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Full text of "Beiträge zur Kenntniss der Säugthiere Amerika's"

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Beiträge 
zur 


Kenntniss der Säugthiere Amerikas.’ 


Vom 


Professor Dr. AÖ Wagner. 


Erster Abt keit ung. 


Mit drei Kupfertafeln, 


Beiträge 
zur Kenntniss der Säugthiere Amerika’s 


von 


Dr. A. Wagner. 


®chon im zweiten Bande der „Abhandlungen der mathematisch- 
physikalischen Klasse der K. B. Akademie der Wissenschaften“ 
habe ich Beiträge zur Kenntniss der warmblütigen Wirbelthiere 
Amerika’s mitgetheilt. Seitdem hat sich wieder viel Material an- 
gehäuft, das der Bekanntmachung würdig erachtet werden dürfte. 
Den reichlichsten Beitrag hiezu hat mir die Reise des Kustos-Ad- 
junkten Johann Natterer durch Brasilien geliefert. Wie ich schon 
in einem früheren Berichte an die K. Akademie *) auseinanderge- 
setzt habe, hatte ich mich bereits vor vier Jahren mit dem gedach- 
ten Reisenden über die gemeinschaftliche Bearbeitung einer Säug- 
thier-Fauna Brasiliens verständigt, wobei mir hauptsächlich die Be- 
schreibung der leiblichen Gestaltungsverhältnisse, meinem Freunde 
und Mitarbeiter die Schilderung der Lebensweise und der geogra- 
phischen Verbreitung der brasilischen Sängthiere zugefallen wäre. 


*) Münchner gelehrte Anzeigen XVL S. 73. 


Abhandlungen d. I. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. I. Abth. 15 


122 


Binnen achtzehn Jahren, in welchen er Brasilien fast in seiner gan- 
zen Ausdehnung von Südost nach Nordwest durchwanderte, hatte 
Johann Natterer in allen Thierklassen, so auch insbesondere an 
Säugthieren eine Sammlung zusammengebracht, die an Fülle Alles 
übertraf, was bisher aus diesem reichgesegneten Lande nach Eu- 
ropa übergeführt worden war. Und nicht blos die Menge der Ge- 
genstände ist es, welche dieser Sammlung ihren Werth verleiht, 
sondern auch die Art, in der sie angelegt wurde. Durch die Mu- 
nifizenz der K. K. österreichischen Regierung wie durch eigne An- 
strengungen hatte Johann Natterer hinlängliche Zeit und Mittel, um 
an allen wichtigen Punkten nach Gutdünken zu verweilen und nicht 
blos die Thierbevölkerung derselben zum Behufe seiner Sammlungen 
auszubeuten, sondern sie auch in ihren Lebensverhältnissen, in ih- 
ren Alter- und Geschlechtsverschiedenbeiten zu erforschen. Um diese 
reiche Sammlung kennen zu lernen und mich über die Art und 
Weise der Bearbeitung mit meinem Kollegen zu verständigen, hatte 
ich mich im Herbste 1842 nach Wien begeben. Die ganze Aus- 
beute an brasilischen Säugthieren wurde von uns gemustert, und da- 
runter die Arten, die wir für neu erklärten, ausgeschieden, um zu- 
vörderst beschrieben zu werden. Da meine Zeit nicht ausreichte, 
um auf einmal das ganze grosse Material zu gewältigen, so wurde 
mir in zwei Sendungen das Uehrige, darunter alle Handflügler, Beu- 
telthiere und Nager, hieher zugeschickt, um es mit grösserer Musse 
und mit Vergleichung der hiesigen Sammlung bearbeiten zu können. 
Vor drei Jahren schon bin ich mit dieser Arbeit fertig geworden, 
und eine nochmalige Reise nach Wien war verabredet, um gemein- 
schaftlich die letzte Hand ans Werk zu legen und es dann der 
Publikation zu übergeben. 


Indess, der Mensch denkt's, Gott lenkt's. Die Wahrheit die- 
ses alten Spruchs habe ich bei dieser Gelegenheit ebenfalls zu er- 
fahren gehabt. Ein plötzlicher Tod raftte meinen Freund dahin, 


123 


noch ehe er dazu gekommen war, die in seinen Tagebüchern nie- 
dergelegten Notizen auszuarbeiten, und somit ist ein grosser Theil 
seiner Beobachtungen, die nicht dem Papiere, sondern dem Gedächt- 
nisse anvertraut waren, zugleich mit ihm zu Grabe getragen und 
die Herausgabe einer besondern Fauna mammalium brasiliensium ist 
nunmehr auch vereitelt. Um nun aber die viele Mühe und Zeit, die 
mir diese Arbeit kostete, nicht fruchtlos aufgewendet zu haben und 
zugleich dem verstorbenen Freunde ein ehrendes Andenken zu si- 
chern, benütze ich die Gelegenheit, welche mir die Königliche Aka- 
demie, deren Mitglied zu seyn ich die Ehre habe, durch ihre Denk- 
schriften darbietet, um auf diesem Wege die von Johann Natterer 
in Brasilien entdeckten und von mir zur Zeit blos noch handschrift- 
lich beschriebenen zahlreichen neuen Säugthier-Arten, von denen 
ich einstweilen nur zur Sicherung unserer Prioritätsrechte in dem 
Archive für Naturgeschichte seit dem Jahre 1542 kurze Diagnosen 
mittheilte, in ausführlicher Darstellung bekannt zu machen. Ich habe 
die Beschreibungen so eingerichtet, dass sie fortwährend eine ver- 
gleichende Rücksicht auf die schon länger bekannten Arten nehmen, 
und indem ich ihre Uuterschiede von letzteren scharf hervorgehoben 
habe, sind Abbildungen der Species zum grossen Theil entbehrlich 
geworden, und ich habe daher zu bildliehen Darstellungen vorzugs- 
weise die Verhältnisse des Knochengerüstes und des Zahubaues 
ausgesucht. 


In gleicher Weise habe ich es auch hinsichtlich der Abbildun- 
gen bei den übrigen neuen Säugthier-Arten, die mir nicht aus der 
Reise Natterer’s, sondern auf andern Wegen und meist auch aus 
andern Liändergebieten des grossen amerikanischen Kontinentes zu- 
kamen, gehalten. Es ist mir insbesondere geglückt, von mehreren 
seltenen amerikanischen Nagergattungen, deren osteologische Ver- 
hältnisse bisher nicht bekannt waren, Exemplare in Salz oder Wein- 
geist aufbewahrt zu erlangen, um von ihnen Skelete anzufertigen, 

16* 


124 


deren Beschaffenheit in den vorliegenden Mittheilungen auseinander 
gesetzt werden soll. Die Originale sind alle in der hiesigen zo0- 
logisch-zootomischen Sammlung aufgestellt, zu deren schätzbarsten 
Bereicherungen sie gehören; denn wie das Skelet dem Körper 
Form und Haltung gieht, so gewährt es auch der wissenschaftli- 
chen Anschauung der höheren Thierwelt den nächsten und sicher- 
sten Stützpunkt, für Vergleichung mit den Ueberresten einer aus 
dem Leben verschwundenen älteren Fauna ohnediess den einzigen 


Maasstab. 


Ich habe in den vorliegenden Beiträgen die Gattungen und Ar- 
ten, die einer und derselben Ordnung angehören, auch immer in 
eine gemeinschaftliche Abtheilung zusammengefasst; die Ordnungen 
selbst aber so aufeinander folgen lassen, wie ich sie bei der letz- 
ten Revision vorgenommen habe, um dadurch mir nicht die Gele- 
genheit zu versperren, bei einem für den nächsten Sommer beab- 
sichtigten Besuche der Wiener Sammlung noch die Lücken zu er- 
gänzen, die meiner Arbeit in etlichen Abtheilungen geblieben sind, 


125 


Erste Ordnung» Beutelthieree 


Amerika hat von dieser merkwürdigen Gattung keine anderen 
Formen als die der sogenannten Beutelratten aufzuweisen, welche 
‚ ein Theil der Zoologen sämmtlich unter der einzigen Gattung Didel- 
phys zusammenfasst, während andere eine Art davon unter dem 
von Hliger gegebenen Namen Chironectes abtrennen. Ich werde 
zeigen, dass zu einer solchen Sonderung weit mehr Grund als zu 
ihrer Vereinigung mit den andern Beutelratten vorhanden ist, und 
bei dieser Gelegenheit die Irrthümer berichtigen, welche neuerdings 
erst über dieses, in den Sammlungen höchst seltne Thier in Um- 
lauf gebracht worden sind. 


I. DIBELPHYS. Beutelratte. 


Zu dieser artenreichen Gattung können wir zu den schon be- 
kannten nicht weniger als 10 neue, sämmtlich von Natterer in Bra- 
silien entdeckte Arten beifügen, und zugleich von etlichen andern 
Species, die bereits früher beschrieben wurden, Beiträge zu einer 
genauern Charakteristik derselben mittheilen, so dass wir im Ganzen 
13 Arten hier zur Sprache zu bringen haben. Wie höchst selten 
diese neuen, meist im Innern Brasiliens gesammelten Arten sind, er- 
hellt daraus, dass in der von Waterhouse begonnenen Natural Hi- 
story of the Mammalia, die mit fleissiger Benützung der grossen 
englischen Sammlungen, wie der des Pariser Pflanzengartens bear- 
beitet wird, und von der so eben die beiden Hefte (das 10. und 
11te), welche die Beutelratten abhandeln, ausgegeben worden sind, 
von den durch uns aufgestellten Arten, die ihm aus den Diagnosen 
im Wiegmann’schen, Archive bekannt waren, keine einzige als in den 
erwähnten grossen Sammlungen vorhanden aufgeführt wird. 


Von den 13 hier in Rede kommenden Arten gehören nur drei 
[Didelphys poecilotis, Philander und dichrura] der Abtheilung an, 
bei denen die Weibchen mit einem Beutel versehen sind; die 10 
andern reihen sich bei der Abtheilung ein, deren Weibchen keinen 
Beutel, sondern blos Hautfalten zur Fassung der Zitzen haben. 
Wollen wir sie nach natürlichen Verwandtschaften gruppiren, so 
stellen sie sich folgendermassen: 


a) Didelphys poeeilotis. 

b) Didelyhys Philander, dichrura und affinis. 

c) Didelyhys lanigera und ochropus. 

d) Didelphys murina, macrotarsus und microtarsus. 


e) Didelphys unistriata, domestica, glirina und velutina. 


1.Didelphys poecilotis Narr. Dieohrfleckige Beutelratte. 


D. Cuniculi magnitudine, pilis laneis albidis, sericeis plerumque basti 
albis, apice nigris, nonnullis totis albis; auriculis albido-carneis, 
basi nigro-maculatis, gastraeo albido. 


Didelphys poecilotis. A. Wagn. im Arch. für Naturgesch. 1842. 8. 358. 


Wie bei mehreren anderen Beutelratten sind auch bei der Di- 
delphys Azarae etliche Arten bis auf die neueste Zeit miteinander 
vermengt und verwechselt worden. Temsninck, der sie zuerst ab- 
sonderte, liess sie gleichwohl noch mit dem von Asara”) beschrie- 
benen Micoure proprement dit beisammen, was nicht zu billigen ist, 


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da sowohl Azara als Rengger**) und Waterhouse ***) diesem 


*yakiss. I. D. 280. 
**) Säugih. v. Paraguay. S. 243. 
*##) Marsup. p. 83. Tab. I. 


127 


Thiere röthlichweisse Ohren mit schwarzer Basis zuschreiben, wäh- 
rend die brasilische D. Aszarae und canerivora in all den vielen 
Exemplaren, die ich gesehen habe und womit auch der Prinz von 
Neuwsied übereinstimmt, schwarzbraune Ohren zeigt. Behält man 
für diese brasilischen Exemplare den Namen D. Azarae bei, so muss 
dem von Azara beschriebenen Thiere, als einer davon verschiedenen 
Species, ein anderer gegeben werden; der Name Didelphys leucotis 
möchte der bezeichnendste seyn. 


Von den grossen schwarzöhrigen brasilischen Beutelratten ist 
aber weiters noch eine andere, jedoch ebenfalls Brasilien angehörige 
Art zu sondern, welche in der Färbung der Ohren ganz von dieser 
abweichend, an die von Azara beschriebene erste Beutelratte sich 
anschliesst. Wenn ich sie gleichwohl nicht mit dieser spezifisch 
vereinige, so kommt diess nicht blos aus der Bedenklichkeit her, dass 
mir die angeführte paraguay’sche Bentelratte aus Autopsie nicht be- 
kannt ist, sondern noch mehr desshalb, weil ich bei Vergleichung 
unserer Exemplare mit den vorliegenden Beschreibungen auf etliche 
erhebliche Differenzen gestossen bin, von denen am Schlusse die 
Rede seyn wird. 

Der Kopf ist spitz, die Nasenkuppe unterwärts breit ausgehölt; 
die Schnurren lang und steif; die Ohren gross und fast ganz nackt. 
Die Hinterfüsse sind kurz, mit grosser Spannhaut zwischen dem Dau- 
men und der zweiten Zehe; die Zehen sehr spärlich behaart, die Sohlen 
nackt. Dem weichen Wollpelz sind auf dem Rücken 14 bis 2“ 
lange Stichelliaare eingemengt, die an der Seite weit spärlicher und 
kürzer sind. Der Schwanz ist durchgängig geschuppt, was an der 
Wurzel auf eine gute Strecke hin durch lange Stichelhaare ziemlich 
verdeckt wird; wo diese aufhören, folgen nur noch kurze angedrückte 
Härchen. 


Die Farbe der Wollhaare ist gelblich weiss. Die langen Sti- 
chelhaare des Rückens sind in ihrer untern kleinern Hälfte weiss, 


128 


in der obern schwarz, doch sind ihr einige ganz weisse Stichelhaare, 
aber sehr spärlich, eingemengt. An den Seiten herrscht die gelb- 
lichweisse Farbe vor, indem die Stichelhaare hier nicht blos seltener, 
sondern auch mit kürzern und heller schwärzlichen Spitzen versehen 
sind, überdiess ein guter Theil von ihnen ganz weiss ist. Die ganze 
Unterseite des dichtbehaarten Unterleibes ist einfarbig gelblichweiss, 
indem hier Woll- und Stichelhaare ihrer ganzen Länge nach gleich- 
förmig gelblich weiss sind. Der ganze Kopf und Hals ist ebenfalls 
von letztgenannter Farbe, was nur durch 3 Längsstreifen unterhro- 
chen wird. Der mittelste beginnt am hintern Ende des Nasenrückens, 
zieht als ein schmaler schwarzer Streifen zwischen den Augen und 
Ohren hindurch, breitet sich auf dem Hinterkopf etwas aus, verengt 
sich dann in eine schmale Linie auf dem Hinterhalse, und indem er 
sich am Nacken wieder ausbreitet, verbindet er sich mit der schwarzen 
Rückenfarbe. Die Augen liegen in einem schmalen braunen Ringe, 
der sich etwas rück- und vorwärts in einen verwischten lichtbräun- 
lichen Streif verlängert. Die Schnurren sind schwarz; die Ohren 
weisslich fleischfarben, mit grossem schwarzem Fleck am Grunde. 
Die Gliedmassen sind in ihrem untern Theile schwarz behaart. So 
weit der Schwanz an seiner Wurzel mit langen Stichelkaaren bedeckt 
ist, sind diese schwarz und haben nur im Anfange eine kurze weiss- 
liche Basis. Wo sie aufhören, was unten eher eintritt als oben, ist 
der Schwanz auf eine kurze Strecke schwarz, und die kurzen 
angedrückten Borstenhaare sind es ebenfalls; die grössere End- 
hälfte ist aber weisslich Seischfarben und ihre Borsten sind schmutzig 


weisslich. 


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Schwanz s::...&e..2, 27% ee ale ) 7 

Behaarter Theil desselben oben ohngefähr . 3 
Weisses Endstück des nackten Theils . b} 
Von der Nase zum Auge . . 2... 1 


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Von der Nase zum Ohre . . . . 248 010% 
Ohr Sa Das end oh 1 7 
Eintärfuseket "SE us Bann; an 1 34 


Natterer brachte zwei gleichgrosse Weibchen dieser Art von 
Angaba mit, die beide mit einem Beutel versehen sind. 


Dass diese Didelphys poecilotis von D. Azarae wie von D. can- 
crivora spezifisch abweicht, wird nicht wohl bestritten werden kön- 
nen. Nicht so leicht ist die Entscheidung in Bezug auf D. leucotis, 
zu der sie in nächster Verwandtschaft steht. Als Unterschiede habe 
ich folgende aufgefunden. Azara, Waterhouse und Rengger geben 
gleichmässig an, dass bei ihrer Art nur die kurzen Wollhaare 
schwarzspitzig, die langen Stichelhaare dagegen sämmtlich weiss 
sind; bei unserer Art dagegen sind die Wollhaare weisslich und die 
langen Stichelhaare schwarzspitzig; nur einzelne, höchst seltene von 
letzteren sind ganz weisslich. Ferner geben Rengger und Water- 
house den Bauch als schwarz oder braun an, während er bei unse- 
rer Art weiss ist. Endlich nimmt nach des Letzteren Angabe die 
weisse Schwanzspitze nur 4 der ganzen Schwanzlänge ein, während 
sie bei unserer Art über die Hälfte misst. Ich bin daher der Mei- 
nung, dass unsere D. poecilotis nicht sowohl als eine eonstante Va- 
rietät von der D. leucotis, sondern als eine selbstständige Art an- 
zusehen ist. 


Markgraf's Tai-ibi Brasiliensibus, Lusitanis Cachorro do mato, 
scheint am besten anf unsere Didelphys poeeilotis zu passen; die 
weissen Ohren wenigstens, die er ihr zuschreibt, kommen bei kei- 
ner andern bekannten brasilischen Art vor. Auch Laund's*) Didel- 
phys albiventris, die ich erst jetzt in Vergleichung habe nehmen 
können, und aus denselben Gegenden, wo Natterer’s Exemplare her- 


*) Det K. Danske Vidensk. Selsk. Afh. VII. p. 236. 
Abhandlungen d. Il. Cl. d. k.Ak. d. Wiss. V. Bd. I. Abıhl. 17. 


130 


rührt, wird wahrscheinlich identisch mit unserer D. poecilotis seyn, 
obwohl er die Länge des Schwanzes und der Ohren anders an- 
giebt, indem er die ganze Länge zu 22” festsetzt, wovon der Kör- 
per die eine Hälfte (also der Schwanz die andere) wegnimnt, und 
die Höhe der Ohren zu 2” 3‘ bestimmt. Ob in dieser Beziehung 
Lund oder wir uns geirrt haben, kann ich dermalen nicht ent- 
scheiden. 


2. Didelphys Philander Liss. Die langschwänzige 
Beutelratte. 


D.Oposso major, supra fulvo- aut cano-rufescens, suhtus albido- 
lutescens ; rostro abbreviato tristriato; cauda corpore wmultum 
longiore, basi longius pilosa, dein nuda, albido-carnea, initio 
supra sublusque fusco maculata, dimidio exteriore immaculata. 


Didelphys Philander. Lass. XU. p. 72; ed. Guer. I p. 103. 
— Schres. Säugth. IH. S. 541. tab. 147. — 'Temm. monogr. 1. p. 43. 
tab. 6 (mit Skelet). — A. Waen. in Schreb. Suppl. I. S. 45. — 
Warern. marsup. p. 102 (zum Theil). 

Didelphys Cayopollin. Scures. Säugth. UI. S. 544 tab. 148. 
(fig. Bufl.) — Lasn. Gmer.I. p. 106. — Georrr. catal. p. 142 (zum 


Theil). — Cvv. regn. anim. I. p. 177. — Desmar. mamm. p. 257. 


Mus americanus. Sesa thes. I. p. 49. tab. 31. fig. 4. 


Mus africanus Kaiopolin dietus. Seri thes. 1. p. 49. tab. 31. 
fig. 3. 
Cayopollin. Burr. hist. nat. X. p. 350. tab. 55, Diusent. p. 353. 


Faras ou Ravale. Gum. Orin. I. p 238? 


Unter der Benennung Didelphys Philander sind mehrere Arten 
confundirt worden, wie diess Temminck gründlich auseinander gesetzt 


131 


hat. Aber auch nachdem man mit diesem Naturforscher die gehöri- 
gen Berichtigungen vorgenommen hat, können noch 3 Arten als Di- 
delphys Philander miteinander verwechselt werden. Zwei ‘davon 
sind eine Entdeckung von Johann Natterer; die eine von ihnen 
gehört dem Süden, die andere dem Westen Brasiliens an. Schon 
aus dieser Angabe der Liokalitäten geht es hervor, dass erwähnte 
beide Arten den älteren Naturforschern nicht wohl bekannt seyn 
konnten, da Brasilien bis auf die neuesten Zeiten ganz gesperrt 
war. Auf die ächte Didelphys Philander werden daher alle ältern 
Autoritäten bezogen werden dürfen, da diese Art dem nordöstlichen 
Amerika angehört, was seit zweihundert Jahren fortwährend oder 
doch zeitweise zugänglich gewesen ist. 


Aus dem eben angeführten Grunde wird man wohl Seba's *) 
Mus africanus, Kayopolin dictus, mas, so wie seinen Mus s. Sorex 
silvestris, americanus mas, hieher rechnen dürfen, da der gefleckte 
Schwanz und die Form und Streifung des Kopfes entschieden auf 
eine der drei genannten Arten hinweist, ohne dass jedoch die Zeich- 
nungen von Seba die nöthige Genauigkeit hätten, um unter ihnen 
sicher die wahre Species auszuwählen. Dagegen gehört sein Tai- 
bi #®) weder zu unserer Art, noch zu Markgraf's’***) Var-ibi; 
auch ist dieser nicht, wie Lichtenstein und Fischer meinen, mit un- 
serer D. Philander identisch, sondern zu jener Abtheilung von Beu- 
telratten zu zählen, welche durch D. Azarae und canerivora reprä- 
seutirt wird. 


Dagegen kann man mit Sicherheit hieher rechnen Buffon’s und 
Daubenton's Cayopollin, wie diess aus der Angabe des Fleckenbe- 
satzes des Schwanzes und seiner relativen Verhältnisse zur Kör- 


*) Thesaur. p. 49. tab. 31. fig. 3 und 4. 
"H)sLA. a9 0-4 Sandl-rtabi 36. .fig. „A: 
at) Hist Brassp:. 223: 


177 


132 


perlänge am Deutlichsten hervorgeht *). Die geringere Grösse dieses 
Exemplares rührt von seinem jugendlichen Zustande her, da der 
Oberkiefer noch nicht einmal sämmtliche Backenzähne aufzuweisen 
hatte. Geoffroy vermengt unter seiner D. Cayopollin zwei oder 
mehrere Arten, indem er zum Buffon'schen Exemplare auch noch ein 
Weibchen ohne Beutel stellt. Schreber’s D. Philander ist die unse- 
rige, und nach einem Originale von ihm beschrieben; seine D. Cayo- 
pollin beruht grösstentheils auf der von Buffon, doch mit unrichtigen 
Zusätzen, wie unter andern der von dem Mangel des Beutels. Des- 
marest wiederholt nur Daubenton’s Beschreibung, spricht also auch 
von unserer Art, Linne's D. Philander ist dagegen nur muthmass- 
lich hieher zu rechnen. 


Unzweifelhaft beziehen sich die citirten neuern Beschreibungen 
auf unsere D, Philander. Diess ist der Fall bei dem Prinzen von 
Neuwied und bei Temminck. Meine Beschreibung in Schreber's 
Supplementen ist gleichfalls von einem ächten Exemplare dieser Art 
entnommen; auch die Hauptbeschreibung von Waterhouse bezieht sich 
auf dieselbe. Da demnach diese Beutelratte durch die angeführten 
Beschreibungen hinlänglich charakterisirt ist, so brauche ich im Nach- 
folgenden nur auf ihre Hauptmerkmale aufmerksam zu machen; zu- 
vörderst will ich indess auf die Kennzeichen hinweisen, welche 
einerseits die drei verwandten Arten mit einander gemein haben, 
und welche andrerseits sie von einander unterscheiden. 


Ihre Grösse geht von der der Ratte bis über die des Opossums 
hinaus. Der Kopf ist abgekürzt und mit drei dunkeln rostbraunen 


%) Die Körperlänge giebt Daubenton in gerader Linie zu 7 3 an, 
den Schwanz zu 11‘ 5‘. Vom nackten Theil des Schwanzes sagt 
er, dass er braune Flecken auf gelblichem Grunde hat, während die 
Schwanzspitze ganz gelblich ist. Im Oberkiefer waren jederseits 
nur 6 Backenzähne vorhanden. 


133 


Längsstreifen bezeichnet, ohne die weissen Augenflecke des Opos- 
sums. Die Ohren sind gross, nackt, nur am Grunde der Hinterseite 
mit Wolle hesetzt. Der Schwanz ist so lang oder länger als der 
Körper, au der Wurzel auf eine ziemliche Strecke von dem Rücken- 
pelze überzogen, der plötzlich und gleichförmig aufhört, indem er auf 
der obern Seite soweit als auf der untern vorreicht. Der übrige 
Theil des Schwanzes ist nackt, mit kleinen Schuppen bedeckt, ohne 
Härchen, licht fleischfarben und verschieden gefleckt. Die Färbung 
des Pelzes ist auf der Oberseite roströthlich, auf der untern gelb- 
lich weiss. — Die Unterschiede der drei Arten begründen sich 
hauptsächlich auf das Verhältniss der Schwanz- zur Körperlänge, 
auf die Art und Weise seines Fleckenbesatzes und auf das Vor- 
handensein oder den Mangel eines Beutels bei den Weibchen. 


Didelphys Philander hat unter den drei verwandten Arten die 
ansehnlichste Grösse. Der Schwanz ist bei ihm weit länger als der 
Körper, sein nackter Theil anfangs auf eine ziemliche Strecke dun- 
kelbraun, dann weisslich fleischfarben, mit braunen Flecken oben wie 
unten besetzt, zuletzt mit langer, ungefleckter, einfarbig lichter Spitze. 
Das Weibchen ist mit einem Beutel versehen. 


Bei Didelphys dichrura ist der Schwanz so lang als der Kör- 
per; sein nackter Theil oben mit rundlichen schwarzen Flecken 
besetzt, die aber der ganzen Unterseite, so wie der Schwanzspitze 
ringsum, völlig fehlen. Das Weibchen hat einen Beutel. 


Bei Didelphys affinis hält die Schwanzlänge das Mittel von 
den beiden ersten Arten. Als Grundfarbe des nackten Theils des 
Schwanzes ist die dunkelbraune anzusehen, welche der ganzen Länge 
nach bis zur Schwanzspitze, oben wie unten, mit weisslich fleisch- 
farbigen Flecken besetzt ist. Das Weibchen ist ohne Beutel. 


Vermittelst dieser Merkmale kann man die drei verwandten 
Arten leicht von einander unterscheiden. Was unsere Didelphys 


134 


Philander insbesondere anbelangt, so ist noch zu bemerken, dass 
das Exemplar der Münchner Sammlung, so wie zwei der Wiener 
(ein altes Männchen und Weibchen) auf der Oberseite schön rost- 
falb gefärbt sind, was auf dem Vorderkopf, den Seiten, Gliedmassen 
und dem Schwanze lichter wird, während ein anderes Männchen 
eine licht röthlichgraue Färbung hat. Die Unterseite ist an allen 
Exemplaren schön Jichtgelb, um den Beutel der Weibchen rostig 
goldfarben. Ohren und Sohlen sind ziemlich hellfarbig; die Krallen 


weisslich. 


Von einem sehr grossen Weibchen der Wiener Sammlung, aus 
der Gegend von Borha, habe ich folgende Maasse abgenommen. 
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Körper. 49, 190 ARShLDEE, wanS, 193 1 9 


SCHWANZ. 05 un Hacke Keane 15 0 
Behaarter Theil desselben. . . 2 6) 
Von der Nase zum Auge. . . 0:14 
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Dr a a u 2, 1 2 
Hinterhands. g wusene ie ze 1 6 


An einem Männchen misst der Körper 9“, der Schwanz 14“, 
der behaarte Theil desselben 2” 3. 


Natterer brachte 2 Exemplare von Borba und eines vom Rio 
Branco, also aus den nordwestlichen 'Theilen Brasiliens, mit. 


3. Didelphys dichrura. Narr. Die hlassfarbige 
Beutelratte. 


D. Philandro affinis at minor, supra cano-rufescens, subtus al- 
bido-lutescens; capite abbreviato tristriato; cauda longitudine 
corporis, basi pilosa, dein nuda, albido-carnea, supra fusco- 


maculata, sublus apiceque immaculata. 


135 


Didelphys dichrura. A. Was. im Archiv f. Naturgeschichte. 
1842. S. 358. 


Durch die bei Didelphys Philander angegebenen Merkmale ist 
diese Art leicht von ihr, so wie auch von D. affinis zu unterschei- 
den. Sie ist eine der vielen Entdeckungen Natterer’s und scheint 
bisher von keinem Schriftsteller erwähnt worden zu seyn. 


Sie ist bedeutend kleiner als die vorige Art, der Kopf eben so 
verkürzt, die Furchung der Nasenkuppe, die Schnurren, Ohren, 
Hände und der Beutel der Weibchen von derselben Beschaffenheit. 
Der Pelz ist fein und weich; der nackte Theil des Schwanzes wie 
bei D. Philander beschuppt. 


Die Farbe aller mir vorliegenden Exemplare ist lichter als hei 
D. Phitander und affinis. Sie ist auf der Oberseite licht rostig 
grauröthlich, was auf dem Kopfe am lebhaftesten ist, an den Seiten 
aber bald in’s Grauliche fällt; die Keulen und die Aussenseite der 
Gliedmassen ist licht gelbgraulich. Die ganze Unterseite des Kör- 
pers, nebst der Innenseite der Beine, ist schön ockergelblich, was 
bei den Weibchen an dem Rande des Beutels in ein dunkleres Roth- 
gelb übergeht. Die Haare der Oberseite sind in ihrer untern Hälfte 
schiefergrau,, und diese Farbe ist viel weiter an ihnen ausgebreitet 
als bei D. affinis; auf den Gliedmassen sind nur die Spitzen licht- 
gelblich, das Uehrige ist trübgrau. Auf der Unterseite sind die 
Haare einfarbig. Die Kopffärbung ist wie bei D. Philander und 
affinis: ein älwnlicher Längsstreif von der Stirne zur Nasenkuppe 
nebst einem gleichfarbigen Augenringe, der jedoch rückwärts nicht, 
wie bei letzterer Art, zum Ohre fortgesetzt ist, auch vorwärts ziem- 
lich matt ist. Die Schnurren sind gleichfalls schwarz; die Ohren 
scheinen röthlich fleischfarben gewesen zu seyn. Die Sohlen sind 
licht; die Nägel weisslich. Die vorherrschende Farbe des Schwanzes 


136 


ist weisslich fleisschfarben, auf der Oberseite mit schwarzen Flecken, 
die allmählig spärlicher werden, der Unterseite aber, wie überhaupt 
der ganzen Schwanzspitze, völlig fehlen. 


Von einem erwachsenen Weibchen sind folgende Maasse abge- 
nommen worden. 


TRörper Wen ..wen st Me 8” 6 


Schwanz... as a ne N) 1 
Behaarter Theil desselben. . 1 3 
Von der Nase zum Auge. . 0 Ro) 
a ie nn.  Ohrer nn 2. 1 64 
NN 1 0 
Hinterhand' . . . 2 ..s 1 3 


Nach Natterer's Abnahme maass an einem andern Weibchen 
der Körper 101“ und der Schwanz ebensoviel; an einem Männchen 
der Körper 83“, der Schwanz 113“, wovon auf den behaarten Theil 
14“ Wiener Maass kam. 


Natterer fand diese Art nur um Ypanema (im südlichen Brasi- 
lien), wo sie häufig vorkommt. 


4. Didelphys affinis Narr. Die schecekschwänzige 
Beutelratte. 


D. Philandro affinis, at minor, supra rufescens, subtus albido- 
lutescens ; capite abbreviato tristriato; cauda corpore paululum 
longiore, basi longius pilosa, dein nuda, fusca subtusque usque 
ad finem albido-maculata. 


Didelphys affinis. A. Waen. im Archiv für Naturgeschichte. 
1842. S. 358. 


137 


Diese Art, welche ebenfalls Nafterer entdeckte, ist mit Didel- 
phys Philander, noch mehr aber mit Didelphys dichrura, mit der sie 
auch in der Grösse übereinstimmt, verwandt *), unterscheidet sich 
aber von beiden schon dadurch, dass die Weibchen keinen Beutel 
haben, wie sich Natterer hievon an zwei frischen Exemplaren ver- 
sichert hat und ich mich ebenfalls durch Untersuchung der Felle von 
diesen überzeugt habe. 


Die Grösse ist ohngefähr die einer Ratte. Der Kopf ist kurz; 
die nackte Nasenkuppe mit deutlieher Längsfurche; die Schnurren 
und Ohren wie bei den verwandten Arten. Die vier Hände haben 
nur einen sehr spärlichen und feinen Haaranflug. Der Pelz ist so 
weich als bei D. dichrura und hüllt die Schwanzwurzel in glei- 
cher Weise ein, reicht aber um etwas weiter vor; der übrige Theil 
ist ganz nackt und mit kleinen Schuppen besetzt. 


Die Farbe der Oberseite ist rostbraunröthlich, was auf dem 
Scheitel und Hinterkopfe mehr in’s Röthliche, auf den übrigen Thei- 
jen mehr in's Rostbräunliche fällt, an den Seiten heller und auch 
auf dem Rücken durch die glänzenden hellern Haarspitzen lichter 
wird. Die ganze Unterseite des Körpers nebst der Innenseite der 
Beine ist schön liehtgelblich; da den Weibchen der Beutel fehlt, so 
ist auch an der Stelle, wo er bei andern Arten sich findet, keine 
dunklere rostrothe Färbung sichtlich. Die Haare der Oberseite sind 


au ihrem Grunde grau, werden dann rostfarbig und ihre Spitzen 


*) Es scheint fast, als ob Walerhouse unsere D. affinis mit D. Philander 
zusammengestellt hätte. In seiner Nat. hist. of Marsup. sagt er näm- 
lich |S. 103] in der Beschreibung von D. Philander, dass er in Paris 
ein Exemplar gesehen hätte, an welchem der Schwanz fast ganz 
schwarz sei, indem er nur einige weisse Flecken hätte, Diess kann 
nicht wohl eine andere Art als unsere D. affinis seyn. 

Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. 1. Abth. 18 


135 


sind lichter und glänzender. Auf der Unterseite sind die Haare ein- 
farbig. Wie bei D. Philander und dichrura verläuft von der Stirne 
ein rostbrauner Längsstreiff zur Nasenkuppe und die Augen liegen 
in einem gleichfarbigen Streifen, der sich rückwärts bis zum Ohre, 
vorwärts bis zu den Schnurren erstreckt; letztere sind schwarz. 
Der Zwischenraum zwischen jedem Augenkreise und dem Längs- 
streifen ist graulich weiss, Die Ohren scheinen im Leben fleischfar- 
ben gewesen zu seyn und sind am Grunde der Hinterseite mit gelb- 
licher Wolle besetzt. Die Aussenseite der Gliedmassen ist leicht 
roströthlich, auf den hintern mit viel Graulichweiss untermischt. Die 
Sohlen sind fleischfarben; die Nägel weisslich. Der nackte Theil 
des: Schwanzes ist dunkelbraun, und seiner ganzen Länge nach bis 
zur Spitze, oben wie unten, mit weisslich fleischfarbigen, meist klei- 
nen Flecken besetzt, die im Anfange spärlich, gegen das Ende häu- 
figer sind. 


Körper. 05. REIHE Kt, TUI, 8" 0% 
Schwanztia@ 97 ma A 9 [) 
Behaarter Theil desselben. . . 1 6 
Von der Nase zum Auge. . 0 8 
PORAUSE nu WORTE & 1 5 
Ohr :9e ya MBBnS 200, 1 0 
Hinterhand® #84 21, Bullet 1 3 


An einem anderen Weibchen misst der Körper 9“, der Schwanz 10“. 


Natterer brachte diese Art in zwei Exemplaren aus Mate 
grosso mit, also aus den westlichsten Gegenden des mittlern Bra- 


siliens. 


139 


5. Didelphys lanigera Dim. Die grosse Woll- 
Beutelratte. 


D. Oposso major, lanuginosa, supra bruneo-fulvescente, sublus e 
lutescente albida; occipite, nucha artubusque anterioribus ru- 
bello-fulwidis; lateribus albidis; cauda supra usque ad ultimum 
quadrantem pilosa, infra per tres quadrantes nuda albida. 


Didelphys lanigera. Desmar. mamm. p. 258. — Rexseres 
Sängth. v. Paragnay. 8. 225? —A.Waex. in Schreb. Supplem. H. 
S. 46. — Warern. marsup. p. 98.; nat. bist. of Mammal. I. p. 494. 


Micoure second ow Micoure laineux. Azır. essai I. p. 275. 


Dass das von Natterer mitgebrachte Exemplar, nach welchem 
nachstehende Beschreibung entworfen ist, mit Azara's Micoure 
laineux zu einer Art gehört, ist mir nicht zweifelhaft; dagegen bin 
ich im Ungewissen, ob Rengger's D. lanigera ebenfalls hieher zu 
rechnen ist, da seine Beschreibung in der Grösse, Färbung und 
Schwanzbehaarung merkliche Differenzen von Azara's und meinen 
Angaben darbietet. Wäaterhouse hatte kein Original- Exemplar vor 
sich und konnte daher nur Azaras und Rengger's Beschreibung 
wiederholen. Da unser Exemplar gegenwärtig vielleicht das. ein- 
zige ist, das in einer europäischen Sammlung existirt, so will ich 
dasselbe umständlicher beschreiben, um hiernach die Arts-Merkmale 


genau festzusetzen, 


Der Pelz ist sehr weich und reichlich, und fühlt sich so linde 
wie Wolle an. Wie gewöhnlich sind die Gliedmassen dieht damit 
besetzt, während die vier Hände nur ganz fein und spärlich mit an- 
liegenden Härchen bekleidet sind. Die Nasenkuppe ist nackt und 
längs der Mitte gespalten. Die Schnurren reichen bis etwas hinter 
das Ohr und sind an der Wurzel ziemlich starr; über dem Auge 

18* 


110 


entspringen noch zwei kürzere Borsten und tief unter denselben 
drei andere. Die Ohren sind gross, oval, nackt, nur in der untern 
Hälfte ihrer Hinterseite mit Wolle bedeckt. Die Sohlen sind nackt, 
der Hodensack mit einigen Härchen beflogen. Der Schwanz ist an 
der Wurzel dick und wollig behaart, was auf der Oberseite über 
drei Viertel von seiner Länge bedeckt; auf der Unterseite dagegen 
ist der Schwanz nur in seinem ersten Viertel mit Pelz besetzt, das 
übrige nackt. Ganz nackt ringsum ist also nur das letzte Viertel 
des Schwanzes; der nackte Theil desselben ist mit kleinen gekörn- 
ten Schuppen, die gegen das Ende glätter werden, versehen. 


Die Farbe der Oberseite ist licht rosthbräunlich falb, was an 
den Seiten noch viel blässer wird, am Hinterkopfe, dem Nacken 
und der Aussenseite der obern Gliedmassen aber schön zimmtroth ist; 
etwas lichter und mit mehr Braun gemengt ist diese Farbe auf den 
vier Händen und auf der untern Hälfte der Hinter- und Vorderseite 
des Unterschenkels. Die Farbe der ganzen Unterseite des Kör- 
pers, so wie der Innenseite der Gliedmassen ist gelblichweiss; der 
gelbliche Anflug ist sehr lebhaft am Unterkiefer, Vorderhalse und 
dem Unterbauch, dagegen an den Leibesseiten kaum merklich, wo 
die Farbe, ohne scharf abzusetzen, in die der Oberseite übergeht. 
Die Haare der Ober- wie der Unterseite sind gegen ihren Grund 
russig graubraun, was auf jener dunkler, als an dieser ist. Von 
der russig zimmetröthlichen Stirne verläuft ein trüb roströthlicher 
Längsstreif gegen die nackte Nasenkuppe; ein ähnlicher umgiebt 
das Auge und breitet sich, blasser werdend, über die Seiten der 
Schnautze aus. Die Stelle jederseits zwischen dem Längsstreif und 
Augenring ist graulich weiss; die ganze untere Hälfte der Kopf- 
und Halsseiten ist weiss. Die Schnurren sind glänzend schwarz, 
die Nasenkuppe scheint, gleich den Sohlen der Hände, im Leben 
licht fleischfarben zu seyn; die Ohren haben eine dunkle Farbe. 
Die hintern Gliedmassen sind auf der Aussenseite sehr licht falb- 


141 


bräunlich, mit viel Weiss untermischt. Der Pelzbesatz auf dem 
Schwanze ist licht rostgelblich, wobei die Haare nur am Grunde 
etwas dunkler sind; der nackte Theil ist weisslich fleischfarben. 


Zur Vergleichung füge ich meiner Maass- Abnahme die von 


Aszara bei. 


„ Eigene Nach 
Messung. Azara, 
Körpern eisen yamansaı ES Din sg“ el 
Schwanz Su nu re 15 0 13 6 
Behaarter Theil desselben, oben. . . 10 6 9 0 
B5 os 5 Untengr zen“ 3 3 4 6 
Kopkulsr uiid le TER I: 2 6 2 3 


Von der Nase zum innern Augenwinkel 


eat Slhhre> ln ., 1 
Ohrlängeiitigsianis when. arte BT eis 1 2 1 0 
Olrhreiezch- Yes küirs eissze amt lass 0 S 0 6 
Hinterfuss mit Mittelkralle . . . . . 1 S 


Als Heimath war bisher nur Paraguay bekannt. Azara hatte 
ein Exemplar von Caazapa, 50 Stunden von Asuncion, ein anderes 
von dem Dorfe St. Maria erhalten. Rengger bemerkt, dass er seine 
D. lanigera blos in den Missionen und bei Villa Rica angetroffen 
hat. Durch Natterer ist es nun nachgewiesen, dass sie auch in 
den südlichen Provinzen Brasiliens vorkommt, indem er ein Exem- 


plar in Caicara erhielt. 
6. D. ochropus Narr, Die kleine Woll-Beutelratte. 


D. lanigera minor, lanuginosa, suberispa, supra ferrugineo- ru- 
fescens, subtus albida, lateribus canescentibus; cauda supra 
paululum ultra dimidium pilosa. 

Didelphys ochropus. A. W As. im Arch. f. Naturgesch. 1842. 8.359. 
Diese neu entdeckte Art, zur Zeit nur durch ein männliches 
Exemplar bekannt, hat mit der Didelphys lanigera die grösste Aehn- 


142 


lichkeit, unterscheidet sich jedoch durch geringere Grösse und einen 
andern Farbenton. Der Pelz ist weit mehr wollartig als bei dieser, 
indem er nicht blos sehr weich sich anfühlt, sondern zugleich etwas 
kraus ist. Und während der grossen Woll-Beutelratte längere 
Haare, die über den Pelz vorragen, fast ganz abgehen, sind sie bei 
der kleinen in grosser Anzahl vorhanden und stehen in ziemlich ge- 
rader Richtung weit über den Pelz vor. Ohren, Schnurren, Nasen- 
kuppe und Hände sind wie bei D. Zanigera beschaffen, doch sind 
Finger und Zehen weit mehr von Haaren entblösst. Die wollartige 
Behaarung des Schwanzes reicht auf der obern Seite etwas über 
die Hälfte hinaus, anf der untern Seite nimmt sie kaum das erste 
Viertel ein; der nackte Theil ist mit kleinen körnigen Schuppen 
besetzt. 


Die Färbung der Oberseite ist licht rostig zimmtröthlich, was 
gegen die Kruppe und Schenkel blasser wird, und auf dem Hinter- 
kopfe, Nacken und der Vorder-, auch zum Theil der Aussenseite 
der vordern Gliedmassen am lebhaftesten ist. Die Unterseite längs 
ihrer schmalen Mitte, so wie die Innenseite der Gliedmassen, ist 
gelblich weiss; ihre breiten Seitentheile, so wie die des Kopfes sind 
licht grau. _Von derselben licht aschgrauen Farbe ist ein grosser 
Fleck, der etwas über dem Ellenbogen beginnt und den hintern 
Theil des Vorderarms bis zu dessen Mitte abwärts einnimmt. Der 
Oberkopf hat einen ähnlichen dunkel rostbraunen Längsstreif und 
Augenkreise, dazwischen mit lichtgraulichem Zwischenraume wie bei 
D. lanigera aufzuweisen; Nasenkuppe, Ohren und Sohlen scheinen 
aber etwas dunkler; die Schnurren sind ebenfalls schwarz, doch 
häufiger mit helleren Spitzen; der Hodensack hellfarbig. Die Hin- 
terbeine sind an der Seite mit viel Grau gemischt; die Unterschen- 
kel an der untern Hälfte weiss roströtblich; die Krallen weisslich. _ 
Die Haare sind an ihrem Grunde dunkler als bei voriger Art. Der 
behaarte Theil des Schwanzes ist ganz licht roströthlich, mit bräun- 


143 


licher Beimischung; der nackte Theil ist weisslich fleischfarben; 
doch zeigt er seitwärts von der Behaarung dunkle, fast zusammen- 
fliessende Flecke. 


Die Maasse von dem einzigen Exemplare, einem Männchen, das 


Natterer einbrachte, sind folgende: \ 
Körper > 2.0.2.5 0 0 pen gu gt 
SChwanzep Un re ne 13 5 
Behaarter Theil desselben, oben. 7 9 
. 35 ” unten. . 3 0 
Von der Nase zum Auge. . . . 0 SA 2 
= a5 4 ‚Ohren 2 25, 4 1 94 
U DERICHETE ke u 1 0 
IHinterfussır.. 2 ner eahen Eat Kan sa as 1 6 


Die Heimatlı des erwähnten Exemplares ist Barra do Rio 
Negro, so dass also diese Art als der nördliche Repräsentant der 
südlichen Didelphys lanigera anzusehen ist. 


7. Didelphys murina. Liss. Die lichtschwänzige 
Beutelratte. 


D. Nitelae magniludine, supra cano-fulvescens, sublus e Iutescente 
albida; oculis liumbo fusco eircummdatis; auriculis aninoribus; 
pedibus posterioribus gracilibus ; cauda gracili, corpore paulu- 
lum longiore, basi anguste pilosa, parte nuda unicolore rubello- 


albida. 

Didelphys murina. Liss. XU. 1. p. 72. — Secure. Säugth. 
UI. S. 545. tab. 149. — Desmir. mamm. p. 259. — Termm monogr. 
I. p- 50. — Prinz v. Neuw. Beitr. I. 8. 411. — Civ. regn. anim. 


1. p. 177. — A. Waen. in Schreb. Suppl. I. S. 49. [zum Theil]; 
Archiv für Naturgesch. 1842. S. 359. — Warern. marsup. p. 105. 


144 
Marmose. Borr. hist. nat. X. p. 335. tab. 52, 53; Dausexr. p. 338? 


Wie bei Didelphys Philander giebt es auch bei gegenwärtiger 
Beutelratte drei Arten, die ächte D. murina, dann die D. macro- 
tarsus und D.' microtarsus, die leicht mit einander verwechselt wer- 
den können. Wenn diess bisher nicht öfters geschehen ist, so liegt 
der Grund davon wohl nur in dem Umstande, dass die beiden letzt- 
genannten Arten erst durch Natterer im Innern entdeckt wurden, 
während die D. murina an der Küste bis nach Guiana sich zieht, 
und daher wohl die einzige von diesen Beutelratten seyn wird, die 
schon in frühern Zeiten nach Europa gebracht wurde. 


Alle drei Arten stimmen darin miteinander überein, dass sie 
ohngefähr die Grösse des Gartenschläfers haben, ferner einen spitz 
zulaufenden Kopf, einen breiten schwarzen Streif, der jederseits 
von dem Ursprunge der Schnurren an durch das Auge verläuft und 
dazwischen den lichtgelben Schnautzenrücken frei lässt, der von 
keinem Längsstreif, wie bei D. Philander durchzogen wird. Aus- 
serdem ist die Schwanzwurzel nur in einem ganz schmalen Ringe 
vom Rückenpelze umfasst; der übrige Schwanz nackt und einfarbig. 
Die Oberseite ist graulichfalb gefärbt, die untere gelblich weiss. 
Die Weibchen haben keinen Beutel. Diess sind die wesentlichen 
Merkmale, in welchen die drei nahe verwandten Arten miteinander 
übereinstimmen; ihre Hauptunterschiede liegen in der Grösse der 
Ohren, der Länge und Breite der Hinterhände, und in der Färbung 
des Schwanzes. Als die länger bekannte Art ist die ächte Didel- 
phys murina wohl unter den Beschreibungen der älteren Schriftstel- 
ler zu suchen; doch lässt sich hierüber nicht mit Sicherheit abspre- 
chen. So ist z. B. gleich Bujfon's und Daubenton's Marmose nicht 
mit Evidenz einer der drei Arten zuzuweisen, da die Färbung des 
Schwanzes nicht angegeben ist; aus der Grösse der Hinterfüsse und 
Ohren möchte man fast auf D. macrotarsus schliessen. Auch bei 


145 


Pennant ist nicht sicher auszuscheiden, und Shaw hat offenbar etliche 
sehr verschiedene Arten zusammen geworfen. Desmarest hat nur 
die Beschreibung von Daubenton wiederholt, daher dieselbe Unge- 
wissheit. Schreber scheint unsere Art vor Augen gehabt zu haben; 
diess ist unbestreitbar der Kall bei dem Prinzen von Neuwied, 
Temminck und Waterhouse. Ich dagegen habe in meinen Supple- 
menten zu Schreber nur die D. macrotarsus zur eigenen Verglei- 
chung vor mir gehabt, so dass ich wegen der ächten D, murina auf 
die eben genannten Gewährsmänner verweisen muss. 


S. Didelphys macrotarsus Narr. Die langpfotige 
Beutelratte. 


D. supra cano-fulvescens, subtus e lutescente albida; oculis limbo 
fusco eircumdatis, auriculis majoribus; pedibus posterioribus 
elongatis robustis; cauda gracili, corpore longiore, basi an- 
guste pilosa, parte nuda omnino calva, saturate rubello-cinerea. 


Didelphys macrotarsus. A. Wasx. im Arch. für Naturgesch. 
1842.....S..359. 


Diess ist diejenige Art, welche ich in meiner Fortsetzung des 
Schreberschen Werkes, ans Mangel eines ächten Originals von Di- 
delphys murina, mit dieser noch unter einer Art zusammengestellt 
und von ihr die Maasse angegeben habe. Die Untersuchungen in 
der Wiener Sammlung haben mich von meinem Irrthume überführt, 
und vermittelst der hier mitgetheilten Diagnosen und Beschreibungen 
wird es von nun an ein Leichtes seyn, diese D. macrotarsus so- 


wohl von D. murina als von D. microtarsus sicher zu unter- 
scheiden. 


Gestalt und Grösse ist wie bei voriger, aber die nackten Ohren 
sind ausehnlich grösser, und die Hinterfüsse länger und robuster, 
Die Nasenknppe hat eine Längsfurche; der Pelzbesatz des Unter- 

Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Akad. d. Wiss. V. Bd. I. Abth. 19 


146 


schenkels hört bald unter dessen Mitte auf; die Füsse sind dünn 
behaart. Der Schwanz ist wie bei D. murina nur an der Wurzel 
auf eine ganz schmale Strecke vom Rückenpelz überzogen, dann 
ganz nackt, ohne Haaranflug. 


Die Farbe der Oberseite ist trüb rostbräunlichfalh, was an dem 
Vorderkopfe, den Seiten und auf den Gliedmassen lichter wird, und 
hier mehr mit Grau überlaufen ist. Die Unterseite ist weiss mit 
gelblichem Anfluge; der Hodensack der Männchen mit gelblichweis- 
sem Haaranfluge. Die Haare der Oberseite sind im grössten Theile 
ihrer Länge schieferfarben, nur die Spitzen sind rostfalhlich; die der 
Unterseite sind einfarbig. Der Augenring, der sich vorwärts in 
einen breiten Streifen fortsetzt, ist schwarzhraun; der Schnautzen- 
rücken ist von licht rostgelblicher Farbe, die beiderseits scharf von 
den erwähnten Streifen absetzt. Die Schnurren sind schwarz, Sohlen 
und Füsse lichtfarbig. Der Schwanz ist auf seinem nackten Theile 
einfarbig dunkel röthlichgrau. 


Von zwei Männchen habe ich nachfolgende Maasse entnommen: 


Klunper’ anna As ER TRER RT, A a 
Schayanze IT) SuSE N, 5 S 6 0 
Behaarter Theil desselben. 0 3 0 34 
Von der Nase zum Auge . 0 bi 0 64 
ee as = hr). „SL, 1 2 1 2 
Ohr EN 0 8 0 >) 
Hinterhand . . . - 0 ) 0 94 


Natterer entdeckte diese Art während seiner Flussreise den 
Madeira hinab. 


147 


9. Didelphys microtarsus Narr. Die kurzpfotige 
Beutelratte. 


D. supra saturate fulvescens, subtus lutescens, oculis limbo fusco 
circumdatis, auriculis majoribus, pedihus posterioribus abbre- 
viatis gracilibus; cauda gracili, corpore longiore, basi anguste 
pilosa, parte nuda saturate rubello-cinerea, suhtus tenuissime 
albido-pilosa. 


Didelphys mierotarsus. A. Wases. im Arch. für Naturgesch. 
1842. 8. 359. 


Die kurzpfotige Beutelratte kommt mit der langpfotigen in der 
Grösse der Ohren und der Färbung des Schwanzes überein; aber 
ihre Hinterhände haben die kleinere zierliche Form der D. mu- 
rina und die Färbung der Ober- wie der Unterseite hat mehr 
Roth beigemischt und ist daher gesättigter als bei den beiden an- 
dern Arten. 


Die Farbe der Oberseite ist rostig bräunlichroth, was auf den 
Seitentheilen lichter wird, am hellsten aber auf dem Schnautzen- 
rücken ist, der dadurch sehr von der schwarzen Augenbinde ab- 
sticht. Die Unterseite ist ockergelb, an den Seiten hie und da mit 
rostigem Anfluge. Nicht nur die Haare der Oberseite sind im gröss- 
ten Theil ihrer Länge schieferfarben, so dass das äussere Farben- 
kleid blos von den Haarspitzen ausgeht, sondern auch die der Un- 
terseite sind in ihrer untern Hälfte schieferfarben. Durch letzteren 
Umstand unterscheidet sich D. microtarsus ebenfalls von D. macro- 
tarsus, bei welcher die Haare der Unterseite einfarbig sind; ein 
weiterer Unterschied ist der, dass bei dieser die Schieferfarbe viel 
lichter, bei unserer D. microtarsus dagegen ungleich dunkler und 
schieferblauschwarz zu nennen ist. Nur längs der Mitte des Vor- 
derhalses sind die gelben Haare einfarbig. Der Hodensack ist mit 

19% 


148 


ziemlich langer weisslicher Wolle dicht besetzt. Der Pelzbesatz 
des Unterschenkels erreicht die Ferse nicht. Die Schnurren sind 
schwärzlich, die Füsse lichtfarbig, die Nägel weisslich. Der Schwanz 
ist in seinem nackten Theile einfarbig dunkel röthlich grau, in der 
letzten Hälfte seiner Unterseite mit kurzen, anliegenden, bräunlichen 
Härchen besetzt, was bei D. snacrotarsus nicht der Fall ist. 


Körpern a Re zu ga 


Schwanz.2.. BE ae Be 5 le ae 5 4 
Behaarter Theil desselben. . . . . . 0 4 
Von der Nase zum Auge . . ... 0 5 
PER on 5. Ohren On 
Ole A KesieAnke er 0 74 
Hinterhand.ng it ende heilen ne 0 74 


Natterer fand diese Art blos um Ypanema im südlichen Brasilien. 


10. Didelphys unistriata Nwrr. Die einstreifige 
Beutelratte. 


D. supra e ferrugineo et cano mixta, subtus lateribusque ferrugineo- 
rufescens; stria dorsali impressa obscuriori; capilte abbreviato, 
auriculis breviusculis; cauda dimidio corpore breviore, pelosius- 
cula; vellere brevissiuno, 

Didelphys unistriata. A. Was. im Arch. für Naturgesch. 1542. 

S. 360. 

Der Hahitus dieser Art ist ganz wie der von Didelphys gli- 
rina, aber die Grösse ist etwas geringer, der Schwanz von anderer 

Beschaffenheit. 


Der Körper ist langgestreckt und kurzbeinig. Der Kopf ist 
etwas dick und dabei kurz, die Nasenkuppe gefurcht, die Schnurren 


149 


kurz und fein; die Ohren klein, nicht über den Scheitel vorragend, 
halbrundlich, unten ausgesehnitten und nackt, mit einem zarten Haar- 
anfluge. Die Vorderfüsse sind robuster als die hintern, welche fein 
und schmal sind. Der Schwanz ist noch nicht halb so lang als der 
Körper, an der Wurzel etwas vom Rückenpelze bedeckt, dann bis 
an seine Spitze mit abstehenden Härchen ziemlich dicht besetzt. 
Von dem Schwanze der D. glirina und velutina weicht er darin ab, 
dass er an der Basis nicht so dick und überhaupt nicht kegelför- 
mig gestaltet, seine Behaarung nicht angedrückt, sondern abstehend 
und rauher ist; endlich dass er nicht, wie bei jenen, gerade ausge- 
streckt, sondern am untern Ende hakenförmig eingekrümmt ist. Aus 
dieser Umbiegung, die man dem Schwanze der D. glirina, brachyura, 
velutina und domestica nicht geben könnte, scheint mit ziemlicher 
Sicherheit hervorzugehen, dass der Schwanz der D. unistriata um 
Greifen stimmt ist, was auch noch dadurch bestätigt werden möchte, 
dass die Haare auf der Unterseite der Schwanzspitze mehr ange- 
drückt sind. Der Hodensack ist dicht behaart. Das Weibchen ist 
noch nicht bekannt, wird aber wohl ohne Beutel seyn. Die Behaa- 
rung ist sehr kurz augedrückt und fühlt sich nieht weich an. 


Die Farbe der Oberseite ist rosthraunroth mit feiner weisslieher 
Sprenkelung. Die sämmtlichen Seitentheile und die ganze Unterseite 
ist einfarbig und licht roströthlich, was von der Rückenfarbe scharf 
ahschneidet und auf der Unterseite etwas heller wird. Vom Wi- 
derrist bis zur Schwanzwurzel verläuft ein etwas eingedrückter 
schmaler Streifen von einfarbig dunkel rostbraunrother Farbe. Die 
gesprenkelten Haare des Oberkopfes und Rückens sind in ihrem 
untern Theil grau, dann gelblich mit rosthraunrothen Spitzen; die 
Haare an den Seiten und dem Unterleib sind einfarbig, doch gegen 
ihre Wurzeln lichter. Der Kopf ist ohne besondere Auszeichnung; 
die Schnurren sind schwärzlich, die Wangenbersten weisslich. Die 
Gliedmassen sind rostfalb wie die Seiten, doch zieht sich an der 


150 


Aussenseite der hintern die gesprenkelte Rückenfarbe etwas herab. 
Die Krallen sind ‚gelblich weiss mit dunklem Fleck. Der Schwanz 
ist oben dunkel rostbraun, unten schmutzig rostgelb behaart. Der 
schwarze Hodensack ist mit rostgelblichen Haaren bedeckt. Die 
Sohlen scheinen im Leben fleischfarben zu seyn, 


BKOrDeR 7 .71. Sein) oe 9. rg 
SCHWANZ. 2... 05 0 GR 2 d 
Von der Nase zum Auge. . . 0 64 
f BE a NT 1 1 
RR Ren 0 5 
Hnterband. eur. sa a. 2% 0 63 


Von Natterer bei Ytarar& im südlichen Brasilien gefunden. 


11. Didelphys glirina Narr. Die Bilch-Beutelratte. 


D. Nitelae magnitudine, supra cinerascens, subtus cano-lutescens, 
lateribus pallide rutilo-ochraceis; capite abbreviato, auriculis 
medioeribus; cauda abbreviata, basi anguste pilosa, dein nuda, 
acuminata, pilis nonnullis subtilissimis adpressis obsita. 


Didelphys glirina. A. Wacn. im Archiv für Naturgeschichte. 
1842. S. 359. 


Diese Art ist der Didelphys brachyura sehr nahe verwandt, welch 
letzterer es wie andern Beutelratten gegangen ist, dass unter ihr 
mehrere verschiedene Spezies zusammen begriffen worden sind. Zuvör- 
derst ist zu bemerken, dass die Beschreibungen, welche Schreber *), 


*) Säuglh. 11. S. 548. Die Farbe des ganzen 'Ihieres, sagt Schreber, 
sieht kaffeebraun, auf dem Rücken dunkler, auf dem Bauche etwas 


heller. Die Haare sind in ihrem untern Theile aschgrau, an der 


151 


Geoffroy*), Temminck**) und Waterhouse***) von der D. brachyura 
gegeben haben, weder unter sich zusammen stimmen, noch auch auf 
unsere Art, die ihrem ganzen Habitus nach zu dieser Gruppe ge- 
hört, passen. Letzteres ist am wenigsten zu verwundern, da unsere 
Art, als den westlichsten Theilen Brasiliens angehörig, wohl erst 


Spitze dunkel rothbraun, die längern Rückenhaare mit schwarzen 
Spitzen. Der Schwanz ist nicht merklich schuppig, am Anfange oben 
mit langen Haaren bedeckt, welche im Fortgange immer kürzer werden. 
Körper 3‘ 2'', Schwanz 1" 8. 

*) Catal. des Mumm. p. 145. Pelage marron fonce [roux fonce]|, blan- 
chätre en dessous; queue tr6s-grosse A son origine et de moitic moins 
longue que le corps, velue en dessus jusqu’aux deux tiers de sa lon- 
gueur; ses poils se perdent insensiblement dans les &cailles. Rörper 6”. 

**) Monograph.1.p.53. Parties superieures d'un gris-fauve jaunätre ä peu 
pres de la m&me teinte que le Surmulot ou Mulot; cötds, cuisses et 
base de la queue d’un roux assez vif, ou couleur de rouille; parties 
inferieures d'un roux jaunätre, (Queue epaisse ä la base et terminde 
en pointe, poilue a sa base seulement, le reste couvert d’un petit poil 
tres ras. Hörper 4” 3, Schwanz 2” 3. Gemein in Surinam; ein 
Exemplar von Monte-Video?, ein anderes aus Brasilien. 

*##) Marsup. p. 111.; z00l. of the voy. of Beagle. mamm.p. 97. tab.22, Fur 
erisp; Ihe upper surface ashy-grey, grizzled with yellowish-white; het 
sides and under parts rusty yellow; the eye is encircled with rusty- 
yellow. Tail clothed with short stiff hairs and exhibiting scales. Fur 
of the back greyish at the base, that on the belly uniform. Körper 6”, 
Schwanz 2” 8, Ohr 3%/,'". Von Maldonado am la Plata. 

Man sieht auf den ersten Anblick die grosse Verschiedenheit in 
den Angaben, und dass diese ebenfalls auf keine unserer neuen Ar- 
ten Anwendung finden. Am ersten könnte noch Schreber’s und 
Temminck's Beschreibung zusammen passen und für diese der Name 
Didelphys brachyura beibehalten werden. Hievon ist aber Waterhouse's 
D. brachyura zu twennen, der man dafür den Namen D. dimidiuta bei- 


legen könnte. 


durch Natterer ihren Weg in ein europäisches Museum gefun- 
den hat*). 


Der Kopf unserer D. glirina ist kurz, ebenso die Sehnurren 
und nackten Ohren. Die Beine sind kurz; die Hinterhände ziemlich 
schmal. Der Schwanz ist kürzer als der halbe Körper, nur an der 
Wurzel auf eine sehr kurze Strecke vom Rückenpelze und zwar 
oben wie unten gleichförmig bedeckt, dabei in diesem Theile von 
gewöhnlicher Dicke, die auf dem nackten Theile immer mehr ab- 
nimmt, so dass die Schwanzspitze ziemlich dünn wird. Auf dem 
nackten Theile sieht man feine Schuppenringe, die aber von einem 
zarten anliegenden Haaranfluge meist verdeckt werden. Der Ho- 
densack ist kugelig; das Weibchen noch unbekannt, sicherlich aber 
ohne Beutel. 


Die Färbung der Oberseite ist schwarzgrau mit feiner lichtgrau- 
licher Sprenkelung; die Seiten sind abgeschossen roströthlich, was 
am lebhaftesten an den Halsseiten und den Hinterkeulen auftritt; die 
Unterseite ist blass graugelblich, Alle Haare sind in ihrer untern 
Hälfte schiefergrau; auf der Oberseite folgt dann schwarzbraun mit 
licht graulichgelben Spitzen, an den Seiten sind die Spitzen rost- 
röthlich, auf der Unterseite hellgelb. Der Kopf hat auf der Ober- 
seite die Färbung des Rückens; Augenringe oder ein mittlerer Längs- 
streif fehlt ganz. Die Wangen fallen in's trüb Rostgelbliche, was 
hinterwärts lebhafter, unterwärts blasser wird. Der Vorderhals hat 
einen stark ockergelblichen Anflug, während der Unterleib nur blass 
graugelblich ist. Die Aussenseite der Gliedmassen ist wie die Sei- 
ten blass roströthlich mit Grau gemischt, die Vorderhände sind licht- 


#*) Wahrscheinlich wird aber auch die von Walerhouse in seiner Natural 
History of the Mammalia I. S. 523 beschriebene lichtere Abänderung 
von D. drachyura nicht dieser, sondern unserer D. glirina zustän- 
dig seyn. 


153 


bräunlich, die Hinterhände schmutzig weisslich; die Nägel hell gelb- 
lich; die Nasenkuppe dunkel. Der behaarte Theil des Schwanzes 
ist roströthlich, oben mit dunklerer Schattirung; der nackte Theil ist 
oben schwärzlich braun, unten und an den Seiten lichtbräunlich. Der 
Hodensack ist schwarz, mit dichtem weisslichem Haaranfluge. 


UT FH er G4 .120 
SChWane ln in 2 6 
Behaarter Theil desselben. . . 0 44 
Von der Nase zum Auge. . . 0 7 
la BESROBR 1 1) :1:" ARE" Ser 1 2 
Oben toi ahnen Fra 0 6 
Hinterhandk od su sılaleaivt 0 5 


Das einzige Exemplar wurde von Natterer bei Cachoeira do 
Pau grande am Mamore gefunden. 


12. Didelphys domestica Narr. Die Haus-Beutelratte. 


D. Ratto minor, supra sordide einerascens , sublus lateribusque 
lutescens; capite haud striato, auriculis majusculis; cauda ab- 
breviata, incrassata, pilis albidis brevissimis adpressis vestita. 


Didelphys domestica. A. Wasx.im Arch. für Naturgesch. 
1842. S. 369. 


Leib und Kopf sind langgestreckt, die Gliedmassen kurz und 
dick, die Hinterhände schmal. Die Schnurren sind kurz und schwach, 
die Nasenkuppe nackt und in der Mitte getheilt; die Ohren sind 
gross und nackt. Der Schwanz erreicht nicht die Hälfte der Kör- 
perlänge, ist dick, nimmt nur wenig an Umfang gegen die stumpfe 
Spitze ab, ist ohne merkliche Beschuppung, scheint im Leben licht 
fleischfarbig gewesen zu seyn, und ist mit kurzen, feinen, anliegen- 
den Härchen beflogen, die unten und an den Seiten weisslich, oben 

Abhandlungen d. II. Cl. d.k. Ak. d. Wiss. V. Bd. I. Abthl. 20 


154 


schwärzlich sind und bei ihrer Kürze und Spärlichkeit die nackte 
Haut nicht verdecken können. Die Männchen haben einen volumi- 
nösen Hodensack; die Weibchen sind ohne Beutel. Der Pelz ist 
verhältnissmässig kurz und glatt anliegend; an den Gliedmassen 
läuft er, immer kürzer werdend, bis zu den Fingern und Zehen herab, 
die nur einzelne Härchen aufzuweisen haben; die Schwanzwaurzel 
ist von ihm nicht überzogen. 


Die Farbe der Oberseite ist aus Schwarz und schmutzig Gelb- 
lich gesprenkelt, was einen trüben Ton hat und wobei die erstere 
Farbe vorherrscht. An den Seiten gewinnt bald die graulichgelbe 
Farbe die Oberhand und die ganze Unterseite ist schmutzig gelb, was 
am Unterkiefer in's trüb Weissliche fällt. Die Haare sind in ihrem 
untern Theile grau, was auf der Oberseite einen grössern Theil 
ihrer Länge, ‚auf der untern einen kleinern wegnimmt. Die Haar- 
spitzen sind hiernach länger oder kürzer gelb, und indem sich auf 
dem Rücken und Oberkopfe viele ganz schwarze Haare einmengen, 
erlangen diese Theile eine gesprenkelte Färbung, während die Sei- 
ten nebst der Unterseite, wo die schwarzen Haare fehlen, einförmig 
schmutzig gelb sind. Der Kopf hat keine Auszeichnung, indem ihm 
sowohl Augenringe als Längsstreifen abgehen. Die Aussenseite der 
Beine zieht in’s licht Braungraue mit lichten Haarspitzen; die Hände 
sind weisslich behaart, die Krallen gelblichweiss. Die Nasenkuppe ist. 
dunkel, die Sohlen sind lichter, Der Hodensack ist schwarz, dicht 
mit weisslichen Härchen bewachsen. Die Schnurren sind schwärz- 
lich, zum Theil mit hellen Spitzen. 


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Körper +\uadloy nie vab.ar De 0 
Schwanzib ey Amar ana: 
Von der Nase zum Auge. . . 
„ 5) ” zu Ohr 
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Natterer entdeckte diese Art in Cuyaba in der Provinz Mato 
grosso, wo sie häufig in den Wohnungen gesehen wird. 


13. Didelphys velutina Narr. Die Sammet-Beutelratte. 


D. Musculi magnitudine, mollissima, supra umbrino-fusca, subtus 
abrupte lutescens; capite acuto, auriculis majusculis; cauda 
corpore paululum breviore, basi anguste villosa, dein nudius- 
cula, obscura, acuminata, pilis brevissimis- glabris adpressis 
vestita. 


Didelphys velutina. A. Wiss. im Archiv für Naturgeschichte. 
1842. S. 360. 


Der Habitus dieser Beutelratte ist ganz der einer jungen Didel- 
phys murina, auch die Färbung hat viele Achnlichkeit, aber der 
Schwanz ist völlig verschieden und bringt unsere Spezies in Ver- 
bindung mit D. brachyura und den damit verwandten Arten. 


Der Kopf läuft spitz zu, und die Nasenkuppe ist in der Mitte 
gefurcht. Die Schnurren sind kurz und schwach, die Ohren ziem- 
lich gross, nackt, oval und über den Scheitel weit überragend. Die 
Füsse und Hände sind klein und zierlich. Der Schwanz, welcher 
dem Körper an Länge etwas nachsteht, ist nur an der Schwanz- 
wurzel auf eine ganz kurze Strecke vom Rückenpelz umhüllt. Sein 
enthlöster Theil, der anfangs verhältnissmässig dick ist, spitzt sich 
allmählich zu, zeigt keine merkliche Beschuppung und ist mit kurzen, 
fest angeklebten Härchen besetzt. Der Pelz ist glatt, reichlich, 
ziemlich lang und fühlt sich so weich wie Sammet an, am Unter- 
schenkel hört er auf, bevor er dessen unteres Ende erreicht. Der 
Hodensack ist dicht mit zottigen weisslichen Haaren besetzt. Das 
Weibchen ist noch unbekannt, wird aber wohl ohne Beutel seyn. 


Die Farbe der Oberseite ist fein braunschwarz und licht gelh- 
20* 


156 


bräunlich gesprenkelt; die Seiten und der Unterleib sind hell isa- 
bellgelb. An der Grenze beider Farben verläuft an den Rumpfseiten 
eine schmale, verwischte, licht roströthliche Binde, die an den Hals- 
seiten mehr Lebbaftigkeit gewinnt und sich breiter ausdehnt; auch 
der Vorderhals hat einen rostigen Anflug, während Kehle und Un- 
terkiefer ins Gelblichweisse erblassen. Die Haare sind dem gröss- 
ten Theile ihrer Länge nach dunkel schieferblauschwarz; auf der 
Oberseite mit bräunlich gelben und schwarzbraunen Spitzen, auf der 
Unterseite mit gelben. Die Augen liegen in einem schwarzen Ringe, 
der übrigens weder vor- noch rückwärts in eine Binde ausläuft. Son- 
stige Abzeichen am Kopfe sind nicht vorhanden. Schnurren und 
Ohren sind ziemlich dunkel. Die Hinterbeine sind auf der Aussenseite 
von der Farbe des Rückens, die vordern gehen bald in's trüb Isa- 
bellfarbige über; die Zehen sind schmutzig weisslich, die Nägel 
weisslich mit dunklerem Fleck; die Sohlen hellfarbig. Der Schwanz 
hat auf der obern Seite eine etwas fettige russbraune Farbe, die 
unten merklich lichter ist. Der hellfarbige Hodensack ist mit weiss- 
lichen Zottenhaaren besetzt. 


Könner is... Eat u sach a zus 
Schwanz . In ERST RT 2 ) 
Behaarter Theil desselben . 0 44 
Von der Nase zum Auge. . . 0 5 
‚eur kr „.i:Obrev.. = 95:4 
Ohr ohngefähr . . Eich 0 34 
Hinterhanl we. ut act 0 54 


[ 


Von Natterer bei Ypanema im südlichen Brasilien entdeckt. 


nn 
—aU 
1 


IT. CHIRONECTES. Schwimmbeuler. 


Als ich in meiner Fortsetzung des Schreber'schen Werkes der 
Reihenfolge gemäss die Gattung Chironectes in Bearbeitung nehmen 
musste, war es mir nicht möglich eine vollständige Schilderung zu 
liefern. An Originalbeschreibungen lagen nur zwei vor, nämlich von 
Buffon”) und Ogilby*®*). Ersterer hatte blos ein junges Thier vor 
sich; letzterer gab ebenfalls nur nach einem solchen von dem Gebisse 


Me ae 


*) und Owen) 


eine Beschreibung, welche der von Fr. Cuvier 
hierüber mitgetheilten Notiz bezüglich der Zahl der Lücken- und 
ächten Backenzähne geradezu widersprach; auch hatte er das Vor- 
kommen von sehr grossen Backentaschen behauptet, was bisher we- 
der von dem Schwimmbeutler, noch von irgend einem andern Beutel- 
thier bekannt war und daher höchst zweifelhaft erscheinen musste. 
Die von meinen Vorgängern gelassenen Lücken auszufüllen oder 
das Zweifelhafte sicher zu stellen, war mir damals nicht möglich, da 
ich von dem Schwimmbeutler kein Exemplar zur eignen Untersuchung 
auftreiben konnte, Auch die bald darauf erschienene Beschreibung 
von Waterhouse 7), so genau sie auch die äussere Beschaffehheit 
erörtert, vermochte doch nicht die durch Ogilby angeregten Bedenk- 
lichkeiten zu lösen, da er in allen englischen Sammlungen nicht mehr 
als ein unvollständiges Exemplar auffinden konnte. 


Das schöne Material, welches Nafterer auch von dieser Gat- 


*) Suppl. III. p. 159. tab. 22. 
**) Lond. and Edinb. Phil. Mag. IX. (1836) p. 510; Proceed. IV. p. 56. 


Dents des mammif. p. 75. 

+) Odontograph. p. 381. 

+7) Marsup. p. 112. tab. 4.; ganz neuerdings in der Nat. Hist. of the 
Mammal. I. p. 529. 


158 


tung zusammenbrachte, lässt alle Zweifel beseitigen, und eine genaue 
Beschreibung dieses merkwürdigen, und in den Sammlungen noch 
höchst seltnen, Thieres mit besonderem Bezug auf die erwähnten 
strittigen Punkte entwerfen. Mit solehen Hülfsmitteln versehen, wird 
überdiess über die Berechtigung des Schwimmbeutlers als eigne Gat- 
tung im Systeme Platz zu nehmen, eine sichere Entscheidung her- 
beigeführt werden können. 


Der äussere Habitus des Schwimmbeutlers ist der der lang- 
schwänzigen Beutelratten, wie es schon von meinen Vorgängern be- 
merklich gemacht worden ist, daher es auch keiner ausführlichen 
Beschreibung desselben, sondern nur einzelner Bemerkungen bedarf, 
hauptsächlich solcher, welche zur Entscheidung über die Gattungs- 
Ansprüche dieses Thieres hervorgehoben werden müssen. Vorder- 
wie Hinterfüsse sind mit 5 Zehen versehen. Die Zehen der Vor- 
derfüsse sind lang, schmächtig, ganz von einander getrennt, mit 
sehr schwachen Krallen, die über die breiten angeschwollenen Ballen 
nicht vorragen, noch weniger sie der Breite nach überdecken, son- 
derm in diese eingebettet sind. Der Daumen an den Vorderfüssen 
ist verhältnissmässig lang und hat eine ähnliche Kralle. Einen auf 
den ersten Anblick sehr befremdlichen Eindruck gewährt es, dass 
hinter dem fünften Finger ein Anhängsel mit knöcherner Ausfüllung 
zum Vorschein hommt, das wie ein kleinerer sechster Finger, jedoch 
ohne Kralle, aussieht. Owen hat uns indess schon belehrt, dass 
dieser scheinbare Finger lediglich durch die ungewöhnliche Ent- 
wicklung des Erbsenbeines hervorgebracht wird. Die Handsohlen 
sind sehr angeschwollen und nackt. 


Die Hinterfüsse sind kurz, und, abgesehen vom Hinterdaumen, 
erinnern sie gleich durch ihre ungemein breite platte Form, die gros- 
sen Schwimmhäute und ihre angeschwollenen nackten Sohlen an 
die der Biber; es sind also Schwimmfüsse im vollkommensten Sinne 
dieses Wortes und hiedurch von den Füssen aller Beutelratten we- 


159 


sentlich verschieden. Die Schwimmhaut, welche alle Zehen eines 
jeden Fusses einschliesst, reicht bis gegen die Wurzel der Krallen 
vor. Die Krallen sind stärker und länger als an den Vorderfüssen, 
über die Ballen vorragend, sichelförmig, von beiden Seiten ganz 
schmal zusammengedrückt; der ansehnlich lange und nicht so weit 
als bei den Beutelratten abgerückte Daumen ist nagellos. 


Der lange Schwanz ist nur an seiner Wurzel vom Rückenpelz 
bezogen, der in gleicher Erstreckung, oben wie unten, plötzlich auf- 
hört. Der ganze übrige Theil des Schwanzes ist nackt, im Leben 
oben eylindrisch gewölbt, unten flach gedrückt, dabei nach unten ge- 
krümmt; derselbe ist mit lauter kleinen, meist etwas rhomboidalen 
Schuppen bedeckt, die jedoch keinesweges in wirtelartige Reihen 
gestellt sind; zwischen ihnen kommen, zumal auf der Unterseite, ein- 
zelne kurze anliegende Härchen zum Vorschein, die erst bei näherer 
Besichtigung in die Augen fallen *). 


Die Männchen haben den gewöhnlichen hängenden Hodensack 
der Beutelratten; die Weibchen, wie wir diess zum erstenmal durch 
die von Natterer gesammelten Exemplare in Erfahrung‘ bringen, 
einen vollständigen Beutel. 


Der Pelz ist sehr dicht und weich, namentlich auf der Unter- 
seite, wo er sich wie die feinste Baumwolle anfühlt und einen sei- 
denartigen Glanz hat. Auf der Oberseite sind ihm viele längere 
steifere Borstenhaare eingemengt, die auf der Unterseite weit selte- 
ner sind. An den Gliedmassen hört der Pelz am Hand- und Fuss- 


*) Wie Ogilöy vom Schwanze des Schwimmbeutlers sagen kann, dass 
dieser dem des Hydromys chrysogaster, so vollkommen gleiche, dass 
man diese Theile, wenn sie von den Thieren getrennt wären, un- 


möglich zu unterscheiden vermöchte, ist nicht wohl begreiflich. 


160 


Gelenke auf; nur die Mittelhand ist auf der Oberseite etwas mit 
Härchen besetzt. Die Ohren sind kahl. 


Schnurrhaare finden sich nicht nur an den Nasenseiten, hinter 
dem Auge und auf den Wangen, sondern auch am Unterkinne. Der 
Hodensack ist dicht filzig behaart. 


Ogilby schreibt, wie erwähnt, dem Schwimmbeutler grosse 
Backentaschen zu. Da gedachter Naturforscher keine frischen Exem- 
plare untersuchen konnte, sondern nur 2 Bälge, wovon der eine, 
nach dem hauptsächlich seine Beschreibung entworfen ist, von Nat- 
terer ihm zur Ansicht bewilligt worden war, so ist nicht abzusehen, 
wie sich Ogilby einer solchen Thatsache versichern konnte. An 
unsern Exemplaren konnte er wenigstens solche nicht ausmitteln, 
und von Natterer rührt. eine derartige Mittheilung auch nicht her, da 
er keine Backentaschen beobachtet hatte. Die Angabe von ihrem 
Vorkommen fusst demnach auf keinem Grund. 


Vom Gebisse geben, wie erwähnt, Fr. Cuvier und Owen au, 
dass es sich ganz wie das von Didelphys verhalte, nämlich: 1 
Schneidezähne, 44 Eckzähne, 33 Lücken- und 44 ächte Backen- 
zähne, im Ganzen 50 Zähne. Ogilby zählt dagegen nur 42 Zähne, 
indem er in jeder Kieferhälfte blos 2 Lückenzähne und 3 Backen- 
zähne aufführt. So verschieden diese Angaben klingen, so sind 
doch beide gleich richtig; die Differenz ist aber dadurch verursacht, 
dass die beiden erstgenannten Zoologen alte Thiere vor sich hatten, 
Ogilby dagegen nur ein junges, noch nicht erwachsenes. Ich habe 
das nämliche Exemplar, das ihm Natterer zur Ansicht verwilligt 
hatte, zur Vergleichung benützt und dieselbe Anzahl von Zähnen, 
wie Ogilby an ihm gefunden; allein dass es ein nicht erwachsenes, 
noch nicht mit allen seinen Zähnen versehenes Thier ist, geht evi- 
dent aus seiner geringen Grösse hervor, die nicht einmal 94 Zoll 


461 


vollständig ausmacht, während ein altes Thier eine Körperlänge von 
13” und eine Schwanzlänge von fast 12“ erreicht. An erwachsenen 
Exemplaren habe ich, in Uebereinstimmung mit Fr. Cuvier und Owen, 
gleichfalls in jeder Kieferhälfte 3 Lückenzähne und 4 ächte Backen- 
zähne gezählt. 


Kommt also gleich der Schwimmbeutler mit den Bentelratten in 
der Zahl der Zähne überein, so entfernt er sich doch von den letz- 
teren in der eigenthümlichen Bildung seiner Füsse dermassen, dass 
wir vollkommen berechtigt sind, ihm die Rechte einer Gattung zuzu- 
gestehen, die übrigens nur eine einzige Art, den Uhironectes varie- 
gatus Iuuic., aufzuweisen hat. 


Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Ak d. Wiss. V. Bd. I. Abth. | 


162 


Zweite Ordnung» Handflügler. 


Natterer hatte auf seinen Reisen den kleinen Säugthieren ein 
eben so lebhaftes Interesse als den grösseren zugewendet, und da- 
durch glückte es ihm auch unter den Handflüglern eine ansehnliche 
Anzahl von neuen Arten zu entdecken. Eitliche andere, welche die 
hiesige Sammlung durch ihre anderweitigen Verbindungen erhielt, 
sind hier gleichfalls aufgenommen. 


I. PHYLLOSTOMA. Blattnase. 


Zu dieser den tropischen Gegenden Amerika's angehörigen Gat- 
tung bin ich im Stande 10 neue Arten hinzuzufügen, die, mit Aus- 
nahme von Phyllostoma calcaratum, durch Natterer zusammen ge- 
bracht worden sind. Eine 11te Art, Phyllostoma lineatum, ist zwar 
schon früher beschrieben worden, aber so wenig ausreichend, dass 
ich die Gelegenheit,. sie vollständig zu charakterisiren, nicht unbe- 
nützt lassen wollte. Noch hat Natterer mehrere Exemplare mitge- 
bracht, die sich an Ph. perspicillatum anreihen, jedoch mancherlei 
Abweichungen darbieten; ich bin indess nicht mehr dazu gekommen, 
sie einer genauern Prüfung zu unterwerfen und muss sie daher vor 
der Hand unberücksichtigt lassen, 


163 
a) Cauda patagio inlerfemorali brevior (Vampyrus Spix.). 


1. Phyllostoma longifolium Narr. Die langblättrige 
Blatinase. 


Ph. supra fuscum, subtus pilis basi fuscis, apice flavidis ; dorso stria 
longitudinali canescente notato; auriculis elongatis; prosthemate 
angusto, longissimo; cauda elongata; patagio interfemorali am- 
plissimo truncato. 


Phyllostoma longifolium. A.Wasn. im Arch. f. Naturgesch. 1843. 
S. 365. 


Eine kleine, aber sehr ausgezeichnete Art. Untere Schneidezähne 
sind nur 2 vorhanden. Die Ohren sind gross, an der Spitze abge- 
rundet, am äussern Rande nicht ausgeschnitten, am innern unterhalb 
der Mitte bogenförmig erweitert, dabei mit feinen Härchen beflogen, 
während die Wurzel auf der Hinterseite mit dem langen Pelze des 
Kopfs überzogen ist. Die Klappe reicht bis gegen die Ohrmitte, ist 
am innern Rande gerade, am äussern bogenförmig und hier mit drei 
Zähnen versehen; das Ohrende läuft in eine schmale Spitze aus. 
Das Nasenblatt ist sehr lang und schmal, mit starker Mittelrippe, 
an den Seitenrändern ganz, aber durch Härchen bewimpert. Der 
Schwanz ist verhältnissmässig sehr lang (nächst dem von Ph. ma- 
crophyllum am längsten), indem er die Mitte der Schenkelflughaut 
erreicht, und 4 Wirbel zeigt, von welchen der letzte frei hervor- 
ragt. Die Schenkelflughaut ist ausserordentlich gross und am Ende 
gerade abgeschnitten; die Sporen sind ebenfalls von bedeutender 
Länge. Die Flügel sind nackt, auf der Innenseite um den ganzen 
Körper mit vielen Punktreihen besetzt, die namentlich fast die ganze 
Schenkelflughaut bedecken; die Flügel setzen sich etwas unterhalb 
der Fusswurzel am Mittelfusse an. 


Die Farbe der Haare ist auf der Oberseite dunkelbraun, wo- 
21* 


164 


bei die Wurzeln in’s Weissliche fallen; sehr bezeichnend ist ein 
schmutzig grünlichgrauer Längsstreif, der über den Rücken längs 
des Rückgraths verläuft. Die Unterseite hat einen trübgelben Ton, 
der jedoch an dem Unterkiefer und den Halsseiten lebhaft rostgelb 
wird. Die Haare des Unterleibs sind am Grunde braun mit gelben 
Enden. Die Flughäute fallen in's Dunkelbraune. 


Vom Scheitel zum Steiss 4” 11“ | Schwanz wurunel ame 84 
Kopf „in... RA Re 4 | Schenkelflughau . . . 1 4 
(Bren IRTBTIERTT EN BERNER PTBN NIS BRTERE ESSEN PEN PUSSREETER. (0) 
Nasenblättwe 3 207. 28056.5 9 
Grösste Breite desselben 0 1 7 


Vorderarn eh en - Warzen 
Elnswertei I 20w.02 72.14 


Die Heimath ist Villa Maria in der Provinz von Mato grosso, 
wo Natterer diese Art entdeckte. 


2. Phyllostoma amblyotis Narr. Die grossohrige 
Blattnase. 


Ph. castaneo-fuscum, subtus pilis bruneis, basi paululum albidis; 
auriculis amplissimis, cauda brevi, calcarıbus longis, alis me- 
tatarso affixis. 


Phyllostoma amblyotis. A. Waen. im Archiv für Naturgesch. 
1843. S. 365. 


Aus zwei Exemplaren (einem ausgestopften und einem’ in Brannt- 
wein aufbewahrten) ist mir diese von Natterer entdeckte Art be- 
kannt, die mit Ph. bidens in nächster Verwandtschaft steht, aber 
durch ausreichende Merkmale von ihm verschieden ist. Zwischen 
den starken Eckzähnen sind unten ebenfalls nur zwei Schneidezähne 
eingeschoben. Die Ohren sind ungemein lang, ziemlich weit, dünn, 
oval, abgerundet, an den Seitenrändern nicht ausgeschnitten, sondern 
hier in der Mitte erweitert; nur gegen die Basis des äussern Ran- 


165 


des findet sich ein kleiner Einschnitt, wodurch ein kurzer Ohrlappen 
entsteht. Gegen den innern Rand verläuft auf der Innenseite eine 
Längsfalte, und die innere Ohrenwand ist von schwachen Querfur- 
chen durchzogen. Die kurze Klappe ist stumpf zugespitzt, in der 
untern Hälfte des äusseren Randes mit drei kleinen Zacken ver- 
sehen, während der innere Rand unterhalb seiner Mitte nur eine 
schwache Kerbe zeigt. Das Nasenblatt ist kurz, ziemlich breit, oval, 
zugespitzt und ganzrandig. Die Unterlippe zeigt vorn ein Dreieck 
kleiner Warzen, innnerhalb welchem noch einige kleinere stehen. 
Der Schwanz ist ganz kurz, besteht aus drei Gliedern, und ragt 
mit einem kleinen Knöpfchen aus der Schenkelflughaut heraus. Die 
Flügel sind breit, nackt, und unterhalb der Ferse auf dem Mittel- 
fusse (also etwas tiefer als die Sporen) angeheftet. Die Schenkel- 
flughaut ist sehr gross, den Schwanzstummel weit überragend, am 
Rande fast gerade, indem sie zwischen den ziemlich langen Sporen 
nur ganz schwach concav ausgeschnitten ist. VomSchwanzende verläuft 
auf der Schenkelflughaut längs ihrer Mitte eine dünne Rippe, welche 
sich am Ende spaltet. Höher am Schwanze geht noch ein Paar 
feiner Rippen gegen die Wurzel der Sporen ab, und andere Rippen 
ziehen sich von den Schenkeln gegen den Rand der Schenkelflug- 
haut. Diese Rippen kommen übrigens auch andern kurzschwänzigen 
Arten zu. 


Die Behaarung ist weich und reichlich, auf der Oberseite hell 
kastanienbraun, auf der Unterseite lichtbräunlich. Auf der Oberseite 
sind die Haare am Grunde weisslich, dann kastanienbraun und meist 
mit ganz kurzen lichtern Spitzen. Auf der Unterseite sind die 
Haare lichtbräunlich, was am Grunde in’s schmutzig Weissliche über- 
geht. Die Flügel sind dunkelbraun. 


Das ausgestopfte Exemplar zeigt folgende Dimensionen: 


166 


Vom Scheitel zum After, 2” 6“|Schwanz . . . 1 


Kopf. . . 2 2... 1.0 |Schenkelflughaut langes 
Obzen.n. ats. 4: 0 der Mitte REN | 0 
Breite derselben on ac SEOLEB SE ee 
Krümmung . . 0 9 | Vorderarm. ae 
Höhe des N 0O 4 |Ünterschenkel. . .„ . 1 0 
Grösste Breite desselben 0 24 |Flugweite. . . ..142 6 


Von Phyllostoma bidens verschieden durch noch grössere Ohren, 
kürzeren Daumen (um eine Linie kürzer in seinem frei vorragenden 
Theile), tiefer angesetzte Flügel (bei Ph. bidens nur an der Fuss- 
wurzel), kürzere Sporen, auf der Innenseite ganz nackte Flügel, 
während sie bei Ph. bidens um die Arme und den Leib dicht wollig 
behaart sind. Endlich sind bei Ph. amblyotis auf der Unterseite 
die Haare einförmig liehtbräunlich, während sie bei Ph. bidens ent- 
schieden zweifarbig sind. 


Genauer als am ausgestopften Exemplare sind nachfolgende, 
von einem in Branntwein aufbewahrten weiblichen Individuum ent- 
nommene Dimensionen. 


Vom Scheitel zum After. 7 5“ |Schwanz . . . .. ..0% 54 
Kon lee 54 Schenkelflughaut. . . 1 4 
Ohren . Su SpoLeN.s Sür nasse Ai 3 
Breite derselben -. Vorderam.. ya as sh 
Höhe des Nasenblatts Unterschenkel . . . 0 114 
Breite. Elnspyeiteius worin des 8 


oO OO - 
(er > ro fr Sg 


Die Heimath des letzt erwähnten Exemplares ist Mato grosso; 
vom ausgestopften Exemplare habe ich sie nicht aufgezeichnet. 


167 


3. Phyllostoma discolor Narr. Die missfarbige 
Blattnase. 


Ph. bicolor, supra saturate castaneo-fuscum, pilis basi albidis, 
apice fuscis; gastraeo sordide albicante; capite supra casta- 
neo; auriculis medioeribus, cauda calcaribusque brevissimis. 


Phyllostoma discolor. A. Wacn. im Archiv für Naturgeschichte, 
1843. S. 366. 


Ist zwar mit Ph. bicolor sehr nahe verwandt, doch durch 
mehrere Merkmale specifisch verschieden. Die Gestalt ist robust; 
der Kopf lang und dick. Die Eckzähne sind stark; die untern 
weit genug von einander gerückt, um 4 kleinen Schneidezähnen da- 
zwischen Platz zu lassen. Die Ohren sind bedeutend kürzer als 
der Kopf, oben in eine Spitze auslaufend, am Aussenrande oberhalb 
der Mitte stark ausgeschnitten, so dass hier die untere Hälfte bogen- 
förmig gewölbt ist; am Innenrande zieht eine Längsfalte herab. Die 
Klappe ist kurz, erreicht nicht die Mitte des Ohrs, ist zugespitzt, 
am äussern Rande in der untern Hälfte gezackt. Das Nasenblatt 
ist kurz, breit und ganzrandig. Die Unterlippe trägt vorn einen drei- 
eckigen Besatz von Warzen. Der Schwanz ist sehr kurz und ragt 
am Ende mit einem dicken Knöpfchen frei hervor. Die Schenkel- 
flughaut greift über ihn noch weit hinaus und ist schwach concav 
ausgeschnitten. Die Sporen sind sehr kurz. Die Flughaut ist breit 
und nackt; die Flügel sind an der Ferse angeheftet. 


Die Farbe der Oberseite ist dunkel kastanienbraun, wobei die 
Haare am Grunde gelblichweiss sind, was wie gewöhnlich am Halse 
durchschimmert. Die ganze Unterseite ist schmutzig gelblichweiss 
mit bräunlichem Anfluge, der namentlich an den Seiten hervortritt. 
Die Oberseite und Seitentheile des Kopfs sind gleich dem Rücken 
kastanienbraun, Die Flughäute sind dunkelbraun. 


168 


Vom Scheitelzum Steiss 2” 74“ | Schwanz. . = 2 ....0% 3 

Kopf t 44 | Schenkelflughaut. DEWF8 

Ohren 0 8 ,|Sporen.. 0 4 

Nasenblatt. .. 0 33 | Vorderarm, OS 

Grösste Breite dessel- Flugweite „We, 9m 2 
ben on 2 E 


Ph. discolor ist grösser als Ph. bicolor; die Oberseite einfar- 
big dunkelkastanienbraun, indem der lichte Grund der Haare nur am 
Nacken durchschimmert, während bei Ph. bicolor die Haare drei- 
mal geringelt sind, wobei am Oberkörper dasWeisse so vorherrscht, 
dass der Kopf fast ganz weiss ist, indess er bei Ph. discolor dun- 
kelbraun sich zeigt. Ohren und Flughäute scheinen bei Ph. bicolor *) 
lichter gefärbt zu seyn. 


Natterer hat diese Art beiCuyaba in der Provinz Mato grosso 
entdeckt. 


6) Cauda nulla, patugium interfemorale distinctum. 


4. Phyllostoma calcaratum Wascn. Die langspornige 
Blattnase. 


Ph. supra fuliginosum, pilis albidis, apice basique fuscis; subtus 
] ; 
brunescens, pilis fere unicoloribus; prosthemate elongato, an- 
gusto, lanceolato; calcaribus longissimis. 


*) Hinsichtlich der als Phyllostoma bicolor von mir bezeichneten Art, die 
ich (in der Fortsetzung von ‚Schreber's Säugth. Suppl. I. S. 400) nur 
nach einem einzigen ausgestopften Exemplare der hiesigen Sammlung 
beschreiben konnte, muss ich bei dieser Gelegenheit bemerken, dass 
wahrscheinlich ein Schwanz bei ihr nicht vorhanden ist. 


169 


Phyllostoma calcaratum. A. Waex. im Arch. f. Naturgesch. 
1843. S. 366. 


Bei der langspornigen Blattnase ist das Nasenblatt schmal lan- 
zettförmig, indem es bedeutend länger als breit ist; die Ohren sind 
ziemlich gross und am Aussenrande seicht ausgeschnitten. Die Flug- 
haut ist ganz nackt und reicht nicht bis zur Fusswurzel herab. Der 
Schwanz fehlt gänzlich, die Sporen sind von bedeutender Länge, 
und die Schenkelflughaut ist seicht ausgeschnitten und gleich den 
Schwingen ebenfalls ganz nackt. 


Das Gebiss besteht aus 4 Schneidezähnen, +4 Eckzähnen und 
3.5 Backenzälnen, die sich vollkommen so verhalten, wie ich sie 
bei Ph. hastatum, bidens und brevicaudum gefunden habe. 


Die Färbung ist auf der Oberseite rostig kastanienhraun, was 
auf der Unterseite bedeutend lichter ist. Die einzelnen Haare der 
Oberseite sind nur am Grunde und an der Spitze rostbraun, im Uebri- 
gen sind sie weisslich; auf der Unterseite sind sie fast einfarbig 
licht rostbräunlich, was nur am Grunde etwas dunkler wird. Die 
nackten Häute sind russfarbig. 


Vom Scheitel zum Steiss 2” 1 Schwanz . . . » ..0 0 


Mopke via 1 au 08 | Schenkelflughaut. N. 64 
OhrenneouHt ©. 02 BEMSBOLEIME = ne Yugeitul"  LOF 
Nasenblatt . . . 0. „34 Vordekanm.  .e..3 : euer 1 54 
GrössteBreitedesselben. 0 1 |Flugweite. . .. .41 6 


Diese Blatinase ist mir durch den Naturalienhändler Brandt in 
Hamburg zugekommen, mit der Angabe, dass sie aus Brasilien her- 
stamme. 


[\e) 
[9] 


Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. I. Abthl. 


170 


5. Phyllostoma lineatum Grorrr, Die rückenstreifige 
Blattnase. 


Ph. supra castaneo-fuscum, subtus rubello- brunescens, strüs fa- 
cialibus quatuor unaque dorsali albis; patagio interfemorali 
argustissimo. * 


Phyllostoma lineatum. Gxorrr. ann. du mus. XV. p. 180, 186. 
— Licurenst. Verz. d. Doubl. S. 3. — Rexece. Säugth. v. Para- 
guay. S. 75. — A. Wacn. in Schreb. Suppl. I. S. 408. 


Chauve-souris seconde ou chauve-souris brune et rayee. Azar. 


ess. H. p. 271. 


Obwohl bereits Azara und Rengger die Beschreibung einer 
Blattnase mitgetheilt haben, welche auf unsere Art passt, so ist doch 
ihre Schilderung nicht vollständig genug, um über die Identität ihrer 
und unserer Spezies jedes Zweifels überhoben zu seyn. Ich gebe 
daher im Nachfolgenden nach drei Exemplaren eine vollständige Be- 
schreibung dieser Art. 


An Grösse steht sie beträchtlich dem Ph. bivirgatum nach, hat 
aber sonst eine robuste Gestalt und dicken Kopf. Untere Schneide- 
zähne sind vier vorhanden“). Die Ohren sind kaum von mittlerer 
Grösse, am äussern Rande ausgeschnitten. Die Klappe ist sehr 
kurz und in der untern Hälfte des Aussenrandes mit zwei Zähnen 
versehen. Das Nasenblatt ist oval-lanzetiförmig, ganzrandig und 
von zwei tiefen Längsfurchen durchzogen, wodurch es in eine starke 


*) Nach Avara wäre das Gebiss: Schneidezähne 3, Eckzähne 4:4, Backen- 
zähne $:$. Rengger giebt die Zahl der Schneidezähne nicht an, die 
der Backenzähne aber’ nur zu #}. 


171 


Mittelrippe und zwei schmale seitliche Flügel. abgetheilt wird”). 
Die Unterlippe hat an der Spitze eine grössere Warze, welche von 
kleineren Warzen im Winkel umgeben ist. Der Schwanz fehlt 
ganz; die Sporen sind ausserordentlich kurz; die Schenkelflughaut 
ebenso schmal, namentlich am Steisse, wo sie nur einen ganz schwa- 
chen Saum bildet. Die grossen Flügel setzen sich etwas unterhalb 
der Sporen, fast am untern Ende des Mittelfusses an. 


Die Behaarung ist weich und überzieht auf der Aussen- wie 
Innenseite die Arme und Schenkel, umgiebt auch den ganzen Um- 
fang des Rumpfes, so dass ebenfalls die Schenkelflughaut mit feinen 
Härchen überflogen ist. Die Farbe der Oberseite ist schön kasta- 
nienhraun, wobei die untere Hälfte der Haare in’s licht Bräwmlich- 
gelbe fällt. Die Unterseite ist licht gelbbräunlich mit einem leichten, 
mehr oder minder sichtlichen, grauröthlichen Anfluge; die Haare sind 
gegen den Grund blasser. Vom Scheitel bis zum Steisse verläuft 
längs der Mitte des Körpers ein weisser Streifen, der auf dem Wi- 
derrist in einen kleinen Flecken sich erweitert. Das Gesicht ist 
mit zwei Paar weissen Längsstreifen bezeichnet: das obere Paar er- 
streckt sich vom Hufeisen bis gegen das Hinterhaupt, wo es hinter 
den Ohren endet; das andere Paar geht von dem Grunde der Ohr- 
öffnung zum Mundwinkel und säumt auch noch undeutlich die Lippen 
ein. Die Flughäute sind dunkelbraun. — An einem Weibchen fällt 
die Rückenfarbe etwas mehr in’s Russigbraune; auch ist der Längs- 
streifen auf der Oberseite nieht so deutlich markirt, namentlich auf 
dem Hinterkopf sehr verwischt. 


*) Vom Nasenblatt sagt Azara nur unbestimmt, dess es Längsfalten hat. 
Rengger giebt ‚drei, von oben nach unten laufende Falten‘‘ an, was 


wohl in dem Sinne unserer Beschreibung zu nehmen seyn wird, 


2 I* 


172 


Ganze Länge. . . . 3”  3%)\ Breite des Nasenblatts 0” 2 
Vom ScheitelzumSteiss 2 4 |Schenkelflughaut. . . 0 1 
Köpf Syogae: „1 ga Spbren ft... nat IG 2 
Okres 290 Ta) Vorderäftin® tin rg ie) 
Nasenbesatz. . . . 0 44 |Flugweite. . . 2.12 0 


Als Fundorte bezeichnet Natterer: Goyaz, Cuyaba und St. Vi- 
cente, beide letztere in der Provinz Mato grosso. 


6. Phyllostoma personatum Narr. Die maskirte 
Blattnase. 


Ph. supra fuliginoso- fuscum, subtus Druneo- canum; strüs fa- 
cialibus quatuor albis, stria dorsali vix Gage patagio 
interfemorali angusto, 


Phyllostoma personatum. A. Waen. im Archiv f. Naturgesch. 
1843. 8. 366. 


Diese Blatinase ist mir nur aus einem ausgestopften männlichen 
Exemplare bekannt. In ihren äusseren Formen kommt sie mit Ph. 
lineatum so auffallend überein, dass in dieser Beziehung nur wenige 
und nicht erhebliche Differenzen ausfindig zu machen sind. Diese 
bestehen darin, dass Ph. personatum etwas grösser, namentlich ro- 
buster, die Flügel länger und die Schenkelflughaut, obgleich noch 
schmal genug, doch um etwas breiter ist. Alle andern Verhältnisse 
der äussern Gestaltung sind ganz wie bei Ph. lineatum, auf wel- 
ches ich daher verweisen kann. 


Eiwas merklicher als im Habitus sind die Differenzen in der 
Färbung zwischen beiden Arten. Die Oberseite ist russigbraun, aber 
nicht sehr dunkel; die Haare sind nach unten, wenigstens in der 


173 


Mitte, lichter, was sich am Halse und dem Widerrist so sehr aus- 
dehnt, dass hier eine schmutzig weissliche, durch Braun getrübte 
Färbung vorherrscht, von welcher aus ein unbestimmter schmaler 
grauweisslicher Streifen gegen den Steiss sich hinzieht. Die Unter- 
seite ist licht bräunlichgrau. Im Gesicht verlaufen dieselben zwei 
Paar Längsstreifen wie bei Ph. lineatum. 


Ganze Länge . . . 3% 7“ | Breite des Nasenblatts 0” 21% 
Vom Scheitel zum Steiss 2 5 |Schenkelflughau . . 0 3 
Kopf u. sa aftt Q,0WSDAFARı.n inet; oe arte 3 
(Ohren. swanke; jest S pa Oplesamm- le. gehend AO 
Nasenbesatz. . . . 0 5 IFlugweite... . . »483 6 


Natterer: hat diese Art bei Ypanema in der Provinz San Paulo 
gefunden. 


7. Phyllostoma pusillum Narr. Die Zwerg-Blattnase. 


Ph. minimum, fuliginoso-fuscum, subtus pallidius; strüs facialibus 
quatuor albidıs. 


Phyllostoma pusillum. A, Wicx. im Archiv für Naturgesch. 
1843. S. 366. 


Man könnte auf den ersten Anblick versucht seyn, diese kleine‘ 
Blattnase für den ersten Jugendzustand von Ph. personatum zu hal- 
ten, wenn nicht Natterer's ausdrückliche Angaben sie als vollständig 
erwachsen bezeichneten. 


Ihre äussere Beschaffenheit kommt mit der von Ph. personatum 
überein, nur ist die Gestalt weit schlanker und der Kopf schmäch- 
tiger. Im Unterkiefer sind vier Schneidezähne vorhanden. Ohren 
und Nasenbesatz sind wie bei der vorhin genannten Art; dasselbe 


174 


gilt für die Schenkelflughaut, Sporen und die Flügel, die sich gleich- 
falls am Ende des Mittelfusses anheften. 


Die weiche Behaarung breitet sich in derselben Weise über 
die Arme, Schenkel und rings um den Rumpf aus wie bei Ph. per- 
sonatum. Die Oberseite ist nicht sehr dunkel russigbraun, wobei 
die Haare in ihrem untern Theile lichter werden, was namentlich 
am Hinterhalse sich sehr ausbreitet und hier auch äusserlich merk- 
lich wird. Die Färbung der Oberseite ist demnach ähnlich der von 
Ph. personatum, doch feblt die Spur eines Rückenstreifs bei Ph. pu- 
sillum gänzlich. Die Unterseite ist gelbbräunlich mit schmutzig röth- 
lichem Anfluge. 


Die Dimensionsverhältnisse eines erwachsenen Männchens sind 
folgende: 


Vom Scheitel zum Steiss 1” 8 | Schenkelflughaut . . 0 14 
Kopf, ar . 22.0. 283 KSporen) 22.00 0 14 
Uhren. 2. mare. O0. -03.= Vorderarme ne 2 
Nasenbesatz’. 3. „. MO 078 | Elugsweiiem ea el) 0 


Es ist mir nur ein einziges Exemplar von Nafterer zur Ansicht 
mitgetheilt worden, als dessen Fundort Sapitiva angegeben war. Ucb- 
rigens hat v. Tschudi diese Art neuerdings auch in Peru aufge- 
funden. 


8. Phyllostoma bilabiatum Narr. Die gewimperte 
Blattnase. . 


Ph. supra albido- fuscoque enarmoratum, subtus rubello-canescens ; 
prosthemate dilatato, supru rotundato, apice styliformi terıminato ; 


175 


labiis verucis minimis limbatis; patagio interfemorali angusto, 
exciso, fimbriato. 


Phyllostoma bilabiatum. A. Waen. im Arch. für Naturgesch. 
1843. S. 366. 


Die gewimperte Blattnase bietet mehrere Merkmale dar, durch 
welche sie scharf von den andern schwanzlosen Arten unterschie- 
den werden kann. Der Kopf ist dick und stumpf; die Eckzähne 
von mässiger Grösse und zwischen den untern sind vier kleine 
Schneidezähne eingeschoben. Die Ohren sind mittelmässig, am äus- 
sern Rande ausgeschnitten und an der Spitze etwas abgestumpft. 
Die Klappe ist kurz und am äussern Rande unterhalb etwas gezackt. 
Der Nasenbesatz ist sehr ausgezeichnet. Er ist vom Mundrande 
weiter abgerückt als bei den andern Arten, so dass die Oberlippe 
hiedurch eine grössere Höhe erlangt. Das Nasenblatt ist nicht son- 
derlich lang, breit, nach oben abgerundet und schickt eine schmale 
vorgezogene Spitze ab, welche von dem Blatte treppenartig absetzt; 
längs seiner Mitte verlaufen zwei schwache Rippen, die gegen die 
Spitze hin convergiren. Der Mundrand ist von einem vorspringen- 
den Saume eingefasst, der auf der Oberlippe deutlich granulirt ist; 
unterhalb der Spitze der Unterlippe zeigen sich noch 5 kleine, in 
einen schwachen Bogen gestellte Wärzchen. Der Schwanz fehlt 
ganz. Die Schenkelflughaut ist schmal und in der Form eines Win- 
kels ausgeschnitten; die Sporen sind sehr kurz. Die Flügel sind an 
der Fusswurzel, den Sporen gegenüber, angeheftet. 


Die Behaarung ist reichlich und umgiebt auch auf der Aussen- 
und Innenseite der Flügel die Arme und Rumpfseiten. Die Schen- 
kelflughaut ist beiderseits behaart, so dass ihr Rand hiedurch gewim- 
pert ist. Die Oberseite ist kastanienbraun und etwas weiss mar- 
morirt, indem die Haare am Grunde und an der Spitze braun, und in 
der Mitte weisslich sind. Die Unterseite ist licht röthlichgrau, mit 


176 


schmutzig Weiss überlaufen, wobei die Haare am Grunde etwas 
dunkler sind. An der Stelle, wo der Halsfittig sich am Körper an- 
setzt, findet sich auf der Unterseite ein kleiner weisser Fleck; ein 
minder deutlicher zeigt sich gegen das untere Ende des Oberarms. 
Der Wimpernbesatz der Schenkelflughaut und die Flughäute sind 
braun. 


Vom Scheitel zum Steiss. 2” 3 | Schenkelflughaut. . . 0” 3% 
Kun ce. "on Nele. 33 ISSHDREN../". . ee ua 
Ohren . . Be 57.) Vorderarı. "0, 8 "1er. 0% 
Nasenblat®. 2... . 44 | Unterschenkel °. °. 0 74 
Breite desselben . 27 Eiupweite, 0. Sei 2 


SESHSES 


Von Natterer bei Ypanema in der Provinz San Paulo entdeckt. 


c) Patagium inlterfemorale caudaque nulla (Sturnira Gray). 


9. Phyllostoma excisum Wacn. Die gestutzte Blattnase. 


Ph. ferrugineo-bruneum, subtus albido-brunescens; stria fusca per 
oculos ducta; prosthemate brevi lanceolato; auriculis elongatis, 
emurginatis. 


Phyllostoma exeisum. A. Waen. im Archiv für Naturgesch. 
1842. S. 358: 


Das Nasenblatt ist kurz, am Grunde ziemlich breit und läuft 
allmählich in eine Spitze aus; eine besondere Mittelrippe ist daran 
nicht zu erkennen. Die Ohren sind mittellang, aber schmal, dabei 
ausgerandet und in eine Spitze auslaufend; die Klappe ist in der 
untern Hälfte des äussern Randes seicht ausgezackt. Die Unter- 
lippe zeigt einen einfachen Besatz kleiner Warzen, die in einer bo- 
genförmigen Linie um die in der Mitte des Lippenrandes sitzende 
grössere Warze gereiht sind. Das Gebiss ist vom typischen Cha- 


177 


rakter der Gattung. Schwanz und Schenkelflughaut nebst Sporen 
fehlen gänzlich; der ganze Aussenrand der Gliedmassen, da wo sich 
bei andern Arten die Schenkelflughaut ansetzt, ist dicht mit Haaren 
gewimpert. Schneide- und Eckzähne zeigen das gewöhnliche Ver- 
halten. Die Flügel sind fast ganz nackt. 


Die Färbung ist auf dem Mittel- und Hinterrücken dunkel rost- 
braun, was vorwärts ganz licht wird und an den Halsseiten in's 
Falbweissliche fällt. Die einzelnen Haare sind hier auf den dun- 
keln Partien hellgraulich mit dunkelbraunen Spitzen, an den hellern 
Partien sind die Haare gelblichweiss, wobei die Haare nur in ihrer 
obern Hälfte diese Färbung haben, in der untern aber braun sind. 
Die Leibesseiten sind dunkel rostbraun. Der Kopf ist auf der Ober- 
seite rostbräunlich; um das Auge ein schwarzbrauner Kreis, der bis 
gegen das Ohr jederseits verläuft. Die Flügel sind lichtbraun. 


VomScheitel zum Steiss 2” 
Kap; A Ber 
Ohrenn . ..‘... 


4 \Nasenblatt. . . . .. 0% a 
9 | GrössteBreitedesselben 0 14 
6 Vorderarma-i 1 aus Bis ız 


. 0 

00 

Das Exemplar, welches mir zur Untersuchung diente, ist unse- 

rer Sammlung schon früher durch Natterer, der es bei Rio Janeiro 
erhielt, zugekommen. 


10. Phyllostoma albescens Waex. Die blasse Blattnase, 


Ph. supra albido-brunescens, subtus sordide bruneum : prosthemate 
elongato lanceolato ; auriculis elongatis, emarginatis. 


Ich hatte früher bei oberflächlicher Ansicht diese Art nur für 
eine Abänderung des Ph. excisum gehalten, bei genauerer Unter- 
suchung ergaben sich aber mehrere Differenzen, die eher auf eine 
besondere Species hindeuten, so dass ich sie nunmehr auch als 

Abhandlungen d. II, Cl. d.k. Ak. d. Wiss. V. Bd, I. Abthl. 23 


178 


solche unterschieden habe. Sie ist allerdings in der Bildung der 
Ohren und Flugorgane, so wie in andern Verhältnissen, mit Ph. ex- 
cisum übereinkommend, unterscheidet sich aber von ihm in folgenden 
Stücken. Sie ist etwas kleiner, das Nasenblatt viel länger und zu 
Anfang des obersten Drittels deutlich eingekerbt, in seiner untern 
Hälfte auch nicht so bauchig gewölbt wie bei jener Art. Die Fär- 
bung ist auf der Oberseite lichter, auf der Unterseite dunkler als 
bei Ph. excisum. Die Haare der Oberseite sind in der vordern 
Körperhälfte gelblichweiss mit kurzen rostbräunlichen Spitzen ; in der 
hintern Körperhälfte sind sie mehr durchgängig rostbräunlich, jedoch 
auch meist mit etwas lichtern Spitzen, so dass die Oberseite einen 
licht rostbräunlichen Ton hat, der mit einem trüben Weiss unter- 
mischt ist. Die Unterseite hat einen rostgraulichen Ton, der an den 
Seiten in's Rostbraune übergeht, wobei die Haare gegen den Grund 
dunkler werden. Die Oberseite des Kopfs fällt mehr in's trüb Ka- 
stanienbraune, ohne dass dunklere Augenringe, wie sie sich bei 
Ph. excisum finden, abgezeichnet wären. 


Vom Scheitel zumSteisss 1“ 10 \Nasenblatt . . . . „0% 3% 
Kopram a AH 81 | Grösste Breite desselben 0 14 
Ohren 3 aan, Zusmaneg 6°) Vorderarn RE MT, 04 


Das Exemplar, nach dem vorsteliende Beschreibung entworfen 
wurde, ist ein Weibchen, das Natterer bei Ypanema auffand. 


11. Phyllostoma fumarium Wacn. Die rauchfarbige 
Blattnase. 


Ph. supra fuliginoso-fuscum, subtus cano-fuscescens; membranis 


nigricantibus ; prosthemate brevi acuminato. 


Auf diese Blattnase bin ich erst jetzt bei genauer Vergleichung 
unserer Sammlung aufmerksam geworden, und sehe mich veranlasst, 


179 


sie als eigne Art anfzustellen, da sie zwar in ihren Gestaltsver- 
hältnissen mit den beiden vorhergehenden ühbereinkommt, sich aber 
von ihnen durch die trübe Färbung des Pelzes und der Flughäute 
unterscheidet. Das Nasenblatt ist mehr dem des Ph. excisum ähn- 
lich, doch ist der untere gerundete "Theil schärfer von dem obern 
zugespitzten abgesetzt. 


Die Färbung der Oberseite ist trüb und dunkel russbraun, ohne 
irgend eine Beimischung von Roth, das bei den vorhergehenden bei- 
den Arten mit vorkommt. Die Haare haben die dunkle Färbung nur 
an der Spitze, im übrigen Theil ihrer Länge sind sie licht graulich- 
braun, was jedoch am Grunde ebenfalls dunkel wird. Die Unter- 
seite ist weit Jichter als die obere, von einer russig graulichbraunen 
Färbung, die an den Seiten am dunkelsten, in der Mitte des Leibes 
und am Vorderhalse am lichtesten ist, indem hier die Spitzen mehr 
ins hell Grauliche fallen. Der Kopf hat die dunkle Färbung des 
Rückens, ohne besondere Auszeichnung eines Augenkreises. Die 
Flughaut ist unbehaart und fällt gleich den Ohren in's Schwärzliche, 
während sie bei den andern Arten hellfarbig ist. 


An Grösse geht diese Art dem Ph. exwcisum noch etwas vor- 
an. Ihre Heimath ist Brasilien, doch kann ich, da die Etikette beim 
Ausstopfen verloren ging, ihren engeren Wohnkreis nicht angeben, 


IH. CHILONYCTERIS. Lappenmund. 


Fast gleichzeitig stellten Gray und Gundlach im Jahre 1840 
eine neue, höchst ausgezeichnete Gattung aus der Familie der Stum- 
melschwänze auf, der jener den Namen Chilonyeteris, dieser den 
von Lobostoma gab. Nach mehreren, sämmtlich von Natterer ge- 
sammelten Exemplaren, worunter zwei im Weingeiste, bin ich im 

23% 


180 


Stande einige Beiträge zur genaueren Charakteristik dieser Gattung 
zu liefern, 


Das auffallendste Merkmal besteht in der Bildung der Schnautze, 
Diese ist vorn nackt, kurz und abgestumpft. Der Nasenrücken: ist 
breit und in der Mitte gekerbt; die Nasenlöcher sind vor- und ab- 
wärts gerichtet und liegen in einer schief nach innen abgestutzten 
Fläche, die vom Mundrand der Oberlippe gebildet wird, der sich 
nach vorn zu ausbreitet und jederseits ein dreiseitiges Blatt aus- 
macht, das sich an den Aussenrand des Nasenlochs seiner Seite an- 
legt. Die Unterlippe ist von einem abwärts gerichteten schmalen 
Blatte umgeben, das auf der Mitte mit Warzen besetzt ist und hin- 
ten einfach am Mundwinkel ausläuft. Unterhalb dieses Umschlages 
geht vom untern Rande des Kinns ein dünnes horizontales Blatt ab, 
das durch eine Querspalte vorn von der Unterlippe getrennt ist. 


Die Ohren sind ebenfalls von ausgezeichneter Bildung. Sie lie- 
gen weit auseinander, indem sie ganz an die Kopfseiten gestellt 
sind, sind mittellang, schmal, zugespitzt, am äussern Grunde hbogen- 
förmig erweitert und bis zum Mundwinkel vorgeführt. Die Klappe 
ist kurz und liegt tief im Grunde des Ohrs. 


Der Schwanz ist kürzer als die sehr grosse, am Rande abge- 
stutzte und gewöhnlich mit ihrem untern Ende eingeschlagene Schen- 
kelflughaut, und ragt mit seinem Ende auf der Oberseite derselben 
frei hervor. Der Daumen ist an seiner Wurzel von der Daumen- 
haut umhüllt. 


Der Schädel, den ich von Ch. rubiginosa zu untersuchen Ge- 
legenheit hatte, ist zwar dem von Dysopes noch am ersten ähn- 
lich, doch durch den starken und schnellen Absatz des Hirn- vom 
Gesichtstheil schon sehr verschieden, dabei ist auch der Nasenrücken 


181 


seiner Länge nach tief ausgehöhlt und ein Scheitelkamm kaum ange- 
deutet. Von dem Schädel der Ernballonura unterscheidet ihn gleich 
der gänzliche Mangel von Orbitalstacheln des Stirnbeins. Der 
Unterkiefer hat eine ähnliche Form wie bei Dysopes. — Schneide- 
zähne sind * vorhanden. Von den obern ist das mittlere Paar dicht 
aneinander gerückt und ziemlich stark, mit breiter, in der Mitte durch 
eine tiefe Kerbe ausgeschnittener Schneide; die äussern Schneide- 
zähne sind klein und legen sich dicht an die mittleren an. Die un- 
tern Schneidezähne sind klein, aneinander anstossend und gleichförmig. 
Die Eckzähne sind wie bei Dysopes gebildet. Backenzähne sind 3:3 
vorhanden, indem im Oberkiefer ein kleiner vorderer Lückenzahn 
gefunden wird; im Uebrigen sind die Backenzähne von gewöhnlicher 
Bildung. 


Bisher war die Gattung Ohilonyeteris nur von den westindi- 
schen Inseln bekannt, durch Natterer ist sie aber auch nunmehr für 
Brasilien nachgewiesen, indem er in der Provinz Mato grosso drei 
verschiedene Arten von ihr auffand, 


1. Chilonycteris rubiginosa Narr. Der zimmetfarbige 
Lappenmund, 


Ch. cinnamomeo-rufescens; auriculis elongatis, angustatis, acu- 


minatıs. 


Chilonyeteris rubiginosa. A. Was. im Arch. für Naturgesch. 
1843. S. 369. 


Die grösste unter den drei Arten, die von Natterer in Brasi- 
lien entdeckt wurden, zu deren Beschreibung ich zwei erwachsene 
männliche Exemplare, wovon das eine im Weingeiste, benutzen 
konnte. Die Ohren sind lang, ziemlich schmal, zugespitzt, von der 
Mitte des Aussenrandes an abwärts erweitert und der breite Um- 


182 


schlag bis zum Mundwinkel vorgeführt. Die sehr kurze Klappe 
ist am äussern Rande gebogen, am innern ziemlich gerade und in 
der Mitte mit einer ausgehöhlten Anschwellung. Die Oberlippe bil- 
det eine breite, schief abgestutzte Fläche, die sich gegen die Mund- 
winkel verschmälert und in der Mitte die Nasenlöcher trägt. Der 
Umschlag der Unterlippe ist breit und mit kleinen runden Drüsen- 
warzen besetzt; er ist durch eine Querspalte von dem darunter lie- 
genden horizontalen Blatt getrennt, das auf der Unterseite 3 Längs- 
wulste hat. Die Nasenkuppe ist nackt, und eine Linie hinter der 
Nasenspitze findet sich ein flachgewölbter, nackter, vorn gerad ab- 
geschnittener Höcker. Die Flügel und die Schenkelflughaut stossen 
auf der Vorderseite des Schienbeins, etliche Linien über der Ferse, 
zusammen, so dass sich die langen Sporen erst darüber ablösen. 
Die Schenkelflughaut ist gewöhnlich am Ende umgeschlagen, so dass 
dann der Schwanz 44 Linien lang frei aus der Oberseite derselben 
hervorragt; die Schenkelflughaut kann übrigens bis auf 12 Linien 
und darüber ausgebreitet werden, wo dann vom Schwanz nur zwei 
Linien frei bleiben. 


Die Färbung der Ober- wie der Unterseite ist einfarbig rost- 
röthlich zimmetfarben, was auf der Oberseite des Körpers, so wie 
am Vorderhalse und der Brust am lebhaftesten ist, am Bauche aber 
lichter wird und hier in's Bräunliche fällt. Auf der Oberseite sind 
die einzelnen Haare ihrer ganzen Länge nach ziemlich einfarbig; am 
Bauche sind sie aber im grössern untern Theile weit dunkler als 
an den lichten Spitzen. Die Flugbäute sind bräunlich, die Nägel 
der Hinterfüsse schmutzig hornfarben. Das zweite Exemplar ist von 
einer trüberen Färbung. 


Körper (nach der Krüm- Ohrlänge ohngefähr . . 0” 8% 
mm). ersun bansiog ln Sparen kuia wndii ai 
Höhextowi oh Suiten AhlBechwanz susanne 


Vörderarin m. sn. W242“) Spannweite: 21.04. .13% 0 
Schienbein . ..2,:0 104 


Beide Exemplare wurden von Natterer in Caicara in seinem 
Zimmer gefangen. Im Magen fand er Ueberreste von Insekten. 


2. Chylonyeteris gymnonotus Narr. Der nacktrückige 
Lappenmund. 


Ch. fusca, dorso nudo,. 


Chilonyeteris gyınnonotus. A. Waen. im Archiv f. Naturgesch. 
1843. S. 367. 


Eine der ausgezeichnetsten Arten unter den südamerikanischen 
Handflüglern, indem sie unter diesen die einzige ist, welcher die Be- 
haarung des Rückens ganz abgeht. 


Der Kopf ist dick und stumpf. Am Ende des Nasenrückens 
liegt eine Warze. Die Oberlippe ist stark aufgeworfen und ihr 
äusserer Rand jederseits zweimal ausgekerbt. Der Umschlag der 
Uuterlippe ist unter den Zähnen mit einer grössern dreiseitigen Warze 
besetzt, unterhalb welcher die gauze Mitte mit einer Menge kleiner 
rundlicher Warzen dicht übersäet ist. Das Querblatt unter dem Kiun 
zeigt auf seiner Unterseite drei Längsfalten und ausserhalb dersel- 
ben jederseits eine Warze. Die Ohren sind ziemlich lang, spitzen 
sich nach oben lang zu, sind ziemlich fach und am Aussenrande 
oberhalb der Mitte tief ausgeschnitten, während die untere Hälfte 
bogenförmig bis zum Mundwinkel vorläuft. Der innere Rand springt 
unterhalb der Mitte ebenfalls etwas hervor und schickt, parallel mit 
dem Rande, eine schwache Längsfalte abwärts. Die Klappe erreicht 
nicht ganz die Ohrmitte, ist am Aussenrande etwas convex, dabei 
aber in dessen Mitte schwach ausgerandet, am Ende abgerundet 


184 


und unterhalb seiner Spitze auf der Innenseite mit einem abgerunde- 
ten, quergestellten Fortsatze versehen, wodurch der obere Theil der 
Klappe Aehnlichkeit mit dem obern Ende des menschlichen Ellen- 
bogenbeines bekommt. Der Schwanz ist ziemlich dick und weit 
von der Schenkelflughaut abgelöst, die sich am Ende umschlägt, und 
so, wenn sie nicht ausgespannt ist, ihn gegen 4 Linien frei lässt. 
Die Sporen sind mittellang und gehen nicht gerade von der Ferse 
ab, sondern sind an das untere Drittel des Unterschenkels geheftet, 
und lösen sich dann erst von diesem los, gegenüber der Ansatzstelle 
der Flügel, die demnach weit von der Fusswurzel entfernt ist; also 
gerade so wie bei der vorigen Art. 


Der Pelz hört merkwürdiger Weise bei dieser Art bereits auf 
den Schultern und dem Widerriste auf, so dass der ganze Vorder- 
und Hinterrücken völlig nackt und von ähnlicher Beschaffenheit ist 
wie die Flügelmembranen, in welche die Rückenhaut allmählig über- 
geht. Der Unterleib und der Kopf ist behaart; die Oberlippe von 
einem Barte längerer starrer, vorwärts gerichteter Haare besetzt, der 
auf der Mitte der Schnautze hinter der Warze des Nasenrückens 
zurücktritt. Die Ohren sind nackt, nur hie und da mit feinen Här- 
chen beflogen. Die Flügel sind ebenfalls nackt; an den Zehen der 
Hinterfüsse nur wenige, kaum sichtliche Borsten. Die Farbe der 
Haare des Oberleibs ist, nach Natterer's schriftlichen Notizen, dun- 
kelbraun, was am Unterleib in's Graulichbraune übergeht, indem hier 
die Haare eine weissliche Spitze haben. Der nackte Rücken, sammt 
Flughaut, Ohren und Lippen sind matt schwarzbraun; die Glied- 
massen schimmern fleischfarbig durch, 


Körper . "4 RN NER ga SeGrhrere02 2DM 10 San 
Bone „SR IR pre MED" BIS UWE 
Kopf. "1, Er gimgtihsehwänz ut) Sb Su Hg 
Ohrlänge . . 0 7 |Freier Theil desselben. 0  3# 


185 


Schenkelflughaut*) „ . 1“ 2 Schienbein . . . 2.04 8" 

Vorderammt. > ta. inet Bl HFlugweite: ‚ano, son pl ng 
Das erwähnte Exemplar ist ein Männchen und wurde von Nat- 

terer bei Cuyaba in der Provinz Mato grosso in einem Hause entdeckt. 


3. Chilonyeteris personata Wacx. Der maskirte Lap- 
penmund. 


Ch. fusca, subtus dilutior, dorso piloso. 

Chilonyeteris personata. A. Wacy. im Archiv für Naturgesch. 
18413:28. 387- 

Die Beschaffenheit der Ohren, der Klappe, der Nase, des Lip- 
penhesatzes und der Selneidezähne ist ganz dieselbe wie bei Ch. 
gymnonotus. Die Sporen sind ebenfalls, aber nur sehr wenig, an 
den untern Theil des Schienbeins geheftet, und auch die Flügel 
setzen sich etwas tiefer an. Der Hauptunterschied liegt in der Be- 
haarung, indem der Rücken bei dieser Art eben so behaart ist als 
der übrige Körper. Die Farbe des Pelzes kann nicht mit Sicher- 
heit angegeben werden, da das einzige Exemplar im Branntwein 
aufbewahrt ist. Sie scheint oben schwarz oder dunkelbraun zu 
seyn, unten lichthraun, indem hier die Haarspitzen weit heller sind. 
Mit Ch. rubiginosa kann der verschiedenen Färbung und der gerin- 
geren Grösse wegen keine Verwechslung vor sich gehen. 

Mönpere IUERSNBBN BUREEEI RU SON ROTER 


Höhe 3° ran, a 27, > Parse Freier Theil desselben‘; 073 
Roper an Bo „ugs (NSehenkelllaghaut. >72 1294 
Okrlanse HI Eng Garden Re Tg 
Oprbremer MMASE AUS oO 4 |Sechiendein ....0 % 
Sporen . . 2.2.0 10 |Flugweite ohngefähr . 10 6 


*) Dieses Maass ist genommen bei vollständiger Ausspannung der Schen- 
kelflughaut. 
Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Akad. d. Wiss. V. Bd. 1. Abtb. 24 


186 


Das beschriebene Exemplar, ein Männchen, rührt von St. Vin- 
cente in der Provinz Mato grosso her. Steht mit Ch. Mac-Leayii 
in naher Verwandtschaft; wenn jedoch, wie es allen Anschein hat, 
Gundlach's Lobostoma quadridens mit der Gray’schen Art identisch 
ist, so ist von ihnen die unserige schon deshalb spezifisch verschie- 
den, weil zwar die untere Hälfte des Vorderrandes des Ohrs eben- 
falls erweitert ist (was mit zu den generischen Kennzeichen zu 
gehören scheint), aber die Erweiterung bildet nicht 4 Zähnchen, 
sondern ist wie bei voriger Art ganzrandig. 


IH. EMBALLONURA. Spitzschwirrer. 


Zu dieser Gattung habe ich zwei Arten beizufügen ; doch habe 
ich zuvor noch Einiges über den Schädel- und Zahnbau zu bemer- 
ken, da ich nunmehr von den beiden neuen Arten den Schädel und 
von Emballonura canina und sawatilis das ganze Knochengerüste 
zur Vergleichung vor mir habe. Es erweisen sich hiedurch die 
schon früher von Temminck und mir angegebenen generischen Merk- 
male, die bisher nur von der einen oder andern Art entnommen wa- 
ren, als von allgemeiner Gültigkeit. 


Bei diesen von mir genannten 4 Arten ist nämlich der Schädel 
in seinem Hirntheile rundlich gewölbt, zieht sich aber gegen die Au- 
genhöhlengegend höchst beträchtlich zusammen. Noch auffallender 
sind die langen, auswärts und etwas rückwärts gerichteten Orbital- 
stacheln des Stirnbeins, welche bei Dysopes ganz fehlen und die 
Gattung Emballonura sehr auszeichnen. Längs des Hirnschädels 
verläuft eine schwache Leiste. Die Zwischenkiefer sind bei allen 
Arten zangenförmig, ohne dass jedoch die Spitzen zusammenstossen, 
indem die Lücke nur durch Knorpel ausgefüllt wird. 


187 


Das Gebiss besteht bei allen 4 Arten aus $ Schneidezähnen, 
4-4 Eckzähnen und 3:3 Backenzähnen. 'Temminck giebt auch im 
Oberkiefer 6 Schneidezähne an, wovon die mittlern ausfallen; ich 
habe an den 4 Schädeln nur 2 obere Schneidezähne gefunden, die 
durch eine Lücke getrennt und sehr fein und schmächtig sind. Un- 
tere Schneidezäbne sind bei allen 6 vorhanden, die sehr klein sind 
und von denen jeder durch zwei Einschnitte dreizackig erscheint. 
An jedem obern Eckzahne zeigt sich zu seinen beiden Seiten am 
Umschlag ein kleiner Zacken; ähnlich ist die Bildung au den un- 
tern Eckzähnen, nur sind diese Zäckchen weit weniger merklich. 
Backenzähne sind unveränderlich bei diesen 4 Arten 5 auf jeder 
Kieferseite vorhanden, wovon der erste sehr klein und einspitzig 
ist, die übrigen von der gewöhnlichen Bildung sind. 


1. Emballonura brevirostris Wacs. Der kurzschnautzige 
Spitzschwirrer. 


E. tota rufo- castanea; *auriculis abbreviatis latiusculis; rostro 
brevi tumido acuminato; alis metatarso affixis. 


Emballonura brevirostris. A. Wascn. im Arch. für Naturge- 
schichte 1843. 8. 367. 


Dieser Spitzschwirrer steht hinsichtlich der Form seines Kopfes 
und der Ohren zwischen E. canina und E. macrotis in der Mitte. 
Die Schnautze ist nämlich nicht so lang und spitz vorgezogen wie 
bei ersterem, dafür aber auch nicht so platt gedrückt wie bei letz- 
terem. Die Ohren sind viel schmäler als bei E. macrotis, aber 
breiter als bei E. canina und zugleich weit kürzer als bei dieser 
Art. 


Der Kopf ist kurz und dick, was insbesondere von der Schnautze . 
gilt, die kurz und stumpf zugespitzt und dabei ziemlich angeschwol- 
24* 


188 


len ist. Die Oberlippe ragt weniger als bei E. macrotis über die 
untere hervor; der Nasenrücken ist viel schmäler als bei dieser, der 
Lippenbesatz aber ähnlich. Die Ohren sind im äussern Umrisse 
denen von E. macrotis ähnlich, aber weder so lang, noch viel we- 
niger so weit, so dass sie auf dem Scheitel weit von einander ab- 
stehen; auch sind sie schwächer quergereift; die Klappe ist etwas 
‚kürzer und stumpfer. Die Sporen sind nicht besonders lang; die 
Schenkelflughaut ist gross und auf der Innenseite mit Härchen be- 
flogen. Die Flügel sind nackt und heften sich tiefer als die Sporen 
am Mittelfusse dicht an der Daumenwurzel an, was einen erheblichen 
Unterschied von E. maerotis abgiebt. Der ganze Pelz hat auf der 
Ober- wie auf der Unterseite eine schön roströthliche Kastanien- 
farbe, die auf dem Bauche etwas trüber ist, und wobei die meisten 
Haare ziemlich einfarbig sind, nur am Vorderrücken gegen ihren 
Grund weisslich werden. Die Flughäute sind russig braun. 


< 
Ss 


1: Schwanz "1... 213., 328,204 36% 
84 | Schenkelflughaut. „. . 1 0 
SE NSDorbamn m. OR GN, 5 
31 | Vorderarm'. 7,3. 00500. 5: 45234 
34.1 Elugweite, .  .u8..,2...102..8 


Büspene no. leere 
Köpfı eurem ı 
Ohrlänge : . .. WE». 
Ohrbreite ohngefähr . 
Abstand der Ohren. . 


een Wo) 


Zur Beschreibung konnte ich nur ein Exemplar benützen, das 
ich aber nachher ausstopfen liess, um die Färbung genau angeben 
zu können. Es fand sich, gleich der nächstfolgenden Art, unter den 
von Natterer mir hieher zur Ansicht geschickten Fledermäusen, ohne 
mit einem Namen von ihm bezeichnet zu seyn. Mit E. calcarata 
scheint unsere E. brevirostris viele Aehknliehkeit zu haben, indess 
hat sie doch einen andern Farbenton und die Sporen sind nur halb 
so lang. 


189 


2. Emballonura macrotis Wacn. Der grossohrige 
Spitzschwirrer, 


E. fusca, subtus pallidior ; auriculis amplissimis approximatis, trans- 
versim carinalis; rostro depresso, basi valde dilatato, apice 


u 


Emballonura macrotis. A. Wacn. im Archiv für Naturgesch. 
1843. S. 367. 


acuminato; alis tarsum vix attingentibus, 


Durch die beträchtliche Entwicklung der Ohren ist diese Art 
von allen andern aus der Gattung Einballonura auffallend verschieden. 


Der Kopf weicht von dem der E. canina und noch mehr von 
dem der E. saratilis auffallend durch breitere und flachere Form 
ab, was in Verbindung mit den nah aneinander gerückten Ohren ihm 
grösste Aehnlichkeit mit dem eines Grämlers giebt, von dem ihn 
jedoch die Form des knöchernen Schädels, so wie des Gebisses 
völlig abscheidet. Die Schnautze spitzt sich ziemlich scharf, aber 
kurz, zu; sie ist sehr platt gedrückt und nimmt gegen die Ohren 
schnell an Breite zu. Die obere Lippe ragt merklich über die un- 
tere hervor; die Nase läuft in eine vorgeschobene Spitze aus, und 
die Nasenlöcher liegen dicht nebeneinander, durch eine Furche ge- 
schieden. Die Unterhppe endet vorn, wie bei den andern Arten, in 
zwei kleine glatte, durch eine Furche getrennte, Hautballen. Die 
Ohren sind lang und namentlich sehr weit, wodurch sie sich so ge- 
nähert werden, dass die Wurzeln ihrer innern Ränder nicht viel 
über eine Linie voneinander entfernt sind. Der innere Rand ist 
schwach, der äussere Rand stark bogenförmig, am Grunde durch 
eine bogige Ausrandung zwei Läppchen bildend, deren vorderstes 
nicht ganz den Muudwinkel erreicht; die Ohrspitze ist stumpf ab- 
gerundet. Auf der Innenseite zieht ein scharfer Längskiel herah, 
zwischen welchem und dem Aussenrande die innere Ohrfläche von Quer- 


190 


reifen durchzogen wird. Die Klappe ist kurz, linear, an der Spitze 
abgerundet. Die Schenkelflughaut ist gross, die Sporen nicht beson- 
ders lang, und die Flügel heften sich etwas oberhalb der Sporen, 
gegen das Ende des Schienbeins an, ohne die Fusswurzel zu er- 
reichen. 


Die Behaarung ist gewöhnlich; die Ohren sind nackt, die 
Schnautze mit spärlichen Haaren, die Lippen fein gewimpert; die 
Schenkelflughaut, zumal auf der innern Seite, dicht und regelmässig 
mit Härchen beflogen; die Flügel nackt. Die Farbe vermag’ ich 
zur Zeit nicht mit Sicherheit anzugeben, da mir gegenwärtig nur 
ein in Branntwein aufbewahrtes Exemplar zur Hand ist. Sie scheint 
auf der Oberseite sehr dunkelbraun, auf der untern weit lichter zu 
seyn. 


Körpenit) innrey vohttint 4 BSehwaneı urban are 
Kopf . . 0 8 | Schenkelflughaut . . 1 
Ohrlänge . . 9 @. Sporen .nas neT . 

Olgbreite).- .lsdmsix 10 43. |-Vordetarinitk  ulsiscnuc 
Abstand der Ohren 0 14 | Flugweite 1. 2... 10 


SR 


Das beschriebene Exemplar ist ein erwachsenes Weibchen aus 
der Provinz Mato grosso. 


IV. DYSOPES.  Gränler. 


Eine ansehnliche Bereicherung ist der Gattung Dysopes zu Theil 
geworden, da ihr durch Natterer's Reise nicht weniger als 10 neue 
Arten zugefügt werden konnten; auch habe ich noch Beiträge zur 
Charakteristik zweier anderer, schon länger bekannter, aber in den 
Sammlungen höchst seltener Arten, angereiht. Man kann die Gräm- 
ler naclı der Beschaffenheit der Oberlippe in 2 Abtheilungen bringen. 


191 


a) Labro haud rugoso, 
1. Dysopes perotis Nsuw. Der taschenohrige Grämler. 


D. supra cervino-fuscus, subtus dilute rubello- brunescens ; auri- 
culis amplissimis, taenia distincta conjunctis; (labüs haud ru- 


gosis). 


Dysopes perotis. Pr. v. Nruw. Beitr. IE S. 227. mit Abbild. 
— Wascn. in Schreb. Suppl. I. S. 473. 


Dysopes rufus. Tem. monogr. I. p. 230, 261. tab. 23. fig. 
17—19 (Schädel). 


Molossus rufus. Georrr. aln. du mus, VI. p. 155. — Desm. 
mamm. p. 4112; 


Unter allen amerikanischen Arten von Grämlern übertrifft diese 
die übrigen nicht blos überhaupt an Grösse, sondern insbesondere 
noch durch den ausserordentlichen Umfang der Ohren. Der Prinz 
v. Neuwied hat von ihr bereits eine so ausführliche und genaue Be- 
schreibung geliefert, dass ich nur einige wenige Zusätze beifüge, 
nach den beiden Exemplaren (einem ausgestopften und einem in 
Branntwein conservirten), die Nuftterer mitbrachte. 


Ausser der enormen Grösse sind die Ohren von der bei den 
amerikanischen Grämlern gewöhnlichen Bildung; am innern Grunde 
sind sie in ein Band zusammengewachsen. Die Lippen sind unge- 
runzelt und behaart. Am Vorderhalse sitzt eine ovale Drüse. Aus- 
ser dem Haarsaume, der die Leibesseiten einfasst, sind die Flügel 
nackt; nur läugs des Vorderarmes mit etwas Flaum beflogen. Die 
Farbe der Oberseite ist ein nicht sonderlich dunkles und mit Grau 
überlaufenes Kastanienbraun; die Unterseite ist lichtbraun, mit Röth- 
lichgrau schwach beflogen. Die Haare von beiden Seiten sind ge- 


192 


gen ihre Wurzel schmutzig weisslich. Nach Natterer’s schriftlichen 
Notizen sind Ohren, Nase, Oberlippe und Klughaut dunkel braun- 
grau, die Ohren nach der Oeffnung hin heller, der Mundwinkel und 
die ganze Unterkinnlade röthlichgrau. 


Die Ausmessung habe ich am Branntwein - Exemplare vorge-. 


nommen. 


Körper 4" 7 | Querdurchmesser durch 

Höhe. . ae: AO beide ausgehr. Ohren 2” 0 

ROBERT I MER TUON R DIETNSICHNEE En NEE NS TED 

Ohrlänge 1 4 |Freier Theil desselben. 1 0 
0.190 |Vorderarms. a sung 7 
1" 4: | Plngweite:-.” .. ag. 4a 0 


Ohrbreite . . z 
Längsfalte des Ohrs. 


Fundort: Barra do Rio negro im nördlichen Brasilien am Ama- 
zonenstrome. 


2. Dysopes ursinus Spix. Der stumpfohrige Grämler. 


D. nigro-fuscus; auriculis minus elevatis, dilatatis; rostro abbre- 
viato; alis intus secundum antibrachii Tlongitudinem dense pi- 
losıs. 


Molossus ursinus. Spıx. vespert. bras. p. 59. tab. 35. fig. 4. — 
A. Waen. Suppl. zu Schreb. I. S. 472. 


Dysopes Alecto. 'Trmm. monogr. I. p. 231. tab. 20. (Thier); 
23 fig. 23—26. (Schädel); II. p. 355. 


In meiner Fortsetzung der Schreber'schen Naturgeschichte der 
Säugthiere habe ich D. ursinus und Alecto miteinander vereinigt, 
indem Temminck’s Beschreibung des letzteren keinen erheblichen 
Unterschied vom ersteren, den ich allein aus Autopsie kannte, aus- 


193 


findig machen liess. Ich bin auch jetzt noch derselben Meinung, 
wiewohl ich nicht im Stande bin, diese Vereinigung mit aller Evi- 
denz zu rechtfertigen, da Spixz uns von seiner Art nur ein einziges, 
im Branntwein aufbewahrtes und sehr schlecht conservirtes Exem- 
plar hinterlassen hat, von dem ich nachstehende Beschreibung mit- 
theile, da ich genöthigt bin, mehrere der nachfolgenden Arten mit 
diesem D. ursinus in Vergleichung zu nehmen. 


Gedachtes Exemplar ist ein altes Männchen, das nur noch zwei 
Schneidezähne im Unterkiefer aufzuweisen hat und dessen Eckzähne 
beträchtlich entwickelt sind. Die Ohren sind stumpf zugespitzt, brei- 
ter als hoch, an der Basis des Innenrandes miteinander zusammen- 
stossend, ohne jedoch durch ein Band vereinigt zu seyn, Längsfalte 
und Ohrläppchen sind ansehnlich ausgebildet, während die Klappe 
ein winziges, etwas abgestumpftes Läppchen ist. Die Schnautze ist 
kurz und stumpf; die Lippen ungerunzelt und mit Haaren besetzt. 
Am Halse findet sich eine grosse sackförmige Grube. Die Flügel 
reichen nahe bis zur Fusswurzel hin und sind am Vorderarm und 
der Mittelhand, im Vergleich mit andern Arten, verkürzt. Der Schwanz 
ragt zur kleinern Hälfte aus der Schenkelflughaut frei hervor. 


Die Behaarung hat sich nur noch theilweise erhalten, zeigt 
aber deutlich, dass auf der Unterseite der Flügel die Seiten mit 
einem breiten Haarsaume eingefasst sind, und dass sich längs des 
Vorderarms und noch zwischen den Anfangstheilen der Mittelhand 
ein sehr reichlicher, wolliger, dunkelbrauner Anflug einstellt. Die 
Farbe des Pelzes lässt sich natürlich an einem Exemplare, das seit 
mehr als 20 Jahren in Branntwein liegt, nicht genau angehen, doch 
ist so viel ersichtlich, dass sie von einem schwarzbraunen oder 
schwarzen Tone gewesen ist, was auch für die Flughäute gilt. 


Zur Vergleichung mit den verwandten Arten habe ich die Maasse 
genau abgenommen: 
Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Ak d. Wiss, V. Bd. I. Abth. 95 


194 


BRONDEr 0 0 2 ne RR DT SCHNURDE +2 ma Easy 
Hölle, .. ...9.®,.. 2 4A |Kreier Theil desselben 0 9 
Runter LAS VOIRBERAETN © nr rn en FEN 
Ohrlänge . » -» . » 0 6 | 3ter Mittelhandknochen 1 104 
@lrkmnte  .......0.. 0, 002 Niasweite.® 2 0.1 0 


Spixc hat diese Art in der Provinz Para entdeckt. 


3. Dysopes longimanus Wacs. Der langarmige Gränler. 


D. saturate fuscus, auriculis elevatis basi connatis; rostro abbre- 
viato tumido; labro glabro; antibrachio elongato; alis longis nudis. 


Dysopes longimanus. A. Wasn. im Arch. für Naturgesch. 1843. 
S. 367. 


Es kommt zwar diese Art, die mir aus vielen Exemplaren be- 
kannt ist, mit D, ursinus in Grösse, körperlicher Beschaffenheit und 
Färbung so nahe überein, dass beide leicht verwechselt werden kön- 
nen; indess ergeben sich doch einige Differenzen, die eine spezifische 
Trennung erheischen *). 


Bei gleicher Grösse und Form des Kopfes und der Schnautze 
sind bei D. longimanus die Ohren beträchtlich grösser und an ihrem 
Grunde deutlicher verwachsen, als bei D. ursinus. Bei jenem sind 
ferner die Flügel weit länger, indem die Knochen des Vorderarns 
und der Mittelhand viel gestreckter sind. Endlich fehlt bei D. lon- 


*) Ich hatte anfänglich in diesem D. longimanus den D. Alecto Temm. zu 
erkennen vermeint; allein bei genauerer Vergleichung fand ich, dass 
Temminck demselben den nämlichen Haarbesatz längs der Arme und 
zwischen den Wurzeln der Finger zuschreibt, wie er sich bei unse- 
rem D. ursinus findet, dagegen dem D. longimanus abgeht. Auch 
kommt diesem weder auf der Ober- noch Unterseite eine schwarze 


Färbung zu, die Temminck für seine Art angiebt. 


195 


‚gimanus die reichliche wollige Behaarung längs des Vorderarms und 
zwischen der Wurzel der Mittelhandknochen, welche bei D. ursinus 
vorkommt; der Haarsaum der Leibesseiten ist aber vorhanden. 
Die Männchen haben wie bei dieser Art eine sackförmige Grube 
am Vorderhalse, aus der eine stark riechende fettige Substanz aus- 
schwitzt; den Weibchen fehlt diese Grube. Der Schwanz ragt ohn- 
gefähr zur Hälfte frei hervor; die Schenkelflughaut schiebt sich auf 
demselben auf und nieder und ist im Leben nach oben aufgebogen. 


Die Behaarung ist reichlich, sanft, frei und einförmig kastanien- 
braun, was auf dem Rücken in's tief Schwarzbraune fällt und einen 
schönen Sammetglanz hat, während unten die schwarze Beimischung 
sich verliert und der Ton matt wird. Mitunter fällt jedoch nicht 
blos oben, sondern auch unten der Pelz in’s Schwarzbraune. Der 
Haarsaum, welcher auf der Unterseite der Flügel die Leibesseiten 
einfasst, ist etwas lichter als der Bauch, namentlich gegen den 
Grund der Haare hin, der heller gefärbt ist. Die Flügel sind grau- 
braun; ebenso fast alle andern nackten Theile. 


Die von einem Weingeist- Exemplare (einem alten Männchen) 
abgenommenen Maasse zeigen zugleich in Beziehung auf D. ursinus 
die Differenzen in der Beschaffenheit der Ohren und Flügel. 


Kepen cum Aal late ah H“ülSehwanzsuainie wird OU 


Höhe . „0.2.0.0 0% 5. | Freier Theil desselben .;, 0 -9 
Kopt au. net sun sl EA Vorderanmn rt aa 
Ohrlänge . . ......0 7 |3ter Mittelhandknochen. 2 24 
Obrbreite nadlaasab .Jil1045594 ! Elngweite, .. -.......14.:9 


Die Fundorte von Natterer’s Exemplaren sind Villa Maria, Cai- 
gara in der Provinz Mato grosso und Barra do Rio negro an der 
Einmündung des Rio negro in den Amazonenstrom. 


196 


4. Dysopes leucopleura Narr. Der weissäumige 
Gränmler. 


D. saturate fuscus; auriculis elevatis basi connatis; rostro abbre- 
viato Tumido; labro glabro; antibrachio elongato; alis longis 
nudis; ventre lateraliter taenia pilorum albidorum limbato. 


Dysopes leucopleura. A. Wacn. im Arch. f. Naturgesch. 
1843. S. 367. 

Den D. leucopleura, von welchem mir nar ein einziges Exem- 
plar, ein ausgestopftes altes Weibchen, vorliegt, kann ich für nichts 
anderes als für eine, vielleicht nur individuelle, Abänderung des D. 
longimanus ansehen, von dem er sich lediglich dadurch unterschei- 
det, dass der Haarsaum, welcher auf der Unterseite der Flügel den 
Bauch zu seinen beiden Seiten einfasst und bei D. longimanus braun 
erscheint, hier bei D. leucopleura von einer weissen Farbe ist. 


Alle andern Verhältnisse des Habitus wie der Färbung sind 
fast ganz wie bei jener Art, denn selbst die geringere Länge des 
Schwanzes bei dem weissäumigen Grämler scheint mir — nach der - 
Runzelung des frei vorstehenden Theiles, so wie der Schenkelflug- 
haut zu urtheilen — blos Folge der Eintrocknung zu seyn. Die 
Farbe des Pelzes ist oben dunkler, unten lichter und matter kasta- 
nienbraun. Der Haarsaum, welcher auf der Unterseite der Flügel 
die Leibesseiten einfasst, ist weiss, doch finden sich an etlichen 
Haaren rostbräunliche Spitzen. Die untern Schneidezähne sind be- 
reits ausgetrieben. 

Körper „ WIAyonddysajonze 4m. | Sehwähz... ir... .. Weg 
Höhe. ...-...2°...02 5 | Freier Theil.desselben 0 3 
Ohrlänge RUN NZ Miorderaume Mar 002 1 
Ohrbreite . . . » » 0 9 |3ter Mittelhandknochen 2 1 
Kopf. 0 22 | Plapiwerte: ua lan wg 


Fundort: Caigara, also zusammen mit D. longimanus. 


197 


5. Dysopes glaucinus Narr. Der lichtbäuchige Grämler. 


D. supra castaneo-fuscus, subtus sordide rubello-canus; auriculis 
elevatis, basi connatis; labro glabro; alis longis, secundum an- 
tibrachüi longitudinem paululum pilosis. 


Dysopes glaucinus. A. Waen. im Archiv für Naturgeschichte. 
1843. 8. 368. 


Diese Art, welche ich nach einem ausgestopften männlichen 
Exemplare beschreibe, reiht sich nach der Form der Ohren und Flügel 
dem D. longimanus an, von dem sie sich jedoch durch Färbung der 
Unterseite des Körpers, wie durch Behaarung der Flügel unter- 
scheidet. 


An Grösse kommt sie mit D. longimanus überein. Die Ohren 
verhalten sich an Grösse und Form wie bei dieser Art, sind eben- 
falls am Grunde miteinander verwachsen, doch scheint die Behaarung 
des innern Raumes dichter zu seyn. Der Umstand, dass die Schnautze 
vorspringender ist, scheint nur Folge einer zu starken Vorwärts- 
ziehung der Haut beim Ausstopfen zu seyn. Die Lippen sind un- 
gerunzelt und gleich dem Nasenrücken behaart; die Kopfseiten fast 
nackt. Die Eckzähne sind ziemlich stark; untere Schneidezähne 
sind zwei vorhanden. Die Flügel sind lang und schmäl, auf der 
Ober- und Unterseite längs des Vorderarms und im Winkel der bei- 
den nächsten Mittelhandknochen mit Haaren spärlich beflogen; der 
Leib ist zu beiden Seiten von einem Haarsaum umgeben, der auf 
der Unterseite der Flügel sehr ansehnlich ist. 


Die Farbe der Oberseite ist etwas raucherig kastanienbraun, 
mit schwachem schiefergraulichem Schimmer. Die Unterseite ist weit 
heller und der lichthräunliche Ton mit einem hell röthlichgrauen An- 
flug überlaufen, wodurch diese Art sich auffallend von den verwand- 
ten unterscheidet. Die Haare der Oberseite sind in ihrer kleinern 


198 


untern Hälfte weisslich, was derselbe Fall auf der Unterseite ist, 
daher hier auch der auf den Flügeln aufruhende Saum des Unter- 
leibes in seiner innern Hälfte (längs des Bauches) weisslich, in sei- 
ner äussern röthlich graubräunlich ist. Die Flughäute sind nicht be- 
sonders dunkelbraun. 


Rurper war. un en, VE ET SCHWANZ SPS UNE, UEBERINE. 1175 
Höhe... .. » 27 01.%..2% 6" Freier Theil !dessewen Ann 0RTF 
Kopkr. =, nannten LOL Vorderarm or. u... 14 
Ohrlänge - » ... ...0 74 | 3ter Mittelhandknochen. 2 414 
SHOTEN. m. ara ne: een Or: 9 Blneweite . 0 00 „dd 8 


Fundort: Cuyaba in der Provinz Mato grosso, wo Natterer 
zwei Eixemplare (Männchen und Weibchen) erhielt **). 


6. Dysopes holosericeus Narr. Der sammetglänzende 
Gränmler. 


D. splendide et saturate castaneo-fuscus, pilis adpressis; auriculis 
minus elevatis dilatatis ; antibrachio abbreviato; alis intus se- 
cundum antibrachit longitudinem dense pilosis. 


Dysopes holosericeus. A. Waex. im Archiv für Naturgesch. 
1843. 8. 368. 


*) Aus Naiterer’s schriftlichen Notizen füge ich noch Folgendes bei. Im 
Leben konnte das Thier vermittelst der Sporen die Schenkelflughaut 
nach Belieben auf- und abschieben, so dass beim ausgedehntesten Zu- 
stande derselben der Schwanz nur 4 Linien darüber vorragte, wäh- 
rend er bei starker Einziehung der alsdann gefalteten Schenkeltlug- 
haut um 12 Linien vorstand. Am Halse des Männchens fand sich 
nahe an der Brust ein kahler Fleck mit einer kleinen Drüse, die 
eine Oeffnung zu haben schien, Das am 6. April ri Weib- 


chen war mit einem Embryo trächtig. 


199 


? Dysopes abrasus. 'Temm. monogr. I. p.232. tab. 21; I. p. 356. 


Unbedenklich würde ich Natterer's D. holosericeus für identisch 
mit D. abrasus halten, wenn nicht in Temminck’s Beschreibung des 
letzteren, aus der er mir allein bekannt ist, einige Angaben sich 
fänden, die auf unser Exemplar, ein ausgestopftes altes Männchen, 
nicht passen. 


Die Grösse ist die des D. ursinus, mit welchem der D. holo- 
sericeus überdiess in den meisten körperlichen Verhältnissen über- 
einstimmt, was sich namentlich in der Beschaffenheit der Ohren, Flü- 
gel und des Schwanzes kund giebt. Die Ohren sind nicht beson- 
ders gross und dabei etwas breiter als hoch. An der Basis des 
innern Randes stossen sie nicht ganz zusammen, was indess Folge 
der Eintroeknung seyn kann, sondern lassen einen Zwischenranm 
von einer halben Linie zwischen sich; es geht jedoch vom Grunde 
jedes innern Ohrrandes, wie bei D. ursinus, ein kleiner Schenkel 
ab, welcher sich bald mit dem andern vereinigt und dann längs des 
Nasenrückens als gemeinschaftliche Leiste weiter vorwärts sich 
zieht. Das Gesicht ist nur auf der Oberseite behaart; die Schnautze, 
insofern man hierüber nach trocknen Exemplaren urtheilen darf, 
schmächtiger als bei D. ursinus zulaufend; die Lippen glatt, mit 
Haaren besetzt. In Unterkiefer sind zwei kleine gekerbte Schneide- 
zähne vorhanden. An der Stelle des Vorderhalses, wo bei andern 
Arten die Grube sich öffnet, findet sich bei dieser Art ein länglicher 
Wulst, vielleicht der vertrocknete Rand einer solchen Oeffuung oder 
eine Drüse, Die Flügel verhalten sich hinsichtlich ihrer Verkürzung 
und Behaarung ganz wie bei D. ursinus; ihr Ansatz ist etwas un- 
terhalb des Unterschenkels,. Der Schwanz ragt zur kleinern Hälfte 
frei hervor. 


Die Behaarung zeichnet sich schon gleich dadurch aus, dass 
t, was auf der Oberseite weit mehr als auf der un- 


sie glatt anlı 


200 


teren der Fall ist; an den Seitentheilen des Rückens sind die Haare 
fest an die Haut angedrückt. Sehr reichlich ist auf der Unterseite 
der Flügel der Saum der Bauchseiten mit Haaren besetzt, die jedoch 
lockerer als oben sind; dieser Saum läuft in einer schiefen Linie 
von den Schenkeln gegen den Ellbogen. Die Oberseite des Kör- 
pers ist tief dunkel-kastanienbraun mit lebhaftem Sammetglanze; die 
Unterseite ist nur wenig lichter, aber weit matter. Die Haare sind 
einfarbig, indem sie nur auf der Oberseite dicht an der Wurzel in’s 
Lichte fallen. Die Schenkelflughaut ist schwarz, was im weitern 
Verlauf auf den Flügeln allmählig in's Braune übergeht. Die Ohren 
sind schwarz. 


Körpers. aus aomaad% 61%) Schwanz. raue geht mid 
Höhesıt.iven tnals nnanu? Bin Freier, Theil, desselben. 07 +9 
Kopfi? wor.duatst- som u, :ık) Monderarnini.® sadlsd ik, AA 
Ohrlänge. . » » » » 0 6 |3ter Mittelhandknochen 1 104 
Ohrbreite nah ner Yan Or ni llagweite lad sie ee 


Bei einer Vergleichung vorstehender Maasse mit denen von D. 
ursinus wird man die grosse Uebereinstimmung in den Dimensions- 
Verhältnissen beider Grämler erkennen, die mich zu ihrer Vereini- 
gung bestimmt haben würde, wenn ich nicht, auf die Angabe von 
Spixe hin, eine Verschiedenheit in der Behaarung beider annehmen 
müsste. Was die Beziehung zu P. abrasus anbetrifft, der mir frei- 
lich nur aus Temminck’s Beschreibung bekannt ist, so wird derselbe 
als kleiner angegeben, die Flügelbehaarung als auf der Unterseite 
fehlend, während sie bei D. holosericeus gerade hier (längs des 
Vorderarms und im obern Theil des Zwischenraums zwischen dem 
letzten und vierten Mittelhandknochen) weit stärker ist. Endlich 
wird der Abstand der Ohren bei D. abrasus weit grösser (auf bei- 
nahe zwei Linien), und die Tasche am Halse als ganz fehlend an- 


201 


geführt. Diese Differenzen sind jedoch sämmtlich von einer Weise, 
dass sie eine Ausgleichung mit unserem D. holosericeus zuliessen, 


Fundort: Rio de Janeiro. 


7. Dysopes albus Narr. Der weisse Grämler. 
D. supra subtusque albidus; patagiis nigricantibus. 


Dysopes albus. A. Waen. im Archiv für Naturgesch. 1843. 
S. 368. 


Durch ihre Färbung ist diese Art von allen andern aus: der 
Gattung der Grämler in der auffallendsten Weise unterschieden, 
während ihre plastischen Verhältnisse am nächsten denen desD. ur- 
sinus kommen. Von. einem ausgestopften männlichen Exemplare 
der Wiener Sammlung ist nachstehende Beschreibung entnommen. 


Der Kopf ist dick; die Lippen ungerunzelt, behaart, die Kopf- 
seiten fast nackt, der Nasenrücken mit langen Haaren bedeckt. Die 
Ohren sind ziemlich vorspringend, etwas breiter als lang; am Grunde 
des innern Randes miteinander zusammenstossend. Von den untern 
Schneidezähnen sind nur zwei Stümpfchen vorhanden; die Eckzähne 
stark. Der Schwanz ragt etwas zur kleinern Hälfte aus der Schen- 
kelflughaut hervor. Die Flügel sind.durch Verkürzung des Vorder- 
arms und der Mittelhandknochen, wie bei D. ursinus, verkürzt, 


Die Behaarung ist reichlich, weich und ziemlich anliegend. Auf 
der Ober- wie der Unterseite der Flügel ist der Leib von einem 
breiten Haarsaume umgeben, der längs des Vorderarmes sich bis in 
den Zwischenraum zwischen der Wurzel des 5ten und ten Mittel- 
handknochens fortzieht, und auf der untern Seite weit breiter ist als 
auf der obern. Nur die Behaarung in dem Winkel, den beide ge- 
nannte Mittelhandknochen miteinander bilden, ist auf der Oberseite 

Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Akad. d. Wiss. V. Bd. I. Abthl. 26 


202 


der Flügel weiter ausgebreitet als auf der untern; dafür findet sich 
auf dieser im Zwischenraume zwischen dem 4ten ‘und öten Mittel- 
handknochen ein langes Haarband, das fast bis zum Anfange der 
Phalangen reicht und auf der Oberseite der Flügel nicht wahrge- 
nommen wird. Der ganze Pelz ist auf der Ober- wie auf der Un- 
terseite desKörpers weiss, mit schwachem schmutzig gelblichen An- 
fluge, wobei die Haare durchaus einfarbig sind. Nur der Haarbesatz, 
längs des Vorderarms und der Fingerwurzeln ist oben wie unten 
rostbraun; auch die wenigen Haare auf dem Schnautzenrücken sind 
braun *). 


KösDen” - .o . wu a at AR SCHMEanr 2 Ha 
Hohes "ar. rl 5 ‚Freier Theil desselben 0 94 
TREFF BE 11. T-VOTGerBeue NR 
Glranper =. ne 6 ;3ter Mittelhandknochen 1 10 
Ohrbreite .”. . so ıHuEwene®T "32 6 


Re 


Natterer hat diese Art, wenn ich nicht irre, in der Provinz 
Mato grosso aufgefunden. 


8. Dysopes olivaceo-fuscus Narr. Der olivenbraune = 
Grämler. 


D. minor, supra olivaceo-fuscus, subtus multo pallidior; auriculis 
minus elevatis, labro haud rugoso; alis secundum antibrachiü 
longitudinem pilosis. 


*) Aus Naiterer's Notizen füge ich noch bei, dass das ganze Gesicht und 
alle nackten "Theile braunschwarz sind. Die Schwanzspitze ragt sie- 
ben Linien über die Schenkelflughaut hinaus, doch lässt sich letztere 
soweit zuruckschieben, dass vom Schwanze 13 Linien frei bleiben. 
Am Ende des Vorderhalses sitzt eine gros$e Drüse mit einer stark 
riechenden Schmiere und einer Mündung nach Aussen. 


203 


Var? supra cinnamomeo-fuscus, subtus e cano rubello-brunes- 
cens (D. amplexicaudus Natt.) 


Unter den von Natterer gesammelten Grämlern befindet sich ein 
Exemplar, das sich durch seinen olivenfarbigen Ton bemerklich 
macht. Eitliche andere sind demselben in allen Stücken ähnlich, 
nur hat die Färbung einen andern Ton. Da ich ausser Stande bin 
über die spezifischen Berechtigungen beider abzuurtheilen, so gebe 
ich im Nachstehenden die Beschreibung nach ersterem Exemplar und 
füge Bemerkungen über die andern bei. 


Die Ohren sind ziemlich kurz, eben so breit oder noch etwas 
breiter als lang, und stossen mit einander am Grunde des innern 
Randes fast zusammen. Die Schnautze ist etwas stumpf; die Ober- 
lippe ist ungerunzelt. Die starken Eckzähne, so wie das Vorkom- 
men von nur zwei untern Schneidezähnen geben zu erkennen, dass 
das Exemplar nicht mehr jung ist. Am Vorderhalse zeigt sich ganz 
deutlich der Eingang zu einer sackförmigen Tasche. Der Schwanz 
scheint nur zur kleinern Hälfte frei zu seyn. 


Die Behaarung ist weich und liegt auf der Rückenseite ziem-. 
lich glatt an. Der Haarsaum, welcher die Leibesseiten einfasst, 
breitet sich auf der Unterseite der Flügel fast bis zum Ellenbogen 
aus und setzt sich dann als ein schwacher Flaum längs des Vor- 
derarms bis in den Zwischenraum der nächsten Mittelhandknochen 
fort. Auf der Oberseite der Flügel zeigt sich dieser Haaranflug 
ebenfalls. Der Pelz ist auf der Oberseite trüb kastanienbraun, auf 
der Unterseite weit Jichter, aber ebenfalls trüb. Die ganze Unter- 
seite des Pelzes hat einen trüb olivengelblichen Anflug, der auch 
auf der Oberseite merklich ist; die Haare sind im grössten Theil 
ihrer Länge gleichfarbig und nur an der Wurzel licht. 


Den andern Exemplaren, die ich provisorisch hieher gestellt 
26% 


204 


habe, obwohl sie Natterer für spezifisch verschieden ansieht, fehlt 
der olivenfarbige Anflug; bei ihnen ist die ‘Unterseite bräunlich, mit 
röthlichgrau beflogen, auch dehnt sich die weissliche Färbung an 
der Basis der Haare weiter aus. 


Das olivenbraune Exemplar, ein Männchen, zeigt folgende Di- 
mensionsverhältnisse: 


Körper: „arten ed Br SEhwanze te 6 0 a1 ai 
Höhe’ ur. er nr 3 Vorderamm Ye RREREF TE Fe 
Ohrlänge . . . » » 0 54 |3ter Mittelhandknochen. 1 8 
Ohrbreile,on zul Himıd-o-Oundd4,dHlugweiteiz hais-nnalkd LAF 0 


Natterer hat dieses Exemplar, welches den ächten D. olivaceo- 
fuscus repräsentirt, bei Cuyaba in der Provinz Mato grosso gefun- 
den. Von den andern ist mir nur von einem Exemplare der Fund- 
ort bekannt, nämlich Caicara in der nämlichen Provinz. 


6) Labro rugoso. 


9. Dysopes auritus Narr. Der haftohrige Gränler. 


D. supra subtusque saturate fuscus; auriculis amplis connatis; rostro 
attenuato; labro rugoso crenulato. 


Dysopes auritus. A. Wasn. im Arch. für Naturgeschichte. 
1843. S. 366. 


?.Molossus coecus Rense. Säugth. v. Parag. S. 88. 


Obschon ich zur Beschreibung dieser Art nur ein einziges Exem- 
plar, ein Weibchen, benützen konnte, so zeigt dasselbe doch einige 
so hervorstechende Merkmale, dass unter allen bekannten Arten nur 
der Molossus coecus Rengg. mit ihm in Vergleichung kommen kann. 


205 


Der haftohrige Grämler gehört zu den Arten von mittlerer Grösse 
und schlankeren Verhältnissen. Der Kopf ist gestreckt und ver- 
schmälert sich vorwärts. Untere Schneidezähne sind 4 vorhanden; 
die Eckzähne von langer schlanker Form. Die Ohren sind von auf- 
fallender Grösse, dünn und fast länglich viereckig; beide sind mit- 
einander verwachsen und von ihrer Vereinigungsstelle geht ein schma- 
ler Hautfortsatz gegen den Nasenrücken ab. Die innere Längsfalte 
des Ohrs springt unterwärts so beträchtlich hervor, dass an den 
Kopf angelegt, sie das Auge ganz verdeckt. Das Gesicht ist gröss- 
tentheils nackt; die Oberlippe ist in starke Falten gerunzelt, welche 
ihren Rand gekerbt machen; die Nase ist aufgeworfen und breit. 
Der Schwanz ist zur grössern Hälfte frei; die Flügel heften sich 
bald unterhalb der Mitte des Unterschenkels an, doch zieht sich ihre 
Ansatzstelle an demselben noch weiter hinab. Der Vorderarm, wie 
überhaupt die Flügel, sind sehr gestreckt. 


Die Behaarung ist reichlich, sanft und frei, und bildet auf der 
Unterseite der Flügel einen breiten, an der äussern Grenze scharf 
abgeschnittenen Saum, der beiderseits die Leibesseiten einfasst, Die 
Flügel sind nackt, mit ganz schwachem Anfluge auf dem Halsfittig 
und längs des Vorderarms auf der Oberseite. Die Farbe der Ober- 
seite des Körpers ist dunkel und etwas russig kastanienbraun mit 
schwachem Glanze; auf der Unterseite wird gegen die Mitte hin der 
Ton etwas lichter und matter. Die einzelnen Haare haben nur dicht 
an der Wurzel eine helle Färbung, die aber auf dem Unterleibe fast 
ganz fehlt. Merklicher ist dieselbe an dem Haarsaum, der auf der 
Unterseite die Leibesseiten einfasst, indem er am Körper weiss- 
bräunlich, am Aussenrande dunkelbraun ist. Die Flughäute sind 
dunkelbraun *). 


*) Natterer bemerkt in seinen Notizen, dass die Ohren horizontal liegen, 
Augen und Nase bedecken, und noch an 3 Linien über die Nasen- 


206 


Körper anin)im ar and Bl 12 Ohrbreite:ä: agindeiish4alt 14 
Höhe-hou. lasmieay mi. RA Pl; Schwahziän?: used 94 
Kopfindısr > buis sadlansBisı#ih| Verderarmisa wos dei 3 
Ohrlänge bir» cr"! SU ‚Or V1rdhigweiteyssl. ıar seldrdai5 
Fundort: Cuyaba, wo Natierer zwei Weibchen erhielt. 


Sowohl Azara's Beschreibung von seiner Petite chauve-souris 
obscure, als der hiemit identische Molossus coecus von Rengger, 
passen auf unsere Art, die demnach wohl mit ihnen zusammen ge- 
hören wird, obgleich ich diese Vereinigung vor der Hand noch nicht 
vorgenommen habe, da ohne Vorlage ganz vollständiger Schilderun- 
gen ein Missgriff leicht möglich ist. 


+ 


i0. Dysopes gracilis Nırr. Der zierliche Gränmler. 


D. minutus, supra subtusque sordide bruneus; auriculis amplis con- 
natis; labro rugoso- crenulato; alis nudis, corpus versum 
puncturatis. 


Dysopes gracilis. A. Waex. im Archiv für Naturgeschichte. 
1842. S. 368. 


Dieser Grämler, den ich nach zwei. ausgestopften Exemplaren 
beschreibe, ist eine im stark verkleinerten Maasstabe ausgeführte 
Kopie des D. auritus, gleichwohl aber nicht der jugendliche Zustand 
desselben. 


spitze hinausragen. Der Rachen lässt sich ungeheuer weit aufsper- 
ren und dann ziehen 'sich die Runzeln der Lippen auseinander, Die 
Schenkelflughaut schiebt sich am Schwanze auf und nieder, so dass 
bald mehr, bald weniger vom Schwanze frei vorragt. Die Höhe des 
Ohrs ist 13 Linien, die Breite von einem Ohrrand zum andern (quer 
über die untere Kinnlade gemessen) 19, die Breite von einem Mund- 
winkel zum andern 6'/, Linien, 


207 


Die Schnautze ist gestreckt und (wenigstens im trockenen Zu- 
stande) nach vorn stark verschmächtigt. Die Ohren sind verhältniss- 
mässig von ziemlich ansehnlicher Grösse, höher als breit, innen nackt, 
und am Grunde zusammenstossend. Die Oberlippe ist gerunzelt und 
am Rande gekerbt; der Schnautzenrücken etwas behaart; die Kopf- 
seiten nackt. 


Der Schwanz ragt bei stark zurückgezogener Schenkelflughaut 
fast zur Hälfte frei hervor. Die Flügel sind lang, dünn und schmal, 
gegen den Körper zu auf eine zollbreite Strecke mit dunkelu Punk- 
ten dicht besetzt. 


Die Behaarung ist weich und fasst, wie gewöhnlich, auch die 
Leibesseiten ein; auf der Unterseite stellt diese Einsäumung ein 
gleichbreites Band dar. Die Schenkelflughaut ist zunächst des hin- 
tern Körperrandes und längs des Schwanzes ebenfalls mit feinem 
Flaum spärlich beflogen; im Uebrigen sind die Flügel nackt. Die 
Farbe des Pelzes ist auf der Oberseite nicht sonderlich dunkel um- 
brabraun, was auf der Unterseite merklich lichter wird; ein röthlich- 
grauer Schimmer ist auf der Rückenseite wie an den Seitentheilen 
wahrnehmbar. Die Haare sind auf der Ober- wie Unterseite ein- 
farbig, nur unmittelbar an der Wurzel licht. Die Haare sind hell- 
bräunlich; die Ohren dunkler. 


Körper 4 . ......3 21,54] Schwanz . - - .... JUL 244 
Bale: a 2 ,0.r00 Auru.83 | Vorderarm . » . + nd 6 
Kopf. Fe \ SE | 3ter Mittelhandknochen. 1 6 
Obrlnge Duni te) Schienbein . ...70° 5 
Ohrhrene!t lem. 4# 097 5% | Flugweite Furth, 9 10 


Die beiden Exemplare, welche mir zur Beschreibung dienten, 
hat Natterer in der Provinz Mato grosso gefunden. 


208 


V. VESPERTILIO. Fledermaus. 


Die von Natterer in Brasilien gesammelten Exemplare dieser 
Gattung hat bereits Temminck in seiner Monographie der Fleder- 
mäuse benützt, so dass ich hier nur eine ausserbrasilische Art zuzu- 
fügen habe. 


1. Vespertilio splendidus Wacn. Die goldhraune 
Fledermaus. 


V. parvus, supra subtusque aureo-ferrugineus, auriculis mediocri- 
bus, trago extus convexo; alis obscuris fere ad digitorum ba- 
sin porrectis nudis. 


Die Ohren sind mittelmässig, aussen etwas ausgerandet; die 
Klappe ist halb so gross, zugespitzt, aussen stark convex, innen fast 
gerade. Die Flügel reichen fast bis zur Zehenwurzel und sind bei- 
derseits kahl. Der Pelz ist sehr reichlich. Das Gebiss zählt %? 
Schneidezähne, 4.1 Eckzähne und $.$ Backenzähne. — Die Farbe 
oben einförmig rostbraun mit goldigem Schimmer, unten rostfalb, eben- 
falls mit solchem Schimmer. Die Haare sind auf der Oberseite fast 
einfarbig, auf der Unterseite zweifarbig, indem ihre untere Hälfte 
dunkel ist. Obren und Flügel sind dunkel. 


Körper...) . „ur. age; SAL Ihren. I 2 
she a. “nee 3 | Vorderasm..+ 2:2. 8 b) 
SEhwahz“..% -.. 60 Mel 41 | Rlügwäte . 0... 8 9 


Diese Fledermaus ist mir durch Herrn Dr. Schimper mitgetheilt 
worden mit der Bemerkung, dass sie von der Insel St. Thomas her- 
stamme, Vielleicht ist sie mit Bachman’s V. monticola identisch, die 
jedoch zur sichern Entscheidung nicht ausreichend charakterisirt ist. 


STIITIIIIE 


Fig.I Phyllostoma pusillum Natt. Fig.2 4 Ph.obscurum Neuw.  Fig.5 7 Ph.perspieillatum Geoffr. Fig. Ph.longifolium Natt. 


Abhandt der math. plupsik Claße BE Abth. 1 Zu A Wagners Beiträgen Tab !. 


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Fig. 1 Chilonveteris gymnonotus Natt. Fig - 6 Ch. rubiginosa Natt. 


Abhandl der math, physik Claße, Bd Abth 1 Zu A Wagners Beiträgen Tab. ? 
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Fig.A D.auritus Natt. 


Fig.3 D. velox Natı. 
Fig.8 10 E. macrotis Wagn. 


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Dvsopes Slaucinus Natt. 
Fig 5 


Zee 1. gpmers Beträgen Tab 3 


BdV Abth I. 


Abhandl.der math.plujsik. Claße 


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Beiträge 
zur 


Kenntniss der Säugthiere Amerikas. 


Von 


Professor Dr. A. Wagner. 


Zu: we 1. te, Arbitih’e 1. Liusn. 


Abhandlungen d. Il. Cl. d. k. Ak. d, Wiss. V. Bd. II. Abthl. 35 


asılinsauk ‚oraidh; 
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. v Beiträze 


zur Kenntniss der Säugthiere Amerika’s 


von 


Dr. A. Wagner. 


Als ich in meinen Supplementen zu Schreber’s Naturgeschichte 
der Säugthiere die grosse Ordnung der Nager zu bearbeiten hatte, 
konnte ich nur noch bei den letzten Familien derselben die neuen 
Arten mit aufnehmen, welche Natterer auf seinen Reisen in Brasi- 
lien entdeckt hatte, weil ich erst zu dieser Zeit mit ihm in Verbin- 
dung trat. Eis bleibt mir daher jetzt noch eine grosse Anzahl neuer, 
durch ihn entdeckten und von uns gemeinschaftlich einer genauen 
Prüfung unterworfenen Nagerarten übrig, von denen ich bisher hlos 
kurze Diagnosen im Wiegmann’schen Archiv für Naturgeschichte 
bekannt gemacht habe und deren ausführliche Beschreibung ich hier 
mittheilen will. Daran werde ich die Schilderung etlicher anderer 
amerikanischen Arten, die mir auf anderweitigem Wege zukamen, 
anreihen und zuletzt von mehreren neu entdeckten amerikanischen 
Nagergattungen die bisher unbekannten Verhältnisse ihres Skelet- 
baues erörtern und in bildlichen Darstellungen zur Anschauung vor- 
legen. 

35* 


272 


I. SCIURUS. Eichhörnchen. 


Von der zahlreichen Gattung der Eichhörnchen waren geraume 
Zeit hindurch nur zwei Arten aus Südamerika aufgeführt: Sciurus 
aestuans und Sciurus pusillus; letzterer überdiess nur aus Buffon’s“ 
Beschreibung bekannt und wohl in keiner andern Sammlung als in 
der Pariser vorfindlich. Brandt war der erste, der eine neue Art 
unter dem Namen Seiurus Langsdorffiü beifügte nach Exemplaren, 
die ihm durch Langsdorff aus Brasilien zugekommen waren. Die 
Anzahl neu entdeckter Arten mehrte sich nun aberrasch. Js. @eoffroy 
machte den Sciurus variabilis bekannt, doch konnte er nicht mit 
Sicherheit den Theil des tropischen Amerika’s, aus dem seine Exem- 
plare abstammten, angeben. Auch Ogilby wusste für seinen Sciurus 
variegatoides nur im Allgemeinen die Westküste von Südamerika 
zu bezeichnen. Noch ungewisser blieb Waterhouse mit seinem Sci- 
urus dimidiatus, als dessen Heimath er nur desshalb Südamerika 
vermuthete, weil ihm sein Exemplar unter Fellen von Sciurus 
aestuans und Sciurus Langsdorffiü zugekommen war. Mit Sicher- 
heit konnte zwar Eydoux Nordperu als den Fundort seines Sciurus 
stramineus bezeichnen, aber die Beschreibung ist zur sichern Kennt- 
niss desselben nicht ausreichend. Erst J. v. Tschudi vermochte es, 
uns mit der Heimath und der Lebensgeschichte des Sciurus varia- 
bilis nach seinen eignen Erfahrungen bekannt zu machen, und über- 
diess verdanken wir ihm die Bekanntmachung einer andern, durch 
Poeppig entdeckten peruanischen Art, des Sciurus tricolor. Aus 
Santa Fe de Bogota führte uns Pucheran zwei Arten vor: Seiurus 
rufoniger und Sciurus chrysurus. Dazu kommen nun noch die drei 
durch Natterer entdeckten Arten: Sciurus pyrrhonotus, igniventris 
und gilvigularis, so dass also das Verzeichniss der südamerikanischen 
Eichhorn-Arten seit Buffon’s Zeiten eine ausehnliche Bereicherung 
erhalten hat. 


273 


Leider können wir nicht sagen, dass alle diese Arten bereits 
eine feste Begründung erlangt haben. Bei der grossen Veränderlich- 
keit in der Färbung dieser Thiere können vereinzelte Exemplare, 
über deren Heimathsverhältnisse man überdiess nichts weiss, in der 
Regel nicht ausreichen, um mit Sicherheit darauf eine Art zu be- 
gründen. Wir werden daher den meisten Kredit solchen Arten ein- 
räumen, die auf die Beobachtung ganzer Reihen in ihren heimischen 
Lebensverhältnissen fundirt sind, und diess sind hauptsächlich die- 
jenigen Spezies, die uns Natterer und von T'schudi vorgeführt haben. 
Nach eigner Vergleichung sämmtlicher von Natterr mitgebrachten 
Exemplare und unter Benützung seiner handschriftlichen Notizen 
hoffe ich im Stande zu seyn, zur sichern Kenntniss der südamerika- 
nischen Eichhorn-Arten und zur Berichtigung der Synonymik einen 
erwünschten Beitrag geben zu können, der insbesondere auch Licht 
auf ihre geographische Verhreitung zu werfen bestimmt ist. 


1. Sciurus Langsdorffii Brisor. Das Langsdorff'sche 
Eichhörnchen. 


Sc. pyrrhonoto minor, supra pedibusque e luteo nigroque 
mixtus, subltus abrupte ochraceo-flavidus, tibüis extus ferrugineo- 
rufis; cauda ut in Sciuro pyrrhonoto. 


Sciurus Langsdorffü. Braxspr mem.. de lacad. de Petersb. 
1835 p. 425 tab. 11. — A. Wasser in Schreb. Supplem. II. S. 183 
[zumT heil]. 


Als ich in meiner Fortsetzung des Schreber'schen Säugthier- 
werkes die Beschreibung von Sciurus Langsdorffii verabfassen sollte, 
fand ich in der hiesigen Sammlung 3 Eichhörnchen, aus der Spix'- 
schen Reise herrührend, vor, die nach Gestalt und Schwanzform 
mit der Brandt’schen Beschreibung übereinkamen und deshalb von 
mir dieser Art zugetheilt wurden. Obwohl ich;selbst bemerklich 


274 | 


machte, dass erwähnte Exemplare nicht blos von den Brundt'schen, 
sondern auch untereinander abwichen, so beruhigte ich mich doch 
mit der Meinung, dass die Farbendifferenzen, als etwas Gewöhnliches 
bei den Eichhörnchen, auch bei dieser Art einen ziemlichen Spiel- 
raum haben dürften, und dass die gewichtigeren Abweichungen in 
den Maassen vielleicht von Verschiedenheit des Alters, der Prae- 
parirmethode oder der Art der Maassabnahme herrühren möchten. 
Erst als das Manuscript zum Druck abgeschickt werden sollte, er- 
hielt ich von Natterer ein viertes Exemplar zur Ansicht, in dem 
ich den ächten Sciurus Langsdorffii erkannte, damals aber nur noch 
kurz bemerklich machen konnte, dass es fast ganz zur Diagnose von 
Brandt passe. Seitdem habe ich nun die ganze Sammlung von 
Natterer vergleichen können und bin dadurch mit ihm zur Ueber- 
zeugung gelangt, dass nicht nur meine 3 vorhin genannten Exem- 
plare gar nicht dem Sciurus Langsdorffü angehören, sondern dass 
unter den grossen brasilischen Eichhörnchen mehrere Arten zu un- 
terscheiden seyen, wie ich diess nun auseinander setzen will. 


Nach 9 Exemplaren (4 Männchen, 4 Weibchen und 1 jungem 
Weibchen), die Natterer von Sciurus Langsdorffüi mithrachte, cha- 
rakterisirt sich dieser durch folgende Merkmale. An Grösse steht 
er den 3 nachfolgenden Arten nach und diess ist eines der wich- 
tigsten Unterscheidungskennzeichen. Die Ohren sind schmal, fast 
gleichbreit, an der Spitze etwas abgerundet; der Schwanz dick be- 
haart. Penis und Scrotum sind hängend; das Weibchen hat 4 Paar 
Zätzen, eines hinter den Vorderfüssen, eines zwischen den Hinter- 
füssen, und zwischen diesen die beiden andern. Der Rücken ist 
ockergelb und schwarz gesprenkelt; ersteres geht auf Kopf und 
Kreuz ins Pomeranzenfalbe über. Die ganze Unterseite nebst der 
Innenseite der Gliedmassen ist einförmig und schön ockerfarbig rost- 
gelb; am Ende des Unterhalses mit einem kleinen weissen Fleck, 
der indess mitunter fast ganz verschwindet. Die Haare der Unter- 


275 


seite sind einfarbig; die der Oberseite schwarz mit kurzer gelben 
Spitze, einzelne sind jedoch auch hier einfarbig. Die vordern Glied- 
massen sind fahlgelb und schwarz gesprenkelt; ebenso die hintern, 
doch wird hier das Gelbe mehr röthlich, und die Aussenseite des 
Unterschenkels, so wie zum Theil noch der hintere Rand des Ober- 
schenkels, sind fast einfärbig feuerroth. Der Schwanz ist anfangs 
schwarz und falb gesprenkelt, wird aber bald einfarbig licht pome- 
ranzenroth, wobei jedoch hie und da das Schwarz durchschimmert, 
das die untere Hälfte der Haare färbt. Die Mittelseite des Kopfes 
und der Ohrenbesatz ist roströthlich; die Iris ist dunkelbraun, die 
Schnurren sind schwarz, die Schneidezähne an der Vorderfläche 
lebhaft roth, die Krallen bräunlich. Es ist zu bemerken, dass alle 
9 Exenplare von derselben Färbung sind, nur der weisse Gurgelfleck 
fehlt mitunter. Ein sehr grosses Männchen von Cuyaba zeigt fol- 
gende Grössenverhältnisse: 
Körner“ ie Aleliacı 105405 2104-1, Ohr;sfast m sie Mora 10 


Schwanzrübe . . . 9 1 Schnurren'iur. mil ..1 423486 
Schwanz mit Haaren 11 6 Hinterfuss: ame Zn ni? 


Natterer hat seine sämmtlichen Exemplare in der Provinz Mato 
grosso erhalten, und daher stammen auch, zufolge seiner Angabe, 
die Exemplare von Langsdorff. 


un gper en a al n euecbäuchree 
Eichhörnchen. 


Sc. supra e nigro flavoque variegatus, subtus artubusque salurate 
rubiginoso-rufis; cauda villosa basi nigra, dein mazimam par- 
tem rubiginosa. 

ß. Var. unicolor nigra (Sciurus Morio). 


Sciurus igniventris. A.Waecn. Arch. f. Naturgesch. 1842. 
S. 360. 


® 


276 


Nach 7 Exemplaren, die Natterer sämmtlich in einer und der- 
selben Gegend auffand, haben wir diese Art aufgestellt, die zwar 
im äussern Habitus und in der Beschaffenheit des Schwanzes mit 
Se. Langsdorffii und Sc. pyrrhonotus übereinkommt, von beiden aber 
durch die Färbung und den Wohnort, vom ersteren überdiess durch 
merklichere Grösse verschieden ist. Vier von diesen Exemplaren 
sind rothfarbig, die drei andern schwarz. Da bei den Eichhörnchen 
schwarze Spielarten nichts Ungewöhnliches sind, so haben wir die 
schwarzen Exemplare mit den rothen für eine und dieselbe Species 
anzusehen uns gestattet, und glauben um so weniger einen Missgriff 
begangen zu haben, als beide die gleiche Heimath theilen. 


Von den rothfarbigen Exemplaren habe ich 2 derselben zur 
Beschreibung ausgewählt. Die Haare des Rückens sind schwarz 
mit kurzen lichten Spitzen, die bei dem einen röthlichgelb, bei dem 
andern mehr graugelb sind, der Oberkopf ist dunkler; bei jenem 
satt rostroth mit Schwarz gesprenkelt, bei diesem rostfalb mit Schwarz, 
gesprenkelt. Die untere Kopfhälfte ist roströthlich, was allmählig 
mehr Roth aufnimmt, so dass die ganze Unterseite des Lieibes nebst 
der Innenseite der Beine schön rostroth wird, was auf der Oberseite 
der Vorderarme und Hände nebst den Hinterfüssen, vornämlich aber 
auf der Aussenseite der Unterschenkel, noch mehr gesättigt ist und 
dunkel kirschroth wird. Der Schwanz ist buschig zweizeilig; auf 
der Oberseite rostroth, mit grossem schwarzen Fleck am Wurzeltheil, 
unten ist er in der Mitte schwarz (mit wenig Roth gemengt) und 
beiderseits rostroth. Die einzelnen Haare sind schwarz und roth 
geringelt, mit rothen Spitzen; da wo das Schwarze vorherrscht, 
sind die Haare meist schwarz mit kurzer rother Spitze. Am andern 
Exemplar ist der Schwanz in der untern Wurzelhälfte fast ganz 
einfarbig schwarz; im übrigen grössern Theile sind die Schwanz- 
haare schwarz mit rostfalben Spitzen. 


Bei den schwarzen Exemplaren sieht man am Kopfe noch etwas 


® 


277 


leichtere Sprenkelung; auch in der untern Hälfte der Schwanzhaare 
zeigt sich mehr oder minder eine lichtere Färbung, die jedoch äus- 
serlich ganz verdeckt wird, so dass die Thiere einfarbig und glän- 
zend schwarz erscheinen. Bei einem Exemplare sind auch die Schwanz- 
haare fast durchgängig schwarz und am Hinterfuss findet sich an 
der Aussenseite ein weisser Fleck. Die Iris ist dunkelbraun, die 
Schneidezähne sind vorn rothgelb, die Innenseite des Ohrs nebst der 
Unterseite der Pfoten ist schwärzlichbraun, die Krallen sind schwarz, 
an der Spitze weiss und durchsichtig. 


2; 
Die Länge des Körpers beträgt 114“ die des Schwanzes (mit 
Einrechnung der Endhaare) 13“, des Ohres etwas über 1“. h 


Natterer hat alle seine Exemplare von Marabitanos, überhaupt 
vom Rio negro, zusammengebracht. 


3. Seiurus pyrrhonotus Nırr. Das rothrückige 
Eichhörnchen. 


Sc. supra artubusque extus saturate rubiginoso-rufus, sublus ab- 
rupte flavescens ; cauda villosa rubiginosa, pilis basi nigris. 


Sciurus pyrrhonotus. A. Wıcx. im Arch. für Naturgesch. 1842. 
S. 360. 


Von dieser Art habe ich 9 Exemplare, von denen 8 aus der 
Reise von Natterer und eines aus der Reise von Spir herrühren, 
vergleichen können, wodurch ich zur Ueberzeugung gelangte, dass 
sowohl ihre Uebereinstimmung in der Grösse und Färbung als in 
dem Vorkommen die Berechtigung gewährt, selbige als eigenthüm- 
liche Species anzuerkennen, 


An Grösse übertrifft diese Art den Se. Langsdorffü, mit dem 


Abhandlungen derlI. Cl. d. k. Akad. d. Wiss. V. Bd. II. Abthl. 36 
“ 


4 


278 


sie, wie mit dem vorhergehenden, in dem vollen buschigen Schwanze 
und in den ziemlich entwickelten, mit kurzen Härchen besetzten Ohren 
übereinkommt. Der Hodensack ist nicht sonderlich gross und behaart. 
Die Farbe der Oberseite und Aussenseite ist lebhaft rostroth, was 
auf der Vorderhälfte mehr ins Goldfalbe oder Pomeranzenrothe, auf 
dem Hinterrücken aber und der Aussenseite der Gliedmassen gesät- 
tigt und höchst lebhaft feurig rostroth ist. Die Unterseite ist weiss- 
lichgelb oder ockergelb, was von der Farbe der Oberseite scharf 
abschneidet und am Vorderhalse am lichtesten ist. Auf der Ober- 
seite des Kopfes sind die Haare stark mit Schwarz gesprenkelt, 
auf dem Vordertheil des Körpers längs des Rückgraths schwächer; 
dagegen ist an dem Hinterrücken, den Seitentheilen des Körpers 
und der Aussenseite der Gliedmassen die rothe Farbe fast einförmig, 
indem hier den Haaren die kurzen schwarzen Spitzen fehlen, welche 
gewöhnlich auf den Haaren der Vordertheile sichtlich sind; das Ueb- 
rige derBehaarung ist roth mit kurzem schwarzen Grundtheile. Auf 
der Unterseite sind die Haare einfarbig. Die 4 Füsse sind auf der 
Oberseite entweder eben so feurig roth wie die Arme und Schenkel, 
oder sie sind etwas lichter als diese. Die Schneidezähne sind vorne 
lebhaft roth, die Schnurren schwarz, die Ohren rostroth behaart, die 
Krallen bräunlich. Am Schwanze ist die vorherrschende Farbe rost- 
roth, das gegen das Ende jedoch durch Aufnahme von mehr Gelb 
immer lichter wird; bald hinter der Schwanzwurzel zeigt sich auf 
der Unterseite ein langer schwarzer Fleck, während sonst das Schwarz 
nur bei ausgebreitetem Schwanze durchschimmert. Die einzelnen 
Haare des Schwanzes sind rostroth oder rostgelb in ihrer äussern 
Hälfte, und schwärzlich in ihrer untern; an dem erwähnten schwar- 
zen Fleck der Unterseite haben die Haare nur kurze rothe Spitzen, 
daher die schwarze Färbung hier vorherrscht, während sie an den 
andern durch die langen rothen Spitzen ganz verdeckt wird. 


Die 8 Exemplare von Natterer sind alle gleichfarbig. Das 


[2 


Y 


279 


Exemplar von Spir, welches ich in Schreber's Supplementen bei 
Se. Langsdorffü unter N. 1. aufgeführt habe, kommt in allen Haupt- 
stücken mit ihnen überein. 


20) DE Neger oe eg 1 ee ee 
SSCHWIEHTUNEN SERIES NZ ISSCHNUTTEN + en. den 
Schwanz mit Haaren. 13 2 | Hinterfuss mit Kralle . 2° 6 


Natterer's Exemplare wurden bei Borba, also in der Nähe der 
Ausmündung des Rio Madeiro in den Amazonenstrom, gesammelt; 
das Exemplar von Spi.x ist ohne Bezeichnung des Fundortes, aber 
wahrscheinlich auch aus der Nachbarschaft dieses Stromes herrührend. 


4. Sciurus tricolor Porrr. Das dreifarbige Eichhörnchen. 


Sc. „supra nigro-ochraceo irroratus rufescens; cauda basi nigra, 
apice rufa“. Tscnun. 


Sciurus tricolor. Tscuun. Faun. peruan. S. 156. tab. 11. 


In J. von Tschud’s Fauna peruana, die für Peru denselben 
hohen Rang einnimmt, den Azara's und Rengger's Werke für Para- 
guay, des Prinzen von Newvied Naturgeschichte von Brasilien für 
letzteres Land behauptet, findet sich unter dem Namen Sc. tricolor 
die Beschreibung eines Eichhöruchens, das Poeppig in den feuchten 
Urwäldern des tiefgelegenen Theils von Maynas, also ganz im nord- 
östlichen Peru entdeckt hatte. Es werden in dem angeführten Werke 
2 Exemplare beschrieben, die beide von Poeppig mitgebracht wur- 
den; die eine Beschreibung rührt von diesem selbst her, die andere 
von Gravenhorst. 


Nach Gravenhorst's Beschreibung ist die Oberseite schwarz, 
jedes einzelne Haar mit einem hell ockergelben Ringe oder der- 
gleichen Spitze; der Unterleib ist schmutzig gelblich weiss. Die 
Vorderbeine sind äusserlich wie der Rücken, innen wie der. Bauch 

36 * 


250 


gefärbt; dieHinterbeine sind äusserlich ockergelb braun, sonst zimmt- 
braun, mit untermischten, schwarz oder hell ockergelb geringelten 
Haaren; innen wie der Bauch. Der Schwanz ist anfangs schwarz, 
mit untermengten braunen oder gelbbraunen geringelten Haaren; die 
übrigen buschigen Haare sind schwarz mit hell fuchsrothen Spitzen. 
Die Länge des Körpers beträgt 12" 2". 


Nach Poeppig’s Beschreibung sind die Kopfseiten, die ganze 
Unterseite und die Innenseite der Gliedmassen einfarbig rostgelb, 
fast ganz so wie bei Sc. vulpinus. Auf dem Rücken und der Aus- 
senseite der Gliedmassen sind die Haare schwarz mit breitem roth- 
gelben Ringe, der Schwanz im ersten Viertel ganz schwarz, das 
Uebrige vorherrschend rothgelb. Die Länge des Körpers beträgt 
12“ leipz. Maass — 104“ par. Maass. Dieses Exemplar ist also 
etwas lebhafter, namentlich auf der Unterseite, als das vorige 
gefärbt, 


Aus der Reise von Spix sind in unserer Sammlung 2 Exem- 
plare (beides Weibchen) aufgestellt, die am Amazonenstrome erlegt 
wurden und von mir unter Nr.2 und 3 bei Se. Langsdorffii in den 
mehrmals angeführten Supplementen zum Schreber’schen Werke auf- 
geführt sind. Damals war der Sc. tricolor noch unbekannt, sonst 
würde ich sie wohl diesem zugetheilt haben, da sie sich in der That 
zunächst diesem anschliessen, wenn gleich ihre Färbung andere Nü- 
ancen darbietet. Bei dem einen ist der Oberleib schwarz und brand- 
gelb gesprenkelt, was an den Hinterbeinen in ein sattes, aber trübes 
Rostroth übergeht; der ganze Unterleib ist abgeschnitten graulich- 
weiss. Der Schwanz ist ähnlich gefärbt wie vom Se. tricolor be- 
schrieben wird, also auch ähnlich dem des Sc. pyrrhonotus, 
nur nicht so lebhaft. — Das andere Exemplar ist auch am ganzen 
Oberkörper schwarz und brandgelb gesprenkelt, aber das Schwarz 
herrscht über das Gelbe so vor, dass dadurch die Färbung ganz 


281 


dunkel wird; der Unterleib ist scharf abgeschnitten rostigbräunlich ; 
der Schwanz ebenso, aber dunkler, was an seiner Wurzel in’s 
Schwarze übergeht. 


Zitzen gibt Gravenhorst nur 3 Paare an, und eben so viel 
sind bei unserer dunkeln Abänderung vorhanden; dagegen hat die 
hellere Abänderung 4 Paar Zitzen, in derselben Vertheilung wie 
ich sie von Sc. Langsdorffiü angegeben habe. 


Von unserer helleren Abänderung habe ich folgende Maasse 
abgenommen: 


Sörpen eg 3. 127 2221'Ohr obngelähe ,. . . 10 
Sehweismibe . : =, 44: :0r | Schnurren., .. ., u: 2 6 
Schwanz mit Haaren . 13 6 Hinterfuss mit Kralle . 2 6 


Das dunklere von unsern Exemplaren ist um etliche Linien 
kleiner, wobei ich bemerke, dass ich die Körperlänge immer von 
der Nasenspitze bis zur Schwanzwurzel nach der Krümmung der 
Mittellinie der Oberseite messe, 


Vergleicht man nun die Beschreibungen meiner beiden Exem- 
plare mit den beiden anfangs angeführten, so ersieht man allerdings, 
dass jene in der Färbung nicht blos von den andern, sondern auch 
unter sich abweichen. Indess sind doch Uebergänge nachzuweisen. 
Am lebhaftesten gefärbt ist das von Poeppig beschriebene Exemplar, 
bei dem auch der Unterleib rostgelb ist. Schon bei Gravenhorst’s 
Exemplar lässt die Lebhaftigkeit nach; der Unterleib ist nur noch 
schmutzig gelblichweiss. Noch etwas mehr schwächt sich die Fär- 
bung bei unserem ersten Exemplare, indem der Unterleib blos grau- 
lichweiss ist. Am andern von unsern beiden Individuen wird end- 
lich die Färbung ganz düster, indem sie durch einen dunkeln An- 
flug völlig getrübt wird. — So sind es also nur verschiedene Nüancen 


282 


einer und derselben Grundfarbe, durch welche diese 4 Exemplare 
von einander differiren; nimmt man nun noch ihre Uebereinstimmung 
in den äussern Formverhältnissen hinzu, so wird man nicht umhin 
können, in ihnen Glieder einer und derselben Art zu erkennen. Auch 
hinsichtlich der Heimath schliessen sie sich aneinander an, denn 
während Poeppig seine Exemplare im nordöstlichen Theile von Peru 
sammelte, brachte Spi.x die seinigen aus dem nordwestlichen Brasi- 
lien, das an jenes Gebiet angrenzt, zusammen. 


Während wir uns also, dem eben Gesagten gemäss, im guten 
Rechte glauben, wenn wir unsere Exemplare mit den Poeppig'schen 
in eine und dieselbe Art zusammenstellen, so können wir doch nicht 
die Frage umgehen, ob nicht am Ende dieser Sc. tricolor nichts 
weiter als die allmählig immer mehr erblassenden und sich verdü- 
sternden Abänderungen des Sc. pyrrhonotus umfasse und demnach 
dieser Species einzuordnen sey. Auf diese Frage können wir, wie 
wir es unumwunden gestehen, keine sichere Antwort geben. Wir 
haben zwar alle 9 vorhin angeführten Exemplare von Se. pyrrho- 
notus von einer gleich lebhaften feuerrothen Färbung der ganzen 
Oberseite gefunden, wie sie an den 4 Exemplaren von Se. tricolor 
durchaus vermisst wird; indess es könnten ja wohl Mittelglieder 
auch entdeckt werden, die bisher uns noch fehlen. Der äussere Ha- 
bitus und die Grösse stimmen bei allen überein und die Verbreitungs- 
verhältnisse sind einer spezifischen Vereinigung ebenfalls nicht ent- 
gegen. Wir können daher dem Se. tricolor vor der Hand nur eine 
provisorische Berechtigung auf seine Geltung als Art zuerkennen, 
und müssen es weiteren Untersuchungen, die wohl nur in seiner 
eignen Heimath vorzunehmen wären, überlassen, eine definitive Eut- 
scheidung für oder gegen unsere Vermuthung herbei zu führen. 


Noch ist zuletzt der Sc. variabilis J. Geoffr. in Vergleich zu 
ziehen, der jedoch, zumal in der Abänderung mit röthlichem Bauche, 


283 


dem Sc. pyrrhonotus noch weit näher als dem Se. tricolor steht, 
sich aber schon als besondere Art durch seine geringere Grösse un- 
terscheidet. Nach Tschudi hat Sc. variabilis eine Länge von 10%, 
nach Js. Geoffroy nur 94“; unser Exemplar, das ebenfalls aus Tschu- 
di’s Reise herrührt, misst 9% 3“, der Hinterfuss mit Kralle 2. 


5. NSciurus gilvigularis Narr. Das gelbkehlige Eich- 
hörnchen. 


Sc. aestuanti simillimus, at saturatius coloratus, gula ochra- 
cea, cauda angustiore, abdomine concolore. 


Sciurus gileigularis. A. Wacs. im Arch. f. Naturgesch. 1843. 
2.8. 43; 1845. 8. 148. 


Das gelbkehlige Eichhörnchen ist dem Se. aestuans dermassen 
ähnlich, dass ich mich, wenn ich nicht mit der grossen Differenz 
in ihrer geographischen Verbreitung durch Natterer bekannt gewor- 
den wäre, nicht für berechtigt angesehen hätte, beide von einander 
zu trennen, indem die Wandelbarkeit der Färbung bei diesen Thieren 
etwas Gewöhnliches ist. Wenn man aber in Erwägung zieht: 
1) dass die vielen Exemplare, welche Natterer in den südlichen 
Provinzen Brasiliens zusammenbrachte, in der Färbung, namentlich 
in der weissen Kehle, so wie in der längern Schwanzbehaarung, 
durchgängig miteinander übereinstimmen; 2) dass diese Exemplare 
ganz mit den vom Prinzen von Neuwwed auf der Südhälfte der bra- 
. silischen Ostküste beobachteten übereinkommen; 3) dass ferner Nat- 
terer auf seinen langen Wanderungen durch die westlichen Theile 
der mittlern Provinzen Brasiliens die kleinen Eichhörnchen überhaupt 
nicht mehr antraf, bis er erst unweit der Einmündung des Madeiro 
in den Amazonenstrom ihnen wieder begegnete; 4) dass endlich eine 
genaue Musterung der durch Natterer von letztgenannter Lokalität 
mitgebrachten vielen Exemplare die überraschende Wahrnehmung 


284 


ergiebt, dass diese nördlichen Eichhörnchen in gewissen Stücken, 
alle ohne Ausnahme, von den südlichen abweichen, während sie üb- 
rigens unter sich die grösste Uebereinstimmung zeigen; — wenn 
man also diese verschiedenen Beziehungen zusammenfasst, so wird 
man es wohl gerne einräumen, dass wir hier zwei gesonderte For- 
men vor uns haben, wobei es unentschieden bleiben kann, ob wir 
dieselben als Rassen einer und derselben Art, oder als zwei ver- 
schiedene Arten anzuerkennen haben. 


Der äussere Habitus des Sc. gilviyularis ist ganz der des Se. 
aestuans, nur ist der Schwanz beträchtlich schmäler, übrigens ist 
er ebenfalls von einer ziemlich platten, auf der Unterseite deutlich 
zweizeiligen Beschaffenheit. Die Färbung der Ober- wie der Un- 
terseite hat mehr Roth als bei Se. aestuans aufzuweisen. Die Ober- 
und Aussenseite ist fein aus Schwarz und Orangeroth gesprenkelt, 
indem die Haare hier bis zu den Zehen herab aus diesen Farben 
geringelt sind. Die Unterseite des Körpers nebst der Innenseite der 
Beine ıst rostfalb in verschiedenen Abstufungen. Kinn, Unterkiefer 
und Kehle sind am lichtesten, nämlich hell rostig ockerfarben, was 
schon weit vor der Brust in ein lebhaftes Orangeroth übergeht, das 
hinter der Mitte des Bauches nicht blos an Lebhaftigkeit abnimmt, 
sondern auch wegen den durchschimmernden grauen Haarwurzeln 
ein trübes Ansehen, namentlich auf der Innenseite der Hinterbeine 
erlangt; am blassesten ist die Innenseite der vordern Gliedmassen. 
Die weisse Längslinie längs der Bauchmitte, welche sich bei Se. 
aestuans findet, fehlt hier. Die Haare der Unterseite sind am Grunde 
grau, was an Hals und Brust verdeckt ist, am Hinterbauch und der 
Innenseite der Beine merklich durchschimmert. Die Farbe der Un- 
terseite schneidet scharf von der der Oberseite ab; ein lichteres Band 
zwischen beiden ist nicht vorhanden, doch sind die Seiten lichter 
gefärbt als die Bauchmitte. Der Schwanz ist schwarz und rostig 
ockerfarben gesprenkelt, indem seineHaare aus diesen Farben gleich- 


mässig geringelt sind; nur an der äussersten Schwanzspitze herrscht 
das Schwarze vor. Die Iris ist dunkelbraun, der nackte Theil der 
Nase und der Ohren im Leben hell braungrau; die Schneidezähne 
sind vorn satt safranroth, die Schnurren schwarz, die Krallen braun 
mit lichtern Spitzen. Der Hodensack ist gross und hängend. 
Körper OEL BE TUZMÖHHENGEN. 77. nt. 1.0" 
Sehweirüben.:. ae 0.7 2er 20:@ |, OBtbreise. .. 0... 0%, 0 
Schwanz mit Haaren fast9 0 ‚Hinterfuss mit Kralle 1 7 
Alle Exemplare, die vorstehender Beschreibung zu Grunde liegen, 
sind von Natterer in dem Urwald von Borba, an der Ausmündung 


Ta 
B) 


des Rio Madeiro in den Amazonenstrom, gesammelt worden. Wäh- 
rend dieselben alle miteinander übereinstimmen, zeigt dagegen ein 
Exemplar, das zwar auch aus dem Norden Brasiliens, aber aus der 
entgegengesetzien Richtung, nämlich von Para an der Ostküste her- 
rührt, eine merkliche Abweichung, so dass man schwankend werden 
könnte, ob es zu Sc. gilvigularis oder zu Sec. aestuans zu bringen 
wäre. Bei dem gedachten Exemplare nämlich ist der Unterkiefer, 
Vorderhals, die Leibesseiten, Hinterbauch und ein schmaler Streif 
auf der Innenseite weiss, was wie ein Saum die rostgelbe Färbung 
der Brust und des Bauches einfasst und in sie allmählig übergeht. 
Der Schwanz ist auf der Oberseite schwarz und weiss gesprenkelt, 
indem dieHaarspitzen hier weiss sind; der untere Theil der Sch wanz- 
haare ist aber auf beiden Seiten falb. Der Umstand, dass der 
Schwanz schmal und der ockerfarbige Bauch ohne weissen Mittel- 
streif ist, weist darauf hin, dass wir diese Abänderung bei Se. gil- 
vigularis und nicht bei Sc. aestuans einzureihen haben. Sie ver- 
dient in so fern Aufmerksamkeit, als, wenn es sich erweisen sollte, 
dass die Färbung eine constante ist, unter dem Sc. gilvigularis eine 
westliche und östliche Rasse unterschieden werden könnte. Eine 
nah verwandte Art scheint der von Pucheran in der Rev. zool. 
1845. p. 336 charakterisirte Sciurus rufoniger von Santa Fe de 
Bogota zu seyn. 


Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. II. Abth. 37 


286 


Il. ISOTHRIX. Schlichtratte. 
» 


Als ich vor 5 Jahren die sämmtlichen von Natterer aus Bra- 
silien heimgehrachten Nagerarten musterte, fand ich unter den zur 
Gruppe von Loncheres gehörigen Arten zwei Formen auf, die eine 
merkwürdige Mittelbildung zwischen den eigentlichen Loncheres und 
Echinomys darstellten, so dass sie keiner der beiden Gattungen ein- 
gereiht werden konnten, dabei aber doch unter sich so erhebliche 
Differenzen zeigten, dass sie nicht unter einen gemeinschaftlichen 
Gattungsbegriff zu bringen waren. Wollte man daher die hergebrachte 
Grenze zwischen Loncheres und Echinomys festhalten, so blieb nichts 
anders übrig, als aus den beiden Mittelformen gesonderte Gattungen 
zu machen, von denen wir die eine Isothrix, die andere Mesomys 
nannten. Jener konnten wir gleich 3 Arten, dieser nur eine zuweisen, 
die bisher sämmtlich unbekannt waren, 


Isothrix kommt in Bau der Füsse und Ohren mit Loncheres 
(Nelomys) überein, dagegen ist der Pelz stachellos und das Gebiss 
ist ganz verschieden, indem es sich zunächst an das von Echino- 
mys anschliesst, jedoch mit erheblichen Abänderungen. Um es kurz 
zu sagen, das Gebiss verhält sich ganz so, wie es Pictet von sei- 
nem Nelomys pictus abgebildet hat. 


An diese kurze Charakteristik der Gattung Isothrix mögen sich 
noch einige weitere Bemerkungen anschliessen. Die Nasenkuppe ist 
stumpf und nakt; die Ohren kurz, gerundet und erinnern in den all- 
gemeinen Umrissen einigermassen an die Form des menschlichen 
Ohres. Die Füsse sind kurz und breit; die vordern vierzehig mit 
einem kleinen Daumenrudiment, die hinteren fünfzehig. Der Pelz 
ist weich und ermangelt der Stacheln, hat auch keine flach gedrück- 
ten Haare eingemischt, wodurch die Schlichtratte sich gleich äusser- 
lich von Loncheres unterscheidet. Der Schädel zeigt im Allgemeinen 


287 


die Form von Kchinomys und der Gaumen ist breit. Die Schneide- 
zähne sind glatt. Die Backenzähne *) bilden eine etwas längere 
Reihe als bei Kchinomys, fast so laug als bei Loncheres; so ist 
z. B. bei J.pagurus die obere wie die untere Reihe 5 Linien lang. 
Um zunächst hei dieser Art, J.pagurus, stehen zu bleiben, so haben 
die obern Backenzähne eine etwas ovale Form, sind fast gleich 
gross, jeder auf der Mitte der Innenseite mit einer senkrechten Längs- 
furche, wodurch auf der innern Seite der Kaufläche, eine, von einer 
kurzen Schmelzschlinge umfangene Einkerbung entsteht. Die äussere 
Seite zeigt zunächst 2 grössere Schmelzschlingen, in deren jeder, 
je nach dem Grade der Abnützung, noch eine Schlinge oder eine 
geschlossene Ellipse vorkommt. Die obern Backenzähne geben sich 
hinten etwas auseinander. Die untern Backenzähne haben eine tiefere 
äussere und 2 seichtere innere Einkerbungen, wodurch auf der In- 
nenseite 3 Schmelzschlingen entstehen; der erste Zahn ist etwas 
schmäler und vorn zugespitzt. 


Bei J. bistriatus sind dieBackenzähne eben so wie bei J. pa- 
gurus geformt; da sie aber bei dem Exemplare, das mir zur An- 
sicht diente, minder abgenützt sind, so zeigen sie etwas andere 
Schmelzfiguren. Von den obern Backenzähnen ist jeder auf der In- 
nen-, wie auf der äussern Seite eingekerbt. Der erste Backenzahn 
zeigt 4 Schmelzschlingen am äussern Rande; die andern haben meist 
nur 2 aufzuweisen, überdiess jeder innen mit schmaler Ellipse. 


Als Gattungsmerkmale können wir für Isothrix folgende auf- 
stellen: dentes molares 4-4 complicati ovati; vellus molle, auriculae 


*) Unter dem Namen Mesomys bistriatus u, pagurus |Mesomys fälschlich 
für I/sothriz]| habe ich von diesen beiden Arten das Gebiss im Schreber’- 
schen Werke tab. CCXXXIX. D fig. 5 u. 6 abgebildet. 


377 


4 


288 


mediocres rotundatae, rostrum obtusum, tarsi breviusculi latı. 
Dieser Gattung haben wir 3 Arten zuzuweisen, die sämmtlich durch 
Natterer entdeckt sind. 


1. Isothrix Pagurus Nırr. Die ungeschwänzte Schlicht- 
Ratte. 


I. antice e stramineo nigroque, poslice e rubiginoso nigroque va- 
riegatus, subtus lutescens; rostro supra fulvo, cauda nulla. 


Isothrix Pagurus. A. Wacn. im Arch, f. Naturgesch. 1845. S. 146. 


Der Habitus erinnert an die Wasserratte; der Kopf ist dick, 
die Ohren sind kurz, nackt und halboval, die Oberlippe ist gespal- 
ten, aber die Spalte oben ganz durch ein Häutchen vereinigt; die 
Füsse sind kurz und plump mit breiter Sohle. An den Vorderfüssen 
sind die beiden mittlern Zehen gleichlaug, die 2te und öte ebenfalls, 
der Daumen ist kaum merklich. An den Hinterfüssen sind die drei 
mittlern in der Läuge wenig verschieden, dann kommt die äussere 
und zuletzt die innere. Die Krallen sind kurz, aber ziemlich stark. 
An dem einzigen Exemplare, das Natterer ausfindig machen konnte, 
fehlt der Schwanz, und zwar, wie mein verstorbener Freund meint, 
ursprünglich. In seinen Notizen heisst es über diesen Punkt: „ohne 
Schwanz, blos mit einem kurzen breiten Rudimente.“ Der Pelz ist 
sehr weich und sanft. 


Die Farbe des Scheitels, Hinterkopfs, Oberhalses und des Wi- 
derrists ist blass lehmgelb und schwarz gesprenkelt, längs der Mit- 
tellinie mit viel Schwarz. Vom Ende des Widerrists an nimmt die 
gelbe Grundfarbe roth auf, das hinterwärts immer lebhafter wird, 
so dass der Hinterrücken und die Aussenseite der Schenkel rostig 
pomeranzenroth erscheint, was durch eine feine schwarze Sprenke- 
lung etwas getrübt wird. Die Seiten sind lehmgelb, was längs der 


259 


ganzen Unterseite nebst der Innenseite der Beine etwas lichter wird. 
Die Haare der Oberseite sind in der untern Hälfte schiefergrau, was 
an denen der Unterseite nur wenig merklich ist. Die Nase nebst 
einem breiten Streif, der jederseits durch das Auge bis zum Ohre 
zieht, sind rostroth. Die sehr langen und zahlreichen Schnurren, 
so wie auch die langen Borsten hinter und über dem Auge sind 
schwarzbraun. Die Schneidezähne sind vorn wachsgelb; die Iris 
des grossen hervorliegender Auges ist nach Natterer dunkelbraun; 
der Augenring, die Nasenkuppe und die nackten Ohren dunkel röth- 
lichbraun, die Sohlen röthlichgrau. Die Vorderfüsse sind fahlgelblich 
behaart, mit braunrothem Fleck über der Handwurzel; die Hinterfüsse 
sind licht roströthlich. Die Nägel sind weisslich. 


Körpbinik. san aa ER 10 Schnurren, angerisse BO 
Ohr}. ab... dt 6 ‚Hinterfuss mit Krale . 1 64 


Natterer fand dieses Exemplar, ein Männchen, im Walde bei 
Borba. 


2. Isothrix bistriatus Narr. Die zweistreifige 
Schlichtratte. 


I. supra luteo nigroque variegatus, subtus lutescens; capite fasciis 
duabus nigris; cauda longa villosa nigra, basi flava. 


Isothrix bistriatus. A. Was. im Arch. f. Naturgesch. 1845. 
S. 146. 


Ist eine sehr ausgezeichnete Art. Kopf, Ohren und Füsse ganz, 
von Loncheres. Der Schwanz ist seiner ganzen Länge nach gleich- 
förmig und dicht mit 5—6 Linien langen Haaren besetzt, so dass 
er dünn eylindrisch ist; er erscheint etwas struppig, weil die Haar- 
spitzen vorwärts gehogen sind. Der Pelz ist sehr weich und sanft. 


290 


Die Oberseite ist olivengelb mit feiner schwarzer Sprenkelung, 
welche sich auf den Beinen und den Seiten mehr verliert und am 
ganzen Unterleib und der Innenseite der Gliedmassen einförmig ocker- 
gelb ist. AlleHaare sind in ihrem untern Theil schieferschwärzlich, 
was auf der Oberseite den grössern, auf der Unterseite den kleinern 
Theil der Länge ausmacht. Die obern Haare setzen am gelben Ende 
gewöhnlich eine kurze schwarze Spitze an, auch mischen sich ganz 
schwarze Haare ein. Die Seitentheile desKopfs und die Schnautzen- 
spitze fallen in’s licht Aschgraue. Durch die Augen läuft jederseits 
eine breite schwarze Binde, welche hinter dem Ohr wegzieht und 
erst am Ende des Nackens sich verschmälert und, mit gelber Spren- 
kelung gemischt, fast bis zur Mitte des Rückens verfolgt werden 
kann, wo sie mit der andern zusammenstösst und hier eine stärkere 
schwarze Bespritzelung hervorbringt. Zwischen diesen Streifen ist 
der Hinterhals und Scheitel blass citrongelb, was über den Augen 
in die graue Farbe der Schnautze übergeht. Die sehr langen Schnur- 
ren nebst den Borsten über und hinter dem Auge sind schwarz. Die 
Iris ist dunkelbraun, Nasenkuppe und Ohren schwarz, letztere nackt 
und nur am Rande mit Jangen Härchen besetzt. Der Unterkiefer 
ist graulich, die Füsse sind lichtgelb, die Nägel weisslich. Der 
Schwanz ist gegen 3“ lang rostgelb, dann schwarz, mit einzelnen 
graulichen Haaren, zumal auf der Unterseite. 


Körper; „0 932% SU (UA (AEREDE WENBREE ASS NUEE, SER =. 
Schwanz... aa: .r..10 3. Hanferfoss, u 72,2... 4.10 


Natterer brachte ein einziges Exemplar, ein Männchen, von 
dieser Art zurück, das er am Rio Güapore gefangen hatte. Es 
hatte aus dem Loch eines hohen Baumes umhergeschaut, sich dann 
aber gleich wieder zurückgezogen, so dass er es nur durch Fällen 
des Baumes aus seinem Versteck herausholen konnte. 


291 


3. Isothrix crassicaudus Nırr. Die dicksch wänzige 
Schlichtratte. 


I. supra sordide flavido nigroque variegatus, subtus pallide' lutes- 
cens; cauda dense pilosa, supra fusca, subtus luteo-albida. 


Isothrix pachyurus. A. Wacn. im Arch. für Naturgesch. 1845. 
S. 146. 


Obschon mir die Beschaffenheit des Schädels und der Backen- 
zähne von dieser Art nicht bekannt ist, so glaube ich mich doch 
nicht zu irren, wenn ich sie in Hinsicht auf die Form der Füsse, 
auf die kurzen gerundeten Ohren, dem Mangel der Stacheln und 
dem kurzbuschig behaarten Schwanze zu Isothrix zähle. Da es mir 
überdiess fast ausser Zweifel erscheint, dass sie mit Lund’s Nelo- 
mys antricola identisch ist, so wird ihre Einreihung unter Isothrix 
um so mehr gerechtfertigt, als bei letztgenannter Art das Gebiss 
im Wesentlichen den Typus von den Schlichtratten zeigt. Den 
frühern Namen I. pachyurus haben wir später in den gleichbedeu- 
tenden I. crassicaudus umgeändert. 


Der Pelz ist etwas rauh, aber durchaus ohne eine Spur von 
Stacheln. Der Kopf ist stumpf, das Ohr abgerundet, und in der 
Mitte des Hinterrandes etwas eingezogen und nackt, nur mit 
sehr feinen Härchen sparsam besetzt. Die Füsse sind etwas 
schmäler als bei den 2 andern Arten und reichlich behaart. Der 
Schwanz ist sehr dick an der Wurzel, nimmt aber gegen die Mitte 
hin schnell ab und läuft dünn aus; er ist dicht mit 5—6 Linien langen 
steifen, etwas nach aussen gebogenen Haaren besetzt. Höchst merk- 
würdig ist die Stellung der Zitzen an dem, der Beschreibung zu 
Grunde liegenden Thiere. Wie Natterer in seinen Notizen hierüber 
bemerkt, „so fanden sich 4 Zitzen an den Seiten desKörpers, näm- 
lich hinter den Vorderfüssen auf jeder Seite eine und vor den Hin- 


292 


terschenkeln ebenfalls eine. Sie stehen nicht auf dem Bauche, son- 
dern schon ausser der Mitte des Körpers; selbst von der Seite be- 
sehen, und in der Mitte eine Längslinie gezogen, stehen sie schon 
oberhalb dieser Linie. Die Zitzen waren voll Milch,“ Die sonder- 
bare Stellung der Zitzen oberhalb der Mittellinie der Leibesseiten 
ist demnach von derselben Weise wie bei dem Myopotamus. Die 
Haut war übrigens, wie Natterer weiter zufügt, so mürbe wie Teig 
und zerriss, wie man sie anrührte, war also noch viel schlechter als 
die von der Cavia Paca. 


Die Färbung der Oberseite ist so ziemlich der der Wanderratte 
ähnlich, nämlich schmutzig bräunlich-fahlgelb und schwarzbraun ge- 
sprenkelt; die Unterseite ist hell gelblich. Die Haare der Oberseite 
sind graulich, mit kurzen rostgelben Enden, die meist eine ganz 
kurze schwarze Spitze ansetzen; einzelne Haare-sind ganz schwarz, 
Auf derUnterseite sind die Haare fast einfarbig. Die langen Schnur- 
ren sind dunkelbraun, einige mit lichtern Spitzen, die kürzern sind 
weisslich; die Borsten hinter und über den Augen dunkelbraun. Von - 
letzterer Farbe ist auch die Iris, und um das Auge zieht sich ein 
weisser Kreis; die fleischfarbigen Ohren sind mit gelblichen Härchen 
besetzt. Die Füsse sind gleich dem Unterleib hellgelblich ; die Nägel 
lichtbraun. Der Schwanz ist auf der Oberseite dunkelbraun, auf der 
Unterseite gelblichweiss. 


Körper anne PA) 2, Ohren !#4# MIR NIBHG" U 
Schwanz... Pr I BREinterfüss a9 ne N ee 


Das hier beschriebene Weibehen wurde in einem Hause von 
Cuyaba (Provinz Mato grosso) gefangen; es scheint mir, dass der 
Schwanz durch das Ausstopfen von seiner ursprünglichen Länge 
etwas verloren hat. Natterer erlielt aus derselben Lokalität ein 
zweites Exemplar, ein junges Männchen, dessen Körper 8“, der 
Schwanz fast 64“Länge hatte. Bei diesem war der ganze Unterleib 


293 


weiss, das Ohr schmutzig weiss, mit sparsamen weissen Härchen 
besetzt, der Augenring schwarzbraun, die Augenlieder mit weissen 
Haaren eingefasst. 


II. MESOMYS. Stutzratte. 


Auch bei dieser Gattung kommt, wie bei der vorigen, der äussere 
Habitus, insbesondere die Form des Kopfes, der Ohren und Füsse 
ganz mit Loncheres überein; dagegen verhält sich Gebiss und Breite 
der Backenzähne vollkommen wie bei Kchinomys fuliginosus. Da 
nun Mesomys zugleich den Stachelbesatz der ächten Stachelratten 
hat, so haben wir an ihm im strengsten Sinne des Worts eine Mit- 
telform, die gerade in derMitte von Loncheres und Echinomys steht, 
während Isothrix durch Mangel der Stacheln und Eigenthümlich- 
keiten im Zahnbau schon etwas mehr auf die Seite gedrängt ist. 
Diese Mittelgattung können wir also kurz durch die Diagnose cha- 
rakterisiren: habitus Loncherium, dentes Echinomyum, spinae validae. 


1. Mesomys ecaudatus Narr. Die ungeschwänzte Stutzratte. 


M. supra fulvidus, nigro-adspersus, subtus unicolor ochraceus, cauda 
nulla. 


Mesomys ecaudatus,. A. Waes. im Arch. für Naturgesch. 1845, 
S. 145. 


Nur ein Exemplar ist es, was Natterer von dieser Art erlangte 
und zwar auf eine sonderbare Weise, indem es bereits in den Klauen 
eines Falken und schon der Kopf angefressen war, als der Räuber 
von einem Baume im Urwald herabgeschossen und beide unserem Rei- 
senden frisch zu Theil wurden, 

Abhandlungen der II, Ci. d. k, Akad. d. Wiss. V. Bd. II. Abthl. 33 


294 


Der Leib ist dick und kurz. Die Oberlippe ist nur schwach 
ausgerandet, sonst ganz, die Schnurren zahlreich und lang, die 
Obren klein und wenig behaart, die Augen mittelmässig. Die Füsse 
sind kurz und sehr breit; an den vordern ist der Daumen nur ein 
Rudiment mit kleinem abgestutzten Nagel, die beiden mittlern Zehen 
fast gleich lang und die seitlichen nur wenig kürzer. An den Hin- 
terfüssen ist die innerste Zehe die kürzeste, die beiden mittlern fast 
gleichlang und die beiden seitlichen nur wenig kürzer und gleichlang, 
Die Nägel sind zusammengedrückt und sichelförmig. Der Schwanz 
fehlt ganz, und zwar nach Natterer's Versicherung ursprünglich. 
In seinen Notizen heisst es: „keine Spur eines Schwanzes, kaum 
an dessen Stelle ein Knöpfchen mit dem Finger zu entdecken.“ Die 
Stacheln, welche den Körper besetzen, sind lang, starr, riemenartig, 
auf ihrer Oberseite tief ausgehöhlt, beginnen vom Scheitel an und 
reichen bis zum After und tief an den Seiten herab; dazwischen 
finden sich nur wenige Borsten. 


Die Farbe der Oberseite ist hauptsächlich rostfalb, mit etwas 
Grau und Schwarzbraun gesprenkelt. Die Unterseite ist einfarbig 
lehmgelb, was am Kinn und um die Oberlippe schmutzig weisslich 
wird. Die Füsse sind gelblichweiss behaart, die Nägel weisslich. — 
Die Stacheln sind dem grössern Theil ihrer Länge nach hellgraulich, 
was alsdann ins Schwärzlichbraune übergeht, mit kurzer pomeranzen- 
farbiger Spitze. Die eingemischten Haare der Oberseite sind in 
ihrer untern Hälfte graulich, in ihrer obern rostfalb. Die Haare der 
Unterseite sind einfarbig. Die Iris ist dunkelbraun, die Schnurren 
schwarzbraun, die Zähne vorn orangefarbig. 

Körpern. 1A sauce ar Ar | Stacheln längste... 1 „is Q%4;a 10" 
Ohren ohngefähr . . . 0.5 |Hinterfuss . ... 01 4 
Schnurren,f, u; saw 32m) Breitendesselben su 0 43 


Es war ein trächtiges Weibchen, das Natterer in der angege- 
benen Weise im Urwald von Borba erhalten hatte, In seinen schrift- 


295 


lichen Notizen bemerkt er Folgendes: „2 Zitzen nahe an der Clitoris, 
2 andere an den Seiten des Körpers zwischen den Vorder- und 
Hinterfüssen. War trächtig mit einem Jungen, was noch sehr klein 
war, doch war sehr deutlich ein kurzes Schwänzchen zu bemerken.“ 


IV. LONCHERES. Lanzenrätte. 


Zu dieserGattung, welche in meinen Supplementen zum Schreber'- 
schen Werke nur mit 6 Arten aufgeführt ist, hat Natterer's Reise 
3 neue hinzugefügt, von denen die beiden ersten zu den behaart- 
schwänzigen, die letzte zu den nacktschwänzigen gehört. Eine 4te 
neue Art, die im Frankfurter Museum aufgestellt ist, habe ich gleich- 
falls hier aufgenommen. 


1. Loncheres grandis Narı. Die grosse Lanzenratte. 


L. supra aureo-fulva, nigro-irrorata, subtus lutescens; capife nigro, 
paululum fulvo-adsperso; pedibus fuscis, spinis mollibus. 


Loncheres grandis. A. W sen. im Arch. f. Naturgesch. 1845. S. 146. 


Von dieser Art konnte Natterer nur ein Exemplar mit verstüm- 
meltem Schwanze auftreiben. Schädel und Gebiss desselben sind 
mir unbekannt, doch halte ich es seiner Verwandtschaft mit Zon- 
cheres cristata wegen für ein ächtes Mitglied dieser Gattung. 


Der Habitus ist der gewöhnliche der Lanzenratten; die Ohren 
sind kurz und gerundet, die Schnurren zahlreich und bis zu den 
Schultern reichend: über und hinter dem Auge finden sich ebenfalls 
lange Borsten. Die Füsse sind kurz und sehr breit, mit kurzen, 
aber starken Krallen. Die Haare der Oberseite erweitern sich et- 
was und sind ausgehöhlt, ohne jedoch steife Stacheln zu bilden, die 

33* 


296 


ganz fehlen; ausserdem giebt es noch einfache Borstenhaare. Der 
noch übrige Schwanzstummel misst 24” und ist dicht behaart; seiner 
Stärke nach lässt er auf eine Länge schliessen, die der des Kör- 
pers gleichkommen dürfte. 


Die Oberseite ist licht pomeranzenfarbig mit Schwarz gespren- 
kelt, wobei dieHaare dem grössten Theil ihrer Länge nach lichter oder 
dunkler grau sind mit falben Enden, theils mit, theils ohne schwarze 
Spitze; überdiess giebt es einzelne schwarze Haare. Die Unter- 
seite ist einförmig strohgelb, wobei die Haare fast einfarbig sind; 
am Halse ist diese Farbe durch eine bräunliche Beimischung getrübt. 
Auf der Oberseite des Kopfs und Halses herrscht das Schwarze 
vor; die falbe Sprenkelung ist sparsam. Die Schnurren sind schwarz, 
die Schneidezähne gelb, die Füsse dunkelbraun, die Nägel hell horn- 
farben. Der Schwanzstummel ist mit steifen, falb und schwarz ge- 
sprenkelten Haaren besetzt, die im letzten halben Zoll desselben 
einförmig schwarz sind, so dass also der fehlende Rest des Schwanzes 
wohl einförmig schwarz seyn wird. 


Körper fast} Inc. 21490" Schnurren u... 0.0.09” 59 
Obkr. 29. Ha BETONTE Nbmlertass: N Base 


Ein Männchen von Managueri am obern Amazonenstrom. 


2. Loncheres nigrispina Narr. Die schwarzstachelige 
Lanzenratte, 


L. nitide bruneo-fulvida, supra nigro-irrorata, subtus pedibus- 
que albido-lutescens; lateribus rostri cano-Llutescentibus; cauda 
(basi excepta) dense et aequaliter fusco-pilosa, apice haud pe- 
nicıllata. 


Loncheresnigrispina. A. Waen. Arch. f. Naturgesch. 1842.S. 361. 


297 


Der Habitus ist der der ächten Lanzenratten; die Ohren sind 
klein, kaum aus den Haaren vorragend und abgerundet. Die Ober- 
seite ist glänzend bräunlichfalb und schwarz gesprenkelt; die Unter- 
seite blass gelblich, der Unterkiefer weisslich, die Schnurren und 
die Iris schwarzbraun, die Ohren dunkel röthlich grau. Die Zehen 
sind gelblich weiss, die Krallen licht hornfarben. Die Farbe der 
Oberseite schneidet scharf von der der Unterseite ab. Die Stacheln 
sind dünn, in der untern Hälfte licht, in der obern schwarz und von 
den langen Borstenhaaren grösstentheils verdeckt, so dass nur ihre 
schwarzen Spitzen zum Vorscheine kommen. Die Borstenhaare sind 
am Grunde weisslich, was allmählig dunkler wird und im letzten 
Viertel falb ist, dem sich meist, zumal am Rücken, noch eine kurze 
schwarze Spitze ansetzt. Die Haare der Unterseite sind in der 
Wurzelhälfte weisslich, in der äussern gelblich. Die Aussenseite 
der Beine ist den Leibesseiten gleichfarbig; die Pfoten zuerst licht- 
bräunlich, dann auf den Zehen gelblichweiss. Der Oberkopf ist dem 
Rücken gleichfarbig; auf den Wangen wird die Farbe vorwärts 
blasser und gegen die Nasenspitze licht graugelblich. Der Schwanz 
ist anfangs auf ohngefähr 13” seiner Länge hin dicht behaart von 
der Art des Rückens; dann ist er dieht mit kurzen lichtbraunen 
Haaren besetzt, so dass die Haut fast ganz verdeckt ist. Er endet 
mit denselben kurzen Haaren, ohne einen Pinsel zu bilden, 


Körper Kinad duale; or 9940844: Ohr mh ne 
Schwanz ls..25:,”, =65! 0) +jHinterfußs: sh „nacht MT 


Jatterer erhielt in Ypanema (Provinz San Paulo) ein männliches 
Exemplar, das ihm lebendig eingeliefert wurde. Diese Art reiht 
sich an Loncheres Blainvillei an, von der sie sich jedoch schon 
durch die Färbung der Unterseite und des Schwanzes unterscheidet. 


298 


3. Loncheres unicolor Rüpv. Die einfarbige Lanzenratte, 


L. unicolor, dilute ferrugineo-brunnea, subtus pedibusque pallidior ; 
cauda elongata longius pilosa, vellere rigido sicco. 


Loncheres unicolor. Rürr. Verzeichn. des Mus. Senck. S. 31. 
— A. Waen. im Arch. f. Naturgesch. 1842. S. 361. 


Von Dr. Rüppell erhielt ich auf mein Ansuchen die hier in Rede 
kommende Art zur Ansicht, von der mir zwar die Beschaffenheit 
des Schädels und der Backenzähne unbekannt ist, die aber doch 
wohl bei Loncheres ihren rechten Platz finden möchte, da sie we- 
nigstens ganz deren Habitus an sich trägt. Sicher über ihre gene- 
rische Einreihung kann man freilich nur dann seyn, wenn man we- 
nigstens mit dem Bau ihrer Backenzähne bekannt geworden ist. 


Die Ohren dieser Art sind wie gewöhnlich kurz, oben abge- 
rundet und nicht über den Scheitel vorragend, überdiess mit feinen 
rostbräunlichen Haaren besetzt, die über den Rand weit vorstehen. 
Die Nasenkuppe ist nackt, die Oberlippe gespalten und behaart; die 
Schneidezähne glatt, gewölbt und die untern lebhafter röth- 
lich gelb als die obern gefärbt. Die Schnurren reichen bis hinter 
das Ohr, sind ziemlich steif und braun. Die Füsse sind kurz und 
breit, die Sohlen nackt, die Krallen kurz, sichelförmig und spitz; 
der Vorderdaumen ein Stummel mit Plattnagel. Der Schwanz ist 
von der Wurzel an dünn und geschuppt, was jedoch durch die ver- 
längerten Haare, die zuletzt& bis 1” lang werden, aber nicht sehr 
reichlich sind, ziemlich verdeckt wird. Der Pelz fühlt sich, zumal 
auf demRücken, rauh und trocken an, ist aber ohne eigentliche Sta- 
cheln. Die Haare sind auf der ganzen Oberseite sehr gedrängt, steif, 
auf dem Rücken gegen 1“ lang, meist rundlich, doch mischen sich 
auch viele platte ausgehöhlte ein, die jedoch kaum 4 Linie Breite 
erreichen. Auch die Unterseite ist sehr reichlich behaart. — Die 


299" 


Farbe der Oberseite ist einförmig und licht rostbräunlich, was auf 
der Unterseite und den Füssen lichter wird und am Kinn in’s schmutzig 
Weisse übergeht. Der Schwanz ist dem Körper gleichfarbig. Die 
Haare sind ihrer ganzen Länge nach einfarbig. 


Könperjrer.n OL I OREH ee 0 ne, 0R 1 
Schwanz (ob ganz?). 7 9 | Hinterfuss Sue, > 02 


Nach der Angabe im Verzeichniss des Mus. Senckenb. stammt 
1 nl: x 
diese Art aus Brasilien. 


4. Loncheres macrura Narr. Die langschwänzige Lanzen- 
Ratte. 


L. supra fulvescens, lateribus pallidior, subtus e cano lutescens; 
cauda fere corporis longitudine, nudiuscula, pilis nonnullis bre- 


vissimis albidis vestita. 
Loncheres macr ura. A. Waen. im Arch, f, Naturgesch. 1843.S8. 360. 


Diese Art hat die nächste Aehnlichkeit mit L. armata, und ihr 
Schädel und Gebiss geben sie als eine ächte Loncheres zu erken- 
nen. Die Haare sind schwarz mit gelben Spitzen, welche auf dem 
Rücken mehr falb, an den Seiten mehr lichtgelb sind. Die Unter- 
seite ist schmutzig graulichgelb. Die Beine sind aussen den Leibes- 
seiten gleichfarbig. Die Schnautze ist roströthlich und schwarz ge- 
sprenkelt; das Rostroth ist jedoch nicht so lebhaft als bei L. ar- 
mata. Der Schwanz ist anfangs auf 1” weit von der Behaarung 
des Körpers, dann schmal wirtelförmig geschuppt mit kleinen Här- 
chen, die kürzer und spärlicher als bei L. urmata sind, übrigens 
eine weissliche, nur am Anfang der Oberseite eine braune Farbe 
haben. Die Krallen sind licht hornfarben. Die Schnurren sind zahl- 
reich, lang und schwarz. 


300 


Körpers. slvsimsäudeen AD. 9% | Ohren ie ie 
Schwanz. -'.. us Ace AO O. .) Hinterfuss. ud. assariesntin 5 


Natterer erhielt ein Exemplar von dieser Art, ein Weibchen, 
von Borba. Obwohl mit Z. arımata nahe verwandt, unterscheidet 
sich L. macrura doch erheblich dadurch, dass 1) die Borsten über 
die Stacheln weit überwiegen und letztere fast ganz verdecken, 
2) dass die Stacheln viel kürzer als bei ZL. armata sind, 3) dass 
ihre Eindhälfte in der Regel ganz schwarz ist, höchst selten mit 
kurzer falber Spitze, daher die getüpfelte Zeichnung fehlt, 4) dass 
der Schwanz weit länger, fast so lang als derKörper ist. — Wenn 
auch das spärlichere Vorkommen der Stacheln und das Ueberwiegen 
der Borsten an unserem Exemplare von L. macrura einen noch nicht 
vollständig ausgewachsenen Zustand desselben anzeigen sollte, so 
spricht doch die Länge des Schwanzes und seine lichtere Färbung 
entschieden für eine besondere Art. 


5. Loncheres armata Js. Grorrr. Der Toro. 


Bisher war von dieser Art nur das einzige, unter dem Namen 
Mus hispidus von Lichtenstein beschriebene Exemplar bekannt, von 
dem man aber die Beschaffenheit des Schädels und Gebisses nicht 
wusste und über dessen Heimath nur Vermuthungen gewagt werden 
konnten. Da ich nun hierüber vollständige Auskunft geben kaun, 
indem Natterer junge und alte Exemplare von dieser Ant mitbrachte, 
ich auch das Exemplar im Berliner Museum genau: verglichen habe, 
so will ich das Nöthige zur Ergänzung der Kenntniss von dieser 
Art hier in der Kürze beibringen. 


Schädel und Gebiss sind nach meinen Untersuchungen vom nor- 
malen Typus der Gattung Loncheres. Die Jungen sind mehr borstig 
als stachelig. An einem alten Weibchen ist der schuppige Schwanz 
obeu mit einzelnen dunkelbraunen Härchen, unten gegen die Spitze 


301 


mit schmutzig weisslichen versehen, doch ist das Schwanzende immer 
ohne Haarpinsel. An einem Männchen sind. die Schwanzhaare fast 
alle weisslich, die Füsse sind graugelblich, die Krallen licht horn- 
farben. Die Stacheln sind in der untern Hälfte lichtbraun, was über 
die Mitte hinaus schwarz wird und mit lebhaft falber Spitze endigt. 
Häufig bildet jedoch das Falb nur einen mittlern Ring in der schwarzen 
Endhälfte, indem dann das Schwarz auch die Spitze einnimmt. Der 
Schwanz ist an der Wurzel sehr dick und durchgängig gerundet. 
Die Iris ist dunkelbraun; die Ohren sind dunkelgrau, kaum in's Röth- 
liche ziehend. Ein Weibchen, das mit einem Jungen trächüg ging, 
zeigte an den Seiten des Körpers zwischen Vorder- und Hinter- 
füssen 2 Zitzen. Der Körper misst nach der Krümmung 11”, der 
Schwanz 8“, der Hinterfuss 1” 9%, 


Die Exemplare von Natterer wurden am Rio negro und in der 
Provinz Mato grosso gesammelt. Man nennt daselbst diese Thiere 
Toro, weil sie zur Nachtzeit sehr laut Toro rufen. Sie sind sehr 
geschickt im Klettern wie die Eichhörnchen und- steigen hoch auf 
die Bäume, wenn sie verfolgt werden; für gewöhnlich halten sie 
sich jedoch in den Löchern dürrer Bäume auf, Ueberhaupt hat Nat- 
terer die Bemerkung gemacht, dass die Lanzenratten [Loncheres] 
auf Bäumen leben, während die Igelratten [|Echinomys] in Höhlen 
stecken. 


Vv. DACTYLOMYS. Yingerratte. 


Diese ausgezeichnete Gattung beruhte bisher nur auf dem ein- 
zigen Exemplare, das im pariser Museum aufgestellt ist und als dessen 
Heimath man nur vermuthungsweise Brasilien in Anspruch zu nehmen 
sich erlaubte. Es ist daher sehr erfreulich, dass Nafterer durch 
seine Entdeckungen nicht blos diese Vermuthung in Gewissheit ver- 

Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. II. Abthl. 39 


302 


wandelte und dass wir nunmehr im Stande sind, die Beschreibung 
dieses Thieres zu ergänzen, sondern dass wir ihm auch eine zweite 
Spezies beifügen können, welche eben so dem Süden, wie die andere 
dem Norden Brasiliens angehört. 


1. Dactylomys typus Js. Georr. Die schmalkrallige 
Fingerratte. 


D. subtus albidus; cauda nuda squamala, unguibus compressis. 


Dactylomys typus. Js. Georrr. mag. de zool. 1840. p. 27 u. 
47 tab. 20 [Thier], tab. 25 fig. 1—3 [Gebiss]. 


Der äussere Hahitus ist ganz der von Loncheres. Die Ohren 
sind sehr kurz, abgerundet und halboval; die Oberlippe ist nur schwach 
ausgerandet, im Uebrigen ungespalten. Die Vorderfüsse sind eigent- 
lich nur vierzehig, indem der Daumen hlos durch ein kaum merk- 
liches, nagelloses Rudiment einer Warze angedeutet ist. Die beiden 
Mittelzehen sind viel länger als die seitlichen, am kürzesten ist die 
äussere. Die Nägel sind kurz mit gewölbter breiter Firste, aber 
seitlich zusammengedrückt; die beiden mittlern spitz, die beiden 
äussern mehr abgestumpft. An den Hinterfüssen ist die Verschieden- 
heit der Zehen minder auffallend als an den vordern. Die Nägel 
sind viel grösser als an den Vorderfüssen und ragen über die Ballen 
vor. An der dritten und vierten Zehe sind sie hoch, gekrümmt, spitz 
und schmal zusammengedrückt; an der Zeigezehe ist der Nagel am 
grössten, etwas schief einwärts gewunden und vorn breit abgerundet. 
Die Daumenzehe hat ebenfalls einen deutlichen Nagel. Der Schwanz 
ist nur an der Wurzel behaart; in der ganzen übrigen Länge ist 
er wirtelförmig geschuppt, völlig nackt, mit kaum sichtlichen ein- 
zelnen feinen weissen Härchen. Die Hoden liegen innerlich. Die 
Behaarung ist grob, aber ohne Stacheln. Der Rücken ist fahlgelb, 
mit etwas Schwarz gesprenkelt; die Hinterseite der Schenkel und 


303 


des Afters ist roströthlieh. Längs des Rückgraths schimmmert ein 
rötblicher Ton hindurch. Die Unterseite des Leibes ist weisslich. 
Der Kopf ist licht bräunlichweiss, was im Nacken in's Dunkelbraune 
übergeht. Die Iris ist hell umberbraun, die Augenringe sind bräun- 
lich fleischfarben ; die Ohren schwärzlichbraun, an der Wurzel gelb- 
lich, die Nasenkuppe und die durchscheinende Haut an den Lippen 
ockergelblich, die Schnurren braun, die Schneidezähne safranfarben. 
Die Füsse sind lichtgelb und etwas schwärzlich gesprenkelt, die 
Sohlen gelbbräunlich. Im Einzelnen sind die Haare des Rückens 
meist schwarz, mit gelben Ringen vor der Spitze. Das Gelbe dehnt 
sich an den Seiten so aus, dass es zur herrschenden Farbe hier 
wird, während näher dem Rückgrath zu das Schwarz deutlicher auf- 
tritt. Längs der Mitte des Rückgraths sind die Haare im untern 
Theil roströthlich, daher hier ein Fleck von solcher Farbe durch- 
schimmert. Am Hinterrand der Hinterschenkel bis herab zur Fuss- 
wurzel sind die Haare fast rostroth mit lichtem Wurzeltheile. Die 
Kopfhaare sind schmutzigweiss, vom Scheitel an nach hinterwärts 
mit Jichtbräunlichen Spitzen. Im Nacken ist die untere Hälfte der 
Haare braun, dann schwarz mit gelben Spitzen. Auf der Unterseite 
des Leibes sind die Haare einfarbig weisslich. Der Schwanz ist 
auf ohngefähr 2 Zoll von der Wurzel an von der Bebaarung und 
Färbung des Körpers, dann nackt und schmutzig weiss. 


Körper. ıy „j5-20u6 +... 741% 794 | Morderfuss, 2te ‚Zehe. .,, 0.,, AM 
Schwanz. 2.4.0018, 0 = Ste; wel 7 
Behaarter Theil 2:20 ” Men. 1: 
Okrlangen =: %....%.,:0, 7 a Ste „oc 
Ohrbreite . 0 84 |Hinterfuss mit Kralle, 2 1 


Das einzige Exemplar, welches Natterer in seine Gewalt brachte, 
ein Männchen, wurde am Rio negro geschossen, als es einen Baum 
hinauf klettern wollte. 


39* 


304 


2. Dactylomys amblyony& Narr. Die breitkrallige Finger- 
Ratte. 


D. subtus pulchre ochraceus, cauda tota pilis vestita, unguibus 
dilatatis. 


Dactylomys amblyonyx. A. Was. im Arch. f. Naturgesch. 1845. 
S. 146. 


Wie bei D. typus ist die Oberlippe nur schwach eingeschnitten 
und behaart. Eben so fehlt der Daumen der Vorderfüsse, an dessen 
Stelle nur eine kleine Warze sichtlich ist. Die Ohren sind kurz, 
an der Aussenseite schwach ausgebuchtet und am Rande mit Härchen 
besetzt. Die Schnurren sind sehr lang, und über und hinter den 
Augen finden sich ebenfalls Borsten. Die Zehen zeigen ein ähn- 
liches Längenverhältniss wie bei D. Zypus, und die Sohlen sind 
ebenfalls nackt. Dagegen sind die Nägel von denen letztgenannter 
Art sehr verschieden, indem sie an den Vorderfüssen alle spatelartig 
erweitert sind, mit flacher Wölbung und stumpfer Zuspitzung. An 
den Hinterfüssen ist der Nagel der 5ten und 4ten Zehe eben so 
gebildet, während der der 3ten und 2ten Zehe ganz so wie die 
entsprechenden bei D. fypus beschaffen sind. Dasselbe gilt für den 
Nagel der Daumenzehe, der weder so zusammengedrückt, noch so 
erweitert als die übrigen ist. — Der Schwanz ist auf 3” lang dicht 
behaart, so dass hier dieBeschuppung ganz verdeckt ist; dann neh- 
men die Haare an Länge und Mächtigkeit ab, so dass die Beschup- 
pung nicht mehr ganz verdeckt wird, zugleich verschmächtigt sich 
der Schwanz auch immer mehr; am Ende trägt er einen schwachen 
Haarpinsel. 


Die Farbe der Oberseite ist oliven-fahlgelb und schwarz ge- 
sprenkelt, die Wangen haben einen graulichen Anflug, und die Un- 
terseite des Leibes ist schön ockergelb. Die Haare der Oberseite 
sind im grössten Theil ihrer Länge schieferschwarz, mit oliven-fahl- 


305 


gelben Spitzen; längs des Rückgraths stehen auclr viele ganz schwarze 
Haare, die an den Leibesseiten verschwinden, so dass hier die 
goldig fahlgelbe Färbung vorherrscht. Die Haare der Unterseite 
sind am Grunde etwas lichter als nach aussen hin, 


Auf der Oberseite des Kopfs ist das Gelb sehr verblasst und 
es zeigt sich hie und da ein trüb rostiger Anflug mit viel Grau ge- 
sprenkelt; auf den Wangen findet sich ein graulicher Anflug. Die 
Unterseite des Kopfs ist ockergelb, das Kinn und der Vordertheil 
derOberlippe weisslich, die Schneidezähne safranfarben, dieSchnurren 
schwarz, die Ohren graulich fleischfarben, am dicken warzigen Rande 
in's Rothe übergehend, die Iris dunkelbraun. Die Gliedmassen sind 
aussen ähnlich dem Rückgrath gefärbt. Die Füsse sind spärlich be- 
haart mit schmutzig weisslichen und etwas dunkel gesprenkelten 
Haaren; die Sohlen licht fleischfarbig, die Nägel hellgelblich. Der 
Schwanz ist im dichtbehaarten Theile graulich und schwarz gespren- 
kelt, nachher mit bräunlichen Haaren besetzt, die bald schmutzig 
werden; der Endpinsel ist licht bräunlich. 


Körper‘... io. -lue es „9%, 6% | Viorderfuss,.,2te Ziehe, ...; 0%.14%. 
Schwanzrübe; .. :.".......44:..6 F 3te. naar ee 
Schwanz mit Pinsel . 12 4 n Mer Or 
Sehnurren %n.. „ms2.ngsl'0 5 die „ 0 3 
Ohren .”. 2 220.008 |Hinterfuss mit Krale. ı U 


Natterer erhielt 2 Exemplare, Männchen und Weibchen, aus 
den Waldungen von Ypanema [Provinz San Paulo]. Diese "Thiere 
leben auf Bäumen, klettern sehr gut und tragen in Baumhöhlungen 
Vorräthe von Samen und Früchten für den Winter zusammen. Das 
Weibchen war mit einem Jungen trächtig. 


306 


VI. HESPEROMYS. Scharrmaus. 


Von dieser Gattung, welche bisher in unsern Katalogen nur 
wenige Arten aus Brasilien aufzählen konnte, hat Natterer's Reise 
auf einmal eine ansehnliche Anzahl von Spezies aus diesem Reiche 
gebracht. Es hat dadurch eine frühere Bemerkung von mir, dass 
dem ganzen Kontinente von Amerika die Gattung Mus völlig abzu- 
gehen scheine, eine neue Bekräftgung erhalten; denn von all den- 
jenigen Arten, deren Gebiss ich untersuchen konnte, hat es sich ge- 
zeigt, dass sie nicht zu Mus, sondern zu Hesperomys oder dieser 
nah anverwandten Gattungen gehören. Zwar sind mir unter den 
von Natterer gesammelten Exemplaren auch etliche mit dem Zahn- 
bau von Mus vorgekommen; diese sind aber entschieden oder doch 
höchst wahrscheinlich aus der alten Welt abstammend. Leider bin 
ich bisher durch Natterer’s plötzlichen Tod verhindert worden, die 
sämmtlichen nachstehend verzeichneten Arten auf den Zahnbau zu 
prüfen, was noch nachgeholt werden muss, indess zweifle ich nicht, 
dass sie sich als Glieder von Hesperomys wohl durchgängig be- 
währen werden. Den brasilianischen Arten habe ich auch eine aus 
Labrador beigefügt, als Beleg, dass diese Gattung durch den ganzen 
Kontinent hindurchgeht. 


a) vellere fulvido, cauda corpus longe superante. 
1. Hesperomys leucogaster Narr. Die lichtbäuchige 
Scharrmaus. 


H. supra fulvus, nigro-adspersus, subtus cano-lutescens; auriculis 
majusculis, pedibus fulvescentibus, cauda corpore longiore nuda. 


Hesperomys leucogaster. A. Waen. im Arch. f. Naturgesch. 
1845. 8. 147. 


307 


Diese Scharrmaus ist dem Hesperomys subflavus ähnlich, ist 
aber grösser, der Schwanz weit länger, die Färbung lebhafter roth 
und die Füsse sind bräunlich. Die Ohren sind gross, oval, breit 
und in ähnlicher Weise wie bei Hesperomys Anguya behaart; der 
Vorderdaumen ist sehr klein und trägt einen abgestutzten Nagel; 
der Schwanz ist weit länger als der Körper, nackt, geschuppt, und 
nur mit einzelnen Härchen zwischen den Schuppen versehen. Die 
Oberseite ist wie bei Hesperomys Anguya gefärbt, doch mit etwas 
mehr Roth. Die Unterseite ist schmutzig graugelblich, wobei die 
Haare gegen den Grund grau, nach aussen gelblich sind; die des 
Halses, Unterkiefers und der Aftergegend sind einfarbig und zu- 
gleich lichter. Die Farbe auf dem Kopf ist blasser als auf dem 
Rücken, und gegen die Oberlippe graulich. Die Schnurren sind 
schwarz, die Füsse mit bräunlichen Haaren besetzt, die Sohlen sind 
nackt und hellfarbig. Der Schwanz ist bräunlichgrau mit einzelnen 
bräunlichen Haaren. 


Büren 0 2: 360 Ohren 2 er Or 
SChwanzı Sr nn 97 Arklinterfuss.. 2.0. ...; 4 6 


Im Walde von Ypanema [San Paulo] durch Natterer aufge- 
funden. An einem Weibchen zählte er S Zitzen: 2 zwischen den 
Vorderbeinen, 2 hinter denselben, 2 vor den Hinterschenkeln, 2 hin- 
ter denselben. 


2. Hesperomys eliurus Narr. Die ruthenschweifige 
Scharrmaus. 


H. supra fulvescens, nigro-adspersus, subtus albidus; auriculis 
majusculis, cauda nuda corpore multum longiore. 


Hesperomys eliurus. A. Wacner. im Arch. f. Naturgesch. 1845 
S. 147. 


308 


Da ich ausser Bälgen auch ein in Weingeist aufbewahrtes 
Exemplar untersuchen konnte, so will ich nebenbei einiger Theile 
ausführlicher gedenken, die im getrockneten Zustand nicht deutlich 
erkennbar sind. Der äussere Habitus ist, wie bei voriger Art, der 
unserer eigentlichen Mäuse. Am Vorderrand eines jeden Nasenloch's 
sitzt ein kleines häutiges Wärzchen. Die Oberlippe ist gespalten, 
aber in der obern Hälfte ist die Furche durch ein Häutchen ver- 
bunden. Die Ohren sind verhältnissmässig gross, etwas zugerundet 
und an den Rändern braun behaart. Der Vorderdaumen ist sehr 
klein, mit einem abgestutzten Nagel. Die Sohlen der Hinterfüsse 
sind lang und ganz nackt, hinten glatt, vorn gekörnt, darunter mit 
6 grössern Warzen: 2 an der Wurzel der Mittelzehen, 2 an den 
Wurzeln der beiden Aussenzehen und 2 Warzen noch weiter rück- 
wärts. Der Schwanz ist nackt, jedoch mit feinen kurzen Härchen 
beflogen. An einem alten Weibchen fand Naftterer 10 Zitzen: 
2 zwischen den Vorderbeinen, 2 gleich dahinter, 2 nahe daran auf 
den letztenRippen, 2 vor den Hinterschenkeln und 2 zwischen den- 
selben. 


Die Oberseite des Körpers ist ähnlich wie bei Hesperomys An- 
guya gefärbt, fahlgelb mit Schwarz gesprenkelt. Die Unterseite 
ist weiss mit gelblichem Anfluge; alle Haare sind in ihrer untern 
Hälfte schieferfarben. Der Kopf ist etwas lichter als der Rücken, 
gegen die Oberlippe graulich. Die feinen, kaum den hintern Ohren- 
rand erreichenden Schnurren sind dunkel, mit lichtern Spitzen. Die 
Ohren sind am Grunde schmutzig weiss, das Uebrige röthlichgrau, 
die Iris schwarz. Die Füsse sind weisslich behaart, mit einzelnen 
bräunlichen Härchen untermengt, die Sohlen licht grauröthlich. Der 
Schwanz ist oben wie unten dunkel röthlichgrau und mit grauen 
Härchen beflogen. 


Körper, ns gr. Narr 40%, Ohren ar u 6 
Schwanzue u er eh 0 :[Hinterfuss . = 9. 2 48 0 


309 


Natterer erhielt seine Exemplare in den Provinzen San Paulo 
und Mato grosso, theils aus Wäldern, theils aus Häusern. Sein 
grösstes Exemplar giebt er zu 4“ 4“ Körperlänge und zu 5* 5" 
Schwanzlänge an. Diese Art ist sehr nahe verwandt mit H. longi 
caudatus Benn., doch ist der Angabe zufolge bei letzterer der Schwanz, 
verhältnissmässig noch länger und zugleich dichter behaart; dagegen 
scheint unser Fl. eliurus mit Lund’s Mus longicaudus identisch 
zu SeVD, 

. 


3. Hesperomys pygmaeus Narr. Die Zwerg-Scharr- 
Maus. 


H. minimus, supra rufescens, subtus albidus; auriculis majusculis 
dense pilosis; cauda pallida corpore multum longiore. 


Hesperomys pygmaeus. A. Wasn. im Arch. f, Naturgesch. 1845. 
S. 147. 


Schädel und Gebiss von dieser kleinsten unter deu brasilischen 
Arten geben einen ächten Hesperomys, oder in engerer Begrenzung 
einen Ualoınys zu erkennen. Die Ohren siud gross, rundlich oval, 
sehr dicht mit Härchen besetzt, die Schnurren reichen weit über die 
Ohren hinaus, die Sohlen sind lang und nackt, der Schwanz ist viel 
länger als der Körper, beschuppt und mit feinen Härchen beflogen. 
Die Färbung der Oberseite des Körpers ist bräunlich rostfalb, mit 
sehr wenig Schwarz besprenkelt und an den Seiten vor den Schen- 
keln in einem Streifen sich herabziehend, während der übrige Theil 
der Seiten ins Fahlgelbe fällt. Die Unterseite ist gelblichweiss; 
alle Haare im untern Theile schieferschwarz. Oberlippe und Füsse 
sind mit weisslichen Härchen besetzt. Die Ohren sind innen mit 
roströthlichen, gelb gesprenkelten, aussen mehr einfarbig rostrothen 
Haaren beflogen. Die Sohlen sind licht fleischfarbig und auch der 
Schwanz ist von einer lichten Färbung. Die Schnurren sind bräun- 
lich mit hellern Spitzen. 

Abhandlungen der I. Cl. d. k. Akad. d. Wiss. V. Bd. II. Abthl. 40 


310 


Körper: zuNrrodk mal 2t 97er Ohrbreites. örkıs of 44 
Sekhwanz.u-sn18 ie. 21.18, mBhi Vorderfussint. nacsta- uDN ‚34 
Obrlänge . . 2.0 64 | Hinterfuss . .202...0 93 


Vorstehende Maasse in rheinländischer Währung habe ich aus 
den Notizen Natterer's aufgenommen, der ein Weibchen von dieser 
Art aus dem Campo von Ypanema erhielt. Ihrer trübern Färbung 
wegen, die an unsern Hypudaeus arvalis erinnert, so wie wegen 
ihrer längern Schyurren halten wir sie für eine voır voriger verschie- 
dene Art. i 


b) vellere fulvido, cauda corpus aeguanle aut parum breviore. 


4. Hesperomys leucodactylus Narr. Die weissäumige Scharr- 
Maus. 


H. supra fulvidus, nigro-adspersus, subtus albus; pedibus saturate 
rufo-fuscis, lateraliter una cum digitis albidis; cauda corpore 
paululum longiore, fusco pilosa. 


Hesperomys leucodactylus. A. Waen. im Arch. f. Naturgesch. 
1845. 8. 147. 


Der Habitus ist ganz der eines Oalomys. Die Oberseite des 
Körpers ist rostfalb, weit lebhafter als bei 4. Anguya, aber nicht 
so sehr als bei H. russatus, mit etwas Schwarz gesprenkelt. Die 
Unterseite ist abgeschnitten gelblichweiss, wobei dieHaare einfarbig 
sind, während sie bei H. Anguya am Grunde schieferfarben sind. 
Die Ohren sind oval, aussen fein behaart, braungrau, am Grunde 
fleischfarbig; die Schnurren sied sehr lang und dunkel. Sehr kennt- 
lich ist diese Art durch die Zeichnung der Füsse, indem diese auf 
der Oberseite dunkelbraun sind, an den Seitenrändern aber eine 
weissliche Einfassung haben, während die Mitte der Sohle schwarz- 
grau ist. Zehen und Nägel sind ebenfalls weisslich; der Schwanz 


3ll 


wird zuerst an der Wurzel etwas vom Rückenpelz umfasst, dann 
ist er geschuppt, oder mit braunen Härchen häufig besetzt, die am 
Ende einen schwachen Pinsel bilden. 


Könner ven a 7“ Ohren ee en DZ 


Sch wanze I Fee Eiinterkossye. 0.2. 46, 0 


Natterer erhielt ein Exemplar von dieser Art am Rio Parana 
im südlichen Brasilien. 


5. Hesperomys concolor Wien. Die gleichfarbige Scharr- 
Maus. 


H. fulvus, subtus abrupte albus, pedibus fuscentibus; cauda nuda 
longitudine corporis; pilis gastraei unicoloribus. 


Hesperomys concolor. A. Waen. imArch. f. Naturgesch. 1845. 
S. 147. 


Wir hatten diese Art anfänglich für eine Abänderung von Hes- 
peromys Anguya angesehen; nachdem ich sie aber dahier genauer 
mit letzterer verglichen habe, scheint es mir doch richtiger sie als 
eigne Art aufzustellen. Sie ist allerdings mit H. Anguya sehr nahe 
verwandt, aber die Färbung der Oberseite ist bei ihr weit lebhaf- 
ter, mit mehr Roth beigemischt, dagegen mit weniger Schwarz ge- 
sprenkelt. Die Unterseite, welche schön weiss ist, hat lauter ein- 
farbige Haare, dagegen FH. Anguya zweifarhige; ferner fehlt die 
graue Färbung auf den Wangen des letztern und die Füsse sind 
mit bräunlichen Haaren besetzt, der nackte, nur mit kurzen Härchen 
beflogene Schwanz hat eine dunkle Färbung. Die Schnurren sind 
schwarz und die Ohren wie bei AH. Anguya behaart. 

40% 


312 


H. H. 


concolor. | Anguya. 
Körper. .... .,. mb Dr 
Schwanz... u... 20247809 19,240 
Ohren Mr u: 20ER 
Hinterfüussu. tete 0 


. Natterer fand diese Art am Flusse Curicuriari im nordwest- 
lichen Brasilien. 


6. Hesperomys russatus Was. Die goldfalbige Scharrmans. 


H. supra splendide fulvus, subtus albido-lutescens, pedibus albidis; 
cauda corpore paululum breviore, squamata, nudiuscula, pallida, 
supra infuscata. 


Die Oberseite ist lebhaft goldig pomeranzenfalb, mit wenig 
Schwarz bespritzelt, an den Seiten etwas lichter. Die Unterseite 
ist abgeschnitten und schön gelblichweiss, was am Halse und auf 
der Innenseite der Hinterbeine am blassesten ist. Die Füsse sind 
schmutzig weiss behaart, die Sohlen nackt. Die Ohren haben einen 
feinen Haaranflug, der Schwanz ist fast nackt, blass, auf der Ober- 
seite dunkler. 


Borpert te er 2 0 ORNDBTEN Fr Sn EEE Ge 
Schwanz . . . . „5° 9 |Hinterfuss ee | 5 


Es kommt diese Scharrmaus, die Natferer von Ypanema mit- 
brachte, mit Mus physodes Lieht so sehr überein, dass sie nur durch 
die lebhaftere Färbung und den gelben Anflug der Unterseite und 
der Schnautzenspitze von letzterem, der blos nach dem einzigen 
Exemplare in Berlin gekannt ist, unterschieden zu seyn scheint. 
Da beide überdiess gleiche Heimath theilen, so dürften sie wohl nur 
als Farbenabänderungen einer und derselben Art anzusehen seyn. 


313 


c) vellere obscuriore, cauda corpus nolabiliter breviore. 


7. Hesperomys brachyurus Narr. Die kurzschwänzige 
Scharrmaus. 


I. supra brummeo-flavidus, nigro-adspersus, sublus sordide lutes- 
cens, pedibus brunescentibus; cauda dimidii corporis longitu- 
dine, dense pilosa, bicolore. 


Hesperomys brachyurus. A. Wien. im Arch. für Naturgesch. 
1845..8. 447. 


Die Oberseite ist wie bei H. arviculoides und H. orobinus ge- 
färbt, nämlich bräunlichfalb mit olivenfarbigem Anfluge, dabei reich- 
lich schwarz bespritzelt; die Unterseite hat aber mehr Gelb als bei 
H. arviculoides, dem diese Art am nächsten steht, indem sie lehm- 
gelb ist. Alle Haare sind in ihrem untern Theile schieferschwarz. 
Der Kopf ist dem Rücken gleichfarbig, die Ohren sind fein behaart; 
die Füsse mit bräunlichen, etwas weiss gesprenkelten Haaren be- 
setzt, die Sohlen nackt, schmal und bräunlich fleischfarben. Der 
Schwanz ist weit dichter behaart als bei H. arviculoides, oben 
schwärzlich, unten und seitwärts lehmgelhblich. Die Maasse habe 
ich von 2 Exemplaren abgenommen. 


N. I: IN, II 3 


Köhper za -zieandoe 45” elar 6m 
Schwanziisiau.sulsekwdn2 na. 1902 
Ohrensa.. 2... 0.000 
Hinterfuss. ; . . 1408-14 h 103 


Nur von dem einen dieser Exemplare weiss ich den Fundort 


anzugeben, nämlich Yfarare im südlichen Brasilien; vom andern habe 
ich denselben zu notiren vergessen, 


alt 


8. Hesperomys fuliginosus Narr. Die dunkelfarbige Scharr- 
Maus. 


H. supra saturate rubiginoso-fuscus, nigro-adspersus, subtus sordide 
flavescens; auriculis pedibusque breviusculis fusco-pilosis; 
cauda squamata pilis brevibus vestita. 


Hesperomys fuliginosus. A. Wıcx. im Arch. f. Naturgesch. 
1845.-8. 148. 


Eine durch ihre dunkle Färbung, so wie durch die Kürze der 
Ohren und Füsse erkenntliche, von den vorhergehenden leicht unter- 
scheidbare Art. Die Ohren sind kurz, oval und dieht behaart, die 
Schnurren fein und kurz, die Sohlen nackt; der Schwanz scheint 
an dem einzigen Exemplare, das Natterer erhielt, nicht ganz voll- 
ständig zu seyn, wird aber wohl nicht mehr als die Hälfte des 
Körpers ausmachen. Die Färbung ist weit dunkler als bei den vor- 
hergehenden Arten. Die Oberseite ist rostfalb, aber mit sehr viel 
Schwarz gesprenkelt und mit einem glänzend olivenhraunen Anfluge. 
Die Unterseite ist trüb rostgelblich, die Haare sind auf der Ober- 
wie auf der Unterseite dem grössten Theil ihrer Länge nach schiefer- 
schwarz, so dass nur die Spitzen andersfarbig sind. Die Seiten 
des Kopfs und Halses sind lebhafter gefärbt als der übrige Körper, 
indem das Falbe mehr in’s Goldige fällt. Ohren und Füsse sind 
braun behaart. Der Schwanz ist schuppig, aber doch mit feinen 
kurzen Härchen beflogen, oben schwärzlich, unten trüb lehmgelblich. 


Körper Fe SUR AN 3°“, Ohr 5 FRAME ae 
Schwanz. Ken RT Hlinterfuss 4. ...280r en OS 


Von Ypanema erhielt Nafterer ein mit 3 Jungen _trächtiges 
Weibchen, an dem sich 4 Zitzenpaare vorfanden. 


315 


9. Hesperomys canivenlris Was. Die graubäuchige Scharr- 
Maus. 


H. supra e sordide lutescente nigroque variegalus, sublus canes- 
cens, paululum luteo-tinctus; pedibus brunneo-albidis; cauda 
hrevipilosa, dimidio corpore breviore. 


Hlesperomys caniventris. A. Was. im Arch. für Naturgesch. 
1845. S. 148. { 


Ebenfalls durch ihren trüben graulichen Ton von den falben 
Arten von Calomys verschieden, doch ist die Färbung weder auf 
demRücken noch auf der Unterseite so trüb als bei Arymomys mus- 
culus. Nach Schädel und Gebiss ist diese Art ein ächter Calomys. 
Die Olren sind wie gewöhnlich an den Rändern behaart; der Schwanz 
ist sehr kurz und mit feinen Härchen dicht bedeckt. Die Oberseite 
des Körpers ist schmutzig bräunlich fahlgelb und schwarz gespren- 
kelt, was allmählig in die blass graugelbliche Farbe der Unterseite 
übergeht. Alle Haare sind in ihrer untern Hälfte schieferschwarz. 
Die Oberseite des Kopfs mit der Schnautze ist dem Rücken gleich- 
farbig, doch etwas lichter; die Schnurren sind fein und kurz. Die 
Füsse sind schmutzig weisslich behaart; der Schwanz ist oben braun, 
unten schmutzig gelbweisslich. 


Körpern: sch sure nen REN SLR . me Holbuaitesn 0%. 9 
SChwanzın: maahbre wi alu be 9 | Binterfussi. +5 ss a 0-14 


Aus Brasilien, doch ist mir der nähere Fundort nicht bekannt. 


10. Hesperomys maniculatus Was. Die gestiefelte 
Scharr-Maus. 


H. supra fuliginoso-brunneus, subtus abrupte albus, auriculis elon- 
gatis, pedibus pallide lutescentibus, plantis pilosis, cauda pi- 
losa bicolore. 


316 


Hesperomys maniculatus, A. Waen. im Arch. f. Naturgesch, 
1845. S. 148, 


Ich schliesse hier an die Scharrmäuse des tropischen Amerikas 
eine Art an, die mir in 2 Weingeist-Exemplaren, wovon ich das 
eine ausstopfen liess, aus der Nordregion dieses Welttheils zuge- 
kommen ist und die in allen wesentlichen: Merkmalen mit H. leuco- 
pus dermassen übereinstimmt; dass ich es dahin gestellt lassen muss, 
ob die Differenzen ausreichen, sie zu einer eignen Art zu erheben, 
oder ob wir, in ihr, wie es wahrscheinlicher ist, nur eine Varietät 
letztgenannter Spezies anzuerkennen haben.) 


Nach Schädel und Gebiss weisst sie sich als ächter Ualomys 
aus. Gestalt, Grösse und Farbenvertheilung verhält sich wie bei 
H. leucopus, so dass ich nur die Differenzen anzugeben brauche, 
welche sich zwischen ihr und dem letztern, von dem ich dermalen 
freilich nur Beschreibungen, und zwar zunächst die Richardson’s ver- 


*) Wenn man die neueste und sehr ausführliche Beschreibung, die Au- 
dubon und Bachman in ihrem gemeinschaftlichen Werke |ihe viripa- 
rous Quadrupeds of North Amerika. 1847 vol. I. p. 300) von ihrem 
Mus leucopus gegeben haben, durchgeht, so wird man wohl zur 
Ueberzeugung gelangen, dass wenigstens 2 Arten unter diesem Namen 
confundirt sind, indem nicht wohl anzunehmen ist, dass Individuen, 
von denen die einen doppelt so gross als die andern sind, oder wo 
bei den einen der Schwanz so lang als der Leib, bei den andern 
nicht viel.mehr als halb so lang ist, zu einer und derselben Art ge- 
hören werden. Wahrscheinlich wird es sich bei weiteren Untersuch- 
ungen herausstellen, dass die hochnordische Scharrmaus, die ich hier 
beschrieben habe, spezifisch von der südlichen verschieden ist. Dass 
übrigens Bachman’s Mus leucopus nicht der Gattung Mus, sondern 
Hesperomys angehört, davon habe ich mich durch Untersuchung eines 

-der von ihm an das Museum in Berlin überschickten Exemplare selbst 


überzeugt. 


‚317 


gleichen kann, ergeben. Diese Abweichungen bestehen darin, dass 
bei H. maniculatus die Oberseite weit trüber gefärbt ist, indem sie 
nämlich blos russig gelblichbraun und schwarz gesprenkelt ist, ohne 
Beimischung von Rostroth, wie es von #7. leucopus angegeben wird, 
Die ganze Unterseite ist scharf abgeschnitten graulichweiss, die Füsse 
dagegen haben einen lichtgelblichen Anflug, wodurch sie sehr von 
der grauweissen Farbe des Unterleibes abstechen und wie gestiefelt 
erscheinen. Die Sohlen, welche von ZI. leucopus als nackt ange- 
geben werden, sind bei 77. maniculatus dicht mit einem feinen An- 
fluge weisser Härchen besetzt. Der Rand der Ohren ist weiss ge- 
säumt; der diehtbehaarte Schwanz ist auf der Oberseite schwarz- 
braun, an den Seiten und unten weiss, mit einem. leichten gelblichen 


Anflug. 
Könner Be raine ware DHara2 | Ohr a a > le 
Schwanz ne | Hintenfuss 2.2 °0..8 


Durch Dr. Barth's Vermittelung hat die hiesige Sammlung von 
den Missionären der Brüdergemeinde auf Labrador, unter andern 
höchst werthvollen Geschenken, auch diese Maus erhalten, die in- 
sofern merkwürdig ist, als sie zeigt, dass die Gattung Hesperomys 
bis in die hochnordische Region der neuen Welt hineinreicht. 


VI. DRYMOMYS. Trugmaus. 


J. v. Tschudi hat in seiner Fauna peruana gezeigt, dass es 

im tropischen Amerika Mäuse giebt, die sich an unsere Gattung Mus 

weit näher anschliessen, als diess bei Hesperomys der Fall ist, ja 

dass es nur sehr geringe Differenzen im Gebisse sind, durch welche 

jene sich von Mus unterscheiden, so dass sie als die eigentlichen 
Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. II. Abth. 41 


318 


Repräsentanten der letztgenannten Gattung in der neuen Welt zu 
betrachten sind. Er hat aus ihnen die Gattung Drymomys gebildet 
der er jedoch nur die einzige Art D. parvulus zutheilen konnte. Eis 
ist mir nun sehr interessant gewesen, dass ich unter den von Nat- 
terer gesammelten brasilischen Arten ebenfalls eine antraf, die der 
neuen Gattung Drymomys zuzuweisen, übrigens aber von der pe- 
ruanischen Art ganz verschieden ist. 


1. Drymomys Musculus Narr. Die Haus-Trugmaus. 


D. e nigricante fulvido-brunneus, subtus cano-Iutescens; auriculis 
majusculis nudiusculis, digitis albidis, cauda infuscata corpore 
breviore. 


So verschieden auch die Färbung von Calomys ist, so kommt 
doch der ganze Habitus damit, so wie in beiderlei Stücken auch 
mit unserer Hausmaus überein. Das Gebiss aber giebt einen ächten 
Drymomys zu erkennen, indem man nur den ersten Backenzahn des 
Oberkiefers betrachten darf, sich davon zu überzeugen. Es sind 
nämlich an selbigem die innern Höcker so weit zurückgestellt, dass 
während bei Mus der erste von diesen Höckern an die erste Quer- 
reihe, der 2te an die 2te sich anschliesst, bei Drymomys dagegen 
der erste Höcker gleich an die 2te Querreihe sich anlegt. Die 
Ohren sind ziemlich gross, nackt, mit kaum merklichem Haaranfluge; 
die Schnurren sind dunkel und reichen bis hinter das Ohr, die Soh- 
len sind nackt; der Schwanz ist mit kurzen, am Ende ziemlich häu- 
figen Härchen besetzt. Das Weibchen hat 4 Zitzenpaare. 


Die Oberseite des Kopfes, Halses und Vorderrückens ist fast 
einfarbig schwarzbraun, hinterwärts allmählig mit mehr und mehr 
Falbbraun gesprenkelt, was an den Seiten, wie gewöhnlich, über- 
wiegend wird. Die Unterseite ist schmutzig graugelblich, auf dem 
Hinterbauch mit einem grossen weissen Fleck. Alle Haare sind an 
der Wurzel dunkel schieferfarben; nur die auf letzterem Fleck sind 


319 


fast einfarbig weiss. Die Unterseite des Kopfs ist der übrigen Un- 
terseite gleichförmig; die Ohren sind grau, an der Wurzel schmutzig 
weiss, die Vorderzähne, wie bei allen Hesperomys, gelb. Die 
Zehen sind schmutzig weisslich, was hinten bis über die Mitte des 
Mittelfusses reicht, dessen hintere Hälfte braun ist. Die Behaarung 
des Schwanzes ist russigbraun. 


Körper LEN IBIZE 7 Ohren Brian 1, DUMM ER 
Schwanz" HE MB 904 N Elintertuss "2 178 10278 


Wurde von Natterer als Bewohner der Häuser in Ypanema 
angetroffen und ist wohl dieselbe Art, welche Lund mit unserer 
Hausmaus zusammenstellt. 


VII. MACROCOLUS. Bilchspringer. 


In Wiegmann’s Archiv für Naturgeschichte [1846. 1. S. 172] 
habe ich eine neue Nagergattung aus der Familie der Springer un- 
ter dem Namen Macrocolus nach ihrem äussern Baue und der Be- 
schaffenheit ihres Knochengerüstes beschrieben. Zur Grundlage diente 
mir ein aus Mexiko abstammendes Exemplar, das ich mit der spezifischen 
Benennung Macrocolus halticus bezeichnete. Um die Verwandtschafts- 
Beziehungen dieser neuen Gattung mit den Springern der alten Welt 
zur klaren Anschauung bringen zu können, habe ich auf Tab. 5 die 
Abbildung des Skelets derselben gegeben; hinsichtlich der Beschrei- 
bung brauche ich nur auf meine vorhin erwähnte Abhandlung, so 
wie auf die den Tafeln beigegebene Erklärung zu verweisen. 


41* 


IX. Vergleichung des Skelets von Psammoryctes mit 
dem von Octodon, Habrocoma und Loncheres, 
nebst Bemerkungen über die systematische Stellung 
von Schizodon,. Ctenomys und Myopotamns. 


Der Cucurrito |Psammoryetes s. Poephagomys] wurde von mir 
der Familie der Schrotmäuse |Psammoryetina] eingereiht, während 
mir später Zweifel darüber kamen, ob er nicht vielleicht gar bei 
den Wurfmäusen [Ounieularia] unterzubringen wäre, Aus dieser 
Ungewissheit bin ich nunmehr gezogen worden, nachdem ich von 
diesem Thiere ein Exemplar in Weingeist erhalten habe, von dem 
ich das Skelet*) präpariren lassen konnte. Aus der Vergleichung 
desselben mit Skeleten von Octodon Cumingiüi [Dendrobius Degus], 
Hubrocoma Bennettiü, Loncheres obscura und Loncheres Blainvillei 
ist es mir zur Evidenz klar geworden, dass der Cueurrito nirgends 
anders als unter den Schrotmäusen seine Stelle erhalten kann, wie 
ich diess jetzt in emem kurzen Nachweise darlegen werde. 

Schon ein erster Anblick auf die Skelete der 4 genannten Gat- 
tunger genügt, um zur Ueberzeugung zu gelaugen, dass sie sämmt- 
lich nach einem und demselben Grundtypus gebaut sind, so dass es, 
abgesehen von den Backenzähnen, schwer hält, charakteristische 
Differenzen ausfindig zu machen. Ich habe schon früher in diesen 
Blättern **) die Beschaffenheit des Knochengerüstes von Loncheres 
beschrieben, und indem ich auf diese Darstellung verweise, kann 
ich mich hier kurz fassen in Erörterung der Punkte, in welchen 


*) Abgebildet auf Tab. 4 fig. 1—4. 


**) Beschreibung einiger neuer Nager u. s. w. in denAbh. der II Classe 
der k. bayer. Akad. d. Wissensch. II. 1. S. 196. 


321 


diese Gattungen hinsichtlich ihres Skeletbaues miteinander überein- 
stimmen. 


Als die wesentlichsten Punkte, in welchen Psammoryctes, Oc- 
todon, Habrocoma und Loncheres in Bezug auf die Beschaffenheit 
ihres Kuochengerüstes übereinkommen, mögen folgende hervorgehoben 
werden. Der Schädel hat eine längliche Form, die vou vorn nach 
hinten allmählig an Breite zunimmt. Zwischenscheitelbein und Schei- 
telbeine verschmelzen sehr frühzeitig miteinander und letztere, so 
wie die Stirnbeine machen einer ansehnlichen Theil der Schädelbe- 
dachung aus; der Jochbogen ist sehr beträchtlich entwickelt und bil- 
det vorwärts ein sehr grosses vorderes Augenhöhlenloch, indem das 
Oberkieferbein dem Jochbeine zwei Fortsätze entgegenschickt: einen 
längern, der vom Stirnrande des Oberkieferbeins abwärts und etwas 
auswärts sich herabzieht, und einen kürzern, der horizontal und 
ebenfalls etwas auswärts gerichtet dem Jochbein entgegenkommt. 
Das Jochbein selbst hat immer eine verhältnissmässige Stärke. Der 
knöcherne Gaumen ist schmal und hinterwärts tief ausgeschnitten. 
Die Paukenknochen sind mittelgross, Jänglich und glatt. Am Unter- 
kiefer sondert sich unten der zahntragende Theil mehr oder minder 
wulstig vom aufsteigenden ab; seine beiden Aeste treten hinterwärts 
weit auseinander, der hintere Rand zwischen Gelenkfortsatz und 
Winkel ist bogenförmig ausgeschnitten und der Winkel verlängert 
sich in einen horizontalen Stachel. 


Unter den Wirbeln hat der 2te einen starken Dornfortsatz, der 
an den folgenden ganz verschwindet und erst an den letzten wieder 
in einer ganz schwachen Andeutung zum Vorschein kommt. Auch 
der Dornfortsatz des ersten Rückenwirbels ist noch sehr schwach, 
während der 2te ansehnlich, am obern Ende erweitert und in der 
Mitte desselben etwas ausgeschnitten ist. 


Das Schulterblatt ist lang, oben sehr erweitert, unten durch den 


starken Ausschnitt des vordern Randes sehr verschmälert. Die Gräthe 
trennt sich sehr bald vom Blatte ganz los und erweitert sich unten 
in zwei Fortsätze, von denen der vordere in Verbindung mit dem 
langen stabförmigen Schlüsselbeine tritt. Das Oberarmbein ist ziem- 
lich gerade, in seiner obern Hälfte von beiden Seiten zusammenge- 
drückt und trägt hier einen flügelartigen Vorsprung. Elleubogenbein 
und Speiche sind zwar gesonderte Knochen, doch meist nur in dem 
mittlern Theil deutlich voneinander losgelöst. Die Hand ist beträcht- 
lich kürzer als der Hinterfuss und die Knochen beider sind‘ von 
keiner besondern Stärke. Das Becken ist ziemlich in die Länge gezogen 
und das eiförwige Loch ist ziemlich gross. Die hintern Gliedmassen 
sind in ihren 3 Hauptabtheilungen länger und auch fast durchgängig 
kräftiger als die vordern. Dem Oberschenkelbeine geht die äussere 
flügelartige Erweiterung [dritter Umdreher] der Mäuse ab. Schien- und 
Wadenbein bleiben entweder in ihrem ganzen Verlaufe von einander 
getrennt oder stossen doch erst gegen das untere Ende zusammen. 

Aus dieser kurzen Vergleichung geht hervor, dass die 4 ge- 
nannten Gattungen hinsichtlich des Baues ihres Knochengerüstes in 
den wesentlichsten Stücken miteinander übereinkommen, so dass augen- 
fällige erhebliche Differenzen nur mühsam ausfindig gemacht werden 
können. Zunächst geben sich solche in der Zahl der Wirbel, na- 
mentlich der Schwanzwirbel zu erkennen, während hinsichtlich der 
Lendenwirbel, und wenn man will, auch hinsichtlich der nicht strenge 
von den Schwanzwirbeln sich scheidenden Kreuzwirbel, eine völlige 
Gleichförmigkeit herrscht. 


| 4 | IS > 
| Hals- |Rücken-‚Lenden- Kreuz-/Schwanz- enie 
‚Wirbel |Wirbel Wirbel |Wirbel| Wirbel |Wyirbe) 
| &ar 1 


Loncheres obscura*) . | 7 | 14 | 7 | 291 34 Knbf 
ae Blainville . | 7 14 7 b) | 33 | 


*) An unserm Skelet sieht man zwar nur 13 Rippenpaare, also auch nur 
13 Rückenwirbel, da aber bei Z. Blainvillei 14 Rippenpaare sind, 
so wird auch für Z. odscura die nämliche Zahl gelten, 


323 


| Hals- Inucken-ILenden:|Kreuz!|Sch wanz.. ame 
Wirbel Airhe ürbei prall Meel [Wirbel 


Habrocoma Bennettii . | 7 16 7 x 2 1723160 
Octodon Degus . . . \ 7 | 12 7 2 27 55 
Psammorycetes noctivagus, 7 12 7 | 3 18 | 47 


Der Schädel ist am längsten gestreckt bei Habrocoma”), na- 
mentlich ist hier der Schnautzentheil am längsten und schmälsten, 
was auch für die Foramina incisiva gilt, die am kleinsten bei Psam- 
moryeles sind. Die kürzeste gedrängteste Schädelform hat letzterer 
nebst Octodon; bei beiden ist auch der Unterkiefer am kräftigsten 
ausgebildet. Bei Loncheres sind die Stirnbeine am breitesten und 
stossen mit den Scheitelbeinen in einer geraden, bei den andern in 
einer gebogenen Linie zusammen. Die Paukenknochen sind bei Ha- 
brocoma am grössesten. Der Griffelfortsatz an den beiden Seiten- 
rändern der Schuppe des Hinterhauptbeines hängt nur bei Loncheres 
frei hinter den Paukenknochen herab. Der stabförmige Fortsatz am 
Wiukel des Unterkiefers ist sehr lang bei Habrocoma, sehr kurz 
bei Psammoryctes. 


Um mich kurz zu fassen, so zeigt der Uucurrito in seinem 
Skelethaue keine solchen Differenzen, die ihn von den Schrotmäusen 
entfernen könnten; im Gegentheil ergiebt es sich, dass ihm ein und 
derselbe Typus mit diesen zu Grunde liegt. Die Verkürzung des 
Schwanzes und der Ohren stellt ihn auf die Grenze der Schrot- 
mäuse, von der aus sich diese an die Wurfmäuse anschliessen. 


Noch will ich etliche Worte über die systematische Stellung 
von Schizodon, Ütenomys und Myopotamus beifügen, da ich jetzt 
mit Materialien besser als früberhin versehen bin. Von diesen 3 Gat- 


*) Vgl. Tab. 4 fig. 5—6 den Schädel von Habrocoma Bennettü. 


324 


tungen besitzt nunmehr die hiesige Sammlung ausgestopfte Exemplare 
und Schädel; von letzterer überdiess das vollständige Skelet. 


Schizodon ist seinem Schädelbau nach ein ächtes Mitglied der 
Familie der Schrotmäuse und zwar kommt derselbe mit Psammorye- 
tes dermassen überein, dass, sollte man lediglich auf diesen Theil 
des Knochengerüstes Rücksicht nehmen, beide Gattungen nicht ge- 
nerisch geschieden werden könnten. In der Beschaffenheit der Backen- 
zähne giebt sich zwar eher ein Unterschied zu erkennen, der je- 
doch eigentlich nur darin besteht, dass die Trennung eines jeden 
Backenzahnes in zwei Partieen bei Schizodon deutlicher als bei 
Psammorycetes durchgeführt ist. Mit Hinsicht auf den äussern Bau 
ist Schizodon ein Bindeglied zwischen den Stachelratten und dem 
Cuecurrito, während die laugen Sichelkrallen der Vorderfüsse schon 
auf Ütenomys hinweisen *). 


ÜUtenomys schliesst sich einerseits durch seine äussere Gestalt 
und den kurzen behaarten Schwanz an Psammoryctes an, während 
er sich andrerseits durch die Verkümmerung des äussern Ohrs, die 
langen Krallen an den Vorderfüssen und die breiten, meiselförmigen, 
gerade abgeschnittenen Vorderzähne an die Wurfmäuse anreiht, denen 
ich ihn auch früher beigesellt habe. Nachdem ich jedoch jetzt den 
Schädel desselben aus eigner Anschauung kenne und dadurch ge- 
funden habe, dass er ganz nach dem Typus der amerikanischen 
Schrotmäuse geformt und sowohl durch die schmalen, langgestreck- 
ten, hinten weit auseinander weichenden Paukenknochen, als auch 


*) Eine Abbildung des 'T'hieres von Schizodon fuscus habe ich in Schre- 
ber’s Säugthieren tab. CCVI. B gegeben; die Backenzähne desselben 
habe ich ebendaselbst tab. CCXXXIX. D fig. 4 darstellen lassen. Von 
letzteren, so wie vom Unterkiefer habe ich auf unserer Tab. 4 fig. 
7—9 eine Abbildung mitgetheilt. 


325 


durch die kräftige Form des Unterkiefers am nächsten dem Schädel 
des Psammoryctes steht, so finde ich mich veranlasst, die Gattung 
Ctenomys als letztes Glied, dem der Cucurrito noch vorangeht, den 
Schrotmäusen [Psammeryetina] anzuschliessen, um von da aus den 
Uebergang zu den Wurfmäusen zu vermitteln. 


Zuletzt bleibt mir noch der C'oypu [Myopotamırs] zur Vergleich- 
ung über. Ich habe früherhin denselben in Hinsicht auf seinen äus- 
sern Bau und die Beschaffenheit seines Gebisses mit dem Biber zu 
einer eignen Familie der Castorina vereinigt; nachdem ich aber jetzt 
im Stande bin sein Skelet mit dem des Bibers unmittelbar zu ver- 
gleichen, erkenne ich sehr wohl, dass diese Zusammenstellung eine 
unrichtige ist. Trotz mancherlei Modifikationen nämlich, die in Folge 
seiner eigenthümlichen Lebensweise sein Knochengerüste von dem 
der amerikanischen Schrotmäuse darbietet, ist es doch in allen we- 
sentlichen Stücken, wie wir sie vorhin aufführten, nach dem Typus 
der letzteren geformt, dagegen in allen diesen Beziehungen von dem 
des Bibers auffallend verschieden. Um nur in der Kürze das Wich- 
tigste hervorzuheben, so ist der ganze Schädel, insbesondere der 
‚Jochbogen, das vordere (untere) Augenhöhlenloch und der Winkel- 
fortsatz des Unterkiefers ganz wie bei den Schrotmäusen gebildet. 


Dasselbe gilt vom Schnlterblatt, der frühzeitigen Abtrennung der 
Gräthe von demselben, ferner von der Form des Oberarmbeines, 
des Oberschenkelbeins, der Hand- und Fussknochen und der Schwanz- 
wirbel; lauter Theile, die beim Biber von einer sehr abweichenden 
Form sind. So reiht sich denn der Coypu ebenfalls unter die Schrot- 
mäuse ein, unter denen er in ähnlicher Weise den Biber repräsentirt, 
wie Ütenomys unter ihnen die Wurfmäuse. An Wirbeln sind beim 
Coypu im Ganzen vorhanden 58, nämlich 7 Halsw., 13 Rückenw.. 
6 Lendenw., 2 (oder 4) Kreuzw., 30 (oder 28) Schwanzwirbel. 


Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. Il. Abth. 42 


X. ASCOMYS. Gofler. 


Ganz verschieden von den bisher erörterten Formen ist das 
Knochengerüste des Goflers |4scomys|, von dem die hiesige Samm- 
lung jetzt das Skelet von dem kanadischen [A. canadensis), so wie 
den Schädel Ifreilich ohne Hinterhaupt] vom mexikanischen [A. me- 
wicanus] aufzuweisen hat. Indem ich nunmehr zu einer Schilderung 
dieses Skelets übergehe, halte ich es für überflüssig, das ganze 
osteographische Detail an selbigem zu erschöpfen; ich werde viel- 
mehr mich begnügen vom zoologischen Standpunkte aus die charak- 
teristischen Merkmale desselben hervorzuheben und verweise im 
Uebrigen auf die beigegebenen genauen Abbildungen. 


Dieses Skelet*) verräth gleich durch die kräftigen Formen in 
allen seinen Theilen die Bestimmung des Thieres zum Graben und 
Wühlen. Der Schädel ist in seinem Hintertheile beträchtlich erwei- 
tert und auf seiner Hinterfläche senkrecht abgestutzt. Die Schläfen- 
beine haben sich sehr ausgebreitet, während Scheitel- und Stirnbeine 
sehr verschmälert sind, indem der Schädel zwischen den Augen- 
höhlen stark eingezogen ist. Die Jochbögen, zumal der Jochfortsatz 
des Oberkieferbeins, sind kräftig entwickelt und wie bei andern 
Wurfmäusen weit nach aussen gewendet. Das Unteraugenhöhlen- 
loch, das noch eine ziemliche Weite- bei Spalax hat, bei Bathyergus 
und Georhychus aber schon sehr euge wird, ist auch bei den @of- 
fers sehr klein und durchbohrt nicht mehr, wie bei jenen, den Joch- 
fortsatz des Oberkieferbeins, sondern mündet vor demselben aus., 
Der knöcherne Gaumen ist bis auf die höchst kleinen Foramina in- 
cisiva ganz geschlossen, die Paukenknochen sind schwach. Der 
Unterkiefer ist höchst robust, dabei von einer Form, die wesentlich 


*) Tab. 6 ist der bildlichen Darstellung des Skelets von Ascomys gewidmet. 


von der des Bathyergus und Georhychus abweicht, dagegen mehr 
an die des Spalax sich anschliesst. Die Aeste sind ausserordentlich 
dick und angeschwollen, indem sich der aufsteigende Theil nicht 
wie bei jenen erstgenannten beiden Gattungen als ein besonderes 
Blatt vom Zahngrunde losreisst, sondern mit demselben längs der 
Basis des Unterkiefers verschmolzen ist. Der breite, blattförmige 
Winkelfortsatz ist nicht rückwärts, sondern auswärts als ein Quer- 
fortsatz gewendet und über ihm sieht man einen dieken kolbigen 
Fortsatz, bis zu dem das hintere Ende des Schneidezahnes reicht. 
Durch eine Grube davon getrennt, ragen über ihn der Kronen- und 
Gelenkfortsatz hervor, von denen jener der höhere und stark entwickelt 
ist. Auf der Innenseite des aufsteigenden Theiles des Unterkiefers 
findet sich seitwärts der hintern Backenzähne eine weite und tiefe 
Grube, die bei den andern vorhin genannten Gattungen der Wurf- 
mäuse vermisst wird. 


Die ganze vordere Extremität mit dem Schultergerüste ist sehr 
kräftig ausgebildet, was .die Wurfmäuse von den Schrotmäusen sehr 
erheblich auszeichnet. Das Schulterblatt hat zwar eine ähnliche 
Form wie bei den letztern, unterscheidet sich aber gleich dadurch, 
dass die Gräthe erst gegen das untere Ende sich ablöst und dass 
der Rabenschnabelfortsatz, der bei den Schrotmäusen nur ganz schwach 
angedeutet, hier als ein starker Haken sich herab krümmt. Die 
Schlüsselbeine sind lang, stabförmig und etwas mehr gewunden als 
bei der vorhin genannten Familie. Beträchtlich stark ist das Ober- 
armbein, noch mehr als bei Spalax, sonst aber von ähnlicher Form, 
mit starkem flügelförmigen Vorsprung auf der vordern Leiste und 
beträchtlicher Vorragung des innern Gelenkknorrens; die Gelenk- 
grube ist durchbohrt oder doch nur durch ein dünnes Blättchen ge- 
schlossen. Die Vorderarmknochen sind gewundener als bei den 
Schrotmäusen, einander mehr genähert, doch grösstentheils nicht ver- 
wachsen; das Ellenbogenbein ist indess nicht so kräftig wie bei 

42% 


325 


Spalax. Die Hand ist ungemein entwickelt, so dass sie an Länge 
dem Fusse nicht viel nachsteht und die Glieder der Mittelhand und 
der Finger fast noch dieker sind als die entsprechenden Theile am 
letzteren. 


Das Becken unterscheidet sich von dem der Schrotmäuse sehr 
angenfällig dadurch, dass die Schambeine nicht, wie es bei letzteren 
der Fall ist, unten in einer langen Symphyse zusammenstossen, son- 
dern dass sie nur in einem Punkte sich berühren, dann aber gleich 
wieder auseinandergehen, indem der untere Vorderrand des Beckens 
hier einen tiefen Ausschnitt bildet. Bei Spalax berühren sich die 
beiden Schambeine zwar auch nur in einem Punkte, aber sie kommen 
sich bier in einem grossen Bogen entgegen und sind desshalb in 
ihren aufsteigenden Theilen weit auseinander gerückt, während diese 
bei Ascomys sich sehr genähert und zugleich sehr lang gestreckt 
sind, wodurch das eiförmige Loch ebenfalls beträchtlich in die Länge 
gezogen wird. Am starken Oberschenkel breitet sich das obere 
Ende flügelartig aus, indem der innere Umdreher beträchtlich ent- 
wickelt ist; der dritte fehlt aber eben so wie bei den Schrotmäusen. 
Das Wadenbein verschmilzt bald unter der Mitte des Schienbeins 
mit demselben vollständig, wie es auch bei Spalax der Fall 
ist, während bei den Schrotmäusen in solchem Falle doch wenig- 
stens die ursprüngliche 'Trennungslinie sichtlich bleibt. Wie die 
Finger der Vorderfüsse, so sind auch die Zehen der Hinterfüsse zu 
fünfen vorhanden, jede mit der normalen Zahl von Phalangen. Der 
Mittelfuss ist zwar länger als die Mittelhand, dagegen sind umge- 
kehrt die Finger länger als die Zehen. 


Der Brustkasten ist sehr geräumig. Das Brustbein besteht aus 
6 Stücken; die Handbabe ist an ihrem Vorderrande erweitert, doch 
nicht in dem Maase wie bei Spalar und trägt auch nieht den Längs- 
kiel, der sich auf der untern Fläche des letztern findet. Von den 


m 


21 Rippenpaaren stossen 7 unmittelbar an das Brustbein. Die Wirbel 
sind im Ganzen kurz und dick; besonders breit sind die Halswirbel. 
Man zählt im Ganzen 50 Wirbel, nämlich: 7 Halsw., 12 Rückenw., 
7 Lendenw., 5 Kreuzw. und 19 Schwanzwirbel. 


Noch will ich zur bestimmtern Bezeichnung der relativen Grössen- 
verhältnisse des Knochengerüstes von Ascomys canadensis dıe Maasse 
der hauptsächlichsten beifügen: 


Länge des Schädels DAMARIU KB, Dart. OA u 
Länge der Hals-, Rücken- und Lenden - Wirbeltieihe Zu- 

BANNERLENOMINENMRE IM AB MA RIRRE RIO ER STERN RN SET 
Länge der Kreuz- und Schwanz - Wirbelreihe zusammen- 

PENOUNNENE Tl er ae 4 
Breite des Schädels am Hinterhaupt Une. | 6 
Breite des Schädels zwischen den Augenhöhlen . . . 0 4 
Breite des Schädels an den Jochbögen . . 1 6 
Länge des Unterkiefers vom Gelenkkopf bis zum Vördere 

Lande. mar. er : 1 3 
Entfernung von einem Önerforkin des Unterkiefer- Win- 

kels zum andern ; | 3 
Grösste Dicke eines Unterkieferastes 0 4 
Bangerdes"Scholterblattes" sm 2.2 2 nem N B) 
Breite am obern Rande . 0 y 
Länge des Oberarmbeines 1 34 


Breitetam: untern’Eode „ms Ei us AM oan dd dedsır „iO 6 


Länge des Ellenbogenbeins 1 74 
Länge der Speiche 1 14 
Bängerder Hand nur ss wasn £ kun. ailalg 1 2 
Länge des Mittelhandknochens vom Minelinger.. FR OR a! 43 
Länge des Mittelfingers 0 74 
Länge des Beckens TE 5 


330 


Entfernung grösste, der Schambeine voneinander OA 38 
Länge (des Oberschenkels "0. „3 2a mr. mg 54 
Breite zwischen den beiden Umdrehern 0) 7 
Länge des Schienbeins . . . . . i 44 
Länge des Hinterfusses NTHERNE 1 6 
Länge des Mittelfussknochens der Mittelzehe 0) 6 
Länge der Mittelzehe 0 5 


Der Goffer trägt also, wie aus Vorstehendem erhellt, nicht blos 
in seinem äussern Habitus die Merkmale der Wurfmäuse an sich, 
sondern auch sein ganzes Knochengerüste ist nach dem Typus der- 
selben und zwar in einer sehr hervorstechenden Weise ausgeprägt. 


Erklärung der Tafeln der ersten und zweiten Abtheilung. 
Tab. 1. 


Tab. I, nebst Tab. I und IM sind, mit geringer Ausnahme, 
nach den Originalzeichnungen von Joh. Natterer gefertigt, der sie, 
als ein höchst geschickter Zeichner, nach frischen Exemplaren gleich 
an Ort und Stelle entwarf, weshalb sie auch von einer Treue sind, 
wie solche nach ausgestopften, und selbst nicht einmal nach in Wein- 


geist aufbewahrten, Individuen nimmermehr erreicht zu werden 
vermag, 


331 
Fig. 1 stellt Phyllostoma pusillum Natt. vor. 


Fig 2—4. Phyllostoma obscurum Neuw., Kopf [2] nebst 
Nasenbesatz [3], Mundöffnung und Ohrklappe [4]. 


Fig. 5—7. Phyllostoma perspieillatum Geoffr., Kopf [5], 
Nasenbesatz [6] und Ohrklappe [7]. 


Fig 5. Phyllostoma longifolium Natt., nebst Ohrklappe. 
Tab. M. 


Fig. 1. Chilonyeteris gymnonotus Natt. 


Fig. 2—6. Ch. rubiginosa Natt., Schädel |3— 4], obere 
Schneid- und Eckzähne [5], untere [6]. 


Tab. II. 
Fig. 1. Dysopes glaucinus Natt. 
Fig. 2. D. perotis Neuw. 
Fig. 3. D. velow Natt. 
Fig. 4. D. auritus Natt. 
Fig. 5. Kopf von Emballonura canına Neuw. 


Fig. 6. Der geschlossene Drüsensack im Winkel des Elten- 
bogens vom Männchen der Emballonura canina. 


Fig. 7 derselbe geöffnet. Äatterer sagt hierüber in seinen 
Notizen Folgendes. „Auf der obern Seite der Haut, die von der 
Achsel bis an’'s Handgelenk gespannt ist, befindet sich am Rande, 
dem Ellenbogenwinkel gegenüber, ein flacher häutiger Wulst von 
2 Linien Länge und 14 Linie Breite. Der äussere Rand desselben 


332 


schiebt sich zurück und es wird eine Spalte sichtbar mit erhabenem 
Rande, in welcher sich eine stark-, aber nicht unangenehm riechende 
Feuchtigkeit befindet. Bei stark ausgespannten Flügeln bleibt die 
Spalte noch geschlossen, obschon sich die Haut des Wulstes zurück- 
zieht. Das Weibchen hatte kaum eine Spur des Moschusbehältn:sses 
auf den Flügeln; es war blos eine Runzel sichtbar.“ 


Fig. Ss—10. Vorderkopf und Schädel von Emballonura ma- 
crotis Wagn. 
Tab. IV. 
Fig. 1—4. Psammoryetes noctivagus Poepp. und zwar Fig. I 
das ganze Skelet in natürlicher Grösse. Fig. 2. der Schädel von 
oben gesehen; 3. Unterkiefer; 4. Schulterblatt. 


Fig.5. Der Schädel von Habrocoma Bennettii; 6. der Unterkiefer. 


Fig. 7. Unterkiefer von Schizodon fuscus; 8. obere Backen- 
zähne; 9. untere Backenzähne. 


Tab. V. 
Macrocolus halticus ; alle Figuren in natürlicher Grösse dargestellt. 
Fig. 1. Das ganze Skelet, 2. der Schädel von oben, 3. der- 


selbe von unten, 4. Unterkiefer, 5. obere Backenzähne, 6. untere 
Backenzähne, 7. Oberarmknochen, 3. Oberschenkelknochen. 


Tab. VI. 


Fig. 1—5. Ascomys canadensis. 1. ganzes Skelet etwas ver- 
kleinert; 2. Schulterblatt; 3. Gelenkverbindung desselben mit dem 
Oberarm; 5. Oberschenkelknochen. 


- 


Fig. 6—S. Ascomys mezwicanus. — 6. Unterkiefer; 7. obere 
Backenzähne; 8. untere Backenzälne. 


14 
Tab IE 
7 


Pr 


Fıg.1-4 Psammoryetes noctivagus Poepp. Fig.5-6 Habrocoma Bermettii Wat. Fig. 7-9 Schizodon fuscus Wat 


Sbhandl Gr, math. plapsih. Clape Ba.V. Abth 2. AuA Wagners Beiträgen Tab. 5 


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Fig.1--5 Ascomvs canadensis. Fi82.6-8 Ascomvs mexicanus. 


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Beit®äge 


Kenntniss der Säugthiere Amerika’s 


von 


Professor Dr. A. Wagner. 


Dritve abthevrlun:g, 


Mit einer Tafel. 


Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. B. II, Abıhl. 92 


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Beiträge 
zur Kenntniss der Säugthiere Amerika’s 


von 


Dr. A. Wagner. 


Vierte Ordnung. Affen. 


BDie Auseinandersetzung der amerikanischen Affenarten hat 
bisher den Systematikern viel zu schaffen gemacht *%). Die Schwie- 
rigkeiten, die sich in gedachter Beziehung erhoben haben, sind 
hauptsächlich dadurch entstanden, dass viele Arten nicht auf unmit- 
telbare Beobachtung ihrer heimathlichen Lebensverhältnisse begrün- 
det, sondern im Gegentheil meist nur nach vereinzelten Individuen 
in Menagerien oder gar nur nach ausgestopften Exemplaren be- 
stimmt waren, so dass man von einem grossen Theile der aufgestell- 
ten Arten weder die Gränzen der Farbenabänderungen und Ge- 
schlechtsverschiedenheiten, noch auch die ihrer Wohnbezirke kannte. 
Nachdem man aber durch die genauen Beobachtungen, welche 
Azara, Rengger und der Prinz von Neuwied in der Heimath dieser 


*) Die Differenzen, welche die amerikanischen Affengattungen im Skelet- 
bau zeigen, habe ich umständlich in den Abh. der mathematisch-phy- 
sikal. Classe der k. bayer. Akad. d. Wissensch. II. B. S, 420 u. f, aus- 
einandergesetzt. 


52* 


* 


408 . 


Thiere angestellt haben, in Erfahrung gebracht hatte, dass etliche 
Arten einen ziemlich weiten Kreis von Abänderungen darboten, 
während sie bei andern sehr beschränkt blieben, so war es bei 
solchen Formen, die nicht, oder doch wenigstens nicht in genügen- 
der Weise, aus unmittelbaren Beobachtungen in ihrem Vaterlande, 
sondern nur nach vereinzelten Exemplaren, insbesondere nur nach 
ausgestopften Bälgen, in unseren Sammlungen bekannt waren, dem 
subjektiven Ermessen des Systematikers überlassen, ob er sie bei 
nahe verwandten Arten unterbringen oder als selbstständige Species 
hinstellen wollte. Da nun der Maasstab der Zoologen, nach dem 
sie die Arten bestimmten, ein sehr verschiedener war, so wurde in 
Ermangelung eines sichern Haltpunktes von den Einen die Zahl 
der Arten über Gebühr vermehrt, von den Andern in gleicher Weise 
vermindert. Jetzt, wo mir die reiche Sammlung Natterer’s und 
seine handschriftlichen Notizen zu Gebote gestanden sind, babe ich 
mich überzeugt, dass ich in meiner frühern Monographie der Affen 
(Gm Schreber’schen Säugthier-Werke) in den letztern Fehler verfallen 
bin und dass viele der von mir eingezogenen Arten wieder herge- 
stellt werden müssen. Indem ich nunmehr im Stande bin, die bra- 
silischen Arten mit grösserer Sicherheit als früherhin zu bestim- 
men, werde ich im Nachfolgenden nicht blos die von Natterer neu 
entdeckten beschreiben, sondern zugleich mich hestreben, der gros- 
sen Verwirrung in den bisher aufgestellten Arten, so weit als meine 
Vorlagen reichen, abzuhelfen und insbesondere auch die geographi- 
schen Verbreitungs-Verhältnisse nach Natterer's Aufzeichnungen 
genau zu bezeichnen, weil selbige ein wichtiges Moment bei Unter- 
scheidung verwandter Arten abgeben, indem diese keineswegs allent- 
halben durch einander gemengt, sondern meist in besonderen Wohn- 
bezirken auseinander gehalten sind. Ich werde mich dabei aus- 
schliesslich auf die brasilischen Affen beschränken, da mir aus 
andern Theilen des tropischen Amerika’s das Material abgeht. 


409 


I. MYCETES. Brüllaffe. 


In meiner Monographie der Affen hatte ich die Ss — 10 Arten, 
welche ich der Gattung Mycetes zugetheilt fand, auf 2 zurückge- 
bracht; jetzt, wo ich Natterer's Sammlungen und Erfahrungen als 
sicheren Haltpunkt benützen kann, sehe ich mich genöthigt, die Zahl 
der in Brasilien vorkommenden Arten von Brüllaffen auf 5 — 6 
festzusetzen und zwar in nachstehender Weise. Gray hat aller- 
dings neulich noch mehr Arten unterschieden, aber, wie ich schon 
anderwärts*) gezeigt habe, nach Merkmalen, die nicht stichhalüg 
sind. 


1. Mycetes fuscus Gsorrr. Der braune Brüllaffe. 
M. fuscus; pilis annulatis, apice flavescentibus. 


Mycetes [Stentor] fuscus. Grorrr. ann. d. mus. XIX [1812] 
p. 108. — Srix. sim. bras. tab. 30. — Scnrer. tab. XXV E. 


Auf des Prinzen von Neuwied Autorität hin hatte ich im Schre- 
ber'schen Werke den Mycetes fuscus mit dem M. ursinus vereinigt. 
Indess hatte dieser ausgezeichnete Naturforscher schon selbst be- 
merklich gemacht, dass er den braunen Brüllaffen nur in den süd- 
lichen Gegenden der Ostküste Brasiliens angetroffen habe, während 
er in den nördlicheren durch den rothen ersetzt werde. Diese Be- 
obachtung ist von Natterer bestätigt worden, indem er den rothen 
Brüllaffen niemals zugleich mit dem braunen zusammen fand, sondern 
den letzteren nur auf die südlichen Provinzen Brasiliens beschränkt 
sah. Seine vielen Exemplare von dem braunen Brüllaffen hat er 
meist in den benachbarten Distrikten von Rio de Janeiro und der Pro- 


*) Wiegm. Archiv. 1846. 2. S. 137. 


410 


vinz San Paulo zusammengebracht. Auch Spixr hat seine Exemplare 
nur in der letztern Provinz, namentlich in der Umgebung von Ypa- 
nema gefunden. Die Verschiedenheit des Wohnbezirkes der rothen 
und braunen Brüllaffen ist an und für sich schon ein wichtiger 
Grund, dieselben für zwei selbstständige Arten anzusehen. Dazu 
kommt nun noch die Verschiedenheit in der Färbung und zwar ohne 
Uebergang der einen in die andere. Bei M. fuscus ist die Haupt- 
farbe braun mit gelber Ringelung; bei M. ursinus dagegen einfarbig 
rostroth. Das Braun des M. fuscus ist bald heller, bald dunkler, 
was mitunter ganz ins dunkel Schwarzbraune übergeht. 


2. Mycetes ursinus Aucr. Der rothe Brüllaffe. 
M. rufus, pilis haud annulatıs. 
a) vellere unicolore rufo. 


Mycetes [Stentor] ursinus. Georrr. ann. XIX p. 108. 


pP) rufus, dorso aureo-flavo. 


Mycetes seniculus. Gsorrr. ann. XIX. p. 107. 


Die rothen Brüllaffen treten nach Natterer’s Versicherung erst 
nordwärts von dem Wohnbezirke der braunen auf, doch habe ich 
es unterlassen, mir die näheren Angaben über die von ihm in Bra- 
silien ermittelten Fundorte aufzuzeichnen. Nach A. v. Humboldt's 
Bemerkung sind sie nordwärts bis nach der Provinz Venezuela und 
Darien verbreitet, während sie westwärts in Peru, nach v. T'schudi’s 
Angabe, nicht gefunden werden. Ob der M. seniculus mit dem M. 
ursinus zu vereinigen, oder von ihm specifisch zu sondern ist, ge- 
traue ich mir zur Zeit nicht mit Sicherheit zu behaupten, doch ver- 
muthe ich, dass eher Letzteres der Fall seyn möchte. 


Der einfarbig fuchsrothe Brüllaffe (der eigentliche M. ursinus 
Geoffr.) ist sowohl von Spixr und dem Prinzen von Neuwied als 


all 


von Natterer häufig gefunden worden. Nach des Letztern Bemer- 
kung sind schon die ganz jungen Thiere glänzend und einfarbig 
rostroth wie die alten, was ebenfalls für ihre specifische Sonderung 
von M. fuscus spricht. 


3. Mycetes Caraya Hums. Der Caraya. 


M. facie nigricante; vellere maris atro, manibus concoloribus, femi- 
nae juniorumque vellere cineraceo-flavicante. 


Mycetes [Stentor] niger. GEorrr., Kuur, Pr. v. Nruw., Desmar. 
Mycetes barbatus. Srıx. tab. 32, 33. 


Mycetes seniculus niger. Srıx. Münchn. Denkschrift, 1813. S. 
332 tab. 18. 


Caraya. Azar., Huns., Rexecrr. 


In Uebereinstimmung mit andern Beobachtern fand Natterer 
ebenfalls, dass bei beiden Geschlechtern die nackte Haut des Ge- 
sichts und des Schwanzes, so wie die Ohren und Sohlen schwarz 
sind, die Haut am Unterleihe dunkelbräunlich und die Weibchen 
und Jungen ohne Ausnahme graulich gelb. Die alten Männchen sind 
einfarbig schwarz, auch an den Händen und dem Schwanzende, 
doch fällt die Behaarung dieser Theile mitunter ins schmutzig Bräun- 
liche, niemals aber ins Rostrothe. Den Hodensack und Penis fand 
Natterer weisslich mit gelblicher Behaarung. 


Der Caraya hat einen sehr ausgedehnten Wohnbezirk, der sich 
vom 28° an bis ungefähr zum 10° s. Breite erstreckt. Natterer hat 
seine meisten Exemplare in der Provinz Mato grosso gesammelt. 


412 
4. Mycetes rufimanus Kunz. Der rothhändige Brüllaffe. 


M. in utroque sexu ater, manibus caudaeque apice rufis. 
Mycetes rufimanus. Kun, Desmar., Is. Georrr., Tschopr. 


Mycetes discolor. Six. tab. 34. 


Diese Art, die früher mit Verlässigkeit nur nach dem einzigen 
Exemplare von Kuhl charakterisirt war, hatte ich so lange für 
nichts anders als eine Farbenabänderung von M. Caraya gehalten, 
bis mich Natterer vom Gegentheil überzengte, indem er mir seine 
Beobachtung mittheilte, dass bei M. rufimanus die Weibchen und 
Junge gleich den Männchen kohlschwarz sind. Dieselbe Erfahrung 
hat auch v. T'schudi in Peru gemacht. Die gleichartige schwarze 
Färbung beider Geschlechter in allen Altern, die rostrotke Behaarung 
der Hände und der Oberseite des Schwanzendes, so wie die Ver- 
schiedenheit in der geographischen Veshreitung unterscheiden den 
M. rufimanus in specifischer Weise vom M. Caraya. 


Von dieser Art erlangte Natterer 3 Exemplare bei Borba (un- 
weit der Einmündung des Madeira in den Amazonenstrom) und 2 
andere am Rio Muriä (nördlich von Para), über die ich hier einige 
Bemerkungen beizufügen habe. 


Die 3 Exenplare von Borba bestehen aus einem alten Männ- 
chen, einem alten Weibchen und einem jungen Mänuchen. Das alte 
Männchen ist auf der Aussenseite glänzend schwarz; auf dem 
Kreuz werden jedoch bereits die Haarwurzeln rostroth, was eben- 
falls von den Hinterbeinen, zumal von ihrer Innenseite, gilt, doch 
verdecken die schwarzen Haarspitzen zum grössten Theil das Roth, 
so dass dieses nur hie und da durchschimmert. Die Finger der 
Vorderhände und der grössere Theil der Oberseite des Mittelfusses 


413 


ist rostroth, die Mittelhand jedoch schwarz behaart. Der Schwanz 
ist schwarz mit langer rostrother Spitze; auch an der Unterseite 
der Schwanzwurzel herrscht das Rostrothe vor. Ein kleiner Haar- 
wirbel findet sich auf dem Nacken; ein sehr deutlicher am Anfang 
der Aussenseite des Oberschenkels. Die gerade Höhe vom Schei- 
tel bis zum After beträgt 1‘ 94”, die Länge des Schwanzes fast 
%. Das alte Weibchen ist ganz einfarbig schwarz, ohne alle Bei- 
mischung von Rostroth. Wenn es in letzterer Beziehung von dem 
Männchen abweicht, so kann es doch wegen des Geschlechtsunter- 
schiedes nicht mit dem alten Caraya-Männchen verwechselt werden. 
Seine Höhe beträgt 1° 4”, die Schwanzlänge 1° 94”. Das junge 
Männchen ist gleich dem vorigen Weibchen ganz schwarz; auch 
die Hände und der Schwanz sind wie bei diesem einfarbig schwarz. 
Dieses Individuum könnte nun allerdings leicht mit dem Caraya- 
Männchen verwechselt werden, wenn nicht sein Gebiss anzeigte, 
dass es noch nicht zu dem Alter gelangt ist, in welchem der männ- 
liche Caraya den einfarbig schwarzen Pelz erhält, was nach Reng- 
ger erst im vierten oder fünften Jahre erfolgt. 


Die beiden Exemplare vom Rio Muria erlegte Natterer aus 
einer kleinen Gesellschaft. Es ist ein altes Weibchen, das noch 
sein Junges (männlichen Geschlechts) auf dem Rücken herumtrug. 
Beide sind schwarz, die Hände und Schwanzspitze aber fuchsroth. 
Das Weibchen hatte im Ganzen eine Länge von 3° 54” rheinl., wo- 
von der Schwanz 1° 83” wegnahm. Gesicht, Ohren, Haut am Un- 
terleib, an den Handsohlen und am nackten Theil des Schwanzes 
waren bei ihm schwarzbraun; dagegen ein grosser Fleck am Kropfe, 
dann einer in der Achselhöhle, die Zitzen einschliessend, so wie 
die After- und Schwanzgegend fleischfarbig mit Ockerfarbig über- 
laufen. 


Der rothhändige Brüllaffe tritt erst an der Nordgränze des 
Wohnbezirkes vom Caraya auf, wofür T'schudi den 7° s. Breite 
Abhandlungen der II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. II. Abthl. 53 


414 


bezeichnet, breitet sich aber da vom Ostfusse der Kordilleren bis 
zum: atlantischen Ocean aus, indem ihn Tschudi in Peru, Natterer 
bei Borba und bei Para, Spz@r (seinen M. discolor) bei dem Fort 
Carupa an der Mündung des Amazonenstromes getroffen hat. Nord- 
wärts scheint er ebenfalls eine weite Verbreitung zu haben. 


5. Mycetes stramineus Gsorrr. Der Coro. 


M. in utroque sexu stramineus, facie incarnata. 


Mycetes [Stentor] stramineus. Georrr. ann. XIX. p. 108. — 
Srix. tab. 31. — Tscavp. faun. Per. p. 36. — Scheer. tab. XXV.D. 


Von dieser Art hat Spixr ein männliches Exemplar mitgebracht, 
das ich, obwohl es in seiner Grösse und in der vollständigen Ent- 
wickelung seines Gebisses mit den grössten Männchen des Caraya’s 
übereinkomnit und also sicherlich ein altes Thier ist, dennoch, trotz 
seiner abweichenden Färbung, nicht von letzterem zu trennen wagte, 
sondern es nur für ein im Farbenwechsel verspätetes Individuum 
ansah, weil mir keine verlässige Angabe bekannt war, dass man 
solche Thiere in ganzen Schaaren beisammen gesehen hätte, und 
die Angaben anderer Schriftsteller sich mir nur auf Weibchen und 
Junge des Caraya zu beziehen schienen. Von der Meinung, dass 
das Spix'sche Exemplar hei dem M. Caraya unterzubringen sey, 
bin ich jedoch seit Natterer's erstem Besuche unserer Sammlung 
zurückgekommen, denn derselbe machte mir bemerklich, dass unter 
der grossen Menge von Caraya’s, die er im lebenden Zustande be- 
obachtete, niemals ihm einer vorgekommen sey, dessen nackte Haut- 
tlıeile fleischfarbig wie bei unserem M. stramineus gewesen wären. 
Diess nun, in Verbindung mit der gesättigten gelben Färbung des 
letzteren, und insbesondere seine Auffindung durch Tschudi in Peru 
und die Bekanntwerdung mit seinen Verbreitungsverhältnissen haben 


415 


mir jetzt jeden Zweifel über die specifische Berechtigung dieser Art 
benommen. 


Gleich dem M. rufimanus tritt der Coro erst an der Nord- 
gräuze des Verbreitungsbezirkes des Caraya auf, ohne mit letzterem 
sich zu vergesellschaften. Kein Reisender hat ihn in den mittleren 
oder südlichen Provinzen Brasiliens, wo doch der Caraya so häufig 
ist, wahrgenommen. Näatterer hat ihn überhaupt gar nicht aufgefun- 
den, und. Spar ist ihm erst in den Waldungen zwischen dem Rio 
negro und dem Solimoes begegnet. T'schudi hat ihn in den Waldungen 
Peru’s angetroffen, doch nicht südlicher als höchstens bis zum 7° 
s. Breite, also ungefähr so weit südwärts als den M. rufimanus, 
wiewohl er ostwärts sich nicht so weit als dieser auszubreiten 
scheint. Wie weit der Coro nordwärts geht, ist noch nicht genau 
ermittelt; am Orinoco ist er jedoch schon von G@umilla beobachtet 
worden. 


II. LAGOTHRIX,. Wollaffe. 


Tschudi hat in seiner werthvollen Fauna peruana die Woll- 
affen, gleich Spix und mir, in 2 Arten unterschieden, und durch ihn 
und Natterer sind wir nunmehr über die geographischen Gränzen 
dieser Gattung ebenfalls ins Reine gekommen. Sie gehört bloss dem 
nordwestlichen Theile des tropischen Südamerika’s an und hat unter 
den sämmtlichen amerikanischen Affengattungen die geringste Aus- 
breitung. 


53” 


416 


1. Lagothrix olivacea Srix. Der olivengraue Wollaffe. 
L. olivaceo-cana; capite manibusque nigro-fuscis. 
Gastrimargus olivaceus. Srıx tab. 28. 


Lagothrix cana. A. Waen. in Schreb. Suppl. I. S. 196. tab. 
XXVL F. 


Lagothrix Humboldtii. 'Tscauvo. Faun. peruan. p. 32. 


Nach Untersuchung des Pariser Exemplars von L. Humboldtii 
giebt T'schudi die Versicherung, dass selbiges mit dem Gastrimar- 
gus olivaceus von Spix identisch sey. Obwohl nun der erste Name 
der ältere ist, so behalte ich doch den später von Spix gegebenen 
bei, weil unter diesem erst eine genaue Beschreibung dieser Art 
erschienen ist. Von einem bei Salto do Theotonio am Madeira er- 
legten alten Männchen hat Natterer folgende Notizen aufgezeichnet. 
Der Kopf ist sehr dick, die Backen wie aufgeblasen, der Scheitel 
hat in der Mitte eine Längsvertiefung, die Stirn ist stark vorragend, 
die Augengegend sehr vertieft; der Bauch sehr gross, die Glied- 
massen sehr dick und breit, auch‘ der Schwanz ausserordentlich 
breit. Die Hoden sind gross und schwarz, der Penis fleischfarbig. 
Die ganze Länge dieses Exemplars (von der Schnautze an über den 
Scheitel bis zur Schwanzspitze gemessen) ist 4° 14” rheinl., 
wovon der Schwanz 2’ einnimmt. Am selbigen beträgt der 

Umfang des Bauches in der Mitte 18" 6” 
— des Vorderarms . 
= des Oberarms 
_ des Schenkels 
— der Waden 


6 
9 
5 
I) 
3 
_ der Schwanzwurzel 0 


NM 2m m m 


417 


Von einem weiblichen Individuum aus derselben Gegend am 
linken Ufer des Madeira macht Natterer bemerklich, dass die Iris 
dunkel- kastanienbraun ist, das Gesicht, die Ohren und alle andern 
nackten Theile des Körpers matt schwarzbraun. Die Clitoris ist 
schwarz und vom untersten Ende der Scheide an 3 Zoll lang. 


Die Heimath dieser und der folgenden Art ist das nordwest- 
liche Brasilien, Peru und Ecuador. 


2. Lagothrix infumata Srıx. Der Rauch-Wollaffe. 
L. fuscescens, gastraeo manibusque nigricantibus. 
Lagothrix infumata. A. Wacn. in Schreb. Suppl. I. S. 187. 


Gastrimargus infumatus. Srıx tab. 29. 


Ob diese Art sich in der Zukunft halten wird, muss ich dahin 
gestellt seyn lassen, da Natterer an ihrer Selbstständigkeit zwei- 
felte, indem er meinte, man würde wohl aus der sehr entschiedenen 
braunen Färbung der Spix'schen Exemplare Uebergänge in die 
grauen Wollaffen nachzuweisen vermögen. Eben so bleibt es mir 
zweifelhaft, ob Geoflfroy's L. canus als ein Junges zu dieser Art, 
wie Tchudi meint, oder zur vorigen Art gezählt werden müsse. 


III. ATELES. KKlammeraffe. 


Von dieser Gattung hatte in Brasilien der Prinz von Neuwied 
nur eine Art, den Ateles hypoxanthus, Spix dazu noch den A. Pa- 
niscus, und Natterer noch 2 andere Arten, den A. arachnoides und 


418 


variegatus aufgefunden, so dass wir also jetzt mit Sicherheit für 
Brasilien wenigstens 4 Species nachzuweisen vermögen, die aber 
sehr verschiedene Wohnbezirke haben. 


1. Ateles Paniscus Lins. Der Coaita. 
A. totus niger, facie brunneo-incarnata, maniculis pollice nullo. 
Ateles Paniscus. Georrr., Kunr, Fr. Cvv., Tsenun. 


Nach einem durch den Handel mir im Brantwein zugekommenen 
Exemplare, dem an der rechten Hand der Daumen wie bei A. Pa- 
niscus mangelte, während er an der linken wie bei A. pentadactylus 
vorhanden war, hatte ich im Schreber'schen Werke geschlossen, 
dass beiderlei Affen nur als Nominalarten einer und derselben Spe- 
cies anzusehen seyen. Dagegen hat neuerdings T'schudi bemerklich 
gemacht, dass er diesen Fall nicht für evident halte, indem der 
Daumenmangel an der einen Hand ein pathologischer Zustand seyn 
könne, auch sonst A. Paniscus und A. pentadactylus durch die 
Färbung des Gesichts und der Jungen, so wie durch differente 
Verbreitungsverhältnisse von einander geschieden wären. Obwohl 
ich nun versichern kann, dass am gedachten Exemplar der Daumen- 
mangel an der einen Hand nicht Folge einer späteren Beschädigung, 
sondern ein angeborner Mangel ist, wie diess die Untersuchung 
seiner Knuochen- und Muskelbeschaffenheit*) sattsam ausweist, so 
will ich doch in Rücksicht auf die andern Einwendungen vor der 
Hand zur Annahme mich verstehen, dass A. pentadactylus eine be- 
sondere Art ausmache, von der erwähntes Exemplar eine Abnormi- 
tät hinsichtlich der einen Handbildung darstelle. Ob dagegen der 
A. ater ebenfalls, wie Tschudi neuerdings versichert, als eine von 


*) Vgl. die dieser Abtheilung beigegebene Abbildung, nebst der zu ihr 
gehörigen Erklärung. 


419 


A. Paniscus getrennte Art anzusehen sey, ist mir noch nicht zur 
vollen Gewissheit geworden. 


Dem 4A. Paniscus fehlt bekanntlich der Daumen an der Vorder- 
hand ganz. An 7 Exemplaren, die noch ihre Handknochen enthiel- 
ten, fand ich zwar einen ziemlich langen Daumen-Mittelhandknochen, 
aber keine Phalanx, höchstens au deren Stelle ein kleines, meist 
seitwärts sitzendes Rudiment. Die Kopfbehaarung ist bei allen 
schwarz, ohne weisse Gesichtseinfassung. 


Die geographische Verbreitung des Coaita ist bisher nicht ge- 
hörig bekannt gewesen und gewöhnlich wurde nur Guiana als seine 
Heimath „aufgeführt. Er ist jedoch auch Brasilien zuständig, denn 
von daher hat ihn schon Spix mitgehracht, ohne dass er indess 
die genauere provinzielle Bezeichnung angegeben hätte, da den von 
ihm in unserer Sammlung davon aufgestellten brasilischen Exempla- 
ren die Notirung des Fundortes abgeht. Dagegen sagt v. Martius 
(Reise II, p. 1130), dass ihre Heimath der Amazonenstrom und Rio 
negro ist, und von 3 Exemplaren Natterer’s, von denen ich sie auf- 
zeichnete, rührt das eine vom Flusse Sarari in der Provinz Mato 
grosso, die beiden andern vom Rio Madeira, etwas oberhalb des 
Rio Abunä her*). T'schudi hat ihn nur am untern Maralion gefunden. 


*) Dass Naiterer wirklich den ächten A. Paniscus, und nicht etwa A. 
alter, vor sich hatte, beweist schon die Angabe der Gesichtsfärbung, 
wie er sie von einem alten Weibchen aufgezeichnet hat. Die Iris ist, 
wie er-sagt, dunkel umbrabraun, die Gegend um die Augen, Nase und 
Mund röthlichbraun, wie bei einem dunklen Mulatten, die Nase etwas 
lebhafter roth. Die übrigen haarlosen Stellen an Händen, Füssen und 
dem Schwanze schwarz. Von derselben Farbe ist die 3° lange, einem 
Penis ähnliche und am Ende mit einem abgestumpften Knopfe ver- 


sehene Clitoris; doch wird sie gegen die Spitze heller und gelblich 
fleischfarben. 


420 


Eben so ist es nicht, zweifelhaft, dass er im französischen und 
holländischen Guiana*) sich aufhält, so dass er also die mittlere 
Region des tropischen Südamerika’s einzunehmen scheint, wenn 
gleich es nur gewisse Lokalitäten seyn dürften, auf die er sich 
innerhalb derselben beschränkt. 


2. Ateles variegatus Waen. Der gelbschienige 
Klammeraffe. 


A. niger, gastraeo, artuum latere interno, tıibiis antıbrachiisque ex- 
tus ferrugineo - ochraceis. 


Ateles variegatus. Wuacx. in Schreb. Suppl. I. S. 313. 


Diess ist eine von Natterer neu entdeckte Art, von der ich, 
noch vor seiner Zurückkunft nach Wien, eine kurze Notiz puhli- 
zirte, ohne dass wir damals die nähere Bezeichnung des Fundortes 
bekannt war. Nunmehr kann ich nicht bloss diesen angeben,‘ son- 
deru meine mangelhafte Beschreibung aus Natterer's Papieren, die 
über ein altes Weibchen Notizen enthalten, ergänzen. 


r 


Das sehr magere Gesicht ist schwarz, kaum der Rand der 
Nasenlöcher etwas röthlich; die Gegend um die Augen sehr run- 
zelig. Die Iris ist dunkel graulichbraun, am Aussenrande etwas 
heller grau; die Sclerotica dunkelbraun. Die kleinen Ohren sammt 
der untern Seite der Finger und Sohlen schwarz. Die Haare auf 
dem Kopfe liegen nach vorn und bilden 3 Büschel, wovon sich 
einer in der Mitte auf der Stirn, und einer zu jeder Seite vor den 


*) Von Cajenne hat ihn das Pariser Museum erhalten. Als Bewohner 
des holländischen Guiana’s charakterisirt ihn sehr bezeichnend ein in 
dieser Kolonie lebender Anonymus (in der Isis 1844 S. 89) durch 
den Daumenmangel an den Vorderhänden und das fleischfarbige Ge- 
sicht. 


421 


Ohren, hinter den Augen, findet, so dass der Kopf einem dreieckigen 
Hute nicht unähnlich sieht. Ein Büschel Haare auf der Stirne ist 
gelblich; vom Mundwinkel verläuft bis an die obere Ohrgegend 
ein schmaler weisser Strich, und am Kinne stehn sparsame weisse 
Haare. Die Clitoris ist 2” 7°” lang, hat eine deutliche Eichel und 
Vorhaut, die jedoch kaum die halbe Eichel bedeckt. Die ganze 
Länge des Thieres bis zur Schwanzspitze beträgt 4° 4% rheinl., 
wovon der Schwanz 24” ausmacht. 


Als Fundort ist bezeichnet Cocuy 9. Febr. 1831, zu welcher 
Zeit Natterer die Reise aufwärts am Rio Negro, also im nordwest- 
lichsten Theile Brasiliens, machte. 


3. Ateles arachnoides Georrr, Der Buriquim, 
A. ochraceus, facie nigricante, maniculis pollice nullo. 


Ateles arachnoides. GEorrr, Kunr., A. Wascn. in Schreh. Suppl. 
I, tab. XXVID. 


Eriodes arachnoides. Is. Georrr. dict. class. XV. p- 145. 


Geoffroy hatte zuerst diese Art aufgestellt, ohne dass er ihre 
Heimath anzugeben wusste. Zwar wurde vermuthungsweise auf 
Brasilien gerathen, da indess weder der Prinz von Neuwied, noch 
Spix ihn daselbst gefunden hatte, auch ausser der Pariser Samm- 
lung keine Exemplare bekannt waren, und also keine Versicherung 
bestand, dass der Daumenmangel, durch den sie allein von dem A. 
hypoxanthus unterschieden wurde, ein constantes Merkmal bei gan- 
zen Familien dieser Thiere sey, so hatte ich im Schreber’schen 
Werke die Vermuthung ausgesprochen, dass sichere Erfahrungen 
wohl die Vereinigung der beiden wollhaarigen Arten der Klammer- 
affen nothwendig machen würden. In dieser Erwartung habe ich 
mich jedoch getäuscht, denn Natterer's Angaben, der den A. arach- 

Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. II, Abth. 54 


422 


noides in grosser Menge zu beobachten Gelegenheit hatte, so wie 
meine eigenen Untersuchungen der von ihm mitgebrachten Exemplare 
haben mir zur Genüge gezeigt, dass A. arachnoides und A. Aypo- 
xanthus 2 verschiedene Arten sind, die sich nicht bloss durch die 
Beschaffenheit des Vorderdaumens, sondern auch der Gesichtsfarbe 
und der Wohnbezirke unterscheiden. Durch das von Natterer ge- 
sammelte reiche Material bin ich demnach jetzt in Stand gesetzt, 
diese Art sicher festzustellen und die mangelhafte Kenntniss von 
derselben in befriedigender Weise zu vervollständigen. 


Zuerst theile ich von einem alten Männchen die Beschreibung 
mit, wie sie Natterer nach dem frischen Zustande entworfen. Die 
Schnautze ist stark hervorragend; der Oberarn sehr dünne, fast 
dünner als der Vorderarm; die Vorderhand bloss mit 4 sehr langen 
und unter sich fast gleichen Fingern versehen, deren Unterseite, so 
wie die Handsohle nackt ist. Die Hinterhände haben einen starken 
Daumen, der nur bis an’s letzte Gelenk behaart ist und einen ab- 
gerundeten Nagel trägt. Der Bauch ist gewöhnlich sehr gross, da 
sich meist ungeheuer viel Nahrung in dem Magen findet, der gleich 
dem Blinddarme ausserordentlich gross ist. Der Schwanz ist sehr 
stark, breit, unten flach und in der Mitte vertieft, dabei dicht be- 
haart, mit Ausnahme des untern 9” langen Endes, das ganz haar- 
los ist, und einer Stelle vom After etwa 3” abwärts, die bloss mit 
sehr kurzen Haaren besetzt ist. — Die Iris ıst haselnussbraun, die 
Sclerotica, von der viel sichtbar ist, ist dunkelbraun. Die nackte 
Haut des Gesichts und am ganzen Körper, wo sie von Haaren ent- 
blösst ist, ist schwarzgrau. Die Aftergegend und die sehr grossen, 
fast kahlen Geschlechtstheile sind von derselben Farbe; nur die 
Haut des Penis, die nicht zurückgezogen wird, ist mit rostfarbigen 
Haaren besetzt. 


Die Länge des grössten, von Natterer gemessenen, Männchens 
beträgt von der Schnautze über den Scheitel und Rücken bis zur 


423 


Schwanzspitze 5° rheinl., wovon der Schwanz, auf der Unterseite 
gemessen, 2’ 43”, auf der Oberseite 2’ 9” ausmacht. 


Der Umfang des Leibes hinter den Vorderarmen beträgt 1’ 5” 
— u in der Mitte des Bauches — 20 
— En vor den Hinterbeinen — 14 
Schwanzes an der Wurzel — 064 


Das Gewicht machte 27 portugies. Pfund aus. 


Zu diesen Angaben von Natterer füge ich noch einige Bemer- 
kungen nach Ansicht der vielen von ihm mitgebrachten Exemplare 
bei. Der Daumen der Vorderhände fehlt bei ihnen total; nur bei 
2 Stück derselben hat sich eine Spur davon gezeigt, jedoch hat 
er sich nicht wie bei A. hypoxanthus als freies Organ losgelöst, 
sondern er stellt bloss ein kleines angeheftetes nagelloses Rudiment 
dar. Trotz dieses gänzlichen Mangels des Vorderdaumens, oder 
doch wenigstens seines höchst rudimentären Zustandes, habe ich 
nicht bloss den Mittelhandknochen des Daumens, sondern sogar die 
erste Phalanx desselben und zwar ziemlich entwickelt gefunden, 
indem der Mittelhandknochen 74”, die erste Phalaux 5°” misst; 
die zweite Phalanx fehlt dagegen allen Exemplaren. An den bei- 
den Exemplaren, an denen ein scheinbares Daumenrudiment vor- 
kommt, überzeugte ich mich durch Aufweichen der Hand, dass sel- 
biges lediglich durch eine von der ersten Phalanx ausgehende Haut- 
auftreibung hervorgebracht wird. 


Die Färbung der von mir verglichenen Exemplare ist meist 
lichter als die von A. hypoxanthus, doch kommen auch solche ganz 
vom Tone des letzteren vor. 


Natterer hat diese Art um Ypanema in der Provinz St. Paulo, 
54* 


424 


also im Süden Brasiliens, aufgefunden, wo sie den Namen Mono- 
Burigquim führt. 


4. Ateles hypoxanthus Neww, Der Mirikı. 
A. ochraceus, facie carnea, maniculis pollice brevi. 


Ateles hypoxanthus. Pr. . Neuw. Beitr. II. S. 33. mit Abbild. — 
A. Waen. in Schreb. Suppl. I. S. 202. 


Brachyteles macrotarsus. Srıx tab. 27. 


Eriodes tuberifer et hemidactylus. Is. GEorrr, dict. class. XV, 
p- 145. 


Der Miriki unterscheidet sich vom Buriquim durch das Vor- 
kommen eines kleinen Daumens an den Vorderhänden, der mit 2 
Phalangen versehen ist, ferner durch die fleischröthliche Färbung des 
Gesichts und anderer nackter Hautstellen, so wie durch seinen 
nördlicher liegenden Wohnbezirk, der zwar an seiner Südgränze 
noch mit dem des Buriquim zusammen zu treffen scheint, dann aber 
auf der Ostseite Brasiliens in seinem nördlichen Verlaufe bis zum 
14° s. Breite sich erstreckt. Im Westen hat ihn Natterer nirgends 
angetroffen. 


IV. CEBUS. Rollaffe. 


Die schwierigste Gattnng aus der ganzen Familie der amerika- 
nischen Affen bildet hinsichtlich der Auseinandersetzung der Arten 
die Gattung Cebus. Weit die meisten derselben sind blos nach 


425 


vereinzelten Exemplaren ohne Kenntniss ihrer Altersverschieden- 
heiten und individuellen Differenzen, ja selbst häufig ohne Bekannt- 
schaft mit ihrem Fundorte aufgestellt. Nun weiss man aber schon 
aus Rengger's sechsjährigen Beobachtungen, wie gross der Kreis 
von Abänderungen ist, die nur die einzige, ihm zu Gesicht gekom- 
mene Art darbietet, so dass zu vermuthen steht, dass auch noch 
andere Species vielleicht ähnliche Reihen von Varietäten aufzuwei- 
sen haben werden. In Ermangelung fester Haltpunkte hatte ich 
deshalb das desperate Wagstück unternommen, im Schreber'schen 
Werke die vielen aufgestellten Arten auf 18 Varietäten zurückzu- 
führen, die ich unter 3 Haupt- und Stammgruppen vertheilte. In- 
dess schon am Schlusse jener Arbeit sah ich mich veranlasst, den 
Cebus hypoleucus Geoffr. [nec Humb.] *) als 2te Art abzusondern 
und seitdem haben die Beobachtungen neuerer Reisenden dargethan, 
dass Grund vorhanden sey, noch mehr Arten auszuscheiden. 


Auch von dieser Gattung hat Natterer eine reiche Sammlung 
mitgebracht, die, als ich in Wien mit ihm zusammen war, noch 
grösstentheils in Bälgen dalag und die zuvor ausgestopft werden 
sollten, bevor wir sie mit einander in Vergleichung nehmen wollten. 
Durch seinen unerwarteten Tod ist diess Vorhaben vereitelt worden 
und da ich seitdem nicht mehr Wien besucht habe, so kaun ich 
hier einstweilen nur die Beschreibung von 2 Arten mittheilen, von 
denen Natterer mit Entschiedenheit ihre Selbstständigkeit behauptete. 
Die eine davon ist der schon von Spix als Cebus gracilis beschrie- 


*) Gelegentlich will ich bemerken, dass dieser Affe gar nicht in Bra- 
silien vorkommt, sondern dem nördlichsten Theile des tropischen 
Südamerika’s angehört. Guiana wird schon länger als einer seiner 
Wohnorte angegeben; 2 Exemplare in der Berliner Sammlung rühren, 
zufolge der Angabe auf ihren Etiketten, von Cartagena her, In den 
Sammlungen ist dieser Affe nicht selten zu finden, 


426 


bene Affe; die andere ist von Natterer unter dem Namen ©. nigri- 
vittatus als neue Art bezeichnet. Eine gründliche Auseinander- 
setzung der sämmtlichen Rollaffen- Arten wird erst daun möglich 
werden, wenn von allen die Lebensgeschichte und die Verbreitungs- 
gränzen durch genaue Beobachtungen in ihrem Vaterlande ermittelt 
worden sind. 


1. Cebus gracilis Srıx. Der Caiarara. 


©. supra fulvido-brunneus, subtus albido-lutescens, artubus brunneo- 
fulvidis, vertice et occipite fusco-nigris; capite oblongo parvo, 
facie incarnata, corpore gracili, vellere mollior:. 


Cebus gracilis. Srıx sim. Bras. p. S tab. 5. 


Cebus flavus. Grorrr. ann. XIX, p. 112. — Is. Georrr. diet, 
class. XV, p. 150. — Pr. ,. Neuw. Beitr. I. S. 103? — Kunr Beitr. 
S. 33? 


? Cebus fulvus. Desn. mamm. p. 83. — D’Oksıen. voy. dans 
!Am. merid. tab. 3. 


? Cebus chrysopus. E*. Cov. mamm. livr. 51. 


Ob die angeführten Citate alle auf den ächten Caiarara sich be- 
ziehen mögen, ist freilich nicht mit Evidenz nachzuweisen. Hier 
ist ausschliesslich von dem Affen die Rede, den Spix als C. gra- 
cilis (Cairara) bezeichnet und in 2 Exemplaren in der Münchner 
Samnlung aufgestellt hat; der nämliche, den Natterer unter glei- 
chem indischen Namen Caiarara in denselben Gegenden erhalten 
und wovon er 3 Exemplare mitgebracht hat. 


Nach den Exemplaren des Münchner Museums hatte ich diesen 


427 


Affen anfänglich nicht als eigene Art anerkannt, sondern ihn nur 
für den jugendlichen Zustand des Cay, wie ihn Rengger beschreibt, 
gehalten. Der gestreckte Leibesbau, der kleine Kopf und die 
weiche Behaarung musste mich auf diese Meinung führen, um so 
mehr, als beiden Exemplaren der knöcherne Schädel fehlt und ich 
deshalb für Bestimmung ihres Alterstandes keinen sichern Anhalts- 
punkt hatte. Die Untersuchung der Wiener Exemplare hat mich 
jedoch überführt, dass darunter wenigstens eines nicht blos erwach- 
sen, sondern, wie die Abnützung der Schneidezähne zeigt, bereits 
auch ziemlich alt ist. Hiezu kam noch die mit Spix Angaben 
gleichlautende Erklärung von Natterer, dass diese Affen in eigenen 
Gesellschaften sich zusammen halten, ferner die Erwägung; ihrer 
eigenthümlichen geographischen Verbreitung, wodurch sich mir die 
Berechtigung des Caiarara als selbstständige Art zu gelten, klar 
und unzweifelhaft vor die Augen stellte. 


Die 5 Exemplare, welche ich zur Vergleichung vor mir habe, 
(2 aus der Münchner Sammlung, unbekannten Geschlechts, 3 aus 
dem Wiener Museum, Weibchen), stimmen in folgenden Merkmalen 
mit einander überein. Die Gestalt ist zierlich, Leib und Glied- 
massen gestreckt, der Kopf klein und schmal, im auffallenden Ge- 
gensatze zu dem des Ü. macrocephalus, unicolor und anderer gross- 
köpfiger Rollaffen. Der Pelz ist ziemlich lang und weich, auf der 
Unterseite des Leibes und der Innenseite der Beine sehr spärlich. 
Der ganze Vorderkopf ist nur mit kurz ‘geschornen rückwärts ge- 
richteten Haaren besetzt; die Wangen mit anliegenden Haaren be- 
deckt, die am Unterkiefer länger werden; im Gesicht stehn einzelne 
Härchen. Die nackte Haut ist fleischfarben, was an alten Exem- 
plaren dunkler als an jungen erscheint; diese Farbe unterscheidet 
den Caiarara von den meisten andern Rollaffen. Die Färbung des 
Pelzes ist sehr einförmig: die Oberseite ist trüber oder heller rost- 
braun, mit mehr oder minder Roth gemischt, die Unterseite fällt ins 


4285 


licht Gelbliche oder Gelblichweisse, die Gliedmassen sind lebhafter 
rostfalb als der Rücken, was auf den Händen und Oberarmen eine 
blassere Farbe annimmt. Der Schwanz ist auf der Oberseite dem 
Rücken gleichfarbig, auf der Unterseite heller bis ins Lichtgelbliche; 
überhaupt die Schwanzspitze nicht selten lichter als der übrige 
Theil. Sehr charakteristisch ist die Färbung der Behaarung des 
Kopfes. Der ganze Vorderkopf nebst den Wangen und dem Unter- 
kiefer ist gelblichweiss, seltener gelbbräunlich. Der ganze Mittel- 
und Hinterkopf ist glänzend schwarzbraun, was in einem schmalen 
Längsstreifen bis zum Stirnrande sich fortsetzt, der mit einzelnen 
schwarzen Haaren besetzt ist. Nach der Angabe von Spix soll 
die Kopfplatte beim Weibchen dunkler als beim Männchen seyn; 
bei den 3 Weibchen des Wiener Museums wenigstens ist sie dunkel 
schwarzbraun mit fuchsigem Schimmer. Die Nägel sind mehr oder 
minder Jichtbraun. 


Einzelne Abweichungen, die ich an den mir zu Gesicht gekom- 
menen Exemplaren beobachtet habe, sind von keiner grossen Er- 
heblichkeit. An dem einen Exemplar der Münchner Sammlung, das 
noch im jugendlichen Stande ist, ist das Roth an den Gliedmassen 
nur wenig merklich; der Unterrücken längs seiner Mitte und die 
Oberseite des Schwanzes bis über die Hälfte hinaus ist dagegen 
trüb rostroth. Schöner rostroth wird diese Färbung an den andern 
grösseren Exemplaren, die hintere Schwanzhälfte wird mehr rostig 
lichtgelblich und die hinteren Gliedmassen nehmen mehr Falb auf. 


Ein junges Weibchen aus der Wiener Sammlung ist längs des 
Rückens russig rostbraun, was auf dem Unterrücken und der Schwanz- 
wurzel ins trüb Rostrothe übergeht und im weitern Verlauf auf 
dem Schwanze, dessen Unterseite hell rostgelblich ist, lichter wird. 
An einem andern Weibchen, wo der Vorderkopf, statt gelblich weiss, 
bräunlich gelb ist, ist die Färbung des Rückens und Schwanzes noch 


Tab. XIV 


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ig.2,P. hirsuta. Fis.3 Ateles pentadachilus. His, 4 5.!sothrix biftmianıs 
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Fig, 1,Pitheeia leucocephala. | 
Zu. Wagners Beatrager I440. Iab7 


‚Abhandlaer mach. physik. lasse Ba F Zhal2. 


zu 
” 


Ei) 


429 


trüber, doch wird letztere gegen sein Ende, zumal auf der Unter- 
seite ebenfalls lichter; die hintern Gliedmassen und die Vorderarme 
sind ziemlich intensiv, wenn auch etwas trüb, rostroth. Noch schö- 
ner rostroth ist diese Färbung bei einem 3ten Exemplare; der 
Schwanz desselben ist in der letzten Hälfte der Unterseite licht 
gelblich *). 


An einem alten männlichen Exemplare, das Natterer lebend 
besass, waren die Hinterbeine so schön als bei Fr. Cuvier’s ÜCebus 
chrysopus gefärbt, daher er diesen für zu seiner Art gehörig an- 
sieht. Das Gesicht war an selbigem bräunlich fleischfarben, mit 
stark röthlicher Grundfarbe, die Nase mehr bräunlich ; das Scrotum 
schwarz. Seine Totallänge betrug 3° 24”, wovon der Schwanz, 
vom After an gemessen, 4° 5“ rheinl. einnahm. Von 3 anderen 
Exemplaren habe ich folgende Dimensionen bestimmmt: 


Münchner Wiener Exemplare. 
Exemplar. 
Höhe vom After zum Scheitel 13” 09“ 13” 6" 12” 0 
SCHWAZ. net. ed ee een ROT AA..6, 13,9 
Kopfbreite zwischen den Ohren 2 2 2.83 2 


Nach Spix leben diese Affen familienweise in den Wäldern 
am Solimoes, wo er namentlich einen der südlichen Seitenflüsse 
desselben, Teffe, anführt, und verbreiten sich gegen Peru zu. Nat- 


*) Aus Natterer’s Aufzeichnungen füge ich meiner obigen Beschreibung 
folgende Angaben über ein Weibchen bei. Die Iris ist dunkelbraun; 
das Gesicht und die nackte Haut des Körpers sehr blass fleischfarbig, 
letztere ins Bläuliche ziehend; die grossen Ohren gelbbräunlich fleisch- 
farben und die Nägel kaum etwas dunkler. 

**) An diesem Exemplare ist offenbar der Schwanz beim Ausstopfen zu 
stark in die Länge gedehnt worden. 


Abhandlungen der II. Cl. d. k. Akad. d. Wiss. V. Bd. II. Abthl. 55 


430 


terer erhielt seine Exemplare ziemlich aus den nämlichen Gegenden, 
nämlich von Borba und der Barra do Rio negro, so dass der Caia- 
rara also dem nordwestlichen Theile von Brasilien angehört und 
von da sich weiter in Peru und Columbien verbreiten mag. 


2. Cebus nigrivittatus Narr. Der schwarzbindige 
Rollaffe. 


C. serdide flavido-brunneus, humeris limboque faciem cingente al- 
bido-lutescentibus aut sordide albidis; crista verticis angusta 
longitudinali nec non manıbus nigricantibus aut ferrugineo-fuscis. 


Von diesem Affen erhielt Natterer 2 Exemplare, wovon er 
das eine, ein junges Männchen, eine Zeitlang lebend hesass, bis 
es einer Krankheit unterlag. Ein 3tes Exemplar, unbekannter Her- 
kunft, das nach dem starken Gebiss ein ganz erwachsenes Männ- 
chen ist, findet sich ausserdem noch in der Wiener Sammlung vor. 
Das Münchner Museum hat keinen ähnlichen Affen aufzuweisen; 
auch ist mir keine auf ihn bezügliche Abbildung oder Beschreibung 
bekannt, da sowohl der Ü. griseus von Fr. Cuvier und Desmarest, 
als der Sajou gris von Buffon ‘und “die Simia hypoleuca von Hum- 
boldt entschiedene Differenzen von ihm darbieten. 


Die von Natterer zurückgebrachten Exemplare sind sich in der 
Färbung ziemlich gleich. Die Wangen sind mit kurzen Haaren be- 
setzt, die nach unten länger werden und über den Unterkiefer 
etwas herabhängen. Auf dem Vorderkopfe nach seiner ganzen 
Breite sind die Haare sehr kurz und werden rückwärts allmählig 
etwas länger. Längs der Mitte des Vorderkopfes verläuft von der 
Stirne an gegen das Hinterhaupt eine Binde aus längeren Haaren; 
diese ist anfangs schmal, erweitert sich aber schnell, so dass sie in 
der Mitte des Scheitels 14 Zoll breit ist und spitzt sich dann bald 


431 


gegen das Hinterhaupt zu. Diese Binde, welche keineswegs die 
ganze Breite des Scheitels zwischen den Ohren ausfüllt, sondern 
jederseits einen grossen Zwischenraum zwischen ihrem Rande und 
dem Ohre freilässt, ist schwarz und unterscheidet sich dadurch sehr 
von der übrigen Kopffarbe, welche am Vorderkopfe licht gelbhräun- 
lich ist, was allmählig trüber wird, und am Hinterkopfe ins dunkler 
Rostbraune mit helleren Haarspitzen übergeht. Die nämliche Farhe 
herrscht längs des Rückgrathes und des Anfangs der Schwanz- 
wurzel; nach den Seiten und dem Unterleibe herab wird sie etwas 
blasser. Die seitliche Gesichtseinfassung hat anfangs noch den gelb- 
bräunlichen Ton der Stirnbehaarung, der abwärts aber durch Auf- 
nahme von Gelb immer lichter wird. Der Vorderhals, der obere 
Theil der Brust, die Schultern und die ganzen Vorderarme sind 
weisslich gelb behaart, wobei die Haare einfarbig sind, während 
sie auf den Vorderarmen in ihren untern Theilen russbraun werden 
und daher die lichte Färbung trüben. Die Hände sind ganz schwarz- 
braun, welche Färbung auch auf der Innenseite der Vorderarme 
von da an herrschend ist, oberwärts zu aber durch die gelhlichen 
Haarspitzen aufgeklärt wird. Die Aussenseite der hintern Glied- 
massen ist trüb rostbräunlich, durch viele gelbe Haarspitzen lichter 
gemacht; auf der Innen- und Vorderseite herrscht das glänzend 
Fahlgelbe vor. Auf der Fusswurzel der Hinterhände trübt sich 
wieder die Färbung und diese sind mit fuchsig schwarzbraunen 
Haaren besetzt. Der Schwanz ist russig rostbräunlich und gelb 
melirt, auf der schmalen Unterseite eher etwas dunkler. Der Kör- 
per des jungen Männchens hat eine Höhe (vom Scheitel zum After) 
von 114“ der Schwanz misst fast 16“. 


Das erwachsene Männchen, dessen vorhin gedacht wurde, 
kommt in der Färbung ziemlich mit den beiden andern überein. Es 
hat gleiche kurze Kopfbehaarung, die nur längs des Scheitels in 
einem dunkel rostbraunen Kamme hervorsteht. Die Aussenseite ist 

55 * 


432 


schmutzig rostbraun, was auf dem Schwanze am trübsten ist, eben 
so an den vier Händen. Die Behaarung der Stirne und um das 
ganze Gesicht, so wie am Vorderhalse und auf den Oberarmen ist 
schmutzig weisslich. Das Gesicht scheint fleischfarben gewesen zu 
seyn. Die Nägel sind braun. Die Höhe dieses Individuums ist 
144“, der Schwanz misst 17”. 


Natterer hat seine Exemplare am oberen Rio branco erhalten, 


Vom Caiarara unterscheidet sich diese Art durch ihre trübe 
Färbung anstatt der rostfalben, durch ihre weisslichen Vorderarme 
und die schmale Längsbinde längs des Vorderkopfs, welche das 
Hinterhanpt ganz frei lässt und auch auf dem Mittelkopfe, wo sie 
am breitesten ist, über die Seitentheile sich nicht ausbreitet. 


V. PITHECIA. Schweifaffe. 


Während ich früherhin bei den andern amerikanischen Affen- 
gattungen mitunter die Arten zu stark eingezogen hatte, hat mir 
dagegen die Benützung von Natterer's Sammlungen und Notizen 
gezeigt, dass ich bei Pithecia die Reduction noch weiter hätte 
führen dürfen, indem wir jetzt nicht mehr als 4 Species von dieser 
Gattung anzunehmen berechtigt sind. Die Schweifaffen gehen der 
ganzen südlichen Hälfte des tropischen Amerika's ab, treten erst in 
Brasilien gegen den 1öten Breitengrad auf, jedoch hier blos in der 
Westhälfte, und erst gegen den Amazonenstrom hin erscheinen sie 
längs der ganzen Breite zwischen den Cordilleren und dem atlan- 
tischen Ocean, so dass sie, wie schon Tschudi richtig bemerkt, den 
50sten Längengrad nicht überschreiten. 


433 


1. Pithecia Israelita Srıx. Der Judenaffe. 


P. nigra aut fulvo-fusca, capite, barba crassa caudaque nigris; 
capillitio subradiato, longitudinaliter diviso. 


Pithecia [Cebus] Satanas. Horrmasssees, Hums., Gsorrr, Kun. 


Pithecia Israelita. A. Wasx. in Schreb. Suppl. I. 219 tab. 
XxXXI: B. 


Brachyurus Israelita. Srıx tab. 7. 


Simia chiropotes. Hums. rec. I. p. 358 und 312. 


Schon nach Ansicht der 4 in der zoologischen Sammlung in 
Berlin aufgestellten Exemplare bin ich zur Ueberzeugung gekommen, 
dass Pithecia Satanas und P. Israelita nur Varietäten einer und 
derselben Art sind, deren Verschiedenheit nicht in der Weise der 
Kopfbehaarung, sondern lediglich in der Färbung des Pelzes liegt, 
und zwar so, dass die unter P. Israelita beschriebene Form der 
Kopfbehaarung die normale ist. Von jenen 4 Exemplaren sind 2 
(Männchen und Weibchen) schwarz, und die beiden andern, eben- 
falls von beiden Geschlechtern, sind braun, aber Kopfmütze, Bart 
und Schwanz schwarz. Letzterer Varietät gehörig ist die Sümia 
Chiropotes. 


Die Berliner Exemplare geben schon zur Genüge zu erkennen, 
dass die Verschiedenheit in der Färbung nicht, wie bisher ange- 
nommen wurde, auf einer Geschlechtsverschiedenheit beruhe; auch 
Natterer hat beiderlei Färbung bei den verschiedenen Geschlechtern 
gefunden. Eine geographische Differenz scheint ebenfalls nicht zu 
bestehen, denn wiewohl Natterer seine braunen Exemplare am Rio 
branco, seine schwarzen dagegen weit davon entfernt bei Para er- 
legte, also von demselben Orte, woher Graf Hoffmannseyg seinen 


434 


Cebus Satanas bezog, so sollen doch nach andern Angaben hellfar- 
bige auch in Guiana und dunkle in Peru vorkommen. Zur genaueren 
Kenntniss beiderlei Varietäten füge ich noch einige Bemerkungen 
bei. 


Ein altes Männchen, das Natterer am Rio branco (einem Sei- 
tenarme des Rio Negro) am Fusse des kleinen Gebirges Arimani 
erlegte, hat ganz die Kopfmütze, wie ich sie von P. Israelita be- 
schrieben habe. Kopf, Backenbart, Schwanz, Unterleib, Innenseite 
der Gliedmassen und der grössere Theil ihrer Aussenseite, so wie 
der Schwanz ist schwarz, was an Kopf und Schwanz am dunkel- 
sten ist. Der ganze Rücken und die Oberarme sind russig semmel- 
farben. Die Höhe vom Scheitel bis After beträgt 1’ 3“, die 
Schwanzlänge 1° 1“. Die nackten Theile sind nach Natterer’s No- 
tizen folgendermassen gefärbt. Die Iris ist haselnussbraun; Gesicht 
und nackte Ohren schwarz, die Haut am Unterleibe röthlichschwarz, 
die Sohlen schwärzlich.. Der sehr grosse Hodensack ist bläulich- 
weiss und der Penis geht ins Violettröthliche über. — Am alten 
Weibchen von eben daher fand Natterer keine bemerkbare äussere 
Clitoris. Ein anderes altes Weibchen von der schwarzen Abände- 
rung, das er im hohen Walde bei Para erlegte, zeigte dieselbe 
Färbung der nackten Theile. 


Dieser Affe verbreitet sich von Peru aus längs des Amazonen- 
stromes bis zum atlantischen Ocean und nordwärts durch Guiana 
und die Länder am obern Orinoko. T'schudi setzt in Peru seine 
Südgränze unter dem 10° s. Breite fest; in Brasilien reicht er in- 
dess nicht so weit hinab, denn hier scheint er kaum bis zum 5° 
Breite südwärts herabzugehen. 


435 
2. Pithecia melanocephala Hunms. Der Vacary. 


P. brevicaudata, dorso flavescente, capite artuumque parle anteriori 
nigris, cauda femoribusque ferrugineis. 


Pithecia melanocephala. Hums., Grorrr., Kunt. 


Pithecia Quakary. Spıx tab. 8. 


Durch seinen Zahnbau schliesst sich der Vacary zunächst an 
die P. Israelita an, wie andererseits P. leucocephala und P. hirsuta 
in dieser Beziehung wieder unter sich übereinstimmen. Durch die 
Kürze des Schwanzes unterscheidet er sich gleich auffallend von 
den 3 andern Arten. 


Von den 3 Exemplaren, die Nafterer mitbrachte, kommen 2 in 
der Färbung ganz mit dem von Spixr überein, nur ist bei ihnen die- 
selbe noch etwas lebhafter. Bei einem 3ten Exemplare sind aber 
nicht-blos die Schenkel und der Schwanz rostroth, sondern auch 
der Rücken ist rostroth überlaufen. Die Iris giebt Natterer als 
haselnussbraun an; die nackte Haut des Gesichts und die Ohren 
schwarz auf röthlichem Grunde, die Finger und Sohlen schwarz, 
die durchscheinende Haut am Unterleibe schwärzlich auf fleisch- 
farbigem Grunde; zu jeder Seite des Penis ist ein Hoden, die eben- 
falls sämmtlich schwarz sind. Der Schwanz ist kurz, dünn, lang 
behaart und sein Ende wie abgestutzt. Die ganze Länge eines 
Männchens bis an die Spitze der letzten Schwanzknochen beträgt 
2 2”, des Schwanzes vom After bis eben dahin 6” rheinl. Von 
einem alten Weibchen macht die ganze Länge bis an die Schwanz- 
haare 2‘ 14“, des Schwanzes 74”. 


Natterer hat seine Exemplare am Rio Negro erlegt; eines 
etwas unterhalb Moura, ein anderes bei Marabitanas, also aus Ge- 


436 


genden, woher auch die Exemplare von Humboldt und Spir stam- 
men. Der Vacary scheint demnach auf den nordwestlichen Theil 
Brasiliens jenseits des Amazonenstromes und auf die angränzenden 
Theile von Neugranada und Ecuador beschränkt zu seyn. 


3. Pithecia leucocephala Au. Der weissköpfige 
Schweifaffe. 


P. villosissima, unicolor nigra aut luteo-irrorala, manibus nigris. 


«@) Mas adultus; unicolor niger, limbo faciali albido aut ochraceo. 


Pithecia leucocephala. Gxorrr. ann. XIX, p. 117. — Kun. 
Beitr. S. 45. — Desmar. mamm. p. 91. — Is. Georrr. diet. class. 
XV. p. 58. — A. Waen. in Schreb. Suppl. I, S. 222. — -Scuoms. 
in Lond. u. Edinb. phil. mag. X, p. 73. 


Yarkea leucocephala. Less. spec. des mamm. p. 177. 
Callithrix leucocephala. Georrr. catal. p. 9. 


Simia leucocephala. Aupss. sing. VI. 1. p. 9 fig. 2. — Hum». 
recueil I. p. 359. 


Simia Pithecia. Suaw. gen. zool, I. 1. p. 61; Mus. Lever. 
p- 169. tab. 5. 


Saki. Burr. hist. nat. XV, p. SS tab. 12; Dausext. p. 90. 
Yarke. Cvv. regn, anim. I, p. 103. 
PB) Femina el juniores; pilis nigris apice lutescentibus. 


Pithecia rufiventer. Gxorrr. ann. XIX, p. 116. — Kunr. Beitr. 
S. 43. — Desmar. mamm. p. 89. — Cuv. regn. anim. I, p. 103 —. 
Is. Grorrr. diet. class. XV. p. 58. 


Sünia rufiventer. Hum». rec. I. p. 39 und 358. 


437 
Sünia Pithecia. Liss. syst. nat. XH. — Scnres. Säugth. I, 
125. — Auper. sing. VI, 1. p. 7 fig. 1. 


Pithecia nocturna. Ir. in d. Abh. der Berl. Akad. von 1804 
— 1811. S. 107. — Orrers, neue Bibl. der Reisebeschr. XV, S. 198. 
— Less. spec. des mamm. p. 173. 


Callithrix Pithecia. G£orrr. cat. p. 9. 


Pithecia adusta. Ir. a. a. O. — [P. irrorata Aucr.] Ourers 
2.2. 0. 

Pithecia rufibarbata. Kun Beitr. S. 44. — Desmar. mamm. 
p- 90. 


Pithecia capillamentosa. Srıx sim. bras. p. 16. tab. 11. 
Singe de nuit |Yarke]. Burr. suppl. VII, p. 113. tab. 30, 31. 


Pithecia Pogonias. Gray zool. of the voy. of the Sulphur p. 
13, tab. 2. 


Keine Art ist so vielfach aus einander gerissen worden als 
diese, und um desto mehr erfreut es mich, durch Natterer die Mit- 
tel erlangt zu haben, der grässlichen Confusion ein Ende machen 
zu können. 


Als ich den Text zu Schreber's Supplementen ausarbeitete, war 
mir von Pithecia leucocephala nur das männliche Geschlecht, und 
zwar lediglich nach dem Exemplare der Erlanger Sammlung be- 
kannt. Temminck’s Meinung, dass Kuhl's P. ochrocephala blos das 
Weibchen oder Junge davon sey, führte ich an, ohne dass ich im 
Stande gewesen wäre, sie zu bestätigen oder zu widerlegen. Die 
grosse Menge von Exemplaren, welche sich Natterer von dieser 
Art zu verschaffen wusste, hat mir jetzt hinlänglich die Mittel ge- 
boten, über die Alters- und Geschlechtsverschiedenheiten der P. 

Abhandlungen der II: Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. II. Abthl. 56 


4383 


leucocephala die befriedigendste Auskunft zu geben. Die Anzahl 
der Arten, welche ich schon sehr zusammengezogen hatte, wird 
hierdurch noch mehr vermindert. 


Die alten Männchen einerseits, so wie die Weibchen und 
Jungen andererseits sind in der Färbung sehr verschieden. Da diese 
Thiere vor Natterer in ihrem freien Zustande nicht beobachtet, also 
die Alters- und Geschlechtsdifferenzen aus Beobachtungen nicht be- 
kannt worden waren und in den Sammlungen solche nicht ermittelt 
werden konnten, so setzten die Zoologen nach und nach eine ziem- 
liche Anzahl von Arten fest, die Lesson sogar in 2 Untergattungen: 
Pithecia und Yarkea vertheilte. 


Den verschiedenen Alters+ und Geschlechtsständen der P. leuco- 
cephala sind folgende Merkmale gemein. Die Behaarung ist ausser- 
ordentlich lang, straff und grob; nur die Unterseite und die Hände 
sind sehr spärlich behaart; die Ohren kahl. Auf dem Hinterkopf 
steht ein Haarwirbel, von dem die langen Haare strahlenförmig 
nach allen Seiten auseinander fallen. Eine kürzere weissliche oder 
ockerfarbige Behaarung fasst das Gesicht ein und hängt an den 
Wangen jederseits als ein Bart herab, der jedoch Kinn und die 
untere Seite des Unterkiefers ganz frei lässt. Noch kürzere Haare 
derselben Färbung finden sich an den Gesichtsseiten. Der Schwanz 
ist ausserordentlich buschig, an seinem Ende nicht abgehackt, son- 
dern spitzt sich hier etwas zu. Die 4 Hände sind schwarz be- 
haart, was gleich von P. hirsuta, wo sie gelblich sind, unter- 
scheidet. 


Das alte Männchen ist am ganzen Körper einfarbig schwarz, 
nur an den Vorderarmen behalten die Haare meist kurze gelbliche 
Spitzen. Der ganze Vorderkopf bis zu den Augenbraunen herab ist 
dicht mit kurzeu lichten Haaren besetzt; diese Binde ist jedoch 


439 


längs der Mitte getheilt, so dass hier die schwarze Haut der Stirne 
zum Vorschein kommt. Erwähnte Binde setzt sich an den Wangen 
weiter herab fort, indem zugleich die Haare länger werden und 
zieht sich weit in die Gesichtsseiten mit viel kürzeren Haaren hin- 
ein; um die Lippen stehen ebenfalls einzelne lichte Haare. Diese 
ganze Gesichtseinfassung von ziemlicher Breite ist entweder fast 
ganz weiss bis gelblichweiss, was an den Seiten der Wangen 
herab und namentlich an dem Fortsatze in das Gesicht hinein immer 
mehr ins Ockerfarbige fällt, oder der Gesichtskreis ist schön ocker- 
gelb, was nach unten und auf dem nach der Nase hinziehenden 
Haarbesatz ganz rostroth wird. Da der rostfarbige Gesichtskranz 
nicht bloss bei jungen, sondern auch bei vielen alten Männchen vor- 
kommt, so kann man darnach unter den alten Männchen 2 Abände- 
rungen, die eine mit gelblichweisser, die andere mit rostfarbiger 
Gesichtseinfassung, unterscheiden. Die Iris ist haselnussbraun, das 
Gesicht schwarz mit weissen oder rostfarbigen Haaren besetzt, die 
Ohren schwarz und fleischfarbig gefleckt, Sohlen, Finger und Nägel 
schwarz. So wie bisher beschrieben ist die ächte Simia [‚Pithecia] 
leucocephala. 


Sehr verschieden hievon ist das Weibchen, das in seiner Fär- 
bung der P. hirsuta sehr nahe kommt *). Alle Haare desselben 
auf der Ober- und Aussenseite haben mehr oder minder lange gelbe 
Spitzen; ihr übriger längerer Theil ist braunschwarz. Die spärlich 
behaarte Unterseite ist licht ockergelb oder roströthlich. Der Schwanz 
ist von der Farbe des Rückens; die 4 Hände sind schwarz behaart. 
Am Kopfe lassen sich, wie diess schon Spix bei seiner P. capilla- 
mentosa bemerklich gemacht hat, dreierlei Haare unterscheiden. 
Unten am Hinterkopf ist der gewöhnliche Haarwirbel, von dem aus 


*) Ein solches Weibchen hat Gray als besondere Art unter dem Namen 
Pithecia Pogonias unterscheiden wollen. 


56* 


440 


die langen Haare mit ihren gelben Spitzen nach allen Seiten hin- 
fallen und auch den Vorderkopf bedecken, so dass nur die Stirne 
frei bleibt. Die Stirne ist mit kurzen Haaren besetzt, die beider- 
seits an den Wangen herabziehen, dabei länger werden und wie 
ein Backenbart herabhängen. Die Haare dieser Gesichtseinfassung 
sind nur am Grund schwarz, dann lichtgelb, so dass an ihr die 
gelbe Färbung, namentlich am untern Bartende und in das Gesicht 
hinein, vorherrscht. Diese Stirnbinde ist nicht, wie beim Männchen, 
längs der Mitte getheilt, obschon sich ihre Haare am Vorderrande 
in der Mitte etwas auseinander begeben. Ausser der eben erwäln- 
ten Stirnbehaarung sieht man noch eine kürzere Behaarung, die 
der vorigen von der Nasenwurzel aus sich entgegen wendet und 
divergirend von dieser aus kurze schmutzig gelbliche Augenbrauen 
über das Auge aussendet. Gesicht, Ohren, Sohlen und Krallen sind 
dunkelfarbig. 


Aehnlich wie die Weibchen sind die Jungen bheiderlei Ge- 
schlechts gefärbt. Ein besonders lebhaft gefärbtes junges Männchen, 
etwas mehr als halbwüchsig und eben im Verwechseln seiner Zähne 
begriffen, das Natterer eine Zeitlang lebend unterhalten hatte, zeigt 
schmutzig fahlgelbe Haarspitzen auf der Ober- und Aussenseite des 
Körpers, den Gliedmassen und am Schwanze. Die Unterseite des 
Körpers nebst der Innenseite der Gliedmassen ist schön roströthlich. 
Die Stirneinfassung ist breiter als beim Weibchen und geht bis zu 
den Augen vor; längs der Mitte sind ihre Haare zwar durch eine 
Längsfurche getheilt, aber diese reicht nicht bis auf die Haut. Er- 
wähnte Stirnbinde ist ockergelb, indem der dunkle Grund an ihren 
Haaren ganz verdeckt ist. Diess ist auch der Fall bei dem Besatz 
der Wangen, der stark in's Roströthliche zieht. Die Hände sind 
schwarz behaart, mit einzelnen gelblichen Haaren untermischt *). 


*) Kuhl's P. ochrocephala ist ein solches noch nicht erwachsenes Männ- 


441 


Mit dem Alter nimmt bei jungen Männchen das Schwarze immer 
mehr überhand und verdrängt zuletzt die gelbliche Färbung der 
Spitzen ganz. Dabei breitet sich dann die weissliche oder rostrothe 
Gesichtseinfassung immer weiter aus und wird ebenfalls einfarbig. 
Die ganze Länge eines erwachsenen Männchens bis zur Schwanz- 
spitze beträgt 2’ 83“, die des Schwanzes vom After bis an die 
Spitze der Haare 154” rheinl. 


Mit diesem Affen wurden wir zuerst aus dem französischen und 
holländischen Guiana bekannt. Schomburg sagt, dass er im Innern 
des britischen Guiana’s in beträchtlicher Anzahl vorhanden ist. Spix 
hat ihn von seiner Reise nicht mitgebracht; dagegen Nafterer in 
vielen Exemplaren, und zwar nordwärts des Amazonenstromes, von 
der Barra und dem Forte de Rio branco, also aus dem bhrasilischen 
Guiana. Der Amazonenstrom bildet die südliche Gränze von dieser 
Art, die der östlichen Hälfte des nördlichen Theils vom tropischen 
Südamerika angehört. 


4. P. hirsuta Srıx. Der Zottelaffe. 


P. villosissima, pilis nigricantibus apice lutescentibus; sincipite 
manibusque stramineis. 


Pithecia hirsuta. Srix. tab. 9. — A. Wasn. in Schreh. Suppl. 
L, S. 221 tab. XXX A, 


Pithecia inusta. Six. tab. 10. 


chen, wahrscheinlieh auch seine P. rufibarbalta. Die P. capillamentosa 
von Spix scheint ein altes Weibchen zu seyn, wo die gelblichen 
Haarspitzen ziemlich geschwunden sind; wie Wagler (Natürl, Syst. der 
Amphib. S. 7) bemerkt, kam übrigens dieses Exemplar nicht aus Bra- 
silien. Unter Simia rufiventer etc. scheinen grösstentheils Weibchen 
begriffen zu seyn. 


442 


Pithecia irrorata. Gray zool. of the voy. of Sulphur I, p. 14 
tab. 3. 


Natterer hat diese Affen zahlreich im nordwestlichen Brasilien 
angetroffen. Als südlichsten Punkt finde ich bei ihm den Wald do 
Cravari bei Cidade de Mato grosso genannt, von wo sie sich am 
Rio Mamor& und Madeira abwärts bis zum Rio Negro ausbreitet. 
Die P. hirsuta ist demnach derjenige Schweifaffe, der am weitesten 
gegen Süden geht, viel tiefer als die P. leucocephala, die dagegen 
beträchtlich weiter in nordöstlicher Richtung ausgehreitet ist. 


Aus Natterer's Notizen füge ich über die Form des Kopfes 
und die Beschaffenheit der nackten Theile noch Folgendes bei. Der 
Kopf ist klein und von den Seiten zusammen gedrückt, die Stirne 
flach und die Schnautze ziemlich hervortretend. Die Iris ist hasel- 
nussbraun; das Gesicht nackt und graulichschwarz, die obern 
Augendeckel fleischfarben; die Ohren sind nackt und an der innern 
Seite etwas fleischfarbig; die untere Seite der Hände graulich- 
schwarz. Das Scrotum ist sehr klein, schwarz und etwas behaart; 
der sehr kleine Penis ist an der Spitze fleischfarbig. Die Clitoris 
ist ebenfalls sehr klein. Von 2 alten Männchen bemerkt Natterer, 
dass das Gesicht haarlos war, dagegen giebt er es von 2 Weih- 
chen als behaart an, indem sich vom vordern Augenwinkel bis zum 
Mundwinkel herab ein breiter Streif von weissen Haaren zeigt. 


Bei P. hirsuta kommen beide Geschlechter in der Behaarung 
und Färbung mit einander überein und beide nähern sich dadurch 
sehr dem Weibchen der P. leucocephala, doch giebt die schwarze 
Behaarung der Hände bei letzterer Art ein sicheres Unterschei- 
dungsmerkmal, da bei P. hirsuta dieselben mit gelblichen Haaren 
besetzt sind. Weitere Unterschiede zwischen beiden Species habe 
ich am knöchernen Schädel ausfindig gemacht, indem bei P. leuco- 


443 


cephala der Jochbogen nochmals so breit und weit stärker gekrümmt 
als bei P. hirsuta ist. 


Vl1. NYCTIPITHECUS. Nachtaffe. 


Bei einer Gattung, die vom 25° s. Breite bis zu dem 5° n. 
Breite ihre Wohnsitze ausgedehnt hat, musste es allerdings in einige 
Verwunderung setzen, dass über diesen ungeheuren Flächenraum 
nur eine einzige Art verbreitet seyn sollte. Zwar waren bereits 
von einigen Systematikern 3 Arten unterschieden worden, aber in 
so ungenügender Weise, dass einer strengen Kritik ihre Selbststän- 
digkeit wenigstens sehr zweifelhaft erscheinen musste. Diese Zwei- 
fel sind nunmehr durch Natterer und Is. Geoffroy gelöst worden 
nnd wir können jetzt mit Sicherheit 3 Arten unterscheiden, die zu- 
gleich verschiedenen Verbreitungsbezirken angehören. 


1. Nyetipithecus felinus Srix. Der Mirikina. 


N. supra brunneo-cinereus, gastraeo toto ochraceo, taenia verticis 
nigra media lateralibus duplo latiore. 


Nyetipithecus felinus. Srıx tab. 185 A. Wacn. und Narrrrer 
im Wiegm. Arch. 1843. 2. S. 21. — Is. Georrr. arch. d. mus. IV, 
p- 19. 


Nocthora trivirgata. Fr. Cuv. mamm. livr. 43. 


Nyetipithecus trivirgatus. Rense. Paraguay S. 58. — A. Wacn. 
in Schreh. Suppl. I. S. 226. (zum Theil), tab. XXI C. 


444 


Simia Azarae. Hums. rec. I, p. 359. 
Miriquouina. Azar. ess. II. p. 243. 


Wenn Gray das Verdienst zukommt, in neuerer Zeit zuerst 
auf die wirkliche specifische Verschiedenheit des N. felinus Spix 
von Humboldt’s Aotus trivirgatus, wenn auch nur in wenigen Wor- 
ten, aufmerksam gemacht zu haben, so hat dagegen erst Natterer 
durch seine umständliche Auseinandersetzung der unterscheidenden 
Merkmale nnd der grossen Verschiedenheit in der geographischen 
Verbreitung die specifische Differenz zwischen beiden zur vollen 
Evidenz gebracht. 


Woher Natterer seine sämmtlichen Exemplare erlangt hat, 
finde ich in seinen Papieren nicht verzeichnet, nur von zweien be- 
merkt er, dass er sie bei Cuyaba und am Guapore (in der Provinz 
Mato grosso) gefunden habe. Diess wird auf der Westseite wohl 
ihre nördlichste Gränze seyn, während ihre südliche erst mit dem 
25sten Breitengrade in Paraguay gegeben ist. Auf der Ostseite 
Brasiliens würde sie dagegen viel weiter nordwärts sich erstrecken, 
wenn anders die Angahe von Spix richtig ist, dass seine Exem- 
plare aus den Umgebungen von Para abstammen. 


2. Nyctipithecus trivirgatus Hums. Der rückenstreifige 
‚Nachtaffe. 


N. supra cinereus, gutture pectoreque brunneo-canis, albido-inter- 
spersis; stria dorsali fusca, taeniis verticis tribus nigris ae- 
qualibus. 3 


Aofus trivirgatus. Hums. rec. I, p. 358 u. 305 tab. 28. 


Nyctipithecus trivirgatus. Gray ann. of nat. hist. X, p. 256.— 


445 


A. Waen. und Narterer im Wiegm. Arch. 1843. 2. 8. 11. — I. 
Gsorrr. archiv. da mus. d’hist. nat. IV, p. 24, 28. 


Diese Art war bis in die neueste Zeit lediglich aus der Be- 
schreibung und Abbildung von Humboldt bekannt, indem kein Exem- 
plar davon in irgend einer europäischen Sammlung aufgestellt war. 
Natterer sandte zuerst von ihr Exemplare an die Wiener Sammlung 
ein, und viel später kam dem brittischen Museum auch ein solches 
zu, von dem Gray einige Notizen erhob. 


Der rückenstreifige Nachtaffe tritt erst nordwärts des Amazonen- 
stroms auf. Natterer erhielt seine Exemplare am obern Rio Negro 
und Humboldt fand ihn am Cassiquiare und dem obern Orinoco bei 
Maypures und Esmerelda. 


3. Nyctipithecus vociferans Six. Der wollige Nachtaffe. 


N. supra fulvido-cinereus aut fulvido-brunneus; taenia verticis 
nigra media lateralibus duplo latiore; vellere toto lanuginoso. 


Nyetipithecus vociferans. Srix tah. 19.— A. Wasx. im Wiegm. 
Arch. 1813, :2.-S. 22; 1846, 2. S. 136. 


Nyetipithecus lemurinus. Is. Grorrr. arch. du mus. IV, p. 25, 
tab. 2. 


Obwohl Spiz den N. vociferans bereits als eigene Art von 
seinem N. felinus unterschieden hatte, so ist man seiner specifischen 
Selbstständigkeit doch erst durch Is. Geoffroy völlig versichert 
worden. Zwar hat letzterer beide für verschieden angesehen, in- 
dess die Vergleichung des Spix’schen Exemplares mit Is. Geoffroy's 
Beschreibung und Abbildung des N. Zemurinus hat mir zur Evidenz 
gebracht, dass beide zu einer und derselben Art gehören. 

Abhandlungen der II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. II, Abthl. 57 


446 


Spixz entdeckte diesen Affen in den Waldungen von Tabatinga 
am Solimoes dicht an der peruanischen Gränze, ‚daher sich: auch 
vermuthen lässt, dass der von Poeppig in den Wäldern des Hual- 
laga beobachtete Nachtaffe derselben Art angehörig ist. Is. @eof- 
froy giebt ihn als gemein an in den Waldungen der. gemässigten 
Zone von Quindiu in Neu-Granada. 


VI. CALLITHRIX. Springaffe. 


Natterer hat diese Gattung nicht blos mit 2 neuen Arten be- 
reichert, sondern sein reiches Material hat mir auch die Mittel an 
die Hand gegeben, die schon früherhin aufgestellten, aber in ihrer 
Artberechtigung von vielen Seiten her beanstandeten brasilischen Arten 
mit mehr Sicherheit festzusetzen, wobei mir abermals seine Angaben 
über die Wohnbezirke derselben von wesentlichem Nutzen gewesen 
sind. Man kann nach der Weise der Behaarung die Arten der 
Gattung Callithrix in 2 Gruppen vertheilen. 


a) vellere longissimo laxo, itaque capite, trunco caudaque incrassatis; 
statura majore. 


1. Callithrix personata Hums. Der schwarzköpfige 
Springaffe. 


©. brunneo-flavescens, capite toto manibusque nigris, cauda rufe- 
scente. 


Callithrix. personata. Six tab. 12. — Pr. v. Neuw.  Beitr. I. 
S. 107. — A. Waen. im Schreb. Suppl. I, S. 229 tab. XXX A. 


447 


Die zur ersten Gruppe gehörigen Arten haben unter sich grosse 
Aehnlichkeit, doch kann man die ©. personata von der ihr zu- 
nächst stehenden ©. nigrifrons durch den ganz schwarzen und klei- 
neren Kopf und die Männchen noch überdiess durch den lichten 
Nackenfleck leicht unterscheiden. 


Man kennt diese Art nur aus dem Küstenstriche an der Ost- 
"seite Brasiliens zwischen dem St. Maithäus-Flusse und den Wäl- 
dern bei Rio de Janeiro. Natterer, dessen Reisen mehr die west- 
liche Richtung nahmen, hat sie nirgends angetroffen. Ich bin daher 
zweifelhaft, ob sie, wie T'schudi angiebt, auch in Peru vorkommt, 
oder ob etwa eine andere nah verwandte Art für sie daselbst auf- 
tritt. 


2. Callithrix nigrifrons Spıx. Der schwarzstirnige 
Springaffe. 


Ü. brunescens, taenia frontali lata manibusque nigris; [capite crasso, 
vellere villosissimo laxo]. 


Callithrix nigrifrons. Srıx sim. Bras. p. 21 tab. 15. 


Die unter dem Namen Callithrix nigrifrons, melanochir, Gigot 
und cinerascens aufgestellten Arten sind bisher den Zoologen zum 
grossen Anstosse gewesen. Ich hatte sie früher alle 4 unter einer 
Art begriffen, für die ich den Namen Ü. melanochir auswählte *). 
Lesson**) ging noch weiter, indem er nicht blos C. infulata und 
donacophila dazu zog, sondern alle sammt und sonders der C. per- 
sonata unterordnete, was freilich ein grosser Missgriff war. Tem- 


*) Schreb. Supplem. I, S. 230. 


**) Spec. des mamm, p. 163. 
57° 


448 


minck hielt die ©. nigrifrons nur für das Junge von: ©. personata, 
worin er sich jedoch, ‘wie ich diess schon früher nachgewiesen 
habe, geirrt hat. Nach Untersuchung einer grösseren Anzahl von 
Exemplaren bin ich jetzt zur Ueberzeugung gekonimen, dass Spix 
ganz Recht hatte, wenn er Ü. nigrifrons von ©, Gigot. specifisch 
trennte. Ferner bin ich der Meinung geworden, dass der Gigo des 
Prinzen von Neuwied der Art nach von dem Spix’schen abweicht, 
und dass Ü. canescens ebenfalls eine eigene Art ausmacht. 


Während ich früherhin von C. nigrifrons nur das eine von Spix 
mitgebrachte Exemplar zur Vergleichung; benützen nnd von der 
Standhaftigkeit seiner Merkmale demnach zu keiner Versicherung 
gelangen konnte, bot sich diese mir leicht dar, als ich in Wien 
Gelegenheit bekam, nicht weniger als 12 Exemplare zu vergleichen, 
während ein 13tes schon früher an das Münchner Museum abgege- 
ben worden war. Aus der Untersuchung dieser 14 Exemplare er- 
gab sich bald die Gewissheit, dass Ü. nigrifrons sowohl von C. 
melanochir als von ©. Gigot getrennt werden müsse. 


Alle 14 Exemplare stimmen in folgenden Merkmalen überein. 
Die Grösse ist ansehnlich. Der Pelz ist ausserordentlich lang und zot- 
tig, selbst auf dem Kopfe und rings um ihn, wodurch dieser ungemein 
dick wird und sich hiedurch gleich von dem viel kleineren Kopfe 
der ©. personala unterscheidet. Auf dem Rücken und den Seiten- 
theilen erreichen die Haare eine Länge von 3 bis 34 Zoll und dar- 
über. Auch der ganze Unterleib und der Schwanz ist reichlich be- 
haart. Auf dem Gesichte sitzen nur einzelne Härchen, während 
die Wangen weit einwärts von dem langen Pelze besetzt sind. Die 
nackte Haut ist schwärzlich. 


Der vorherrschende Farbenton ist schmutzig lichtbräunlich mit 
graugelblichem oder rostigem Anfluge. Die Haare der Oberseite 


449 


sind schwarzbraun und licht fahlbräunlich geringelt, doch ist die 
Ringelung wenig deutlich. An den Armen herab wird sie merklicher; 
diese nehmen zugleich gegen die Handwurzel hin etwas mehr 
Schwarz auf und die Hände selbst sind ganz mit schwarzen Haaren 
bedeckt. Die hintern Gliedmassen erlangen gewöhnlich abwärts 
mehr licht Rostroth, das auch noch theilweise den Mittelfuss be- 
deckt, während die Finger der Hinterhand glänzend schwarz sind. 
Die Stirne ist von einer zollbreiten, glänzend schwarzbraunen Binde 
bedeckt, die scharf von der licht graugelblichen Farbe des Kopfes 
absticht. Diese dunkle Binde entsteht, indem die Kopfhaare (die 
weiter rückwärts blos in der untern Hälfte schwärzlich, in ihrer 
obern gelblich und braun melirt sind) auf der Stirne fast einförmig 
schwarzbraun, nur am hintern Theile mit einzelnen lichten Ringen 
unterhalb der Spitze besetzt sind. Auch in der Ohrgegend und an 
den Wangen herab sind die Haare zum Theil schwarzbraun, die 
Ohren auf ihrer Innenseite mit eben solchen Haaren bewachsen, 
Das dunkelfarbige Gesicht ist auf der Nasenkuppe, dem Kinn und 
beiden Lippen mit schmutzig weisslichen Härchen besetzt. Die 
Unterseite des Körpers nebst der Innenseite der Schenkel ist leh- 
hafter oder trüber rostig gelblichbraun oder rostgelblich. Der 
Schwanz ist entweder mehr rosthraunroth oder mehr rostgelblich 
oder licht rostbräunlich; die äusserste Spitze fast immer schmutzig 
gelblich. Die Iris ist, nach Natterer’s Angabe, licht umbrahraun, fast 
haselnussbraun; die nackte Haut des Gesichts graulich schwarz und 
die obere Hälfte der obern Augenlieder bräunlichweiss, was jedoch 
nur bei geschlossenem Auge sichtlich wird. Die Ohren sind grau- 
schwarz mit weisslichbraunen Pünktchen; die Haut der Hände braun- 
schwarz, das Scrotum dunkel braungrau. Beide Geschlechter sind 
gleichfarbig. — Die ganze Länge des frischen Thieres beträgt, 
nach Natterer, 2’ 11” rheinl., wovon auf den Schwanz 1’ 54” 
kommt. 


450 


Alle Exemplare des Wiener Museums sind von Nafterer in 
der Kapitanie von St. Paul und Rio de Janeiro gesammelt worden, 
Das Exemplar von Spix rührt aus Minas Geraes am Flusse „das 
Ongas“ her. 


3. Callithrix Gigot Spiıx. Der rauchgraue Springaffe. 


©. sordide canescens, stria angusta frontali manibusque nigris, [ca- 
pite crasso, vellere villosissimo laxo]. 


Callithrix Gigot. Seıx sim. Bras. p. 22. tab. 16. 


Diese Art ist sehr ähnlich der C. nigrifrons, so dass ich sie 
früherhin, wo ich nur das eine Exemplar von ihr, das Spix mit- 
brachte, untersuchen konnte, für identisch mit jener nahm. Jetzt, 
wo ich in Wien noch 2 Exemplare sah, die jenem vollkommen ähn- 
lich sind, und durch diese überdiess von der Verschiedenartigkeit 
ihres Wohnortes überführt wurde, halte ich es besser, beide speci- 
fisch zu sondern, selbst auf die Gefahr hin, dass künftighin es sich 
erweisen sollte, dass C. Gigof nur eine constante nördliche Varie- 
tät von Ü. nigrifrons oder melanochir. ausmachen möchte. 


An Grösse und Länge des Pelzes kommt sie ganz mit ©. nigri- 
frons überein, eben so in dem dicken Kopfe. In der Färbung ist 
der Unterschied, dass statt eines gelbbräunlichen Tones eine trüb 
braungraue Färbung vorherrscht. Die am Grunde dunkelbraunen 
Haare der Oberseite sind weiterhin trüb bräunlichgelb und schwärz- 
lich gesprenkelt. Das Bräunlichgelbe bekommt nur längs des Kreu- 
zes einen schwach rostbräunlichen Anflug, der jedoch durch die 
dunklen Spitzen fast ganz verdeckt wird, und in gar keinen Ver- 
gleich mit dem rothbraunen Unterrücken von C. wmelanochir gebracht 
werden kann. Die Unterseite ist nicht viel lichter als die obere. 


451 


Die Stirne ist vorwärts von einem schmalen schwarzen Qnerstreifen 
begränzt, indem die Kopfhaare hier ganz schwarz sind, oder nur 
einen schmalen gelblicben Ring unter der Spitze zeigen. Indem diese 
Ringe grösser werden, wird. weiterhin die Kopffarbe bräunlichgelb 
und schwarz gesprenkelt. Die Haare um die Lippen sind schmutzig 
weisslich. Die 4 Hände sind schwarz; die nackte Haut ebenfalls 
dunkelfarbig. Der Schwanz ist bei dem hiesigen Exemplare trüb 
und verwischt rostbraunröthlich mit Schwarz untermischt; im weitern 
Verlauf wird er etwas lichter, ohne eine reinere Färbung zu ge- 
winnen. Bei dem einen Wiener Exemplare ist der Schwanz an- 
fangs rostroth, in der letzten Hälfte schmutzig gelblichweiss; bei 
dem andern, wo jedoch die Spitze fehlt, ist er ganz rostfarben. 
Die Höhe vom After zum Scheitel beträgt 1’ 41“, der Schwanz 
misst 1.7”, 


Spix hatte sein Exemplar aus den Waldungen an der Meeres- 
küste bei Bahia erhalten; die des Wiener Museums sind ebenfalls 
von Bahia, Die C. Gigot tritt hier an die Stelle der weiter süd- 
wärts wohnenden Ü. nigrifrons. 


4. Callithrix melanochir Nkuw. Der rothrückige 
Springaffe. 


Ü. cinerascens, tergo castaneo-rufo, manibus nigris. 


Callithrix melanochir. Pr. s. Nzuw. Beitr. II, S. 114 mit. Ab- 
bildung. 


Obwohl der Prinz von Neuwied seinen Gigo [C. melanochir] 
selbst für identisch mit dem von Spir als ©. Gigot beschriebenen 
erklärt, so besteht doch in der Färbung des Unterrückens eine zu 
grosse und constante Differenz, als dass man nicht an einer solchen 
Zusammenstellung irre werden sollte. Bei allen Exemplaren, die ich 


452 


vom Spix'schen Gigot gesehen habe, ist die rothbraune Färbung, 
welche den Gigo des Prinzen von Neuwied auszeichnet, gar nicht 
vorhanden. Ob sonst noch andere Differenzen, wie es scheint, 
vorkommen, kann ich mit Sicherheit nicht behaupten, da mir die 
Ü. melanochir aus Autopsie nicht bekannt ist, indem weder die 
bayerischen noch die österreichischen Reisenden sie aufgefunden 
haben. Sie mag‘ bis zu weiterer Prüfung als selbstständige Art 
angesehen werden. 


Ihre Heimath beginnt an der Ostküste Brasiliens vom St. Mat- 
thäus-Flusse unter 184° s. Breite und zieht sich nordwärts zu einer 
noch nicht ermittelten Gränze. 


b) vellere breviore minus laxo, itaque capite caudaque gracilioribus; 
statura minore. 
5. Callithrix cinerascens Sreıx. Der graue Springaffe. 


Ü. cupreae magnitudine, cinerascens, dorso dilute ferrugineo-brune- 
scente, manibus yriseis, cauda nigricante. 


Callithrix cinerascens. _Srıx tab. 14. 


Man kennt zur Zeit diese Art, deren Selbstständigkeit ich nun 
nicht mehr bezweifle, lediglich nach dem einen Exemplare, das Spix 
in den Wäldern am Putamais oder Ica an der peruanischen Gränze 
auffand. 


6. Callithrix Moloch Horrm. Der mausfarbige Springaffe. 


C. murina, temporibus, genis gastraeoque flavo-ochraceis; cauda 
nigro-fusca, apice pallidiore. 


453 


Callithrix Moloch. Horrm. im Mag. naturf. Fr. I.S. 97. — Is. 
Gsorrr. arch. d. mus. IV. 31 tab. 3. 


L) 
Simia Saki Moloch. Seıx, Denkschr. d. Akad. z. Münch. 1813. 
S. 330 tab. 17. 


Diesen schönen Affen hat Natterer am 5. August 1834 bei der 
Villa de Tagajor im nahen hohen Wald unterhalb der Campina an- 
getroffen. Obwohl ich diese Lokalität auf der Karte nicht habe 
auffinden können, so kann doch, der Zeitangabe nach, damit nur ein 
Ort an der Ausmündung des Amazonenstromes gemeint seyn, also 
in der Gegend von Para, woher auch Graf Hoffmannsegg sein 
Exemplar erhielt. 


7. Callithrix cuprea Sriıx. Der kupfrige Springaffe. 


©. supra dilute fuscescens, genis, gastraeo, artubus manibusque 
cupreo-rufis, capite superiore toto concolore. 


Callithrix cupreus. Srix tab. 17. — A. Wacn. im Schreb. 
Suppl. I. S. 233. 


Die ©. cuprea bewohnt den Theil Brasiliens, der dem Wohn- 
bezirke der ©. Moloch in westlicher Richtung gerade entgegenge- 
setzt ist, nämlich die Waldungen am Solimoes gegen die peruanische 
Gränze hin. Natterer hat sie auf seinen Reisen nicht wahrge- 
nommen. 


8. Callithrix caligata Narr. Der rostrothe Springaffe. 


C. supra dilute fuscescens aut rufescens, gastraeo, genis artubusque 
cupreo-rufis; sincipite nitide atro; manibus nigricantibus, pilis 
nonnullis dilutioribus intermixtis. 

Abhandlungen der II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. II. Abthl. 583 


454 


Callithrix caligata.. A, Waen. im Arch. für Naturgesch. 1842. 
14.8. 337. 


Die Callithrix caligata steht in einem ähnlichen nahen Verhält- 
nisse zu Ü. cuprea, wie Ü. nigrifrons zu Ü. Gigot. Sie hat mit 
der Ü. euprea die gleiche Grösse; die Wangen, die Unterseite und 
die Gliedmassen sind ebenfalls lebhaft rostig kupferroth, die Rücken- 
farbe ist ähnlich oder hat mehr Roth, aber die C. caligata unter- 
scheidet sich dadurch, dass der ganze Vorderkopf glänzend schwarz, 
ist, was hinterwärts ins Fuchsige spielt, indess bei C. cuprea der 
Vorderkopf mit dem Hinterkopf gleichfarbig ist. Während ferner 
bei Ü. cuprea die 4 Hände mit dunkel kupferrothen Haaren besetzt 
sind, sind sie es bei C. caligata mit schwarzen, denen einzelne 
bräunlichgelbe untermengt sind. Natterer hat von dieser Art 2 er- 
wachsene männliche Individuen mitgebracht, wovon ich das durch 
seine Färbung ausgezeichnetste näher beschreiben will. 


Der Rücken und ein Theil der Aussenseite der Gliedmassen 
ist schimmernd rostrothbraun. Die Wangen, die spärlich behaarte 
Unterseite des Körpers, die Innen- und Vorderseite der vorderen 
Gliedmassen, die Innen- und Hinterseite der hinteren Gliedmassen 
nebst den Unterschenkeln ist gesättigt rostkupferroth. Die Haare 
der Aussenseite sind am Grunde dunkel rostbraun, dann undeutlich 
rostroth und schwarz geringelt, während an Ü. cuprea die Ringe- 
lung sehr markirt ist. Am deutlichsten ist noch die Ringelung in 
der Kniegegend und auf den Vorderarmen. Der ganze Vorderkopf 
ist über einen Zoll breit mit glänzend schwarzen, rückwärts ge- 
richteten Haaren besetzt, die hinterwärts, wo eine feine rostbraune 
Ringelung der Haare beginnt, einen fuchsigen Ton annehmen. Die 
Haare des Hinterkopfs sind rostgelb und schwarz geringelt, wobei 
die hellere Farbe vorherrscht. Die 4 Hände sind mit schwarzen 
Haaren besetzt, unter welchen sich einzelne rostgelbliche einnengen. 


455 


Die Ohren sind aussen nackt, innen mit einzelnen schmutzig weissen 
Haaren versehen. Der Schwanz ist im Anfange schmutzig .gelblich- 
weiss und schwarz gescheckt, indem hier die weisslichen Haare in 
der Mitte schwarze Ringe haben. Diese werden kleiner und ver- 
schwinden endlich, so dass die grössere hintere Hälfte des Schwan- 
zes einförmig gelblichweiss ist. Gesicht, Ohren und Sohlen sind 
schwarz, ersteres mit einzelnen schwärzlichen und um die Lippen 
mit einzelnen schmutzig weisslichen Härchen besetzt; die Krallen 
sind dunkelhraun. Die Höhe vom Scheitel zum After beträgt 124%, 
die Länge des Schwanzes 144”. 


Das eine Exemplar stammt von Borba am Rio Madeira, nicht 
weit von dessen Einmündung in den Amazonenstrom; das andere 
ist vom Rio Solimo&. Da demnach ©. caligata in der Nähe von 
©. cuprea gefunden worden ist, so bleibt es weiteren Untersuchungen 
in der Heimath dieser Thiere vorbehalten, ob nicht Mittelglieder 
zwischen ihnen vorhanden sind, oder ob sie schroff gesondert neben 
einander stehen. 


9. Callithrix brunnea Narr. Der braune Springaffe, 


Ü. castaneo-fusca, taenia frontali lata manibusque nigris; occipite 
brunneo-lutescente, cauda fusca. 


Callithrix brunnea. A. Wasn. im Arch. für Naturgesch. 1842. 1. 
S. 357. 


Eine von Natterer entdeckte Art, die sich zwächst an Ü. ca- 
ligata anreiht, mit der sie in Grösse, Gestalt und der schwarzen 
Stirnbinde übereinkommt, von derselben aber durch die rostig ka- 
stanienbraune Färbung, die ganz schwarzen Hände und den dunkeln 
Schwanz sich unterscheidet. Es könnte auch mit 0. nigrifrons 

58 * 


456 


einige Aehnlichkeit gefunden werden, allein die ©. brunnea unter- 
scheidet sich ‚gleich durch. ihre Färbung, durch die geringere Grösse, 
den kürzeren Pelz mit schlichten, nicht zotteligen Haaren, der na- 
mentlich am Schwanze glatt anliegt und diesen daher dünner er- 
scheinen lässt, was auch noch von der Kopfbehaarung gilt. 


Die herrschende Farbe ist ein etwas saftiges und schimmerndes 
rostiges Kastanienbraun mit lichten hbräunlichen Spitzen. Diese 
Farbe wird gegen den Kopf ganz licht gelbbräunlich, während sie 
nach den Leibesseiten und auf den Gliedmassen immer dunkler wird; 
die 4 Hände sind ganz schwarz. Die Haare sind in ihrer untern 
Hälfte dunkel russbraun, dann schwarz mit licht gelbbräunlichen 
Ringen. Auf dem Nacken und Hinterkopf ist die obere Hälfte der 
Haare einförmig licht bräunlichgelb, daher hier diese Farbe allein 
auftritt, und scharf von dem dunklen Vorderkopf abschneidet. Die- 
ser ist in seiner vorderen Hälfte mit glänzend kohlschwarzen Haaren 
besetzt, die in seiner hintern Hälfte mit Rostroth untermengt sind, 
indem hier die Haare kurze fuchsrothe Spitzen haben. Die dunkle 
Färbung des Vorderkopfes schneidet quer über die Mitte des Schei- 
tels scharf von der lichten Färbung des Hinterkopfes ab. Auch die 
Seiteneinfassung des Gesichts ist gegen die Stirnbinde zu aus glän- 
zend schwarzen Haaren gebildet; mit ziemlich langen Haaren von 
eben dieser Farbe ist das Ohr auf seiner Innenseite dicht be- 
setzt. Der Unterleib ist spärlich mit schwarzbraunen, undeutlich 
geriugelten Haaren versehen. . Der Schwanz ist einformig dunkel- 
braun, mit sehr verwischter Ringelung, doch wird die äusserste 
Spitze etwas lichter Gesicht, Ohren, die nackte Unterfläche der 
Hände und das Scrotum sind schwarz, ersteres an den Lippen mit 
weisslichen Härchen besetzt. Die Nägel sind schwarzbraun, und 
die Iris haselnussbraun. 


Die Wiener Sammlung besitzt 4 Exemplare von dieser Art: 


457 


ein erwachsenes und ein junges Männchen, und 2 Weibchen. Die 
Höhe vom Scheitel bis zum After ist 124“, die Länge des Schwan- 
zes 174”. 


Natterer entdeckte diese Art auf seiner Flussreise auf den 
Rio Madeira hinab, also an der Westgränze des mittlern Brasiliens. 


10. Callithrix torquata Horrm. Der Kragen-Springaffe. 


C. supra fusca aut nigra, subtus torque collari albido, manibus 
anterioribus luteis aut albidis. 


Callithrix torquata, amicta et lugens Avcr. 


Von einem Weibchen hat Natterer aufgezeichnet, dass die Iris 
haselbraun ist, Gesicht und Ohren schwarz, die obern Augenlider 
schmutzig weiss, der Oberrücken dunkel kastanienbraun, was am 
Unterrücken ins Schwarzbranne übergeht, die Oberseite der Vorder- 
hände bräunlich gelb und der Schwanz schwarz. 


Diese Art ist im nordwestlichen Theile des tropischen Süd- 
amerika’s weit verbreitet. T'schudi giebt den 12° s. Breite in Peru 
als ihre Südgränze an, von wo aus sie nordwärts sich fortzieht. 
Im weitern Verlaufe hat sie Spias am Solimo&s gegen die peruani- 
sche Gränze hin gefunden und Natterer bei S. Gabriel am linken 
Ufer des obern Rio Negro. Noch weiter nordwärts ist ihr Humboldt 
in den Waldungen am Cassiquiare und Rio Guaviare bei S. Fer- 
nando de Atabapo und den niedern Bergen am rechten Ufer des 
Orinoco hinter der Mission von S., Barbara begegnet, so dass ihr 
Wohnbezirk vom 12° s. Breite bis zum 5° n. Breite sich ausdehnt, 
jedoch nur auf die Westhälfte dieser Region sich beschränkt. 


458 


VIII CHRYSOTHRIX. Saimiri. 


Durch die Vergleichung der vielen von Natterer zurückgebrach- 
ten Exemplare mit denen von Spix, so wie mit den vorliegenden 
Beschreibungen bin ich nunmehr im Stande, 3 Arten Saimiri’s*) zu 
unterscheiden, die sämmtlich in Brasilien, aber nur in dessen nord- 
westlichem und nördlichem Theile vorkommen und von da aus in 
die benachbarten Länder übergehen. Nachstehende Charakteristik 
wird fortan diese Arten nicht mehr mit einander verwechseln lassen. 


1. Chrysothrix sciurea Liss. Der Saimiri. 


Chr. supra olivaceo-flavescens, nigro-adspersa; dorso splendide au- 
rantiaco-mixta; capite supra e nigro flavidoque subtilissime 
punctulato vittisque privato; antibrachis manibusque dilute 
rubiginoso-fulvis. - 


Chrysothrix sciurea. A. Wacn. im Wiegm. Arch. 1846. 2. 
S. 135. 


Simia sciurea. Scherer. I. S. 121, tab. XXX. 


Saimiri. Dausent, Burr. XV, p. 67. Fr. Cov. mann. li- 


vrais. 10. 


Saimiris ustus. Is. Grorrr. arch. d. mus. IV, p. 6 tab. 1. 


Es ist dies die nordöstliche Art, die uns daher auch zuerst 


*) Die grossen Differenzen, welche sich im Bau des Schädels und der 
Eckzähne kundgeben, habe ich ausführlich in den Abh. der k. bayer. 
Akad. der Wissensch, II, S, 441 erörtert. 


459 


bekannt geworden ist. Sie ist offenbar gemeint von Daubenton, 
Pennant [sein Orange ape], Barrere, Froger und Fr. Cuvier. Is. 
Geoffroy hat von ihr zwar neuerdings eine zweite Art als Sawmiris 
ustus abtrennen wollen, aber damit nur Altersverschiedenheiten be- 
zeichnet, denn sein S. ustus, den er übrigens blos nach dem ein- 
zigen von seinem ‘Vater aus Lissabon mitgebrachten Exemplare 
kennt, ist lediglich ein ganz erwachsenes altes Individuum, 
während sein 8. sciureus die jüngeren Altersstufen der nämlichen 
Art darstellt. Dass diese Behauptung richtig ist, bezeugen die vie- 
len von Natterer zurückgebrachten Exemplare aus den verschiedenen 
Altersstufen, worunter die ganz alten vollkommen mit dem 8. ustus 
übereinstimmen. 


Bei alten Individuen ist das Orangen- oder Pomeranzenroth des 
Rückens sehr lebhaft; die Oberseite des Kopfes, die immer ohne 
schwarze Zeichnungen ist, und die Aussenseite der Gliedmassen ist 
gesprenkelt olivengrau, wobei das Olivengelbe vorherrscht; Vorder- 
arme und Hände sind lebhaft goldig roth, ohne braune Beimischung. 


Man kennt diese Art schon lange aus dem französischen und 
holländischen Guiana; in Brasilien ist sie aber erst von Naftterer 
aufgefunden worden und zwar bei Borba, Barra do Rio Negro und 
am Rio Branco. Spix hat sie nicht mitgebracht. 


2. Chrysothrix entomophaga D’Ors. Der Saguhy. 


Uhr. supra olivaceo-serina, nigro-adspersa, dorso splendide colorato, 
capite supra aterrimo ; antibrachis manibusque splendide aureo- 


fulvis. 


Chrysothrix entomophaga. A. Wacn. im Wiegm. Arch. 1842 
1. S. 357; 1846 2. S. 135. 


460 


Callithrix entomophaga. D’Ors. voy. tab. 4. 
Saimiris entomophagus. Is. Grorrr. arch. d. mus. IV, p. 17. 


Diese Art war bisher nur durch D’Orbigny's Abbildung ange- 
deutet, bis ich, sie nach den beiden von Nafterer mitgebrachten 
Exemplaren beiderlei Geschlechtes, durch eine Diagnose näher 
charakterisirte. D’Orbigny hat bisher noch keine Beschreibung mit- 
getheilt, wohl aber Is. Geoffroy, woraus ich ersehe, dass die bei- 
den ihm vorliegenden Stücke noch nicht die vollkommene Färbung 
hatten, daher ich seine Angaben nach dem Exemplare Natterer’s 
vervollständigen will. 


Die ganze Kopfplatte ist kohlschwarz, doch haben die Haare 
lichte Wurzelhälften, die aber völlig verdeckt sind; von dieser 
schwarzen Platte verläuft ein schmaler Längsstreif am Nacken her- 
unter, so wie jederseits eine Binde vor den Ohren herab bis zur 
Mitte der Wangen. Die Farbe der ganzen Ober- und Aussenseite 
ist schön zeisiggelb und schwarz gesprenkelt; letzteres ist am mei- 
sten dem Rücken und nächstdem der Aussenseite des Schwanzes, 
der Oberarme und der Ober- und Unterschenkel beigemischt.. An 
den Seiten überwiegt die zeisiggelbe Farbe über die schwarze; 
auf dem Unterleib und der Innenseite der Gliedmassen tritt sie rein 
hervor, wird gegen die Ränder an den Hinterfüssen lebhafter und 
geht so allmählig in die schöne goldrothe Farbe der letztern über, 
die an den Vorderarmen und Vorderhänden noch weit lebhafter ist. 
Gesicht und Vorderhals sind mit weisslichen Haaren besetzt, die an 
den Ohren mehr gelblich werden. Der Schwanz ist auf der Ober- 
seite dem Rücken gleichfarbig, unten einfarbig goldgelhlich, die 
ganze Schwanzspitze schwarz. Die Haut der Augengegend ist, 
nach Natterer’s Angabe, blass fleischfarben, fast weiss; die Nase 
sammt den beiden Lippen, wie bei den zwei andern Arten, von 


461 


einem runden schwarzen Fleck bedeckt; die Unterseite der 4 Hände 
ist bräunlichgelb. Beide Geschlechter sind gleichfarbig. Die Höhe 
vom Scheitel bis zum After beträgt 11“, der Schwanz misst 144. 


Natterer entdeckte diese Art am Rio Mamor& im Walde am 
linken Ufer, wo sie in Gesellschaft zusammenlebt. Der Kundort 
von D’Orbigny’s Exemplaren ist nicht angegeben, doch lässt sich als 
solcher wohl der angränzende Theil von Bolivien oder Peru ver- 
muthen. Der nach Poeppig in den Bergwäldern des obern Huallaga 
häufig vorkommende Saimiri wird wohl der nämlichen Art ange- 
hören. 


3. Chrysothri@ nigrivittata Wacn. Der schwarzbindige 
Saimiri. 


Chr. supra olivaceo-cana, nigro-adspersa; dorso minus splendide 
colorato; vitla nigra utrinque ante et supra auriculas ducta; 
antibrachiis manibusque saturate ferrugineo-fulvis. 


Ohrysothrix nigrivittata. A. Wacx. im Wiegm. Arch. 1846. 2- 
87139. 


So lange ich von dieser Gattung keine andern Exemplare zur 
Ansicht hatte, als die von Spix gesammelten, hatte ich mit ihm und » 
Wagler kein Bedenken, dass selbige der Simia sciurea Lass. zuzu- 
theilen seyen. Nachdem ich nun aber die vielen Exemplare Natte- 
rers mit denen von Spix vergleichen konnte, habe ich alsbald er- 
kannt, dass letztere eine besondere Art bilden müssten, der ich den 
Namen Chr. nigrivittata heilegte. Sie ist bisher nicht beschrieben, 
denn wenn auch Humboldt's Titi durch die Kopfzeichnung daran er- 
innert, so passt doch die übrige Beschreibung nicht dazu, wenn 

Abhandlungen der II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. II. Abthl. 59 


462 


anders letztere sich nicht auf Chr. sciurea bezieht, da Humboldt 
wirklich von 2 Arten spricht *). 


Unsere Sammlung besitzt 3 Exemplare aus verschiedenen Alters- 
stufen. Die Färbung, ist weit weniger lebhaft als bei Chr. sciurea, 
und an der Oberseite des Kopfes und der Aussenseite der Glied- 
massen herrscht der graue Ton über den blass olivengelben vor. 
Der Scheitel ist schwarz und olivengelb gesprenkelt. Da wo an 
den Kopfseiten oberhalb der Ohren die weisse Farbe von der ge- 
sprenkelten des Seheitels sich scheidet, läuft jederseits eine schwarze 
Binde hin, die sich zuletzt senkrecht an den Wangen herabzieht. 
Bei jungen Exemplaren ist zwar diese Binde nur schwach angedeu- 
tet, es kann jedoch gleichwohl keine Verwechslung mit der Chr. 
sciurea eintreten, da auf dem Scheitel sowohl die schwarze Spren- 
kelung vorwaltet, als auch das Gelb nur von einem klassen Tone 
ist. Den Händen und Vorderarmen ist Braun heigemischt, daher 
diese nur rostig braunroth sind. Die Rückenhaare sind von unten 
nach oben grau, dann citrongelb, schwarz und rostfalb geringelt, 
mit kürzeren oder längeren schwarzen Spitzen, daher der Rücken 
aus Schwarz, Rostfalb und Citrongelb gesprenkelt ist, was am in- 
tensivsten längs des Rückgraths, an den Seiten aber lichter wird, 
indem hier das Gelb vorwaltet. Die Haare des Gesichts, der Ohren, 
des Unterkiefers und Vorderhalses sind weisslich, was allmählig in 
die blassgelbliche Farbe des Unterleibes übergeht. Der Schwanz 
ist auf der Oberseite von der F'arbe des Oberarmes und der Schen- 
"kel, auf der Unterseite schmutzig weissgelblich; seine ganze lange 
Spitze ist schwarz. Die Innenseite des Oberarmes ist blassgelblich, 
das an der des Vorderarmes immer mehr ins Falbe übergeht. Die 
Innenseite der Hinterbeine ist fast ganz gelblichweiss, was erst gegen 


*) Humboldt's Tili de T’Orenoque scheint in keiner Sammlung vorhanden 
zu seyn, wenigstens fehlt er auch der pariser. 


463 


die Fusswurzel ins Rostfalbe verläuft. Die Länge des Körpers 
beträgt 134“, des Schwanzes mit den überragenden Haaren 16”. 


Die Jungen haben eine sehr trübe Färbung, die erst mit dem 
Alter lebhafter wird, doch nicht in dem Maasse wie bei den beiden 
andern Arten. 


Spix hat seine Exemplare bei Ega, an der Ausmündung des 
Teffe in den Solimoes erhalten; Natterer hat diese Art nicht angetroffen. 
Sollte Humboldt’s Titi de U’Orenoque hieher gehören, was mir aber 
zweifelhaft erscheint, so würde sich diese Art nordwärts am Cassi- 
quiare, Guaviare und obern Orinoco weiter ausbreiten. 


IX. HAPALE. Seidenaffe. 


Von dieser Gattung hat Natterer zwei neue Arten entdeckt, 
von denen die eine, Hapale chrysopyga, schon vor geraumer Zeit 
durch Mikan behannt gemacht wurde, während von der andern, 
Hapale chrysoleucos, hier die erste Beschreibung zur Vorlage ge- 
bracht werden soll. Auch über andere, bisher nur unvollständig 
gekannte Arten, insbesondere über ihre geographischen Verbreitungs- 
Verhältnisse stehen mir jetzt so viele Thatsachen zu Gebote, dass 
ich nunmehr eine schärfere Charakteristik der brasilischen Seiden- 
affen, als sie bisher möglich war, entwerfen kann. Ich behalte da- 
bei die auf die Beschaffenheit des Gebisses begründeten beiden 
Gattungen von Geoffroy, Jacchus und Midas, bei, denen ich übri- 
gens nur den Werth von Untergattungen zugestehe. 


59* 


464 


1) Suhbgenus Jacchus. 
+) capite penicillato, cauda annulata. 
1. Hapale Jacchus Liss, Der weisspinselige Sahui. 
H. cinerascens, dorso flavo alböque variegato; penicillo albo ante 
et pone auriculam, macula frontali alba. 


Hapale Jacchus. Pr. v. Nruw. Beitr. I, S. 128. — A. Wacn. 
im Schreb. Suppl. I. S. 241. 


Ouistiti. Burr, Aupes., Fr. Cuv. 


ß) collo albescente. 


Jacchus albicollis. Srıx tab. 25. 


Der Sahui mit weissem Ohrpinsel scheint auf den mittlern Theil 
der Ostküste Brasiliens beschränkt zu seyn, wo man ihn mit Sicher- 
heit zwischen dem 14. und 8° s. Breite kennt. Sein Vorkommen 
im bolländischen Guiana hat sich nach den Angaben Sack’s und des 
Anonymus in der Isis (1844 S. 92) als unbegründet erwiesen. 


2. Hapale penicillata Grorrr, Der schwarzpinselige 
Seidenaffe. 


H. cinerascens, dorso flavo alboque variegato; penicillo nigro ante 
auriculam, macula frontali alba; capite colloque nigris. 


Hapale [Jacchus] penicillata. Spıx. tab. 26. — Pr. v. Nkuw. 
Beitr, I, S. 162. — Fr. Cuv. mamm. tab. 75. 


ß) genis guttureque albis. 


Jacchus leucocephalus Geofr. Pr. v. Nruw. S. 135 mit Abbild. 


465 


Die Hapale leucocephala kaun ich nach den Exemplaren, die 
ich nunmehr in Wien und Berlin gesehen habe, nur für eine Varie- 
tät von H. penicillata halten, da die ganze Differenz blos in der 
weissen Färbung des Vorderkopfes und Vorderhalses besteht, und 
darin selbst Schwankungen vorkommen, indem bald der ganze Vorder- 
kopf bis hinter die Ohren weiss gefärbt, bald der Scheitel davon 
ausgenommen und schwarz ist. Zur Verstärkung meiner Meinung 
dient noch der Umstand, dass die beiden angeblichen Arten gleiche 
Heimathsverhältnisse haben. 


Als Wohnbezirk der H. penicillata ist die Ostküste Brasiliens 
von Rio de Janeiro an nordwärts bis zum 14° s. Breite bekannt, 
von wo sie sich westwärts (nach Spix und Lund) in der Provinz 
Minas Geraes ausbreitet; ein von Natterer mitgebrachtes Exemplar, 
dessen Fundort ich notirt finde, kommt von Porto do Rio Pa- 
rana *). — Die H. leucocephala hat der Prinz v. Neuwied in den 
Waldungen am Espirito Santo beobachtet, und daher stammt auch 
wohl das durch Sellow an Natterer abgelassene Exemplar, das 
jener bei Campos oder Villa Vittoria erhalten hatte. 


3. Hapale aurita Gsorrr. Der weisskämmige Seiden- 
affe. 


H. nigra, rufo-mixta; auriculis pilis longis interne obsitis, fronte 
facieque albo-pilosis. 


Hapale [Jacchus] aurita. A. Wacn. im Schreb. Suppl. I, 8. 
243. tab. XXX. C. 


*) An diesem Exemplare, einem Weibchen, bezeichnet Natterer die Iris 
als haselnussbraun, die oberen Augendeckel weisslich, die übrige Haut 
des Gesichts schwarzbraun. 


466 


Als Heimath dieser Art wurde bisher zwar Brasilien vermuthet, 
ohne dass man jedoch einen sicheren und näheren Ausweis hatte. 
Diesen kann ich nun beibringen, denn Nafferer hat seine Exemplare 
bei Matto dentro (Sau Paulo) und am Paranä erhalten, so dass also. 
diese Art auf das südliche Brasilien angewiesen ist. 


Da die Färbung der nackten Theile bisher nicht bekannt war, 
so gebe ich sie hier nach Natterer's Aufzeichnungen an. Die Iris 
ist sehr licht gelbbraun, die Haut um die Augen röthlichgrau und 
über den obern Augenliedern fleischfarben; die Hand- und Fusssohlen 
sehr hell graulichhraun. Das Scrotum ist gross und bläulichweiss, 
mit einigen fleischfarbigen Warzen; die Gegend um den Penis 
fleischfarbig. 


jr) eapite penicillato, cauda haud annulata, 


4. Hapale chrysoleucos Narr. Der blonde Sahui. 


H. albida, manibus caudaque splendide rutilo-fulvis, auriculis albo- 
penieillatis. 


Hapale chrysoleucos. A. Wascn. im Wiegm. Arch. 1842. 1. 
S. 357. 


Eine schöne von Nafterer entdeckte Art, die der Form ihrer 
Schneidezähne nach zur Untergattung Jacchus gehört und in der- 
selben ein vermittelndes Glied zwischen der vorigen und letzten 
. Gruppe bildet, indem die Ohren wie bei jener gepiuselt sind, der 
Schwanz dagegen wie bei dieser ungeringelt ist. 


Die Behaarung ist sehr weich und alle Haare sind der ganzen 
Länge nach einfarbig. Die sehr grossen Ohren sind beiderseits mit 
langen Haaren besetzt, die den ganzen Ohrenrand mit einem hohen 


467 


Haarkamme einsäumen. Die sämmtliche Behaarung des Kopfes, der 
Ohren, des Vorderkörpers und der Oberarme ist weiss, was all- 
mählig Gelb aufnimmt (an dem einen der 3 von Natterer eingelie- 
ferten Exemplare schon am Ohrenpinsel), so dass Vorderarme, der 
Bauch, der untere Rand von der Aussenseite der Oberschenkel, der 
grössere Theil der Aussenseite der Unterschenkel, die vier Hände, 
Aftergegend und der ganze Schwanz mehr oder minder rostgelb, 
ins Rostrothe überziehend sind. Die Haut des Gesichts ist sehr 
schön licht fleischfarben, gleich der Haut eines Weissen, und mit 
einzelnen weissen Härchen besetzt; die Nasenflügel sind etwas bläu- 
lich, die Iris hell haselfarben. Die Ohren, Sohlen und das Scerotum 
sind dunkel fleischfarben. Die ganze Länge beträgt 2% rheinl., wo- 
von der Schwanz bis zur Spitze der überragenden Haare 134“ 
einnimmt. 


Natterer entdeckte diese Art bei Borba gegen die Ausmündung 
des Madeira in den Amazonenstrom, wo sie im niedern Walde in 
kleinen Gesellschaften gefunden wird. 


it) capite haud penicillato, cauda annulata, 
5. Hapale pygmaea Srıx. Das Zwergäfflein. 


H. omnium minima, supra e brunneo- fulvido nigroque variegata: 
, i q gata; 
pilis capitis longioribus, retroversis, auriculas obtegentibus. 


Jacchus pygmaeus. Srıx tab. 24 fig. 2. 


Man kennt diesen Affen nur aus dem einzigen von Spix mit- 
gebrachten Exemplare, das noch dazu nicht im besten Zustande sich 
befindet. Ich hatte früher Bedenken getragen, ihm die Artberech- 
tigung zuzugestehen, indem ich in diesem Exemplar nur das Junge 
eiues Pinseläffchens, vielleicht der Hapale penicillata, dem jedoch 


468 


noch der Ohrenpinsel fehlte, vermuthete. Weitere Vergleichungen, 
so wie auch die mir von Herrn v. Martius gewordene Mittheilung, 
dass er dieses Individuum eine Zeitlang lebend gehalten habe, 
machen es mir nun wahrscheinlicher, dass in ihm eine besondere, 
von allen andern verschiedene Art repräsentirt sey. Seine geringe 
Grösse war es besonders, die mich früher auf den Gedanken brachte, 
dass es ein noch nicht erwachsenes Junges seyn möchte; indess 
die Vergleichung seines Gebisses mit dem der Jungen anderer Arten 
hat mich nun überführt, dass das Gebiss vollständig ausgebildet 
ist und dieses Thier demnach seine volle Grösse entweder schon 
ganz oder beinahe ganz erreicht hat. 


Das Gebiss ist das ächte eines Jacchus, im Sinne, wie Geof- 
froy diese Gattung’ begränzt. Die Behaarung ist lang, reichlich und 
weich; besonders lang ist sie auch am Kopfe, zumal an den Seiten- 
theilen, und dabei rückwärts gerichtet, so dass die Ohren dadurch 
ganz verdeckt werden. Die Ohren sind auf der Aussenseite nackt, 
anf der Innenseite aber mit längeren, über den Rand etwas vor- 
ragenden Härchen besetzt; ein besonderer Ohrenpinsel fehlt gänzlich. 
Die Färbung der ganzen Ober- und Aussenseite des Körpers ist 
aus lichtbräunlich Liehmgelb und Schwarz gescheckt, indem die 
lehmgelben Haare an der Wurzel und Spitze schwärzlich gefärbt 
sind, wobei letztere häufig noch von einem kurzen gelben Ende 
überragt wird. Diese rostiggelbe und schwarze Färbung ist in der 
Weise angeordnet, dass sie auf Kopf und Nacken gesprenkelt, auf 
dem Rücken aber in abwechselnden Querbinden auftritt. Die Unter- 
seite ist einfarbig lehmgelblich. Der Schwanz ist aus Rostgelb und 
Schwarz geringelt; die 4 Hände sind rostiggelb behaart, die Kral- 
len sind weisslich. Die Länge des Körpers nach der Rückenkrüm- 
mung beträgt etwas über 6“, der Schwanz scheint beinahe eben so 
lang zu seyn. 


469 


Dieser Affe bildet auch ein Mittelglied zwischen der ersten 
und der nachfolgenden Abtheilung, mit jener durch den geringelten 
Schwanz, mit dieser durch den Mangel der Ohrenpinsel überein- 
stimmend. Unter allen amerikanischen Affen ist er bei weitem der 
kleinste. 


Das Zwergäffchen ist bisher von keinem andern Reisenden als 
von Spix aufgefunden worden, der es in den Wäldern von Taba- 
tinga am Rio Solimoes erhielt. 


fr) eapite haud penicillato, cauda non annulata. 


6. Hapale melanura Georrr. Der weissnasige Sahui. 


H. supra fusca, infra fulvido-lutescens; femoribus rufo- fuscis, 
latere anteriore abrupte albidis; cauda nigra. 


Hapyale [Jacchus] melanura. Gkorrr., Huns., Kun. 


Es ist dies eine bisher sehr wenig bekannte und in den Samm- 
lungen nicht häufige Art, von der noch keine vollständige Beschrei- 
bung vorliegt und als deren Heimath nur im Allgemeinen Brasilien 
bezeichnet ist. Die mir von Natterer an die Hand gegebenen Ma- 
terialien lassen das bisher Mangelnde vollständig ergänzen. 


Die Oberseite des Körpers ist im Allgemeinen gelblich rostig- 
braun; der Vorderhals gelblichweiss, was an dem Unterleibe ins 
licht Rostbräunliche zieht, während die Seiten mehr ins Gelbliche 
fallen. Die Stirne ist schwärzlich, der Vorderkopf dunkelbraun, 
was auf der Mitte des Scheitels in eine Spitze ausläuft, so dass 
dadurch ein Dreieck entsteht, das jedoch nicht immer deutlich ist. 
Die Aussenseite der vordern Gliedmassen ist gelbhräunlich, was 
gegen die Hände ins Dunkelhraune übergeht; die Innenseite ist hel- 

Abhandlungen d. II. Cl. d. k, Ak. d. Wiss. V. Bd. II, Abth. 60 


470 


"ler und hat mehr Gelblich. Die Aussenseite der Hinterbeine ist 
dunkel rosibraun, während die Vorderseite der Oberschenkel von 
den Hüften an bis unter das Knie scharf abgeschnitten gelblichweiss 
ist. -Die Innenseite der Unterschenkel ist lichter rostbraun als die 
Aussenseite; die Füsse sind auf der Oberseite dunkelbraun behaart. 
Der Schwanz ist einföormig schwarz; nur an der Unterseite ist seine 
Wurzel auf eine kleine Strecke hin rostroth. Die einzelnen Haare 
des Rückens sind in ihrer untern Hälfte schmutzig lichtgelblich, 
dann dunkelbraun mit kürzerer oder längerer graugelblicher Spitze. 
Die Haare der Unterseite, der Vorderseite und des Schwanzes sind 
einfarbig. Die Haare am hintern Rande der Aussenseite der Hinter- 
beine sind am Grunde roströthlich, dann braunschwarz mit graugelb- 
lichen Spitzen längs des Oberschenkels. 


Die Iris ist haselbraun; die Haut des Gesichts dunkelbraun, 
ausgenommen die zwischen den beiden Nasenlöchern liegende Nasen- 
kuppe, die blass fleischfarbig ist, eben so wie der darunter lie- 
gende Theil der Oberlippe.e Von einem Männchen giebt Natterer 
an, dass die Unterlippe an dieser Stelle von derselben Farbe war, 
während bei einem Weibchen sich daran nichts Fleischfarbiges 
zeigte. Die Ohren sind ziemlich gross, ganz fein mit Härchen be- 
flogen, dunkelbraun, an der Wurzel röthlich, vorn mit einem bläu- 
lich fleischfarbigen Fleck, der jedoch von den bräunlichen Wangen- 
hıaaren bedeckt wird. Das Serotum ist blass fleischfarbig; die Soh- 
len sind hellbraun, ins Fleischfarbige übergehend, beim Weibchen 
sehr hell fleischfarbig; die Krallen sind dunkelbraun. Das Gebiss 
ist das ächte von Jacchus. Die Läuge des Körpers beträgt 10% 
des Schwanzes mit den Haaren 143“. 


Natterer fand diese Art bei Cuyaba und Caissara in der Pro- 
vinz Mato grosso, also in der Westhälfte des mittleren Brasiliens. 


471 


7. Hapale argentata Lanus. Der Miko. 


H. argenteo-alba; facie, auriculis palmisque rubris; cauda nigra. 
Hapale argentata Avcr. 


Lange Zeit war von diesem schönen Aeffehen nur das einzige 
im pariser Museum aufgestellte Exemplar bekannt, das La Conda- 
mine, als er auf dem Amazonenstrom durch die Waldungen von 
Para reiste, von den Landeseingebornen als ein ihnen unbekanntes 
Thier im lebenden Zustande zum Geschenk erhielt. Aus denselben 
Gegenden stammen wahrscheinlich die beiden Exemplare in der 
Berliner Sammlung, da sie von Sieber herrühren. Woher das hie- 
sige und andere in verschiedenen Museen aufgestellte Individuen 
gekommen sind, ist mir nicht bekannt. Natterer hat so wenig wie 
Spix diese Thiere irgendwo angetroffen. Von Is. Geoffroys Ver- 
muthung, dass der Miko entweder ein Albino von H. melanura oder 
deren erwachsener Zustand seyn möchte, ist jedenfalls die letztere 
Alternative unrichtig, da wir nunmehr von dem weissnasigen Sahui 
durch Natterer die Färbung alter Exemplare kennen; dagegen könnte 
allerdings der Miko ein Albino von H. melanura seyn, da man ihn 
nur vereinzelt, nirgends familienweise angetroffen hat. 


2) Subgenus Midas. 
j) capite haud jubato. 
8. Hapale Ursula Horrm. Der Neger-Sahui. 
H. nigra, dorso rufo-undulato, manibus nigris. 


Hapale [Midas] Ursula Avcr. 


Diese Art ist längs des Amazonenstromes weit verbreitet, da 
Natterer sie sowohl in den Umgebungen von Para, woher sie schon 
60* 


472 


längere Zeit bekannt war, als auch bei Barra do Rio Negro auf- 
fand. Nordwärts wird sie aus Guiana aufgeführt. Nach Natterer's 
Aufzeichnungen kommt sie im ganzen Habitus und der Form der 
Ohren mit H. Midas überein; die Iris ist umbrabraun, Gesicht und 
glänzende Ohren schwarz; Scrotum und Penis schwarzbraun, ober- 
halb des letztern eine ovale Drüse. Bei dem Weibchen zieht sich 
von den Schamlippen bis zur Nabelgegend ein breiter flacher Wulst, 
der eine Art Moschusdrüse zu seyn scheint, aus der bei Druck ein 
riechendes Oel hervortritt. 


9. Hapale Midas Liss. Der Tamarin. 
H. nigra, dorso flavo-undulato, manibus rufis. 
Hapale [Simia] Midas Avcr. 
Midas rufimanus. Georrr. ann. XIX, p. 120. 


Eine im nördlichen Theil des tropischen Südamerika's weit ver- 
breitete Art, die schon lange aus Guiana bekannt ist, von Naftterer 
auch am Forte do Rio branco und nunmehr von T'schudi ebenfalls 
in Peru aufgefunden wurde, so dass sie in jenem Theile vom Ost- 
fusse der Kordilleren bis zur Küste des atlantischen Oceans ihr 
Wohngebiet ausgedehnt hat, 


10. H. labiata Georrr. Der weissbärtige Seidenaffe. 


H. nigra, labio superiore mystace albo; dorso infimo femorumque 
latere externo flavis aut rufescentibus, nigro- undulatis., 


Midas labiatus. Georrr. ann. XIX, p- 121. 


Midas mystax, nigricollis et fuscicollis. Srıx tab. 20 — 22. 


473 


Spix hat diese Art zwischen dem Solimo@s und Ica bei Oli- 
venza, also in der Nähe der columbisch- peruanischen Gränze auf- 
gefunden und T'schudi hat sie nun auch in Peru angetroffen. Nat- 
terer hat sie auf seinen Reisen nicht wahrgenommen. 


11. Hapale bicolor Srıx. Der zweifarbige Seidenaffe. 


H. corpore anteriore toto albo, posteriore griseo-brunneo; cauda 
supra nigra, infra apiceque ferruginea. 


Midas |Hapale] bicolor. Srıx tab. 24 fig. 1. — A. Waen. im 
Schreb. Suppl. I, S. 251. 


Von dieser schönen Art brachte Spix nur ein einziges junges 
Exemplar, und dies noch dazu im üblen Zustande, zurück, so dass 
seine Beschreibung nicht vollständig ausfallen konnte und es des- 
halb Cuwier nicht zu verargen ist, wenn er vermuthete, dass diese 
H. bicolor nur eine Varietät von H. Oedipus seyn dürfte. Jetzt, 
wo ich alte und junge Exemplare in Natterer's Sammlung ver- 
glichen habe, kann ich diese Vermuthung als ganz unbegründet 
abweisen und durch eine vollständige Beschreibung die specifische 
Selbstständigkeit dieser Art ausser allen Zweifel setzen. 


Der ganze Vorderkopf bis zu den Ohren und der Mitte des 
Scheitels ist bei alten Individuen fast ganz nackt, fein runzelig und 
schwarz, und nur mit feinen weissen Härchen beflogen, die blos an 
den Augenbrauen und Lippen länger sind; bei jungen Thieren ist 
jedoch, wie das Spix’sche Exemplar es zeigt und die Angabe von 
Natterer bestätigt, das Gesicht mehr behaart. Die eigentliche Be- 
haarung des Kopfes beginnt erst in der Gegend zwischen den Ohren 
und ist am ganzen Halse und dem Rumpfe ziemlich lang. Der 
Ohrenrand ist oben etwas übergebogen, unten vorwärts geschlagen. 


474 


Das Hinterhaupt, der ganze Hals, die Brust und ein spitz auslau- 
fender Streif am Bauch, so wie die Schultern und die ganzen 
Vorderglieder sind schön weiss, mit Ausnahme des Hinterrandes 
der Vorderarme, der ockerfarbig überlaufen ist. Der übrige Rumpf 
und die Aussenseite der Hinterbeine ist bräunlich gelbgrau, mit 
etwas Schwarz gesprenkelt, wobei die Färbung auf dem Rücken 
dunkler als an den Schenkeln ıst. Die Vorder- und Innenseite der 
Ober- und Unterschenkel ist licht rostroth; die Oberseite der Hinter- 
hände und der Hinterbauch mehr licht ockerfarb, Der Schwanz ist 
oben schwarz, auf der ganzen Unterseite und an der Spitze rost- 
röthlich, was am lebhaftesten längs der Schwanzwurzel ist, Beide 
Geschlechter sind gleichfarbig. 


Die Rückenhaare, einzeln betrachtet, sind schwarz, in der obern 
Hälfte mit zwei schmalen gelblichen Ringen, woran sich meist eine 
kürzere oder längere schwarze Spitze ansetzt. Aehnlich ist die 
Aussenseite der Hinterbeine, nur dass die gelben Ringe eine weit 
grössere Ausdehnung gewinnen. Die weissen Haare sind einfarbig. 
Die Haut des Gesichts und die Ohren sind schwarz; das Innerste 
der letzteren und ein Fleck nahe am obern Rande fleischfarben. 
Die Haut der Finger und Sohlen ist schwarz, die Krallen dunkel- 
braun. Das Serotum ist schwarzgrau mit fleischfarbigen Flecken. 
Die Clitoris ist sehr unscheinlich und von den Schamlippen bedeckt, 
von denen sich ein langer, breiter, flacher, schwarzbrauner, zungen- 
förmiger Wulst bis zum Anfang des Bauches hinzieht. Die Länge 
des Körpers beträgt 91“ des Schwanzes 121“. 


Natterer hat diese Art in den Waldungen der Barra do Rio 
Negro angetroffen, woher auch das Exemplar von Spir rührt. 


475 


12. Hapale Geoffroyi Pucn,. Der rothnackige Seidenaffe. 


H. supra e nigro flavoque undulata, subtus alba; zona verticis an- 
guste pilosa antice alba, postice ferruginea; cauda nigra basi 
ferrugineo-micxta. 


Hapale Geoffroyi. Pucner. rev. zool. 1845. p. 138. 


Midas Oedipus var. Spix tab. XXI. — A. Waen. im Schreb. 
Suppl. I, S. 252. 


Seitdem ich mit der ächten Simia Oedipus bekannt geworden 
war, hatte ich mich überzeugt, dass das hiesige Exemplar, welches 
von Spix und mir für eine blosse Varietät derselben gehalten wurde, 
der Repräsentant einer eigenen Art sey. Diese ist seitdem auch 
von Pucheran aufgestellt worden; er scheint es jedoch ganz über- 
sehen zu haben, dass sie schon lange vorher von Spix beschrieben 
und abgebildet worden ist. Zu ihrer richtigen Kenntniss will ich 
noch folgende Charakterzüge nach dem Exemplare der hiesigen 
Sammlung beifügen. 


Der ganze Kopf ist mit feinen, anliegenden, weissen, hinter 
den Ohren auch schwärzlichen Haaren beflogen, zwischen denen 
allenthalben die nackte schwarze Haut sichtlich ist, Nur längs der 
Mitte des Oberkopfes verläuft ein eigentlicher dichter und längerer 
Haarbesatz, der gegen die Stirne in einer Spitze sich auskeilt und 
hinterwärts als eine schmale Binde am Hinterkopf sich herabzieht 
und dann am Nacken sich ausbreitet, ohne jedoch eine Mähne zu 
bilden, was schon gleich von der ächten Sinia Oedipus unterschei- 
det. Die Behaarung am übrigen Körper ist sehr reichlich und lang. 
Die Färbung ist schon von Spix und mir angegeben worden und 
kommt mit der überein, wie sie Pucheran beschreibt. Die Länge 


476 


des Körpers beträgt nach meiner Messung 104“, des Schwanzes 
> fe} 217 
14% 


Spix wusste selbst nicht mit Sicherheit, woher das von ihm 
beschriebene Exemplar gekommen war, indem er nur muthmasslich 
Guiana als Heimath angiebt. Mit Zuverlässigkeit ist für selbige von 
Pucheran Panama bezeichnet worden und es steht also sehr in 
Frage, ob diese HM. Geoffroyi etwa noch bis in die nördlichsten 
Theile Brasiliens sich herabzieht. Natterer hat sie so wenig als 
H. Oedipus in Brasilien wahrgenommen. 


7) ecapite jubato. 


13. Hapale chrysomelas Nzuw. Das goldmähnige Löwen- 
äffchen. 


H. splendide nigra; juba, antibrachüs striaque dorsali caudae au- 
reo- aut rufo-fulvis. 


Hapale chrysomelas. Prinz v. Neuw. Beitr. II, S. 153. mit 
Abbild. 


Vom Prinzen von Neuwied an der Ostküste zwischen dem 
14 — 154° s. Breite entdeckt; dagegen von Natterer läugs der 
Westgränze Brasiliens, wo er sich doch lange unter gleichen Breite- 
graden aufhielt, nicht wahrgenommen, obwohl ihre ausgezeichneten 
Formen diese Art sehr bemerklich machen, daher es auffallend ist, 
dass Tschudi sie in Peru auffand, und daraus abzunehmen ist, dass 
sie in diesem weiten Verbreitungsbezirk nur sporadisch anftritt. 


14. Hapale chrysopyga Narr. Das goldsteissige Löwen- 
äffchen. 


H. tota nigra, juba concolore; fascia frontali, natibus femoribusque 
extra intusque flavis. 


S 


Jacchus chrysopygus. Mix. delect. fasc. 3 mit Abbild. 


Eine Art, die von Natterer entdeckt wurde und durch Mikan 
zur Bekanntmachung gelangte. Sie wurde von ihm in der Provinz 
S. Paulo aufgefunden und gehört demnach zu den wenigen Arten 
von Seidenaffen, die ihre Heimath im südlichen Brasilien haben. 


15. Hapale Rosalia Lass. Das rothe Löwenäffchen. 


H tota rufo-fulva. 


Hapale [Midas] Rosalia Avcr. 


Als ihren Verbreitungsbezirk längs der Ostküste Brasiliens be- 
stimmt der Prinz von Neuwied den 22 — 23° s. Breite, worüber 
sie nur wenig hinauszugehen scheint, da auch Spix und Natterer 
(soweit mir hierüber von Letzterem Angaben vorliegen) von daher 
ihre Exemplare gebracht haben. Dass ebenfalls Guiana als ihre 
Heimath angegeben wird, rührt wohl nur davon her, dass diese 
netten Aeffchen aus Rio de Janeiro dahin verschleppt und dann 
von Cajenne oder Surinam aus zu uns übergeführt wurden, wo- 
durch ihr sekundärer Wohnort für ihren ursprünglichen galt. | 


Weder Sack noch der Anonymus in der Isis haben sie im hol- 
ländischen Guiana ausfindig machen können. 


op} 
un 


Abhandlungen d. Il. Cl. d. k Ak d. Wiss. V. B. II. Abthl. 


A473 


Erklärung der Kupfertafel. 
Schädel der Pithecia leucocephala. 
Schädel der Pithecia hirsuta. 


Abbildung der kurzen Muskeln an der linken Hand des 
Ateles pentadactylus. Diese Abbildung ist genommen von 
dem Exemplare, dessen Muskulatur ich in Schreber's Na- 
turgeschichte der Säugthiere, Supplement I, S. 192 be- 
schrieben habe. Dieses Exemplar hat dadurch ein beson- 
deres Interesse, dass ihm an der rechten Hand der Dau- 
men ganz fehlt, während er au der linken vorhanden ist. 
Dass der Daumenmangel an der rechten Hand nicht Folge 
einer erlittenen Verstümmelung ist, beweist der Umstand, 
dass die ihm sonst eigenthümlichen 4 Muskeln ebenfalls 
nicht vorkommen, folglich jener Defekt ein angeborner ist. 
An der linken dagegen, wo der kleine Daumen vorhanden 
ist und aus einem vollständigen Mittelhandknochen und einer 
vollkommenen Phalanx besteht, sind auch diese 4 Muskeln 
vorfindlich. Zur Erläuterung der von mir vorhin eitirten 
Beschreibung der kurzen Muskeln an der linken Hand 
dieses Exemplars von Ateles pentadactylus soll unsere 
Fig. 3 dienen, auf der die beigefügten Buchstaben folgende 
Bedeutung haben: 


u. opponens pollicis. 
b. flexor brevis pollicis. 
ec. abductor brevis pollicis. 


d. adductor pollicis mit seinen 3 Köpfen. 


{) 


479 


e. Sehne des vordern Kopfs des adductor pollicis, von 
der Kleinfingerseite der ersten Phalanx des Mittel- 
fingers abgehend. 


f. adductor digiti indieis proprius. 
9. opponens digiti minimı. 
Bei dieser Gelegenheit muss ich einen Schreibfehler 
berichtigen, den ich im angeführten Schreber'schen Werke 


auf S. 193 Zeile 2 und 4 v. u. begangen habe, indem da- 
selbst statt kleiner Finger zu lesen ist (kleiner) Daumen. 


Fig. 4 und 5. . Schädel von Isothrix bistriatus; zur Erläuterung 
der auf S. 256 angegebenen Gattungsmerkmale. 


Zusatz 


Die neuen Arten amerikanischer Affen, die im Vorstehenden 
durch Natterer und mich aufgestellt wurden, sind demnach folgende 

1) Ateles varieyatus. 

2) Cebus nigrivittatus, 

3) Callithrix caligata. 

4) Callithrix brunnea. 

5) Chrysothrix nigrivittata. 

6) Hapale chrysoleucos. 


7) Hapale chrysopyga. 
61% 


480 


Von diesen 7 Arten ist nur die letzte schon vor geraumer Zeit 
durch Mikan publieirt und abgebildet worden; die 6 andern sind 
noch nicht bildlich dargestell. Von 4 derselben, nämlich von Ate- 
les variegatus, Callithrix caligata, Callithrix brunnea und Hapale 
chrysoleucos, habe ich durch die Liberalität der Direction des k. k. 
Naturalienkabinets in Wien schöne Abbildungen erlangt, die ich zu- 
gleich mit andern in einer besonderen Synopsis der brasilianischen 
Säugthier-Fauna in einiger Zeit bekannt zu machen gedenke. 


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