql  /ivatixijg  ;|ft;^£^af  (Höfer  a.  e.  a.  0.,  p.  301),  ne^l  ;|rv^£i;T«an^f  (Bandini 
a.  e.  a.  0.,  p.  856),  nsgi  Xid^ov  /v/isvr^x^^  (ebendaselbst)  kommen,  mit  dieser 
Schreibart  des  uns  jetzt  beschäftigenden  Wortes,  auch  vor.  —  XtfAsUi  kommt 
in  einer  Schrift  des  Olympiodoros  in  einer  Pariser  Handschrift  nach  Hö- 
fer (vgl.  Anmerk.  43)  vor.  Nach  einer,  in  einer  Handschrift  der  Marcus- 
Bibliothek  erhaltenen  Inhalts-Uebersicht  einer  älteren  Sammlung  griechischer 
alchemistischer  Aufsätze  (vgl.  im  Anhange  zu  Bernard's  Ausgabe  Falladii 
de  febribus  [Lugduni  Batavorum  1745],  p.  114)  war  in  dieser  auch  enthalten 
^B^axXeiov  ßaaiXitag  nsQl  x^f***^  ^Q^^  Mö&saToy  IsQdQxoy  tijg  äytäg  nöksu^g; 
mehr  als  diese  üeberschrift  ist  mir  aber  von  diesem  Aufsatze  nicht  bekannt. 
Chimia  sollen  die  Handschriften  der  Astrologie  des  Julius  Maternus 
Firmicus  haben;  ygl.  S.  45.  Den  Laut  t  in  der  ersten  Sylbe  hat  das  Wort 
auch  in  der  arabischen  Sprache;  vgl.  Anmerk.  29.  —  Bezüglich  der  Schreib- 
art  jff^^i}  und  /«»/icvt^c  vgl.  auch  S.  57. 


74  lieber  Bedeutung  und  Herkunft 

war,  die  Bezeichnung  unserer  Wissenschaft  könne  sich  von  xrj(iri 
(v.  ;cati/o  o.  ;|^a<Jxa);  das  Gähnen  oder  Klaffen)  herleiten  ^^). 

Andere  Ableitungen  des  Wortes  Chemie  sind  denn  auch  ver- 
sucht worden,  und  namentlich  die  von  xvco  o.  x^^  -  flüssig  machen, 
schmelzen,  ist  eine  vor  längerer  Zeit  bereits  als  möglich,  in  neue- 
rer Zeit  noch  als  mindestens  ziemlich  sicher  betrachtete  gewesen. 
Als  eine  der  wahrscheinlicheren  Ableitungen  des  Wortes  Chymie 
betrachtete  sie  schon  der  1493  verstorbene  Ermolao  Barbaro^^), 
ihrer  gedenket  im  Anfange  des  17ten  Jahrhunderts  Libavius^^, 
ihrer  dannVossius*®),  A.  Kircher  ^^)  U.A.  Aemilius  Portus*®) 
betrachtete  diese  Ableitung  so  bestimmt  als  die  richtige,  dass  er, 
wo  bei  Suidas  das  Wort  XW^^^  vorkommt,  dafür  xt;ft£/a  setzen 
zu  sollen  glaubte.  —  In  unserer  Zeit  hat  Höfer  ^^)  wieder  diese 


^)  Plinianae  exercitationes  (vgl.  Anmerk.  80),  p.  1097:  ünde  xrifiBla  haec 
(ars  auri  et  argen ti  conficicndi)  appellata?  Omnium  rerum  quae  ad  hancscien- 
tiam  pertinent  vocabula  ab  neu  et  consuetudine  communi  submovenint  aucto- 
res  8ui  et  peculiarem  »ibi  dialectum  vindicarunt  boHs  mystis  tanti  arcani  in- 
tellectam.  Fomaculam  fortean  sive  caminum  in  quo  argentnm  et  aurum  funde- 
batur  quod  ore  hianti  et  patulo  esset,  XWV^  vocaverunt,  id  est  /d^rxovaai^. 
Der  Gedanke  ist  später  kaum  weiterer  Berücksichtigung,  höchstens  vorüber- 
gehender Erwähnung  werth  erachtet  worden. 

8«)  Vgl.  die  Anmerk.  44. 

87)  Vgl.  Anmerk.  45. 

38)  Vgl.  S.  65. 

39)  Mundus  subterraneus  L.  XI,  c.  1  (T.  II,  p.  232  der  Amsterdamer  Aas- 
gabe von  1665,  T.  II,  ^.250  der  Ausgabe  von  1678):  Alchymiae  nomen  mixto- 
barbarum  ab  articulo  al  Arabicis  omnibus  nominibus  praefigisolito,  et  Graeco 
Xve^y  deductum,  omnibus  populis  et  nationibus  propra  juris  factum  est.  Qui 
vero  purum  id  Arabicum  nomen  volunt,  illi  illusi  videntur,  nomine  Arabico 
Alchymie,  quo  in  libris  Arabum  nil  frequentius  est,  et  a  Graecis,  uti  innu- 
mera  alia  passim  occurrentia,  mutuatum  est. 

^0)  Lambecii  Commentariorum  de  bibliotheca  caesarea  vindobonensi  L.  VI., 
ed.  Kollarii  [Vindobonae  1780],  p.  395:  Aemilius  Portus  in  scholio  suo  ad  hunc 
Suidae  locum  [wo  XtjfisCa  als  r}  toi^  oiQyvQov  xai  /^vaoi).  xata<r9i§vi^  erklärt 
wird]  improbat  scripturam  higus  vocis  per  rj  in  prima  syllaba,  et  contra  con- 
tendit  scribendum  esse  XvfieCa  per  v,  tanquam  a  verbo  XtBky^  {andere,  resol- 
vere,  unde  et  verbum  est  Xvfji(J^Bky,  Des  Aemilius  Portus  Ausgabe  des 
Suidas  mit  lateinischer  Uebersetzung  und  Anmerkungen  erschien  1619. 

")  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  226  und  im  Wesent- 
lichen ebenso  1.  öd.,  T.  I  [Paris  1842],  p.  219.  Es  ist  die  Rede  vom  Ursprung 
des  Wortes  Chemie.   Nach  Erwähnung,  wie  dieses  Wort  in  der  von  Zosimos 


lies  Wortes  Chemie.  75 

Ableitung  als  die  richtige  hingestellt,  gestützt  auf  eine  Stelle  in 
einer  Schrift  des  (gegen  das  Ende  des  zweiten  und  im  Anfang 
des  dritten  Jahrhunderts  lebenden)  Alexander  von  Aphrodi- 
Sias,  in  welcher  x^ixa  ogyava^  Schmelz-Geräthschaften,  erwähnt 
werden;  diese  Worte  betrachtete  er  als  den  Schlüssel  dazu  ab- 
gebend, welche  Ableitung  dem  Worte  Chemie  zukomme. 

Schmelz -(jeräthschaften  sind  nun  gerade  noch  nicht  noth- 
wendig  chemische^').  Aber  auch  abgesehen  von  dieser  Bemer- 
kung ist  wohl  die  leiztbesprochene  Deutung  des  Wortes  Chemie 
nicht  als  erwiesen  zu  betrachten;  Uöfer  selbst  hat  sie  nicht  fest- 
gehalten sondern  geradezu  auch  die  andere  Ansicht  ausgesprochen: 
das  Wort  Chemie  könne  nicht  von  x^^  abgeleitet  werden,  auf 
Grund  des  Vorkommens  der  Schreibart  ;|^tfi£/a  in  den  alchi- 
mistischen Commentarien  des  Olympiodoros,  wie  sie  eine  Pa- 
riser Handschrift  hat  ^3). 


erzählten  Sage  (vgl.  8.  9  f.)  yorkommt,  geht  Hof  er  zu  der  Besprechung  über, 
wie  dasselbe  bei  Alexander  von  Aphrodisias  und  bei  Julius  Mater- 
nus  Firmicus  (vgl.  S.  43  ff.)  vorkomme:  Mais  voioi  deux  auteurs,  l'un  du 
IV«  et  l'autre  du  V«  siecle  [beide  lebten  früher],  qui  designent,  pour  la  pre- 
miere  fois,  en  termes  non  equivoques  la  science  dont  nous  avons  enirepris  de 
tracer  lliistoire.  Le  premier  est  Alexandre  d'Aphrodisie,  celebre  commen- 
tateur  des  oeuvres  d'Aristote.  Dans  le  manusorit  grec  du  Commentaire 
des  mSUorologiques  (ms.  n^  1880,  in-4^,  de  la  Biblioth^ue  imperiale  de 
Paris),  il  est  question,  ä  propos  de  la  fusion  et  de  la  calcination,  d'instruments 
chimiques  ou  chyiques,  fol.  156  :  J«d  /t;«xc5v  6Qyuy(oy  ktpofiiytay,  (Le  texte 
grec  de  ce  manuscrit  diff^re  notablem ent  de  la  traduciion  laiin e,  imprimoe  a 
Venise  en  1548,  in-40).  Le  creuset  (rr;y«vov),  destine  k  faire  fondre  des  m6- 
taux,  etait  un  de  ces  instruments.  Les  mots  ;^t;»xa  SQyctyuj  employ^s  par 
Alexandre  d'Aphrodisie,  nous  donnent  en  meme  temps  la  veritablo  clef  de 
Petymologie  du  mot  chimie,  sur  lequel  on  a  tant  discute.  Ce  mot  viont 
eyidemmcnt  de  //w  (/€i5w),  couler,  fondre.  De  la  /i;*xa  ou  x^f^^^^  oQyttyttj 
instruments  chyiques  ou  chymiques. 

^^  Dies  ist  auch  der  Grund,  wesshalb  ich  dieser  Angabe  da  nicht  erwähnt 
habe,  wo  das  erste  Vorkommen  des  Wortes  Chemie  oder  eines  unmittelbar 
damit  zusammenhängenden  besprochen  wurde. 

*3)  Histoire  de  la  cbimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  275  bei  Besprechung  dessen,  was 
Olympiodoros  mittheilt:  ün  peu  plus  loin,  Olympiodore  donne  posi- 
tivement  ä  Vart  sacre  le  nom  de  chimie  {xexQv/nfiiyij  tix^^  ^^  /♦i"*^«Oi  ™it 
der  Anmerkung:  Cette  orthographe  est  ä  remarquer:  eile  montre  que  le  mot 
chimie  ne  saurait  deriver  de  /ci'w.  —  Aber  Du  Gange  (Glossarium  ad  scri- 
ptores  mediae  et  infimae  graecitatis  [Lugduni  1668],  T.  II,  p.  1772  und  Grü- 
ner (Isidis,  Christiani  et  Pappi  philosophi  jusjurandum  chemicum  [Jenael807], 


76  üeber  Bedeutung  und  Herkunft 

Von  x^i'^^Sy  Flüssigkeit  o.  Saft,  sei  das  Wort  Chymie  oder 
Chemie  herstammend,  haben  Manche  behauptet.  Diese  Ableitung 
betrachtete  als  eine  mögliche  schon  Ermolao  Barbaro^^)  im 
löten  Jahrhundert;  es  gedenket  ihrer  Libavius*^)  im  Anfang  des 
17ten  Jahrhunderts;  sie  verwarf  Salm as ins *6),  und  als  unrich- 
tig ist  sie  bis  in  die  neueste  Zeit  betrachtet  worden,  wo  A.  v. 
Humboldt  auch  rein  sachliche  Bedenken  gegen  sie  geäussert 
hat,  deren  Gewicht  indessen  von  ihm  wohl  etwas  zu  hoch  ge- 
schätzt worden  ist  ^7). 


p.  30)  haben  hier  andere  Schreibart;  Olympiodoros  nennt  nach  dem  Er- 
steren  triy  xexQVfifiiytjv  tix^rj'^  tryj  /v/ie/«;,  nach  dem  Letzteren  rijg  xt' 
jueiag, 

**)'Hermolai  Barbari in  Dioscoridem  CoroUariorum    Libri   quinque 

[Coloniae  1530],  f.  73  r^  :  Qui  metallicas  species  adulterant,  et  chymistae  a 
fundendo  appellantur,  sive  a  saccis  quos  herbarum  maxime  conquirunt,  immu- 
tant rebus  nomina  etc. 

**)  Commentarioram  Alohymiae  Pars  I.  [Francofurti  ad  Moenum  1606], 
p.  77,  nach  Besprechung  anderer  Ableitungen  des  Wortes:  Alii  naQu  to  /2)- 
yat  seu  a  fundendo  liquandoque  deducunt.  Adversarius  quidam  noster  ad 
Xvfiby  confugiebat,  quod  alchymistae  succos  spectarent  et  in  his  solummodo 
elaborarent.  Retinemus  nomen  alchymiae,  sive  a  suoco,  sive  eliquatione  et 
extractione  essentiarum,  per  ignem,  reseratis  fundendo,  putrefaciendo,  et  aliis 
modis  compagibus  integrorum  illud  sit  adepta  haec  scientia. 

*^  Plinianae  exercitationes (vgl.  Anmerk.  30),  F.  11 ,  p.  1097  nach 

Besprechung  anderer  Ableitungen:  Ut  ut  sit,  dno  t&y  x^f^^y  non  est  deducta 
XvfAB^a  vel  xw^^^' 

^^  Nach  der  Besprechung,  dass  die  Form  x^f^^^^  ^^r  durch  einen  Fehler 
des  Abschreibers  an  die  Stelle  von   x^^^^^  ^^  ^^^  Handschriflen  gekommen 

(vgl.  Anmerk.  32),  fahrt  Humboldt  (Kritische  Untersuchungen ,  S.  513) 

fort:  „Die  Alchimie  hat  mit  den  Metallen  und  ihren  Oxyden  begonnen,  und 
nicht  mit  den  Pflanzensaften **  („eine  Ansicht,  die  auch  Zoega  (de  origine  et 
usu  obeliscorum,  IV,  2,  5,  not.  88,  p.  525)  theilte^  bemerkt  hierzu  Ideler). 
Aber  wenn  das  der  ganze  Einwurf  wäre,  welche  man  gegen  die  Form  /i;- 
fABCa  und  die  eben  in  Rede  stehende  Ableitung  des  Wortes  Chemie  machen 
könnte,  so  würde  er  nicht  aufrecht  zu  erhalten  sein  dem  gegenüber,  wie  ge- 
rade in  den  älteren  alchemistischen  Schriften  Pflanzensäfle ,  oder  doch  mit 
dem  Namen  von  Pflanzensäften  bezeichnete  Präparate,  als  Metall  Verwandlungs- 
mittel besprochen  und  für  die  Ausübung  der  Alchemie  in  den  Yordergnmd 
gestellt  werden.  Vgl.  die  später  folgenden  Abschnitte  über  Democrit  und 
Synesios.  Aus  dem  Commentar  des  Letzteren  zu  der  gewöhnlich  als  Phy- 
sica  et  mystica  betitelten  Schrift  des  Ersteren  will  ich  indessen  schon  hier 
folgende  Stelle  anfuhren,  wo  sich  Benennungen  von  Pflanzen  resp.  Pflanzen- 
säfben  zusammengestellt  finden.     Synesios  spricht  zu  dem  Dioscoros  über 


des  Wortes  Chemie.  77 

Dass  das  Wort  Chemie  oder  Chimie  von  dem  Namen  des  Be- 
gründers dieser  Kunst  oder  einer  frühen  Autorität  in  derselben: 
Chimes,  Chymes  oder  Chemes  abgeleitet  sei,  ist  endlich  auch 
behauptet  worden.  Danach,  wie  einige  spätere  Schriftsteller  *®)  sich 
über  die  Nennung  dieses  Namens  in  älteren  Schriften  aussprechen, 
wäre  anzunehmen,  sie  komme  hier  häufiger  vor.  Aber  so  sehr 
zahlreich  sind  die  Stellen  in  den  Schriften  der  älteren  griechischen 
alchemistischen  Schriftsteller,  nach  dem  was  mir  über  diese  be- 
kannt geworden  ist,  doch  nicht,  in  welchen  sich  dieser  Chimes  ge- 
nannt findet.  Aus  den  Schriften  des  Zosimos  hat  Salmasius^^) 
einige  solche  Stellen  mitgetheilt,  und  er  betrachtete  es  als  zuläs- 
sig, die  Bezeichnung  Chemie  von  dem  Namen  dieses  Mannes  ab- 
zuleiten. Bei  Zosimos,  Olympiodoros  und  Stephanos 
werde  dieses  Chemis  oder  Chimes  erwähnt,  sagt  Beinesius^^, 


das,  was  Democrit  als  zur  Goldbereitung  dienlich  genannt:  'Oqu  tesq  n&q 
ev^iüjg  avyfj^e  röi  &ioQtCf4<^  XQV^^M^^^^  *"'  slnthy,  Tä  (fe  Iv  Cf^/uotg  bIcI  t«ö- 
T«'  iitQ6iitog  xtXCxtog,  dQtaToXox^a,  xyCxov  äyd^og,  äyayaXXidog  äyd-og,  tfjg  t6  xvü- 
yeoy  äy&og  ix^vcYig  (Fabricii  Bibliotheca  graeca,  Vol.  VIII  [Hamburgi  1717], 
p.  244;  nach  der  da  abgedruckten  lateinischen  üebersetzung  des  Pizimenti: 
Yide  enim  quomodo  statim  conjunxit,  cum  distincta  rerum  explicatione  usus 
esset,  cum  dixerit:  Quae  vero  in  liquoribus,  haec  sunt:  crocus  cilicius,  aristo- 
lochia,  flos  cnici,  flos  anagallidis,  quae  cyaneum  fert  florem);  xä  iy  CfofioTg, 
nicht  iy  jjfv^or^,  kommt  auch  soiist  noch  im  griechischen  Texte  dieser  Schrift 
des  Synesios,  wie  ihn  Fabricius  giebt,  vor  (z.  B.  a.  e.  a.  0., .p.  236). 

^^)  Namentlich  Salmasius,  Reinesius  und  Conring  in  den  gleich  an- 
zuführenden Stellen. 

*ö)  Plinianae  exercitationes (vgl.  Anraerk.  80),  P.  II,  p.  1097  sq.  Aue- 
tores illius  artis  [chemiae]  graeci  Xv/nijy  quemdam  vel  XC/ur^y  prophetam  no- 
mine miris  laudibus  celebrant,  et  inter  praecipuos  nominant,  qui  divinam 
haue  scieutiam  reperenint  et  amplificarunt.    Zosimus   Panopolita:   Xv^irig  <fi 

xahbg  anBq)riy(ito  y  Vy  yuQ  tb  näy,  xal  cT»'  avtoi^  t6  näy  yiyoye  — [Noch 

zwei  Stellen,  wo  XCfjirig  genannt  wird,  werden  angeführt.]  Nihil  nocet  credere 
ab  hoc  Chime-vel  Cheme  propheta,  ut  alibi  vocatur,  XyjfiSKty  dictam  esse. 

w)  In  seinem  1634  abgegebenen  Gutachten  über  die  in  der  Altenburger 
o.  Gothaer  Handschrift  enthaltene  Sammlung  griechischer  alchemistischer 
Aufsätze;  gedruckt  enthält  dasselbe  Cypriani  Catalogus  codicum  manuscri- 
ptorum  bibliothecae  Gothanae  [Lipsiae  1714],  p.88  sqq.  (in  lateinischer  üeber- 
setzung auch  Fabricii  Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  748  sqq.). 
Hierin  (p.  93)  wirft  Reinesius  dem  Henr.  Salmuth,  welcher  in  der  zweiten 
Hälfte  des  16tcn  Jahrhunderts  lebte  und  einen  Gommentar  über  den  Pancirollum 
de  rebus  deperditis  et  recens  inventis  geschrieben  hat,  hier  begangene  Irrthümer 
vor:  „item  das  er  Ghanoth  nennt,  dessen  wahrer  nähme  Ghemis  oder  Ghimes,  von 
welchem  auch   die   Kunst  ihren  nahmen    bekommen,   und   welches   Zosimus, 


78  üeber  Bedeutung  und  Herkunft 

\?elcher  jene  Ableitung  geradezu  anerkennt  und  auf  den  Zu- 
sammenhang dieses  Namens  mit  Cbemmis  und  Cham  hinweist. 
Dass  Chimes  von  dem  Stephanos  citirt  werde,  ist  auch  sonst 
noch  hervorgehoben  worden '^^).  Dass  jene  Ableitung,  deren  auch 
Vossius^*)  gedacht  hat,  richtig  sein  könne,  bestritt  Conring***)? 
und  ich  wüsste  nicht,  dass  in  neuerer  Zeit  noch  an  ihr  festge- 
halten worden  sei. 

Zu  solcher  Yerschiedenartigkeit  der  Ansichten  bezüglich  des 


Olympiodorus,  Stephanus,  als  eines  gar  alten  propheten  und  lehrers  geden- 
cken.  Dieses  Chemis,  welcher  in  der  lehre  de  principiis  dem  Parmenidi  nach- 
gefolget,  wie  Olymp,  f.  173  schreibet,  nähme  ist  eben  der,  mit  welchem  einer 
aus  den  Aeg3rpti8chen  Pharaonen  beim  Diod.  Sic.  1.  I.  Chemmis,  und  des  Pa- 
triarchen Noae  Sohn  Cham,  qui  et  Chamephes,  ist  genennet  worden:  der  hat 
mit  seinen  nachkommen  Aegypten  nach  der  Sündflut  zum  ersten  beherrschet, 
und  von  seinem  nahmen  haben  auch  die  aegyptischen  Priester  und  gelehrten 
das  Land  in  ihren  verborgenen  Schrififten  Chemiam  genennet,  wie  Plut.  de 
Iside  etOsiride  meldet**.  Auch  sonst  noch  wird  bei  Beinesius  (Yariae  lectio- 
nes  [Altenburgi  1640],  p.  155),  da  wo  besprochen  wird  dass  die  älteren  Leh- 
rer der  Alchemie  Aegypter  gewesen,  Chimes,  quem  n^ofpi^tfjy  adpellant,  pri- 
mus  omnium  genannt.  —  Der  Ansicht,  der  als  Begründer  oder  Beförderer  der 
Chemie  genannte  Chemes  sei  mit  Noah's  Sohn  Cham  identisch,  war  auch 
Lambeck;  vgl.  a.  o.  (Anmerk.  40)  a.  0.,  p.  396  und  seinen  da  citirten  Pro- 
dromus  historiae  literariae  L.  I,  c.  4,  $.  3. 

öl)  Darauf  hat  Fabricius  (ßibl.  gr.,  Vol.  XII  [Hamburg!  1724],  p.  695) 
aufmerksam  gemacht,  unter  Verweisung  auf  des  Pizimeuti  Uebersetzung  der 
Schrift  des  Stephanos  (welche  zusammen  mit  der  von  des  Democrit  Phy- 
sica  et  mystioa  1573  zu  Padua  publiciret  worden;  vgl.  den  Abschnitt  über 
Democrit),  f.  60.  Hier  steht  allerdings,  in  dem  letzten  der  neun  Stücke,  aus 
welchen  sich  die  Schrift  des  Stephanos  zusammensetzt:  Unus  enim  est 
serpens,  qui  duas  habet  compositiones,  et  rubiginem.  Unum  enim  est  totum, 
ob  quod  sunt  omnia.  etsi  totum  non  haberet  totum,  nihil  totum  esset,  ait 
maximus  Chimes.  Den  griechischen  Text  dieser  Stelle  giebt  Ideler  in  seiner 
Ausgabe  der  Schrift  des  Stephanos  (Physici  et  medici  graeci  minores, 
Vol.  II  [Berolini  1842],  p.  246)  vrie  folgt:  Big  yuQ  iaxhv  6  o^tg  6  l^x^^  ^«  ^^^ 
avv&ifÄtaa  xai  xbv  iöy,  iV  yuQ  rb  näy  cf#'  ov  tb  näy  dvyatbg  x^f^^^  •  *«•  ^^ 
fAT]  tb  näy  txoi  t6  Trav,  ov^ey  rb  näy  ^rjaiy  6  näy  dvynzbg  /«/U»?«. 

ß2)  Vgl.  oben  S.  65. 

ßs)  De  Hermetica  mediciha,  p.  19  der  Ausgabe  von  1648,  p.  18  der  von 
1669:  Obiter  meretur  observari,  irustra  esse  qui  hodie  /i^^e/in;  vocem  a  quo- 
dam  eherne  propheta  aegyptio  censent  derivari  aut  a  vocula  graeca  XW^' 
postquaro  veram  ejus  originationem  nos  docuit  ipee  Zosimus,  utut  fabulis 
nixus.  Et  vero  propheta  ille  quem  hi  innuunt,  non  Xi'jfAtjg  sed  XC^tjg  con- 
stanter  in  graecis  illius  artis  monumentis  nuncupatur. 


des  Wortes  Chemie.  79 

Ursprungs  des  Wortes  Chemie  kommt  nun  noch  die  bezüglich  der 
Ableitung  des  Wortes  Alchemie.  Denn  dass  das  letztere  Wort 
aus  dem  Worte  Chemie  oder  einem  ähnlich  klingenden  und  dem 
arabischen  Artikel  al  zusammengesetzt  sei,  ist  zwar  die  am  Oef- 
testen  ausgesprochene  und  auch  wohl  die  wahrscheinlichste  An- 
sicht, aber  keineswegs  die  einzige.  —  Dass  die  Sylbe  Äl  im  Wort 
Alchemie  der  arabische  Artikel  sei,  vielleicht  einem  ursprünglich 
griechischen  Worte  vorgesetzt,  war  schon  im  Anfang  des  17ten 
Jahrhunderts,  wo  Libavius*^)  ihrer  erwähnt,  eine  gewöhnliche 
Erklärung.  Sie  hat  dann  auch  Vossius^^),  sie  A.  Kirch  er '^^. 
Ais  dem  Artikel  wie  dem  Hauptworte  nach  der  arabischen  Sprache 
angehörig  betrachtete  Bochart^O  das  Wort  Alchemie.  Dass  die 
erste  Sylbe  des  Wortes  der  arabische  Artikel  sei,  anerkannten  in 
der  neueren  Zeit  u.  a.  Schmieder^^,  A.  v.  Humboldf^^  und 


^)  Commeiitariorum  Alohymiae  (vgl.  Anmerk.  45)  P.  I.,  p.  77:  In  Babylo- 
niii,  Chaldaea,  Persia,  Arabia,  Aegypto  etc.  asitatum  faisso  id  nomen  (alohy. 
miae)  ex  Avicenna  et  Mesue  discimus,  apud  qnos  invenitor,  idque  etiam  ex  ara- 
bico  articulo  al  conjiciunt  eraditi,  ut  sit  ex  diversis  lingais  consuta  nota,  cu- 
jus altera  pars  x^l^^">  ^^^  XV/^^^^^t  ^^^  (nam  vane  scribunt)  /v/i^a,  aut  x^^- 
fuCa,  a  graeco  sermone  non  est  allen a.  —  Ich  will  hier  doch  bemerken,  dass 
für  die  mir  bekannten  lateinischen  Uebersetzungen  der  Schriften  Geber 's  (von 
den  arabischen  Handschriften  weiss  ich  Nichts)  das  Vorkommen  des  Wortes 
alchymia  o.  alchemia  im  Texte  mir  nicht  erinnerlich  ist  (nostra  scientia,  nobi- 
Ussima  scientia,  divina  scientia,  haec  ars  u.  dgl.  sind  hier  die  gewöhnlicher 
gebrauchten  Bezeichnungen);  aber  in  die  Ueberschriften  der  einzelnen  Schriften 
und  auf  die  Titel  der  Ausgaben  hat  man  das  Woi*t  oft  gesetzt. 

^^)  Vgl.  oben  S.  65. 

^)  Vgl.  Anmerk.  39. 

^'j  Vgl.  oben  Anmerk.  27,  aber  auch  die  zunächst  folgenden.  Grässe 
hat  in  seinem  Lehrbuch  einer  allgemeinen  Literargeschichte  (I.  Bds.  L  Abth. 
[Dresden  u.  Leipzig  1837],  S.  498)  Folgendes  bezüglich  der  Chemie  und  Al- 
chemie: „Der  Name  zeigt  schon,  wann  beide  Wissenschaften  entstanden  sind, 
nämlich  im  4.  Jahrhundert  n.  Chr.,  denn  beide  stammen  von  dem  arabischen 
Worte  AXxtfÄia  (d.  h.  die  verborgene  Kunst)  her;  cf.  Herbelot  Orient.  Bibl.  üb. 
V.  Schulze  Th.  IIL  p.  154  sq.,  Hecker  Geschichte  d.  Heilkde.  Th.  I.  p.  41", 
wo  mir  das,  was  beweisend  sein  soll,  unverständlich  ist. 

ß«)  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  1 :  „Man  nannte  diese  Lehre 
Alchemie  (von  /ly^c/«)  oder  Alchymie  (von  ;|fü/ud^),  beides  mit  dem  arabischen 
Prafixo  al«. 

59)   Kritische  Untersuchungen (vgl.  Anmerk.  23),  Bd.  I,   S.  510  f.: 

„Geraume  Zeit  vor  der  Ankunft  der  Araber  in  Aegypten  und  selbst  lange 
vor  der  Zeit,   wo   dieses  Volk  die  Wissenschaften   zu  pflegen  begann,    findet 


80  lieber  Bedeutung  und  Herkunft 

Höferß<*).  —  Aber  auch  als  ein  nicht  zusammengesetztes  Wort  war 
Alchemie  oder  Alchymie  schon  zu  Libavius'**)  Zeit  betrachtet 
worden,  etwa  in  dem  Sinne  dass  es  eines  gewissen  Alchymus 
Kunst  bedeute.  —  Als  zusammengesetzt,  aber  als  aus  aksy  Salz, 
und  x^^y  schmelzen,  gebildet,  war  das  Wort  Alchemie  schon  vor 
Quercetanus^^)    betrachtet   worden   und    wurde  es  namentlich 


man  bei  den  griechischen  Schriftstellern  die  Wörter  Alchimie  und  Älmanach, 
Bei  dem  ersteren  ist  die  einfachste  Annahme  die,  dass  die  Kopisten  den  ara- 
bischen Artikel  dem  durch  den  Itacismus  aus  XrifiCa  und  Xrjfieia  gebildeten 
Worte  Chimie  beigefügt  haben".  Ich  wüsste  doch  nicht,  dass  das  Wort  Al- 
chimie in  einer  Handschrift  eines  griechischen  alchemistischen  Aufsatzes  vor- 
käme. 

^)  Histoire  de  la  chimie,  1.  6d.,  T.  I,  p.  220;  2.  ed.,  T.  I,  p.226,  wo  von 
dem  Vorkommen  des  Wortes  Alchemiae  in  der  Astrologie  des  Julius  Ma- 
ternus  Firmicus  (vgl.  oben  S.  43)  die  Rede  ist:  II  y  a  dans  le  texte  de 
ce  traitc  d'astrologie  une  multitude  de  termes  greos  ou  latins  aocoles  a  des 
mots  d'origine  chaldeenne  on  persane.  G'est  ce  qui  explique  dans  le  mot 
alchimie  l'emploi  de  l'article  al;  wozu  er  noch  anmerkt  (ich  lasse  die,  in  mir 
f^mden  Sprachen  geschriebenen  Worte  weg):  L'article  hebreu  on  chal- 
deen  ha  est  une  abreviation  de  hal;  eu  arabe  al, 

^1)  Ein  Kapitel  de  notatione  et  significatu  alchymiae  beginnt  Libarius 
im  ersten  Buche  seiner  Commentariorum  (vgl.  Anmerk.  45;  P.  I,  p.  76  sq.): 
Alchymiae  nomen  scribitur  interdum  sine  aspiratione  alcymia,  vel  alkymia 
{dXxvfiitt)  putatque  qui  rosarium  philosophomm  compilavit,  graeoum  esse,  in 
qua  lingua  significet  transmutationem.  Sed  origine  et  forma  ista  num  grae- 
cum  sit,  dubitamus  neque  agnoscunt  id  ejus  linguae  periti,  quanquam  concedi 
queat,  irrepsisse  aliunde,  et  audito  artem  transmutatoriam  intelligi,  licet  vox 
interpretatione  sua  aliud  designet.  Nonnulli  fuisse  quendam  Alchymum,  seu 
inventorem,  seu  celebratorem  istius  scientiae  tradunt,  a  quo  traxorit  postea 
appellationem,  ut  sit  ars  Alchymi,  quomodo  alias  vocatar  ars  Hermetis.  Dor- 
nesius  vocabulum  alkymia  interpretatur  medicina  in  onomastico.  Auf  welches 
Rosarium  philosophomm  Libavius  hier  Bezug  nimmt,  weiss  ich  jetzt  nicht; 
so  titulirter  alchemistischer  Schriften  gab  es,  im  13  ten  Jahrhundert  und  nach- 
her, eine  ziemliche  Anzahl  (vgl.  in  LengletduFresnoy's  Histoire  de  la 
Philosophie  hermetique  [ä  la  Haye  1742]  die  da  T.  III,  p.  400  und  inSchmie- 
der's  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832]  die  da  S  610  angeführten  Stellen). 
Der  dem  Albertus  Magnus  beigelegte,  auch  in  die  Jammy'sche  Gesammt- 
ausgabe  seiner  Werke  (Lugduni  1651;  T.  XXI)  aufgenommene  Libellus  de 
alchimia,  welchen  indessen  auch  ich  jetzt  als  untergeschoben  betrachte,  ent- 
hält, da  wo  besprochen  wird  unde  oriantur  metalla,  die  Stelle:  Alchimia  est 
ars  ab  Alchimo  inventa,  et  dicitur  ab  archymo  graecc,  quod  est  massa  latine. 

*^2)  Joseph  du  Chesne,  geboren  1521  zu  Armagnac  in  der  Gascogne, 
Leibarzt  Heinrich's  IV.,  gestorben  zu  Paris  1609,  war  einer  der  Bedeu- 
tendsten unter  denen,  welche  sich  damals  zu  des  Paracelsus  Lehre  be- 
kannten. 


/' 


des  Wortes  Chemie.  81 

durch  den  Letzteren  ^^).  —  Und  endlich  hat  noch  der  Umstand, 
dass  an  der  Stelle  von  Alcheinie  auch  Archcniie  gesprochen  und 
geschrieben  wurde  ß^),  die  letztere  Form  als  eine  ursprüngliche  be- 
trachten und  sie  als  Ausgangspunkt  für  die  Deutung  des  Wortes 
benutzen  lassen;  schon  um  das  Ende  des  löten  Jahrhunderts  war 
Coelius  Ehodiginus^^)  der  Ansicht,  dieses  Wort  sei  aus  agyv- 
qIov  xriiitLa  zusammengezogen,  wogegen  sich  noch  Vossius  (vgl. 
S.  65)  aussprach;  noch  in  der  neueren  Zeit  wurde  eine  Deutung 
des  Wortes  Archemie  versucht  ^^.  Auch  sonst  noch  scheint  diese 
Form  zu  Variationen  der  Benennung  der  Metallveredlungskunst 
benutzt  worden  zu  sein,  auf  weicheich  nicht  weiter  eingehen  kann®^). 


^)  Libayius  fahrt  unmittelbar  nach  der  in  Anmerk.  61  mitgetheilten 
Stelle  fort:  Alius,  quod  salem  fusilem  putet  artis  materiam  esse,  hal  ohemiam 
nuncapat,  qnasi  Balis  iusoriam  dicas.  Hoc  et  Quercetano  non  disciplicuit. 
Gegen  Qneroetanus  sprach  sich,  was  diese  Ableitung  des  Wortes  Alchemie 
betrifft,  Yossius  aus;  vgl.  oben  S.  65. 

^)  Infimae  Graeciae  auctores  'Aqxw^^^  nuncupant.  Patrum  quoque  no- 
strorum  aevo  Archemia  dicebatur  et  Archemista,  sagte   Salmasius  (Plinia- 

nae  exercitationes P.  II,  p.  1097).    Aber  so   gewöhnlich   war   doch  bei 

den  späteren  griechischen  Schriftstellern  die  Form  aQXVl^^"  nicht  (mir  ist 
über  ihr  Vorkommen  bei  den  griechisch  schreibenden  Alchemisten  überhaupt 
Nichts  bekannt  geworden),  wie  man  dies  nach  dem  ei warten  könnte,  was 
A.  V.  Humboldt  (Kritische  Untersuchungen  —  —  Bd.  I,  S.  511),  auf  Sal- 
masius a.  e.  a.  0.  sich  berufend,  sagt:  „Man  darf  nicht  vergessen,  dass  man 
bei  den  auctores  infimae  graecitatis  statt  a^xrifieCa  stets  aQx^f^^^^  findet,  und 
dass  sich  diese  Form  des  Wortes  geraume  Zeit  hindurch  im  Mittelalter  er- 
halten hat.  Im  Französischen  schrieb  man  ehemals  arquemte  (Steph.  Thes.)**. 
[Roquefort,  Glossaire  de  la  langue  Romane,  1808,  Vol.  1,  p.  90;  im  Proven- 
zalischen  arkemino,  bemerkt  hierzu  I de  1er.]  —  —  „Muss  man  diese  Form 
des  Wortes  der  häufigen  Vertauschung  der  Buchstaben  l  und  r  zuschreiben, 
oder  haben  die  Araber  ein  von  ihnen  in  Aegypten  vorgefundenes  Wort  ara- 
hisirt?^.  Dass  die  neueren  Griechen  das  Wort  Aicliemie  durch  Vertausch  des 
l  mit  r  corrumpirct  hätten,  warLambeck's  Ansicht  (Commentariorum  —  — 
[vgl.  Anmerk.  40]  L.  VI.,  p.  396).  Eine  auch  hier  in  Erinnerung  zu  bringende 
Stelle  aus  einer  dem  Albertus  Magnus  beigelegten  Schrift  vgl.  in  An- 
merk. 61. 

^)  Lud.  Coelius  Rhodiginus  war  zu  Rovigo  1450  geboren,  lehrte  zu 
Mailand  und  Padua,  starb  am  letzteren  Orte  1520.  Seine  Antiquae  lectiones 
sind  wohl  das  Werk,  in  welchem  sich  die  von  Vossius  bestrittene  Ansicht 
findet 

^^  Es  könne  aus  ars  chymiae  verderbt  sein,  meint  J.  L.  Idelor  in  einer 
Bemerkung  zu  Humboldt' s  Kritischen  Untersuchungen Bd.  I,  S.  511. 

87)  In  des  Augustinus  Pantheus  (eines  (leistlichen  zu  Venedig)  Schrift 

Kopp,  B«itr.  X.  Gresch.  d.  Chem.  Q 


82  (Jeber  Bedeutung  und  Herkunft  des  Wortes  Chemie. 

Was  hier  zusammengestellt  und  erinnert  wurde,  zeigt  uns, 
wie  unsicher  die  Ableitung  und  Deutung  des  Wortes  Chetnie  noch 
ist.  Gewiss  ist,  dasi|  der  Gebrauch  eines  solchen  Wortes,  um  das 
Arbeiten  auf  Metalle  zu  bezeichnen,  sich  nicht  vor  Zosimos 
zurückverfolgen  lässt;  wahrscheinlich  ist  mir  noch^^),  dass  m^Bia 
die  älteste  Form  ist  und  aus  dieser  erst  später  xvyLBia  u.  a.  wurde, 
und  kaiun  einen  Zweifel  habe  ich  daran,  dass  das  Wort  Alchemie 
das  schon  früher  gebrauchte  Wort  mit  dem  arabischen  Artikel  ist. 
Dass  diese  Ansichten,  der  grösseren  Unsicherheit  andersartiger 
gegenüber,  jetzt  als  die  sicherer  begründeten  zu  betrachten  sind, 
geht  wohl  aus  dem  Vorstehenden  hervor.  Aber  Alles,  was  eine 
weitere  Rückwärtsverfolgung  der  Kunstbezeichnung  Chemie  und 
die  sprachliche  Deutung  dieses  Wortes  betrifft,  ist  ganz  unsicher. 


de  arte  et  theoria  transmntationis  metallorum  (zuerst  1530,  daun  noch  öfter 
gedruckt;  vgl.  Gmelin's  Gescluchte  der  Chemie,  Bd.  1,  S.  298;  Schmie- 
der's  Geschichte  der  Alchemie,  S.  260)  scheint  Alchymie  die  falsche  Metall- 
veredlungskunst  zu  bezeichnen,  die  wahre  als  Archimia,  archimica  ars,  Archi- 
magia,  Yoarchadumia  u.  a.  bezeichnet  zu  werden.    Ich  schliesse  es   aus  dem 

von  LibaviuB  (Commentariorum P.  L,  p.  77)  Bemerkten,  welcher  gegen 

den  Pantheus  polemisirt. 

ö8)  Ich  hatte  schon  in  meiner  Geschichte  der  Chemie,  IL  Theil  [Braun- 
schweig 1844],  S.  3  ff.  mich  für  diese  Ansicht  ausgesprochen;  Einzelnes  der 
da  versuchten  Begründung  findet  in  der  oben  gegebenen  ausführlicheren  Er- 
örterung Berichtigung. 


Ueber  frühe  Beschäftigung  mit  Alchemie  in  Aegypten. 


Nach  Aegypten  als  dem  Lande,  von  wo  das  Wort  Chemie 
in  Verbindung  mit  Astrologie  den  Römern  zukam,  wurden  wir 
oben  (S.  53  f.)  hingewiesen ;  mit  dem  Namen  Aegyptens  selbst  steht 
der  Name  Chemie  in  Beziehung  (vgl.  S.  66).  Dass  in  Aegypten 
schon  früh  Chemie  in  der  Richtung  als  Alchemie  betrieben  worden 
sei,  war  Etwas  im  Mittelalter  ziemlich  allgemein  Geglaubtes;  be- 
wiesen würde  es  sein,  wäre  fiir  einige  Schriften,  welche  sich  über 
eine  frühe  Beschäftigung  mit  Chemie  in  der  eben  angedeuteten 
Richtung  in  Aegypten  bestimmt  aussprechen,  ein  so  hohes  Alter 
unzweifelhaft,  wie  man  es  ihnen  manchmal  beigelegt  hat  oder  wie 
es  auch  mir  als  ihnen  zukommend  wahrscheinlich  ist.  Einige 
Unterstützung  könnten  jenem  Glauben,  zusammen  mit  Ande- 
rem gleich  zu  Erinnerndem,  die  Aussagen  späterer  Schriftsteller 
geben,  wenn  diese  von  dem  Vorhandensein  alchemistischer  Bestre- 
bungen in  Aegypten  zu  ganz  bestimmter  Zeit  sprechen;  zu  frühe- 
rer Zeit,  als  für  welche  sonst  die  Existenz  jener  Bestrebungen  in 
diesem  Lande  aus  anderen  Beweisen  erhellt.  Ich  will  hier  zunächst 
die  Aussagen  besprechen,  welche  in  diesem  Sinne  gedeutet  worden 
sind. 

Die  Chronik  des  Johannes  von  Antiochien  (im  7ten  oder 
in  der  ersten  Hälfte  des  8  ten  Jahrhunderts?)  erwähnt  —  nach  dem 
uns  erhaltenen  Auszuge,  welchen  Constantin  Porphyrogen- 
netos  (im  lOten  Jahrhundert)  veranstaltete  — ,  dass  Diocletian 
in  Aegypten  die  alten  Bücher  über  die  Chemie  des  Silbers  und 
des  Goldes  (ptEQL  x^l'^^S  ctgyvgov  aal  xqvöov)  habe  aufsuchen  und 

6* 


84  Ueber  frühe  BeschSftigiinpr 

verbrennen  lassen,  um  den  Aegyptei  ii  die  Mittel  zur  Widersetzlich- 
keit gegen  die  Römer  zu  nehmen^).  Das  hier  Berichtete  ist  un- 
verändert in  des  Suidas  (gegen  das  Jahr  1000)  Wörterbuch  über- 
gegangen, wo  es  sich  unter  dem  Worte  .^LoxkritLavog^)  findet; 
weiter  aber  giebt  noch  einmal  Suidas  in  seinem  Wörterbuche 
unter  dem  Worte  Xrj^eln  an:  Chemie  sei  die  Anfertigung  von  Sil- 
ber und  Gold;  die  von  den  Alten  geschriebenen  Bücher  über 
diese  Kunst  habe  Diocletian  nach  Unterwerfung  der  ägyptischen 
Rebellen  aufsuchen  und  verbrennen  lassen,  damit  den  Aegyptem 
die  Mittel  zu  Reichthum  und  nochmaliger  Widersetzlichkeit  ge- 
nommen seien 3).  Der  Aufstand  der  Aegypter  wurde  durch  Dio- 
cletian im  Jahre  296  niedergeschlagen.     Kein  dieser  Zeit  näher- 


')  Polybü,  Diodori  Siculi  —  —  excerpta  ex  coUeotaneis  Constantini  Por- 
phyrogenetae  ed.  H.  Valesius  [PariBÜs  1634],  p.  834.  Ich  setze  die  Stelle 
mit  der  a.  e.  a.  0.  p.  835  gegebenen  lateinischen  Uebersetznng  hierher:  Jto- 
xXriztttyog  f^yijfi^  ^ni  oQyfi  zcby  nSQt  ti]y  olqx^v  ysoftSQ^a&itntay  negi  tr]y  Atyv- 
ntoy^  ov  fÄSZQttog  or(fi  rjfiiQiog  tw  XQUTety  dnsxQrjatcTOf  dXXcc  nqoyqaipaiq  te  xai 
g)6yo§g  tcSty  iniatj/Lttay  fjiHtlytoy  inijXd-e  tijy  Alyvmoy.  oxe  &r]  xal  tu  neql  x^' 
fiiag  dqy^^ov  xal  /^vcoö  toig  ntcXatoTg  avT&y  yeyQtt/n/niyce  ßißXüc  dtSQBvytjad' 
fjLsyog  fxavffSy  n^og  tö  fitjxitt  nXoi^zoy  AlyvniCohg  fx  tijg  XMavtijg  neqyyCycad^fu 
ti/y^^y  /Mijtfi  jjf^j^^fiToiv  (ti'Toifg  S-a^^o(}yTag  neQhovaCff  toü»  Ao»77ot)  *^P(Ofnaio&g  dy- 
tm^siy.  DiocletianuB  infensus  Aegyptiis  ob  tumultum  quem  concitaverant, 
victoria  acerbe  usus  est,  totamque  Aegyptuni  gravibus  proscriptionibus  caedi- 
busque  foedavit:  sed  et  Jibros  a  veteribus  Aegyptiis  de  chemia  aori  et  ar- 
genti  conscriptos  cum  perquisisset,  igni  tradidit,  ne  ex  hujusmodi  arte  opes, 
et  ex  opibns  fiducia  atque  animus  ad  rebellandum  posthac  sappeterent  Aegyp- 
tiis. 

2)  T.  I,  Pars  T,  p.  1382  sq.  der  Bernhardy' sehen  Aasgabe. 

3)  Suidae  Lexicon,  ed.  Bernhardy;  T.  II,  Pars  TI,  p.  1629.  Ich  setze 
auch  diese  Stelle,  auf  welche  so  oft  Bezug  genommen  worden  ist ,  nebst  der 
da  sich  findenden  lateinischen  Uebersetznng  hierher:  Xfj/LieUt,  i]  toö  d^yv- 
Qov  xal  xa*^^^^-  XKTuaxevri'  ^g  tu  ß&ßX((c  dieQevytjaicfjeyog  6  J^ox^ijnayog  (xav- 
aey.  "On  cTiu  xä  yetaxeQ^c^iyja  Alyvnzioig  JtoxXtjZKtytp  zovtoig  dytjjniQiag  xid 
(poy&x(bg  f/^/Jö-wTo.  bze  dt]  xcu  zcc  negi  /i/^f/«?  XQ^^^*"'  *"'  aQyvQov  zoTg  nteXcu- 
oTg  avz(by  yeyQnfj/niya  ßtßXia  dteQBvytjauiLteyog  (xavce,  n^bg  zb  firjxizt  nXoOzoy 
Alyvnz(oig  tx  trjg  zotuvztjg  nQogyiyea&m  Tf/ri??,  /ufidi  XQW^'^^^  avzoi^g  dia^- 
^ovyzag  nsQ^ovaCq  zot^  Xotnoi} '^Pio/Ltnio^g  dyzcäQBhy.  Chemia,  ars  conficiendi 
argenti  et  auri.  chemicos  autem  libros  Diocletianus  perquisitos  combussit. 
Diocletianus  Aegyptiis,  quod  tumultum  concitaverant,  infensus  omni  acerbitate 
et  crudelitate  eos  vexavit:  quando  libros  ab  veteribus  de  chemia  auri  et  ar- 
genti conscriptos  cum  perquisisset,  igni  tradidit,  ne  ex  hujusmodi  arte  opes, 
ex  opibus  fidnciam  ad  rebellandum  posthac  Aegyptii  compararent. 


mit  Alchemie  in  Aegypten.  85 

stehender  Schriftsteller^)  erwähnt,  dats  Alchemie  den  Aegyptern 
damals  Mittel  zum  Widerstände  geboten  habe^)  und  Anweibungen 
zu  dieser  Kunst  ihnen  durch  Diocletian  in  der  angegebenen 
Weise  genommen  worden  seien;  und  schwerer  wiegt  dieser  Ein- 
wurf gegen  die  Glaubwürdigkeit  jener  Erzählung,  als  etwa  das 
Bedenken,  ob  es  nicht  näher  gelegen  hätte,  die  Schriften  zu  con- 
fisciren  und  ausnutzen  zu  lassen,  als  sie  zu  verbrennen^.  So 
schwer  wog  auch  mir  früher  dieser  Einwurf,  dass  ich  mit  An- 
deren^ jene  Erzählung  als  Nichts  beweisend  betrachtete®),  welcher 


*)  Danach,  wie  Paulus  Orosius  (L.  Vll.  Hietor.,  cap.  16  bei  Lenglet 
du  Fresnoy,  Hietoire  de  la  philosophie  hcrmetique  [ä  la  Haye  1742],  T.  I, 
p.  35;  VIII,  16  bei  Grässe,  Lehrbuch  einer  allgemeinen  Literärgeschichte, 
I.  BdB.  2.  Abth.  [Dresden  u.  Leipzig  1838],  S.  1199)  in  Beziehung  auf  diese 
Erzählung  vom  Diocletian  citirt  wird,  sollte  man  glauben,  sie  finde  sich 
schon  bei  diesem  Schriftsteller  in  der  ersten  Hälfte  des  5tcn  Jahrhunderts. 
Aber  Derselbe  hat  in  seinem  Geschichts werke  L.  VII,  cap.  16  überhaupt  Nichts 
Hierhergehoriges,  und  L.  VII,  cap.  25,  wo  von  der  Regierung  des  Diocletian 
gesprochen  wird,  über  das,  was  Letzterer  nach  der  Einnahme  von  Alexandria 
that,  nur  die  Angabe:  Sed  immoderata  victoria  usus  Alexandriam  direptioni 
dedit,  Aegyptum  totam  proscriptionibus  caedibueque  foedavit,  jedoch  Nichts 
von  der  Verbrennung  chemischer  Bücher  (Pauli  Orosii  ad  versus  paganos  histo- 
riarum  libri  VII;  ed.  Marcödurani  [Coloniae  1574],  p.  624). 

^)  Man  wird  daran  erinnert,  dass  im  14ten  und  löten  Jahrhundert,  bei 
den  Kriegen  zwischen  England  und  Frankreich,  die  Alchemie  Mittel  zur 
Kriegführung  gab,  durch  Anfertigung  von  goldähnlichem  Metalle,  welches 
gemünzt  wurde. 

*)  Diesen  Einwurf  und  dieses  Bedenken  hat  namentlich  Conring  geltend 
gemacht  (De  Hermetica  Aegyptiorum  vetere  et  Paracelpicorum  nova  medicina 
[Helmestadii  1648],  p.  23  sq.)  und  gegen  die  Bekämpfung  seiner  Ansicht  durch 

Borrichius   (Hermetis,   Aegyptiorum  et   chemicorum  sapientia [Haf- 

niae  1674],  p.  84  Fq.;  auch  De  orlu  et  progressu  chemiae  [Hafniae  1668], 
p.  88  sq.)  aufrecht  erhalten  (De  Hermetica  medicina  [Helmestadii  1669],  p.  26, 
441  sq.);  dann  auch  Wiegleb  (Historisch-kritische  Untersuchung  der  Alche- 
mie [Weimar  1777],  S.  162). 

7)  Schmieder  (Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  44)  z.B.,  welcher 
auch  des  Suidas  Erzählung  als  unverbürgt  und,  so  fern  man  sie  auf  eigent- 
liche Alchemie  gehend  betrachten  wolle,  innerlich  unglaubwürdig  ansieht, 
übrigens  doch  meint,  unter  Chemie  sei  wohl  in  jener  Erzählung  die  hütten- 
männische Zugutemachung  goldhaltiger  Erze  verstanden  gewesen,  und  Vor- 
schriften hierfür  möchten  auf   Diocletian's  Anordnung   vernichtet  worden 

sein. 

8)  Geschichte  der  Chemie,  IL  Theil  [Braunschweig  1844],  S.  151. 


86  lieber  frühe  Beschäiliguug 

übrigens  auch  in   neuerer  Zeit  noch  vielfach  .Glauben  geschenkt 
worden  ist^). 

Ich  bekenne,  dass  ich  jetzt  bezüglich  der  Frage,  was  aus 
dieser  Erzählung  auf  die  Betreibung  der  Chemie  oder  Alchemie 
in  Aegypten  im  3ten  Jahrhundert  geschlossen  werden  kann, 
weniger  sicher  zu  antworten  weiss,  als  dies  mir  früher  zulässig 
schien.  Es  bekundet  diese  Erzählung  jedenfalls  eine  im  8ten  bis 
loten  Jahrhundert  vorhandene  Tradition,  dass  in  Aegypten  mit- 
telst einer  als  Chemie  benannten  Kunst  Gold  und  Silber  darge- 
stellt worden  sei.  Das  ist  mir  jetzt  ganz  glaubhaft;  es  steht  mit 
dem,  was  wir  über  frühe  Ausübung  der  technischen  Chemie  und 
über  die  Bedeutung  des  Wortes  Chemie  in  älterer  Zeit  wissen  ^"), 
ganz  in  Einklang.  Auch  der  Befehl  zur  Vernichtung  der  Schriften, 
welche  Anleitungen  zu  dieser  Kunst  enthielten,  ist  Etwas  an  sich 
nicht  Unglaubhaftes.  War  diese  Kunst  den  Römern  eine  ganz 
fremde,  und  waren  die  Anleitungen  zu  ihr  ihnen  unverständlich 
und  werthlos,  so  erscheint  ein  Befehl,  diese  Anleitungen  zu  ver- 
nichten um  die  Mittel   der  Aegypter  zu  schmälern,  keineswegs 


P)  So  z.  B.  von  Ameilhon  (vgl.  im  Abschnitt  über  Democrit,  An- 
merk.  50),  von  Sprengel  (Geschichte  der  Arzneykunde,  3.  Aufl.,  IL  Theil 
[Halle  1823],  S.  219)  und  von  A.  v.  Humboldt  (Kritische  Untersuchungen 
über  die  historische  Entwickelung  der  geographischen  Kenntnisse  von  der 
neuen  Welt,  Bd.  I  [Berlin  1836],  S.  612).  So  sagt  auch  Grass e  (a.  Anmerk.  4 
a.  0.,  S.  1108  f.):  „Natürlich  existirten  über  diesen  wichtigen  Gegenstand" 
[die  Alchemie]  „auch  Schriften,  denn  sonst  hätte  Diocletian  nicht  296.  n.  Chr. 
den  Befehl  geben  können,  alle  in  Aegypten,  wo  der  Hauptsitz  dieser  Schatz- 
gräber war,  vorhandenen  alchemistischen  Bücher  zu  verbrennen".  und 
L.  F.  AI  fr.  Maury  in  seinem  Werke:  La  magie  et  Pastrologie  dans  Tan- 
tiquite  et  au  moyen  age  [Paris  1860],  p.  47:  Les  alchimistes  egyptiens  qui 
decouvrirent  par  la  pratique  bon  uombre  de  procedes  de  la  technologie  et  de 
la  metallurgie  modernes,  avaient  compose  des  traites  qui  faisaient  aussi  partie 
de  la  Bciunce  sacree.  On  a  retrouve  des  fragments  de  quelques-uns  de  ces 
ecrits  (Maury  meint  Handschriften,  wie  deren  eine  im  folgenden  Abschnitte 
besprochen  wird);  mais  de  bonne  heure,  ils  ont  du  devenir  tres-rares,  oar, 
U0U8  dit  Suidas,  Diocletien,  pour  punir  les  Egyptiens  de  s'etre  revoltes 
contre  les  lois  de  Rome,  fit  brüler  tous  les  livres  qu'avaient  composes  leurs 
ancctres  sur  la  chimie.  Nous  ne  pouvons  avoir  une  idce  de  leur  contenu  que 
par  des  contrefagons  grecques  posterieures  qui  en  ont  singulicrement  altere 
les  principee.  Es  ist  mir  unbekannt,  woher  Maury  das  von  ihm  Gesagte  so 
gewiss  weiss,  wie  es  hier  ausgesprochen  ist, 

10)  Vgl.  oben  S.  9  f.  und  55. 


mit  Alchemie  in  Aegypten.  87 

als  Etwas  so  Unwahrscheinliches^*).  —  Dass  kein  dem  Diocle- 
tian  näherer  Schriftsteller  dieses  Befehles  gedenkt,  ist  mir  auch 
nicht  mehr  so  beweisend  als  es  mir  früher  schien.  Den  Römern 
ganz  Fremdartiges  finden  wir  in  ihren  Schriften  oft  unerwähnt 
gelassen;  ich  brauche  nur  daran  zu  erinnern,  wie  auffallend  We- 
nige'*) unter  den  der  Stiftung  der  christlichen  Religion  der  Zeit 
nach  nahe  stehenden  römischen  Schriftsteller  über  diesen  Gegen- 
stand Etwas  melden.  —  Dafiir,  dass  das  jene  Schriften  der  Ae- 
gypter  betreffende  Decret  des  Diocletian  nicht  in  spätere  Samm- 
lungen von  Rechtsbestimmungen  aufgenommen  wurde  und  uns 
desshalb  nicht  erhalten  ist,  könnte  man  einen  Grund  darin  finden, 
dass  es  nur  ein  für  mehr  locale  Verhältnisse  erlassenes  war; 
ich  muss  es  dahin  gestellt  sein  lassen,  ob  ein  weiterer  Grund  da- 
fiir darin  gefunden  werden  könne,  dass  etwa  der  Inhalt  jener 
Verfügung  als  in  dem  von  Diocletian  gegen  die  Astrologen  und 
mystischen  üebelthäter  erlassenen  allgemeineren  Decrete  und 
namentlich  in  der  Bestimmung  über  die  Vernichtung  der  auf  solche 
Künste  bezüglichen  und  verbotenen  Schriften  *')  wesentlich  schon 
enthalten  zu  betrachten  gewesen  sei. 

Schwieriger  ist  es,  zu  entscheiden,  in  welchem  Sinne  die  xrj- 
fiicc  aQyvQov  xal  ;(rpv(Jot;   bei   Johannes   von  Antiochien,  die 


^^)  Durch  Nichts  gerechtfertigt  scheint  es  mir  zu  sein,  dem  Diocletian 
ein  so  wohlwollendes  Motiv  für  diese  Massregel  zuzutrauen,  wie  dies  Rausch- 
nick (Erschu.  Gruber's  Allgemeine  Encyclopädie  der  Wissenschaften  und 
Künste,  I.  Section,  XXV.  Theil  [Leipzig  1834],  S.  281)  gethan  hat:  „Daraul« 
(nach  der  Niederwerfung  der  ägyptischen  Rebellion)  „erliess  er  mehre  Ver- 
ordnungen zum  Besten  des  Volkes  und  Hess  alle  Bücher  über  die  Alchemie 
verbrennen,  angeblich,  damit  die  Aegypter  nicht  zu  reich  und  durch  ihren 
Reichthum  in  ihrer  Widersetzlichkeit  bestärkt  werden  möchten;  in  der  That 
woW  aber,  weil  er  das  Abgeschmackte  der  Alchemie  einsah  und  verhindern 
wollte,  dass  leichtgläubigen  Personen  die  Köpfe  dadurch  verwirrt  würden". 

12)  TacituB  (Annal.  L.  XV,  c.  44)  und  C.  Plinius  Caecilius  (Epist.  X, 
96  [al.  97];  kaum  ist  noch  Suetonius  (in  Nerone  c.  16)  zu  nennen.  Vgl. 
Gieseler's  Lehrbuch  der  Kirch  engeschichte,  3.  Aufl.,  Bd.  I  [Bonn  1831], 
S.  114  ff. 

13)  Cod.  Justin.  9.  tit.  18.  De  malefic.  et  mathem.  1.  2.  4.  —  Digest.  10. 
tit.  2.  Famil.  ercisc.  1.  4.  „Tantumdem  debebit  facere  judex  et  in  libris  im- 
probatae  lectionis  (magicis  forsan  et  his  similibus)  qui  protinus  corrumpendi 
sunt."    Vgl.  Sprengel  a.  e.  (Anmerk.  9)  a.  0.,  ll-  Theil,  S.  218. 


88  lieber  frühe  Bepchälligung 

;g?/fi£m  als  r)  tov  uQyvQov  x«i  ;|rpvöoi;  xataöxsvrj  bei  Suidas  ge- 
nannt ist:  ob  in  dem  Sinne  als  bergmännische  und  metallurgische 
Gewinnung  der  edlen  Metalle  oder  als  die  Gewinnung  derselben 
durch  alchemistische  Künste:  aus  Substanzen  welche  Niehts  davon 
enthalten ^^).  Es  lässt  sich  nicht  einmal  voraussetzen,  dass  jene 
Schriftsteller  das  Wort  Chemie  bewusst  in  dem  einen  oder  in 
dem  anderen  Sinne  gebraucht  hätten;  es  war  ihnen,  wie  die  ganze 
Nachricht,  wohl  Etwas  Ueberkommenes.  Desswegen  auch  ist  die 
Beachtung  des  Umstandes  hier  nicht  entscheidend,  dass  zu  den 
Zeiten  jener  Schriftsteller  bei  den  Männern  vom  Fach  Chemie 
Alchemie  bedeutete.  Dass  es  in  jener  Erzählung  die  metallur- 
gische Grewinnung  der  edlen  Metalle  bedeutet  habe^^),  könnte  als 
das  Natürlichere  erscheinen;  aber  dann  wäre  der  Befehl  des  Dio- 
cletian  schwerer  verständlich.  Dieser  scheint  auf  geheimniss- 
vollere Anleitungen  sich  bezogen  zu  haben,  und  dies  könnte  man 
für  die  Deutung  des  Wortes  Chemie  in  jener  Erzählung  als  Al- 
chemie geltend  machen,  zusammen  mit  dem  über  die  ältere  Bedeu- 
tung des  Wortes  Chemie  sonst  Berichteten*®),   dem  über  die  Be- 


1^)  Ktaaaxevi^  bedeutete  schon  vor  der  Zeit,  wo  die  oben  besprochenen 
Schriftsteller  schrieben,  auch  die  künstliche,  alchemistische  Darstellung  edler 
Metalle.  Die  ganz  alchemistische  Schrift,  welche  als  Sendschreiben  der  Isis 
an  ihren  Sohn  Horus  in  vielen  handschriftlichen  Sammlungen  griechischer 
alchemistischer  Aufsätze  vorkommt,  hat  jenes  Wort  in  dieser  Bedeutung.  Grü- 
ner (Isidis,  Christiani  etPappi  philosophi  jusjurandum  chemicum  [Jenae  1807], 
p.  15)  hat  ein  Fragment  aus  derselben  mitgetheilt,  worin  auch  davon  die  Rede, 
zu  erfahren  trjy  toi>  riXlov  xal  ({  (des  Goldes  und  Silbers)  xc(Taaxevr]y,  Dieses 
Fragment  findet  sich  nicht  so  (wenn  gleich  auch  Vieles  an  es  Erinnernde)  in 
dem  Texte  jenes  Sendschreibens,  wie  ihn  Höfer  (Histoire  de  la  chimie,  2.  ed., 
T.  I  [Paris  1866],  p.  530  ss.)  veröfientlicht  hat;  aber  auch  hier  handelt  es 
sich  ausdrücklich  negl  zijg  rot^  xqvaov  xttl  aqyvqov  xazaaxevijg.  —  Wie  aus 
Zinnober  durch  Erhitzen  desselben  mit  Eisen  vdQuQyvQog  axsvaCeta^,  Queck- 
silber zubereitet  wird,  wird  bereits  im  ersten  Jahrhundert  unserer  Zeit- 
rechnung bei  Dioskorides  in  dessen  Werk  ns^i  iJXrjg  iazQtxijg  (de  materia 
medica,  L  V,  cap.  110)  gelehrt.  Auch  hier  ist  darüber,  ob  das  Wort  cxevd' 
Ceti'  dem  Dioskorides  eine  Abscheidung  oder  eine  künstliche  Bildung  be- 
deutet habe,  nicht  zu  entscheiden;  man  kann  für  eine  frühe  Zeit  ans  ihr  an- 
gehörigen  Schriften  nicht  eine  sichere  Antwort  auf  Fragen  ableiten,  welche 
nach  der  Erkenntnissstufe  jener  Zeit  in  ihr  gar  nicht  bewusst  gestellt  wurden. 

1^)  Wie  Schmieder  annahm,  vgl.  oben  An  merk.  7. 

lö)  Vgl.  oben  S.  9  f.  u.  55. 


mit  Alchemie  in  Aegypten.  89 

arbeitung  chemischer  Aufgaben  bei  den  Aegyptern  in  früher  Zeit 
sonst  Bekannten ,  dem  endlich,  \7ie  wenigstens  ein  Theil  dieser 
Beschäftigung  als  Geheimkunst  uns  geschildert  wird,  und  zwar 
von  Solchen,  welche  über  die  alchemistische  Production  der  edlen 
Metalle  geschrieben  haben,  und  im  Zusammenhange  damit.  Aber 
wenn  es  auch  wahrscheinlich  sein  mag,  dass  die  Chemie  der  älte- 
ren Aegypter,  mindestens  in  den  ersten  Jahrhunderten  unserer 
Zeitrechnung,  schon  alchemistische  Bestrebungen  eingeschlossen 
habe,  so  ist  doch  ein  eigentlicher  Beweis  dafür  nicht  erbracht. 

'  Technisch-chemische  Kenntnisse  waren  bei  den  Aegyptern  frühe 
schon  hoch  geschätzt.  Diodor  von  Sicilien  (um  30  v.  Chr.)^') 
berichtet  als  eine  Nachricht  der  Aegypter,  schon  zu  der  Zeit  des 
Osiris  und  der  Isis  seien  Anstalten  zur  Gewinnung  von  Gold  und 
Silber  in  der  Thebais  errichtet  gewesen ,  und  Derselbe  ^^  hat  uns 
die  Beschreibung  erhalten,  welche  Agatharchides  von  Knidos 
(im  2ten  Jahrhundert  v.  Chr.)  davon  gegeben  hatte,  wie  die  Kö- 
nige Aegyptens  an  den  Grenzen  nach  Arabien  und  Aethiopien 
hin  Gold  gewinnen  liessen,  mit  der  Bemerkung,  die  Errichtung 
dieser  Werke  sei  uralt  und  die  Könige  der  Vorfahren  seien  die 
Urheber  derselben.  Theophrastos  von  Eresos  (etwa  370  bis 
288  V.  Chr.  lebend)  spricht  von  einem  künstlichen  ägyptischen  Blau 
und  sagt,  dass  die,  welche  die  Thaten  der  ägyptischen  Könige 
beschreiben,  auch  angeben,  welcher  König  zuerst  künstliches 
Blau  durch  Nachahmung  des  natürlichen  dargestellt  habe^^.  Pli- 
nius'<>)  berichtet,  dass  man  in  Aegypten  in  wunderbarer  Art  zu 
färben  wisse:  man  bestreiche  die  Zeuge  nicht  mit  Farben,  sondern 
mit  Präparaten  welche  die  Farbe  an  sich  ziehen  (non  coloribus, 
sed  colorem  Sorben tibus  medicamentis);  die  dann  noch  ungefärbten 


17)  BißX^odi^xr)  tato^ixi^  L.  I,  c.  15  (Vol.  I,  p.  26   der  Eichstädt'schen 
Ausgabe). 

18)  Daselbst  L.  III,  c.  11  sqq.  (Vol.  I,  p.  310  sqq.  der   Eichst&dt'schen 
Ausgabe). 

19)  negl  X£&ti}y  (T.  I,  p.  700  der  Schneid  er 'sehen   Ausgabe   der  Werke 
des  Theophrastos). 

20)  Historia  naturalis  L.  XXXV,  c.  42  (Vol.  IX, p.  539 sq.  der  Franz'sohen 
Ausgabe). 


90  üeber  frühe  Beschäftigung 

Zeuge  werden  in  siedende  Farbebrühe  getaucht  in  einem  Augen- 
blicke gefärbt  und  zwar  mit  verschiedener  Farbe,  je  nach  der 
Art  des  angewendeten  Präparates.  Zeugnisse  dafür,  wie  weit  es 
die  Aegypter  in  früher  Zeit  in  der  Bereitung  von  Farben,  der 
Darstellung  von  gefärbtem  Glase  und  manchen  anderen  Produc- 
ten  der  technischen  Chemie  gebracht  hatten,  liegen  uns  noch  vor. 
Vielleicht  war  die  Darstellung  der  kostbareren  technisch- 
chemischen Producte  überhaupt  ein  Hoheitsrecht  oder  die  Geheim- 
kunst ^^)  Eines  Standes;  sicherer  war  Beides  1/ezüglich  der  Ge- 
winnung der  edlen  Metalle  der  Fall.  Für  den  König  arbeiteten 
nach  Agatharchides  die  Sträflinge  und  Kriegsgefangene  in  den 
Gold  werken;  hier  war  allerdings  von  alchemistischer  Thätigk6it 
nicht  die  Bede.  Aber  als  auf  diese  sicli  beziehend  hat  man  öfters  22) 
eine  merkwürdige  Stelle  gedeutet,  welche  sich  in  einem  Commen- 
tar  des  Olympiodoros  zu  einer  Schrift  des  (wohl  nicht  später 
als  im  4ten  Jahrhundert  lebenden)  Zosimos  findet;  sie  ist  wieder- 
holt, von  Fabricius'^),  Gruner^^)  und  Höfer^'»)  veröffentlicht 
worden.  Hiemach  sagte  Zosimos  in  seiner  Schlussschrift  an  die 
Theosebia*®):    Alles  dem  König  in  Aegypten  Zustehende  habe 


21)  Die  Pnrpurfärberei  z.  B.;  vgl.  im  Abschnitt  über  Demokritos  das 
über  die  EinweihoDg  Desselben  in  das  ägyptisohe  Gebeimwissen  von  Syne- 
sios  Berichtete. 

'^'^)  So  z.  B.  auch  Fabricius  (Bibl.  gr..  Vol.  XII,  p.  771)  und  noch  Hö- 
fer (Ilistoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  275). 

^^)  Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII  [Hamburg!  1724],  p.  765,  nach  einer  ihm 
zugekommenen  Abschrift  einer  Pariser  Handschrift. 

2*)  Isidis,  Christiani  et  Pappi  philosophi  jusjurandum  chemicum  [Jcnae 
1807],  p.  10  sqq.,  namentlich  auf  Grund  der  Altenburger  o.  Gothaer  Hand- 
schrift. 

sr»)  Ilistoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  532  s.,  nach  zwei 
Pariser  Handschriften. 

2^)  Der  Text  dieses  Fragmentes   aus   OXv/jn^oddjQov TtQog    üeraaioy 

—  —  Big  To  x«i'  eyi(yyeKo^  Z(oa(/nov  öa«  dno  *^Eq/hoö  xal  z<hy  ^tkoad^tay  ^aay 
Elqrifjihyct  ist  an  den  drei  genannten  Orten  öfters  wesentlich  verschieden  mit- 
getbcilt;  Varianten  sind  noch  namentlich  von  Grüner  und  von  Hof  er  an- 
gegeben. Er  bietet  für  eine  genaue  üebersetzung  mehrfach  Schwierigkeiten; 
bezüglich  einzelner  Kunstausdrücke  lassen  auch  Gruner's  Versuche,  sie  zu 
deuten,  im  Dunkeln.  Ich  lasse  hier  die  Hauptstelle  aus  Grün  er 's  Schrift, 
mit  allen  Undeutlichkeiten  wie  sie  da  sich  finden,  folgen,  und  schalte  die 
wichtigsten  der  bei  Fabricius  sich  findenden  Varianten   in  Klammern   ein: 


mit  Alcbemie  in  Aep:yptcn.  91 

auf  gewissen  Künsten   (namentlich  auch   dno  täv  fpvöLXciv)  und 
dem  Sande  (tl^dmicav)  beruht;  die  sogenannte  heilige  Kunst,  näm- 


Zihai/nog  ini  rj  reXsütaitf  anoxii  nQog  SBoaißemv  notov/neyog  zoy  Xöyoy  (fri<fly^ 
öXov  xb  xflg  Aiyvnxov  ßatrCXeioy^  (h  yvycc$j  dno  x&y  &vo  xovxtoy  xe)(y&y  avyi- 
<rr»;xe,  täv  xe  xcQtx&y  xal  xS>y  g^^v(rixcby,  xttt  xQ>y  xJHc^fJioiy  [tüJ*'  xb  xtjQvxtoy 
xtti  x&y  (pvff&x(by  \p€cfj/j(oy  Fabr.,  was  auch  keinen  guten  Sinn  giebt;  statt 
xBQ^x&y  o.  xriQvx(oy  etwa  xitfAiytay  oder  /i;/^»xa)v  zu  vermuthen,  was  besser 
passen  würde,  hat  wenig  Werth].  ij  y«^  xuXovfÄtyij  &b£c<  t^/v»^,  xovxiaxty^  i] 
SoyfAtcXiXi]^  TiBQt  iqy  dtr^^oXoi^yxai'  {cnayxsg  ol  ^tiXoüiyXBg  xä  /c*^0T/i>}/i«Ta  [al. 
^BiqoxB^yrifAaXtt  vel  ^^BiQoxfÄtjxa  Fabr.]  unccyxa  xut  xäg  asacta/uCccg  [xäg  xirju^ag 
Fabr.J  rl/rag,  xäg  XBcaaQccg  q)f]f^l  doxoi>Gty  xi  noi^sly,  fxöyoig  i^B^ö&fj  xoTg  is- 
QBia^y.  i]  yuQ  (fva^xi]  ipiififxovqytxrj  ßaaiXiioy  ^jy,  &axe  xal  iccy  (Tv/ußjj  iBQia  rj 
ao(fby  XByöfjßyoy  ^Q/ut^yB^anyxcc  xä  ix  xiby  nuXuMy  ?j  dno  nQoyöytoy  fxXrjQoyö- 
firfCBy,  X{(1  l'/w»',  xai  id(6y  xrjy  yy&aty  (wxiby  xi^y  dx(i)Xvxoy  ovx  inolB^'  ix^juto- 
QBixo.  atansQ  yäg  ol  [h^fÄtoQBixo  yäQ  üJanB()  oi  Fabr.]  Tc/v/r«*  ql  tntaxdfAByoi 
ßitatXiXoy  xinxB$y  yö/uia/ua  ovx  ^f^f^^oTg  xvnxovaty,  tnBi  xifjttaqotiyXM^  ovxto  xai 
inl  xoig  ßaaiXBiGt  xiby  Alyvnxitay  ol  XB/yixat  xijg  l\pi^aB(og  ol  ^/o^te?  yy&a$y 
xijg  dfifÄonXvaCag  xai  dxQoXovaiag  [dxoXovO^Utg  Fabr.],  or/  lavxotg  kno(ovyy  oAil' 
Big  avxb  xoöxo  iaxqaXBTÖoyxo  [^iaXQuXBvoy  xb  Fabr.]  Big  xovg  0^ri<TavQOi>g  fQyaCö- 
fAByoi,  slxoy  de  xai  ld£ovg  dlQ^oyxag  iruxBifjiByovg  indyio  x<by  d^tjaavQcby  xai  dQ- 
X^GXqaXYjyovg^  xai  noXXr^y  xvQQuytqy  xi}g  kipritfBiog.  yö/nog  yäg  9jy  Jlyvnxloig  jui]- 

d(  iyyqäq)(ag  avxä  xiyit  ix<fi&öyai. fioyoig  &f  ^iovdaCoig  i^by  ^y  xaDxa  Xd- 

^Q((  noiBiyy    xai  yQcig^Biy,    xai   (xdidöyair. Höfer,    welcher  übrigens 

auch  noch  für  die  beiden  von  ihm  verglichenen  Pariser  Handschriften  we- 
sentliche Verschiedenheiten  fand,  giebt  den  Text  folgendermassen :  '0  Zwai- 
/uog  xoiyvy  iy  tJ  XBXBVXai(f  dnoxfij  nqbg  xrjy  SBoaißB^ay  notovfÄByog  xby  Xöyoy, 
(ffiaCy  oXoy  xb  xifg  Alyvnxov  ßaalXBtoy,  (L  yvya^,  dnb  x(by  XQiCby  xoixwy  xbX' 
yCby  avyicxriXB,  x0y  xb  xaiQtX(hy,  xai  x<by  (fva^xiby  xai  x&y  xpafAfUtoy  rj  yäg 
XitXovfuiytj  &Bia  xi/yth  tovxiaxty  17  doy^axixf],  nBqi  tjg  air/oAoCvT«*  änayxsg  ol 
xä  /e*^or/ur;^«T«  ünayxu  ^tjXoiyxBgy  xai  xäg  HfxCag  xi^yag^  xäg  xiacaqttg  ^fjfAi, 
dBixyvovdd  xi  nouiy  XQ^tJ  f^öyotg  f^Bdöxhtj  xoTg  iBQBÜ^aty  i]  yäq  g)vaixrj  xfjafAjuovQ- 
ytxi},  ßaCtXiioy  7}j/,  &gxb  xai  Bineq  äv  avyißti  xtyce  hqia  ^  a6(foy  XByö/nsyoy, 
ÜQ^aad^a^  iQfirjysi^aat  ä  ix  xwy  naXaiihy,  ?}  dnb  nQoyöyioy  ixXrjQoyöfÄtjaBy ,  x«i  bI 
x«i  bJxb  xai  [/(fc*  xi^y  yyvj/jtfyy  xai  yycha^y  aixr^y  dxwXvxoy  odaay,  öfAtog  oix 
inoUi  TofTo,  dXX^  i(foßtlxo  XffAojQiay  ixijutjQelxo  yäQ  (6(tnBQ  ot  XBxyTxai,  ol  Bm- 
üxdfjiByoi  ßaCiXtxä  xvnxBty  yoiifafiara,  x«i  kavxolg  xqvq>l(ag  xißdtiXBVovaiy  avxd' 
oVxü)  de  xai  ini  Xijby  ßaaiXiojy  xöy  Alyvnz((oyy  ol  rc/i^rr«*  xf^g  iipi^aBCjg,  ol 
^Xoyxsg  xi]y  yycbciy  xijg  dfjifJionXvyaiag  xai  dxoXovd^^ag,  ovx  ^(fvxoig  inoCovy 
t«Pt«*  ixtfxtaqotyxo  yäQ'  aAA'  Big  aixb  xovxo  iaxQaXBüoyxo,  &gxb  Big  rouf  ^/;ff«i;- 
Qovg  avxwy,  xä  ndyxa  iQydCBffd-a^'  Bixoy  de  xai  Idlovg  äQXoyxag,  intxBtfAiy ovg 
indyo)  xcby  d^tjaavQujy ,  xai  a^/*o'r()«T^oi;j,  ol  inoCovy  nöXXrjy  xvqqayCda  xt^g 
lipr^aBtjg.  Nofiog  yäQ  ^y  AlyvnxCoig  /nt]  iyyQdcfovg  ccvxä  ixdtdöyta.  —  —  — 
Moyotg  dt  xoTg  ^lovdaioig  ih]y    €(vxä   Xdd^Qa    nouTy    xai  yQdg:Biy  xai    ixdtdöyat. 

— Auf  die  letztere,   die  Litteratur  betreffende  Angabe  komme  ich  da, 

wo  ich  die  älteren  Aufzählungen  der  alchcmistischen  Autoritäten  bespreche, 
zurück. 


92  Ceber  frühe  Beschäftigung 

lieh  die  dogmatische  mit  welcher  die  Wissbegierigen  zu  thun 
haben,  sei  nur  den  Priestern  bekannt  geworden;  denn  die  den 
Sand  betrelBfende  Wissenschaft  oder  Kunst  (ij  (pvövxr^  xlta^iwvQ' 
yixif)  sei  den  Königen  zugehörig  gewesen,  und  wenn  ein  Priester 
Etwas  von  den  Angaben  der  Alten  auch  erfahren  habe,  habe  er 
es  nicht  ausgeführt,  aus  Furcht  vor  Strafe;  denn  wie  die  des  Müu> 
zens  Kundigen  bei  Strafe  nicht  fiir  sich  Geld  schlagen  dürfen,  so 
seien  auch  unter  den  Königen  die  des  Siedens  Kundigen  (pi  %t%- 
vlxai  trjg  itlfi^öeog),  welche  Eenntniss  des  Sandwaschens  (rrjg  a^iio- 
TCXvötag)  u.  a.  besassen,  nicht  für  sich  sondern  für  die  Schatz- 
kammer beschäftigt  gewesen;  sie  hätten  auch  Schatzbeamte  als 
eigene  Vorsteher  gehabt,  und  Oberanführer,  und  viel  Härte  aus- 
zuhalten bei  dem  Sieden;  es  sei  endlich  ein  Gesetz  für  die  Ae- 
gypter  gewesen,  .dass  sie  darüber  Nichts  Geschriebenes  mittheilen 
durften,  und  nur  den  Juden  sei  es  gestattet  gewesen,  dies  heim- 
lich zu  thun. 

Diese  Aussage  bezieht  sich  offenbar  auf  eine  Zeit,  zu  welcher 
die  Aegypter  noch  ihre  eigenen  Könige  hatten;  also  auf  eine  Zeit 
vor  dem  Anfang  unsrer  Zeitrechnung.  Sie  scheint  allerdings  ein- 
fach auf  eine  Bearbeitung  goldhaltigen  Sandes  gedeutet  werden 
zu  können,  für  welche  die  Priester  gleichsam  die  Arcanisten  ge- 
wesen wären.  Sie  auf  alchemistische  Arbeiten  zu  beziehen,  könnte 
nur  veranlassen:  dass  in  ihr  auch  von  Arbeiten  auf  nassem  Wege 
die  Rede  zu  sein  scheint;  dass  ^fjoi^^og  bei  den  griechisch  schrei- 
benden alchemistischen  Schriftstellern  keineswegs  Sand  schlecht- 
hin bedeutet,  sondern  ein  vielgebrauchter  aber  uns  dunkler  Kunst- 
ausdruck ist^');  dass  Zosimos,  von  welchem  sie  herrühren  soll, 
entschieden  an  die  Alchemie  glaubt  ^ß)  und  in  seinen  Schriften 
die   Alchemie   und   nicht   die  Metallurgie  zum  Gegenstande  hat. 


27)  Vgl.  Grüner  a.  o.  a.  0.,  p.  11  sq. 

28)  Mit  der  grössten  Bestimmtheit  erklärt  er  die  künstliche  Hervor- 
bringung  von  Gold  für  möglich  und  preist  z.  B.  in  der  Schrift  negl  aQBtijg 
x«#  avy&iae(ag  Iddttoyj  wie  schön  es  sei,  die  Verwandlungen  der  vier  Metalle: 
des  Blei's,  des  Kupfers,  des  Zinns  und  des  Silbers  in  vollkommenes  Gold  zu 
sehen :  xüXXiaroy  di  itrcty  sMiyM  t&y  teaaÜQtoy  /LtezttXXioy  rag  fuczaßoXagy  fjyovy 
Toi5  fAoXvßdov,  toD  /«Äxo?,  Toö  XieaaniQov,  Toi5  aQy^Qov,  fya  yiytayXM  TiXeiog 
XQvaög  (Höfer  a.  o.  a.  0.,  T.  I,  p.  267,  527). 


mit  Alchemie  in  Aegypten.  93 

SO  dass  die  Vermuthung  Etwas  für  sich  hat,  er  habe  auch  jene 
Aussage  in  Beziehung  auf  die  Alchemie  gemacht ;  dass  endlich  die 
Schriftsteller,  auf  welche  in  ihr  zuletzt  Bezug  genommen  wird*^^), 
auch  die  Alchemie  und  nicht  die  Metallurgie  in  ihren  Schriften 
behandeln. 

Diese  Gründe  wiegen  im  Ganzen  genommen  nicht  so  schwer, 
dass  wir  die  Beschäftigung  mit  Alchemie  in  Aegypten  als  vor 
dem  Anfang  unsrer  Zeitrechnung  bewiesen  betrachten  dürften. 
Von  grösserem  Gewichte  für  eine  frühe,  aber  der  Zeit  nach  nicht 
genauer  zu  fixirende  Bearbeitung  alchemistischer  Aufgaben  in 
Aegypten  ist,  wie  sonst  noch  alchemistische  Schriftsteller  —  wenn 
auch  weniger  in  Einzelnheiten  eingehend,  als  Zosimos  in  dem 
vorhin  Mitgetheilten  —  von  einer  seit  Alters  her  in  Aegypten  be- 
triebenen Goldmacherkunst  sprechen:  in  Schriften,  welche  nach 
sonst  in  ihnen  Enthaltenem  darauf  schliessen  lassen ,  dass  sie  in 
der  Zeit  geschrieben  wurden,  wo  der  altägyptische  Cultus  noch 
nicht  beseitigt  war^o),  also  spätestens  in  und  theilweise  wohl  vor 
dem  4ten  Jahrhundert.  »Zahlreich  sind  die  Schriften  über  Alche- 
mie, welche  als  in  Aegypten  oder  doch  unter  dem  Einfluss  ägyp- 
tischen Wissens  geschrieben  anzuerkennen  sind,  und  von  Aegyp- 
ten als  der  Heimath  dieser  Kunst  wird  hier  oft  gesprochen'*); 
Aegypten  und  namentlich  Alexandria  und  der  Tempel  zu  Mem- 


2»)  Wie  schon  bemerkt,  komme  ich  auf  den  die  Schriftsteller  betreffenden 
Theil  jener  Aassage  nooh  einmal  zurück.  Hier  nur  so  yiel,  dass  namentlich 
Democrit  und  die  Jüdin  Maria  genannt  werden;  wie  des  Ersteren  Schrift 
rein  alchemistischen  Inhalts  ist,  wird  sich  aus  dem  bald  folgenden  Abschnitt 
über  Democrit  ergeben. 

^)  Die  letzten  Reste  der  ägyptischen  Religion  wurden  gegen  das  Ende  des 
4ten  Jahrhunderts  durch  Theodosios  aufgehoben.  An  einen  Priester  des 
grossen  Serapis  zu  Alexandrien  ist  noch  der  Commentar  des  Synesios  zu 
einer  Schrift  eines  Demokritos  gerichtet,  und  letztere  Schrift  wahrschein- 
lich betrachtlich  älter.  Des  Tempels  zu  Memphis  und  des  Serapis-Tempels 
erwähnt  Zosimos.  Auf  die  Bibliotheken  des  Ptolemaeos  verweist  Olym- 
piodoros;  der  im  Serapeum  aufgestellte  Theil  der  Alexandrinischen  Biblio- 
thek wurde  bekanntlich,  zugleich  mit  ersterem,  um  890  zerstört;  Reste  dieser 
Bibliothek  mögen  sich  aber  länger  erhalten  haben. 

31)  Im  Tempel  zu  Memphis  soll  Demokritos  in  die  Alchemie  als  einen 
Theil  des  Geheim  Wissens  der  Aegypter  eingeweiht  worden  sein. 


94  lieber  frnhe  Beschäftigung 

phis  werden  unter  den  Locali täten  genannt,  wo  hauptsächlich  die 
Alchemie  betrieben  worden  sei^a). 

So  betrachte  auch  ich  es  als  wahrscheinlich,  wenn  auch  nicht 
als  sicher  erwiesen,  dass  schon  in  den  ersten  Jahrhunderten  unse- 
rer Zeitrechnung,  vielleicht  an  noch  ältere  Ansichten  und  Bestre- 
bungen sich  anschliessend,  der  Glaube  an  die  Möglichkeit  der 
Hervorbringung  edler  Metalle  in  Aegypten  bestand  und  Ansichten 
darüber  geäussert  wurden,  wie  dieselbe  zu  verwirklichen  sei. 
Darüber,  dass  die  Alchemie  in  Aegypten  zu  Hause  sei,  waren 
übrigens  die  mit  der  Geschichte  derselben  sich  Beschäftigenden 
meistens  viel  mehr  in  Uebereinstimmung,  als  bezüglich  anderer, 
mit  dieser  Annahme  in  Zusammenhang  gebrachter  Vermuthungen; 
selbst  die  sich  sonst  in  der  Beantwortung  fast  aller  die  Geschichte 
der  Alchemie  betreffenden  Fragen  so  bissig  Bekämpfenden,  Con- 
ring  und  Borrichius.  Auch  Conring^^)  war,  wieSalmasius^*), 
Reinesius^s)  u.  a.,  der  Ansicht,  dass  die  Heimath  der  Alchemie 
und  namentlich  der  Beginn  der  alchemisttschen  Litteratur  in  Ae- 
gypten zu  suchen  sei;  an  den  Aegyptern  sollte  er  sich  nach  Bor- 
richius' Ansicht  wesentlich  dadurch  versündigt  haben,  dass  er 
eine  sehr  alte,  auf  Hermes  zurückzuführende  Chemie  der  Aegypter 
und  einen  Zusammenhang  einer  solchen  mit  einem  frühen  tiefen 
medicinischen  Wissen  leugnete  s^').    Wir  gehen  hier  nicht  auf  diese 


^^)  Eine  ältere  Aufzählung  der  alchemistischen  Autoritäten,  welche  uns 
in  mehreren  handschriftlichen  Sammlungen  griechischer  alchemisti scher  Auf- 
sätze erhalten  ist  (ich  komme  auf  sie  noch  besonders  zurück),  schliesst  mit 
der  Angabe:  vorzugsweise  werde  die  heilige  Kunst  betrieben  in  Aegypten, 
Thracien  und  Cypern,  in  Alexandria  und  in  dem  Tempel  zu  Memphis.  *//  Isqu 
ri/v;;  li^g  Aiyvnrov,  die  heilige  Kunst  Aegyptens,  wird  die  Alchemie  in  dem 
Schreiben  der  Isis  an  ihren  Sohn  Horus  genannt  (Hof  er 's  Histoire  de  la 
chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  530). 

33)  De  Hermetica  Aegyptiorum  vetere  et  Paracelsicorum  nova  medicina 
[Helmestadü  1648],  p.  30  sq. 

34)  Plinianae  exercitationes  in  Solini  polyhistora,  T.  II  [Parisüs  1629], 
p.  1097. 

35)  Variae  lectiones  [Altenburgi  1640],  p.  155. 

36)  Conring's  Ansichten,  wie  er  sie  in  der  soeben  (Anmerk.  33)  citirten 
Schrift  dargelegt  hatte,  widersprach  Borrichius  in  seiner  De  ortu  et  pro- 
gressu  chemiae   dissertatio   [Hafniae  1668].     Hierauf  folgte  von   Gonring's 


mit  Alchemie  in  Aegypten.  95 

• 

Streitfrage  ein,  welche  ohnebin  noch  einmal  in  einem  späteren 
Abschnitte  dieses  Buches  3')  zur  Besprechung  kommt;  wir  brauchen 
auch  nicht  zu  erörtern,  wie  das  ungegründet  ist,  was  Borrichius 
über  die  bei  den  alten  Aegyptem  durch  Alchemie  gewonnenen 
Massen  von  Gold  gefabelt  hat^^).  Wir  lassen  auch  dahin  gestellt, 
ob  die  in  späterer  Zeit  in  Aegypteu  mit  Chemie  oder  Alchemie 
sich  Beschäftigenden  eine  so  bestimmt  gegliedert«,  der  der  Frei- 
maurerlogen etwa  vergleichbare  Organisation  mit  verschiedenen 
Graden  hatten,  wie  dies  Gruner^^)  annimmt,  und  ob,  wie  Der- 
selbe vermuthet*^),  die  Juden  unter  den  ägyptischen  Königen  vor- 
zugsweise im  Münzwesen  verwendet  worden  und  auf  diese  Art 
an  die  Chemie  gekommen  seien. 

Die  hauptsächlichsten  unter  den  Schriftstellern,  auf  welche 
oben  hingedeutet  wurde,  sind  in  einigen  der  nachfolgenden  Ab- 
schnitte besprochen  und  ihre  Schriften  sind  da  genannt.  Gerade 
die  ältesten  und  wichtigsten  dieser  Schriftsteller  sind  ihrer  Zeit 
nach  nur   weniger  genau  festgestellt,  und  ein    strenger   Beweis, 


Schrift  eine  zweite,  vielfach  verbesserte  und  vermehrte  Ausji^be:  De  Herme- 
tica  medicina  libri  duo  [Helmestadii  1669],  in  welcher  sich  namentlich  der 
Anhang:  H.  Conringii  apologeticus  ad  versus  calumnias  et  insectationes 
0.  Borrichii  gegen  den  Letzteren  wendet.  Gegen  Co n ring  schrieb  dann 
noch  Borrichius  mit  gleicher  Bitterkeit  seine  Schrift:  Hermetis,  Aegyp- 
tiorum,  et  chemicorum  sapientia  ab  H.  Conringii  animadversionibus  vindicata 
[Hafniae  1674],  mit  dem  Motto:  Noli  abominari  Aegyptium  (Deuteronom. 
XXIII.  V.  7;  ov  ß^eXv^fi  Alyvnnop  hat  die  Septuaginta,  „den  Egypter  sollst 
Du  nicht  für  Greuel  halten"  Luther's  Uebersetzung). 

87)  Y^To  von  Hermes  und  den  Demselben  beigelegten  Schriften  die 
Rede  ist. 

^)  Hermetis,  Aegyptiorum  et  chemicorum  sapientia ,  p.  60  sqq. 

8^)  Isidis,  Christiani  et  Pappi  philosophi  jusjurandum  chemicum  [Jenae  1807], 
p.  29  sqq. 

*<>)  Daselbst,  p.  16.  Wesshalb  die  Juden  bei  den  Aegyptem  sich  bezüg- 
lich der  Abfassung  und  Verbreitung  chemischer  oder  alchemistischer  Schriften 
einer  besonderen  Toleranz  erfreuten,  ist  mir  nicht  klar.  Ueber  die  Stellung 
der  Juden  unter  den  Ptolemäem  namentlich  in  litterarischer  Beziehung  und 
über  die  Vertrautheit  der  ersteren  und  besonders  der  Juden  zu  Alexandria 
mit  hellenischer  Form  und  Sprache  vgl.  Bernhardy's  Grundriss  der  grie- 
chischen Litteratur,  I.  Theil,  2.  Bearbeitung  [Halle  1852],  S.  446  f.;  für  die 
Beantwortung  der  eben  angeregten  Frage  findet  sich  indessen  auch  hier 
Nichts. 


90  üeber  frühe  Beschäftigung  mit  Alchemie  in  Aegypten. 

wann  zuerst  die  Existenz  einer  alchemistischen  Litteratur  in  Ae- 
gypten anzunehmen  sei,  ist  wie  schon  bemerkt  durch  sie  nicht 
gegeben.  Grössere  Sicherheit  würde  uns  gewähren,  wenn  ein  da- 
hin gehöriges  Schriftstück  aus  jener  frühen  Zeit  selbst  uns  erhalten 
wäre.  Nur  Eines,  meines  Wissens,  ist  uns  erhalten,  was  aber 
vielleicht  mehr  chemischen  als  eigentlich  alchemistischen  Inhaltes 
ist.     Icli  will  zunächst  über  es  Einiges  hier  berichten. 


Die  älteste  chemische  Handschrift 


Die  Sammlung  von  Alterthümern  der  Universität  zu  Leyden 
bewahrt  griechische,  aus  Aegypten  stammende  PapjTus- Hand- 
schriften, von  welchen  namentlich  Eine  für  die  Geschichte  der 
Chemie  von  hohem  Werthist;  Reuvens^)  hat  dieselbe  beschrieben 
und  Einiges  über  ihren  Inhalt  mitgetheilt  —  Dieses  Papyrus- 
Manuscript  ist  ein  Buch  von  0,30  SIeter  Höhe  auf  0,18  Meter  Breite 
und  besteht  aus  20  Blättern  (10  Stücken  Papyrus,  deren  jedes  zu 
zwei  Blättern  des  Buches  gefaltet  ist).  Beschrieben  sind  8  Blätter 
oder  16  Seiten,  jede  der  letzteren  in  etwa  45  Zeilen,  mit  schöner 
und  sehr  lesbarer  Uncialschrift;  Abkürzungen  finden  sich  nur 
wenige,  und  diese  beziehen  sich  auf  Masse  und  Gewichte,  — 
Diese  Handschrift  stammt  von  Theben  in  Ober -Aegypten;  der 
Schrift  nach  setzt  sie  Reuvens  in  das  4te  Jahrhundert,  wenn 
nicht  in  ein  früheres  ^). 

Diese  Schrift  enthält  nicht  etwa  die  Früchte  der  Forschung 
eines  Einzelnen,   sondern  sie  ist  olSenbar  eine   Zusammenstellung 


*)   Lettres  ä  M.  Letronne  sur  les   papyrus   bilingues   et  grecs  — 

du  moBce  d'antiqaites  de  PuDiversitS  de  Leide   [Leide  1880];   troisi^me  lettre, 

p.  65  88. 

^)  A.  e.  a.  0.  p.  66  Bpricht  Reuvens  aus,  den  Schriftzügen  nach  stamme 
die  Handschrift  wohl  aus  dem  (4ten)  Jahrhundert  der  Constantine  oder  einer 
etwas  neueren  Zeit.  Aber  in  den  Corrections  et  additions  p.  162  hält  er  es, 
nach  der  Vergleichung  dieser  Handschrift  mit  anderen  ihr  in  gewissen  Be- 
ziehungen ähnlichen  und  von  ihm  als  etwas  älter  betrachteten,  für  möglich, 
dass  auch  jene  Handschrift  etwas  älter  sei;  und  in  dem  (im  Atlas  zu  seinem 
Werk  voranstehenden)  Tableau  des  principaux  papyrus  grecs  et  ddmotiquei, 
p.  4  giebt  er  für  das  Alter  der  Handschrift  das  Datum:  »apr^  J.  0,  200?** 

Kopp,  Beitr.  b.  Gesch.  d.  Chem.  7 


98  Die  älteste  chemieohe  Handschrift. 

von  Vorschriften  und  Recepten,  welche  zusainmenfasst,  was  aus 
einem  längeren  vorhergehenden  Zeitraum  dem  Sammler  bekannt 
geworden  war;  für  dieselbe  Aufgabe  finden  sich  wiederholt  meh- 
rere Vorschriften. 

Der  Inhalt  dieser  merkwürdigen  Schrift  ist  nur  sehr  unge- 
nügend bekannt;  nur  die  Ueberschriften  der  einzelnen  Anweisungen 
sind  veröfientlicht.  Auch  nur  etwas  längere  Aufsätze  sind  ofienbar 
nicht  in  ihr  enthalten;  Reuvens  giebt  107  Ueberschriften  an, 
und  die  Recepte,  für  welche  diese  gelten,  müssen  also  kurz  und 
bündig  abgefasst  sein;  in  der  That  enthält  keine  Seite  unter  3, 
einzelne  aber  bis  zu  11  Vorschriften.  Aus  den  ueberschriften  der- 
selben ist  zu  schliessen,  dass  diese  Becepten- Sammlung  zahlreiche 
Anweisungen  hat,  welche  die  Chemie  der  Metalle  betrelBfen:  An- 
weisungen, wie  die  Prüfung  des  Goldes  und  die  des  Silbers  (XQ'^' 
öov  doxi^aöla^  aQyvQOV  doxi^aöi^)  auszuführen,  wie  die  Reinigung 
des  Blei's,  des  Zinns,  des  Silbers  (jioUßov^  xaööitSQov y  agyvQov 
xoid'aQiSLg%  wie  das  Härten  des  Zinns,  des  Silbers  (xaööLteQov  y  uq- 
yvQov  öxkrjgaöLg).  Wir  wissen  nicht,  worin  diese  Anweisungen 
bestanden,  und  manchmal  selbst  nicht  was  man  beabsichtigte. 
Besser  können  wir  uns  eine  Vorstellung  davon  machen,  dass  und 
wie  das  Weissfarben  des  Kupfers  (x^kxov  Xsvx&ötg),  die  Her- 
stellung von  goldfarbigem  Kupfer  (xa^xov  XQ^^^^^'^^^S  nolriOig) 
gelehrt  worden  sein  mag;  aber  un gewiss  bleibt  uns,  ob  im  Sinne 
alchemistischer  Metall  Verwandlung.  An  Vorschriften  in  diesem 
Sinne  haben  wir  vielleicht  nicht  zu  denken  bei  Anweisungen  dazu, 
dass  Kupfernes  golden  erscheine  (cScJrf  (palvsöd'aL  ra  ;|jaAxa  %pv(ya, 
scheint  eine  Vorschrift  zu  beginnen),  oder  wie  die  Färbung  von 
Goldenem  oder  von  Silber  (;|^(>t;(J/ov,  uQyvQov  XQ^^^s)  auszuführen, 
sofern  man  für  die  letzteren  Anweisungen  etwa  an  eine  Art  Auf- 
sieden von  goldenen  oder  silbernen  Substanzen,  zum  Zweck  der 
Herstellung  einer  aus  reinerem  edlem  Metall  bestehenden  Ober- 
fläche, denken  könnte;  auch  die  Färbung  des  Kupfers  (x^Xxov 
Xpoötff)  ist  vielleicht  eben  so  wenig  im  alchemistischen  Sinne  zu 
nehmen  als  die  Vergoldung  des  Silbers  (agyvQov  ;tpv(Joötg),  wo- 
für gleichfalls  Anweisungen  vorhanden  sind;  und  undeutlich  ist 
mir,  was  das  Einreiben  des  Goldes  (xQ'^^^'^  xaruxQiOvg)  bezweckt 
haben  oder  gewesen  sein  mag.     Aber  an  alchemistische  Opera- 


Die  älteste  chemische  Handschrift.  99 

tionen  mindestens  stark  erinnernd  ist,  wenn  Vorschriften  auch 
dazu  gegeben  werden,  wie  die  künstliche  Anfertigung  von  Silber 
(ist  anders  ccöi^^ov  Ttoirjöig,  wofür  besonders  viele  Anweisungen 
gegeben  werden,  so  zu  verstehen 3)  auszuführen  sei,  wie  die  Rei- 
nigung des  Zinns  zur  Mischung  des  Silbers  (xaööttSQov  xd&aQöig 
aig  tfiv  XQccöiv  rov  aöij/iov),  wie  die  künstliche  Anfertigung  von 
Gold  (^XQVöiov  noltiöig),  wie  die  Färbung  von  Gold  und  Silber 
{XQV^oVy  aöriiLov  xataßatpri)  oder  das  Weissfarben  von  Kupfer  und 
von  Zinn  (;i;aAxov,  xaööLziQov  kavxcoöig)  oder  die  Verdopplung  von 
Gold  (;t^v<y/ot;  dlnkaötg)  nach  Anweisungen,  deren  Ueberschriften 
Eunstausdrücke  enthalten,  welche  später  in  alchemistischen  Schrif- 
ten fast  oder  ganz  ebenso  vorkommen*).  Allerdings  ist  auch  dieFäl- 


^)  Dass  (?<r)7/i oj/ unverarbeitetes,  namentlich  nicht  gemünztes  Silber  bedeute, 
ist  die  gewöhnliche  Annahme.  Du  Gange  hat  im  Glossar,  med.  et  Inf.  lati- 
nit.  (T.  I,  p.  431  der  Henscherschen  Ausgabe)  bei  dem  Worte  asemtis:  In 
GloBS.  MSS.  Regis  Cod.  2062:  "Jar^fdoy^  6  uQyvQog,  argentum  infectum;  vgl. 
auch '^<Ti}^**',  argentum  non  signatum  in  Du  Cange's  Glossar,  ad  scriptoree 
mediae  et  infimae  graecitatis,  T.  I  [Lugduui  168dJ,  p.  138.  Die  in  einem  fol- 
genden Abschnitte  zu  besprechenden  Physica  et  mystica  des  Democrit 
haben  als  Bezeichnung  einer  alchemistischen  Vorschrift:  negl  no^rjastog  darj- 
fAov,  und  auch  hier  nimmt  Am  eilhon   (Notices  et  extraits  des  manuscrits  de 

la  bibliotheque  nationale ,  T.  VI  [Paris,  an  IX],  p.  308)  an,  es  iiandle 

sich  um  eine  Darstellung  von  Silber  (er  übersetzt  diese  Ueberschrift  geradezu: 
De  la  maniere  de  faire  de  l'argent).  Ganz  zweifellos  ist  dies  mir  nicht;  jeden- 
falls lässt  auch  noch  Zweifeln  Raum  die  Erklärung  in  dem  alten  alchemi- 
stischen Wörterbuch,  welches  Bernard  (im  Anhang  zu  seiner  Ausgabe  Palla- 
dii  de  febribus  [Lugduni  Batavorum,  1745],  p.  120  sqq.)  aus  einer  Venetianer 
Handschrift  veröffentlicht  hat:  Aa^fjiog  tutty  6  log  dnb  roi?  alB^dXrjgy  zusammen 
mit  den  da  sich  findenden  Erklärungen:  ^Aqyvqioy  yä^a,  al&aXri  d-eiov  xal 
vd^a^VQov  und  Al&aXrjj  iaily  ifdioQ  &eCov  dnv^ov  xal  fAoXtßoxüXxov, 

*)  Bag)ri  im  Sinne  alchemistischer  Färbung  zur  Verwandlung  der  Metalle 
findet  sich  später  z.  B.  bei  Pelagios,  und  i]  ßcKptxq  tix*'^  anscheinend  sy- 
nonym mit  Metallverwandlungskunst  (vgl.  Fabricii  Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII 
[Hamburgi  1724],  p.764;  Höfer's  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.I  [Paris  1866], 
p.  272);  ßag>i^  sei  die  Veränderung  oder  Umwandlung,  sagt  geradezu  das  eben 
erwähnte  alte  alchemistische  Wörterbuch  (bei  Bernard  a.  a.  0.,  p.  124): 
Bagft]  dXXo£(oaCg  iaziy.  Aber  allerdings  findet  sich  das  Wort  ß(tq)i^  auch  im 
Sinne  mehr  technischer  Veränderung  eines  Metalles:  des  Färbens  des  Kupfers 
zu  Messing  oder  des  Härtens  des  Eisens  (so  z.  B.  in  Vorschriften,  welche  mit  dem 
Namen  eines  Philippos  in  Beziehung  gebracht  worden  sind  und  die  ich  am 
Ende  des  Abschnittes  über  Zosimos  bespreche),  oder  der  Färbung  von  Glas 
zur  Nachahmung  künstlicher  Edelsteine  (solche  Vorschriften:  xttvaßagf^  U9tnf 

7* 


lO) 


Die  alte«!«  eheaüefae  HandKliiin. 


scbung  des  Goldra  !x(fv<fov  SöJms)  besonden  berücksichii)^.  Zor 
Darstellung  chemiscLer  Präpuate  findet  sich  in  dieser  Sammlung 
allerdings  kaum  Eine  Vorschrift  (j[qv6ok611ov  Oxivadiu  bedeutet 
wohl  ehc-r  die  Herrichiung  zum  ZusammeDlätben  von  Gold,  als 
die  Darstellung  eines  einzelnen  dazu  nützlichen  I^parates).  Aber 
es  ßaden  sich  in  ihr  Aufzüge  aus  des  Dioskorides")  Mat^ria  me- 
dica  {JioOxoQiSov  ix  roT'  xtgi  vi.^g,  wie  in  der  Schrift  seibat  be- 
merkt wird),  solche  einzelne  Substanzen  betreffend,  welche  wohl 
als  besonders  wichtig  dafür  betrachtet  wurden,  chemische  Ver- 
änderungen der  Metalle  zu  bewirken  (wie  wir  jetzt  sagen  mirden): 
Sandarach,  Cadmia,  Chrysocoila,  Zinnober,  Natrum,  Qnocksilber 
{aavdaffixxi,  Xttdfiia,  XQV66xoli.a,  Kitn-K^aQi,  vit(/ov,  vS(/mi)yvQOS 
scheinen  Einzel-Ueberschriften  zu  sein)  u.  a.  Oftmals  kommt  die 
Ueberschrift  ^QvOoyffRif'la  vor,  und  Reuvens  bezeugt  ausdrück- 
liclt,  dass  hier  Anweisungen  gegeben  seien,  wie  Bachstabeu  in 
Ooidschrift  zu  schreiben.  Endlich  finden  sich  auch  wahrscheinlich 
Anweisungen   darin,    Purpurfarbe  zu   bereiten    und    anzuwenden. 


xu>  ayofiiydiof ,  JifQl  ßi'ff.i  nftn^äyioif  fmden  sich  t.  B.  io  einer  Floren- 

tia«r  Uftiulaohrjft  einer  Sftmmlimg  von  kleheniistüclieii  Aufütien;  rgl.  Cata- 
logna  codicam  gmecorum  bibliothecae  L&nreiitiHDae  —  — ,  auctore  A  M.  Ban- 

dinid,  T.  III  IFlorentiac  1770],  p.  356).  Ueber  iJas  Vorkominen  dca  Worte« 
ßi'gi'l,  für  sich  anil  ia  ZuBammensetzun^eu,  bei  nkliemiBtiiches  Schrillste  Hern  vgl- 
numeDtlich  aach  GrDner'a:  liidii,  ChriBtiani  etPappi  pliilosophi  jusjurandum 
cbemicum  [Jease  1807),  p.  20  Eqq.  —  Jcexiaais  tat  ein  bei  späteren  alchemi- 
■tiBoben  Scliriftitellem  oft  Torkommcnder,  aar  die  Färbung  xn  Silber  zu  deu- 
tender Ansdrnclc;  to  i.  B.  bei  Sjnesioe  (vgl.  unten  im  Atwcbutlt  über  Den- 
•elben),  und  in  hohem  Ansehen  stand  nachher  die  alchemistlsche  Schrift 
eiuea  Ungenanaten;  'Avisity^iqov  g.ikoa6tpav  .iipi  zoB  PJutoi  t/^i  Äiiixiin>(ias. 
—  MaXiaeii  int  auch  ein  itianchrnal  Ti>rko  mm  ender  alchemislisüher  Knnst- 
aotdruck,  welcher  z.  B.  in  dem  Titel  einer  Schrift  eine*  Mosel  {Mwclmt  H- 
nXiinst%  oder  Mumiiui  ue^l  SuiXäuEiai  /ßvoaii)  sich  in  einer  ^ni  an  dio  ueber- 
schrift der  Anweisung  in  der  oben  beeprocheneu  Handschrilt  erinnemdan 
Weise  wiederfindet. 

B)  Dioskorides  aus  Anazarbe  in  Cilicien,  ein  am  die  Mitte  des  Iten  ' 
Jahrhanderta  d.  Chr.  lebender  griechischer  Arzt,  welcher  römische  Heere  Bof 
mehreren  Faldi:ügen  begleitete,  war  der  Verfasser  der  so  lange  in  hohem 
An»ehen  sich  erhaltenden  und  für  die  Geichichte  der  Medicin  und  mehrerer 
Zweige  der  NaturwiaBcnachaft  so  wichtigen  Schrift  negi  fllije  iBtqtxtii,  nnd 
diesem  Werke  (dem  zweiten  Theil  des  V.  Buches  denelben)  «ind  nufa  Reu- 
vens die  letzten  zehn  Paragraphen  der  oben  besprochenen  Pepjnu-Bandiehrifl 
entnommen. 


1 


Die  älteste  chemische  Uandechrift.  101 

unter  den  Ueberschriften :   noQ  —  [7coQ(pvQug]  noiriöig  und  tcoq  — 
[noQq)VQag]  ßa(prj. 

Es  würde  ein  erhebliches  Interesse  gewähren,  wüssten  wir 
von  dem  Inhalt  der  einzelnen  Vorschriften  Genaueres,  und  Reu- 
vens  hatte  wohl  Recht,  wenn  er  von  diesem  tapyrus-Manuscript 
meinte,  dass  es  mdrite  peut-etre  ä  lui  seul  une  Edition  faite  tout 
exprfes.  Diese  ist  ihm  indess  noch  nicht  zu  Theil  geworden;  was 
von  den  griechischen  Papyrus-Handschriften  des  archäologischen 
Museums  zu  Leyden  durch  vollständige  Veröffentlichung  des  Tex- 
tes und  Facsimiles  in  weiterem  Kreise  bekannt  geworden  ist^), 
enthält  es  nicht.  So  bleiben  manche  Zweifel  ungelöst;  aber  es 
ist  sich  dessen  nicht  zu  entschlagen,  zuzusehen,  was  sich  aus  dem 
über  den  Inhalt  des  Manuscriptes  auch  nur  so  oberflächlich,  wie 
es  aus  den  Ueberschriften  der  einzelnen  Anweisungen  zu  ent- 
nehmen  ist,  bekannt  Gewordenen,  und  namentlich  was  die  Bezie- 
hungen zu  dem  Inhalt  anderer  alchemistischer  Schriften  betriffl, 
schliessen  lässt.  —  Das  ist  unzweifelhaft,  dass  diese  Anweisungen 
sich  meistens  auf  Gegenstände  der  Chemie  der  Metalle  und  nament- 
lich auch  auf  Veränderung  der  Eigenschaften  der  Metalle  beziehen, 
und  wahrscheinlich  ist  allerdings,  dass  es  sich  auch  um  künst- 
liche Darstellung  von  Metallen  handelt.  Ferner  tritt  in  unver- 
kennbarer Weise  Aehnlichkeit  dieser  Sammlung  von  chemischen 
oder  vielleicht  auch  alchemistischen  Vorschriften  mit  dem,  was 
sich  in  späteren  Sammlungen  von  Aufsätzen  mit  bestimmt  alchemi- 
stischer Tendenz  findet,  hervor.  So  in  den  Ueberschriften  einzel- 
ner Anweisungen,  wie  ich  bereits  erinnert  habe')  und  sich  noch 
an  mehr  Beispielen  nachweisen  Hesse®).  Vorschriften  zum  Löthen 
des  Goldes  scheinen  sich  auch  noch  in   späteren  Sammlungen  zu 


ö)  Papyri  graeci  musei  antiquarii  publici  Lugduni-Batavi.  Edidit 

C.  Lee  man  F.  [Lugduni  Batavorum  1843.] 

7)  Oben  S.  99  f.,  Anmerk.  3  und  4. 

^)  An  die  der  oben  besprochenen  Sammlungen  ganz  erinnernde  Vor- 
schriften: neQt  7ion]G£(üg  aarifiov  ,  tibqI  xivyaßuqswg  .  vdQctqyvqov  noiria^g  finden 

eich  z.  B.   so  zusammen    in  einer   Venetiauer    (J.  Morel lii Bibliotheca 

manuscripta  graeca  et  latina,   T.  I   [Bassani    1602],   p.  176),    einer   Gothaer 

(F.  Jacobs  und  F.  A.  Ukert's  Beiträge   aar  altern  Litteratur ,  Bd.  I, 

Hft.  2  [Leipzig  1835],  p.  217)  Handschrift  und  anderen  Sammlungen  alche- 
mistischer Aufsätze. 


102  I>ie  älteste  ch ein i sehe  Handschrift. 

finden  %  und  ebenso  Anleitungen  zum  Schreiben  mit  Goldscbrifb  *•). 
Die  Kunst,  mit  Purpur  zu  färben,  erscheint  hier  mit  den,  chemische 
Veränderung  der  Metalle  betreffenden  Künsten  ebenso  in  Gesell- 
schaft, wie  dies  z.^  B.  auch  in  einer  alchemistischen  Schrift  des 
Democrit  der  Fall  ist  und  in  Beziehung  auf  ihn  berichtet  wird^'). 
—  Ein  gewisser  Zusammenhang  zwischen  dem  Inhalte  dieser 
Handschrift  und  dem  anderer  alchemistischer  Schriften  und  spa- 
terer Sammlungen  alchemistischer  Aufsätze  und  Vorschriften  ist 
also  wohl  anzuerkennen;  aber  diesen  Zusammenhang  weiter  zu 
verfolgen  fehlen  die  Anhaltspunkte,  bis  jener  Inhalt  vollständig 
veröffentlicht  vorliegt.  Dass  jene  Handschrift  überhaupt  nur  eine 
Sammlung  von  Excerpten  aus  anderen  Schriften  war,  ist  sehr 
wahrscheinlich,  und  zwar  wohl  aus  einer  grösseren  Anzahl  ande- 
rer Schriften;  dem  entspricht,  wie  häufig  Anweisungen  für  den> 
selben  Zweck  vorkommen:  die  Ueberschrift  iöi^fLov  Tcolffiig  etwa 
ein  Dutzend  mal.  Welcher  Art  aber  diese  Schriften  waren,  und 
namentlich  ob  einzelne  uns  noch  vollständiger  erhaltene  sich  be- 
reits unter  ihnen  befanden,  ist  jetzt  noch  nicht  zu  entscheiden,  so 
wichtig  es  auch  z.  B.  wäre,  festzustellen,  ob  etwa  die  bei  Demo- 
crit sich  findende  Vorschrift  artpl  xoiiqösmg  aöiffiov  schon  hier  vor- 
komme. Autoritäten  scheinen  in  dieser  Handschrift^  mit  Ausnahme 
des  Dioskorides,  nicht  genannt  zu  sein. 


»)  Vgl.  z.  B.  Fabricü  Bibliotheca  gneca,  VoL  XII  [Hamborgi  172i],  p.  775 
Nr.  59. 

W)  Vgl.  daselbrt  p.  771  Xr.  52. 

^^)  Die  Physica  et  mystica  des  Democrit  beginnen  in  mehreren  Hand- 
Bchriflen  mit  einer  Anleitung  zur  Porparfarberei ,  und  von  früher  Zeit  an 
wird  berichtet,  Derselbe  habe,  in  die  Geheimnisse  der  Aegjpter  eingeweiht^ 
vier  das  Färben  l>etrefiende  Btcher:  aber  das  Gold  and  das  Silber  ond  die 
Steine  und  den  Purpur,  geschrieben;  vgl.  den  Abschnitt  über  Democrit. 


Ueber  ältere  alchemistische  Schriftsteller 

im  Allgemeinen. 


Das  in  dem  Vorhergehenden  besprochene  Schriftstück,  für 
welches  wir  die  Zeit  der  Abfassung  wenigstens  ungefähr  mit  einiger 
Wahrscheinlichkeit  kennen,  ist  eine  Zusammenstellung  chemischer 
Vorschriften,  jedoch  ohne  ausdrückliche  Beziehungen  zur  Alche- 
mie.  Eine  grosse  Zahl  von  Aufsätzen,  welche  Alchemie  —  die 
künstliche  Anfertigung  edler  Metalle  und  namentlich  des  Goldes 
aus  Substanzen,  die  Nichts  davon  enthalten  —  zum  eigentlichen 
Gegenstande  haben,  ist  noch  vorhanden,  von  welchen  vielfach  ver- 
muthet  worden  ist,  dass  auch  sie  älteres  ägyptisches  Wissen  be- 
wahren^); aber  sie  sind  uns  nur  in  viel  späteren  Handschriften 
zugekommen,  und  bezüglich  der  Zeit,  wann  sie  abgefasst"wurden, 
finden  wir  sehr  widersprechende  Ansichten  geäussert  und  wis- 
sen wir    Nichts   Sicheres 2).     Wahrscheinlich   ist   es  mir,  —  die 


1)  So  z.  B.  ist  bei  Zosimos,  in  einer  uns  im  Commentar  des  Olympio- 
d  o  r  o  8  erhaltenen  Stelle  (Fabricii  Bibliotheca  graeca.  Vol.  XII  [Hamburgi  1724], 
p.  765),  davon  die  Rede,  was  ix  x&y  nuXa&cby  17  dnb  nqoyoytay  bekannt  gewesen 
sei  und  wie  man  Tot;  aQx^^^"?  bezüglich  ihrer  Art  zuschreiben  beurtheilt  habe; 
und  es  wird  auch  sonst  noch  ix  tjJ?  f4eydXr}g  tix^l^  ^^*'  nnXa^&y  Einiges  mit- 
getheilt (vgl.  daselbst  p.  762,  Nr.  11).  So  nimmt  Olympiodoros  selbst  (H ö f e r ' s 
Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  526  s.;  vgl.  auch  daselbst 
p.  274)  darauf  Bezug,  wie  ol  aQX€cio&  dunkel  geschrieben  und  was  sie  bezüg- 
lich der  Färbungen  gewisser  Substanzen  gethan  oder  angenommen  haben. 

^)  Ein  höheres  Alter  bestritt  Reinesius  diesen  Schriften  in  seinem  1634 
abgegebenen  litterarhistorischen  Gutachten  über  die  in  der  Altenburger  o. 
Gothaer  Handschrift  enthaltene  Sammlung  derselben,  wo  er  (Fabricii  Biblio- 
theca graeca,  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  750)  sich  (in  Einzelnem  nicht  ganz 
conseqnent)  dahin  aussprach:  im  Allgemeinen  seien  diese  Schriften  durch   et- 


104  Ueber  ältere  alchemistische 

Gründe  dafür  habe  ich  theilweLse  schon  S.  83  ff.  angegeben  nnd  ver- 
vollständige ich  bei  der  Besprechung  der  Einzelnen,  deren  Namen 
als  die  der  Verfasser  diese  Aufsätze  haben  —  dass  sie  allerdings 


liehe  Mönche  und  aodere  Gelehrte,  erst  zn  Alexandria  and  dann  za  Constan- 
tinopel  geschrieben;  was  d'e  einzelnen  Schriftsteller  betreffe,  so  seien  die- 
selben theils  Heiden,  thcils  O^ristcn  zu  Athen,  um  das  Jahr  400,  und  dann 
KU  Alexandria  gewesen.  H.  Conring  (De  Hermetica  Aegyptioram  Tetere  et 
Paracelsicomm  nova  medicina  [Helmestadii  1648],  p.  22;  De  Hermetica  medi- 
cina  [Helmestadii  1669],  p.  24  sq.,  438)  war  der  Ansicht,  unter  den  auf  ans 
gekommenen  griechischen  alchemistischen  Schriften  sei  keine  aus  älterer  Zeit, 
als  aus  der  Constantin's  des  Grossen  (also  etwa  dem  Anfang  des  4ten 
Jahrhunderts);  ältere  möge  es  wohl  gegeben  haben,  aber  Ton  diesen  sei  uns 
keine  erhalten.  Für  ein  höheres  Alter  wenigstens  einzelner  der  in  den  Samm- 
lungen griechischer  alchemistischer  Aufsätze  enthaltenen  Schriften  —  oder 
doch  der  Grundlage,  von  welcher  aus  sie  durch  Aenderung  in  den  Zustand 
gekommen  seien,  in  welchem  sie  uns  vorliegen  —  sprachen  sich  im  17ten 
Jahrhundert  namentlich   Borrichius  (De  ortu   et  progressu   chemiae   [Haf- 

niae  1668],  p.  86;  Hermetis,  Aegyptiorum    et  chemicorum   sapientia 

[Hafniae  1674],  p.  72,  76,  78)  und  Morhof  (Polyhistor  literarius  [Lubecae  1695], 
p.  105  sq.)  aus.    Fabricius  (Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII,  p.  751  in  der  An- 
merkung)   war  der  Ansicht,  die,  wenn  auch  unter  viel    älteren  Namen   in 
jenen  Sammlungen  vorkömmenden  Schrillen  seien  mindestens  junger  ab  aus  den 
Zeiten  des  Diocletian  oder  der  den  Namen  Theodosios  fuhrenden  Kaiser 
(also  jünger,  als  aus  den   letzten   Decennien  des  3ten   bis  den  ersten  Decen- 
nien   des  5ten   Jahrhunderts,   was   ziemlich   unbestimmt  ist).     Noch  Höfer 
(Histoire  de  la  chimie,   2.  ed.,   T.  I   [Paris  1866],  p.  261)   scheint   das    Alter 
keiner  dieser  Schriften   vor  das  Ende   des  3ten  oder  den   Anfang  des  4ten 
Jahrhunderts  setzen   zu  wollen.    Darüber,   was  für   ein  etwas   höheres  Alter 
wenigstens   einer  dieser  Schriften    sprechen  kann,   vgl.   den  Abschnitt  über 
Democrit;   auf  das  muthmassliche   Alter  Einzelner   unter  den   Verfassern 
dieser  Schriften  komme    ich  überhaupt   in    den   sie  betreffenden  Abschnitten 
zurück.    Ameilhon's  Ansicht  über  die  Reproduction  älterer  alchemistischer 
Vorstellungen  und  Vorschriften  in  den  wahrscheinlich  frühesten  der  uns  erhal- 
tenen griechischen  alchemistischen  Schriften   vgl.  im  Abschnitt  über   Demo- 
crit, Anmerk.  50;     Maury*8  Ansicht  über  die  Beziehungen,  in  welchen  die 
uns  erhaltenen  derartigen  Schriften  zu  älteren  stehen,  vgl.  S.  86,   Anmerk.  9. 
Wenn,   wie  diese  Schriften  selbst  es  angeben,  ihr  Inhalt  zu   dem   Geheim« 
wissen  der  ägyptischen  Priester  gehörte,  so  ist  eine  grössere  Verbreitung  der 
friiheren  unter  ihnen  und  das  Hinzukommen  neuer  für  die  Zeit  wahrschein- 
lich,  wo  in  Aegypten  die  alte  Religion  dem    Christenthum   vollends  unter- 
legen  war;   viele  der  uns  erhaltenen   griechischen   alchemistischen  Schriften 
sind  in  der  That  unzweifelhaft   von  Christen   verfasst.     Dass  diese  Schriften 
in  das  Abendland   in    dem   löten  Jahrhundert  durch   byzantinische   Flücht- 
linge gebracht  worden  seien,  ist  oft  ausgesprochen  worden   und  wahrschein- 
lich; ich  komme  auch  hierauf  wohl  in  einem  der  späteren  Abschnitte  zurück. 


Schriftsteller  im  Allgemeinen.  105 

theil weise  schon  den  ersten  Jahrhunderten  unserer  Zeitrechnung 
ihre  Entstehung  verdanken.  Als  die  ältesten  schriftlichen  Denk- 
mäler einer  Richtung,  die  über  ein  Jahrtausend  die  Chemie  be- 
herrschte und  in  welcher  befangen  unsere  Wissenschaft  zuerst 
einen  gewissen  Grad  von  Ausbildung  gewann,  verdienen  diese 
Aufsätze  unsere  Beachtung;  sie  sind  für  die  Geschichte  der  Che- 
mie unzweifelhaft  wichtig.  Was  den  uns  zugekommenen  Aufsätzen 
aus  so  früher  Zeit  Wichtigkeit  giebt,  das  ist  der  in  ihnen  uns  auf- 
bewahrte Nachweis,  mit  was  man  sich  damals  bereits  beschäftigte, 
und  nicht  die  etwa  in  ihnen  liegende  Belehrung,  wie  man  sich 
damit  beschäftigte.  Denn  wie  bestimmt  auch  chemische  Manipu- 
lationen und  Geräthschaffcen  (ETestillationsapparate,  Oefen  z.  B.) 
in  einzelnen  dieser  Schriften  besprochen  werden  und  wie  sicher 
es  auch  sein  mag,  dass  diese  Schriften  im  Allgemeinen  die  Fragen 
behandeln,  wie  gewisse  chemische  oder  vielmehr  alchemistische 
Umwandlungen  zu  bewirken  seien:  ein  Verständniss  derselben 
gerade  in  letzterer  Beziehung,  in  der  Hauptsache,  ist  uns  in  den 
meisten  Fällen  abgeschnitten  durch  die  räthselhafte  und  voll- 
kommen dunkele  Nomenclatur,  welche  sich  da  gebraucht  findet; 
ganz  abgesehen  davon,  dass  die  als  zur  Lösung  der  gestellten  Auf- 
gaben führend  mitgetheilten  Vorschriften  und  viele  damit  in  Zu- 
sammenhang stehende  Angaben  unmöglich  empirisch  richtig,  auf 
Erfahrung  wirklich  beruhend  sein  können,  ist  anders  unser  jetziges 
Wissen  in  Betrefi*  der  Frage  ein  zuverlässiges,  ob  ein  Metall  in 
ein  anderes  umwandelbar  sei  oder  ein  Metall  aus  Substanzen  dar- 
gestellt werden  könne,  welche  Nichts  davon  enthalten.  Bei  so 
langer  Beschäftigung  mit  diesen  Aufsätzen,  wie  sie  mir  zu  Theil 
geworden,  habe  ich  mir  natürlich  auch  alle  Mühe  gegeben,  ein 
Verständniss  dessen  zu  gewinnen,  was  von  dem  Inhalte  derselben 
zu  meiner  Kenntniss  gekommen  ist,  eine  Vorstellung  darüber: 
nicht  etwa  wie  man  damals  Gold  gemacht  habe,  sondern  wie  man 
glaubte  Gold  machen  zu  können;  etwa  so,  wie  man  aus  dem  Stu- 
dium der  astrologischen  Schriften  zwar  nicht  lernt,  welchen  Ein- 
floss  die  Stellung  der  Gestirne  auf  das  Schicksal  eines  Menschen 
ausübt,  aber  doch  in  einigermassen  befriedigender  Weise,  welche 
Ansichten  über  einen  derartigen  Einfluss  man  früher  hatte.  Aber 
so  oft  und  so  lange  ich  mir  auch  Mühe  gegeben  habe,  den  Ideen- 


106  Ueber  ältere  alchemistische 

gang  der  älteren  alchemistischen  Schriftsteller  und  die  Gedanken, 
welche  ihren  Vorschriften  und  Angaben  zu  Grunde  liegen  mochten, 
zu  begreifen,  so  hat  sich  doch  meine  Fähigkeit  dafür  als  durch- 
aus unzureichend  erwiesen.  Und  ich  gestehe,  dass  ich  selbst 
wiederholt  und  ernstlich  die  manchmal  mir  gekommene  Ver- 
muthung  geprüft  habe:  ob  nicht  diese  Schriften,  oder  doch  die 
ältesten  derselben,  nur  scheinbar  alchemistische  seien,  in  Wirklich- 
keit aber  Allegorien  für  Anderes,  als  Alchemie,  enthalten.  Aber 
ich  habe  diese  Vermuthung  nicht  als  begründet  befunden,  so  fern 
ich  keine  Deutung  des  Inhaltes  dieser  Schriften  ausdenken  kann, 
die  irgend  wahrscheinlicher,  oder  auch  nur  entfernt  eben  so  wahr- 
scheinlich wäre,  als  die,  dass  sie  wirklich  Alchemie  behandeln. 
Den  darin  ausgesprochenen  Ansichten  darüber,  wie  die  Alchemie 
auszuführen  sei,  muss  irgend  eine  Idee  zu  Grunde  gelegen  haben, 
welche  mir  unerkannt  geblieben  ist  8).  Diese  Idee  kann  schon 
vor  der  Zeit,  wo  die  uns  jetzt  beschäftigenden  Schriften  geschrie- 
ben wurden,  erfasst  worden  und  zu  einer  gewissen  Geltung  ge- 
kommen sein,  und  diese  Schriften  können  dann  unter  dem  Ein- 
fluss  einer  älteren,  von  ihren  Verfassern  selbst  dem  Grundgedanken 
nach  vielleicht  nicht  mehr  deutlich  verstandenen  Lehre  geschrieben 
und  nur  Reproductionen  unter  willkürlicher  Weiterbildung  der- 
selben sein.  Für  die  älteren  dieser  Schriften  zu  entscheiden,  ob 
dem  so  sei,  dürfte  jetzt  schwer  sein;  in  ihnen  selbst  wird  dem 
darin  zu  Lehrenden  ein  höheres  Alter  zugeschrieben.  Aber  für 
die  relativ  neueren  unter  diesen  Schriften  kann  man  vielfach 
sagen,  dass  in  ihnen  Wiederholungen  und  Paraphrasen  der  in  den 
älteren  enthaltenen  Lehren  sich  finden,  wie  dies  der  Fall  hätte 
sein  können,  wenn  des  Grundgedankens  einer  Lehre  Unkundige 
der  Veranlassung  oder  dem   Drange,    über  diese  Lehre  auch    zu 


3)  Ich  bin  noch  der  Ansicht,  zu  welcher  ich  mich  früher  (Geschichte  der 
Chemie,  II.  Theil  [Braunschweig  1844],  S.  154  f.)  bekannt  habe:  dass  die  Er- 
kenntniss  der  Möglichkeit,  die  Farbe  gewisser  Metalle  und  namentlich  des 
Kupfers  abzuändern,  die  Grundlage  des  Glaubens  an  die  Möglichkeit  der 
Metallverwandlung  überhaupt  gewesen  sein  möge.  Aber  oben  handelt  es  sich 
darum,  welche  Idee  den  positiven  Vorschriflen  zur  Ausführung  vollständiger 
Metallverwandlung  und  namentlich  zur  künstlichen  Erzeugung  von  Gold  zu 
Grunde  lag. 


Schriftsteller  im  Allgemeinen.  107 

schreiben,  Folge  gegeben  hätten.  Ganz  Aehnliches  finden  wir 
wieder  bei  den  Alchemisten  des  Mittelalters,  welche  Geber 's 
Lehren  reproduciiiien  und  weitergehende  Behauptungen  hinzu- 
fügten; und  dann  wieder,  diesen  Alchemisten  gegenüber,  bei  den 
noch  später  schreibenden.  Aehnliches  finden  wir  sonst  auch 
wieder,  z.  B.  in  den  astrologischen  Schriften,  deren  jüngere  in  der 
Hauptsache  nur  Reproductionen  und  Erweiterungen  der  positiven 
Lehren  der  älteren  sind,  ohne  dass  sich  der  Grundgedanken  der 
Beziehungen  des  Mikrokosmos  zum  Makrokosmos  erhalten  hätte, 
auf  welchem  die  Aufstellung  dieser  Lehren  wohl  wesentlich  be- 
ruht hatte.  Aehnliches  finden  wir  sonst  noch  in  der  Geschichte 
von  Lrlehren  und  müssen  es  gerade  für  diese  finden,  welche 
gesunder  Weiterentwicklung  unfähig  immer  wieder  auf  ältere 
Autoritäten  sich  stützen  und  diese  benutzen  müssen. 

Die  Deutung  der  älteren  alchemistischen  Schriften  ist  uns 
jetzt  unmöglich.  Sie  ist  es  hofientlich  nicht  für  immer.  Aber 
die  Bearbeitung  jener  Schriften  bis  zu  diesem  Schlussresultate  ist 
nicht  die  Sache  eines  Einzelnen;  diese  Bearbeitung  hat  von  Grund 
aus  zu  beginnen.  Zu  der  Legung  des  Fundamentes  für  diese  Ar- 
beit, namentlich  in  litterarhistorischer  und  bibliographischer  Be- 
ziehung, versuche  ich  hier  Einiges  beizutragen,  zunächst  durch 
Mittheilung  dessen,  was  sich  mir  über  drei  Schriftsteller  ange- 
sammelt und  ergeben  hat,  welche  durch  wahrscheinlich  relativ 
höheres  Alter,  zum  Theil  auch  durch  die  grosse  Autorität,  die 
ihnen  beigelegt  wurde,  und  bei  Einem  durch  die  beträchtliche 
Zahl  der  unter  seinem  Namen  uns  erhaltenen  Schriften  ausge- 
zeichnet sind:  über  Demokritos,  Synesios  und  Zosimos. 


Demokritos. 


Zu  den  ältesten  Denkmälern  der  alchemistischen  Litteratur, 
welche  unter  dem  Einflüsse  ägyptischer  Richtung  verfasst  und 
uns  erhalten  sind,  gehört  wohl,  was  ein  als  Democrit^)  Benannter 
geschrieben  und  unter  Mehreren  zuerst  ein  als  Synesios  Be- 
nannter commentirt  hat.  Unkenntniss  der  Zeit  der  Abfassung 
und  der  Persönlichkeit  der  Schriftsteller,  Unverständlichkeit  dessen 
was  sie  geschrieben,  erschwert  eine  Würdigung  dieser  Schriften 
in  erheblichster  Weise;  und  die  Unsicherheit,  welche  bei  der  Be- 
schäftigung mit  ihnen  bleibt,  erstreckt  sich  selbst  theilweise  bis  in 
die  neuere  Zeit  und  bezüglich  solcher  rein  äusserlicher  Umstände, 
wie  man  sie  als  streitige  nach  dem  jetzigen  Standpunkt  der 
Bibliographie  kaum  erwarten  sollte. 

Der  Democrit,  welcher  Alchemistisches  geschrieben,  wurde 
früher  als  der  bekannte  Philosoph  Democrit  von  Abdera  in 
Thracien  angesprochen,  welcher  von  460  bis  361  v.  Chr.  lebte'). 
Dass  Dieser  sich  in  Aegypten,  in  Chaldaea  und  in  Persien  mit  den 
in  diesen  Ländern  betriebenen  Wissenschaften  bekannt  gemacht 
habe,  ist  nicht  zu  bezweifeln.     Aber  bei  Schriftstellern  des  Alter- 


*)  In  Labbe's  Nova  bibliotheca  manuscriptorum  librorum  [Parisiis  1653], 
p.  129  wurden  irrthümlich  als  in  Pariser  Handschriften  enthalten  Demcfrn  Phy- 
sica  et  mystica  cum  Synesii  scholiis  angegeben,  aber  der  Irrthuni  ist  in  dem- 
selben Werke  später  (p.  383)  berichtigt. 

*)  Sein  Leben  und  seine  Schriften  hat  in  neuerer  Zeit  ausfährlich  behan- 
delt Mullach:  Democriti  Abderitae  operum  fragmenta  ed.  F.  G.  A.  Mulla- 
chiuB  [Berolini  1843]. 


Kl» 

tbams.  wddie  einige  Jalurlnmdeite  spiter  lebte».  tiiKieii  wir  ihm 
auch  Kenntni,ss  der  Magie  iukI  manciierlet  g^^ieimer  Küfi$ttt  mh 
geschrieb»!  und  naurhgerabmt,  dass  «ar  skli  viel  mit  VetsodKMi 
beschäftigt  habe:  ^i>  z.  R  kniz  timt  dem  Anfang  und  im  üBÜtm 
Jahrfaondert  ander»-  Zeitrechnung  bei  Yitruvius^^«  b(j  L  A« 
Seneca  *},  bö  Petronius  Arbiter  *),  und  bri  Plinius  •). 
Nichts  aber  deutet  bei  diesen  Schriftst^em  darauf  hin,  da$<(  De- 
mocrit  soldien  Bestrebungen  lugethan  gewesen  sei,  welche  als 
alchemistisdie  zu  bezeichnen  waren;  und  ebenso  wenig  findet  sidi 
ein  Anhaltspunkt  für  eine  solche  Yermuthung  in  dian,  was  uns  von 
Democrit's  Sdirifien  erhalten  oder  über  sie  bekannt  ist:  wie  sie 
Thrasyllos  (um  den  An&ng  unserer  Zeitrechnung)  geordnet  und 
Diogenes  Laertios  (im  Anfang  des  3.  Jahrhunderts)  uns  genannt 
hat^  —  Aber  in  der  nun  folgenden  Zeit  wird  Democrit  mit 
Bestimmtheit  als  ein  SchiiftsteUer  über  alchemistische  Gegenstände 
genannt  Vielleicht  am  Frühesten  bei  dem,  seiner  Zeit  nach  nicht 
genau  bestunmten  aber  wohl  etwa  dem  4ten  Jahrhundert  angehö- 
rigen  Synesios,  welcher  eine  dem  Democrit  zugeschriebene  al- 
chemistische Schrift  commentirte  und  im  folgenden  Abschnitt  ein- 
gehender zu  besprechen  ist;  dieser  Synesios  sagt*),  dass  der 
Democrit,  welcher  Verfasser  dieser  Schrift  gewesen,  aus  Abdera 
in  Thracien  gebürtig,  von  Ostanes  im  Tempel  zu  Memphis  in  das 


s)  YitraTii  de  architectura  libri  X;  L.  IX,  praelatio,  in  der  Aasgmbe  Ton 
J.  6.  Schneider  [Leipzig  1807]  T.  I,  p.  239;  Tgl.  auch  Mullaoh  a.  a.  0., 
p.  126. 

*)  Im  90.  Briefe.  L.  Annaei  Sen^:ae  opera  omnia  quae  supenant  ed. 
F.  E.  Rnhkopf,  Vol.  lU  (Lipsiae  1805),  p.  155. 

^)  Petronii  Arbitri  Satyricon  ed.  J.  P.  Lotichius  [Franeofiirti  ad  Moennm 
1629],  p.  22. 

«)  Hißtoria  naturalis  L.  XXIV,  cap.  102  und  L.  XXX,  cap.  2  (nach  der 
Franz'schen  Ausgabe  [Leipzig  1776—1791]  Vol.  VII,  p.  611  u.  Vol.  VIII, 
p.  461  sqq.).    Vgl.  Mullach  a.  a.  0.,  p.  16,  72  sq.,  126. 

^  Diogeuis  Laertii  de  clarorum  philosophorum  yitis,  dogmatibus  et 
apophtegmatibus  libri  X;  recens.  CG.  Gobet,  ed.  A.  Westermann  etJ. F.Bois* 
sonade  [Parisiis  1850],  p.  238.    Vgl.  Mullach  a,  a,  0.,  p.  100  sqq. 

^  Synesii  Phiiosophi  ad  Dioscornm,  in  librum  Democriti,  scholia;  in 
J.  A.  Fabricii  Bibliotheca  graeca.  Vol.  VHI  [Hamburgi  1717] ,  p.  283.  Die 
betreffende  Stelle  auch,  nach  Fabricii  Bibl.  gr.  Vol.  I  (Hamburgi  1708),  p.  809 
und  Fabric.  Bibl.  gr.  ed.  Hariee  Vol.  II  [Hamburgi  1791],  p.  641,  bei  Mul- 
lach  a.  a.  0.,  p.  158. 


110  DemokritoB. 

Geheimwissen  der  Aegypter  eingeweiht  worden  sei,  und  darauf 
hin  vier  „das  Färben  betreffende"  Bücher  geschrieben  habe:  über 
das  Gold  und  das  Silber  und  die  Steine  und  den  Purpur®).  Eine 
ganz  ähnliche  Angabe  hat  Georgios  Synkellos  im  9ten  Jahr- 
hundert in  seiner  Chronographie^®):  dass  Democrit  aus  Abdera 
im  Tempel  zu  Memphis  eingeweiht  worden  sei;  über  seine  Bezie- 
hungen zum  Ostanes;  dass  er  über  Gold  und  Silber  und  Steine 
und  Purpur  dunkel  geschrieben  habe.  Suidas^^),  etwa  am  Ende 
des  loten  Jahrhunderts,  erwähnt  bei  der  Besprechung  des  Demo- 
crit, dass  er  nach  Einigen  von  den  Magiern,  Chaldäem  imd  Per- 
sern unterrichtet  gewesen  sein  solle,  dass  er  bei  den  Persern  und 
Indem  und  Aegyptern  gewesen  sei  und  ihre  Weisheit  gelernt 
habe,  aber  Nichts  von  alchemistischer  oder  dahin  zielender  Be- 
schäftigung und  Schriftstellerei. 

Was  dem  Democrit  von  alchemistischer  Schriftstellerei,  als 
aus  dem  Alterthume  gerettet,  zugeschrieben  wurde,  findet  sich  in 
vielen  Handschriften.  Gedruckt  ist  in  griechischer  Sprache  Nichts. 
Wohl  aber  wurde  eine  lateinische  Ueberaetzung  einer  dem  Demo- 
crit beigelegten  alchemistischen  Schrift  1573  durch  Domenico 
Pizimenti  veröfientlicht,  welcher  angiebt,  dass  er  die  griechische 
Handschrift  von  einem  aus  Corfu  gebürtigen  Griechen  erstanden 
habe.  Pizimenti  gab  die  Uebersetzung  als  die  eines  Werkes  des 
Democrit  von  Abdera,  zusammen  mit  der  mehrerer  Commentare 
über  dasselbe,  heraus,  unter  dem  Titel:  Democritus  Abderita  de 
arte  magna  sive  de  rebus  naturalibus;  nee  non  Synesii  et  Pelagii, 
et  Stephani  Alexandrini  et  Mich.  Pselli  in  eundem  commentaria. 


*)  !ßx  rovtov  Xitßioy  acfoQuäq  avyeyQail'aro  ßfßXovg  tiaaaqaq  ßag}&xag,  n€^i 
XQvao^  xal  dQy{>Qov  x«i  U^tay  xai  noQq^vQag,  Nicht  ganz  treu  ist  die  ueber- 
setzung, wie  sie  sich  in  Fabricii  Biblioth.  gr.  Vol.  VIII,  p.  233  findet:  Hinc 
siimta  occasione  conscripsit  libellos  quatuor  de  tinctura  solis,  et  lunae,  deque 
lapidibuB,  et  purpora.  Das  Metalliarben  ist  aber  gewiss  im  alchemistischen 
Sinne  zu  nehmen. 

10)  P.  198  der  Venetianer  Ausgabe  von  1729.  Die  betreffende  Stelle  auch 
in  Fabricii  Bibl.  gr.  Vol.  I,  p.  809  und  VoL  XII,  p.  767,  Fabric.  Bibl.  gr.  ed. 
Harles  Vol.  II,  p.  641  und  bei  Mullach  a.  a.  0.,  p.  158. 

")  Suidae  Lexicon  ed.  Bemhardy  [Halie  et  Brunsvigae  1863],  Vol.  I, 
Pars  I,  p.  1254. 


DemokritOB.  111 

Dom.  Pizimentio  Vibonensi  interprete.  Patavii  1573  *^).  Abgedruckt 
wurde  diese  Uebersetzung  nachher  auch  in  einer  Kölner  Ausgabe 
einer  Schrift  von  Mizauld  über  wunderbare  oder  merkwürdige 
Dinge  ^^.     Noch   einmal  abgedruckt  wurde    diese  Uebersetzung, 


^2)  Diesen  Titel  der  Pizimenti 'sehen  Ausgabe  gaben  richtig,  oder  im 
Wesentlichen  richtig,  Fabricius  Bibl.gr.,  Vol.  VIII  [Hamburg!  1717],  p.  232; 
Beckmann  Geschichte  der  Erfindungen,  Bd.  III  [Leipzig  1790],  S.  876;  S.  F. 

G.  Hoffmann  Lexicon  bibliographicum scriptorum  graecorum,  T.  II 

[Lipsiae  1833],  p.  9;  Brunet  Manuel  du  libraire  et  de  Pamatenr  de  livres, 
T.  II  [Paris  1861],  p.  584;  Grässe  Tresor  de  livres  rares  et  precieux;  T.  II 
[Dresde  1861],  p.  356.  Ich  bemerke  dies  wegen  der  unten  zu  besprechenden 
mannichfaltigen  unrichtigen  Angaben  des  Titels  und  der  daran  geknüpften 
Schlussfolgerungen . 

13)  Was  Titel  und  Jahreszahl  dieses  Buches,  so  weit  es  für  die  Bekannt- 
schaft mit  dem  Democrit  in  Betracht  kommt,  betrifft,  herrscht  grosse  Con- 
fusion.  Dass  es  eine  lateinische  Uebersetzung  der  Physica  et  mystica  des 
Democrit  und  mehrerer  Commentare  zu  denselben  enthalte,  ist  oft,  aber 
gewiss  selten  auf  eigener  Einsicht  beruhend  angegeben  worden.  Nach  ein- 
zelnen Angaben  könnte  man  zweifeln,  ob  es  wirklich  die  Pizimenti'sche 
Uebersetzung  gebracht  habe,  was  wiederum  nach  anderen  gewiss  der  Fall 
ist.  Es  spart  vielleicht  Einem,  der  später  einmal  diesem  Gegenstande  nach- 
geht, einige  Mühe,  wenn  ich  folgende  Notizen  hier  zusammenstelle.  Rei- 
nesius  gab  in  seinem  (1634  abgefassten)  Judicium  de  chemicorum  graec.  co- 
dice  Gothano  (in  Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  749)  an; 
Eadem  (Physica  Democriti  cum  scholiis  Synesii,  Pelagii  et  Stephani)  a  Domi- 
nico  Pizimentio  versa  Latine  1574  Coloniae  cum  Mizaldi  roemorabilibus  praelo 
data  sunt.  Fabricius  in  Bibl.  gr.,  Vol.  XII,  p.  709  sagte:  Prodiit  (die  Schrift 
des  Democrit  oder  die  Uebersetzung  des  Pizimenti?)  etiam  cum  A.  Mizaldi 
memorabilium  centuriis  Colon.  1572;  ebenso  wie  Lambeck  (vgl.  a.  Anmerk.  28 
a.  0.,  p.  383)  gesagt  hatte,  die  Pizimenti'sche  Uebersetzung  stehe  auch  in 
appendice  memorabilium  A.  Mizaldi,  editorum  Coloniae  Agr.  apud  Joannem 
Birkmannum  1572.  Lenglet  du  Fresnoy  giebt  aber  in  seiner  Histoire  de 
la  Philosophie  hermetique,  T.  III  [k  la  Haye,  1742],  p.  147  mit  Bestimmtheit 
an:    Democriti  Abderitae  de  arte  sacra  sive  de  rebus  naturalibus  et  mysticis 

libellus ,  nee  non  Synesii  et  Pelagii in   eundem   commenta- 

ria,  interprete  D.  Pizimentio;  Coloniae  Janus  Birkmannus,  1574;  cet  ouvrage 
est  Joint  ici  au  trait^  d'Antoine  Mizaldus,  Memorabilium  sive  arcanorum  om- 
nis  generis  centuriae  novem.  Und  dann  noch  neue  Autlagen:  Francofurti 
1592,  1613  u.  1673  und  eine  deutsche  Uebersetzung  Nürnberg  1717.  Hoff- 
mann a.  a.  0.  giebt  nach  der  Anfuhrung  der  Pizimenti'schen  Uebersetzung 
weiter  an:  1574:  In  Antonii  Mizaldi  Mirabilibus.  (Cl.  Birkmann).  Ebenso 
oder  ähnlich  andere  neuere  Bibliographen.  In  den  Frankfurter  Ausgaben  der 
Memorabilium  Mizaldi  von  1592,  1599  und  1613  (am  Ende  derselben  steht: 
Mirabilinm  A.  Mizaldi  finis)  und  den  da  beigedruckten  Schriften  habe  ich 
indessen   von   der   Pizimenti'schen    Uebersetzung    Nichts    finden    können, 


112  IßtauJuriUM. 

rermehri  dnrefa  eine  Andere  stlthetaMiMAe  Seioifi,  za  Nnrnbei^ 
17171^  Lenglet  da  VreMnoy  ^)  imd  nadi  üun  Sehmieder*^ 
geben  zwmt  to  ride  Aingatben  tod  der  Pizimenti'adien  Ueber- 
Mfizaag  Mi,  dsum  maa  sie  far  eins  der  lekiiter  za  bähenden  Bocber 
ballen  möchte;  aber  dem  ist  niebt  so,  imd  das  erkennen  aorii  An- 
dere,  namentlicb  was  die  Ausgabe  Ton  1573  betriffi,  an.  Hö- 
fer ^^;  nennt  sie  devenoe  assez  rare,  aber  man  kann  bezweifeln, 
ob  er  sie  selbst  eingesehen  babe^>:   Bmnet^;  nennt  ae  rare; 


sl>eDto  wenig  wie  die  ron  J.  F.  Gmeliii  in  teiner  Geaciiicide  der  Chemie, 
hd.  I  [O^Umgen  1797],  8.  314  mit  Terweimig  anf  Mizaldi  Center.  EL  memo- 
rsHHomy  Colon,  1574  ciltrte  Pelagii  Gneci  in  Democritem  Abderilsm  de  arte 
•scrs  tire  de  rebot  mjfticis  et  nstnralibai  eommentaüo  tidi  Iner  findet. 
Beckmann  bemerkt  a.  a.  0.:  .Conring*  tagt  in  Hemetiea  mediana  p.  29, 
das  Boch''  (des  Pizimenti)  „sei  Tier  Jahre  hemadi  an  Cöfai  mit  ICzaldi 
mirabiliboi  nacbgedmckt  worden*;  Conring  tagt  dies  (De  Hermetica  medi- 
cina  p,  26  der  Ausgabe  Ton  1648,  p.  29  der  Ausgabe  tos  1669)  allerdings, 
aber  nachdem  er  Torher  als  Yeröffentliehnngsiahr  der  Pizimenti'sehen 
Uebersetzung  irrig  1570  angegeben.  —  Eine  Kölner  Ausgabe  des  Mizauld- 
sehen  Buches  Ton  1572  oder  1574  konnte  ich  nidit  auftreibm.  Wire  in 
einer  solchen  ron  1572  schon  eine  Uebersetzung  der  dem  Democrit  beige- 
legten Schrüi  enthalten,  so  wurde  diese  wohl  eine  Ton  der  des  Pizimenti 
unabhängige  sein.  Ich  habe  Eine  noch  ältere  Ausgabe  jenes  Boches  ein- 
sehen können  (Memorabüium centuriae  IX,  autore  A.  Mizaldo^  Lute- 
tiae 1566;  sie  hat  die  BezeichnuDg  lürabilinm  u.  s.  w.  am  Schfame  nicht); 
sie  enthalt  Nichts  hier  in  Betracht  Kommendes. 

^*)  Der  Titel  dieser  Ausgabe  ist  nach  Ho  ff  mann  (a.  a.  O.):  Democritus 
Abdenrta  graecus  de  rebus  sacris  naturalibus  et  mysticis.  Cum  Notis  Sjnesii 
et  Pelagii.  —  Tnmba  Semiramidis  Hermeticae  sigillatae,  quam  si  sapiens 
aperuerit,  Non  Cyrus,  Ambitiosus;  ararus,  Regum  iUe  thesauros,  diritiarum 
inexhaustos,  quod  sufficiat  inyeniet  H.  Y.  D.  Norimbergae  1717.  —  Nach 
Lenglet  du  Fresnoy  a.  a.  0.  wäre  diese  durch  die  Tnmba  Semiramidis  her- 
metice  sigillata  yermehrte  Nürnberger  Ausgabe  yon  1717  eine  deutsche  Ueber- 
setzung. 

w)  Vgl.  Anmerk.  13. 

»«)  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  64  f.  .Derselbe  Text«  (die 
Uebersetzung  des  Pizimenti)  .wurde  in  den  neueren  Ausgaben  abgedruckt: 
Coloniae  1574;  Francofurti  1592,  1613,  1673.  Eine  deutsche  Uebersetzung 
erschien  zu  Nürnberg  nn**.  loh  vermuthe,  dass  einfach  die  verschiedenen 
Ausgaben  von  Mizaldi  memorabilibns  oder  mirabilibus  aufgeführt  worden 
sind;  vgl.  Anmerk.  13. 

17)  Histoire  do  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1868],  p.  277. 

1^  Er  giebt  den  Titel  unrichtig  an:  Democriti  physica  et  magioa,  edita 
latine  a  Dominico  Pizimento,  etc.  Patav.  1573. 

1»)  A.  Anmerk.  12  a.  0. 


Demokritos.  113 

nach  Hoff  mann  20)  kommt  sie  rarissime  vor;  Reuvens^»)  sagt, 
sie  sei  presque  introuvable  geworden,  und  mit  dem  letzteren  Aus- 
spruch stimmt  meine  eigene  Erfahrung  überein  22).  Wie  Wenige 
unter  denen,  welche  diese  Uebersetzung  citiren,  sie  selbst  gesehen 
liaben,  geht  zur  Genüge  schon  aus  der  grossen  Mannichfaltigkeit 
der  Titel    hervor,   welche    derselben  beigelegt   werden  23).     Aber 

20)  A.  Anmerk.  12  a.  0. 

21)  Troieieme  lettre  ä  M.  Letronne  bup  lee  papyrus  bilingues  et  grecs  du 
mus^e  d'anliquites  de  l'universite  de  Leide  (Leide  1850),  p.  71. 

22)  Ich  habe  diese  Ausgabe  der  Pizimenti'schen  Uebersetzung  von  1573 
nach  vielen  vergeblichen  anderweitigen  Anfragen  von  der  Uni versitäts- Biblio- 
thek zu  Göttingen  erhalten.  Sie  scheint  von  Anfang  an  wenig  verbreitet  ge- 
wesen zu  sein;  Salmasius,  als  er  1622  seine  Anmerkungen  zum  Tertullian 
de  pallio  herausgab,  scheint  sie  nicht  gekannt  zu  haben  (vgl.  Anmerk.  47), 
und  ebenso  wenig  Keinesius  1634  (vgl.  Anmerk.  13).  Auch  Du  Gange 
kannte  jene  Ausgabe  nicht  aus  eigner  Anschauung;  unsicher  und  bezüglich 
der  Jahreszahl  uniichlig  äusEert  er  sich  in  demjenigen  Anhang  zu  seinem 
Glossarium  ad  scriptores  mediae  et  infimae  graecitatis  [Lugduni  1688],  in 
welchem    die    von    ihm    benützten   Schriftsteller  aufgezählt   werden:      Demo- 

criti   chymici   qvctxä   x«i   /ttvoTixu Editus   dicitur  Patavii  anno  1572, 

nescio  an  graece.  — Ich  gebe  weiter  unten  desPizimenti  Uebersetzung  nach 
jener  Ausgabe. 

2S)  Die  erste  Ausgabe  der  Pizimenti' sehen  Uebersetzung  von  1573  ist 
wesentlich  anders  (de  arte  magna  sive  de  rebus  naturalibus)  betitelt,  als  die 
von  1717  (de  rebus  sacris  naturalibus  et  mysticis).  Die  erstere  citirte  Fabri- 
cius  (Bibl.  gr.  Vol.  1  [Hamburgi  1708],  p.  809:  4*vaix(t  xul  Mvanxd  de  arte 
Sacra,  sive  chemica,  quae  cum  Synesii  ac  Pelagii  commentariis  latine  edita 
sunt  Patavii  1572,  wozu  Beckmann  a.  a.  0.  bemerkt,  dass  Fabricius  das 
Buch  wohl  nicht  selbst  gesehen  habe,  da  er  weder  Titel  noch  Jahreszahl 
lichtig  angebe.  Aber  später  (vgl.  Anm.  12)  hat  Fabricius  beides  richtig  ge- 
geben. Mit  seiner  ersten  Citation  hat  Aehnlichkeit  die  von  K.  Sprengel, 
welcher  in  seiner  Geschichte  der  Arzneykunde,  in  der  ersten  Auflage,  Bd.  II 
[Halle  1793],  S.  156  wie  in  der  dritten  Auflage,  Bd.  II  [Halle  1823],  S.  220, 
den  Titel  angiebt:  Democriti  (fvaixu  xcu  fAvatixii,  cum  Synesii,  Pelagii,  Ste- 
phani  notis,  ed.  Pizimentii,  Patav.  1573;  aus  neuerer  Zeit  noch  die  von  Hö- 
fer (vgl.  Anm.  18).  J.  F.  Gmelin  giebt  in  seiner  Geschichte  der  Chemie, 
Bd.  I  [Göttingen  1797],  S.  314  den  Titel:  Democritus  Abderita  de  arte  magna 
sive  de  rebus  naturalibus  et  mysticis;  Patav.  1573;  aber  der  Titel:  [MichaS- 
lis  Pselli  Tractatus]  De  auri  conficiendi  ratione  ad  Michaelem  Cerularium, 
Patriarcbam  Constantinopolitanum,  Dominico  Pizimentio  Vibonensi  interprete, 
una  cum  Democrito  Abderita,  Synesio,  Pelagio  et  Stephano  Alexandrino  de 
magna  et  sacra  arte  editus  est  [sie],  Patav.  1572,  welchen  Gmelin  a.  e.  a.  0., 
S.  21  gab,  gehört  keinem  wirklich  existirenden  Buche  an,  eondern  beruht  auf 
dcmidissverständniss  einer  Angabe  in  des  Leo  Allatius  De  Psellis  et  eonim 
sciiptis  diatriba   (im  Anhange  zu  Fabricii    Bibliothecae   graecae  Vol.  V.,  wo 

Kopp,  Beitr.  r..  Oescli.  d.  Chem.  3 


114  DemokritoB. 

auch  die  später  als  1573  gedruckten  Ausgaben  kommeD  selten 
vor.  Namentlich  die  Verschiedenheit  der  Titel  hat  selbst  zu  der 
Ungewissheit  Veranlassung  gegeben,  ob  Eine  oder  ob  mehrere  al- 
chemistische  Schriften  als  von  einem  Democrit  herrührend  uns 
erhalten  seien;  wovon  weiter  unten. 

Auch  der  Inhalt  der  Handschriften,  welche  uns  alchemistische 
Erörterungen  eines  Democrit  erhalten  haben,  ist  nicht  durchweg 
derselbe.  Vier  Handschriften,  die  in  Paris,  und  zwei  wie  es  scheint 
übereinstimmende,  die  in  Wien  aufbewahrt  werden,  sind  es,  welche 
uns  namentlich  in  Betracht  kommen  24)j  sie  sind  alle  nicht  alt. 
Von  den  Pariser  Handschriften  ist  die  älteste  im  13.  Jahrhundert 
auf  Seidenpapier  geschrieben ,  die  neueren ,  auf  Papier  geschrie- 
benen sind  von  1467,  1486  und  15602ö);  die  Wiener  Handschriften 
sind  beide  1564  zu  Venedig  auf  Papier  abgeschrieben '^).  Ueber  den 


diese  Schrift  abgedruckt  ist,  p.  25).  Schmieder  gab  ia  seiner  Geschichte 
der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  64  den  Titel:  Democriti  Abderitae  de  arte 
magna,  sive  de  naturalibus  et  mysticis,  und  im  Uebrigen  richtig;  Grass e  in 
seinem  Lehrbuch  einer  allgem.  Literärgeschichte  u.  s.  w.,  Bd.  1  [Dresden  u.  Leip- 
zig 1837],  S.  400:  Democriti  op.  chemica  et  magica,  s.  de  arte  magna,  cum 
Synesii  et  Pelagii  comment.  interpr.  est  D.  Pizimentio;  Padua  1572  (in  seinem 
Tresor  gab  er  später  den  Titel  richtig;  vgl.  Anm.  12).  Bei  Mullach  a.  o.  a. 
0.,  p.  157  wird  unter  den  dem  Democrit  von  Abdera  untergeschobenen 
Schriften  angeführt:  De  arte  sacra  (i.  e.  chemica)  libellus  cum  Synesii,  Mich. 
Pselli  et  Pelagii  commentariis  ex  D.  Picimentii  ioterpretatione  latine  editus 
Patavii  1572. 

2^)  Diese  Handschriften,  welche  nach  dem  über  sie  bekannt  Gewordenen 
die  wesentliche  Grundlage  des  oben  über  den  Inhalt  der  Physica  et  mystica 
Gesagten  zunächst  abgeben ,  finden  sich  in  Sammlungen  griechischer  alche- 
mistischer  Aufsätze ,  die  auf  einer  grösseren  Zahl  von  Bibliotheken  vorkommen. 
Aber  die  oben  genannten  Handschriften  sind  allein  die  bezüglich  ihres  Inhalts 
eingehender  beschriebenen.  Ich  wusste  bei  der  Abfassung  des  hier  vorlie- 
genden Abschnittes  über  Democrit  noch  nicht,  ob  ich  eine  vollständigere 
Auskunft  über  jene  Sammlungen  auszuarbeiten  versuchen  würde;  was  ältere 
Angaben  über  die  Handschriften  betrifft,  welche  des  Democrit  Physica  et  my- 
stica enthalten,  und  was  denselben  meine  Bekanntschalt  mit  Handschriften-Kata- 
logen hinzufügen  lässt,  findet  sich  unten  S.  131  f.,  Anmerk.  53  zusammengestellt. 

^)  Catalogus  codicum  manuscriptorum  bibliothecae  regiae,  T.  II  [Pari- 
BUS  1740],  p.  475,  483;  Lenglet  du  Fresnoy's  Histoire  de  la  philosophie her- 
m^tique  [ä  la  Haye,  1742],  p.  13,  14,  19;  Schmieder's  Geschichte  der  Alche- 
mie [Halle  iaS2],  S.  65. 

^  Vgl.  Lambeck  a.  u.  (Anmerk.  28)  a.  ü.,  p.  432  u.  434,  auch  Nessel, 


Demokritos.  115 

Inhalt  der  Pariser  Handschriften  verdanken  wir  Ameilhon»?) 
genauere  Nachrichten;  über  den  der  Wiener  Handschriften  hat 
Lambeck«^)  Einiges  mitgetheilt;  viel  weniger  ist  bezüglich  dessen, 
was  noch  andere  Handschriften  enthalten,  angegeben.  Was  die  Pa- 
riser Handschriften  bieten,  ist  zunächst  zu  betrachten. 

^rj^oxglrov  tpvöLxu  xal  ^vöziTcd  sind  sie  betitelt.  Uebereinstim- 
mend  beginnen  sie  mit  einer  Anleitung  zur  Purpurfarberei.  Ohne  jeg- 
lichen Uebergang  fahrt  dann  der  Verfasser  fort  mit  einer  wunder- 
baren  Erzählung.  Er  sagt  im  Wesentlichen :  Da  er  in  solchen  Sachen 
durch  den  vorerwähnten  Lehrer  (dessen  aber  in  diesen  Handschriften 
nicht  erwähnt  wird)  unterrichtet  gewesen  und  mit  der  Verschieden- 
heit der  anzuwendenden  Substanzen  bekannt  geworden  sei,  sei 
ihm  noch  übrig  geblieben  die  Anweisung,  wie  er  die  Naturen  oder 


Catalogi  bibliothecae  caep.  vindobon.  manascriptorum  —  —  —  Pars  III, 
p.  15. 

27)  Notices  et  extraits  des  manuscrits  de  la  bibliotheqne  nationale , 

pnblies  par  Plnstitut  national  de  France;  T.  VI  [Paris,  an  IX]»  p.  302. 

2^  Petri  Lanibecii  Commentariorum  de  augUBtissima  bibliotheca  caesarea 
vindobonensi  Liber  sextus;  editio  altera  studio  et  opera  A.  F.  Kollarii  [Vindo- 
bonae  1780];  p.  386.  Larabeck  bespricht  hier  (p.  380  bis  433)  eine,  1564  zu 
Venedig  abgeschriebene  Sammlung  griechischer  chemischer  Schriften  aus- 
führlich, und  giebt  dann  (p.  434)  an,  dass  die  Wiener  Bibliothek  noch  eine, 
in  demselben  Jahre  von  demselben  Abschreiber  geTertigte  Abschrift  einer 
solchen  Sammlung  griechischer  chemischer  Schriften  besitze,  auf  welche  letz- 
tere näher  einzugehen  also  unnöthig  sei.  —  Man  könnte  vermuthen,  dass  diese 
Abschriften  in  Venedig  von  der  etwa  aus  dem  elften  Jahrhundert  stammenden, 
eine  solche  Sammlung  enthaltenden  Handschrift  genommen  worden  seien,  die 
auf  der  Marcus- Bibliothek  zu  Venedig  befindlich  war  und  über  welche  Ber- 
nard  nach  d'Orville's  Notizen  einige  das  in  dem  Katalog  dieser  Bibliothek 
Enthaltene  vervollständigende  Angaben  veröffentlicht  hat  (vgl.  Palladii  de 
febribus  concisa  Synopsis  graece  et  latine  cum  notis  J.  S.  Bernard  [Lugduni 
Batavorum  1745],  p.  109  sqq.);  aber  danach,  dass  die  eine  Sammlung  Einiges 
hat,  was  in  der  anderen  fehlt,  und  die  Ordnung  der  in  beiden  Sammlungen 
enthaltenen  Aufsätze  in  ihnen  eine  ganz  verschiedene  ist,  ist  dies  doch  nicht 
anzunehmen.  In  dieser  Venetianer  Handschrift  beginnt,  wie  ich  hier  bemerken 
will,  des  Democrit  Schrift  (als  üeberschrift  ist  hier  angegeben:  JrjfioxQC- 
tov  nsQt  7ioQ(pvQ(tg  xal  XQ^^^^  noifiaetag  g^vaixä  xai  ^vaiixü)   auch,  und   mit 

denselben    Worten  (BuXioy  elg  XCtQay  «  noQ<p{>Qag )   wie   in  der  von 

Lambeck  beschriebenen  Wiener  Handschrift,  mit  einer  Anleitung  zur  Purpur- 
färberei, üeber  diese  Venetianer  Handschrift  finden  sich  auch  Nachrichten 
in  Jac.  Morellii  bibliothecae  regiae  D.  Marci  Venetiarum  custodis  Bibliotheca 
manuscripta  graeca  et  latina,  T.  I  [Bassani  1802],  p.  172  sqq. 

8* 


116  Demokritos. 

Wesen  zusammenfüge  oder  in  Einklang  bringe  (onog  aQ(i6öca  tag 
€pv6BLs).     Da  der  Lehrer  früher  gestorben  sei  als  dass  er,  der  Ver- 
fasser, sich    habe  in  der  Wissenschaft  ganz  ausbilden  können,  so 
habe  er  beschlossen,  jenen  zur  Befragung  aus   der  Unterwelt  zu 
beschwören;   aber  während  er  noch  mit  den  Vorbereitungen   dazu 
beschäftigt,  sei  ihm  der  Lehrer  plötzlich  erschienen  und  habe  ihm 
gesagt:  „Das  also  ist  der  Lohn  für  Alles,  was  ich  für  Dich  gethan''. 
Auf  mehrere  Fragen,  namentlich  wie  man  die  Naturen  zusammen- 
fuge oder  in  Einklang  bringe,  habe  der  Lehrer  geantwortet,   dass 
es  schwierig  sei,  diese  Wissbegierde  zu  befriedigen;  der  Verfasser 
vermuthet,    dass  der  den  Lehrer  beherrschende  Dämon   oder  Ge- 
nius  Demselben  die  Mittheilung   genügender  Belehrung  nicht  ge- 
stattet habe.     Der  Lehrer   sagte  nur:    „die   Bücher  sind   in  dem 
Tempel".     Der  Verfasser  suchte  sofort  in  dem  Tempel  sorgsamst, 
aber  erfolglos;  der  Lehrer  habe  auch  bei  Lebzeiten  nie  von  Büchern 
gesprochen  und  sei  ohne  Hinterlassung  von  Schriftlichem  gestorben 
(in  Folge  absichtlicher  oder   unabsichtlicher   Vergiftung,  wie  da 
auch  erzählt  wird).     Nachdem  alles  Suchen  des   Verfassers  nutz- 
los gewesen,  befand  er  sich  bei  einem  grossen  Fest  im   Tempel; 
während  des   Males   öffnete  sich    plötzlich   eine   der  Säulen    des 
Tempels  und    in   der    Höhlung    erblickten   die  Anwesenden    die 
Bücher,  auf  welche  der  Lehrer  hingewiesen  hatte.  Herausgenommen 
ergaben  dieselben    aber  nur  die   Worte:    i\   (pvöLg  rrj    <pv0si  tsq- 
nexai'  r]  €pv6ig  tf^v  fpv6vv  vixci'  fj  q)v0vg  tfjv  q)vöiv  xgatst  (die  Na- 
tur erfreut  sich  der  Natur;  die  Natur  besiegt  die  Natur;  die  Na- 
tur beherrscht  die  Natur);  und  der  Verfasser  sagt,  sie  seien  sehr 
erstaunt  darüber  gewesen,  dass  die  ganze  Lehre  des  Meisters  in 
so  wenig  Worten  enthalten  sei. 

Hier  ist  ein  für  die  dem  Democrit  beigelegte  Schrift  in  sofern 
bedeutsamer  Abschnitt,  als  unter  den  anderen  Handschriften  und 
Bearbeitungen  einige  nur  das  Vorhergehende,  andere  nur  das  Fol- 
gende haben  oder  kennen.  —  Jn  den  Pariser  Handschriften  tritt 
nach  der  eben  skizzirten  Einleitimg  der  Verfasser  in  die  eigent- 
liche Alchemie  ein  und  giebt  mehrere  Vorschriften,  Gold  und  Sil- 
ber künstlich  zu  machen.  Eine  Vorschrift  zum  Goldmachen  hat 
Ameilhon  genauer  mitgetheilt;  ihr  Sinn  ist  der  folgende:  „Nimm 
Quecksilber,  fixire  es  mit  Magnesia  oder  italischem  Stimmi  (Sti- 


Demokritos.  117 

bium)  oder  ungebranntem  Schwefel  oder  Aphroselina  oder  ge- 
branntem Kalk  oder  Stypteria  von  Melos  oder  Arsenik  oder  wie 
es  Dir  sonst  beliebt.  Wirf  die  weisse  Erde  auf  das  Kupfer  und 
Du  erhältst  ein  helleres  Kupfer.  Wirf  die.  gelbrothe  Erde  auf  Sil- 
ber und  Du  erhältst  Gold.  Auf  Gold  entsteht  Chrysokorallos. 
Sandarach  giebt  das  Gelbrothe,  und  auch  zubereiteter  Arsenik  und 
auch  gänzlich  umgewandelter  Zinnober.  Helleres  Kupfer  erhält 
man  nur  mittelst  Quecksilber.  Die  Natur  besiegt  die  Natur".  Die 
Kunstausdrücke  sind  hier  möglichst  wörtlich  wiedergegeben;  dass 
sie  wenigstens  theil weise  nicht  bedeuten,  was  wir  jetzt  darunter 
verstehen,  braucht  nicht  besonders  bemerkt  zu  werden;  ob  die 
„Goldkoralle"  die  s.  g.  Goldtinctur  oder  den  Stein  der  Weisen  be- 
deute, wie  auch  Am  eilhon  vermuthet,  mag  dahin  gestellt  bleiben. 
Mehrere  andere  Anweisungen,  Gold  zu  machen,  werden  noch  ge- 
geben; dann  auch  eine,  Silber  zu  machen,  mit  der  Vorschrift  be- 
ginnend: „das  Quecksilber  aus  dem  Arsenik  oder  aus  dem  Sanda- 
rach, wie  es  beliebt,  sei  in  gebräuchlicher  Weise  zu  fixiren  oder  fest 
zu  machen".  —  Auch  ärztliche  Vorschriften  werden  gegeben;  es 
wird  gewarnt,  allzu  viele  Substanzen  in  die  Mischung  Eines  Heil- 
mittels eingehen  zu  lassen;  Menschenkoth  wird  fiir  die  Behand- 
lung bei  Verwundungen  durch  ein  scharfes  Eisen  empfohlen;  bei 
Augenleiden  ist  die  Rhamnus-Pflanze  ein  sicheres  Heilmittel. 

So  viel  im  Wesentlichen  lehrt  uns  Ameilhon  über  den  In- 
halt der  Pariser  Handschriften  derPhysica  et  mystica  des  Demo- 
crit  kennen;  auf  die,  doch  unerheblicheren  Verschiedenheiten, 
welche  sie  unter  einander  verglichen  zeigen,  ist  hier  nicht  einzu- 
gehen. Grössere  Abweichungen  zeigen  andere  Handschriften  im 
Vergleich  zu  den  eben  besprochenen. 

Die  Wiener  Handschriften,  über  welche  La  mb eck  2»)  genauere 
Auskunft  gegeben,  sind  auch  betitelt  ^ti^oxgkov  (pvöixa  xal  fiv- 
6tix(i  und  beginnen  gleichfalls,  und  in  denselben  Worten,  mit  der 
Anleitung  zum  Purpurfärben.  Besonders  bemerkenswert!!  sei  in 
dem  dann  Folgenden  die  Erscheinung  des  Lehrers.  Ob  das,  was 
in  den  Pariser  Handschriften  noch  nachher,  nach  dem  S.  116  hervor- 
gehobenen Abschnitte  folgt,    auch   in  den  Wiener  Handschriften 


29 


)  A.  S.  115  a.  0. 


fguÜAXtetk  M^,  erbeilt  au^  dero  vr/o  Lambeek  ober  die  letztem 
itita^heilteu  nicht,  Wabrscbeiolicber  ist  mir,  daas  es  aadi  in 
iBe§eü  HaDdscbriften  iftebt,  obgleich  man  diese  manchmal  so,  als 
entbielien  nie  nur  die  Erzählong  von  der  Ersebeinnng  des  Leh- 
rers, angeführt  findet  ^vgL  tinien  S,  119^  und  allerdings  in  ein- 
zelnen Handschriften^^  der  Theil  über  Pnrpnrfirberei  and  die 
Eniclieinangdes  Lehrers  einerseits  and  der  eigentlich  alchemistisdie 
Theil  andererseits  getrennt  von  einander,  wie  anter  sich  anabhan- 
^ge  Aufsätze,  vorkommen. 

Gewiss  aber  haben  oder  hatten  Handschriften  nar  das  nach 
dienten  Abschnitt  Folgende  '*;,  so  dass  sie  mit  den  Worten  begin- 
neu:  7/  ipvöig  tf^  fpvöei  xlgyctttu  o.  s.  w.  Bestimmt  scheint  mir 
dies  der  Fall  gewesen  zu  sein  für  die  Handschrift;,  nach  welcher 
Pizimenti  seine  Uebersetzung  fertigte'^):  eine  Handschrift,  welche 
Ameilhon'^;  überhaupt  als  eine  wahrscheinlich  sehr  fehlerhaft«e 
hinstellt  und  als  die  Ursache,  wesshalb  oft;  jene  Uebersetzung 
ganz  unverständlich  ist.  —  Man  hat  den  Inhalt  der  Pizimenti- 
sehen  Schrift  als  Eine  besondere  dem  Democrit  beigelegte  Schrift 
von  <;iner  anderen,  Mystica  et  physica,   unterscheiden  wollen;  so 


*»)  In  einer  Wolfenbütteler  z.  B.,  vgl.  S.  120,  Anmerk.  36. 

'1)  Wie  auch  Am  eil  hon  a.  a.  0.,  p.  306  herrorhebt,  unter  Bemfong  auf 
das  von  Fabricius  in  der  Bibl.  gr.  (wohl  Vol.  XII  [Hambnrgi  1724],  p.  768 
%({,)  Mitgetheilie. 

^'^)  Schon  nach  den  Anfangsworien  dieser  Uebersetzung  (welche  auch 
Fabricius  Bibl.  gr.  Vol.  XII,  p.  709  und  Ameilhon  a.  a.  0.,  p.  313  als 
solche  miitheilen) :  Natura  natura  gaudet,  et  natura  naturam  vincii,  et  natura 
natnram  rctinet,  und  nach  Ameilhon^s  ausdrücklichem  ürtheil,  welches  ich 
nach  Kinsichtnahme  in  die  Uebersetzung  des  Pizimenti  nur  bestätigen  kann. 
Dieselbe  enthält  nicht  das  über  Purpurfärberei  Gesagte,  nicht  die  Erscheinung 
des  Lehrers,  nicht  die  Auffindung  der  Schriften  des  Letzteren.  Es  scheint  mir 
weniger  Wahrscheinlichkeit  zuhaben,  anzunehmen,  dass  Pizimenti  aus  einer 
vollständigeren  Handschrift  nur  einen  Theil  übersetzt  veröffentlicht  habe  (etwa 
nur  das  als  de  rebus  naturalibus  handelnd  Betrachtete,  unter  Weglassung  des- 
jenigen, was  als  mystica  zu  betrachten).  In  der  Widmung  an  den  Cu^inal 
Porrenot,  welche  als  Vorrede  zu  betrachten,  ist  Nichts  hierauf  Hindeutendes 
zo  linden.  Aber  darauf,  dass  die  Handschrift  vielleicht  als  Fragment  bezeich- 
net war,  kann  hindeuten,  dass  nach  der  Widmung  die  Uebersetzung  als  Ueber- 
s<;hrift  hat:  Ex  rebus  naturalibus  et  mysticis  Democriti.  Darüber,  dass  sie 
wahrsclioinlich  ein  Fragment  war,  vgl.  unten  die  Anmerk.  38. 

»»)  A.  a.  ().,  p.  313  ff. 


Demokritos.  119 

Menage^*)  im  17ten  Jahrhundei-t  imdMullach-'^)  in  neuerer  Zeit; 
nach  Mull  ach  wäre  die  erstere  Schrift  eine  vorwiegend  alche- 
mistische,  und  die  letztere,  handschriftlich  auf  der  Wiener  Biblio- 
thek und  mehreren  anderen  Bibliotheken  bewahrte  enthielte  als 
Hauptsächliches  die  Erscheinung  des  Geistes  des  Lehrers  des  Demo- 
crit.  Aber  die  vollständigeren,  Beides  enthaltenden  Pariser  Hand- 
schriften sind  auch  als  Physica  et  mystica  bezeichnet,  und  es  ist 
mindestens  eben  so  wahrscheinlich,  dass  uns  Eine  Schrift  aus  frü- 
herer Zeit  als  von  einem  Democrit  herrührend  erhalten  ist,  von 
welcher  einige  Handschriften  nur  einzelne  Theile  enthalten.  In- 
dessen sind  auch  die.  Alles  auf  uns  Gekommene  enthaltenden 
Handschriften^^)  unvollständig,  wie  aus  der  Bezugnahme  auf  vor- 


^)  Menagii  observ.  et  correct.  ad  Diog.  Laert.  IX,  49. 

3ß)  Demoer.  Abd.  op.  fragm.  ed.  Mullachius  [Berolini  18i3],  p.  158.  Die 
Unterscheidung  zweier  Schriften  ist  hauptsächlich  veranlasst  durch  zwei  ver- 
schiedene Titel,  welche  ganz  gewiss  sich  auf  im  Wesentlichen  dieselbe  Schrift 
beziehen:  den,  unter  welchem  als  den  Inhalt  am  Deutlichsten  bezeichnend  ein 
Stück  dieser  Schrift  zuerst  in  lateinischer  üebersetzung  gedruckt  wurde,  und 
den  als  in  den  Handschriften  stehend  bekannt  gewordenen.  Wenn  übrigens 
Mullach  eine  Schrift  De  arte  sacra,  welche  Pizimenti  übersetzte,  und  eine 
Schrift  Mystica  et  physica  als  verschiedene  auch  desshalb  unterscheidet,  weil 
jene  üebersetzung,  wie  er  selbst  früher  ersehen,  die  Aufschrift  Physica  et 
mystica  nicht  habe,  so  ist  dies  nur  für  den  von  Pizimenti  vorgesetzten  Titel 
richtig;  es  findet  sich  die  Ueberschrift  „Ex  rebus  naturalibuB  et  mysticis  Demo- 
criti"  über  dem  Anfang  der  Üebersetzung  allerdings.  —  Ich  will  hier  beiläufig 
doch  bemerken:  wenn  Mullach  zu  den  vielen  Variationen  des  Titels  noch 
die  Angabe  hinzufügt,  Reuvens  citire  in  seinen  Briefen  an  Letronne 
(Lettres  sur  les  papyrus  bilingues  et  grecs  du  musee  d'antiquite  de  Puniver- 
site  de  Leide;  Leide  1830)  die  Abhandlung  des  s.  g.  Democrit  n^^r  unter 
dem  Titel  nsQt  iegäg  tix^fj?,  so  kann  ich  nicht  finden,  dass  Reuvens  sie 
überhaupt  unter  diesem  Titel  citire. 

3*)  Eine  solche  Handschrift  ist  auch  wohl,  nach  dem  Anfang  und  der 
Ueberschrift  und  namentlich  nach  dem  von  Morelli  über  ihren  Inhalt  Mit- 
getheilten  zu  urtheilen,  die  oben  (S.  115,  Anm.  28)  erwähnte  der  Marcus-Biblio- 
thek zu  Venedig;  und  auch  die  auf  der  Münchener  Bibliothek  befindliche 
handschriftliche  Sammlung  alchemistischer  Abhandlungen  enthält,  soweit  es 
Hardt's  (Catalogus  codicum  manuscriptonim  graecorum  bibliothecae  regiae 
bavaricae,  T.  II  [Monachii  1806],  p.  22  sq.)  Angaben  beurtheilen  lassen,  so  wie 
die  Pariser  Handschriften,  sowohl  das  in  den  Wiener  Handschriften  Enthal- 
tene als  auch  das  von  Pizimenti  Uebersetzte.  Auch  die  dem  Fabricius 
zugekommene  Abschrift  einer  Pariser  Handschrift  enthielt  Beides  (Fabricii 
Bibliotheca  graeca.  Vol.  XII   [Hamburgi  1724],  p.  768  sq.).    In   einer   Hand- 


120  Demokritoy. 


her  Gesagtes,  aber  in  diesen  Handschriften  sich  doch  nicht  Fin- 
dendes sich  folgern  lässt^^);  sie  geben  uns  nach  Ameilhon's 
Ausdruck  nur  un  fragment  d'un  ouvrage  plus  ^tendu,  un  extrait 
fait  par  un  abr^viateur  peu  intelligentes). 


Bchrift  der  Bibliothek  zu  ^^'olfenbüttel  (Biblioihecae  Guelferbjtanae  Codices 
graeci  et  latini  classici;  rec.  F.  A.  Ebert  [Lipsiae  1827],  p.  45  sq.)  stehen  zu- 
erst Democriti  ^vaixu  xul  fivaitxu  mit  dem  Anfange  '/f  tfvatg   zfi   q^vast   Uq- 

netat  — und  später  kommen  noch   einmal   Democriti    ^va^xä    xai   fnv- 

üjixd  mit  dem  Anfange   BueXcay  eig  Xit.  ä (Est  initium   libri  superioris, 

hoc  loco  ex  alio,  ut  videtur  codice  suppletum,  bemerkt  Ebert  zu  dem  letz- 
teren Aufsatze).  In  dem  Inhaltsverzeichniss  einer  Sammlung  griechischer  al- 
chemistischer  Aufsätze,  welche  Leo  All at ins  herauszugeben  beabsichtigte 
(sein  Vorhaben  wurde  nicht  ausgeführt,  nur  jenes  Verzeichniss  ist  veröfient- 
licht),  werden  erst:  Ex  Democriti  Physicis  ac  mysticis  (mit  dem  Anfang:  *H 
^votg  Tfl  ^vaei  —  —  und  der  Angabe,  hierzu  gehöre  des  Pizimenti  Ueber- 
setzung),  und  dann :  Democriti  Physica  et  mystica  (mit  dem  Anfang:     BicX"yy 

Big  Xiz(j€ty  ^Uiy  noQtfVQccg )  aufgeführt  (Fabricii  Biblioth.  graeca,  Vol.  XIV, 

p.  19). 

37)  Vgl.  S.  115.  Schon  Lambeck  hatte  (a.  o.  a.  0.,  p.  386)  hervorgehoben, 
dass  in  der  Erzählung  von  der  Erscheinung  des  Lehrers  des  Letzteren  in  einer 
Weise  erwähnt  wird,  welche  zeigt,  dass  dem  uns  erhaltenen  Theile  der 
Schrift  des  Democrit  ursprünglich  Etwas  vorangestanden  haben  muss,  worin 
schon  von  diesem  Lehrer  die  Rede  war. 

^)  Die  Erscheinung  des  Lehrers  findet  auch  in  dem  in  einem  folgenden 
Abschnitt  zu  besprechenden  Commentar  des  Synesios  zu  des  Democrit 
Werk  keine  Erwähnung,  und  darauf  hin  betrachtete  Am  eilhon  später,  bei 
der  Besprechung  dieses  Commentars  (Notices  et  extraits  des  manuscrits   de  la 

bibliotheque   nationale   — ,   publies   par  Plnstitut   national   de   France*, 

T.  VII  [Paris,  an  XII],  sec.  partie,  p.  223  s.),  den  Bericht  über  diese  Beschwö- 
rung in  den  ihn  enthaltenden  Handschriften  comme  une  addition  faite  au  traite 
du  pretendu  Democrite,  posterieurement  au  temps  oü  son  commentateur  ecri- 
vait;  unfl  er  sagt  ferner  (p.  226):  Si,  d'un  cote,  Pexemplaire  de  l'ouvrage  de 
Democrite   sur  lequel  Synesius  a    fait    ses    observations    ne    contenait    point 

Pepisode   de    Fapparitioii    d'Ostanes,   de   l'autre,   il  faut   reconnaitre 

qu'il  renfermait  aussi  des  choses  qu'on  chercherait  en  vaiu  dans  le  traite  du 
philosophe  d'Abdere,  tel  que  nous  Pavons  aujourd'hui.  —  Ich  bin  in  der  Be- 
antwortung der  Frage,  ob  der  Bericht  über  die  Erscheinung  des  Lehrers  ein 
späterer  Zusatz  sei,  nicht  ganz  so  sicher.  Auch  in  der  Uebersetzung  des 
Pizimenti  fehlt  dieser  Bericht,  aber  nach  den  Anfangsworten:  Natura  na- 
tura gaudet,  et  natura  naturam  vincit,  et  natura  naturam  retinet  föhrt sie  fort: 
Admirati  vehementer  sumus,  quod  breviter  rem  omnem  perstrinxerit.  Diese 
letzteren  Worte  deuten  auf  Vorausgegangenes,  in  dieser  Uebersetzung  resp. 
der  ihr  zu  Grunde  liegenden  Handschrift  Fehlendes;  sie  stimmen  aber  ganz 
zu  der  Annahme,  dass  der  Bericht  über  die  Erscheinung  des  Lehrers  ursprüng- 
lich vorausgegangen  sei. 


DemokritoB.  121 


]-)as  Werk  selbst  schreibt  jetzt  wohl  Niemand  mehr  dem  De- 
mocrit  von  Abdera  z\i^^).    Schmieder*^)  hat  als  Grund  dafür, 


s^)  Dafür,  dass  etwa  von  dem  4  ten  Jahrhundert  an  bis  gegen  das  Ende 
des  16ten  Jahrhunderts  dieses  Werk  fast  insgemein  als  dem  Democrit  von 
Abdera  angehörig  galt,  brauche  ich  nach  dem  oben  Besprochenen  hier  nicht 
noch  besonders  Belege  zusammenzustellen.  Sehr  vereinzelt  steht  da  die  von 
Georg  Agricola  gegen  die  Mitte  des  16 ten  Jahrhunderts  ausgesprochene 
Erklärung,  der  chemische  Schriftsteller  Democrit  sei  nicht  der  Philosoph 
von  Abdera  gewesen  (G.  Agricolae  de  re  metallica  Libri  XII;  da,  wo  in  dem 
als  Vorrede  dienenden  Widmungsschreiben  an  die  Herzoge  von  Sachsen  Die- 
jenigen aufgezählt  werden,  welche  /v^evr^xci  geschrieben  haben,  wird  auch 
angeführt  Democritus,  non  Abderites  ille,  sed  alter,  nescio  qui).  Noch  dem 
liibavius  galt  der  Democritus,  cujus  adhuc  hodie  manibus  studiosorum  teri- 
tur  de  lapide  philosophorum  libellus,  als  der  alte  griechische  Philosoph 
(Commentariorum  Alchymiae  A.  Libavii  Pars  I.  [Francofurti  ad  Moenum  1606], 
p.  2).  Um  das  Jahr  1600  müssen  aber  doch  schon  Zweifel  an  der  Echtheit 
geäussert  worden  sein.  Daniel  Sennert  sprach  sich  in  seinem  Buche  De 
Chymicorum  cum  Aristotelicis  et  Galenicis  consensu  ac  dissensu  (zuerst  er- 
schienen 1619),  cap.  111  dahin  aus:  die  unter  dem  Namen  des  Democrit 
erhaltene  Schrift  sei  bestimmt  nicht  erst  von  einem  Araber  verfasst,  wie 
Einige  behaupten,  sondern  entweder  dem  Griechen  Democrit  angehörig, 
oder  wenigstens  mit  des  Democrit  Namen  desshalb  bezeichnet  worden, 
weil  die  Kunde  sich  erhalten  habe,  Democrit  habe  Verständniss  der  Chemie 
besessen.  Als  identisch  mit  dem  Democrit  von  Abdera  betrachtete  den  Ver- 
fasser der  Physica  et  mystica  Athanasius  Kircher  (Prodromus  Coptus  sive 
Aegyptiacus  [Romae  1636],  p.  172).  Dass  Democrit  von  Abdera  chemische 
Schriften  verfasst  habe,  suchte,  auch  noch  im  17 ten  Jahrhundert,  Olaus  Borri- 

chiuB  in  seinem  Buche:  Hcrmetis,  Aegyptorum  et  chemicorum  sapientia 

[Hafniae  1674],  p.  72  zu  beweisen,  wenn  auch  zugestehend,  dass  das  davon 
auf  uns  Gekommene  von  den  Abschreibern  geändert  und  verderbt  sei  (auch 
in  seinem  Conspectus  scriptorum  chemicorum  celcbriorum,  in  Mangeti  Biblio- 
theca  chemica  curiosa  T.  I,  p.  39).  Lambeck  hat  in  demselben  Jahrhundert 
der  Ansicht  Sennert's  zugestimmt:  die  Physica  et  mystica  seien  aus  des 
Democrit  von  Abdera  Schriften  entnommen  oder  zusammengestellt,  und  auf 
solche  Zusammenstellungen  weise  Diogenes  Laertios  allerdings  hin  (Lam- 
becii  commentar.  de  bibl.  caesar.  vindobon.  Lib.  VI.,  ed.  Kollarii  [Vindob. 
1780],  p.  391).  Lenglet  du  Fresnoy  (Histoire  de  la  philosophie  herme- 
tique  [ä  la  Haye  1742])  spricht  zuerst  von  der  fraglichen  Schrift  als  einem 
petit  traite  attribue  ä  Democrite  (T.  I,  p.  27),  aber  später  (T.  III,  p.  20)  sagt 
er:  si  cet  ouvrage  n'est  pas  de  Democrite  (von  Abdera),  il  est  au  moins 
tire  de  ses  ouvrages.  Unter  Denen,  welche  zur  Beseitigung  des  Glaubens  an 
die  Echtheit  dieser  demAbderiten  beigelegten  Schrift  beitrugen,  wären  ausser 
den  hier  specieller  zu  Besprechenden  nach  Fabricii  Bibl.  gr.  ed.  Harles  Vol.  II 
[Hamburgi  1791],  p.  641  namentlich  noch  zu  nennen  Conring  (De  Hermetica 
medicina  L.  I,  cap.  3,  p.  28  sqq.  [der  Ausgabe  von  1669]),  Naude  (Apologia 


122  Demokritos. 

daas  es  dem  Abderiten  nur  irrthümlich  beigelegt  worden  sei,  aufge- 
führt: düBS  in  den  Pariser  Handschriften  nach  Lenglet  du  Fres- 
noy's  Bericht  als  Verfasser  Demokritos,  aber  ohne  den  Zusatz: 
von  Abdera,  genannt  sei;  dass  bei  Diogenes  Laertios  unter  den 
Schriftendes  DemokritosvonAbdera  keine  aufgezählt  sei,  welche 
als  die  hier  betrachtete  anzusprechen  wäre;  dass  nach  Salma- 
sius'  Zeugniss  die  Sprache  in  der  letzteren  Spuren  eines  neueren 
Ursprungs  unverkennbar  an  sich  trage.  Bezüglich  des  zweiten 
dieser  Gründe  vgl  S.  109;  bezüglich  des  ersten  und  des  dritten 
möge  noch  Folgendes  hier  bemerkt  werden. 

Aus  der  Besprechung  der  Pariser  Handschriften  durch  Am  eil- 
hon und  der  Wiener  Handschrift  durch  Lambeck  lässt  sich  aller- 
dings schliessen,  dass  in  keiner  derselben  der  Verfasser  der  Schrift 
sich  selbst  als  den  Democrit  von  Abdera  bezeichnet  Vorge- 
fasste  Meinung,  dass  es  sich  um  eine  Schrift  des  Abderiten  handle, 
Hess  die,  welche  die  Handschriften  beschrieben  oder  übersetzten, 
das  Werk  als  eins  Democriti  Abderitae  benennen;  aber  nur  ober- 
flächliche Kenntnissnahme  konnte  daraus  die  Schlussfolgerung 
ziehen,  diese  Angabe  des  Geburtsorts  des  Verfassers  komme  in 
der  Schrift  selbst  vor*^).  Und  ganz  Dasselbe  gilt  in  Beziehung 
darauf,  ob  der  Verfasser  den  Ostanes  als  seinen  Lehrer  nenne 
und  damit  selbst  zu  der  Deutung,  er  sei  der  Democrit  von   Ab- 


pro  Map:i8,  p.  216  F(j.),  Dan.  Clericus  (in  seiner  Historia  medicinae)  und 
Menage.  Dann  auch  noch  Reinesius  (Judicium  de  chemicorum  graec.  co- 
dice  Gothano,  in  Fabricii  Bibl.gr.  Vol.  MI  [Hamburgi  1724],  p.  757  sq.),  dessen 
Gründe  Borrichius  a.  c.  a.  0.  zu  widerlegen  suchte;  dem  Letzteren  hat 
Morhof  (Polyhistor  literarius  P.  I  [Lubecae  1695],  p.  105)  zugestimmt. 

^^)  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  65. 

*')  So  sagt  Lambeck  (a.  o.  a.  0.),  wo  er  bei  der  Beschreibung  der  be- 
treifenden Handschrift  zu  dem  uns  hier  beschäftigenden  Werk  übergeht,  in 
derselben  finden  sich  ferner  Democriti  Abderitae  Physica  et  mystica,  ad 
chrysopoeiam  pertinentia,  quorum  titulus  et  principium:  JtfUoxQirov  gvaixu 
xcci  uvaTtxic.  Dasselbe  giebt  an  Nessel  (Catalogi  biblioth.  caes.  vindobon. 
manuscript.  —  —  —  Pars  III,  p.  15).  Mit  Unrecht  hat  daher  Lenglet  du 
Fresnoy  (Hist.  de  la  phil.  herm.,  T.  III,  p.  20)  die  Angabe,  in  dieser  Hand- 
schrift seien  enthalten  Democriti  Abderitae  Physica  et  mystica,  während  er 
bei  der  Aufzählung  der  Pariser  Handschriften  immer  nur  Democriti  ohne  das 
Hei  wort  hat.  Auch  Pizimenti,  ob  er  gleich  das  von  ihm  Uebersetzte  als: 
Democritus  Abderita  de  arte  magna  betitelt,  hat  im  Eingang:  Ex  rebus  natu- 
ralibus  et  mysticis  Democriti    ohne  das  Beiwort. 


Demokritos.  123 

dera  gewesen,  eine  Veranlassung  biete;  welche  ihre  Wirkung 
aber  doch  nur  in  der  Zeit  hätte  haben  können,  wo  man  es  als 
feststehend  betrachtete,  dass  Ostanes  der  Lehrer  des  Abderiten 
gewesen  sei  (vgl.  S.  109  f.).  Nicht  der  Verfasser  nennt  —  so  weit 
das  von  seiner  Schrift  uns  Erhaltene  beurtheilen  lässt  —  Osta- 
nes als  seinen  Lehrer,  sondern  erst  Die,  welche,  von  Synesios 
an,  über  ihn  schrieben  *2);  er  hat,  so  viel  ich  irgend  ersehen  kann, 
kaum  ein  Wort  von  Reisen  in  Ländern,  in  welchen  auch  der  Ab- 
derit  gereist  war,  kein  Wort  von  Einweihung  zu  Theben,  Mem- 
phis und  Heliopolis  (der  Tempel,  wo  die  Bücher  gefunden  wor- 
den seien,  scheint  in  der  Schrift  dem  Orte  nach  gar  nicht  näher 
bezeichnet  zu  sein);  er  bringt  Nichts  dem  Abderiten  nachweisbar 
Entlehntes  von  Ideen  oder  Lehren;  er  hat  mit  Einem  Woi-t  Nichts 
von  Allem  dem,  was  man  mit  solcher  Sicherheit  als  bei  ihm  zu 
Findendes  und  den  Beweis  dafür  Abgebendes  aufgezählt  hat,  dass 
er  seine  Schrift  absichtlich  als  eine  von  dem  Abderiten  herrüh- 


*^)  So  eagt  Lambeck  (a.  o.  a.  0.)  ausdrücklich  bezuglich  den  bei  dem 
Democrit  nicht  benannten  Lehrers:  Intelb'gitur  autem  Ostanes  Magnus,  de 
^quo  Tide  supra  citatum  Plinii  locum  et  paulo  post  epistolam  Synesii  ad  Dio- 
Bcomm;  auf  was  hin  Lenglet  du  Fresnoy  (Hist.  de  la  phil.  herm.  Vol.  I, 
p.  27  und  unter  ausdrücklicher  Bezugnahme  auf  die  Wiener  Handschrift 
Vol.  III,  p.  20)  nicht  hätte  sagen  sollen,  Democrit  spreche  von  dem  Osta- 
nes als  seinem  Lehrer.  Auch  nach  Am  eilhon  (a.  a.  0.,  p.  804)  sind  es  erst 
die  Commentatoren,  welche  als  den  Lehrer  des  Democrit  den  Ostanes 
namhaft  machen.  In  des  Pizimenti  üebersetzung ,  in  welcher  ohnehin  das 
die  Beschwörung  des  Lehrers  Betreffende  fehlt,  kommt  der  Name  Ostanes 
auch  nicht  vor;  als  einzige  Autorität  finde  ich  hier  bei  dem  Democrit  ge- 
nannt einen  Heppamenes  (f.  8  v^,  nach  Mittheilung  eines  alchemistischen 
Receptes:  Haec  ratio  Heppamenis,  quam  ostendit  sacerdotibus  Aegyptiis,  ei 
usque  at  horum  philosophorum  tempora  permanet,  materia  auri  conficiendi) 
oder  Pammenes,  wie  dieser  Name  auch  in  Handschriften  der  Physica  etmy* 
stica  geschrieben  ist  (vgl.  Fabricii  Bibliotheca  graeca.  Vol.  XII  [Hamburg! 
1724],  p.  769)  und  auch  sonst  vorkommt:  bei  Georgios  Synkellos  im  9ten 
Jahrhundert  (in  Dessen  Chronographie,  p.  198  der  Venetianer  Ausgabe  von 
1729;  die  betreffende  Stelle  auch  bei  Fabricius  a.  e.  a.  0.,  p.  757)  wird  bei 
der  Erzählung  von  des  Democrit  von  Abdera  Einweihung  im  Tempel  zu 
Memphis  auch  einer  Jüdin  Maria  und  des  Pammenes  erwähnt,  welcher 
Letztere  um  der  Offenheit  willen,  mit  welcher  er  geschrieben,  getadelt  worden 
seL  Der  Name  Pammenes  kommt  im  Alterthum  bekanntlich  auch  sonst 
noch  vor;  als  der  eines  Goldarbeiters,  aber  ohne  irgend  welchen  alchemi- 
stischen Beigeschmack,  in  des  Demosthenes'  Rede  gegen  den  Midias. 


124  Demokritos. 

rende  habe  wollen  gelten  lassen*'*)   und  dass  der  Namen  Demo- 


♦8)  Ziemlich  kurz  urtheilie  Beckmann  in  seiner  Geschichte  der  Erfin- 
dungen, Bd.  III  [Leipzig  1 790],  S.  376  über  die  unter  dem  Namen  des  Demo- 
er it  uns  erhaltene  Schrift,  so  weit  er  sie  aus  des  Pizimenti  Uebersetzung 
kannte:  „Ich  sehe,  dass  es  nicht  das  ganze  Buch,  sondern  nur  ein  Abschnitt 
daraus  ist,  welcher  aber  so  aberwitzig  geschrieben  ist,  dass  der  Betrug  unver- 
kennlich  ist".  Und  ebenso  bestimmt  K.  Sprengel  (Geschichte  der  Arzney- 
kunde,  3.  Aufl.,  Bd.  II  [Halle  1823],  S.  220):  „Im  Namen  des  Democritus 
setzte  ein  Betruger  sogenannte  (fva^y.u  xut  uvatixä  auf,  die  noch  in  neueren 
Zeiten  herausgegeben  und  für  acht  gehalten  wurden".  Anscheinend  auf  Be- 
gründung seines  Urtheils  mehr  eingehend  sagt  Höfer  sowohl  in  der  ersten 
(Paris  1842;  T.  I,  p.  266)  als  auch  in  der  zweiten  Auflage  (Paris  1866;  T.  I, 
p.  276)  seiner  Histoire  de  la  chimie  bei  Besprechung  des  Verfassers  der  uns 
beschäftigenden  Schrift:  II  ne  faut  pas  confondre  ce  Democrite  avec  l'ancien 
philosophe  qui  porte  le  meme  nom.  —  Les  philosophes  de  Pecole  d'Alexan- 
drie,  les  Grecs  du  Bas-Empire,  qui  ne  se  piquaient  pas  d'une  grande  probite 
litt^raire,  se  plaisaient,  ä  defaut  d^idees,  ä  se  parer  des  noms  les  plus  il- 
lustres de  l'anliquite.  Homere,  Ilesiode,  Piaton,  Aristote,  tous  ces  noms  furent 
nsurpes,  aux  pr emiers  siecles  de  Tere  vulgaire,  par  d'obscures  scoliastes  et  par 
des  alchimistes.  —  Sans  doute  plus  d'un  Grec  peut  s'appeler  Democrite, 
comme  plus  d'un  Fran^ais  porte  le  nom  de  Rousseau.  Mais,  lorsque  le 
pseudo-Democrite  a  soin,  comme  c'est  ici  le  cas,  de  faire  croire  qu'il  estd'Ab- 
dere,  qu'il  a  voyage  en  Perse,  en  figypte,  qu'il  a  ete  initie  aux  mysteres  de 
Thebes,  de  Memphis  et  d'Heliopolis,  et  enfin  lorsqu'il  s'attribue  des  idees  ou 
des  doctrines  qui  appartenaient  au  Democrite  de  Pantiquite,  alors  le  mensonge 
n'est  plus  permis;  c^est  une  des  tromperies  si  familieres  aux  Grecs  du  Bas-Em- 
pire. Welches  ürtheil  denn  auch  ebenso  in  die  Nouvelle  biographie  gene- 
rale, T.  XIII  (Paris  1855),  p.  573  übergegangen  ist.  Gewiss  ganz  ungerecht 
beurtheilt  ist  hier  „Democrite  le  mystagogue,  comme  Pappelle  La  Porte  du 
Theil",  wie  sich  Hof  er  ausdruckt,  Notices  et  extraits  mss.  Vol.  VI  citirend. 
In  den  Notices  et  extraits  des  manuscrits  de  labibl.  nat.  Vol.  VI  (Paris,  an  IX) 
finde  ich  indessen  keinen  Artikel  von  La  Porte  du  Theil,  welcher  diesen 
Gegenstand  behandelte  oder  diesen  Ausdruck  enthielte;  wohl  aber  in  dem  im 
Vorliegenden  so  oft  benutzten  Aufsatz  von  Ameilhon  (p.  303),  nachdem  Dieser 
das  ihm  muthmassliche  Alter  der  fraglichen  Schrift  besprochen,  die  Worte: 
Teile  est  Popinion  que  je  proposerois;  ä  moins  qu'on  n'aimät  mieux  attribuer 
ce  traite  a  un  prctendu  philosophe,  auquel  on  a  donne  le  titre  de  Mystagog^s, 
et  qu'on  suppose  avoir  voyage  en  Perse  sous  le  regne  de  Sapor,  pour  y  cher- 
cher  les  secrets  de  Part  divin  ou  du  grand  oeuvre.  Si  l'ouvrage  qui  nous 
occupe  etait  sorti  de  sa  plume,  il  serait  du  milieu  ou  de  la  fin  du  IH«  siecle. 
Dieser  König  Sapor  soll  nach  mehreren  Angaben  in  der  uns  hier  beschäf- 
tigenden Schrift  genannt  werden.  So  sagt  K.  Sprengel  in  seiner  Geschichte 
der  Arzneykunde,  3.  Aufl.,  Bd.  II  (Halle  1823),  S.  220  bei  der  Erwähnung  der 
Physica  et  mystica,  und  zwar  die  Uebersetzung  des  Pizimenti  citirend: 
„Der  König  von  Persien,  Sapor,  (J.  320)  kommt  darin  vor".  Und  Dasselbe, 
nebst  noch  Anderem,  wird  behauptet  vonGrässe,  welcher  in  seinem  Lehrbuch 


Demokritos.  125 

crit  als  der  des  Verfassers  zur  Unterstützung  einer  Fälschung  an- 


einer  allgem.  Literärgeschichte  u.  s.  w.,  Bd.  I  [Dresden  u.  Leipzig  1837],  erst 
S.  400  bei  Besprechung  des  Democrit  von  Abdera  sagt:    „Gewiss  ist  unter- 
geschoben das  blos  in  lateinischer  Sprache  herausgegebene   Buch:    Democriti 
Üp.  cliemica  et  magica"  u.  s.  w.  (vgl.  S.  114,  Anmerk.  23).    „Wenigstens  vin- 
dicirt  es  dem  SynesiusAmeilhon   in  Decade   phil.   de  Plnstitut  de   Paris 
an  IX,  nr.  13,   p.  196  s.  cf.  Miliin  Mag.  Encycl.  1801,    T.  V,   p.   236".     Und 
später,  S.  1199,  bei  Besprechung  der  Periode  30  bis  476  n.  Chr.:   „Zu  den  al- 
chemistischen  Schriften  gehörte  wohl  auch  das  vermuthlich  erst  spät  (der per- 
sische König  Sapor,  der  um  320  n.  Chr.  lebte,   wird   darin   genannt;  cf.  p. 
225  ed.  Mizaldi)  in  dieser  Periode  verfertigte  (cf.  Salmas.  Not.  ad.  Tertull.  de 
pall.  p.  141  sq.),  schon  oben  p.  400   angeführte  chemische,  gewöhnlich   dem 
Democritus  zugeschriebene  Werk  (cf.   Lenglet  du  Fresnoy,   Histoire   de 
la   phil.  herm.   T.  I,  p.  222  ss;   Schmieder  p.   64   sq.)".     Die  betreffenden 
Bände  der  Decade  phil.  etc.  und  von  Miliin 's  Magasin  encycl.  sind  mir  jetzt 
nicht  zugänglich;  aber  das  weiss  ich  gewiss,  dassAmeilhon  weder  in  seinem 
Aufsatz  über  das  alchemistische  Werk   des   Democrit  (Not.  et  extraits  etc. 
Vol.  VI,  p.  302;  an  IX)  noch  in  seinem  Aufsatz  über  des  Synesios  Commentar 
zu  demselben  (Vol.  VII,  sec.  partie,  p.  223;  an  XII)  dieses  Werk  dem   Syne- 
sios vindicirt   hat.     Eine   Erwähnung    des   Königs  Sapor   in  diesem  Werk 
finde  ich  aber  weder  in  den  Berichten  über  die  Pariser  und  Wiener  Hand- 
schriften, noch  in  des  Pizimenti  Uebersetzung ;   den  Abdruck   der  letzteren 
bei  Mizauld's  Buch  kann  ich  allerdings  nicht  einsehen  (vgl.  Anm.  13).  Die  erste 
mir  bekannte  Erwähnung  eines  Königs  Sapor,  zusammen  mit  einem  Versuche, 
daran  eine  Bestimmung   der  Zeit  des  alchemistischen  Schriftstellers   Demo- 
crit anzulehnen,  hat  Keinesius,  dessen  1634  abgegebenes  ludicium  de  Che- 
mie, graec.  codice  Gothaoo  die  Vermuthung  enthält,  dass  in  dieser  von  ihm 
besprochenen  Handschrift  statt  eines  anderen   Namens,   Sophar,  Sapor  zu 
lesen  sei ;   ich  gebe  die  bezügliche  Stelle  unten  S.  129,  Anmerk.  50,  bemerke 
aber  gleich  hier,  da&s  nach  dem  von  Reinesius    selbst  Angegebenen    der 
Name  Sophar  in  der  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift  (f.  85  v®  derselben) 
gar  nicht  in  der  hier  in  Besprechung  stehenden  Schrift  des   Democrit  vor- 
kommt (diese  ist  auf  f.  66  bis  73   gedachter   Handschrift   enthalten;   vgl.  bei 
Jacobs  und  Ukert  a.  Anmerk.  45  a.  0.,  p.  217),  sondern  in  einem  ganz  an- 
deren   Aufsatze  eines  Ungenannten.     Uebrigens   vermisste   bereits    Morhof 
(Polyhistor  literarius  [Lubeeae  1695],  P.  I,  p.  104)  die  Angabe  eines  Grundes, 
wessbalb,  wenn  ein  Philosoph  (Alchemist)  Sophar  genannt  werde,  dieser  mit 
einem  König  Sapor  confundirt  werden  solle.    Des  Reinesius   Conjectur  ist 
auch  in  dieser  Beziehung  zurückzuweisen;    Sophar  der  Perser,  JSoq^äq    6  iy 
Jls^aidtj  kommt  in  einer  Aufzählung  der  älteren   alchemistischen  Autoritäten 
in  so  vielen  Handschriften  gleichlautend  geschrieben   vor,  dass  man   diesen 
Namen  nicht  in  solcher  Weise  beseitigen  kann,   und   selbst  Schriften   unter 
diesem  Namen  (der  da  allerdings  mit  dem  Beisatz  des  Aegypters  erscheint)  sind 
uns  erhalten.    Auf  diese  beiden  Punkte  hier  einzugehen,  würde   aber   diese 
ohnehin  schon  lange  Anmerkung  zur  Ungebühr  verlängern;  vielleicht  komme 
ich  darauf  noch  einmal  zurück. 


126  Demokritos. 

genommen  oder  untergeschoben   worden  sei*^).     Bis  zu  besserer 
Belehrung  glaube  ich  an  eine  solche  absichtliche  Fälschung  nicht**). 


**)  Beacbtenswerth  ist  auch,  dass  der  Xame  Democrit  sich  auch  toDst 
in  relativ  froher  Zeit  in  Zusammenbang  mit  Geheimwissen  vorgefunden  hat. 
Der  zweisprachige  Papyrus,   welchen   Reuvens   (Letfres  a  H.  Letronne  sor 

les  papyrus  bilingues  et  grecs du  musee  d'antiquites  de  l'universite 

de  Leide  [ä  Leide  1830],  L  lettre,  p.  5  ss.;  appendice  ä  la  III.  lettre,  p.  HTss.) 
als  Nr.  75  beschrieben  hat,  enthält  unter  vielem  Anderem  auch,  sous  le  nom 
de  Democrite,  une  table  en  chiüres  pour  }>ronostiquer  par  descalculs  la  vie 
ou  la  mort  d'un  malade.  Le  titre  porte  Jr^uoxQdov  gpwii^g,  Rewens' 
Schätzung  des  Alters  dieser  Papyrus-Handichrül  ist  (in  dem  dem  AtJas  zum 
eben  citirten  Werke  vorgesetzten  Tableau  des  prindpanx  papyros  grecs  et 
demotiques,  p.  6):  „apres  J.  C.  200  ou  300?". 

^)  Ich  weiss  nicht,  wie  es  sich  verhalten  mag  mit  der  Schrift,  welche  bei 
Fabricius  (Bibliotheca  graeca.  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  771)  nach  der  Ab- 
schrift einer  Pariser,  griechische  alchemistische  Aufsätze  enthaltenden  Handschrift 
als  JtifÄox^Ciov  ßißXog  i,  7fQoa(fiayr,&elaa  JevxtTinio  betitelt  angeführt  und  mit 
welcher  wohl  die  im  Pariser  Manuscripten-Yerzeichniss  (Catalog^s  codicnm  mann- 
scriptorum  bibliothecae  regiae,  T.  II  [Parisiis  1740],  p.484)  und  von  Lenglet 
du  Fresnoy  (Histoire  de  la  philosophie  hermetique,  T.  III  [ä  la  Haye,  1742], 
p.  16)  als  in  der  Pariser  Handschrift  2327  enthalten  unter  der  Bezeichnung: 
Democriti  Über  ad  Leucippum    erwähnte  identisch  ist.  Auch  von  Borrichins 

Hermetis,   Aegyptiorum  et  chemicorum  sapientia [Hafniae  1674]»  p.  80; 

auch  Conspectus  scriptorum  chemicorum  celebriorum,  in  Mangeti  Bibliotheca 
chemica  curiosa  T.  I,  p.  39)  wird,  und  zwar  als  eine  echte  Schrift  des  Demo- 
crit, genannt  JijuoxQtiov  ßißXog  nQog:iar^9^siaa  Jevxr^TtM  (sie).  In  einer  in 
München  aufbewahrten  handschriftlichen  Sammlung  alchemisüscher  Abhand- 
lungen findet  sich  nach  Hardt  (Catalogus  codicum  manuscriptorum  gnraecorum 
bibliothecae  regiae  bavaricae,  T.  ü  [Monachii  1806],  p.  29)  auch  Jtiuox^dov 
ßtßXog  fjitTi^ogiftoyrfSetaa  JBvxinniOj  und  unter  demselben  Titel  dieser  Aufsatz 
auch  in  der  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift  (Fr.  Jacobs  u.  F.  A.  Ukert's 
Beiträge  zur  altem  Litteratur  o.  Merkwürdigkeiten  der  herzog].  Bibliothek  zu 
Gotha,  Bd.  I,  Hfl.  2  [Leipzig  1835],  S.  218).  Unter  dem  Titel  Jrjuox^dov  ßi- 
ßXog t  7TQoc^tayfi9eTatc  MvxijtTKa  hat  diesen  Aufsatz  u.  a.  auch  eine  Floren- 
tiner Handschrift  (Catalogus  codicom  graecorum  bibliothecae  Laurentianae , 

auctore  A.  M.  Band  in io,  T.  HI  [Florentiae  1770],  p.  355).  Ich  kann  über 
den  Inhalt  dieses  Buches  Nichts  weiter  angeben;  man  findet  meist  höchstens 
die  Aofangsworte  desselben  mitgetheilt  {negi  rovritay  xG>y  Tc/>aor  rc&r  Ätyw 
lixitoy  —  —  in  Fabricius',   Jr,u6xQtTog  Jivxinni^  lo  trcQoy  nXetara  j^af^ty , 

n$^i  rovritay in  der  Florentiner  Handschrift,  7cfoi»  uiy,  o  Jjy,  ä  JevxtnnE  . 

Tte^i  rovritay in  der  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift,   wie  Grüner 

in:  Isidis,  Christiani  et  Pappi  philosophi  jusjurandum  chemicum  [Jenae  1807], 
p.  54  angiebt,  und  so  auch  in  der  Münchener  Handschrift;  das  grosste  Frag- 
ment, dem  Anfang  des  Schriftstückes  entnommen,  findet  man  bei  Grüner  a. 
e.  a.  O^  etwas  weniger  bei  Fabricius  und  Bandini).  —  Hier  will  ich  noch 


Demokritos.  127 

Was  nun  das  Alter  dieser  Schrift  betrifft:  dass  sie  nicht  von 
dem  Abderiten  herrührt  sondern  aus  viel  neuerer  Zeit  stammt,  so 
bedarf  man  nicht  als  Beweis  dafür  der  irrigen  Behauptung,  dass 
ein  im  3ten  oder  4ten  Jahrhundert  lebender  persischer  König  Sa- 
por  darin  genannt  werde *^);  die  Sprache  der  Schrift  selbst  legt, 
nach  dem  Urtheil  sprachkundiger  Autoritäten,  dafür  bestimmtes 
Zeugniss  ab*').     Aber  ein  relativ   hohes  Alter  ist  dieser  Schrift 


bemerken,  dass  nach  dem  für  einzelne  Sammlungen  griechischer  alchemistischer 
Aufsätze  Angegebenen  auch  ein  Aufsatz  J/jfioxgitov  tisqI  darjjuov  no^r^etüq  als 
ein  besonderer  existiren  soll  (vgl.  z.  B.  das  über  eine  in  der  Venetianer 
Handschrift  enthaltene  Inhaltsübersicht  einer  älteren  Sammlung  in  Bernard' s 
Ausgabe  der  Schrift  des  Palladios  von  den  Fiebern  [vgl.  S.  115,  Anmerk.2S] 
p.  115  Angegebene;  ferner  was  Miller's  Catalogue  des  manuscrits  grecs  de 
la  bibliotheque  de  PEscurial  [Paris  1848],  p.  418  über  eine  Handschrift  der 
Bibliothek  des  Escurials  hat).  Es  ist  mir  fast  zweifellos,  dass  dies  nur  ein 
Stück  aus  der,  im  Ganzen  als  g)vaixu  xul  ^vat&xd  bezeichneten  Schrift  ist; 
wo  Montfaucon  (Palaeographia  graeca  [Parisiis  1708],  p.  375)  den  Inhalt 
einer  in  Mailand  befindlichen  handschriftlichen  Sammlung  alchemistischer 
Aufsätze  angiebt,  werden  auch  Democriti  Physica  Mystica,  de  confectione 
Azymi  genannt;  und  Ameilhon  (a.  S.  115  a.  0.,  T.  VI,  p.  308)  giebt  ausdrück- 
lich an  und  lässt  ersehen,  dass  und  wo  eine  Unterabtheilung  jener  Schrift  mit 
den  Worten  nsQi  notjjaetag  darjfiov  beginnt  (vgl.  die  weiter  unten  mitgetheilte 
Uebersetzung  des  Pizimenti,  S.  141).  —  Ein  Joyog  JtjuoxQitov  g>^Xoa6ipov 
findet  sich  unter  anderen  alchemistischen  Auüsätzcn  in  der  schon  erwähnten 
Florentiner  Handschrift  (Bandini's  eben  angeführter  Catalog  T.  III,   p.  355). 

♦6)  Vgl.  Anmerk.  43. 

*7)  Vgl.  Fabricii  Biblioth.  graeca.  Vol.  I  [Hamburgi  1708],  p.  809 ;  Fabricii 
Bibl.  gr.  ed.  Harles,  Vol.  M  [Hamburgi  1791],  p.  641 ;  bei  Mull  ach  a.  a.  0.,  p.  157. 
—  Salmasius  urtheilt  darüber  in  seinen  Anmerkungen  zu  Tertullian  de  pal- 
lio  (Tertulliani  Liber  de  pallio.  Cl.  Salmasius  recensuit,  explicavit,  notis  illn- 
stravit  [Lutetiae  Parisiorum,  1622],  p.  141  sq.;  in  der  Leydener  Ausgabe  der 
Salmasius'schen  Bearbeitung  des  Tertullian  de  pallio  von  1656  p.  188  sq.); 
bei  Besprechung  der  Purpurfärberei  führt  er  mehrere  Stellen  an,  welche  die 
Physica  sub  nomine  Democriti  oder  Physica  Democriti  enthalten,  mit  der  Be- 
merkung: Haec  infimae  Bunt  Graeciae,  sub  nomine  Democriti  vulgata  in  libris 
nondum  editis,  qui  Graece  nBQt  xv^siag  scripti  sunt.  Auch  in  den  Bemer- 
kungen zum  Solinus  wird  bei  Salmasius  dieser  Democrit  subditicius  ge- 
nannt (vgl.  S.  128,  Anm.  49).  An  den  oben  genannten  Stellen  citirt  wird  auch 
Mottanus  Vayerus,  T.  I,  p.  301  mit  dem  Ausspruch:  Ceux  qui  sQauront 
comme  on  parloit  Grec  du  temps  du  Democrite  et  long  temps  apres  reconnoi- 
tront  facilement  que  ce  traite  qu^on  lui  attribue  ne  peut  estre  de  lui,  et  ils 
s'appercevront  mesme  par  beaucoup  de  dictions  que  son  veritable  auteur  a  eu 
connoissance  du  Christianisme  (ich  finde  indessen  Nichts,  was  die  letztere  Be- 
hauptung unterstützte;   den  vorstehenden  Ausspruch  hat  die  nouvelle  edition 


\2H 


j  »r_-  .  1— . 


Joch  \f(iizuW^/^u:  *i:e  g^riy/n  zi/:i  hö'yLbieT  WaLi^cLeanlidikeit  zu 
tUm  älU^U'Ti  dffr  us±h  *:TLa]t*exeri  alcLesLisii&cbeii  ScLrifien,  wenn  sie 
nicht  i^f-ra^lezu  aU  dl^  äh^i^ie  ■iiit-er  deiiä<rlben  bcxeidinet  werden 
darf  Sie  .stand  «i/irhon  :rii,e.  TraLrä-cLeiii^icb  vom  4ten  Jahrfaundert 
an  in  ongemeineui  AnseLen:  »ie  wurde  wahrend  eines  längeren 
ZeitrauHiS  wiederLolt  <v.d  meütirt  *'^ .  von  der  frohsten  Zeit  an, 
aus  welcher  eine  alchemisiiäPiLe  Lli'enkXur  uns  vorliegt,  finden 
wir  sie  citirt**  ,  und  in  das  Aur  JaLrLunden  wenn  nicht  in  ein 
früheres  Lst  ihre  Abfassung  zu  setzen ••'•.    In  dieser  Schrift  finden 


revue  et  augiueDiee  de«  OffUTrw  de  Frär^oif  de  la  Mol  he  Le  ITirer,  T.  I 
[Dresde  17Z^],  Partie L  j.cS^^  A=Le5:hvn  «iri  a-i-O^  T.\Xp.5ü2»:  II  u\ 
a  guere  q'un  alcbimUte  ei^tl'.iinfcste.  v;^  äs  leL-teizr  f^üf  CTitiqneL  qni  eoit  c»- 
pable  d'attribuer  ce  traft^  a:i  j.LÜ'.'S-ijiie  d'Aldt-re:  ü  fa'Töt  de  jcter  na  ooap 
d'oeil  fur  le  texte.  f<'ur  fr*aj.erotT...:r  q-e  f«  r.*  i«?iit  ctre  la  oümposmoa  d'un 
auteur  des  beaax  livcles  de  !a  litt^ramre  Gre^rque. 

*^»  Von  Synesi^s  waLrEcLe:i.l:cL  in  4ten.  Ton  Pelag^ioi  im  5teD?,  Ton 
Stephaoos  von  Alex&ndrien  im  Ttcn.  Tor.  Michael  Psellos  im  Uten 
Jahrhundert. 

**)  Dieses,  und  das  daraus  zu  f vlgerr. de  beTräcLtiiche  Alter  erkannte  Salm  a- 
sius  auch  ausflrücklich  aü.  C'audii  Salmasii  Pliniar-ae  exercitationes  in  Solini 
polyhistora;  Pars  II  [Parisiis  1021*],  p.  1162:  I>€i!j«rr:!u».  qui  qnamyis  subditi- 
cius  sit,  arttiquum  tamen  esse  •:•]  ortet;  qnipf«  quem  citari  rideam  Sjueno, 
Stephane  et  Zusimo  scrij-toril  us  ch\-iii:cis,  e:  inter  |>raecipao«  ac  Teteres  il- 
lius  artis  autures  laudari.  Eberso  Ler.glet  du  Fre<n<~<T  iHistoire  delmpbilo- 
Eophie  hermetique,  T.  I  «ä  la  Hare.  1742«.  y.  27:  il  est  certain  qne  oe  traile 
est  tres-ancien.  puisqu'il  a  eie  commerte  par  de*  Auteur*  Grecs  de«  le  commen- 
cement  du  cinquitme  siccle  de  l'Eglise.  Speöell  darul^er.  da«  bereits  Zosi mos 
diese  Schrift  kannte,  vgl.  den  später  folgenden  Atschi  itt  über  den  Letiteren.  — 
Manchmal  auch  werden  Auss^irüche  des  Democrit  geradezu  als  die  des 
Meisters,  ohne  Nennung  des  Xamers.  Ici  den  Ah-hemisten  der  Alexandrinischen 
Schule  citirt;  das  Citut  in  der  Schrift  eines  unirenannten  cbrisilicbea  Alche- 
misten  (Tof  /^Kmcroi'  ntoi  cicti'.xfn'tz^  toi  /orcori,  welches  Höfer  (Histoire 
de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  267,  Zeile  13  bis  ISt  mittheilt  und  von  welchem 
er  fragend  vermuthet,  dass  es  einen  Ausfpiuch  des  Zosimos  enthalte,  ist 
eine  Stelle  aus  der  uns  hier  ber'chäftigenden  Schrift  des  Democrit,  welche 
sich  f.  5  v^  in  der  Uebei^setzung  des  Pizimenti  findet. 

'*^)  Am  eilhon  (a.a.O.,  T.  VI,  p.  303)  ist  der  Ansicht:  nach  der  Niederwer- 
fung des  ägyptischen  Aufstands  durch  Diocletian  (296  n.  Chr.)  und  der  dann 
erfolgten  Vernichtung  der  alchemistischeu  Bücher  «vgl.  S.  83  ff.)  seien,  als  die 
Verhältnisse  wieder  ruhiger  geworden,  die  in  der  Erinnerung  gebliebenen  al- 
chcmistischen  Vorstellungen  und  Vorschriften  wiederum  in  einer  SchrÜl  ge- 
sammelt worden,  welche  man  dem  Democrit  zugeschrieben  habe.  Nach 
dieser  Ansicht  würde  man  wohl  als  die  Zeit  der  Abfassung  dieser  Sdirifl 
die  erste  Hälfte   des  4ten  Jahrhunderts  anzunehmen   haben.   —   Eher  noch 


Demokritos.  129 

wir  zuerst  in  Beziehung  zur  Chemie  die  mysteriöse  Lehre  aus- 
gesprochen :  die  Natur  erfreue  sich  der  Natur,  die  Natur  überwinde 
die  Natur,  die  Natur  beherrsche  die  Natur  —  eine  Lehre,  welche 
sich  im  Beginne  des  Mittelalters,  scheinbar  aus  viel  früherer  Zeit 
zugekommen,  als  ein  tiefes  Wissen  einschliessend  hervorgehoben 
oder  angedeutet  findet,  auch  in  Anspielungen  auf  anderem  Ge- 
biete als  dem  der  Chemie  oder  Alchemie;  eine  Lehre,  welche  man 
wirklich  als  chemische  Erkenntniss  enthaltend  zu  erklären  ver- 
sucht hat;  eine  Lehre,  auf  welche  jedenfalls  viele  Jahrhunderte 
hindurch  als  auf  eine  Grundlehre  des  Wissens  häufig  Bezug  ge- 
nommen wurde**). 

etwas  älter  kann  diese  Schrift  nach  des  Reinesins  Urtheil  sein,  welcher 
sich  in  seinem  1634  abgegebenen  Judicium  de  chemic.  graec.  codice  Gothauo 
(in  Fabricii  Bibl.  gr.  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  758)  nach  Zurückweisung 
der  Ansicht,  dass  sie  den  Democrit  von  Abdera  zum  Verfasser  habe,  fol- 
gendermassen  ausspricht:  Veteris  tamen  scriptoris  ista  sunt  qui  naturam 
mineralium  bene  perspectam  habuit  et  artis  medicae  peritus  fuit,  ac  fortasse 
aliquis  hoc  nomine,  qui  ante  Constantinum  M.  cui  Democritus  mystagogus  fuisse 
traditur,  tempore  regis  Saporis  (hie  enim  est  qui  in  codice  ms.  f.  85.  Sophar 
appellatur)  in  Persiam  profectus  est  artis  sacrae  hauriendae  causa;  Sapor  au- 
t«m  usque  ad  A.  C.  270  regno  praefuit,  unde  probabiliter  conjicias  hunc 
Democritum  circa  A.  C.  300 in  Aegypto  versari  potuisse.  üeber  be- 
sagten König  Sapor  Tgl.  indessen  S.  124  f.,  Anmerk.  43. 

5^)  Nach  Synesios,  dem  Commentator  dieser  Schrift,  war  es  der  grosse 
Ost  an  es,  welcher  zuerst  es  niederschrieb:  die  Natur  erfreue  sich  der  Natur 
u.  8.  w.  —  Dass  schon  vor  Democrit's  (und  zwar  des  Abderiten)  Zeit  diese 
tiefsinnige  Lehre  im  Tempel  zu  Memphis  anerkannt  gewesen  sei,  glaabte 
Borrichius  (De  ortu  et  progressu  chemiae  [Hafniae  1668],  p.  27)  versichern 
zu  können:  Democritum  primum  haec  scripsisse  non  sustinebo,  memor  me  in 
manuscripto  Isidis  Lutetiae  Parisiorum  notasse,  haec  ipsa  verba  sed  sacris 
characteribus  interiori  sacrario  delubri  Memphitici  inscripta  quondam  radiasse. 
Darauf,  dass  diese  Lehre  in  dem  Schreiben  der  Isis  an  ihren  Sohn  Horos 
enthalten  sei,  wurde  dann  noch  von  Borrichius  in  seinem  (1697  veröffent- 
lichten) Conspeel  US  scriptorum  chemicorum  celebriorum  (in  Mangeti  Biblio- 
theca  chemica  curiosa  T.  I,  p.  39)  ausdrücklich  hingewiesen.  Dieser  in  der 
Form  einer  an  den  Sohn  Horos  gerichteten  Schrift  der  Isis  abgefasste  al- 
chemistische  Tractat  ist  indessen  bestimmt  nicht  so  alt,  als  dies  (am  letzt- 
erwähnten Orte)  Borrichius  annahm,  welcher  ihn  aus  der,  der  des  Hermes 
nächst  kommenden  Zeit  stammen  lassen  wollte.  Was  Borrichius  über  den- 
selben mittheilt,  stimmt  nur  theilweise  zu  dem  von  Höfer  (Histoire  de  la 
chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  630;  vgl.  auch  daselbst  p.  290)  wahrschein- 
lich nach  einer  anderen  Handschrift,  als  der  von  Borrichius  benutzten,  ver- 
öffentlichten Texte  des  Schreibens  der  Isis  an  ihren  Sohn  Horos,  und 
namentlich  findet  sich  in  dem  von   Hof  er  gegebenen   Texte  nicht  die,  die 

Kopp,  Beitr.  s.  Q«sch.  d.  Ühem.  9 


130  Demokritos. 


Eher  sollte  man  also  für  diese  Schrift,   als  für  viele  spätere 
und  theilweise  sich  enge  an  die  erstere  anschliessende  alchemi- 


8.  g.  Lehre  des  Ob  tan  es  betreffende  Stelle.  Wohl  aber  findet  sich  Bezug- 
nahme auf  diese  Lehre  bei  den  dem  Demokritos  nachzusetzenden  alche- 
mistischen  Schriftstellern:  ausser  bei  Synesios  z.  B.  bei  Zosimos  in  Dessen 
Schrift  tisqI  dQExi]g  xai  avy^iaemg  v^dxiay  (Höfer's  Histoire  de  la  chimie, 
1.  ed.,  T.  L  [Paris  1842],  p.  500;  2.  ed.,  T.  L  [Paris  1866],  p.  626;  ich  meine 
die  Stelle:  i]  (fx^aig  tj  y^xibaa  tag  g)va6$g,  dnoteXeiTat  TsXeCa  ^va&g);  beiStepha« 
nos  von  Alexandrien  (in  Dessen  Anrufungen  in  dem  Anfange  des  ersten 
Stückes  seiner  alchemistischen  Schrift  wiederholt:  ^  ^vatg  intQ  q>i)a$y  y$x&aa 

tag  g)vaB&g c5  (pitatg  (pvaty  yix&au  xai  xfQnovaa  u.  a.,  Ideler's  Physici 

et  medici  graeci  minores,  Vol.  11  [Berolini  1842],  p.  199;  dann  im  ersten  und 
im  vierten  Stücke:  tj  (pva$g  tr^y  g)^(Tty  li^nst^  xul  i]  q>vatg  rijy  <pvaty  y»x^,  xai 
il  q)Vff&g  ti]y  g>vaty  xQaxet,  a.  e.  a.  0.,  p.  200  u.  215);  bei  einem  auch  zu  den 
verbreiteteren  früheren  Autoritäten  gehörigen  anonymen  christlichen  Alche- 
misten,  in  toö  xQ^attayoCi  negi  toP  ^iCov  vdatog  (Höfer's  Histoire  de  la  chi- 
mie, 2.  ed.,  T.  I,  p.  289:  tJ  (pva^g  rfi  (pvoBi^  ziQTreua,  ^  (pi&fftg  rrjy  g>^a^y  v»x$); 
in  des  Archelaos  Jamben  negi  rf^g  UQäg  tix^is  (in  Ideler*s  eben  citirter 
Sammlung,  Vol.  II,  p.  345: 

tfQns*  yä^  oyrtag  i]  q>vaig  te  xt^y  (fvaiy 

yix&aa  xai  XQatoGatc  xr}y  ^^a$y  näaay); 
u.  a.  —  Auf  dem  Gebiete  der  Astrologie  findet  man  auf  diese  Lehre  hinge- 
wiesen in  der  ersten  Hälfte  des  4ten  Jahrhunderts,  bei  Julius  Maternus 
Firmicus  (vgl.  Lambecii  Comment.  de  biblioth.  caes.  vindpbon.,  L.  VI.,  ed. 
Kollarii  [Vindobonae  1780],  p.  219  u.  390),  da  wo  er,  auf  Grund  alter  ägyp- 
tischer Vorstellungen,  von  der  Unterordnung  der  36  Abtheilungen  des  Thier- 
kreises  unter  s.  g.  Decane  und  den  Wirkungen  der  letzteren  spricht  (im  IV. 
Buche  seiner  Astrologie,  cap.  16:  Triginta  sex  signorum  decani,  eorumque  de- 
creta);  die  Stelle  ist  (Julii  Firmici  Materni  Astronomiccön  L.  VIII  ed.  Nie. 
Pruckner  [Basileae  1533],  p.  107):  Necepso,  Aegypti  justissimusimperator,  opti- 
mus  quoque  astronomus,  per  ipsos  decanos,  omnia  vitia  valetudinesque  colle- 
git,  ostendens  quam  valetudinem  quis  decanus  efficeret,  quia  una  natura  ab 
alia  vincitur,  unusque  deusabaltero  ex  contrariis  ideo  naturis  etc. —  Schmie- 
der (Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  39 f.)  möchte  statt  „Natur« 
„Naturkraft"  setzen  und  die  drei  Theile  der  s.  g.  Lehre  des  Ostanes  deuten: 
„Die  Naturkräfte  der  Körper  zeigen  eine  freundliche  Anneigung  gegen  ein- 
ander; die  eine  Naturkraft  zeigt  sich  stärker  als  die  andere,  und  darum  wird 
oft  die  eine  Anneigung  durch  die  andere  aufgehoben;  es  giebt  aber  eine 
Naturkraft,  welche  alle  die  übrigen  gewältigt,  Anneigungen  hervorruft  und 
wiederum  aufhebt.  Man  erräth  wohl,  dass  der  erste  Spruch  die  auflösende 
Kraft  andeute,  die  wir  Verwandtschaft  nennen ,  der  zweite  die  bei  uns  so  ge- 
nannte Wahlverwandtschaft^  der  dritte  aber  die  Allgewalt  des  Feuers  über 
alle  Naturkräfte,  worin  das  Hauptdogma  der  Phthaspriester  bestand.  Da 
liaben  wir  also  in  dem  Kern  der  Lehre  des  grossen  Ostanes  die  allerersten 
Vorbegriffe  der  Chemie."  —  Diese  Lehre  erstreckt  ihren  Einfluss  bis  auf  das 
13  te  Jahrhundert  und  weiter.    Noch  in   dem  von  RogerBacon  verfassten 


Demokritos.  131 

stische  Schriften  erwarten,  dass  ihr  Inhalt  Dem,  welcher  die  früh- 
sten Denkmäler  der  Chemie  oder  Alchemie  einsehen  will,  zugäng- 
lich sei.  Dem  ist  aber,  wie  schon  oben  (S.  112  ff.)  erörtert  wurde, 
nicht  so  ^^) :  Ueberhaupt  nicht  gedruckt  ist,  was  die  zahlreichen  ^s) 
griechischen  Handschriften   an   alchemistischeu  Vorschriften   ent- 


oder  ihm  zugeschriebenen  Tractat  de  potestate  artis  et  naturae  finden  sich 
(Thealrum  chemicum  [Argentorati  1613],  Vol.  II,  p.  409,  439)  diese  Sätze;  Na- 
tura naturam  continet,  natura  naiuram  superat,  et  natura  obvians  suae  natu- 
rae laetatur  et  in  alienas  transmutatur  naturas  (nach  E.  Charles:  Roger 
Bacon,  sa  vie,  ses  ouvrages,  ses  doctrines  [Paris  1861],  p.  286;  ich  kann  jetzt 
an  dem  von  ihm  citirten  Orte  nicht  nachsehen).  Und  unverkennbar  tritt  uns 
die  s.  g.  Lehre  des  Ostanes  noch  entgegen  in  solcher  Umschreibung,  wie 
wir  sie  z.B.  bei  dem  Bernhard  von  Trier  (oder  von  Treviso?)  im  14ten 

oder  löten  Jahrhundert  (Bernardi  Trevirensis  ad  Thomam   de    Bononia 

responsio  de  mineralibus  et  elixiris  compositione;  in  Auriferae  artis,  quam  che- 
miam  vocant.  Vol. II.  [Basileae  1572],  p.  87  sq.)  finden:  simplex  natura  sim- 
plici  naturae  sibi  in  homogeneitate  prima  et  proportione  elemcntali  simili  et 
identica  adhaerendo  congaudebit  et  perficietur.  (Dieser  Bernardus  Trevi- 
rensis war  früher  als  identisch  mit  dem  im  15.  Jahrhundert  lebenden  Gra- 
fen Bernhard  von  Treviso,  dem  Bernardus  Trevisanus,  betrachtet 
worden,  z.  B.  von  Lenglet  du  Fresnoy  in  seiner  Histoire  de  la  phil.  her- 
met.  [ä  la  Haye,  1742]  T.  I,  p.  245  und  T.  III,  p.  120  s.,  von  J.  F.  Gmelin 
in  seiner  Geschichte  der  fihemie,  Bd.  I  [Göttingen  1797],  S.  159 f.,  von 
Schmieder  in  seiner  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  230,  u.  A. 
Darüber,  dass  der  Bernardus  Trevirensis  seine  Antwort  auf  ein  alche- 
mistisches  Sendschreiben  des  Thomas  von  Bologna  gegen  das. Ende  des 
14ten  Jahrhunderts  geschrieben  habe  und  ein  ganz  Anderer  als  der  Bernar- 
dus Trevisanus  gewesen  sei,  vgl.  Hof  er  in  seiner  Histoire  de  la  chimie, 
1.  edition,  T.  I  [Paris  1842],  p.  421  oder  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  445  s.; 
womit  allerdings  bezüglich  der  Zeit  das  im  Widerspruch  stünde,  was  man 
über  den  besagten  Thomas  von  Bologna  angegeben  findet,  vgl.  Schmie- 
der a.  a.  0.,  S.  232  f.). 

^2)  Schon  Borrichius  (Hermetis,  Aegyptiorum  et  chemicorum   sapientia 

[Hafniae  1674],  p.  70)  spricht  von  dieser  Schrift  als  rarissimo  illo  Demo- 

eriti  scripto,  pluribus  haud  dubie  audito  quam  inspecto. 

ß^  Eine  unrichtige  Vorstellung  über  die  Zahl  und  Verbreitung  der  die 
Physica  et  mystica  des  Democrit  enthaltenden  Handschriften  giebt,  was 
Schmieder  (Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.64)  sagt:  sie  sei  „durch 
Abschriften  verbreitet,  deren  vier  in  der  Pariser  Bibliothek,  eine  in  der  Wie- 
ner und  eine  in  der  Leydener  noch  vorhanden  sind**.  Zu  dem  bereits  bezüg- 
lich der  Pariser  Handschriften  (vgl.  S.  114,  Anmerk.  25;  auch  Höfer's  Histoire 
de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  277  u.  300)  und  der  auf  der  Wiener  Bibliothek 
befindlichen  (vgl.  S.  114  f.,  Anmerk.  26)  Angeführten  füge  ich  hier  noch  folgende 
Angaben,  wa  sich  über  solche  Handschriften  Etwas  findet:  Reinesii  de  chenii- 

9* 


•:w9  r«eani 


reo  und  «rÄSÄT^ti  AiÄKiiis&c- 

*  — 

ib  Idelers  PtT-Ei-n  et  :i^5rl  r^aas  iiiaiirat  ä  H'&fer^» 


conifi  grrfc«:-  oc«c:-::-*  O-iniid:    fufjüTcn    n    J  i  m^  2*7:..   jcr.   ^iL 

borg!  1724 j-   j.  74S*:  Fi.t»ri'."±   B.'rü    ir    **L   Harj*^   T"iü   Z^   ^HimÄiaeipi  1791] 

p.   633  vj.:     Mc-iftf.  :  !."♦    rM4i**'«irL:.ä::a    rn**!?».    T«Mn»   r3ii&%  fL 

173<«j.  p.  Sf2.  i-.C.  5^  =2?'   T»Ti!,.  Lffr.  -(7".  TÜL  "4  .  TTL  HT*^   Ul*?: 

Lenelei  cn  Fr-efi'.^'f   Hj§r-.r4   ö*  "iir  -ri£j  *:ntt:it    iieraiifonnBL  T.  ni  'i  li 
HsA*-,  1741'".   t-2t,    «j-rb^si  I    Ilit"/-    "*L:b:riK-:a    irtCimn.  saan 

de?  Phjlac:'.  f  r.i  5*3.  Fjf'iHm.  5.  II:.  XT*ll-"f  ÖHeüiHE  sinäp» 

rem  lüiiiil-ti'.rk»  LEtr^ii'LiLjA* .  uuri-.p*  JL  iLr  ixIüL'I.  T-DI  rFSuitA- 

tia^  177 0\  T.  f»4*:  £^  Xil.-^r'f  Cjniji'i-irt  >:«  niEimHfrs?  rrwi  -öt  I&  KkSo- 
iLeq-c*  c*r  ril««?mtl  'lij^.t  I-r^?'>  1.  It~.  VlL.  «!•> .  lifjsiti»  lar  ll?«n  Littc^ 
rarer  oier  Iggri^i  Lrr.ritti^'Pi  if*r  !brm:trl  Ii-*ib:T»^  sx  «Gri-ä»-  ¥icil  Jacobs 
HLG  rkfTi.  lii.  LEtlI  ~l#*'7CLr  Ir:!»!'.  ^.  117.  vil.  rrZIir  Ei^äiCLifcg  idtia 
riae.  fi.  E>  C.  E-t^LZ-ii^  '_Ljii*r-»£atvüoi_  IT»:".  3.  *:  BTribnäifieK-  GväSakjtm- 
UM*:  c:»i5 '-■•:*  im***ic  *^.  iirzn:  '.:"iu«Hri.  '•*r'.  J  JL  51":  »ri  "LoifÖK-l^S^..  pk.45  i^; 
N-T'Tt  Iflr.-^rcL  rEri-noL  v.\nik*f'r.ii  iiwn!.  7^  ^H^b*  Xmtü«^  17!$}.  fL  *W; 
Hard:*F  CtiiÜT'r-  '-oiitnm  iimniwr-Tir.  x:^t**L  liTiönä.  r-ssr.  Mrrv«  T-  D  [Vo* 
nacLü  Ir^iCr.  y-.  ^:  P*  i  -»  »  1  *  ?•'■:  f-ji*  jf^rf  1  Ä.  LÄr*niT*  f^.  TD,  74.  75 
n.  103:  CLtal.«£"I  ITtC'.innL  Tiimii«'r*t;jr.TrT3L  Airüü»?  ä  HEiesaä»^  im  ■■■■ 
cc^llwti  [<>x-jiih^  VX^j.  1    :  :?u-^  1  T   l:v..  !;r-"rlCTin.  7.  i:#:  T-ÜLplCI; 

ParFl\»x-jiJi  ZSSr..  ;    Vtsi     }  ir-*  :"  ''iii-;  IrSc^ .  -  i^:  Eaexel*»  Cofeüofi 

li> tTOTUTL   IL  fcHTifetT: jr  '.iTiui      Uli    :  1    ' ' '  *  o .  rj.i*^! -j+  •I-kZLk!- jAKTraatar  P-*P" 

«ae   16S<r»\    j-.  ^*     **:nK    *fii*ni!t.H   'u»?  X**r^iax:."s:ifa. 
rige.  daEij  iii  dj*:  PÜj!.  ;  i  *  *»»jii»  2>."'.o:r>.*k  m  lt55£«£ 
Enplaüd    greioiLiL*'!!*'    HtuÖH'.mr:?'    'i'ilj:     •i-Kr^A.-i    xz.*«* 
miKtiK-ben  Scluifttsj  fcü'jL  l'^mi'.i'rr.   /^i^-»-  a  *n  ZL-ai-na  '#*f :   ^äe 

den  Kata]og  Hati^J'f  tV^T'-irui-r*^'  . 

")  Von  der  ZnaÜjlciijp  uv?  Eir»«'.ii*vi-:z.r   c«  Lät«*?  ^k  LamVeck 
(S-  115.  Anmerk-  2^t  a.  0„  j    ^r;^.  ».j:.  c*z.  rr:*trÜT^ir 
Handschrift  zuftainines  mh  *':ti*?    tif    :*t  W5*^*r  Bifcüt< 
teren  latemischen  UeberseixicLp  T»r'^*z."tit  i.-L 


Demokritos.  133 

Setzung  des  Pizimenti,  welche  ich  mir  aus  der  ursprünglichen 
Ausgabe  (Patavii  1573)  abgeschrieben  habe,  wiederzugeben,  mit 
so  viel  von  dem  griechischen  Texte,  als  ich  dem  über  die  Hand- 
schriften Veröffentlichten  entnehmen  kann. 

Eine  deutliche  Einsicht  in  die  hier  gegebenen  Vorschriften 
wird  allerdings  Niemand  aus  diesem  Aufsatz  erhalten,  so  wenig 
wie  in  die  in  irgend  einer  alchemistischen  Schrift  gegebenen  Anlei- 
tungen zur  Metallveredlung.  Daran  ist  vor  Allem  der  Umstand 
schuld,  dass  hier  Unausführbares  als  ausführbar  hingestellt  wird; 
aber  auch  das  Verständniss ,  wie  sich  der  Verfasser  die  besproche- 
nen Probleme  als  ausführbar  denke,  ist  bis  zum  Unerreichbaren 
erschwert  durch  die  Dunkelheit  und  Vieldeutigkeit  und  Mannich- 
faltigkeit  seiner  Lehren,  wie  dies  schon  sein  erster  Commentator, 
aber  als  etwas  ganz  Sachgemässes  und  zur  Prüfung  der  Reife  der 
Leser  Dienendes,  anerkannt  hat;  wie  denn  auch  damals  schon  es 
als  ein  Gebot  des  Democrit  betrachtet  wurde,  keinem  Unwürdi- 
gen oder  nicht  Eingeweihten  das  Geheimniss  mitzutheilen  5*).    Der 


^^)  In  dem  weiter  unten  zu  besprechenden  Commentar  des  Synesios« 
Ich  setze  aus  diesem  Commentar,  welcher  zum  grösseren  Theil  in  die  Form 
eines  Zwiegespräches  zwischen  Synesios  und  Dioskoros  eingekleidet  ist, 
folgende  zwei  Stellen  hierher,  aus  Fabricii  Bibl.  graeca  Vol.  VIII  [Hamburgi 
1717],  p.  235  unter  Beifügung  der  daselbst  (in  der  Paduaner  Ausgabe  von 
1573  f.  13  y^)  stehenden  üebersetzung  des  Pizimenti.  Bezüglich  der  Be- 
wahrung des  Kunstgeheimnisses:  Jtögxogö^  <prja$y,  xai  n(bg  cln£y{J^jLi6xQnos) 
or*  oQX^a  rifjuv  {&Bto,  fjirj&eyi  aatp&g  txifoöytu]  xaX&g  eine  fitjdeyi,  ov  xuiä  nav- 
xoq  xatTjyoQelicck,  avxog  yicQ  neQi  t&y  firj  fjiefivrjfjiytoy  X(cl  yeyvfiyaa/uiytoy  fx^^' 
Tioy  xby  yovy  elne\  quomodo,  inquit  Dioscorus,  nos  jurejurando  devinxit 
(Democritus),  ne  alicui  rem  tantam  liquido  declaremus;  recte  ait:  Nemini,  hoc 
est  nnlli  imperito.  Illud  enim  verbum:  Nemini,  non  de  omnibus  praedicatur; 
ipse  namque  hoc  de  imperitis  et  rudibus  dixit.  (Darüber,  wie  diese  Stelle  in 
den  Pariser  Handschriften  sich  findet  und  zu  lesen  sei,  auch  dass  Pizimenti 
nicht  genau  übersetzt  hat  und  u.  a.  richtiger  statt  nulli  impeiito  gesetzt  hätte 
nulli  initiato,  und  dass  man  anzunehmen  hat,  mit:  KaXvüg  eine  oder  Recte 
ait  beginne  eine  Antwort  des  Synesios  auf  eine  Bemerkung  des  Dioskoros, 

vgl.  Am  eil  hon  in  Notices  et  extraits  des  manuscrits  de  la  biblioth.  nat. , 

T.  VII  [Paris,  an  XII],  p.  232  s.;  vgl.  auch  Grüner' s  Schrift:  Isidis,  Chri- 
stiani  et  Pappi  philosophi  jusjurandum  chemicum  [Jenae  1807],  p.  31.)  Bezüg- 
lich undeutlicher  Benennung  und  Beschreibung:  6  cT«  g;tXöaog}og  noXXoig  oyö- 
/uaaty  txdXeaey  (titä,  noxi  fiiv  tvixibg,  -noit  (fi  nXri^vyitXihq  ^  Xya  yvfAyäaff  rifiäg 
xttl  el  iafiiy  yorifioyeg-,  philosophus  (Democritus)  vero  multis  ipsa  (die  zu  den 
Operationen  dienenden  Substanzen)    nominibus   appellavit,    aliquando  quidem 


134  l>emokhtot. 

Unversiändlicbkeit  der  Schrift  hat  allerdings  Pizimenti's  Ueb^r- 
eetzong  noch  Einiges  hinzugefügt^;  aber  erheblich  unverständ- 
licher, als  sie  ursprünglich  war,  konnte  er  sie  schwerlich  machen. 
Und  was  man  auch,  and  mit  Recht,  an  dieser  Uebersetzung  aus- 
zusetzen haben  mag:  sie  ist  immerhin  die  einzige  Form,  in  wel- 
cher uns,  so  lange  der  griechische  Text  nicht  edirt  ist,  eine  so 
alte  alchemistische  Abhandlung  zugänglich  ist;  sie  giebt  immerhin, 
bei  aller  ihrer  Fehlerhaftigkeit,  doch  eine  allgemeine  Yorstellong 
von  der  Art  frühester  uns  erhaltener  alchemistischer  Schriftstel- 
lerei,  wie  sie  kein  Bericht^  kein  Auszug  geben  kann.  Und  selbst 
wenn,  was  sehr  zu  wünschen,  der  griechische  Text  unter  Benutzung 
der  verschiedenen  Handschriften  imd  des  gesammten  kritischen 
Apparates  möglichst  festgestellt  veröffentlicht  würde:  er,  wie  eine 
neuere,  gewiss  viele  Fehler  des  Pizimenti  verbessernde  Ueber- 
setzung würden  doch  schwerlich  zu  einem  klaren  Verständniss  des 
Inhalts  verhelfen ;  eher  wohl  zu  einem  noch  bestimmteren  Urtheil 
über  die  Un Verständlichkeit  desselben,  so  weit  es  die  einzelnen  Ope- 
rationen betrifft.  So  mag  denn  zur  Vermittelung  jener  Vorstel- 
lung die  Pizimenti' sehe  Uebersetzung  hier  folgen:  getreu  repro- 
ducirt,  mit  der  Paginirung  der  Paduaner  Ausgabe  von  1573*'),  nur 
die  Abkürzungen  des  Drucks,  wie  sie  in  dieser  Ausgabe  gebraucht 
sind,  auflösend,  sonst  aber  höchstens  einen  oder  den  anderen 
Druckfehler  —  wo  unzweifelhaft  ein  Druckfehler  da  ist  —  berich- 
tigend.    Ich   habe  in  dieser  Beziehung  eher  Manches,   was   man 


onioB,  aliquando  vero  multomm  numero,  ut  no8  exerceat,  et  videat,  m  pmden- 
ies  simus. 

W)  Lenglet  du  Fresnoy  (Hist.  de  la  phiL  herm.,  T.  I  [älaüaye,  1742], 
p.  56)  sagt  in  Beziehung  auf  Democrit's  Werk,  dass  Pizimenti,  en  le 
traduisant,  a  substitue  anx  mots  Grecs  d^autres  tennes  de  la  chyniie  nou- 
Teile,  qui  ne  disent  pas  la  meme  chose.  Aber  den  richtigen  Sinn  vieler 
Eonstausdriicke  wird  auch  er  schwerlich  richtig  anzugeben  im  Stande  gewesen 
sein.    DasB  Pizimenti  absichtlich  sich  dunkler  als  das  Original  ausgedrückt 

habe,  glaubt  auch  nicht  Ameilhon  (Notices  et  extraits  des  manoscrits , 

T.  VI,  p.  312),  welcher  übrigens  von  dieser  Uebersetzung  nrtheilt,  sie  sei  tont- 
arfait  barbare  et  tres  obscure ;  il  serait  meme  souvent  impoesible  de  Pentendre, 
Sans  le  secours  du  texte. 

^^  Bis  zu  f.  5  r^  inclus.  geht  hier  die  als  Vorrede  dienende  Widmung  an 
den  Cardinal  Perrenot,  welche  ich  nicht  mit  aufnehme. 


Demokritos.  135 

für  Druckfehler  halten  möchte,  stehen  lassen,  um  nicht  an  Ver- 
besserungen der  Uebersetzung  selbst  zu  kommen,  die  ich  nicht 
beabsichtige.  Ich  fuge  von  griechischem  Texte  hinzu,  was  Am  eil- 
hon's  Bericht  über  die  Pariser  Handschriften  zu  entnehmen  ist; 
ausserdem  noch  einige  das  richtigere  Verständniss  einzelner  Stel- 
len dieses  Textes  vermittelnde  Bemerkungen  Ameilhon's,  und 
sehr  wenig  Eigenes.  Ich  gehe  nicht  darauf  ein,  aus  den  zu  der 
Schrift  des  Democrit  geschriebenen  und  uns  erhaltenen  Commen^ 
taren  Schlussfolgerungen  auf  den  Inhalt  jener  Schrift,  und  wie 
einzelne  Stellen  derselben  aufzufassen ,.  andere  zu  ergänzen  seien, 
zu  ziehen ;  ich  betrachte  einen  solchen  Versuch  überhaupt  als  ge- 
wagt, aber  als  nicht  zu  unternehmen  bevor  der  Inhalt  der  grie- 
chischen Handschriften  vollständig  vorliegt.  Und  dann  wird  auch 
vielleicht  einmal  in  Betracht  gezogen  werden,  ob  die  in  einigen 
Bibliotheken  handschriftlich  vorkommenden  lateinischen  Ueber- 
setzungen^^)    von   Einzelnem  dem  hier   besprochenen  Democrit 


ö«)  Aeltere  (wie  es  scheint)  lateinische  üebersetzungen  von  Schriften,  die 
uns  unter  dem  Namen  des  Democrit  zugekommen  sind,  werden  manchmal 
erwähnt;  aber  es  läset  sich  kaum  ersehen,  ob  sie  das  Ganze  der  vollständi- 
geren Pariser  Handschriften  oder  (was  mir  wahrscheinlicher  ist)  nur  einzelne 
Theile  des  darin  Enthaltenen  geben.  Solcher  üebersetzungen  erwähnt  z.  B. 
ReinesiuB  in  seinem  Judicium  de  ehem.  graec.  codice  Gothano  (in  Fabricii 
Biblioth.  graeca,  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  749  sq.)  und  erweckte  mir  auch 
einige  Hoflfnung,  vielleicht  eine  lateinische  Uebersetzung  von  Etwas  vom 
Democrit   schon  in  des  Ermolao  Barbaro  Bemerkungen  zum  Dioskori- 

des   zu    finden;   indessen   enthalten   Hermolai  Barbari in  Dioscoridem 

Corollariorum  Libri  quinque  (ich  habe  die  Kölner  Ausgabe  von  1530  vor  mir) 
zwar  gelegentliche  Bezugnahme  auf  Democrit  (Democritus  chymista  wird 
der  uns  Beschäftigende  genannt),  aber  Nichts  von  Uebersetzung  aus  der  als 
Physica  et  mystica  bezeichneten  Schrift.  —  üeber  eine  ältere  lateinische 
Uebersetzung,  welche  (auch  Anonyme  quodam  interprete)  unter  den  Hand- 
schriften der  Wiener  Bibliothek  bewahrt  wird ,  vgl.  Lambecii  Commentar.  de 
biblioth.  caes.  vindobon.  L.  VI.,  ed.  KoUarii  [Viudobonae  1780],  p.  382  u.  388; 
Nesselii  Catal.  biblioth.  caes.  vindob.  manuscr..  Pars  III,  p.  15.  Eine  Ab- 
schrift dieser  Uebersetzung  findet  sich  auf  der  Bibliothek  zu  Gotha  (Jacobs 
u.  Ukert*8  Beiträge  zur  altem  Litteratur  oder  Merkwürdigkeiten  der  herzogl. 
Bibliothek  zu  Gotha,  Bd.  I,  Hft.  2  [Leipzig  1835],  p.  219.  Eine  lateinische 
Uebersetzung,  zusammen  mit  dem  griechischen  Texte,  hatte  ein  Mänuscript 
der  Segui  er 'sehen  Bibliothek  zu  Paris  (Lenglet  du  Fresnoy's  Histoire  de 
la  Philosophie  hermetique  [h  la  Haye  1742],  T.  III,  p.  19);  eine  solche  hat 
auch  eine  Wolfenbütteler  Handschrift  (nach  Ebert  a.S.  132,  Anmerk.53  a.  0., 


186  Oemokritoi. 

Beigelegtem  za  einem  becneren  VeratSndniiw  oder  sa  riditigerer 
Bemrtheilmig  dieser  friihesten  alchemistischen  Schrift  beimtragieii 
geeignet  sind. 

Daran,  dass  der  Inhalt  der  Schriftsich  wesentlich  auf  Chemie  der 
Metalle nnd  Metallyeiedlnng  bezieht^  ist  wohl  nicht  sa  sweifehi^ 
mid  das  ist  das,  was  der  Schrift  Interesse  verleiht^  welche  anssep- 
dem  von  der  Aufgabe ,  unedle  Metalle  in  edle  za  Yerwandeln,  und 
den  Mitteln,  sie  jeu  lösen,  dmxshweg  nicht  als  von  Etwas  Neuem 
sondern  als  von  Etwas  schon  lange  Bearbeitetem  nnd  in  Anwen- 
dmig  Gtebrachtein  spricht.  Unzweifelhaft  ist  anch,  dass  zarLSsiing 
jener  Aufgabe  Substanzen  benutzt  werden  sollen,  welche  mit  den 
Benennungen  mineraUscher,  pflanzlicher,  thierischer  Substanieti 
bezeichnet  sind.  Für  viele  dieser  Benennungen  ist  aber,  was  dar- 
unter verstanden  sei,  uns  überhaupt  nicht  bekannt;  für  andere 
war  die  Bedeutung  früher  eine  andere  als  jetzt;  manche  Bezeich^ 
nungen  mögen  nur  in  figürlichem  Sinne  gemeint  gewesen  wein  **). 
Also  nicht  die  Einzelnheiten,  welche  hier  gelehrt  werden,- sondern 
nur  die  Art^  wie  hier  über  Metallbearbeitung  und  MetaUveredlnng 
gesprochen  wird,  ist  das  uns  in  Betracht  Kommende. 


p.  46).  —  Eine  italiftnitche  Uebenetcung  hat  in  Handichrift  die  BibMotiMca 

Laorentlana  zu  Florenz  (Montfaucon's  Bibliotheca  bibliothecarum  maniiaeri- 
ptorum  Dova  [Parisiis  1789],  p.  392);  über  das  Alter  derselben,  und  nach  was 
sie  gemacht  wurde,  lafist  eich  Nicbts  ereehen. 

»0)  Vgl.  oben  S.  IOC. 

^)  Dass.  Nitrum  in  jener  Zeit  noch  immer  Soda,  und  nicht  Salpeter,  be- 
deutet, ist  bekannt.  Kaum  braucht  erinnert  zu  werden,  dass  Magnesia  da- 
mals 80  wenig  das  jetzt  so  Benannte  bedeutet,  als  man  bei  dem,  was  in  der 
Uebersefzung  als  acida  muria  bezeichnet  wird,  etwa  an  acide  mnriatiqae  den* 
ken  durfte.  ^Y^QüQyvgog  o.  Mercurius  kann  Quecksilber  bedeuten,  aber  mit 
demselben  Worte  wurde  auch  Anderes,  Darstellbares  und  Hypothetischea ,  be- 
zeichnet. Ich  will  darüber,  dass  im  Allgemeinen  die  hier  gebrauchte  Nomen- 
clatur  eine  uns  nicht  oder  nicht  sicher  verstandliche  ist,  kein  Wort  mehr  ver- 
lieren. Dass  Sol,  Luna,  Venus  in  der  lateinischen  Uebersetzung  Gold,  Silber, 
Kupfer  bedeuten,  bedarf  kaum  besonderer  Erwähnung. 


Demokritos.  187 


EX  REBUS  NATURALIBUS,  ET  MYSTICIS  DEMOCRITI. 


Natura  natura  gandet:  et  natura  naturam  vincit:  et  natura  natu-  F.  5  v^ 
ram  retinet.  Admirati  vehementer  sumus,  quod  breviter  rem  omnem 
perstrinxerit  ^^).  ego  autem  venio  in  Aegyptum  naturalia  ferens,  ut  ma- 
teriam  superfluam,  et  confusam  contemnatis.  Capiens  Mercurium  infige 
corpori  magnesiae,  vel  corpori  Italici  stimmi;  vel  Bulphuris  ignem  non 
ezperti:  vel  spumae  argenti,  vel  calci  vivae,  vel  alumini  ex  Melo,  vel 
arsenico,  vel,  ut  Bcis.  et  conjice  terram  albam  Yeneris,  et  habebis  Yene- 
rem  claram.  flavam  vero  conjice  Lunam,  et  habebis  aurum,  et  erit  chry- 
Bocorallum  in  corpus  redactum.  Idem  etiam  facit  arsenicum  flavum,  et 
sandaracha  praeparata  et  cinabrium,  valde  contusum.  aes  autem  splendi- 
dum  solum  argentum  vivum  facit.  natura  enim  naturam  vincit  *').  Mar- 
chasitam  (Pyri||tem  Graece)  argenteam,  quam  etiam  sideritem  vocant,  F.  6  r^ 
rege,  et  fac  ex  more,  ut  solvi  possit.  Fluet  autem  vel  per  aureum, 
vel  album  lithargirium ,  vel  in  Italico  stimmi,  et  expurga  cum  plumbo. 
non  simpliciter  inquam,  ne  aberres.  sed  eo,  quod  est  a  scissili  et  lithar- 
girio  nigro  nostro,  vel,  ut  scis,  et  coque,  et  conjice  materiae  flavum 
factum,  et  tinget.     Natura  enim  natura  gaudet.     Pyritem  rege,   donec 


^^)  Ich  habe  darauf,  dass  dieser  Satz  auf  Yorausgegangenes  aber  in  dieser 
Uebersetzung  Fehlendes  hinweist,  schon  S.  119f.  u.  Anmerk.  38  aufmerksam  gemacht. 

^)  A ra e i  1  h on  (Not.  et  extr.  des  manuscr. T.  VI,  p.  306  s.)  giebt  den  griechi- 
schen Text  des  Vorhergehenden :  Jaßojy  i&QuQyvQoy,  Tiffioy  ry  tfjg  fiayyijaCag  ffü}fi(t' 
r*  iq  tfp  toö  'ItaXixov  ax(fifiBoq  afbfiatk'  r}  ^6/^  dnvQtp'  ^  dtpQoaBX^yif'  ^  tndytp 
Snt(^'  ^  atvnzTjQiq  tj  ano  MrikoV  iq  dqaBvdtt^'  iq  ioq  in^yoels'  xai  tnCßaXs  Xev' 
xqy  yadtty  /aAx^,  xal  ?|£*?  /«Axor  daxUtazop'  ^ay&qy  <f«  tn^ßttXe  d^VQti),  xal 
F|e#c  XQV(foy'  XQ^^V  *"'  ^ct«*  /^i;<i'oxd^ffAAo^  ata^anad^Blatt'  x6  <f'  «rro  noiBl 
xal  aaydaQdxtt  ^ay&oy  xai  dqaiytxoq  olxoyo/ufj&eZffa'  xai  x^vußaqkq  ndvv  ij 
ixaxQa^eiaa,  Tbv  de  xd^xoy  daxCaaioy,  fAoyq  rj  idqd^vqog  nokBi:  ij  g^t^a*^  tijtf 
^vaty  ytx^.  Unt^r  yaia  Xevxrj  ist  nach  ihm  ein  weisses,  Kupfer  in  Silber  verwan- 
delndes Pulver,  unter  yaia  ^ayd-q  ein  gelbes  oder  rothes»  Silber  in  Gold  verwan- 
delndes Pulver  zu  verstehen,  welches  letztere  Gold  zu  Goldtinctur  umwandle; 
Goldtinctur  (der  später  so  genannte  Stein  der  Weisen)  sei  unter  XQ^^^^^Q^'^^i 
und  dem  nachher  noch  vorkommenden  Worte  ;|f^i;<roxoy/iU*oi',  Goldpurpur,  ver- 
standen, und  er  knüpft  daran  Bemerkungen,  ob  bereits  damals  Purpurfarbung  durch 
Oxydation  von  Gold  beobachtet  gewesen  sein  möge.  —  lieber  das  Irrige  in  Pizi- 
menti's  Version  des  oben  gegebenen  Receptes  spricht  sich  Am  eil  hon  noch 
a.  a.  O.,  p.  312  s.  eingehender  aus. 


138  Demokhtos. 

fiat  incombuBtibilis  abjiciens  nigredinem.  rege  autem  muriam,  yel  urina 
incorrapta,  vel  aqua  maris,  yel  oxymelite,  vel,  ut  Bcis.  donec  fiat,  ut  auri 
i'amentum  incombustibile.  et  si  fiet,  misce  cum  eo  sulpbar  ignem  non  ex- 
pertum.  vel  alumen  flavum,  yel  ochram  atticam,  yel,  ut  scis.  et  acfjice 
Lunam  per  Bolem  per  auriconchylium.  Natura  enim  oaturam  yincit. 
Claudianum  capiens  faciaa  marmor,  ut  moris  est,  donec  flayum  fiat.  Fla- 
yum  reddas  non  lapidem  inqnam ,  sed  id ,  quod  utile  est  ex  lapide.  Fla- 
yum yero  reddes  per  alumen  ustum  sulphure,  yel  arsenico,  yel  sandara- 
cha,  yel  calce,  yel,  ut  scis,  et  si  apposueris  lunam,  facies  solem,  si  yero 
solem,  facies  auri  conchylium.  Natura  enim  naturam  yincens  retinei. 
Cinabrium  album  facito  per  oleum,  yel  acetum,  yel  mel,  yel  muriam,  yel 
alumen.  postea  flayum  per  misy,  yel  sori,  yel  chalcaniha,  yel  sulpbur  yi- 
F.  6  y®.  yum,  yel,  ut  scis.  et  adjice  lunam,  et  erit  soL  ||  si  aurum  tinges,  yel 
aes,  yel  electrum.  Natura  natura  gaudet.  Gypriam,  Cadmiam,  Zony- 
tem  inquam,  dealba,  ut  moris  est,  postea  flayam  facito.  Flayam  yero 
reddes  feile  yituli,  yel  terebintbina,  yel  cicino,  yel  rapbanino,  yel  oyorum 
yitellis,  quae  ipsam  flayam  reddere  possunt.  et  adjice  lunam.  aurum 
enim  erit  ob  aurum.     Natura  enim  naturam  yincit. 

Androdamantem  rege  yino  austero,  yel  aqua  maris,  yel  acida  muria, 
quae  res  possunt  ipsius  naturam  infringere.  solye  cum  stimmi  chalcido- 
nio,  et  rege  iterum  aqua  marina,  yel  muria,  yel  acida  muria  ablue,  donec 
abeat  stibii  nigredo,  frigito,  yel  assato,  donec  flayescat,  et  coquito  aqua 
diyina  illibata,  et  argento  imponito,  et  cum  sulpbur  yiyum  a^jeceris, 
facias  chrysozomium  i.  e.  liquorem  aureum.  Natura  enim  naturam  yin- 
cit.   hie  est  lapis  chrysites  appellatus. 

Capiens  terram  albam,  a  cerusa  inquam,  et  argenti  scoriis,  vel  stibii 
Italici ,  et  magnesiae ,  vel  etiam  albi  lithargyrii ,  dealbato  aqua  marina, 
vel  muria  acida,  vel  aqua  aeria  sub  rore,  inquam,  ac  sole,  ut  ipsa  soluta 
fiat  alba,  ut  cerussa.  Coque  igitur  haue  in  fornace,  et  adjice  ipsi  florem 
aeris,  vel  aeruginem  rasilem  arte  elaboratam  inquam,  vel  aes  ustum  satis 
corruptum,  vel  chalciteni,  vel  cyanum,  adjicito,  donec  fiat  incorruptus,  et 
F.  7  r®.  solidus,  facile  autem  fiet.  hoc  ||  est  molybdochalicum.  Experire  igi- 
tur si  nigredinem  exuerit,  sin  minus,  aes  ipsum  ne  culpes,  sed  teipsum 
potius,  quoniam  non  recte  gubernasti.  ergo  splendidum  reddas,  et  solvas, 
et  adjicito  ea,  quae  flavum  facere  queant,  aßsatoque,  donec  flavescat:  et 
injice  corporibus  cunctis.  Nain  aes  omne  corpus  tingit,  ubi  nitens,  ac 
flavum  fuerit.     Natura  enim  naturam  vincit. 

Cum  sulphurc  igncm  non  experto  contere  sori,  et  chalcanthum.  sori 
autem,  est  ut  Cyanus  scabiosus  semper  in  misy  inventus,  hoc  etiam  viride 
chalcanthum  vocant.  assa  igitur  ipsum  in  mediis  carbonibus  diebus  tribus, 
donec  fiat  rubeum   pharmacum.   conjice  Veneri,  vel  lunae  a  nobis  factae, 


Demokritos.  139 

et  erit  eoI.  hoc  pone  in  laminas  dissectum  in  aceto,  et  chalcantho,  et  mi- 
sy,  et  alumine,  et  sale  Cappadociae,  et  nitro  rubro,  vel,  ut  scis,  per  dies 
tres,  vel  quinque,  vel  sex,  donec  fiat  aerugo,  et  tinges.  solem  enim  faoit 
chalcanthum  ^  rubiginem.  natura  natura  gaudet. 

Chrysocollam  Macedonum  aerugini  aeris  similem  rege,  solvens  urina 
juvenculae,  donec  convertatur.     Natura,  n.  intus  abdita  est.     Si  igitur 
convertetur,   immerge  ipsam  in  oleum  cicinum  saepius  igniens,  et  intin- 
gens.    postea  assa  cum  alumine,  prius  solvens  misy,  vel  sulphüre  vivo  fla- 
vum  reddas,   et  tinge  omne  corpus  auri.  o  naturae  naturarum  gubema- 
trices,  o  naturae  sat  ||  magnae,  naturas  mutationibus  superantes,    o  na-  F.  7  v^ 
turae  supra    naturam  naturas  delectantes.      Hacc  igitur    sunt    magnam 
naturam  habentia  bis  naturis  non  aliae  in  tincturis  praestantiores ,  non 
similes,  non  majores,    baec  soluta  omnia  operantur.    Vos  ergo  o  sapientes 
non  ignaros  esse  plane  intelligo :  immo  admirati.    scitis  enim  naturae  po- 
len tiam.    juvenes  vero  valde  offendendos,  et  scripto  fidem  non  adbibituros, 
eo    quod  materiam  ipsam  ignorant.  non  animadvertentes ,  quod  medici, 
ubi  salubre  pbarmacum  parare  voluerint,    non  inconsiderate  hoc  facere 
moliuntur,  sed  prius  probantes,  quäle  nam  calidum  sit,  ac  quäle/  cum 
hoc  conjunctum,  mediocrem  facit  temperationem,  sive  frigidum,  sive  hu- 
midum,  sive  quodcunque  sit  qualitatis  genus,  mediocrem  adhibent  tem- 
perationem.   sed  bi  temere,  et  inconsiderate  volentes  parare  salubrem  me- 
dicinam,   atque  omnium  morborum  solutionem,  non  animadvertunt  se  in 
damnum  incursuros.    cum  enim  arbitrentur  nos  fabulose,  non  autem  my- 
stice  loqui,  in  rerum  speciebus  exquirendis  nullam  adhibent  diligentiam, 
ut  si  hoc  est  abstergens  hoc  vero  abjiciendum.    et  si  hoc  tinctivum,  hoc 
vero   accomodandum    et   si  hoc  superficiem  tingit,    vel  si    ex  superficie 
tinctura  oboletur,   etiam  ex  imo  corporis  metallici   evanescet,  et  si  hoc 
igni  resistit,   hoc  vero  commix||tum  aliquid,  quod  igni  resistat,   faciat,  F.  8  r^ 
exempli    gratia,    si  sal    abstergat    superficiem    Jovis,    etiam    interiores 
partes  penitus  abstergat,  ex  si  exterior  pars  aeruginem  contrahat  post 
abstersionem,  interiores  quoque  idem  patiantur.    et  si  superficiem  Veneris 
dealbat,  et   abstergit  Mercurius,   etiam  interiores  partes  dealbet.    et  si 
«extrinsecus  evanescit,  etiam  intrinsecus  fugiat.     Si  hisce  in  rebus  versaii 
fuissent,  juvenes  jacturam  minus  fecissent,  judiciose  ad  rerum  actiones 
animum  applicantes,  ignorant  enim  naturarum  antipathias,  ut  species  una 
decem  permutat.    gutta  enim  olei  purpuram  late  commaculare,  et  parum 
sulphuris  multa  comburere  consuevit.     Haec  ergo  de  medicinis,   et  quo 
nam  pacto  oporteat  scripto  incumbere,  dicta  sint. 

Age  vero  liquores  quoque  deinceps  referamus ,  capiens  Rhaponticum 
contere  in  vino  Amineo  austero  ad  cerae  spissitudinem ,  et  sume  lammam 
lunae,  ut  facias  solem.    cujus  frusta  sint  ampla  unguis  latitudine,  et  hoc 


UO  Demokritos. 

pharmaco  rurauB  frequentius  uteri»,  et  pone  in  vage  vacno,  quod  illiniens 
undique,  saccende  seoBim,  donec  media  pan  absoiDatur,  postea  pone  la- 
minam  in  reliqaÜB  medicinae,  et  eine  cam  vioo  praedicto,  qaoaaque  sacci 
tibi  liquor  appareat.  huc  conjice  statim  laminam  nondom  refrigeratam, 
F.  8  Y^  postea  sine,  ut  ebibat,  |j  deinde  accipe  eam,  et  pone  in  cmcibolo,  et  in- 
venies  Bolem. 

Si  vero  Rha  sit  vetastum  tempore  admiece  ipsi  elydrii^^)  partes 
aequaks  prius  paraus,  ut  moris  est.  elydrium  enim  cum  Rha  cognationem 
habet.     Natura  natura  gaudet. 

Recipe  crocum  Ciliciae,  et  relinque  una  cum  flore  croci,  cum  prae- 
dicto 8UCCO  vitis,  et  facias  liquorem,  ut  fieri  solet,  tinge  argentum  sectum 
in  laminas,  donec  tibi  nitens  yideatur.  At  si  aerea  lamina  fuerit,  prae- 
stantius  erit,  sed  p(o)tins  purga  aes,  ex  more.  Deinde  capiens  aristolo- 
chiae  herbae  partes  duas,  et  croci,  et  elydrii  dnplum,  fac  ut  caeroti  spissi- 
tudinem  Labeat,  et  inunges  laminam,  et  fac  ut  prius,  et  mirabere.  etenim 
Ciliciae  crocus  eandem  cum  Mercurio  operationem  habet,  ut  item  casia 
cum  cinamomo.     Natura  naturam  vincit. 

Capiens  plumbum  nostrum  nitens  factum  per  terram  Chiam,  et  py- 
ritem,  et  alumen,  combure  paleis,  et  funde  in  pyritem,  et  crocum,  et  cni- 
cum,  et  aecumenicum  floreni,  contere  cum  aceto  acerrimo,  et  fac  liquorem, 
ut  moris  est,  et  infunde  plumbum,  et  sine  ebibat,  et  invenies  solem.  ha- 
beat  autem  compositio  etiam  parum  sulphuris  vivi.  Natura  enim  natu- 
ram vincit. 

Haec  ratio  Heppamenis  est,  quam  ostendit  sacerdotibus  Aegiptiis,  et 

F.  9  r^  nsque  ad  ho||rum  philosophorum  tempora  permanet.     materia  auri  confi- 

ciendi.    ne  autem  miremini,   si  res  una  hujusmodi   mysterium  operatur. 

Nonne  videtis,  ut  multae  medicinae  vix  etiam  temporis  progressu  possent 

valnera  ferro  illata   conglutinare  ?  at  stercus  humanum  non  longo  tem- 


*^  Elydrium  int  soviel  als  Chelidoninm ;  vgl.  das,  alchemistische  Kunatausdrücke 

erklärende  griechische  Wörterbuch  im  AohaDg  zu  Palladii  de  febribus ed.  J. 

S.  Bemard  (Lagduni  Batavorum  1745),  p.  146,  auch  Salmasü  Plinian.  Exercita- 
tion«!  in  Solini  polyhistora.  Pars  II  [Parisiis  1629],  p.  1163.  In  dem  nns  von 
Tb«opbras(  demEresier  Erhaltenen  botanischen  Inhalts  (in  der  Anagabe  von 
Schneider,  Leipzig  1818  bis  1821)  finde  ich  das  Wort  nicht;  auch  nicht  bei 
Dioskorides  (in  der  Ausgabe  von  Sprengel,  Leipzig  1829  u.  1830).  Daas  des 
Stepbanos  Tbesanrus  lingnae  graecae  (in  der  Ausgabe  von  Hase  und  Dindorf) 
«I  Di^rbt  enthält,  kann  hiemach  weniger  wundem.  Aber  auch  in  des  Du  Gange 
Gk/fttarien  kann  man  es  vermissen;  nur  im  Anhang  zu  dem  Glossar,  mediae  et  in- 
«  graec.  findet  man  die  Erklärung :  *EX{&Q$oyj  sulfur  album,  und  fe;;tier  (wie  In 

eben  erwähnten  Worterbuche) :  /cAAcfaii^^a  im  [iati]  ro  fXiSQioy;  ita  glossae 
mM.     Am  eil  hon 's  Ansicht,  dass  iXC&^^ov  esstnce  ou  teinture  (for  bedeutet 

■nd  par  conseqnent  la  ch^lidoine  ne  peut  etre  ViXi&Qtoy;  eile  n'en  est  qne 
It  iniMc  et  Tembleroe,  vgl.  in  Not.  et  extr.  des  uianuscr. ,  T.  V,  p.  384. 


Demokritos.  141 

poris  intervallo  id  praestat^^).  et  ambustis  multa  adhibita  medicamenia 
Baepe  nihil  proderunt,  plerunque  dolorem  nihil  miDuunt,  calx  vero  sola 
recte  parata  morbum  pellit^'*^).  et  ophtalminm,  si  varia  medicainenta  ad- 
hibeantur,  laedere  Baepius  Bolent.  at  rhamnus  planta  cum  ad  omnem  ejus- 
modi  aegritudinem  faciat,  eam  optime  curat  ^^).  oportet  igitur  contemnere 
vanam ,  et  intempestivam  materiam  illam ,  aed  rebus  tantum  naturalibui 
uti.  Nunc  vero  ex  bis  quoque  judicate,  quod  sine  praedictis  naturis 
nemo  operatus  est  unquam.  Si  autem  sine  his  fieri  nihil  potest,  cur 
mu Itarum  rerum  sylvam  desideramus.  quid  nobis  etiam  multarum  specie- 
rum  concursus  ad  eandem  rem  opus  est,  cum  res  una  caeteris  omnibus 
antecellat.  proinde  yideamus  compositionem  specierum,  ex  quibus  argen- 
tum  confici  possit. 

Argen  tum  vivum  ab  arsenico,  vel  sandaracha,  vel,  ut  scis,  fige,  nt 
moris  est^^),  et  admisce  Teuerem  ferro  sulphurato,  et  dealbabitur.  idem 
etiam  praestat  Magnesia  dealbata,  et  arsenicum  sublimatum,  et  cadmia 
usta,  et  sandaracha  ignem  non  experta  dealbata,  et  cerussa  torrefacta  si- 
mul  cum  II  sulphure.  ferrum  autem  solves  magnesiam  coigiciens,  vel  F.  9  v®. 
sulphuris  dimidium,  vel  magnetis  parnm,  nam  magnes  habet  cum  ferro 
affinitatem.     Natura  natura  gaudet. 

Capiens  praedictam  nebulam  coces  cum  oleo  cicino,  vel  raphanino 
commiscens  parum  aluminis.  postea  capiens  stannum,  purga  cum  sulphure, 
ex  more,  vel  marchasita,  vel,  ut  tibi  notum  est,  et  injice  in  nebulam,  et 
miscens  omnia  assa  carbonibus  tectis  ^^).  et  videbis  hanc  medicinam  fieri 
psimithio  similem,  quae  dealbat  omne  corpus,  sed  in  injun(c)tionibus,  ad- 
misce illi  terram  Chiam  vel  Asteritem  vel  Aphroselinum,  vel,  ut  scis.    nam 


^*)  Ol'/'  oQäxe  6)g  noXXä  (pti^/naxa  xal  fAoUq  XQ^^V  ^'i^  ^^  atdi^Qov  xoXXi^et 
T6f4i}y'  xÖTiQo^  &i  ayd-^ionov  oi^  XQ^*^V  ^o»"'^«*  noteX  (Ameilbon  a.  a.  O.,  T,  VI, 
p.  310). 

^^)  Nicht  als  das  rechte  Mittel  bei  Brandschäden  sondern  als  das  Wirkende  in 
Aetzmitteln  wäre  in  dem  griechischen  Texte  der  Kalk  hier  besprochen,  wie  ans 
folgender  Bemerkung  Ameilhon's  (a.  a.  O.,  T.  VI,  p.  311)  hervorgeht:  Dansles  cau- 
teres,  ce  ne  sont  pas,  dit-il,  toutes  les  drogues  qu'on  y  fait  entrer  qni  agissent  effi- 
cacement,  c'est  la  chanx  vive,  et  pr^paree  comme  il  conTient,  qni  produit  tout 
reffet:    Mö^rj  de  äaßeatog  oixoyo/itfi&eTaa  l^Ttt&  t6  ndS-og. 

^)'P€Cfjybs  di  to  g>vT6y  nQog  nayxä  totoCToy  noio^aa  nä&og  (Ameilbon 
a.  a.  O.,  T.  VI,  p.  311). 

^^  Nach  Ameilbon  (a.  a.  O.,  T.  VI,  p.  308)  heisst  der  griechische  Text  des 
Vorhergehenden:  JleQt  noCrjaetag  acrifiov,  ^Ydqdqyvqoy^  dno  Tod  aQceyfxoVj  ^ 
caydttQÜxrjg,  rj  6)g  fmyoeTij  nf-^oy  &g  (d-og.   Vgl.  oben  S.  99,  Anmerk.  3. 

^)  Anders  der  Sinn  des  griechischen  Textes,  wie  ihn  Ameilbon  (a.  a.  O.,  T.  VI, 
p.  313)  mittbeilt:  JIoteL  /nfyfiaf  dbg  dntäa^at  g)wcly  elXixto^gy  c'est-a-dire,  Faitei 
le  m^lange  et  exposez-le  ä  la  cbalenr  d'nn  feu  dont  1a  flamme  circale  autotur  da 
▼ase. 


142  Demokritos. 

Aphroselinum  cum  Mercurio  sociatum  omne  corpas  dealbat.     Natnra  na- 
turam  vincit. 

Recipe  mag^esiam  albam,  et  dealbabis  ipsam  maria,  et  alnmine,  in 
aqua  marina,  vel  succo  citri,  Tel  faligine  snlphuriB.  nam  salpharis  ftiinas 
cum  sit  albus,  omnia  dealbat.  Alii  yero  tradont  famam  etiam  ramorum 
palmae  illam  dealbare«  admisce  illi  post  dealbationem  feois  partes  aequa^ 
les,  ut  satis  alba  fiat,  et  capiens  aeris  subalbidi,  orichalci  inqaam  unc.  4 
pone  in  emcibalo  subjiciens  parum  stanni  prios  pargati  unc.  1.  panla- 
tim  agitando,  donec  substantiae  coi^'ugantar :  erit  fragibile.  conjice  igitnr 
albae  mediciDae  dimidium ,  et  erit  praecipuum.  magnesia  enim  dealbata 
F.  lOr^  non  sinit,  ut  corpora  frangantur,  vel  ut  aeris  nigredo  ||  foras  emer- 
gat.     Natura  naturam  retinet. 

Recipe  sulphur  album,  dealbabis  vero  illud  urina  solvens  in  sole, 
Tel  alumine  et  muna  salis.  florebit  quam  candidissimum,  solve  ipsum  cum 
sandaracha,  vel  urina  juyenculae  dies  sex,  donec  medicina  ad  marmoris 
similitudinem  proprius  accedat.  et  si  ita  fiat  mira  res  erit.  nam  Yenerem 
dealbat,  ferrum  mollit,  stanni  stridorem  tollit,  plumbum  candidum  reddit. 
infrangibiles  substantias,  ac  permanentes  tincturas  facit.  sulphur  enim 
sulphuri  admistum  divinas  substantias  facit.  quippe  cum  magnam  habeant 
inter  se  cognitionem.     Naturae  enim  naturis  gaudent. 

Dealbatum  vero  litharg3rrium  junge  cum  sulphure,  vel  cadmia,  vel 
arsenico,  Tel  pyrite,  Tel  oxymelite,  ne  amplius  fluat.  assa  ergo  ipsum  car- 
bonibus  ardentibus  luto  Tas  muniens.  habeat  yero  compositio  etiam  cal- 
cem  torrefactam,  et  aceto  imbutam  per  dies  tres,  ut  majorem  abstergendi 
yim  habeat.  Impone  igitur  ipsum  factum  cerusa  magis  album.  saepe  Tero 
fit  etiam  flaTum,  si  illi  abunde  ignis  subministretur,  sed  si  flayum  fiat 
ad  praesens  tibi  non  proderit.  nam  mens  est  cum  illo  corpora  dealbare, 
ure  igitur  ipsum  mediocriter.  et  admisce  omni  corpori,  quod  dealbare  to- 
lueris.  nam  lithargyrium  si  dealbatum  fuerit,  non  amplius  erit  plumbum. 
F.  10  T®.  facile  Tero  fiet.  ||  nam  cito  plumbi  natura  in  multas  Tertitur  formas  **). 
Naturae  enim  naturas  Tincunt. 


<**)  Ameilhon  (a.a.O.,  T.  VI,  p.  309)  bemerkt  zu  dem  Vorhergehenden :  Voici 
une  Observation  snr  le  plomb  qiii  est  conforme  a  celle  que  les  chiuiistes  fönt  tons 
]es  jours  sur  ce  mcme  nietal.  L'auteur^  de  cet  ouvrage  dit  que,  lorsqu'on  se  sert 
de  litharge  pour  parvenir  a  la  confection  de  l'argent,  il  faut  prendre  garde  de 
Texposer  a  un  trop  grand  feu,  parce  qn'au  lieu  de  devenir  blanche,  eile  passe  a 
Torang^  ou  au  rouge;  c'est  a  dire  qu'elle  se  convertit  en  minium,  On  remarque 
encore  qu'il  est  n^ccssaire,  que  cette  litharge  demeure  fixe  et  qu'elle  ne  se  mette 
pas  en  fusion.  L'autenr  observe  a  cette  occasion,  qu'il  n'est  gu^re  de  metal  qui 
change  plus  aisement  de  forme  que  le  plomb:  Ta^v  yäg  ei(  noXXa  fiexaTQinevat 
i}  roO  jLtoXißdov  ip^aig.  En  effet,  11  ne  faut  qu'un  degre  de  feu  assez  foible  pour 
faire  passer  ce  metal  de  l'etat  solide  a  l'etat  liquide.    II  se  reduit  en  chaux  on 


Demokritos.  143 

Capiens  crocum  Ciliciae  pone  cum  aqua  marina,  vel  mtiria,  et  fao 
liquorem,  in  quem  igrnieDB  immerge  aeris,  vel  ferri  laminas,  donec  tibi 
satisfaciant,  nam  dealbantur.  deinde  sume  medicinae  dimidium,  et  contere 
cum  sandaracha,  et  arsenico  albo,  vel  sulphure  ig^em  non  experto,  vel 
ut  scis,  et  fac,  ut  cerae  spissitudinem  sumat,  unge  laminam,  et  pone  in 
vase  vacuo  clauso,  ut  moris  est,  et  locato  in  vase,  ubi  ramenta  uruntur, 
tota  die  ^^) ,  postea  tollens  mitte  in  purum  liquorem ,  et  erit  albissimum 
aes.  deinceps  operare,  ut  artifex.  nam  Ciliciae  crocus  cum  aqua  marina 
dealbat,  cum  vino  vero  metalla  flavo  colore  tingit.  Natura  natura 
gaudet. 

Recipe  lithargyrium  album,  et  oontere  ipsum.  cum  frondibus  lauri, 
et  cimolia,  et  melle,  et  sandaracba  alba,  et  fac,  ut  strigmenti  crassitudi- 
nem  habeat,  et  injunge  medicinae  dimidium,  et  succende,  ut  moris  est. 
immerge  in  reliquum  medicinae.  solvens  aqua  cineris  alborum  lignorum. 
nam  miscellanea  soluta  bene  sine  igne  operantur.  haec  liquoribus  talia 
fiant,  ut  igni  resistere  queant.     Natura  enim  naturam  vincit. 

Capiens  praescriptam  nebulam  contere  cum  alumine  et  misy,  aceto 
abluens  ipsi  adjicito  ||  etiam  aliquantulum  albae  cadmiae,  vel  magne-  F.  11  r^ 
siam,  vel  calcem  inextinctam,  ut  fiat  corpus  a  corpore,  et  misce  cum 
melle  albissimo,  et  fac  liquorem,  in  quem  ignitum  quodcunque  vo- 
lueris ,  immerge.  ac  relinque  deorsum ,  et  siet.  habeat  autem  compositio 
et  parum  sulphuris  vivi,  ut  medicina  pervadat,  ac  penetret.  Natura  na- 
turam vincit. 

Recipe  arsenici  unc.  1  et  nitri  unc.  1  et  corticis  foliornm  tenellorum 
perseae  unc.  2.  et  salis  dimidiunx,    et  succi  mori  unc  1.  scisailis  partes  • 

aequales.    tere  simul  in  aceto,  vel  urina,  vel  calcis  inextinctae  cinere,  do- 
nec fiat  liquor.     in  bunc  nigricantes  Yeneris  laminas  candentes  immerge  . 
et  nigredinem  tolles.     Natura  naturam  vincit. 

Habetis  omnia,  quae  ad  aurum,  et  argentum  requiruntur.  nihil  re- 
linquitur;  nihil  deest,  praeterquam  nebulae,  et  aquae  elevatio.  sed  haec 
libens  omisi,  cum  libere  in  aliis  etiam  meis  scriptis  pertractarim.  In  hoc 
Scripte  valete. 


8^oxide  avec  la  plus  grande  facilite;  et  c'est  anssi  avec  la  meme  facilit^  qn'il  se 
revivifie  et  reprend  son  brillant  metallique.  —  Ich  gebe  diese  Bemerkung  als  Bei- 
spiel, wie  man  einzelne  Stellen  der  alten  alcbemistischen  Schrift  auffassen  zu  kön- 
nen geglaubt  hat. 

^^)  Der  griechische  Text  für  das  Vorstehende  ist  nach  Am  eil  hon  (a.  a.  O., 
T.  VI,  p.  3U):  IIotTJffoy  XfjQtatijg  ndxog'  xal  XQ^^^^  '^o  nitaXoy'  xat  S-ig  eig 
xatyby  dyyeioy  ne^tqiCfÄOiaag  ^  ing  id-og^  d-stg  elg  nQKT/uaxoxavatTiy ^  rjiaiQay  BXtiy; 
unter  n^^af^atoxavatrj  ist  nach  Am  eil  hon  ein  Ofen  zu  verstehen.  Darüber,  dass 
Pizimenti  statt  xatyoy  xeyoy  gelesen,  vgl.  Ameilhon  a.  a.  O.,  p.  313. 


Synesios. 


Es  war  nicht  meine  Absicht,  die  an  den  jetzt  besprochenen 
Democrit  zunächst  sich  anschliessenden  und  in  derselben  Rich- 
tung über  Alchemie  sich  äussernden  Schriftsteller  in  gleich  aus- 
führlicher und  eingehender  Weise  zu  behandeln.  Nicht  etwa, 
dass  bestimmtere  Kenntniss  ihrer  Persönlichkeiten  oder  die  grös- 
sere Verständlichkeit  ihrer  Schriften  schon  an  sich  Grund  dafür 
abgäbe,  die  Berichterstattung  über  sie  eine  glattere  und  einiachere 
sein  zu  lassen.  Gerade  für  die  zunächst  nach  jenem  Democrit 
hier  zu  nennenden,  im  Alter  ihm  am  Nächsten  kommenden  und 
dieses  höheren  Alters  wegen  uns  vorzugsweise  interessanten  Schrift- 
steller ist  dies  nicht  der  Fall.  Aber  sofern  ihre  Schriften  in 
gleichem  Geiste  gehalten  sind,  wie  die  jenes  Democrit,  und  schon 
aus  dem,  was  das  Vorhergehende  bezüglich  derPhysica  et  mystica 
des  Letzteren  brachte,  sich  genugsam  ersehen  lässt,  wie  bestimmt 
damals  der  Begriff  und  die  Möglichkeit  der  Metallveredlung  auf- 
gefasst  waren  und  wie  undeutlich  die  Mittel  zur  Bewirkung  der 
Metallveredlung  beschrieben  sind,  könnte  es  wohl  als  zulässig  er- 
scheinen, ihre  Besprechung  etwas  kürzer  zu  halten.  —  Welche 
Männer  die  Verfasser  dieser  Schriften  waren  und  wann  sie  lebten: 
darüber  ein  Urtheil  zu  gewinnen  ist  allerdings  für  die  Geschichte 
der  Chemie  von  grosser  Bedeutung;  hängt  doch  damit,  welche 
Ansicht  man  sich  hierüber  bildet,  in  gewisser  Beziehung  auch  die 
Beantwortimg  der  Frage  zusammen,  wie  alt  mindestens  jene  Schrift 
des  Democrit  sein  müsse.  Denn  die  zunächst  zu  nennenden  al- 
chemistischen  Schriftsteller  lehnen  sich  an  diesen  Democrit  an, 


Synesios.  145 

entweder  ganz  als  Commentatoren  desselben,  oder  doch  sofern  sie 
ihn  als  Autorität  kennen  und  nennen.  Aber  für  die  Beantwortung 
dieser  Frage  finden  wir  wiederum  Widersprüche  und  Unsicher- 
heit; will  man  diese  darlegen  und  dabei  (was  mir  gerade  für  den 
in  diesem  Abschnitt  zu  behandelnden  Schriftsteller  noch  ange- 
messen scheint)  von  der  Art  der  Abfassung  und  dem  Inhalt  der 
Schriften  eine  Vorstellung  geben,  so  wird  die  Besprechung  immer- 
hin eine  umfangreichere,  als  beabsichtigt  war. 

Ein  Commentar  zu  des  Democrit  Schrift  ist  uns  erhalten, 
von  einem  Synesios  verfasst.  Unter  den  verschiedenen  auf  uns 
gekommenen  Commentaren  zu  jener  Schrift  wird  dieser  als  der 
älteste  betrachtet.  Mit  grosser  Bestimmtheit  findet  man  auch  den 
Verfasser  desselben  identificirt  mit  einer  historisch  gut  festgestellten 
Persönlichkeit;  Synesios  von  Kyrene  soll  es  gewesen  sein, 
welcher  zwischen  360  und  3^0  geboren  war,  in  Alexandria  der 
Hypatia  Unterricht  genoss,  vom  Heidenthum  zum  Christenthum 
übergetreten  im  Jahr  409  oder  410  Bischof  von  Ptolemais  wurde 
und  um  415  gestorben  ist;  ein  fruchtbarer  Schriftsteller,  dessen 
uns  erhaltene  Schriften  auch  zu  den  Naturwissenschaften  in  einiger 
Beziehimg  Stehendes  enthalten,  namentlich  für  die  Geschichte  der 
Astronomie  und  der  Aräometrie  Interessantes  oder  selbst  Bedeu- 
tendes. Dass  dieser  Synesios  von  Kyrene  des  Democrit  al- 
chemistische  Schrift  commentirt  habe,  nahmen  im  17ten  Jahr- 
hundert Morhof*)  und  Lambeck^,  im  18ten  Jahrhundert  na- 
mentlich L  engl  et  du  Fresnoy^),  in  unserm  Jahrhundert  Schmie- 
der*) an;  und  auch  ich*)  folgte  früher  dieser  Annahme,  für  die 
ausserdem  sich  Sprengel ß)   giinstig  aussprach  und  welche  noch 

1)  Polyhistor  literarius,  Pars  I,  L.I,  cap.  11  (p.  106  der  Lübecker  Ausgabe 

von  1695). 

2)  Comment.  de  bibl.  caes.  vindob.  L.  VL,ed.Kollarii  [Vindob.  1780],p.396. 
8)  Hist.  de  la  philos.  hermet  [ä  la  Haye  1742],  T.  I,  p.  42  u.  462;  T.  III, 

p.  306.  Auch  J.  F.  Gmelin  stimmte  dieser  Annahme  zu;  vgl.  im  Abschnitt 
„zur  Geschichte  der  Destillation"  Anmerk.  20. 

*)  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  66. 

4  Geschichte  der  Chemie,  II.  Theil  [Braunschweig  1844],  S.  153. 

6)  Geschichte  d.  Arzneykunde,  3.  Aufl.,  Bd.  II  {Halle  1823],  S.  220  f.,  wie 
er  es  auch  in  der  1.  Auflage  dieses  Werkes,  Bd.  II  [Halle  1793],  S.  IOC  go- 
than  hatte. 

Kopp,  BfitT    z.  f!orch.  d.  Clic-rn.  10 


• 


14(5  Synesios. 

Grässe')  mindestens  als  eine  zulässige  betrachtete.  Aber  schon 
1634  hatte  sich  ßeinesius^)  dagegen  ausgesprochen,  dass  dieser 
Synesios  als  der  Verfasser  des  fraglichen  Commentars  zu  be- 
trachten sei;  und  dieser  Widerspruch  hat  später  ausdrückliche 
und  stillschweigende  Zustimmung  erhalten.  Ameilhon^)  hat  sich 
gegen  jene  Annahme  als  eine  ganz  unzulässige  erklärt;  Höfer^^) 
lässt  die  Sache  noch  dahin  gestellt,  indem  er,  ohne  specieller  auf 
sie  einzugehen,  nur  ausspricht:  es  sei  schwer  zu  entscheiden,  ob 
der  Verfasser  dieses  Commentars  identisch  sei  mit  dem  Bischof  von 
Ptolemais;  aber  Die  aus  neuerer  Zeit,  welche  sich  den  Letzteren 
zum  Gegenstand  ihrer  besonderen  Forschung  genommen  haben  "), 
erwähnen  chemischer  oder  alchemistischer  Beschäftigung  Desselben 
gar  nicht,  selbst  wenn,  seine  Beziehungen  zu  den  Naturwissenschaf- 
ten zu  eröi-tern,  als  die  speciellere  Aufgabe  erwählt  ist^*).  Und  ver- 
gebens sucht  man  in  den  älteren  wie  in  den  neueren  Aasgaben  der 
uns  zugekommenen  Schriften  des  Synesios  von  Kyrene")  nach 


')  Lehrbuch  einer  allgemeinen  Literärgeschichte ,  Bd.  I,  Abth.  2 

[Dresden  u.  Leipzig  1838],  S.  II99. 

®)  In  seinem  Judicium  de  chemicorum  graec.  codice  Gothano,  in  Fal)ricii 
bil)l.  graeca  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  752. 

ö)  Notices  et  extraits  des  mannscrits  de  la  bibliothequc  nationale , 

T.  VII  [Paris,  an  XII],  2.  partie,  p.  222. 

10)  Histoire  de  la  chimie,  1.  ed.,  T.  I  [Paris  1842],  p.  268  wie  2.  ed.,  T.  1 
[Paris  186()],  p.  279  (Chevreul  vermisste  im  Journal  des  savants,  annce  1845, 
p.  330  die  Angabe  der  Gründe,  wesshalb  der  Synesios,  welcher  denCommcn- 
tar  zum  Democrit  schrieb,  und  der  gleichnamige  Bischof  von  Ptolemais 
nicht  als  identisch  betrachtet  werden  sollten).  So  Hess  die  Frage  schon  frü- 
her auch  unentschieden  H.  Conring  (De  Hermetica  Aegyptiorum  vetere  et 
Paracelsicorum  nova  medicina  [Helmestadii  1648],  p.  23). 

1^)  Wie  Druon  in  seinen  Etudes  sur  la  vie  et  les  oeuvres  de  Synesius 
[Paris  1859]  und  Aube  in  seinem  Aufsatz  über  Synesios  in  der  Nouvelle 
biograi)hie  generale,  T.  XLIV  [Paris  1865],  p.  738  ss.  —  Clausen  de  Synesio 
philosopho  [Kopenhagen  1831]  ist  mir  nicht  zugänglich. 

^'^)  Wie  von  Kolbe  in  seiner  Schrift:  Der  Bischof  Synesius  von  Cyrene 
als  Physiker  und  Astronom  beurtheilt  [Berlin  1850]. 

13)  Der  Pariser  Ausgabe  von  1553  z.  B.,  den  Ausgaben  Petau's  1612  u. 
1633  und  Migne's  1864.  Wohl  aber  scheint  mitunter  eine  echte  Schrift  des 
Synesios  von  Kyrene  in  eine  Sammlung  alchemistischer  Schriften  aufge- 
nommen worden,  zu  sein.  Dies  möchte  man  niimlich  wohl  daraus  schliesson, 
dass  eine  handschriftliche  Sammlung  alchemistischer  Abhandlungen,  welche 
sich  in  der  Bibliothek  dos  Escurials  findet,  nach  Miller  (Catalogue  des  manu- 
Hcrits  grecs  de  la  bibliotht'que  de  l'Esourial  [Paris  1818],  p.  419)  auch  (f.  221  r» 


Synesios.  147 

diesem  Commentar;  vergebens  sucht  man  bei  neueren  Biblio- 
graphen ^^)  unter  den  Angaben  über  die  uns  erhaltenen  Schriften 
des  Synesios  von  Kyrene  nach  einer,  welche  sich  auf  diesen  Com- 
mentar bezöge;  im  Gegentheil  wurde  schon  vor  einiger  Zeit  in  einer 
Geschichte  der  griechischen  Litteratur  geradezu  es  ausgesprochen, 
der  Verfasser  dieses  Commentars  sei  unbekannt  und  man  dürfe 
nicht  an  den  Synesios  von  Kyrene  denken''^). 

Dazu,  den  Synesios  von  Kyrene  als  den  Verfasser  dieser 
alchemistischen  Schrift  zu  betrachten,  gab  gewiss  auch  hier  haupt- 
sächlich Anlass,  dass  es  gleichsam  am  Nächsten  liegt,  eine  unter 
einem  gewissen  Namen  auf  uns  gekommene  Schrift  einem  gut  be- 
kannten Manne  desselben  Namens  beizulegen,  wenn  nicht  ent- 
scheidende Gründe  dagegen  sprechen.  Indessen  hat  man  auch  po- 
sitive Gründe  für  jene  Annahme  in  den  vom  Synesios  von  Ky- 
rene unzweifelhaft  herrührenden  Schriften  zu  finden  geglaubt: 
Stellen  nämlich,  aus  welchen  Bekanntschaft  mit  der  Alchemie  für 
ihn  hervorgehe;  welche  Folgerung  indessen  keineswegs  irgend 
sicher  ist*^).   Gegen  jene  Annahme  spricht  aber  nicht  nur  der  üm- 


his  237)  enthält:  Syncsiufl,  sur  les  songes.  Ist  das  des  Synesios  von  Kyrene 
Werk  ncQi  bt'vntfdov  (in  der  lateinischen  Uebersetzung :  de  insomniis)?  Jener 
Handschrift  im  Escurial  findet  man  da,  wo  die  Handschriften  dieses  Werkes 
von  Synesios  aufgezählt  werden  (vgl.  Migne's  Ausgabe  der  Schriften  des 
Synesios  von  Kyrene  [Paris  1864],  p.  1031),  nicht  erwähnt.  Jene  Hand- 
schrift des  Escurial  ist  aus  dem  IGten  Jahrhundert;  sie  scheint  sonst  ziemlich 
übereinzustimmen  mit  einer  etwa  aus  dem  Uten  Jahrhundert  stammenden 
handschriftlichen  Sammlung  alchemistischer  Abhandlungen,  welche  sich  zu 
Venedig  befand;  die  letztere  Handschrift  (über  welche  u.a.  Bernard  a.  S.  115» 
Anmerk.  28  a.  0.  Mittheilungen  gemacht  hat)  enthält  jenen  Aufsatz  von  Sy- 
nesios über  Träume  nicht. 

^*)  So  z.  B.  S.  F.  G.  Hoffmann,  welcher  in  seinem  Lexicon  bibliograph. 

scriptorum  graecorum,  T.  111  [Lipsiae  1836],   p.  652  sqq.    die  Ausgaben 

der  Schriften  des  Synesios  von  Kyrene  aufzählt  und  bei  welchem  auch  noch 
ein  Synesius  medicus  unterschieden  wird. 

^^)  Geschichte  der  griechischen  Litteratur von  M.  S.F.  Schoell; 

Bd.  III  (Beriin  1830),  S.  445. 

^<^)Morhof  hat  a.  S.  145  a.  0.  die  Ansicht  des  Rcinesius,  dass  der  Verfasser 
des  Commentars  zu  des  Democrit  alchemistischer  Schrift  nicht  der  Syne- 
sios von  Kyrone  sei,  zu  widerlegen  gesucht,  und  in  Beziehung  auf  das  von 
Rein  es  ins  Hervorgehobene:  in  den  echten  Schriften  dieses  Synesios  finde 
man  auch  da,  wo  man  es  erwarten  könnte,  keine  Erwähnung  der  Person 
(Dioskoros),  an  welche  jener  Commentar  gerichtet,  noch  eine  der  chemischen 

10* 


143  Sjroesios. 

stand,   dass  kein  der  Zeit  nach  dem  Synesios  von  Kyrene  nä- 
her stehender  Schriftsteller  Etwas  von  alchemistischen  Schriften 


Kunst  überhaupt,  bemerkt:  Non  desunt  tarnen  aliqua  hujus  artis  vestigia  in 
efdstolis  Synesii,  ut  in  epistola  142.  ad  Herculaneum ,  cui  quaedam  propalata 
philoBophiae  jnysteria  exprobrat.  "Wie  ea  scheint  ganz  hierauf  sich  -stützend 
sagt  Sprengel  a.S.  146  a.  0.,  nachdem  er  erst  ausgesprochen  hat:  „Selbst  der 
christliche  Sophist  Synesius  ahnte  bei  den  angeblichen  Vorschriften  des 
Democritus  zur  wahren  Tinctur  keine  Betrügerei;  er  suchte,  so  gut  er 
konnte,  die  mystischen  Räthsel  dieses  Democritus  aufzulösen",  dann  noch: 
„Dass  der  Verfasser  desselben  [Commentars]  wirklich  jener  christliche  Sophist 
ist,  kann  man  aus  einer  ähnlichen  Stelle  seines  Briefes  an  den  Herculian 
(ep.  142,  p.  279)  schliessen,  wo  er  von  Geheimnissen  der  Kunst  spricht,  die 
man  nicht  mittheilen  dürfe.  Vgl.  Morhof  polyhist.  liter.  lib.  I.  c.  8.  p.  114 
(Lubec.  1708)"  (die  eben  angeführte  Stelle).  Und  eine  nicht  weniger  unsichere 
Stütze  für  die  Annahme  der  Identität  hinzufugend  sagt  Grässe  a.  a.  0.: 
„Ferner"  [gehöre  zu  den  alchemistischenr  Schriften]  „der  dem  oben  ange- 
führten Bischoff  Synesius  (sonderbar  ist  es,  dass  er  de  isomn.  p.  154  eine  zu 
Memphis  gefundene  Tafel  beschreibt,  deren  Inschrift  allerdings  von  der  Art 
ist,  dass  man  glauben  könnte,  er  habe  an  Alchemie  geglaubt.  Letzteres  lässt 
sich  aus  s.  Ep.  ad  Herculian.  p.  279  abnehmen ,  ^wo  er  von  Geheimnissen  der 
Kunst  spricht,  die  man  nicht  mittheilen  dürfe)  zugeschriebene  (cf.  Lenglet  du 
Fr.  p.  40  sq.  Schmied  er  6G  sq.)  Commentar  zu  des  vorhergehenden  Demo- 
critus Werke".  Auch  Schmieder  (Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832], 
S.  67)  spricht  mit  grosser  Bestimmtheit  davon,  dass  in  dem  uns  hier  beschäf- 
tigenden alchemistischen  Commentar  wiederholt  auf  den  Schluss  der  Memphi- 
tifohen  Tafel  angespielt  sei,  „welche  er"  [Synesios]  „in  einem  anderen 
Werke  mitgetheilt  hat,  worin  unter  der  Aufschrift :  Von  Traumen,  Manches 
von  den  Lehren  der  Aegypter  vorkommt". 

Ich  habe  in  Beziehung  auf  diese  Angaben  Einiges  zu  bemerken,  und  will 
vorausschicken,  dass,  wo  es  sich  um  Bezugnahme  auf  Schriften  des  Synesios 
von  Kyrene  handelt,  ich  den  Abdruck  der  Petau'schen  Ausgabe  derselben 
(von  1633?)  in  Migne's  Patrologiae  graecae  T.  LXVI.  (Synesii Episcopi  Cyre- 

nes  opera ,  editore  et  interprete  D.  Petavio ,  accurante  et  recogno- 

scente  J.  P.  Migne;  Lutetiae  Parisiorum  1864)  benutze,  welcher  auch  die  Pag^- 
nining  jener  Ausgabe  hat.  —  Ich  will  Morhof  nicht  in  seinem  Wider- 
spruch gegen  Reinesius  durch  die  Bemerkung  unterstützen,  dass  der  Name 
der  Person,  an  welche  der  fragliche  Commentar  gerichtet  ist,  allerdings  in 
des  Synesios  von  Kyrene  Werken  vorkommt:  in  dem  an  Theophilos  ge- 
schriebenen LXVII.  Briefe  nämlich  (p.  214  der  Petau' sehen  Ausgabe,  p.  1424 
des  Migne' sehen  Abdrucks);  denn  6  BvXaßiüxuiog  intaxonog  JtöaxoQog,  von 
welchem  hier  die  Rede  ist,  war  gewiss  ein  Anderer,  als  der  Dioskoros,  an 
welchen  jener  Commentar  gerichtet  war  (vgl.  S.  151).  Vielmehr  will  ich  gegen 
Morhof,  Sprengel  und  Grässe  bemerken,  dass  der  an  Herculian  ge- 
schriebene CXLII.  Brief  (p.  279  der  Petau'schen  Ausgabe,  p.  1536  des 
Migne 'sehen  Ausdrucks)  zwar  allerdings  ernstlichen  Vorhalt  wegen  unvor- 
sichtiger Besprechung   von  Gegenständen,  die  als    Geheimnisse   zu  betrachten 


SyiiesioB.  149 

desselben  weiss,  so  Viele  auch  sich  über  seine  wissenschaftliche 
Thätigkeit  geäussert  haben  *'),  sondern  namentlich  auch,  dass  nach 
dem  Urtheil  eines  competenten  Sprachkenners  die  Schreibart  des 
Synesios  von  Kyrene  mit  der  des  Verfassers  des  Commentars  zu 
des  Democrit  alchemistischer  Schrift  Nichts  gemein  hat^®)I    Aus 


seien,  enthält,  aber  schlechterdings  Nichts,  was  dazu  veranlassen  könnte,  unter 
diesen  Geheimnissen  andere  zu  vermuthen,  als  die  der  damaligen  Philo- 
sophie. —  Die  Bezugnahme  Schmieder's  und  Grassens  auf  eine  angebliche 
Besprechung  der  s.  g.  Memphitischen  Tafel  durch  den  Synesios  von  Kyrene 
ist  mir  unerklärlich.  Diese  Besprechung  soll  in  der  Schrift  nsQt  iyvnyftoy  o. 
de  insomniis,  p.  154  (der  Petau*Bchen  Ausgabe?)  stehen;  aber  weder  hier, 
noch  in  der  ganzen  Schrift  finde  ich  sie  (ebensowenig  eine  Erwähnung  der- 
selben in  den  erklärenden  Bemerkungen  zu  dieser  Schrift,  welche  Nikepho- 
ros  Gregoras  geschrieben  hat  und  die  in  die  Pariser  Ausgabe  der  Werke 
des  Synesios  von  1553  mit  aufgenommen  sind),  und  auch  nicht  in  einem  an- 
deren der  Werke  des  Synesios,  für  welche  ich  mich,  bei  dem  Umfange  der- 
selben, allerdings  mit  einer  nur  flüchtigen  Durchsicht  begnügen  musste.  Ich 
habe  noch  nicht  herausgebracht,  auf  was  Schmieder's  Angabe  und  Grass  e's 
Citat  beruhen.  Ich  will  übrigens  hier,  wo  mir  ohnehin  wiederum  die  An- 
merkungen stark  überschüssig  im  Verhältniss  zum  Text  zu  werden  drohen, 
auf  die  Memphitische  Tafel  weiter  nicht  eingehen;  es  findet  sich  wohl  sonst 
noch  einmal  ein  Anlass,  die  mir  darüber  gemachten  Aufzeichnungen  zusammen- 
zustellen. 

^7)  Die  sich  in  früherer  Zeit  mit  dem  Synesios  vom  Standpunkte  der  Ge- 
schichte der  Philosophie,  der  Litterar-  und  Kirchengeschichte  abgegeben  haben, 
erwähnen  Desselben  als  eines  Katurkundigen  oder  alchemistischen  Schrift- 
stellers schlechthin  gar  nicht.  Nichts  auch  nur  mit  einiger  Sicherheit  auf  Al- 
chemie  oder  den  Commentar  zu  des  Democrit  Schrift  Hindeutendes  findet 
sich  in  den  Besprechungen  des  Synesios  von  Kyrene  Seitens  solcher  Frü- 
herer. In  Krabinger's  Synesii  Cyrenaei  oratiönes  et  homiliarum  fragmenta 
[Landishuti  1850],  p.  XXXVII  sqq.  findet  man  zusammengestellt,  was  über  diesen 
Synesios  Evagrios  Scholastikos  (Eccl.  bist.)  im  6 ten  Jahrhundert,  Pho- 
tios  (Biblioth.)  im9ten  Jahrhundert,  Suidas  (Lexic.)  am  Ende  des  lOten  Jahr- 
hunderts, Theodoros  Metochites  (Miscell.  phil.  et  histor.)  um  1300,  Nike- 
phoros  Kallistos  (Hist.  eccl.)  in  der  ersten  Hälfte  des  Uten  Jahrhunderts 
gesagt  haben.  Als  besonders  beachtenswerth  erscheint  mir,  dass  Suidas  von 
einer  alchemistischen  Schrift  dieses  Synesios  Nichts  weiss,  obgleich  Derselbe 
wusste,  was  man  unter  Chemie  verstehe,  und  bei  der  Besprechung  Anderer 
die  Erwähnung  ihrer  chemischen  Schriften  nicht  unterlässt. 

1^  Amei  Ihon  a.  S.  146  a.  0.  bei  Besprechung  des  uns  beschäftigenden  Com- 
mentars zu  des  D  e  m  o  c  r  i  t  alchemistischer  Schrift,  nach  vorgängiger  Erwähnung 
der  Vorzüge  des  Synesios  von  Kyrene,^  wie  sie  in  seinen  Werken  hervor- 
treten: II  ne  faut  que  rapprocher  de  ses  oeuvres  Ncrit  qui  va  nous  occuper, 
pour  se  convaincre  qu'ils  ne  viennent  pas  de  la  meme  main.  Le  style,  et  les 
traits  d'ignorance  qui  se  fönt  remarquer  dans  le  commentaire   de   Democrite, 


U>0  Syocsios. 

diesen  Gründen  ist  es  aueli  mir  jetzt  überwiegend  wahrscheinlich, 
dass  der  Verfasser  des  fraglichen  Comrnentars  nicht  der  Syne- 
sios  von  Kyrene  war;  aber  alle  Anlialtspunkte  fehlen,  ihn  etwa 
mit  einem  anderen  unter  Denen,  welche  Synesios  hiessen  und 
uns  bekannt  geworden  sind  ^®),  für  identisch  halten  oder  für  ihn, 
was  seine  Persöidichkeit  betrifft,  eine  Venimthung  aufstellen  zu 
wollen. 

Der  Commentar  des  Synesios  zu  des  Democrit  alchemi- 
stischer  Schrift  ist  in  zahlreichen  Handschriften  vorkommend  2*^) 
meistens  zusammen  mit  dieser  Schrift  selbst  *')  und  anderen 
Commeritaren  zu  derselben  und  verschiedenen  alchemistischen 
Tractaten.  Ausführlichere  Nachrichten  hat  man  über  vier  Pariser 
Handschriften  durch  Ameilhon^*),  über  eine  Wiener  durch  Lam- 
b eck 23);  gedruckt'^')  ist  der  griechische  Text  dieses  Commentars 
nach  einer  von  einer  Pariser  Handschrift  genommenen  Copie,  welche 
Handschrift  indessen  von  den  vier  durch  Am  eilhon  besprochenen 
verschieden  gewesen  sein  muss,  die  auch  wieder  unter  einander 


(Iccelcnt  un  auteur  qui  iie  pout  avoir  rien  cic  coinnuui    avec   un    aussi    savuiit 
homiiie  que  Peveque  de  Cyronc. 

^^)  Ueber  Verschieflcue  dieses  Namens  findet  man  in  Fabricii  Bildiotheca 
graeca  ed.  Harlcs,  Vol.  IX  [Hamburgi  1801],  |).  204  sq.  Einijres  zusammenji^cstcllt. 
Ein  SynesiuB  Abhas  wird  als  späterer  alchemiHtischor Schriftsteller  von  dem 
oben  Besprochenen  unterschieden  in  Schmied er's  Geschichte  der  Alchemic 
[Halle  1832],  S.  70;  was  als  alchemistischer  Tractat  Desselben  in  französischer 
nnd  deutscher  Uebei*setzung  veröffentlicht  worden  (vgl.Iiorellii  Biblioth.  Chym. 
sivo  Catalog.  libr.  philos.  hermet.  [Parisiis  1054],  p.  212  und  Schmieder's 
Gesch.  d.  Alchemic  a.  e.  a.  0.),  ist  nur  eine  durch  Verstümmelungen  und  Zu- 
sätze verdorbene  Ausgabe  des  uns  oben  beschäftigenden  Commentars  nach 
Lambeck  (Comment.  de  bibl.  caes.  vindob.  L.  VI.,  ed.  Kollarii  [Vindob.  1780], 
p.  394  sq.). 

2^)  Eine  Aufzählung  ihn  enthaltender  Handschriften  gab  llarles  (Fabri- 
cii  Bibl.  graec.  cd.  llarles,  Vol.  IX  [Haml)urgi  1804],  p.  20ö);  sie  ist  unvoll- 
ständig. 

2^)  Wesshalb  das  S.  131  f,  Anmerk.  53  bezüglich  der  diese  Schrift  enthal- 
tenden Handschriften  Angegebene  auch  hier  zu  berücksichtigen  ist. 

'^^)  Noticcs  et  extraits  des  manuscrit«  de  la  bibliothequc  nationale , 

T.  VII  [Paris,  an  XII],  2.  partie,  p.  222. 

2'»)  Lambecii  Comment.  de  biblioth.  caes.  vindobon.  L.  VI.,  ed.  Kollarii 
[Vindob.  1780],  p.  392. 

'^*)  In  Fabricii  Bibl.  graeca,  Vol.  VHI  [Hamburgi  1717],  p.  233  sqq. 


Synesiüß.  151 

immerhin  erhebliche  Abweichungen  bieten*^).  Veröftentlicht  ist 
eine  lateinische  Uebersetzung  dieses  Commentars  durch  Pizi- 
menti,  zusammen  mit  Dessen  Uebersetzung  der  commentirten 
Schrift  des  Democrit  (vgl.  S.  110  u.  137)  und  auch  an  Fehlerhaftig- 
keit der  letzteren  Uebersetzung  sich  an  die  Seite  stellend;  und 
auch  zusammen  mit  dem  griechischen  Texte,  von  welchem  sie  oft 
erheblich  abweicht  ^e),  ist  diese  nämliche  lateinische  Uebersetzung 
gedruckt  worden 2').  Eine  andere,  wie  es  scheint  bessere,  latei- 
nische Uebersetzung,  über  deren  Urheber  und  Zeit  der  Abfassung 
Nichts  bekannt  ist,  bewahrt  in  Handschrift  die  kaiserl.  Bibliothek 
zu  Wien  2**).  Indessen  gewährt  auch  jene  Uebersetzung  des  Pizi- 
menti,  namentlich  zusammen  mit  dem  gedruckt  vorliegenden 
griechischen  Texte,  ganz  die  Mittel,  den  Charakter  dieses  Commen- 
tars erfassen  zu  lassen*^). 

Der  Commentar  ist  gerichtet  an  einen  Dioskoros,  einen 
Priester  des  grossen  Serapis  zu  Alexandria.  Der  Titel  ist:  2^v- 
veölov  (ptkoö6q)ov  Ttgog  ^loöxoqov,  eis  ßißkiov  ^rj^oxQizov ,    ag  iv 


2ö)  Nach  Ameilhon  a.  a.  0.,  p.  230. 

26)  Wie  Ameilhon  a.  a.  0..  p.  230  hervorgehobcu  hat. 

27)  In  Fabricii  Bibl.  gr.  a.  e.  a.  0. 

^)  Lambeck  giebt  a.  e.  a.  0.,  p.  393  den  Anfang  dieser  Uebersetzung. 
Eine  Abschrift  derselben  hat  die  Bibliothek  zu  Gotha  (Jacobs  u.  Ukert's 
Beiträge  zur  altern  Litteratur  o.  Merkwürdigkeiten  der  herzogl.  Bibliothek 
zu  Gotha,  Bd.  I,  Ilft.  2  [Leipzig  1835],  S.  219.  Griechisch  und  lateinisch  hat 
auch  diese  Schrift  des  S  y  n  e  s  i  o  s  ein  Manuscript  der  Bibliothek  zu  Wolfen- 
büttel (Jac.  Tollii  Epistolae  itinerariae,  cd.  II.  C.  Henninii  [Amstelaedami  1700], 
p.  8;  Bibliothecae  Guelferbytanae  Codices  graeci  et  latini  classici,  rec.  F.  A. 
Ebert  [Lipsiae  1827J,  p.  45  sq.).  —  Giebt  es  auch  Ucbersetzungen  in's  Eng- 
lische und  in's  Deutsche?  Wo  Fabricius  (Bibl.  gr.  Vol.  XII,  p.  769)  der 
lateinischen  Uebersetzung  des  Pizimenti  erwähnt,  fügt  er  bei:  Ejusdem 
argumenti  scriptum  Synesianum  ex  codice  bibl.  caesarea  versum  anglicc  ox- 
stat  ad  calceni  Basilii  Valentini  in  anglicam  conversi  linguam  Lond.  1678  et 
germanice  curante  Frid.  Rothscholzio  Altdorf  1718.  Ich  kann  beide  hier  ci- 
tirte  Schriften  nicht  nachsehen. 

2ö)  Für  Den,  welcher  wirklich  den  Einzelnheiten  dieses  Commentars  seine 
Aufmerksamkeit  zuwenden  wollte,  ist  die  Beachtung  dessen,  was  Ameilhon 
a.  a.  0.  (namentlich  p.  233)  bezüglich  mehrfacher  Irrthüraer  und  Verwechselungen 
alchemistischer  Zeichen  in  dem  griechischen  Texte,  wie  ihn  Fabricius  gab, 
und  ähnlicher  Fehler  in  des  Pizimenti  Uebersetzung  erinnert  hat,  unerläss- 
lich. 


152  Synesios. 

öxoXloig^^);  die  Zuschrift:  ^ioöxoqcd  uqbv  tov  (isyakov  £aQanidog 
tov  iv  ^AXs^avÖQBia^  %'bov  re  övvevdoxovvrogy  Evviöiog  (piXocfotpog 
Xalgeiv,  (Synesii  philosophi,  ad  Dioscorum,  in  librum  Democriti, 
scholia.  Dioscoro  sacerdoti  magni  Serapidis  in  Alexandria,  Deo 
favente,  Synesius  philosophus  S.  P.  D.  hat  des  Pizimenti,  Dios- 
coro sacerdoti  magni  Serapidis  Alexandriae,  eodem  Deo  compro- 
bante,  Synesius  philosophus  salutem  die  in  der  Wiener  Bibliothek 
befindliche  Uebersetzung.)  —  Der  Commentar  ist  an  den  Dios- 
koros  gerichtet  als  eine  Antwort  auf  einen  Brief  des  Letzteren, 
welcher  Anfragen  bezüglich  der  Schrift  des  Democrit  enthielt, 
und  Synesios  hebt  zunächst  hervor,  welche  Mühe  er  sich  ge- 
geben habe,  dem  Wunsche  des  Dioskoros  zu  genügen.  Er  äus- 
sert sich  nun  zunächst  darüber,  wer  der  Democrit,  der  Ver- 
fasser dieser  Schrift,  gewesen  sei,  und  zwar  in  solcher  Weise,  wie 
bereits  S.  109  f.  angegeben  ist.  Dann  wendet  er  sich  dazu,  den 
Inhalt  der  Schrift  des  Democrit  in  einer  Weise  zu  erörtern, 
welche  eine  erklärende  sein  soll,  und  zwar  geschieht  dies  so,  dass 
nach  begonnener  Besprechung  Dioskoros  eine  Bemerkung  oder 
Frage  aufwerfend  eingefiihrt  wird,  auf  welche  Synesios  ant- 
wortet, so  dass  von  nun  an  die  Besprechung  in  der  Form  eines 
Dialoges  weiter  geht. 

Die  Handschrift  der  Physica  etmystica  des  Democrit,  welche 
dieser  Besprechung  des  Synesios  zu  Grunde  lag,  hatte,  wie  schon 
S.  120,  Anmerk.  38  bemerkt  wurde,  den  Bericht  über  die  Erschei- 
nung des  Lehrers  des  Democrit  —  als  dessen  Lehrer  aber  hier 
Ostanes  genannt  wird  —  nicht.  Sie  hat  wohl  gleichen  Anfang 
mit  der  Handschrift  der  Physica  et  mystica  gehabt,  nach  welcher 
Pizimenti  seine  Uebersefczung  dieser  Schrift  des  Democrit  an- 
fertigte 8').    Wenn  die  Handschrift  der  Physica  et  mystica,  welche 


^)  Als  Titel  des  Commentars  hat  eine,  in  der  ungefähr  aus  dem  Uten 
Jahrhundert  stammenden  Handschrift  der  Marcus-Bibliothek  in  Venedig  ste- 
hende Inhaltsangabe  nach  d'Orville's  Abschrift:  JSvyea£ov  q}iXo<f6q>ov  nqog 
JiöaxoQoy  {eig  ri]y  ßCßXoy  JtjfioxQCtov  oyg  $y  axoXBloig)  dtdXeUg  7t6Qi  xt}g  rov 
d^eiov  JqfioxQCtov  ß(ßXov  (Palladii  de  febribus  concisa   Synopsis    graece   et   la- 

tine   cum   notis   J.  S.   Bernard;    accedunt  glossae    chemicae [Lugduni 

Batavorum  1745],  p.  115). 

81)  welche  S.  137  ff.  abgedruckt  ist.  Denn  im  Anfang  dieser  Uebersetzung 
spricht  Democrit:    Ego  autem  venio  in  Aegyptum  naturalia  ferens,  ut  mate 


Syoesios.  153 

des  Synesios  Conimentar  zu  Grunde  lag,  jenen  Eingangs- Ab- 
schnitt der  Pariser  Handschriften  nicht  hatte,  so  muss  sie  anderer- 
seits eine  ganze  Anzahl  von  Stellen  enthalten  haben,  welche  dem 
wesentlich  alcheniistischen  Theile  jenes  Tractats  in  der  Form,  in 
welcher  er  auf  uns  gekommen  ist,  fehlen;  darauf  hat  zuerst  Ameil- 
hon^*)  aufinerksam  gemacht,  und  man  überzeugt  sich  davon  leicht 
durch  die  Vergleichung  des  Commentars  und  der  darin  als  der 
zu  commentirenden  Schrift  entnommen  hervorgehobenen  Stellen 
mit  der  letzteren,  wie  diese  in  des  Pizimenti  üebersetzung 
vorliegt. 

Der  Commentar  des  Synesios  stellt  sich,  was  Un  Verständlich- 
keit des  Inhalts  betrifil,  der  Schrift  des  Democrit  mindestens 
zur  Seite;  er  bringt  fast  noch  mehr  ün Verständlichkeit  hinzu, 
durch  das  Bestreben,  in  dem  von  Democrit  Gesagten,  in  fast 
jeder  von  ihm  genannten  Substanz  einen  besonders  tiefen  Sinn 
und  besondere  geheimnissvolle  Beziehungen  zu  finden.  CoUigite 
Rha  ponticum;  zu  dieser  Vorschrift  des  Democrit  bemerkt  z.  B. 
Synesios  (nach  des  Pizimepti  Üebersetzung):  Attende  quam 
magna  fuerit  viri  prudentia,  ab  herbis  exorsus  est  ut  florem 
comminisceretur,  herbae  autem  floridae  sunt.  Dixit  vero  ßha 
ponticum,  quod  quemadmodum  a  ponto  defluunt  flumina,  omnia 
quoque  flumina  in  ipsum  labuntur.  Palam  ergo  nobis  faciens  signi- 
ficat  conversionem  in  aquam,  nigredinem,  et  corporum  i.  e.  sub- 
stantiarum  attenuationem.  Dioskoros  (welcher  in  dem  Zwie- 
gespräch übrigens  manchmal  der  Zerstreutheit  geziehen  und  zur 
Aufmerksamkeit  und  Anstrengung  seiner  Geisteskräfte  ermahnt 
wird)  muss  mit  ganz  besonderen  Anlagen  oder  mit  einer  ganz  an- 
deren Vorbildung,  als  die  unsrige  ist,  ausgerüstet  gewesen  sein, 
um  aus  des  Synesios  Mittheilungen  so  viel  Vortheil  ziehen  zu 
können,  als  er  dies  freudig  bekennt.  Denn  keine  sachliche  Erklä- 
rung, keine  Verdeutlichung  eines  uns  räthselhaften  Wortes  findet 


riam  superfluam  et  confiisam  contemnatis.  und  in  des  Synesios  Commen- 
tar sagt  Synesios  (Fabricii  Bibl.  gr.  Vol.  VIII  [Hamburgi  1717],  p.  236) 
nach  des  Pizimenti  üebersetzimg:  Attende  vero,  quidnam  in  libelli  initio 
(*V  tfi  eigßoXj  rfjg  ßißXov)  dixit:  Venio  ego  etiam  in  Aegyptum  naturalia  fe- 
rens,  ut  remm  sylvam  contemnatis. 

32)  A.  o.  a.  0.,  p.  226.  Vgl.  S.  120,  Anmerk.  38. 


154  Synesios. 

sich;  iin  Gegen theil  eher  Verundeutlichung.  Was  das  Rha  pon- 
ticuin  und  die  Anagallis  sein  sollen,  was  das  als  Quecksilber,  als 
Schwefel,  als  Zinnober,  als  Magnesia,  als  Chrysocolla,  als  Hunds- 
milch u.  a.  Bezeichnete  bedeutet,  bleibt  uns  ganz  dunkel  3"^);  aber 
bestimmte  Anzeichen  finden  sich,  dass  sie  das  sonst  darunter  Ver- 
standene nicht  bedeuten  sollen  ^4).  —  Aber  um  was  es  sich  im 
Ganzen  und  Grossen  handelt,  ist  uns  auch  hier  wieder  klar  genug: 


^^  In  den,  auf  ziemlich  vielen  Bibliotheken  bewahrten  handschriftlichen 
Sammlungen  alchemistischer  Schriften  finden  sich  auch  noch  der  Zeit,  wo 
über  Alchemie  in  griechischer  Sprache  geschrieben  wurde,  angehörige  Wörter- 
bücher, welche  die  Bedeutung  der  Kunstausdrücke  angeben  sollen.  Was  sie 
uns  kennen  lehren,  ist  indessen  nur  sehr  unerheblich  und  oft  nur  die  Unver- 
standlichkeit  vergrössernd.  Man  wird,  um  für  einen  der  oben  erwähnten 
Kunstausdrücke  ein  Beispiel  zu  geben,  nicht  klüger,  wenn  man  zur  Erkennt- 
niss,  was  die  s.  g.  Uundsmilch  sein  möge,  in  einem  solchen  Wörterbuch  nach- 
schlägt, und  findet:  „Die  Milch  eines  jeden  Thieres  ist  der  Schwefel"  (IVcXu 
txdaxov  C^ov  tisxl  ^^tior);  denn  was  „der  Schwefel"  sei,  bleibt  sehr  ungewiss, 
sofern  man  bei  d^eioy  belehrt  wird,  dass  dieses  Wort  mehr  als  ein  Dutzend  der 
allerverschiedensten  Bedeutungen  habe.  —  Die  in  den  verschiedenen  Hand- 
schriften enthaltenen  Wörterbücher  scheinen  Vieles  gemeinsam,  eine  und  die- 
selbe urspriingliche  Gniudlage  zu  haben.  Viele  in  ihnen  enthaltene  s.  g.  Er- 
klärungen hat  Du  Gange  in  sein  Glossarium  ad  scriptorcs  mediae  et  infimae 
graocitatis  aufgenommen.  Vollständig  veröfientlicht  ist  eines  aus  einer  Hand- 
schrift der  Markus-Bibliothek  zu  Venedig,  nach  einer  von  d'Orville  ge- 
nommenen Abschrift,  im  Anhang  zu  Bernard*s  Ausgabe  des  Palladios 
Schrift  von  den  Fiebern  (Palladii  de  febribus  concisa  Synopsis,    graece   et  la- 

tine,    cum  notis  J.  S.  Bernard [Lugduni  Batavonim,   1745];   p.  120—148 

steht  dieses  Je^ixby  xeczu  ütoix^^ov  rfjg  /^vcroTiow«^).  Ueber  ein  in  Hand- 
schriften der  Pariser  Bibliothek  erhaltenes  Je^txby  xitraaioir^Eiov  zT^g  U()((g  vi- 

Xyfjg   gab   Am  eil  hon  (Notices   et  extraits   des  manuscrita de  la  biblio- 

theque  nationale,  T.  V  [Paris,  an  VII],  p.  374)  Nachrichten.  Manches  aus 
solchen  Wörterbüchern  hat  Höfer  in  seiner  Histoire  de  la  chimie  (1.  ed., 
T.  I  [Paris  1842],  p.  251;  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  256)  mitgetheilt  (hier 
auch  die  Angabe,  dass  c'n  solches  Wörterbuch  in  einer  Pariser  Handschrift 
die  Ueboi*8chrift  hat:  Jelixbt'  xaiu  dXtpcißfjtoy  ftBKtXkevxixbt'  rtoi'  otfo/uurtoy 
tf^g  (^e(ug  xid  itQdg  ri/^V^)'  ^^^  S^^^-  vielleicht  später  vollständigere  biblio- 
gra})hischc  Mittheilungen  bezüglich  solcher  Wörterbücher. 

'^'')  Man  kann  desshalb  auch  nicht  wohl  so  einfach,  wie  Am  eilhon  es 
(a.  S.  150  a.  0.,  p.  224)  that,  sagen:  Le  mercure,  la  magnesie,  la  chrysocolle  et 
autres  substances  mincrales,  jouent  un  grand  röle  dans  la  compositiou  de  Tor; 
oder  wie  Sprengel  (Geschichte  der  Arzneykunde,  1.  Aufl.,  Bd.  II,  S.  156  oder 
3.  Aufl.,  Bd.  II,  S.  220) :  „dass  man  damals  schon  auf  die  Fixation  des  Queck- 
silbers besondere  Hoffnung  baute,  und  zum  grossen  Process  auch  Magnesia 
und  Arsenik  brauchte". 


SynesioB.  155 

um  die  künstliche  Anfertigung  von  Gold  und  Silber.  Dass  Demo- 
crit  zweierlei  gelehrt  habe:  weiss  und  gelb  zu  färben,  sei  klar 
(pti  fifv  üvv  ovo  ocarakoyovg  bnoiriOaro,  d^kov  ti^tv  yeyovev  kev- 
xoif  yuQ  Tial  ^av^ov  xardkoyov  BTCoufiaxo).  Synesios  sagt  später 
noclnnals:  des  Democrit  Weisheit  sei  zu  bewundern ,  da  er  die 
zweierlei  Angaben,  zur  Darstellung  des  Goldes  und  des  Silbers, 
gemacht  habe,  und  zweierlei  Flüssigkeiten,  eine  für  Gelb  und  eine 
für  Weiss,  das  bedeute  für  Gold  und  für  Silber,  und  das  Eine  sei  bei 
ihm  als  Goldbereitungskunst  und  das  Andere  als  Silberbereitungs- 
kunst benannt;  und  auf  eine  Anfrage  des  Dioskoros  erfahren 
wir  auch,  dass  die  Silberbereitung  der  Goldbereitung  voraus  ge- 
hen müsse,  von  Democrit  aber  die  Goldbereitung  desshalb  vor 
der  Silberbereitung  besprochen  worden  sei,  weil  das  Gold  höher 
geschätzt  werde  als  das  Silber  3^).  Das  Gelbfarben  und  das  Weiss- 
färben,  ^av^aöig  und  kevacoöis,  kommen  in  dem  Commentar  öfters 
in  einer  auf  die  Bereitung  von  Gold  und  Silber  zu  deutenden 
Weise  vor;  manchmal  aber  auch  so,  dass  eine  andere  Deutung 
wohl  als  die  richtigere  erscheinen  möchte ^c).  Wiederholt  wird 
darauf  Bezug  genommen,  dass  gewisse  Substanzen  Etwas  geben, 
was  nach  Democrit  das  Mittel  zum  Goldmachen  sei*').  Vor 
Allem  sei  für  die  Bereitung  des  Goldes  und  Silbers  wichtig  Et- 
was als  Quecksilber  Benanntes:  für  das  ßothe,  d.  i.  das  Gold,  das 
Quecksilber  aus  dem  Zinnober,  und  für  das  Weisse,  d.  i.  das  Silber, 


•^•'»)  Als  Beispiel  zur  Verdeutlichung,  wie  Synesios  (£.)  und  DioskoroB 
(J.)  sich  unterhaltend  gedacht  sind,  mag  gerade  dieses  Stück  des  Coninientars 
(Fabr.  Bild.  gr.  Vol.  VIII,  p.  238)  hier  stehen:  2.  Kul  Htfu  O-tivfiüaf^  xi^v  rov 
tU'ff(>6g  aoqCny^  ßXtße  nCog  dvo  XfevftXöyoug  hnon]aiao^  Q)  noiticq  xid  ))  7i otutg, 
xtti  7i(<Xiy  dvo  C^juovg,  toy  jjfy  kva  fy  ko  htyS-tOy  loy  dk  trSQoy  iy  im  Xsvxm, 
TovT^ati  C-  xid  ]),  X(et  txtiXtas  xby  rov  ©  xtnuXoyoy  /Qvaonottuy,  tt]g  ))  «(>- 
yvQonotUty.  J.  Iluyv  xaXibg  *^'»/?,  w  JSvyfate  giXoaoqe^  xicl  noToy  tiqwk'h'  tau 
Tfjg  ri^yiig,  tb  Xevxäytu  tj  rb  |«ri^föc7ff* ;  X  MdXXoy  tb  Xevxdy((t.  J.  Kid  diu 
zi  Tf}y  ^(iythoiaty  eine  nQojtoy'j  X  ^Knetdij  n^ozaTCfAtjuu  0  roö  }).  Da«s  © 
Gold  und  );  Silber  bedeutet,  ist  bekannt. 

3^)  Z.  B.  a.  e.  a.  0.,  p.  235  in  der  Stelle:  'Hyu()  Xevxoßa&g  xu^'aCg  hatir,  xul  ij  ^uy- 
dtoaig  ayttl^M7ivQ0)Gig  (Pizimenti  übersetzte:  Dealbatio  est combustio,  et  citri- 
natio  a  mortuis  excitari),  wo  man  versucht  sein  könnte,  an  Verkalkung  durch 
Feuer  und  Reduction  zu  denken. 

•^')  A.  e.  a.  0.,  p.  23G  u.238;  als  Worte  des  Democrit  werden  angeführt: 
uVtt]  i]  vXii  T?y$  XQvoonon'Kg. 


156  Synesios. 

das  Quecksilber  aus  dem  Arsenik  oder  Sandarach  *®).  Für  diese 
Lehren  wirdDemocrit  ausdrücklich  als  Autorität  genannt;  Her- 
rn es  aber  —  da  2^),  wo  besprochen  wird,  dass  das  als  Quecksilber  Be- 
nannte verschiedenartig  sein  könne  und  doch  Eines  —  als  Der,  von 
welchem  (als  zu  dem  s.  g.  Quecksilber  in  Beziehung  stehend) 
unterschieden  werde  ein  weisses  und  ein  gelbes  Präparat*^).  Es 
scheint  das  als  Quecksilber  Benannte  als  das  Princip  der  Färbung 
betrachtet  zu  sein,  daran  erinnernd,  wie  später  die  Alchemisten 
in  den  Metallen  die  Färbung  derselben  bedingende  Principien  an- 
nahmen; und  an  Ansichten,  welche  sich  noch  viele  Jahrhunderte 
später  in  Geltung  finden,  erinnert  auch  die  Erörterung*^),  dass  die 
Kunst  nicht  die  Materie,  sondern  die  Form,  in  welcher  die  Materie 
erscheint,  verändere.  Auch  an  des  Aristoteles  Lehre  von  den 
vier  Elementen  Erinnerndes  hat  dieser  Commentar*'),  bezüglich 
dessen  Lihalt  in  noch  mehr  Einzelnheiten  einzugehen  ich  aber  hier 
unterlassen  will.  Weitaus  überwiegend  ist  in  ihm  das  Unver- 
ständliche und  Bäthselhafte'und  die  Bezugnahme  auf  uns  Dunkles  *3), 
spärlich  das  Deutliche;  zum  letzteren  gehört  ein  wichtiges  Zeug- 
niss  für  die  Kenntniss  eines  etwas  vervollkommneteren  Destilla- 
tionsapparates; ich  komme  hierauf  in  einem  späteren  Abschnitt 
zurück,  in  welchem  ich  die  Entwicklung  der  Kirnst,  zu  destilliren, 
bespreche. 

« 
Aus   welcher  Zeit  stammt  dieser  Commentar?    Diese  Frage 


38)  A.  e.  a.  0.,  p.  238  sq. 

3»)  A.  e.  a.  0.,  p.  239. 

*o)  Tb  xrjQtoy  zo  Xevxby,  xal  tb  xrJQtoi^  zb  ^ayd^öy.  Im  griechischen  Texte 
selbst  ist  das  Wort  xi^Qtoy  mit  xijQÖg,  Wachs,  in  Zusammenhang  gebracht; 
aber  es  erinnert  aach  stark  an  den  Kunstausdruck  ^rJQtoy;  vgl.  eine  Anmer- 
kung (201)  am  Ende  des  Abschnittes  über  Zosimos, 

*i)  A.  e.  a.  0.,  p.  240. 

*2)  A.  e.  a.  0.,  p.  239  sq. 

*3)  Hierzu  rechne  ich  namentlich  auch  die  öftere  (Fabricii  Bibl.  graeca. 
Vol.  VIII,  p.  235,  236,  246)  Bezugnahme  auf  einen  Ausspruch,  welchen  De- 
mocrit  gethan  habe:  *Eay  ^g  yorjfjitoy,  x«i  notrjarig  o)^  yiyQanXM,  (aj^  fiaxd- 
Qtog  (si  prudens  eris  et  Facies,  ut  scriptum  est,  eris  beatus,  übersetzte  Pizi- 
m  e  n  t  i).  Man  hat  darin  (Schmieder's  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832], 
S.  67)  eine  Anspielung  auf  den  Schluss  der  s.  g.  Memphitischen  Tafel  sehen 
wollen  (vgl.  S.  148f.,  Anm.  16)j  aber  es  liegt  dafür  kein  genügender  Grund  vor. 


Synesios.  167 

hat  an  sich  Wichtigfceit  und,  wie  schon  bemerkt,  namentlich  auch 
in  ihrer  Beziehung  darauf,  welches  Alter  der  commentirten  Schrift 
des  Democrit  beizulegen  sei.  Danach,  wie  Synesios  auf  diesen 
Democrit  hinblickt,  bezüglich  seiner  Persönlichkeit  schlecht  unter- 
richtet ist,  in  Allem  von  ihm  Gesagten  wunderbar  Tiefes  ver- 
muthet,  möchte  man  glauben,  ein  längerer  Zeitraum  trenne  Beide; 
andererseits  meint  Schmieder^^)  daraufhin,  dass  Synesios  die 
Kunstausdrücke  des  Democrit  zu  kennen  und  zu  verstehen 
scheine,  muthmassen  zu  dürfen,  dass  der  Verfasser  der  Fhysica  et 
Mystica  in  der  Zeit  nur  Ein  Jahrhundert,  oder  zwei,  nicht  aber 
acht  über  dem  Commentator  stehe.  Wenn  Ameilhon  es  für 
möglich  hält,  dass  der  Commentar  im  9ten  oder  spätestens  12ten 
Jahrhundert  geschrieben  sei,  so  schliesst  er  doch  auch  ausdrück- 
lich die  Möglichkeit  nicht  aus,  dass  derselbe  älter  sein  könne^*^). 
Dass  dies  der  Fall  sei,  dass  dieser  Commentar  aus  dem  4ten  Jahr- 
hundert wenn  nicht  aus  einem  früheren  stamme,  ist  daraus  zu 
schliessen^^),  dass  er  an  einen  Priester  des  grossen  Serapis  zu 
Alexandria  gerichtet  ist;  wenn  man  nicht  den  ganzen  Commentar, 
sammt  der  Zuschrift  an  diesen  Priester  Dioskoros,  für  eine  Fäl- 
schung späterer  Zeit  halten  will.  Denn  dem  Serapis-Cultus  wurde 
zu  Alexandria  durch  den  Patriarchen  Theophilo«  um  390  durch 
Verbrennung  des  Serapis- Tempels  ein  Ende  gemacht,  und  durch 
Theodosios  den  Grossen  um  diese  Zeit  überhaupt,  was  noch  von 
Ausübung  der  ägyptischen  Religion  sich  erhalten  hatte,  unter- 
drückt. Anderes,  aus  was  sich  die  Zeit  der  Abfassung  dieses 
Commentars  erschliessen  liesse,  finde  ich  in  ihm  nicht;  namentlich 


**)  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  67. 

*^)  A.  S.  150  a.  0.,  p.  226:  Der  Destillationsapparat  sei  also  so  alt,  wie  dieser 
Commentar:  c'est  ä  dire,  qu'il  seroit  duneuvieme  siecle  oa  aa  moins  du  douz- 
ieme,  suppose  qa'on  ne  put  faire  remonter  ce  commentaire  ä  une  epoque  plus 
reculee.  An  einer  andern  Stelle  (p.  228)  hebt  Ameilhon  hervor,  dass  ausser 
Ostanes,  Democrit  und  einem  Pibechios  (vgl.  Anm.  47)  kein  anderer 
Alchemist  in  diesem  Commentar  citirt  werde,  iliit  der  Bemerkung:  ce  qui  de- 
pose  en  faveur  de  Pantiquite  de  ce  traite,  relativement  aux  autres  ouvrages 
de  son  espece. 

*ö)  Auf  was  schon  Borrichius  (Hermetis,  Aegyptiorum   et   chemicorum 

sapientia [Hafniae  1674],  p.  71)  und  Morhof  (Polyhistor  literarius,  P.  I 

[Lubecae  1695],  p.  106)  aufmerksam  gemacht  hatten. 


1 58  Synesiop. 

nicht  eine  Erwälinung  einer  Persönlichkeit,  deren  Zeit  besser  fest- 
gestellt wäre,  so  dass  man  nach  Einer  Richtung  hin  mindestens 
über  das  Alter  jenes  Commentars  urtheilen  könnte*').      Dass  er 


*7)  Ausser  Democrit  (in  der  Meinung,  dass  es  der  von  Abdera  gewesen 
sei;  vgl.  S.  109 f.)  und  Ostanes  (welcher  zuerst  die  Lehre  geschrieben  habe: 
die  Natur  erfreue  sieh  der  Natur  u.  s.  w.;  vgl.  S.  129,  Anm.  51)  werden  in  diesem 
Coromentar  als  Autoritäten  noch  erwähnt  Hermes  (FabriciiBibl.gr.  Vol.  VIII, 
p.  239;  Mercuriusindes  Pizimenti  üebersetzung)  und  Einer,  welcher  in  Einer 
Pariser  Handschrift  (Am eil  hon  a.  S.  150  a.  0.,  p.  228)  und  in  dem  von  Fabri- 
cius  (Bibl.  gr.  Vol.  VIII,  p.  240)  veröffentlichten  Texte  ^Rnißrix^oq^  in  drei  Pariser 
Handschriften  (Ameilhon  a.  e.  a.  0.)  IItßi]x^og  und  in  des  Pizimenti  üeber- 
setzung Pibichius  genannt  wird.  Ameilhon  vermuthet,  UißYjxtog  möge  die 
bessere  Lesart  sein,  Fabricius  betrachtet  die  bezügliche  Stelle  als  corrupt. 
Dafür,  dass  ^Enißr'ix^og  der  Name  dieser  alchemistischcn  Autorität  sei,  von 
welcher  uns  Nichts  erhalten  ist,  spricht,  dass  in  einer  Schrift  des  Zosiroos, 
welche  sich  in  der  üeberschrift  als  eine  echte  bezeichnet  (ZtoaC^ov  tov  Uuyo- 
noXCzou  yy^aCit  yQ(eg:i]  tilqI  rijg  isQäg  xul  O^eCng  zix^^V^  ^'/^  '^^^  XQ^^^^  *''*  "?" 
yvQov  no&Tjacüfg)y  Epibechios  citirt  wird  (Fabricii  Bibl.  gr.  Vol.  XII  [Ham- 
burgi  1724],  p.  702);  anscheinend  auch  noch  in  einem  anderen  Fragmente  des 
Zosimos  (vgl.  daselbst,  770).  Iltß^x^og  kommt  anderci-seits  in  einer  Auf- 
zählung der  alchemistischcn  Autoritäten  vor,  wie  sie  sich  in  einer  etwa  aus 
dem  elften  Jahrhundert  stammenden  Handschrift  der  Marcus -Bibliothek  zu 
Venedig  findet;  Bernard  hat  dieselbe  (im  Anhang  zu  seiner  Ausgabe  der 
Schrift  des  Palla^lios  von  den  Fiebern  [Leyden  1745],  p.  117)  mitgctheilt. 
Auch  bei  Reinesius  (Variae  lectiones  [Altenburgi  1640],  p.  155)  wird  Pe- 
becchius  da  genannt,  wo  besprochen  wird,  dass  die  Meisten  unter  den  ältesten 
Lehrern  der  Alchemie  Aegypter  gewesen  seien;  in  der,  auch  von  Reinesius 
durchgegangenen  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift  steht  aber  nach  Ja- 
cobs (Beiträge  zur  altern  Litteratur  oder  Merkwürdigkeiten  der  herzogl. 
Bibliothek  zu  Gotha,  Bd.  I,  Hft.  2  [Leipzig  1835],  p.  219)  in  einer  Aufzählung 
der  alchemistischcn  Autoritäten  ^Fnißvx^og  (Reinesius  habe  dazu  notirt, 
wahrscheinlicher  müsse  man  nijß}]xtog  lesen);  Grüner  (Isidis,  Christiani  et 
Pappi  philosophi  jusjurandum  chem'icum  [Jenae  1807],  p.  26)  hatte  gelesen 
'Kntßr'ix^og,  aber  Iltßijx^og  für  die  richtigere  Lcsait  gehalten.  Auch  von 
Borrichius  (De  ortu  et  progressu  chemiae  [Hafniae  1()68],  p.  97)  wird  'itni- 
ßvx^^^  ^'i^  ^^  einer  älteren  Aufzählung  alcheniiötischer  Schriftsteller  vor- 
kommend genannt;  und  so  steht  der  Namen  auch  in  der  Aufzählung  der  al- 
chemistischen  Autoritäten,  welche  aus  einer  Pariser  Handschrift  Du  Gange 
(Glossarium  ad  scriptores  mediae  et  iniimae  graecitatis,  T.  I  [Lugduni  1688], 
p.  1192)  und  nach  ihm  auch  Fabricius  (Bibl.  gr.  Vol.  XII,  p.  775  sq.)  mitgc- 
theilt hat.  Als  in  einer  Pariser  Handschrift  enthalten  wird  in  dem  Manu- 
scripten-Catalog  der  Pariser  Bibliothek  (Catalogus  codicum  manuscriptorum 
bibllothecac  regiae,  T.  II  [Parisiis  1740],  p.  170)  eine  Aufzählung  der  alche- 
inistischen  Autontaten  angegeben,  und  unter  diesen  auch  Pobcchius  als  vor- 
kommend; Pebechius  ou  Epi  buch  ins   wird   darauf  hin   als   in   dieser  Auf- 


Synt'sios.  159 

etwa  dem  4ten  Jahrhundert,  und  keinem  späteren,  zuzuschreiben 
sei,  wird  auch  dadurch  unterstützt,  dass  Zosimos  bereits  ihn  ge- 
kannt und  citirt  hat*^)  und  auch  Olympiodoros  seiner  häufig 
gedenkt*^);  diese  beiden  aber  setzt  man  in  das  4te  oder  höchstens 
in  das  5te  Jahrhundert.  Uebrigens  gehört  Synesios  nicht  zu  den 
häufiger  citirten  alchemistischen  Autoritäten  jener  frühen  Zeit^^), 


Zählung  genannt  von  Lenglet  du  Fresnoy  (Histoire  de  la  philosophie  her- 
metiquo  [ä  la  Ilaye  1742],  T.  III,  p.  11)  angegeben.  ^Emßox^og  ist  der  Name 
in  einer  solchen  Aufzählung  in  Labbere  Nova  bibliotheca  mss.  librorum  [Pa- 
risiis 1058],  p.  129  gedruckt.  ~  Merkwürdig  ist,  dass  von  S.  Wagnereck 
(gegen  die  Mitte  des  17ten  Jahrhunderts,  in  einem  Brief  an  Alex.  Barvoet, 
welcher  in  Dessen  Katalog  über  die  nicht  herausgegebenen  griechischen  Manu- 
scripte  der  Escurial-Bibliothek  mitgetheilt  und  u.  a.  in  Miller 's  Catalogue 
des  manuscrits  grecs  de  la  bibliotheque  de  TEscurial  [Paris  1848]  abgedruckt 
ist;  am  letzteren  Orte  p.  517)  'Enißvx^^^  i"  einer  Aufzählung  von  Schrift- 
stellern aufgeführt  wird,  von  welchen  sich  Schriften  in  den  Manuscripten  der 
Münchener  Bibliothek  finden,  und  dass  (wohl  auf  diese  Angabe  des  Wagne- 
reck hin)  auch   von    Borrichius   in    einem    anderen    als  dem  eben  citirten 

Werke  (Ilermetis,  Aegyptiorum  et  chemicorum  sapientia [Hafniae  1074], 

p.  80)  ^Enißr]xtog  sive  '/i7r«/Si'';f*o?  in  einer  Liste  von  Schriftstellern  genannt 
wird,  deren  Wdrke  zu  studiren  er  seinem  Widersager  Conring  auräth;  so  als 
ob  uns  Etwas  von  diesem  Schriftsteller  erhalten  wäre.  Was  ich  über  das  von 
älteren  alchemistischen  Schriftstellern  auf  uns  Gekommene  erfahren  konnte, 
enthält  aber  Nichts  diese  Angabe  Bestätigende. 

*^)  Wie  Borrichius  (Conspectus  scriptorum  chtraicorum  celebriorum,  in 
Mangeti  Bibliotheca  chemica   curiosa   [üenevao  1702],   T.  I,  p.  40)  versichert 

( —  Scholion  Synesii  philosophi  in  scripta  Democriti ;  quod  equidem  vetu- 

stiuB  esse  apparet  Zosimi  scriptis,  ut  in  quibus  liquide  citatur).  Dieser  Bezug- 
nahme des  Zosimos  auf  Synesios,  in  der  rsXevTai^  oinoxj  des  Ersteren, 
gedenkt  Borrichius  auch  in  seiner  Schrift :  Hermetis,  Aegyptiorum  et  chemi- 
corum sapicntia —  [Ilafniae  1674],  p.  78,  und  kommt  noch  einmal  p.  443 

darauf  zurück.     Vgl.  auch  die  folgende  Anmerkung. 

*^)  Wie  Reinesius  (Judicium  de  chemicorum  graecorum  codice  Gothano, 
in  Fabricii  Bibl.  gr.  Vol.  XII  [llamburgi  1724],  p.  754)  angiebt  (Olympiodorus 

Zosimi  autem  ac  Synesii,  qui  paullo  eum  praccesserunt,  saepius  meminif). 

Aus  einer  Schrift  des  Olympiodoros,  einem  Commentar  zu  einer  Schrift 
des  Zosimos  (vgl.  bei  Olympiodoros),  hat  Fabricius  (Bibh  gr.  Vol.  XII, 
p.  7G5)  veröficntlieht,  was  als  einer  (an  die  Theosebia  gerichteten)  Schrift 
des  Zosimos  entnommen  mitgetheilt  ist,  und  hier  wird  auch  JSvvkGiog  uQoq 
JioaxoQoy  yqufftoy  citirt. 

f»^)  Dafür,  dass  von  dem  Synesios  noch  eine  andere  alchemistische 
Schrift,  als  der  Commentar  zum  Democrit,  erhalten  sei,  ist  mir  jetzt  nur 
eine  Andeutung  Boerhave's  bekannt.  Da,  wo  die  griechischen  Alchemisten 
von  ihm  uufgczählt  werden  (Elomenta  chemiae,  T.  I  [ Lugdun i  Batavorum  17.S2], 


160  Synesios* 

und  da,  wo  die  Hervorragendsten  unter  den  Meistern  der  Kunst 
genannt  werden,  sucht  man  seinen  Namen  manchmal  vergebens, 
wenn  gleich  derselbe  sich  in  vollständigeren  Listen  der  Lehrer  der 
Alchemie  findet,  wie  uns  auch  solche  aus  der  Zeit  zugekommen 
sind,  wo  noch  ilchemistische  Schriften  in  griechischer  Sprache  ab- 
gefasst  wurden**). 


'.• 


p,  12),  wird  zuerst  genannt  Svyic&ogy  mit  dem  Zusätze:  cujus  et  tractatus  de 
lapide  philosophorum  est  in  bibliotheca  Lugduno-Batavae  academiae.  Dann 
wird,  besonders,  noch  der  Commentar  zum  Democrit  angeführt.  Was  mir 
über  den  Inhalt  der  Leydener  alchemistischen  Handschriften  bekannt  geworden 
ist,  bestätigt  Boerhave's  Angabe  nicht. 

*^)  Dem  9ten  Jahrhundert  theilt  Schmieder  (Geschichte  der  Alchemie 
[Halle  1832],  S.  75)  einen  alchemistischen  Tractat  eines  ungenannten  Verfassers 
zu,  worin  auch  die  Coryphäen  der  Alchemie  namhaft  gemacht  werden:  Hermes 
Trismegistos,  der  Oberpriester  Johannes,  Demokritos  und  Zosimos, 
und  als  ihre  Commentatoren  Synesios,  Olympiodoros  und  Stephanos. 
Aber  dass,  wie  Schmieder  angiebt,  hier  der  Synesios  mitgenannt  werde, 
finde  ich  in  Lambeck's  Bericht  über  die  diese  Liste  enthaltende  Schrift  des 
Ungenannten,  wie  sie  in  einer  Handschrift  der  kaiserl.  Bibliothek  zu  Wien 
sich  findet  (Lambecii  Commentar  de  biblioth.  caesar.  vindob.  L*.  VI.,  ed.  KoUa- 
rii  [Vindob.  1780],  p.  397  sqq.),  nicht  bestätigt;  wohl  wird  hier  der  beiden  an- 
deren Commentatoren,  nicht  aber  des  Synesios  erwähnt.  Ich  weiss  nicht, 
ob  eine  andere  Handschrift  dieses  Tractates  Anderes  in  dieser  Beziehung  ent- 
hält; die  von  Borrichius  (Conspectus  script.  ehem.  celebr.,  in  Mangeti  Bibl. 
ehem.  cur.  T.  I,  p.  39)  eingesehene  Handschrift  enthält  indessen  auch  des 
Synesios  Namen  nicht,  und  ebensowenig  eine  in  Paris  aufbewahrte,  aus 
welcher  Hof  er  den  Inhalt  der  bezüglichen  Stelle  mitgetheilt  hat  (Histoire  de 
la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  255),  und  eine  auf  der  Bibliothek  zu 
Gotha  befindliche,  aus  welcher  die  bezügliche  Stelle  durch  Grüner  (Isidis, 
Christiani  et  Pappi  philosophi  jusjurandum  chemicum  [Jenae  1807],  p.  24  sq.) 
veröffentlicht  worden  ist.  —  Aber  andere  Zusammenstellungen  der  älteren  al- 
chemistischen Autoritäten  enthalten  den  Namen  des  Synesios  allerdings. 
So  z.B.  die  von  Bernard  (vgl.  S.  115,  Anm.  28)  veröftentlichte,  einer  Vene- 
tianer  Handschrift  aus  etwa  dem  elften  Jahrhundert  entnommene  Liste,  welche 
übrigens  neben  vielen  bekannten  auch  einzelne  in  Beziehung  auf  Alchemie 
unbekannte  Namen  hat;  es  werden  hier  die  oyö/naTte  töjy  g}iXoa6(piüy  tijg  d-eiag 
inHTtTJiurjg  xal  T^/ri^j  genannt  und  als  erste  Mibarjgf  Jt]^6xqiXogy  Svyiaiog. 
Reinesius  (Variae  lectiones  [Altenburgi  1640],  p.  155)  hat  bei  der  Be- 
sprechung, dass  zu  einer  gewissen  Zeit  7ioniTr,g  die  Bedeutung:  Alchemist  ge- 
habt habe,  die  betreffende  Stelle  aus  einer  von  ihm  studirten  Handschrift  mit- 
getheilt: rCyiaaxe^  &  (pCXe,  xai  tu  oyöfKera  twy  no$fjT&y'  '-^Qxh  ^^^wi',  'Aq^- 
atotiXrig,  'itüuyyrjg  hQBvg,  JfifAoxqnog^  ^(bct/nog  6  ^iyag ,  'OXvfjiTitöffoQogj  £zi- 
(payog  6  ^tXöao^og,  £oq)äq  6  ty  IIeQa{d&y  Svyfatog,  'OaTäyrjg  an*  Alyvnxov  u.  s.  w. 
Es  wird  schwer  zu  entscheiden  sein,  ob  diese  Aufzählung  beanspruchte,   dass 


Synesios.  161 

sie  in  chronologischer  Reihenfolge  gemacht  sei.  Sie  findet  sich  in  hand- 
schriftlichen Sammlungen  griechischer  alchemistischer  Werke  öfters  (vgl.  z.  B. 
den  Manuscripten-Katalog  der  Pariser  Bibliothek  am  S.  158,  Anmcrk.  47  a.  0., 
Hof  er' s  Histoire  de  la  chimie  a.  e.  a.  0.,  und  in  Miller's  Catalogue  des 
manuscrits  grecs  de  la  bibliotheque  de  TEscurial  [Paris  1848]  die  da  p.  616 
aufgenommene  Auskunft  Wagnereck's  bezüglich  der  in  München  befindlich 
gewesenen  Handschriften).  Wobei  es  immer  auffallend  bleibt,  dass  die  ahn« 
liehe,  so  viele  Xamen  von  Lehrern  der  Alchemie  bietende  Liste,  welche  (vgl. 
Anmerk.  47)  Du  Gange  und  Fabricius  d«m  griechischen  Texte  nach  voll- 
ständig mitgetheilt  haben,  Synesios  nicht  enthält. 


Kopp,  Beltr.  x.  Gesch.  d.  Clicm.  H 


Zosimos. 


Ein  fruchtbarerer  Schriftsteller,  als  dieser  Synesios,  und  bei 
den  folgenden  Alchemisten  als  eine  angesehene  Autorität  betrach- 
tet war  Zosimos 0,  welcher  der  Zeit  nfiich  von  dem  Synesios 
nicht  viel  verschieden  sein  mag.  Auch  über  die  Persönlichkeit 
dieses  Zosimos  ist  Nichts  Sicheres  bekannt.  Er  wird  gewöhnlich 
der  Panopolit  genannt  *) ,  als  aus  Panopolis  in  der  Thebais  (Öber- 
Aegypten)  gebürtig.  Bei  Pelagios,  welchen  man  mit  unsicheren 
Gründen  in  das  5te  Jahrhimdert  setzt,  wird  er  schon  als  der  alte 
Zosimos,  6  aQX^'^^og  Zdötfwg,  auch  wohl  schlechthin  als  6  uq- 
Xcitog  angeführt^);  als  6  naXatog  wird  er  in  den  Ueberschriften 
einzelner  seiner  Werke  bezeichnet*).  Aber  nicht  bloss  als  eine 
alte  Autorität  wird  er  von  den  folgenden  alchemistischen  Schrift- 
stellern hervorgehoben,  sondern  auch  als  eine  unvergleichlich 
wichtige  und  zuverlässige:  6  ^slog  Zciöi^og  heisst  er  in  der  Ueber- 


^)  Der  Namen  kommt  oft  auch  Zozimos,  manchmal  auch  SoBimoB  ge- 
schrieben vor. 

8)  So  u.  a.  wiederholt  in  der  von  Reinesius  studirten  Handschrift  (Rei- 
nesü  Judicium  de  chemicorum  graecorum  codice  Gothano  in  Fabricü  Biblioth. 
graeca,  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  754).  Vgl.  auch  die  S.  158,  Anm.  47  an- 
gefahrte üeberschrifl  eines  seiner  Aufsätze,  nach  einer  Pariser  Handschrift, 
und  im  Folgenden  die  Angaben  über  die  einzelnen  Schriften. 

«)  Fabricü  Bibl.  gr.,  Vol.  XU,  p.  764;  in  des  Pizimenti  Uebersetzung 
des  Commentars  des  Pelagios  zu  der  alchemistischen  Schrift  des  Demo- 
crit  [Patavii  1573]  kommt  der  Zosimus  antiquus  oder  senior  Zosimus  öfters 
vor  (f.  20  ro,  21  r®  u.  ¥<>,  22  v^  z.  B.). 

*)  Fabricü  Bibl.  gr.,  Vol.  XII,  p.  762. 


ZoBimos.  163 

schrill  einer  Abhandlung*);  bei  seinem  Commentator  Olympio- 
doros  (im  5ten?  Jahrhundert)  wird  er  als  6  lv%eog  Zdöifiog,  to 
6ri<pog  täv  (piXoöoqxov  y  6  vovg  6  ^eriyoQog  und  ähnlich  geprie- 
sen«); da,  wo  in  der  S.  160  (Anm.  51)  besprochenen  Schrift  eines 
ungenannten  Alchemisten,  welche  dem  9ten  Jahrhundert  zuge- 
schrieben wird,  die  in  ganz  allgemeiner  Geltung  stehenden  Lehrer 
der  Alchemie  aufgezählt  werden'),  ist  er  unter  ihnen.  Im  9ten 
Jahrhundert  erwähnt  Fhotios,  bei  der  Besprechimg  einer  Samm- 
lung von  Zeugnissen  aus  heidnischen  Schriftstellern  für  den  christ- 
lichen Glauben,  auch  solcher  aus  den  chemischen  Lehren  des  Zo- 
simos,  welcher  aus  der  Thebals,  aus  Panopolis  gewesen  sei®). 
Suidas  um  das  Ende  des  lOten  Jahrhunderts  gedenkt  des  alche- 
mistischen  Schriftstellers  Zosimos^):  Zosimos  von  Alexandria 
(ZoiJfcfiOff,  '^ks^avÖQsvg,  q>iX66oq>og)  habe  Schriften  über  Chemie 
(XvuevtLxa)    an   seine   Schwester  Theosebia  gerichtet,   welches 


*)  Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  XII,  p.  763;  ich  komme  unten  auf  die  Titel  der 
betreffenden  Schriften  ausführlicher  zurück. 

*)  Vgl.  Zosimi  de  zythorum  confectione  iragmentum  ed.  Grüner  [Solis- 
baci  1814],  p.  7. 

^  oi  oixovfdBytxol  nttysi^g^7}f4o&  g}tX6ao^ot]  unter  ihnen  wird  Ziba&fiög  ug 
noXvfittd-iattttog  genannt,  neben  Hermes,  dem  Oberpriester  Johannes  yi^^l 
Democrit;  Tgl.  über  diese  Aufzählung,  ausser  S.  160,  Anm.  51,  einen  spä- 
teren Abschnitt  dieses  Buches,  in  welchem  ich  die  älteren  Aufzahlungen  der 
alchemistischen  Autoritäten  besprechen  werde. 

®)  anb  t&y  /t;^€vr»xd>»'  ZtoaCfAov  Xöytoy  SrjßaTog  d^^y  o(tog  UayonoUtm 
(Photii  Bibl.;  cod.  170).  In  der  Bekk er 'sehen  Ausgabe  (Photii  Bibliotheca, 
ex  recensione  Imm.  Bekkeri,  T.  I  [Berolini  1824],  p.  117)  ist  noch  in  den  Text 
statt  /v^€vr»xd)i'  das  weniger  richtige  Wort  /e»/iet;r»xd>»'  aufgfenommen ,  doch 
in  Anmerkung  notirt,  dass  die  Venetianer  Handschrift  /v/i6t;r»x(!Dv  hat.  Die 
Lesart  /e»/i6i;T»xd>»'  findet  sich  auch  in  dem  Texte  der  Ausgabe  von  Ho  sc  hei 
und  Schott  (Photii  Bibl.  graece  edidit  D.  Hoeschelius,  latine  reddidit 
A.  Schottus;  s.  1.,  Druck  des  Paulus  Stephanus,  1612;  p.  882;  dass  auch 
die  Lesart  /v/i€vr»xc5v  vorkomme,  geben  aber  auch  die  beigegebenen  Notae 
D.  Hoeschelii  ad  biblioth.  Photii  p.  43  an),  und  Schott,  jenes  Wort  wohl 
von  /e»/ict»v  ableitend,  übersetzte,  etwas  unklar:  sed  et  e  frigidis  Zosimi  libris 
petita  (testimonia);  gegen  welche  Deutung  sich  Reines ius  (Variae  lectiones 
[Altenburgi  1640],  p.  380)  und  Lambeck  (Lambecii  Comment.  de  bibl.  caet. 
vindob.  L.  VI.,  ed.  KoUarii  [Vindob.  1780],  p.  401)  lebhaft  ausgesprochen 
haben.  Dafür,  dass  /i;^ei;r#xd}y  das  Richtigere  sei,  ist  auch  Fabriciaa 
(Biblioth.  graeca.  Vol.  VI  [Hamburgi  1714],  p.  618). 

>)  Suidae  Lexicon  ed.  Bemhardy,  Vol.  I,  Pars  11  [Halis  1848],  p.  742. 

11* 


164  Zosimos. 

Werk  nach  alphabetischer  Ordnung  abgefasst  sei  und  aus  28  Bü- 
chern bestehe;  von  Einigen  werde  es  xsiQoxfir^a  betitelt ^ö). 

Wann  lebte  dieser  Chemiker  Zosimos?  Moreri  ")  Hess  ihn, 
etwas  früh,  drei  Jahrhunderte  vor  Beginn  unserer  Zeitrechnung 
leben.  Da  man  aber  Grund  hat,  ihn  als  dem  Christenthum  zuge- 
than  zu  betrachten  ^^) ,  muss  er  später  gelebt  haben.  Er  citirt  in 
seinen  Schriften  den  Democrit'^);  dass  er  nach  dem  Synesios 
gelebt  habe,  geht  aus  dem  S.  159  Angegebenen  hervor.  Dass  er 
vor  dem  Ende  des  4ten  JahrhYmderts  gelebt  habe,  ist  danach  an- 
zuerkennen, dass  er  altägyptischer  Heiligthümer :  des  Tempels  zu 


W)  Xe^QoTexyrjfittva  liest  oder  deutet,  mit  Borrichius,  dieses  Wort  Fa- 
bricius  (Bibl.  gr.,  Vol.  VI,  p.  618). 

11)  Dictionnaire  historique  [1673].    Vgl.  Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  VI,  p.  613. 

12)  Hierzu  veranlasst  schon,  wie  Photios  (Bibl.;  cod.  170)  seiner  erwähnt 
(vgl.  S.  163).  Derselbe  Photios  bespricht  allerdings  auch  (Bibl.;  cod.  98;  T.  I, 
p.  84  der  oben  citirten  Bekker'schen  Ausgabe)  einen  Geschichf Schreiber 
Zosimos  und  dessen  Hass  gegen  das  Christenthum;  Letzterer  lebte  in  der 
ersten  Hälfte  des  5ten  Jahrhunderts.  Dass  dieser  Geschichtschreiber  und  der 
Chemiker  Zosimos  dieselbe  Person  seien,  scheint  A.  Schott  geglaubt  zu 
haben  (p.  382  seiner  u.  Höschel's  in  Anm.  8  citirter  Ausgabe  der  Bibl.  Photü), 
hielten  auch  Balth.  Bonifacius  (Judicium  de  historicis;  vgl.  Fabricii  Bibl. 
gr.,  Vol.  VI,  p.  612)  und  Reinesius  (Judicium  de  chemic.  graec.  cod.  Go- 
thano,  in  Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  XII,  p.  763)  für  wahrscheinlich  und  suchte 
namentlich  Lambeck  (Comment.  de  bibl.  caes.  vindob.  L.  VI.,  ed.  Kollarii 
p.  402)  darzuthun ;  dafür,  dass  Beide  verschiedene  Personen  seien ,  haben  sich 
namentlich  Morhof  (Polyhistor  literarius,  Pars  I  [Lubeoae  1695],  p.  108)  und 
Fabricius  (Bibl.gr.,  Vol.  VI,  p.  612)  ausgesprochen;  als  nicht  zu  entscheidend 
betrachtete  diese  Frage  noch  Lengletdu  Fresnoy  (Histoire  de  la  phil. 
hermet.  [ä  la  Haye,  1742],  T.  I,  p.  60;  aber  p.  463  findet  man  doch  die  Be- 
merkung,  der  Chemiker  Zosimos,  welcher  dem  Christenthum  ergeben  ge- 
wesen sein  solle,  müsse  wohl  von  dem  Geschichtschreiber  Zosimos,  dem 
Christenfeind,  verschieden  sein).  —  Eine  Anzahl  Stellen  aus  des  Zosimos 
Schriften,  welche  dafür  sprechen,  dass  er  Christ  war,  hat  Grüner  (Zosimi 
Panopolitani  de  zythorum  confect.  fragm.  [Solisbaci  1814J,  p.  6)  zusammengestellt. 

18)  Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  762,  765,  770,  771. 
Salmasius'  Zeugniss  vgl.  S.  128,  Anm.  49;  darüber,  wie  Zosimos  auf  einen 
Ausspruch  des  Democrit  Bezug  nimmt,  auch  Salmasii  Plinian.  exercitat.  in 
Solini  polyhistora.  Pars  II  [Parisiis  1629],  p.  1163.  Stellen,  in  welchen  Zosi- 
mos den  Democrit  citirt,  hat  auch  Borrichius  (Hermetis,  Aegyptiorum 
et  chemicorum  sapientia [Hafniae  1674],  p.  69  u.  70)  mitgetheilt.  Dar- 
über, wie  Zosimos  auf  die  in  der  Schrift  des  Democrit  ausgesprochene 
s.  g.  Lehre  des  Ost  an  es  Bezug  nimmt,  vgl.  S.  130,  Anmerk.  51. 


Zosimos.  165 

Memphis,  des  Serapis -Tempels  erwähnt^*).  Als  ungefähr  dieser 
Zeit  —  dem  Ende  des  dritten,  oder  dem  vierten  Jahrhundert  oder 
der  ersten  Hälfte  des  fünften  Jahrhunderts  —  angehörig  wird  er 
denn  auch  gewöhnlich  betrachtet;  aber  es  erscheint  mir  jetzt  als 
das  Richtigere,  ihn  in  das  4te  Jahrhundert  zu  setzen'^). 


J*)  Vgl.  Grüner  a.  e.  (Anmerk.  12)  a.  0.,  p.  6;  Höfer's  Histoire  de  la 
chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  261.  Auch  Munter  (Specimen  versionum  Danielie 
Copticarum,  p.  36)  ist  der  Ansicht,  dass  Zosimos  vor  der  Zerstörung  des 
Alexandrinischen  Serapeums  durch  Theodosios  gelebt  habe;  vgl.  Ideler's 
Bemerkung  in  A.  y.  Humboldt's  Kritischen  Untersuchungen  über  die  histo- 
rische Entwickelung  der  geographischen  Kenntnisse  von  der  neuen  Welt , 

Bd.  I  [Berlin  1836],  S.  514. 

'*)  In  die  erste  Hälft«  des  5ten  Jahrhunderts  hatten  ihn  Lenglet  du 
Fresnoy  (Histoire  de  la  philos.  hermet.  [a  la  Haye,  1742],  T.  III,  p.  462), 
Schmieder  (Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S. 69)  und  ich  (Geschichte 
der  Chemie,  Bd.  II  [Braunschweig  1844],  S.  153)  gesetzt.  Bei  den  Bearbeitern 
der  Geschichte  der  Chemie  im  17ten  Jahrhundert  findet  man  öfter  die  An- 
gabe, dass  er  zu  den  ältesten  der  chemischen  Schriftsteller  gehöre,  als  eine 
pracisere  Zeitbestimmung.  Als  den  ältesten  unter  den  uns  erhaltenen  Schrift- 
stellern  über   Chemie  betrachtete   den  Zosimos  namentlich   Conring    (De 

Hermetica  Aegyptiorum  vetere  et  Paracelsicorum  nova  medicina [Helme- 

stadii  1648],  p.  17  u.  18),  welcher  weiter  noch  (a.  a.  0.,  p.  23)  bemerkt,  dass 
für  Zosimos  wie  für  Synesios  und  Pelagios  die  Zeit  wohl  nicht  genau 
zu  bestimmen  sei,  aber  ivahrscheinlich  alle  einer  späteren  Zeit  als  der  Con- 
B  tantin 's  des  Grossen  (gestorben  337)  angehören.  Dass  Zosimos  einer  ürü- 
heren  Zeit  angehöre,  suchte  Borrichius  (Hermetis,   Aegyptiorum  et  chemi- 

corum  sapientia [Hafniae  1674],   p.   78  sq.)   wahrscheinlich  zu  machen, 

welcher  auch  Conring's  Behauptung  widersprochen  hat,  dass  kein  älterer 
chemischer  Schriftsteller,  als  Zosimos,  uns  erhalten  sei.  Höfer  setzt  (Hi- 
stoire de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  261)  den  Zosimos  an  das 
Ende  des  Sten  oder  den  Anfang  des  4ten  Jahrhunderts:  Zosime,  le  Pano- 
politain,  initie  aux  mysteres  de  l'Ägypte,  parait  avoir  vecu  vers  la  fin  du 
UI«  siecle  ou  au  commencement  du  IV«.  On  peut  le  considerer  comme  le 
principal  maitre  de  Tart  sacre,  car  les  ecrits  de  Democrite,  de  Marie  et  de 
quelques  autres,  röputos  antcrieurs  ä  cette  epoque,  sont  apocryphes.  Wess- 
halb  ich  bezüglich  der  Physica  et  mystica  des  Democrit  anderer  Ansicht 
bin,  habe  ich  S.  122  if.  dargelegt;  und  dass  Zosimos  den  Democrit  citirt  (ein 
Umstand,  dessen  Höfer  nicht  erwähnt),  ist  S.  164  erinnert.  Auch  dem  Syne- 
sios gegenüber  setzt  Höfe  r  (a.  a.  0.,  p.  279)  den  Zosimos  zu  frühe:  Dans  tous 
les  cas,  Synesius,  le  commentateur  de  D6mocrite,  parait  etre  de  plus  de  cin- 
quante  ans  posterieur  ä  Zosime;  dieser,  durch  Nichts  begründeten  Behauptung 
steht  doch  des  Borrichius  Zeugniss  (vgl.  S.  159,  Anm.  48),  dessen  Höfer 
allerdings  auch  nicht  erwähnt,  gegenüber.  Höfer  scheint  mir  bezüglich  des 
Alters  des  Zosimos,  namentlich  auch  gegenüber  dem  Alter  der  Schrift  des 
Democrit,  nicht  zu  einem  ganz  bestimmten  Urtheil  gekommen  zu  sein;  mit 


166  Zosimos. 

Es  sind  uns  viele  Schriften  unter  Zosimos'  Namen  erhalten: 
so  viele,  dass  die  Frage  nahe  lag,  ob  alle  echt  seien,  ob  mehrere 
Schrifsteller  desselben  Namens  existirten.  Dafür,  dass  unechte 
Schriften  imter  Zosimos'  Namen  schon  frühe  vorhanden  gewesen 
oder  vermuthet  worden  seien,  kann  man  eine  Andeutung  darin 
sehen,  dass  in  älteren  Sammlungen  alchemistischer  Abhand- 
lungen die  eine  oder  andere  ausdrücklich  als  eine  echte  des  Zo- 
simos bezeichnet  ist'^).  Aber  de  la  Mothe  Le  Vayer")  geht 
zu  weit,  wenn  er,  bei  der  Besprechung  dass  Verschiedene  des 
Namens  Zosimos  zu  unterscheiden  seien,  alle  einem  Zosimos 
von  Panopolis  zugeschriebenen  Schriften  als  erst  in  späterer 
Zeit  untergeschoben  betrachtet.  Der  Name  Zosimos  war  aller- 
dings Vielen  gemeinsam,  von  denen  sich  uns  Kunde  erhalten  bat; 
dreizehn  bestimmt  Verschiedene,  welche  auch  Zosimos  hiessen, 
unterschied  Fabricius '®)  am  Ende  seiner  Besprechung  des  Ge- 
schichtsschreibers Zosimos  von  Diesem  und  untereinander,  unter 
Zufugung,  dass  der  Name  ausserdem  auch  in  alten  Inschriften 
häufig  vorkomme;  und  Harles^')  hat  dann  noch  Einige  in  be- 
stimmterer Weise  unterschieden.  Aber  wahrscheinlich  ist  es  doch, 
dass  der  als  Verfasser  chemischer  Werke  bei  Photios  und   der 


den  eben  angeführten  Stellen  seines  Werkes  ist  nicht  ganz  vereinbar,  dass  er 
p.  271  8.  die  Vermuthung  als  erlaubt  betrachtet,  Pelagios  sei  ein  Zeitgenosse 
des  Zosimos  gewesen,  und  nun  weiter  angiebt,  Pelagios  citire  den  Demo- 
Grit  und  den  Zosimos;  auch  nicht,  dass  er  p.  295  s.  bespricht,  dass  eine  Schrift 
des  Heliodor  in  der  zweiten  Hälfte  des  4 t«n  Jahrhunderts  y erfasst  sei ,  in  welcher 
keiner  der  grossen  Meister  der  Alchemie  erwähnt  sei,  ce  qui  donne  ä  penser  que 
Zosime,  Pelage  etc.  ne  sauraient  du  moins  pas  etre  anterieurs  au  quatrieme 
siecle.  —  Wenn  ich  jetzt  der  Ansicht  bin,  Zosimos  sei  in  das  4te  Jahrhun- 
dert zu  setzen,  so  beruht  dies  wesentlich  darauf,  dass  man  ihn  nach  dem 
oben  Erörterten  nicht  wohl  später  setzen  kann,  und  dass  dafar,  ihn  früher  zu 
setzen,  mir  kein  Grund  bekannt  ist;  für  letzteres  bietet  auch  die  Art,  wie  Zo- 
simos sich  über  die  frühere  Betreibung  der  chemischen  Kunst  bei  denAegyp- 
tem  ausspricht  (vgl.  S.  90  ff.),  keinen  irgend  sichereren  Anhaltspunkt. 

lö)  Als  yyrja{a  yQagjrj^  vgl.  S.  158,  Anm.  47;  als  yi/i^cta  InofAyfifitaa  die 
Schrift  über  Werkzeuge  und  Oefen,  vgl.  Lambecii  Comment.  de  biblioth.  caes. 
vindob.  L.  VI.,  ed.  Eollarii  (Tindob.  1780],  p.  405;  ich  komme  auch  auf  diese 
Schriften-Titel  unten  ausführlicher  zurück. 

^^  Oeuvres  de  Frangois  de  la  Mothe  Le  Vayer,  nouvelle  edition,  T.  IV, 
2n»e  partie  [Dresde  1757],  p.  134  ss. 

'®)  Bibliotheca  graeca,  Vol.  VI  [Hamburgi  1714],  p.  612  sqq. 

*»)  Fabricii  Biblioth.  gr.  ed.  Harles,  Vol.  VHI  [Hamburgi  1802],  p.  71  sqq. 


Zoiimos.  167 

ebenso  bei  Suidas  cbaracierisirte  Zos'imos  eine  und  dieselbe 
Persönlichkeit  war,  wenn  er  auch  bei  dem  Ersteren  als  aus  Pano- 
polis  und  bei  dem  Letzteren  als  von  Alexandria  bezeichnet  wird  ^o), 
Fabricius^i)  und  Lenglet  'du  Fresnoy")  mögen  recht  haben 
mit  ihrer  Vermuthung,  dieser  Chemiker  sei  geboren  gewesen  zu 
Panopolis  in  der  Thebaits,  wohnhaft  aber  zu  Alexandria,  und  daher 
rühre,  dass  er  bald  als  aus  der  Thebais,  bald  als  aus  Panopolis,  bald 
als  aus  Alexandrien  genannt  werde;  und  darin  hatte  Fabricius 
gewiss  recht,  dass  er  des  Labb^  Unachtsamkeit  rügte,  welcher*«) 

^)  Der  Ansicht,  es  sei  ein  Chemiker  Zosimos  aus  Alexandria  von  einem 
gleichnamigen  aus  Panopolis  in  der  Thebais  zu  unterscheiden,  war  Morhof 
(a. a.  0.,  p.  108).  Dass  es  der  Zosimos  aus  Panopolis  sei,  welcher  bei  Suidas 
als  Zosimos  von  Alexandria  genannt  wird,  ist  auch  Höfer's  Ansicht  (a.  a.  0., 
p.  261,  wo  übrigens  irriger  Weise  das  von  Suidas  über  die  chemischen 
Schriften  des  Zosimos  Berichtete  als  von  Photios  berichtet  angegeben  ist). 

ai)  Bibliotheca  graeca.  Vol.  VI,  p.  612. 

82)  Histoire  de  la  philosophie  hermetique  [ä  la  Haye,  1742],  T.  III,  p.  59. 

^  In  seiner  Nova  bibliotheca  manuscriptorum  [Parisiis  1653];  vgl.  Fa- 
bricii  Bibl.  gr.,  Vol.  VI,  p.  613.  Was  würde  Fabricius,  welcher  des  Labbei 
hallucinationem  tadelt,  zu  Grüneres  (a.a.O.,  p. 5)  Ansicht  gesagt  haben,  nach 
welcher  sine  dubio  sub  hoc  (Zosimi)  nomine  plura  latent  opuscula,  quorum 
alia  ad  Zosimum,  Panopolitanum ,  alia  ad  Thebanum,  eumque  verisimiliter 
Judaeum,  alia  ad  Alexandrinum,  eumque  christianum,  pertinent,  und  für 
welchen  die  Zahl  der  alchemistischen  Schriftsteller,  welche  Zosimos  hiessen, 
sich  wohl  dadurch  noch  etwas  vergrössert,  dass  nach  seiner  Ansicht  (a.  a.  0.,  p.  7) 
apud  Pelag^um  philosophum  distinguitur  6  d^x^^^^  Zdaaifiog  ab  juniori  quodam 
ejusdem  nominis.  Hiemach  wäre  von  Zosimos  dem  Panopolit  als  dem  älte- 
ren noch  ein  jüngerer  Zosimos  zu  unterscheiden,  wofür  sich  auch  noch  An- 
deres anfahren  Hesse  (vgl.  S.  168).  Dass  von  Zosimos  dem  Panopolit  noch 
ein  älterer  Zosimos  zu  unterscheiden  wäre,  folgert  bei  der  Besprechung  der 
Schrift  Ile^l  tfjg  ie^äg  xal  d-e{ag  ti^y]^  T^ff  toP  xQvaoHt  xcel  dgy^^ov  non^aetog 
Hof  er  (a.a.O.,  p.  271):  Dans  le  demier  chapitre,  Sur  Viconomie  du  corps  de 
la  magniiiCy  l'auteur  cite  Zosime  Tancien,  ce  qui  montre  qu'il  y  avait  plu- 
sienrs  philosophes  hermetiques  de  ce  nom,  et  que  Zosime  le  Panopolitain  etait 
un  des  moins  anciens.  Und,  gleichfalls  dem  sonst  Gesagten  gegenüber  ganz 
unvermittelt,  findet  sich  bei  Hof  er  (a.  a.  0.,  p.  293)  auch  noch  die  Angabe,  Zo- 
simos (ein  anderer  Zosimos?)  sei  vielleicht  in  die  erste  Hälfte  des  7ten 
Jahrhunderts  zu  setzen  (vgl.  S.  201,  Anm.  170).  —  Bevor  indessen  die  unter 
dem  Namen  des  Zosimos  uns  erhaltenen  Schriften  nicht  mehr  kritisch  bear- 
beitet sind,  die  verschiedenen  Handschriften  besser  verglichen,  das  wahr- 
scheinlich Aeltere  und  das  Neuere  gesichtet  und  in  dem  ersteren  die,  mit 
grosser  Wahrscheinlichkeit  darin  enthaltenen  neueren  Einschiebungen  auf- 
gesucht sind,  lässt  sich  nicht  wohl  in  Beziehung  auf  die  so  aufgestellten  Be- 
hauptungen etwas  Sichereres  entscheiden. 


168  Zosimos. 

Zosimum  Panopolitam    und   Zosiinum    Thebanum   als   zwei  ver- 
schiedene chemische  Schriftsteller  anführte. 

Dass,  wenn  wir  einen  im  4ten  Jahrhundert  lebenden  chemi- 
schen Schriftsteller  Zosimos  annehmen,  welcher  gewöhnlich  als 
der  Fanopolit  bezeichnet  wird  und  mit  dem  als  Alexandriner  be- 
zeichneten identisch  sein  mag,  nicht  alle  imter  dem  Namen  des 
Zosimos  uns  zugekommenen  oder  ihm  zugeschriebenen  Schriften 
von  ihm  und  aus  jener  Zeit  stammen,  ist  wohl  als  gewiss  zu  be- 
trachten. Beinesius  hat  bereits  darauf  aufmerksam  gemacht'^), 
dass  in  einzelnen,  des  Zosimos  Namen  tragenden  Schriften  ara- 
bische Eunstausdrücke  und  Bezugnahme  auf  arabische  und  moham- 
medanische Gelehrte  (solche  seien  in  einer  von  Salmasius  dem 
Zosimos  zugeschriebenen  Schrift  unter  der  Bezeichnung  ot  öotpol 
täv  'löiiariXiTäy  verstanden)  vorkommen,  welche  auf  Abfassung  der 
sie  enthaltenden  Schriften  von  einem  Jüngeren  schliessen  lassen; 
und  was  Morhof^*)  dagegen  bemerkt,  nimmt  wenigstens  einem 
Theil  der  kritischen  Zweifel  des  Beinesius  Nichts  von  ihrer  Be- 
deutung. So  kann  auch  die  Echtheit  der  unter  des  Zosimos 
Namen  aufgeführten  Schrift  nsgl  tilg  aößiövov  bezweifelt  werden, 
über  welche  in  Fabricii  Bibliotheca  graeca**)  sich  einige  Angaben 
finden,  worunter  auch  die,  dass  in  derselben  Stephanos  citirt 
werde;  nun  kennen  wir  keinen  dem  Zosimos  an  Alter  vorste- 
henden alchemistischen  Schriftsteller  Stephanos,  wohl  aber  war 
Stephanos  von  Alexandria,  welcher  in  der  ersten  Hälfte  des 
7ten  Jahrhunderts  lebte,  ein  solcher *').  Und  ebensolche  Zweifel 
können  sich  bezüglich  der  Schrift  erheben,  welche  an  einen  Theo- 
doros  gerichtet  sein  soll;  mir  wenigstens  ist  kein  als  zur  Alche- 
mie  in  Beziehung  stehend  genannter  Theodoros  vor  der  ersten 
EUilfte  des  7ten  Jahrhunderts  bekannt*®).  Aber  eine  weiter  ge- 
hende kritische  Sichtung  der  dem  Zosimos  beigelegten  Schriften: 


2*)  Judicium  de  chemicorum  graecorum  codice  Gothano,  in  Fabricii  Bibl. 
graeca,  Vol.  XU  [Hamburgi  1724],  p.  752  sq. 

^)  Polyhistor  literarius,  Pars  I  [Lubecae  1695],  p.  107  sq. 

2«)  Vol.  XII,  p.  767. 

37)  Ob  hier  wirklich  Stephanos  citirt  werde,  ist  mir  indessen  noch  nicht 
gewiss;  ich  komme  hierauf  bei  Besprechung  der  Schrift  neQt  ti^g  dcßiatov  zurück. 

^)  Ich  komme  hierauf  unten  zurück,  da  wo  die  Zutal^ov  nqoq  Beodto- 
Qoy  xe^Xtt^a  besprochen  werden. 


ZoBimoB.  169 

welche  als  ältere  und  welche  als  neuere  zu  betrachten  seien,  wird 
bedeutend  dadurch  erschwert,  dass  nur  die  wenigsten  veröflFentlicht 
sind,  für  die  meisten  nur  dürftige  Angaben  und  Excerpte,  oft  nicht 
mehr  als  die  Ueberschrifb  und  etwa  noch  die  Anfangsworte  vor- 
liegen; dass  in  verschiedenen  Handschriften  dieselbe  Schrift  unter 
verschiedenen  Titeln  vorkommt*®).  Und  doch  ist  diesen  Schriften  — 
ganz  abgesehen  von  dem  Ansehen,  dessen  ihr  Verfasser  in  älterer 
Zeit  genoss  —  auch  noch  in  späterer  Zeit  von  manchen  bedeuten- 
den Männern  Interesse  zugewendet  worden;  J.  J.  Scaliger  3<*)  und 
Cl.  Salmasius'^)  haben  sie  ernstlicher  Beachtung  werth  gehalten 
und  Excerpte  aus  ihnen  mitgetheilt;  O.  Borrichius'*)  empfahl 
das  Studium  derselben  den  der  Chemie  Beflissenen  mit  den  wärm- 
sten Worten ,  die  übrigens  fdr  die  jetzige  Generation  wo  möglich 
noch  wirkimgsloser  sein  werden  als  sie  es  auch  für  die  seit  ihm 
dagewesenen  Generationen  waren. 

Es  wird  kaum  mehr  zu  entscheiden  sein,  ob  der  Zosimos, 
welcher  nach  Suidas'  Angabe  28  Bücher  ;|ri;/i£t;rtxa  an  seine 
Schwester  Theosebia  richtete,  ausser  diesen  noch  die  Schriften 
schrieb,  welche  die  Bibliotheken  meist  handschriftlich  als  alche- 
mistische  Aufsätze  des  Zosimos  bewahren,  wie  dies  Reinesius^^) 
annahm;  oder  ob  einzelne  uns  erhaltene  Aufsätze  Theile  jenes 
grösseren  Werkes  sind  ^^);  oder  ob  die  uns  überkommenen  Aufsätze 


^)  Worauf  Bchon  Morhof  (Polyhistor  literarius,  Pars  I  [Lubecae  1695], 
p.  109)  aufmerksam  machte. 

^)  In  seinen  Anmerkungen  zu  des  Eusebios  Chronicon. 

3^)  Dessen  Plinianae  exercitationes  in  Solini  polyhistora  vielfache  Bezug- 
nahme auf  den  Zosimos  haben  und  eingehende  Beschäftigung  mit  Dessen 
Schriften  ersehen  lassen. 

8ä)  In  seinem  (nach  seinem  1690  erfolgten  Tode  zuerst  1697  veröffent- 
lichten) Conspectus  scriptorum  chemicorum  celebriorum,  in  Mangeti  Biblio- 
theca  chemica  curiosa,  T.  I  [Genevae  1702],  p.  89:  In  quibus  monumentis  (Zo- 
simi  scriptis)  licet  varia,  ut  ßt,  aliena,  figurata,  allegorica  se  ingerant,  plura 
tamen  adsunt  egregia  monita,  et  ex  intimis  penetralibus  artis  in  scenam  pro- 
ducta, quae  legisse,  imo  sollicite  expendisse,  candidatum  studii  chemici  nequa- 
quam  poenitebit,  dummodo  simul  experimenta,  et  lectionem  aliorum  quoque 
celebrium  scriptorum  conjungat. 

33)  Reinesii  Variae  lectiones  [Alten  burgi  1640],  p.  380. 

34)  Als  dieser  Ansicht  entsprechend  lässt  sich  von  Borrichius  a.  e.  a.  O. 
Gesagtes  auffassen;  er  führt  eine  Reihe  von  Schriften  des  Zosimos  an  und 
zuletzt  Zosimi  Thebani  libellum  mysticum,   item  Zosimi  scriptum  ad  Theose- 


170  Zoeimos. 

des  Zosimos  überhaupt  nur  Fragmente  aus  jenem  28bücherigen 
Werke  sind,  wie  dies  Lenglet  du  Fresnoy«*)  und  in  neuerer 
Zeit  noch  Scholl'^  als  Yermuthung  haben.  Aber  versuchen  kann 
man,  darzulegen,  welche  Schriften  als  von  Zosimos  herrührend 
in  den  handschriftlichen  Sammlungen  älterer  alchemistischer  Auf- 
sätze enthalten  sind,  die  sich  auf  mehreren  Bibliotheken  finden; 
dass  nur  sehr  Weniges  von  diesen  Schriften  gedruckt  ist,  wurde 
schon  oben  (S.  169)  erinnert.  Versuche  in  dieser  Richtung  wurden 
bereits  vor  längerer  imd  noch  in  neuerer  Zeit  gemacht;  welche 
Schriften  als  dem  Zosimos  zugehörig  oder  beigelegt  uns  zugekom- 
men seien:  darüber  sind  vollständigere  und  unvollständigere,  rich- 
tigere imd  unrichtigere  Angaben  gemacht  worden.  Auf  selbststän- 
digem Studium  der  Manuscripte,  welche  er  auf  der  königlichen 
Bibliothek  zu  Paris  fand,  beruhte  die  Aufzählung  der  Schriften  des 
Zosimos,  welche  Borrichius  gab:  imter  Anführung  der  grie- 
chischen Titel  derselben  '^)  und  unter  Angabe  der  Bedeutung  der 
Titel  in  lateinischer  Sprache  *«).  Weniger  zuverlässig  ist  offenbar 
die  von  Reinesius**)  gegebene  Liste,  in  welcher  Schriften  dem 
Zosimos  beigelegt  werden,  die  ich  kaum  irgendwo  oder  nirgends 
sonst  noch  als  ihm  zugehörig  angegeben  finde.  Die  Handschriften- 
Kataloge  mehrerer  Bibliotheken  haben  seitdem  —  wenn  nicht 
immer  in  griechischer  Sprache,  doch  dem  Sinne  nach  —  die  Ueber- 
schriften  kennen  gelehrt,  unter  welchen  sich  auf  diesen  Bibliothe- 
ken Schriften  des  Zosimos  finden.  Unsicherheit  bezüglich  ein- 
zelner Ueberschriften  resultirte  einerseits  daraus,  dass  dieselben 
nicht  immer  in  der  Ursprache  angeführt  wurden  ^^);  andrerseits 


■bejam.  Diese  Angabe  findet  in  dem,  was  nachher  über,  den  Inhalt  der  Samm- 
lungen griechischer  alchemistischer  Schriften  bekannt  geworden  ist,  ihre  Er- 
klärung; vgl.  unten,  S.  185  f. 

^)  Histoire  de  la  philosophie  hermetique,  T.  I  [ä  la  Haye,  1742],  p.  59. 

w)  Geschichte  der  griechischen  Litteratur,  Bd.  III  [Berlin  1830],  S.  445  f. 

*^  Hermetis,  Aegyptiorum  et  chemicorum  sapientia [Hafniae  1674], 

p.  49. 

^)  Conspectus  scriptorum  chemicorum  celebriorum  [Hamburgi  1697], 
cap.  VI  (in  Mangeti  Bibliotheca  chemica  curiosa,  T.  I,  p.  39). 

»•)  Variarum  lectionum  Libri  III  [Altenburgi  1640],  p.  880  sq. 

*^)  So  hat  z.  B.  Lenglet  du  Fresnoy  in  dem  bibliographischen  Theile 
(T.  III)  seiner  Histoire  de  la  philosophie  hermetique  die  Titel  immer  nur  in 


Zosimos.  171 

auch  daraus,  dass  in  den  verschiedenen  Handschriften  öfters  die- 
selbe Schrift  unter  etwas  verschiedenen  Titeln  steht  und  dass  ver- 
schiedene Schriften  sehr  ähnliche  Titel  haben.  Und  diese  Un- 
sicherheit konnte  sich  bis  zur  Unrichtigkeit  steigern,  wenn  ein 
Bibliograph  den  Titel  einer  Schrift,  wie  er  ihn  in  einer  anderen 
Sprache  gegeben  vorfand,  in  unrichtiger  Weise  in  das  Griechische 
zurück  übersetzte  *>).    Man  muss  die  Kataloge  der  einzelnen  Biblio- 


lateinischer  Uebersetzang  den  Katalogen   der  betreffenden  Bibliotheken   ent- 
nommen und  gegeben. 

^^)  Was  Schmieder  gethan  zu  haben  scheint,  welchem  ich  dann  mit  der- 
selben unrichtigen  Angabe    gefolgt    bin.     Ich   bedaure,    der   einfachen   An- 
erkennung, dass  dies  so  ist,  und  der  Erörterung  dessen,   was  mein  Vertrauen 
zu  Schmieder's  Angabe  bestarken   musste,   die  Zurückweisung   einer  , Ver- 
dächtigung beifügen  zu  müssen.  —  Ich  habe   in   dem   II.  Theile  meiner  Ge- 
schichte der  Chemie  [Braunschweig  1844],  S.  163  bei  Erwähnung  der  Schriften 
des  Zosimos  auch  eine  nsgl  tijg  äyCaq  xi^y^Q  genannt,  und  S.  5  u.  160  ange- 
geben, die  Alchemie  sei  früher  u.  a.  auch  17  äyta  tt/yn  genannt  worden.    In 
der  zweiten  Auflage  seiner  Histoire  de  la  chimie,  T.  I  [Paris  1866],  p.  256  in 
einer  Anmerkung,  äussert  sich  Höfer:    Depuis  Papparition   de  la  premiere 
edition  de  notre  ouvrage  (en  1842),  plusieurs  ecrirains  ont  parle  de   Vart  aa- 
cri  d'apres  notre  analyse  des  manuscrits  grecs  de  la  Bibliotheque  imperiale.  Mais, 
pour  mieux  masquer  la  source  oü  ils  araient  puise,  quelques-uns  ont  imagine 
de  remplacer,  dans  les  titres  grecs,  le  mot  isQäf  Sacra,  par  £y*a,  sancia;  ils 
ignoraient  sans  doute  que  le  mot  Sytog  a  un  tout  autre  sens,  et  qu'il  ne  s'em- 
ploie  jamais  comme  qualificatif  de  ti^yn,  ars.    Cest  ainsi   que  les  larcins  se 
trahissent.    Höfer  hätte  wohl  gethan,   deutlicher   zu  sagen,  wen  er  des  Pla- 
giats beschuldigt;   ich  bin  mit  ungleich  mehr  Offenheit  aufgetreten,   als  ich 
seinerzeit   (in  Quesneville's   Revue   scientifique  et  industrielle,    2.  serie, 
T.  IV,  p.  131;  Paris  1845)  darlegte,  in  welchen  Beziehungen  Höfer's  Histoire 
de  la  chimie  zu  Joh.  Fried r.  Gmelin*s  Geschichte  der  Chemie  steht.  — 
Wie  die  Sache  jetzt  liegt,  ziemt  es  mir  wohl,  von  Höfer*s   Anmerkung  No- 
tiz zu  nehmen.     Was  ich  a.  0.  a.  0.  über  Zosimos*   Schriften  und   im   Zu- 
sammenhang damit  darüber,  dass  die  Alchemie  auch  als  äyta  tixyv  benannt 
gewesen  sei,  angegeben,  stützte  sich  ganz  auf  das,  was  sich  in  Schmieder's 
Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  69  f.  findet;  S.  70  führt  Schmieder 
als  eine  der  Schriften  des   Zosimos  an:     „Hb^I  tr^g  äylaq  ti/'^^^i  ^^**  ^^ 
heiligen  Kunst,  wovon  die   Pariser   Bibliothek  vier  Handschriften   besitzt". 
Bei  der  Bestimmtheit  der  Angabe  Schmieder's  schenkte  ich   ihr  Glauben j 
ich  hatte  damals  über  die  Schriften  des  Zosimos   noch  nicht  solche  Studien 
gemacht,  wie  seitdem.    Ich  konnte  dieser  Angabe  um  so  eher  Glauben  schen- 
ken, da  der  Ausdruck  äyia  t^x*'^  wiq\l  ausserdem,  und  ganz  unabhängig  von 
Schmieder's  Behauptung,  als  für  Alchemie  gebraucht  angegeben  worden  ist; 

bei  Borrichius  (Hermetis,  Aegyptiorum  et  chemicorum  sapientia [Hafniae 

1674],  p.  80)   z.  B.  und  bei  Boerhave  (Elementa  chemiae  [Lugduni  Bata- 


172  2^imo8. 

theken,  welche  unter  ihren  griechischen  Handschriften  alchemi- 
stischen  Inhalts  auch  Schriften  des  Zosimos  haben ,  durchgehen, 
um  ein  Urtheil  über  die  Zahl  der  letzteren  und  über  ihre  Titel  zu 
erstreben,  und  nach  den  Angaben  über  die  Anfangsworte  u.  a.  sich 
einigermassen  darüber  zu  unterrichten  suchen,  welche  Schriften 
unter  verschiedenen  Titeln ,  welche  Schriften  unter  denselben  Ti- 
teln in  verschiedener  Fassung  oder  Vollständigkeit  uns  erhalten 
seien.  Erschwert  wird  die  Beschäftigung  mit  diesem  Gegenstand, 
und  Gelegenheit  zu  Irrthümern  wird  (wie  eben  hervorgehoben) 
geboten  dadurch,  dass  einzelne  Kataloge  nur  den  Sinn  der  Titel 
und  nicht  die  griechischen  Worte  selbst  angeben ;  und  wenn  auch 


vomm  1732],  T.  I,  p.  12)  wird  in  dem  Verzeichniss  älterer  griechischer  alche- 
mistiflcher  Schriften  auch  eine  'Iwiyyou  'w^^/»e^iai;,  toö  iy  äyiq  noXeij  ne^i  tf^g 
kylu^  tiX'^V^  angeführt.  —  Selbst  bei  Anerkennung  des  Unterschiedes  in  den 
Bedeutungen  der  Worte  iBQd  o.  sacra  und  äyta  o.  sancta  würde  man  es  nicht 
als  Etwas  Unzweifelhaftes  zu  betrachten  haben,  dass  in  den  älteren  alche- 
mistischen  Schriften  die  Alchemie  wohl  als  Uqu  tix^y  ^^^  niemals  als  äy£a 
tix^Ti  bezeichnet  sein  könne.  Letzterem  entspricht  die  Behauptung,  die  Al- 
chemie könne  zwar  als  sacra  ars  oder  divina  ars,  aber  niemals  als  sancta  ars 
bezeichnet  wevden;  und  doch  sagt  Morhof,  welcher  wohl  mehr  Sinn  für  den 
Unterschied  der  hier  in  Betracht  kommenden  Wort-Bedeutungen  hatte  als 
jene  früheren  Alchemisten,  da  wo  er  (Polyhistor  literarius,  P.  I  [Lubecae  1695], 
p.  109)  des  Reinesius  ungünstigem  Urtheil  über  die  Alchemie  entgegentritt: 
Reinesius  miseram  artem  (die  Alchemie)  vocat,  quam  diyinam  et  sanctam  om- 
nes,  qnotquot  sunt  veri  ejus  possessores,  dicunt.  —  So  viel  zur  Entgegnung  auf 
jene  Anmerkung  Höfer's,  soweit  sie  als  Verdächtigung  mir  gegenüber  in 
Betracht  kommen  kann;  sie  beruht  auf  dem Missverständniss,  dass  Höfer,  was 
nach  1842  über  den  hier  in  Besprechung  stehenden  Gegenstand  publicirt 
wurde,  ausschliesslich  auf  das  von  ihm  Veröffentlichte  beziehen  zu  dürfen 
glaubte,  während  doch  schon  vor  ihm  über  diesen  Gegenstand  zahlreiche  An- 
gaben gemacht  worden  waren,  deren  Berücksichtigung  ihn  auch  dieses  Miss- 
verständniss hätte  vermeiden  lassen.  Eine  andere  Frage  ist  aber  die,  ob  die 
Bezeichnung  ^y/a  rix^^  für  Alchemie  sich  bei  altem  Alchemisten  findet,  oder 
nicht.  Und  da  bin  ich  allerdings  jetzt  auch  der  Ansicht,  dass  diese  Bezeich- 
nung in  dem  Titel  einer  Schrift  des  Zosimos  nicht  vorkommt  (vgl.  S.  189  ff. 
Anmerk.  128)  und  dass  Schmieder  wahrscheinlich  den  (z.  B.  in  L  engl  et 
du  Fresnoy's  Histoire  de  la  philosophie  hermetique,  T.  111  [älaHaye,  1742], 
p.  IS  u.  a.)  in  Uebersetzung  gefundenen  Titel:  Zosimus  Panopolita  de  sacra 
arte  unrichtig  in  das  Griechische  zurückübersetzt  hat.  Ich  will  gleich  noch 
bemerken,  dass  auch  die  Angabe,  nach  welcher  in  dem  Titel  einer  alche- 
mistischen  Schrift  eines  Oberpriesters  Johannes  die  Alchemie  als  äyCa  tix^V 
bezeichnet  sein  soll,  in  dem,  was  mir  seitdem  noch  über  diese  Schrift  resp. 
über  den  Titel  derselben  bekannt  geworden  ist,  keine  Bestätigung  findet. 


Zosimos.  173 

einzelne  Verfasser  von  Katalogen  aul  die  Angaben  in  einzelnen 
anderen  Katalogen  Rücksicht  genommen  und  für  eine  Vergleichung 
vorgearbeitet  haben,  fehlt  doch  noch  eine,  die  Angaben  der  ver- 
schiedenen Kataloge  etwas  vollständiger  und  gleichmässiger  zu- 
sammenstellende Bearbeitung.  Bei  den  Schriftstellern  des  vorigen 
und  des  jetzigen  Jahrhunderts,  welche  sich  mit  der  Geschichte  und 
der  Bibliographie  der  Alchemie  beschäftigt  haben,  sucht  man  ver- 
gebens nach  einer  solchen.  Lenglet  du  Fresnoy**)  hat  die  K&. 
taloge  nur  weniger  Bibliotheken  —  darunter  allerdings  den  der 
vorzugsweise  reichen  Pariser  —  excerpirt;  für  die  Erkennung  und 
Vergleichung  des  Zusammengehörigen  giebt  das  von  ihm  aufge- 
stellte alphabetische  Schriftsteller -Register  nur  unsichere  Anhalts- 
punkte. Schmieder ^')  scheint  sich  wesentlich  auf  das,  was 
Lenglet  du  Fresnoy  angab,  beschränkt  und  verlassen  zu  haben; 
seine  Angaben  über  die  Schriften  des  Zosimos  sind  unvollständig 
und  theilweise  unrichtig.  Höfer**)  hat  über  die  Schriften  des 
Zosimos,  welche  ihm  in  den  Handschriften  der  Bibliotheque  im- 
periale zugänglich  waren,  dankenswerthe  Mittheilungen  gemacht: 
den  Inhalt  eingehender  besprochen,  als  Frühere  dies  gethan  hat- 
ten, und  grössere  Stücke  in  französischer  Uebersetzung  und  theil- 
weise im  griechischen  Urtext  gegeben;  auf  das  in  den  Handschrif- 
ten anderer  Bibliotheken  Enthaltene  nimmt  er  keine  Rücksicht. 
Wenn  icfe  hier  versuche,  einen  Ueberblick  über  das  bezüglich  der 
Schriften  einer  der  ältesten  Autoritäten  in  der  Chemie  Vorliegende 
zu  geben,  so  verhehle  ich  mir  nicht,  wie  unvollkommen  —  auch 
dem  Materiale  nach ,  welches  mir  bekannt  geworden  ist  oder  zu- 
gänglich war  —  der  Erfolg  dieses  Versuches  ist,  und  wie  manche 
Fragen,  die  sich  bei  dieser  Zusammenstellung  aufwerfen,  unbefrie- 
digend oder  gar  nicht  beantwortet  werden.  Aber  immerhin  scheint 
es  tnir  einigen  Nutzen  zu  haben,  die  Zusammenstellung,  so  weit 
sie  mir  möglich  ist,  zu  geben;  es  wird  damit  mindestens  wohl  eine 
bessere  Vorstellung  darüber  gewährt,  welche  Schriften  des  Zosi- 


^^  In  seiner  Histoire  de  la  philosophie  hermetique,  T.  III  [a  la  Haye,  1742], 
p.  9—28. 

*s)  In  seiner  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  69  f. 

««)  In  seiner  Histoire  de  la  chimie,  1.  ed.,  T.  I  [Paris  1842],  p.  264—262 
u.  498;  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  261—271  u.  524. 


174  ZosimoB. 

mos  erhalten  sind,  ein  Anhaltspunkt  für  die  Anreihung  und  Yer- 
werthung  solcher  Angaben,  die  mir  nicht  bekannt  geworden  oder 
noch  zu  erwarten  sind,  eine  Vorarbeit  för  den,  welcher  sich  später 
etwa  mit  diesem  Gegenstande  beschäftigt. 

Ich  gehe  die  Schriften  des  Zosimos  einzeln  durch  und  gebe 
für  jede  das  mir  bezüglich  ihrer  bekannt  Gewordene,  so  weit  es 
mir  zu  verdienen  scheint,  in  Betracht  gezogen  zu  werden. 

Eine  der  wichtigsten  Schriften  des  Zosimos  ist  die  ,,über  Ap- 
parate und  Oefen",  das  Opus  de  instrumentis  et  caminis,  wie  Bor- 
richius^^)  in  seiner  Liste  der  Schriften  des  Zosimos  den  grie- 
chischen Titel  ITsqI  OQydvmv  xal  Tiaiilvav  wiedergiebt,  unter  wel- 
chem diese  Abhandlung  ihm*^),  wie  vorher  schon  dem  Reine- 
sius^^,  bekannt  war;  aber  gedi^uckt  wurde  meines  Wissens  diese 
Schrift  nie,  und  einige  Unsicherheit  herrscht  darüber,  ob  sie  als 
einzelne  Kapitel  gewisse  Aufsätze  enthält,  welche  sonst  auch  ein- 
zeln in  Handschriften  vorkommen,  oder  ob  diese  Aufsätze  selbst- 
ständige Schriften  sind.  Wie  zusammengehörig  *®),  unter  Einer  Num- 
mer, nennt  Fabricius*^)  in  der  Angabe  des  Inhalts  einer  ihm 
zugekommenen  Abschrift  einer  auf  einer  Pariser  Bibliothek  befind- 
lich gewesenen  Sammlung  alchemistischer  Schriften :  Ztoöliiov  xov 
TlavonoUxov  nBql  oQyuvmv  xol  xaiilvaVy  additis  iconibus.  Incipit: 
Tä  xov  ^bIov  ogyuva  ngo  nuvxav  ösl  ixdovvat.  Ejusdem  nsgl  tov 
^slov  vSaxog.  Incipit:  Tovto  iöxi,  xo  Q-slov  xal  ^iya  ^vöxi^qiov. 
Ejusdem  nsgl  xov  xQvßtTiov  xal  xov  CtoX^vog.  Incipit:  TlolriöoVy 
q>ri6lv  Magluy  ix  x^^^ov  ikaxov  Cakrjvag  xgels»  Und  weiter  bei- 
gefügt ist  hier  noch,  nach  des  Fabricius  Angabe,  hegog  otuiiivog 
Maglag  j  i\g  xal  6  'Aya^o8al^(ov  iiivrjfiovEvöev  y  mit  Abbildungen, 
zusammen  mit  Stellen  noch  anderer  alchemistischer  Schriftsteller. 


**)  Conspectus  Bcriptorum  chemicorum  celebriorum ,  in  Mangeti  biblio- 
theca  chemica  curiosa,  T.  I,  p.  39. 

*^  Hermetis,  Aegyptiorum  et  chemicorum  sapientia [Hafhiae  1674], 

p.  49. 

*7)  Variae  lectiones  [Altenburgi  1640],  p.  380  sq. 

«8)  üeber  das  Zusammenstehen  einzelner  dieser  Aufsätze  in  einer  Floren- 
tiner Handschrift  vgl.  unten  Anmerk.  73. 

*»)  Bibliotheca  graeca,  Vol.  XU  [Hamburgi  1724],  p.  766  sq. 


Zosimos.  175 

—  Den  ersten  und  den  letzten  jener  drei  Aufsätze  bat  als  zusam- 
mengehörig Höfer,  welcher  J^*)  unter  der  Ueberschrifb:    Livre  de 
Zosime  sur  les  fourneaux  et  les  Instruments  de  chunie.  Du  tribicus, 
ou  appareil   k  trois  ballons      den   Inhalt  derselben,    nach  einer 
Handschrift  der  Bibliothfeque  imperiale  zu  Paris  *^^),  eingehender 
bespricht,  namentlich  was  sich  darin  bezüglich  der  Destillations- 
Apparate  angegeben  findet;  ich  denke  auf  diese  Angaben  in  einem 
besonderen  Abschnitte  dieser  Beiträge  zurückzukommen,  in  wel- 
chem ich  das  über  Destillation  aus  älterer  Zeit  mir  bekannt  Ge- 
wordene zusammenstelle.  —  Eine  auf  der  Marcus -Bibliothek  zu 
Venedig  befindliche  oder  befindlich  gewesene,  in  dem  elften  oder 
zwölften     Jahrhundert    geschriebene    Sammlung    alchemistischer 
Schriften  enthält,  wie  schon  die  älteste  mir  über  sie  bekannt  ge- 
wordene Nachricht^')  angiebt,  gleichfalls  die  Abhandlung  des  Zo- 
simos  negl  OQyavciyv  xcd  xafi/i/cn/,  aber  mit  anderem  Anfang  ('if 
t^g  ogafiivfig   xaiilvov)   als   ihn  Fabricius  angiebt,   und  gleich 
nachher  die  xsqI  xov  ^slov  vöatos^   mit  demselben  Anfang  wie 
ihn  Fabricius  hat.    Diese  Angaben  über  das  Vorkommen  dieser 
Schri^^en  in  der  genannten  Sammlung  werden  bestätigt  durch  das, 
was  Bernard ^>)  nach  d'Orville's  Notizen  aus  dieser  Handschrift 
veröffentlicht  hat.    Sie  werden  bestätigt  und  vervollständigt  durch 
das  von  Morel li^^)  über  diese  Sammlung  Mitgetheilte,  nach  wel- 
cher darin  auch  enthalten  ist  Zosimi  scegl  ogydvfov  xal  xa^UvcDv. 
Inc.  !/f  t^g  OQaiiivrig  xa^vov  diayQaq>rj,    Accedit  etiam  firagmen- 
tum  Ttsgl  xov  ^alov  vSotxog  *^).  —  In  der  Bibliothek  des  Escurials 


^)  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  261  ss. 

^1)  Cod.  2249  dieser  Bibliothek,  für  welchen  schon  früher  (Catalogus  co- 
dicum  manuscriptonun  bibliothecae  regiae,  T.  II  [Parisiis  1740],  p.  470; 
Lenglet  du  Fresnoy's  Histoire  de  la  philosophie  hermetique  \k  la  Haye, 
1742],  T.  III,  p.  10)  angegeben  war,  in  ihm  sei  auch  enthalten  Zosimus,  de 
instminentis  chymicis  et  fomacibus. 

*^)  Graeca  D.  Marci  bibliotheca  codicum  manuscriptorum [Venetiis 

1740],  p.  141;  auch  in  Bernard's  nachstehend  citirter  Schrift,  p.  113. 

^^)  Im  Anhang  zu  seiner  Ausgabe  Palladii  de  febribus  [Lugduni  Bata- 
Yorum  1745],  p.  116. 

^)  Bibliotheca  manuscripta  graeca  et  latina,  T.  I  [Bassani  1802],  p.  178. 

^)  Die  Inhaltsangabe  einer  Sammlung  griechischer  alchemistischer  Auf- 
sätze, deren  Herausgabe   Leo  Allatius  beabsichtigt  hatte,  hat   auch,   viel- 


176  Zosimos. 

ist  eine  faandscfarifyiche  Sammlung  alchemistischer  Aufsätze,  wel- 
che nach  dem,  was  Miller ^^)  über  sie  angegeben  hat»  auch  be- 
züglich der  uns  jetzt  beschäftigenden  Schriften  des  Zosimos, 
ziemlich  mit  der  vorher  besprochenen  Venetianer  Handschrift  über- 
einstimmt. —  Dieselben  beiden  Schriften  stehen  auch,  und  mit 
demselben  Anfang,  zusammen  in  einer  handschriftlichen  Samm- 
lung alchemistischer  Abhandlungen  der  Wiener  Bibliothek  nach 
Lambeck*^.  Sie  finden  sich  ebenso  wieder  in  einer  solchen 
Sammlung  der  Münchener  Bibliothek  nach  Hardt*®),  welcher 
auch  bezüglich  der  ersteren  Schrift  (ytsQv  OQyavmv  xal  xiqUvfov) 
mittheilt,  dass  die  von  Fabricius  als  Anfang  gegebenen  Wortä 
in  der  Münchener  Handschrift  erst  weiter  unten  vorkommen,  und 
bezüglich  der  anderen  {nBQl  tov  d^elov  vdotxog)  ersehen  lässt,  dass 
sie  in  dieser  Handschrift  ohne  Angabe  des  Verfassers  steht;  und 
ebenso  in  der  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift  **). 

Die  Apparate,  welche  Zosimos  in  dieser  Schrift  beschreibt, 
sind  namentlich  solche  zur  Destillation.  Sie  sind  in  den  Hand- 
schriften durch  Zeichnungen  verdeutlicht,  welche  als  aus  der  Zeit 
des  Zosimos  selbst  herrührend  betrachtet  werden.  Es  ist  indes- 
sen immerhin  schwierig,  über  die  Ursprünglichkeit  von  Figuren 
zu  urtheilen,  welche  sich  in  neueren  Abschriften  älterer  Werke 
finden ,  wenn  der  Text  nicht  ausdrücklich  auf  die  Figuren  Bezug 
nimmt  und  so  die  Echtheit  derselben  zu  controliren  gestattet; 
und  der  Text  der  hier  in  Betracht  kommenden  Schrift  von  Zosi- 


leicht  nach  einer  Handschrift  der  Bibliothek  des  Vaticans,  einen  Aufsatz: 
Zosimi  de  instrumentis  et  caminis,  mit  dem  Anfang:  *H  tfjg  o^a/iiyijg  xafAC- 
yoü  neQiyQaq)Tj  xeiTat  '^g  6  tpM(rog:og  ffjtytjfAÖyevtrey  (Fabricii  Bibliotheca  g^aeca, 
Vol.  XIV  [Hamburgi  1764],  p.  19). 

^  Catalogue  des  manascrits  grecs  de  la  bibliotbeqne  de  PEscurial 
[Paris  1848],  p.  418. 

^'^  Lambecii  Commentariomm  de  bibliotheca  caes.  vindobonensi  L.  VI., 
ed.  KoUarii  [Vindobonae  1780],  p.  405. 

^)  Catalogos  codicum  manuscriptomm  graecorum  bibliothecae  regriae 
bavaricae,  T.  II  [Monachii  1806],  p.  27.  Als  dritte  Schrift,  gleichfalls  ohne 
Angabe  des  Verfassers,  schliesst  sich  hier  an:  Uoitjaig  ix  xovUag. 

^^)  In  dieser  Handschrift  stehen  nach  Jacobs  (Fr.  Jacobs u.  F. A.  ükert'i 
Beiträge  zur  altem  Litteratur  o.  Merkwürdigkeiten  der  herzogl.  Bibliothek  sn 
Gotha,  Bd.  I,  Hft.  2  [Leipzig  1835],  S.  218)  zusammen:  ZioaCfAov  ne^l  6^d» 
ytoy  xat  xa/uiytoy^     nsQt  roß  ^s(ov  {(datog  nnd  noCr^aig  Ix  xovUag, 


Zosimos.  177 

mos  ist  noch  nicht  gedruckt.  Drei  Figuren  hat,  als  Destillations- 
apparate aus  des  Zosimos  Zeit  darstellend,  Borrichius^^)  ver- 
öffentlicht, nach  den  Zeichnungen  in  den  Handschriften  der  Biblio- 
theken zu  Paris  und  Venedig;  dieselben  drei  Figuren,  nach  den 
Zeichnungen  in  einer  Pariser  Handschrift,  in  der  neuesten  Zeit 
auch  Höfer"). 

Reinesius^*)  und  Borrichius^^)  in  früherer  Zeit  wie 
Schmieder ^*)  und  Höfer  ^*)  in  neuerer  erwähnen  nur  Einer 
Schrift  des  Zosimos  über  Apparate  und  Oefen^**).  Aber  es  giebt 
noch  eine  zweite  Schrift  des  Zosimos  über  denselben  Gegenstand, 
welche  in  vielen  Sammlungen  der  älteren  alchemistischen  Abhand- 
limgen  gleichfalls  enthalten  ist,  und  die  in  dem  Titel  ausdrücklich 
Anspruch  darauf  erhebt,  als  eine  echte  Schrift  des  Zosimos  be- 
trachtet zu  werden:  „die  echten  Aufzeichnungen  des  Zosimos 
über  Apparate  und  Oefen",  deren  Anfangsworte  (und  mehr  ist 
kaum  ans  ihnen  bekannt)  für  eine  chemische  Abhandlung  aller- 
dings etwas  sonderbar  erscheinen.  Die  Inhaltsverzeichnisse  vieler 
Sanjmlungen  enthalten  eine  Schrift  des  Zosimos  mit  dem  Titel: 

^)  Hermetie,  Aegyptiorum  et  chemicorum  sapientia ,  p.  156.   Zosimos 

Panopolites,  sagt  hier  Borrichius,  libro  tibqI  oQydytoy  x«i  xafi^yuiy  luca- 
lente  ob  oculos  nobis  sistit  aniiquorum  illa  vasa  destillationibus  accommodata; 
nachdem  Derselbe  Anweisung  bezüglich  der  zur  Destillation  nöthigen  Gefasse 
gegeben,  tandem,  ut  clarius  sese  explicet,  ipsas  vasorum  figuras  appingit,  qua- 
rum  nonnullas  licet  rudiori  manu  exaratas  ex  bibliotheca  regis  christia- 
nissimi,  et  illa  D.  Marci  Yenetiis,   libuit  hie  in  gratiam   curiosorum   adjicere. 

•i)  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  262,  263,  264.  Die  hier  gege- 
benen Figuren  weichen  von  den  durch  Borrichius  veröffentlichten  in  einigen 
Einzelnheiten  ab,  sind  aber  unzweifelhaft  Abbildungen  der  nämlichen  Appa- 
rate; Höfer  hatte  früher  (Histoire  de  la  chimie,  1.  ed.,  T.  I,  p.  256)  Eine 
dieser  Abbildungen  gegeben,  welche  mit  der  entsprechenden  bei  Borrichius 
grössere  Uebereinstimmung  hat,  als  die  von  Höfer  später  (Histoire  de  la 
chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  264)  gegebene,  gewisse  Einzelnheiten  zeigende,  welche 
in  jenen  Abbildungen  nicht  zu  sehen  sind. 

•ä)  Variae  lectiones,  p.  380  sq. 

•*)  Hermetis,   Aegyptiorum  et  chemicorum  sapientia ,  p.  49  u.  166  j 

Conspeotus  scriptorum  chemicorum  celebriorum  in  Mangeti  biblioth,  ehem. 
cur.,  T.  I,  p.  39. 

w)  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  69. 

•*)  In  seiner  Besprechung  der  Schriften  des  Zosimos;  Histoire  de  la 
chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  261—271. 

**)  Nur  Eine  Schrift  des  Zosimos:   de  instrumentis   et  Camino   wird  in 

Kopp,  Beitr.  &  Gesch.  d.  Ghem.  22 


Uif^l  oQyivav  '/ml  zot^ivuv  'prifiia  vxofivrgfuua  uod  dem  Anfang: 

JJigi  xov  a  (ftoixfiov.    To  a  (ftoiiHov  Crgoyyvlow  ro  dt§ugis ; 

raehrere  geben  die  rier  hier  genannten  Anfangsworte  als  nodi  xo 
dein  Titel  gehörig  an.  Diese  Schrift  findet  sich  n.  a.  in  der  Vene- 
tianer  Hanäschrift^'j,  in  der  mit  derselben  ziemlich  übereinstim- 
menden der  Bibliothek  des  Escurials**),  in  der  Wiener«*),  in  der 
Munchener*'»,  in  der  Altenburger  o.  Gothaer '^^  Handschrift  n.  a.*'). 
Ueber  den  Inlialt  dio^r  Schrift,  und  darüber,  in  welcher  Benehang 
sie  za  der  vorher  be^rochenen  stehen  möge,  ist  mir  weiter  Nichts 
bekannt  geworden- 

Ich  habe  oben  "'S.  174  ff.]  angegeben,  dass  mehrere  Handschriften 
hinter  der  Abhandlmig  des  Zo.simos  xbqI  OQyaverp  luu  wqävoVy 
wie  Etwas  dazu  Gehöriges,  cdne  Abhandlung  xfgi  xov  9siov  vSa- 

Tog^  mit  dem  Anfange :  Tovto  iöu  to  f^iiov  tuu  luyu  nvönfgiov 

haben.  Diese  Abhandlung  kommt  auch,  zusammen  mit  Anderem, 
theilweise  bereits  (a.  e.  a.  O.)  Besprochenem,  unter  dem  Titel  ZghUhlov 
xov  Tlavoxokitov  yin^öia  vno[iv^iucta  vor  '^).  Die  Schrift  mgi  xov 
9hov  vSocTog  wird  auch  manchmal  als  eine  selbfttständige  Schrift 


der  Aogal>e  de«  Inhalts  einer  Breslaoer  Handschrift  genannt  (Xora  libroram 
rarioniin  conlectio,  fascic.  IV.  [Hah's  Magdeb.  1715],  p.  768);  aber  diete 
Inhaltsangabe  ist  onToIlständig  und  die  Breslauer  Handachrift  höchst  wahr- 
scheinlich mit  der  besser  bekannten  Wiener  Handschrifl  ganz  übereiiistiiiinieDd. 

•^)  Graeca  D.  Marci  bibliotheca ,  p.  141 ;  bei  Bernard  (Tgl.  Anm.  53), 

p.  113  u.  116;  l>ei  Morelli  (Tgl.  Anmerk.  54),  p.  178. 

•**)  Bei  Miller  {vgl  Anmerk.  56),  p.  418. 

^  Bei  Lambeck  (vgl.  Anmerk.  57),  p.  405  sq. 

^^)  Bei  Hardt  (vgl.  Anmerk.  58),  p.  28,  wo  sich,  getreu  aber  auch  wenig 
yerständlich,  der  Titel  übersetzt  findet:  Zosimi  de  instrumentis  et  caminisvera 
commenUria  de  omega. 

7')  Jacobs  u.  ükert's  in  Anmerk.  59  citirte  Schrift,  Bd.I,  Hft.2,  S.218: 
Zioat^ov  ntQt  dQyciyiav  xai  xttfjtCyiav  yvi\ciu  {nouvr\uaXii'  TieQi  ror  iL  OToi j^e/av. 

72)  Als  in  einer  Handschrift,  welche  sich  in  der  Bibliothek  des  Cardinala 
Hadulphus  befand,  enthalten  sind  angegeben  worden  (Moni  f  au  con 's  Biblio- 
theca bibliothccanim  manuscnptorum  nova  [Parisiis  1739],  T.  II,  p.  773):  Zosimi 
yvifi^a  ino^vriiiiau\  als  in  einer  Handschrift  einer  Bibliothek  zu  Montpellier  ent- 
halten (Montfaucon  a.  e.  a.  0.,  p.  1200)  ein  Aufsatz  unter  derselben  Ueber- 
Bchriil.  Vgl.  bezüglich  einer  Schrift  unter  diesem  Titel  auch  oben  u.  Anmerk.  78. 

7^^  In  einer  Handschrift  der  Bibliotheca  Laurentiana  zu  Florens.  Diese 
Handschrift  hat  nach  Band  in  i  (Catalogus   codicum  graecorum  bibliotbecae 

Laurentianae ,  T.  IH  [Florentiae  1770],  p.  349  sq.)  unter  obiger  üeber- 

•chrift  plura  capita,  quorum  primum    iitqi  rof  ^tlov  t'durog^  ine.    Totrö  /<rr* 


Zosimos.  179 

aufgeführt,  so  z.  B.  von  Schmieder'^).  Als  eine  selbstständige 
bespricht  sie,  nach  einer  Pariser  Handschrift,  auch  Höfer'*)  in 
eingehender  Weise,  unter  Mittheilung  eines  grösseren  Stückes  in 
französischer  Uebersetzung,  einzelner  anderer  ihm  wichtig  erschei- 
nender Stellen  und  einiger  in  jener  Handschrift  enthaltenen  Fi- 
guren :  einer  mystischen  und  einer  Abbildung  eines  Destillations- 
apparates, für  welche  wiederum  die  Anhaltspunkte  zur  Beurthei- 
lung,  wie  alt  sie  sei ,  fehlen '«).  —  Mindestens  sehr  wahrscheinlich 
ist  es  mir,  dass  ein  unter  ähnlichem  Titel  als  in  einigen  Sammlun- 
gen alchemistischer  Schriften  vorkommend  angegebener  Aufsatz 
mit  dem  oben  besprochenen  identisch  sei''). 

t6  d-eioy  xai  fdSya  fAvatj]Qioy  —  — ,  alteram  ne^i  XQ$ßi^xov  xai  acjXijyof  (vgl. 
S.  174  f.),  tertium  negi  tt}g  tltczfjirjaetog  roß  S^eiov  i'datog  toC>  m/jaaytog  %oy 
idgdQyvQoy,  quartum  n£Qt  roß  avtoö  d^eiov  ifdatog. 

'*)  Geschichte  der  Alchemie,  8.  69. 

"^)  Histoire  de  la  chimie,  T.  I,  1.  ed.,  p.  259  sa.;  2.  ed.,  p.  268  es.  Hö- 
fer bespricht  sie  als  ein  Fragment  sar  Peau  divine;  der  von  ihm  gege\)ene 
Anfang  (Le  Mystere  que  Pon  cherche  a  decouvrir  est  grand  et  divin)  ent- 
spricht dem  oben  angegebenen. 

^^)  Borrichius  hat  diesen  Apparat  unter  denen,  für  welche  er  die  Ab- 
bildungen mitgetheilt  hat  (vgl.  S.  177),  nicht. 

^^)  Der  von  Hof  er  a.  e.  a.  0.  besprochene  Aufsatz  ist  wohl  der  in  der 
Pariser  Handschrift  Nr.  2249  enthaltene,  welcher  im  Catalogus  codicum  manu- 
Bcriptorum  bibliothecae  regiae,  T.  II  [Parisiis  1740],  p.  470,  in  Lenglet  du 
Fresnoy's  Histoire  de  la  philosophie  hermetique  [ä  la  Haye,  1742],  T.  IH, 
p.  9  unter  dem  Titel:  de  aqua  divina  angeführt  ist.  Als  in  der  Pariser  Hand- 
schrift Nr.  2252  enthalten  wird  im  Catalogus ,  T.  II,  p.  471,  bei  Leng- 
let du  Fresnoy  T.  III,  p.  12  ein  Aufsatz  des  Zosimos  unter  dem  Titel: 
Genuinae  commentationes  de  aqua  divina  angeführt.  Mit  dem  letieteren  ist 
wohl  identisch  ein  von  Miller  (a.  Anm.  56  a.  0.,  p.  147  u.  148)  als  in  einer 
Handschrift  der  Bibliothek  des  Escurials  zweimal  enthalten  angeführter  Auf- 
satz des  Zosimos:  „ryTjCKt  imoiuyi^/Liaxa.  Incipit:  Ile^l  toö  &eiov  f(f«roj". 
Derselbe  Aufsatz  findet  sich  in  einer  auf  der  Turiücr  Bibliothek  befindlichen 
Handschrift  (Codices  manuscripti  bibliothecae  regii  Taurinensis  athenaei,  T.  I 
[Taurini  1749],  p.  177),  unter  dem  Titel:  Ztoa£fiov  tov  nayonoXCxov  yyfysM 
vTtofjiyr^fiuxtt  negt  xoi)  ^eCov  vduxog  und  mit  dem  Anfang:    Tovxo  ftrxi  tb  &e(oy 

xttl   ^iyu  juvaxr^Qtoy ;   das  ist  derselbe  Anfang   wie   der   oben   für  die 

Schrift  nsQt  to?  ^ehv  t^daxog  angegebene.  Ein  Aufsatz  des  Zosimos  de  vir- 
tute  et  de  divina  aqua  wird  auch  angeführt  als  vorkommend  in  einer  Hand- 
schrift der  Bibliotheca  Ambrosiana  zu  Mailand  (Montfaucon's  Palaeographia 
graeca  [Parisiis  1708],  p.  373  sqq.  und  Montfaucon's  Bibliotheca  biblio- 
thecarum  manuscriptorum  nova  [Parisiis  1739],  p.  629).  In  einer  Handschrift 
einer   Bibliothek   zu   Montpellier    (Montfaucon's  Bibliotheca    bibliotheca- 

rum ,  p.  1200)  seien  enthalten  Zosimi  genuina  documenta  de  divina  aqua.  — 

12* 


180  Zosimos. 

Mit  der  eben  besprochenen  Schrift  über  das  göttliche  Wasser 
ist  vielleicht  eine  andere,  allerdings  unter  wesentlich  verschiede- 
nem Titel  vorkommende  manchmal  verwechselt  worden^®),  für 
welche  während  längerer  Zeit  höchstens  die  Anfangsworte  allge- 
meiner bekannt  waren,  und  zwar  theilweise  so,  dass  in  diesen 
Einzelnes  in  derThat  an  jene  Schrift  erinnert.  —  Von  Borricbius 
wird,  als  von  ihm  auf  der  Pariser  Bibliothek  eingesehen,  genannt  ^•) 
Zc}öl(iov  TtBQl  aget^g  öwd-icsag  vdoircav,  und  wohl  dieselbe  Schrift 
meint  er,  wenn  er  später 8^)  Zosimi  opusculum  de  compositione 
aquarum  anführt.  Auch  Fabricius®^)  fand  in  einer  Pariser  Hand- 
schrift, von  welcher  er  nach  einer  ihm  zugekommenen  Abschrift 
Nachricht  gegeben  hat,  den  Titel  dieser  Schrift:  Zaöiiiov  negl 
uQsrrjg  öwO-iöacug  vdarcui/,  den  Anfang  derselben:  Ssötg  vdarav 
xal   xlvrjöLg  xal  av^riöirg  xal  anoCcDfiataöig.     IJaQavveöeig,     Tovto 

t6  Q-eiov  vöcoQ .     Die  Pariser  Bibliothfeque  imperiale  hat  diese 

Schrift  in  mehreren  handschriftlichen  Sammlungen;  in  den  älteren 
Katalogen  ist  sie  einmal  als  eine  Schrift  des  Zosimos  de  virtute 
et  compositione  aquarum^-),  einmal  unter  dem  Titel:  de  virtute  et 
compositione  aquarum  actiones  tres®^)  aufgeführt.  Diese  Schrift 
findet  sich  auch  in  einer  Florentiner  Handschrift®*).    Die  in  dem 


Darüber,  dass  die  voil  Reinesius  (Variae  lectiones  [Altenburgi  1640],  p.  381) 
und  von  Gran  er  (Zosimi  de  zythorum  confectione  fragmentum  [Solisbaci  1814], 
p.  8)  angeführte  Schrift  des  Zosimos:  Hegi  HatfÄfaecDg  toö  d^efov  if&axog  ein 
Kapitel  aus  einer  anderen  grösseren  Schrift  zu  sein  scheint,  vgl.  oben  die 
Anmerk.  73. 

'^^)  Schmieder  erwähnt  in  seiner  Geschichte  der  Alchemie  dieser  letz- 
teren, jetzt  oben  zu  besprechenden  Schrift  gar  nicht.  —  £ine  etwas  oonfuse 
Angabe  hat  die  S.  178  Anmerk.  66  citirte  Nova  librorum  rariorum  conlectio 
a.  a.  0.  für  eine  Breslauer  Handschrift:  darin  sei  auch  enthalten  Zosimi  de 
virtute  caelesti  divinae  aquae. 

^^)  Hermetis,  Aegyptiorum  et  chemicorum  sapientia [Hafhiae  1674],  p.49. 

^)  Conspectus  scriptorum  chemicorum  celebriorum;  in  Mangeti  bibliotheca 
chemica  curiosa,  T.  I,  p.  39. 

81)  Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  761. 

8^)  Catalogus  codicum  manuscriptorum  bibliothecae  regiae,  T.  II  [Parisiis 
1740],  p.  470;  Lenglet  du  Fresnoy's  Histoire  de  la  philosophie  herm^- 
tique  [ä  la  Haye,  1742],  T.  lü,  p.  9  (Cod.  2249). 

83)  Catalogus ,  T.  II,  p.  471;   Lenglet  du  Fresnoy ,  T.  III, 

p.  12  (Cod.  2252). 

8*)  Catalogus  codicum  graecorum  bibliothecae  Laurentianae ,  auctore 

A.  M.  Bandinio,  T.  III  [Florentiae  1770],  p.  350:    ZioaCfiov  a^Bvflq  ne^l   avy 


Zosimos.  181 

Uten  oder  12ten  Jahrhundert  abgeschriebene,  der  Marcus -Biblio- 
thek zu  Venedig  angehörig  gewesene  Sammlung  alchemistischer 
Aufeätze  hat  diese  Schrift  gleichfalls;  sie  wird  in  dem  Katalog  s») 
kurzhin  als:  Zosimi  IJegl  aQStijg  angeführt,  aber  durch  die  Angabe 
der  Anfangsworte:  ©iöig  vödtav  identificirt.  Eine  in  der  Biblio- 
thek des  Escurial  befindliche,  überhaupt  mit  dieser  Venetianer 
Handschrift  ziemlich  übereinstimmende  Sammlung  hat  dieselbe 
Schrift  unter  dem  nämlichen  Titel  «ß);  in  einer  anderen  hand- 
schriftlichen Sammlung  dieser  Bibliothek  findet  sich  dieselbe  Schrift 
unter  dem  Titel  UbqI  Cvv^iöecog  vdatcov  ngd^eig  y  (an  die  Be- 
zeichnimg in  der  einen  Pariser  Handschrift  erinnernd),  durch  die 
Angabe  der  An fangs werte :  ®B6ig  vddtov  xal  xLvriövg identi- 
ficirt ®7).  Und  endlich  findet  sich  diese  Schrift  auch  noch  in  den 
Sammlungen  alchemistischer  Aufsätze,  welche  die  Bibliotheken  zu 
Wien 88),  zu  München  89)  und  zu  Oxford  ^o)  besitzen,  immer  unter 
dem  Titel:  Zoöi^ov  tov  %bIov  iibqI  ccgetrjg  und  mit  dem  Anfang: 
©iöig  vddtcov  xal  xlvi^öig  xai  av^riöig ;  und  wahrscheinlich  auch 


S-iaetog  iduttjy;  Zosimi  de  virtute  compositioDis  aquarum  tractatus  in  ires 
nQu^etg  seu  lectiones  divisus.    Inc.  Gia^g  Muxtoy  xal  xCyriaig  xai  avlrjc^g . 

8^)  Graeca  D.  Marci  Bibliotheca  codicnm  manu  scriptorum  [Yenetiis  1740], 
p.  140;  auch  Palladii  de  febribus  concisa  Synopsis cum  notis  J.  S.  Ber- 
nard [Lugdnni  Batavorum  1745],  p.  112.  Zbiai/uov  toC>  S-eiov  üayonoXCtov 
nBQt  oLQBxfiq  ist  die  Anführung  dieses  Aufsatzes  in  der  in  dieser  Sammlung  selbst 
befindlichen  Inhaltsangabe,  nach  d'Orville's  Abschrift  derselben  (auch  im 
Anbang  zur  Bernard'schen  Ausgabe  von  des  Palladios  Schrift  über  die  Fie- 
ber, p.  115).  Zosimi  de  virtute  ist  entsprechend  in  Morelli's  Beschreibung 
dieses  Codex  (Bibliotheca  raanuscripta  graeca  et  latina,  T.  I  [Bassani  1802], 
p.  175)  der  fragliche  Aufsatz  benannt. 

8«)  „Zosime,  üb^I  aQetrJg  x,  t.  Ä."  in  Miller' s  Catalogue  des  manuscrits 
grecs  de  la  bibliotheque  de  l'Escurial  [Paris  1848],  p.  418. 

87)  Daselbst,  p.  147. 

88)  Lambecii  Commentariorum  de  bibliotheca  caes.  vindobon.  L.  VI.,  cd. 
Kollarii  [Vindobonae  1780],  p.  400. 

88)  Catalogus  codicum  manuscriptorum  graecorum  bibliothecae  regiae 
bavaricae,  auctore  J.  Hardt,  T.  II  [Monachii  1806],  p.  24.  Hardt  hat  irr- 
thümlich  diesen  Aufsatz  mit  dem,  was  Fabricius  bezüglich  der  S.  197  be- 
sprochenen Schrift  ZtaaifAov  xou  ^bCov  tibqI  dQSTfJg  xal  Iq^BVBiag  angegeben 
hat,  verglichen,  und  konnte  natürlich  dieses,  in  jenem  nicht  finden. 

^)  Catalogi  codicum  manuscriptorum  bibliothecae  Bodleianae  Pars  III. 
Codices  graecos  et  latinos  Canonicianos  complectens,  auctore  H.  0.  Coxe  [Oxo- 
nü  1854],  p.  88. 


182  Zosimos. 

in  Handschriften  der  Bibliotheken  zu  Gotha  ®*),  zu  Mailand  ^*)  und 
zu  Montpellier  ^3);  auszugsweise  auch  in  einer  Handschrift  der  Bi- 
bliothek zu  Leyden  »*).  —  Bezüglich  des  Inhaltes  dieser  Schrift  ist 
erst  in  neuerer  Zeit  durch  Höfer  Näheres  bekannt  geworden,  wel- 
cher nach  den  zwei  auf  der  kaiserlichen  Bibliothek  zu  Paris  be- 
findlichen Handschriften  Stücke  des  griechischen  Textes  veröffent- 
licht •*)  und  auch  in  französischer  Uebersetzung  gegeben  hat**). 
Hiemach  ist  in  dieser  Schrift  eine,  bis  zur  Unverständlichkeit  my- 
stische, Allegorie  der  Metall  Verwandlung  gegeben,  in  Form  eines 
Traumes ,  in  welchem  dem  seinen  Traum  Erzählenden  die  bei  der 
Metallveredlung  in  Betracht  kommenden  Substanzen  (unedle  und 
edle  Metalle)  personificirt  erscheinen;  was  als  aus  dem  Gesehenen 
für  die  Erkenntniss  sich  ergebend  hervorgehoben  ist,  lässt  keinen 
Zweifel  über  die  alchemistische  Bedeutung  des  Ganzen.  Eines 
Auszuges  ist  das  von  Höfer  Mitgetheilte  nicht  wohl  fähig;  ich 
verweise  auf  es,  als  ein  characteristisches  Specimen  unverständ- 
licher frühester  chemischer  Litteratur. 

Ueber  ungelöschten  Kalk  sollte  man,  nach  der  gewöhnlich  für 
^  aößeötog  angegebenen  Bedeutung,  Etwas  zu  finden  erwarten  in 
einer  dem  Zosimos  beigelegten  Schrift,  bezüglich  deren  jedoch 
die  Angaben  nicht  übereinstimmend  sind ,  auch  Etwas  enthalten, 

^1)  Jacobs  u.  Ukert's  Beitrage  zur  altem  Litterator  o.  Merkwürdig- 
keiten der  berzogl.  Bibliothek  zu  Gotha,  Bd.  I,  Hft.  2  [Leipzig  1835J,  S.  217: 
ZtacCfJiov  ToÖ  &bCov  ncQi  agsiflg  [avyS^iaetag  {^tfdtioy]. 

9^  Montfaucon  in  Palaeographia  graeca  [Parisiis  1708]  j  p.  378  and  in 
Bibliotbeca  bibliothecaram  manuscriptornm  nova  [Parieiis  1739],  p.  529:  Zo- 
■imi  divini,  de  virtute  et  de  divina  aqua. 

•8)  Montfaucon  in  Bibliotbeca  bibliothecarum  —  — ,  p.  1200:  Zosimi, 
de  compositione  aquarum. 

*^)  Lettres  k  M.  Letronne  sur   les   papyrus  bilingues  et  grecs da 

musee  d'antiquites  de  l'universite  de  Leide,  par  C.  J.  C.  Reuvens  [k  Leide, 
1830],  III.  lettre,  p.  74:  ix  r&y  negi  dgetf^g  toÖ  &£{ov  Ziüai/Liov. 

^)  Histoire  de  la  chimie,  1.  ed.,  T.  I  [Paris  1842],  p.  498;  2.  ed.,  T.  I. 
[Paris  1866],  p.  524.  Als  Titel  ist  hier  gegeben:  Ztaatuov  Toi>  S^eiov,  negi 
dQBtilg  xat  avyS^iae(og  vduttoy  n^ü^etg',  als  Anfang  (mit  dem  Ton  Fabricias 
gegebenen  nicht  übereinstimmend):  Siaig  {dazwy  xal  xiyrjaig  xal  a^lijo'«; 
xai  dnoff(i}fÄ€(T(üCtg  X€d  in&a<ofjiäiuKTtg  xat  dnoanaa^jibg  nyev/nazog  dno  «rcüiioro;, 
xttl  af5ydea/nog  nyevfiaTog  ini  aojfjiaxog. 

»«)  A.  e.  a.  0.,  1.  ed.,  T.  I,  p.  256  und  2.  ed.,  T.  I.,  p.  264. 


Zosimos.  183 

was  die  Echtheit  derselben  bezweifeln  lassen  kann.  Eine  Schrift 
des  Zosimos  nsQt  TtoitjöBcog  aößsötov  wird  von  Reinesius'^^) 
angeführt  ZcJöifiov  negl  trjg  aößiötov  wird  von  Borrichius*^) 
unter  den  Schriften  des  Zosimos  genannt,  mit  welchen  er  auf 
der  Pariser  Bibliothek  bekannt  geworden  sei.  Ein  Aufsatz  unter 
demselben  Titel,  wie  ihn  Borrichius  gegeben,  und  mit  dem  An- 
fang: Aaßmv  uXaßocöTQLvov  Ud'ovy  oma  vvx^rj[iBQov  —  —  war  in 
der  dem  Fabricius  zugekommenen  Abschrift  einer  Pariser  Hand- 
schrift enthalten »ö).  Fabricius  giebt  an,  dass  in  diesem  Aufsatz 
Stephanos  citirt  sei,  was,  wie  schon  S.  168  bemerkt,  die  Echtheit 
dieser  Schrift  mindestens  sehr  zweifelhaft  sein  liesse,  mir  aber 
noch  nicht  gewiss  ist  ^'^ö);  femer  dass  Zosimos  hiermit  christlichen 
Worten  Gott  preise;  endlich  dass  er  auch  ein  chemisches  Räthsel 
(in  Versen)  gebe,  welches  ich,  wenn  ich  zur  Zusammenstellung  des 
bezüglich  älterer  chemischer  Räthsel  mir  bekannt  Gewordenen 
komme,  wohl  da  noch  anführe.  Aber  aus  dem,  was  über  die 
Handschriften  der  jetzt  kaiserlichen  Bibliothek  zu  Paris  mir  be- 
kannt geworden  ist*®^),  habe  ich  Nichts  auf  eine  Schrift  des  Zo- 
simos tcbqI  r^g  aößiöxov  Bezügliches  notirt.  In  den  handschrift- 
lichen Sammlungen  einiger  anderen  Bibliotheken  findet  sich  öine 
Schrift  unter  diesem  Titel,  doch  mit  anderem  Anfang,  als  Fabri- 
cius gegeben:  so  in  der  auf  der  Marcus-Bibliothek  zu  Venedig  ge- 

*7)  Variae  lectiones  [Altenburgi  1640],  p.  381.  Die  von  Reinesius  ein- 
getehene  SammloDg  griechischer  alchemistiBcher  Aufsätze  war  die  Altenburger 
o.  Gothaer  Handschrift;  in  dieser  ist  nach  Jacobs  (vgl.  Dessen  u.  Ukert's 
in  Anmerk.  91  citirte  Schrift,  Bd.  I,  Hft.  2,  S.  217)  enthalten,  hinter  einem 
anderen  Aufsätze  Ton  Zosimos  und  anscheinend  auch  Diesem  zugeschrieben: 
UeQt  ti}g  daß4atov, 

*®)  Hermetis,  Aegyptioram  et  chemicorom  sapientia [Hafniae  1674], 

p.  49.  Zosimi  libelinm  de  asbesto  nennt  sein  Conspectas  scriptorum  chemi- 
corum  celebriorom  (in  Mangeti  BibJiotheca  chemica  curiosa,  T.  I,  p.  39). 

w)  Fabricii  Bibliotheca  graeca.  Vol.  XH  [Hamburgi  1724],  p.  767. 

'^)  Fabricius'  Angabe  ist:  Citatur  Stephanus,  «f«6  6  Stig^ayog  tc^y  g;tXo' 
aotptay  ipviaiy.  Aber  es  erscheint  mir  natürlicher,  anzunehmen,  dass  hier  nicht 
der  Personennamen  Stephanus  gesetzt  sondern  dass  zu  lesen  sei:  6  atigia- 
yog  t&y  tp^Xoa6(pvi}y,  die  Krone  der  Philosophen,  als  Bezeichnung  einer  alche- 
mistischen  Autorität.  Wird  doch  gerade  Zosimos  selbst  auch  als  xo  atig^og  t&y 
g>&Xo(r6g>toy  von  Olympiodoros  gepriesen  (vgl.  Zosimi  de  zythorum  confec- 
tione  fragmentum  ed.  Grüner  [Solisbaci  1814],  p.  7;  Höfer's  Histoire  de  la 
chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  274). 

^^^)  Aus  dem  oft  citirten  Katalog  von  1740;  aus  dem  von  Lenglet  du  Fres- 


18i  Zosimos. 


wesenen^ö-),  so  in  Handschriften  der  Bibliothek  des  Escurials  *®'), 
der  Bibliotheca  Laurentiana  zu  Florenz  ^^*)  und  der  Bodleyanischen 
Bibliothek  zu  Oxford  ^«^). 


In  der  dem  Fabricius  zugekommenen  Abschrift  einer  Pariser 
Handschrift  war  auch  enthalten  ^^^) :  Zcjöiilov  XQa^ig  xal  ogofia  xsqI 
rijg  övv^eöacjg  tav  vygciv,  mit  dem  Anfang:  MoXig  noth  &lg  ixiS^- 

luav  ik9(Dv  toi  uvaß^vai  tag  imu  xkiyLaxag ;  ich  erinnere  mich 

nicht,  einer  Angabe  über  diese  Schrift  irgendwo  sonst  begegnet  zu  sein. 


noy  in  seiner  Histoire   de  la  philosophie  hermetique,   von   Hof  er  in  seiner 
Histoire  de  la  chimie  Mitgetheilten  u.  a. 

^^^   J.  Morellii  Bibliotheca  manascripta  graeca  et  latina,  T.  I   [Bassani 
1802],  p.  175 :  Zosimi  de  asbesto.    Incipit :   Ztoatfiog  liye&   negi  rot*  daßiarov  . 

JffXa   iuiy  nokotfjttti .    Der   1740   veröflfentlichte   Handschriften -Katalog 

der  Maroos-Bibliothek  nnd  die  im  Anhang  zn  Bernard's  Ausgabe  Yon  des  Palla- 
dios  Schrift  über  Fieber  (Leyden  1745,  p.  114  sqq.)  Teröffentlichte  Abschrifl 
des  alten  Inhalte-Verzeichnisses  dieser  Sammlung  durch  d'Or Tille  enthalten 
eine  Erwähnung  dieses  Aufsatzes  ntgl  xf^q  aaßicxov  nicht,  welcher  rielleicht 
als  zu  der  hier  vorhergehen  den,  oben  besprochenen  Schrift  ttc^i  aqetilg  gehö- 
rig betrachtet  wurde.  Hinter  dieser  Schrift  steht  jener  Aufsatz  auch  in  der 
gleich  zu  erwähnenden  Oxforder  Handschrift;  aber  räumlich  ganz  dayon  ge- 
trennt hat  ihn  Fabricius  in  der  Angabe  des  Inhalts  der  Abschrift  einer 
Pariser  Handschrift  (vgl.  Anmerk.  99) ,  und  ebenso  die  gleich  anzuführende 
Handschrift  des  Escurials,  so  dass  mir  doch  die  Annahme,  jener  Aofsats  ge- 
höre zu  dieser  Schrift,  nach  dem  jetzt  Vorliegenden  nicht  zulässig  erscheint. 
1^)  Catalogue  des  manuscrits  grecs  de  la  bibliotheque  de  l'Escurial,  par 
E.  Miller   [Paris  1848],  p.  146;  *0  Zwr$uog  tifi]  negi  tf,g  daßiatov.    Inc.    Jf,Xa 

luJy  no$ovueyog ,  ist  die  hier  bezüglich  dieses  Aufsatzes  gegebene  Nachriebt. 

1^)  Catalogus  codicum  graecorum  bibliothecae  Laurentianae ,  auctore 

A.  M.  Bandinio,  T.  III  [Florentiae  1770],  p.  355;  Titel  und  Anfang  (es  ist  ein 
grösseres  Stuck  des  Anfangs  mitgetheilt)  sind  hier  gerade  so,  wie  in  der 
vorhergehenden  Anmerkung  steht,  angegeben. 

i<^)  Catalogi  codicum  manuscriptorum  bibliothecae  Bodleianae  Pari  III., 
auct.  H.  O.  Coxe  [Oxonii  1854].  p.  89:  Zosimi  libellus  de  asbesti  confeetione. 
Inscribitur  et  incip.:  ZÖHriuog  Xiyft'  neQt  n^^  acßiaxov  df]Xa  tuJr  niHoCfnu. 
—  Für  eine  handschriftliche  Sammlung  alchemistischer  Aufsätze,  die  auf  einer 
Bibliothek  zu  Montpellier  befindlich  war  oder  ist,  wurde  angegeben  (Mont- 
faucon's  Bibliotheca  bibliothecarum  manuscnpforum  nova  [Parisiis  1739], 
p.  1200),  dass  in  ihr  auch  enthalten  sei,  quae  sit  illa  veterum  uffßearog,  aber 
ohne  dass  der  Verfasser  dieses  Aufsatzes  (genannt  wäre.  Und  nach  Graner 
(Zosimi  de  zythorum  confeetione  fragm.  [Solisbaci  1814],  p.  8)  soll  Zosimos 
u.  a.  geschrieben  haben  olxovouiar  rf^q  daßicrov  und  femer  nolr^mv  xqvcxttkUmr 
xal  ardxTr^g^  xat  daßiarov. 

>•«)  Fabricii  BibUotheca  graeca.  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  767. 


Zosimos.  185 

Olympiodoros,  welcher  in  die  erste  Hälfte  des  öten  Jahr- 
hunderts gesetzt  wird,  hat  in  einem  Commentar  zu  einer  Schrift 
des  Zosimos  Einiges,  was  aus  der  Schlussschrift  des  Zosimos 
an  die  Theosebia,  rrj  tskavtala  aytox^^^"^)  ytgog  Bsoöißstavy 
entnommen  sei.  Fabricius'^^s)  hat  nach  einer  Abschrift  einer 
Pariser  Handschrift  die  betreffende,  ziemlich  lange  Stelle  ver- 
öffentlicht, mit  der  Bemerkung,  dass  sie  sich  auch,  und  nicht 
vollständiger,  in  einem  Aufsatze  finde,  welcher  i<*»)  in  den  Hand- 

'®^)  Ich  bin  damit,  was  das  Wort  dnoxrj  hier  aasdrücken  soll,  nicht  ganz 
im  Reinen.  Als  Bedeutungen  desselben  findet  man  angegeben:  Entfernung; 
Enthaltsamkeit;  Quittung  (so  auch  hat  Stephan i  Thesaurus  Hnguae  graecae 
in  der  Hase-Dindorf'schen  Ausgabe  Vol.  I,  Pars  II  [Parisiis  1831 — 1856], 
p.  1794  als  Bedeutungen:  distantia;  abstinentia;  und  quod  yulgo  quitanciam 
appellant);  keine  dieser  Bedeutungen  passt  hier. 

1»«)  Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  765.  Dieselbe  Stelle 
aus  der  Schrift  des  Olympiodoros  hat  nach  der  Alten  burger  o.  Gothaer 
Handschrift,  unter  Angabe  der  Varianten,  einiger  Worterklärungen  und  Con- 
jecturen,  auch  C.  G.  Grüner  in  seiner  Schrift:  Isidis,  Christian!  et  Pappi 
philosophi  jusjurandum  chemicnm  [Jenae  1807],  p.  10  sqq.  mitgetheilt.  Aach 
dem  Olympiodoros  entnommen  ist  das  Fragment,  welches  Höfer  (Histoire 
de  la  chimie,  2.  ed.,  Vol.  I  [Paris  1866],  p.  532)  unter  der  üeberschrift:  AI- 
chimie  des  Egyptiens  veröffentlicht  hat.  Was  Fabricius  a.  e.  a.  0.  mit- 
getheilt hat,  findet  sich  im  Wesentlichen  auch  in  dem  von  Hof  er  Veröffent- 
lichten; aber  das  letztere  ist  vollständiger,  hat  vor  der  Anführung  dessen, 
was  Zosimos  sage  (dieses  wird  eingeleitet  mit  den  Worten:  'O  Zaai^og  to(- 
yvy  iy  Tj  TfiAevr«/^  oi^^XV^  ^Q^S  '^h*^  06oa4ßB&cey  notovtAeyog  xbv  Xöyoyj  q^tjaCy 
HXoy  To  tijg^Jyyvnxov  ßaaiXeioy,  <S  yiVa*,  dno  t&y  ZQi&y  tovttoy  xi^yaty  avyi- 
axtjxSf  X(by  xb  XKtgtxwyj  xul  x&y  (pvatx&y  xal  x&y  iffd^fAmy)^  noch  mehrere 
Stücke  (aus  Olympiodoros),  und  am  Schlüsse  jener  Anführung  einige 
Zeilen  mehr.  Höfer  hat  seiner  Veröffentlichung  den  Cod.  2250  der  kaiserl. 
Bibliothek  zu  Paris  zu  Grunde  gelegt,  und  Varianten  aus  Cod.  2251  mitge- 
theilt; für  eine  Bearbeitung  dieses  Fragmentes  aus  Zosimos' Schriften  dürfte 
auch  Cod.  2249  derselben  Bibliothek  von  Wichtigkeit  sein  (Höfer  a.  e.  a.  0. 

p.  273 :  Ces  commentaires  [d'Olympiodore] se  retrouvent  aussi  dans  le  ms. 

2249,  fol.  76,  mais  avec  beaucoup  de  variantes  et  quelques  lacunes),  und  jeden- 
falls auch  das  (von  Höfer  nicht  erwähnte)  von  Fabricius  a.  e.  a.  0.  Mit- 
getheilte,  welches  auch  im  Vergleich  zu  dem  von  Höfer  gegebenen  Texte 
zahlreiche  Varianten  bietet.  Auf  den  Inhalt  dieses  Fragmentes,  von  welchem 
Höfer  a.  e.  a.  0.,  p.  275  ein  Resume  bezüglich  des  darin  über  die  Betrei- 
bung der  Alchemie  in  Aegypten  Berichteten  gegeben  hat,  gehe  ich  hier  nicht 
ein ;  ein  Stück  desselben  wurde  schon  S.  90  ff.  mitgetheilt  und  besprochen,  und 
auf  ein  anderes  komme  ich  da  zurück,  wo  ich  die  älteren  Aufzählungen  der 
alchemistischen  Autoritäten  zusammenstelle. 

^^^)  Bibl.gr.,  Vol. Xn,  p.771.  Fabricius  äussert  sich  hier  bezüglich  des 
Inhalts  dieses  Fragmentes,  auf  das  vorher  (daselbst,  p.  765;  vgl.  Anmerk.  108) 


186  Zosimos. 

Schriften  als  ZcDöifiov  &rjßalov  (ivönxri  ßlßkog  betitelt  sei  und 
den  Anfang  habe:  Iv^ev  ßaßaiovtaL  ukkr^  xig  ßlßkov.  Zdöi- 
(log  Ssoöaßsl^  ;i;ai(»£ti/.  ^'Okov  ro  rijg  Aiyvmov  ßaölksLov^  o  yvvaiy 
aTto  täv  ovo  rovvav  täv  zBxvciv  iötiv ,•  ganz  so  im  Wesent- 
lichen ist  auch  der  Anfang  der  Stelle  bei  Olympiodoros.  Als 
erstes  Buch  der  Schlussschrift  des  Zosimos,  unter  der  Ueber- 
schrift:  To  a  ßißkiov  trjg  takevzaiag  uxox^g  ZtDöiiiov  &Yiß(doVy  mit 
ganz  demselben  Anfang  und  (so  weit  es  sich  beurtheilen  lässt) 
mit  demselben  Inhalt,  kommt  ein  Aufisatz  in  einer  Florentiner 
Handschrift  vor^^^.  —  Von  Borrichius^")  werden,  da  wo  er  die 
von  ihm  auf  der  Pariser  Bibliothek  durchgegangenen  Schriften 
des  Zosimos  aufzählt,  getrennt  angeführt  Zmöl^Lov  tslswala  ano- 
Xfj  ngog  Ssoöeßs^av  und  Zcnölfiov  (ivötix^  ßlßkog;  es  ist  weiter 
nicht  zu  ersehen,  ob  und  in  wie  fem  er  beide  Schriften  als  ver- 
schiedene betrachtet  habe^**).  XJeber  den  Aufsatz  in  einer  Pariser 
Handschrift,  welcher  als  Zosimi  Thebani  liber  mysticus  verzeich- 
net ist"*),  ist  mir  sonst  Nichts  bekannt  geworden.    Verschieden 

bei  Gelegenheit  der  Schrift  des  Olympiodoros  Mitgetheilte  Bezug  neh- 
mend: Narrat  in  hoo  apospasmatio  Zosimus  artem  ab  Aegyptüs  diligentistime 
olam  habitam,  qui  vero  eam  exercnissent,  in  regum  usus  id  fecisse,  Bolis  au- 
lern  proditum  Judaeis,  ut  ex  Olympiodoro  retali.  Meniio  libri  Hermetis,  cui 
titaluB  ^vetxtti  ßagxtCy  etDemocrili,  qai  Bolus  ex  antiquis  aliquid  de  arte  pro- 
diderit. 

1^^)   CataloguB  codicum  graecorum  bibliotbecae  Laurentianae ,  an- 

otore  A.  M.  Bandinio,  T.  III  [Florentiae  1770],  p.  354. 

^^^)  HermeÜB,  Aegypüorum  et  chemicorum  sapientia [Hafniae  1674], 

p.  49. 

H3)  Sein  ConBpectuB  Bcriptorum  chemicorum  celebriorum  (in  Mangeti 
Bibliotheca  chemica  curiosa,  T.  I,  p.  39)  nennt  (in  cap.  VI)  am  Ende  der  Auf- 
zählung der  Sohriflten  des  Zosimos:  tandem  et  Zosimi  Thebani  libellum 
mysticum,  item  Zosimi  scriptum  ad  Theosebejam.  Ais  «V  tj  /nvauxj  ß(ßX(p 
enthalten  hat  Borriohius  in  seiner  Schrift:  Hermetis,  Aegyptiorum  et  che- 
micorum sapientia  [Hafniae  1674],  p.  50  eine  längere  Stelle  in  griechischem 
Texte  und  lateinischer  Uebersetzang  (letztere  auch  als  dem  Libro  mystico 
Astnommen  in  seinem  Conspectus  scriptorum  chemicorum  celebriorum^  cap.  Y) 
mitgetheilt,  welche  dem  Sinne  nach  wohl  dem  von  Fabricius  (Bibl.  gr., 
Vol.  Xn,  p.  771;  vgl.  Anmerk.  109)  über  diese  Schrift  Angegebenen  ent- 
spricht, aber  sich  in  dem  von  Fabricius  (BibLgr.,  Vol.  XII,  p.  765)  und  von 
Hof  er  (Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  532  s.)  nach  Olympiodoros 
aus  der  Schlussschrifb  des  Zosimos  an  die  Theosebia  (vgl.  oben)  Mitge- 
theilten  nicht  so  findet. 

^'^)  Catalogus  codicum  manuscriptorum  bibliotbecae  regiae,   T.  II  [Pari- 


Zosimos.  137 

von  dem,  was  Fabricius  veröffentlicLt  hat ,  ist  jedoch  vielleicht 
der  in  einer  Handschrift  der  Bibliothek  des  Escurials  befindliche 
Aufsatz,  welcher ^^*)  als  livre  mystique  de  Zosime,  aber  mit  dem 

Anfang:      T^g    öaki^vrig    öva^fiog aufgeführt    wird  *^'*).     Mir 

nicht  näher  bestimmbar  ist  auch  ein  in  einer  Florentiner  Hand- 
schrift enthaltener,  mindestens  ähnlich  betitelter  Aufsatz  ^"). 

Ist  die  Schlussschrift  des  Zosimos  an  die  Theosebia,  aus 
welcher  uns  nach  dem  Vorhergehenden  Einiges  erhalten  wäre,  ein 
Stück  der  chemischen  Schriften,  welche  (vgl.S.  163  f.)  nach  Suidas' 
Angabe,  nach  alphabetischer  Ordnung  abgefasst  und  zu  28  Büchern 
geordnet,  Zosimos  an  seine  Schwester  Theosebia  gerichtet 
hat"')?  Und  in  welcher  Beziehung  stehen  diese  Schriften  zu  den 
35  Kapiteln  über  die  heilige  Kunst,  die  uns  als  von  Zosimos  an 


siis  1740],  p.  484;  LeDglet  du  FresDoy's  Histoire  de  la  philosophie  herme- 
tique  [ä  la  Haye,  1742],  T.  lU,  p.  16.  „Mvax^xa,  GeheimnisBe,  wovon  eine 
Handschrift  in  der  Pariser  Bibliothek  ist'  hat  Schmied  er  (Geschichte  der 
Alchemie,  S.  70),  wohl  dieselbe  Schrift  unter  unrichtigem  Titel  auffahrend. 
Dieser  Handschrift  hat  Borrichius  wahrscheinlich  das  von  ihm  Mitgetheilte 
(vgl.  die  vorhergehende  Anmerkung)  entnommen. 

^>^)  Catalogue  des  manuscrits  grocs  de  la  bibliotheque  de  PEscurial,  par 
E.  Miller  [Paris  1848],  p.  149. 

^1^)  Diese  Anfangsworte  finden  sich  in  dem,  was  Fabricius  aus  Olym- 
piodoros  mitgetheilt  hat,  überhaupt  nicht.  —  Ein  Zosimi  liber  mysticus  ist 
auch  angegeben  worden  als  in  einer  HandschriH  einer  Bibliothek  zu  Mont- 
pellier enthalten  (Montfaucon's  Bibliotheca  bibliothecarum  manuscriptorum 
nova  [Parisiis  1739],  p.  1200). 

118)  Bandini 's  in  Anmerk.  110  citirter  Katalog  hat  (T.  IH,  p.  354)  als 
darin  enthalten  unter  Einer  Nummer  verschiedene  alchemistische  Schriften: 
des  Aegypters  Sophe,  des  Herreu  Sabaoth  xm^ZoKfCfjiov  Stjßa^ov  /nvatixoHi 
die  Anfangsworte  der  letzteren  Schrift  sind  nicht  angegeben. 

11^  Im  16ten  Jahrhundert  findet  man,  was  von  Vorkommen  alchemi- 
stischer  Schriften  des  Zosimos  dunkel  bekannt  war,  zu  diesen  an  die  Theo- 
sebia gerichteten  Schriften  in  Bezug  gebracht.   Zu  C  Gesner's  (Bibliotheca 

universalis [Tiguri  1545],  f.  631v^)  Angabe:    Zosimus  Alexandrinus  philo- 

sophus  scripsit  Chymeutica,  sive  Chirocmata  id  est  manualia  ad  Theosebiam- 
sororem  libris  XXVIII,  ordine  literarum,  et  vitam  D.  Piatonis.     Suidas.      hat 
eine  spätere  Ausgabe   (Bibliotheca  instituta   et  collecta  primum  a  G.  Gesnero, 

deinde  in  Epitomen   redacta per  J.  Simlerum   [Tiguri  1574],   p.  691) 

noch  den  Zusatz:    Audio  in  Italia  servari  in  quibusdam   bibliothecis  Zonmi 
et  XIIII  auctorum  scripta  de  arte  sacra,  falsa  tamen  et  supposititia. 


188  Zosimos. 

eine  Eusebia  gerichtet  genannt  werden?  Denn  ein  solches  Werk 
des  Zosimos  scheint  sich  in  einer  Sammlung  alchemistischer 
Schriften  befunden  zu  haben,  von  welcher  uns  eine,  aber  mit 
dem  Original  nicht  ganz  übereinstimmende  Abschrift  in  der  schon 
öfter  erwähnten,  aus  dem  Uten  oder  12ten  Jahrhundert  stam- 
menden Handschrift  zugekommen  ist,  welche  der  Marcus-Bibliothek 
zu  Venedig  zugehörte.  Diese  Abschrift  enthält  noch  die  Inhalts- 
angabe der  ursprünglichen  Sammlung,  und  in  dieser  Inhaltsan- 
gabe kommt,  nach  d'Orville's  Copie  derselben"®),  auch  Z^6l(wv 
q>iko(S6g)ov  nQog  Evöißstav  nsgl  tijg  UQag  xod  ^aiccg  tixvrig  Tteqxi- 

Xaia  ks  vor.  Ist  durch  einen  Schreibfehler  die  Theosebia  zui* 
Eusebia  geworden,  oder  hat  Zosimos  ausser  zu  seiner  Schwester 
noch  zu  einer  anderen  Dame  in  solchen  Beziehungen  als  wissen- 
schaftlicher Correspondent  gestanden?  Ich  weiss  hierauf  keine 
Antwort  zu  geben;  die  Venetianer  Handschrift,  in  welcher  man 
dieses  Werk  zunächst  suchen  möchte»  enthält  es  nicht,  wie  man 
daraus  schliessen  darf,  dass  weder  der  ältere  Katalog  der  griechi- 
schen Manuscripte  der  Marcus-Bibliothek  "^)  noch  Morelli's  Be- 
richt bezüglich  dieser  Handschrift  ^^o)  desselben  erwähnt  "0«  Viel- 
leicht ist  diese  an  die  Eusebia  gerichtete  Schrift  des  Zosimos  in 
einer,  mit  jener  Venetianer  Handschrift  ziemlich  viel  gemeinsam 
habenden  Handschrift  der  Bibliothek  des  Escurial  uns  erhalten  i**). 


"^  Im  Anhang  zu  Bernard's  Anngabe  der  Schrift  des  Palladios  von 
den  Fiebern  (vgl.  Anmerk.  63),  p.  116. 

^^^)  Graeca  D.  Marci  bibliotheca  codicam  manu  scriptorum  [Yenetiis  1740], 
wo  die  betreffende  Handschrift  p.  140  sq.  besprochen  ist 

^^)  J.  Morellii  Bibliotheca  mannscripta  graeca  et  latina,  T.  I  [Bassani 
1802],  wo  die  betreffende  Handschrift  S.  172  bis  178  besprochen  ist. 

^3^)  Die  Inhaltsangabe  der  Sammlung  nennt  mehrere  Aufsätze,  welche  in 
der  auf  uns  gekommenen  Abschrift  der  Sammlung  nicht  enthalten  sind,  so 
weit  sich  aus  dem  über  diese  Abschrift  bekannt  Gewordenen  urtheilen 
lässt 

122)  Pur  diese  Handschrift  giebt  Miller  (Catalogue  des  manuscrits  grecs 
de  la  bibliotheque  de  l'Escurial  [Paris  1848],  p.  418)  als  darin  enthalten  an: 
Zosime  ä  Eusebia,  sur  Part  sacre.  Man  könnte  allerdings  ungewiss  sein,  ob 
nicht  Miller  für  sein  Verzeichniss  der  in  dieser  Handschrift  enthaltenen  Auf- 
sätze die  oben  besprochene,  auch  in  dieser  Handschrift  befindliche  ältere 
Inhaltsangabe  benutzt  habe;  aber  er  hat  sonst  auch  angegeben,  wo  in  dieser 
Inhaltsangabc  genannte  Aufsätze  in  der  Handschrift  fehlen. 


Zosimos.  189 

Bei  Reinesius'*^)  wird  genannt:  Zosimus  Panopoliianus 
itidem  chemicus  scriptor  et  7toi.i]T7jg  tov  (ivötriQlov,  riig  'ifwvd'  TiQog 
QsoöißsiuVy  de  chemia  ad  Theosebiam  sororem;  und  derselbe  Ge- 
lehi'te  spricht  später  noch  einmal"*)  von  den  libris  7ftovO'  TCQog 
SaoöißBiav  adskfpi^v,  quos  24  fuisse  dicit  Suidas,  a  Zosimo  Panopo- 
lita  conscriptis  de  chemia.  Den  Titel  dieses  Werkes  Imuth  speci- 
ficirt  etwas  genauer  Boerhave  in  der  üebersicht  der  chemischen 
Litteratur,  welche  seine  Elementa  chemiae  enthaltendes);  ZciöLfiog, 
'fyovd'  ad  @so6iß6uxv.  Cujus  titulus:  Zcjölfiov  tov  TlavonqUxov 
yvriöia  yQ(x<pri  nsgi  t^g  isgäg  oial  ^sUcg  xB%vrig  xov  xqvöov  xal  aQ- 
yvQiov  non^6iog.  Eine  Schrift  des  Zosimos  xmter  dem  letzteren 
Titel  findet  sich  in  den  Sammlungen  alchemistischer  Au&ätze 
mehrmals;  schwieriger  ist  es,  zu  entscheiden,  in  wiefern  gerade  ihr 
die  Bezeichnung  Imuth  zukomme;  vgl.  unten  (S.  193  f.).  Unter  den 
von  Borrichius  auf  der  Pariser  Bibliothek  eingesehenen  Schrif- 
ten des  Zosimos  wird  von  Ersterem^-*)  auch  Zaöiiiov  tov  ITavo- 
nokitov  yvrjöltt  YQatpri  negl  rrjg  legoig  xal  d-eiag  tixvrig  xrig  xov  © 
xai  ])  noiriöacug  genannt.  Denselben  Aufsatz,  unter  demselben  Ti- 
tel und  mit   dem  Anfang:    AaßGiv  xrjv  i^vxiiv  xov  ?  xrjv  ovöav 

inuvG)  xov  vÖaxog  xrjg  J) ,  fand.Fabricius'*^)  in  der  ihm 

zugekommenen  Abschrift  einer  Pariser  Handschrift.  Zwei  jetzt 
noch  auf  der  kaiserlichen  Bibliothek  zu  Paris  befindliche  Hand- 
schriften haben  diesen  Aufsatz"®);  Höfer^^»)  hat  auf  Grund  des- 


128)  Yariae  lectiones  [Altenburgi  1640],  p.  8. 

58*)  Daselbst,  p.  380. 

^3^)  Elementa  chemiae,  T.  I  [Lagduni  Batavorum  1732],  p.  12. 

^^)  Hermetis,  Aegyptiomm  et  chemicomm  sapientia [Hafniae  1674], 

p.  49.  Sein  Conspectus  scriptorum  chemicomm  celebriorum  hat  (in  Mangeti 
Bibliotheca  chemica  curiosa,  T.  I,  p.  39),  wohl  als  dieselbe  Schrift:  Zosimi 
Panopolitae  scriptum  genuinum  de  sacra  et  divina  arte. 

"7)  Bibliotheca  graeoa,  VoL  XU  [Hamburgi  1724],  p.  762.  Er  bemerkt 
noch,  dass  in  diesem  Aufsatz  Demokritos  und  Epibechios,  auch  ein  Aus- 
spruch der  Maria  citirt  werden. 

1^)  Codd.  2249  u.  2251.  Der  bezügliche  Aufsatz  im  ersteren  Codex  ist 
verzeichnet:  Zosimus,  de  auri  conficiendi  ratione  (Catalogus  codicum  manu- 
scriptorum  bibliothecae  regiae,  T.  II  [Parisiis  1740],  p.  470;  Lenglet  du 
Fresnoy's  Histoire  de  la  philosophie  herm^tique  [a  la  Haye,  1742],  T.  III, 
p.  9);  der  in  dem  letzteren  Codex:  Christiani  alchymistae  Tractatus  de  bona 
auri  constitutione  53  capitibus,    quorum  35.  inscribitur  Zosimi  Panopolitae 


190  Zosixnos. 

sen,  was  sie  enthalten,  Mittheilungen  über  den  Inhalt  dieses  Auf- 
satzes gemacht;  derselbe  enthält  unverständliche  alchemistische 
Vorschriften,  in  welchen  wesentlich  das  Kupfer  der  Ausgangspunkt 
der  Arbeiten  gewesen  zu.  sein  scheint  ^^®).  —  Höf  er  erwähnt 
nicht,  dass  der  Aufsatz  in  der  einen  der  von  ihm  eingesehenen 
Handschriften  zu  dem  in  der  anderen  im  Verhältnis^  eines  Aus- 
zuges zu  einer  ausfuhrlicheren  Abhandlung  stehe,  wie  man  nach 
dem  früher  über  diese  Handschriften  Angegebenen  vermuthen 
könnte  ^*').  Unentschieden  blieb  auch  das  Verhältniss  zwischen 
dem,  als  von  Fabricius  aufgeführt,  eben  besprochenen  Aufigatz 
und  einer  Schrift,  welche  Fabricius  ^^*),  gleichfalls  aus  der  ihm 
zugekommenen  Abschrift  einer  Pariser  Handschrift,  aber  doch  ohne 
Verweisung  auf  jenen  Aufsatz  unter  dem  Titel:  ZcDdlyiov  zov  Tla- 
voTCoXlxov  yvriöla  YQCC(pri  tcbqI  trjg  Ugug  xal  ^slag  rixvrig  r^g  rov 
O  xal  3  Ttofqöecog  xar'  introiifiv  xsfpalcciciärj  aufgeführt  hat,  wenn 
gleich  ausser  der  grossen  Uebereinstimmung  der  Titel  auch  die 
des  Anfangs  "*)  darauf  hinwies,  beide  Schriften  seien  als  mindestens 


opus  sincerum  de  auri  et  argenti  faciendi  sacra  et  dinna  arte,   in  epitomen 

coDtractum   (Catalogns ,  T.  II,  p.  471;   Lenglet   du   Fresnoy , 

T.  III,  p.  11).    Was  ist  der  in  Cod.  2275  befindliche,  in  den  Katalogen  (Cata- 

loguB ,  T.  II,   p.  475;  Lenglet  du  Fresnoy ,  T.  III,   p.  13)   als: 

Zosimus  Panopolita  de  eacra  arte  angeführte  Aufsatz ?  Schmieder's  Angabe 
bezuglich  einer  Schrift  tjbqI  tfjg  äytug  ti/y^g  ist  S.  171  f.,  Anm.  41  besprochen. 

IM)  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  270. 

^^)  Höf  er  übersetzt  den  Anfang:  Prenez  Pame  de  cuivre  qui  se  tient 
au  dessus  de  Peau  du  mercure,  et  degagez  un  corps  a^riforme  (aw/ia  nyevfia- 
t&xöy).  Er  betrachtet  die  Yermuthung  als  zulassig,  die  äme  du  cuivre  könne 
rotbes  Quecksilberoxyd  und  der  corps  a^riforme  SauerstoiTgas  gewesen  sein. 
Piese  Yermuthung  ist  wohl  mehr  als  gewagt.  Wenn  übrigens  die  üeber- 
setzung  Höfer's  dem  Anfang  der  Pariser  Handschriften  wirklich  ganz  ent- 
spricht, so  ist  dieser  ein  etwas  anderer,  als  der  von  Fabricius  angegebene. 

181)  "Vgl,  die  Anmerkung  128.  Höf  er  giebt  für  den  Aufsatz  beider 
Handschriften  Einen  Titel:  JleQi  tijg  le^äg  xai  d^e^ag  t4x»^V^  ^ff  ^oC  /^vaof' 
xaj  d^yvQov  no&i^aetjg.  Er  bemerkt  nachher  (a.  a.  0.,  p.  283)  noch  beiläufig, 
dass  dieser  Aufsatz  ein  durch  einen  späteren  anonymen  christlichen  Alche- 
misten  gefertigter  Auszug  sei. 

"2)  Bibliotheca  graeca.  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  770. 

'85)  Den  Anfang  der  jetzt  zu  besprechenden  Schrift  giebt  Fabricius 
Jttßmy  xfjy  \^v)(rjy  toP  ?  ttji^  ofaay  indyto  roß  l'datog  trjg  D  notrjaoy  a&fAtt 
nrevfjittxixov ^  ganz  übereinstimmend  mit  dem,  wie  er  ihn  für  die  vor- 
besprochene  Schrift  gegeben  und  Hof  er  —  bis   auf  das  Metall,   von   dessen 


Zosimos.  191 

iD  engstem  ZusammeDhang  unter  einander  stehend  zu  betrachten. 
Mit  dieser  letzteren  Schrift  ist  wohl,  wie  es  die  darüber  vorlie- 
genden Angaben  sehr  wahrscheinlich  sein  lassen,  eine  in  einer 
Handschrift  der  Turiner  Bibliothek  enthaltene  i»*)  identisch ,  und 
wohl  auch  noch  eine  oder  die  andere  in  verschiedenen  Handschrif- 
ten vorkommende,  für  welche  mir  Anhaltspunkte,  welche  die  Iden- 
tität wahrscheinlicher  machen  oder  widerlegen  könnten,  fehlen  "*). 


Wasser  hier  die  Rede  ist  —  ihn  für  diese  in  den  Pariser  Handschriften  ge- 
funden. Fabricius  bemerkt  auch  für  die  jetzt  zu  besprechende  Schrift, 
dass  in  ihr  Maria  angefahrt  werde,  was  auch  für  die  vorbesprochene  der 
Fall  ist 

^^)  Codices  manusoripti  bibliothecae  regit  Taurinensis  athenaei,  T.  I  (Tau- 
rini  1749),  p.  178.  Der  Titel-  ist  genau  so  angegeben,  wie  ihn  Fabricins 
hat,  nur  dass  das  Wort  xe^XaKodri  fehlt;  der  Anfang:  Aaßtoy  ti]y  if^v^i^y 
toi>  x^Xxov  —  — . 

^  In  einer  in  der  Bibliothek  des  Escurial  befindlichen  handschriftlichen 
Sammlung  alchemistischer  Aufsätze  ist  nach  Miller  (Catalogue  des  manu- 
scrits  grecs  de  la  bibliotheque  de  TEscurial  [Paris  1848],  p.  147)  enthalten 
yyriadt  yQaq>i]j  sur  Part  sacre,  par  Zosime,  und  dann  (p.  148),  noch  einmal  eine 

yyiiaUt  y^atp]  Desselben  mit  dem  Anfang:    Jaßay  tijy   «/'*'/'<'' •   —  Id 

einer  in  der  Pariser  Bibliothek  befindlichen  Handschrift  sind  nach  Catalogus 
codicum  manuscriptorum  bibliothecae  regiae,  T.  II  [Parisiis  1740],  p.  48S,  auch 
Lenglet  du  Fresnoy's  Histoire  de  la  philosophie  hermetique  [ä  la  Haye, 
1742],  T.  III,  p.  14,  u.  a.  enthalten  Zosimi  Piinopolitae  genuini  commentarii, 
ad  idem  argumentum  (de  sacra  et  dirina  arte)  pertinentes;  Hof  er  (Histoire 
de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  300)  bemerkt  von  dieser  Handschrift 
(Cod.  2325):  On  y  trouve  les  coromentaires  de  Synesius,  de  Stephanus,  quel- 
ques ouvrages  de  Zosime,  etc.,  reproduits  dans  les  manuscrits  2249  (vgl.  An- 
merk.  128)  et  2275.    In  einer  andern  Pariser  Handschrift  (Ck)d.  2327)  finden 

sich  (Catalogus ,  T.  II,  p.  484;   Lenglet  du  Fresnoy ,  T. HI»  p.  16) 

tt.  a.  Zosimi  Panopolitae  commentarii  de  sacra  arte  (Höfer  a.  e.  a.  0.:  On 
y  trouve  les  memes  traites  que  dans  les  manuscrits  2252,  2275  et  2325).    In 

einer  anderen   Pariser  Handschrift  (Cod.   2329)  ist  (Catalogus ,   T.  IF, 

p.  485;  Lenglet  du  Fresnoy ,  T.  III,  p.  17)  u.  a.  enthalten  Zosimi  Pano- 
politae de  sacra  arte  commentarius  genuinus;  Höfer  nennt  bei  der  Be- 
sprechung dieser  Handschrift  (a.  e.  a.  0.,  p.  301)  von  den  darin  enthaltenen 
Aufsätzen  nur  wenige,  unter  ihnen  nicht  diese  Schrift  des  Zosimos.  End- 
lich finden  sich  in  noch  einer  Pariser  Handschrift  (Cod.  2275;  Catalogus , 

T.  n,  p.  475;  Lenglet  du  Fresnoy ,  T.  III,  p.  13)  Zosimi  Panopolitae 

commentarius,  ubi  de  rebus  chimicis,  und  Zosimus  Panopolita  de  sacra  arte 
(in  Höfer 's  Besprechung  dieser  Handschrift,  a.  e.  a.  0.,  p.  299,  wird  ein 
Commentaire  de  Zosime  genannt).  Als  in  einer  Handschrift  einer  Bibliothek 
zu  Montpellier  enthalten  wurden  (Montfaucon's  Bibliotheca  bibliothecarum 


192  Zosimos. 

—  Mit  der  im  Vorhergehenden  zuerst  als  von  Fabricius  ^^e)  be- 
sprochen erwähnten  Schrift  ist  nach  Bandini*^')  eine  in  einer 
Handschrift  der  Bibliotheca  Laurentiana  zu  Florenz  enthaltene 
identisch,  welche  den  Titel  hat:  Zaöi^ov  xov  IIuvotcoUxov  yvriöia 
yQctfprj  TtBQt  zfig  leQug  xal  d^aiag  rsxvrjg  zijg  rov  xqvoov  xccl  vöquq- 
yvQOV  noLYiOecjg  xor'  i7nto[ii}v  xaq)akat(6dri ;  Anfang  und  Anderes 
stimmen  in  der  That  mit  dem  von  Fabricius  Angegebenen  J*®) 
ganz  überein.  Und  mit  der  zweiten  von  Fabricius ^^ö)  aufgeführ- 
ten Schrift  ist  nach  Bandini^*«^  identisch  ein  in  derselben  Flo- 
rentiner Handschrift  fast  unter  gleichem  Titel  (nur  mit  der  Ab- 
weichung: trjg  rov  XQ^^ov  xal  agyvgov  tuxX  vÖQaQyvQov  noii^ösag) 
vorkommender  Aufsatz,  für  welchen  er  aber  auch  noch  die  auf- 
klärende Auskunft  giebt,  dass  derselbe  lediglich  das  erste  Kapitel 
der  anderen  Schrift  ist.  * 

In  dem,  was  ich  oben  (S.  185 f.)  als  von  Zosimos  aniiie  Theo- 
sebia  gerichtet  und  uns  erhalten  besprochen  habe,  kommt  das 
Wort  Imuth  nicht  vor,  mit  welchem  nach  der  Angabe  Einiger  (vgl. 


manuBcriptorum  nova  [Parisiis  1789],  p.  1200)  angegeben:  ZoBimi  germana 
acriptura  de  sacra  et  divina  arte,  de  confectione  0  et  D;  femer  Zodmi  de 
Sacra  arte  in  epitome;  als  in  einer  Handschrift  der  Phillipps' sehen  Biblio- 
thek zu  Middlehill  in  England  enthalten  (Haenel's  Catalogi  librorum  ma;na- 

Bcriptorum,  qui  in  bibliothecis  Galliae asservantur  [Lipsiae  1830],  p.  838) 

ZosimuB  Panopolites  de  divina  arte.  —  Schmieder's  (Geschichte  der  Al- 
chemie  [Halle  1832],  S.  70)  Angabe,  es  existire  eine  Schrift  des  Zosimos: 
„neQi  tijg  xm*^(^ij  kommt  in  der  Pariser  Bibliothek  in  drei  Handscliriften 
vor*^,  beruht  auf  einem  Irrthum.  Salmasius  (Plinianae  exercitationes  in  So- 
lini polyhistora,  Pars  11  [Parisiis  1629],  p.  1097),  Reinesius  (Variae  lectioneg 
[AUenburgi  1640],  p.  380)  und  Grüner  (Zosimi  de  zythorum  confectione 
fragmentum  [Solisbaci  1814],  p.  8)  haben  die  Angabe,  es  existire  von  Zosi- 
mos eine  Schrift  nBqi  /i^^evnx^;;  Salmasius  citirt  Etwas  aus  dieser  Schrift 
(a.  e.  a.  0.,  p.  1146). 

186)  In  Bibl.  gr.,  Vol.  XII,  p.  762. 

1*^  Catalogus  codicum  graecorum  bibliothecae  Laurentianae ,  T.  III 

[Florentiae  1770],  p.  352.  Bandini  giebt  hier  die  Ueberschriften  der  diese 
Schrift  zusammensetzenden  (neunzehn)  Kapitel.  Er  erwähnt,  dass  in  dieser 
Schrift  Demokritos  und  Epibechios  citirt  werden,  und  theilt  denselben 
Ausspruch  der  Maria  als  in  dieser  Schrift  enthalten  mit,  welcher  von  Fa- 
bricius angeführt  wird. 

188)  Vgl.  S.  189  und  Anmerk.  127. 

189)  Bibl.  gr.,  Vol.  XII,  p.  770. 
"«)  A.  Anm.  137  a.  0^  p.  363. 


ZosimoB.  193 

S.  189)  eine  an  die  Theosebia  gerichtete  Schrift  des  Zosimos, 
und  zwar  von  Diesem  selbst,  bezeichnet  sein  soll.  Bezüglich  dieses 
Wortes  Imuth,  und  seiner  Beziehung  zu  einer  Schrift  des  Zosi- 
mos, und  darüber  ob  diese  Schrift  unter  den  uns  erhaltenen  sei 
oder  nicht,  ist  nun  manches  sich  Widersprechende  und  im  Unkla- 
ren  Lassende  geäussert  worden.  So  bestimmt  auch  die  Aeusserun- 
gen  einiger  Früherer  bezüglich  des  Buches  sind,  welches  Imuth  be- 
nannt gewesen  sei,  so  wenig  übereinstimmend  und  so  wenig  con- 
trolirbar  sind  sie;  und  ich  habe  keinen  Zweifel,  dass  Mancher  eine 
Vermuthung  mit  ungerechtfertigter  Bestimmtheit  als  Thatsäch- 
liches  ausgesprochen  hat.  Ich  kann  nur  das  mir  bezüglich  dieses 
Imuth  bekannt  Gewordene  zusammenordnen,  aber  zu  einer  Erle- 
digung dieses  Gegenstandes  bringe  ich  es  hier  nicht.  —  Die  frü- 
heste Erwähnung  dieses  Wortes  in  einer  Beziehung  zur  chemischen 
Litteratur  finde  ich  gelegentlich  einer,  bei  Zosimos  zur  vollstän- 
digen Ausbildung  gekommenen  Sage,  nach  welcher  die  Chemie 
(Alchemie)  den  Menschen  durch  die  Mittheilung  Seitens  höherer 
Wesen,  auf  unrechte  Wege  gekommener  Engel,  bekannt  geworden 
sein  soll;  das  diese  Sage,  und  ihre  Entwicklung,  Betrefiende  stelle 
ich  wohl  noch  einmal  besonders  zusammen  ^*^),  und  gehe  desshalb 
hier  auf  sie  nicht  weiter  ein.  Von  dieser  Sage  ist  bei  Georgios 
Synkellos '*2)  im  neunten  Jahrhundert  die  Rede,  welcher  die 
Mittheilung  derselben,  wie  sie  bei  Zosimos  sich  finde,  mit  den 
Worten  einleitet:  **^^iov  de  xal  Zaöi^ov  vov  TlavonoUtov  q>Lko66' 
(pov  XQ^^'''^  '^^'^^  naga^iöd'at  ix.  täv  ysyQuiiiiivcjv  avrp  XQog  0so- 
öißeiav  iv  rcj  iwata  trjg'fyovd^  ßißkiay  ^x^vöav  cöÄ£,  also,  hier- 
nach zu  schliessen,  ein  als  Imuth  bezeichnetes  Werk  kannte,  des- 
sen neuntem  Buche  er  Zosimos'  Auffassung  jener  Sage  entlehnte. 
Das  hier  von  Georgios  Synkellos  Gesagte  findet  sich  dann  von 
J.  J.  Scaliger  ^^^)  wiederholt.  Zosimus*  Panopolites^  sagt  Die- 
ser, scripsit  librum  de  chymia,  quam  ipse  l^ovd^  vocat,  cujus  me- 


^*^)  Ich  habe  diese  Zusammenstellung  später  gemacht  und  sie  ist  S.  5fif. 
mitgetheilt. 

1*2)  Chronographia,  ed.  J.  Goar,  p.  13  der  Pariser  Ausgabe  von  1652, 
p.  11  der  Venetianer  Ausgabe  von  1729. 

1*3)  Eusebii Chronicorum  Canonum Libri ,  ed.  J.  J.  Scaliger 

[Lugduni  Batavorum  1606];  animadversiones  Scaligeri  p.  243. 

Kopp,  Beitr.  s.  Oesch.  d.   Ghem.  13 


194  Zosimos. 

minit  etiam  Photius,  und  die  Angabe  dessen,  was  nun  aus  diesem 
Buche  mitgetbeilt  werden  soll,  beginnt:  XQtjöig  Zoöl^iov  rov  Uu- 
vonoUtov  q}Lko06<pov  ix  tcw  ngog  Gaoöeßsiav  iv  tp  d"  Ifwvd^  ßlßko). 
Scaliger  erwähnt  nicht  des  Georgios  Synkellos,  welchen  als 
seine  Quelle  zu  betrachten  nahe  liegt  i**);  indessen  existirt  ein 
Zeugniss  des  Borrichius"*^)  dafür,  dass  Scaliger  das  von  ihm 
Mitgetheilte  wirklich  in,  ihm  handschriftlich  vorliegenden  Werken 
des  Zosimos  gefunden  habe.  —  Das  hier  Dargelegte  ist,  so  viel 
ich  weiss,  das  ganze  Fundament  für  die  Ansicht,  ein  chemisches 
Werk  des  Zosimos  sei  von  ihm  als  Imuth  bezeichnet  worden.  Ich 
habe  oben  (S.  189)  angegeben,  in  welcher  Weise  Reinesius  und  dann 
namentlich  Boerhave  sich  über  dieses  Buch  Imuth  geäussert  resp. 
es  als  mit  einer  uns  erhaltenen  Schrift  des  Zosimos  identisch  be- 
trachtet haben;  ich  habe  noch  hinzuzufügen,  dass  Reinesius '*ß) 
mit  sehr  grosser  Bestimmtheit  sagt:  Chemia  populari  Aegyptio- 
rum  dialecto  Imuth  adpellata  fuit.  —  Der  in  dem  Vorliergeb enden 
dargelegten  Ansicht  bezüglich  der  Bedeutung  des  Wortes  Imuth 
ist  jedoch  auch  widersprochen  worden,  namentlich  durch  Con- 
r  i  n  g  '*^.    Ich  lasse  die  Ausführung  des  Letzteren  gekürzt  folgen,  wie 


^**)  Bei  der  Besprechung  des  von  Scaliger  als  Worte  des  Zosimos 
Mitgetheilten  bemerkt  Conring  (De  Hermetica  Aegyptiorum  vetere  et  Para- 
celsicorum  nova  medioina  [Heimcetadii  1C48],  p.  17;  p.  17  anch  in  der  Aus- 
gabe von  1669):  Operae  est  pretium  adferre  hoc  loco  ipsa  ejus  verba,  qua- 
lia  notis  ad  Graeca  £u6ebiana  inseruit  Josephus  Scaliger,  ex  Panodoro  ut  ali- 
cabi  innuit,  aut  quod  mihi  verosimilius,  ex  Georgio  Syncello  desumpta.  („Pano- 
dorus,  ein  ägyptischer  Mönch,  verfertigte  im  5.  Seculo  eine  Chronologie,  die 
er  aus  fiusebio  nahm,  welchen  er  mit  grossem  Verstände  verbesserte*';  Jo- 
ch er 's  Compendiöses  Gelehrten-Lexicon  [Leipzig  1733],  II.  Theil,  S.  484.)  Als 
ein  fragmentum  e  Zosimo,  petitum  ex  Syncello  betrachtete  das  von  Scaliger 
Mitgetheilte  auch  Fabricius  (Bibliotheca  graeca.  Vol.  XII  [Hamburgi  1724], 
p.  755). 

H5J  De  oriu  et  progressu  chemiae  [Hafniae  1668],  p.  12.  Wo  er  bespricht, 
wie  Zosimos  libro  Id-^ovd-  (sie)  inscripto  die  oben  erwähnte  Sage  gebe,  leitet 
er  das  von  Scaliger  Mitgetheilte  mit  den  Worten  ein:  Verba  Zosimi,  quae 
juxta  mecum  in  manuscriptis  bibliothecae  regiae  Parisinae  exstantia  legit,  ad- 
eoque  in  notis  ad  Eusebii  Chronica  jam  ante  expressit  Scaliger,  ita  habent. 

1*6)  Variae  lectiones  [Altenburgi  1640],  p.  380. 

1*7)  De  Hermetica  Aegyptiorum  vetere  et  Paracelsicorum  nova  medicina 
[Helmestadii  1648],  p.  16  sqq.  (p.  16  sqq.  auch  in  der  zweiten  Ausgabe 
von  1669). 


Zosimos.  195 

er  sie  bei  der  Besprechung  bat/dass  bei  den  älteren  Schriftstellern 
nicht  Hermes  als  der  Urheber  der  Chemie  genannt  werde:  Exstat 
inter  eos  qui  circumferuntur  hodie  Hermetis  nomine  libellus  Mi- 
nerva  mundi  cognominatus,  ex  Stobaeo  descriptus,  frugis  Aegyp- 
tiacae  veteris  sane  plenus.  Ibi  cmn  fuisset  ab  Iside  traditum  ani- 
mas  hominum  aliter  sese  atque  aliter  habere  pro  locorum  positione 
unde  in  corpora  mittun tur,  atque  hinc  aliquas  regias  esse  quod  e 
regia  zona  deciderint,  easque  vel  animabus,  vel  corporibus,  vel  ar- 
tibus,  vel  scientiis  praeesse,  idque  jam  tum  apparere,  additur:  hinc 
animarum  et  corporum  ducem  esse  Osirim,  consilii  Hermetem  Tris- 
megistum,  medicinae  Asclepium  Vulcani,  virium  et  roboris  iterum 
Osirim,  philosophiae  Arnabascanem ,  noiritixijg  öh  tov  '^öxki^XLOV 
tov  7fioi5diyff.  Aber  TtOLtirix^g  bedeute  hier:  der  Chemie.  Et  vero 
propterea  quod  ille  Imuthes  filius  aut  ipsa  Imutli  multum  promo- 
verit  artem,  verisimile  fit  Zosimum  Panopolitam  libros  suos,  quos 
de  hac  arte  ad  Theosebiam  viginti  quatuor  conscripsit,  '/jitov^  ap- 

pellasse. Neque   vero  temere  probabitur    quod  J.   Scaliger 

eumque  secuti  alii  referunt,  artem  ipsam  Xrniiuv  ab  Aegyptiis 
IfLov^"  fuisse  nuncupatam.  Folgt,  was  Zosimos  bezüglich  der  oben 
erwähnten  Sage  angiebt,  und  dass  er  nicht  dem  Hermes  sondei*n 
gefallenen  Engeln  den  Ursprung  der  chemischen  Kunst  zuschreibe; 
et  vero  tantum  abest  hunc  velle  ad  Hermetem  ab  angelis  artem 
illam  devenisse,  ut  clare  pronunciet  primo  omnium  muliebre  genus 
illam  edoctum  ab  amasiis  suis  impuris  daemonibus.  Forte  in  fabula 
fuit  ad  'l^oyd",  mulierem,  illius  generis  sive  unicam  sive  principem, 
artem  illam  devenisse :  eaque  de  causa  operi  suo  Ifiovd'  nomen 
Zosimus  praescripsit.  —  Das  durch  Scaliger  zur  Geltung  Ge- 
brachte hat  noch  des  Stephanus  Thesaurus  graecae  linguae  in 
der  neuen  Bearbeitung  ^*^)  in  erster  Linie  als  das  für  die  Bedeutung 
des  Wortes  Imuth  Massgebende;  ausserdem  aber  auch  eine  andere 
Deutung  dieses  Wortes,  welche  als  die  richtigere  zu  betrachten 
ist:  'fyov&.  Titulum  hunc  scripto  cuidam  suo  praefixerat  Zosimus 
Panopolites,  cujus  liber  9  commemoratur  in  Syncelli  Chron.  p.  13. 


"8)  Stephan!  Thesaurus  graecae  linguae,  ed.  Hase  et  Dindorf,  Vol.  IV 
[Parisiis  1841],  p.  602.  —  Du  Gange 's  Glossarium  mediae  et  infimae  graeci- 
tatis  hat  das  Wort  nicht. 

18* 


19G  Zoflimos. 

V.  Fabricii  Bibl.  gr.  V.  Xu,  p.  755,  ubi  observat,  Reinesium  in  Varr. 
Lectt.  p.  385  (muss  380  heissen)  conjicere,  'ifiovd-  Aegyptiaca  lingua 
chemiam  notasse.  In  aliquo  Herrn.  Trismegisti  libro,  qui  inscri- 
ptus  circumferebatur  Koqti  xotffiov,  ap.  Stob.  Ecl.  phys.  p.  117 
(Vol.  I,  p.  932  ed.  Heer.)  Aesculapius  dicitur  6  'y^öxkrjmos  6  'Ifiov- 
d-f^g  6navoQy  xai  ^Hq)ul0TOV  ßovkatg.  Alii  habent  Ilävog  xal  'Hqxu- 
0Toßovkrig  (Add.  ib.  p.  1092 :  'O  'j^öxlrimog  'Ifioyd-rig.)  De  quo  1. 
aliquid  notavi  in  Panth.  Aeg.  5,  6,  §  2  et  5.  Jablonsk.  Opusc. 
Vol.  I,  p.  94.  —  Mit  dem  zuletzt  Stehenden  übereinstimmend,  aber 
der  namentlich  auf  Grund  des  von  Georgios  Synkellos  und 
J.  J.  Scaliger  Angegebenen  zur  Geltung  gekommenen  Ansicht, 
dass  Zosimos  eines  seiner  Werke,  und  zwar  eins  mit  chemischem 
Inhalt,  Imuth  benannt  resp.  die  Chemie  selbst  Imuth  genannt  habe, 
widersprechend,  ist  auch  eine  Bemerkung  von  J.  L.  Ideler^*^). 
Nachdem  Dieser  an  das  von  Synkellos  Gesagte  und  an  des  Rei- 
nesius  Behauptung,  'fyovd^  habe  Chemie  bedeutet,  erinnert,  be- 
merkt er:  ^Aber  die  Worte  des  Suidas:  Zciöinog,  'Ake^avSgevg 
(pikoöofpogy  ;i;i/ftfvrixa  ay^a^Bv  ^  können  hierfür  nicht  den  Beweis 
liefern.  Im  Gegentheil  erhellt  aus  der  Vergleichung  einer  Stelle 
des  Stobaeus  (Eclog.  phys.,  p.  117),  wo  es  heisst:  6  ^AöTikriniog^ 
6  'fyovd'figy  Uocvog  xal  ^H(pai6toßovkrig,  über  die  man  Jablonski, 
Pantheon  Aegyptiorum  V,  6,  2.  5,  Vol.  HI,  p.  192  sq.,  p.  196  ver- 
gleichen kann,  dass  Imuthes  ein  Beiname  des  ägyptischen  Aesculap 
war*'.  Von  Conring's  Deutung  sagt  Ideler  Nichts.  —  Dass  aber 
die  in  Ideler's  Bemerkung  gegebene  Auslegimg  des  Wortes 
Imuth  d.  h.  des  Namens  Imuthes  die  richtige  sei,  belehrt  mich  eine 
Mittheilung  von  Dr.  August  Eisenlohr,  welcher  ausser  auf 
Lauth  (Manetho  und  der  Turiner  Königspapyrus,  p.  144),  in 
Betreff,  dass  Imuthes  dem  Asclepios  als  Beinamen  gegeben  war, 
namentlich  auf  Parthey's  Vocabularium  coptico-latinum,  Append. 
IV,  p.  560  verweist,  bezüglich  dessen,  wie  der  Name  hierogly- 
phisch heisst  und  wörtlich  übersetzt:  der  Friedensbringer,  der 
Helfer  bedeutet,  auf  Lepsius'  Denkmäler  Abth.  IV,  15  d,  und  be- 


**8)  In  einer  Anmerkungr  zu  A.  v.  Humboldt's  Kritischen  üntersachungen 
über  die  historische  Entwiokelung*  der  geographischen  Kenntnisse  von  der 
neuen  Welt ,  Bd.  I  [Berlin  1836],  S.  513  f. 


ZosimoB.  197 

züglich  dessen,  dass  Imuthes  auch  als  Personenname  vorkommt 
und  sich  in  einer  demotischen  Urkunde  und  aus  ihr  griechisch 
wiedergegeben  findet,  auf  Brugsch's  demotische  Grammatik 
p.  45  und  Brugsch's  demotische  Urkunden  Taf.  X. 

Mit  der  oben  (S.  180  ff.)  besprochenen  Schrift  jcsqI  uQSt^g  u.  s.w. 
manchmal  verwechselt  ^^^) ,  aber  von  ihr  verschieden  ist  Zoölfiov 
tov  %aiov  nsQl  aQBtrig  xal  igiir^veiag.  Ein  Aufeatz  unter  diesem 
Titel  wird  von  Borrichius**^)  bei  der  Aufzählung  der  Schriften 
des  Z  OS  im  OS  genannt,  welche  er  auf  der  Pariser  Bibliothek  durch- 
gegangen habe.  Ein  Aufsatz  unter  demselben  Titel  und  mit  dem 
Anfang:  Kai  Idoif  ficj^ibg  (piukoeiSovg war  in  der  von  Fa- 
hr icius  benutzten  Abschrift  einer  Pariser  Handschrift  enthal- 
ten **2).  Dieselbe  Schrift  weist,  als  in  einpr  Handschrift  der  Pari- 
ser kaiserl.  Bibliothek  enthalten,  der  Katalog  derselben  nach;  der 
Titel  derselben  wird  hier^^^)  durch:  Zosimus,  de  virtute  et  inter- 
pretatione  liber,  in  quo  de  rebus  chimicis,  gegeben.  Was  das  Vor- 
kommen dieses  Aufsatzes  in  den,  auf  anderen  Bibliotheken  befind- 
lichen handschriftlichen  Sammlungen  griechischer  alchemistischer 
Schriften  betrifft,  so  ist  mir  ein  solches  noch  für  die  Florentiner 
Handschrift^^*)  bekannt.  Commentare  ungenannter  Verfasser  zu 
diesem  Aufsatz  finden  sich  in  mehreren  solchen  Sammlungen  der 
genannten  Pariser  Bibliothek  ^^'^). 


ISO)  Vgl.  S.  181,  Anmerk.  89. 

^^1)  Herinetis,  Aegyptiorum  et  chemicorum  sapientia [Uafniae  1674], 

p.  49;  als  Divini  Zosimi  librum  de  virtute  et  interpretatione  nennt  diesen 
Aufsatz  Borrichius  in  Conspectus  scriptorum  chemicorum  celebriorum 
(Mangeti  Bibliotheca  chemica  curiosa,  T.  I,  p.  39). 

162)  Fabricii  Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  763. 

15*)  Catalogus  codicum  manuscriptorum  bibliothecae  regiae,  T.  II  [Pari- 
8Ü8  1740],  p.  484  und  Lenglet  du  Fresnoy's  Histoire  de  la  philosophie 
hermetique  [ä  la  Haye,  1742],  T.  in,  p.  16  (Cod.  2327). 

1**)  Catalogus  codicum  graecorum  bibliothecae  Laurentianae ,   au- 

ctore  A.  M.  Bandinio,  T.  III  [Floren tiae  1770],  p.  363.  Es  werden  hier 
noch  einige  Worte  (ÜQo^ntt&E^ag  xul  fi€^€^/4ijye£as )  als  dem  von  Fabri- 
cius  angegebenen  Anfang  vorhergehend  mitgetheilt. 

^'^)  In  Cod.  2252:    Anonymi  commentarius  in  librum  Zosimi  Panopolitae 

de  virtute   et  interpretatione   (Catalogus ,  T.  II,   p.  471;  Lenglet   du 

Fresnoy ,  T.  III,  p.  12);   in  Cod.  2329;    Anonymi  philosophi  animad^ 


1 98  Zosimos. 

Das  Vorhergehende  erschöpft  die  Uebersicht  über  die  Schrif- 
ten des  Zosimos  noch  nicht.  Scheint  es  doch  fast,  als  ob  des 
Olympiodoros  Commentar  (slg  t6  xar'  ivigyeiav  Zdölfiov  oöa 
ano  'EQfiov  xotl  t<ov  <ptko06g)av  rjöav  algrifiiva)  si^h  wesentlich  auf 
eine  Schrift  des  Zosimos  beziehe,  für  welche  die  Identität  mit 
einer  der  im  Vorhergehenden  aufgezählten  Schriften  nicht  nach- 
gewiesen ist  (ich  komme  auf  jenen  Commentar  des  Olympiodo- 
ros wohl  später  zurück).  Werden  doch  noch  einzelne  Fragmente 
aus  Zosimos  als  vorkommend  angeführt,  von  welchen  jetzt  in 
keiner  Weise  ermittelt  ist,  ob  sie  zu,  uns  auch  vollständiger  erhal- 
tenen Schriften  gehören  oder  ob  sie  uns  im  XJebrigen  verlorenen 
angehören.  Was  ist  z.  B.  Fragmehtum  Stc  rivog  nakaiov  Zcoöi(Aov, 
dessen  Borrichius  ^^^)  und  (unter  Angabe  des  Anfangs:  ylaße  ma 

xiödaQa  iv  ayyetp  /3aA(Dv  oötQaxivm  svQvxdQG} und  mit  der 

Bemerkung,  dass  noch  £iniges  ix  rijs  (iBydkrjg  rexvrig  väv  nakatciv 
beigefugt  sei)  Fabricius^^^)  gedenken,  das  auch  in  der  Florenti- 
ner Handschrift  ^*®)  vorkommt,  und  welches  auch  sonst  noch  Er- 
wähnung findet  1*^^)?  Was  ist  das  für  ein  Fragment,  welches  Fa- 
bricius  *®^)  gleichfalls  in  der  ihm  zugekommenen  Abschrift  einer 


yerfliones  in  Zosimi  Panopolitae  vel  Thebani  libram  de  viriute  et  interpre- 
tatione (Cataloguß ,T.II,p.484;  Lenglet  du  Fresnoy ,  T. III, p.  17). 

^'^^  H^rmeÜB,  Aegyptiorum  et  cheinicoram  sapientia [Hafiiiae  1674], 

p.  49. 

167)  Bibliotheca  graeca.  Vol.  Xn  [Hamburgi  1724],  p.  762. 

1^)  Mit  demselben  Anfang.  Die  Ueberschrift  ist  hier  (in  Bandini's 
Anm.  154  angeführtem  Katalog,  T.  III,  p.  356):  Toi)To  /uiy  (Gt&y  (x  uvog  na- 
Xaioü  Z(oa£fioVf  to  <f«  hsQÖy  htiy  ix  tfjg  fisydXtjg  tix^Hi  tö>*'  7r«A«*(öi',  xal 
doxlfAacov  avxb  oVtfog. 

169^  Dieses  Fragment  findet  sich  anch  in  der  Pariser  Handschrift  2249, 
aus  welcher  Höfer  (Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  294  8.) 
desselben  gedenket,  es  wie  es  scheint,  aber  dann  irrthümlich,  als  mit  einem 
vorhergehenden  Aufsatz  des  Kosmas  zusammengehörig  betrachtend.  Mit 
ihm  ist  wohl  identisch  der  Aufsatz  in  der  Pariser  Handschrift  Nr.  2327,  wel- 
chen Catalogus  codicum  manuscriptorum  bibliothecae  regiae,  T.  II  [Parisiis 
1740],  p.  484  (auch  in  Lenglet  du  Fresnoy's  Histoire  de  la  philosophie 
hermetique  [ä  la  Haye,  1742],  T.  IH,  p.  16)  unter  der  Angabe:  Excerpta  ex 
Zosimo  scriptore  antiquo,  ubi  de  rebus  chimicis,  auffuhrt.    Ebenso  hat  diesen 

Aufsatz  betitelt  Montfaucon  (Bibliotheca [vgl.  S.  178,  Anm.  72],  T.  II, 

p.  740)  in  der  Inhaltsangabe  für  die  bei  ihm  mit  Nr.  3178  bezeichnete  Hand- 
schrift der  Pariser  Bibliothek. 

160)  Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  770. 


^osimoB.  199 

Pariser  Handschrift  fand  und  bezüglich  dessen  er  die  Angabe  hat: 
ZcDötfiov  rov  riavonokkov ;  incipit:  ovolag  ixakeöav  6  ^ri(i6xQirog 
xa  6'  öfh^axu'i  Woher  stammen  diese  Fragmente  oder  Excerpte? 
bezüglich  aller  dieser  Fragen  kann  ich  keine  Antwort  geben. 

Einzelne  aus  Zosimos'  Werken  excerpirte  Capitel  scheint 
mir  eine  Schrift  zu  enthalten,  welche,  allerdings  gewöhnlich,  mei- 
ner Ansidht  nach  doch  mindestens  bestreitbar,  als  ein  selbststän- 
diges Schriftstück  betrachtet  wird;  ich  meine  das  an  einen  Theo- 
doros  gerichtete  Schriftstück.  Eine  Erwähnung  eines  solchen 
Schriftstücks  habe  ich  bei  den  früheren,  die  Werke  des  Zosimos 
aufzählenden  Litterarhistorikem:  bei  Reinesius  und  bei  Borri- 
chius  nicht  gefunden;  aber  ein  solches  kommt  in  den  handschrift- 
lichen Sammlungen  griechischer  alchemistischer  Aufsätze  doch 
häufig  vor.  So  in  der  dm'ch  Lambeck  beschriebenen  Handschrift 
der  Wiener  Bibliothek,  worin  nach  des  Ersteren  Angabe  *^^)  Zo- 
simi  capita  chymica  ad  Theodorum,  quorum  titulus  et  principium: 
Zmöi^ov  TCQog  Seodagov  xstpakaia,  IIsqI  rov  izriöioVy  tovtiötiv 
ix  rov  Ttavtog  övviötafievov  cog  irtjölov  kld'ov  —  — .  Unter  dem- 
selben Titel  wird  von  Fabricius  ^^2)  als  in  einer  ihm  zugekomme- 
nen Abschrift  einer  Pariser  Handschrift  enthalten  ein  Aufsatz  ge- 
nannt, doch  ohne  Angabe  der  Anfangsworte;  ebenso  in  dem  Ka- 
talog der  kaiserl.  Bibliothek  zu  Paris  als  in  einer  dort  befindlichen 
Handschrift  vorkommend  ^^^) ,  und  in  der  Aufzählung  der  in  der 
Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift  enthaltenen  Aufeätze  ^^*).  Un- 
ter demselben  Titel  xmd  bis  auf  Unwesentliches  mit  demselben 
Anfang,  wie  ihn  Lambeck  angegeben,  haben  diesen  Au&atz  auch 


1^1)  Commentariorum  de  biblioiheca  caes.  vindobonensi  L.  VI.,  ed.  EoUarii 
[Vindobonae  1780],  p.  405. 

162)  Bibliotheca  graeca.  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  766. 

163)  Cod.  2262:  Zosimi  capita  ad  Theodoram  (Catalogus  codicum  manu- 
ßcriptorum  bibliothecae  regiae,  T.  II  [Parisüs  1740],  p.  471;  Lenglet  du 
Freenoy'ß  Histoire  de  la  philosophie  hermetique  [ä  la  Hayo,  1742],  T.  III, 
p.  12).  Derselbe  Aufsatz  steht  wohl  auch  in  der  Pariaer  Handschrift  2249; 
vgl.  S.  200,  Anmerk.  169. 

16*)  Fr.  Jacobs  undF.  A.  Ukert's  Beiträge  zur  altern  Litteratur  0.  Merk- 
würdigkeiten der  herzogl.  Bibliothek  zu  Gotha,  Bd.  I,  Hft.  2  [Leipzig  1836], 
S.  218:     ZtiicCfjiov  n^og  SeödtoQoy  xe^xiXma. 


200  Zosimos. 

Handschriften  der  Bibliotheken  zu  Venedig  ^^^),  des  Escurials  i««) 
und  zu  München  lö').  —  Von  Schmieder  i^®)  ist  unter  den  Schrif- 
ten des  Zosimos  auch  „Ein  Brief  an  Theodor os  über  chemische 
Gegenstände,  von  welchem  zwei  Handschriften  in  der  Pariser,  und 
eine  in  der  Wiener  Bibliothek  vorkommen,"  angeführt.  Höfer  ***ö) 
äussert  sich  über  dieses  Schriftstück,  welches  auch  er  als  von  Zo- 
simos an  einen  Theodoros  gerichtet  betrachtet,  nicht  bei  der 


1**)  Graeca  D.  Marci  bibliotheca  codicum  manu  scriptorom [Vene- 

tüs  1740],  p.  140;  Morellii  Bibliotheca  manuscripta  graeca  et  latina,  T.I  [Bas- 
sani  1802],  p.  177.  Dieser  Titel  findet  sich  zwar  nicht  in  dem  alten  Inhalts- 
YerzeichnisB  dieser  Sammlung  genannt,  wie  es,  nach  d'Orville's  Abschrift 
desselben,  Bernard  im  Anbang  zu  seiner  Ausgabe  des  Palladios  von  den 
Fiebern  [Leyden  1745],  p.  114  sqq.  abdrucken  Hess;  aber  nach  Morelli  (a.  e. 
a.  0.,  p.  172)  beruht  dies  auf  einem  Irrthum  und  sind  in  diesem  Inhalts-Yer- 
zeichniss  allerdings  auch  ZwcC/nov  nqog  BeödtoQoy  xefpäXa^a  u  (fünfzehn  Ca- 
pitel  dos  Zosimos  an  den  Theodoros)  aufgeführt  (vgl.  unten  Anmerk.  166). 
—  Ueber  eine  Zusammenstellung  einzelper  Capitel  des  Zosimos  mit  solchen 
einiger  anderer  alchemistischer  Schriftsteller,  welche  in  der  Venetianer  Hand- 
schrift und  einer  der  Escurial- Bibliothek  vorkommt,  vgl.  oben  S.  42  f.,  An- 
merk. 11. 

166J  In  der  mit  der  Venetianer  Handschrift  vielfach  übereinstimmenden 
Handschrift  des  Escurial  sind  nach  Miller' s  Angabe  (Catalogue  des  manu- 
scrits  grecs  de  la  bibliotheque  de  TEscurial  [Paris  1848],  p.  418)  auch  ent- 
halten: Zosime  ä  Theodore,  vingt-cinq  chapitres.  Diese  Capitelzahl  stinintt 
nicht  zu  der  nach  Morelli  (vgl.  Anmerk.  165)  in  dem  alten  Inhalts- Ver- 
zeichniss  einer  Sammlung  alchemistischer  Aufsätze,  das  in  der  Venetianer 
Handschrift  erhalten  ist,  angegebenen;  sie  Hesse  aber,  zusammen  mit  dem 
von  Lambeck  a.  Anm.  161  a.  0.  Berichteten,  wonach  der  ganze  Aufsatz  in  der 
Wiener  Handschrift  3  bis  4  Folioseiten  einzunehmen  scheint,  schliessen,  dass 
die  einzelnen  Capitel  ziemlich  kurz  gehalten  sein  mögen.  —  Chapitres  addres- 
ses  par  Zosime  ä  Theodore  kommen  nach  Miller's  Angabe  (a.  e.  a.  0.,  p.  149) 
noch  in  einer  anderen  Handschrift  der  Bibliothek  des  Escurial  vor;  doch  fin- 
det sich  bezüglich  derselben  bei  ihm  Nichts  Weiteres  mitgetheilt. 

^^^)  Catalogus  codicum  manuscriptorum  graecorum  bibliothecae  regiae 
bavaricae,  auctore  J.  Hardt,  T.  II  [Monachii  1806],  p.  26. 

i68)  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  70. 

169)  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  293.  Höfer  be- 
zieht sich  bezüglich  des  von  ihm  über  diese  Schrift  Mitgetheilten  auf  Cod. 
2249  der  kaiserl.  Bibliothek  zu  Paris.    Als  in  dieser   enthalten  giebt  sie   der 

ältere  Handschriften-Katalog  dieser  Bibliothek  (Catalogus ,  T.  II  [Parisiis 

1740],  p.  470)  nicht  an,  wohl  aber  als  in  Cod.  2252  stehend  (vgl.  Anmerk.  163). 
Aber  als  darin  enthalten  nannte  sie  Hof  er  schon  in  der  ersten  Ausgabe 
seiner  Histoire  de  la  chimie,  T.  I  [Paris  1842],  p.  278,  wo  er  ein  Inhalts- 
verzeichnisB  für  die  Pariser  Handschrift  2249  gab. 


Zosimos.  201 

■ 

Besprechung  des  Adressanten  sondern  bei  der  des  Adressaten ,  in 
einem  eigenen  Paragraphen  unter  der  Uebersehrift:  Theodore; 
er  hält  die  Yermuthung  für  zulässig,  dieser  Theodoros  sei  der 
Papst  dieses  Namens  im  7ten  Jahrhundert  gewesen,  und  Zosi- 
mos dana  in  die  erste  Hälfte  dieses  Jahrhunderts  zu  setzen  ^^®). 
Ich  sehe  indess  keinen  Grund  für  die  Annahme,  jene  Schrift,  die 
doch  wohl  der  Alexandrinischen  Schule  angehört,  sei  an  diesen 
Papst  gerichtet  gewesen,  für  welchen  mir  wenigstens  schlechter- 
dings keine  Beziehung  zur  Alchemie  bekannt  ist.  Der  Name 
Theodor  kommt  bekanntlich  schon  früher,  und  ziemlich  häufig 
vor,  und,  aber  nicht  als  jeni^m  Papst  zugehörig,  im  Zusammenhang 
mit  alchemistischer  Beschäftigung  und  alchemistischer  Litteratur 
mindestens  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  7ten  Jahrhunderts  *'l). 
Aber  ein  besonderes  Interesse  hat  dieser  Name  hier  dadurch,  dass 
ein  Theodoros  der  gewesen  zu  sein  scheint,  welcher  eine  grössere 
Anzahl   alchemistischer  Schriften  zu  einer  Sammlung  vereinigte, 


^'^^)  Ich  mu88  Höfer'8  Worte  hierher  setzen:  Les  alchimistes  dediaient 
BOuvent  leurs  ecrits  ä  des  rois  ou  a  des  papes  qai  aimaient  et  pratiquaient 
l'art  spagirique.  C'est  ainsi  qua  Zosime  a  adresse  divers  ehapitres  (xsifi'diua) 
ä  Theodore.  Or,  quel  est  ce  personnage?  Si  c'est  le  papc  qui  succeda,  en 
642,  au  pape  Jean  IV,  et  mourut  en  649,  il  faudra  placer  Zosime  dans  la  pre- 
miere  moitie  du  7«  siecle. 

1"^^)  Ich  will  in  Beziehung  hierauf  das  Folgende  mittheilen,  namentlich 
da  es  für  eine  relativ  Irühe  Zeit  auf  ein  Bekanntsein  mit  alchemistischen  Be- 
strebungen auch  ausserhalb  der  eigentlich  gelehrten  Kreise  hindeutet.  —  Von 
Stephan  OS  von  Alexandria  sind  uns  Ile^l  xQvcononag  nQd^eig  iyyicc  (Ar- 
tis  auri  conficiendi  actiones  novem  hat  des  Pizimenti  Uebersetzung,  welche 
zusammen  mit  der  des  Democrit  u.  a.  1573  zu  Padua  erschien;  vgl.  S.  110) 
erhalten;  an  dem  Ende  der  zweiten  von  diesen  neun  Abhandlungen  (Physici 
et  medici  graeci  minores;  ed.  J.  L.  Ideler;  Vol.  II  [Berolini  1842],  p.  208; 
in  des  Pizimenti  Uebersetzung  f.  30  r^)  findet  sich  eine  (7n<noXij  nQog  Ssö- 
diOQoy,  ziemlich  undeutlichen  aber  unzweifelhaft  alchemistischen  Inhalts;  und 
in  diesem  Brief  an  einen  Theodoros  wird  sich  wieder  auf  einen  Theodo  - 
ros  berufen:  oUxtog  notel  6  /LKcyiCTQtaybg  OeödwQog  xal  'läxcjßog  6  xaßidüQiog 
dtdaaxaXet  (sie  facit  Magistrianus  Theodorus ,  et  Jacobus  Cabidarius  praece- 
ptores,  übersetzte  Pizimenti).  Nach  Du  Gange  (Glossarium  ad  scriptores 
mediae  et  infimae  graecitatis  [Lugduni  1688])  ist  fiaytatQ^at^ög  so  viel  wie 
Agens  in  rebus  oder  Officialis  magistri  officiorum,  wohl  ungefähr  ein  niederer 
Kanzlei-Beamter,  und  xttßiduQtog  ist  so  viel  wie  lapidarius,  wohl  ein  Graveur 
in  Stein.  Darüber,  wer  der  Theodoros  gewesen  sei,  an  welchen  dieses 
Schreiben  gerichtet  war,  will  ich  hier  keine  Yermuthung  aussprechen. 


202  Zosimos. 

die  uns  allerdings  nicht  mehr  ganz  in  der  ursprünglichen  Form  erhal- 
ten  ist^  aber  doch ,  mannichfaltig  durch  Auslassungen  und  Zusätze 
und  Umstellung  verändert,  mindestens  für  mehrere  der  Sammlun- 
gen die  Grundlage  abgegeben  hat,  welche  jetzt  noch  in  Hand- 
schriften vorliegen  und  mir  wohl  noch  einen  Gegenstand  besonde- 
rer Besprechung  abgeben  i?').  Und  da  liegt  nun  die  Vermuthung 
nahe,  die  Schrift»  um  welche  es  sich  uns  jetzt  handelt,  möge  Aus- 
züge aus  den  Werken  des  Zosimos  (und  auch  Anderer?)  enthal- 
ten*^^) und  von  dem,  welcher  sie  excerpirte,  an  den  Sammler 
Theodor  OS  gerichtet  worden  sein. 

Ich  habe  noch  einige  Schriften  zu  nennen,  welche  manchmal 
als  dem  Zosimos  angehörig,  manchmal  als  solche,  deren  Verfas- 
ser unbekannt  sei,  angeführt  werden.  —  Dahin  gehört  die  Schrift 
über  Bierbereitung.  Als  das  Werk  eines  Ungenannten  wird  ein 
Aufsatz  stegl  ^vd'cjv  itotqöeag  von  Reinesius"*)  besprochen,  wel- 
cher denselben  wohl  in  der  von   ihm  studirten  und  beurtheilten 


^7^)  Ich  beschränke  mich  desshalb  hier  auf  die  Bemerkung,  dass  dazu, 
einen  Theodor  ob  als  Veranstalter  einer  solchen  Sammlung  zu  betrachten, 
Grund  abgiebt  ein  als  Von^ort  zu  einer  derartigen  Sammlang  dienendes  Ge- 
dicht, welches  in  einer  aus  dem  Uten  oder  12 ten  Jahrhundert  stammenden 
Yenetianer  Handschrift  (es  ist  daraus  nach  d'Orville's  Abschrift  im  An- 
hange zu  Bernard 's  Ausgabe  des  Palladios  Schrift  von  den  Fiebern  [Ley- 
den  1745],  p.  149  sq.  abgedruckt)  und  in  einer  damit  ziemlich  übereinstimmenden 
Handschrift  der  Bibliothek  des  Escorial  (Catalogue  des  manuscrits  grecs  de 
la  bibliotheque  de  FEscurial,  par  E.  Miller  [Paris  1848],  p.  146)  uns  erhal- 
ten ist. 

i73j  Letzteres  gehtauch  aus  dem  von  Höfer  a.  Anm.  169  a.  0.,  p.  293  Ange- 
gebenen hervor:  Ces  x€g)aXaia  sont  de  simples  extraits  ou  des  analyses  d'ouvrages 
sur  r^rt  sacre.  L'un  de  ces  ouvrages  avait  pour  titre  Sur  la  transmutation  des 
quatre  eliments  (ne^l  tfjg  t&y  reaadQtiiy  croi'X^Cioy  elg  iavuc  fueTreßoXTJg).  On 
y  lit  entre  autres  que  i,tous  les  produits  de  transformation  de  la  terre  et  de 
Teau  ne  sont  pas  de  feu,  et  qu*il  y  en  a  aussi  qui  se  dcgagent  sans  flamme". 
£n  efifet  la  flamme  n'est  qu'un  gaz  inoandescent  et  tous  les  gas  ne  sont  pas 
inflammables.    On  connaissait  donc  les  gaz  longtemps  avant  Van-Helmont. 

174)  Yariae  lectiones  [Altenburgi  1640],  p.  483:  Fragmento  neQt  C^uy 
noiTJaewg  docet  scriptor  anonymus  ineditus  in  volumine  chemicorum  grae- 
corum  manuscr.  e  molito  hordeo,  addito  fermento  fieri  panes;  eos  elg  xXovßoy, 

i.  e.    in  ahenum conjectos   adfusa  aqua  parum  coqui,   sinetamen  ebulli- 

tione;  tum  colari  liquorem,  bene  contectum  incalescere  et  separata  faeculen- 
tia  fleri  potabilem. 


Zosimos.  203 

Altenburger  o.  Qothaer  Handschrift  gefunden  bat.  Auf  >¥elchen 
Grund  hin  Grüner,  welcher  diesen  Aufsatz  veröffentlicht,  in's  La- 
teinische übersetzt  und  ausfuhrlich  commentirt  hat  i^^) ,  denselben 
als  von  Zosimos  herrührend  betrachtet,  kann  ich  aus  dieser  sei- 
ner Veröffentlichung  nicht  ersehen.  Dieser  Aufsatz  gehört  aber 
zu  den  in  den  Sammlungen  der  Werke  griechischer  alchemistischer 
Schriftsteller  nur  sehr  selten  vorkommenden  *'®).  —  Als  dem  Zo- 
simos zugehörig  wird  bei  Grüner  ^7^)  auch  Etwas  unter  dem 
schwierig  zu  deutenden  Titel  Uraxti^g  nolr^öis  angeführt,  was  in 
des  Reinesius  und  des  Borrichius  Aufzählung  der  Schriften  des 
Zosimos  überhaupt  nicht  genannt  wird,  sonst  noch  einmal  ohne 
Angabe  des  Verfassers  vorkommt  i^®).  —  Von  Borrichius  unter 
den  Schriften  des  Zosimos  nicht  genannt  ist  eine  sehr  undeut- 
liche Anleitung  zur  Bereitung  von  Glasflüssen,  Uotfiöig  XQvötaX- 
UoVj  quae  Zosimo  tribuitur,  wie  Reinesius  i^»)  sagt,  und  auch 
von  Grüner,  welcher  ^®^)  sie  aus  der  Altenburger  •  o.  Gothaer 
Handschrift*^^)  veröffentlicht  und  commentirt  hat,  geradezu  dem 


i7<^)  Zosimi  Fanopolitani  de  zythoram  confectione  fragmeDtum  nunc  pri- 
mam  graece  ac  latine  ed.  C.  6.  Grnner  [Solisbaci  1814].  Den  Inhalt  dieses 
Buches  scheint  6  ran  er  schon  vorher  durch  einzelne  Jenenser  Promotions- 
Prograihme  veröifentlicht  zu  haben,  von  welchen  mir  jetzt  nur  einige  vor- 
liegen. Dass  er  den  hier  dem  Zosimos  zugeschriebenen  Aufsatz  derselben 
handschriftlichen  Sammlung  alchemistischer  Schriften  entnommen,  welche 
Reinesius  studirt  hatte,  geht  aus  dem  von  ihm  a.  e.  a.  0.,  p.  9  Bemerkten 
hervor.  Aus  derselben  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift  war  der  grie« 
chische  Text  dieses  Aufsatzes  über  Bierbereitung,  nach  einer  von  Schlaeger 
genommenen  Abschrift,  auch  veröffentlicht  in  P.  £.  Jablonskü  Opuscula,  ed. 
J.  G.  te  Water,  T.  I  [Lugduni  Batavorum  1804],  p.78  8q.  (was  hier  als  Conjec- 
toren  Schlaeger's  gegeben  ist,  sind  die  Randbemerkungen  Reinesius'  in 
jener  Handschrift).  ' 

i7*J)  Vielleicht  ist  er  auch  in  der  Münchener  Handschrift  enthalten;  vgl. 
Anmerk.  178. 

"7)  A.  Anm.  175  a.  0.,  p.90.  Vgl.  auch  S.  184,  Anm.  105  Grüner 's  Angabe, 
dass  Zosimos  geschrieben  habe  noiijff^y  XQvazaXXitoy  xal  axäxTrfg,  xat  daßiatov. 

178)  Als  in  der  Münchener  Handschrift  enthalten  wird  (Catalogus  codicum 
manuscriptorum  graecorum  bibliothecae  regiae  bavaricae,  auctore  J.  Hardt, 
T.  H  [Monachii  1806],  p.  25)  angegeben:  lleQi  ^v&&y  non^aeiog.  ataxtijg 
no(rjfHg, 

"»)  Variae  lectiones  [Altenburgi  1640],  p.  663. 

180)  In  der  Anmerk.  175  genannten  Schrift,  p.  22  sqq. 

181)  wie  wiederum  aus  der  Bezugnahme  auf  Conjecturen  von  Reinesius 
hervorgeht. 


204  Zosimos. 

Zosimos  zugeschrieben  wird.  Ohne  Nennung  des  Verfassers  fin- 
det sich  dieser  Aufsatz  in  einer  Pariser  Handschrift  i^^)  und  in 
einer  Handschrift  der  Bibliotheca  Laurentiana  zu  Florenz  i^^),  auch, 
wie  es  scheint,  in  einer  Handschrift  der  Ambrosianischen  Biblio- 
thek zu  Mailand ^8*);  unter  Nennung  des  Zosimos  als  Verfassers 
in  einer  Handschrift  der  kaiserl.  Bibliothek  zu  Paris  ^®^);  hinter 
Schriftendes  Zosimos,  aber  ohne  Angabe  Desselben  als  Verfassers, 
in  einer  Handschrift  einer  Bibliothek  zu  Montpellier  i^^).  —  Einen 


182)  Hof  er  in  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  296  b.: 
Le  manuBcrit  2249  (fol.  8 — 5)  renferine,   sous  le  voile  de  l'anonyme,  les  trois 

ecrits  suivants,  qui  ont  pour  titre: II.  Sur  la  fabrication  da  cristal  {ncQl 

XQvauiXXov  noirjcsmg),  Probablement  de  Zosime.  On  n'y  remarque  aucune 
notioD  pratique.  L'auteur  anonyme  fait  entrer  dans  le  melange,  dont  la  fu- 
sion  doit  donner  le  verre,  des  oeufs  (le  blanc  et  le  jaane),  de  l'eau  de  nitre 
(M(OQ  Wt^ov),  du  sang  de  poules  noires,  de  l'huile  d'olive,  des  coquilles 
d'huitres  etc.  Einzelnes  ist  wohl,  nach  dem  von  Grüner  gegebenen  Texte, 
anders  zu  deuten,  aber  darüber  bleibt  nach  der  vorhergehenden  Angabe  Hö- 
fer's  kein  Zweifel,  dass  der  von  ihm  besprochene  Aufsatz  derselbe  ist  wie 
der  von  Grüner  veröffentlichte.  Ich  muss  noch  bemerken,  dass  für  das 
Manuscript  Nr.  2249  der  jetzt  kaiserlichen  Bibliothek  zu  Paris  der  ältere  Kata- 
log (Catalogus  codicum  manuscriptorum  bibliothecae  regiae,  T.  II  [Parisiis 
1740],  p.  470;  auch  Lenglet  du  Fresnoy's  Histoire  de  la  philosophie  her- 
metique  [a  la  Haye,  1742],  T.  III,  p.  9)  diese  von  Höfer  als  darin  enthalten 
angegebenen  anonymen  Aufsätze  nicht  nennt. 

^^^)  Catalogus  codicum  graecorum  bibliothecae  Laurentianae ,  auctore 

A.  M.  Bandinio,  T.  III  [Florentiae  1770],  p.  350;  JTe^i  xQvczüXXoty  noirjaeMg, 
Der  Anfang:  Jnßiav  q>u  öaa  S^iXfig  xtci  anonXvytotf  im  Wesentlichen  wie  in 
dem  von  Grüner  veröffentlichten  Aufsatz.  Bandini  betrachtet  diesen  Auf- 
satz als  vielleicht  dem  Zosimos  zukommend. 

^^)  Als  in  ihr  enthalten  wird  (Montfaucon's  Palaeographia  graeca 
[Parisiis  1708],  p.  373 sqq.;  Montfaucon's  Bibliotheca  bibliothecarum  manu- 
scriptorum nova  [Parisiis  1739],  p.  1200)  angegeben:  Christiani,  Labyrinthus 
Salomonis,  de  temperando  ferro,  conßciendo  crystallo,  et  de  aliis  naturae  ar- 
canis. 

1®^)  Catalogus  codicum  manuscriptorum  bibliothecae  regiae,  T.  U  [Pari- 
siis 1740],  p.  484,  auch  Lenglet  du  Fresnoy's  Histoire  de  la  philosophie 
hermetique  [ä  la  Haye,  1742],  T.  III,  p.  16:  Zosimus,  de  sulphuris  et  chry- 
stallorum    conficiendorum    ratione    (Cod.   2327).     Montfaucon    (Bibliotheca 

bibliothecarum ,  p.  740)  hat  füi:  die  bei  ihm   als  Cod.  3178  bezeichnete 

Handschrift  den  Titel  desselben  Aufsatzes  nach  Du  Cange's  Katalog:  de  sul- 
phure  et  de  crystalli  confectione.  Auch  in  der  Pariser  Handschrift  2249  fin- 
det sich  nach  Hof  er  (Histoire  de  la  cliimie,  1.  ed.,  T.  I  [Paris  1812],  p.  278) 
ein  Aufsatz  de  la  fabrication  du  cristal,  par  Zosime. 

186)  Montfaucon's  Bibliotheca  bibliothecarum ,  p.  1200:  De  con- 
fectione crystallorum. 


Zosimos.  205 

Aufsatz,  welcher  Batpfj  öfiagaydov  betitelt  ist,  schreibt  Salma- 
sius^®^)  dem  Zosimos  zu;  in  ihm  werden  ot  6o(pol  räv  'l6(ucrilV' 
täv  genannt  und  kommen  arabische  Kunstausdrücke  vor,  was  An- 
lass  gegeben  hat,  die  Abfassung  desselben  in  eine  spätere  Zeit  zu 
setzen,  als  die  gewöhnlich  und  auch  von  mir  für  den  Zosimos 
angenommene  ist  (vgl.  S.  168);  über  einen  solchen  Aufsatz  finde  ich 
aber  in  meinen  Notizen,  soweit  sie  Schriften  des  Zosimos  betref- 
fen, sonst  Nichts  ^8®).  —  Eine  kurze  Vorschrift  zum  Waschen  oder 
Reinigen  der  Cadmia,  überschrieben  KaS^ilag  nXvöiSy  welche  (wohl 
auch  aus  der  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift)  Grüner  i*«) 
als  von  Zosimos  herrührend  veröffentlicht  hat,  ist  mir  auch  nicht 
als  sonst  noch  vorkommend  bekannt  geworden  ^^®).  —  Auf  welchen 
Grund  hin  von  Reinesius^^^)  noch  eine  Anzahl  anderer  Schriften, 


187)  Plinianae  exercitationes  in  Solini  polyhistora,  T.  II,  p.  1098.  Danach, 
wie  Morhof  (Polyhistor  literarius.  Pars  I  [Lubecae  1695],  p.  107)  dieses  Auf- 
satzes erwähnt,  wäre  derselbe  ein  Capitel  einer  Schrift  neql  no^rjcetog  x^XxoÜ 
^rey^oi},  und  eine  solche  Ueberschrift  wird  wiederum  als  die  eines  Capitels 
der  Schrift:  B(tg)ij  toö  na^ä  lliQacag  i^evQtjfAiyov  ;[r«Axoi}  genannt;  vgl.  S.  215 
(Anmerk.  213),  wo  letztere  Schrift  besprochen  wird. 

18®)  Denn  es  ist  ungewiss,  ob  der  von  Reine sius  (Variae  lectiones  [Alten- 
burgi  1640],  p.  381)  unter  den  Schriften  des  Zosimos  genannte  Aufsatz  ncQi 
ßaipjg  der  oben  erwähnte  sei.  Dass  bezüglich  des  letzteren  noch  einige  Confu- 
sion  herrscht,  geht  aus  der  vorstehenden  Anmerkung  hervor.  Ein  Aufsatz  ncQi 
ßag/fli  a/na^uydioy  findet  sich,  zusammen  mit  mehreren  anderen  Aufsätzen, 
deren  Verfasser  nicht  genannt  sind,   in   einer  Florentiner  Handschrift  (Cata- 

logus  codicum  graecorum  bibliothecae  Laurentianae ,  auctoro  A.  M.  Ban- 

dinio,  T.  III  [Florentiae  1770],  p.  356).  Aufisätze  mit  ähnlichen  Titeln  kommen 
auch  sonst  noch  vor  (vgl.  Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  XII,  p.  762).  —  Bemerkt 
mag  hier  noch  werden,  dass  bei  anderen,  der  Alexandrinischen  Schule  noch 
zuzurechnenden  alchem istischen  Schriftstellern  sich  die  (übrigens  bereits  den 
Alten  bekannt  gewesene)  Nachbildung  des  Smaragdes  durch  Färbung  des  Gla- 
ses mittelst  Kupferoxyd  findet;  so  bei  Olympiodoros  (Höfer's  Histoire  de 
la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  274). 

'öö)  Zosimi  de  zythorum  confectione  fragmentum ed.  Grüner  [Solis- 

baci  1814],  p.  26.  Dieser  Aufsatz  ist,  ohne  Angabe  des  Verfassers,  in  dieser 
Handschrift  enthalten;  vgl.  Jacobs  u.  Ukert's  in  Anmerk.  164  oitirte Schrift, 
Bd.  I,  Hft.  2,  S.  218. 

'•0)  Von  diesem  Aufsatz  verschieden  scheint  der:  noCtiaig  ix  rovUag 
überschriebene  zu  sein,  dessen  oben  S.  176,  Anmerk.  53  u.  59  als  in  mehreren 
Handschriften  vorkommend  gedacht  wurde. 

i»i)  Variae  lectiones  [Altenburgi  1640],  p.  380 sq.:  Praeter  libros  ad  Theo- 

sebiam  sororem  et  calliergiam,  ejusdem  Zosimi  liber ne^i  noaötriTog  nv- 

Qogj   neQi  noi'qcecjg  ^^Xxoö  ^ay&oOj  ne^l  Xevxuaeotg  ^uqyuqiX&y  xi^^y,  —  — 


206  2i08imo8. 

als  im  Vorhergehenden  besprochen  oder  gelegentlich  angeführt 
wurden,  dem  Zosimos  zugeschrieben  werden:  dies  zu  beurtheilen 
fehlen  mir  meistens  die  Anhaltspunkte ;  aber  wahrscheinlich  ist  es 
mir,  dass  hier  zusammengestellt  ist,  was,  ohne  Beweis  dafür  dass 
es  erhalten  sei  oder  wirklich  von  Zosimos  herrühre,  Reinesius 
mit  dem  Namen  des  Zosimos  irgendwie  verknüpft  vorgefunden 
hat;  Einzelnes  scheint  mir  anderswohin  zu  gehören,  und  vielleicht 
sind  auch  einzelne  Capitel  grösserer  Schriften  hier  als  selbststän- 
dige Aufsätze  genannt.  Das  Gleiche  gilt  fiir  die  von  Grüner^®*) 
gegebene  Aufzählung  der  Schriften  des  Zosimos,  unter  welchen 
auch  eine  Ttegl  qxozäv,  die  mir  auch  sonst  noch  einmal  vorgekom- 
men ist^^^).  Und  ich  will  auch  nicht  beurtheilen,  welche  Wahr- 
scheinlichkeit Höfer's  Vermuthung  "*)  zukomme,  ein  in  einer 
Handschrift  der  kaiserl.  Bibliothek  zu  Paris  *^^)  ohne  Nennung  des 


negl  ontt)c6ti}gy  ne^i  ^ayS-tbcstog ,  ßfßXog  tCüy  xXetdöiyf  x^^QÖx/nfita  et  alia  ejoB- 
modi  artem  chemicam  illustrantia  hypomneroata  circumfenintar.  Ich  habe 
die  in  der  Yorausgegangenen  bibliographischen  Uebersicht  schon  citirten  Ti- 
tel weggelassen.  Dass  des  Zosimos  ßlßXog  xXeid&y  an  einer  Stelle  der  Alten- 
barger  o.  Gothacr  Handschrift  citirt  werde,  lehrt  des  Reinesius  de  chemico- 
mm  graecorum  codice  Oothano  Judicium  in  Fabricii  Bibliotheca  graeca.  Vol. 
XII  [Hamburgi  1724],  p.  760. 

192)  Zosimi  de  zythorum  confectione  fragmentum  [Solisbaci  1814],  p.  8. 
In,  der  Altenborger  o.  Gothaer  Handschnft  ist,  ohne  Nennung  des  Verfassers 
und  zerstückt,  enthalten  ein  Aufisatz  negi  noaotritog  fp6yttay  (Jacobs  u.Ukert's 
in  Anmerk.  164  citirte  Schrift,  Bd.  I,  Hft.  2,  S.  218).  —  A.  e.  a.  0.  wird  von 
Grüner  u.  a.  angegeben,  dass  Zosimos  auch  geschrieben  habe  nsql  cTa&' 
fi&y  et  71€qI  aTa&iLioö^ayd'üMTetog,  ne^l  xavasiog  Cütfiatioy ,  tjbqI  adifjiitxog  fiayyr}- 

aiag  x«i  olxoyofiCag^ tibqI  onirjaeütg^  negi  no^rjaetog  ;|f«>lxon  ^ayd^oi}j  ßafpYiy 

ToÖ  ntt^u  UfQaaig  i^evQtnniyov  ;|f«>txoi'  y^aifeiffay  ano  dqijg  4*tX{nnov  (ich  komme 

auf  diese  Schrift  noch  zurück),  ßccq^tjy  toP  ly&ixov  aidrJQov  (gleichfalls), 

ne^l  Xevxoaaefag  ^aqyaQirtay  xi^^ä>y. 

19S)  A.ls  in  einer  Handschrift  einer  Bibliothek  in  Montpellier  enthalten 
wird  (Montfaucon's  Bibliotheca  bibliothecarura  manuscriptorum  nova  [Pari- 
siis 1739],  p.  1200),  als  hinter  einer  Schrift  des  Zosimos  stehend,  angegeben: 
de  luminibus.  Aber  hinter  einer  Schrift  des  Agathodaemon,  und  ohne  dass 
sich  entscheiden  Hesse  ob  sie  demselben  Verfasser  zugehören,  finden  sich  in  einer 
Florentiner  Handschrift  (Bandini's  in  Anmerk.  183  citirter  Katalog,  T.  III, 
p.  355)  zwei  Aufsätze:  ^E^utjyefa  ne^l  ndyttay  änkisig  xal  ne^l  t&y  qmxfay  und 
*R^fjitiysia  7i€Qi  t&y  gxbttoy.   Darüber,  was  r«  ^pdir«  seien,  vgl.  S.  227,  Anm.  26. 

!»*)  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  296. 

1«)  Cod.  2249  (wohl  auch  in   Cod.  2252  derselben  Bibliothek;   vgl.  Cata- 

loffM ,T. II,  p.471  und  Lenglet  du  Fresnoy  a.a.O.,  T.III,  p.  12,  Nr.9 

laltMDgabe  fQr  diese  Handschrift).    Auch  bezüglich  dieses  Aufsatzes  ist 


ZosimoB.  207 


Verfassers  sich  findender  Aufsatz:  nagaLviöBi^g  övötartxal  täv  iy- 
XeiQovvTov  T^v  TBxvrjv^  dessen  Inhalt  Höfer  hier  bespricht,  könne 
Zosimos  zum  Verfasser  haben. 


Mit  dem,  was  man  als  uns  von  Zosimos  erhalten  betrachtet, 
stehen  einige  chemische  Schriftstücke  in  Zusammenhang,  deren 
Inhalt  von  einem  Philippos  herrühren  soll;  bald  wird  Philippos, 
bald  Zosimos  als  Verfasser  derselben  genannt.  „Philippos", 
sagt  Schmieder  >»6),  „von  Side  in  Pamphilien,  lebte  zu  Anfang 
des  5.  Jahrhunderts  und  war  Synkellos  des  Patriarchen  zu  Kon- 
stantinopel. Er  hat  zwei  Abhandlungen  alchemistischen  Inhalts  ge- 
schrieben, deren  eine  von  der  Tinctur  des  persischen  Kupfers,  die 
andere  von  der  Tinctur  des  indischen  Eisens  handelt.  Diese  Ueber- 
schriften  lassen  etwas  Interessantes  erwarten,  und  doch  haben  wir 
keinen  Abdruck.  Die  Handschrift  wird  in  der  kaiserlichen  Biblio- 
thek zu  Wien  aufbewahrt."  —  Diese  s.  g.  Abhandlungen  ^^')  hatte 
indessen  Joh.  Qottl.  Schneider  i^®)  schon  1801  nach  einer  Copie 


das  oben  in  Anmerk.  182  am  Ende  derselben  Gesagte  zu  bemerken.  —  Mit 
dieser  Schrift  identisch  ist  ein  ebenso  betitelter  Aufsatz  in  einer  Handschrift  der 
Bibliothek  des  Escurials  (Miller's  S.  202,  Anm.  172  citirter  Katalog,  p.  147); 
nach  Miller  findet  sich  derselbe  Aufsatz,  mit  dem  Anfang  UaQEyyv&fitu  toCvvy 

vfjuy auch  in  der  Pariser  Handschrift  2327.   Ferner  der  ebenso  betitelte 

und  beginnende  Aufsatz  in  einer  Florentiner  Handschrift,  welchen  Bandini 
(Catalogus  codicum  graccorura  bibliothecae  Laurentianae ,  T.  III  [Florentiae 
1770],  p.  350)  auch  als  vielleicht  dem  Zosimos  zukommend  betrachtet.  Den- 
selben, doch  mindestens  im  Anfang  um  ein  Stück  gekürzten  Aufsatz  scheint 
auch  Fabricius  in  der  ihm  zugekommenen  Abschrift  einer  Pariser  Hand- 
schrift vor  Augen  gehabt  zu  haben  (in  Biblioth.  gr.,  Vol.  XII,  p.  761,  Nr.  2 
werden  Uagatfiastg  von  ihm  erwähnt;  vgl.  auch  Bandiili  a.  e.  a.  0.). 

196)  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  68. 

^^"^  Schmieder  scheint  unter  „Tinctur"  die  Umwandlung  in  edles  Me- 
tall verstanden  zu  haben.  Bestimmt  hatte  diese  Ansicht  Lenglet  du  Fres- 
noy  (Histoire  de  la  philosophie  hermetique  [ä  la  Haye,  1742],  T.  I,  p.  461b.): 

Philippe ne  possedait  pas  la  science  hermetique  (alle  unedlen  Metalle  in 

edle  zu  verwandeln)  et  n'avait  que  la  teinture  du  fer  et  du  cuivre  en  or. 

1*8)  Eclogae  physicae,  Bd.  II  (Anmerkungen  und  Erläuterungen)  [Jena  u. 
Leipzig  1801],  S.  95. 


208  Zosimos. 

der  Wiener  Handschrift  herausgegeben,  über  den  Inhalt  allerdings 
nicht  so  günstig  urtheilend,  wie  es  Schmieder's  Erwartungen 
entspräche :  „die  Leser  werden  von  dem  Werthe  der  darin  ent- 
haltenen Kunststücke  urtheilen  können  und  hoffentlich,  so  wie  ich 
die  meinige,  ihre  Sehnsucht  nach  deren  Bekanntmachung  stillen'*. 
Die  Ba(pri  xov  naga  Uigöaig  iq)svQri^Bvov  xcckxovj  yQa(pBl6a  ano 
uQxris  ^Mjtnov,  wie  Schneider  den  Titel  hat,  ist  auch  von 
C.  G.  Grüner  ^®^)  mit  beigefügter  lateinischer  Uebersetzung  und 
einigem  Commentar  in  seiner  Ausgabe  der  dem  Zosimos  beige- 
legten Schrift  über  Bierbereitung,  und  zwar  als  von  Zosimos  ver- 
fasst^oo)^  veröffentlicht;  immerhin  gewährt  diese,  in  der  Haupt- 
sache doch  verständliche  Anweisung,  aus  Tutia  (^oyd^la)  ein  Prä- 
parat darzustellen,  welches  mit  Kupfer  zusammen  im  Schmelztie- 
gel unter  einer  Kohlendecke  stark  erhitzt  das  Metall  schön  färbe, 
bei  dem  gewiss  ihr  zukommenden  beträchtlichen  Alter  Interesse  *®*). 


1^*)  Zosimi  Panopolitani  de  zythorum  confectione  fragmentum  ed.  C.  G. 
Grüner  [Soliebaci  1814],  p.  17. 

^^^)  DasB  Grüner  diese  Schrift  als  von  Zosimos  verfasst  betrachtete, 
geht  auch  daraus  hervor,  wie  er  derselben  bei  Aufzählung  der  von  Zosimos 
herrührenden  Schriften  erwähnt  (vgl.  Anmerk.  192  auf  S.  206).  — Auch  Beck- 
mann betrachtet,  wahrscheinlich  auf  Salm asius'  Autorität  hin,  den  Zosi- 
mos als  den  Verfasser  dieser  Schrift;  er  erwähnt  (Geschichte  der  Erfindungen, 
Bd.  III  [Leipzig  1790],  S.  389)  des  Zosimos,  welcher  wahrscheinlich  im  5. 
Jahrhundert  gelebt  habe,  mit  der  Angabe:  „Zur  Färbung  des  Kupfers  giebt 
er  die  Vorschrift,  Cyprisches  Kupfer  zu  schmelzen  und  darauf  zerriebene  Tu- 
tia zu  streuen"  und  mit  der  Anmerkung:  ^das  Recept  hat  Salmasins 
S.  237  a  eingeruckt**.  Vorher  ist  Salmasius  de  homonymis  citirt.  Ich  kann 
des  Salmasius  Schrift  de  homonymis  hyles  iatricae .  de  manna  et  saccharo 
nicht  einsehen;  seine  Ezercitationes  Plinianae  in  Solinum  enthalten  (Pars  II 
[Parisiis  1629],  p.  1017  sqq.)  viel  auf  Manna  und  Zucker,  auch  auf  Cadmia  und 
Tutia  Bezügliches,  aber  nicht  jenes  Recept.  In  Beziehung  darauf,  dass  Sal- 
masius die  jetzt  in  Besprechung  stehenden  Vorschriften  dem  Zosimos  zu- 
geschrieben, vgl.  auch  S.  214,  Anmerk.  207. 

^^^)  Sie  ist  oft  übersehen  worden,  und  ihrem  wesentlichen  Inhalte  nach 
selbst  da,  wo  die  historischen  Angaben  bezüglich  der  Bereitung  des  Messinge 
eingehender  zusammengestellt  sind,  nicht  gehörig  berücksichtigt.  Auch  in 
J.  Percy's  Metallurgie,  übertragen  und  bearbeitet  von  F.  Knapp,  wo  Bd.  I 
[Braunschweig  1863],  S.  474  ff.  eine  solche  Zusammenstellung  gegeben  ist,  wird 
nur  in  Bezug  auf  den  gelbfärbenden  Zusatz  zum  Kupfer  kurz  angeführt,  dass 
derselbe  und  zwar  im  5ten  Jahrhundert  bei  Zosimos  unter  der  Bezeichnung 
Tutia  vorkomme.  —  Das  aus  Tutia  angefertigte  Präparat,  mittelst  dessen, 
durch  Zusammenschmelzen  mit  demselben,  das  Kupfer   gefärbt  werden    soll, 


Zosimos.  209 


Die  Anweisung  zur  Bearbeitung  des  indischen  Eisens  {Ba(pi]  xov 
^IvdLXov  öi^öi^Qov  yQaq>8töa  reo  ocvvä  xQOvp)  ist  mir,  wie  Schneider, 


wird  (Schneider  a.  a.  0^  p.95;  Grüner  a.  a.  0.,  p.  19)  ala  to  d$a  rfjg  ^ov- 
^(€tg  |i7^*ov  bezeichnet.    Ich  kann  hier  auf  Einzelnheiten  nicht  eingehen,   für 
welche  ich  immerhin  boflfe,  dass  sie,  wenn  auch  erst  in  später  Zeit,  noch  ein- 
mal Berücksichtigung  finden  werden;   hat   doch  die  hier  vorgelegte  Arbeit 
hauptsächlich  den  Zweck,  dazu  beizutragen,  dass  für  den  Aufbau  einer  besse- 
ren ErkenntnisB  vorerst  nur  der  Platz  etwas  geebnet  und  Bausteine  disponibel 
gemacht  werden.    Aber  bezüglich  des  Wortes  ^^loy  will  ich  doch  Einiges  hier 
zusammenstellen,  was  einem  künftigen  Bearbeiter  vielleicht  nützlich  istj  haupt- 
sächlich auch  desshalb,  weil  dabei   ein   nicht  selten  vorkommender  älterer 
alchemistischer  Aufsatz  (in  bibliographischer  Beziehung)  für  mich  seine  Erledi- 
gung findet.     7*6  l^^ior,   das   Streupulver,   steht  in   den  gewöhnlichen  grie- 
chischen Wörterbüchern,   und   es   gehört   nicht   unter  die  Wörter,  mit  wel- 
chen sich  Du  Ganges  Glossarium  mediae  et  infimae   graecitatis  zu   befassen 
hat.    Graeci  ^fiQoy  vel  ItiqUv  proprie  vocant  medicamentum  aridum,   et  quod 
in  pulverem  redigi  potest,   vel  vicem  pulveris  inspergi,  erklärte   Salmasius 
(Plinianae  exercitationes  in  Solini  polyhistora,  Pars  II  [Parisiis  1629],  p.  1022). 
SrJQ^oy  o.  ^ijQCoy  bedeutet  aber  bei  alchemistischen  Schriftstellern   namentlich 
ein  Präparat,  welches  bei  Arbeiten   zum   Zweck  der  Metall  Veredlung  zu  er- 
zielen ist,  und  selbst  das  was  dann  auch  als  Stein  der  Weisen,  Elixir,  Tinctur 
oder  Projectionspulver  bezeichnet  wird.    Eine  Erklärung  speciell  dieses  Wor- 
tes vermisst  man  allerdings  in  'den ,   in  Sammlungen   älterer  alchemistischer 
Aufsätze  oft  enthaltenen   Wörterbüchern.    Dasjenige,  welches  Bernard   im 
Anhange  zu  seiner  Ausgabe  der  Schrift  des  Palladios  von  den  Fiebern  [Ley- 
den  1745],  p.  120—148,  nach  d '  Cr ville's  Abschrift  desselben  aus  einer  Yene- 
tianer  Handschrift,  abdrucken  liess,  enthält  das  Wort  ^riQioy  nicht,  wohl  aber 
Br^HX^xT^oy  (sie;  Du  Gange  hat  ijXexTQoy)  die  wenig  belehrende  Erklärung: 
icTiy  TO  tiXetoy  lriq£oy.    Auch  die   in  vier  Handschriften   der   Pariser  Biblio- 
thek, über  welche  Ameilhon  in  dieser  Beziehung   Nachricht   gegeben   hat 
(Notices  et  extraits   des  manuscrits  de  la  biblioth^que  nationale  — .—  ,  T.  Y 
[ä  Paris,  an  VE],  p.  374  ss.),  sich  findenden  derartigen  Wörterbücher  scheinen 
eine  Erklärung   des  Wortes  Iriq^oy  nicht  zu  enthalten;  aber  in   zwei  Hand- 
schriften steht  die  Erklärung:    Utria^q  iati  Hipfjctg^  xal  ^dy&üxrtg  ^TQQ^g   (in  der 
einen  Handschrift;  in  der  anderen  zu  l^^a   corrigirt)   xal  ^eioy  (Ameilhon 
a.  e.  a.  0.,  p.  381;   das  Wörterbuch   der  eben  erwähnten  Yenetianer   Hand- 
schrift hat  diese  Erklärung  nicht).    Anknüpfend  daran ,  dass  bei  einem  ano- 
nymen christlichen  alchemistischen  Schriftsteller  besprochen  wird  i^  to0  /uiXa- 
yog  iri^iov  xataaxevrjy  bemerkt  Grüner  (a.  a.  0.,  p.  21):    Est  vero  id  xerion, 
varie,  sed  mystice  a  chemicis  descriptum,  sine  dubio  pulvis  quidam  tingens. 
Hieran  erinnernd  hat  Hof  er  (Histoire  de  la  chimie,  2.  6d.,   T.  I,  p.  268)  — 
allerdings  anscheinend  einem  älteren  alchemistischen  Wörterbuch  entnommen 
—  die  Erklärung:    Le  xerium^  ^ijQ^oy,  etait  une  poudre  (s^che)  de  projection. 
Ganz  bestimmt  in  der  Bedeutung  als  Stein  der  Weisen   hat  das  Wort  ^Qiof^ 
0.  iijQioy  der  um  die  Mitte  des    13ten  Jahrhunderts  lebende  Nikephoros 

Kopp,  Beitr.  ■.  Oetob.  d«  Ghem.  14 


210  Zosimos. 

^ziemlich  unverständlich".  —  üebrigens  ist  es  bestritten ,  dasa  die 
Ueberschrift  jener  Recepte  wirklieb  einen  Pbilippos  als  Den  an* 
gebe,  von  welchem  sie  herrühren ;  und  rühren  sie  auch  von  einem 


Blemmydes,    tod  welchem  eine    Abhandliuig    ite^l  /^rao/roitcr;    in    einer 
HAndschrift  der  kaiserl.  Bibliothek  zu  Parle  erhalten  ist;   Höfer  (Histoire  de 
la  chimie,  1.  ed.,  T.  I  [Paris  1842],  p.  343  8.;  2.  ed^  T.l  [Paris  1866],  p.  362  a.) 
hat  den  Inhalt  derselben   besprochen  und   einige   Stücke   aus  derselben  yer- 
öffenÜicht,  n.  a.  auch  das  worin  angegeben  wird,  dass  das  purpurfarbene  Pro- 
jectionspalyer  (rö  ^^Q^oy  o^vno^^iQioy)  in    kleiner  Menge  auf  geachmolzenet 
Silber  geworfen  eine  viel  grössere  Menge  desselben  zu  Gold  umwandele.     An 
das  Wort  ii]Qtoy  o.  lr,g{oy  erinnernd   kommt   nun    auch  in   alchemistiscben 
Schriften  das  Wort  xr^g^oy  o.  xr/^Coy  vor,  für  welches  man  in  den  griechischen 
Wörterbüchern  die  Bedeutangen:    Wachskuchen  o.  Wabe,  auch  eine  Art  von 
Ausschlag  angegeben  findet.    Aber  Nichts   bezüglich   einer  Bedeutung  dieses 
Wortes  in  chemischem  Sinne  hat  des  Stephanus  Thesaurus  graecae  linguae 
(in  der  Bearbeitung  von  Hase  und  Dindorf,  Yol.  IV  [Paris  1841],  p.  1525  sq.), 
und  yergeblich  consuUirt  man  auch  Du  Cange's  Glossarium  mediae  et  infi- 
mae  graecitatis.    Ich  habe  bereits  bei  der  Besprechung  des  Synesios  (S.  156, 
Anm.40)  erwähnt,  dass  bei  ihm  (Fabricii  Bibl.  gr..  Vol.  VIII  [Hamburgi  1717],  p. 
239)  xr^Qtoy  in  einer  ganz  an  h](}ioy  erinnernden  Bedeutung  vorkommt.   Das  oben 
erwähnte  Wörterbuch  der  Venetianer  Handschrift  (bei   Bernard   a.  o.  a.  0., 
p.  131)  hat  die  Erklärung:  Kr^gtoy  to  ateQeioy,  dal  xä  at€Q$u  aii)(juntt\  ebento, 
nur  axiqeoy  statt  ategt(oy,    haben  nach  Am  eilhon   (a.  o.  a.  0.,  p.  380)  diese 
Erklärung  zwei  Pariser  Handschriften,  während  zwei  andere  xvqioy  statt  xti- 
Qioy  haben;  cette  demiere  legon,  xr^Qioy,  sagt   Am  eil  hon,    est  preferable, 
parce  que  ce  mot  paroit  assez  frequemment  dans  les  autres  ouvragea  de  noa 
chimistes  grecs,  avec  Finterpretation  qu*on  lui  donne  ici,    und  er  giebt  den 
Sinn  der  Erklärung  lateinisch  wieder:    Favus  solidus,   ou  piatot  cera  solida, 
sunt  Corpora    solida.   —    Es   kommt  in  den    Sammlungen    griechischer    al- 
chemistischer  Schriften  ein  Aufsatz  vor,  dessen  Ueberschrift  zeigt,  dass  es  sich 
in  ihm  um  das  ^i^gtoy   als   Etwas  alchemistisch  Wichtiges  handelt.    In   der 
Wiener  Handschrift  sind   nach  Lambeck  ((3ommentariorum   de  bibliotheca 
caes.  vindobonensi  L.  VI.,  ed.  KoUarii  [Vindobonae  1780],  p.  409)   auch  ent- 
halten:   Anonymi  cujusdam    autoris   varia  secreta  chymica,   qaorum   princi- 
pium:     üegl  |)j^/ot;.     Tgslg    dvyüfue&g    etat    tov    dXfi&eatüTov  ^riglov    xai    tQBif 

iyigyeiat .    Derselbe  Aafsatz  findet  sich,   unter  gleichem  Titel  und    mit 

dem  nämlichen  Anfang,  auch  noch  in  andern  Handschriften;  so  z.  B.  in  der 
früher  der  Marcus-Bibliothek  zu  Venedig  zugehörigen  (Morellii  Bibliotheca 
manuscripta  graeca  et  latina,  T.  I  [Bassani  1802],  p.  177)  und  der  auf  der 
Bibliothek  zu  München  (Catalogus  codicum  manuscriptorum  graeoorum  biblio- 
thecae  regiae  bavaricae,  auctore  J.  Hardt,  T.  II  [Monachii  1806],  p.  25),  and 
wahrscheinlich  (mindestens  ein  Aufsatz  unter  demselben  Titel)  in  der  Alten- 
burger  o.  Gothaer  Handschrift  (Fr.  Jacobs  u.  F.  A.  Ukert's  Beiträge  zur 
altem  Litteratur  o.  Merkwürdigkeiten  der  herzogl.  Bibliothek  za  Gotha,  Bd.  I, 
Hft.  2  [Leipzig  1835],  8.  217). 


ZosJmoB.  211 

Pbilippos  her,  so  ist  keineswegs  in  auch  nur  etwas  sicherer 
Weise  dargethan,  dass  dieser  Philippos  gerade  der  Philippos 
Sidetes  gewesen  sei,  welcher  in  der  zweiten  Hälfte  des  4ten 
und  bis  in  das  zweite  Viertel  des  5ten  Jahrhunderts  lebte  202)^  und 


202)  Rührt  der  Inhalt  dieser  Recepte  von  einem  Philippos  her?  und 
dann:  war  dieser  Philippos  der  aus  Side  oder  ein  anderer?  Oder  kommt 
das  Wort  Philippos  in  den  üeberechriften  gar  nicht  als  Angabe  Dessen,  von 
welchem  der  Inhalt  stamme,  vor,  sondern  zur  Angabe  der  Zeit,  wann  die 
durch  diese  Recepte  gelehrten  Operationen  beschrieben  worden  waren?  Diese 
Fragen  sind  in  sehr  verschiedenem  Sinne  beantwortet  worden.  Lambeck, 
Lenglet  du  Fresnoy,  Schmieder  u.  A.  nehmen  einen  Philippos  als 
Den,  von  welchem  jene  Recepte  herrühren,   an.    Grüner  (a.  o.  a.  0.)   giebt 

die  üeberschrift: dno  aQfjg  ^tXCnnov  und  die   Uebersetzung:    Tinctura 

aeris  apud  Persas  inventi  descripta  ab  praestanti  Philippo.  Dass  dieser  Phi- 
lippos der  aus  Side  gewesen,  wurde  von  Lambeck  mehr  vermuthungsweise 
besprochen,  als  irgend  bewiesen  (Lambecii  Commentariorum  de  augustissima 
bibliotheca  caesarea  vindobonensi  Lib.  VI.,  ed.  Kollarii  [Yindob.  1780]  p.  406). 
Lenglet  du  Fresnoy  (Histoire  de  la  philosophie  hermetique  [k  la  Haye, 
1742],  T.  I,  p.  58  u.  461,  T.  III,  p.  21),  Schmieder  (a.  o.  a.  0.)  u.  A.  haben 
die  Identität  unbedingt  angenommen,  ohne  jeglichen  Versuch  eines  Nach- 
weises. Aber  auch  König  Philipp  von  Macedonien,  und  dann  auch  ein  der 
Sophien-Kirche  zu  Constantinopel  zugetheilter  Oberpriester  Philippos  aus 
Macedonien  sind  als  Verfasser  jener  Recepte  zur  Sprache  gekommen  (vgl. 
S.  215,  Anmerk.  213).  —  Andererseits  ist  behauptet,  Philippos  komme  in 
der  Üeberschrift  jener  Recepte  gar  nicht  als  Der  vor,  von  welchem,  sondern 
als  einer,  aus  dessen  Zeit  sie  herrühren.  Dass  Lambeck  sich  mit  seiner 
Vermuthung  geirrt  habe,  meinte  in  diesem  Sinne  noch  im  17ten  Jahrhundert 

Gotelier  (Cotelerii  Ecclesiae  graecae  monumenta ,  T.  III,  p.  598);   dato 

dgx^l^  *i*i^(nnov  bedeute:  schon  aus  der  Zeit  des  Philippos  (vgl.  KoUar  in 
seiner  Ausgabe  der  L  am  heck' sehen  Commentarien  a.  o.  a.  0.).  Dem  Cote- 
lerins  stimmte  beiFabricius(Bibl.  graeca,  Vol.  VI  [Hamburgi  1714],  p.  113); 
Lambeck  irre,  wenn  er  das  Fragment  de  tinctura  aeris  Perdci  und  ferri  In- 
dici  dem  Philippos  von  Side  zuschreibe:  verba  ߀tg)^  toö  naqä  Uiqaatq 
^BVQtifjiivov  /«Axoß  yQnq)BXaa  dno  dg/^^  ^tnXinnoVf  tincturam  jam  tempore 
principatus  regis  Macedonum  Philippi  descriptam  significant.  —  Dieser  Deu- 
tung ist  auch  zugestimmt  in  dem  Handschriften-Katalog  der  Turiner  Biblio- 
the"k  (vgl.  Anmerk.  206),  und  von  M  orelli  (vgl.  Anmerk.  205).  Hardt  äus- 
sert sich  (Gatalogus  codicum  manuscriptorum  graecorum  bibliothecae  regiae 
bavaricae,  T.  II  [Monachii  1806],  p.  25)  bezüglich  der  Vorschrift  zur  Tinctur 
des  persischen  Kupfers  (welche  übrigens  so  wenig  wie  die  für  die  Bearbeitung 
des  indischen  Eisens  in  der  Münchener  Handschrift  enthalten  zu  sein  scheint): 
Philippi  autem  esse  mihi  persuadere  non  possum  ex  eo :  dnb  aQX^^g  ^»tUnnov^ 
quae  interpretor,  regnante  Philippo,  idque  eo  magis,  quod  sequens  titulni  sit: 
ßa^^  toi>  iyd^xoi)  ai^i^Qov  y^aq^etaa  t^  avtt^  X9^^^y  tinctura  ferri  indioi  scri- 
pta eodem  tempore. 

14* 


212  Zosimos. 

andererseits  liegen  Gründe  vor,  die  Abfassung  dieser  Recepte,  in 
der  Form  in  welcher  uns  dieselben  erhalten  sind,  in  eine  beträcht- 
lich viel  spätere  Zeit,  als  die  des  Zosimos,  zu  setzen*®^). 

Es  bleibt  mir  noch  übrig,  nach  meinen  Notizen  zusammenzu- 
stellen, in  welchen  Handschriften  sich  diese  Becepte  finden.  Denn 
keineswegs  hat  sie,  wie  man  nach  Schmieder's  Angabe  zu  glau- 
ben geneigt  sein  konnte,  einzig  nur  eine  Wiener  Handschrift *<>*). 


^3)  let,  wenn  auch  der  Inhalt  dieser  Recepte  von  einem  Anderen  her- 
rührt, doch  die  Abfassung  derselben  in  der  Form,  in  welcher  sie  uns  vor- 
liegen, von  Zosimos?  Dass  dies  von  Mehreren  angenommen  wurde,  geht  ans 
dem  S.  206,  Anmerk.  200  Frinnerten  hervor;  bezüglich  des  Reinesins 
Widerspruch  vgl.  das  S.  214,  Anmerk.  207  Angeführte.  Auf  welchen  Grund  hin 
diese  Annahme  gemacht  wurde,  ist  mir  unbekannt.  In  keiner  Handschrift^ 
so  weit  mein  Wissen  reicht,  wird  in  den  Ueberschriften  dieser  Recepte  des 
Zosimos  Name  genannt;  in  den  Katalogen  wird  wohl  auch  ausdrücklich 
angegeben,  dass  ihr  Verfasser  nicht  angegeben  sei.  Sie  kommen  allerdings 
in  den  Sammlungen  auch  hinter  Schriften  des  Zosimos  vor,  aber  keineswegs 
immer  und,  so  viel  zu  ersehen,  in  keinerlei  Verband  mit  ihnen.  —  Aber  in 
der  Vorschrift  zur  Bearbeitung  des  indischen  Eisens  und  in  der  zur  Färbung 
des  persischen  Kupfers  kommen  arabische  Kunstausdrücke  vor,  was  die  Ab- 
stammung dieser  Vorschriften,  oder  der  Form  in  welcher  sie  uns  erhalten 
sind,  auß  einer  Zeit ,  in  welcher  die  Araber  unseres  Wissens  sich  noch  gar 
nicht  mit  solchen  Gegenständen  besonders  beschäftigten,  mindestens  sehr  an- 
gewiss sein  lässt.  So  wird  z.  B.  in  der  ersteren  Vorschrift  (nach  dem  Abdruck 
bei  Schneider)  vorgeschrieben  ein  gewisses  Gewicht  toi>  Xeyofiiyov  £UAdy 
iy  aQaßoig^  und  auch  ßiXiXsy;  in  der  zweiten  (nach  dem  Abdruck  bei  Schnei- 
der und  bei  Grüner)  findet  sich  Erwähnung  toö  Xeyo/niyov  yatrjg>  iy  d^- 
ßotg.  (Vgl.  auch  unten  Anmerk.  218.)  Reinesius  (de  chemicorum  graecorum 
codice  Gothano  Judicium;  in  Fabricii  Bibl.  gr..  Vol.  XII,  p.  752)  wollte  nach 
dem  Vorkommen  solcher  Worte,  welche  dem  Persischen  und  Arabischen  ent- 
lehnt seien ,  in  griechischen  Schriften  die  Abfassung  der  letzteren  nicht  vor 
die  Zeit  setzen,  in  welcher  die  Griechen  ihnen  abhanden  gekommenes  Wissen 
von  den  Persern  und  Arabern  wieder  erlangt  hätten;  derartige  Schriften 
seien  nach  dem  Jahre  900  etwa  verfasst.  Morhof's  (Polyhistor  literarius, 
Pars  I  [Lubecac  1695],  p.  107)  Widerspruch:  man  könne  doch  nicht  wissen, 
ob  nicht  die  Griechen  schon  früher  solche  Kunstausdrücke  gekannt  hätten 
u.  s.  w.,  ist  schwächlich;  des  Reinesius  Zeitangabe  übrigens  auch  etwas 
willkürlich.  —  Die  Erklärung  einiger  solcher  arabischer  Kunstwörter,  welche 
er  übrigens  etwas  anders  gelesen  {iXtUy^  ßeXtXiy)^  hat  Salmasius  versucht 
(Plinianae  exercitationes  in  Solini  polyhistora.  Pars  II  [Parisiis  1629],  p.  1823  sq.); 
über  yati^q>  vgl.  Grüner  a.  a.  0.,  p. 20. 

^  Darin  nach  L am  heck  (Commentariorum  de  bibliotheca  caes.  vindo- 
bonensi  L.  VI.,  ed.  Kollarii  [Vindobonae  1780],  p.  406):    Philippi   ciigiisdaiii 


Zosimos.  213 

« 

Sie  sind  auch  enthalten  in  der  aus  dem  Uten  oder  12ten  Jahr- 
hundert  stammenden  Handschrift,  welche  die  Marcus  -  Bibliothek 
zu  Venedig  besass**^^),  in  einer  Handschrift  der  Bibliothek  zu 
Turin  206)  und  in  der  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift,  aus  wel- 
cher  Grüner    das    eine   veröffentlicht    hat'o?).     Zweifelhaft  und 


tinctura  aeris  Persici,  et  tinctura  ferri  Indici.    Prima  harum   duarum  ^ctu- 
ranim  inscribitur  atque  incipit  his  verbis:     Bttq>r]   toß   nngä   üi^cmg  t^sv^ri- 

fjiiyov  x^XxoD  ygag^titfa  ano  dg^f}^  *PtXCnnov.    Jaßüiy ,     secunda  aatem: 

Ba(prj  toö  ^lydtxoi}  <ri&riQOVf    yQ(eg>6Tffa  zq)    avt^   XQÖytt}.     y^teßmy    atdijQov    änd- 

Xov .    Schneider  hat  a.  o.  a.  0.  die  Ueberschriften  ebenso,  nur  in  der 

ersten  t^vQfifiiyov  statt  i^evQijfjiyov, 

805J  In  der  Inhaltsangabe  einer  älteren  Sammlung  alohemistiscber  Auf- 
sätze, welche  entere  zusammen  mit  den  meisten  der  letzteren  in  die  Yene- 
tianer  Handschrift  übergegangen  ist,  sind  (im  Anhange  zu  Bernard's  Aus- 
gabe der  Schrift  desPalladios  von  den  Fiebern  [Leyden  1745],  p.  116),  hinter 
mehreren  Schriften  des  Zosimos,  doch  ohne  Angabe  dass  der  Letztere  auch 
Verfasser  der  folgenden  sei,  auch  aufgeführt  Bic^r}  rjtoi  fiezaßoXri  nvgoxdXxov 
jfQog  dtTTQoxtiXxoy  und  Bag)^  xal  noltiü^q  toi>  "ly^ixov  <n6riqov.  Dass  diese 
Aufsatze  die  oben  besprochenen  Recepte  seien,  geht  mir  aus  des  Morelli 
Aussage  hervor,  nach  welchem  (Bibliotheca  manuscripta  graeca  et  latina,  T.  I 
[Bassani  1602],  p.  176)  in  dieser  Handschrift  auch  enthalten  sind  capita  duo, 
alterum  de  tinctura  aeris  apud  Persas,  jam  a  tempore  domiuationis  Philippi, 
alterum  de  tinctura  ferri  Indici ;  nt  apud  Lambecium  Lib.  VI,  p.  406  nov.  ed. 
(In  dieser  Handschrift  sind  ausserdem  auch  enthalten  Modi  quatuor  tingendi 
ferrum,  quorum  primus  apud  Indos  inventus,  ab  iis  ad  Persas,  deinde  ad 
Graecos  transiit,  wie  Morelli  a.  e.  a.  0.,  p.  176  angiebt.)  —  Die  mit  dieser 
Venetianer  Handschrift  sonst  ziemlich  übereinstimmende  Handschrift  der 
Bibliothek  des  Escurial  hat  (wie  aus  Mille r's  Catalogue  des  manuscrits  grecs 
de  la  bibliotheque  de  PEscurial  [Paris  1848],  p.  4188.  hervorgeht)  diese  Auf- 
sätze nicht,  sondern  bietet  gegen  das  Ende  hin  eine  Lücke,  welche  u.  a.  auch 
diese  (übrigens  in  der  auch  hier  erhaltenen  Angabe  des  ursprünglichen  Inhalts 
der  älteren  Sammlung  gleichfalls  verzeichneten)  Aufsätze  umfasst. 

^^  Codices  manuscnpti  bibliothecae  regii  Taurinensis  athenaei,  T.  I  [Tau- 
rini  1749],  p.  178.  Hiemach  ist  in  dieser  Handschrift  auch  enthalten:  Batpr} 
Toö  nuqä  JlfQCcetg  t^evQtjiiiyov  Xf'Xxoi>  yQUifBiaa  dnb  aQ^ti?  ^^Xinnov  tof)  Maxe- 
doyag  olog  6  iy  talg  nvXaig  tijg  ayCag  2o(fU(g.  Color  aeris  apud  Persas  in- 
venti  descriptus  sub  imperio  Philippi  Macedonis,  qualis  in  portis  sanctae  So* 
phiae.  Proxime  sequi tur  ßctg)ri  toD  *Iy&^xoD  aidtjQov  ygatpsTcn  ttp  «rrw  X9^*^^' 
Color  Indici  ferri  descriptus  eodem  tempore. 

307)  A.  o.  (Anmerk.  199)  a.  0.  Er  hat  die  üeberschrifl  des  Receptes  zur 
Färbung  des  Kupfers  ganz  so,  wie  sie  Lambeck  aus  der  Wiener  Hand- 
schrift angegeben  hat»  nur  an 6  dQfjg  ^^XCnnov  statt  dno  d^x^g  4>iX(nnov,  Der 
von  Grüner  gegebene  Text  der  Vorschrift  zur  Färbung  des  Kupfers  hat 
doch,  dem  von  Schneider  aus  der  Wiener  Handschrift  veröffentlichten 
gegenüber,  zahlreiche  Varianten.    Als   Haupttitel  beider   Vorschriften   scheibt 


214  Zosimos. 

theilweise  unwahrscheinlich  ist  es  mir,  ob  das  eine  dieser  Reoepte 
enthalten  sei  in  einer  Handschrift  einer  Bibliothek  zu  Montpel- 
lier'^O  oder  in  einer  Handschrift  der  Bodleyanischen  Bibliothek 
EU  Oxford  5<>ö).  Keines  dieser  Recepte  sollte  man,  nach  Höfer's 
ausdrücklicher  Angabe  2^®),  in  den  Handschriften  der  jetzt  kaiser- 
lichen Bibliothek  zu  Paris  zu  finden  erwarten;  und  wirklich  war 
aucMceines  enthalten  in  der  dem  Fabricius  zugekommenen  Ab- 
schrift   einer    Pariser   Handschrift*").     Aber   schon    Montfau- 


übrigens  die  Altenburger  o.  Gothaer  HandBcbrift  zu  haben:  JTc^i  ßrtg>ftg  atdi^ 
Qov\  vgl.  Jacobs  u.  Ukerfs  Beiträge  zur  altern  Litteratnr  o.  Merkwördig* 
keiten  der Bibliothek  zu  Gotha,  Bd.  I,  Hft.  2  [Leipzig  1835],  S.  217.  Wo- 
mit das,  anch  in  anderer  Beziehung  beachtenswerthe,  übereinstimmt,  was  des 
Reinesius  de  chemicorum  graecorum  codice  Gothano  Judicium  (in  Fabricii 
Bibliotheoa  graeca,  Vol.  Xu  ["Hamburgi  1724],  p.  752)  —  nach  vorgängiger 
Besprechung,  dass  in  diesen  Vorschriften  arabische  Kunstai^sdrücke  vor- 
kommen —  bemerkt:  quod  si  observasset  Salmasius,  caput  ne^l  non^aetag  j^aX- 
X0&  iat^&of>,  quod  in  praesenti  codice  ms.  f.  112  b  sub  titulo  ßag)ij  ro0  7r<f»- 
xoü  ctd'^Qov  legitur,  non  adscripsisset  Zosimo,  ne  dicam,  quod  in  ipso  capite 
Zosimus  nominatim  allegetur.  Beide  Vorschriften  hat  Salmasius  dem  Zosi- 
mos zugeschrieben  in  Plinianae  exercitationes  in  Solini  polyhistora,  Pars  II 
[Parisiis  1629],  p.  1323  sq.;  Zosimos  wird  citirt  in  der  Vorschrift  zur  Bear- 
beitung des  indischen  Eisens,  auch  wie  diese  Schneider  veröffentlicht  hat 
(Edogae  pbysicae,  Bd.  II,  S.  97). 

208)  Als  in  einer  solchen  enthalten  wird  von  Montfaucon  (Bibliotheoa 
bibliothecarum  manuscriptorum  nova  [Parisiis  1739],  p.  1200)  angeführt,  nach 
vorhergehender  Erwähnung  eines  Aufsatzes  von  einem  Araber  Salmana: 
Tinctura  ferri  Indici  eodem  auctore. 

^^)  Darin  nach  Coxe  (Catalogi  codicum  manuscriptorum  bibliothecae 
Bodleianae  Pars  III.  [Oxonii  1854],  p.  89):  Anonymus  quidam  de  ferri  tin- 
ctura. Tit.  IJegi  ßaq^f^g  oi&i^qoü,  Inc.  ß(t(pij  ^^  tatly  ij  a/edoy  Snaat.  Dieser 
Anfang  ist  ein  anderer,  als  der  des  oben  besprochenen,  ähnlich  überschrie- 
benen  Aufsatzes  in  der  Wiener  Handschrift;  diese  Anfangsworte  kommen  in 
dem  von  Schneider  aus  der  letzteren  Handschrift  veröffentlichten  Texte 
überhaupt  nicht  vor. 

210)  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  261:  Les  seuls 
manuscrits  grecs  de  Zosime  le  Panopolitain ,  qui  aient  ete,  autant  que  nous 
sachions,  jusqu'ä  present  imprimes,  sont:  de  eythorum  confectione  fragmentum 
nunc  primum  graece  (e  cod.  Gothano)  ac  latine  editum  a  Ch.  Grüner;  — 
Fragmentum  de  Persica  cupri  tinctura  ^  edidit  J.  G.  Schneider,  in  Animad- 
vers.  ad  Eclogas  physicas,  p.  95.  Voy.  Bibl.  de  Hoffmann.  Aucun  de  ces 
fragments  ne  se  trouve  dans  la  collection  des  mss.  grecs  de  la  Bibl.  impe- 
riale de  Paris. 

211)  Deren  Inhalt  er  in  seiner  Bibliotheoa  graeca,  Vol.  XII  [Hamburgi 
1724],  p.  760—775  besprochen  hat. 


Zosimos.  216 

con**^)  hatte  darauf  hingewiesen,  dass  eine,  eines  dieser  Becepte 
enthaltende  Handschrift  in  jene  Bibliothek  gekommen  sein  möge, 
und  ich  habe  keinen  Zweifel,  dass  mindestens  das  für  die  Färbung 
des  Kupfers  sich  in  den  Manuscripten  der  genannten  Bibliothek 
findet;  wahrscheinlich  aber  sind  beide  Recepte  in  denselben  ent- 
halten'»3).  Beide  auch  wohl  in  der  Handschrift  der  Bibliotheca 
Laurentiana  zu  Florenz  •^^*). 


^*2)  Er  giebt  in  seiner  Bibliotheca  bibliothecarum ,  p.  773  an,  in  einer 

einige  chemische  Aufsätze  enthaltenden  Handschrift  der  Bibliothek  des  Gar-^ 
dinal  Radulphus,  deren  Manuscripte  meistens  in  die  Bibl.  regia  (zu  Paris) 
gekommen  seien,  sei  auch:  Tinctura  aeris  apud  Persas  reperti,  scripta  dno 
aqx^i  Philipp!  Macedonis. 

^^^)  In  Cod.  2275  dieser  Bibliothek  sind  nach  Catalogns  codicum  manu- 
soriptorum  bibliothecae  regiae,  T.  II  [Parisiis  1740],  p.  475  (auch  Leng! et 
du  Fresnoy's  Histoire  de  la  philosophie  hermetique[ä  laHaye,  1742],  p.  13) 
enthalten:  Anonymus,  de  tinctura  auri  (s?c),  a  Persis  inventi,  temporibus 
Philippi  Macedonis  und  Anonymus,  de  tinctura  ferri,  plumbi,  etc.,  und  nach 
Höfer's  eigener  Angabe  (a.  a.  0.,  p.  299):  La  trerape  du  cuivre  inventee 
chez  les  Perses  et  decrite  par  Philippe,  roi  de  Macedoine:  und  dann  (p.  300) 
bemerkt  Höfer  noch:  Le  meme  traite  (ßtctprj  toö  nctqu  lltQaaig  i^evQijiuiyov 
XaXxov)  se  trouve,  avec  des  variantes,  dans  le  manuscrit  2249,  fol.  39  (der  eben 
citirte  ältere  Katalog  führt  diesen  Aufsatz  als  in  dieser  Handschrift  enthalten 
nicht  auf).  L'auteur  s'appelle  egalement  Philippe;  ce  n'est  point  le  roi  de 
Macedoine,  mais  un  archipretre  macedonien  (^^/*^^£(^^)»  attache  au  temple  de 
' Sainte-Sophie,  ä  Constantinople.  A  jager  par  certaines  phrases,  l'öcrit  n'est 
pas  anterieur  au  huitierae  siecle.  11*  est  question  des  Arabes  et  des  savants 
Ismailites,  dans  le  chapitre  intitule:  Fabrication  du  cuivre  jaune  (noir^a&g 
toi>  /«Axoi;  Icd^^oi).  L'auteur  parle  aussi,  en  termes  un  peu  obscurs,  de  la 
trempe  du  fer  indien  „avec  lequel  on  fabrique,  dit-il,  de  fameux  sabres  (rä 
^avfjidaia  ^^g^'i).  Cette  trempe  a  eto  inventee  par  les  Indiens,  auxqnels  Pont 
empruntee  les  Perses;  et  de  lä,  la  connaissance  en  est  venue  jusqu'ä  nous''. 
II  emploie  d'ailleurs  beaucoup  de  mots  arabes,  tels  que  tuthi'e,  elilegy  natiphi, 
etc.  II  cite  aussi  le  nom  de  Marie,  dans  des  recettes  chimiques.  —  Manches 
hier  von  Hof  er  Angegebene  stimmt  allerdings  nicht  dazu,  wie  sich  die  in 
Besprechung  stehenden  Vorschriften  bei  Schneiderund  bei  Grüner  mit- 
getheilt  finden;  es  wird  dieses  aber  von  Anderen  als  anderswo  stehend  ange- 
geben.   So  z.  B.  hat  Grüner  (a.  o.  a.  0.,  p.  17)  Folgendes:    In  cod.  bibl.  D. 

Marci leg.  haec  inscriptio  (die  oben  Anmerk.  205  angeführte) ,  quam  et 

Zosimus  habet,  ea  cum  additione,  ygatfeTaa  rrp  «i'tju  xQ^^H*)  Salmas.  Plin.  Ex- 
ercit.  p.  1323  ita  refert,  negl  noi7]asix)g  /«Axoij  ^((yS^olij  /5agp^  nQog  ^Cg)fi  x€it 
t^aXela  Ao|et;r*x«.  Christianus  in  Synopsi  hanc  ferri  tincturam  Persis  de- 
beri  negat,  unaque  addit  haec  verba,  evQfd^q  ino  i&y  ^lydcjy^  xat  (^edöd-tj  II4q' 
cr«*c,  x«i  nttQ^  kXE(u(au  t)X^€y  elg  iifiäg.  Solebant  vero  artifices  veteres  ferrum 
durare  arte  quadam,  *|  t)g  xal  xä  ^«vfiüaicc  ^iq)tj  XBxitt(vovxM\   Reinesius  Var. 


216  Zosimofl. 

Lect.  ni.  15,  p.  583  leg.  roy  Marixw  aiSr^qoy  xtd  tu  Safiuax^yä.  (Die  Stelle 
ist  bei  Reinesias  etwas  anden:  Tom  Verzieren  Btahlemer  Gegenstände, 
Schwertkling^n  a.  a.,  spreche  aator  ohemicos  graecos    ne^l  to£^  ^eiov  €datog 

ad  Sergium et  jungit   ror  it^ay^xw  aidri^oy  xal  xä  ^avuaata  ^i^vj,  nbi 

Sa/Littaxfiyd  intelligenda  sant.)  Darüber,  wo  die  ao^oi  x<by  ^Icfia^Utiby  genannt 
werden,  Tgl.  oben  S.  205;  in  dem  Ton  Schneider  nnd  Ton  Graner  Yer- 
öffentlichten  kommen  sie  nicht  vor.  In  dem  Recept  cor  Bearbeitung  des 
indischen  Eisens,  wie  es  Schneider  yeröffentlicht  hat,  wird  auch  nicht  Ma- 
ri a  mit  Namen  genannt,  wohl  aber  darauf  Bezog  genommen ,  was  ij  ^Kßfmiti 
TiQo^jUg  aasgesprochen. 

'^^)   Catalogas  codicum   graeooram  bibliothecae  Lanrentianae ,  au- 

ctore  A.  M.  Bandinio,  T.  III  [Florentiae  1770],  p.  356. 


Zur  Geschichte  der  Destillation. 


Für  die  beiden  alchemistischen  Autoritäten,  welche  in  den 
zwei  vorhergehenden  Abschnitten  besprochen  wurden:  für  Syne- 
sios  und  Zosimos  war  hervorzuheben,  dass  in  ihren  Schriften 
sich  deutlichere  Beschreibungen  vervollkommneter  Destillations- 
äpparate  finden.  Angemessen  erscheint  es,  hier  Einiges  darüber 
zusammen  zu  stellen,  welche  Kenntnisse  bezüglich  der  Destillation 
man  schon  in  früherer  Zeit  hatte,  und  welche  Vervollkommnung 
die  von  den  genannten  Schriftstellern  beschriebenen  Apparate 
zeigen. 

Weit  zurück  gehen  die  ersten  Wahrnehmungen,  welche  man 
zu  berücksichtigen  hat,  wenn  man  einen  Ueberblick  über  die  Ent- 
wicklung der  Eenntniss  der  Destillation,  dieser  für  die  Ausbildung 
0er  Chemie  so  wichtig  gewordenen  Operation  gewinnen  will.  Dass 
bereits  vor  der  Zeit  der  Araber,  welche  man  öfters  mit  Unrecht 
als  die  eigentlichen  Entdecker  der  Destillation  genannt  hat,  die 
Eenntniss  dieser  Operation  mittelst  eigens  dafür  erdachter  Appa- 
rate sich  findet,  ist  schon  im  17ten  Jahrhundert  hervorgehoben 
worden,  wo  Borrichius^)  über  die  bei  Zosimos  beschriebenen 
Destillationsgeräthschaften  Mittheilung  machte.  Aber  seit  länge- 
rer Zeit  ist  auch  anerkannt,  dass  selbst  vor  das  erste  Jahrhundert 
unserer  Zeitrechnimg  zurück,  in  welchem  bereits  die  Darstellung 
gewisser  Substanzen  nach  dem  Princip  der  Destillation  beschrie- 
ben wird,  die  Eenntniss  von  Vorgängen  geht,  welche  zu  der  De- 


^)  Hermetis,   Äegyptiorum  et  chemicorum   sapientia [Hafniae  1674], 

p.  155  sq. 


218  Zur  Geschichte  der  Destillation. 

stillation  in  nächster  Beziehung  stehen;  darauf,  dass  solche  Vor- 
gänge schon  Aristoteles  wie  dann  den  Commentatoren  Dessel- 
ben bekannt  waren,  haben  namentlich  J.  L.  Ideler')  und  AL 
von  Humboldt')  hingewiesen. 

Des  Aristoteles'  (im  4ten  Jahrhundert  v.  Chr.)  Meteorolo- 
gica^)  enthalten  bereits  die  Angabe,  dass  aus  Meerwasser  durch 
Verdampfen  desselben  und  Wiedenrerdichten  des  Dampfes  reines 
(trinkbares  oder  süsses)  Wasser  erhalten  werde  ^);  femer  die  An- 
gabe, dass  bei  dem  Eintrocknen  von  Feuchtem  Wasser  entweiche, 
was  als  solches  wieder  verdichtet  werden  könne,  und  dass,  wenn 
ein  Rückstand  bleibe,  dieser  erdiger  Art  sei^  Aber  mehr  eine 
unrichtige  Geueralisirung  einer  richtigen  Beobachtung,  als  das  Re- 
sultat auch  nur  irgend  genauer  angestellter  Versuche  war  die  an 
die  erstere  Angabe  sich  anschliessende  weitere:  wie  das  aus  dem 
Meerwasser  Verdampfende,  so  verdichte  sich  auch  das  aus  dem 
Wein  und  anderen  Flü&<ugkeiten  Verdampfende  zu  Wasser^  — 


s)  A.  Anmerk.  5  a.  0^  VoL  IT,  p.  483. 

*)  Kritische  UnterBaclraiigeii  über  die  historische  Entwickduiig  der  geo- 
graphischen Kenntnisse  Ton  der  neaen  Welt,  L  Bd.  [Berlin  1836],  S.  507  ff.  — 
YgL  auch  Uöfer's  Histoire  de  la  chimie,  1.  ed.,  T.  I  [Paris  1842],  p.  91 1.; 
2.  ed.,  X,  I  [Paris  1866],  p.  96s.  Darauf,  wie  nahe  bereits  Aristoteles  der 
Erkenntniss  der  Destillation  gestanden,  hatte  schon  Borr ichin s  (De  orta  et 
progressn  chemiae  [Hafiiiae  1668],  p.  93)  aufmerksam  gemadit 

*)  Die  Problemata  des  Aristoteles  enthalten  in  aect  XXIH,  wo  Ton 
dem  Meere  and  salxhaHigem  Wasser  nberhaopt  die  Bede  ist,  kanm  £tw& 
Erhebtiches,  was  anf  das  Verdampfen  and  Wiederrerdichten  ron  Wasser  sich 
besöge. 

^)  L.  n,  cap.  ni  (Aristotelis  Meteorologicorom  LibrilV;  ed.  J.  L.  Id^er; 
Yol.  I  [Lipsiae  1834],  p.  82  sq.):  'Or«  cfi  yirrtm  druiZ&rctz  nöutim^  mai  mvm  eif 

(in  der  a.  e.  a.  0.  gegebenen  üebersetzong:  Com  rero  in  Taporem  abü,  pota- 
bSe  fieri,  nee  in  maris  aqoam,  com  mrsoa  coirerit  id,  qnod  in  taporem  abiit, 
ooncrescere;  docti  experientia  dicimos). 

*)  L.  IV,  cap.  VII  (a.  e.  a.  O.,  Vol.  II  [Lipsiae  1S36],  p.  55):  ^Äni^xetm 
d^ixQ  rtilirttitr    rd)r  rotottmr  ^r^^irouirmr  ro  fcfM^.  d;u€ior    ^  or«  t6  rSm^'  ^ 

r«.  r«t  r«  ^'r^;  (Homor  aatem  aqaeas  ab  omnibos   cjos  modi,   dun   iBarescant, 
ezit.    Aqoam  aatem  inesse  indiciom  exstat:  nam  Tapor,  si  qais  enn  coUigere 
relit,  in  aqaam  consistit.    Qoare  qaiboscanqae   remanet  aliqaid,  id  terrenae 
ert). 
~)  L.  II,  cap.  m.  nnmitielbar  mn  das  in  Anmerk.  5  MitgetheiKe  •iwchlw»' 


Zur  Geschichte  der  Destillation.  219 

Doch  ist  aus  jener  frühen  Zeit  uns  keine  Beschreibung  der  Vor- 
richtung erhalten,  mittelst  deren  die  Verdichtung  des  Dampfes  vor^ 
genommen  wurde.  Gewiss  war  sie  einfachster  Art:  schwerlich 
mehr  als  ein  Deckel,  welcher  noch  kalt  auf  das,  die  erwärmte 
Flüssigkeit  enthaltende  Oefass .  gesetzt  den  aufsteigenden  Dampf 
in  Tropfen  an  sich  niederschlagen  Hess. 

So  einfach  war  auch  noch  der  Apparat,  mittelst  dessen  in 
dem  ersten  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung  das  aus  Zinnober 
mittelst  Eisen  abgeschiedene  imd  verdampfte  Quecksilber  aufge- 
sammelt wurde.  Dioskorides  sagt:  Queckstiber  werde  bereitet 
aus  Zinnober;  man  thue  in  ein  irdenes  Geschirr  eine  eiserne  Schale 
mit  Zinnober,  kitte  ein  Gefass  als  Deckel  darauf  und  erhitze  mit 
Kohlen;  das  an  den  Deckel  sich  Anhängende  sei  abgelöst  und  ab« 
gekühlt  Quecksilber^).     Dasselbe  berichtet  Plinius^.     Das  irdene 


send:  ndax^^  ^^  ^<^'  ruXXa  zavTo'  xal  yccQ  oly og  xal  nuvteq  ol  /t>^o»,  '6aok 
(?y  dtfiiffayteg  ndX^y  eig  lyQoy  avetcbüiyy  v^toq  yCyoytu^  (Hoc  autem  modo  et 
caetera  afficiuntur.  Vinum  namque  et  quotquot  humores  Taporantes  ranns 
in  humorem  concrescunt,  aqua  efßoiantur).  —  Hof  er  übersetzt  etwas  frei,  wenn 
er  sagt:  Voici  le  passage  d'Aristote  qui  devait  suggerer  a  son  commentatear 
Videe  de  la  distillation :  „L'eau  de  mer  est  rendue  potable  par  Tevaporation; 
le  vin  et  tons  les  liquides  peuvent  etre  soumis  au  meme  procedS:  apres  avoir 
et^  reduits  en  vapeurs  humides,  ils  redeviennent  liquides^;  an  diese  Ueber- 
setzung  konnte  er  allerdings  (Histoire  de  la  chimie,  1.  ed.,  T.  I,  p.  91)  die 
Frage  knüpfen:  Comment  n'a-t-il  pas  ete  conduit  a  la  decouverte  de  Pesprit- 
de-vin?  oder  an  deren  Stelle  (daselbst,  2.  ^d.,  T.  I,  p.  d8)  die  Bemerkung: 
Ce  passage  aurait  du  conduire  ä  la  decouverte  de  Pespritde-vin. 

B)  Dioscoridis  de  materia  medica  L.  Y.,  cap.  CX  (ed.  G.  Sprengel,  T.  I 
[Lipsiae  1829],  p.  776):  ^YS^aQyvQog  ds  ffxeväCstM  dno  toö  djnjniov  Xsyofiiyov, 
xatttXQI^^*^^^  ^^  ^^'  rouTov  xtyyaßÜQSOig  Xsyöfiiyov  d-fyrsg  yäg  int  Xonddog 
XBQttfjiag  xoyxoy  ir^dijQoÜiy,  f;|ro»'T«  x&yyäß«^*^  nBQtxad^dmovaiy  äfißtxa^  nBquX" 
Xei^ayxeg  nriX^,  elza  inoxulovaty  äy&Qcc^iy  i^  yäq  nqogCJ^ovaa  x^  äfiß&x&  alB-d- 
Xfi  dno^vüd^€i<ra  xai  dnoxl/vx^Biad^  IdQdQyvQog  yCysxah  (nach  der  a.  e.  a.  0* 
mitgetheilten  Uebersetzung:  Hydrargyrum  paratur  e  minio  dicto,  quod  et 
abusive  cinnabaris  appellatur.  Imposita  nimirum  patinae  fictili  concha  fer^ 
rea  cinnabarim  continente,  operculum  adaptant,  quod  undique  luto  circum- 
linunt,  dein  carbonibus  succendunt.  Tum,  quae  operculo  adhaeret,  fuligo  de- 
rasa  ac  refrigerata  in  hydrargyrum  abit). 

»)  Historia  naturalis,  L.  XXXIII,  cap.  VIII  (c.  XLI  der  Franz'schen 
Ausgabe,  Vol.  IX  [Lipsiae  1788],  p.  144  sq.):  Ex  secundario  [minio  s.  cinna- 
bari]  invenit  Tita  et  hydrargyrum  in  vicem  argenti  vivi:  panlo  ante  dUatum. 
Fit  autem  duobus  modis:  aereis  mortariis  pistillisque  trito  minio  ex  aceto: 
aut  patinis  fictilibus  impositum  ferrea  concha,  calyco  coopertum,  argilla  super- 


»0  Zar  GtaehiehU  der  DetitiSkaiüoB. 


gab  hier  das  DeitilUtimugefiaB  ab,  das  als  Deckel  auf» 
gAHUie  Gefass  bot  die  rerdicbtende  Flache  und  diente  zagleieli 
•Is  Bedpient  >^;.  —  Weniger  deutlich  ist  die  gleichfalls  jener  Zeit 
•sgeb^irige,  bei  Dioskorides"j,  Pliiiiiis")iLiu")  sidi  findende 
Angabe :  atis  Harz  fTerpentin;  oder  Etwas  Aehnlichem  werde  ein 
Oel  dargestellt  durch  Kochen  und  Ueberhängen  von  Wolle,  welche 
dann,  von  dem  Dampfe  durchtränkt,  ausgepresst  werde.  Es  ist 
diese  Angabe,  wie  es  scheint,  bald  als  darauf  gehend  gedeotei 
worden ,  dass  man  die  über  der  flüssigen  Substanz  überstehende 
wässerige  Flüssigkeit  durch  Wolle  habe  aufsaugen  lassen  und  sie 
dann  durch  Auspressen  der  Wolle  für  sich  erhalten  habe  >^X  ^^Ad 


flliia  :  dein  lub  patinii  accemain  foUibus  continao  igni,  atqae  ita  calycis  sa- 
dora  deterto,  qui  fit  argenti  colore  et  aquae  liqaore.  —  Plinivi  beseichnet 
dfit  nai6rHoh  Torkommende  Qaeckailber  ali  argeDtam  vivam,  das  künatlieh 
dargettelJts  alf  bydrargymtn.  Die  Dantellang  des  letzteren  aaa  Zinnober 
doroh  Reiben  desselben  mit  Essig  in  einem  knpfemen  GeflUse  mittelst  eines 
kupfernen  Stössels  batte  Theopb rastos  von  Eresos  (geb.  nm  870,  gest 
988  0.  286  ▼.  Chr.)  in  seiner  Schrift  neQt  U^tav  angegeben. 

><^  Nicht  gans  richtig  ist  AI.  ▼.  Humboldt 's  Deutnng  (a.  Anmerk.  8 
s.  0.|  8.  006):  yyDer  Kolben  war  die  ferrea  concha,  der  Helm  entsprach  dem 
smbix  oder  caliz,  welcher  an  der  concha  vermittelst  des  Thonkittes  befestigt 
war**. 

")  De  materia  medica,  L.  I,  c.  XCV  (a.  Anmerk.  8  a.  0.,  T.  I,  p.  96 sq.): 
riyit((&  (fi  xal  n&aaiXtt&oy  ix  Tf]g  ntaariq,  /a>^»CoiC^*'ot^  toii  vdatthSovg  tnHf^g, 
iipitnntat  ifi  totto  xa&dnBQ  6f^og  yaXaxu  xtd  hXafÄßdyezM  dt  iv  tg  j^f^s» 
tf^q  niaarigy  Ine^ttnaQov/niyov  iqiov  xa&ttQoHf  oneQ  Stay  ix  ro$  dytt^^ofiiyu 
dtfÄofi  yiytjTa&  tfntßQoxoyy  ix&X^ßBtat  elg  dyyBtuy  (nach  der  a.  a.  0.  mitge- 
theilten  Uebersetzung:  Fit  autem  et  oleum  picinum  e  pice,  separate,  qnod 
in  ea  aquosum  est,  quodque  eidem,  velut  semm  lacti,  supematat.  Excipitar 
autem,  dum  pix  coquitur,  expansis  snpra  eam  mundis  velleribus,  quae,  poet- 
quam  halitu  ex  ea  sublato  permaduerint,  in  vas  exprimuntur). 

»«)  Historia  naturalis,  L.  XV,  c.  VH  (Vol.  V  [Lipsiae  1785],  p.  166  sq. 
der  FranE*schen  Ausgabe):  E  pice  fit,  quod  pissinum  appellant,  cum  ooqoi- 
tnr,  velleribuB  supra  halitum  ejus  expansis,  atque  ita  expressis :  probatum  ma- 
xime  e  Brutia  :  est  enim  pinguissima  et  resinosissima.    Color  oleo  falvns. 

1*)  Scribonius  Largus  z.B.;  Compositiones  medicamentorum,  40:  Picis 
flo8|  quod  nh^fsiXakw  vocant.  —  —  Picis  florem  appello,  quod  excipitnr,  dorn 
ea  ooquiiur,  lana  superposita  ejus  vapori.  Vgl.  Schneider  a.  Anmerk.  14 
a.  0.,  S.  323. 

H)  So  von  Joh.  Gottl.  Schneider  in  Dessen  Anmerkungen  nndEriiate- 
rungen  Über  die  Eclogas  physicas  [Jena  und  Leipzig  1801],  S.  322  {ni^&a  ity^ 
ssi  Theer,  die  daraus  durch  Kochen  bereitete  nioaa  ^riQa  Pech):  »Bejrm  Sie- 
den des  Theers  ward  der  wässerige  Theil,  welcher  oben  auf  dem  Theere,  wie 


Zur  Geschichte  der  Destillatioo.  221 

als  darauf  gebend,  dass  man  das  bei  dem  Erhitzen  des  Harzes 
V^f^npfende  sich  in,  über  der  Flüssigkeit  angebrachter  Wolle 
Jb«be  verdichten  lassen,  durch  deren  Auspressen  man  dann  Terpen- 
tinöl erhalten  habe  i^);  letztere  Deutung  erschien  auch  mir  als  die 
wahrscheinliche  *^. 


die  Molken  aaf  der  geronuenen  Milch,  sich  zeigt, in   einem   über  dem 

siedenden  and  dampfenden  Kessel  aufgehängten  wollenen  Tuche  aufgefangen, 

und  durchs  Auspressen  des  Tuches  gesammelt. Diese  Substanz  ist  das, 

was  wir  den  Schweiss,  Sauerwasser  oder  Theergalle  nennen. Sonderbar 

ist  der  Sprachgebrauch,  welcher  den  wässrigen  Theil,  weil  er  wie  Oel  oben 
aufschwimmt,  Oel  nannte''.  Auch  Sprengel  meint  a.  Anmerk.  8  a.  0.,  T.  II 
[Lipsiae  1830],  p.  382:  Dioscoridis  maaiXMoy  est  Theerwasser,  Für  die  Ab- 
sonderung des  letzteren  war  indessen  die  Anwendung  von  Wolle  wohl  kaum 
so  nothwendig,  wenn  auch  diese  hätte  als  Filter  nützlich  sein  können.  Die 
eben  mitgetheilten  Stellen  älterer  Schriftsteller  stimmen  aber  alle  darin  über- 
ein, die  Wolle  sei  bei  der  Darstellung  des  ntaciXatoy  oder  pissinum  dem 
Dampfe  der  als  Ttiuaa  oder  piz  bezeichneten  Substanz  ausgesetzt  gewesen. 

^^)  So  von  Hof  er  in  Dessen  Histoire  de  la  chimie,  1.  6d.,  T.  I,  p.  195; 
2.  ed.,  T.  I,  p.  202,  wo  le  piaaiUon  ou  l'huile  de  terebenthine  besprochen  und 
anknüpfend  an  die  in  Anmerk.  12  mitgetheilte  Stelle  des  Plinius  bemerkt 
wird:  Quelque  imparfait  que  soit  ce  procede,  il  ne  laisse  pas  d'etre  digne 
de  nos  reflezions.  Un  pot  servait  de  oomue,  et  un  bouchon  de  laine  de  r4- 
cipient. 

16)  In  meiner  Geschichte  der  Chemie,  II.  Theil,  S.  26 f.  und  IV.  Theil, 
S.  892.  Sie  ist  es  mir  auch  jetzt  noch.  Das  Gapitel  des  Dioskorides,  welches 
das  maaiXa$oy  zum  Gegenstande  hat  und  dessen  Anfang  (das  auf  die  Dar- 
stellung dieser  Substanz  Bezügliche)  in  Anmerk.  11  mitgetheilt  ist,  schliesst 
sich  unmittelbar  an  das  (L.  I,  cap.  XCIV)  naql  niaai^g  iyyqäq  an,  und  dass  die 
nCaaa  ly^a  Terpentin  war,  lehrt  der  Anfang  des  letzteren  Capitels  (a.  An- 
merk. 8  a.  0.,  T.  I,  p.  97):  nCaaa  17  fjiiy  iy^y  >}^  ^y^o&  xö^yoy  xaXoi:^a&f  irvyü' 
yetn&  /Jty  ix  i<by  Una^attätaty  ivXioy  nevxrig  xal  nirvoq'  Arr*  (fi  xaXfi  1^  axlX- 
ßovaa  xal  Xeia  xai  xu^aqd  (Pix  liquida,  quam  nonnuUi  oonum  appeilant,  e 
pinguissimis  piceae  pinique  lignis  colligitur;  probatur  splendida,  laevia  ac 
sincera).  Durch  das  Kochen  der  nCaaa  vyi^  wurde,  wie  bei  Dioskorides 
in  einem  bald  nachfolgenden  Gapitel  (L.  I,  cap.  XGVII)  mitgetheilt  wird  (a.e. 
a.  0.,  p.  100),  li^^a  nCoau  (Colophonium)  erhalten:  *A  cf«  li^ä  n(aaa  (u  itf/o- 
^uiyiji  jf^i  ly^äg  yiysxut'  xuXBizuh  di  avtfj  t>7i'  iy^tay  naXCfAnhaaw  yfyetat  cfc 
«itfji  ^  fiiy  tig  l^iödijg,  ßoaxäq  xaXovfiiyti^  ^  dt  |i}^ci'  (cu  dt  xaXrj  ij  xa&uQä 
xal  X&nu^ä,  evibdqg  ti  xai  vnöxt^^og  xal  ^tjttyatdtig'  totavtri  di  icxty  fi  Xvxtaxij 
xal  il  ßqvxxCay  dvo  gti^oBrny  ix^fieyat,  niirofig  äfia  xal  ^iiUyiig  (Pix  sicca  etiam- 
nnm  e  liquida  fit  cocta,  vocatur  autem  a  nonnullis  palimpissa;  est  quaedam 
ejus  specics  yiscosa,  boscas  cognominata,  altera  siQoa;  probatur  pura,  pinguis, 
odorata,  subrutila  et  resinosa;  talis  est  lycia  et  bmttia,  qnae  quidem  utramque 
picis  juxta  et  resinae  indolem  habent).  Um  das  bei  dem  Kochen  de9  Terpen- 
tins entweichende  Terpentinöl  ^afsusammeln,  war  ein   fiüschel  Wolle  keine 


222  Zur  (ieschichte  der  Destillation. 

Auch  für  die  nächstfolgende  Zeit  ist  eine  Verbesserung  in  den 
Vorrichtungen,  das  aus  heisser  Flüssigkeit  Verdampfende  wieder 
zu  Flüssigkeit  zu  verdichten,  nicht  nachweisbar.  Bekannt  blieb 
dieThatsache,  dass  auf  diese  Art  aus  Meerwasser  trinkbares  Wasser 
erhalten  werden  kann;  namentlich  bei  den  Common tatoren  des 
Aristoteles  findet  man,  aus  Anlass  des  von  Letzterem  bezüglich 
dieser  Thatsache  Gesagten,  ihrer  erwähnt.  So  bei  dem  am  Ende 
des  2ten  und  im  Anfange  des  Sten  Jahrhunderts  lebenden  Ale- 
xander ausAphrodisias,  welcher  allerdings  von  der  Umwand- 
lung des  Meerwassers  zu  trinkbarem  Wasser,  durch  Erhitzen  des  er- 
steren  in  Kesseln  und  Verdichten  des  Dampfes  durch  aufgesetzte 
Deckel,  in  einer  Weise  spricht"),  als  wären  nach  diesem  Verfah- 


gute  Vorrichtung,  aber  doch  eine  anwendbare;  man  braucht  nur  etwas  Ter- 
pentin in  einer  Röhre  zu  kochen,  in  deren  oberes  Ende  man  einen  losen 
Pfropf  aus  Wolle  gesteckt  hat,  um  diese  von  verdichtetem  Terpentinöl  so 
feucht  werden  zu  lassen,  dass  man  es  auspressen  kann.  Auf  bruttisches  Colo- 
phon  wird  hier  von  Dioskori^es  Bezug  genommen,  wie  von  Plinius  (vgl. 
Anmerk.  12)  auf  bruttisches  Terpentinöl;  diese  Harzproducte  wurden  in  Brut- 
tium,  dem  südlichen  Calabrien,  gewonnen  und  namentlich  der  Sila-Wald 
(bruttia  sila)  lieferte  sie. 

^7)  In  den  Bemerkungen  zu  den  in  Anmerk.  5  und  7  mitgetheilten  Stellen 
des  Aristoteles.    Joannes  Grammaticus  in  libros  de  generatione  et  interitu; 

Alexander  Aphrodisiensis  in  meteorologioa [Venetiis  1527],  f.  97  v®  (die 

Stelle  hat  auch  Ideler  a.  Anmerk.  5  a.  0.,  Yol.  II,  p.  483):  oifzio  yoi^y  xal 
TfoioCai  t&yeg  n6xkfAoy  ^dto^  dnb  toö  d-aXatraiov,  vnoxaCoyxBq  yu^  noXX^  nvql 
nXriqBkq  ffdarog  toiovxov  Xißfjvaf  xal  xoy  äxfiov  iy  xotg  ime^xetfiiyoig  avx&y  nA- 
fÄau&  dd-^oiCoyxig  xe  xul  dex6jU£yo&f  xoixip  eig  l'datQ  jLteraßdXXoyx^  )(q&yxai  no- 
x^.  ov  fiöyoy  di  ^a*  xr^y  &uXaaatty  dxfdiaaaay  dnofldXXBty  xby  olxelpy  /vfAÖy, 
xal  üd(a^  yfyyead'a&,  dSiXä  xal  ndyxa  xä  äXka  ity^d'  xal  yä^  olyog  xal  xä  äXXa 
xä  j(v/40vg  It^oyxa  xal  dxfii^ovxa  iy  xp  xoO  dxfioi)  elg  {yy^by  ndXty  fiCXafloXp 
Moiq  yfyyexai,  —  Von  den  um  die  Mitte  des  16ten  Jahrhunderts  veröffent- 
lichten lateinischen  Uebersetzungen  dieses  Commentars  des  Alexander  von 
Aphrodisias,  durch  A.  Picoolomini  und  durch  Gamotius,  ist  mir  jetzt 
keine  zugänglich.  Der  letzteren  ist  wohl  entnommen,  was  AI.  v.  Humboldt 
a.  Anmerk.  3  a.  0.,  S.  509  als  die  hier  in  Betracht  kommende  Stelle  dieses 
Commentares  mittheilt:  Per  hunc  quidem  modum  maris  aquam  potabilem 
nonnulli  reddunt:  lebetes  enim  hujusmodi  aqua  plenos  multo  igni  imponentes 
et  vaporem  in  operculis  superimpositis  colligentes  et  recipientes  in  aquam 
permutato  utuntur  potu;  wozu  er  anmerkt:  yjDie  Stelle  über  die  Destillation 
des  Meerwasscrs  fehlt,  nach  der  Bemerkung  von  Ideler,  in  der  im  Jahre 
1548  erschienenen  Uebersetznng  des  Alexander  Piccolomini  von  dem  Kommen- 
tar des  Alexander  von  Aphrodisias,  die  auch  in  anderen  Stellen  bedeutend 
von  der  im  Jahre  1556  erschienenen   Ueberpetzung  des  Camotius  abweidit**. 


Zur  Geschichte  der  Destillation.  223 

ren  zu  seiner  Zeit  grössere  Mengen  Wasser  destiliirt  worden,  so 
dass  man  an  eine  Vervollkommnung  der  als  Deckel  bezeichneten 
Condensationsvorrichtungen  denken  möchte;  aber  davor  warnt  die 
auch  bei  ihm  sich  fiiKiUnde  Wiederholung  der  irrigen  Angabe,  dass 
bei  gleicher  Behandlung  ebenso  auch  der  Wein  zu  Wasser  werde. 
Bei  dem  jüngeren  Olympiodoros  von  Alexandria,  welcher  etwas 
nach  der  Mitte  des  6i&j  Jahrhunderts  des  Aristoteles  Meteoro- 
logica  commentirte,  wird,  an  das  unvollkommene  Verfahren  der 
Verdichtung  des  Dampfes  in  übergehängter  Wolle  erinnernd,  er- 
wähnt, dass  ein  über  siedender  Flüssigkeit  aufgehängter  Schwamm 
sich  nachher  bei  dem  Ausdrücken  mit  Feuchtigkeit  gefüllt  er* 
weise  *®). 

Der  eben  genannte  Olympiodoros  ist  verschieden  von  einem 
alchemistischen  Schriftsteller  desselben  Namens,  welcher  wohl  um 
anderthalb  Jahrhunderte  früher  lebte  ^^)  und  wahrscheinlich  bes- 
sere Qeräthschaften  kannte,  den  aus  erhitzter  Flüssigkeit  sich  ent- 
wickelnden Dampf  zu  verdichten  und  die  resultirende  Flüssigkeit 


Aas  der  anderen  Uebersetzung  theilt  Höfer  (Hietoire  de  la  chimie,  1.  ed., 
T.  I,  p.  195  B.;  2.  ^d.,  T.  I,  p.  203)  Folgendes  mit:  Qaidquid  es  ipsis  eyapo- 
rans  in  opercnlis  colligitnr.  —  Yinam  et  alia  quae  humorem  aat  suocam  ha- 
ben! atque  evaporant,  ex  transmutatione  rorsus  vaporis  in  humidum,  aqua 
fiunt.  Alex.  Aphrodis.,  ii^  Meteorolog.  Aristot.  Comment.,  lib.  II,  com.  15, 
p.  19  verso,  edii.  Piccolomini;  Venetiis,  1548. 

^^)    Olympiodoros  bemerkt  zu  der  in  Anmerk.  6  mitgetheilten  Stelle 

des  Aristoteles  (aus Olympiodori in  Meteora  Aristotelis  Ck>mmentarii 

[Venetiis  1651],  f.  70  v»  bei  Ideler  a.  Anmerk.  5  a.  0.,  Vol.  II,  p.  218): 
IJrjyvvxat  fiiv  vnb  tpvxQoti'  li/>drn»  di  xoviiaik  n{txvysta&  d*aq>oQovfjtiyov  tqÖ 
iy  aiH^  i^datibdovg  xai  ^vToö,  nuax^^  raCrfa.  xai  bit  dXtjd^ig  fai&j  toöto  drj 
TtttQüde&yfia  didaurty  avrög.  tuy  yüq  tpria&  xai  ini  t&y  l%pofjiy(ay  ixxQSfiüaai 
tig  anöyyoy  vneQÜyto&cy,  sine  ifatBQoy  nnaij  avtöy,  ei^i^aei  avtby  nXiiQt}  vy^o?, 
^  drikoyou  xo  XBnxofisqig  xid  xb  dxfi^döjdeg  dteg>oqi^&fi,  Ist  ei  diese  Stelle  aas 
dem  Commentar  des  Olympiodoros,  auf  welche  AI.  v.  Humboldt  Bezug 
nimmt,  wenn  er  a.'  Anmerk.  8  a.  0.,  S.  509  sagt :  „Dieses**  [das  bei  Alex, 
ander  von  Aphrodisias  zum  Trinkbarmachen  des  Meerwassers  beschriebene] 
„Verfahren  trat  an  die  Stelle  der  in  früheren  Zeiten  angewendeten  Methoden, 
—  — •  od|r  wo  man,  nach  Olympiodor,  die  Dämpfe,  welche  von  der  Ober- 
fläche einy  Quantität  kochenden  Meerwassers  aufsteigen,  mit  Schwämmen 
auffing,  die  man  über  dem  grossen  Schiffskessel  aufgehängt  hatte**  ? 

^*)   Ich   bespreche  diesen   alchemistischen    Schriftsteller  Olympiodoros 
wohl  noch  in  einem  späteren  Abschnitte  dieser  Beiträge. 


224  Zar  Geschichte  der  Destillation. 

eu  sammeln.  Denn  bei  vor  ihm  lebenden  alchemistischen  Schrift- 
stellern finden  wir  bereits  solche  Qeräthschaften  beschrieben.  Ein 
Destillationsapparat  kommt  allerdings  in  dee  Democrit  Schrift 
(Physica  et  mystica),  in  uns  verständlicher  Weise,  nicht  vor;  wohl 
aber  wird  ein  solcher  in  des  Synesios^^  Commentar  zu  dieser 
Schrift,  speciell  zur  Erläuterung  eines  Ausspruches  des  Democrit, 
beschrieben.  Dieser  Ausspruch  des  Democrit  geht  dahin,  es  sei 
die  Natur  der  Körper  herauszukehren  (das  in  ihnen  Steckende 
nach  Aussen  zu  bringen).  Die  Erläuterung  des  Synesios  besagt, 
dass  hierfür  die  Körper  mit  Etwas  als  Quecksilber  Benanntem  zu 
vereinigen  und  zu  digeriren  seien;  dann  sei  das  Product  in  ein 
zu  chemischen  Arbeiten  dienendes  Qefass  (ßotaQiov)  zur  Bearbei- 
tung durch  Erhitzen  zu  bringen  und  letzterem  ein  Glasgefass  auf- 


^)  loh  habe  S.  145  ff.  besprochen,  dass  der  alchemistisohe  Schriftsteller  Sy* 
nesios  öfters  als  identisch  mit  dem  am  £nde  des  4ten  and  im  Anfange  des 
5ten  Jahrhunderts  lebenden  Synesios  von  Kyrene  betrachtet  worden  ist. 
Diese  Annahme  liegt  auch  folgender  Angabe  Ton  J.  F.  Gmelin  zu  Grunde, 
welche  eine  mir  unbegreifliche  Confusion  enthält;  wo  Derselbe  von  früher 
Kenntniss  der  feuchten  aufsteigenden  Destillation  spricht  (Geschichte  der  Che- 
mie, Bd.  I  [Göttingen  1797],  S.  20),  sagt  er:  „Schon  Synesius,  ein  Schrift- 
steller, der  zu  Ende  des  vierten  und  zu  Anfang  des  fünften  Jahrhunderts 
lebte,  hat  sie  (Opera:  epist.  XYIl.)  deutlich  beschrieben'.  Aber  weder  der 
17te  Brief  in  den  Werken  des  Synesios  von  Kyrene,  noch  ein  anderer, 
noch  irgend  eine  Stelle  in  diesen  Werken,  so  weit  ich  sie  kenne,  enthält 
Etwas  als  Beschreibung  der  Destillation  zu  Deutendes.  —  AI.  v.  Humboldt 
(a.  Anmerk.  3  a.  0.,  S.  507)  merkt  bei  der  Besprechung,  die  Darstellung  des 
Quecksilbers  aus  dem  Zinnober  durch  Destillation  sei  Etwas  Bekanntes  gewe- 
sen zur  Zeit  des  Dioskorides,  „drei  Jahrhunderte  vor  dem  christlichen  So- 
phisten und  Alcliemisten  Synesius  und  seinem  Kommentar  über  den  Pseudo- 
Demokrif,  Folgendes  an:  „Dies  ist  der  Dialog,  in  welchem  ein  Priester  des 
Serapis  mystische  und  physische  Gegenstände  abhandelt.  In  der  Geschichte 
der  Chemie  von  Gmelin  (Th.  I,  S.  20,  29)  wird  die  erste  Kenntniss  von  der 
Destillation  irrthüm lieber  Weise  dem  Adepten  Synesius  zugeschrieben,  welchen 
man  nicht  mit  dem  cyrenäischeu  Philosophen  dieses  Namens  verwechseln 
darf.  Wenn  indessen  Beide  verschieden  waren,  was  auch' mir  jetzt  das  Rich- 
tige zu  sein  scheint,  so  hat  man  wenig  Grund,  den  Verfasser  jenes  Commen- 
tars  oder  Dialogs  (in  welchem  der  Priester  des  Serapis  nicht  die  ihm  von 
Humboldt  beigelegte  Rolle  spielt;  vgl.  S.  151  ff.)  als  christlichen  ScMd^isten  zu 
bezeichnen;  dass  der  hierin  sprechende  Synesios  sich  zum  ^ristlichen 
Glauben  bekannt  habe,  könnte  man  höchstens  daraus  schliessen,  dass  er  gegen 
jdas  Ende  des  Commentars  von  der  Erforschung  der  Vorgänge  in  der  Natur 
durch  Gottes  Beihülfe  (tj|  rod  Seoi)  cvye^eiif)  spricht. 


Zur  Geschichte  der  Destillation.  225 

zusetzen,  welches  eine  nach  oben  sich  erhebende  Wölbung  und 
nach  unten  eine  Mündung  habe,  und  das  aus  der  Wölbung  kom- 
mende Wasser  sei  aufisusammeln  ").  In  einigen  Handschriften  fin- 
det sich  diese  Beschreibung  des  Destillationsapparates  auch  noch 
durch  eine  Zeichnung  unterstützt««);  darüber,  wie  alt  diese  Figur 


«1)  Ich  gebe  im  Folgenden  den  griechischen  Text,  wie  ihn  Fabricius 
(Bibliotheca  graeca,  Vol.  Vül  [Hamburgi  1717],  p.  237  sq.)  nach  der  Abschrift 
einer  Pariser  Handschrift  veröffentlicht  hat,  zusammen  mit  der  Uebersetzung 
des  Pizimenti  (daselbst;  in  der  S.  llOf.  besprochenen  Paduaner  Ausgabe  von 
1573  f.  13).  Der  Aussprach  des  Meisters  ist:  "ExctQBipoy  avt&y  trjy  g)vaty,  4] 
yuQ  (pva^g  iydoy  xix^vntat  (Converte  ipsorum  naturam,  natura  enim  intus  la- 
titat).  Die  Erläuterung  dazu  giebt  Synesios  dem  Dioskoros  folgender- 
weise: "0  X4y€&  o^y,  JtöaxoQe,  zo$oiJt6y  iau,  BdXs  tä  ffdjfiata  fistä  ti]g  Jrjg, 
xai  ^(ytaoy  eig  Xentoy,  xai  dyaXufißayB  Diyv  htQay,  näyta  yccQ  fj  })  elg  iavTrjy 
?Axe»,  ^aaoy  nsg^d^t^yai^  rjfiiQag  y ,  rj  cf,  xai  ßdXe  avxrjy  eig  ßoiu^i^oy  ini  d^e^fio- 
anodtäg  nqueiaq,  8  dt]  ßoxdqtoy  tau  xijQOTaxig.  Tavxij  o^y  rg  dyadöae*  roö 
nvqog  avyttQfiol^eiai.  tf  ßotUQttp  laX&yoy  ^qyayoy  (x^^  fjiaatdqioy^  M  tä  äyo) 
nqogix^^y  *«'  xattti  xd^a  XBCfisyoy  j}.  Kai  tb  dy€QX^/^^^^^  tfdfoq  diä  ToC  /ntt" 
Coü  dixov,  xai  (x^  ^^^  af^xpty.  Toijxo  Xiyexat  ifdtoQ  &€Toy  .  AVxij  Baxiy  ixaz^o- 
(pri  .  aifXTi  xa}£Tx€a  Xi^aig  ataudxtay.  Tovto  oxay  aan^j  xaXeTxai  o^og  xai  olyog 
dfjtrjyiog  xai  xd  hfjioia  (Quod  ergo  Dioscore  inquit,  hoc  est.  Junge  corpora 
cum  Mercurio,  et  seca  in  tenuem  scobem,  et  sume  alium  Mercurium,  omnia 
enim  Mercurius  trahit  ad  se  ipsum  :  et  sine  ut  digerantur  per  tres,  vel  qua- 
tuor  dies,  et  loca  materiam  hanc  in  testa  supra  cinerem  calidum,  nee  sit  ma- 
g^us  ignis  accensus,  sed  in  tepido  cineris  suavis  calor,  ita  ut  cera  possit  lique- 
scere.  Hujusmodi  igitur  ignis  vapore  testae  vas  vitreum  accomodatur,  cujus 
mammilla  alte  se  efferat,  rostrum  vero  deorsum  vergat,  et  cape  aquam,  quae 
ascenderit  per  alembicum,  et  serva,  et  putrefac.  Haec  dicitur  aqua  sulphuris. 
Haec  est  conversio,  haec  vocatur  corporum  solutio.  Hac  ratione  naturam  in- 
tus latitantem  in  lucem  proferes.  Haec  aqua  cum  corrupta  fuerit,  vocatur 
acetum,  et  vinnm  Amineum,  et  similia.  Die  uebersetzung  des  Pizimenti 
ist,  als  verstandnisslose,  oft  unrichtig ;  über  die  Bedeutungen,  welche  das  Wort 
ßoxdqioy  zu  haben  scheine,  vgl.  Höfer's  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I, 
p.  275  s.;  über  die  Bedeutung  des  Wortes  xr^goxdxi'g  daselbst  p.  284  s.).  — 
Den    wichtigsten    Theil    der    eben   mitgetheilten    Stelle    veröffentlichte   auch 

Aroeilhon  (Notices  et  extraits  des manuscrits  de  la bibliotheque  nationale , 

T.  Vn  [ä  Paris,  an  XII],  2.  partie,  p.  225  s.^-  aus  den  Handschriften  der  Pa- 
riser  Bibliothek  mit  beigefügter  französischer  Uebersetzung:  cvyaQfjöCexai 
xty  ßo€aQi(p  vdXtyoy  hqyayoy  kxoy  fjiaaxdQioy  ini  xu  äyto  nQogixov  xai  xdxo) 
X€iqa  xei/Äsyoy  xai  x6  dySQXofdsyoy  vdtoQ  dtä  xov  fdaCoC'  dixov  (ajoutez  au  ma- 
tras  un  instrument  de  verre  ayant  un  renflement  qui  s'eleve  vers  le  haut 
[c'est-a-dire,  un  chapiteau]  et  un  bec  qui  se  porte  vers  le  bas,  et  recevez  la 
liqueur  qui  sort  de  ce  bec  dans  un  recipient). 

22)  Am  eil  hon  fahrt  nach  dem  so  eben   Mitgetheilten  fort:   Certainement 

Kopp,  Beitr.  z.  Ocsch.  d.  Chem.  15 


22C  Zur  Geschichte  der  Destillation. 

sein  möge,  lässt  sich  nicht  urtheilen.  Höfer  hat  sie  aus  der 
Pariser  Handschrift  2327  veröffentlicht  ^8);  die  Abbildung  ist  in 
Fig.  1  auf  der  dem  vorliegenden  Buche  beigegebe^en  Tafel  repro- 
ducirt. 

Nicht  ganz  so  genau  ist  bekannt,  mit  welchen  Worten  sich 
bei  dem  dem  Synesios  nachfolgenden  Zosimos  der  Destillations- 
apparat beschrieben   findet.    Dass   solche  Vorrichtungen    in  des 
Letzteren  Schrift  negl  ogydvayi/  xal  xafilvcov  besprochen  werden  und 
Borrichius  dies  hervorgehoben,  auch  Abbildungen   dieser  Vor- 
richtungen aus  Handschriften  der  Bibliotheken  zu  Paris  und  Ve- 
nedig veröffentlicht  hat,  wurde  bereits  ft'üher^^)  angegeben;  figu- 
rae  vitrorum   quorundam  destillatoriorum  Aegyptiis  olim  usurpa- 
torum,  ex  Zosimo,  wie  sie  Borrichius  vorgeführt  hat,  sind  in  Fig. 
2,   3  und  4  der   beiliegenden  Tafel   wiedergegeben.     In  neuerer 
Zeit   hat,  wie  auch   bereits'*^)   erinnert  wurde,   Höfer  über   die 
Einrichtung  der  Destillationsgeräthschaften ,   welche   in  der  oben 
genannten   Schrift  des  Zosimos  besprochen  sind,  ausführlichere 
Mittheilungen  gemacht  und  aus  Pariser  Handschriften  die  in  den- 


en ne  peat  s'empecher  de  reconDoitre  ici  un  instrnment  distillatoire.  Aussi 
il  n'est  ancun  de  nos  qnatre  manuscrits  (den  Pariser  Handschriften  2275,  2325, 
2326,  2327)  oü  le  copiste  n'ait  figure,  avec  la  plame,  un  alambic  qni  repose 
sur  un  foumeau  nomme  Xißtig,  et  cet  alambic  est  parfaitement  semblable  ä 
nos  alambics  de  verre,  qui  consistent,  comme  on  sait,  dans  un  vase  surmonte 
d'un  chapiteau,  avec  un  bec. 

23)  Histoire  de  la  chimie,  1.  ed.,  T.  I,  p.  269;  2.  ed.,  T.  I,  p.  280. 

2^)  S.  176  f.  und  Änmerk.  60  daselbst.  Ich  will  hier  doch  die  Stelle  aas  des 

Borrichius    Buch:     Hermetis,  Aegyptiorum  et  chemicorum  sapientia 

[Hafniae  1674],  p.  156  vollständig  mittheilen,  wegen  der  auf  einzelne  Theile 
der  Vorrichtungen  bezüglichen  Kunstausdrucke,  welche  da  der  oben  genannten 
Schrift  des  Zosimos  entnommen  vorkommen.  Borrichius  bespricht,  dass 
den  Aegyptern  wohl  schon  frühe  die  Destillation  bekannt  gewesen  sein  müsse: 
Et  quid  plura  moramur?  ünus  Zosimus  Panopolites  libro  neQi  oQyciytay  xni 
xttfiiytay  luculente  ob  oculos  nobis  sistit  antiquomm  illa  vasa  destillationibus 
accommodata;  postquam  enim  jussisset  candidatos  artis  id  agere,  ut  ipsis  ad 
roanus  esset  ßixog  viXtyogj  atoXriy  oazQÜXiyog,  Xonäg  xnl  äyyog  ffteyoatofioy, 
mandassetque  tnl  uxqk  toiy  trtoXi^yüty  ßixovg  vtXov  fjieydXovg  naj^Big  intd^siy«§j 
tya  fdTj  ^ay&ühy  dnb  ifjg  d^iQfirjg  tov  ii^aiog^  tandem,  ut  clarius  sese  explicet, 
ipsas  vasorum  figuras  appingit,  quarum  nonnullas  licet  rudiori  manu  exaratas 
ex  bibliotheca  regis  christianissimi,  et  illa  D.  Marci  Venetiis,  libuit  hie  in  gra- 
tiam  curiosorum  adjicere. 
•        25)  s.  177  und  Anmork.  61  daselbst. 


Zur  Geschichte  der  Destillation.  227 

selben  enthaltenen  Abbildungen  veröflfentlicht'®);  die  von  ihm  ge- 
gebenen Figuren  sind  in  Fig.  5,  6,  7  und  8  der  beiliegenden  Tafel 


26)   In  seiner  Histoire  de  la   chimie,    1.  ed.,   T.  I   [Paris  1842],  p.  255  s. 
theilte  Höfer  Folgendes  als  Fragment   aus   der  eben   genannten   Schrift  des 
Zosimos  mit:    Livre  de  Zosime  sur  les  fourneaux  et   les   Instruments  de 
chimie.    Du  trtbicus,  ou  de  Vapparetl  ä  trois  ballons-rMptents  (ms.  2249). 
Oo  appelle  trihicus  (xq(ßrixo<i\  an  appareil  distillatoire  construit  de  lamaniere 
Buivante:    „Fais  trois  tubes  d'airain,  dont  les  parois  soient  assez   epaisses,   et 
de  seize  coudees  de  longueur.  —  Les   ouvertores  ou  langues  pratiquSes  ä  la 
partie  inferieure  du  ballon  doivent  exactement  s'adapter  ä  ces  tubes,  qui  eux- 
memes  viennent  aboutir  ä  d'autres  ballons  plus  peUts  (ß&xia),    Un  gros  tube 
(dyzix^iQog  atoXrjy)   fait   communiquer  je  matras   (sous   lequel   on  met  le  feu) 
avec  le  grand  ballon    en  verre  (^»/«i'dc,   ßt]xof);   et  Tappareil    porte,  contre 
toute  attente  (nagadö^tog),  l'esprit  (7it^Bi'>/4a)  en  haut.    Apres  avoir  ainsi  adapte 
les  tubes,  on  en  lute   (avfrnriX&fftti) -  exactement  toutes   les  jointnres.    II   faut 
avoir  soin  que  le  grand  ballon  en  verre,  place  au-dessus   du  matras   (avec  le- 
quel il  communique  par  un  tube)  soit  assez  epais  pour  que  la  chaleur  qui  fait    . 
porter  Veau  en  haut  {rijg  d^SQfiijg  tov  €d«rog  xo^nCoi'^ffrjg  tb  dyaflaiyeiy)    ne    le 
brise  pas.*'    On  voit,  dans  les  manuscrits  n^  2249  et  2275,   les  figures  de   plu- 
sieurs  vases  distillatoires,   dont  je  me  bomerai  a  reproduire   la  suivante,  qui 
servira  a  faire  mieux  comprendre  le  texte  cite  (folgt  Fig.  5  auf  der  hier  bei- 
gegebenen Tafel).  —  Ausführlicher  ist  Hof  er  iu  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed., 
T.  I  [Paris  1866],  p.  261  ss. :    Livre   de  Zosime  sur  les  fourneaux  et  les  in* 
struments  de  chimie.    Du  trihicus  ou  appareil  ä  trois  hallons  (ms.  n^  2249). 
—  Ce  livre  renferme  des   descriptions  de   vases  et  d'instruments    chimiques, 
accompagn6s  de  figures.    Zosime  rapporte  qu'il  a  vu,   dans  un  ancien  temple 
de  Memphis,  le  modele  des  appareils   qu'il  deorit.     Ce  que  Pauteur  nomme 
ö'^ffva  (instruments)  et  xa^/ro»  (fourneaux),  etaient  de  veritables  appareils  de 
distillation  et  de  Sublimation.    La  simple  inspection   des  figures   (6,  7  und  8 
auf  der  hier  beigegebenen  Tafel),  dessinees  d'apres  le  ms.   n^  2249,   fol.  100, 
101  et  103,  sufßrait  pour  demontrer  que  Vart  distillatoire  etait  connu  et  pra- 
tiqu6  longtemps  avant  les  Arabes,  et  que  ui  Albucasis  ni  Rhases  n*en  sont  les 
inventeurs.     (Folgt  Fig.  6  unserer  Tafel.)  —  Les   differentes  pieces  dont   se 
composent  ces  appareils,   ont  chacune   un   nom  particulier,   qu'il   impoHe   de 
connaitre  pour  Tintelligence  du  texte  grec  des   manuscrits  de   l'art  sacre.  — 
Le  fourneau,  sur  lequel  repose  l'appareil,  s'appelle  tä  ^t«,  les  lumi^es  (a  der 
Fig.  6).    Le  ballon,  pose  sur  le  fourneau,   se  nomme  ij  Xumug   (b  in  Fig.  6,  7 
u.  8).    La  lopade,  qui  est  le  matras,  contenait  la  matiere   soumise   ä   la   cha- 
leur du  fourneau.  —  Le  tuyau  de  communication ,  adapte   ä   la  partie   sup^- 
rieure  de  l'appareil,  porte  le  nom  de  6  a(oXr)yy  le  tube.    Ce  tube   etait  tantot 
droit,  vertical  (c  in  Fig.  6  u.8),  tantot  coude  a  angle  droit,  de^maniere  a  pre- 
senter  une  direction  verticale  dans  un  sens  et  horizontale  dans  l'autre   {cc  in 
Fig.  7);  quand  le  tube  etait  vertical,  11  communiquait  en  haut  avec  un  second 
ballon,  nomme  17  tp&äXti,  la  coupe  {d  in  Fig.  6  u.  8),  et  ce   ballon   communi- 
quait ä  söYi  tour  avec  un  veritable  recipient  ayant  la  forme  d'un  petit  matras. 

15* 


228  Zur  Geschichte  der  Destillation. 

reproducirt.  Der  griechische  Text  dieser  Schrift  ist  noch  nicht 
veröffentlicht  und  bezüglich  der  Benennung  einzelner  Theile  des 
Destillationsapparates  wie  der  Bedeutung  einzelner  Eunstausdrücke 
bleibt  noch  Manches  unsicher  27).  Dass  die  in  den  Handschriften 
sich  findenden  Figuren  viel  jünger  als  die  Schrift  des  Zosimos 
sein  können,  wurde  auch  bereits  S.  176  erinnert,  und 'vorerst,  bis 
eine  genauere  Bezugnahme  des  griechischen  Textes  auf  sie  nach- 
gewiesen ist,  sind  sie  mehr  als  die  Vorstellung  angebend  zu  be- 
trachten, welche  Spätere  auf  Grund  der  von  Zosimos  gegebenen 
Beschreibungen  der  Destillationsgeräthschaften  über  die  Einrich- 
tung der  letzteren  sich  gebildet  hatten,  wie  als  authentische  Aus- 
kunft über  diese  Einrichtung  gewährend.  —  Dass  in  Pariser  Hand- 
schriften noch  eines  Aufsats^es  des  Zosimos,  negl  rov  d'slov  vöa- 
zog,  eine  Abbildung  eines  Destillationsapparates  sich  findet,  wurde 
auch  schon  bei  der  Besprechung  dieses  Aufsatzes  ^ß)  erinnert.  Was 
Höfer'^)  darüber  mittheilt,  lässt  nicht  ersehen,  in  wie  weit  diese 


Le  recipient,  recevant  le  liquide  condense  dans  le  ballon  d,  s'appelle  6  flfjxog 
ou  ßixogy  le  vique  (e  in  Fig.  6,  7  u.  8),  et  le  tube  qni  le  Joint  au  ballon  su- 
perieur,  se  nomme  le  contre-tube  (6  dvr//e»^o(  aioXriy)  (/  i^  Fig.  6  u.  8).  Lee 
recipients  etaient  poses  sur  des  bidques.  (Folgt  Fig.  7  unserer  Tafel.)  —  Quand 
le  tube  etait  courbe,  le  second  ballon  et  les  contre-tubes  devenaient  inutiles, 
ei  le  vique  ou  recipient  communiquait  directement  avec  la  lopade  ou  gros 
ballon.  L'appareil  ä  un  seul  recipient  se  nommait  monovique,  juoy6ß&xog 
(Fig.  7),  ä  deux  recipients  il  s'appelait  divtque,  d^ß^xog  (Fig.  G),  et  ä  trois 
recipients,  trivique^  tQfßixog  (Fig.  8).  On  pouvait  ainsi  multiplier  ä  volonte 
le  nombre  des  recipients.  Cependant  il  y  en  avait  rarement  plus  de  trois  ou 
quatre,  nombres  saores.  —  L'appareil  trivique  etait  le  plus  souvent  mis  en 
usage  pour  la  distillation.  Zosime  prescrit  de  le  construire  de  la  maniere 
suivante:  „Fais  trois  tubes  {Gu)Xi]y(tg)  d'airain (u.  s.  w.,  wie  S.  227  be- 
reits aus  der  ersten  Ausgabe  mitgetheilt  wurde) ne  le  brise  pas".  (Folgt 

Fig.  8  unserer  Tafel.)  —  Les  petits  recipients  et  le  ballon  superieur  etaient 
toi^jours  enverre  (t'/A«^o»),  tandis  que  le  ballon  inferieur  (Xconüg)  etait  souvent 
fabrique  avec  une  päte  argileuse.  Les  tubes  de  communication  paraissent 
avoir  ete  moins  souvent  en  metal  qu'en  terre  (atoXiJyeg  6aTQi'(X&yoi). 

27)  Ich  komme  auf  Einzelnes  in  Anmerk.  37  zurück. 

28)  Vgl.  oben  S.  179. 

29)  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  269  (ähnlich  schon  1.  ed.,  T.  I, 
p.  260  s.):  On  a  dessine,  dans  le  manuscrit  grec,  un  va^^e  distillatoire  complet 
(hingewiesen  wird  auf  Fig.  9  unserer  Tafel).  On  y  voit  une  cornue  surmon- 
t^e  d'un  chapiteau  en  verre  {ßlxog  (>iXiyog)f  qui  communique,  au  moyen  d'un 
bec,  avec  un  recipient  ä  col  allonge  (Xonug  1}  ityyog  axBvöaxofAoy).     Diese  letz- 


Zur  Geschichte  der  Destillation.  229 

Handsobriften  auch  im  Texte  eine  Beschreibung  dieses  Apparates 
enthalten,  welcher  an  den  in  den  Handschriften  des  Commentars 
des  Synesios  gezeichneten  erinnert;  die  bei  Höfer  gegebene 
Abbildung  ist  in  Fig.  9  auf  der  hier  beiliegenden  Tafel  wiederge- 
geben. 

Man  sucht  in  diesen  Beschreibungen  des  Destillationsappara- 
tes  bei  Alexandrinischen  alchemistischen  Schriftstellern  nach  einem 
Kunstausdruck,  welcher,  in  der  Angabe  eines  unvollkommeneren 
Apparates  bereits  bei  Dioskorides  vorkommend,  später  bei  den 
Arabern  die  Form  erhielt,  in  welcher  er  zur  Bezeichnung  eines 
Destillationsapparates  bei  den  lateinisch  schreibenden  Schriftstel- 
lern  des  Mittelalters  viel  gebraucht  wurde  und  jetzt  noch  bei  den 
Franzosen  in  Anwendung  ist.  Dass  das  Wort  afißi^,  mit  welchem 
in  des  Dioskorides  Angabe  über  die  Darstellung  des  Quecksilbers 
aus  Zinnober  das  als  Deckel  auf  das  Destillationsgeschirr  aufge- 
kittete, zur  Verdichtung  des  Quecksilberdampfes  dienende  Gefass 
bezeichnet  ist  3*^),  von  den  Arabern  zur  Benennung  des  Destilla- 
tionsapparates oder  eines  Theils  desselben  angenommen  worden 
und  dann  mit  beibehaltenem  arabischem  Artikel  zu  dem  Worte 
alambicus  oder  alembicus  geworden  sei,  welches  in  dem  eben  er- 
innerten Sinne  gebraucht  wurde  und  angewendet  wird,  ist  öfters 
ausgesprochen  worden  ^^).    Jenes  Wort  «V/^t^  bedeutete,  nach  einer 


ten  griechischen  Worte  erinnern  an  das  von  Borrichius  über  die  Desiil- 
lationsgeräthschaften  des  Zosimos  Mitgetheilte  (vgl.  Anmerk.  24);  doch  ist 
anter  den  von  Borrichius  gegebenen  Abbildungen  solcher  Apparat«  nicht 
die,  auf  welche  Hof  er  hier  Bezug  nimmt. 

30)  Vgl.  S.  219,  Anmerk.  8. 

'^)  H.  Conring  in  seiner  Schrift  de  Hermetica  medicina  (p.  371  sq.  der 
Ausgabe  von  1648,  p.  403  der  von  1669):  Non  nisi  per  Graecos  devenisse  ad 
Arabes  chemiam ,  ipsa  alembici  vox  significat,"  ex  Graeco  nimirum  ä/ußi^  trans- 
fonnata.  Hac  graeca  enim  voce  non  quemlibet  calicem  sed  plane  talcm  qua- 
lis  est  alembicus  significari,  vel  illa  Dioscoridis  nos  doceant  L.  V.  c.  64  de 
hydrargyri  confectione  (folgt  das  S.  219,  Anmerk.  8  Mitgetheilte).  So  auch 
Schmieder  in  seiner  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  85 f.,  wo  er 
davon  spricht,  wie  die  Alchemie  bei  den  Arabern  in  Aufnahme  gekommen 
sei:  „Man  unterhielt  griechische  Laboranten,  Hess  auch  die  Chrysopöien  in's 
Arabische  übersetzen .  In  diesen  üebersetzungen  blieben  die  Kunst- 
wörter oft  griechisch  stehen,  und  gingen  so  in  die  Kunstsprache   der  Araber 


230  Zur  Geschichte  der  Destillation. 

bei  Atbenaeos  (am  Ende  des  2ten  und  im  Anfange  des  3ten 
Jahrhunderts)  gegebenen  Auskunft,  ein  nach  der  Mündung  hin  sich 
verengerndes  Gefäss'^):   eine  Flasche  oder  einen  Kolben.    Daraus 


über,  welche  nur  ihren  Artikel  AI  vorsetzten  und  den  Klang  der  Wörter 
selbst  ein  wenig  nach  ihrem  Idiom  umformten.  Auf  solche  Weise  entstand 
aus  ä/Ltß*^y  Topf,  Äletnbtkf  Helm".  So  auch  A.  v.  Humboldt  a.  Anmerk.  3 
a.  0.,  S.  610:  »Der  Ausdruck  alambic,  welcher  von  dem  griechischen  Worte 
anihix  und  dem  arabischen  Artikel  dl  gebildet  ist,  beweist,  dass  die  Araber 
ihre  Kenntniss  der  Destillation  aus  der  Materia  medica  des  Dioscorides  ge« 
schöpft  hatten,  und  diese  schon  von  Reinesius  und  Gasaubonus  aufgestellte 
(Schweighäuser.,  Animadv.  in  Athen.  Deipnos.  Tom.  VI,  p.  164)  Etymo- 
logie ist  minder  zweifelhaft,  als  die  der  Wörter  Almanach  und  Alchimie".  — 
Früher  hatte  man  über  die  Ableitung  und  eigentliche  Bedeutung  jenes  Wor- 
tes andere  Ansichten.  Ich  lasse  aus  des  Libavius  Commentariornm  alchy- 
miae  P.  I.  [Francofurti  ad  Moenum  1606J  den  Anfang  des  Capitels  de  elam- 
bicatione  (p.  296)  folgen:  Vox  elambicationis  Fallopio  (der  berühmte  Ana- 
tom hatte  auch  de  compositione  medicamentorum  [Yenetiis  1570]  geschrieben) 
specialiter  significat  destill ationem ,  quod  elambendo  humorem  peragatur: 
Unde  vasis  operculum  elambicus  dici  creditur.  Alias  destiliatio  per  lacinias, 
seu  linguam  bubulam  (vgl.  Anmerk.  42  am  Ende  derselben)  idem  habet  no- 
minis,  qaod  magis  cum  re  convenit.  Lambere  enim  lingua  solemus,  paulft- 
timque  humorem  delingere.  Ejus  simulacrum  habet  ista  operatio  per  pannos 
linguiformes.  Juste  itaque  lambicatio,  Graecis  tn&XCxf*«^^9  nuncupari  poterit. 
Sed  apud  Mesuen  (der  hier  gemeinte  jüngere  Mesue  lebte  am  Ende  des  lOten 
und  im  Anfange  des  Uten  Jahrhunderts)  alambicus  vel  alembicus  instrumen- 
tum  sublimatorium  destillatoriumque  est,  aliis  capitellum,  opertorium,  oper- 
culum, ä^ß^l,  xoyxagy  Xoncig^  paropsis,  calix  etc.,  qui  imponitur  cazolae,  alu- 
teli,  ventribus,  cucurbitis,  oUis  etc.  (Ita  enim  appellantur  vasa  sublimationum 
et  destillationum,  in  quibus  est  materia.)  Hinc  alambicatio,  vel  ut  ad  latinam 
originem  tonumque  perducatur,  elambicatio  dicta,  communem  vim  habet  ad 
sublimationem  et  destillationem.  Ignis  enim  utrobique  elambit,  exhauritque 
resolutum  suocum,  et  transfert  in  vas  superius  ex  inferiore,  quasi  illud  ex  hoc 
lamberet  more  aeris  calidi  elambentis  humorem  terrae  et  in  altum  mittentis. 
Inde  crediderit  aliquis,  alembicum  dici  penulam  quibusdam,  quod  quasi  peni- 
•culo  exhauriat.  Sed  a  caudata  nasutaque  figura,  aut  pendendo  (penis  enim 
veteribus  cauda  est,  ad  detergendos  pulveres)  potius  deduxerimus.  Cum  autem 
a  lambendo  alembicum  dicimus,  metaleptica  est  locutio.  Quod  enim  ignis 
resolventis,  extrahentisque  et  expellentis  est,  id  accipienti  tribuitur  instru- 
mento.  Non  tarnen  in  omni  sublimatione  et  destillatione  alembicus  adhibetur, 
ut  patet.  Itaque  putandum  est  a  crebriore  et  evidentiore  apparatu  id  nomen 
commune  fieri,  et  quia  hoc  operculum  in  utroque  est  in  usu. 

82)  Des  Athenaeos  Jetnyoco^tatai  —  Tischgespräche,  in  welchen  auf 
Küchen-,  Tisch-  und  Schmäusewesen  Bezügliches  besprochen  wird  —  geben 
dies©  Auskunft,  L.  XI,  cap.  60,  wo  von  Formen  von  Trinkgefassen  die  Rede 
ist.    Athenaci  Deipnosophistarum  libri  XV ,  ed.  J.  Schweighaeuser,  T.  IV 


Zur  Geschichte  der  Destillation.  231 

ist  allerdings  noch  nicht  zu  scbliessen,  dass  auch  das  in  des  Dios- 
korides  Angabe  so  bezeichnete  Gefass  diese  Form  hatte.  Dass 
sie  dem  in  des  Synesios  Bescbreibung  des  Destillationsappara- 
tes  ^^)  als  Helm  auf  den  Kolben  aufgesetzten  Gefässe  zukam,  sagt 
diese  Bescbreibung  nicht  ausdrücklich;  aber  es  ist  der  Sache  nach 
wahrscheinlich  und  entsprechend  auch  in  der,  in  den  Handschriften 
des  Conimentars  des  Synesios  enthaltenen  Abbildung  gezeichnet. 
Das  Wort  u^ßi^  kommt  in  dieser  Beschreibung  des  Synesios 
nicht  vor,  wo  der  aufzusetzende  Helm  nur  als  „ein  Glasgefass*' 
von  näher  angegebener  Form  bezeichnet  wird;  und  auch  nicht  in 
der  auf  die  Destillation  des  Meerwassefs  bezüglichen  Stelle  des 
Alexander  von  Aphrodisias^*),  wo  die  den  Siedekesseln  auf- 
zusetzenden, zur  Verdichtung  des  Dampfes  dienenden  Gefasse  als 
Ttci^ara,  Deckel,  bezeichnet  werden.  Nicht  das  Wort  cc^ißc^,  aber 
das  ähnliche  ßiTtog  oder  ßrixog  3»)  findet  sich  wiederholt  da,  wo  bei 
Zosimos  Destillationsvorrichtungen  besprochen  werden  ^^;  es 
scheint  hier  einen  Kolben  oder  Ballon,  nicht  aber  immer  einen 
und   denselben  Theil  des   Destillationsapparates   zu    bedeuten  ^^). 


fArgentorati  1804],  p.  280:  Avtt]  cf*  [sc.  xi>Aft|]  q:oUx^^^^^'  ^  ^h  o^v  dyrjyfiiyrjj 
oioC  elaiy  oi  ufjßixeg  xaXov^eyoi'f  nach  der  da  gegebenen  Uebersetzung:  Hie 
vero  [calix]  (fo^ix^i^Xog:  id  est,  superne  in  acutum  coieus,  qualcs  sunt  qui 
ambtces  vocantur.  Der  griechische  Text  ebenso  in:  Athenaei  Deipnosopbi- 
starum  libri  XV,  cura  et  studio  J.  Gasauboni,  cum  interpretatione  latina 
J.  Dalechampii  [Lugduni  1597J,  p.  480,  wo  die  Uebersetzung :  ^o^Cx^tXog  porro 
dicitur,  quod  in  acutum  fastigietur,  in  modum  ambicum. 

33)  S.  225,  Anmerk.  21. 

3*)  S.  222,  Anmerk.  17. 

35)  Hof  er  a.  a.  0.,  2.  ed.,  T.  I,  p.  263:  Le  mot  ßfjxog  ou  ßlxog  parait 
etre  la  racine  d«  mot  ä/i/J*$:  il  se  retrouve  tout  entier  dans  le  gen.  äfjßtxog, 
On  sait  que  le  genitif  du  singulier  est  presque  toujours  1a  vraie  racine  des 
noms.  D^äfjißtxog  les  Arabes  ont  fait  alamhic.  C'est  donc  Ja  un  mot  grec,  et 
non  arabe. 

36)  Vgl.  S.  227  f.,  Anmerk.  26  und  29. 

37)  Reinesius  (Variae  lectiones  [Altenburgi  1640],  p.  668)  deutete  das 
Wort  als  einen  enghalsigen  kleineren,  als  Vorlage  dienenden  Kolben:  ßfiß^^, 
ollae  species  Hesychio;  inde  alemhicus,  pileus  et  operculum  ampullae  in  fur- 
nis  chemicorum  et  ßi^xo^y  ßixo&,  exceptacula  minora  quae  fAaaxaqlohg  seu  tu- 
bis  alembicorum  aptantur,  ventricosa  et  angusto  ore.  So  auch  Hof  er  (S.  227f., 
Anmerk.  26):  Le  recipient s'appelle  6  ßfjxog  ou  ßixog\  und  für  diese  Deu- 
tung spricht,  dass  der  Apparat  als  /noyößtxog,  dißtxog  oder  XQlßixog  'benannt 
wurde,  je  nachdem  an  ihm  eine,  zwei  oder  drei  Vorlagen   an    eben   so   viele 


232  Zur  Geschichte  der  Destillation. 

Unter  den  chemischen  Geräthscbafien  wird  dann  der  afi/Sv^  ge- 
nannt bei  dem,  wohl  im  Anfang  des  7ten  Jahrhunderts  lebenden 
Stepbanos  von  Alexandria ^^),  aber  ohne  dass  sich  ersehen 
Hesse,  was  für  ein  Gefäss  hier  mit  diesem  Worte  bezeichnet  sei. 
So  auch  bei  noch  Späteren  unter  den  griechisch  schreibenden  al- 
chemistiscLen  Schriftstellern;  ohne  dass  indessen  mir  ein  sichere- 
rer Nachweis  dafür  bekannt  wäre,  dass  das  Wort  oiiißv^  oder  das 
ähnliche  und  in  gleichem  Sinne  gedeutete  Wort  kd^ßvxog  wirklich 
so  bestimmt  den  bei  den  späteren  lateinisch  schreibenden  Schrift- 
stellern als  alambicus  oder  alembicus  und  im  Deutschen  als  Helm 
benannten  Theil  des  Destillationsapparates  bedeutet  habe,  wie 
dies  seit  längerer  Zeit  angenommen  wird  ^^).    Als  wahrscheinlich 


vom  Helm  ausgehende  Röhren  angebracht  waren.  Aber  bei  der  Beschrei- 
bung des  TQ{ßixog  (a.  e.  a.  0.)  wird  von  Hof  er  angegeben,  dass  der  obere, 
einen  Theil  des  Helmes  bildende  Ballon  auch  als  ßf^xog  bezeichnet  sei  und 
die  kleineren,  als  Vorlage  dienenden  Kolben  seien  ßixdc  genannt;  und  bei 
der  Beschreibung  eines  anderen  Destillationsapparates,  welcher  in  einem  Auf- 
satze des  Zosimos  vorkommt,  wird  (S.  228,  Anraerk.  29)  der  gläserne  Helm 
als  ßlxo^  viX&yog  und  die  Vorlage  als  Xonug  ?}  äyyog  axevoatofioy  bezeichnet. 
—  Das  Wort  ß(xog  wurde  aber  auch  für  Gefasse  von  ganz  anderer  Form,  als 
die  der  Kolben  oder  Ballons,  gebraucht:  Bixog  Hesychio  est  aui^yog  (5ra 
fX^^i  ^^  ^^^  urna  habens  ansas.  Aut  etiam  doliolum  (Stephani  Thesaur. 
graecae  linguae,  Vol.  H,  p.  250  in  der  Hase- Di ndorf 'sehen  Ausgabe). 

38)  Die  Stelle  bei  Stephanos,  in  welcher  eine  Aufzählung  chemischer 
Geräthschaften  gegeben  wird,  steht  im  zweiten  Stücke  von  Dessen  Schrift 
über  die  Goldbereitung  und  lautet  nach  J.  L.  Ideler* s  Ausgabe  (Physici  et 
medici  graeci  minores,  Vol.  H  [Berolini  1842],  p.  206):  Tl  Xo&Ttöy;  6  i^oxto- 
tatog  xai  Tidatjg  dpcrjjc  ovfißovXog,  ne^tdyuy  ccvxoitq  x«i  ^Xxojy  nQog  toy  tfjg 
dXii9^€(c((;  axonöy,  fya  /nt]  a>c  ^(prjy  elg  vX^xäg  xa^(yovg  xai  dto^yttyKi^ovg  (•eX&y, 
d/Lißvxü)y,  Xtanudvjy  ttywy  xai  xt]QOUex£do}y  xai  aiS-üXtay.  xtd  oi  Big  rd  xoiaf^xti 
tnaaxoXov/jeyot  big  xfyby  (tvxoTg  6  xoij  xa^dxov  noyog  i^ayoQSvd-fi  (Pizimenti 
hatte  a.  S.  110  f.  a.  0.,  f.  28  v^  übersetzt:  Quid  tum  praestantissimus  vir,  et 
omnium  virtutum  magister  ducit,  et  trahit  ipsos  ad  veritatis  scopum,  ne,  ut 
dixi,  materialibus  caminis,  et  vitreis  instrumentist  alambicis,  vasis  quibusdam, 
oucurbitulis  levioris  flammae,  et  fnliginibus,  et  id  genus  rebus  aliis  incum- 
bentes  in  cassum  ipsis  labor  susci'piatur). 

3^)  Du  Gange 's  Glossarium  ad  scriptores  mediae  et  infimae  graecitatis 
[Lugduni  1688],  T.  I,  p.  57 sq.:  "Afißo^,  Vas  cliymicum,  quod  vulgo  Alamhy- 
cum  inde  vocant,  addita  praepositione  dl  Arabica.  Scholiastae  Aristophanis 
äfinv^  pariter  vas  esse  dicitur.  Nicephorus  Blemides  de  Chymia,  MS.  inld^eg 
äyyog  fiaa^toxby ^  hnBQ  Xiysxat  ä^ßvl,  Stephanus  philosophus  cbymicus  MS. 
xai  cf»'  oQytcytffjuovg  vciXaty  d/Aßvxmy.    Jd^ßvxog^  eadem  notione.    Codex   Reg. 


Zur  Geschichte  der  Destillation.  238 

mag  man  es  aber  immerhin  betrachten,  dass  von  weit  entfernter 
Zeit  bis  auf  die  unsrige  ein  und  dasselbe  Wort  als  Kunstausdruck 
bei  der  Beschreibung  des  Destillationsapparates  in  Anwendung 
sei;  und  wahrscheinlich  ist  es  auch,  dass  ein  anderes  von  Dios- 
korides  bei  der  Beschreibung  der  Destillation  des  Quecksilbers 
aus  Zinnober  gebrauchtes  Wort  sich  als  Eunstausdruck  in  dem- 
selben Sinne  noch  bei  viel  späteren  griechisch  schreibenden  alche. 
mistischen  Schriftstellern  wiederfindet  *ö). 


618.  f.  287.  tqC\poy,   d^ig  iy  XafAß^xt^^   xai   ßaXtay    iy  ^ovQyeXftfi,  etc. . 

(Nikephorofl  Blemmydes  lebte  um  die  Mitte  des  ISten  Jahrhunderts;  die 
hier  angezogene  Stelle  aus  Stephanos  ist  vollständiger  in  der  vorhergehen- 
den Anmerkung  gegeben.)  Vgl.  auchAnmerk.  31.  „Letronne  (Observations 
Bur  les  noms  des  vases  grecs,  1884,  p.  26)  erklärt  sogar  ä^ßv^  (oder  df/i/S»|) 
geradehin  durch  „Gefäss,  dessen  sich  die  Alten  zur  Destillation  bedienten^ 
(A.  V.  Humboldt  a.  Anmerk.  3  a.  0.,  S.  509).  —  Auch  abgesehen  davon, 
dass  das  Wort  äfinvl  noch  andere  Bedeutungen  hat  als  die,  auf  welche  Du 
Gange  in  der  eben  mitgetheilten  Stelle  Bezug  nimmt,  ist  die  im  alchemi- 
stischen  Lexicon  (vgl.  Anmerk.  40)  für  das  sonst  wohl  nicht  vorkommende 
Wort  xyoi>q}ty  o.  nyo^xp^oy  gegebene  Erklärung  nicht  dazu  angethan,  etwas 
über  die  Bedeutung  des  Wortes  äfinvl  im  chemischen  Sinne  ersehen  zu  lassen : 
Kyo^g>ky  iaily  ß^nv^,  heisst  es  darin  bei  Bernard  (p.  131;  vgl.  Anmerk.  40) f^ 
Kyovq)i'Oy  in  Glossis  Chymicis  MS.  itnly  äfinvl  bei  du  Gange  a.  e.  a.  0., 
T.  T,  p.  672. 

*<>)  Als  «/^«Ai?  (Rusb)  wird  bei  Dioskorides  (vgl.  S.  219,  Anmerk.  8)  das 
am  Deckeigefasse  des  Destillationsapparates  verdichtete  Quecksilber  bezeich- 
net. Eine  Bezugnahme  auf  diese  Bezeichnung  bei  viel  späteren  griechisch 
schreibenden  alchemistischen  Schriftstellern  zu  finden  könnte  man  glauben, 
wenn  man  bei  Am  eil  hon  (Notices  et  extraits  des  manuscrits  de  la  biblio- 
theque  nationale,  T.  Y  [ä  Paris,  an  VII],  p.  377  s.)  Hest:  Daoß  leur  langage 
[le  langage  des  chimistes  grecs],  ald^Xrj  signifie,  comme  on  le  voit  dans  ce 
lexique,  leur  mercure  extrait  de  diverses  substances  metalliques.  Am  eil  hon 
sagt  dies  bei  der  Besprechung  des,  alchemistiscbe  Ausdrucke  erklärenden 
Lexicons,  von  welchem  S.  154,  Anmerk.  33  die  Rede  war.  So  glatt  findet  sich 
nun  allerdings  die  Erklärung  des  Wortes  ai^aXtj  in  dem  Lexicon  nicht  gege- 
ben, welches  Bernard  in  der  a.  e.  a.  0.  citirten  Schrift  nach  der  von  d*Or- 
ville  aus  einer  Yenetianer  Handschrift  genommenen  Abschrift  veröffentlicht 
hatf  und  selbst  nicht  in  den  Pariser  Handschriften,  welche  dieses  Lexicon  ent- 
halten und  auf  deren  Benutzung  Ameilhon's  wie  vorher  Du  Gängers 
Kenntniss  desselben  fusste.  Die  Yenetianer  Handschrift  hat  (bei  Bernard 
p.  121)  drei  auf  einander  folgende  Erklärungen:  *Ag>qog  naytbg  stdovg  htly 
t&qdgyvqog.  ^Aqyi^Q^oy  yä/ua^  ai&ttXrj  d^€(ov  xal  ^d^a^y^^ov.  "Aarifjiög  iauy  6 
log  dnb  tfjg  ai^aXrjg.  In  den  (jüngeren)  Pariser  Handschriften  finden  sich 
diese  drei  Erklärungen  (vgl.  bei  Ameilhon  a.  e.  a.  0.,  p.  376)  entweder 
überhaupt  nicht,  oder  durch  Vereinigen   und  Trennen   an  anderen  Orten^in 


234  Zur  Geschichte  der  Destillation. 

Dass  der  s.  g.  Helm  des  Destillationsapparates  bei  den  Ara- 
bern als  alambic  oder  alembic  oder  ähnlich  bezeichnet  worden  sei, 
ist  eine  öfters  vorkommende  Angabe  ^^).  Diese  Angabe  kann  wahr 
sein,  und  ich  will  die  Richtigkeit  derselben  nicht  bestreiten;  doch 
darf  man  auch  nicht  vergessen,  dass  sie  wohl  weniger  auf  der  Ein- 
sichtnahme in  arabische  Schriften  selbst  beruht,  als  darauf,  dass 
das  fragliche  Wort  sich  in  Uebersetzungen  arabischer  Schriften 
findet.  So  allerdings  schon  in  denen  von  Qeber,  wo  die  Destil- 
lation in  sehr  genügender  Weise  abgehandelt  wird  *^).    Das  Vor- 


folgender Weise  zu  zwei  Erklärapgen  umgestaltet:  ''Jq>Qog  nayrbg  eldovg 
iatiy  vdQaQyvQitay  yä/na,  Md-iiXrj  d-eioy  xat  h^qaqyvqov  äati/nög  itn&y  6  log 
dno  T/Jff  nid^Xfig,  Letzteren  Satz  giebt  Du  Gange  a.  Anmerk.  39  a.  0.  (T.  I, 
p.  35)  als  Erklärung  bei  dem  Worte  ald^aXfj;  auf  ihn  bezieht  sich  wohl  Uö* 
fer's  (Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  257)  Angabe,  in  diesem  Lexicon 
komme  u.  a.  die  Erklärung  vor:  la  süie  (al&dXrj)  est  le  poison  de  la  suie;  auf 
ihn  ist  auch  wohl  Ameilhon's  oben  mitgetheilte  Behauptung  zurückzu- 
fuhren, 60  wenig  sie  auch  durch  ihn  gestützt  wird.  Denn  Etwas  Anderes, 
auf  was  sich  diese  Behauptung  beziehen  könne,  ist  mir  aus  dem  in  Rede  ste- 
henden Lexicon  nicht  bekannt.  Eine  Erklärung,  welche  sich  noch  in  dem- 
selben findet  (bei  Bernard  p.  122):  Jl^uXtj^  iatiy  Moiq  d^€£ov  dni^Qov  xal 
*fioXißoxc(Xxovy  kann  für  Ameilhon's  Behauptung  nicht  in  Betracht  kommen, 
und  lässt  bezüglich  der  Bedeutung  des  Wortes  al^äXi]  auch  Nichts  ersehen. 
Angaben,  in  welchen  dieses  Wort  zu  dem  den  Zinnober,  und  dieses  zu  dem 
das  Quecksilber  bezeichnenden  Worte  in  Beziehung  gebracht  ist,  finden  sich 
in  diesem  Lexicon  übrigens  auch;  so  (bei  Bernard  p.  131):  K^yydßaqCg 
icTiy  i]  h  XißTja§  iipovfiiyti  al^dXri,  und  (daselbst  p.  141):  "YdotQ  Id^a^v^ov 
ßaguxri  iany  i]  dno  x^yyaßdQeiog  yiyofiiytj.  —  Dass  aid^dXri  auch  für  die  grie- 
chisch schreibenden  alchemistischen  Schriftsteller  aus  dem  Dampfzustande 
Verdichtetes  bezeichnete,  ist  wahrscheinlich.  Eine  ähnliche  Bedeutung  hatte 
dieses  Wort  auch  für  andere  Schriftsteller*,  in  der  Predigt  des  heiligen  Basi- 
lios  (welcher  329  bis  379  lebte)  gegen  die  dem  Trunk  Ergebenen  wird  das, 
was  wir  Weindunst  nennen,  bezeichnet  als  ri  ald-dXri^  rjy  6  olyog  iiitt/ui&^ojLieyog 
dyaq>iQBy  (Basilii  Caesareae  Cappadociae  archiepiscopi  Opera  omnia,  T.  II 
[Parisiis  1722],  p.  126;  nach  der  da  gegebenen  Uebersetzung :  fuligo  quam  vi- 
num  exhalans  sursum  emittit).  —  lieber  solche  Yerdichtungsproducte,  welche 
für  die  alchemistischen  Bestrebungen  in  Betracht  kamen,  enthält,  wie  es 
scheint,  die  Pariser  Handschrift  2252  (eine  Sammlung  griechischer  alchenii- 
stischer  Abhandlungen)  einen  Aufsatz:  Des  produits  de  Sublimation  (al^aX&y)^ 
par  un  anonyme,  wie  Hof  er  (Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  298)  an- 
giebt ;  Anonymus,  de  fuliginibus,  vel  scintillis,  war  die  Angabe  für  diesen  Auf- 
satz in  Catalogus  codicum  manuscriptorum  bibliothecae  regiae,  T.  II  [Parisiis 
1740],  p.  471. 

*i)  Vgl.  u.  a.  Anmerk.  31  und  36. 

**'^)  So  namentlich  in  dem,   ziemlich  verschiedene  Operationen   unter   dem 


Zur  Geschichte  der  Destillation.  235 

kommen  des  Wortes  alembicus  in  diesen  Uebersetznngen  beweist 
nun  noch  nicht,  dass  es  oder  ein  ähnliches  schon  in  den  arabischen 


gemeinsamen  Namen  der  Destillation  zusammenfassenden  Capitel  der  Summa 
perfectionis  magisterii,  welches  als  P.  lY,  cap.  L  in  der  Baseler  Ausgabe  von 

1572    (Artis   chemicae  principes,   Avicenna  atque  Geber [Basileae   1572], 

p.  585  sqq.))  als  L.  I,  P.  IV,  cap.  XLIX  in  der   Zetzn  er 'sehen  Ausgabe  von 

1598  (Gebri de  alchemia [Argentinae  1598],  p.  108  sqq.),   als  L.  II, 

cap.  X  in  Mangeti  Bibliotheca  chemica  curiosa  (T.  I  [Genevae  1702],  p.  535)  steht, 
(ich  berücksichtige  unter  den  verschiedenen  Ausgaben  dieser  Schrift  Geber 's 
nur  die  mir  gerade  zur  Hand  seienden),  mit  wesentlich  gleichlautendem  In- 
halt (ich  gebe  nur  erheblichere  Verschiedenheiten  an).  Die  Ueberschrift,  wie 
sie  die  zweitgenannte  Ausgabe  am  Ausführlichsten  hat:  De  distillatione  et 
causis  ejus,  ac  de  tribus  ejusdem  generibus,  scilioet,  per  alembicnm,  per  de- 
scensorium,  et  per  ültrum.  Aus  dem  Inhalte  hebe  ich  Folgendes  hervor. 
Conveniens  est,  ut  sequeütes  propositum  nostrum  sermonem  de  distillatione 
tradamus  cum  causis  suis.  Est  igitur  distillatio  vaporum  aqueorum  in  suo 
vase  elevatio.  Diversificatur  itaque  distillatio  (secundum  diversitatem  rerum 
distillandarum,  hat  hier  noch  die  Zetzner'sche  Ausgabe).  Nam  quaedam  est 
per  ignem,  quaedam  vero  sine  igne.  Quae  vero  per  ignem  fit,  duorum  gene- 
rum  invonitur.  Quaedam  est  per  elevationem  in  alembicum.  quaedam  per  de- 
scensum  chemiae,  qua  mediante  oleum  ex  vegetabilibus  elicitnr.  Causa  quare 
inventa  sit  distillatio,  et  causa  generalis  inventionis  ci\juslibet  distillationis  est 
purificatio  liquorosi   a  faece  suae  turbulentiae,   et  conservatio   illius   a  putre- 

factione. Causa  vero  specialis  inventionis  illius,    quae  per  ascensum  fit 

in  alembicum ,   est  inquisitio  aquae  purae   sine   terra.    Cujus    experientia   est, 

quod  videmus  aquam  sie  distillatam  nullam  faecem   habere. Causa  vero 

inventionis  ejus,  quae  per  descensum  fit,  fuit  olei  puri  in  natura  sua  extra- 
ctio  :  quia  per  ascensum  oleum  in  natura  sua  combustibili  haberi  non  pote- 
rat.  —  —  Distillationis  vero  quae  per  filtrum  sine  ignitione  perficitur,  causa 
inventionis  fuit  aquae  sola  serenitas.  Dicamus  igitur  nunc  omnium  distillatio- 
num  modos,  cum  causis  suis^  Ejus  itaque  quae  per  ascensum  fit,  est  duplex 
modus.  Alia  enim  fictili  oUa  cineribus  plena  perficitur  :  alia  autem  cum  aqua 
in  vase  suo  cum  graminibus  vel  lanositate,  ordine  suo  disposita,  ne  Cucurbita 
vel  distillatorius  alembicus  rumpantur,  antequam  ad  perfeotionjem  deducatur. 
Es  wird  nun  die  Anwendbarkeit  eines  Aschenbades  für  einy  stärkeren,  die 
eines  Wasserbades  für  einen  gemässigteren  Hitzegrad  besprochen;  nachher 
das  Verfahren,  wie  die  Destillation  nach  den  verschiedenen  Arten  derselben 
auszuführen  sei.  Dispositio  ejus,  quae  per  cineres  fit,  est,  ut  sumatur  olla  for- 
tis  ex  terra,  et  coaptetur  in  fumo, super  cujus  fundum  ponantur  cine- 
res cribellati  ad  digiti  spissitudinem,  et  super  ipsos  cineres  ponatur  vas  distil- 
lationis et  cooperiatur  in  circuitu  ejus  cum  eisdem,  usque  prope  Collum  alem- 
bici  :  postea  vero  infnndatur  in  illud  res,  de  cujus  intentione  sit  sie  distillari. 
Ultimo  vero  cooperiatur  illud  cum  alembico,  cujus  Collum  suscipiat  Collum 
Cucurbitae  inferioris  intra  se,  usque  ad  curvitatem  canalis  ipsius  alembid,  ne 
viam  fugae  inveniat   distillandum.    Et   postea  latetur  alembicus  cum   cucor- 


236  Zur  Geschichte  der  Destillation. 

Originalscbriften  stehe;  so  wenig  wie  das  Vorkommen  dieses  Wor- 
tes in  des  Pizimenti  Uebersetzung  des  Commentars  des  Syne- 


bita  8ua,  et  firmetur  eorum  junctura,    et  supponatur  ignis  quousqae  distillet. 

(An  der  Stelle  von:  et  supponatur hat  die  Zetzner'Bche  Ausgabe:   £t 

Bubstituatur  receptaculum  cujus  Collum  similiter  recipiat  nasum  vel  cornu 
alexnbici  usque  ad  medium  ipsius  :  et  circumvolvatur  junctura  panno  lineo 
intincto  claro  ovorum,  et  permittatur  siccari  :  ne  aliquid  de  destillato  respi- 
ret,  quibus  aptatis  subjiciatur  ignis  -quousque  distillet.)  Alembicus  vero  et 
ejus  Cucurbita  de  vitro  sint.'  Ignis  vero  illius  augeatur  ei  secundum  exigen- 
tiam  distillationis  y  quousque  videatur  totum  distillandum  cum  magna  ignis 
expressione  distillatum  esse.  Secundae  vero  intentionis  distillationis  dispo- 
sitlo,  quae  per  aquam  fit,  est  similis  huic  in  vase  et  alembioo.  Differt  tamen 
ab  ea  in  hoc,  quod  in  hac  sumitnr  olla  ferrea  vel  aenea,  et  coaptatur  ad  fur- 
num,  ut  dictum  est  Postea  saper  fundum  illius  ollae  Stratum  de  graminibus, 
vel  lana,  vel  re  consimili  construatur,  ad  spissitudinem  trium  digitorum,  ne 
Cucurbita  frangatur,  et  eisdem  graminibus,  vel  rebus  consimilibns  cooperiatur 
in  circuitu  Cucurbita,  usqne  prope  coUum  alembici,  et  super  ipsa  sarmenta 
virgae  subtiles  superspargantur,  et  super  virgas  ponantur  lapides  ponderosi, 
qui  suo  pondere  cucurbitam  et  alembicum  et  ipsa  sarmenta  deprimant,  et  de- 
pressa  firmiter  et  stabiliter  teneant  super  ollae  fundum,  ne  natent  levata  per 
ipsam  aquam,  et  sit  levatio  haec  causa  fracturae  vasis  et  distillandae  rei  per- 
ditio.  Postea  vero  super  sarmenta  fundatur  aqua  usque  ad  ollae  plenitudi- 
nem,  et  supponatur  ignis,  quousque  distilletur  totum.  Dispositio  vero  ejus 
quae  -per  descensum  fit,  est  ut  fiat  descensorium  vitreum  cum  coopertorio 
ejus,  et  lutetur  utrumque,  et  intromittatur ,  quod  sie  distillare  quis  intendit. 
Et  fiat  super  caput  illius  ignis  :  descendet  enim  distillatio  ejus  (per  foramen 
suum  in  vas  sibi  suppositum,  in  der  Zetzn  er 'sehen  Ausgabe).  Dispositio 
vero  ejus,  quae  per  filtrum  fit,  est,  ut  ponatur  liquor  distillandus  in  concham 
lapideam,  et  filtri  bene  abluti  ed  madidi  ponatur  pars  latior  in  dictum  liquo- 
rem  usque  ad  fundum  conchae.  Pendeat  vero  exilior  pars  ejus  ab  orificio 
conchae  extra.  Et  sub  capite  illius  filtri  ponatur  vas  recipiens  distillationem. 
Cum  ergo  distillare  ipsum  filtrum  incipiet,  primo  aqua  distillabit,  qua  madi- 
dum  fuit  :  qua  cessante  succedit  illi  liquor  distillandus.  Qui  si  nondum  sere- 
nus  fuerit,  toties  ad  concham  refundatur,  quousque  Serenissimus  distilletur. 
Haec  autem,  quia  facilia  sunt  omnia,  magna  probatione  non  indigent,  ideoque 
eorum  probation^  siluimus.  Nicht  in  der  Zetzn er'schen  Ausgabe,  wohl 
aber  in  der  Baseler  von  1572  und  in  der  in  Mangeti  Bibliotheca  chemica  (in 
welcher  Gebri  Summa  perfectionis  magisterii  in  sua  natura,  ex  Bibliothecae 
Yaticanae  exemplari  undecunque  emendatissimo  edita,  cum  vera  genuinaque 
delineatione  vasorum  et  fornacum  enthalten  sein  soll),  schliesst  sich  hier  eine 
Bezugnahme  auf  Abbildungen  an  :  Descriptio  vero  omnium  vasorum  distilla- 
tionis cujuslibet,  a  nobis  nunc  traditae,  est  haec:  und  nun  folgen  Abbildungen, 
welche  aus  der  Baseler  Ausgabe  von  1572  in  Fig.  10  unserer  Tafel  reprodu- 
cirt  sind  (a  die  Destillation  per  ascensum  per  cineres,  b  die  per  aquam,  c  die 
Destillation  per  descensum,  d  die  Destillation  per  filtrum  erläuternd).  —  Was 
hier  als  distillatio  per  filtrum  bezeichnet  ist  und  zur  Trennung  einer  Flüssig- 


Zur  Geschichte  der  Destillation.  237 

sios'*^)  oder  der  Schrift  des  Stephanos**)  beweist,  dass  bei  dem 
Ersteren  bereits  der  Hehn  so  bezeichnet  gewesen  sei  oder  bei  dem 
Letzteren  das  Wort  a^ißi^  diesen  Theil  des  Destillationsapparates 
bedeute.  Aus  den  arabischen  Handschriften  der  chemischen  Werke 
Geber's,  deren  Bibliographie  noch  viel  zu  wünschen  übrig  lässt, 
ist  meines  Wissens  über  diesen  Gegenstand  Nichts  bekannt  ge- 
worden. Die  älteren  Wörterbücher  der  arabischen  Sprache  ent- 
halten das  Wort  nicht,  vielleicht  weil  es  als  chemischer  Kunstaus- 

• 

druck  den  Verfassern  derselben  ferner  lag;  später  scheint  das  Vor- 
kommen dieses  Wortes  in  arabischen  Schriften  sicher  zu  sein  *^). 


keit  von  darin  enthaltener  fester  Substanz,  so  dass  erstere  klar  werde,  dienen 
soll,  entspricht  in  der  Art  der  Ausführung  nicht  unserem  Filtriren,  sondern  ist 
ein  Abziehen  der  Flüssigkeit  mittelst  eines  porösen,  als  Filter  bezeichneten 
Stofifs,  welcher  in  die  trübe  Flüssigkeit  eintauchend  sie  in  ein  untergesetztes 
Gefass  klar  ablaufen  lässt.  Diese  Art  von  Klärung  wird,  theilweise  noch  mit 
den  eben  mitgetheilten  Worten,  bei  Libavius  in  Dessen  Commentariorum 
alchymiae  P.  I.  [Francofurti  ad  Moenum  1606],  p.  265  sq.  als  destillatio  per 
lacinias  und  als  verschieden  von  der  filtratio  (im  jetzigen  Sinne  des  Wortes) 
besprochen.  £r  sagt  in  dem  Capitel  de  destillatione  per  lacinias :  Est  haec 
ablatio  quaedam  ex  similitudine,   quam    cum  stillicidio  habet,    nomen  adepta. 

Procuratio  ejus  vel  simplex  est,  vel  multiplex.    Quae    simplex   vocatur, 

etiam  destillationis  per  linguam  bubulam  nomen  habet,  et  fit  panno  (laneo, 
vel  hneo)  ad  formam  linguae  bubulae  secto,  cujus  pars  latior  seu  basis  in  väse 
separandi  liqnoris  est,  apex  in  excipulo,  debetque  continens  altiore  loco  sitam 
nonnihil  in  pronum  inclinare,  ut  sequi  liquor  possit;  etc.  Anleitung  wird  ge- 
geben, wie  durch  geeignete  Form  des  absaugenden  Tuches  seitliches  Ab- 
laufen der  Flüssigkeit  vermieden,  an  der  Stelle  des  Tuches  ein  Bündel  Fäden 
angewendet  und  zur  Vermeidung  der  Verdunstung  die  Operation  in  geschlos- 
senem Räume  vorgenommen  werden  kann,  u,  s.  w. 

*8)  Vgl.  S.  225,  Anmerk.  21. 

*4)  Vgl.  S.  232,  Anmerk.  38. 

*^)  Mein  College  G.  Weil  theilt  mir  hierüber  Folgendes  mit:  „Alambic 
ist  kein  arabisches  Wort,  wurde  aber  von  Arabern,  Persern  und  Türken  ge- 
braucht, und  zwar  so  dass  AI  den  Artikel  bildet  und  das  Nomen  Anbik  (mit  n, 
das  jedoch  vor  h  wie  m  ausgesprochen  wird)  geschrieben  ist.  Dieses  Wort 
findet  sich  in  den  Wörterbüchern  von  Golius,  Freytag  u.  A.  mit  der  Erklä- 
rung: „Cucurbita  chymica  Alembicum".  In  den  arabischen  Wörterbüchern, 
von  Djauhari  (aus  dem  lOten  Jahrh.)  sowohl  als  von  Firuzabadi  (aus  dem 
14ten  Jahrh.)  kommt  Alambic  nicht  vor,  woraus  jedenfalls  mit  Sicherheit 
hervorgeht,  dass  es  kein  arabisches  Wort  ist.  Es  fehlt  aber  auch  in  dem 
arabischen  Fremdwörterbuche  von  AI  Djawaliki,  der  im  12ten  Jahrh.  ge- 
schrieben, woraus  sich  folgern  lässt,  dass  es  noch  nicht  viel  gebraucht  wurde, 
da  es  doch  sonst  dem  Verfasser  dieses  Wörterbuches  nicht  unbekannt  geblieben 


Zur  Eenntniss  der  Sammlungen  griechischer 

alchemistischer  AujQsätze. 

Ich  habe  im  Vorhergehenden  drei  aJchemistische  Schriftstel- 
ler, denDemokritos,  den  Synesios  und  den  Zosimos,  und  ihre 
Schriften  ausführlicher  besprochen:  als  die  frühesten  und  hervor- 
ragendsten Autoritäten  und  Denkmäler,  mit  welchen  wir  auf  dem 
Gebiete  der  alchemistischen  Litteratur  bekannt  sind.  Jene  Schrif- 
ten sind  uns  nur  seltener  in  einzelnen  Handschriften  zugekom- 
men ,  gewöhnlicher  und  meistens  in  Sammlungen  griechischer  al- 
chemistischer Aufsätze,  welche  ausser  dem,  was  von  jenen  Schrift- 
stellern stammt  oder  ihnen  zugeschrieben  wird ,  noch  eine  Menge 
anderer  alchemistischer  Abhandlungen  und  Notizen  enthalten. 
Auf  vielen  Bibliotheken  finden  sich  solche  Sammlungen  hand- 
schriftlich vor.  Die  verschiedenen  Handschriften  sind  nur  in  selt- 
neren Fällen  übereinstimmend;  meistens  weichen  sie  unter  einan- 
der ab  in  Beziehung  darauf,  welche  Schriften  imd  namentlich  in 
welcher  Ordnung  diese  in  ihnen  enthalten  sind;  eine  grosse  An- 
zahl alchemistischer  Aufsätze  findet  sich  aber  fast  in  allen  diesen 
Sammlungen  wieder.  Ich  habe  im  Vorhergehenden  oft  der  auf 
verschiedenen  Bibliotheken  befindlichen  handschriftlichen  Samm- 
hmgen  erwähnt,  wo  es  sich  um  einzelne  Schriften  der  von  mir 
besprochenen  frühesten  alchemistischen  Autoren  handelte;  ich 
liatte,  als  ich  die  Notizen  für  diese  Besprechungen  sammelte,  und 
selbst  noch  bei  der  Zusammenstellung  derselben,  nicht  die  Ab- 
sicht, auch  eine  Besprechung  dieser  Sammlungen  im  Allgemeinen 
zu  versuchen.  Und  ich  bin  mir  wohl  bewusst,  dass  dieser  Versuch 
auch  jetzt    noch  sich  als  ein   zieinlicli   ungenügender  und  unbe- 

16* 


244  Zur  Kenntniss  der  Sammlungen 

firiedigender  herausstellt.  Eigene  Einsicht  in  solche  Sammlungen 
und  namentlich  in  die  ältesten  Handschriften  wäre  gerade  hier 
sehr  zu  wünschen;  sie  mangelt  mir  ganz,  und  wäre  mir  Gelegen- 
heit dazu  gegeben,  so  würden  für  eine  genügende  Benutzung  der- 
selben mir  die  paläographischen  Kenntnisse  fehlen  und  die  sprach- 
lichen sich  als  unzureichend  erweisen.  So  kann  ich  über  jene 
Sammlungen  nur  nach  dem,  was  Andere  darüber  mitgetheilt  ha- 
ben, berichten.  Aber  auch  in  der  Richtung,  dass  aus  diesen  Mit- 
theilungen abgeleitet  werde,  welche  Beziehungen  zwischen  den 
verschiedenen  Sammlungen  statthaben,  konnte  ich  nur  Weniges 
erzielen,  sei  es,  dass  das  mir  zu  Gebote  stehende  Material  (ich 
weiss,  dass  es  unvollständig  ist)  noch  unzulänglich  ist,  oder  meine 
Einsicht,  es  zu  benutzen,  nicht  hinreicht.  Wenn  ich  nun  doch 
den  Versuch  mache,  durch  Zusammenstellung  des  mir  bezüglich 
dieser  Sammlungen  bekannt  Gewordenen  etwas  zur  Kenntniss 
derselben  beizutragen,  so  thue  ich  es  desshalb,  weil  eine  solche 
Zusammenstellung  meines  Wissens  noch  ganz  fehlt,  die  doch  Gxt 
die  spätere  griechische  Litteratur  mindestens  einiges  bibliogra- 
phische Interesse  hat.  Und  auch  ein  unvollkommenerer  Versuch 
einer  solchen  Zusammenstellung  kann  dafür  nützlich  sein,  dass 
von  mir  Uebersehenes  oder  mir  unzugänglich  Gebliebenes  oder 
neu  Aufzufindendes  Anhaltspunkte  zur  Anreihung  und  Verglei- 
chung  finde.  Diese  Zusammenstellung  wird  mir  ausserdem  ala 
Grundlage  dienen  für  die  Besprechung  einer  Anzahl  griechischer 
alchemistischer  Schriftsteller,  die  ich,  wenn  auch  wohl  weniger 
ausführlich  als  die  der  im  Vorhergehenden  behandelten,  noch  zu 
geben  gedenke. 

Dass  Sammlungen  griechischer  alchemistischer  Schriftsteller 
auf  verschiedenen  Bibliotheken  bewahrt  werden,  war  schon  im 
16ten  Jahrhundert  bekannt^).  Aber  noch  in  der  ersten  Hälfte 
des  17ten  Jahrhunderts  war  diese  Kenntniss  nur  eine  spärliche. 
Wie  beschränkt  war  noch  die  hierauf  bezügliche  Kenntniss  des 


1)  Ich  komme  auf  das  Bekanntwerden  dieser  Sammlungen  und  der  in  ihnen 
enthaltenen  Aufsatze  noch  eingehender  nach  der  Besprechung  der  Handschriften 
zurück. 


griechischer  alchemistisoher  Aufsätze.  245 

gelehrten  Thomas  Reinesius')  welcher  1634  eine  solche,  in  die 
Bibliothek  zu  Altenburg  (später  in  die  zu  Gotha)  gekommene 
Sammlimg  besprach.  Er  schrieb  vor  diese  Sammlimg^:  Quisquis 
in  codicem  hunc  bibliothecae  ducalis  Altenburgensis  incides,  noris 
similem  in  bibliotheca  regis  christianissimi  servari;  idque  indicio 
Cl.  Salmaaii  in  Exercitationibus  Plinianis  didicL  Sed  et  Oesnerus 
Zosimi  ad  Theosebiam  opuscula,  quae  Suidas  'STTviii  esse  scribit, 
cum  aliis  XTTTI  autoribus  Oraecis  de  arte  sacra  manu  scriptis,  qui 
hi  ipsi  sunt,  in  Italia  alicubi  latere,  et  Simlerus  apud  Johannem 
Dee  Londin.  Anglum  medicum  Deraocriti  xti^uxct  cum  Synesii  et 
Stephani  commentariis  esse  tradit.  Und  ähnlich  äussert  er  sich 
in  seinem,  wesentlich  litterarhistorischen  Gutachten,  welches  er 
damals  über  den  Inhalt  dieser  Sammlung  abgab  ^).  Aber  schon  in 
der  zweiten  Hälfte  des  17ten  Jahrhunderts  war  eine  ungleich 
grössere  Zahl  von  Bibliotheken  bekannt,  wo  sich  griechische  alche- 
mistische  Aufsätze  vorfinden.  Borrichius,  nachdem  er  einzelner 
derartiger  Schriften  gedacht,  sagte ^):  Exstant  plura  alia  chemica 
scripta  graeca  Romae  in  Vaticana  bibliotheca,  Parisiis  in  regia 
mss,  Yenetiis  in  illa  D.  Marci,  item  in  Bavarica,  Coloniensi,  et 
aliis;  und  die  Zahl  ims  erhaltener  derartiger  Schriften  etwas  tiber- 


^)  Thomas  Reinesius,  dessen  in  dem  vorliegenden  Buche  so  oft  gedacht 
wird,  war  1587  za  Gotha  geboren,  studirte  zu  Wittenberg,  Jena,  Frankfurt  an 
der  Oder  und  Padua,  practicirte  zuerst  zu  Basel,  seit  1615  in  Nürnberg,  seit 
1616  in  Hof,  seit  1618  in  Gera,  seit  1628  in  Altenburg,  wo  er  Physikus,  Leib- 
medicuB  und  schliesslich  auch  Bürgermeister  war;  von  1661  bis  zu  seinem 
Tode,  1667,  lebte  er  ohne  Amt  in  Leipzig.  Einer  der  Gelehrtesten  seiner 
Zeit  war  er  nicht  nur  als  Arzt  sondern  auch  als  Philologe  und  Alterthums- 
forscher  berühmt. 

^  Catalogus  codicum  manuscriptorum  bibliothecae  Gothanae,  autore  £.  S. 
Cypriano  pL<ipsiae  1714],  p.  87. 

*)  „Es  ist  aber  dieser  codex  aus  demjenigen,  welcher  in  Italia  alioubi  seyn 
soll,  dessen  Robertus  Vallensis  1.  de  verit.  et  antiq.  artis  chymicae,  und  Gesne- 
rus  in  Bibliotheca,  oder  aus  demjenigen,  welcher  inEönigl.  Mai.  yon  Franok- 
reich  Bibliothec  gefunden  wird,  dessen  Is.  Casaubonus  ad  Baron,  annal.  Ezer- 
cit.  I.  c.  10  und  Cl.  Salmasius  in  Exerc.  Plinianis  gedencken,  abgeschrieben". 
U.  B.  w.  A.  e.  a.  0.,  p.  89;  lateinisch  auch  in  Fabricii  Bibl.  graeca,  Vol.  XU 
[Hamburgi  1724],  p.  749.  Bezüglich  der  angezogenen  SteUe  in  Gesner's 
Bibliotheca  vgl.  8.  187,  Anmerk.  117. 

^)  Hermetis,  Aegyptiorum   et  chemicorum  sapientia [Hafiuae   1674], 

p.  79. 


246  Zur  KenntnisB  der  Sammlungen 

treiben<i  sagte  er  an  einem  anderen  Orte  *),  nach  der  Besprechung, 
wie  die  Alchemie  in  Aegypten  in  Verfall  gekommen,  dann  zu  den 
Griechen  und  weiterhin  in  Europa  verbreitet  worden  sei:  hinc 
chemicis  Grajorum  scriptis  partim  latine  versis  editisque,  {)artira 
adhuc  in  bibliotheca  Vaticana,  Veneta,  Parisina  regia,  Escuriali> 
Coloniensi,  Monachiana  delitescentibus  toti  hodieque  plutei  refer- 
ciuntur.  Mehr  und  mehr  Bibliotheken  wurden  bekannt,  welche 
solche  Sammlungen  besitzen;  Fabricius')  kannte  1724,  nach  den 
Berichten  Anderer ,  als  solche  die  zu  Paris ,  Rom ,  Mailand,  Vene- 
dig, im  Escurial,  zu  München,  Cöln,  Wien,  Wolfenbüttel,  Breslau, 
Gotha.  Am  Ende  des  vorigen  Jahrhimderts  konnte  Ameilhon*^) 
sagen:  Ne  nous  dtonnons  donc  point  si  les  ouvrages  dont  nous 
parlons  se  rencontrent  dans  presque  toutes  les  grandes  biblioth^ 
ques  des  princes  de  TEurope.  On  en  conserve  dans  plusieurs  des 
principales  villes  d'AUemagne,  k  Cologne,  k  Munich,  k  Gotha,  k 
Vienne  dans  la  bibliothfeque  imperiale,  dans  celle  de  Cracovie  en 
Pologne,  n  s'en  trouve  en  Espagne  k  l'Escurial,  dans  la  biblio- 
thfeque  Ambrosienne  k  Milan,  k  Venise  dans  celle  de  Saint- Marc, 
et  enfin  k  Rome  dans  la  bibliothfeque  du  Vatican.  Und  in  neue- 
rer Zeit  Reuvens,  von  solchen  Sammlungen  griechischer  alche- 
mistischer  Schriften  sprechend^):  II  s'en  trouve  un  ou  plusieurs 
exemplaires  manuscrits  dans  la  bibliothfeque  du  roi  k  Paris ,  d'au- 
tres  dans  celle  du  Vatican  k  Rome,  de  St.  Marc  k  Venise,  dans 
la  bibliothfeque  ambrosienne  de  Milan,  dans  Celles  de  TEscurial,  de 
Vienne,  de  Munich,  de  Cologne,  de  Wolfen buttel,  de  Breslau,  de 
Gotha,  et  dans  la  notre  k  Leide.  J'ignore  cependant  si  toutes  ces 
copies  se  ressemblent,  ou  s'il  y  a  entre  elles  des  diffdrences  no- 
tables. 

Ueber  den  letzteren  Punkt  hatte  ich  auch  keine  umfassendere 
Kenntniss,  zu  einer  Zeit  wo  mir  solche  recht  erspriesslich  gewe- 
sen wäre.     Ich  fing  desshalb  an,  mir  bezüglich  des  Inhaltes  der 


6)  De  ortu  et  progressu  chemiae  dissertatio  [Hafhiae  1668],  p.  96. 

7)  Bibliotheca  graeca.  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  747  sq. 

®)  Notices  et  extraits  des  manuscrits   de  la  bibliotheque  nationale , 

T.  V  [ä  Paris,  an  VII],  p.  359. 

ö)  Lettres  ä  M.  Letronne  sur  les  papyrus  bilingaes  et  grecs du  musce 

des  antiqujtes  de  Puniversite  de  Leide  [ä  Leide,  1830],  8»e  lettre,  p.  70. 


griechischer  alobemistischcr  Aufsätze.  247 

auf  Verschiedenen  Bibliotheken  befindlichen  Sammlungen  Notizen 
zu  machen,  und  habe  mit  einiger  Ausdauer  durchgegangen,  was 
mir  nach  und  nach  von  Handschriften-Katalogen  zugänglich  wurde 
oder  sonst  Auskunft  in  dieser  Beziehung  versprach;  das  Meiste, 
wie  immer  in  solchen  Fällen,  ohne  Etwas  Brauchbares  zu  finden. 
Von  den  so  erhaltenen  Excerpten  ist  Vieles  schon  fiir  die  vorher- 
gehenden Abschnitte  benutzt.  Ueber  die  Sammlungen  im  Gan- 
zen, so  wie  ich  es  jetzt  versuche,  eine  bibliographische  Zusammen- 
stellung zu  geben,  hatte  ich  nicht  beabsichtigt,  und  als  eine  solche 
zu  geben  mir  doch  immerhin  als  Etwas  für  die,  welche  derartige 
Sachen  interessiren  oder  die  sich  später  einmal  damit  beschäftigen 
wollen.  Nützliches  erschien,  scheute  ich  mich  vor  der  ziemlich 
langwierigen  und  öden  Arbeit,  die  ein  solcher  Versuch  mir  noch 
einmal  versprach;  denn  ich  hatte  zuerst  fast  nur  die  hervorra- 
gendsten alchemistischen  Autoritäten  specieller  berücksichtigt,  im 
üebrigen,  was  den  Inhalt  der  Handschriften  betrifft,  mich  mei- 
stens auf  möglichst  gekürzte  Notizen  bezüglich  der  Reihenfolge 
der  Aufsätze  in  den  verschiedenen  Sammlungen  beschränkt.  Jetzt, 
wo  ich  diese  Zusammenstellung  doch  versuche,  bedauere  ich,  nicht 
schon  früher  sie  in's  Auge  gefasst  und  ausgeführt  zu  haben;  Vie- 
les in  den  vorausgeschickten  Abschnitten  (namentlich  über  De- 
mocrit,  Synesios  und  Zosimos)  die  Handschriften  Betreffende 
hätte  dann  wegbleiben  können  oder  sich  kürzer  angeben  lassen; 
aber  eine  Umarbeitung  jener  Abschnitte  unter  Weglassung  oder 
Kürzung  der  betreffenden  Stellen  ist  mir  nicht  mehr  thunlich. 

Bei  Weitem  die  meisten  unter  den  alchemistischen  Schriften, 
aus  welchen  sich  die  hier  zu  besprechenden  Sammlungen  zusam- 
mensetzen, sind  niemals  gedruckt  worden;  für  viele  dieser  Schrif- 
ten fehlt  sogar  jede  auch  nur  irgend  etwas  eingehendere  Berichte 
erstattung  bezüglich  des  Inhalts.  An  Vorsätzen,  derartige  Samm- 
lungen zu  veröffentlichen,  zu  übersetzen,  zu  commentiren,  oder 
wenigstens  über  den  Inhalt  der  darin  sich  findenden  Schriften 
ausführlichere  und  genügendere  Auskunft  zu  geben ,  hat  es  zwar 
bei  Solchen  nicht  gemangelt,  welchen  die  Benutzung  von  Hand- 
schriften jener  Sammlungen  möglich  war;  aber  diese  Vorsätze 
sind  gar  nicht  oder  nur  in  beschränktem  Masse  zur  Ausführung 


248  Zur  Kenntniss  der  Sammlungen 

gekommen  ***).  Aus  den  Handschriften  der  Vaticana  (deren  Bi- 
bliothekar er  1661  wurde;  er  starb  1669  im  83ten  Jahre)  wollte 
Leo  Allatius^^)  eine  Ausgabe  der  griechischen  Alchemisten  ver- 
anstalten, von  welchem  Vorhaben  Borrichius'^)  —  nach  Auf- 
zählung einer  grossen  Zahl  von  Mamen,  unter  welchen  alchemi- 
stische  Schriften  vorliegen  —  sagt:  quorum  alios  juxta  mecum 
agnovit  eruditissimus  Leo  ÄUatius,  et  ipse  homo  Graecus,  suppo- 
sititios  et  auctorum  illustrium  nomina  mentientes,  licet  artem  ex 
arte  satis  convenienter  persequautur:  alios  tamen  germanissimos 
esse  et  rerum,  quas  tradunt,  calentissimos,  adeoque  ipsum  se  in 
Qraecia  vidisse  homines  ex  Zosimi,  Olympiodori,  Archelai  scriptis 
eo  cognitionem  provectos ,  ut  in  oculis  suis  artis  veritatem  reapse 
demonstrarent.  Quo  excitatus  ipse,  nisi  fata  grandaevi  capitis 
intercesserint,  publice  brevi  indulgebit  Physicam  et  Mystica  De- 
mocriti,  Olympiodorum^  Heliodorum,  Theophrastum ,  Hierotheum,  Ar- 
chelaamy  et  nonnulos  anonymes  ex  bibliotheca  vaticana  deprom- 
ptos.  Aber  Allatius  starb,  ohne  seinen  Vorsatz  ausgeführt  zu 
haben  *"),  was  den  Borrichius  schmerzte,  welcher  in  seiner  letz- 


10)  Dass  Dom.  Pizimenti  bereits  1573  alcbemistische  Schriften  des 
Demokritos,  Synesios,  Pelagios,  Stephanos  und  Michael  Psellosin 
lateinischer  üebersetzung  veröffentlichte,  wurde  schon  S.  110  besprochen. 

1^)  Ueber  diese  seine  Absicht,  welche  hiemach  eine  schon  viel  früher  von 
ihm  gehegte  war,  sprach  sich  Leo  Allatius  selbst  aus  in  seiner  (1684  zuerst 
veröffentlichten)  de  Psellis  et  eorom  scriptis  diatriba  (im  Anhange  zu  Fabricii 
Bibliotheca  graeca,  T.  Y  [Hamburgi  1723]  abgedruckt).  Nachdem  er  da  (p.  25 
dieses  Anhangs)  des  Pizimenti  Üebersetzung  der  Schriften  des  Democrit  u.  A. 
(vgl.  S.  113,  Anm.  23)  erwähnet,  fährt  er  fort:  Dicti  auctores  cum  plerisque  aliis 
de  eadem  arte,  inter  quos  praecipue  erunt  Zosimus,  Olympiodorus ,  Christia- 
nus; et  carmine  Heliodorus,  Hierotheus,  Theophrastus,  Archelaus,  et  alii  non 
contemnendi  lingua  latina,  graece,  et  latine  unum  nostrum  variorum  antiquo- 
rum  Volumen,  cum  nostris  de  eadem  re  tractatulis,  ni  meis  studiis  semperMu- 
sae  adversae  fuerint,  chymicae  artis  deditis  non  injucundum,  conflabunt.  — 
An  eine  Herausgabe  der  s.  g.  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift  hat  aber 
Leo  Allatius  wohl  nicht  gedacht,  und  beruht  auf  einiger  Confusion  K.  Spren- 
geles (Geschichte  der  Arzneykunde,  1.  Auflage,  Theil  II  [Halle  1798],  S.  156 
und  ebenso  8.  Auflage,  Theil  U  [Halle  1828],  S.  221)  Aussage:  ,)Von  Syne- 
sius  ist  noch  ein  Werk  in  dem  berühmten  Gothaer  Codex  befindlich,  den 
Leo  Allatius  herausgeben  wollte,  und  Reinesius  beschrieV^ 

^3)  De  ortu  et  progressu  chemiae  dissertatio  [Hafhiae  1668],  p.  97. 

18)  Fast  alle  Spätere,  welche  sich  mit  diesem  Gegenstande  beschäftigten, 
haben   des  Vorhabens   des    Leo  Allatius   gedacht.     Aber  wenig  beachtet 


griechischer  alchemistiBcher  Aufsätze.  1249 

ten  Schrift  ^^)  sich  äusserte:     Ut  taceam,  Leonem  Allatiumy  biblio- 
thecae  vaticanae  praefectum ,  et  Graecum  gente,  mihi  in  familiari 


wurde,  dass  wir  über  den  Plan,  nach  welchem  er  die  griechischen  alchemi- 
stischen  Aufsätze  herauszugeben  beabsichtigte,  Genaueres  wissen.  Es  giebt 
nämlich  eine  üebersicht  über  die  grossentheils  nicht  edirten  Schriften,  welche 
LeoAllatius  in  zehn  Büchern  avfifiixttot^  veröffentlichen  wollte.  Diese 
Uebersicht  hat  der  gelehrte  Neapolitaner  Andrea  Peschiulli  aus  des  AUa- 
tius  Arbeitsraum  1668  entfahrt  und  veröffentlicht  (Leonis  Allatii  JSvfifiixtfoy 
sive  opusculorum  graecorum  et  latinorum  vetustiorum  ac  recentiorum  libri  X. 
Indiculus  editus  Komae  1668;  abgedruckt  in  Fabricii  Bibliotheca  graeca,  Vol. 
XIV,  p.  1  sqq.).  Das  neunte  Buch  dieser  Sammlung  sollte  griechische  alche- 
mistische  Aufsätze  enthalten,  unter  Beifügung  wie  es  scheint  von  lateinischen 
Uebersetzungen ,  wo  solche  bereits  veröffentlicht  vorlagen.  Ich  lasse  die 
Inhaltsangabe  für  dieses  neunte  Buch,  mit  selbstständiger  Numerirung  der 
einzelnen  Aufsätze,  hier  folgen ,  da  sie  manches  litterarhistorisch  nicht  Un- 
interessante enthält: 

1)    Olympiodori  philosophi  Alexandrini  Elg  xb  x«t'  MqyBKtv  Stoai- 

fiOVy  Haa  dno  *E^/Lioii  xal    t&u    (pi>Xoc6g)Oiy  ^aay    siQtifiiya.    F. 

npstttk  &i  f}  xaQ^x^Ca  dno  (Ativoq  MsxtQ  xi, 

2)  Heliodori  philosophi   ad  Theodosium  magnum  imperatorem   de 

mystica  philosophorum  arte.  P.    SxfjntQct  yaitjg  fjii&oytss   mg 
näy  i/Ligmyig,    Carmine  jambico. 

3)  Tkeaphrasti  philosophi  de  arte  divina.  P.   Ol  x&y  ao(pKSX<by  äy- 

dgeg  &cnsQ  QtjxoQBg*    Carmine  jambico. 

4)  Hierotkei  philosophi  de  divina  sacraque  arte.  P.  ^AndQ^o/Liat  nqoq- 

nXiht^  ev^Qa&icxttxoy.    Carmine  jambico. 

5)  Ärchelai  philosophi  de  arte  sacra.  P.  *H  nciyaog)og  xal  ^sia  xixyij 

x(oy  coqxby.    Carmine  jambico. 
())  Ex  Democrtti  physicis  ac  mysticis.  P.  'A  ^^a&g  xj   ^i3<re»  xiqnt- 
xak,  xttt  g)v<r^g  xijy  q)T5<rty  y&x^,    Dominico  Pizimentio  Vibo- 
nensi  interprcte. 

7)  Anonymi  nCyog  6  fiTj&öXoig  g)€iy(ay,  P.  '/»evyety  cTi  £iQt]X€t<yt,  dtjXo- 

y6x$  TiQog  x6  tiOq  ixxid-eyxat  &vo, 

8)  Philosophi    cujusdam  ad  Theodosium  magnum   imperatorem.   P. 

T6  6y  [(boy]  XBXQtifABQig  iaxt   xiatt    (pvc^y   ix   x&y   eiQtj/iiytay 
<rvyxs{f4Byoy  fAOQCoay. 

9)  Zoaimi  de  instmmentis  et  caminis.   P.  *^H  xijg    dqafAiyt^g  xufiCyov 

ne^yyQag^rj  xsixat  /Jj  6  (pMco^og  ffnytjfiöyBvcey, 

10)  Anonymi  de  arte  sacra.  P.    Tä  fjiiy  xoC  JtQooifACov  fiA*^.    (X&utfd€y 

&i  inl  x6  ngoxeifjieyoy. 

11)  Stephani  maximi  philosophi  et  magistri    universalis,  ad   Hera- 

clium  magnum  imperatorem,  doctrina  de  sacra  et   magna 
scientia.    P.  *0  äya^^og  xal  (miqaog)Qg. 

12)  Democrtti  physica  et  mystica.  P.    BaXiay   elg  XCxQ€iy  fiiay  noQipv^ 

Qag. 


250  Zur  EenntniBs  der  Sammlungen 

colloquio  Romae  confessum  esse,,  aitem  chemicam  &  Qraecorum 
curiosioribus  in  patria  julbue- iai|p|g0»ti«Heroeri,  sibique  in  animo 
esse,  graecos  scriptores  chemicos  publicae  luci,  cum  interpretatione 
latina  exponere;  id  quod  doleo,  per  decrepitum  illustris  viri  Se- 
nium, et  supervenientem  demum  obitum  impeditum  fuisse.  Des 
Allatius  Vorhaben  gedenket  auch  Morhof^*),  seine  Wünsche 
und  Klagen  betreffend  die  Herausgabe  der  älteren  alchemistischen 
Schriften  mit  denen  des  Labbd^^)  und  des  Borrichius  mischend: 
Eos  libros  omnes  edere  in  animo  »habuit  Leo  Allatius^  una  cum 
suis  ea  de  re  tractatulis,  referente  Labbeo,  votumque  hoc  addente: 
„Utinam  tandem  aliquando,  tarn  saepe  promissus,  tamdiu  exspe- 
ctatus,  nobilissimus  tanti  viri  foetus  faventem  sentiat  alicubi  Lu- 
cinaml" Annon   satius   esset,  his  potius  naturae   thesauris 


13)  Synesti  philosopbi  ad  Dioscurum   in  quendam  Democriti  librum 

velut  scholia.  P.  T^c  n€fiq:^£(arjg  fjioi,  Iniatohlg  nuQa  coiJ 
neql  xi}q  toH  &Biov  JrifAoxqCtov  fiCßXov,  Dominico  Pizimentio 
interprete. 

14)  Stephani  Alexandrini  universalis  magistri  et  philosophi   magnac 

et  sacrae  hujus  artis,  de  chrysopoeia,  actionibus  novcm.  ^Ey 
nQd^eakv  &',  P.  Oeby  r&y  ndyxtav  ayad'ibu  utrioy^  x««  ßica^- 
Ua  t&y  öXtay  xeel  t&y  ^  avigd.  Dominico  Pizimentio  inter- 
prete. 

15)  Pelagii  sophistae.     IlBql  tfjg  &6iag  tavtrjg    xat   IsQäg    tixyfj?-    P. 

Ol  fdy  TiQoyeyictBQoiy  xal  iQaatui,  xat  dyunXeot  (piXö<Tog}ot. 
Dominico  Pizimentio  interprete. 

16)  Ostani  philosophi  ad  Petasium.     IleQl  tfjg  iBQäg  avtrjg  xat  &e((eg 

^^X^l^'  ^'  '^i^  g)^C£tog  ro  ßtQantoy  iy  fi^XQM  vdait  TtQ- 
nsttt^. 

17)  Nicephori  Blemmidae^  de  auro  conficiendo,   quod   idem    divino 

auxilio  opitulando  confecit.  P.  Jaßmy  avy  Sem  X£&oy  xby 
ov  X(d-oy,  8y  Xiyovat^  X(&oy  t&y  ao^y. 

18)  Auetores  de  chemia  graeci,   apud   Leonem  Allatium.   P.   Aymyv- 

fjiov  Xs^ixby  xaiä  arotx^toy  tt]g  ^Q^aonouag, 

19)  Michaelis  Pselli  epistola  ad  Xiphilinum   patriarcham   de   auri 

conficiendi  ratione.     Dominico    Pizimentio    interprete.    P. 
*0^$j  (5  ^ianoTtty  S  nouTg  6  ifibg  dvyüazrjg,   17   tfjg    ifiijg    %pv- 
Xfjg  tvgayyig, 
1*)  In  seinem  Conspectus  scriptorum  chemicorum  celebriorum,  welcher  erst 
nach  seinem  Tode  zu  Hamburg  1697  erschien  imd  in  Mangeti  Bibliotheca  che- 
mica  curiosa,  T.  I,  p.  38  sqq.  abgedruckt  ist;  am  letzteren  Orte  p.  41. 
^^)  Polyhistor  literarius  [Lubecae  1695],  Pars  I,  p.  112. 
1**)  Nova  bibliotheca  manuscriptorum  librorum  [Parisiis  1653],  p.  129. 


griechischer  alchcmistischer  Aufsätze.  261 

operam  impendere,  quam  rebus  frivolis?  Justa  haec  est  Borrichii 
querela^'):  Si  mediam  pariem  illius  temporis,  quod  Solino  iinpen- 
dit  Salniasius,  scriptori  in  pluribus  fabuloso,  ut  quo  sine  jactura 
insigni  carere  res  literaria  potuit,  impendisset  restituendis  emen- 
dandisque  chemicis  antiquis  Oraecis;  si  Scioppius  bonas  horas 
Priapejis  corrigendis  insumptas;  si  alii  otium,  quod  in  nequitiis 
Martialis  Petroniique  expiscandis  coUocavere,  huc  vertissent,  jam 
graeca  illa  chemicorum  dictio  venusta  et  a  maculis  libera  facie 
orbem  eruditorum  illustraret." 

Aber  vergeblich  waren  solche  Klagen,  vergeblich  der  Wunsch 
Morhof's,  Borrichius  selbst  oder  Jacob  Toll  ^®)  möge  sich  der 
Herausgabe  der  Sammlung  älterer  griechisch  geschriebener  alche- 
mistischer  Aufsätze  unterziehen.  Doch  brachte  das  18  te  Jahr- 
hundert wenigstens  fiir  einen  weiteren  Kreis  eine  etwas  vollstän- 
digere Kenntniss  dessen,  was  in  einer  solchen  Sammlung  sich  Al- 
les findet.  Der  verdienstvolle  Joh.  Alb.  Fabricius  stellte  in 
seiner  Bibliotheca  graeca  ^^  —  auch  mit  dem  Bedauern  beginnend, 
dass  die  von  Leo  Allatius  beabsichtigte  Ausgabe  nicht  zur  Aus- 
führung und  Veröffentlichung  gekommen  sei  —  nicht  nur  ihm 
bekannt  gewordene  litterarhistorische  Notizen  bezüglich  der  grie- 
chischen Chemiker  zusammen,  sondern  gab  auch  ein  eingehendes 
Verzeichniss  des  Inhaltes  einer  ihm  zugekommenen  Abschrift  einer, 
eine  derartige   Sammlung  enthaltenden   Pariser  Handschrift;  er 


s 


1^  Diese  verwegenen  Aeußserungen  hat  Borrichius  in  der  oben  (Anm.  12) 
citirten  Schrift  de  ortu  —  — ,  p.  73  sich  erlaubt. 

18)  „Tollius  (Jacob),  ein  Professor  von  Duisburg,  war  in  der  griechischen 

und  lateinischen  Literatur,  wie  auch  in  der  Physic  und  Chymie  wohl  erfahren, 

Btarb  1696";  Jöcher's  Compendiöses  Gelehrten-Lexicon  [Leipzig  1733],  Theil  II, 
S.  1540.  Toll  hatte  auch  zu  einer  solchen  Arbeit  guten  Willen  (vgl.  unten 
wo  ich  das  über  die  Wolfenbütteler  Handschrift  mir  bekannt  Gewordene  zu- 
sammenstelle), und  noch  besseren  Glauben  an  das  hohe  Alter  der  Alchemie, 
wie  aus  dem  8.  15  ff.  Mitgetheilten  hervorgeht. 

19);  Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  747—778.  Er  sagt 
im  Anfange  dieses  Abschnitts:  Dolendum  est,  corpus  chemicorum  graecorum 
quod  cum  versione  latina  in  lucem  dare  voluit  Leo  Allatius,  necdum  lucem 
vidisse:  neque  cnim  antiquitatis  tantum  sed  et  doctrinae  et  operationum  qua- 
rundam  causa  operae  pretium  esset  edi  illud  recensitum  et  explicatum  a  viro 
aliquo  docto  artis  medicae  chemicaeque  pariter  et  graecae  linguae  bene  pe- 
rito,  comparatis  inter  se  MSS.  quae  in  bibliothecis  pluribus  Italiae,  Germa- 
niae,  Galliae  complura  adhuc  supersunt. 


252  Zur  Kenntniss  der  Sammlungen 

bat  ausserdem,  auf  Grund  dieser  Handschrift,  zuerst  den  griechi- 
schen Text  der  alchemistischen  Schriften  des  Heliodöros'^)  und 
des  Synesios**)  veröffentlicht.  —  Eine  ausführliche  Bearbeitung 
der  in  der  grossen  Pariser  Bibliothek  handschriftlich  enthaltenen 
Sammlungen  begann  Am  eilhon'').  Er  hat  —  nach  einer  Ein- 
leitung und  Darlegung  des  Planes  für  seine  Arbeit  (Beschreibung 
der  Manuscripte;  Angabe  des  Inhalts  der  einzelnen  Abhandlun- 
gen, so  dass  der  Leser  sich  eine  genügende  Vorstellung  machen 
könne,  und  der  wichtigeren  Varianten  der  einzelnen  Handschriften; 
Berücksichtigung  von  Du  Cange's  Glossarium  ad  scriptores  mediae 
et  infimae  graecitatis  in  der  Art,  dass  hervorgehoben  werde,  was 
zur  Ergänzung  und  Berichtigung  desselben  diene)  —  zunächst  eine 
in  den  Handschriften  enthaltene  Erklärung  der  von  den  älteren 
Schriftstellern  gebrauchten  chemischen  Zeichen  besprochen  2*),  in 
einem  zweiten  Artikel  das  darin  enthaltene,  Kunstausdrücke  er- 
klärende Lexicon  ^*),  in  einem  dritten  des  Demokritos  Physica  et 
mystica'*),  in  einem  vierten  des  Synesios  Commentar  zu  dieser 
Schrift  ^ß).  Mit  Recht  betrachtete  er  den  von  Fabricius^?)  aus- 
gesprochenen Wunsch  einer  vollständigen  Ausgabe  der  Sammlung 
älterer  griechischer  alchemistischer  Schriften  als  einen,  welcher  so 
bald  noch  nicht  in  Erfüllung  gehen  möge ;  c'est  pour  le  remplir, 
au  moins  en  partie,  sagte  er'^,  que  j'entreprends  de  donner  une 
notice  un  peu  ddtaill^  de  ceux  de  ces  manuscrits  qui  se  trouvent 


20)  Bibliotheca  graeca,  Vol.  VI  [Hamburg!  1714],  p.  790  sqq. 
«1)  Daeelbst,  Vol.  VIII  [Hamburgi  1717],  p.  233  sqq. 

22)  Ameilhon  und  La  Porte  du  Theil  verwechselt  zu  haben  scheint 
mir  Hof  er,  welcher  in  seiner  Histoire  de  la  chimie  T.  I,  1.  ed.  [Paris  1842] 
p.  250,  2.  ed.  [Paris  1866]  p.  254  von  solchen  Sammlungen  sprechend  sagt: 
Fabricius  {Bibh  graeca)  et  La  Porte  du  Theil  [Notices  extraites  des  mss.)  ont 
fait  connaitre  quelques  Fragments.  Kein,  alchemistische  Schriften  betreffender 
Aufsatz  von  La  Porte  du  Theil  steht  in  den  Notices  et  extraits  des  manu- 
scrits etc. 

23)  Notices  et  extraits  des  manuscrits  de  la  bibliotheque  nationale , 

T.  V  [Paris,  an  VH],  p.  358. 

24)  Daselbst,  p.  374. 

2ß)  Daselbst,  T.  VI  [Paris,  an  IX],  p.  302.    Vgl.  S.  115  ff. 

2«)  Daselbst,  T.  VH  [Paris,  an  XII],  2»«  partie,  p.  222.    Vgl.  S.  150  ff. 

27)  Vgl.  Anmerk.  19. 

28)  Notices ,  T.  V,  p.  360. 


griechischer  alchemisti scher  Aufeätze.  258 

k  la  bibliotb^ue  nationale.  Mehr  wie  die  vier  eben  genannten 
Aufsätze  hat  indessen  Ameilhon  leider  nicht  gegeben;  er  hatte 
die  Arbeit  wohl  etwas  zu  grossartig  und  weitläufig  angelegt,  als 
dass  sie  sich,  in  der  einmal  begonnenen  Weise,  hätte  zu  Ende 
fuhren  lassen. 

Unser  Jahrhundert,  in  welches  auch  die  Publicationen  Ameil- 
hon's  noch  hineinragen,  brachte  litterarische  Leistungen,  welche 
die  Eenntniss  jener  Sammlungen  betreffen,  namentlich  von  Ide- 
ler und  von  Höf  er.  —  Ideler 's  Physici  et  medici  graeci  minores  *®) 
enthalten  den  griechischen  Text  mehrerer  hierhergehöriger  Schrif- 
ten 2^),  doch  ohne  dass  zu  ersehen  wäre,  auf  Grund  der  Hand- 
schriften welcher  Bibliotheken  die  Ausgabe  veranstaltet  ist;  die 
hierüber  versprochene  Auskunft  ist  nicht  ertheilt,  Register  und 
Commentar  nicht  gegeben  worden.  —  Höfor  hat  schon  in  der 
ersten  Auflage  seiner  Histoire  de  la  chimie  ^^)  Mittheilungen  über 
einzelne  Schriften  gemacht,  die  zu  Paris  auf  der  Bibliothek  auf- 
bewahrt werden ,  welche  die  Bezeichnimgen  royale,  nationale  und 
imperiale  wiederholt  gewechselt  hat:  Besprechungen  des  Inhalts, 
Uebersetzungen  einzelner  Fragmente,  den  griechischen  Text  ein- 
zelner Stücke  gegeben,  pour  remplir,  au  moins  en  partie,  la  pro- 
messe faite,  il  y  a  plus  de  deux  siteles,  par  L^n  Allatius  '^);  die 
zweite  Auflage  seines  Werkes'')  enthält  diese  Mittheilungen  noch 
etwas  vervollständigt  Ich  komme  auf  das  was  er,  was  Andere, 
welche  ich  in  dieser  Einleitung  noch  nicht  nennen  konnte,  fu9  die 
Eenntniss  der  Handschriften  und  der  in  ihnen  enthaltenen  Auf- 


^)  Physici  et  medici  graeci  minores.  Congessit,  ad  fidem  codd.  mss. 
praesertim  eorom,  quos  beatus  Dietzios  contulerat,  veteramque  editionum  par- 
tim emendavit,  partim  nunc  prima  vice  edidit,  commentariisque  criticis  indi- 
cibusque  tam  rerum  quam  verborum  instroxit  J.  L.  Ideler;  Vol.  I  [Berolini 
1841],  Vol.  II  [ibid.  1842].    Mehr  ist  nicht  veröffentlicht  worden. 

80)  In  Vol.  I  indirecter  hierher  gehörende  Schriften  des  Hermes  p.  887u. 
430;  in  Vol.  II  ganz  hierher  gehörende  Schriften  von  Stephanos  p.  199, 
Theophrastos  p.  328,  Hierotheos  p.  336,  Archelaos  p.  343. 

si)  1.  ed.,  T.  I  [Paris  1842],  p.  250—281  und  im  Anhange  zu  diesem 
Bande  p.  498  ss. 

8«)  A.  e.  a.  0.,  p.  260. 

M)  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  254—801  und  im  Anhange  su  diesem 
Bande  p.  524  ss.  Ich  citire ,  wo  nicht  auf  die  erste  Ausgabe  ausdräoklicb  Be- 
zusr  genommen  ist,  immer  diese  zweite  Ausgabe. 


254  Zur  Kenntniss  der  Sammlungen 

Sätze  geleistet  haben,  bei  der  Besprechung  der  einzelnen  Hand- 
schriften und  der  einzelnen  Schriftsteller  zurück. 

Ich  bin  in  dem  Vorhergehenden  etwas  ausführlicher  gewesen, 
um  deutlicher  erkennen  zu  lassen,  welche  Wichtigkeit  früher  den 
jetzt  in  Besprechung  stehenden  Sammlungen  alchemistischer  Schrif- 
ten Seitens  Solcher,  die  sich  als  Fachgelehrte  betrachteten,  wie 
von  dem  litterarhistorischen  Gesichtspunkte  aus  beigelegt  wurde. 
Später  findet  man  allerdings  auch  Ableugnungen  dieser  Wichtig- 
keit. Sagt  doch  K.  Sprengel  in  seiner  Geschichte  der  Arzney- 
kunde'*),  nachdem  er  vorher  des  Hermes,  des  Democrit  und 
des  Synesios  gedacht,  von  dem,  was  der  Gegenstand  der  Schrif- 
ten in  diesen  Sammlungen  ist,  und  den  Verfassern  derselben: 
, J)iese  Matäotechnie  hiess  dermalen  vorzugsweise  Philosophie  und 
die  Künstler  nannten  sich  Poeten.  Die  Namen  Ostanes,  Helio- 
dor,  Olympiodor,  Zosimus,  Agathodämon  und  Stephan 
von  Athen  waren  in  jenem  Zeitalter"  (des  Verfalles  der  Wissen- 
schaften) „vorzüglich  ehrwürdig.  Uebergeben  wir  sie  indessen 
der  Vergessenheit  und  der  Verachtung,  die  sie  verdienen."  Und 
in  der  That  haben  die  neueren  Werke  über  griechische  Litteratur, 
welche  mir  jetzt  zur  Hand  sind,  über  diese  Schriften  nur  sehr 
Weniges  und  sehr  Unvollständiges ,  oder  Nichts  3^). 

Die  Zeugnisse  für  Ansichten  und  Richtungen,  welche  früher 
herrschende  waren,  haben  aber  immerhin  Wichtigkeit.  Der  Che- 
mie wie  jeder  anderen  Wissenschaft  ziemt  es,  Kenntniss  zu  haben 
von  den  ältesten  uns   erhaltenen  Schriften,  welche  in  ihr  Gebiet 


3*)  1.  Aufl.,  Theil  ir,  S.  158  f.  und  ebenso  3.  Aufl.,  Theil  II,  S.  224. 

•'^)  Einige  dieser  Schriften  nennt  noch  Scholl  (Geschichte  der  griechi- 
schen Litteratur ,  übersetzt  von  Pinder,  Bd.  III  [Berlin  1830],  S.  444  fl".), 

mehrere  Grass e  (Lehrbuch  einer  allgemeinen  Literärgeschichte ,  I.  Bds. 

2.  Abth.  [Dresden  u.  Leipzig  1838],  S.  1199  u.  II.  Bds.  1.  Abth.  1.  Häiae  [da- 
selbst löJl^,  S.  544 f.)  Aeusserst  Dürftiges  nur  haben  Groddeck  (Initia  lii- 
storiae  Graecoinim  litterariae,  Pars  II  [Vilnae  1823],  p.  209)  und  Petersen 
(Handbuch  der  griechischen  Litteraturgeschichte  [Humburg  1834],  S.  399). 
Ki«rcn(lich  Nichts  fand  ich  in  Bernhardy's  Grundriss  der  griechischen  Litte- 
ratur (Theil  1  [Halle  183G]  und  Theil  II  [Halle  1845];  auch  nicht  in  der  zweiten 
Bearbeitung  des  die  iniiero  Geschichte  der  griechischen  Litteratur  enthaltenden 
I.  Theils  [Halle  1852]). 


prriechischer  alchemiptischer  Aufnätze.  255 

einschlagen.  Behandeln  diese  Schriften  gleich  auch  Etwas  jetzt  als 
chimärisch  Erkanntes,  sind  sie  gleich  fast  ihrem  ganzen  Inh&lte  nach 
uns  unverständlich:  immerhin  beschäftigen  sie  sich  mit  einem 
Gegenstande,  dessen  Bearbeitimg  es  vorbereitete,  dass  und  wie  die 
Chemie  später  ihre  Aufgaben  erfassen  konnte,  und  haben  sie 
schon  dadurch  ein  Recht  auf  unsere  Beachtimg. 

Des  Leo  Allatius  Vorhaben  wird  in  der  nächsten  Zeit  nicht 
ausgeführt,  des  Fabricius  Wunsch  nicht  erfüllt  werden;  aber  es 
ist  mir  doch  nicht  unwahrscheinlich,  dass  in  späterer  Zeit  sich  auch 
noch  einmal  Kräfte  finden,  welche  sich  an  der  Herausgabe  der 
griechischen  Alchemisten  üben  und  bethätigen.  Was  ich  jetzt,  wo 
eine  solche ,  den  ganzen  Inhalt  aller  dieser  Schriften  kennen  leh- 
rende Arbeit  noch  nicht  in  Aussicht  steht,  bieten  will,  ist  die  Mit- 
theilung dessen,  was  mir  bezüglich  des  Vorhandenseins  solcher 
Schriften  bekannt  geworden  ist.  Eine  solche  Zusammenstellung 
fehlte  bisher,  und  dass  sie  fehlte,  hat  irrige  und  unvollständige 
Angaben  machen  lassen.  Unvollständig  ist,  was  Lenglet  du 
Fresnoy^^)  bezüglich  des  Inhaltes  handschriftlich  uns  erhaltener 
Sanmilungen  griechischer  alchemistischer  Aufsätze  zusammenge- 
stellt hat;  ebenso  unvollständig  und  vielfach  irrig  sind  die  Anga- 
ben, welche  das,  immerhin  auch  die  Bibliographie  der  Alchemie 
zu  geben  beanspruchende  Werk  von  Schmieder 8')  bezüglich  des 
Vorkommens  der  einzelnen  Aufsätze  enthält.  Eine  Vergleichung 
des  Inhalts  der  verschiedenen  Sammlungen  —  was  anderen  Hand- 
schriften gegenüber  der  einen  fehlt  oder  sie  mehr  hat  —  ist  bis 
jetzt  kaum  möglich  3®).  Zahlreiche  Angaben  über  den  Inhalt  der 
verschiedenen  Handschriften  liegen  allerdings  vor,  aber  ganz  zer- 
streut. Die,  welche  über  den  Inhalt  der  einzelnen  Handschriften 
berichteten,  scheinen  nur  wenig  von  dem,  was  über  den  Inhalt 
anderer  Handschriften  veröffentlicht  war,  gekannt  oder  beachtet 


3^)  In  T.  in  seiner  Histoire  de  la  philosophie  bermetique  [ä  la  Haye,  1742]. 

37)  Geschichte  der  Alcbemie  [Halle  1832]. 

^  Einen  Anfang  einer  solchen  Vergleichung,  nach  dem  was  er  über  eine 
Wiener,  eine  Pariser  und  die  Altenburger  Handschrift  wusste,  gab,  im  klein- 
sten Massstab,  Morbof  (Polyhistor  literarius.  Pars  I  [Lubecae  1695],  p.  112). 
Aber  dieser  Anfang  fand  meines  Wissens  nicht  Fortsetzung  oder  Erweite- 
mng. 


256  Zur  Eenntnise  der  Sammlungen 

ZU  haben;  bei  Jedem  wird  etwa  auf  das  noch  in  einer  (gewöhnlich 
der  durch  Fabricius  ihrem  Inhalte  nach  bekannt  gewordenen) 
anderen  Handschrift  Stehende  oder  auf  das,  was  auch  eine  oder 
die  andere  Bibliothek  in  ihrem  Manuscriptenschatze  besitze,  ver- 
gleichungsweise  Bezug  genommen.  —  Ich  will  hier  in  etwas  grös- 
serer Vollständigkeit  zusammenstellen,  was  über  den  Inhalt  der 
auf  verschiedenen  Bibliotheken  befindlichen  Handschriften  zu 
meiner  Kenntniss  gekommen  ist;  und  daran  will  ich  einige  Erör- 
terungen bezüglich  dieser  Sammlungen  alchemistischer  Aufsätze 
knüpfen  und  für  die  wichtigeren  Aufsätze,  soweit  es  nicht  bereits 
geschehen  ist ,  kurz  besprechen ,  was  über  ihr  Vorkommen ,  ihren 
Inhalt  imd  ihre  Verfasser  bekannt  geworden  oder  vermuthet  wor- 
den ist. 


Leo  Allati  US  wollte  die  griechischen  alchemistischen  Auf- 
sätze nach  dem  in  der  Bibliotheca  Vaticana  zu  Rom  befindlichen 
handschriftlichen  Material  herausgeben.  Es  kann  sein,  dass  das 
oben  ^*)  mitgetheilte  Verzeichniss  griechischer  alchemistischer  Auf- 
sätze, welche  Allatius  zu  veröffentlichen  beabsichtigte,  zugleich 
die  Angabe  des  Inhaltes  einer  Handschrift  der  Vaticana  ist;  aber 
für  eine  Prüfung  oder  Bestätigung  dieser  Möglichkeit  habe  ich 
keine  Anhaltspunkte.  Denn  über  das,  was  von  solchen  Hand- 
schriften auf  der  genannten  Bibliothek  vorhanden  ist,  habe  ich 
Nichts  Weiteres  erfahren  können.  Namentlich  ist  Nichts,  was 
Handschriften  alchemistischer  Werke  beträfe,  angegeben  in  dem, 
was  Montfaucon  in  seiner  Bibliotheca  bibliothecarum  manuscri- 
ptorum  nova  [Parisiis  1739],  T.  I,  p.  1  sqq.  bezüglich  der  Manu- 
scripte  der  Vaticana  zusammengestellt  hat;  auch  das  alte  Ver- 
zeichniss der  griechischen  Handschriften  in  dieser  Bibliothek,  wel- 
ches Haase  im  I2ten  Jahrgang  des  Serapeum's  (1851)  mitgetheilt 
hat,  enthält  Nichts  auf  eine  Sammlung  griechischer  alchemistischer 
Schriften  Bezügliches.     Dass  in  der  späteren  Zeit,  wo  über  die 


s»)  S.  249  f.,  Anmerk.  13. 


griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  257 

Schätze  anderer  Bibliotheken  so  viel  Kenntniss  verbreitet  wurde, 
die  der  Vaticana  bei  der  Engherzigkeit  Derer,  welche  zur  Aufsicht 
und  Verwaltung  derselben  bestellt  waren,  nur  äusserst  spärlich 
eingesehen  und  benutzt  werden  konnten  und  diese  Bibliothek, 
um  Andres'*^)  Ausdruck  zu  gebrauchen,  zum  Bibliotaphium  ge- 
worden, hat  auch  bezüglich  der  hier  bewahrten  Sammlungen  grie- 
chischer alchemistischer  Aufsätze  Nichts  weiter  bekannt  werden 
lassen. 

Besser  bekannt  ist  die  Sammlung  solcher  Schriften,  welche 
die  Marcus  -  Bibliothek  zu  Venedig  besass;  ich  habe  ihrer  unter 
der  Bezeichnung  der  Venetianer  Handschrift  schon  oft  in  dem 
Vorhergehenden  erwähnt.  Dass  diese  Bibliothek  eine  solche 
Sammlung  besitze,  war  schon  im  1 7  ten  Jahrhimdert  bekannt  (vgl. 
S.  245  f).  Im  vorigen  Jahrhundert  (1740)  wurde  genauere  Kunde 
ühor  diese  Handschrift  und  den  Inhalt  derselben  durch  den  Kata- 
log der  griechischen  Handschriften  der  genannten  Bibliothek  ver- 
breitet, welchen,  von  A.  M.  Zanetti  und  A.  Bongiovanni  bear- 
beitet, der  Senat  der  Republik  Venedig  veröffentlichen  liess*^). 
Diese  Handschriften  waren  durch  den  Cardinal  Bessarion  (ge- 
storben 1472)  gesammelt  und  (1463)  der  Republik  geschenkt  wor- 
den *2).  Beschrieben  wurde  da  die  in  Besprechung  stehende  Samm- 
lung ^3):  Codex  CCXCIX.  in  4.  membranaceus,  foliorum  196.  sae- 
culi  circiter  XI,  und  eine  Aufzählung  in  ihr  enthaltener  Aufsätze 
wurde  gegeben,  fiir  welche  indes.sen  ausdrücklich  bemerkt  wird, 
dass  ausser  den  in  ihr  genannten  noch  andere  anonyme  Aufsätze 
in  der  Sammlung  stehen  *^).     Was  hier  angegeben   ist,  hat  dann 


^0)  In  der  unten,  Anmerk.  44  angef.  Schrift,  Bd.  I,  S.  108. 

*^)  Graeca  D.  Marci  bibliotheca  codicum  manu  scriptorum  per  titulos  di- 

gesta.     Praeside    et  moderatore  L.  Theupolo ,    jussu  seuatus    [Venetiis 

1740]. 

*'^)  Wie  in  der  Vorrede  zu  dieBem  Werke  angegeben  ist. 

*3)  P.  140  Bq. 

**)  DasB  in  diesem  Katalog  (dem  von  1740)  Vieles  in  der  oben  in  Be- 
sprechung stehenden  Handscbrift  Enthaltene  nicht  angegeben  ist,  bemerkte 
auch  Don  Juan  Andres  bei  seiner  Besichtigung  der  Marcus-Bibliothek.  Er 
sagt  (Reise  durch  verschiedene  Städte  Italiens  in  den  Jahren  1785  und  1788, 
in  vertrauten  Briefen   an  seinen   Bruder  Don  Carlos  Andres;  aus   dem  Spa- 

Kopp,  Boür.  s.  0«Mh.  <L  Ohon.  17 


258  Zur  Kcnntniss  der  Sammlungen 

J.  St.  Bernard  einige  Jahre  später  in  einem  Anhange  zu  seiner  Aus- 
gabe der  Schrift  des  Palladios  über  Fieber  abdrucken  lassen 4^), 
in  welchem  er  ausserdem  veröffentlicht  hat^  was  Jac.  Phil.  d'Or- 
ville  aus  jener  Handschrift  copirt,  excerpirt  und  notirt  hat.  In 
unserm  Jahrhundert  endlich  hat  Jac.  Morelli*^  den  Inhalt  dieser 
Handschrift  genauer,  als  vorher  geschehen,  angegeben,  welche, 
wie  es  scheint*'),  sich  mit  imter  den  1796  nach  Paris  entführten 
Handschriften  befand  und  über  deren  weiteren  Verbleib  ich  Nichts 
weiss.    In  dieser  Handschrift,  welche  bei  Morelli  —  etwas  von 


nischen  übersetzt  von  G.  A.  Schmid;  Bd.  II  [Weimar  1792],  S.  44  f.):  „Einer 
von  denen  CodicibuB,  die  ich  mit  besonderem  Vergnügen  durchsähe,  war  der, 
so  die  griechisohen  Chymiker  enthält,  und  dieser  gehört  gerade  zu  denen, 
die  in  dem  Catalogus  mit  minderer  Genauigkeit  bemerkt  sind,  indem  der 
Schriften,  die  übergangen  worden,  mehr  sind,  als  deren,  die  man  angezeigt 
findet  Nach  fast  vier  Folioseiten,  worauf  die  Zeichen  und  chymischen  Gharac- 
tere  des  Goldes,  Silbers,  Salpeters,  Magnetsteins  u.  s.  w.  erklärt  sind,  folgt 
eine  Liste  von  den  berühmtesten  Ghymikern,  wo  viele,  die  Du  Dir  nicht  wirst 
vorstellen  können,  angegeben  sind.  Hier  steht  auch  ein  Verzeichniss  der  ein- 
zelnen Schriften  dieses  Godicis;  aber  selbst  diesem  Verzeichniss  fehlt,  wiewohl 
nicht  so  sehr,  als  dem  von  Zanetti,  die  gehörige  Genauigkeit,  denn  man 
findet  hernach  in  dem  Bande  einige  Schriften,  die  in  dem  Verzeichnisse  nicht 
'  angegeben  sind.  Du  kannst  es  vollständig  sehen  in  einem  in  Holland  im 
Jahr  1745  gedruckten  Büchelchen  des  Palladius  de  febribus,  wozu  noch  chy- 
mische  Glossen,  und  einige  Auszüge  chymischer  Dichter  beygefugt  sind.  In 
der  Eskurial- Bibliothek  muss  ein  Godex  von  griechischen  Ghymikern  seyn; 
sollte  der  eine  Abschrift  von  jenem,  und  einer  von  den  vielen  seyn,  die  unser 
Don  Diego  de  Mendoza  copiren  lassen?  Die  ganze  Sammlung  der  grie- 
chischen Ghymiker  ist  noch  nicht  gedruckt,  und  gut  wäre  es,  dass  sie  gedruckt 
würde,  in  welchem  FaUe  der  Godex  von  S.  Marcus  zu  Rathe  gezogen  werden 
müsste,  indem  viele  Sachen  darin  stehen,  die  nach  dem,  was  ich  in  so  kurzer 
Zeit  wahrnehmen  konnte,  mir  merkwürdig  zu  seyn  und  die  Aufmerksamkeit 
unserer  Ghymiker  und  Naturkündiger  zu  verdienen  scliienen;  ja, einige  Dinge, 
glaube  ich,  stehen  nicht  mit  unter  denen,  die  Reinesius  und  Fabricius 
bemerken." 

*^)  Palladii  de  febribus  concisa  Synopsis  graece  et  latine  cum  notis  Jo. 
Steph.  Bemard.  Accedtmt  glossae  chemicae  et  excerpta  ex  poetis  chemicis  ex 
codice  MS.  Biblioth.  D.  Marci  [Lugduni  Batavorum  1745],  p.  109 sqq.  Wohl 
durch  einen  Druckfehler  ist  hier  die  Zahl  der  Blätter  der  Handschrift  zu  169 
angegeben. 

*ö)  Jac.  Morellii Bibliotheca  manuscripta  graeca  et  latina,  T.  I  [Bassani 

1802],  p.  172  sqq. 

*^  Nach  dem  von  Morelli  in  der  Vorrede  p.  VIII  Gesagten  und  dem 
p.  172  zugesetzten  Zeichen  P. 


griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  259 

dem  älteren  Katalog  abweichend  —  als  Cod.  CCXCIX.  membran. 
in  fol.  Saec.  XII.  Chemicorum  graecorum  coUectio  aufgeführt  wird, 
sind  nach  ihm  folgende  Aufsätze  enthalten  (ich  gebe  die  Bezeich- 
nung der  Aufsätze  möglichst  gekürzt,  und  numerire  die  letzteren, 
spätere  Bezugnahme  zu  erleichtem) : 

1)  Ind€x  scriptorum  chemicomm ,  sub  titulo  BCpXov  aotp&v  7iiq>vxa 

2)  Carmen,  quod  collectionem  totam  praecedit.    Inc.    Triv  ßißXoy, 

BXßoy  -  -  - 

3)  Notae  chemicae  cum  explicatione. 

4)  Nomina  philosophorum  diyinae  scientiae  et  artis.  Inc.  Jlf ctxr^;  •  -  • 

5)  Nicephori  Patriarchae  Constantinopolitani  'OyBkQoxQkxtxöy, 

6)  Prognostica    ad    quatuor    anni   tempora  resque   georgicas  spe- 

ctantia. 

7)  Stephani  Alexandrini   Actiones  novem.    Inc.    Seoy  z&y   näyttoy 

dyttd^(by  atttoy  -  -  •  - 
Inter  actiones  est:  EjiAsdem  epistola  ad  Theodorum.   Inc.  HbqI 
tot  äy^ot  -  -  •  - 

8)  Heliodori  ad  Theodosinm  imp.   de  m^stica  philosophorum  arte 

jambi.   Inc.  Sxfj[mqa  yirig  fU^oyxBq  q>;  näy  ffiq>ayig  -  — 

9)  Theophrasti  de  arte  divina,  carmine  jambico.   Inc.  Ol  z&y  aofpt' 

m&y  äy&geg  &aneQ  ^r[toq€g  — 

10)  Hierothei  de   eadem    arte,   carmine  jambico.    Inc.  ^AndQxoftM 

TTQoanXi^ag  dg>Qa&i<natoy 

11)  Archelai  de  eadem  arte,  carmine  jambico.  Inc.  'IT  ndyao^og  xat 

d^eia  tix^  ^'^*'  ifoq>&y 

Ad  finem  in  margine  accedit  J^dyqafifAa  rfjg  fiByüXijg 
riX^ovQyCag  naQaßaXXöfieyoy  ^  sig  trjy  olxoyofiiay  Toi>  naytög, 
*lczioy  6't»  rj  fABydXri  rj^XtovqyCa  -  -  -  • 

12)  Pelagii  de  divina  et  sacra  arte.    Inc.    Ol  fiiy  n^oysyiczsQOk  •  -  - 

13)  Ostani  ad  Petasium  de  sacra  et  divina  arte.    Inc.    Tijg  (pvceatg 

t6  äiqBTTtoy  -  -  - 

14)  Democriti  physica  et  mystica.    Inc.   BttXtoy  eig  Xitqay  a,  noQ- 

fpvQag  '• ' 
ir»)  Synesii  ad  Dioscorum  in  librum    Democriti   scholia.    Inc.     Tfjg 
nB(A(p9'B(ctig  fioi  inKnoXi]g  •  •  - 

16)  Änepigraphi  tibqI  &Biov  i'&azog  tijg  XBvxtoaeatg.    Inc.    Ka9^  8aoy 

1^  /^€/«  xaXsT — 

17)  Fyuadem  xazä  dxoXov^Biay  XQT^^iog  ifi^Tytoy  tb   tfjg  /^vctotto»- 

tag  avysnzvyfAiyoy.    Inc.    *EnBl  <f«  -  -  - 

18)  Zosimi  de  virtute.    Inc.    Siatg  l&dztoy  — 

19)  Ejuadem  de  asbesto.    Inc.    Z^tfiog  Xiys»    ns^l  tot;  doßiczov 

JijXtt  ifity  notoiifjiat  -  -  - 

20)  Agaihoäaemonts  et  Hermetis  fragmenta  duo. 

21)  Experimenta  chemioa,  sine  auctoris  nomine,  his  titulis:  *Oth  trvy- 

17* 


260  Zur  Kenntni88  der  Sammlungnn 

S-etot'  X((t  orx  itnXoi^t^  rb  eldo^,  x«i  fi^  ?^  olxoyofiCa,  Iloitj- 
a^q  fAäXXoy  roü  netyrog.  'Akktog  //  olxoyo^ia.  Tlq  i]  libv  tx^- 
Xndov  äffßeaTog.  "AkXri  olxoyofiüt  rf^g  aaßfatov.  "EreQiu  7io*tj- 
fl-f^c  daßiarov,  Zosimi,  Nili  et  JtUit  Äfricani  esse  viden- 
tur  ex  indice  praefixo. 

22)  Anonymi  auctoris  Christiani  de  divina  aqua  ad  Sergium.    Inc. 

'O  TiB^l  toi)  &e(ov  v^axog  -  -  -.  Tit.  Tofi  avToi)  X^iat&ttyoi^. 

23)  Labyrinthum    Salomonis  recentiori   manu    delincatum    inseritur 

hoc  titulo :  Jaßv^&y&og  fjyncQ  SoXo^itay  hBxti)v(txo^  versi- 
culis  jambicis  24  subjectis  quorum  primi: 

Et  tiva  XaßvQty&oy  dxovetgy  !«#'«,  * 

"HynsQ  2oXofio)y  (yyoog  ixTVTJtaaag  -  -  - 

24)  Modi  quatuor  tingendi  ferrum,  quorum  primus  apud  Indos  inven- 

tus,  ab  iia  ad  Persas,  deinde  ad  Graecos  transiit.  Accedunt 
negl  nottjaeiog  dai^^ov,  ne^l  x^yyftßdQeatg,  neQt  vtfQftgyvQov, 
ut  in  indice  ad  initium  codicis  posito. 

25)  Ex  Cleopatrae  scriptie  de  mensuris  et  ponderibus.    Inc.    H  fträ 

Syofjux  tx^^  cxaS-fAoii 

26)  Anonymi  Christiani  tjsqI  svaraB^BCag  roiJ  /^vcroö.  Inc.    Tijg  cffv- 

xiQttg  nQayfjaxe{€cg  -  -  - 

27)  Capita  duo,  alterum  de  tinctura  aeris  apud  Persas,  jam    a  tem- 

pore dominationis  Philippi,  altemm  de  tinctara  ferri  in- 
dici. 

28)  Anonymi  Christiani  mysteria  quaedam  chemica,  quorum  tifulus 

et  initium:  Tbv  XQ&axmyoii  ffvyo\lß&g,  xCg  ri  ahtce  xrjc  ngoxet- 
fiivrig  ffvyyQtt^Tjg.     IJoXXäx&g  v^Xv  iq:6(f o$g 

29)  Quibus  moribus  oporteat  esse   hujus   scientiae   parf icippm.    Inc. 

XQ€a)y  elva&  xbv  fitxiovxu  -  -  -.  Accedit  jurisjurandi  formula  : 
"Ofivvfjit  CO*,    XttXt  not — 

30)  Lexicon    alphabeticum    chrysopoeiae.     Inc.    'AffQo&lxijg   anf^/tue, 

iaxly  äy&og  /orAxot). 

31)  Anonymi  secreta   chemica.    Inc.    Ilsql   ^ijq^ov.    TgeTg   dvrdinftg 

Blai  -  -  - 

32)  Olympiodori  elg  tb  x«r'  fyiQyeiay  ZiaaC^ov,    öau  dnb  ^Kquou  xta 

x(by  ^&Xoaö(/(oy  ijffny  iiQTj/nfy((.  Inc.  FtysTai  dt  //  T((oi- 
XB(a  -  -  - 

33)  Zosimi  capita  ad  Theodorum.    Inc.     IlBgi  irijatov  — 

34)  Anonymi  cujusdam  synpframma  chemicum.    Inc.     Tb  (obr  -  -  - 

35)  Pappi  de  re  chemica.    Inc.    "Oqxm  oiV  — 

36)  Moysis  JinXtoatg, 

37)  Eugenii  fragmentnm. 

38)  Hierothei  de  sacra  arte. 

39)  Zosimi  tibqI  oQydytoy  xed  xnfi£ytoy.     Inc.     H   xf^g   oqoifAh'rig   xu^ii- 

vov    di((yQ(e(pr] .    Accedit   ejusdem   fragmentum   nr{)i  rov 

&b(ov  Vdnxog. 

40)  J^usdem   ttbqI   oqyuvoiy   xai    xufdytor  yy-fiau    xmofjiyiiuaxa.     Inc. 

Tb  (b  ffToi^^ioy 


grieohiBcher  alchemiBtischer  Aufsätze.  261 

Das  in  dieser  Venetianer  Handschrift  befindliche  griechische 
luhaltsverzeichniss  ist  für  die  Beurtheilung  des  früheren  Zustandes 
der  Sammlung  griechischer  alchemistischer  Aufsätze  von  solcher 
Wichtigkeit,  dass  es  vollständig  hier  aufzunehmen  ist:  so,  wie  es 
nach  d'Orville's  Abschrift  Bernard-^^)  veröflfentlicht  hat,  und 
mit  Berücksichtigung  des  von  Morelli*'^)  Bemerkten  (nament- 
lich, dass  die  von  mir  als  25  und  26  numerirten  Ueberschriften, 
welche  die  Handschrift  des  Inhaltsverzeichnisses  an  dieser  Stelle 
hat,  bei  Bernard  ausgelassen  sind). 

BißXov  aotpwy  nig,vx€c  avy  &£(p  nCuit^. 

1)  £ie(f)üyov  'AXeluy^Qitaq    olxovfisyixoö   g}iXoff6tpov    xut    Si^uaxdXov 

negl  rfjg  le^äg  xix>^H^  ^'}^  r««'  jlf^waoi)  noitiCBtag. 
Tov  (cvtoö  7i()(c^ig  deviiQii. 
Tot>  ra'roö  in&<noXi^  n()bg  Seo&tOQoy, 
Toi)  avToi^  nsQt  toö  tyvXov  xöc/uoVy  UQül^tg  Z(){trj. 
Toi>  (tvzoi>  eig  tb  xaz^  iyiqyeutyy  ngdl^ig  teucQZa. 

ToO  (tvzoi>  ofioltag  nQcc^ig  e, 

Tov  fcvzoO  <p$Xoc6g)ov  nQu^tg  g, 

Toi:>  dvzoi)    nQ(c^$g  C- 

Tov  avTov  tibqI  tö^rjg  zi^g  iegäg  Ti^ytig,  TZQÜ^g  iy. 

Toi")  (a'ror  ^t^ntrxttXUc  nqog  'HQiixXeioy    zby  ßiceiXia   TiQu^ig  9. 

2)  '^HquxXs^ov    ßttCtXi(og   nsQt   X^f^l^    Ttgog    Mö&eazoy     legdQxoy     zfjg 

ayiäg  nöXetog, 
'i\)    Tov    uvzoi)    ''H(ticxXe(ov    X6g^^ccX(U€e    nsQi     ttjg    zoö    XQ^^^^    notrj- 

tretog  &(t. 
i)   Toi)  (evtoi) ' HquxXbCov  avXXoyog  ntQt    xi]g  zujy    ipiXoa6(ftoy   hmi^tßt)- 

oBtog  zijg  tegäg  zttvztjg  zi/ytjg. 
5)  'Jouaztytayoö  ßccafXetog  mirCZoXr). 

())    Toi)  iwTov  Toö  ^lovariyiieyoii    xeifuXuut  6,    neqt    zfjg  &e{((g  lix^U^^ 
xul  di{cXe^&g  uQog  zovg  g:&Xoa6t/ ovg. 

7)  KoiiBQCov  (f.iXo<f6(f;ov  duiXiltg  ngbg  KXeömeZQccy. 

8)  JuiXoyog  q:iXo<röf/'iüy  xtci  KXtonicT()i(g. 

\^)  ^HXtoifiüQOV  (/tXoaot/ov  n{tbg  ^totföaior  zby  ßftatXUt  7t£(*i  Tt]g  Oiücg 
Kcvztjg  zix*^H^  <^'«^  azi/toy  itc/ußioy. 

10)  ^BoifQuazov  (fiXoaöifov  nt^it  zijg  uvzfjg  zix^U'i  ofjioCoig   ihu  art/wy 

l(ifAßül$f. 

11)  ^JeQO&iov  (/:&Xoc6(fiov  negi  zf^g  Kvzijg  O^eiitg  T^x»^'ig  <^'a  üzixoty. 

12)  *Jqx^^^^^  qnXoaö(fov  neqt  zf^g  &ti»}g  zuvt^g  xul    hqäg    zi^y^i^  ^^^ 

azCxüiy. 

13)  IlsXityCov  giXoaö(/^^ov  ni()i  XQ^^onodug. 


*ö)  A.  Anmerk.  45  a.  0.,  p.  114  sqq. 
*9)  A.  Anmerk.  46  a.  0.,  p.  172. 


262  Zur  KenntniBB  der  Sammlungen 

14)  'OaT((yov  g}iXo0Öqov  ngbg  Iletuaioy  nsQt  Ttjg  «vtijg  legäg  Tixy^i?- 

15)  JrifioxqCxov  negi  noQq)vqccq    xai  /^vaod   notr^Bfag  ^vatxä  xal  f4V- 

(TUXtt. 

16)  Tot  avtoif  negl  dffi^fiov  no^rjaetog. 

17)  Swealov  gjtXofföipov  ngog  JiöaxoQoy    {eig   xr^y   ßlßXov   Jtifxoxqitov 

(og  iy  (TXoXe(otg)  d^iXeUs  Ttegl   tfjg   toi)   d-eiov  JnfxoxQltov  ß(- 
ßXov, 

18)  ^AyenyyQdifov  (p^Xoc6(pov  nsQt  B-bCov  Miaog  {xfjg  Xevxiocefog), 

19)  Toß  avtoö  negi  /^t;(ro7io»ic((    xutä  dxoXov&üty  /^^£a>;   ifigKuyoy 

to  ttjg  XQ^^^^oitag  avyenxvyfiiyoy  avv  &e(p. 

20)  ZwaCfAov  xoö  d-eiov  nayonoXtxov  nsqi  dgixijg. 

21).  ^Ayad-oS uifioy og  xetpiiXaioy,   {noii^atg  fiäXXoy   xoi>  n(cyxbg.) 
^Eg/uoOj  ZütaCfAov,  NsCXov,  *Jg>Qtxüyov  xegxiXuta. 

22)  XQ&axtayöii  negl  xoß  d-eiov  i<&{txog, 

23)  Z(iHf((xov  (piXoco^ov  nQog  Evffißetny  negi  xijg    2€^d$  xni  &£i€tg    rt- 

XyfiS  xB(paX(t&a  Xs, 

24)  ^OXvfxnhodiiiqov  (pkXoa6g>ov  nsql  x^^^^^oitag. 

25)  Z(oa(fAov  ngbg  Se6&(OQoy  xeg)aXttia  ^e. 

26)  *Äye7nyQdq)ov  (phXoaotpov  nsQt  /^t;croxrofti(iR(. 

27)  Jliinnov  (p&Xoir6(pov  negl  xiJg  d-eiCag  xixyrjg. 

28)  MtaaBtag  nsgi  dinXmCBtjg  /(»vo'oit. 

29)  Evysyiov  xai  *iBQod-iov  XB(fdXa^u, 

30)  ZmaCfAov  TiBQt  oQyüyoiy  xat  xafiCytoy. 

31)  ToO  laxoi^  nBqi  S'bIov  ifdaxog, 

32)  Toö  i(vxoi)  TfBQt  dQydyaty  xul  xufitytoy  yyr^ut  hno^yri^ax«. 

33)  Bag)Ti  rjxot  /nBXußoXrj  nvQox^Xxov  TtQog  doxQÖx^Xxoy. 

34)  B(t(prj  xal  notrjaig  xoö  'ly^txot  (TfcTtj^ov. 

35)  BaipTj  n^bg  ^(tptj  xai  iQyaXstct  Xa^Bvxtxä. 

86)    ÜB^i  darjfiov  xeet  l&QUQyvQOV  xai  x^yyaßü^Btof  nofrjatg. 

37)  *Ex  xoi)  KXBondXQug  tibqI  /niXQtoy  xal  ifxaS-fA&y, 

38)  ToD  X^HfX^ayoii  TtBQi  BvaXitd^Blag  rod  /^vaoit. 

39)  To^  avxoi  ubqI  XQVfTonottag  XB^tXata  X. 

40)  JIbqI  (pVQfÄü}y  (leg.  q^ovQytoy)  xal  xöXtoy  (leg.  &6X<ay)  7totrl<rB(og. 

41)  JIbqI  ^iag)OQäg  fioX^ßdov  xal  tibqI  XQvaonexdXtjy. 

42)  JB^xby  xaxu  axoix^ioy  xfjg  /^vcro7ro»fa;. 

43)  "EzB^a  XB(fdX((ta  dKc^.ÖQtoy  notrjxwy  hbqi  XQ^^^oTiottag. 

Auf  die  Verschiedenheit  des  Inhaltes,  wie  ihn  dieses  Verzeich- 
niss  angiebt,  von  dem  der  erhalten  gebliebenen  Handschrift  komme 
ich  später  zurück.  Scripta  codice  comprehensa  cum  indice  (diesem 
in  griechischer  Sprache  abgefassten  Verzeichniss)  non  conveniunt, 
prout  ex  coUatione  cognoscere  est,  hatte  bereits  Morelli*^)  be- 
merkt. 


»^ö)  A.  Anmerk.  46  a.  0.,  p.  172. 


griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  263 

Es  ist  auffallend,  dass  da  (vgl.  S.  245  f.),  wo  der  verschiedenen 
Bibliotheken  erwähnt  wird,  welche  handschriftliche  Sammlungen 
griechischer  alchemistischer  Aufsätze  besitzen,  die  Bibliotheca  Lau- 
ren tiana  zu  Florenz  nicht  genannt  wird,  welche  doch  eine  inhalt- 
reiche und  zudem  gut  beschriebene  Handschrift  hat.  So  wenig 
scheinen  indess  die  Beschreibungen  der  letzteren  Beachtung  gefun- 
den zu  haben ,  dass  die  Auffindung  derselben  in  neuerer  Zeit  als 
eine  Entdeckung  proclamirt  werden  konnte*^).  Aber  bereits  der 
von  Montfaucon**)  1739  veröffentlichte  Bibliothecae  Laurentia- 
nae  Mediceae  catalogus,  qui  a  duobus  doctis  concinnatus  fuit, 
kennt *5)  diese  Handschrift:  eine  Papier-Handschrift,  deren  Inhalt 
hier  schon  angegeben  wird  als  Divina  et  sacra  ars  philosophorum, 
sive  liber  fusoriae,  metallicae  et  chalcurgicae  artis  divinae  alchy- 
miae;  auch  die  Reihenfolge  der  einzelnen  Aufsätze,  welche  sich  in 
dieser  Handschrift  finden,  wird  hier  mitgetheilt.  —  Sehr  einge- 
hend besprach  den  Inhalt  dieser  Handschrift  später  Bandini •'^), 
dessen  Angaben  das  Folgende  entnommen  ist.  Codex  graec.  char- 
tac.  Ms.  in  4.  minori,  saeculi  XV.  exeuntis,  mendosissime  exaratus. 

Constat  foliis  scriptis   313. Continet  hie  codex  uberrimam 

graecorum  chemicorum  coUectionem,  cui  titulus  est;  Blßkog  ;|rv^£V- 
TLxrjgy  ^avakkiK^g  xai  xakxovsiKrjg  tijg  d'elag  tcou  vegäg  rix^rig,  xal 
XQVöovkov  ßißXov,  Divina  et  sacra  ars  philosophorum,  sive  liber 
fusoriae,  metallicae,  et  chalcurgicae,  divinae,  et  sacrae  artis  alchy- 
miae.    Darin  sind  enthalten  ^''^)  (ich  kürze  wiederum  des  Bandini 


^^)  In  Jahn's  Jahrb.  f.  Philologie  und  Pädagogik,  V.  Jahrgang,  II.  Bd. 
[Leipzig  1830],  S.  92  wurde  in  einer  Nachricht  darüber,  welche  Inedita 
Fr.  Dietz  aufgefunden,  als  in  Florenz  auf  der  Bibliotheca  Laurontiana  ge- 
funden auch  Collectio  chemicorum  graecorum  genannt.  Worauf  hin  Reu- 
vens  in  der  S.  246  citirten  Schrift,  corrections  et  additions,  p.  163:  On  an- 
nonce  encore  que  M.  Fr.  Dietz  en  (von  der  Sammlung)  a  decouvert  un  exem- 
plaire  dans  la  bibliotheque  Medicea  Laurentiana  de  Florence. 

^^  Bibliotheca  bibliothecarum  manuscriptorum  nova  [Parisiis  1739]. 

w)  A.  e.  a.  0.,  T.  I,  p.  407. 

^)  Catalogus  codicum  graecorum  bibliothecae  Laurentianae ,  auctore 

A.  M.  Bandinio,  T.  III  [Florentiae  1770],  p.  347—360. 

^^)  Bandini  erwähnt  nicht  eines  Inhaltsverzeichnisses,  welches  sich  in 
der  Handschrift  selbst  finde,  und  nach  welchem  ein  Aufsatz  an  dem  Ende  der 
Handschrift  fehle.  Der  letzte  Aufsatz,  welcher  von  ihm  als  in  der  Hand- 
schrift enthalten  aufgeführt  wird,  ist  einer  von  Archelaos.  Dieser  wird  auch 


264  Zur  KenntniBS  der  Sammlungen 

Angaben  möglichst,  naipentlich  wo  es  sich  um  bereits  von  mir  be- 
sprochene oder  noch  zu  besprechende  Schriften  handelt): 

1)  Excerptum  e  libris  Cleopatrae  de  mensuris   et  pouderibus.   Inc. 

'H  fÄvä  oyoficc  -  -  - 

2)  Interpretatio  Rignorum  sacrae  artis,  et  libri  de  auro  conficiendo. 

Inc.  *^QX^i  A***'  X9^^^^  '  ■  " 

3)  Lexicon  sccundum  ordinem  litterarum  sacrae  artis,  signorum  et 

Dominum  etc.    Inc.  ^A(pqo^(trig  aniq^ia 

4)  Democrüi  jjhysica  et  mystica.  Inc.    BccXaii^  elg  XtzQay   fi(€(y   nog- 

^v^as - - - 

5)  Synesii  ad   Dioscorum  in   librum    Democriti   scholia.   Inc.    T7J? 

nefig}d-€i0ijg  fio& 

6)  Stephani  de  sacra  et  divina  arte   auri   conficicndi  Icctiones   IX. 

Inc.   Seov   Td>y   mtvttau    ayad^y   aluoy .    Inter  II.  et  III. 

lectionem  inserta  est  ejusdem  Stephani  epistola  ad  Theo- 
domm. 

7)  Coniariiy   a  quo  Cleopatra  divinam  artem  didicit.   Inc.   Kvqu   ö 

d^eog  Twy  ^vyii^tay  -  -  - 

8)  De  divina  et  sacra  arte  philosophorum.   Tit.    UbqI  ttjg  d^eUtg  xnl 

iBQäg  Tix^^i?  ^^^  g)&Xoa6(pa>y.  Inc.  Ti}g  (pvaetjg  t6  ät^enioy 
iy  fiiXQip  ßtfati'  -  -  - 

9)  Zosimi  Commentaria  genuina.  (Vgl.  S.  178  f.,  Anmerk.  73.) 

10)  Zosimi  de  virtute  compositionis  aquarum.  Inc.  Sie&g  vdi'moy  xui 

xlytia^g  -  -  -  (Vgl.  S.  180  f.,  Anmerk.  84.) 

11)  Admonitiones  oommendatitiae  ad  eos  qui  hanc  artem  adgrediun- 

tur.  Tit.  Ila^atyiae&g  cvfftftuxai  t&y  iyx^^^oi>ytfoy  rrjy  ti^' 
yriy.  Inc.  naQeyyvcb/Liai  rotyvy  v/nTy  xoig  ao(poig,  (Vgl.  S.  207, 
Anmerk.  195.) 

12)  De  crystallorum  confectione.  Inc.   Jaßmy  ani  oact  &iXfig —  (Vgl. 

S.  204,  Anmerk.  183.) 

13)  DomuB  omnia  continens.  Tit.  *0  olxog  6  neQ&avyü^toy  nciyta.    Inc. 

^Enuy  d(  Trjy  zstQictriofAitty  ravtriy  X€cvae^g, 

14)  De    dealbatione.    Tit.     JleQt  XsvxuxfBiüg.   Inc.    Jictyiywaxtiy    v/udg 

»iXti}  -  -  - 

Bandini  bemerkt  für  die  vorstehenden  Aufsätze:    Forte 
haec  omnia  ad  eumdcm  Zosimum  sunt  referenda. 

15)  Christiani  negi  evautd^iag  ro?  XQ^^^^-    ^^^-    ^^?5    devrtQug    tiqu- 

yfjuaeUtg 

16)  Ejusdem  de  divina  aqua.     Inc.  *0  nBqi  xoi>  Otiov  V&uxog  Xoyog  — 

17)  Ejusdem  avyotptg,   rlg   i]  uhCu  rfjg  TiQoxeifiiytjg   avyyQi((fi)g.    Inc. 

üoXXdx&g  i^jLtiy  ffföt^o^g 


in  dem  von   Montfaucon  mitgctheilton  Katalog    als   letzter  genannt;   dann 
aber  hcisst  es  hier  weiter:    In   fine  decst  tractatus  beati   et    sapientissimi   ad 

sanctissimum  patriarcham de  chrysopoeia,  seu  arte  faciendi  auri ,  ut  ex 

indice  hujus  libri  praefixo  colligitur. 


griechischer  alchemistisclier  Aufsätze.  265 

18)  Zosimi   yyriaCa  yQcetfi]   nsQi    Tfjg    lEgäg    xul  &&i«g    r^x^ii^^ Inc. 

yh(ßü}y  ttjy  ilfvxr^y  ro?  ;|^«AxoO  —  (Vj^l.  S.  1Ü2,  Anmerk.  137.) 

19)  Olympiodori  ad  Petasium  de  divina  et  sacra  arte.    Inc.    TiVtr«« 

20)  *0  Xid^oq  Tfjg  (ptXoao (/>£(( g.    Inc.    To  xheiot^  vd(OQ  nQwtoy   o/uoiftvarij- 

atu 

21)  ncQi  tov  X(0-ov  Tüjy  (fiXoa6(fiüv.    Idc.  V>  neQ&ßöffZoq  •  (f&X6ao(pog   fi 

^Aßdi^Qtoyj  x«i  Zdjaijuog * 

Bandini  bemerkt:  Haec  omnia  foitasse  ad  cumdcni 
Olympiodori  tractatum  pertinent. 

22)  Anepifjrapht  philosophi  de  aqua  sacra  dcalbationis.     Inc.    //(>d>- 

To^  irjg  X(iQvx^U(£  tqonog 

23)  Anepigraphi  x«r«  dxoXov&eUtg  XQV^^^i —  Inc.  'Kne^dij  rOjy  Ti}g 

XQvaonoitag  evyenttj^oiued'«  d^BüiQtj/Ltüttoy 

24)  Zosimi  de  virtute  et  interpretatione.  Inc.  IlQognce&sfr.g  x«i  fieO^SQ- 

firiyedig  - '  -  (Vgl.  S.  197,  Anmerk.  154.) 

25)  lÜusdem  genuiiia  scriptura  de  divina  et  sacra  arte  conficiendi  auri, 

argenti  et  hydrargyri  etc.    Inc.   Jaßuiy  ti^y  ywxi^y  toö  ;^ffX- 
xoi^'-'  (Vgl.  S.  192.) 

26)  Felagii  de  arte  chrysopoeiae  liber.  Inc.  Ol  /uly  nQoyayiaiBQo^  x«i 

i^aatal 

27)  De  divina  et  sacra  arte  philosophorum.  Tit.    Ihql  rf]g   ^eCUg  xai 

isQäg  tix^^i^  '^^^    (piXoaoiftoy.    Inc.   'H/Jclg   uiy   ly    (tlyiy/uuat 
yQdij/icyTeg  -  -  - 

28)  Aenigma  lapidis  philosophici  Hermetis  et  Agathodaemonis. 

29)  De  lapide  aetesio.  Tit.  JIeqi  idttjatov  X(&ov.  Inc.  'Slg  tditiaiov  Xi- 

(hov  xai  r«iJr«  tioXv  xQl^^f^^v  -  -  • 

30)  Alter  de  divina  et  sacra  arte.   Tit.  "AXXog  ncQi    Tf}g  (Hing  xai    h- 

Qug  Tixy>i?'  Inc.  jitcßioy  ogtquxu  (ixhyj  iy  &vli^  Xedaaoy  -  -  - 

31)  Joannts  archipraesnlis   in   Ebania,   de  divina   arte.    Inc.    Mtiu- 

axeil/ib/ned-u^  xai  etiftouey  -  -  - 

32)  Veridicus  liber  Sophe    Aegyptii,   et   divini   Hebraeorum   domini 

potestatum    Sabaoth^    Zosimi    Thebani   mystici.    Inc.     Ti^g 
vdQaQyvQov  aTa&fihg  'Ayad^odui/Lnoy  nffixpaty  -  -  - 

33)  Liber  1  ultiuiae  scripturae    Zosimi.   Inc.  "Ky&ey  ßtßtuovKu  «Ai/- 

^g  ßißXog---  (Vgl.  S.  186,  Anmerk.  110.) 

34)  Isis    prophetissa    filio   suo   Horo.    Inc.    "ic^g   nQotfijug    no   iuo 

"SL{toi.    ^Antiyiu  aov  /LtiXXoyrog,  w  xixyoy 

35)  i>ei/iocri7/ liber  V.inscriptusLeucippo.    Inc.  J n^oxQiX og  AtvxCnnu) 

TO  ixsQoy  nXtlaiu  x<dQe&y.   Ilagi  rovttuty  Tujy  rexyCoy  lOjy  Ai- 
yvnz(tay 

36)  Liber  veridicus  Sophe  Aegyptii,   et   divini   Hebraeorum    domini 

potestatum  Sahaoth,  Inc.  Jvo  yä^   tniatfjficu  xai   aoq:(€u  d- 
aiy 

37)  Alia  conficiendi  auri  ratio.  Tit.  HoCuaig  xQvaov   nqbg   dHnQogijy. 

Inc.  XuXxby  dt)  (f>tiju^  xby  xijg  Maqlag  xby  axsq^ayixuy 

38)  Agathodaemon  in  oraculum.     Orphei  collectio  et   commentarius. 

Inc.  ^Ayad^oduifÄiay  'OffC^tdi.  x^dQe&y  — 


26f>  Zur  Kenntnis«  der  Sammlangen 

Tum  sequuntur  alia  capita  nullo  auctoris  nomine  ap- 
posito,  quae  num  ad  eumdem  auctorcm  pertineant,  in- 
certum  est:  I)  ^E^/jiriysla  negl  ndytuy  oLnX(bg  xai  tibqI  T(by 
^ibvüiy.  II)  ^E^fjirjyefa  TtBQt  t&y  <p(bT(oy.  III)  *'Y&tOQ  m- 
atfjg  olxoyofjilag,     lY)  Kai  äXXog  (priaiy. 

39)  Sermo  Democriti.  Tit.  Jöyog  Jtj/uox^dov   ^tXoaötpov.    Inc.   Ei^i- 

axojuey  aaqrfl  triy  &6toQiay,  vag  xatä  tb  XQvmoy    toi)zo    ime^- 
(pdiyfl  xai  iy  äXXotg  6  JrjfiöxQ&tog  Xiyioy 

40)  Zosimus  dixit  de  asbesto.    Inc.    JijXa  l/uXy   noiovficyog  —  (Vgl. 

S.  184,  Anmerk.  104.) 

41)  ^tiipayog  di  (priaty,   Jdßs  ix   t<by  vecadQtoy  azoix^((oy  dQcrey&xot) 

dyandtov   te    xal   xaxtotdtov  — .    Lückenweise  mitgetheilte 
Fragmente. 

42)  'ÄXXo  xBipdXakoy  ncQl  X(S-ov  x^f^^vTtxfJg.  Inc.  ^EneKfrj  t(by  Xi&toy  ol 

fAty  ßdntoyta&y  ol  di  atiipoyxah  -  -  - 

43)  IlBql  evyd^etjg  t(by  (p$Xoa6g)ü}y,  Inc.    JlQog  d)iXrjXovg   ol   (p^Xoaoipoi 

dniotrjXay  i]  ro?  yByiad^tu  ^(ay  avvayiayr\y  -  -  - 
14)  Methodus,   qua  perficitur   globosa   grando  praeparafa  secundum 

artificium   celeberrimi   in   hac  arte   Salmanae  Arabis.    Inc. 

/iaßcjy  Xentotdtag  /«AdC«?,  (/ußaXe  €tvTäg  iy  ldX(p 

Tum  subjiciuntur  alia  capita,  quorum  tituli  sunt:  I) 
Jloiria&g  dQyvQOV.  II)  nofrjtrtg  x^yyaßdQStjg.  III)  JleQi 
xtyyaßuQBütg»  IV)  "AXXoig,  V)  Kataßaq)rj  XC&(oy  xai  cjua- 
Qdydtjy  xai  Xvx>^^T(by  ^  xai  vax(y^<oy  ix  roß  i^  ddvtov 
T(by  leQcby  ix&od^iytog  ß^ßXCov.  VI)  T(ya  xä  etdtj  tvy- 
Xdyovffi  Ttjg  t<by  XC&aty  xtttaßfc^fjg ,  xai  n<bg  olxoyo^Bl- 
xai*  Vn)  T(g  6  xijg  o\pBiag  xcby  /^oi^ftTtoi/ ,  TJxo&  noiri- 
aetog  XQonog  xcby  ßtaizo^^ytay  XlS^tay,  VIII)  ÜBqi  /v/ist;- 
x^xfjg,  IX)  "AXXo  xBq)dXaioy  nsqi  Xid^oiy,  X)  Ilsgi  ßa- 
(pfjg  CfiaQäydioy.  XI)  ^Kfi^QOV  olxoyo^Cu  nqog  XCd^toy 
X€cxaßag/ijg  xai  ixfQ(tg  oixoyo/uütg,  XII)  Uoirjatg  /aAxoi' 
|<r»'v^oP.  XIII)  Ba^t]  Toö  iy&txofi  atSrJQov  yqag^BXaa  tio 
atx^  XQoyff,  XIV)  JlBqi  ßafpfjg  tr&driQov.  XV)  *EtiQa 
ßa<pi^.  XVI)  IlBQi  &tag)0Qäg  f^oXißdov  xai  XQvaoC  tibzu' 
Xov. 

45)  Interpretatio  seien tiae  de  auro  conficiendo  Cosmae.   Inc.  ^H  dXtj- 

S^^yt]  aOxtj  xai  fivax^xr]  X^f*^^  '  " 

46)  Fragmentum  desumtum  ex  Zo^'mo  etc.    Inc.  JdßB  oxe  x^caaqa-'- 

(Vgl.  S.  198,  Anmerk.  158.) 

Adnectuntur  deinde  alia  capita:  I)  ^Exiga  kg/ntjyBia. 
II)  "AXXti  fAi^o&og  fAvaxtxtj.  III)  "Er*  Moq  »Bioy,  et  alia 
capita,  in  quibus  potissimum  agitur  de  arte  aureis 
characteribus  et  liqnore  aureo  scribendi. 

47)  Joannis  Damasceni   ex  dioptra  versus  politici  XVI.  Inc.    Jot- 

nby,  xvQt€(,  äysg  /uot"' 

48)  ^PtydX&ay  xsXayoßißtXa'^^)  (prjai  nBQi  xr^g  xvfi^vxtxfjg  xix^m-     Inc. 


^^)  Legendum  AmaldtM  de  Villanova  ^  corruptum  enira   est  nomen,  be- 


griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  267 

49)  Heliodori  Carmen  chemicum.  Inc.  JSxfInTQu  yicifjg  — 
60)  Theophrasti    oarmen    chemicum.    Inc.    Ol    rö^y    aotfiarcoy    dy- 
^Q(by  -  -  - 

51)  Hierothei  carmen  chemicum.  Inc.  'Jna^^ofKu  TtQognXi^ag  ev^Qu- 

dectütov  -  -  - 

52)  Archelai  carmen  chemicum.    Inc.    'H  nüyaotpog  &eUt   tixyti   rcby 

nay0Öq)(üy  -  -  • 

Dass  eine  Sammlung  griechischer  alchemistischer  Aufsätze 
sich  unter  den  Handschriften  der  Bibliotheca  Ambrosiana  zu  Mai- 
land befindet,  war  schon  länger  bekannt  (vgl.  S.  246).  In  der 
That  hatte  schon  im  ersten  Jahrzehnt  des  vorigen  Jahrhunderts 
Montfaucon  über  das  Vorhandensein  und  den  Inhalt  dieser 
Handschrift  Nachricht  gegeben.  Da,  wo  er  in  seiner  Palaeogra- 
phia  graeca*^)  von  den  chemischen  Zeichen  spricht,  sagt  er:    Ex- 


merkt  Band  in  i  (a.  a.  0.,  p.  357).  BainaJdus  de  Vüla-nova  wird  geradezu 
als  in  dieser  Handschrift  enthalten  in  dem  bei  Montfaucon  (a.  o.  a.  0.)  gege- 
benen Kataloge  aufgeführt.  Für  Arnald  von  Villanova  schwanken  die 
Angaben  des  Geburtsjahres  zwischen  1235  und  1248,  die  des  Todesjahres 
zwischen  1312  und  1314.  —  Dieses  Schriftstück  von  Arnald  von  Villanova 
schliesst  in  der  Florentiner  Handschrift  nach  Bandini's  Mittheilung  mit  den 
Worten:  d-iXtüy  yuQ  (etat  xvQtog,  Sg  iytavd'u  ^y  ifoi^Xog.  Es  ist  mir  nicht  er 
innerlich,  und  aus  den  mir  jetzt  in  Mangeti  Bibliotheca  chemica  curiosa,  T.  I, 
p.  662—707  und  in  Auriferae  artis,  quam  chemiam  vocant,  Vol.  IL,  p.  419— 
537  zur  Hand  befindlichen  Schriften  des  Arnald  von  Villanova  nicht  er- 
sichtlich, dass  unter  den  in  lateinischer  Sprache  veröffentlichten  Schriften, 
welche  dieser  Autorität  beigelegt  werden,  sich  eine  fände,  deren  Anfangs- 
worte den  oben  angegebenen  und  deren  Schlussworte  den  eben  mitgetheilten 
entsprächen. 

'^^  Palaeographia  graeca ,   opera  et  studio  D.  Bern,   de  Montfaucon 

[Parisiis  1708],  p.  374  sq.  Ganz  dasselbe  bezüglich  des  Inhalts  dieser  Hand- 
schrift gab  dann  auch  Montfaucon  in  seiner  Bibliotheca  bibliothecarum 
manuscriptorum  nova,  T.  I  [Parisiis  1739] ,  p.  529  an,  wo  dieser  Codex  als 
bombycinus  recens  bezeichnet  wird;  seine  Angaben  beruhen  auf  Notizen, 
welche  er  sich  1698  auf  der  Ambrosiana  gemacht  hatte  (vgl.  daselbst,  p.  527). 
Das  von  Montfaucon  in  seiner  Bibliotheca—  — ,  T.  I,  p.  491—505  mitge- 
theilte,  nach  den  Schriftstellern  alphabetisch  geordnete  Verzeichniss  der  grie- 
chischen Manuscripte  der  Ambrosiana  lässt  nur  wenig  bezüglich  der  oben  be- 
sprochenen Sammlung  (und  noch  anderer  dort  befindlicher  alchemistischer 
Handschriften?)  entnehmen;  aber  dass  hier  für  eine  ganze  Anzahl  von  alche- 
mistischen  Schriftstellern  (namentlich  Demokritos,  Ostanes,  Pelagios, 
Stephanos,  Zosimos)  angegeben  wird,  gewisse  Schriften   von  ihnen  seien 


268  Zur  KenntniBs  der  Saramlungen 

stat  Mediolani  in  bibliotheca  Ambrosiana  magnae  molis  codex 
graecus  bombycinus,  qui  pro  bibliotheca  scriptorum  de  auro  confi- 
ciendo  haberi  possit.  Titulos  et  auctorum  nomina  hie  referre  non 
ab  re  fuerit;  hie  enim  observes  alios  magnificis  inscriptionibus 
artem  commendare  suain;  alios  pudentiores,  verborum  ambagibus 
quam  occulte  colebant  disciplinam,  subindicare  ^^). 

1)  Stephani  oecumenici  de  physica  considerationc. 

2)  Epistola  ad  Theodorum,  compendium  sacrae  artis. 

3)  Doctrina  ad  HeracHum  imperatorem. 

4)  Heliodori  ad  Theodosium  de  arte  mystica. 

5)  TJieophrasti  philosophi  de  arto  divina. 

6)  Hierothei  philosophi  de  eadem  arte. 

7)  Pelagii  philosophi  de  divina  et  sacra  arte. 

8)  Ostanis  philosophi  de  eadem  arte. 

9)  Dcmocriti  Physica  mystica,  de  confectioDe  azymi. 

10)  Synesit  philosophi  ad  Dioscorum  in  libmm  Democriti. 

11)  Anepigraphi  philosophi,  tibqI  Xevxononag,  de  albefactione«  et  de 

auro  conficiendo. 

12)  Zositni  divini,  de  virtute  et  de  divina  aqua. 

13)  Chrtsttani^  Labyrinthus  Salomouis,  de  temperando  ferro,    confi- 

ciendo crystallo,  et  de  aliis  naturae  arcanis. 
11)  Hierotheus  de  sacra  arte. 
15)  Pappus  philosophus  de  eadem  re. 

Von  italienischen  Bibliotheken  ist  mir  noch  die  zu  Turin  als 
eine  solche  Sammlung  besitzend  bekannt.  Nach  dem  Handschrif- 
ten-Katalog derselben  ^^)  befindet  sich  auf  ihr  ein  Codex  charta- 
ceus,  saeculi  XVI,  constans  foliis  258,  in  quo  sunt  opuscula  varia 


zweimal  vorhanden,  lässt  schliessen,  dass  die  Ambrosiana  im  Besitze  von  zwei 
solchen  handschriftlichen  Sammlungen  war  oder  ist.  Demnach  hat  es  Nichts 
üeberraschendes,  wenn  lleuvens  (in  seiner  S.  246  citirten  Schrift,  corrections 
et  additions,  p.  163)  angiebt:  M.  Geel  mo  communique  que,  guido  par  les 
iiidications  de  M.  l'abbe  Catena,  il  vient  de  trouver  dans  la  bibliothequc  ani- 
brosienne  de  Milan  deux  exemplaires  du  memo  recueil  chimique,  Fun  marquc 
MSS.Gr.A.  n.  57:  olim  Pinelli,  Pautre  A.  n.  193:  olim  Fr.  Patricii.  Der  Num- 
mer nach  war  die  letztere  Handschrift  die  von  Montf au con  durchgegangene. 

^®)  Ich  weiss  nicht,  ob  Montf aucon  den  ganzen  Inhalt  der  Handschrift 
mitgethcilt  (er  giebt  die  Aufsätze  nicht  nuraerii*!)  oder  etwa  einzelne  ano- 
nyme Schriftstücke  übergangen  hat. 

^'^)  Codices  manuscripti  bibliothecae  regii  TauriuensisAlhenaei ;  recen- 

suerunt J.  Pasinus,  A.  Rivautella  et  F.  Berta  [Taurini  1749],  p.  176  sqq. 


jjfriechi scher  alchemistiRchcr  Aufsätze.  269 

mathematica  et  clüinica  haud  contemuenda,  quorum  maxima  pars 
graece  lucem  nondum  vidit.  Den  grösseren  Theil  dieser  Hand- 
schrift füllen  mathematische  Werke  (ApoUonii  Pergaei  quatiior 
priores  conicorum  libri  und  Sereni  Antisnensis  opusculum  de  cy- 
lindri  sectione  ad  Cyrum  amicum,  wie  der  Katalog  angiebt);  erst 
fol.  IGO  beginnt  die  Sammlung  chemischer  Aufsätze,  folgende  ent- 
haltend: 

1)  Lexicon   alphabeticum   divinae    artis.     Inc.    ^Aq)itCQB^d   hn   nC- 

ivQu  aCiov  -  -  - 

2)  Democriti  Physica  et  mystica.    Inc.     BtcXfoy  sie  XitQav  ^lUtv  nog- 

^'VQftg 

3)  Synesii  ad  Dioscorum  epistola  instar  scboliorum  in  libellum  De- 

mocriti. Inc.  Ttjg  nefAq}^£ierig  /not  fn^atoXfjg 

4)  Stephani  de  sacra  et  divina  arte   auri    conficicndi    actiones   IX. 

Inc.  'J5r  t(by  näyttoy  dya&tby  altioy 

Ad  calcem  secundae  actionis  habetur  ejusdem  Stephani 
epistola  ad  Theodorum.  Inc.  üe^i   toü  dQyoö  yyib&t"- 

5)  Zosimi  commentarii  genuini  de  aqua  divina.    Inc.    Tof>io  ^<rTt  to 

»eioy  -  -  -  (Vgl.  S.  179,  Anmerk.  77.) 

6)  Christiani  de  praeparatione  auri.    Inc.     Tijg  devtiQctg  ngayfifc- 

TsCaq 

7)  Zosimi  genuina  descriptio  sacrae  jivinaeque  artis   auri   argenti- 

qne   faciendi.    Inc.   Jttßaty  trjy  ^vxrjy   toi^   /«Axoö (Vgl. 

S.  101,  Anmerk.  134.) 

8)  Methodus,  qua  perficiiur  globosa  grando    praeparata  secundum 

artcficium  clarissimi  Arabis  Salmana.    Inc.  Außioy  Xenzotäutg 
)(«X(cC€tg  — 
0)  Sfiffi^q   xai  Xu^TtQiocig   ^idQydqtoy    i]g    noXhixig  6    dEtftoxtog    fXeye 
X()'f}od'cu.  Inc.   ÜQuiioy  ßnXioy  ^Xaioy  h  ^vdxj^  S-iQ/nn^yF. 

10)  Color  aeris  apud  Persaa  inventi  -  --;  color   Indici    ferri  -  -  -  (vgl. 

S.  213,  Anmerk.  20G ) 

11)  Ex  Cleopatrae  fractatu  de  ponderibus  et  mensuris. 

12)  Intcrpretatio  signorum,  quae  usu  in  aacra  arte  veniunt. 

Ganz  besonders  reich  an  handschriftlichen  Sammlungen  grie- 
chischer alchemistischer  Aufsätze  war  die  Bibliothok  im  Escurial. 
Sieben  oder  acht  .solcher  Handschriften  seien  da  vorhanden ,  sagt 
der,  übrigens  eher  despectirlich  von  ihnen  urtheilonde  Jesuit 
Alex.  Barvoet,  welcher  1G47  die  noch  nicht  herausgegebenen 
griechischen  Schriften  dieser  Bibliothek  katalogisirte  ^®) ;  unter  die- 


^)  Dass  dieser  Katalog  vorn  in  Balth.  Corder's  Ausgabe  der  Ilomilien 


270  Zur  Kenntniss  der  Sammlangen 

sen,  berichtet  er  ^i),  sei  auch  Agathodaemonis  Chrysopoea  cum  plu- 
rimis  aliis  ejusdem  farinae  chymicis  auctoribus,  cum  variis  titulis 
de  lapide  philosophorum ,  de  sole  ac  luna,  id  est,  auri  ac  argenti 
confectione,  praeparatione  metallorum,  salis  chymici  eta  „Magnis 
omnes  nominibus,  sed  plerisque,  ut  reor,  supposititiis,"  Democriti, 
Heraclii,  Constantini,  Piatonis,  Aristotelis,  Pselli,  etc.,  aliisque 
hujuscemodi  insigniti,  idque  in  septem  aut  octo  fere  codicibus.  Von 
diesen  Handschriften  scheinen  die  meisten  —  vielleicht  bei  der 
Feuersbrunst,  welche  1()71  einen  Theil  der  Bibliothek  des  Escu- 
rials  verzehrte  —  verloren  gegangen  zu  sein.  E.  Miller,  welcher 
1843  die  griechischen  Manuscripte  dieser  Bibliothek  katalogisirte, 
giebt  uns  nur  über  zwei  Sammlungen  alchemistischer  Aufsätze 
Nachricht.  —  Die  eine  derselben  (ich  bezeichne  sie  später  als  die 
Escurial ' Handschrifl  Ä)  ist  nach  Miller ^^^  in-fol.  en  papier  de 
266  feuilles,  et  du  XVI®  sifecle;  manuscrit  provenant  de  la  biblio- 
thfeque  de  Diego  Hurtado  de  Mendoza.  Ihr  Inhalt  wird  von  ihm 
angegeben : 

1)  Lettre  de  PselltM  an  patriarche  Xiphilin   sur  la   fabrication    de 

Por. 

2)  *0  ZwatfAog  (^rj  ne^l  rfjg  daßiirtov, 

3)  Extrait  de  CUopätrCj  Jlegl  ina&fi&y. 

4)  *EQfiiiy€(a  t&y  arifisitay  tfjg  le^äg  Ti;|r*^c. 

5)  Lexique  de  Part  sacre. 

6)  Physique  mystique  de  Dimocrite, 

7)  Synesius  ä  Dioscure  sur  le  livre  de  D^mocrite. 

8)  £iienne  d'Alexandrie,  Bur  Part  sacre. 

9)  Comariua  ä  Cleopatre,  sur  le  meme  sojet. 
10)  Traite  d^Ostanes,  sur  le  meme  si^jet. 


des  H.  Cyrillus  ober  Jeremias  [Antuerpiae  1648]  veröfFentlicht,   dann  von 

Theoph.  Spizelius  (Sacra  bibliofhecamm  illustrium  arcana [Augustae 

Vindelic.  1668],  p.  120)  und  vonJ.J.  Mader  (De  bibliotheci8[Helmstadii  1702], 
p.  114)  reproducirt  wurde,  hat  E.  Miller  in  seinem  Gatalogue  des  manu- 
scrits  grecs  de  ia  bibliotheque  de  PEscurial  [Paris  1848],  p.  XXVII  des  dis- 
cours  pr^liminaire,  erinnert;  derselbe  findet  sich  ausserdem  auch  in  Labbe's 
Nova  bibliotheca  mss.  librorum  [Parisiis  1653],  p.  175  sqq.  Einen  Abdruck 
desselben  gab  zuletzt  Miller  a.  e.  a.  0.,  p.  511  ss.  Das  auf  die  chemischen 
Handschriften  Bezügliche  findet  sich  auch  in  H.  Conring*s  Schrift  de  Her- 
metica  medicina  libri  duo,  ed.  IT.  [Helmestadii  1669],  p.  33  sq. 

«')  Bei  Miller  a.  a.  0.,  p.  516;  bei  Conring  a.  a.  0.,  p.  33. 

82)  A.  a.  0.,  p.  146  88. 


griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  271 

11)  ryi^ta  vnofitn^fAata,  par  Zosime. 

12)  JlB^t  avyS-iastog  {^düttoy  nQii^etg  y,  par  le  meme. 

13)  JlttQfuyiaeig   avarauxal    r&y    iyxB^qovyttay    xf^y    ri^yv^-    (^^i* 

S.  '206 f.,  Anmerk.  195.) 

14)  Toii  XQ$(niayoö  TiSQt  evCTttO-ütg  toi^  ^Q^^^^'' 

15)  Toö  avToi)  TtBol  ToiT  &e{ov  i^&atog  x.  t.  X. 

16)  Toi»  (tvTov  avyo^tg  x(g  i}  ahla  tfjg  nQOxei/iiyrjg  avyyQnqijg. 

17)  ryria(a  yQn(priy  Bur  Part  sacre,  par  Zosime. 

18)  Mtd^o&og  cf#'  jyc   dnoteXeitat    i]  cq>atQO€&&fjg   /ciAaC«    trxevao&eiau 

nuQcc  toi}  iy  Tej(yov^(if  nsQtßorjrov  ä^aßog  SaX/uayä. 

19)  S^ifitg  xal    XiKfATtQvyatg  (Aa^dqtüy   p   noXXaxig   6  ^edtoxtag   tXeye 

X^ijcS-at. 

20)  Ktaaßa^fj  XiS-my  xal  afAaquyStav  xai    Xvxyn&y  xai    vax£y&tay    ix 

ToD  «I  d&vTov  t&y  te^y  ix&o&iytog  ßtßX^ou, 

21)  *EQ/Lit}ye(a  rfjg   httattjurig   rijg  jjf^vao^ro^iiK;  U^o^oyd^ov    xoiS   Ko- 

ffftä. 

22)  ^JyBnyyQdg>ov  qnXoa6g)ov  ne^l  rod  t^datog  xijg  Xevxibaetog, 

23)  ^AyenyyQd^ov  <p*Xoa6^ov  xcctä  dxoXovS'iay  /^^(Tccoc    fipniyoy   (leg. 

ifAgmCyoy)    trjy  trjg  jjf^vcroTroftac  avyenyy^fytjy  (leg.  avyentv- 
yfiiyrjy)  ffvy  S-et^, 

24)  Jle^l  rfjg  t(&y  ^tXoaöqfiay  fiv<Tt$x7}g  tixyfjg,  poeme  par  Heliodare. 

25)  ne^i  Tfjg  leQäg  tix^n^,  par  Theophraste, 

26)  Vers  jambiques  d^Hterothee  sur  la  pierre  philosophale. 

27)  nsQt  trjg  U^äg  ti/#'j??,  par  Archelaüs. 

28)  Olympiodore  a  Petasius  sur  le  meme  sujet. 

29)  FyriaKt  ^ofiyrjfiata,  par  Zosime. 

30)  ryriäCa  y^atpri,  par  Zosime. 

31)  nsqi  tfjg  leQäg  tix'^n^j  P*'"  ■P^'^fl'«- 

32)  '^^/^    tijg    xazä   nXdtog    x&y     (Qytoy    f^ry/i^eütg.    Inc.    /idße    tu 

Xevxd  -  -  - 

33)  ]änigme   sur  la   pierre   philosophale,    par   Hermes    et    Agatho- 

dimon, 

34)  Chapitres  addresses  par  Zosime  ä  Theodore. 

35)  *l(odyyov  d^/»e^^ai(  zov  lyBßeyyCa  (sie)  tibqI  tijg  isQäg  rix^^^- 

36)  Livre  mystique  de  Zosime. 

37)  Isis  la  prophetesse  au  fils  de  la  Lune. 

38)  BißXog  aXtid-eig  (sie)  aoipt  Alyvmov  xai  &etoy  ergnitoy  (leg.  O^sitny 

*EßQa(<ay)  xvq(ov  tihy  ^vydfXBUiy  ^aßaaiS'. 

39)  'Ayad^odidfAiay  Big  tby  XQfi^f^oy  ^OQ^tutg' avyctyüyyr^  xai  inö/nyrifjia. 

40)  ^lafjßXixov  noirjatg. 

41)  Evnoita  xai  tj  Bvtvx^tf  Toü  XTtjaafAiyov  xal  fnnvxtft  xa/ndtov    xai 

fÄaxQOXQoyia  ß(ov. 

42)  Fragment  anonyme  ^3).  Inc.  Jgdxtay  x$g  naqdxBkxa^. 


^3)  Miller  bemerkt,  dass  sich  derselbe  Aufsatz  in  dem  MS.  2327  der  Pa- 
riser Bibliothek  finde,  avec  une  miniature  representant  un  dragon  roule  en 
cercle  et  se  mordant  la  queue.    Le  tifre  est:  Toi^xo  hxiy  x6  fLivofq^toy  6   ovqo- 


272  Zur  Kenntnies  der  Sammlungen 

43)   Ilegi  r?J^  rifuonc'cttjg  xal  noXviprj/ntov   /(»vo'o/aitxi/c   (s/c)  negt   tov 

XayaQtjactt  to  XQvaioy. 
14)  "AXXtf  fjfx^oifog  fjivaT&xr]. 

45)  'Ptt'uXdtoy  zeXayoßeßtXtc  (sie)  iprial  neql  lijg  ;ft;ficwr*x/yc    tix^V^^)- 
Inc.  ABlioaa^  tä  atafAKta. 


Ich  werde  später  für  diese  Handschrift  die  Uebereinstimmung 
mit  einer  der  Pariser  Handschriften  hervorzuheben  haben,  und 
später  wird  auch  zu  erörtern  sein  die  Uebereinstimmung  zwischen 
dem,  was  das  alte  Inhaltsverzeichniss  der  Venetianer  Handschrift 
(vgl.  S.  261  f.)  anzeigt,  und  was  eine  zweite  Handschrift  der  Biblio- 
thek des  Escurials  —  ich  beziehe  mich  im  Folgenden  auf  sie  als 
auf  die  Escurial - Ha^idschriß  B  —  nach  Miller's  Bericht^-'»)  ent- 
hält. Es  wird  diese  Handschrift  von  Miller  beschrieben  als  in- 
foL  de  237  feuillets,  en  papier  et  du  XVI®  sifecle.  Ce  manuscrit 
provient  (gleichfalls)  de  la  bibliothfeque  de  Hurtado  de  Mendoza. 
Au  fol.  2,  verso,  on  lit  quelques  vers  qui  sont  ^rits  k  Teuere  rouge 
(ich  komme  auf  diese  Verse  später  zurück).     Voici  maintenant  le 


ßoqog  ifQ€ix(oy.  Draconis  candam  devoraQtis  mystica  et  chymica  interpretatio 
ist  die  Angabe,  welche  für  diesen  Aufsatz  der  Pariser  Handschrift  2327  der 
Manuscripten-Katalog  der  Pariser  Bibliothek  von  1740  hat  (vgl.  unten  das 
Inhaltsverzeichniss  dieser  Handschrift,  Nr.  24),  Draconis  caudam  suam  mor- 
dentis  mysterium    die  Angabe  für  den  Aufsatz  in  der  Pariser  Handschrift,  für 

welche  als  Nr.  3178  bezeichnet  Montfaucon  (Bibliotheca ,  T.  II,  p.  740) 

das  Inhaltsverzeichniss  veröffentlichte.  Der  nämliche  Aufsatz  scheint  auch 
in  der  von  Fabricius  benutzten  Abschrift  einer  Pariser  Handschrift  gewesen 
zu  sein;  vgl.  unten  bezüglich  des  Inhalts  dieser  Abschrift  Nr.  39  derselben. 
Die  Anfangsworte:  jQuxtoy  ng  naqiixenai  -  -  finden  sich  wieder  in  der  Schrift 
des  Zosimos  nBqi  aqeifjg  xcti  awS^iastog  vtfdrtoy  ngu^e&gj  deren  griechischen 
Text  Hof  er  veröflentlicht  hat  (Ilistoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1806], 
p.  526;  vgl.  oben  S.  182,  Anmerk.  95);  es  fehlen  mir  die  Anhaltspunkte  zur 
Beurtheilung ,  in  welcher  Beziehung  jener  Aufsatz  zu  dieser  Schrift  stehen 
mag.  Dass  die  Aegyjiter  in  ihrer  Zeichenschrift  (fV  zoTg  hQfatxolg  yQd/j/LiiaTi) 
die  Welt  durch  einen  seinen  Schwanz  verzehrenden  Drachen  (cf^axorr«  ovgo- 
ßoQor)  darstellten,  sagt  Olympiodoros  (Höfer  a.  e.  a.  0.,  p.  276  u.  529). 
Bei  den  Alchemisten  des  Mittelalters  wird  Etwas  für  die  Darstellung  des 
Steins  der  Weisen  Wesentlichstes  auch  als  draco  mortiiicans  candam  suam  be- 
zeichnet (vgl.  meine  Geschichte  der  Chemie,  II.  Theil  | Braunschweig  1844 J, 
S.  225). 

^)  Vgl.  S.  266  f.  die  Anmerk.  56  zum  Florentiner  Codex. 

«&)  In  der  S.  270  angef.  Schrift,  p.  416  si. 


grieohisoher  alobemistiscber  Aafsätze.  273 

detail  de  tous  les  ouvrages  oontenus  dans  le  manuscrit  et  qui  trai- 
tent  de  la  chrysop^  ou  fabrication  de  Tor  ^^). 

1)  Tratte  d\£iienne  d'Alexandrie  8ur  Part  de  faire  de  Por. 

2)  De   la  chimie,   adresse   par   Pempereur   Heraclius    ä   Modeste 

d'HagiopoliB. 
8)  De  la  fabrication  de  Por,  par  Peroperear  Heraclius. 
4)  SvXXoyog   8ur  ceux   qai  cherchent   la   pierre    pbilosopbale,  par 

Pempereur  HSraclius, 
.0)  Lettre  de  Pempereur  Jusiinien  sur  Palchimie. 

6)  De  Part  divin,  par  Justinien, 

7)  J^Xshg  addressee  aux  philosopbes  par  Pempereur  Justinien. 

8)  äur  la  fabrication  de  Por,  par  Comarius, 

9)  Dialogue  des  pbilosopbes  et  de  Cleopätre. 

10)  Po§me  cPHiliodare  sur  Part  sacre. 

11)  Vers  iambiques  de  Thiophraste  ruf  Part  sacre. 

12)  Vers  iambiques  d'Hi^rothie  sur  le  meme  sujet. 

13)  Vers  iambiques  d^Archilaüs  sur  le  memo  sujet. 

14)  PHagius,  sur  la  chrysopee. 

15)  Ostan^s  k  Petasius,  sur  Part  sacre. 

16)  Dimocriie^  de  porphyra  etc.  • 

17)  DSmoerite,  ne^l  daifjfiov  noti^Bag. 

18)  Scnolies  de  Synisius  sur  la  physiqno  de  Democrite ,  adreeseos  a 

Dioscorus. 

19)  De  Peau  sacree,  par  un  anonyme. 

20)  De  la  chrysopee,  par  un  anonyme. 

21)  Zositne^  negi  aQezijg  x.  r.  A. 

22)  Chapitre  d*Agathodemon. 

23)  Chapitres  d'JÖcrm^s,  Zosime^  Nilns  Africanus. 

24)  Zosime  ä  Eusebia,  sur  Part  sacre. 

25)  Olympiodare,  sur  Zosime. 

20)  Zosime  a  Theodore,  vingt-cinq  chapitres. 

27)  De  la  chrysopee,  par  un  anonyme. 

28)  Pappus,  sur  Part  sacre. 

29)  Moise,  nsQi  dtTiXibactog  ^Qvaoi'. 

30)  Chapitres  d^EugSnius  et  d^Ilicrothcc, 

31)  Zosime j  ne^l  oQyuyiay  xecl  xuiiiriot'. 

32)  Zosimey  sur  Peau  sacree. 

33)  Zosime^  nBQt  d^uyaty  xul  xaftCytay  yytjtTtrc  ino^uyTJ^cmt, 

Les  articles  suivants  (die  hier  eingerückten)   ne  se  trouvent 


««)  Aus  dem  unten  (nach  Nr.  33)  Bemerkten  geht  hervor,  dass  diese 
Handschrift  auch  ein  (altes)  griechisches  Inhaltsverzeichniss  hat.  Miller  hat 
es  nicht  mitgetheilt;  es  unterliegt  mir,  nach  der  Vergleichung  des  von  Mil- 
ler daraus  Angegebenen  mit  dem  oben  (S.  261  f.)  aus  der  Venetianer  Haml- 
Rchrifl  aufgenommenen  Inhaltsverzeichnisse  wenig  Zweifel,  dass  es  mit  dem 
letzteren  übereinstimmend  ist. 

Kopp,  Heitr.  x.  («cmc)i.  d.  Chunt.  X8 


274  Zur  Kenntniss  der  Saramlung-en 

point  dans  le  manusorit;  mais  üb  sont  indiqnes  dane  nne 
table  plaoee  en  tete  du  volame  comme  exiBtant  primiti- 
vement. 

34)  Ba^Tj  fjtot  fuetaßoXrj  nvQOxdXxov  nqbq  aanqoxnXxov, 

35)  Bag>ri  xal  noitjffig  rod  iy&&xoi>  a&d'q^ov, 

36)  Ba^  TiQog  ^C^ij  xai  iQyaXeia  Xa^evuxä, 

87)   He^i  d<tfifAOV  xui  idQttQyvQov  xal  xtvvaßdqetaq  nofrjaig. 

38)  Eztrait  de  Cleopätre  sur  les  mesures. 

39)  nsQt  eiGta&B£ag  toi^  ^QvaoÜf  par  an   philosophe   chre- 

tien. 

40)  De  la  chrysopee,  par  le  meme. 

41)  JISQi  ^ov^fA&y  xal  tfXuty  noti^ffetog,  (Vgl.  S.  262,  Nr.  40.) 

42)  JIsqI  dtaipoQäg  fioXfß&ov  xai  ns^i  XQv<fonezdX(oy. 
48)  Lexiqae  poor  la  cbrysopee. 

44)  Autres  chapitres  de  dififerents  poetes  sur  la  cbrysopee. 

45)  Vers  de  NMphore  sur  les  songes. 

46)  SynisiuSf  sor  les  songes. 

In  grösserer  Anzahl  hat  solche  Sammlungen  alchemistischer 
Schriften  die  Biblioth^ue  royale,  resp.  nationale  o.  imperiale  zu 
Paris.  Der  Grund  zu  diesem  Beichthum  wurde  wohl  in  der  ersten 
Hälfte  des  16ten  Jahrhunderts  gelegt;  Borrichius^')  sagt:  Non 
est  necesse  hie  multis  probare,  continuasse  in  hoc  studio  sapientiae 
(der  Alchemie)  Qraeeos,  cum  utique  constet,  Franciscum  I.  regem 
Qalliarum  (regierte  1515  bis  1547),  proayorum  nostrorum  memo- 
ria in  Graecia  coemisse  magnam  librorum  manuscriptorum ,  ut  al- 
terius,  ita  quoque  chemici  argumenti  supellectilem,  quae  adhuc  in 
bibliotheca  regis  christianissimi  manuscripta  perennat.  Der  zuerst 
nach  Paris  gekommenen  Sammlung  ^^)  gesellten  sich  später  andere 
zu,  und  am  Ende  des  vorigen  Jahrhunde)*t8  konnte  Ameilbon  ^^) 


07)  Conspectns  scriptorum  cbemicorum  celebriorum ,  in  Mangeti  Biblio- 
theca cbemica  curiosa,  T.  I,  p.  41. 

ö8)  War  diese  oder  eine  andere  Pariser  Handschrift  zuerst  in  der  Biblio- 

tbek  zu  Fontainebleau?    Eztat   codex  ille  in  bibliotbeca  regia ;   Delrius 

T.  I.  Disq.  Magic,  c.  5.  p.  1.  scot.  1  in  bibliotbeca  Fontis  belli  haberi  testa- 
tar,  sagt  Morbof  (Polyhistor  literarios,  ParsI  [Lubecae  1695],  p.  101),  ebenso 
Gyprianns  (in  der  S.  246,  Anm.  8  angef.  Schrift,  p.  89).  Die  Disquisitiones 
magicae  desM.  A.  Delrio,  welche  zaerst  1599  erschienen,  sind  mir  nicht  zu- 
gänglich; bibliotheca  Fontis  belli  scheint  mir  die  später  (Montfaucon's 

Bibliotheca  bibliothecarum ,  T.  II,  p.  955)  in  die  königl.  Bibliothek  zu 

Paris  gekommene  bibliothecam  Fontebellaqueam  zu  bedeuten. 

«»)  Notices (vgl.  S.  246,  Anm.  8),  T.  V,  p.  360. 


griechischer  alchemistischer  AufBätze.  275 

von  der  Biblioth^que  nationale  sagen,  qu'il  n'est  aucun  d^pöt 
litt^raire  oü  Ton  puisse  se  glorifier  de  poss^der  une  collection  des 
ouvrages  des  anciens  chimisies  grecs  plus  compl^te  et  plus  riehe. 
Aus  dem  auf  der  Pariser  Bibliothek  handschriftlich  Vorhandenen 
schöpften  ihre,  die  griechischen  Alchemisten  betreffenden  Kennt- 
nisse J.  J.  Scaliger,  Salmasius,  Du  Gange,  auf  deren  Be- 
kanntschaft mit  diesem  Gegenstand  in  dem  Vorhergehenden 
schon  wiederholt  Bezug  genommen  wurde;  Casaubonus'*^) 
erwähnte  der  Sammlung  von  Aufsätzen,  welche  Isqu  xexvri  beti- 
telt in  der  königl.  Bibliothek  zu  Paris  sich  befinde  und  Abhand- 
lungen über  die  Kunst,  Qold  zu  machen,  von  verschiedenen 
Verfassern  enthalte.  —  Einige  Auskunft  über  den  Inhalt  der  am 
Frühesten  in  die  Pariser  Bibliothek  gekommenen  Sammlungen 
hat  schon  um  die  Mitte  des  17ten  Jahrhunderts  der  Jesuit  PhiL 
Labb^  (gestorben  1667)  gegeben'*);  später  gaben  genauere  Aus- 

'^^)  De  rebus  Bacris  et  ecclesiasticis  exercitationcs  XVI  ad  Cardinalis  Baro- 
11  ii  prolegomena  in  Annales ;  Exerc.  I,  cap.  10  [Genevae  1654,  p.  70]. 

71)  In  semer  Nova  bibliotheca  manuscriptorum  librorum,  einem  in  der 
zweiten  Hälfte  des  17ten  und  den  ersten  Jahrzehnten  des  vorigen  Jahr- 
bunderts  öfters  citirten  Werke,  mit  welchem  Bekanntschaft  zu  machen  mich 
doch  etwas  mehr  Muhe  gekostet  hat,  als  bei  Arbeiten  dieser  Art  sonst  gewöhn- 
lich. —  Morhof  nimmt  in  seinem  Polyhistor (vgl.  S.  274,  Anm.  68),  P.  I, 

p.  1 12  in  Betreff  dessen,  was  von  griechischen  alchemistischen  Aufsätzen  erhalten 
sei,  darauf  Bezug,  quae  notavit  Labbeus  in  nova  bibliotheca  manuscriptorum 
librorum,  und  dann  noch  auf  einen  Ausspruch,  welchen  Labbe,  „part.4.MSto- 
rum  p.  129"  thue.  Dieses  Gitat  findet  sich  dann  auch  in  anderen  Schriften 
(z.  B.  Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  XII,  p.  747 sq.)  Aber  Labbe' s  bekanntere  Nova 
bibliotheca  manuscriptorum  enthält  weder  T.  I  noch  T.  II  [beide  Parisiis 
1657]  p.  129  oder  sonstwo  Derartiges,  und  mehr  als  diese  zwei  Bände  sind 
von  diesem  (übrigens  kirchengeschichtlichen)  Werke  nie  erschienen  (Bru- 
neis Manuel  du  libraire  et  de  l'amateur  de  livres,  5.  ed.,  T.  III  [Paris  1862], 
p.  708).  Nichts,  was  alchem istische  Schriften  oder  speciell  eine  Pariser  Iland- 
Hchrifl  beträfe,  fand  ich  in  Labbei  Bibliotheca  ])ibliothecarum  [Parisiis  1664 
wie  Rotomagi  1672].  Es  gicbt  jedoch  noch  eine  Nova  ]»ibliotheca  manuscri- 
ptorum von  Labbe,  welche  vielleicht  manchmal  mit  der  eben  erwähnten 
verwechselt  worden  und,  obgleich  ein  relativ  selbstständigeres  und  besseres 
Werk  als  viele  Schriften  dieses  Polygraphen,  weniger  beachtet  worden  ist. 
Ihrer  erwähnt  nicht  Brunet  a.  e.  a.  0.,  nicht  Grässe,  wo  er  in  seinem  Tre- 
sor de  livres  rares  et  precieux,  T.  IV  (Dresde  1863],  p.  57  Schriften  des  Labbe 

aufzählt.    Aber  die  Bibliotheque  des  ecrivains  de  la  compagnie  de  Jesus , 

par  Augustin  et  Alois  de  Backer,  welche  (premiere  serie  [Liege  1853],  p.  434 — 
443)  über  die  Schriften  des  Labbe  (es  sind  nur  etwas  über  achtzig)  Auskunft 
giebt,  hat  sie  (p.  439  unter  Nr.  45,  wenn  auch  nicht  mit    ganz  correcter  An- 

18* 


276  Zur  KenntnisB  der  Sammlungen 

konft  über  die  verschiedenen  Handschriften  die  Manuscripten-Ea- 


gäbe  des  Titels)  als  ein  besonderes  Werk,  und  ich  habe  sie,  nach  mehrfachen 
vergeblichen  anderweitigen  Nachfragen,  von  der  Münchener  Bibliothek  er- 
halten. Diese  Nova  bibliotheca  manuscriptorum  librorum,  sive  specimen  anti- 
quarum  lectionum  latinaruni  et  graecarum  in  quatuor  partes  tributarum,  cum 
coronide  duplici ,  poetica  et  Hbraria,  ac  supplementis  decem  [Parisiis  1653] 
des  Labbe  enthält  p.  1288q.  Folgendes:  De  chymia,  quam  miselli  homun- 
cioikes  et  omnium  rerum  egentissimi  sacram  divinamque  philosophorum  artem 
vocitant,  multi  multa  scripsisse  noscuntur,  ut  ex  codd.  regiis  145.  516.  618. 
1676.  1738.  1708,  Naudaeanis  51.  75.  aliisque  constat  Nos  nonnuUos  hie  bre- 
yiter  succeniuriabimus,  quorum  vel  nuda  nomina  juverit  leotoribus  multi- 
fariae  eruditionis  candidatisque  indicasse. 

Agathodaemonts  aenigma  nescio  quod. 

Christiant  de  auro  conficiendo,  de  aqua  divina,  etc. 

Cleopatrae,  et  Orphei,  fragmenta  quaedam. 

Comarii  philosophi  de  lapide  philosophico  ad  Cleopatram. 

Cosmae  hieromonachi  de  chysopoea. 

Demetrii  Physica  et  mystica  cum  Syneaii  philosophi  scholiis. 

Geberi  de  secretis  naturae. 

JSeliodori  philosophi  versus  ad  Theodosium  imperatorem. 

Herfnetis  seu  Mercurii  Trismegisti  varia. 

Mich.  Pselli  ad  Xiphilinum  patriarcham,  etc. 

Nicephori  Blemmidae  de  auro  conficiendo,  etc. 

Pelagii  philosophi  de  mystica  arte  philosophorum. 

Petri  Theoctontci  de  methodo  alchymiae. 

Stephani  Alexandrini  philosophi  oecumenici,  etc. 

Theophrasti  philosophi  de  arte  sacra. 

Zosimi  Panopolitae  et  Thebani  di versa,  etc. 
Lexicon  chymicon  seu  artis  sacrae,  ovum  philosophorum,  nomina  chymicorum 
et  alia  ejusdem  farinae  quam  plurima.  —  In  demselben  Werke  des  Labbe  wird 

(p.  166  sqq.)  auch  mitgetheilt  ein  Supplementum ex  indice  librorum  non- 

dum  editorum  confecto  a  Scipione  Tettio  Neapolitano  ante  annos  LXXX  (das 
wäre  um  1573),  worin  auch  genannt  werden  (p.  174):  Zosimi  et  aliorum  qua- 
tuordecim  auctorum  scripta  de  arte  sacra,  falsa  tamen  et  supposititia  Volu- 
mina; und  in  einem  späteren  Supplement  werden  (p.  385)  aus  einem  anderen 
Exemplar  des  Verzeichnisses  desselben  Scipio  Tettius  genannt:  Zosimi, 
Archelai,  Synesii,  Theophrasti,  Hostanis,  Heliodori,  Satyri,  Hierothei,  Pelagii, 
Pselli,  Stephani,  et  aliorum  libri  de  arte  sacra,  falsi  ac  supposititii  saltem  pleri- 
que  omnes.  („Scipio  Tettius,  ein  Neapolitaner  ans  dem  16.  Seculo,  war 
zu  seiner  Zeit  bei  den  Gelehrten  in  gutem  Ansehen,  wurde  aber  der  Atheiste- 
rey  beschuldigt  und  auf  die  Galeeren  verdammt,  nachdem  er  einen  Tract  de 
Apollodoris  und  Bibliothecam  scholasticam  geschrieben",  sagt  uns  das  nicht  zu 
umgehende  CompendiöseGelehrten-Lexicon  von  C.  G.  Jöcher  [Leipzig  1733],  II. 
Theil|  S.  1452.).  —  In  einem  anderen  Supplemente  desselben  Werkes  von  Labbe 
werden  (p.  212)  ex  catalogo  mss.  libb.   Renati  Moraei  doctoris  medici   Pari- 


grieohischer  alchemiBiischer  Aufsätze.  277 

taloge  der  PariBer  Bibliothek,  wie  sie  von  Montfaueon '2)  mit- 
getheilt  wurden,  wie  sie  dann  vollständiger  1740  in  die  Oeflfent- 
liebkeit  kamen  7^).  Was  später  Ameilhon  und  in  neuerer  Zeit 
Höfer  für  die  Eenntniss  des  in  diesen  Handschriften  Enthaltenen 
gethan  haben,  wurde  schon  S.  252  f.  im  Allgemeinen  erinnert  und 
wird,  zusammen  mit  dem  aus  den  genannten  anderen  Publicatio- 
uen  sich  Ergebenden,  im  Folgenden  benutzt  werden. 

Keine  von  den  Pariser  Handschriften  ist  indessen  bezüglich 
dessen,  was  sie  von  alchemistischen  Aufsätzen  enthält,  so  genau 
beschrieben  worden,  wie  die,  von  welcher  J.  Alb.  Fabricius  eine 
Abschrift  durch  Paul  Vinding  (gestorben  1712)  erhielt.  Welcher 
Pariser  Bibliothek  die  Handschrift  angehörte,  welcher  die  Abschrift 

(apographum  graecum  codicis  Paris. ,  parum  integrum  minusque 

emendatum)  entnommen  war,  giebt  Fabricius  allerdings  nicht 
an  74);  Lenglet  du  Fresnoy  ")  sagt  zwar  sehr  bestimmt,  nach 
Fabricius'  Aussage  wäre  die  Abschrift  von  einem  Manuscript 
der  Biblioth^ue  du  Boi  genommen,  aber  zuverlässiger  ist  sein 
Bericht,  dass  ein  solches  Manuscript  zu  seiner  Zeit  auf  dieser 
Bibliothek  nicht  vorhanden  war,  wohl  weil  es  (wie  viele,  und  na- 
mentlich alchemistische  Schriften)  daraus  entliehen  und  nicht  zu- 


ßiensis  (war  wohl  der  1656  im  69.  Jahre  als  Prof.  Med.  u.  Chir.  zu  Paris  ge- 
storbene Rene  Moreau  von  Angers)  a" geführt:  Veteres  anctores  graeci  de 
chymia  inediti:  videlicet  Stephanus  Alexandrinus,  Olympiodorus  philosopbus 
AlexandrinuB,  Anepigraphus  quidam  philosophus,  Isis  Aegypti  regina,  Joannes 
Damascenus,  Anonymi  cujosdam  jambi,  Christianus,  Zosimus  Panopolita,  Demo- 
critu»,  Maria,  Anonymus  in  librum  Comarii  philosophi,  Pelagius,  Joannes  pon- 
tifex,  Zosimus  Panopolites  alius  a  superiori,  et  Anonymi  varii  tractatus. 

72)  In  seiner  Bibliotheca  bibliothecarum (vgl.  S.  267,  Anm.  57). 

73)  Catalogus  codicum  manuscriptorum  bibliothecae  regiae,  namentlich  in 
T,  II  [Parisiis  1740].  Das  auf  alchemistische  Handschriften  Bezügliche  hat 
daraus  Lenglet  du  Fresnoy  aufgenommen  in  seine  Histoire  de  la  philo- 
sophie  hermetique  [ä  la  Hayc,  1742],  T.  III,  p.  9 — 17. 

'*)  Nicht  in  seiner  Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII,  p.  760,  wo  er  den  Inhalt 
dieser  Sammlung  zu  bespreohen  beginnt;  auch  nicht  Vol.  YI  [Hamburgi  1714], 
p.  789,  wo  er  eine  alchemistische  Schrift  des  Heliodoros,  und  nicht  Vol.  YIII 
[Hamburgi  1717],  p.  232,  wo  er  eine  solche  Schrift  des  Synesios  daraus  zum 
Abdruck  bringt. 

7&)  A.  Anmerk.  73  a.  0.,  p.  23.  Dass  des  Fabricius  Handschrift,  so  weit 
sie  den  Synesios  betrifft,  yon  den  durch  Ameilhon  durchgegangenen  Pa- 
riser Handschriften  yerschiedeEi  war,  wurde  schon  S.  160  f.  bemerkt 


278  Zur  KenntniBs  der  Sammlunpren 

rückgegeben  worden  sei.  Lenglet's  Vcrmuthung,  vielleicht  sei 
auch  des  Fabricius  Sammlung  auf  Grund  verschiedener  Manu- 
Scripte  der  Pariser  Bibliothek  zusammengeschrieben  worden,  findet 
in  dem,  was  Fabricius  selbst  sagt,  keine  Stütze'^).  Für  diese 
Handschrift  hat  nuü  Fabricius  ")  die  darin  enthaltenen  Aufsätze 
aufgeführt,  gewöhnlich  die  Anfangs- ,  wohl  auch  die  Schlussworte 
derselben  gegeben ,  manchmal  den  Inhalt  kurz  skizzirt ,  darin  ci- 
tirte  Persönlichkeiten  namhaft  gemacht,  ihm  besonders  interes- 
sant erscheinende  Stellen  wörtlich  wiedergegeben.  Einen  sehr 
gekürzten  Auszug  aus  dieser  Inhaltsangabe  lasse  ich  hier  folgen. 
Hiernach  fanden  sich  in  der  Sammlung,  wie  sie  Fabricius  vor 
sich  hatte  (ich  bezeichne  dieselbe  im  Späteren  mit  Paris -Fahr.) 
nachstehende  Schriften: 

1)  *^HXiod(üQov     qjtXoa6(pov     nqbq    Ssodöctoy    neqi    tfjg   ^voTixf^g    Tf- 

2)  ZioüCfiov  Tieqi  aQerijg  avyS^iaeiog  idurtoy.  (Vgl.  S.  180.) 

3)  To?  XQiaitccyoö  tibqI  evffiu&eiag   zoD  /^i;<ro?.     Inc.     Tä    i^dtb&ov 

vno  t(by  &€Kod&y  XQaloi^yttu 

4)  Fijusdem  ad  Sergium    neqi   rov  O^eiov   iftftaog.    Inc.    *0  nsQi  rot 

d^Biov  UdaTog  X&yog  -  -  - 

5)  'OnoToy   eJycu   XQ^i   ^^^^  ijihcai  toy   /ueti6yt€c  tf^y   tniatriftriy.     Inc. 

XQBioy  eJytti  toy  fASZitöyTa  -  -  - 

6)  Juris  jurandi  formula.  Inc.  "Ofxyvfjil  ao^,  xaXi  nnl 

7)  ZataCfiov  yytjaCtc  YQti(pii  rte^i  tilg  hQäg  xtd  ^tCttg  zix^U^ (Vgl- 

S.  189.) 

8)  Mi&o(Tog    dii'   tjg   dnoisXeiTiu    i)    agxuQOBiSrig  /liXaCa ,    xtaaaxeva- 

a^eiaa  nttqu  roP  *V  Tf/rov^y/rr  d&ttßorjiov  roO  SctX^tiyä.  Inc. 
Jnßüyy  XentoTüneg  /(fÄ<<C«^  -  -  - 

9)  Twy  /u(tQydQ(oy  axevKaitt.     Jtvxuatg  arvyyoiy  xal  QV7t((Q(by.     Abv- 

xaxjig  fiaqyuQüiy  xt^^wy.  -  -  -  ///Jl*?  /nctQydQtoy  *  nodjaig  J)' 
noCtjaig  0.  KiCKtßag^tj  Xf&(oy  xal  a/uctQciydtay.  SS/naQciydov 
noliiaig.  Elg  to  yeyfOxhai  iby  XQvaiaXXoy  anuXoy.  Katacxevij 
elg  t6  ßdilfiu  Xidoy  tQvdqöy. 


7ö)  Viel  eher  könnte  man  aus  der   Uebereinstimmung   der  Titel   einzelner 

Schriften,  wie  sieBorrichius  (Herrn etis [vgl.  S.  245,  Anm.  5J ,  p.  49)  giebt, 

mit  den  von  P^abriciuB  gegebenen  schliessen,  dass  der  Vermuthung  Raum 
bleibe,  Borrichius  habe  auch  auf  der  Bibliothequc  royale  zu  Paris  die  Hand- 
schrift benutzt,  von  welclier  Fabricius  eine  Abschrift  erhielt. 

'7)  Bibliotheca graeca,  Vol.  XII,  p.  760—775.  Lenglet  du  Fresnoy  hat 
(a.  a.  0.,  T.  III,  p.  24 — 28)  das  Fabricius' sehe  Inhaltsverzeichniss  excerpirt 
und  für  die  einzelnen  Autoren  angegeben,  wo  in  den  von  ihm  gekannten  Pa- 
riser Handschriften  die  Aufsätze  derselben  stehen. 


grieohiicher  alchemiitischer  Aofsätze.  279 

10)  ^EQ^iiviiti   nj?    intaTrjiAiig  rfjg    /QvaoTiouK^  UQO/uouäxov   toO   Koa- 

fid.     Inc.  *Ä   dXe(^n^r]    afyfj    xai    tivarixi^  X*^f*^^   xönov  fiöyov 
(f «tr«»  — 

11)  lEx  Ttyog  naXtuoÜ  Zwilfiov  uyög.  (Vgl.  S.  198.) 

12)  *Avtnvyq«(pov   (p^Xoa6q>ov   n^ql   tot    ifdaxog    Tfjg    levxdHretag.     Ino. 

"SltmcQ  yäq  xä  ^vnaqn  i/uüTia  nX^yscS-nt  -  •  - 

13)  ^Aysnvyqutpov     tp^Xocoq^ov    negi    (^nottetg,      Inc.     JSv/uquoyot    yäq 

änayzeg  xtaitnrjaay  '  " 

14)  Zma(fAov  xo9  9^e(ov  nBql  oQCXijg  xai  ^Q^riysiag.  (Vgl.  S.  197.) 

15)  ^Offxäyov  g>tXoa6q)ov  nQog  üetdatoy  neql  xijg  IsQäg  t{<^irig  xal  ^eCag 

xixyfjg»    Inc.  Tfjg  (ptcswg  x6  äx^enxoy  — 

16)  Seog>Q(i<nov  tp*Xoc6q)ov  negl  xijg  9-€(ag  avxijg  x^x^U^-    Inc.    Ol  x&y 

aogfKTx&y  äydgeg  &<mBq  ^TJxoQsg 

17)  ^tBQoB^iov  ^»Xoc6q)ov  nsQ*  xijg  avxfjg  S^e(ag  xtti    leQäg   tix^*}^'    ^^t^ 

Anfang  ist  verstümmelt. 

18)  *Aqx^X4kov  ^^Xoc6g>ov  ne^i  xijg  avxijg  IsQäg  xixyus-   Inc.  *J5f  ndytro- 

ipog  xal  d-eia  xix^^  "^^^  cofp&y  -  -  - 

19)  UeXayfov  gf&Xocö^ov  ne^i  xijg  B-Biag  xavxrjg  xal  isQäg  xixyf}?»   Nur 

ein  Fragment. 

20)  *OXvfin»o&(i}Qov  tp&Xocöfpov  ngog  Jlexdatoy  Big  xb  xax*  hiqyBiay  ZtO' 

<r(fiov .     Inc.  r(yBXa&  i]  xag&x^ta 

21)  ZoHfffiov  nqog  SBÖtftoQoy  xsqwXata.  (Vgl.  S.  199.) 

22)  'AyenyyQdi^ov  g)&Xo<r6g^ov\  ein  Aufsatz,  für  welchen  weder   Ueber- 

schrifb  noch  Anfang,  sondern  nur  die  Schlussstelle  mitgetheilt 
wird;  ich  komme  darauf  da,  wo  der  Anepigraphus  Be- 
sprechung findet,  zurück. 

23)  ndnnov  q^tXoaöifov,    Inc.  "OfjiyvfiC  cro»  xby  juiyay  bQXoy"' 

24)  EtyByfov  et 

25)  *iBQod^iov  tibqI  xijg  iBQäg   xixytjg-    Nur  die  Schlussstelle  hat  Fa- 

bricius  mitgetheilt. 

26)  ZtoaifÄOv  TtBQi  oQydytoy  xal  xafÄCytay,  (Vgl.  S.  174.) 

27)  Zhatfjiov  nqdhg  xal  ÖQafAa  ncQt  xijg  avy^iüBiag  xiby  hyQ&y.     (Vgl. 

S.  184.) 

28)  noBXXoi)  imcxoXrj  ngog  SKfiXlyoy  tibqI  /^ücyoTro*»«^.  Inc.  *0^{<f,  <5 

diffnoxa,  S  noiB'ig  -  -  - 

29)  *0  Zthatfiog  tjbqI   xijg   aaßiaxov.   (Vgl.  S.  183.)   Aenigma   addilur 

chemicum.  (Ich  werde  noch  über  ein  alchemiBtisches  Käthsel 
eine  besondere  Besprechung  geben,  und  verschiebe,  was  das 
hier  mitgetheilte  betrifi*!,  bis  dahin.) 

30)  Tijg  KXBondxqag  tibqI  axit^fiiby  xal  fiiXQüty  /|ijyi?<r*5  -  - - 

31)  ^EQjutjyBta  xtby  (ffifjtBltay  xijg  Uqäg  xixy^i?  xal  /^»(ToiJAoi;  ßlßXov. 

32)  AsUxoy   xttxd  cxoix^loy  xf^g    Uqäg  xix^n^   nq&xoy  MrjyKFxi.     Inc. 

^Aq)Qod(xTig  anigfAa  iaxly  äyd-og, 

33)  Jtifioxqlxov  (fvüixtt  xal  fivaxtxd, 

34)  2vyBa(ov  HQog  MoaxoQoy  -  -  Big  ßißXov  Jtifioxqlxov  6>g  iy  cxoXlotg. 

35)  ZxBg)dyov  -  -  nBql    ;f^»<ro7ro*fef   n^dls^g  sive   lei«*  Inc, 

BBoy  x&y  näyxoty  dya&d^  atuoy  -  -  - 


280  Zur  Kenntni&s  der  SammluDgen 

36)  KofiftqCov " '  &tdciaxoyzog    ti]v   KXeoTidtQfcy    tfjy   ^eUty    xui  IsQuy 

tixyfiy  toö  Xidov  tf-g  ^tXo(Xog)i'((g. 

37)  Anonymi  breve  apoBpasmation  de  vasis. 

38)  Z(oai/Aov,  Inc.  Ov<r(ag  ixdUaey  r  -  -  (Vgl.  S.  198  f.) 

39)  Anonymi  de  draoone  ovQoßü}Q(p.  (Vgl.  S.  271  f.,  Anmerk.  63.) 

40)  ^OXvjuntofftbgov,    Inc.  "Ote  ot&€*g  rä  ndyt«  ffnodoy  yeyö^eya  -  -  • 

41)  Ztoaifiov  yyrjckt  y^aq)i]  negi  tijg  legäg  xai  d-sUig  tfxyfjg"-   (Vgl. 

S.  190.) 

42)  *AytayvfAOv  (fortasse  Pelagii),    Inc.    Jaß$  tä  Xevxä  xal  ^ayd^a  tibP 

(h&y  -  -  - 

43)  Atyyyfia  toß  (ptXo<roiftxoi^  Xld^ov  ^^Eqfiofi  xai  ^Jyad-o&u^fÄoyog.     Inc. 

^Eyyicc  yQdfifiaz*  (^^ 

44)  ^tiüdvyov  a^/ff^/wj  -  -  ntql  tijg  O^efag  tix^jS'    Inc.  'ES»'  /nrj  i]  avy- 

xqaatg  T(by  cxsqBtby  dnoteXecd^j  —  ' 

45)  ZoicC^ov  fivaxixi]  ßißXog,  (Vgl.  S.  185  f.,  Anmerk.  109.) 

46)  "laig  7TQog)fjttg  tm  vUo  "SlQfp. 

47)  Jrifxoxqltov   ßCßXog   c',    nqo<f(p(ayrid^Etaa    Jevxinm^.     (Vgl.    S.  126, 

Anmerk.  45). 

48)  'Ay(oyvfiov.  Inc.  ^Eay  toy  x^Xxoy  aoxCaazoy  notr^B^g  -  -  - 

49)  ^Aya^oSnC^üiv  Big  xhy  XQ^<f/^öy,    'Oqq)iütg  avyayayyfj  xai  imoi^yrifm. 

Inc.  ^Ayad^odttifitoy  'OaiQidi  x^igety 

50)  'H  ^tafißXixov  noirjtftg. 

51)  Mtjyeg  ^Piofiaicjy,  Müqxiog  4»afABy(i}d- •  •  ' 

52)  *Ay(üyv^ov  neQi  tf}g  t^fÄKOxdxrig  xai  noXvqrrjfÄOv  /^vo'o/of x?}; ,    negl 

xoü  XayaQiJcat  tb  xqvaioy  xai  äqyvqoy  neqi  tfjg  xoXXrioBayg 
toö  oLQyi^Qov  negi  ToiJ  /^vtfOKra*  -  -  •.  Auf  Schreiben  mitGold- 
schrifb  Bezügliches. 

53)  'PtyaXdtay —  g)rjai  neqi  ti}g  xv/bi£vx&xrjg  tix^^i*    Aeubcitxe    xu  ad)- 

/laxa  eig  ifdwQ (Vgl.  S.  266  f.,  Anmerk.  56.) 

54)  *I(oäyyov  xoü  JufÄaaxi]yob  ix   nj?    dtöntQag,    Versus  XV   politici. 

Inc.  Aomby,  KvqCa,  äyeg  fxo^  — 

55)  'Ay(oyv^ov  ne^i  xoß  (uo£(.    Inc.    Ol  naXaml  g>aaiy  ne^i  toö  d)oi>y  ol 

jufy  Xld-oy ol  df  xoi>  xoff/uov  /uC^tj/na 

56)  ToO  '^iBQod^iov  tibqI  Xi&ov  xwy  (piXoa6q)(ay,     Inc.    ^Andqlofia^  nQog- 

nXt^ag  Bv^QadBaxcixov  -  -  - 

57)  'AytüyvfAOV  dQ/i]  xr^g  xaxä  nXcixog  x&y  i^ytoy  i^rfyrjdBcjg.  Inc.  AdßB 

XU  Xbvxu  xal  htyd^u  x(by  ija&y .    Toii  iidaxog  fqyaaia  xai  roö 

oLQGByixoi)  6^ovg,  ^OvofAazonoir'ta  avxoö.  Und  verschiedene  an- 
dere einzelne  Capitel;  zuletzt:  *Oyo/uaxono&ta  xoö  cüoö,  avxb 
ydg  foxty  xb  fÄvaxtjQioy  xtjg  xi^^i^' 

58)  'Aytoyvfjov  nB^i  tijg  O^Btag  xi^^^lS  ^<ö*'  giiXoaö^tüy.   Inc.  'H/ÄBig  ^{y 

iy  (tiyiy/uaaty  yqdxpayxBg  -  -  - 

59)  XQvaonoOiffig,  SxBvaala  d^QoyhQov  toi}  Cv^ovfiiyov  Big  tag  xoXXi^ 

GBig  0  xai  D  xai   $.     K&yaßdQBotg  axBvu<r(a. 

Was  den  Inhalt  der  Handschriften  betrifit,  welche  die  grosse 
Pariser  Bibliothek  gesammelt  und  sich  bewahrt  hat,  lege  ich  den 


griechischer  alchemistiBcher  Aufsätze.  281 

folgenden  Angaben  zunächst  das,  was  der  S.  277,  Anm.  73  citirte 
Manuscripten  -  Katalog  dieser  Bibliothek  aussagt,  zu  Grunde,  und 
füge  sonst  mir  über  ihn  bekannt  Gewordenes  bei. 

Cod.  2249'®);  chartaceus;  saeculo  XVI.  exaratus  videtur;  quo 

continentur : 

1)  Zosimus,  de  virtutc  et  compositione  aquarum. 

2)  Idem,  de  aqua  divina. 

3)  Idem,  de  auri  conficiendi  ratione. 

4)  Quomodo   grando  sphaerica   fieri   possit;   opuBculi   illius  auctor 

dicitur  Salmana  Arabs. 

5)  Cosmas  Hieromonachos,  de  auri  conficiendi  ratione. 

6)  Helwdorus  philosophus,  de  arte  sacra  chymicorum,   ad   Theodo- 

sium  imperatorem. 

7)  Theophrastus  philosophus,  de  sacra  et  divina  arte. 

8)  Hierothei^  Archelai,  Pelagii  et    Ostanis  ^  philosophorum ,   opus- 

cula  de  eodem  argumento. 

9)  Olympiodori  -  -  in  Zosimum,  Mercurium,  aliosque  philosophos  ex- 

positio. 

10)  Zosimus^  de  iiistrumentis  chymicis  et  fomacibus. 

11)  Anonymus^  de  lapide  philosophico. 

Ich  weiss  nicht,  ob  diese  Angabe  mit  dem  (älteren  oder  neue- 
ren ?)  Inhaltsverzeichniss  übereinstimmt,  welches  sich  auf  der  Hand- 
schrift selbst  befindet.  Höfer''^)  bemerkt:  Ce  manuscrit  (N^  2249; 
petit  in-folio,  de  107  feuillets,  Venture  de  la  fin  du  15®  sifecle,  sur 
papier)  contient  un  plus  grand  nonibre  de  trait^  que  ne  Tindique 
la  liste  inscrite  au  premier  feuillet.  Er  giebt  namentlich  ^o)  als 
in  dieser  Handschrift  noch  enthalten  an  drei  anonyme  Aufsätze: 


78)  Catalogus ,  T.  II,  p.  470;  Lenglet  du  Fresnoy  a.  o.a.O.,  T.  III, 

p.  9. 

7»)  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  261. 

8®)  Daselbst,  p.  2968.  In  der  ersten  Ausgabe  seiner  Histoire  de  la  chi- 
mie,  T.  I  [Paris  1842],  p.  278,  gab  Hof  er  eine  vollständigere  Aufzählung  der 
in  dieser  Pariser  Handschrift  Nr.  2249  enthaltenen  Aufsätze.  Hiernach  steht 
darin  nach  1  (die  Ziffern  beziehen  sich  auf  das  oben  gegebene  Inhalts- 
verzeichniss) auch  noch  ein  Aufsatz  von  Zosimos  dela  fabrication  du  cri- 
stal;  an  der  Stelle  von  3  ein  Aufsatz  de  la  stabilite  de  Por,  par  un  philo- 
sophe  chretien;  nach  4  ein  Aufsatz  de  Peau  divine,  par  un  philosophe  chre- 
tien;  nach  6  ein  Aufsatz:  L'art  de  faire  de  Por,  par  un  anonyme;  nach  9 
zwei  Aufsätze:  Ghapitres  de  Zosime,  addresses  ä  Theodore  (vgl.  S.  200 ,  An- 
merk.  169),  und  Ouvrage  du  philosophe  Papoas. 


282  Zur  ^enntnisB  der  SammliiDgexi 

Uagaiviöstg  övötarixal  xAv  iyxuQomnciov  trjv  tixvriv  (vgl.  S. 206  f.)* 
negl  xQvötdllov  noii^öeos  (vgLS.  204)'  neQt  levxciöecog  (ich  komme 
auf  diesen  Aufsatz  später  zurück ,  bei  einigen  allgemeineren  Be- 
trachtungen über  den  Inhalt  der  Sammlungen,  welche  uns  hier 
beschäftigen). 

Cod.  2250®^);  chartaceus,  olim  Tellerianus^^);  manu  perquam 
recente  exaratus;  quo  continentur: 

1)  Olympiodori  -  -  de  divina  et  sacra  arte  lapidis  philosophici  tra- 

otatus. 

2)  Anonymus^  de  aquae  divinae  dealbatione. 

3)  Anonymus^  de  auri  faciendi  ratione^). 

4)  Isidis  "de  sacra  arte  liber  ad  filiam  suum  Horum. 

5)  loannis  Damasceni,  vel  potius  PhUippi  eolitarii   versus  politici 

e  dioptra. 

6)  Jambi  e  mystica  chymia. 

7)  Quaenam  fossilia  planetae  cuique  attribuantur. 

8)  Nomina  auctorum  artis  sacrae. 

9)  Lexicon  alphabeticum  metallomm  ac  fossilium,  quorum  in  hocce 

libro  mentio  fit. 
10)  Notarum  et  characterum  artis  sacrae  explicatio  alphabetica.  Desi- 
derantur  notae  et  characteres.« 

Höfer^^)  nennt  als  in  dieser  Handschrift  enthalten  nur  die 
eben  unter  2,  3,  4  und  5  angeiiihrten  Aufsätze  ^^). 


81)  Catalogus ,  T.  11,  p.  470;  Lenglet  du  Fresnoy  a.  a.  0.,  T.  III, 

p.  10. 

82)  Aus  der  Bibliothek  des  Ch.  Maur.  le  Telliör,  welcher  Erzbischof  zu 
Rheims  und  Vorsteher  der  Sorbonne  war  und  1710  starb.  Seine  Bibliothek 
war  berühmt;  er  edirte  selbst  Bibliothecam  Tellerianam  [Parisiis  1693]. 

83)  Wohl  auf  diesen  Aufsatz  beziehen  sich  die  kurzen  Mittheilungen,  welche 
Höfer  (a.  a.  0.,  p.  298)  über  den  Inhalt  einer  in  Cod.  2250  enthaltenen,  nach 
der  Ueberschrift  de  Part  de  faire  de  l'or  handelnden  kleinen  Schrift  eines  Un- 
genannten gemacht  hat. 

8*)  Histoire  de  la  chimie,  1.  ed.,  T.  I  [Paris  1842],  p.  278.  —  Daselbst, 
p.  279,  giebt  er  als  Inhalt  der  Pariser  Handschrift  2251  an :  De  Part  divin,  et 
de  celui  de  faire  de  l'or  et  de  Pargent,  par  Zosime;  Des  quatre  corps  essen- 
tiels,  d'apres  Democrite;  Discoars  de  Marie,  sur  la  pierre  philosophale.    Im 

Manuscripten- Katalog  der  Pariser  Bibliothek  von  1740  (Catalogus ,  T.  11, 

p.  470)  wird  als  in  dieser  Ebmdschrift  enthalten  nur  ein,  53  Capitel  umfassen- 
der Tractatus  Christiani  alchymistae  genannt;  die  von  Höfer  namhaft  gemach- 
ten Schriften  sind  hiernach  nur  einzelne  Capitel  dieses  Tractates.  Ich  komme 
darauf  da,  wo  Maria  und  Christi anus  philosophus  besprochen  werden,  zu- 


griechischer  alchemistigcher  Aufsätze.  283 

Cod.  2252««);  chartaceus,  olim  Tellerianus;  rnaDU  rudi  et  per- 
quam  recente  exaratus;  paginae  alternae  vacant,  ac  latinae  inter- 
pretationi  looum  praebent.     Quo  continentur: 

1)  Anonymi  expositio  in  librum  Comarii  -  -,  qui  Cleopatram  docuit 

sacram  et  divinam  artem  lapidis  philosophici. 

2)  Pelagii  philosophi  de  sacra  et  divina  arte  über. 

3)  Ejusdem  argiimenti  tractatus,  auctore  Joanne  pontifice  tf^g  (sie) 

iy  Ev€tyB(if, 

4)  Anonymi  opusculum  de  lapide  philosophorum. 

5)  Ovam  philosophorum. 

6)  Anonymus^  de  fuliginibus,  vel  scintilüs.    (Vgl.  S.  284  oben  Hö- 

fer's  Angabe  d,) 

7)  Anonymus,  de  dealbatione. 

8)  Zosimiy  genuinae  commentationeB  de  aqua  divina. 

9)  Anonymi  institutio  illorum  qui   ad   sacram    artem   tractandam 

accedunt.  (Vgl.  S.  206,  Anm.  195.) 

10)  Anonymtis,  de  aqua  divina. 

11)  Zosimi  capita  ad  Theodorum. 

12)  BHusdem  de  virtute  et  compositione  aquarum  actiones  tres. 

13)  Anonymi  commentarius  in  librum  Zosimi  de  virtute  et  interpre- 

tatione. 

14)  Anonymus^  de  lapide  philosophico. 

15)  Anonymi,  ejusdem  argumenti  fusior  explicatio. 

16)  Anonymus,  de  divina  arte  philosophorum. 

17)  Auri  faciendi  ratio  ex  praescripto  Mariae. 

Höfer«')  theilt,  das  eben  Angegebene  theilweise  vervollstän- 
digend und  erklärend,  bezüglich  des  Inhaltes  dieser  Handschrift 
mit,  dass  sich  darin  finden: 

a)  Commentaire  d*un  anonyme  sur  le  livre  de  Comarius,  enseignant 

ä  Cleopätre  l'art  sacre  de  la  pierre  philosophale.  ■ 

b)  De  Part  divin,  par  Jean  l'archipretre  d'^vigia. 


rück.  —  Ich  habe  noch  zu  bemerken,  dass  die  in  der  ersten  Ausgabe  von 
Höfer's  Histoire  de  la  chimie,  T.  I,  p.  278s.  bezüglich  des  Inhaltes  der 
Handschriften  2249,  2250  und  2251  gemachten  Angaben  nicht  in  die  zweite 
Ausgabe  dieses  Werkes  übergegangen  sind. 

»)  Aus  Höfer's  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.297  ist 
zu  ersehen,  dass  auch  der  in  der  Handschrift  2249  enthaltene  Aufsatz  ne^i 
XevxtiHretag  in  dieser  Handschrift  2250  sich  findet.  In  der  letzteren  scheint 
auch  ein  oben  nicht  aufgeführter  Aufsatz  des  Pelagios  zu  stehen  (vgl.  bei 
Pelagios). 

8«)  Catalogus ,T.II,  p. 470 sq.;  Lenglet  du  Fresnoy  a.  a.O.,  T.  III, 

p.  11  8. 

87)  A.  a.  0.,  2.  ed.,  T.  I,  p.  298. 


284  Zur  Kenntniss  der  SammluDgeD 

c)  L'oeuf  des  philosophee,  par  un  anonyme. 

d)  Des  produits  de  Sublimation  {tti&ahby)^  par  un  anonyme. 

e)  Commeniaires  d'un  anonyme  sor  un  ouvrage  de  Zosime. 
/)  De  la  pierre  philosophale,  par  an  anonyme. 

g)  De  l'art  sacre  des  philosophes,  par  un  anonyme. 
h)  Pilage  sur  Part  sacre. 
t)  De  Vart  de  faire  de  l'or. 

Cod.  2275®^);  chartaceus,  Manuelis  Rosaü  manu  anno  Christi 

1467.  exaratus;  quo  continentur: 

1)  Cleopatrae  de  mensuris  et  ponderibus  opusculum. 

2)  Explicatio  notarum  quae  in  chymicorum  scriptis  occurrunt. 

3)  Anonymi  lexicon,  quo  exponuntur  voces  a  chymicis  usurpari  so- 

litae.  Inc.  dq>€tCQB^d  ict&  -  -  - 

4)  Demoer iti  scriptum,  cujus  titulus  g>vatxri  nal  ^vatixrj. 

5)  Synesii  ad  Dioscorum  commentarius  in  librum  Democriti. 

6)  Stephani  -  -  de  divina  et  sacra  arte  auri  conficiendi  lectiones  IX. 

7)  Zosimi  commentarius,  ubi  de  rebus  chymicis. 

8)  Christiani  scriptoris  opusculum  de  aqua  divina. 

9)  Ejusdem  tractatus  de  rebus  chymicis. 

10)  Zo8%mu8^  de  sacra  arte. 

11)  Anonymus^  de  unionibus  et  lapidibus  pretiosis  conficiendis. 

12)  AnonymuSj  de  tinctura  auri  a  Persis  inventi  -  -  (Vgl.  S.  215,  An- 

merk.  213.) 

13)  Anonymu^^  de  tinctura  ferri,  plumbi,  etc.  (Vgl.  daselbst.) 

14)  Cosmae  presbyteri  opusculum,   quo  explicatur  auri  conficiendi 

ratio. 

Höfer»»)  hebt,  als  in  diesem  Cod.  2275  enthalten,  folgende 

Aufsätze  hervor: 

a)  Sur  les  poids  et  mesures,  extrait  des  ecrits  de  Cleopätre. 

b)  Lexique  de  Part  sacre. 

c)  Commentaire  de  Synistus  sur  le  livre  de  Democrite. 

d)  Stephanus  sur  Part  sacre  de  faire  de  Por. 

e)  Commentaire  de  Zosime. 

/)  La  teintnre  des  pierres,  des  emeraudes,  des  byacinthes,  etc.,  ex- 
trait du  livre  du  sanctuaire  des  pretres. 

g)  La  trempe  du  cuivre  inventee  chez  les  Perses  -  -  (Vgl.  S.  215, 
Anmerk.  213.) 

h)  La  maniere  de  former  la  grele  sphörique,  par  le  celebre  Arabe 
Salmanas. 


88)  Catalogus ,  T.  II,  p.  476;  Lenglet  du  Fresnoy  a.  a.  0.,  T.  III, 

p.  13  s. 


89 


•)  A.  a.  0.,  T.  I,  p.  299. 


grriechiflcher  alchemistischer  Aufsätze.  285 

Cod.  2325  •^;  bombycinus;  sub  finem  saeculi  XIII.  exaratus 
videtur*^);  quo  continentur: 

1)  Ezplicatio  notaram  quas  artis  ohymicae  scriptores  usurpare  con- 

sueverunt. 

2)  Anonymi  lexioon,  ordine  alphabetico  dispositum,   quo  exponun- 

tur  vocabula  in  chymicorum  libris  obvia. 

3)  Democriti  physica  et  mystica.  Inc.  BaXcjy  el  Xit^ay  fxCay 

4)  Synesii  philosophi  ad  Dioscorum,  Serapidis  sacerdotem,  epistola, 

et  cum  eodem  dialogus,  ubi  Democriti  doctrina  exponitur. 

5)  Slephani  -  •  liber  de  sacra  et  divina  auri  conficiendi  arte. 
G)  JEJjusdem  epistola  ad  Theodorum. 

7)  Zosimi  genuini  commentarii,   ad  idem  argumentum  pertinentes. 

8)  Sfümanae  Arabis  methodus,  qua  uniones,  hyacinthi,  aliaque   id 

genus  fieri  possint. 

Höfer»')  giebt  an:  N<^  2325  (manuscrit  fort  endommagd) : 
On  y  trouve  les  commentaires  de  Syn^ius,  de  Si^pbanus,  quel- 
ques ouvrages  de  Zosime,  etc.,  reproduits  dans  les  manuscrits  2249 
et  2275. 

Cod.  2326»^);  chartaceus,  olim  Mazarinaeus;  saeculo  XVI.  ex-* 

aratus  videtur;  quo  continentur: 

1)  Democriti  physica  et  mystica. 

2)  Synesii  philosophi  ad  Dioscorum  liber,   quo   Democriti  physica 

explicantur. 

3)  Interpretatio  notarum  quae  in  chymicorum  scriptis  occurrunt. 

4)  Vocum  quarumdam,   quibus  rerum  chymicarum  scriptores   utun- 

tur,  expositio. 


«0)  Catalogus ,  T.  II,  p.  483;  Lenglet  du  Fresnoy  a.  a.  0.,  T.  III, 

p.  14. 

*i)  Die  Beschreibung  dieser  —  auch  von  ihm  als  der  anscheinend  ältesten 
unter   allen  den  derartigen  Pariser  Manuscripten  betrachteten  —  Handschrift, 

wie  sie  ihm  vorlag,  gab  Am  eil  hon  (Notices [vgl.  S.  252,  Anm.  23],  T.  V, 

p.  365):  C'est  un  tres-petit  in-4^,  couvert  en  basane  ou  en  veau  marbre,  re- 
lie  aux  armes  de  Henri  II,  roi  de  France  (welcher  1547  bis  1559  regierte). 
La  tranche  en  est  doree,  et,  de  plus,  omee  de  dessins  oü  Pon  voit  le  chiffrc 
de  Diane  de  Poitiers  (der  Maitresse  des  vorgenannten  Königs).  Ce  meme 
chiffre  est  aussi  sur  la  couverture,  qui  porte,  non  au  dos,  mais  sur  le  plat, 
ces  mots:    IIEPI  IEPA2  TEXNHS^  c'est-ä-dire,  de  Vart  sacri.    Ce  manuscrit 

est   ecrit  sur  papier  cotonneux;   le  temps  Pa  un  peu  maltraite .    II 

contient  178  feuillets,  sans  y  comprendre  quelques  pages  de  la  fin,  sur  les- 
quelles  une  main  etrangere  a  ecrit  des  choses  relatives  a  Palchimie. 

M)  A.  a.  0.,  2.  ed.,  T.  I,  p.  300. 

ö3)  Catalogus ,  T.  II,  p.  483;  Lenglet  du  Fresnoy  a.  a.  0.,  T.  HI, 

p.  14. 


286  Zur  KeiintniRS  der  Sanimlungfen 

Höfer^^)  giebt  als  in  diesem  MaDuscript  enthalten  nur  les 
Pbysiques  et  les  Mystiques  de  D^mocrite  (Commentaires  de  Syn^ 
sius)  an. 

Cod.  2327  9^);  chartaceus;  in  insula  Creta  anno  Christi  i486 
exaratus;  quo  continentur: 

1)  Paelli  ad  Joannem   Xiphilinum  •  -  de    auri    conficiendi   ratione 

epistola. 

2)  Anonymus,  quomodo  e  caseo,  pellibus  et  sapone  gluten  fieri  pos- 

8it. 

3)  Zosimus,  de  sulphoris,  et  crystallorum  conficiendorum  ratione. 

4)  Cleopatra,  de  ponderibus  et  mensuris. 

5)  Notarum  qaae  in  chymicomm  scriptis  occurrunt,  explicatio. 


w)  A.  a.  0.,  2.  ed.,  T.  I,  p.  300. 

»6)  Catalogus ,  T.  11,  p.  483fl.;  Lenglet  du  Fresnoy  a.  a.  0.,  T.  III, 

p.  16 BS.    Mit  dieser  Handschrift  hat,   nach  der  Art  und  der  Reihenfolge   der 
darin  enthaltenen  Aufsätze,  die  grösste  Aehnlichkeit  eine  andere,  über  welche 

ich  bei  Montf  aucon  (Bibliotheca [vgl.  S.  267,  Anm.  67],  T.  II,  p.  740)  einige 

Auskunft  finde;  sodass  man  bei  oberflächlicher  Vergleichung  der  Angaben  über 
den  Inhalt  beider  Handschriften  dieselben  als  auf  dasselbe  Manuscript  gehend 
ansehen  möchte.  Aber  dieser  bei  Montfaucon  beschriebene  Codex  war 
bombycinus,  scriptus  anno  mundi  6986,  Christi  1478.  £r  hat  bei  ihm  die  Num- 
mer 3178,  die  allgemeine  Inhaltsbexeichnung  De  auri  confectione  et  de  chy- 
mica  arte.  Montfaucon  giebt  die  Liste  der  darin  enthaltenen  Aufsätze,  wie 
sie  Du  Cange  (dieser  starb  1688)  aufgestellt  habe.  "Danach  stimmt  der  Inhalt 
dieser  Handschrift  ganz  mit  dem  der  oben  unter  Nr.  2327  besprochenen  über- 
ein; nur  steht  in  ersterer  zwischen  13  und  14  (diese  Ziffern  beziehen  sich  auf 
das  oben  mitgetheilte  Inhaltsverzeichniss  von  Cod.  2327)  noch:  Salmana  Arabs, 
roethodus  qua  grando  et  margaritae  ad  rotundam  formam  deducuntur;  zwischen 
22  und  24  fehlt  ihr  die  (oben  unter  23  notirte)  Namensliste  der  alchemistischen 
Autoritäten,  femer  nach  31  die  oben  als  Sophi  Aegypti  genuinus  liber  notirte 
Schrift;  an  der  Stelle  von  33  hat  sie:  Agathodaemonis  in  oraculum  und  Or- 
phei  ^mmentarius  als  zwei  besondere  Aufsätze.    Ueber   diese  Handschrift    ist 

mir  aus  späterer  Zeit  —   Montfaucon's  Bibliotheca erschien  1739  — 

keine  Nachricht  bekannt  geworden.  Sie  hat,  wie  schon  bemerkt,  bei  ihm  die 
Nummer  3178;  der  oben  so  viel  benutzte  Catalogus  codiCum  manuscriptorum 
bibliothecae  regiae,  welcher  1740  erschien,  hat  überhaupt  andere  Nummern, 
die  Nummer  3178  gar  nicht  mehr.  Montfaucon  hatte  diese,  anscheinend 
verlorene  Handschrift,  wenigstens  früher,  selbst  benutzt;  in  seiner  Palaeo- 
graphia  graeca  [Parisiis  1708],  p.  6  giebt  er  ein  (ich  kann  nicht  ersehen,  wel- 
chem der  von  Du  Cange  aufgezählten  Aufsätze  entnommenes)  das  Schreiben 
mit  Goldschrift  betreffendes  excerptum  ex  codice  regio,  cijgns  numerus  olim 
erat  618,  nunc  autem  3178,  ubi  scriptores  varii  de  auro  conficiendo;  deecri- 
ptus  autem  fuit  in  Creta  a  Theodoro  Pelecano  Corcyraeo,  anno  Christi  1478, 
ut  in  fine  legitur. 


grieohisoher  alchemistiscber  Aufsätze.  f    287 

6)  Anonymi  lexicon  chymicum. 

7)  Anonymus,  de  ovo  chymico. 

8)  Democritt  physica  et  mystica. 

9)  Synesii  philosophi  ad  Dioscorum   commentarius  in  librum    De- 

moci-iti. 

10)  Stephanua  -  -  de  sacra  arte. 

11)  Comarius^  philosophus  ac  pontifex,  a  quo  Cleopatra  regina   chy- 

micas  artes  edocta  est,  de  auri  conficiendi  ratione. 

12)  Zosimi  commentarii  de  sacra  arte. 
18)  Christiani  scriptoris  chymica. 

14)  Cosmas  hieromonachas  de  auri  conficiendi  ratione. 

15)  Excerpta  e  Zonmo  scriptore  antiquo,  ubi  de  rebus  chymicis. 

16)  Anonymtis  philosophus,  de  aqua  dealbationis. 

17)  AnonymuSy  de  auri  conficiendi  ratione. 

18)  Zosimi  de  virtute  et  interpretatione  liber,  quo  de  rebus  chymi- 

cis. 

19)  Heliodori  philosophi  de  mystica  arte,  versus  jambici. 

20)  Theophrasti  philosophi  de  sacra  arte,  carmen  jambicum. 

21)  Anonymi  versus  jambici,  de  lapide  philosophico. 

22)  Archelai  philosophi  carmen  jambicum,  de  eodem  argumento. 

23)  Auctorum  qui  de  rebus  chymicis  scripserunt,  nomina. 

24)  Draconis   caudam   devorantis    mystica   et  chymica  interpretatio. 

(Vgl.  S.  271  f.,  Anmerk.  63.) 

25)  Olympiodorus  philosophus  ad  Petasium--,  de  sacra  arte. 

26)  Philosophorum  conventus  et  coUoquium. 

27)  Hermetis  et  Agathodaemonis  aenigma  de  lapide  philosophico. 

28)  Joannes  archiepiscopus,  de  sacra  arte. 

29)  Zosimi  über  mysticus. 

30)  Isidis  ad  Orum  filium  epistola. 

31)  Democriti  liber  ad  Leucippum. 

32)  Sophi  Aegypti  genuinus  liber. 

33)  Agathodaemonis     in   quoddam    Orphei    oraculum,      commenta- 

rius. 

34)  Excerpta  nonnulla  de  rebus  chymicis  et  metallicis. 

35)  Benaldi  de  Nova  villa  tractatus  chymicus. 

36)  AnonymuSy  de  ponderibus  et  mensuris. 

37}  Joannis  Damasceni  de  sacra  arte  liber,  versibus  politicis. 
38)  Jusjurandum  philosophi  chymici. 

Diese  reichhaltige  Pariser  Handschrift  2327  —  bezüglich  de- 
ren Höfer*^)  sich  mit  der  Angabe  begnügt:  On  y  trouve  les 
m^mes  trait^s  que  dans  les  manuscrits  2252,  2275  et  2325  —  zeigt 
viel  Uebereinstimnmng  mit  der  oben  (S.  270  ff.)  besprochenen  Escu- 
rial-Handscbrift  A,  namentlich  wenn  man  berücksichtigt,  dass  das 


W)  A.  a.  0.,  2.  ed.,  T.  I,  p.  300. 


288  Zur  KenntnisB  der  Saminlangen 

hier  gegebene  Inhaltsverzeichniss  für  die  Pariser  Handschrift  2327 
nicht  vollständig  ist  9^). 

Cod.  2329*8);  chartaceus,  olim  Mazarinaeus;  saeculo  XV.  ex- 

aratus  videtur;  quo  continentur: 

1)  Anonymi  philosophi  animadversiones  in  Zosimi  librum  de  vir- 

tute  et  interpretatione.    Inc.  *0  &6Tog  Zdna^f^ög  qnjaty  -  •  - 

2)  Anonymus  philosophus,  de  lapide  philosophico.    Inc.    Tb  &eToy 

ifdiOQ  -  -  - 
8)  Anonymus,  de  ovo  et  aqua  divina. 


07)  Eine  Yergleichung  dieses,  oben  mitgetheilten  Inbaltsverzeichnisses  mit 
dem  von  Miller  (S.270fir.)  für  die  Esourial-Handschrift  J.  gegebenen  läset  eine 
grosse  Uebereinstimmung  in  der  Art  und  der  Reibenfolge  der  in  beiden 
Sammlungen  enthaltenen  Aufsätze  ersehen.  Als  beide  Handschriften  unter- 
scheidend träte  zunächst  hervor,  dass  Par.  2327  als  Nr.  3  einen  Aufsatz: 
Zosimus  de  sulphuris,  et  crystallorum  conficiendorum  ratione  hat,  Escur.  ^ 
an  entsprechender  Stelle  (als  Nr.  2)  einen  Aufsatz  des  Zosimos  nsQl  tfjg 
dcßiatov  (vgl.  S.  184,  Anm.  103).  In  dem  Inhaltsverzeichniss  für  Escur.  A  fehlen  die 
untergeordneten,  in  dem  obigen  Inhaltsverzeichniss  für  Par.  2327  unter  Nr.  2, 
7,  15,  18,  23,  31,  34,  36,  ä7,  88  aufgeführten  Aufsätze.  Nach  dem  letzteren 
Inhaltsverzeichniss  fehlten  in  Par.  2327  die  im  Verzeichnisse  für  Escur.  A 
unter  Nr.  10,  12,  13,  17—20,  29,  30—32,  34,  40,  41,  43,  44  notirten  Aufsätze; 
aber  Nr.  17  und  30  sind  hier  gleich  betitelte  Aufsätze,  und  aus  den  Anmer- 
kungen Mille r's  zu  dem  von  ihm  gegebenen  Inhaltsverzeichniss  der  Hand- 
schrift Escur. -4.  erhellt,  dass  die  hier  unter  Nr.  12,  13,  18—20,  29,  30—32,  34, 
40,  41,  43,  44  aufgeführten  Aufsätze  doch  in  der  Handschrift  Par.  2327  auch 
enthalten  sind.  Einzelne  in  der  ersteren  Handschrift  sich  findende  Aufsätze 
scheinen  in  der  letzteren  (Pariser)  allerdings  zu  fehlen ;  die  für  die  erstere  unter 
Nr.  14 — 16  notirten  scheinen  in  dem  Inhaltsverzeichniss  der  letzteren  unter 
Nr.  13  zusammengefssst  zu  Fein.  Umgestellt  ist  in  beiden  Handschrillen  der 
für  Escur.  A  unter  Nr.  42,  für  Par.  2327  unter  Nr.  24  angegebene  Aufsatz. 

»8)  Catalogus ,  T.II,  p.484sq.;  Lenglet  du  Fresnoy  a  a.O.,  T.  III, 

p.  17  8.  Für  eine  mit  dieser  Sammlung  dem  Inhalte  nach  sehr  ähnliche  aber 
anscheinend  doch  nicht  identische  Handschrift  hat  Montfaucon  (Bibliotheca 
[vgl.  S.  267,  Anm.  57],  T.  II,  p.  740)  die  Nummer  3185,  die  allgemeine  Inhalts- 
angabc: Hie  codex  ea  ipsa  fere  continet  quae  codex  3178  (vgl.  S.  286,  Anmerk.  95) 
et  nonnulla  addit.  Er  nennt  die  einzelnen  darin  enthaltenen  Aufsätze;  hiemach 
hat  diese  Handschrift  an  der  Stelle  von  Nr.  12  in  Paris  2329  (alle  folgenden  Zif- 
fern beziehen  sich  auf  das  für  die  letztere  Sammlang  oben  gegebene  Inhalts- 
verzeichniss) einen  Aufsatz:  Interpretatio  vocum  sacrae  artis;  es  fehlen  ihr 
die  Aufsätze  Nr.  13—15,  17—19,21,  24,25,27;  nach  Nr.  16  findet  sich  in  ihr  ein 
Aufsatz:  Methodus  sacrae  artis.  Ueber  Alter  o.  A.  dieser  Handschrift  hat 
Montfaucon  Nichts  angegeben.  Ich  muss  es  unentschieden  lassen,  ob  diese 
Verschiedenheiten  nur  auf  beiderseitiger  ungenauer  Angabe  des  Inhalts  be- 
ruhen und  Montfaucon 's  Nr.  3185  doch  Nichts  Anderes  als   Cod.  2329   sei. 


griecbiBcher  alchemistischer  AufBätze.  289 

4)  Aiion3r]nn8    Christtanus^  de   auri  conficiendi  rafione.    Inc.     Tijg 

devti^ag  nqayfiatBCaq  -  -  - 

5)  Idem,  de  aqua  divina.  Inc.  Toö  ^b(ov  Matog  -  -  - 

6)  Idem,  de  chymia.    Inc.  noXX(ix&g  ri/uTy  — 

7)  Zosimi  de  sacra  arte  commentarius  genuinus. 

8)  Maria,  de  lapide  philosophico.    Inc.  ^H  Mttqta  ^a(y ... 

9)  8tephanu8"f  de  sacra  arte. 

10)  Nicephorus  Blemmyäea,  de  auri  conficiendi  ratione.  Inc.  Jaßaty 

toy  O^oj' -.-»»). 

11)  Anonymi  lexicon  chymictun. 


^)  Dieser  Aufsatz  ist  auch  von  Montfaucon  als  in  der  bei  ihm  mit 
Nr.  3185  bezeichneten  Handschrift  (vgl.  Anmerk.  98)  enthalten  angegeben. 
Die  Pariser  Bibliothek  hat,  ausser  in  Cod.  2329,  einen  Tractat  (denselben?) 
de  auri  conficiendi  ratione  von  Nikephoros  Blemmydes  (mit  dem  Anfang: 
Jaßi*y  <riV  d^e^ )  auch  noch  in  einer  an 'leren,  sehr  Verschiedenartiges  ent- 
haltenden Handschrift  (Cod.  2509 ;  vgl.  Catalogus ,  T.  H,  p.  513).    Schon  die 

Inhaltsangabe  der  Sammlung  griechischer  alchemistischer  Aufsätze,  deren 
Herausgabe  Leo  Allatius  beabsichtigt  hatte,  fuhrt  eine  Schrift  des  Nike- 
phoros Blemmydes   über  Goldbereitung,  mit  dem  Anfange:    Jaßoty  cvy 

^e^   Xi^oy  toy   ov  U^oy ,  auf  (vgl.  S.  250,  Anmerk.  13,  Nr.  17).    Ein 

Opus  /Jiffevnxo»"  des  Blemmydes  kannte  schon  Conring  (De  Hermetica  Ae- 
gyptiorum  vetere  et  Paracelsicorum  nova  medicina  [Helmestadii  1648],  p.  23), 
und   hieran   anknüpfend  besprach  Borrichius  (Hermetis,   Aegyptiorum   et 

chemicorum  sapientia [Hafiiiae  1674],  p.  79),  dass  in  der  königl.  Bibliothek 

zu  Paris  N^xB(p6^ov  To(i  BJli|^i)(fov  nB^l  t&y  ipvctx&y  d^^^y  opus  sich  finde. 
Das  Vorkommen  des  oben  genannten  Auisatzes  in  Par.  2329  war  seit  1740 
durch  den  Pariser  Manuscripten-Katalog,  dann  durch  Lenglet  du  Fresnoy 
(T.  III,  p.  17)  bekannt  (durch  Letzteren  [T.  III,  p.  19]  ausserdem,  dass  sich  eine 
alchemistische  Schrift  von  Nikephoros  Blemmydes  auch  in  einer  Hand- 
schrift der  Se  guier 'sehen  Bibliothek  befunden  habe);  dass  ihn,  als  in  einem 
Manuscript  der  königl.  Bibliothek  zu  Paris  enthalten,  Labbe  in  Biblioth. 
nova  MS.  p.  129  und  Borel  in  Biblioth.  ehem.  p.  48,  besprochen  und  dass  er 
nsQt  x^vconoii'tti^  nsQl  t&y  ^vc&x&y  dqx^^ ""  handele,  schon  durch  Fabri- 
cius  (Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  777).  Bei  Boerhave 
(Elementa  chemiae  [Lugduni  Batavorum,  1732],  T.  I,  p.  13)  wird  bei  der  An- 
gabe der  älteren  chemischen  Litteratur:  B}^fAfi(dt<g  (qyoy  x^^^vuxöy  und 
dann  noch  besonders:  Ntxig)oQog  angefahrt.  Schmieder  (Geschichte  der 
Alchemie  [Halle  1832],  S.  79)  sagt  bei  der  Besprechung  des  Nikephoros 
Blemmydes:    „Von  ihm  sind  noch  zwei  Schriften  vorhanden,  welche  seinen 

Fleisfl  in  Chemie- und  Alchemie  beurkunden:    1)  "EQyoy  j|fi?/icvr*x(J>' ;  eine 

Handschrift  davon  bewahrt  die  Vaticanische  Bibliothek;  Athanasius  Kir- 
cher,  der  sie  durchgesehen,  hat  darin  spagirische  Arbeiten,  aber  den   Stein 

der  Weisen  nicht  gefunden ;  2)  Ilegl  jif^vö'OTro»^«? ,  welche  von  der  vorigen 

gewiss  verschieden  ist;  die  Pariser  Bibliothek  besitzt  davon  eine  Handschrift 
aus  dem  15.  Jahrhundert,  von  welcher  Borel  in  der  Bibliotheca  chimica, 
p.  48,  Nachricht  giebt".    Höfer  (Histoire  de  la  chimie,    1.  ed.,   T.  I   [Paris 

Kopp,  Baitr.  s.  Oetoh.  d.  Obern.  19 


290  Zur  Kenntnies  der  Sammlungen 

12)  Anonymi  inferpretatio   notamm   quibus  ntuntur   artis    chymicae 

Boriptores. 

13)  Anonymus,  de  ovo  philosophico. 

14)  Anonymus f  de  sacra  et  divina  arte  philosophorum. 

15)  Anonymi  versus  jambici  in  sacram  artem.  Inc.  Tavtijg  tijg  ßißXov-  -  - 
IG)  Joannis  Damasceni  versus  politici  de  eodem  argumento. 

17)  Anonymus,  de  aqua  divina. 

18)  Heliodori   philosophi    de   mystica    philosophorum    arte  carmen 

jambicum. 

19)  Anonymus,    de   lapide  philosophico.    Inc.    ne^tßoiqTog    ^&X6ao- 

q)og  -  -  - 
2())  Theophrasti  philosophi  Carmen  jambicum   de  sacra  arte.    Inc. 
Ol  T&y  aog)(aTtav 

21)  Anonymi    versus  jambici   de    eodem    argumento.    Inc.    'Anüq- 

XofAat  -  - . 

22)  Archelai  carmen  jambicum  de  sacra  arte. 

23)  Vocabula  ohymica,  iliaque  ordine  alphabetico,   sed   nulla  adjun- 

cta  interpretatione. 

24)  Auctorum  qui  de  rebus  chymicis  scripserant,  nomina. 

25)  Anonymus,  de  auri  conficiendi  ratione. 

26)  Isis  ad  Orum  filium  de  sacra  arte. 

27)  Excerpta  e  Pelagio  de  sacra  arte. 

28)  Cleopatra  regina,  de  mensuris  et  ponderibus. 

■ 

Höfer  *®^)   hebt  aus  dem  Inhalte  dieser  Sammlung:    MS.  n*^ 

2329  (manuscrit  rempli  de  corrections)  hervor: 

a)  Discours  de  la  tr^s-savante  Marie  sur  la  pierre  philosophale. 
h)  Stiphanus  d'Alexandrie,  sur  le  monde  materiel. 


1842],  p.  343s.;  2.  ed.,  T.  I  [Paris  18G6},  p.  362  8.)  sagt:  Boerhave  parle  d'un 
manuscrit  alchimique  de  Nicephore  Blemmydas,  nomme,  vers  le  milieu  du 
treizieme  siecle,  patriarche  de  Constantinople  par  l'empereur  Theodore  Las- 
caris  (d.  h.  Nikephoros  Blemmydes  vrollte  das  Patriarchat  zu  Constanti- 
nopel  nicht  annehmen;  aber  ein  anderer  Nikephoros,  auch  um  die  Mitte 
des  13.  Jahrhunderts,  bekleidete  diese  Wurde).  II  ajoute  (in  meinem  Exem- 
plar obiger  Ausgabe  der  Elementa  chemiae,  auf  welche,  Vol.  I,  p.  13,  Hof  er 
verweist,  thut  Boerhave  das  nicht),  que  ce  manuscrit,  traitant  de  Vart  de 
faire  de  Vor,  existe  ä  la  bibliotheque  de  Paris;  mais  il  n'en  donne  pas  d'autre 
detail.  Dans  nos  recherches  sur  les  alchimistes  grecs,  nous  avons  effective- 
ment  trouve  un  manuscrit  de  quelques  pages,  intitule  NtxrjipÖQov  Tod  Bke/n/Liv- 
dov  nBQt  xQv<yonot>'i'ag  sous  le  n^  2329,  fol.  159  verso.  Aus  dem  Inhalte  dieses 
Aufsatzes  (welcher  zu  beginnen  scheint:  Aaßioy  zby  Xi&oy  tby  ov  U&oy  und 
weiter  fast  ganz  so,  wie  es  Allatius  angegeben  hatte)  theilt  Höfer  Einiges 
mit,  giebt  auch  einige  Stellen  im  griechischen  Texte;  ich  habe  diesen  seinen 
Mittheilungen  früher  Etwas  die  Bedeutung  des  Wortes  ^rf^ioy  Erläuterndes 
entnommen  (vgl.  S.  209  f.,  Anmerk.  201). 
iw>)  A.  a.  0.,  2.  ed.,  T.  I,  p.  301. 


griechischer  alchemistischer  Aofsätze.  291 

c)  InstractioD  adresBeo  a  l'empereur  Ueraclius,  par  le  meme. 

d)  Le  signe  elementaire  de  Part  sacre. 

e)  Oeuf  des  pbilosophes. 

/)  Traitö  de  chimie  mystique  (ne^l  fivax^xi)g  x^fjiB(aq),  en  vers. 
g)  De  Part  sacre,  extrait  des  philosophes,  par  Thiophraste, 
h)  Extrait  de  ClSopdtre,  sur  les  poids  et  mesores. 

Die  Inhaltsangaben  für  die  Sammlungen  griechischer  alche- 
mistischer Aufsätze,  welche  von  S.  281  an  besprochen  wurden,  las- 
sen, wie  aus  der  Vergleichung  der  für  dieselbe  Handschrift  ge- 
machten Angaben  leicht  ersichtlich,  an  Bestimmtheit  und  Voll- 
ständigkeit vielfach  2u  wünschen  übrig,  und  in  einzelnen  Fällen 
kann  man  in  Zweifel  darüber  sein,  ob  verschiedene  Angaben  sich 
auf  eine  und  dieselbe  Handschrift  oder  auf  verschiedene  Hand- 
schriften beziehen.  —  Ich  habe  noch  einer  Handschrift  zu  erwäh- 
nen, welche  vielleicht  auch  in  die  früher  königliche  Bibliothek  zu 
Paris  gekommen  iiat  und  über  welche  das  seit  1740  mir  über  die 
alchemistischen  Manuscripte  dieser  Bibliothek  bekannt  Gewordene 
keine  Auskunft  mehr  —  das  früher  bekannt  Gewordene  aber  auch 
keinen  genügenden  Anhalt  dafür ,  sie  mit  einer  der  beschriebenen 
Handschriften  zu  identificiren  —  bietet.  Der  von  Montfau- 
cori*®*)  mitgetheilte  Catalogus  librorum  manuscriptorum  cardinalis 
Radulphi  hat  in  der  Abtheilung:  Libri  graeci  mathematici  et  me- 
chanici  unter  Nr.  16  auch  eine  solche  Sammlung  (ich  beziehe  mich 
im  Späteren  manchmal  auf  sie  unter  der  Bezeichnung:  Paris- 
Radulphi)  y  für  welche  als  einzelne  darin  enthaltene  Schriften  an- 
gegeben sind  ^®*): 

1)  Cleopatrae  de  ponderibus  et  raensaris. 

2)  Lexicon  sacrae  artis. 

3)  Detnocriti  Physica  et  mystica. 

4)  De  confectione  aai^^ov. 

5)  Synesii  philosophi  ad  Dioscurum  in  librum    physicoruni    Demo- 

criti. 

6)  Stephani  de  coDfectione  auri,  acta  novem. 

7)  Zosimi  yvr^^n  imo^vrnAaxa. 

8)  Christiani  de  divina  aqua  et  quot  ejus  sint  species. 


»«')  Bibliotheca [vgl.  8.  267,  Anm.  57],  T.  II,  p.  766  sqq.  Dieser  Ka- 
talog ist  entnommen  ex  codice  3769  bibliothecae  Colbertinae,  quae  nunc  re- 
giae  adjuncta  est.  Montfaucon  fügt  noch  bei: codicum  cardinalis  Ra- 
dulphi maxima  pars  in  bibliothecam  regiam  invecta  fuit. 

302)  A.  e.  a.  0.,  p.  778. 

19* 


292  Zur  Kenntniss  der  Sammlungen 

9)  Synopsis  quaenam  sit  causa. 

10)  Ejusdem  de  sacra  arte  in  epitorae. 

11)  Salmana  Arabis  metliodus,  qua  eiBcitar  grando  rotunda. 

12)  Tinctura  aeris  apud  Persas  reperti,  scripta  dno  dg/^g  Philipp! 

Macedonis. 

Ich  habe  in  dem  Vorhergehenden  das  über  diejenigen  Hand- 
schriften der  Pariser  Bibliothek,  welche  man  als  Sammlungen  grie- 
chischer alchemistischer  Aufsätze  bezeichnen  kann,  mir  bekannt 
Gewordene  zusammengestellt^®^.  Diese  Bibliothek  besitzt  aber 
noch  eine  ziemliche  Anzahl  von  Handschriften,  welche  solche  Auf- 
sätze, jedoch  vereinzelt,  enthalten.  Ich  werde  ihrer,  soweit  sie 
für  das  in  dem  Folgenden  noch  zu  Erörternde  in  Betracht  kom- 
men, bei  der  Besprechung  der  einzelnen  Schriftsteller  gedenken. 

Fast  Alles,  was  hinsichtlich  solcher  Sammlungen  für  Frank- 
reich bekannt  geworden  ist ,  betrifft  Handschriften  in  Pariser  Bi- 
bliotheken. Die  Bibliotheken  ausserhalb  Paris  mögen  auch  noch 
derartige  Handschriften  besitzen,  aber  ich  habe  keine  darauf  be- 
zügliche Angabe  finden  können;  ausgenommen  eine  für  eine  Hand- 
schrift, welche  vormals  in  Montpellier  war  und  über  deren 
Verbleib  ich  Nichts  zu  sagen  weiss.  Wiederum  ist  es  Montfau- 
con,  welcher  ^<^*)  nach  zwei  Handschriften  der  Colbert'schen 
Bibliothek  einen  Katalog  veröffentlicht  hat ,  in  welchem  recensen- 


103)  Die  berühmte  Bibliothek  des  Kanzlers  Pierre  Seguier  (starb  1672) 
enthielt  auch  alchemistisohe  Handschriften.  Wo  Fabricius  (Bibliotheca 
graeca,  Vol.  XII,  p.  748)  von  solchen  spricht,  sagt  er,  es  sei  de  Seguierianis 
catalogus  vetus  MSS.  bibl.  Seguierianae  editus  Paris.  1686,  p.  107  nacheusehen. 
Dieser  Katalog  ist  mir  nicht  zugänglich.  Lenglet  du  Fresnoy  erwähnt 
(a.  a.  0.,  T.  III,  p.  19)  zweier  Manuscripte  aus  der  Biblioth^que  Seguier,  aber 
mit  dem  Bemerken,  dass  beide  abhanden  gekommen  waren,  bevor  diese  Biblio- 
thek in  die  Hände  des  den  Kanzler  Seguier  beerbenden  Herzogs  von  Goislin 
übergegangen  war  (die  Bibliotheca  CoisHniana,  olim  Seguieriana,  sive  manu- 

Bcriptorum  omnium  graecorum,  quae  in  ea  continentur,  accurata  descriptio 

[Parisiis  1715]  hat  auch  Nichts  darüber).  In  dem  einen  Manuscript  waren 
Deniocriti  Physica  et  mystica  graece  et  latine,  et  Synesii  in  Democriti  Phy- 
sica  et  mystica  scholia  enthalten  gewesen;  in  dem  anderen:  Anonymi,  Agatho- 
daemonis,  Heliodori  anepigrapha  Nicephori  Blemmidae  et  Arabis  Salmanae  de 
ohimia. 

iw)  Bibliotheca [vgl.  S.  267,  Anmerk.  57],  T.  H,  p.  1198 sqq.    Mont- 

faucon  bemerkt:    Catalogus  autem  ab  imperito  bomine  factus  est. 


griechischer  alchemiBtischcr  Aufsätze.  293 

tur  Codices  graeci  bibliothecae  D.  Guillelmi  Pellicerii  olim  episcopi 
Monspeliensis^^^),  qui  etiam  nunc  (1739)  in  bibliotheca  episcopi 
Monspeliensis  esse  putantur,  und  in  diesem  Katalog  wird*^*^)  auch, 
unter  der  Ueberschrift:  Scriptores  de  auro  conficiendo,  eine  Liste 
griechischer  alchemistischer  Schriften  gegeben,  für  welche  mir 
kaum  ein  Zweifel  darüber  ist,  dass  dieselben  zu  einer  Sammlung 
vereinigt  waren.     Die  einzelnen  hier  aufgezählten  Schriften  sind: 

1)  Pselli  epistola  ad  Xiphilinum  patriarcham  ne^i  XQ^^^onoitag. 

2)  Explicatio  signorum  sacrae  artis  auri  conficiendi. 

3)  Lexicon  sacrae  artis. 

4)  Democriti  Physica  ot  mystica. 

5)  Syneaii  philosophi  ad  Dioscorum,  in  libruTn  Deroocriti. 

6)  Stephani  -  -  de  sacra  et  divma  arte  anri  conficiendi. 

7)  Comarii  -  -  docentis  Cleopatram  artem  divinam  et   sacram   lapi- 

dis  phUosophici. 

8)  De  divina  et  sacra  arte  philosophornm. 

9)  Zosimi  genuina  docnmenta  de  divina  aqua. 

10)  Bijusdem  de  compositione  aquarum. 

11)  De  luminibus. 

12)  De  confectione  crystallorum. 

13)  Chriatiani  de  recta  compositione  auri. 

14)  Gonfectio  omnis  lapidis  philosophici. 

15)  Quae  sit  illa  veterum  ßaßeatog. 

lf>)  JEijusdem  de  divina  aqua,  et  quot  sint  gencra  divinae  aquae,  etc. 
et  quae  sint  illorum  nomina. 

17)  Zosimi  germana  scriptura   de   »acra   ot   divina  arte,   de   confe- 

ctione f^  et  })  (soll  heissen  ©  et  D). 

18)  Methodiis  qua  conficitur  grando  rotunda,   adornata  celeberrimo 

artifice  Arabe  Sahnana, 

19)  Tinctura  fern  Indici  eodem  auctore. 

20)  De  difiFerentia  plumbi  et  chrysopetalli. 

21)  Cosmae  explicatio  auri  conficiendi. 

22)  Anonymi  philosophi  de  aqua  albefactionis. 

23)  Anonymi  philosophi  de  confectione  0  (soll  heissen  ©). 

24)  Heliodori  -  -  -  de  mystica  philosophornm    arte,   versibus'  jam- 

bicis. 

25)  De  lapide  philosophorum  versibus  jambicis. 

26)  Olympiodori  -  -  de  sacra  arte  philosophorum. 

27)  Zosimi  yyrjaircc  inofiyrjficcta. 

28)  Ejusdem  de  sacra  arte  in  epitome. 

29)  Pelagii  philosophi  de  sacra  arte. 


105)  Derselbe  starb  1568. 
10^  A.  e.  a.  0.,  p.  1200. 


294  Zur  KenntnisR  der  Sammlungen 

30)  Joannis  dQX^^Qi^i  —  de  sacra  arte. 

31)  Zosimi  liber  mysticus. 

32)  De  mensarie  et  ponderibuB. 

Der  Centralisation  der  in  Frankreich  befindlichen  Handschrif- 
ten auf  der  grossen  Pariser  Bibliothek  steht  eine  gleichmässigere 
Vertheilung  der  in  Deutschland  befindlichen  auf  verschiedenen 
Bibliotheken  gegenüber.  —  Zwei  unter  sich  übereinstimmende  hat 
die  kaiserliche  Bibliothek  zu  Wien.  Für  die  eine  derselben  hat 
Lambeck  ^^'')  ausfuhrliche  Auskunft  über  die  darin  enthaltenen 
Aufsätze  zugleich  mit  litterarhistorichen  Bemerkungen  gegeben, 
zu  welchen  seinerseits  Kollar^^®)  einige  Anmerkungen  hinzuge- 
fügt hat.  Die  Beschreibung  dieser  Handschrift  giebt  Lambeck: 
LI  codex  ms.  medicus  graecus  est  chartaceus  mediocriter  antiquus 
in  folio,  constatque  foliis  CLXXXVH,  et  ad  Seb.  Tengnagelium'^*^) 

olim  pertinuit. Quo  autem  tempore  et  loco  ille  ex  alio 

vetustiori  codice  descriptus  sit,  indicat  ipse  descriptor  in  fine  ulti- 
mae  paginae  his  verbis:  ^H  ßlßkog  uvxri  ^€rsyQoi(pri  vn  ifiov  Koq- 
vriklov  rov  Nav7tkie(og  räv  MovQiiovQicov,  viov  ^Avöqbov^  iv  ^Eva- 
tlriöi  öuiyovvogy  stsl  rc5  uno  tfig  %'Boyoviag  fftp^Sf  \  hoc  est:  Liber 
hie  descriptus  est  a  me  Comelio  Naupliensi  Peloponnesio,  filio 
Andreae,  Venetiis  degente,  anno  a  nativitate  Christi  MDLXIV.  — 
Die  Inhaltsangabe  ist,  thunlichst  gekürzt,  folgende: 

1)  Stephani  Alexandrini  -  •  de  magna  et  saora  auri  conficiendi  arte, 

actiones  IX.  Inc.  Sbov  x(bv  ndytuy  dyad'&y  aix^oy  -  -  -.  In 
fine  actionis  IL  exstat  instar  appendicis  epistola  aliqua  ejuB- 
dem  Stephani  ad  Theodoram. 

2)  Pelagii  philosophi  liber  de  chrysopoeia.  Inc.  Ol  fuiy  ngoye^iane- 

QOk  x«i  igaatai  -  -  - 

3)  Ostanis  philosophi  ad  Petasium  epistola  chymica.   Inc.    Tijg  q^v- 

aetog  xb  ätqenxoy  (y  fi^xqu)  f'cTwT*  -  -  - 


lOT)  Commentariornm  de  bibliotheca  caesarea  yindobonensi  liber  VI.,  ed. 
KoUarii  [Vindobonae  1780],  p.  380—434.  Lambeck  starb  1680.  —  Reihen- 
folge, Titel  und  Anfangsworte  der  in  dieser  Handschrift  enthaltenen  Aufsätze 
sind  auch  angegeben  in  Nessel's  Catalogi  bibliotheoae  caesareae  manuscri- 
ptorum  P.  III.  [s.  L  e.  a.],  p.  14—19.     Nessel  starb  1700. 

108)  In  geiner  eben  citirten  Ausgabe  der  L am  b eck' sehen  Commentarien. 

109)  Seb.  Tenguagel,  kaiserl.  Bibliothekar  zu  Wien,  starb  1636  im 
63.  Jahr. 


griechischer  alchemistiBcher  AufB&tze.  295 

4)  Democriti  physica  et  mystica.    Inc.   BaXa>y  eig   Xlz^ny   a  noq- 

g>VQttg  -  -  - 

5)  Synesii  philosophi  ad  Dioscorum  epistola  instar  soholiorum   in 

Democriti  physica  et  mystica.  Inc.  7^^  ne/n^e(arjg  /not'  — 

6)  Anepigraphi  über  de  aqua  divina  dealbationis.  Inc.  Kad^  8<roy 

ri  XQ^^^  xaXsi  -  -  -.  Neo  malto  post  seqoitnr  novum  caput,  cu- 
jus titulus:  Toi>  avxoÖ  ayBnkyqdq>ov  q>^Xoa6(pov  xcttä  dxoXov- 
^€(ay  XQ^^^^^  ifiipaiyov  to  tijg  /^i;<ro7io*ira;  avysnxvyiuiyoy 
a\>y  &eio, 

7)  Zosimi  Panopolitae  über  de  virtute  artis  chymicae.  (Vgl.  S.  181, 

Anmerk.  88.) 

8)  Ägathodaemonis  et  Hermetis  Trismegisti  fragmenta  duo  chy- 

mica,  quorum  primum  inscribitnr  atque  incipit  hoc  modo: 
*Aya9-o^a(fAoyog,  Metä  trjy  toi)  /«Axod  i^i(oa&y  -  -  - ,  secundum 
autem :    E^^oO.    ^Eäy  ^i^  tä  avjfiaztt  dffto/nattbGijg  -  -  - 

9)  Anonymi   chimioi    Christiani    experimenta    quaedam    chymica, 

quorum  primum  inscribitnr  atque  incipit:  "Or»  avy^etoy  xai 
ovx*  äTfXoi^y  xo  eWog  xai  xlg  i]  olxoyo/nia  •  -  - 

10)  Anonymi  autoris  Christiani  Über  chymicus  ad  Sergium  de  aqua 

divina.  Inc.  '0  ne^l  xoö  &€iov  tVcerog  X6y og^  ßiXzuns  Mq- 
yte  -  -  - 

11)  Fragmentum  chymicum  Cleopatrae  de  mensuris   et  ponderibus. 

Inc.  IIbqI  /nizQODy  xat  axa&fAwy  iy  nXüzei  i^'qyfiCig  nqog  et)/£^ 
ettgeaty 

12)  Zoaitni  capita  chymica  ad  Theodorum.  (Vgl.  S.  199.) 

13)  Zosimi  über  de  instrumentis   et  caminis  chymicis,   et   de  aqua 

divina.  (Vgl.  S.  176.) 

14)  Cleopatrae  chrysopoeia,  tota  fere  constans  aenigmaticis   chara- 

cteribus. 

15)  Zosimi  commentarii  genuini  de  instrumentis   et  caminis   chymi* 

eis.  (Vgl.  S.  178,  Anmerk.  69.) 

16)  Anonymi  autoris  Christiani  varia  capita  chymica,   quorum   pri- 

mum inscribitur  atque  incipit  hoc  modo:  Toi)  XQtcxHtyoö 
nBQt  ev&e(ag  xoB  ;(Qvaov.  Tfjg  deviQng  ngay/nazeiag  äqzt  t^ 
Xoyoy  neno^tjfAiyog 

17)  Philippi  tinctura  aeris  Persici,   et  tinctura   ferri  Indici.    (Vgl. 

S.  212  f.,  Anmerk.  204.) 

18)  Anonymi  autoris   capita  duo  chymica  de  aqua   divina,  quorum 

primum  inscribitur  atque  incipit:  ^Ayzl&BG^g  Xiyovaa,  ör*  to 
^eioy  MtoQ  ¥y  iaxi  z^  ««(fc*,  xai  i]  Xva^g  avzflg.  Tiyeg  di  qxt- 
aty  IV  elyfci  xtp  eTdeir  to  ifdtog  -  -  - 

19)  Anonymi   autoris   Christiani  mysteria  quaedam   chymica,   quo- 

rum titulus  et  principium:  Toi>  XgtatKtyoO  avyotfß^g^  rlg  ?j 
cdxia  tijg  nQ0XBif4iyfjg  cvyyQaqjijg.    UoXXdx^g  Ifity    iq)6do^g 

20)  Anonymi  cujusdam  autoris  arcana  duo  chymica,  quorum  primum 

inscribitur  atque  incipit:  '£♦  »iXeig  noifjaat  (povqfiag  xai  zö- 
Xovg  dnb  ßqoytriaiov^   noiet    oifzo.    Aaßtay   ydfjuüfia   otoy   d-i- 


296  Zur  EenntnisB  der  Sammlungen 

Xsig--',    seoundum    autem:      Hegt    dtapoQäg   fioXißdov    xal 
XQvaoneiuXov.    M6Xiß6oq  &(cX(iaatjg  axXrjQÖg  tazty  -  -  - 

21)  Anonymi    autoris    antiqui    Lexicon    ohymioum    graecum.     Inc. 

'A(pQod(Ttjg  antQ/4a  ictty  äv&oq  toö  /«AxoC. 

22)  Anonymi  autoris  varia   secreta    chymica,    qaorum    principium: 

liegt  lrig(ov.     Tgetg  dvyüfieig,  elcl  toi>  aXtid-eaiatöv  ^rjQfov  -  -  - 
(Vgl.  S.  210,  Anm.  201.) 

23)  Olympiodart  Commentarius  secundum  operationem  Zosimi  in  ea, 

qaae  ab*Hermete  Trismegisto  et  aliis  philosophis  de   chryso- 
poeia  fuerunt  dicta.  Inc.  rCyetat  dt  ^  xagi^^fa  — 

24)  Anonymi  philosophi  syngramma  chymicum,  cujus  titulus  et  prin- 

cipium: ^Ayemygdqiov  g)$Xoa6^ov.  Tb  d>6y  tetgaiueQfg  iaity  -  -  - 

25)  Pappi ' '  secretum  chymicum.  Inc.  *0^x^  ofy  ofdyvui  <ro*  — 

26)  Moysia  -  -  secretum  chymicum  supposititium,  cujus  titulus :   Muh 

aitog  dinXci}fftg, 

27)  Eugenii  secretum  chymicum,  cujus  inscriptio:  EvyeyCov, 

28)  Hierothei  methodus  faciendi   anri,   oratione   prosa.  Subjungitur 

deinde  admonitio  -  -  de   pio   et  recto   usu   mystcrii    chryso- 
poeiae. 

29)  Heliodori  -  -  poema  jambicum   de   arte  chymica.   Inc.  JSxi}ntQa 

yaCtjg  fiidoyteg  -  -  - 
80)  Theophrasti  -  -  poema  jambicum  de  arte  chymica.    Inc.    Ol  t&y 
aoq)tct6iy  äyd^sg-" 

31)  Hierothei  -  -  poema  jambicum  de  arte  cliymica.  ine.  ^JnugxofAtu 

nQognX6^(tg  B^fpqadiataioy  — 

32)  Ärchelai  -  -  poema  jambicum  de  arte  chymica.  Inc.  'H  nüyao^og 

xal  S-eia  tixyfl 

Lenglet  du  Fresnoy's"®)  Vermuthung;  diese  Handschrift 
sei  wahrscheinlich  von  einer  der  in  des  Cardinal  Bessarion  be- 
findlich gewesenen  abgeschrieben,  findet  bei  der  Vergleichung  des 
Inhaltes  der  ersteren  mit  dem  der  unter  den  Bessarion'schen 
Manuscripten  in  die  Marcus  -  Bibliothek  gekommenen  (vgl.  S.  257) 
keine  Bestätigung.  Ist  auch  für  einzelne  und  selbst  grössere 
Gruppen  von  Aufsätzen  die  Reihenfolge  der  letzteren  in  beiden 
Handschriften  dieselbe,  so  ist  doch  die  Ordnung  dieser  Gruppen 
in  ihnen  eine  verschiedene,  und  mehrfach  fehlen  jeder  der  beiden 
Handschriften  Aufsätze,  welche  die  andere  hat. 

Ausser  dieser  „Wiener  Handschrift" ,  auf  welche  ich  mich  in 
dem  Späteren  noch  oft  beziehen  werde,  besitzt  die  kaiserL  Biblio- 


^^^)  Histoire  de  la  philosophie    hermetiqne    [k  la  Haye,   1742),   T.  III, 

p.  19  8. 


griechischer  alchemistischer  Aufsatze.  297 

tbek  zu  Wien  noch  eine  zweite,  mit  der  vorhergehenden  ganz 
übereinstimmende,  von  demselben  Schreiber  gleichfalls  1564  zu 
Venedig  copirte  *"). 

Ein  drittes  Product  der  Industrie  desselben  Schreibers  wird 
oder  war  auf  der  Bibliothek  zu  Breslau  aufbewahrt,  über  dessen 
Inhalt  mir  jedoch  nur  eine,  Einzelnes  etwas  sehr  zusammenfas- 
sende gelegentliche  Angabe  in  der  Nova  librorum  rariorum  con- 
lectio  *^^)  bekannt  ist.  Hier  wird  da,  wo  eine  Schrift:  Claviculae 
Salomonis,  besprochen  wird,  erwähnt,  dass  auch  die  Alchemisten 
Salomo  zu  den  Ihrigen  zählen,  und  in  einer  Anmerkung  dessen, 
was  Morhof  im  Polyhistor  literarius  L.  I,  c.  11  über  Sammlungen 
griechischer  alchemistischer  Aufsätze  angegeben;  qui  tamen  igno- 
ravit  codicem  bibliothecae  Rhedigerianae  **^)  Wratislaviensis  char- 
taceum,  a  Comel.  Naupliensi,  Andr.  F.,  circa  A.  C.  1565  descri- 
ptum.  Tractatuum  in  hoc  volumine  comprehensorum  catalogum 
primo  ejus  folio  inscriptum  in  gratiam  curiosorum  apposuisse  non 
pigebit .    Habentur  in  hoc  libro  sequentia: 


m)  Lambeck  a.  o.  (S.  294,  Aom.  107)  a.  0.,  p.  434;  Nessel  a.  o.  a.  0.,  p.  19. 

H2)  Nova  libroram  rariorum  conlectio,  qui  vel  integri  inseruntur  vel 
accurate  recensentur;  faaciculus  IV.  [Halis  Magdeburg.  1715],  p.  767  sq.  Der 
Verfasser  dieser  in  mehrerer  Beziehung  Interesse  bietenden,  in  fünf  Fasci- 
keln  1709 — 1716  erschienenen  Schrift  hat  sich  nicht  genannt;  eine  dem  mir 
vorliegenden  Exemplar  vorgeschriebene  Notiz  sagt:  „Auetor  higus  libri  est 
Henrich  Augustin  Groschuff.  Er  gab  ni  Fasciculos  novae  librorum  rariorum 
collectionis  ohne  Namen  heraus,  dazu  nach  seinem  Tode  noch  II  Fasciculi 
gekommen. **  Dass  Groschuff  der  Verfasser  dieses  Buches  war,  bestätigt  die 
Fortsetzung   und  Ergänzungen   zu   C.  G.  Joch  er' s  allgemeinem  Gelehrten- 

Lexicon von  J.  C.  Adelung,  H.  Bd.  [Leipzig  1787],  S.  1625.    Mich  hat 

auf  es  ein  Citat  in  Fabricii  Bibl.  gr..  Vol.  Xu,  p.  748  aufmerksam  gemacht; 
auf  68  weiset  auch  hin  C.  G.  Grüner,  welcher  in  einem  Promotions  -  Pro- 
gramm (Jenae  1777)  aus  dieser  Breslauer  Handschrift  die  erste  der  neun  Aus- 
fuhrungen oder  Vorlesungen  des  Stephanos  veröffentlicht  hat.  Eine  andere 
Beschreibung  der  Breslaucr  Handschrift,  als  die  oben  gegebene,  kenne  ich 
nicht;  eine  solche  scheint  sich  auch  in  Henscbel's  Schrift:  De  codicibus  me- 
dii  aevi  medicis  et  physicis  bibliothecarum  Vratislaviensium  manuscriptis  no- 
titiae  Particula  I  [Vratisl.  1847],  nach  der  Inhaltsanzeige  für  dieselbe  im  Sera- 
peum,  8.  Jahrg.,  S.  329,  nicht  zu  finden. 

1^^  Thomas  von  Rehdiger  (Rhediger),  ein  schlesischer  Edelmann, 
gestorben  1576  zu  Göln  im  36.  Jahre,  hatte  neben  einer  bedeutenden  Münz- 
sammlung eine  vortreffliche  Bibliothek  zusammengebracht;  letztere  bildete 
später  den  grössten  Theil  der  elisabetanischen  Bibliothek  zu  Breslau. 


298  Zur  Kenntniss  der  Sammlungen 

1)  Stephani  Alexandri  L.  de  arte  chrysopoeiae,  cum  ejusd.  episiola 

ad  Theodoram;  it.  praxes   variae   atqae  doctrina   ad   Hera- 
clium  imperatorem. 

2)  Felagii  phil.  de  divina  hac  et  b.  arte. 

3)  Ostani  phü.  ad  Petasium  de  s.  hac  et  diWna  arte. 

4)  Democriti  phydca  et  mystica. 

5)  Synesii  phil.  scholia  in  Democriti  libram. 

6)  Änepigraphi  philosophi  de  divina  dealbationis  aqua. 

7)  Item  Patefacta  de  auri  successione. 

8)  Zosimi  divini  et  Christiani  philosophi  de   virtute   caelesti    divi- 

nae  aquae,  de  instrumentis  et  Camino,  de  auri  linea  recta,  etc. 

9)  Lexicon  chrysopoeiae  ad  ordinem  literarum. 

10)  Olympiodori  philosophi  Alexandrini  commentarius  in  Zosimum. 

11)  Änepigraphi,  Pappi  et  Hierothei  philosophorum  de  arte  sacra. 

12)  Heliodori  phil  jambi  ad  Theodosium  M.  de  mystica  arte  philo- 

sophorum. 

13)  Theophrasti  phil.  jambi  de  eadem  divina  arte. 

14)  Hierothei  phil.  jambi  de  eadem  arte. 

15)  Archelai  demum  phil.  jambi  de  eadem  sacra  arte. 

Nach  dieser,  Vollständigkeit  und  Genauigkeit  offenbar  nicht 
beanspruchenden  Angabe  des  Inhaltes  der  Breslauer  Handschrift 
ist  dieser  so  übereinstimmend  mit  dem  der  Wiener  Handschrift, 
dass  die  an  sich  wahrscheinliche  Vermuthung,  jener  Cornelius 
habe  diese  Handschriften  alle  nach  derselben  Vorlage  copirt,  be- 
stätigt erscheint. 

Eine  handschriftliche  Sammlung  griechischer  alchemistischer 
Aufsätze,  welche  erst  spät  ihrem  Inhalte  nach  genau  beschrieben 
wurde  aber  schon  früher  zu  bedeutender  Discussion  und  damit  zu 
Beachtung'  des  in  ihr  Enthaltenen  Veranlassung  gab,  ist  die  auf 
der  herzogl.  Sächsischen  Bibliothek  erst  zu  Altenburg,  dann  zu 
Gotha  aufbewahrte  und  hiernach  als  Altenburger  "*)  oder  Go- 
thaer Handschrift  bezeichnete.  Sie  wurde  wohl  zuerst  bekannt 
durch  ein  von  Thom.  Reinesius  1634  bezüglich  des  Inhaltes,  der 
Zeit  u.  a.  der  Verfasser  der  darin  enthaltenen  Aufsätze  u.  s.  w. 
abgegebenes  litterarhistorisches  Gutachten.  Dieses  existirte  län- 
gere  Zeit  nur  handschriftlich,  wurde  aber  doch  Morhof"^)  be- 


11^)   Als  Codex   Altenburgensis  z.   B.  in  Morhof  s   Polyhistor  literarius 
[Lubeoae  1695],  Pars  I,  p.  102,  112. 

116)   Dass  Morhof  Einsicht  in   die  Handschrift  selbst  genommen,   wie 


griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  299 

kannt;  gedruckt  wurde  es  1714  in  einem  Manuscripten  -  Katalog 
der  Gothaer  Bibliothek  "®),  in  der  holperigen  deutschen  Sprache, 
in  welcher  es  abgefasst  gewesen  war,  und  welche  gegen  das  cou- 
lante  Lateinisch,  in  welches  Fabricius^^^  es  (doch  nicht  immer 
ganz  genau)  übersetzte,  gewaltig  absticht.  Zur  Zeit  der  Abfas- 
sung dieses  Gutachtens  wusste  Eeinesius  selbst  offenbar  darüber, 
von  welcher  Vorlage  diese  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift 
abgeschrieben  worden,  Nichts  Gewisses  oder  vermuthete  er  viel- 
mehr Irriges  "®);  aber  wenige  Jahre  später  brachten  seine  Variae 
lectiones ^^^)  die  Auskunft,  in  Altenburg  könne  man  lesen  der  äl- 
teren Alchemisten  opera  uno  volumine, Saxoniae  ducis,  Johan. 

Wilhelmi,  b.  m.  princ.  et  dom.  nostri  ^^^) auspiciis  et  sumptibus 

descripto  e  codice  Augustano, comprehensa;  welche  Angabe 

man  dann  öfter  wiederholt  findet  ^21).    Dieser  Handschrift  gedach- 

Tentzel  (vgl.  Anm.  122)  berichtet,  geht  mir  aus  dem  von  Ersterem  a.  e. 
a.  0.  Angegebenen  nicht  hervor.   Est  et  codex  Altenburgensis,  quem  Th.  Rei- 

nesius  perlustravit ,  addita  de  ipsis  autoribus  dissertatione;  cujus  (codicis 

o.  dissertationis?)  mihi  ab  amico  copia  facta  est  (wobei  man  nicht  an  die 
Mittheilung  einer  Gopie  zu  denken  braucht),  sagt  er  a.  e.  a.  0.,  p.  102;  er 
nimmt  dann  eingehend  auf  den  Inhalt  dieses  Gutachtens  Bezug.  —  Diese 
Altenburgei;  Handschrift  kannte   offenbar  noch   nicht   Borrichius,   welcher 

wenigstens  da  (Hermetis,  Aegyptiorum  et  chemicorum  sapientja [Hafniae 

1674J,  p.  79),  wo  er  die  Bibliotheken,  welche  handschriftliche  Sammlungen 
griechischer  alchemistischer  Aufsätze  bewahren,  namhaft  macht,  der  Alten- 
burger oder  Gothaer  nicht  gedenkt. 

1^^)  Gatalogus  codicum  manuscriptorum  bibliothecae  Gothanae;  autore  £. 
8.  Gypriano  [Lipsiae  1714],  p.  88  sqq. 

"7)  Bibliotheca  graeca.  Vol.  Xu  [Hamburgi  1724],  p.  748  sqq.  Ich  habe 
in  früheren  Abschnitten  des  vorliegenden  Buches  vorzugsweise  diese  lateinische 
üebersetzung  citirt. 

"8)  Vgl.  S.  245,  Anmerk.  4.  Dass  diese  Handschrift  von  einer  der  königl. 
Bibliothek  zu  Paris  abgeschrieben  sei,  hielt  wohl  damals  Reinesius  für  das 
Wahrscheinlichere;  wenigstens  sagt  er  bei  der  Hervorhebung  von  Einzelnem, 
was  auch,  und  richtiger,  in  dem  (Pariser)  „königlichen  Exemplari  zu  befinden" : 
„Weil  denn  dieser  Codex  aus  jenen  abcopirt,  so  hat  der  Schreiber  übel  ge- 
handelt, das  er  diese  feine  antiquität  nicht  allein  so  schändlich  vermischet, 
sondern  auch  noch  darzu  gestümmelt,  und  hat  mit  dieser  arbeit  nicht  das 
brod,  so  er  darbey  mag  gessen  haben,  verdienet"  (bei  Cyprianus  a.  o.  a.  0., 
p.  98;  Fabricius  a.o. a.O.,  p.  760,  hat  dies  auch  so  wiedergegeben:  Quando- 
quidem  vero  codex  hie  ex  regio  descriptus  est  etc.,   vgl.  unten  Anmerk.  121). 

119)  Variarum  lectionum  libri  III  priores  [Altenburgi  1640],  p.  155. 

120)  Johann  Wilhelm,  Herzog  von  Sachsen-Altenburg,  starb  1632. 

131)  So  bei  Morhof  a.  o.  a.  0.,  p.  102;  bei  Cyprianus  a.  0.  a.  0.,  p.88; 


300  Zur  Kenntniss  der  Sammlungen 

ten  nach  der  Ueberbrmgung  der  sie  enthaltenden  Bibliothek  von 
Altenburg  nach  Gotha  noch  Mehrere  122).  Aus  dieser  Handschrift 
hat  C.  Q.  Grüner  *")  im  letzten  Viertel  des  vorigen  und  im  An- 
fange dieses  Jahrhunderts  Verschiedenes  in  Universität&-Program- 
men  und  dann  gesammelt  ^'^)  veröffentlicht. 

Reinesius'  oben  erwähntes  Gutachten  war  mehr  eine  litte- 
rarhistorische  Arbeit;  er  besprach  Einzelne  der  SchriftsteUer:  wer 
sie  wohl  gewesen,  wann  sie  gelebt,  ob  die  ihnen  beigelegten 
Schriften  echt  oder  unecht;  aber  er  gab  nicht  die  einzelnen  Auf- 
sätze nach  Reihenfolge,  Ueberschrifben,  Anfangsworten  u.  s.  w., 
so  dass  sie  mit  den  in  anderen  Handschriften  enthaltenen  zu  iden- 
tificiren  oder  von  ihnen  zu  unterscheiden  seien.  Eine  vollständi- 
gere Aufzählung  der  in  der  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrifi 
enthaltenen  Aufsätze  gab  Fr.  Jacobs"*):    Scriptores  xbqI  xqvöo- 


bei  Beiden  mit  der  Angabe,  die  Abschrift  e  codice  Angustanae  bibliothecae 
sei  1623  genommen  worden.  Fabricius  verwebt  a.  o.  a.  0.,  p.  748  diese 
später  gegebene  Auskunft  in  das  frühere  Gutachten  des  Reines ius,  mit  dem 
Versuche  der  Ausgleichung  des  dann  Widersprechenden  (vgL  oben  An- 
merk.  118)  durch  die  Bemerkung,  Reinesius  vermuthe,  dan  der  codex  Aa^- 
stanae  bibliothecae  von  einem  der  königl.  Bibliothek  zu  Paris  abgeschrieben 
sei.  —  Lenglet  du  Fresnoy's  Yermuthung,  woher  die  Altenburger  Hand- 
schrift abgeschrieben,  vgl.  unten  Anmerk.  129. 

1^-^)  So  z.  B.  B.  G.  Struve  bei  seiner  Besprechung  der  Gothaer  Bibliothek 
(Introductio  in  notitiam  rei  litterariae  et  usum  bibliothecarum,  ed.  IV.  [Jenae 
1715],  p.  141);  an  das  von  Struve  (schon  in  der  früheren  Auflage  dea  eben- 
genannten  Werkes  von  1704)   Gesagt«  anknüpfend   W.  E.  Tentzel  (Cnricnse 

Bibliothec ,  d.  I.  Repositorii  5.  Fach  1704  [Frankfurt  u.  Leipzig],  8. 443). 

Auf  Tentzel  verweist  Fabricius  a.  o.  a.  0.,  p.  748;  aber  wenn  da  aaeh 
als  bezüglich  der  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift  Auskunft  gebend  G.  W. 
Wedelii  Introductio  in  alchymiam  genannt  wird,  so  kann  ich  nur  sagen,  dass 
in  der  mir  vorliegenden  Ausgabe  derselben  (Jenae  1706)  zwar  vorübergehend 
(p.  16)  dieser  Handschrift  gedacht  aber  sonst  Nichts  über  dieselbe  mitgetheilt 
wird. 

123^  Geboren  1744  in  Sagan,  Professor  der  Medicin  in  Jena  seit  1778,  hier 
gestorben  1815. 

1^)  Isidis,  Christiani  et  Pappi  philosophi  jusjurandum  chemicum^  nunc 
primum  graece  et  latine  editum  [Jenae  1807];  Zosimi  Panopolitani  de  zyiho- 
rum  confectione  fragmentum,  nunc  primum  graece  et  latine  editum  [Solis- 
baci  1814]. 

1^)  Beiträge  zur  altem  Litteratur  oder  Merkwürdigkeiten  der  herzogL 
öffentlichen  Bibliothek  zu  Gotha;  herausgegeben  von  Fr.  Jacobs  and  F.  A. 
ükert,  I.  Bds.  2.  Heft  [Leipzig  1835],  p.  216  sqq. 


griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  301 

nouag .    Folia  CCXV. Opuacula,  quae  in  hoc  libro  con- 

tinentur,  haec  sunt: 

1)  Ste^dyov  ''JXs^ayd^fiag    olxovfjeytxov    q:tXoa6g>ov   xat    &i^aaxdXov 

ri]g  f4£ydXiig  xai  ffi^Ä^  tixytjg  negi  /^voro77o«'ifinrc. 

2)  *HX*odu)Qov    gnXo(f6q)ov   nqoq    0soS6a&oy    xov   fiiyay   ßaa&Xia    neoi 

trjg  T(j)y  ^&Xoa6q)(üy  /nv<mxt]g  tixytjg.    6hu  üxl^tay  id/aßfoy.     In 
fine  ar^xot  o^rj,  (scr.  a^rj.  268). 

3)  S€oq)QdcTov  g;tXoa6giov  nsQi  tf^g  avtijg   d^B^ag  t^/io^^.  cf*a    axCx^v 

idfißiay.    In  fine  axlxot  als  (265). 

4)  '^iBQod-iov  ^tXoaögpov  nSQt  rf^g  S-eiag  xal  h^äg  ti^y^g»  cf*dr  axC^foy. 

In  fine  aiixot  aX  (230). 

5)  *Aqx^Xdov  ^tXofföipov  ne^i  xf}g  avxfjg  legäg  xixy^g-  ^lä  axCxtay  Idfi- 

ßiay.     In  fine  cxCxot  xxß  (322). 

6)  neXttyCov  q)&Xoc6gpov  ne^i  ri}g  d-eiag  xavxrig  xai  ie^äg  xixytjg- 

7)  ^Oaxdyov  q)kXoa6^ov  nqog  Jlexda^oy  n€Qi  xijg  Ugäg  ai'zrig  xat  d-efag 

xixyijg» 

8)  JfjfAOXQ(xov  qyufftxä  xal  f4V<ntxd, 

9)  2vyBa(ov  q^tXoaö^ov   n^bg  J^offxogoy   slg  xfjy   ßlßXoy  JrifioxQCxov 

wg  iy  axoXhtg. 

10)  ^AysnyyQdq)ov  q)^Xoa6fpov  negi  9bIov  ifdtcxog  xtjg  XBvxtbaBiog. 

Tov    ttvxoü  [dy]BnyyQd^ov    q)iXoa6q>ov    xazd    dxoXovd^tay    XQ^i^^^^ 
ffiq)tdyoy  xb  xf^g  x^^<^ono&tccg. 

11)  ZamCfiov  roü  d^sCov  tibq}  aQBXiJg  [ffvyd^iaBotg  {>ddX(oy]. 
JIbqi  xP^g  daßiaxov. 

12)  ToiJ  avxoü  XQtax&ayoii  nsQt  xoi>  d-Bhv  ffdaxog.  noaa  xu    Btdq    xoü 

ysytxoi}  d-stov  v&axog  xai  xig  6  hii  xfjg   xtxdyog.  xcu  xfya   roi^- 
Xfoy  Biir[t]  xd  6y6f4axa, 

13)  MtßvQty^og  fjyTiBQ  aoXofiojy   ixBxiqyaxo,    [pagina  vacua;    in    folio 

yerso   axixok^   quorum   primus:    ef  xiya    XaßvQ&yd-oy   dxovBtg 

liyB"'] 

14)  JlB^i  ßaqrfjg  ff^rJQOv, 

IlBQi  notr}aB(og  dfft)f4ov.  nBQi  XiyynßdqBtog.  t^qa^v^ov  noltifftg. 

15)  Tof}  XQtaxtayov  nB^i  Bvaxad-BCag  jif^üffoö. 
nBQi  toi)  avxod  d-Bfov  vdttxog. 

Toi)  XqhcXMyoü   <Fvyo\fng   xlg   tj    alxCa    xfjg   nQorB^fi4yrjg  ffvyyga- 

16)  AB^ixby  xaxä  cxoix^^oy  xfjg  XQ^^onod'ag. 

17)  ÜBgi  IriqCov.  nBq)  hi>,  nBQi   alxltay.    xcc&fAfag  nXva&g.    nsQi  ßu(pfjg. 

TiBQt  iayd^üJffBtag. 

18)  ITbqI  X(by  fuiBXaXX&x&y  Xf&toy  iy  olg  6  XQ^^og,    fy   fxslyo&g  xoJg  xö- 

notg  brnag  xaxaaxBvd^BXa^'^^% 

19)  Pars  libri  nBQt  noffoxrixog  (puixtay. 

20)  'OXv/LintodtoQov  q>hXoa6g)ov  ^AXßlay&qiiag  Big  xb  xax^  iyiqyBhny  Z(aaf- 

fiov  hffa  dnb  ^KQfAoi>  xai  x<by  (p^Xoa6q)iay  ^acey  Blqri^iya. 


12^  ,,Sant  haeo,  ut  et  sequentis  capitis,  ezcerpta  ex  Agatharch.  I.  5.  de 
rnbro  mari  c.  9.  10.  et  11.  ap.  Photiurn.  Cod.  250.  f.  1338  et  sqq."   Beinesfus. 


302  Zvar  Kenntnise  der  Sammlungen 

21)  ZiocCfAov  n^s  Ssodta^oy  x€g>dXa$a. 

22)  'Ayentyga^ov  g^^Xocöifov  [vid.  Fabric.  Vol.  XII,  p.  765  s.] »«7). 

23)  nünnov  g>^Xou6tfiov.  ^O^xtp  otV  S/nyvfn  cm  •  -  -.  Subjicitiir  Mwaem^ 

dinXuHrkg. 

24)  Evyeyhv. 

25)  'ie^o&iov  ns^i  tijg  fe^c  ^^jf  ^JC* 

26»)  Zmaifdov  ns^l  o^üvtty  xal  xafdiytoy.  ne^i  rod  d-Biov  tVoro;.  nodi- 

ctg  ix  tovtiag, 
2&>)  KlEondt^ag  /^v<ro7ro»lcr. 

27)  Tof'  avToii  Ztücifuov    TfBQi    o^iiytay  xai  xitfutvMv  yy-fffSHt    imo/ivi^ 

/lata'  n€^i  To0  tL  ctwx^lov. 

28)  To^  fiaxaQiov  xai  navcötpov  ^'BXkoiJ  intctoXi^  Ti^og  rby  äynotatov 

nat^ke^X^^  ^*^^  S*ip*X(yoy  ne^i  ^^vconottag. 

29)  'E^/Äfiyeia   t&y  Cfifisimy  tfjg  U^äg  ti^ytig    xtti  ;|f^v<roi/ilov  ßißXov. 

praemissa  verba:  \>^  xai  rat^rcr  rä  cnfieta  xai  y6ek  xaXüjg, 

30)  Fragmentom  Ostanis   ne^i  rfjg  Ugäg  rixyrjg  xai  d-efag  td>y  g^iXo- 

cogmy. 

31)  Jfifioxqltov  ß(ßXog  hii  n^oc^wy^etca  Jevxinn^. 

32)  "icäg  n^oipijtäg  tf  vi^  avr^g. 

33)  MQ€&g  Xbvxov  qMQfAdxov. 

34)  riymcxe  iL  g>(Xe  tä  6y6fiaia  t&y  nm^&y. 

Es  wurde  oben,  S.  299,  schon  erinnert,  dass  diese  Handschrift 
vielfach  fehlerhaft  ist  Reinesius  hat  viele  Verbesserangen  des 
Textes  und  Conjecturen  zu  ihr  notiret,  von  welchen  in  Jacobs' 
Beschreibung  der  Handschrift  Einiges,  mehr  in  Gruner's  auf 
diese  Handschrift  basirten  Publicationen  zu  finden. 

Der  Auskunft,  dass  diese  Altenburger  o.  Qothaer  Handschrift 
von  einem  codice  Augostanae  bibliothecae  copirt  sei,  ging  die  An- 
sicht voraus,  sie  sei  eine  Abschrift  eines  Pariser  Manuscripts,  und 
es  wurde  auch  geäussert,  der  codex  Augustanae  bibliothecae  möge 
von  einem  Pariser  Manuscript  copirt  sein  **^.  Eine  Angabe  Leng- 
let  du  Fresnoy's'*^  könnte  mit  Unrecht  vermuthen  lassen,  jene 

^'^  Vgl.  die  Angabe  des  Inhaltes  der  von  Fabric  ins  benutzten  Hand- 
schrift, S.  279,  Nr.  22. 

>«)  Vgl.  S.  299  f.,  Anmerk.  118  und  121. 

^^)  Histoire  de  la  philosophie  hermeüqne  [ä  la  Haye,  1742],  T.  III,  p.  23: 
On  trouve  dans  la  bibliotheqoe  do  Duo  de  Saxe-Gotha  quelques  frmües  mann- 
scrits  des  chimistes  grecs;  mais  copies  sur  oeux  de  la  bibliotheque  deVienne. 
Wohl  ein  Missrerständniss  dessen,  was  Cyprianus  a.  Anmerk.  116  a.0.,  p.  71 
über  handschriftliche  lateinische  Del>ersetxungen  griechischer  Alchemisten 
sagt,  welche  aus  der  Wiener  Bibliothek  (abgesdirieben)  auf  der  su  Gotha 
seien. 


griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  303 

Handschrift  sei  von  einem  Wiener  Manuscript  copirt.  Die  Alten- 
burger  o.  Gothaer  Handschrift  stimmt  ihrem  Inhalte  nach  mit 
keiner  der  mir  sonst  bekannt  gewordenen  so  überein,  dass  ich  mit 
Bestimmtheit  sagen  könnte,  von  welcher  sie,  immittelbar  oder 
mittelbar  durch  eine  Abschrift  derselben,  abstamme;  am  Meisten 
nähert  sie  sich  unter  den  bisher  besprochenen  der  Venetianer 
Handschrift  ^30),  _  wje  viele  Städte  auch  den  Namen  Augusta 
führten ,  so  kann  man  doch  in  der  Annahme  ziemlich  sicher  sich 
fühlen,  die  Augustana  bibliotheca,  welche  die  zur  Fertigung  der 
Altenburger  o.  Gk>th£ier  Handschrift  benutzte  Vorlage  besass,  sei 
eine  Bibliothek  zu  Augsburg  gewesen.  Ich  habe  indessen  die 
mir  zugänglichen  Werke  über  die  Manuscripte  Augsburger  Biblio- 
theken ^^i)  vergebens  durchgegangen,  als  ich  über  das,  von  wel- 
chem jene  Handschrift  copirt  sein  möge,  Auskunft  mir  zu  verschaf- 
fen suchte.  Vielleicht  ist  es  nach  München  gekommen,  wo  ein 
mindestens  grosse  Uebereinstimmung  mit  der  Gothaer  Handschrift 
zeigendes  Manuscript  aufbewahrt  wird. 

Die  landesherrliche  Bibliothek  zu  München  besass  schon  ge- 
gen die  Mitte  des  17ten  Jahrhunderts  mehrere  handschriftliche 
Sammlungen  griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  Alex.  Bar- 
voet  ^^^  schrieb  im  Jahre  1647,  nach  Erwähnung  der,  gleichen 


ISO)  Für  einzelne  Gnippen  von  Aufsätzen  findet  man  in  vielen  Hand- 
Bchriften  dieselben  Aufsätze  in  derselben  Ordnung  sich  folgend,  aber  die 
Reihenfolge  der  Gruppen  verschieden.  Für  zwei  sehr  grosse  Gruppen,  Nr.  1 
bis  11  und  16  bis  26»  der  Gothaer  Handschrift  stimmt  jene  Ordnung  und  diese 
Reihenfolge  mit  der  der  Venetianer  Handschrift;  aber  gegen  das  Ende  ent- 
hält die  erstere  Handschrift  noch  Aufsätze,  welche  der  letzteren  fehlen. 

^5^)  Namentlich  enthält  Nichts  darüber  der  Index  manuscriptorum   biblio- 

thecae  Augustanae ,   auctore  M.  A.  Reisero    [August.  Vindelic.  1575]; 

auch  Nichts  der  Catalogus  graecorum  codicum  qui  sunt  in  bibliotheca  reip. 
Augustanae  Vindelicae  [August.  Vindelic.  1695];    auch   Nichts  die  Notitia  hi- 

storico-literaria  de  codicibus  manuscriptis  in   bibliotheca monasterii  or- 

dinis  S.  Benedicti  ad  SS.  Udalricum  et  Afram  extantibus,  auct.  P.  Braun  [Au- 
gust. Vindelic.  1791—1796]  —  E.  Ehinger's  1733  herausgekommener  Cata- 
logus biblioth.  August.,  welcher  mir  nicht  zugänglich  ist,  enthält  vielleicht  et- 
was darüber;  vgl.  unten  S.  309,  da  auch  Ebert's  Erwähnung  noch  mehrerer 
Abschriften  einer  Augsburger  Handschrift. 

182)  In  seinem  S.  269  f.,  Anmerk.  60  citirten  Katalog  griechischer  Manu- 


304  Zur  Eenntniss  der  Sammlungen 

Inhalt  bietenden  Handschriften  des  Escurials  (vgl.  S.  269 f.):  Ple- 
rique  ex  his  (codicibus)  iidem  videntur  cum  Ulis,  quos  sibi  ante 
paucos  annos  magno  aere  comparavit  Serenissimus  Bavariae  Dux 
et  Elector  Maxaemilianus,  quorum  bonam  partem  latine  reddidit 
jussu  ejusdem  ducis  P.  Simon  Wagnereck  e  Soc.  Jesu,  de  quibus 
ad  me  scribit  in  haec  verba  litteris  Monachio  datis :  „In  hac  pre- 
tiosissima  et  plane  inaudita  chrysopoeorum  bibliotheca  continen- 
tur  isti  auctores:  Tlkdzmv  (metuo  tamen  ne  sit  subdititium  nomen), 
\/4Qi6totiXfig  (de  quo  itidem  ambigo),  ^Egfirjg  (quem  genuinum  esse 
non  dubito),  'icodwrig  isgsvgy  ^JrjfioxQitog ,  Zciöi(iog  (quem  Delrius 
noster  valde  commendat,  et  tantum  Parisiis  in  bibliotheca  regia 
M.S.  extare  testatur),  Mt^a^A  6  ^ekXogy  6  (liyag 'OkvfijnodiaQog, 
£tiq)avog  6  (p^Xoöofpog  (scriptor  revera  ingeniosus),  JSofpaQ  6  iv 
TlBQöidiy  UvviöLog  (non  puto  esse  illum  encomiasten  calvitii),  ^^lo- 
öxoQog  6  isQsyg  tov  ^eyoikov  SsguniSog  xov  iv  ^AXa^avS^BUcy  6 
*06tuvrig  an  Alyvntov  ^  rj  Magla  (est  soror  Mosis,  hypoboHmaeum 
utique  nomen)  Tcal  rj  KXBonatQU  rj  yvvfi  tov  ntoXs^ialov  ßaöiXiagy 
TloQfpvQiogy  Enißvxiog,  IlaXuyLogy  'Aya^odaijKov,  ^HQaxXsiog  b  ßa- 
öiXevg^  0B6q)Qa6tog^  ^AgxiXaogy  KXavSucvog,  Zigyiog.  Insunt  Om- 
nibus istis  mirissima  quaedam,  ac  plane  curiosa.  Adjecta  est  co- 
piosissima  clavis  chymicorum  apud  Graecos  signorum,  auctore 
Psello:  adjectum  quoque  Ae^iMiov  chymicum  solide  graecum  ano- 
nyma  manu.  Stylus  ut  plurime  tersus ,  neque  uUis  fere  mixtobar- 
baris  vocibus  interpolatus :  accedit  amabilis  quaedam  atque  per- 
petua  metaphorarum  venustas"  *^0.    Haec  ille. 

Es  ist  Nichts  über  Münchener  Handschriften  bekannt  gewor- 
den, welche  Aufsätze  aller  der  im  Vorhergehenden  namhaft  ge- 
machten Schriftsteller  enthielten;  und  es  liegt  genügender  Grund 
vor,  zu  glauben,  dass  Wagnereck  auch  gar  nicht  Aufsätze  aller 
Genannten  vor  Augen  gehabt,  sondern  aus  einer  Aufzählung  der 
Namen  der  alchemistischen  Autoritäten  (ich  denke  solche  Auf- 
zählungen, wie  sie  sich  in  den  Handschriften  finden,  später  noch 


Scripte  der  Escurial-Bibliothek;  bei  Miller   in  der  daselbst  genannten  Schrift 
p.  516  8.;  auch  bei  Conring  (vgl.  daselbst),  p.  88 sq. 

188)   Diese  venustas  wird   von   Borrichius   (Hermetis,  Aegyptiorum   et 

cheinicoruTn  sapientia [Hafhiae  1674],  p.  73),  namentlich  in  Beziehung  auf 

den  Democrit,  noch  etwas  eingehender  besprochen  und  exemplißcirt. 


griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  806 

besonders  fsn  besprechen)  seine  Liste  der  Schriftsteller,  von  wel- 
chen Aufsätze  in  den  Münchener  Handschriften  vorhanden  seien, 
completirt  hat.  —  Nur  für  Eine  Handschrift,  welche  sich  auf  der 
königl.  Bibliothek  zu  München  befindet,  kenne  ich  eine  genauere 
Angabe  des  Inhalts;  sie  ist  von  Ign.  Hardt  ^'*)  gemacht  worden: 

Codex  CXn.  chartaceus ,  in  folio,  cum  correctionibus  margina- 

libus,  cum  notis  latinis  margini  adjectis,  valde  mutilus  et  mendosus, 
cum  figuris,  in  foliis  213,  Saec.  XVI.  Darin  sind  enthalten  (ich 
kann  mich  bei  der  Uebereinstimmung  der  Titel  auf  die  Gothaer 
Handschrift,  auf  welche  „Qoth.  Nr."  Idnweist,  beziehen;  die  Nu- 
merirung  der  letzteren  S.  301  f  ist  die  von  Jacobs  gegebene,  und 
ich  schliesse  mich  derselben  in  der  Numerirung  des  Inhaltes  die- 
ser Münchener  Handschrift  möglichst  an) : 

1)  Stephani  -  -   de  Ghrysopoea.  Tit  wie  Goth.  Nr.  1.    Inc.   Sehr 

t&y  näytmv  dya^&y  aixhov  -  - 

2)  Heliodori  -  -  de   philoBophomm    arte    mystica.    Tit.    wie   GK)th. 

Nr.  2.    Inc.  Jxfjnt^a  yaifig  /lidoytei ,  ä>g  näy   ifi^vig In 

fine  legitor:  cxtx^t  <r|i}. 

3)  Theophrasti  -  -  de  eadem  arte.  Tit.  wie  Goth.  Nr.  8.  Inc.  Ol  xöy 

aoq)iax(by  äy^qeq  -  -  In  fine  notantur  «rz/jifo»  ale, 

4)  H%erothe%"^e  diyina  et  sacra  arte.   Tit.   wie   Goth.  Nr.  4.   Inc. 

*Aniqx^fAa^  n^oanXiiag  -  - 

5)  Ärchelai  -  -  de  eadem  sacra  arte.  Tit.  wie  Goth.  Nr.  5.    Inc.   *H 

ndyaoipog  xal  S-eia  tix^'t '  " 

6)  Pelagii  -  -  de  diyina  hac  et  sacra  arte.  Tit.  wie  Goth.  Nr.  6.  Inc. 

Ol  fiiy  ngoyeyiateQot  xai  igaatat  — 

7)  Oatanis  -  -  de  eadem  -  -  arte.  Tit.  wie  Goth.  Nr.  7.    Inc.  Tfjg  gw- 

cemg  tb  äxQsmoy  •  -  - 

8)  Democriti  physica  et  mystica.   Tit  wie   Goth.   Nr.  8.  Inc.   BdX' 

Xtoy  elg  A»T.  ä  noQq)vqag 

9)  Synesii  -  -  in  librum  Democriti  scholia.  Tit.  wie  Goth.  Nr.  9.  Inc. 

Mocxö^ip  UqbT  f  oD  fieyäXov  — 
10)  Anonymi  philosophi  de  diyina  aqua  dealbationis.   Tit.  wie  Goth. 
Nr.  10.    Inc.  Äa^'  8<roy  fi  X9^^"  xaXeX  -  -  - 
Ejusdem  anonymi  philosophi  secundum  usus  rationem   et  ordi- 
nem  ostendens  chrysopoeam  contractam  cum  Deo.     Tit.   wie 


1^)  Catalogus  codicum  manuscriptorum  bibliothecae  regiae  bayaricae. 

Vol.  I.,    Codices  graecos  ab  Ign.  Hardt complexi,  T.  II  [Monachii  1806], 

p.  19 — ^29.  (Was  Hardt  hier  angegeben  hat,  findet  sich  ebenso  auch  in:  Bei- 
träge zur  Geschichte  und  Litteratur,  yorzüglich  aus  den  Schätzen  der  pfalz- 
baierischen  Centralbibliothek  zu  München,  herausgegeben  von  J.  C.  y.  Are- 
tin,  Bd.  m,  [München  1804],  S.  87-47.) 

Kopp,  Baitr.  s.  OmoIi.  d.  Ohem.  20 


306 


Zur  Kenntni88  der  Sammlungen 


Goth.  unter  Nr.  10,  mit  beigefügtem:  avyemvyfiiyop  cvv 
d-£f^.     Inc.  'Enei  <f c  ne^i  xiby  tijg  XQvaono^taq  -  -  - 

11)  Zosimi  divini  de  arte.  Tit.  wie  Goth.  Nr.  11.   Inc.  Bia^q  Matay 

*at  x(ytja&g  -  -  - 

12)  Christiani  de  stabilimento  auri.  Tit.  wie  Goth.  Nr.  15.   Inc.   TVJj 

devti^ag  nQcey^uteCag  ägu .    In  hiyus  fine   alius    sequitur 

titulus :   lle^i  iiitiftrjirsiog  ifdazog  d'eiov,   iy   toXg  ijfAetiqo^g . 

Subsequuntur  adhuc  alii  et   demum  clauditur  his:    %ad^  avtb 
nig)vxey  äyd-Qonog. 
Christiani  Synopsis.    Tit.  cum  initio  wie  Goth.  unter  Nr.  16. 

13)  Lexicon  chrysopoeae  ordine  alphabetico.     Tit.  wie  Goth.  Nr.  16. 

Inc.  *J^Qo&£vtig  cni^fna  -  -  - 

14)  UbqI  ^riqCov,  (Inc.   T^elg  dvydfistg  elal  ---)  Non  solus  hie  titulus 

est,  sed  et  alii  sequuntur:  ;rfi^i  iov,  neql  aititoy,  Ultimi  vero 
neql  IvIKöv  no^TjaBtog,  ataxtijg  noitjatg.  Vgl.  Goth.  Nr.  17 — 19. 

15)  Olympiodori  -  -  commentarius  secundum  operationem  Zosimi  —  -^. 

Tit.  wie  Goth.  Nr.  20.  Inc.  riyetat  i]  taq^x^ia  dnb  /irjyog  /le- 
XIq  -  -  - 

16)  Zosimi  ad  Theodorum  capita.   Tit.  wie  Goth.  Nr.  21.   Inc.   He^i 

hecloVj  xovT*  IffT^y  ix  toD  naytog  -  -  - 

17)  Anonymi  philosophi    (ine.   Tb    oyby  tetQa/neQfg   ictty — ),    ent- 

sprechend Goth.  Nr.  22. 

18)  Pappi  philosophi.  Tit.  cum  initio  wie  Goth.  Nr.  23.   Huic  imme- 

diäte  subjicitur:  Mantitag  &(nXaHr$g.  <f   xaXatyov  — 

19)  Eugenii.  Tit.  cum  initio:   EvyeyCov.  QfiiQfj  tQ(a^        a    j^cüvet;- 

aoy — .  Entsprechend  Goth.  Nr.  24. 

20)  Hietothei  de  sacra  arte.  Tit.  wie  Goth.  Nr.  25.    Inc.  ~  ^  ^  —  "^ 

r^    «.  <rTi}/i«tt»ff  -  - - 

21)  Zosimi  de  instrumentis  et  caminis.  Tit.  wie  Goth.  Nr.  26*.   Inc. 

*H  tf^g  ü)Q(0f4iy fjg  xafiiyov — .  Titulus  sequens  est:  JI€qI  zoi> 
S^eiov  ^darog '  -,  cui  subjicitur  titulus  no(riatg  ix  xovtUtg,  ganz 
entsprechend  Goth.  Nr.  26». 

22)  Cleopatrae  chrysopoea.  Tit.  wie  Goth.  Nr.  26^. 

23)  Ejusdem  Zosimi  de  instrumentis  et  caminis  vera  commentaria  de 

omega.  Tit.  wie  Goth.  Nr.  27.  Inc.  Tb  «S  cto^xsToy  axQoyyv- 
Xoy  -  -  - 

24)  -  -  Fselli  epistola  ad  -  -  Xiphilinum  de  chrysopoea.  Tit.  wie  Goth. 

Nr.  28,  nur  almxtaoy  statt  äy^iaxtaoy.  Inc.  ^Oqäg^  &  dscnoxa^ 
6  no^eXg  -  -  - 

25)  Explicatio  signorum   sacrae   artis  et  aurei  libri.   Tit.  wie  Goth. 

Nr.  29.    Inc.  d-  [6  s.  ©]  xQ^^^i  XQ^^^^  ^iytffjua  — 

26)  Anonymi,  Tit.  cum   initio:   ^Aytayvfiov,   XsuhaatB   xä   amfutxa  Big 

if&wQ.  Dann  He^l  xijg  tß^df;  ^^X^Vi  *"*  d-eiag  xdy  (ptXws6q)(oy. 
Inc.  T^g  q)vce(ag  xb  äxQsnxoy  — .  Letzterer  Aufsatz  wenigstens 
Goth.  Nr.  30  entsprechend. 


griechischer  alch ein  istischer  Aufsätze.  307 

27)  Democriti  liber   nuncupatas  Leucippo.    Tit.  wie  Goth.  Nr.   31, 

nur   in&n^oaqftoyrj&eTffa  als  Ein  Wort.    Inc.  7cfoi)  fity,   8  ijy, 
<5  AsvimnnB  -  -  - 

28)  Isis  vates  filio  suo  Horo.    Tit.  wie  Goth.  Nr.  32,  nur  nach  avrflg 

noch  das  Zeichen  ([.    Inc.  ^Jmiyat  aov  fiiXXoyiog,  Si  rixyoy--- 

29)  Aufzählung  der  alchemistischen  Autoritäten,    üeberschrift  o.  An- 

fang wie  Goth.  Nr.  34. 

Nil  de  bis  omnibus  in  veteri  catalogo  inveni,  sagt  Hardt  am 
Ende  der  Aufzählung  des  Inhalts  dieser  Handschrift.  Dieselbe 
ist  also  wohl  keine  von  den  älteren  in  München  gewesenen,  von 
welchen  Wagnereck  (vgl.  S.  304)  schrieb.  Darüber,  woher  sie 
stamme,  finde  ich  keine  Auskunft'**).  Sie  kann  aus  Augsburg ^^^ 
nach  München  gekommen  sein;  sie  hann  die  Vorlage  gewesen  sein, 
nach  welcher  die  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift  copirt  wurde. 
Letzterer  Vermuthung  verleiht  die  grosse  Uebereinstimmung  bei- 
der Handschriftien,  was  die  Titel  und  die  Reihenfolge  der  einzel- 
nen Aufsätze  betrifft**'),  allerdings  viel  Wahrscheinlichkeit;  aber 
da  die  Uebereinstimmung  keine  durchgängige  ist**®),  so  würde 
man  anzunehmen  haben ,  dass  zu  dem  von  der  Augsburger ,  jetzt 
Münchener  Handschrift  Gebotenen  noch  Anderes  anderswoher  in 
die  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift  gekommen  sei,  oder,  dass 
die  Gothaer  Handschrift  zwar  nicht  von   der  Münchener  copirt 


i8ß)  Auch  nicht  in  dem  am  Ende  des  T.  V  des  in  Anmerk.  134  citirten 
Gatalog.  codd.  mss. über  verschiedene  Handschriften  der  Münchener  Biblio- 
thek Mitgetheilten. 

^^^  Aus  der  Fugger 'sehen  Bibliothek  sind  Manuscripte  in  die  Münchener 

Bibliothek  gekommen,   wie  aus   Aretin's  Beiträgen (vgl.  Anmerk.  134), 

Bd.  I  [München  1803],  S.  7  ersichtlich,  üeber  die  Herkunft  der  oben  bespro- 
chenen Münchener  Handschrift  findet  sich  auch  in  diesen  Beiträgen  Nichts 
angegeben. 

'37)  Goth.  Nr.  1  bis  11  entsprechen  ganz  Münch.  Nr.  1  bis  11;  dann  wie- 
der Goth.  Nr.  15  bis  32  Münch.  Nr.  12  bis  28  (Goth.  Nr.  17  bis  19  allerdings 
Münch.  Nr.  14  nur  unsicher;  auch  für  Goth.  Nr.  30  und  Münch.  Nr.  26  bin 
ich  vollständiger  uebereinstimmung  nicht  sicher) ;  endlich  Goth.  Nr.  34  Münch. 
Nr.  29. 

188)  Goth.  Nr.  12  bis  14  fehlen  in  der  Münchener  Handschrift,  soweit  sich 
diese  nach  Hardt's  Angaben  beurtbeilen  lässt;  Goth.  Nr.  33  ist  in  dem  für 
die  Münchener  Handschrift  unter  Nr.  28  aufgeführten  Aufsatz  mit  enthalten 
(vgl.  in  einem  späteren  Abschnitt  dieser  Beiträge  da,  wo  Isis  besprochen 
wird). 

20* 


308  Zur  Kenntniss  der  Sammlungen 

sei,  beiden  aber  in  der  Hauptsache  doch  eine  und  dieselbe  ältere 
Handschrift  zu  Grunde  liege. 

Einer  Handschrift  auf  der  Bibliothek  zu  Wolfenbüttel  er- 
wähnte gegen  das  Ende  des  17ten  Jahrhunderts  in  seinen  Beise- 
briefen  Jac.  Toll  (vgl.  S.  251)  ^'*),  unter  Anderem,  was  er  da  für 
den  Nutzen  oder  das  Wohlgefallen  des  Publikums  gewonnen  habe, 
auch  hervorhebend  excerptum  e  libro  ms.  chemico  graeco,  Helio- 
doriy  carmine  jambico,  cujus,  ubi  cum  volente  Deo  Viennam  ve- 
nero ,  exemplum  forte  transmittam ,  collatum  cum  ms.  viennensis 
bibliothecae  caesareae,  aliisque,  ut  spero,  aliorum  de  eadem  arte 
chrysopoeica  commentatiunculis  auctum,  quarum  tum  mihi  descri- 
bendi  facultatem  itineris  ratio  non  permisit.  Erant  enim  in  eodem 
codice  Democriti  pseudepigraphum  fragmentum,  Stephanus  et  5yne- 
sius  Gr.  Lai  si  otium  Viennae  erit,  hos  omnes  fortean  sum  de- 
scripturus.  —  Dieser  Wolfenbütteler  Handschrift  ist  seitdem  manch- 
mal erwähnt  worden  ^^^),  aber  nur  sofern  sie  existire  und  etwa 
mitBeziehung  auf  Toll's  Angabe.  J.  G.  Schneider  "^)  erinnerte 
an  sie  mit  der  Angabe,  dass  in  ihr  von  der  Vorschrift  zur  Fär- 
bung des  Persischen  Kupfers  und  der  Bearbeitung  des  Indischen 
Eisens  Nichts  zu  finden  gewesen.  In  den  mir  zugänglichen  älte- 
ren Werken  über  die  Wolfenbütteler  Bibliothek  "^  habe  ich  nach 
einer  Auskunft  über  diese  Handschrift  vergeblich  gesucht.  Aber 
in  Ebert's  Katalog  der  griechischen  und  lateinischen  Handschrif- 
ten  der  genannten  Bibliothek  "*)   wird  sie  folgendermassen  be- 


139^  Jac.  Tollii  epistolae  itinerariae;   ex   auctoris  schedis  postumis  recen* 

aitae cura  et  studio  H.  C.  Henninii  [Amstelaedami  1700],  p.  8.    Der  dies 

enthaltende  Brief,  an  N.  Witsen  zu  Amsterdam  gerichtet,  ist:  Potsdam  12. 
Februar  1687  datirt. 

"0)  So  von  Fabricius  Bibl.  gr.,  Vol.  XII,  p.  748,  von  Reuvens  Troi- 
sieme  lettre  -; (vgl.  S.  311,  Anm.  152),  p.  70. 

1*1)  Anmerkungen  und  Erläuterungen  über  die  Eclogas  physicas  [Jena  und 
Leipzig  1801],  S.  95. 

"2)  H.  Conringii  de  bibliotheca  augusta,  quae  est  in  arce  Wolffenbutte- 
lensi,  ad  J.  C.  a  Boineburg  epistola  [Helmestadii  1661];  J.  Burckhard's  Historia 
bibliothecae  augustae,  quae  Wolffenbutteli  est. 

1*^)  Bibliothecae  Guelferbytanae  Codices  graeci  et  latini  dassici;  recens. 
F.  A.  Ebert  [Lipsiae  1827],  p.  4Ö  sq. 


griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  809 

schrieben:      Chrysopoeia.    De  chrysopoeia  tracfcatus   antiquissimo- 
rum  philosophorum,  graece  et  latine.    Insunt  autem : 

1)  Demoeriti  g^vckxä  xal  /nvcztxd.     Inc.  *H  g>v<x^q  tp   g^aet  ti^s- 

xat  -  -  - 

2)  Synesti  in&<noXij  nQog  JnKFxÖQoy,    Inc.  T^jg  nsfitpB'eUfrig  (jiot  int- 

ctoXfjg  -  -  - 

8)  Pelagii  philosophi  neqi  zfjg  &siag  tai^xrig  xai  U^äg  tixyfig^    Inc. 
Ol  /4iy  nqoyeviaxB^ot  -  -  - 

4)  Stephani  Alexandrini  ub^I  xQ^ffonoitag. —  Inc.  Sioy  T&y  ndytoty 

ayad-Sty  -  -  - 

5)  Pselli  inKTtoXrj  nqog  xoy  S^q>iXCyoy  ne^l  XQVffonoktag.    Inc.  *OQqg, 

a>  dicnota  -  -  - 

6)  Hostanis  philosophi  n^og  Jlsräatoy  nsQt  ttjg  iegäg  ravrrjg  rj  d^siag 

Ti/rijff.     Inc.  Tfjg  (pj^aetog  cT«  to  äzqeTixoy  -  -  - 

7)  Demoeriti  ^a^xä  xai  fivauxd.    Inc.  BaBXtoy  elg  Xn.  ä  -  -  -.  Est 

initium  libri  superioris  (vid.  n.  1),  hoc  loco  ex  alio,  ut  vide- 
tur,  codice  suppletum. 

8)  Heliodori  philosophi   n^bg  Sßodöfftoy  xoy  fjiiyay  ßafftXia  ne^l  x^g 

x&y    q}&Xoa6gp<ay   f4vffx&xr^g    xk^yrig   <f»d    cx^x^'^   IdfAßtay.      Inc. 
STcfjnxqa  yaCrig  ^i^oyxsg  wg  näy  ff4g>äy€&  -  -  - 

Chart,  in  fol.  sec.  XVII.  Adjecta  est  versio  latina,  excep- 
tis  tribus  postremis  libris,  qui  ab  alia  manu  exarati  illa  ca- 
rent.  Omnia  yidentur  transscripta  cura  Eliae  Ehingeri^^^) 
ex  eodem  cod.  Augustano,  cujus  etiam  in  bibl.  acad.  Lips.  et 
ducali  Yinariensi  apographa  alia  occurrunt. 

Von  einer  zweiten  solchen  Handschrift  auf  der  Wolfenbütteler 
Bibliothek  hat  hier^**)  Ebert  gleichfalls  einige  Nachricht  gege- 
ben; dieselbe  enthält  die  vier  ersten  der  eben  aufgezählten  Schrif- 
ten. 

Ueber  andere,  in  Deutschland  befindliche  Handschriften,  wel- 
che die  Werke  der  älteren  griechischen  Alchemisten  enthalten, 
habe  ich  nur  unvollständige  Kenntniss  oder  selbst  nur  die,  dass 
für  gewisse  Bibliotheken  der  Besitz  solcher  Handschriften  angege- 


1*^)  Elias  Ehinger,  ein  lutherischer  Theologe  und  Philologe,  geboren 
1578,  gestorben  1663,  war  1617  bis  1629  und  1682  bis  1685  Rector  und  Biblio- 
thekar zu  Augsburg. 

^*^)  A.  Anm.  143  a.  0.,  p.  46:  lidem  libri.  Hie  codex  nonnisi  quatuor  priores 
libros  praecedentis  codicis  continet.  Chart,  in  fol.  sec.  XVII.  A.  1680  Phil. 
Hainhofero,  patricio  Augustano,  dono  oblatus  ab  Elia  Ebingero. 


310  Zur  Kenntniss  der  Sammlungen 

ben  worden  ist.     Ich  stelle  aus  meineu  Notizen  noch  Folgendes 
zusammen,  unsicherere  Angaben,  welche  auf  das  Vorkommen  der- 
artiger Handschriften  gedeutet  werden   können,  übergehend.  — 
üeber  die  Abschriften  einer  Augsburger  EJÄndschrift,  welche  nach 
Ebert   (vgl.  S.  309)  auf  den  Bibliotheken  zu   Leipzig  und  zu 
Weimar  sich  befinden,  habe  ich  weiter  Nichts  erfahren  "^.  —  Ich 
weiss   auch  nicht,   wohin  die  Handschrift  aus   der   Roeschel'- 
schen^*^)  Bibliothek  zu  Wittenberg  gekommen  ist,  von  welcher 
in  der   oben   (S.  297)  erwähnten   Nova  librorum   rariorum   con- 
lectio  in  dem  1715  erschienenen  vierten  Fascikel  dieses  Werkes  "®) 
gesagt  wird:     Memini  me  ante  paucos  annos  in  bibliotheca  Boe- 
scheliana  vidisse  MS.  librum,  forma  octava,  quo  varia  variorum 
artistarum  (utor  termino  alchymicis  frequenti)  opuscula  et  axo- 
öxa6(idtia  continebantur,  foliorum  fere  CC  (nam  illa,  quae  male- 
vola  manus  scalpello  exsciderat,  nonaginta  priora^  istis  non  adnu- 
mero),  a  Petro  Paulo  Bindo,  Pisaurensi,  LL.  doctore,  saeculo,  ut 
scriptura  docere  videbatur,  XV.  ineunte,  scriptum  et  ab  alia  manu 
passim  quidem  auctum,  saepissime  vero  etiam  castratum.    In  eo 
ut  multos  inveni  autores  et  inprimis  philosophos,   qui  passim  et 
vulgo  ignorantur,  etiam  nominetenus  laudatos;  ita  Salomonem  etc. 
—  Einer  zu  Köln   aufbewahrten  Sammlung  griechischer   alche- 
mistischer  Aufsätze  ist  oft  erwähnt  worden  (vgl.  S.  245  f.);  ich  habe 
über  sie  Nichts  erfahren  können"®),  und  ebenso  wenig  über  die 


^^^)  Was  ich  über  diese  Bibliotheken  nachsehen  konnte,  ist  allerdings  auch 
nur  wenig.  Bezüglich  der  erstercn  hat  mir  Catalogus  codicum  manuscriptorum 
bibliothecae  Paulinae  in  academia  Lipsiensi,  concinn.  a  L.  J.  Fellero  [Lipsiae 
1686]  und  bezüglich  der  letzteren  II.  L.  Schurzfleischi  Notitia  bibliothecae 
principalis  Vinariensis  [Francofurti  et  Lipsiae  1712]  über  eine  solche  üand- 
Schrift  Nichts  ergeben. 

1*^  Joh.  Bapt.  Roeschel,  geb.  zu  Oedenburg  in  Ungarn,  Theologus  und 
Philosophus  in  Wittenberg,  starb  1712  mit  Hinterlassung  einer  schönen  Biblio- 
thek. 

1*8)  A.  Anmerk.  112  a.  0.,  p.  766  sqq. 

i*ö)  Hartzheim's  Catalogus  —  —  codicum  mss.  bibliothecae  ecclesiae 
metropolitanao  Coloniensis  [Coloniae  Aggripinensium  1752]  enthält  Nichts  dar- 
auf Bezügliches.  Eine  solche  Sammlung  befand  sich  nicht  unter  den  Hand- 
schriften, welche  vor  1794  in  der  Kölner  Dombibliöthek  befindlich  gewesen 
dann  auf  die  Hofbibliothek  nach  Darmstadt  gekommen  waren  und  nach  einer 
Bestimmung  des  im  September  1866  zwischen  Preussen  und  Hessen-Darmstadt 


griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  311 

von  Ameilhon  (vgl.  S.  246)  erwähnte  Handschrift  der  Bibliothek 
zu  Krakau. 

Dass  die  Universitäts-Bibliothek  zu  Leyden  eine  handschrifb- 
Sammlung  der  älteren  griechischen  Alchemisten  besitzt,  war  schon 
durch  den  1716  erschienenen  Katalog  dieser  Bibliothek  ^'^^)  be- 
kannt geworden,  wo  auch  aufgeführt  werden:  Varia  chymica  sub 
nominibus  Ostanis,  Democriti,  Cleopatrae,  Archelai,  Porphyrii  et 
aUorum,  cum  figuris  vasorum,  et  glossario  graeco  vocabulorum 
chymicorum,  item  expositione  vocum  chymicarum;  manu  pessima, 
in  Charta.  Spärliche  Angaben  über  das  Vorkommen  von  Aufsätzen 
einiger  hierhergehöriger  Schriftsteller  in  den  Handschriften  der 
Leydener  Bibliothek  hat  Boerhave^^^)  in  der  historischen  Ein- 
leitung, welche  seine  Elementa  chemiae  eröffiien,  gemacht.  —  Eine 
etwas  genauere  Auskunft  über  den  Inhalt  dieser  Handschrift  hat 
erst  Eeuvens  "^  gegeben.  Das  Alter  derselben  wird  nicht  an- 
gegeben; es  ist  mir  nicht  gewiss,  ob  die  besonders  schlecht  zu 
lesenden  ersten  5  Seiten,  welche  theil weise  in  lateinischer,  theil- 
weise  in  griechischer  Schrift  geschrieben  sind  und  die  Jahreszahl 
1440  enthalten,  als  mit  dem  Anderen  gleichzeitig  geschrieben  be- 
trachtet werden  und  ob  jene  Jahreszahl  zu  der  Fertigung  der 
Handschrift  Bezug  hat.  Die  dann  folgenden  alchemistischen  Auf- 
sätze sind: 

1)  'Ex  Tfjg  a  nQd^etag  ZtB(pdyov  'AXe^ay&^itDg. 

*ßx  xfjg  ß  nQd^tag. 

ToÜ  avToü  TiQog  Ssödto^oy, 

'Ex  tijg  y  TSQd^etag, 

'Ex  tijg  (f  nQd^Süig  toi)  avtoü. 


abgeschlossenen  Friedensvertrages  an  Preussen  für  das  Kölner  Domcapitel 
zuräckgegeben  wurden. 

^^)  Catalogus  libromm  bibliothecae  universitatis  Lugdono-Batavae,  cora 
et  opera  Senguerdii,  Gronovü  et  Heyman  [Lugduni  apud  Batavos  1716],  p.  897. 
Daraus  auch  in  Lenglet  du  Fresnoy's  Histoire  de  la  philosophie  herme- 
tique  [ä  la  Haye,  1742],  T.  IH,  p.  28. 

161)  Elementa  chemiae,  T.  I.  [Lugduni  Batavorum  1732],  p.  12;  p.  14  ver- 
weist er  selbst  auf  den  Katalog  der  Leydener  Universitats-Bibliothek. 

1*2)  Lettres  ä  M.  Letronne   sur  les  papyrus  bilingues   et  grecs du 

musee  d'antiquites  de  Puniversite  de  Leide  [k  Leide  1830],  III.  lettre,  p.  78  B8. 


812  Zur  KenntniBs  der  Sammlungen 

*Ex  rfjg  g  n^^etag  t od  avtot  olxov/i€K*x«9  ^piXoc6^9. 

Toi)  avToÜ  C  ngd^tg. 

ToÜ  adtoü  n^ä^tg  tj  nB^l  xofi&v  rijg  U^g  ^^j|f>?K- 
ToÜ  avto^  nqog  'H^x^LBtoy  n^cl^tg  ii^dtfi. 

2)  ^Bx  xoi>  ^uilöyov  MÜLeondT^ag'  «^  ^  ^9XV  ^^^*' 

3)  'ffx  t&y  *HX*o&ü>Qov  n^og  Seo&6<ftoy  xw  fUyay  lafißncAv. 

4)  *Ex  x&y  Seoq>Qd<nov  Idfißtay. 

5)  ^Ex  x&y  'iBQod^iov  Idfjißmy, 

6)  ^Ex  x&y  ^J^x^kdov  idfjißmy. 

7)  ^Ex  x&y  neittyCov, 

8)  ^Ex  xfjg  *0<näyov  InunoXfJg  n^bg  llexrfi^oy. 

9)  ^E»  x(by  Jvyßffiov  n^bg  ät6cxoqoy  tlg  xfjy  JfifioxQix9P  ßißX^yj  &g 

iy  (TjifoJUo*;. 

10)  JrifAoxqCxov  (pvfftxä  xat  fivaxtxä, 

11)  XQvaonottä. 

12)  He^l  dffi^fiov  nonffOBtog. 

13)  ^AyGny/Q<iq>QV  q>tXoa6g)ov  tsbqI  d-eiov  Maxog  xfjg  Xevxihaeng, 

14)  ^Ex  X(by  neql  d^extjg  xoi>  &€(ov  ZtocCfAov, 

15)  Tb  ^Bioy  ifd(OQ  ty  ÄiT»  xy  yiyBk  -  -  - 

16)  K^Bondt^fig  (sie)  x^^^^onoita, 

17)  ^iBQo&iov  iiB^i  xrjg  hgäg  xi)[yvig. 

18)  ^Ex  x&y  KXBondxQag  tibqI  fUxqfay  xal  ma&fjUby. 

19)  Tä  naQaXetq>d-iyxa  ix  xfjg  ä  ZxBq>[dyov], 

20)  JB^txby,  bis  zum  Worte  XQ^^^v  ^iyrjfAa, 

21)  'O  ^lovcxty^äyog  o^og  xixXijxat  -  - 

22)  Zeichen  der  Metalle  und  andere  Abkürzungen. 

23)  ^Oyöfjiaxa  tp^Xotrofptay  xfjg  &Biag  inktrxqfjirjg  xal  xi^yfli» 

24)  Der  Schluss  des  Lexicons,  von  XaXxbg  bis  an's  Ende. 

• 

Beuvens  bemerkt,  dass  er  (zwischen  Nr.  14  und  17)  einige 
Recept-Ueberschriften  weggelassen  habe.  Femer,  dass  die  Ley- 
dener  Handschrift  möglicher  Weise  nur  ein  Auszug  aus  anderen 
sei  Letzteres  unterliegt  keinem  Zweifel,  wenn  man,  ausser  den 
von  Reuvens  zur  Unterstützung  seiner  Vermuthung  beigebracht 
ten  paar  Beispielen,  die  Fassung  der  meisten  Ueberschriften  in 
Betracht  zieht  und  den  (aus  Eeuvens'  Mittheilungen  einigermas- 
sen  zu  entnehmenden)  Umfang  der  Aufsätze  in  der  Leydener 
Handschrift  mit  dem  der  entsprechend  betitelten  in  anderen  Hand- 
schriften vergleicht.  Die  von  Beuvens  vermuthete  Möglichkeit, 
in  Beziehung  auf  einzelne  Aufsätze  möge  die  Leydener  Hand- 
schrift vollständiger  sein,  als  andere  Handschriften,   ist  nicht  als 


griechiBoher  alchemistisoher  Aufsätze.  313 

irgend  wahrscheinlich  anzuerkennen  "•).  —  Desselben  Bemerkung, 
dass  die  Reihenfolge  der  Aufsätze  in  der  Leydener  Handschriffc 
eine  der  in  der  Yenetianer  Handschrifb  ziemlich  ähnliche  sei,  trifil 
nur  insofern  zu,  als  überhaupt  viele  Handschriften  in  dieser  Be- 
ziehung eine  gewisse  Aehnlichkeit  haben  ^**);  Uebereinstimmung 
der  Reihenfolge  ist  der  Leydener  Handschriffc  gegenüber  weder 
für  die  Venetianer  noch  für  eine  andere  mir  bekannte  vorhanden. 

Wir  näheren  uns  dem  Ende  dieser  Handschriften -Uebersicht, 
kommen  aber  erst  noch  nach  England.  —  Die  Bibliothek  des  1689 
als  Canonicus  zu  Windsor  gestorbenen  Isaac  Vossius  enthielt 
auch  eine  Handschrift,  worin  Varii  tractatus  chemici  sub  nomine 
Ostanis,  Democriti,  Cleopatrae,  Archelai,  Porphyrii  et  aliorum  una 
cum  expositione  vocabulorum  chemicorum  "*).  —  Die  Bibliotheca 
Bodleiana  zu  Oxford  bewahrt,  wie  schon  Montfaucon^*^)  mit- 
getheilt  hat,  u.  a.  ein  Manuscript,  worin  de  rebus  chymicis  multa; 
aber  Genaueres  über  den  Inhalt  desselben  ist  mir  nicht  bekannt 
geworden.  So  viele  alchemistische  Manuscripte  der  Bodley'schen 
Bibliothek  auch  unter  den  ihr  von  Ashmole  geschenkten  zuge- 
kommen sind  15'),  so  findet  sich  doch  Nichts  der  oder  einer  Samm- 
lung älterer  griechischer  Alchemisten  Entsprechendes  darunter, 
wenn  auch  einzelne  Aufsätze,  z.  B.  von  Democrit,  für  welche 
die  hier  nachgewiesenen  Handschriften  vielleicht  beachtenswerth 


168)  'W'enig  auch  nur  für  die  Vervollständigung  des  in  anderen  Handschrif- 
ten Enthaltenen  ist  wohl  von  dem  nach  Reuvens'  Mittheilung  (a.  a.  0., 
p.  75)  durch  Geel  unter  den  Ruhnken' sehen  Manuscripten  auf  der  Leydener 
Bibliothek  aufgefundenen  court  eztrait  moderne  d'un  autre  MS.  de  meme  na- 
ture  zu  erwarten. 

IM)  Vgl.  S.  303,  Anmerk.  180. 

^W)  Catalogi  librorum  manuscriptorum  Angliae  et  Hibemiae  in  unum  col- 
lect [Oxoniae  1697],  T.  II,  p.  61.  Die  Angabe  findet  sich  gekürzt  auch  in 
Montfaucon's  Bibliotheca  bibliothecarum  mss.  nova,  T.  I,  p.  677;  sie  lautet 
so  ähnlich  der  für  eine  Handschrift  der  Leydener  Bibliothek  gemachten  (vgl. 
S.  311),  dass  man  vermuthen  möchte,  beide  beziehen  sich  auf  dieselbe  Hand- 
schrifb oder  die  eine  Handschrifb  sei  eine  Abschrift  der  anderen. 

156)  Bibliotheca  bibliothecarum  manuscriptorum  nova  [Parisiis  1739],  T.  I, 
p.  6Ö5  (cod.  2072). 

15^  Catalogi  librorum  manuscriptorum  Angliae  et  Hibemiae  in  unum  col« 
leoti  [Oxoniae  1697],  T.  I,  Pars  I,  p.  835-340. 


314  Zur  Kenntniss  der  Sammlungen 

sind.  Auch  was  sonst  i^^)  über  die  Oxforder  Bibliotheken  veröf- 
fentlicht worden  ist,  enthielt  Nichts  bezüglich  einer  solchen  Samm- 
lung; ebensowenig  das  ^*®)  über  die  Cambridger  Bibliotheken  und 
das^^^)  über  andere  Bibliotheken  Englands  Mitgetheilte.  Aber 
unter  den  1817  aus  der  Bibliothek  des  Abbate  Canonici^**)  aus 
Venedig  in  die  Bodley'sche  Bibliothek  gekommenen  Handschrif- 
ten ist  auch  eine,  ein  bedeutendes  Bruchstück  einer  solchen  Samm- 
lung enthaltende;  über  ihren  Inhalt  hat  Coxe***)  Mittheilung  ge- 
macht. Es  ist  dieser  codex  chartaceus,  in  folio,  ffi  72,  sec.  XV., 
utrimque  mutilus  et  ma<lore  corruptus;  in  ihm  seien  folgende  Auf- 
sätze enthalten: 


1 
2 

3 


5 
6 


9 


10 


11 


Ärchelai  do  arte  chemioa  oarminis  jambici  fragmentum  ^^. 
Velagii  de  divina  et  sacra  arte  chrysopoeiae  liber.    Inc.    Ol  ui^ 

TiQoyfyiaTBQO^  xetl  i^aatai  -  -  - 
Ostanis  ad  Petasium  de  eadcm  -  -  arte  libellas.    Inc.    T^^  ^^ 

OBtaq  xb  äxqenxoy  iy  futXQ^  ... 
Democriii  physica  et  mystica  ad  artem  obryBopoeiae  spectantia. 

Ino.  BuXtay  elg  Uxqny  noQg^VQag  diaßoXoO  -  -  - 
Syuesii  ad  Dioscorum  in  Hbrum  Democriti  Bcholia. 
Ancpigraphi  cujusdam   pbilosophi  de  divinae   aquae   albugine. 

Inc.  Knd-^  öcoy  i]  /^^ft  xuXbi  -  -  - 
Ejusdem  philosophi  liber  ostendens  chrysopoeiam  cam  Deo  oon- 

tractani.     Inc.  ^RtibI  de  nBQt  x&y  tfjg  )(QV<ronottag  -  *  . 
Zosimi  Panopolitae   de   virtuto  compoeitionis   aquarum  libelloB. 

(Vgl.  S.  181,  Anmerk.  90.) 
p]ju8dom   Zosimi  libellus  de  asbesti  confcctione.      (VgL  S.  184 

Anmerk.  105.)  / 

Agathodaemonis  et   Hcrmetis   de   ro   chemica  fragnienta   dao. 

Inc.  *Ayai^od(t{uoyoq'  /utxü  xi]v  Toii  j^rrAxoi'  -  .  - 
Anonymi   cujuBdam    chemici    Christiani    experimenta  ohemica. 

Inecribuntur  et  incip.    *0r»  aiy&etoy  x«i  oi»/  änXoty  x6  eldog 

xf:i  xlq  i)  ohovo^Ut\  nöxcQoy  -  -  -.     Sequitur    noC^c^q  ^äiUoy 

roiT  7T((vx6q'  dXV  fneidfj  xf}g  d/utfoxfQvjy  d$Exr]aewg  -  -  - 


1^)  A.  e.  a.  0.,  Pars  II. 

J5J^)  Daselbst,  Pars  III. 

^^^)  Daselbst,  T.  II;  abgesehen  von  dem  S.  Slö  bezüglich  eines  Mann- 
Scripts  in  der  Vossius^schen  Bibliothek  Erwähnten. 

^^^)  Er  war  frülier  Voif^tand  der  Bibliothek  zu  Parma  (Morellii Bi- 

bliotheca  manuscripta  graeca  et  latiua,  T.  I  [Bassani  1802],  p,  VIII  praef.). 

^*'^)  Catalogi  codicum  manuscriptorum  bibliothecac  Bodleianae  Pars  III.; 
confecit  H.  0.  Coxe  [Oxouii  1854];  p.  87—90. 

163)  Yg]  \^qI  ^er  späteren  Bepprcchung  des  Gedichtes  des  Archelaoa. 


griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  315 

12)  Anonymus  quidam  de  ferri  tinctura.    (Vgl.  S.  214,  Anmerk.  209.) 

13)  Fragmentum  de  re  chemica.    Des.   t<d(oQ   hil  xb   d^og  t(by  aQ- 

/a(toy, 

14)  De    hydrargyri    confectione    [auctore    Stephano    Alexandrino?]. 

Tit.  *YdQaQyVQov  noiija^g.     Inc.  Jnßayy  ^pi^/uvS-^oy  xal  aayda- 

qdXn^  '  '  - 

15)  Stephani  Alexandrini  lectiones  sive  actiones  tres  posteriores. 

16)  Heliodori  carmcn  chemicum  jambicum,  /id  Tboodosium  impei-a- 

toren). 

17)  Fragmenta  forsan  ex  Hterothei  seu  Archelai  seu  amborum  car- 

minibus  desumpta. 

16)  [Theophrasti]  carminis  jambioi  chemici  fragmentum ,  in  quo  ta- 
rnen pars  totius  operis  maxima  adesse  videtur. 

19)  Hterothei  carminis  jambici  de  arte  eadem  divina  fragmentum. 
Inc.  ^Andqlofjia^  nqoanXilag  Bvg>qadiaxaxoy  -  -  - 

In  der  reichen,  aber  weniger  leicht  zugänglichen  Bibliothek 
des  Sir  Thomas  Phillipps  zu  Middlehill,  Worcestershire,  be- 
findet sich  auch  eine,  am  Ende  verstümmelte,  handschriftliche 
Sammlung  griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  Diese  Hand- 
schrift wird  von  Haenel^^*)  besprochen,  welchem  längere  Be- 
nutzung der  Schätze  dieser  Bibliothek  gegönnt  war:  Cod.  1540, 
Meerm.  236:  Michael  Psellus  de  auri  conficiendi  ratione,  ad  pa- 
triarcham  Xiphilinum;  lexicon  chemicum  ordine  alphabetico;  De- 
mocriti  physica  et  musica;  Synesii  scholia  in  Democritum;  Stephani 
Alexandr.,  de  aurifactione  lectiones;  Christianus  de  divina  aqua; 
Zozimus  Panopolites  de  divina  arte;  multa  alia  Heliodori,  Cleopa- 
trae,  Olympiodori ,  argumenti  chemici;  saec.  XVI.  „Musica"  war 
mir  mit  dem  sonst  bezüglich  der  alchemistischen  Schrift  des  De- 
mocrit  Bekannten  so  wenig  harmonisch,  dass  etwas  genaueres 
Aufmerken  angezeigt  schien;  wo  sich  denn  Haenel's  Angabe  als 
ganz  und  gar.  Schreib-  oder  Druckfehler  'inclus.,  dem  Auctions- 

^^)  Gatalogi  librorum  manuscriptorum ,  qui  in  bibliothecis  Gkdliae,  Helve- 
tiae asseryantur,  nunc  primum  editi  a  D.  Gust.  Haenel  [Lipsiae  1830], 

p.  838. 

1^)  Bibliotheca  Meermann iana  sire  catalogus  librorum  impressorum  et 
codicum  manuscriptorum  quos  collegerunt  G.  et  J.  Meermann ,  morte  reliqnit 
J.  Meermann,  quorum  üet  auctio  an.  1824  Hag.  com.  [Hagae  comitum  1824], 
T.  rV,  p.  36  sq. 

166)  welche  namentlich  Gerhard  Meermann  gesammelt,  dessen  Sohn 
Johann  Meermann  vermehrt  und  bei  seinem  Tode  (1816)  der  Stadt  Haag 
vermacht  hatte;  sie  wurde  1824  versteigert. 


816  Zar  Kenntniss  der  Sammlungen 

kataloge*")  der  Meermann'schen  Bibliothek  i«^  entnommen  er- 
gab, aus  welcher  diese  Handschrift  in  die  Phillipps'sche  ge- 
kommen ist. 


An  die  Besprechung  der  einzelnen  Handschriften,  welche  ich 
im  Vorhergehenden  gegeben  habe,  knüpfe  ich  einige  Erörterungen 
darüber,  wie  die  in  diesen  Handschriften  enthaltenen  Sammlungen 
griechischer  alchemistischer  Aufsätze  im  Abendlande  bekannt  wur- 
den, was.  sich  bezüglich  der  ersten  Zusammenstellung  solcher  Samm- 
lungen vermuthen  lässt,  was  wahrscheinlich  die  älteste  Form  der- 
selben ist  und  welche  Umformungen  diese  Sammlungen  später 
erfuhren,  wann  und  wo  die  Handschriften  gefertigt  wurden  und 
was  sie  an  Uebereinstimmung  zeigen,  und  was  mir  über  lateinische 
Uebersetzimgen  derselben  bekannt  ist.  Daran  mögen  sich  noch, 
zur  Ergänzung  und  Zusammenfassung  von  früher  Gesagtem,  einige 
allgemeinere  Bemerkungen  über  Alter  und  Inhalt  der  in  diesen 
Sammlimgen  enthaltenen  Aufsätze  anreihen. 


Ein  directer  Einfluss  der  Schriften,  die  in  den  hier  besproche- 
nen Sammlungen  zusammengestellt  sind ,  auf  die  alchemistischen 
Vorstellungen  macht  sich  für  das  westliche  Europa,  in  welchem 
vom  ISten  Jahrhundert  an  die  Alchemie  vorzugsweise  Vertretimg 
fand,  erst  spät  bemerklich.  Auf  zweierlei  Wegen  konnte  zu  die- 
sem Theile  Europa's  Kenntniss  von  den  Bestrebungen  gelangen, 
welche  als  alchemistische  wohl  zuerst  in  Aegypten  aufkamen  und 
bearbeitet  wurden:  durch  die  Byzantiner,  welche  das  Wissen  der 
Alexandriner  aufnahmen,  und  durch  die  Araber,  welche  wohl  auch 
in  Aegypten  mit  der  Alchemie  bekannt  wurden.  Der  letztere 
Weg  war  es,  auf  welchem  die  Alchemie  in  die  Westländer  Euro- 
pa's  gelangte;  aber  es  ist  nicht  mehr  nachweisbar  für  uns,  ob 
und  wie  weit  jene  Schriften  für  die  arabischen  Alchemisten,  deren 
Werke  zu  uns  gekommen  sind,  Quellen  waren. 


griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  317 

Der  Einfluss  der  Richtung,  welche  die  Alchemie  in  Aegypten 
eingeschlagen  hatte,  und  die  Bekanntschaft  mit  den  alchemisti- 
schen  Schriften,  welche  in  Aegypten  oder  unter  directer  Einwir- 
kung ägyptischen  Wissens  verfasst  waren,  lässt  sich  für  die  By- 
zantiner einigermassen  verfolgen;  ganz  in  jener  Richtung  gehal- 
ten und  auch  in  der  Sprachweise  an  jene  Schriften  sich  anschlies- 
send ist  noch  des  Michael  Fsellos  (lebte  1020  bis  1105)  Schrift 
über  die  Qoldbereitung,  in  welcher  er  auch  des  Democrit  Weis- 
heit kurz  darzulegen  verheisst;  sie  kommt  auch  mit  den  erstge- 
nannten Schriften  zusammen  in  den  Sammlungen  griechischer  al- 
chemistischer Aufsätze  häufig  vor.  —  unsicherer  nur  ist  der  Ein- 
fluss jener  Richtung  und  jener  Lehren  für  die  Araber  zu  erken- 
nen. Geber  selbst,  der  Führer  der  arabischen  Schriftsteller  über 
Alchemie,  spricht  allerdings  —  daran  erinnernd,  wie  auch  die 
Verfasser  der  älteren  griechischen  alchemistischen  Aufsätze  sich  auf 
„die  Alten"  beriefen  (vgl.  oben  S.  103,  Anm.  1)  —  von  „den  Alten", 
aus  deren  Büchern  seine  Summa  perfectionis  magisterii  zusammen- 
getragen sei  *^7).  Aber  wer  diese  Alten  waren,  erhellt  nicht.  Es 
wäre  von  grosser  Wichtigkeit  für  die  Entscheidung  dieser  Frage, 
zu  wissen,  welche  Berechtigung  die  in  einzelnen  Ausgaben  der 
Geber'schen  Schriften  vorkommenden  griechischen  Kunstaus- 
drücke ^ö®)  haben  und  ob  man  aus  ihnen  schliessen  darf,  dass  aus 
griechisch  geschriebenen  Werken  —  dann  wohl  den  Schriften  je- 
ner Alexandriner  —  Geber  sein  Wissen   geschöpft  habe;  aber 


1^^  Totam  nostram  metalloniin  transmutandoram  scientiam,  quam  ex 
libris  antiqnorum  philosophoram  abbreyiavimns ,  compilatione  diversa,  in  no- 
stris  voluminibas,  hie  in  unam  summam  redegimas,  beginnt  diese  Schrift  in 
der  Strassbarger  (Zetzner 'sehen)  Ausgabe  von  1598;  und  ganz  ähnlich  in 
Mangeti  Bibliotheoa  chemica  curiosa  [Genevae  1702],  T.  I,  p.  519:  Totam 
nostram  scientiam,  quam  ex  dictis  antiquorum  abbreviamus  compilatione  di- 
Yersa  in  nostris  voluminibns,  hie  in  summa  una  redigemns. 

^^)  Totam  nostram  tib^I  xw^^^^  scientiam,  quam  ex  libris  antiquorum 
compilatione  diversa  in  nostris  voluminibns  abbreviavimus ,  hie  redigimus  in 
summam  unam,  ist  z.  B.  der  Anfang  der  genannten  Schrift  Geber 's  in  der 
Baseler  Ausgabe  von  seinen  und  Avieenna's   chemischen  Schriften:    Artis 

ehemieae  principes,   Avieenna  atque  Geber [Basileae  1572],   p.  497.    In 

den  TJeher Schriften  der  verschiedenen  Werke  Geber's,  wie  sie  diese  Aus- 
gabe hat,  kommt  durchweg  das  Wort  xvf*^^  vor  (vgl-  a.  e.  a.  0.,  p.  478, 
497,  709,  786);  nicht  so  in  denen,  welche  andere  Ausgaben  haben. 


%\'t  Zmr  K^nkBtaam  der  Srnrnwahmgem 

Nkfat«,  wa«  cfin  Urtbeil  hieräber  begranden  komite,  ist  mir  be- 
kannt. Eine  m*]ehe  innffrlidie  Ueberehwtimmang  zwnefaen  dem 
hl  jenen  Schriften  Entlialtenen  und  dem  Ton  Geber  Gddirten, 
daiw  man  die  enteren  als  die  QneUen  für  den  letzteren  betouAten 
dürfte,  ixt  nicht  vorlianden.  Ist  doch  die  bei  Geber  so  hervortre- 
Umde  Lehre  von  derZosammensetzong  derHetaUe  ans  s.g.  Qoedc- 
Silber  und  h,  g,  Schwefel  bei  jenen  Schrifistellem  krineswegs  deut- 
lich zu  €frkennen.  Einzelnes  von  Diesen  Gresagte  könnte  aller- 
dings ziemlich  onverändert  anch  bei  Geber  stehen  ^**);  aber  es  ist 
mir  doch  Nichts  aas  einer  Schrift  Geber 's  bekannt,  was  mit 
Wahrscheinlichkeit  als  geradezo  einer  der  nns  oben  beschäftigen- 
dfm  Schrifiten  entnommen  zu  betrachten  wäre.  Der  Araber  Sal- 
manas, von  welchem  ein  Au&atz  zosammen  mit  diesen  Schriften 
spater  oft  vorkommt,  scheint  ganz  der  Reihe  der  sonst  bdcannten 
arabischen  Schriftsteller  über  Alchemie  entrückt;  und  andererseits 
stehen  die  wenigen  alchemistischen  Aufsätze  in  arabischer  Sprache, 
in  welchen  einzelne  in  jenen  griechischen  Schriften  als  die  her- 
vorragender Autoritäten  genannte  Namen  erwähnt  oder  selbst  als 
die  der  Verfasser  angegebcm  sind^'^),  auch  ganz  isolirt  da,  ohne 
dass  bis  jetzt  ein  Zusammenhang  dieser  Aufeätze  mit  der  bekann- 
ter gewordenen  alchemistischen  Litteratnr  der  Araber  nachgewie- 
sen wäre. 

Auch  für  die  abendländischen  Alchemisten  bis  zum  15ten 
Jahrhundert  ist,  so  viel  ich  weiss,  eine  Bekanntschaft  mit  diesen 
Schriften  nicht  nachzuweisen.  Vincentius  von  Beauvais  (ge- 
storben um  1264),  dessen  Speculum  majiis,  und  namentlich  der  er- 
ste Thcil  desselben:  Speculum  naturale,  Vieles  für  die  chemischen 
und  alchemistischen  Auffassungen  des  13ten  Jahrhunderts  Wich- 
tige enthält,  kannte  offenbar  die  alchemistischen  Schriften  nicht, 
welche  in  den  jetzt  uns  zur  Besprechung  vorliegenden  Sammlun- 
gen enthalten  sind.     Eine  Hauptautorität  ist   ihm   der  Araber 


'®*)  Um  nur  Eins  zu  erinnern:  die  AeaBsemngen  Olympiodoros'  (Hö- 
fe r's  HiBtoire  de  la  chimie,  2.  6d.,  T.  I,  p.  528;  vg).  daselbst  p.  274)  über 
das  Arsenik  und  seine  Flüchtigkeit  stimmen  ganz  zu  dem,  was  in  dem  I.  Ba- 
che der  Summa  perfectionis  magisterii  (leber's  darüber  sich  findet. 

'^^)  Soloher  arabischer  Aufsätze  werde  ich  bei  der  Besprechung  der  ein- 
zelnen Persönlichkeiten  envähnen;  z.  B.  bei  Hermes,  Maria,  Ostanes. 


griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  319 

Avicenna,  welcher  oft  citirt  wird.    In  dem  Capitel,  in  welchem 
de  artificibus  et  materia  hujus  artis  (alchimiae)  gehandelt  wird*^^) 
—  und  dies  Capitel  hat  nicht  eine  Angabe,  woher  es  entlehnt  sei, 
und  ist  auch  offenbar  kein  Excerpt  (wie  sonst  das  Meiste),  sondern 
vom  Verfasser  selbstständig  gearbeitet  —  heisst  es:     Hujus  artis 
magistri  fuerunt:  Adam,  Noe,  Idrid,  Squilia,  Cora,  Moyses,  Cato, 
Virgilius,  Aristo.  Alexan.  Geb.  Jahie,  Bazi,  Maurienus,  Abimazer, 
Joannes  Evangelista,  Oarsias,  et  Gilbertus  Cardinales,  Guilelmus 
Episcopus  u.  s.  w.  (noch  Mehrere,  für  V ine enz  Neuere,  werden  da 
aufgezählt).     Diese  bunte  Reihe  alchemistischer  Autoritäten  weicht 
gänzlich  von  den  Aufzählungen   ab,    welche   die    Schriften    der 
Alexandriner  und  die  an  sie  sich  anschliessenden  haben  (ich  be- 
spreche die  letzteren  Aufzählungen  später  ausführlich);  in  der  er- 
steren  Reihe  erinnern  nur  etwa  die  Namen  Moses   und  Aristo- 
teles an  solche,  welche  auch  in  den  letzteren  Aufzählungen  vor- 
kommen.   Aber  der  Moses,  welchen  Vincentius  Bellovacen- 
sis  meint,  ist  wohl  ein  anderer,  als  der,  auf  welchen  als  Autorität 
sich  die  alexandrinischen  Schriftsteller  beziehen.     Und  wenn  auch 
im  1 3 ten  Jahrhundert  alchemistische  Schriften  unter  Aristoteles' 
Namen  bekannt  waren  —  welcher  Name,  wie  schon  angedeutet, 
auch  in  den  älteren  griechisch  geschriebenen  Au&ätzen  als  der 
einer  alchemistischen  Autorität  genannt  wird  — ,  so   haben   wir 
doch  allen  Grund,  die  ersteren  Schriften  für  beträchtlich  jünger 
zu  halten,  wie  denn  auch  sie  in  den  jetzt  zu  betrachtenden  Samm- 
lungen dieser  griechischen  Aufsätze  nicht  enthalten  sind.  —  Was 
bei  den  bedeutendsten  Männern  aus  dem  13  ten  und  dem  Anfang 
des  14ten  Jahrhunderts,  die  über  die  Alchemie  und  die  Litteratur 
derselben  sich  geäussert  haben,  sich  findet:  was  Albertus  Mag- 
nus, Roger  Bacon,  Arnaldus  Villanovanus  ausgesprochen  ha- 
ben und  was  Raymundus  Lullus  geschrieben  haben  soll:  Alles 
dies  enthält  meines  Wissens  Nichts,  was  eine  Kenntniss  jener  in 
griechischer   Sprache   abgefassten   alchemistischen   Aufsätze    ver- 
riethe;   wenngleich  in  ihnen  auch  der  Name  Hermes  als  der  der 
ältesten  alchemistischen  Autorität  genannt  wird  und  bei  Alber- 


"^)  Speculi  migoris  Vincentü  Bargondi Tomi  qnatoor  (Tenetüs 

1591],  f.  82  ro  (T.  I,  Speculum  naturale:  L.  VIT,  c.  87). 


320  Zur  Kenntnifls  der  Sammlungen 

tus  Magnus  die  Namen  Plato  und  Aristoteles  wie  Pythago- 
ras  als  die  alchemistischer  Schriftsteller  vorkommen.  GkuLE  and 
gar  stehen  alle  diese  Schriftsteller  des  ISten  und  14ten  Jahrhun- 
derts auf  dem  Grunde  alchemistischer  Vorstellungen,  welcher  darcih 
ari^bische  Schriftsteller  gelegt  oder  zugänglich  gemacht  worden 
war.  Und  dasselbe  gilt  für  die  alchemistischen  Schriften,  welche 
ich  aus  dem  Reste  des  14ten  und  aus  dem  löten  Jahrhundert 
kenne. 

Man  müsste  sich  wimdei^i,  wenn  dem  anders  wäre.  Man 
braucht  sich  nur  daran  zu  erinnern,  wie  vor  dem  14ten  Jahrhun- 
dert und  noch  in  demselben  die  Kenntniss  griechischer  Schriften 
im  Abendlande  nur  spuren  weise ,  nur  bei  ganz  Wenigen  zu  finden 
ist.  Während  des  15ten  Jahrhunderts  erst  beginnt  eine  Kennt- 
niss der  griechischen  Litteratur ,  zunächst  in  Italien,  wieder  aufisn- 
blühen,  und  Solche,  welche  die  Geschichte  der  Wissenschaft  als 
Beförderer  dieser  Richtung  nennt,  sehen  wir  auch  mit  den  alche- 
mistischen Schriften  bekannt,  welche  uns  jetzt  beschäftigen:  der 
Cardinal  Bessarion  (geboren  1395  oder  1399  zu  Trapezunt,  ge- 
storben zu  Ravenna  1472)  sicherte  die  Sammlung,  welche  unter 
der  Bezeichnung  der  Venetianer  Handschrift  schon  so  oft  citirt 
und  auch  (S.  257  ff.)  ausfuhrlich  besprochen  wurde;  Ermolao  Bar- 
baro  (geboren  1454  zu  Venedig,  gestorben  1493  zu  Rom)  war  mit 
dem  unter  dem  Namen  des  Demoer it  uns  zugekommenen  Auf- 
satz bekannt  ^^^).  Zahlreich  sind  die  handschriftlichen  Sammlun- 
gen, welche  im  15ten  Jahrhundert  gefertigt  oder  abgeschrieben 
worden  und  uns  noch  erhalten  sind.  Dass  diese  Sammlungen  im 
15ten  Jahrhimdert  von  den  Byzantinern  zu  den  Abendländern  ge- 
kommen seien,  ist  die  herrschende  Ansicht  seit  dem  17ten  Jahr- 
hundert gewesen  i^^). 


'72)  Vgl.  oben  S.  135,  Anmerk.  58. 

178)  So  sagte  Reinesias  in  seinem  1634  über  die  Altenbnrger  o.  Gk)thaer 
Handschrift  abgegebenen  Gutachten  (bei  Cyprianus  a.  S.  299,  Anm.  116  a.  0., 
p.  90;  entsprechend  in  Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  XII,  p.  750):  „Jn  gemein  ist 
von  diesen  soriptis  zu  wissen,  dass  sie  sämbtlioh  dnrch  etliche  münohe  und 
andere  gelehrte,  erst  zwar  zu  Alexandria,  und  hernach  zu  Constantinopel  von 
einer  zeit  zur  anderen  gefertiget,  in  ein  corpus  zusammen  gebracht  worden. 
Von  dannen  selbiges  in  Jtaliam,   und   in    die  Königliche  bibliothec  gelanget. 


griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  821 

Unter  den  Abendländern  ist  der  erste  alchemistische  Schrift- 
steller, welcher  mir  eine  etwas  umfassendere  Kenntniss  von  diesen 
Aufsätzen  verräth,  der  mit  seinem  berühmteren  Oheim  Giovanni 
Pico  della  Mirandola  oft  verwechselte  Giovanni  Francesco 
Pico  della  Mirandola  (gestorben  1533),  in  seiner  Abhandlung 
De  auro^'*).  Hier  "^)  wird  gesagt,  in  Pßrsis  Hostanem,  inAe^pto 
Hermetem  chemica  scripsisse,  perseverasseque  rrjg  XQvöonoaiag  in 
Aegypto  Studium;  —  —  Democritum  apud  Graecos  principem 
chemicae  facultatis  in  Oriente  versatum  ab  Aegyptiis,  a  Persis,  ab 

Indis  multa  didicisse. Michael  Psellus  scripsit  et  chemica . 

Olympiodorus  quoque  Alexandreus  et  Platonicus,  et  Aristotelis 
interpres  chemica  scripsit;  scripsit  et  jam  Heliodorus  ad  Theodo- 
sium  imperatorem,  scripsit  et  Stephanus  ad  Eraclium  Caesarem,  ut 
Africanum,  Cynesium  [Synesium],  Theophilum  aliosque  praeteream, 
et  ipsum  etiam  Zosimum,  Alexandreum  philosophum,  qui  de  arte 
composuerit  duo  de  triginta  Volumina.  Ich  kenne  keinen  älteren 
alchemistischen  Schriftsteller  des  Abendlandes,  bei  welchem  die 
hervorragendsten  Autoritäten  der  ägyptischen  alchemistischen 
Litteratur  so  zusammengestellt  wären;  und  zwar  sind  sie  es  bei 
gleichzeitiger  Kenntniss  der  wichtigsten  arabischen  Autoritäten 
und  der  auf  sie  sich  stützenden  bedeutenderen  alchemistischen 
Schriftsteller  des  Abendlandes  aus  dem  13ten  Jahrhundert. 

In  dem  16ten  Jahrhundert  finden  wir  dann  die  Kenntniss  grie- 
chischer Schriften  und  auch  die  der  alchemistischen  mehr  und  mehr 
verbreitet.    Die,  die  letzteren  Schriften  enthaltenden  Sammlungen 


und  bey^esetzet  worden.  Gar  glaublich  ist,  das  es  durch  die  constantinopo- 
litanischen  exules,  (wie  denn  deren  umbs  jähr  Christi  1400.  und  hernach,  bis 
die  Stadt  in  Mahomeths  bände  kommen,  viel  in  Italien  und  Franckreich  auf- 
genommen worden )  dahin  kommen :  wie  andere  Bücher  mehr ."  Ganz 

hieran  erinnernd  ist,  was  Bandini  (a.  S.  263,Anm.  54  a.  0.,  p.  360)  1770  über 
Ursprung  und  Verbreitung  dieser  Sammlungen  sagte,  und  auch  Ameilhon's 

(Notices  et  extraits [vgl.  S.  262,  Anm.  23],  T.  V,  p.  368)  Aeusserung:   II 

paroit  que  la  chute  de  Pempire  de  Constantinople  est  a-peu-pres  l'epoque  oü  ces 
sortes  de  manuscrits  ont  commence  ä  se  repandre  dans  les  diverses  contrees 
de  PEurope. 

"*)  Vgl.  oben  S.  13  f.,  Anroerk.  22  und  26,  wo  ich  auch  schon  erinnert 
habe,  dass  diese  Schrift  1515  geschrieben  sei. 

1"^)  L.  n,  c.  2  (de  artis  origine  atque  progressu);  in  Mangeti  Biblio- 
theca  chemica  curiosa,  T.  II,  p   563  sq. 

Kopp,  Beitr.  s.  6««oh.  d.  Chem.  21 


322  2ur  Kenntniss  der  SammluDgen 

werden  von  Königen  erworben  und  aufbewahrt  *^*).  Von  sehr  Vielen 
unter  den  Verfassern  dieser  Schriften  wussteG.  Agricola  *")  Etwas. 
S.  245,  Anm.  4  wurde  eine  Angabe  mitgetheilt,  nach  welcher  Rober- 
tus  Vallensis"*),  Conrad  Gesner^'»)  u.  A.  Kenntniss  solcher 
Sammlungen  besassen.  Eine  grössere  Zahl  darin  enthaltener  Auf- 
sätze gab  Pizimenti  1573  ins  Lateinische  übersetzt  heraus  ^®®).  Doch 
wurden  die  ursprünglich  griechisch  geschriebenen  alchemistischen 
Aufsätze,  welche  uns  jetzt  beschäftigen,  auch  in  lateinischer  Ueber- 
setzung  nie  so  das  Gemeingut  der  abendländischen  Alchemisten,  wie 
dies  z.  B.  für  die  Schriften  der  Araber  der  Fall  war.  Die  grossen  Samm- 
lungen alchemistischer  Abhandlungen ,  welche  vom  16ten  bis  zum 
18ten  Jahrhundert  veranstaltet  wurden:  die  1572  veröffentlichten 
Bände  Artisauriferae,  quamchemiam  vocant,  das  zuerst  von  1613  an 
erschienene  sechsbändige  Theatrum  chemicum,  Manget's  1702  her- 
ausgegebene umfangreiche  Bibliotheca  chemica  curiosa  u.  a.  —  sie  alle 
enthalten  Nichts  von  den  Aufsätzen,  deren  handschriftlich  nur 
vorhandene  Sammlungen  in  dem  Vorhergehenden  besprochen  wur- 
den. —  Was  das  Bekannterwerden  dieser  Sammlimgen  im  ITten 
Jahrhundert  und  in  späterer  Zeit  und  die  Beschäftigung  mit  densel- 
ben betrifft,  habe^ich  bereits  oben  (S.  245  ff,)  ausfuhrlicher  erörtert. 

Als  eine  wichtige  Frage  tritt  uns  nun  zunächst  die  entgegen, 
wann  eine  solche  Sammlung  alchemistischer  Aufsätze  zuerst  ange- 
legt worden  sei ;  schon  im  Zusammenhange  mit  der  Beurtheilung, 
welche  Zeiten  für  die  Verfasser  dieser  Aufsätze  anzunehmen  seien. 
Dass  der  Sammler  später,  als  zu  den  Zeiten  des  Kaisers  Hera- 
klios  (wohl  des  610  bis  641  das  byzantinische  Reich  regierenden) 
gelebt  habe  und  Christ  gewesen  sei,  war  des  Fabricius  Ansicht, 
welche  er  im  Zusammenhange  damit,  in  wie  fern  diese  Aufsätze  nicht 
in  ihrer  ursprünglichen  Form  uns  erhalten  seien,  aussprach*®*): 

"6)   Vgl.  oben  S.  274. 

177)  Wie  aus  der,  von  1550  datirten  Zuschrift  an  Kurfürst  Moritz  und  Herzog 
August  von  Sachsen  hervorgeht,  welche  der  Baseler  Ausgabe  der  Schrift  de  re 
metallica  von  1556  vorgesetzt  ist.    Agricola  war  geboren  1490,   starb  1555. 

"8)  Ueber  diesen  Schriftsteller  ist  mir  Nichts  bekannt;  seine  Schrift  de 
veritate  et  antiquitate  artis  chymicae  kam  zuerst  zu  Paris  1561  heraus. 

"»)  Geboren  1516,  gestorben  1565. 

i«>)  Vgl  oben  S.  110.  * 

^8>)  Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  750  in  d.  Anmerk. 


g^riechischer  alchemistischer  Aufsätze.  323 

Quoniam  collector  haud  dubie  Heraclii  imp.  temporibus  junior  et 
christianus  fuit,  ac  pro  lubitu  ex  variis  scriptis,  quae  voluit,  non 
excerpsit  modo  et  digessit,  sed  etiam  interpolavit,  hinc  ex  christia- 
nismi  aut  temporum  vestigiis,  quae  passim  in  hac  coUectione  ap- 
parent ,  vel  etiam  ex  citatione  scriptorum ,  non  licet  firmiter  con- 
cludere  vel  de  aetate  vel  de  religione  eorum,  quorum  nomina  apo- 
spasmatiis  praefixa  sunt.  —  Dass  der  Name  Dessen,  welcher  eine 
solche  Sammlung   zusammenstellte,  uns   wahrscheinlich  erhalten 
sei,  hat  Bernard  ^^2)  vermuthet;  er  scheint  uns  erhalten  zu  sein 
in  dem  gleichsam  als  Vorrede  zu  der  Sammlung  dienenden   Ge- 
dichte, welches  die  Venetianer  Handschrift  i®^)  und  die  Escurial- 
Handschrift  B 184)  enthalten,  und  das  aus  ersterer  nach  d'Orville's 
Abschrift  dui'ch  Bernard  i^^),  aus  letzterer  dui'ch  Miller  ^^e)  ver- 
öffentlicht worden  ist.    In  der  Venetianer  Handschrift  hat  dieses 
Carmen  quod  post  indicem  auctorum  toti  operi  praemittitur  (wie 
es  bei  Bernard  als  Bezeichnung  dieses  Gedichtes  heisst)  27  Verse  i^'), 
28  in  der  Elscurial- Handschrift  B. .  Nur  Anfang  imd  Ende  dessel- 
ben mögen  hier  angeführt  werden.    „Dies  Buch",  beginnt  das  Ge- 
dicht,  „gleichsam   versteckten  Reichthum   enthaltend,   betrachte, 
jeder  iVeund  der  Musen"  i®*).     Und  es  schliesst:    „Der  hochschätz- 
bare Verstand,  die  berühmten  Geistesgaben  des  an  begeistertem 
Wesen   reichen  Theodoros,   des   treuen  Helfers  i®^)  der  Herren, 
vereinigte   und   stellte  zusammen  in  diesem  Buche   die  neue   (o. 
fremdartige,  seltene)  Sammlung  allweiser  Gedanken;  ihn  bewahriB 


182)  Xm  Anhange  zu  seiner  Ausgabe  Palladii  de  febribus  —  —  [Lugduni 
Batavorum  1745],  p.  150. 

183)  Vgl.  S.  259,  Nr.  2. 
18*)    Vgl.  S.  272. 

i8ß)   A.  Anmerk.  182  a.  0.,  p.  149  sq. 

186)  A.  S.  270,  Anm.  60  a.  0.,  p.  416  f. 

187)  Ein  Vers  der  Venetianer  Handschrift  —  wenn  anders  d^Orville's 
Abschrift  und  Bernard's  Publication  derselben  getreu  sind  —,  der  18 te,  ist 
in  der  Escurial- Handschrift  B  zu  zwei  Versen  gleichsam  erweitert. 

188)  Tr^y  ßCßXoy,  oXßoy  wcne^  iyxex^v/nfjiiyoy 

189)  naqaaxdxov.  Nach  dem,  was  sich  bei  Du  Gange  (Glossarium  ad 
scriptores  mediae  et  infimae  graecitatis,  T.  I  [Lugduni  1688],  p.  1115  sq.)  über 
die  spätere  Bedeutung  des  Wortes  naf^ütaatq  mitgetheilt  findet ,  könnte  na- 
QttCTäTTig  vielleicht  ein  höherer  Hofbeamter  gewesen  sein. 

21* 


824  Zur  Kenntniss  der  Sammlungen 

Christus,  Allherrscher,  schützend"  ^*^).  Es  ist  nicht  anzunehmen, 
dass  dieser  Sammler  Theodoros  selbst  der  Verfasser  dieses  Ge- 
dichtes gewesen  sei,  wohl  aber,  dass  ein  ihm  nahe  Stehender  das- 
selbe gefertigt  und  der  ursprünglichen  Sammlung  oder  einer  Ab- 
schrift derselben  zugelegt  habe;  bieten  doch  noch  das  17te  und 
die  erste  Hälfte  des  18ten  Jahrhunderts  Erinnerung  an  solches 
Verfahren  in  den  zahlreichen  Fällen,  wo  ein  Lobgedicht  auf  den 
Verfasser  eines  Werkes  oder  sein  Unternehmen  dem  Werke  selbst 
beigedruckt  ist.  Darüber,. wer  dieser  Theodoros  war  und  wann 
erlebte,  wissen  wir  aber  Nichts  i^^);  dass  an  ihn,  den  Sammler,  Ex- 
cerpte  aus  alchemistischen  Schriften,  namentlich  aus  solchen  des 
Zosimos,  gekommen  sein  mögen,  habe  ich  als  eine  mir  wahr- 
scheinliche Vermuthung  schon  oben  (S.  201  f.)  erinnert. 

Eine  Vorstellimg  über  die  Form  der  ursprünglichen  Samm- 
lung: welche  Aufsätze,  und  in  welcher  Reihenfolge  sie  diese  ent- 
hielt, gewährt  uns  der  Umstand,  dass  in  einzelnen  Handschriften 
eine  Inhaltsübersicht  uns  erhalten  ist,  welche  wohl  zu  der  ursprüng- 
lichen Redaction  passte,  wenn  auch  nicht  einmal  mehr  immer  zu 
derjenigen  Zusammenstellung,  in  welche  sie  durch  Abschreiben 
überging.  Die  „mit  Oott  entstandene  Inhaltsübersicht  des  Buches 
der  Weisen"  1»*)  steht  in  der,  aus  dem  Uten  oder  12ten  Jahrhun- 
dert stammenden  Venetianer  Handschrift  und  ist  aus  ihr  nach 
d'Orville's  Abschrift  durch  Bernard  veröffentlicht,  dann  durch 
Morelli  vervollständigt  worden  (vgl.  S.  261  f.);  sie  steht,  wie  aus 
dem  S.  273,  Anmerk.  66  Mitgetheilten  hervorgeht,  auch  in   der 


190J  *Q  yovg,  6  nayyiQaatogy  al  xi^^yai  (pQ^yeg 
GeoduiQov  nXovTovyvog  tyS-io^g  T^onotg, 
n$<noö  TeXovytog  deanozcby  naQact€itoVj 
Svyfjtf/ey^  iyti^e^xe  avXXoyrjy  liyiiy 
*Ey  tjde  ßCßXf^  nnyaoiptay  yotj/Liätaty ' 
"Oyne^  axiTiuty  g)vXttTt€  /^»öt«  nttyiaval. 
^81)   Darüber,   wie  und  wo  der  Name   Theodoros  meines  Wissens   am 
Frühesten  im  Znsammenhange  mit  Alchemie  genannt  wird,  habe  ich  S.  201, 
Anm.  171  Einiges   mitgetheilt;   es  giebt  für  die  Beantwortung   der  hier   zur 
Sprache  kommenden  Frage  keinen  Anhaltspunkt. 

192J   BCßXov  ao^y  nig>vxa  avy  ^e^  n(yal^  beginnt  die  Inhaltsübersicht  in 
der  Venetianer  Handschrift:  vgl.  S.  261. 


griechiBüher  alchemisti scher  Aafsätze.  325 

jüngeren  Escurial-Handschrift  B,  Die  in  der  Venetianer  Hand- 
schrift uns  erhaltene  Sammlung  entspricht  aber  keineswegs  der 
Inhaltsübersicht  der  ursprünglichen  Sammlung  i^^)^  während  die 
Escurial-Handschrift  jB,  bis  auf  Eine  Lücke  und  zwei  ihr  noch 
hinzugekommene,  der  Alchemie  fremde  Aufsätze,  Uebereinstim- 
mung  mit  dem,  was  diese  alte  Inhaltsübersicht  angiebt,  zeigt  ^**); 
aus  der  Escurial-Handschrift  B  würde  sich  noch  die  Form  und  der 
Inhalt  der  ältesten  Sammlung  entnehmen  lassen,  und  für  eine  Her- 
ausgabe der  älteren  griechisch  schreibenden  Alchemisten  wäre 
diese  Handschrift  eine  ganz  vorzugsweise  wichtige  und  zu  Grunde 
zu  legende. 

Was  die  Sammlung  in  ihrer  ältesten  Form  enthielt,  ergiebt 
sich  aus  früheren  Partieen  des  vorliegenden  Buches,  auf  welche 
80  eben  verwiesen  wurde.  Aber  Einiges,  was  sie  nicht  enthielt, 
mag  hier  hervorgehoben  werden.  Sie  hat  noch  nicht  die,  später 
in  den  Sammlungen  so  gewöhnlich  vorkommende  Erklärung  der 
chemischen  Zeichen  i**),  gleich  als  ob  zu  der  Zeit,  wo  sie  zusam- 
mengestellt wurde,  das  Verständniss  dieser  Zeichen  noch  ein  hin- 


i93j  Verglichen  mit  dem,  was  der  n(ya^  (die  alte  Inhaltsübersicht)  angiebt, 
sind  der  Venetianer  Handschrift  Kr.  ö  bis  6  derselben  (die  Nammern  beziehen 
sich  auf  die  S.  259  f.  mitgetheilte  Aufzählung  der  in  ihr  enthaltenen  Aufsätze) 
hinzugekommen;  der  Venetianer  Handschrift  fehlen  dagegen  die  in  dem  nl- 
ml  S.  261  f.  unter  Nr.  2  bis  8  und  23,  wohl  auch  die  unter  Nr.  36  u.  36, 
dann  40  bis  43  angegebenen  Aufsätze.  Umgestellt  ist  in  der  Venetianer 
Handschrift,  im  Vergleich  zu  der  Reihenfolge  des  nCyal,  Vieles.  Ueberein- 
stimmend  ist  die  Ordnung  der  Aufsätze  für  Nr.  9  bis  20  des  nlvttl  und  für 
Nr.  8  bis  18  der  Venetianer  Handschrift  (hier  ist  14  eine  Doppelnummer); 
dann  wieder  für  Nr.  27  bis  30  o.  32  des  nCyal^  und  für  Nr.  35  bis  39  o.  40 
der  Venetianer  Handschrift,  abgesehen  davon,  dass  Nr.  38  in  letzterer  einge- 
schaltet ist. 

19*)  Die  Lücke  ist  in  der  S.  273f.  mitgetheilten  Inhaltsangabe  besprochen; 
die  zugekommenen  Aufsätze  sind  die  daselbst  unter  Nr.  45  und  46  notirten 
zwei  Schriften  über  Träume.  Sonst  ist  die  üeberein Stimmung  eine  fast  voll- 
ständige zu  nennen,  denn  nur  der  im  Inhaltsverzeichniss ,  wie  es  die  Vene- 
tianer Handschrift  hat,  unter  Nr.  22  (vgl.  S.  262)  aufgeführte  Aufsatz  fehlt  in 
der  Angabe  des  Inhaltes  der  Escurial-Handschrift  B  (S.  273  f ). 

1^^)  „Erklärung  der  Zeichen  der  heiligen  Kunst  und  des  Buches  zur  Gold- 
bereitung" ist  dieselbe  in  mehreren  Handschriften  überschrieben,  wie  daran 
erinnernd,  dass  sie  zu  einef  bereits  veranstalteten  Sammlung  ausgearbeitet 
wurde.  Ich  komme  auf  diese  Erklärung,  und  unter  wie  rerschiedenen  üeber- 
schriften  sie  uns  erhalten  ist,  noch  einmal  besonders  zurück. 


32<>  Zur  Kenntniss  der  Sammlongen 

länglich  geläufiges  gewesen  wäre,  um  ein  sie  erklärendes  Capitel 
unnöthig  sein  zu  lassen.  Sie  hat  noch  nicht  die,  später  so  oft 
wiederholte  Aufzählung  der  Namen  der  alchemistischen  Autoritä- 
ten in  einem  besonderen  Abschnitt.  Und  sie  hat  nur  Aufsätze, 
welche  wirklich  auf  die  Alchemie  oder  auf,  dieser  ganz  benach- 
barte Gegenstände  der  chemischen  Technik  Bezug  haben;  das  am 
Weitesten  davon  Abliegende  betrifft  das  Härten  des  Stahls  zur 
Herstellung  scharfer  Geräthschaften.  Endlich  findet  man  in  ihr 
nur  Aufsätze  solcher  Schriftsteller,  welche  als  dem  alexandrinisch- 
byzantinischen  Kreise  angehörig  zu  betrachten  sind;  sie  hat  noch 
nicht  einen  später  oft  vorkommenden  Aufsatz  eines  Arabers  (des 
Salmanas). 

Wie  verändert,  nicht  nur  durch  Umstellung  der  bereits  in  der 
ältesten  Sammlung  enthalten  gewesenen  Aufsätze  sondern  mehr 
noch  durch  das  Weglassen  einzelner,  und  durch  die  Aufnahme 
einer  viel  grösseren  Zahl  von  Auüsätzen,  welche  in  der  ältesten 
Sammlung  nicht  enthalten  waren,  treten  uns  aber  die  in  weitaus 
den  meisten  Handschriften  gebotenen  Sammlungen  entgegen!  In 
diesen  findet  sich  nicht  mehr  die  von  Zosimos  an  die  Eusebia 
gerichtete  Schrift  *^^),  nicht  mehr  die  Schriften  von  Herakleios? 
Justinianos  u.  a.,  welchen  ich  wohl  später  noch  eine  kurze  Be- 
sprechung widme.  Aber  sie  enthalten  dafür  viele  Schriften,  welche 
sich  in  der  älteren  Sammlung  nicht  finden i^'):   Aufsätze,  welche 


19«)  Vgl.  S.  188. 

197)  Denn  es  ist  nicht  anzunehmen,  dass  die  in  dem  n£ya^  nicht  genann- 
ten, in  anderen  Sammlangen  vorkommenden  Aufsätze  sämmtlich  in  dem 
Schlusscapitel  CEtsqcc  xeqKcXairU  d$aq)6Q(oy  nottinhy  tisqI  XQ^^onottag'y  vgl.  SS. 
331,  Anmerk.  215)  der  Sammlung,  auf  welche  sich  der  niya^  bezieht,  enthal- 
ten gewesen  seien. —  Dass  bei  Labbe  (vgl.  S,  276,  Anmerk.  71)  Schriften  des 
Geber  und  des  Petrus  Theocto nicus  zusammen  mit  den  in  solchen 
Sammlungen  enthaltenen  genannt  sind,  beweist  mir  noch  nicht,  dass  er  die 
crsteren  wirklich  in  die  Sammlungen  der  letzteren  aufgenommen  gesehen  hat. 
Dieser  Petrus  Theoctonicus  gehört  beiläufig  bemerkt  zu  den  am  Selten- 
sten erwähnten  alchemistischen  Schriftstellern.  Labbe  giebt  an  einer  ande- 
ren Stelle  (a.  e.  a.  0.,  p.  272)  an,  dass  in  einer  Handschrift  der  königl.  Biblio- 
thek zu  Paris  u.  a.  ein  Aufsatz  Petri  Theoctonici  de  methodo  alchimiae  sei, 
welcher  bei  Morhof  (Polyhistor  literarius  [Lubecae  1695],  P.  I,  p.  112)  als 
Petri  Theodorici  de  methodo  alchymiae  aufgeführt  wird.  Höfer  gab  in  sei- 
ner Histoire  de  la  chimie,  1.  ed.,  T.  I  [Paris  1842],  p.  344  über  einen  anders 


{{i'iecliischer  alchemistischer  Aufsätze.  327 

theilweise  gleichfalls  anscheinend  älteren  griechischen  Alchemisten 
zugehören,  aber  auch  andere,  wie  den  Aufsatz  des  eben  erwähnten 
Arabers  und  einzelne  selbst  viel  neuere:  einen  des  Michael  Psel- 
los  aus  dem  Uten  Jahrhundert,  und  selbst  aus  dem  ISten  Jahr- 
hundert einen  des  Nikephoros  Bleramydes^^^)  und  Etwas  von 
Arnald  von  Villanova i^^).  Und  sie  enthalten  ausser  specifisch 
Alchemistischem  und  Vorschriften  für  die  Darstellung  chemischer 
Präparate  ^0®)  und  die  Ausfuhrung  chemischer  Operationen  ^^^i)  des 


betitelten  Aufsatz,  als  dessen  Verfasser  ein  Jacob us  Theoton icus  genannt 
ist,  einige  Auskauft;  wesentlich  dasselbe  theilt  er  auch  in  der  zweiten  Aus- 
gabe des  genannten  Werkes,  T.  I  [Paris  1866],  p.  364  mit:  Theotonicus 
ou  Theutonicus.  Nous  n*avons  pu  recueillir  aucun  renseignemont  ccrtain 
8ur  cet  auteur,  qui  ne  parait  avoir  cto  jusqu'ici  indique  nulle  part.  Son  nom 
se  trouve  dans  un  manuscrit  latin  de  la  Bibliotheque  imperiale  n^  7156  (Fol. 
138  rccto),  commenQant  par  ces  mots:  Incipit  practica  alktmiae  Jacobi 
Theo  ton  ici.  II  n'y  a  que  des  coujecturcs  ä  faire  sor  le  temps  et  le  lieu, 
oü  vivait  Theotonic  ou  Theutonic.  Le  manuscrit,  qui  reuferme  la  Pratique 
de  Valchimiej  est  du  quatorzieme  siecle;  son  auteur  vivait  donc  probablemeut 
vers  le  douzieme  ou  le  treizieme  siecle.  £tait-il  Grec  ou  Alleniand  (Theu- 
tonicus) d'origine?  C'est  ce  qu*il  est  difficile  de  decider.  Au  reste  son 
ouvrage  ne  renferme  rien  qui  soit  bien  digno  de  remarque  (folgen  namentlich 
noch  einige  Mittheilungen  bezüglich  darin  enthaltener  Angaben  über  die  Rei- 
nigung des  Salmiaks  und  die  Darstellung  eines  Arscnpraparates).  Von  Che- 
vreul  (Journal  des  savants,  annce  1851,  p.  289)  wird  Theotonicus  zusam- 
men mit  Psellus  und  Blemmidas  erwähnt  als  zu  nennen  unter  den  Alche- 
misten bei  den  Byzantinern  im  Uten  bis  13ten  Jahrhundert. 

198)  Vgl.  S.  289  f.,  Anmerk.  99. 

199)  Ueber  das  Vorkommen  dieses  Aufsatzes  von  Arnald  von  Villanova 
in  der  Florentiner  Handschrift  (Nr.  48  derselben)  vgl.  oben  8.  266  f.,  Anm.  56. 
Ueber  das  Vorkommen  desselben  in  der  Escurial  -  Handschrift  ^  (Nr.  45  der- 
selben) vgl.  oben  S.  272.  Ueber  das  Vorkommen  desselben  in  der  Pariser 
Handschrift 2327  (Nr.  36  derselben)  vgl.  oben  S.  2S7;  auch  in  der  von  Mont- 
faucon  als  cod.  3178  besprochenen  Handschrift  (vgl.  oben  S.  286,  Anmerk. 
95)  war  (gleichfalls  als  35ter  Aufsatz)  nach  seiner  Angabe  enthalten  Renaldus 
de  Novavilla  de  arte  chymica.  Dieser  Aufsatz  befand  sich  auch  in  der  dem 
Fahr  ici  US  zugekommenen  Abschrift  einer  Pariser  Handschrift  (Nr.  53  der- 
selben); vgl.  oben  S.  280. 

200)  Wie  sie  schon  die  älteste  uns  als  Original-Handschrift  erhaltene  che- 
mische Schrift  enthält  und  ich  bei  der  Besprechung  derselben  S.  101  sie  als 
in  Sammlungen  alchemistischer  Aufsätze  mehrfach  vorkommend  nachgewie- 
sen habe. 

^^)  Ausser  den  Beschreibungen  von  Oefen,  den  Anleitungen  zur  Destil- 
lation u.  s.  w.  auch  noch  z.  B.  die  Vorschrift,  einen  Kitt  zu  machen:  Par. 
cod.  2327,  Nr.  2  (vgl.  S.  286);  in  der  bei  Montfaucon  (vgl  daselbst,  An- 


328  Zur  KenntnisB  der  Sammlungen 

Technisch-Chemischen  ungleich  mehr,  im  Vergleich  zu  dem  was 
sich  in  der  ältesten  Sammlung  findet:  ausser  Vorschriften  zum 
Messingmachen  und  Stahlhärten  überhaupt  Metallurgisch-Chemi- 
sches 2^2)  und  auch  hierauf  bezügliches  Geschichtliches  203)^  eine  An- 
leitung zur  Darstellung  von  Präparaten,  welche  für  das  Löthen 
von  Metallen  zweckdienlich  sind*^*),  Anweisungen  zur  Anfertigung 
farbiger  Glasflüsse  oder  zur  Nachbildung  von  Edelsteinen  2®^),  Vor- 
schriften zur  Anfertigung  und  Erhöhung  des  Werthes  von  Per- 


merk. 95)  als  Cod.  3178  bezeichneten  Handschrift  auch  als  der  zweite  der 
darin  enthaltenen  Aufsätze.  Quomodo  e  caseo,  pellibus  et  sapone  gluten  fieri 
possit,  ist  der  Inhalt  dieses  Aufsatzes  im  Pariser  Manuscripten -Kataloge  von 
1740  characterisirt  (Modus  conficiendi  glutinis  ex  caseo  et  pellibus  bei  Mont- 
faucon);  wozu  Lenglet  du  Fresnoy  [Histoire  de  la  philosophie  berme- 
tique  [ä  la  Haye,  1742],  T.  III,  p.  15)  bemerkt:  C'est  le  lut  pour  luter  les 
vaisseaux,  dans  leqnel  le  fromage  et  la  coUe  de  rognures  de  gands  ou  de 
peaox  entre  encore  aujourd'huL 

30^  Dahm  gehören  auch  wohl  Ezcerpta  nonnulla  de  rebus  chymicis  et 
metallicis  in  Paris.  Cod.  2327,  Nr.  84,  vgl.  S.  287. 

^3)  Aus  dem  von  Agatharchides  uns  Erhaltenen  in  der  Altenburger 
0.  Gothaer  Handschrift  Nr.  18,  vgl.  S.  301. 

20*)  In  der  von  Fabrio.ius  benutzten  Abschrift  einer  Pariser  Handschrift 
Nr.  59,  vgl.  S.  280.  Aber  ich  bin  nicht  gewiss,  ob  die  S.  330,  Anmerk.  208 
erwähnten ,  die  x6XXti<rfy  betreffenden  Vorschriften  sich  auf  das  Zusammenfü- 
gen von  Metallen  oder  Anderem,  Pergament  z.  B.,  beziehen. 

205^  Ich  habe  Einiges  hierher  Gehörige  schon  oben  S.  205,  Anm.  188  bespro- 
chen. Andere  diesen  Gegenstand  betreffende  Aufsätze  sind  u.  a.  folgende :  In  der 
Pariser  Handschrift  2275  Nr.  11:  Anonymus,  de  unionibus  et  lapidibus  pre- 
tiosis  conficiendis;  vgl.  oben  S.  284;  wie  Höfer  den  Titel  dieses  Aufsatzes 
angiebt,  vgl.  daselbst.  Anscheinend  als  in  einer  Vorschrift  des  Arabers 
Salmanas  in  derselben  Handschrift  enthalten  wird  dann  von  Höfer  (Histoire 
de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  II  [Paris  1866],  p.  299)  noch  ein  Capitel  besprochen: 
Dans  le  chapitre  sur  la  teinturo  des  pierres,  des  emeraudes,  des  lychnites, 
des  hyacinthes,  d*apres  uu  livre  du  sanctuaire  (x(ttaßag)rj  X(&(ay  xai  afiaqdy- 
^iav  xal  Xvxy^t&y  xai  vaxi'y&ojy  ix  roß  a^vxov  X(by  hq(by  ix&oS-iyzog  ßißXiov)^ 
il  est  question,  en  termes  non  equivoques,  de  la  coloration  des  pätes  de  verre, 
de  fai'ence  et  de  porcelaine  par  des  oxydes  metalliques.  —  —  C*est  avec  le 
talc,  le  fiel  de  boeaf  et  les  fleurs  de  cuivre,  qu'il  prescrit  de  colorer  les  ver- 
res.  Sonst  wird  als  in  der  Pariser  Handschrift  2325  enthalten  ein  Aufsatz 
(Nr.  8,  vgl.  oben  S.  285):  Salmanae  Arabis  methodus,  qua  uniones,  hyacinthi, 
aliaque  id  gcnus  fieri  possint,  angegeben.  In  der  von  Fabricius  benutzten 
Abschrift  einer  Pariser  Handschrift  war  auch  (Nr.  9,  vgl.  S.  278)  eine  Samm- 
lung von  Recepten,  unter  welchen  von  ihm  namentlich  angegeben  werden: 
KttZttß{tg)T}  XC&(üy  xal  G/LiaQdyd(oy.  Bili  vulturis  incoquendae  gemmae,  unde 
rectius  imbibent  colores.    SftaQuydov  noitjcts»    Elg  xo  yeyiad-ae*  tby  x^vffxaX' 


griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  829 

len^oc),  eine  Auskunft  darüber, -wie  Bier  bereitet  wird^o?)^  Anlei- 


Xoy  änaXoy  (Erweichen  des  Kryatalls?).  Karaaxevi]  eis  tb  ßdtpat  Xi^oy  (qv- 
^Qoy.  Ebensolche  Recepte,  auch  das  unter  der  von  Höfer  mitgetheilten 
Ueberschrift ,  enthält  die  Florentiner  Handschrift  (Nr.  44,  vgl.  oben  S.  266), 
und  gerade  dieses  Recept  auch  die  Escurial-HandschriflJ.  (Nr.  2(X  vgl.  oben 
S.  271).  —  An  die  Herstellung  farbiger  Glasflüsse  wird  man  (vgl.  noch  S. 
56)  auch  erinnert  durch  das,  was  dem  alchemistischen  Schriftsteller  Demo- 
crit  in  Beziehung  auf  das  Färben  von  Steinen  nachgesagt  wurde  (vgl.  S. 
110),  und  hierdurch  wiederum  daran,  dass  L.  A.  Seneca  (a.  S.  109  a.  0.) 
schon  für  den  Democrit  von  Abdera  erinnert,  dieser  habe  gefunden,  quem- 
admodum  deooctus  caiculus  in  smaragdum  converteretur ,  qua  hodieque  co- 
ctura  inventi  lapides  coctiles  colorantur.  Und  andererseits  ist  zu  beachten, 
wie  lange  noch  nach  der  Zeit,  in  welcher  die  uns  jetzt  beschäftigenden  grie- 
chischen Schriften  über  alchemistische  Gegenstande  geschrieben  wurden,  die 
künstliche  Herstellung  von  Edelsteinen  mit  der  eigentlichen  Aufgabe  der  AI- 
Chemie:  der  Metallveredlung,  verwebt  erscheint;  noch  das  dem  Raymund 
Lull  (im  13ten  Jahrhundert  und  im  Anfang  des  14ten)  zugeschriebene  Com- 
pendium  animae  transmutationis  artis  metallomm  enthält  in  den  beiden  For- 
men, in  welchen  es  vorkommt  (Mangeti  Bibliotheca  chemiöft  curioBa,  T.  I, 
p.  780  sqq.  und  p.  853  sqq.),  Yonchriiten  zur  Zusammensetzung  der  verschie- 
denartigsten Edelsteine:  des  Diamantes,  Saphirs,  Smaragdes,  Topases,  Berylls 
und  anderer,  namentlich  auch  der  Perlen. 

20Ö)  Eine  Anzahl  solcher  Recepte:  Zubereitung  der  Perlen;  trübe  und 
schmutzige  weiss  zu  machen;  blassgelbe  weiss  zu  machen  (wie  es  scheint 
durch  Einlegen  derselben  in  die  Milch  einer  weissen  Hündin);  Härten  oder 
Dichtmachen  der  Perlen,  war  in  der  von  Fabrioius  benutzten  Abschrift 
einer  Pariser  Handschrift  (Nr.  9,  vgl.  S.  278)  enthalten  {T&y  fiagya^iov  axBva- 
oCa.  Jevxiaaig  axvyvCbv  xat  ^vnaqtby.  Jevxtoaig  fitt^yd^toy  xi^^wy '  ßdXe  elg 
yüXa  xvyog  Xevxfjg  -  -  -  JIi]hg  jua^äQtoy),  Der  Aufsätze  Nr.  11  in  Paris, 
cod.  2275  und  Nr.  8  in  Paris,  cod.  2325,  welche  Vorschriften  zur  Anferti- 
gung oder  Zurechtmachung  von  Perlen  enthalten,  wurde  schon  in  der  vor- 
hergehenden Anmerkung  erwähnt.  Auf  eine  in  vielen  Handschriften  sich  fin- 
dende Anweisung  des  Arabers  Salmanas,  grosse  Perlen  zu  machen,  komme 
ich  bei  der  Besprechung  der  Verfasser  der  in  diesen  Sammlungen  enthalte- 
nen Aufsätze  zurück.  Dass  die  Vorschrift,  blassgelbc  Perlen  weiss  zu  machen, 
als  von  Zosimos  herrührend  betrachtet  worden  ist,  geht  aus  dem  oben  S. 
205  f.,  Anmerk.  191  und  192  Bemerkten  hervor.  Eine  Vorschrift  zum  Reinigen 
und  Glänzendmachen  der  Perlen,  welche  viel  gebraucht  sei  (sie  beginnt  da- 
mit, Oel  in  einer  Schale  erwärmen  zu  lassen),  hat  die  Turiner  Handschrill 
(Nr.  9,  vgl.  oben  S.  269;  in  dem  da  citirten  Kataloge  wird  die  üeberschrift 
dieses  Aufsatzes  wiedergegeben:  Detersio  margaritarum ,  ut  splendor  illis 
concilietur,  quae  plurimum  in  usu  esse  dicitur).  EinAuftatz  unter  demselben 
Titel  {£fifji&g  xat  Xu/LtnQvya&g  fittQyüQtoy  ^  noXXuxtg  6  cfecfcüxoig  (X^ys  /^c^a*) 
und  mit  demselben  Anfang  (n^wtoy  ßaXtay  (Xatoy  -  -  -),  wie  der  in  der  Turi- 
ner Handschrift,  findet  sich  auch  in  der  Escurial  -  Handschrift  A  (Nr.  19,  vgl. 
oben  S.  271),  und  nach  Miller's  Bemerkung  (a.  S.  270,  Anm.  62  a.  0.)  auch  in 


330  Zur  Kenntniss  der  Sammlungen 

tun  gen  zum  Schreiben  mit  Goldschrift  ^<*®),  und  anderes  Solches, 
dem  ursprünglichen  Gegenstände  der  zur  ältesten  Sammlung  ver- 
einigten Aufsätze  Fremdes.  Selbst  noch  Fremdartigeres  gesellt 
sich  hinzu:  Mathematisches  ^o»),  auf  Traumdeutung  Bezügliches  210) 
und  an  Astrologisches  mindestens  dicht  Hinstreifendes'**),  Land- 
wirthschaftliches  oder  Meteorologisches'* 2),  und  kaum  specieller 
zu  Classificirendes,  das  aber  gewiss  jedem  redlich  Strebenden  zu 
wünschen  ist'^^).  Und  wie  der  Alchemie  Fremdes  in  Sammlungen 
alchemistischer  Aufsätze,  so  kam  auch  wohl  einmal  ein  alchemi- 


der   Pariser  Handschrift  2327,    deren   grosse   Ucbereinstimmung  mit   dieser 
Escurial-Handschrift  schon  oben  S.  238,  Anmerk.  97  besprochen  worden  ist. 

307)   Welche  Auskunft  als   von  Zosimos   herrührend   betrachtet  ¥7urde  ; 
vgl.  oben  S.  202  f. 

208j  £ine  solche  Anleitung  befand  sich  in  der  von  Fabricius  benutzten 
Abschrift  einer  Pariser  Handschrift  (Nr.  52,  vgl.  oben  S.  280) ,  auch  in  der 
vormals  als  Cod.  3178  bezeichneten  Pariser  Handschrift,  aus  welcher  Mont- 
faucon  ein  bezügliches  Fragment  veröffentlicht  hat  (vgl.  oben  S.  286,  An- 
merk. 95).  (Darüber,  dass  in  der  Leydener  Papyrus-Handschrift  Anweisungen 
zum  Schreiben  mit  Goldschrift  enthalten  sind,  vgl.  oben  S.  100.)  So  finden 
sich  auch  in  der  Florentiner  Handschrift  (Nr.  46,  vgl.  oben  S.  266)  zwischen 
Vorschriften,  wie  einzelnen  Metallen  einen  Goldüberzug  zu  geben,  u.  a.  solche, 
welche  auf  das  Schreiben  mit  Goldschrift  Bezug  haben:  "YdaiQ^  fya  ixßüXfig 
Xgvao/Ltay  dno  dci^fifiy  (sie).  "Etegoy  6><Tavt<og,  JaycigKr^a  XQvactipiov.  Ilegi 
Tod  notfjffM  ygdfjifAttxa  ;|f^v<rclf.  ÜBql  toD  noitjcat  xöXXrjaiy  xttXi^y.  *Etiqa$  xoX- 
XriOBig.     Hegt  Tod  /^vcd^cr«»  aidriQoy, 

209^  Die  im  Anfang  der  Turiner  Handschrift  stehenden  und  den  grösseren 
Theil  derselben  füllenden  Abhandlungen,  vgl.  S.  269. 

210)  So  Nicephori  *Oy€&goxg&ux6y  in  der  Venetianer  Handschrift  (Nr.  5 
derselben,  vgl.  oben  S.  259);  so  des  Nikephoros  Schrift  und  die  des  Syne- 
sios  über  Träume  in  der  Escurial-Handschrift  £  (Nr.  45  u.  46  derselben,  vgl. 
S.  274). 

2")  Der  Aufsatz  in  der  Pariser  Handschrift  2250  (Nr.  7,  vgl.  oben  S.  282), 
dessen  Inhalt  characterisirt  wird:  Quaenam  fossilia  planetae  cuique  attri- 
buantur. 

212)  Der  Aufsatz,  welcher  Prognosfica  ad  quatuor  anrii  tempora  rcsque 
georgicas  spectantia  enthalte,  in  der  Venetianer  Haudschrift  (Nr.  6  derselben, 
vgl.  S.  259). 

^^3)  So  ein  Aufsatz  in  der  Escurial-Handschrift^  (Nr.  41  derselben,  vgl. 
S.  271),  worin  behandelt  wird,  wie  man  wohl  thue,  das  Glück  des  Erworbers, 
das  Glück  des  mühsam  Erarbeiteten,  und  lange  Dauer  des  Lebens.  Wie 
Miller  (a.  hier  a.  0.)  bemerkt,  hat  denselben  Aufsatz  auch  die  •Pariser  Hand- 
schrift 2327. 


griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  331 

stischer  Aufsatz,   gleichsam  verirrt,   mit  durchweg  der  Alchemie 
fremden  Schriftstücken  in  Eine  Handschrift  zusammen  214). 

Ich  habe  bereits  (S.  325)  erörtert,  dass  das,  was  die  Escurial- 
Handschrift  B  enthält,  mir  die  älteste  Form  der  Sammlung,  und 
den  Inhalt  der  ältesten  Sammlung  fast  vollständig,  zu  geben 
scheint.  Die  Reihenfolge  der  in  ihr  noch  erhaltenen  Aufsätze 
stimmt  ganz  zu  der  der  auf  uns  gekommenen  alten  Inhaltsangabe, 
des  TCiva^,  Diese  Inhaltsangabe  ist  zu  einer  Sammlung  gemacht, 
sie  ist  nicht  etwa  lediglich  eine  Zusammenstellung  der  Titel  oder 
Ueberschriften  vereinzelter  alchemistischer  Aufsätze  oder  Abhand- 
lungen; dies  geht  daraus  hervor,  wie  in  ihr  zuletzt  eine  Anzahl 
wohl  kleinerer  Aufsätze  gleichsam  im  Rummel  zusammengefasst 
wird'*^);  dies  geht  auch  daraus  hervor,  dass  in  ihr  so  oft  Aufsätze 
als  herrührend  von  Dem  oder  von  Jenem  und  handelnd  „von  dieser 
nämlichen"  oder  „von  derselben  heiligen  Kunst"  ^^%  oder  „Dessel- 
ben" verschiedene  Aufsätze  hinter  einander  21 7)  aufgeführt  werden. 
Der  niva^  hat  solche  Bezugnahme  auf  das  in  ihm  Vorstehende, 
wo  sie  der  Titel  der  vereinzelten  Schrift  natürlich  nicht  haben 


314)  So  z.  B.  stehen  in  der  (anBcheinend  im  16ten  Jahrhundert  gefertig- 
ten) Pariser  Handschrift  2328  (Catalogus  codicum  roanuscriptorum  bibliothe- 
cae  regiae,  T.  II  [Parisiis  1740],  p.  484)  zusammen:  Michaelis  Pselli  ad  Mi- 
chaelem  patriarcham,  de  auri  conficiendi  ratione,  epistola;  graecorum  manu- 
scriptonxm  catalogus  (verum  bibliothecae,  ubi  ü  Codices  asservabantur,  nomen 
omissum  est);  excerpta  cxAnatolio  de  rebus  ad  mathematicas  disciplinas  per- 
tinentibus;  Gregorina  Thaumaturgus,  de  anima;  Theodosii  imperatoris  lex 
ad  versus  Porphyrium  et  Nestorianos;  catalogus  manuscriptorum  graecorum 
bibliothecae  Caraffae  cardinalis.  Diese  Handschrift  wird  hier  als  aus  der  le 
Tel  Herrschen  Bibliothek  in  die  königl.  Bibliothek  zu  Paris  gekommen  be- 
zeichnet; in  Montfaucon*s  Bibliotheca  bibliothcnarum  manuscriptorum  nova 
[Parisiis  1739]  wird  sie  (T.  II,  p.  740)  als  Par.  Cod.  31852  „lit  wesentlich  der- 
selben Inhaltsangabe  aufgeführt;  es  ist  wohl  die  früher  im  Besitze  des  C.  de 
Montchal,  Erzbischofs  von  Toulouse,  befindlich  gewesene,  über  welche 
Labbe  (Nova  bibliotheca  mss.  librorum  [Parisiis  1653],  p.  199]  einige  Aus- 
kunft gegeben  hatte. 

^^•^)  Unter  der  Bezeichnung:  "Etcqcc  xeg^iiXant  dKc^ÖQtay  noititwy  neql 
XQvaonottag  (Nr.  43«  oben  S.  262;  vergl.  auch  Nr.  44  der  Escurial-Handschrifb 
B,  oben  S.  274). 

*'6)  Vgl.  z.  B.  oben  (S.  261)  die  Angaben  des  n/r«!  für  Nr.  9  bis  12 
und  14. 

317)  Vgl.  z.  B.  daselbst  (S.  261  f.)  Nr.  6,  16,  19,  31,  32,  39. 


332  Zur  Kenntniss  der  Sammlungen 

konnte '^ö).  Der  jrtVaJ  wurde  später  abgeschrieben  in  Sammlun- 
gen, welche  nicht  mehr  mit  der  ursprünglichen  übereinstimmten  *i^); 
aber  die  Titel,  wie  sie  im  xlva^  angegeben  sind,  scheinen  als  Ti- 
tel der  einzelnen  Aufsätze  über  diese  geschrieben  worden  zu  sein; 
oder  bestimmt  wenigstens  scheint   später  aus  Einer  Handschrift 

die   Angabe:  „Desselben"  Abhandlung  über unverändert  in 

eine  andere  Handschrift  übergegangen  zu  sein,  wenn  auch  ein 
Au&atz  eines  Anderen  eingeschoben  oder  überhaupt  die  Reihen- 
folge der  Aufsätze  umgestellt  war  und  so  diese  Angabe  unrichtig 
wurde  220).  Spätere  Formen  der  Sammlung  sind  durch  solche  Ein- 
schaltungen gekennzeichnet;  auch  dadurch,  dass  sie,  soviel  sich 
beurtheilen  lässt,  mitunter  denselben  Aufsatz  wohl  zweimal  haben: 
einmal  vielleicht  aus  dieser  und  dann  noch  einmal ,  in  mehr  oder 
weniger  veränderter  Fassung  aus  jener  älteren  Handschrift  ent- 
nommen ^'^i).    Für  mehrere  Handschriften  findet  man  in  den  Be- 


218)  Für  dieselbe  Schrift  des  H  e  1  i  o  d  o  r  o  8  ist  z.  B.  der  Titel  an  eioh  nach  der 
Venetianer  Handschrift  (bei  Bernard  a.  S.  323,  Anm.  182a.O.,  p.  151):  ^HXto- 
d(OQov  (ftXoGÖifov  TiQog  Geodöfftoy  toy  /Ltiyay  ßafftXia,  ne^t  Tf}g  r&y  g^§Xoa6g)ü}y 
/uvcTtxij^  TfX^l^i  ^*«  ffT(;^(oi'  hifAßü)yj  während  der  n{ya^  (vgl.  Nr.  9  oben  S. 
261)  die  Angabe  hat:  ^HXiodioQov  (piXoaoipov  n^bg  Seodöatoy  toy  ßaatXia  ne^l 
tfjg  d^6(ag  lavttjg  tix*^riq  diä  atlx^*^  läfißtoy. 

ai9)  yjTiQ  2.  B.  gerade  die  älteste  der  mir  bekannt  gewordenen  Hand- 
schriften: die  Venetianer  Handschrift. 

^20)  So  ist  z.  B.  in  der  Venetianer  Handschrift  der  Aufsatz  Nr.  22  (vgl. 
oben  S.  260)  über  das  göttliche  oder  heilige  Wasser  überschrieben:  Toö  ar- 
toü  XQ$anayoi^j  während  für  die  vorhergehenden  Aufsätze  Christian os 
nicht  der  Verfasser  ist.  So  ist  auch  in  der  Altenburger  o.  Gothaer  Hand- 
schrift der  Aufsatz  Nr.  12  (vgl.  oben  S.  301)  betitelt:  Toü  «rroö  XQ&aztt(yoi> 
nsQt  roö  ^bCov  if&axog^  während  die  zunächst  vorhergehenden  Aufsätze  von 
ganz  andern  Verfassern  sind.  So  ist  daselbst  der  Aufsatz  Nr.  27  betitelt: 
7*0?  «t'ToÖ  ZdoaifAov  neoi  oQyuytay  xai  xfifiCytay  x.  t.  X,  während  zwischen  die- 
sem und  dem  nächst  vorhergehenden  Aufsatz  des  Zosiraos  einer  der  Kleo- 
patra  eingeschaltet  ist;  letzteres  findet  sich  wieder  in  der  Munchener  Hand- 
schrift für  Nr.  23  derselben  (vgl.  oben  S.  306).  In  dem  n(ya^  (Nr.  32  dessel- 
ben, vgl.  oben  S.  262)  hatte  die  Bezeichnung  dieses  Aufsatzes:  Toü  uvrod 
[Zotaifxov]  negl  oqyciytay  xtti  xa/uiytjy  x.  r.  X.  ihre  vollständige  Berechtigung, 
da  auch  die  beiden  hier  vorhergehenden  Aufsätze  von  Zosimos  sind. 

221)  So  hat  die  an  Fabriciu«  gekommene  Abschrift  einer  Pariser  Hand- 
schrift, wie  es  scheint,  denselben  Aufsatz  einmal  Nr.  42  (vgl.  oben  S.  280) 
und  dann  noch  einmal  als  den  ersten  der  unter  Nr.  57  zusammengestellten. 
Darüber,  dass  des  Zosimos  Aufsatz:  ryj^ata  Inofiyrjfdata  in  der  Escurial- 
Handschrift  A  zweimal  enthalten  ist,  vgl.  oben  S.  179,  Anmerk.  77,  und  S.  271 


griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  338 

Schreibungen  derselben  angegeben,  dass  und  vo  von  fremder  Hand 
nachträglich  noch  Einschaltungen  oder  Zusätze  gemacht  worden 
sind  22«).  —  Einzelne  Handschriften  haben  geradezu  Lücken  ^*3); 
andere  enthalten  einzelne  Aufsätze  nur  bruchstückweise '24)  j  noch 
andere  geben  sich  überhaupt  nicht  als  Sammlungen  der  Aufsätze 
sondern  als  Sammlungen  von  Auszügen  aus  den  letzteren  ^^s).  In 
einzelnen  Handschriften  endlich  finden  sich  einzelne  Theile  des- 
selben Schriftstücks  räumlich,  oft  weit,  durch  zwischengestellte  an- 
dere Aufsätze  getrennt'* *^),  ohne  dass  dies  stets  nur  als  auf  fehler- 
hafter Paginirung  beruhend  zu  erklären  zu  sein  scheint.  Nament- 
lich findet  man  solche  Theile  eines  und  desselben  Aufsatzes, 
welche  einzeln  und  unabhängig  von  einander  in  Handschriften 
übergegangen  waren,  dann  auch  wieder  in  Einer  Handschrift  zu- 


bei  Nr.  11  und  29.  Darüber,  dass  in  mehr  als  einer  Handschrift  als  von  Zo- 
simos  herrührend  zwei  Aufsätze  unter  dem  Titel  ryriaCa  yqnipt]  x.  t.  X  ent- 
lialten  sind,  deren  einer  lediglich  das  erste  Capitel  des  anderen  zu  sein  scheint, 
vgl.  oben  S.  189  ff.  Für  die  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift  wird  von 
Jacobs  (a.  S.  300  a.  0.,  p.  ^17)  angegeben,  dass  sie  fol.  G6  einen  Aufsatz 
des  Ostanes  hat  (Nr.  7,  vgl.  oben  S.  301),  und  weiter  (p.  218),  dass  in  ihr 
fol.  212  steht  Fragmentum  Ostanis,  negi  ti^g  IsQäg  tixyfiQ  -  -  -  (vgl.  Nr.  30 
oben  S.  302),  cigus  initium:  zijg  (pvaetag  to  äz^entoy  -  -  -  vide  supra  fol.  66. 
ubi  eadem  leguntur. 

222)  So  z.  B.  für  die  Venetianer  Handschrift,  vgl.  bei  Nr.  23  derselben 
oben  S.  260;  so  für  die  Pariser  Handschrift  2325,  vgl.  oben  S.  285,  An- 
merk.  91.  / 

223)  So  z.  B.  die  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift,  vergl.  bei  Nr.  13 
derselben  oben  S.  301. 

224)  Wie  z.  B.  die  Oxforder  Handschrift  in  Nr.  15,  17,  18,  19  derselben, 
vgl.  oben  S.  316. 

225)  Wie  die  Leydener  Handschrift,  vgl.  oben  S.  312. 

226)  So  z.  B.  in  der  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift:  Nr.  10  dersel- 
ben (vgl.  oben  S.  301),  ^AyeniyQ(i(fov  q>iXoc6(pov  neQt  d^elov  €daTog  tfjg  Xevxd)- 
aeoig,  beginnt  fol.  79  der  Handschrift,  aber  Beinesius  hatte,  wie  Jacobs 
a.  S.  300a.  0.,  p. 217  mittheilt,  dazu  die  Randbemerkung  hingeschrieben:  dxi- 
^aXa  sunt  haec  et  manca.  pertinent  autem  ad  ultima  verba  fol.  95^  cum  qui- 
bus  si  jungantur  ista,  jam  sententiam  pulcre  absolvent;  femer  steht  da  nach 
Jacobs'  Bericht  (daselbst  p.  218)  fol.  142^  (Nr.  19)  Pars  libri  nsQl  nwröTtjtog 
(pu)Toiy,  cujus  principium  est  fol.  119.  So  giebt  Reuvens  a.  S.  311  a.  0.  für  die 
Leydener  Handschrift  an,  dass  in  ihr  auf  p.  131 — 138  stehe  das  XeUxöy,  bis 
zum  Worte  XQ^^^^  ^^^W^^  dann  ganz  Andersartiges  (vgl.  oben  S.  312),  dann 
p.  144  (der  letzten  Seite)  der  Rest  des  Lexicons,  von  x^Xxhg  bis  an  das 
Ende. 


334  Zur  Kentiiniss  der  Sammlungen 

sammen ,  aber  den  Anfang  des  ursprünglichen  Aufsatzes  von  der 
Fortsetzung  desselben  getrennt  und  erst  später  stehend  *2^). 

Weniger  erheblich  für  die  allgemeinere  Eenntniss  der  Sammlun- 
gen griechischer  alchemistispher  Aufsätze,  als  die  Betrachtung  der- 
selben unter  den  so  eben  benutzten  Gesichtspunkten,  ist  die  Frage 
nach  dem  Alter  der  Handschriften,  in  welchen  sie  uns  erhalten 
sind.  Die  Reihenfolge  der  Zeiten,  in  welchen  diese  Handschrif- 
ten gefertigt  wurden ,  giebt  nicht  die  Reihenfolge  der  Formen ,  in 
welchen  diese  Sammlungen  existirten  oder  zu  welchen  sie  ausge- 
bildet wurden.  Wir  haben  die  früheste  Form  der  Sammlung  in 
einer  neueren  Handschrift  (der  Escurial-Handschrift  B  aus  dem 
16ten  Jahrhundert),  und  die  älteste  mir  bekannte  Handschrift 
(die  Venetianer  aus  dem  Uten  oder  12ten  Jahrhundei-t)  giebt  uns 
eine  spätere  Form  der  Sammlung  (vgl.  oben  S.  325);  die  älteren 
Handschriften,  welche  bis  zu  jener  neueren  die  früheste  Form  der 
Sammlung  erhielten,  sind  verloren  oder  nicht  zu  meiner  Kennt- 
niss  gekommen.  —  Uebrigens  wurden  die  im  Vorhergehenden  be- 
sprochenen Handschriften  in  sehr  verschiedenen  Zeiten  gefertigt: 
die  Venetianer  Handschrift  im  Uten  oder  12ten  Jahrhundert,  die 
Pariser  Handschrift  2325  gegen  das  Ende  des  13  ten  Jahrhunderts, 
die  Pariser  2329  und  die  Oxforder  im  15  ten  Jahrhundert,  die  Pa- 
riser 2275  im  Jahre  1467,  die  bei  Montfaucon  als  cod.  3178  be- 
zeichnete Pariser  Handschrift  im  Jahre  1478,  die  Pariser  2327  im 
Jahre  1486,  die  Florentiner  am  Ende  des  15 ten  Jahrhunderts,  die 
Pariser  Handschrift  2249  am  Ende  des  15  ten  oder  im  16  ten  Jahr- 
hundert, die  Turiner,  die  Münchener,  die  Middlehiller ,  die  Pariser 
Handschrift  2326  und  die  beiden  Escurial-Handschriften  im  16  ten 
Jahrhundert,  die  beiden  Wiener  Handschriften  im  Jahre  1564, 
die  Breslauer  1565,  die  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift  1623, 
die  Wolfenbütteler  Handschriften  wohl  um  dieselbe  Zeit.  Für  die 
grössere  Zahl  dieser  Handschriften  ist  die  Zeit  der  Anfertigung 
derselben  nur  ungefähr  und  weniger  sicher,  aus  der  Art  der  Schrift, 
erschlossen,  für  mehrere  gar  Nichts  bezüglich  der  Zeit  ihrer  An- 
fertigung angegeben  oder  nur  (wie  für  die  Mailander  Handschrift 

'^'^'^)  So   die   zwei  Theile  des  Aufsatzes  des  Democrit  in  der  grösseren 
Wolfenbutteier  Handschrift  (vgl.  S.  309  und  auch  S.  119  f.,  Anmerk.  36). 


grieohischer  alchemistischer  Aufsätze.  335 

und  für  die  Pariser  Handschriften  2250  und  2252)  ganz  unbe- 
stimmt, dass  sie  Manuscripte  ajis  neuerer  Zeit  seien.  Für  die  klei- 
nere Zahl  der  Handschriften  nur  ist  das  Jahr  der  Anfertigung  ge- 
nauer, und  wo  und  von  wem  sie  geschrieben  wurden  überhaupt  ge- 
nannt; was  hieiiiber  mir  bekannt  geworden,  weist  für  das  15te 
Jahrhundert  nach  Griechenland,  und  namentlich  nach  Corfu  und 
Candia,  für  das  16 te  nach  Venedig  als  den  Theilen  Europa's,  von 
wo  solche  Handschriften  —  Abschriften  älterer  —  ausgingen.  Der 
Pariser  codex  2275  ist  (es  wird  nicht  angegeben,  wo)  1467  Ma- 
nuelis  Rosati  manu  geschrieben,  die  bei  Montfaucon  als  cod.  3178 
bezeichnete  Pariser  Handschrift  1478  in  Greta  a  Theodore  Pele- 
oano  Gorcyraeo228),  die  Pariser  Handschrift  2327  bald  darauf,  1486, 
vielleicht  von  demselben  Schreiber  ^^s)^  gleichfalls  auf  Gandia.  Wie 
dieser  Schreiber,  so  war  dann  auch  wieder  der  Mann  von  Gorfu, 
von  welchem  Pizimenti  fast  100  Jahre  später  die  Handschrift  er- 
stand, die  des  Democrit  Physica  et  mystica  oder  mindestens  ein 
Stück  derselben  und  des  Synesios  Gommentar  zu  dieser  Schrift 
enthielt"®).  Und  wiederum  war  es  ein  Grieche,  Gornelius  von 
Nauplia*^^),  welcher  zu  Venedig  zwischen  1560  und  1570  eine 
Sammlung  griechischer  alchemistischer  Aufsätze  wiederholt  ab- 
schrieb, wie  wir  denn  von  ihm  noch  die  zwei  Wiener  Hand- 
schriften (1564)  und  die  Breslauer  Handschrift  (1565  geschrieben) 
kennen. 

Was  die  grössere  oder  geringere  Uebereinstimmung,  die  stär- 
kere oder  schwächere  Verschiedenheit  der  einzelnen  Handschriften 
betrifft,  so  habe  ich  hierüber  bereits  im  Vorhergehenden  im  AU- 


228)  Theodorus  Peleoauus  von  Corcyra  wird,  mit  der  Jahreszahl  1476, 
auch  bei  Ebert  (Zur  Hand8(;|iri(lenkunde,  I.  Bändchen  [Leipzig  1825],  S.  101) 
unter  den  auf  der  Insel  Greta  als  Schreiber  thätigen  Griechen  genannt. 

23«)  Dafür  spricht  die  grosse  Uebereinstimmung  dieser  beiden  Handschrif- 
ten; vgl.  oben  S.  286,  Anmerk.  95. 

2^^)  Cum  Democriti  Abderitae  libellum  de  arte  magpia,  et  Synesium  ejus- 
dem  interpretem  emptam  a  Coreyraeo  quodam,  qui  Yenetiis  Romam  se  con- 
tulerat,  in  Latinum  couvertissem ,  volui  utrunque  tibi  iuscribere,  sagte  Pizi- 
menti in  der  Widmung  seiner  Publication  (Patavii  1573  [vgl.  oben  S.  110], 
f.  4  i^)  an  den  Cardinal  Perrenot.  Diese  Widmung  wurde  zu  Rom  im 
September  1570  geschrieben. 

^8J)   Vgl.  oben  S.  294. 


836  Zur  Kenntniss  der  Sammlunj^en 

gemeinen  (S.  326  ff.)  und  bei  der  Besprechung  der  einzelnen  Hand- 
schriften (S.  256  bis  316)  und  sonst  (S.324f.)  so  viel  hervorgehoben, 
dass  ich  mich  hier  kurz^  fassen  darf.  Durch  die  Uebereinstimmung 
der  Reihenfolge  der  Aufsätze  innerhalb  einzelner  Gruppen  erin- 
nern die  meisten  Handschriften  noch  an  einen  gemeinsamen  Ur- 
sprung *3^),  welche  Veränderungen  durch  Umstellung,  Weglassung, 


232^  Bezüg:lich  der  Uebereinstimmang  der  EIscurial-HandschrifbJS  mit  dem 
InhaltsverzeichniBs  der  frühesten  Sammlung,  dem  n^ya^,  vgl.  S.  325;  bezüglich 
der  Verschiedenheit  der  Yenetianer  Handschrift  von  dem  nCyal,  wonach  denn 
auch  diese  mit  der  Escurial-Handschiift  J3  eine  nur  ziemlich  übereinstimmende 
genannt  werden  kann,  S.  825,  Anmerk.  193.  Die  Mailänder  Handschrift  hat 
in  ihren  Aufsätzen  Nr.  1  bis  12  gleiche  Reihenfolge  wie  die  Yenetianer  in 
Nr.  7  bis  18,  abgesehen  davon,  dass  Nr.  11  der  ersteren  in  der  letzteren  fehlt. 
Die  Turiner  Handschrift  hat  in  der  Reihenfolge  ihrer  Aufsätze  Nr.  1  bis  7 
Aehnlichkeit  mit  der  Plorentiner  Handschrift,  aber  Yieles  nicht,  was  die  letz- 
tere hat,  und  in  den  anderen  noch  in  ihr  enthaltenen  Aufsätzen  Nichts  Ge- 
meinsames mit  der  Florentiner  Handschrift,  was  die  Reihenfolge  betrifil.  Die 
von  Fabricius  benutzte  Abschrift  einer  Pariser  Handschrift  hat  mit  keiner 
anderen  mir  bekannten  Handschrift  entschiedener  hervortretende  Aehnlich- 
keit, am  Ehesten  noch,  in  der  Uebereinstimmung  der  Reihenfolge  der  in  ein- 
zelnen Gruppen  enthaltenen  Aufsätze,  mit  der  Florentiner.  Die  Pariser  Hand- 
schrift 2275  hat  mit  der  Florentiner  die  Reihenfolge  der  zuerst  stehenden 
Aufsäze,  Nr.  1  bis  6  gemein,  aber  dann  hört  die  Uebereinstimmung  auf.  Be- 
züglich der  Uebereinstimmung  der  Pariser  Handschrift  2327  mit  Montfau- 
con's  cod.  3178  und  der  Escurial-Handschrift  J.  vgl.  S.  286,  Anmerk.  95  und 
S.  288,  Anmerk.  97;  alj  Einer  Sippe  angehörig  und  wie  im  Wesentlichen  nach 
Einer  und  derselben  Yorlage  gefertigt  oder  unter  einander  abgeschrieben  (die 
beiden  ersteren  Handschriften  sind  1486  und  1478  geschrieben,  die  dritte  wird 
als  im  16ten  Jahrhundert  geschrieben  betrachtet)  sind  diese  drei  Handschrif- 
ten characterisirt,  ausser  durch  die  Uebereinstimmung  der  Reibenfolge  der  in 
ihnen  enthaltenen  Aufsätze  im  Allgemeinen,  auch  dadurch,  dass  sie  Einzelnes 
haben,  was  sich  sonst  nur  äusserst  selten  wiederfindet,  wie  z.  B.  das  Myste- 
rium draconis  (vgl.  oben  S.  271  f.,  Anmerk.  63j  oder  den  Aufsatz  des  Arnald 
von  Yillanova  (vgl.  oben  S.  327,  Anmerk.  199).  An  diese  drei  Handschrif- 
ten schliesst  sich  auch  die  Montpellier-Handschrift  einigermassen  an,  was  die 
ersten  in  ihr  enthaltenen  Aufsätze  betrifft,  aber  diese  annähernde  Ueberein- 
stimmung in  der  Reihenfolge  der  Aufsätze  hört  für  sie  bald  auf.  Bezüglich 
der  Uebereinstimmung  der  Pariser  Handschrift  2329  mit  Montfaucon's  cod. 
8185  vgl.  S.  288,  Anmerk.  98.  Die  ausfuhrlich  beschriebene  Wiener  Hand- 
schrift hat  im  Yergleich  mit  der  Yenetianer  Nr.  1  bis  6  der  letzteren  nicht, 
Nr.  8  bis  11  derselben  erst  hinter  ihrer  Nr.  28,  Nr.  23  der  Yenetianer  Hand- 
schrift nicht,  und  auch  sonst  fehlen  mehrfach  der  einen  Handschrift  Aufsätze, 
welche  die  andere  hat.  Bezüglich  der  Uebereinstimmung  der  zwei  Wiener 
Handschriften  und  der  Breslauer  vgl.  S.  298.   Darüber,  wie  in  einzelnen  Gmp* 


griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  337 

Zufugung  einzelner  Aufsätze  auch  die  Form,  in  welcher  sie  uns 
die  älteren  griechischen  alchemistischen  Aufsätze  bieten,  erlitten 
hat.  Grosse  Uebereinstimmung,  manchmal  vollständige,  zeigen 
uns  dann  noch  die  Handschriften,  welche  nachweisbar  ^^3)  oder 
wahrscheinlich  ^3^)  derselbe  Schreiber  angefertigt  hat  oder  deren 
eine  vermuthlich  als  die  hauptsächlichste  Vorlage  für  die  Anferti- 
gung der  anderen  diente  *'5). 

Von  vielen  der  alchemistischen  Aufsätze,  deren  Sammlung  uns 
beschäftigt,  existiren  auch  lateinische  Uebersetzungen,  über  welche 
im  Allgemeinen  hier  Etwas  gesagt  werden  mag.  Beinesius 
hatte  1634  darüber,  dass  die  meisten  dieser  AuiGsätze  ins  Latei- 
nische übersetzt  veröffentlicht  seien  >  eine  etwas  zu  weitgehende 
Ansichf  ^),  welche  Fabricius^^?)  1724  auf  ihr  rechtes  Mass  zu- 


pen  die  Altenborger  o.  Gothaer  Handschrift  mit  der  Venetianer  Ueberein- 
s^mmunsr  in  der  Reihenfolge  der  Aafsatze  zeigt,  vgl.  S.  803,  Anmerk.  130; 
etwas  üebereinstimmnng  zeigt  sich  in  solchen  Grappen  für  die  erstere  Hand- 
schrift, gleichsam  mittelbar  durch  die  Venetianer,  aach  mit  der  Wiener. 
Welche  Uebereinstimmung  für  die  Altenbnrger  o.  Gothaer  Handschrift  and 
die  Münchener  statthat,  wurde  S.  307,  Anmerk.  137  u.  138  besprochen;  in 
einzelnen  Gruppen  hat  auch  die  Münchener  Handschrift  dieselbe  Reihenfolge 
der  Aufsätze  wie  die  Wiener  (so  bei  Nr.  6  bis  11  der  ersteren  und  2  bis  7 
der  letzteren).  Die  Oxforder  Handschrift  erinnert  namentlich  in  der  Reihen- 
folge der  ersten  Nummern  an  die  Wiener,  zeigt  aber  weder  mit  dieser  noch 
einer  anderen  Handschrift  erwähnenswerthere  Uebereinstimmung.  Was,  in 
ungenügender  Weise,  für  die  Middlehiller  Handschrift  angegeben  ist,  erinnert 
in  der  Reihenfolge  der  Aufsatze  einigermassen  an  die  Pariser  Handschrift 
2327  und  die  mit  ihr  übereinstimmenden. 

238)   Wie  die  zwei  Wiener  Handschriften  und  die  Breslauer  Handschrift. 

234)  yf'iQ  (jie  Pariser  Handschrift  2327  und  die  bei  Montfaucon  als  cod. 
3178  bezeichnete;  vgl.  S.  286,  Anmerk.  95  und  S.  336. 

23&)  Wie  denn  vielleicht  die  später  nach  München  gekommene  Handschrift 
als  ^wesentliche  Vorlage  für  die  Anfertigung  der  Altenburger  o.  Gothaer 
Handschrift  gedient  hat;  vgl.  S.  307. 

^^)  In  seinem  Gutachten  über  die  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift 
(vgl.  oben  S.  298,  bei  Cyprianus  a.  Anmerk.  116  a.0.,  p.  89):  «Und  ob  diese 
tractatus,  wo  nicht  alle,  doch  die  meisten,  ins  lateinische  vertiret,  hiebevor 
in  Theatro  chymico,  in  turba  Philosophorum,  in  tomis  aurei  velleris,  und  der- 
gleichen soriptis  publiciret  worden:  inmassen  denn  Democriti  Physica  et  Ma- 
gica,  vom  Hermolao  Barbaro  ad  Dioscoridem,  Pselli  Epistola  ad  Xiphilinum 
Patriarcham,  vom  Mylio  tract  de  Basil.  Philosophie.,  Zosimi  Opuscula,  Ste- 
phani  Praxis,  und  andere  von  anderen  citiret  worden:    So  sind  sie  doch  mei* 

Kopp  I  Beitr.  s.  Getoh.  d.  Chem.  22 


338  Zar  Kenntniss  der  Samminngen 

rückführte.  Einzelne  dieser  Aufsätze  waren  allerdings  ins  Latei- 
nische übersetzt  veröffentlicht,  so  namentlich  die  Schriften  des 
Demokritos,  Synesios,  Pelagios,  Stephanos  und  Michael 
Psellos  schon  1573  durch  Pizimenti*'»).  Handschriftlich  müssen 
lateinische  Uebersetzungen  vieler  dieser  Aufsätze,  durch  Wagner- 
eck gefertigt,  gegen  die  Mitte  des  17ten  Jahrhunderts  in  Mün- 
chen sich  befunden  haben ''^).  Unbekannt  ist  mir,  von  wem  und 
wann  die  auf  der  Bibliothek  zu  Wien^*^)  und  in  Abschrift  hier- 
von auf  der  Bibliothek  zu  Gotha  3^^)  befindlichen  lateinischen 
Uebersetzungen  angefertigt  worden  sind.    Dass  diese  lateinische 


nes  Wissens  in  der  grundsprache  noch  nie  zum  druck  gefertiget  worden, 
dessen  sie  doch  wol  würdig  waeren,  weil  viel  gutes  dingrs  aus  der  antiquitaet 
darinnen  enthalten,  und  daraus  der  Ursprung  und  anfang  der  Kunst  von  so 
langer  Zeit  her  zu  sehen.  Sonsten  aber,  weil  sie  sehr  dunckel  und  lauter 
stückweis,  moegten  sie  zur  Alchemy,  als  welche  heutigen  tages  mit  ihren 
praeoeptis  und  exemplis  vom  Zwingero,  Libavio,  Sala,  Crollio,  Bignino,  et 
ejus  interpretibus  Hartmanno,  Fabro,  Brendelio,  Billichio,  SeÄnerto,  Myljo 
und  andern  herrlich  exomiret,  derer  vielfältigen  particular  processen  in  Irans- 
mutatoria  zu  geschweigen,  nicht  gar  nöthig  seyn.^  Es  ist  wohl  der  Mühe 
werth,  über  das  auf  lateinische  Uebersetzungen  Bezügliche  hinaus  die  Aeus- 
serung  eines  Mannes  hinsichtlich  der  Realität  alchemistischer  Bestrebungen 
hier  mitzutheilen,  der,  was  das  Litterarhistorische  der  Alchemie  betrifil,  nicht 
zu  den  Leichtgläubigen  zu  rechnen  war. 

237)  Bei  seiner  Uebersetzung  der  eben  angeführten  Stelle  (Bibliotheca 
graeca,  Vol.  XU,  p.  749):  Ac  quanquam  h^eo  scripta,  si  non  omnia,  certe 
plura,  translata macht  er  hierzu  die  kühle  aber  sehr  richtige  Anmer- 
kung: Paucissima  certe,  ac  fere  nulla,  ut  collectiones  illas  conferenti  pa- 
tebit. 

238)  Vgl.  oben  S.  110. 
289)   Vgl.  oben  S.  804. 

2*0)  Ihrer  erwähnt  Lambeck  am  S.  294  a.  0.  öfters  (L.  VI,  p.  381,  382, 
383,  385  [in  d.  Anmerkung],  398,  429,  430,  431  [zweimal],  433),  immer  in  der 
Art,  dass  er  sagt,  die  betreffende  Schrift  finde  sich  auf  der  kaiserl.  Biblio- 
thek auch  in  einer  lateinischen  Uebersetzung,  anonymo  quodam  interprete, 
handschriftlich.  Darüber,  wo  in  der  Wiener  Bibliothek  diese  Sammlung  ins 
Lateinische  übersetzter  alchemistischer  Abhandlungen  später  placirt  worden 
ist,  hat  Kollar  eine  Angabe  gemacht  (daselbst,  p.  381). 

2*1)  C  y  p  r  i  a  n  u  8  am  S.  299,  Anm.  116a.  0.,  p.  71 :  Chymici  antiqui  graeci  ma- 
nuscripti  augustiss.  bibliothecae  caesareae  vindobonensis,  Stephanus  Alexandri- 
nus,  Heliodorus,  Theophrastus,  Hierotheus,  Archelaus,  Pclagius,  Ostanes,  De- 
mocritus,  S3me8iu8  et  anonyrous  aliquis,  magno  studio  et  labore  ex  graeca 
lingua  in  latinam  translati,  et  subjuncto  in  eosdem  lexico  chymico  illustrati. 
Aehnlich  bei  Jacobs  a.  S.  300  a.  O.,  p.  219. 


^echischer  alchemistischer  Aufsätze.  339 

UebersetzuDg  einer  genauen  Vergleichung  mit  dem  griechischen 
Texte  bedürfe,  hat  Lambeck^*^)  erinnert,  und  nur  eine  Wieder- 
holung dieser  Erinnerung  ist  wohl  eine  Bemerkung  des  Fabri- 
cius^**).  Man  findet  auch  für  den  grösseren  Theil  der  in  einer 
Handschrift  enthaltenen  Aufsätze  dem  griechischen  Texte  eine  la- 
teinische Uebersetzung  hinzugefügt  2*^).  In  einzelnen  Handschrif- 
ten findet  mau  die  lateinische  Uebersetzung  des  griechischen  Tex- 
tes begonnen  und  stückweise  ausgeführt  ***),  in  anderen  sie  beab- 
sichtigt ^^ß).  In  neuerer  Zeit  ist  nur  wenig  für  die  lateinische 
Uebersetzung  solcher  Aufsätze  geschehen;  Einiges  noch  durch 
Qruner»*'). 

Darüber,  wann  die  in  den  hier  betrachteten  Sammlungen  ent- 
haltenen Aufsätze  —  abgesehen  von  den  unzweifelhaft  neueren 
(vgl.  S.  327)  —  verfasst:  ob  sie  echte  ältere  Schriften  seien,  deren 
Verfasser  wirklich  angegeben  sind,  oder  theilweise  wenigstens 
solche,  welche  erst  später  abgefasst  die  Namen  früher  lebender 
Persönlichkeiten  als  die  ihrer  Verfasser  beigesetzt  erhalten  hätten 
oder  für  welche  die  Namen  der  angeblichen  Verfasser  geradezu 
erdichtete  seien,  —  dai*über  war  schon  früher  lebhafter  Streit. 
Zweifel  hinsichtlich  des  höheren  Alters  und  der  Selbstständigkeit 
mindestens  vieler  dieser  Schriften  und  hinsichtlich   der  Zulässig- 


2*2)   A.  S.  294,  Anmerk.  107  a.  0.,  L.  VI,  p.  898. 

2*3)  Bibliothcca  graeca.  Vol.  XII,  p.  747:  Asservatur  etiam  latina  verßio, 
sed  quae  indiget  accurata  recensione. 

2**)  So  in  der  einen  Wolfenbütteler  Handschrift ;  vgl.  S.  309. 

2*6)   Für  die  Pariser  Handschrift  2251  (vgl.  oben  8.  282,  Anmerk.  84)  wrd 

(Caialogus [vgl.  S.  277,  Anm.  73],  T.  II,  p.  470)  angegeben:    Accessit  latina 

interpretatio  ad  caput  primnm,  et  ad  capitis  secundi  paginas  duas  primas. 
Vgl.  auch  II  öf  er 's  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  287. 

2*ö)  Für  die  Pariser  Handschrift  2252  (vgl.  oben  S.  283)  wird  (a.  e.  a.  0., 
p.  471)  angegeben:  Paginae  altemae  vacant,  ac  latinae  interpretationi  locum 
praebent. 

2*7)  Unter  Zugrundelegung  des  griechischen  Textes,  wie  ihn  dieAltenbur- 
ger  o.  Gothaer  Handschrift  bietet,  in  den  S.  800,  Anm.  124  genannten  Schriften. 
Seiner  Herausgabe  der  Lect  I.  des  Stephanos,  unter  Mitbenutzung  der 
Hreslauer  Handschrift,  [Jenae  1777]  hat  Grüner  die  lateinische  Uebersetzung 
beigegeben,  welche  sich  in  der  oben  besprochenen,  aus  der  Wiener  Bibliothek 
in  die  Gothaer  gekommenen  Sammlung  solcher  Uebersetzungen  befindet. 

22* 


340  Zar  Kenntniss  der  Sammlungen 

keit,  die  angegebenen  Namen  auf  sonst  bekannte  Persönlichkeiten 
früherer  Zeit  beziehen  zu  dürfen,  sprach  namentlich  schon  in  der 
ersten  Hälfte  des  17ten  Jahrhunderts  Reinesius^^^)  aus,  wel- 
chem  dann  gegen  das  Ende  dieses  Jahrhunderts  Morhof '**)  ent- 
gegen trat;  in  erbittertem  Kampfe  lagen  in  der  zweiten  Hälfte 
des  17ten  Jahrhunderts  Conring^^^)  und  Borrichius^**),  der  Er- 
stere  bestreitend,  dass  aus  diesen  Schriften  ein  Beweis  für  die  frühe 
Betreibung  der  Alchemie  in  Aegypten  entnommen  werden  dürfe, 
der  Letztere  dies  mit  Hartnäckigkeit  behauptend ;  anderer  weniger 
bedeutender  Männer,  die  sich  theils  in  dem  einen,  theils  in  dem  an- 
deren Sinae  aussprachen,  hier  nicht  zu  gedenken.  Ich  habe  hierüber 
im  Allgemeinen  bereits  fiiiher^'^^),  dann  specieller  bezüglich  der 
unter  dem  Namen  des  Demokritös,  des  Synesios  und  des  Zo- 
simos  uns  erhaltenen  Schriften  in  den  betreffenden  Abschnitten 
des  vorliegenden  Buches  Kenntniss  zu  geben  versucht  und  auch 
erinnert,  dass  eine  spätere  Abänderung  solcher  Schriften  angenom- 
men worden  ist**^);  ich  will  hier  nicht  noch  einmal  auf  diese 
Streitfrage  im  Allgemeinen  eingehen ,  namentlich  da ,  wie  für  die 
eben  genannten  Schriften  es  bereits  der  Fall  war,  so  noch  für  viele 
andere  in  dem  Folgenden  in  eine  Specialdiscussion  einzutreten 
ist.  Aber  nicht  imr  in  Beziehung  darauf,  ob  diese  Schriften,  als 
echte,  Zeugniss  für  eine  frühe  Verbreitung  der  Beschäftigung  mit 


^^^  In  seinem  litterarhistorischen  Gutachten  über  den  Inhalt  der  Alten - 
burger  o.  Gothaer  Handschrift,  vgl.  oben  S.  298  ff. 

2*9)  In  seinem  Polyhistor  lit^rarius,  dessen  beireffender  Theil  (L.  I)  zu- 
erst 1C88  veröffentlicht  wurde.  (In  der  Lübecker  Ausgabe  von  1095  P.  I, 
p. '101  sqq.) 

250)  In  seiner  Schrift:  De  Hermetica  Aegyptiorum  vetere  et  Paracelsico- 
rum  nova  medicina  [Helmestadii  1648J  wie  in  der,  unter  dem  Titel:  De  Her- 
metica medicina  libri  duo  [Helmestadii  1669]  erschienenen  zweiten  Auflage 
derselben. 

261)  In  seinen  Schriften:  De  ortu  et  progressu  chemiae  dissertatio  [Haf- 
niae  1668];  Hermetis,  Aegyptiorum  et  chemicorum  sapientia,  ab  Hermanni 
Gonringii  animadversionibns  vindicata  [Hafniae  1674];  Gonspectus  scriptorum 
chemicorum  celebriorum  (nach  dem  1690  erfolgten  Tode  des  Verfassers  1697 
zu  Hamburg  erschienen,  abgedruckt  in  Mangeti  Bibliotheca  chemica  curiosa, 
T.  I,  p.  38). 

262)  Vgl.  S.  94  f.  und  S.  103  f.,  Anmerk.  2. 

253)   Wie  E.  B.  auch  von  Fabricius,  vgf.  oben  S.  822  f. 


griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  341 

Alchemie  namentlich  in  Aegypten  ablegen,  findet  Widerspruch 
statt  zwischen  Denjenigen,  weiche  ihnen  Beachtung  zugewendet 
haben,  sondern  Widerspruch  war  und  ist  noch  zu  erheben  gegen 
einzelne  Auffassungen  des  materiellen  Inhalts  dieser  Schriften  im 
Ganzen  oder  einzelner  Stellen  derselben  ^^) ,  sofern  aus  diesen 
Schriften  bald  mit  grosser  Bestimmtheit  auf  erfolgreiche  Betrei- 
bung der  Alchemie  in  jener  frühen  Zeit  und  darauf,  dass  die  Ver- 
fasser wenigstens  einiger  dieser  Schriften  die  Meisterschaft  in  der 
Alchemie  erreicht  hätten,  geschlossen  wurde 2^*),  bald  doch  dar- 
auf, dass  Kenntnisse  in  einzelnen  Theilen  der  Chemie  und. Be- 
kanntschaft mit  gewissen  Substanzen  schon  in  sehr  früher  Zeit  er» 
langt  gewesen  seien,  lange  vorher ,  als  man  dies  sonst  gewöhnlich 
annimmt '^^).  Ich  bekenne,  dass  aus  dem  mir  von  dem  Inhalte 
dieser  Schriften  bekannt  Gewordenen  mir  viel  weniger  Beweise 
für  positives  chemisches  Wissen  der  Verfasser  derselben  erwach- 
sen sind,  als  zu  vermuthen  stand;  Einzelnes  ergiebt sich  mit  grösse- 
rer oder  geringerer  Wahrscheinlichkeit  immerhin,   aber  recht  we- 


^  Vgl.  über  den  Inhalt  dieser  Schriften  im  Allgemeinen  auch  das  oben 
8.  103  ff.  Bemerkte. 

^^)  Namentlich  hat  dies  Borrichius  gethan,  stultns  Aegyptiomm  admi- 
rator,  wie  er,  etwas  hart,  von  Lob  eck  (Aglaophamus,  sive  de  theologiae 
myeticae  Graecorum  cansis  libri  III  [Regimontii  Prussomm  1829],  T.  II,  p. 
911)  genannt  worden  ist.    Vgl.  S.  95. 

^^^)  Ich  bedaure,  in  dieser  Beziehung  namentlich  mit  Höfer  mich  viel- 
fach in  Widerspruch  zu  finden.  So  z.  B.  bezüglich  einer  Kenntniss  der  Gase 
zu  Zosimos'  Zeit,  wie  sie  Hof  er  annehmen  zu  dürfen  glaubt  (vgl.  oben  S. 
202,  Anmerk.  173),  und  speciell  der  des  Sauerstoffgases  (vgl.  oben  S.  190, 
Anmerk.  180).  Die  Kenntniss  des  letzteren  Gases  in  so  früher  Zeit  glaubt 
Hof  er  auch  sonst  wiederzufinden.  Er  bespricht  z.  B.  den  Inhalt  des  in  den 
Pariser  Handschriften  2249  und  2260  enthaltenen  Aufsatzes  ne^l  Xsvxtb<TS<os  (vgl. 
oben  S.  282)  in  folgender  Weise  (Histoire  de  la  chimie ,  2.  ed. ,  T.  I  [Paris 
186G],  p.  297):  „Sur  la  dealbation  {negl  XsvxtüaBtjg) ,  par  un  anonyme.  — 
Qu'est-ce  que  la  dealbation  ou  leucosis,  dont  parlent  si  souvent  les  alchimi- 
stes?  L'auteur  anonyme  Pexplique.  „C'est,  dit-il,  une  Operation  capitale 
(xegAcXMoy);  apres  la  dealbation,  le  parfait  mystere  (ro  tiXetoy  fivatiqQtoy)  de- 
vient  jaune  (lar^o^rra).  La  dealbation  9st  une  combustion,  et  la  combustion 
est  une  resurrection  par  le  feu  ....  Quand  tu  feras  de  la  rouille  ou  da 
cinabre  {sl  dt  Itoasig  1}  xtpnßagCoB^g) ,  tu  seras  heureux,  6  Dioscurel*  —  Le 
mot  cinabre,  qui  signifie  ici  evidemment  Poxyde  rouge  de  mercure,  trahit  le 
secret.  Cot  oxyde  etant  chauffe  revient  a  l'etat  de  mercure  blanc  metallique. 
£t  quand  on  chauffe  celai-ci,  qui  s'appelle  le  parfaii  myst^e,  il  devient  jaune 


342  Zur  Kenntniss  der  iSammlungen 

nig;  indessen  kann  man  den  Qrund  dafiir  allerdings  in  der  uns 


et  rouge.    La  dealbation  est  donc  la  revi^ification  du  mercure  par  l'action  de 
la  chalenr  >iir  l'oxyde  rouge.    Los  alchimistes  n'ignoraient  pas  quo,   pendant 
cette  Operation,  il  se  degage  un  esprit  {nyetfia)y  qui  est,  comme  nous  savons 
aujourdliui,  Toxygene.    Alles  dies  schwebt  doch,  gelind  ausgedrückt,  ganz  in 
der  Luft,   und  von  Evidenz  ist  hier  keine  Rede;   aber  solche  zuversichtliche 
Behauptungen  können  Diejenigen,  welche  dem  Gegenstande  femer  stehen, 
stark  täuschen.    Die  Erklärung  des  Wortes  xtydßaq^g  im  allen  alchemistischen 
Lexicon  (bei  Bernard  am  S.  323  a.  0.,  p.  131 :   xiyydßuqCq  iazty  ^  iy  Xißtiat 
itpovfiiyri  ald^aXri^  also:  x$yydßaQ$g  ist  in  Kesseln  gekochter  Russ,  d.  i.  Destil- 
lations- oder  Sublimationsproduct,  vgl.  S.  233  f.,  Anm.  40)  berechtigt  nicht  zu 
Höfer's  Deutung  desselben;  dass  XeCxioctg  eine  Verbrennung  sei,  ist  mir  (auch 
nach  Synesios,  vgl.  oben  S.  155,  Anmerk.  36)  wahrscheinlicher,  als  dass  die  Ver- 
brennung eine  Auferstehung  durch  Feuer  sei   {iccy&toatg,   aber   nicht   xrrDcr»^, 
sei   dyaCtaniqüHr&g y  Wiederaufleben,   heisst  es   in  der  eben   erinnerten  Stelle 
bei  Synesios,  die  mir  dem  Aufsatz,  welchen  Hof  er  bespricht,  in  Etwas  zu 
Grunde  zu  liegen  scheint);   und  man  mag  noch  so  oft  versucht  sein,   bei  sol- 
chen Aeusserungen  der  älteren  Alchemisten  an  Oxydation  und  Reduction  zu 
denken   (vgl.  S.  142,   Anmerk.  69;   S.  155,   Anmerk.  36),   so   darf  man   doch 
nicht  vergessen,  wie  unsicher  jede  solche  Auffassung   oder  Deutung  ist.  — 
Wenn  ich  oben  sagte,  dass  ich  mit  Höfer  in  der  Auslegung  von  Stellen  der 
älteren  Alchemisten,   in   welchen  Dieser  eine  mehr  oder  weniger  bestimmte 
Kenntniss  später  erst  zum  Gemeingut  der  Wissenschaft  gewordener  chemischer 
Thatsachen  sehen  zu  dürfen  glaubt,  in  entschiedenem  Widerspruche  stehe,  so 
darf  ich  dies  nicht  ohne  eingehendere  Beweisführung.   Ich  fuge  dem  eben  Gesag- 
ten noch  Folgendes,  auch  dem  specielleren  Gegenstande  nach  sich  anschliessende 
hinzu.    Bei  der  Besprechung  einer  Schrift  des  Salmanas,  welche  gewöhnlich 
als  Methodus,  qua  perficitur  globosa  grando,  aufgeführt  wird,  sagt  Höfer  (a. 
a.  0.,  p.  299):    Ce  qui  d^montre  que  le  cinabre^  x&yäßaqtf  n'etait  pas  seule- 
ment  le  sulfure  rouge,  mais  aussi  l'oxyde  rouge  de  mercure,  c'est  que,  dans 
le  chapitre  negl  xtyaßdqetag,  l'auteur  dit  de  le  preparer  avec  l'huile  ou  l'acide 
du  nitre.  Das  hier  in  Betracht  kommende  Wort  ist  wohl  ynqiXatoy^  von  wel- 
chem Höfer  (a.  a.  0.,   p.  275)  bei  der  Besprechung  einer  Schrift  des  Olym- 
'piodoros   sagt:    Le   ynQiXatoyy  huile  de  nitre ,  dont   parle  Olympiodore, 
ainsi  que  Zosime,  est-ce  une  Solution  de  potasse,  huileuse  au  toucher,  ou  est- 
ce   l'acide   nitrique?    Cest  ce  qu'il  est  difficile   de  determiner.    N^anmoins 
on  pourrait,  d*apres  le  passage  suivant,  admettre  que  le  ynQiXtaoy  est  Vaeide 
nitriquCj  et  que  Pen  connaissait  le  moyen,  sans  lequel  la  veritable  chimie  est 
impossible,  de  dissoudre  les  metaux  par  les  acides  mineraux,  et  notamment 
par  l'eau  forte  ou  acide  nitrique.    „Nous  citerons,   continue  l'auteur,   notre 
magnesie,  Pantimoine  (t6  aUfifit),  le  sable,   la  pyrite,   et  tous  les  corps  que 
Ton  dit  etre  solubles  dans  Phuile  de  nitre  ou  dans  le  volar  (avTt^  t^9  ßoxdqi), 
ou   comme   on  voudra  Pappeler.**    S'adressant  ensnite    aux  adeptes,   il  leur 
dit:    „S^chez  maintenant,  amis  qui  cultivez  l'art  de  faire  de  Por,   qu'il  faut 
preparer  les  sables   (ilfd/Lt/iovg)  convenablement  et  suivant  les  regles  de  Part; 
sans  ccla,  Poeuvre  n'arnvera  jamais  ä  bonne  fin.    Les  anciens  donnent  le 


griechischer  alchemistischer  Aufsätze.  343 

(oder  doch  mir)  in  allem  Wesentlichen  ganz  unverständlichen  No- 
menclatur  und  Ausdrucksweise  suchen. 


Dom  de  sahles  aux  sepi  metauxi  parce  qu'ils  provicnnent  de  la  terre,  des 
minerais,  et  qu'ils  sont  otiles.  Tout  le  monde  a  ecrit  sur  ce  sujet.^  Ich  will 
die  Treue  der  Uebersetzung  dieser  Stelle  nicht  anzweifeln,  wenn  auch  man- 
ches nach  meinem  Wissen  jener  frülien  Zeit  nicht  Entsprechende  in  ihr  ge- 
sagt sein  soll  (der  griechische  Text  ist,  so  viel  ich  weiss,  nicht  veröffentlicht); 
aber  wenn  wir  für  Einen  hier  gebrauchten  Kunstausdruck  die  Bedeutung  mit 
einiger  Wahrscheinlichkeit  kennen,  so  ist  dies  für  atifigjny  und  wenn  das 
axCfifjn  auch  hier  Grauspiessglanzerz  ist,  so  kann  das  Lösungsmittel  desselben 
nicht  Salpetersäure  gewesen  sein.  Wann  die  Mineralsauren  bekannt  wurden, 
i^t  60  wichtig,  dass  man  über  die  Bekanntschaft  mit  ihnen  nicht  so  leichtfer- 
tig urthcilen  darf,  wie  dies  Hof  er  hier  bezuglich  der  Salpetersäure,  wie  er 
es  auch  (a.  a.  0.,  p.  276  u.  283)  bezüglich  der  Salzsäure  thut;  dass  ^c^il^f}, 
welches  Wort  man  sonst  als  eine  Brühe  von  Salzwasser  und  Essig  bedeutend 
angegeben  findet,  Vacide  du  sei  marin  bedeutet  habe,  entbehrt  nicht  nur  je- 
den BcwciECs  sondern  ist  ganz  unwahrscheinlich. 


344  Aeltere  Aufzahlungen 


Aeltere  Aufzählungen  der  alchemistischen 

Autoritäten, 


Die  Zahl  der  Schriftsteller,  von  welchen  sich  Aufsätze  in  den 
uns  erhaltenen  Sammlungen  griechischer  alchemistischer  Schriften 
befinden,  ist  eine  sehr  beträchtliche;  und  doch  fehlen  unter  ihnen 
mehrere  Namen,  welche  in  den  älteren  Aufzählungen  der  alche- 
mistischen Autoritäten  genannt  sind.  Es  giebt  nämlich  solche 
Aufzählungen  aus  der  Zeit,  wo  diese  Sammlungen  offenbar  noch 
als  Gegenstände  von  grösserer  Wichtigkeit  betrachtet  wurden  und 
in  Erweiterung  begriffen  waren.  Ich  habe  solcher  Aufzählungen 
bereits  im  Vorhergehenden^)  beiläufig  erwähnt,  aber  es  scheint 
mir  doch  der  Mühe  werth,  hier  meine  sie  betrefienden  Notizen 
etwas  vollständiger  zusammenzustellen. 

Eine  solche  Zusammenstellung  war  in  der  ältesten  Form  der 
Sammlung  nicht  als  ein  besonderer  Aufsatz  enthalten,  wie  ich  be- 
reits oben  S.  326  erinnert  habe.  Aber  wohl  hat  etwas  ihr  eini- 
germassen  Entsprechendes  eine  schon  in  jener  Sammlung  enthal- 
tene Schrift  eines  Ungenannten:  entweder  die  vom  heiligen  Was- 
ser der  Weissmachung  2)  oder  die  über  Goldbereitung  ^),  welche  ge- 
wöhnlich unmittelbar  hinter  der  ersteren  folgt  und  wie  es  scheint 
manchmal  als  ein  Theil  der  ersteren  betrachtet  worden  ist.     Es 


1)  Z.  B,  S.  158  flf.,  Anmerk.  47  und  51. 

2)  Nr.  18  des  niya^  (vgl.  oben  S.  262),  Nr.  19  der  Escurial-Handschrift  J9 
(vgl.  oben  S.  273). 

8)  Nr.  19  des  n^ya^,  Nr.  20  der  Escurial-Handschrift  B. 


der  alohemistischen  Autoritäten.  845 

liegen  nämlich  hier  Widersprüche  oder  Verwechslungen  vor,  welche 
etwas  näher  auf  die  Angaben  Derjenigen  einzugehen  veranlassen, 
die  den  Inhalt  der  Handschriften  besprochen  haben;  ich  werde 
mich  aber  hier  auf  das  einer  Aufzählung  der  alchemistischen  Au- 
toritäten Entsprechende  beschränken  und  das  über  die  eben  er- 
wähnten Schriften  des  Ungenannten  mir  sonst  bekannt  Gewordene 
bei  der  Besprechung  des  Letzteren  später  zusammenstellen. 

Bei  der  Berichterstattung  über  den  Inhalt  der  von  ihm  aus- 
führlich beschriebenen  Wiener  Handschrift  gab  Lambeck^)  Fol- 
gendes an:  Darin  sei  auch  enthalten  Philosophi  cujusdam  anepi- 
graphi  sive  Anonymi  liber  de  aqua  divina  d^lbationis  et  de  reli- 
quo  chrysopoeiae  artificio. Nee  multo  post  sequitur  novum  Ca- 
put, cujus  titulus:  Tov  avzov  av6niyQocg)Ov  (piXoöotpov  wxxa  anoXov- 
d-elav  XQV^^^S  B\L^alvov  ro  rrig  ;|r(>v<To9ro(&(^  övvsnrvyiiivov  övv 
^sä.  In  principio  aut-em  hujus  capitis  exstat  recensio  praecipuo- 
rum  vetenim  scriptorum  chymicorum  hls  verbis :  'Exel  ös  negl  tciv 
tijg  XQVöoxoitag  avvBnzv^afied'a  ^scoQrifiuvmv ,  ngoreQOv  nsQl  zciv 
avrrlg  dtaletifoiis^a  zovg  xoQvg>oUovg  zlvag  slvai  g)a6xovzsg,  xgmzog 
zolvvv  ^Egiiijg  6  ZQLöfiiyLözog  Tcgogayogsvoiisvog,  avaq>iQ6zat  ngog- 
evsyxaüfiivog  zi^v  ixmwfilav  8ia  z6  xobtu  zgstg  zivag  trjg  dwa- 
fLsmg  ivegyslag  zriv  nagovöav  notrjöiv  yivo^ivriVy  akka  xal  zäv  I|i9 
zavzfig  xal  zgstg  dtsözciöag  räv  ovtiov  ovölag  avaxglvag,  ov- 
zog  xgätog  y6v6(i6Vog  iSvyygaq>evg  zov  (isyiXov  tovzov  {ivözrigloVy 
uxoXov^ov  lß6%BV  'laniwtiv  ag%ugia  yevofiBvov  zijg  iv  svayla  zv^lag 
xal  zäv  iv  avrfj  advzwv.  fiBza  tovto  dri^oxgtzog  tglzog  dv6(pavrj 
nsgißoYizog  q)iX66o(pog  i^  ^y^ßdrjgav  iisVy  zäv  dh  icgo  avzov  vxotprj- 
zäv  aya^Acaxog.  ^£za  zovzov  Z&ötfiog  zig  nolvfia^iözarog  inLq>7i' 
fil^szar  ovzoi  oIxovjibvlxoI  navBVtpYiiwi  .(piX66ofpoi  xal  i^tiyrizal  zov 
nXdzcDvog  xal  'AgiözoziXovg^  dialBXzixäv  zb  ^BcagriiiazcoVy  'OXvfi- 
TCiodmgog  xalUzitpavog^  oczivBg  hi  öXBilfdfiBvoc  xal  za  ^sgl  z^g  xgv- 
öonoitag  ^Byaka  vnoiivfi(iccva  ftera  (iBylözav  iyxo^lov  övvByi^dtavzOf 
ntözmödfiBvoi  zov  ^vözrjglov  zrjv  noiriötv  zovzov  rifiBig  ivzvxovzBg^ 
zag  navöorpovg  ßlßlovg  ix  JCBlgag  xal  tglßrig  xazavo^öavzBg.  Hoc 
est,  anonyme  quodam,  qui  in  eadem  augustissima  bibliotheca  ma- 
nuscriptus  exstat,   interprete:    Dicamus  etiam  aliquid  de  chryso- 


*)  A.  S.  294  a.  0.,  p.  397  8qq. 


346  Aeltere  Aufzählungen 

poeiae  corypbaeis.  Primus  est  igiUir  Hermes  Trismegistus,  qui 
a  triplici  artis  operatione  graecum  hoc  Ter-Maximi  nomen  accepit.- 
Hie  Omnibus  aliis  aniiquior  est  tanti  mysterii  scriptor.  Hujus 
vestigia  secutus  est  Joannes  Archisacerdos ,  qui  versabatur  in 
Hagia  Urbe  et  adytis  ejusdem  loci  arcanis.  Post  hunc  Demo- 
critus  prodiit,  tertius  hujus  artis  magister,  philosophiae  nomine 
celebris;  ac  licet  Abderitanus  origine,  omnium  tarnen  seien tiae 
hujus  interpretum  praestantissimus.  Istum  subsecutus  est  Zosi- 
mus,  qui  et  ipse,  ut  multarum  omnino  disciplinarum  peritissimus, 
nomen  vulgo  maximum  habet.  Et  isti  sunt  Oecumenici  sive  uni- 
versales Philosophi,  hoc  est,  per  totum  facile  orbem  nominatissimi, 
ac  quidam  velut  enarratores  lucubrationum  hac  de  arte  scripta- 
rum  a  Piatone  et  Aristotele.  Sed  et  horum  dissertationes  seu 
speculationes  exposuerunt  Olympiodorus  ac  Stephanus:  qui  et 
ipsi  disciplinae  hujus  arcana  speculati,  ingentes  common tarios  de 
cbrysopoeia,  non  sine  maximarum  laudum  praemio  condiderunt, 
operandi  hanc  methodum  mysteriis  plenam ,  eruditione  sua  coufir- 
mantes.  Horum  nos  sapientissima  scripta  quandoquidem  legimue, 
unaque  per  experientiam  et  usum  artis  familiariter  trivimus,  ipsam- 

que  rerum  hujusmodi  vim  atque  conceptum  penetravimus .   — 

Auch  nach  Grüner^),  welcher  fast  vollständig  diese  Stelle  im 
griechischen  Texte  mittheilt,  steht  dieselbe  in  der  Schrift  des  Un- 
genannten xarä  axoXov^Blav  XQYjösfDg".  —  Derselben  Schrift  über 
Goldbereitung  entnahm  endlich  auch  Höfer^)  das  Folgende:  Dans 
le  discours  d'un  philosophe  anonyme  chr^tien ,  Sur  Vwrt  de  faire 
de  Vor  (Par.  M.S.  2249),  on  trouve  aussi  une  liste  des  adeptes. 
„Parmi  les  coryph^s  de  la  science  nous  nommerons,  dit  Tauteur, 
en  premi&re  ligne  Herm^,  le  trois  fois  tr^grand ,  ainsi  d&ign^  k 
cause  des  trois  puissances  de  Toeuvre;  c'est  le  premier  ^rivain 
du  grand  myst^re  {nqätog  övyYqatpevg  tov  fisydXov  (ivötriQiov)> 
Apr^  celui-lä  vient  Jean  l'archipr^tre,  Ddmocrite,  le  fameux  (na- 
Qtßorixog)  philosophe  d'Abdfere,  un  certain  Zosime,  tr^instruit  (Zcj- 
Cv^og  ug  Tcolviiad-iötccvog).    Ce  sont  lä  les  philosophes  ecumeniqties 


^)  leidis,  Christiani   et  Pappi  pbiloBophi  jusjarandum   chemicum  [Jenae 
1807],  p.  24  sq. 

«)  Hißtoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  255. 


der  alchemistischen  Autoritäten.  347 

(ot  olxovusvtKoi  (pU66oq)oi).  Puis  viennent  les  exegetes  (commen- 
tateurs)  de  Piaion  et  d'Aristote,  Olympiodore  et  St^phanus." 

Im  Wesentlichen  dasselbe,  aber  als  der  ersteren  der  beiden 
S.  344  genannten  Schriften  des  Ungenannten  entnommen,  tbeilte 
Borrichius  mit.    Zunächst  in  seiner  Schrift:    Hermetis,  Aegyp- 

tiorum  et  chemicorum  sapientia '),  wo  er  bespricht,  dass  nach 

Synesios  namentlich  Zosimos  berühmt  geworden  sei,  und  um 
der  Zahl  seiner  Schriften  und  um  seiner  Geschicklichkeit  willen 
den  Namen  des  Grossen  und  den  eines  öcumenischen  Philosophen 
erhalten  habe:  Ad  rem  ^AvtniyQatpo^  tpiXoöotpog  sXXriv  de  ratione 
dealband.  aqu.  divin.  „Dicemus  et  quiddam'^  inquit,  ut  graeca 
latine  reddantur,  „de  XQVöoTCouag  coryphaeis.  Primus  eorum  est 
Trismegistus,  a  triplici  artis  operatione  ita  Graecis  cognominatus. 
Hie  Omnibus  antiquior  est,  tanti  mysterii  scriptor.  Hujus  vestigia 
secutus  Joannes,  summus  in  urbe  sancta  sacerdos.  Post  eum  pro- 
diit  Democritus,  artis  hujus  magister,  philosophiae  nomine  cele- 
bris,  et  licet  Abderitanus  origine,  omnium  tamen  hujus  artis  inter- 
pretum  praestantissimus.  Tandem  illuxit  orbi  Zosimus,  qui  et 
ipse  ut  plurimarum  rerum  peritissimus  nomen  vulgo  magni  obti- 
nuit.  Et  hi  sunt  oecumenici  sive  universales  philosophi.  Herum 
dissertationes  exposuere  Olympiodorus  et  Stephanus,  qui  et  ipsi 
commentarios  de  hac  arte  reliquerunt."  Fast  wörtlich  hiermit 
übereinstimmend  ist,  was  des  Borrichius  Conspectus  scriptorum 
chemicorum  celebriorum  ®)  da  enthält,  wo  die  Besprechung  der  auf 
Democrit  folgenden  alchemistischen  Autoritäten  eingeleitet  wird: 
Ex  magnis  artis  hujus  antistitibus  sequitur  Democritum,  licet  longo 
admodum  intervallo  Zosimus  Panopolites,  de  quo  legi  meretur 
Anepigraphus,  vetus  scriptor  graecus,  libro  de  ratione  dealbandae 
aquae  divinae:  „Dicemus  et  quiddam'S  inquit,  „de  artis  sacrae 
coryphaeis---",  wo  nun  fast  ganz  genau  das  soeben  Angegebene  als 
der  genannten  Schrift  entnommen  mitgetheilt  wird.  Dass  in  die- 
ser Schrift,  vom  heiligen  Wasser  der  Weissmachung,  die  Auskunft 
über  die  älteren  alchemistischen  Autoritäten  oder  Schriftsteller 
enthalten  sei,  findet  man  später  noch  öfter  angegeben     So  sagt 


')   [Hafniae  1674],  p.  78. 

B)  Id  Mangeti  Bibliotbeca  chemica  curiosa,  T.  I,  p.  39. 


348  Aeltere  Aufzählungen 

Schmieder^)  von  dem  Buche  mit  dem  Titel  ^^negl  ^blov  vöatog 
t^g  kevxaiSecag ,  vom  göttlichen  Wasser  der  Weissmachung :  „Es 
ist  minder  durch  seinen  Bealinhalt,  als  durch  die  historische  Ein- 
leitung wichtig  geworden,  in  welcher  der  Verfasser  eine  üeber- 
sicht  von  den  damals  bekannten  Schriften  und  Koryphäen  der 
Alchemie  giebi  Als  Urheber  und  Begründer  derselben  nennt  er 
den  Hermes  Trismegistos,  einen  Oberpriester  Johannes,  den 
Demokritos  und  Zosimos.  Diesen  fögt  er  ihre  Commentatoren  bei, 
namentlich  den  Synesios^^),  Olympiodoros  und  Stephanos/' 

Aber  eine  vollständigere  Liste  der  alchemistischen  Autoritä- 
ten ist,  als  ein  besonderer  Aufsatz,  in  mehreren  Sammlungen  ent- 
halten, wohl  erst  nach  der  ersten  Zusammenstellung  alchemisti- 
scher  Abbandlungen  zu  einer  Sammlung  in  sie  gekommen.  Sie 
beabsichtigt  ausdrücklich,  die  Namen  dieser  Autoritäten  kennen 
zu  lehren;  „Wisse,  o  Freund,  auch  die  Namen  der  Künstler"  beginnt 
sie.  Von  ihr  gab  meines  Wissens  zuerst  Reinesius  Kunde,  des- 
sen Variae  lectiones^^)  bei  der  Besprechung  unrichtiger  Ueber- 
setzungen  auch  erörtern,  dass  bei  Photios  der  Olympiodoros 
als  noirit'qg  bezeichnet  und  in  der  Uebersetzimg  dies  als  poeta 
wiedergegeben  worden  sei:  Tloirixrig  alia  significatione,  non  in  vul- 
gus  nota  ea  fiiit.  Adpellabantur  xoLfjtaly  qui  sacram  et  magnam  ar- 
tem,  xri(iBvrcxiiVy  et  X£qI  XQVöoxouag  profiterentur---.  Dann,  nach 
Erwähnung,  dass  Schriften  Solcher  auf  der  Pariser  Bibliothek  seien 
und  dass  ein  Herzog  von  Sachsen- Altenburg  von  einer  Augsbmrger 
Handschrift  eine  Abschrift  habe  machen  lassen  (vgl.  oben  S.  299), 
sagt  er  in  Beziehung  auf  letztere,  von  ihm  eingesehene:  Coronis 
isti  volumini  talis  est,  a  reliquis  quae  praecessere  omnibus  sepa- 
ratim  exarata:  nv(o6xs^  c5  g)W«,  xaJ  ra  ovo^ata  täv  noLritav, 
und  nun  giebt  er  ein  ziemliches  Stück  von  der  hierauf  folgenden 
Liste >*).     Was  Reinesius  aus  der  AUenburger  o.  Gothaer  Hand- 


9)  GeBchiohte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  75. 

^^)  Ich  habe  bereits  oben  S.  160,  Anmerk.  51  erinuert,  dass  die  Angabe, 
Synesios  sei  hier  mitgenannt,  unrichtig  ist. 

")   [Altenburgi  1640],  p.  154  sq. 

^^)  Bis  zu  Ostanes  inclns.  Vor  Jlkiittoy  hat  er  noch  ^Aqxh^  dann  6  fxiyaq 
auf  Zosimos  bezogen  (ich  verkenne  hier  und  wo  ich  im  Folgenden  an  solche 


der  alchemistischen  Autoritäten.  849 

Schrift  mitgetheilt  hatte,  wurde  dann  manchmal  wiedergegeben^*); 
vollständiger  ist  die  betreffende  Stelle  aus  dieser  Handschrift 
durch  Grüner^*)  veröffentlicht  worden,  vollständig  durch  Ja- 
cobs ^^),  nach  welchem  Letzteren  sie  folgendermassen  lautet:  fl- 
vcaöxs  CO  g)iX6  Tcai  ra  ovoiiata  täv  noiritäv.  nxdtfov,  'AQtöxotiXrig. 
'EQiiiijg,  ^lauwrig  [sQSvg.  drmkoxQvxog.  Zdöifiog,  6  fisyctg  'Okvfi' 
niodcoQog.  Uzitpavog  6  g>tX66o(pog,  £oq>aQ  6  iv  TlBgöLöi,  Svvi- 
öLog.  dioöxoQog  6  Ugsvg  tov  (isyalov  UsQuxtdog  tov  iv  'Ake^av- 
ÖQsla.  'O  'OötivTig  an'  Alyvmov.  ^H  MaqLa  xal  ij  KkBonaxqa  ri 
yvvij  Iltoksiiaiov  tov  ßaöikicDg.  IIoQfpvQiog  xal  Envßvxiog.  TlBka- 
ycog.  'Ayad'odalfLcav.  ^Hgocxkacog  6  ßaöckevg.  BeotpgaöTog.  'Aqx^' 
kaog.  KkavStavog.  Sti^yiog  i«),  Ovtol  elötv  ot  xavBvq>7i(ioc  xal  ol- 
xov\LBvixol  diödöxakoc  xal  vioi  i^i^yrpual  rov  Ilkdxavog  xaX  'Aqcözo- 
Tskovg,  AI  de  xägai  iv  alg  tskstrac  t6  ^siov  tgyov  Toiko'  Alyv- 
mog.  &Qcix7i.  'Ake^avöglg.  KvnQog^  xal  Big  ro  Ieqov  tr^g  Mi(i(psaig, 
Aus  einer  Pariser  Handschrift  war  dieselbe  Au&ählung  alche- 
mistischer  Autoritäten  und  der  Localitäten,  wo  die  Alchemie  be- 
trieben werde,  schon  vor  Jacobs  vollständig  veröffentlicht  wor- 
den: durch  Du  Gange,  welcher  in  seinem  Glossarium  zu  den  jün- 
geren griechischen  Schriftstellern  i')  gleichfalls  anlässlich  des  Wor- 
tes noirirrig  aus  einer  bei  ihm  als  cod.  618  bezeichneten  Pariser 
Handschrift  diesen  Aufsatz  rivcnöxs  m  (pikB  —  '  mitgetheilt  hatte, 
welche  Mittheilung  dann  Fabricius")  reproducirte.  Sie  weicht 
nicht  so  von  der  durch  Jacobs  gegebenen  und  soeben  hier  auf- 
genommenen ab,  dasis  ich  auch  sie  hierher  zu  setzen  brauchte^*). 


Venchiedenbeit  zo  erinnern  habe,  nicht,  dasB  dieselbe  mehr  auf  Verschieden- 
heit der  Auffassung  des  die  Handschrift  Lesenden  als  auf  Verschiedenheit 
des  Textes  selbst  beruhen  mag);  JtöaxoQo^  ist  bei  ihm  nicht  genannt. 

^^)  So  von  Lambeck  a.  S.  294  a.  0.,  p.  415  sq. 

^f)  Isidis,  Ghristiani  et  Pappi  philosophi  jusjorandum  chemicam  [Jenae 
1807],  p.  25  sq.,  von  nXuttoy  bis  x(kI  ^jiQunotiXovg,  fast  genau  übereinstimmend 
mit  Jacobs'  Angabe;  ZuHr&fio^  6  fAiya^  wird  bei  ihm  genannt. 

1»)   A.  S.  300  a.  0.,  p.  218  sq. 

^^)  Soll  ohne  Zweifel  Sigytog  heissen,  wie  auch  Grüner  hat. 

^7)  Glossarium  ad  soriptores  mediae  et  infimae  graecitatis,  T.  I  [Lugdnni 
1688],  p.  1192. 

1^)  Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII  [Hamburg!  1724],  p.  775  sq.  (mit  einzel- 
nen hässlichen  Druckfehlem:  nki^tay  för  nXätay^  *EXig>ayoi  f&r  2tig>ayogvL,ti.). 

^")  Der  Anfang  der  Liste  ist  auch  bei  Du  Gange:    '^^/iif.  MlXätmy.    Je- 


350  Aeltere  Aufzählungen 

Aas  der  jetzt  als  Nr.  2250  bezeichneten  Handschrift  der  Pariser 
Bibliothek  ist  eine  njit  der  von  Du  Gange  gegebenen  Aufzählung 
zwar  im  Wesentlichen,  aber  nicht  in  allen  Einzelheiten  '^)  überein- 
stimmende Liste  der  Namen  der  chemischen  Autoritäten  in  dem  Ma- 
nuscripten-Kataloge  jener  Bibliothek**)  schon  vor  längerer  Zeit  in 
lateinischer  Uebersetzung  veröffentlicht  worden:  in  dieser  Hand- 
schrift seien  auch  enthalten  Nomina  auctorum  artis  sacrae;  sunt 
autem  illi  Plato,  Aristoteles,  Mercurius,  Joannes  pontifex  r^^  iv 
Evaysia  rrj  %slay  Democritus,  Zosiraus,  Olympiodorus  magnus, 
Stephanus  philosophus,  Sophar  Per^a,  Synesius,  Dioscorus,  sacer- 
dos  magni  Serapidis  Alexandriae,  Hostanes  Aegyptius,  Comarius 
Aegyptius,  Maria,  Cleopatra,  Porphyrius,  Pebechius,  Pelagius,  Aga- 
thodaemon,  Heraclius  imperator,  Theophrastus,  Archelaus,  Petasius, 
Claudianus,  Petosiris,  Sergius,  Memnon  philosophus.  Addit  auctor, 
divinam  illam  artem  in  Aegypto,  Thracia,  Cypro,  in  urbe  Alexan- 
dria et  templo  Memphitico  potissimum  excoli.  Aus  derselben  Pa- 
riser Handschrift  Nr.  2250  hat  diese  Aufzählung  in  der  neueren 
Zeit  Hof  er  22)  in  französischer  Uebersetzung  mitgetheilt,  wieder- 
um in  einzelnen  Punkten  von  der  eben  aufgenommenen  lateini- 
schen Uebersetzung  abweichend  ^3),  mit  der  Angabe,  dass  die  Ueber- 
schrift  des  Aufsatzes  in  dieser  Handschrift  sei:  nsgl  täv  noiriTciv 


bann 68  ist  hier  aufgefahrt  als  ^Itoäyyfjg  Uqsvs  tijg  axBvaaCaq  tf}g  &eiag,  Zo)- 
ctfiog  6  fiiyaq  heilst  es  auch  hier,  nicht  6  fi^yttg  *OXvfi7it6d(OQog.  Svyiatog  ist 
nicht  genannt.  Hinter  ^Oatdyijg  aii*  Alyimtov  ist  hier  noch  genannt  xal  6 
KofAuQ&og  oLTi*  Alyvniov,  Nach  ^jQx^Xaog  ist  hier  auch  noch  netda&og  genannt, 
zwischen  KXctvdtayög  und  JSiQytog  auch  noch  dyenCyqagjog  ^iX6aoq>ogj  Miyog 
6  g>tX6aoq)og  und  Uäyaev^tg,  Anderer  unerheblicherer  Varianten  {9^x&g  für 
SQttXfj,  ^AXe^ayd^Bta  für  ^JXe^ay^gfg  u.  a.)  nicht  zu  gedenken. 

^^)  In  dieser  lateinischen  Uebersetzung  ist  Olympiodoros  mit  dem  Prä- 
dicate  magnus  aufgeführt,  Synesios  genannt,  viyenfyQi(q)og  (ptXöao^og  nicht 
erwähnt. 

21)  Catalogus  codicum  manuscriptorum  bibliothecae  regiae,  T.  II  [Parisiis 
1740],  p.  470.  Den  Inhalt  des  hier  Stehenden  gab  dann  auch  L engl  et  du 
Fresnoy  in  seiner  Histoire  de  la  philosophie  hermetique  [k  la  Haye,  1742], 
T.  III,  p.  10  8. 

22)  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  255. 

23)  Für  die  bei  Hof  er  wiederkehrende  Bezeichnung:  PinitiS  de  l'^gypte 
haben  die  oben  vorher  angeführten  Mittheilungen  Nichts  Entsprechendes; 
auch  Nichts  für  seine  Angabe,  dass  in  dieser  Aufzahlung  un  grand  nombre 
d'anonymes  erwähnt  seL 


der  alchemistiBchen  Autoritäten.  351 

rtxvtfig  Ttjg  rixvi^g]  nach  ihm  ist  der  Inhalt  desselben:  „Voici  les 
noms  des  adeptes:  Piaton,  Aristote,  Hermes,  Jean  larchipretre 
dans  la  divine  Evagie,  D^moerite,  Zosime,  le  grand  Olympiodore, 
St^phanus  le  philosophe,  Sophar  le  Perse,  Syndsius,  Dioscorus,  le 
pretre  du  grand  SA^pis  k  Alexandrie,  Ostane,  Tiniti^  de  l'Egypte, 
Comarius,  c^galement  initi^  de  l'figypte,  Marie,  Cleopätre,  Por- 
phyre, Pdbechius,  P^lage,  Agathoddmon ,  Tempereur  H^raclius, 
Th^ophraste,  Arch^laüs,  P^tasius,  Claudien,  Panseris,  Sergius,  Mem- 
non  le  philosophe,  et  nn  grand  nombre  d'anonymes.  Ce  sont  Ik 
les  maitres  les  plus  c^l&bres  et  les  plus  rdpandus,  les  commentateurs 
nouveaux  de  Piaton  et  d' Aristote  (of  vioi  ifiyyiyral  tov  IHaravog 
otal  '^QtötotiXovg).  Les  pays  et  les  lieux  dans  lesquels  on  cultive 
l'oeuvre  divin  (ro  ^elov  Sqyov)  aont:  l'figypte,  la  Thraee,  l'tle  de 
Chypre,  Alexandrie,  et  le  temple  de  Memphis  (ro  Isqov  zrjg  Mifi- 
q>s(ogy* 

Diese  Aufzählung  der  alchemistischen  Autoritäten  findet  sich 
noch  in  mehreren  anderen  Handschriften.  So  in  einer  Handschrift, 
welche  Leo  Allatius  als  eine  der  Bibliotheca  Vaticana  oder  als 
eine  ihm  persönlich  gehörige  studirt  hatte,  wie  ich  aus  einer  An- 
gabe des  Labb^^*)  entnehme;  wohl  derselben  Handschrift,  welche 
neben  Leo  Allatius  eingesehen  zu  haben  Borrichius^^)  ver- 
sichert, unter  Mittheilung  des  grösseren  Theiles  jener  Aufzählung. 


^)  In  seiner  Nova  bibliotheca  manuscriptoram  libromm  [Parisiis  1653], 
p.  129  sagt  Labbe,  nach  vorgängiger  Erwähnung  des  Leo  Allatius  und 
des  Vorhabens  Desselben,  die  griechischen  Alchemisten  herauszugeben  (ich 
setze  die  Stelle  ganz  hierher,  weil  sie  die  früheste  vollständige  Angabe  dieses 
Namensverzeichnisses  enthält):  Idem  quoque  vir  clarissimus  codicem  mss. 
poEsidet,  in  quo  varii  recepsentur  ejusdem  chyroicae,  sivo  artis,  sive  potius 
mataeotechniae  scriptoies;  oyofiaia  i&y  noirii&v  tf^g  ti^ytii,  nXütioy,  ^A^iaro- 
tiXijgy  '^EQfjifjg^  ^Itaüyyrjg  IsQevg,  Jij/LioxQ&Tog,  Ztba&fiog  6  fiiyag,  "OXv/nntödojQog, 
£xiq>ayoq  6  <p&X6aog)og,  JSo^uq  6  iy  llsqaCdt^  £vyiairogy  JtöaxovQog  6  Ugevg  to^ 
fdsyuAov  SaQdnidog  iy  ^AXe^ayd^eitf,  ^Octüyeg  dn^  Myvntov,  f}  Maqlay  UeXüytogj 
lIoQ^i^Q&og,  ^Entßöxtog,  KXeonat^a  ij  yvyr]  UtoXefnatov  Toö  ßaatXitog,  ^Ayad-odai- 
fiCDy,  *HQäxXetog  6  ßaatXevg^  Se6q>Qa<nogj  !^^;|f/Aao;,  KXavdtayog,  Siqytog, 

^)  De  ortu  et  progressu  chemiae  dissertatio  [Hafniae  1668],  p.  97.  Er 
bespricht  hier  das  Vorkommen  alchemistischer  Manuscripte  auf  verschiedenen 
Bibliotheken  (vgl.  oben  S.  246);  darin  seien  von  ihm  eingesehen  und  durch- 
gegangen  die  als  von  Plato,  Aristoteles,  Hermes  und  Demokritos 

herrührend  angegebenen  Schriften,  ventilati  quoque  ZoHTtfiog  6  fiiyag 

£iQytog  (ganz  dem  in   der  vorhergehenden  Anmerkung  Gegebenen  entspre- 


862  Aeltere  Aufzählungen 

So  wahrscheinlich  auch  in  einer  oder  in  mehreren  der  Handschrif- 
ten, welche  schon  gegen  die  Mitte  des  17ten  Jahrhunderts  sich 
zu  München  befanden  (vgL  oben  S.  303  f.),  wie  aus  dem  von  Wag- 
nereck über  sie  Ausgesagten^®)  hervorgeht.  So  in  der  jetzt  noch 
in  München  befindlichen*^)  und  auch  in  der  Florentiner**)  Hand- 
schrift. Sie  ist  wohl  auch  noch  in  anderen  Pariser  Handschriften, 
als  in  der  S.  350  f.  in  Beziehung  auf  sie  besprochenen  Nr.  2250, 
enthalten*^),  vielleicht  auch  noch  in  den  Handschriften  anderer 
Bibliotheken ;  aber  mit  Gewissheit  lässt  sich ,  aus  einem  sogleich 
anzugebenden  Grunde,  nach  dem  über  den  Inhalt  dieser  Hand- 
schriften mir  bekannt  Gewordenen  hierüber  nicht  urtheilen. 

Was  diese  jetzt  in  Besprechung  stehende  Aufzählung  alche- 
mistischer  Autoritäten  betrifil,  so  scheint  es  mir  —  auch  abge- 
sehen davon,  dass  sie  als  besonderer  Aufsatz  in  der  ältesten  Form 
der  Sammlung  nicht  enthalten  war  —  kaum  zweifelhaft,  dass  sie 
ein  relativ  späteres  Product  eines  der  alchemistischen  Litteratur 
einigermassen  kundigen  Mannes  war,  welches  er  auf  Grund  des 
(S.  344  ff.)  erstbesprochenen  litterarhistorischen  Excurses  des  Unge- 


chend,  nur  dass  t)  MaqCa  tijg  ^Eßqala  genannt  wird),  quorum  alioB  juxta  me- 
cum  agnoyit  eruditissimos  Leo  AÜatiuB  u.  8.  w.,  wie  bereits  oben  S.  248  an- 
gegeben wurde. 

^^)  Ich  habe  seinen  Brief  an  Barvoet  oben  S.  304  mitgetheilt;  vergleicht 
man  die  Liste  der  Schriftsteller,  welche  hiemach  in  den  Münchener  Hand- 
schriften enthalten  sein  sollten,  mit  dem  jetzt  uns  beschäftigenden  Namens- 
▼erzeichniss,  so  kann  es  wohl  kaum  zweifelhaft  sein,  dass  Wagnereck  das 
letztere  abgeschrieben  hat;  der  Michael  Psellos  ist  dann  allerdings  von 
ihm  selbststandig  hinzugefügt. 

^7)  In  Hardt's  S.  805  angef.  KaUlog,  T.II,  p.  29.  Mit  der  Ueberschrift: 
rivotaxe,  J>  ^iXe,  xal  tu  6v6fiata  t(by  notJjt&y,  dem  Anfang:  JTAdroiv,  'AQtaro- 
UXrig,  'E^fAfjg  -  -  -,   dem  Schlüsse:   xal  elg  to  legoy  tijg  Mi(Agmiag. 

^8)  In  Bandin i 's  S.  263  angef.  Katalog,  T.  III,  p.  354;  es  wird  angege- 
ben, die  Ueberschrift  sei:  r^ytoaxe,  ^  9>^y  t«  oyöfAuta  x&y  noii^t&y,  und  der 
Inhalt  stimme  mit  dem  von  Fabricius  (vgl.Anmerk.  18)  angegebenen  über- 
ein; dem  Zusammenhange  nach,  in  welchem  die  ganze  Angabe  gemacht  wird, 
sollte  man  glauben,  diese  Aufzählung  der  alchemistischen  Autoritäten  stehe 
in  der  Florentiner  Handschrift  als  ein  einzelnes  Capitel  der  Schrift  ^lukiyyov 
dQx*^Qi<»^S nsQi  vijg  d'eüxg  ti^y^g* 

^)  In  der  Pariser  Handschrift  2327  (Nr.  23,  vgl.  oben  8.  287)  und  2329 
(Nr.  24,  vgl.  oben  S.  290)  sollen  auctorum,  qui  de  rebus  chimicis  scripserunt, 
nomin a  genannt  sein.  Die  von  Fabricius  benutzte  Abschrift  einer  Pariser 
Handschrift  (vgl.  oben  S.  277  ff.)  enthielt  eine  solche  Aufzählung  nicht. 


der  alohemiBtischen  Autoritäten.  353 

nannten  verfasste  und  durch  so  viele  Namen,  wie  ihm  nur  immer 
als  zu  alohemistischen  Schriften  in  Beziehung  stehend  bekannt 
waren,  bereicherte.  Auf  das  Erstere  weist  das  hin,  wie  auch  in 
dieser  Au&ählung  einige  alchemistische  Autoritäten  als  navBVfp^yioi 
xal  olxovfiBvixol  prädicirt  und  als  i^tiyrital  xov  Tlkdrovog  nul  jigi- 
ötorikovg  genannt  werden;  auf  das  Letztere,  wie  in  dieser  Auf- 
zählung Personen  aufgeführt  werden,  welche  uns  nicht  als  Verfasser 
alchemistischer  Schriften,  wohl  aber  als  Solche  an  welche  alchemi- 
stische Schriften  gerichtet  worden  waren,  bekannt  sind.  Dahin 
gehört  z.  B.  Dioskoros,  an  welchen  Synesios  seinen  Commen- 
tar  zu  des  Demokritos  Schrift  richtete;  dahin  Sergios,  an  wel- 
chen der  Philosophus  Christianus  seine  Schrift  nsgl  tov  ^slov 
vdatog  richtete.  Als  dahin  gehörig  könnte  man  auchPetasios 
betrachten,  einen  Herrscher  (?),  an  welchen  Ostanes  ein  Send- 
schreiben über  die  heilige  Kunst  und  Olympiodoros  seinen  Com- 
mentar  zu  einer  Schrift  des  Zosimos  richtete;  es  liegen  jedoch 
Angaben  vor,  nach  welchen  Derselbe  auf  dem  Gebiete  der  Alche- 
mie  selbst  schriftstellerisch  thätig  gewesen  zu  sein  scheint  ><>). 

Aehnliches  findet  sich  auch  in  anderen  solchen  Au&ahlungen 
wieder,  denn  es  giebt  deren  mehrere,  welche  nicht  nur  in  Einzeln- 
heiten so  wie  die  verschiedenen  Lesarten  der  eben  besprochenen 
Aufzählung'^)  verschieden  sind,  sondern  ihrer  ganzen  Anlage  nach, 
und  dies  ist  der  Grund,  wesshalb  eine  allgemeine  Inhaltsangabe 
eines  hier  in  Betracht  kpmmenden  Aufsatzes'^)  nicht  beurtheilen 


80)  Höfer  (HiBtoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  274)  giebt 
an,  bei  Olympiodoros  werde  eine  Abhandlung  des  Petasios  ne^l  tfjg  xa- 
raQx^g  tod  (gyov  citirt;  ferner  (a.  e.  a.  0.,  p.  289),  in  der  Schrift  Toi>  X^t- 
atiayoi>  negl  evata&eiag  toD  ;^^v(rot)  stütze  sich  der  Verfasser  auf  die  Autori- 
tät des  Petasios;  endlich  (a.  e.  a.  0.,  p.  300),  Salmanas  oitire  den  Peta- 
sios, welcher  letztere  Ji^fAoxQitsta  inofiyi^fAaTa  herausgegeben  habe. 

3^)  So  z.  B.  ist  die  Ueberschrift  dieser  Aufzählung  in  der  Pariser  Hand- 
schrift 2250  eine  andere  {JIs^l  t&y  notrjx&y  ravtrig  i/yc  ti/yfig),  als  in  anderen 
dieselbe  enthaltenden  Handschriften  (riytacxe,  ^  ^£IU,  xai  tä  dydfjuaa  t&y 
notijT&y).  So  scheint  in  der  von  Du  Gange  benutzten  Pariser  Handschrift 
Synesios  nicht  mit  aufgeführt  zu  sein,  welcher  in  anderen  Handschriften 
genannt  wird.  So  ist  in  der  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift  Komarios 
nicht  genannt,  welchen  andere  Handschriften  haben. 

82)  Wie  in  Anmerk.  29  auf  S.  352. 

Kopp,  Boitr.  I.  Oetoh.  d.  Chem.  23 


354  Aeltere  Aafzählangen 

lässt,  welche  Namenliste  alchemistischer  Autoritäten  in  ihm  ent- 
halten sei.  —  In  der  ältesten  mir.  bekannten  Handschrift  (aber 
nicht  der  ältesten  Form  der  Sammlung):  in  der  aus  dem  Uten 
oder  12ten  Jahrhundert  stammenden  Venetianer  Handschrift  ist, 
unter  der  Ueberschrift:  'Ovonata  xmv  q)iko66g>mv  zijg  ^elag  intövi^- 
^rig  xal  tix^rigy  eine  Au&ählung  enthalten,  welche  Bernard*«) 
nach  d'Orville's  Abschrift  veröffentlicht  hat:  Mciörig,  ^rmoxQi- 
zog,  ZvviöLog^  JlavöriQtg,  Tlißlxiog^  SsvoxQatrigy  '^(pQtxavog^  Aov- 
xag,  Jioyivrig y^Innaöog,  I^tiq>avogy  Xlfirig,  XQiörtavogy  Magluy  Üb- 
taöiogy^EQfLtjgy  ©eoöißeiay'Aya^oöulfiaVy  öfdytAoff,  'HöldcoQog  ({. 
'löldGiQog)y  &aX^gy'HQdxk6itogy  ZciöLfiog^  OiXaQBZog/lovliavriy  Z^bq- 
ytog.  —  Diese  Zusammenstellung  ist  eine  weniger  häufig  vorkom- 
mende; es  ist  mir  jetzt  nur  noch  die  Leydener  Handschrift  als 
eine  bekannt,  welche  sie,  wahrscheinlich**),  enthält  Diese  Auf- 
zählung hat  viele  Namen,  welche  auch  in  der  vorher  besprochenen 
stehen;  unter  ihnen  manche  (wie  Petasios  und  Sergios),  für 
welche  vorhin  bemerkt  wurde,  dass  sie  zu  der  alchemistischen 
Litteratur  mehr  in  so  fern  in  Beziehung  zu  stehen  scheinen,  als 
an  sie  alchemistische  Schriften  gerichtet  wurden,  und  ein  oder 
der  andere  Name  scheint  mir  auf  ganz  gleichen  Grund  hin  in  die 
jetzt  uns  beschäftigende  Zusammenstellung  gekommen  zu  sein  (der 
der  Theosebia  z.  B.  nur  auf  Grund  davon,  dass  Zosimos  an  sie 
Schriften  richtete,  wie  oben  S.  163  und  185  f  besprochen  wurde). 
Aber  die  letztere  Zusammenstellung  enthält  ausserdem  eine  grosse 
Zahl  von  Namen,  für  welche  ich  überhaupt  nicht  weiss,  auf  wel- 
chen Grund  hin  sie  hier  genannt  werden ;  ich  komme  auf  sie 
gleich  nachher  zurück. 

Die  hier  besprochenen  Zusammenstellungen  der  Namen  alchemi- 
stischer Autoritäten  sind  nicht  die  einzigen,  welche  sich  in  denEUind- 
Schriften  finden.    Als  eine  solche  kann  man  betrachten,  was  in 


8S)  Am  S.  258  aDgef.  0.,  p.  117.  Der  Anfsatz  ist  in  der  oben  S.  259 
gegebenen  Uebersicht  des  Inhaltes  der  Venetianer  Handschrift  Nr.  4. 

^)  Sofern  sich  ein  Aufsatz  mit  ganz  derselben  Ueberschrift  in  ihr  findet 
(Nr.  23  der  S.  811  f.  gegebenen  Inhiütsübersicht).  Eine  Andeutung  des  Vor- 
kommens in  einem  Aufsatz  der  Altenburger  o.  Gotbaer  Handschrift  vgl  S. 
42,  Anmerk.  11. 


der  alchemistiflchen  Aatoritäten*  855 

des  Olympiodoros  Commentar  zu  einer  Schrift  des  Zosimos, 
anscheinend  der  letzteren  entnommen,  darüber  mitgetheilt  wird«^): 
in  Aegypten  sei  es  verboten  gewesen,  Schriften  über  Alchemie  zu 
verbreiten,  und  dem  Democrit  und  anderen  Aelteren  habe  man 
mit  Unrecht  Vorwürfe  gemacht,  dass  sie  nicht  alle  Kunstgriffe  be- 
schrieben haben;  nur  den  Juden  sei  es  zustehend  gewesen,  dies 
heimlich  zu  thun,  darüber  zu  schreiben  und  es  zu  verbreiten;  da 
finde  man  nun  den  Theophilos,  den  Sohn  des  Theogenes,  wel- 
cher niedergeschrieben  habe  hierauf  Bezügliches,  und  die  Schrift 
der  Maria  über  Oefen,  und  andere  Juden,  Synesios  schreibe 
aber  an  den  Dioskoros  über  gewisse  Gegenstände  der  Alchemie  >^. 
Olympiodoros  scheint  sonst  noch  auf  frühere  alchemistische 
Schriftsteller  Bezug  zu  nehmen«^);  ich  kenne  für  die  betreffenden 
Stellen  seines  Commentars  zum  Zosimos  nicht  den  griechischen 
Text.  —  Als  zu  Olympiodoros'  Schrift  vielleicht  gehörig  ist 
auch  betrachtet  worden  eine  von  Bandini'^)  aus  der  Florentiner 


^)  Vgl.  S.  90  ff.  o.  S.  185,  Anmerk.  108. 

s^  Fabricius  (Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII,  p.  765)  theilt  ans  der  von 
ihm  benutzten  Abschrift  einer  Pariser  Handschrift  Folgendes  mit:  Nöfiog  yä(f 
ijy  AlyvnxCotg^  f^V^^  tyyqdtptag  a^xd  ttya  ix&t&öyat,  Ttyig  o^y  fxifjiqioyta^  Jfi» 
fAÖXQttoy   xai   Tov;  a^;|fa/oo(,  &g  fiij  ^yfjfioye^aayras  tovtaty  t&y  &vo  tixytay^ 

dXkä  fÄÖytoy  t&y  Xsyofiiytay  x^fittay  /udtriy  dt  artoüg  füfAipoytat,  — M&- 

yoig  de  *Jovdaio&g  i^oy  ^y  Xd&Qa  tadta  notsTy  xal  yqdgm^y  xal  ixd§d6yar  dfii' 
XBt  yoUy  BiiqCcxofA6y  Se6q>tXoy  to(^  Beoyiyovg^  yQdipayxa  SXa  xä  xfjg  j^etqoyqu' 
(p(ag  BvxvxBlttj  xal  MaqCag  xrjy  XttfAtyoyQaq>iayy  xal  äi^ovg  ^lovdaCovg^  xai  JSvyi- 
aiog  TiQog  Jioaxoqoy  yQügxay  ...  Höfer  (Histoire  de  la  chimie«  2.  ^d.,  T.  I, 
p.  583;  vgl.  S.  185,  Anmerk.  108)  hat  die  Stelle  aas  der  Pariser  Handschrift 
2250,  mit  theilweise  wesentlichen  Varianten,  wie  folgt:  Nöfiog  yä^  ijy  AI- 
yvnx(o^g  jurj  PyyQdg)ovg  ai^zä  ixdtdöyat  •  xtyig  dt  fAifjupoyxat  JrjfioxQnoy  xal  xoitg 
a^/ct/ov;,    wg  fiij  /nyrifioysvaayxag  xovxaty  z&y  xs^v^y,  ^g  dti,    dXXa  fjioyoy  x&y 

Xeyof44yfoy,    xvgifay  xal  xtfiitoy  fidxrfy  di  aixovg  fjUfiqxtyxat, Möyotg 

dt  xoTg  ^lovdalotg  i^fjy  avxä  Xad-^a  notely  xal  yqdtpt^y  xal  ixd&döyat'  d$o  xal 
shqCaxofABy  xoy  BeögiiXoy  xby  Ssayiyovg,  yQdtf^ayxa  ndyxa  xä  xt^g  x^^Qoyqag>Cag 
XQVffOQi&X*'*  x«i  Maqlag  xi\y  xa/jityayQag)£ay ,  xal  äXXovg*lovda(ovg-  xal  6  Svyi- 
atog  di  nqbg  xoy  J^daxoqoy  yqdgm^  neql  xfjg  idQUQy^QOV  xal  ysq>iXrig  alxlag. 

«T)  Höfer  berichtet  (a.  e.  a.  0.,  p.  274):  II  (Olympiodore)  cite  D6mo- 
crite,  Anaximandre,  Zosime,  qu'il  appelle  la  couronne  des  philosophes  {xo  tni- 
giog  x&y  q>tXoc6g)my)y  Anaximene,  Agathod^mon,  Hermes  (Traiti  8ur  la  vü' 
peur,  n€Ql  xoü  xanyov),  Pelage,  Th6ophile,  Marie  la  jmve,  Syn^ius,  Dioscoms, 
Petasius  (tisqI  xfjg  xaxa^x^i^  ^<*^  ^^oti). 

8ö)   A.  8.  263' a.  0.,  T.  IH,  p.  362. 

23* 


356  Aeltere  Aufzählungen 

Handschrift  mitgetheilie  Zusamnieustellung.  In  dieser  Handschrift 
stehen  3»)  nach  jener  oft  vorkommenden  Schrift  des  Olympiodo- 
ros  zwei  kleinere  Aufsätze:  der  eine  überschrieben  'O  kl^og  rifg 
g)iko6o(plccgy  der  andere  IIsqI  tov  Xl^ov  x&v  (pikoöotpov ;  zu  beiden 
bemerkte  Bandini:  Haec  omnia  fortasse  ad  euradem  Olympio- 
dori  tractatum  pertinent.  Dieser  letztere  Aufsatz  beginnt  nun  mit 
einer  Aufzählung  alchemistischer  Autoritäten :  'O  nBQißorjvog  q>tk6' 
<^(pog  i^  '^ßdriQioVy  xal  Zdöiiiogy  Tcal  'icoavvtig  agxtsQBvgy  'Egfirjg  6 
Tgi^lidyLövog,  otal  jdruLonQixogy  ^OkvunioÖogogy  xal  I^tstpavog  iv  tfi 
tilg  %Qv6onoitag  na^atveösi  tov  fiohßöoxockxov  invötayciyYiöav  xal 
öoiiqxovqöavtEg  xaxiiStriöuv  ano  iLohßdox<ikxov ;  er  schliesst  mit 
den  Worten:  xal  6  xgl^og  rov  hqI^ov  ysw^.  Es  ist  indessen, 
da  OlympiodoroB  selbst  hier  angeführt  wird,  weniger  wahr- 
scheinlich, dass  dieser  Aufsatz  dem  Olympiodoros  zugehöre *^), 
als  dass  er  erst  aus  etwas  späterer  Zeit  stamme.  —  Die  späteste 
Aufzählung  der  alchemistischen  Autoritäten  in  griechischer  Sprache, 
von  welcher  mir  Kenntniss  geworden  ist,  befindet  sich  in  einer 
Handschrift,  welche  der  Colbert' sehen  Bibliothek  angehört  hatte 
und  mit  dieser  in  die  königl.  Bibliothek  zu  Paris  gekommen 
zu  sein  scheint.  Montfaucon  giebt  über  diese  Handschrift,  welche 
bei  ihm  als  cod.  1813  der  ersteren  Bibliothek  bezeichnet  ist,  fol- 
gende Auskunft^'):    Codex  graecus,  in  quo  Anonymi  ars  tactica. 


89)   Vgl.  Nr.  19,  20  u.  21  der  S.  264  ff.  gegebenen  Inhaltsübersicht. 

40)  Wohl  dieselben  Aufsätze,  welche  Bandini  als  Tielleicbt  dem  Olym- 
piodoros zugehörig  betrachtete,  sind  es,  über  welche  Hof  er  (Histoire  de  la 
chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  298)  nach  einer  Pariser  Handschrift  fol- 
gende Auskunft  giebt:  ün  petit  traite  de  la  pierre  philosophale  (o  XC^oq  zfjg 
q>tXoaoqf£ttg)  est  contenu  dans  le  manuscrit  n^  2249,  fol.  104  recto.  II  ne  so 
compose  que  de  quelques  extraits  de  Zosime,  d'Ostane  et  de  Democrite.  II 
faut  en  dire  autant  du  petit  traitö,  qui  se  trouve  sur  le  verso  du  meme  feuil- 
let,  et  qui  a  le  meme  titre  avec  une  tres-legere  Variante  (negl  rov  XC^ov  t&y 
fptXoa6q>toy).  On  y  voit,  de  plus,  cite  Jean  Parchipretre ,  J^tienne,  Hermes 
Trism^giste  et  Olympiodore.  Ce  demier  traite  se  termine  par  les  definiiions 
de  quelques  termes  alchimiques.  „Le  levant  {rj  dyaioXi^),  y  est-il  dit,  signilie 
U  principe  male  (tb  äg^ey),  le  coitchant  (rj  &va§g)  le  principe  femelle  (zo  ^t)- 
Xv)^,  L'auteur  y  ajoute  en  guise  d'axiome:  „Le  froment  engendre  le  fro- 
ment,  l'orge  engendre  Porge".  C'etait  Paxiome  de  homog^n^ite.  Also  auch 
die  von  Bandini  angegebenen  Schlussworte  finden  sich  in  diesem  Aufsatz 
wie  ihn  die  Pariser  Handschrift  hat,  wieder. 


der  alcbemistischen  Autoritäten.  357 

Index  scriptorum  graecorum,  qui  de  sacra  arte  seu  de  alchimia 
commentarios  ediderunt.  Hi  porro  numerantur,  Democritus,  Syne- 
sius,  St'ephanus  Alexandrinus  .  .  .  Omarius  pbilosopbus  pontifex 
ad  Cleopatram,  Zosimus,  Jacobus  6  ^EOfivBvötog  ^  Cbristianus  de 
divina  aqua,  Olympiodorus  pbilosopbus,  Pelagius  pbilosopbus,  Aga- 
tbodaemon,  Cosmas  bieromonacbus,  Heliodorus.  Annumeratur 
etiam  Arnaldus  de  Villanova.  Opus  enim  est  infimi  aevi  et  scri- 
ptura  XV.  saeculi.  Nocb  wird  von  Montfaucon  angegeben,  an- 
scbeinend  als  in  dieser  Handscbrift  entbalten,  Interpretatio  nota- 
rum  quibus  utuntur  chimistae;  lexicon  cbimicum.  Diese  Zusam- 
menstellung ist  also  nicbt  vor  dem  13ten  Jabrbundert  gemacbt^'), 
wenn  nicbt  etwa  die  den  Arnald  von  Villanova  betreffende 
Stelle  ein  späterer  Zusatz  ist. 

In  diesen  Aufzäblungen  alcbemistiscber  Autoritäten  findet 
man  tbeilweise  Naroen,  welcbe  offenbar  nur  Corruptionen  anderer, 
in  ibren  Beziebungen  zur  alcbemistiscben  Litteratur  zum  Tbeil 
besser  bekannter  Namen  sind.  Der  Omarius  in  der  von  Mont- 
faucon mitgetbeilten  Aufzäblung  ist  gewiss  kein  Anderer  als 
Comarios,  und  wie  ist  der  Name  des  Petosiris  variiret  wor- 
den*^). Aber  einer  grossen  Zabl  von  Namen  begegnen  wir  bier 
aucb ,  welche  als  zur  alcbemistiscben  Litteratur  in  Beziehung  ste- 
hende uns  weniger  oder  gar  nicbt  bekannt  sind.  Ueber  einzelne 
der  bier  genannten  Namen,  von  welchen  uns  keine  Schriften  oder 
auch  nur  Nachrichten  bezüglich  früherer  Existenz  derselben  er- 
balten sind,  habe  ich  mich  schon  in  dem  Vorhergehenden  ge- 
äussert: dass  Dioskoros,  Sergios,  Petasios  ausschliesslich  oder 
vorzugsweise  als  solche  bekannt  sind,  an  welche  alchemistische 
Schriften  gerichtet  worden  waren.  Die  Tendenz,  in  einer  solchen 
Aufzählung  möglichst  viele  Namen  und  solche  von  gutem  Klange 
aufzufuhren,  war  für  die  Epigonen  der  älteren  alcbemistiscben 
Schriftsteller  eine  sehr  natürliche,  und  viele  Namen  mögen  ohne 
Kritik,  noch  auf  schwächere  Gründe  hin,  als  dass  sie  mit  alchemi- 


^1)  Bibliotheca  bibliothecamm  mannscriptorom  nova,  T.  II  [Parisiis  1739], 
p.  953. 

^2)  In  welchem,  and  über  welches  hinaus,  Arnald  von  Villanova  lebte. 

«>)  Vgl.  unten  S.  860,  Anmerk.  46. 


358  Aeltere  Aufzählungen 

stischen  Schriften  als  die  der  Adressaten  in  Beziehung  standen, 
und  theilweise  geradezu  aus  Irrthum  und  durch  Verwechselung  in 
solche  Listen  gekommen  sein ;  mancherlei  Yermuthungen  in  dieser 
Bichtung  liegen  nahe,  wenn  man  beachtet,  wie  und  in  welchem 
Sinne  solche  Namen  sonst  noch  in  alchemistischen  Schriften  vor- 
kommen (für  einzelne  Namen  gebe  ich  das  darüber  mir  gerade 
Bekannte  in  dem  Folgenden  noch  an),  aber  sie  sind  immerhin 
doch  so  unsicher,  dass  ich  sie  hier  nicht  specieller  erörtern  will. 

Aber  wie  dem  auch  sei:  sicher  ist,  dass  in  diesen  Aufzählun- 
gen Persönlichkeiten  genannt  werden,  deren  Namen  sonst  gut  be- 
kannt sind,  aber  die  bekanntesten  Träger  derselben  lebten  ent- 
weder vor  der  Zeit,  für  welche  uns  die  Beschäftigung  mit  Alche- 
mie  überhaupt  glaubhaft  ist,  wie  Plato**)  und  Aristoteles**), 

**)  Gerade  die  muthm asslich  älteren  unter  den  oben  besprochenen  Auf- 
zählungen der  alcbemistjschen  Autoritäten  nennen  als  früheste  oder  unter 
den  frühesten  die  Namen  Plato  und  Aristoteles.  Plato  als  alchemistische 
Autorität  wird  von  Stephanos  citirt  in  der  letzten  seiner  neun  Abhandlun- 
gen über  Alchemie  (Ideler's  Physici  et  medici  graeci  minores,  Vol.  11  [Bero- 
Uni  1842],  p.  245;  Pizimenti's  S.llO  angeführte üebersetzung,  f.  59 r«).  Be- 
züglich einiger  Andeutungen,  als  ob  im  17ten  Jahrhundert  noch  griechische 
alchemistische  Schriften  unter  Plato's  Namen  vorhanden  gewesen  seien, 
vgl.  die  folgende  Anmerkung.  Im  Mittelalter  war  mindestens  eine  alchemi- 
stische Schrift,  als  deren  Verfasser  Plato  genannt  war,  wohl  in  lateinischer 
Sprache,  bekannt;  Plato  wird  als  alchemistische  Autorität  citirt  von  Alber- 
tus Magnu;,  in  dem,  dem  Letzteren  unzweifelhaft  zukommenden  Werke  de 
rebus  metallicis  et  mineralibus.  Piatonis  Über  quartorum  cum  commento 
Hamech  wurde  im  17ten  Jahrhundert  im  Theatrum  chimicum  (vgl.  die  fol- 
gende Anmerkung)  abgedruckt  (T.  V,  N.  148),  und  da  findet  sich  auch  eine 
Theoria  artis  alchimiae  secundum  Platonem  (T.  V,  N.  160);  vgl.  Lenglet  du 
Fresnoy's  Histoire  de  la  philosophie  herm^tique  [ä  la  Haye,  1742],  T.  III, 
p.  56;  Schmieder's  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  120  f.  Der 
Annulus  Piatonis  spielte  auch  bei  den  Alchemisten  seine  Rolle;  darauf  ist 
hier  aber  nicht  weiter  einzugehen. 

^^)  Ich  weiss  Nichts  davon,  dass  ältere,  in  griechischer  Sprache  abge- 
fasste  alchemistische  Schriften  unter  Aristoteles'  Namen  auf  uns  gekom- 
men seien  und  muss  es  dahin  gestellt  sein  lassen,  ob  Borrichius'  (in  seiner 
Schrift  de  ortu  et  progressu  chemiae  [Hafniae  1668],  p.  97  sagt  Dieser,  unter 
den  handschriftlich  auf  verschiedenen  Bibliotheken  befindlichen  griechischen 
alchemistischen  Werken  seien  ihm  inspecti  excussique  HXduay,  ^AQ^atoTiXtjg, 
'EQfifjg,  JfifAox^nog,  non  illi  quidem,  ut  liquet,  antiquissimi,  sed  multis  tamen 
Germanorum,  Gallorum  Anglorumque  philosophis  chemicis  praeferendi)  und 
Wagnereck 's  (vgl.  oben  S.  304)  Aeusserungen  vermuthen  lassen  dürfen, 
dass  ihn^n  wirklich  derartige  Schriften  vorgelegen  haben.    Aber  unter  den 


der  alohemistisohen  Autoritäten.  359 

oder  wir  kennen  doch  Nichts  von  chendscben  Schriften  derselben, 


Schriften,  welche  im  Mittelalter  unter  des  Aristoteles'  Namen  Yerbreitang 
fanden,  sind  auch  alchemistische.  Fabricins  (Bibliotheca  graeca,  L.  III 
[Hamburg^  1716],  p.  167)  beginnt  eine  Aufzählung  von,  dem  Stagiriten  unter- 
geschobenen Schriften  mit  denjenigen,  welche  unter  den  Titeln:  De  lapide 
philosophorum  und  De  perfeoto  magisterio  mehrfach  gedruckt  worden  seien. 
Es  gab  jedoch  deren  noch  mehr;  Fabricius  selbst  hatte  später  (Bibliotheca 
graeca,  Vol.  XII  [Hamburg!  1724],  p.  709  sq.)  anzugeben,  wo  auch  Aristotelis 
Practica  philosophici  lapidis  und  wo  Ezpositio  epistolae  Alexandri  regis  gedruckt 
sind.  Nach  Schmieder  (Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  119 f.) 
kommen  einem  wahrscheinlich  um  die  Mitte  des  Uten  Jahrhunderts  leben- 
den Arabizanten  Aristoteles  drei  alchemistische  Schriften  zu:  Tractatus 
de  lapide  philosophico ,  Practica  lapidis  philosophici,  und  Tractatus  de  per- 
fecto  magisterio,  und  die  Öfters  auch  dem  Aristoteles  zugeschriebene  Ex- 
positio  epistolae  Alexandri  Magni  gehöre  nicht  jenem  Arabizanten  sondern 
einem  späteren  Anonymus  an.  Der  erste  dieser  vier  Aufsätze  scheint  aber 
auch  mit  ähnlichem  Titel  wie  der  letzte  benannt  zu  sein  (Tractatus  Aristote- 
lis alchimistae  ad  Alexandrum  Magnum,  de  lapide  philosophico,  bei  Hof  er, 
Histoire  de  la  chiroie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  347).  Es  erscheint  mir 
nicht  der  Muhe  werth,  hier  die  diese  Aufsätze  betrefifenden  bibliographischen 
Angaben  zu  sichten  und  zu  berichtigen.  Diese  Aufsätze  sind  mehrfach  in  la- 
teinischer Sprache  gedruckt  worden,  der  bei  Schmieder  zuletzt  genannte 
kommt  auch  in  deutschen  Uebersetzungen  vor;  darüber,  wo  und  wann  sie 
gedruckt  worden  sind,  vgl.  Fabricius  (a.  e.  a.  0.),  Lenglet  du  Fresnoy 
(Histoire  de  la  philosophie  hermetique  [ä  laHaye,  1742],  p.  34,  85,  87,  51,  56, 
66,  104),  Schmied  er  (a.  e.  a.  0.)  und  Hof  er  (a.  e.  a.  0.).  Diese  Aufsätze 
bieten  wenig  historisches  Interesse;  sie  sind  Reproductionen  von  Sätzen  und 
Lehren,  welche  arabische  Schriftsteller  schon  vorher  ausgesprochen  hatten, 
und  nicht  nur  Avicenna  (wie  bereits  von  den  genannten  Gelehrten  erinnert 
worden  ist)  sondern  auch  Bhases  wird  darin  citirt  (im  Tractat  de  practica 
lapidis  philosophici,  in  Mangeti  bibliotheca  chemica  curiosa,  T.  I,  p.  660). 
Am  Meisten  Interesse  gewähren  sie  wohl  in  der^^ziehung,  dass  ihnen  im 
Mittelalter  wirklich  eine  gewisse  Autorität  beigelegt  wurde;  Albe  rtus  Magnus 
nimmt  auf  diesen  Alchemisten  Aristoteles  Bezog  (der  dem  Ersteren  zugeschrie- 
bene Libellus  de  alchimia,  in  welchem  dies  namentlich  auch  der  Fall  ist,  gehört 
Demselben  allerdings  nicht  an,  sowenig  wie  das  Scriptum  super  arborem  Ari- 
stotelis, welche  Schrift  sammt  der  vorhergehenden  in  die  Lyoner  Gesammtaus- 
gäbe  der  Werke  des  Albertus  Magnus  aufgenommen  worden  war),  Roger 
Bacon  in  der  Epistola  de nullitate  magiae  (c.  8)  auf  das,  was  Aristote- 
les in  libro  secretorum  dicens  Alexandre  lehre,  und  in  dem,  demRaymundus 
Lullus  zugeschriebenen  Testamen  tum  (Theorica,  c.  25)  wird  die  Epistola  Ale- 
xandri citirt  — Es  wurde  eben  gesagt,  dass  diese  unter  Aristoteles'  Namen 
uns  zugekommenen  alchemistischen  Schriften  namentlich  in  lateinischer  Sprache 
vorhanden  sind  resp.  veröffentlicht  worden;  wie  Höfer  (a.  e.  a.  0.)  erinnert, 
enthält  das  Theatrum  chimicom  (eine  in  sechs  Bänden  zu  Strasburg  1613  bis 
1622  und  in  neuer  Auflage  1659  bis  1661  erschienene  Sammlung  alchemisti- 
scher  Schriften),  in  dessen  5tem  Band  (ala  Nr.  158)  der  Tractatus  Aristotelis 


860  Aeltere  Aufzählungen 

wie  dies  für  Petosiris*^),  Africanus^^)  und  Jamblichos*®)  der 


alchimifltae  ad  Alexandrum  Magnum,  de  lapide abgedruckt  ist,    in  der 

Vorrede  die  Bemerkung  des  Herausgebers,  dieser  Aufsatz  sei  auf  Befehl  des 
Papstes  HonoriuB  aus  dem  Hebräischen  ins  Lateinische  übersetzt  worden; 
darauf,  dass  in  Rom  eine  als  Aristoteles  de  alchymia  bezeichnete  Schrift  in 
arabischer  Sprache  erhalten  gewesen  sei,  weist  eine  Angabe  des  Labbe 
(Nova  bibliotheca  mss.  librorum  [Parisiis  1668],  p.  255)  hin,  und  darauf,  dass 
die  Bibliotheca  Yaticana  eine  solche  Schrift  oder  Etwas  zu  ihr  in  nächster  Be- 
ziehung Stehendes  in  syrischer  Sprache  besitze,  eine  Angabe  des  J.  S.Assemani 

(Bibliotheca  orientalis  Clementino  -  Yaticana ,  T.  UI,  P.  I  [Romae  1725], 

p.  861;  hier,  wo  de  soriptoribus  syris  nestorianis  gehandelt  wird,  findet  sich 
auch  Erwähnung  einer  Schrift,  welche  bezeichnet  wird  als  Explicatio  epistolae 
magni  et  admirabilis  Aristotelis,  quam  scripsit  ad  Alexandrum  de  magna  arte). 

*ß)  Petosiris  werde  in  der  mit  rCytocxs beginnenden  Aufzäh- 
lung (vgl.  oben  S.  348  ff.)  in  der  Pariser  Handschrift  2250  genannt,  lässt  der 
Manuscripten-Katalog  der  Pariser  Bibliothek  von  1740  schliessen;  Hof  er  giebt 
als  den  hier  stehenden  Namen  Panseris  an.  Du  Gange  hat  in  der  von  ihm 
mitgetheilten  Aufzählung  den  Namen  näy<revQtg\  in  der  Altenburger  o.  Go- 
thaer Handschrift  ist  ein  solcher  oder  ähnlicher  Namen  in  jener  Aufzählung 
überhaupt  nicht  enthalten.  Aber  in  der,  von  der  eben  erinnerten  abweichen- 
den Aufzählung  der  Yenetianer  Handschrift  findet  sich  wieder  der  Namen 
Jlavifti^tg.  Dass  diese  verschiedenen  Namen  Gorruptionen  von  Petosiris 
seien,  ist  wohl  wahrscheinlich.  —  Petosiris  wird  zusammen  mit  Necepso 
bei  Gelegenheit  verschiedener  Ansichten  über  die  Dauer .  des  menschlichen 
Lebens  von  Plinius  (Histor.  nat.  L.  YU,  c.  49)  genannt,  als  Autorität  für 
eine  abergläubische  Frau  von  Juvenal  (Sat.  YI);  für  Julius  Maternus 
Firmicus  war  er  eine  astrologische  Autorität  (vgl.  oben  S.  53);  als  Schrift- 
steller über  gewisse  Ansichten  der  Griechen  und  der  Aegypter  bezüglich  der 
Götter,  über  Astrologie  und  die  Mysterien  der  Aegypter  wird  er  von  Snidas 
besprochen.  Eine  Zusammenstellung  ihn  betreffender  älterer  Angaben  findet 
man  in  Lambecii  Gommentar.  de  bibliotheca  caesar.  vindobonensi  L.  YI.,  ed. 
Kollarii  p.  217  sqq.  Schriften  in  griechischer  Sprache,  welche  von  diesem 
Petosiris  herrühren  sollen,  sind  uns  erhalten:  eine  als  Petosiris,  pbilosophi 
aegyptii,  epistola  astrologica  ad  Nechepson  regem  Assyriorum  (oder  auch 
Aegypti)  katalogisirte  z.  B.  unter  den  Manuscripten  der  Wiener  Bibliothek 
(vgl.  Lambeck  a.  e.  a.  0.,  L.  YI,  p.  217,  241;  L.  YII,  p.  253,  557 sq.,  ich 
gehe  darauf,  wie  fem  die  hier  besprochenen  Schriften  unter  einander  ver- 
schieden zu  sein  scheinen,  nicht  ein)  und  wohl  auch  unter  denen  der  Pariser 
Bibliothek  (Catalogus  codicum  manusoriptorum  bibliotheoae  regiae,  T.  II  [Pa- 
risiis 1740],  p.  560),  eine  als  Petosiris  ad  Neoepsonem  regem  de  mensibus 
faustis  et  infaustis  katalogisirte  unter  den  Manuscripten  der  Pariser  Bibliothek 

(Gatalogus T.  U,  p.  449),  solcher  von  mehr  medicinisohem  Inhalte  nicht 

zu  gedenken. 

^^  Falls  der  in  der  Aufzählung  der  alchemistischen  Autoritäten  in  der 
Yenetianer  Handschrift  (vgl.  oben  S.  354)  auf  gefahrte  'AtpQixdyog  der  Sextus 
Julius  Africanus  gewesen  sein  sollte,  welcher  als  zur  Ghemie  in  Beziehung 
stehend  genannt  worden  ist;  vgl.  S.  40  ff. 


der  alchemiBtiBchen  Autoritäten.  361 

Fall  ist.  Nameu  finden  sich  in  diesen  Aufzählungen,  welche  auch 
sonst  noch  in  alchemistischen  Schriften  vorkommen  und  von  wel- 
chen sich  wenn  auch  nur  unsichere  Spuren  ihnen  beigelegter 
Schriften  vielleicht  erhalten  haben,  wie  z.  B.  die  von  Pebechios 
oder  Epibechios*»),  von  Chimes*®)  und  Sophar*').  Aber  auch 
solche,  welche  sonst  nur  sehr  selten  sich  wiederfinden,  wie  z.  B. 
Theophilos")  und  Jakobos^^),  oder  welche  mir  wenigstens  nach 


^^)  'H^lafAßUxov  noiijffis  war  in  der  von  Fabricins  benutzten  AbBohrifl 
einer  Pariser  Handsobrifl  enthalten  (vgl.  oben  S.  280,  Nr.  50),  ist  mir  sonst 
noch  nur  als  in  der  Escurial-Handschrift  il  (vgl.  oben  8.271,  Nr.  40)  vorkom- 
mend bekannt. 

«)  Ueber  Pebechios  oder  Epibechios  vgl.  obenS.  158f.,  Anmerk.  47. 

^)  Ueber  diesen,  in  der  Aufzählung  der  alchemistischen  Autoritäten  in 
der  Venetianer  Handschrift  (vgl.  S.  354)  genannten  Namen  vgl.  S.  77  f. 

*^)  Der  Perser  Sophar  wird  in  der  mit  nyanyxe beginnenden  Auf- 
zählung der  alchemistischen  Autoritäten  in  allen  dieselbe  enthaltenden  Hand- 
schriften genannt.  Ich  habe  bereits  S.  124  f.,  Anmerk.  48  u.  S.  129,  Anmerk. 
50  erinnert,  dassReinesius  diesen  Sophar  zu  einem  persischen  König  Sapor 
machen  wollte  und  damit  zu  einiger  Confusion  Veranlassung  gegeben  hat;  in 
der  Altenburger  o.  (]K)thaer  Handschrift  hat  er  auch  da,  wo  £og>aQ  6  iy  JIsq» 
aidt  genannt  wird,  an  den  Rand  geschrieben:  fort.  JSagjoQy  i.  e.  Sapor  (wie 
Jacobs  a.  S.  300  a.  0.,  p.  219  mittheilt).  Ihm  Zugeschriebenes  kommt  in 
den  Sammlungen  griechischer  alchemistischer  Aufsätze  selten  vor,  und  da 
wird  der  Verfasser  ab  ein  Aegypter  bezeichnet.  In  der  Florentiner  Hand- 
schrift finden  sich  (als  Nr.  32  und  36  der  oben  S.  264  fif.  mitgetheilten  Inhalts- 
angabe) zwei  Aufsätze  unter  der  Ueberschrift:  BißXoi  dXrj&ijg  Xotpt  Myvntov, 
xai  d'eiov  'EßQaitoy  xvq(ov  x&y  dvyd/ueiay  JSaßadt^ ,  einmal  noch  mit  dem  Bei- 
satz: ZioaCfAov  Srjßaiov  ^vauxoO,  aber  mit  verschiedenem  Anfang  (vgl.  a.  e. 
a.  0.)  und  auch  mit  verschiedenen  Schlussworten;  Montfaucon  (a.  S.  263 
a.  0.),  sagt,  in  dieser  Handschrift  sei  auch  enthalten  Liber  verus  Sophiae 
Aegypti  et  divinorum  Hebraeorum.  Einen  solchen  Aufsatz  mit  derselben 
Ueberschrift  hat  auch  die  Escurial-Handschrifk  A  (Nr.  38  der  S.  270  ff.  gegebe- 
nen Inhaltsübersicht).  Ein  Sophi  Aegypti  genuinus  liber  wird  als  in  der  Pa- 
riser Handschrift  2327  enthalten  angegeben  (Nr.  32  in  der  S.  286  f.  mitgetheil- 
ten Inhaltsübersicht).  Noch  im  16ten  Jahrhundert  findet  man  ein  alchemisti- 
sches  Präparat  besprochen,  dessen  Bereitung  von  Sophar  herrühre,  welcher 
nun  als  König  von  Aegypten  titulirt  wird  (von  Hieronymus  Crinot,  in 
Aureum  vellus  oder  güldne  Schatz-  und  Kunstkammer  [Rorschach  1598];  vgl. 
Höfer's  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  356). 

02)  Bei  Olympiodoros  wird  (vgl.  oben  S.  355  und  Anmerk.  36)  Theo- 
philos  der  Sohn  des  Theogenes  oder  Theagenes  genannt  Ausserdem 
wird  Theophilos  auch  bei  Stephanos  citirt  als  Seö^Xog  6  Beayiyovg  (Ide- 
ler's  Physioi  et  medici  graeci  minore«,  Vol. H [Berolini  1842],  p.  246;  Theo- 


362  Aeltere  Aufzählungen 

Beziehungen  zur  alchemistiscben  Litteratur  gänzlich  unbekannt 
sind,  wie  z.  B.  Memnon  oder  Menos^*),  Elaudianos^^),  Por- 
pbyrios  in  der  mit  IXvcdöxB'"  beginnenden  Aufzählung  oder  wie 
Xenokrates,  Lucas,  Diogenes,  Herakleitos,  Hippasos, 
Isidorus,  Thaies,  Philaretos,  Juliane  in  der  in  der.Yenetia- 
ner  Handschrift  stehenden  Aufzählung  ^^j,  u.  a. 


philus  ohne  Angabe  des  Vaters  in  der  S.  110  angeführten  Uebersetzung  des 
Pizimenti,  f.  ö9v<>).  Dass  Pico  della  Mirandola  im  Anfang  des  16ten 
Jahrhunderts  eines  Theophilos  so  erwähnt,  wie  wenn  ihm  etwas  Alchemi- 
stisches  von  Demselben  vorläge,  ist  aus  dem  S.  821  Mitgetheilten  ersichtlich. 

^^)  Jacobus  6  &e6fiyev<rTog  wird  in  der  von  Montfaucon  (vgl.  oben  S. 
366  f.)  einer  Handschrift  entnommenen  Aufzählung  genannt.  Hof  er  (Histoire 
de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  288  theilt  mit,  in  der  Schrift  xof> 
X^HTCKtyoö  tibqI  6v<rta&e£ag  toD  /^Oaov  werde  auch  der  heilige  Jacob  (7a- 
«cD^oc  6  ^BonvBvüxoq)  citirt;  die  Erwähnung  Desselben  hier  gab  wohl  den 
Qrund  für  die  Aufnahme  des  Namens  mit  dem  Prädicat  in  jene  Zusammen- 
stellung ab.  £s  bleibt  unentschieden,  welcher  von  den  Jacob  genannten  Hei- 
ligen hier  gemeint  war. 

^)  In  der  mit  riytoaxe beginnenden  Aufzählung  alchemistischer  Autori- 
täten kommt  nach  dem  Manuscripten-Katalog  der  Pariser  Bibliothek  von  1740 
and  nach  Höfer's  Angabe  auch  der  Name  Memnon  vor;  M4yog  steht  dafür 
bei  Du  Gange,  und  der  Name  fehlt  ganz  in  der  Aufzählung,  wie  sie  die 
Gothaer  o.  Altenburger Handschrift  hat.  Fabricius  (Bibliotheca  graeca,  Vol. 
XU,  p.  777)  hat  in  einem  alphabetisch  geordneten  Verzeichnisse  der  ihm  vor- 
gekommenen alchemistiscben  Autoritäten:  Menes  philosophus  (al.  Miyog). 

^)  Klaudianos  war  auch  Bezeichnung  für  eine  Substanz  oder  ein  che- 
misches Präparat:  KXavdiayög  icuy  äcßecxog  onby  xai  atyetQog  xal  Tcäaiy^ 
lehrt  das  alte  chemische  Wörterbuch  (in  Bernard's  S.  258  angeführter  Aus- 
gabe des  Palladios,  p.  131).  Anscheinend  als  der  Name  einer  Persönlich- 
keit kommt  Klaudianos  in  dem,  der  zweiten  Abhandlung  des  Stephan os 
über  die  Goldmacherkunst  gewöhnlich  nachfolgenden  Brief  an  den  Theodo- 
ros  vor:  in  der  Umgebung  des  Klaudianos  befinden  sich  sechs  Brüder 
U.S.W.  (Ideler's  Physici  et  medici  graeci  minores,  Vol.  II  [Berolini  1812],  p. 
206);  aber  schon  Pizimenti  (in  seiner  S.  110  citirten  Uebersetzung,  f.  30r<>) 
glaubte  diese  ganze  Stelle  figürlich  deuten  zu  müssen  (per  sex  fratres  sex  me- 
talla  intelligendum,  bemerkt  er  als  Randglosse).  Menschen-  oder  Götternamen 
wurden  öfters,  ähnlich  wie  die  Benennungen  von  Gestirnen  für  Metalle,  zur 
Bezeichnung  von  Substanzen  gebraucht;  so  z.  B.  auch  der  Name  Osiris: 
"OctQ^g  iczty  fxdX^ßog  xai  ^etoy,  hat  das  alte  Wörterbuch  (bei  Bernard  a.  e. 
a.  0.,  p.  136). 

'^)  Man  könnte  vermuthen,  Diogenes  möge  aus  Theogenes  oder 
Theagenes  entstanden  sein,  welcher  Name  sich  in  alchemistiscben  Schrif- 
ten als  der  des  Vaters  von. Einem  findet,  der  schon  frühe  über  die  Kunst  ge- 


der  alchemiBtischen  Aatoritaten.  363 

Aber  in  diesen  Aufzählungen  finden  sich  auch  viele  Namen 
alchemisiischer  Autoritäten,  deren  Schriften  in  den  zu  unserer 
Kenntmss  gelangten  Sammlungen  häufiger  vorkommen.  Diese 
Schriften  sollen,  so  fern  dies  nicht  bereits  in  früheren  Abschnitten 
dieser  Beiträge  geschehen  ist,  namentlich  mit  Bücksicht  auf  die 
Verfasser,  welche  für  sie  angegeben  sind,  jetzt  besprochen  werden. 
Die  Zahl  dieser  Schriften  ist  eine  beträchtliche,  aber  was  ich  in 
dem  Folgenden  nenne,  umfasst  doch  lange  nicht  alle  die  Aufsätze, 
welche  sich  in  jenen  Sammlungen  finden.  Denn  es  ist  nicht  meine 
Absicht,  hier  noch  einmal  aller  kleineren  Aufsätze,  deren  Verfas- 
ser nicht  genannt  sind  und  welche  weiter  kein  Interesse  bieten, 
zu  gedenken.  Ausserdem  ist  über  einige  Schriften  nur  sehr  wenig 
bekannt  geworden,  welche  zwar  in  der  ältesten  Form  der  Samm- 
lung enthalten  waren,  aber  in  die  späteren  Formen  derselben,  über 
welche  vorzugsweise  ausführlichere  Mittheilungen  vorliegen,  nicht 
übergegangen  sind:  so  z.  B.  über  die  des  vorhin  schon  erwähnten 
Herakleios^^)  und  des  (in  den  Aufzählungen  der  alchemistischen 


schrieben  habe  (vgl.  oben  S.  355  u.  Anmerk.  52),  und  Herakleitos  eine 
Verunstaltang  des  Namen  Herakleios,  welcher  als  der  eines  alchemistischen 
Schriftstellers  genannt  ist  (vgl.  die  folgende  Anmerkung).  Aber  ich  halte  es 
für  wahrscheinlicher,  dass  m  diese  Aufzählung,  welche  die  Venetianer  Hand- 
schrift hat,  als  Namen  alohemistischer  Autoritäten  auch  die  griechischer  Phi- 
losophen mit  hineingekommen  sind,  auf  welche  als  Ansichten  über  das  Grund- 
element der  Dinge  aussprechend  sich  Olympiodoros  in  seinem  Gommentar 
zu  einer  Schrift  des  Zosimos  bezieht;  da  wird  Diogenes  (also  Diogenes 
Apollo niates)  als  lehrend  dass  die  Luft,  da  werden  Heraklit  und  Hip- 
pasos  als  lehrend  dass  das  Feuer  der  Grundstofif  der  Dinge  sei,  da  werden 
Xenophanes  (nicht  Xenokrates),  Thaies  u.  A.  genannt  (vgl.  Höfer's 
Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  535). 

^^  Drei  Schriften  des  Königs  Herakleios  hatte  die  älteste  Form  der 
Sammlung  griechischer  alchemistischer  Aufsätze  (vgl.  in  der  Inhaltsangabe 
derselben,  wie  sie  die  Venetianer  Handschrift  hat,  oben  S.  261  Nr.  2,  3  u. 
4).  Diese  Schriften  sind  nicht  in  die  späteren  Formen  der  Sammlung  über- 
gegangen und  vielleicht  nur  noch  in  der  Escurial-Handschrift  B  erhalten  (vgl. 
oben  S.  278  in  der  Inhaltsangabe  für  dieselbe  Nr.  2,  3  u.  4).  An  diesen 
Herakleios  war  die  neunte  der  Abhandlungen  des  Stephanos  über  die 
Goldmacherkunst  gerichtet.  —  Nicht  der  alchemistischen  Litteratur  zuzuge- 
hören  scheint  ein  als  Heraclii  imperatoris  epistola,  qua  ad  Sophodem  vel 
Saphoclum  philosophum  scribit  pro  expositione  libri  inventi  ad  caput  Cleo- 
patrae  reginae  in  suo  sepulchro,  bezeichnetes  Schriftstück;  vgl.  MorhoTi 
Polyhistor  literarios  [Lubecae  1695],  P.  I,  p.  111. 


364  Aeltere  Aufzählungen 

Autoritäten  nicht  genannten)  Justinianos^®).  Und  zu  erinnern 
ist  auch ,  dasR  diese  Sammlungen  in  ihren  verschiedenen  Formen 
keineswegs  alle  aus  früherer  Zeit  stammenden,  in  griechischer 
Sprache  geschriebenen  alchemistischen  Schriften  enthalten;  darauf, 
dass  noch  mehr  solche  Schriften  existirten,  weist  —  abgesehen 
von  Manchem  im  zunächst  Vorhergehenden  bereits  Erwähnten  — 
noch  hin,  wie  in  derartigen  Aufsätzen  andere  Schriftsteller,  Hep- 
pamenes  oder  Pammenes^^)  und  Themistios^^)  z.B.,  citirt  wer- 
den oder  wie  in  dem  Mittelalter  auf  alchemistische  Schriftsteller, 
Eallisthenes^^)  z.  B.,  Bezug  genommen  wird,  deren  Schriften 
sich  in  jenen  Sammlungen  nicht  finden  und  ganz  oder  fast  ver- 
schollen sind. 


^)  Zwei  Schriften  des  Königs  Justinianos  werden  in  der,  in  der  Ve- 
netianer  Handschrift  uns  erhaltenen  Inhaltsangabe  der  frühesten  Form  der 
Sammlung  angeführt  (?gl.  oben  S.  261,  Nr.  5  u.  6);  neben  diesen  beiden 
scheint  noch  eine  dritte  in  der  Escurial -Handschrift  jB  erhalten  zu  sein  (vgl. 
oben  S.  273,  Nr.  5,  6  u.  7),  etwas  ihn  Betreffendes  vielleicht  auch  in  derLey> 
dener  Handschrift  (vgl.  oben  S.  312,  Nr.  21). 

w)  Vgl.  oben  S.  123,  Anmerk.  42. 

^)  Dass  eine  Autorität  mit  ähnlichem  Namen,  Temistos  (ao^po;  Tejui- 
<rtoc),  in  des  Archelaos  Yersen  negl  U^äg  tix>^s  citirt  werde,  wie  diese  in 
der  Pariser  Handschrift  2249  enthalten  seien,  giebt  Hof  er  an  (Histoire  de  la 
chimie,  2.  6d.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  295).  Andere  Handschriften  scheinen  die 
Berufung  auf  diese  Autorität  in  diesem  Lehrgedichte  nicht  su  haben;  ich 
habe  sie  weni^tens  vergebens  in  Ideler 's  Ausgabe  desselben  gesucht  (Phy- 
sici  et  medici  graeci  minores,  Vol.  II  [Berolini  1842],  p.  343  sqq.)  und  auch  in 
den  sonst  (in  Bernard's  S.  258  angefahrter  Ausgabe  einer  Schrift  des  Pal- 
ladios,  p.  160  sqq.)  veröffentlichten  Fragmenten  aus  diesem  Gedichte  nicht 
gefunden.  Von  diesem,  immerhin  etwas  unsicher  angedeuteten  alchemisti* 
sehen  Schriftsteller  mag  der  Themistios  verschieden  gewesen  sein,  aus  Des- 
sen, anscheinend  nur  untergeordnet  mit  chemischen  Gegenständen  aber  mehr 
mit  mystischen  und  namentlich  mit  der  Mystik  der  Zahlen  sich  beschäftigen- 
den Aufsätsen  Hof  er  (Histoire  de  la  chimie,  1.  ed.,  T.  I  [Paris  1842],  p. 
2288.,  289s.;  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  234s.,  310s.)  Einiges  im  Auszuge 
mitgetheilt  hat;  Höfer  vermuthet  für  diesen  Themistios,  er  möge  im  7ten 
oder  8ten  Jahrhundert  gelebt  haben.  Was  man  in  Handschriften  -  Katalogen 
Alles  unter  dem  Namen  Themistios  findet,  gehört  zum  Unentwirrtesten, 
was  dieses  an  Verwirrungen  so  reiche  Gebiet  nur  hat. 

®^)  Bei  Albertus  Magnus  wird  (z.  B.  in  Dessen  Werk  de  rebus  metal- 
licis  et  mineralibus)  Kallisthenes  wiederholt  als  ein  alohemistischer Schrift- 
steller von  Ansehen  genannt,  mit  dessen  Ansichten  aber  Albertus  nicht  ein- 
verstanden ist    Der  Name  deutet  auf  einen  Griechen.    In  den  Bibliographien 


der  alchemistischen  Autoritäten.  365 

der  Alchemie  suchte  ich  ihn  übrigfens  vergebens.  Die  einzige  mir  bekannte 
Spur,  dass  eine  Schrift  dieses  KalHsthenes  erhalten  sein  möge,  bietet  die 
Angabe  (Montfancon's  Bibliotheca  bibliothecarum  manuscriptorum  nova,  T.  I 
[Parisiis  1739],  p.  88),  in  der  Bibliotheca  Yaticana  befinde  sich  eine  Hand- 
schrift:   CalUsthenes  Atheniensis  de  transmutatione  metallorum. 


Besprechung  einzelner  Persönlichkeiten,   welche  als 

alchemistische  Autoritäten  oder   als   Verfasser    von 

Aufsätzen  in  den  Sammlungen  genannt  sind. 


Ueber  die  Persönlicbkeiien ,  welche  als  Verfasser  der  in  den 
Sammlungen  griechischer  alchemistischer  Schriften  enthaltenen 
einzelnen  Aufsätze  genannt  sind,  ist  grösstentheils  wenig  oder 
Nichts  Sicheres  bekannt.  Viele  von  den  Namen,  die  wir  in  sol- 
cher Beziehung  angegeben  finden,  sind  solche,  welche  auch  der 
Mythologie  angehören  oder  welche  in  anderer  Hinsicht  bekannt 
die  Beschäftigung  mit  alchemistischen  Bestrebungen  Zeiten,  Krei- 
sen und  Personen  zutrauen  liessen,  für  welche  uns  jetzt  eine  solche 
Vermuthung  als  ganz  unzulässig  erscheint.  Andere  Namen  oder 
Bezeichnungen  stehen  mit  grösserer  Wahrscheinlichkeit  als  die  be- 
stimmter Persönlichkeiten  da,  welche  solchen  Bestrebungen  ob- 
lagen und  in  der  Richtung  derselben  schriftstellerisch  thätig  waren. 
Für  die  erste  Klasse  von  Namen  giebt  die  Zusammenstellung  des- 
sen, was  man  bezüglich  ihrer  in  früherer  Zeit  ausgesprochen  hat, 
hauptsächlich  die  Kenntniss  von  Sagen,  an  welche  früher  geglaubt 
wurde;  für  die  zweite  Klasse  ist  die  Gewinnung  von  litterarhisto- 
rischen  Besultaten  wenigstens  zu  versuchen;  für  beide  mag  dar- 
gelegt werden,  was  mir  über  Vorkommen,  Inhalt  u.  s.  w.  der  ihnen 
zugeschriebenen  Aufsätze  bekannt  geworden  ist  und  zur  Mitthei- 
lung hier  als  angemessen  erscheint.  Ich  bespreche  zunächst  die 
in  die  erste  der  soeben  unterschiedenen  Ellassen  gehörigen  Na- 
men, dem ,  was  die  unter  denselben  in  den  Sammlungen  vorkom- 


Hermes.  867 


menden  Aufsätze  betriffl,  noch  Einiges  hinzufögend,  was  zu  die- 
sen Namen  in  näherer  Beziehung  steht. 


Hermes. 

Unter  den  in  den  älteren  alchemistischen  Schriften  genann- 
ten Namen  von  Personen,  an  welche  sich  frühe  Erkenntniss  oder 
Ausbildung  der  Alchemie  knüpfte,  steht  der  Name  Hermes  oben 
an.  Derselbe  Name  wird  im  Alterthum  als  der  des  Erfinders 
zahlreicher  Künste  und  Zweige  des  Wissens  genannt,  und  ausser- 
dem schon  frühe  als  der  des  Verfassers  von  Schriften  über  die  ver- 
schiedenartigsten Gegenstände.  Ich  gehe  hier  nicht  auf  eine  Be- 
sprechung der  Hermes-Sage  noch  auf  die  der  s.  g.  Hermetischen 
Schriften  ein,  über  welche  so  viele  und  sich  so  widersprechende 
Ansichten  geäussert  worden  sind.  Ob  Eine  Persönlichkeit  in  frü- 
her Zeit  gelebt,  auf  welche  die  dem  Hermes  zugeschriebene  Er- 
kenntniss in  Wissenschaften  und  Künsten  zu  beziehen  sei,  ob  die- 
ser Hermes  identisch  gewesen  sei  mit  einer  der  biblischen  Per- 
sonen Adam,  Henoch,  Kanaan,  Joseph  oder  Moses,  ob  iden- 
tisch mit  dem  Thoth  der  Aegypter  oder  mit  einem  ägyptischen 
König  Siphoas;  oder  ob  mehrere  als  Hermes  Bezeichnete  zu 
unterscheiden  seien;  oder  ob  die  Bezeichnung  Hermes  nur  die 
Personification  des  in  Künsten  erfinderischen,  in  den  Wissenschaf- 
ten erkennenden  Geistes  sei  —  hierüber  ist  viel  geschrieben  und 
gestritten  worden  ^),  Und  eine  gleiche  Unsicherheit  erhielt  sich 
lange  bezüglich    der  s.  g.   Hermetischen  Schriften,   von  welchen 


^)  Frühere  Ansichten  hierüber  findet  man  namentlich  zusammengestellt 
in  des  Fabricius  Bibliotheoa  graeca,  Vol.  I  [Hambnrgi  1708],  p.  46  sqq.,  und 
in  der  Harl es' sehen  Ausgabe  dieses  Werkes,  Vol.  I  [Hamburgi  1790],  p.  46 
sqq.  üeber  die  dem  Hermes  beigelegten  Schriften  vgl.  daselbst,  dann  auch 
Schoell's^6esohichte^der;griechischen  Litteratur,  Bd.  II  [Berlin  1880],  8. 
615  ff.;  Grass e's  Lehrbuch  einer  allgemeinen  Literargeschiohte,  Bd.  I,  1. 
Abth.  [Dresden  u.  Leipzig  1837],  S.  296  ff.,  492,  497. 


368  Hermes. 

Clemens  der  Alexandriner  (gestorben  211  o.  220)  42  mit  Angabe 
des  Inhalts  aufzählte  und  derenZahl  Jamblichos  (etwa  100  Jahre 
später)  auf  das  Zeugniss  des  Seleukos  hin  zu  20000,  auf  das  des 
Manetho  hin  zu  36525  angab.  Mehrere  Schriften  sind  unter  dem 
Namen  des  Hermes  uns  noch  erhalten,  und  jetzt  als  erst  nach 
dem  Beginn  unserer  Zeitrechnung  verfasst  mit  ziemlicher  Sicher- 
heit erkannt;  diese  Schriften  mannichfaltigen  Inhalts  —  sie  han- 
deln von  der  Natur  der  Dinge  im  Allgemeinen,  der  Erschafiung 
der  Welt  und  der  göttlichen  Macht  und  Weisheit,  von  Astrologi- 
schem, Anwendungen  der  Astrologie  auf  die  Medicin,  den  magi- 
schen und  medicinischen  Kräften  der  Edelsteine,  Pflanzen  und 
Thiere  u.  a.  — ,  welche  früher  als  die  Erkenntniss  und  Auffassung 
weit  entfernter  Zeit  uns  bietend  in  höherem  Ansehen  standen, 
werden  jetzt,  als  jünger  erkannt,  geringschätzender  beurtheilt*). 
Aber  auf  Alles  dies  ist  hier  nicht  einzugehen,  wo  es  sich  nur  dar- 
um handelt,  wie  der  Name  Hermes  in  Beziehung  zur  Alchemie 
und  namentlich  zur  alchemistischen  Litteratur  vorkommt  und 
welche  Ansichten  über  ihn  gerade  in  dieser  Beziehung  früher  herr- 
schende waren  und  ausgesprochen  worden  sind. 

Schon  bei  den  älteren  der  alchemistischen  Schriftsteller,  deren 
Aufsätze  uns  etwas  vollständiger  erhalten  sind,  finden  wir  des 
Hermes  als  einer  früheren  alchemistischen  Autorität  erwähnt;  so 
bei  Synesios*)  und  bei  Zosimos^).  Des  Olympiodoros,  wel- 
cher in  das  5te  Jahrhundert  gesetzt  wird,   Commentar  zu  einer 


2)  Bezüglich  der  berdhmtefiten  unter  den  Schriften  philoeophischen  oder 
theologischen  Inhalts,  des  Poemander,  sagte  Scholl  (a.  e.  a.  0.,  S.  619): 
.Seit  1630  ist  der  Poemander  nicht  wieder  gedruckt  worden,  man  kann  sagen, 
zu  Ehren  der  Aufklärung.  Dennoch  wäre  eine  bequeme  Ausgabe  des  Werkes  zu 
wünschen*'.  (Letzterer  Wunsch  ist  durch  die  Ausgabe  Parthey's  [Berolini 
1854]  erfüllt.)  —  Bezüglich  der  berühmtesten  unter  den  medicinischen  Schrif- 
ten urtheilte  Sprengel  (Geschichte  der  Arzneykunde,  3.  Aufl.,  II.Theil  [Halle 
1823],  S.  221)  noch  deutlicher:  „Nie  hat  ein  verwahr! oseter  Kopf  auffallen- 
dere Absurditäten  gesagt,  als  der  Psendo- Hermes  in  dem  sogenannten  Kyra- 
nides.** 

3)  Vgl.  im  Abschnitt  über  Synesios,  S.  166  und  158,  Aomerk.  47. 

*)   Nach  dem  in  Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  XU  [Hamburg!  1724],  p.  767  u. 
771  Angegebenen.    Vgl.  auch  namentlich  unten  S.  374. 


Elermes.  369 

Schrift  des  Zosimos  kündigt  sich  gleich  an  als  das  von  Hermes 
und  den  Philosophen  Gesagte  besprechend  *).  Auf  Aussprüche  und 
Benennungen,  wie  sie  bei  Hermes  sich  finden,  nimmt  Stepha- 
nos  von  Alexandria  im  Anfange  des  7ten  Jahrhunderts  in  sei- 
ner Schrift  über  Goldbereitung  Bezug  ^).  Bei  dem  in  das  9  te  Jahr- 
hundert gesetzten  ungenannten  alchemistischen  Schriftsteller,  des- 
sen Aufzählung  der  Koryphäen  der  Qoldbereitungskunst  oben 
S.  344  ff.  besprochen  wurde,  ist  unter  Diesen  Hermes  Trismegi- 
stos  ausdrücklich  als  der  Erste  genannt:  mit  diesem  Beinamen, 
welcher  so  verschiedenartig  gedeutet  worden  ist '). 

Dasa  bei  den  bekanntesten  unter  den  alchemistischen  Autori- 
täten der  Araber  Hermes  als  der  Begründer  der  alchemistischen 
Kunst  oder  als  eine  frühe  Autorität  in  derselben  genannt  werde, 


^)  Vgl.  die  spätere  Besprechung  des  Olympiodoros,  und  darüber,  wie 
Derselbe  den  Hermes  auch  sonst  citirt,  S.  874  und  Hof  er 's  Histoire  de  la 
chimie,  2.  6d.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  274,  532,  685. 

^)  Physici  et  medici  graeci  minores;  ed.  J.  L.  Ideler;  Vol.  II  [Berolini 
1842],  p.  209,  244;  in  des  Pisimenti  Uebersetzung  (vgl.  S.  110)  f.  31  r»,  83  yO 
(nicht  in  dem  jron  Ideler  gegebenen  griechischen  Texte),  58 v^. 

7)  Nach  dem  oben  erwähnten  alchemistischen  Schriftsteller  hätte  Hermes 
von  der  dreifachen  Ausübung  der  Eupst  den  Beinamen  des  Dreimal-Grössten 
erhalten;  nach  Laotantins  (um  500;  lib.  I.  divin.  instit.  cap.  6,  vg\,  Fabr. 
Bibl.  gr.,  Vol.  T,  p.  46,  Borriohius'  Hermetis,  Aegyptiorum  et  chemicorum  sa- 
pieutia  [Hafniae  1674],  p.  4)  wegen  der  Vielseitigkeit  seiner  Kenntnisse;  nach 
Suidas  (gegen  1000;  in  Dessen  Lexicon  s.  v.  ^E^/nijg]  vgl.  Fabr.  Bibl.  gr.  a. 
e.  a.  0.,  Lambecii  Commentariorum  de  bibliotheca  caes.  vindobonensi  L.  VII., 
ed.  KoUarii  [Vindobonae  1781],  p.  62)  desshalb,  weil  er  von  der  Trinität  ge- 
sprochen und  in  ihr  Eine  Gottheit  gesehen  habe.  —  Der  Thoth  der  Aegyp- 
ter,  welchem  nach  den  Zeugnissen  der  späteren  Schriftsteller  der  hellenische 
Hermes  entspricht,  hat  nach  Parthey  (Plutarch  über  Isis  und  Osiris 
[Berlin  1850],  S.  155)  „auf  den  meisten  Denkmälern  den  Titel  «der  zweimal 
grosse**;  auf  der  griechischen  Inschrift  von  Rosette:  /Aiyag  xal  fjLiyag,  Der 
dreimal  grosse  Hermes,  'E^fÄfjg  rQKf/Li4y$ctog,  der  bei  den  Neuplatonikern 
eine  so  bedeutende  Rolle  spielt,  kommt  auf  den  Monumenten  nicht  vor**. 
Hiemach  wäre  die  Uebersetzung  zu  berichtigen,  welche  S am.  Sharpe  (Egyp. 
tian  Inscriptions  from  the  British  Museum,  Nr.  1  [London  1836],  p.  7)  von 
der  griechischen  Inschrift  des  Rosette-Steins  gegeben  hat,  so  fem  nach  jener 
Uebersetzung  in  dieser  Inschrift  der  dreimal -grosse  Hermes  vorkäme.  —  Bei 
Tertullian  (geboren  um  160,  gestorben  zwischen  220  u.  240)  wirdMercurius 
ille  Trismegistus  als  roagister  omnium  physicorum  genannt  (Adversus  Valen- 
tinianos,  cap.  XV;  Tertulliani  quae  supersunt  omnia  ed.  Gehler,  T.II  [Lipsiae 
1854],  p.  402). 

Kopp,  Beitr.  ■.  Oesoh.  d.  Ohmn.  24 


370  Hormes. 

ist  mir  jetzt  nicht  erinnerlich  ^).  Bei  den  Abendländern  steht 
schon  im  13  teri  Jahrhundert  Hermes  als  die  älteste  alchemistische 
Autorität  in  hohem  Ansehen;  namentlich  bei  Albertus  Magnus, 
welcher  ihn  den  Führer  der  Alchemie  und  den  Vater  Derer,  welche 
mit  ihr  sich  beschäftigen,  nennt  ^).  In  ähnlicher  Weise  wird  Her- 
mes bei  Roger  Bacon^")  und  in  dem,  dem  Raymund  Lull 
beigelegten  Testamentum  ^ ')  genannt;  in  ähnlicher  Weise  auch 
gegen  das  Ende  des  15ten  Jahrhunderts  in  den  unter  dem  Na- 
men des  Basilius  Valentinus  verbreiteten  Schriften  i^^. 

In  dem  17ten  Jahrhundert  war  die  Ansicht,  die  ganze  alche- 
mistische Kunst  gehe  von  dem  Hermes  aus,  eine  ziemlich  allge- 


^)  Allerdings  nennt  Borrichias  (vgl.  unten  Anmerk.  40  u.  44)  neben 
einten  späteren  Arabern  oder  Arabizanten  auch  Avioenna  anter  Denen, 
welche  der  s.  g.  Tabala  smaragdina  des  Hermes  erwähnen  sollen;  aber  der 
Werth  dieser,  nicht  weiter  belegten  Angabe  ist  mir  zweifelhaft.  —  Ueber  die 
Erwähnung  des  Hermes  in  einem  auf  Alchemie  bezüglichen  Aufsatz,  als  des- 
sen Verfasser  ein  Erat  es  genannt  ist  und  welchen  die  Leydener  Bibliothek 
in  einer  alten  arabischen  Handschrift  hat,  giebt  einige  Auskunft  der  Catalo- 
gus  codicum  orientalium  bibliothecae  academiae  Lugduno-Batavae,  auctoribus 
P.  de  Jong  et  M.  J.  de  Goeje,  Vol.  III,  [Lugduni-Batav.  1865],  p.  194. 

^)  Für  Albertus  Magnus  war  Hermes  Trismegistus  eine  wissen- 
Bchaftlicbe  Autorität  aus  sehr  früher  Zeit;  Derselbe  habe  (L.  I.  de  caelo  et 
mundo,  tract  I,  cap.  2)  vor  Pythagoras  und  (L.  III.  de  mineraL,  tract.  I, 
cap.  6)vor  Plato  gelebt.  Hermes  ist  dem  Albertus  dux  et  pater  alchimiae 
(L.  ni.  de  mineral.,  tract.  IT,  cap.  8),  pater  philosophorum  (die  sich  mit  der 
Frage  über  die  Entstehung  der  Metalle  beschäftigt  haben),  qui  propheta  phi- 
losophorum vocatur  (daselbst,  cap.  6);  er  ist  radix,  super  quam  omnes  pliilo- 
sophi  sustentati  sunt  (L.  IV.  de  mineral.,  tract.  I,  cap.  7).  Darauf,  wie  Al- 
bertus sich  auf  Einzelnes  aus  den  Schriften  des  Hermes  bezieht,  komme 
ich  S.  382  u.  383  f.  zurück. 

^^)  Im  Opus  minus  (Fr.  Rogeri  Bacon  opera  quaedam  hactenus  inedita; 
Vol.  I,  edited  by  J.  S.  Brewer  [London  1869],  p.  313),  wo  von  einer  alchemi- 
stischen  Operation  die  Rede  ist:  Et  haec  totiens  fiat,  donec  filius  fiat  pater, 
et  e  converso;  et  corpus  fiat  spiritus,  sicut  dicit  Hermes  Mcrcurius,  pater 
philosophorum. 

^^)  Theorica,  cap.  66:  Hermes  philosophorum  et  alchymistarum  pator 
(p.  99  der  Kölner  Ausgabe  von  1573;  in  Mangeti  Bibliotheca  chemica  curiosa 
T.  I,  p.  748). 

12)  Schlussreden,  sect.  HI:  „Hermes  ein  Vater  aller  Philosophen  hat 
die  Kunst  gehabt  und  erstlich  davon  geschrieben,  und  den  Lapidem  praepa- 
rirt  aus  Mercurio,  Sole  ot  Luna  scilicet  Philosophorum**  (II.  Theil,  S.  3()2  der 
Hamburger  Ausgabe  der  Schriften  des  Basilius  Valentinus  von  1700). 


Ilennes.  871 

mein  angenommene,  und  die  Zeit,  wann  Derselbe  gelebt  habe, 
wurde  mit  einiger  Bestimmtheit  angegeben.  So  bei  Libavius, 
welcher**)  nach  der  Erwähnimg  der  Versuche,  den  Ursprung  der 
Alchemie  noch  weiter  zurückzuführen,  sagt:  Peritiores,  quique  pro- 
pius  in  veritatem  collimant,  ad  Hermetem  (aliquibus  Arabem,  unde 
in  Aegyptum  venerit;  aliquibus  etiam  natione  Aegyptium)  re- 
tulerunt,  qui  coaetaneus  Mosi  Ebraeo  duci  populi  Israelitici  et  le- 
gislatori  circa  annum  mundi  2434.  floruisse  traditur.  Nach  Lam- 
beck**)  lebte  dieser  Hermes  im  16ten  Jahrhundert  vor  dem  Be- 
ginn unserer  Zeitrechnung,  und  nach  Lenglet  du  Fresnoy") 
war  Hermes  Trismegiste,  le  prince  dont  les  philosophes  chimi- 
stes  fönt  leur  hdros,  identisch  mit  einem  ägyptischen  Könige  Si- 
phoas,  welcher  etwas  mehr  als  1900  Jahre  vor  dem  Anfang  un- 
serer Zeitrechnung  gelebt  habe. 

In  solchem  Glauben  gefiel  man  sich  in  dem  17ten  und  selbst 
noch  in  dem  18ten  Jahrhundert.  Und  grosse  Bitterkeit  erregte 
es,  als  in  dem  17ten  Jahrhundert  dieser  Qlaube  ernstlich  bestrit- 
ten und  die  Zulässigkeit  der  Zurückfuhrung  der  Alchemie  auf 
Hermes  in  Abrede  gestellt  wurde.  Ich  habe  bereits  früher 
(S.  94  f.)  des  Streites  zwischen  Conring  und  Borrichius  bezüg- 
lich der  Frage,  ob  die  Aegypter  schon  in  sehr  früher  Zeit  Alche- 
mie betrieben,  erwähnt;  es  spitzte  sich  dieser  Streit  namentlich 
darin  zu,  ob  ein  Hermes  existiret  habe,  welchem  die  Entdeckung 
oder  Erfindung  der  Chemie  zuzuschreiben  sei.  Conring's  1648 
erschienene  Schrift  überHermetischeMedicin'O^^^i^^iigtesich  gleich 


'^  Gommentariorum  alchymiae  Pars  I.  [FVancofurü  ad  Moennm  1606], 
p.  2. 

")  Prodromus  historiae  literariae  [Hamburgi  1659],  L.  I,  cap.  1,  §  6; 
CoiDmentariorum  de  bibliotheca  vindobonensi  L.  VI.  [ed.  KoUarii],  p.  874, 
L.  VIT.,  p.  49. 

Iß)  Histoire  de  la  philoaopbie  bermetique  [a  la  Haye,  1742],  T.  I,  p.  9  sb. 
nnd  (mit  der  sehr  pracisen  Zeitangabe:  1996  avant  J.  G.)  p.  459. 

18)  fl.  Conringii  de  Hennetica  Aegyptiorum  yetere  et  Paracelsicorum  nova 
medicina  liber  unus.  Quo  simul  in  Hermetis  Trismegisti  omnia,  ao  nniversam 
cum  Aegyptiorum  tum  Cbemicorum  doctrinam  animadvertitur.  [Helmestadii 
1648.]  —  Hermann  Conring,  einer  der  berühmtesten  unter  den  Polyhisto- 
ren doB  17ten  Jahrhunderts,  war  1606  zu  Norden  in  Ost- Friesland  geboren. 
Auf  den  Universitäten  zu  Helmstädt  und  Leyden  gebildet,  wurde  er  1632 
Lehrer  an   dor  ersteren  Hochschule  und  wirkte  hier  als  Professor  der  Philo- 

24* 


372  Hermes. 

auf  dem  Titel  als  eine  an,  welche  sich  gegen  Alles  bezüglich  des 
Hermes  Trisme^istus  Geglaubte  richte.    Von  solcher  Wichtig- 
keit ist  diese  Schrift  für  die  Ansichten  über  ein  hohes  Alter  der 
Alchemie,  über  den  Antheil  eines  Hermes  an  der  Auffindung  der- 
selben geworden,  dass  es  wohl  ziemt,  den  Gedankengang,  in  wel- 
chem sie  sich  bewegt,  und  das,  was  sie  mit  Aufwand  von  viel  Ge- 
lehrsamkeit nachzuweisen  sich  bestrebte,  hier  in  kurzen  Zügen  an- 
zudeuten. Conring  geht  (cap.  1)  davon  aus,  es  sei  zu  untersuchen, 
ob  die  Paracelsisten  sich  mit  Recht  Hermetiker  nennen,  imd  be- 
spricht zunächst  (cap.  2),  dass  die  Alten  dem  Hermes  nicht  die  Er- 
findung einer  Heilkunst  zugeschrieben  haben.  Dann  (cap.  3),  dass 
die  Chemie  von  den  ersten  mit  dieser  Kunst  Beschäftigten  nicht 
dem  Hermes  sondern   anderen  Erfindern  zugeschrieben   werde, 
und  dass  die  Chemie  überhaupt  Nichts  so  sehr  Altes  sei;  wo  in 
den  älteren  Schriften  der  Hermes  gepriesen  werde,  sei  von  Che- 
mie nicht  die  Rede,  und  auch  bei  Zosimos  werde  Hermes  nicht 
als  der  Erfinder  der  Chemie  hingestellt;  und  wenn  Hermes  bei 
Olympiodor  genannt  werde  imd  schon  bei  den  späteren  Grie- 
chen chemische  Schriften  als  die  des  Hermes  im  Umlauf  waren, 
so  stehe  doch  sein  Name  hier  nicht  als  der  des  Erfinders  der  Kunst 
sondern  nur  mit  den  Namen  anderer  Philosophen  zusammen ;  bei 
der  Untersuchung  des  muthmasslichen  Alters  der  älteren  (griechi- 
schen) alchemistischen  Schriftsteller  kommt  Conring  wieder  zu 
dem  Schlüsse,  die  Chemie  sei  neueren  Ursprungs,  als  sie  oft  hin- 
gestellt werde,  und  nidit  von  Hermes  Trismegistos  herrührend. 
Dann  zeigt  er  (cap.  4),  es  lasse  sich  jetzt  gar  nicht  mehr  feststel- 
len, was  eigentlich  eine  alte  Hermetische  Lehre  in  sich  eingeschlos- 
sen habe,  da  alle  s.  g.  Hermetischen  Schriften  unzuverlässig  und 
keine  älteren  Denkmäler  jener  Lehre  uns  erhalten  seien;  bei  der 
Besprechung  der  einzelnen,  dem  Hermes  beigelegten  Schriften 
(cap.  5)  legt  Conring  dar,  dass  sie  gar  nicht  oder  ganz  unsicher 
beglaubigt  seien,  dass  ihnen  höheres  Alter  nicht  zukomme,   aus 
ihnen  eine  Hermetische  Lehre  nicht  entnommen  werden  könne, 
und  dass  namentlich  den  dem  Hermes  zugeschriebenen  alchemi- 
stischen Aufsätzen  dieser  Name  als  der  des  Verfassers  gewiss  nicht 

Bophie,  der  Arzneikunde  und  der  ElecbtswisBenschaft.    Er  starb  zu  Helmstädt 
1681. 


Hermes.  373 

zukomme.  Auch  die  uns  nicht  erhaltenen  s.  g.  Hermetischen 
Schriften,  deren  ältere  Schriftsteller  gedenken,  seien  wohl  nur  un- 
tergeschoben gewesen,  erörtert  Conring  weiter  (cap.  6);  und  dann 
(cap.  7),  auch  aus  anderen  älteren  Schriftstellern  könne  eine  Her- 
metische Lehre  nicht  mit  einiger  Sicherheit  abgeleitet  werden, 
und  der  Hermes  scheine  überhaupt  nur  fabelhaft  erdichtet  zusein. 
Habe  es  aber —  so  schliesst  Conring  (cap.  8)  endlich —  überhaupt 
eine  Hermetische  Medicin  gegeben,  so  sei  sie  wohl  ganz  mit  eitlem 
magischem  Aberglauben  und  Unglauben  inficirt  gewesen.  Was 
Conring  nun  noch  folgen  lässt,  bezieht  sich  zunächst  mehr  auf 
die  Medicin  wie  auf  die  Chemie;  für  die  Geschichte  der  letzteren 
wird  allerdings  auch  noch  manches  Interessante  angeführt,  aber 
nun  doch  mehr,  was  für  spätere  Zeiten,  als  die  uns  zunächst  be- 
schäftigenden, von  Belang  ist.  —  Mit  Heftigkeit  und  Ausdauer  er- 
wiederte  auf  diese  Angriffe  gegen  den  alten  Glauben  an  einen  Her- 
mes  und  den  Ursprung  der  Chemie  Borrichius^');  ich  habe  die 
Schriften,  welche  über  diesen  Streitpunkt  gewechselt  wurden,  be- 
reits^®) angeführt  und  will  hier  darauf,  mit  welchen  Gründen 
Borrichius  die  früheren  Ansichten  zu  halten  und  ihnen  neue 
Unterstützimg  zu  geben  suchte,  nicht  weiter  eingehen.  Aber  ihm 
selbst  erschien  es  doch  als  nöthig,  die  Existenz  Mehrerer  des  Na- 
mens Hermes  anzunehmen,  welche  zu  der  Chemie  in  Beziehung 
gestanden  haben  sollten;  ich  will  hier  nur  anfuhren,  was  er  in 
seiner  letzten  Schrift  i^)  als  das  Festzuhaltende  hinstellt.  In  grauer 
Vorzeit  sei  die  Chemie  in  Aegypten  aufgekommen  und  Hermes 
Trismegistos  der  Urheber  derselben  gewesen,  von  welchem  wohl 
die  als  Tabula  smaragdina  bezeichnete  Schrift  stammen  könne; 
von  eines  späteren  Hermes  Lehren  und  Schriften  finde  man  Er- 
wähnung und  Spuren  in  den  älteren  griechischen  alchemistischen 
Werken,  in  denen  der  Araber  und  vieler  Abendländer,  aber  es 
bleibe  mancher  Zweifel,  was  eigentlich   echt  sei ;  und  einem  drit- 


1^  Olaus  Borrichius  war  geboren  1626  zu  Borchen  in  Nord  -  Jütland 
(von  dem  Geburtsorte  nahm  er  den  Namen) ,  wurde  Professor  der  Philologie, 
Poesie,  Chemie  und  Botanik  zu  Kopenhagen,  auch  königl.  Leibmedicus  u.  a. 
Er  starb  1690. 

18)  S.  94  f.,  Anmerk.  36. 

1*)  Conspectus  scriptorum  chemicorum  celebriommi  in  Mangeti  BiblTo« 
theca  chemica  curiosa,  T.  I,  p.  88  sq. 


374  Hermes. 

ten,  noch  neueren  Hermes  komme  namentlich  die  Schrift  zu, 
welche  unter  dem  Titel  Septem  capitula  Hermetis  verbreitet  sei. 
—  Ich  halte  mich  bei  diesen  Versuchen,  die  Annahme  eines  Her- 
mes als  Begründers  der  Chemie  zu  retten,  nicht  auf,  so  wenig  wie 
bei  der  Andeutung  Schmieder's*<>),  ein  ägyptischer  PriesterHer- 
mon,  dessen  Qalenus  gelegentlich  der  Zubereitung  einer  Arznei 
erwähnt,  möge  eine  in  Aegypten  berühmte  chemische  Autorität 
gewesen  sein,  und  Dessen  Name  sei  dann  in  der  Benennung  Her- 
mes aufgegangen  und  seine  Verdienste  um  die  Chemie  seien  in 
den  Kreis  der  Sagen  vom  Hermes  aufgenommen  worden.  Es 
war  hier  anzugeben,  wie  und  wann  die  Vorstellung,  dass  Hermes 
der  Urheber  der  Chemie  gewesen  sei,  sich  zuerst  zeigte  und  wie 
sie  zu  allgemeinerer  Annahme  kam,  und  wann  und  durch  wen 
zuerst  die  Beseitigung  dieser  Vorstellung,  welche  die  Chejnie  so 
lange  als  die  Hermetische  Kunst  benennen  liess,  angebahnt  wurde ; 
aber  auf  die  späteren  Bückfalle  in  den  alten  Irrthum  und  die 
Versuche  einer  Vermittlung  der  älteren  irrigen  Ansicht  mit  neue- 
rer besserer  Erkenntniss  ist  hier  nicht  einzugehen. 

Wohl  aber  ist  hier  anzugeben,  auf  welche  chemische  Schrif- 
ten, als  von  Hermes  herrührend,  frühere  alchemistische  Schrift- 
steller Bezug  nehmen.  Darauf,  was  Hermes  iv  totg  qfvöixols 
sage,  bezieht  sich  Zosimos  in  seiner  Erzählung  von  dem  Ursprung 
der  Chemie  ^^),  und  des  Zosimos  ^v<StLx^  ßißkog  soll  einer  Schrift 
des  Hermes  erwähnen,  welche  als  ^vi^txal /Sa^at  bezeichnet  sei ^^). 
Bei  Olympiodoros  werde  auf  tov  ^Eq^ov  'Aqxixtiv  ßlßkov  sive 
librum  initiationis  chemicae  Hermetis  Bezug  genommen,  giebt 
Borrichius  an  2»),  und  Höfer"),  dass  bei  Jenem  Hermes  (Trait^ 
sur  la  vapeur,  nsgl  tov  xaytvov)  citirt  werde.  Chemische  Schriften, 


SO)  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  26. 

«)  Vgl.  oben  8.  9. 

^^  BorricLii  Hermetis,  Aegyptiorum  et  chemicorum  sapientia  [Hafniae 
1674],  p.  50;  Fabricü  Bibl.  gr.,  Vol.  XU  [Hamburgi  1724],  p.  771. 

^3)  A.  e.  a.  0.  Eine  längere  Stelle  aus  Olympiodoros,  in  welcher  auf 
das  von  Hermes  «V  tj'JQX^^^i  ßißXt^  Gesagte  Bezug  genommen  wird,  ent- 
halten, der  Altenburger  0.  Gothaer  Handschrift  entnommen,  des  Beinesius 
Variae  lectiones  [Altenbnrgi  1640],  p.  7. 

^)  Histoire  de  la  cbimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  274. 


Die  Tabula  smaragdiua.  375 

welche  als  die  des  Hermes  galten,  lagen  also  in  dem  4ten  und 
5ten  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung  vor.  Ob  Etwas,  und  was, 
uns  von  ihnen  erhalten  sein  mag,  lässt  sich  aus  den  kärglichen 
Angaben  nicht  ersehen,  welche  über  das  Vorkommen  alchemisti- 
scher  Aufsätze  des  Hermes  in  den  älteren  Sammlungen  gemacht 
worden  sind.  Hermetis  seu  Mercurii  Trismegisti  varia  in  den  Pa- 
riser Manuscripten  gefunden  zu  haben,  gab  Labb^^ö^  ^^  Capitel 
des  Hermes  und  Anderer  werden  in  der  Inhaltsüberaicht  der  äl- 
testen Sammlung  genannt  (S.  262,  Nr.  21)  und  stehen  in  der  Es- 
curial- Handschrift  B  (S.  273,  Nr.  23).  Fragmente  von  Hermes 
und  von  Agathodaemon  finden  sich  in  der  Venetianer  Hand- 
schrift (S.  259,  Nr.  20),  in  der  zu  Wien  (S.  295,  Nr.  8  26)  ^nd  in 
der  zu;  Oxford  (S.  314,  Nr.  10).  Hermes  und  Agathodaemon, 
welche  hier  zusammen  genannt  werden,  sind  auch  als  identisch 
betrachtet  worden;  ich  komme  hierauf  bei  Agathodaemon  zu- 
rück, und  später  auch  auf  ein  chemisch  gedeutetes  Räthsel,  wel- 
ches als  das  des  Hermes  und  des  Agathodaemon  in  mehreren 
Handschriften  steht 

Was  von  solchen  älteren  alchemistischen  Aufsätzen,  welche 
des  Hermes  Namen  trugen,  in  derartigen  Sammlungen  enthalten 
ist,  wurde  später  viel  weniger  beachtet,  als  ein  anderes  dem  Her- 
mes zugeschriebenes  Schriftstück,  die  vielberufene  TaibtUa  srna- 
ragdina,  welcher  von  den  Alchemisten  des  Mittelalters  und  bis  in 
das  vorige  Jahrhundert  so  grosse  Wichtigkeit  beigelegt  wurde. 
Der  Inhalt  dieses  Schriftstücks,  welches  namentlich  nach  der  Mitte 
des  16ten  Jahrhunderts  viele  Alchemisten  beschäftigte  2?),  ist  nwc 
in  lateinischer  Sprache  bekannt  geworden;   ungewiss  ist,  in  wel- 


26)  Vgl.  oben  S.  276,  Anmerk.  71. 

2^)  Der  Anfang  des  Aufsatzes  des  Hermes  ist  hier  angegeben:  'E(ty  fitj 
tu  aü)Li€(tn  datofitttüHTfig  -  -  -;  einen  so  beginnenden  Ausspruch,  welchen 
Olympiodoros  anfuhrt,  bezeichnet  als  einen  der  Maria  Borrichius  in 
Conspect.  Script,  ehem.  celebr.,  §  8  (in  Mangeti  Bibl.  ehem.  cur.,  T.  I.,  p.  40). 

27)  Es  wurde  zuerst  zu  Nürnberg  1541,  als  Hermetis  Trismegisti  Tabula 
Smaragdina,  in  ejus  manibus  in  sepulcro  reperta,  cum  commentatione  Hortulani, 
in  Volumen  iractatuum  scriptorum  rariorum  de  alchymia,  gedruckt.  Vgl. 
Seh  mied  er 's  Geschichte  der  Alchemie,  S.  35  f.,  and  da  auch  Angabeo  über 
spätere  Veröffentlichungen.  ' 


376  Die  Tabala  smuragdina. 

eher  Sprache  es  ursprünglich  abgefassfc  war  ^^).  Ich  will  hier  Eini- 
ges zusammenstellen,  was  die  Ansichten  über  das  Alter  dieses 
Schriftstücks  betrifft  und  namentlich,  wie  weit  zurück  sich  eine 
Kenntniss  desselben  verfolgen  lässt. 

Für  mehreres  unten  zu  Bemerkende  ist  es  nöthig,  den  Inhalt 
des  Schriftstücks  selbst  zu  kennen;  und  bei  der  Kürze  desselben 
lasse  ich  es  hier  folgen*^). 


^)  Was  dafür  spricht,  dass  der  bekannt  gewordene  lateinische  Text 
wahrscheinlich  eine  üebersetzung  aus  dem  Griechischen  sei,  hat  Schmied  er 
(a.  e.  a.  0.,  S.  32)  hervorgehoben.  Dass  das  Schriftstück  ursprüngh'ch  in 
phönicischer,  und  nicht  in  griechischer  Sprache  abgefasst  gewesen  iei,  be- 
hauptete Kriegsmann  in  seinem  Commentar  zu  demselben  (in  Mangeti 
Bibl.  ehem.  cur.,  T.  I,  p.  382  sqq.),  und  er  suchte  für  eine  Anzahl  von  Stellen 
anzugeben,  wie  sie  in  Phoenicio - Ebraica  dialecto  gelautet  hätten.  An  seine 
unbegründeten  Vorstellungen  schloss  sich  wohl  eine  vermeintlich  berichtigte 
Angabe  des  Inhaltes  in  lateinischer  Sprache  an  (vgl.  die  folgende  Anmerkung), 
und  noch  gegen  das  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  fabelte  man  von  einer 
Üebersetzung  der  smaragdenen  Tafel  aus  der  phönicischen  Sprache,  welche 
auch  im  Deutschen  gegeben  wurde  (in  Schröder's  neuer  alchemistischer 
Bibliothek,  Bd.  I,  Samml.  II  [Frankfurt  u.  Leipzig  1772];  vgl.  Schmieder 
a.  e.  a.  0.,  S.  33  u.  36).  Eriegsmann's  Commentar  kündigte  sich  selbst  als 
eine  Jugendarbeit  an;  aber  auch  die  späteren  Publicationen  dieses  Schrift- 
stellers (dessen  J.  F.  Gmelin  in  seiner  Geschichte  der  Chemie  und  Schmie- 
der in  seiner  Geschichte  der  Alchemie  nicht  besonders  gedenken)  gefallen 
sich  in  den  abenteuerlichsten  Behauptungen.  Von  seinem  „Taaut,  oder  Aus- 
legung der  chymischen  Zeichen ,  damit  die  Metallen  und  andere  Sachen  von 
Alters  her  bemerkt  worden**  [Frankfurt  1665]  urtheilte  Beckmann  (Ge- 
schichte der  Erfindungen,  Bd.  III,  S.  370),  dass  das  Buch  Nichts  als  alchemi- 
stischen  Aberwitz  enthalte;  und  nach  Joe  her  (Compendiöses  Gelehrten-Lexi-* 
con,  3.  Aufl.,  I.  Theil,  S.  1712 f.)  hinterliess  Eriegsmann  Conjectanea  de 
germanicae  gentis  origine,  »darinne  er  behauptet,  dass  Hermes  Trismegistus 
der  Stiffler  der  deutschen  Nation  gewest**. 

29)  Der  lateinische  Text  der  Üebersetzung  wird  nicht  überall  gleichlau- 
tend gegeben,  aber  die  Varianten  sind  unerheblich;  Schmied  er  hat  sie  a. 
e.  a.  0.,  S.  30  zusammengestellt  Von  den  zwei  stärker  unter  sich  abweichen- 
den Formen,  welche  Thomson  in  seiner  History  of  chemistry.  Vol.  I  [Lon- 
don 1830],  p.  10  f.  neben  einander  stellt,  ist  die  eine  (aus  Mangeti  Bibliotheca 
chemica  curiosa,  T.  I,  p.  381  entnommen,  wo  sie  als  Versio  latina  tabulae 
Hermeticae,  Phoenicii  contextus  proprietatem  servans  dasteht)  wohl  gewiss 
eine  spätere  Umformung  ^er  anderen.  Einen  Theil  des  Inhaltes  der  Tabula 
smaragdina  hat  in  einer  von  der  gewöhnlichen  abweichenden]^ ateinischen 
Üebersetzung  des  Bernardus  Trevisanus  Schrift  de  secretissimo  philoso- 
phorum  opere  chemico  in  Mangeti  Bibl.  ehem.  cur.,  T.  ü,  p.  389;  aber  man 


Die  Tabula  smarngdina.  877 

Verum,  sine  mendacio,  certum  et  verissimum.     Quod 
est  iDferius  est  sicut  quod  est  superius,  et  quod  est  superius 
est  sicut  quod  est   inferius,    ad   penetranda  miracula  rei 
unius.     Et    sicut  omnes  res  fuerunt  ab  uno,  meditatione 
unius,  sie  omnes  res  natae  fuerunt  ab  hac  una  re,  adapta- 
tione.     Pater  ejus  est  sol,  mater  ejus  est  luna.    Portavit 
illud  ventus  in  ventre  suo.     Nutrix  ejus  terra  est.    Pater 
omnis  telesroi  totius  mundi  est  hie.     Virtus  ejus  integra 
est,  si  versa  fuerit  in  terram.     Separabis  terram  ab  igne, 
subtile  a  spisso,   suaviter,  magno  cum  ingenio.     Ascendit 
a  terra  in  coelum,  iterumque  descendit  in  terram,  et  re- 
cipit  vim  superiorum  et  inferiorum.    Sic  habebis  gloriam 
totius  mundi.     Ideo  fugiet  a  te   omnis  obscuritas.     Haec 
est  totius  fortitudinis  fortitudo  fortis,  quia  vincet  omnem 
rem  subtilem,  omnemque  solidam  penetrabit.     Sic  mundus 
creatus  est.     Hinc  erunt  adaptationes  mirabiles,   quarum 
modus  est  hie.     Itaque  vocatus  sura  Hermes  Trismegistus, 
habens  tres  partes  philosophiae  totius  mundi.    Completum 
est,  quod  dixi  de  operatione  solis. 
So  lautet  die  Schrift,  welche  lange  als  die  älteste  chemische 
Urkunde   abgebend  und   den   Schlüssel  zur  Lösung  des   Geheim- 
nisses,  wie  andere  Metalle  in  Gold  zu  verwandeln.  Denen,  die  sie 
verstehen,  bietend  angesehen  wurde.    Dunkel,  wie  sie  ist,  wurde 
sie  manchmal  als  der  eigentlichen  Alchemie  Fremdes  lehrend  be- 
trachtet, doch  meistens  von  den   Alchemisten  als  ihrem  Archiv 
zugehörig  beansprucht  3^).    Mährchenhaft  gestaltete  sich  die  Sage, 


weiss  nicht  einmal  gewiss,  in  welcher  Sprache  die  Schriften  des  Grafen 
Bernhard  von  Treviso  (1406—1490)  ursprünglich  geschrieben  waren. 

^)  Dem  Inhalt  der  Tabula  smaragdina,  welcher  so  lange  auf  das  Ge- 
heimniss,  wie  Gold  künstlich  zu  machen  sei,  gedeutet  wurde,  eine  chemische 
Erklärung  zu  wahren,  hat  in  neuerer  Zeit  noch  Schmied  er  (a.  a.  0.,  S.  34) 
versucht:  „So  viel  sieht  man  wohl,  dass  von  Scheidung  die  Rede  sei,  femer 
von  Behandlung  der  Körper  mit  Feuer,  endlich  von  einem  Aufsteigen  und 
Niederfallen  ausgeschiedener  Theile.    Das  Alles  lässt  sich  ganz  ungezwungen 

auf  die  Erscheinungen  der  Destillation  deuten. Wol  lässt  sich  denken, 

dass  man  die  Wirkungen  der  Destillation  anfanglich  überschätzt  und  den  Er- 
finder derselben  vergöttert  habe.  Gerechte  Anerkennung  des  Verdienstes  war 
es,  wenn  man  ihm  in  Tempeln,  auch  wol  im  Grabe,  ein  Denkmal  stiftete, 
und  ein  solches  scheint  mir  die  Tabula  smaragdina  zu  sein^. 


378  Die  Tabula  smaragdlua. 

wie  diese  Schrift  aufgefunden  worden  sei.  In  einer  dorn  Alber- 
tus Magnus  beigelegten  Schrift  de  secretis  chymicis  soll  die  Nach- 
richt stehen,  Alexander  der  Grosse  habe  auf  einem  seiner  Züge 
das  Grab  des  Hermes  gefunden,  und  darin  die  Schrift  geschrie- 
ben auf  einer  smaragdenen  Tafel  ^');  nach  einer  alten  Sage  soll  ein 
Weib  Zara  die  Schrift  in  den  Händen  des  Leichnams  des  Her- 
mes in  einer  Höhle  bei  Hebron  gefunden  haben  3^),  und  bis  gegen 
die  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  findet  man  in  der  üebei-schrift 
zu  der  Tabula  smaragdin a  an  diese  Sage  Erinnerndes  wie«ler- 
holt^s).  Da  kann  es  nicht  wundern,  dass  Alles  diese  Schrift  und 
ein  höheres  Alter  derselben  Betreffende  von  Conring^*)  als  eine 
grobe  Lüge   bezeichnet   wurde;    auch   Athanasius    Kircher  ^s) 


^^)  Athanasius  Kircher  hat  diese  Angabe  in  seinem  Oedipus  Aegyp- 
tiacus,  wo  er  die  Tabula  smaragdina  bespricht;  nach  Hervorhebung,  dass  jede 
ältere  Nachricht  über  dieses  Schriftstück  fehle,  sagt  er:  Solus  Albertus  Mag- 
nus in  libro  de  secretis  chymicis  (qui  tamen  inter  supposititios  Alberti  libros 
numeratur)  ait  Alexandrum  Magnum  in  suis  itineribus  sepulchrum  Uermetis 
omnium  philosophorum  parentis  invenisse  plenum  omnibus  thesauris,  nou  me- 
tallicis,  sed  aureis  scriptis  in  tabula  Zatadi,  quam  alias  smaragdinam  vocaut. 
Vgl.  Borrichius'  De  ortn  et  progressu  chemiae  dissert.  [Hafniae  1668],  p.72.  — 
Ich  bin  dieser  Angabe  nicht  weiter  nachgegangen;  unter  den  dem  Albertus 
Magnus  untergeschobenen  Schriften  wird  ein  Secretorum  tractatus  ange- 
führt, welcher  aber  mir  nicht  zuganglich  ist. 

3^  Kriegsmann  sagt  in  seinem  S.  376,  Anmerk.  28  schon  erwähnten 
Commentar  zu  dieser  Schrift,  bei  Besprechung  des  muthmasslich  hohen  Alters 
derselben  (bei  Borrichius  a.  e.  a.  0.,  p.  72 sq.;  Mangeti  Bibl.  ehem.  cur., 
T.  I,  p.  384):  Ut  taceam  traditionem  de  tabula  hac,  seculis  aliquot  post  di- 
luvinm,  in  antro  prope  Hebron  a  muliere  Zara  manibus  cadaveris  Uermetis 
exempta,  nnlla  sui  parte  male  se  habere,  si  de  Abrahami  uxore  Sara  iutelli- 
gatur:  cum  tempora  denati  Hermetis,  id  est  Chanaanis  Noachi  nepotis  atque 
Sarae  congruant,  ac  locus  (urbs  Hebron  a  Chanaanis  sive  Hermetis  filio  Heth 
exstructa,  ad  quam  sedem  fixerat  Abrahamus)  convenientissimns  rei  sit. 

»3)  "VVie  aus  dem  (Anm.  27)  schon  erwähnten  Volumen  tractatuum  script. 
rar.  de  alchymia  [Norimbergae  1541J  noch  in  Wedel's  Introductio  in  alchimiam 
[Jenae  1706],  p.  59  diese  Ueberschrift  übergegangen  war:  Verba  secretorum 
Hermetis,  quae  scripta  erant  in  tabula  smaragdi,  inter  manus  ejus  inventa,  in 
obscuro  antro,  in  quo  humatum  corpus  ejus  repertum  est,  so  findet  man  sie 
noch  in  wörtlicher  deutscher  Uebersetzung  in  der  unter  dem  Titel:  Herme- 
tischer Rosenkranz,  2.  Aufl.  [Frankfurt  a.  M.,  1747]  veröffentlichten  Sammlung 
einiger  alchemistischer  Aufsätze  (S.  52). 

3^)   De  Hermetica  medicina,  p.  29  der  Ausgabe  von  lG4d. 

^)  Oedipus  Aegyptiacus  T.  U,  Pars  II,  p.  427;  vgl.  Borrichius  a.  o.  a. 
0.,  p.  72  u.  75.    Ein  Alchemist  Bernardus  Canesius  sei  wohl  der  Verfas- 


Die  Tabula  smaragdina.  379 

sprach  sich  dahin  aus,    dass    diese  Schrift  ziemlich   ueuen   Ur- 
sprungs sei. 

Zu  Gunsten  dieser  Ansicht  sprach,  dass  eine  frühe  Bekannt- 
schaft mit  diese)*  Schrift  nur  unsicher  oder  gar  nicht  nachweisbar 
schien.  Borrichius  selbst^®)  bekannte,  dass  er  bei  den  älteren 
griechisch  schreibenden  Alchemisten  Nichts  von  der  Tabula  sma- 
ragdina gefunden  habe  (mit  dem  Beisatz,  dass  er  doch  nicht  dar- 
an zweifele,  sie  sei  ihnen  bekannt  gewesen),  und  Eircher^^)  hob 
hervor,  dass  sie  sich  nicht  bei  den  Arabern  finde  und  überhaupt 
von  keinem  Schriftsteller  vor  Baymund  Lyirs  Zeit  erwähnt 
werde.  Dagegen  kam  nicht  auf  des  Borrichius  wiederholt  aus- 
gesprochene Ueberzeugung,  dass  die  Schrift  doch  von  einem  alten 
Hermes  herrühre  ^s),  selbst  zusammen  mit  dem  Versuch  des  Nach- 
weises dass  eine  dem  Umfang  jener  Schrift  entsprechende  Grösse 
eines  Smaragdes  Nichts  Unglaubliches  habe^^);  auch  nicht  die 
Anfuhrung  von  Schriftstellern,  welche  sie  gekannt  haben  sollen, 
aber  bezüglich  deren  Zeit,  gerade  was  die  angeblich  älteren  unter 
ihnen  betrifft,  selbst  Nichts  Sicheres  bekannt  ist*<*).  Und  dies 
gilt  selbst  für  Den,  mit  welchem  man  gewöhnlich  eine  bestimmtere 
Kenntniss  jener  Schrift  beginnen  lässt:  für  einen,  der  als  Hortu- 


ser (von  einem  Solchen  ist  mir  Nichts  bekannt),  und  der  Gegenstand  sei  die 
Theorie  praestantissimae  essentiae,  quam  eiixir  vitae,  aaram  potabile,  quin- 
tamque  essentiam  vocant.  Im  Mandus  subterraneus  (L.  XL,  cap.  ultim;  T.  II, 
p.  333  der  Amsterdamer  Ausgabe  von  1678;  vgl.  Mangeti  Bibl.  ehem.  cur., 
T.  I,  p.  106)  sprach  sich  Eircher  bezüglich  der  Tabula  smaragdina  aus:  quae 
tantum  abest,  ut  lapidis  fabricam  doceat,  ut  potius  non  aliud,  quam  universae 
naturae  processum  in  generatione  et  corruptione  rerum  elucescentem  ex* 
ponat. 

^^)   ConspectuB  scriptorum  chemicorum  celebriorum,  §  2. 

37)  Im  Mundus  subterraneus  a.  e.  a.  0. 

3ö)  De  ortu  et  progressu  chemiae,  p.  73  sqq.;  Conspectus ,   §  1 

u.  2. 

3ö)  Welche  Frage  sich  noch  in  Fabricii  Bibl.  gr.,  VoL  I,  p.  70  mit  in 
Betracht  gezogen  findet. 

^^)  Borrichii  Conspectus >  §  2:  Meminit  ejusdem  tabulae  Aristoteles 

junior:  de  periecto  magisterio,  meminit  senior  Zadith,  Mg.  Ortholanus  seu 
Hortulanus,  Avicenna .  Ueber  den  alchemistischen  Schriftsteller  Aristo- 
teles vgl.  oben  S.  358 ff.;  Zadith,  welcher  gewöhnlich  Zadith  senior  be- 
nanntwird, soll  im  13 ten  Jahrhundert  gelebt  haben  (Schmieder 's  Geschichte 
der  Alchemie,  S.  105). 


880  Die  Tabula  smaragdina. 

lanus  oder  Garlandus  bezeichnet  wird,  im  lOten  oder  Uten 
Jahrhundert  gelebt  haben  soll ,  und  von  welchem  der  Commentar 
herrühre,  mit  welchem  zusammen  die  Tabula  smaragdina  zuerst 
durch  den  Druck  verbreitet  wurde*'). 

Etwas  mehr  Beachtung,   als  eine  Fälschung  des  Mittelalters 


^^)  In  dem  Commentar,  mit  welchem  zusammen   die  Tabula  smaragdina 
zuerst  allgemeiner  bekannt  geworden  ist,  nennt  sich  der  Verfasser:    Ego  qui« 

dem  Hortulanus  ab  horto  vel  ab  arce  maritima  dictus .    Dass  dieser 

Uortulanus  identisch  sei  mit  einem  im  lOten  oder  Uten  Jahrhundert  le- 
benden Johannes  Garlandius  oder  de  Garlandia,  ist  nicht  so  sicher, 
als  dies  Morhof  annahm  (De  metallorum  transmutatione  ad  J.  Langelottnm, 
§  10;  in  Mangeti  Bibl.  ehem.  cur.,  T.  I,  p.  182:  Tabulae  smaragdinae,  quae 
Hermeti  adscribitur,  origo  est  incerta:  mentitur  tamen  Eircherus,  qui  ante 
Lullii  tempora  extitisse  negat:  cum  Johannes  de  Garlandia,  qui  Hortulanus 
alias  dicitur  ac  seculo  decimo,  teste  Balaeo,  vixit,  jam  tum  in  eam  commentarium 
scripserit)  und  es  nach  Schmieder's  Darstellung  (Geschichte  der  Alchemie, 
S.  117)  erscheinen  könnte.  Allerdings  wird  da,  wo  dieser  Commentar  gedruckt 
steht,  gewöhnlich  Johannes  Garlandius  als  Verfasser  genannt,  und  auch 
von  Joch  er  (Compendiöses  Gelehrten-Lexicon,  3.  Aufl.  [Leipzig  1733],  I.  Theil, 
S.  1199)  wurde  ein  Johannes  de  Garlandia  anerkannt,  welcher  um  die 
Mitte  des  Uten  Jahrhunderts  in  England  gelebt  habe  und Grammaticus,  Chy- 
micus,  MathematicuB  undTheologus  gewesen  sei.  In  des  vielbelesenen  Fahr i- 
eins  Bibliotheca  latina  mediae  et  infimae  aetatis,  Vol.  III  [Hamburgi  1735], 
p.  56  sqq.  wird  Joannes  Garlandius  An glus,  grammaticus  et  pocta  clarus,  wel- 
cher um's  Jahr  1040  gelebt  habe  und  unter  dessen  Schriften  allerdings  auch 
Ortolanus  ohne  weitere  Angabe  aufgeführt  wird,  als  wahrscheinlich  ver- 
schieden betrachtet  von  dem  alchemistischen  Schriftsteller  desselben  Namens; 
Mansi  hat  dagegen  in  der  späteren  Auflage  von  Fabricius'  Werk,  T.  Ifl 
[Patavii  1754],  p.  19  wieder  beide  Schriftsteller  als  identisch  betrachtet,  her- 
vorhebend dass  die  Schrift  Ortolanus  selbst  ein  alchemistischer  Tractat  sei. 
In  des  Fabricius  Bibliotheca  graeca  (Vol.  I,  p.  69;  ebenso  in  der  Ausgabe 
von  Harles,  Vol.  I,  p.  78)  wird  der  Ortholanus  oder  Hortulanus,  wel- 
cher sich  mit  der  Tabula  smaragdina  beschäftigt  habe,  ausdrücklich  als  ein 
Unbekannter  bezeichnet.  J.  F.  Gmelin  warf  (Geschichte  der  Chemie,  I.Band 
[Göttingen  1797],  S.  60)  die  Frage  auf,  ob  wohl  ein  in  der  Mitte  des  14ten 
Jahrhunderts  zu  Paris  lebender  Alchemist  Ortholan  (vgl.  über  diesen  Höfer's 
Ilistoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  441  ss.)  auch  der  Verfasser  des  Cora- 
mentars  zur  Tabula  smaragdina  gewesen  sei,  und  setzt  (a.  e.  a.  0.,  S.  297) 
den  alchemistischen  Schriftsteller  Joh.  Garland  in  das  Zeitalter  des  Para- 
celsus;  an  jene  Frage  Gmelin's  erinnert,  wenn  Chevreul  (Jonmal  des 
savants,  annee  1851 ,  p.  286)  in  Beziehung  auf  den  Verfasser  des  Commentars 
zur  Tabula  smaragdina  sagt:  Hortulain  passe  poar  avoir  vecu  au  XIV«  siede. 

Das  Alter  des  unter  dem  Namen   des   Ortulanus    oder  Hortulanus 

bekannt  gewordenen  Commentars  zur  Tabula  smaragdina  ist  auch  danach, 
wie  desselben  in  änderen  älteren  Schriften  erwähnt  wird,  nur  schwer  zu  be- 


Die  Tabala  smaragdina.  381 

verdienen  würde,  kann  aber  dieses  Schrifstück  immerhin  insofern 
beanspruchen,  als  eine  Spur  einer  Kenntniss  desselben  sich  doch 
selbst  bei  einem  älteren  griechisch  schreibenden  Alchemisten  findet 
und  auf  es  im  13ten  Jahrhundert  von  Mehreren  in  einer  Weise 
Bezug  genommen  wird,  welche  ausser  Zweifel  stellt,  dass  es  da- 
mals schon  als  ein  aus  früher  Zeit  überkommenes  betrachtet 
wurde  und  dass  man  es  nicht  als  erst  zu  Baymund  LulTs  Zeit 
verfasst  ansehen  darf.  Fabricius^^)  hat  darauf  aufmerksam  ge- 
macht, wie  die  Angabe  des  Grundes,  wesshalb  Hermes  als  Tris- 
megistos  benannt  werde,  in  der  S.  345  mitgetheilten  Stelle  eines 
ungenannten  griechischen  Schriftstellers  an  die  in  der  Tabula 
smaragdina  sich  findende  erinnert  und  es  hiemach  den  Anschein 
hat,  dass  der  Erstere  bereits  den  Inhalt  der  letzteren  Schrift  ge- 
kannt habe.  Bäthselhaft  bleibt  es  immer,  wesshalb  in  den  frühe- 
ren Jahrhunderten,  aus  welchen  uns  alchemistische  Schriften  er- 
halten  sind,  in  denselben  keine  oder  nicht  deutlichere  Erwähnung 
jener  dem  Hermes  beigelegten  Schrift  geschieht,  reicht  das  Alter 


stimmen;  eine  Schrifl  „M.  Amoldi  de  Villa  nova,  des  berühmten  Philosopki, 
Erklärung  über  den  Commentarium  Hortolani"  kommt  zwar,  z.  B.  in  dem 
in  Anmerk.  33  citirten  hermetischen  Rosenkranz  (S.  81  ff.)  vor,  aber  keine  Auf- 
zählung der  Werke  des  dem  ISten  Jahrhundert  angehörigen  Arnaldus  Yil- 
lanovanus  erwähnt  einer  solchen.  In  dem  in  Anmerk.  29  citirten  Aufsatz 
des  im  15ten  Jahrhundert  lebenden  Grafen  Bernhard  von  Treviso  wird 
(in  Mangeti  Bibl.  ehem.  cur.,  T.  II,  p.  389)  Hortulanus  als  alchemistischer 
Schriftsteller  genannt.  Aber  schon  für  das  14te  Jahrhundert  ist  das  Bekannt- 
sein des  Commentars  des  ^Hortulanus  nachgewiesen.  In  einer  Pergament- 
Handschrift  aus  diesem  Jahrhundert,  welche  die  Watt'sche  Bibliothek  in 
Sanct- Gallen  bewahrt  (Yerzeichniss  der  Manuscripte  und  Incunabeln  der  Ya- 
dianischen  Bibliothek  in  St.  Gallen  [St.  Gallen  1864],  S.  78)  —  in  der  ältesten 
unter  den  zahlreichen  alchemistischen  Handschriften  der  St.-Galler  Stadtbiblio- 
tliek  —  ist  neben  anderen  alchemistischen  Aufsätzen  (von  Avicenna,  Geber, 
der  Turba  u.  a.)  auch  enthalten:  „Bl.  91  —  93:  In  nom.  et  c.  Ego  a.  dictus 
OrtulanuB  ab  ortis  Martini  nuncupatus  Jacobina  pelle  involutus  etc.  bis:  lapis 
ille  benedictus";  nach  der  a.  e.  a.  0.  gegebenen  Nachricht:  „die  Schrift  des 
sogen.  Ortulanus,  eigentl.  Joh.  de  Garlandia,  welche  Commentar.  in 
Hermetis  Tabulam  smaragdinam  heisse  und  in  Yol.  tractat.  scriptt.  var.  de 
alchimia  Norimb.  1541  gedruckt  sei''.  Dass  ab  ortis  Martini  dem  sonst  vor- 
kommenden ab  hortis  maritimis  entspricht  (le  philosophe  des  jardins  mari- 
times heisst  der  Yerfasser  des  Commentars  in  den  französischen  Ausgaben 
desselben),  bedarf  kaum  besonderer  Bemerkung. 
*2)  Bibl.  gr.,  Yol.  I,  p.  69. 


382  Die  Tabula  smaragdina. 

derselben  wirklich  bis  in  jene  Jahrhunderte  oder  vor  sie  zurück ; 
und  was  an  Erklärung  hierfür  geäussert  worden  ist*^),  ist  will- 
kürlich und  ungenügend.  Eine  Erwähnung  dieser  Schrift  bei  den 
Arabern  ist  mir  nicht  erinnerlich  und  mindestens  zweifelhaft**). 
Unaufgeklärt  ist  somit  auch ,  wie  diese  Schrift  zur  Kenntniss  der 
Abendländer  kam,  und  unsicher,  ob  sie  bei  diesen  bereits  im  1 1  ten 
Jahrhundert  bekannt  war.  Aber  gewiss  ist,  dass  sie  bei  den 
Abendländern  mindestens  in  dem  13 ten  Jahrhundert  in  hohem 
Ansehen  stand.  Denn  Albertus  Magnus  nimmt  in  einem  un- 
zweifelhaft ihm  zugehörigen  Werke  in  der  anerkennendsten  Weise 
auf  sie  Bezug ^'^X  und  ebenso  bestimmt  finden  sich  Berufungen  auf 
sie  in  Schriften,  als  deren  Verfasser  Arnaldus  Villanovanus 
betrachtet  wird*ö),  und  in  einem  Werke,  welches  dem  Baymund 
Lull  zugeschrieben  wird*').. —  Wir  brauchen  die  Bekanntschaft 
mit  der  Tabula  sniaragdina  nicht  weiter  zu  verfolgen  *^),  und  wir 


*3)   Von  Borrichius:    Conspectns ,  §  2;  Fabricü  Bibl.  gr.,  Vol.  T, 

p.  69. 

**)  Borrichius  giebt  allerdings  an  (vgl.  Anmerk.  40),  dass  Zadith  und 
Avicenna  ihrer  erwähnen.  Letzterer,  wohl  der  ältere  von  beiden,  lebte  980 
bis  1036;  viele  alchemistische  Schriften  sind  ihm  untergeschoben,  und  Bor- 
richius sagt  nicht,  wo  sich  bei  ihm  diese  Erwähnung  finde.  —  Eircher's 
entgegenstehende  Angabe  vgl.  S.  379. 

^^)  De  rebus  metallicis  et  mineralibus,  L.  I,  tract.  I,  cap.  3:  Summum 
Ingenium  alchimicorum  docet  Hermes  in  secreto  secretissimorum  suorum  pqr 
verba  metaphörica  dicens:  Lapis  suaviter  cum  magno  ingenio  ascendit  a 
terra  in  caelum,  iterumque  descendit  a  caelo  in  terram.  Nuirix  ejus  terra 
est,  et  portavit  eum  in  ventre  ventus  suo.  Deutliche  Bezugnahme  auf  die  Ta- 
bula smaragdina  findet  sich  auch  in  demselben  Werk  u.  a.  noch  L.  III,  tract. 
I,  cap.  6  und  tract.  II,  cap.  1. 

*^  So  im  Rosarium,  L.  I,  cap.  7  (Mangeti  Bibl.  ehem.  cur.,  T.  I,  p.  665): 
Pater  ejus  est  sol,  luna  mater  est;  L.  II,  c.  11:  Quoniam  cum  ascenderit  a 
terra  in  coelum,  iterumque  dcscenderit  in  terram  etc.  An  das  Erstere  erin- 
nernd auch  im  Flos  florum  (a.  e.  a.  0.,  p.  683;  schon  vorher:  Facimus  id 
quod  est  snperius  sicnt  id  quod  est  inferius  etc.).  Mehr  noch  im  Testamen- 
tum,  gegen  das  Ende  (a.  e.  a.  0.,  p.  707). 

^7)  Im  Codicillus,  cap.  9  (bei  Manget  T.  I,  p.  884),  cap.  63  (a.  e.  a.  0., 
p.  904)  u.  a. 

*ö)  Beiläufig  nur  sei  hier  erwähnt,  wie  die  Tabula  smaragdina  von  Pa- 
racelsus  anerkannt  wurde.  Er  sagt  von  ihr  im  Prologe  zu  seiner  Schrift 
de  tinctura  physicorum  (Opera  [Strasburg  1616],  I.  Theil,  S.  921),  sich  gegen 
Den  wendend,  welcher  seiner  Richtung  feindlich  ist:  »So  zeigt  die  alt  Sma- 
ragdinische  Tafel  noch  mehr  Kunst    und  Erfahrung  der  Philosophey,    der 


Die  Tabula  smaragdina.  383 

gehen  auch  hier  nicht  auf  die  Commentare  zu  derselben  ein,  welche, 
den  älteren  und  der  Zeit  ihrer  Abfassung  nach  nicht  genau  be- 
stimmten''^) sich  hinzufügend^®),  ebenso  wenig  Licht  auf  den  In- 
halt jener  Schrift  zu  werfen  vermochten  ^^). 

Die  Tabula  smaragdina  war  nicht  die  einzige  alchemistische 
Schrift,  welche  in  dem  Mittelalter  als  von  Hermes  herrührend 
betrachtet  wurde.  Von  Hermes  Gesagtes,  was  nicht  in  der  Ta- 
bula smaragdina  steht,  wird  namentlich  von  Albertus  Magnus 
öfters  citirt*^).    Dieser  scheint  eine  Schrift  des  Hermes  gekannt 


Artzney,  der  Magic  und  dergleichen  an,  dann  immormehrvon  dir  und  deinem 
Hauffen  wird  gelehrnet  werden^,  and  er  nimmt  auch  sonst  noch,  z.  B.  im 
Secretum  magicum  de  lapide  philosophorom  (a.  a.  0.,  IL  Theil,  S.  G73,  688) 
auf  diese  Tafel  Bezug. 

*^)   Des  Commentars  des  Hortulanus  wurde  bereits  erwähnt.    Von  dem 

alchemistischen  Schriftsteller  Aristoteles  sagt  Borrichius  (Conspectus , 

§  20),  dass  Derselbe  namentlich  auf  die  Erklärung  der  Tabula  smaragdina 
ausgehe. 

^)  Vgl.  Libavii  Commentariorum  alchemiae  P.  II.  [Francofurti  1606],  p. 
70  sq.  Aus  dem  16ten  Jahrhundert  ist  als  Commentator  der  Tabula  smarag- 
dina namentlich  der  eifrige  Anhänger  des  Paracelsus,  Gerhard  Dorn  zu 
nennen,  aus  dem  I7ten  der  S.  376  erwähnte  Kriegsmann  (Beider  Commen- 
tare  finden  sich  in  Mangeti  Bibl.  ehem.  cur.,  T.  I,  p.  380  sqq.),  und  noch  im 
vorigen  Jahrhundert  kam  G.  W.  Wedelii  Exercitatio  in  tabulam  Hermetis 
smaragdinam,  ad  versus  Kircherum  [Jenae  1704]  heraus;  einiger  noch  späterer, 
aber  weniger  eingehender  Bemerkungen  zu  ihr  nicht  zu  gedenken. 

^^)  Es  ist  nicht  meine  Absicht,  die  die  Tabula  smaragdina  betreffende 
Litteratur  hier  vollständiger  zu  geben.  Vgl.  bezüglich  ihrer  namentlich  Fa- 
bricii  Bibl.  graeca,  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p,  708;  Harles'  Ausgabe  die- 
ses Werkes,  Vol.  I  [Hamburgi  1790],  p.  76  sq.;  Schmieder's  Geschichte  der 
Alchemie,  S.  35  f. 

^^)  Indes  Albertus  Schrift  de  rebus  metallicis  et  mineralibus  wird  z.B. 
(L.  IV,  tract.  I,  cap.  3)  darauf  Bezug  genommen,  was  Hermes,  qui  multum 
de  transmutationibus  metallorum  probavit,  in  alchimicis  suis  gesagt  hat  über 
die  Einwirkung  von  Essigdämpfen  auf  Bleiplatten;  femer  (L.  FV,  tract.  I, 
cap.  4)  darauf,  was  Hermes  in  alchimicis  bezüglich  der  Wirkung  des  Zinns 
auf  andere  Metalle  angegeben:  dass  es  die  Ductilität  derselben  zerstöre.  Her- 
mes wird  ferner  in  dieser  Schrift  (L.  IV,  tract.  I,  cap.  3)  in  Beziehung  dar- 
auf citirt,  wie  sich  das  Blei  beim  Erhitzen  mit  anderen  Körpern  verhalte; 
fem  er  (daselbst  cap.  6)  dafür,  dass  das  Kupfer  durch  Erhitzen  mit  Tuchia 
goldgelb  gefärbt  werde;  weiter  (daselbst  cap.  7)  dafür,  dass  das  Gold  allein 
von  aller  Krankheit  (aegritudo)  frei  sei  und  dass  bei  dem  Erhitzen  desselben 
nur  die  unedle  Substanz  verbrannt  werde;  auch  (daselbst  cap.  8)  in  Beziehung 


384  Die  Memphitiscbe  Tafel. 

zu  haben,  welche  Alchimica  betitelt  war;  und  diese  wiederum 
scheint,  auch  nach  dem  durch  Albertus  Magnus  aus  ihr  Mit- 
getheilten,  verschieden  gewesen  zu  sein  von  den  später  unter  Her- 
mes' Namen  zur  VeröflFentlichung  gekommenen  Schriften:  Tracta- 
tus  de  lapidis  physici  secreto  in  VII  cap.  divisus,  Liber  de  compo- 
sitione,  Secreta  secretorura.  Ganz  allgemein  werden  diese  Schrif- 
ten, in  deren  erster  unzweifelhaft  auf  relativ  neuere  Ansichten 
und  selbst  auf  Avicenna  Bezug  genommen  wird '^3),  als  ziemlich 
späte  litterarische  Producte  betrachtet**),  von  Borrichius  als 
dem  jüngsten  der  verschiedenen,  den  Namen  Hermes  führen- 
den Alchemiaten,  welcher  wohl  ein  Araber  gewesen  sei,  zugehö- 
rig**); auf  sie  und  ihre  Verbreitung  durch  Druckschriften*«)  gehe 
ich  hier  nicht  weiter  ein. 


Solcher  räthselhafber  Schriftstücke,  wie  die  Tabula  smarag- 
dina,  bietet  die  alchemistische  Litteratur  noch  einige.  Kürzer 
noch,  und  ebenso  unverstandlich,  sollen  sie  Denkmäler  des  frühe- 
sten chemischen' Wissens  sein.  Dahin  gehört  z.  B.  das  gewöhnlich 
als  „Lehre  des  Ostanes'^  bezeichnete  Schriftstück,  welches,  zu- 
sammen mit  der  Erzählung  von  der  Auffindung  desselben  im  Innern 
einer  Säule  eines  ägyptischen  Tempels,  bereits  in  dem  Abschnitt 
über  Democrit,  S.  116  u.  129  ff.,  Anm.  51  besprochen  wurde. 
Dahin  ist  auch  die  s.  g.  Memphitische  Tafel  gerechnet  worden,  von 
welcher  ich  schon  irüher*^   angegeben  habe,  dass  man  von  einer 


darauf,  dass  das  Eisen  beim  Erhitzen  nicht  schmelze  wie  andere  Metalle,  son- 
dern nur  erweicht  werde. 

*3)    Vgl.   Borrichii  de  ortu  et  progressu  chemiae  dissert.  [Hafniae  1668J, 

p.  71;  Desselben  Conspectus 1  §  3;  Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  I,  p.  67,  Vol. 

XII,  708  sq. 

^)  Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  I,  p.  67;  Schmieder's  Geschichte  der  Alche- 
mie,  S.  28. 

^^)  Borrichii  Conspectus >  §  3. 

^^)  Angaben  hierüber  findet  man  namentlich  in  Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  I, 
p.  66  sqq.,  Vol.  XII,  708;   ed.  Harles  Vol.  I,  p.  75  sq.,  bei  Schmieder  a.  e. 

a.  0.,  S.  28,  in  S.  F.  G.  Hoffmann's  Lexicon  bibliograph. scriptorum 

graecorum,  T.  II  [Lipsiae  1833],  p.  350  sq. 

^'7)  S.  148  f.,  Anm.  16. 


bic  Memphitische  Tafel.  885 

Bekanntschaft  des  Synesios  von  Kyrene  mit  ihr  gesprochen  hat, 
ohne  dass  mir  eine  Berechtigung  dafür  erkennbar  wäre.  Ich  will 
Weniges  nur,  was  das  Bekanntwerden  dieser  Memphitischen  Ta- 
fel und  den  Inhalt  derselben  betrifil,  hier  zusammenstellen.  Atha- 
nasius  Eircher  hat  in  seinem  Prodromus  Coptus^^)  der  Lehre  des 
Ostanes  erwähnt  und  dass  sie  in  Stein  eingegraben  in  den  Trüm- 
mern einer  Säule  des  Tempels  zu  Memphis  gefunden  worden  sei, 
und  dann  Folgendes  angeknüpft:  Altera  inscriptio  huic  similis, 
non  procul  a  Memphi  saxo  incisa  verbis  quideni  graecis ,  sed  my- 
stico  quodam  characterum  genere  tectis  (teste  Barachia-Abenephi) 
extare  fertur;  quorum  verborum  sensus  non  dissentit  ab  iis,  quae 
in  Smaragdina  Hermetis  tabula  proponuntur.    Inscriptio  est: 

OTPANO  ANSI  OTPANO  KATSl. 
AETPA  ANSI  AETPA  KATSl. 
HAN  O  ANSI  UAN  TOTTO  KATSl. 
TATTA  AABE  KAI  ETTTXE, 

Hoc  est:  Coelum  sursum,  coelum  deorsum;  astra  sursum,  astra 
deorsum;  omne  quod  sursum,  omne  id  deorsum;  haec  cape  et  pro- 
sperare.  Dann  aber  hat  Kircher  diese  Inschrift  auch  in  kopti- 
schen Buchstaben  mitgetheilt^^).  Die  Angabe,  dass  diese  Inschrift 
in  koptischen  Buchstaben  eingegraben  gefunden  worden  sei  ^%  er- 
regte besonderes  Interesse.  Die  grosse  Uebereinstimmung,  welche 
der  Inhalt  dieser  Inschrift  mit  dem  der  Tabula  smaragdina  zeige, 
hob  Borrichius«^)  bei  seiner  Beweisfiihrung  hervor,  dass  wirk- 
lich Hermes  der  Urheber  der  Chemie  in  Aegypten  gewesen  sei: 
Chemiam  Hermeti  debere  primordia  non  inde  modo  conficitur, 
quod  Aegyptiis  ipsis,  docente  Kirchero,  sapientia  Hermetica  appel- 
letur,  sed  ex  inscriptione  illa  Copticis  literis  saxo  prope  Mempbim 
insculpta,  quam  inde  descripsit  Michael  Schatta  Coptita  Memphi- 
tanus,  non  difßculter  colligitur;  reddita  latine  verba  ita  se  habent: 


ö8)  Prodromuß  Coptus  sive  Aegyptiacus  [Romae  1636],  p.  173  sq. 
»i»)  A.  e.  a.  0.,  p.  275.* 

^)  Auch  in  Kircher's  Oedipns  Aegyptiacus,  T.  I,  P.  II,  p.  414;   vgl. 
Höfer's  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  253. 

^^)   De  ortu  et  progressu  chemiae  [Hafniae  1668],  p.  53. 

Kopp,  Beitr.  x.  0«floh.  d.  Chein.  25 


386  Agathodaemon. 

Coelum  sursum baec  oape  et  beaberis.     Haec  enim  verba 

tabulae  HermeÜB  smaragdinae  tarn  similia  sunt,  quam  ovo  ovum, 
ädeo  ut  ex  illa  in  saxum  translata  videantur.  —  Diese  Memphi- 
tische  Tafel  hat  doch  bei  den  Alchemisten  nicht  so  viel  Beachtung 
gefunden,  dass  für  die  Betrachtung  der  Entwicklung  der  alche- 
mistischen  Ansichten  Anlass  gegeben  wäre,  die  Anhaltspunkte  wei- 
ter zu  benützen,  welche  schon  in  dem  hier  Mitgetheilten  für  eine 
Biickverfolgung  der  Bekanntschaft  mit  dieser  Inschrift  geboten 
sind;  und  namentlich  knüpft  sich  an  sie  Nichts,  was  zu  der  älte- 
sten Periode  der  Beschäftigung  mit  Alchemie  in  einem  auch  nur 
einigermassen  wahrscheinlich  zu  machenden  Zusammenhange  stünde. 
Ich  verweile  desshalb  nicht  länger  bei  dieser  Inschrift,  von  welcher 
ich  nur  noch  bemerken  will,  dass  sie  in  Beziehung  zu  der  Lehre 
vom  Makrokosmos  und  Mikrokosmos  gebracht  woi*den  ist  und  dass 
sie  unter  altägyptischen  Denkmälern  wiedergefunden  sein  soll^'). 


Agathodaemon. 


Mit  dem  Zweiten  der  als  Hermes  Bezeichneten  (vgl.  S.  373) 
sei  Agathodaemon  identisch,  ist  behauptet  worden«').  Ueber 
eine  als  Agathodaemon  bezeichnete  alchemistische  Autorität 
weiss  ich  nur  anzugeben,  dass  ältere  alchemistische  Schriftsteller 
sich  bereits  auf  sie  beziehen  «*),  dass  frühere  Aufzählungen  solcher 


ca)  In  Lobeck'8  Aglaophamus ,  T.  II  [Regimonti  Pr.  1829],  p.  909  sq. 
wird  bei  der  Betrachtung  der  Lehren  über  den  Makrokosmos  und  Mikrokos- 
mos darauf  Bezug  genommen,  was  Memphitica  inscriptio  aifirmat,  quam  Kir- 
cherus  in  Prodrom.  Copt.  p.  173.  et  275.  capitulis  mysticis  gratificatus  est: 
Odgayog  äyto,  ov^ayog  xäT(Oj  äat^a  äyo),  äm^a  xdxtOy  n&v  8  äyo)  todto  xärto- 
raPT«  Kdße  xal  evtvxps'  cujus  exemplum  Aegyptiacum  Champollio  dicitur  nu- 
per  in  mumia  Sesostridis  invenisse. 

*8)  Vgl.  Borrichius  in  Hermetis,  Aegyptiorum  et  chemicorum  sapientia 
p.  50  (auf  was  sich  hier  als  von  Manetho  Gesagtes  bezogen  wird,  findet  sich 
p.  34);  femer  in  Conspectus  Script,  ehem.  celebr.,  §  1. 

^^)  Dass  Zosimos  bereits  seiner  erwähne,  scheint  aus  dem  in  Fabricii 


Agftthodaexnon.  387 

Autoritäten  (vgl.  S.  349  und  354)  nie  als  eine  vom  Hermes  ver- 
schiedene haben,  und  dass  in  den  Sammlungen  griechischer  alche- 
mistischer  Aufsätze  solche  sich  finden,  welche  von  Agathodae- 
mon  herrühren  sollen.  —  Unter  diesen  Au&ätzen  ist  namentlich 
oft  vorkommend  einer,  für  welchen  aber  nicht  einmal  die  Ueber- 
achrift  ILbereiiistiiiimend  aiq^egeben  wird:  ^Jffa^odoUfiovog  elg  tbv 
XQri6fiov  'OQq>i(og  öwaycoyti^  xal  vno^vrjiia  gab  sie  Borriehius^^) 
an,  und  entsprechend  ist  für  die  Pariser  Handschrift  2327  (vgL 
S.  ?87,  Nr.  33)  angegeben  Agathodaemonis  in  quoddam  Orphei 
oraculum,  commentarius,  während  für  andere  ihn  enthaltende 
Handschriften  —  Floreni  (vgl.  S.  266,  Nr.  38),  Escurial  A  (vgl  . 
S.  271,  Nr.  39),  Paris-Fabr.  (vgl  S.  280,  Nr.  49)  und  die  bei 
Montfaucon  mit  3178  bezeichnete  (vgl.  286,  Anmerk.  95)  — 
die  Angaben  darauf  schliessen  lassen,  es  stehen  hier  zwei  Auf- 
sätze: einer  unter  Agathodaemonis  und  einer  unter  Orpheus'^*) 


Bibl.  gr.,  Vol.  XII,  767  Gesagten  hervorzugehen.    Auf  ihn  nimmt  Olympio- 

doros  Bezug;  vgl.  bei  Borriohius  in  Dessen  Hermetis ,  p.  50  (wo 

eine  Stelle  mitgetheilt  ist,  in  welcher  Agathodaemon  als  der  Erste  in  der 
Kunst  gerühmt  wird),  femer  Fabr.  Bibl.  gr..  Vol.  XII,  p.  765,  Höfer's  ffis- 
toire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  274;  beachtenswerth  ist  namentlich  das 
von  Hof  er  a.  e.  a.  0.,  p.  529  aus  Olymp  iodoros  Mitgetheilte,  so  fem  es 
zeigt,  wie  ungewiss  schon  zu  der  Zeit  dieses  Schriftstellers  war,  wer  oder 
was  unter  Agathodaemon  zu  verstehen  sei.  Aussprüche  des  Agathodae- 
mon werden  citirt  in  des  Stephanos  Schrift  von  der  Ooldbereitung  (in 
Ideler's  Physici  et  medici  graeci  minores,  Vol.  II,  p.  244,  246;  in  des  Pi- 
zimenti  Uebersetzung  f.  58  rO  und  59  y% 

•*)  Hermetis ,  p.  80. 

^  Das  ist  doch  der  einzige  mir  bekannt  gewordene  Anhaltspunkt  für 
die  noch  von  Fabricius  (Bibl.  graeca,  Vol.  I  [ELambürgi  1708],  p.  129;  ed. 
Harles  Vol.  I  [Hamburgi  1790],  p.  172)  wiederholte  Angabe:  Feruntur  sub 
Orphei  nomine  quoque  chemica  quaedam.  Dass  Gleopatrae  et  Orphei  firag- 
menta  quaedam  in  Pariser  Manuscripten  enthalten  seien,  hatte  schon  Labb6 
angegeben  (vgl.  S.  276,  Anmerk.  71).  Des  Orpheus  erwähnt  Stephanos  in 
dem  zweiten  Stücke  seiner  Schrift  über  Goldbereitungskunst  (in  Ideler's 
Physici  et  medici  graeci  minores.  Vol.  II  [Berolini  1842],  p.  203;  in  Pizi- 
menti's  Uebersetzung  [vgl.  S.  110]  f.  26  t^)  nur  in  Beziehung  zur  Tonkunst. 
In  der  Darlegung  dessen,  was  an  Orpheus*  Namen  geknüpft  uns  überliefert 
ist,  in  Lobeck's  Aglaophamus  findet  sich  dem,  dass  Orpheus  auch  zur  Che- 
mie in  Beziehung  gebracht  worden  war,  keine  Berücksichtigung  geschenkt. 
Eine  Stelle  aus  einem  anonymen  Aufsatz  aus  einer  Sammlung  griechischer 
alchemistischer  Schriften  (vgl.  S.  277),  in  welcher  tb  *Oqq>Mxhv  6fio^ff$oy  xal  ^ 

26* 


SÖ8  Isis. 

Namen,  zusammen.  Ueber  den  Inhalt  ist  Nichts  weiter  bekannt 
geworden  0').  —  Ein  in  dem  Inhaltsverzeichniss  einer  alten  Samm- 
lung alchemistischer  Aufsätze  als  ^ Aya&oipUyLovog  xeq)akouov.  (nol'q- 
6ig  (uikkov  tov  TcavTog)  bezeichnetes  Schriftstück  (vgL  S.  262,  Nr. 
21)  hat  so  wohl  nur  noch  die  Escurial-Handschrift  JB  (vgl.  S.  273, 
Nt.  22)^^);  auch  über  seinen  Inhalt  ist  Nichts  bekannt  geworden, 
so  wenig  wieüberdeneinesFragmentes des  Agathodaemon,  wel- 
ches zusammen  mit  einem  des  Hermes  (vgL  S.  375)  in  Handschrif- 
ten vorkommt  ^^).  Auf  das  in  chemischem  Sinne  gedeutete  Räthsel, 
welches  als  das  des  Hermes  und  des  Agathodaemon  sich  in 
mehreren  Sammlungen  findet,  koihme  ich  später  zurück. 


Isis. 


Dem  Götternamen  Hermes  gesellt  sich  in  der  gi*iechischen 
alchemistischen  Litteratur  ein  anderer  hinzu,  der  der  Isis,  in  Ver- 
bindung mit  dem  des  Horos^  Der  Name  der  Isis  wird  allerdings 
in  den  älteren  Aufzählungen  der  alchemistischen  Autoritäten  nicht 
genannt,  und  der  Aufsatz,  durch  welchen  Isis  in  der  alchemisti- 
schen Litteratur  eingeführt  ist,  kommt  in  dem  S.  261  f.  mitgetheil- 
t0B  Inhaltsverzeichniss  der  wahrscheinlich  ältesten  Sammlung 
und  in  der,  diese  Form  der  Sammlung  uns  wahrscheinlich  erhal- 
tenden Escurial-Handschrift  B  (vgl.  S.  325)  nicht  vor,  auch  nicht 
in  der  ältesten  der  bekannten  Handschriften,  welche  zu  Venedig 
aufbewahrt  war.     Aber  doch  ziemlich   viele  Handschriften  haben 


*Rq(Aiaxr]  Xvqa  genannt  und  gleichsam  erklärt  werden,  hat  Fabricius  (Bibl. 
graeca.  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  762)  mitgetheilt. 

«7)  Den  Anfang  giebt  Fabricius  (Bibl.  gr.,  Vol.  XII,  p.  771):  ^ly«^o- 
daCfjiOiy  ^OaC^A  j^a^QSty  Tjdrj  ffo$  ro0ro  xitnqtoP  y^äg;(a  Ix  xof>  dq^^^ov  XQ^' 
Cfioö  -  -  - 

ö8)  Die  obenstehenden  griechischen  Worte  sind  auch  als  Ueberschrift  eines 
Capitels  in  der  Schrift  des  Christian os  nsQt'cvartt&eCag  tot'  x^vgoü  angege- 
ben; vgl.  bei  Christianos. 

6»)   Bezuglich  des  Anfanges  vgl.  S.  295,  Nr.  8.    • 


Uie.  389 

ein  Sendschreiben  der  Isis  an  ihren  Solin  Koros.  ^'löig  nQoq)firig 
rp  via  "SIqp  fand  sich  in  der  von  Fabricius  benutzten  Hand- 
schrift (S.  280,  Nr.  46) ;  lötg  nQoq)ijtig  xa  viä  ccvtrjg  "Sl^a  steht  in 

der   Florentiner   (S.  265,  Nr.  34), rc5  vlä  avzijg  in  der  AU 

tenburger  o.  Gothaer  Handschrift  (S.  302,  Nr.  32), tc5  vttß 

avrfjg  (^  in  der  Münchener  Handschrift  (S.  307,  Nr.  28)  und  daran 
schliesst  sich  die  Angabe  für  die  Escurial-Handschrift  Ä  (S.  271, 
Nr.  37),  in  ihr  sei  enthalten:  Isis  la  prophdtesse  au  fils  de  la 
Lune;  anders  lautet  in  der  Pariser  Handschrift  2250  (S.  282,  Nr. 
4)  die  üeberschrift^®):  "löidog  ßaöiUöörig  Alyvmov  xal  yvvouxog 
'06iQi8og,  nsgl  trjg  [sQÜg  tixvtjg  ngog  tov  tnbv  avTijg  tov  SIqov;  der 
Aufsatz  kommt  auch  in  den  Pariser  Handschriften  2327  (S.  287, 
Nr.  30)  und  2329  (S.  290,  Nr.  26)  und  in  den  beiMontfaucon  mit 
3178  (vgl.  S.  286,  Anmerk.  95)  und  3185  (vgl.  S.  288,  Anmerk. 
98)  vor.  Die  Anfangsworte  sind  für  mehrere  Handschriften^») 
angegeben:  ^Aniivai  6ov  iiiXXovtogy  o  zbkvov ,  für  die  Pari- 
ser  2250    aber:     2v  (liv   ißovkrj^'qgy  o   xixvov^  dmsvat ^^). 

Die  verschiedenen  Handschriften  scheinen  den  Text  ziemlich  ver- 
schieden zu  haben;  das  Wenige,  was  Borrichius^^),  und  die  paar 
Stellen,  welche  Grüner'*)  früher  mitgetheilt  hat,  finden  sich  gar 
nicht  oder  nur  mit  erheblichen  Varianten  in  dem  in  neuerer  Zeit 
durch  Höfer  aus  der  Pariser  Handschrift  2250  veröfientlichten 
griechischen  Texte'*).  Den  Inhalt  des  Aufeatzes  gab  Fabricius'^ 
an:  In  hoc  apospasmatio  angelus  Amnael  docet  mysterium 
chrysopoeiae  et  per  omnia^  sacra  adjurat  mystam  illud  aliis  non 
prodere.  Eine  deutlichere  Einsicht  in  den  Inhalt  gewährt  Hö- 
fer's  vollständige  Veröffentlichung  des  Textes,  wie  ihn  die  ge- 


'0)   Nach  Höfer  (ffistoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  530). 

'^)  So  für  die  Florentiner  und  für  die  Münchener  Handschrift. 

")  Nach  Hof  er  a.  e.  a.  0. 

^3)  Conspectus  scriptoram  chemicorum  celebriorum,  §  4  (in  Mangeti  Bi- 
bliotheca  chemica  curiosa,  T.  I,  p.  39). 

7^)  Isidis,  Christiani  et  Pappi  philosophi  jusjurandum  chemicum  [Jenae 
1807],  p.  15  &  57. 

7ß)  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  590  sb.  Auf  solche  Verschieden- 
heiten hatte  ich  schon  S.  88,  Anmerk«  14  und  S.  129,  Anmerk.  51  hinzu- 
weisen. 

76)  Bibliotheca  gpraeca,  Vol.  XII,  p.  771, 


890  Isie. 

nannte  Pariser  Handschrift  haf).  Hiernach  schreibt  Isis  an 
ihren  Sohn  Horos,  dass  sie  nach  dem  Abzug  des  Letzteren  zum 
Kampfe  gegen  den  Typhon  dahin  gegangen 'sei,  wo  man  in  my- 
stischer Weise  die  heilige  Kunst  Aegyptens  betreibe;  dass  sie  hier 
die  Bekanntschaft  des  Amnael  (Derselbe  wird  als  erster  Engel 
und  Prophet  bezeichnet)  gemacht  und  Dieser  den  Beweis  höch- 
ster Gunst  von  ihr  gewünscht  habe;  dass  sie  diesen  ihm  ver- 
weigert habe,  bis  ihr  das  grosse  Geheimniss  der  Bereitung  des  Gol- 
des und  des  Silbers  ganz  und  wahrhaftig  mitgetheilt  worden  sei; 
dass  Amnael  sie  nun  habe  schwören  lassen,  seine  Mittheilung  an 
Niemand  als  an  ihren  Sohn  zu  verrathen;  dann  spricht  sie  als 
Enthüllung  jenes  Geheimnisses  aus,  dass  jedes  Ding  nur  aus  Gleich- 
artigem entstehe,  und  auch  das  Gold  Gold  hervorbringe,  imd  es 
folgt  nun  eine  Reihe  eigentlich  alchemistischer  Vorschriften'®). 
Auf  den  abscheulichen  Schwur,  welchen  Isis  leistet,  komme  ich 
später  bei  der  Zusammenstellung  einiger  Schwurformeln  zurück, 
welche  uns,  als  früher  bei  der  Mittheilung  alchemistischer  Ge- 
heimnisse benutzt,  aufbewahrt  sind. 

Eine  in  grauer  Vorzeit  lebende  Aegypterin  Isis  als  der  Medi- 
cin  und  Chemie  kimdig  anzimehmen,  wie  dies  noch  Borrichius 
that,  welcher  sie  als  dem  ältesten  Hermes  zunächst  stehend  be- 
trachtete'*): das  ging  schon  für  Lenglet  du  Fresnoy  nicht  mehr 
an,  welcher  davon  abstand,  die  Alchemie  bis  auf  die  mythische 
Isis  zurückfuhren  zu  wollen  »<>).    Aber  für  den  hier  in  Bede  ste- 


'')  A.  Anmerk.  75  a.  0.;  die  französische  Uebersetzong  eines  grossen 
Theils  des  Aufsatzes  daselbst  p.  290  s. 

'®)  Letztere  unter  der  Ueberschrift:  MC^tg  Xsükoü  fpagfiäxov  8  Xsvxafye^ 
ndvxa  xä  ffiofiara.  Das  unter  dieser  Ueberschrift  Stehende  ist  auch  in  den 
Angaben  für  andere  Handschriften  (die  Florentiner  und  die  Münchener  z.  B., 
nach  der  üebereinstimmung  der  hier  für  den  Aufsatz  angegebenen  Schluss- 
worte mit  denjenigen,  wie  sie  der  von  Höfer  publicirte Text  hat)  als  zu  dem 
Sendschreiben  der  Isis  an  den  Horos  gehörig  betrachtet  worden;  aber  man 
findet  auch  (so  für  die  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift;  vgl.  S.  302,  Nr.  33) 
das  unter  jener  Ueberschrift  Stehende  als  einen  besonderen  Aufsatz  angeführt. 

'®)  Hermetis,  Aegyptiorum  et  chemicorum  sapientia [Haiiiiae  1674], 

p.  44:  Horus  fuit  Isidis  filius,  si  Diodorum  audimus  —  —  — .  Igitur  Horus 
sive  Apollo  edoctus  fuit  a  matre  Iside,  Isis  ab  Hermete,  ut  ante  ex  Diodoro 
ostensum,  manifeste  argumento  Hermetem  primum  medicinae  fuisse  invento- 
rem.    Vergl.  auch  Anmerk.  81. 

®®)  Histoire  de  la  philosophie  herm^tique,  T.  I,  p.  8. 


Isis.  891 

henden  Aufsatz  erkannte  doch  auch  Borrichius  an,  wie  Vieles 
dafür  spreche,  dass  er  untergeschoben  sei,  wenn  er  gleich  sich  noch 
anerkennend  bezüglich  desselben  äusserte  ®i).  Darauf  hin,  dass 
in  diesem  Aufsatze  der  s.  g.  Lehre  des  Ostanes*^)  erwähnt  wird, 
glaubte  Grüner®^)  annehmen  zu  müssen,  nicht  die  ältere,  lange 
vor  Democrit  lebende  ägyptische  Isis  könne  Verfasserin  dieses 
Schriftstückes  sein,  sondern  dasselbe  scheine  erst  nach  der  Grün- 
dung von  Alexandria,  unter  den  griechischen  Königen  geschrieben 
zu  sein.  Despectirlicher  äusserte  sich  über  diesen  Aufsatz  Höfer 
1842®*),  welcher  sich  übrigens  später®*)  bezüglich  desselben  etwas 
rücksichtsvoller  ausgedrückt  und  ihm  auch  durch  die  bereits  er- 
wähnte vollständige  Veröffentlichung  des  Textes  eine  gewisse  Be- 
deutung für  die  Litterargeschichte   der  Alchemie  zuerkannt  hat. 


81)  A.  Anmerk.  73  a.  0.:  Proximum  Hermeti  primo  locum  sibi  vendicat 
BGxiptum  IsidiB,  filio  ipsins  Horo  dedicatam;  atque  ideo  prozimnm,  qoia  Isis 
Osiridis  regis  uxor  ab  Hermete,  consiliario  buo  edocta,  secundum  Diodomm 
Siculum.  Esse  autem  scriptum  illud,  quod  nunc  in  lararüs  doctorum  custodi- 
tur,  spurium,  multa  ex  ipso  texiu  allata  docuerint,  licet  sua  venere  et  arte 
nequaquam  destituator. 

M)  Vgl.  S.  129,  Anmerk.  61. 

8»)  A.  Anmerk.  74  a.  0.,  p.  64. 

^)  Histoire  de  la  chimie,  1.  ed.,  T.  I,  p.  276:  Cette  epitre,  ecrite  dans 
un  langage  tout  mystique,  me  parait  one  Satire  sanglante  des  divagations 
theoriques  et  obscures  sur  la  pierre  philosophale;  car  Pauteur,  apres  avoir  fait 
jurer  le  silence  par  toutes  les  puissances  du  ciel  et  de  Penfer,  apprend  a  Pini- 
tie  que,  pour  faire  de  Tor,  ü  faut  de  Vor^  en  proclamant  que  &e$t  lä  tout 
le  my stire.  —  Auch  Chevreul  (Journal  des  savants,  annee  1845,  p.  380) 
wollte  diesen  Aufsatz  eher  als  eineSatyre,  wie  als  ein  ernst  gemeintes  Schrift- 
stück der  s.  g.  heiligen  Kunst  betrachten. 

8^)  Histoire  de  la  chimie,  2.  6d.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  290:  Cette  epitre 
recommande,  sous  une  forme  allegorique,  la  pratique  d'un  des  plus  grands 
axiomes  des  alchimistes,  ä  savoir  qu'il  faut  en  tout  imiter  la  nature.  De 
plus,  on  y  trouve  la  preuve  incontestable  qu'il  etait  expressement  interdit 
aux  inities  de  divulguer  les  secrets  de  leur  science. 


392  Johannes. 


Johannds. 

Der  ungenannte  griechische  Schriftsteller,  dessen  Aufzählung 
der  alchemistischen  Autoritäten  oben  (S.  345t)  mitgetheilt  wurde, 
sagt,  dass  dem  Hermes  ein  Oberpriester  Johannes  gefolgt  sei, 
und  Diesem  als  dritter  Lehrer  der  Kunst  Demoer  it.  Die  Persön- 
lichkeit,  welche  diese  Au£zählung  in  der  Wiener  Handschrift  als 
'Icuoiwriv  ccQXiBQia  yevoiisvov  zijg  iv  BvayLoL  tv^Utg  %al  zäv  iv  amr^ 
advtav  hat  (Cotelier^e)  schlug  vor  zu  lesen:  tijg  iv  ayiff  Rv- 
^Uxg)y  findet  sich  auch  in  einer  anderen  älteren  Liste  der  alche- 
mistischen Autoritäten,  welche  oben  (S.  348  fi".)  besprochen  wurde, 
genannt:  als  ^Fajdivvrig  tagevg^'')  oder  als  'icadvvrjg  UQSvg  rrig  öxeva- 
öUtg  tfjg  ^£iag^^)y  und  in  anderen  Nachrichten  über  diese  Liste 
wird  als  darin  vorkommend  Joannes  pontifex  tijg  iv  Evaysia  zy 
d'sl^  ®»)  und  Jean  Tarchiprötre  dans'la  divine  fivagie  ^^)  aufgeführt. 
—  Auch  für  die  Ueberschriften  eibes  alchemistischen  Aufsatzes, 
welcher  von  diesem  Johannes  herrühren  soll,  sind,  nach  den  ver- 
schiedenen ihn  enthaltenden  Handschriften  oder  der  Lesung  der- 
selben oder  der  Vermuthung  der  Berichterstatter,  die  Angaben, 
gerade  was  die  nähere  Bezeichnung  des  Verfassers  betrifll,  unter 
sich  Efehr  abweichend.  Als  aQXUQSvg  wird  Derselbe  genannt  in 
der  Angabe  für  die  Montpellier-Handschrift®^),  als  archiepiscopus®^) 
oder  als  pontifex  tijg  iv  Evayel^^^)  in  den  Angaben  für  Pariser 
Handschriften;  loavvov  agx^^Q^^Sy  ''^ov  iv  ayla  noksiy  nsgl  tijg 
ayiag  ti%vrig  ist  die  üeberschrift  von   Borrichius®*)  angegeben, 

86)  Eccles.  Graec.  Monumentorum  T.  III,  p.  577;  vgl.  Lambecii  Common- 
tar.  de  bibl.  vindobon.  L.  VI.,  ed.  KoUarii  p.  399. 

87)  Vgl.  S.  349  und  S.  351,  Anmerk.  24. 

88)  Vgl.  S.  349  f.,  Anmerk.  19. 

89)  Vgl.  S.  350. 

00)  Vgl.  S.  351. 

01)  Vgl.  S.  294,  Nr.  30. 

02)  Für  Paris  2327  (vgl.  S.  287,   Nr.  28);   ebenso  für  die  bei  kontfau- 
con  mit  3178  bezeichnete  Handschrift  (vgl.  S.  286,  Anmerk.  95). 

93)   Für  Paris  2252   (vgl.  8.  283,   Nr.  3,   und   daselbst  auch  Höfer's  An- 
gabe). 

^)  Hermetis,  Aegyptioram  et  chemicorum  sapientia [Hafniae  1674], 


Johann  et:.  393 

lioavvov  uQX^^Q^^S  ^oi;    ivtßtiyia  tibqI  trig   tegag  tixvrig  ist  sie  in 

der  Escurial- Handschrift  -4.^*^) tov  iv  ißayloc in   Fa- 

bricius'  Handschrift*^)  und  in  der  Florentiner*^)  gelesen,  und  in 
verschiedener  Art  gedeutet  worden:  z.  B.  dass  ein  Joannes  archi- 
praesul  in  Ebania  der  Verfasser  gewesen  sei,  von  Bandini*«), 
während  früher  gar  ein  Joannes  pontifex  Abassinus  **)  als  solcher 
angegeben  worden  war.  Der  Anfang  dieses  Aufsatzes  ist  nicht 
in  allen  Handschriften  übereinstimmend  i^^),  und  über  den  Inhalt 
ist  nur  wenig  bekannt  geworden  ^^^),  —  Ueber  das  Alter  dieser 
Schrift  lässt  sich  nicht  urtheilen;  eine  Erwähnung  derselben  oder 
des  als  ihr  Verfasser  genannten  Johannes  in  den  älteren  der 
uns  zugekommenen  griechischen  alchemistischen  Schriften  ist  mir 
nicht  mit  Sicherheit  bekannt^®*);  wenn  Lenglet  du  Fresnoy  *®^) 
Jean  le  prStre  vor  den  Democrit  von  Abdera  und  um's  Jahr 
500  V.  Chr.  setzt,  so  ist  sich  dabei  auch  nicht  länger  aufzuhalten. 


p.  80  (so  auch  dann  von  Boerhave,  £lementa  chemiae  [Lugduni  Batavorum 
1732],  T.  I,  p.  12). 

»6)  Vgl.  S.  271,  Nr.  36. 

^   Vgl.  S.  280,  Nr.  44. 

97)  Vgl.  S.  265,  Nr.  31. 

»ö)  A.  S.  263  a.  0. 

**)  In  der  bei  Montfauoon  a.  S.  263  a.  0.  über  die  Florentiner  Hand- 
schrift gegebenen  Nachricht. 

100)  M€U«rxs%p(af4€&ay  xai  etdtofiet^,  ij  (ptXocpg>C<ftofABv  t(  fiäXXoy  oQ^C^fie- 
yot  '  '  '  ist  er  für  die  Florentiner  Handschrift  und  für  Escurial -J.  angege- 
ben; anders  für  Fabricius'  Handschrift:  *Eäy  fif]  i]  cvyxQua^q  x&v  atege&y 
dnoteXea&jy  etg  xbvov  xal  fidtatoy  näq  novo^  xal  xä/uaio^  Xoyta&i^aeiai 
rjfjiZy  -  -  -. 

101)  Bandini  giebt  in  Beziehung  hierauf  a.  S.  263  a.  0.  an:  Tituli  ca- 
pitum,  quae  pertractantur,  sunt:  I.  IleQi  roö  juezaXXtxoii  Xf&ov^  iv  x(üt  tonotq 
ixeZyoi  xataaxBväCstM,  11.  BsqI  dnt^oQäg  /nXxoi}  xexavjuiyov,  JH.  UeQt  Xev' 
xdxretog,  IV.  riytocxe,  (L  ^iXe,  tä  6y6fjiauc  x(by  notrjt&y  (vgl.  S.  362,  Anmerk. 
28).  V.  '0  olxog.  Die  Ueberschrift  des  ersten  Capitels  erinnert  sehr  an  die 
eines  Aufsatzes  in  der  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift,  welcher  nach  Rei- 
nesius  ein  Excerpt  aus  dem  Agatharchides  sein  soll;   vgl.  S.  301,  Nr.  18. 

102)  Ob  die  in  Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  XII,  p.  767  angegebene  Stelle,  in 
welcher  ^laktyyrjg  6  aQX^Q^^^  ^^  ^P  ^^  /^veroTTolfia;  naQatyiaet  citirt  wird, 
wirklich  zu  der  da  vorstehend  besprochenen  Schrift  des  Zosimos  gehöre, 
ist  mir  nämlich  nicht  gewiss. 

103)  Histoire  de  la  philoaophie  herm6tique  [ä  la  Haye,  1742],  T.  I,  p.  460. 


894  Der  Evangelist  Johannes 

Ich  mu8s  es  dabin  gestellt  sein  lassen,  ob  etwa  die  Ueberein- 
stimmung  des  Namens  mit  dem  der  eben  besprochenen  alchemi- 
stischen  Autorität  den  Evangelisten  Johannes  in  den  Geruch 
gebracht  hat,  er  habe  Gold,  und  zwar  aus  Holz,  und  Edelsteine 
künstlich  machen  können.  Dem  letzteren  Heiligen  wird  dies  nach- 
gerühmt  zu  einer  Zeit,  wo  man  im  westlichen  Europa  von  dem 
Inhalte  der  Sammlungen  älterer  griechischer  alchemistischer  Auf- 
sätze allerdings  sonst  noch  Nichts  gekannt  zu  haben  scheint  ^^^) : 
im  I2ten  Jahrhundert,  bei  Adam  von  St.- Victor  *®*),  welcher  in 
einer  Hymne  zum  Lobe  des  Evangelisten  Johannes  solcher  Kunst- 
fertigkeit desselben  gedenket.  Ich  kenne  die  betreffende  Strophe 
vollständig  nur  durch  Lenglet  du  Fresnoy's  Angabe i®*),  nach 
welcher  sie  lautet: 

Cum  gemmarum  partes  fractas 
solidasset,  has  distractas 

tribuit  pauperibus. 
Inexhaustum  fert  thesaurum,. 
qui  de  virgis  fecit  aurum, 

gemmas  de  lapidibus. 

Mit  grosser  Sicherheit  wird  dann  auch  im  13ten  Jahrhundert 


104)  Vgl.  oben  S.  Sl8  f. 

^^^)  Adamus  Yictorinus,  Augustinermöncli  in  der  Abtei  St.  Victoris 
zu  Paris,  starb  1177. 

io<t)  Histoire  de  la  philosophie  hermltique  [ä  la  Haye,  1712],  T.  I,  p.  20. 
Lenglet  du  Fresnoy  bemerkt  nach  der  Angabe,  dass  man  den  Evange- 
listen Johannes  als  Alobemisten  betrachtet  habe,  und  der  Mittheilung  die- 
ser Strophe:  C'est  ce  qu'on  lit  dans  une  prose  surS.  Jean  l'evangeliste  com- 
posee  par  Adam  de  S.Victor  qui  vivoit  au  XII.  siecle:  et  Vincent  deBeauvais 
a  dit  la  meme  chose,  in  Speculo  naturali.  Das  kann  heissen,  dass  auch  der 
letztere  Schriftsteller  der  alchemistischen  Kunstfertigkeit  des  Evangelisten 
Johannes  erwähne,  oder,  dass  sich  auch  bei  ihm  diese  Strophe  mitgetheilt 
finde.  Ersterem  entspricHt,  dass  in  dem  Speculum  naturale  des  Vinoenz 
von  ßeauvais,  da  wo  alchimiae magistri  aufgezählt  werden,  allerdings  auch 
Joannes  Evangelista  mitgenannt  ist  (vgl.  oben  S.  819);  aber  die  angeführte 
Strophe  ist  mir  bei  wiederholtem  Durchblättern  des  Speculum  naturale  nicht 
aufgestossen ,  und  ich  weiss  nicht,  ob  bezüglich  der  Auffindung  derselben  in 
dieser  Schrift  Hof  er  glücklicher  gewesen  ist,  welcher  (Histoire  de  la  chimie, 
2.  ed.,  T.  I,  p.  403)  die  drei  letzten  Zeilen  der  Strophe  mit  dem  Beisatz: 
Vincent,  in  Speculo  naturali)  mittheilt. 


als  Alohemist.  395 

der  Evangelist  Johannes  bei  Vincenz  von  Beauvais^oT)  als 
einer  der  Meister  in  der  alchemistischen  Kunst  genannt.  Und 
wer  wollte  sich  über  solchen  Glauben  in  jener  Zeit  wundem,  wenn 
man  liest,  in  welcher  Weise  noch  im  17ten  Jahrhundert  von 
einem  so  gelehrten  und  in  der  Geschichte  der  Chemie  eine  so  hohe 
Stelle  einnehmenden  Manne,  wie  dies  der  1682  verstorbene  Joh. 
Joach.  Becher  war,  über  diesen  Gegenstand  geurtheUt  wurde. 
In  Becher's,  1669  zuerst  erschienenen  Physica  subterranea  i^®) 
wird  da,  wo  Zeugen  dafür  aufgeführt  werden,  dass  Metalle  künst- 
lich hervorgebracht  werden  können,  auch  genannt  S.  Joannes 
Evangelista,  de  quo  Romanorum  breviarium,  quod  utique  errare 
nequit,  sequentia  cantat,  die  D.  Joannis  Evangelistae,  sacro  mense 
Decembri.  AuthoreAdamo  a  S.  Victore,  cujus  initium,  Gratulemur 
ad  festivum,  etc. 

Inexhaustum  fert  thesaurum, 
Qui  de  virgis  fecit  aurum, 
Gemmas  de  lapidibus. 

Ex  lapidibus  gemmas  facere,  sive  naturales  sive  factitias,  non 
adeo  absonum ,  cum  lapides  et  gemmae  sub  uno  genere  lapideita- 
tis  comprehendantur ,  sed  ex  virgis  aurum  facere,  ex  vegetabili 
metallum,  id  primo  intuitu  valde  durum,  semper  enim  et  diu  a 
me  ipso  creditum  est,  non  dari  transmutationem  unius  regni  in 
aliud.  Folgt  eine  Erzählung  von  einem  Jesuiten,  welcher  an 
Becher  ein  aus  einer  Pflanze  dargestelltes  Pulver  mitgetheilt 
habe,  das  bei  weiterer  Behandlung  Gold  gegeben,  und  welcher 
auch  berichtet  habe,  in  der  Nähe  von  Tamariskensträuchem  sei 
der  Boden  immer  goldhaltig.  Was  für  Becher  zu  folgender  wei- 
terer Betrachtung  Veranlassung  giebt:  Credibile  ergo  est  in  udosa 
Pathmo  insula,  ubi  S.  Joannes  in  exilio  erat,  non  defuisse  ta- 
mariscum,  unde  virgas  sumeret,  cum  illud  lignum  prae  ceteris  vi- 


107)  Vgl.  die  vorhergehende  Anmerkung. 

10®)  J.  J.  Beoheri  Physica  subterranea;  ed.  6.  E.  Stahl  [Lipsiae  1703],  p. 
603  sq.  —  Darüber,  wie  noch  im  17ten  Jahrhundert  an  alchemiBtische  Kennt- 
nisse des  Evangelisten  Johannes  geglaubt  wurde,  vergl.  auch  S.  21,  An- 
merk.  42;  selbst  später  noch  hat  man  sich  in  alchemistischer  Deutung  der 
Apokalypse  versucht. 


398  Beilegung  chemischer  Kenntnisse 

und  vielleicht  in  noch  mehr  Handschriften  zugleich  mit  dem  Auf- 
satze des  Papp  OS.  Ueber  den  Inhalt  des  dem  Moses  zugeschrie- 
benen Aufsatzes  ist  meines  Wissens  Nichts  bekannt  geworden, 
und  auch  Nichts  über  die  persönlichen  Verhältnisse  seines  Verfas- 
sers. Dass  Derselbe  ein  Christ  gewesen  sei,  ist  danach,  wie  sei- 
ner erwähnt  wird,  'vermuthet  worden  ^^');  dass  €r  «in  Jude  gewe- 
sen sei,  vermuthete  Ornneri*'),  und  Canring^^),  daas  er  viel- 
leicht ein  ägyptiadier  Priester  gewesen  sei  In  den  üeberschrif- 
ten  des  eben  besprochenen  Aufsatzes  scheint  eine  über  die  Nen- 
nung des  Namens  hinausgehende  Bezeichnung  des  Verfassers  nicht 
vorzukommen,  und  wenn  bei  Lambeck^^^)  Maöiag  iUcktoöig  als 
Moysis,  prophetae  et  legislatoris  Hebraeorum,  secretum  chymicum 
supposititium  aufgeführt  wird,  so  geben  wohl  die  älteren  Hand- 
schriften keinen  Grund  ab  zu  der  Annahme,  dass  schon  in  frühe- 
rer Zeit  der  Stifter  der  Mosaischen  Religion  als  der  Verfasser  die- 
ses Aufsatzes  betrachtet  worden  sei^^^). 


Wenn  aber  auch  nicht  gerade  als  alchemistischer  Schriftstel- 
ler: als  mit  guten  chemischen  und  selbst  mit  alchemistischen 
Kenntnissen  ausgerüstet  wurde  der  letztere  Moses  allerdings 
während  langer  Zeit  betrachtet.  Vincentius  Bellovacensis 
im  12ten  Jahrhundert,  welcher  (vgl.  S.  319)  bei  der  Aufzählung 
der  Lehrer  der  Alchemie  nach  Adam,  Noah  u.  A.  auch  Moses 
nennt,  verstand  wohl  schon  unter  diesem  Namen  den  Gesetzgeber 
der  Israeliten.  Ob  dieser  Moses  nicht  mit  der  als  Hermes  be- 
zeichneten alchemistischen  Autorität  identisch  sei,  wurde  später 


112)   Vgl.  die  vorhergehende  Anmerkung. 

118)  A.  0.  (Anmerk.  110)  a.  0.,  p.  16. 

11^)   De  Hermetica  medicina  [Helmestadii  1G69],  p.  81. 

"ß)  Commentar.  de  biblioth.  vindobon.  L.  VI.,  ed.  Kollarii  [Vindobonae 
1780],  p.  426. 

11^)  Als  eine  andere,  demselben  Moses  untergeschobene  Schrift  wurde 
von  Lambeck  a.  e.  a.  0.  auch  die  in  Anmerk.  110  erwähnte  Svvxc^^q  x^' 
fievz^xrj  Toü  Mtovaftasy  hoc  est,  Syntagma,  sive  tractatus  Moysis  de  chymia 
genannt,  unter  Verweisung  bezüglich  der  dem  Moses  untergeschobenen  che- 
mischen  Schriften   auf  seinen   Prodromus  historiae   literariae,   L.   II,   c.   2, 

§1. 


an  den  Propheten  Moses.  899 

in  Betracht  gezogen  "^) ,  und  es  wurde  discutirt,  zu  welchen 
Schlussfolgerungen  man  bezüglich  der  Alchemie  komme,  wenn 
diese  Identität  angenommen  werde  ^^^).  —  Ich  weiss  nicht,  wer 
zuerst  dafür,  dem  Moses  chemische  Kenntnisse  zuzuschreiben,  eine 
Stütze  in  der  Erzählung  vom  goldenen  Kalbe,  und  wie  Moses 
die  Abgötterei  der  Israeliten  mit  demselben  gestraft  habe,  zu  fin- 
den geglaubt  hat.  „Moses  nahm  das  Kalb,  das  sie  gemacht  hat- 
ten ,  und  verbrannte  es  mit  Feuer ,  und  zermalmte  es  zu  Pulver, 
und  stäubete  es  aufs  Wasser,  und  gab  es  den  Kindern  Israels  zu 
trinken",  so  lautet  diese  Erzählung  im  2.  Buche  Mose,  Cap.  32, 
y.  20  nach  Luther's  üebersetzung,  und  in  dem,  was  Moses  hier 
gethan  habe,  glaubte  man  den  sicheren  Beweis  für  absonderliche 
Kenntnisse  in  der  Chemie,  speciell  der  des  Goldes,  sehen  zu  dür* 
fen.  Aufgeklärter  besprach  allerdings  H.  Conring^i®)  schon  1648 
nonnullorum  fabulas,  quasi  Moses  vitulum  aureum  comminuens  in 
pulverem,  chemicum  egerit,  und  später  ^'^)  noch  etwas  eingehen- 
der, dass  in  joner  Erzählung  von  einer  chemischen  Lösung  des 
Goldes  nicht  die  Rede  sei.  Aber  Borrichius^'^)  hob  1668  doch 
wieder  stark  hervor,  nur  ein  sehr  guter  Chemiker  habe  das  thun 
können,  was  von  Moses  hier  erzählet  werde,  wenn  er  gleich  bei 
der  Würdigung  der  Kenntnisse  des  Letzteren  aussprach:  sed  utrum 
chemica  quoque  scierit  tractaveritque  Moses,  in  suspenso  relinqui- 
mus;  und  später  ^2«)  betrachtete  er  mit  noch  grösserer  Sicherheit 
den  Moses  als  in  der  Chemie  bewandert  und  fragte:  quomodo  ille 
[Moses]  rüdem  fusi  vituli  aurei  massam  in  pulverem  molendo  sub- 
tilissimum  redigere  potuit,  nisi  chemiae  sciens?  So  auch  G.  W. 
Wedel,  welcher  in  seiner  Abhandlang  De  Mose  chimico  "•) 
meinte:    Sine  dubio  summus  chimicus  et  per  ignem  artifex  fuit 


"')   Vgl.  Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  I,  p.  46  sq.  und  ed.  Hartes,  Vol.  I,  p.  49. 

"8)  Vgl.  Libavii  Commentar.  alchymiae  P.  I  [Francofurti  ad  Moennm 
1606],  p.  2  u.  16. 

^1^)  De  Hermetica  Aegyptiomm  vetere  et  Paracelsicoram  nova  medicina 
[Helmestadii  1648],  p.  393. 

120)  De  Hermetica  medicina  [Helmestadii  1669],  p.  431. 

121)  De  ortu  et  progressu  chemiae  [Hafhiae  1668],  p.  46  sq. 

123)  Hermetis,  Aegyptioram  et  cheTnicorum  sapientia  [Hafniae  1674], 
p.  226. 

i2>)   Exercitationum  medico-philologicaram  Dec.  IX.  [Jenae  1699],  p.  1  sqq. 


400  BeilegüDg  chemisctier  K^nntnisee 

Moses,  qui  aureuin  vitulum  tarn  prompte  destructum  ivit,  und  nach 
der  Besprechung ,  dass  hierzu  Schwefel ,  saure  Salze,  Quecksilber 
oder  Blei  hätten  dienen  können:  Ita  vero  haberi  potest,  et  a 
Hose  sapientissimo  confectuni  fuit  aurum  igne  combustum ,  tritum 
in  pulverem  et  comminutum-subtilissime,  aquis  inspergi  non  minus 
ac  bibi  aptum,  ac  salubrem. 

Aber  nicht  nur  wurde  immer  noch  geglaubt,  dass  Moses  das 
goldene  Kalb  chemisch  bearbeitet  und  in  trinkbare  Form  gebracht 
habe,  sondern  ee  wurde  jetzt  auch  noch  bestimmter  angegeben, 
wie  er  dies  ausgeführt  habe.  Und  kein  geringerer  Mann  gab  sich 
der  Täuschung  hin,  dies  herausgebracht  zu  haben,  als  der  berühmte 
Chemiker  Georg  Ernst  Stahl,  welcher  1698  veröffentlichte i«^), 
dass  ein  hepar  sulphuris  supersaturatum ,  ex  aequis  partibus  salis 
alcali  et  sulphuris  dtrini  bei  dem  Zusammenschmelzen  mit  Gold 
dieses  auflöst  und  die  resultirende  Masse  in  Wasser  gelöst  werden 
kann.  Stahl  selbst  bemerkt:  Hoc  certe  fuisse  ipsum  illud  arti- 
ficium  quo  Moses  vitulum  aureum  combusserit,  praeter  facilitatem 
et  simplicitatem  negotii,  minimum  insuper  apparatum  et  quanti- 

tatem   quoque  materiarum  exiguam, persuadet   insuper  et 

illud,  quod  hoc  auratum  hepar  sulphuris,  non  modo  simul  nauseosum 
illum  saporem  prae  se  ferat,  quem  vulgare  et  nudum  simplex  etlam 
habet,  licet  revera  auratum  hoc  minus  foeteat:  sed  etiam  plane 
peculiarem  penetrantissimam  amaritiem  gustui  offerat,  qualis  ne- 
que  in  antimoniaU,  neque  alio  quocunque  hepate  deprehendatur. 
Unde  quidem  amarum  illum,  et  abominabilis  undique  saporis  po- 
tum,  ex  ita  combusto  vitulo  natum  esse  arbitramur,  qui  foedita- 
tem  cultus  idololatrici  sensibus  ipsis  adumbraret,  et  memoriae 
quoque  opprobrium  imprimeret,  licet  gustuum  de  caetero  nuUa 
Sit  recordatio. 

Wir  können  uns  hiemach  nicht  darüber  wundern,  dass  Lenglet 
du  Fresnoy'2*)  gegen  die  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  unter 
der  Ueberschrift:     Moyse  connoit  la  science  herm^tique,  Folgen- 


^2^)  Observat.  chymico-phyBico-medic.  ann.  MDCXGVIII.  menris  Aprilis, 
qao  Vilnius  aureus  igue  combustus,  arcanuxn  simplex,  sed  arcanum  demon- 
stratur;  in  6.  E.  Stahlii  Opusculo  cbymico-physico-medico  [Halae  Magdebur- 
gicae  1715],  p.  585  sqq. 

^'^^)  Histoire  de  la  philosopbie  hermetique  [k  la  Haye,  1742],  T.  I,  p.  18  s. 


an  den  Propheten  Mosee.  401 

des  schrieb:     Moyse  avoit  6t6  form^  dans  toutes  les  sciences  des 
Egyptiens,  dont   la  plus  secrete  et  en  mfeme  tems  Tune  des  plus 
essentielles,  ^toit  celle  de  la  transmutation    des   m^taux:  on   ne 
doit  donc  pas  s'c^tonner  de  lui  voir  fondre,   calciner,  et  mettre  en 
poudre  cette  masse  Enorme  du  veau  d'or,  dont  en  son  absence  le 
peuple  d'Israel  s'^tait  fait  une  divinit^,  pareille  k  TApis  d'Egypte. 
Cette  calcination  n'a   pü  se  faire  sans  le  secours  de  feu.    II  y  a 
plus,  Moyse  sait  dissoudre  et  d^layer  dans  Teau  commune  cet  or 
calcind,  ce   qui  est  contre  toutes  les  exp^riences,  puisque  sans  le 
secours  d'une  science  particuliere,  .ror  en  quelque  petite  quantit^ 
qu'il  soit,  se  pr^cipite  toujours  au  fond  de  toutes  les  liqueurs   or- 
dinaires ,  ausquelles  on  le  Joint.  —  Mehr  Grund  zur  Verwunderung 
kann  es  abgeben,  wie  dieser  Gegenstand    noch  in  neuerer  Zeit, 
1852,  erörtert  worden  ist,  mit  Uebergehung  des  von  der  neueren 
Exegese  erlangten  Resultates,  dass  das  s.  g.  goldene  Kalb  nur  ein 
vergoldetes  hölzernes  Götzenbild  gewesen  sei,   zu  dessen  Zerstö- 
rung  es  besonderer    chemischer  Kenntnisse   nicht  bedurfte.     W. 
Herapath^*^)  fand  auf  Mumienleinen  silberhaltige  Hieroglyphen- 
schrift und  in  der  Nähe  der  Schriftzüge  das  Zeug  zerfressen;  er 
vermuthete,  diese  Schriftzüge  seien  mit  salpetersaurer  Silberlösung 
geschrieben  und  Salpetersäure  also  den  alten  Aegyptern  bekannt 
gewesen,  und  äusserte  sich  weiter:    A  very  probable  speculation 
might  be  raised  upon  this  to  account  for  the  Solution  ofthe  golden 
calf  by  Moses,  who  had  all  his  mundane  knowledge  from  the  Egyp- 
tian  priests.    It  has  been  supposed  that  he  was  acquainted  with 
and  used  the  sulphuret  of  potassium   for  that  purpose;   how  the 
inference  arose  I  know  not;  but  if  the  Egyptians  obtained  nitric 
acid,  it  could  only  have  been  by  the  means   of  sulphuric   acid, 
through  the  agency  of  which,   and  by  the  same  kind  of  process, 
they  could  have  separated  hydrochloric  acid  from  common   salt: 
it  is  therefore  more  probable  that  the  priests  had  taught  Moses 
the  use  of  the  mixed  nitric  and  hydrochloric  acids  with  which  he 
could  dissolve  the  statue,  rather  than  a  sulphuret,  which  we  have 


126)   Philosophical  Magazine   and  Journal   of  Science,  4.  series,   Vol.  III 
[London  1862],  p.  528. 

Kopp,  Boitr.  X.  Gesch.  d.  Chem.  26 


402  Maria. 

no  evidence  of  their  being  acquainied  with.  —  J.  Denham 
Smith  ^'^)  hat  gegen  diese  Erklärung  hervorgehoben,  welche  un- 
bewiesene und  unwahrscheinliche  Vermuthungen  dieselbe  ein- 
schliesst,  aber  sich  zugleich  gegen  die  Auffassung  des  Processes 
ausgesprochen,  welche  Stahl's  und  Herapath's  Erklärung  der 
Erzählung  zu  Grunde  liegt.  How  the  notion  first  arose,  that  tlie 
Israelitish  idol  was  dissolved,  I  cannot  comprehend,  save  that 
the  text  was  never  read  by  a  „solutionist",  seeing  that  it  is  di- 
rectly opposed  to  the  piain  meaning  of  the  sacred  narrative, 
which  teils  its  tale  in  as  clear,  simple  and  concise  language  as 
could  be  employed  in  the  present  day,  were  we  desirous  of  rela- 
tling  the  same  facts  in  the  most  Condensed  form.    These  are  the 

words 1«8).    Can  anything   be  more  evident   than  that  the 

golden  calf  was  reduced  to  an  impalpable  powder,  and  thus  ren- 

dered  potable  when  mixed  with  water? If  it  be  asked, 

How  did  Moses  grind  this  malleable  idol  „as  fine  as  dust''?  the 
answer  seems  to  me  very  easy;  in  the  words  of  the  text,  „he 
burnt  it  with  fire";  that  is,  he  fused  and  alloyed  it  with  a  sub- 
tance  capable  of  rendering  gold  brittle.  Unter  den  verschiede- 
nen Möglichkeiten,  wie  dies  bewerkstelligt  worden  sein  möge,  be- 
trachtet Smith  die  Annahme  als  die  wahrscheinlichste,  dass 
Moses  das  goldene  Kalb  mit  Blei  zu  einer  spröden  und  leicht 
pulverisirbaren  Legirung  zusammengeschmolzen  habe. 


Maria. 

Dem  Namen  des  Moses  ist  manchmal ,  als  der  einer  Schwe- 
ster Desselben  und  gleichfalls  einer  alchemistischen  Autorität,  der 


537)   Daselbst,  Vol.  IV,  p.  142. 

^^)  Die  S.  399  mit^etheilte  Stelle  aus  dem  2.  Bache  Mose;  und  femer 
aus  dem  5.  Buche,  Cap.  9,  Vers  21:  „Aber  eure  Sünde,  das  Kall),  das  ihr 
pemacht  hattet,  nahm  ich,  und  verbrannte  es  mit  Feuer,  und  zerschlug  es, 
und  zermalmete  es,  bis  es  Staub  ward,  und  warf  den  Staub  in  den  Bach,  der 
▼om  Berge  fleusst**  nach  Luther's  Uebersetiung. 


Maria.  403 

Name  der  Maria  hinzugesellt  worden.  Eine  Maria  wird  schon 
in  älteren  alchemistischen  Schriften  citirt:  bei  Zosimos'^o)^  bei 
Olympiodoros^ö),  bei  Stephanos^^i),  bei  dem  als  Christia- 
nos    bezeichneten    alchemistischen    Schriftsteller  ^^2)  u,  a,      ^ffiQ 

Maria  in  älteren  Aufzählungen  der  alchemistischen  Autoritäten 
genannt  wird,  vgl.  oben  S.  349  ff.  und  354.  Bei  Georgios  Synkel- 
los^33)  ina   9ten  Jahrhundert  wird  eine  Jüdin  Maria  gelegentlich 


129)  In  {[ein .  yyfjcia  yQutpyi  ns^l  ti}g  Ugäg  xal  ßeCag  ti^y^jc  -  -  -  über- 
schriebenen  Aufsatze;  vgl.  FabriciuB*  Bibl.  gr. ,  Vol.  XII,  p.  702  u.  770; 
Bandini's  Catalog.  bibl.  Laurent  T.  III,  p.  352;  Höfer's  Histoire  de  la 
chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  270;  im  Abschnitt  über  Zosimos  S.  189  ff.,  Anmerk. 
127  und  133.  In  dem  Aufsatze  negl  ogydytoy  xal  xttfji(y(oy  oder  einem  an  densel- 
ben sich  anschliessenden  Schriftstück;  vgl.  Fabricius  a.  e.  a. 0.,  p.  767  und 
im  Abschnitt  über  Zosimos  S.  174. 

130)  Vgl.  oben  S.  355,  auch  in  Borrichius'  Conspectus  scriptorum  che- 
micorum,  §  8,  auch  Hof  er  a.  a.  0.,  p.  276. 

*8i)  In  Dessen  Schrift  über  Goldbereitung,  welche  Ideler's  Physici  et 
medici  graeci  minores  enthalten,  im  letzteren  Werke  Vol.  II,  p.  246;  in  Pi- 
zimenti's  üebersetzung  f.  59  v®.  Es  wird  hier  auf  Maq(ny  xal  tag  ^lov&at- 
xäg  yqag>uq  Bezug  genommen. 

132)  Vgl.  Fabricii  Bibl.  gr..  Vol.  XII,  761;  Höfer's  Histoire  de  la  chimie, 
2.  6d.,  T.  I,  p.  283.  Hof  er  spricht  hier  als  seine  Ansicht  aus,  dass  unter  den 
älteren  alchemistischen  Schriftstellern  nur  dieser  Christianos  Schriften  der 
Maria  über  den  Stein  der  Weisen  erwähne,  und  auch  das  Fragment  des 
Zosimos,  aus  welchem  Hof  er  einen  Ausspruch  der  Maria  hervorgehoben 
(vgl.  Aumerk.  129;  einen  anderen  Ausspruch  Derselben  haben  aus  diesem 
Aufsatz  Fabricius  und  Bandini  mitgetheilt),  sei  ein  von  diesem  Christia- 
nos gefertigter  Auszug.  Höfer  wirft  die  Frage  auf,  ob  nicht  ein  christlicher 
Schriftsteller  den  Namen  der  Maria,  im  Gegensatze  zu  dem  der  Isis  in  den 
ägyptischen  Traditionen  über  die  Alchemie ,  vorgeschoben  habe.  Wie  jedoch 
eine  Jüdin  Maria  als  mit  chemischen  Künsten  bekannt  bei  Zosimos  sonst 
noch,  bei  Olympiodoros,  Stephanos  u.  A.  genannt  wird,  passt  hierzu 
nicht. 

533)  Georgii  Syncelli  Chronographia,  ed.  J.  Goar  [Venetiis  1729],  p.  108: 
Jtifioxgnog  ^Aß&egitrig  g)vaix6g  g>tXd(To(pog  TJXjuaCBy.  Iv  AlyvnzM  fÄVtj^eig  vno 
^Oazüyov  toö  MiiSov  ataXiytog  ly  Aly^nxt^  naQa  r&y  triy&xai^Ta  ßaaiXia)y  JIsq- 
Gojy  ßQX^*^  '^^^  ^^  Aiyimttp  IsQ&y,  ly  ry  Uqiff  t^c  Mifig>eaig,  avy  ßXXotg  IcQei^ct 
xal  ^tXo<f6g)otg  t  iy  olg  ijy  xal  Maqia  tig  ^EßQa(a  aotffj,  x««  Ha^iiAByfig,  avyi- 
ygatpe  negl  /^vtfo?,  xal  d^yrgov,  xal  X(&tay,  xal  noQg){>Qag  Xo^ibg.  6^o((og  dt 
xal  MaQia.  ciXk*  ofroi  fiiy  Jnudxqttog  xal  MaqCa  Intivi^ncay  nuQa  "Oauiyov, 
wg  noXXolg  xal  cofpolg  alyCyfiaci,  XQvil^aytsg  t//v  tt/yf}^,  na/justorg  tU  xati- 
yyvaaay  dg>^6ywg  ygaipaytog.  —  Democriti  Abderitae  physici  philosophi  prae- 
clarum  nomen.  Hie  ab  Ostano  Medo  ab  ejus  aevi  Persarum  regibus  sacro- 
rum  praefecturae  causa  in  Aegyptum  misso  sacris  litteris  initiatur  et  imbui- 

26* 


404  Maria. 

der  Einweihung  des  Democrit  im  Tempel  zu  Memphis  als  Zeit- 
genossin und  Kunstverwandte  Desselben  genannt;  seine  Angabe 
lehrt,  wie  zu  seiner  Zeit  die  Tradition  von  der  Maria  zugleich 
mit  der  vom  Democrit  sich  ausgebildet  hatte,  kann  aber  nicht 
wohl  beanspruchen,  in  Beziehung  auf  die  Erstere  für  zuverlässiger 
gehalten  zu  werden ,  als  sie  in  Beziehung  auf  den  Letzteren  (den 
Alchemisten  Democrit,  welcher  hier  als  der  von  Abdera  betrach- 
tet wird)  ist  13*).  —  Von  der  Maria  sind  einzelne,  ziemlich  un- 
verständliche Aussprüche  in  den  alchemistischen  Schriften  Anderer 
erhalten  ^^ß).  Eine  Schrift  von  ihr  über  Oefen,  xaiiLVoyQatplaj  wird 
schon  frühe  erwähnt"®).  Die  Beschreibung  eines  Ofens  der  Ma- 
ria ist  uns  erhalten  "'),  und  in  den  handschriftlichen  Sammlungen 


tur,  in  Memphis  fano,  inter  sacerdotes  et  philosophos,  cum  qaibas  erat  Maria 
mulier  quaedam  Hebraea  omni  dieciplinamm  genere  exculta,  et  Pammenes. 
De  auro,  et  argento,  et  lapidibus,  et  purpura  sermone  per  ambages  compo- 
sito  scripsit,  quo  dicendi  genere  usa  est  etiam  Maria.  Verum  hi  quidem  De- 
mocritus  et  Maria  quod  aenigmatibus  plurimis  et  eruditis  artem  occultassent 
laudati  sunt:    Pammenes,  quod  abunde  et  aperte  scripsisset,  vituperatus  est. 

1^)  Höfer  (Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  282)  bebt  hervor,  dass 
das  bei  Georgios  Synkellos  bezüglich  der  Maria  und  des  Pammenes 
Gesagte  nicht  in  der  den  Democrit  betrefifenden  Angabe  des  Synesios 
(vgl. S.  109  f.)  enthalten  ist,  welche  dem  vom  Synkellos  Berichteten  sonst  zu 
Grunde  zu  liegen  scheint. 

136)  Bei  Zosimos,  vgl.  Anmerk.  129  und  132;  bei  Olympiodoros,  vgl. 
namentlich  Borrichius'  Conspect.  Script,  ehem.  celebr.,  §  8  (in  Mangeti 
Bibl.  ehem.  cur.,  T.  I,  p.  40);  bei  Stephanos,  vgl.  Anmerk.  131;  bei  Chri- 
stian os,  vgl.  Höfer  a.  a.  0.,  p.  283.  Maria  zugehörig  ist  wohl  auch  der 
Ausspruch,  von  welchem  in  der  Anleitung  zur  Bearbeitung  des  indischen 
Eisens  gesagt  wird,  dass  rj  ^EßqaCa  ngo^Ttg  ihn  thue  (J.  G.  Schneid  er 's 
Anmerkungen  und  Erläuterungen  über  die  Eclogas  physicas  [Jena  u.  Leip- 
zig 1801],  S.  96);  vgl.  S.  215  f.,  Anmerk.  213. 

136)  Vgl.  S.  355  und  Anmerk.  36  daselbst. 

137)  In  der  von  Fabricius  benutzten  Handschrift  folgte  ein  Aufsatz 
über  einen  Ofen  der  Maria  einer  Schrift  des  Zosimos  (vgl.  den  Abschnitt 
über  den  Letzteren,  S.  174);  über  den  Inhalt  dieses  Aufsatzes  ist  Nichts  be- 
kannt geworden.  Ein  „Kirotakia  ou  fourneau  de  Marie  (?)  xafnyog  MaqCagY 
ist  von  Höfer  (a.  o.  a.  0.,  p.  284  s.)  beschrieben  worden,  nach  den  Angaben 
und  Zeichnungen,  wie  sie  die  Pariser  Handschrift  2249  enthält  (es  ist  nicht 
zu  ersehen,  in  welchem  der  als  in  ihr  vorkommend  angegebenen  Aufsätze,  vgl. 
S.  281  f.).  Ein  auf  das  Feuer  zu  setzendes  Gefass  wäre  hiemach  mit  einer 
Platte  überdeckt  gewesen,  auf  welche  die  der  Erhitzung  zu  unterwerfende 
Substanz  gelegt  worden  sei,  und  der  Raum  über  dieser  Platte  sei  wieder 
spKbch  geschlossen  und  mit  einem   oberen  Gefasse  in  Gcnmunication  gewe- 


Maria.  405 

griecbischer  alcheniiatischer  Schriften  kommt  unter  ihrem  Namen 
wenigstens  noch  Ein  Aufsatz  vor,  dessen  Inhalt  nicht  weiter  be- 
kannt und  dessen  Zeit  der  Abfassung  vielleiclit  eine  erst  relativ 
späte  ist  138),     Auf   welchen    Grund   hin   die  Maria   als  Moses' 

sen,   in  welchem  sich  die  Verflüchtigungsproducte  hätten  ansammeln  sollen, 
während  die  geschmolzenen  Theile  in  das  Gefass  unterhalb  der  Platte  geflos- 
sen   seien.    Das  Erhitzen   des  unteren  Gefösses  sei  wohl  auch   par  l'intermo- 
diaire  d'un  bain  de  sable  ou  de  cendres    vorgenommen  wordon,  und  Ilöfer 
bemerkt  hierzu:   Cette  sorte  de  bain  s'appelle  encore  aujourd'hui  bain-martet 
du  nom  de  Talchimiste  qui  les  a  inventes:    Dann  aber  (p.  301),   wo  er  aus 
dem  Aufsatz   der  Maria  in   der  Pariser  Handschrift  2329  (vgl.   die  folgende 
Anmerk.)  mittheilt,   dass  hier  das  Einsetzen  der  zu  bearbeitenden  Substanzen 
in  Pferde-   oder  Vogelmist  angerathen  werde,   fragt  Höfer,  ob  hierin  nicht 
der  Ursprung   der   bains'tnarie  zu  suchen  sei.    Die  Bezeichnung  Marienbad 
oder  eine  entsprechende  in  anderen  Sprachen  geht  indessen  meines  Wissens 
stets  auf  das  Wasserbad;  aber  darüber,  wann  das  letztere  zuerst  so  benannt 
wurde,   habe  ich  keine  Kenntniss.    Bei  Geber  wird  das  Wasserbad  bei  der 
Beschreibung  der  Destillation  (Summa  perfect.ionis,  L.  I,  cap.  49  o.  50  in  den 
verschiedenen  Ausgaben)  besprochen  und  richtig  angegeben,  dass  in  ihm  die 
Destillation  bei  gemässigterer  Wärme  auszuführen  ist,  als  im  Aschenbad  (De- 
stillatio   quae  cum  cineribus,   majori   et  fortiori   et  acutiori   perficitur  igne; 
quao  autem  cum  aqua,   mansueto  igne  et  aequali;   aqua  enim  acaitatem  igni- 
tionis  non  suscipit,  quemadmodum  ein  eres);  aber  eine  besondere  Bezeichnung 
für  das  Wasserbad  ist  bei  ihm  nicht  gegeben.    In  alchemistischen  Schriften, 
welche  dem  13 ten  Jahrhundert  angehören  oder  gewöhnlich  als  in  ihm  verfasst 
betrachtet  werden,  kommt  aber  die  Bezeichnung  balneum  Mariae  schon  vor: 
80  in  dem  Rosarium  des  Arnaldus  Villanovanus  (L.  H,  cap.  3,  quomodo 
depuratur  mercurius  et  purgatur,  wo  auch  vorgeschrieben  wird:  coque  in  bal- 
neo  Mariae),  so  in  dem,   dem  Raymundus  Lullus  zugeschriebenen  Testa- 
mentum  (Practica,  cap.  16  z.  B.,  wo  eine  Destillation  in  balneo  Mariae  calido 
vorgeschrieben  wird;   vgl.  S.  238,  Anm.   50).     Gegen  das  Ende   des   löten 
Jahrhunderts  findet  sich  bei  BasiUus  Valentinus  (Vom  grossen  Stein  der 
uralten  Weisen;  im  11.  Schlüssel)  „Marienbad^  als  ein  Grad  der  Hitze,  wel- 
cher auch  als  „Wassergrad"  bezeichnet  ist,  und  balneum  Mariae  (wiederholt 
z.  B.   im  Buch   von   der  übernatürlichen  hochtheuren  Wunder  -  Arzney).    Ob 
das   balneum  Mariae   der   abendländischen  Alchemisten   mit  der  Alchemistin 
Maria  in  Etwas  zusammenhänge,  muss  ich  dahin  gestellt  sein  lassen;   bei 
Libavius  (Alchymia,  L.  I,  cap.  9;  p.  9  der  Frankfurter  Ausgabe  von  1606) 
hcisst  das  Wasserbad  balneum  maris  aut  Mariae,  womit  noch  eine  andere  Ab- 
leitung des  Kunstausdrucks  angedeutet  wäre. 

138)  Für  die  Pariser  Handschrift  2251  (is  codex  manu  rudi  et  perquam 
recente  exaratus  est)  ist  (Catalogus  codicum  manuscriptorum  bibliothecae  re- 
giac,  T.  II  [Parisiis  1740],  p.  470;  Lenglet  du  Frcsnoy's  Histoire  de  la 
Philosophie  hermetique  [älaHaye,  1742],  p.  11)  der  Inhalt  angegeben  worden: 
Codex  chartaceus,  olim  Tellerianus,  quo  continetor  Christiani  Alchymistae 


406  Maria. 

Schwester  betrachtet  worden  ist^^s)^  weiss  ich  nicht;  sie  ist  als 
solche  auch  genannt  in  dem  Titel  eines  später  verbreiteten  Pro- 
ductes  ^^%  über  dessen  Alter  und  Beziehungen  zu  einem  in  arabi- 
schei:  Sprache  handschriftlich  erhaltenen  alchemischen  Aufisatz  ^^^) 
ich  auch  Nichts  zu  sagen  weiss. 


tractatos  nsQt  tflg  etara^eCag  toÖ  /^v^oÖ,  quem  Latinos  interpres  sie  conver- 
tendum  esse  duxit:  de  bona  auri  constitutione.  Constat  hie  Über  capitibus 
53,  quorum  35.  inscribitur:  Zosimi  Panopolitae  opus  sincerum,  de  auri  et  ar- 
genti  faciendi  sacra  et  divina  arte,  in  epitomen  contractum;  34.  tibqI  rcDi/ 
imoaxatdiy  zeaad^toy  aoafidtioyy  juxta  Democriti  mentem;  52.  vero  sapientissi- 
mae  Mariae  de  lapide  pbilosophico  praescripta.  Nach  Hof  er  (a.  o.  a.  0., 
p.  283)  ist  der  letztere  Aufsatz  in  dieser  Handschrift,  welcher  bei  ihm  als 
Discours  de  la  trcs-savante  Marie  sur  la  pierre  philosophale  bezeichnet  ist, 
nur  ein  Capitel  der  Schrift  des  Christi  an  os  (vgl.  S.  282,  Anmerk.  84).  Un- 
ter demselben  Titel  kommt  ein  Aufsatz  der  Maria  in  der  Pariser  Handschrift 
2329  (vgl.  S.  289,  Nr.  8)  und  der  bei  Montfaucon  mit  3185  bezeichneten 
(vgl.  S.  288,  Anmerk.  98)  vor,  unter  anderer  üeberschrift  einer  in  der  Pariser 
Handschrift  2252  (vgl.  S.  283,  Nr.  17),  durchweg  ohne  äussere  Beziehung  zu 
einer  Schrift  des  Christiane s.  Ueber  den  Inhalt  dieser  Aufsätze  ist  Nichts 
bekannt  geworden;  nur  für  den  in  Paris-2329  enthaltenen,  dass  darin  Pe- 
lagios  und  Zosimos  citirt  werden  (was  allerdings  auf  eine  relativ  späte 
Redaction  dieses  Aufsatzes  schliessen  lassen  müsste)  und  dass  das  Einsetzen 
der  zu  bearbeitenden  Substanzen  in  Mist  angerathen  werde  (vgl.  die  vorher- 
gehende Anmerkung). 

130^  Vgl.  Wagnereok's  Aeusserung  S.  304;  so  wird  auch  noch  Moses 
cum  Maria  sorore  genannt  von  Grüner  (Isidis,  Christiani  et  {'appi  philoso- 
phi  jusjurandum  chemicum  [Jenae  1807],  p.  16). 

^*^)  Excerpta  ex  interlocutione  Mariae  prophetissae  sororis  Moysis  et 
Aaronis ,  habita  cum  aliquo  philosopho  dicto  Aros ,  de  excellentissimo  opere 
trium  horarum;  vgl.  Höfer  a.  a.  0.,  p.  283,  auch  Lenglet  du  Fresnoy's 
Histoire  de  la  philosophie  hermetique  [ä  la  Haye,  1742],  T.  HI,  p.  37,  44,  45 
und  Addition,  Nr.  19. 

1*^)  Die  Leydener  Universitätsbibliothek  hat  in  einer  arabischen  Hand- 
schrift einen  alchemistischen  Aufsatz,  von  welchem  der  Catalogus  codicum 
orientalium  bibliothecae  acadcmiae  Lugduno-Batavae,  auctoribus  P.  de  Jong 
et  M.  J.  de  Goeje,  Vol.  III  [Lugduni  Batav.  1865],  p.  196  n.  a.  Folgendes  an- 
giebt:  Liber  nescio  a  quo,  sed  verisimillime  ab  uno  ex  primis  Arabum  al- 
chymistis  est  compositus,   tantummodo    enim  Graecorum   et  Alexandrinorum 

dicta  laudantur. Imprimis  allegantur  efFata  virorum  doctorum  Raijas- 

müs  et  Aros  et  matronae  Mariae  Siculae. Inducitur  [Aros]  disputans 

cum  Maria. 


Ostanes.  ^07 


Ostanes. 

Einem  alten  Namen:  dem  des  Ostanes*"),  Osthanes  oder 
Hostanes,  ist  ein  Aufsatz  in  den  Sammlungen  griechischer  al- 
chemistischer  Schriften  zugeschrieben.  Ich  will  hier  nicht  darauf 
eingehen,  welche  Ansichten  ^^^)  bezüglich  eines  Magiers  Ostanes 
früher  ausgesprochen  worden  sind,  welchen  Einige  vor  die  Zeit 
des  Homer  gesetzt,  Andere  als  Lehrer  des  Zoroaster  betrachtet 
haben;  nicht  darauf,  dass  in  den  ersten  Jahrhunderten  unserer 
Zeitrechnung  der  Name  Ostanes  als  der  eines  vor  langer  Zeit 
gelebt  habenden  Magiers  von  Vielen  genannt  wird,  und  dass  dieser 
Name  dann  auch  als  mehreren  Magiern  zugehörig  und  schliess- 
lich als  Magier  überhaupt  bezeichnend  vorkommt.  Denn  PI  in  ins 
im  1  ten  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung  spricht  von  einem  Ma- 
gier Ostanes,  welcher  den  Xerxes  auf  seinem  Zuge  gegen  Grie- 
chenland begleitet  habe***),  und  von  einem  zweiten  Magier  des- 
selben Namens,  welcher  im  Gefolge  Alexander's  des  Grossen 
gewesen  sei;  Diogenes  Laertios  im  Anfang  des  3ten  Jahrhun- 
derts spricht  von  einer  Reihe  von  Magiern ,  welche  er  'Oötdvag  in 
der  Mehrzahl  nennt;  xfnd  Suidas  gegen  das  Ende  des  lOten  Jahr- 
hunderts sagt,   dass  bei  den  Persern  ifrüher  die  Magier  'O&cdvai 


*^3)  'Oardyrjg  gewöhnlich,  aber  auch  'Slatdytjg,  findet  man  den  Namen  ge- 
schrieben. 

1*3)  Vgl.  hierüber  und  das  zunächst  Folgende  namentlich  Fabricii  Biblio- 
theca  gracca,  Vol.  I  (Uamburgi  1708],  p.  92  sq.  und  Harlcs'  Ausgabe  dieses 
Werkes,  Vol.  I  [Hamburgi  1790],  p.  106  sq. 

1**)  Schmieder  (Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  37  f.)  hat 
sich  nach  den  verschiedenen  über  einen  Ostanes  gemachten  Angaben  die 
Vorstellung  gebildet,  dass  im  5ten  Jahrhundert  y.  Chr.  ein  Magier  Ostanes 
aus  Medien  durch  Xerxes  behufs  Einholung  näherer  Kenntniss  von  den  My- 
sterien der  ägyptischen  Priester  nach  Memphis  geschickt  worden  sei,  und  es 
scheine  sich  zu  ergeben,  dass  Derselbe  in  Aegypten  der  Gründer  einer  Philo- 
sophenschulo  gewesen  sei,  in  welcher  die  Chemie  ihre  Wiege  gefunden  habe, 
und  dass  der  Chemiker  Hermes  ein  späterer  Zögling  dieser  Schule  gewesen 
sei.  Schmieder  selbst  betrachtet  dieses  Resultat  nur  als  ein  auf  der  Zusam- 
menfassung verschiedener  Andeutungen  beruhendes,  und  gewiss  darf  man  es 
in  keiner  Weise  als  ein  auch  nur  wahrscheinlich  gemachtes  ansehen. 


408  Ostanes. 

genannt  worden  seien.  —  In  Beziehung  zur  Alchertiie  nennt  den 
Namen  Ostanes  der  Commentator  des  Democrit,  Synesios: 
dass  Democrit  vom  Ostanes  im  Tempel  zu  Memphis  eingeweiht 
worden  sei^^^)^  Jasg  Ostanes  zuerst  die  nach  ihm  benannte  Lehre 
(vgl.  S.  129)  niedergeschrieben  habe^^^),  und  worin  nach  Demo- 
crit's  Angabe  das  Verfahren  des  Ostanes  von  dem  der  Aegyp- 
ter  abweichend  gewesen  sei^^^).  Wie  Ostanes  der  Meder  als 
Der,  welcher  den  Democrit  im  Tempel  zu  Mempliis  eingeweiht 
habe,  bei  Georgios  Synkellos  im  9 ten  Jahrhundert  erwähnt  wird, 
wurde  oben  i*^)  angegeben;  zu  Aegypten  ist  Ostanes  in  Bezie- 
hung gebracht  in  einer  S.  348  ff.  besprochenen  älteren  Aufzählung 
alchemistischer  Autoritäten  ^^^),  Auf  welchen  Grund  hin  bei 
Borrichius^^®)  Sophar  Persa  ^^i)  als  magister  Ostanis  Medi  wie 
dann  wiederum  Ostanes  Medus  als  Democriti  praeceptor  ge- 
nannt ist,  weiss  ich  nicht.  In  einem  unter  Komarios'  Namen 
vorkommenden  alchemistisöhen  Aufsatze  (vgl.  bei  Komarios) 
wird  ein  Ostanes  als  ein  Zeitgenosse  des  Komarios,  des  Leh- 
rers der  Kl  eopatra,  und  als  mit  der  Letzteren  sprechend  aufge- 


"ß)  Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  VlII,  p.  233  (vgl.  S.  109). 

1*^  Daselbst. 

1*^  A.  e.  a.  0.,  p.  234.  Für  diese  Stelle  will  ich  den  griechischen  Text 
aus  der  Schrift  des  Synesios,  wie  ihn  Fabricius  mitthoilt,  .hierhersetzen: 
Avtog  [Jri^oxQitoq]  yäq  jli((qtvqbl  neQi  tot)  ^eyaAot;  'Oarwroi;,  6'r*  oitog  6  dyrjQ 
ovx  fxixQtjto  taiq  t(by  Alyvnxit'jy  knirßohdg^  otde  ontrjffEG^y,  dXX^  (hod^ey  dte- 
XQiSzäg  ovaUtg  x«i  nv()^6y  elaixQiye  xb  g^uQfiaxoy,  Nach  Pizimenti^s  da  bei- 
gefügter Uebersetzung:  Ipse  [Democritus]  enim  de  magno  Ostano  loquens 
confitetor,  hunc  virum  nee  injectiones  nee  assationem  Aegyptiorum  in  usum 
adhibnisse,  sed  extrinsecus  substantias  colorasse,  et  ab  ignitis  corporibus  mc- 
dicinas  separasse. 

148)    s.  403  f.,  Anmcrk.  133. 

i*'*)  In  der  in  Aegypten  gefundenen  zwei8i)rachigen ,  auf  Magie  bezüg- 
lichen Papyrus- Handschrift,  die  nach  Reuvens'  Schätzung  um  200  oder  300 
n.  Chr.  geschrieben  sein  mag  und  den  Namen  des  Democrit  enthält  (vgl. 
S.  126,   Anm.  44),   kommt  auch   der  Name   Ostanes   vor  (Lettres  a  M.  Lc- 

tronne  sur  les   papyrus   bilingues   et   grecs du  musee   d'antiquites   de 

Tuniversite  de  Leide;  par  C.  J.  C.  Reuvcns  [a  Leide  1830];  appendice, 
p.  163). 

1^^)  Conspectus  scriptorum  chemicorum  celebriorum,  §  5  (in  Mangeti  Bi- 
bliothcca  chemica  curiosa,  T.  I,  p.  39). 

l^V  Vgl.  S.  361,  Anm.  51. 


Ostanes.  409 

führt  152).  mi(j  inj  Gespräche  mit  der  Kleopatra  auch  bei  Ste- 
phanos  ^^^), 

Einem  jüngeren  üstanes  gehört  wohl  der  in  den  Sammlun- 
gen alchemistischer  Schriften  unter  diesem  Namen  stehende  Auf- 
satz an,  ist  er  nicht  ein  untergeschobener.  Der  Aufsatz  wird  unter 
der  Ueberschrift:  'Oötdvov  <piXoö6q)OV  tcqoq  Tleraöiov  tceqI  tilg 
avTYJg  iegäg  rsxvrjg^^^)  schon  in  dem,  in  die  Venetianer  Handschrift 
übergegangenen  Inhal tsverzeichniss  einer  älteren  Sammlung  (vgl. 
S.  261,  Nr.  14)  aufgeführt  4ind  kommt  unter  derselben  oder  einer 
ganz  ähnlichen  Ueberschrift,  und  mit  dem  Anfang:    Trjg  (pvöecog 

ro   axQBTizov   iv    iiiXQp   vdazi  zBQTCbtai ,    in   ziemlich    vielen 

Handschriften  vor:  der  Venetianer  (S.  259,  Nr.  13),  der  Mailan- 
der (S.  268,  Nr.  8),  den  Escurial-Handschriften  A  (S.  270,  Nr.  10) 
und  B  (S.  273,  Nr.  15),  der  von  Fabricius  benutzten  Handschrift 
(S.  279,  Nr.  15),  der  Pariser  Handschrift  2249  (S.  281,  Nr.  8),  der 
Wiener  (S.  294,  Nr.  3),  der  Breslauer  (S.  298,  Nr.  3),  der  Alten- 
burger  o.  Gothaer  (S.  301 ,  Nr.  7),  der  Münchener  (S.  305,  Nr.  7), 
derWolfenbütteler  (S.309,  Nr.  6),  der  Oxforder  (S.  314,  Nr.  3),  und 
in  anderen  Handschriften  mag  er  ohne  Nennung  eines  Verfassers 
stehen,  wie  z.  B.  in  der  Florentiner  i'^^);  und  ausserdem  kommen 
Fragmente  dieses  Aufsatzes  in  den  Handschriften  vor,  wie  in  der 
Altenburger  o.  Gothaer  (S.  302,  Nr.  30)  und  in  der  Leydener  (S. 
312,  Nr.  8).    Lateinische  Uebersetzungen   haben  die  Bibliotheken 


152)  Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  XH,  p.  770. 

153)  In  dem  neunten  Stücke  von  Dessen  Schrift  über  Goldbereitung 
(Ideler 's  Physici  et  mcdici  graeci  minores.  Vol.  II,  p.  248;  in  Pizimenti's 
Uebersetzung  f.  61  v<^). 

151)  Unter  solcher  Ueberschrift  hat  diesen  Aufsatz  auch  die  Inhaltsan- 
gabe für  die  Sammlung  griechischer  alchemistischer  Schriften,  welche  Leo 
Allatius  herausgeben  wollte  (vgl.  S.  250,  Anmerk.  13,  Nr.  IG).  —  Ostanis 
philosophi,  cognomino  magni,  ad  Petasium  epistola  chymica  suppositida,  sed 
antiqua,  de  compositione ,  usu  et  effectu  aquae  argeuti  vivi  ist  die  Bezeich- 
nung, unter  welcher  Lambeck  (Commentar.  biblioth.  vindobon.  L.  VI.,  ed. 
Kollarii  p.  383)  diesen  Aufsatz  aufiFührt. 

155)  Der  in  der  Florentiner  Handschrift  (vgl.  S.  264,  Nr.  8)  stehende  Auf- 
satz,  welchen  ßandini  (a.  S.  263  a.  0.,  p.  349)  als  Anonymi  breve  apospasma- 
tion  de  sacrae  aquae  confectione  characterisirt,  ist,  nach  der  Uebereinstim- 
mung  der  Anfangs-  und  der  Schlusswortc  mit  denen  des  oben  besprochenen 
Aufsatzes,  mit  letzterem  identisch. 


410  Ostane«. 

ZU  Wien  und  Gotha  i^^).  Von  dem  griechischen  Texte  sind ,  wie 
ich  glaube,  nur  Fragmente  bekannt  geworden;  eines  aus  dem  An- 
fang durch  Borrichius*")  und  der  Schluss  durch  Fabricius^^®); 
und  ausserdem  über  den  Inhalt  nur  Weniges  durch  Höfer^*®), 
wesentlich  bezüglich  eines  in  dem  Aufsatze  besprochenen,  auf  che- 
mischem Wege  darzustellenden  heilkräftigen  Präparates.  —  Der 
Schluss  des  Aufsatzes,  ist  er  anders  als  echt  zu  betrachten i^<*), 
setzt  ausser  Zweifel ,  dass  der  Verfasser  desselben  Christ  war  *^^). 
Wann  dieser  Verfasser  gelebt  habe,  hat  man,  etwas  unsicher,  dar- 
auf hin  zu  bestimmen  gesucht  ^^2),  Jass  der  Aufsatz  an  einen  Pe- 
tasios  gerichtet  ist:  imter  Annahme,  dieser  Petasios  sei  iden- 
tisch mit  Einem  dieses  Namens,  an  welchen  ein  Olympiodoros 
eine  alchemistische  Schrift  gerichtet  hat,  und  dass  dieser  Olym- 
piodoros in  der  ersten  Hälfte  des  5ten  Jahrhunderts  gelebt  habe, 
was  ungewiss  ist  (vgl.  bei  Olympiodoros). 

Was  über  den  Inhalt  des  unter  Ostanes'  Namen  auf  uns  ge- 
kommenen griechischen  Aufsatzes  bekannt  geworden  ist,  entspricht 
nicht  dem,  was  man  von  einer  Schrift  erwarten  sollte,  die  mit 
einem  im  Alterthume  so  als  bedeutend  anerkannten  Namen  ge- 
schmückt ist  Es  entspricht  auch  nicht  der  Beachtung,  die  im 
Orient  einer  alchemistischen  Schrift  des  Ostanes  geschenkt  wor- 
den ist,  welche  letztere  aber  auch  mehr,  als  jener  Aufsatz ,  zu  ent- 
halten scheint.     Librum  de  arte  chemica  inter  antiquos  Persarum 


156)  Vgl.  S.  338. 

1^7)   Hermetis,   Aegyptiorum  et  chcmicorum  sapientia [Hafuiae 

1674],  p.  295. 

5^)   Bibliotbeca  graeca,  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  763. 

i'iö)   Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866],  p.  292  s. 

100)  Morhof  (Polyhistor  literarius  [Lubecae  1695],  P.  I,  p.  104)  hat  dar- 
an erinnert,  dass  die  hier  stehende  Doxologie  von  späterer  christlicher  Hand 
einer  älteren  Schrift  hinzugefugt  sein  könne. 

161)  Wie  Reinesius  in  seinem  litterarhistorischen  Gutachten  über  die 
Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift  (vgl.  S.  298  f.;  bei  Cyprianus  p.  97  und 
in  Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  XII,  p.  758)  bereits  hervorgehoben  hatte. 

102)  So  Schmieder  in  seiner  Geschichte  der  Alchemie,  S.  71.  Auch 
Lenglet  du  Fresnoy  (Histoire  de  la  philosophie  hermetique,  T.  I,  p.  460) 
setzt  den  Verfasser  der  uns  unter^  dem  Namen  des  Ostanes  zugekommenen 
alchemistischen  Schriften,  falls  dieselben  nicht  überhaupt  später  untergescho- 
bene seien,  in  das  5te  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung. 


Kleopatra.  411 

libros  sub  Ostanis  magi  et  pbilosophi,  qui  Zoroastris  praecei)tor 
fuerit,  nomine  ferri,  testatur  Tb.  Hyde  in  praef.  ad  libnim  de  re- 
ligione  veterum  Persanim  ^^^),  Eine  solcbe  Scbrift  ist  uns  in  ara- 
biscber  Uebersetzung  erbalten ,  und  in  ibr  ist  eine  ganze  Reiben- 
folge von  Spracben  angegeben,  in  welcber  sie  von  der  (nicbt  ge- 
nauer bezeicbneten)  Spracbe  des  Ostanes  aus  bis  scbliesslicb  in 
die  arabische  übersetzt  worden  sei*^*);  die  Beziehungen  dieses 
arabischen  Scbriftötücks  zu  dem  vorher  besprochenen  griechischen 
sind  mir  nicht  bekannt. 


Kleopatra. 

Es  wurde  S.  408  f.  erwähnt,  dass  Ostanes  als  mit  Kleopatra 
im  Verkehr  befindlich  genannt  ist.  Eine  Kleopatra  figurirt  als 
alchemistische  Autorität  früher  Zeit,  und  unter  ihrem  Namen  fin- 
den sich  Aufsätze  in  den  hier  uns  beschäftigenden  Sammlungen 


163)  Fabricii  Bibl.  gr..  Vol.  I,  p.  92;  ed.  Harles,  Vol.  I,  p.  107. 

104)  Bezüglich  dieses  arabischen  Schriftstücks  ist,  glaube  ich,  am  Meisten 
für  die  es  enthaltende  Handschrift  der  Leydener  Bibliothek  bekannt  gewor- 
den. Schon  der  alte  Katalog  dieser  Bibliothek  (Catalogus  bibliothecae  publi- 
cae  Lugduno  -  Batayae  [Lugduni  Batav.  1674],  p.  342)  giebt  für  diese  Hand- 
schrift an:  Ost-anis  magi  seu  philosophi  multae  lectionis  et  ruspationis  ars 
chemica,  ubi  inter  alias  artis  operationes,  et  de  conficiendo  anro  philosophico, 

lapidis  proprietatibus ,   et   philosophorum   coryphaeis ,   und  gedenkt 

kurz  der  gleich  näher  anzugebenden  Reihenfolge  von  üebersctzungen.  Diese 
Handschrift  führt  dann  auch  der  Katalog  der  Leydener  Bibliothek  von  1716 
(vgl.  S.  311,  Anmerk.  150)  auf,  aber  am  Eingehendsten  äussert  sich  über  sie 
der  Catalogus  codioum  orientalium  bibliothecae  academiae  Lugduno  -  Batavae, 
auctoribns  P.  de  Jong  et  M.  J.  de  Goeje,  Vol.  IIl  [Lugduni  Batav.  1865],  p.  191 
sqq.  Ich  entnehme  dem  letzteren  Werke  folgende  Angaben:  De  lapide  phi- 
losophorum, auctore  mago  Ostanes. In  praefatione  libri  historia  narra- 

tur  in  hunc  modum:  Abu-Scheddäd  Khalid  ibno-'l-Jezid  (sie)  Aros,  vir  stu- 
pendae  doctrinae,  admiratione  libri  Ostanesi  motus,  e  lingua  hujus  philosophi 
cum  graece  vertit;  deinde  Abdullah  ibn-Ahmed  ibn-Hindi  eum  in  linguam 
persicam  transtulit,  unde  Djafar  ibn-Mohammed  ibn-Amr  (s.  Omar)  al-Faresi 
in  idioma  Khorasanense,  donec  tandem  Abu-Becr  ibn-Jalgä  ibn-Khälid  al- 


412  Kleopatra. 

alchemistisclier  Schriften.  Als  die  Gemahlin  eines  Königs  Ptole- 
maios  wird  sie  in  einer  älteren  Aufzählung  der  alchemistischen 
Autoritäten  (vgl.  S.  348  ff.)  genannt,  und  dass  sie  die  letzte  Kö- 
nigin Aegyptens,  die  bekannteste  Kleopatra  (69  bis  30  v.  Chr.) 
gewesen  sei,  wurde  geglaubt.  Noch  im  17ten  Jahrhundert  stützte 
sich  Bor  rieh  ius^^^)  —  den  berühmten,  um  die  Mitte  des 
1  ten  Jahrhunderts  n.  Chr.  lebenden  Dioskorides,  bei  welchem  sich 
die  Kenntniss  gewisser  chemischer  Operationen  findet,  und  einen 
zu  Kleopatra's  Zeit  lebenden  Arzt  desselben  Namens  i^^)  ver- 
wechselnd —  bei  der  Annahme  früher  chemischer  Kenntnisse  der 
Aegypter  auch  darauf:  quod  Dioscorides  sumptuosissimae  faemi- 
narum  Cleopatrae  comes  adhaeserit,  quae  in  oculis  Antonii,  ex  Pli- 
nio,  unionem  illum  famosum  subito  in  aceti  liquore  mersando  dis- 
solvit,  obsorbuitque,  quas  in  Romano  Grajove  aceto  vires  hodie 
non  deprehendimus,  et  de  veritate  historiae  securi  temperatura  in- 
genio  chemici  liquorem  interpretamur.  Nam  Cleopatrae  Chemica 
adhuc  exstant,  utcunque  forsan  ipsa  Ingenium  tantum  huic  disso- 
lutioni  commodaverit,  Dioscorides  manum;  ut  solent  abjectiora 
magnarum  artium  ministeria  famulis  delegari.  So  sagte  noch  im 
vorigen  Jahrhundert  Lenglet  du  Fresnoy  **'),  wo  er  von  derBe- 


•^ 


Ghassani  al-Khorasani  opas  arabica  civitate  donayit,  duabus  additis  eectioni- 
bu8.  CoDstat  über  tribas  partibus,  quae  singulae  quatuor  sectiones  contincnt. 
Was  hier  an  Excerpten  in  arabischer  Sprache  eingeschaltet  und  sonst  noch 
mitgetheilt  ist,  ist  für  mich  unverständlich.  Die  Schrift  hat  ein  entschiede- 
nes Interesse  als  eins  der  seltenen  Beispiele  dafür  abgebend,  wie  doch  die  al- 
chemistische  griechische  Litteratur  mit  der  der  Araber  in  Zusammenhang 
stand.  —  Diese  Schrift  des  Ostanes  ist  auch  in  einem  arabischen  Manuscript 
der  Pariser  Bibliothek  erhalten  (Catalogus  codioum  manuscriptorum  biblio- 
thecae  regiae,  T.  I,  p.  204;  Lenglet  du  Fresnoy's  Histoiro  de  la  philoso- 
phie  hermötique,  T,  III,  p.  28;  Fabricii  Bibl.  gr.,  ed.  Ilarles,  VoL  I,  p.  107; 
Tractatus  seu  liber  definitionum ,  sive  aphorismorum  duodecim  Osthanis  sa« 
pientis  de  lapide  glorioso,  sive  philosophico,  e  GraeCa  lingua  in  Persicam  et 
Chorasanicam,  deinde  in  Arabicam  ab  anonyme  conversus),  in  welchem  auch 
noch  alia  quaedam  Osthanis  sapientis  opuscula  ubi  de  arte  chyn^icc^  stehen, 

Jö^)   De  ortu  et  progressu  chemiae  [Uafniae  1668],  p.  96. 

16«)  Vgl.  Conring's  Schrift  De  Herm^tica  medicina  [IlelmesUdii  1669], 
p.  84. 

167)  Histoire  de  la  philosophie  hermdtique  [k  la  Haye,  1742],  T.  I,  p.  33  s. 
Ferner  T.  III,  p.  21:  On  croit  que  la  fameuse  Cleopatre  pratiquoit  la  chimie. 
Nous  avons  ailleurs  quelques  twtes  chimiques  de  cette  princesse:  et  la  disso- 


Eleopafra.  413 

treibung  de  la  philosophie  herm^tique  ou  de  la  chimie  m^tallique 
bei  den  Aegyptern  handelt:  Cl^opatre  elle-m^me  s'y  appliqua. 
Elle  avoit  ^t^  instmite  dans  cette  science  par  un  pretre  dgj^ptien, 
nomm^  Comarius;  leurs  trait^  —  —  —  subsistent  encore  au- 
jourd'hui  dans  les  manuscrits  grecs  de  sa  majest^.  Et  pour  en  ve- 
nir  k  la  preuve;  par  quel  autre  moyen,  que  par  la  science  herm^- 
tique,  cette  reine  auroit-elle  dissous  et  converti  en  liqueiir  cette 
belle  perle,  quelle  avala  dans  un  repas?  —  Reinesius^^®)  hat  mit 
Beziehung  darauf,  dass  die  angeblich  der  Chemie  zugewandte 
Kleopatra  eines  Ptolemaios  Gemahlin  gewesen  sei  und  mit 
Ostanes  in  Verkehr  gestanden  habe  und  dies  der  zu  Alexan- 
der's  des  Grossen  Zeit  lebende  Ostanes  gewesen  sein  solle, 
hervorgehoben,  dass  keiner  der  drei  ersten,  in  dem  nach  Alexan- 
der's  Tode  folgenden  Jahrhundert  in  Aegypten  regierenden  Pto- 
lemäer  eine  Kleopatra  zur  Gemahlin  gehabt  habe,  übrigens  auch 
der  eine  der  der  Kleopatra  zugeschriebenen  Aufsätze  unzweifel- 
haft erst  in  viel  späterer  Zeit  abgefasst  sei  i^ö).  In  neuerer  Zeit 
ist  denn  auch  es  ziemlich  allgemein  anerkannt  worden,  dass  die 
chemische  Kunstfertigkeit  einer  ägyptischen  Königin  Kleopatra 
unerwiesen  und  die  Autorschaft  für  die  unter  diesem  Namen  sich 
.findenden  Aufsätze  der  letzten  Königin  Kleopatra  nicht  bdzu- 
legen  sei. 

Von  diesen  Aufsätzen  ist  namentlich  einer :  über  Maasse  und 
Gewichte,  in  vielen  Sammlungen  vorkommend,  aber  wie  es  scheint 
in  verschiedenen  Handschriften  mit  verschiedener  Vollständigkeit 


lution  qu'elle  fit  de  la  fameuse  perle,  qu'elle  avala  en  an  repas,  fait  voir 
qu'elle  avoit  un  dissolvant  particulier;  mais  doux  et  non  corrosif. 

^^)  In  seinem  1634  abgegebenen  Gutachten  über  die  AHenburger  o.  Go- 
thaer Handschrift,  vgl.  S.  298  f.,  bei  Cyprianus  p.  98,  in  Fabricii  Bibl.  gr.. 
Vol.  XII,  p.  759.  Diese  Bedenken  finden  sich  wiederholt  bei  Bandini,  Ca- 
talogus  codicum  graecorum  bibliothecae  Laurentianae,  T.  III  [Florentiae  1770], 
p.  3 17.  Morhof,  welcher  sie  im  Polyhistor literarius  [Lubecae  1695],  P.  I,  p.  111 
auch  mittheilt,  und  die  bekannte  spätere  Kleopatra  als  Verfasserin  der  un- 
ter diesem  Namen  vorkommenden  Aufsätze  im  Auge  hat,  ist  der  Ansicht,  man 
habe  an  einen  späteren  Ostanes  zu  denken,  oder  dass  etwa  der  schon  zu 
Alexandcr's  des  Grossen  Zeit  lebende  Ostanes  durch  seine  Kunst  sein 
Leben  bis  zu  der  Zeit  dieser  Kleopatra  verlängert  habe. 

169)   Vgl.  unten  An  merk.  176. 


414  Kleopatra. 

• 

oder  mit  verschiedenen  Zusätzen.  Trjg  KXsondtQag  xsqI  öra^fiav 
xal  liitQOv  i^i^yi^öig  xara  nXwtog  nghg  Bvxeqri  svQSöiv  ixdörrig  ^ivag 
otal  XltQag  xal  ovyylag  xal  8Qa%iLrig  xai  yQa[iiiccTog  ^'^^)  ist  die  lange  * 
Ueberschrift,  welche  der  Aufsatz  in  der  von  Fabricius  benutzten 
Abschrift  einer  Pariser  Handschrift  hatte  (vgl.  S.  279,  Nr.  30), 
und  mit  ähnlicher  Ueberschrift  haben  ihn  noch  andere  Sammlun- 
gen, doch  gewöhnlicher  als  ein  Fragment  characterisirt  durch  die 
Angabe:  '^x  täv  [s.  tov]  Trjg  KXsoTtdtQng  TtsQl  (litgcov  xal  öra- 
d'^iäv ,  welcher  sich  dann  auch  wohl  noch  der  Rest  der  ausführ- 
licheren Inhaltsbezeichnung  zugefugt  findet.  Den  Aufsatz  hat 
schon  das  Inhaltsverzeichniss  der  wahrscheinlich  ältesten  Samm- 
lung (S.  262,  Nr.  37);  es  haben  ihn,  mit  dem  Anfang:  'H  ^vä  ovo^ia 
^Xsi  öra^iiov  -  -  -,  die  Venetianer  Handschrift  (S.  260,  Nr.  25), 
die  Florentiner  (S.  264 ,  Nr.  1)  und  die  Escurial-Handschrift  A  (S. 
270,  Nr.  3);  er  kommt  vor  in  der  Turiner  Handschrift  (S.  269, 
Nr.  11),  in  den  Pariser  Handschriften  2275  (S.  284,  Nr.  1),  2327 
(S.  286,  Nr.  4),  2329  (S.  290,  Nr.  28)  und  den  bei  Montfaucon 
mit  3178  (vgl.  S.  286,  Anmerk.  95)  und  mit  3185  (vgl.  S.  288,  An- 
merk.  98)  bezeichneten  wie  in  der  S.  291  als  Paris-Radulphi  be- 
sprochenen (Nr.  1  derselben);  er  steht  in  der  Wiener  Handschrift 
(S. '295,  Nr.  11)  und  muss  auch  in  der  Altenburger  o.  Gothaer 
stehen  i'i);  er  findet  sich  auch  in  der  Leydener  Handschrift 
(S.  312,  Nr.  18),  Mir  ist  von  den,  mehr  oder  weniger  vollständigen 
Veröffentlichungen  dieses  Aufsatzes ^^*)  nur  Eine  zugänglich:  die 


^'^^)  Ex  Cleopatrae  tractatu  de  ponderibas  et  mensurie  expositio  ampla  ad 
inveniendas  facile  singulas  mensuras  minae,  librae,  anciae,  draohmae,  et  scru- 
puli  hat  als  Uebersetzung  der  Tariner  Manuscripten-Katalog  (vgl.  S,  268,  An- 
merk. 59),  p.  178. 

'7')  F.  114a  Dach  dem,  was  Reinesius  (vgl.  Anmerk.  175)  angegeben 
hat.  Jacobs'  Aufzählung  (vgl.  S.  301  f.)  des  Inhaltes  dieser  Handschrift  nennt 
allerdings  diesen  Aufsatz  nicht,  sondern  da  wird  nur  KXeonätQag  xQ^^onota 
genannt,  welche  f.  194  dieser  Handschrift  steht. 

^7^)  Morelli  (Bibliotheca  mannscripta  graeca  et  lalina,  T.  I  [ßassani 
1802],  p.  176)  sagt  in  Beziehung  auf  dieses  Schriftstück:  Fere  totum  in  edi- 
tione  Galeni  Basileensi  T.  IV.  p.  467.  Pauca  quaedam  ex  cod.  M.S.  postea 
Bulengerus  dedit  De  Imp.  Rom.  Lib.  VI.  Cap.  G5.  Von  Grässe  (Lehrbuch 
einer  allgemeinen  Literärgeschichie,  I.  Bds.  2.  Abtheil.  [Dresden  u.  Leipzig 
1838],  S.  520)  wird  „das  angebliche  Fragment  aus  einer  Schrift  der  Königin 
Cleopatra,  Maasse  und  Gewichte  betreffend  (bei  Labbaeus.  Glossar,  p.  702  sq.) 


Kleopatra.  415 

in  einer,  früher  dem  Galenos  zugeschriebenen  aber  anerkannt 
unechten  Schrift  über  Maasse  und  Gewichte  ^ '3)^  Er  hat  hier  die 
für  eine  Kleopatra  passliche  Ueberschrift:  ^Ex  täv  KXsondrQag 
7toöiii]tLxäv  Ttegl  öra&^civ  xal  iiitgcoVy  und  ist  wirklich  eine  An- 
gabe über  Maasse  und  Gewichte  resp.  die  Eintheilung  derselben, 
die  in  einer  etwa  die  Darstellung  kosmetischer  Mittel  enthaltenden 
Schrift  allerdings  ebensowohl  am  Platze  sein  mochte,  wie  ja  auch 
neuere  Kochbücher  Etwas  über  Maasse  und  Gewichte,  die  Verschie- 
denheit und  Eintheilung  derselben  haben.  Es  begreift  sich  auch, 
dass  eine  solche  Zusammenstellung  als  für  Chemiker  hinreichend 
nützlich  oder  bequem  betrachtet  werden  konnte,  um  sie  in  Samm- 
lungen chemischer  Aufsätze  aufnehmen  zu  lassen  i'*).  Eigentlich 
Alchemistisches  steht  in  dem  Aufsatze,  wie  er  hier  veröffentlicht 
ist,  nicht;  in  einigen  Handschriften  enthält  er  noch  Anderes,  Ab- 
fassung in  späterer  Zeit  als  der  der  Kleopatra  Bezeugendes,  aber 


in  griechischer  Sprache**  als  ein  elendes  Machwerk  aus  weit  späterer  Zeit 
aufgeführt. 

^73)  rtcXrjyoii  ToD  aog)0)tdtov  ne^i  fxitqiov  xal  cta&fiüüy  &t&aaxaXia  in:  Ga- 
leni  librorum  Pars  quarta  [Basileae  1538],  p.  467.  Das  Schriftstück  steht  hier 
unter  dem  oben  angegebenen  Titel,  mit  dem  auch  sonst  angegebenen  An- 
fang: *H  fjLvä  Byofitt  -  -  -,  aber  mit  anderem  Schlüsse,  als  ihn  Bandini  a. 
Anmerk.  168  a.  0.,  p.  347  für  den  Aufsatz  der  Florentiner  Handschrift  an- 
giebt,  und  auch  sonst  fehlt  hier  Mehreres,  was  als  in  anderen  Handschriften 
enthalten  angegeben  ist  (vgl.  Anmerk.  175). 

^^^)  Auch  anonyme  derartige  Aufsätze,  in  deta  Katalogen:  De  ponderi- 
bus  et  mensuris  bezeichnet,  kommen  in  medicinischen  und  chemischen  grie- 
chischen Handschriften  nicht  selten  vor;  so  z.  B.  in  den  Pariser  Handschrif- 
ten 2294  (Catalogus  codicum  manuscriptorum  bibliothecae  regiae,  T.  II  [Pari- 
siis 1740],  p.  478),  2316  (a,  e.  a.  0.,  p.  482),  2327  (S.  287,  Nr.  36),  in  der  bei 
Montfaucon  mit  3178  bezeichneten  (vgl.  S.  286,  Anmerk.  95),  in  der  Mont- 
pellier-Handschrift (S.  294,  Nr.  32).  —  Sxa^fiög  ist  sowohl  Wage  als  Gewicht. 
In  der  Anleitung  zur  Bearbeitung  des  indischen  Eisens  (vgl.  S.  207if.;  Anmer- 
kungen und  Erläuterungen  über  die  Eclogas  physicas,  von  J.  G.  Schneider 
[Jena  u.  Leipzig,  1801],  S.  96)  sind  die  Gewichtsverhältnisse,  nach  Stathmen, 
angegeben;  Vorschriften,  in  welchen  Gewichtsverhältnisse  angegeben  sind,  fin- 
den sich  übrigens  schon  bei  älteren  alchemistischen  Schriftstellern  mehrfach 
(ein  Beispiel  dafür  vgl.  in  der  Besprechung  des  Pelagios,  Anmerk.  28). 
Chemische  oder  technisch -chemische  Vorschriften,  in  welchen  die  absoluten 
GeVichte  nach  Unzen  vorgeschrieben  sind,  hat  u.  a.  aus  Olympiodoros 
Höfer  (Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.  [Paris  1866],  p.  274  u.  528)  mitgetheilt; 
wenn  übrigens  des  Pizimenti  Uebei'setzung  genau  ist,  finden  sich  solche 
Vorschriften  schon  bei  Democrit  (vgl.  S.  142  f.). 


416  Kleopatra. 

auch  Dieses,  so  weit  es  mir  bekannt  geworden  ist,  deutet  nicht 
auf  Alchemie  ^''^). 

Seltener,  als  der  eben  besprochene  Aufsatz,  mit  welchem  er 
wiederholt  verwechselt  worden  zu  sein  scheint  i'^) ,  kommt  in  den 
Sammlungen  ein  als  KkeojtdzQag  XQ'^^o^oita  bezeichneter  vor;  so 
in  der  Wiener  (S.  295,  Nr.  14),  in  der  Alten  burger  o.  Gothaer 
(S.  302,  Nr.  26^),  in  der  Münchener  (S.  306,  Nr.  22),  in  der  Leydener 
(S.  312,  Nr.  16)  Handschrift.  Ueber  den  Inhalt  dieses  Schrift- 
stücks, dessen  Anfangsworto  ich  nicht  einmal  angegeben  finde,  ist 
mir  Nichts  bekannt  geworden;  als  ,ars  faciendi  auri,  tota  fere 
constans  aenigmaticis  characterihus ,  wird  es  von  Lambeck^'^), 
als  totum  figuris,  signis  et  instrumentis  expressum  von  Hardf  ^) 
characterisirt.  —  Darüber  zu  urtheilen,  auf  welche  Schrift  als  der 
Kleopatra  ßQuxst^v  i^riytiöiv  in  einem,  in  der  von  Fabricius 
benutzten  Handschrift  enthaltenen  anonymen  Aufsatz  (S.  280, 
Nr.  58)  Bezug  genommen  ist,  fehlt  jeder  Anhaltspunkt.  Und  ich 
weiss  auch  Nichts  anzugeben  über  einen  Aufsatz,  dessen  Ueber- 
schrift:  didXoyog  (piXoö6(p(DV  xal  KkeondzQag  schon  in  dem  In- 
haltsverzeichniss  der  wahrscheinlich  ältesten  Sammlung  (S.  261, 
Nr.  8)  aufgeführt  wird ,  dessen  Vorkommen  mir  aber  nur  für  die 
Escurial-Handschrift  B  (S.  273,  Nr.  9)  und  (wohl  eines  Fragmen- 
tes) für  die  Leydener  Handschrift  (S.  312,  Nr.  2)  bekannt  ist. 


^^^)  Bcinesius  sagt  a.  o.  (Anmerk.  168)  a.  0.  (bei  Cyprianus  p.  98): 
„Wie  kan  der  Cleopatrae,  oder  denen  scriptoribus  Geoponicis  veteribns,  aus 
welchen  ein  theil  des  tractatleins  von  Massen  und  Gewichten  genommen,  wie 
f.  114.  a."  [der  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift)  „zu  sehen,  selbiges  zuge- 
Bchriehen  werden,  da  doch  darinne  der  dreyssig  silberling,  für  welche  Judas 
Christ  den  Herrn  verrathen:  Item  das  Job  in  seiner  kranckheit  oder  plage 
sieben  und  ein  halbes  Jahr  zugebracht,  gedacht  wird?  Das  final  des  tractat^ 
leins  ist  von  einem  recentissimo  Graeculo,  >^ic  aus  denen  Worten,  //dcT*^^,  xov- 
fAovXog,  abzunehmen,  hin  zugcthan".  Alles  hier  Hervorgehobene  findet  sieb 
nicht  in  der  oben  besprochenen  Veröffentlichung.  Die  Stelle  von  den  dreissig 
Silberlingen  steht  auch  in  der  Wiener  Handschrift,  wie  KoUar  in  seiner 
Ausgabe  von  Lambeck's  Commentar.  de  bibl.  vindobon.,  L.  VI,  p.  403  an- 
gemerkt hat. 

^"^  Von  Lenglet  du  Fresnoy  in  Dessen  Histoire  de  la  philosophie 
hermctique,  T.  HI,  p.  26;  von  Hardt  im  Catalogus  codicnm  manuscriptorum 
bibliothecae  regiae  bavaricae,  Vol.  I,  T.  H,  p.  27. 

'•")   Commentar.  de  biblioth.  vindobon.  L.  VI.,  ed.  Kollarii  p.  405. 

1'^)    A.  Anmerk.  176  a.  O. 


Komarios.  417 


Eomarios. 


Als  Lehrer  der  Kleopatra  wird  ein  Komarios  genannt.    Als 
um's  Jahr  50  v.  Chr.  lebend  wird  bei  Lenglet  du  Fresnoy"») 
noch  aufgefiihrt:   Comarius,  dautres  le  nomment  Comanus,  prötre 
et  philosophe  dgyptien,  a  instruit  ClÄ)patre  sur  la  science  herm^ 
tique  ,*  nous  avons  de  lui  un  trait^  manuscrit,  mais  qoi  est  assez 
rare.    Dass   dieser  angebliche  Lehrer  der  Kleopatra  anch  als 
K Oman  OS  bezeichnet  sei,  erinnere  ich  mich  nicht;  aber  Korne- 
rios  finde  ich  den  Namen  manchmal  geschrieben  und  auch  die 
Bezeichnung  Omarios  kommt,  doch  erst  spät  (vgl  S.  357)  vor. 
Auf  Etwas,  was  der  alte  Komerios  lehre,  ninunt  Stephanos 
im  neunten  Stücke  seiner  Schiifb  über  Goldbereitung  i«®)  Bezug. 
'O  KofiuQiog  an'Alyvntov  wird  in  der  S.  348  ff.  besprochenen  alteren 
Aufzählung  alchemistischer  Autoritäten,  doch  nicht  in  allen  Hand- 
schriften welche  dieselbe  haben,  genannt.    Was  den,  seinen  Na- 
men tragenden  Aufsatz  betrifii,  so  ist  er  doch  nicht  so  selten  vor- 
kommend, als  man  dies  nach  der  mitgetheilten  Aeusserung  Leng- 
let du  Fresnoy's  erwarten  könnte.    Ko(1£qIov  <piko66<pov  diu- 
ke^ig  ngog  KXsonatQOP  ist  schon   in   dem  Lihaltsverzeichniss  der 
wahrscheinlich  ältesten  Sammlung  (S.  261,  Nr.  7)  genannt.    Qe- 
wöhnlicher  hat  in  den  Handschriften  dieser  Aufsatz  die  längere 
Ueberschrifb:     Kofiaglov    q)ikoö6<pov    aQXugiüDg    Siödöxovtog   triv 
KXsoTcdtQav  t^v  ^elav  %al  Isgdv  ti%vriv  tov  Xid'ov  rrjg  <pikoöoq)lag^ 
unter  welcher  ihn,   als  in  Handschriften    der  Pariser  Bibliothek 
enthalten,   bereits  Borrichius"')  kannte.    Ihn  haben  die  Escu- 
rial-Handschriften^  (S.  270,  Nr.  9)  und  B  (S.  273,  Nr.  8),  die  Flo- 


"»)   Ä.  Anmerk.  176  a.  0.,  T.  I,  p.  461. 

1^)  In  Ideler'fl  Physici  et  medici  graeci  minoret,  Vol.  II  [Berolini  1842], 
p.  252:  Tot'to  ro  fAvairiqiop  ifid&iofisy  ddeX^l  ix  &€oÖ  xal  naiQog  iift&y  xo- 
fAsqCov  xoü  dqx^^^^\  i^  Pizimenti's  Uebersetzung  (vgl.  S.  110),  f.  64  yo: 
Hoc  arcanum  didicimus  fratres  tum  a  Deo,  tum  a  patre  nostro  Comario  an- 
tiquo. 

'^1)  HerinetiB,  Aegyptiomm  et  chemicomm  sapientia [Hafniae  1674], 

p.  69,  80. 

Kopp,  Boitr  s.  Oetch.  d.  Chem.  27 


418  EomarioB. 

rentiner  Handschrift  (S.  264,  Nr.  7),  die  von  Fabricius  benutzte 
Handschrift  (S.  280,  Nr.  36),  die  Pariser  Handschriften  2252 
(S.  283,  Nr.  1)1")  und  2327  (S.  287,  Nr.ll)!»»),  die  bei  Montfau- 
con  mit  3178  bezeichnete  i**)  und  die  Montpellier  -  Handschrift 
(S.  293,  Nr.  7).   Er  beginnt  mit  den  Worten:    KvgUy  6  ^aog  täv 

dwdiiecDVf  6  ndörig  xtlösag  dti^LOVQyog •     Der  Au&atz  giebt 

sich  indessen,  nach  dem  was  Fabricius i^^)  über  ihn  mittheilt, 
nicht  als  ein  von  Komarios  selbst  verfasster,  sondern  nur  als 
die  Lehren  des  Komarios  zusammen  mit  Ansichten  der  Eleo- 
patra  und  Anderer  darlegend  i^^);  aus  dieser  Mittbeilung  geht 
allerdings  mit  Bestimmtheit  hervor,  dass  der  Verfasser  Christ 
war,  aber  keine  Auskunft  ist  darüber  gegeben,  was  den  alchemi- 
stischen  Inhalt  des  Aufsatzes  betrifft. 


18«)  Vgl.  Aninerk.  186. 

188)  Auf  die  Identität  des  hier  sich  findenden  Aufsatzes  mit  den  in  den 
Escarial-HandsoJiriften  stehenden  lässt  das  von  Miller  (Catalogue  des  manu- 
Borits  greoB  de  la  bibliotheque  de  l'Escnrial  [Paris  1848],  p.  147  u.  417)  An- 
gegebene schliessen. 

^^)  ^ST^*  3*  ^^t  Anmerk.  95.  Der  Aufsatz  wird  hier  beseiohnet  als  Co- 
marii  philosophi  et  pontifiois,  a  quo  Cleopatra  sacram  artem  edocta  est,  liber 
de  auri  confectione. 

186)  Bibliotheca  graeca,  Vol.  Xu  [Hamburg!  1724],  p.  770  (wo  namentlich 
aus  dem  Anfang  des  Aufsatzes  ein  längeres  Stück  aufgenommen  ist):  Soriptor 
christianus  est,  sed  ex  Comario  philosopho  ethnioo  hausisse,  quae  refert,  vult 

vidci'i. Colloquentes  finguntur  cum  Cleopatra  non  Comarius  tantum,  sed 

et  Ostanes  atque  alü.  —  Was  hier  Fabricius  angegeben  hat,  findet  sich 
wiederholt  in  Bandini's  Catalogus  codicum  graecorum  bibliothecae  Lauren- 
tianae,  T.  III  [Florentiae  1770],  p.  349. 

186)  Desshalb  wohl  ist  im  Manuscripten  -  Katalog  der  Pariser  Bibliothek 
dieser  Aufsatz  in  der  Handschrift  2252  (vgl.  S.  283,  Nr.  1)   als  Anonymi  ex- 

positio   iu  librum  Comarii aufgeführt.    Aber  nach   dem,   was   Hof  er 

(Histoire  de  la  ohimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  298)  für  diesen  Aufsatz  der  Handschrift 
2252  aus  der  Ueberschrift  und  bezüglich  des  Anfangs  angiebt,  ist  derselbe 
kein  anderer  als  der  sonst  vorkommende  und  oben  besprochene. 


Fortsetzung  der  Besprechung  einzelner  alohemisü- 

scher  Schriftsteller. 


Wir  gehen  über  zu  der  Besprechung  derjenigen  in  den  Ss^mm- 
lungen  genannten  Verfasser  alchemistischer  Aufsätze,  wefche  in 
die  zweite  der  S.  366  unterschiedenen  Klassen  gehören.  Von  ihnen 
habe  ich  die  ältesten,  Demokritos,  Synesios  und  Zoäimos 
schon  früher  besprochen.  Sie  folgen  sich  wohl  in  der  eben  ange- 
gebenen Reihe.  An  sie  schliesst  sich  eine  grosse  Zahl  anderer 
Schriftsteller  an,  für  welche  grossentheils  die  Zeit,  auch  nur  rela- 
tiv für  die  Betrachtung  derselben  unter  einander,  sich  nicht  sicher 
angeben  lässt.  Was  in  Beziehung  hierauf  und  auf  die  Persönlich- 
keit dieser  Schriftsteller  vermuthet  worden  ist  und  sich  mit  eini- 
ger Wahrscheinlichkeit  ergiebt,  versuche  ich  für  sie  darzulegen 
und  für  ihre  Schriften  namentlich  anzugeben,  was  das  Bibliogra- 
phische betrifil;  auf  Besprechung  des  Inhaltes  kann  ich  mich  auch 
bei  ihnen  meist  nur  in  sehr  beschränkter  Weise  einlassen,  die 
Grenzen  im  Auge  behaltend ,  die  ich  mir  für  den  Umfang  dieses 
Buches  nothwendig  stecken  muss. 


Heliodoros. 

Zu  den  älteren  alcbemistischen  Schriften  sind  die  unter  He- 
liodoros' Namen  auf  uns  gekommenen  Verse  über  die  geheiiro 

27* 


420  HeliodoroB. 

Kunst  der  Philosophen  gerechnet  worden.  Als  Verfasser  derselben 
galt  Vielen  der  Bekannteste  unter  Denjenigen,  welche  Heliodo- 
ros  hiessen:  der  gegen  das  Ende  des  4ten  Jahrhunderts  lebende 
Heliodoros  aus  Emesa  in  Phönicien,  welcher  in  seiner  Jugend 
den  Roman  Al^ionvKa  schrieb  und  nachher  Bischof  von  Trikka  in 
Thessalien  wurde.  Schon  ältere  Aufzeichnungen,  die  man  in  Hand- 
Schriften  gefunden'),  nennen  diesen  Heliodoros  als  den  Verfas- 
ser jener  Verse ,  und  auch  in  dem  erwähnten  Romane  wollte  man 
auf  Alchemie  Bezügliches  finden  *) ;  ihn  betrachteten  als  Verfasser 
dieses  alchemistischen  Gedichtes  Lambeck'),  Lenglet  du  Fres- 
öoy*),  Schmieder*)  und  K.  G.  Kühn«),  Indessen  ist  von  den 
Neueren  meistens  dieser  Heliodoros  von  der  Autorschaft  dessel- 
ben frei  gesprochen  worden;  Fabricius')  scheint  noch  ge- 
schwankt zu  haben,  aber  in  unserm  Jahrhimdert  haben  die  Litte- 
rarhistoriker  sich  entschiedener  dafür  ausgesprochen,  dass  ein  an- 
derer Heliodoros  Verfasser  dieses  Gedichtes  sei:  so  namentlich 
Scholl®)  und  Grässe«).    Ob  aber  einer  von  den  Vielen,  welche 


^)  Vgl*  Gonring'8  De  Hermetiea  medicina,  p.  22  der  Anagabe  von  1648, 
p.  26  der  Ausgabe  von  1669;  Fabricü  Bibl.  gr.,  Vol.  VI,  p.  789,  Vol.  XU, 
p.  760. 

2)  Ich  habe  hieran  schon  S.  21,  Anmerk.  42  erinnert;  vgL  auch  Leng- 
let du  Fresnoy's  Histoire  de  la  philoBophie  hermetique  [k  la  Haye,  1742], 
T.  I,  p.  68,  Fabricü  Bibl.  gr..  Vol.  XU,  p.  760. 

')  Commentar.  de  bibl.  vindobon.  L.  VI.,  ed.  Kollarii  p.  429. 

<)   A.  Anm.  2  a.  0.,  T.  I,  p.  67;  T.  III,  p.  22  8. 

fi)  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  69. 

6)  Vgl.  Anmerk.  9;  auch  nach  8.  F.  G.  Ho  ff  mann  (Lexioon  bibliograph. 

Bcriptorum  graecorum,  T.  II,  p.  336)  wird  dieses  Gedicht  von  Kühn  in 

additamentis  ad  elenchum  medicorum  vett.  a  Fabricio  T.  XIII.  exhibitum,  P. 
XVI,  p.  3  dem  Bischof  Heliodoros  zugeschrieben;  ich  kann  die  betreffende 
Schrift  Kühn 's  jetzt  nicht  einsehen. 

7)  Bibl.  gr.,  Vol.  VI,  p.  789;  Vol.  XII,  776. 

8)  Dass  dieses  Gedicht  dem  Bischof  Heliodoros  wahrscheinlich  mit  Un- 
recht zugeschrieben  sei,  sagt  Scholl  in  seiner  Geschichte  der  griechischen 
Litteratur,  Bd.  III  [Berlin  1830],  S.  63,  aber  bestimmter  S.  446,  dass  ein  un- 
bekannter Philosoph  Heliodoros  Verfasser  desselben  sei. 

»)  Lehrbuch  einer  allgemeinen  Literargeschichte,  I.  Bds.  2.  Abtheil. 
[Dresden  u.  Leipzig  1838],  S.  768  f.:  „das  gewöhnlich  dem  Erotiker  (Philoso- 
phen)  Heliodoros,  von  dem  nachher  die  Rede  sein  wird,  zugeschriebene 
und  von  ihm  an  den  Kaiser  Theodosius  gerichtete  Gedicht  chemischen  In- 
halts: ne^l  tf}g  T&y  9ftXoc6g)ioy  fivatneijs  ^'jT^C  (abgedruckt  in  Fabr.  Bibl.  Qr.T. 


Heliodordfl.  421 

Heliodoros  hiessen  und  von  denen  uns  mehr  oder  weniger  be- 
kannt geworden  ist  ^%  ist  nicht  zu  bestimmen. 

Dürfen  wir  der  üeberscbrift  des  Gedichtes,  nacli  welcher  es 
an  den  Kaiser  Tbeodosios  gerichtet  war,  Glauben  schienken,  öo 
wäre  seine  Abfassung  in  die  Zeit  zwischen  379  und  395  oder  zwi- 
sehen  408  und  450  zu  setzen,  je  nachdem  man  imter  Jenem  Tbeo- 
dosios den  Grossen  oder  Tbeodosios  II.  verstehen")  und  wenn 
man  nicht  etwa  an  den  715  bis  717  regierenden  Kaiser  Tbeodo- 
sios HL  denken  will.  Das  Gedicht  selbst  bietet  kaum  einen  wei- 
teren Anhaltspunkt  fUr  die  Zeitbestimmung  ^s).  Es  geht  aus  ihm 
hervor,  dass  es  von  einem  Christen  verfasst  ist;  aber  keine  Er- 


VIII.  p.  119  »q.  Häri.  Dasa:  D'Orville  in  Miso.  Obs.  Vol.  VE.  T.  III.  p. 
376  sq.)  in  269  jambischen  Versen  gehört  wegen  seinem  sohlechten  Sfyle  and 
gänzlichen  Mangel  an  poetischen  Ideen  einer  weit  spätern  Zeit  an  (cü.  Ghar- 
don  de  la  Roohette.  Melanges  de  Grit.  T.  II.  p.  19.  Coray  Praef.  ad  Heliod. 
T.  I.  p.  xi.  — ),  wiewohl  Kühn  Addit  ad  Fabric  Elench.  media  T.  XVI.  p. 
3.  es  ihm  yindiciren  will.'' 

w)  Fabricius  zählt  sie  auf  in  Bibl.  gr.,  Vol.  VI,  p.  797  .sqq.;  ed.  Har- 
les,  Vol.  VIIL  p,  126  sqq. 

11)  An  Tbeodosios  den  Grossen  dachten  im  Allgemeinen  Die,  welche 
den  Bischof  von  Trikka  als  den  Verfasser  dieses  Gedichtes  ansahen;  auch 
Höfer  (Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  296  s.),  welcher  die  Identität 
des  Verfassers  mit  diesem  Heliodoros  als  möglich  betrachtet,  sieht  in  der 
Widmungan  Tbeodosios  den  Grossen  einen  sicheren  Anhaltspunkt  für  die 
Bestimmung  der  Zeit,  wann  das  Gedicht  verfasst  wurde.  Dass  die  üeber- 
scbrift desselben  in  den  Handschriften  gewöhnlich  (nicht  immer)  Seo&öatoy 
tby  /aiyay  ßaatUa  nennt,  nöthigt  aber  noch  nicht,  ausschliesslich  den  Kaiser 
Tbeodosios,  jrelcher  als  der  Grosse  benannt  wurde,  bezeichnet  zu  sehen. 
Schmieder  (a.  Anm.  5.  a.  0.)  ist  der  Ansicht,  das  Gedicht  sei  an  Tbeodo- 
sios II.  gerichtet  worden.    Ein  Beweis  ist  auch  hierfür  nicht  versucht. 

13)  In  seinem  litterarhistorischen  Gutachten  über  die  Altenburger  o.  Go- 
thaer Handschrift  (vgl.  S.  298  f.,  deutsch  bei  Cyprianus  p.  90sq.,  lateinisch  in 
Fabricii  Bibl.  gr..  Vol.  XII,  p.  751;  vg^.  MorhoTs  Polyhistor  literariüs  [Lu- 
becae  1695],  P.  I,  p.  102  sq.)  hat  Reinesius  (Verwechslung  einiger Heliodore 
und  Anachronismen  nicht  vermeidend,  wie  Fabricius  a.  e.  a.  0.  erinnert) 
sich  dagegen  ausgesprochen,  dass  Heliodoros  des  Hermii^s  Sohn  —  ein 
Schüler  des  Proklos  und  um  500  zu  Alezandria  lehrend  —  als  der  Verfas- 
ser des  oben  besprochenen  Gedichtes  betrachtet  werden  könne:  Es  yerrathe 
sich  dieses  Schriftwerk  („ein  elend  gedichte,  von  vielen  Soloecismis  und  er- 
ratis  Prosodiacis,  und  nicht  lesens  würdig")  nach  Sprache  und  Gedanken  als 
Product  einer  viel  späteren  Zeit;  an  Gedichte  aus  der  Zeit  zwischen  1100 
und  1300  erinnere  es  und  sei  als  eine  Nachahmung  solcher  anzusehen« 


422  Heliodoros. 

wähnung  einer  alcbemistischen  Autorität  gestattet  auch  nur  eine 
relative  Altersbestimmung.  Man  hat  daraus,  dass  Zosimos,  Pe- 
lagios  und  Maria  in  diesem  Gedichte  nicht  erwähnt  werden, 
darauf  schliessen  wollen,  Dieselben  seien  wohl  jünger  als  der  Ver- 
fasser dieser  Verse  ^^);  man  könnte  aber  auch  den  Letzteren  erst  in 
eine  späte  Zeit  auf  Qrund  davon  setzen,  dass  er,  so  weit  ich  jetzt 
ersehen  kann,  bei  keinem  der  anderen  alcbemistischen  Schriftstel- 
ler genannt  wird;  nicht  einmal  in  den,  sonst  doch  in  der  Auf- 
nahme von  Namen  nicht  so  sehr  wählerischen  Aufzählungen  der 
alcbemistischen  Autoritäten,  welche  wir  S.  344  ff.  betrachteten, 
kommt  der  Namen  des  Heliodoros  vor,  ausser  in  der  allerjüng- 
sten,  S.  356  f.  besprochenen. 

In  den  handschriftlichen  Sammlungen  griechischer  alchemi- 
stischer  Schriften  findet  sich  das  Gredicht  des  Heliodoros  sehr 
häufig,  in  268  o.  269  i*)  Versen,  deren  Anfang:  Uxrjmga  yalrfg 
(ifdovteg  (Dg  ytavi(i(pQovsg  (6g  nav  i(i(pavhg  in  einigen  Handschrif- 
ten) -  -  -:  In  dem  Inhaltsverzeichniss  einer  älteren  Sammlung 
wird  (vgl.  S.  261,  Nr.  9)  es  aufgeführt  als  ^Hlioddgov  q>vXoö6q>ov 
XQog  0€od66iov  xov  ßaöikia  xbqI  tijg  ^aiag  tavtrig  tixvrig  dia 
6xixfDv  U^ßfoVy  und  unter  ähnlicher  Uebersdirifl  (HXioÖcoqov  qpt- 
Xoöotpov  ngbg  &bo866iov  tov  fiiyav  ßaöiXia  ütsqI  tijg  täv  q>iko66- 
(fcjv  iivöttxvjg  tixvrig  dia  6tlx(ov  lifißtov)  kannte  es  Leo  Alla- 
tius  (vgl.  S.  249,  Anmerk.  13,  Nr.  2)  und  hat  es  die  Venetianer 
Handschrift  (S.  259,  Nr.  8"),  die  von  Fabricius  benutzte  (S.  278, 
Nr.  1),  die  Wiener  (S.  296,  Nr.  29),  die  Altenburger  o.  Gothaer 
(S.  301,  Nr.  2),  die  Münchener  (S.  305,  Nr.  2),  die  Wolfenbütteler 
(S.  309,  Nr.  8)  und  die  der  Bodleiana  (S.  315,  Nr.  16)*«).  In  ei- 
nigen Handschriften  kommt  das  Gedicht  unter  der  Ueberschrift 
UgayitatBla  ix  tijg  livötixijg  X'^C'^S  vor,  aber  dann  stehen  ihm  13 
einleitende  Verse  voraus,  in  deren  4  letzten  jene  Ueberschrift  sich 


**)  Höfer  a.  Anm.  U  0.,  p.  295  s. 

^*)  Zwei  Verse  einer  Handflchrift  sind  in  anderen  za  Einem  xnsammen- 
gezogen;  vgl.  Bernard's  in  der  folgenden  Anmerkung  citirte  Schrift,  p.  153; 
Fabricii  Bibl.  gr.,  ed.  Harles,  Vol.  VIII,  p.  124. 

1^)  Vgl.  Bernard*8  Ausgabe  Palladii  de  febribus  [Lugduni  Batay.  1745], 
p.  151. 

i^  Die  letzten  21  Verse  fehlen  hier. 


Heliodoros.  423 

wiederfindet;  so  z.  B.  in  der  Florentiner  Handschrift  (S.  267,  Nr. 
49)  ").  Das  Gedicht  haben  auch  die  Handschriften  zu  Mailand 
(S.  268,  Nr.  4),  im  Escurial  (S.  271,  Nr.  24  und  S.  273,  Nr.  10), 
die  Pariser  2249  (S.  281,  Nr.  6),  2327  (S.  287,  Nr.  19),  2329 
(S.290,  Nr.  18)  und  andere  i«),  wie  auch  die  bei  Montfaucon  mit 
3178  bezeichnete  (vgl.  S.  286,  Anmerk.  95),  die  zu  Montpellier 
(S.  293,  Nr.  24),  Breslau  (S.  298,  Nr.  12)  und  Middlehill  (S.  315);  ein 
Fragment  die  zu  Leyden  (S.  312,  Nr.  3).  Auch  in  lateinischer 
Uebersetzung  findet  es  sich  auf  mehreren  Bibliotheken").  In 
solcher  Uebersetzung  veröfientlichte  den  Inhalt  eines  Stückes  des 
Gedichtes  Borrichius*<>).  Das  ganze  Gedicht  in  griechischer 
Sprache  veröffentlichte  Fabricius  *>)  aus  der  ihm  zugekommenen 
Abschrift  einer  Pariser  Handschrift,  welche  er  gerade  hier  als  eine 
vielfach  fehlerhafte  bezeichnet;  einzelne  Stücke  aus  dem  Anfang, 
der  Mitte  und  dem  Ende  des  Gedichtes,  wie  sie  d'Orville  aus 
der  Venetianer  Handschrift  abgeschrieben,  später  Bernard»*). 

1^  Bandini  hat  am  hier  angef.  Ort  diese  4  letzten  der  yorausstehenden 
Verse  mitgetheilt.  Die  ersten  derselben  hat  Fabricias,  welchem  gleichfalls 
eine  solche  Handschrift  bekannt  war,  in  Bibl.  gr.,  Vol.  XII,  p.  761. 

^^)  Das  Gedicht  des  Heliodoros  haben,  zusammen  mit  Anderem  nicht 
alchemistischen  Inhaltes,  noch  die  Pariser  Handschriften  2176,  2383  (unvoll- 
ständig) und  2407  (Catalogos  codioum  manuscriptorum  bibliothecae  regiae, 
T.  n  [Parisüs  1740],  p.  458,  492,  496). 

1*)  Fabricius  (Bibl.  gr.,  Vol.  VI,  p.  790)  wusste  schon  von  einer  solchen 
Uebersetzung  auf  der  Pariser  Bibliothek.  In  lateinischer  Uebersetzung  haben 
das  Gedicht  des  Heliodoros  auch  die  Bibliotheken  zu  Wien  und  Gotha 
(vgl.  S.  338). 

^)  Gonspectus  scriptorum  chemicorum  celebriorum,  §  13  (in  Mangeti 
Bibliotheca  chemica  cnriosa,  T.  I,  p.  40). 

81)  Bibl.  gr..  Vol.  VI,  p.  790 sqq.;  ed.  Harles,  VoL  VIII,  p.  119  sqq. 

82)  A.  Anmerk.  15  a.  0.,  p.  161-— 154.  Die  Varianten,  welche  in  diesen 
Stücken  die  Venetianer  Handschrift  gegenüber  dem  von  Fabriciu««  gege- 
benen Texte  hat,  sind  hier  angegeben.  Grösstentheils  dieselben  Varianten, 
welche  eine  Handschrift  habe,  die  nur  als  codex  membranacous  et  eleganter 
scriptus,  sed  non  valde  antiquus,  forte  XIV.  seculi  (dies  stimmt  nicht  zu  der 
Venetianer  Handschrift,  vgl.  8.  257  u.  259)  bezeichnet  ist,  lehrte  ein  mit  B. 
(d.  i.  J.  Ph.  d'Orville  nach  Fabricii  Bibl.  gr.,  ed.  Harles,  Vol.  VIII,  p.  112) 
gezeichneter  Aufsatz  kennen,  welchen  die  Miscellaneae  observationes  criticae 
in  auctores  veteres  et  recentiores,  Vol.  VII  [Amstelaedami  1736]  brachten 
(T.  III,  p.  378  sq.);  diese  Varianten,  als  einer  Leydener  Handschrift  entnommen, 
hat  Harles  dem  Abdruck  des  Gedichtes  in  der  von  ihm  besorgten  Aupgabe 
von  Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  VHI,  p.  119  sqq.  hinzugefügt. 


424  Pelagios. 


Feiagios. 


Eine  andere,  zu  den  älteren  unter  den  griechischen  alchemi- 
stiscben  Schriften  gerechnete  ist  die  eines  Pelagios.    In  dem  In- 
haltsverzeichnisse der  wahrscheinlich  ältesten  Sammlung  (S.  261, 
Nr.  13)  wird  sie  als  Tlskaylov  fpvloöofpov  tcsqI  xif^^oxoctag  aufge- 
führt, und  unter  dieser  Ueberschrifb  scheint  sie  auch  in  der  Es- 
curial-Handschrifb J3  (S.  273,  Nr.  14)  zustehen;  als  ein  Aufsatz 
des  Pelagios  unter  der  Ueberschrifb  Ttsgl  tijg  kgag  tixvrig  in  der 
Escurial-Handschrifb  A  (S.  271,  Nr.  31)  und  wohl  auch  in  der  Pa- 
riser Handschrift  2327  **).  Die  häufiger  vorkommende  Ueberschrifb 
ist:    IleXaylov  q>iko66q>ov   jtsgl  tijg  d'slag  (tavtrig  hier  meistens) 
xoi   tBQag  tixvrig;  imter  ihr  haben  den   Aufsatz  die  Florentiner 
Handschrift  (S.  265,  Nr.  26),  die  Pariser  Handschrift  2249  (S.  281, 
Nr.  8)«*),  die  Wiener  (S.  294,  Nr.  2),  die  Altenburger  o.  Gothaer 
(S.  301,  Nr.  6),  die  Münchener  (S.  305 ,  Nr,  6),  die  Wolfenbütteler 
(S.  309,  Nr.  3)  und  die  Oxforder  (S.  314,  Nr.  2)  Handschrift.    Ihn 
haben  auch  die  Venetianer  (S.  259,  Nr.  12)  und  die  Mailander 
(S.  268,  Nr.  7)  Handschrift,  die  Montpellier- Handschrift  (S.  293, 
Nr.  29),  die  Pariser  Handschrift  2252  (S.  283,  Nr.  2)  und  die  Breslauer 
Handschrift  (S.  298,  Nr.  2).    Ihn  führt  unter  jener  Ueberschrifb 
auch  die  Inhaltsangabe  der  Sammlung  griechischer  alchemistischer 
Schriften  auf,  deren  Herausgabe  Leo  Allatius  beabsichtigt  hatte 
(vgl.   S.  250,  Anmerk.   13,   Nr.  15).    Die  Anfangsworte  des  Auf- 
Satzes'*)  sind:     Ol  (ihv  TCQoyaviözsQoi  xal  igaötal .     Frag- 
mente aus  ihm  sind  als  in  der  Pariser  Handschrift  2329  (S.  290, 


'^  Nach  dem  von  Miller  (Gatalogue  des  manoscrits  grecs  de  la  biblio- 
theque  de  l'Esoorial  [Paris  1848],  p.  149)  Angegebenen  zu  schliessen.  Vgl. 
8.  288,  Anmerk.  97. 

2*)  Vgl.  Hof  er 's  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  272.  Hier  wird 
auch  die  Pariser  Handschrift  2250  als  diesen  Aufsatz  enthaltend  angefahrt, 
welcher  sonst  nicht  als  in  ihr  stehend  angegeben  wird  (vgl.  S.  282). 

^)  Am  Vollständigsten  mitgetheilt  aus  der  Florentiner  und  der  Wiener 
Handschrift.  Beide  haben  bald  im  Anfange  schon  Varianten,  die  jedoch 
keinen  wesentlichen  Einfluss  auf  den  Sinn  haben. 


Pelagios.  425 

^»  .  27)  und  in  der  von  Fabricius  benutzten  (S.  279,  Nr.  19)  ent- 
halten angegeben.  Lateinische  Uebersetzungen ,  deren  Verfasser 
unbekannt  sind,  besitzen  die  Bibliotheken  zu  Wien  und  Gotha 
(vgl.  oben  S.  338)  und  die  zu  Wolfenbüttel  (vgl.  S.  309);  gedruckt 
ist  eine  solche  Uebersetzung  in  des  Piziraenti  lateinischer  Aus- 
gabe des  Democrit  und  einer  Anzahl  an  Diesen  sich  anschlies- 
sender alchemistischer  Schriftsteller ««).  Der  griechische  Text  ist 
nicht  veröffentlicht,  auch  kein  grösseres  Fragment  aus  demselben; 
die  Kenntniss  desselben  wäre  fiir  Einzelnes ,  was  dieser  Aufsatz 
enthält  oder  in  Frage  bringt,  immerhin  wünschenswerth. 

Der  Aufsatz,  dessen  Inhalt  uns  des  Pizimenti  Uebersetzung 
kennen  lehrt,  behandelt  die  Metallverwandlung  unter  dem  Ge- 
sichtspunkte der  Metallfarbung^^),  und  zwar  soll,  wie  es  scheint, 
vom  Kupfer  ausgegangen,  dieses  gefärbt  und  durch  Einwirkung 
gewisser  Präparate,  welche  aus  Silber  und  Gold  darzustellen  seien, 
in   edles  Metall  umgewandelt  werden  2»),   —  Ueber  die   Persön- 


2«)  Vgl.  S.  110.  Die  Ueberaetzong  steht  hier  f.  18  v^  sqq.  unter  der  üeber- 
Bchrifb:  Pelagii  philosophi  de  eadem  arte  magna.  Sie  ist  auch  in  der  S.  111 
besprochenen  Kölner  Ausgabe  der  Mirabilium  des  Mizaldus  von  1574  abge- 
druckt (J.  F.  Gmelin's  Geschichte  der  Chemie,  I.  Bd.  [Göttingen  1797], 
S.  314;  Grässe's  Lehrbuch  einer  allgemeinen  Literargeschichte,  I.  Bds.  2.  Ab- 
theil.  [Dresden  u.  Leipzig  1838],  8.  1199). 

3^  Die  Metallverwandlungskunst  scheint  hier  geradezu  als  die  Färbe- 
kunst (17  ßag)ixi}  tixytj)  benannt  zu  sein;  vgl.  oben  S.  99,  Anmerk.  4,  und 
die  folgende  Anmerkung. 

^)  Die  Ausdrucksweise  des  Pelagios  ist,  wenigstens  in  des  Pizimenti 
Uebersetzung  (und  damit  stimmt  im  Allgemeinen  das  von  Hof  er  a.  Anm.  24 
a.  0.,  p.  272  aus  Pariser  Handschriften  Angegebene),  eine  relativ  deutliche,  na- 
mentlich der  Sprechweise  Früherer  —  des  Democrit  und  des  Synesios  z.  B. 
-—  gegenüber.  Ich  lasse  aus  jener  Uebersetzung  den  Anfang  hier  folgen: 
Majores  nostri,  et  sapientiae  amatores,  et  praestanti  doctrina  philosophi,  dixe- 
runt  omnem  artem  sui  finis  caussa  in  vita  excogitari.  ut  ars  fabri  cum  una 
sit,  ob  id  est,  ut  faciat  solium,  vel  arcam,  vel  naviginm  ex  una  subjecta  na- 
tura, videlicet  ligno.  (Diese  auf  Aristotelischen  Ansichten  fiissende  Betrach- 
tung, wie  die  verschiedene  Formung  desselben  Stoffes,  in  der  Beilegung  ver- 
schiedener Eigenschaften  an  denselben,  verschiedene  Körper  resultiren  lasse, 
findet  sich,  an  die  Ausdrucksweise  des  Aristoteles  [z.  B.  in  Physic.  auscult. 
L.  I.,  cap.  VII;  Aristoteles  graece  ex  recens.  J.  Bekkeri,  Vol.  I,  p.  191]  selbst 
ganz  erinnernd,  schon  gerade  so  bei  Synesios  [in  Dessen  Commentar  zu  der 
Schrift  des  D-emocrit;  FabriciiBibl.gr.,  Vol.VHI,  p.  240],  und  gerade  so  noch 
in  viel  späterer  Zeit  bei  Albertus  Magnus  [in  L.  I.  Physicorum   Traci  III^ 


426  PeUgio«. 

lichkeit  des  Verfassers  dieses  Aufsatzes  weiss  man  Nichts'*);  über 


cap.  IX].)  Ergo  et  an  tingendi  ob  id  excogitata  est,  nt  tinctoram  qaandam 
et  qualitatem  imprimat.  qaod  et  artis  finia  est.  ac  deniqae  adeDdiim  est,  recte 
a  yeteriboB  tradi.  aea  non  tingit  ted  üngitor,  et  com  tingitur,  tingit.  ob  hanc 
rem  item  et  omnes  scriptorae  elaborant,  nt  aes  tiDgator.  si  enim  tingatur, 
tone  tingit,  et  si  non  tingatur,  non  potest  tingere,  ut  dictum  est:  ob  id  ja- 
bent  aes  nmbra  carens  fieri.  nt  umbra  sna  abjecta  possit  snscipere  tinctoram. 
nmbram  Tero  aeris  intellige  nigredinem  ab  ipso  insitam  Innae.  nosti  enim  aes 
directum,  et  injectnm  Innae  opacare  ipsam  foris,  et  intus,  hanc  ergo  nigre- 
dinem existentem  in  hina  umbram  scriptores  Tocant,  et  hanc  ob  causam  opor- 
tet praeparari  aes,  donec  non  amplius  possit  nigredinem  effundere  conjectum 
in  corpus  lunae.  Dann  folgt  Einiges  weniger  deutliche  besnglich  der  nö- 
thigen  Bearbeitung  des  Kupfers  (sechs  Operationen  werden  genannt)  und  eine 
Reihe  alchemistischer  Yorschriüen.  Yon  zwei  Tincturen  ist  die  Rede,  die 
wesentlich  der  Färbung  nach  Terschieden  seien;  eine  aus  Silber  färbe  au 
Silber,  und  eine  aus  Gold  färbe  au  Gold,  und  diese  Färbungen  scheinen  auch 
als  dealbatio  und  citrinatio  bezeichnet  zu  werden.  Vieles  hier  Gresagte  er- 
innert an  die  Lehren  des  Democrit,  und  auf  Aussprüche  Desselben,  auch 
unter  ausdrücklicher  Nennung  des  Namens,  wird  öfters  Bezug  genommen; 
daher  konunt  es  auch,  dass  Pizimenti  diesen  Aufsatz  des  Pelagios  unter 
diejenigen  Schriften  aufnahm,  welche  er  als  Commentare  zu  dem  Aufsatz  des 
Democrit  mit  diesem  in  lateinischer  Sprache  heraui^^b.  Aber  die  Namen 
Ton  Pflanzen,  welche  als  Mittel  zur  Metallyeredlung  abgebend  bei  Democrit 
▼orkommen,  finden  sich  bei  Pelagios  nicht  mehr.  Nur  mineralische  oder 
unorganische  Substanzen  scheinen  für  die  Ton  ihm  angegebenen  Operationen 
in  Betracht  zu  kommen,  und  namentlich  solche,  welche  (in  der  lateinischen 
Uebersetzung)  als  pyrites,  chalcopyrites,  lapis  Etesius,  chryiolithus,  magnesia, 
cinabrium  benannt  sind.  Die  Angaben  über  diese  Operationen  könnten 
wünschen  lassen,  dass  der  griechische  Text  veröffentlicht  sei,  um  die  Ent- 
scheidung zu  ermöglichen,  ob  ihnen  theilweise  die  Kenntniss  bestimmter  che- 
mischer Vorgänge,  und  welcher,  zu  Grunde  Hege.   Wenn  H  ö  f  er  (Histoire , 

2.  ed.,  T.  Ij  p.  272)  als  diesem  Aufratz  entnommen  anfuhrt:  „Pour  faire  uxi 
amalgame  d'or,  prenez  une  partie  d'or  et  trois  parties  de  magnesie  et  de  ci- 
nabre'%  und  dann  noch  einmal  (p.  296)  angiebt,  Pelagios  rühme  sehr  die 
Eigenschaften  eines  so  bereiteten  Goldamalgams,  so  stimmt  dazu  das  in  der 
Uebersetzung  Gesagte  nicht;  hier  findet  man  die  Vorschrift:  Accipiens  chryso- 
lithi  partem  unam,  magnesiae,  cinabrii  partes  tres,  contere  absque  aliquo  hu- 
more.  contere  vero,  donec  simul  conjungantur  et  commisceantur  substantiae, 
et  nihil  amplius  sulphuris  vivi  appareat  etc.,  aber  Nichts,  was  auf  ein  Gold- 
amalgam zu  deuten  wäre.  Aber  namentlich  wäre  das  Bekanntsein  des  grie- 
chischen Textes  deshalb  zu  wünschen,  weil  man  nach  der  Uebersetzung  eine 
Bekanntschaft  mit  Mineralsäuren  vermuthen  könnte.  Die  so  wichtige  Frage^ 
ob  die  ägyptischen  Alchemisten  mit  solchen  Säuren  bekannt  gewesen  seien, 
ist  bejaht  worden  (vgl.  oben  S.  25,  Anmerk.  53  und  S.  342  f.,  Anmerk.  256), 
meines  Erachtens  ohne  zureichenden  Grund.  Einen  solchen  finde  ich  auch 
noch  nicht  in  dem,   was  die  Uebersetzung  des  Au&atzes  des  Pelagios  in 


Pelagios.  427 

die  Zeit,  in  welcher  er  gelebt  babe,  lässt  sich  nur  unsicher  Etwas 
angeben.  Murr**)  erklärte  ihn  für  den  ältesten  griechischen  Al- 
cheroisten,  was  unrichtig  ist;  Hof  er  3^)  betrachtet  es  als  eine  er- 
laubte Vermuthung,  dass  er  Zeitgenosse  des  Zosimos  gewesen 
sei,  denn  er  werde  oft  als  einer  der  ältesten  Meister  der  heiligen 
Kunst  angeführt.  Aber  was  schon  Fabricius  erinnert  hat  und 
Höfer  selbst  erwähnt:  dass  Pelagios  den  Zosimos  citiiii^*), 
lässt  doch  wohl  richtiger  den  Ersteren  dem  Letzteren  nachsetzen  ^•^), 
und  wenn  Pelagios  seinerseits  von  Olympiodoros  citirt  wird**), 
so  hat  man  ihn  also  zwischen  Zosimos  und  Olympiodoros  zu 
setzen  ^ft).  In  der  älteren  Aufzählung  alchemistischer  Autoritäten, 
welche  der  Ungenannte  hinterlassen  hat  (vgl.  S.  344  ff.),  kommt  der 


diesem  Sinne  Deutbares  enthält,  indem  hier  eine  aqua  divina  besprochen 
wird,  durch  welche  eine  aeruginatio  des  Kupfers  bewirkt  werden  foU  und 
welche  überhaupt  die  Körper  lose ,  und  selbst  von  einer  Lösung  des  Silbers 
die  Rede  zu  »ein  scheint.  Es  wäre  Unrecht,  jene  Frage  unbedingt  von  vorn- 
herein verneinen  zu  wollen;  aber  es  ist  auch  Unrecht,  sie  ohne  zureichenden 
Grund  zu  bejahen. 

^^)  Einige  des  Namens  Pelagios  hat  zur  Besprechung,  ob  einer  der; 
selben  der  Verfasser  des  oben  behandelten  Aufsatzes  sein  möge,  Morhof 
(Polyhistor  literarius  [Lubecae  1695],  P.  I,  p.  103  sq.)  herbeigezogen,  doch 
ohne  Resultat;  und  dass  der  bntische  Ketzer  Pelagios,  welcher  im  Anfange 
des  5 ten  Jahrhunderts  lebte,  nicht  als  Verfasser  veimutbet  werden  dürfe,  hat 
Schmieder  (vgl.  die  folgende  Anmerkung)  erinnert. 

^^)  Wohl  in  den  „LiterarisjC^hen  Nachrichten  zur  Geschichte  des  soge- 
nannten Goldmachens**  [Leipzig  1S06],  die  mir  unzugänglich  geblieben  sind. 
Vgl.  Schmieder's  Geschichte  der  Alohemie  [Halle  1832],  S.  70. 

31)  Histoire ,2.  ed.,  T.  I,  p.  271. 

32)  Nach  Fabricius  (Bibl.  gr..  Vol.  X;il,  764)  wird  Zosimos  citirt:  h^etf 
6  a^/aro(  Ztbai/nog  (Xey^,  ou  -  -,  oder  auch  schlechthin  als  o  aQX^^og.  Nach 
Höfer  (a.  e.  a.  0.,  p.  272)  werden  Zosime  Pancien  (o  a^;|fr<ro()  und  Zosime 
le  physicien  {6  <pvaixög)  citirt.  In  der  lateinischen  Uebersetzung  des  Pizi- 
menti,  in  welcher  Zosimos  öfters  vorkommt,  wird  er  einmal  als  Zoäimus 
antiquus  und  einmal  als  senior  Zosimus  aufgeführt.  Ausser  Zosimos  wird 
hier  von  alchemistischen  Autoritäten  nur  noch  Democrit  erwähnt 

33)  Wie  dies  auch  Schmied  er  a.  e.  a.  0.  gethan  hat. 
3*)  Nach  Höfer  a.  a.  0.,  p.  274. 

3fi)Lengletdu  Fresnoy,  welcher  gewöhnlich  ans  jener  frühen  Zeit 
Jahreszahlen  mit  grösserer  Zuversichtlichkeit  als  Sicherheit  angiebt,  setzte 
(Histoire  de  la  philosophie  hermetique  [k  la  Haye,  1742],  T.  I,  p.  462s.)  Zosi- 
mos um  410,  Pelagios  um  420,  Olympiodoros  um  430  n.  Chr.  Danach, 
wie  Pelagios  den  Zosimos  nennt,  sollte  man  indeisen  glauben,  dass  der 
Letztere  durch  ein  grösseres  Zeitintervall  von  dem  Ersteren  getrennt  sei. 


428  Olympiodoros. 

Naine  des  Pelagios  allerdings  nicht  vor;  wohl  aber  in  der  in  so 
vielen  Handschriften  sich  findenden,  welche  S.  348  ff.  besprochen 
wurde,  und  auch  in  der  jüngsten,  durch  Montfaucon  bekannt  ge- 
wordenen (vgl.  S.  356  f.). 


Olympiodoros. 


Was  das  uns  unter  Olympiodoros'  Namen  in  den  Sammlun- 
gen griechischer  alchemistischer  Schriften  Zugekommene  betriffl,  so 
findet  man  hierüber  verschiedene  imd  zum  Theil  gewiss  unrich- 
tige Angaben.  Borrichius*^)  sprach  von  einer  Schrift  Desselben, 
welche  ein  Commentar  zu  einem  Werke  des  Zosimos  sei,  und  citirte 
dann  noch  einmal  den  Olympiodoros,  cujus  Über  alius  exstat 
ad  Petasium  regem  Armeniae,  de  divina  illa,  ut  vocat,  et  sacra 
arte  lapidis  philosophorum;  aber  später  ^7)  führte  er  nur  Ein 
Werk  Desselben,  den  Commentar,  auf.  Lenglet  du  Fresnoy**) 
hat  —  so  viel  ich  ersehen  kann  nur  darauf  hin,  dass  die  von  ihm 
in  Betracht  gezogenen  Manuiscripten-Eataloge  bald  eines  Com- 
mentars  des  Olympiodoros  zum  Zosimos,  bald  einer  alchemi- 
stischen  Schrift  Desselben  im  Allgemeinen  gedenken  —  auch  zwei 
Schriften  unterschieden,  deren  eine  als  Expositio  in  Zosimum ,  die 
andere  als  De  sacra  arte  aufgeführt  wird.  Mit  noch  grösserer  Be- 
stimmtheit hat   sich  dann  ebenso  Schmieder^^)  ausgesprochen. 


^  Hermetis,  Aegyptioruin  et  chemicoram  sapientia [HafDiae  1674], 

p.  49  8. 

3^  ConspectuB  Bcriptomm  chemicoram  celebriorum,  §  8  (in  Mangeti  Biblio- 
theca  chemica  coriosa,  T.  I,  p.  40). 

^  Histoire  de  la  philosophie  hermetiqne  [a  la  Haye,  1742],  T.  III, 
p.  391. 

39)  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  8.  71:  „Von  ihm"  [Olympio- 
doros] „hat  man  zwei  alchemistische  Schriften,  als:  1)  Erläuterung  Über 
den  Hermes,  Zosimos  und  andere  Philosophen ;  davon  sind  zwei  Handschriften 
aus  dem  sechszehnten  Jahrhundert  in  der  Pariser  Bibliothek  vorhanden,  nnd 
eine  in  der  Wiener  Bibliothek.  2)  Sendschreiben  von  der  heiligen  Kunst  an 


Olympiodoros.  429 

Die  zwei  Schriften  sobeinen  aber  bei  näherer  Betrachtung  in  Eine 
zusammenzufliessen,  denn  die  Widmung  an  den  Petasios  kommtr 
gerade  dem  Commentar  zu;  es  bleibt  übrigens  zweifelhaft,  ch  diese 
Angabe,  dass  der  Commentar  an  einen  Petasios  gerichtet  sei, 
überhaupt  eine  ursprüngliche  ist,  denn  eine  grosse  Zahl  von  Hand- 
schriften hat  sie  in  dem  Titel  des  betreffenden  Aufsatzes  nicht.  In 
dem  Inhaltsverzeichniss  der  wahrscheinlich  ältesten  Sammlung  ist 
nur  'OkviixiodtOQOv  q>iloö6q>ov  xsqI  XQ'^^oxoitag  aufgeführt  (S.  262, 
Nr.  24);  aber  die  üeberschrift  in  der,  diese  älteste  Form  der 
Sammlung  wohl  erhaltenden  Escurial-Handschrift  B  scheint  den 
Aufsatz  als  einen  Commentar  zum  Zosimos  zu  bezeichnen  (vgl. 
S.  273,  Nr.  25).  Auch  ohne  Erwähnung  eines  Petasios  lautet 
die  Üeberschrift:  'OXvfinLoddQov  (pikoöotpov  'j^kaiuvÖQiiXig  slg  to*^) 
%otx  iv^gysiav  ZaqöIhov  y  o6a  anb  ^Eq^iov  otal  t&v  q>i,Xo66tp(ov  f^öav 
slQfjUiva^^),  in  der  Venetianer  (S.  260,  Nr.  32),  der  Wiener 
(S.  296,  Nr.  23),  der  Breslauer  (S.  298,  Nr.  10),  der  Altenburger  o. 
Gothaer  (S.  301,  Nr.  20)*«)  und  der  Münchener  (S.  306,  Nr.  15) 


Petasios,  König  von  Armenien;  davon  zeigt  man  in  der  Pariser  Bibliothek 
eine  Handschrift  aus  dem  fünfzehnten  Jahrhundert''. 

^^)  tä  in  der  Wiener  Handschrift. 

^^)  So  hatte  die  Üeberschrift  dieses  Aulliatzes  auch  Leo  Allatius,  vgl. 
S.  249,  Anmerk.  13,  Nr.  1  (auch  die  Anfangsworte  sind  hier  so  mitgetheilt, 
wie  sie  unten  Anmerk.  45  nach  Fabricius'  und  anderen  Handschriften  an- 
gegeben sind).  —  Olympiodori  philosophi  Alexandrini  commentarius  secun- 
dum  operationem  Zosimi  in  ea,  quae  ab  Hermete  et  aliis  philosophis  fnerunt 
dicta,  übersetzte,  mit  noch  einigen  selbststandigen  Zusätzen,  Lambeck  in 
Gommentiar.  de  biblioth.  yindobon.  L.  VI.,  ed.  Kollarii  p.  409  sq. 

^^  So  gab  die  Üeberschrift  aus  dieser  Handschrift  bereits  Reinesius 
(Yariae  lectiones  [Altenburgi  1640],  p.  7)  an.  Derselbe  bemerkte  (Jacobs  u. 
Ukert's  Beiträge  zur  altem  Litteratur  o.  Merkwürdigkeiten  der  Herzog]. 
Bibliothek  zu  Gotha,  I.  Bds.  2.  Heft  [Leipzig  1835],  p.  218)  in  dieser  Hand- 
schrift zu  den  Worten  elg  to  xtn*  iyiQyeHtyi  leg.  elg  n^oq  xaXXte^iay,  nisi 
quis  malit  xaXX*iQ6tu&.  Auch  d^s  Reinesius  Yariae  lectiones  enthalten  an 
einer  anderen  Stelle  (p.  155)  die  Angabe,  Olympiodoros  habe  in  Zosimi  11- 
bros  ad  Galliergiam  et  Theosebiam  commentiret.  Zur  Annahme  einer  solchen 
Conjectur  liegt  aber  kein  Grund  vor.  Auch  in  dem  Texte  der  Schrift  des 
Olympiodoros    wird    (was  aus    Borrichius'  Hermetis,     Aegyptiorum  et 

chemicorum  sapientia ,  p.  50  zu  ersehen)  darauf  Bezug  genommen,  wie 

sich  Zosimos  ty  tp  xor'  iyi^eiay  ßißXip  äussere.  Nach  Lambeck  (Com- 
ment.  de  bibl.  vindobon.  L.  YT.,  ed.  Kollarii  p.  416  s.)  enthält  die  üeber- 
schrift dieses  Aufsatzes  die  ausdrückliche  Angabe,  Olympiodorum  in  Hermetis 


480  Olympiodoros. 

HandschrifL  Mit  dorn  Zusätze:  ngog  Tletn^unf  rov  ßaöiUa  'y4Q(is- 
vlag  nach  'Aks^avägimg  in  der  Ueberschrifb^^  hatte  diesen  Aufbatz 
die  von  Fabricius  benutzte  Handschrift  (S.  279,  Nr.  20),  und  die 
Erwähnung  des  Petasios  wird  auch  angegeben  fiir  die  Pariser 
Handschrift  2327  (S.  287,  Nr.  25),  die  bei  Montfaucon  mit  3178 
bezeichnete  (vgL  S.  286,  Anmerk.  95)  und  die  Montpellier-Hand- 
schrift (S.  293,  Nr.  26).  Der  armenische  König  Petasios  kommt 
auch  vor  in  der  ganz  abweichenden  Ueberschrift:  'OXvfimoÖdQOv 
xov  (ptXo66q>ov  «Qog  Tlstdöiov  zov  ßuöiXia  \4Q(ievCag  tvsqI  trjg  d'slag 
Tcul  Ugäg  tixvrig  zov  U&ov  z(qv  tpi^koöofptov^  wie  sie  die  Florentiner 
Handschrift  hat  (S.  265,  Nr.  19),  und  in  der  sehr  ausführlichen 
Ueberschrift,  welche  Hof  er**)  für  den  betreffenden  Aufsatz  in  den 
Pariser  Handschriften  2249  (S.  281,  Nr.  9)  und  2250  (S.  282,  Nr.  1) 
angiebt:  'OkviLniodfOQOv  q>tXoö6q>ov  'Aks^avigimg  ngog  Tlaxa- 
6iov  xov  ßuötXia  'j^Qiieviag^  negl  x^g  Ugag  xixvrig^  xov  kid'ov  x^v 
q>iXo66q>(ov  xal  slg  xo  xor'  iviQysMV  Zcoölfiov  xal  o6a  ano  ^Eqiiov 
Tial  xüv  q^iXoöoqxxyv  i^öav  slgriiiiva.  —  Ich  habe  die  Ueberschriften 
wiederholt  etwas  vollständiger  geben  müssen ,  weil  sich  aus  ihnen 
die  frühere  Annahme  von  zwei  verschiedenen  Schriften  des  Olym- 
piodoros  erklärt,  welche  sachlich  nicht  begründet  erscheint. 
Denn  die  so  ungleich  überschriebenen  Aufsätze  der  verschiedenen 
Handschriften  stimmen,  soweit  es  sich  zunächst  aus  der  Angabe 
der  Anfangs-  und  der  Schlussworte  ersehen  lässt,  unter  eiiiander 
überein  **). 


Trismegisti  ahommque  vetastissimorum  chymicorum  scriptis  interpretandis 
operationem  Zosimi  secutum  esse.  Der  Ausdruck:  slg  t6  xat*  htQyB^ay  keh> 
ret  wieder  in  den  Ueberschriften  des  vierten  und  des  fünften  Stückes  von 
Stephanos'  Schrift  über  Goldbereitung  (vgl.  bei  Stephan  ob).  Es  mag  hier 
noch  daran  erinnert  werden,  dass  das  Wort  htQyBia,  welchem  gewöhnlich 
die  Bedeutung  actio,  actus  zukommt,  in  einem  Sinne,  welchen  das  Wort  ars 
oder  operatio  etwa  ausdruckt,  gerade  in  Beziehung  zu  einer  chemischen  oder 
alchemistischen  Vorschrift  bei  Suidas  (bei  der  Besprechung,  was  das  goldene 
Vliess  gewesen,  vgl.  S.  12)  sich  findet. 

^^)  Unter  der  angegebenen  Ueberschrift  mit  diesem  Zusätze  kannte  den 
Aufsatz  aus  einer  Pariser  Handschrift  bereits  Borrichius  (Hermetis,  Aegyp- 
tiorum  et  chemicorum  sapientia ,  p.  76). 

^)  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  527. 

^^)  Für  Fabricius'  und  die  Wiener  Handschrift  ist  der  Anfang:  rivBiiu 
i]  taQ$x^(a  an 6  fjttjyog    3f£/<^    xi   xal   ^<og   Meaiaqt   xi-  -y   fast  ebenso   in   der 


Olympiodoros.  481 

Von  dieser  Sehrift  des  Olympiodoros  sind  nur  Fragmente 
bekannt  geworden.  Einige  wenige  veröffentlichte  schon  Borri- 
chius**),  umfangreichere  Fabricius*')  und  Grüner*®);  grössere 
Stücke  aus  dieser  Schrift  hat  aber  in  neuerer  Zeit  Höfer**)  be- 
kannt gemacht.  Nach  diesen  Mittbeilungen  wie  nach  ausdrück- 
lichen Angaben  ^^)  haben  die  verschiedenen  Handschriften  erheb- 
liche Varianten.  Schon  die  veröffentlichten  Fragmente  bieten  ein 
nicht  geringes  Interesse,  in  dem  was  sie  kennen  lehren  bezüglich 


Florentiner  Handschrift  (hier  /netonatQtyijg  statt  üfecrai^i),  und  die  ersten 
Anfangs  Worte  sind  auch  für  die  Yenetianer  und  die  Mahchener  Handschrift 
angegeben.  Den  eben  mitgetheilten  Anfang  hat  auch  nach  Hof  er  (a.  e.  a.  0., 
p.  273)  eine  Pariser  Handschrift  (wohl  2250),  während  er  (wohl  aus  2249)  bei 
der  Veröffentlichung  von  Fragmenten  aus  diesem  Aufsatz  (a.  e.  a.  0.,  p.  527) 
den  Anfang  giebt:  "^^/«ra»  /niy  yiyec^a$  ^  ta^&x^ia  dno  /arivog  MextQt  fjyovy 
Toi)  ^v^ovaQiov  elxoctijg  ni/nnztig  fa>c  fifiyog  MBCiaql^  ijyovy  rod  Avyovazov 
elxoczijg  nifinzrjg-".  Auch  der  Schluss  scheint  in  der  Florentiner,  der 
Müncbener  und  den  Pariser  Handschriften,  auf  welche  sich  Höfer  (a.  e.  a.  0., 
p.  273)  bezieht,  wesentlich  derselbe  zu  sein.  —  Was  Borrichius   in  Herme- 

tis,  Aegyptiorum  et  chemicorum  sapientia ^,  p.  76  als  in  hg^  ^^X^V  ^^T^' 

piodori  stehend  anf&hrt,  findet  sich  in  der  oben  besprochenen  Schrift,  wie  aus 
der  Vergleichung  jenes  Excerptes  mit  dem  von  Hof  er  a.  e.  a.  0.,  p.  532  ver- 
öffentlichten Fragment  aus  dieser  Schrift  ersichtlich  ist.  —  Fabricius  fand 
in  der  von  ihm  benutzten  Abschrift  einer  Pariser  Handichrift  noch  einen 
Aufsatz,  welchen  er  als  dem  Olympiodoros  angehörig  auffuhrt  (S.  280, 
Nr.  40).  Derselbe  ist  ein  Fragment  aus  der  oben  besprochenen  Schrift',  wie 
aus  Borrichius'  Consp.  Script,  ehem.  celebr. ,  §  8  zu  ersehen,  wo  das  bei 
Fabricius  als  Anfang  jenes  Aufsatzes  Angegebene  als  in  dieser  Schrift  vor- 
kommend und  zwar  als  einen  Ausspruch  des  Zosimos  wiedergebend  er- 
wähnt ist. 

**)  Hermetis,  Aegyptiorum  et  chemicorum  sapientia ,  p.  50  u.  76. 

*7)  Bibliotheca  graeca.  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  764  sq. 

^^)  Isidis,  Christiani  et  Pappi  philosophi  jusjurandum  chemicum  [Jcnae 
1807],  p.  10  sqq.,  18  sq.,  21,  30,  55  sq. 

*®)  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  526 ss.,  532 ss.  Die  hier,  im 
Appendice  unter  Nr.  II,  III,  V,  VI,  VII  in  grriechischer  Sprache  publicirten 
Stucke  scheinen  sämmtlich  Fragmente  aus  der  Schrift  des  Olympiodoros 
zu  sein  (vgl.  a.  e.  a.  0.,  p.  276,  wo  aber  die  Nummern-Bezeichnung  der  im 
Anhang  mitzutheilenden  Fragmente  aus  diesem  Schriftsteller  nicht  mit  der, 
unter  welcher  dieselben  gegeben  sind,  übereinstimmt).  Ein  Resume  und 
stellenweise  französische  Uebersetzung  für  einige  dieser  Stücke  gab  Höfer 
a.  e.  a.  0.,  p.  273  ss.  —  In  der  ersten  Auflage  von  Höfer's  Werk  (T.  I, 
p.  501s.)  ist  nur  ein  kleiner  Theil  von  den  später  gegebenen  Fragmenten  in 
griechischer  Sprache  aus  Olympiodoros'  Schrift  enthalten. 

«>)  Höfer's  Histoire ,  2.  dd.,  T.  I,  p.  278. 


432  Olympiodoros. 

einer  Schrift  des  Zosimos*^),  der  Art  der  Betreibung  der  Kunst 
in  Aegypten  in  früherer  Zeit  "^^  und  der  Namen  Deqenigen,  welche 
frühe  über  die  Kunst  geschrieben  haben  ^'),  bezüglich  alchemisti- 
scher  Anschauungen  und  wahrscheinlich  auch  metallurgischer 
Verfahren  '^^),  bezüglich  bestimmter  Erfahrungsresultate  auf  dem 
Gebiete  der  Chemie*^)  wie  bezüglich  der  Berücksichtigung  der 
Ansichten  griechischer  Philosophen  über  die  Elemente  und  den 
Ursprung  der  Dinge,  u.  a.  ^^.  Wenn  auch  —  der  Natur  der  Sache 
nach  —  diese  Schrift  des  Olympiodoros  in  Beziehung  auf  die 
Vorschriften,  wie  die  eigentliche  Aufgabe  der  Alchemie  zu  lösen, 
unklar  ist  '*'),  scheint  doch  die  vollständigere  Veröffentlichung  der- 
selben vorzugweise  viel  für  die  Geschichte  der  Afberwissenschaften 
nicht  nur  sondern  auch  berechtigterer  geistiger  Bestrebungen  zu 
versprechen.      Fabricius^®)    hatte    die    Absicht    ausgesprochen, 


")  Vgl.  S.  186. 

M)  Vgl.  S.  90  ff. 

M)  Vgl.  S.  8BB. 

^)  Höfer  (ffistoire  de  la  chimie,  2.  6d.,  T.  I,  p.  273)  übersetzt  den  An- 
fang des  Aufsatzes  (vgl.  oben  Anmerk.  45):  La  maceration  se  fait  depnis  le 
25  fevrier  jusqn'au  25  aoüt,  und  bemerkt  weiter:  L'auteur  parle  d'abord  de  la 
maceration  (ra^»/<^)  et  du  lavage  (nX^cig)  des  minerais,  Operations  indis- 
pensables pour  leur  enlever  la  matiere  terreuse  (ro  nriX&&€g).  II  traite  ensuite 
du  grillage  (^i^Qayctg),  Die  Deutung  der  Eunstausdrücke  in  diesen  Schriften 
ist  leider  meist  nur  eine  unsichere.  Für  das  Wort  taqtx^Ca  giebt  die  Hase- 
Dindorf'sche  Ausgabe  von  Stephani  Thesaur.  ling.  gr..  Vol.  VII  [Parisiis 
1848—1854],  p.  1842  sq.  neben  der  Erklärung:  salsura,  salitura,  nur  die  unge- 
nügende Auskunft,  es  werde  darunter  auch  ars  chymiae  verstanden,  unter 
Berufung  auf  Stellen  aus  Zosimos  und  Olympiodoros.  Das  in  vielen 
Handschriften  vorkommende  Lexicon  alchemistischer  Ausdrücke  hat  dieses 
Wort  nicht. 

^)  Z.  B.,  dass  Kupfer  durch  Arsen  weiss,  und  wie  Glas  mittelst  gebrannten 

Kupfers  grön  gefärbt  wird;  vgl.  Höfer's  Histoire ,  2.  ed.,  T.  I,  p.  274, 

528. 

ß®)  Vgl.  bei  Hof  er  a.  Anmerk.  49  a.  0. 

^7)   Borrichius    (Conepectus  scriptorum   chemicorum  celebriorum,   §  8) 

urtheilte:  Olympiodorus commentarium  reliquit  de  scriptis  Zosimi,  de  di- 

ctis  Hermetis  et  aliorum  philosophorum,  sie  satis  prolixum:  in  quo  cum  cura 
equidem  applicat  se  interpretandis  philosophorum  veterum  dictis,  lucemque 
iis  non  poenitendam  affiindit:  an  tarnen  mentem  eorundem  in  articulo  prin- 
cipe assequatur,  definire  non  ausim,  ob  ingerentem  se  hinc  inde  in  media  ex- 
plicatione  caliginem. 

«i»)  Bibliotheca  graeca.  Vol.  IX  [Hamburgi  1719],  p.  352. 


Olympiodoros.  433 

diese  Schrift  in  einem  späteren  Theile  seiner  Bibliotheca  graeca 
vollständig  zu  veröffentlichen,  aber  sie  nicht  realisirt;  und  auch 
kein  Anderer  hat,  so  vie]  icli  weiss,  die  vollständige  Herausgabe 
dieser  Schrift  unternommen. 

Ich  habe  noch  zusammenzustellen,  was  bezüglich  der  Zeit  und 
der  Persönlichkeit  dieses  Olympiodoros  sich  schliessen  lässtoder 
vermuthet  worden  ist,  dessen  bereits  die  älteren  Aufzählungen 
der  alchemistischen  Autoritäten  gedenken  ^^).  Anhaltspunkte  hier- 
für hat  man  in  der  Schrift  selbst  gesucht  und  zu  finden  ge- 
glaubt. Wiederholt  verweist  der  Verfasser  bezüglich  einzelner 
Gegenstände  darauf,  was  in  den  PtolemäiuBchen  Bibliotheken'®) 
über  sie  gefunden  werde,  woraus  man  geschlossen  hat,  dass  er  zur 
Zeit,  wo  die  Alexandrinischen  Bibliotheken  noch  unversehrt  wa- 
ren, gelebt  habe'^)  und  diese  sehr  reich  an  alchemistischen  Schrif- 
ten gewesen  seien*').  Er  citirt  von  Früheren  u.  A.  den  Syne- 
sios,  den  Zosimos*')  (zu  einem  Aufsatze  des  Letzteren  kündigt 
sich  die  Schrift  des  Olympiodoros  ja  auch  als  Commentar  an) 
und  den  Pelagios*^),  aber  nicht  den  in  die  erste  Hälfte  des 
7ten  Jahrhunderts  gesetzten  Stephanos,  was  für  Mehrere  einen 
Grund  abgab,  ihn  vor  den  Letzteren  zu  setzen  '^).  Die  Schrift  ist 
in  mehreren  Handschriften  als  an  einen  armenischen  König  Pe- 
tasios  gerichtet  aufgeführt;  aber  wenn  schon  Borrichius*')  die 
sehr  richtige  Ansicht  aussprach ,  eine  genaue  Kenntniss  der  Zeit 
dieses  Petasios  würde  auch  die  Bestimmung  der  Zeit  unseres 
Olympiodoros  wesentlich  erleichtem,  so  mangelt  doch  gerade 
dieser  Anhaltspunkt  gänzlich*^).    Als  alexandrinischer  Philosoph 


M)  Vgl.  S.  345  flf.,  349  ff.,  356  f. 

^)  ^Ev  xaXq  rod  IltoXefiaiov  (und  auch  t&y  JltoXe/iaitay)  ßißXioS^i^XMS ;  vgl. 

Borrichias'  Conspect. ,  §  8,   Fabricius'  Bibl.  gr..  Vol.  XII,  p.  765, 

Höfer's  Hißtoire ,  2.  6d.,  T.  I,  p.  275,  532,  534. 

^^)  Borrichius  a.  e.  a.  0. 

«2)  Höfer  a.  e.  a.  0.,  p.  276. 
)  ^fifl-  FabriciuB  a.  e.  a.  0.,  p.  764  sq.  und  oben  S.  159,  Anmerk.  49. 

^)  Vgl.  Hof  er  a.  a.  0.,  p.  274;  auch  andere  ältere   alchemistisohe  Auto- 
ritäten, vgl.  S.368f.,  S.387,  Anmerk.  64,  S.396,  S.  403  und  S.355,  Anmerk.  37. 

«5)  Vgl.  Anmerk.  69. 

««)  Hermetis ,  p.  76. 

67)  Diesen  armenischen  König  Petasios  hat  man  mit  erstaunlicher  Tole- 

Kopp ,  Beitr.  m,  Oeioh.  d.  Ghenu  28 


434  Olympiodoros. 

wird  der  Verfasser  dieser  Schrift  fast  in  allen  Ueberschriften  der- 
selben ,  wie  sie  die  verschiedenen  Handschriften  haben ,  genannt, 
aus  Reicher  Angabe  man  vielleicht  eher  auf  den  Ort,  wo  er  lebte, 
als  auf  die  Heimath  schliessen  könnte.  Der  Name  Olympio- 
doros  kommt  mehreren  Gelehrten  aus  der  Zeit  zu,  welche  wir 
als  die  im  Allgemeinen  für  den  Verfasser  der  jetzt  uns  beschäfti- 
genden Schrift  wahrscheinliche  ansehen  dürfen,  imd  selbst  meh- 
rere Schriftsteller  desselben  Namens  von  Alexandria  sind  be- 
kannt^®). Die  Meisten  haben  als  den  alchemistischen  Schriftstel- 
ler den  Olympiodoros  von  Theben  in  Aegypten  betrachtet, 
der  in  der.  ersten  Hälfte  des  5  ten  Jahrhunderts  lebte  und  nament- 
lich als  Verfasser  von  Geschichtsbüchern  bekannt  ist,  von  wel- 


ranz  hingenommen  und  ich  erinnere  mich  nicht,  einem,  doch  so  nahe  lie- 
genden Zweifel  in  Beziehung  auf  die  Existenz  des  Petasios  oder  seine  Qualität 
als  armenischer  König  begegnet  zu  sein.  Denn  von  armenischen  Königen 
kann  für  die  Zeit,  um  welche  es  sich  hi^r  handelt,  nicht  die  Rede  sein,  da 
Klein-Armenien  schon  um  70  n.  Chr.  unter  römische  Herrschaft  gekommen, 
Gross-Armenien  um  412  n.  Chr.  unter  die  Perser  und  die  Byzantiner  getheilt 
worden  war.  Ich  habe  schon  erinnert  (S.  429),  dass  eine  ziemliche  Zahl  von 
Handschriften  in  der  Ueberschrift  des  Aufsatzes  des  Olympiodoros  die  An- 
gabe nicht  haben,  derselbe  sei  an  den  armenischen  König  Petasios  gerichtet 
gewesen.  Aus  dem  Texte  dieses  Aufsatzes,  welcher  freilich  wohl  nur  zum 
kleinsten  Theüe  fragmentarisch  veröffentlicht  ist,  ist  mir  keine  Stelle  bekannt, 
welche  jenen  Petasios  namhaft  machte;  der  Verfasser  des  Aufsatzes  schreibt 
allerdings,  was  aus  mehreren  dieser  Fragmente  zu  ersehen,  wie  an  einen  An- 
deren sich  richtend,  welcher  auch:  c5  g}tX6ao^  ^ianota  angeredet  wird, 
lieber  einen  Petasios  irgend  Etwas  zu  finden,  ist  mir  nicht  geglückt,  oder 
richtiger:  wo  (wie  z.  B.  auch  in  der  Hase-Dindorf  sehen  Ausgabe  von 
Stephani  Thesaur.  ling.  gr.)  ich  diesen  Namen  gefunden  habe,  war  derselbe 
nur  aus  der  Ueberschrift  zu  dem  hier  in  Rede  stehenden  Aufsatz  des  Olym- 
piodoros bekannt.  An  einen  Petasios  ist  auch  eine  alchemistische  Schrift 
eines  Ostanes  gerichtet  (vgl.  S.  409).  Der  Name  kommt  femer  in  einer 
älteren  Aufzählung  der  alchemistischen  Autoritäten  vor,  wie  sie  mehrere 
Handschriften  (nicht  alle)  haben  (vgl.  S.  349  ff.),  und  es  liegen  auch  Angaben 
vor,  dass  Petasios  selbst  Schriftsteller  auf  dem  Gebiet«  der  Alchemie  ge- 
wesen sei  (vgl.  S.  353,  Anmerk.  30). 

^)  üeber  Solche,  namentlich  Gelehrte  und  Schriftsteller,  welche  Olym- 
piodoros hiessen,  vgl.  Fahr icius'  Biblioth.  gr.,  Vol.  VI,  p.  237  sqq..  Vol.  IX, 
351  sqq.,  354 sq.;  ed.  Harles,  Vol.  VII,  p.  541  sqq.,  Vol.  X,  p.  627  sqq.,  631  sqq.; 
über  die  wichtigeren  Schöll's  Geschichte  der  griechischen  Litteratur,  Bd.  III 
[Berlin  183ü],  S.  231,  373,  395,  aber  auch  bezüglich  der  weniger  begründeten 
Unterscheidung  einzelner  Zell  er 's:  Die  Philosophie  der  Griechen,  lU.  Theils 
2.  Abtheil.,  2.  Aufl.  [Leipzig  1868],  8.  772. 


OlyiDpiodorofl.  4S5 

chen  uns  nur  ein  Auszug  erhalten  ist.  Diese  Ansicht  sprach  zu- 
erst Reinesius  aus^*)  und  stützte  sie  bald  darauf  <^)  noch  durch 
die  Bemerkung,  dass  dieser  Olympiodoros  nach  seiner  eigenen 
Aussage,  wie  Photios  berichtet 'i),  noiritfjg  gewesen  war  und  der 
letztere  Ausdruck  einen  Alchemisten  bezeichne'*).  Die  Wahr- 
scheinlichkeit dieser  Ansicht  erkannte  Conring'^)  an,  und  in  aus- 
fuhrlicher Weise  suchte  Lambeck  dieselbe  als  begründet  nach- 
zuweisen und  dagegen  erhobene  Einwürfe  zu  beseitigen'*).  An 
entgegenstehenden  Ansichten  fehlte  es  allerdings  auch  nicht: 
während  Salmasius  den  alchemistischen  Schriftsteller  Olym- 
piodoros in  eine  spätere  Zeit  gesetzt  zu  haben  scheint'^),  be- 
trachtete Borrichius  ihn  als   einer  früherer  Zeit  angehörig'«); 


«^)  In  seinem  1634  abgegebenen  Gutachten  über  die  Altenburger  o.  Go- 
thaer Handschrift  (vgl.  S.  298  f.,  bei  Cyprianus  p.  94  und  in  lateinischer 
Uebersetzung  bei  Fabricius  p.  754):  „Folgends  hat  Olympiodorus,  dessen 
buchlein  f.  166  b'*  [der  Handschrift]  „an^et,  geschrieben,  und  ist  die  meinung 
Salmasü,  als  hätte  dieser  extremis  Graeoiae  temporibus  gelebet,  daher  falsch, 
dieweil  er  des  Stephani,  welcher  umbs  jähr  Christi  620.  floriret  und  dieser 
kunst  erfahren  gewesen,  ganz  nicht,  des  Zosimi  aber  und  Synesii,  als  welche 
kurz  für  ihm  gewesen,  gar  offb  gedencket,  da  doch  diese  scriptores  dieses 
sonderlich  im  gebrauch  haben,  das  sie  alle  ihre  vorfahren  an  der  Kunst  alle- 
giren  und  nennen:  es  ist  auch  dieser  Olympiodorus  meines  erachtens  derje- 
nige, welcher  Thebis  Aegyptiis  natus  historiam  sui  temporis  von  a.  400.  bis 
425.  in  22  büchem  beschrieben  und  Keyser  Theodosio  Juniori  dediciret  hat** 

'^^)  Variae  lectiones  [Altenburgi  1640],  p.  154  sq. 

71)  Bibliotheca,  cod.  80;  vgl.  Lambeck  a.  Anmerk.  74  a.  0.,  p.  414 sq. 

72)  Vgl.  S.  348. 

73)  De  Hermetica  medicina,  p.  22  der  Ausgabe  von  1648,  p.  25  der  von 
1669. 

7*)  Commentar.  de  biblioth.  vindobon.  L.  VI.,  ed.  Kollarii  p.  409  sqq. 
Lambeck  beschäftigt  sich  hier  auch  namentlich  mit  dem  von  Labbö  in 
Dessen  Anmerkungen  zu  dem  von  Photios  aus  dem  Geschichtswerke  des 
Olympiodoros  von  Theben  Gegebenen  erhobenen  Einwurf,  dftss  der 
Geschichtschreiber  Zosimos  dieses  Olympiodoros  erwähne  und  also  jünger 
sein  müsse  als  der  Letztere.  Der  Einwurf  hatte  für  Diejenigen  Bedeutung, 
welche  den  Chemiker  Zosimos  und  den  Geschichtschreiber  Zosimos  als 
dieselbe  Person  betrachteten  (vgl.  S.  164,  Anmerk.  12);  Lambeck  suchte 
ihn  durch  die  Behauptung  zu  beseitigen,  dass  die  betreffende  Stelle  im 
Geschichts werke  des  Zosimos  nur  ein  späteres  Einschiebsel  sei.  Ich  gehe 
hierauf  nicht  weiter  ein,  da  die  Behauptung  der  Identität  jener  zwei  den 
Namen  Zosimos  führenden  Personen  bald  verlassen  wurde. 

76)  Vgl.  Anmerk.  69. 

7C)  Hermetis,  Aegyptiorum  et  chemicomm  sapientia ,  p.  76  sq.    Der 

28* 


436  Olympiodoros. 

man  findet  auch  eine  vereinzelte  Andeutung ,  dieser  Schriftsteller 
könne  mit  einem  der  Philosophen,  welche  Olympiodoros  Wessen, 
identisch  gewesen  sein'').  Die  Frage  über  die  Identität  des  al- 
chemistischen  Schriftstellers  und  des  Geschichtschreibers  Olym- 
piodoros betrachtete  Morhof  ®)  als  unentschieden,  imd  so  scheint 
sie  auch  noch  Fabricius  '^)  angesehen  zu  haben.    Als  jene  Iden- 


Geschichtschreiber  Olympiodoros  und  der  alchemistische  Sohriftsteller  die- 
ses Namens  seien  bestimmt  verschieden.  Ersterer  sei  aus  Theben  und  Heide 
gewesen,  Letzterer  aus  Alezandria  und  Christ  (vgl.  die  folgende  Anmerkung). 
Dahin  gestellt  wolle  er  es  sein  lassen,  ob  der  letastere  Olympiodoros  der 
schon  von  Plinius  (EQst  nat.  L.  I)  erwähnte  sei.  Höchstwahrscheinlich  habe 
Derselbe  vor  Constantin  dem  Grossen  gelebt  (also  in  oder  vor  dem  3ten 
Jahrhundert);  namentlich  die  Erwähnung  der  Ptolemäischen  Bibliotheken 
(vgl.  Anmerk.  60)  mache  wahrscheinlich,  dass  dieser  Olympiodoros  etwa 
ein  halbes  Jahrhundert  vor  Constantin  gelebt  habe.  —  Aber  später  (Consp. 
Script,  ehem.  celebr.,  §  8)  wird  von  Borrichius  „Olympiodorus  Alexandrinus, 
principatu  imperatoris  Theodosii  senioris  paulo  vetustior  (quod  alibi  decla- 
ravi)'*  aufgeführt. 

77)  Hof  er  in  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  274  fM^  von  dem 
Verfasser  der  uns  beschäftigenden  Schrift:  H  invoque  meme  la  Bible  comme 
une  autorite  en  matiere  alchimique,  ce  qui  semblerait  indiquer  que  le  celebre 
commentateur  d'Aristote  (suppos6  qu'il  soit  identique  avec  notre  Olympiodore) 
avait  embrasse  le  christianisme.  Man  sollte  vermuthen,  es  sei  hier  Olym- 
piodoros von  Alexandria  der  Jüngere  gemeint,  welcher  in  der  zweiten 
Hälfte  des  6ten  Jahrhunderts  lebte  und  einen  Commentar  über  die  Meteoro- 
logica  des  Aristoteles  schrieb.  Aber  damit  steht  nicht  in  Einklang,  dass 
Hof  er  a.  a.  0.,  p.  272  sagt:  Olympiodore,  philosophe  d'Alexandrie,  dont  nous 
allons  communiquer  quelques  fragments  inedits  sur  l'art  sacre,  est  tres-pro- 
bablement  le  meme  que  le  commentateur  de  Piaton  et  d'Aristote.  Nous  adop- 
tons  Popinion  de  Borrichius,  qui  fait  vivre  ce  philosophe  vers  le  milieu  da 
IV«  siecle,  peu  de  temps  avant  le  r^gne  de  Theodose  le  Grand.  Dann  er- 
wähnt noch  Hof  er  der  Ansicht  des  Beinesius,  dass  der  alchemistische 
Schriftsteller  Olympiodoros  mit  dem  im  Anfange  des  5 ten  Jahrhunderts 
lebenden  Geschichtschreiber  dieses  Namens  identisch  sei.  —  Ob  unser  Olym- 
piodoros Christ  gewesen  sei,  was  auch  Borrichius  (vgl.  die  vorhergehende 
Anmerkung)  annahm,  ist  mir  durch  das  aus  seiner  Schrift  bekannt  Gewor* 
dene  doch  nicht  sicher  nachgewiesen,  so  gewiss  es  auch,  nach  dem  schon 
von  Borrichius  (a.  a.  0.)  und  namentlich  von  Höfer  (a.  e.  a.  0.,  p.  532, 
534)  Mitgetheilten,  ist,  dass  er  mit  der  Mosaischen  Tradition  von  der  Schaf- 
fung der  Menschen  bekannt  war  und  die  Namen  der  ersten  Menschen  bei 
ihm  auch  in  symbolischer  Bedeutung  vorkommen. 

78)  Polyhistor  literarius  [Lubecae  1695],  P.  I,  p.  109  sqq. 

■^9)  Verschiedenes  auf  diese  Frage  Bezügliches  hat  Fabricius  in  Bibl. 
gr.,   Vol.  VI   [Hamburgi  1714],  p.  238   bei  der  Besprechung  des   Geschieht- 


.  Stephanos.  437 

tität  anerkennend,  ohne  dass  einige  Confiision  mit  einem  Philo- 
sophen Olympiodoros  ausgeschlossen  wäre,  kann  man  Lenglet 
du  Fresnoy®®)  und  nach  ihm  Schmieder ®^)  nennen.  Mit  schär- 
ferer Sonderung  der  verschiedenen  Gelehrten,  welche  Olympio- 
doros hiessen,  hat  in  neuerer  Zeit  Schöll^^)sich  dahin  ausgespro- 
chen, dass  die  uns  beschäftigende  Schrift  „unstreitig  des  Geschicht- 
schreibers Olympiodoros,  der  sich  bei  Photius  einen  Chemiker 
nennt",  Werk  sei;  imd  Grässe®*)  giebt  an,  dass  „Olymp iodorus 
aus  Theben  in  Aegypten  gewöhnlich  für  den  Ghymiker  gleichen 
Namens  angesehen"  wird.  Auch  ich  halte  diese  Annahme  nach 
dem  jetzt  Vorliegenden  für  die  wahrscheinlichere,  wenn  auch  Man- 
ches mit  ihr  nicht  in  Einklang  Stehende  noch  nicht  beseitigt  oder 
noch  nicht  vermittelt  ist. 


Stephanos. 


Wohl  die  umfangreichste  unter  den  griechischen  alchemisti- 
schen  Schriften  ist  die  eines  Stephanos  über  die  Kunst  der  Gold- 
bereitung, in  neun  Stücken  »*),  auf  deren  zweites  folgend  noch  ein 
Sendschreiben  desselben  Stephanos   an  einen  Theodoros  ein- 


schreibers  Olympiodoros  von  Theben  zusammengestellt,  ohne  selbst 
eine  bestimmte  Ansicht  zu  änssem.  Da  wo  Fabricius  Verschiedene  dieses 
Namens  aufzählt,  steht  auch  (Bibl.  gr.,  VoL  IX  [Hamburgi  1719],  p.  352) 
Olympiodorus  Alexandrinus  scriptor  chemicus,  quem  cum  Thebano  historico 
eundem  pleriqne  faciunt. 

80)  Histoire  de  la  philosophie  hermetique  [ä  la  Haye,  1742],  T.  I,  p.  463; 
T.  III,  p.  22. 

81)  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  70  f. 

82)  Geschichte  der  griechischen  Litteratur,  Bd.  ül  [Berlin  1830],  S.  446; 
vgl.  auch  daselbst  S.  232. 

83)  Lehrbuch  einer  allgemeinen  Literargeschichte,  I.  Bds  2.  Abth.  [Dres- 
den u.  Leipzig  1838],  S.  1237. 

84)  Als  nQdU^g,  actiones  s.  lectiones,  Vorträge  o.  Abhandlungen,  sind 
diese  Stücke  bezeichnet.  Vgl.  bezüglich  des  Wortes  nQä^$g  Fabricii  Bibl. 
gr.,   Vol.   XII,  p.  694,  und  betreffiB  Morhof's    (Polyhistor  literarius  [Lu- 


438  Stephan  oe. 

geschaltet  ist.  Unter  der,  zunächst  dem  ersten  Stücke  zukom- 
menden Ueberschrift :  Staqxivov  'y^Xe^avSQeag  olxovfieviTtov  g?iAo- 
ö6q)0V  nal  didaöxdkov  tcsq]  trjg  Ugäg  tixvrig  z^g  zov  ;i;9V<Jot5  noit^- 
öecjg  wird  diese  Schrift  schon  in  dem  Inhaltsverzeichniss  der  wahr- 
scheinlich ältesten  Sammlung  aufgeführt  (vgl.  S.  261,  Nr.  1)  und 
hat  sie  wohl  die  uns  diese  älteste  Form  der  Sammlung  wahr- 
scheinlich erhaltende  Escurial-Handschrift  B  (S.  273,  Nr.  1);  unter 

ähnlicher  Ueberscl\rift  ( (pLko<s6q)ov  tcsqI  trjg  lagag  xal  %elag 

xixvrig )  haben  sie  die  Florentiner  (S.  264,  Nr.  6)   und  die 

Turiner  (S.  269,  Nr.  4)  Handschrift  und  kannte  sie  aus  einer  Pa- 
riser Handschrift  bereits   Borrichius^*);  unter  ähnlicher  Ueber- 
schrifb  ( —  —  tpiko66q)ov    xal  didaöxdkov    trjg  fieydkrig  xal   ugäg 
Tsxvrjg  nagl  xQV<5onouag)  haben  sie  auch  die  Wiener  (S.  294,  Nr.  1) 
imd  die  von  Fabricius  benutzte  Handschrift  (S.  279,  Nr.  35)»«), 
die  Altenburger  o.  Gothaer  (S.   301,   Nr.  1)  und  die  Münchener 
(S.  305,  Nr.  1)  Handschrift.  Dieselbe  Schrift 'findet  sich  auch  in  der 
Venetianer  Handschrift  (S.  259,  Nr.  7),  in  der  Escurial-Handschrift 
Ä  (S.  270,  Nr.  8),  in  den  Pariser  Handschriften  Nr.  2275  (S.  284, 
Nr.  6),  2325  (S.  285,  Nr.  5  u.  6),  2327  (S.  287,  Nr.  10)  und  2329 
(S.  289,  Nr.  9)»'),  auch  in  den  bei   Montfaucon  mit  3178  (vgl. 
S.  286,  Anmerk.  95)  und  3185  (vgl.  S.  288,  Anmerk.  98)  bezeichneten 
Handschriften  sowie  in  der  in  der  Bibliotheca  cardinalis  Badulphi 
enthalten  gewesenen  (S.  291,  Nr.  6),  in  der  Montpellier-Hand- 
schrift (S.  293,  Nr.  6),  in  der  Breslauer  (S.  298,  Nr.  1)  und  der 
Wolfenbütteler  (S.  309,  Nr.  4)  Handschrift.  Einzelne  Stücke  dieser 
Schrift  hat  die  Mailander  Handschrift  (S.  268,  Nr.  1  bis  3)88),  die 


becae  1695],  P.  1,  p.  102:  Stephanus  scripsit  nQu^e&g,  quas  hodie  processus 
vocamus,  uovem)  irriger  Deutung  des  Wortes  daselbst  Vol.  XII,  p.  778.  lie- 
ber das  Vorkommen  des  Wortes  nQä^&g  in  dem  Sinne  von  tractatio,  lectio 
vgl.  auch  Stephani  Thesaur.  ling.  gr.,  Vol.  VI  [Parisiis  1842—1847],  p.  1560 
der  Uase-D  in  dörfischen  Ausgabe.  Practische  Vorschriften  oder  Processe 
giebt  allerdings  des  Stephan os  Schrift  am  Allerwenigsten. 

8ö)  Hermetis,  Aegyptiorum  et  chemicorum  sapientia [Hafniae  1674], 

p.  80. 

8^)  Nur  auszugsweise  (Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  XII,  p.  769). 

8^  Nach  Höfer's  Angabe  (S.  290)  wohl  nur  einzelne  Stücke  aus  der- 
selben. 

88)  Iq  der  Inhaltsangabe  für  die  Sammlung  griechischer  alchemistischer 
Aufisätzei  deren  Herausgabe  Leo  AUatius  beabsichtigt  hatte,  kommt  auch 


Stephan  08.  "^  439 

drei  letzten  die  Oxforder  Handschrift  (S.  315,  Nr.  15),  Auszüge 
auch  die  Leydener  Handschrift  (S.  311  f.,  Nr.  1  u.  19)  und  einzelne 
Aussprüche  des  Stephanos  die  Florentiner  Handschrift  (S.  266, 
Nr.  41).  Die  Anfangsworte  der  Schrift  sind,  fast  überall  ohne  er- 
hebliche Varianten :  Qeov  zciv  navtav  ayot^äv  atnov  xal  ßaüilia 
%äv  ok(av  -  -  -;  die  des  Sendschreibens  an  den  Theodoros,  wel- 
ches immer  nur  unter  der  Ueberschrift :  Tov  avxov  Uveqxivov 
(oder  auch  nur:  Tov  avrov)  imötoXri  iCQog  SaodcoQov  vorzukom- 
men scheint :     TTbqI  tov  aygov  yvä^i .     Lateinische  Ueber- 

setzungeÄ  dieser  Schrift  sind  handschriftlich,  von  Unbekannten 
gefertigt,  auf  den  Bibliotheken  zu  Wien  und  Gotha  ®^)  und  auf  der 
zu  Wolfenbüttel  »0).  Eine  lateinische  Uebersetzung  fertigte  Pi- 
zimenti  an,  und  er  veröffentlichte  sie  zusammen  mit  anderen,  der 
Schrift  des  Democrit  zur  Erläuterung  dienenden  Aufsätzen 
1573  ö^).  Von  dem  ersten  Stücke  dieser  Schrift  publicirte  Grü- 
ner^*) den  griechischen  Text  aus  der  Breslauer  Handschrift, 
unter  Mitbenutzung  der  Altenburger  o.  Gothaer  und  Angabe  der 
Varianten,  und  zugleich  die  auf  der  Gothaer  Bibliothek  befind- 
liche lateinische  Uebersetzung.  In  neuerer  Zeit  ist  der  giiechische 
Text  der  ganzen  Schrift  durch  J.  L.  Ideler  ^3)  publicirt  worden, 
doch  ohne  dass  sich  ersehen  Hesse  auf  Grund  welcher  Handschriften. 
Wie  schon  bemerkt  zerfallt  diese  Schrift  in  neun  Stücke,  zu 
welchen  noch  das  Sendschreiben  an  den  Th  eodoros  kommt.  Wie  die 
Ueberschriften  der  einzelnen  Stücke  in  dem  Inhaltsverzeichniss 
der  wahrscheinlich  ältesten  Sammlung  und  für  die  Leydener 
Handschrift  angegeben  sind,  habe  ich  bereits  S.  261,  Nr.  1  und 
S.311£,  Nr.l  mitgetheilt.  Es  erscheint  jedoch  angemessen,  hier  diese 


ausser  der  vollständigen  Schrift  des  Stephanos  in  neun  Stücken  (vgl. 
S.  249  f.,  Anmerk.  13,  Nr.  14)  noch  einmal  das  neunte  Stück  derselben  (vgl. 
daselbst,  Nr.  11)  als  ein  besonderer  Aufsatz  vor. 

89)  Vgl.  S.  338. 

9«)  Vgl.  8.  309. 

91)  Vgl.  oben  S.  110. 

92)  In  einem  1777  ausgegebenen  Jenaer  Promotions-Progi'amm  (C.  G.  Grü- 
ner dissertationem  inauguralem  viri  d.  C.  G.  Gesner habendam  indicit). 

Es  ist  nicht  überflüssig  zu  bemerken,  dass  die  hier  stehende  Uebersetzung 
von  der  des  Pizimenti  verschieden  ist. 

93)  Physici  et  medici  graeci  minores,  Vol  XII  [Berolini  1842],  p.  199  sqq. 


440  StephanoB. 

Ueberschriften,  wie  sie  Ideler's  Angabe  hat,  mit  denen,  welche 
sich  in  Pizimenti'sUebersetzung  finden,  hier  zusammenzustellen: 

SxBqmyov  ^AXe^ayd^itag    oixov/ÄSy&xoi>    qf$Xoa6ipov    xai    dufacxüXov 
ti}g  fieydXrig  xal  h^äg  tix^jg»    He^i   /^«ffoTTOi'ta;    n^äUg  ^vy 

Stephani  Alexandrini  oecnmeuici  philosophi  et  magistri 
magnae  hujus  artlB  auri  conficiendi,  actio  prima. 

Tof>  avxoö  Sxeipdyov  cvy  d-stfi  n^ältg  devxiQa, 

f^usdem  Stephani,  Deo  favente,  actio  secunda. 

ToÖ  avxoö  £xegxtyov  inunoXtj  n^og  SeodtoQoy, 

Ejufldem  Stephani  epistola  ad  Theodorum. 

Toii  (cvxoö  Sxeqxxyov  negl  roD  iyöXov   p.  iyvXov]    xöc/aov.   nQä^tg 
avy  ^^ew  y. 

Ejasdem  Stephani  de  materiali  mundo,  Deo  favente,  actio 
tertia. 

» 

ToÖ   avxoif  JSxstpdyov    slg   x6   xax*  iyi^CMy  nQä^tg    tfvy  d-e^   xe- 
xäQXrj. 

Ejnsdem  Stephani  in  id,  quod  ad  operationem  facit,   di- 
vina  beneficentia,  actio  qnarta. 

Toi>  avxoü  JSxBg}dyov  q)&Xo<y6<pov    eig  x6   xax^    iyiQyeKcy    xf]g   d-sCag 
tixyfjg  TfQäUg  avy  d-et^  «'. 

Ejasdem  Stephani  in  hnjua  artis  opuB,  Deo  favente,  actio 
qointa. 

ToÖ  €tvToö  JSxsqxiyov  g)$Xoc6(pov  ngä^tg  avy  ^^6fi  %\ 
Ejasdem  Stephani,  Deo  favente,  actio  Bexta. 

ToÖ  uvtoö  JSx€g>äyov  ff^Xoa6ipov  TiQä^tg  avy  d-e^  Ißdö/itj. 

Ejasdem   Stephani   philosophi,    Deo  favente,   actio  sep- 
tima. 

ToC  avxoö  liB(p€tyov  olxovfiey&xoi>  g>tXoa6(pov  nQä^g  tf   neQtxofdt^g 
[al.  negl  tö/arig]  xijg  le^ag  xix^fiS' 

Ejasdem  Stephani  oecumenici  philosophi  actio  octava  de 
hujus  artis  sectione. 

ToÖ  avxoö  SxBifdyov   q:tXoa6gjOV    didaaxuXiit    nqbg  ^HqdxXs^oy   xby 
ßaatXia,  nQä^ig  avy  &e(p  iyydxrj. 

Ejasdem  Stephani  philosophi  ad  Heracliam  regem,   ope 
divina,  actio  noiia. 

Diese  Schrift,  welche  in  einer  Anzahl  von  Handschriften  die 
Reihe  der  in  denselben  enthaltenen  Aufsätze  eröffnet,  ist  in  Be- 
ziehung auf  ihre  Wichtigkeit  sehr  verschieden  beurtheilt  worden. 
Bei  den  folgenden  griechisch  schreibenden  Alchemisten  scheint  sie 


Stephanos.  441 

in  hohem  Ansehen  gestanden  zu  haben,  danach  zu  urtheilen,  wie 
in  der  Aufzählung  der  alchemistischen  Autoritäten,  welche  der 
Ungenannte  gegeben  hat  (vgl.  S.  344  ff.),  der  Name  des  Stepha- 
nos genannt  und  seiner  schriftstellerischen  Leistimg  erwähnt  ist; 
und  auch  in  den  anderen  derartigen  Aufzählungen  kommt  der 
Name  Stephanos  immer  wieder  vor  (vgl.  S.  348  ff.).  Auch  unter 
den  Neueren  haben  Einzelne  diese  Schrift  ziemlich  hoch  gestellt 
Reinesius^^)  hielt  sie  für  den  besten  Commentar  zu  den  Lehren 
der  älteren  Alchemisten;  Fabricius^^)  betrachtete  es  als  der 
Mühe  werth,  eine  Anzahl  Personen  und  Lehren,  deren  in  dieser 
Schrift  Erwähnung  geschieht,  unter  Bezugnahme  auf  des  Pizi- 
menti  Uebersetzung  hervorzuheben;  Lenglet  du  Fresnoy  be- 
sprach den  Stephanos  zwar  nicht  ausführlicher,  versagte  ihm 
aber  doch  in  seiner  chronologischen  Aufzählung  der  Alchemisten»«) 
das  Sternchen  nicht,  qui  marque  un  adepte.  Aber  Borrichius 
im  I7ten  Jahrhundert  hat  den  Stephanos  so  wenig  einer  beson- 
deren Besprechung  gewürdigt,  als  Höfer  in  dem  unsrigen,  und  bei 
einem  neuereu  Litterarhistoriker*')  wird  die  uns  jetzt  beschäfti- 
gende Schrift  kurz  als  eine  Lächerlichkeit  abgefertigt.  —  Die  Be- 
deutung, welche  diese  Schrift  etwa  beanspruchen  könnte,  wäre,  so 
viel  ich  beurtheilen  kann,  ihr  wesentlich  in  der  Beziehung  zuzuer- 
kennen, dass  dieselbe  eine  Art  Uebergang  in  der  alchemistischen 

• 

Schreibweise  markirt:  eng  sich  anschlieasend  an  ältere  Lehren, 
namentlich  solche  des  Democrit,  giebt  sie  weitschweifige  Para- 
phrasen derselben  und  angebliche  Erklärungen  älterer  undeut- 
licher Bezeichnungen  durch  lange  Reihen  gleich  unverständlicher 
Synonyme,  zusammen  mit  allgemeinen  Betrachtungen,  unermüd- 
lich fortgesetzten  Exclamationen  und  religiösen  Anrufungen ,  wie 
sich  dies  in  früheren  alchemistischen  Schriften  nicht  in  solcher 
Weise,   wohl  aber  in  späteren  findet     Auf  einzelne  Erwähnungen 


^)  In  seinem  Gutachten  über  die  Altenborger  o.  Gothaer  Handschrift 
(vgl.  S.  298  f.;  bei  Cyprianus  p.  96):  „Und  ist  unter  allen  diesen  scriptis" 
[genannter  Handschrift]  „keines,  das  die  machtsprüche  and  lehren  der  alten 
besser  erkläret". 

^^)  Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  695  sq. 

9^)  Histoire  de  la  philosophie  hermetique  [a  la  Haye,  1742],   T.  I,  p.  463. 

97)  Bei  Scholl;  vgl.  unten  Anmerk.  109. 


442  Stephanos. 

und  Ausdnicksweisen,  welche  diese  Schrift  hat,  habe  ich  schon  im 
Vorhergellenden  öfter  Bezug  genommen ,  und  auf  Einzelnes  darin 
Enthaltene  (namentlich  ein  viel  besprochenes,  alchemistisch  gedeu- 
tetes Räthsel)  komme  ich  noch  zurück.  Eine  irgend  bestimmtere 
Angabe  über  den  Gedankengang,  welcher  der  Besprechung  der 
Metallveredlung  in  dieser  Schrift  zu  Grunde  liege,  herauszube- 
kommen, gelingt  mir  nicht;  wenn  auch  in  dem  zweiten  Stücke,  an* 
scheinend  als  das  Princip  der  künstlichen  Hervorbringung  edlen 
Metalls  und  in  engem  Anschluss  an  ältere  Lehren,  vorzugsweise 
besprochen  wird,  dass  nach  angemessener  Behandlung  und  Schwär- 
zung des  Kupfers  und  der  Weissfarbung  desselben  eine  zuverlässige 
Gelbfitrbimg  hervorzubringen  sei,  möchte  ich  doch  nicht  sagen, 
dass  man  hierin  den  Angelpunkt  zu  sehen  habe,  um  welchen  sich 
die  ganzen  Betrachtungen  des  Stephanos  drehen.  —  Sachlich 
für  die  Geschichte  der  Chemie  Interessantes  findet  sich  in  dieser 
Schrift  kaum,  wenn  man  auch  früher  Einzelnes  Derartiges  für  sie 

hervorhob  ^®). 

Der  Verfasser  dieser  Schrift  war  Christ^*).  Dass  das  letzte 
der  neun  Stücke  dem  Herscher  Herakleios  zugeschrieben  ist, 
an  welchen  sich  dann  auch  in  dem  Anfange  dieses  Stückes  die 
Rede  richtet,  lässt  —  unter  der  Voraussetzung  (welcher  meines 
Wissens  Nichts  widerspricht) ,  dass  hier  an  den  oströmischen  Kai- 
ser Herakleios  zu  denken  sei,  welcher  610  bis  641  regierte  — 


98)  Seh  mied  er  z.  B.  (Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  72)  sagt 
bei  der  Besprechung  des  Stephanos:  „Bei  ihm  kommt  zuerst  die  deut- 
liche Angabe  vor,  dass  der  Arsenik  die  Wirkung  habe,  das  Kupfer  weiss  za 
machen",  und  ich  bin  dieser  Behauptung  gefolgt  (Geschichte  der  Chemie, 
lY.  Theil  [Braunschweig  1847],  S.  94).  Aber  abgesehen  von  undeutlicheren 
Angaben  früherer  Schriftsteller  hat  schon  Olympiodoros  die  weisse  Fär- 
bung des  Kupfers  durch  Arsen  deutlichst  besprochen;  vgl.  Höfer's  Histoire 
de  la  chimie,  T.  I,  1.  ed.,  p.  264,  501,  2.  ed.,  p.  27-1,  528. 

^^)  Wie  mit  grösster  Bestimmtheit  u.  a.  aus  dem  Anfang  und  dem  Ende 
des  ersten  Stückes,  dann  aus  dem  Anfang  des  achten  Stückes  (nach  dem  bei 
I de  1er  stehenden  griechischen  Texte,  weniger  deutlich  nach  Pizimenti's 
Uebersetzung),  endlich  aus  dem  Anfange  des  neunten  Stückes  hervorgeht.  Bei- 
nesius  bemerkte  a.  o.  a.  0.:  „Von  Stephane  ist  offenbar,  dass  er  ein  Christ 
gewesen,  dieweil  er  etliche  Sprüche  aus  den  Evangelisten,  auch  die  epiateln 
S.  Pauli  offt  anzeucht.  In  der  Lehre  aber  vom  heil.  Geiste,  also  das  derselbe 
nur  vom  vater  ausgehe,  ist  er  etwas  irrig,  praxi  7.,  wie  alle  dieienigen,  welche 
denen  orientalischen  und  griechischen  Kirchen  damaln  zugcthan*'. 


Stephano8.  443 

den  Verfasser  in  die  erste  Hälfte  des  7ten  Jahrhunderts  setzen. 
Als  Alexandriner  wird  derselbe  in  den  Handschriften,  welche  die 
in  Betracht  stehende  Schrift  enthalten,  immer  bezeichnet.  Als 
Stephanus  philosophus  vetus  auctor  XW^^^S  i  qui  vixit  sub  Hera- 
clio,  wurde  der  Verfasser  von  Salmasius*^^)  anerkannt,  und  die 
Schrift  als  Stephani  Alexandrini,  qui  universalis  philosophus  vo- 
catus  ac  sub  Heraclio  vixit,  nach  Lambeck's^^^)  Vorgang  von 
Morhof  10*).  Ein  Schluss  auf  den  Wirkungsort,  wie  ihn  Conring 
aus  dem  dem  Stephanos  beigelegten  Prädicate  zog^^'),  erscheint 
nicht  als  gerechtfertigt.  Aber  mehrfach  vertreten  ist  die  Ansicht, 
dass  der  alchem istische  Schriftsteller  Stephanos  der  Alexan- 
driner und  ein  medicinischer Schriftsteller  Stephanos  der  Athe- 
nienser^®'*)  identisch  seien.  Diese  Ansicht  hat  wohl  zuerst,  und 
zwar  ohne  irgend  welche  Beweisführung,  Joh.  Gerh.  Vossius^^^) 
ausgesprochen;  sie  adoptirte  dann  Fabricius^^^*'),  und  man  findet 


*o®)  Plinianae  exercitationes  in  Solini  polyhistora  [Parisiis  1629],  P.  II, 
p.  1097. 

'0*)  Commentar.  de  biblioth.  viudobon.  L.  VI.,  ed.  KoUarii  p.  380  sq. 

102)  Polyhistor  literarius  [Lubecae  1695],  P.  I,  p.  102. 

103)  Dass  nämlich  Stephanos  in  dem  Titel  seiner  Schrift  als  olxov/bieyi- 
x6^  ^Mcoipog  bezeichnet  ist.  •  In  Conring's  Schrift  De  Hermetica  medicina 
(p.  23  der  Ausgabe  von  1648,  p.  26  der  von  1669)  wird  genannt  der  Ver- 
fasser der  oben  besprochenen  Schrift,  Stephanus  Alexandrinus,  quem  Constan- 
tiuopolitanum  potius  dixeris,  si  fuit  oecumenicus  doctor;  quo  titulo  libros 
illins  in  Italiae  quadam  bibliotheca  latere,  testatur  Josias  Simlerus.  Wozu 
aber  Fabricius  (Bibl.  gr..  Vol.  XII,  p.  694)  richtig  bemerkt:  At  oecume- 
nicus potnit  etiam  dici  propter  artis  et  scientiae  amplitudinem,  non  ob  digni. 
tatem  patriae  vel  urbis,  in  qua  docuit,  fuitve  versatus. 

10*)  Vgl.  über  Diesen  Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  XII,  p.  693  sq  Der  Lehrer 
Desselben  war  einer  der  bekanntesten  medicinischen  Schriftsteller  aus  dem 
Anfange  des  7 ten  Jahrhunderts,  Theophilos  Protospatharios;  vgl.  über 
Letzteren  Fabricii  Bibl.  gr..  Vol.  XII,  p.  648 sqq.,  Sprengeles  Geschichte  der 
Arzneykunde,  IL  Theil,  S.Auflage  [Halle  1823],  S.  302  ff.  Stephan  von 
Athen  findet  bei  Sprengel  (a.  e.  a.  0.,  S.  305)  nur  kurz  Erwähnung. 

106)  Gerh.  Joh.  Vossii  de  philosophia  et  philosophorum  sectis  libri  duo 
[Hagae-Comitis  1658],  p.  109.  Wo  Stephanns  Atheniensis  besprochen 
wird,  bemerkt  er,  es  werde  auch  eines  Philosophen  Stephanns  erwähnt, 
der  über  Chemie  geschrieben  habe:  non  dnbito,  quin  idem  fuerit. 

100)  Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII,  p.  693  (Fortasse  [Stephanus]  Atheniensis 
a  patria,  Alexandrinus  dicitur,  quod  ibi  versatus  et  medicam  artem  ibi  docne- 
rit  exercueritqne)  &  695. 


444  Theopbrastos. 

sie  öfters  ^<^')  bis  in  die  neuere  Zeit^^®)  wiederholt.  Wenn  diese 
Ansicht  auch  mehr  auf  einer  Vermuthung,  wegen  der  Ueberein- 
Stimmung  der  Zeit,  als  auf  directerem  Beweise  zu  beruhen  scheint, 
so  mangelt  doch  auch  andererseits  dem  gegen  sie  erhobenen  Wider- 
spruche 1®^)  die  nöthige  Begründung. 


Theophrastos ;  Hierotheos;  Archelaos. 


Ich  bespreche  in  dem  Folgenden  drei  alchemistische  Gedichte, 
als  deren  Verfasser  Theophrastos,  Hierotheos  und  Atchelaos 
genannt  sind;  ohne  dass  ich  indessen  Anhaltspunkte  dafür  hätte, 
sie  der  Zeit  nacli  hierher,  nach  Stephanos,  oder  auch  nur  in  die 
eben  angegebene  Reihe  zu  stellen,  wenn  nicht  etwa  für  letzteres 


^^"^  So  bei  Bandini  in  der  Beschreibung  der  Florentiner  (a.  S.  263, 
a.  0.,  p.  349),  80  bei  Pasini  in  der  Beschreibung  der  Turiner  (a.  S.  268, 
a.  0.,  p.  177)  Handschrift.  —  Auch  in  Jöcher's  Gelehrten-Lexicon  —  dem 
compendiösen  (II.  Theil  [Leipzig  1733],  S.  1335)  wie  dem  allgemeinen  (IV.  Theil 
[Leipzig  1751],  8.822)  —  wird  bei  Besprechung  des  Stephanos  von  Athen 
gesagt:  „Wird  aus  verschiedenen  Ursachen  für  einerlei  mit  demjenigen  ge- 
halten, welcher  sonsten  Stephanus  Alexandrinus  und  von  seiner  Pro- 
fession Medicus  und  Philosophus  (oder  Ghemicus)  genennet  wird". 

'^  Wie  in  Grässe's  Lehrbuch  einer  allgemeinen  Literargeechichte, 
II.  Bds.  1.  Abtheil.  [Dresden  u.  Leipzig  1839],  S.  544,  562.  Implicite  wird 
die  Identität  auch  anerkannt  in  S.  F.  G.  Hoffmann's  Lexicon  bibliograph. 
scriptorum  graecorum,  T.  III  [Lipsiae  1836],  p.  629. 

10^)  Scholl 's  Geschichte  der  griechischen  Litteratur,  Bd.  III  [Berlin 
1830],  S.  444,  bei  Besprechung  alchemistischer  Schriften:  „Ein  Arzt  des  sie- 
benten Jahrhunderts,  Stephanus  von  Alexandria,  oder  von  Athen,  hat 
ein  Werk  über  diese  Kunst,  Us^l  xQvffonottägf  in  neun  Büchern  hinterlassen, 
welches  dem  Kaiser  Heraklius  gewidmet  ist.  Der  griechische  Text  des- 
selben findet  sich  handschriftlich  auf  der  königlichen  Bibliothek  zu  Paris''. 
Aber  S.  479,  wo  der  Mediciner  Stephanus  von  Athen,  der  Schüler  des 
Theophilus,  besprochen  wird :  „ Vorträge  {nQctU^g)  über  den  Stein  der  Weisen, 
von  denen  wir  bereits  gesprochen  haben,  werden  in  den  Handschriften  so- 
wohl ihm  [?]  als  einem  Stephanus  von  Alexandrien  zugeschrieben;  man  hat 
daher  nicht  nöthig,  ihm  diese  Lächerlichkeit  Schuld  zu  geben". 


Theophrastos.  445 

das  spricht,  dass  in  den  Handschriften  in  der  Regel  die  Gedichte 
der  genannten  drei  Schriftsteller  in  der  soeben  angegebenen  Folge 
der  letzteren  stehen.  Borrichius"^^)  führte  dem  entsprechend 
in  seiner  Uebersicht  der  alchemistischen  Schriftsteller  unmittelbar 
nach  Olympiodoros  den  Theophrastos,  dann  den  Hiero- 
theos,  dann  den  Archelaos  auf.  Lenglet  du  Fresnoy^^^) 
hat  ohne  weitere  Angabe  von  Qründen ,  aber  auch  wohl  ohne  den 
Besitz  solcher  zu  verheimlichen,  den  Archelaos  in  den  Anfang 
des  5ten  Jahrhunderts  („415  n.  Chr/'  ist  seine  sehr  präcise  An- 
gabe), den  Theophrastos  in  die  Mitte  desselben  (,,450*0)  ^^^ 
auf  unsicheren  Grund  hin  den  Hierotheos  in  das  7te  Jahrhun- 
dert („635**)  gesetzt,  und  Schmieder  ^i^)  ist  ihm  gefolgt  Reine- 
sius^^^j  hielt  diese  Gedichte  sämmtlich  für  Machwerke  Eines  Au- 
tors, zu  welcher  Ansicht  die  des  Borrichius  über  den  unglei- 
chen Werth  dieser  verschiedenen  Gedichte***)  in  bemerklichem 
Gegensatze  steht.  Eine  dieser  Ansichten  muss  unrichtig  sein; 
gewiss  aber  mit  Unrecht  sind  in  neuerer  Zeit  Archelaos,  Theo- 
phrastos und  Hierotheos  als  „medicinische  Didaktiker**  be- 
zeichnet worden  11*). 


Das  Gedicht  des  Theophrastos  kommt,  zusammen  mit  den 
beiden  anderen,  in  zahlreichen  Handschriften  vor.    @Boq>Qdötov  q>i' 


^10)  ConspeotoB  soriptomm  chemicomm  oelebrioram,  §  9 — 11  (in  MaDgeti 
Bibliotheca  chemioa  curioBa,  T.  I,  p.  40). 

111)  Histoire  de  la  philosophie  hermetiqae  [k  la  Haye,  1742],  T.  I,  p.  60, 
463  8. 

112)  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  70,  71,  73.  Die  Zeit  des 
Theophrastos  nahm  so  auch  an  Grässe  (Lehrbach  einer  allgemeinen 
Literargeschichte,  II.  Bds.  1.  Abtheil.  [Dresden  u.  Leipzig  1839],  S.  544). 

11^)  In  seinem  Gutachten  über  die  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift 
(vgl.  S.  298  f.;  bei  Cyprianus  p.  91):  „Die  nahmen  Arohelai,  Hierothei,  Theo- 
phrasti  sind  erdichtet,  und  die  schlimmen  carmina  alle  eines  autoris,  und 
nichts  mehr  als  der  Stephanus  in  versus  übersezet:  der  wunderlichen  deoom- 
positorum,  vielfaltigen  exclamationen,  und  unnöthigen  repetitionen,  die  in 
diesen  carminibus  ad  nanseam  zu  lesen,  zu  gesohweigen". 

11^)  Vgl.  im  Nachstehenden  bei  den  einzelne»  Verfassern. 

11'')  In  Bernhardy's  Grundriss  der  griechischen  Litteratur,  II.  Theil 
[Halle  1845],  S.  1054. 


446  Theophrastos. 

koöoffov  Ttsgl,  trjg  avrrig  rix^qg  oiiolwg  (vorhergeht  das  Gedicht 
des  Heliodoros)  diM  6rLx(ov  Idiißcov  wird  schon  in  der  Inhalts- 
übemcht  der  wahrscheinlich  ältesten  Sammlung  aufgeführt  (S.261, 

Nr.  10),  und  unter  ähnlicher  Ueberschrift : negl  r^g  avtijg 

tsQag  oder  nsgl  xr^g  avtfjg  9slag  tixvrig fast    in  allen  den 

Sammlungen,  für  welche  eine  genauere  Angabe  derUeberschriflen 
der  in  ihnen  enthaltenen  Aufsätze  vorliegt  "^).  Nur  für  die  Flo- 
rentiner Handschrift  ist  die  Ueberschrift  wesentlich  anders,  selbst 
in  Verse  gebracht,  angegeben: 

&s6q)Qa6tog  q)vk66o(pog  tade  qxiöxat 
TIbqI  trjg  d-siag  yag  xal  Ugäg  XB%vrig 
^Ex  zäv  q>iko66(p(Dv  laiißixolg  ötlxoig. 

Das  Gedicht  haben  die  Venetianer  (S.  259,  Nr.  9),  die  Florentiner 
(S.  267,  Nr.  50),  die  Mailander  Handschrift  (S.  268,  Nr.  5),  die  Es- 
curial-Handschriften  A  (S.  271,  Nr.  25)  und  B  (S.  273,  Nr.  11),  die 
von  Fabriciusbenutzte  Handschrift  (S.  279,  Nr.  16),  die  Pariser 
Handschriften  2249  (S.  281,  Nr.  7),  2327  (S.  287,  Nr.  20)  und  2329 
(S.  290,  Nr.  20)^7),  auch  die  bei  Montfaucon  mit  3178  (vgl. 
S.  286,  Anmerk.  95)  und  3185  (vgl.  S.  288,  Anmerk.  98)  bezeich- 
neten Handschriften,  die  Wiener  (S.  296,  Nr.  30),  die  Breslauer 
(S.  298,  Nr.  13),  die  Altenburger  o.  Gothaer  (S.  301,  Nr.  3)  und 
die  Miinchener  Handschrift  (S.  305,  Nr.  3),  den  grösseren  Theil 
des  Gedichtes  (gegen  das  Ende  desselben  hin)  die  Oxforder  Hand- 
schrift (S.  315,  Nr.  18),  einen  Auszug,  wie  es  scheint,  aus  demsel- 
ben die  Leydener  (S.  312,  Nr.  4).  In  lateinische  Prosa  von  einem 
unbekannten  Uebersetzer  übertragen  haben  es  die  Bibliotheken 
zu  Wien  imd  zu  Gotha ^^®).  Fabricius'^^)  hatte  die  Anfangs- 
und Schlussverse  dieses  Gedichtes  veröffentlicht,  J.  St.  Bernard  ^**^) 
längere  Fragmente  aus  dem  Anfang,  der  Mitte  und  dem  Ende  des 


^1^)  So,  und  mit  dem  nachher  anzugebenden  Anfang,  kannte   dieses  Ge- 
dicht auch  Leo  AllatiuB,  vgl.  S.  249,  Anmerk.  13,  Nr.  3. 
"7)  Vgl.  auch  S.  291,  g. 
"8)  Vgl.  S.  338. 

119)  Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII,  p.  7G3. 

120)  In  seiner  Ausgabe   der   Schrift   Palladii  de   febribuf«   [Lngdnni   Bata- 
vorum  1745],  p.  154  sqq. 


Theophrastos.  447 

Gedichtes  nach  d'Orville's  Abschrift  aus  der  Venetianer  Hand- 
schrift; das  ganze  Gedicht  gab  in  neuerer  Zeit  J.  L.  Ideler  i**) 
heraus.  Die  Anfangsworte  desselben  werden  für  die  verachiede- 
nen  Handschriften  übereinstimmend  angegeben: 

Ot  täv  iSoq>Lötciv  avdgeg  SöneQ  QtitOQsg 
Evdaiiiovovvtsg  xal  ßvovvteg  navöoqxog  -  - 

aber  die  Zahl  der  Verse  etwas  verschieden:  zu  260  für  die  Flo- 
rentiner, zu  265  für  die  Venetianer"«),  Fabricius',  die  Wiener, 
die  Gothaer  und  die  Münchener  Handschrift;  262  Verse  hat,  abge- 
sehen vom  Titel,  Ideler's  Ausgabe.  —  Bezüglich  des  Werthes 
der  Schrift  habe  ich  oben^*')  des  Reinesius  Urtheil  mitgetheilt,- 
etwas  anerkennender  äusserte  sich  Borrichius"^),  dessen  An- 
sicht, hier  und  bei  den  zwei  zunächst  zu  besprechenden  Schrift- 
stellern, ich  desshalb  wiedergebe,  weil  er  sich  als  urtheilsfahig  be- 
trachtete, was  in  Anspruch  zu  nehmen  uns  bezüglich  der  Alche- 
mie  Ungläubigen  schwieriger  geworden  ist.  Wobei  ims  von  des 
Borrichius'  Urtheil:  Theophrastos  sei  mehr  der  Theorie  der 
Erzeugung  edlen  Metalles,  weniger  aber  der  practischen  Ausfüh- 
rung derselben  kundig  gewesen ,  das  letztere  zu  glauben  aber  am 
ersteren  zu  zweifeln  immer  noch  übrig  bleibt.  —  Dass  der  Verfas- 
ser des  Gedichtes  Christ  war,  geht  namentlich  aus  dem  Ende  des- 


'«*)  Physici  et  medioi  graeci  minores.  Vol.  11  [Berolini  1842] ,  p.  328— 
335. 

^^3)  Graeca  D.  Marci  bibliotheca  codicum  manu  scriptorura  [Venetiis  1740], 
p.  140. 

123)  S.  445,  Anxnerk.  113. 

134)  Conspectiie  scriptorura  chemicomm  celebrioram,  §  9:  Theophrastt^a 
junior  philosophus  christianus  versibus  jambicis  de  arte  sacra  ei  divina, 
ceu  vocat,  commentariuin  scripsit,  non  illum  poenitendae  lectionis,  in  quo 
praecipue  indueit  draconem  20  diebus  in  fimo  eqaino  sepultunit  donec  suam 
ipse  caadam  deglutiat;  hino  neoandum,  extrahendum  fei  ejas,  hoc  facto  cor- 
pus ejusdem  inalbescere,  et  sensim  aucto  calore  in  purpuram  terminari.  In 
processu  ipso  abstruse  agit,  dum  nullum  draconi  retinaculum  adjungit,  nul- 
lum  corpus,  cui  in  staium  volatilem  evehendo  deseryiat :  nee  id  satis  ex  disci- 
plina  videtur,  qnod  alborem  jam  nascentem  solius  tridui  labore  in  perfectam 
tradat  abire  flavedinem.  Id  quod  me  eo  indueit,  ut  existimem,  Theophra- 
stum  hunc  theoriae  peritiorem  fuisse,  quam  securae  praxeos.  —  Höfer  (His- 
toire  de  la  chimie,  2.  6d.,  T.  I,  p.  296)  findet  in  dem  Gedicht  eine  Anspie- 
lung auf  das  Blicken  des  Silbers  bei  der  Gupellation. 


448  Hierotheos. 

selben  deutlichst  hervor,  üeber  seine  Zeit  und  Persönlichkeit 
wissen  wir  Nichts.  Was  in  Beziehung  auf  erstere  Lenglet  du 
Fresnoy  willkürlich  angenommen,  wurde  oben  S.  445  erinnert, 
und  da  auch  in  Beziehimg  auf  letztere  des  Reinesius  Ansicht,  der 
Name  Theophrastos  sei  nur  ein  angenommener;  dass  aber  die- 
ser Name  als  der  eines  selbstständigen  alchemistischen  Schriftstel- 
lers früher  anerkannt  wurde,  geht  aus  der  Aufiiahme  desselben 
in  die  ältere  Liste  der  alchemistischen  Autoritäten  hervor,  welche 
S.  348  ff.  besprochen  wurde. 


Für  das  Gedicht  des  Hierotheos,  welches  in  dem  Inhaltsver- 
zeichniss  der  wahrscheinlich  ältesten  Sammlung  (S.  261,  Nr.  11) 
als :  ^IsQod'iov  (pcXoö6q)ov  nsgl  zrjg  avtijg  ^slag  tixvr^g  duc  ötixmv 
aufgeführt  ist,  haben  mehrere  der  zahlreichen  Handschriften^**), 
welche  es  enthalten,  eine  ähnliche  Ueberschrift,  auch  die  Angabe 
des  Hierotheos  als  des  Verfassers:  so  wohl  die  Escurial-Hand- 
Schrift  B  (S.  273,  Nr.  12),  so  die  Venetianer  Handschrift  (S.  259, 
Nr.  10)i«6),  die  Pariser  Handschrift  2249  (S.  281,  Nr.  8)"?),  die 
Wiener  (S.  296,  Nr.  31)  und  wahrscheinlich  auch  die  Breslauer 
(S.  298,  Nr.  14)  Handschrift,  femer  die  Altenburger  o.  Oothaer 
(S.  301,  Nr.  4)  und  die  Münchener  (S.  305,  Nr.  4)  Handschrift. 
Unter  einer  solchen  Ueberschrift  und  mit  dieser  Angabe  hat  die 
Oxforder  Handschrift  (S.  315,  Nr.  19)  ein  Fragment  dieses  Gedich- 
tes (den  Anfang  desselben) '«»);  und  so  stand  auch  in  der  von 
Fabricius  benutzten  Handschrift  (S.  279,  Nr.  17)  ein  Fragment 
dieses  Gedichtes  (der  ersten  Hälfte  desselben  entnommen),  das 
vollständigere  Gedicht  hatte  aber  diese  Handschrift  (S.  280,  Nr. 
56)  unter  der  Ueberschrift:  Tov  ^ItQo^iov  negil  kld-ov  täv  ipiko- 
öoqxDv  ^*9).    Unter  ähnlicher  Ueberschrift  scheint  das  Gedicht  auch 

^26)  £ine  ZasammenBtelliing  mehrerer  dieser  HandBchriflen  gab  bereits 
Harles  in  seiner  Ausgabe  von  Fabricii  Bib]iotheca  graeoa,  VoL  XI  [Harn- 
burgi  1808],  p.  636  sq. 

la«)  Vgl.  a.  Anmerk.  120  a.  0.,  p.  137. 

127)  Vgl.  Höfer's  Histoire  de  la  chimie,  2.  6d.,  T.  I,  p.  294. 
1^  üeber  das  Vorkommen  noch  eines  Fragmentes  ans  des  Hierotheos 
Gedicht  in  dieser  Oxforder  Handschrift  vgl.  S.  457,  Anmerk.  148. 

12»)  Diese  Ueberschrift  veranlasst  mich  zu  folgender  Bemerkung.  Schmie- 


Hierotheos.  449 


zu  haben  die  Escurial- Handschrift  A  (S.  271,  Nr.  26).    Aehnlich: 
Srlxoi  La^ßoi.  ll^ov  räv  <pikoö6(p(DVy  aber  ohne  Angabe  des  Bie- 


der sagt,  da  wo  (Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  79)  ein  Synesios 
Abbas  als  von  dem  Commentator  des  Democrit  y erschieden  besprochen 
wird  (vgl.  S.  150,  Anmerk.  19),  von  dem  Ersteren:  „Er  schrieb  eine  Ab- 
handlung nsQl  Toö  X(^ov  x&v  aog>&v^  Vom  Steine  der  Weisen,  Kach  diesem 
Titel  dürfte  man  ihn  in  das  vierzehnte  Jahrhundert  setzen,  weil  der  Ausdruck 
„Stein  der  Weisen"  bei  den  älteren  Griechen  nicht  üblich  war  tmd  der  Ter- 
minologie der  Lateiner  anzugehören  scheint."  Der  Bestimmtheit  der  Be- 
hauptung entspricht  bei  Schmieder  auch  in  diesem  Falle  die  Sicherheit 
der  Begründung  nicht.    Borrichius  (Hermetis,  Aegyptiorum  et  chemicomm 

sapientia [Hafniae  1674],  p.  69)  ging  zu  weit,  wenn  er  meinte :   da,   wo 

von  dem  Democrit  gesagt  werde,,  er  habe  negl  tijg  Xi&ov  geschrieben,   sei 
wohl  geradezu  zu  verstehen:  Xid'ov  rfjg  g)tXoaog>laq,    Aber  die  ältere  alchemi- 
stische  griechische  Litteratur  hat  schon   einen    dem  Eomarios  zugeschrie- 
benen Aufsatz  (vgl.  8.  417),  in  welchem  —  nach  den  in  zahlreichen   Hand- 
schriften enthaltenen  Ueberschrifben  desselben  —  der  Lehrer  der  Eleopatra 
Dieser  r^y  tixyTjv  tof)  XO-ov  r^g  g>^Xoao(piag  lehrt;  und  mehrere  Handschriften 
haben  die  Ueberschrift  des   Aufsatzes  des  Olympiodoros  (vgl.  S.  430)  mit 
der  Angabe  in  derselben,  dass  negi  tfjg  tixyrig  to0  Xi&ov  z&y  qtkXoaoq^tov  ge- 
handelt werde.    Dazu  kommt  noch  die  oben  angegebene  Ueberschrift  für  das 
Gedicht  des  Hierotheos;  dann  noch  eine  Capitel-Üeberschrift  UoCria^g  /näX- 
Xoy  Toi>  navxbg  XC^ov  xfjg   g)kXoaog>(ag  in  einem   Aufsatze   des   Christian os 
(vgl.  bei  Letzterem).    Zwei  anonyme  Aufsätze,   der  eine  überschrieben  'O  X(- 
O^og  zijg  (pfXoaog>iag  und  der  andere   Ue^l  rod  XC&ov  x&v   q>tXoa6g>tüy  j   stehen 
hinter  einander  in  der  Florentiner  Handschrift  (S.  265,  Nr.  20  u.  21)  und   in 
der  Pariser  2249  (vgl.  Höfer's  Histoire   de  la  chimie,   2.  ed.,  T.  I,   p.  298; 
beide  scheinen  in  der  Angabe  S.  281  unter  Nr.  11  zusammengefasst  zu  sein). 
Ueberschrifben,  in  welchen  derselbe  Kunstausdruck  vorkommt,    haben   wohl 
auch  die  anonymen  Aufsätze   Nr.  4,   14  u.  15   der  Pariser   Handschrift  2252 
(vgl.  S.  283),  Nr.  2  u.  19  der  Pariser  Handschrift  2329  (vgl.  S.  288  ff.),  Nr.  14 
der  Montpellier-Handschrift  (S.  293)  u.  a.    In   der   Schrift   des   Nikephoros 
Blemmydes  über  Goldbereitung  (vgl.  S.  289  f.,  Anmerk.  99)  wird  das  Mittel 
dazu  als  XC^og  xCbv  <ro(p<by   nach   Leo  Allatius'  Angabe    (vgl.   S.  250,  An- 
merk. 13,  Nr.  17),   als  Xi&og  tiby  g>^Xoa6g)<üy   nach  Hof  er 's  Angabe   (Histoire 
de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  363)  bezeichnet  (darüber,  dass  ein  solches  Mittel 
zur  Umwandlung  des  Silbers  in  Gold  hier  auch  als   ^tiqCov  benannt   ist,   vgl. 
oben  S.  209  f.,  Anmerk.  201).    Man  kann  hiemach  doch  nicht  sagen,  dass  der 
Ausdruck  „Stein  der  Weisen"  bei  den  älteren   griechisch-sch reibenden  Alpbe- 
misten,  deren  Aufsätze  in  den  uns   erhaltenen   Sammlungen  zusammengefasst 
sind,  nicht  üblich  gewesen  sei   und   der  Terminologie   der   Lateiner  anzuge- 
hören scheine.  —  Aehnliche  Kunstausdrücke,   deren  Bedeutung,  weniger  ver- 
ständlich  ist  und  auch  durch  das  ältere  alchemistische  Lexicon   nicht  gelehrt 
wird,    kommen   noch   vor:    ein    Aufsatz  nB^l  Xi&ov  /i;/ucvr*xy}^   z.  B.  in  d,er 
Florentiner  Handschrift  (S.  266,  Nr.  42)    und  ein  Aufsatz  ne^l  aljrjtriov  X(d;ov 
in  derselben  Handschrift  (S.  265,  Nr.  29).    Dass  der  Etesische  Stein  in  .  einer 

Kopp,  Beitr.  &  Ghetoh.  d.  Ghegi.  29 


450  HierotheoB. 

rotheos  als  Verfassers,  ist  das  Gedicht  überschrieben  in  der  Flo- 


dem  ZosimoB  zugeschriebenen  Schrift  besprochen  wird,  wurde  bereits 
S.  199  erwähnt,  und  dass  derselbe  in  dem  Aufsatze  des  Pelagios  eine  Rolle 
spielt,  habe  ich  schon  S.  426,  Anmerk.  28  erinnert;  o  Xid^og,  hvxkva  xaAoüa^y 
hrickoy  und  6  XC^og  6  izi^a^os  kommt  auch  in  des  Stephanos  Schrift  von 
der  Goldbereitung  vor  (in  Ideler' s  Ausgabe:  Physici  et  medici  graeci  mino- 
res, Vol.  II,  p.  212  z.  B.). 

Ich  will  bei  dieser  Gelegenheit  doch  auch  anmerken ,  dass  ein  anderer, 
später  zur  Bezeichnung  des  Mittels,  die  Metallveredlung  zu  bewirken,  oft  ge- 
brauchter Ausdruck:  Elixir^  meines  Wissens  bei  den  griechisch  schreibenden 
Schriftstellern,  die  uns  hier  beschäftigen,  nicht  vorkommt.  Dass  das  Wort 
aus  dem  Griechischen  stamme,  ist  behauptet  worden ;  Andere  nehmen  es  als 
aus  dem  Arabischen  kommend,  und  auch  aus  dem  Lateinischen  (von  elixare, 
sieden)  hat  man  es  ableiten  wollen.  —  Als  von  dem  in  der  ersten  Hälfte  des 
Uten  Jahrhunderts  lebenden  Avioenna  herrührend  wurde  früher  ein  al- 
chemistisches ,  in  der  lateinischen  üebersetzung  Liber  Abu  Ali  Abincine  de 
anima  überschriebenes  Werk  anerkannt,  welches  schon  in  dem  ISten  Jahr- 
hundert in  Ansehen  gestanden  zu  haben  scheint;  später  hat  man  es  als  unter- 
geschoben betrachtet  (vgl.  Wüsten feld's  Geschichte  der  arabischen  Aerzte 
und  Naturforscher  [Göttingen  1840] ,  S.  73).  Dieses  Werk  enthält  am  Ende 
der  Dictio  IV.  (Artis  chemicae  principes,  Avicenna  atque  Geber  [Basileae 
1572],  p.  108)  folgendes  Capitel,  unter  der  Ueberschrift:  De  elixir  cur  est, 
et  quomodo  interpretatur :  Dixit  Abuali  Abinoine:  Hie  dicam  cur  est  alexir: 
Alexir  est  res  quam  jactamus  super  corpus  majus,  ut  mittat  rem  de  sua  na- 
tura in  aliam,  Alexir  dicunt  quando  miscent  ibi  corpus  minus,  et  spiritum, 
et  elementa,  et  fermentum:  et  de  omnibus  fit  confectio  una,  et  propter  hoc 
est  alexir.  Alexir  verbum  graecum,  et  dividitur  in  ic  xir,  et  vult  dicere  ma- 
gnus  thesaums.  Et  dicunt  quidam,  quod  io  est  melius,  et  xir  census:  xir  ve- 
rum est  quod  est  census:  et  ita  est  (vult  dicere)  melior  de  thesauris.  —  In 
den  lateinischen  Uebersetzungen  der  Schriften  Geber's  werden  metallver- 
änderte Mittel  gewöhnlich  als  roedicinae  bezeichnet,  das  gold-  und  silber- 
machende als  Medicin  der  dritten  Ordnung;  der  Ausdruck  Elixir  ist  mir 
jetzt  nur  als  in  der  Schrift  de  investigatione  perfectionis  vorkommend  gegen- 
wärtig (c.  XII:  De  proprietatibus  elixiris  majoris),  wo  sich  auch  der  Aus- 
druck lapis  philosophorum  findet  (c.  III:  De  lapide  philosophorum  etc.)*  Der 
Ausdruck  Elixir  ist  zu  den  arabisirten  chaldäischen  Bezeichnungen  gezählt 
worden,  welche  die  Araber  in  die  chemische  Nomenclatur  eingeführt  hätten 
(Kesir,  el-Kesir,  essence;  Höfer's  Histoire  de  la  chimie,  1.  ed. ,  T.  I  [Paris 
1842],  p.  807).  Wie  mich  eine  Mittheilung  meines  Gollegen  G.  Weil  belehrt, 
heisst,  nach  dem  arabischen  Wörterbuche  Kamus  (aus  dem  14ten  Jahr- 
hundert), Iksir,  mit  dem  Artikel  AI-  oder  El-iksir:  „die  Alchemie  und  ist  das 
Dritte  der  Dinge,  welche  nur  dem  Namen  nach  bekannt  sind  aber  in  der 
Wirklichkeit  nicht".  Wozu  der  Commentator  bemerkt:  „Iksir  ist  bekannt 
unter  den  Theilen  und  Mischungen  der  Chemie,  wie  z.  B.  rother  Schwefel" 
Oetzterer  Ausdruck  wird  bei  arabischen  alchemistischen  Schriftstellern  auch 
zur  Bezeichnung  des  Mittels,  Metall  Veredlung   zu  bewirken,   gebraucht;   vgl. 


Ilierotheo«.  451 

rentiner  Handschrift  (S.  267,  Nr.   51)  und  in  der  Pariser  Hand- 


Schmied  er's  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  98).  Das  ältere  ara- 
bische Wörterbuch  des  Djauhari  (aus  dem  Ende  des  Uten  Jahrhunderts) 
hat  das  Wort  nicht  Im  Persischen  bedeutet  das  Wort  Iksir  Heilmittel  im 
Allgemeinen;  dem  entspräche  das  Wort  medicina  in  den  lateinischen  Ueber- 
setzungen  einiger  Schriften  Geber 's.  —  Bei  den  lateinisch  schreibenden  Al- 
chemisten  des  ISten  Jahrhunderts  kommt  der  Ausdruck  Elixir  für  das,  Gold 
und  Silber  künstlich  erzeugende  Mittel  öfter  vor.  So,  abgesehen  von  den  dem 
Raymundus  LuUus  beigelegten  Schriften  (ganz  in  der  Bedeutung  des 
Steins  der  Weisen  hat  z.  B.  das  Wort  Elixir  das  Testamentum,  Practica, 
cap.  2G;  p.  168  der  Kölner  Ausgabe  von  1573),  namentlich  bei  Albertus 
Magnus  und  bei  Roger  Bacon.  Wenn  hervorgehoben  wird  (bei  Höfer  a.e. 
a.  0.,  p.  364),  dass  nach  des  Albertus  Magnus  Aussage  in  der  Schrift  Compo- 
situm de  compositis  das  zur  Umwandlung  der  anderen  Metalle  in  Silber  oder 
Gold  dienende  Mittel  im  Arabischen  Elixir  heisse,  so  ist  allerdings  zu  be* 
merken,  dass  diese  Schrift  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  als  von  Albertus 
Magnus  mcA^  herrührend  zu  betrachten  ist.  Aber  auch  in  Dessen  Werk  de  rebus 
metallicis  et  mineralibus  kommt  der  Ausdruck  Elixir  für  das  metallveredlende 
Mittel  öfter  vor;  so  z.  B.  L.III,  tract.  I,  c.  7  sq.;  in  demselben  Sinne  wird  L.  TU, 
tract.  II,  c.  2  confectio,  quam  alchimici  elixir  vocant,  besprochen,  und  L.  I,  tract.  I, 
c.  1,  wo  Albertus  die  Beschäftigung  der  Alchemisten  als  auch  auf  die  Umwand- 
lung von  Steinen  sich  erstreckend  betrachtet,  sagt  er:  Non  enim  hie  intendimus 
ostendere  qualiter  aliquod  istorum  (von  Körpern,  die  zu  den  Steinen  gerech- 
net werden)  transmutetur  in  alterum,  aut  qualiter  per  antidotum  medicinae 
pjus,  quam  elisir  vocant  alchimici,  curantur  aegritudines  eorum  aut  occulta 
eorum  manifestantur.  Bei  Roger  Bacon  wird  die  medicina  perfecta,  quam 
philosophi  vocant  elixir  —  wie  er  sich  im  Eingang  des  uns  von  dem  Opus 
minus  Erhaltenen  ausdrückt  (Fr.  Rogeri  Bacon  opera  quaedam  hactenus  ine- 
dita;  edited  by  J.  S.  Brewer;  Vol.  I  [London  1859],  p.  314)  —  nicht  nur  als 
in  der  Art  wirkend  betrachtet,  dass  sie  grosse  Mengen  unedlen  Metalls  in 
edles  verwandelt  und  so  bei  Leblosem  die  Un Vollkommenheiten  beseitigt, 
sondern  im  Opus  majus  wird  sie  auch  als  lebensverlängerndes  Mittel  an- 
erkannt. Ich  will  hier  nicht  eingehender  besprechen,  wie  in  den  nächst- 
folgenden Jahrhunderten  das  Wort  Elixir  in  diesem  zweifachen  Sinne:  als 
metallveredlendes  und  als  gesund  machendes  und  erhaltendes  Mittel,  sich  ge- 
braucht findet.  Noch  bei  Libavins  am  Ende  des  16ten  und  im  Anfange 
des  17ten  Jahrhunderts  kommt  das  Wort  in  dieser  zweifachen  Bedeutung 
vor.  Quid  nominatar  elixyr?  lässt  Derselbe  in  dem  Dialog  de  mercurio  philo- 
Bophorum  (Commentariorum  alchemiae  Pars  II.  [Francofurti  ad  Moenum  1606], 
p.  88)  den  Euthymus  fragen,  worauf  Philiatrus  erwiedert:  In  genere 
medicina,  sanans  morbos  humanes,  et  auferens  a  metalHs  imperfectis  impu- 
ritatem.  Die  Elixire,  deren  Darstellung  Li  bav  ins  in  seiner  Alchymia  (p.  190  sqq. 
der  Frankfurter  Ausgabe  von  1G06)  lehrt,  sind  aber  alle  nur  Heilmittel  für 
Krankheiten  des  menschlichen  Körpers,  und  hier  wird  die  Delinition  gegeben : 
Elixyr  est  species  ox  pluribus  divcrsi  generis  simplicium  speciebus  compo- 
sita.    Dem   entsprach    der  Begriff,   welcher   mit  dem  Worte  Elixir  zu  einer 

29* 


452  Hierotheos. 

Schrift  2327  (S.  287,  Nr.  21)"o),  wohl  auch  in  der  Pariser  Hand- 
schrift 2329  (S.  290,  Nr.  21)  und  in  der  bei  Montfaucon  mit 
3178  bezeichneten  (vgl.  S.  286,  Anmerk.  95).  Die  Identität  des 
Gedichtes  bei  dem  Vorkommen  unter  so  verschiedenen  Ueber- 
schriften  ist,  auch  wo  der  Name  des  Hierotheos  als  der  des 
Verfassers  nicht  genannt  ist,  aus  dem  Zusammenstehen  desselben 
mit  den  Gedichten  des  Theophrastos  und  des  Archelaos  und 
namentlich  aus  der  Angabe  der  Anfangsworte  und  der  Zahl  der 
Verse  zu  ersehen.  Ich  weiss  nicht,  unter  welcher  Ueberschrift 
das  Gedicht  in  der  Mailander  Handschrift  (S.  268,  Nr.  6)  steht. 
Einen  Auszug  aus  dem  Gedichte  scheint  die  Leydener  Handschrift 
(S.  312,  Nr.  5)  zu  enthalten.  Eine  lateinische  Uebersetzung,  von 
einem  Unbekannten  gefertigt,  besitzen  die  Bibliotheken  zu  Wien 
und  zu  Gotha  ^^^),  Kaum  mehr  als  die  Anfangsworte  des  Gedich- 
tes waren  bekannt  geworden '^s),  als  Bernard  1745  ^'5),  wieder- 
um nach  einer  von  d'Orville  aus  der  Venetianer  Handschrift  ge- 
nommenen Abschrift,  grössere  Fragmente  aus  dem  Anfang  und 
der  Mitte  des  Gedichtes,  auch  die  Schlussverse,  veröflTentlichte. 
Später  hat  J.  L.  Ideler ^8*)  auch  dieses  Gedicht,  unter  dem  Titel: 
^leQO^iov  ipikoö6(pov  tcsqI  tijg  avTfjg  ^alag  xal  tsQag  xi%vrig  Öia  6x1- 
X(ov  vollständig  herausgegeben.  Die  Anfangsverse  sind: 
^AnuQXoiiai  Tcgoönki^ag  ^^^)  avq)QaöiöTarov 
Elnav  Xoyov  novrifia  ^^c)  ^ov  la^ißixov 

Zeit  verbunden  wurde,  wo  die  Chemiker  sich  von  der  alchemistischen  Rich- 
tung abgewendet  hatten.  Boerhave  (Elementa  chemiae  [Lugduni  Batavomm 
1732],  T.  I,  p.  79)  sagt:  Elixir  i)raecipue  videntur  [artifices]  appellasse,  ubi 
diversa  cori^ora  commista  simul,  servato  suo  pondere,  penitus  in  novas  muta- 
verunt  formas,  sicque  magisterium  quasi  de  pluribuB  producerent. 

130J  Vgl.  Mi  11  er' 8  Catalogue  des  manuscrits  grecB  de  la  bibliotheque  de 
TEscurial  [Paris  1848],  p.  148. 

131)  Vgl.  S.  338. 

182)  Schmieder's  Angabe  (Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1882],  S.  74): 
das  Gedicht  sei  in  Fabricii  Bibliotheca  graeca,  T.  XII  abgedruckt,  ist  nämlich 
unrichtig.  Von  dem  Vorkommen  eines  Aufsatzes  in  Prosa  unter  Hiero- 
theos' Namen  nimmt  Schmieder  gar  keine  Notiz. 

133)  A.  Anmerk.  120  a.  0.,  p.  1B7  sqq. 

134)  A.  Anmerk.  121  a.  0.,  p.  336  sqq. 

13Ö)  Anders  sind  diese  Anfangsworte  angegeben  für  das  Gedicht,  wie  es 
Leo  Allati  US  herauszugeben  gedachte;  vgl.  S.  249,  Anmerk.  13,  Nr.  4. 

136)  Nach  der  Venetianer  und  der  Wiener  Handschrift;  nodifjiu  nach  Ide- 
1er 's  Ausgabe. 


Hierotheos.  453 

Die  Zahl  der  Verse  wird  zu  223  für  die  Florentiner,  zu  230  für 
die  Venetianer  1") ^  Fabricius',  die  Wiener,  die  Gothaer  und  die 
Münchener  Handschrift  angegeben;  Ideler's  Ausgabe  hat,  aus- 
schliesslich des  Titels,  229  Verse.  —  Was  den  Inhalt  des  Gedichtes 
betrifft,  gebe  ich,  unter  Erinnerung  an  das  S.  445  Angeführte,  un- 
ten des  Borrichius'  Resum^^«»),  welcher  sich  bezüglich  des  Wer- 
thes  desselben  nicht  günstig  äussert. 

Dieses  Gedicht  ist  nicht  das  einzige  Schriftstück,  welches 
Sammlungen  griechischer  alchemistischer  Aufsätze  unter  des  Hie- 
rotheos Namen  haben.  In  einer,  wenn  auch  kleineren  Anzahl 
solcher  Sammlungen  findet  sich  auch  unter  diesem  Namen  ein 
Aufeatz  in  ungebundener  Bede:  %(fo^iov  tcsqI  z^g  U^ccg  vexvTig^^^); 


187)  A.  Anmerk.  122  a.  0.,  p.  140. 

1^)  Conspectus  scriptorum  chemicorum  celebriorum,  §  10:  Hierotheus 
philosophuB  jambis  illigavit  dissertationem  siiam  de  arte  sacra  et  divina,  id- 
que  pie,  et  erudite:  laudandus  egregio  conatu,  cui  eventum  quoque  respon- 
diese  verisimile  est.  Materia,  inqoit,  una  est,  et  simplex,  omnibus  cognita  no- 
mine, non  usu,  in  qua  praeparanda  labor  brevis,  sed,  nisi  aspirante  Deo,  inu- 
tilis.  Et  quidem  materia,  pergit,  triplici  forma  spectandam  se  offert,  licet 
unam  essentiam  perfeete  in  se  contineai  Huic  marem  adjunge  ex  vicinia 
Romae  oriundum,  eumque  purpureum,  generabunt  prolem  novam  parentibus 
dissimilem,  sed  venustiorem:  et  quae  sunt  alia,  ad  declarandum,  forsan  et  ad 
occultandum  adjecta.  Ex  hoc  autem  scripto  nemo  facile  magnum  in  arte  lu- 
men  sibi  pollicebitur,  ita  frequenter  luxat  ea,  quae  ad  rem  faciunt,  et  senten- 
tiam  in  medio  cursu  amputat. 

139)  Dieser  Aufsatz  steht  wohl  noch  in  einigen  anderen  Handschriften,  als 
den  S.  454  angeführten,  nach  Angaben  zu  urtheilen,  welche  Aufsätze  des  Eu- 
gen los  und  des  Hierotheos  zusammen  betreffen.  Vor  dem  oben  bespro- 
chenen Aufsatz  des  Hierotheos  steht  nämlich  in  der  Yenetianer  (S.  260, 
Nr.  37),  Fabricius'  (S.  279,  Nr.  24),  der  Wiener  (S.  296,  Nr.  27),  der  Alien- 
burger o.  Gothaer  (S.  302,  Nr.  24)  und  der  Münchener  (S.  806,  Nr.  19)  Hand- 
schrift ein  Aufsatz,  welcher  einfachst :  Evyeyhv.  überschrieben  zu  sein  scheint. 
Lambeck  sagt  bei  der  Beschreibung  der  Wiener  Handschrift,  derselbe  ent- 
halte Eugenii  cujusdam  secretum  chymicum;  est  autem  illud  fere  totum  notis 
sive  characteribus  chymicis  exaratum,  und  Aehnliches  sagt  bei  der  Beschrei- 
bung der  Münchener  Handschrift  Hardt,  welcher  auch  den,  allerdings  sehr 
unverständlichen  (S.  306,  Nr.  19  mitgetheilten)  Anfang  angiebt;  über  den  In- 
halt des  Aufsatzes  des  Eugenios  ist  sonst  Nichts  bekannt  geworden.  Dieser 
Aufsatz  zusammen  mit  dem  oben  besprochenen  des  Hierotheos  ist  nun 
wohl  im  Inhaltsverzeichnisse  der  wahrscheinlich  ältesten  Sammlung  (S.  262, 
Nr.  29)  unter  der  Angabe:  Evyeyiov  xal  *IeQo^iov   xs^Xata  aufgeführt,   und 


454  Hierotheos. 

SO  in  der  Venetianer  (S.  260,  Nr.  38) ,  wobl  auch  in  der  Mailander 
(S.  268,  Nr.  14),  in  Fabricius'  (S.  279,  Nr.  25),  in  der  Pariser 
2249 14»),  in  der  Wiener  (S.  296 ,  Nr.  28) ,  wobl  auch  in  der  Bres- 
lauer (S.  298,  Nr.  11),  in  der  Altenburger  o.  Qothaer  (S.  302,  Nr. 
25)  und  in  der  Müncbener  (S.  306,  Nr.  20)  Handscbrifb,  und  viel- 
leicbt  nur  auszugsweise  in  der  Leydener  Handschrift  (S.  312,  Nr. 
17).  üeber  den  Inhalt  dieser  Schrift  findet  man  nur  wenig  an- 
gegeben; Lambeck^^i)  sagt,  sie  sei  fere  tota  notis  sive  characte- 
ribus  chymicis  scripta,  und  von  der  Schwerverständlichkeit  die- 
ser älteren  Schreibweise  chemischer  Zeichen  und  Formehi  giebt 
der  Anfang  des  Aufsatzes  eine  Vorstellung,  welcher  bei  der  Be- 
sprechung der  Münchener  Handschrift  (S.  306,  Nr.  20;  ich  finde 
den  Anfang  des  Aufsatzes  nur  für  diese  Handschrift  angegeben) 
mitgetheilt  wurde.  An  den  eigentlich  alchemistischen  Theil  die- 
ses Aufsatzes  schliesst  sich  eine  Ermahnung  an,  deren  griechischen 
Text  Lambeck  theilweise,  Fabricius  im  Berichte  über  die  von 
ihm  benutzte  Handschrift  vollständiger  veröftentlicht  hat:  von  der 
frommen  und  rechten  Anwendung  des  Geheimnisses  der  üoldbe- 


entsprechend  Btehen  diese  beiden  Aufsätze  zasammen  in  der  diese  älteste 
Form  der  Sammlung  uns  wohl  erhaltenden  Escurial-Handschrift  B  (8.  27.^, 
Nr.  30).  —  Des  Eugenios  erwähnen  die  mir  zagänglichen  geschichtlichen 
Werke  über  die  Alchemie  und  die  Litteratur  derselben  kaum  (nur  bezuglich 
des  Vorkommens  des  Aufeatzes  in  einigen  Handschriften)  oder  gar  nicht; 
der  Einzige,  welcher  über  seine  Zeit  und  Persönlichkeit  eine  Yermuthung 
(und  zwar  eine  unzulässige ;  der  Aufsatz  ist  bestimmt  aus  späterer  Zeit  als  aus 
dem  4ten  Jahrhundert)  geäussert  hat,  ist  Reinesius.  In  seinem  Gutachten 
über  die  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift  (vgl.  S.  298 f.;  bei  Cyprianus 
p. 90sq.)  sagt  Dieser  nach  der  Erörterung,  dass  Heliodoros  des  Hermias 
Sohn  sich  wohl  mit  Alchemie  beschäftigt  und  Etwas  von  seinen  Schriften 
dem  Kaiser  Theodosios  dem  Grossen  dediciret  haben  könne:  „Sintemal 
gar  glaublich,  dass  obgedachter  Keyser  zu  der  Kunst  eine  sondere  beliebung 
rouss  getragen,  und  das  dieselbe  an  seinem  hoffe  damal  vielfältig  getrieben 
worden,  weil  auch  Eugenius,  entweder  der  Fl.  Eugenius  Asellus  Praef.  ürbis 
oder  der  andere"  [von  welchem  der  Geechichtschreiber  Zosimos  L.  IV. 
spricht]  —  — ,  „solcher  zugethan  gewesen,  wie  denn  eines  processus,  welcher 
ihme  zugeschrieben,  f.  190.  a."  [der  Altenburger  Handschrift]  „gedacht  wird." 
Es  wäre  ganz  müssig,  noch  Andere  des  Namens  Eugenios  zu  nennen,  an 
welche  man  mit  ebenso  wenig  zureichendem  Grunde  denken  kann. 

"^)  Nach  Höfer's  Angabe  in  Dessen  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I, 
p.  294. 

^*^)  Gommentar.  de  biblioth.  vindobon.  L.  Vi.,  ed.  Kollarii  p.  427. 


Hierotheos.  455 

reitungskuust,  von  der  Ehrbarkeit  und  Heiligkeit  des  Lebenswan- 
dels sammt  anderen  Tugenden,  deren  die  in  solcher  Kunst  Erfah- 
renen öder  ihr  sich  Widmenden  sich  befleissigen  müssen ;  wie  auch 
dass  der  zehnte  Theil  des  erlangten  Nutzens  zum  Bau  von  Elir- 
chen  und  zur  Unterstützung  von  Armen  zu  verwenden  sei. 

Es  wurde  S.  445  gesagt,  dass  Reinesius  den  Namen  Hie- 
rotheos für  einen  nur  angenommenen  hielt;  daran  erinnert,  wie 
Höfer  ^*2)  de  cet  hierotechnite  spricht.  Auffallend  ist,  dass  in  einer 
Anzahl  von  Handscliriften  das  Gedicht,  welches  andere  als  das 
des  Hierotheos  haben,  ohne  Nennung  eines  Verfassers  steht  (vgl. 
S.  449  ff,);  auch  dass  die  S.  348  ff.  besprochene  Aufzählung  alchemi- 
stischer  Autoritäten  zwar  die  Namen  Theophrastos  und  Ar- 
chelaos, aber  nicht  den  Namen  Hierotheos  hat.  Lambeck^^«) 
betrachtete  es  als  wahrscheinlich ,  der  alchemistische  Schriftsteller 
Hierotheos  möge  identisch  sein  mit  einem  Mönch  Hierotheos, 
cujus  Programma  et  Isagoge  in  Joannis  Climaci  Scalam  paradisi 
exstant  in  ejusdem  bibliothecae  Vindobonensis  codice  manuscripto 
theologico  graeco^**).  Der  Johannes  Scholasticus  s.  Klimakos 
lebte  in  der  zweiten  Hälfte  des  6ten  Jahrhunderts,  und  dab  gab 
Lenglet  du  Fresnoy  Veranlassung,  den  Hierotheos  in  das 
7te  Jahrhundert  zu  setzen  (vgl.  oben  S.  445).  Der  Verfasser  der 
unter  dem  letzteren  Namen  uns  zugekommenen  alchemistischen 
Schriftstücke  war  Christi^*);  aufweichen  Grund  hin  aber  Leng- 
let du  Fresnoy  ^*®)   ihn  den  Aegyptern  zuzählte,   ist  mir  unbe- 


142)  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  294. 

1^3)  Commentar.  de  bibliotheca  vindobon.  L.  VI.,  ed.  Kollarii  p.  428. 

"*)  Wahrscheinlich  von  demselben  Hierotheos  sind  auch  noch  andere 
theologische  Schriften  bekannt;  vgl.  Fabricii  Bibl.  gr.,  ed.  Harles,  Vol.  XI, 
p.  636. 

"ß)  Die  Erwähnungen  Christus'  in  dem  Gedichte  (nahe  am  Anfang 
und  gegen  das  Ende  hin)  und  der  Schluss  des  Prosa- Aufsatzes  lassen  hier- 
über keinen  Zweifel.  Dass  in  dem  ersteren  der  Maria  erwähnt  werde,  er- 
innere ich  mich  nicht;  im  letzteren  wird  Maria  genannt,  aber  die  »eotöxog 
MaqCtt  und  nicht  die  Alchemistin.  Ich  bemerke  dies,  weil  Höfer  (Histoire 
de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  294)  sagt:  Hierothee  etait  probablement  ehre- 
tien,  et  posterieur  ä  Marie,  car  il  la  cite  dans  ses  vers. 

1^^  Histoire  de  la  philosophie  hermdtique,  T.  I,  p.  37, 


456  Archelaos. 


kannt.  Was  uian  in  dem  Gedichte  als  Anhaltspunkt  dafür  ge- 
funden zu  haben  glaubt,  der  Verfasser  habe  im  Anfange  des 
9  ten  Jahrhunderts  gelebt,  ist  mindestens  sehr  unsicher  i*'). 


Auch  das  Gedicht  des  Archelaos  schliesst  sich,  nach  Ueber- 
schrift  und  Inhalt  wie  nach  dem  Vorkommen,  ganz  an  das  des 
Theoph rastos  an.  '^qxb^ocov  (pikoöotpov  TtSQl  zfjg  d-Blrjg  ravtrjg 
xal  iegäg  xixvTig  diu  örixcov  ist  die  Angabe  für  jenes  (Jedicht  in 
dem  Inhaltsverzeichniss  der  wahrscheinlich  ältesten  Sammlung 
(S.  261,  Nr.  12),  und  unter  ähnlicher  Ueberschrift  steht  es  in  vie- 
len Sammlungen  griechischer  alchemistischer  Aufsätze,  in  der  Flo- 
rentiner Handschrift  aber  unter  dem  TiteJ ; 

^A^xikaog  yuQ  6  (piX6öo<pog  fpdöxai, 
UeQi  vrjg  ^siag  Sh  xal  uQCcg  XBXvrig 
Maxa  yccQ  novov  Stu  Crlx^ov  idiißov. 

Das  Gedicht  steht  in  der  Venetianer  (S.  259,  Nr.  II)  und  der  Flo- 
rentiner (S.  267,  Nr.  52)  Handschrift,  den  Escurial-Handschriften 
Ä  (S.  271,  Nr.  27)  und  B  (S.  273,  Nr.  13),  Fabricius' Handschrift 
(S.  279,  Nr.  18),  den  Pariser  Handschriften  2249  (S.  281,  Nr.  8), 
2327  (S.  287,  Nr.  22)  und  2329  (S.  290,  Nr.  22),  den  bei  Mont- 
faucon  mit  3178  (vgl.  S.  286,  Anmerk.  95)  und  3185  (vgl.  S.  288, 


^*7)  Hof  er  sagt  (Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  294):  Hierothee 
vivait  sous  le  regno  de  Nicephore,  ä  juger  par  un  passage  qui  fait  allusion 
ä  cet  empereur,  contemporain  de  CharlemagDe.  Voici  ce  passage:  „Revetu 
de  ]a  tunique  de  pourpre  et  du  manteau  rouge,  il  est  assis  sur  le  trone, 
comme  le  grand  Nicephore".  Es  könnte  auch  bei  Anerkennung  dieser  Ueber- 
setzung  fraglich  sein,  ob  mau  an  den  von  802 bis 811  regierenden  Nikepho- 
ros  I.  oder  an  einen  späteren  byzantinischen  Kaiser  dieses  Namens  zu  denken 
habe;  aber  die  Verse,  wie  sie  in  Ideler's  Ausgabe  (a.a.O.,  p. 339,  v. 25 sqq.) 
stehen,  nöthigen  gar  nicht,  die  Worte  fiiyi<nog  uyg  y^xii^ögog  auf  eine  Persön- 
lichkeit des  letzteren  Namens  zu  beziehen,  namentlich  wenn  man  berück- 
sichtigt, wie  in  diesem  Gedichte  auch  sonst  noch  (daselbst,  p.  341,  v.  10  z.  B.) 
das  Wort  y^xfjipögog  in  dem  Sinne  von  Siegbringer  oder  siegreich  überhaupt 
gebraucht  wird.  In  demselben  Sinne,  als  Epitheton  für  eine  alchemistisch 
wirksame  Substanz,  und  nicht  als  Personenname,  kommt  übrigens  das  Wort 
yixijg^ÖQog  bereits  bei  Stephanos  vor  (vgl.  Ideler 's  Ausgabe  von  Dessen 
Schrift  über  Goldber-eitung,  a.  e.  a.  0.,  p.  204). 


Archelaos.  457 

Anmerk.  98)  bezeichneten  Handschriften,  der  Wiener  (S.  296, 
Nr.  32),  der  Breslauer  (S.  298,  Nr.  15),  der  Altenburger  o.  Gothaer 
(S.  301,  Nr.  5),  der  Münchener  (S.  305,  Nr.  5),  ein  Fragment  in 
der  Oxforder  Handschrift  (S.  315,  Nr.  17)  i^^)^  ein  Auszug,  wie  es 
scheint,  in  der  Leydener  Handschrift  (S.  312,  Nr.  6).  Ueber- 
setzungen  auch  dieses  Gedichtes  in  lateinische  Prosa  haben  die 
Wiener  und  die  Gothaer  Bibliothek**®).  Nur  die  Anfangsverse 
waren  durch  Fabricius  bekannt  geworden;  Bernard^*^)  ver- 
öffentlichte grössere  Fragmente  aus  dem  Anfange,  der  Mitte  und 
dem  Ende  des  Gedichtes  nach  d'Orville's  Abschrift  aus  der  Ve- 
netianer  Handschrift,  J.  L.  Ideler i*^)  das  Gedicht  vollständig. 
Die  beiden  ersten  Verse  desselben  lauten,  nach  den  übereinstim- 
menden Angaben  für  verschiedene  Handschriften  i*^) : 

^H  7tavöoq)og  xal  d^sla  zsxvrj  zäv  06<p(ov 
TexvovQyixäg  exovöa  r^v  ^ecoQiav 

Die  Zahl  der  Verse  wird  für  die  Venetianer ''^^),  Fabricius', 
die  Wiener  und  die  Gothaer  Handschrift  zu  322,  für  die  Münch^ 
ner  wohl  irrthümlich  zu  222,  für  die  Florentiner  zu  330  ange- 
geben; sie  ist  in  Ideler's  Ausgabe,  abgesehen  von  der  Ueber- 
schrift,  332.  —  Ueber  denWerth  des  Inhaltes  sind  wiederum  Rei- 
nesius^**)  und  Borrichius  sehr  verschiedener  Ansicht  gewesen; 


1*®)  Der  in  Goxe's  Katalog  (vgl.  S.  314)  für  dieBes  Fragment  angege- 
bene Anfang  findet  sich  in  Ideler's  Ausgabe  des  Gedichtes  des  Arche - 
laos  a.  Anmerk.  121,  a.  0.,  p.  345,  v.  37.  Aber  Coxe's  Angabe,  auch  Nr.  1 
der  Oxforder  Handschrift  sei  ein  Fragment  aus  des  Ar  che  laos  Gedicht, 
scheint  nicht  ganz  richtig  zu  sein,  denn  der  von  ihm  angegebene  Anfang 
dieses  Fragmentes  findet  sich  nicht  in  dem  Gedichte  des  Archelaos  sondern 
in  dem  desHierotheos,  p.340,  v.26  in  Ideler 's  Ausgabe;  aber  der  angege- 
bene Schluss  des  Fragmentes  stimmt  mit  dem  des  Gedichtes  des  Archelaos. 
Jener  Aufsatz  Nr.  1  scheint  hiernach  Fragmente  aus  beiden  Gedichten,  dem 
des  Hierotheos  und  dem  des  Archelaos,  zu  enthalten. 

5«)  Vgl.  S.  338. 

150)  A.  Anmerk.  120  a.  0.,  p.  160  sqq. 

15»)  A.  Anmerk.  121  a.  0.,  Vol.  II,  p.  343  sqq. 

152)  Auch  für  die  von  Leo  Allatius  benutzte;  vgl.  S.  249,  Anmerk.  13, 
Nr.  5. 

153)  A.  Anmerk.  122  a.  0. 
15*)  Vgl.  S.  445. 


458  Archelaos. 

Letzterer  stellte  dies  Gedicht,  als  Anleitung  zur  Goldbereitung, 
sehr  hoch  i^^),  imd  es  ist  erquicklich  zu  lesen,  wie  an  das  Urtheil 
des  Borrichius,  was  der  Natur  der  Sache  nach  auch  kein  compe- 
tentes  sein  konnte,  Lenglet  du  Fresney^^^)  das  seinige  anlehnte, 
bei  welchem  durch  alle  Gläubigkeit  immer  eine  gewisse  Ironie 
hindurchblickt.  Das  Verständlichste  in  dem  Gedichte  ist  wohl  die 
ausführliche  Bezugnahme  auf  die  vier  Elemente  des  Aristoteles 
und  die  denselben  beigelegten  Grundeigenschaften;  das  Unver- 
ständliche waltet  vor'^^).  Dass  Reinesius  den  Namen  Arche- 
laos als  den  des  Verfassers  für  einen  angenommenen  hielt,  wurde 
bereits '*®)  bemerkt,  und  auch  Morhof**^)  scheint  diese  Ansicht 
als  eine  zulässige  betrachtet  zu  haben,  an  welche  noch  ein  neuerer 


1^^)  CoDspectus  scriptonim  chemicorum  celebriorum.  §  11:  Archelaus, 
philoaophus  christianaB,  mentem  suam  de  arte  sacra  jambis  expressit,  opus- 
culum,  ut  apparet,  ex  intima  magistcrii  cognitione  profectum :  spondet  opta- 
tum  lectori  auo  exitum  laboris,  dummodo  munda  conscientia,  precibus  arden- 
tibus,  vita  sobria,  et  a  turbis  inanibas  vacaa  se  operi  accingat.  Multus  autem 
in  eo  est,  ut  doceat  humidum  juDgendum  sicco,  calidum  frigido,  singulari  arti- 
ficio,  ita  substantias  ob  cognationem  se  invicem  penetrare,  et  simul  stabiii 
sede  locari,  nee  postea  unquam  a  potentia  ignis  diveUi.  Sed  praestat  aucto- 
rem  ipsum  consulere,  qui,  si  quid  judico,  ita  profunde  cubilia  reconditae  artis 
ingreditur,  nt  Zosimo  palmam  dubiam  faciat. 

1^^)  Histoire  de  la  philoaophie  hermetique  [ä  la  Haye,  1742],  T.  I,  p.  60, 
nach  der  Besprechung  des  Zosimos:  G'est  k  pea  pres  dans  ce  meme  tems 
que  parut  Archelaüs ;  c'est  un  de  ceux  qui  parle  avec  plus  de  sincerite ;  il  pa- 
roit  meme  avoir  enleve  ä  Zosime  la  gloire  d'etre  le  plus  habile  philosophe 
dans  la  science  hermetique.  II  est  vrai  cependant  qu' Archelaüs  a  peu  ecrit; 
mais  il  n'en  est  que  plus  estimable.  II  veut  dans  Tartiste  une  conscienoe  pure, 
des  intentions  droites,  une  priere  ardente,  une  yie  sobre,  une  retraite,  qui  le 
s^pare  de  tons  les  embarras  du  monde.  Mais  ne  lui  en  deplaise,  ii  faut  en- 
Gore  avoir  des  principes  et  la  connoissance  de  la  premiere  matiere,  sans  quoi 
je  le  defierois  bien  de  reussir,  malgre  toutes  les  precautions  que  demande 
Archelaüs. 

^^'^  Höfer  sagt  in  seiner  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  295:  Ces 
vers  sont  empreints  d^un  profond  mysticisme,  portant  sur  Tarne  et  le  corps, 
sur  le  destructible  et  rincorruptible,  sur  le  corporel  et  l'inoorporel. 

1Ö8)  S.  445,  Anmerk.  113. 

*'®)  Polyhistor  literarius  [Lubecae  1695],  P.  I,  p.  103,  nach  Anfuhrung  der 
Ansicht  des  Reinesius:  Dixerit  quis,  Archelai  veteris  philosophi  aut  ora- 
toris  istius  nominis  se  ornasse,  qui  7re^«  rciy  ^av^aaCtov  scripsit  Antigono 
Hist.  Mir.  c.  %  <fe  23.  citati;  (^uem  ille  Aegyptium  fuisse  et  Ptolemaeo  mira- 
culosa  quaedam  per  epigrammata  narrasse  ait. 


Anepigraphop.  459 

Ausspruch  i<5®)  erinnert.  Der  Name  Archelaos  kommt  in  der 
S.  348  ff.  besprochenen  Aufzählung  alchemistischer  Autoritäten  vor. 
—  Der  Verfasser  des  hier  besprochenen  Gedichtes  giebt  sich  in 
demselben  als  Christ  zu  erkennen,  aber  ich  weiss  nicht,  ob  die 
Art,  wie  er  dies  thut,  auf  seine  Zeit  schliessen  lässt*^*).  Lenglet 
du  Fresnoy's  willkürlicher  Annahme  dieser  Zeit  habe  ich  S.  445 
erwähnt.  Dass  das  Gedicht  aus  späterer  Zeit  als  aus  dem 
5ten  Jahrhundert  stammt,  ist  wohl  gewiss,  aber  Anhaltspunkte 
für  eine  genauere  Schätzung  des  Alters  fehlen  auch  hier. 


Anepigraphos. 

Unter  den  vielen  Aufsätzen,  welche  die  uns  beschäftigenden 
Sammlungen  ohne  Nennung  der  Verfasser  derselben  enthalten, 
heben  sich  einige  hervor  durch  die  ausdrückliche  Angabe,  dass 
der  Name  des  Verfassers  bei  ihnen  nicht  geschrieben  stehe  und 
dass  sie  demselben  Ungenannten  angehören.  Der  ungenannte 
Philosoph^  6  avBnlyQ€C(pog  fpiX6öo(pog ,  steht  so  in  der  griechischen 
alchemistischen  Litteratur  als  eine  zwar  namenlose  aber  doch 
markirto  Persönlichkeit  da,  und  von  ihm  wurde  denn  auch  in  der 
That  öfters  in  ebenso  bestimmter  Weise  gesprochen,  wie  etwa  in 
der  Zeit  zwischen  1814  und  1827  von  dem  Verfasser  der  Waver- 
ley- Novellen  als  dem  grossen  Unbekannten  die  Rede  war  oder 
wie  in  des  Alessandro  Manzoni  Promessi  sposi  der  Innominato 
als  ganz  bestimmte  Persönlichkeit  dasteht.  'JvaniyQafpog  tpiXoOo- 
q)og  wird  wie  ein  als  bekannt  vorauszusetzender  und  mit  diesen 
Worten  hinreichend  bezeichneter  Schriftsteller  schon  in  der  S.  348  ff, 
besprochenen  Aufzählung  alchemistischer  Autoritäten,  wie  sie  ein- 


^^)  Höfer  a.  e.  a.  0.:  Les  iambeB  du  philosophc  ArchelaüB  paraissent 
Bupposes. 

^^1)  Hof  er  a.  e.  a.  0.:  ArchelauB  etait  chretien  et  aoterieor  probable- 
mcnt  aa  schisme  de  POrient. 


460  Anepigraphos. 

zelne  Handschriften  ^^^^  haben,  genannt,  und  genau  so  noch  bei 
Borrichius  (vgl.  oben  S.  347).  Dass  hier  Anepigraphus ,  vetus 
scriptor  graecus,  angeführt  ist,  scheint  zu  dem  Irrthum  Veranlas- 
sung gegeben  zu  haben,  jenes  erste  Wort  sei  ein  Personenname 
und  es  habe  ein  alchemistischer  Schriftsteller  Namens  Anepi- 
graphos existirt^^^);  andererseits  findet  man  auch  die  unrichtige 
Angabe,  'AvaniyQatpog  sei  eine  nicht  auf  den  Verfasser  sondern 
auf  die  Schrift  bezügliche  Bezeichnung  i«*). 

Ein  Aufsatz  'AveTCiyQoicpov  fpikoö6q)ov  negl  ^alov  väatog  findet 
sich  schon  in  dem  Inhaltsverzeichniss  der  wahrscheinlich  ältesten 
Sammlung  (S.  262,  Nr.  18)  aufgeführt,  und  kommt  so  wohl  auch 
in  der  Escurial-Handschrift  B  (S.  273,  Nr.  19)  vor.  Unter  der 
Ueberschrift  ^AvamyQafpov  (piXoöoipov  nsQl  ^elov  (seltener  7C£qI 
tov)  vdatog  trjg  XBVK(o6BG}g  und  mit  dem  Anfang:    Ka^  oöov  ij 

XQ£^(*  xaAat steht  er  in  der  Venetianer  (S.  259,  Nr.  16),  der 

Wiener  (S.  295,  Nr.  6),  der  Münchener  (S.  305,  Nr.  10)  und  der 
Oxforder  (S.  314,  Nr.  6)  Handschrift;  mit  Weglassung  der  ersten 
Zeilen  i^*^),  so  dass  die  Anfangsworte  lauten:  SIözsq  yccQ  tä  ^vicaQa 
liuina  Tclvveö^ai  -  -  -,  in  Fabricius'  Handschrift  (S.  279,  Nr.  12); 
mit  wieder  anderem  Anfang:  Jlgärog  tfjg  tagvxeiag  ZQOTtog  i&clv  -  -, 
aber  gleichfalls  unter  der  eben  angegebenen  Ueberschrift  in  der 
Florentiner  (S.  265,  Nr.  22)  und  in  der  Escurial-Handschrift  Ä 


^^^)  Namentlich  die  von  Du  Gange  benutzte;  vgl.  S.  349  f.,  Anmerk.  19. 

^^^  C.  G.  V.  Murr  sprach  in  seinen  Literarischen  Nachrichten  zur  Ge- 
schichte des  8.  g.  Goldmachens  [Leipzig  1806],  S.  4  von  einem  Philosophen 
Anepigraphos;  vgl.  Schmieder*8  Geschichte  der  Alchemie,  S.  75. 

^^)  „Aus  dem  neunten  Jahrhundert",  sagt  Schmied  er  a.  e.  a.  0.,  „haben 
wir  nur  eine  einzige  alchemistische  Schrift,  und  zwar  von  einem  ganz  un- 
bekannten Verfasser.  Sie  wird  desshalb  von  den  älteren  Alchemisten  oft 
*Ay€niyQC(q)og,  das  Buch  ohne  Ueberschrift,  genannt,  welche  Benennung  nicht 
auf  den  Mangel  eines  Titels  bezogen  werden  kann.  Das  Buch  hat  vielmehr 
den  Titel:  JIbqI  ^eiov  d&axog  trjg  Xevxdxrstog ^  Vom  göttlichen  Wasser  der 
Weissmachung.**  So  wird  auch  b^  Grässe  (Lehrbuch  einer  allgemeinen 
Literärgeschichte,  II.  Bds.  1.  Abth.  [Dresden  u.  Leipzig  1839],  S.  545  auf- 
geführt: „ein  Anonymus  mit  seinem  'Ayenfygagtog  oder  ;r£^t  ^eiov  €^atoq  be- 
titelten Buche." 

i65j  Vgl.  den  Anmerk.  122  citirten  Manu8criptei\- Katalog  der  Marcus- 
Bibliothek  von  1740,  p.  140  und  Hardt's  Beschreibung  der  Münchener 
Handschrift  (S.  305),  p.  23. 


Anepigraphos.  461 

(S.  271,  Nr.  22)1*«).  Unter  der  eben  angegebenen  Ueberschrift 
haben  den  Aufsatz  auch  die  Altenburger  o.  Gothaer  (S.  301,  Nr.  10) 
und  die  Leydener  (S.  312,  Nr.  13)  Handschrift.  Danach,  wie  die 
Ueberschrift  dieses  Aufsatzes  lateinisch  wiedergegeben  worden 
ist  ^^7)  und  was  lateinisch  geschriebene  Manuscripten-Eataloge  ent- 
halten, zusammen  mit  dem  was  das  Zusammenstehen  mit  einem 
ihn  gewöhnlich  begleitenden  Aufsatze  schliessen  lässt,  haben  die- 
sen Aufsatz  wohl  auch  die  Pariser  Handschriften  2250  (S.  282, 
Nr.  2)  und  2327  (S.  287,  Nr.  16)  und  die  bei  Montfaucon  mit 
3178  bezeichnete  (vgl.  S.  286,  Anmerk.  95),  wie  auch  die  Mont- 
pellier-Handschrift (S.  293,  Nr.  22);  sicherer  noch  ist  dies  für  die 
Breslauer  Handschrift  (S.  298,  Nr.  6),  weniger  sicher  für  andere 
Handschriften,  deren  Beschreibung  die  griechische  Ueberschrift 
nur  ungewiss  erkennen  lässt  und  kein  anderes  Hülfsmittel  zur 
Erkenntniss  der  Identität  oder  Verschiedenheit  bietet  ^^^), 

Diesem  Aufsatze  schliesst  sich,   öfters  als  mit  ihm  ganz  zu- 


1^^)  Auch  die  SchluBsworte  werden  für  verschiedene  Handschriften  un- 
gleich angegeben :  yi)y  xal  dei  xal  eig  tovg  al&yag  für  die  Florentiner  und 
ähnlich  für  Fabricius',  ()n6  ndatig  tf^q  axfxot  ^vaetog  für  die  Münchener 
Handschrift. 

1^^  De  aqua  sacra  dealbationis  in  den  Angaben  über  die  Florentiner,  de 
aqua  divina  dealbationis  in  denen  für  die  Wiener,  de  divinae  aquae  albngine 
in  denen  für  die  Oxforder  Handschrift  z.  B. 

i«8)  Wie  z.  B.  für  die  Pariser  Handschriften  2252  (S.  283,  Nr.  10)  und 
2329  (S.  290,  Nr.  17),  wo  Anonymus  de  aqua  divina  aufgeführt  ist.  Die 
Unsicherheit  ist  um  so  grösser,  da  auch  noch  für  einen  anderen,  gewöhnlich 
als  Christianos  unterschiedenen  anonymen  Schriftsteller  ein  ähnlich  über- 
schriebener  Aufsatz  existirt  (vgl.  bei  Christianos).  —  lieber  das  &eloy 
MfOQ  vgl.  Anmerk.  208.  —  JevxoHng  war  eine  alchem istische  Operation,  wel- 
che von  früher  Zeit  her  als  eine  höchst  wichtige  betrachtet  wurde  und 
welche  manchmal  Weissfarben  des  Kupfers  gewesen,  öfters  vermeintliche  Um- 
wandlung unedlen  Metalles  zu  Silber  bedeutet  zu  haben  scheint.  Der  Kunst- 
ausdruck kommt  schon  in  der  ältesten  chemischen  Handschrift  vor  (vgl.  S.  98  f.), 
wahrscheinlich  bei  Democrit,  sicher  bei  Synesios  (vgl.  S.  155)  und  den 
Späteren.  Er  findet  sich  auch  in  der  oben  besprochenen  Schrift  des  Un- 
genannten. Ein  Aufsatz  eines  Anonymus  negi  Xevxtbffetog  steht  auch  in  den 
Pariser  Handschriften  2249  und  2250  (Höfer's  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed., 
T.  I,  p.  297);  ebenso  betitelt  ist  ein  Aufsatz,  welcher  in  der  Florentiner 
Handschrift  als  ein  Capitel  einer  Schrift  des  Alchemisten  Johannes  steht 
(vgl.  S.393,  Anmerk.  101).  Ein  Aufsatz:  Anonymus,  de  dealbatione  wird  u.  a. 
als  in  der  Pariser  Handschrift  2252  (S.  283,  Nr.  7)  vorkommend  angeführt. 


462  Anepigraphos. 

sammengebörig  betrachtet,  einer  an,  dessen  Ueberscbrift:  Tov 
avtov  [avsmygaipov  (piko(s6q)Ov]  nsQl  XQVöonoitäg  xara  axoXov^lav 
XQrjöscog  iaq)aivov  ro  rrjg  XQVöonoitag  öwsmvyfiivov  övv  &eä  scbon 
in  dem  Inhaltsverzeicbniss  der  wabrscbeinlich  ältesten  Sammlung 
(S.  262,  Nr.  19)  aufgeführt  ist,  und  welcher  wahrscheinlich  auch 
so  in  der  Escurial-Handscbrift  B  (vgl.  S.  273,  Nr.  20)  vorkommt. 
Mit  ganz  oder  im  Wesentlichen  übereinstimmender  Ueberscbrift 
und  den  Anfangsworten :  'Ensl  Sh  xbqI  täv  rrjg  XQVöonouag  övv- 
BTttv^diie^a  ^eoQfiiiatfov  -  -  -  haben  ihn  die  Venetianer  (S.  259, 
Nr.  17)  und  die  Florentiner  (S.  265,  Nr.  23)ic9)  Handschrift,  die 
Escurial-Handscbrift^  (S.  271,  Nr.  23)i70),  die  Wiener  (S.  295,  un- 
ter  Nr.  6),  die  Münchener  (S.  305  f.,  bei  Nr.  10)  und  die  Oxforder 
(S.  314,  Nr.  7)  Handschrift  i'^);  mit  solcher  Ueberscbrift  und  auch 
sonst  wohl  mit  der  Münchener  übereinstimmend  bat  ihn  auch  die 
Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift  (S.  301,  bei  Nr.  10),  und  über- 
einstimmend mit  der  Wiener  die  Breslauer  (S.  298,  Nr.  7).  Ohne 
dass  die  lateinischen  Angaben  der  Uebersetzung  jener  weitläufi- 
gen Ueberscbrift  "*)  genauer  entsprächen,  ist  es  mir  doch  wahr- 
scheinlich, dass  auch  die  Mailander  Handschrift  (S.  268,  unter 
Nr.  11),  die  Pariser  Handschriften  2249  "s),  2250  (S.  282,  Nr.  3) 
und  2327  (S.  287,  Nr.  17),  die  bei  Montfaucon  mit  3178  bezeich- 
nete Handschrift  (vgl.  S.  286,  Anmerk.  95)  und  die  Montpellier- 
Handschrift  (S.  293,  Nr.  23)  diesen  Aufsatz  enthalten  "*),  während 
dies  für  andere  Handschriften ,  für  welche  anonyme  Aufsätze  un- 
ter ähnlichen  Bezeichnungen  angegeben  werden,  weniger  zu  ver- 


^^^)  Mit  einigen  Varianten  im  Titel  und  in  den  Anfangsworten. 

"0)  Deßgleichen;  bezüglich  des  Titels  vgl.  S.  271,  Nr.  23. 

"')  Die  Schlussworte  werden  für  die  Münchener  und  für  die  Oxforder 
Handschrift  angegeben:  oÜT<og  xal  int  rov  avv^i^atoqy  aber  abweichend  für 
die  Florentiner:  xal  Zdnat/uog  fV  uu  nsgl  aQBifjg. 

^'2)  Die  Uebersetzung:  Ejusdem  anonymi  philosophi  secundum  usus  ratio- 
nem  et  ordinem  osteudens  chrysopoearo  contractam  cum  Deo  gab  Hardt  in 
seiner  Nachricht  über  die  Münchener  Handschrift,  die  kürzere:  Ejusdem  philo- 
sophi liber  ostcndcns  chrysopoeiam  cum  Deo  contractam  Coxe  in  seiner 
Nachricht  über  die  üxforder  Handschrift. 

173)  Vgl.  S.  281,  Anmerk.  80,  namentlich  aber  was  Hof  er  (vgl.  S.  346) 
aus  einem  in  ihr  enthaltenen  Aufsi^tze  mittheilt. 

^7^)  Die  bezüglichen  Angaben  sind:  Anonymi,  de  auro  conficiendo  o.  de 
auri  faciendi  ratione  oder  ähnlich. 


Anepigraphos.  468 

muthen  ist^^^).  Unter  wesentlich  anderer  Ueberscbrift :  Avam- 
ygatpov  tpilo06q>ov  negl  XQ^^onouag  enthielt  Fahr ic ins'  Hand- 
schrift (S.  279,  Nr.  13)  einen  Aufsatz,  dessen  Anfangsworte  (Z^vft- 
(fODVoi  yccQ  axavvsg  naxidtridav  -  -  -)  mit  den  für  den  eben  be- 
sprochenen angegebenen  auch  nicht  übereinstimmen;  doch  ist 
nach  Hardt's  Angabe"*^)  die  anscheinende  Verschiedenheit  nur 
darauf  beruhend,  dass  in  Fabricius'  Handschrift  der  Anfang  des 
in  der  Münchener  Handschrift  enthaltenen  Aufsatzes  fehlte. 

Von  diesen  beiden  Aufsätzen  oder  Theilen  Einer  Schrift  hat 
die  Wiener  und  wahrscheinlich  auch  die  Gothaer  Bibliothek  eine 
lateinische  Uebersetzung "').  Weder  von  dieser  Uebersetzung 
noch  von  dem  griechischen  Texte  ist  so  viel  bekannt  geworden, 
dass  sich  darauf  eine  Vorstellung  von  dem  Inhalte  gründen  liesse; 
was  Borrichius^^^)  über  den  letzteren  mittheilt,  lässt  in  Bezie- 
hung auf  Verständlichkeit  nur  wenig  Iioffen.  Aber  wichtig  für 
die  Geschichte  der  Alchemie  ist  die  hier  gegebene  Aufzählung 
der  alchemistischen  Autoritäten;  es  ist  dieselbe  bereits  S.  344  fi. 
eingehend  besprochen  worden.  —  Dass  der  ungenannte  Verfasser 
sich  zum  christlichen  Glauben  bekannte,  kann  nach  der  am  Ende 
des  ersten  Aufsatzes  stehenden  Doxologie"*)  nicht  zweifelhaft 
sein.  Zweifelhaft  ist  aber  die  Zeit,  in  welcher  Derselbe  lebte:  So 
gewiss   F.    J.    W.   Schröder  1*0)    im  Unrecht  war,    ihn    in    das 

i7<^)  So  z.  B.  für  die  Pariser  HandBchrift  2329  (S.  290,  Nr.  25). 

"6)  A.  S.  306  a.  0.,  p.  24. 

"7)  Vgl.  S.  338. 

1^^)  CoDspectus  Bcriptomm  chemicorum  celebriorum,  §  12  (in  Mangeti 
Bibliotheca  chemica  cariosa,  T.  I,  p.  40):  Anepigraphus  philoBophus  solata  di- 
ciione  persequitur  modum  dealbandae  aquae  divinae,  et  gententiae  suae  po- 
tiora  figuris  parabolisque  involvit,  de  homine  aram  ardcntem  intrante,  de 
aquila  aenea  in  fönte  paro  se  quotidie  lavante,  et  quae  sant  id  genus  alia, 
quae  partim  Zosimo  debere  se  agnoscit,  partim  Ostani.  His  adjicit,  non  ni- 
mis  irrigandam  esse  animam,  ne  vi  sua  privetur  et  aufagiat.  Ad  summam, 
artificem  esse  mnlta  loquuntur,  licet  a  Latinis  chemicis  in  hoc  dissideat,  quod 
pertendat,  non  primum  fieri  dealbationem  et  post  sequi  flavedinem,  sed  per- 
agi  ntrumque  tempore  indivulso.  In  eo  autem  concordat  cum  Latinis,  quod 
doceat,  magna  industria  incumbendum  esse  dealbaiioni  (quam  vocant)  ut  fla- 
vodo  eo  floridior  solidiorque  mox  superveniat. 

^^^)  Fabricius  hat  sie  in  der  Nachricht  von  der  durch  ihn  benutzten  Hand- 
schrift und  B  a  n  d  i  n  i  in  der  Beschreibung  der  Florentiner  Handschrift  mitgetheilt. 

180)  Bibliothek  für  die  höhere  Naturwissenschaft,  Bd.  I,  S.  392;  vgl. 
Schmieder's  Geschichte  der  Alchemie,  S.  75. 


464  Anepigrraphos. 

4te  Jahrhundert  zu  setzen  (Olympiodoros  und  Stephanos, 
welche  der  Ungenannte  als  Autoritäten  nennt,  sind  selbst  einer 
jüngeren  Zeit  angehörend),  so  liegt  doch  auch  kein  irgend  trifti- 
ger Grund  vor,  ihn  mit  Schmieder ^s^)  in  das  9te  und  nicht 
etwa  schon  in  das  8te  Jahrhundert  zu  setzen  ^^'^). 

Ueber  ein  in  den  Sammlungen  alchemistischer  Aufsätze  ent- 
haltenes Schriftstück  will  ich  hier  noch  einige  Angaben  zusam- 
menstellen, welches  denselben  Ungenannten  zum  Verfasser  zu  ha- 
ben scheint. 

Es  wurde  S.  463  erinnert,  dass  der  da  besprochene  Aufsatz  oder 
doch  der  grössere  Theil  desselben  auch  unter  der  gekürzten  Ueber- 
schrift:  'Avsntygdfpov  (pikoö6(pov  negl  %Qv6onoitag  vorkommt.  Da- 
von verschieden  scheint  aber  ein  Aufsatz  zu  sein,  welcher  auch  unter 
der  Ueberschrift:  'AveniyQCLfpov  (pikoöofpov  Ttsgl  XQVöoTtottocg  in  dem 
Inhaltsverzeichniss  der  wahrscheinlich  ältesten  Sammlung  (S.  262, 
Nr.  26)  aufgeführt  und  so  wahrscheinlich  auch  in  der  Escurial- Hand- 
schrift B  (&  273,  Nr.  27)  enthalten  ist  Der  Reihenfolge  der 
Aufsätze  nach,  mit  welchen  derselbe  da  zusammensteht  und  die 
sich  fSr  die  Venetianer  Handschrift  wiederfindet,  ist  es  der  in  der 
Angabe  für  letztere  (S.  260,  Nr.  34)  als  Anonymi  cujusdam  syn- 

gramma  chemicum,  beginnend:    To  dov ,  bezeichnete.     Und 

nach  Morelli's  über  die  Venetianer  Handschriften  gemachten 
Angaben  ist  der  letztere  Aufsatz  wiederum  mit  einem  in  Fabri- 
cius'  Handschrift  (S.  279,  Nr.  22)  und  in  der  Wiener  Handschrift 
(S.  296,  Nr.  24)  stehenden  identisch,  und  als  andere  denselben 
enthaltenden  Handschriften  sind,  nach  der  Uebereinstimmuog  der 


181)  A.  e.  a.  0. 

182)  Ganz  vereinzelt,  und  durch  keine  andere  Nachricht  bestätigt,  steht 
die  in  Anmerk.  184  zu  erwähnende  Angabe  da,  ein  diesem  Ungenannten  zu- 
zuschreibender alchemistischer  Aufsatz  sei  an  einen  Kaiser  Theodosios  ge- 
richtet gewesen.  Und  selbst  wenn  dies  mit  grösserer  Sicherheit  anzunehmen 
wäre,  ak  es  jetzt  der  Fall  ist,  könnte  (wie  bei  Heliodoros,  vgl.  S.  421)  zu- 
nächst noch  Zweifel  bleiben,  an  welchen  unter  den  den  Xamen  Theodosios 
führenden  Kaisem  hier  zu  denken  sei;  gegen  die  im  4ten  und  5ten  Jahr- 
hundert regierenden  spräche  allerdings  schon  oben  Erinnertes  so  bestimmt, 
dass  man  wohl  an  den  im  8ten  Jahrhundert  (715  bis  717)  regierenden  Th eo- 
dosios  III  (Adramyttenos)  denken  müsste. 


AnepigrapboB.  465 

Anfangs-  und  der  Schlussworte  i«») ,  auch  die  Münchener  (S.  306, 
Nr.  1 7)  und  die  Altenburger  o.  Qothaer  Handschrift  (S.  302,  Nr.  22) 
erkennbar.  Die  Ueherschrift  des  Aufsatzes  in  diesen  Handschrif- 
ten ist  nur:  'AvaniyQafpov  (piXo66q)ov\  der  Anfang  (nach  der  Wie- 
ner Handschrift,  mit  welcher  die  anderen  stimmen:  To  dov  xb- 
XQa^SQsg  iötiVy  xara  fpvötv  ix  täv  Blgr^ASvcDV  övyxelfisvov  fio- 
qIov  -  -  -18*)  scheint  Etwas  über  die  Natur  des  Ei's  und  die 
Deutung  der  Zusammensetzung  desselben  lehren  zu  sollen  i^^);  der 


188)  In  Fabricius'  Handschrift:  xal  tote  elg  ri^y  ßaq)ijy  ayü^Bg^  in  der 
Müncbener:  elg  trjy  ßagtr^y  xatad'ig, 

184)  Nach  diesem  Anfang  ist  mit  dem  oben  in  Rede  stehenden  Aufsatz 
unzweifelhaft  identisch  der  Philosophi  cujusdam  ad  Theodosium  magnum  im- 
peratorem,  welcher  in  der  Inhaltsangabe  der  Sammlung  griechischir  alche- 
mistischer  Aufsätze,  deren  Veröffentlichung  Leo  Allatius  beabsichtigt  hatte, 
aufgeführt  ist  (vgl.  S.  249,  Anmerk.  13,  Nr.  8). 

185)  \^enn  die  frühesten  alchemistischen  Schriftsteller,  namentlich  Demo- 
crit  und  Synesios  (vgl.  S.  76  f.,  Anmerk.  47),  von  der  Anwendung  von 
Pfianzensaften  zum  Zwecke  der  künstlichen  Darstellung  edler  Metalle  in  un- 
deutlichster Weise  sprachen,  so  kommt  bei  späteren  ebenso  undeutlich  die 
Anwendung  von  Eiern  bei  alchemistischen  Operationen  vor.  Schon  bei  Zo- 
simos  (vgl.  oben  S.  198),  und  auch  in  der  von  Mehreren  dem  Zosimos  zu- 
geschriebenen Anleitung  zur  Bereitung  von  Glasflüssen  (vgl.  oben  S.  204,  An- 
merk. 182  u.  188).  Ein  Aufsatz  eines  Anonymus  beginnt  mit  der  Vorschrift, 
das  Weisse  und  das  Gelbe  von  Eiern  zu  nehmen;  er  stand  in  Fabricius 
Handschrift  ohne  Ueherschrift  (vgl.  S.  280,  Nr.  42),  und  dann  wohl  noch  ein- 
mal, sofern  die  Anfangsworte  ganz  dieselben  sind,  unter  der  Ueherschrift: 
^Jyatyvfiov  aqxh  ^9^  xaxä  nXätog  t&y  (gyaty  i^rjyi^aemg  (vgl.  S.  280,  Nr.  57). 
Ein  andisrer  anonymer  Aufsatz  in  der  Florentiner  Handschrift  beginnt  mit  der 
Vorschrift,  Eierschalen  zu  nehmen  (vgl.  S.  265,  Nr.  30).  Der  Aufsatz  ^Aytayv- 
(Aov  TiBql  %o^  oiov  41  Fabricius'  Handschrift  (S.  280,  Nr.  55)  scheint  die 
symbolische  Bedeutung  des  Ei's,  dass  es  das  verkleinerte  Bild  der  Welt  sei, 
zu  besprechen.  Die  Deutung  des  Ei's  in  diesem  Sinne,  zugleich  mit  der,  wie 
das  Ei  die  s.  g.  Elemente  vor  Augen  führe,  zieht  sich  in  alchemistischen 
Schriften  bis  in  das  17te  Jahrhundert.  Der  dem  Hermes  Trismegistos  unter- 
geschobene  Tractatus  aureus  de  lapidis  physici  secreto  enthält  im  2ten  Ca- 
pitel  auch  auf  das  Ei  bezügliche  angebliche  Aussprüche  des  Hermes:  Fili, 
inquisita  dispositio  a  philosophis  una  est,  in  ovo  nostro:  hoc  autem  in  ovo 
gallinae  minime  invenitur.  Ne  autem  extinguatur  in  ovo  tanta  gallinae  sa- 
pientia  divina,  ex  4  elementis  compositio  coaptata  et  composita,  uncf:  Scito 
Uli,  quod  in  gallinae  ovo  maximum  subsidium  est,  et  in  natura  propinquitas : 
in  eo  namque  est  spiritualitas  et  elementorum  collatio,  ac  terra  natura  aurum 
est ;  die  (nach  dem  Vorwort  1608  geschriebenen)  Scholien  eines  Ungenannten, 
mit  welchen  zusammen  jener  Tractat  u.  a.  in  Mangeti  Bibliotheca  chemica 
curiosa,  T.  I,  p.  401  sqq.  abgedruckt  ist,   besprechen   (a.  e.  a.  0.,  p.  420 sq.), 

Kopp,  Beitr.  c.  OMoh.  d.  Chmn.  3() 


"400  Christ  ianos. 

Schluss  (welchen  Fabricius  aus  seiner  Handschrift  stückweise 
mitgetheilt  hat)  scheint  aber  eine  auf  MetaUchemie  besiiglicbe 
Vorschrift  zu  enthalten. 


Christiaiios. 


Wie  unter  den  verschiedenen  ungenannten  Verfassern  alche- 
mistischer  Auüsätze  in  den  zu  uns  gekommenen  Sammlungen  Einer 
als  Der  Ungenannte  vorzugsweise  bezeichnet  wird,  so  auch  unter 
den  verschiedenen  anonymen  alchemistischen  SchriftsteUcsm, 
welche  sich  zum  christlichen  Glauben  bekannten,  Einer  vorzogs- 
weise  als  Der  christliche  Philosoph,  Die  Schriften  des  Letzteren 
scheinen  in  grösserem  Ansehen  gestanden  zu  haben  und  sind  bc^- 
stimmt  in  einer  grösseren  Zahl  von  Handschriften  vorkommend,  als 
man  dies  nach  Schmieder^s^^^)  dürftiger  Erwähnung  einer  der- 


dass  Viele  mit  Herrn  es  in  den  vier  Theilen  des  Ei's  die  vier  Aristotelischen 
Elemente  repraBentirt  finden  (in  der  Schale  die  Erde,  in  der  Eihaat  dieLoft, 
im  Eiwciss  das  Wasser,  im  Dotter  das  Feuer),  Andere  in   drei  Theilen    des 
Ei's  die  s.  g.  alchemistischen  Elemente  (in  der  Schale  das  salzige,  im  Eiweiss 
das  mercurialischc,  im  Duttcr  das  schweflige  Princip),  während  noch  Andere 
in  dem  Ei  den  Kosmos  —  das  ganze  Sonnensystem  bis  zum   achten  Himmel 
—  rcpräsentirt  sehen.  —  Ich  habe  keine  Anhaltspunkte  zur  EntscheidunsT»  ob 
die  Aufsätze,  wel(;he  in  den  Manuscripten-Katalogen  unter  den  Angaben:    De 
ovo   philosophico   oder    De   ovo  cbymico   oder  ähnlichen  aufgeführt  sind  — 
namentlich  für  die  Pariser  HandschrifLen  2252  (S.  283,  Nr.  5),   2327   (8.  287, 
Nr.  7),  2329  (S.  288  ff.,  Nr.  3  u.  13),  auch  für  die  bei  Montfaucon  mit  3178 
(vgl.  S.  286,  Anmerk.  95)  und  3185  (S.  288,  Anmerk.  98)  bezeichneten  — ,  alle, 
oder  welche  von   ihnen,   mit    den    oben    erwähnten    identisch   sind.   —   Im 
Mittelalter  bedeutet  ovum  philosophicum  meistens  ein  für  die  Darstellung  des 
Steins   der  .Weisen   anzuwendendes  Glasgefass  (wo   Roger  Bacon    in    der 
Epistola  de  secretis  openbus  artis   et   naturae  et   de  nuUitate  magiae,    cap. 
IX  sqq.,  de  modo  faciendi   ovum  philosophonim  sich   ausspricht,  handelt    es 
sich  allerdings  um  die  Bearbeitung  eines  chemischen  Präparates);  es  scheint 
mir  nicht,  dass  schon  in  den  älteren  alchemistischen  Schriften  ein  entspreohen- 
der  Ausdruck  in  diesem  Sinne  gebraucht  sei. 

^^••)  (ieschichte  derAlchomie  [Halle  iaS2],  S.  70,  nach' der  Beepreobnng  des 
Anepigraphos  (vgl.8.4üO,  Anm.  164):  „Ein  anderer  Anonymus  schrieb  J7e^ 


"* 


Cliristianos.  467 

selben  vermuthen  möchte;  Christianos  wird  mindosieDS  in  Einer 
der  älteren  Aufzählungen  alchemistischer  Autoritäten,  der  S.  354 
besprochenen,  genannt,  auch  in  der  S.356  f.  besprochenen  jüngeren. 
Tov  Xqi6xiavov  nBql  €v6ta9'slag  '^7)  tov  XQ^^ov  ist  die  Ueber- 
schrüt  des  einen  dieser  Aufsätze.  So  wird  derselbe  schon  in  dem 
Inhaltsverzeichniss  der  wahrscheinlich  ältesten  Sammlung  aufge- 
führt (S.  262,  Nr.  38)  i««).    Er  steht,  mit  den  Anfangsworten :  Trjg 

dEVtSQocg  ngay^uctelag  oigti  tov  Xoyov  n€noiri(iivog ^^^) ,  in  der 

Venetianer  (S.  260,  Nr.  26),  der  Florentiner  (S.  264,  Nr.  15),  der 
Turiner  (S.  269,  Nr.  6)  Handschrift,  der  Escurial-Handschriffc  A 
(S.  271,  Nr.  14),  den  Pariser  Handschriften  2249  i»o)^  2251  i»i), 
2327  (S.  287,  wohl  unter  Nr.  13)10^  und  2329  (S.  289,  Nr.  4),  in 
der  Montpellier-Handschrift  (S.  293,  Nr.  13),  in  der  Wiener 
(S.  295,  Nr.  16)  und  wohl  ebenso  in  der  Breslauer  (S.  298,  unter 
Nr.  8)  ^^%  in  der  Altenburger  o.  Gothaer  (S.  301,  Nr.  15)  und  in 
der  Münchener  (S.  306,  Nr.  12)  Handschrift.  Derselbe  Aufsatz, 
aber  erst  einige  Zeilen  später  ^®*)  und  da  mit  den  Worten :    Ta 


Bvcia^e(aq  tov  /^t/tfor.  Von  der  Feuerheständigkett  des  Goldes,  von  wel- 
chem Bache  die  florentinische  Bibliothek  eine  Handschrift  aufbewahrt,  und 
die  Markusbibliothek  zu  Venedig  eine  andere,  aus  welcher  ein  Theil  in  den 
Glossis  chemicis  abgedruckt  ist". 

^87)  g.  evatad^iag  in  einigen  Handschriften.  Das  Wort  findet  man  in  den 
lateinischen  üebersetznngen  der  Ueberschrift  in  den  verschiedenen  Manu- 
scripten-Eatalogen  sehr  verschieden  wiedergegeben:  Christiani  de  firmitate 
auri  in  dem  Florentiner,  de  praeparatione  auri  in  dem  Turiner,  de  stabili- 
mento  auri  in  dem  Munchener,  do  recta  compositione  auri  in  der  Angabe  für 
die  Montpellier-Handschrift;  de  bona  auri  constitutione  hat  eine  Üebersetzung 
in  einer  Pariser  Handschrift  (vgl.  S.  405  f.,  Anmerk.  138);  Schmieder's  Deu- 
tung vgl.  Anmerk.  186,  Höfer's  S.  281,  Anmerk.  80.  Die  Wiener  Hand- 
schrift hat:  Tjf^/  evd^efag  tov  /(ȟffoiJ;  vgl.  Anmerk.  103. 

'88)  Auch  in  dem  in  der  Escurial-Hnndschrift  B  stehenden  (S.  274,  Nr.  30), 
in  welcher  Handschrift  indessen  der  Aufsatz  selbst  fehlt. 

189)  pi(j  Schlussworte  sind  angegeben :  'E^^toaO^e  g)(Xot  xul  dovXo*  XqictoO 
TOV  Geoii  ijfAüjy.  für  die  Florentiner,  noiet  oiV  wg  äQSvaror.  für  die  Münchener 
Handschrift. 

190)  Vgl.  S.  281,  Anmerk.  80,  und  Höfer's  Histoire  de  la  chimie^  2.  ed., 
T.  I,  p.  287. 

'«!)  Vgl.  Höfer  a.  e.  a.  0.,  und  oben  S.  405  f.,  Anmerk.  138. 
>»2)  Vgl.  Miller  am  S.  270  a.  0.,  p.  147. 

19^  Die  Angabe:  de  auri  linea  recta  entspricht  der  Ueberschrift:  ne^i 
ev^efctg  toü  /^r<roß  in  der  Wiener  Handschrift. 

1^^)  Wie  aus  der   Angabe   des   Eingangs   des   Aufsatzes   nach    der  Vene- 

30* 


4G8  ChristianoB. 

^evciär^  vno  rciv  d^SLciö&v  XQarovvrai  -  -  -  beginnend,  stand  in 
der  von  Fabricius  benutzten  Abschrift  einer  Pariser  Handschrift 
(S.  278,  Nr.  3).  Der  Aufsatz  zerfällt  in  mehrere  Capitel,  für 
welche  zum  Theil  die  Ueberschriften  aus  der  Florentiner  Hand- 
schrift bekannt  geworden  sind  ^^^);  nach  ihnen  zu  schliessen  kom- 
men diese  Capitel  auch  noch  wie  selbstständige  Aufsätze  in  ein- 
zelnen Handschriften  vor:  theilweise  unter  des  Christianos  Na- 
men ^^ß),  t  heil  weise  anonym  ^^')  oder  selbst  anderen  alchemisti- 
schen  Autoritäten  zugeschrieben  ^^®).  Eine  Veranlassung  zu  letz- 
terem könnte  der  Umstand  abgegeben  haben,  dass  Christianos 
ältere  Schriftsteller  in  der  Art  excerpirt  hat,  dass  nachher  solchen 
Excerpten  wieder  die  Namen  dieser  Schriftsteller  beigesetzt  wur- 
den '^*),  aber  bestimmter  lässt  sich  hierüber  erst  urtheilen ,  wenn 


tianer  Handschrift  bei  Bernard  (vgl.  Anmerk.  200)  hervorgeht  und  schon  im 
S.  257  citirten  Manuscripten- Katalog  der  Marcus-Bibliothek  von  1740,  p.  140, 
von  Bandini  a.  S.  263  a.  0.,  p.  850  und  von  Hardt  a.  S.  305  a.  0.,  p.  24 
bemerkt  worden  ist. 

196^  Bandini  a.  S.  263  a.  0.,  p.  351:  Potiora  capita,  in  quae  tribuitar 
tractatus  iste,  sunt  ejusmoüi:  I.^Oz^  avy^etoy  xai  ovx  änXoPy  tb  Bldog,  xal  T(q 
olxoyo/nia.  II.  üoCriahg  fiäXXoy  tod  naytbg  X(d-ov  Tfjg  q}^Xoao^iag,  III.  T{g  rj 
t&y  aqx^^^*'  äaßeatog.  Wie  Höfer  (Histoire  de  la-chimie,  2.  ed.,  T. I, p. 289) 
Einzelnes  angiebt,  was  sich  offenbar  auf  die  vorstehenden  Capitel  bezieht, 
lässt  schliessen,  dass  schon  das  erste  derselben  erst  ein  späteres  der  Schrift 
nsql  cvatad-c(ag  toi)  /^vorot;  ist. 

196^  Das  erste  der  eben  genannten  Capitel  z.  B.  noch  einmal  in  der, 
auch  den  ganzen  Aufsatz  enthaltenden  Wiener  Handschrift  (S.  295,  Nr.  9);  das 
erste  und  das  zweite  in  der  Oxforder  Handschrift  (S.  314,  Nr.  11). 

^^"^  So  z.  B.  das  zweite  und  dritte  Capitel  in  der  Montpellier-Handschrift 
(S.  293,  Nr.  14  u.  15). 

*^ö)  So  scheinen  die  drei  genannten  Capitel  noch  einmal  in  der  Venetia- 
ner  Handschrift  zu  stehen,  anscheinend  als  von  Zosimos,  Nilos  und  Afri- 
kanos  herrührend  (vgl.  S.  259  f.,  Nr.  21).  So  scheint  das  zweite  Capitel  sonst 
auch  dem  Agathodaemon  zugeschrieben  zu  sein  (vgl.  S.  262,  Nr.  21  und 
S.  388). 

^^^)  Unter  den  Namen  verschiedener  alchemistischer  Autoritäten  finden 
sich  in  den  Sammlungen  Aufsätze,  für  welche  die  Ansicht  ausgesprochen 
worden  ist,  sie  seien  nur  Excerpte  Späterer.  So  giebt  namentlich  Höfer  für 
einen  unter  Zosimos'  Namen  (vgl.  oben  S.  190,  Anmerk.  131)  und  für  einen 
unter  Maria's  Namen  (vgl.  oben  S.  405  f.,  Anmerk.  138)  vorkommenden  Auf- 
satz an,  dieselben  seien  Auszüge  eines  anonymen  christlichen  Philosophen, 
und  weif  er  (Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  286)  betrachtet  er  es  als 
wahrscheinlich,  dass  Dieser  mit  dem  oben  besprochenen  Christianos  iden- 
tisch sei. 


*    Christianos.  469 

von  dem  Inhalte  der  Schrift  des  ChristianrOS  mehr  bekannt  ist, 
als  bis  jetzt.  Denn  nur  für  ein  kleines  Stück  derselben,  den  An- 
fang, ist  der  griechische  Text  nach  einer  Abschrift  aus  der  Vene- 
tianer  Handschrift  veröffentlicht ^^o^^  Höfer's  in  französischer 
Sprache  gegebenen  Auszüge  aus  dieser  Schrift  201)  lassen  nur  er- 
kennen, wie  der  Verfasser  derselben  sich  an  Aussprüche  des  De- 
mocrit^o«)  und  des  Zosimos  hält,  sie  commentirt  und  Berufun- 
gen auf  Autoritäten  der  christlichen  Lehre  einmengt.  Von  we- 
sentlicher Bedeutung  wäre,  wenn  in  dieser  Schrift  so,  wie  dies 
Höfer  in  dieser  Uebersetzung  angiebt,  Schwefel  und  Quecksilber 
als  die  allgemeineren  Grundstoffe  betrachtet  wären,  aus  welchen 
die  Körper  zusammengesetzt  seien;  mit  Rücksicht  darauf,  welche 
Wichtigkeit  später  die  Annahme  dieser  beiden  Grundstoffe,  zu- 
nächst in  den  Metallen,  für  die  Geschichte  der  Ansichten  über  die 
Zusammensetzung  der  Eörper  hat.  Aber  es  scheint  nicht,  dass 
jene  Betrachtung  hier  in  irgend  deutlicherer  Weise  ausgesprochen 
wäre,  sondern  dass  Höfer's  Darstellung  nur  auf  einer  ihm  wahr- 
scheinlich dünkenden  Deutung  von  Worten  beruhe,  die  einen 
sehr  vielfachen  oder  uns  unverständlichen  Sinn  haben. 

XQi^öriavov  jtsqI  tov  d^elov  vdatog  ist  die  Angabe  für  einen 
anderen  Aufsatz  in  dem  Inhaltsverzeichnisse  der  wahrscheinlich 
ältesten  Sammlung  (S.  262,  Nr.  22),  welcher  in  der,  sonst  doch 
die  in  diesem  Verzeichnisse  genannten  Schriften  enthaltenden 
Escurial-Handschrift  JB  fehlt ^o^).  Der  Aufsatz  steht,  unter  der 
einfachen  üeberschrift :  Tov  avtov  Xqlözwvov  in  der  Venetianer 
Handschrift  (S.  260,  Nr.  22),  unter  der  längeren  Üeberschrift: 
Tov  avrov  [Xgiönavov]  xsqI  tov  %bIov  vdatog  xal  noöa  tu  eidtj 
tov  ysvixov  [xal  in  einigen  MSS.]  ^üov  vdatog  xal  tig  6  ixl  trjg 
tLtdvov  xal  tiva  tovtav  slöl  tu  ovo^va^^^)   und  mit   denselben 


200)  In  Bernard'8  S.  258,  Anmerk.  45  citirter  Schrift,  p.  163  sq. 

201)  Histoire  de  la  chimie,  1.  H.,  T.  I,  p.  274  88.;  2.  ed.,  T.  I,  p.  287  88. 

202)  Vgl.  oben  S.  128,  Anmerk.  49. 

203)  Vgl.  S.  325,  Anmerk.  194. 

204)  De  divina  aqua,  et  quot  sint  8pecies  genuinae  et  divinae  aquae  etc. 
hat  Bandini's  Angabe  für  die  Florentiner  Handschrift,  De  divina  aqua,  et 
quot  sint  genera  divinae  aquae  etc.  et  quae  sint  illorum  nomina  hat  die  An- 
gabe für  die  Montpellier-Handschrift  als  Uebersetzung  dieses  Titels,  und  mit 


>  \ 

1. 


470  Christiauos. 

Aufaug« w orten :  'O  negi  tov  %biov  vSatog  koyos,  ßikzLöte  Uegyie, 

nokkolg  ^Iv  yeyovbv in  der  Florentiner  Handschrift  (S.  264, 

Nr.  16),  der  Escurial-Handscbrift  A  (S.  271,  Nr.  15),  der  von  Fa- 
bricius  benutzten  Handschrift  (S.  278,  Nr.  4),  den  Pariser  Hand- 
schriften 2249  205)^  2275  (S.  284 ,  Nr.  8),  2327  (S.  287,  wohl  unter 
Nr.  13)206)  und  2329  (S.  289,  Nr.  5),  auch  in  der  Handschrift 
Paris-Radulphi  (S.  291,  Nr.  8),  in  der  Montpellier-Handschrift 
(S.  293,  Nr.  16),  in  der  Wiener  (S.  295,  Nr.  10)  und  in  der  Alten- 
burger  o.  Gothaer  Handschrift  (S.  301,  Nr.  12),  und  derselbe  Auf- 
satz scheint  in  letzterer  Handschrift  noch  einmal  (S.  301,  unter 
Nr.  15)  zu  stehen.  —  Die  Ueberscftriften  der  einzelnen  Capitel 
sind  auch  für  diesen  Aufsatz  aus  der  Florentiner  Handschrift  be- 
kannt geworden  ^o?).  Bezüglich  des  Inhaltes,  welcher  sich  auf  einen 
von  den  Alchemisten  zu  den  grössten  Geheimnissen  ihrer  Kunst 
gerechneten  Gegenstand  bezieht -o»),  hat  Höfer  20»)  Einiges  mitge- 


ähnlichen  Worten,  meist  unter  Beschränkung  auf  die  ersten,  findet  man  diesen 
Aufsatz  in  lateinisch  geschriebenen  Manuscripten-Katalogeii  aufgeführt. 

206)  Vgl.  S.  281,  Anm.80,  auch  Höfer's  Histoire ,  2.  ed.,  T.  I,  p.289. 

206)  Vgl.  Miller  a.  S.  270  a.  0.,  p.  U7. 

207)  Bandini  a."  S.  263  a.  0.,  p.  351:  Tituli  capitum,  quae  inibi  pertra- 
ctantur,  hi  sunt:  l.  TCg  ij  t&y  a^/«/'ö»»'  ^Miptavl«,  II.  Tig  i]  x«&6Xov  tot) 
{iduTog  olxoyofiitt,  III.  'H  toi>  /4i;^*xoö  ifdatog  no(tiatq.  IV.  *j4yz(d-6a&g  Xiyovca, 
'6xk  ro  d^BLov  tfdü}Q  ^y  lau  t^  ffcfc*,  xal  Xv<rig  avtfjg.  V.  "JXXri  dnoQia.  Ein- 
zelne dieser  Capitelüberschriften  hat  auch  Höfer  (Hist.  de  la  chim.,  2.  ed., 
T.  I,  p.  289)  mitgetheilt,  zusammen  mit  anderen,  welche  dem  folgenden  Auf- 
satze (der  Synopsis)  zugehören. 

208)  Dem  entspricht,  dass  darüber  handelnde  Schriften  doppelt  unver- 
ständlich sind  und  um  so  mehr  Veranlassimg  dazu  boten,  dass  sie  uns  noch 
verstümmelter  als  andere  zugekommen  find.  Notandum  est,  nulla  scripta  ma- 
gis  esse  mutilata,  quam  quae  de  divina  aqua  agunt,  cum  illa  inter  fjtvat&xth- 
r«r«  hujus  artis  sit,  sagt  Morhof  im  Polyhistor  literarius  (P.  I,  p.  112  der  Lü- 
becker Ausgabe  von  1695).  üegl  toö  d^e(ov  v&atog  hatte  schon  Zosimos  ge- 
schrieben (vgl.  S.  178  f.).  Die  Schrift  des  Ungenannten  über  diesen  Gegen- 
stand habe  ich  S.  460  f.  besprochen  und  da  bereits  erwähnt,  wie  auch  noch 
andere  anonyme  Aufsätze  über  denselben  Gegenstand  in  den  Sammlungen  vor- 
kommen; hier  mag  auch  noch  an  die  in  der  Pariser  Handschrift  2329  (S.  288, 
Nr.  3),  in  der  Wiener  Handschrift  (S.  295,  Nr.  18;  die  hier  angegebene  Ucberschrift 
ist  die  des  IV.  Capitels  des  oben  besprochenen  Aufsatzes),  in  der  Leydener  Hand- 
schrift (S.  312,  Nr.  15)  enthaltenen  erinnert  werden.  Das  alchemistische  wort- 
erklärende Lexicon,  wie  es  aus  der  Venetianer  Handschrift  im  Anhange  zu 
Bernard's  Ausgabe  Palladii  de  febribus  [Lugduni  Batavorum  1745]  ver- 
öfifontlicht  ist,  hat  (p.  1?8  &  141  sq.)  mindestens  acht  Erklärungen  dafür,  was 


Chrietianos.  471 

theilt;  hiernach  ist  darin  u.  a.  die  Rede  von  dem  Gebrauche  der 
Worte  in  einem  geheimen  Sinne  bei  den  Aegyptern,  von  der  Un- 
terscheidung der  Begriffe  yivog  und  eldog,  von  einer  für  den  Zweck 
der  Alchemie  wichtigen  Flüssigkeit,  welche  als  aßvööoctov  vömg 
bezeichnet  wird,  von  Betrachtungen  über  die  Aristotelischen  Grund- 
eigenschaften und  über  die  Zahlen  in  einer  an  die  Lehren  der 
Pythagoräer  erinnernden  Weise,  zusammen  mit  steter  Bezugnahme 
auf  Aussprüche  alchemistischer  Autoritäten  ^^^).  Aber  eine  irgend 
vollständigere  Auskunft  über  den  Inhalt  dieser  Schrift  ist  noch 
nicht  gegeben,  und  von  dem  griechischen  Texte  auch  nur  ein 
grösseres  Fragment  nicht  veröffentlichten). 


theioy  tfd(OQ  oder  MtoQ  d-eioy  sei,  welche  aber  höchstens  das   erkennen  lassen 
dass   sehr  Verschiedenartiges   mit   diesem   Ausdruck  bezeichnet  worden  sein 
möge.    Als  ifd(OQ  d^eloy  wird  in  der  frühesten  Beschreibung  eines  den  späte- 
ren Vorrichtungen  zur  Destillation  näher  kommenden  Apparates,   bei  Syne- 
sios,  das  Destülat  bezeichnet;  vgl.  S.  225,  Anmerk.  21. 

209)  Histoire  de  la  chimie,  2.  6d.,  T.  I,  p.  289. 

210)  Z.  B.  die  bei  Domocrit  ausgesprochene  s.  g.  Lehre  des  Ostanes; 
vgl.  S.  130,  Anmerk.  51. 

211)  Nach  dieser  Schrift  des  Christian os  findet  sich  in  einigen  Hand- 
schriften eine,  wie  es  scheint  neuere:  Das  Labyrinth  des  Salomo,  welche 
man  auch  dem  Cbristianos  selbst  zugesprochen  findet.  —  Die  Venetianer 
Handschrift  hat  diesen  Aufsatz  (vgl.  S.  260,  Nr.  23),  recentiori  manu  delinea- 
tum,  wie  Morelli  (a.  IS.  258  a.  0.,  p.  176)  bemerkt,  und  die  Altenburger  o. 
Gothaer  Handschrift  hat  ihn  gleichfalls  (vgl.  S.  301 ,  Nr.  13) ;  in  der  Inhalts- 
augabe für  die  Mailander  Handschrift  (S.  268,  Nr.  13)  scheint  er  dem  Ghri- 
stianos  zugeschrieben  zu  werden,  und  hierauf  bezieht  sich  Fabricius 
(Bibliotheca  graeca.  Vol.  XII,  p.  761),  wo  er  bei  der  Besprechung  einer  Schrift 
des  Cbristianos  auch  dieses  Aufsatzes  gedenkt.  Ueber  letzteren  ist  mir 
nicht  mehr  bekannt  geworden,  als  an  den  Stellen  steht,  auf  welche  ich  eben 
verwiesen  habe.  —  Darüber,  dass  bei  den  älteren  griechischen  Alchemisten 
eines  Salomo  als  Kunstgenossen  erwähnt  werde,  sind  mir  jetzt  nur  zwei 
Angaben  erinnerlich:  in  des  Zosimos  Schrift  ncQi  o^dyoay  xai  xa^(vu>y 
(vgl.  S.  174  ff.)  finde  sich  auch  mentio  Salamonis  (Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  XII, 
p.  767),  und  in  des  Cbristianos  Synopsis  werde  Salomon  genannt  (vgl. 
Grün  er' s  Angabe  in  Anmerk.  220).  Die  von  den  Alchemisten  früherer  Jahr- 
hunderte so  hoch  gestellte  Turba  philosophorum,  deren  Abfassung  wahrschein- 
lich in  das  12  te  Jahrhundert  zu  setzen  ist  (über  das  Alter  dieser  Schrift  sind 
die  Ansichten  aber  sehr  auseinander  gehend  gewesen  und  namentlich  haben 
sie  Einige  als  erheblich  viel  älter  betrachtet),  enthält  auch  Dicta  Salomonis, 
filii  David  (Mangeti  Bibliotheca  chemica  curiosa,  T.  I,  p.  472).  Im  17ten 
Jahrhundert  findet  man  auf  den  Glauben  daran,  dass  der  König  Salomo  auch 
in  der  Kunst  der  Alchemie  Meister  gewesen  sei,    öfter  Bezug   genommen. 


472  Christianos. 

In  dem  Inhaltswrzeichnisse  der  wahrscbeinlich  ältesten  Samm- 
lung sind  nach  der  ä  467  ff.  besprochenen  Schrift  des  Christia- 


Libavius  eagte  (Commenf^oram  alohymiae  Parsl.  [Francofurti  ad  Moenum 
1606],  p.  2)  bei  der  Besprechung  der  UranfUnge  der  Alchemie:  Item  Salomon 
traditur  peouliaribus  libris  cctmprehendisse,  suntque  vestigia  quaedam  in  Pro- 
verbiis, Cantiooque  ejus  explit'sat  etiam  multa  Orus  Apollo ;  quae  absque  expli- 
catione  et  intellectu  a  populo  cuperstitiose  accipiuntur,  nee  desunt  sceleratae 
magiae  vanitatumque  astrologi  carum  assertores,  qui  imperitorum  hominnm 
opiniones  fovent,  et  sie  praeten'ia  sapientia  inclusa  istis  parabolis  ex  involu- 
cris  mira  fecerunt  Diabolorum  Ad  illndendum  generi  human ocomm enta ,  ut 
etiam  e  medio  tiindem  tollendi  ftf^erint  libri  Salomonii  de  rerum  natura  scripti 
quomodo  et  diviuitus  fieri  mandatviis  serpens  acneus.  Die  durch  J.  Rhena- 
n  u  s  herausgegebenen  Harmoniae  imy/erscrutabilis  chimico-philosophicae  Decades 
duae,  quibus  continentur  auctores  di^  lapide  [Francofurti  1625],  enthalten  auch 
einen  Aufsatz  unter  dem  Titel :  Saloxnonis  regis  sapientissimi  liber  de  lapide 
philosophorum  (Dec.  11,  Nr.  8;  vgl.  L^nglet  du  Fresnoy's  üistoire  de  la 
Philosophie  hermetique  [ä  la  Haye,  1V42],  T.  m,  p.  48),  und  in  Borel's 
Bibliotheoa  chimica  [Parisiis  1654]  wenden  p.  206  ausser  diesem  Aufsatz  als 
zur  Litteratur  der  Alchemie  gehörig  nc'ch  aufgeführt:  Salomonis  dicta,  in 
AllegorÜB  sapientum  (nämlich  in  der  'Xurba);  Ejusdem  Philosophia  salis; 
Ejusdem  Canticum  canticorum,  Ecclesiaste^  et  Proverbia  chimice  a  multis  ex- 
plicantur,  ut  a  Barone,  Ehunrath,  etc.  A.uch  die  berufenen  Claviculae  Salo- 
monis nehmen  auf  die  Bekanntschaft  des  äTnlomo  mit  der  Alchemie  Bezug 
(vgl.  die  Besprechung  dieser  Schrift  in   der    S.  297,  Anmerk.  112  erwähnten 

Nova  librorum  rariorum   conlectio ,  fasc.  IV,   p.  747  sqq.,  namentlich 

p.  752 ;  vgl.  da  auch  p.  766  sqq.)  Wie  gegen  1670  die  Betrachtung  aufgestellt 
wurde:  wenn  die  Alchemie  eine  wahrhaftige  Kunst  sei,  müsse  Salomo  sie 
gekannt  haben,  und  daraus,  dass  Dieser,  so  weit  sich  urtheilen  lasse,  sie  nicht 
gekannt  habe,  folge,  dass  sie  als  solche  Kunst  nicht  existire,  und  wie  Becher 
in  seiner  Physica  subterranea  auf  die  Widerlegun^g  dieser  Argumentation  ein- 
ging, habe  ich  schon  frühe'r  (Geschichte  der  Chemie,  II.  Theil  [Braunschweig 
1844],  S.  249)  besprochen,  und  will  hier  nicht  noch  einmal  dabei  verweilen. 
Aber  es  ist  characteristisch  dafür,  wie  noch  im  Anfange  des  vorigen  Jahr- 
hunderts der  Glaube  an  die  Meisterschaft  des  Salomo  und  anderer  bibli- 
scher Personen  auch  in  der  Alchemie  bei  Vielen  feststand,  dass  die  Bekäm- 
pfung der  alchemistischen  Hoffnungen  und  damit  dee  alchemistischen  Trei- 
bens sich  in  der  Bekämpfung  jenes  Glaubens  specialiBirte.  «Der  von  Mose 
und  den  Propheten  übel  urtheilende  Alchymist,  vorgestellet  in  einer  Schrifil- 
mässigen  Erweisung,  dass  Moses  und  einige  Propheten,  vrie  auch  David,  Salo- 
mon, Hieb  und  fisra  und  dergleichen,  keine  Adepti  Lapidis  Philosophorum 
gewesen  sind;  ingloichen  dass  diese  Lehr  und  alchymistiach  Vorgeben,  von 
Verwandlung  der  geringen  Metallen  in  Gold,  eine  lautere  Phantasie  und 
schädliche  Einbildung  sey^,  ist  der  Titel  und  die  Inhaltsangabe  einer  Schrift, 
welche  B.  J.  Schmid  (Chemnitz  1706;  nur  mit  den  Anfangsbuchstaben  seiner 
Namen)  veröffentlichte  (vgl.  J.  F.  Gmelin's  Geschichte  der  Chemie,  Bd.  II 
[     Göttingen  1798],  S.  202). 


Christianoa.  473 

nos  noch:  Tov  avrov  mgl  XQ^<^07touag  xsq)ukuva  T (S.  262,  Nr.  39) 
aufgeführt.  Diese  30  Capitel  des  Christi  an  os  über  Goldberei- 
tung kommen  so  meines  Wissens  in  keiner  anderen  Handschrift 
vor 312).  Aber  ein  Theil  derselben  ist  es  vielleicht,  welcher  sich 
unter  der  Ueberschrift:  Tov  avrov  (o.  Tov  Xqi^ötiuvov)  övvottftg 
xig  fj  airlu  r^g  ngoxeiiiivrig  övyyQaq>ijg^^^)  und  mit  den  Anfangs- 
worten :  üoklaxtg  v[iiv  i(p6doig  iv  totg  Ttgotsgoig  öTCovödöiia" 
6iv  -  '  '  in  vielen  Handschriften  findet:  in  der  Venetianer  (S.  260, 
Nr.  28),  der  Florentiner  (S.  264,  Nr.  17),  der  Escurial-Handschrift 
A  (S.  271,  Nr.  16),  der  Pariser  2249"*),  2275  (wahrscheinlich;  vgl. 
S.  284,  Nr.  9),  2327  (S.  287,  wohl  unter  Nr.  13)  "s)  und  2329 
(S.  289,  Nr.  6),  auch  Paris-Radulphi  (S.  292,  Nr.  9),  auch  der 
Wiener  (S.  295,  Nr.  19),  der  Altenburger  o.  Gothaer  (S.  301,  unter 
Nr.  15)  und  der  Münchener  (S.  306,  unter  Nr.  12)  Handschrift. 
Die  «einzelnen  Capitel-Ueberschriften  dieses  Aufsatzes  sind  aus 
der  Florentiner  Handschrift  bekannt  geworden  'i^).  Einzelne  die- 
ser Capitel  sind  auch  als  selbstständige  Aufsätze  in  Handschriften 
enthalten;  so  namentlich  die  in  Anmerk.  216  unter  VUI  und  IX 
stehenden  in  der  Venetianer  (S.  260,  Nr.  29)  und  in  der  von  Fa- 


^^^)  Diese  Schrift  ist  auch  aufgeführt  in  dem  in  der  Escurial-Handschrift  B 
stehenden  Inhaltsverzeichniss  (S.  274,  Nr.  40),  fällt  aber  in  die  von  dieser 
Handschrift  gebotene  Lücke. 

^^3)  Ghristiani  prospectus,  quae  causa  sit  propositi  operis,  ist  die  Wieder- 
gabe dieser  UeberBchrift  in  der  Beschreibung  der  Florentiner  Handschrift. 

21*)  Danach  zu  urtheilen,  wie  Höfer  (Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I, 
p.  289  8.)  einzelne  Capitel  dieser  Schrift  als  in  dieser  Handschrift  enthalten 
anfuhrt. 

31^)  Nach  dem  von  Miller  a.  S.  272  a.  0.,  p.  147  Angegebenen. 

31^  Bandini  a.  S.  263  a.  0.,  p.  351:  Capita  hujus  tractatus  sunt:  I.  /Td- 
aak  bIgIv  al  xccr'  BWoq  xal  yivoq  ditc^oQal  t&y  no^rj<r£(oy,  U,  U&g  dei  yoelu 
itvräg  xai  a^i^^act  ystofiStQixoTg,  III.  Tig  f}  Iv  anoxqvtfotg  t&y  naXatüSy  ix- 
dedofiiyri  ta^tg.  IV.  Hötrog  6  T<by  ßantofiiytoy  tqCiay  <naS-/n6g  Sg>€kX€y  xat  no* 
trog  6  T/*ff  xofidQCtog,  xal  nöcog  6  t&y  ßsßa/ufiiytjy  vduttay.  V.  TCg  17  roD  /ui- 
Xayog  ^rjgfov  xataaxevrj.  VI.  Tig  17  rfjg  xo/udQßwg  avy^eatg.  VII.  Tig  tj  /netä 
xfjy  itaa^y  olxoyofxCa.  VIH.  'Onoioy  elyat  XQ^  '^^^^  fjd-eat  tby  /letköyta  ti]y  inf- 
CTrjfiriy,  IX.  "Ogxog.  X.  nsQi  ^rjQ(ov.  XI.  Hf^l  /o»\  XII.  Ka&fjie{rtg  nXvya^g. 
XIII.  IleQt  ^ctyd^waetag,  XIV.  "AXXoi  &i  (fuat  neqi  ;|f^tt»/4«roc  x«i  iiprjiretog  xal 
foyov  fAvartxfjg  S^emgiag.  Auf  einzelne  dieser  Capitel  nimmt  auch  Höfer  (a. 
e.  a.  0.)  als  in  der  Pariser  Handschrift  2249  enthalten  Bezug. 


474  Chrisüanos. 

briciu»  benutzten  Handschrift  (S.  278,  Nr.  5  und  i})^^^).  Ich 
komme  auf  diese  Capitel  und  speciell  auf  den  Schwur  (LK)  später 
noch  zurück;  über  den  Inhalt  der  anderen  sind  mir  Auskunft  ge- 
währende Angaben  nicht  bekannt. 

Wann  dieser  Christianos  gelebt  habe,  ist  ungewiss.  Dar- 
aus,  dass  er  den  Zosimos  und  die  Maria  citirt'^^),  auch  Demo- 
crit,  Feiagios  und  Olympiodoros  ^^^),  lässt  sich  wohl  entneh- 
men, dass  er  nicht  vor  die  zweite  Hälfte  des  5ten  Jahrhunderts 
gesetzt  werden  kann.  Aber  er  gehört  wohl  einer  späteren  Zeit 
an:  dem  7ten  Jahrhundert,  wie  Grüner  ^^o)  auf  eine  unsichere  An- 
nahme bezüglich  des  Sergios,  an  welchen  die  Schrift  Ttegl  tov 
^elov  vdatog  gerichtet  ist  (vgl.  S.  470),  gestützt  zu  vermuthen 
scheint,  wenn  nicht  einem  noch  späteren. 


217)  Capitel  IX  (der  Schwur)  steht  vielleicht  auch  in  der  Pariser  Hand- 
schrift 2327  (S.  287,  Nr.  38)  als  einzelner  Aufsatz,  und  so  auch  in  der  bei 
Montfaucon  mit  3178  bezeichneten  (vgl.  S.  286,  Anmerk,  95). 

218)  Vgl.  Fabricü  Biblioth.  gr.,  Vol.  XII,  p.  761. 

210)  Wofern  sich  Hof  er 's  Angaben  a.  a.  0.,  p.  284  darauf  beziehen,  dass 
diese  drei  oben  Genannten  von  diesem  Christianos  citirt  werden.  Vgl. 
auch  Anmerk.  220. 

220)  Isidis,  Christiani  et  Pappi  philosophi  jnsjurandum  chemicum  [Jenae 
1807],  p.  75:  Quis  ille  Christianus  fuerit,  et  quando  vixerit,  non  satis  liquet; 
est  tarnen  in  cod.  Ven.  inscriptio,  Christiani  ad  Sergium;  insunt  etiam  verba, 
tijg  äylaq  xai  6fAoov<t(ov^  xai  üvvaidCov  tQ^adog,  quae  eum  demum  post  syno- 
dum  Nicaeanam  primam  vel  alteram  scripsisse  (Fabric.  B.  gr.  T.  XI.  L.  VI.  3. 
p.  160  seq.)  abunde  produnt,  et  Stephanus  (Prax.  lü.)  chemicos  eadcm  ortho- 
doxorum  formula  ad  fidem  mystorii  servandam  adstrinxit,  ideoque  ille  unus 
fuit  ex  novis  hominibus,  qui  scrinia  veterum  more  solito  compilarent.  Intus 
sunt  Salomon,  serioris  aetatis  vir,  Democritus  (d  f|  *j4ßdrJQioy  ffo^iaTtjg)  ejus- 
que  magister  Ostanes,  Zosimus,  Pelagius,  Synesius,  in  primis  Sergius^  isque 
demum  vixit  sumb.  imp.  Heraclio  i.  e.  seculo  septimo.  —  Das  erste  Concil 
zu  Nikaea  war  325,  das  zweite  787.  Der  Sergios,  welchen  Grüner  hier 
im  Auge  hatte,  war  wohl  der  639  gestorbene  Constantinopolitanische  Patri- 
arch dieses  Namens;  aber  ich  kenne  keinen  Anhaltspunkt  für  die  Annahme, 
dass  gerade  Dieser  der  gewesen  sei,  an  welchen  jener  Christianos  seine 
Schrift  richtete,  und  der  Name  Sergios  war  Vielen  gemeinsam.  —  Dar- 
über, dass  der  Name  Sergios  in  älteren  Aufzählungen  alchemistischer  Au- 
toritäten vorkommt,  vgl.  oben  S.  348  fi.  und  354. 


Kosmas.  475 


Kosmas. 

In  dis  7te  Jahrhundert  wird  von  Lenglet  du  Fresnoy'-^) 
Kosmas  gesetzt,  gewöhnlich  Hieromonachos  robenannt  2«),  von 
welchem  ein  alchemistischer  Aufsatz  in  mehreren,  doch  wie  es 
scheint  nicht  in  den  älteren '*8)  Sammlungen  solcher  Schriften 
vorkommt  Der  Aufsatz  ist  überschrieben:  ^EQfirivsla  tijg  intatiq^ 
^^S  ^VS  ;t(>v<yoÄotraff  UQOßovdxoü  tov  Koö^^^^)  und  beginnt:  */f 
dkrj^wr}  avt-q  xal  iivöttxii  ;|^t;fi/a  xonov  (lovov  Sehm^  i^odov  di  ov- 

dffttag,  'sv  ydg  iözt  ro  noiv  xal  St  ov  to  näv ;  so  findet  er 

sich  in  der  Florentiner  Handschrift  (S.  266,  Nr.  45),  der  Escurial- 
Handschrift  A  (S.  271,  Nr.  21),  der  von  Fabricius  benutzten 
Handschrift  (S.  279,  Nr.  10),  den  Pariser  Handschriften  2249 
(S.  281,  Nr.  5)226),  2275  (S.  284,  Nr.  14),  2327  (S.  287,  Nr.  14) 
und  der  bei  Montfaucon  mit  3178  bezeichneten  (vgl.  S.  286,  An- 
merk.  95),  auch  in  der  Montpellier-Handschrift  (S.  293,  Nr.  21); 
im  Ganzen  also  doch  nur  in  einer  kleineren  Zahl  von  Handschrif- 
ten. Nach  Höfer*26)  ist  dieser  Aufsatz  in  der  Form  von  Briefen 
an  einen  Freund  abgefasst,  und  nach  Demselben  enthält  er  —  an- 
schliessend an  den  oben  mitgetheilten  Anfang,  nach  welchetn  die 
wahre  und  mystische  Chemie  nur  des  Abarbeitens  aber  keinerlei 


231)  Histoire  del  a  phUosophie  hermetique  [ä  la  Uaye,  1742],  T.  I,  p.  464. 

222)  Copmas  presbyter  wird  er  wohl  auch  einmal  (S.  284,  Nr.  14)  in  einem 
lateinischen  Manußcripten-Katalog  genannt,  worauf  eich  Schmiede r's  (Ge- 
schichte der  Alchemie,  S.  73)  Angabe  bezieht:  ^^KosmaSy  zubenannt  Pres- 
hyta,  oder  auch  Hieromonachos^ schrieb  eine  XQvaonoua  oder  Abhand- 
lung von  der  Bereitung  des  Goldes,^*^ 

223)  Der  Aufsatz  wird  nicht  in  dem  Inhaltsverzeichniss  der  wahrscheinlich 
ältesten  Sammlung  aufgeführt,  wie  es  die  Venetianer  Handschrift  hat,  und 
steht  auch  nicht  in  der  Esctirial-Uandschrifb  B, 

224)  Interpretatio  scientiae  de  auro  conficiendo  hieromonachi  Cosmae  ist 
der  Aufsatz  in  der  Beschreibung  der  Florentiner  Handschrift  bezeichnet,  und 
ähnlich  die  Angabe  for  ihn  in  anderen  lateinisch  geschriebenen  Manuscripten- 
Katalogen. 

225)  Vgl.  auch  Höfer's  Histoire  de  la  chimie,  1.  ed.,  T.  I,  p.  278  und 
2.  ed.,  T.  I,  p.  294. 

226)  Hist.  de  la  chim.,  2.  ed.,  T.  I,  p.  294. 


A^Kwandes  ^A^hji  —  Eruzgen ,  vas  9li.  das  Hexen-Eimnafems  in 
Götb^'s  Fao^t  eriiKDert^;  loiiit  ist  mir  ober  den  Inhalt  dieses 
Afffaatarys  Niefau  bekannt  geworder.  Aodi  Xidnt»  über  den  Ver- 
fa0fer  dewclben.  Dessen  unter  den  Anfrahlongen  der  akfaemisti- 
«eben  Aotoritaten  nur  die  jöng^te  iV^  S.  357^  gedenket.  D^afur, 
dasi  Lenglet  da  Fresnoy  ^^)  als  Zeit  Deasdben  das  Jahr  föO 
angab,  kenne  kki  keinen  Gnind,  nodt  aodi  dafür,  diesen  alebemi- 
sttsdicp  Schriftsteller  Kosmas  mit  einem  der  viden  Anderen, 
welche  als  Trager  dieses  Namens  sonst  bekannt  sind  ^*^)^  fnr  iden- 
tisch ZQ  halten. 


Pappos. 


Id  das  7te  Jahrhundert  wird  auch  Pappos  gesetzt,  ein  al- 
ehemistucher  Schriftsteller,  von  welchem  ein  Aufsatz  gleichfalls 
nur  in  einer  kleineren  Zahl  von  Handschriften  vorkommt.  Doch 
wird  schon  in  dem  Inhaltsverzeichnisse  der  wahrschräilich  ältesten 
Sammlimg  (S.  262,  Nr.  27j  Uaxxov  q^iJLoöoipov  ar^pl  rq^  ^uag 
ri%vf^g  angeführt,  ond  dieser  Anfeatz  findet  sich  aoch  in  der  die 
älteste  Form  der  Sammlang  bewahrenden  EKorial-Handsehrifi  B 
(S.  273,  Xr.  28).  Unter  der  Inirzen  Uelerschrifi:  Tlix^ov  ^pHo- 
öo^ov,  and  beginnend  mit  den  Worten:  "Ogw  ovr  o^rviu  6oi  xov 
lii'/ecp  OQxov ^^)  steht  der  Aufsatz  in  der  Venetianer  (S.  260, 


'j  A  e.  a.  O.:  .La  mie  et  mjstiqae  chjinie  exige  sesleneDt  da  trs- 
▼ail  et  pac  de  reUcbe;  csr  an  est  le  tont,  et  pw  leqael  est  le  tont ;  et  ai  Ton 
De  derient  pas  trois  et  les  trois  an  {xai  ei  ur^  ytr^nu  r«  Ir  tgia  xai  r«  r^ia 
Fr),  le  tont  n'est  rien  iot^ir  i^i  tö  :tär),  Cest  la  sohition  de  la  mafautie 
de  rindigenoe.'* 

»)  A  Anmerk.  221  a.  O. 

^''^  Man  findet  deren  eine  ziemliclie  Anzahl  aufgefnhrt  in  Fabricä  Bibho- 
theca  graeca,  ed.  Harles,  Yol.  XI  [Hamborgi  180S],  p.  173,  180  sqq. 

^  In  der   von  Fabricius   benutzten   Abscbrifi    einer  Pariser   Hand- 

•dirifl  (S.  279,  Xr.  23»  b^nnt  der  Aufsatz:    'Ourvfii  c— .    Nadi   Grn- 

ser's  (Isidis,  Cfaristiani  et  Pappi  pliilosopbi  jnsjnrandom  cfaegiicsm   [Jenae 


Pappoß.  477 

Nr.  35),  der  Mailander  (S.  268,  Nr.  15),  Fabricius'  (S.  279,  Nr.  23), 
der  Pariser  2249  "i),  der  Wiener  (S.  296,  Nr.  25),  der  Breslauer 
(S.  298,  unter  Nr.  1 1),  der  Altenburger  o.  Gothaer  (S.  302,  Nr.  23) 
und  der  Münchener  (S.  306,  Nr.  18)  Handschrift.  Das  Wesent- 
lichste des  Inhaltes  ist  eine  Schwurfonnel  ^8«),  die  bei  den  mit  der 
Geschichte  der  Alchemie  sich  Beschäftigenden  einige  Beachtung 
gefunden  hat  und  auf  welche  auch  ich  noch  einmal  ziurückkomme; 
vom  griechischen  Texte  ist  gerade  auch  diese  Schwurformel  ver- 
öffentlicht, sonst  wenig  bekannt '38).  Dieses  Wenige  betrifft  na- 
mentlich die  Erwähnung  eines  Stephanos  und  eines  Moses,  auf 
welche  bereits  S.  397  Bezug  genommen  wurde.  Unter  der  An- 
nahme, dass  dieser  Stephanos  der  S.  437  ff.  besprochene,  in  die 
erste  Hälfte  des  7ten  Jahrhunderts  gesetzte  sei,  hat  man  den  al- 
chemistischen  Schriftsteller  Pappos  gleichfalls  in   diese  Zeit  ge- 


1807],  p.  83)  Yermnthang  ist  dies  der  richtige  Anfang  und  die  üeberschrift 
zu:     Ilunnov  q)hXoa6q>ov  hqxoq  zu  ergänzen. 

231)  Vgl.  S.  281,  Anmerk.  80.  Was  hier  von  Hof  er  als  ouvrage  dnphilo- 
Bophe  Papoas  genannt  und  später  (Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  1,  p.  298) 
noch  einmal  als  »[^crtt]  de  Papoas  phtlosophe  (IldnMag  q>iXoa6g>ov)^  mit  der 
Angabe,  dass  es  wesentlich  eine  Schwurformel  enthalte,  erwähnt  worden  ist, 
ist  unzweifelhaft  Nichts  Anderes,  als  dieser  Aufsatz  des  Pappos. 

232)  Nach  der  Üeberschrift,   wie  Grüner   (a.  e.  a.  0.,  p.  82 sq.)  angiebt, 

sequitur  proxime  textus,   SQxt^t  oiy  Sfiyvfit ,  tandem  finit  cum   experi- 

mento  chemico,  cujus  scientia  impertiri  profanis  minime,  «odalibus  non  sine 
saoramento  mutuo  poterat.  —  Sprengel  (Geschichte  der  Arzneykunde, 
11.  Theil,  3.  Aufl.  [Halle  1823],  S.  223  f.)  hat  die  Schwurformel  als  ein  Gebet 
aufgefasst:  „Pappus,  ein  armseliger  alexandrinischer  Philosoph,  empfiehlt  ein 
besonderes  Gebet  an  die  Gottheit  für  geheime  Künstler,  worin  in  einem 
Athem  die  Pythagorische  Teträktys  und  der  Gott  der  Ebräer,  der  auf  den 
Cherubim  fährt,  angeredet  werden." 

233)  Denn  iu  Schmieder's  (Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832],  S.  78) 
Angabe:  ^Pappos,  ein  christlicher  Philosoph,  dessen  Person  ganz  unbekannt 
ist,  schrieb  ein  Mvari^Q^oy  /ij^^xö»^.  Chemisches  Oeheimniss,  worin  er  den 
Stephanos  citirt,  wesshalb  er  diesem  nachzusetzen  ist.  Eine  Handschrift  von 
seinem  Buche  findet  sich  in  der  kaiserlichen  Bibliothek  zu  Wien.  In  Alb, 
Fahricii  Bibliotheca  graeca,  Tom.  XII.,  findet  man  es  abgedruckt."  —  ist 
die  erste,  den  Titel  des  Aufsatzes,  und  die  letzte,  den  Abdruck  desselben  be- 
trefifende  Aussage  gerade  so  unrichtig,  wie  die  mittlere,  das  Vorkommen  des- 
selben betreffende,  unTollständig.  Die  irrige  Titelangabe  findet  sich  dann 
bei  Grässe  (Lehrbuch  einer  allgemeinen  Literärgeschichte,  II.  Bde.  1.  Ab- 
theil. [Dresden  u.  Leipzig  1889],  S.  544)  wiederholt. 


478  Pseilos. 

setzt ^^^)  und  ihn  von  dem  unter  Theodosios  dem  Grossen  (ge- 
gcD  das  Ende  des  4  ten  Jahrhunderts)  lebenden  Mathematiker  Pap - 
pos  aus  Alexandria  unterschieden  *3*).  —  In  keiner  Aufzählung 
der  alchemistischen  Autoritäten,  wie  deren  mehrere  oben  S.  344  ff. 
besprochen  wurden,  kommt  der  Name  Pappos  vor. 


Fsellos. 


Aus  beträchtlich  viel  späterer  Zeit  stammt  ein  alchemistischer 
Aufsatz,  dessen  Verfasser  der  vielseitige  und  iruchtbare  Schrift- 
steller Michael  Konstantinos  Pseilos  der  Jüngere  (geboren 
1020,  Lelurer  der  Theologie  und  Philosophie  iri  Constantinopel, 
im  Kloster  gestorben  um  1105)^^^)  war.  So  übereinstimmend  die- 
f9er  Pseilos  als  der  Verfasser  des  jetzt  in  Rede  stehenden  Auf- 
satzes genannt  wird,  so  widersprechend  sind  einige  andere,   den 


^  „638*  ist  das  Jahr,  in  welches  ihn  Lenglet  du  Fresnoy  (Histoire 
de  la  Philosophie  hermetiqae,  T.  I,  p.  464)  setzt. 

^  Diesem  letzteren  Pappos  scheint  Reinesius  den  oben  hesprochenen 
alchemistischen  Aufsatz  zugeschrieben  zu  haben;  er  äussert  sich  in  seinem 
Gutachten  über  die  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift  (vgl.  S.  298  f.;  bei  Oy- 
prianus  p.  91)  nach  der  Besprechung,  dass  Theodosios  der  Grosse  wahr- 
scheinlich der  Alchemie  zugethan  gewesen  sei  (vgl.  S.  454,  Anmerk.  139): 
„So  hat  unter  mehr  gemeltem  Kcyser  Pappus,  Philosophus  Alexandrinas  & 
Mathcmat.  cujus  collectaneornm  Mathem.  libri  habentur,  unter  welches  nah- 
men ein  process  in  diesem  codice  f.  189.  b.  zu  befinden,  gelebet,  wie  beim 
Suida  zu  sehen'^  So  scheint  des  Reinesius'  Ansicht  auch  Morhof  (Poly- 
histor literarius  [Lubecae  1695],  P.  I,  p.  108)  aufgefasst  zu  haben.  Bestimmt 
uiitcrschied,  auf  den  oben  angegebenen  Grund  hin,  den  Alchemisten  Pappos 
von  dem  Mathematiker  dieses  Namens  Lambeck  (Gommentar.  de  biblioth. 
viudoboncnsi  L.  VI.,  ed.  KoUarii  p.  425),  welchem  dann  Haries  (in  seiner 
Ausgabe  von  Fabricii  Bibliotheca  graeca.  Vol.  IX.  [Hamburgi  1804],  p.  177) 
und  Grüner  folgten  (a.  o.  a.  0.,  p. 83sq. ;  er  setzt  den  Alchemisten  Pappos 
um  das  Jahr  620  oder  in  eine  wenig  spätere  Zeit). 

^^^)  Vgl.  über  ihn  namentlich  Fabncii  Bibliotheca  graeca,  ed.  Haries, 
Vol.  X  [Hamburgi  1807J,  p.  438qq 


Psellos.  479 

letzteren  betreffende  Angaben.  —  Der  Aufsatz  gehört  zu  denen, 
welche  unter  den  griechisch  geschnebenen  alchemistischen  Schrif- 
ten bei  dem  ersten  Bekanntwerden  derselben  im  westlichen  Eu^ 
ropa  vorzugsweise  Beachtung  fanden.  Joan.  Franc.  Ficus  de 
Mirandola  nimmt  in  seiner  im  Anfange  des  16ten  Jahrhunderts 
geschriebenen  Abhandlung  de  auro  ^^7)  bereits  auf  ihn  Bezug;  wie 
er  es  that^^^),  veranlasste  die  Deutung,  er  habe  an  eine  Widmung 
des  chemischen  Aufsatzes  an  einen  Kaiser  Constantin  geglaubt, 
was  Conring'^^)  zu  der  Bemerkung  veranlasste,  es  könne  hier 
nur  von  Constantin  Ducas  die  Rede  sein.  Dass  aber  dieser 
Aufsatz  auch  an  den  letzteren  Kaiser  nicht  gerichtet  sei,  sondern 
an  den  Patriarchen  Xiphilinos,  lehrte  Labb^  1653  kennen  ^^o), 
und  dasselbe  hob  Bor  rieh  ins  1674  hervor  ^^i),  unter  Beifügung, 
dass  der  von  ihm  in  der  Pariser  Bibliothek  abgeschriebene  Aufeatz 
die  Ueberschrift  habe:  Tov  fjutTcagkov  xou  navöotpov  WbXXov  int- 
özoXii  nQog  tov  ayiGnnxov  ntxxQiaQx^v  tov  S^^^A^voi/  negl  xQ'^^o- 
Ttouccg.  Unter  dieser  Ueberschrift^^*)  und  mit  den  Anfangsworten: 
^ÜQoig  cj  diöTCoza  o  nouigy  6  iiiog  Svvaötris  xal  tijg  ifi^g  ifvxrig  zv- 
Quwlg  uno  tov  xr^g  q>iXo6o<plag  iieyi^ovg  inl  xtiv  iiinvQiov  naxußi- 


237)  Vgl.  oben  S.  28  f.,  Anmerk.  22  und  26.  Lilius  Gyraldufl  von  Fer- 
rara  (geb.  1479,  gest.  1552)  hatte,  wie  er  in  Dialogbmo  VIII.  erzählt,  diesen 
Aufsatz  aus  einer  griechischen  Handschrift  abgeachriebeu  und  an  genannten 
Picus  de  Mirandola  mitgetheilt  (vgl.  Leonis  Allatii  de  Psellis  et  eorum 
scriptis  diatriba  [Romae  1634],  abgedruckt  im  Anhang  zu  Fabricii  Bibl.  gr. 
Vol.  V,  p.  26;  Gerh.  Joh.  Vossii  de  philosophia  et  philosophorum  sectis  libri 
duo  [Hagae-Comitis  1658],  p.  105). 

^^  L.  II,  cap.  2  (in  Mangeti  Bibliotheca  chemica  curiosa,  T.  II,  p.  563), 
nach  der  Besprechung,  dass  Democrit  von  Abdera  sich  mit  Alchemie  be- 
schäftigt und  als  eine  Autorität  dagestanden  habe:  Cujus  inter  Aristotelis 
interpretes  Michael  Psellns  non  solum  meminit^  sed  a  so  revelata  scribit  ejus 
arcana.  Hie  enim  post  rhetorica,  historica,  physica,  mathematica  scripsit  et 
chemica,  nee  non  et  medica,  quae  Constantino  imperatori  dedicavit. 

^^)  De  Hermetica  medicina,  p.  23  der  Ausgabe  von  1648,  p.  25  der  von 
1669. 

^®)  In  der  Nova  bibliotheca  manuscriptorum  librorum  (vgl.  S.  276,  An- 
merk. 71);  vgl.  aber  auch  S.  481,  Anmerk.  248. 

^*')  Hermetis,  Aegyptiorum  et  chemicorum  sapientia [Hafniae  1674], 

p.  79. 

^^)  Mit  weniger  erheblichen  Varianten,  wife  z.  B.  /laxa^tov  statt  fiaxa- 
Qfiovy  dhütTuToy  statt  uytuiTatoy,  m  einzelnen  Handschriften. 


/$«;«»F  tipfriv  xmi  ^wmrcc/w »ebt  dkser  AnfaUs^   in   der 

EAcnrial-HaiMfaefarift  j4  /^S.  271,  Xr.  1;,  der  rmi  Fabrieivs   be- 
nnizten  Hao^bebrift  ^.S.  27d,  Xr.  2?«»,  der  FniKr  Ha]idKlirift2327 
(H,  2fi6,  Jir.  I),  der  bei  Montf^aeom  mit  SlTö  hemäämetok  (vsL 
a  2^,  Annerk.  fio,,  der  VA»tr^«>r.ga.fiAi*»^  ISl  293,  Nr.  1), 
der  Altenbnrger  o.  Goilkaer  S.  302,  Nr.  2S>  der  IGndieBer  (Sw306, 
Nr,  24^  und  der  Wolfgnlivtteler  (&  %9.  Nr.  5)  W^iA^hiifi^    Aoeb 
die  yofi  Pizinieiiti  far  die  An&rt^iiiig  lemer  htfitiiirbrn  lieber- 
Miznng  benutzte  HaiwWfarift  hatte  in  der  UebeiKbrift  des  Auf- 
tmizen  die  Angabe,  daM  derselbe  ein  an  doi  Fntrinidien  Xipbi- 
Uno»  geriebtetes  Sendsebreiben  nei*^).     Unter  Leixierein   -wäre 
der  Joanne^)  Xipbilinoi)  ans  Trapenint  zn  Tenidieny  welcher 
10^   Pairiardi  von  Constantinopd  wurde  und  1078   oder    1060 
starb;  and  diese  Adresse  ist  gewSbnSA  als  die  för  das  alehoni. 
ütisehe  SeiHiaiebreiben  des  Psellos  aDein  in  Betracht  kommende 
angeführt  worden ^^>  —  Aber  Leo  Allatins   ragte  es  1634  >4€\ 
ab  einen  Irrtham  des  Pizimenti,  dass  Dieser  dieses  S^idadirei- 
ben  an  den  Joannes  Xiphilinos  gerichtet  sein  hsse,  wahrend 
es  doch   an  den  Patriarchen  Michael  Kernlarios  gerichtet  ge- 
wesen  sei^*^>    Letzterer  war  Ton   1043  bis  1059  Patriarch  von 
ConstantinopeL    Des  Allatins  Angabe  gründete  sich  vielleicht  auf 
die   Knsicht  in  eine   Handschrift  der  Vaticana,  in    welcher    die 
Ueberschrifl  dieses  Anfeatzes  denselben  als  ein  Sendschreiben  an 


'^^)  Eine  Zotammentteliiiiig  ron  UandtcbrifleD,  welche  ihn  enthaheD,  gmb 
Harlet  in  feiner  Ausgabe  von  Fabricü  Bibliotheca  graeca,  VoL  X,  p.  48. 

^^)  In  'ler  S.  110  angefahrten  Sammlang  seiner  Uebersetzangeii  alche- 
mifftincber  Aofsatze,  f.  f>5  r^,  hat  die  des  Aufsatzes  Ton  Psellos  die  Ueber- 
s^^hrift:  Michaelis  Pselli  epistola  ad  Xiphilinam  patriarcham,  de  anri  confi- 
eiendi  ratione. 

^  8o  z.  B,  TOD  Lenglet  da  Fresnoy  (Uistoire  de  la  philosophie  her- 
maiqae  [k  la  Haje,  1742],  T.  I,  p.  465),  von  Schmieder  (Geschichte  der 
Alchemie  [Halle  1832],  S.  78),  von  Grässe  (Lehrbuch  einer  allgemeinen  Lite- 
rärgeschiehie,  IL  Bds   1.  Abiheil.  [Dresden  u.  Leipzig  1839],  S.  545). 

^^)  De  Psellis  et  eomm  scriptis  diatriba  [Komae  1634];  in  dem  Abdruck 
im  Anhang  zu  Fabricii  Bibliotheca  graeca,  VoL  V,  p.  25. 

^^)   Allatins  hat  hier   die  Angabe:     Rjusdem  [PselH]  tractatns    Ilcoi 

X(fva<motti(^f  de  auri  conficiendi  ratiane^   ad  Michaelem  Cerularium 

edttns  est  Patavii 1572,    aus  welcher  J.  F.  Gmelin,   wie  S.  113,   An- 

merk.  23  l>emerkt,  einen  Buchertitel  gemacht  hat. 


Pßellos.  481 

den  Patriarchen  Michael  bezeichnet'^®).  So  steht  wenigstens 
dieser  Aufsatz  in  der  Pariser  Handschrift  2328'^^),  so  in  noch 
einer  anderen,  anscheinend  nicht  vor  dem  16ten  Jahrhundert  ge- 
fertigten Pariser  Handschrift**®),  so  auch  —  unter  der  XJeber- 
schrift:  Tov  XoyKDxutov  xcel  nuvöotpov  vtcsqtI^v  hvqov  MixccijX 
xov  WeXkov  TCBQi  %Qv6onoiXotg  ngog  tov  naxQidQ%riv  xvqiov  Mi^ 
Xar^ky  und  mit  den  Anfangsworten:  ^OQng  6  i^og  8vva&crig^  o  fti) 
Ttoislg,  ^  t^g  ifkijg  ^vxrjg  zvQawlg,    ano  xov  xrig  (piXoöotplag  iisyi- 

^ovgy  inl  tiiv  iyinvQiov  iisxaßi^ßdiicav  xi%vriv in  einer  Wiener 

Handschrift  •'^').  Dieser  Anfang  ist  mit  dem  vorher  angegebenen 
so  übereinstimmend,  wie  auch  das  über  den  Inhalt  des  unter  der 
einen  und  des  unter  der  anderen  üeberschrift  stehenden  Aufsatzes 
bekannt  Gewordene'**),  dass  man  keinen  Grund  hat,  das  der 
Üeberschrift  nach  an  den  Patriarchen  Michael  gerichtete  Send- 
schreiben von  dem  an  den  Patriarchen  Xiphilinos  gerichteten 
zu  unterscheiden  **3),  sondern  es   ist  entweder  anzunehmen,  dass 


*^^  Auffallend  bleibt  immerhin,  dass  in  der  Inhaltsangabe  der  Ausgabe 
der  griechischen  alchemistischen  Schriftsteller,  welche  Leo  Allatius  beab- 
sichtigte, dieser  Aufsatz  doch  als  ein  an  den  Patriarchen  Xiphilinos  gerich- 
tetes Sendschreiben  aufgeführt  ist;  vgl.  S.  250,  Anmerk.  18,  Nr.  19.  Solche 
Widerspräche  kommen  bei  den  Polygraphen  jener  Zeit  vor;  auch  Labb6, 
welcher  wie  S.  479  bemerkt  einmal  den  Psellos  sein  alchemistisches  Send- 
schreiben an  den  Patriarchen  Xiphilinos  richten  lässt,  bezeichnet  an  einer 
anderen  Stelle  derselben  Nova  bibliotheca  manuscriptorum  (p.  199;  vgl.  Fa- 
bricii  Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII,  p.  777)  den  Patriarchen  Michael  als  den- 
jenigen, an  welchen  das  Sendschreiben  gerichtet  gewesen  sei. 

«")  Vgl.  S.  331,  Anmerk.  214. 

260)  Vgl.  Höfer's  Histoire  de  la  chimie,  1.  6d.,  T.  I,  p.  842;  2.  ed.,  T.  I, 
p.  362.  Der  hier  angegebene  Anfang  stimmt,  bis  auf  unwesentliche  Varianten, 
mit  dem  oben  mitgetheilten  der  Wiener  Handschrift 

^^)  Dieselbe  enthält  ausser  diesem  Aufsatze  des  Psellos  nur  noch  eine 
kriegswissenschaftliche  Schrift  des  Heron  von  Alexandria;  Lambecii 
Commentar.  de  biblioth.  vindobon.  L.  VII.,  ed.  Kollarü,  p.  486  sq. 

262)  Was  Hof  er  über  den  Inhalt  eines  Aufsatzes,  dessen  Üeberschrift  ihn 
als  ein  Sendschreiben  an  den  Patriarchen  Michael  bezeichnet,  ang^ebt  (vgl. 
Anmerk.  250),  findet  sich  Alles  auch  in  des  Pizimenti  Uebersetzung. 

2*8)  Die  Krafft'sche  Bibliothek  zu  Ulm  hatte  ein  Apographum  recen- 
tissima  manu  e  codice  regiae  bibliothecae  Parisiensis  desoriptum,  worin  an- 
scheinend etoei  Aufsätze  des  Psellos:  Tov  H'elXol^  n^bg  thy  nittQtdQX^^  ^^ 
Qtoy  MtxarjX  neQt  toÖ  Sntog  nonjtfoy  XQ^cöy,  und:  Tod  (laxa^Cov  xal  nayaö- 
g>ov  H'elXoij  inunoXi^  nQog  xoy  äyubtatoy  natqui^xriy  xoy  S^tpiXCyoy  ne^i  XQ^co' 
Kopp,  Beitr.  a.  OMoh.  d.  Cb«m.  31 


482  Psellos. 

die  eine  der  beiden  Ueberschriften  dem  Aufsatz  mit  Unrecht  zu- 
gefugt worden  sei 3^^),  oder  dass  Psellos  dasselbe  Sendschreiben 
an  verschiedene  Personen  gerichtet  habe  ^^^). 

Der  Inhalt  des  Aufsatzes  ist  nur  durch  Pizimenti's  Ueber- 
setzung^^^)  bekannt,  von  dem  griechischen  Texte  ausser  den  An- 
fangsworten Nichts  veröffentlicht.  Bei  der  wissenschaftlichen  Be- 
deutsamkeit, welche  diesem  Psellos  zukommt,  mag  der  Inhalt 
des  Aufsatzes  hier  mit  thunlicher  Kürze  angegeben  werden*^'). 
Es  bedarf  kaum  besonderer  Erinnerung,  dass  Psellos  selbst  nicht 
practischer  Alchemist  war;  sein  Wissen  ist  Schrifbenkenntniss, 
und  das  in  den  älteren  Schriften  mit  Bestimmtheit  Angegebene 
theilt  er  als  Sicheres  mit.    Der  Eingang  des  Aufsatzes  zeigt,  daas 


noitag,  cum  versione  latina  (Schelhomii  Amoenitates  literariae,  T.III  [Franco- 
furti  &  liipsiae  1725],  p.  98  sq.) ;  es  ist  nicht  zu  erseheD,  ob  diese  zwei  Ueber- 
Bchriflen  von  Einem  Aufsätze  gefolgt  sind,  oder  ob  zwei  Aufsätze  in  diesem 
Manuscript  enthalten  waren  und  welche  Verschiedenheiten  sie  boten. 

^  Wo  der  Aufsatz  in  den  Sammlungen  griechischer  alchemistischer 
Aufsatze  vorkommt,  lässt  ihn  die  üeberschriil  an  den  Patriarchen  Xi phi- 
lin os  gerichtet  sein;  aber  diese  üeberschrifb  ist  gewiss  mindestens  da  keine 
ursprüngliche,  wo  Psellos  als  fiaxa^Cxrig  (seliger)  bezeichnet  wird  (so  in  der 
Ton  Borrichius  gegebenen  Ueberschrift  und  in  der  in  Fabricius'  Hand- 
schrift; in  der  Münchener  und  der  Altenburger  o.  Gothaer  wird  er  als  fnaxä- 
qtog^  glückseliger,  bezeichnet).  Der  Aufsatz  findet  sich  mit  der  Üeberschrifb, 
welche  ihn  an  den  Patriarchen  Michael  gerichtet  sein  lässt,  nur  in  anderen 
Handschriften,  als  die,  welche  Sammlungen  griechischer  alchemistischer  Schrif- 
ten enthalten. 

^  Quod  aliis  etiam  solemne  ^it,  meinte  Allatius  a.  a.  0.,  unter 
Hervorhebimg,  dass  es  der  berühmte  Redner  Isokrates  mit  einem  seiner 
Producte  nicht  anders  gemacht  habe.  Aber  wahrscheinlich  ist  es  doch  nicht, 
dass  jeder  der  beiden  hier  in  Betracht  kommenden  Patriarchen  den  Psellos 
um  Auskunft  bezüglich  der  Goldbereitung  ersucht  habe,  in  solcher  Weise, 
dass  die  früher  dem  Einen  gegebene  Antwort  sich,  bis  auf  die  Adresse,  unge- 
ändert  später  auch  dem  Anderen  hätte  geben  lassen. 

^  Nach  Hardt  (a.  S.  305  a.  0.,  p.  26)  ist  diese  Uebersetzung  am  Ende 
unvollständig,  sofern  die  Münchener  griechische  Handschrift  hier  mehr  bat. 
Des  Job.  Dan.  Mylius  Basilica  philosophica ,  in  welcher  sich  nach  Reine- 
Bius  (S.  337,  Anmerk.  236)  eine  Uebersetzung  dieses  Aufsatzes  finden  soll,  ist 
mir  nicht  zugänglich.  Eine  handschriftliche  lateinische  Uebersetzung  dieses 
Aufsatzes  hat  auch  die  Bibliothek  zu  Wolfenbüttel  (vgl.  S.  309);  der  in  der 
Kr  äfft' sehen  Bibliothek  zu  Ulm  befindlichen  wurde  Anmerk.  263   gedacht. 

^'^  Ich  gebe  in  den  folgenden  Anmerkungen  die  Uebersetzung  des  Pizi» 
menti  genau  wieder.    Auch  hier  ist  zu  berücksichtigen,   dass  diese   Ueber- 


Psellos.  483 

Psellos  einer  Aufforderung  des  Patriarchen,  an  welchen  er  schrieb, 
nachkam:  das  Verfahren,  künstlich  Gold  zu  machen,  deutlicher 
anzugeben «»«).  Das  nächst  Folgende  entliält  allgemeinere  Be- 
trachtungen über  die  Umwandelbarkeit  der  Körper  in  einander, 
je  nach  dem  Wechsel  des  Vorherrschens  einer  oder  mehrerer  der 
Aristotelischen  Qrundeigenschaften.  Zur  Sache  selbst,  übergehend 
zeigt  Psellos  Kenntniss  der  verschiedenen  Aufgaben,  welche  in 
den  späteren  Sammlungen  alchemistischer  Schriften  (vgl.  S.  328  f.) 
behandelt  sind  ^5®).  Da  es  aber  hier  wesentlich  auf  die  Goldberei- 
tung ankomme,  so  giebt  er  für  diese  speciellere  Anleitungen, 
welche  offenbar  älteren  alchemistischen  Schriften  entnommen  sind 
(Democrit  ist  der  einzige  ältere  alchemistische  Schriftsteller, 
welcher  genannt  wird);  sie  mögen  unten  eine  Stelle  finden,  da 
ihre  Angabe  durch  Psellos  für  die  Auffassimg  der  Alchemie 
bei  den  Byzantinern  des  Uten  Jahrhunderts  doch  characteri- 
stisch  ist««»). 


Setzung,  namentlich  was  Konstansdräcke  betrifiBb,  willkürlioh  and  ungenau 
sein  kann. 

268^  Videa  o  domine  quidnam  facis,  meus  dynastes,  et  animi  mei  tyrannis? 
a  philosophiae  magnitudine  me  ad  artem,  qnae  in  igne,  ac  fomacibus  consi- 
stit,  transferens,  ac  suadens  materias  permutare,   et  rerum  naturas  tranufor- 

mare. Quoniam  vero  mihi  hoc  onus  imposuisti  velut  Eurystheus  quidam, 

ut  aurea  mala  transportarem,  plumbum  in  aurum  yertenti{^  vel  stannum,  vel 
aliud  quidpiam  rerum  naturalium,  quod  consueverunt  in  omne  opus  facere: 
primum  suscepi  de  hac  re  scribendi  provinciam,  rerum,  quae  fiunt,  causas 
perquireos. 

^^)  Ad  ipsam  jam  transmutationis  artem  progredior.  Volui  igitur  tibi 
universalem  artis  praeceptionem  tradere,  omnemque  operationem  persorutari, 
densitatemque  ac  raritatem  naturarum ,  colorationemque  et  alterationem :  et 
docere  quidnam  sit  quod  cbrystallum  rarefaciat:  quidve  hyacinthum.  et  quo- 
modo  quispiam  etiam  smaragdum  et  beryllum  conficiat.  quaeve  sit  natura, 
quae  lapides  omnes  emollit.  et  quomodo  unio  Bolvatur,  et  in  aquam  abeat. 
quomodo  item  coaguletur  et  in  globum  Ibrmetur.  quaeve  sit  artem  margarita« 
rum  dealbandarum  ratio,  denique  nihil  intentatum  relinquere,  quod  in  his  a 
natura  fiat,  artemque  magistram  facere,  et  in  artis  praecepta  revooare  con- 

stitui.    Quoniam  vero  tu hoc  solum  me  intexpretari  voluisti,  ex  quibus 

rebus,  quave  scientia  aurum  aliquis  facere  possit,  hanc  tantum  artem  tibi 
enarro. 

^  Haec  Igitur  est  prima  auri  operatio.  Arena  quaedam  est  litoralui 
quae  ab  auri  colore  Chrysites  appellatur.  aliqui  vero  id  ipsum  auream  are- 
nam  vocant.  hanc  igitur  conterere  oportet  in  aliqua  dura  pila,  et  in  pollinem 

31* 


484  Psellos. 

redigere,  et  postea  mundare,  et  exsiccare,  ne  partes  pulv^eris  ooeant  Qao- 
niam  vero  inspissare,  et  calefacere  oportet,  sale  qaidem  inspissato,  igne  yero 
calefacito,  per  diem,  ac  noctem  non  auferens,  postea  deniqae  pila  capta  aqua 
exprimens  salsuginem ,  repone  medicinam.  deinde  vas  in  igne  ponens  imbibe 
aoeto  pnlverem  gnttatim  irrigando,  ut  simul  coeat,  atqne  ezBiccetnr.  hoc  au* 
tem  qaater  faoito,  rursns  separatim  alterans.  Argentam,  ac  plumbnm  liqnans 
ntraque  in  pilam  co^jice  donec  una  confnndantur,  et  simnl  permisceantur, 
postea  auferens,  et  frigefaciens  horis  quibusdam  cernes  totum  dnmm.  dein 
tandem  arenam  purgans  invenies  aumm.  EUer  konnte  man  noch  an  eine 
metallurgische  Operation  denken;  was  indessen  tl^d/iiuog  (wohl  das  hier  dnroh 
arena  wiedergegebene  Wort)  bei  den  Alchemisten  bedeutet,  ist  vielfältig  nnd 
unsicher.  —  Es  heisst  dann  weiter:  Sin  vero  velis  ita  facito.  Sandaracham 
et  Chalcanthom,  et  Arsenicum,  et  sulphor  vivum  et  cinnabari  simul  terensj 
ac  tenacem  mixturam  faciens  in  purum  vitmm  conjice,  cigus  os  sit  angu- 
stius.  ccgusmodi  sunt  vasa  theriacae.  atque  os  obstruens  argilla  per  diem  igni 
assato.  postea  auferens  lutum  invenies  mixturam  siccam  picis  craasitudine  si- 
milem.  hoc  ergo  itenim  terens  in  vase  fictile  reconde:  totumque  capiens  loca 
prope  ignem,  et  ablato  operculo  invenies  flavum.  Et  magnesiam  quidem  si 
caeperis  albam,  et  per  pondus  arenae  optimae  praeparatum,  postea  vero  utra- 
que  conterens  oleo  raphani  concoxeris,  erit  tibi  id,  quod  est  in  fomaeibaa  an» 
rum.  Si  vero  non  sit  nitens  colore,  sale  uncta  ea,  quae  superins  dicta  sunti 
et  misy,  et  ferri  croco  conterantur,  et  rebus  potentias  communicantibas  aa- 
rum  fulgentius  aureis  pactoli  arenis  efßcies.  —  Si  vero  aurum  habens  duplum 
pondus  facere  volueris,  nihil  auferens  ex  qualitate,  hoc  ponderans,  duplo  ma- 
jora  pharmaca  ponderato,  misy,  et  berilli  scobem,  ut  sit  quadruplum  auri, 
quod  ex  ambobuiB  constat.  haec  miscens,  seu  temperans  affige  auro,  atque  ita 
ubi  in  crucibulum  conjeceris,  et  ignitum  feceris  extrahe,  et  te  ipso  duplo  di* 
tior  fies.  Sed  nostrum  institutum  erat,  ut  non  de  auro  collustrando,  neque 
augendo,  sed  de  auro  conficiendo  ageremus,  hoc  itaque  praettabo,  quamvis 
aliquantulum  digressa  oratio  alias  artes  obiter  respexit.  Cinnabari,  et  aureus 
fios  aeris,  velut  jiaturales  quaedam  formae  lunari  materiae  iiijecta  aureum  cor^ 
pus  faciunt.  si,igitur  argentum  liquefaciens  medicinas  miscendo  temperaveria, 
sol  tibi  lana  fiet.  et  si  alte  secueris,  invenies  colorem  et  ad  omnem  auri  usom 
argentum  in  aurum  versum,  et  lana  aurum  quidem  facit,  sol  vero  lunam  non 

facit. Quoniam  vero   regiminis   superius  meminimus,  interpretabimur 

quidnam  sibi  nomen  velit,  quoniam  enim  chrysitidis  tinctura  ad  opera  indi- 
gemus,  prius  medicinam  habere  neoesse  est,  ut  ea  in  tempore  utamur.  Chryso- 
coUa  terrae  fios  est,  in  Macedonia  nascens.  hanc  aqua  dulci  purgans,  postea 
solaribuB  radiis  exsiccas  aeris  Scytici  flore,  et  Chrysoletho  simul  solve,  et  com- 
misce.  postea  humido  excremento  inspissans  in  lucido  vitro  reconde.  totamque 
fiammis  calefacito.  ex  hoc  enim  igneum  pharmacum  facies.  Habes  simul  eüam 
regiminis  significationem ,  quodque  tincturam  facit.  Aurum  vero  ita  facere 
poteris.  Ubi  plumbum  igne  liquaveris  sulphur  vivum  huic  inspergas,  et  igne 
utitor,  donec  vapor  evanuerit,  postmodum  aluminis  scissilis,  et  cinnabaris  par 
pondus  capiens,  miscensque  in  oxymelite  liquato  plumbo  inspergito,  itomque 
sulphur  vivum,  ut  tum  solidum  fiat,  tum  etiam  colorem  per  cunctoe  porös  ca- 
piens propter  haec  omnia  aurum  efliciatur. 


Johannes  Damaskeuos-  Fhilippos  SolitariuB.  485 


Johannes  Damaskenos;  Fhüippos  SoUtarius. 


In  diese  Zeit,  die  des  Psellos,  gehört  wahrscheinKch  noch 
ein  Schriftstück,  welches  gewöhnlich  als  um  einige  Jahrhunderte 
älter  betrachtet  wird. 

Johannes  Damaskenos  wird  als  der  Verfasser  einiger  Verse 
genannt,  welche  in  verschiedene  handschriftliche  Sammlungen 
griechischer  alchemistischer  Aufsätze  aufgenommen  worden  sind; 
in  diesen  Versen  wird  die  Unvwandlung  des  Blei's  zu  Gold  bespro- 
chen. In  Fabricius'  Handschrift  (vgl.  S.  280,  Nr.  54)  und  in  der 
Florentiner '  Handschrift  (vgl.  S!  266,  Nr.  47)  sind  diese  Verse 
überschrieben:  ^loDavvov  xov  ^afuxöxrjvov  ix  trig  diontgag;  als 
versus  politici  XVI  sind  sie  für  die  erstere,  als  Joannis  Damasceni 
ex  dioptra  versus  politici  XVI  für  die  letztere  in  den  Angaben 
über  dieselbe  bezeichnet,  und  ähnlich  in  den  Angaben  über  die 
Pariser  Handschriften  2327  (vgl  S.^87,  Nr.  37)  und  2329  (vgl. 
S.  290,  Nr.  16)  wie  in  denen  über  die  bei  Montfaucon  mit  3178 
und  3185  bezeichneten  Handschriften  (vgl.  S.  286,  Anmerk.  95 
und  S.  288,  Anmerk.  98),  welche  sie  gleichfalls  enthalten;  in  der 
Angabe  über  die  Pariser  Handschrift  2250  (vgl.  S.  282,  Nr.  5) 
aber  sind  sie  bezeichnet  als:  Joannis  Damasceni,  vel  potius  Phi- 
lippi  solitarii  versus  politici  e  dioptra.  —  Die  Verse  hat  unter  der 
oben  angegebenen  Ueberschrift  Fabricius**')  abdrucken  lassen, 
und  in  neuerer  Zeit,  mit  wenig  Varianten,  als  vers  herm^tiques 
de  Jean  de  Damas,  aus  der  Pariser  Handschrift  2250  Höfer***); 
sie  bieten,  was  Darlegung  alchemistischer  Ansichten  betrifit,  kaum 
Interesse  ***),  etwas  mehr  vielleicht  in  Beziehung  darauf,^  wer  ihr 


2")  Bibliotheca  ^raeca,  Vol.  XH  [Hamburgi  1724],  p.  774.      . 

w^O  Hiatoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Pariß  1866],  p.  685  s.  (als  Exlrait 
de  la  dioptre  de  Jean  de  Damas  bezeichnet  er  sie  hier  p.  296).  Sie  stehen 
nicht  in  der  ersten  Ausgabe  dieses  Werkes ;  vgl.  die  folgende  Anmerkung. 

2<^  Höfer  hatte  auch  in  seiner  Histoire  de  la  chimie,  1.  ed.,  T.  I  [Paris 
1842],  p.  278  sie  nur  als  vers  sur  la  dioptrique  (une  yingtaine  de  yers  de 
nulle  importanoe)  genannt. 


486  Johannes  Damaskenos;  Philippos  Solitarius. 

Verfasser  war  und  für  welche  Persönlichkeit  sie  Glauben  an  die 
Alchemie  bekunden.  —  Als  der  Verfasser  dieser  Verse  ist  mit 
grosser  Sicherheit  der  Johannes  von  Damascus  betrachtet  wor- 
den 26*),  welcher  um  700  geboren  war,  seiner  Beredsamkeit  wegen 
auch  Johannes  Chrysorrhoas  genannt  wurde  und  754  starb; 
es  wäre  immerhin  bemerkensw^rth ,  wenn  für  diesen  Mann 
Glaube  an  die  Alchemie  nachgewiesen  werden  könnte,  aber  unter 
den  zahlreichen  Schriften  Desselben,  welche  die  Littörarhistori- 
ker'^*)  aufzählen,  findet  sich  keine  Dioptra  und  keine  Schrift, 
welche  als  jene  Verse  enthaltend  zu  vermuthen  irgendwie  Veran- 
lassung wäre.  Auch  ein  anderer  Johannes  Damascenus:  ein 
syrischer  Arzt  aus  Damascus,  welcher  in  der  ersten  Hälfte  des 
9  ten  Jahrhunderts  lebte,  in  arabischer  Sprache  medicinische  Werke 
schrieb  und  nach  Ansicht  Einiger  Verfasser  von  Schriften  sein 
soll,  welche  sonst  einem  Mesue  beigelegt  wurden ^^e)^  «cheint  als 
Der  betrachtet  worden  zu  sein ,  von  welchem  jene  Verse  herrüh- 
ren 267)-  aber  wiederum  bietet  das  über  seine  Schriften  sonst  Be- 
kannte für  diese  Annahme  keine  Unterstützung.    Und  gar  kein 


2^)  Von  Schmieder  iu  Dessen  Geschichte  der  Alchemie  [Halle  1832], 
S.  74  f.  Von  diesem  Johannes  Damascenus  heisst  es  hier,  etwas  leicht- 
fertig: „Unter  anderen  schrieb  er  ein  Lohgedicht  auf  die  heilige  Kunst,  in 
lustigen  Versen,  was  die  Ueberschrift:  MitQa  noXmxd,  anzudeuten  scheint^S 
Man  kann  die  Verse  nicht  so,  wie  es  hier  geschehen,  characterisiren ;  die  an- 
gegebene Ueberschrift  scheint  sich  Schmieder  durch  Rückwärtsübersetzen 
lateinischer  Angaben  selbst  gemacht  zu  haben;  versus  politici  sind  Verse,  in 
welchen  zwar  eine  gewisse  Zahl  der  Sylben  aber  nicht  die  Quantität  der  letz- 
teren gewahrt  ist  (vgl.  Du  Gange' s  Glossarium  mediae  et  infimae  latinitatis, 
T.  V  der  He nschel' sehen  Ausgabe  [Paris  1845],  p.  333). 

^^^)  Scholl  in  seiner  Geschichte  der  griechischen  Litteratur  z.B.,  Gras  sc 
in  seinem  Lehrbuch  einer  allgemeinen  Literärgeschichte,  S.  F.  G.  Hoff  mann 

in  seinem  Lexicon  bibliograph. scriptorum  graecorum;  namentlich  aber 

Fabricius  in  der  Bibliotheca  graeca.  Vol.  YHI  [Ilamburgi  1717],  p.  772 sqq.; 
ed.  Harles,  Vol.  IX  [Ilamburgi  1804],  p.  682  sqq. 

266)  Vgl.  Fabricii  Bibl.  gr.,  Vol.  VIII,  p.  772;  ed.  Harles,  Vol.  IX,  p.  683; 
Jöcher's  Allgemeines  G elehrtcn- Lexicon ,  IL  Theil  [Leipzig  1750],  6.  1917  f. 

267)  Im  Index  zu  Montfaucon's  Bibliotheca  bibliothecarum  manuscri- 
ptorum  nova  [Parisüs  1739]  wird  Joannes  Damascenus  medicus  als  Autor  für 
das  Vorkommen  jener  Verse  in  zwei  Handschriften  genannt;  aber  auch 
der  Theologe  Johannes  Damascenus  für  das  Vorkommen  derselben  in 
einer  Handschrift. 


Salmanas.  487 

Grund  liegt  vor,  etwa  an  einen  um  1100  lebenden,  auch  als  Jo- 
hannes Damascenus  benannten  Bischof  von  Antiochien  zu  den^ 
ken.  Richtiger  mag  wohl  die  in  der  einen  oben  mitgetheilten 
Angabe  enthaltene  Andeutung  sein,  dass  überhaupt  kein  Johannes 
Damascenus  sondern  Philippus  Solitarius  der  Verfasser  der 
fraglichen  Verse  sei.  Letzterer,  ein  um  1100  lebender  griechischer 
Mönch ,  hat  ein  Gespräch  zwischen  Seele  und  Körper  unter  dem 
Titel  dionxQa  in  politischen  Versen  geschrieben;  allerdings  habe 
ich  den  Inhalt  derjenigen  Verse,  um  welche  es  sich  hier  handelt, 
bei  dem  Durchblättern  der  lateinischen  Ausgabe  der  Dioptra 
durch  Pontanus'-^®)  nicht  in  derselben  gefunden,  aber  darin  liegt, 
bei  der  nachgewiesenen  Unvollständigkeit  dieser  Ausgabe  ^^^), 
noch  kein  Beweis  dagegen,  dass  die  Verse  doch  jener  Schrift  ent- 
nommen sein  können.  Es  bleibt  also  dieser  Gegenstand  vorerst 
noch  unentschieden,  welcher  einiges  Interesse  in  Beziehung  auf 
die  Frage  bietet,  ob  der  in  der  ersten  Hälfte  des  7ten  Jahrhun- 
derts lebende  Johannes  Damaskenos  an  die  Wahrhaftigkeit 
der  Alchemie  geglaubt  habe. 


Salmanas. 


Ich  wäre  mit  der  Besprechung  der  alchemistischen  Schriftstel- 
ler, welche  zu  den  Alexandrinern  und  den  Byzantinern  gehören, 
und  der  Aufsätze,  welche  von  ihnen  herrühren  oder  ihnen  beige- 
legt worden  sind ,  zu  Ende ;  denn  ein  noch  namhafter  byzantini- 
scher  Schriftsteller  aus  dem    13ten    Jahrhundert,  Nikephoros 


^^^)  Philippi  Solitarii  Dioptra,  id  est,  Regula,   sive  Amussis  rei   cbristia- 

nae ;  ed.  Jac.  Pontani  [Iiigolstadii  1604].    „Dioptra"  bedeutet  hier,   was 

wir  im  Deutschen  durch  „Richtschuur''  ausdrücken;  von  Dioptrik  (vgl.  oben 
Anmerk.  268)  ist  keine  Rede. 

2^^)  Lambecii  Commentar.  de  bibliotheca  vindobon.  L.  V.,  ed.  KoUarii 
[Yindobonae  1778],  p.  76  sqq.,  95  sq.;  Fabricii  Bibliotheca  graeca,  Yol.  VI 
[Hamburgi  1714],  p.  566. 


488  Salmauas. 

Blemiiiydes,  und  was  Alcbem istisches  unter  seinem  Namen  in 
Handschriften  vorkommt,  wurde  bereits  bei  einer  anderen  Ge- 
legenheit ^^<')  besprochen.  Aber  ein  vielleicht  einer  früheren  Zeit^ 
als  die  zuletzt  betrtvchteten,  angehöriger  Au&atz  verdient  noch 
Erwähnung,  welcher  als  ein  Verfahren  eines  arabischen  Kunstver- 
ständigen, des  Salmanas,  enthaltend  bezeichnet  ist  Dieser  Auf- 
satz scheint  nur  in  griechischer  Sprache  zu  existiren,  und  findet 
sich  zusammen  mit  den  anderen  griechischen  alchemistischen  Auf- 
sätzen, die  uns  bisher  beschäftigten,  häufig  in  Sammlungen  sol- 
cher Schriften. 

Unter  der  Ueberschrift :  Mi^oöogy  öl  r^g  anozckehou  q  0(p(a- 
Qoeidrig  xuXttl^a^  xaxaöxevaö^etöa  naga  rov  iv  Texvovgyif  xeQißoii' 
Tov  "AQaßog  xov  Soduavä^  und  mit  den  Anfangsworten:  Aaßmv 
kamoxatag  xakitagy  efißcde  avrag  iv  vccXo)  -  -  steht  ein  Au&atz  in 
der  Florentiner  (S.  266,  Nr.  44),  derTurincr  (S.  269,  Nr.  8),  der  Es- 
curial-Handschrift  Ä  (S.  271,  Nr.  18),  der  von  Fabricius  benutz- 
ten (S.  278,  Nr.  8)  und  mehreren  anderen  Handschriften,  für  welche 
ihn  die  lateinisch  geschriebenen  Kataloge  unter  einem  Titel  an- 
geben, welcher  ihn  weniger  als  zur  Alchemie  oder  einer  zu  ihr 
gerechneten  Kunst,  als  vielmehr  zur  Experimental-Meteorologie 
gehörig  erscheinen  lassen  könnte.  Xaka^a  bedeutet  nämlich:  Ha- 
gel, aber  unter  anderem  danach  Benannten  (Finnen  z.  B.)  bei 
späteren  griechischen  Schriftstellern  auch:  Perle «^>);  die  letztere 
Bedeutung  hat  das  Wort  in  dem  Aufsatze  des  Salmanas,  aber 


270)  8.  289  f.,  Anmerk.  99. 

271)  Du  Gange  sagt  im  Glossar,  ad  scriptores  modiae  et  infimae  graed- 
tatis,  T.  II  [Lugdani  1688],  p  1724  sq.,  anter  Bezugnahme  auf  das  Ton  Sal- 
masias  in  Plinianae  exorcitationes  in  Solini  polyhistora,  T.  I  [PariBiia  1629], 
p.  718  Bemerkte:  XäXaCa,  margarüa^  sie  dicta  quod  grandinei  globoli  for- 
mam  referat,  vel  uti  censet  Salmasius  ad  Plinium,  a  suillis  granis,  quae  Orme- 
cis  /dAaC«»  dicuntur.  Eustathius  ad.  II.  wird  citirt,  und  dann  heisst  es:  Idein 
Salmasius  Graeculum  anouymum  laudat,  hoc  titulo:  Mk^oio^  d^'  i^^  <jclr•reXff^ 
Tce»  atpaiQoet&qg  /(eAa^a,  xutttaxevaa^eiaa  naqä  xoi>  h  XBxyovqyiif  nt^flaiqfp 
"J^aßog  Toö  JSaXfLtayäf  ubi,  inquit  ille,  ;ifC(AaCct  vooatur  margaritnm.  I^  porro 
habetur  in  BibL  reg.  cod.  G18.  f.  141.  ubi  deinde  haeo  leguntur:  Xaßiuf  Xemo- 

tätag  x"^C«Sy   f/ußaXs  avtäg  h  iiXt^ .    Vgl.  auch  bei   Salmasius 

a.  e.  a.  0.,  T.  11,  p.  1125. 


Salmanas.  489 

die  erste  ist  gewöhnlich  für  die  Wiedergabe  der  Ueberschrift  in 
lateinischer  Sprache  angenommen  worden,  wo  denn  in  den  Ka- 
talogen der  Aufsatz  figm*irt  als  Methodus,  qua  perficitur  sphaerica 
s.  rotunda  s.  globosa  s.  magna  grando  praeparata  secundum  arti- 
ficium  celeberrimi  in  hac  arte  Salmanae  Arabis  oder  ähnlich  *'*). 
So  findet  sich  der  Aufsatz  angegeben  als  enthalten  in  der  Pariser 
Handschrift  2249  (S.  281,  Nr.  4) "3),  in  der  bei  Montfaucon  mit 
3178  bezeichneten  (vgl.  S.  286,  Anmerk.  95),  in  der  früher  als 
Paris-Radulphi  bezeichneten  (S.  292,  Nr.  11)  tmd  in  der  Montpel- 
lier-Handschrift (S.  293,  Nr.  18).  —  Der  Aufsatz  soll  eine  Anlei- 
tung enthalten,  grosse  runde  Perlen,  anscheinend  aus  kleineren, 
zu  machen*'»)  5  ^^^  habe  S.  329  erinnert,  dass  die  späteren  Samm- 
lungen griechischer  alchemistischer  Aufsätze  mehrere  Vorschriften 
zur  Anfertigung  von  Perlen  und  zur  Erhöhung  des  Werthes  der- 
selben haben.  Was  sonst  über  den  Inhalt  des  unter  Salmanas' 
Namen  in  den  Handschriften  Stehenden  angegeben  worden  ist, 
bietet  in  sofern  Unsicherheit,    als  es  sich  auf  Aufsätze  bezieht. 


27^)  Salmana  Arabis  methodus,  qaa  grando  et  margaritae  ad  rotondam 
formam  deducuntar,  ist  die  Angabe  bei  Montfaucon  für  die  bei  ihm  mit 
3178  bezeichnete  Pariser  Handschrift  (vgl.  8.  286,  Anmerk.  95). 

27^  Die  griechische  Ueberschrift  in  derselben  ist  die  S.  488  angegebene, 
vgl.  Hof  er 's  Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  299.  Hier  wird  auch  das 
Vorkommen  dieses  Aufsatzes  in  der  Pariser  Handschrift  2275  besprochen;  in 
der  Inhaltsangabe,  welche  der  Pariser  Manuscripteh-Katalog  von  1740  für  diese 
Handschrift  hat  (vgl.  S.  284),  wird  desselben  nicht  erwähnt. 

37^)  Hof  er  sagte  in  der  ersten  Ausgabe  seiner  Histoire  de  la  chimie,  T.  I, 
p.  278  bezüglich  des  Inhalts  des  Aufsatzes:  De  la  grele  spherique,  par  Sal- 
mana l'Arabe:  L'auteur  s'etend  sur  la  dissolution  des  perles  par  du  jus  de 
citron.  Pour  faire  pondre  de  Tor  aux  poules,  il  recommande  de  les  nourrir 
avec  de  la  litharge  et  du  miel.  Pour  faire  de  l'argent,  il  conseille  de  faire 
fondre  de  Tetain  et  d'y  projeter,  pendant  la  fusion  du  metal,  de  Fasphalte  et 
du  sei  commun.  —  Es  war  keine  glückliche  Verbesserung  —  sofern  nach  dem 
Dictionnaire  de  PAcaddmie  frangaise  das  Wort  grelon  nur  Hagelkorn  und 
nicht  etwa  Perle  bedeutet  — ,  wenn  Hof  er  in  der  zweiten  Ausgabe  seines 
Werkes,  T.  I,  p.  299  bezüglich  des  Inhalts  des  Aufsatzes:  La  maniere  de 
former  la  grele  spherique,  par  le  c61ebre  Arabe  Salmanas,  angiebt:  L'auteur 
prescrit  de  chauffer  de  petits  grelons  avec  du  jus  de  citron  (x^Qtoy  Co^/iöy), 
dans  un  vase  bien  lute.  L'operation  doit  etre  rep6t^e  pendant  un  certain 
nombre  de  jours.  Dans  les  chapitres  sur  la  dealbation  des  perles  {Xei^xtactg 
fiaQyaQtt&y),  il  s'etend  sur  la  dissolution  des  perles  dans  des  addes  orga- 
niques  et  mineraux.    Pour  faire  pondre  etc.  wie  oben. 


490  Salmanas. 

welche  gewöhnlich  als  auonyme  selbstständige,  nicht  zu  dem  des 
Salmanas  gehörige  betrachtet  werden"*).  Dieselbe  Unsicher- 
heit erstreckt  sich  darauf,  ob  gewisse  alchemistische  Autoritäten 
in  dem  eigentlich  unter  dem  Namen  des  Salmanas  vorkommen- 
den Au&atze  oder  in  jenen  zweifelhaften  anderen  Auüsätzen  citirt 
werden"^).  Wenn  Salmanas  wirklich  den  Petasios  citirt,  an 
welchen  Olympiodoros  (vgL  S.  430  u.  433)  eine  alchemistische 


^^)  Hinter  dem  oben  besprochenen  Aafsatze  des  Salmanas  stehen  in  der 
Florentiner  Handschrift  (S.  266,  bei  Nr.  44),  der  Escorial- Handschrift  A 
(S.  271,  Nr.  19  u.  20),  der  von  Fabricius  benutzten  (S.  278,  Nr.  9)  u.  a.  An- 
weisungen zur  Behandlung  von  Perlen  und  zur  künstlichen  Nachbildung  von 
Edelsteinen,  welche  Diejenigen,  welche  diese  Handschriften  einsahen  and  be- 
schrieben, als  nicht  zum  Aufsatz  des  Salmanas  gehörig  aufführten;  nurBor- 

richius    (Hermetis,    Aogyptiorum   et  chemicorum  sapientia [Hafniae 

1674],  p.  100  sq.)  besprach  auf  Färbung  der  Steine  Bezügliches,  was  diesen 
Anweisungen  entnommen  zu  sein  scheint,  als  von  Salmanas  herrührend, 
und  der  Pariser  Manuscripten-Katalog  von  1740  scheint  auch  die  Vorschrift 
des  Salmanas  bezüglich  der  Bearbeitung  von  Perlen  und  die  Anweisungen 
zur  Darstellung  von  Edelsteinen  in  der  Angabe  für  die  Pariser  Handschrifl 
2325  (vgl.  S.  285,  Nr.  8)  znsammengefasst  zu  haben.  Höfer  (Histoire  de  la 
chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  299)  betrachtet  die  Anweisungen  zur  Behandlung  der 
Perlen  (vgl.  die  vorhergehende  Anmerining)  und  zur  Darstellung  künstlicher 

Edelsteine,  namentlich  die  Vorschrift:   Kaxaßagtri  Ud^ioy  xal  aftaqdyiiatf 

(vgl.  8.  828,  Anmerk.  205),  als  einzelne  Capitel  jenes  Aufsatzes  des  Salma- 
nas.  Es  fehlen  mir  die  Anhaltspunkte  zur  Entscheidung,  ob  diese  Vorschrift 
mit  der  von  Salmasius  a.  Anmerk.  271  a.  0.,  T.  H,  p.  1098  als  neql  ßa- 
g)fjg  ffiuoQdydov  handelnd  besprochenen  und  von  ihm  dem  Zosimos  zuge- 
schriebenen identisch  ist,  bezüglich  deren  schon  früher  (S.  205)  bemerkt 
wurde,  dass  das  Vorkommen  arabischer  Eunstausdrücke  u.  a.  in  ihr  die  Ab- 
fassung derselben  in  eine  spätere  Zeit  setzen  lässt,  als  die  für  den  Zosimos 
anzunehmende  ist.  Was  für  die  Identität  spricht,  ist  namentlich,  dass  Sal- 
masius aus  der  von  ihm  dem  Zosimos  zugeschriebenen  Vorschrift  Stellen 
anführt,  welche  die  Kunstausdrücke  tdXx  und  taXdx  (als  etwas  davon  Ver- 
schiedenes bezeichnend  auch  ;ifdAx)  enthalten,  und  dass  Höfer  für  die  von 
ihm  als  zum  Aufsatze  des  Salmanas  gehörig  betrachtete  Vorschrift  gleich- 
falls den  Gebrauch  des  Wortes  talc  {zdXax)  hervorhebt.  Salmasius  kommt 
in  seiner  sehr  gelehrten  Erörterung  über  das,  von  ihm  als  ein  arabisches  be- 
trachtete, Wort  tüXx  zu  dem  Resultate,  das  früher  so  Bezeichnete  sei  das- 
selbe, wie  das  zu  seiner  Zeit  als  Talk  Benannte.  Gleicher  Ansicht  ist  Höfer 
(a.  a.  0.,  p.  25B):  Le  mot  talc^  tdXax  probablement  d'origine  Porsane,  de- 
signait  un  Silicate  de  magnesie. 

^7®)  Höfer  a.  a.  0.,  p.  800:  Salmanas  cite  Zosime,  Dcmocrite  {iy  tp  t&y 
AlyvnxCiav  cog)^  ß^ß^v)»  Marie  et  Petasius.  Ce  demier  avait  publie  les  Me- 
moires  de  D6mocrite  (JrifioxqCte^a  {mofiyrjfiaTa). 


Salmanas.  491 

Schritt  richtete,  und  der  Letztere  in  der  ersten  Hälfte  des 
5ten  Jahrhunderts  lebte,  so  ergiebt  sich  damit  eine  Grenze,  über 
welche  rückwärts  die  Zeit  des  Salmanas  selbst  nicht  gesetzt  wer- 
den darf.  Aber  dazu,  diesen  Künstler  in  eine  neuere  Zeit,  als 
das  5te  Jahrhundert,  zu  setzen,  gewährt  die  Berücksichtigung  An- 
lass,  wann  die  Araber  mit  der  Alchemie  und  ihr  verwandten 
Aufgaben  sich  zu  beschäftigen  anfingen.  Auf  welchen  Grund  hin 
Lenglet  du  Fresnoy"^)  den  Salmanas  um  dasJahr  1000  setzt, 
ist  mir  jedoch  unbekannt,  und  auch,  wesshalb  Höfer^'®)  der  An- 
sicht ist,  Derselbe  habe  wahrscheinlich  früher  gelebt,  vielleicht 
gegen  das  9te  Jahrhundert  Den  Namen  Salmanas  —  oder 
einen  ähnlichen,  welcher  auch  nur  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit 
zu  jenem  in  Beziehung  gebracht  werden  könnte  —  findet  man 
nicht  da,  wo  die  arabischen  Schriftsteller  über  Naturwissenschaft- 
liches und  damit  in  Verbindung  Stehendes  aufgezählt  werden  ^^®). 
An  ein  arabisch  geschriebenes  Original  des  Aufsatzes,  welcher  jetzt 
uns  beschäftigt,  muss  man  aber  gar  nicht  noth  wendig  denken,  und 
nicht  einmal  daran,  dass  er  unmittelbar  von  Salmanas  her- 
rühre'®<>);  denn  die  Ueberschrift  des  Au&atzes  sagt  nicht  aus, 
dass  derselbe  von  dem  Salmanas  verfasst  sei,  sondern -nur,  dass 
in  demselben  ein  Verfahren  des  Salmanas  angegeben  werde. 
Wann  Letzterer  gelebt  habe  oder  wann  dieser  Aufsatz  in  der  uns 
erhaltenen  Form  abgefasst  worden  sei,  bleibt  unbestimmt  '®^). 


277)  Histoire  de  la  philosophie  hermetique  [a  la  Haye,  1742],  T.  I,  p.  465. 

278)  Histoire  de  Ja  chimie,  1.  ed.,  T.  I,  p.  326;  2.  ed.,  T.  I,  p.  344. 

279)  Namentlich  nicht  in  Wüsten feld's  Geschichte  der  arabischen  Aerzte 
und  Naturforscher  [Göttingen  1840].  • 

280)  Aber  es  war  doch  ein  Irrtham  des  Salmas.ius,  dass  er  (a.  An- 
merk.  271  a.  0.,  T.  II,  p.  1125)  von  diesem  Aufsatz  als  einem  dem  Zosimos 
zugehörigen  sprach. 

281)  Michael  Psellos  im  Uten  Jahrhundert  scheint  die  Vorschrift  des 
Salmanas  gekannt  zu  haben;  auf  diese  Vorschrift  bezieht  sich  der  Erstere 
wohl  in  seinem  alchemistischen  Aufsatz,  wo  er  davon  spricht,  quomodo  unio 
in  globum  formctur  (vgl.  ö.  483,  Anmerk.  259). 


Alchemistiscbe  Wort-  and  Zeichen  -  Erklärung. 


In  dem  Vorhergehenden  wurden  die  Schriftsteller  besprochen, 
unter  deren  Namen  in  den  uns  beschäftigenden  Sammlungen  al- 
chemistiscbe Aufsätze  vorkommen.  Ausser  diesen  Aufsätzen  fin- 
det sich  hier  noch  eine  grosse  Zahl  anonymer.  Von  den  letzteren 
wurden  viele  schon  gelegentlich  erwähnt,  und  solche,  die  gleich- 
artigeren Inhaltes  zu  sein  scheinen,  ziisammengestellt.  Auf  sie  im 
Versuche  nach  grösserer  Vollständigkeit  einzugehen,  habe  ich 
keine  Veranlassung;  auch  mangelt  für  weitaus  die  meisten  irgend 
eingehendere  Eenntniss  dessen,  was  sie  enthalten.  Aber  zwei  un- 
ter diesen  Aufsätzen  lassen  zunächst  noch  eine  Besprechung  als 
angemesaen  erscheinen,  um  ihrer  Verbreitung  willen  und  mit  Rück- 
sicht darauf,  was  sie  für  das  Verständniss  der  älteren  griechi- 
schen alchemistischen  Schriften  versprechen,  wenn  auch  nicht  in 
gleichem  Grade  bewähren:  das  die  alchemistischen  Eunstausdrücke 
angeblich  erklärende  Lexicon,  tmd  die  Erklärung  der  alchemisti- 
schen Zeichen. 


Das  worterklärende  Lexicon.  493 


Das  worterklärende  Lexicon. 


Die  Dunkelheit  schon  der  älteren  aJchemistischen  Schriftstel- 
ler ^),  die  Unmöglichkeit,  viele  der  bei  ihnen  vorkommenden  Aus- 
drücke und  Bezeichnungen  wörtlich  und  in  den  denselben  ge- 
wöhnlich beigelegten  Bedeutungen  zu  nehmen,  mag  schon  frühe 
eine  Erklärung  jener  dunkelen  Worte  wünschenswerth  gemacht 
haben.  Wie  berufen  dazu ,  solche  Erklärung  zu  geben ,  der  oder 
die  Verfasser  des  jetzt  zu  besprechenden  Lexicons')  waren,  bleibt 
freilich  sehr  fraglich.  Aber  ein  solches  Lexicon  findet  sich ,  unter 
dem  Titel:  jiB^txov  xatä  &eoi%Blov  tf^g  %Qv6onoitag^  schon  in  dem 
Inhaltsverzeichniss  der  wahrscheinlich  ältesten  Sammlung  aufge- 
führt, wie  dasselbe  in  der  Yenetianer  Handschrift  (vgl.  S.  262, 
Nr.  42)  und  in  der  Escurial-Handschrift  B  (vgl.  S.  274,  Nr.  43) 
uns  erhalten  ist  (der  Aufsatz  zu  diesem  Titel  fehlt  in  der  letzte- 
ren Handschrift).  Es  steht  unter  demselben  Titel,  unter  welchem 
es  auch*)  dem  Leo  Allatius  vorlag,  in  der  Yenetianer  (S.  260, 
Nr.  30),  der  Wiener  (S.  296,  Nr.  21),  der  Breslauer  (S.  298,  Nr.  9), 
der  Altenburger  o.  Qothaer  (S.  301,  Nr.  16)  und  der  Münchener 
(S.  306,  Nr.  13)  HandschrifL  Es  steht  unter  dem  Titel:  Ab^ikov 
xatä  ötoi^x^iov  rijg  UQcig  tixv^s  in  der  Turiner  Handschrift  (S.  269, 


1)  Ygl.  Synesios'  AeuBaerung  über  die  undeutliche  Ausdrucksweise  des 
Democrit  oben  S.  133,  Anmerk.  55.  Von  der  Vielfältigkeit  der  Ausdrucka- 
weise,  welche  die  älteren  Schriftsteller  zur  Verhüllung  der  von  ihnen  betrie- 
benen Kunst  in  Anwendung  brachten,  ist  auch  bei  Olympiodoros  die  Rede 
(Isidis,  Christiani  et  Pappi  philosophi  jusjurandum  chemicum;  ed.  C.  G.  Grü- 
ner [Jenae  1807];  p.  30:  Ol  aQ/aiot  tijy  tixyfjy  ixaXv^ay  tg  noXvnXri^eCq  x(by 
Xoytoy)  und  dann  bei  Stephanos  (Grüner  a.  e.  a.  0.,  p.  31;  Ideler's 
Physici  et  medici  graeci  minores,  Vol.  II,  p.  234:  Hdyreg  yä^  oi  aqx^Xot 
ßovXöfieyot  x^v^I^m  xr^y  t^X'^^^i  ndyta  xatä  /niQog  iU/iijaay,  xai  noXvtayvfiiay 
iyid^xay;  nach  Pizimenti's  üebersetzung,  a.  S.  110  a.  0.,  f.  26  y^:  Omnes 
enim  veteres  cum  vellent  artem  celare  omnia  particulatim  honorarunt,  mul- 
taque  nomina  imposuerunt). 

3)  Ich  habe  auf  dieses  Lexicon  schon  in  fHiheren  Abschnitten  dieser 
Beiträge  wiederholt  Bezug  genommen,  und  namentlich  S.  154,  Anmerk.  33 
einige  es  betreffende  Angaben  gemacht 

^  Vgl  8.  250,  Anmerk.  13,  Nr.  18. 


494  Das  worterklärende  Lexicon. 

Nr.  1)  und,  wie  Ameilhon^)  mittheilt,  in  den  Pariser  Handschrif- 
ten 2275  (S.  284,  Nr.  3)  und  2325  (S.  285,  Nr.  2) ;  unter  dem  Ti- 
tel: jds^ixov  Tuxta  6toix£iov  Trjg  Ugag  vixvrig  ngätov  iXXr^KSxL 
in  Fabricius'  Handschrift  (S.  279,  Nr.  32),  und  unter  dem  noch 
ausführlicheren  Titel:  Ab^lkov  Tuxzä  6xoixbiov  trig  [eQÜg  tixvrig 
TtQ&rov  IkXriVLötly  iiarakksvvLxbv  y  väv  re  (Srnislcov  xal  r&v  ovoiioc- 
T(DV  in  der  Florentiner  Handschrift  (S.  264,  Nr.  3)  *)  und,  wieder- 
um nach  Am  eil  hon 's  Mittheilung«),  in  den  Pariser  Handschrif- 
ten 2327  (S.  287,  Nr.  6)  und  2329  (S.  289,  Nr.  11).  Unter  dem 
Titel :  Ab^ikov  Tcata  aXq>dßfitov  listaXXsvrixov  väv  ovondtcov  Tfjg 
^elccg  xal  tegoig  tixvrig  hat,  nach  Höfer's  Angabe '),  dieses  Schrifb- 
stück  die  Pariser  Handschrift  2250  (S.  282 ,  Nr.  9).  Dieses  Lexi- 
con, oder  ein  ähnliches,  kommt  noch  in  mehreren  anderen  Hand- 
schriften vor,  ohne  dass  aus  den  mir  bekannten  Angaben  für  die 
letzteren  der  Titel  genauer  ersichtlich  wäre,  unter  welchem  es  in 
ihnen  steht ;  so  namentlich  in  der  Escurial-Handschrift  A  (S.  270, 
Nr.  5),  in  den  bei  Montfaucon  mit  3178  (vgl.  S.  286,  Anmerk.  95) 
und  3185  (vgl.  S.  288,  Anmerk.  98)  bezeichneten  Pariser  Hand- 
schriften ,  wie  auch  in  der  S.  356  f.  (vgl.  hier)  erwähnten,  in  der 
Handschrift  Paris-Radulphi  (vgl  S.  291,  Nr.  2),  in  der  Montpel- 
lier-Handschrift (S.  293,  Nr.  3),  in  der  Leydener  Handschrift 
(S.  312,  Nr.  20  und  24)  und  in  der  Handschrift  zu  Middlehill  (vgl. 
S.  315).  Ungewiss  ist  mir,  ob  auch  die  Pariser  Handschrift  2326 
ein  solches  Lexicon  enthält  (vgl.  S.  285,  Nr.  4);  die  Pariser  Hand- 
schrift 2329,  die  wie  oben  bemerkt  ein  solches  Lexicon  hat,  scheint 
ausserdem  auch  noch  einmal  eine  alphabetisch  geordnete  Anlage 
zu  einem  solchen,  ohne  dass  die  Erklärungen  beigefügt  sind,  zu 


^)  Notices  et  extraits  des  manuscrits  de  la  bibliotheqne  nationale , 

T.  V  [Paris,  an  Vü],  p.  874  ss. 

^)  Lexicon  metallicum  secondum  ordinem  litterarum  sacrae  artis,  signo- 
mm  et  nomin  um,  quae  primum  a  Graecis  usurpata  sunt,  g^b  Bandini  den 
Titel  bei  der  Beschreibung  der  Florentiner  Handschrift  wieder. 

<»)  A.  Anmerk.  4  a.  0.  Ce  qui  peut  s'expliquer  de  cette  maniere,  sagt 
Am  eilhon  vom  oben  angegebenen  Titel:  Lexique  alphab^tique  de  Part 
di?in,  le  premier  dictionnaire  concemant  les  metaux  qui  ait  et6  compose  en 
grec,  et  dans  leqnel  on  tronve  l'explication  des  signes  et  des  noms. 

'')   Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  256. 


Das  worterklärende  Lexicon.  495 

enthalten  (vgl.  S.  290,  Nr.  23).    Latemiscbe  Uebersetzungen   des 
Lexicons  besitzen  die  Wiener  und  die  Ootbaer  Bibliothek  ^), 

Diese  Aufsätze  in  den  verscliiedenen  Handselirifben  scheinen 
durchweg  viel  Uebereinstimmendes  zu  haben,  aber  keineswegs 
sind  alle  identisch.  Doch  ist  nur  für  die  kleinere  Zahl  von  ihnen 
der  Inhalt  bekannt,  oder  aus  den  Angaben  über  sie  mit  einiger 
Sicherheit  zu  entnehmen,  ob,  wie  sie  die  Erklärung  der  alchemi- 
stischen  Kunstausdrücke  bieten ,  damit  übereinstimmt  oder  nicht, 
wie  diese  Erklärung  in  anderen  Handscliriften  sich  findet.  —  Die 
Pariser  Handschriften  sind  auch  in  Beziehung  auf  dieses  Lexicon 
früh  und  häufig  benutzt  worden,  und  relativ  gut  bekannt  ist,  wie 
es  in  ihnen  steht.  Des  Salmasius  Plinianae  exercitationes  in 
Solini  polyhistora  [Parisiis  1629]  nehmen  schon  mehrfach  Bezug 
auf  das,  was  die  Pariser  Handschriften  in  diesem  Lexicon  enthalten. 
Du  Gange' s  Glossarium  ad  scriptores  mediae  et  infimae  graeci- 
tatis  (Lugduni  1688)  enthält  eine  grosse  Zahl  von  Wortbedeutun- 
gen,  welche  dem  Lexicon,  wie  es  dieselben  Handschriften  haben, 
entnommen  sind.  Ameilhon^)  hat  über  das  Vorkommen  des 
Lexicons  in  den  Pariser  Handschriften  2279 ,  2325,  2327  und  2329 
und  über  die  Verschiedenheiten,  welche  diese  Handschriften  ha- 
ben, ausfuhrliche  Mittheilung  gemacht  und  eine  Anzahl  Berichti- 
gungen zu  dem  von  Du  Gange  Angegebenen  hinzugefugt.  Wie 
die  Pariser  Handschriften  das  Lexicon  haben,  liegt  auch  den  An- 
gaben zu  Grunde,  welche  Höfer  ^®)  in  neuerer  Zeit  über  den  In- 
halt desselben  gemacht  hat.  —  Aber  am  Vollständigsten  ist  doch 
bekannt,  wie  die  Venetianer  Handschrift  das  Lexicon  hat.  J. 
Ph.  d'Orville  hat  es  aus  dieser  Handschrift  abgeschrieben,  die 
darin  enthaltenen  Erklänmgen  mit  den  von  Du  Gange  gegebe- 
nen verglichen,  Auslassungen  des  Letzteren  und  Varianten  ange- 
merkt, und  das  Lexicon  ist  nach  dieser  seiner  Abschrift  und  mit 


8)   Vgl.  oben  S.  338. 

»)   A.  Anmerk.  4  a.  0. 

10)  Hifitoire  de  la  chimie,  1.  ed.,  T.  I  [Paris  1842],  p.  251  fl.;  etwas  mehr 
2.  ed.,  T.  I  [Pftrie  \S&')],  p.  256  ss.  Doch  werden  hier  auch  Angfaben  über 
einige  Kunstausd rucke  gemacht,  welche  «ich  meines  WiBsens  nicht  in  dem 
Lexicon  vorfinden. 


496  Das  worterklärende  Lexicon. 

seinen  Anmerkungen  durch' B er nard^^)  veröffentlicht  worden;  es 
ist  dies  meines  Wissens  die  einzige  vollständigere  Ausgabe  dieses 
Schriftstücks. 

In  den  meisten  Handschriften,  für  welche  der  Anfang  des 
Lexicons  bekannt  geworden  ist,  beginnt  dasselbe  mit  der  Erklä- 
rung: *j4q>Qodlrrig  önsQiia^  iötlv  av%os  %akiiov;  so  namentlich  in 
der  Venetianer  und  der  Florentiner  Handschrift,  den  Pariser  Hand- 
schriften 2327  und  2329,  Fabricius'  Handschrift,  der  Wiener  und 
der  Münchener  Handschrift.  In  anderen  Handschriften  beginnt 
das  Lexicon  mit  einer  Erklärung,  welche  in  den  ersteren  die 
zwölfte  ist:  ^Afpalgsiui  inri  itltVQU  6ltov;  so  namentlich  in  der 
Turiner  und  den  Pariser  Handschriften  2275  und  2325.  In  den 
beiden  letzteren  Handschriften  ist  die  letzte  Worterklärung:  'Slgel- 
Xakoiog  iözLV  6  viTtdrivog  6  dia  xadfilag  yivofievogy  und  ganz  ähnlich 
auch  in  der  Venetianer  Handschrift");  aber  für  die  Florentiner 
wird  als  Schluss  angegeben:  ovdiv  idti  rb  7tQog8ox(6[i£voVy  was 
das  Lexicon  der  Venetianer  Handschrift  nicht  hat.  Zahbeiche 
Verschiedenheiten  hat  für  die  Pariser  Handschriften  Ameilhon 
einzeln  besprochen ,  und  wieder  andere  ergeben  sich  bei  der  Ver- 
gleichung  seiner  Angaben  mit  dem  Lexicon,  wie  es  aus  der  Ve- 
netianer Handschrift  veröffentlicht  vorliegt**).  Bezüglich  der 
Verschiedenheiten  ist  aber  hier  auf  Einzelnes  nicht  einzugehen ;  bei 
allen  Verschiedenheiten  scheint  doch  auch  das'  Lexicon,  wie  es  in 
den  verschiedenen  Handschriften  steht,  im  Wesentlichen  immer 
dasselbe  zu  sein:  etwas  reichhaltiger  an  Worterklärungen  in  eini- 
gen, etwas  weniger  reichhaltig  in  anderen  seiner  Formen ,  und  es 
liegen  nicht  einmal  Anhaltspunkte  dafür  vor,  ob  die,  die  grössere 
Zahl  von  Worterklärungen  enthaltenden  Formen  als  die  älteren 
oder  als  die  jüngeren  zu  betrachten  seien.  Das  Alter  der  Hand- 
schriften, welche  die  verschiedenen  Formen  haben,  ist  dafür  nicht 
massgebend;  übrigens  hat,  wie  eben  bemerkt,  die  älteste  der  be- 


^^)  Palladii  de  febribus  concisa  Synopsis  gracce  ei  latine  cam  notis  J.  St. 
Bernard.  Accedunt  glossae  chemicae  —  —  [Lugduni  Batavorum  1746], 
p.  120  sqq. 

^2)  *Sl^6xaXx6g  leuy  6  ytxatybg,  6  &m  xa&ftCag  y^yofxevoq, 
")   Vgl.  z.  B.  das  bezüglich  des  Wortes  al^dXti  S.  233  f.,  Anmerk.  40  Be- 
merkte. 


•• 


Das  worterklärende  Lexicon.  497 

kannten  Handschriften,  die  Venetianer,  übereinstimmend  mit  den 
meisten  gleich  im  Anfang  eine  Anzahl  Worterklärungen,  welclie 
in  einigen  anderen  Handschriften  fehlen. 

Was  nun  die  Worterklärungen  selbst  betrifft,  so  lehren  sie 
leider  sehr  wenig;  die  Undeutlichkeit,  welche  bereits  Reine- 
sius^^)  zum  Vorwurf  machte,  lässt  sie  in  der  That  fast  alle  als 
ziemlich  werthlos  für  das  Verständniss  der  griechischen  alchemi- 
stischen  Schriften  erscheinen.  Die  erklärenden  Worte  bedürfen 
gewöhnlich  ihrerseits  ebensowohl  wieder  einer  Erklärung,  wie  die 
angeblich  erklärten*^).  Als  Synonymen-Lexicon  vielleicht  richti- 
ger, wie  als  worterklärendes,  ist  das  Wörterbuch  in  vielen  seiner 
Angaben  zu  betrachten:  einem  Worte,  dessen  Bedeutung  als  bes- 
ser bekannt  erscheint,  sind  oft  andere  weniger  verständliche  Aus- 
drücke als  Dasselbe  bezeichnend  zur  Seite  gestellt  ^^);  und  viel- 
fach sind  älteren  alchemistischen  Schriften  Sätze  und  Aussprüche 
entnommen,  in  welchen  verschiedene  Worte  als  anscheinend  Das- 


^^)  In  seinem  1634  abgegebenen  Gutachten  über  den  Inhalt  der  Alten- 
burger  o.  Gothaer  Handschrift;  vgl.  Anmerk.  18.  Später  wird  von  Reine* 
siuB  in  Dessen  Variarum  lectionum  L.  III.  [Altenburgi  1640],  p.  584  das  Le- 
xicum  vetas  chemicum  als  eins  genannt,  quo  Synonyma  artis  pleraque  airt' 
yfittTd}&rj  traduntur. 

1^)  Es  mögen  einige,  nach  der  ersten  (oben  mitgetheilten)  folgende  Wort - 
erklärungen,  wie  sie  das  Lexicon  der  Venetianer  Handschrift  hat,  beispiels- 
weise hier  stehen: 

*Ah.cßctmq6q^  iaT$y  ä<rßs<nog,  ^  dno  x(bv  qikah(jiiv  tCbv  dy&yy  xal  SXag 
äyd^toy,  xal  äXag  dfÄoy^axoyj  xat  äXag  xo^yöy. 

"Aaßeffzog  i^/noD  x&y  dxby  iauy  i^  al&aXovfÄiyri  cf»'  S^ovg  xal  fiXta- 
Co/LtiyTj,  XQBCtttay  yüQ  iaxty  XQVCov, 

'JXag  ßy&$6y  iatty  d-üXttC<ray  xal  &Xf4fj,  xal  5Aog  äxyfj- 

^Ag)qog  naytog  et&ovg  latly  i&QÜQyvQog. 

^AQyvQhoy  yäfiay  ald^üXtj  S-eiov  xal  v&QaQyvQOV, 

"Aarjfjiög  taxiy  6  log  dno  toi)  al&dXtig. 

"Axiäg  äyd^og  Xa/dg  tatty. 

'Ayd^og  /«AxoC  xaXäxay^oy  xal  /ailx»?Tc?^*»'  xal  nvQitijg  xal  &eToy 
Xivxby  olxoyofirj94y  iatty. 

"AXag  iaxly  x6  ScxQaxoy  toö  tooiJ,  xb  S^eioy  cf«  xb  Xevxby,  /«Axav- 
^01^  (fc  6  XQÖxog  avxot. 

^Ay&Qo&dfiag  iaxly  nvqixriq  xal  dQffiytxoy, 

^^)  So  z.  B.  in  der  Angabe:  NCxqoy  Iaxly  &e7oy  Xevxby  no&ovy  x^^^^*^ 
daxCaaxoy,,  xb  avxb  dg)Q6y$XQoy  xal  ^vxiyrj  yfj. 

Kopp,  Boitr.  z.  Oe«ch.  d.  Ghem.  32 


498  Das  worierklärende  Lexicon. 

selbe  bedeutend  vorkommen  oder  fiir  ein  Wort  durch  sonst  noch 
Gesagtes  Etwas  Erläuterndes  gegeben  zu  sein  scheint.  Dem  Du 
Gange  hat  aber  Am  eilhon  mit  Recht  zur  Last  gelegt,  dass  der 
Erstere  oft  auf  die  Autorität  des  Lexicons  hin  verschiedene  Worte 
als  synonym  angegeben  hat,  ohne  genügend  darauf  aufmerksam 
zu  machen,  dass  die  Synonymie  der  Worte  nur  in  dem  alchemi- 
stischen  Jargon  statt  hat  und  nicht  etwa  für  ilie  Bedeutung, 
welche  dem  einen  der  Worte  sonst  gewöhnlich  zukommt.  Jeden- 
falls aber  schöpft  Der,  welcher  Kunstausdrücke  der  'griechischen 
alchemistischen  Schriften  nicht  versteht,  wenig  Belehrung  aus  der 
Consultation  dieses  Lexicons,  welches  unverständlich  ist,  da  wo 
es  Eine,  und  vollkommen  verwirrend,  da  wo  es  mehrere  Erklä- 
rungen für  einen  solchen  Ausdruck  giebt;  denn  mehr  wie  ein 
Dutzend  s.  g.  Erklärungen  findet  man  dafür,  was  ^elov  an  sich 
oder  mit  verschiedenen  Zusätzen  bedeute,  und  fast  ebenso  viele 
ganz  verschiedene  Angaben  darüber,  was  das  ^elov  vStog  sei^^). 

Wann  dieses  Lexicon  abgefasst  worden  sei,  lässt  sich  nicht 
angeben.  Gewiss  indessen  ist  es  älter,  als  dies  von  Reinesius 
angenommen  wurde,  welcher  16341«)  meinte,  es  sei  vor  etwa  250 
Jahren  verfasst  worden.  Steht  es  doch  schon  in  der,  aus  dem  Uten 
oder  12ten  Jahrhundert  stammenden  Venetianer  Handschrift,  und 
in  diese  nachweislich  aus  einer  noch  früheren  Sammlung  (vgl. 
oben  S.  324  f.)  übergegangen.  Aber  Genaueres  darüber,  wann,  oder 
gar  von  wem,  dieses  Lexicon  verfasst  sei,  wissen  wir  nicht. 


17)   Vgl.  S.  470  f.,  Anmerk.  208. 

1^  In  seinem  Gatachten  über  den  Inhalt  der  Altenbnrger  o.  Goihaer 
Handschrift  (vgl.  S.  298  f. ;  bei  Gyprianus  p.  98):  „Das  lexicon  aber  ist  eines 
recentioris  autoris,  etwa  für  250  jähren,  auch  darinnen  viel  ungereimten  din- 
ges  und  überaus  falsch  geschrieben«.  Dieser  Angabe  folgte  Morhof  (Poly- 
histor literarius  [Lubecae  1695],  P.  I,  p.  112).  Mit  ihr  steht  doch  nicht  recht 
in  Einklang,  dass  bei  Reinesius  selbst  einige  Jahre  später  das  betreffende 
Schriftstück  als  Lexicum  vetus  chemicum  angeführt  wird  (vgl.  Anmerk.  14). 


Die  Erklärung  der  alchemiBtischen  Zeichen.  499 


ie  Erklärung  der  alohemistisohen  Zeichen. 


Für  das  im  Vorstehenden  besprochene  Lexicon  könnte  man, 
nach  der  Ueberschrift  unter  welcher  es  in  einigen  Handschriften 
steht  (vgL  S.  494),  vermuthen,  es  enthalte  auch  eine  Erklärung 
der  Zeichen  (räv  öi^iislav),  welche  in  den  griechischen  alchemisti- 
schen  Schriften  so  häufig  vorkommen  und  sie  nach  dem  Zeugnisse 
derer,  welche  sich  mit  dem  Studium  derselben  beschäftigt  haben, 
so  schwer  lesbar  machen i»).  Nach  Allem,  was  ich  über  den  In- 
halt dieses  Lexicons  in  den  verschiedenen  Handschriften  erfahren 
habe,  enthalt  es  eine  Erklärung  dieser  Zeichen  nicht;  wohl  aber 
steht  eine  solche  als  ein  besonderer  Aufsatz  in  einer  ziemlich 
grossen  Zahl  von  Handschriften. 

Die  älteste  Form  der  Sammlung  griechischer  alchemistischer 
Au&ätze  enthielt,  wie  ich  bereits  S.  325  erinnert  habe,  diese  Er- 
klärung der  chemischen  Zeichen  noch  nicht.  Aber  in  späteren 
Sammlungen  steht  sie:  unter  der  Ueberschrift:  ^Egfitivala  tciv  ötj- 
{jlbL(ov  xrig  Ugäg  tixvtig  in  der  Turiner  Handschrift  (S.  269,  Nr.  12), 
der  Escurial-Handschrifb  A  (S.  270,  Nr.  4)  und  der  Pariser  Hand- 
schrift 2275  (S.  284,  Nr.  2)  «<>),  unter  der  etwas  erweiterten  XJeber- 


^*)  Namentlich  gilt  dies  für  die  später  gefertigten  Handschriften,  für  de- 
ren Schreiber  jedes  Yerstandniss  der  Zeichen  fehlte  und  in  welchen  signa 
chemicorum  passim  perperam  expressa  sunt,  adeoque  toti  sermoni  caliginem 
vix  snperabilem  etiam  intelligentibus  et  sagacibns  lectoribus  obdncunt,  wie 
Fabricius  (Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII  [Hamburgi  1724],  p.  747)  bedauert. 
Das  Donkel  wird  noch  dicklicher,  wenn  statt  eines  chemischen  Zeichens  ein 
ähnlicher  griechischer  Bochstaben,  und  dann  statt  des  letzteren  eine  andere 
Form  desselben  gebraucht  wird.  Man  hat  sich  weniger  zu  wundem,  wenn 
man  statt  der  Zeichen-Erläuterung:  ©  ;^(»v<ro5  -  -  geschrieben  oder  auch  ge- 
druckt findet  Ö  XQ^^^^  '  '  (ö  ist  allerdings  eigentlich  ein  Zeichen  für  ^sToy); 
aber  für  Den,  der  sich  dieser  Licenz  nicht  bewusst  ist,  hört  alles  Verständ- 
niss  auf,  wenn  statt  der  Form  6  des  Theta  die  Form  ^  gebraucht  wird  und 
(z.  B.  in  Hardt's  Beschreibung  der  Munchener  Handschrift,  a.  S.  305  a.  0., 
p.  28)  angegeben  wird,  die  oben  in  Besprechung  stehende  Zeichen-Erklärung 
beginne  mit:  3-  /(»vcr^;  -  -.  —  Einige  Proben  der  ünverständlichkeit  solcher 
Zeichenschrift  vgl.  S.  306,  Nr.  19  u.  20. 

20)  Nach  Am  eilhon  in  Notices  et  extraits  des  manuscrits  de  la  biblio- 
theque  nationale,  T.  V,  [Paris,  an  YII],  p.  368. 

82* 


500  Die  Erklärung  der  alcbemisti sehen  Zeichen. 

Schrift:  'EQfiYivela  t6v  öripislcov  xrig  tsgag  rixvrjg  xal  xQv6ovkov 
ßlßJiov^^)  in  der  Florentiner  (S.  264,  Nr.  2),  Fabricius'  (S.  279, 
Nr.  31),  den  Pariser  Handschriften  2327  (S.  286,  Nr.  5)  und  2329 
(S.  290,  Nr.  12)22),  der  Altenburger  o.  Qothaer  (S.  302,  Nr.  29) 
und  der  Münchener  (S.  306,  Nr.  25)  Handschrift,  unter  der  sehr 
ausführlichen  Ueberschrift:  Srnisla  rrig  imözTJfi'ng  täv  iyxeiiiivcav 
iv  roig  Tsxvrixotg  övyyQoinnaöL  tcov  qptAo<Joqpcör ,  xal  ndXiöta  rr^g 
TCUQ  avTolg  kayoiiivr^g  (pLXoiSoq>lag  in  der  Venetianer  Handschrift 
(S.  259,  Nr.  3).  Sie  steht,  ohne  dass  aus  den  mir  vorliegenden 
Angaben  die  griechische  Ueberschrift  zu  entnehmen  wäre,  auch 
in  der  Pariser  Handschrift  2325  (S.  285,  Nr.  1) «»),  in  den  bei  Mont- 
faucon  mit  3178  (vgl.  S.  286,  Anmerk.  95)  und  3185  (vgl.  S.  288, 
Anmerk.  98)  bezeichneten  Handschriften  wie  auch  in  der  S.  356  f., 
(vgl.  hier)  erwähnten ,  in  der  Montpellier-  (S.  293 ,  Nr.  2)  und  in 
der  Leydener  (S.  312,  Nr.  22)  Handschrift;  Lambeck«*)  giebt  an, 
dass  die  kaiserl.  Bibliothek  zu  Wien,  so  weit  sich  ersehen  lässt 
ausserhalb  der  die  grosse  Sammlung  griechischer  alchemistischer 
Aufsätze  enthaltenden  Handschriften,  omnium  characterum  chy- 
micorum  accuratum  indicem  manuscriptum  besitzt,  cum  adjuncta 
brevi  explicatione  latina,  von  demselben  Anonymus,  von  welchem 
diese  Bibliothek  ziemlich  viele  Aufsätze  jener  Sammlung  in 
lateinischer  Uebersetzung  hat.  Ein  Fragment  dieser  Erklärung 
hat  die  Pariser  Handschrift  2326  (S.  285,  Nr.  3)2*);  eine  Anlage 
zu  derselben :  die  Erläuterung  der  chemischen  Zeichen  ohne  dass 
die  letzteren  selbst  eingetragen  sind,  die  Pariser  Handschrift 
2250  (S.  282,  Nr.  10). 

Der  Anfang  dieser  Erklärung  scheint  immer  zu  sein:    'y^QXV 
liiv   O  XQ^^^S ^^);    aber  in  einigen  Handschriften  27)   wird 


2^)  Weniger  richtig  übersetzte  diese  Ueberschrift  Hardt  bei  der  Be- 
schreibung der  Münchener  Handschrift:  Explicatio  signoram  sacrae  artis  et 
aurei  libn,  richtiger  Bandini  bei  der  der  Florentiner  Handschrift:  Inter- 
pretatio  signoram  sacrae  artis  et  libri  de  auro  coniiciendo. 

22)  Nach  Ameilhon  a.  Anmerk.  20  a.  0. 

^)  Der  Anfang  des  Aufsatzes  findet  sich,  da  das  erste  Blatt  dieser  Hand- 
schrift fehlt,  nicht  in  derselben;  vgl.  Ameilhon  a.  e.  a.  0. 

**)   Commentar.  de  biblioth.  caes.  vindobon.  L.  VI.,  ed.  Kollarii  p.  433. 

25)  Kach  Ameilhon  a.  Anmerk.  20  a.  0.,  p.  369. 

26)  So  namentlich  in  der  Florentiner  Handschrift,  den  Pariser  Handschrif- 


Die  Erklärcmg  der  alchemistischcn  Zeichen.  501 

vorher  noch  durch  die  Worte:  TOp«  zavza  ra  örj^sh  xai  voet  xa- 
k&S  zu  richtigem  Verständniss  ausdrücklich  ermahit.  Was  dann 
folgt,  ist  nicht  in  allen  Handschriften  durchweg  (asselbe:  Zu 
dem ,  was  allen  gemeinsam  zu  sein  scheint  und  mit  der  Angabe 
des  Zeichens  für  das  Wort  ^lvi<s^a  endet'®),  haben  enige*»)  noch 
eine  zweite  Reihenfolge  von  Zeichen-Erläuterungen,  in  Vergleiche 
zu  der  ersten  theilweise  andere  Zeichen  für  dieselben  Dinge  oder 
Begriffe  bietend,  theilweise  Zeichen  für  solche  SacheL,  welche  in 
der  ersten  Reihenfolge  fehlen  ^o). 

Diese  beiden  Reihenfolgen  von  Zeichen  und  ErKuterungen 
derselben  hat  Du  Cangein  einem  Anhang  zu  seinem  Glossarium 
ad  scriptores  mediae  et  infimae  graecitatis^*)  veröffertlicht.  In 
dieser  Veröffentlichung  sind  viele  Fehler,  wie  Du  Gange,  welcher 
die  Herausgabe  dieses  Werkes  nicht  überwachen  konnte,  selbst 
erkannte  und  Montfaucon^')  warnend  hervorhob.  Viele  Zeichen 
haben  Erläuterungen  neben  sich  stehen,  welche  eigentlich  nicht 
für  sie  sondern  für  nachstehende  gelten ,  und  viele  Zeichen  sind 
dadurch  fehlerhaft  angegeben,  dass  in  ihnen  andere  Buchstaben, 
als  die  richtigen,  gesetzt  sind.  Aber  die  Fehler  beruhen  nicht 
alle  auf  unrichtiger  technischer  Ausfuhrung,  wenn  auch,  abgesehen 
von  der  irrigen  Abbildung  vieler  Zeichen,  manche  Confusion  da- 


ten  2275,   2327  und  2329  (nach  Ameilhon  a.  a.  0.,  p.  368),  der  Münchener 
Handschrift. 

37)  So  in  der  Pariser  Handschrift  2275  (nach  Ameilhon  a.  a.  0.)  und  in 
der  Altenburger  o.  Gothaer. 

28)  Wie  dies  namentlich  för  die  Pariser  Handschriften  2276  und  2325  der 
Fall  ist  (nach  Ameilhon  a.  a.  0.),  aber  u.  a.  auch  für  die  Münchener  Hand- 
schrift. 

29)  So  die  Pariser  Handschriften  2327  und  2329  (nach  Ameilhon  a.  a. 
0.).  Auch  für  die  Zeichen -Erklärung,  wie  sie  in  der  Florentiner  Handschrift 
steht,  wird  der  Schluss  anders  angegeben,  nämlich:  no&rjyby  n.  (superscr.  lit- 
tera  o.)  ^riQoy  |  (bei  Bandini  a.  S.  263  a.  0.,  p.  348);  d.  L,  wie  aus  Du 
Gange 's  Veröffentlichung  der  Zeichen  zu  ersehen,  der  Schluss  der  zweiten 

Reihenfolge. 

80)   Nach  Ameilhon  a.  a.  0.,  p.  368. 

31)  T.  n  [Lugduni  1688],  in  dem  zweiten  besonders  paginirten  Anhang, 
p.  8—16  desselben;  nicht  ganz  vollständig,  nach  dem  von  Ameilhon  a.  An- 
merk.  20  a.  0.,  p.  869  Bemerkten. 

82)  Palaeographia  graeca  [Parisiis  1708],  p.  375.  Die  Warnung  ist  wie- 
derholt in  Fabricii  Bibliotheca  graeca,  Vol.  XH,  p.  768. 


502  Me  EIrklärang  der  alchemisiischen  Zeichen. 

durch  veranlafiBt  sein  mag,  dass  die  Zeichen  mittelst  einer  Kupfer- 
platte, die  ErUärungen  typographisch  neben  einander  auf  diesel- 
ben Blätter  gedruckt  sind  und  beides  nun  oft  schlecht  oder  gar 
nicht  zusamiren  passt.  Ameilhon,  welcher  diesem  Gegenstand 
eine  besondere  Besprechung  gewidmet  hat '') ,  hat  nachgewiesen, 
dass  bei  DuJange  nicht  bloss  die  chemischen  Zeichen  oft  unrich- 
tig wiedergegeben  sind,  sondern  dass  der  Text  der  zugehörigen 
Erläuterungen  auch  oft  unrichtig  mitgetheilt  ist;  dass  manchmal 
für  eine  gaize  Reihe  verschiedener  Zeichen,  welcher  in  den  Hand- 
schriften dann  die  Reihe  der  entsprechenden  erläuternden  Worte 
folgt,  bei  Du  Cange  nur  das  erste  dieser  Worte  angegeben  ist,  so 
als  ob  es  alle  jene,  doch  ganz  Verschiedenes  bedeutenden  Zeichen 
erkläre;  u.  s.  w.  —  Einige  dieser  alten  chemischen  Zeichen  hat, 
mit  beigefügter  französischer  Erläuterung,  auch  Höfer«*)  mitge- 
theilt. —  Dafür,  eine  Vorstellung  von  ihnen  zu  vermitteln  so  weit 
dies  hier  möglich  ist,  scheint  es  mir  am  Angemessensten,  unten 
aufzunehmen,  was  Am  eilhon  darüber  sagt,  welcher  sich  wohl 
am  Eingehendsten  mit  diesem  Schriftstücke,  wie  es  die  Hand- 
schriften haben,  beschäftigt  hat«*).  Dem  will  ich  nur  sehr  Weni- 
ges  hinzufugen,  auf  Grund  des  mir  aus  den  eben  erwähnten  Schrif- 


A.  a.  0.,  p.  370  BS. 

^)  HiBtoire  de  la  chimie,  1.  ed.,  T.  I,  p.  253  b.;  2.  ed.,  T.  I,  p.  259  b. 

«^)  A.  a.  0.,  p.  366  s.:  Les  ancieiiB  chimiBtes  ou  alchimisteB  ne  Be  con- 
tentoient  pas  de  cacher  leurdoctrine  boub  levoüe  d'un  langage  obscar,  figurS 
et  enigmatique.  Poor  muliiplier  les  difficultes,  et  rendre  la  lecture  de  learB 
livreB  moins  familiere,  ils  avoient  encore  imagine  des  caracteres  particoliers 
qu'ilfl  appeloient  atifiBla^  eignes,  Ces  signes  sont  de  divers  genres,  et  plu- 
sieurB  paroissent  tenir  da  langage  hieroglyphiqae;  peut-etre  meme  ont-ils  une 
origine  egyptienno:  ce  qai  est  d'autant  plus  vraisemblable,  que  ce  sont  les 
Egyptiens  qui  ont  instruit  lesGrecs  dans  cette  science,  commedans  beaucoup 
d'autres.  Parmi  ces  caracteres,  il  s'en  troave  qui  sont  une  image  de  la  chose 
representee.  Par  exemple,  pour  exprimer  la  mer,  on  trace  trois  lignes  po- 
sees  horizontalement  l'une  sur  l'autre,  et  qui  paroissent  avoir  ^t^  formees  par 
une  main  tremblante;  ce  qui  imite  les  ondulations  d'une  masse  d'eau  agit^e. 
L'urine,  o^qov,  a  poor  caractere  une  image  grossiere  de  l'organe  meme  qui 
sert  ä  l'expulser.  Un  oeuf  est  representö  par  un  cerole  qui  en  contient  un 
plus  petit,  lequel  figure  le  jaune.  Un  petit  cercle,  surmont^  d'un  trait  en 
arc,  represente  bien  clairement  l'oeil.  Un  cercle  entoure  de  points,  qui  sont 
comme  des  pointes,  sert  a  designer  le  vinaigre,  6'|og.  Les  anciens  chimistes 
cmployoient  ces    figures    symboliques   pour   representer  non  seulement   des 


Die  Erklärung  der  alchemistischen  Zeichen.  503 

ten  und  sonst  aus  Angaben  über  die  alchemistischen  Handschrif- 
ten über  diese  Zeichen  bekannt  Gewordenen,  was  mir  von  einiger 
Erheblichkeit  zu  sein  scheint  und  namentlich  die  Verschieden- 
artigkeit  der  Zeichen  für  dieselbe  Substanz  und  die  Aehnlichkeit 
der  Zeichen  für  verschiedene  Substanzen  betrifil. 

Uebereinstimmend  damit,  wie  später  gewöhnlich  das  Oold 
bezeichnet  wurde,  kommt  das  Zeichen  Q  für  dieses  Metall  auch 
schon  in  griechischen  alchemistischen  Handschriften  vor;  aber  die 
Zeichen-Erklärung,  wie  sie  aus  den  Pariser  Handschi*iften  bekannt 
geworden  ist,  hat  für  das  Gold  immer  die  Scheibe  der  Sonne 
mit  einem  ausfahrenden  Strahl:  (5^,  und  das  Zeichen  Q  wird  dar- 
in selbst  mit:  xiwdßaQig  erläutert,  für  welche  letztere  Substanz 
auch  noch  das  ähnliche  Zeichen  Q  aufgeführt  wird.    Als  Zeichen 


choses,  mais  encore  des  actione.  Ainsi,  une  ligne  trac6e  en  Spirale  signifie 
XbCoh/ov^  c'est  k  dire  pulvMsez^  broyez;  parce  qu'en  efifet  ce  eigne  figure  as- 
sez  bien  le  mouvement  circulaire  d'un  bras  qui  broie  quelque  substance.  — 
11  est  ä  remarqner  qae  plusieurs  des  caracteres  employcs  par  nos  chimistes, 
sont  a-peu-pres  les  memes  que  ceax  qui  se  trouvent  dans  les  manuscrits  dont 
nouB  noos  ocoupons;  ce  qui  peut  donner  lien  de  croire  que  ces  caracteres  ne 
leur  viennent  pas  des  Arabes:  ils  les  tiennent  de  nos  anciens  alchimistes  qui 
s'en  senroient  long-temps  avant  que  les  Arabes  se  fussent  livros  ä  l'etude  des 
Sciences.  Au  reste  on  ne  dira  pas  que  ceux  dont  nous  allons  parier  soient 
Arabes  d'origine,  puisque  ce  ne  sont  que  des  mots  Grecs  tres-abröges;  par 
exemple  un  J7  m^juscule,  avec  un  o-micron  ou  petit  o  dans  son  centre,  signi- 
fie notafjtoq^  fleuve\  deux  xdTTTra  surmontcs  chacnn  d'un  o-micron^  signifient 
mqoxoq^  le  Safran,  Un  N  miguscule  traverse  perpendiculairement  par  un  q 
signifie  vBqoy^  qui  vent  dire,  dans  les  auteurs  du  moyen  äge,  de  Veau;  un 
cercle  avec  un  x  dans  le  müieu,  indique  xvxXäjusyoyj  plante  que  nous  appe- 
Ions  aujourd'hui  cyclamen,  Dans  le  nombre  de  ces  eignes,  ü  en  est  qui  sont 
mixtes  ou  composes;  la  figure  hieroglyphique  y  est  accompagnee  d'une  ou  de 
plusieurs  lettres  indicatives,  par  abbrcviation,  du  mot  qui  nomme  la  chose 
represent^e.  Ainsi,  pour  designer  /(»vcroxcxav^^f'o;,  qui  signifie  de  Vor  Ms- 
pur  ou  qui  a  passe  par  le  creuset,  on  figure  le  Symbole  de  Tor,  c'est-ä-dire 
qu'on  trace  un  rond  indiquant  le  disque  du  soleü,  avec  un  angle  tres-aigu 
qui  represente  un  rayon  plac^  sur  le  cöte  gauche  du  disque:  puis  on  met  au- 
dessous  de  ce  meme  rayon  un  xdnna,  qui  est  la  premi^ire  lettre  de  xexavfii- 
yog.  Ainsi,  pour  designer  la  litharge,  en  grec  U&dQyvQog^  on  ecrit  un  Jy 
premiere  lettre  de  XCS^og,  suivi  d'un  oroissant  dont  les  pointes  son  toumees 
de  gauche  ä  droite,  ou  vers  la  marge  exterieure  du  livre,  Symbole  de  Par- 
gent.  —  Ces  observations  peuvent  aider  beaucoup  la  memoire,  et  y  fixer  l'i- 
mage  des  signes  avec  lesquels  ü  est  bien  essentiel  de  se  familiariser  avant 
d'entreprendre  la  lecture  de  ces  manuscrits  Grecs. 


504  Die  Erklärung  der  alchemistischen  Zeichen. 

des  Silbers  iöt  hier  (  angegeben,  und  das  Zeichen  ]) ,  welches 
später  gewöhnlich,  und  wie  es  scheint  auch  schon  manchmal  in 
den  hier  besprochenen  alchemistischen  Handschriften,  für  das  Sil« 
ber  gebraucht  wurde,  steht  hier  mit:  vdgaQyvQog  erläutert.  Aus 
der  Verwechselung  dieser  beiden  Zeichen,  resp.  der  ihnen  zukom- 
menden Bedeutungen,  ist  viele  Confusion  hervorgegangen.  Ein  dem 
später  für  Quecksilber  gewöhnlich  gebrauchten  Zeichen  ( JJ )  ziem- 
lich ähnliches:  ^  wird  hier »«)  unter  den  Zeichen  aufgeführt,  durch 
welche  Zinn  („xacJ/ri^^Off*')  ausgedrückt  werde.  Von  den  Zeichen 
^  und  V°,  welche  als  Blei  bedeutend  da  angegeben  werden,  hat 
höchstens  das  erstere  einige  Aehnlichkeit  mit  dem  später  für  Blei 
in  Anwendung  gekommenen  Zeichen  ij  ,  und  es  kommt  noch  ein- 
mal, als  auch  övlfifu  xonuxov  bezeichnend,  vor.  Dem  später  für 
Kupfer  gewöhnlichen  Zeichen  9  ist  aber  das  für  dieses  Metall  in 
der  Zeichen  -  Erklärung  stehende  2  ^^^  diesem  das  dafür  in 
den  Handschriften  sich  findende  9  sehr  ähnlich.  —  Das  hier  An- 
geiiihrte  bezieht  sich  auf  Zeichen,  die  in  der  ersten  der  beiden 
oben  besprochenen  Reihenfolgen  von  Erläuterungen  stehen.  Die 
zweite  Reihenfolge  hat  relativ  wenige  Zeichen  für  chemische  Be- 
nennungen und  Kunstausdrücke,  viele  für  Pflanzennamen  und  eine 
grössere  Zahl  von  Zeichen,  welche  eigentlich  nur  Abbreviaturen 
für  auch  sonst  gewöhnlich  vorkommende  Worte  sind;  von  diesen 
sind  einzelne  allerdings  später  auch  noch  zu  chemischen  Kunst- 
ausdrücken geworden,  und  es  hat  etwas  Anheimelndes,  in  dieser 
Zeichen-Erklärung  auch  Zeichen  zu  finden,  welchen  als  erläuternde 
Worte  ßQOfiog  (nicht  ßgäiiog)  und  xXoqov  beigeschrieben  sind. 

Ueber  die  Zeit,  in  welcher  diese  Zeichen  -  Erklärungen  ver- 
fasst  worden  sind,  ist  Nichts  bekannt.  Höchst  wahrscheinlich 
ist  nur,  auf  was  schon  oben  hingewiesen  wurde,  dass  diese 
Zeit  eine  spätere  war,  als  die,  in  welcher  die  erste  Samm- 
lung griechischer  alchemistischer  Aufsätze  zusammengestellt  wurde, 
die  dann  in  so  verschiedenen  Formen  sich  weiter  verbreitete  (vgl. 
oben  S.  325  ff.);   wahrscheinlich  auch,  dass  die  seltener  vorkom- 


8^  Nämlich  bei  Du  Gange  a.  o.  a.  0.  So  auch  in  Höfer's  Histoire  de 
la  chimie,  1.  ed.,  T.  I,  p.  253  und  2.  ed.,  T.  I,  p.  259,  aber  am  letzteren  Orte 
wird  auch  ein  ganz  ähnliches  Zeichen  ^  als  QuecksUber  bedeutend  aufge- 
führt. 


Die  Erklärung  der  alchemistischen  Zeichen.  505 

mende,  oben  als  zweite  bezeichnete  Reihenfolge  von  Erläuterun- 
gen späteren  Ursprungs  ist,  als  die  gewöhnlich  in  den  Handschiif- 
ten  sich  findende,  welcher  sie  in  gewissem  Grade  zum  Supple- 
mente gereicht.  Wenn  Wagner  eck  (vgl.  S.  304)  den  FselJos 
als  den  Verfasser  einer  derartigen  Zeichen-Erklärung  nennt,  so  ist 
dies  unzweifelhaft  ein  Irrthum,  wohl  veranlasst  dadurch,  dass  in 
mehreren  Handschriften  s?)  eine  solche  unmittelbar  auf  einen  Auf- 
satz des  Michael  Psellos  folgt,  dies  auch  bei  der  von  Wag- 
nereck eingesehenen  der  Fall  gewesen  und  von  ihm  irrthümlich 
jene  Erklärung  und  dieser  Aufsatz  als  zusammengehörig  betrach- 
tet worden  sein  mag.  Wenn  man  auf  „die  anonymen  Verfasser 
einer  SQ[iriveia  rav  6rj(iel(ov  rijg  UQoig  rixvtig  xal  xQ'^^ovkov  ßlßkov** 
Bezug  genommen  findet  3»),  so  hat  die  Mehrzahl  hier  nur  etwa  in 
sofern  Berechtigung,  als  uns  zwei  Reihenfolgen  von  Zeichen -Er- 
klärungen erhalten  sind,  welche  wohl  auch  verschiedene  Verfasser 
haben;  aber  für  die  Annahme,  die  unter  der  angegebenen  XJeber- 
schrift  am  Häufigsten  sich  findende  Erläuterung  der  chemischen 
Zeichen  sei  von  Mehreren  verfasst,  liegt  meines  Wissens  keine 
Veranlassung  vor. 


3"^  So  z.  B.  in  der  Montpellier-,  der  Alteuborger  o.  Gothaer  und  der 
Münchener  Handschrift. 

^)  So  in  Gras 8 e' 8  Lehrbuch  einer  allgemeinen  Literärgeschichte,  II. 
Bds.  1.  Abtheil.  [Dresden  u.  Leipzig  1839],  S.  545. 


Ein  alchemistisches  BäthseL 


Bei  Georgios  Synkellos  im  9ten  Jahrhundert  findet  sich 
bezüglich  der  Einweihung  des  Democrit  in  dem  Tempel  zu 
Memphis  eine  Erzählung  i),  nach  welcher  auch  die  Jüdin  Maria 
und  Fammenes  an  dieser  Feierlichkeit  Theil  genommen  hätten; 
diese  drei  hätten  über  die  Geheimkunst  geschrieben,  und  zwar 
seien  Democrit  und  Maria  um  der  vielen  und  klugen  Räth- 
sel  willen  von  dem  Ostanes  gelobt  worden,  unter  welchen 
die  Kunst  von  ihnen  verhüllt  worden  sei,  Pammenes  aber 
sei  seiner  allzu  deutlichen  Schreibweise  wegen  getadelt  wor- 
den. Was  der  Letztere  so  unvorsichtig  offen  geschrieben  hat, 
scheint  wirklich  auf  den  Index  gekommen  zu  sein  und  ist  uns 
leider  nicht  erhalten,  während  wir  den  allerdings  sehr  räthsel- 
haften  alchemistischen  Au&atz  des  Democrit  und  einzelne  unver- 
ständliche Aussprüche  der  Maria  in  den  Sammlungen  noch  ha- 
ben. Dass  das,  was  Democrit  geschrieben,  alvlyfiava  (ivötixd 
habe,  wird  in  dem  Eingang  der  Schrift  ausdrücklich  anerkannt, 
welche][als  von  Jenem  an  den  Leukippos  gerichtet  in  mehreren 
Sammlungen  steht*).  Wenn  gleich  in  dem  Anfange  der  S.  428  ff. 
besprochenen  Schrift  des  Olympiodoros  hervorgehoben  wird'). 


1)  Ich  habe  sie  S.  408,  Anmerk.  133  mitgeiheilt. 

a)  Vgl.  8.  126  f.,  Anmerk.  45. 

3)  Die  betreffende  Stelle  haben  Fabricius  (Bibl.  gr.,  Vol.  XII,  p.  764), 
Grüner  (Isidis,  ChriBtiani  et  Pappi  philosophi  jusjurandum  chemicum  [Jenae 
1807],  p.  80  &  65)  und  Uöfer  (Uistoire  de  la  cbimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.527)  mit- 
getheilt. 


Ein  alchemistischeB  Rätbsel.  507 

dass  es  den  Alten  Gebrauch  gewesen  sei,  die  Wahrheit  unter  Alle- 
gorien und  Räthseln  zu  verhüllen,  so  findet  sich  doch  dieser  Ge- 
brauch nicht  etwa  auf  die  älteren  Schriftsteller  beschränkt,  son« 
dem  die  späteren  gefielen  sich  auch  in  räthselhafter  Ausdrucks- 
weise, ganz  bewusst  und  es  selbst  betonend  Dass  er  in  Räthseln 
sprechen  wolle,  kündigt  z.  B.  Stephanos  da  an*),  wo  er  die 
Ausführung  der  Aufgabe  der  Alchemie  in  einer  höchst  unver- 
ständlichen Allegorie  darzulegen  angiebt ;  dass  die  alchemistischen 
Schriften  in  Räthseln  geschrieben  seien,  wird  auch  sonst  noch  in 
solchen  selbst  wie  Etwas  Selbstverständliches  ausgesprochen*). 

Aber  nicht  nur  räthselhaft  ist  häufig  die  Sprache  der  alche- 
mistischen Schriftsteller,  sondern  ganz  eigentliche  Räthsel  finden 
sich  bei  ihnen,  deren  richtige  Lösung  zugleich  auch  die  Ei-kennt- 
niss  des  Wichtigsten  für  die  Realisirung  der  der  Alchemie  ge- 
steckten Aufgabe  in  sich  schliessen  sollte. 

Unter  diesen  Räthseln  ist  namentlich  eins,  welches  in  der  al- 
chemistischen Litteratur  eine  wichtigere  Rolle  spielt.  Es  kommt 
am  Frühesten ^ ,  aber  gewiss  nicht  in  alchemistischem  Sinne,  in 
dem  ersten  Buche  der  Sibyllinischen  Weissagungen  vor,  eines 
Complexes  orakelhaft  oder  prophetisch  gefasster  Erzählungen  und 
Aussprüche,  für  dessen  uns  erhaltene  zwölf  Bücher  verschiedene, 
theils  jüdische,  theils  christliche  Verfasser  anzunehmen  sind,  welche 
in  verschiedenen  Zeiten,  dem  1  ten  bis  3  ten  Jahrhundert  unserer  Zeit- 


*)  Im  neunten  Stucke  seiner  Schrift  über  Goldbereitung;  in  Ideler's 
Physici  et  medici  graeci  minores,  Vol.  IL  p.  249  (iy  alyfy/naat  &k  äQ^ofiat  toC 
liY6ty)f  in  Pizimenti's  Uebersetzung  f.  62  v^  (in  aenigmatibus  autem  exor- 
diar  diccre). 

5)  So  z.  B.  in  dem  in  Fabricius'  Handschrift  (vgl.  S.  280,  Nr.  B8)  stehen- 
den anonymen  Aufsatz  ne^l  tijg  ^sCag  tix^^s  i^t&y  ^tXoaögjtjy) ,  welchen  auch 
die  Florentiner  Handschrift  (S.  265,  Nr.  27)  hat;  aus  letzterer  Handschrift 
hat  Bandini  (a.  S.  263  a.  0.,  p.  363  sq.)  ein  etwas  grösseres  Stück  des  An- 
fangs mitgetheilt. 

6)  Wenn  Hof  er  (Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  229)  bei  Mitthei- 
lung des  Theils  des  Räthsels,  welcher  zuletzt  wohl  auch  allein  angeführt 
wurde  (vgl.  Anmerk.  38),  zu  den  einleitenden  Worten:  Voici  une  de  ces  eni- 
gmes,  attribuees  ä  la  Sibylle  das  Citat  giebt:  Plut.  in  Is.  et  Os.,  so  hat  man 
daraus  nicht  etwa  zu  schliessen,  dass  solche  später  in  chemischem  Sinne  ge- 
deutete sibyllinische  Räthsel,  oder  namentlich  das  oben  besprochene,  schon 
in  Plutarch's  Schrift  über  Isis  und  Osiris  vorkämen;  es  findet  sich  darin 
Nichts  auf  diesen  Gegenstand  zu  Beziehendes. 


f/th  Vau  ak&««u»o*dM»  Bäsiad. 


M^flmti/ig,  j*^ß:Un*:\ß^^t  r*^^y,  A^^teeres  in  die  uns  jetzt  vorliegende 
Koriii  ^#;^ra/;kt  bai>ei]L  Auf  dksieD  Gegeostand  ist  hier  nicht  wei- 
ter isitr/MH^hffU  ^),  I/aui  erste  Boefa  dkser  Wei«aigangen,  welches 
WAhvHchfnuUdi  yrm  einem  Christen  an  dem  Ende  des  zweiten  oder 
trri  Anfange  den  dritten  Jahrhunderts  Ter&sst  ist'j,  enthalt  nnn 
na/;h  d^^  Angabe,  wie  nai(^h  der  ersten  Generation  schleditere  nnd 
schhx;htere  Geschlechter  der  Menschen  »di  folgten,  einen  Aus- 
Npruchy  welchen  Gott  vom  Himmel  herab  an  Noah  gethan  habe: 
mit  der  Aufforderung,  allen  VoDcem  Bosse  za  predigen,  der  Kund- 
gc*bufig,  da88  das  Menschengeschlecht  sonst  doich  Ueberschwem- 
niungon  vernichtet  werden  solle,  und  dem  Befehl  an  Noah,  zur 
Ilettung  seiner  selbst  und  seiner  Verwandten  eine  hölzerne  Woh- 
nung zu  bauen,  worauf  in  diesem  Ausspruche  sich  Grott  an  Noah 
in  seiner  Grösse  als  Herrscher  der  Natur  offenbart,  unter  Zufii- 
gung  rler  Worte: 

'fjwia  yga^iiuct*  b%o'  Tergaövllaßog  elfw  voei  lu, 
At  XQBlg  ai  ngätai  ovo  yQOfiiiat'  b%ov6iv  ixaöttiy 
7/  XoiTifi  de  xa  Xoixa,  jcai  aiöiv  aq>&va  8i  xivte' 
Tov  navzog  ö'aQi%yLov  ijuctaviadeg  eUsi  dig  oxro, 
Kai  XQBlg  xqlg  dixcciBg,  öuv  Y  ^'*^^    TSmvg  de  xlg  ei^ly 
Oix  »livrixog  eöij  x^g  xoq'  ifiol  6oq>lfig^). 


^  Vgl.  bezuglich  der  länger  bekannten  ersten  acht  Bücher  Fabricii  Bi- 
blioih.  gr.,  Vol.  I,  p.  198  fqq.;  ed.  Harles,  VoL  I,  p.  257  sqq.;  Schöirs  Ge- 
ichichto  der  griechischen  Litteratar,  Bd.  I  [Berlin  1828],  S.  33 ff.;  Bernhar- 
dy's  GrundrisB  der  griechischen  Litteratnr,  11.  Theil  [HaUe  1845],  S.  294  ff; 
aber  namentlich  bezüglich  derselben  and  der  erst  in  neuerer  Zeit  (1828)  be- 
kannt gewordenen  vier  anderen  (als  11.  bis  14.  bezeichneten)  Bücher  Fried* 
lieb 's:    Die  sibyllinischon  Weifsagnngen  [Leipzig  1852]. 

«)  Vgl.  Friedlieb  a.  a.  0.,  8.  XXI  f.  und  LXXI. 

*)  So  bei  Fried  lieb  a.  a.  0.,  8.  14;  so  aach  (nur  mit  dem  etwas  ande- 
ren Schlüsse :  (ffp  ^sCriq  naq^  ijnoC  ye  ao^irig)  in  Sibyllina  oracola,  ex  vett 
oodd.  aucta,  renovata,  et  notis  illostrata  a  Joh.  Opsopoeo,  com  interpreta* 

tiono  latina  8eb.  Gastalionis [Parisiis  1607],  p.  171.    Des  (1563  zu  Basel 

gestorbenen)  Castalio  hier  beigefügte  Uebersetzung  (sie  steht  a.  a.  auch  im 
Anhange  tu:  De  oraoulis  gentiliam  et  in  specie  de  Taticinüs  sibyllinis  libri 
tret,  autore  Dan.  Glasen  [Helmstadii  1678],  p.  5)  lautet: 

Sunt  elomcnta  novem  mihi,  sum  tetrasyllabus  autem 
(Peroipe  me)  primae  tres  syllabae  efficiuntur 
£x  binis  omnes  elementis  :  cetera  restant 


Ein  alchemistisches  Räthsel.  509 

Welcher  Name  oder  welches  Wort  unter  diesem  Räthsel 
versteckt  sei,  darüber  sind  sehr  verschiedene  Ansichten  aus- 
gesprochen worden.  Nicht  übersehen  blieb  die  Schwierigkeit, 
dass  vielleicht  das  zu  findende  Wort  ein  hebräisches  sei,  und 
welche  Zeichen  der  hebräischen  Schrift  dann  als  Vocale,  und 
Zahlen  bedeutend,  zu  nehmen  wären i^).  Aber  überwiegend 
glaubte  man,  in  der  griechischen  Sprache,  in  welcher  die  Sibyl- 
linischen  Weissagungen  geschrieben  sind,  sei  das  Wort  zu  suchen, 
welches  neun  Buchstaben,  worunter  fiinf  Consonanten,  und  vier 
Sylben  hat,  von  welchen  letzteren  die  ersten  drei  zwei  Buch- 
staben haben,  die  vierte  drei,  und  für  welches  weiter  die  Summe 
der  Zahlen werthe  der  Buchstaben  =  1697  sei,  wenn  der  oben  ge- 
gebene Text  beibehalten  wird,  oder  =  einer  anderen  Zahl,  welche 
gewissen  Varianten  oder  Conjecturen,  die  jenen  Text  abändern, 
entspreche  1*).    *Avi%^mvog  (unaussprechbar)  wollte  man  darunter 


In  reliqnis:  qnomm  sunt  non  vocalia  quinque. 
Totius  numeri  bis  sunt  hecatontades  octo, 
Et  ter  tres  decades,  cum  septem.    Si  scieris  me, 
Non  te,  qua  potior,  sapientia  dia  latebit. 

Fried  lieb  hat  a.  a.  0.,  S.  15  die  Uebersetzunsf  gegeben: 

Buchstaben  zähle  ich  neun;  viersylbig  ich  bin:  Nun  erkenn  mich. 
Welche  von  dreien  zuerst,  hat  zwei  der  Buchstaben  jede, 
Und  was  übrig  die  anderen  fasst;  aber  fünfe  sind  lautlos. 
Aber  die  Summe  der  Zahlen  enthält  Achthunderte  zweimal, 
Dreimal  dreissig  dazu  mit  sieben.    Und  weisst   du  Wer  ich   bin, 
Dann  bist  du  nicht  uneingeweiht  in  die  göttliche  Weisheit. 

10)  Diese  Schwierigkeit  wird  namentlich  hervorgehoben  in  den  Anmer- 
kungen, welche  sich  nach  der  lateinischen  Uebersetzung  der  Weissagungen 
im  Anhange  zu  Glasen' s  in  Anmerk.  9  citirter  Schrift  finden  (p.  96  des- 
selben): Da  Gott  den  Noah  vor  dem  Aufkommen  verschiedener  Sprachen 
angeredet  habe,  müsse  er  es  in  der  damals  allein  vorhandenen,  der  hebräi- 
schen, gethan  haben,  was  die  oben  kurz  erwähnten  Schwierigkeiten  der  Deu- 
tung involvire;  oder  aber  es  müsse  das  ursprünglich  hebräisch  Gesprochene 
von  der  Sibylle  dem  Griechischen,  unter  Zugrundelegung  eines  griechischen 
Namens  Gottes,  accomodirt  worden  sein.  Welcher  Name  in  dem  Räthsel 
versteckt  sei,  sei  unbekannt. 

11)  Eine  Anzahl  solcher  Deutungen  findet  man  namentlich  zusammen- 
gestellt in  den  Anmerk.  9  citirten  Anmerkungen  des  Opsopoeus  zu  den  si- 
byllinischen  Weissagungen,  p.  11  sqq.  derselben;  in  G.W.  Wedel's  Exercita- 
tionum  medico - philologicarum   Dcc.  TX.  [Jenae  1699],  p.  48  sqq.;  femer   in 


510  Ein  alchcmistisches  Rätlisel. 

verstanden  wissen  ^^),  welches  Wort  der  Zahl  1696,  also  wenig- 
stens sehr  nahe  der  eben  genannten,  entspricht,  übrigens  kein  ge- 
bräuchliches ist;  ^ebg  öaycqQ  (Gott  Erhalter)  sollte  darunter  ver- 
standen sein  18),  welche  Worte  der  Zahl  1692  entsprechen  und  dem 
Texte,  wenn  in  ihm  an  der  Stelle  von  övv  y'  intd  gelesen  wird: 
övv  Sttta;  auch  q)aoö(p6Qog  (Lichtbringer)  ist  als  Deutung  vor- 
geschlagen worden  1*),  auch  d'edvd'QCDTtog  (Gottmensch)"),  und  An- 
deres, noch  weniger  Passendes  oder  ganz  Unverständliches**);  auf 
was  Alles,  als  zur  Chemie  oder  Alchemio  nicht  in  Beziehung  ste- 
hend, hier  nicht  weiter  einzugehen  ist. 

Das  Bäthsel  ist  nämlich  vielfach  als  alchemistisch  Hochwich- 
tiges bergend  betrachtet  worden.  Schon  Democrit  soll  auf  es 
Bezug  genommen  haben;  doch  ist  mir  eine  Angabe  hierüber  erst 
aus  dem  Uten  Jahrhundert  als  bei  dem  Georgios  Eedrenos 
sich  findend  bekannt  i^),   und  für  diese  Angabe  bleibt   es  selbst 


Fabricii  Biblioth.  gr.,  Vol.  I,  p.  200  sq.,  Vol.  XII,  p.  696  und  ed.  HarleB 
Vol.  I,  p.  262.  Diesen  Zusammenstellungen  ist  für  das  zunächst  Folgende 
das  Meiste  entnommen. 

^3)  So  im  17ten  Jahrhundert  vom  Pater  Morel,  was  Is.  Vossius  (de 
Sibyllinis [Oxon.  1680],  c.  8)  gut  hiess. 

^^  Nach  der  Ansicht  des  1588  gestorbenen  Joh.  Auratus,  welcher  kri- 
tische Anmerkungen  zu  den  sibyllinischen  Versen  hinterlassen  hat.  Diese 
Deutung  betrachtete  als  eine  sehr  gute  Fabricius,  während  man  anderer- 
seits gegen  sie  eingeworfen  hat,  dass  sie  zwei  Worte  an  der  Stelle  von  Einem 
gebe  und  eine  Abänderung  des  Textes  voraussetze. 

1^)  Von  dem  im  16ten  Jahrhundert  lebenden  Joh.  Brentius,  welcher 
den  oben  gegebenen  Text  so  auslegte,  dass  derselbe  die  Zahl  1600  -^ 
3  X  (30-|-  7)  =  1711  angebe,  und  nicht,  wie  sonst  angenommen,  die  Zahl  1600 
+  3  X  80  +  7  =  1697. 

1^)  Zwelffer  sprach  in  seiner  Mantissa  spagirica,  P.  I,  c.  1  seine  Ueber- 
zeugung  aus,  Homo  Dens  sei  der  Sinn  des  Räthsels  (Pharmacopoeia  regia  — 
—  annexa  etiam  mantissa  spagirica  [Noribergae  1668],  p.  325).  Vgl.  auch  un- 
ten S.  517,  Anmerk.  39. 

^^)  Wie  z.  B.  fia^aQütffioy  von  J.  Har donin  gegen  das  Ende  des  17ten 
Jahrhunderts  (Chronolog.  V.  T.,  p.  31),  nach  Fabricius'  (Biblioth.  gr.,  Vol. 
XII,  p.  696)  Ansicht  ad  deridendos  lectores. 

17)  Durch  Morhof's  Polyhistor  literarius  [Lubecae  1605],  P.  I,  p.  105, 
wo  von  dem  alchemistischen  SchriftsteUer  Democrit  gehandelt  wird :  Memo- 
rabilis  locus  e  Cedreni  Comp.  Hist.  p.  121  ed.  Paris,  adduci  de  Demoorito 
meretur,  qui  ex  antiquioribus  scriptoribus  omnia  accepit,  si  quis  forte  de  Cf- 
dreno  cavillari  velit.     Toib  x»i  JrjfiöxQttog  fyytOQf^eto  g)iX6<tog)oq ,   Sg  i&£&€t9X9 


Ein  alchemistisches  Räthsel.  511 

zweifeljiaft,  ob  sie  auf  eigentlich  Alchemistisches  gehe.  Bestimmter 
scheint  in  alchemistischem  Sinne  auf  dieses  Räthsel:  das  vier- 
sylbige  und  neunbuchstabige  Wort,  Bezug  genommen  zu  sein  bei 
Olympiodoros"),  welcher  in  das  fünfte  Jahrhundert  gesetzt 
wird;  sein  S.  428  ff.  besprochener  Commentar  zu  einer  Schrift  des 
Zosimos  hat  die  Stelle:  j^vtriv  dijXadri  r^v  ^umiov  ava}d'sv  ov- 
ötovöaVy  rjfvxiva  ol  uQxaioi  dia  ro  xvQtov  ovoiia  ini^nav  li^uQ- 
yvQov.  xal  slg  avxr^v  idriv  svqsTv  xal  to  tszQaövXXaßov  xal  ro 
iwayQafi(iov.  —  Noch  bestimmter  bespricht  dieses  Räthsel  als  ein 
Geheimniss  der  Alchemie  verhüllend  der  in  das  siebente  Jahr- 
hundert gesetzte  Stephanos  in  seiner  Schrift  über  Goldbereitung, 
bezüglich  deren  ich  S.  437  ff  einige  Angaben  zusammengestellt 
habe.  Es  heisst  hier,  im  sechsten  Stücke  dieser  Schrift "):  ^t 
yuQ  täv  öcDfiatCDV  noMiXoxQmg  i^avd'rjösigy  örnuclvovöi  rag  räv  iv 
ßad'st  xaXäg  dtriyovnivmv  nXtjQciöngy  a>lAa  xal  rcöv  iisrdXXciv  ri 
ariidSrjg  avrrj  ix  yrjg  uva^v^Uaöigy  ro5  aircä  tovtg)  oldsv  i^oftototJ- 
öd'aiy  xal  tva  [lii  tag  xovrmv  d'scoQlag  jtaQadQaiuonsVy  q)iQS  Xomov 
xal  triv  räv  fisylöriov  ngayfiatanf  naidevtQiav  i^ix'^svöavtsg  y  av- 
trjg  rag  nQaxtixag  d^emglag  inl  t^v  a3t£H(palvov6av  avaxv^avxhgy 
i^stdöcoiisv  trjg   öo(p(xndtrig   iwolag  to  jtQoßXrnia'  fort  dh  ovtmg* 


nqb  rote  äXkotqy  Btt  dei  xoy  ^tXo<rog>eZy  i^iXovtay  ndvttoy  dnix^ff^ff^  xax&y, 
a(og)QO<Tvyijy  dirxsZy,  xai  näyta  6Q^(bg  rosZy  xal  n^drtBty,  xai  o€T(og  l^dti  th 
iyyeay^äfÄfÄUtoy  fut^ety*  xai  offttog  (tpricly)  S%ffSt  xoy  viby  to^  OfioD  X6yoy^  xby 
dnadijy  na&titby  ysogmy^,  Vertit  ita  Xylander:  JSa  aetate  Democritus  inno- 
tnit,  philosophns:  qui  praeter  alia  doonit,  enm,  qni  velit  phUosophari,  debere 
Omnibus  abstinere  vitiis,  temperantiae  stndere,  omnia  recte  agere  et  facere : 
ita  demum  licere  cognitione  eorum,  quae  novem  literis  notata  sunt,  potiri. 
Sic  (inquit)  videbis  filinm  Dei  verbum  omnis  perpessionis  expers,  quod  ipsum 
denuo  perpeseionibus  obnoxiam  apparait."  Hie  verba  illa  o€t<og  (att  tb  iyyea- 
yQu/Ä/Äotoy  fia&etyj  quae  n€Qtg)QdCet  Xylander^  aliquid  mystici  continere  viden- 
tur,  ut  postrema  illa  de  filio  Dei  denuo  perpesfdonibuB  obnoxio,  vel  a  Ce- 
dreno  vel  aliunde,  assuta  videntur  :  quod  inter  Democriti  dogmata  fuisse  nemo 
credit,  niri  per  mirabilem  vel  n^ogfrftkcy,  vel  ngöXri^ty.  —  4^  diese  Stelle  des 
Kedrenofl  hat  auch  Fabricius  (Biblioth.  gr.,  Vol.  XU,  p.  770  sq.)  erinnert 

»8)  Worauf  bereits  Morhof  a.  Anmerk.  17  a.  0.,  p.  105  und  Wedel  in 
Dessen  Exercitationum  medico-philologicarum  Dec.  IX.  [Jenae  1699],  p.  51  auf- 
merksam gemacht  hatten;  die  betreffende  Stelle  hat  Fabricius  in  Biblioth. 
gr.,  Vol.  XU,  p.  764  mitgetheüt 

*•)  Physici  et  medici  graeci  minores;  ed.  J.  L.  Ideler;  Vol.  11  [Berolini 
1842],  p.  225. 


512  Ein  alchemistisches  Räthsel. 

iwia  yQOfi^atoc  sx^y  rstQaövkkaßog  slfu'  vobi  fis'  ai  tgetg  yuQ 
ai  Tcgätac  dvo  yQuii^ucra  l;|<ot;(^ti;,  ixaötri  17  locTcri  öe  tu  Xocna '  xai 
alöiv  a(p€Dva  ta  nevts^  tov  navrbg  ds  agi^nov  ixatovraSsg  elöl^ 
dlg  oxrcs,  xal  tgetg  tQtö7iaidsxa88g  xal  ziööuQBg.  yvoifg  dh  tlg  slyn 
ovx  u(ivrirog  iöy  t^g  TtocQ*  i^ov  (OffaXelag*  aiiitgritog  rj  aßvööog' 
ro  QTi^hv  V7C£Qßalv6L  Xoytöiiov,  ßoc&if  to  igdztuux.  coSs  dEi^ov  tov 
öov  6tBfpavov  tov  tnaivov.  ade  dei^ov  ra  trjg  (pvdecog  ^py«*®).  — 
Aber  dasselbe  Bäthsel  findet  sicli,  ausser  in  diesem  Aufsatze  des 
Stephanos,  in  den  Sammlungen  griechischer  alchemistischer 
Schriften  auch  noch  als  ein  besonderer  Aufsatz,  als  das  „Räth- 
sel des  Hermes  und  des  Agathodaemon";  unter  der  üeber- 
schriffc:  ^ivty (la  tov  q>iko6oq>MOv  kld-ov  ^Eq(iov  xal  ^Aya^oSwi- 
fiovog  und  mit  dem  Anfang:  'Evvsa  ygait^uset*  ^x^  -  •  steht  es  in 
der  Florentiner  (S.  265,  Nr.  28)  imd  in  Fabricius'  Handschrift 
(S.  280,  Nr.  43),  auch  in  derEscurial-Handschrifl  A  (S.  271,  Nr.  33), 
der  Pariser  Handschrift  2327  (S.  287,  Nr.  27)  und  der  bei  Mont- 
faucon  mit  3178  bezeichneten  (vgl.  S.  286,  Anmerk.  95).  In  die- 
ser Form,  als  besonderer  Aufsatz,  scheint  es  in  den  Sammlungen 
in  gebundener  Bede  zu  stehen  ^i),  während  mindestens  die  meisten 
Handschriften  es  in  dem  Aufsatze  des  Stephanos  in  ungebun- 
dener Rede  haben  22). 


^)  Pizimenti  (a.  S.  110  a.  0.,  f.  4)  übersetzte  ans  der  in  seinen  Besitz 
gekommenen  Handschrift:  Versicolores  enim  oorpomm  efflorescentiae  reraniy 
qnae  in  profundo  delitescunt,  perfectiones  significant.  Quin  etiam  metallo- 
rum  ipsa  exhalatio,  quae  ex  terra  elevatar,  huic  eidem  rei  conferri  solet.  ao 
ne  horum  contemplationem  praetermittamus,  age  deinceps  etiam  maximarom 
rerum  disciplinas  investigantes,  activas  ipsius  speculationes,  in  apparentem 
ocalos  erigentes,  sapientissimae  sententiae  problema  scrutemur.  sie  autem  se 
habet,  tres  litteras  habeo,  quatuor  syllabarum  sum,  considera  me.  qnaelibet 
enim  trium  priorum  syllabarum  duas  habet  litteras,  quae  vero  subsequitnr, 
reliquas  habet,  et  sunt  mntae  quinque.  totius  vero  numcri  centenaria  sunt  bis 
octo,  et  ter  tres  et  decades  quatnor.  si  autem  quis  sim  noris,  non  expen  eris 
utilitatis,  quae  a  me  percipietur.  Immensus  abyssus:  hoc  dictum  hnmani  in- 
genii  captum  superat.  profunda  est  quaestio.  hie  ostende  tui  Stephani  laadem: 
hie  ostende  naturae  opera. 

31)  Bei  der  AufPuhrang  des  Rathsels  des  Hermes  und  des  Agatho- 
daemon in  Manuscripten-Eatalogen  wird  gewöhnlich  darauf,  wie  dieses  Räth- 
sel sonstwo  in  Versen  mitgetheilt  ist, Bezug  genommen;  als  aenigma  sex  tsi^ 
sibufl  comprehensum  wird  es  von  Bandini  a.  S.  263a.  0.,  p.  354  bei  der  Be- 
schreibung der  Florentiner  Handschrift  bezeichnet. 


Kiu  alchemistisches  Räthsel.  513 

Dieses  aber  und  manches  Andere,  was  von  dem  in  den  sibyl- 
linischen  Weissagungen  Enthaltenen  abweicht  ^^,  ist  weniger  wich- 
tig —  so  weit  bei  diesem  Gegenstände  von  Wichtigem  die  Rede 
sein  kann  — ,  als  was  sich  bezüglich  des  sachlichen  Inhaltes  des 
Räthsels  in  der  Form,  wie  es  Stephanos  hat,  geändert  findet. 
Nicht  in  Beziehung  auf  die  Zahl  und  Art  der  Sylben  und  der 
Buchstaben  '^),  sondern  in  Beziehung  darauf,  welche  Zahl  durch 
die  Summe  der  Zahlenwerthe  der  Buchstaben  ausgedrückt  sei. 
Während  diese  Zahl  in  der  sibyllinischen  Weissagung  durch  £xa- 
tovraSsg  dlg  oxvd  xol  tQstg  tglg  dsxddag  6vv  y'  ima  angegeben 
ist,  haben  Handschriften  in  dem  Aufsatze  des  Stephanos  xal 
riööaQsg  statt  övv  y  iwca^^\  oder  nach  oxro:  xal  XQhlg  tgtöTcatde- 
Tcddsg  xal  ti66aQ£g^^),  oder  noch  anders  2^).  Das  ermuthigte  zu 
noch  anderen  Variationen  der  Angabe  der  Zahlensumme,  um  das 
Räthsel  mit  einer  als  sachlich  oder  sonstwie  wahrscheinlich  be- 
trachteten Deutung  auch  in  formale  Uebereinstimmung  zu  brin- 
gen, oder  gab  auch  wohl  Veranlassung  dazu,  den  ganzen,  die  Zah- 


Ausdrücklich  wird  dies  hervorgehoben  von  Bandini  a.S.  263  a.  0., 
p.  849  für  die  Florentiner,  von  Kollar  a.  S.  294  a.O.,  p.  382  für  die  Wiener 
Handschrift.  So  bat  das  Räthsel  in  dem  Aufsatz  des  Stephanos  auch  Ide- 
1er' 8  Ausgabe,  wie  ans  der  oben  mifgetheilten  Stelle  zu  ersehen. 

^^  Z.  B.  üxpeXeiag^  statt  cog>Cfiq  am  Ende  des  Räthsels  in  der  sibyllinischen 
Weissagung,  in  Stephanos'  Aufsätze  nach  Ideler 's  Ausgabe  (auch  in  der 
Florentiner  Handschrift,  vgl.  bei  Bandini  a.  a.  0.,  p.  349,  in  der  Wiener 
Handschrift,  vgl.  Kollar  a.  a.  0.,  p.  382,  u.  a.),  welchem  ersteren  Worte 
auch  utilitatis  in  des  Pizimenti  Uebersetznng  entspricht. 

3^)  Es  bedarf  kaum  der  Bemerkung,  wie  der  in  Ideler 's  Ausgabe  der 
Schrift  des  Stephanos  gegebene  Text  bei  geringer  Abänderung  der  Inter- 
punction  in  dieser  Beziehung  mit  dem  in  der  sibyllinischen  Weissagung  Ste- 
henden übereinstimmend  wird,  und  dass  bei  Pizimenti  nur  in  Folge  eines 
Schreibfehlers  tres  statt  novem  (wie  auch  nachher  diese  Uebersetzung  wieder- 
holt hat)  stehen  kann. 

26)  So  die  Florentiner  (vgl.  bei  Bandini  a.  a.  0.,  p.  349). 

M)  So  die  Wiener  (vgl.  Kollar  a.  a.  0.,  p.  382);  so  auch  in  Ideler's 
Ausgabe,  wie  oben  im  Texte  mitgetheilt. 

27)  Die  Münchener  Handschrift  hat  (vgl.  bei  Hardt  a.  S.305  a.0:,  p.20): 
6\q  oxta»  xai  XQsTg  XQtg  xal  dsxudeg  xal  xiaaaqegy  eine  von  Leibnitz  (a.  An- 
merk.  37  a.  0.,  p. 20)  eingesehene:  xal  t^eTg  tglg  dexadeg  xal  xitJKSaqBq.  Pizi- 
menti übersetzte,  wie  in  Anmerk.  20  angegeben,  die  bezügliche  Stelle  aus 
der  in  seinen  Besitz  gekommenen  Handschrift :  et  ter  tres  et  decades  quatuor. 
Vgl.  auch  uuten  Anmerk.  32. 

Kopp,  Buitr.  s.  Gesch.  d.  Chem.  33 


514  Ein  alchemistisches  Räthsel. 

lenangabe  enthaltenden  Tlieil  des  Räthsels  nicht  zu  berücksichti- 
gen und  wegzulassen. 

Solche  Deutungen,  welche  als  alchemistische  uns  in  Betracht 
kommen,  sind  folgende.  ylt^agyvQog  könne  danach  gemeint  sein, 
wie  die  Bezugnahme  auf  das  Räthsel  bei  Olympiodoros  (vgl. 
S.  511)  unmittelbar  der  Erwähnung  jenes  Wortes  folgt '^).  —  Aus 
dem  Vielen,  was  Stephan os  über  die  Deutung  dieses  Bäthsels 
sagt  (welches  er  selbst  nach  dem  S.  512  Mitgetheilten  als  ein 
ausseiest  schwer  zu  lösendes  ansah) ,  lässt  sich  nicht  wohl  entneh- 
men, welche  Substanz  seiner  Ansicht  nach  damit  bezeichnet  sei. 
Hos  versus  mystice  explicat  Stephanus  sensu  proprio  dissimulato, 
urtheilte  Leibnitz^»)  über  die  Behandlung  dieses  Gegenstandes 
durch  Stephanos,  welche  man  eigentlich  gar  nicht  als  Erklärung 
bezeichnen  kann.  WedeP^)  glaubte  zwar  zu  wissen,  dass  Ste- 
phanos zu  dem  Worte  XLvaßagtg  hinzuneigen  scheine;  aber  auf 
bestimmteren  Indicien  beruht  dies  wohl  nicht.  —  Ob  in  dem  Auf- 
satz, welchen  mehrere  Handschriften  als  das  Räthsel  des  Hermes 
und  des  Agathodaemon  haben  (vgl.  S.  512),  auch  ein  Versuch 
zur  Deutung  dieses  Räthsels  enthalten  ist,  lässt  sich  aus  dem  mir 
darüber  bekannt  Gewordenen  nicht  entnehmen;  die  meisten  der 
diesen  Aufsatz  aufführenden  Manuscripten-Kataloge  sagen  dar- 
über Nichts,  aber  Einer  hat  doch  eine  darauf  hinweisende  An- 
gabe ^i).  —  Dass  das  Wort,  welches  die  Lösung  des  Räthsels  ab- 


28)  Vgl.  Fabricii  Biblioth.  gr.,  Vol.  XU,  p.  764,  wo  aber  Fabricius 
auch  bemerkt,  dass  dieses  Wort  nicht  za  dem  Ratbsel,  wie  es  vollständig  an- 
gegeben wird,  passt. 

29)  A.  Anmerk.  37  a.  0.,  p.  19. 

80)  A.  Anmerk.  40  a.  0.,  p.  51:  Stephanus  Alexandrinus ex  professo 

totam  hunc  locam  (aus  den  sibyiliniBchen  Weissagungen)  allegat,  et  fusius  de 
eodem  disquirit,  statncns  in  hisce  t6  Ti}g  aotpUtg  tQyoy  dnoxBta^cu^  unde  om- 
nes  numeros  perputat,  inprimis  ternarium,  donec  tandem  inclinare  videatar 
in  vocem  x&ydßaQ&g,  Confer.  Flamellus  aunot.  ad  Dionys.  Zachar.  p.  m.  177 
et  Theatr.  Chim.  t.  I,  p.  782. 

8i)Bandini*s  Katalog  der  BibKotheca  Lauren tiana,  welcher  bei  der 
Beschreibung  der  Florentiner  Ilandschrift  (a.  S.  2G3  a.  0.,  p.  354)  bezüglich 
dieses  Aufsatzes   angiebt:   Videtur   epse   iutcrpretafio  problematis   illius,   seu 

aenigmatis  chemici ,  quod  habetur  in  praxi  sexta  operis Stepbani 

Alexandrini.  Auch  der  hier  mitgetheilte  Schlnss  dieses  Aufsatzes:  —  — 
XQvaonXoxäfdovg  dneQydCoyTfu  lässt  ersehen,  dass  der  letztere  mehr  enthält, 
als  nur  den  Text  des  Räthsels. 


Ein  alchomistischos  Raihsol.  515 

gebe,  diydevi'üov  sei,  ist  wiederholt  behauptet  worden.  Diese  Deu- 
tung habe  Aymar  Ranconet  (gestorben  zu  Paris  1559)  heraus- 
gebracht, sagte  Cardanus 82).  Dieselbe  Deutung  gab,  als  eine 
selbstständig  von  ihm  gefundene,  der  (1576  gestorbene)  Pariser 
Professor  der  Mathematik  Jac.  Gohory,  welcher  unter  dem  Na- 
men Leo  Suavius  Schriften  des  Paracelsus  commentirte  und 
die  Ansichten  des  Letzteren  zu  verbreiten  suchte  ^^).  Diese  Deu- 
tung gefiel  sehr  wohl  Vielen,  die  sich  für  Alchemie  interessirten 
und  das  Alter  dieser  Kunst  möglichst  weit  zurück  nachzuweisen 
sich  bestrebten:  so  namentlich  dem  Borrichius^^)  und  auch  dem 

33)  Hieronymi  Cardani  de  rerum  varietate,  L.  IX,  cap.  51  [Basileae  1557], 
p.  714 sqq.:  Plurima  quidem  de  his  (alchemistisclien  Künsten)   in  libro  de  se- 

cretis  scripeimus. Sed   cum  in  hos  sermones   ineidissem,   pröbari   hanc 

artem  illustris  Emaras  Ranconetus  praeses  Lutetianos  demonstravit,  carmine 
sibyllino:  adeoque  ad  amussim,  ut  cum  ambigua  soleant  esse  talium  responsa, 

hac  in  causa  clariora  solis  luce  aenigmatis   verba  fuisse  videantor. In 

hoc  nomine  aQffey&xöy  videntur  omnia  pulchre  congruere;  und  nun  folgt  die 
ausführlichere  Begründung  dieser  Deutung  (man  findet  sie  auch  in  Mangeti 
Bibliotheca  chemica  curiosa,  T.  I,  p.  210),  dass  die  letztere  dem  über  Zahl 
und  Art  der  Buchstaben  und  den  Zahlenwerthen  derselben  Angegebenen  ent- 
spreche, ohne  dass  jedoch  Willkürlichkeiten  gerade  in  letzterer  Beziehung 
ausgeschlossen  wären.  Nur  die  Zahlenwerthe  der  Consonanten  sollen  als  in 
Betracht  kommend  gemeint  sein,  und  die  Angabe  der  Zahlensumme:  hatoy- 
uidsg  (f#f ,  oxTw  xttl  tQBtg  rqh  ^exd^Bg  =  200  +  (8  +  3  .  3)  .  10  =  370;  das 
zweite  y  in  aQffsy&xöy  zähle  aber  nicht;'  cvy  t'  hnäy  sc.  cfexacfe^,  sei  eine 
wiederholte  Angabe  der  Zahl  370.  Bei  Cardanus  findet  sich  hier  auch  die 
Angabe,  avy  ;^ß77Ta  habe  die  Handschrift  {<r6y  /'  int«  hat  auch  das  Räthsel, 
wie  es  Borrichius  in  seiner  Schrift  de  ortu  et  progressu  chemiae  [Hafniae 
1668],  p.  98  mittheilt). 

3^  In  seinen  Scholien  zu  des  Paracelsus  Schrift  vom  langen  Leben 
(Philosophiae  et  medicinae  utriusque  compendium  ex  optimis  Paracelsi  libris, 
et  Ejusd.  de  vita  longa  L.  IV  pleni  mysteriorum,  parabolarum,  aenigmatum 
cum  scholiis  Leonis  Suavii  [Basileae  1568],  c.  6).  Vgl.  namentlich  die  in  An- 
merk.  9  angeführten  Anmerkungen  des  Opsopoeus  zu  den  sibyllinischen 
Weissagungen,  p.  11  sq.  derselben,  wonach  die  Deutung  des  Suavius  ganz 
die  in  der  vorhergehenden  Anmerk.  angegebene  ist.  —  Mit  Unrecht  scheint 
Kircher  (Mundus  subterraneus,  P.  II,  L.  XI,  sect.  II,  cap.  VI;  T.  II,  pr.  274 
der  Amsterdamer  Ausgabe  von  1665,  T.  II,  p.  292  der  von  1678)  diese  Deu- 
tung dem  Paracelsus  selbst  zuzuschreiben,  welcher  sich  damit  widerspreche, 
sofern  er  sonst  den  Arsenik  als  unnütz  für  die  Ausarbeitung  des  Steins  der 
Weisen  bezeichnet  habe;  wenn  auch  Bezugnahme  auf  die  Sibylle  bei  Para- 
celsus sich  findet,  ist  mir  doch  diese  Deutung  des  Räthsels  als  bei  ihm  vor- 
kommend nicht  bekannt. 

s*)  De  ortn  et  progressu  chemiae  [Hafniae  1668],   p.  98  &  100,    nach   der 

33* 


516  ^n  alchemislischcs  lUthae). 

Kieler  Professor  Sam.  Beyber,  welcher  sich  darch  sein  Verzeich- 
niss  von  Münzen,  die  ans  alchemistisch  aDgeferiigtem  Metalle 
geschlagen  seien,  ein  Zeogniss  seines  Glaubens  an  die  Alchemie 
ausgestellt  hat'^j;  sie  missfiel  nicht  dem  Morhof'*),  nnd  noch  im 
vorigen  Jahrhundert  wurde  sie  von  Leibnitz  vorgebracht,  wel- 
cher grosse  Mann  noch  in  seinen  späteren  Lebensjahren  nicht  ver- 
schmähte, sich  mit  der  Deutung  alchemistischer  Bäthsel  zu  be- 
schäftigen 3'),  wie  er  denn  schon  in  seiner  Jugend  (166())  den  Be- 
strebungen der  Alchemisten  durch  seine  Beziehungen  zu  der  „al- 
chemischen  Gesellschaft''  zu  Nürnberg  nahe  getreten  war.  Und 
heutigen  Tages  findet  man  wohl  noch  diese  Deutung  wie  als  eine 


ErwähDung  der  Erzählung  des  PÜDius  (vgL  oben  S.  28  f.),  dass  Caligola 
aus  Auripigment  habe  Gold  machen  wollen,  und  der  Besprechung,  dass  Cali- 
gula  wohl  aus  chemischen  Schriften  Ton  der  Anwendung  des  Arseniks  zur 
Metallveredlung  Kenntniss  erhalten  und  dafür  matrem  arsenici,  Aoripigment, 
angewendet  habe:  Certnm  quidem  est  illud  antiquae  SibyDae:  *Eyyia  yQd(A- 
fiitt*  ltx<o  •  -1  nulM  convenientius  aptari,  quam  arsenico,  auripigmenti  so- 
boli  —  — ;  per  arsenicum  sive  arrhenicum  tamen  haud  aliud  Sibyllae,  graecis- 
que  auctoribus  intellectum  esse,  quam  masculum  illud  sulphur,   quo   cogitur 

in  obedientiam  mercurius,  res  ipsa  demonstrat. Licet  proinde   cnn- 

cti  fere  scriptores  chemici  graeci,  Zosimus,  Oljmpiodorus,  Anepigraphns,  alii, 
in  laudibus  arsenici  prolixe  occupentur,  putandum  tamen  illos  ad  yim  vocis, 
non  ad  vulg^  usam  respexisse,  adeoque  cum  d^sy^xbr  nwe  d^^trtxoy  matcu* 
lum  quiddam  graeco  idiomate  sig^et,  antiquam  Sibyllam  sulphur  quoddam 
ignibus  omnibus  infatigabile  per  nebulam  hie  ostendisse,  quando  metalla  eiiam 
nobiliora  ex  sulphure  tanquam  masculo  et  mercurio  tanqnam  faemella  chemi- 
cornm  schola  componat. 

^)  De  nummis  quibusdam  ex  chymico  metallo  factis  [Kilon.  1692],  cap.  3. 

3C)  Polyhistor  literarius  [Lubecae  1695],  P.  I,  p.  105:  A^^marus  Rancone- 
tns  non  male  exposuit  de  arsenico.  Norunt  enim  artis  ejus  vel  tirones,  quam 
▼enerabile  arsenici,  neque  sine  causa,  apud  chimicos  nomen  sit,  sed  suo  ta- 
men sensu. 

>7)  Miscellanea  Berolinensia  ad  incremen  tum  scientiarum,  ex  scriptis  socie- 
tati  regiae  scientiarum  exhibitis  edita  [Berolini  1710],  p.  16  sqq.  (grossentheils 
auch  in  Fabricii  Biblioth.  gr..  Vol.  XII,  p.  696  sqq.  abgedruckt).  Der  in  dieser 
ersten  Pnblication  von  Schriften  der  Berliner  Academie  befindliche  betreffende 
Aufsatz  ist  überschrieben:  6.  G.  L.  Oedipus  chymicns  aenigmatis  graeci  et 
germanici,  und  hat  ausser  der  Deutung  des  eben  in  Rede  stehenden  Rätbsels 
noch  die  eines  bei  dem  Basilius  Yalentinus  vorkommenden  zum  Gegen- 
stand. Von  dem  ersteren  Räthsel  sagt  Leibnitz  sehr  bestimmt:  Constat 
■ignificari  arstnicon,  aber  er  giebt,  damit  dieses  Wort  passe,  den  Text  doch 
sehr  willkürlich  abgeändert,  nämlich  die  Zahlangabe:  ixatoytade^  dig  hnä, 
xtd  tQ6ig  TQtg  dexü^eg  xat  cfij  tQfa  =  1496,  und  dazu,  dass  ^  100,  ff  200,  c  5, 


Ein  alcbemistisches  Räthsel.  517 

unzweifelhafte  angeführt^**).  —  Manchen  freilich  erschien  die  An- 
nahme, die  Sibylle  habe  auf  Alchemie  Bezügliches  ausgesprochen, 
als  gänzlich  unzulässigst).  Andere  fanden  dies  nicht,  meinten 
aber,  ein  anderes  Wort  als  agöevcxov  möge  richtiger  die  Deutung 
des  Räthsels  abgeben.  Der  Jenaer  Professor  Q.  W.  Wedel  (ge- 
storben 1721)  vertheidigte  die  Ansicht  KaööltsQos,  Zinn,  gebe  die 
richtigere  Lösung  desselben  ab**').  Dr.  K.  A.  Kortüm  in  Bochum 
in  Westphalen  —  der  Verfasser  der  Jobsiade,  aber  auch  die  Seele 
der  „hermetischen  Gesellschaft",  durch  welche  gegen  das  Ende 
des  vorigen  und  im  Anfange  dieses  Jahrhunderts  die  Anhänger 
der  Alchemie  in  Deutschland  gesammelt  und  die  brauchbareren 
unter  ihnen  zum  Arbeiten  von  Einer  bestimmten  Substanz  als  s.  g. 


y  50,  X  20,  0  70,  y  50  bedeutet,  läset  er  hier  a  1000  und  &  ausnahmsweise  1 
bedeuten.  Diese  Lesart  und  Deutung  sei  wahrscheinlicher,  als  die  von  Ran- 
conet  angenommene  und  gegebene. 

3«)  Bei  Hof  er  (Histoire  de  la  chimie,  1.  ed.,  T.  I  [Paris  1842],  p.  221; 
2.  ed.,  T.  I  [Paris  1866J,  p.  229)  z.  B.,  welcher  das  Räthsel  mit  Weglassung 
der  Zahlenangabe  (des  vierten  und  des  fünften  von  den  S.  508  stehenden  sechs 
Versen)  giebt  und  hinzusetzt:  Le  mot  est  a^-aB-y^-xoy,  So  gekürzt  habe  ich 
auch  das  Räthsel  in  meiner  Geschichte  der  Chemie,  II.  Theil  [Braunschweig 
1844],  S.  226  unter  Mittheilung  einiger  Versuche  chemischer  Deutung  des- 
selben angeführt,  von  welchen  mindestens  die  letzte  (afjineXCug)  die  Zahlen- 
angabe ganz  unberücksichtigt  zu  lassen  scheint. 

3^)  So  der  mehrfach  genannte,  1596  als  Professor  der  Medicin  zu  Heidel- 
berg gestorbene  Joh.  Opsopoeus  (er  hiess  eigentlich  Koch),  welcher  in 
seinen  Anmerk.  9  citirten  Anmerkungen  zu  den  sibyllinischen  Weissagungen 
(p.  12  derselben)  von  der  Deutung  aqcByiXoy  unverblümt  sagt;  Sed  ista  solu- 
tio  plane  fanafica  est.  So  auch  Äthan.  Kircher,  welcher  in  seinem  Mnn* 
dus  subterraneuB,  P.  II,  L.  XI,  sect.  11,  cap.  I  (T.  II,  p.  251  der  Amsterdamer 
Ausgabe  von  1665,  T.  II,  p.  269  der  von  1678;  abgedruckt  auch  in  Mangeti 
Bibliotheca  chemica  curiosa,  T.  I,  p.  55)  diese  Deutung  einer  Kritik  unter- 
wirft, welche  besser  ist,  als  die  Begründung  seiner  eigenen  Ansicht,  d  äy&Qto- 
nog  &edg  sei  die  richtigere  Lösung  des  Räthsels. 

*o)  Exercitationum  medico-philologicarum  Decas  IX.  [Jenae  1699],  p.  52  sqq. 
Auf  diese  Abhandlung  de  aenigmate  sibyllino  cbimico  habe  ich  schon  mehr- 
mals Bezug  genommen.  Die  Zahlenangabe  soll  sein:  einige  Hundert,  nämlich 
800,  +  2x8-|-3x30  =  906  und  dem  entspreche,  wie  auch  der  Angabe 
für  Zahl  und  Art  der  Sylben  und  Buchstaben,  das  Wort  xaa<r(T6Qog,  wenn  die 
zwei  <F  als  nur  Eins  bedeutend  (das  Wort  xctcdeQog  geschrieben)  genommen 
werden;  avy  y*  Inzn  gehöre  nicht  mehr  zur  Zahlenangabe.  An  dieser  Deu- 
tung hielt  Wedel  auch  noch  später  (Introductio  in  alchimiam  [Jenae  1706], 
p.  17)  als  einer  zulässigen  fest. 


518  £in  alchemistiBcliCß  KäthBel. 

materia  prima  aus  veranlasst  werden  sollten  —  war  auf  den  Ge- 
danken gekommen,  a^nakhis  sei  die  richtige  Auflösung  des  so  viel 
besprochenen  Räthsels,  und  unter  aiiTieUug  (welches  Wort  bei 
den  Alten  ein  bituminöses  Gestein,  vielleicht  erdigen  Asphalt  be- 
deutet zu  haben  scheint)  sei  Steinkohlentheer  oder  Steinkohle 
selbst  zu  verstehen  ^1);  an  die  Richtigkeit  dieser  Auflösung  mögen 
Diejenigen  glauben,  welchen  in  neuerer  Zeit  die  Verwerthuug 
von  Producten  aus  dem  Steinkohlentheer  den  letzteren  wirklich 
als  materia  prima  zur  Gewinnung  des  Steins  der  Weisen  res£). 
von  Beichthümern  erscheinen  lassen  konnte.  —  So  ziehen  sich 
die  Versuche  zur  Deutungjenessibyllinischen  Räthsels  in  alchemisti- 
schem  Sinne  von  weit  entfernter  Zeit  lier  bis  zu  einer  hin,  welche 
als  der  unsrigen  immerhin  nahestehend  bezeichnet  werden  kann. 

Mehrmals  noch  findet  man  angebliche  Geheimnisse  der  Al- 
chemie  in  die  Form  von  Räthseln  eingekleidet,  namentlich  aber 
in  späterer  Zeit,  als  die  uns  jetzt  vorzugsweise  beschäftigende 
ist*^).  Aus  dieser  Zeit  wird  von  Fabricius*^)  noch  eines,  als  in 
der  Schrift  des  Zosimos  nsgl  zris  aößidzov  stehend,  bei  Bespre- 
chung derselben  wie  sie  eine   ihm  zugekommene  Abschrift  einer 


*i)  ^AfjLnBUtig  yfj  war  eine  Erde,  mittelst  deren  man  die  Weinstöcke  vor 
Ungeziefer  schützte  (vgl.  die  Hase-Dindorfsche  Ausgabe  von  Stephani 
Thesaurus  graecae  linguae,  T.  I,  P.  II,  p.  155);  sie  war  bituminöser  Natur 
(bitumini  simillima  est  ampelitis,  sagt  Plinius,  Hist.  nat.  XXXV,  16,  56). 
An  diese  Bezeichnung  eines  bituminösen  Minerals  erinnert  uns  noch  Lau- 
rent's  (Annales  de  chimie  et  de  physique,  T.  LXIV  [Paris  1837])  aus  den 
Producten  der  trockenen  Destillation  bituminöser  Schiefer  abgeschiedene  Am- 
pelin, und  Dessen  Ampelinsäure.  —  Ueber  Kor  tum  und  die  hermetische 
Gesellschaft  vgl.  meine  Geschichte  der  Chemie,  IT.  Theil  [Braunschweig  1844], 
S.  256  fif.;  Ausführlicheres  darüber  habe  ich  mitgetheilt  in  einem  Aufsatze 
„über  den  Verfall  der  Alchemie  und  die  hermetische  Gesellschaft"  in  den 
Denkschriften  der  Gesellschaft  für  Wissenschaft  und  Kunst  in  Giessen,  I.  Band 
[Giessen  1847],  S.  1  ff. 

*^)  Einige  derselben  findet  man  in  WedeTs  Introductio  in  alchiraiam 
[Jenae  1706],  p.  25  sq.  zusammengestellt.  £ine  Dichiaratione  di  enimmi  degl* 
antichi  filosofi  alchimisti  [Koma  1587],  welche  Lenglet  du  Fresnoy  in 
seiner  Zusammenstellung  der  alchem istischen  Litteratur  (Histoire  de  la  philo- 
Sophie  hermetique  [a  laHaye,  1742],  T.  III,  p.  148)  aufführt,  ist  mir  nicht  zu- 
gänglich gewesen. 

«)  Bibliothcca  gracca,  Vol.  XII  [Flamburgi  1724],  p.  767. 


Ein  4ilchemi8ti»chc6  liäthBol.  510 

Pariiser  Haudachrift  enthielt  (vgl.  S.  183),  mit  folgenden,  nur  un- 
vollständige Auskunft  gebenden  Worten  mitgetheilt :  Aenigma 
additur  cbemicum: 

(lidov  löTocfiaL  r^g  yaiag  xal  zov  nokov, 
TQiyQaniiog  slfii  övkkaßriv  q)eQG}  ^iav. 
6  tlf^ipog  ^OL  xikia  nsvraxoöujc 
xal  o  avQciv  (le  öoqjog  (3v  zdv  yga^^TiaVy 
6  da  ftJ2  evQoiv  ^e,  ovx  olStv  xo  oik(pa,  xal 
vnaQX^^  ^^*'  ^^  /3>)r«  xal  dikta  -  - 

Es  ist  mir  indessen  keine  Bezugnahme  auf  dieses  Räthsel  in 
der  alchemistischen  Litteratur  sonst  bekannt  geworden. 


Alchemistische  Schwxirformeln. 


Diejenigen,  welche  das  Geheimniss  der  Alchemie  zu  ergrün- 
den sich  bestreben,  sollen  tugendhaft  gesinnt  und  fromm  sein. 
Diese  Mahnung  kommt  in  den  griechischen  alchemistischen  Schrif- 
ten mehrmals  vor.  Wenn  wir  es  dahin  gestellt  sein  lassen,  ob 
die  von  dem  Georgios  Kedrenos  dem  Democrit  zugeschrie- 
bene Mahnung  1)  speciell  auch  den  Alchemisten  gelte,  finden  wir 
eine  solche  doch  ganz  bestimmt  bei  dem  Christianos'):  dass  der 
Kunstbeflissene  gotte^fürchtig  und  menschenliebend,   enthaltsam, 


1)  Vgl.  S.  510  f.,  Anmerk.  17. 

2)  In  dem  VIII.  Capitel  der  Synopsis  desselben;  vgl.  S.  473  f.  und  An- 
merk. 216  daselbst.  Den  griechischen  Text  dieses  Capitels:  ^OnoXoy  bIvm  xQ^ 
totg  rj&eai  tbv  fjtet&oyta  trjy  tntctrjinrjy  (Quibos  moribus  oporteat  esse  higas 
scientiae  participem,  hat  Morel li  a.  S.  258  a.  0.,  p.  177  diese  Ueberschrift 
wiedergegeben),  hat  Fabricios  (Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII,  p.  761)  aus 
der  ihm  zugekommenen  Abschrift  einer  Pariser  Handschrift,  später  Grüner 
(Isidis,  Ghnstiani  et  Pappi'  philosophi  jusjurandum  chemicum  [Jenae  1807], 
p.  74  sqq.)  aus  der  Altenburger  o.  Gotbaer  Handschrill  mit  wenigen  Va- 
rianten veröffentlicht;  derselbe  lautet  nach  Letzterem:  Xgerny  elyici  tby  /ic- 
Ttöyta  trjy  in&atT^fifjy  ngihtoy  ^iy  (ptXo^Boy  xal  tp^Xäy^qtanoy  ^  adt^Qoya,  dq}t' 
XüQyvQoy,  tpeüdog  dnoaiQB(p6fjLByoy  xnl  ndyxa  döXoy,  xal  xaxovQyCay  xtti  ^^ö- 
yoy,  elyat  cfc  dXrj&ij  X(tl  nnftoy  natda  zfjg  äy(ag  xal  ofxoovaCov  xal  cvyaid^ov 
TqCadoq,  *0  fii]  totaHa  xäXXtata  xal  S-edgecTa  rj&rj  [rjdtj  Fabr.]  xttjadfieyog 
^  xtrjffaffd'ai  <movdaaot€y  [anovdäaag  Fabr.],  iaüxby  dnaxT^aei  xoTg  dyetpixxo^g 
inntjd&y  [htix^tQ&y  Fabr.],  ^7  ßXaßrj<rexak  [xal  ßXaßrjaexat  in&nfid&y  Fabr.] 
fiäXXoy,  Nach  Grün  er' s  Uebersetzung:  Oportet  eum,  qui  scientiae  particeps 
fieri  cupit,  primum  esse  dei  reverentem  et  hominum  amantem,  prüden tem,  ab 
Hvaritia  alienum,   mendacii   et  omnis  doli,   et  maleiicii,   et  invidiae  purum, 


AlchemisÜBche  Schwurformeln.  521 

frei  von  Geldgier,  Lügenhaftigkeit  und  Neid,  an  die  Dreieinigkeit 
gläubig  sein  müsae,  und  wer  diese  Eigenschaften  nicht  besitze 
oder  sich  anzueignen  suche,  der  täusche  sicfi,  indem  er  nach  Un- 
erreichbarem trachte,  oder  komme  gar  zu  Schaden;  und  S.  454  f. 
wurde  bereits  angegeben,  Mrie  bei  Hierotheos  der  Kunsterfah- 
rene wie  der  Kunstbeflissene  zu  Ehrbarkeit  und  Heiligkeit  des 
Lebens,  auch  zur  Verwendung  des  Zehntens  vom  erlangten  Nutzen 
zu  frommen  Zwecken  ermahnet  wird.  Aber  noch  eine  Verpflich- 
tung lag  Denen  ob,  welche  das  Geheim  wissen  der  alchemistischen 
Kunst  sich  anzueignen  strebten  oder  erlangt  zu  haben  glaubten: 
Geheimhalten  dessen,  was  als  Geheimniss  zu  ihrer  Kenntniss 
gekommen  war.  Durch  einen  Eid  sollten ,  wie  die  in  andere 
Zweige  des  Geheimwissens  Eingeweihten^),  auch  die  zu  der 
Kenntniss  der  alchemistischen  Geheimnisse  Zugelassenen  gebunden 
sein,  das  ihnen  Anvertraute  zu  bewahren  oder  nur  an  Würdige 
mitzutheilen.  Dass  Democrit  bereits  seine  Schüler  durch  einen 
Schwur  gebunden  habe,  das  von  ihm  Gelehrte  Keinem,  es  sei 
denn  einem  Eingeweihten ,  ofien  mitzutheilen ,  wird  schon  in  des 
Synesios  Commentar  zu  der  Schrift  des  Democrit  gesagt^). 
So  findet  sich  auch  in  des  Stephai\ps  Schrift  über  die  Goldbe- 
reitungskunst ^)  die  Angabe:  die  Vorgänger  in  der  Kunst  hätten 


(oportet  eum)  esse  verum  et  fidum  sanctae  et  consubstantialis,  et  coaetemae 
trinitatis  cultorem.  Quisquis  tales  pulcerrimos  et  deo  acceptos  mores  nee  pos- 
sidet,  nee  possidere  studaerit,  is  se  ipsam  fallet  inaccessis  inhians,  aut  vehe- 
menter laedetur. 

3)  So  spricht  Julias  Maternus  Firmicus  um  336  zu  dem  Mavortius 
Lollianus,  welchem  er  seine  Astrologie  (die  Matbesis;  vgl,  oben  S.  43) 
gewidmet  hat,  am  Schlüsse  des  Werkes  (f.  XCV  r^  der  Yenetianer  Ausgabe 
von  1497;  p.  244  der  Pruckner'schen  Ausgabe  [Basileae  1533]):  Tu  vero 
praecedenti  admonitione  conventus,  ac  religiosa  jurisjurandi  auctoritate  com- 
monitus,  hos  libros  puro  animo,  puraque  ment«  custodi,  ne  imperitis  et  sacri- 
legis  auribus  scientia  istius  oporis  intimetur.  Celan  enim  et  abscondi  pluri- 
mis  tegumentis  natura  divinitatis  ab  initio  voluit,  ne  omnibus  facilis  esset 
accessu,  neve  cunctis  patefacta  majestatis  suae  origine  panderetur.  Vgl.  auch 
den  Abschnitt:  Dirae  et  adjurationes  libris  additae  in  Fahr i eins'  Biblio- 
theca  graeca,  Vol.  V  [Hamburg!  1728],  p.  74  sqq.  und  den  Abschnitt  'ÜQxot 
in  Lobeck's  Aglaophamus  sive  de  theologiae  mysticae  graecorum  causis, 
T.  I  [Regimontii  Prussorum  1829],  p.  737  sqq. 

^)  Vgl.  oben  8.  133,  Anmerk.  55. 

^)  Im  neunten  Stücke  derselben  (I de  1er 's  Physici  et  medici  graeci  mi- 


522  Alcheraistisclie  Scliw urformein. 

schwören  lassou,  das  Qeheimniss  derselben  nicht  öfientlich  zu  ma- 
chen. —  Andererseits  wurde  auch  bei  der  Aufnahme  in  die  che- 
mische Qenossenscliaft  die  vollständige  Mittheilung  des  Geheim- 
nisses beschworen. 

Es  sind  uns  mehrere  Schwurformeln  erhalten,  nach  welchen 
die  Verpflichtung  zum  Geheimhalten  der  zu  erlangenden  alche- 
m istischen  Eikenntniss  stattgefunden  habe  oder  die  Mittheilung 
der  Geheimnisse  beschworen  worden  sei:  ein  wahrhaft  unchrist- 
licher Schwur  in  einer  unter  dem  Namen  der  Isis  uns  zugekom- 
menen Schrift,  ein  weniger  anstössiger  in  einer  Schrift  des  Chri- 
stianos  und  ein  solcher  auch  in  dem  unter  Pappos'  Namen  in 
den  Sammlungen  griechischer  alchemistischer  Aufsätze  stehenden 
Schriftstück.  Solche  Schwurformeln  haben  wiederholt,  nicht  bloss 
bei  Denen,  welche  der  Geschichte  der  Alchemie  nachgegangen 
sind,  sondern  auch  bei  Denen,  die  sich  mit  dem  Geheimwissen  älte- 
rer Zeit  überhaupt  oder  der  Lehre  vom  Eid  in  Beziehung  auf  das 
Formale  desselben  beschäftigten,  Beachtung  gefunden.  Jene  drei 
Schwur  formein  hat  C.  G.  Grüner^)  mit  Bemerkungen,  welche 
für  reiche  Belesenheit  in  den  alchemistischen  Schriften  jener  Zeit 
zeugen,  und  mit  der  Darle^ng  seiner  Ansichten  über  eine  frühe 
bestandene  alchemistische  Genossenschaft^)  herausgegeben;  an 
dieses  Schriftchen ,  auf  dessen  Inhalt  ich  bereits  in  den  vorher- 
gehenden Abschnitten  des  vorliegenden  Buches  öfters  Bezug 
genommen  habe,  lehnt  sich  auch  das  Folgende  in  den  Haupt- 
sachen an. 

Es  ist  Seite  390  angegeben  worden,  welche  Erzählung  in  dem 
„Sendschreiben  der  Isis  an  ihren  Sohn  Horos"  enthalten  ist:  dass 
die  erstere  Person  und  der  s.  g.  Engel  Amnael  eine  Art  Ver- 
gleich abgeschlossen  haben,  nach  welchem  der  Letztere  die  Erstere 


nores,  Vol.  II,  p.  25;  vgl.  auch  Oruner's  Anmerk.  2  ciiirte  Schrift,  p.  31): 
^Idov  x6  fivatrJQioy  t&y  g)iXoa6g)ioy  ^  xai  ne^t  €cvToi>  i^oQXtcay  vfiZy  ol  Trdx^eg 
fjfiiby  toO  jUTj  dnoxaXvipat  avtöy  xal  ^nfjioatBi^aM.  (In  Pizimenti's  S.  110 
citirter  Uebersetzang:  Ecce  arcanum  philosophorum ,  et  pro  illo  adjurarant 
noB  patres  nostri,  ne  illud  palefaceremuB  vel  divulgaremus.) 

^  A.  S.  520,  Anmerk.  ^  a.  0.;  vgl.  auch  S.  300  und  daselbst  Anmerk.  124. 

7)  Vgl.  oben  S.  96. 


Alcliem istische  Schwurrormeln.  523 

das  Geluiimniss  der  Alchemie  lehren  wollte,  und  das»  Amnael 
die  Isis  Labe  schwören  lassen,  seine  Mittlieihmg  an  Niemand  als 
an  ihren  Sohn  zu  verrathen.  Die  Schwurformel  ist  in  der  Erzäh- 
lung angegeben.  Sie  hat  aus  einer  Handschrift  der  Pariser  Bi- 
bliothek wohl  zuerst  Borrichius**)  veröflfentlicht ,  und  seine  An- 
gabe ist  in  mehrere  andere  Werke  ^)  übergegangen;  dann  aus  der 
Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift  Grüner  i^);  in  neuerer  Zeit 
aus  der  Pariser  Handschrift  2250  Höfer^').  Ich  lasse  nachstehend 
den  von  Grüner  gegebenen  griechischen  Text  folgen,  und  merke 
dazu  die  Varianten  der  eben  genannten  anderen  Publicationen 
an  »2). 

^ÜQxl^io^^)  eig  ov^avoVy  yfjv,  q)üig  xal  (txoros,  oqxi^g)  ö£  elg 
nvQy  xal  vdcjQ,  xal  aaQay  xal  yrjv  ^*),  6qxl^(o  ös  eig  vipog  ovQavoVy 
xal  y^g  xal  zuQtaQov  ßd^og  i^) ,  OQxi^co  öa  alg  ^Eq^yiv  xal  "AvovßiVy 
vkay^a  tiov  xaQXOQcaVy  ÖQaxovza  tov  q)vkaxa^^)y  oQxi^o)  da  alg  ro 
TCOQ^^iov  axalvo  i^)  xal  ax^QOVxa  vavzikov  ^^) ,  oQxi^ca  öa  alg  zag 
TQaig  avdyxag  xal  ^döuyag,  xal  ^lq>og^^),     tovtoig   fia   avoQxiöag 


®)  Uermetis,  Aegyptiorum  et  chemicorum   sapieotia [Haliiiao  1674], 

p.  47. 

^)  Unter  Anderen  hat  sie  daraus  Fabricius  in  seiner Bibliotheca  graeca. 
Vol.  V  [Hamburgi  1723],  p.  78  j  dann  auch  (nicht  ganz  vollständig)  Lob  eck 
a,  Anmcrk.  3  a.  0.,  p.  739  sq.  (vgl.  die  Bemerkungen  daselbst). 

^^)  A.  Annierk.  2  a.  0.,  p.  62  sqq.,  mit  Anmerkungen  und  beigefügter 
lateinischer  Uebersetzung  (vgl.  S.  524). 

")  Ilistoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I  [Paris  lb66],  p.  530;  eine  franzö- 
sische Uebersetzung  daselbst  p.  291  (vgl.  Anmerk.  22). 

12*)  B.  =  Borrichius;  H.  =  Uöfer. 

13)  "0()x{C(o  c€  B.  u.  H. 

1*)  sig  ni'Qf  diQ((,  vdiaq  xal  yijy  H. 

1^)  Fehlt,  von  dem  zunächst  vorhergehenden  ÜQx^Cto  slh  bis  hierher, 
bei  B. 

lö)  An  der  Stelle  der  Worte:  ilXayfnu  —  —  hat  B.;  ?A«y^«,  xat  ysx^by 
&()uxoyta  Toy  g)vX€cxu',  IL:  xcci  elg  vXwyfjiu  roi)  xegxovQoßÖQOV  dqdxoyiog  xal 
xvybg  TQixe^üXoVy  toö  K6()ßt(toVj  toö  (pvXaxog  loO  "Aäov, 

1^)  Elg  toy  noQO^/nia  ixelyoy  H. 

1^)  x«(  dxtuQoyta  yaviikoyy  wie  B.  und  H.  haben,  hat  auch  die  Alten- 
burger o.  Gothaer  Handschrift,  in  welche  als  Randbemerkung  li eines ius 
die  Conjectur:  xui  xdQoyut  yuvtiXoy  geschrieben  hat;  vgl.  Grüner  a.  a.  0., 
p.  08. 

18)  ICqovg  hat  Grüner. 


524  AlchcmiBtische  Schwurformeln. 

naQYiyyaike  neTudiÖovai^^)^   ei  ^rj  fiovov  texva  xal  <piX&  yvtioiipy 
tva  al  avtog  öVy  xai  öv  sl  amog^^). 

Die  Uebersetzung  giebt  Gran  er:  Juro  per  caelum,  iellurem, 
lucem  et  tenebras,  juro  te  per  ignem  et  aquam,  et  aerem,  et  ter- 
raiD,  juro  te  per  celsitudinem  caeli,  et  (per)  terrae  atque  tartari 
profunditatem,  juro  te  per  Hermetem  et  Anubin,  (per)  latratum 
canum  infemalium,  (per)  draconem  (orci)  custodem,  juro  te  per 
portorium  illud  et  Cbaronta  nautam ,  juro  te  per  tres  necessitates, 
et  flagra,  et  gladios.  His  (verbis  conceptis)  me  adjnrans  (Am- 
nael)  monuit,  ut  nemini  (mysterium)  patefacerem,  nisi  soll  filio  et 
socio  germano,  ut  sis  ipse  tu,  et  tu  sis  ipse  ille'^). 

Die  S.  473  besprochene  Synopsis  des  Christi  an  os  hat  un- 
mittelbar hinter  dem  Capitel,  welches  die  für  einen  Kunstbeflis- 
senen nöthigen  moralischen  Eigenschaften  angiebt  und  von  dem 
S.  520  f.  die  Rede  war,  eines  ^3),  "OQXog  (der  Schwur)  überschrieben, 
welches  eine  Schwurformel  enthält.  Anscheinend  auch  aus  einer 
Pariser  Handschrift  hat  Borrichius  aus  dieser  Schwurformel  Ei- 
niges mitgetheilt^*),  nach  welchem  dieselbe  eine  Beschwörung  bei 
der  Dreieinigkeit  enthielte,  das  Geheimniss  zu  bewahren  (das  Hei- 
lige nicht  den  Hunden  wegzuwerfen).  Diese  Angabe  ist  aber  be- 
stritten^*) und  findet  keine  Bestätigung  in  dem,  was  Fabricius'^) 


20)  B.:  tovtotg  fte  iqioqxCaag  naqr^BiXBy^  fir^&eyl  (jkBXa6^66v(n\  H.:  tovxo$g 
näaC  fiB  fCfOQxicaq  naquyyiXXB^y  inB^BCqriaB  fit^dsyl  fiBtadtdöyai, 

21)  Die  Worte  von  Jya  an  fehlen  bei  H. 

22)  Ich  lasBe  hier  aach  die  Uebersetzung  folgen,  welche  Höfer  a.  a.  0. 
von  dem  griechischen  Texte,  wie  er  ihn  hat,  giebt:  Je  jure  par  le  ciel,  par 
la  terre,  par  la  Inmiere  et  par  les  tenebres;  je  jure  par  le  feu,  par  Pair,  par 
l'eau  et  par  la  terre;  je  jure  par  la  hauteur  du  ciel,  par  la  profondeur  de  la 
terre  et  par  l'abime  du  Tartare;  je  jure  par  Mercure  et  par  Anubis,  par 
Taboiement  du  dragon  Kerkouroboros,  et  du  chien  ä  trois  tetes,  Cerbere,  gar- 
dien de  l'enfer;  je  jure  par  le  nocher  de  PAoheron;  je  jure  par  les  trois 
Parques,  par  les  Furies  et  par  le  glaive,  de  ne  reveler  a  personne  aucune  de 
ces  paroles,  si  ce  n'cbt  ä  mon  fils  noble  et  cheri. 

23)  Cap.  IX;  vgl.  S.  473,  Anmerk.  216. 

2*)  A.  8.  523,  Anmerk.  8  a.  0.,  p.  47  sq.  (daraus  auch  in  Fabricii  Biblioth. 
gr..  Vol.  V,  p.  78):  ^O^xC^ta  <rf,  x«A«  ttc«,  Big  fAaxa^iay  xal  CBßtiCfA(ay  t^idda, 
t6  äyioy  fit]  ano^^CnZBty  xvcC. 

2*)  Grüner  a.  a.  0.,  p.  78:  Apud  Borrichium  adduntur  verba  biblica,  x6 
Sytoy  fiTj  dno^^CniBky  xvaCy   haec   vero  cum  textu  male  cohaerent,  et  aliena 


Alchemistische  Scliwurformeln.  525 

und  dauu  vollständiger  Qruner?^)  von  dem  griechischen  Texte 
—  Ersterer  aus  der  ihm  zugekommenen  Abschrift  einer  Pariser 
Handschrift,  Letzterer  aus  der  Altenburger  o.  Gothaer  Hand- 
schrift —  veröffentlicht  haben.  Danach  handelt  es  sich  hier  wohl 
vielmehr  um  eine  Einweihungsformel,  in  welcher  eidlich  zuge- 
sichert wird,  dnss  Nichts  von  den  überkommenen  Geheimnissen 
verheimlicht  geblieben  sei. 

Nach  Grüner  lautet  der  griechische  Text  dieser  Formel: 
O^vv^l  6oiy  liaVa  nat,  xiiv  fiaxaglav  xal  öeßaöfilav  r(»tada,  tag  ov- 
dlv  anixQVilfa  tiBv  ifiol  naq'  avxolg'^^)  dedoiiivcDV  iv  tafisloig  il^v- 
Xrjg  livötfjQlcav  zf^g  imötT^iii^g,  alka  navra  za  yvoQiö^ivza  (loi  d'so- 
^£1/  xbqI  zijg  zixvrig  a(p^6va)g  ivi^rixa  zaig  ri(it6ziQaig  yQag>atg 
avanzv^ag  (xal)  rc5t/  aQxcclov  zov  vovVy  (og  Xoyl^oiiaL.  öv  ovv  bv- 
Csßäg  avzalg  ivzvyxdvtav  andöaig  xal  vovvaxcigy  st  zi  (tri  xaXäg 
i^fttt/  EiQr^zai  ayvoT^öaöiV,  ov  navovQysvöafiivoig ,  öloq^ov  za  ij/ii- 
zaga  nzoUö^za  öeavzov  dipakvjv  xal  zovg  ivzvyxavovzocg  niözovg 
ovzag  O'fcS,  xal  axaxo^^avgy  xai  dya^ovgy  oxaQ  iözlv  x^^^^ov  svqI- 
öxsLVy  (og  aXr^d'cig,  "E^qcjög}  av  aylf  xal  o^oovölo)  ZQiddcy  nazQi  g>ri' 
fily  xal  viäy  xal  dyloj  nvavfiaxiy  ZQidg  1}  ^ovdgy  o  vtog  izginzag 
ivav^Qcani^öag  xavxriöat  z^g  öiddogy  olxaia^alg  6v6(U6zi  zriv  afkta- 
(lov  ankaöav  avd'gdnov  (pvöiVy  oktöd'alcav  Idav  ÖLOQ^ciöazo.  — 
Nach  Grün  er 's  Uebersetzung:  Juro  tibi,  praestantissime  soda- 
lis,  per  beatam  et  venerabilem  trinitatem,  quod  nihil  mysterio- 
rum  scientiae  ab  illis  (majoribus)  traditorum  in  intimis  animi 
occultavi,  sed  omnia  mihi  de  arte  divinitus  cognita  sine  invidia 
exposui  ex  nostris  scriptis  veterum  mentem  explicans,  ut  equidem 
existimo.  Tu  ergo  religiöse  ac  sapienter  his  omnibus  attendens, 
si  quid  minus  bene  a  nobis  dictum  sit  ignaris,  nee  callide  agen- 
tibus,  corrige  nostros  lapsus  tuae  utilitatis  et  eorum  causa,  qui  fidi 
sunt  deo,  nee  maus  moribus  notati,  et  probi,  quod  est  profecto 


sunt.  —  Hof  er,  welcher  (Histoire  de  la  chimie,  2.  ed.,  T.  I,  p.  289  b.)  auf 
Grund  der  Pariser  Handschrifl  2249  diesen  Schwur  berührt,  sagt  Nichts,  was 
entnehmen  Hesse,  in  welchem  Sinne  derselbe  geleistet  worden  sei. 

^^  Bibliotheca  graeca.  Vol.  XII,  p.  761  sq.,  bis  zu  den  Worten:  taZg  f^fie- 
ttQa&g  yqaqxng.    Reproducirt  bei  Bandini  a.  S.  26S  a.  0.,  p.  351. 

^7)  A.  a.  0.,  p.  78  sqq.,  mit  Anmerkungen  und  lateinischer  Uebersetzung. 

5«)  a^tf^q  Fabr. 


526  Alchemislische  Schwurformeln. 

difficile  inventu.  Vale  in  sancta  et  consubstantiali  triade,  patre 
inquam,  et  filio,  et  sancto  spiritu,  trinitas  unitas,  filius  immuta- 
biliter  incarnatus,  gloria  anxietatis  adjunctus  nomine,  (qui)  imma- 
culatam  effinxit  hominis  naturam,  labefactam  correxit. 

Mit  einem  Schwüre  beginnet  aucli  der  Aufsatz  des  Pappos, 
von  welchem  S.  476  f.  die  Rede  gewesen  ist.  Der  Schwur  steht 
hier  zur  Bekräftigung  der  Richtigkeit  eines  in  diesem  Aufsatze 
beschriebenen  Processes»^),  oder  als  Vorbedingung  für  die  Be- 
kanntschaft mit  diesem  Processe^o).  Fabricius«^)  hat  ihn  aus 
der  ihm  zugekommenen  Abschrift  einer  Pariser  Handschrift,  Grü- 
ner 3*)  aus  der  Altenburger  o.  Gothaer  Handschrift  veröffentlicht. 
—  Nach  Grün  er' s  Mittheilung  lautet  der  griechische  Text: 
Oqxg)  38)  oiivv^l  öoi  tov  iiiyav  oqxov  ,  oörig  av  öv  aly  d'eov  <pi](il 
tov  iva  rc3  elSety  xal  ov  ta  ägid'^ä,  tov  Jtotrjöavta  tov  ovQavov 
xal  tr^v  y^v,  t(5v  te  ötocx^lcav  fqv  tetQax^v^^)  xal  ta  i^  avtdv^ 
m  dh  xal  tag  rifLstiQag  i)v%ag  Xoyixag  te  xal  vosgag  ccQfioöavta 
ödfiatLy  tov  inl  aQ(iUtcav  xegovßixäv  inoxov^svov  xal  vno  tay^id- 
tov  ayyshxäv  avv^vofisvov  ^'^) ,  otL  tivsg  kexvd'iov^^)  Ixksidav  x. 
t,  X.    Und  er  giebt  die  lateinische  Uebersetzung :   Juro  tibi  jusju- 


^)  FabriciuB  sagt  in  der  Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII,  p.  766,  da  wo 
der  Aufsatz  des  Pappos  als  in  einer  Abschrift  einer  Pariser  Handschrift 
vorkommend  besprochen  wird:  Incipit  per  jus  jurandum  de  veritate  Pro- 
cessus, quem  describit. 

^)  Grüner  sagt  a.  a.  0.,  p.  83  von  diesem  Aufsatze:  Finit  cum  experi- 
mento  chemico,  cujus  scientia  imperliri  profanis  minime,  sodalibus  non  sine 
sacramento  mutuo  poterat.  —  Höfer  (Histoire  de  la  chimie,2.  ed.,  T.  I, p.  293) 
sagt  von  dem  Aufsatze,  welchen  er  als  den  eines  Philosophen  Papoas  auf- 
führt (vgl.  S.  477,  Anm.  231):  Cet  ecrit,  qui  manque  egalement  de  titre,  aurait 
pu  etre  intitule :  Le  serment  des  adeptes.  En  effet,  ce  n'est  que  la  formule 
du  serment  par  lequel  les  adcptc«)  s'engageaient  ä  garder  le  secret;  ils  ju- 
raient  par  toutes  les  puissances  Celestes  et  terrestres,  ainsi  que  par  la  titrade 
des  eliments  (toiy  ato^x^Ctav  ti^y  tBtQdxrtjy). 

81)  Bibliotheca  graeca,  Vol.  XII,  p.  766,  bis  zu  den  Worten:  dyyeX&x(i>y 
dyv/ni'ovfAeyoy. 

82)  A.  a.  O.,  p.  82  sqq.,  mit  Anmerkungen  und  lateinischer  Uebersetzung. 
33)  Bezüglich  des  Anfanges  vgl.  oben  S.  476,  Anmerk.  230. 

3*)  aio&x^nixTetoy  Trjy  TEt^axtry  Fabr. 

3*)  dyv/uyovfisyoy  Fabr. 

3*'»)  //fxi'^ior,  ein  alchemistieches  Präparat;  vgl.  Grüner  a.  a.  0.,  p. SSsq. 


AlchemiMische  Schwur  form  ein.  527 

randum  magnuni,  qui  demumcunque  tu  sis,  (per)  deum  umim  for- 
ma, non  numero,  qui  fecit  coelum  et  teiram,  elementorum  quater- 
nionem  et  quae  ex  hifl  facta  sunt,  (juro)  etiam  per  eum,  qui  no- 
stras  aninias  rationales  et  intelligentes  aptavit  corpori,  (juro  per 
eum)  qui  vehitur  curribus  ehenibicis,  et  ab  ordinibus  angelicis  lau- 
datur  li^'^nmis,  quod  quidam  lecythiuni  perhibuerunt  rel. 


REGISTER. 


Aeneas  Gazaeos,  Bekanntschaft  mit 
Alchemie  34. 

Africanns  (Sextus  Julius)  40,  360. 

Agathodaemon  386. 

My/«  tix>^^  171. 

Al^dXtj  233. 

Alambicns  o.  alembicos  229. 

Alchemie:  Sagen  und  Ansichten  über  den 
Ursprung  und  frühe  Kenntniss  dersel- 
ben 4;  Ansichten  über  Kenntniss  der- 
selben bei  den  Alten  19;  nachweisbare 
Bekanntschaft  mit  dem  Problem  der- 
selben 32;  Definitionen  des  Wortes 
59 ;  frühere  Benennungen  derselben  61 ; 
über  die  Ableitung  des  Wortes  79; 
über  frühe  Beschäftigung  mit  dersel- 
ben in  Aegypten  83. 

Alchymus  80. 

"Afißt^  229. 

Anepigraphos  459. 

Archelaos  456. 

Archemie  81. 

Aristoteles  kennt  die  Alchemie  nicht 
26;  als  alchemistische  Autorität  ge- 
nannt und  unter  diesem  Namen  Ter- 
breitete  alchemistische  Schriften  358. 

Arnaldus  YillanoTanus  327. 

"AarifAoy  99. 

Astrologen:  auf  Arbeiten  mit  Metallen 
gehende  Stellen  bei  denselben  46. 


Balneum  Mariae  405. 
Baq>ri  ^^' 
Ba^&xrj  tix^V  61. 
Bfjxog  o.  ßUog  231. 
Blemmydes  Tgl.  Nikephoros. 


Caligula,    ob    er    alchemistische   Ver* 
suche  veranlasst  28. 


Cham  66, 

Chemes,  Chimes  o.  Chymes  77,  361. 

Chemie:  frühestes  Vorkommen  des  Wor- 
tes 40;  über  Bedeutung  und  Herkunft 
des  Wortes  55 ;  über  die  ursprüngliche 
Schreibart  des  Wortes  71. 

Christianos  466. 

XqvGoxoBiy  27. 

Xqv0onoiia  62. 

Chrysostomus,  ob  mit  Alchemie  be- 
kannt 30. 


Demokritos  108. 

Destillation,  zur  Geschichte  derselben  217. 
Diocletian,   ob   er  alchemistische   Bü- 
cher verbrennen  Hess  83. 
J(nXaMf$q  100. 
Draco  271. 


Edelsteine,  über  die  Nachbildung  solcher 

205,  328. 
Ei,   alchemistische  Bedeutung   desselben 

465. 
'HUovQyCa  62. 
Elixir  450. 
^EXvdQioy  140. 
^EyfQyeta  429. 
Engelsage  5. 
Epibechios  158,  361. 
Engenios  453. 


Firmicus  (Julius  Maternus):  Vor- 
kommen des  Wortes  Chemie  bei  dem- 
selben 43,  53. 


ri)  7ia^!^iyog  23. 


Register. 


529 


Handschrift:  über  die  älteste  chemische 
97;  zur  Kenntniss  der  Sammlungen 
griechischer  alchemistischer  Aufsätze 
243. 

Heliodoros  419. 

Heppamenes  123,  364. 

Herakleios  363. 

Hermes  367. 

Hierotheos  448. 

Homer,  vermeintliche  Bezugnahme  auf 
Alchemie  bei  ihm  14. 


Jacobos  361. 

Jacobus  Theotonicus  vgl.  Theoto- 

nicus. 
Jamblichos  360. 

Imuth  192. 

Inschriften,  angeblich  alte  auf  Alchemie 

bezügliche  21;  vgl.  bei  Tabula. 
Johannes  Damaskenos  485. 
Johannes  der  Evangelist  als  Alche- 

mist  betrachtet  394. 
Johannes  der  Priester  392. 
Isis  388. 
Jnstinianos  364. 


Kallisthencs  364. 
Kataaxevfj  toD  x^^^^^  ^^• 
KrJQioy  210. 
Klaudianos  362. 
Kleopatra  411. 
Komarios  417. 
Kosmas  475. 


Jevxfo&ig  100,  155,  341,  461. 

Lexicon,  die  alchemistischeu  Kunstaus- 
drücke erklärendes  498. 

Md-og  T<by  ao^yy  Ud^og  iti^atog  u.  a. 
449. 


Manethon  (Pseudo-),  auf  Arbeiten  mit 
Metallen  gehende  Stellen  50. 

Manilius,  ob  mit  Alchemie  bekannt  46. 

Maria  402. 

Marienbad  405. 

Memphitische  Tafel  384. 

Menos  362. 

M  OS  es  396 ;  Beilegung  chemischer  Kennt- 
nisse an  den  Propheten  Moses  398. 


Nikephoros  Blemmydes  289. 

Olympiodoros  428. 

Kopp ,  Beitr.  b.  Oesoh.  d.  Chem. 


Orpheus  387. 

Ostanes  407;  Lehre  des  Ostanes  129. 
Ovid  alchemistisch  gedeutet  20. 
Ovum  philosophicum  466. 


Pammenes  123,  364. 

Pappos  476. 

Pelagios  424. 

Perlen,  über  die  Behandlung  derselben 
329. 

Petasios  353,  433. 

Petosiris  360. 

Petrus  Theoctonicus  vgl.  Theoc- 
tonicus. 

Philippos  207. 

Philippos  Solitarius  485. 

'i»tXoüog)(a  63. 

4>(bia  206. 

Pibechios  158,  361. 

Pin  dar,  Stellen  desselben  alchemistisch 
gedeutet  16. 

Plato  kennt  die  Alchemie  nicht  26; 
als  alchemistische  Autorität  genannt 
und  unter  seinem  Namen  verbreitete 
alchem.  Schriften  358. 

Psellos  478. 

Ptolemaeos,  auf  Arbeiten  mit  Metal- 
len bezügliche  Stelleu  48. 


Räthscl,  alchemistisches  506. 


Salmanas  487. 

Salomo  471. 

Sapor  124. 

Schriftsteller:    über  ältere  alchemistische 

im  Allgemeinen  103. 
Schwurformeln,  alchemistische  520. 
Smaragdene  Tafel  375. 
Sophar  361. 
SnnyBt^la  63. 
Stein  der  Weisen  449. 
Stephanos  437. 
Syuesios  144  (Synesius  Abbas  150). 


Tabula  memphitica  384. 
Tabula  smaragdina  375. 
Temistos  364. 
Terra  virgo  23. 

Tertullian,   ob  mit  Alchemie   bekannt 
30. 

SBla  tixyv  61« 
Beioy  €do}Q  470. 
Themistios  364. 

34 


530 


RegiBter. 


Themistios   Euphrades,   ob   mit  AI- 

Chemie  bekannt  32. 
Tbeoctonicus  o.  Tbeotonicus  32C. 
Tbeodoros  201,  323. 
Tbeopbilofl  361. 
Tbeopbrastos  445. 


Virgil  alcbemistisch  gedeutet  20. 
VliesS)  Sage  vom  goldenen  12. 


Sdy^wfk^  155. 
Sfj^tor  209. 

•T<f«^  (^eior  470. 


Zeichen,    Erkläniog   der  alchemistischen 

499. 
Zosimos  \(j'2. 


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11 


Kopp,   Beitr.  z.  Gesch.  d.  Cliem. 


Fig.  9- 


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Fig.  10. 


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Fig.  6. 


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