BEITRÄGE
ZUR KUNDE DER
INDOGERMANISCHEN SPRACHEN
HERAUSGEGEBEN
DR ADALBERT BEZZENBERGEß.
ERSTER BAND.
GÖITINGEN.
VERLAG VON ROBERT PEPPMÜLLER.
1877.
p
Bd.l
Inhalt.
Seile
Die suffixlosen Nomina der griechischen Sprache. I. Zum soge-
nannten a-Suffix im Griechischen. Von A. Fick - - 1
Ueber die griechischen, insbesondere die homerischen Nomina auf
6v. Von Leo Meyer - - - - - 20
Mythologisches in altlitauischen Texten. Von Ad. Bezzenherger 41
Kigveda X . 10, 7 = Ath. XVIII. 1, 8. Von Th. Benfey - 47
Zum mittelhochdeutschen Wortschatz. Von R, Sprenger • 51
Allerlei. Von A. Fick - .... 57
Etymologien. Von Ad. Bezzenherger - - - - 68
M. Hang (Nekrolog) ..... 70
Ueber den Uebergang von si in i im Griechischen. Von Gust. Meyer 81
Neugefundene etruskische Inschriften. Von W. Deecke - 93
Zur Lehre vom Dativ. Von R. Pischel - - - 111
Die suffixlosen Nomina der griechischen Sprache. II. Zum soge-
nannten y«-Suffix im Griechischen. Von A. Fick u. A. Führer 120
Zur Lehre vom lateinischen Vocalismus. Von Leo Meyer - 143
Miscellanea. Von F. Müller, Ad. Bezzenherger, A. Fick und
Fr. Bechtel - ..... I68
Zu dem Nekrolog über M. Haug. Von R. Roth - - 175
Die Entstehung des st und ss im Lateinischen. Von F. Froehde 177
Ueber Umlautserscheinungen im Lettischen. Von A. Bielenstein 212
Die Praesentia auf -(üvvvfxi. Von Gustav Meyer - - 222
Analogiebildungen der neugriechischen Declination. Von Gustav
Meyer ---.... 227
Zum s-Suffix im Griechischen. Von A. Fick ... 231
Etymologien. Von F. Froehde - - - - - 249
Vermischtes. Von Ad. Bezzenherger .... 252
Die etruskischen Zahlwörter. Von W. Deecke - - - 257
Semitische Lehnworte im älteren Griechisch. Von August Müller 273
Homerische irjf^c und lefxat. Von Leo Meyer - - - 3OI
Die suffixlosen Nomina der griechischen Sprache. III. und IV.
Von A. Fick - - - - - - 312
Etymologien. Von F. Fröhde, A. Fick und Ad. Bezzenherger - 327
Schreiben des Herrn Prof. Alhrecht Weher ... 343
Register. Von H. Collitz - - - - - 345
Verlag von Kobert Peppmüller in Göttingen.
Ankündigung.
Beiträge
zur
Kunde der indogermanischen Sprachen
herausgegeben
Dr. Adalbert Bezzenberger.
In den sechzig Jahren, welche das vergleichende Studium der
indogermanischen Sprachen durchlebt hat, hat es mit einer Rasch-
heit Verbreitung und Vertiefung gefunden, die in der Geschichte der
Wissenschaften einzig dasteht. Es ist keine indogermanische Spra-
che, die nicht in unserer Zeit den Gegenstand vergleichender Studien
bildete, und an den meisten von ihnen sind auf den verschiedensten
Punkten die Hebel angesetzt, um sie nach allen Seiten aus dem
durch Jahrtausende um sie gelagerten Schutt emporzuheben und" dem
vollen wissenschaftlichen Verständnisse bloss zu legen. Ruft diese
rege Thätigkeit, welche auf dem eigentlichen Gebiete der verglei-
chenden Sprachwissenschaft herrscht, allein schon jährlich eine so
grosse Zahl neuer, durch ihren Umfang auf den Abdruck in einer
Zeitschrift angewiesenen Arbeiten in Deutschland hervor, dass ihre
Vereinigung in einem einzigen wissenschaftlichen Organ kaum mög-
lich ist, so gilt dasselbe von den durch die Verbindung der verglei-
chenden Sprachwissenschaft mit verwanten Disciplinen im Laufe der
Zeit entstandenen Seitenzweigen derselben. In Folge dessen finden
sich sprachwissenschaftliche, oder für die Sprachwissenschaft höchst
bedeutsame Arbeiten häufig zerstreut an entlegenen Orten gedruckt,
je nachdem sie gerade in irgend einem Organ einer verwanten Wis-
senschaft ein Unterkommen finden; hierdurch erwächst der Uebel-
stand, dass sie sich vielfach dem Auge der Mitforschenden entziehen
und nicht den Nutzen haben , den zu wirken sie geeignet sind. Die-
sem Uebelstande abzuhelfen, sind diese „Beiträge zur Kunde
der indogermanischen Sprachen" bestimmt, deren Redaction
nach vorhergegangener Berathung und Verständigung mit einer An-
zahl engerer und weiterer Fachgenossen der Unterzeichnete über-
nommen hat. Sie sollen gleichmässig die specielleu Interessen des
vergleichenden Studiums der indogermanischen Sprachen und die ihm
mit verwauten Disciplinen, der Philologie, der Geschichte u. s. w.
gemeinsamen vertreten. Alle Arbeiten also, welche in irgend einer
Weise die Erkenntnis der indogermanischen Sprachen und ihrer Ge-
schichte fördern , oder zu fördern geeignet sind , werden in ihnen
Aufnahme finden. Wenn die Redaction einerseits Sorge tragen wird,
dass nur Arbeiten gediegenen wissenschaftlichen Gehaltes in diesen
,, Beiträgen" veröffentlicht werden, so glaubt sie doch andrerseits eine
Verantwortlichkeit für die in denselben enthaltenen Ansichten nicht
übernehmen zu dürfen: jede Ansicht wird sich in ihnen aussprechen
können, welche als das Ergebnis ernster Arbeit erscheint, jeder Par-
tei stehen ihre Spalten offen zu wissenschaftlicher und in wissen-
schaftlichem Tone gehaltener Polemik.
Die Einrichtung eines eigenen kritischen Theiles erscheint zur Zeit
nicht opportun; die Redaction behält sich dieselbe, ebenso wie die
eines Jahresberichtes für künftige gelegene Zeit vor, wird aber schon
jetzt gelegentlich zugehenden umfassenden Kritiken wirklich bedeu-
tender wissenschaftlicher Erscheinungen die Aufnahme nicht versa-
gen. Arbeiten, welche für die Geschichte der vergleichenden Sprach-
wissenschaft von Wert sind, wie Literaturberichte, Nekrologe u. s.w.,
wird sie jeder Zeit mit Dank annehmen.
Dass diese „Beiträge" in keiner Weise Oppositionsblatt sein sol-
len, dass sie lediglich der Förderung wissenschaftlicher Erkenntnis
gewidmet sind, bedarf kaum einer besonderen Versicherung; wenn
der Unterzeichnete hofft, dass das neue Unternehmen diese Bestim-
mung in reichem Maasse erfüllen werde, so ermuthigt ihn dazu das
überaus liebenswürdige Entgegenkommen und die Billigung, welche
dasselbe fast ausnahmslos gefunden hat. Ihre wol wollende und tä-
tige Unterstützung haben ihm bisher zugesagt die Herren:
Prof. Th. Benfey (Göttingen) , Conrector Dr. W. De ecke
(Strassburg), Prof. A. Fick (Göttingen), Prof. M. Hang (f), Biblio-
thekar Dr. R. Köhler (Weimar), Dr. G. Meyer (Prag), Prof. Leo
Meyer (Dorpat), Prof. A. Müller (Halle), Hofrath H. Sauppe (Göt-
tingen), Dr. R. Sprenger (Göttingen), Prof. H. Weber (Weimar),
Prof. E. Windisch (Strassburg)
Das erste, gleichzeitig ausgegebene Heft enthält:
Die suffixlosen Nomina der griechischen Sprache. L Zum
sogenannten a-Suffix im Griechischen von A. Fick; Ueber
die griechischen, insbesondere die homerischen Nomina
auf «f von Leo Meyer; Mythologisches in altlitauischen Tex-
ten von A. Bezzenberger ; Rig-Veda X. 10. 7 = Ath. XVIII. 1. 8
von Th. Benfey ; Zum mittelhochdeutschen Wortschatz von R.
Sprenger; Allerlei von A. Fick; Etymologien von A. Bezzenber-
ger; M. Hang (Nekrolog).
Die folgenden Hefte werden u. A. bringen:
Das altpreussische Verbum von Ad. Bezzenberger; Neugefun-
dene etruskische Inschriften von W, Deecke; Die suffixlo-
sen Nomina der griech. Sprache (Fortsetzung) von A. Fick; lie-
ber den griech. Uebergang von £t in l von G. Meyer; Die se-
mitischen Lehnwörter der älteren griech. Sprache von A.
Müller ; Zur mittelhochdeutschen Schriftsprache von 11.
Sprenger; Zur litauischen Dialektologie von H. Weber; Der
irische Infinitiv von E. Windisch.
Die Redaction wird Sorge tragen , dass die ihr anvertrauten Ma-
nuscripte stets auf das rascheste gedruckt werden ; alle für die „Bei-
träge zur Kunde der indogermanischen Sprachen" bestimmten Sen-
dungen wolle man unmittelbar an den unterzeichneten richten.
Dr. Adalbert Bezzenberger,
Docent der vergleichenden Sprachwissenschaft an der Univers. Göttingen.
Die „Beiträge zur Kunde der indogermanischen Sprachen", de-
ren Verlag ich übernommen habe, werden zunächst in zwanglosen
Heften von je 5 — 6 Bogen erscheinen; 4 Hefte bilden einen Band,
dem ausführliche Indices beigefügt werden sollen. Der Preis des
Bandes wird 10 Mark nicht überschreiten.
Göttingen, October 1876. Robert Peppmüller.
Die suffixlosen Nomina der Griechischen Sprache.
I.
Zum sogenannten a-Suffix im Griechischen.
Nach der Lehre der Indischen Grammatik giebt es ein
primäres Nominalsuffix a, durch dessen Anfügung Nomina aus
der Wurzel gebildet würden. Leider ist diese Lehre von der
neueren Sprachforschung vielfach adoptirt und dadurch eine
ganz schiefe Auffassung einer der wichtigsten und ältesten No-
minalbildungen veranlasst worden. Zu welchen Ungeheuerlich-
keiten diese Theorie führt, dafür nur einige Beispiele : will man
sich nach diesem Recepte die Entstehung von tQO-^ Liebe, (.läyji
Schlacht, ßoax6-g Hirt denken, so hat man anzunehmen, dass
aus sQa lieben, //«x« kämpfen, ßoaxe weiden erst ig, /naxi ßoayt
entnommen, Dinger, die gar nicht existiren, und hieraus durch
Anfügung eines unbegreiflichen o, r] sgog, fidxrj, ßoaxog gebildet
seien, ein rein ersonnener Vorgang, und bloss desshalb, wie es
scheint, ersonnen, um an der sonnenklaren Thatsache vorbeizu-
kommen, dass €QO-g, f^iccx^, ßoa/,6-g gar nichts sind und sein
können als die nominal verwendeten Verbalthemen sga^ /"«X*>
ßoaxe in sga-f^ai, /.laxe-Tcci, ßooxs-re. Die einzig richtige An-
sicht, dass das o, s in aQxo-g, Voc. aQx^ u. s. w. rein identisch
sei mit dem o, « in ÜQxo-iuev, agxs-TS ist übrigens bereits in
der dritten Auflage von Schleichers Compendium angedeutet.
Hier heisst es S. 495: „Die Stämme sind an sich — weder
Verbum noch Nomen, sie werden erst zu dem einen oder andern
bestimmt, durch Casussuffix und Personalendung. Stamm bhara
z. B. — ist weder Verbum noch Nomen ; nom. sg. bhara-s, acc.
sg. bhara-m — ist Nomen und hat als solches die Funktion
eines Nomen agentis, 2 sg. praes. bhara-si, 3 sg. bhara-ti, 3 pl.
bhara-nti ist Verbum fers, fert, ferunt.^) — Casussuffixe und Perso-
nalendungen sind also im Indogermanischen die eigentlichen Wort-
bildungselemente im Gegensatz zu den Stammbildungselementen.
^) Hiermit übereinstimmend spricht sich J. Schmidt Jenaer Lit.-Ztg,
1875, Artikel 588 S. 668 aus.
2 A. Fick
Wenn man den hier angegebenen Gesichtspunkt weiter ver-
folgt, so sieht man leicht, dass consequenter Weise ein Nominal-
suflix a überall da geläugnet werden muss, wo der entsprechende
a-Stamm zugleich in verbaler Funktion auftritt, dass also, weil
bhara in bhara-s Träger mit bhara in bhara-ti er trägt iden-
tisch ist, in bhara-s Träger kein a angetreten sein kann, wel-
ches die Funktion hätte, die „Wurzel" bhar zum Nomen zu
machen, weil dieses selbe a ja auch in bhara-ti verbalstamm-
bildend erscheint. Sind nun bhara in bhara-ti und bhara in
bhara-s identisch, und ist dieses je nach dem Zutritt von Per-
sonal- oder Casusendungen verbal oder nominal verwendete
bhara an sich weder Verb noch Nomen, so entsteht die nicht
zu umgehende Frage, was denn dieses bhara in seinem Verhält-
niss zu der kürzeren Form bhar schliesslich sei und sein könne.
Nach der herrschenden Ansicht ist bhar eine „Wurzel", nicht
weiter aufzulösendes Sprachelement, und an diese Wurzel ist
der Pronominalstamm a, der ja vielfach nachzuweisen, ange-
treten. Allein wozu sollte denn, da in bhara-s Träger die no-
minale Natur schon durch das Casussuffix, in bhara-ti die ver-
bale Natur des Worts durch die Personalendung bezeichnet
wird, durch ein angefügtes pronominales a ein Nominalcharac-
ter angedeutet werden, der in bhara-s rein überflüssig, in bha-
ra-ti nicht einmal richtig wäre? Mir scheint es vielmehr, um
gleich mit einer schweren Ketzerei herauszurücken, gar nicht
erwiesen und erweislich, dass bhara erst aus bhar entstanden,
dass bhara Stamm und bhar Wurzel sei; meiner Ansicht nach
ist bhara die ursprüngliche Form und hieraus erst bhar ge-
kürzt, um die Einsilbigkeit der echten Wurzel zu gewinnen.
FiS kommt hier ganz und gar darauf an, wie man sich die se-
cundären Wurzeln (die primären, wie da pa sa, schliesse ich
hier aus) entstanden denkt. Sind Formen wie mak, star, dam
durch Composition der primären Wurzeln ma, sta, da mit ei-
nem zweiten Gliede gebildet, so ist ganz ausser Frage, dass
die Producte dieser Composition ursprünglich ma-ka, sta-ra,
da-ma gelautet haben müssen, denn Elemente wie k, r, m d.h.
blosse Consonanten giebt es im Indogermanischen gar nicht, es
kann daher auch niemals mit ihnen operirt sein. Wenn z. B.
die „Wurzel" ÖQa-in laufen aus dem gleichbedeutenden öqu
durch Zutritt eines jW-Suffixes entstanden ist, so kann sie ur-
sprünglich nur ÖQu-^e, dra-ma gelautet haben, und so heisst
Die suflixlosen Nomina der griech. öpr. I. 3
sie wirklich im Sanskrit (drama-ti, da-draraa) wie im Griechi-
schen {i-dqaf.io-v, öe-ÖQO/iis. Oder wenn , wie ziemlich allgemein
angenommen wird, die „Wurzeln" /iiad- und lad- aus ina, ka
und dem Verb ^«, ^rj entstanden sind, so müssen sie ursprüng-
lich /m-^e, (.la-d^r^ und Xa-d^€, la-d^rj geheissen haben, und so
haben wir denn auch [.lad^e in 8-^iad-o-v, f.iai^r] in (.lad^rj-ao^iaij
lad^e in t-Xad-o-v. Wenn nun aber diese Wurzel Xad^s trotz
ihres Ursprungs aus Xa-\-d^E in Xs-Xcia-f-iai, a-laa-rog und sonst
zu lad^ verkürzt erscheint, so ist hier deutlich die gewaltige
Kraft zu erkennen, mit der jeder durch Composition entstan-
dene neue Verbalstamm zur Einsilbigkeit der echten Wurzel
geführt wurde, mochte es dabei auch etwas hart hergehen und
ursprünglich nicht unwesentliche Laute dabei eingebüsst werden.
Umfänghche Verzeichnisse von Secundärwurzeln , die kraft ihrer
deutlich erkennbaren Composition ursprünglich zwei- oder mehrsil-
big gewesen sein müssen , liessen sich mit leichter Mühe anlegen ;
so viel steht fest, zwei- oder mehrsilbig waren einst alle Stämme,
welche aus zwei oder mehren Elementen componirt sind, und für
alle diese lässt sich also das höhere Alter der Zwei- oder Mehr-
silbigkeit behaupten; es wird somit rein auf die Resultate einer
in diesem Sinne unternommenen Decomposition der Secundär-
wurzeln ankommen, ob man im Allgemeinen den Satz aufstellen
darf: bhara ist älter als bhar, bhar erst nach der Analogie
der echten Wurzelform bha aus bhara verkürzt. —
Der Nachweis, dass die sogenannten nominalen a-Stämme
mit verbalen a-Stämmen identisch sind, lässt sich in jeder Spra-
che mit Leichtigkeit rein empirisch dadurch führen, dass man
überall oder doch fast überall eine dem nominalen a-Stamm
entsprechende Verbalbasis aufweisen kann. Zuweilen muss man
über das Gebiet der Sprache in eine näher oder ferner ver-
wandte hinübergreifen, wie z. B. das griechische axorcö-g erst
im lat. spece-i sein verbales Gegenstück findet. Ich habe im
Folgenden den Versuch angestellt, für's Griechische die Iden-
tität der nominalen und verbalen a-Stämme darzuthun, schliesse
hierbei jedoch die Nomina, welche auf den vocalisch auslau-
tenden allgemeinen Verbalstamm gehen, wie ay»y Staunen zu dya,
uQTtr] Falk zu aQTta-fiEvog raubend, ffgo-g zu iga, ysXo-g zu
yeXa, aqij Unheil -zu aQrj-^ihog u. s. w. aus. Zunächst gebe
ich die Nomina, welche auf präsentische und Aoriststämme mit
€, 0 gehen, die sich nur durch dieses e, o vom allgemeinen
1*
L^
4 A. Fick
Stamme unterscheiden. Geordnet sind diese Verzeichnisse nach
den Wurzelvocalen , damit das schöne griechische Nominalgesetz
deuthch hervortrete, wonach der wurzelhafte «-Vocal im Nomen
Umfärbung zu o erfährt, während die übrigen Vocale im Ver-
bal- und Nominalstamme gleichlauten.
Mit präsentischen und Aoriststämmen auf e, o decken sich,
1. mit Wurzelvocal a:
/ayi^ Bruch: fays-lg, payrj-vai.
ayo-g Führer: ayo-fxev, aye-tt.
dyxö-d^ev, dy%ö-d^i: dy^e-re, äy^o-f-iev,
dXea Meidung: dleo-fiai meide.
dXiirj Wehr: «ax« zu entnehmen aus dk-aX^ie.
dlXayrj Wechsel: dkXayrj-vai. Basis von dlldoom ist dXXa-
XO- in dXkax6-d^£v , dkXaxo-0£.
dXcprj Gewinn: dkcpe-lv , rjlcpo-v, v
ctpQi^ Sctewiliei, Eimer: sskr. ama-ti packt, an^-tnw Kufe.
dvri Vollendung: dve-Ts, dvo-^iev. \ \
-"üviri Begegnen, dvtrjv : dvTo-fiai.
aQÖa Schmutz : agdo-f^ißv netzen.
aQitay/j Raub: aQTtay^-vai. %.
ctQTtt] Sichel: lat. sarpe-re beschneiden.^
aQxtj Anfang, dQxe-xa/.ogl~^QX£-Tai , aQxo-f.iai.
uQxo-g Führer: aQxs-fe, dQxo-iLiev.
d<frj das Berühren : lat. ape-re , sskr. äpa-ti.
ßacpr'j das Tunken: ßacprj-vuL, ßaife-ig.
ßXdßtj Schaden: ßkdße-TUi, ßlaße-lg.
ßlaoTtj, ßlaoTO-g Keim: e-ßlaaio-v.
ydfio-g Hochzeit: yaue-T}].
yaf4q)a-l Kinnbacken, ksl. z^bü Zahn, z^be-ti zerreisst, sskr.
jambhacte. "
yuQo-v Fischlake: sskr. gira-ti schlingt (für garati).
yQCKpi'i Schrift, 'd-yQ(X(fo-g : y^aq^rj-vai, yqa(fE-ig.
^lo-yQUcpo-g : yqücpt-te^ yQd(fo-/iiev.
evkuTia Pflugschaar: ecXaxe = filKe-TS, ciX^o-^tv.
A^jmJ>-\?TOx»; Geschrei, d-ßiaxo-g: ldx£-T€, idxo-^tev.
I ^^TiuKi], xaxo-g, Basis fehlt, vgl. lit. kenk-ti schaden.
xaxxry (für xa^/rj): Ijt. sziku caco.
hoXth] Eimer: german. praet. hvalb(a) wölbte.
X ^^xö/i/r/; Biegung, lit. kauipa-s, sskr. kampa-te.
^■"^ TidriT) Krippe: lat. cap6-re.
Die suffixlosen Nomina der griech. Spr. I. 5
■/MQrro-g Frucht, Handwurzel: lat. carpe-re.
'/MQfprj dürrer Ast: •mQ(f)io dörre. ^' § '
yXayyri clangor vgl. x£-xAa;//a; lat. clange-re. /-•''*'^vv^A^^.'.:^
•Kvdfpn-g Karde: xvccrpio, yvccffto spät (zu x^a/r-rw).
-AQayo-v mit Geschrei: s-xQayo-v.
laß/] Griff: e-Xaßo-v, laßi-a^ai.
Xad-i-xridtjg : Xccd^e in s-Xad^o-v.
kcho-g^'dvm: e-Xcr/to-v, lat. IcKjui-tur.
^käf.i7Trj Kahm : XdfiTtio.
jiiddo-v Wasserlilie, vgl. lat. made-fio.
^icc/rj, TTQO-fiaxog: ^idx€-Tai, /ndxo-jLiai.
vdQ'Kfi Krampf: ahd. praet. snarh(a} zusammenziehen.
Ttdytj, Ttdyog: Ttayfj-vac, yraye-ig.
Ttd^tj Erlebniss: s-ytad^o-v (oder zu rta^rj in, rtad^r^-to-g).
Ttdhj das Ringen (eigentlich „Schwingen") , |7raA/y Mehl, rra-
Xo-g Loos, accY.ea-Tialog Schild schwingend: dfi-7ts-/ta-
f^ Xcov {rtaXe-lg erst spät).
fftldzrj Ruderblatt, w/io^-^iarry Schiilterblatt : ^lave auch in
i To 7rA«ro-gj__sskr.jpra<^a-te er fet©keiaus.\
Quyrj Riss, Platzen: gay^-vai, qaye-ig. ^'^/
Qaiifprj gebogenes Messer: vgl. qif.ißw,
Qarprj Nath : QCtcprj-vaL , garpe-ig.
)\ adyrj Bepackung, zu adrro) vgl. tdtzü) ray^vai, tayeig: rayrj.
^^^•ijdtri Bewegung^^J»^ Schwall: lat. salum vgl. sskr. sara-ti.
ad()0-v Besen: aaiQw (fut.ca^w [= aage-atojl kommt nicht vor).
a'/.dQo-g ein Fisch zu oy.aiQto (fut. oyiaQio kommt nicht vor).
l (7/^)y Trog, Waimfe , axo^jT^JasGraben , anarpfj-vai, anacpe-ig.
^ OTtagyi] Trieb: lit. sprogu platze, sprosse.
üTtdqo-g ein Fisch zu OTcaiQio zappeln ; Basis a/taQe im zend.
praes. ^paraiti (= spara-ti), sskr. ava-sphura-ti.
atqaßö-g, TtnSo-arQdßrj : atgaßs = aTQag)€-lg, azQaqiri'Vai.^^^
tr^ccy^aas Schlachten, Kehle: aq)ayfj-vai, aq)ay€-lg.
ßaQV-Gifdqayog : lit. spragu prassle, sskr. sphürja-ti.
( xctyyri rancor, Tctyyög ranzig : ahd. praet. stanc(a) stank.
Atayi^ Schlachtordnung: ray^-vai, tays-ig.
/^""^gao-g Darre: ragae- = tsQüE-rai, t^gao-f^iai, goth. thars
(praet.).
taq^i] Bestattung, Tdq>o-g Grab: Taq>^-vai, raq^e-ig.
rpdßa (?) Schrecken : vgl. q)€ßo-(.iai.
6 A. Fick
dvSQO-<p(iyo-g , yla^iTO-gxxyo-g , hoTO-q)ayo-g : i-cpayo-v.
(paKO-g Linse vgl. d-rpd'/.rj : (pa^e binden auch in q)(xy.€-lo-g
y Bündel.
^ epav^ Fackel: (pavrj-vai, cpave-ig.
qpdgo-g Spalt : ffdqco (?).
cpgadrj Erkenntniss: TCt-cpQCtdo-v.
Xagd Freude: x<^QV~^^^> X^Q^~^S-
2. Mit Wurzelvocal a = r] :
aßa = rjßr] vgl. dß-QO-g.
dxd == /«/« = i^xv Schall vgl. lat. vägo-r, sskr. praes. väga-ti.
ldx)-tt = Xrjd^f]: Xd^o-fisv, krjd^s-TE.
*s^ Tnqdo-v Ruderblatt zu lat. pande-re?
^jtXayd = TtXrjyi] Schlag vgl. goth. fleka-n plangi oder Tti-Ttlriys.
armri Fäulnis^^^: orjTHo. ,,
^^jp^AoN^^etriige'^lSeh vgl.'l^ fala ^^le-re.
3. Mit WuhNdvocal 'oT^- ^ " -"S^^.^-
ald^o-g, Ttdv-ttid^o-g : aid^o), aid^o-fxev.
Qaißd-g krumm vgl. goth. vraiq-s? Verbalbasis fehlt.
4. Mit Wurzelvocal av.
avBri Wachsthum: avBw, av^ri-aw,
avo-g trocken: avo) trocknen.
' -/.gavy^ Geschrei, y.Qavy6'g Schreier, Specht: Basis y.gavye
auch im german. hrauka- ein Vogel, vgl. goth. hrük-jan
krähen.__
avyr^^avd^, y.avxr] u. a. sind etymologisch dunkel oder mehr-
^ deutig.
5. Mit Wurzelvocal o:
ßofni^äsn Ruf: lat. boyg-re rufen.
yofo-g, yoo-g Klage: s-yofo-v, eyoov klagte.
(pvoi-too-g H. : Cow = tiooi lebe.
i^oQrj, d-OQo-g Same: s-i^ogo-v sprang.
y.OTtrj , yoTto-g Schlag, Ermüdung: l-Mmriv^ Y.onB-ig.
avTO-^iolo-g , dyxl-,uolo-g : s-(.ioko-v ging.
(.loga Abtheilung, (.logo-g Geschick: t-juinoge aor.
/ oihi Sorge: öd^o-inai sorge.
'^ / oxzo-g, oKo-g Auge, auch _ in lat ocu-lu-s , lit. at-aka-u praet.
— ^ ^"~- _^^ bekam Äugen. '"
fN^^OeffN^ngV ^W>»^ vielmaschig, vgl. lit. aka-s
^Xoch im*Pjise^ vgl. at-aka-u.
p(Tf/>^at>«^ich : offf/>^i**4(jf/ rie^titjL
V
Die suffixlosen Nomina der griech. Spr. I. 7
y r
<^ovQO-g Wächter, (pQovgo-g, (pQOvga (— rtQO-fOQO-g): ^oqovto,
' ""sstr. vara-ti.
o<plo-g Schuldner: wrpkovy ocplS-vrog. i I
TOQO-g durchdringend, togo-g Schnitzmesser: e-xoqo-v durch- '
bohrte. Vgl. itQE-xQOv.
6. Mit Wurzelvocal tu:
ttoTj Leben, tioö-g lebendig: Kwo-f^tev, Twe-r«.
Xioßri Schmach vgl. lat. labes, labo-r gleite (?).
tpcoxo-g Staub, Sand: ipcoyw (oder zu ^pfjx^o).
xpwa Verwesung vgl. lat. pave in pae-dor.
7. Mit Wurzelvocal i: , .——«.,
ßio-g, ßifo-g Leben: lat. vive-re leben, ksl.Uive-ti er lebt.
"^ dUrj Weisung, Recht vgl. lat. in-dicä-re und ahd. zihun wir ^
*" ziehen. -^
ivirtrj das Anfahren: iv-ivlrto-v aor.
d^Xißri das Quetschen: s-&lißrj-v, d^Xiße-ig.
/ \a Ton = fL(x vgl. //-ax« sprach, J'ie in fid-xco, vgl. areve 0\ l/v
in OTEvcc-xo).
j-lo-v, l'o-'v Veilchen vgl. lat. vio-la, vie-o, vie- winden. C
io-g Saft, Gift, Rost, lat. viru-s, sskr. visha, Basis ßiae-. ^
■KiQy.o-g Habicht: e-xotxo-v kreischte. ^^
j«^-%ssei,j^gi!^^ Ky^ ,vf /
!^^^5c^'^7~dä;s'" Knarren: y.ql'Co), •e^'^/.o-Vj v.e-v,Qiyci. r\ f
AtrjJ Bitte, Xito-g bittend: XiTe-a^ai, hT6-!.irjv.
/idya adv. : f.uye-ig.
f.uto-g Faden vgl. (.uaao&ai = (iLtMCaad^uL^ \\i. metu werfe,
werfe den Faden (beim Weben),
v/xr; vielleicht mit Windisch = /r^xr; = /tyxry zu nehmen,
dann vgl. lat. vince-re.
Zaycc-vvi(po-g, vL(p6-eig: lat. nive-re, nivi-t, lit. sniga.
^/ya Eisen am Hobel, vgl. z. B. lat. scabe-re, lit. skabu
schneide, haue.
7tl&o-g Fass vgl. lat. fidelia, zu fced-s binden^ vgl. ttev^ in ^^ <** "^
-£
/ f an
f vigiläclir = kslj^jwtcbMf- Gipfelf
^T^-^'wurf: FQQiq)r]v, Qiq)E-ig.
alyri Schweigen vgl. mhd. swigen, sweic schweigen, schwieg,
OAivd^ö-g untertauchend : lit. skendu tauche unteij.
artiyyo-g Fink vgl. nhd. Fink, lit. speng gellen,
8
A. Fick
- 4/«.
arißr] Reif ohne erhaltene Verbalbasis.
avißo-g Steig, Fährte vgl. atelßo), i-arißrj-Tai {sOTißoVy iati-
ßriv kommen nach Veitch nicht vor).
öiD.ßi^ (llanz, OTÜ.ßo-g glänzend: avik^fo.
fni^P-S Treibe : t-OTixo-v. ''*^' --2^-
tilo-g, tlXo-v Flocke: TiXto fut. zu tllXo).
r^f'Qsß ^TBiss-^itwa zu""^«q;fl^ laiRtTnmdön V
TQißja^ Reiben ,■> r^//?o-g Heerstrasse; e-tQißrjv ^ tQiße-ig.
xlldrj Basis xlide, vgl. yie-xlldo-Ta.
8. Mit Wurzelvocal v: j
ßQvo-v Moos, Ejii-ßQvo-v Embryo :(/^^i;w schwelle)
~ßQvx^ das Knirschen : ßQvxio knirsche.
ßvd-6-g Grund geht auf eine Wz. bhudh vgl. bhadha- im lat.
fode-re,^a^o-g u. s. w.
yXvrprj Kerbe: yXvKpo)^ e-yXv(prj-v , yXvrpe-lg.
yQv^riQ-s kru!mc[ vgl. yQvltfealvio und germ. krti^nb.
yvv^ ^^avd boot. geht auf yj-ava, ohne Suffix, ga-na ist
die uralte Form, woraus gan erst gekürzt ist.
^ ÖQVifiQ das Kratzen : ccTto-dgvcpto.
övrj Wehe vgl. lit. dzuvau dörrte aus, dzuva Trockniss, sskr.
'W du du-noti dü-yate brennen^ vergehen, dü-na gequält.
/
^vyo-v .Joch.: s-^vyrj-v, ^vys-ig.
^vpjrvjEläucherwerk : ^vw opfere (Rauchopfer).
v^uo- Opfer in -d-vo-aytoog: ^vio opfere.
'AQVcpa, '/,QV(p^, yiQV(po-g: 6-y.QV<prj-v y /.Qvcpe-ig.
-/xvTtog üekrach: s-xTUTte. .,\ t
l'y-xvo-g schwanger: /.vo).
\^ i [xyAft n. pl. die Augenlieder, 1 Basis xvXe = y.fsXe bedecken,
V^,/\Jk. '"'y vgl. lat. oc-cule-re. /
A_ xi/7r>^Höhlung = lat./ cupaj vgl, -/«-xtqpe.
Xva Auflösung, Zwist: Xvci) löse.
, (ivy,^ Gebi-üll: t-[.iv7<.o-v.
/ J {ivXri Mühle : lat. mola , mole-re m^lel
^"'^^^ iib^^-y ö^be zu it<?5fe^|jw)_jjger2J^ als ver-
aase '^^s isf^inara> noch nicht nachgelesen.
|Mt^3^»^i' Winltas^erm. sm^ug schnaiegen, praet. shiugum.
oqvxT] , ^^ix-Mqvyio^ oQi'xio spätes Präsens , jjesser auf das Pf.
OQ-iJüQvxs zu beziehen.
di-7CTvxo-g zweigefaltet le-^rrJ^/iy-v, 7tTvys-ig (für tctvx^-)-
TTü^lBi^erung zu d/a-Trr^tTM^ zu Ttviui^u^Oü) eitefö^achen.
Die suffixlosen Nomina der griech. Spr. I. 9
Ttvlrj Thor vgl. 7t6lo-g Angel {7tilo-f.iai) nach Curtius. — y
Ttvqyo-g Burg, Thurm = (pvQy.o-i; {(pVQXO-g) zu germ. bej^;^..--^ ^
ich berge, borgi Burg.
^v7to-g, Tcc QVTta Schmutz zu ^VTt-to(.iai ohne deckendes Ver-
balthema.
axvcpog, Gwcptj Becher {axf€(po-g) vgl. aytdq)o-g : axa(prj-vai.
aTV<p6-g zusammenziehend: arvipco, aTVtpe-te. ^xMaJ
avQtj das Zusammengefegte: avqio, e-avQTj-v, avQe-ig. <^0( /<
avQfffj Gemülm vgl. avQcpe-rö-g: goth. svairban wischen.
oifVQo-v Knöchel, y.aXXl-0(pvqo-g vgl. germ. spora- Spur, sskr.
" avä7spTiura-ti schlägt hinten aus. Xd ^)r(/%lA
TQvy7f,"iQryo-g Dürre, Herbst, Erndte : rar^i;;^w dörre.
TQVff/j Ueppigkeit: s-TQvg)r]v, tQVfpe-ig.
tmjj Gemächt, Werk, rvino-g Schlegel: TE-rvy.o-vTO.
tvntj, TV7io-g Schlag, /ctAxo-rf Tto-g : s-tvrto-v.
TV(po-g Qualm: TV<piü qualme.
Ti'Xf] Geschick : e-rvxo-v. /) ^ y^J
^'7:i>««£ Gescliw^laigkeit^ <)E>Äilft^ sStlwatge. '' * - " ' y^u^'i^fv^A*
(pvyrj Flucht, (pvyo-TVToXef-iog : t-rpvyo-v. ""'
cpvrj Wuchs: rpvrj-vat,, (pvE-ig (pf. 7ts-q)vaai).
i/«i;fipffauch:^j/*^iS' l^a^idler
Im scharfen Gegensatze zu den eben aufgeführten nominalen
Bildungen, in denen allen der Wurzelvocal derselbe bleibt, der
auch im Verbalstamm erscheint, stehen diejenigen Nomina, wel-
che Aorist und Präsensstärame auf s mit wurzelhaftem «-Vocal
neben sich haben. Hier gilt das fast ausnahmlose Gesetz, dass
der im Verbalstamm erscheinende 6-Vocal in dem entsprechen-
den Nominalstamme durch o repräsentirt wird. Es gehört diese
Umfärbung des £-Vocals zu den Mitteln der Griechischen Spra-
che, die Nominal- und Verbalbildung schärfer auseinander tre-
ten zu lassen ; alt ist diese Erscheinung nicht , denn das nächst-
verwandte Latein zeigt (einige vielleicht zufällig stimmende For-
men, wie dolus = doXog, abgerechnet) von diesem schönen
Principe nichts, vgl. vini-feru-m neben olvo-cpoqov u. s.w. Nicht
bloss £ selbst, sondern auch die "V^erbindungen des e-Vocals,
worin e das erste Glied, also rj {= ee), ei und «r, erleiden
im Nomen die Umfärbung zu o, und es ergiebt sich somit das
Gesetz: Wurzelhafte «, tq^ «t, ev in e-Stämmen erscheinen im
identischen Nomen als o, w, oi, ov.
10 A. Fick
Zunächst o = «, nach dem Schema cp6^o(g) : (p€Q€(T€),
ayoga, ayogo-g Versammlung: dyege-o^aL, dytqn-vro.
'iTtTt-Tj/itoXyo-g Rossmelker: dfiiXye-T6.
diLtoQyy, dfxoqyn-g Hefe; djueQyo-^iEv , df-agye-te (?).
datEQonrj hat wie axigoip kein entsprechendes Verbalthema,
vgl, datgaTtTw.
ßolrj Wurf, iXarprj-ßoko-g :. ßeXe werfen auch in ßUe-f-irov, x6
ßiko-g, ßelo-vi], als Verbalstamm erhalten im dialecti-
schen '/.d-^eXe (= TtaTe-ßeXe).
^d Frass, di^/no-ßoQO-g: Stamm ßegs schlingei} auch in
"ß^ge-d^QOv , Verbalstamm erjjalten im ksl. 'igiröctix er
schlingt (vgl^_^sJkrf^|dt
ßQÖf.io-g Getöse^o-z^po^uo-g : ßgejue-ts, ßge/no-f^iev.
ßgoxrj Netzung: ßgexe-re, ßQi%o-(.i£v.
ßgoyo-g Schlinge : Basis ßgsxe = verghe erhalten im germa-
nischen verga ich würge, vergan varg.
y6f.io-g Packung, Last, y^ie-te, ysf.io-i.iev voll sein.
yoiLiffo-g Pflock vgl. lit. gembe dass., ksl. z^be-ti zgbsti zer-
reissen, spalten, sskr. jambha-te.
yovrj, yovo-g, oipi-yovo-g: yavi-aO^ai,, s-ysvo-vro, sskr. a-ja-
na-ta = eyivexo.
Sv6rpo-g Dunkel, Basis övE(f£ in lo-övecpe-g.
öohyo-g lang = lit. ilga-s, ksl. dligü (aus delga-s), Basis
öeXbx^ auch in kv-öeXexfi-g.
dnlo-g List, Köder, Basis öele in dile-ag^ ösXs-tqov, to
öiXo-g. In 66lo-g scheint o älteren Datums, vgl. lat.
dolu-s.
doiio-g Haus, Tigo-dofio-g, Ö0/.11], ol/,o-6o(.ir] Hausbau: difxB-
T€, dt(xO'(.iEv bauen.
doqd Haut, doQo-g, ßnv-doqog, ßov-öoQOg: öfge-re, digo-i-iEV
häuten.
doQTto-v Mahlzeit, Basis degne — dgercE in 6gt7tE-T€, 6ga-
7tO-(XEV. ^
doxr] Annahme, öo^o-g : ÖEXE-rai, dtyo-ftai.
dovgo-ö6/.rj , io-do/.o-g, laTO-öoArj : dez-E-rai, dixo-fiai.
vEo-dgoTto-g neu gepflückt, (6f.(6-ögon:o-g: ögtTtE-TE, ögsTto-
fiiEv pflücken.
ögniiin-g Lauf, f/il-iJgniiin-g hat nur t-dgafio-7' neben sich.
h>-onri Ruf: Iv-titM sage an.
Ontfo-g Dunkel, die Basis C«^ in Cttp-v-go-g'^
Die suffixlosen Nomina der griech. Spr. I. 11
tot] Haut auf der Milch: tie-ts, teo-fiev sieden, gähren.
f.uz-tiOQO-g, TtaQ-rjOQO-g : ^ege in rj£Qi-d^of.iaL. (rj = a [in
aeiQtü] lautet nicht um.)
d^oo-g schnell, dgr^i-^oo-g , ßo/j-^oo-g: d^h-rs, d^ao-f.tev.
d^QOO-g Lärm: d^qh-taiy d^QSO-juai.
ßov-yioXo-g Rinderhirt: /«'Ae-rat, /.iXo-f-iau antreiben.
'/.XoTtri Diebstal, -x-XoTto-g Dieb: Basis '/.Xerte in ro -^XiTto-g
und lat. clepe-re.
d-vo-o-Koo-g Opferschauer: B. a/.ef€ vgl. xo«w, goth. skav-s.
xoUtto-^ Bausch : Basis xe^TT« im german. hvelba ich wölbe,
" ^hvelban hvalb. " ' "
eiQO-y.oi.io-g Wolle bearbeitend (•/,o(^ii-iü) hat nur i-y.aj.io-v
neben sich.
■Aovri Mord neben e-'/.avo-v.
•AOVTo-g Stange: B. yevTe in yevTt-to.
TLOQo-g Sättigung: B. xege vgl. lit. szer-ti füttern.
Tigoxr] Einschlagfaden: x^exe-r«, xqiyio-iiiev den B'aden ein-
schlagen. , ly j
ygoTo-g Schlag : B. ygers vgl. lit. kertu ich haue^^^ f\ ; i ' | m"
TtaTQO-yzovo-g : s-ktovo-v vgl. fut. xtevio = {yxevs-üio).
Xoyo-g Rede, ovX-Xoyri'. Xiye-te, Xiyo-(.itv.
Xo7t6-g Schale : XsTts-ze , X€7to-/ii€v.
X6xo-g, a-Xoyß-g, vav-Xoyo-g: Xi^^-rau • xot/<arat Hesych, ro
Xho-9'
f.i6&o-g Schlachtgewühl: Wz. mat, sskr. math math-näti, ksl.
"möti^ti s^; eine genau entsprechende Basis nur im""lilT
metu = ksl. meta; Averfe (= tor(|ueG).
C7r]^"Spiel, Ec-/iwX7io-g: (.UXtve-tb, (.itXjco-(.iEv.
f.io(x(pri Tadel, a-f-iojicpo-g: iis/^fpe-re, (xaf.iq)0-(.iEV.
(.loviq das Bleiben, IlaQd-jiiovo-g : fnive-re, (livo-f^iev.
vo(.nQ Weide, vof(6-g, v6(.io-g: ve(.ie-Te, vifxo-i-iev.
iv-^oo-g, ysQao-^oo-g : §s£-t€, ^€0-/^iav schaben.
oö6-g Weg = ksl. chodü, Basis sede vgl. ksl. sid, sed ge-
hen (sskr. pf. si-shyada lief, fuhr).
oXy^ Zug, 6Xy.6-g: f-Xye-re, f'Xxo-fisv.
öi-07to-g Verwalter: ödTte-xE., öieno-f^uv verwalten, besorgen.
avv-OTto-g' avvoöog Hesych: orv-tne-täi, oivf7to-f.i(xi mitgehen.
OQY.o-g Eid vgl. jToXt-oQxe-io: B. fQ-/.£ in ro (■Qxo-g.
oqyi] Trieb, Zorn, B. feqye vgl. irisch ferg Zorn,
6q6-g Molke vgl. lat. seru-m, sskr. sara-ti.
o
=0
12 A. Fick
iei/.oa-OQO-g , rcevTrj'MVT-OQO-g Zwanzig-, Funfzigruderer, Ba-
sis ige in igi-Trjg Ruderer.
OQOffrj Dach, OQnq)o-g: egicpe-TE, F.Qi(po-f.iEv .
0Q(p6-g Waise in oQ(p6-io, oQrfo-ßnrrjg, lat. orbus, Basis igtpe
vgl. irisch erpim übergebe (für erbi-m).
OQX'^-S Baumreihe, Garten; egys in egxoc-TO-g Geheg, 'Eqxo-
/it€v6-g.
oxrj Unterhalt, oxo-g Halter: e^e-r«, exo-f^iev.
ox^-g Wagen, B. /«/« in tyeaffiv • aQ(.iaoiv Hesych, lat. vehe-re,
lit. vezu, germ. vega.
7iXo'/.ri, 7tX6'KO-g Geflecht, tcXI-he-te, yclino-f^iev.
TcXopo-g, TrXoog, Ti:QtoT6-7tXnn-g,\ali-7tXoog : ttM/e-te, Ttkeo-iiiEV.
TTvocjy, 7cvo^ Hauch: ttve/e-te, nvii^o-i-iEv.
Tiod-rj, 7i6d^o-g Verlangen : Basis tieÖ-e vgl. germ. bedjan bad
bitten.
7t6y.o-g Schur, Elgo-TtoKO-g Schaf: TtEi/M) (secundär aus rrex-
/w) TtE/.E in To 7tty.o-g Vliess.
7tnlE[.io-g Krieg, B. tzeXei-ie in 7tEl.Ei.dtto , germ. felma erschüt-
tern.
ETti TtoXrjg, noXo-g Wirbel, Angel, ai-Ttoko-g Ziegenhirt:
TtiXio, Ttilo-juai wende, betreibe, bin.
TtofiTirj Geleit, Ttoi^iTio-g Geleiter: Tte/iiTtE-TE , Ttif^tTCo-fiEv.
7to(.i(f)6-g Blase , B. ytEf-upE in TtE^iffig Blase , lit. pampu
schwelle.
Ttovo-g Mühe: TtivE-Tai, 7CEvo-/^iai.
TVOQÖ^ : TtigÖE-Tai, rttQÖo-fiai pedo.
TtroXl-TtOQd^o-g Städte zerstörend: 7tiqd^E-tE, 7rEQd^o-f.i£v.
TtoQo-g P'ahrt: tveIqü) e-Ttago-v, ksl. pire-ti er fährt.
Tcorrj Flug: 7rirE-Tai, TtEXO-iiai.
d^Eo-7tQ67To-g (durch Gott redend): /cgeTtE-zE, 7tQErto-f.iEv
heisst auch ertönen.
Titofa, TCToo-g Scheu vgl. lat. pave-facio, pave-o.
TtTOQO-g das Niesen hat nur E-7ttaQo-v neben sich.
Qoyxf^S das Schnarchen: Q^yx^-t^E, qEyyo-(.iEv.\ ,
Q'tr'jt Qoo-g Stiöimnitr, ßaUr-noo/o-g : qeJ^e-te, ^EO-fiEVA y/
qni)-o-g Geräusch, B. qlOi vgl. gaO^a-yeio.
^o/ißo-g Kreisel, att. (tvf^tßng: ^f(.ißE-TE, ^Efißn-ftsv.
^ojCTj Gleichgewicht: ^ette-te, q^/co-^ev.
a/.nTrr'j, oAOTiu-g Späher, Ziel, Ev-ü%oito-g'. Basis ay.ETts im
lat. 8pec6-re, conspice-re.
Die suflixlosen Numina der griech, !Spr. I. 13
G0(f>6-ii weise — altlat. sibu-s, B. aacpe — aa(pe in aag)i-g,
GfcoQu Saat: hat nur s-UJtccQrj-v OTtaQE-i g^oBen sieh, doch
vgl. fut. ojtEQM (=: GTcege-aw).
OTod, GTOfd Säulenhalle, B. Gvefe vgl. gtü-Xo-q, gtsv-to,
GTav-QO-g.
GTolrj Rüstung, GTolo-g Heereszug hat nur Gralrj-vai, gtu-
le-ig neben sich, doch vgl. fut. GtElü {GTeXe-Gio).
GTOvaxi] Gestöhn: GTavdxe-Ts, Gieväxo-(.iev.
GTOvo-g Gestöhn, dyä-Giovo-g : gtsve-tc, gtsvo-^iev.
GTOQyrj Liebe, cpÜM-GToqyo-g : GTagye-ce, GTiQyo-fisv.
GTOQ&t] Zinke vgl. ndd. stert, nhd. Sterz. fti > I
GTOxo-g Ziel, B. gtbxe \g\. Gvaxd-vrj Wage. - ^^i>wvpr-rv«.*^ 1
GTQoßo-g Wirbel, B. orgeße = GTQS(p£-Te, GVQtq^o-jiev.
GTQO(prj Drehung, GVQOcpo-g Seil: GxqifpE-TB, GTQS(fO-fiev.
TOKO-g Geburt, Zins, rtQOTO-Toxo-g: £-t£xo-v, rsxf'-ff^a/.
dva-Toh] Aufgang , iv-roh] : reXs in TeXe-d^co, ro riko-g.
iO(.iri Schnitt, T0fi6-g scharf, TOfio-g Schnitt, vlo-rof-iog, gxv-
lO-TOj^O-g: E-T€^l€, E-TEj-tO-V.
Tov/j Spannung, Tovo-g gedehnter Ton: B. teve z. B. in TEvtH
fut., d-TEV£-g, TEvo-vv- Sehne (part.) , lat. tene-o.
TQOjno-g das Zittern, d-TQo^o-g: tqe^e-te, Tgäf-io-^Ev.
TQOTirj Wende, TQorto-g, TtoXv-xQOTto-g, vTCO-rqoTto-g, TQOTTo-g
Ruderrieraen: rgeTtSTE, tq^tvo-i-iev.
TQOcp^ Ernährung , TQOcpo-g Pfleger , xovQO-T()6q>o-g : TQEtpE-tE,
tgicpo-fiEv.
TQOxrj Lauf, TQoyo-g Rad, Scheibe, rgöxo-g Lauf, TQ0x6-g lau-
fend, rund, 7TEQL-TQOxo-g : tqex^-te, tqexo-Hsv laufen.
7iaido-(pövo-g , cpaoGO-q^ovo-g, (p6vo-g Mord, Blut, (fnvi^ das
Morden : B. qiEVE zu gewinnen aus dem Aorist e-TiE-cpvE
(— e-7t£-cpEVE) vgl. irisch beni-m ferio.
g)d^oyyi] Laut, cpd^oyyng, Xiyv-cpd^oyyog : (fd^fyya-Tai , cpd^eyyo-
(fd^ovo-g Neid vgl. ahd. spanan reizen? B. ipd^ave?
cpi^oQa^ cpd^oQO-g Verderben, ^i'f.io-(f>&6Qog : als Basis nur
(pi^UQE in (pd^aqrj-vai , (p&aQE-ig (fut. (fdEQf-LO, (pd^EQÜ).
£/ii'Cployo-g feurig: (pX^yE-TE, (fXEye-d^oj.
cpoßo-g Furcht, d-cpoßo-g: (ptßE-jai, (fißo-fxai.
(poqßri Weide, 7ioXv-(poqßo-g, Gv-g)0Qß6-g : q)€Q߀-T£, (fiQßo-f-iEv.
14 A. Fick
(poQO-s Steuer, ßovlrj-cpoQO-g, öi'jo-cpoQO-g: (peQe-TS, (fSQO-fi€v.
XOt] Guss, TtQO-xof^y olvo-yopo-g^ Jtqo-xoo-g: ^f'/t-^^fi, Z*'/o-
(xev giessen.
XoXrj, x6lo-g Galle, Zorn, ä-xoXo-g'. Basis x«^« grün sein vgl.
lat. helu-s, holu-s, lit. zel-ti grün sein, ksl. zele-nü grün.
XOQO-g Tanzplatz, Reigen, Evqv-xoQog: yege fassen in ev-ye-
Q£-g, sskr. har hara-ti fassen.
XQOfii] Gewieher vgl, xqE[xs-&(s), xqE^iE-zitü),
xp6yo-g Tadel: i//f/£-T£, xpayo-f-iev tadeln.
Wurzelhaftes r] wird im Nomen zu lo in :
aQioyö-g, ccQioy^, s^-UQioyo-g: aQ^y€-T€, dgtjyo-fisv helfen.
Es ist zu beachten, dass einige Nomina mit wurzelhaftem
o Aoriststämmen mit a gegenüber liegen: so dgöfio-g neben
i'-ÖQaf.io-v, eiQO-'y.of^io-g, /.0(.is-it): e'-y,af,io-v, xorrj Mord: i'-Kavo-v,
TtavQO-yiTOVO-g, e-XTavo-v: TtoQO-g: l-naqri-v, dva-7taQ€-ig, rtTO-
QO-g: E-TVTaqo-v: ajiOQd, ajcaqs-ig, cpd^oqd : cfd^age-ig. Diese
Anomalie spricht sehr zu Gunsten der Annahme, dass das a
in den Aoriststämmen erst verhältnissmässig spät eingetreten,
um den Aorist auch lautlich vom Präsens zu scheiden (vgl.
Schleicher, Compendium §. 292). Darnach würden ÖQOfxo-g,
-Mf.io-g, moQO-g u. s. w. auf die älteren Aoriststämme dQef.is,
y.E(.ie, TtTEQE zurückgehen.
Ausnahmen von der Regel der nominalen Umfärbung zu o
sind äusserst selten: y&Xo-g, tqo-g, (Txf/rjy widersprechen durch-
aus nicht, weil sie nicht auf Präsens- oder Aoriststämme, son-
dern auf die allgemeinen Verbalstämme yEXccy equ, ay.E7ta zu-
rückgehen. tlEyyn-g Beweis, xf7.aJo-cj Getös, OTEyrj und TEyi]
Dacii sind jüngere Nebenformen zu den (T-Stämmen ro tlEyyogf
aeXuöeo- in y.El(xdEi-v6-g , axtyog und riyog und folgen daher
diesen im Vocal. So bleibt nur eine kleine Zahl uralter Wör-
ter, welche aus der Vorzeit her ihr e behauptet haben: ^fqyov
= ahd. werc, ^tqog Wolle, vgl. sskr. ; ura-bhra (Wollträger)
Widder, , «/f'pffjy Thau vgl sskr. varsha Regen, LEfd Spelt =
lit, java-i GetreiBer,~i^*/a Schau, d-Eo-g {SFEa-o-g) Gott zu d^ta-
aaoi^ai anflehen , dt (^ieXe zu fif-Xoj, yrz-'Jjy pedica und jceöov Bo-
den vgl. sskr. pada, beide zur Wurzel nsd, fsskr. ava-pada-ti
er fällt), x''?ffo-g trocken vgl. lat. horre-o und vielleicht noch
einige andere.
Noch strenger wird wurzelhaftes ei der Präsensstämme auf
Die suffixlosen Noraina der griech. Spr. I. 15
€ im identischen Nomen durch oi dargestellt, wie man aus der
folgenden Zusammenstellung sieht:
dXoicpri Salbe, atofi-äloKpo-g der Gesalbte (Hesych): aXeicpe-Tt,
dXelcpo-f.iEv salben.
df.ioiß^, df.ioiß6-g Wechsel, Wechsler: d(.iEiße-Tai, d(,ieißo~(xai.
dßOtSt], dotöi] Gesang, doiöo-g Sänger: dfstde-TS, deiöo-(xav
singen.
dloiTi] Sünde, Frevel: dleixe in dXuxriQ (Homer) Frevler,
vrjXlrrjg (für vrjleLTi]g) schuldlos vgl. german. litha ich
gleite.
lotß^ Spende: Xsiße-te, Xsißo-iuev giessen, spenden.
Xoiyo-g Verderben : Basis Xeiye noch nicht sicher nachgewiesen. A
Xoi7t6-g übrig: XeiTtE-Ts, XsiTto-^iEv lassen. /^Yi\AJi./v^
aiyxxTO-Xoixo-g blutleckend: Xeix£-T£, Xdxo-fiev lecken.
ho7fo-g Wechsel, Tausch: i-ieiTs vgl. sskr. (mith) metha-ti sich| ""Vt v v
gesellen, altercari (oder zu /<£t W^z. f.u wie xdiro-g zu n^t)
Uioixri^ fioixo-g Buhler: fieixs im german. miga mejo, sskr.
\ (mih) meha-ti mingere, Samen entlassen, vgl. lat. imme-
\ jere vulvae = coire. .^— — ""^ /;
olßo-g Stück Fleisch vom Hinterhalse des Ochsen, wohl = -^\^
„saftig" vgl. ei'ße-te, eißo-(.iEv triefen.
ßo7xo-g Haus: Basis /ft/.fi, vgl. sskr. vi^. vi-ve^a.
^oi7c6-g krumm: Basis geme vgl. giTi-vo-g.
öi^dldo-g, Y-oido-g maked. 6ioi'Ar]Ti]g , Ta/nlag: a/siöa vgl. lit.
skedu = mhd. schide (scheit) ich scheide (aber lat. cae-
do|, de-cido vgl. goth. skaida scheide).
OKoirro-g Töpferscheibe (?) vgl. ahd. sciba Scheibe, mhd. schi-
ben scheip rollen lassen, drehen.
OToißi] das Stopfen: ateißE-xE, axEißo-fXEv treten, festtreten.
axoixo-g Reihe: oteIxe-te, axEixo-fiEv schreiten.
Tolxo-g Wand, Mauer: Basis teixe in to xElxo-g, vgl. germ.
diga ich knete.
qid^OT] (für (p^o'}ri) Auszehrung geht auf q)d^£i€, vgl. q>M£-vai^
sskr. (kshi) kshaya-ti vernichten, verderben, kshaya Ab-
nahme, Untergang.
XQou], xQf^o: Haut, Farbe: B. XQ^^^ zu erschliessen aus xQt<^
bestreichen (?).
(piiißog rein, klar geht auf die Basis (fEißs vgl. lat. feb-ruus,
etwa zu lit. zib zeb leuchten, zaiba-s Blitz?
Ausnahmen existiren nicht: nEiy.6-g Vliess geht zwar auf
>"^'
16 A. Fick
das Präsenstheraa /rtt/cu, allein dieses enthält ein unächtes «
(TtsUü) für TTr/zw = nfüj^o)) und das hei Komikern übliche
(fsidog Sparsamer, Knicker beruht wie die Verwendung von
(p£idwv in diesem Sinne auf einem Spiel mit der Namengruppe
Weiös in (Deld-iTtrtog: 0£idlag, OeidvXog, (Veiöiov.
In einigen Fällen folgen auch solche Nomina der Analogie
der Ei — c-Stämme, welche auf ein präsentisches ie zurückgehen
(also £ — <£-Stämme). So
'AXoi6-g att. zhr)6-g Fessel: xIeie-te, xX^e-te schliessen, ur-
. sprünglich yiXsf-iE.
fiolQU Theil: fiEige-zai, iiiEiQo-f.iat. (für i.iEQ-io-(iai).
Dagegen ist in ax,o-i6-g schattig die Wurzelform axo an-
zunehmen, wie in axo-ro-g, daraus regelrecht axo-to-g.
Die Darstellung eines verbalen Wurzelvocals ev durch no-
minales ov findet nur statt in:
gttovöt^ Eifer: otcev-öete, ajtEvdo-juEv.
Trotzdem sind die Ausnahmen nur scheinbar. Anlautendes
EV behauptet sich nämlich auch im Nomen, wenn es aus c«
hervorging: daher EvXr] Made, Stamm /eXe volvi, evv}] Lager —
ahd. wona in gi-wona, wonon wohnen, Ev^tj : evxe-züi, evxo-
(.lai geht entweder auf eine Wurzel /«/ vgl. lat. vovere, oder
auf vansk wünschen (nach Curtius).
Um zu begreifen, wie das ev in Aetxo-g licht, itEVY.v] Fichte,
lEv^o-g Dintenfisch (vgl. sskr. dodhat ungestüm, Wz. dhu =
^t;) sich behaupten konnte, ist zu bedenken, dass das Vocal-
spiel zwischen dem verbalen e und dem nominalen o erst ver-
hältnissmässig spät eintrat, um Verbal- und Nominalstämme
deutlicher zu scheiden. Es mussten also nur solche Stämme
diesem Vocalwechsel unterliegen, welche zugleich im Verb und
im Nomen erschienen, dagegen konnten alle Nomina, deren
entsprechende Verbalstämme untergegangen waren, zwar auch
der sonstigen Analogie der Nomina folgen, ebenso wohl aber
auch ihr altes e behaupten. So erhielten sich ntöi], n^öav,
Eß/gat], te/äj weil die Verbalstämme tteöe, e/eque, tEßS nicht
mehr neben ihnen vorkamen, so erhielten sich auch Aeixo-?,
TtEvxrj^ T£vi^o-g, weil es neben ihnen nicht mehr die Verbal-
stämme Xevxe, ttevkEj TEvd^E gab. —
Für die Composition gilt das ausnahmslose (lesetz, dass im
ersten (iliede die verbale Stammform e-e, im SchlussgUede die
nominale o-o erscheint, z. B. :
Die suffixlosen Nomina der griech. Spr. I. 17
EX'jie-Xitcov : öl-olzog.
ixs-rtevictjg: avv-oyrj, VTteiQ-oxog.
Afi/fi-TTo/ryc; : a-Xoxog, vav-Xoxog.
jiu.vs-xccQf(rjg, f-isve-ytToXeiiiog : 7taQd-/.iovog.
aTQ£(f€-ÖLveoj: iv-aTQog)og.
TQsxi-daiTtvog : /cegl-Tgoxog.
(fEQe-y.aQTtng: '/.aqrco-fpÖQog , (DeQS-xlFjg: Kleo-qiOQog.
Aeix-^VP^Q, Auxo-rciva^: aif.iazo-loix6g.
Nicht bloss der Praesens- und Aoriststamm auf £, sondern
auch der Perfectstamm kann ohne Zutritt von Nominalsuffixen
als Nomen verwendet werden. Die Bildungen dieser Art zer-
fallen in zwei Abtheilungen, je nachdem das Nomen die Redu-
plication des Perfects beibehält oder nicht. Die Reduplication
wird nur bei der vollen sog. attischen Verdoppelung auch im
Nomen gewahrt; die Vocalumfärbung des tj zu w erfolgt re-
gelrecht wie bei den Stämmen auf s: ceQCüyog: aqriyo). Dieser
Bildung folgen:
dytoyr], aycoyo-g Führung, Führer: dyi]yo-xa (dafür gewöhn-
lich dyrjo-xcc).
dyicüxrj Schärfe: pf. «jcryx« zu erschliessen aus dxax-/nevog;
d^icov Wurfspiess ist part. praes. oder aor. des alten
Verbs du.
syQTi]yoq6-g wach: fyQ^yoQs wachte.
idcoö)] Speise, eötodo-g gefrässig : sörjöcog, f.dtjdo-iia, sörjöo-Tai.
odtüd^ Geruch : odtode roch.
oziox^ Halt, avvoxcox^: oycwxs, oytcoxf-vai (vgl. Fritzsche in
Curtius Stud. VI, 303.)
ojTWTTjy: ortcoTte; ortlita in TtaQd^ev-OTtiTtrj-g zeigt Vertretung
von (o durch 1 wie in nifco — Ttcovco.
dvMyrj Zwang lässt sich auf das Pf. avcoys, aber auch auf
das spätere Praesens dvcoye-ts beziehen.
Ebenso kann das späte ysyiovo-g auf ysyiovs oder das praes.
yeyojve-Ts gehen.
Wenn aqovQa nichts wäre, als der nominal verwendete Stamm
des Perfects dQ^Qo-rai, so müssten wir agwQa erwarten,
es ist daher die Deutung dgoQ-fa vorzuziehen.
Den Perfectstamm ohne Reduplication enthalten Nomina wie:
lox-äyö-g, xvv-yyö-g, OTQat-rjyo-g vgl. 7jys-0f^iai = ays-Ofiai:
Perfect rjxi-vai^ dy-rjyo-xcc.
2
18 V A. Fick
cM * n/0ia)o-s Fischenl^z: vgl. yeyottpiög- 6 Ttt7g\(EQalv^'%liEvhv\
I ^^esych, lit. gnb, germ. gtv^ gmf^ lit. sVgreb-ti har-
\ ken vgl. ayQEicp-va Harke. \
diöaxt] Lehre: de-dtdaxe, ds-diöaxs-vai.
dovTVo-g: öe-dovjte, der Aorist e-öovTio-v ist spät.
d-ccTta-v' (poßov Hesych : ze-d^tjrre staunte.
xvq>6-g gebückt: y.i-y.v(fs.
iL ^oyxf] Loos: U-loyxs erlooste.
0QVX1], TOLx-tfQvxo-g : 6q-c6qvxs, das Praesens nQvyo) ist sehr spät.
TcaXaxr] Loos: {rte-TtdXaxs vgl.) Tts/taldx-O^cci loosen.
^coy^ Riss: 8-QQioys riss.
TaQaxrj Verwirrung: s-Te-xaqdxBi plusqpf., TE-TUQay-fiai.
q>QiY.ri Schauer: 7tf:-(pQl,v.e schauerte.
(OTtri Anblick: ott-iottu.
Hiernach sind Bildungen wie aUi] (zu dtaaco, wie cpQiyiij
zu (fQLaaat 7te-q)QLY.a) dfiix^j (dfiuGGco) I/rog (l'/riio) qirrrj (^i/iTO))
TÜyog (raffffw) zu beurtheilen und zu deuten.
Auch der Aoriststamm auf ~aa, -as kann ohne Weiteres
nominal verwendet werden, wie dieses ja schon im Infinitiv ge-
schieht, denn do^at, ist offenbar nichts anderes als der Dativ-
Locativ eines Nomens do^a, welches gar nichts enthält als den
nominal verwendeten Aoriststamm öo^a. Die weiteren Casus zu
öo^ai liefert das Nomen ^ dö^a, welches demnach nichts ist,
als die Vervollständigung des Infinitivdativs dö^ai. Hierher ge-
hören :
dar] Sättigung, Ueberdruss: daai inf.
du^a, €v-do^o~g: öo^ai inf., e'-öo^e.
■Kovgd Schur, xogao-o) scheere, also — -/.ogaa vgl. keIqui inf.
= yciQ-aa-i, t-xeiqu — f'-ytsQ-aa; "AOUQd zeigt Vocalum-
färbung.
(.iv^a Schleim: d/c-f-^iv^a.
TifTiaa Ueberredung: nelaaL inf., I'-Tteioa.
Den Aoriststamm ^/;za in l'-O^rjyta enthält das Nomen ^jJxj^,
dia-drj/.rj, avv-d^t^yirj.
Mit dem Aoriststamm auf -ae, der in der 3. sg. hervortritt, sind
identisch Bildungen wie:
^Qi^f'^-S zu t-cpQi^e, iifio g Epheu (Jif'e), xa^«i//o-g krumm
(t-nafufje), 7ttt:aao-g zu ^-TttraoE, to^ov Bogen zu e-tooos
traf (Wz. Tov = rox) und andere.
Die suffixlosen IS^omina der griech, Sprache. I. 19
Wir haben gesehen, dass fast allen den Nominalstämmen,
in welchen man ein primäres nominales a-Suffix vermuthen
könnte, lautlich identische, oder doch ursprünglich identische
Verbalstämme gegenüber liegen. Die Fälle, wo dieses nicht
zutrifft, sind so vereinzelt, dass man keinen vernünftigen Grund
finden kann, hier eine abweichende Bildungsweise anzunehmen.
Sind nun die lautgleichen Nominal- und Verbalstämme wie
dQx6-,g) und aQyo-{(.iev) , wie ja der Augenschein lehrt, iden-
tisch, so fällt damit die Annahme eines Nominalsuffixes a in
das wohlverdiente Nichts zurück, woraus die Indische Gramma-
tik es heraufbeschworen, und es ist an der Zeit anstatt dieses
Phantoms ein richtigeres Bildungsprincip aufzustellen. Bei der
innigen Verwandtschaft der indogermanischen Sprachen gilt das
Gesagte für alle Glieder dieses Stammes, doch beschränken wir
uns hier vorläufig auf das Griechische. Hier ist an der Stelle
des vermeintlichen a-Suffixes der Satz aufzustellen: jeder in der
Flexion des Verbs erscheinende Verbalstamm kann ohne Zutritt
von Nominalsuffixen ohne weiteres auch als Nominalstamm ver-
wendet werden. Im Verlaufe dieser Abhandlung haben wir die
folgenden Typen kennen lernen:
1. Praesens- und Aoriststämme auf -e werden nominal ver-
wende; wurzelhafte e-Vocale werden im Nomen zu o um-
gefärbt :
a. ay6-g\ ayo-j^sv, Xa^a, Irjd-rj: lad-o-/usv, l^d^o-f^ev, al-
■O'O-g: acS^o-iiiev, yoog: e-yoo-v, Uao-q: tioo-fxev, liTij:
XiT€-ad^ai, zTV7T0-g: k'-xzv7to-v.
b. ccyoQcc: dy€Q€-ad^ai, OQOcp^: sQicpo-(.iev, q)6Q0-g: (peQO-f^sv,
dgcoyo-g: dQrjyo-f.i€v, doiöö-g: deldo-f-uv, arcovö^: artev-
do-^ev.
2. Perfectstämme als Nominalstärame verwendet a) mit Be-
wahrung b) mit Einbusse der Reduplication :
a. aycDyrj: dyriyo-yß^ idwd^: sdrjdo-Tat.
b. 7ii(p6-gi -Ae-xvcpe, cpQlxrj: 7t£-(pQix.€.
3. Aoriststämme auf aa, ae nominal verwendet:
öo^a: öö^ai, rcetoa: TtelaaL.
q)Qi^6-g'. s-cpQL^e, t6^o-v: e-Toaas.
Die übrigen Typen werden in einem der nächsten Hefte
dieser Zeitschrift zur Besprechung kommen.
A. Fick.
2*
20 Leo Mej'^er
TJeber die griechischen, insbesondere die homerischen
Nomina auf ev.
Dass die später ganz ausgeprägt substantivisch gebrauch-
ten griechischen Nominalbildungen auf 8v in alter Zeit der ad-
jectivischen Beweglichkeit noch nicht ganz entkleidet sind, zeigt
die homerische Sprache in mehreren Beispielen. Die Hunde,
die als treue Genossen ihrer Herren namentlich bei Tische
(r^ttTTfi^a) mit anwesend zu sein pflegen, heissen TQaTtetijfeg
yivveg (Ilias 22, 69; 23, 173 und Odyssee 17, 309) und ein et-
waiges substantivisches xqaTts^evg begegnet daneben gar nicht.
Der „Bearbeiter des Erzes (xaAxdg)" heisst xalxavg (Ilias 12,
295; 15, 309 und Odyssee 3, 432j, daneben aber begegnet dvrjQ
XaXiisvs (Odyssee 9, 391) und in der Mehrzahl xa/f-Jt^y/eg avdqeg
(Ilias 4, 187 und 216). Ebenso ist dviqQ auch noch sonst das
Substantiv, an das Noraina auf ev mit adjectivischem Werthe
sich anschliessen , so Ilias 17, 65: avdqeg voi^rjßsg, die mit der
Weide {vofxri) zu thun haben, und Ilias 15, 489; 17, 203 und
Odyssee 24, 460: dvÖQog ccQLOTtjfog und Odyssee 14, 218: av-
ÖQag ccQLOTrjfag. Neben der letzteren Verbindung begegnet auch
ysQOVTCcg ccQiOTfjßag (Ilias 2, 404) und xovqritag dgiar^fag (IHas
19, 193), worin also das eine Mal Greise, das andere Mal junge
Männer als „angesehenste, vornehmste" bezeichnet werden. Die
Ruderer, die mit dem Seewesen (aho-) zu thun haben, nennt
der Dichter i^hag dXifjfag (Odyssee 16, 349), während ihm an
anderen Stellen (Odyssee 12, 251; 22, 384 und 24, 419) das
dXi6v- schon selbstständiges Substantiv „Seemann, Fischer" ist.
Auch ßaadev-, obwohl seiner Bildung nach ganz eigenartig,
mag hier noch genannt sein, da es der Grieche gewiss schon
früh als zu den zahlreichen übrigen Bildungen auf ev ganz zu-
gehörig auffasste: es erscheint in den Verbindungen ßaailrjfi
J=dvay.zL „einem fürstlichen Herrscher,* (Odyssee 20, 194) und
ßaailij^L dvdql „einem fürstlichen Manne" (Odyssee 24, 253),
neben denen auch wohl noch ßaail^feg ccqxoI „fürstliche Her-
ren" (Odyssee 8, 390) angeführt werden darf.
Auch noch ein anderes Jbesonders Wichtiges) lehrt gerade
die homerische Sprache in Bezug auf die Bildungen auf ev, was
auch in den angeführten Beispielen schon entgegen getreten ist:
fast alle ihre Casusformen, für die man in der homerischen
Heber die griech., insb. die homerischen Nomina auf €v. 21
Sprache noch das Vorhandensein des Halbvocals wird anneh-
men dürfen, haben vor diesem Laut gedehnten Vocal. Die Aus-
nahmen von dieser Plegel bilden abgesehen von der Pluralgene-
tivform ToyJßMv „der Eltern" (Ilias 15, 660 und 21, 587), ne-
ben dem aber toxrjfcov doch häufiger auftritt, überhaupt nur
einige Eigennamen, insbesondere Tvöevg und l^TQevg, von denen
ausser der vereinzelten Accusativform Tvöfj (nur Ilias 4, 384),
die ebensowohl aus Tvdefa als aus Tvör^fa entstanden sein
kann , gar keine Casusformen mit innerem rj vorkommen. Der
(lenetiv Tvöefog ist sehr gewöhnlich (Ilias 2, 406; 4, 365;
370; 5, 25 und sonst), der Dativ Tvdefi begegnet Ilias 4,
372 und 10, 285, der Accusativ Tvöefa nur Ilias 6, 222.
Der Dativ L^tq^/l findet sich nur Ilias 2, 105; der Genetiv
!ATQhJ-og wieder häufiger (Ilias 2, 23 = 60; 3, 37; 4, 98 und
sonst). Weiter sind mit der inneren Vocalkürze noch zu nen-
nen: Qrjoej^a in zwei sicher nicht alten Versen (Ilias 1, 265
und Odyssee 11, 631), lAi.Laqvyv.fJa 'nur Ilias 23, 630), Fl-
cpij'a (nur Ilias 16, 417), Kaiveja (nur Ilias 1, 264), Nrj-
Ufa (nur Odyssee 15, 229) neben Ntilrjfa (Odyssee 11, 254
und 15, 237) und Nrjlri^og (Ilias U, 692; Odyssee 3, 4; 15,
233), noQd^ffi (nur Ilias 14, 115^ TT/yA^'/t (nur Ilias 24, 61)
und nriUj:og (Ilias 16, 203; 18, 18; 20, 2; 21, 139; 22, 8;
250 und Odyssee 24, 36) neben nrjlrifi (Ilias 16, 381; 867
und sonst) und nrjl^fog (Ilias 9, 147; 289; 11, 769 und
sonst), QyvUfog (nur Ilias 10, 110 und 175) neben (DvXijfa
(nur Ilias 23, 637), 'Oövaof'fog (nur Ilias 4, 491) neben häufi-
gem ^OdvGorjfag und 'OdvöGefa (nur Odyssee 17, 301, wo aber
wohl 'Oduao^/ zu lesen sein wird), Tvcpcoefog (nur Ilias 2, 783)
und TvfpwijL (nur Ilias 2, 782) und JtoQiifeg ,Dorier* (nur
Odyssee 19, 177). Ausser in diesen Casus hat sich die kurz-
vocalige Form ausnahmslos festgesetzt in den patronymischen
Ableitungen, wie .Alysfidrig (Ilias 1, 265), l4LiaQvyy<.£fiöi]g (Ilias
2, 622 und 5, 517) ^TQs=id,]g, Kaivsflörjg (nur Ilias 2, 746),
Nr]lefidi]g (Ilias 23, 652), nrjXsztörjg und ^Argsfiiov, UrjXefuov
und den übrigen. Auch in den Dativen ^AyLlXel (nur Ilias 23,
792 versschliessend) und 'Odvasl (nur Odyssee 5, 398 und 13,
35, wo möglicher Weise Vdvorj/ mit Abfall des dativischen l
zu denken wäre) Avird man zunächst Entstehung des Ausgangs
et aus €fi mit kurzem Vocal annehmen müssen. Dass an diese
Formen auch noch die Casus vliog „des Sohnes" (Ilias 24, 122;
22 Leo Meyer
Odyssee 3, 489 und sonst), vlh (Ilias 3, 174; 15, 455; 20, 81
und sonst), vUa (Ilias 13, 350), viisg „Söhne" (Ilias 2, 641;
666; 5, 10 und sonst) und vuag (Ilias 2, 693; 5, 149; 11, 123
und sonst) sich anschliessen, wie gewöhnlich angenommen wird,
also bei Homer zu lesen seien vUßog^ vMfi und so fort, ist
durchaus unwahrscheinlich. Einen Nominativ vlavg, mit dem
jene Auffassung als richtig erwiesen sein würde, kennt Homer
ebenso wenig als einen etwaigen Vocativ viev oder Pluraldativ
vUvai, statt welches letzteren vielmehr viöiolv (Odyssee 19,
418) und gewöhnlicher vlaoL auftritt.
Diesen Thatsachen gegenüber hat man für die homerische
Sprache eigentlich nur das Recht, statt von zahlreichen Grund-
formen auf ev von solchen auf >;/ (aQiaTijf-, dhrjf- und so
fort) zu sprechen. Auch Ahrens hebt in seiner homerischen
Formenlehre (§ 30, Anmerkung 3) die Alterthümlichkeit der
Vocallänge in jenem Suffix hervor und bezeichnet noch neuer-
dings im Philologus (35, Seite 16) das nominativische evg als
aus rjvg entstanden, das vielleicht auch kyprisch und noch ho-
merisch sei. Ein altgriechisches Nominalsuffix rjf aber kann,
wie es mit jenem ev doch ganz gewöhnlich geschehen ist, un-
möglich unmittelbar mit einem altindischen den Halbvocal j
enthaltenden Suffix j'u zusammengestellt werden, da, soviel wir
wissen, kein einziges griechisches r] aus einem Halbvocal sich
entwickelt hat. Möglich würde, wie ich schon in meiner ver-
gleichenden Grammatik (2, S. 259) ausführte, der Zusammen-
hang jenes Suffixes rjf Uv) mit altindischem j'u nur dann sein,
wenn das letztere auf ein altes iv und noch älteres iva zurück-
führte. Darin würde sich das va als eigentlich letztes Suffix
deutlich ablösen und an der Stelle des ihm vorausgehenden
inneren Vocales i, der als einer schon zu (ü runde liegenden
Form angehörig zu denken sein würde, Hesse sich ein älterer
a-Vocal vermuthen, der in entsprechenden griechischen Formen
aus irgendwelchem Grunde gedehnt sein könnte.
Auch Georg Curtius (Grundzüge Seite 596 und 597) weist
die Zusammenstellung von ev mit dem altindischen ju zurück,
bringt an ihrer Stelle aber zur Erläuterung der in Frage ste-
henden griechischen Bildungen eine Combination, deren Unan-
nehmbarkeit bereits von Pott (Wurzelwörterbuch 1, Seite 1237
bis 1241) klar gelegt ist. Es wird nämlich von Curtius gesagt,
dass die griechischen Nomina auf ev-g sich „grossentlieils gleich-
Ueber die griech,, insb. die homerischen ^N'omina auf ev. 23
sam vor unsern Augen in einzelnen Casusformen als Erweite-
rungen von Wörtern auf og" entwickeln, wobei das homerische
rjvioyog „Wagenlenker", neben dem auch ein gleichbedeutendes
rjvLOxevg auftritt, als einziges Beispiel genannt und noch hinzu-
gefügt wird, dass die alten Grammatiker für diesen Vorgang
den Namen 7taQaaxr]f^iciTiOf-i6g haben. Selbstverständlich aber
hat dieser gelehrt klingende Name, dessen genauere Prüfung
für die Geschichte der alten Grammatiker sicher von Bedeutung
ist, gar keinen Werth für uns, wo sichs um die bestimmt ge-
stellte Frage nach der Bildung irgendwelcher griechischen Wör-
ter handelt. Dazu aber ist es jedenfalls ein sehr unglückliches
Verfahren, bei der Besprechung der Bildungen auf svg mit ei-
nem sehr ungenauen „grossentheils" gerade von solchen Formen
auszugehen, die mit den scheinbar ihnen zunächst zu Grunde
liegenden Bildungen ganz die nämliche Bedeutung zu haben
scheinen, und nicht vielmehr von solchen, die wie zum Beispiel
iTCTt^f- {iTtTcsv-) neben %7C7co- mit dem neuen Kleide auch eine
wesentlich neue Bedeutung erhielten und von denen kein ver-
nünftiger Mensch wird behaupten wollen, dass sie sich „gleich-
sam vor unsern Augen in einzelnen Casusformen als Erweite-
rung von Wörtern auf -og" entwickelten. Wenn Georg Curtius
im Anschluss an die letztangeführte Wendung bemerkt, dass er
schon im dritten (Seite 76 ff.) und vierten Bande (Seite 213)
der Kuhnschen Zeitschrift nach Schleichers Vorgange gezeigt
zu haben glaube, wie ein solches zur Individualisirung [?] der
Form dienendes Suffix -«/ oder -av in dem slavischen -ov
nebst den Verben auf -ov-a-ti sein Analogon habe, so wird es
nöthig sein, die angeführten beiden Stellen noch einmal einer
genaueren Kritik zu unterziehen.
Am Wenigsten bietet die zweite; nämlich überhaupt nichts
Erläuterndes, sondern nur unter der absonderlichen Ueberschrift
„individualisirende Suffixe" die Behauptung, dass in den Femi-
ninen ev7iaz£Q€ia und evQvodeia die Stämme nareg- und o66-
vor dem t ein secundäres ev, ef erhalten haben, für die nicht
die Spur eines Beweises beigebracht ist. Die zweite leitet ein
mit der Bemerkung, dass die Sprachvergleichung der Zeit ent-
wachsen sei, in der man einzig und allein aus dem Sanskrit
Belehrung gehofft habe, als ob man heute, etwa ein Viertel-
jahrhundert später, die unerschöpflich reiche Belehrung, die das
Sanskrit bietet, schon über und über ausgebeutet habe, und
24 Leo Meyer
bringt als Beispiel dann den „glücklichen Gedanken Schleichers
das bisher unerklärte €v der griechischen Nominal- und Verbal-
bildung mit dem slavischen ov zu vergleichen". In sehr wenig
glücklicher Weise werden dann zunächst den Verben auf evo)
die vereinzelten auf ovw zur Seite gestellt, ehe noch einiges
über die Noraina auf ev-g hinzugefügt wird. Dabei wird dar-
auf Gewicht gelegt, dass wir im Griechischen, worauf Schleicher
auch schon hingewiesen habe, jenes ev (£/, «) zum Theil nur
in den casibus obliquis und im pluralen Nominativ finden, was
eine sehr merkwürdige Uebereinstimmung mit dem slavischen
Gebrauche, zumal mit dem kirchenslavischen , sei, wo, wie
Schleicher mittheile, durch diese Endung einsilbigen [!] Wörtern
im Plural mehr Nachdruck [?] verliehen werde. „Sehr merk-
würdig" finden wir weniger diese Uebereinstimmung, als die
Behauptung, dass sie existire, da zum Beispiel die homerische
Sprache die Singularnominative ahevg (Odyssee 12, 251), d/Li-
(pKpoQsvg (Ilias 23, 92), drceQioEvg (Hias 8, 361), uqevg (Ilias 1,
370), -/.EQainevg (Ilias 18, 601), vof.isvg (Ilias 15, 632; Odyssee
4, 413), oxEvg (Odyssee 3, 372), xaly.Evg (Ihas 12, 295; 15,
309; Odyssee 3, 432; 9, 391) nicht meidet.
Was Curtius weiter noch anschliesst, können wir nach den
bereits gegebenen Proben hier ganz unberücksichtigt lassen und
wenden uns lieber direct zu den von ihm angeführten Schlei-
cherschen Auseinandersetzungen. Schleicher bespricht in seiner
Formenlehre der kirchenslavischen Sprache (Bonn 1852), Seite
196 und 197, abgeleitete Verba auf -ovati (unter bestimmten
Lautverhältnissen evati), in deren v er ein zugefügtes pronomi-
nales Element erkennt und als deren schlagende Parallele er
die „ganz auf gleiche Weise gebildeten" griechischen Denomi-
native auf EVM bezeichnet, „die nur so eine p]rklärung finden",
und kömmt dann etwas später (Seite 202 bis 203) auf die
Flexion der männhchgeschlechtigen «-Stämme, vor deren Ca-
susendungen sich nicht selten ein v finde. Auch in diesem v
erblickt er ein pronominales Element, das im slavischen Pro-
nomen oöü und im altbaktrischen ava als selbstständiges Wort
erscheine, mit dessen Vorsetzung vor die Casusendungen er sehr
unglücklich die des n in der deutschen schwachen Dechnation,
das auch ein pronominales Element sei, vergleicht. Jenem pro-
nominalen V aber, vermuthet Schleicher, und zwar in ziemlich
unsicheren Ausdrücken, verdankten auch die griechischen Sub-
lieber die griech , insb, die homerischen Nomina auf sv. 25
stantiva auf evg (für ej-g), in denen jenes pronominale Element
zum festen Suffix geworden sei, ihre Entstehung. Die Erklä-
rung jenes fraglichen v in der Flexion der Nomina durch di-
recten Einfluss der M-Stämme, wie sie von Bopp und Miklosich
aufgestellt worden war, die „die a-Stämme durch die w-Stämme
verdrängt sein lassen", erklärt Schleicher für eine Unmöglich-
keit und verweist bezüglich ihrer von ihm versuchten Widerle-
gung auf einen älteren Aufsatz, den weiter nachzuprüfen uns
für unsere speciellere Frage ganz und gar überflüssig zu sein
scheint.
Viel richtiger ist, wo sichs um Schleichersche Auffassungen
handelt, wenn man ihm nicht unrecht thun will, noch das zu
erwägen, was er später gelehrt hat. Schon in der zweiten Auflage
seines Compendiuras (Weimar 1866) aber lehrt er in Bezug auf
die das v enthaltenden abgeleiteten Verbalstämme (§ 2\2), ihr
V (ov) sei ein in der Stammbildung des Slavischen und Littaui-
schen sehr beliebtes Element, welches von den w-Stämmen, die
im Slavischen mit den a-Stämmen vielfach zusammen fallen,
seinen Ausgangspunct genommen, dann aber zu einem selb-
ständigen Suffixe sich entwickelt habe, und in Bezug auf die
Flexion der Nomina (§ 245; ebenso in der ersten Auflage),
im Slavischen mische sich die Declination der w-Stämme völlig
mit der der männlichen und ungeschlechtigen a-Stämme. Wer
also mit der wirklich Schlei cherschen Beurtheilung jenes suf-
fixalen slavischen v der Erläuterung der griechischen Bildungen
auf fif zu Hülfe zu kommen meint, dreht sich nur im Kreise
und erklärt nichts. Auch Leskien in seinem Handbuch der
altbulgarischen Sprache (Weimar 1871) spricht (§ 60) von ei-
nem „Uebergang der masc. a-Stämme in die Analogie der u-
Stämme und umgekehrt".
Benfey hat in seiner inhaltreichen Abhandlung über die
Entstehung des indogermanischen Vocativs (Göttingen 1872) die
Ansicht ausgesprochen, dass mehrere Themen, welche in der
Declination auf av (t/, «) auslauten, ursprünglich durchweg
durch Vortritt von « erweiterte Themen auf v seien (Seite 60
und insbesondere Seite 75 bis 79), wie er in gleichem Sinne
auch schon im ersten Bande seiner Zeitschrift Orient und Oc-
cident (Göttingon 1862, Seite 274) zu bemerken Gelegenheit
nahm, dass das 6t' griechischer Themen vielfach nur die ver-
stärkte Form von v sei. So sei zum Beispiel (Seite 57) der
26 Leo Meyer
Singulargenetiv i^fog (Ilias 19, 342; Odyssee 14, 505; 15, 450)
sowohl als der Pluralgenetiv iawv (Ilias 24, 528; Odyssee 8,
325 und 335) aus der Grundform iv- gebildet, neben der
als männlicher Nominativ ivg (Ilias 2, 819; 12, 98 und sonst)
und Accusativ ivv (Ilias 8, 303; Odyssee 18, 127) auftritt.
Gerade das eigenthümliche Schwanken dieser beispielsweise an-
geführten Casusformen in Bezug auf die Behandlung des ihnen
zu Grunde liegenden Nominalthemas aber, wie dann weiter auch
noch die geläufigeren Casusformen homerischer Adjectiva auf v
mit ihrem inneren durchaus kurzen Vocal, wie evQtfog ,des
breiten' (Odyssee 4, G03), rtaxirog ,des dicken' (Odyssee 10,
439), coKiH jdera schnellen' (Ilias 15, 238 und sonst) und an-
dere, mu8S uns mehr als bedenklich machen, grade von ihnen
bei der Erklärung der in eine so bestimmt abgegränzte Gruppe
zusammengefassten griechischen Bildungen auf av auszugehen
und das ev (homerisch meist rjf) durch jenen rein zufälligen
Vortritt eines «-Vocals vor zu Grunde liegendes v zu erklären.
Die Bildungen auf sv tragen ihrer überwiegenden Mehrzahl
nach ganz deutlich das Gepräge der Abgeleitetlieit, dem gegen-
über doch auch das noch hervorgehoben werden darf, dass
Benfeys vollständige Sanskritgrammatik auch nicht ein einziges
Beispiel durch secundäres Suffix u gebildeter Wörter bringt.
So wäre es doch sicher in jeder Beziehung bedenklich, die bei-
spielsweise als erste von uns genannte homerische Form auf ry/
{ev), das adjectivische TQUTTetrjf- {TQajtaCev-) , das deutlich un-
mittelbar auf TQcc7ce'Ccc „Tisch, Tafel" zurückführt, durch den
Antritt eines suffixalen v, vor dem das auslautende a von tq(x-
7teCa dann erst abgefallen sein musste, und dann wieder mehr
zufälligen Vortritt des a-Vocales vor das suffixale v zu erklä-
ren, während doch auf der Hand liegt, dass in rQUTtstrjf- das
ihm zunächst zu Grunde liegende T(»«7r«ca in Bezug auf seinen
auslautenden Vocal ganz unversehrt erhalten blieb und nur das
halbvocalische / als neues suffixales Element zutrat. Ganz
ebenso aber verhält sichs ohne Zweifel auch mit den übrigen
schon genannten homerischen Formen: xaX'/.rjj^- (^cfAzet'-) be-
zeichnet den, „der mit dem Erze zu thun hat" und führt un-
mittelbar auf yalKo- zurück, dessen auslautender «-Vocal in
der abgeleiteten Bildung nur noch nicht die trübe Färbung an-
nahm, die in dem einfachen Worte sich entwickelte. Ganz
ähnlich aber führt ahijf- „der mit dem Seewesen zu thun hat"
Heber die griech., insb. die homerischen Nomina auf €v. 27
zunächst auf alio- „zum Meere gehörig, das Meer betreffend"
zurück und dgiaTrjf- zunächst auf das superlativische ceQiaro-,
so dass es zunächst wohl den bezeichnet „der mit dem Besten,
dem Vorzüglichsten zu thun hat" oder auch den „dem das
Beste, das Vorzüglichste gehört".
Ganz ebenso aber verhält es sich dann ohne Zweifel auch
mit den schon genannten vnf.irjf- „der Hirt" und toy.riJ— „der
Erzeuger", was ich in meiner vergleichenden Grammatik (2,
258. 260) noch nicht bestimmt auszusprechen wagte. Es nö-
thigt durchaus nichts, die beiden in Frage stehenden Formen
unmittelbar auf die Wurzelformen ve(.L „weiden" und xe/. „er-
zeugen" zurück zu führen: ist doch zum Beispiel auch unser
deutsches -er, mit dem die Benennungen von Handelnden oder
die sogenannten nomina agentium, bei denen man immer am
Leichtesten an directe Herleitung aus Wurzelformen zu denken
geneigt ist, am Gewöhnlichsten gekennzeichnet werden, ebenso
wie das ihm entsprechende gothische a-rja-, von dem in dieser
Beziehung schon in meiner Gothischen Sprache (273) gehandelt
worden ist, ein durchaus ableitendes (secundäres) Suffix, und
die damit gebildeten Ritter und Schnitter zum Beispiel führen
nicht unmittelbar auf Wurzelformen, sondern erst auf die no-
minalen Ritt und Schnitt zurück. Im Altindischen findet sich
sogar eine participielle Bildung, die ganz deutlich nicht unab-
geleitet, sondern abgeleitet ist, nämlich die mit zu Grunde lie-
gendem passiven Particip und dem Sufüx vant^ wie uktävant-,
„gesprochen habend" (Benfey vollständige Grammatik §. 893),
das von dem passivischen uktä- „gesprochen" ausging und zu-
nächst nur bedeuten wird „mit dem Gesprochenen versehen".
Das also abgeleitete homerische vo/tirjf- wird zunächst auf das
nominale vo/^irj oder männlich vof.i6g „Weide", welches letztere
auch bei Homer selbst vorkömmt, zurückzuführen sein und den
bezeichnen, „der mit der Weide zu thun hat": mit dem von vo-
[xrlf- (vo/iiev-) unmittelbar abgeleiteten voinevsiv „weiden" findet
sich jenes vof.i6g bei Homer auch einmal (Odyssee 9, 217) eng
verbunden in den W^orten all' sv6f.ievs vouov xccra ictj-ova }.irjla
„er hütete auf der Weide die fetten Schafe", die vom Polyfemos
gesagt sind. Bei Töxrjf- (rozt/-), das bei Homer einmal (Odys-
see 8, 312: Toxrjfs) im Dual und sonst nur im Plural und zwar
in der Bedeutung „Eltern" auftritt, darf man wohl an nächsten
Zusammenhang mit tozo-, m. „Geborenes, Nachkommenschaft"
28 Leo Meyer
(Ilias 7, 128; 15, 141; Odyssee 15, 175) denken, so dass es
zunächst ,,mit Nachkommenschaft versehen" bedeuten wird.
Dass Bildungen auf ev mit zur Seite liegenden Benennun-
gen von Handelnden auf o, ein Nebeneinanderliegen, das mehr-
fach vorkömmt, wie nahe gerückt und ununterscheidbar ihre
Bedeutung auch später oft erscheinen mag, ursprünglich nicht
völlig gleichwerthig sein können, ist ganz selbstverständlich. Die
in der fraglichen Beziehung aus der homerischen Sprache etwa
zu nennenden Bildungen sind folgende: rjvinyjjf- neben rjvioxo-
„Wagenlenker", 7tof.i7Ctjf- neben icniiTin- „Begleiter", oiQfjf- neben
ovQO- „Aufseher, Wächter", rpovrjf- „Mörder" und /taTQOcpovtjf-
,Vatermörder" neben naigofpovn- Vatermörder und q^nQrjf- „Trä-
ger" und diupirpoQrjj^- „doppelhenkliges Gefäss" neben rn^nrpnQO-
„Bogen tragend" und anderen Zusammensetzungen mit dem
Schlusstheil -rpoQO-. Neben den letztgenannten Bildungen begegnet
ein einfaches rpovo- „Mörder" überhaupt nicht und ein einfaches
cpngo- „tragend" erst in spätnachhomerischer Sprache, bei rpovrj/^-
„Mörder" und (pOQrjf- „Träger" könnte also überhaupt nicht
die Rede davon sein, dass sie, um Curtius' Worte noch einmal
zu gebrauchen, „gleichsam vor unsern Augen in einzelnen Ca-
suslbrraen als Erweiterungen von Wörtern auf o-g sich ent-
wickeln". Die Gebiete der Suffixe r^f {tv) und o decken sich
gar nicht ; das letztere ist in Zusammensetzungen besonders ge-
bräuchlich, während das rjp (ev) auch in manchen unzusam-
mengesetzten Namen von Handelnden erscheint, die scheinbar
gleichbedeutende Bildungen auf o gar nicht zur Seite haben.
So nöthigt also durchaus nichts, die eben aufgeführte Gruppe
homerischer Wörter auf jy/- mit der Bedeutung von Handelnden
für unabgeleitet zu halten und von der Hauptmasse der übrigen
deutli(;h abgeleiteten Wörter auf tjj-- zu trennen. Wie wir voini]/-
„Hirt" unmittelbar zu vniarj oder vof.in- „Weide" stellten und
Toy.ri߀g „Eltern" zunächst zu to/o- „Nachkommenschaft", so
wird cpovri:- „Mörder" nebst /taiQO-fpovrjjr- „Vatermörder" un-
mittelbar von cpovij oder dem männlichen cpovo- „Mord" abgelei-
tet sein und (pog^c- „Träger" (nur Ilias 18, 5()G) von cpoga
„das Tragen", das als nachhomerisches Wort sich freilich zu
mehr abliegenden Bedeutungen entwickelt hat. Für das zuge-
hörige ciftq^tfpoQijf- hegt nah als (irundbcdcntung anzusetzen
„auf beiden Seiten eine Trage (Tragvorrichtung) habend", als
ob ein qtogd oder rpoQo- mit der Bedeutung „Tragwerkzeug,
lieber die griech., insb. die homerischen Jsomina auf et. 2lJ
Tragvorrichtung" darin enthalten sei;, wie ganz ähnlich auch
unser Zuber, dessen Schlusstheil mit jenem (pogö- unmittelbar
zusammen gehört, als zui-har „ein Gefass mit zwei Griffen",
im Gegensatz zum Eimer, alt ein bar, „Gefäss mit einem Griff"
bezeichnet. Das vereinzelte ocQtjc- „Aufseher, Wächter" (nur
Ihas 10, 84) schliesst sich eng an ein altes ouqcc „Fürsorge,
Beachtung", das als Nebenform des späteren aga zu vermuthen
ist und genau übereinstimmen würde mit dem althochdeutschen
wara „Acht, Aufmerksamkeit", das sich uns noch in wahr neh-
men erhalten hat. Neben ito/iiTtfjf- hat die homerische Spra-
che selbst das zunächst zu Grunde liegende Jco/iiTtt] „Geleit,
Begleitung". Das dann noch zu nennende ^vioxfjf- „Zügelhal-
ter, Wagenlenker" wird nebst dem auch homerischen einfachen
oxrjf- „Halter" („Helmriemen", „Leibgurtspange", „Thorriegel")
sich wohl unmittelbar an das abstracte (r/j] mit der zu vermu-
thenden Bedeutung „das Halten", das aber erst in nachhomeri-
scher Sprache mit der Bedeutung „Unterhalt, Nahrung, Speise"
sich findet, anschliessen.
Alle übrigen homerischen Bildungen auf ijf (avi tragen
ganz wie die zuerst von uns genannten TgaTtatrjf- (von tqcc-
Tteta), yah/JriJ^- (von yah/.6-), dgiarrif- (von aQiato-) und aXirjf-
(von aXio-) ganz unverkennbar das Gepräge der Ableitung: sie
enthalten fast alle vor jenem rj-j: noch nominale Bildungsele-
mente. So iTTTcrj/- „der mit Pferden (ltitio-) zu thun hat"
oder zunächst wohl „der mit Pferden versehen ist", „Rosselen-
ker, Wagenlenker", öovax^ß- „mit Rohr [dova-/.-) Versehenes,
Rohrgebüsch" (nur Rias 18, 576), "/.egaf-irj ji- „der mit Töpfer-
thon {'/.egafio-) zu thun hat, Töpfer" (nur Rias 18, 601), uqrjf-
„der mit den Opfern (leqö-) zu thun hat, Priester, Opferprie-
ster", ^OLy.rjß- „der mit zum Hause {ßoUo-) gehört, Hausgenoss,
Diener", /voQÜftr^.-- „der mit der Ueberfahrtsstelle iTtogi^fio-) zu
thun hat, Fährmann". Die Bildung von i^JvsQOTtrjf- „Betrüger,
Verführer" (nur Odyssee 11, 364) ist noch nicht aufgeklärt; sein
erster Theil erinnert an das altindische äpara- „anderes", unmög-
lich aber kann der zweite zu on- „Stimme" und sTtog- „Wort"
gehören, da diese Wörter bei Homer nur fott- und fmog- lau-
ten. Das vereinzelte drteqcorjß- „Verhinderer, Vereitler" (nur
Rias 8, 361) schliesst sich vielleicht unmittelbar an ein weib-
liches dTt-sQiüVj „Hemmung, Verhinderung". Dann sind nur noch
anzuführen ovQijf- „Maulesel", das in nachhomerischer Sprache
30 Leo Meyer
als oQa- (nQEv) auftritt und, da die Maulthiere besonders zur
Arbeit im Gebirge, zum Holzfaliren (Ilias 17, 743: rj/niovoL
VX/,ü)a fi^ oqeoq . . . rj öo-/.6v ijpi doQv jiiaya v/j/iov) verwandt
werden, sich vielleicht an oQog- „Berg" anschliesst, und ßoßijf-
„Riemen aus Rindsleder", das wohl unmittelbar von ßof- „Rind"
ausging und sich etwa mit dem altindischen gäumant- (gäuvant-
begegnet nicht) „mit Rindern versehen" vergleichen lässt, das
gelegentlich auch „aus Rindern bestehend" bedeuten kann.
Die homerischen Nominalformen auf sv {rjf) sind im Vor-
ausgehenden vollständig angegeben und schon daraus ergiebt
sich, dass ihre Bildung eine sehr beliebte ist. Wie sie in älte-
rer Zeit aber doch noch eine weit beliebtere gewesen ist, wird
dadurch erwiesen , dass die Zahl der abgeleiteten Verba auf
svtx) bei Homer noch weit grösser als die jeuer Nominalbildun-
gen ist und dass auch ungefähr noch ebensoviel homerische
Eigennamen auf rjz (ev) auftreten wie solche Verba. Die abge-
leiteten Verba auf evcü aber gingen unmittelbar von den Nomi-
nalformen auf €v aus und mehrere von ihnen liegen auch ein-
zelnen der bereits besprochenen noch zur Seite. So hat die ho-
merische Sprache isqsvslv „als Opferpriester thätig sein, opfern"
neben ieQfj/- (legev-) „Opferpriester", aus dem auch Ugeia (für
leQt/ia) „Priesterinn" (nur Ilias 6, 300) und uqrjfiov „Opfer-
vieh, Schlachtvieh" gebildet wurden, rjvLOxei'eiv „als Rosselen-
ker {rjnoxfjß-) thätig sein, Rosse lenken", voususiv „als Hirt
{vof.i7J/-) thätig sein, weiden", 7T0f.iTtevsLv „als Begleiter {nofx-
rtrjf-) thätig sein, begleiten, führen" (nur Odyssee 13, 422),
XccXxetsiv „als Erzarbeiter thätig sein, aus Metall verfertigen"
(nur Ilias 18, 400) von xS'-h/.riJ'- „Erzarbeiter", aus dem auch
XahnrjßLO- „den Erzarbeiter betreftend" gebildet wurde, rjrcEQO-
TttvELV „betrügen, bethören, sich als Betrüger (rjneQOTrijf-) er-
weisen", von dem weiter rjrtsQOTtevTrig „Betrüger, Verführer" ab-
geleitet wurde, und dgioxavEiv „sich als Ausgezeichneten {ciqi-
avtj/-) erweisen, sich auszeichnen". Auch ßaailevEiv „als Herr-
scher thätig sein, herrschen" mag noch genannt sein, wenn auch
das ihm zu Grunde liegende ßaailrjf- „Herrscher, König", von
dem weiter auch ßaaiXEia (aus ßaoilEßia) „KÖniginn", ßaaih'j-
fio- „königlich" (nur Odyssee 1(5, 401) und weiblich ßaaiXt]jiö-
„königlich" (nur Ilias G, 1U3) ausgingen, wie schon oben her-
vorgehoben wurde, nicht als durch das Suffix ij-f gebildet be-
zeichnet werden kann.
Ueber die griech., insb. die homerischen Nomina auf ev. 31
Die meisten liomerischen Verba auf eveiv haben, wie auch
bereits früher bemerkt wurde, die zu Grunde liegende Nominal-
form auf ijß [£i'), die in einzelnen Fällen allerdings noch in
der nachhomerischen Sprache entgegen tritt, nicht mehr zur
Seite. Und so ist auch nicht mehr bei allen die Bedeutungs-
entwickelung ganz klar. Aus dem häufigen dyoQsveiv „reden,
sprechen", das auch in der Zusammensetzung i^-ayogsveiv „aus-
sprechen, verkünden" (nur Odyssee 11, 234) auftritt, ergiebt
sich ein einfaches äyoQBv- {dyoqfjj:-), das sich unmittelbar an
dyoQTj „Versammlung" anschliesst und wohl „an der Versamm-
lung theilnehmend" und dann insbesondere „redend" bezeich-
nete. Wir geben die übrigen einfach der alfabetischen Reihen-
folge nach. In dj^ad^keveiv ,, wettkämpfen", „sich mühen" steckt
ein dfe&lsv- {dfed-?Jjß-), das bedeuten konnte ,,der mit Wett-
karapf, mit Mühe, mit Arbeit {äfeO-lo- m. n.) zu thun hat";
dXBTQEvuv „mahlen, zermalmen" führt auf ein dletQ^v- „der
mit der Mühle zu thun hat", aus dem weiter auch erst ein
(xleTQO- „Mühle" zu vermuthen ist, das selbst dann auf dlfw
„ich mahle, ich zermalme" zurückführt; dhjvsveiv „umherirren,
sich umhertreiben" beruht auf einem noch neben dem lionieri-
schen dhjTrjg „Landstreicher" zu muthmassenden dXrjTEv-, aus
3era auch das nachhomerische dXrjrsia (aus dXtjzefia) „das
Herumschweifen" hervorging unfl^däs selbst aus einem denkba-
ren dXtjTo- „das Herumstreifen" (von dXdo/iiai „ich schweife
umher") gebildet wurde; d/.i(pi7toX€v€iv „bedienen"; „besorgen,
warten" führt zurück auf d(.i(pL7toXev- „Diener", das als in der
selben Weise, wie fjVLOXEv- „Wagenlenker" neben i^vloxo- liegt,
neben dem homerischen df-icpiTioXo- „Dienerinn" (ursprünglich
ohne Zweifel auch männlich) liegend zu vermuthen ist und das
ebenso wie das aus ttoXevsiv „sich umherbewegen, umhergehen"
(nur Odyssee 22, 223) zu entnehmende unzusammengesetzte
TtoXsv- „sich herum bewegend, sich drehend" wohl unmittelbar
an ttÖXo- „Drehung" sich anschliesst; dv-iyvevEiv „aufspüren,
erspähen" (nur Ilias 22, 192) ergiebt ein Ixvbv- ,,der mit Fuss-
spuren, mit Fährten i^ix^oq-) zu thun hat"; aus dgxsveiv „an-
führen, gebieten", das auf das daneben liegende dgxös „Anfüh-
rer, Fürst" nicht unmittelbar zurückkommen kann, ist ein uQxev-
(dQxrjJ"-) zu folgern, das aus dQxr'j „Anfang, Herrschaft" gebil-
det sein wird; dxsvsiv „trauern, betrübt sein" weist auf ein
dxev- „mit Betrübniss (ß/og-) behaftet" als nächste Grundlage.
32 Leo Meyer
Aus ßovXeveiv „rathschlageu , ersinnen", das auch in dem zu-
sammengesetzten f.iET:aßovXev8Lv „nachher beschhessen" (nur
Odyssee 5, 2^6^) auftritt und von dem weiter ßovXsvTrjg „Rath-
geber" (nur Ilias G, 114) ausging, ergiebt sich ein ßovXsv-
(ßovXfjf-), das in nachhomerischer Sprache noch als Eigenname
begegnet und als unmittelbar aus ßovXrj „Rath, Rathschlag"
entsprungen zunächst bezeichnen wird „der mit Rath zu thun
hat"; ßvaaodn/.i€veiv „heimlich erdenken, heimlich beschliessen"
führt auf ein muthmassliches ßvaaoöof^uv- und in ihm wohl zu-
nächst auf das einfache dofit] ,,Bau", dem man allerdings erst
in späterer Sprache bo^gegnet. Das aus daiTQsveiv „zerlegen,
vorschneiden, austheilen" zu folgernde dmxqev- „Zerleger", aus
dem auch das nachhomerische daLTQsla (aus daivQsfia) „Fleisch-
bank" entsprang, führt auf daiTQov „das Zugetheilte, Portion"
(nur Ilias 4, 2&2) zurück. In dlvevsiv „sich herumdrehen",
„herumdrehen" ist ein öivev- {dlvrjc-) enthalten, dem ötvr] „Dre-
hung, Wirbel" zunächst zu Grunde Hegt. Neben öi-OTCtevstv
„umherschauen" (nur Rias 10, 451) und krc-OTiTeveiv „beauf-
sichtigen" (nur Odyssee 16, 140) begegnet das unzusammenge-
setzte OTTTEveiv „schauen" erst in nachhomerischer Sprache;
aus ihm ist das nominale OTttev- zu erschliessen , das aus dem
participiellen otvto- „gesehen" in ganz ähnlicher Weise gebildet
wurde, wie das oben beispielsweise angeführte altindische uktä-
vant- „gesprochen habend" aus uktä „gesprochen". Aus do-
'ABVELv „scharf beobachten, belauern" ergiebt sich ein muthmass-
liches dn/.av- (öo-/.rjf-), dem das erst von Hesychios angeführte
öoxr] „das Auflauern" zu Grunde liegt; aus ÖQayf.ievaiv „zu Gar-
ben sammeln" (nur Ilias 18, 555) ein ögay/nsv- „der mit Gar-
ben (dQücy/ita, eigentlich „das Gegriffene, das Zusammengefasste")
zu thun hat". Das in f/rtiörj/nsveiv „im Volke sein, zu Hause
sein" (nur Odyssee 16, 28) enthaltene iitiörjf^iev- „im Volke be-
findlich" ist unmittelbar aus drj/^in- gebildet, wie mit der Suf-
fixform 10 aus der selben Grundlage auch das homerische ctt/-
drjf.uo- „im Volke einheimisch, zu Hause anwesend" gebildet
wurde; rjysfioveisiv „führen, anführen" ging aus rjys/novsv- her-
vor, das in der nachhomerischen Sprache gleichbedeutend ne-
ben ^ysf^ov- „Führer, Anführer" liegt und aus dem auch i^ye-
(.lovEia (aus riysfiövEfia) „Führerinn, Ilerrschcrinn" gebildet
wurde; d^mioitveiv „Recht sprechen, richten" beruht auf einem
muthmasslichen i^e^iOTti- „der mit dem Recht" (d^e^iat-) „zu
lieber die griech., insb. die homerischen Nomina auf ev. 33
thun hat"; d-eqa-rtEvuv- „als Diener (d-egdrcavT- oder auch
S^soart-) thätig sein, dienen" weist auf ein zu verrauthendes
d-EQaTiEv-, aus dem auch das nachhomerisclie d^sgaTteia (aus
d^EQane^ia) „Dienst" gebildet wurde, und das selbst, wie es
scheint, ebenso ganz gleichbedeutend neben jenem d^iqaTt- „Die-
ner" lag, wie das eben erwähnte rjyE/.iovEv- „Führer" neben
fiyE(.inv-. Entschieden aber müssen die Bildungen auf ev auch
hier in ihrer Bedeutung ursprünglich das Gepräge der Ablei-
tung tragen.
Aus d-rjQEVEiv „jagen" von dem dann weiter drjQEVT^g „Jä-
ger" abgeleitet wurde, ergiebt sich ein ^r]Q£v- {O^rjQrjf-) „der
mit der Jagd {^^Qrj) zu thun hat"; aus ^rjTEVEiv „um Lohn
arbeiten" ein d^rjXEv-, aus dem auch das nachhomerische ^rjTEia
(aus ^rjTE/la) Lohndienst" hervorging und das sich selbst zu-
nächst an S^^T- „Lohnarbeiter" anzuschliessen scheint, neben
dem man aber als zunächst zu Grunde liegende Form vielleicht
ein ^r]To- „erarbeiteter Lohn" vermuthen darf. Auch in dem
aus lüETEVEiv „als Schutzflehender kommen, anflehen" zu ent-
nehmenden liCETEv- , das dem nachhomerischen ixeteIu ,,das
Schutzflehen" zu Grunde liegt und das man nicht als blosse
Nebenform zu hhrjg „Schutzflehender" ansehen kann, darf man
ein \v.ETO~ oder ein weibliches rKEvri „das Flehen um Schutz"
als nächste Grundlage vermuthen. In Bezug auf y.BXEVELv „an-
treiben, auffordern, befehlen", von dem xEkEVTiäv „wiederholt
auffordern" weiter abgeleitet wurde, könnte man wegen nach-
homerischer Formen, wie des passiven Aorists iyisXEvad-rjV oder
Ableitungen wie yielsva/iia „Befehl und KElEvarrjg „der Befehler"
an der Hiehergehörigkeit vielleicht zweifeln; alle zugehörigen
homerischen Formen aber gestatten durchaus die Annahme ei-
nes zunächst zu Grunde liegenden XEksv-, das mit v-elEod^m
„antreiben, befehlen" eng zusammen hängen wird und vielleicht
zunächst an ein weibliches y-Elrj „das Antreiben" sich anschloss.
Neben y-Ioxotzevelv , das nur Ilias 19, 149 begegnet und „zau-
dern" oder ähnliches bedeutet, liegt gar keine näher zugehörige
Form, an die sich das zunächst anzusetzende vlozoTtEv- an-
schliessen könnte, wie denn überhaupt zahlreiche griechische
Bildungen mit scheinbar suffixalem n in Bezug auf ihre etymo-
logische Erklärung noch grosse Schwierigkeit machen. Aus
XaßQEVEod^ai „vorschnell schwatzen, keck reden" ergiebt sich
zunächst ein XaßqEv-, auf dem auch das nachhomerische Xa-
3
34 Leo Meyer
ßQELa (aus laßQEfia) „das dreiste Reden, Geschwätzigkeit" be-
ruht und das selbst zunächst an Idßgo- „ungestüm" sich an-
schliesst, so dass es in erster Bedeutung wohl „den mit Unge-
stüm Handelnden" bezeichnete ; aus XiOTQSveLV „umgraben" (nur
Odyssee 24, 227) ergiebt sich ein XiarQev- „der mit dem Schab-
eisen {liaTQOv , nur Odyssee 22, 455) zu thun hat". Dem aus
XiTav&öeLv „bitten, flehen" zu entnehmenden Xizarev-, auf dem
auch das nachhomerische XiTaveia (aus hxavefia) „Bitten, Fle-
hen" beruht, liegt zunächst zu Grunde das adjectivische Uxavo-
„zum Bitten gehörig", das im substantivischen Neutrum auch
für „Bitten" gebraucht wird. In Xtoßsveiv „verspotten" und
S7tL-Xtoßev€iv „verspotten" (nur Odyssee 2, 328) ist ein Xioßev-
(Xcüßijf-) „der mit Schmähung \lc6ßrj) zu thun hat" enthalten.
Aus (xavTEVEG^ai „weissagen, voraussagen" ist ein /navTev- zu
erschliessen , aus dem auch (.lavrrjfLO- „Weissagung, Orakel-
spruch" (nur Odyssee 12, 272) und das nachhomerische f.iav-
xEia (aus fiavTsfia) „das Weissagen" hervorgingen ; als nächste
Grundlage jenes ^lavtsv- aber darf man möglicher Weise ein
dem männlichen /.iocvti- „Seher, l'rofet" zur Seite liegendes
weibliches f.idvTi- „das Sehen in die Zukunft" oder auch ein
(.lavxo- muthmassen; aus fiazeveLV „suchen, aufsuchen" ergiebt
sich ein (xarev- und daraus weiter ein nominales f^iaxo- „das
Suchen", das weiter mit (.laij^idw „ich verlange" und seiner Ver-
wandtschaft eng zusammen hängen wird. Das aus fivrjoxeveiv
„werben, freien'' zu folgernde (.ivyigtev- „der Freier", aus dem
auch das nachhomerische fivrjaTEia (für /nrrjOTEfla) „das Freien,
das Werben" unmittelbar hervorging, weist auf (.ivrjöxö- „ge-
worben, gefreit", bei Homer „vermählt" und wird zunächst be-
deuten „der mit der 'Geworbenen (iurrjorrj) zu thun hat". Aus
(.iviyoloyEVELv „erzählen, sagen" ist ein fivd^oloyEv- zu entneh-
men, das unmittelbar auf Xöyo- „Erzählung" (bei Homer nur
in dieser Bedeutung) zurückführt ; aus [.KOf-iEÜEiv „tadeln, schmä-
hen" (nur Odyssee G, 274) ein jhio/uev- „der mit Tadel {(xwf-io-)
zu thun hat, mit Tadel sich abgiebt"; aus vrjrtiaxevEiv „kin-
disch sein, Kinderspiele treiben" (nur Ilias 22, 502) ein vrjnia-
XEi- „der sich mit Kindischem {vrjULayo-)^ mit kindischen Din-
gen abgiebt"; aus oöeveiv „gehen" (nur Ilias 11,569) ein odeL--
„der mit dem Gange {odö-) zu thun hat, der geht". Auch
/oivoyoßEuEiv „Wein einschenken" führt durchaus nicht etwa
unmittelbar auf /(Hvoydpo- „Weinschenk" zurück, sondern zu-
lieber die griech., insb. die homerischen Nomina auf sv. 35
nächst auf ein ein foivoxoßsv- „der mit dem Weinschenken zu
thun hat" und das lehnt sich in seinem Schlusstheil an yo/i^
„der Guss, das Ausgiessen". Aus oiot£V€lv „mit dem Pfeil
schiessen" und öi-oiaTevscv „einen Pfeil durchschiessen" ergiebt
sich ein oiazev- „der mit Pfeilen {oiaTO-) zu thun hat". Auch
QTtlTtsieiv „sich wonach umschauen" führt nicht etwa auf orct-
7T7f]g „Gaffer", wie es in TtaQd-evont/trjg „Mädchenbegaffer" (nur
Ilias 11, 385) enthalten ist, zurück, sondern zunächst auf ein
o/rlTtev- „gaffend", das selbst wohl aus einer neben oTttoTt^
„das Schauen" zu denkenden gleichbedeutenden Nebenform
nitlTirj hervorging. Ebenso ergiebt sich aus TtovvoTtoqeveiv „das
Meer befahren" ein jtovTouoQsv- wie ähnlich aus dem nachho-
merischen rroQEvsG&ai „fahren" ein bei Hesychios in der Be-
deutung ,, Fähr mann" auch aufgeführtes Ttoqev-, die beide zu-
nächst auf das einfache ttoqö- „Fahrt, Bahn, Weg" zurück-
kommen. Aus iTtTco^Eveiv „betteln" ergiebt sich ein tttcoxsv-
„der mit dem Bettelhaften (rczioxo-) zu thun, Bettler" auf das
auch die nachhomerischen TtrcDyielov (aus Ttrioxsfiov) „Bettler-
herberge" und mioyßia, ionisch TtTcoy^lrj (aus Tczcoxrjfli]) „Bet-
telhaftigkeit , Bettelei" zurückführen; aus avlsveiv „berauben,
bestehlen, betrügen" ergiebt sich ein avXev-, das später auch
als Eigenname begegnet und das aus avlov „Raub", neben dem
später hie und da auch ein weibliches avlrj gebraucht wird,
abgeleitet wurde, wie unser Rauher von Raub. In TolvTtevBLv
„anzetteln, bereiten, verrichten" ist ein nominales xolvrtEv- ent-
halten, das von froAu/TJ^ „Knäuel" ausging und also zunächst
den bezeichnete, der mit einem Knäuel zu thun hat. Das aus
To^evEiv „mit dem Bogen schiessen" (nur Ilias 23, 855), von
dem weiter ro^Evr^g „der Bogenschütz" (nur Ilias 23, 850) ge-
bildet wurde, zu entnehmende to^ev-, aus dem auch das nach-
homerische ro^Eia (für ro^Efia) „das Schiessen mit dem Bogen"
hervorging, begegnet in der nachhomerischen Sprache noch als
Eigenname; es bezeichnete den, der mit dem Bogen zu thun
hat; das dem homerischen vöqeveiv und vdQEVEad-at „Wasser
holen" zu entnehmende vÖQEvg „der Wasserschöpfer", das sich
unmittelbar an vöioq „Wasser" anschliesst, begegnet auch noch
in späterer Sprache ; aus ihm bildeten sich auch die nachhome-
rischen vÖQEia (für vÖQEfia) „das Wasserschöpfen, das Wasser-
holen "und vÖQsXov, ionisch vÖQtjiov (für vdqi^fiov) „Schöpfeimer".
Aus g)VTEV€i,v „pflanzen, schaffen, bereiten" ergiebt sich q)VT€i-,
3*
3G Leo Meyer
das in späterer Sprache noch als Eigenname begegnet und aus
dem das nachhomerische cpviela (für q)VTefla) „das Pflanzen"
entsprang; es bezeichnet den, der mit Pflanzen ((pvTO-), mit
Gewäclisen zu thun hat; aus XVQ^^^^^ „entblösst sein, leer sein",
(nur Odyssee 9, 124) zu folgern ist ein XVQ^^~ „entblösst, be-
raubt", aus dem auch das nachhoraerische xrjQda (für yjjQsfla)
„Wittwenstand" hervorging und das sich selbst zunächst an-
schliesst an x^JQo- „beraubt, entblösst", so dass es wohl zuerst
bedeuten konnte „der mit dem Entblösstsein zu thun hat";
auch yoilEvELV „lahm sein , hinken" kann , wie nahe das seiner
Bedeutung nach auch zu liegen scheint, nicht unmittelbar auf
yiako- „lahm" zurückführen, sondern ergibt ein pjwAfi;-, das
auch dem nachhomerischen xw^aia (für %ioX£fid) „Lahmheit"
zu Grunde liegt und das selbst erst auf xa)X6- „lahm" zurück-
führt und zunächst bedeuten konnte „der es mit dem Lahmen,
mit der Lahmheit zu thun hat".
Zu diesen zahlreichen homerischen Verben auf eveiv, ne-
ben deren meisten die zunächst zu Grunde liegende Norainal-
form auf £v sich nur noch muthmassen liess und die weniger
„das sein, was die je zu Grunde liegende Form sagt" bedeuten,
als „sich als solchen thätig erweisen", lassen sich noch ein paar
hinzufügen, die selbst aus weiter abgeleiteten Bildungen auch
nur vermuthungsweise entnommen werden können, so ein tEXev-
eiv „enden, zu Ende sein", aus dem weiter ein rslev- „endend,
ein Ende (tskog, wie Ilias 18, 378: tyov teXoq „sie hatten Voll-
endung, waren fertig") habend" zu folgern ist. Auf jenes ts-
Xeveiv aber weist das homerische zelEVTiq „Beendigung, Ende"
noch deutlich hin, aus dem weiter noch xeXevTasLv „vollenden,
erfüllen" und daraus ccTsXevvrjTO- „unvollendet, unerfüllt" ab-
geleitet wurde. Auch ccQvevTrjQ „Taucher, Luftspringer" (nur
Ilias 12, 385 = Odyssee 12, 413 und Ilias 16, 742 ; jedes Mal
im selben Versschluss) ergiebt ein Zeitwort ccqvevsiv „sich über-
schlagen, sich kopfüber stürzen", aus dem weiter ein agvei- und
daraus vielleicht ein dgvo- „Drehung" zu folgern ist. Aus x^a-
TEVTrjg „gabelförmige Stütze, Feuerbock" (nur Ilias 9, 214) wird
man auch ein Zeitwort y^gaieveiv und daraus ein y.qazEv- ent-
nehmen dürfen, das möglicher Weise mit Y.QdTog- „Kraft, Ge-
walt" zusammenhängt.
Ein grosser Theil der homerischen Bildungen auf av (rjf)
gehört, wie oben bereits bemerkt wurde, in das Gebiet der Ei-
Ueber die griech., insb. die homerischen Nomina auf ev. 37
gennaraen und der Vollständigkeit wegen führen wir auch sie
noch siimmtlich auf, ohne indessen bei den einzelnen uns auf
etwa weiter abführende etymologische Untersuchungen einzulas-
sen. Nur das unterlassen wir nicht wieder hervorzuheben, dass
auch alle p]igennamen auf ev durchaus nur in das Gebiet der
abgeleiteten Nomina gehören können. Der Name L4Zev-, der
sich aus Idtsfidrjg ..Sohn des Azeus" ergiebt, mag zu aCa
„Schmutz, Schimmel" (bei Homer nur Odyssee 22, 184) gehö-
ren; ^iyev- ergiebt sich aus ^iysfiörjg ,.Sohn des Aigeus";
^ktüsv- gehört wohl zu dlcorj „Tenne, Saatfeld"; l4(xaqvyKev-
nebst !Af.iaQvyy.sJ^idr^q „Sohn des Amarynkeus"; lixQsv-, aus
dem sowohl LdfrQSJ^idrjg als Idr^efiiov „Sohn des Atreus" abge-
leitet wurden, begegnet in später Zeit noch als vereinzeltes Ad-
jectiv, aber dieses argev- „unerschütterlich" ist seiner Bildung
nach gar nicht ganz klar; L4cfaQev- gehört schwerlich zu dem
bei Aristoteles begegnenden acpagsv-, das eine bestimmte Flosse
des Thunfisches bezeichnet; ^AiiXkhv- oder ^AxlXbv- hat man aus
dyt-ayjuiv „betrüben, kränken", in dem das dx als Reduplica-
tionssilbe unverkennbar ist, und Xäfo- „Volk" deuten wollen
„Volksbetrüber, Volksquäler ' und in Bezug auf seinen Schluss-
theil mit ßaailev-, das gewöhnlich als „Volksführer" erklärt
ist, verglichen; dabei ist aber bedenklich, dass das homerische
la:6- „Volk" sonst nirgends zu kev- verkürzt ist und in Namen
wie MevsXafo-, l^yiläfo-, IdfQxsaLXdßO-, IlQWTeolläfo-, Eqvlafo-,
^O^evtläfo-, neben dem aber zum Beispiel die verkürzte Namens-
form ^d^evelo- vorkömmt, auch ganz unversehrt erhalten blieb.
Aus dem Genetiv Bgla^/ng (Ilias 1, 392) und dem abge-
leiteten BqLorißid- „Tochter des Briseus" ergiebt sich ein BqI-
aei-. Bei Povrev- liegt nah an X9^P~ ^'Hügel, Saatland" zu
denken; ^EXargev-, ein Fäake, wird wohl nach einem muth-
masslichen alaTQO- „Ruder", das sich nach IXazriQ- „Treiber",
„Ruderer" vermuthen lässt, benannt sein; 'Evvsv- hängt viel-
leicht zusammen mit ^Evtio, dem Namen der Kriegsgöttinn, und
mit 'Evvdhog, einem Beinamen des Ares; "ETtuyev- schliesst
sich möglicher Weise an IfCEiysiv „bedrängen"; ^Egerf-isv-, ein
Fäake, ist deutlich „der mit dem Ruder (igerfw-) zu thun hat,
der Ruderer". Weiter sind zu nennen ^Eqsyßev-, "Etscovsv-, der
vielleicht benannt wurde nach der Stadt 'Etecovog in Böotien;
EvQva&Evg, das öfters als blosse Verkürzung aus BvQvad-eveg-
„weitreichende Gewalt habend" angesehen ist; Fihovev-, das
möglicher Weise mit Fihog zusammen hängt; Flcpev-, wohl zu
38 Leo Meyer
fi(pi „kräftig"; Fotvev- nebst Foivefldrjg „Sohn des Voineus",
das an ßoivo- „Wein" sich anschliesst; ^Hiovev-, der vielleicht
nach dem Meeresufer (ijiov-) genannt wurde; ^HviOTcev-; Otjosv-,
das noch durchaus unaufgehellt ist; ^löoftsvev- , das kaum mit
dem Bergnaraen "/d>y zusammen hängen wird ; ^Itv/hovsv- ; Kat-
vev- nebst Kaivspidrjg „Sohn des Kaineus", das möglicher Weise
an y.aivva&at. „sich auszeichnen" sich anschliesst; Kartavev-
nebst den davon abgeleiteten KanaviqfLO- und Ka7tavrjfiadr]g
„Sohn des Kapaneus"; KoTtQsv-, das sich deutlich an yioTtgo-
,Mist, Koth" anschliesst; KQrjd-av-; yleovrev-^ das von Xtavt-
„Löwe" ausging. An jualav- „dunkel", „schrecklich" schliesst
sich Melavsv- und ausserdem auch Melav&sv-, welcher letz-
tere auch Msldv9-L0~ genannt wird und das weibliche MeXavd^io
zur Seite hat. Neben Mevead-ev- begegnen auch die Formen
Meviad^rjg und Mevsod-io- und bei Hesiod das weibliche Me-
vead^ut. Zu ^ii]kioto- „der längste" gehört MrfKiaTev-, von dem
Mrf/.iarLccdrjg „Sohn des Mekisteus" abgeleitet wurde. Der Name
des Fäaken Navrsvg wurde wohl als Nebenform von vavtrjg
„Schiffer, Seemann" gebildet oder ist möglicher Weise als dar-
aus abgeleitet zu denken. Bei dem Sohne des Poseidaon Ntj-
Xev- mit den patronymischen Ableitungen JSrjXrjjno-, NrjXefidT]g
und NrjXrjfiddrjg und bei dem Sohne des Pontes Nrjgsv-, den
Homer aber nur in der Ableitung NrjQrjfid- „Tochter des Ne-
reus" hat, liegt nah, an einen Zusammenhang mit dem altindi-
schen snä „sich baden, sich waschen": snä'd „er badet sich"
zu denken, an das auch das nachhomerische vijgo- oder vöqo-
„flüssig, fliessend" sich anschliesst; weniger deutlich ist der
Name NIqev-. Als Grundlage von ^Oövaoev- und ^Odvaev-, aus
dem ^Odva^ßio- abgeleitet wurde, ist zunächst eine Nominalform
oövaao- oder odiaoa zu vermuthen und seine unmittelbare Zu-
sammenstellung mit der Verbalform, die in der Perfectform
odoJövazaL „er zürnt" (Odyssee 5, 423) und in Aoristformen
wie 6dvaad(.ii-vog „zürnen" heraustritt, kann nicht richtig sein.
Weitere Formen sind : ^Ofllav- nebst dem patronymischen '0/t-
Xictörig; ^OÜ^Qvovsv- ; 'ÖTgeu- , das vielleicht mit orgaleo- „hur-
tig, rasch** zusammen hängt; ^Otqvvtbv-' nebst dem abgeleiteten
^OTQvvTefidrjg „Sohn des Otrynteus", das sich wohl an otqvvuv
„antreiben, ermuntern" anschliesst; navo^tev-, der Name eines
Griechen und auch Name einer Stadt in Fokis; üegaev- nebst
dem abgeleiteten IleQarjj^iddTjg „Abkömmling des Perseus" ; Ut]-
Ueber die griech., insb. die homerischen Nomina auf ev. 39
Xev- nebst den patronymischen Bildungen IlrjX^fio-, nrjleficüv,
nrjlsfidrjg und IlrjXrjfKxdrjg; IIiT&ev-; Jlngd^ev-, das wohl an
itiqd-ELv und TtoQd^tiv „zerstören" sich anschliesst ; die drei Fäa-
kennamen JIovTsvg, IlQv/^tvevg und JflQioQsvg, die der Reihe nach
aus rcoviog „Meer", 7tQvf.ivr] „Schiffshintertheil" und TtQWQtj
„Schiffsvordertheil"' gebildet wurden; Tvdev- nebst Tvdsfiörjg
„Sohn des Tydeus", die man gemeint hat zum lateinischen tun-
dere „stossen" stellen zu dürfen; Oiqyev- , das wohl von (pr^yn-
,. Speiseiche" . ausging und OvXev- nebst 0vX€fidr]g „Sohn des
Fyleus", das sich wohl unmittelbar an cpvlo- , Geschlecht" an-
schliessen wird. Wahrscheinlich ist auch noch aus dem patro-
nymisch gebildeten 0Llofir]XsJ^idrjg (Odyssee 4, 343 und 17, 134)
ein 0iXoiLir]l€v- zu entnehmen.
Eine kleine Reihe von Eigennamen auf sv mag noch be-
sonders genannt sein, so l^fidwv&v-, das die kürzeren Z^ftd-
und l4/idr]g neben sich hat und als bei Hesychios angeführt
auch die Form 14'löcüv. Als Gottheit des Meeres ist nqiorev-
bekannt, das kaum zu 7tQ0JT0- „der erste" gehören wird. Ne-
ben Tvcpiütv- begegnet nachhomerisch die Form Tv(paov- und
mit Contrahirten Vocalen Tvcpcov- und attisch und dorisch auch
Tvffcog. Als Ausgangsform für ^/nivd^ev-, den Beinamen des
Apollon, wird ein männliches o^ilvd^o- oder weibliches Gf.iivi^a
„Maus" angegeben, während Aristarch den Namen auf eine
Stadt ^alvlhrj zurückführt. Auch sonst sind die Bildungen auf
£v von Ortsnamen ausgegangen, so die homerischen JovXixisv-
„Dulichier" von JovXlxiov und Olyaliev- ,,Oechalier" von Ol-
yallr]. Daneben sind auch zu nennen ^Id^wrcsv- (nur Ilias 1,
423: u4ld^i07t^fag) als Nebenform von ^Id^ioTt- „Aethiope",
JioQiev- „Dorier" und Ocoyiev- „Einwohner der Landschaft Fo-
kis". Als Flussname auf ev ist 'EvlTtev- in Fthiotis anzuführen.
Vielleicht lassen einige alte Bildungen auf ev sich auch
noch aus homerischen Femininformen entnehmen. So wird man
ein männliches l4XaXA0(.ievev- als ihm zunächst zu Grunde lie-
gend aus dem Beinamen der Athene ^laX/.o/nevrjflö- vermuthen
dürfen, falls man dieses auf die gegebene Weise richtig mit in-
nerem / schreibt. Seiner Bildung nach schliesst es sich, ganz
wie zum Beispiel das ebengenannte Olyahev- aus dem Namen
der Stadt OixccXiri gebildet wurde, am bequemsten an den Na-
men der böotischen Stadt ldXaXY.of.ievai. Bei lAlaXKOfievrjid- an
die Bedeutung „Abwehrerinn" zu denken, ist schon deshalb
40 Leo Meyer
schwer möglich , weil um diese Bedeutung aus der Wurzelform
aXx „abwehren" hervorgehen zu lassen, die Sprache sicher solch
schwerfälliger Bildung nicht bedurft hätte, wie der Name sie
zeigt. Auch /Zw^/y/td-, das nur Odyssee 19, 518 als Beiwort
der Nachtigall begegnet, wird inneres / enthalten; es schliesst
sich augenscheinlich an das nachhomerische männliche ;{Aw^£t;-,
den Namen eines Vogels, der wohl als „der im Grün (x^coqo-)
sich aufhaltende" bezeichnet werden sollte. Das nachhomeri-
sche TtQsaßrjiö-, womit in dem Hymnus an die Hestie die rifii]
wohl als die „Ehre einer Ehrwürdigen" bezeichnet werden soll,
enthielt ohne Zweifel auch altes inneres /, wie es auch noch
anzunehmen sein wird für das zugehörige homerische rtQEoßrj-
fLOv „Geschenk für einen Ehrwürdigen, Ehrengeschenk" (nur
Ilias 8, 289j. Die Formen schliessen sich nicht unmittelbar an
das aus den homerischen TCQeoßmeqo- ,, älter", TtQeoßvxaxo- „der
älteste" und TTQeoßvysveg- ,. erstgeboren" (nur Ilias 11, 249) zu
entnehmende Ttgsaßv-, „alt", sondern an die Form 7rQ£a߀v-,
die erst in der nachhomerischen Sprache und zwar hier auf die
Bedeutung „Gesandter" beschränkt auftritt und auf die auch
die nachhomerischen TtQEGßsveLV ,, älter sein, den Vorrang ha-
ben, herrschen", „Gesandter sein"; „hochschätzen" und n^eo-
ßela (für Ttgeoßefia) „das Alter"; „Gesandtschaft" zurückfüh-
ren. Möglicher Weise enthält auch der Quellname Meoarjid-
(Ilias 6, 457) das innere /, so dass er auf eine männliche Bil-
dung auf Ev zurückführen würde. Eine gleiche Grundlage ist
auch denkbar bei mehreren weiblichen Formen auf Eia, das aus
Bf La entstanden sein könnte, wie bei ^lyiäleia, der Gemahlinn
des Diomedes (Ilias 5, 412), neben dem in der nachhomerischen
Zeit ein AlyLalev- wirklich vorkömmt; lA(.iad^eLa „eine Nereide",
das wohl auf afiad^o- „Sand" zurückführt ; ^!AvT€ia; Idatvö^ua,
^l7t7to6äf.iua ; u^Ufodd/iieia; nrjvelorcsia und Kvd^iqeia. Bei
neQa€q)6veia ist der enge Anschluss an die schon oben genann-
ten männlichen Bildungen TtazQOcpovfj/- „Vatermörder" und das
einfache cpov^f {(povev-) „Mörder" nicht zu verkennen.
Damit aber wird der Umfang der homerischen Bildungen
auf 7]J^ (£1;) so ziemlich erschöpft sein. Es erübrigt nun nur
noch über ihr Suffix selbst etwas zu sagen, das sich aber auf
das Nothwendigste beschränken mag. Da die Bildungen auf
iy/ oder «/ {ev) sich durchaus als abgeleitete herausgestellt ha-
ben, so kann der ihrem suffixalen j=- vorausgehende Vocal nur
Ueber die griech., insb . die homerischen Nomina auf sv, 41
der je zu Grunde liegenden Grundform angehören und wird seine
Dehnung, wo sie nicht vielleicht jener Grundform selbst noch
verdankt wird, wohl durch einen besonderen Einfluss des Halb-
vocales hervorgerufen sein. Ein blosses / aber kann kein Suf-
fix sein, und deshalb ist nicht daran zu zweifeln, dass neben
diesem / noch ein ursprünglich folgender Vocal eingebüsst ist,
wie es im Griechischen überhaupt in so vielen consonantisch
auslautenden, insbesondere mehrsilbigen Nominalgrundformen
der Fall gewesen ist, wie zum Beispiel in ogrvy-, seltener oqtvk-
„Wachtel'' neben dem gleichbedeutenden altindischen variaka-,
in dem homerischen €Qifr]Q- (nur in der Mehrzahl gebraucht)
neben eQij^rjQO- „lieb, werth" und andern mehr. So werden wir
auf eine Suffixform fo oder in älterer Gestalt va geführt , der
wir auch im Altindischen in manchen abgeleiteten Bildungen
begegnen. Sie tritt zum Beispiel entgegen in Kaigavä- ,jmit j
Haar {Käica-) versehen, langhaarig"; in Kurardvä- „eine an j f;^
Meeradlern [Kürara-) reiche Gegend", welche Bedeutung von
Böhtlingk und Roth allerdings nur mit Fragezeichen angeführt
wird, in räjivä- „gestreift, mit Streifen {räjx f.) versehen".
Die beiden letzten hier angeführten Bildungen treten mit ihrem
vor dem v gedehnten Vocal den griechischen auf iji/ als sehr
ähnliche zur Seite, während Kaicatä- dadurch noch besonders
beachtenswerth ist, dass es ein gleichbedeutendes volles Käi^a-
vant- zur Seite hat. Es ist nicht daran zu zweifeln, dass das
Suffix va im Grunde gar nichts anderes ist als eine Verstümm-
lung von vant. Auch vor diesem tritt im Altindischen biswei-
len gedehnter Vocal auf, wie zum Beispiel in dem vedischen
dgvävant- neben dcvavant- „mit Pferden (dcva-) versehen, reich
an Pferden". Auch die griechischen Bildungen auf T]f (ev) las-
sen die Bedeutung des mit etwas Versehenseins mehrfach noch
ganz deutlich heraustreten, wie zum Beispiel das homerische
dova^rjf- „mit Rohr [dova^i-) Versehenes, Rohrgebüsch".
Dorpat, den 21 (9.) sten Juni 1876.
Leo Meyer.
Mythologisches in altlitauischen Texten.
Die Mitteilungen über litauische Mythologie, welche Schlei-
cher in seinen Aufsätzen über „Litauische Götternamen" und
„die Laumes" (vgl. dessen „Lituanica" in den Sitzungsberichten
\ß
42 A. Bezzenberger
der k. Akademie zu Wien phil.-hist. Cl. XL Bd. Jahrg. 1853
S. 89 ff.) gemacht hat, lassen sich erheblich erweitern. Indem
ich mir vorbehalte, bei anderer Gelegenheit die mythologischen
Nachrichten der Geschichtsquellen und die in der modernen lit.
Sprache erhaltenen Reminiscenzen an die heidnische Zeit des
lit. Volkes zu behandeln, beschränke ich mich diessmal darauf,
die in den von Schleicher nicht benutzten altlit. Sprachdenkmä-
lern enthaltenen mythologischen , resp. heidnischen Worte und
Beziehungen, welche in der modernen Sprache nicht mehr nach-
zuweisen sind, zusammenstellend zu besprechen. Viel ist es
freilich nicht, was die Texte des 16. und 17. Jahrh. in jener
Hinsicht bieten, indessen bei der Dunkelheit, welche das natio-
nale Leben der baltischen Völker in ihren früheren Zeiten bis
jetzt umgibt, wird, so denke ich, auch das wenige willkommen
sein. Ich gebe alles was ich gefunden habe.
Die Namen Aiicars , kaukai , zemepatis (-czei) begegnen
ausser an den von Schleicher angeführten Stellen an zwei an-
deren, in dem IL Bande der Bretkenschen Postille (Königsberg
1591)*) befindlichen: 1) Pamefkigi miela Lietuwa melßiffi
kaukus, Atäcara, Szemepaczius alba kitas Deiwes ir numirußus
fchwentfi fius p. 101 **); 2) durnai Lietmoa pirm fchu mein
meldeffi Szemepaczus, Kaukus p. 180 ***).
An zwei Stellen der Bretkenschen Bibelübersetzung (ver-
fasst in den Jahren 1579 — 1590) findet sich das Wort elkas
Hain, und zwar beide Mal als Randglosse: 1) „lucos Haine el-
kai'^ zu I. Kön. 14. 2'6 Nefa ir anis faxo pakure Aukfchiibes
\kalwas], Stulpus ir Goius ant wifsu aukfchlu kalwii, 2) „Hay-
nen. relküs^' zu Richter 3. 7 tarnatca Baalim hei Goiams. —
Elkas entspricht dem lett. elks (jötze, Abgott, das von Fick 113.
308 richtig mit got. alhs as. alah ags. ealh combinirt ist.
Beachtet man, dass die ursprüngliche, allgemeinere Bedeu-
*) Ueber dieses Werk, wie über die weiter unten zu citirenden
vgl. meine bald erscheinenden „Beiträge zur Geschichte der litauischen
Sprache".
**) Lass ab, liebes Litauen, die kaukai, den Aitvars, die zemepaczei
oder die übrigen Götzen und die toten heiligen zu verehren. — Die letz-
ten Worte beziehen sich auf den katholischen Heiligendienst, gegen den
Bretkeu auf der vorhergehenden Seite geeifert hat.
***) In törichter Weise verehrte Litauen vor dit-scr Zeit die zeme-
paetei und kaukai.
Mythologisches in altlitauischen Texten. 43
tung der verglichenen Wörter höchst wahrscheinlich „Heilig-
tum" ist, dass das lettische, wie das germanische Etymon un-
seres litauischen Wortes einen mythologischen Wert hat, dass
an den beiden angeführten Stellen von heiligen Hainen die Rede
ist, so wird man zu der Annahme gedrängt, dass ellcas nicht
schlechthin „Hain", sondern den Hain als Heiligtum der Götter
bezeichne. Dass Bretken diess nicht ausdrücklich angegeben
hat, tut nichts zur Sache, denn seine Marginalglossen waren
unzweifelhaft nur eine Notiz für ihn selbst, dass an jenen Stel-
len das Wort Hain besser durch elkas , als durch das gewöhn-
lichere gojas übersetzt werde. Historisch stösst diese Annahme
auf keine Schwierigkeiten , denn wir wissen , dass ein ziemlich
ausgedehnter Baumkultus bei den Litauern bestand*): alij ar-
bores, alij flumina, alij serpentes, alij aliud colunt**) heisst es
in der latein. Vorrede zum lit. Katechismus von 1547, und zwi-
schen 1563 — 1570 eiferte der Revisor von Niederlitauen, Jacub
Laszkowski gegen jenen Cult: Jussi autem a Lascovio arbores
exscindere invitissimi id, nee prius quam ipsemet inchoaret fe-
cerunt. Deos enim nemora incolere persuasum habent u. s. w.
Vgl. Mannhardt, der Baumkultus der Germanen und ihrer Nach-
barstämme, Berlin 1875, S. 12***). Die nationale Bezeichnung
dieser als Wohnungen der Götter betrachteten und darum für
heilig geltenden Haine haben wir hier gefunden.
In der vorhin erwähnten Bibelübersetzung erscheint das Wort
stulpas zuweilen in der Bedeutung „Götze" : fugrifza nüg Stulpiif)
[Deiwiu] Gilgale Richter 3. 19; Ebrofq ir Stulpq das. 17. 3, 4;
apfikekfchawa fu Stulpais [Deiwemis] I. Chron. 6, 25; per
fawa Stulpus Hosea 12. 15; Deiwes [Stulpai] Sachar. 10. 2;
*) Vgl. noch die weiter unten angeführte Stelle aus der Postille
der Kniya Nobazniftes p. 242.
**) Dieses alii — alii erinnert an die Behauptung Ilartknochs (Dis-
sertationes selectae in seiner Ausgabe der Dusburgschen Chronik, Jena
1679 p. 143), die verschiedenen preussischen Stämme und Geschlechter
hätten verschiedene Gottheiten verehrt.
***) Ueber die einzelnen Bäume , welche als heilig galten , resp. gel-
ten vgl. Schleicher a. a. 0. S. 100. — Einige derselben sollen auch den
Preussen heilig gewesen sein, so Eiche, Linde, Ahorn, Holunder vgl. Si-
mon Grünaus Preuss. Chronik (ed. Perlbach, Leipzig 1876) S. 89, Hart-
knoch a. a. 0. S- 110, 115. Dass ihnen auch ganze Wälder für heilig
und als Wohnungen der Götter galten, behauptet Hartknoch das. S. 116.
t) Dieser gen. plur. kann auch zum fem. stulpa s. u. gehören.
44 A. Bezzenberger
O Stulpu *) Piemenei das. 11. 17. — Daneben tritt das Wort
als Synonymon von ebroßis (abrozas) Bild auf: Stulpai Margi-
nalglosse zu Eh7-ofai und Slulpus Marginalglosse zu Ebrofus
(wtfsus iu Ebrofus ifchpuflifin) Micha 1. 7 ; Deiwes ir Stulpus
Nahum 1. 14. In beiden Bedeutungen erscheint auch das fem.
stulpa : iawa Siulpas ir Ebrofus nog iaices ifchpufiifiu Micha
5. 12**); Kq tada gelbes Ebrofus, mit der Interlinearglosse
Slulpa Habak. 3. 18.
Auf diesen Wechsel des Genus lege ich kein Gewicht, denn
er ist im altlit. ziemlich häufig; es finden sich neben einander
z. B. narfus und narfa (Zorn), laukas und luuha (Feld), fdas
und fda (Fels), offieras und uffieru (Opfer) u. a. Bretken ge-
braucht auch abwechselnd deiwis und deiwe, beide gleichmässig
einen nicht-christlichen oder -jüdischen Gott bezeichnend.
Endlich sind zwei Stellen hier anzuführen, welche sich in
der einen Teil der Kiedaynife 1653 erschienenen Kniga Nobaz-
niftes bildenden Postille finden: 1) zodis Diewä . . . daro . . .
iß bähoomi ulba flulpu gärbinioia tikru Diewä gärbintoiu ***)
13. 46 2) Nenufifiebek ney wel pägiufk , kuo metu änt wietos
iikrä zodzia Diewä mokfla prämones Zmoniu ärbä priewilus,
änt wietos tikrä Diewä iärnatcimä flulpu, mf^adziu ärbä bälwo-
niu gärbe^ regi uzfedusin ir prufipluiinusiq f) p. 242.
Stulpas {stulpa kommt heut nicht vor) bedeutet in der mo-
dernen Sprache „Pfeiler, Pfosten, Säule, Wegweiser, Sonnen-
strahl, Falte im Kleide, die bauschige Stelle auf der Schulter
des Männerrocks, Geisfuss (Pflanze)" (s. Nesselmann Wbch. s.
V.). Die fünf letzten Bedeutungen halte ich für jung; ich er-
innere mich nicht, sie irgendwo in der älteren Sprache gefun-
den zu haben. Die drei ersteren kennt auch die ältere Spra-
*) S. die vorhergehende Anra.
**) Dazu die Marginalgl. „Götzen Deitccs Bilder £altco7ias'^^.
***) Das Wort Gottes macht aus einem Verehrer von Götzenbildern
— oder „Götzen"? bahconas aus russ. bolvanü bedeutet ursprünglich
Götzenbild, schon früh aber auch Götze — oder von stulpai einen rech-
ten Verehrer Gottes.
t) Wundere und entsetze dich nicht , wenn du an Stelle des wah-
ren Wortes der Lehre Gottes die abergläubischen Gebräuche oder die
Betrügereien der Menschen [siehst, wenn du] an Stelle des rechten Got-
tesdienstes die Verehrung der stulpai, der Bäume (dns ^ in mqadzin ist
fehlerhaft) oder Götzenbilder Platz nehmen und sich verbreiten siehst.
Mythologisches in altlitauischen Texten. 45
che, vgl. ausser der o. unter elkas angeführten Stelle I. Kön.
14. 23 noch aus der Bretkenschen Uebersetzung Arnos 9. 1
ifchtik agüna, ieih ftulpai padrebe/u; für das fem. verweise ich
auf Weish. 10. 7 ßulpa drufkos (instr.).
Aus den oben angeführten Stellen glaube ich schliessen zu
dürfen, dass die Litauer in älterer Zeit säulenartige Gegenstände
abgöttisch verehrten und dass sie dieselben stulpai oder stulpäs
nannten. Aus der Synonymittit von stulpas mit ahrozas ist wei-
ter zu schliessen, dass an einer solchen Säule das Bild eines
bestimmten Gottes dargestellt war; die richtige Bedeutung von
stulpas, siulpa an den citierten Stellen ist also „Bildsäule",
Bedeutet ferner an den zuletzt erwähnten Stellen balwonas
„Götzenbild", so wird man annehmen dürfen, dass es ausser je-
nen stulpai noch andere bildliche Darstellungen der litauischen
Götter gab. — Dass die Preussen, die wir füglich als echte
Litauer betrachten dürfen , Bilder ihrer Götter besassen , wird
uns mehrfach berichtet; von einer Statue des lit. Gottes Wejo-
patis erzählt Praetorius (Deliciae Prussicae ed. Pierson, Berlin
1871, S. 27).
Als Bezeichnung jener Bildsäulen lässt sich, wie ich glaube,
noch ein anderes Wort als stulpas, nemlich stahas nachweisen.
Es begegnet an zwei bez. Stellen. Die erste findet sich in der
Bretkenschen Bibelübersetzung I. Petr. 4. 3: Nefn gana ira,
iog praaijufi \prafchakuf{\ czießi Giwenimo giwenome [^pralei-
domj pagal Pagomi narq, waikfchczodomi ne czißaßij'a, gieidu-
Kofu , girtawimofii , apßrijmofii [apfiri/me] aj^ßgerime ir hiau-
reis *) Stahu meldimaßtt. Die zweite Stelle findet sich in der
von Nesselmann Neue Preuss. Prov.-Bl. Andere Folge Bd. I,
1852 S. 241 mitgeteilten litauischen Urkunde (einem kirchlichen
Erlass des Markgrafen Georg Friedrich) vom Jahre 1578 **) :
lieiuwüs basznitczaye per Kurschus ir Lietuwnikus yu prisza-
dais , mielimu , ivaschkitieis kudikeis alba sunareis , kitakeis hei
galwyu darimais , teipaieg uszkalbeghimu , saiiu dawimu , Rhet-
czia beginimu alba sukimu, ir kitais daikfais didis stabu meldi-
mas hei Diewa paniekighimas laikamas esti. — Auf diese Stelle
*) biauveis aus biaurus corrigiert, steht fehlerhaft; Bretken ist hier
aus der Construction gefallen.
**) Die Urkunde ist auch sprachlich sehr interessant, indessen, da
Nesselmanns Abdruck offenbare Fehler enthält, einstweilen nur vorsich-
tig zu benutzen.
46 A. Bezzenberger
werde ich in extenso nachlier eingehen ; einstweilen bleibe ich
bei stabu meldimas.-^Slä^u ist gen. pl. entweder vOI^•^sifa^^o*
„der 4icke Stepgel ode?*8t£4)[nk" *) vgl. Nesselmann Wbcli. s. v.,
oder von siabas „Schlagfluss", oder von stebas „aufrecht ste-
hender Pfeiler, Mast". Die beiden ersten Möglichkeiten wird
man ohne weiteres bei Seite lassen dürfen ; es bleibt nur die
dritte, die völlig zulässig ist, da im altlit. mehrfach a für e
erscheint und da auch das lett. in unserem Wort a zeigt ly'^ißM
Pfoste^.^-^ Pfahl ,-'Pfeilpj;.v-*^aule..-.-iS'^aÄM meldimas ist also die
„Atlßetung, Verehrung der [heiligen] Säulen, Bildsäulen".
Die zuletzt angeführte Stelle ist von Nesselmann übersetzt :
„in der Litauischen Kirche (wird) von Kuren und Litauern durch
ihre Beschwörungen , Zauberei , durch Wachskinder und andere
Glieder und durch Behandlung des Viehs (?), desgleichen durch
Besprechung, Zeichendeuterei , durch -Laufen oder Dre-
hen und durch andere Dinge ein grosser Götzendienst und Got-
tesverachtung getrieben". Einzelne Punkte dieser Uebersetzung
bedürfen indess einer Berichtigung. Pr'ezadas kenne ich sonst
nicht in der Bedeutung „Beschwörung", sondern nur als „Ge-
lübde". Es ist möglich, dass es auch jene Bedeutung gehabt
habe {uz-zadeti bedeutet „geloben" und „besprechen, beschwö-
ren"), indessen der Sicherheit wegen, und weil später noch
uzkalbejimas „Beschwörung, Besprechung" in dem Text folgt,
halte ich die andere Bedeutung fest. — Mietimu heisst nicht
gerade „durch Zauberei", sondern „durch Werfen" sc. des Loo-
ses; das Loos werfen heisst ,,buriq mesii^' **). — Das folgende
waschkineis ziehe ich zu drei Gliedern 1) kudikeis alba suna-
reis 2) kitakeis instr. pl. (ntr.) von kitokias : Dinge anderer
Art 3) galwyu darimais „Tierbilder". Darimas bedeutet hier
nicht „das machen", sondern „das gemachte, das Gebilde", wie
z.B. altlit. fchaudimas in der Bedeutung „Geschoss" erscheint. —
Saiiu dawimu fasse ich nicht mit Nesselmann als einen Be-
griff, sondern als zwei ; saiiu heisst durch Zeichendeuterei , da-
*) stambas etftgpricht demsjao. stabbi^ stokbi, sta^bi Bloök.
**) Praetorius erzählt a. a. 0. S. 47 von einer besonderen Art von
Weidlern, die er Udburtelli nennt. Nach der Beschreibung, die er von
ihnen macht, bedeutet das Wort „die im Wasser loosenden". Der erste
Bestandteil des Wortes ist das sonst nicht vorkommende ud {a-) == ksl.
«orfa sskr. udüy das sich auch in dem von ihm S. 45 angeführten Ull^ei
i^^WasWdeuter" findet.
Mythologisches in altlitauischen Texten. 47
wimu durch Geben, d. h. „durch Spenden, Opfer". — Rhetczia
beginimu alba sukimu heisst „durch das laufen-lassen (treiben)
oder drehen eines Siebes" *). Man vgl. die Bemerkung des
Praotorius a. a. 0. p. 44: „Sietones sind Weidler gewesen, die
mit Sieb-drehen Bescheid gewusst, deren noch viele in Nadra-
wen und Zalavonien gefunden werden" und J. Grimm Mytholog.
1062. — Unsere Stelle ist demnach zu übersetzen: „durch
ihre**) Gelübde, Loosen, die aus Wachs gefertigten Kinder-
(figuren) oder Glieder, Dinge andrer Art und besonders Tier-
gebilde, ebenso durch Besprechung, Zeichendeuterei, Opferspen-
den, das Treiben oder Drehen eines Siebes, und durch andre
Dinge wird eine grosse Verehrung von Bildsäulen (ein grosser
Götzendienst) getrieben". — Ich nehme natürlich an, dass jene
abergläubischen Handlungen in der Nähe der stahai oder stulpai
vorgenommen wurden , dass die Wachskinder u. s. w. bei ihnen
niedergelegt, oder an ihnen befestigt wurden. — Ob unter den
galwyu darimai Bilder der den Göttern heiligen Tiere, oder
solcher, welche krank waren und deren Heilung man wünschte,
zu verstehen sind, wage ich nicht zu entscheiden.
Um nichts zu übergehen, erwähne ich, dass Bretken in sei-
ner Bibelübersetzung das Wort fzoUnikas als „Zauberer" kennt:
idanl ne girdeiu halfo prifakitoio [fzoh'mko] Ps. 58. 6. „Zolini-
ninkei Kräuter- Wahrsager" kennt auch Praetorius a. a. 0. p. 45.
Adalbert Bezzenherger .
Rigveda X. 10, 7 = Ath. XVIII. 1, 8.
Die beiden ersten Stollen dieses Verses lauten in den Sam-
hitä-Texten übereinstimmend :
Yamäsya ma Yamyum kä'ma ä'gant
samäne yonau sahageyyaya.
Ich habe die Absicht eigentlich im Folgenden nur über die
Bedeutung von yönau oder samäne ydnau an dieser Stelle zu
sprechen, aber wenn man einmal vedische Texte berührt, so
kann man es kaum vermeiden wenigstens den Versuch zu ma-
chen alle Schwierigkeiten wegzuräumen, welche uns in ihnen
*) R'etis bedeutet genau genommen „Bastsieb". Es gehört vielleicht zu
abd.redan mhd. redeti, dessen Entstehung aus *hreda7i mir zweifelhaft ist.
**) yu ist bei den zunächst folgenden Gliedern jedesmal zu ergänzen.
48 Th. Benfey
entgegentreten, und so möge man mir nachsehen, wenn ich zu-
erst einige Worte über die Gestalt dieser Stollen und die Art,
wie sie zu lesen sind, vorausschicke. Es sind zwei elfsilbige
Stollen (Trishtubh) und, um sie richtig zu lesen, sind bezüglich
der Aussprache zwei Abweichungen von der Samhitä notwendig.
Dass im ersten Stollen Yamiam statt Yamyäm zu sprechen sei,
bedarf kaum einer Bemerkung ; höchstens ist daran zu erinnern,
was von mir schon öfters hervorgehoben ist, dass die ursprüng-
liche Form Yamiam war, aber hier, wie in den Veden vor fol-
genden Vocalen vorwaltend, der lange Vocal verkürzt ist. Das
Metrum ist dann die fast am meisten gebräuchliche Form des
Trishtubh-Stollens :
In Bezug auf das zweite Wort muss ich mir eine etwas
grössere Ausführlichkeit erlauben, ohne jedoch eine erschöpfende
Behandlung hier geben zu können; diese muss ich für die Ab-
handlung über die vedischen sogenannten Participia Futuri Pas-
sivi, oder eher, wenn gleich ebenfalls nicht passend genug, Par-
ticipia necessitatis, versparen. Es ist diess das Wort des zwei-
ten Stollens, welches in dem Samhita- und Pada-Text sahaceyyuya
geschrieben ist.
Grassmann giebt als Aussprache desselben sahac^eyiäya an,
gerade wie er für das einzige andere Wort auf eyya, nämlich
siusheyya (Rv. X. 120, 6, stark variirt in Ath. V. 2, 7), die
Aussprache stusheyia vorschreibt. Freilich gewährt diese Aus-
sprache in beiden Fällen richtige elfsilbige Stollen.
Allein bei derartigen Umwandlungen beschränkt sich die
Aufgabe des Vedenforschers nicht darauf die Silbenzahl eines
Stollens herzustellen, sondern er hat sie durch Nachweisung
des riclitigen Wortes herzustellen, d. h. durch Nachweisung des-
jenigen Wortes, welches der Dichter des Verses gesprochen hat.
Man kann aber mit der grössten Bestimmtheit behaupten, dass
es nie ein Wort sahaceyia und eben so wenig ein siusheyia ge-
geben hat; wenigstens giebt es absolut keine Analogie weder
für das eine noch für das andere, eyya ist vielmehr eine durch
Assimilation von w an y entstandene Corruption von enya, wel-
ches in einer nicht ganz unbeträchtlichen Anzahl von Wörtern
als Endung dieses Particips erscheint, z. B. Uenya und, mit
Zischlaut davor, wie in siusheyya, abhi-ä-ya^senya Rv. I. 34, 1
(aus dem Aorist gebildet).
Rigveda X. 10, 7 = Ath. XVIII. 1, 8. 49
Diese Assimilation erkenne ich auch in mehreren Themen
auf iiyya, so weit sie ebenfalls Participia necessitatis sind, z. B.
sprihayä'yija, welches zunächst für spr.ihayänya steht; weiter dann
für sprihanyaia, späteres sprihaniya ; beachtenswerth ist dabei,
dass die Endung anta an die volle causalartige Form tritt, mit
Bewahrung des Characteristicumsay(a); ferner dass das ursprüng-
lich kurze anlautende a des Suffixes aiiia durch die Positions-
beschwerung, welche nach Liquidirung des * zu y (wie häufig
im Comparativaffix yans für ta7is) eintrat, gedehnt erscheint (vgl.
iushnim von iush, Accusat. femin. des Particips durch nd).
Dieselbe Assimilation ist auch in mehreren Verben auf n
zu erkennen, an welche mit y anlautende Affixe getreten sind;
doch ist in diesen das eine y wieder eingebüsst, aber die durch
die einstige Position herbeigeführte Dehnung geblieben, so z. B.
von Jan im Präsensthema des Passivs janya und jäya ; von
lilian khanya und khäya, von san sanya und säya, von tan tanya
und iäya (Pan VI. 4, 43; 44); eben so von man durch das
Nominalaffix ya, ursprünglich ia, in Femin. mäya der ursprüng-
lichen Form nach identisch und der Bedeutung nach innigst
verwandt mit griech. fiavla; vergleiche /a?/« ebenso -von Jan.
Doch zurück zu sahageyya und stusheyya ! Sind diese dem
vorigen gemäss durch Assimilation aus sahacenya und stushenya
entstanden, so muss zur Herstellung der Silbenzahl nicht saha-
Qeyia sondern saha^enia, nicht stusheyia sondern siushenia ge-
lesen werden und diese Leseweise ist wie man aus Grassmann's
Wörterbuch ersehen kann, in den überwiegend meisten Fällen
in den Participien auf enya herzustellen, z. B. in vdrenya
durchweg.
Dass dieses enya, oder vielmehr e?iia eine bloss lautlich
umgewandelte Nebenform von ama später antya ist, bedarf wohl
kaum der Bemerkung. Das e für a lässt sich in fast allen hieher
gehörigen Formen auf mehrere Weisen erklären, deren Discussion
hier zu weit führen würde. Von sahacenia dagegen (mit Ver-
kürzung des ursprünglich langen ^ vor dem folgenden Vocal)
ist es kaum zweifelhaft, dass es eine aus de'r richtigen sskrit.
Form cayania entstandene Nebenform ist, in welcher durch
Einfluss einer Volkssprache (vgl. Nachrichten von der Ges. d.
Wiss. zu Göttingen, 1876, S. 324 ff.), wie im Pah (vgl. E. Kuhn,
Beiträge zur Pali-Gramm. S. 97), und Präkrit (vgl. Lassen, In-
stitut. 1- Pracr. p. 170) aya zu c geworden ist.
4
50 Th. Benfey
Der zweite Stollen ist demnach zu lesen:
samäne yonau saha9eniäya.
u I vju_ I w .y. I
Wenden wir uns jetzt zu yöni! Säyana glossirt dasselbe
durch sthäna, Stelle; Ort, und weiter durch cayyä, Lager. Die-
ser Fassung sind so ziemlich alle heutigen Erklärer und Ueber-
setzer beigetreten, so das Petersburger Wörterbuch VI. 198, 2,
Muir (Original Sanskrit Texts V. 290), Alfred Ludwig (Ueber-
setzung des Rigveda IL S.G30); Grassmann hat 'Ehebett' gewählt;
dann wäre aber das Wort samäne 'gemeinsam' überflüssig; denn
das P^hebett ist wohl an und für sich schon ein gemeinsames,
Gelder und Kaegi modernisiren etwas und übersetzen, vielleicht
von den Musen bedrängt (Siebenzig Lieder des Rigveda S. 143) :
mit ihm zu theilen gleiches Dach und Lager.
Gegen die Auffassung als 'Lager' lässt sich von dem lexicali-
schen Standpunkt in der That nicht das geringste einwenden.
Allein wenn wir die drastischen Wendungen des zweiten Halb-
verses betrachten, in der Samhitä
jäyeva patye tanväm riricyam
VI cid vriheva rathyeva cakrä'
zu lesen:
jäyeva pätye tanüam riricyam
vi cid vriheva räthieva cakra
„Wie ein Weib dem Gatten, möchte ich meinen Leib (ihm) öff-
nen (eigentlich Raum [in ihm] machen, so dass er in ihn ein-
dringen kann) ; weit auseinander reissen wollen wir (nämlich :
unsre Beine), wie zwei Räder am Wagen (auseinander stehen)"
dann scheint dieser wilden, leidenschaftlichen Sprache gegen-
über jene Auffassung von yöni doch ein wenig zu zahm, kühl
und sittsam.
Ich nehme yö?ii in derjenigen Bedeutung, welche zunächst
aus der Grundbedeutung, 'weibliche Scham', hervortrat, die häu-
figst gebrauchte ist und alle anderen in sich umfasst, nämlich:
'Schooss'. Der Beisatz samänä 'gemeinsam' ist so zu fassen,
dass der Schooss des einen dem andern gemeinsam ist, ihm mit
gehört, der der Yami dem Yama, der des Yama der Yami.
In dieser Auffassung entspricht samäne yönau , wörtlich 'in ge-
meinsamem Schoosse', ganz unserm 'Scliooss im Schoosse' und
ich übersetze die beiden ersten Stollen:
Rigveda X. 10, 7 = Ath. XVIII. 1, 8. 51
'iMich, Yami, hat Liebe zu Yama überkommen : mit ihm zu
ruhen Schooss in Schoosse.'
Damit man nicht zu hart über die zügellose Rede der Yami
urtheile, will ich nicht unbemerkt lassen, dass das Gedicht,
welchem sie angehört, in die Reihe der durch Alter und Reli-
gion geheiligten Speculationen über die Entstehung des Men-
schengeschlechts gehört, speciell, wie schon von andern erwähnt
(zuletzt, glaube ich, von Charles Schoebel in „Le mythe de la
femme et du serpent", Paris 1876 p. 65), mit der Erzählung
vom Sündenfall in der Bibel zusammengehört. Yama und Yami
sind die ersten Menschen: ein Zwillingspaar; von ihnen ist der
arischen Sage gemäss, wie sie sich im Persischen (Bundehesch
XXXII) erhalten hat, das Geschlecht der Menschen ausgegan-
gen, dankt also seinen Ursprung dem gräulvollsten Sündenfall:
der Blutschande. Das vorliegende Gedicht protestirt zwar da-
gegen, indem Yama seiner Schwester, die ihn zu verführen
sucht, nicht nachgiebt. Allein der Versuch, welchen der Dich-
ter macht, diesen Schandfleck von der Menschheit abzuwaschen,
gelingt ihm kaum und es sieht fast so aus, als ob die Verfüh-
rungsversuche einer älteren Darstellung entlehnt sind, in wel-
cher die Verführung gelang, dagegen die Abwehr derselben Zu-
satz oder Umänderung des in seinem Gewissen durch die alte
Ueberlieferung Verletzten. Die Verse der Yami gehören dann
zu den ccTtoQQ^Toig, für deren Lascivität ihre Heiligkeit die Ver-
antwortung übernehmen muss.
Theodor Benfey.
Zum mittelhochdeutschen Wortschatz.
In der erzälung der ritter unter dem zuber von Jacob Ap-
pet [bei v. d. Hagen, Gesammtabent. II, XLI] kommen in dem
Wortwechsel eines mannes mit seiner frau folgende verse vor:
202. er sprach 'da muostü hoeser nux,
von mir noch hiute enbijen (hdsch: crbizen)
Der sinn ist klar: der mann droht seiner frau mit schlagen.
enbiyn bei nu^ = schlage kann nicht auffallen, da der ver-
gleich von Schlägen und gerichten gebräuchlich und volkstüm-
lich ist (vgl. tracht schlage, prügelsuppe etc.). Das wort ist in
der iormlnuß (plur. one umlaut, wie im mhd., wo es sich da-
l 4.
52 R. Spreng-er
I durch von nux, = nux unterscheidet) noch jetzt im bairischen
jdialect erhalten, s. Schmeller, B. W. II. s. 711. [2. aufl. von
iFrommann s. 1764 unten]. Das compositum homnufs ist noch
I allgemein verbreitet. Auch das verbum V<^/^w== schlagen, stossen
^findet sich noch jetzt in Baiern (s. ScWmeller II, 708) und am
Rhein (s. Kehrein, Volkssprache u. volkssitte in Nassau s. 297)
und in der form rm^eften, ahmf^hen im mittleren Deutschland *).
Das nachgewiesene subst. nur, und das bair. nußen berech-
tigt uns ein mhd. st. v. ich niu^e = schlage, stofse anzusetzen.
Dazu gehört höchst warscheinlich ein part. adj.
ungenoT^T^en,
das bisher den erklärern viele Schwierigkeiten gemacht hat. In
der deutschen Übersetzung der gesta Romanorum ed. A. Keller
V. 55 heisst es: des kumst du = ungeno^^en niht hin. Die be-
deutung ist klar: ungeschädigt , ungestraft. Es läfst sich also
die form von niesen = frui nicht ableiten, dagegen läft sie sich
wol zMj^^en — j;ftlaiäge]Q, sto^^ea-Sfellen, das leicht die alge-
meinefe bedentung strafen annemen konnte. Es ist also nicht
/nötig mit dem mhd. wbch II, 1, 393 b eine Verderbnis aus ge-
no-^yn anzunemen. Ferner: Wolfr. Wh. 43, 23. si megens uns
jehen zunere, komen sis hin genosj^en. Dieses geno??en erklärt
sich aus niezen == frui und bedeutet unversehrt s. mhd. wbch
IT, 1, 393a ; gramm. IV, 70. Handschr. t hat aber die Variante
ungenoT^Tßn , also das hierher gehörige = ungeschädigt, unge-
straft. Es zeigt sich hier wie leicht die beiden niesen in ein-
ander laufen konnten. In Hartmanns rede vom glauben lesen
wir V. 2085. mit dem sodhe si in bego??en, da; lieg er in gnoy-
Tßn. Man sollte erwarten sie geno7,ie7i bemerkt das mhd. wbch.
Auch hier ist mit leichter änderung zu lesen: da^ lie5 er un-
g7ioy^en 'ungestraft, ungerächt'. Danach erklärt sich warschein-
lich auch Lamprecht, Alexander v. 48G1 (Weismann) di stürben
ungn^jen: 'die starben ungerächt', denn Weismanns erklärung:
die starben one den genufs davon zu haben (nemlich von dem
stofsen und werfen) palst wol kaum. Nähere erörterung bedarf
schliefslich eine stelle in Hartmanns von Aue erstem büchlein
V. GO ff. Der leib spricht dort zum herzen:
sware 65 ist din ungenist,
Sit du an mir unnütze bist,
*) [Im sskr. scheint die wurzel\n«£stofsen genau zu entsprechen. B.]
Zum mittelhochdeutschen Wortschatz. 53
la dich sin niht gelüsten,
du bist under minen brüsten
vil vaste beslo55en,
du belibest'sj ungeno5;^en.
So die interpunction bei Haupt, von der Bech nur unwesentlich
abweicht, indem er hinter gelüsten ein kolon setzt. Wenn man
aber diese interpunction annimmt und ungeno-yi^en in der her-
gebrachten weise erklärt, sind die verse gar nicht zu verstehen.
Es ist vielmehr zu lesen:
zwäre 05 ist din ungenist,
Sit du an mir unnütze bist.
la dich sin niht gelüsten
(du bist under minen brüsten
vil vaste besloj^en),
du belibests ungeno55en.
d. h. denke nur nicht daran, dafs du dafür unbestraft bleibst,
wenn du auch eng mit mir verwachsen bist [und ich dich also
nicht strafen kann, ohne mich selbst zu treffen]. Wir haben
also in ungeno-^x^en*) zwei lautlich gleiche formen von verschiede-
ner ableitung und bedeutung zu scheiden. Beneckes bemerkung
z. Iwein 3142 wird danach wesentlich zu berichtigen sein.
schutzgenöy stm.
belegt das mhd. wbch II, 1, 399 mit einer stelle der kindheit
Jesu [bei Hahn, gedd. des 12. u. 13. jrh.] 92, 14. und erklärt
es als 'die zu gegenseitigem schütze verbundenen'. Die ver-
gleichung der übrigen handschriften lert aber, dals schächgetiö-x^e
•raubgenosse' zu schreiben ist, was zu den vorhergehenden be-
zeichnungen dieser leute als schächcere und schächman stimmt,
dieses wort ist also in den Wortschatz aufzunemen, schutzgendz
dagegen, bis etwa ein weiterer beleg sich findet, zu streichen.
Die entstellung von schachg. zu scliucg. ist graphisch leicht er-
klärlich.
heskar.
Im Schlägel von Rüdiger dem Hunkhover (Gesammtabent.
II. XLIX) beklagt sich ein vater über die hartherzigkeit seiner
söhne :
*) Das wort findet sich noch in der o. nachgewiesenen bedeutnng
bei Musaeus, Volksmärchen [Brockhaus 1872] s. 116: „— mit dem vorbehält
seinen verübten mutwillen ihm doch nicht ungenoj'sen hingehen zu lafsen."
54 R. Sprenger
313. er gedahte: *owe mir we!
ich vürlite dei5 mir übele erge:
dise zwene süne sint gar
gedüht in ein koeskar.
Das mhd. wbch I, 788a und danach Lexer erklärt an dieser
stelle (= koloczaer codex 165, 318) Skmskar = gefäfs zur be-
reitung der kaese. das pafst nicht m den sinn,. Ich schreibe
keskar. y^eK^ezeiÖ^Mi^tjBislagöisauf den^^^birgSQ. s. mhd. wbch
I, 802a. Schmeller, bair. wbch I, 336. keskar wäre demnach
ein geschirr in dem eis aufbewahrt wird. 'Meine söhne sind
über und über in einen eiskübel getaucht' würde ganz gut <Jas
ausdrücken, was der sinn hier verlangt : 'Meine söhne sind ganz
und gar one erbarmen'.
guoter
Rüdiger von Munre, von zwein gesellen (Gesammtabent. II, LV).
1002. er solde sin ein guoter
und ein pilewi5 geheijen.
da von ist da3 in rei3en
die übelen ungehiure.
V. d. Hagens erklärung guoter = mittell. jotticus, wodurch eine
art kobolde bezeichnet werden, die als gütchen im zweiten teile
von Goethes Faust begegnen, kann man sich schon gefallen
lalsen, doch müfste dann das wort, wie es von pilwi-^ hier und
anderwärts vorkommt, übertragen auch von dem von einem sol-
chen geiste besessenen gebraucht werden.
einzehi.
Mai und Beaflor 52, 17.
da^ lant ist veste unde guot,
vor aller vreise wol behuot.
an einer eingeht es stät:
daj mer alumb dar umbe gät.
Das rätselhafte eingeht weifs sich Pfeiffer nicht zu deuten. Auch
die handschrift B gewährt keinen Anhalt, denn sie gibt sinn-
los: wan an ainiger stat. Er möhte daher lesen wan ej ein-
zehten stät. Die starke änderung ist unnötig. Das richtige er-
gibt die vergleichung einer stelle bei Schmeller-Frommann I, 89.
warumh seit ir gangen in die wüest oder ainzächt. es ist also zu
lesen : an einer einzehte ej stät. einzeht. stf. einöde, dieses jedoch
in der alten bedeutung eines einzeln liegenden ortes genommen,
80 dafs es hier fast nichts anderes bedeutet als einlant, insel.
Zum mittelhochdeutschen Wortschatz. 55
lümen.
Heinrich Hessler in der apokalyjjse. Schade, lesebuch s. 321.
sterbe ich so wirt lihte
vorkart min gedichte,
da5 der schriber misseschribet
und immer also blibet.
die rede vorcht ich vorsümen.
darvon tichte ich disen lümen.
das Wort sucht man vergeblich im mhd. wbch. und bei Lexer.
Es ist wol die mitteldeutsche form für das in Thomasins wäl-
schem Gast sich findende Hunt, liumt, liumeni. s. p. 403, 408,
410. es bezeichnet dort die unterabtheilung einer in bücher
und kapitel zerfallenden schrift (so viel man auf einmal lesen
hört) destinction paragraph. Hessler gebraucht es speziell für
die vorrede.
riden
M. Helmbrecht 264 spricht der söhn zum vater:
mir sulen ouch dine secke
nimmere riten den kragen.
Lambel erklärt 'mir sollen* deine Säcke nicht mehr den nacken
belasten; ich will sie nicht weiter tragen'. Er hat offenbar an
riten = equitare gedacht. Dahin stellt es auch das mhd. wbch.
II, 1, 730a. Derselbe ausdruck findet sich Neidh. 68, 39. nü
tuont im dir secke vil gedon, die da dicke ritent sinen kragen.
Handschr. 0 hat hier ride?i. An beiden stellen wird riden zu
lesen sein. mhd. riden = ags. vridhan, ahd. garidan = tor-
quere, noch jetzt im kärntner dialect rid''n. siehe Lexer, kämt.
wbch. s. 208. die stelle des Helmbrecht ist zu übersetzen;
mir sollen deine sacke nicht mehr den hals verrenken,
brienmuos. stm.
So setzt Lexer I, 353 an mit Verweisung auf Germania 9,
201 preinmuos und erklärt es = brei. Wir haben aber keine
tautologische Zusammensetzung anzunemen, sondern brienmuos
= hirsebrcL brie bezeichnet hirse, auch buchweizen oder ha-
fer. s. Schmeller 1, 256; Lexer, kärntn. wbch. s. 240; brie
niuwen = hirse stampfen, von dem übelen weibe ed.^ M. Haupt
v. 333 und anmerkung. ^ ... ^ * ^?
broedelich. /)'^ <> %
= fleischlich, geschlechtlich lüstern, das Lexer I, 358 aus der
Elisabet 1453 belegt [Ruland 9, 1 ist zu lesen broede lichename
56 E,. Sprenger Zum mittelhochdeutschen "Wortschatz.
s. Bartsch z. d. st.] und ebenso das subst. broeJieit ebenda be-
legt aus Wackernagel, altd. predigten 91, 165; Elis. 1502, 9576
stellt sich wol nicht zu broecle — schwach, sondern es ist zu
^vergleichen mwdi. bröderen — testiculi [griech. adeAgjo/ u. didv-
(wo^Rein. V. v. 5298, 6510, 673i, das auch in mitteldeutscHefl'
diaTecten noch fortlebt.
rot.
Reinhart 217 ff. wird die bekannte geschichte von dem
fuchse und raben erzält. Als der rabe jenem, der ihn über-
listet hat, dennoch schliefslich wider entwischt, heilst es v. 282:
vil er im do Ü5 brach
der vedern daj er entran mit not:
der neve [der rabe] was Reinharte ze rot.
So lautet der letzte vers in den handschriften. J. Grimm da-
gegen änderte dem neven was Reinhari ze rot. Das kann nichts
anderes heifsen, als: Reinhart war dem raben zu böse; was
aber durchaus nicht in den Zusammenhang pafst. Ich glaube
wir bleiben am besten bei der handschriftlichen Überlieferung
und erklären rot [mit kurzem 0, denn der reim not : rot kann
in dem ungenau gereimten gedichte nicht auffallen] = ahd.
hrad, rad = celer. s. Graff IV. 1150. Nord, lautet das wort
hradhr [s. Vigfusson s. 281]; ags. hra3d, hrad; engl, rathe, ready
[in der bedeutung 'ee'%' bei Milton]. ^Der neffe war Reinhart
zu schnell^ passt sehr gut in den Zusammenhang. So erklärt
sich wahrscheinlich auch das rätselhafte rot beim jungen Sper-
vogel: MSF 20, 10, Bartsch Liederd. XVI, 8. unma^re hunde
sol man schupfen zuo dem bern, und roten habech zem reiger
werfen, tar ers gern. Der Zusammenhang ist allerdings schwie-
rig, wenn wir das von Lachmann aus der Jenaer handschrift her-
gestellte unmcere behalten. A u. C haben: Wan sol di\% jungen
hunde la^en. Das jungen ist allerdings wol nicht das ächte,
und wol nur um den gegensatz zu eltiu ros in v. 9 herzustellen
gesetzt: doch ebensowenig unmcere [faule]. Der sinn ist wol:
man soll jedes ding dazu gebrauchen, wozu es taugt. Statt
unmcere wird daher gevcere = eifrig bestrebt [vgl. z. b. Trist.
15788] zu lesen sein. Wie das unmcere der Jenaer handschrift
entstanden, scheint leicht erklärlich. Der Schreiber nahm schu-
pfen in der gewönlichen bedeutung des gewaltsamen stofsens.
Davon liegt jedoch ursprünglich nichts in dem worte, wie Apol-
lonius 20389 si schupfte den valken von der hant zeigt. Es ist
A. Fick Allerlei.
57
hier, ebenso wie werfen v. 10 [vgl. auch Parz. 163, 17] blofser
Jägerausdruck für das lofslafsen eines jagdtieres, im Apoll, des
falken, hier des hundes.
Robert Sprenger.
Allerlei.
Lat. ap-erio und sskr.[ajP?S^i^aufschliessen
Lat. ap-erio ap-er-tum ist aus ap = ab = artb und er = sskr. \
ar zusammengesetzt (vgl. Curtius Grdz.3 502) v es entspricht in
Form und Sinn ganz genau das vedische apa-nr aufschliessen,
das mit vrajam, dvärä Stall, Thjiren verbunden vorkommt; ge-
nau so sagt man lateinischl^p»*^^ ostium, vuloas, fenestrasu.s.w.
aperire. Den Gegensatz zu ap-erio bildet op-erio mit op — ob _- ertl
= sskr. api zusammengesetzt, wie auch sonst lat. ab und o
ciTio und ertl gegensätzlich verwendet werden. \Dhvaram apa-ar
di^^-S'^fure, Jifita^en ^jkrtf für eine ursprachliche Redeweise ge
2.
Ev-%sqrig und «skr. haras das Nehmen.
ev-xEQ^g leicht heisst eigenvich „wohl zu rislimen" aus sv und
XSQsg, welches genau dem sskr. haras n. das\fehmen, von har
nehmen, entspricht. Im Griechischen ist dies\ Wurzel durch
XsiQ Hand und sonst vertretei
ne Feu^Hjjnd z§üd. iafnahh Gluth.
eisst Feuer, mfi>4sd UiiectyywA,,^Q%^\xi
.^ Iriscn
Irisch mt^^. ie
durclK,F?W^. wörtlicTK „GoHiji des l^ötMi^s", kymr. körn, areraor
tan Feuer (Bacmeister, Keltische Briefe S. 32). Die Grundform
scheint tene-do-, darauf weist auch das gallische ^?V«j^a?>*siJg^j^S|L
eines Orts bei Zurzach am Oberrhein. Trennen wir das suf-^
fixale do ab, so bleibt tetie und für dieses tene linden wir die
schlagendste Ableitung, sobald wir uns erinnern, dass in allen
keltischen Sprachen ein ursprüngliches p spurlos eingebüsst
wird. Sonach dürfen wir tene = tep-ne setzen und dieses
tep-?ie finden wir reflectirt durch das zendische taf-na-hh (Grund-
hJi
58 A. Pick
form tap-na-s) Gluth, Hitze vgl. taf-nu Hitze, sskr. tap glühen,
tapas Gluth, lat. tei)eo, tepor, tifpqa Asche u. s. w. *)
4.
ovko-i^uvog und an. e'??-^ engl. "TJitf üSöl^
f)llv(.a steht bekanntlich für oX-vv-f.u, der Wurzel oA entspricht
lat. ab-oleo , ex-oleo vgl. a7t6llv(.u, i^6llvf.u. ovXo-fievog be-
ruht auf dem Präsensthenja oX-vo und diesem entspricht genau
a^,..-t!??-r , englj.^-r^r3ib?!f7 Grundform ilia- regelrecht für il-na,
' el-na wie göth. folla- für fol-na- — lit. pil-na- voll.
5.
^;£j,nd altgall.^
iü-g, jyi;'-g, neben dem ein Substantiv^^sa im gen. pl. kd-wv er-
scheint, kann weder mit sskr. vasu gut noch mit dem sskr.
Präfix SU- = gallisch su- identificirt werden; gegen eine Grund-
form jztnv spricht der Mangel des /, gegen die Gleichsetzung
mit sskr. gallisch su- die Verwendung. Denn während su.,.ßXz,.
|\ starrtes Präfix ist , correlat dem sskr.\ ^m übel , ist evg lebendi-
ges Adjectiv und hat neben sich das Substantiv(läA Vielmehr
ist Ivg = Eßi-g aufzufassen mit Contraction der Silbe /<• zu v,
wie dies im Griechischen häufig, z. B. in ravg = sskr. tuvi-;
idtov ist — i/diov, gleichen Stammes ist? ev-rjft]g günstig, wohl-
wollend, worin -rjf^ für -sfeg (wie -rjvef.iog in ev-^v8^wg für äve-
fxog) = ^s]^. a^öw^uitst|^*^em vorausgesetzten sfi- entspricht
genau gallis^ avi- gut z. B. in dem Eigennamen^yLis^cdPHliis :^
aremorisch Ett-cant, wie ja auch Ev~ beliebte^s Namenwort ist;
im Gothischen entspricht genau avi- in ^atfirti^ Danksagung
(Uebersetzung von ;(«(»tg, euxccgiGTia), das Weinhöld i)ie Gotische
Sprache im Dienste des Kristentums (Halle 1870) S. 12 in deut-
^schen Personennamen, wie Avo, Ava, Avila, Avagisa, Avilant,
Avileib, Aviramnus, Eoo, Evi, Evico, Evizo, Eioirät, Euberl,
Euprant, Euhari, Eurik, Eusend, Eopirin, Eoliud, Eoman,
Eomär, Eowig mit Recht wiedererkannt hat. Die Wurzel ist,
I wie schon angedeutet, lat. ac^-^erri^häj^en, ssß*\ ^^be^|gen.
*) Nachträglich bemerke ich , dass bereits
tap gezogen hat, vgl. Wiiidiseh K. Bcitr. VIII. 14
molügie gibt Windisch das. 438.
Allerlei. 59
6.
Lat. ico treffe = i'xw gelange.
Lateinisch teere treffen hat mit jacere werfen, jacere liegen
nichts zu thun, ist vielmehr genau = J^xw gelange zu, komme
zu, womit man es ja oft genug übersetzen kann. Beide gehö-
ren, wie Leo Meyer KZs. XXIL 49 f. meines Bedünkens richtig
erkannt hat, zum sskr. ac gelangen zu, treffen; im Griechischen
zeigt diese Wurzel häufig unechte Aspirirung, so in ^'xw vgl.
sskr. pf. äruy mo vgl. lat. ico, %7t7tog (— tx-Zo-g) vgl. lat.
equus, sskr. acva.
Urgriechischfyevi; Knie! fl^og Wagen
erhellt aus den hesychisclien Glossen ysvviov yovdtwv und s'xe-
acpiv aqixaoiv, letzteres nach M. Schmidt Böotisch. Ebenso
darf man älteres eßöeintjyiovTa siebenzig ansetzen, weil diese
Form in Delphischen Inschriften wie auch auf den Tafeln von
Heraklea erscheint. Denn o ist durchweg jünger als « und so-
bald eine Form mit « irgendwo auf griechischem Boden nach-
zuweisen, ist diese für älter als die o-Form anzusehen, weil Ue-
bergang von o zu £ nicht vorkommt, wohl aber in reichem
Masse der von e zu o. In unserm Falle wird das e als älter
erwiesen durch die entsprechenden Formen des zunächst ver-
wandten Latein: genu, veho, septimus, Septem.
Ein europäisches ^Äa^können
ist anzusetzen wegen kymr, sxQm,'fallaf kann, \vhck gal stark
in Art-gal , Con-gal , Fin-gßd''u. s. w. und ]ii: galeli könpep^
vermögen. Gh wird verjjürgt durch den offenbaren Zusammen-
hang dieser Wurzel ^ft lit. gelöti gelten, germanisch geldan =
nhd. gelten, ^silMedq, zUsti entgelten.
9.
TtTf-iüi und TeKi-iiOQ, Toaoag und tö^ov.
Wechsel von x und t, beruhend auf einem ursprüglichen x/,
von dem sowohl x als r regelrechte Vertreter sind, findet sich
besonders deutlich in rer (.ivo treffe neben rex/j^ioQ Ziel; tst und
T£x gehen beide aus zsxß hervor, tetfie, demnach = Tey,(.ie ist
Secundärwurzel, wie d^eg-fna) wärme zu if^eg, lat. dormio schlafe
60 A. Fick .
zu dar in daq-d^dvio, TtElE/ii-i^M, ^ermaLnisch falm zu ttkA u. s.w.
Von tey.fiE (-_ tet^ie) stammt zeytßioQ das Ziel, vom „Treffen"
benannt, und durch das ^-Suffix abgeleitet. Genau dasselbe
Verhältniss wie zwischen tet(^uo und TETifiioQ besteht zwischen
dem Aorist e-Toaaa, part. zoaaag und to^ov Bogen, roa-aa
beruht auf tot — rox treffen, to^o Bogen auf To/.-aa-i treffen
und ist passend benannt als der „Treffer".
10.
nixog Vliess = an. j^ß^Sc
Mit TtExog n. Vliess , Wollejifell ist an. /<^r , alttSj^hVed^'-atttTan.
-^!fr^j^^,,,,Schaf, pb^^ faheza- gleichzusetzen, sodass das
Schal als „Vliess" benannt ist ; weniger passend wäre die Gleich-
setznng von germ. faheza- mit lat. pecus , denn wie sollte man
das Schaf gerade als „Vieh" benennen ? Auch würde man dann
eine Grundform feheza- erwarten , weil lat. pecu durch germa-
^ nisches fehu reflectirt wird. Die Wurzel tiex scheeren , käm-
I men ist im Germanischen auch sonst erhalten, so im ahd. /öÄä
Haaj- und in fechten focht vgl. lat. pectere. ~
"• X,
.mXy.6g Sumpf und^it. pelke Sump^
TtaX-Kog in der r^sychischen Glosse \t.^lY.6g' TtrjKl^^ entspricht
ganz genau dem Mi^^lke f. auch pel/caf<.jn. pl. und^ pelkos f. {
pl. Torfmoor, TorfbrucX, auch Sumpf und\^loor im A^lgemei- l
nen. Wurzelhafter Zusammenhang mit ttt^Ao^; , lat. pal'ü^ liegt ;
auf der Hand. '\ _^
12. "v^
jtiiQyog und nh^, jBm/*^.
Die durchaus richtige Zusad?imenstellung;"''>©q. nvqyog mit dem
deutschen ":ö«*«$ia4ij;'undform horiji-) ist wie inir scheint ganz
mit Unrecht verdächtigt. Dass nvqyog auf einer urgriechischen
Form cpvQxo beruhe, erhellt aus der hesychischen Glosse (povQ-
y.0Q- oyvQWjiia, sowie daraus, dass die Stadt IJvQyoi in Triphy-
lien bei Thucyd. V. 49, 1 die elische Namenform (CDtWog zeigt.
Ferner heisst jtvQyog zuweilen geradezu , JBurg , Beffeflgung"
nicht „Thurm", so z. B. Odyss. VI, 262 n^ki^g —^u..^eql
7tvQyö^'-'v^iiß}.ög die Stadt, um welche eine hohe Befestiguiig;
Mauer läuft^^Töic Wurzel ist germanisch bergan barg , auch
n6Qyaf.tov gehört hierher, sowie lat. fir-mu-s für firg-mu-s, der
Allerlei. 61
Städt'biaine, Firmum sowie der eallische Stadtname Berh^mwi
(jetzt B<^oam(^. — Die Vertretung ursprünglich an- und aJus-
lautender AspirSil^n durch Tenuis vorn und Media hinten ist im
Griechischen gar hicht unerhört, so ist z. B. Ttqäy aus nqay%
■= germanisch hang bringen. Das ursprüngliche itqayx liegt
noch in TtQdoato, welches aus 7TQayx-iio entstanden ist; indem
durch Einfluss des praesentischen Ttgccaaio der Nasal eingebüsst
und das alte x zu / gewandelt wird, entsteht das allgemeine
Thema TtQÜy in uQay-/.ia u. s. w.
13.
ßXaß hemmen, lat. suf-ßämen Hemmschuh, an. hälk-r Scheide-
wand. ^**-—
Wenn man das Etymon von ßXaß gewini>öh will *}, so muss man
durchaus von der Bedeutung „hemm9Br ausgehen , die z, B. im
homerischen ßXdßsTaL yovvaxa un4" sonst deutlich genug vor-
hegt. Die ältere Form /9aA/? ebenfalls mit dem Sintte',, hemmen,
zurückl^lten" kommt vor )iti^al(j^ldEg , so'^eissen die Schran-
ken iMr Wettrennbahn als""^ebimeiiJe". Im 'ba.tein entspricht
unsrer Wurzel in demselben alten und"^ ursprünglichen Sinne
suf-ßß-^en HeüMwlf^te, Hemmschuh am Wagen;- y'fa-men steht
re^lrecht für fiag-men wie con-täminare für -iagminare , und
nun ist auch klar, dass ßXaß zunächst nach vielfältiger Analo-
gie für ßlayß, weiterhin wie ßgef-ico = lat. fremo für q)Xayfi
stehe. Der so erschlossenen Wurzel hhalg hemmen entspricht \
nun aufs Schönste das altnord. hälk-r Scheidewand, Abtheilung, \
weiterhin dann an. bälM , hjälki, ahd. halco , as. halko , ags. \
holca (daneben hülc), afries. halka, nhd. Balken.
14.
spu^^^ ahd. w,0fttif.
Will ipaaii.-*^»'»7HCager , Aufenthalt der Thiere , Beiwohnung mit
einem Worte übersetzen, so könnte man „Wohnung" dafür sa-
gen. Dem entspricht das Etymon ; eJj-ry steht nämlich für feva,
wie EVQvg für fSQi'S — sskr. tiru rariyams , also ~ va7u und
deckt sich völlig mit dem ahd. wona in tvona^ili^'^ev^'ohnheit,
*) Ueber die von Bugge in Curtius Stud. IV. 325 aufgestellte Ety-
mologie von ßXünrw vgl. Bezzenberger Zs. f deutsche Phil. V. 358.
62 A. Fick
wonen und wonönwn^. wohnen*). Die ^i^rzel ist das weit-
schichtige i>an , das in^Deutschen und SanS^o'it am reichsten
entfaltet ist. ^ %^
15.
Europ. la wollen, begehren
erhellt aus dem dorischen Xaw Iw-jusg Xwvtl Irjv wollen, att.
Xrj-fxa Wille', verglichen mit goth. la-tha- in latha-leiko sehr
gern, goth. lathön = nhd. laden, einladen, das zu latha- steht
wie z. B. lit. kvei einladen zum preuss. quait wollen. Im Alt-
irischen gehört hierher air-le Wille, ir-li-ihe gehorsam, lam,
air-lam paratus (nach Windisch). Hierzu gehört offenbar auch
'ki-Xaiof.iai, sskr. las lä-las begehren.
16.
viyiTaQ z^\c6yalov nhd. ,,schnökern".
S. Bugge hat in Caftius Studien IV. 337 sehr schön und rich-
tig viüyalov Näscherei zum dänischen snage norweg. dialect.
snaka nach Leckereien suchen, dän. snagen naschhaft gestellt.
Es gehört hierher offenbar das jedem NiederdeutspEen bekannte
Wort ,ySclmökern'' , das ebenso wie das dänisch© swa^e leckern,
naschen bedeutet. Die Wurzel ist als snag auiusetzen und viel-
leicht gehört auch \\i/smagurei Näschereien yKierher, sicher aber
Wx-ra^, das also für avey-xctq steht und .«lit Suffix ra^ gebil-
det ist wie Y/i-Tag; vsy steht zu vtoy wie vsy. in vtxvg zu väixaQ
Der Sinn von v^Tc-Tag ist also „was gut schmeckt, Leckerei".
17. •,,
V ^rh^og grau = lat. ^llus.
Ttilvog gt^u nach Hesycrlh^tAi'dy cpaiov. Ihi^QiOL ein kyprisches
Wort steht'^r tieI-vo-v m^^ll-vajiiat nebeÄ TTtAag, und ent-
spricht genau dem lateinischen pul-lu-s schwärzlich, dunkel, das
regelrecht für pul-nu-s steht; u ist wie fast stets durch Einfluss
des / aus e getrübt, vgl. mulg-eo neben d~iiiilyo}, nhd. melken.
18. \
qxxQv^ u^ lat. frümen, Kehle,\Luftröhre.
q>0Qvy^ lautet in älterfei: Sprache qxxQv^, die\Basis ist zunächst
*) Eine andere Etymologie von evvv hat Roth KZs. 19. 220 aufge-
stellt; er erklärt evvr'j aus einer Grundform *vas-nd.
Allerlei. 63
/
q)Qvy aus cpogy, das a ist .eine durch Einflus^ des q ent\vickelte
„Svarabhakti". Dem ^^'erschlossenen ^^V entspricht ganz ge-
nau lat. fru-men ^"erelrecht für fmfq-men Kehle, Luftröhre;
weiterhin dann,«tich an. harJdß^XQ, Luftr.öhre; eine Wurzel
bhm-g liegt jn^ Grunde vgl. eja^. hark belleii und ähnliche Ton-
wörter *). ''
19.
Lat. mulier und juvCdco saugen.
Nehmen wir an, lat. mulier sei wie femina als die Säugende
bezeichnet, so lässt sich das Wort ganz befriedigend ableiten.
Da l im Latein häufig genug aus altem d entspringt, so dürfen
wir uns mulier als aus mudies- entstanden denken und dem
Thema rnk^ie- entspricht ganz genau ^ivOx in ^vCx/L-vi saugen,
demnach fiik, f.ivdja- , schon im homeri^hen ix-fw^r]S'^i6-g das
Aussaugen v^j^ommend. Weitere Verwandte dieser Baöi^ mud
haben wir in f^iaßog Nässe, vielleicht auch mf-iaöaco trieferi> lat.
madeo , (.latog = {.ladj'og und ftaa-TO-g Brust> auch wohl lat.
mamma für mad-ma, . '.
\ '' 20.
Sskr. urvarä = olvqa, okncfvg zu lit. ulhauti, v^xrivri zu sskr.
tap.
Das Ackerfeld hei^t im Veda'^Jt^j^«. Dieses selbe Wort be-
zeichnet im zend. e^mwt;^ die Pflanze^, meist collectiv und mit
Einschränkung auf die Nutzpflanzen **). Hieraus sieht man
schon, dass die Vergleichung von sskr. wnfxrciv^xi ccQovga un-
haltbarist; ccQovga gehört zu agoco = goth. arj'an ackern u. s.w.
einem europäischen Verb, sskr. ■u^arä stammt von var bedecken,
einhüllen und bezeichnet das Feld aKdas von Pflanzen umhüllte,
während das identische Zendwort urvära die Pflanzen als Um-
hüllung des.^Feldes bezeichnet. Grundbedeutung t^s arischen
wi^>'>^jst dentnach „Umhüllung" uhd^^war spßciell durHjtPflan-
zen, al^Cetwa: ,3aatteppich , Pflanzehfreppich".''" Mit deralMä-
schen urvarä ist nun }\Xvqa Dinkel, Spelt genau identisch. Die
Speltpflanze ist als „hüllende Saatpflanze" bezeichnet, vgl. z. B.
Lfi/a Spelt = lit. jata-i Getreide, olxqa steht zunächst für
vXvqct, V vor V muss zu o sich wandeln, wie in ololi-g heulend
*) Vgl. die Zusammenstellungen J. Schmidts Vokal. IL 334.
**) Ebensl5*T»6a,^Jr^a7*»4a«j;jee, ^^ant, Vegetation), pehl. aurrar.
64 A. Fick
= sskr. wR44(^TNjJ|^as v der zweiten Silbe ist regelrechte Con-
traction von /£, /o wie vjc in v/t-vo-g aus afeit, vq m\vQ-a^
aus afOQ = la\ sorex contrahixt „i&t. ♦ - ' — -
Genau wie oAoAi;-g "ist ^^^s^g jai^rmt^'nd, Basis zu 6loq)v-dv6-g,
okocpv-QOjuaL n. s. w. zu "BeurtlieiTen. \ olorpv-g, früher von mir
unrichtig zu sskr. lap klagen gestellt (Vgl. Wbch."^!. 751), steht
für vlvq)v-g und gehört zum lit. ulhau-d ^vinseUi (v^u Vögeln
gesagt). Basis ist ul, ulul heulen im Griechischen in v%A(a bel-
len, oX?)Ä<j<^J''''jaj3Qmern, lat. ulnlare, lit. iu6ü heulen undrsonst
nachzuweisen. Aus der Vergleichung von olocpv-g und lit.
ulhau-ju, ulbau-ti lässt sich ein europäisches ul-hhu, resp. ulu-
hhu reconstruiren.
Genau wie in oXvqa v aus /o, /e, ist V7t in vTtrjvr] Bart aus /stt,
ß07t verkürzt. Es ist dies Wort nämhch gar nicht mit vno
zusammengesetzt, sondern gehört zur Wurzel sskr. vap , part.
pf.|^?/£;(a; scheeren, welche im Veda schon besonders vom Bart-
scheeren gebraucht wird, cmacru vap heisst dort den Bart
%c}\QeY&ü, mi^jtarjim Sanskrit heisst Bartscheerer, Barbier. Von
dieser Wurzel, die auch im Sanskrit im part. pf. pass. iip-ta
geschoren sich zu up verkürzt, stammt v7Cijvr] Bart, als „scheer-
barer, oder geschorener" um so passender benannt, als das
Bartscheeren bereits bei dem Urvolke üblich war, wie z. B.
l^gqy = sskr. ikshura Scheermesser beweist. Das zend. uhda-
ena, von Justi durch „hären" übersetzt, heisst vielmehr ,, ledern"
und stammt vom sskr. part.; w^^üj, geschoren.
21.
TQv-q)dXsia für re-TQV-cpaXsia , aij.i6QQ00-g für dipOQQO-QQOog.
Auch im Griechischen kommt es bekanntlich vor, dass des Wohl-
klangs wegen von zwei gleichanlautenden Silben die erste ausgewor-
fen wird, eine Erscheinung, die freilich im Lateinischen noch
viel häufiger ist (vgl. KZs, XXII. 1J8, 371). Im Folgenden sind
zwei homerische Fälle dieser Art verzeichnet. TQv-cpäXsia der
Helm ist zu vergleichen mit den Beinamen des Helmes {y.vvti])
Tetqa-(pdXr^Qog und reTQÜ-cpakog, mit vier Schirmen {cpdXog) ver-
sehen. Wie nämlich Tga-TteLa Tisch für Targd-TteZa „Vierfuss"
steht, so TQv-cpdXua für rexQv-cfdXeia und dieses tetqv ist —
lat. quadru-, lit. ketiir-, goth. fidur- in Zusammensetzung. Das
V für /a erscheint im griechischen Worte für vier ja auch in
nlavqEg vier und hat demnach ein altgriechisches lEXi^v für
Allerlei. < G5
T£tvQ = lat. quadru- durchaus nichts befremdliches. dipoQQOog
das Beiwort des Okeanos ist mit „rückströmend" richtig über-
setzt, aber in seiner Bildung nicht verstanden worden. Es soll
nämlich aus dtp und Qoog gebildet sein. Aber aus dip und Qoog
kann nicht dipoQQOog werden. Vielmehr ist difjoQQoog compo-
nirt aus äipoQQog zurückgehend, rückwärts und Qoog, steht also
für dipoQQO-QQOog ; dass aber dieses dem griechischen Ohre übel
klingende dipOQQOQQOog ganz wie von selbst sich zu dxpöqqoog
verkürzen musste, liegt auf der Hand.
22.
Giebt es im Griechischen ein Suffix tAo?
Neben dem Suffixe ^Ao, von Leo Meyer richtig mit dem latein.
bulo zusammengestellt, giebt es scheinbar ein griechisches tAo,
das nach der Meinung Vieler aus tqo entstanden wäre, wie ja
Q- und Ä-Suffixe im Griechischen vielfach in einem nahen Ver-
hältnisse stehen. Eine nähere Prüfung der wenigen Wörter auf
xlo hat mir jedoch die Ueberzeugung gegeben, dass ein Suffix
tXo gar nicht existire, dass vielmehr zum Theil das r zum
Stamme gehört, zum Theil tlo für d^lo aus phonetischen Grün-
den eingetreten ist.
Zum Stamme gehört r in civz-lov, dwlsoj und zwar ist t hier
Vertreter eines ursprünglichen z/ wie in Ttivre, zsTfio) neben
Tey.f.i(jOQ, Toaaag (St. tot) neben to^ov u, s.w. Das erhellt aus
der Vergleichung von dvrXiw mit dem lat. ancldre , exancläre
schöpfen und sskr. ud-anc schöpfen; dass lat. ancldre wie Ost-
hoff Forschungen im Gebiet der indog. nominalen Stammbildung
I. 24 ff. will, aus avTliio entlehnt sei, ist jedenfalls nicht zu
erweisen. In tevtIov — osvtIov Mangold kann das t ebenfalls
zum Stamme gehören, doch ist das Etymon des Wortes dunkel.
Dagegen stehen exI-tItj Handhabe am Pfluge (von fixe- halten)
(fv-T^ct Art, Geschlecht (von cpv gigni) ^J-r^ov Flüssigkeit (xv
giessen) der Reihe nach für ixe-S^Xrj, cpv-d^la, x^-^Ao-v und
verdanken ihr r bloss dem Umstände, dass der Grieche die un-
mittelbare Folge zweier silbenanlautenden Aspiraten vermeidet,
wenn auch nicht durchgehends, wie z. B. ixvd^r]v neben hed^rjv,
hv&riv (für sd-ed^rjv, i&vd-rjv) erscheint. Nach der geläufigeren
Art, die Aspiratenfolge durch Umwandlung der ersten Aspirate
in die Tenuis zu vermeiden, hätten wir nun in unseren Wörtern
kxed^Xt], nvd^Xa, -/.vd^lov erwartet, allein man sieht leicht, dass
5
66 A. Fick
dann die Abkunft von den Stamraverben exs, tpv, xv in übler
Weise verdunkelt virorden wäre, und darum grijff man zu der
seltneren Weise die zweite Aspirate in die Tenuis zu wandeln,
weil auf das deutliche Hervortreten des suffixalen Elements
nicht so viel anzukommen schien. Sonach behaupten wir bis
auf weiteres, dass ixETlrj, (pvTla und x^'f^^ov sich der Gruppe
mit ^Ao anreihen, also zu yeve-d-Xt]^ ede-d^lov, S^sfÄe-d^la, Ifxäo-
^Iv], f-ida-d^Xr], cpvye-d-lov zu stellen sind, und ihr r nur den
vorhergehenden Aspiraten zu danken haben. Wie aus ^e^u«-
d^Xa und cpvye-d-Xov hervorgeht, nahm man keinen Anstoss an
der Aspirate im Anlaute der dritten Silbe nach aspirirt anlau-
tender ersten, in d-v-a-S-Xa wurde die Aspiratenfolge, wie es
scheint, durch den Zwischentritt von a erträglich, aber die un-
mittelbare Folge der Aspiraten wurde durch Umgestaltung von
ixeS^Xf], cpvd^Xa, %v^^ov in txs-TXrj, cpv-xXa, ;ju-tAoj' vermieden.
Hierher ist auch wohl axhXiog zu ziehen, demnach für axs-
^Xiog, während man an axe^eiv, eax^^ov keinen Anstoss nahm;
neben x^^^f^^^^ov Frostbeule einer späten Bildung nach Analo-
gie von cpvyed-Xov findet sich auch x^^i^^^^ov geschrieben, die
Schreibung mit d- ist wohl vorzuzidlien.
Wenn es somit ein Suffix tXo im Griechischen ursprünglich gar
nicht gegeben hat, so sind auch die Combinationen dieses an-
geblichen tXo mit lat. culum u. s. w. nichtig und müssen auf-
gegeben werden.
23.
Giebt es im Griechischen ein Suffix rf-ia, zfio?
Eün Suffix Tf.ia t/lio im Griechischen kann ich ebenso wenig an-
nehmen, wie ein Suffix rXo. In den wenigen Wörtern auf Tf^ia
Tf-in gehört das r zum Theil zum Stamme, zum Theil ist es
durch Einfluss eines vorhergehenden Aspiratenanlauts aus ^
entstanden. Zum Stamme gehört das r: in 8QBT-(.i6-g Ruder,
Stamm e^er in eQta-aco. In di'z-f.iij, acT-f.irjv das Hauchen, der
Hauch steht zunächst dvT für a/«r, das beweisen die Hesychi-
schen Glossen aaTf.ia' cpXo^ und dsTi-iöv ro 7Tvsv(.ia, die auf
afer/ita, dj^ariiiov zurückgehen. Die Basis dieser Wörter ist
a/fir hauchen, eine Erweiterung der Wurzelia/« hauchen, we-
hen (= sskr. vä). Die Secundärwurzel rat ist sehr deutlich
im Celtischen erhalten in altir. ün-fet inflat, do-n-in-fedam in-
spiramns (nach Windisch in Curtius Grundz. 390). Aber auch
im Griechischen selbst ist das secundäre djBt nachzuweisen in
Allerlei. 67
afta-d^cü hauchen, verhauchen. Dieses ist weitergebildet mit ^
wie [Ea-d^co esse, \^«a-% kleiden u. s. w., vor der Doppelconso-
nanz ad^ ist e zu t geschwächt wie in TtirviOy mQva^ai, nikva-
fxai u. s. w. ; es steht also dßlod-to für afsr-d-o) hauche, und
von dem hieraus deutlich hervorblickenden afsr ist dfev-i^i^ =
oLvr-fitj, dj^er-^iiqv = dvT-/^ii]v durch die Suffixe f^r] und fir^v re-
gelrecht gebildet. Von dj'eod- in dflad-o), contrahirt zu aa^
ist dann wieder ebenso regelmässig durch das Suffix fnaz- aod^(.ia
(demnach für dfeaS^-jna) der schwere Athem gebildet. Aus
phonetischen Gründen ist d-/iirj in T/^r) gewandelt in scp-E-Tf^r]
der Auftrag. Das Wort stammt von icp-e {irji-tL) beauftragen
und müsste eigentlich i(p-E-S^/.i}] lauten, wandelte jedoch ^ in t'
wegen des aspirirten Anlauts der vorhergehenden Silbe. Setzen
wir als organische Form ecp-e-^f-iiq so erhellt, dass hier genau
dieselbe Bildung vorliegt wie in €la-l-&(.irj, azd-d^f-irj, dv-^/urj-ar
övoEGi bei Hesych u. a.
So bleiben nur noch/J,atT|im Schlund j'und ar;Uog, ay/f?[ Brodem.
XaiTfitt ist etymologisch dunkel, daö r kann sehr wohl zum
Stamme gehören, dr/n^ ist nichts als Contraction von dfETi^ii,
woraus sowohl dvT/nrj als drj^i^ hervorgingen, vgl. die Contrac-
tion von d/Eod- zu dad- in daS^-f^a.
Sonach ist ein Suffix zfia t[xo im Griechischen nicht zu statuiren.
24.
TolfLv trtTtOLfiv = sskr. tayos agvayos.
Der Genitiv und Dativ des Duals wird griechisch durch das
Suffix oi-fiv bezeichnet, das wiederholt mit dem sskr. Suffix
bhyäm, wodurch Dativ, Instrumental und Ablativ des Duals
gebildet werden, identificirt worden ist, so dass also z. B. töI-
fiv %7t7tOLj^LV genau dem sskr. tdbhyäm acmbhyum entspräche.
Hierbei liegt die unglückliche Vorstellung zu Grunde, als ob
irgend je ein ursprüngliches bh durch ein griechisches ß re-
flectirt werden könnte, doch auch hiervon abgesehen, passen
beide Formen sehr schlecht zu einander. Zunächst bezeichnen
sie ganz verschiedene Casus: sskr. bhyäm den Dativ, Instru-
mental und Ablativ, oifiv den Genitiv und Dativ oder viel-
mehr, da der griechische Dativ meist formell der alte Locativ
ist, den Genitiv und Locativ. Ferner passt ja gar nicht der
Stammauslaut ä in agvä-b/iyäm zu dem ot in i7r7ioi-fiv , wor-
auf Leo Meyer (Gedrängte Vergleichung der griech. und latein.
5*
68
A. Bezzenberger
Declination S. 63) mit Recht aufmerksam macht. Sehen wir
uns also nach einer anderen Deutung um. Da ist es denn auf-
fallend genug, dass man an der mit %tc71oij.iv sich wirklich
lautlich und im Gebrauch deckenden sskr. Bildung beharrlich
vorbeigegangen ist. Der Genitiv und Locativ wird nämlich im
Sanskrit von den a-Stämmen auf -yos gebildet, also z. B. iayos
agoayos = tolfiv trcnoi^Lv; im Zend entspricht -yäoc-ca, z. B.
in hävanaydoc-ca von hävana. Das o in tayos dürfen wir zu
ava vervollständigen *), wie das su im Loc. pl. zu sva = zend.
hva, und so gewinnen wir die Grundform agcayavas , tayavas,
gebildet durch vas von den erweiterten Stämmen acva-ya, ia-ya.
Diesem agvayos , iayos entspricht nun ganz genau iTtTtoifiv,
Toifiv; i ist aus i£ zusammengezogen, wie z. B. in TtaXal-oio
fut. zu 7ra'/,a-iE ringen, dal-oo) fut. zu da-ie theilen und sonst;
Grundform ist also iTrjto-ie-fiv, TO-ie-fiv, fiv steht regelrecht
für /«, fi = jzt-g und beruhen also toIj'lv ucTtoifiv und sskr.
tayos acimyos auf der gemeinsamen ursprachlichen Grundform
taiavas ahvaiaoas. A. Fick.
Etymologien.
XVj (_Altind. rähu , räjjü Strick , Seil , Wie von der \Wirbelsäule
ausgehenden Sehnen, Flechte (vgl. ar^jjü nicht a'^s Stricken
bestehend, acht mit Stricken versehen,\>?;ar/?;«ifa7'a;yMSStrick mit
: einem HakeiB in Form einer Krebsscheerie) ist nicht aus "^sräjju
\ entstanden (^. Kuhn KZs. II. 457, PWWl. 239, G^^ssmann
Wbch. s. v.),| sondern beruht auf razjuK wie majj aftf mazj
u. s. w., und ist auf das engste verwant mit lit. regzii flachten,
bestricken, bilden, schnüren, rezgis Korb ,\ Korbgeflecht ,ilett.
refchget , refcjLfil , flechten , 7'efchgis regfcJiis Flechtwerk ^(vgl.
Stender Wbch.^lS, 233; Nesselmann Wbch.V^S).
d-Qiyxog. \
Indem ich die sachliche Erklärung von d^Qiyxo-g (^Qiyxog, ^Qi)
yog, TQiyxog, also Grundform ^Qiyy/)-g) den Archäologen über-
lasse, beschränke ich mich darauf ein genau entsprechendes
Wort nachzuweisen. Es ist diess lit. drignas , drigna ein Hof
um den Mond **). — Dass diese Etymologie den Erklärungen
*) Zend. -ydoc-ca aus -yavac-ca wie avdimtem aus avuvaütem.
**) Wenn die von Nessehnann aus dein Brodowskischcn Wbch. ent-
nommene P'orm drikkas richtig ist, so ist sie als drig-ku , oder dr\g-ka
zu erklären.
Etymologien. 69
von d^Qiyyiog als „Sims", oder „Zinne" nicht günstig ist, liegt
auf der Hand.
dtif-ißio.
Fick hat oben S. 61 die im griechischen zuweilen erscheinende
Vertretung an- und auslautender Aspirate einer Wurzelsilbe
durch anlautende Tennis und auslautende Media kurz berührt.
Ein neues Beispiel hierfür — vgl. auch jtvvda^ sskr. hudhna —
erkenne ich in a%inßoi, das ich zu skr. dahh zend. dah stelle.
l4xi[^ißto = d-T6/nßw — vgl. a-TQ€'Ar]g, a-Tqa'Ktog — bedeutet
bei Homer „schädigen, berauben, täuschen"; sskr. dahh, dambh
(Perf. dadambha) bedeutet „jemd. etwas anhaben, schädigen,
versehren , benachteiligen , verletzen , täuschen , im Stich lassen,
hintergehen" (PW.), zend. dah übersetzt Justi richtig durch „be-
trügen" (ebenso dehu, eigentl. Präsensthema zu dah, neben deh-
enu). Begrifflich decken sich, wie man sieht, die angeführten
Wörter sehr gut; formell lassen sie sich leicht unter einer Wur-
zel dhahh , dhamhh vereinigen. Gegen sie spricht nicht das
ved. Desiderativ dipsa , welches man vielleicht entgegenhalten
könnte, vgl. Benfey G. G. A. 1873 S. 19.
Ist die obige Zusammenstellung richtig, so fallen durch
sie einige ältere; nemlich einerseits die Pictets, der (KZs. V.
334) skr, dahh mit got. dauhs, af-dauhnan, dumbs, af-dumhnan,
af-dohnan*) combinierte, worin ihm J. Schmidt Vokal. I. 172
beitrat, indem er zugleich im Anschluss an Lottner (KZs. XL
199) und Grassmann (KZs. XH. 127) zu den angeführten got.
Wörtern noch gr. rv(pX6-g stellte, andrerseits die Ficks, der Vgl.
Wbch."^ III. 115 vermutungsweise dahh zu germ. iauhra- stellte.
Gegen beide Etymologien sprechen die Bedeutungen : got. dumhs
bedeutet „stumm", dauhs „taub, verstockt", tvcpXog „blind" —
alle weit abliegend von „täuschen , betriegen" und von Fick
mit Recht zu skr. dhüpa Rauch, Duft, gr. rvq^og, tvcpoi gestellt.
Dahh aber zu germ. iauhra- zu stellen, geht deshalb nicht an,
weil der ursprüngliche Sinn dieses Wortes jedenfalls nicht „Schä-
digung, Trug" war, vgl. J. Grimm Mythol. S. 983.
Was endlich die Zusammenstellung von dahh mit gr. däitxia
lat. damnum (PW.) betrifft, so genügt es, auf Curtius Grundz."*
218, Fick Vgl. Wbch.3 H. 121 zu verweisen.
A. Bezzenherger .
*) Dieses Wort ist von Holtzmann Ad. Gramm. S. 16 mit Recht be-
anstandet worden.
70 Martin Hauug.
Martin Haug *).
Am 5. Juni dieses Jahres wurde in Ragaz ein Mann zur letzten Ru-
hestätte geleitet, an dem Deutschland eine seiner ersten Grössen auf dem
Gebiet der orientalischen Sprachen verloren hat. Haug hat dem Vater-
land in der Heimat und in weiter Ferne Ehre gemacht und verdient, dass
die Ueberlebenden sein Bild in dankbarer Anerkennung seiner Leistungen
sich vergegenwärtigen. Zwar ist es unbestreitbar, dass die geistige Phy-
siognomie emes Gelehrten am treusten in seinen Schriften sich abspiegelt
und das ist in besonderem Grade der Fall bei einem Manne, wie Haug
der nichts von der Kunst verstand, die Worte zur Verhüllung des Ge-
dankens zu missbrauchen; dennoch ist auch ein Blick auf seine äusseren
oft bewegten Lebensschicksale von Interesse, insofern sie die Ausgestal-
tung seiner sittlichen und wissenschaftlichen Individualität beeinflussten.
Martin Haug wurde am 30. Januar 1827 in Ostdorf Oberamts Balingen
in Würtemberg geboren ; der Vater, der mit irdischen Gütern nur soweit
gesegnet war, dass er fünf Kinder, von denen unser Verstorbener das
älteste war, auch in jenen teuren Jahren mit Ehren durchbringen konnte)
wird von dem Sohn geschildert als ein Mann von biederem Charakter,
arbeitsam und darauf bedacht, sein massiges Besitztum an Ackerland zu
vergrössern. Er gab dem zartgebauten, schwächlichen Knaben eine zwar
rauhe und strenge, aber von sittlich-religiösem Ernst getragene Erzie-
hung. Mit besonderer Liebe hing dieser an einem alten Grossoheim, der
sich durch freimütiges Urteil auszeichnete und für einen Dorfbewohner
aussergewöhnliche Kenntnisse, auch eine kleine Bibliothek besass, meist
Schriften religiösen und mathematischen Inhalts, die der Knabe frühzei-
tig mit grossem Eifer las. Bei diesem Grossoheim lernte er lesen und
schreiben, die Mehrzahl der biblischen Sprüche und einige Gesangbuchs-
lieder. So mit verhältnismässig bedeutenden Kenntnissen ausgerüstet,
trat er im 6. Lebensjahre in die öffentliche Schule ein; sein Lehrer, der
damals schon über 80 Jahre alt war, wusste den Jungen nicht recht zu
beschäftigen, und so tobte sich dieser in allerlei Unarten und mutwilli-
gen Streichen aus. Neun Jahre alt kam er nach dem Tode seines ersten
Lehrers in die Hände eiues anderen, einer jüngeren Kraft. Jetzt machte
er alsbald so grosse Fortschritte, dass sein Lehrer, der die Anlagen des
Knaben bemerkte und trefflich zu wecken verstand, den Vater aufforderte,
den Sohn zum Schullehrerberuf zu bestimmen und ihn seiner Leitung zu
übergeben. Der Vater zeigte anfänglich keine Lust auf den Vorschlag
einzugehen, da er den ältesten Sohn zur Unterstützung im landwirt-
schaftlichen Betrieb und zur Uebernalime seines bäuerlichen Anwesens
nach seinem Tode bestimmt hatte. Noch grösseren Anstoss erregte der
Vorschlag bei der Mutter, welche den Sohn um alle Welt nicht einen
„Herrn" werden lassen wollte, allein die Stimme des einsichtigen Gross-
*) [Dieser, von einem Verwanten Ilaugs herrührende Nekrolog stützt
sich bis zum Jahr 1854 auf eine bis zu dieser Zeit reichende Autobio-
graphie des Verstorbenen. B.]
Martin Haug. 71
oheims überwand die Schwierigkeiten. So wurde der Knabe im J. 1838
„Schulincipient" und bekam neben den ordentlichen Schulstunden täglich
noch 3—4 Lectionen. Schon jetzt entfaltete sich seine Vorliebe für die
historischen Fächer, welche ihn oft bis in die tiefe Nacht an die Arbeit
fesselte. Frühzeitig verspürte er die Lust, fremde Sprachen zu lernen;
von einem ihm bekannten Lateinschüler erwarb er die lateinische Gram-
matik von Bröder, die er nebst dem angehängten Wörterbuch für sich
auswendig lernte. Gleichzeitig übersetzte er aus der praktischen Anlei-
tung zum Uebersetzen aus dem Deutschen in das Lateinische von Gröbcl,
hatte aber niemanden, der ihm seine Exercitien corrigirte. Daneben
muste er den Vater in den landwirtschaftlichen Geschäften unterstützen,
Garben holen, dreschen, Ochsen treiben. Er pflegte, wenn er auf den
Acker ging, ein Buch einzustecken und unterwegs in ihm zu lesen; da
begegnete es freilich oft, dass die Ochsen einen verkehrten Weg einschlu-
gen und der junge Fuhrmann von dem aufgebrachten Vater durch nach-
geworfene Erdschollen aus seinen Träumen aufgeweckt werden musste.
Im Jahre 1841 wurde er durch eine in Esslingen abgehaltene Aspiranten-
prüfung in die Zahl der Schullehrerpräparanden aufgenommen. Da er
hervorragende Kenntnisse bei der Prüfung an den Tag gelegt hatte, so
forderte das evangelische Consistorium den Vater auf, seinen Sohn einem
Schullehrerseminar zu übergeben ; allein in Anbetracht des Kostenpunktes
weigerte sich jener, darauf einzugehen und so blieb Hang in Ostdorf.
Die sprachlichen Studien setzte er mit gleichmässigem Fleisse fort; noch
nicht 14 Jahr alt, begann er auch das Studium des Griechischen mit
Hilfe einer von dem freundlichen Grossoheim ihm geschenkten Gramma-
tik, und gleichzeitig das des Hebräischen. Das Alphabet und einzelne
hebräische Worte lernte er von herumziehenden, lumpensammelnden Ju-
denknaben und honorirte sie dafür mit Lumpen, die er sich heimlich zu
verschaffen wusste. Die Mutter entdeckte die schwarze Tat und strafte
den Sohn ernstlich; der Vater aber, an welchen er sich nach dem Tode
seines Grossoheims (1842) allein halten muste, gewann Interesse an den
Studien desselben, weil er in der Absicht, die heilige Schrift in dem
Grundtext zu studiren, etwas Gott wolgefälliges sah, und kaufte ihm die
Hebräische Grammatik von Gesenius. Auch erlaubte er ihm, in Balingen
bei einem dort sich aufhaltenden Candidaten der Philologie Privatunter-
richt im Griechischen und Lateinischen zu nehmen. Eine glückliche Epi-
sode für Haug war die ihm im J. 1843 übertragene Amtsverwesung für
einen erkrankten Balinger Lehrer, die es ihm ermöglichte, täglichen Un-
terricht in den classischen Sprachen, dem Hebräischen und Französischen
zu nehmen und einige Bücher zu kaufen. Kurz darauf {Nov. 1843) wurde
Haug Lehrgehilfe in Unterensingen, Oberamts Nürtingen; er bezog einen
jährlichen Gehalt von 120 fi. und hatte dafür etwa 100 Kmder täglich 5
Stunden zu unterrichten. Manigfache Abhaltungen traten seinen Studien
störend entgegen, aber er arbeitete unverdrossen weiter und las Plato,
Tacitus, Lucian und den Propheten Jesaja im Urtext. Im Frühjahr 1844
bestand er die erste Dienstprüfung für Volksschullehrer und vertauschte
kurz nachher seine Stellung mit einer anderen in Grossbottwar Ober-
72 Martin Haug.
amts Marbach. Dort begann er im Sommer desselben Jahres das Stu-
dium des Sanskrit. Ein Stuttgarter Antiquar hatte Bopps kritische Gram-
matik, desselben Ausgabe von Nala und Damajanti und die Radices lin-
guae sanscritae zum Verkauf ausgeboten, und Haug hatte sofort darum
geschrieben , die Grammatik aber nicht bekommen , weil sie bereits ver-
kauft war. So muste er ohne Grammatik anfangen und befolgte nun
um zunächst das Alphabet zu verstehen, die Methode, dass er die Eigen-
namen in der lateinischen Uebersetzung mit der entsprechenden Zeichen-
gruppe des Sanskrittextes verglich; es gelang ihm bald, die Sanskrit-
schrift kennen zu lernen. Auf demselben mühsamen Wege der Induction
und Vergleichung eignete er sich die Formenlehre an und construirte so
selbständig das gewaltige sprachliche Gebäude des Sanskrit. Die übri-
gen Sprachstudien setzte er daneben fort ; für das hebräische zog ihn jetzt
besonders Ewalds Ausführliches Handbuch wegen seiner wissenschaftlichen
Haltung und comparativen Methode an. Diese Arbeiten gingen her neben
einem Schulgeschäft von Anfangs 5, später 6 — 7 täglichen Stunden, die
er einer Schaar von 140 Kindern zu erteilen hatte, und pädagogischen
für die Schulconferenzen ex officio zu liefernden Aufsätzen.
Im August des J. 1845 wurde Haug als Lehrgehilfe in Beihingen
Oberamts Ludwigsburg angestellt, wo er durch seine staunenswerten
Kenntnisse, die er in einem Conferenzaufsatz zu verwerten wusste, die
Verwunderung der Anwesenden • im höchsten Grade erregte. Auf den
Rat des Ludwigsluster Dekans bewarb er sich um eine Hauslehrerstelle
auf dem Hardthof bei Schwieberdingen (unweit Stuttgart); seine Bewer-
bung hatte günstigen Erfolg. Er bekam jetzt zum ersten Mal ein heiz-
bares Zimmer und den verhältnismässig hohen Gehalt von 150 fl. , wo-
lür er etwa 20 Kinder von allen Altersstufen zu unterrichten hatte. In
diese Zeit fällt eine kurze Episode pastoraler Tätigkeit in Haugs Leben ;
er erbot sich nämlich , den Hofbauern jeden Sonntag Nachmittags reli-
giöse Vorträge zu halten, da die nächste Kirche eine Stunde Wegs ent-
fernt war. Das vom Geistlichen an ihn gestellte Ansinnen, gedruckte
Predigten vorzulesen, wies er ab und hielt eigene, selbstverfasste Pre-
digten, die bei den meisten seiner Zuhörer Beifall fanden und nur einer
Minorität zu wenig positiv-dogmatisch waren. Die Hauptsache aber war
ihm damals die Vorbereitung zum Universitätsstudium, das er fest in das
Auge gefasst hatte. Er arbeitete ganze Nächte hindurch ; um sich frisch
zu erhalten begoss er dann von Zeit zu Zeit den Kopf mit kaltem Was-
ser und steckte an heissen Soramernachmittagen während des studirens
seine Füsse in dasselbe. Unter anderem beschäftigte ihn die Symbolik
und Mythologie von Creuzer und erweckte in ihm das brennende Ver-
langen, Veda und Avesta im Urtext kennen zu lernen. Seit Jahren hatte
er mit Hast und Sehnsucht die Lectionskataloge der Tübinger Universität
gelesen und seinen Blick besonders auf Ewald gerichtet, den er aus sei-
nen Werken bewundern gelernt hatte. Bei einer Durchreise durch Tü-
bingen konnte er es daher nicht unterlassen, in einer Vorlesung Ewalds
über hebräische Altertümer zu hospitiren, und wagte es. im April 1847
dem verehrten Manne seine Hochachtung brieflich auszudrücken, worauf
Martin Haug. 73
ihm eine freundliche und aufmunternde Antwort zu Teil wurde. Im
Herbst des J. 1847 brachte er seinem Bezirksschulinspector persönlich ein
Gesuch um Zulassung zur Abiturientenprüfung. Eine tüchtige Strafpre-
digt sollte den jungen Mann, der die Anmassung besass, mehr werden
zu wollen, als ein Volksschullehrer, von seinem Entschluss zurückschrecken,
aber sie erreichte nur das Gegenteil. Freilich befiel ihn bald darauf eine
gefährliche Krankheit, welche die Ausführung seines Planes in die Ferne
rückte, und ihn physisch so schwächte, dass er selbst daran dachte, den-
selben aufzugeben. Auf die Länge indessen konnte er sich von seinen
Büchern nicht trennen; ein College bot ihm zum Besuch des Gymnasiums
seine Unterstützung an und verschaffte ihm die Bekanntschaft eines Stutt-
garter Gymnasiallehrers ; durch diesen erhielt er Zutritt zu den Schätzen
der grossen, öffentlichen Bibliothek. — Nachdem sich Unterhandlungen
wegen einer Hauslehrerstelle in Livland zerschlagen hatten, tat er den
entscheidenden Schritt und trat, im Widerspruch mit dem väterlichen
Willen, aus dem Schulamte aus. In der Aussicht auf die ihm von seinem
CoUegen zugesagte Unterstützung, wagte er es, seinen Rubico zu über-
schreiten und wanderte, mit einem Kronentaler in der Tasche, im März
1848 nach Stuttgart, wo er alsbald in die Prima des Gymnasiums aufge-
nommen wurde. Wohnend in einem ärmlichen Dachstübchen arbeitete
er auf das angestrengteste, besonders für das Abiturientenexamen, lernte
aber daneben Italiänisch und las Dante ; seinen Unterhalt musste er sich
durch Privatunterricht zum grösseren Teil selbst verdienen, da sein Va-
ter ganz die Hand von ihm abgezogen hatte. Sein rastloses Streben ge-
wann ihm die Anerkennung seiner Lehrer, unter denen er besonders die
Professoren Ziegler und Klaiber oft rühmend erwähnte. Im Herbst 1848
bestand Haug in ehrenvoller Weise die Maturitätsprüfung. Dieser gänz-
lich unerwartete Erfolg bewirkte , dass sein Vater zu dem Universitäts-
studium des Sohnes seine Einwilligung gab und ihm für ein Semester
die Mittel dazu bewilligte; nachher sollte er sich selbst forthelfen. In
Tübingen, wohin er sich alsbald begab, fand er Ewald, der einem Rufe
nach Göttingen gefolgt war, zu seinem grossen Bedauern nicht mehr; er
studierte zunächst klassische Philologie, trat in das philologische Seminar
und hörte Vorlesungen bei Walz, Teuffei und Schwegler, welch letzterem
er mit besonderer Pietät zugetan war. Eine Fi'ucht seiner klassischen
Studien war die Lösung einer von der philos. Facultät gestellten Preis-
aufgabe über die Lebensbeschreibungen des Plutarch. Besonders verfolgte
er bei seinen Studien die Spuren des sprachlichen und historischen Zu-
sammenhanges des klassischen Altertums mit dem Orient; das homeri-
sche Zeitalter, die homerische Sprache zogen ihn vor allem an. Die Be-
schäftigung mit den orientalischen Sprachen setzte er daneben ununter-
brochen fort. Mit Eifer und Bewunderung hörte er die Vorlesungen
Rudolph Roths, des Nachfolgers Ewalds, welche ausser klassischem Sans-
krit und Veda auch Zend und Neupersisch umfassten. Natürlich arbei-
tete Haug auch jetzt wieder mit aller Energie, bald aber auch wieder
unter grossen P^ntbchrungen, als ihn sein Vater sich selbst überliess. In
seiner bedrängten Lage suchte er sich durch Privatunterricht, besonders
74 Martin Hang.
im hebräischen, zu helfen, das er zwei preussische Studenten lehrte und
denen er auch im Winter 1849/50 auf ihren Wunsch eine Erklärung des
Propheten Jesajas vortrug. Aber auch seine Lehrer nahmen sich des
strebsamen jungen Mannes nach Kräften an; Schwegler verhalf ihm zu
einem grösseren Stipendium und A. v. Keller war ihm hauptsächlich zur
Aufnahme in den s. g. „neuen Bau" (ein Stipendienhaus) behilflich. So
war es möglich dass er seine Studien fortsetzen konnte. Auch fand er
freundliche Aufnahme in dem Hause einer weitläufig verwanten Kauf-
mannswitwo Speidel in Ofterdingen, die sich der äusseren Bedürfnisse des
unpraktischen Studenten mit gröster Zuvorkommenheit annahm. Schon
damals knüpften sich Bande freundschaftlicher Beziehung zwischen ihn
und deren Tochter Sophie, welche später seine Frau werden sollte, und
mit der er sich im Herbst 1852 verlobte.
In den ersten Tagen des März 1851 wurde Haug zum Dr. phil. pro-
movirt; wenige Tage darauf starb sein Vater, dem die Mutter schon
lange vorher vorangegangen war, und sein Tod erschütterte, trotz der
mannigfachen Zusammenstösse, die er mit ihm gehabt hatte, den Sohn
auf das tiefste. In der Folgezeit war er einem Baron von Müller zur
Abfassung einer literarischen Arbeit über das alttestamentliche ,, Einhorn"
behilflich. Durch eine ihm gewährte Staatsunterstützung von 300 fl. zum
Zweck einer wissenschaftlichen Reise und durch das bei der Vermögens-
teilung ihm zugefallene Erbe wurde er in den Stand gesetzt, nach Göt-
tingen zu gehen, wo er die Vorlesungen Benfeys, Karl Friedr. Hermanns
und besonders Ewalds hörte. Letzterer gab ihm Privatunterricht im
Arabischen, Persischen, Tüi'kischen und Armenischen und forderte ihn
auf, sich den orientalischen Sprachen, zu deren Studium er hervorragen-
des Talent besitze, ausschliesslich zu widmen. Diese Aufi'orderung kam
dem schon lange im stillen gehegten Wunsche Haugs, die akademische
Carriere einzuschlagen , entgegen ; er entscbloss sich , ihr zu folgen und
teilte diesen Entschluss seinem Lehrer Roth mit. Roth antwortete ihm
zwar in freundlicher Weise, riet ihm aber dringend von seinem Vorha-
ben ab.
Von Göttingen kehrte llaug im Herbst 1852 nach Tübingen zurück,
um sich dort mit literarischen Arbeiten zu beschäftigen und die Vorbe-
reitungen zur Habilitation zu trefi'en. Die Absicht Haugs, sich in Tübin-
gen zu habilitiren, scheint Roth missfallen zu haben; er benahm sich,
wie Haug erzählte, nicht nur kalt und frostig gegen ihn, sondern äusserte
auch in einer, Haug verletzenden Weise seinen Unwillen darüber, dass
dieser seine Ratschläge nicht befolgt habe. Haug hat die Kränkungen,
welche er damals von Roth erfahren zu haben glaubte, nie verwinden
können und sie trugen wesentlich dazu bei, die wissenschaftliche Difie-
renz, die sich später in Folge von Haugs Aufenthalt in Indien zwischen
dem Lehrer und dem Schüler entwickelte, zu verschärfen. — Haug gab
der angedeuteten Verhältnisse wegen den Plan, sich in Tübingen zu ha-
bilitiren, auf und wante sich, von Ewald und Wilhelm Blcek, mit dem
er auf der Göttinger Philologenversammlung (1852) Freundschaft geschlos-
sen hatte, aufgemuntert, der angestrebten Laufbahn nicht zu entsagen,
Martin Haug, 75
nach Bonn, wo ihn Lassen freundlich aufnahm. Am 9. November 1854
hielt er dort seine Habilitationsrede (die Religion Zoroasters nach den
alten Liedern des Zend-Avesta). Wol hatte er auch in Bonn wieder mit
Not und Entbehrung zu kämpfen, da seine bescheidenen Mittel sich zu
erschöpfen begannen, aber trotzdem arbeitete er unverdrossen weiter und
hatte als Lehrer eine erfolgreiche Tätigkeit. Unter seinen Schülern aus
jener Zeit mag Professor von Noorden genannt werden, der ihm und
Simrock gemeinsam seine Doctordissertation widmete. Die Arbeiten aus
seiner Bonner Periode beziehen sich meistens auf Zendphilologie ; unge-
heure Zeit und grossen Kraftaufwand nahmen die Vorarbeiten zu seinem
ersteren grösseren Werk in Anspruch, das, eine Frucht sechsjähriger, an-
gestrengter Arbeit, ihn in den Kreis der bedeutendsten Kenner des ira-
nischen Altertums einführte.
In seiner immer drückender werdenden Lage kam ihm ein Antrag
des Freiherrn von Bunsen, bei ihm in Heidelberg als Privatsekretär und
Mitarbeiter an seinem Bibelwerk eiuzutreten, sehr willkommen. Er ar-
beitete dort in Gemeinschaft mit seinem Freunde Kamphausen, dem jetzi-
gen Professor der alttestam. Theologie in Bonn. Welchen Anteil Haug
an dem Bunsenschen Bibelwerk gehabt hat, entzieht sich bestimmter Ab-
grenzung. In die Zeit seines Heidelberger Aufenthaltes fällt eine im Juli
1857 mit Unterstützung Bunsens unternommene Reise nach Paris, welche
den Zweck hatte, ihn mit der Neriosenghs Sanskritübersetzung des Yagna
enthaltenden Burnoufschen Handschrift bekannt zu machen , sowie eine
im August 1857 unternommene Reise durch Frankreich nach England.
Trotz mancher äusseren Annehmlichkeiten fühlte sich Haug in Heidelberg
nicht heimisch, da er für seine Privatstudien und literarischen Arbeiten
nicht so viel Zeit erübrigen konnte, als er nach den mit seinem Auftrag-
geber mündlich getroffenen Abmachungen erwartet hatte. Als daher (am
10. Mai 1858) Dr. Pattison aus Oxford im Auftrage des Director Howard
in Bombay die Anfrage an ihn richtete, ob er geneigt sei, die Stellung
eines Professors des Sanskrit und Superintendenten der Sanskritstudien
am College in Poona anzunehmen, löste er sein Verhältnis zu Bunsen und
trat, als sich die Verhandlungen mit England längere Zeit hinzogen, wie-
der in seine Stellung als Privatdocent in Bonn ein und hielt dort im Win-
ter 1858/59 Vorlesungen. Erst am 4. Juni 1859 erhielten jene Unterhand-
lungen einen definitiven Abschluss, und am 18. Juli trat Haug, nachdem
er am 13. Juni seine Hochzeit gefeiert hatte, in Begleitung seiner Gattin
die Reise nach Indien an, das er nach dreimonatficher Fahrt erreichte.
In Poona gewann Haug durch seine Gelehrsamkeit, seine Humanität,
welche ihn die Eingebornen als ebenbürtige Menschen behandeln liess,
und durch das ihm eigne Geschick, mit ihnen umzugehen und sie an sich
zu fesseln, bald einen Wirkungskreis, wie es ihn sich nicht besser wün-
schen konnte. Es ist bekannt, wie es ihm gelang, durch Augen- und
Ohrenzeugenschaft des bisher streng geheimgehaltene Opferritual und die
einheimische Recitation der vedischen Hymnen kennen zu lernen und
welchen durchgreifenden Einfluss die gewonnenen Anschauungen auf die
Bereicherung, Klärung und Vertiefung seines wissenschaftlichen Stand-
76 Martin Haug.
punktes bezüglich der Interpretation des Veda hatten. Neben den vielen
Geschäften innerhalb seiner Berufssphäre , die er mit gröster Gewissen-
haftigkeit und Pflichttreue besorgte, fand er freilich nur durch übermässige
Anstrengung, auch unter der heissen Sonne Indiens Zeit, die Resultate
seiner wissenschaftlichen Forschungen der gelehrten Welt mitzuteilen.
Ausserdem hielt er von Zeit zu Zeit vor einem gemischten Auditorium
allgemein gebildeter sehr zahlreich besuchte öffentliche Vorträge meist aus
dem Gebiete der vedischen und zendischen Altertümer. Sehr fruchtbar
für seine wissenschaftlichen Bestrebungen war eine im Auftrage der Re-
gierung unternommene Reise nach Guzzerat zum Behuf der Erwerbung
von Sanskrit-, Zend- und Pehlevi-Handschriften, auf der er überall auf
das ehrenvollste aufgenommen wurde.
Natürlich hatte der erschlafiende Einfluss der indischen Sonne mit
der Zeit Haugs physische Kraft gemindert und er bedurfte dringend der
Erholung. Im Jahre 1866 kehrte er deshalb, durch Auszeichnungen aller
Art geehrt und mit ehrenvollen Adressen förmlich überschüttet, nach
Deutschland zurück, wohin ihm seine Frau mit seinem einzigen Sohn
Bchon im vorhergehenden Jahre vorangegangen war. — Neben zahlreichen
Ehrenbezeugungen , die Haug in Indien zu Teil geworden waren , stehen
aber auch vereinzelte Angriffe, die, in Indien bald verhallend, in Deutsch-
land in gewissen Kreisen ein lebhaftes Echo fanden. Sie bezogen sich
hauptsächlich auf Haugs Verhalten zur christlichen Mission. Ohne auf
diesen Punkt ausführlich einzugehen, sei hier nur bemerkt, dass Haug
in seiner Stellung als Interpret der heiligen Urkunden der Brahmanen,
in welcher er sich verpflichtet hatte, in das religiöse Gebiet sich nicht
zu mischen und die nationale Religion nicht anzutasten, gar nicht in der
Lage war, das christliche Missionswerk positiv fördern zn können. Er
mag sich auch nicht besonders versucht gefühlt haben, für dasselbe eine
Lanze zu brechen, wenn er sah, wie die Missionare vielfach ohne
sichere Kenntnis der indischen Religionen, denen er, der sie gründlich
kannte, in vielen Punkten seine Anerkennung nicht versagen konnte,
dieselben kurzer Hand als schwarzes, verwerfliches Heidentum betrachte-
ten und demgemäss ex cathedra docirten, oder wenn er sah, wie sie bei
ihrem Bekehrungswerk mit Lehren , die dem Inder nach seinem ganzen
sittlichen und religiösen Gefühl im höchsten Grade zuwider sein müssen,
wie mit der Lehre vom Abendmahl und der Erbsünde, gewissermassen
wie mit der Tür in das Haus fielen. Dazu kommt, dass die Missionare
bei der Wahl ihrer Mittel zur Verbreitung der christlichen Lehre nicht
immer besonders sorgfältig gewesen zu sein scheinen (Ueber den gegen-
wärtigen Zustand der Zendphilologie, S. 14 Anm.), was einen wahrheits-
liebenden Mann, wie Haug, nicht besonders für sie gewinnen konnte.
Gegen sie gewirkt aber hat er nicht, er ist nicht aggressiv-agitatorisch
gegen sie aufgetreten; höchstens hat er hier und da eine schroffe, un-
vorsichtige Aeusserung getan, was er später auch selbst wol zugestand. '
Haug Hess sich, nachdem er aus Indien zurückgekehrt war, für einige
Zeit in Reutlingen, dann in Stuttgart nieder, wo er in stiller Zurückge-
zogenheit seinen Studien lebte, soweit ihm das seine angegriffene Gesund-
Martin Haug. 77
heit gestattete. Im Auftrage der englischen Regierung gab er ein altes
Zend-Pehleviglossar , von ihm selbst revidirt, heraus und lieferte eine
Reihe kleinerer Recensionen. Im J. 1868 nahm er einen Ruf an die Uni-
versität München, für die dort errichtete Professur des Sanskrit und der
vergleichenden Si)rachwissenschaft an, in der Ueberzeugung, dass es ihm
in dieser Stellung möglich sein werde, auf den Gang der orientalischen
Studien in Deutschland einzuwirken. Durch Heranziehung von Schülern
wollte er seinen neuen Entdeckungen Verbreitung und Geltung verschaf-
fen. Es gelang ihm rasch, die orientalischen Studien in München zu
voller Blüte zu erheben; er gewann eine verhältnismässig sehr grosse
Zahl von Zuhörern, und er hat sich, so lange er die Kräfte dazu be-
sass, allen mit einer Freundlichkeit und Aufopferung gewidmet, wie sie
selten zu finden sein mag. Haugs Vorlesungen erstreckten sich teils
auf die beiden Ilauptgebiete seiner Studien, Zend und Sanskrit, teils auch
auf das semitische Sprachgebiet. Besonders betonte er stets die grosse
historische Bedeutung der assyrischen Studien und las deshalb wiederholt
über Keilinschriften. Die Weite seines linguistischen Gesichtskreises be-
fähigte ihn, die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer auch dem Gesaramtgebiet
der Sprachen des Erdkreises, von den höchst entwickelten bis zur Hot-
tentottensprache zuzuwenden, wobei er immer darauf ausging, neues oder
seltenes und unzugängliches seinen Schülern zu bieten, um sie immer von
neuem zu eindringendem Studium anzuregen. — Literarisch war Hang ia
München sehr fleissig; die Resultate dieser weitumfassenden Tätigkeit
sind w. u. zusammengestellt.
Der rastlose Fleiss, welchen Hang als Lehrer und Schriftsteller ent-
faltete, zerrüttete allmählich sein Nervensystem und verzehrte sichtlich
das geringe Maass physischer Kraft, das ihm zugemessen und durch
künstliche Mittel nicht mehr zu ersetzen war. Das dunkle Gefühl dieses
Zustandes gab sich in ihm bald in einer unnatürlichen Nervenaufregung
kund, bald in geistiger Abspannung und Mattigkeit, welche zuweilen eine
düstere Stimmung in ihm zurückliess. In den letzten Herbstferien un-
ternahm er voller Zuversicht eine Schweizerreise, kehrte von ihr aber
krank und völlig geschwächt zurück. Mehrmals befielen ihn seitdem
kürzere oder längere Krankheiten, trotzdem erholte er sich jedesmal wie-
der und es schien als ob sein Organismus den Gesetzen der Natur Trotz
bieten könne, wie es sein Wille einem rauen Geschick gegenüber getan
hatte. Auf den Rat des Arztes begab er sich in den letzten Tagen des
Mai nach Ragaz ; nachdem er sich dort in den ersten Tagen noch leid-
lich wol gefühlt hatte, ereilte ihn am 3. Juni, vermutlich in Folge eines
Gehirnschlages, ein plötzlicher Tod, und zwei Tage darauf wurde er der
letzten Ruhestätte übergeben.
W^as Haug geworden ist, ist er durch sich selbst, durch seine eigne
Tüchtigkeit geworden; wie selten ein andrer darf er der Schmied seines
Glücks genannt werden. Von Natur ausgestattet mit ausserordentlichen
Gaben des Geistes, namentlich einem wunderbar treuen Gedächtnis, dazu
mit einem äusserst lebhaften Temperament, tritt in ihm von frühester
Jugend an ein originaler, mächtiger, durch nichts zu besiegender Drang
78 Martin Haug.
hervor, in die Wunder und Geheimnisse des Orients eingeweiht zu wer-
den. Dieses ^cufioviov , seine höhere Bestimmung findet eine Bürgschaft
ihrer Verwirklichung nicht nur an seinen trefflichen Gaben, sondern auch
an einer eisernen Willenskraft, die vor keiner Schwierigkeit zurückbebt;
von Anfang an mächtiger als er selbst, von niemandem in seiner Umge-
bung verstanden, von wenigen geahnt, kommt sie ihm selbst immer kla-
rer und deutlicher z^im Bewusstsein und wird allmählig zur sittlichen
Lebensmacht. Willig allen Annehmlichkeiten des Lebens entsagend ge-
horcht er diesem Höheren in ihm und stellt sich ganz in den Dienst der
ihn beherrschenden Idee. So ist Haugs wissenschaftlichem Schaffen der
Stempel eines tiefsittlichen Adels aufgedrückt. Aus solchem sittlichen
Ernst floss jene unbestechliche Wahrheitsliebe, die ihm an der Religion
Zoroasters so wol gefiel, welche für die redlich erworbene wissenschaft-
liche üeberzeugung mutig eintrat, die, alles Scheinwesen hassend, es für
Pflicht erachtete, demselben rücksichtslos entgegenzutreten; jener unab-
hängige Geist, der vor keiner Autorität sich beugte und nur die Wahr-
heit als höheren Richter über sich anerkannte, jene zuversichlliche Sie-
gesgewissheit , die weder durch Abfertigungen noch durch vornehmes
Ignoriren sich irre machen Hess, jene Zurückhaltung, welche Dunkelhei-
ten und ungelöste Schwierigkeiten unumwunden eingestand. Im Verhalten
zu seiner Umgebung trat in Haugs Charakter vor allem hervor eine weit-
herzige Humanität, welche jeden in seinen Eigentümlichkeiten anerkannte;
in seiner Familie war er der treue und zärtliche Gatte und Vater; als
Lehrer der mitteilsame und väterbch gesinnte Freund seiner Schüler; im
Umgang mit Näherstehenden und Freunden voll Innigkeit und aufrichti-
ger Herzlichkeit — eine anima Candida im besten Siune des Wortes.
Verzeichnis der Schriften Haugs.
Die Quellen Plutarchs in den Lebensbeschreibungen der Griechen
neu untersucht. Gekrönte Preisschrift. Tübingen 1854.
1853. Recension von Spiegel, Grammatik der Parsisprache nebst Sprach-
proben. Gott. Gel. Anz. 1853 S. 1937 ff. — Drei. KZs. III. 150.
1854. YaQna cap. 44. Zeitschr. der D. Morgen]. Ges. VII. 314 ff., 534 ff.,
VIII. 739 ff. — lieber die Pehlewisprache und den Bundehesch,
aus den Gott. Gel. Anz. mit Erweiterungen abgedruckt. Göttin-
gen 1854.
1855. Zendstudien. Zs. d. D. M. Ges. IX. 683 (die Lehre Zoroasters
nach den alten Liedern des Zendavesta; die Namen Avesta, Zend
und Päzend in ihrer litterarischen und religionsgeschichtlichen
Bedeutung, p. 694). — Ueber Schrift und Sprache der zweiten
Keilschriftgattung. Göttingen 1855.
1856. Das erste Capitel des Vendidäd übersetzt und erläutert. In Bun-
sens „Aegyptens Stelle in der Weltgeschichte" V. 1 ff.
1857. Recension von Spiegel Einleitung in die traditionellen Schriften
der Parsen. Gott. Gel. Anz. 1857 S. 673 ff.
Martin Haug. 79
1858, Die fünf Gäthä's oder Sammlungen von Liedern und Sprüchen
Zarathustra's , seiner Jünger und Nachfolger. I. Abth. Leipzig
1858, IL Abth. Leipzig 1860.
l8G0ff. Briefe aus Indien. Zs. d. D. M. Ges. XIV. 295; XVL 273; XVII.
389; XVJII. 304, 833.
1862. Essays on the sacred language, writings and religion of the Par-
sees. Bombay 1862. — Lecture on the origin of the Parsee reli-
gion. Poona 1862.
1863. The Aitareya Brahmanam of the Rigveda. Bombay 1863, 2 voll.
— Lectures and notices on the Vedas. Poona 1863. — Lecture
on Confucius. Poona 1863. — The origin of Brahmanism. Poona
1863. — lieber die vedischen Accente. Zs. d. D. M. Ges. XVIL
799. — A contribution towards a right understanding of the
Rigveda. Bombay 1863.
1864. Account of a tour in Gujarat 1863/64. 1864. — Nachrichten aus
Südindien. Ausland Jahrg. 1864 S. 998 ff.
1865. Die Tempel von EUora. Ausland Jahrg. 1865 S, 253 ff. — Mit-
theilungen aus Indien. Das. S. 286 ff., 751 ff. — Lecture on an
original speech of Zoroaster (Ya^na 45) with Remarks on his age.
Bombay 1865. — lieber die Unzuverlässigkeit der Pehlewiüber-
setzung des Zendavesta. Zs. d. D. M. Ges. XIX. 578 f.
1866. Zu Pettenkofer die atmosphärischen Niederschläge und die Cho-
lera in Indien. Augs. Allg. Z. 1866. n. 328.
1867. lieber den gegenwärtigen Zustand des Studiums orientalischer
Sprachen und Literatur in Ostmdien. Augsb. AUgem. Zg. 1867.
n. 7 u. 8. — lieber Dunker Geschichte der Arier. Das. 1867. n.
235. — Ueber Lassen Indische Alterthumskunde. Das. n. 255. —
Ueber Brandis Das Münz-, Mass- und Gewichtswesen in Vorder-
asien. Das. n. 265. — Bemerkungen über den Artikel „Die na-
türlichen Anlagen der menschlichen Rassen. Nach Farrar." Das.
n 282. — lieber Pott Wurzelwörterbuch. Das. n. 319. — Ne-
krolog von Franz Bopp. Das. n. 333 u. 334. — An old Zand-
Pahlavi Glossary edited .... by Destur Hoshengji Jamaspji . . .
revised with notes and introduction by M. Haug. Bombay und
London 1867.
1868. lieber Max Müller C!hips from a German workship (Essays I. u.U.).
Augsb. Allg. Z. 1868 n. 42. — Ueber Zeitschrift der D. Morgenl.
Ges. Bd. XXI. Das. n.l02. — Ueber Leitner The Races and Lan-
guages of Dardistän. Das. n. 158. — Ueber Jülg Mongolische
Märchensammlung. Das. n. 243. — Ueber den gegenwärtigen
Stand der Zendphilologie. Stuttgart 1868. — Ueber die ursprüng-
liche Bedeutung des Wortes brahma. München, Sitzungsber. der
k. Akademie d. W. IL 80 ff. - Berichtigung. Zs. d. D. M. Ges.
XXII. 341. — Das 18te Capitel des Vendidad. München, Sitzungs-
ber. der k. Akad. d. W. II. 509 ff.
Ift69. Ueber den Charakter der Pehlewisprache mit besonderer Rücksicht
auf die Inschriften. München, Sitzunsrsb. der k. Akad. d. W. I. 85 ff.
80 Martin Haug.
1870. Ueber das Ardäi Viräf nämeh und seinen angeblichen Zusammen-
hang mit dem christlichen Apokryphen „die Himmelfahrt des Je-
saja" betitelt. München, Sitzungsb. d. k. Akad. d. W. I. 327 ff. —
An old Pahlavi-Päzand Glossary edited . . . by Destur Hoshangji
Jamaspji Asa, revised and enlarged , with an introductory essay
on the Pahlavi language by M.Haug. Bombay und London 1870. —
Uebersetzung der heiligen Bücher der Sikhs. ' Augsb. Allg. Ztg.
1870 n. 32. — Inschrift des Moabiterkönig Mescha. Das. n. 106.
1871. Brahma und die Brahmanen. München 1871. — Ueber Alex.
Cunningham The ancient geography of India. I. Augsb. Allg. Z.
1871 n. 28. — Der spätere Parsismus. Das. n. 154.
1872. Die Ahuna Vairja Formel, das heiligste Gebet der Zoroastrier,
mit dem alten Zend-Commentar (Yagna 19). München, Sitzungsb.
der k. Akad. d. W. I. 89 ff. — The book of Arda Viraf. The
Pahlavi text prepared by Destur Hoshangji Jamaspji Asa revis-
ed etc. by M. Haug, assisted by E. W. West. Bombay u. Lon-
don 1872.
1873. Ueber das Wesen und den Werth des w^edischen Accentes. Mün-
chen, Abhandl. der k. Akad. d. W. L Gl. XIH. Bd. IL Abt. 1 ff. —
Die Sprache der Afghanen. Augsb. Allg. Z. 1873 n. 138 u. 189. —
Die Kosmogonie der Inder. Das. n. 155 u. 156. - Eine arabi-
sche Siegelinschrift. München, Sitzungsber. der k. Akad. d. W.
1874. On the Interpretation of the Veda. (Report of the proceedings
of the 2d international congress of orientalists held in London
1874. London 1874.) — Glossary and index of the Pahlavi texts
of the book of Arda Viraf . . . . by E. W. West, revised by M.
Haug. Bombay u. London 1874. — Max Müllers Einleitung in
die Religionswissenschaft. Augsb. Allg. Ztg. 1874 n. 4 u. 5. —
Die alten persischen Inschriften der Thomaschristen in Südindien
Das. n. 29. — Die trojanischen Inschriften. Das. n. 32.
1875. Recension von Delbrück Vedische Chrestomathie. Gott. Gel. Anz.
1875 S. 65 ff". — Recension von Grassmann Wörterbuch zum Rig-
Veda. Das. 577 ff. — Die Unsterblichkeit der Seele bei den
Chaldäern. (Recension der Schrift Opperts: L'immortalite de
l'äme chez les Chaldeens (Extrait du tome VIII des Annales de
Philosophie chretienne). Paris 1874) Augsb. Allg. Z. 1875 n. 70
u. 71.
1876. Vedische Räthselfragen und Räthselsprüche , Uebersetzung und
Erklärung des Dirghatamäs-Liedes Rigv. 1. 164. München, Sitzungs-
ber. der k. Akad. d W. I. Cl. Bd. II. Hft 3.
81
lieber den Uebergang von st in l im Griechischen.
Es ist bekannt, dass der altgriechiscbe Dipbthong sl im
Neugriechiscben durchweg in monophthongisches l übergegan-
gen ist. Dieser Lautwandel gehört zu den in der ~ Geschichte
der griechischen Sprache am frühesten hervortretenden. Nicht
nur dass die Boioter, die ja bekanntlich überhaupt der allge-
meinen Entwickelung des griechischen Vocalismus entweder be-
deutend voran geeilt sind oder wenigstens am frühesten den
Veränderungen der Vocale graphischen Ausdruck gegeben ha-
ben, consequent l für et schreiben („retenti el pauca exempla
in antiquis titulis sunt: Ileid^ojvöag EiyMÖicov i^^tarox^aret"
Beermann in Curtius Studien 9, 36) : im ersten Jahrhundert
vor Christus ist die Confusion beider allgemein verbreitet (Blass
Ueber die Aussprache des Altgriechischen S. 17). Leider ver-
missen wir für genauere Bestimmung von Zeit und Oertlichkei-
ten dieses Lautüberganges eine eingehende Untersuchung auf
Grund des inschriftlichen Materials, wie überhaupt eine Ge-
schichte des griechischen Vocalismus in den beiden letzten
Jahrhunderten vor unserer Zeitrechnung noch immer ein pium
desiderium der Sprachwissenschaft ist, so viel auch über eras-
mische und reuchlinische Aussprache Papier verschrieben wor-
den ist.
Die folgenden Zeilen sind dazu bestimmt nachzuweisen,
dass der Wandel von «t zu ^ nicht urplötzlich über die grie-
chische Sprache in der Zeit ihres allgemeinen lautlichen Ver-
falles hereingebrochen ist, sondern dass diese Tendenz in einer
zwar nicht sehr grossen, aber, wie mir scheint, sicheren Anzahl
von Fällen bereits seit den ältesten für uns historisch erreich-
baren Perioden der griechischen Sprache wirksam gewesen ist.
Einzelnes hievon ist wol der Aufmerksamkeit der Forscher
nicht entgangen, im Zusammenhang aber hat man die Erschei-
nung noch nicht betrachtet, sl ist zunächst zu i geworden,
dies hat sich dann mehrfach zu t verkürzt — wir können die
Entwickelungsreihe sl l l einigemal noch mit Sicherheit nach-
weisen.
Ich beginne mit einigen Praesensbildungen, wo Curtius Das
Verbum der griechischen Sprache 1, 225 l als durch „mono-
phthongischen Zulaut" aus X entstanden betrachtet.
Beiträge z. Kunde d. ig. Sprachen. I. 6
82 G. Meyer
Neben ziw ist Teiw wol bezeugt: altattisch [d7To]Ts7aai
T€iaa(.i€v6g Tsiaavdgog Teioiag TeLoi(.ia%og (Cauer in Curtius
Studien 8, 253), arkadisch drcvreiadviü dtTtvcsieTO) toruaiv
(Gelbke Studien 2, 27), lokrisch aTtozelorj auf der hypoknemi-
dischen Inschrift Stud. 2, 444 Zeile IG; dorisch cctvotelosI auf
der ersten Tafel von Herakleia Zeile 109; kyprisch neiou Ta-
fel von Dali Z. 12 und 25 (Studien 7, 252) ; kretisch arto-CEl-
aei, drcozeiödTO) aTtoTsiadvTMv (Hey de dialecto cretica p. 19).
Dazu auf jüngeren delphischen Inschriften jtQOTSTEixsv aTToxei-
adfTOJV (Allen Studien 3, 231); vgl. auch J. Schmidt Vocalis-
mus 1, 142 *). Schon Ahrens Dial. 2, 184 hatte in dem et Stei-
gerung erkannt; es entspricht genau skr. caj'atai (= Tsitrai),
wol auch das ae von lat. quaeso (Fick Spracheinheit S. 80).
Ganz wie reio), um das hier nebenbei zu bemerken, scheint ge-
bildet zu sein xe/w ich spalte aus Wurzel xt, ursprünglich ski,
wie sie in lat. de-sci-sco sci-o skr. chj-ü-mi abschneiden und
in der Weiterbildung axtd a^tCw vorliegt. Der ältere Steige-
rungslaut CiL liegt vor in 'Aalaxot. Erdspalten, y,aieTd€baa, Kaid-
dag; l ist ausgefallen in x£-a^w spalte y-i-aqvov Axt. Anders
freilich Curtius Grundzüge 145.
Neben i;ei(a stellt sich g)d^€lcü. Diese Form ist freilich nur
von Grammatikern bezeugt, wir haben aber keinen Grund ihre
Echtheit zu bezweifeln, da sie; sogar einen Bedeutungsunter-
schied zwischen cpd^üoj und (pd^ico herausdüfteln wollten. Eben-
so ist cpd^eiorjvwQ für (p&ia^vcoq überliefert; s. Herodian IL
599, 7 mit der Note von Lentz. Aus cpd^eio) ist q)Mo) entstan-
den Odyssee 2, 368 tog xe doXü) (pd^LTjg, rdde d' avrol ndvxa
ödaovTai, und endlich q)d^l'o) Ilias 18, 446 avxdQ 6 xr^g dxitov
(pQtvag k'q)d^iev, avxdq IdyjtxLOvg.
Für f xw ist dorischi elxw überliefert (Ahrens 2, 344), ohne
Zweifel das ältere, durch Guna aus Wurzel ix (lyciad-at) ent-
standene. Auch Curtius Verbum 1, 225 bemerkt, dass dies
Wort „für Entstehung der monojjhthongischen Steigerung aus
diphthongischer von besondrer Wichtigkeit" sei.
veiipio „ist die allein berechtigte, von Herodian anerkannte
Schreibung" J. Schmidt Vocalismus 1, 134, wo eine grosse
Anzahl handschriftlicher Belege zusammen gestellt sind. Aber
Ilias 12, 280 ist vi(pt(xev durch den Ven. A und den syrischen
Palimpsest gut beglaubigt und wir werden nicht umhin können,
*) S. jetzt bes. Sauppe im Göttinger Index lectionutn 1876/77 S. 9 li".
Uebergang von el in i. 83
anzuerkennen, dass sich auch hier wol ziemlieh früh der Ue-
bergang von €1, zu l vollzogen hat.
Man sieht, dass bei tioj vtcpto f xw die Annahme einer Vo--
caldehnung zum Zwecke der Praesensbildung ohne Halt ist
Was die übrigen von Curtius unter diesem Gesichtspunkt er-
klärten Verba betrifft, so berulit in d^lißw Wurzel hharg und
rqtßio Wurzel tar seine Vocallänge ohne Zweifel auf dem Ein-
fluss der Liquida, und nvtyw wird, wenn man sein Verhältniss
zu aq)Lyyw erwägt (Siegismund Studien 5, 194), sein l einem
ursprünglichen Nasal verdanken. Nicht minder bedenklich steht
es mit praesensbildendem v (Curtius Verbum 1, 226). In azv-
q)Lü fest machen (auch orvcpog) neben OTV(pl6g ozvcpeXog scheint
die Länge auf dem Ausfall eines Nasals zu beruhen (Wz. siumbh
aus stambh Schmidt Vocalismus 1, 154) , ebenso in Tifcpo) {xv-
(fog Tvcpedwv) neben sTV(prjv (W. dhamp &v/ußQa anord. dampi,
daraus dhump dhüp, so auch sk. dhup. vgl. Schmidt Vocalis-
mus 1, 158). Ueber (pQvyo) und xpvyno sagt Curtius a. a. 0.
selbst : „der Wechsel zwischen v und v wird als eine secundäre
Erscheinung angesehen werden müssen". Bei (pQvyio {cpqvyavov)
hängt die Länge gewis mit der Liquida zusammen, bei iptf^oi
scheint Curtius geneigt die Länge auf das ursprüngliche ax (=%)
zurück zu führen. Das scheint mir unerweislich zu sein; in-
dessen zeigen (pvoäco lat. püsula \\t. püsti deutlich genug, dass
V mit der Praesensbildung gar nichts zu tun hat.
Man verzeihe die kleine Abschweifung; ich kehre zurück
zu Z aus EL und bleibe vorläufig im Gebiet des Verbums. Die
Länge von tTvo) geht gewis wie bei dlvo) (p&tvto auf ursprüng-
liches vv (wol aus r/) zurück. Für xtvv[,u (Curtius Verbum 1,
164) lässt sich indes diese Erklärung nicht mehr brauchen.
Es scheint mir, dass hier das l unmittelbar dem in telio gleich
steht, dass also die ursprüngliche Form "^telvv/.il lautete und
hier Steigerung in Verbindung mit der Praesensbildung durch
Suffix nu vorliegt wie in öeIxvvjxl W. dik Die Vermutung liegt
nahe, dass auch xtvv/naL -/Tiveo} neben y.io) Aischylos Choephoren
680 Dindorf, e-m.ov vXiLv bei Homer auf '"^xeivvuai *y.eivea) zurück
gehe. Denn wenn Curtius a a. 0. bemerkt ,,mit ytlvvtai ist
identisch die sk. Form ginuiai", so stimmt das wegen des grie-
chischen l nicht ganz. Im homerischen yuad^ov kann l viel-
leicht auf ursprünglichem -Kijad-ov beruhen. Nun werden wir
auch nicht fehl gehen, wenn wir Krivvfii für die bessere Schrei-
G*
84 G. Meyer
bung halten als •Axivvvf.iL (vgl. Lobeck Rhematikon S. 270. Ver-
fasser Nasalische Praesensstämme S. 33); auch yir€lvvf.a ist
überliefert (Bekker Dindorf Hultsch schreiben so bei Polyb. 2,
56, nach Dindorf im Thesaurus hat der codex Clarkianus des
Piaton vorwiegend ei), was natürlich für die Grundform zu hal-
ten ist (vgl. Kühner Ausführliche Grammatik 1, 640 Anm. 3).
Mit xlvstü völlig gleich gebildet ist ßivsco beschlafen, not-
züchtigen. Hiefür ist ßeiveoi gut bezeugt: Etymol. Magn. 197,
48 MyeL 6 HQtpÖLavog otc xovto dicpoQsTTai xara ttjv yQacp^v.
■CLva yuQ Tiüv avTiyQdq)iov dia rfjg et, öixpd-oyyov ygacpovai t^v
li^t-v, xLva ÖS dia rov i. Auch Hesychios hat ßeiveo) und
ßuvrjTLatü , die M. Schmidt in ßivso) und ßivrjzLdiü verwandelt
und weit von ihrem Platze weg gesetzt hat. Die Etymologie
des Wortes ist leider nicht aufgeklärt; Ascoli Curtius Pott stel-
len das Wort zu ßia sk. jinäii Gewalt anwenden.
Ich gehe weiter zu l aus el in der Wurzelsilbe einiger No-
mina, ixia Weide vergleicht sich ohne Zweifel mit lat. viüs
ahd. wida abulg. veivX ramus; alle drei Formen weisen auf ur-
sprüngliches ei. Auch im Griechischen liegt das £t noch vor.
Mit Ixia identisch ist der Name des attischen Demos ^Ixia.
Dieser erscheint auf Inschriften mehrfach als Eixaa, die Ein-
wohner als Elxealoi (Franz Elementa epigr. 150), letzteres auch
einmal auf der altattischen Inschrift No. 273 b, 36 bei Kirch-
hoff. Aus txsa ist verkürzt Ixea , das bei Herodian 2, 17, 19
Lentz bezeugt ist : xo i tcqo xov x -/mx^ (^Qyjjv ovaxsXXeod^ai d^i-
Xei, ixvg, IxafÄog, ^IxaXog, ^Ixafiwv, ixea- xo yccQ Ixeat s/.xtxaxai
jcotrjxiKwg. t
^^' / / xAly Jg ahd.l /f /a_ ags . [hlldh lit. szlaiiis Bergabhang (J. Schmidt |
/ Vocalismus 1, 142). Herodian bezeugt yiXuxvg als richtigere I
I Schreibung II 416, 19 Lentz: xd eig -vg Xi^yovxa ovöfiaxa öid r^
xov i yQCccpovxai x.axd xrjv TcaQaXrjyovaav xal ovx tyßi öicf&oy- kj
yov xrjv et ... . xwQig xov xXeixvg, örjuaivsi de xd f.^eyovxa f
(xiqrj xcijv OQeiov. xovco ydQ 6id xfjg si dup&oyyov , d'g cprjaLV
HQiüÖLavog. tt liegt ausserdem vor bei Alkman Fragment 95
Bergk ev GeaaaXioj xXelxei, auf das sich vielleicht die Glosse
des Hesychios '/.Xeixei. /M^iaxr yiovla bezieht.
Auf Xei'Kvov neben XI-kvov (Choiroboskos 236, 28 = Hero-
dian II 543, 9 Lentz) will ich kein besondres Gewicht legen,
da wir hier gar keine chronologischen Anhaltspunkte haben.
Dagegen ist sehr instructiv atix/Jg deixeXiog in seinem Verhält-
Uebergang von et in i. 85
nis zu aixrjg aiKsXiog. Letzteres kann aus ersterem nur auf
dem Wege dixrjg dixrjg geworden sein; Ilias 22, 336 schreiben
die Herausgeber dr/.wg. Ganz ebenso ist der Eigenname ^l-
y-kog aus '^t xAog = l^sinX^g geworden ; s. Pape-Benseler s. v. Keil
Zur Sylloge inscriptionum boeoticarum S. 534 (im 4, Supplement-
bande von Jahns Jahrbüchern).
Alles bisherige weist darauf hin, dass auch in den man-
nichfaltigen Formen des Namens Iloasidwv das ei die älteste
Lautstufe repraesentiert. Dieser Ansicht ist auch ganz neuer-
dings Beermanu Studien 9, 37, wo man die dialektischen For-
men am vollständigsten beisammen findet (danach berichtigt
sich Schmidt Vocalismus 1, 143 Anm.). Homerisch Tloalddwv
(s. Ahrens Philologus 23, 22) dorisch Uoridav IIoTidäg stehen
gegenüber attischem Iloaeiddiov, lesbischem Iloosldav, thessali-
schera noTSLÖovv, boiotischem IIoTeiddwv, arkadischem IIoooi-
däv (gesichert durch IIooldccvL Inschrift von Tainaron Kirchhoff
Hermes 3, 449); auch dorisches IIoxELÖäg wird verbürgt durch
IIoTsidaia UorsidaiaTai HoTeiöeccTai, was consequent auf alt-
attischen Inschriften erscheint (Cauer Studien 8, 253). i er-
scheint in noatdrjiov Ilias 2, 506, Iloalörjuov Anakreon Frag-
ment 6, 1 Bergk. Freilich ist die Etymologie des Namens trotz
aller Versuche der Deutung (auch nach dem letzten von Fick
in Kuhns Zeitschrift 21, 436) dunkel, so dass zu einer ganz
sicheren Entscheidung hier die Grundlage fehlt. Jedenfalls ist
aber der entgegengesetzte Vorgang, Entstehung des sl aus i,
wie ihn Cauer a. a. 0. annimmt, für das Griechische unerweis-
lich. Man pflegt dafür attisch sLycoai anzuführen neben dem
dorischen J^ixari, das nach den bei Ahrens 2, 279 angeführten
Beispielen allerdings den älteren Quellen anzugehören scheint.
Die Tafeln von Herakleia haben /r/art neben fslxaTi; Hesy-^
chios hezeugt_j3Wx«Tx_ als lakonisch, dessen chronologische Fixi-'
rung freilich nicht möglich ist. Curtius Berichte der sächsi-
schen Gesellschaft der Wissenschaften 1870 S. 35 lässt unter Zu-
stimmung von J. Schmidt Vocalismus 1, 142 Anm. att. elxoai.
aus ^ifiKooc hervorgehen, der Diphthong sei dann missbräuch-
lich in den homerischen Text hinein gekommen. Diese Erklä-
rung scheitert an der dorischen Form feUavi. Meister Studien
4, 386 meint, €l sei hier aus l corruptiore quadam pronuntia-
tione hervor gegangen. Die verwanten Sprachen scheinen al-
lerdings auf eine Grundform dvinkanii zu weisen (denn lat. vei-
86 G. Meyer
ginti GL 1194 ist für ursprüngliches ei nicht zu verwenden, s.
Corssen Aussprache 1, 785); aber gewis hat die Annahme ei-
ner abweichenden Bildung im Griechischen (mit Stamm dvai-)
ebenso viel Berechtigung wie die Behauptung eines sonst uner-
wiesenen Lautüberganges.
Sehr deutlich liegt die Reihe el l l vor in den Modalad-
verbien auf ~Ei -l, die auf ursprüngliche Locative von «-Stäm-
men zurück gehen. Der Lautwandel reicht hier nachweislich
in sehr alte Zeit hinauf. Man vergleiche
dd^eel Odyssee 18, 353 (gebildet wie die dorischen Locative
auf -£L z. B. €1 Tiel oTtei ftjvel tovtsI avxei reide, e'^st nach
Hesychios lakonisch für s^io, dirtkel Tafeln von Herakleia 1,
109; auch auf delphischen Inschriften häufig, s. Curtius Be-
richte der sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften 1864,
S. 230. Menandros brauchte nach Herodian 1, 504, 16. 2, 463,
31 Lentz oI'ksl für ol'xoc).
dyai/aioTt Ilias 17, 363. Odyssee 18, 149. dvovrrjTT Ilias
22, 371. dvLÖQOJTt Ilias 15, 228. dvwiazt Odyssee 4, 92.
doTtovöi Ilias 8, 512. 15, 476. 22, 304. avxovvyt Ilias 8, 197.
iyQr^yoQii Ilias 10, 182. neraoTOL'/t Ilias 23, 358. tqlgioixl Ilias
10. 473.
fisyalwau Ilias 16, 776. Odyssee 24, 40. (xeXeXoTi Ilias
24, 409. Odyssee 9, 291. 18, 339.
Aus späteren Quellen erwähne ich doxav.z^ Sophokles Oi-
dipus auf Kolonos 1251 , syeQxX Antigene 413. sehr bezeich-
nend ist auch Ttavdrjf^t in der Anthologie 5, 44 aus altem Ttav-
drif.ui. vgl. besonders Hartel Homerische Studien 1, 107, Rö-
scher Studien 3, 143, der auch ^tj^'^t vaixt ov%i ^x^ dazu stel-
len will. Curtius Grundzüge 633.
Ganz ebenso ist die Entwickelung vor sich gegangen beim
Dativ Singular der consonantischen Stämme. Hartel Homeri-
sche Studien 1, 56 weist eine Anzahl Fälle aus Homer nach,
wo dativisches i lang gebraucht erscheint, nämlich von x-Stäm-
men Xid^axi, von Dentalstämmen ^Ldtidl, ^lavzl zweimal, xogvd^i,
von r-Stämmen TtaxtQi, von Sigmastämmen dircat IVf? ^ÜQa-
Tilfjl ugaTeC ady,e2 dreimal od^ivel VTtEQ^iEvei , von »-Stämmen
tztoXel , von diphthongischen Stämmen wit yixiXXi^l ^Odvaafjl
dreimal, wobei Verse, die sich öfters wiederholen nur einmal
gezählt sind. Hiezu kommt, dass sich dativisches t mit Hart-
näckigkeit der Elision erwehrt und sehr häufig Hiatus bildet.
Uebergang von si in i. 87
Nach der landläufigen Annahme, dass der Dativ Singular der
consonantischen Stämme ein ursprünglicher Locativ sei (Leo
Meyer Gedrängte Vergleichung der griechischen und lateinischen
DecHnation S. 39 ff., Schleicher Compendium 551 und noch
weiter gehend Gerland Ueber den altgriechischen Dativ Mar-
burg 1859, Usener in Jahns Jahrbüchern 1865 S. 248), seine
Endung also ursprünglich i, lässt sich das lange l nicht erklä-
ren. Wir müssen vielmehr annehmen, dass dem Dativ der con-
sonantischen sowie der i-, u- und diphthongischen Stämme ur-
sprünglich -u als Endung angefügt wurde = sk. -ai lt. -ei,
und dass erst mit eintretender Verkürzung des aus -et entstan-
denen -X zu -\ die Confundirung mit den Locativen statt ge-
funden habe, einer Verkürzung, die ohne Zweifel durch die bis
auf die Quantität gleich lautenden Locative ( Dat. vj^t' Loc. vrii^
mag beschleunigt worden sein. Formen wie ^LiQysi '^'ElXaöl
^axedai/^iovl alt mit locativer Bedeutung steht nichts im Wege
für ursprüngliche Locative mit l zu halten; dagegen sind frei-
lich auch echt dativische Formen mit l wie ^Läidl oäv.ei vr[t lo-
cativisch gebraucht (Hartel a. a. 0. 60), ein Beweis, wie früh-
zeitig die Vermischung beider Casus bei diesen Stämmen ein-
getreten ist.
Ich schliesse hier an
J Leitqitprjg auf altattischen Inschriften 402, 2. 447, 53 bei
Kirchhoff. Ji/ei&€/,ug kyprisch auf der Bronzetafel von Dali
Zeile 21. diaiTtexriq las Zenodotos in Odyssee 4, 477. hierüber
handelt Roediger de priorum membrorum in nominibus graecis
compositis conformatione finali p. 49, der einen Stamm difea-,
in Compositis wie gewöhnlich öifsai-, daraus diei- ansetzt.
Dieser Stamm difao- ursprünglich divas- liegt auch vor in ev-
disa-T£QO-g lt. Diespiter hodiernus diurnus u. a. s. Corssen
Aussprache 1, 232 ff. Fick Vergleichendes Wörterbuch 1, 109.
Die Erklärung wird richtig sein, denn einen nach dem eben
erörterten möglichen Dativ Jifei- kann ich mit der Bedeutung
der Composita nicht vermitteln. Unrichtig ist jedenfalls die Erklä-
rung von dilrtetrig aus rhythmischen Gründen (wegen der vier
Kürzen in duTteTsog Tcora/iiow) bei Rzach Hesiod. Unters. S. 33.
Schliesslich sind noch Fälle zu erwägen, wo dieser Ueber-
gang in suffixalen Silben eingetreten ist. Ohne Zweifel gehö-
ren hieher die Nebenformen der femininen Abstracta auf -eia
und -la. Herodian 1, 202, 7 führt an evoeßia o xal evasßeia,
88 G. Meyer
dt-ieXia 'Kai djuslcLa , avvrjd^ia y.al avvrjd-ELCc , -/.anoi^d^la yial xa-
Y,orjd-eLa, avS-aöia xat avd-ddsia, z6 de df-iad^ia did ßgayßog l
yQd(f)EzaL, ro ös avögsia öid rrjg u diq)d-6yyov ygärpsi yj naqd-
doaig. Ausführlicher ist hierüber gehandelt in den Fragmen-
ten TtsQL OQ&oyQacfiag 2, 453, 4 Lentz. Dort wird gelehrt, die
barytonierten Stämme auf -€g bildeten diese Abstracta auf -sia
und -ta, z. B. av^aöia av&dSeia, y.a/iorjd-ia y.ccy.o^d-sia, avvtj-
d^ia avvijd^eia; die oxytonirten Stämme dagegen bildeten nur
-€ia in dvalöeia, evyaveta, dfcdd-eia, df-idd^eia. XiyEzai de xai
7toiriTiy,(xireQOv dvaidla, evysvla, dTvadia, evf.iad^La. ro (xivrot
a/iiad^la (.lovcog TtaQO^vverai. xal did rov t ygacperat. Ganz ähn-
lich werden im grossen Etymologikon 462, 14 neben einander
angeführt d^d-eia und drj^ia, jzoii^tlxcotsqov de öid tov l, cpi-
loyiegösia q)iloxeQÖia , aiaxQOzeQÖsia alaxQOKSQdia , evTtdd^eia
svTtad^ia, ev/iid&eia evaad-la, 7tQ0f.i^d-eia TtQOfirjd^ia, cve7teLa
evETtia, locpeXeia lorpeXla, sv/iidQsia €Vf.iaQLa, dagegen nur otxcu-
cpeXia KOivcocpslia djLia^ia. Für evcpvta brauche Alexis £V(fV€ia.
für evtvyia komme £VTv%£ia bei Sophokles vor (F'ragment 882
Dindorfj. Bei Piaton sind solche Formen auf -ia häufig kri-
tisch durchaus gesichert (Kühner Ausführliche Grammatik 1,
706 Anm. 2). cocpslla steht auf der altattischen Inschrift No.
85, 3 bei Kirchhoff. Ueber die Quantität des l gibt die zuerst
angeführte Stelle des Herodian Aufschluss. So ist auch alytta
gebildet von alxrjg = deixsg-; die Länge des l verbürgen z. B.
Aischylos Prometheus 94, Sophokles Elektra 487. Die Angabe
von Kühner a. a. 0., dass Aristophanes Ekklesiazusen 664 das
L kurz brauche, ist falsch, der anapaestische Tetrameter lautet
Tijg aixiag ol rvTtTovxeg TtöSsv exTiGovaiv , STteiddv. Der Ra-
vennas schreibt sogar hier ahelag. Ich brauche kaum zu er-
wähnen, dass die Art der Suffixbildung (aus ea-ia) -eia als das
ursprüngliche erweist. Eigentümhch bleiben nur die Accent-
verhältnisse so wie die Verschiedenheit in der Quantität des
auslautenden a. Man hat vielleicht auszugehen von den Ablei-
tungen von barytonierten Stämmen wie ard-ddeia von av&ddsa-;
ursprüngliches avi^dduä oder avd^ddeoiä verkürzte in Folge der
Entfernung des ä von der Tonsilbe dasselbe sehr leicht, die
andern Ableitungen von Stämmen auf -eg werden dann in diese
Analogie gezogen, grade wie die Bildungen auf -lä der Analo-
gie der übrigen Feminina auf -La von «-Stämmen folgten. Dass
die Ableitungen von oxytonirten -«(X-Stämmen ursprünglich -eia
Uebergang von et in t. 89
betonten, überliefert Choiroboskos in Bekkers Anecdota III. p.
1314 = Herodian 2, 454, 20: fcoXXdytif, oi l^d^rjvaioL knl twv dia
Tov -Eia TtQOTtaQO^vxövojv fiaKQOv Tcoiovoi xo a y.al y,aTaßißd-
tovoL TOV Tovov xttt cpvXätTOvoL Tfjv €L dicpd-oyyov olov dXi]d^£ia
Tioiviog Kai alr^^eia arrtxwg, uQSia xoivtog y.al tSQSia aTziy-ioq.
In unsern Textesrecensionen sind solche Formen auf -eia nur
spärlich belegbar; dvaidslä soll Aristophanes gebraucht haben
(Fragment 29 Dindorf j , e-vy-leiäv steht bei Aischylos Sieben
685, vyieiä Aristophanes Vögel 604, rtlovd^vyieiäv 731. Ein
solches altattisches dlrjd-eiä stimmt zu homerischem und neu-
ionischem dkr]&sir]. dvaLÖlrjv in einem tetrametrischem Frag-
mente des Archilochos 78, 5 Bergk scheint weder kritisch hin-
länglich gesichert noch kann bei seiner Stellung im Verse die
Quantität des t erkannt werden.
Im Anschluss an das eben erörterte will ich eine Bemer-
kung nicht unterdrücken. Bei Homer erscheint Odyssee 24, 251
degyüjg, 22, 374 yMy.06Qytf]g , ebenso in Hesiods Werken und
Tagen 311 deoyfr] mit lang gemessenem i. Von St. fsQy- ist
eine Ableitung -fsQysg- sehr wol möglich, und in der Tat sind
sowol aeQy^g als auch yia-/,o£Qyt]g aus späteren Quellen bezeugt.
Davon kann -sgysir] abgeleitet sein; bei Bion 17, 6 ist die
Ueberlieferung dsQyeirj, von Ahrens freilich in d^yicc geändert,
ebenso bieten die Handschriften bei Dionysios de compositione
verborum 24 dgysia, was Schäfer in dqyia geändert hat. Aus
solchem -ei- könnte das homerische -i- entstanden sein. Ich
darf freilich nicht verhelen, dass noch einige andre Formen
bei Homer ein ähnliches -frj zeigen, nämlich dTi/idt]aiv Odyssee
13, 142 dxo/niOTiri 21, 284 lortr] 14, 159 VTcegoTcXirjOi Ilias 1,
205 TCQoS-v/iufjai 2, 588 vjtodt^trj 9, 73 'Yjceqrioirjv 2, 573,
wo sich ein ursprüngliches -eirj weniger ungezwungen ergibt.
Hartel Homerische Studien 3, 40 fasst die Länge des i auf als
hervorgegangen aus Verschmelzung mit dem Spiranten jod, der
sich zwischen dem t und dem folgenden Vocal entwickelt habe,
eine Erklärung, die physiologisch wol berechtigt ist und auch
in anderweitigen Tatsachen der griechischen Lautlehre Unter-
stützung findet.
Für aus -et- entstanden halte ich auch das -X- der Per-
sonennamen auf -lag. Fick in seinem Buche über die griechi-
schen Personennamen Einleitung S. XXVII trägt freihch eine
wesentlich andere Auffassung vor, indem er von einer 'Steige-
90 G. Meyer
rungsform -bi- des kosenden t-Suffixes spricht. Ich halte Stei-
gerung von Vocalen in Suffixen für unerwiesen und unerweis-
lich, und es wird darum gestattet sein eine andre Erklärung
zu versuchen. Die Namen auf -dag gehören zu den ältesten
der griechischen Sprache (Fick a. a. 0. S. XXXVII). Aus ih-
nen entwickelten sich einerseits durch den bekannten Schwund
des zweiten Teiles des Diphthonges vor Vocalen die Namen auf
-/ag, andrerseits durch Verengung von u zu l die auf -ictg.
Selbstverständlich war das l ursprünglich lang, und glücklicher
Weise können wir diese Länge noch in zwei inschriftlich be-
glaubigten Namensformen nachweisen. Auf der alten kerky-
raeischen Grabinschrift des Menekrates, die Franz in der Ar-
chaeologischen Zeitschrift 1846 No. 48 veröffentlicht und dann
Aufrecht in Kuhns Zeitschrift 1, 118 besprochen hat, steht
v'iov Tkaofä/o MevsycQccTeog xöde oci(.i(x; und auf der neuer-
dings gefundenen Inschrift aus Korinth, die in Curtius Studien
8, 405 abgedruckt ist, steht Jj^eivta Tode oäfxa xov wXeob ttov-
tog dvaid^g. Dieses Tlaotag und Jj^eLvtag sind sehr interes-
sante Reste der älteren Quantität. Die Namen auf -log kann
ich nicht, wie Fick, für älter als die auf -lag halten, da ich
nicht absehe, wie innerhalb des Griechischen aus -o- a gewor-
den sein soll; sie sind meiner Ansicht nach vielmehr aus de-
nen auf ~mg hervorgegangen durch Anschluss an die weitaus
überwiegende Menge männlicher Nomina auf -og. Der Accent
in BaXlog z/oXiog jQaziog ^Exiog Qqaoiog KXoviog KXvviog
'Oötog '^Podlog ^Tiyjog ^tQaxiog ^TQoq)Iog ^x^^'^S TvX'og 0qo-
viog Xgoiiuog mag ein Rest der ältesten Betonungsweise sein.
Auf die Länge des i in ^L4(.i(plog Ilias 2, 830. 5, 612 will ich
hiebei nicht einmal besondres Gewicht legen, da die Bildung
des Namens nicht ganz klar ist, ebenso wenig wie auf das
-tojv einiger homerischer Namen, das vielleicht unter einen an-
dern Gesichtspunkt fällt. Um die vorgetragene Ansicht zu
stützen, lasse ich einige Namenreihen folgen, die die behaup-
tete Entwickelungsreihe vollständig aufweisen:
^iveiag u4lviag ^Xvlag ^l'viog
^Livreia) l^vxtag l^vxlag
l4Qioxelag ^QiOTeag L^Qioriag "Agiotig
Jafxelag Jajui'ag Ja/tuag Ja(.uog Jaixig
Inschr.v.Tanagra
Arch.Ztg.33,154
üebergang von ei in t.
91
'Egfielag 'EQiii£ag(EQ^i^gfEQiiuag
Ggaaelag QQuaiag
Ogaoiog
Ilaaelag Flaoeag
Tlaolag
ndaiog
(BenndorfGriech.u.sic.
VasenbilderTaf.V.no.5)
JTeid^eiag
llaid^iag
Oav €iag 0avag
(Daviag
Wdviog
(Xageia) Xageag
XaQiag
Sehr häufig ist das Nebeneinanderbestehen von Namen auf -iag
und -lag, -log, denen ich, wo sie vorhanden sind, die mit fi-
Suffix weitergebildeten zufüge:
yiyad^ag
läyadiag
Idyad-lcov
^Ayiag
'Aylag
Idyliav
lAyig
i4y.aaag
l4-KEo!ag
Axeaiog
"A^eaig
l4Xe^€ag
l4Xsh,ictg
AXe^Log
IdXe^lojv
^AXe^ig
LiXläg
"AXXiog
lAXXlwv
'!AXXig
LdvÖQsag
lAvdglag
tdvdqlcDV
Idvd^mg
"Av^Lg
lAQLOtiag
l^Qiorlag
l4QLarl(av
^'AqLOtig
l^Qoeag
'AQQlag
Idgref-iag
Idqtif-uog
!AQT£f.UtüV
'Aqimg
'AQxlag
"AQXLog
IdoxXriTiag
Ao^XriTilag
Idoxeag
Aarlrjg
Avxmg
Avrlag
reXeag
FsXlag
Jr]f.ieag
Jafxiag
/l(X(.aog
Jafilcov
Jajuig
"Eqysag
'Egylag
QaQoeag
Qagalag
QtQOiog
QsQalojv
KaXXsag
KaXXtag
KdXXig
Kivaaeag
Kivaolag
KXrjxeag
KXrjTlag
KXrJTig
KXovag
KXoviog
Krrjöäg
Kzrjolag
KTTjOiog
KtTjaliov
Krijaig
Ko}(.iag
Kcof-ilag
Avoiag
Avalag
Avaig
MeyaXeag
MeyaXlag
Meyiazag
Msyiatlag
MeyiaTUüv
Mrjvag
Mfjvtg
Mi]TQäg
MaTQig
92
G. Meyer
Mvaasag
Mvrjoiag
Mvaalcov
MolTtag
MoXniwv
MolTtig
Nixiag
NfKiag
Niyilwv
JSlxig
Seveag
Bsviag
Sevitüv
Bsvig
^OlvjiiTrag
^OXvi-utLog
^OXv/HTt/wv
"Olv/iiTtig
^Ovrjoäg
"Ovaoiag
^Ovrjauüv
JTaidsag
Tlaidlag
Tleiaiag
Heia lag
Uelouov
TleiöLg
ÜQu^eag
Tlga^iag
nga^lcov
nqa^ig
IJvd^eag
nvdiag
nv&iog
nviyiojv
nz&ig
2iinag
^iiuag
2Lf.i^iig
^ivvmg
^Ivvig
^raaeag
^raaiag
^zaoitüv
J^coaiag
^woiag
^toaiog
2cüai(ov
2toaig
TekEvräg
Telsvvlag
YßQeag
'^YßQiag
(Daiveag
(DaivLog
0aivig
OaXtag
0aUag
(DaXiog
0dXig
(Dllsag
OiUag
(DiXiiov
(DiXig
XaiQtag
XaiQiag
XaiQicüv
Xalqig
XeiQmg
XeiQiag
Mehreres minder sichere habe ich übergangen. So er-
weckt der nach dem Etymologicum Magnum 423, 24 von So-
phron gebrauchte Conjunctiv sYo) von Wurzel l gehen die Ver-
mutung, dass das homerische fof-iev aus *€lo/iisv hervorgegangen
sei, denn sonst hat uo t ; und man könnte vielleicht das eigen-
tümliche el'r] in Hesiods Werken und Tagen V. 617, das doch
wol zu Uvai gehören muss (vgl, eben noch Hartel in der Zeit-
schrift für die oesterreichischen Gymnasien 1876 S. 630) eYr]
schreiben und hieher ziehen. Doch das ist freilich sehr pro-
blematisch. Auch l'Kxlvog Falk, das man mit sk. cjaina abaktr.
Quma zusammenstellt (Fick 1, 55), wäre vielleicht zu erwähnen
gewesen = ursprünglichem "^yjsivo-g. Das l von \iduo ich / _
schwitze (Aristophanes Frieden 85. Frösche 237), "^^ido£_^Hclweissl
(Hesiod Schild 31)7) darf man vielleicht unmittelbar mit sk7»*~"
(«eatcJoSchweiss vergleichen. Jedenfalls wird der von Cauer
Studien 87252 behauptete Uebergang von l in hi für unerwie-
sen gelten müssen. Die meisten der von ihm angeführten Bei-
spiele sind im Laufe meiner Untersuchung anders erklärt wor-
den. l^QKTToveUrjg ist unsicher und, wenn richtig, gehört es
üebergang von et in t. 93
schwerlich zmvUr] Sieg, da alle damit zusammengesetzten Na-
men -vr/.og zeigen (Fick Personennamen S. 128) , sondern zu
velycog, das freilich als Namenwort sonst nicht vorzukommen
scheint. Teid-Qaowg und (DXsLaaiog sind als Eigennamen un-
klar, so bleibt nur das einmal vorkommendeX oA«iCwv , wofür
ein andresmal oXstcov erscheint. Das Verhältnis der beiden
Formen, die zu einander zu stehen scheinen wie fxEi'Qcov zu i-ii-
^wv, zum homerischen loXt'^oveg Ilias 18, 519, muss vorläufig
noch als ungelöstes Problem hingestellt werden.
Prag 20. October 1876. Gustav Meyer.
Neugefundene etruskische Inschriften. *)
Durch die gütige Vermittelung des Hrn. Dr. Bezzenber-
ger sind mir einige von Hrn. Dr. Körte auf einer Reise durch
Etrurien im Frühling dieses Jahres genommene Copieen ganz
neu entdeckter oder noch unveröffentlichter etruskischer In-
schriften, darunter eine lateinisch-etruskische, zugekommen, und
Hr. Dr. Körte selbst hat dann die Freundlichkeit gehabt, mir
aus Rom noch einen Papierabklatsch von vieren derselben zu
senden. Da mehrere dieser Inschriften von nicht gewöhnlichem
Interesse sind und weitergehende Perspectiven eröffnen, so be-
nutze ich gerne die mir gewährte Erlaubniss, sie hier zu ver-
öffentlichen und zu besprechen.
Orvieio,
n. I. Cippus aus der 1875 ausgegrabenen Mancinischen
Nekropole im Norden der Stadt. Die Inschrift ist im rechten
Winkel geschrieben, so dass das zweite i in der Biegung steht ;
sie ist ohne Interpunction , aber die Worttrennung zweifellos.
Nach dem gut lesbaren Abklatsch, in Uebereinstiramung mit
der Copie des Hrn. Dr. Körte, lautet sie:
f hii lar6ias' uöienas
„Ich (bin?) (das Graij- oder Besitzthum) der Larthia, Gattin des
Uthiena."
*) In den hier mitgeteilten Inschriften ist die Zeilenabteilung durch
einen senkrechten Strich angezeigt; Buchstaben, deren Lesung unsicher
ist, sind cursiv gedruckt; ergänzte Buchstaben sind eingeklammert.
94 W. Deecke
Schon in meinen Etruskischen Forschungen I. p. 54 ff.
habe ich nachgewiesen, dass auf /mi^ nicht immer der Nomi-
nativ, sondern auch gar nicht selten der Genitiv folgt, und
dass es daher nicht, wie Corssen (I, p. 755 ff.) will, „mich"
(lat. me) bedeuten kann, mit Ergänzung eines Verbums des
Gebens oder Machens; vielmehr findet es sich mitunter noch
von Substantiven im Nominativ begleitet, wie suöi, cana,
capi, die „Grab oder Besitz, Statue, Todtenlade" zu heissen
scheinen, und kann es daher nur entweder ein Pronomen im No-
minativ sein, etwa „ich", „dies" oder das Hülfsverb „ich bin",
„es ist". Der blosse Genitiv erklärt sich dann durch Auslas-
sung eines der obigen oder eines ähnlichen Substantivs; der
Nominativ giebt direct den Todten oder Besitzer oder Geber
an, und da hierfür die erste Person besser passt, so entscheide
ich mich lieber für sie, wobei ich die Frage, ob Pronomen
oder Verbum, offen lasse. Doch will ich bei dieser Gelegenheit
wieder auf die leider nur aus Lanzi's Heften erhaltene In-
schrift einer tazza da bere unbekannten Fund- und Aufbe-
wahrungsortes hinweisen, die bei Fabret ti (C. I. n. 2609, bis)
läutet
1) mies'milaröiastr, r— ~->
am natürlichsten abgetheilt in(^mi.^s'mi laröias' tr, wo tr
Abkürzung des weiblichen Familiennamens oder des Namens
des Gatten wäre. Es fangen nun viele Namen beider Art mit
tr an, und im letzteren Falle würde die Inschrift im Baue ge-
nau der obigen n. I entsprechen. Nun ist sie aber im Kreise
geschrieben, ohne Interpunction (vgl. die Abbildung bei Fabr.
Gl. I. col. 1172), und so hat Corssen (I, p. 756, nach Lat-
tes Osserv. sopra alc. iscr. Etr. p. 2), der wegen seines sum,
sim „ich bin", das esmi beseitigen musste, vorgeschlagen, in-
dem er das t mit dem ähnlich gestalteten u vertauschte, mi
laröia surmies' zu lesen, vgl. wegen der Construction unten
n. III. Er belegt den männlichen Familiennamen *surmi(e)
nicht, ich kann aber wenigstens einen verwandten weiblichen
nachweisen in s'urmeönet (Fabr. C. I. n. 894, ossuarium
von M. Pulciano). Der Vollständigkeit wegen bemerke ich noch,
dass das e in esmi verzeichnet ist und auch allenfalls ^n a
sein könnte. Wie dem auch sei, die Inschrift ist von höchster
Wichtigkeit: wäre die Fahre tti'sche Lesung und Abtheilung
richtig, so würde esmi (oder as'mi) für den indogermanischen
Neugefiindene etruskische Inschriften. 95
Ursprung des Etruskischen schwer ins Gewicht fallen ; auffällig
wäre dann freilich wieder das vorgesetzte mi „ich". Daher —
non liquet ! Ich habe diese Episode etwas ausführlicher behan-
delt, um eine Probe zu geben, wie schwierig und verwickelt bei
jedem Schritt diese Forschungen sind, und um zu zeigen, dass
ich gute Gründe gehabt habe, mich bisher möglichst vorsichtig
zu äussern.
Um zu n. I zurückzukehren, bemerke ich, dass die 14 in
grossen Buchstaben über der jedesmaligen Grabpforte einge-
hauenen Grabinschriften der Mancini'schen Nekropole in Or-
vieto, die ich im vorigen Sommer sah, alle mit mi anfangen
(nur eine ist verstümmelt), auf welches zwei Namen folgen,
ein Vorname und ein Familienname, aber in verschiedenen
Combinationen. Nur einmal folgt noch s'uöi in
2) mi larkes telaöuras s'u6i, woraus von neuem her-
vorgeht, dass, wie ich (Etr. Forsch. I, p. 53) gegen Cors.8en
behauptet habe,^i.su6ijl kein Verbum sein kann, sondern ein
Substantiv ist. Audh kann es ferner nicht aW^jy/ua „Weih-
geschenk" heissen , und hierdurch wird , wie ich ebendort be-
merkt habe, diese Deutung auch für das verwandte s'uöina
zweifelhaft. Am natürlichsten heisst es „Grab" oder „Besitz",
und deshalb habe ich diese Worte oben~~ergänzt ; s'uOina ist
mit s'u^i synonym oder heisst etwa „Grabgeräth" oder „klei-
ner Besitz (Kleinod)"; s'utna bezeichnet zweimal den „Sarko-
phag" (Etr. Forsch. I, p. 53 j. Vollkommen im Bau mit n. I
stimmen überein (mi -j- gen. praen. fem. -f- gen- norainis viri),
ausser n. II, noch:
3) mi laröias rupinas (Manc. Nekrop.).
4) mi aranöial Äersinas (Architr. v. Orvieto, nach mei-
ner Copie); Corssen II, p. 619 liest aersina; vgl. unten
n. V.
5) mi arn6ial us^s'es' (alterthümliche Marmorgrabsäule
von Volterra, Fabr. C. I. n. 350, t. XXVI). Ferner mit hin-
zugefügtem suöi:
6) mi suöi laröial muöikus (Stein von Busca am M.
Viso, Fabr. C. I. n. 42, t. V).
7) mi suti öan^vilus': titlalus' (Grabstele von Bologna,
Fabr. See. Spl. n. 3- t. I).
Es geht hieraus hervor, dass diese Art von Grabschriften
in allen etruskischen Gegenden (ausser Campanien) heimisch
96 W. Deecke
war. Ohne mi endlich gehört hierher mit zugefügtem Fami-
liennamen der Todten
8) /arOial | vipial | s'alvis (Grabstein von Perugia,
Fabr. C. I. n. 1905, t. XXXVII, vgl. P. Spl. p. 109; vipial
steht seitwärts) u. andere.
Ueber larOias (larOias) neben larOial, s. meine Etr.
Forsch. I, p. 67, und die Beilage II zum ersten Bande meiner
Neuausgabe von 0. Müller's Etruskern, p. 463.
Der männliche Name uöiena ist neu, hat aber Verwandte.
Der Stamm findet sich nämlich wieder in dem Ehefrauennamen
utiesa auf einer Urne und einem Ziegel von M. Pulciano
(Fabr. C. I. n. 867, ter u. u; t. XXXIII), und ist höchst wahr-
scheinlich in lateinischer Umschrift erhalten im P'amilienna-
men odie auf einem Ziegel von Cetona (ibid. n. 1018, bis, e;
t. XXXIV). An der verschiedenen Stufe des Dentals ist kein
Anstoss zu nehmen: so kommt der weibliche Vorname Oania
(Öana) in lateinischer Umschrift als thania, tania und dana
vor, und im Etruskischen selbst wechseln arn6 und arnt u. s.
w.*) Demnach kann auch der Beiname Otho, den unter Andern
der aus Ferentinum in Etrurien gebürtige und aus der weitver-
breiteten etruskischen Familie der s'alvi stammende Kaiser L.
Salvius Otho führte, verwandt sein, sowie noch näher der
männliche Familienname otani in der lat. etr. Inschrift
9) larthia- otanis (Urne von Chiusi, Fabr. C. I. n. 857),
die fast genau unsere orvietanische Inschrift deckt. — Eine an-
dere Weiterbildung liegt vor in
10) lar- utilane I urial (Urne von Perugia, ibid. n. 1885),
vgl. uvilane, patislane, ucrislane u. s. w.; eine dritte in
11) ... lias': utimnal | aspesa: (Urne von Siena, ibid.
n. 440, ter, c), vgl. velimna, recimna u. s. w. Der Namen-
stamm ist demnach ziemlich weit verzweigt.
n. II) Grabinschrift an einem Grabe auf dem Grunde
von Braccardi, östlich von der Mancini'schen Nekropole,
nach Körte's Copie, interpunctionslos, aber mit sicherer Trennung :
12) mi laröias tramenas.
Der Bau ist genau wie in n. I. Auch hier ist der Name tra-
mena neu; der Stamm aber findet sich vielleicht wieder im
Sclavennamen Örama im ersten Gol in i' sehen Grabe bei Or-
*) Vielleicht auch ist das d von odie und dana nur ein entstelltes
etruskisches * Q-
Neugefundene etruskische Inschriften. 97
vieto, also ganz in der Nähe (Fabr. C. I. n. 2033, bis, A, b).
Zur Bildung vgl. numena, hermena, malamena, den la-
cus Trasimenus und das vielleicht näher verwandte Öur-
m(a)na, in lat. Umschrift thormena.
n. III) desgl., aber interpungirt :
13) mi lar^ia: hul;(enas: velöuruscles.
Hier steht der Hauptname, derjenige der Todten oder Besitzerin,
im Nominativ, wie in folgenden Inschriften:
14) mi laröia amanas (Manc. Nekrop.).
15) mi ara6ia araöenas (ebendort).
15) mi larisa plaisinas (ebendort; ich ziehe diese Tren-
nung vor wegen plaicane, plascnei u. s. w.).
Ferner aus andern Gegenden:
17) mi arunöia malamen^s' (Todtenkistendeckel von
Siena, Fabr. C. I. n. 451, bis, c; t. XXVHI, vgl. Gl. I. col.
1101, alterthümlich).
18) mi laröia kurcenas' (grosser Grabstein von Arezzo,
ibid. n. 467, ter; t. XXIX; ich ziehe die Lesung mit v statt p
vor, wegen curvesa ibid. n. 161).
19) mi larisa a%s (Amphora, orig. ine, im Vatican, ibid.
n. 2609, t. XLIV), wo Corssen a/is las (I, 764); vgl. das
grosse Grab der a;(u in Perugia (ibid. n. 1075—81).
20) mi araOia velaves'nas' u. s. w. (berühmte clusini-
sche Goldspange, ibid. n. 806, t. XXXII). Ich habe das letzte
Wort nicht abgetheilt, da es zweifelhaft ist, ob man vel
aves'nas oder vela ves'nas' zu trennen hat: im ersteren Falle
wäre vel abgekürzter Genitiv des Vornamens des Gatten (wohl
nicht des Vaters, s. Etr. Forsch. I, p. 48 ff.) für velus', im zwei-
ten Falle vela Familienname der ara6ia, wie in einer perusini-
schen Inschrift Fabr. C.I. n. 1830 (die Inschrift mit mi velaves'-
nas bei Corssen I, 783 ist trotz II, 639 unecht). Die Entschei-
dung ist schwer, da weder aves'na noch ves'na als Familien-
name belegt, beide Formen aber möglich sind: jenes würde
sich an avei (fem.), aveina anlehnen, dieses an vesi. Ich
neige mich Letzterem zu, da ich in der interpunctionslosen In-
schrift eine Abkürzung für weniger wahrscheinlich halte. Der
Name ves'na ist dann vielleicht auch verwandt mit lat. etr.
veisinnius (Gori II, 415, vgl. C. I. L. I, n. 1366, clusinisch),
da e und ei nicht selten im Wortstamme wechseln, und dies
wieder mit vis'nai, fem. (Fabr. C. I. n. 2327, ter, a; Sark.
Beiträge z. Kunde d. ig. Sprachen. I. 7
98 W. Deecke
von Vulci), vgl. lat. visennius (Wilmanns Exx. Inscr. Lat.
n. 135) u. s. w.
21) mi malena laröia puruhenas, auf einem Spiegel
einheimisch-italischer Fabrication, gefunden zu Sestino in Um-
brien (Corss. II, p. 631). Der männliche Familienname pu-
ruhena scheint zunächst verwandt mit dem Ehefraunamen
purcesa (Fabr. P. Spl. n. 187, clusin.), da eine Aspiration
des c durch das vorhergehende r leicht erklärlich ist ; auch der
Vocaleinschub ist nicht selten. Entfernter verwandt sind viel-
leicht pruciu, fem. pruciunia. Auch der Name einer die-
nenden Göttin in phrygischer Mütze puri/ auf einem Spiegel
von Cetona (Fabr. C. I. n. 1014, quat. , vgl. Corssen I, p.
342) klingt an. Wegen des Lautwechsels vergleiche z. B. die
dreifache Schreibung einer grossen perusinischen Familie acsi,
ahsi, a;{si. Die Lautgruppe malena könnte vorgesetzter Fa-
milienname zu laröia sein, verwandt mit malamena, ma-
lave, malavinisa u. s. w. , nur wäre die Form wegen Aus-
stossung des i etwas auffällig, grade wie vela in n. 20; Cors-
sen trennt daher (nach Gamurrini Bull. d. Ist. 1875, p. 88)
ma lena und erklärt ma- (etwa für *manal) -- manibus
sacrum, lena für ein Substantiv mit dem Sinne von „Kunst-
werk" oder „Grabgeräth". Dies passt aber durchaus nicht in
die Construction.
Der Name hul^ena klingt verwandt mit dem Dativ (?)
6ul;(niesi, in der Inschrift eines von einer Schicksalsgöttin
gehaltenen Diptychons in dem Grabe der vel/a (Tomba degli
Scudi) zu Corneto (Fabr. P. Spl. n. 420, berichtigt durch
Corssen I, p. 565; t. XIX, B, 5), da h auch sonst mitunter
Schwächung von 6 zu sein scheint, wie in her in i neben 6e-
rini; doch stört die Formähnlichkeit der beiden Buchstaben
den strengen Beweis. Vielleicht bildete, wie im Lateinischen,
der Laut f die Vermittlung, vgl. ferina (Fabr. C. I. n. 876).
Dann könnte man als lateinische Umschreibung jenes obigen
Namens (mit Anlehnung an eine bekannte römische Familie)
fulctni betrachten, im Grabe der anei zu Perugia (ibid. n.
1091). Ebenso findet sich der Stamm, ohne % oder c, direct
mit n abgeleitet, wieder in den drei Formen: Ouluni (clusin.
Aschentopf, Fabr. P. Spl. n. 231); fuluni oder fulni, lat.
in einer bilinguis folnius, u. s. w.; und huluniesi (dat.
fem.) in der Tomba dell' Orco, gleichfalls in Corneto (Lattes
Neugefundene etruskische Inschriften. 99
T. d. Orco p. 9 ff., vgl. Etr. Forsch. I, p. 33, n. 58); auch
neben dem zu Grunde liegenden Beinamen fulu kommt wenig-
stens hulu vor (Fabr. C. I. n. 230, vgl. Gl. I. col. 610).
Das dritte Wort velöuruscles enthält offenbar eine nä-
here Bestimmung zu hul/enas, und das schliessende s zeigt
sich als Genitiv zeichen, wenn man die einzige sonst vorkom-
mende ähnlich gebildete Form damit vergleicht, nämlich laut-
nes'cle in der ersten Zeile der grossen Wandinschrift von
Torre di San Manno bei Perugia (Fabr. C. I, n. 1915, nach
Conestabile Monum. Perug. IV, t. IV, 3; vgl. Etr. Forsch.
I, p. 81, n. 229), das offenbar Nominativ ist. Das Suffix -cle
ferner ist in beiden Wörtern an den Genitiv gehängt, denn
velöurus ist gen. des Vornamens vel6ur, und lautnes' gen.
des Wortes lautni „Freigelassener", wofür in einer perusini-
schen Inschrift lautnes vorkommt (Fabr. C. I. n. 1887, bis,
b), in einer alten volterranischen lautunis' (ibid. n. 348); der
Wechsel von e und i ist unbedenklich, ebenso der Einschub
des u. Das Suffix cle selbst aber scheint verwandt mit clan
„Sohn", dessen a in der Flexion in e übergeht, vgl. dat. clens'i;
nom. oder acc. plur. clenar; dat. plur. clenarasi (Dee-
cke Etr. Forsch. I, p. 34 ff.). Ich kann jetzt auch den gen.
sg. clens' belegen, durch Vergleichung der beiden Inschriften:
22) ar- sale* clan- nurziu (Sargdeckel von Perugia,
Fabr. C. I. n. ITSlTTunT*
23) fasti* crinti" | sales'' clens' | puia (Urne von eben-
dort, ibid. n. 1653).
Die erstere heisst „Arnth Säle Sohn, Nurziu", wo „Sohn"
die Bedeutung unseres Firmenzusatzes iunior „der Jüngere" hat ;
während (nurziu oder nurtiu (wie Vermiglioli n. 112 las
ein Beiname" ist, wäKfsHTein'ncH"'" synonym mit nortinus in ei-
ner lateinischen Inschrift vonBolsena(Noel desVergers TEtru-j
rie et les Etrusques, III, n. 66) , abgeleitet von der gerade in
Volsinii viel verehrten etruskischen Glücksgöttin Nortia, als
deren Günstling z. B. Juvenal (X, 74) auch den aus Volsinii
gebürtigen berüchtigten Sejan nennt. Dasselbe agnomen koraraF
noch in einer clusiniscHen Inschrift vor
24) Oana- titi- nnrziupif (Thonurne, Fabr. C. 1. n. 724),
wo die letzten Buchstaben unsicher sind ; ich vermuthe , mit
geringer Aenderung, nurzius' s d. h. „Tochter des Nurziu" (s
— se/), wofür ich eine Reihe Analogieen beibringen könnte.
100 W. Deecke
Es heisst also n. 23 „Fasti Cvinti, Gattin von Säle Sohn".
Demnach wird auch das Suffix -cle die Abstammung bezeich-
nen, und lautnes'cle sich zu lautni ähnlich verhalten, wie
libertinus zu libertus; velöuruscles aber wird heissen
„des Sohnes des Velthur". Es ist das Suffix -des angehängt,
da man sonst velfjurus als nachgesetzten Vornamen zu hül-
fen as auflassen könnte. — Eine weibliche Form desselben
Suffixes liegt vielleicht vor in Öuflöicla (auf einer Erzstatuette
in Rom, Fabr. C. I. n. 2603, bis) neben ÖuplOas, ÖuflÖas und
öufulöas' (auf Erzsachen von Cortona und Chiusi, ibid.n. 1054 — 5
und 804). C or s s e n (I, p. 634 ff.) sieht hierin überall Götternamen f
von der indogermanischen Wurzel [tu bh, tup „schlagen, stos- t
sen, tödten", allein der Anhalt ist sehr schwach, und es kann]
auch ein gewöhnlicher weiblicher Name vorliegen, verwandt mit |
Öupites (Ziegel von Florenz, Fabr. C. I. n. 133, gen. masc.) [
und 8upit | ai (Bleitafel von Volterra, ibid. n. 315, in un-
sicherem Zusammenhang).
n. IV) Cippus aus der Mancini'schen Nekropole. Die
Inschrift steht im Halbkreise um die Spitze herum und lautet
nach Körte's Copie:
tite : ecnate : turns
Der Familienname ecnate, und davon abgeleitet ecnatna,
ist etruskisch nicht selten (Fabr. Gl. I. col. 359, nebst Add.
u. P. Spl.) und findet sich in Perugia (auch lat. etr. egnatius
festus, Noel d. Verg. III, n. 27), Chiusi, Siena und Corneto ;
eine Form ehnatial bei Fabr. C. I. n. 1688, bis. Derselbe
Name kommt vielleicht auch in einer umbr. gallischen Inschrift
aus Tuder (Fabr. C. I. n. 86, t. XXI) vor, wo die Lesung at-
eknati mir immer noch wahrscheinlicher ist, als das Stokes'-
sche ateknati (ßeitr. z. vergl. Sprachf. II, p. HO; III, p. 68
u. 8. w.). Bekannt ist ferner die samnitische Familie der Eg-
natii, aus der Gellius Egnatius stammte, der 296 a. Chr.
die Etrusker zum Kampfe gegen Rom aufrief, was auf alte Be-
ziehungen seiner Familie zu Etrurien schliessen lässt. Nach
dem Socialkriege, in dem sie eine hervorragende Rolle spielten,
finden wir die Egnatii als Ritter und Senatoren in Rom wie-
der, und die von ihnen aus dieser und der späteren Zeit erhal-
tenen lateinischen Inschriften sind zahlreich (Wilmanns Exx.
Insc. Lat. II, p. 325 führt 21 Personen dieses Namens auf).
Nach Plinius (N. Hist. XIV, 13 (14), 89j lebte aber schon zu
Neugefundene etruskische Inschriften. 101
Romulus Zeit ein Egnatius Mecennius in Rom; und eine
patricische gens Egnatuleia wird von Cicero (Philipp. III,
3 u. s. w.) erwähnt; auch kommt eine Freigelassene dieses Na-
mens auf einer Inschrift vor (Wilm. Exx. I. L. n. 567). End-
lich gehört hierher die apulische Seestadt Egnatia (abgekürzt
Gnatia) an der appischen Strasse, die von dort bis Byzanz
via Egnatia hiess.
Der Beiname |turns ist ohne Zweifel identisch mit dem
Namen des berühmten Rutulersl Turnus und dem Vornamen
des von Tarquinius Superbus geto3teten Tuhrers der Ariciner
•Turnus Herdonius (Livius I, 50 ff.). Ein Freigelassener
(Turnus war unter den Flaviern ein angesehener Satiriker .
(Schol. in Juven. I, 20). — Sollte der Name mit dem der '
etruskischen Aphrodite 'Tur an, neben der auch ein gleichnami-
ger männlicher Gott vorkommt (Corssen I, p. 253— 4), ver-
wandt sein? Die Mutter des Rutulers'-VSnilia erinnert an die
VSnus, und seine Gegenüberstellung mit cfem Aphrodite-Sohn
Aeneas erhielte so eine neue Beziehung. — An Verwandtschaft
mit Tyrrhenus (Niebuhr Rom. Gesch. P, p. 17) glaube ich
nicht, da die sprachlichen Bedenken zu gross sind. Ebenso-
wenig gehört hierher der Beiname Turlnus (nicht Thurinus)
der ursprünglich tusculanischen Mamilii (es. 239 a. Chr.) und
des C. Octavius, des späteren Kaisers Augustus, der viel-
mehr, wenigstens im letzteren Falle sicher, vom pagus Turl-
nus bei Velitrae stammt (Ellendt de cogn. et agn. Rom. p.5).
n. V) Desgl., 35 Ctm. hoch, Copie von Körte:
lar8i" hersus
Der Name des Gatten *herse oder *hersu, denn beide For-
men lassen sich nach dem gen. hersus ansetzen, ist verwandt
mit hersina (n. 4), gleichfalls aus Orvieto; dann aber auch
wohl mit dem römischen Hersius (Wilm. Exx. n. 762, frei-
lich erst aus der Zeit des Honorius und zu Kalama in Algier)
und mit dem sabinischen Frauennamen Hersilia, wie die Ge-
mahlin des Romulus hiess.
n. VI) Desgl., 30 Ctm. hoch, Copie von Körte:
casne
Es ist wohl ein männlicher Familienname, wie dergleichen nicht
selten isolirt vorkommen, namentlich in Wandinschriften neben
der gemalten Person und auf Ziegeln zum Verschluss der Grab-
nische. In Perugia sind zwei Gräber der casni (gewöhnlichere
102 W. Deecke
Form für casne, beides aus *casnie) entdeckt worden (Fabr.
C. I. n. 1157 — 72 u. 1173 — 80); fem. casnia, gen. casnial
(ibid. n. 1075—6); auf einem Aschentopfe soll nur casn ge-
standen haben (ibid. n. 1963, nach Vermigl.). Ebenso steht
auf einer Amphora von Viterbo (Fabr. P. Spl. n. 381) mit lat.
Buchstaben nur casnio. Ein römischer Gentilname Casinia
findet sich vereinzelt (Wilm. Exx. I. L. n. 485).
n. VII) Desgl., 45 Ctm. hoch, südlich von Orvieto, dicht
an den Mauern gefunden, Copie von Körte:
lar6 : velza : pe
Das pe halte ich für Abkürzung des Familiennamens der Mut-
ter, wahrscheinlich im gen. auf -al; es giebt deren viele, die
mit pe beginnen. Als Siglum des Vatervornamens dagegen ist
pe nicht nachzuweisen. — Der Name velza erinnert zunächst
an velzeis (Co n est. Mon. Perug. IV, p. 42 n. 21 = 349; t. III
= XXIX, 10; gen. masc. mit seltenerer Vocalisation, wie an eis',
aveis' u. s. w.), wenn die Lesung sicher wäre (Fabr. C. I n.
1848, bis; t. XXXVII hat velzeis). Ferner schon liegt die
abgeleitete Form velzinas'ia (ibid. n. 1843, Sargdeckel von
Perugia), doch genügt dieselbe, um den Namenstamm velz-
sicher zu stellen. Ob derselbe mit velc- (vel^-) oder vels-,
zwei weitverbreiteten Stämmen, zu combiniren sei, lasse ich
dahingestellt; doch vgl. Etr. Forsch. II, p. 96 ff.
n. VIII) Vaso di bucchero (Krug), von mir im Sommer
1875 in der Sammlung des Grafen Faina gesehen, von Körte
beim Ingenieur R. Mancini (?). Die Inschrift läuft um den
Hals und ist ohne Interpunction , die Abtheilung aber zweifel-
los. Ich gebe unter a) meine Lesung, unter b) diejenige Kör-
te's, die ich für weniger correct halte:
a) mi ne mulvuneke laris numenas
b) mi ni muivun.^e 1. ris numenas
Das e und a fehlen bei Körte ohne Lücke, das k ist ganz
undeutlich ; ich habe mir keine Unsicherheit notirt. Die Rich-
tigkeit meiner Lesung wird aus folgenden verwandten Inschrif-
ten hervorgehen:
25) mi neviku muluevneke ar/)as'kamaiv, Aschentopf
von Chiusi (Fabr. P. Spl. n. 234, vgl. S. Spl. p. 28); ich habe
dabei die Trennung, wo sie unsicher ist, unterlassen. Corssen
trennte und las anfangs (I, p. 790) mi nevi tumulu ev neke
artas ka.maiv; später giebt er (II, p. 640), nach einer Re-
Neugefundene etruskische Inschriften. 103
Vision durch P. Nardi, kumulu und kamaia. Dass er das
Wort muluevneke (ich vermuthe muluüeneke) verkannt
hat, habe ich bereits in meiner „Kritik" p. 38 hervorgehoben;
dadurch wird aber auch seine Deutung von nevi = mortua-
rium hinfällig. Die Lesart -aia dagegen am Schlüsse scheint
mir wahrscheinlich, und ebenso, dass in ar/jas' ein gen. fem.
steckt, so dass areas' richtig sein kann. Zu der Construction
mi ar«as' kamaia sind dann zu vergleichen:
26) mi- velelias hirminaia, Frontinschrift der Manci-
ni 'sehen Nekropole, von mir copirt.
27) mi ramuöas kansinaia, schwarzes Thongefäss von
Vulci (Fabr. C. I. n. 2184, bis; t. XLI, vgl. P. Spl. p. 111,
nach Mommsen), wenn nicht -Öa skansinaia zu theilen ist.
Ebenso findet sich der Genitiv eines männlichen Na-
mens in:
28) mi mukis' rapanaia, schwarze Thonschale von Chiusi
(Fabr. See. Spl. n. 84; t. I).
Ein weiblicher Nominativ dagegen begegnet in:
29) mi laröa tartinaia, phallisches Thonamulet von
Corneto (Fabr. C. I. n. 2333, ter).
30) mi te« anteia tar^umenaia, schwarzer Topf von
Chiusi (ibid. n. 808).
Undeutlich und wohl arg verlesen ist:
31) hacar(?)/arcanaia, aus dem Grabe der larc(a)na
zu Chiusi (ibid. n. 501, bis, f, nach Lanzi II, 370 = 299, n.
111, der auch die Art des Gefässes nicht angiebt).
Man sieht, dass diese Art der Bezeichnung bei mi gleich-
falls ziemlich verbreitet war, und auch hier findet sich sowohl
der gen. wie der nom. der Hauptperson und einzelne dazwi-
schen gesetzte Wörter. Die Deutung der Endung -aia wage
ich noch nicht. Das obige kamaia hat schon Corssen (II,
p. 640) combinirt mit camas (nom. masc, Fabr. C. I. n. 147,
olla von Florenz). "~
Ich kehre zur Hauptinschrift zurück und gebe weitere
Parallelen in:
32) mi ni mulveneke vel8uir pupliana, campanisches
Thongefäss, verloren, und daher nur die lateinische Umschrift
erhalten (Fabr. C. I. n. 2614, vgl. Mommsen Unt. Dial. p.
17 u. Note 23). Corssen hat hier (I, p, 546 ff.) aus dem
richtig abgetrennten mulveneke einen Eigennamen Mulvini-
104 W. Deecke
cius gemacht, sicherlich falsch. Das auiFällige velöuir für
velOur (nom. praen. masc.) zerlegt er in vel Öui r, sehr
unwahrscheinlich. Der Bau entspricht n. 29 u. 30, nur dass
hier ein männlicher Name im Nominativ steht.
33) mi avi/cs' tite^ ... u^sie mulenike, Seiteninschrift
an dem berühmten volterranischen Grabstein mit dem alter-
thümlichen Kriegerrelief (Fabr. C. I. n. 355; t. XXVI). Die
Lesung des zweiten und dritten Wortes ist erst durch mich fest-
gestellt; noch Corssen (I, p. 775) liest aviivs' tite. In der
Beilage II zum ersten Bande meiner neuen Ausgabe von Mül-
ler's Etruskern (p. 443 ff.) weise ich nach, dass avile die äl-
teste Form des Vornamens aule ist und belege die Form durch
5 andere Stellen; es schliessen sich daran sehr interessante
Folgerungen und die Neudeutung einer Reihe von Inschriften.
34) mi ni kaisie öannursiannat mulvannico, schwar-
ze Schale von Cervetri (Corssen II, p. 628; t. XXV, 2, nach
Heibig). Das letzte, von Corssen selbst als undeutlich gege-
bene, Zeichen ist sicher ein e; wo die Trennung zweifelhaft,
habe ich sie auch hier unterlassen. Corssen's Deutung mit
dem schliessenden Mulvanicus ist natürlich wieder irrig.
Wir haben demnach ein Wort gewonnen, das von der äl-
testen Form mulvannice theils zu mulvuneke, theils durch
mulveneke (mulureneke, mit Vocaleinschub) zu muleni-
ke sich abgeschwächt hat. Dies Wort scheint ein Nomen zu
sein (kein Perfect auf -ce!), und zwar ein Adjectiv, das in
n. VIII, n. 25, 32 u. 34 zu neviku (?), abgekürzt ne- oder
ni- (nach Corssen I, p. 426 u. 546 = nipe, zu vi/tTco), ge-
hört; in n. 33 zu einem in dem verstümmelten ... u'xsie ver-
borgenen Substantiv. Jenes scheint demnach ein Thongefäss
zu bezeichnen, dies einen Grabstein, und mulvannice u. s.
w. mag etwa, „sepulcralis" bedeuten. Ueber weitere Combi-
nationen an einer anderen Stelle.
Der Name numena in n. VIII findet sich wieder in num-
nas', gen. agnom. masc. auf einer perusinischen Grabsäule
(Fabr. C. I. n. 1890; t. XXXVII, nicht numunas) und im
gen. fem. numnal (Fabr. P. Spl. n. 371, manico di gutto
aus Orvieto). — Endlich laris ist Genitiv von lar, vgl. Bei-
lage II zu 0. Müller's Etruskern P, p. 461.
Die Inschrift n. VIII würde also heissen:
„Ich bin der Grabkrug des Lar Numena."
Neugefundene etruskische Inschriften. 105
n. IX) Roher Topf von grauem Thon; darin eingekratzt
nach Körte:
miwpial
Diese Lesung scheint unmöglich. Ich vermuthe mi apial, wie
35) mi- fuluial (Fabr. C. I. n. 354, schwarz gefirnisste
Schale von Volterra; nicht f-uluial), und mit Vornamen
36) mi öan^vilus fulnial (Fabr. P. Spl. n. 469, Spiegel-
orig. ine.) u. s. w. Der weibHche Famihenname apia erscheint
auch auf einer clusinischen Urne (Fabr. C. I. n. 579) und hat
mancherlei Ableitungen und Verwandte.
n. X) s'u6ina mit einem Namen im Genitiv findet sich
auf einer Reihe zu Castel Rubello bei Orvieto ausgegrabener
Geräthe von Terracotta und Bronze, nämlich verschie-
denen Gefässen, einer Kanne, einer Pfanne, einer kleinen cista,
einem Candelaber, einem Spiegel. Es wurde Hrn. Dr. Körte
nicht erlaubt, sie genauer zu besichtigen und die Inschriften zu
copiren. — Ueber s'uöina (su6ina), das schon etwa 40mal
auf Bronzen gefunden worden ist, theils mit dem Nominativ,
theils mit dem Genitiv eines Eigennamens, s. Corssen I, p.
602 ff., und berichtigend meine Etr. Forsch. I, p. 52 ff.
n. XI) Eine Amphora mit schwarzen Figuren, bei Man-
cini, auf dem Boden eingekratzt ar , von links nach rechts;
wohl Siglum des Vornamens arnö, vgl. 0. Müller's Etrusker
P, p. 447.
Viterho.
Fünf cippi mit ebensoviel Särgen aus Terracotta, in ei-
nem Grabe zusammen gefunden. Vier der Inschriften sind
etrukisch, eine lateinisch. Das Grab ergiebt sich als das einer
Familie rufre = Rubrius.
n. XII) nach Körte's Copie; die Buchstaben sind flach:
rufres-l-r-1 | XXXIUI
Entweder ist hier statt 1-r- ohne Punct Ir zu lesen, oder statt
r-1 das Wort ril „Jahr". Die Analogie spricht für Letzteres,
da bei der Zahl des Lebensalters ril, abgekürzt r, fast nie
fehlt, es sei denn, dass avil(s) oder dgl. dabei steht. Ferner
ist grade in dieser Gruppe von Inschriften, mit r(il) und einer
Jahreszahl, die Nachstellung des Vornamens, auch im Siglum,
üblich , z. B. :
37) aleöna- Ir | r- XXXXIIII (Fabr. C. L n. 2063)
106 W. Deecke
38) aleOnei- Oana-ril VII (id. S. Spl. n. 96)
39) cumlnas- larö- velus-ril- LXXXIII III (id. C. I.
D. 2106)
40) cales : 18 : 16 | vala-ril X (ibid. n. 2102)
41) vipenas : 1 : Ir | ril- XXXXII (id. S. Spl. n. 121)
42) als'ina a s r XXX (Corss. 1, p. 285, ohne Angabe
der Interpunction)
und viele andere; vgl. auch unten n. XV. Es heisst demnach
n. XII „Larth Rufre(s), 34 Jahre (alt)/'
n. XIII) nach Abklatsch
vel • rwfres | larisal
„Vele Rufre(s), Sohn des Laris"
n. XIV) Desgl.; nach Körte's Lesung:
rufres | velöur | etrrs : 1 :?
Die dritte Zeile ist leider undeutlich. An eters l[autni], als
Umstellung von [lajutn eters (Fabr. C. I. n. 1935 = 1988,
vgl. P. Spl. p. 109) ist nicht zu denken, da der dritte Buch-
stabe kein e sein kann. Dagegen scheint mir der zweite ein
a zu sein, und überhaupt die Lesung „larus" am wahrschein-
lichsten ; hinter dem 1 : scheint mir nichts zu fehlen. Ich
übersetze
„Velthur Rufre(s), Freigelassener des Lar,"
wobei 1 für lautni steht, vgl.
43) vel- sapu- au- 1 (Fabr. P. Spl. n. 170, b)
„Vele Sapu, Freigelassener des Aule"
44) 16 : arntni : creice : veizial ; 1 (Fabr. C. I. n. 593)
„Larth Arntni, der Grieche, Freigelassener der Veizia"
u. s. w., vgl. Beilage II zum ersten Bande meiner Neuausgabe
von 0. Müller's Etruskern. Ebendort (p. 461 — 4) findet sich
das Nähere über den Genitiv larus (laris, s. n. VIII) vom
Vornamen *lar, im Unterschiede von larisal von laris, lar-
6al und lar6is' von lar6.
n. XV) Copie von Körte:
lemni-rana | vil* XXXV
Sicherlich ist 6ana und ril zu lesen, mit ganz geringen Aen-
derungen; aber auch im Anfang vermuthe ich remni, da
lemni ein sonst unbekannter Name, ohne Verwandtschaft ist,
dagegen der Namenstamm remn- dreimal vorkommt:
45) remne (Ziegel von Florenz: Fabr. C. L n. 204, vgl.
Gl. I. col. 1537).
Neugefundene etruskische Inschriften. 107
46) 6ana estnal* remni . . (Fabr. S. Spl.
n. 126, Aschenkiste im Louvre, aus Chiusi?). Corssen (II,
p. 632) ergänzt [xvjestnal* remni [s']; ich denke eher an
[c] estnal, da der Raum für den fehlenden Familiennamen der
Todten sonst etwas klein wird; statt remni [s'] könnte man
auch remni[sa] vermuthen.
47) lat. etr. remnia anni (Fabr. C. I. n. 367, Urnen-
deckel von Perugia) d. h. „Remnia, (Gattin) des Annius". Auch
die ane = annius sind eine grosse etruskische Familie, vgl.
0. Müller Etr. I», p. 475 u. 480.
n. XVI) Copie und Abklatsch (leider undeutlich), in
lateinischer Schrift
q rubrius* \ • ( ' i mogos | • [a]nnos LVI
Das t ist kaum richtig; allenfalls könnte man It" = lartis
vermuthen, wie etruskisch oft 16* vorkommt (z. B. n. 40); im
Anfange der dritten Zeile fehlt v = vixit. Zu mogos als ag-
nomen ist zunächst zu vergleichen der in n. 28 vorkom-
mende gen. masc. mukis', der einen nom. *muke = lat. *mo-
gus voraussetzt. Abgeleitet davon ist mucetis' auf einem al-
terthümlichen cippus von Volterra:
48) -^a'suti' I "mucetis'* i cneunas' | lautunis'(Fabr.
C. I. n. 348, vgl. Etr. Forsch. I, p. 54, n. 123)
„Dies ist das Grab (oder Besitzthum) des Mucete, Freigelasse-
nen des Cneuna."
Hier haben wir den oben bereits (bei III) erwähnten Genitiv
lautunis' von lautni, mit Vocaleinschub. — Der Namenstamm
mogo scheint übrigens gallisch, wie denn der eben erwähnte
*mucete ein Sclave, also möglicherweise ein Gallier war.
Es findet sich nämlich auf der grossen genuesischen Tafel (C.
1. L. I, n. 199, Z. 46) der Name Mogo Meticanio Meticoni f
(es ist nom.), und daneben in einer Inschrift aus Weissenburg
in Raetien (Wilm. Exx. II, n. 2867) Mogetissae Comatulli
f Boio, sowie ein gallisches fem. Mogetilla (Zeus Celt. Gram,
p. 7672, nach den Beitr. z. vergl. Spr. III, 353). Verwandt
scheint auch Apollini Granno Mogouno (ibid. p. 34^, nach
Orelli 2000) und deo Mogonti (ibid. p. 8063, brit. Inschr.,
nach Orelli 2026), womit vielleicht wieder der Name der
Stadt Moguntiacum (auch Magont-) „Mainz" zusammen-
hängt, der mit dem Moenus „Main" nichts zu thun hat.
Der Name der Familie selbst nun, rufre, findet sich wie-
108 W. Deecke
der im gen. fem. rufrias (Urne von Perugia, Fabr. C. I. n.
1211), ferner, mit Epenthese des i im gen. raasc. (des Gatten)
ruifris auf der berühmten Bronzestatuette des Apollo, unbe-
kannter Herkunft, in Paris (ibid. n. 2613; t. XLIV, vgl. Cors-
sen I, p. 626). Dann aber glaube ich mit Sicherheit in der
perusinischen Urneninschrift
49) caia rusuria acris (Fabr. C. I. n. 1729; t. XXXVII)
rufvria herstellen zu können: das v ist nämlich ganz deutlich
und die Haken des s so stark gekrümmt, dass sie sich leicht
zu f ergänzen, zumal ein Name rusuria oder gar rusvria
sonst unerhört ist. Die Verstärkung eines f durch v aber findet sich,
wenigstens in der umgekehrten Form, in demselben Stamme, in
rufv- wiederholt (Fabr. P. Spl. p. 133). Im Umbrischen er-
scheint sowohl ein Adjectiv rufro- „roth", als der gen. masc.
eines Eigennamens Rufrer (t. Eug. VI, a, 14). Ebenso führte
ein samnitisches Castell in Campanien den Namen Rufrae
(Serv. zu Verg. Aen. VII, 739), und ein anderer dortiger Ort
(bei Nola) hiess Rufri Maceria (Cato r. r. 135). Im Lande
der Hirpiner aber lag eine Stadt Rufrium (Liv. VIII, 25).
Auch römisch findet sich inschriftlich häufig eine gens Ru-
bria (Wilm. Exx. II, p. 353, 2lmal), die seit der Zeit der
Gracchen auch eine politische Rolle spielt (lex Rubria 122 a.
Chr. über die Wiederherstellung Carthago's); einmal begegnet in-
schriftlich auch Rufria (Wilm. Exx. n. 1211). — Der einfachere
Stamm kommt etruskisch in den Formen rufe, raufe, rauhe,
lat. etr. rufus, ruphus u. s. w. nicht selten als Beiname vor,
und davon sind wieder andere Ableitungen ruvfi, ruvfni, ruf-
linal u. s. w. — Dieser ganze Namenstamm ist zweifellos ita-
lisch und gehörte in Etrurien den unterworfenen Umbrern an.
n. XVII) Büste, deren Kopf fehlt; Hals und Gewandfal-
ten sind erhalten. Auf der Rückseite steht nach Körte's Copie
veltur- larö
Hier ist veltur die seltnere Form des Vornamens für velOur;
larO ist abgekürzt aus laröal, wie bei Corssen I, p. 1009,
vgl. zu Beidem die Beilage II zu 0. Müller's Etruskern I^,
p. 454 u. 462 ff.
n. XVIII) Schale mit schlechtem schwarzen Firniss; im
Innern nach Körte
vente
Es steht dies wohl für venete, einen häufigen etruskischen
Neugefundene etruskische Inschriften. 109
Familiennamen in Perugia (0. Müller Etr. I\ p. 476), Chiusi,
Bomarzo, auch Beinamen (Fabr. C. I. n. 1893). Dieselbe Syn-
cope, wie vente, zeigt bisweilen das fem. ventia (ibid n. 611,
bis; 919, bis), sowie die Ableitungen ventnei, venOnei u. s.
w. — Der Name bezeichnet ursprünglich wohl einen „Veneter",
und auch römisch findet sich Yenetus als Beiname (Tacit.
Ann. XV, 58; Wilm. Exx. n. 796 u. 2862).
Castel Musignano.
Im Garten befindet sich eine niedrige Basis von nenfro
auf einer Säule (umgekehrt aufgestellt); ringsherum läuft, nach
Körte, die Inschrift:
n. XIX) tarnas* larö* larOal* satial' apa- hels'-
atrs'
Das a fehlt vielleicht auf dem Stein; wenigstens hat es
Körte's Abschrift nicht; doch ist sein Ausfall wegen der son-
stigen sorgfältigen Schreibung nicht wahrscheinlich, und einen
weiteren Irrthum des Abschreibers werden wir unten kennen
lernen. Unerhört ist sonst die Form laröl nicht, vgl. z. B.
Fabr. P. Spl. n. 437 (Etr. Forsch. I, p. 15, n. 7; Müller Etr.
P, p. 462). Der Name tarnas findet sich wieder auf einem
grossen Sarkophag von Vulci, also aus der Nähe und offenbar
derselben Familie angehörig, und zwar als gen. masc. tarnes
und nom. fem. tarnai (Fabr. C. I. n. 2327, ter, b, vgl. Mon.
Ined. VIII, t. XVIII). Ich habe über dies ganze Denkmal und
die seltene Genitivform auf -es vom Masculinum auf -a in den
Etr. Forsch. I, p. 26, n. 47 gesprochen. — Ebenso gehört der
Name satial (gen. fem.) einer sehr reichen Familie von Vulci
an, denn ihr gehörte das berühmte prachtvolle Frangoisgrab
mit den schönsten bisher gefundenen Wandgemälden Etruriens
(Noel d. Verg. III, PI. XXI— XXX ; Garrucci Tav. fotogr. delle
pitture Vulcenti). Ueber dem Haupteingang nämlich steht:
50) lar- saties- laröial* velsairs' (Fabr. C. I. n. 2167),
und drinnen ist ein vornehmer Mann im Triumphatorenkleide
neben seinem mit einem Vogel spielenden Knaben (arnza) ab-
gebildet, mit der Beischrift
51) vel- saties (ibid. n. 2166; t. XL).
Ferner trägt die Leiste eines Grabhäuschens aus Vulci im
Vaticanischen Museum die bisher noch nicht richtig gelesene
Inschrift
110 W. Deecke
52) eca : iu6i : herins : saties : mancas (Fabr. C. I.
n. 2181; t. XLI, wo zwei verschiedene Lesungen; vgl. Corssen
I, p. 591, der herins erkannt hat, aber irrig satils liest).
Hier ist (an einziger Stelle) der oskische Vorname Heren-
nius (heirens, Enderis Osk. Form. n. XLII, 7) ins Etruski-
sche herübergenommen, was innige Beziehungen der satie zu
angesehenen samnitischen oder carapanischen Familien verrau-
then lässt. In mancas sehe ich nicht einen Mutternamen,
sondern Beinamen (vgl. lat. Mancia, Mancinus), so dass
das Ganze heisst:
„Dies ist das Grab (oder Besitzthum) des Herine Satie Manca."
Möglicher Weise stecken die beiden Namen tarna und satie
auch in einer arg verstümmelten Inschrift von Toscanella bei
Fabr. C. I. n. 2131=2182; t. XLI, noch von Corssen (I, p.
591) für verschieden gehalten, der einmal am Schlüsse tar[xna]s
[l]artiu liest, einmal tar[sa]l[u]s sacniu, vgl. Etr. Forsch.
I, p. 54, n. 121. Ich wäre geneigt zu lesen:
53) eca* s'uöi* larfJal : tar[na]s' saiial
so dass die Inschrift zu n. XIX in der engsten Beziehung stehn
würde. — Im übrigen Etrurien findet sich diese Familie nicht
— denn sati Fabr. C. I. n. 967 aus Chianciano ist Verstümm-
lung von seanti, *seati (vgl. seate) — wohl aber ist die
Weiterbildung satna, auch sa6na, in Perugia, Chiusi, Chian-
ciano und anderwärts verbreitet. Römisch erscheint ein L. Sat-
tius auf einer Inschrift von Cirta (Wilm. Exx. n. 2384),
Der Beiname apa findet sich wieder auf einer Nischen-
platte aus dem wundersamen Steingrabe von Cortona, Tan e IIa
di Pitagora genannt (Fabr. C. I. n. 1040), und es sind_^von
ihm eine Reihe FamiUennamen abgeleitet, wie apia (s, oben n.
IX), apeina, apatrui, apaiatru u. s. w.
Vergleichen wir endlich die beiden letzten Wörter hels'*
atrs' mit n. 50, so ist statt ihrer wohl sicher vels'airs' zu le-
sen. Dies hat Corssen (I, p. 333 u. sonst) als *velciarius
erklärt = „Einwohner von Vulci", was ich aus mehreren, im
zweiten Hefte der „Etruskischen Forschungen" p. 100 ff. entwickel-
ten Gründen für bedenklich halte; doch gestehe ich, dass diese
neue Inschrift, die einem tarnas diesen Beinamen giebt, also
einem Manne aus einer sicher vulcientischen Familie, seiner
Ansicht eine mächtige Stütze leiht.
Die ganze Inschrift bedeutet also:
Neugefundene etruskische Inschriften. 111
„Larth Tarna(s) Apa, aus Vulci (?), Sohn des Larth und der
Satia."
Der doppelte Beiname stimmt genau zu der ältesten römisch-
patricischen Naraengebung.
W. Deecke.
Zur lehre vom dativ.
Delbrück hat als grundbedeutung des vedischen dativs „die
neigung nach etwas hin" aufgestellt (K. Z. 18, 82. cf. 20, 223).
Danach gilt ihm der sogenannte dativus terminativus als der
älteste. Dieselbe ansieht hatte schon lange vor ihm Bollensen
zur Urva9i p. 136 f. ausgesprochen, der p. 137 mit recht be-
merkt, dass dieser gebrauch des dativs im ganzen selten bleibe,
obwohl er der ursprüngliche sei. Auch Hattala hatte sich schon
früher zu dieser meinung bekannt (cf. August Schleicher und
die slavischen Consonantengruppen Prag 1869 p. 57). Neuer-
dings hat Hübschmann die frage nach der grundbedeutung des
dativs wieder angeregt und sie in anderem sinne als Delbrück
entschieden. Nach Hübschmann (Zur Casuslehre, München 1875
p. 214) ist der dativ nicht der „wohincasus", sondern der ca-
sus des betheiligten gegenständes, des gegenständes, dem die
aussage gilt. Indess Hübschmann ist von der richtigkeit dieser
ansieht offenbar selbst nicht sehr überzeugt, wie sich aus ver-
schiedenen stellen seines buches ergibt, z. b. p. 128. 136 f.
213 f. Dass die indogermanische Ursprache keinen besonderen
casus zur bezeichnung des „wohin" besessen haben sollte, ist
an und für sich schon sehr wenig glaublich, und Hübschmann's
annähme, dass der dativ bei verben des gehens und der beweg-
ung angeben soll, wem das gehen gilt (p. 221), ist für die
mehrzahl der fälle nur durch die gezwungenste erklärung halt-
bar, namentlich in beispielen in denen der dativ zu verben
tritt, die nicht mit einer praeposition verbunden sind, wie Raghu-
vamga 12, 7: vanaya gaccha „geh in den wald". Im fol-
genden gebe ich einige ergänzungen zu Hübschmann's buche
und Delbrück's abhandlung über den dativ. Hübschmann hat
bei seiner darstellung von Pänini's casuslehre (p. 143 f.) ein
sütram ganz übersehen, das allerdings in der Laghukaumudi
nicht steht, für den gebrauch des dativs aber eines der wich-
112 E. Pischel
tigsten ist: Pänini II, 3, 12: gatyarthakarmani dvitiyä-
caturthyau ceshtäyäm anadhvani. Orterer: Beiträge zur
vergleichenden Casuslehre des Zend und Sanskrit, München 1873
p. 29 übersetzt dies: „Beim object der wörter, welche „gehen"
bedeuten, steht der zweite (acc.) oder vierte casus (dativ) bei
der bewegung, nicht aber beim wege." Diese Übersetzung ist
aber ungenau; Pänini's worte besagen nur: „Das object von
verben, welche „gehen" bedeuten, tritt in den accusativ oder
dativ bei einer bewegung, mit ausnähme von adhvan d. h.
ausser wenn das wort adhvan (weg) object ist. Wie von Or-
terer ist das sütram im Kätantram II, 4, 24 gefasst worden.
Der commentar sagt dort: anadhvaniti kim | adhväuam gacchati |
panthänam gacchati | panthänam vrajati | mukhyo s tradhva
grhyate | d. h. also: das wort adhvan steht hier als repräsen-
tant (mukhyo) aller „weg" bedeutenden worte. Anderer an-
sieht war aber Kätyäyana. Er sagte in bezug auf Pänini's re-
gel (Mahäbhashyam II, fol. 381») : || adhvany arthagrahanam \\
Pataiijali: adhvany arthagrahanam kartavyam | iha ma bhüt \
panthänam gacchati | vivadham gacchatiti | Pänini hätte in der
regel sagen sollen: „mit ausnähme von adhvan und seiner Syn-
onyma; denn der dativ darf auch nicht gesetzt werden bei
Wörtern wie pathin und vivadha, den synonymis von adhvan.
cf. Kaiyata : | adhvany arthagrahanam iti | tenädhvaparyäyebhyo
^ pi caturthipratishedho bhavishyati. | In der von Kätyäyana
geforderten, im Kätantram adoptirten, weise ist die regel auch
in der Siddhäntakaumudi P, 283 und bei Vopadeva V, 19 ver-
standen. Kätyäyana fand an Pänini's regel noch mehr auszu-
setzen; hier kommt noch sein zweites värttikam in betracht: 1|
ästhitapratishedhaQ ca H Pataüjali : ästhitapratishedhag cäyam
vaktavyah ] yo hy utpathena panthänam gacchati pathe gaccha-
tity eva tatra bhavitavyam | Kaiyata: ästhitapratishedha iti |
ästhita äkräntah san yadä panthä gamyate tadänadhvaniti pra-
tishedhah | yadä tütpathena panthä äkramitum ishyate tadä
bhavaty eva caturthi | Pänini hätte sagen sollen: „ausser bei
einem wirklich betretenen wege" ; denn wenn man (bildlich)
sagt: „er geht von einem abwege auf den (rechten) weg", so
kann auch der dativ stehen, cf. auch Siddhäntakaumudi P,
283. Im Shatkärakapraticchandakam wird gelehrt : yatra gam-
yate tatra dvitiyäcaturthyau bhavatah [ tad yathä | nagaram
yäti sädhuh | nagaräya yäti sädhuh | (Catalog der Berliner Sans-
Zur lehre vom dativ. 113
krithandschriften n. 762 p. 217). Den indischen gramraatikern
gilt also der dativ als terminativus keineswegs als ausnähme,
sondern durchaus als regel. Auch das klassische Sanskrit, des-
sen werth für die syntax Hübschmann (p. VI) sehr erheblich
zu unterschätzen scheint, kennt die construction der verba der
bewegung mit dem dativ sehr wohl, wie die von Bollensen 1. c.
p. 137 und von mir: de Kälidäsae (Jäkuntali recensionibus
Breslau 1870 p. 58 gemachten Sammlungen beweisen. In allen
diesen beispielen des reinen terminativus findet sich nur der
dativ des Singulars und zwar vorwiegend nur von der a-decli-
nation, so vanäya, grhaya, nilayäya, analäya, svar-
gäya, nagaräya; nur RaghuvarpQa 12, 95 gatrave, 15, 21
tasmai und Kumärasambhava 6, 1 vi^vätmane. In der be-
schränkung auf den dativ singularis der a-declination hat sich
nun der dativus terminativus in einem Sprachgebiete erhalten,
das weder in der formenlehre noch in der syntax bisher die
beachtung gefunden hat, die es in reichstem maasse verdient:
im Pali und Präkrit. Den dativ im Päli hat Ernst Kuhn : Bei-
träge zur Paligraramatik Berlin 1875 p. 70 f. genügend behan-
delt. Unter den von ihm angeführten beispielen enthalten nur
zwei reine terminative: Dhammapadam v. 174: sakunto jala-
mutto va appo saggäya gacchati: „wenige gehen zum himmel
wie ein vom netz befreiter vogel", und ibid. v. 311: sämaniiara
dupparamattham nirayäya upakaddhati: „schlecht ausgeübtes
asketenthum bringt zur hölle". Beide beispiele stehen in ver-
sen ; wo der dativ sich sonst findet, ist er stets finalis, worüber
später. Was das Präkrit anlangt, so lehrt Vararuci VI, 64:
caturthyäh shashthi: „für den dativ tritt der genetiv ein*'.
Wie überall, so ist auch hier Heraacandra genauer. Er lehrt
III, 131 zwar dasselbe wie Vararuci, schränkt aber die regel
durch das folgende sütram III, 132 sofort ein : || tädarthyaiier
vä II : „wenn der dativ einen zweck ausdrückt, kann er stehen
bleiben, oder der genetit dafür eintreten, jedoch nur beim da-
tiv singularis". Mit ihm stimmt Trivikrama II, 3, 37 überein.
Beide grammatiker hätten die regel auf den terminativ ausdeh-
nen und auf die a-declination einschränken können. Ich habe
sämmtliche bisher nachweisbare dative im Präkrit in der an-
merkung zu Hemacandra III, 132 gesammelt, kann dort meine
ansieht darüber aber nur andeuten, weshalb ich sie hier näher
begründen will. Es scheint mir dies um so nöthiger, als kürz-
Beiträge z. Kunde d. ig. Sprachen. 1. Q
114 E. Pischel
lieh Weber, auf gänzlich ungenügendes material gestützt, es
unternommen hat, den dativ im weitesten umfange in das dra-
menpräkrit der prosa, die (j!auraseni, einzuführen (Indische Stu-
dien XIV, p. 290 ff.) *). Zunächst müssen wir festhalten, dass
Hemacandra die regel nur für die Mähäräshtri d. h. das in
Versen gebrauchte Prakrit gibt, das in den dramen sich nur in
den gäthäs findet. Hier erscheint nun der dativ an zwei stel-
len: ßalaramäyana 156, 14 und Karpüramanjari 27, 14. Am
wichtigsten und interessantesten ist die stelle aus dem Bälarä-
mäyana: rame vanäa calide pidusasanena (lies: calie
und piu°) „als Räma auf geheiss des vaters nach dem walde
gegangen war". Dies ist das einzige beispiel, wo ich den dativ
noch als reinen terminativus im Prakrit gefunden habe. In der
Karpüramanjari 27, 14 steht er final: nhänäa mukkabha-
ranoccaäe. Die lesart ist hier aber nicht gesichert. Meine
handschrift, sowie der in meinem besitze befindliche commentar,
die ich beide Dr. Burnell verdanke, lesen: nhänävamukkäbha-
ranujjalae (die handschrift: ^muttä°). Diese stelle fällt also
vorläufig aus. Wenden wir uns nun zur ^auraseni, so erscheint
in den ältesten und kritisch herausgegebenen dramen — von der
^akuntalä sehe ich zunächst ab — der dativ als finalis nur an
*) Mit welcher Sorgfalt und sachkenntniss der artikel geschrieben
ist, aeigt schon, dass W. nicht einmal die regel Hemacandra's beibringt.
Ferner heisst es p. 248: ,,Heraac. 3, 96 kennt zwar tuvatto, aber nicht
tatto". In dem vollständig richtig citirten sütram wird nun tatto
nicht bloss von H. erwähnt, sondern H. macht noch ganz ausdrücklich
eine besondere bemerkung darüber : tatto iti tu tvatta ity asya valope
sati. Ferner p. 263 soll bewiesen werden, dass sich in bezug auf den
nominativ pluralis in -äo der feminina auf -ä die texte der bengal. und
Devanägari recension der ^ak. „völlig die waage halten". Dass die for-
men käo in der Qak. und Mälavikä, ferner gadäo in der ^ak. 39, 12
(ed. Böhtlingk), savväo 86, 5 aggahidatthäo p. 78, 17 in keiner
Devanägari-handschrift stehen, sondern lediglich auf correctu-
ren Tullberg's und Böhtlingk's beruhen, wird in den kritischen
arimerkungen von beiden herausgebern ganz klar und deutlich angege-
ben, von W. aber natürlich nicht beachtet. Ferner p. 266 f. „Der den-
tale anlaut von sattavanna liegt ausser D (sie) auch in nS vor, der pa-
latale (chatta") entspricht allerdings der regel des Hern. 1, 265, doch
heisst nach Hern. 1,49 das wort dann chattivanna." Nun lehrt Hemac.
I, 49 ganz klar und unzweifelhaft, dass die Verwandlung des a in i zu-
weilen (vä) eintrete, (eintreten könne), und er führt ausdrücklich an eben
dieser, von W. citirten stelle, sowohl chattivanno als chattavanno an.
Mit derselben Sorgfalt und sachkenntniss ist der ganze artikel geschrieben.
Zur lehre vom dativ. 115
einer einzigen stelle : Urvagi 6, 20 : tarn jevva vibudhavijaäa
senämuhe nioedi „ihn gerade stellt er an die spitze des heeres
zum siege der götter" (i. e. damit die götter siegen). So lesen
hier alle handschriften und die Calcuttaer ausgäbe (1830) p.
5, 3, während die dravidische recension p. 620, 2 ff. meiner
ausgäbe die stelle anders wendet. Ist nun der dativ hier rich-
tig? Die frage scheint mir nur dadurch entschieden werden
zu können, dass wir nachforschen, welcher construction sich
das Prakrit an ähnlichen stellen sonst bedient. Es liegt in der
natur der sache, dass beispiele nicht gerade häufig sein wer-
den. Urvagi 80, 17: phuUasamidhakusanimittam gadena . . .
„durch ihn der nach blumen brennholz und gras gegangen war"
i. e. um sie zu holen, nimittarn steht hier in allen handschrif-
ten und der Calcuttaer ausgäbe; die dravidische recension hat
p. 663, 20 das gleichbedeutende attham. Urvagi 84, 6: jä-
dametto jjeva vijjägamanimittam . . . eso puttao ajjäe Saccava-
die hatthe appanä nikkhitto; „der söhn hier wurde gleich nach
der geburt von mir der ehrwürdigen Satyavati übergeben zur
erlernung der Wissenschaften" i. e. um die Wissenschaft zu lernen.
Es steht hier die Umschreibung mit nimittarn ebenfalls in al-
len handschriften und der Calcuttaer ausgäbe , die ciraälasam-
gamanimittam lesen; die dravidische recension liest p. 666, 20
wie Bollensen, der dem scholiasten gefolgt war. Mrcchakatikä,
6, 9 avasanimittam idha äacchämi; „ich komme hierher um
(hier) zu wohnen". Mrcch. 16, 5: mama abbhuvavattinimittam
via avavudam pakkhaduäraam; „die seitenthür ist geöffnet wor-
den gleichsam mir zu gefallen". Mrcch. 69, 16: imäim däva
kulaüttajanovavesananimittara viraidäim äsanaim ; „diese sitze
sind zurecht gemacht, damit sich vornehme junge männer dar-
auf setzen". Es steht also auch hier überall die Umschreibung
mit nimittarn, nie der dativ. Im Apabhramga wird in der
Mrcchakatikä zwischen vers und prosa ein unterschied gemacht,
wie er in bezug auf den dativ zwischen Mäharäshtri und ^au-
raseni herrscht. Mrcch. p. 133, 4 steht im verse der dativ :
cäludattavinägäa kalemi kavadam navam; „zum verderben des
Cärudatta sinne ich eine neue list aus", in prosa aber steht
nimittarn: Mrcch. 116, 19 attano vinodananimittam kini pi
gäi^Qam ; „zu meinem vergnügen werde ich etwas singen" und
Mrcch. 127, 6 edag^a vaiicanänimittam evvam däva kalai^^am ;
„um ihn zu betrügen, werde ich so handeln". Anders gestaltet
116 E. Pischel
sich die sache, sobald wir uns zu der anerkannt unechten scene
wenden, die Nilakantha nach p. 177, 3 eingeschoben hat. Hier
finden wir, bei Stenzler p. 327, 4, in der Calcuttaer ausgäbe
qak. 1792 p. 381, 8, den dativ tilodaadanaa. Dies wird von
vornherein gegen den dativ bedenken erregen. Ausser den schon
von Lassen: Institutiones Präcriticae p, 299 beigebrachten bei-
spielen für den dativ im Präkrit der prosa, habe ich in der
anmerkung zu Hemacandra III, 132 noch folgende gesammelt:
Karpüramaiijari 23, 10* suhäa devassa bhodu sarahisamärambho.
BurneU's MS. hat hier: suhäa de surabhisamärambho (MS.
sara°) bhodu; der commentator liest ebenso, hat aber nur die
Sanskritübersetzung. Gegen ende des dramas kehrt suhäa hodu
noch einmal wieder; 52, 5* tissä däva parikkhanäa nihido
hatto (lies: hattho). BurneU's MS. liest: tissä dähaparikhkhinäa
nihido haththo; der commentator hat: tasyä dähaparixanäya
nihito hastas. Vrshabhänujä 12, 1^ jam ruccai piavaassäa; 55,
29b asusamrakkhanäa tarn vi (lies pi) älihia, und 8, 24** vana-
rakkhäe gacchamha ist ebenfalls der dativ gemeint. Alle diese
beispiele stammen aus verhältnissmässig jungen und unkritisch
herausgegebenen dramen. Ich könnte ihnen eine grosse zahl
stellen entgegensetzen, in denen nimittam oder attham steht
z. b. Viddhagälabhanjikä 151, 7» ra'idä a mae tuhävatthänive-
danattham . . . duve siloä; diese stelle stammt also aus einem
drama des Räja9ekhara, aus dessen Karpüramaiijari ich eben
mehrfach den dativ anführen konnte. Räjagekhara lebte, wie
das citat bei Hemacandra I, 166 beweist, jedenfalls vor Hema-
candra. Mälatimädhavam 43, 15 devadärähananimittam . . .
änaissadi; 83, 9 kallänasampattinimittam devadäo püjehi u. s. w.
u. s. w. ; alle diese beispiele stammen aber ebenfalls aus unkritischen
ausgaben und sind daher ohne beweiskraft. Eine stelle kann
indess noch als beweisend herangezogen werden. Mälatimädha-
vam 10, 14: tae vi ukkanthävinodanimittam mähavapaclicchan-
daam älihidam „von ihr wurde zur Vertreibung der Sehnsucht
Mädhava's bild gemalt". Hier haben auch alle von Lassen zur
herausgäbe des ersten aktes des Mälatimädhavam (Bonn 1832)
benatzten handschriften ohne ausnähme nimittam (p. 10, 4).
Von 9 stellen, die sich in kritischen ausgaben im Präkrit in
der prosa finden, haben also 8 nimittam, nur eine den dativ
in der ^auraseni. Es wird also die eine stelle (Urv. 6, 20)
unrichtig sein, nicht aber die acht andern. Wenden wir uns
Zur lehre vom dativ. 117
nun zu der Qakuntalä, die die meisten Schwierigkeiten bereitet,
weil die Interpolationen und willkürlichen textveränderungen
hier weniger handgreiflich sind, als z. b. bei der Urva^i. In
der Devanägarirecension (ed. Böhtlingk) lesen wir p. 40, 18:
asamsaam mama sariravuttantovalambhäa ajjä Godami ido evva
äacchadi „ohne zweifei kommt die ehrwürdige Gautami hierher,
um sich nach meinem befinden zu erkundigen". Böhtlingk will
p. 203 uvalambhassa schreiben und so verschlimmbessern
Monier Williams p. 129 und Burkhard p. 79. Auch die drä-
vidischen MSS. haben sämmtlich den dativ; die bengalischen
dagegen lesen sämmtlich nimittam p. 67, 2 meiner ausgäbe.
Ebenso ist das verhältniss p. 41, 9. Hier lesen alle Devanagari
und dravidischen MSS. paribhoaa, alle bengalischen p. 68,2
meiner ausgäbe paribhoattham, Chezy paritosattham;
Böhtlingk p. 204 wünscht den genetiv und Williams p. 130
und Burkhard p. 81 haben ihn im texte. In der Mägadhi steht
p. 74, 8 vikkaäa damgaante und auch alle dravidischen
MSS. haben den dativ; Böhtlingk p. 245 ist auch hier geneigt
den genetiv zu verbessern, den auch Burkhard p. 146 wirklich
aufgenommen hat, während W^illiams p. 220 hier den dativ bei-
behält. Die bengalischen MSS. haben p. 114, 11 auch hier alle
attham : vikkaattham; cf. auch 27, 7. Es zeigt sich also auch
hier wesentlich dieselbe erscheinung, die ich schon früher (Bei-
träge zur vergleichenden Sprachforschung bd. VIII, p. 139) zu be-
tonen gelegenheit hatte, dass die bengalische recension der ^a-
kuntalä mit der Mrcchakatika und Urvagi in völligem einklang
steht, während die beiden andern recensionen von diesen dra-
men abweichen. Dass der dativ hier das spätere und unrich-
tige ist, zeigt namentlich p. 43, 14. Hier haben die Devana-
gari- und dravidischen MSS. den dativ gunavade, den auch
W^illiams p. 135 beibehält, während Burkhard p. 84 den gene-
tiv corrigirt. Dass der dativ hier grundfalsch und lediglich
eine Sanskritisirung ist, bedarf kaum des beweises. Er steht
hier weder als terminativ noch als finahs, die einzigen fälle, in
denen seine zulässigkeit im Präkrit überhaupt möglich sein
könnte; die bengalischen handschriften p. 71, 3 haben daher
vollkommen richtig den genetiv: varassa anurüvassa. Da-
gegen sind Böhtlingk und seine nachf olger sehr im irrthum,
wenn sie auch an den 3 übrigen stellen den genetiv corrigiren
wollen ; für den dativus terminativus und finalis ist der genetiv
118 R. Pischel
seiner natur nach nicht geeignet als ersatz einzutreten, mag
ihn Hemac. auch zulassen ; die stelle des terminativs hat im
Prakrit der prosa der accusativ und locativ, die des finalis
die Umschreibung mit attham und nimittam übernommen.
Zweifelhaft kann man über die zulässigkeit des dativs in der
solennen grussformel sotthi bhode oder bhavade sein, die
sich mehrfach in der Mrcch. und Urva^i findet. Der dativ
könnte sich hier leicht erhalten haben , aber ebenso nahe
liegt die annähme, dass die abschreiber ihn gerade hier aus
dem Sanskrit übernommen haben. Ich neige mich zu der
letzteren ansieht. Noch sind zwei beispiele aus der Malavika
zu besprechen. p. 60, 11 liest Tullberg: niccadakkhinäma-
siäa, Shankar P. Pandit aber (p. 90, 2) niccadakhkhinä mä-
sia ; die bengalische handschrift liest daxinäsamae,die Te-
luguhandschrift T hat verstümmelt nur nitta (sie), Käta-
yavema liest niccadakkhinä mälaviä und übersetzt nityadaxi-
nä malavika, Shankar P. Pandit's Teluguhandschrift (p. 155)
dakhkhinanikkani. Man mag danach beurtheilen, ob Weber
recht daran gethan hat, die form masiaa unbedenklich gegen
die bengal. recension der ^akuntala in die schranken zu füh-
ren; vermuthlich hält er seine conjectur in seiner Übersetzung
der Malavika p. 102 note 123 niccadakkhinam masiaa, die ihm
selbst früher nicht klar war, jetzt für unumstösslich richtig,
was zu meinem bedauern die obige Zusammenstellung der Va-
rianten nicht gerade übermässig bestätigen dürfte. Die stelle
ist verderbt und kommt gar nicht in betracht. Anders steht
es mit °lähaa Malar. 29, 18. Hier lesen alle Dev. und drä-
vid. handschriften lahäa, die bengalische handschrift D aber
°lahattham. Auch hier stimmt also die bengalische hand-
schrift mit der Mrcchakatika ganz überein. Nach dieser dar-
legung der thatsachen muss ich es andern überlassen zu beur-
theilen, ob die Umschreibung mit attham „so recht die scho-
liasten-erklärung für den dativ" sei und ob der dativ „in den
ältesten draraen, in der Mrcchakatika und bei Kälidasa eben",
eine besondere alterthümlichkeit sei, in „späteren stücken, wie
z. b. gerade auch bei dem dänäya im letzten akt der Mrccb.
eine dergl. dativform eine unbewusste" (natürlich: unbewusst,
nicht etwa eine fälschung !) „moderne Sanskritisirung von sel-
ten der Verfasser oder abschreiber" sei. Einmal soll also der
dativ ein „wirklich berechtigter alter rest" sein, das andere mal
Zur lehre vom dativ. 119
derselbe dativ „eine nnbewusste moderne Sanskritisirung". Was
ist er in der Karpüramanjari und in der Vrshabhänujä ? Wie
kommt es dass nur die „scholiastenerklärung" mit nimittam,
der dativus finalis nie, sich in der prosa der Mrcchakatikä findet?
Wenn also der dativ als terminativus und finalis in der
prosa sich im Präkrit nicht mit Sicherheit nachweisen lässt, so
bleibt trotzdem die regel des Hemacandra ganz unangefochten,
wie ich ja in der that einen reinen terminativ nachgewiesen
habe. Auch mir gilt der dativ als eine alterthümlichkeit , wo
er in versen erscheint, wie sich ja gerade in versen bekanntlich
oft alterthümlichkeiten erhalten haben, die in der prosa verlo-
ren gegangen sind. Man denke nur an den ganz erheblichen
unterschied zwischen dem Pali der prosa und der verse ! Ich
glaube also, dass der dativ im Präkrit und Pali, wo er sich in
noch weiterem umfange auch in der prosa erhalten hat, ein
lautes zeugniss für die ursprüngliche bedeutung des dativs als
„wohincasus" ablegt. Die Übereinstimmung von Pali saggaya
gacchati Dhpd. v. 174 und Sanskrit svargayotpatita bha-
vet Urv. V. 72. mit den bekannten constructionen des Latein
und Griechischen, wie it caelo und avarsivag oigavai xeiqctg
etc., denen sich das Präkrit mit vanaa calie anschliesst, ist
sicher ein von ältester zeit her überkommenes erbgut, das die
dichter treu erhalten haben. Ich befinde mich also gegen
Hübschmann und andere in Übereinstimmung mit Delbrück,
Wilhelm (de infinitivi forma et usu p. 25) und Friedrich Mül-
ler (Grundriss der Sprachwissenschaft I, 1, p. 119 mit anmer-
kung **), indem ich als grundbedeutung des dativs die locale
des „wohin" annehme. Aus dieser erklärt sich auf das vor-
trefflichste und ungezwungenste der im Pali so überaus häufige
dativus finalis. Ich führe nur wenige beispiele an, die die ent-
wicklung des Casusgebrauches besonders deutHch zeigen: Jäta-
kam 67, 28: ayarp dukkarakärikä näma bodhäya maggo na
hoti „diese askese ist nicht der weg zum Buddhathum"; Jät.
178, 30 tumhehi yuddhaya na gantabbam „du darfst nicht in
den kämpf gehen". Ten Jätakas 8, 5 gocaräya nikkhamitvä
„nach speise (auf raub) ausgehend", ebenso Mahävamso 44, 8
gocaräya gate. Einen schritt weiter führt uns schon der be-
kannte Spruch mit dem Buddha seine jünger aussandte : cara-
tha bhikkhave cärikam bahujanahitäya z. b. Dhpd. 122, 4: „ma-
chet euch auf euren weg, ihr priester, vielen menschen zum
120 A. Fick und A. Führer
heile". So oft der dativ auch im Päli vorkommt, überall steht
er als terminativus oder finalis. Für das, seine stelle auch im
Päli schon häufig vertretende, attham hat Childers s. v. at-
tham genügende beispiele beigebracht, die nicht als „scholiasten-
erklärung" abgethan werden können, sondern lediglich dazu
beitragen die ursprünglichkeit und echtheit dieser construction
im Prakrit der prosa zu beweisen.
Kiel d. 21. nov. 1876. R. Pischel.
Die suffixlosen Nomina der Griechischen Sprache.
IL
Zum sogenannten ja-Suffix im Griechischen.
Aus dem im Verlauf der obigen Abhandlung p. 1 jff. ge-
wonnenen Satz, dass jeder in der Flexion des Verbs erschei-
nende Verbalstamm ohne Zutritt von Nominalsuffixen ohne wei-
teres auch als Nominalstamm verwendet werden kann, ergibt sich
ferner, dass eine lange Reihe von Nominibus, die nach der herr-
schenden Theorie durch ein nominales Suffix Ja gebildet sein
sollen, nur die nominalen Vertreter entsprechender verbaler ja-
Stämme sind : nach der gewöhnlichen Ansicht soll z. B. in den
Worten ciyiog , oxita , dyysXla , ßaaiXeia lo , la — jo , ja von
dem JO der entsprechenden Verba atoinaL — ayj'o/iiai, oxitofiev
= axidj'ojuev, dyyilXo^iBv = dyyeljo/iuv , ßaoiXevof^iev — ßaai-
Xefj'o/itev ganz verschieden sein, in dem einen Fall soll ein no-
minales Suffix ja vorliegen, in dem anderen ein abgeleitete
Verba bildendes Element ja ; dass beide ursprünglich lautlich
identisch waren, wird nicht geleugnet. Aber beide sind nicht
blos lautlich, sondern auch ihrer Function nach vollständig
identisch : dyyakia ist nichts anderes als das als Nomen flectirte
dyyeXjo , das in verbaler Function in dyyeXjo-ftev erscheint;
wir erhalten hier an Stelle der beiden Elemente, !des nomina-
len Suffixes ja und des abgeleitete Verba bildenden ja ein ein-
ziges stammbildendes Element ja , und die in den folgenden
Gruppen enthaltenen , mit dem angeblichen Nominalsuffix ja
gebildeten Nomina sind nur die nominalen Reflexe entspre-
chender Verbalbasen und gehören daher zu den suffixlosen
Nominibus. Es ergibt sich hier also das nämliche Verhält-
Die suffixlosen Nomina der griech. Spr. II, 121
niss , das oben in den Fällen des angeblichen a - Suffixes
vorlag (vgl. ^QO-g, f^äxr] , ßoay.6-g neben eqa-f.iaL , (xäxs-tai,
ßdoY-s-Te). Der weitere Nachweis liegt aucli hier in der ein-
fachen Thatsache , dass fast überall neben dem nominalen ja-
Stamm eine entsprechende Verbalbasis vorliegt. Wenn eine An-
zahl nominaler /a-Stämme übrig bleibt, ohne dass sich ein ver-
bales Gegenstück aufzeigen lässt, so liegt der Grund davon zum
Theil darin, dass die Etymologie mancher der hierhergehörigen
Nomina überhaupt noch nicht genügend aufgehellt ist, anderer-
seits darin, dass einige der entsprechenden Verbalstämme schon
früh verloren gegangen sind; endlich aber ist zu bedenken,
dass, als die in Frage kommende Bildungsweise, besonders bei
den abgeleiteten Verbis-Nominibus jenen ausserordentlichen Um-
fang erreicht hatte, den die unten folgenden Uebersichten ver-
anschaulichen werden, die Bildung selbst allmählich frei ge-
worden ist, und dass man alsdann in Anlehnung an die mas-
senhaft vorliegenden Muster das nominale Gebilde bisweilen
schuf, das verbale Gegenstück aber nicht ausprägte: potentiell
liegt freilich neben jeder nominalen eine verbale Bildung.
Die folgenden Gruppen sollen zeigen, in welchem Umfang
bis jetzt ein besonderes nominales ja-Suffix geleugnet werden
muss. Zunächst geben wir die Beispiele primärer Nomina, ne-
ben denen sich identische verbale ja-Stämme finden , geordnet
n^h dem dem ja vorangehenden Laute :
/ afi^.]l^]Ail^ßtof.ittL ==""'(S7w*TMÄ4ver ehren.
I lO^-dürre: a^o-fiEV dörr^ös" "^"^..
xskccQvta krächzend: -/.elaQvto-iiiev lärmen. L w a,.<^^
(xvj^-g scl^ji^ig: jivl^fi^fiEV sc)ia^5'en. i / '•' ' *^ ''"'^^li&L»
xo^rtbf Schnupfen: ahd. räzan (j.uej-tC-), vgl,, J»9«pr^* CXJ
tayihip'Cja. krächzend : XaxsQv^-/ii6v krächzen. ^,. ■*
Jtdtß (= fxäyyja.) Tei(^: aäßis^if^fißii,^;''^^ kneten. ^' J\/
jia^og (— f.iadjo-q vgl. f.iaot6-g) Brustwarze: vgl. lat. madeo. Q (^\
lob] Geruch: oCo-fuev riechen.
^^iCa, Tce^og, rcediov : skr. pädya-le*).
TtXdywg quer: TiXdto-fxBv = TtXayLO-uev.
/^t&KWurzel : ahd. nft7»^-w. __.*—-—*"■
<Txt;ta (= Oüvdja) Brunst: oy.vLo-jxai (= axvdjo-inat).
*) „71(^6- Fussgänger, das vielleicht unmittelbar zum altindischen
pädyatai er geht, gehört" L. Meyer Vgl. Gram. II. 402.
122 ^4/"^% A. Fick und A. Führer
CortiCa (— aTCiyyj'a) Fink: GTti^o-f^iev (— OTtLyyjo-i.iEv) pipen.
Ä ■ i ^y^^^'^ (~ axiSjcc) Scheit: axito-f.isv (— o'^^iöjo-f.iEv) spalten.
^\a)vta (—^cpvyj'a) Flucht: Ttecpvtöveg, \sit. fugio.
ßdelXa ( =ßdeXja) Blutegel : ßöaXlo-f.iEV ( = ßöaXjo-/nev) saugen.
_ /9-aXX6g {= -O-aXj'n-g) Zweig: d^äXXo-f-iEv {^= d^aXjo-f.iBv) blühen.
""'****•- {y.etXiQy LieBösgabe : lit. m?/^^ idf-'-iiefe^
(.ivX\o-g Y^lva: i-ivXXo-^isv molQYQ (^ coire).
•^ niXXa. Melkeinier: Basis TteXj'e- lat! pleo.
(pvXXo-v Blatt : {pXoLO-[.iev — qtoXjo-iiEv schwelle vgl. lat.jTo/m-m.
(.laiQct Hundsstern: /^lagio-^sv fiebern.
"^^^agfii^^ßQ-g schiriftmernd : /LiaQJtm^o-f^sv ^«lynhH^n.
""•mm ^legjtiiQto-g bedenklich: fiEQ!.ieiQO-f,iev sorgen. "^ ^.,
fLiolga Geschick: /nEiQO-iiiai.
^^'''»»»mtTtEtQa Versuch, su-tteiqo-q: \a.t.ex-pe?'io-r.
Oä>^^ ^^^i^^^!^«.§pitze : TtEi^ts^iEv dmTühJaQh^s^. ■m^^
^y ,^ ^"^OQfpVQoXj^ TtOQCpVQj'a): 7T0QCpVQ0-]hi> {— 7tOQrpVQJO-/ilEV).
-r P i-> T öTTTfif^a Gewundenes, OTtslgov : gtceiqw (Gram.). ^
gteIqu, otsQEo-g = azsQQO-g : lit. \sfyrtu starr sein. ^'S.^^K^
ißrjxia Husten : ßrjooo-^isv ( = ßrjxJo-f.iEv) husten, y**^
tßvoao-g vgl. ß^aoa (— ßrjd-Ja) : lat. fodio. ■''
mettern.
acerra (xccXv/itfia XEcpaXrjg yvv(xiv.Eiag Hes.) : aarzo-^iEV, lat. sancio.
QL'Kia Fieberschauer: cpQiaao-iiiev.
jQ,/^ if\ ^^ccioyvvy (— aloyvvjrj): aioyvvo- f.iEv (= alaxvvj'o-^iEv).
ocfxvva (— dfiivv/a) : af.ivvo-(.iEv (= a/nvvj'o-f^iEv).
df.i(pig-ßaiva : ßaivo-f.iEV.
evd^vva, Evd-vvo-g: Etä^vvco.
yiXfvt] (— '/.XivjT]) : y.Xtvof.iEv (= -^Xivjo-^iEv).
jiiavia, Svg-fxatva: /tialvo-f-tai.
fioXvünrj^ Arsch: fioXifvo-iiiEv (— (.ioXvvjo-(.iBv).
afeivo-geug: axEivo-f^iEv drängen. v,^^^
"*!!^i^ (^-'-«;ßptJ7^"-Quifl : 'tpQv'vo-f.iEv {Tt>^j^n-fi9tQ.
dy.ov^ {— dyiovj'rj) : d'/.ovo-/.iEv' i=:^ dy.ovjn-(i&^.
— OQEiri Fluch, dgalog verfluchend : dgao/iiai ( = dQajn-(.iai) fluchen.
^''' -^Mt^i ß''^}^ gevv^altsam: ßido-fiev (= ßiajo-jUEv) zwingen.
N
Die suffixlosen Nomina der griech. Spr. II. 123
a/ncpL-dea (-deja) Band: d/ng)i-d€o-f.iev {-6ejo-(.iev) umbinden.
ellv6-g Schlupfwinkel: elXvo-fuv {-. eiXvjo-fiEv).
^t;m, i9-üawolriechendesHolz: d-vio-(iev,d^vo^iev, vgl. latJ\«M5-/?o.
Ttv^-Y-airi Scheiterhaufen: y.alo-/iiev (= yi.acjo-(.iev).
y(.XoLO-g att. '/.htjo-g = yCkofjo~g : yileio-fiev, TiX^o-fiev (== xAe-
fio-fxev, xXriJ^LO-(.iev).
fiveia Erinnrung: f.ivto-i.i(Xi (= f,ivsjo-^ai).
itXslo-g, sju-rrXeio-g : Isit. pleo/ germ. ßöj'a.
7^f/^,Welde: Basis tto^ aus tiois in Troifujv ■= lit. pe'mü, yrco.
Tzvö^^i^— mjfü-^) Eiter: ötarrvo-uev, vgl. skr. pß.y<t^te. \
q)loi6-g Rinde: cplolo-i-uv schwellen. ««.w,.«,^
X^a (= ;f£/«a)1iöfelej^ahd. <7i!W^^ klaffen lat. fovea
XQua (Not) XQ^Xo-g dürftig, d-xQstö-^g: xQ^o-^iai.
Aus den gegebenen Beispielen sieht man, dass das j des
dem Nomen sowol wie dem Verbum zu Grunde liegenden Stam-
mes vielfach im Nomen eine andere Behandlung erfahren hat
als im Verbum: während es z. B. in ayiog , fiavia, fiveia zu l
geworden ist, ist es in den entsprechenden Verbis a^oiuai, (.lai-
vofiai, fiV€Of.iaL entweder mit dem vorhergehenden Consonanten
verschmolzen oder in die Stammsilbe übergetreten oder gar
ganz geschwunden. Meistens allerdings ist bei den primären
Stämmen die Behandlung im Nomen und Verbum dieselbe
{oxiCa : axiCio) ; bei den abgeleiteten dagegen , zu denen wir
jetzt übergehen und bei denen die in Frage stehende Bildungs-
weise ihren hauptsächlichsten Sitz hat, gilt die fast ausnahms-
lose Regel , dass j im Nomen als t erscheint , im Verbum aber
ausfällt ; nur in einigen wenigen Nominibus ist das j ebenso
wie im Verbum ausgefallen (dtoged : dcoQ€o-f.iai , slkeo-g Darm-
verschhngung eilf.o-f.iev, loxeo-g Hinterhalt: vctv-Xoxio-fiev).
Zunächst folgen diejenigen abgeleiteten Nomina mit ihren
entsprechenden Verben, denen consonantische Stämme und
zwar Ij solche auf / zu Grunde liegen. Das im Nomen er-
scheinende eia. (etov) = efia entspricht verbalem eve == e/je :
ayyageia : dyyaQevto dyioteia : dyiatevo)
ay-KLOTQeia : dyiiioTqevü) dyveia : dyvevco
JtQog-, v7t-ayoQsia : TtQog-, vjt-ayoQevoi
ayvqreia : dyvQTevio dyxtoteia : dyxiotevco
TtQO- aytoyeia : -evoi dXatoveia : dXatovevofiai
alr]TEi'a : dhjtevio dfia^eia : dfia^evco
dv&Qaxeta : dvd^gayievw
ÖC^
124 A. Fick und A. Führer
dvd^QOj/reiog (rjiog, ion.) : dv^gtoTtevo^iai
aQÖeia : agdwco dgeazEia : dgeoKsvw
dgiateia : dgLorevo) dQxrela : dq^Tsvio
TtaxQL-aQXBLOv : TtaTQtaQxevo)
aarcakiela : do7taXievo(.icxi dotoTela : dowTEvofxciL
drfXEVEla : dT/iisvsvcx) ßaf.ißay.eia : ßa/ißa-nevio
ßaaileia, ßaalXeiog : ßaailevco
ßiOTsia : ßiorevü) ßXayiela : ßXaxevio
ßqaßeia : ßqcxßevü) yorjzela : yorjTsvo)
yoveia : yovevco
yqui-if-iaTeia, vjto- : ygaf-ifidTsvio, vxto-,
yv/iivrjTsia : yvfxvr]tevw dairgeia : daiZQevo)
daxpiXeia (Plut. so statt daiplXeta) : daipcXernftat,
öex-arela : öezarsiti)
ÖEOTtOTELa, deOTCOTELOg : öeotiotevo)
dizTVEia : (ömTvevg) ÖLcpQEia : öupQSVO)
dovXEia, öovXsLog : öovXeiho öwaaTEia : dvvaGxevto
i(f-, Ttaq-, TtQo-, TTQog-, avv-EÖQEia, aw-idgiov : scp-, TtaQ-,
TtQO-, Ttqog-, ovv-eÖqevü}
ElXlüTELa : ElXtüTEVÜ) ElgiOVELa : ElQ(x)VEV0f4at
STtiTtjÖEiog : ErtirrjÖEvo} STtLXQonEia : ertiTQOTiEVü}
egyazEia : iQyavsvo/xai, egid^Eia : EQid^Eto)
EQfxrjVEia : EQf^irjVEvo) riyE(.iovELa : rjyEfxovEvw
rjVLOXEia : rjVLOyßvo) d^E^uGxela : d^E(.uöTEV(a
■d-EQaTtela, 7t qo- : -d^EQüitivoj, ttqo-
iyrjTsia : &r]T£vo) d^iaoEia : d^iaoEvo)
d-Qi]GKEia : d^Qr]ay(,EV(x) ^giafißsla : d^Qiaf^ßEvo}
d^WTtEia : d^cüTTEvo) laxQEia : laTQEVtü
iSiütTELa : IdicoTEVo) lEQazsia : ugaTEvo)
IXETEia : IXETEVO) UlJtEia, htTtELOg : IrCTtEVO)
lyvELct : lyvEvoj -/.aXXiorElov : 'KctXXiaTEva)
yiaTrrjXEia : ■/.amqXEVix) /.aquEia : xaQTiEvco
TCEga/uEia, XEgd/iiEiog : AEgaf-iEvio
xrjdEia, XTjÖELog : y.rjdevio '/.r^TtEia : nrjTtEvio
'/.r^QvxEia : -^rjQvxEviü ^rjrEia : TirjTEVto
y.ißdrjXELa : XLßdiqXEVijo ■Kif.ißLY.Eia : y.LinßixEVOfiat,
'AivaLÖEia : xivaLÖsvo/iiaL nXaöeia : xXadEvio
xpEvSo-ycXrjvEia : \pEvdo-KXrjTEVü)
y.X(D7tEla : KXtortEvü) KoßaXEia : Y.oßaXEV(D
x,oöofiEia : (Y.odo(.ievg) y.oXay.Eia : yioXay.Evco
Die suffixlosen Nomina der griech, Spr. 11.
125
■KOl-ixpeia : xof.L\pevco
nvßela : y.vßevio
xvQTeia : xvQTev-r^g : zvqtsvq
y.(üq)£ia : y.co(pevtü
Xayvsla : Xayvevoj
kaxQBLa : XarQi.v(ji}
XEG^riveia : XeaytjVEvo)
Xif^ßeia : Xif.ißetco
kiravela : Inavevco
Xoyeia : Xoysvio
XoxELa, Xoxeiog : Xoxsvto
(layeia : [AayEvoi
liiad-rjtsLa : fxad^Tjrstoj
XQVTtreia : Y.QV7ttevo}
xvQisia NT. vgl. ■kvqlsvoj
Xaßgeia : Xaßgevof^ai
XajuvQELa : Xaf.ivQBvof^iai
XaxccvEia : Xaxctvevofxai
XrjGTeia : XjjOTtevio
Xif-ivEia neben Xi(.ivevoig
XixvBia : Xlxvevo)
Xoyiazelcc : Xoyiarevo)
jLiayyavEia : (layyavsvco
IxayEiQSiOv : /naysigEim
fiaisla : ^laiEvofiac
f-iavTELU, {.lavTEloq, Ttqo-, vdqo-, xptjcpo-, ipvxo-/iiavTEla, j^avteiov,
ipvxo-^aviEiov : fiavTEtOfiai, jtQO-i^avTevo/iiaL
(MaOZQOTTELa : (.laOTQOTtEVU)
(.lEOlTELa : flEGlTEVCü
fivrjUTEla : f.ivr]GT€vco
[xoGXELa : f.ioGX£vo}
vEavLEia : vEavLBvo(.iai
vrjGTEia : vrjGTEvo)
:rtQO-vo/iiEia : 7tQo-vo[j.Evo}
VVKTEQELa : VVXTEQEVO)
^EVLTEia : ^EVITEVCÜ
f.CEQlTELa : UEQlTEVOfiai.
/iiEvaXXEia : /^isTaXXEvu
ftOLXEia, f.ioixELog : (xolx^vu)
f.ioxX€ia : ^oxXeviü
VEOGGEia : VEOGGEVO)
voS-Eia, vod^Eiog : vo&evio
voGTjXELa : vogtjXevü)
vvxeia : vvxevco
^vXsla : (^vXevg)
oÖEia : oöevo); s^-, evqv-, scp-, gw-oöelu : i^-, 8(p-, avv-
OÖSVCO, EVQV-ÖdsLOg
OLY-ETELa : olxETEVO} 6/iirjQELa : 6/^r]Q£V0J
OTtXlTELa : bnXlXEVOi STt-OTtTEia : STt-OTtTEVtO
i(p-OQEia : E(p-OQEVO)
OQVLd-Eia, OQvid-Eiog : oQn^Evo)
OGGEia : oGGEvo/iiaL oxEicc : oxevoj
OXETEia : OXETSVIO
TtatÖEia, TtaiÖELog, TTQO-rcmdELa : Ttaiöevio, Ttgo-Ttaidevta
TraXXaxEia : 7taXXay.Evo/.iat
TvagO^EVELa, Tcagd^svELog : Tcaqd-BVEVü)
TtaZQiOVEia : TtaTQCOVEVO) TtELQaTELa : TtEiqaTEVO)
TtEQlGGEia : TtEQlGGEVO) TtEGGEia, -ElOV '. TtEGGEVÜ)
TtrjXa/nvösla, TtrjXa/nvdEiov : TtrjXafivÖEvo)
TcXiv&Eia, -Eiov : ^rXivd^svw
TtoXiTBia, Gv^-rtoXiTEia : rtoXitEvio, av/urtoXiTevü)
126
A. Fick und A. Führer
nojitrrsia, rcqo-, OLro-Ttourcsia, Tto^iTteiov, ipvxo-Tto/iiTtelov :
TCOf-inevio, 7TQO-7rof.i7teva)
/tOQeta, Ttovto-, TtQO-Ttoqeia, nogslov : Ttogevco, tvovto-, tvoo-
rcoqevto
TtOQ&fiEia, -eiov : 7tOQd-(.is{io TtOQvsia, -slov : Ttoqvsvonai,
TtQayfiaTEia : Ttgay/narevo^ai itgsoßsia, -eiov : nqeaßevoi
TTQsaßvTEQeiov : rtgeaßvTevtt)
Ttfjoßarela, rtgoßdreLog : TtQoßat&vo)
TTQVTavela, -eiov, eiog : TtQvravsvto
TtQcoreia, -slov, elog, rpiXoTtQcorsia : Ttgiotevo), cpiXo-TtQuyvevia
TTVQsioV : TCVQSVÜ) TtVQaElU ', TTVQaeVü)
TttoXsia, 7t(6letog : TtcoXevw Qaq)£iov : {Qctcpevg)
QVTCUQia : QV7taQEVO(.lOil
aayrjvEia : aayrjVEvo)
aaXEia : aaXEi'co
aidrjQEia : aidrjQEvo)
GiTEia : aiTEVü)
ayiacfEia, OY.aq)Elov : a^acpEtcD
QTjTOQEia : qr^TOQEVO)
QtüTtEloV : QCÜTrEVCO
aaXaxcüVEia : (TaXayiCüVEvio
aaTQaTTEia : aatgaTtEvo)
aii-ißXrjiog : aiinßXEvcü
a'AttXEia : axaXEvco
ayiEXETEia : ayiEXETEvoj.iai
aT/LigacpEia, oxiQacpElov : ay-igacpsvo)
O'KvXav.Eia, oxvXa'KEiog : ffxtJÄaxft'co
GxvXELa : axvXEvco axvjiivEiog : axvfivEvo)
ayivTEia, ö'^vteIov, a^vtstog : oy-vtevu)
afniXsla : afXiXExxa aocpiaTsia : aocpiaTEvco
arißEia : arißEvoj
OTQayyEia, atQayyElov : OTQayyEvco
argavEia : oxqaxEvw
aiio-, ETIL-; ovöTQaxEia : drto-, E7ti-, av-oxqaxEvio
axQaxoTtEÖEia ; axQaxoTtsÖEVco atoQEia : ocüqevo)
xaysia : xaysvco
xa/uiEia, xat-UEiov, TtQO-xafiiELOv : xa/nLEvu), ^QO-xa/xietaa
xagi^Eia, xaQixEiov : xctoi^Eviti xaq^rfiog : {xacpEvg)
xafpQEia : xacpQEVo)
xEnxovEia, xexxoveIov : xexxovevco
XEv&ela : xEvd^Evo) XEQaxEta : XEQaxEvojuai
XEQ&QEia : XEQO^QEVOjUat XEXVLXEia '. XEXVIXEVIO
xi-d^aaeia : xL&aaEvo) xi&ijvEia : xiS^rjvEvto
xiixrjXBla : xifirjxevo} xtx&tia : xixd^ivw
XOf.lEloV : XOflEVü)
Die suffixlosen Nomina der griech. Spr. II. 127
To^sia : TO^svio TOQEia : xoqsvio
TOQVEia : TOQvsvio TQajve^iTsia : TgaTTsCiTevio
TQLTEiog : TQiTevü) TQog)elov : TQOcpevio
TVf.ißeia, TVf.iߣing : TVfißevai tvquvveXov : TVQavvevco
tvQeia : TVQevco vögsia, vÖqeIov : vÖQSvto
VTcaTEia, vTtaTrjiog : vTratEvo)
(paQ/iiaxEia, (pag/itaKElov : q^aQ^ia^ievo)
7TQ0-, VTtO-cpt^TEia, 7TQOCf1]T€lOV l JtQO-, VTVO-fprjTEVO)
q)X£ÖovEia : (pXEÖovEva) (pvyaÖEia : (pvyaÖEvio
cpvTELa : q)VT£vo) cpioXEia, (pcolEog : (pcoXEvu)
%(xkv.ELa, "/ah/.Eiov ; yaXv.Evt} lEqoEia : x^qoevcd
Xi]QELa : x^QEVo) yrrjTEia, xrjXELog : (xrjTEvio)
olvo-xoEia : oIvo-%oevü} X^?«^'«) XOQElog : x^Q^fa
XV(.iEia : ;rj;^£Dfftg /wAe/a : xwA«t;w
XCüVEia : %ft»'£i;w ipvxQiCc : ipvxQEVo^üL
Hieran reihen sich II) diejenigen Nomina mit den gegen-
überliegenden Verben, die von Stämmen auf Eg abgeleitet sind;
im Nomen erscheint ek-lo = sia = Ja (letzteres seltener), im
Verbum ek-je = ee :
yi£VE-,x,Ev-ayyia : KEVE-ayyaco {yiEvayyi]g)
Xijii-ayxlcc : XifiayxiO)
dv-aiÖEii], alöolog : alöeofxai, av-aiÖEO/iiai
aifxo)dia : ai^iiodsiü {aif.iiüörjg)
Ttav-dxEia, Ttav-dxEiog : 7iav-aY.E0f.iai (lyg)
TioXv-dvd^Ea : dvd^ioi {noXvavd^rjg)
avt-, Öl-, 87t-, oXty-aQXEia, aiT-agy.ia : avT-, öi-, 87t-, oXiy-,
aiT-aQY8(jü
ccQrEfxia : agTEfuco {dQTE(.i^g) dasXyEia : aoEXyso) (doEXyijg)
dxQEXELa : dTQEy.8C0 {dTQEKTjg)
dvT-, öl-, d^v-, 7tEQi-, ovv-avyEia : dvx-, öi-, 7tEQi-avy8(o
{dvT- u. s. w. avyiTjg)
■Kaqrj-ßaQLTj : '/MQr]-ßaQ8co ^EO-ßXdßEia'n.-ia: ^EoßXaßeo)
Ix-, 8V-Ö£ia, OLTO-ÖEia : 8/,-, 8V-Öio), OlTO-ÖEOfiai
d^v-Ö8Qy.£La : o^v-öeqkecj o^v-öogxia : o^v-öoQy.8a}
d-, oXtyo-ÖQüvia : d-, oXiyo-ÖQavEO)
SflO-Ed^Via : OlMOEd^VEO)
{-siÖEia) XrjQiüöia, oyiOTcoöla 7tivioöia, vcoöia, TtoXvEiÖEia u.
-ia : XrjQwöko
'/.aXXi-, dqd^o-, TtEQiaao-, 7toXv-, ovv-, xavTO-htEia : yiaXXi-,
OQd-O-, TtEQiaao-, T(XVtO-E7tۆi
128 A. Fick und A. Führer
TtoXv-, TavTO-egyia : Tuvro-egyso)
a-, d^vfi-, qtiX-rjdia : a-, d-v[.i-, cpil-r^dew
avv-^d^eia, i^d^elog : vgl. d-r]d-£ii>
rJQSi^ia : i^Qef.iio) ovv-rjQ^cpeLa : avv-rjQS(pea)
xaT-ijcpeia : y.aT-rjrfiiü ciTt-iqxeLa : ccTTrjx^cü
sv-d^ccQaeta : ev&aQüeco
alaxQO-, TtoXv-, cpiXo-y.(iQdeia, s7tL-xiqdiog : alaxQO-, <piXo-
v.sqöt(jo
d~, TtoXv-v-rjöuct, ■/.rjdsLog, STti-xijdetog : d-y-rjöito
«-, yvvaiy.0-, ötj/lio-, ^aXaaao-, iTZTto-, ox^n-, ttXovto-, x^^Q^~
•KQuria : a-, ywaiy-o-, drjfxo-, d^aXaaao-, iTtTto-, ox^o-,
TtXovTO-, 7«fcßo-xpofTe'w {so/iiai]
elXi-, ev-Y.QiveLa : sIXi-xqlvsco
€v-, o^v-ldßeia : ev-, o^v-laßioixat
XiTtaqia : Xirtaqeü)
övg-, oipi-, TtoXv-, q)Llo~, xQ^f^^o-indd^eia : övg- etc. (xad-EO)
do^o-, eqono-, Irtno-, (xovoo-, ortXo-, oqvlS^o-, aagyio-, xqixo-,
Tvg)o-, XQ^^o-ixavia : do^o- etc. /navico.
d-, STtt-, TtXrjfi-, vyQO'jiiiXsia : d-, im-, 7tXi]f.i-(t{;XEco
övg-, ev-, rtQEv-j^tvEia : Svg-, ev-fAEvio)
jtQO-firjd-eia : Ttgo-f^r^d^eo/nai
avv-v£q)£ia, VTrsQ-vscpiog : aw-vecpio)
ovEiöelr], ovEiÖELog : oveiöeIü)
OQQiüdia : oQQiüöeio
dvg~, ev-, inergio-, of.io-, 6/holo-, TteqL^, ttoXv-, tvqo-, TtQog-
avfi-, TavTO-, TXrj-Ttdd^Eia : övg- etc. -rtai^io).
d-, ev-7teid-eia : d-, ev-Ttei&eco.
Tiiv&eia : Tterd-iio
rtevia : Tteviw {Trevea-rrjg)
Tteqi-, TiQog-TtEreia : TteqL-, TtQog-rteTrjg, aber TtQOTtejevo^ai.
odoL-TiXavia : odoi-TiXaveo)
izoXv-TtXiqd^Eia u. tot : TCoXv-7tX7]d^eio
d-adqjEia cf. dTto-, dia-aa(fico
aacprjveia : oacprived)
d-, övg-, ev-, (piXev-aeßeia : d-, dvg-, ev-, (piXev-aeßaa)
ad-Eveia, dad^evEia : da&EVf'co
TteQi-axeXeia : rtsQi-axeX^g, cf. OAeXio)
TteQi-aTtiqx^ia : 7teQi-a7t£Qx^(^ ev-otdd^eia : evoTad-eo)
Xvat-, TtoXv-, avv-xeXeia, ttqo-, vrcEg-reXEiog, Nvic-riXiog :
Xvai-, TtoXv-, avv-, tvqo-, vtteq-, vvy.xeXtui.
Die suffixlosen Nomina der griech. Spr. II. 129
rrj/^telEia, dtri^iiXeia : rtjinEXia), d-trjfieXia)
d-TQei.ua : d-Tgefieto
d-, övg-, ev-, avv-tvxicc : d-, dvg-, ev-, aw-rv^io)
vrcegr^^, ttqiovo-, av(.i-(pdveia : vTteQrjcpaveü}
d-ipudla : d-ipeiöeio
TCQog-cpileLa : 7rQog-(pil€io{i]g)
d-, 7Tolv-(fQadia : d-, 7toXv-q)Qadeoj
odovTO-, oqd^o-, TtreQO-, Qito-, aaQXO-, tqixo-, v7t£Q-cpvia :
oöovTO- etc. -CpVEO)
d-ipevdeia : dipevdeio
o^v-co7tia : o^v-coTteit)
lücpeXeia, ETT-iocpiXsLa : locpeXio), tTC-ijütpeXtco
III) Einige Nomina gehen mit ihren entsprechenden Ver-
ben eigentlich auf o-Stämme zurück, die aber durch Einbusse
des thematischen Vocals vor dem stammbildenden Je consonan-
tisch auslautende geworden sind:
dyyeXla : dyyeXXco (ayyelog)
draad^aXia : dTaad^dXXco
ßaoy.avia, lov : ßaay.aiv(o
eigeaia : SQsaooi.iev {ßqex-jo-^ev)
ex&Qia : sx^ccIqü) ycad^aQiog : xa^a/^w
y,ü)ViXia : ^kotIXXcj {.laXayiia : ftaXdaaio
fxaXd^ayiia : fxaX&daaoi (xaqTVQia : (xaqTvqonat
(xeiXLXia, Log : fieiXiaao) [xeXavla : (.leXalvoi
vavTiXia : vavTiXXofj.ai Ttaiöid : rtaito)
nXrif.i(.ivQia : 7tXr]f.if.iiuQa} TtOLY-iXia : uoixlXXu)
atwfivXia : aTCDfivXXo) Texfi^Qiov : rex^tm/^w
oixcoifEXla : 6g)eXXio
Die umfangreichste Gruppe der ya-Stämme umfasst die von
o-Stämmen abgeleiteten. Im Verbura erscheint meist e-j'e, da-
neben aber auch a-j'e und o-je, was bei der ursprünglichen
Identität dieser Formen nicht auffallen kann; im Nomen er-
scheint die volle Form e-ie (a-ie, o-ie) fast nur noch bei Neu-
tris und bei manchen Adjectiven, während sie beim Femininum
schon früh zu 7a zusammengezogen und dann zu la verkürzt
wurde.
dvÖQ-, TtaTQ-ayad^ia : dvdq-ayad^iio
Xox-, vccv-, ^ev-, ovQ-ayia : Xox-, vav-, ^ev~, ovQ-ayito
dvg-, ev-, noXv-ayqia, tioyqict : dvg-j ev-ayQeto, CcDygeo)
Xiix-ayxovia, dyxoveiog : Xi(.i-ayxovioi
Beiträge z. Kunde d. ig. Sprachen. 1- 9
130 A. Fick tiiid A. Führer
drifi-, vv(.i(p-, oyX-, Ttaiö-, if-Hj-, a/.lr]Q-, vÖQ-ayojyia, xöt-,
7tQog-ay(6yiov, rraiö-, xjjvy-uyioyelov : dri(.i-, vv/mp-, oyX-,
Ttaid-, ipvy-, o/.hjQ-, vdQ-ayMytw
ddi]{.iovLa : ddri/novew
döf-ioXia : ddfiol&to
ddoksayla : ddoXsoytw
d&Xiog, övg-, rgig-dd^hog, rtevt-dOXiov : dd-leco
al&QLa, al'^Qiog, vtt-, dvg-aid^Qiog : alS^Qfio
7Tokv-aijnla, öfi-aif-iiog : uolv-aififo)
ahia, aiTLog : alreo)
6u-aty(.iia, f.iev-aiyjiLog : oa-aix/^ieto
dx.o}^ovd-la , d'/.oXovd^tco
ylwaa-, yf.e(paX-, oöovt-, ttoö-, aiof.L~al.yia : yXioaa- etc. akytco
jiivQ-y ^T]Q-akoicpia : f.wQ-, ^r]Q-aXoicpito
df.iaQTLa : duaQTrj-oo)
dunXa/ia : df-iTiXai^iq-ao)
dvÖQia, dvdQELog, €v-, oXiy-, JVoXv-avÖQia, noXv-dvdqiov :
dvÖQÖo), 6v-, oXiy-, TtoXv-avdqico
dvefda, vrjve/xla, noXvvrjvefiia : vrjvefuo)
dvd-Qa^iog : dvd^Qay.6oj
drt-, oXiy-, 7CoXv-, (piX-avd^Qtortia : a/r- etc. avd^Qiortiojiiai.
dvxalog, dvTiog : dvcdio
dvvXla {dvrXda) : dvxXiio
agyia, degyliq : dqyeo)
(pLX-agyvQLa, dqyvQSog : (fiX-aQyvQ^co, dQyvQOco
dQ&f.ua, agd^fiLog : dQÜ^/iiito
dgiOfiiog, sv-, i-ier-aQi&fuog : dgidfiko, fv , avv- eicagid^iuea).
ccQ-Mog : dgyJco
rcuQ-aQia : Trag-agtcü
jiiiai}-aQvia : fuad^-aQvAo
avt-, yvuvaai-, hcTt-, fiov-, vav-, oXiy-, Tteii)-, jrevrrjyiovr-,
TCoXm-, TCoXv-, ÖLT-, TQirjQ-, (fiX-, ^iXi aQx^cc, 7T.oXaf.idQ-
X^iov, -eiog : avz- etc. agyno
dartQiog : dareqoio
avXuog, 7CQog-avl€Log, fteg-avXtog, ^tg-, ftov-, ofi-, ovp~aiXia :
^vg-, Trgog-avXiio
ovv-avXia : avv-avXto)
(piX-avtia : (fiX-acT^.o)
i'ipijX-uvxtvia, avyjviog, xar-, 7[agi-, v7i-avyht.og : vip-av^evtio
(.leyttX-ai'xia : fityak-aiyjw
Die snffixlosen Nomina der griech. Spr. II. 131
ßavava/a : ßavavaico
dvTi-, erteg-, i^egawo-, hd^o-, TterQO-, ro^o-, (pvXko-ßoXla, ßo-
kalog, ßoXaiog, OTacpvXo-ßoXeiov, av/n-ßokaiov : ävri-,arces-,
■KEQavvo-, XiS^o-, 71ETQ0-, To^o-, (fvXXo-ßoXioi
Y.QStO-ßOQia : y.Q£lO-ßOQ€CÜ
yrjQO-, TtOQVo-, xr]vo-ßoaxia, OQvido-, ttoqvo-, xV^o-ßoaxetov :
yr]QO-, 7T0QV0-ß00Y.€U)
a-, övg-, £v-, avf-i-ßovUa : xoivo-, 6f.io-ßovXf.io
ßgöfiiog : ßQO/iua)
ßqovTaXog : ßgovrccco
yah]vaiog : yaXrjvoo)
a-, €v-, öevt€qo-, öl-, -d^eo-, fir^TQO-, fiovo-, TtoXv-, avy-ya/nia,
ayaf.uov,y.axnyay.iov öi/.ri, e.y-ya(.aog : ev-, ^ovo- etc. ya/neio
yeiTovia : yurovtoi
ytXoiog, q^iXo- ; yeXdw
Ttokv-, sv-yr]Qia : ev-yrjQato
Ev-, rcoXv-yXu)öaia : Ev-yXoiZTtoj
dyvnirj : d-yvotio
d-, EV-, tlOO-, TVaiÖO-, TCoXv-, TtQCüTO", lEY-VO-, tXeIO-, (flXo-,
xpvxo-yovia : d-, ev- etc. yovEto
L(0-, XoyO-, f-lvd^O-, OQ&O-, TtsCo-, TTETtXo-, TllVaAO-, TtXaOTO-f
TtoXiTO-, GiXXo-, OKia-, \liEvdo-yQa(pia : tio- etc. yqcKpEO)
fiiGO-, (piXo-yvvia, yvvaiog, TtoXv-yvvaiog : (.uao-yvvioi
ßccQv-, EV-, ÖEiGL-, y.aKo-öaLfAOvia, dai^oviog : ßuQv- etc. SaL-
filOVEtO.
7tOiXo-da(.ivia : niaXo-danvibi
TCEQL-dEaf.iLog, ÖEOf-iiog : 7tEQidEa(.i^oi
aiTO-, ETCi-, Ttav-drj^Log : djio-, ettl-, TtaQEfti-drifXEO)
öiöaaxaXla, eteqo-, xoQO-didaGy.aXia : ETEQOöiöaG/iaXEca
diaKOvia : diaycnvew
a-, EK-, TtaXiv-, TtQO-, Gw-dixia, ddixiov dixi], dixaiog : d-
etc. öixEio
naXiv-, G'A.oxo-öivi(x : gkoto-öiveüj
TtoXv-öixpiog, dixpLog : öiipdco
dcüQO-, EV-, xaga-, dnoxaga-, fcav-, TTQog-öoma, 7iavdoy.Elov :
ÖCÜQO-, EV- etc. dOY-EW
Ev-öoKifila : Ev-dov.i(iEOi
döXiog : doXoio
oiy.0-, TEix^-öo/iua, \do/iialog : olxo-, lELXO-dojxtia
9*
132 A. Fick und A. Führer
^tera-, TtQog-doQrciog : doQTito)
d-f dkXo-, kTEQO-, €v-, xaxo-, oqS^o-, ftav-, rtaqa-, cpiXo-^
xpevdo-do^ia : d- etc. So^ao)
^evo-doxicc, VTCo-doxeiov : ^evo-doxso)
öoxfuog : doxf^dco
ÖQOfiaiog, iTTTto-, Xaf^Ttadrj-, öfno-, rtaXiv-, uqo-, niEQü-, raxv-
ÖQOfxla, iTtTio-dQOjLuog : Xaf^iTtado-, öfxo-, 7taXiv-y raxv-
d-dwaf-ua : dövvaf^etü
(.leyaXo-, ttoXv-, (piXo-dioQia, dcoged, dvii-, (.lEyaXo-dioqeä :
öcüQ€0^iai, dvTi-, fxvrjai-diüQSto
fisXav-eifiovia : (.ieXav-Ei(.ioveo)
l-M]Xia : ev-xi]Xrj-TeiQa (KrjUio?)
sXevd-EQiog : EXsvd^eqotü
(EQyicc) dya&o-y avzo-, Sr]/iio-, eqio-j ^av/uaro-, 'ieqo-, tavo-,
KCMO-, XQEO-, Xelto-, Tzaido-, Ttavo-, TtrjXo-, Ttid^avo-,
Ttiaao-, rtXaoTO-, TtXiv&o-, qadio-, taXaaio-, teXeto-,
TEQttTO-, v7io-y <piXo-, xf^Xnio-, x^^QO-vQyla, TiXiv&o-, iriaoo-,
XaXTCo-VQyEtov : dyad^o- etc. -vqyho; — ysiogyia, (piXo-
yEDQyia, yEiogylov öIyj] : yEtogysco
tQEOXtXia : EQEOXsXEVi
EQTfj^ia, SQrjfialog : EQrjfAEio
iaxdrwg : ioxcct^cco)
evaiQElog, (piXsraiQia, log : ETaiQEio
EvvaXog, ;{a;f<fit'v/a : Evvdo), ;fa,«£i'mu
(XVQ-E\pia, [.ivQ-ixpiov : (.tvQEXpito
Ev-, -/.azo-^rjXEiü : vgl. ^rjXrj-jmov
^vyiog, ETEQO-j of.10-, av-tvyia, ov-, vrio-^vyiog : ^vyoo), eteqo-,
•6(xo-y av-tvyf(o, vTto-tvyoM
ofio-, qiiXo-^ioia : o/lio-, (fiXo-tioEio
öfio-Ciovia, TTaQa-Coiviog : o/no-Cioveio
riyE(.iovia, ^ys^öviog : ^yEf.iove(ü
xvv-, Ttoö-, OTQar-y air-, x^Q VY^^^ vav-, arQaT-ijyiov, x^^QV
yslov : xvv-, rtod-, olt-, atqaT-, x^Q~y vc(v-i]yEH)
dXX-f dit-y Stj/h-, xax-, xar-, ^lanQ-, f.iEyaX-, vv/.t-, rtaq-,
■rcQog-, avv-, vip-, ipEvd-rjyoQia : dXX- etc. -rjyoQtio
(piX-rjdovia : <piX-rjdoviiü
Ev-y o^v-y TtoXv-y q)iX-r]Kol'a : Ev-y q)iX-i]y.oiio
dig-y ev-y fiiaxQ-rifiEQiay jitEa-rj^ßQia, Stg-, eq>-, xa^-, 7tav-7]!LU-
Qiog : (Ji;g-, ev-tj^ieqeü)
Die suffixlosen Nomina der griech. Spr. II. 133
Ev-, (.isyaX-, v7t€Q-tjV0Qia : VTteQ-r^voQew
iqTtavia : ^navlio
riQE(.iatog : i^Qs^ieio
TToXv-rjxict : Jyx*^^) Ttegi-rjxEto
&avaTiog : d^avatöo)
d-tQSlOg : d^EQElU)
^EWQia, TtQO-d^ECüQia : d^Ewqho, rrgo-^Etügea»
EV-^t]via : EV-0^rjvi(x)
Xe^i-, OQViO^o-, tveCp-, TioXv-, cpiXo-^t]Qia, ^rjQEiog : A«^t-,
OQVid^o-, qiiXo-d^rjQEü)
Ttav-d^oivia : Tcav-d^oivho
a-, ßaQV-, övg-, im-, ev-, fiay.QO-, o^v-, 6f.io-, qa-d^vfiia : d-
etc. &vfii(jt)
EV-, 7rQ0-&vf.ua : iv-, 7tQ0~&vf^i€0f.iai
^VQoiog, TtQO-d^vgaiog, ^VQEog : d-VQOw
\iiaiog : lf.idco
lOTogla : Iotoqem
Ev-Y.aiqia, Ttaga-xaigiog, xaigiog : EVY.aiQEio
Aa-Aitt, dvE^L-, /iivt]ai-, xaiqE-y.axia : ävs^i-, ixvrjai-, xmQE-
(piXo-KaXia : (piXoxaXio)
'/,äjtviog : Y-anvECD
d-, EV-, 7tay-, TtoXv-, TtQco'i-xaQTtia, TtEQr/idQxriov, iTti-'/.aQ-
Tiiog : d-, SV-, TtoXv-, Ttquii-i^ciqnkia
'/.aQTEQia : /.aQTEQElü
d-yiEQaiog : xe^dw
'jiEQavvEiog, log : TiEQavvoio
'/.EQTOf^la, XEQTOf-lLOg l •^EQTOf.ieW
Ti^XELOg, xijXEog : yirjXiw
d-, vav-, 7tay-Y.Xriqia : d-, vav-yiXrjQEO)
TiXoTtwg, nvQO-xXoTtia : V7to-'KXo7tEO(.iai
•/.viTTEia, la : xviTtoo)
'KOiviüvia : xoiviDvio)
xoiQavia, TtoXv-xoiQavla : 'KOiQavio)
TtQO-, ay.XrjQO-y.OLX La, yoitcuog : tiqo-, ayXrjQO-yoitiw
ßov-yoXia : ßov-yoXiw
TtEQL-, vTto-yoXmog : vgl. yoXTtöuu
yrjQO-, voao-, oqeo-, rtaido-yoi-da, OQvid^o-, xoti/o-yo/xElov :
yr]QO-, voao-, oqeo-, Ttaido-yof^eit)
134 A. Fick und Führer
(piXo-Y-Ofirtia : q)iXoKo/.i7tia)
ßwXo-, 4^VQ0-, oxlo-, Ttiaao-, TtoXito-, tvoqvo-, x^fi^-'-to/r/a,
TtetQoyiOTViov : ßcolo- etc. y-orcEO)
TCO/t la : xoTCow TCOTtQSiog : y.OTtQeu)
xoQvq)aiog : liOQVfpoü) -/.oaiLuog : -/.oauho
d-, et-, (piXo-Y.oai.ua : d- etc. -/.oai-iiio
eitL-HOVQia : 87tL-X0VQ£l0
naXiy-y.oxia : 7taXiy-y,OTioj
y.qvq>iog : vgl. >tQVCpr]-d6v
Xif.10-, jii7]TQo-, ^svo-, Ttaiöo-, TtatQO-, T€y,vo-, TVQavvo-y.TOVLa :
XijLio- etc. TiTOveo)
YtvTtia, XvQO-, Qivo-XTV7tia : urv/tiio, Qivo-KTVTtdü)
7ivx,Xiog : Y.vn,Xm[xev
üvQiogy avy-nvQia : avy-xvQew
7tiaao--K(avia : vgl. ytiaao-yi(x)vi]-tog
Xai/iiagyla : Xai/xaQyeo)
XaXia, XdXiog, xara-, jtqoXaXla : XaXiw, xara-, TtqO'XaXtco
Xid-eiog : Xid^ow
aei-, ataxQO-, axQißo-, df.iq)i-, drto-, dqxaio-, ßgaxv-, ysvaa-,
yvü)f.io-, öiytaio-y di-, izvf-io-, ev-, xayio-, xoivo-, y.ov(po-,
XsTtTO-, [xanQO-, /navaio-, /hstecoqo-, f.iixQO-, /.ivd^o-, ihcüqo-,
o/^io-, OQd-Q-, TtaXiX-, Ttagado^o-, rcatp-, neqiavro-, Tte-
QLaao-, Tti&avo-, 7tXaoto-, tvXo-ko-, tcoXv-, Ttgogofio-,
ZCCVTO-, TQL-, TSgaTO-, TQ07V0-, VOTEQO-, VlpTj-, CplXo-, (fV-
aio-, XQV^I-^^'f XQV^^^'i ^sv^o-, ipvxQo-Xoyia, fcsvTrjxoazo-
Xoyiov, WQO-Xoyeiov, lov, Xoyiog : dei- etc. Xoyeio
ctqyvQO-, daaf.io-f aiTO-, a7t€Qf.io-Xoyla : aQyvqo- etc. Xoyiw
XoidoQia : Xoiöoqew
vav-Xoxla, Xoxsog : vav-Xoxicn
Xvxsiog : Xvycoofiat
a-, Tteqi-XvTtia : vgl. dvzi-XvTtiu)
/iiagavyla : /.laQavysü)
Sta-, ix-, sTti-, TtQO-, 'TtQog-, ipevdo-, (.laQxvqia : dia- etc.
^laQTVQso/iai
/.idzaiog : (.lazdo)
aiffi-, STti-, ^€0-, i^v(.io-, \7t7to-, Xoyo-, fiiovo-, vai-, vvxzo-,
OTiXo-, TteCp-, Ttvy-, oxia-, av^i-, arpaiqo-, xeiyo-, ipvyo-
(iiaxia . dipi- etc. (.laxiio
yio)-, ef^i-, TToXv-, aiTo-, ariyo-, avf.i-j tql-, /w^o-, ifjiXo-fie-
TQia, i^ihqwg : yeio- etc. /nergiio
Die snffixlosen Nomina der griech. Spr. IL 135
a-, xofxo-, 7tolv-f.irjxavia : d-, ycayin-firjxaveio
fnifiia : /iiL/iUOf^iai
fitaO^iog : f^aad^öio
Ion-, iLie^uifii-, TQi-finiQia : loa-, fUEiiixpi-iiioiQeiü
jiWiQawg ; f.ioiQdcü (.loixlog '- /iioi^dio
fiovi'a, (.loving : /unvoco jiiovia, v.a(.i-(.ioviri : -fioveo)
yeco-, avfi-f.ioQia, dii-fioQ('rj, rQiTr]-iii6Qiog, ^logiog : yeio-f-iogiio
cptXo-fiovala, fiovoEiog : cpiXo-f^iovaecD, /novaoio
^XE-, Ttaqa-, tvoXv-, aeiivo-, arixo-, (pilo-^ivS^ia : Ixb- etc.
aiva-f^uoQLa : (nva-f.uoQtio NaQxatog : vaQy.dio
(piXo-veiY-la : fpiXoveixia) veox/itta : vsox/heo
vixalog : viTcdto
(piXo-vr/.ia, ercL-vrAiog : rpiXo-vr/Mit
aTto , dia-, fV-, e/rt-, sv-, xazo-, (.lera-, n/iio-, Ttaga-, tteql-,
TToXv-, TtQO-, avv-, v7t6-voLa : djto- etc. voi(o
a-, cyoga-, '/.Xtjqo-, olxo-, Ttaiöo-, Ttccqa-^ TtazQO-, Ttqo-,
X£iQO-vo/^iia : d- etc. vo^isco
avTo-, €v-, lao-vo^ila : avzo- etc. voi-ieo/iaL
/iiaxQO-voaia : f.iay.qo-voaüo
voTia, voTiog, lov : votlio
TtQO-, (piXo-^evla, ^svLog : Ttqo-^EVHO
odaiog, odiog : oödo)
dvg-, SV-, Ttaliv-, rtXav-, TtoXv-, avv-odla, e*p-6diov : dvg-,
SV-, TtaXiv-oösco
oiAia, oly,sXog, dn-, Irt-, xar-, i^ist-, rtsqi-, avv-oiKia : oi^sto,
drt- etc. OLY.ho
s§-, 7TCCQ-, TtoXv-, rpiX-oivia, STtL-Ttaq-OLViog : s^-, rtaq-, no-
Xv-OiVECO
a-oxvia : vgl. o/,v£to, KaT-ouvsco
(-oXma) vsioXxia, ^iipovXma, srpoXmov, 6X'/,aiog : vstoX^ho
n(.ißQia, oiißgiog, E7t-6(.ißQLog, iit-, zar-, TtoXv-o^ißqla : 6f.i-
ßgEto, €TC-, xar-OfißQEio
ofirjQia : 6/iirjQ£iü
SjuiXia, TtQog-of^uXla : o^uXeco, TtQog-Of^uXm
of.i7iviog : cf. lit. peneli
SV-, Ttav-, vTtEQ-OTrXia, EvorrXiog : sv-OTtXsa)
OQ&iog : oQd^öio
OQiog, Ecp-, fisO^-, ofi-OQiog, oftOQia : o^i-, TtQog-OQEiü
136 A. Fick und A. Führer
CTTt-, €v-, Ttolv-, ipevd-OQytla, oqxioQj ifJsvd-OQXiog : izti-, «iJ-,
ipevd-OQziio
7toXL-Oi)Y.ia : 7loXi-OQY.80)
Cß-OQoq)ia, o[A,-, vn:-tüQ6(piog : o/n-ogocpio), OQOcpoo)
n:av-6of.uog, Ttolv-oa/Aia : oa/iidof.iac
ovQaviog, iv-, stv-, fusa-, VTt-ovqdviog : (.lea-ovqavio)
oiz-ovQia, olx-ovQiog : olyiovQiw
Svg-, Xitp-ovQso) : dvg-ovQeü)
(-oxia) x«x-, x,kT]Q-, da-, qaßö-, ayttjrtT-, CKXTjQ-ovxla : ö^-,
xax-, nXrjQ-, qaßö-ovxicü
TtoXv-oxUa : 7ToXv-oxXeo(.iaL
€v-, TtoXv-, v7t-oipla, STt-, vTt-oifJiog : ev-oxpiu
TCaXa/iivalog : TtaXufivdo)
TtazayeXov : rraTayso)
ex-Ttdriog : iy.-7caT60)
efi-j TtoXv-TteiQia, raXa-Tteigiog : t(.i-7tEiQm
TteTtoi^la : cf. ftsTioid^tj-aig
Jteqaiog : TtEgdo)
TreTQolog : TtezQoio
rav-, a-Krjvo-Ttrjyla, -JtrjLOV : vav-, a-Krjvo-Ttrjyho
JtBQL-TiXdvLog, nXdviog : TtsQi-TrXavdio, TtXavdio
TtXataywviov : TtXarayMviu)
7tXr]&a)QLa : TcXrjd^coqiofxai
ev-, o/iio-, raxv-nXdta : ev- etc. TtXoiu)
TrXoKiog, TToXv-TtXoxia : -TrXoxio)
TtXovacog, TtoXv-TcXovaiog, cpiXo-TtXovria : TtXovtico, tcoXv-,
cpiXo-TrXovrio)
Ttvev/ndriog : TtvetfiaTOfo
Svg-, rtoXv-TCVOia : övg-rtvoiw
o^v-, TtoXv-, TQL-7toöia, Tiaq-, Tteqi-, TtoXv-^ TtQO-rtööiog : o^v-
nodio)
eTti-Ttod^ia : STtTtod-iiu
ayad-o-, dvÖQtavto-, yiXtoTO-, öeiTtvo-, ^^o-, v^at/zoro-, yiaivo-,
Xoyo-, odo-, oivo-, ovo/naTO-, oxpo-, Ttaido-, TtertXo-, Ttrj-
Xo-, TtlXo-, TtXLvd^O-y TtXovtO-, TtOQO-, OlTO-f TElXO-f T£XVO-,
TEQaro-Ttoiia : dyad^o- etc. tcoUw
TtOLvctiog : rtoivdw
öixaa-, d^vt]-, ov€iQo-7toXia, ^vt]-7c6Xiov : diy,aa- etc. TtoXico
TtoXif^iLog, s/ii-, 7tQO-7toXl(.iLog : TtoXejiiea), Ttgo-TtoXe^iiio
Ttrjvoqia, fAvao-, (pLXo-TtovrjQia : juiao-, q)tXo-7tovr]Q6(o
Die suffixlosen Nomina der griech. Spr. II. 137
(.laraio-, f^uoo-, noXv-, oixo-, (piXo-novia : (.lataio- etc. Ttoviw
oiXrj-TtOQÖia : ailrj-TtoQÖuo moXi-TtoQO^wg : TtOQd^ito
(j.(xy.QO-, €v&v-, f.i€T€to(jo-, wüTO-, oöoi-, itsto-TtOQia '. ev^v-
etc. TtoQecü
«-, EV-7tOQLa : a-, ev-rtoQiio
TTOQfpVQElOg, €0g : 7T0Q(fVQicü
dvg-, Ev-TtoTf-da : dvg-, Ev-TtoTfiiio
di'Kaio-, SV-, -KOLVO-y (,iaTato-, olxeio-, OQd^o-JTgayla : diy.aio-
etc. TtQayiio
7tQOT€Qaiog : TtqoTEQHo TtvKvala : ttvxvow
TCvXaiog : nvXotii TtvQtovla : TCVQcoveof-iaL
f.iovo-, TtavTO-TtwXia, SQto-, /novo-, oIvo-ttwXlov, /wqo-, navzo-s
TtVQO-, QtüTlO-TttüXEloV l /LtOVO- CtC. TtOjXilO
zaXai-TttüQia : raXaL-Tttoqiw
alfio-QQuyla : aif.ioQQayi(jü
'/,axo-QQag)li] : vgl. /irjxccvo-qacpiw
o^v-QEyf-iia : d^v-QEy(xito
/lEyaXo^qYifxovia : /iiEyaXoQQi](.iovi(x)
Qod^wg, 6jno-, TtaXiQ-, TtoXv-qöd-iog : god^ito, Ofio-god^io)
dvg-, €v-, TtaXiQ-, TtoXv-qoia : dvg-, ev-, /taXig-QOEco
iao-QQ07tia : laoQQOTvia)
«-, EV-, o/iio-QQvd^f-ua : d-Qvd^f.iiio
d-, TCoXv-, cpt,Xo-aaQxla : a- etc. aagzico
aEtqatog : asigdio
oe/iveIov : 0E(.iv6(M :
aid^QELog : aidrjQoct)
a-, i-iovo-, oXiyo-, Ttaqu-, TtoXv-airla, STtiaitiog : d-, Ttaqa-,
[xovo-, oXiyo-, ovo-oitiia
OTiaXrjvia : axaXrjvöo)
ofio-, naqa-, av-axrjvla, tveqi-, tvqo-, vTto-ontjviov : ofio-, av-
axr]V€0)
aytOTtia : axoTtso); l^vo-, olwvo-, oqvid^o-, naXiv-, 7taXf.io-,
TEQttto-, iO(jo-OY.07tia, olwvo-, TtQo-, cüQO-oyiOTtiov : Ixvo-
etc. 0710 7t SU)
aoq)la, d-, (piXo-oocpia : d-, q)iXo-ac(psit
aTtsiQcüa : aTtsigdio
üTtsQ/isTog, Ttav-, 7toXv-07TEqf.da : Gitsqixoio
OTtXrjviov : ojrXrjvoo)
OTtovdslog : Ttaga-OTtovöso)
jtaido-OTioQLa : Ttaiöo-OTTOQSO)
138 A. Fick und A. Führer
xevo-artovdla : /.evo-aTtovöiio
TtoXv-arißla : arißeo)
TtoXv-, TQL-GTiyJa : arixccm
arnixeiov, dvzi-, Ttolv-, ov-aioiyla : aroixiio, dpzt-, ov-
OTOLXtlO
^rjXv-, vav-OToXla : ^rjXv-, vav-GToleio
iXevOsQO-, £v-, d^qaov-, Xaßqo-, 7caxv-oxof.iLa, Tteqi-a'touLog^
rCQQ-axö^iLOv : eXevd-€QO-, ev-, d^Qaav-, Xaßqo-, rcayv-ato-
jiieco
(fiXo-Gtoqyia : rpiXo-aTOQyeto
ev-aroxia : Ev-OTOxico
ar^aTid, OTgariog : OTqaTÖio
XuTio-OTqaxia, log : XuTto-otQariw
üTQayyaXia : avQayyaXoto
aTQOcpaios, OTgorpeiov, av-, rtoXv-, Gv-arqofpia : argoffsio,
rjrio-OTQO(pew
UQO-avXia : )eQO-ovXi(.o
Xayo-, liirjXo-, ovo-, rexro-oq^ayia, acpayeXov : firjXo-, tuiqo-
acpayeto
d-, y.a'/.o-oxoXia, axoXalog : d-, 7.aKO-ffxoXeio
Tavqeiog : TavQOCO
d-racpia, xero-zdcpiov : y,EVO-Tarpi(o
tv-, TToXv-, (piXo-TEAvia : sv-, iioXv-, rpiXo-Tey.veo)
zeXevTalog : reXevtdio
rcav-ZEvxia : TEvyiio
TE(pQaiog : te(pq6o)
€v-, '/.ano-, noXv-, cpiXo-, ipsvöo-tExvia, y.aAO-TEXviov dUr^ : ev-,
y.aY,o-j cpiXo-TExveco
Tif.uog : Tifidu), (piXozif-iia : cpiXo-Tif.iio(.i(xt
didv/iio-, dvg-, TcaXiv-, TtoXv-, jtQiozo-, ouoXrfAo-, lEgaio-, lo/no-,
(t)o-Toxia : diövfto- etc. ro/.ho
a-, EV-roX/iiLa : d-, ev-toXjueco
öixo-, yiaivo-, Xil^o-, ofirpaXo-, ogi^o-, QiCo-, QVfio-, axtro-,
vXo-, ovv-xof.da, roj-iiog : diyn- etc. tof-dio
a-, EV-, /ilOVO-, 71EQI-, 7CQ0XEIQ0-, OVV-, yElQO-TOVia, 7tEQl-x6~
vaiog, -TovELog : d- etc. tovho
tqu/veIov : TQaTCEiü
TtEQi-TQax^Xiog, ay.XrjQO-TQayjjXt'a : ayiXt]QO-TQaxr]Xi(t)
XQayrjXLOLog : XQaxrjXidw
^fjQO-, Ttaido-XQißla, 7t(xido-XQißE7ov : ^)]Q0-, Ttaiöo-XQißetü
Die suffixlosen ^Nomina der griech. Spr, II. 139
TQitalog : zgiTato oQd^o-XQixia : oqd^o-tqix^it}
TQorraiov, aiog, 7iQog-TQ67taiog : tqojtaw
■KCiy.0-, 6 (.10-, TTahv-, TtoXv-, vTto-tqoTtia : -/.a-Ko-, 6/no-TQ07t€u)
et-, aQf.iaTO-, yrjQO-, Cwo-, Ititzo-, yttrjvo-, ^evo-, ogviS^o-,
Ttaiöo-, 7volv-, Tttoyiovo-, rtojXo-, OKia-, Teyivo-TQog)ia,
7tTcox,o-, x^iQO-TQOcpeiov : d- etc. rqücpiio
TQOXCclog : TQOxdo)
TCQO-TQvyawg, Tovyaiog : TQvydto
trjlo-, areQvo-, x«;f<«t-, xoQOi-Tvrtia, x^^^o-, x<^,ucit-Tvrc6iov :
trjXo- etc. TVTieoi
Tvqavvia : xvQavvtia
TVXatog : vgl. d-Tvxeio
vögaiog : vöegdu
ev-, Xeafj-, TtoXv-vögla, Xeiip-vdQiov : ev-, keiip-vdgiü)
i(p-vfiviov : vjiivicü
v7t€QT€Qla : VTteqteQta)
d-, dyg-, TtoXv-vnvia, Ev-vnviog : a-, dyQ-VTtvsofiai,
vOTBQCuog : varsQeto
dÖYj-, dvdqiüTto-, ^too-, ^i]QO-, oipo-, tvixqo-, Ttotj-, itoXv-,
oaQy.0-, TSKVO-, io(.io-q)ayia, TtQog-cpdyiov : dörj- etc- q)a-
yeo)
ßXaa-, dvg-, ev-, Ttolv-cprj^ua : ßlaa-, övg-, £v-fpr]/iieo)
d-, dXXrjlo-cpd^ovia : vgl. d-(fd^6vr]Tog, hti-ipd^ovbü)
cpd^OQia : (pd^oqiio, oixo-, 7taiöo-(p&OQia : oixo-, Ttaido-cpd^OQao)
(piXia, cpiXiog : (piXeco, TtoXv-cpiXia : TtoXv-cpiXrj-xog
(pl7jvag)la : q)Xr]vaq)i(o
(pXvagla : cpXvaqlio
oivo-(pXvyia : oivo-cpXvyeü)
a-, vdqo-cpoßia : d-cpoßrjvog, vdQO-(poßico
(uai-, ^evo-cpovla, v7io-(p6via, cpoviog : (.iiai-, ^&vü-(poveio
IrtTto-ipOQßia, vo-rpoQßsIov, fpogßeid : htTto-cpoqßiio
d-, dx^o-, €v-, doQV-, -/.avi]-, fitjXo-, (uad^o-, viyirj-, ^rjQO-,
TtXrjQO-, 7CoXv-, aeXao-, Gidr^-, oyiacprj-, aTtcpavrj-, reXeri]-,
vöqo-, xQ^oo-, ipr]q)o-(poQia, ix-, ^eofio-, naaro-cpoqiov,
(pOQEiov : d- etc. rpogeio, cpoqho
vo(.io-, OTiLöd^o-, 7ioXiTO-g)vXa}cia , d^r]aavqo-cpvXdy.iov , vofio-,
aLTo-(pvXa'/.Eiov : vo(.io- etc. cpvXay.Ho
dia-, ^evo-, o/iio-, ofioio-, o^v-, TtoXv-, Gvf.i-, xavzo-, tqaxv-
cpwvia : öia- etc. (ptüvecu
xdXytsLog, tag : x^^^^f^^^
140 A. Fick und A. Führer
ey-, «TTt-, TCoXv-xEiQia, ytaxa-, v7to-xsiQiog, x^iQiog : ey-, iftt,-
xeiQsio, xeiQoo)
X^QOcciog : x^Q(^oio
X^QCxiog : x^/Qoco
oivo-y TtoXv-, xQ^'^o-xota, vöqo-, xQVdo-xoeiov : olvo- etc. xo«w
Xokaiog, x^^i^og : yoKom
axga-, o^v-xoUa : dy.Qa-, o^v-xoliio
st€q6-, ojLio-XQOia : erego-, b(.io-XQolo)
XQOvla, XQ^^tog, oliyo-xQovia, oliyo-, rrolv-XQOViog : vgl. ciw-
XQOviio
XQvaeiog, £og : x^üorow
dvg-, TtoXv-, (pLko-xwQia, STti-, jcqog-xioqLog : vgl. dvg-xtoQrj-
Tog, (piXoxwQStD
7co6o-\po(pLa : ipoipsio
xpvx^lov : ifjvxatü
Xeirto-, i.uy.QO~, oliyo-^ cpiXo-ipvxicc : Xurto- etc. ipvxia
(-lodia), xid^aq-^ 'KCüf-i-, fiel-, fiov-, rcaXiv-, Ttag-, Tcqog-, Qcttp-,
TQuy-, vf.iv-, x^'Jt^/t-wfJm, codsiov : xtd^ag- etc. -i^dio)
Ttegi-, TVoXv-wdvvia : Ttegi-iodwico
sQy-, iTtTt-, oip-iovia, lovLog : egy- etc. tovsio, lovio}
£7t-, STSQ-, d-e-, 6(.i-, Ttaq-, rtoXv-, avv-, (peQ-iovvf.ua, stv-, oft-,
7taQ-(üvvfuog : S7t- etc. lovvfiEO)
afißXv-, dvg-ü)7iia, vTt-coTTiov : dfißXv-, övg-corteofiai
oXiy-, TtoXv-, axai-, oy.ev-, Tifi-toQia, ve-ioQiov : oXiy- etc.
logiü)
ye-, tOLx-, TVfiß-wQVxicc, aiörjQ-wQvxelov : ye-, toix-, rvfiß-
toQVxecü
Ev-ioxict : £v-uüxloi
Als besondere Gruppe führen wir zum Schluss diejenigen
Palle auf, in denen vor dem e-Je ein r erscheint, das im No-
men vor la in der Regel in o verwandelt wird.
UV-, dvg-, €v-aia&rjaia : öug-, ev-, i^av aia^tjtea)
avaiaxvvTia : dvaiaxvvTäo)
dvrjy,ovaTia : dvtjxovoteoj
dvg-, ev-agearla : dvg-, sv-ageareio
dv-, sv-aQfioozia : dv-, av-ageoTetü
Xvxv-, xfi^-ttJ/^t« '■ x^f^-OTTTect;
dftffi-, tTtL-, Tcarai-, ogei-, naqai-, tvqo-, vTtEQ-ßaaia, rtqo-
ßaria, xara-ßdaiov, ■Kctzai-ßdoiog, jtoXv-ßäiuog : -ßateat
£v-ßXdo%eia, la : ßXaarij-aio
Die suffixlosen Nomina der griech. Spr. II. 141
a-, o^v-, TtQO-ßXsipia : a-, o^v-, Xo^o-ßXemici} >
/iivQO-ßXvaia : f.ivQO-ßXvt;ho
yeqavo-, ev-, x^jvo-ßoata : ßoriio, ev-ßoTio(.iaL
ßoMTia : ßoioreot anQO-ßvGTia : ccAQO-ßvaTuo
a~yeXaaxia : d-yeXaoTsio a-yevorla : vgl. olvo-yevaztio
TCQO-, (piXo-yviivaaria : (piXo-yvf.ivaaTSio
yeio-, XQUo-, Ttav-öaiaia, Ini-daiaiog : •/.geio-dairstt)
cpiX-EV-, ei-arco-du^La : (piXev-ösiKTiio (daxTiXo-öecxTeiü)
deafcoaiog, (piXo-deonoTia : ÖEOTtoxiio, (fiXo-deaTcoteia
avvrco-drjaia : ävv7To-dt]THo
dmaio-, &€Qf^io-, /iuad^o-, olvo-, ttuv-, 7tQ0-, olto-, xQt^afio-
öoTEio : dixaio- etc. dozeio
a-dvvaria, a-övvaata : a-dwaxio)
XcoTto-, Ttav-dvoia, XtoTto-dvalovdUi], lak, ßeXo-dvtia, hi-dv-
aiog : TQcoyXo-dvTeto
sv-sKTia, EV-, xa;f-, fxeiov-, oXiy-, nXeov-E^ia : ev- etc. eutscü
sXaala : v. -rjXaaia
ovo-, EV-EXTtiöTia : dvg-, Ev-EXrciaTiu)
d-EXmia : d-EXmiio
EfxEala : Sva-E/^ETsco
dfj^-, huLÖ-, (piX-EQuoTia : naid-, (piX-EqaaTEio
Ev-EQyEOia : Ev-EQysrsiü; vgl. dyEioQyijala, dXEiTOVQyijaice, rtEQL-
EQyaoia
a-avv-, Ev-avv-EGia : ow-eteco
EV-, Y.VV-, od-, TTod-, rcQO-rjyEoia : y.vv-, öd-, 7Toö-r]yET€io
oQ^iar-, ßo-, Csvy-, d^E-, l^v-, xcoTt-, Xe-, ^ev-, oIgzq-, ov-,
TtOLV-, Qiv-, GTQar-, TQOx-rjXaaia, i/tfC-r]Xdaiog : dQfiav-
etc. rjXaTEw
dv-r]XELipia : vgl. cpiX-aXEiTCXEO)
VTC-tjQEaia, vrc-rjQEOLOv : vji-yiqeteo)
ßiaio-, £v-&avaaia : ßtaio-, dvg-&avaTEio
a-, dyiovo-, ad-Xo-, d^EGf.10-, Xoyo-, vof.10-, vov-, ovofta-, Ttaq-,
avv-, TOTto-, xELQo-d^Eoia, -/.ara-d^aaiov : d-, dyiovo- etc.
^ETEIO
Ev-&i^ia : Ev-{^iy.tE(o
d-vaia, ßov-, tioo-d^vaia, lEQo-d^vaiov : ßov-, tioo-, lEQO-i^vtEia
Xv/vo-xavTia : Xvxvo-KavtECü
a-, ßgaöv-, dvg-, ev-, ■rtoXv-Y.ivrjaia : d-xivrjTiat
a-xoXaoTia : dytoXaaTew
142 A. Fick und A. Führer
dnvQO-, ftSQO-, xaAAt-, xotvo-, v,vqio-, oo&o-Xe^la : a^vQO-
XiyiTr]rog, ■/.aXXi- etc. Xsxrsco
ßQaxvxava-krj^la : ßoaxvyMTa-Xrj-KTew
axara-, dvÖQO-, dcoQO-, etil-, d^eo-, 7tqoöO)7to-%ri\pia, (loi^o-
XrjTtTia : azara-, öcoqo-, ^€0-, TCQOOtoTto^Xi]7tvho
d-, ev-loyiOTia : d-, tv-XoyiaTea)
d-, CsGTO-, d-£Qf.io-, ilivxgo-Xovaia, -i^EQf-io-XovTia : a- etc.
lovzeco
Ev-Xvala : d^cgo-, XQEOi-XvTto)
TiaTa-i^iioTiog : y.a'va-fj.BGToto
d-f.ivriöTia : d-/iivr^aveo)
dv'OQE^ia : dv-OQexvew
d-OQiOxla : d-ogiaTeco
avT-, src~, VTtSQ-oipla, VTtEQ-OTtvia, zaT-oifnog : avt-07tTEia
a-, ßgadv-, övg-Ttstpla : d- etc. TtETtTsoj
(piXo-TtEvazla : cpiXo-TtsvoTeco
d-, övg-, ev-TtiGTia : d-, övg-Ttiareo}
d-, dvÖQO-, ^coo-, &60-, i€QO-, ^ivd^o-TrXaGTia : Ccoo-, d-eo-,
(xvd^o-rtXaotioi
d-, ddia-, ^ao-TtvsvGTia : ddia-TtvevGvto)
ax^aro-, yaXay.TO-, Xaßqo-, olvo-, oXiyo-, rcoXv-, gv(.i-, vöato-,
vÖqo-, cpaQ^iay.0-, cpiXo-, xfjvxQO-TtoGia : dy.Qaro- etc. TiOTeu)
d-, TtEQlGGO-, TCQWCO-TtQCX^ia : a-, TtEQlGGO-TTQaXTEO)
dg-, ev-QtoGTia : dg-, ev-qcogteiü
VEVQO-GTtaGTia : VEVQO-GTtaGTEO)
dnO-j ÖLXO-, E7tL-, EQyETtL-, tvyo-, XlVO-, odo-, TVQO-, rCQtüTO-,
XOQO-, ipvxo-GTUGia, d/to-y dTtgo-azaGiov öi^i], Ircrto-
ovo-GxdoLOv, iGo-GTaGiog : djto- etc. GTavEiü
dverti-GTQEXpla : dvEJTL-avQErtTho
d-, ev-Gq)v^ia : d-Gcpvureo}
E7tL-y VTlO-GXEGia ; Vgl. ÖVGava-GXETEO)
q)t,Xo-Gu)/.iccTia : cpiXo-GCüfiaTEto
d-, Ev-, XELTCO-ra^ia, XEiTto-za^iov dUt] : d-, ei-, Xehvo-
xav-TEio
d-zaga^ia : d-raga^TEü)
d-, dvasv-TEv^ia : d-TEvxTEO)
d-TiGia : dxitEti)
\eqo-, Gvxo-q)ttvzia : tEQO-, Gv)io-q>avTEOj
d(.i-, TtaQttL-, TtoXv-cpaGiTf] : vgl. lat. falenr : (fatog
7tQ0-(pd^aGia : vgl. /.aTa-cpd^atEOf^aL
Die suffixlosen Xomina der griech. Spr. II. 143
(pleyiiiaaia, ?^£vxo-(pXsyjiiaTia : Isvyio-cpXeyftaTho
a-cpQoviLOTia : a-cpQovTiOTf'io
d-(pvka^ia : (xcpvXaATtio
d-xccQLOTia : dxaQiortco
d-eo-yioXiooia : d-to-xüXcortof-iaL
TTolv-, fpiXo-yQi]/iiaTia : noXv-, (fiXn-yqt^f-iaiho
d-, dvg-, rroXv-yqrjöcia : a-, dvg-yqrjGTho
o^x-, GW-, v/t-cüf-ioaia, lak. iv-oj/novla : OQ/.-coiiiOTfa)
yßLQ-ojva^ia : yuQ-cova'KTeo)
Die vorstehenden Uebersichten sollen, wie S. 121 bemerkt
ist, den Umfang veranschaulichen, in welchem Nominalstärame,
in denen man ein besonderes nominales Suffix Ja bisher ange-
nommen hat, nur als die nominalen Vertreter ihnen gegenüber-
liegender identischer Verbalstämme zu betrachten sind. Absicht-
lich haben wir die Untersuchung auf ganz sichere Gruppen be-
schränkt, und die Frage, ob oder in wie weit überhaupt ein Nomi-
nalsuffix Ja anzuerkennen ist, vorläufig ganz unberührt gelassen.
Zu den drei, in der Abhandlung über das angebliche a-
Suffix besprochenen und S. 19 zusammengestellten Typen, fü-
gen wir nun einen weiteren, vierten hinzu:
4. Verbalstämme auf Je werden als Nominalstämme ver-
wendet.
In allen hierhergehörigen Fällen ist die fable convenue von
einem besonderen Nominalsuffix Ja zu verwerfen, da der Nach-
weis schwerlich gelingen wird, dass die offen vorliegende und
nicht zu bestreitende Identität der nominalen und verbalen Ja-
Stämme nur scheinbar oder zufällig sei.
A. Fick.
A. Führer.
Zur Lehre vom lateinischen Vocalismus.
Wer lateinische Wortformen wie:
apicem : apex, cavdicem : caudex, cimicem. : cimex, codi-
cem : codex, corHrem : cortex, culicem : rulex, deyiticem : den-
fex, fnrßcem : forfex. forpicem : forpex , fruticem : frutex,
tUcem : ilex, imbricem : imbrex, irpicem : irpex, lahcem : la-
144 Leo Meyer
ieXf lauricem : laurex, müricem : mürex , paeKcem : paelex,
paniicem : pantex, pudicem : pödex, pollicem : pollex, ptiUcem :
pülex, pümicem : pümex, rämicem : rämex, rumicem : r*Amex,
rupicem : rupex, scatüricem : scaiürex, silicem : silex, ulicem :
ulex, verticem : Vertex, vindicem : vindex, vUicem : vltex, utri'
plicem : ätriplex, arii-ßcem : artifex, aurificem : aurifex, car-
ni-ficem : carnifex, mellißcem : mellifex, münißcem : münifeXy
opißcem : opifex, pontißcem : pontifex, signißcem : signifeXf
auspicem : auspex, exlispicem : exlispex, haruspicem : haruspex,
indicem : index, jüdicem : Judex, ohicem oder objicem : ohjex,
subicem : subjex, Ulicem : Ulex, simplicem : simplex, duplicem :
duplex, triplicem. : triplex, qvadruplicem : qvadruplex, qvincu-
plicem : qoincuplex, septemplicem : septemplex, decemplicem :
decemplex , ceniuplicem : ceniuplex , sesqvipUcem : sesqviplex,
multiplicem : multiplex, complicem : complex, supplicem : «mjo-
jo/ea; ,• — bellicus : bellum, canticus, canlicum : cantum, caeli-
cus : caelum, colönicus : colönus, dominicus : dominus, Galli-
ens : Gallus, histricus : histrum, lustricus : lustrum, modicus :
modus, pasticus : pastus, pairicus : patrem, publicus : populus,
tenebricus : tenebrae, ünicus : «2«mä, väricus : »arMS, vilticus :
villa, candicat : candet, Claudicat : claudus, crispicans : crt-
Ä/)WÄ, fabrica und fabricai \ fabrum , fellicat : Jellal, nigri-
cat : nigrum , övicat : oümw , pastillicat : pastillus , manica :
mawMS , pedica : compedem , senica : senex , porticus : poria,
mordicus : mordet, lüdicer , lüdicrum : ludere; beneßcus,
blandißcus, calörißcus, candißcus, damnißcus, frtgorißcus, fü-
mißcus, furtißcus, honorißcus, hosiificus, justificus, laetificus,
länißcus, largißcus, lucrißcus, luctißcus, magnißcus, maleßcus,
mirißcus, nidißcus, päcißcus, regißcus, saxißcus, somnißcus,
spurcificus, superbißcus, täbificus, terrißcus, tristißcus, vastißcus,
veneficus ; aedißcat, amplißcat, cänificat, felißcat, grätißcor,
lüdißcor, modißcai, orbißcat, pürißcat, rümißcat, sacrißcat,
signißcat, testißcor, velißcor : facere ; auspicat, auspicor, con-
spicor, suspicor : specer e ; — aßß,cit, conßcit, deficit, eßicit,
inficit, interßcit, oßicit, perßcit, praeßcit, prOßcit, reßcit, svßi-
cit : facit ; allicit, delicit, elicit, illicit, pellicit, prölicit : ladt,
allectum ; aspicit, circumspicit, conspicit, despicit, dispicit, in-
spicit, intröspicit, perspicit, p^röspicit, respicit, retröspicit, suspi-
cit, transpicit : specit ; abjicit oder abicit, adjicit oder adicit
circumj'icit, conjicit oder conicit, dejicii oder deicii, disjicit oder
Zur Lehre vom lat. Vocalismus. 145
disicit , ej'icit oder eicii, injicit oder inicii, interjicit (oder in-
terjacit), objicit oder ohicit, projicit, rejicii oder reicit. suhjicit
oder subicit, träjicit oder träicit : j'acit ; amicii : jacit ; — ; con-
ticet, obiicet, reiicet : tacet ; displicet : placet ; enicat (oder ge-
wöhnlich enecai) : necat ; praesicat (oder gewöhnlich praesecat)
: secai ; — ilicö oder illicö : locus ; difficul : facilis ; — centi-
ceps : centum, cornicen : cornu-, liiicen : lituus, iuhicen : <MÄa,-
misericors : miserum ; — dönicum : dönec; undiqve : unde ; —
pepigii : pangit, ietigit : iangit ,• — remigem : remex; abi-
ga : agere; prödigus : agere; indigus und auch mc^ep'e* : egere; —
cldrigat, ßammigat, fümigat, gnärigat, inhümigat, lemgai, lili-
gat, mitigai, nämgat, remigat, rümigat, venirigat, mtiliiigat :
agere; — abigit, adigit, ambigit, exigit, inigit, prodigit, red-
igit, subigit, transigit, prösubigit, iransadigit : agü; arrtgit,
corrigit, dirigit, erigit, porrigit, subrigit oder surrigit, suberi-
gü, exporrigit : regit; colligit, deligit, düigit, diligens, indili-
gens, religens, seligit, praeeligit : legit ; — indiget : eget ; —
äliger : äla, astriger : asirum, auriger : aurum, cläviger : cid-
vOy corniger : cornu-; — indiges : indo = endo; —
adipem : adeps , forcipem : forceps , principem : princeps,
pariicipem : particeps , mancipem (neben altem mancupem) :
manceps, münicipem : müniceps, vesiicipem : vesiiceps, deincipem :
deinceps; desipem : deseps ; — aniicipat, mancipai und emancipat
(neben mancupaf und emancupat) , participat : capere ; dissipat
(neben älterem dissupai), obsipat ; — abripit, arripit, corripit,
deripit, diripit, eripit, praeripit, pröripit, surripit : rapit ; accipit,
concipit, decipit, excipit, incipii, intercipit, occipit, percipii, prae-
cipit, recipit, suscipit : capit ; consipit, desipit, praesipit, resipit,
subsipii : sapit; insipit : dissupat und dissipat; — ancipes :
anceps , teriicipem : terticeps , occiput, sinciput : caput ; — äli-
pes : äla , cornipes : cornu-, länipes : läna , octipes : octo ,
pinnipes : pinna, plänipes : planus; Marcipör : Marcus, Quin-
pör : Quintus , Lücipör : Lucius, Publipör : Publius ; libri-
pens : libra ; centiplex (neben centuplex) : centum; atriplex
neben aTQ&q)a^ig; —
regibus : regem , legibus : legem , ßöribus : ßörem , homini-
hus : hominem; sensibus : sensu- , fructibus : fructu-, cornibus :
cornu- , manibus : manu- , domibus : domu- , poriicibus : porti-
cu- ; — caelibem : caelebs; intibum, intibus (neben intybum,
intybus und intubum , iniubus) ; — adhibet , cohibet , dehibet,
Beiträge z. Kunde d. ig. Sprachen. I. \Q
146 Leo Meyer
dirihei, exhibet, inhibet, perhibet, praehibet, prohibet, redhibei :
habet; — Mulciber : mulcei ; —
aqvilifer : aqcila , armifer : arma , arundifer : arundo,
aurifer : aurum , bäcifer : bäca , cönifer : conus , fruciifer :
fruciu-, laurifer : laurus , sagittifer : sagiita , sqvämifer : sqvä-
mci , umbrifer : utnbra ; aurifex : aurum, carnifex (neben car-
nufex) : carnem, opifex : opus, signifex : Signum; -—
älitem : täles, ämiiem : ämes, caelitem : caeles, caespitem :
caespes , cir eitern : circes , cocliiem : cooles, comiiem : comes,
dtvitem : dives , 0qvitem : eqves , fömiiem : fömes , gurgitem :
gurges , hospiiem : hospes , limitem : limes , mergitem : merges,
milüem : miles, palmiiem : palmes, peditem : pedes, poplitem :
poples , satellitem : saielles , sospitem : sospes , sVipiiem : stipes,
tarmitem : tarmes , termiiem : termes , irämitem : trämes, tudi-
tem : iudes, velitem : veles ; — capitis, ancipitem, praecipitem,
bicipitem, tricipitem : caput; — antisiilem : antistes, praestitem :
praestes, superstitem : super sies ; — agitat (alt agetat) : agens,
fugitat : fugiens, indigitat neben indigetat, eqvitat : eqves, qvae-
ritat : qvaerens, appelliiat : appellat, clämitat : clämat , crepi-
tat : crepat , diciiiai : diciat , habitat : habet , rogitat : rogat,
tolitat : volat ff.; paenitet; — amita, abamita, proamita ; fre-
mitus : fremo, genilor : genetrix, abolitus : abolet, deliior : de-
let , exercitus : exercet , licitus : licet , libitus : Übet , meritus :
meret, monitus : monet; attonitus : tonat, crepitus : crepat, do-
mitus : domat , veliius : ceiat , hälitus : hälat , spiritus : Spi-
ral ff. ; — aeqvitäs : aeqvum , aeterniiäs : aelernum , anti-
qvitäs : antiqoum , asperitäs : asperum , bonitäs : bonum , cae-
citäs : caecum, Caritas : cärum, caslitäs : castum, noviläs : no-
vum , veritäs : verum ff,; servilüs : sercum, antiqvitus : anti-
qpum, funditus : fundum, hümänitus : humänum, peniius : pe-
netrat, primitus : primum ff.; benigniter : benignum, düriter :
durum, largiter : largum ff.; igitur ; — antestitit oder antistitit,
conslitit , exstitit , iustitii , obsiitit , perstiiit , praestilit , pröstitit,
reslitit, substitit, superstitit : stelit ; cogniius : nötus, nota; ad-
ditus, deditus, diditus, editus, perditus, praediius, pröditus, reddi-
tus, träditus, vendilus, creditus, conditus : datus ; creditor, conditor,
venditor ff. : dator ; praestitus {xi&hQW praestätus) : slatus; insii-
tor : Stator; irritus : ratus; inclitus (neben inclytus und inclu-
tus)', compitum (neben competum); accipiter : petere ; Juppiier,
Diespiter , Marspiler : pater ; — legilis , canitis , rumpitis ff.,
Zur Lehre vom lat. Vocalismus. 147
legitö, canito, rumpitö ff., legite, caniie, rumpite ff,, legitur, ca-
nitur , rumpitur ff., legitor, ca?iitor, rumpitor ff. : lego, legunt,
lege, legor , legere; eritis : erö , erunt ; amähitis , docehitis ff. :
amähö, clocebö ff.; amähitur, docehitur ff. : amähor, docehor ff.;
legeritis, amäveritis ff. : legerö, amäverö ff.; —
cecidit : cadit; — desidem, indesidem, ohsidem, praesidem,
resident : deses, ohses ff'.; — albidus : albet, album; algidus :
alget, äridus : äret, avidus : avet, candidus : candet, cupidus :
cupiens , cuper e; fervidus : fervei, gelidus : gelat , horridus :
horret, lücidus : lücet, madidus : madet, nitidus : nitet, placi-
dus : placet, splendidus : splendet ff.; — addidit, dedidit, didi-
dit, edidit, indidit, inierdidit, obdidit, perdidii, prodidit, reddi-
dit , subdidit , trädidii , vendidit , condidit , er edidit : dedit; —
accidit, concidit, decidit, excidit, ificidit, intercidit, occidit, pro-
cidii, recidit, succidit : cadit; — assidet, desidet, dissidet, insi-
det, obsidet, persidet (neben persedet), possidei , praesidet, resi-
det : sedet; — oppidum : 7xedov\ qoadridens : qvadrum, qvat-
iuor ; — indidem : inde; —
cecinit : cmiit, ietinit (alt) : ienet , meminit : mens, men-
tio ; — ßäminem : ßämen , sangvitiem : saugten (alt), pectinem :
pecien, cornicinem : cornicen, liticinem : liticen, oscinem : oscen,
siticinem : si/icen, tibicinem : tibicen, iubicinem : tubicen, agmi-
nis : agmen, carminis : carmen, criminis : crimen, ßüminis :
ßümen, lüminis : lümen, öminis : ömen, viminis : vimen, regi-
minis : regimen, seminis : semen, süminis : sümen^.-, glütinis:
glüten , ingvinis : ingven , ungvinis : ungven , pollinis : polten ; —
cardinem : cardö , hominem : homö , Apollinem : Apollo , imä-
ginem : imägö , marginem : margö , ordinem : ordd, originem :
origo , iurbinem : turbo , virginem : virgö , libidinem : libido,
cupidinem : cupidö , consuetüdinem : consuetüdö , lenitüdinem :
lenitüdö , magnitüdinem : magnitüdö ff.; — glütinat : glüten,
fulminat : fulmen , seminat : semen, grandinai : grando, ordi-
nat : ordö\ — glutinum : glüten, terminus : iermen , asinus :
asellus (aus asenlus) , femina : femella , geminus : gemellus,
pägina : pagella; dominus : altind. damana-, „bändigend, über-
wältigend"; bücina : ßvyidvt], mächina : f.ir]X(xv^, patina : Ttatd-
vrj, trutina : zQVTavr]; Proserpina : nsQa€g}6vr]; cerrinus : cer-
rus, cuprinus : cuprum, fäginus : fägus, laurinus : laurus; an-
nöiinus , crastinus , diütinus , primotinus , pristinus , serotinus :
altind. nutana- , „jetzig , plötzlich", prätana- „ehemalig , alt",
148 Leo Meyer
gvdstana- „morgig", hjäsiana „gestrig"; prötinus neben prötenm ;
comminus , eminus; — destinat , obstinat, praesünat : Status,
Stare; cuncticinus, fäiicinus, fidicinus, iibicina : canere; absii-
nax, pertinax : tenaz; — accinii , concinit, incinit, intercinit,
occinit, praecinit, recinit, succinit : canit; — ahstinet, atiinet,
continet, detinet, distinei, obiinet, pertinet, appertinet, retinet,
susiinet, iranstinet : tenet; eminet, imminet, pröminet : prömun-
iürium; — Meine, haecine, höcine : hice, haece, höce; Jiücine :
hüce , siccine : stcce , nuncine : *nunce ; — legimini, dicimini,
amämini, docemini, dicämini, amemini, doceämini, dicebämini,
amäbämini, doceremini, amäremini, amäbimini, docebimini, le-
gemini, dicemini, legimini (Imperativ) ff. : Xeyouevoi, q)SQ6fX£voi.,
iTlXT^fisvoi, q)OQTqj,ievoL ff.; —
anima , animus : ave/itog; lacrima (neben altem lacryma
und lacruma) : ddxQV; docimen (neben documen), iegimen (ne-
ben tegumen); aestimat (neben aestümai) und existimai (neben
existumat) ; sepiimus (neben sepiumus) : "ßdo/iiog, altindisch
sapiamäs, decimus (neben decumus) : altindisch dacamäs, vice-
simus, tricesimus oder irigesimus , qvadrägesimus , qvinqvägesi-
mus, ceniesimus, ducentesimus, millesimus ff.; multesimus; infi-
mu8 (neben infumus) : altind. adhamäs „der unterste", iniimus :
altind. äntamas „der nächste"; citimus (neben citumus) , extimus
(neben extumus), ultimus, dextimus (neben dextumus), proxi-
mus , mediozimus (neben medioxumus), maximus (neben maxu-
mus) , minimus , plürimus , optimus , pessimus, altissimus, gra-
vissimus, dulcissimus , celerrimus , pulcherrimus , facillimus , si-
millimus ff. : altind. mahdttama- „sehr gross", dj'umättamas „der
glänzendste", purutäma- „sehr viel", näidishthaiamas ,,der näch-
ste" ff. ; finitimus , legitimus , maritimus (neben mariiumus) ;
viciima; — apprimit, comprimit, deprimit, exprimii, imprimit,
opprimit f perprimit (neben perpremii), reprimit, supprimit :
premit; adimit , dirimit , eximit , interimit , perimit , redimit :
emit; — legimus, dicimus, ferimus, capimus, inqvimus ff. (ne-
ben volumus, qvaesumus, possumus), legimur, dicimur, capimur
ff., ämäbimus, docebimus, ibimus, erimus ff., amäbimur, doce-
himur ff., amävimus, diximus, legimus ff'., dixerimus, amäveri-
mus ff. : Xiyo^EV, q)£QOfi€v, Tid^siiiev, dEl^ofiev ff.; —
levirum : altindisch duivaram oder daivardm „den Bruder
des Mannes"; satira neben satura; —
similis ; ofxaXög , similat (neben gewöhnlichem simulat) ,
Zur Lehre vom lat. Vocalismus. 149
humilis : xaf.iaX6g, x^^i^^^off, parilis : parem, disparilis : dis-
parem , eqvila (neben eqvula) : egva , nübilus , nühilat : nühes,
nübem , herhilis : herha • mügilem , pugilem , muiilus , pümilus,
rutilus, jübilum, jühilat, sihilus, sibüat; Ventilat : ventulus; st'
mila : Ifiahd; — agilis : agens , docilis : docens, facilis, fra-
gilis, gracilis : cracens , hahilis : hahens, nubilis : nühens, üii-
lis : idens , sterilis ; — altilis : altum, , clüsilis : clüsum , clau-
suni , cociilis : coctum, ductilis : ductum, elecüUs : electum,
fartilis : farium, fertilis : fertum, ßctilis : ßctum, ßssilis : fis-
sum, fossilis : fossum, füsilis : füsum, missilis : missum, nexi-
lis : nexum , pensilis : pensum , räsilis : rdsum , sculptilis :
sculptum, sectilis : sectum, supelleciilis : lectum, sütilis : sütum,
tactilis : tactum, textilis : textum, tonsilis : ionsum, tortilis :
tortum, ülensilis , ßähilis i ßebilis , möbilis, nobilis, stabilis , in-
siäbilis, vendibilis, credibilis, alibilis, regibilis, accüsäbilis, ad-
jütäbilis, admiräbilis, amäbilis, commendäbilis , düräbilis, exdrä-
bilis, laudäbilis, notdbilis, probäbilis, delebilis, horribilis, ierri-
hilis ; — aqvätilis , ferräiilis , ßumätilis , hämätilis , saxätilis^
umbrätilis : dyQoteqog, OQSOTsqog; — transilis : salire; — ah-
silit, assilit, circumsilii, desilit, dissilit, exsilit, insilit, prösilit
(neben altem prdsulit), resilit, subsilit, super silit, iransilit : sali'
und noch manche andre ähnliche neben einander betrach-
tet, dem tritt ein weitwirkendes Lautgesetz entgegen, das das
Lateinische in ganz besonderer Weise und namentlich zum Bei-
spiel auch im Gegensatz zum Griechischen kennzeichnet: in
mehrsilbigen Wörtern wird innere und insbesondere der vor-
letzten Silbe angehörige Vocalkürze zu i geschwächt. Auf
die Stellung des kurzen Vocales in vorletzter Silbe aber kömmt
es dabei vornehmlich an. Allerdings findet sich jene Vocal-
schwächung nicht selten auch in noch weiter zurückliegenden
Silben, wie in superßcies : fades, diffidlis : facilis, ancipitem :
anceps , adipisd : adeptus , inimicus : amtcus , inßtiärl '. faiert
und kann mitunter durch Ableitungs- und Flexionssilben auch
über noch mehrere Silben zurückgeschoben werden, wie etwa
in infmtcissimörum (neben amtcus) , officiösissimörum (neben
facere) , derartige Bildungen aber sind doch vielfach entschie-
den auch nur durch Einwirkung solcher mit vorletzter Kürze,
wie etwa collfgimus, colltgimur, colltgimim durch colligo, colli-
gis, coliigit, colligunt und andere hervorgerufen und dazu tre-
ten sie gegen diese letzten an Anzahl auch überhaupt sehr zu-
150 Leo Meyer
rück. Nur in Zusammensetzungen findet sich das weiter zu-
rückliegende geschwächte i häufig, wie in agricola (: agrwni),
terrigena (: terra) , da sich im Lateinischen die bestimmtere
Regel herausgebildet hat, dass im ersten Gliede von Zusammen-
setzungen jeder Grundformauslautende Vocal zu kurzem i ge-
schwächt wird, während in der ersten Silbe von Nominalfor-
men, die den Schlusstheil von Zusammensetzungen bilden, jene
Schwächung fast durchgehend vermieden wird, wie zum Beispiel
in centimanus (nicht etwa ceniiminus) oder centipedem (nicht
ceniipidem).
Corssen hat diese Lautverhältnisse in seinem Werke über
Aussprache, Vocalismus und Betonung der lateinischen Sprache
auch behandelt, in der ersten Auflage (Band 1, Seite 283 bis
299) indess sehr kurz, in der zweiten (Band 2, Seite 255 bis
334) ausführlicher, durchaus aber nicht in besonders glück-
licher Weise. Er geht davon aus, dass der Vocal i eine „laut-
liche Wahlverwandtschaft" zum t und d, n und s und zwar
„am Entschiedensten und Ausgeprägtesten" zu den letzteren
beiden Consonanten zeige, und erklärt diese Erscheinung damit,
dass die Stellung der Zunge bei der Aussprache des Vocales *
ähnlich sei, wie bei der Aussprache der angeführten Consonan-
ten; bei der Aussprache des Vocales i aber bleibe „nur eine
enge Rinne zwischen Gaumen und Zungenrücken und nur eine
schmale Spalte zwischen Oberlippe und Unterlippe offen", durch
die „der aus der Lunge durch die Stimmritze hervordringende
Lauthauch" hervorströme, deshalb sei das i „schon vermöge
seiner Entstehung aus den Sprachwerkzeugen der dünnste vo-
calische Laut", als welcher er sich auch vielfach in den Wort-
formen der lateinischen Sprache bethätige. Bei dieser schein-
bar so gründlichen Erklärung bleibt leider nur völlig unklar,
warum die in Frage stehende Lauterscheinung so vorwiegend
lateinisch und fast gar nicht griechisch ist. War bei den Grie-
chen „die Stellung der Zunge bei der Aussprache des Vocales
t" nicht ähnlich wie bei der Aussprache des v, a, r oder d?
oder war bei den Griechen jene „Rinne" minder eng oder jene
„Spalte" minder schmal, als bei den Lateinern?
Von S, 256 bis 262 giebt Corssen zahlreiche Beispiele ei-
nes durch Vocalschwächung entstandenen inneren kurzen i vor
folgendem n, schliesst dann aber zum Beispiel auch die Be-
trachtung von Formen wie in (neben «v), Minerva (neben mens).
Zur Lehre vom lat. Vocalismus. 151
intus (neben svtoq), iingere (neben xiyyELv) und anderes unmit-
telbar an. Bei der dann folgenden Begründung der „Wahlver-
wandtschaft des Vokals i zu dem Zischlaut ä" handelt sichs
aber auch nicht um ein einziges Beispiel von kurzem i vor ein-
fachem inneren s, also in wirklich kurzer Silbe, worauf wir
oben besonderes Gewicht legten, sondern um Bildungen wie
canisirum, apiscor und andere. Dann wird, von Seite 289 an,
die „Lautvervvandtschaft" des Vocales i zum i und weiter, von
Seite 302 an, seine „Wahlverwandtschaft" zum d betrachtet
und im Anschluss daran heisst es auf Seite 305 und 306, dass
sich in der lateinischen Sprache, nachdem sie sich „auf diese
Weise" (also vor n, s , t und d) durch das Umsichgreifen des
i in Wurzelsilben und Suffixsilben, „aber besonders häufig in
offenen nicht wurzelhaften Silben in und vor Suffixen, welche
der Wortbildung und der Wortbiegung dienten", an „die Er-
leichterung und Schwächung ihrer Wortgestaltungen durch jene
Verdünnung der Vocale zu t" gewöhnt hatte, „eine allgemeine
Neigung" entwickelte , „den auslautenden Vocal von Wortstäm-
men zu i zu verdünnen, wenn an dieselben wortbildende Suf-
fixe, Casussuffixe oder andere Wortstämme bei der Bildung von
Compositen herantraten", ohne dass indess der geringste wirk-
liche Beweis dafür beigebracht wäre, dass jene weitgreifende
Neigung des Lateinischen, innere kurze Vocale zu i zu schwä-
chen, gerade von den Wörtern mit innerem n, s, i oder d ih-
ren Ausgang genommen hätte.
Wie weit auch die Beeinflussung — die Bezeichnung der
„Wahlverwandtschaft" statt dessen scheint uns sehr wenig zu-
treffend — der Vocale durch nachbarliche Consonanten ent-
schieden Statt gefunden hat, so kann man doch unmöglich die
aus den zu Anfang zusammengestellten Beispielen hervortre-
tende weitgreifende lateinische Lautneigung, in mehrsilbigen
Wörtern innere und insbesondere der vorletzten Silbe angehö-
rige Vocalkürze zu i zu schwächen, als durchaus nur von ihr
abhängig hinstellen wollen, schon deshalb nicht, weil jene Nei-
gung fast vor allen Consonanten im Lateinischen sich kund
thut. Wir dürfen sie deshalb auch als ein besonderes Lautge-
setz des Lateinischen bezeichnen, das heisst die von ihm ab-
weichenden oder ihr widersprechenden Erscheinungen treten
nur als Ausnahmen oder, mit andern Worten, als von minder
weit wirkenden Lautneigungen abhängige Erscheinungen ent-
152 Leo Meyer
gegen. Diese Ausnahmen aber müssen wir auch noch im kur-
zen Ueberblick betrachten.
Vor dem h, das im lateinischen Inlaut aber überhaupt ein
seltener Laut ist, findet sich die fragliche Schwächung nicht,
und so stehen atirahii, contrakii, pertrahii neben trahit, ävehii,
devehit, convehit neben vchit. Auch das / ist im lateinischen
Inlaut, wenigstens in einfachen Wörtern, ein sehr seltener Laut;
dass es aber in Zusammensetzungen häufiger vorkömmt und da
auch das i vor sich aufweist, zeigten oben aufgeführte Bildun-
gen wie armifer, aurifex und die übrigen. Zu den Consonan-
ten, die im lateinischen Inlaut nur vereinzelt auftreten, gehört
auch das J , vor dem ausserdem fast nie Vocalkürze vorkömmt,
wodurch es denn auch in Bezug auf das in Frage stehende i
seine Ausnahmestellung einnimmt. Inlautendes o ist häufiger,
hat die Schwächung innerer Vocalkürze zu i aber auch nie
neben sich und so stehen zum Beispiel ingravat , praegravat
neben gravis, elavat neben lavat, concavat neben cavus, elevai,
relevai neben levai, expavet neben pavet, renovai neben novat,
femer ahavus, atavus, proavus, iritavus neben avus, die letzte-
ren Formen noch insbesondere, weil fertige Nomina, die an
den Schluss von Zusammensetzungen gestellt werden, überhaupt
fast nie jene Schwächung zu a zu lassen.
Auch der Zischlaut ist in Bezug auf das geschwächte i
hier noch als Ausnahmelaut zu nennen, aber nur deshalb, weil
s zwischen Vocalen im Lateinischen überhaupt gemieden wird
und nur in sehr wenigen Ausnahmewörtern vorkömmt: Wörter
wie cerasus, cerasum, peiasus, Pegasus und ähnliche tragen da-
her in ihrem inneren a sowohl als ihrem s zwischen Vocalen
durchaus unlateinisches Gepräge und kennzeichnen sich als
Fremdwörter. Altes zwischen Vocalen stehendes s vmrde im
Lateinischen nach einem sehr weit wirkenden Gesetze regel-
mässig zu r. In Bezug auf das innere r ist dann aber noch
besonders hervorzuheben, dass es in Bezug auf die Schwächung
innerer Vocalkürze zu i eine der wichtigsten Ausnahmen bildet:
die oben angeführten lemrum , bei dem der Lateiner vielleicht
einen näheren Zusammenhang mit mr vermuthete, und satira,
das als entstanden aus satura gilt, stehen sehr vereinzelt und
in der Regel tritt inlautende Vocalkürze vor lateinischem r als
e entgegen. So im Perfect peperit {parere) , in den Infinitiven
wie legere, dicere , capere , in Conditionalformen wie legerem,
Zur Lehre vom lat. Vocalismus. 153
legeres, leg er et , legerent , in den Perfectoptativen wie legerim,
legerls, legerit, legerint, in den Plusquamperfecten wie legeram,
leg er äs , legerat , {legerajit, in den Perfectfuturen wie steterunt,
öderunt , locäverunt , in passivischen zweiten Singularpersonen
wie legeris , dtceris, caperis, amdberis. doceberis und den impe-
rativischen legere , ülere , capere ; ferner in numerus , umerus,
Uterus , generum , socerum {fiy.vQ6v) , vesperum , puerum , cume-
rum, adulterum ; jugerum ; arceram, cameram {y.af.idQä), cume-
ram , hederam , litteram , materler am , operam , pateram , tesse-
ram , viperam ; numerat , adulterat , deliberat ; asperum , gibbe-
rum , creperum, miserum , lacerum, liberum, properum, prospe-
rum, qverqverum, perperum, perperam, tenerum, ceterum, dex-
terum, posterum, iterum, exterum, alierum, superum, inferum,
nüperum , inter'im ; asperat, lacerat, liberal, properat, mäcerat,
blaclerat, blaterat, miserel ; Tiberim ; aggerem (agger), asserem,
cancerem, carcerem, unserem, gibberem, acipenserem, passerem,
procerem, laterem, iuberem, Mulciberem, äerem, aetherem, mu-
lier em ; aggerat ; aceris (acer), ciceris, cadäveris, papäveris, la-
seris, piperis, sileris, sisei^is, süberis, tüberis, überis, rerberis, zin-
giberis, iteris (alt iwc ilineris) ; verberat, tüberat, exlüberat; cine-
rem (cinis), cucumerem, pulverem, vömerem (vomis neben vömer) ;
Cererem {Ceres); Vener em {Venus); aceris {acus) , foederis
{foedus), funeris, generis , glomeris , holeris {oleris) , lateris,
müneris , oneris , operis , ponderis , rauderis {röderis , rüderis)
„Erzstückchen", rüderis ,, zerbröckeltes Gestein", sceleris, side-
ris , ulceris , velleris , visceris , vulneris ; venerat, vener or ; gene-
rat, glomerat , müneral, onerai , operor , ponderat, considerat,
desideral, ulceral, vulnerat ; lolerat, moderal, moderor, recupe-
rat ; celerem {celer), paiiperem {pauper), überem {über); pübe-
rem {pübes), impüberem, veterem {cetus) ; lemere ; celerat, übe-
rat, exüberal, velerat, invelerat, temerat, conlemerat; — puer-
pera {parere) , signiferum {ferre) , pestiferum ff. ; armigerum
{gerere), cornigerum, mörigerum ff.; ferriterum {lerere); impe-
rat {parat), vituperat, aeqviperat ; dejerat {j'ürat), pejerai ; pot-
eram {eram), pnterat, poterö, polerit ; aperit, operit, conserit,
deserit , congerit, afferuni , atterit , conqveri, comperit, reperit,
commeret , demeret ff.
Neben den ungeschlechtigen Formen auf us im Nominativ
hat sich neben dem inneren r der Casus mehrfach auch der
Vocal 0 festgesetzt, so in decoris {decus) , dedecoris , corporis,
Beiträge z. Kuude d. ig. Sprachen. I. 11
154 Leo Meyer
facinoris, faenoris (doch faenerat), frigoris (doch frigerai), li-
ioris , nemoris , pecoris , pectoris, penoris , pignoris (doch auch
pigneris und pignerat), stercoris, temporis (doch iemperai), ter-
goris , und ebenso in decorat , dedecorat , corporat , stercoraty
tergorat. Ausserdem findet sich solches inneres o neben r in
adoris {ador) , marmoris (marmor) , aeqvoris (aeqvor); eborts
(ehur) , femoris (femur^ , jecoris {j'ecur) , röhoris {röhur , alt
auch rohor) ; ferner in arhorem (arbor , älter arbös) , leporis
(lepus) , memorem (memor) nebst immemorem und memorat,
ancora (neben ayxvQa) und ausserdem in Zusammensetzungen
wie affore {fore) , afforem ff. und dem alten adorit (neben
orior). In manchen Formen hat sich vor dem inneren r auch
ein kurzes u festgesetzt , so in furfurem {furfur) , gutturem
(alt; später ist guttur nur ungeschlechtig) , iurturem , vulturem
(alt auch oolturum), murmuris, fulguris, sulphuris oder sulpu-
vis und auch in murmurat und fulgurat , wo offenbar überall
der je vorausgehende Vocal assimilirend einwirkte, wie der
nämliche assimilirende Einfluss zum Beispiel auch nicht zu verken-
nen ist in anatem (anas), alacer, alapa, celeber, segetem (seges),
tegetem , heb eiern , ieretem , vegetus, veneius , vehemens , sepelit,
Seneca, upupa und anderen Formen. Neben purpura undjowr-
purat liegt der innere dunkle Vocal schon im griechischen
itoQcpvqä vor; weiter aber sind hier noch zu nennen augurem
(augur) und augurat , lemures , Ligurem (Ligur , alt Ligus),
Tiburis [Tibur), Anxuris (Anzur) und die ad jecti vischen cicu-
rem (cicur) nebst cicurat, saturum {satur) nebst saturat, camu-
rum {camurus) und gnäruris und ignäruris. Ausserdem gehö-
ren noch die desiderativen Verba auf turit in der dritten Per-
son des Singulars hieher, von denen aber nur esurit und par-
turit etwas häufiger auftreten; sonst begegnen mehr vereinzelt
zum Beispiel noch moriturit und peiUurit bei Cicero, habituri'
und scalpturit bei Plautus, empturit bei Varro, micturit bei Ju-
venal, cenäturit und cacdturit bei Martial. Nur sehr wenige
Formen bieten kurzes a vor innerem r und unter ihnen sind
mehrere deutlich als Lehnwörter gekennzeichnet wie nectaris
{vt'AtaQ), barbarus {ßäqßaqog) und hilaris oder hilarus (~ tXa-
Qoe), denen sich auch wohl noch anschliessen baccaris (unge-
schlechtig oder weiblich mit gleichlautendem Nominativ) oder
baccharis, solarem (salar) „Forelle", farfarus (neben farferus)
„Huflattich" und supparo- (männlich oder ungeschlechtig), „Klei-
Zur Lehre vom lat. Vocalismus. 155
dungsstück, Stück Zeug". Dann sind noch zu nennen Jübarem
(jubar in der classischen Zeit nur ungeschleclitig) und der Name
Caesarem (Caesar), der kaum echt lateinisch ist, wie zum Bei-
spiel auch der Flussname Aesarem (Aesar) vom lateinischen
Gebiet weit ab liegt, und ausserdem wohl nur noch Zusammen-
setzungen, wie imparem (impär), comparem, supparem, apparit,
apparat, comparat, separat, circumarat.
Bezüglich des inlautenden / konnten oben zahlreiche For-
men angeführt werden, die der allgemeinen Regel entsprechend
die vorausgehende Vocalkürze als i zeigen, daneben aber hat
sich doch in noch weiterem Umfang im Lateinischen die Vor-
liebe des inlautenden / für unmittelbar vorausgehendes kurzes
u zur Geltung gebracht, und in dieser Weise hat sich nament-
lich die grosse Menge der Verkleinerungsformen gestaltet, wie
agellulus, äfiulus, calculus, capitulum, catulus, circulus, Joculus,
lectulus, modulus, nidulus, nnmmulus, prätulum, rämulus, regu-
lus ; acidulus, acütulus, albulus, äridulus, argütulus, audäculus,
barbätulus, bellulus ; aetätula, animula, arcula, aqvula, arenula,
ärula, bdcula, barbula,ßammula,guüula,nucula, serrula; ferner
anserculus, acriculus, angviculus, articulus, avmiculus, carbunculus,
colliculus, corpusculum, ßusculus, fonticulus, fräterculus, genicu-
lum, Jiomunculus , lintriculus , münusculum , Musculus, osculum,
testiculus , tuber culum , ungviculus , uiriculus, vasculum, vulticu-
lus ; anicula, anaticula, arätmncula, arbuscula, assentäiiuncula,
auricula, clämcula, diecula, mätercula, nävicula, niibecula, par-
ticula, qvaestiuncula , sedecula, specula, sucula. Bei unmittelbar
vorausgehendem i oder e tritt durch assimilirenden Einfluss
dieser Vocale an Stelle des u neben dem l ein o entgegen, so
in : aheolus, aräneolus, argenteolus, ätriolum, aureolus, balneo-
lum, calceolus, capreolus, cäseolus, filiolus, gladiolus, Kgneolus,
malleolus, ostiolum, plleolus, praediolum, sväviolum; actuäriola,
ardeola, argütiola, bestiola, hracteola, fasciola , nauseola, Tul-
liola, viola, viriolae. Mehrfach findet sich dieses o statt des u
auch bei vorausgehendem v, wie in clävola (oder clävula) , las-
civolus , parvokis (neben parvulus) , Scaevola , servolus (neben
servulus) , valvolae und auch in frivolus , das den Verkleine-
rungsformen äusserlich gleich steht.
Mit den Verkleinerungsbildungen haben noch manche an-
dere grosse äussere Aehnlichkeit , ohne doch in ihre Reihe mit
hineinzugeboren, so: aesculus, angulus, bäjulus, bibulus, bübu-
156 Leo Meyer
lus, caerulus, capulus, credulus, crepnlus, ßgulus, garrulus, ge-
mulus, gerulus, legulus, oculus, patulus und pröpatulus, pendu-
lus, populus, pöpulus, qoerulus, sedulus, slridulus, tinnulus, tor-
culus, tremulus, iitulus, vitulus ; singulus ; ridiculus, anniculus ;
clanculum ; opulens ; aemulus , cumulus , famulus , Stimulus, tu-
mulus ; discipulus ; consulem ; amiculum , baculum , cingulum,
coägulum , coculum , dilüculum , excipulum , Jaculum , jugulum^
sabulum , simpulum , speculum , spiculum , strägulum , tegulum,
vinculum ; cöpula , cräpula , epulae , ferula , infula , inula, ma-
cula, meniula, merula, nebula, papula, pergula, rabula^ regula,
scapulae, scandula, secuta, specula, tabula, tegula, tippula, trä-
gula, ungula; ßstula, Pustula, ptisula; ferner Verbalformen wie
ambulat , aemulor, bäjulat , cöpulat, cumulat , ejulat , Jaculor,
maculat , populat , simulat, speculor , ululat , väpulat , postulat,
ustulat; petulans ; consulit. Weiter sind hier anzureihen auch
noch zahlreiche Bildungen auf bulo und bula, culo und cula,
die mit denen auf altes tra aufs Engste zusammenhängen, wie:
acetäbulum , fmidibulum und infundibulum , ignitäbulum , inci-
täbulum, incünäbulum (nur in der Mehrzahl gebraucht), latibu-
lum , päbulum , patibulum , prostibulum, rutäbulum, sessibulum,
stabulum, tintinnäbulum, türibulum, vectäbulum, venäbulum, vo-
cäbulum, vestibulum ; fäbula, fibula, sübula ; — adminiculum,
cenäculum , crepitäculum , cubiculum , curriculum , deverticulum ,
ferculum, gubernäculum, hibernäculum, habitäculum, incernicu-
lum, jentäculum, mlräculum, operculum, öräculum, periculum,
perpendiculum , piäculum , pooulum, pugnäculum, receptäculum,
redimiculum , retinäculum , sarculum , saeculum , senäculum,
spectäculum , spiräculum , südiculum , tabernäculum , umbräcu-
lum , vehiculum , verriculum und everriculum ; noväcula , tendi-
cula , indücula , subücula , verttcula, und neben ihnen auch
mehrere Verbalformen , wie fäbulor , fibulat , päbulor ; admini-
culat, sarculat. Auch in entlehnten Formen hat sich bisweilen
das w vor dem / eingedrängt, wie in pessulus (neben Ttdaaa-
log), paenula (neben cpaivoXtjg), scopulus (neben axoTteXog),
stranguläre (neben OTQayyaXovv) , während zum Beispiel Dae-
dalus und Italus ihr un lateinisches Gepräge wahrten.
Von reduplicirteu Perfectformen zeigen das innere u vor l
pepulit (neben pellit) und das alte tetulit (neben tollil) ; von
zusammengesetzten Verbalformen occulit und die Perfecta ap-
pulit, comptdit, impulit ff., attulit, abstulit, contulit, detulit ff.
Zur Lehre vom lat. Vocalismus. 157
und percuUt (neben percellit). An sonstigen Zusammensetzun-
gen sind hier noch zu nennen ahstulat , opiiulor und das alte
opitulat , exsulem nebst exsulat und praesulem , insula (neben
svaXog) und manipulus, falls letzteres wirklich hierher gehört.
In der Regel aber ist vor dem inneren l in Schlussgliedern von
Zusammensetzungen die alte Vocalkürze unversehrt geblieben,
wie in pröpalam, pröpalat, depalat, aeqvivalet, praevalet, con-
calet, intercalat, congelai, egelat und insbesondere wo sichs um
den Vocal o handelt, wie in accolii, circumcolit, incolit, accola,
incola, agricola, commolit, emolit, immolat, benevolus, malevolus,
indoles, suholes, adolei, subolei, abolet, assolei, insolens, co?idolet,
advolat, ävolat, evolat, altivolus, edolat, interpolat, depolii, repo-
lit, interpoUs.
Auch unter den Wörtern mit innerm m oder n finden sich
manche, in denen sich nicht das kurze i neben jenen Lauten
entwickelte, sondern andere kurze Vocale ihre Stellung behaup-
teten. In hiemem wurde das e durch das unmittelbar voraus-
gehende i geschützt, in veJiemens wirkte, wie schon oben her-
vorgehoben wurde, vocalische Assimilation und ebenso vielleicht
auch in cucumis und cucuma. doch kann in diesen letzten bei-
den Formen auch eine gewisse Vorliebe des m für nachbar-
liches u mitgewirkt haben, die in verschiedenen Formen ent-
gegentritt. In letzterer Beziehung sind insbesondere zu nen-
nen: die Verbalformen volumus, nölumus, mälumus, qvaesumus,
possumus und zum Beispiel insumus (Lucrez 3, 1080), während
doch die meisten ersten Pluralformen auf imus ausgehen, wie
legimus, ferimus, tundimus. Die superlativischen und Ordinal-
zahlformen auf mo, in der Regel timo (simo), und mehrere ähn-
liche haben in älterer Zeit neben ihrem suffialen m noch kur-
zes u, wie optumus (später optimus), maxumus (mazirmis), Jus-
iissumus (j'ustissimus) , pulcherrumus {pulcherrimus) , minumus
{minimus) , plürumus (pMrimus) , extumus {exiimus) , intumus
{intimus), infumus {inßmus), septumus (sepiimus), decumus {de-
cimus) , postumus , dextumus {dextimus), medioxumus {medioxi-
mus) , proxumus {proximus) , qvoiumus (= altind. katamäs),
citumus {citimus) , ullumus {ultimus). Neben ihnen sind auch
noch zu nennen : maritumus (neben maritimus) , aestumat {ae-
sitmat) und exisiumat (exlsiimai) , autumat , aediiumus {aeditu
mus) und aeditumor, documen (später docimen), tegumen {tegi-
men) , incolumis (alt auch ificolomis) , lacruma {lacrima) nebst
158 Leo Meyer
lacrumat (lacrimat) und auch coniumax, in welchem letzteren
das m allerdings kein suffixales ist. So weit in diesen Formen
in der classischen und späteren Zeit neben dem m das i an
die Stelle von u eindrang, geschah es durch die Mittelstufe ei-
nes Vocales, für den Kaiser Claudius bekanntlich ein neues
Zeichen in das römische Alfabet einführen wollte und der un-
serem ü nicht sehr fern gestanden haben wird.
Die Wörter calamus (= adXainog) und ploxemum (CatuU
97, 6) sind durch ihre inneren Vocale als Lehnwörter gekenn-
zeichnet; sonst finden sich andere kurze Vocale als i neben
innerem m so gut me nur in zusammengesetzten Formen, wie
circumdamus , adamal , deamat , atiamen ; — aggemit , circum-
gemit, congemit; affremit , circumfremii , confremit, defremit,
infremit ; coniremil, coemit, concremat, semicremus, ßammicre-
mus, immemor ; — contomit, devomil, eoomii, pruvomit, revo-
mit, flammwomus, ignivomus, edomat, praedotnat, angvicomus,
auricomus, flammicomus , glaucicomans ; — inhumat.
Unter den Wörtern mit innerem n bildet das vereinzelte
j'uvenis mit seinem kurzen e eine beachtenswerthe Ausnahme;
wo sonst kurze Vocale neben dem n dem Uebergang in i Wi-
derstand geleistet haben, handelt sichs um Zusammensetzungen,
von denen die folgenden hier aufgeführt sein mögen: accanit,
occanit, fälicanus (neben fäticinus), omnicanus, commanet, ema-
net , intermanet , permanet , remanet, angmmanus , centimanus,
antecanis ; — advenit, antevenit, connenit, decenit, ecenii, inve-
nit, per venu, advetia, convena, alienig ena, alienig ena, alienig e-
nus , amnigena , ßammigena , Gräjugena , indigena, caecigenus,
caprigenus, caeligenus , bigener, congener, degener, angviienens,
arcitenens , sigtiiienens , praeietier , eätenus , häctenus, illätenus
qvälenus (neben qväiinus) , mediäienus , pröienus (neben pröii-
nus), prögener, persenex, eienifn ; — admonet, conunonei, emo-
net, praetnonet, assonat, circumsonai, consonat, dissonat, abso-
nus , circumsonus , clärisonus , consonus , horrisonus , personus,
armisonus, attonat, contonat, delonat, intonai, perionat, allito-
nans , altitonus.
Mit innerem i sind in Bezug auf den ihm vorausgehenden
kurzen Vocal als von der allgemeinen Regel abweichende For-
men ausser den schon oben genannten analem , segelem , tere-
iem und einigen anderen zu bemerken noch die alterthümlichen
indigelat (neben itidigitai) und agelat (neben agitat), ferner
Zur Lehre vom lat. Vocalismus, 159
arhitum und arhutus mit ihrem inneren u und dann noch eine
Reihe von Bildungen, in denen wegen eines schon vorausgehen-
den i nicht i, sondern der Vocal e sich zu dem t gesellte, wie
ahietem, parielem , arietem nebst arietat; hietat; anxietds , du-
hietäs , ebrietäs , impietäs und pietäs , insatietäs und satietds,
medietäs, nimieius, proprietäs, saucietäs, sobrietäs, societäs, va-
rietds. Die meisten Wörter mit anderen kurzen Vocalen als
dem " i vor ihrem inneren t gehören wieder in das Gebiet der
Zusammensetzungen, so compali (bei Späteren), abnatat , anna-
tat, denatat, enatat ff.; dispaiet (bei Späteren), interpatet, sup~
patet, bipatens, perlaiet, praescatet, satisdatus, interdatus, svä-
visator, Anticaiö, affatim; appetit nebst appetö, competit nebst
competum (gewöhnlich compitum), expetit, impetit nebst impetus
und impetem , repetit , oppeiit , suppetii ; praepetem , perpetem ;
agripeta, altipeta und altipetax, hercdipeta, lucripeta; emeiit; perpeit
(neben/?a^?); circumsteiit, interstetit, supersietit ; interpretem nebst
interpretor ', indigetem; transfretat; — compotit, compotem, im-
potent; impotens, antepotens, arcipotens, armipotens ff.; annotat,
denotat, enatat ff.; circumrotat , birotus; — concutit , decutit,
discutit, excutii ff., die neben dem einfachen qvatit wohl zu-
nächst für -qoitit stehen in ähnlicher Weise wie unser kommt
oder kömmt für qvimmt; amputat, deputat, exputat, interpuiat,
supputat; computat, deputat, disputat, exputat, imputat, perpu-
iat , reputat ; confutat; defrutat; delutat; intercutem; dirutus,
obrutus; sicutt.
Auch nur in sehr wenigen einfachen Wörtern mit innerem
d finden sich unmittelbar vor diesem Laut andere kurze Vo-
cale, als i, so dass u in pecudem und tutudit. Das innere a
in parada deutet auf unlateinischen Ursprung, ebenso vielleicht
auch in exedum und unedo das innere e, dessen Kürze aber
gar nicht erwiesen ist. Für cuppes (Plautus Trinummus 239)
darf man Casusformen wie cvppedem ohne Zweifel nicht an-
setzen. Was dann weiter noch an Formen mit anderen kurzen
Vocalen als dem i vor dem inneren d hier aufzuführen ist, be-
schränkt sich wieder auf Zusammensetzungen, so; retrograde,
supergradi (neben supergredi) , praegradat ; congradus , herbi-
gradus , apissigradus , tardigradus , transvadat (bei Späteren) ;
commadet; — adedit , ambadedii , ambedit , comedit (nebst co-
medö ö\ ; circumdedit, satisdedit; aggredi (neben gradi) und alt
auch aggredit, antegredt, circumgredi, congredi ff. ; circumsedet,
160 Leo Meyer
persedet (neben persidet), supersedel; assedö, pröseda, domiseda;
compedem, prvpedem; compedit, expedil, impedit und alt indu-
pedit, iiiterpedit, perpedit, praepedit; impedal; repedat, tälipe-
dai; bipedetn, qvadrupedem, aempedem, aeripedem, dlipedem ff.;
hipeda , ceniipeda , decempeda , mUipeda , mullipeda ; scrüpeda ;
omnimedens; — affodit, circumfodit, confodit, defodit ff.; com-
tnodus nebst commodat, dummodo, qvömodo; — coniudit; exiu-
dit ff.; depudet, dispudet, suppudei, impudens; erudii.
Ausser den schon früher genannten alacer und Seneca, ne-
ben denen vielleicht auch noch der mythische Name Falacer
als Beispiel vocalischer Assimilation angeführt werden darf, sind
an Wörtern mit innerm k (c) noch hervorzuheben ahacus {nQ-
henaßa^), das durch sein inneres a als Lehnwort gekennzeich-
net ist, die seltenen ebriacus und miliacus^ die griechischen
Bildungen wie jyAtaxog, y,VQi(xY.ög, Ttlovaiaxög nachgebildet
wurden, und volucer, in welchem letzteren das innere u unter
Einwirkung des nachbarlichen l hervorgerufen sein wird. Sonst
noch anzugebende Wörter mit anderen kurzen Vocalen als i
vor ihrem inneren k (c) ergeben sich als zusammengesetzte, g*^
interjacit (gewöhnlicher interjicit), praejacit, superjacit; adja-
cet, circumjacet, interj'acet, praejacet, subjacet, super Jacet; com-
placet, perplacei; permacei; concacat; adaqvai- supervacat; per-
macer ; allicefacil, ärefacit, calefacii, commonefacit ff. ; — in-
secit; asseqvi, conseqvi , exseqvi , inseqvi , obseqvi ff.; conseqve,
bubseqva , odöriseqvus , pedtseqvus ; desecai , dissecat , ezsecat,
praesecat (selten praesicai) , resecat ff.; faeniseca, faenisecem;
enecat (auch enicat), internecat; seminecem; apprecor, compre-
cor, deprecor, imprecor; addecet, condecet, dedecet, indecet; de-
decus ; infreqvens , perfreqvens ; duodecim , tredecim ff, ; altrin-
secus , circumsecus , exirinsecus , forinsecus , inirinsecus , utrim-
qvesecus ; — concoqvit , decoqvii , discoqvii , excoqvit ff. ; praeco-
qvem, praecoqvum ; ailoqvt, colloqi^i, eloqvi ff.; blandiloqvus und
blandiloqvens , breviloqvens, confidentiloqous, dociiloqvus fi. ; fal-
siloqvaz, maliloqvax; addocet, condocet, dedocei, edocet ff.; ad-
vocal, convocat ff.; plüricocus, ünivocus; innocens; ablocat, col-
locat, elocat, oblocat; consocer ; reciprocus und reciprocat; —
reducem, träducem; educat.
Neben innerem g findet sich kurzes a in asparagus (=
aOTtaQuyog), apage (= aTraye), attaghi {— ccTTaytjv), campagus,
harpagö (neben aQrcäyrj) , pelagus (— Ttilayog) und anderen
Zur Lehre vom lat. Vocalismus. 161
Formen, die so als Leimwörter gekennzeichnet sind, kurzes u
vereinzelt in pupvgit (neben pimgö), ausserdem ist es auch nur
eine Reihe von Zusammensetzungen, in denen andere kurze Vo-
cale als i vor dem inneren g ihre Stelle haben; die folgenden
mögen hier genannt sein: circumagii, per agil, praeter agil, re-
tröagit , salagit ; arenivagus , circumvagus nebst circumvagor,
ßuctwagus, monikagus, noctinagus ff.; evagor, pervagor, super-
vagor; confragm, fluclifragus, foedifragus, naufragus und 7iä-
vifragus , saxifragus , calcifragus ■ naufragat; — circumtegü,
contegit, deiegii , ititegit, ohtegit ff.; allegii, iniellegit, neglegit,
perlegit, praelegit, relegit, suhlegit, translegit; aqvüegem, aqoile-
gus (bei Späteren), deyiUlegiis (nur bei Plautus), fätilegus, flori-
legus, friigilegus, sacrilegus, sortilegus, turilegus ; elegans ; inte-
ger; congregem, segregem; aggregat, congregat, disgregai, segre-
gat; ahnegat, denegat, pernegal, suhnegat ; — abrogat, arrogat,
corrogat, derogat ff.; — aufugif, confugit, defugit, diffugit, ef-
fugit; defugat und ejfugat (bei Späteren); lierifuga, larifuga,
lücifuga, per fug a , nübifugus ; conßuges; hijugis und bijugus,
decemjugis, muliijugus und multijugis , dejugis , injugis , conj'u-
gem; adjugat, conjugat, dejugat.
Von den Wörtern mit innerem p fallen mit den ihm un-
mittelbar vorausgehenden kurzen Vocalen alapa und upupa,
wie schon oben hervorgehoben wurde, unter den Gesichtspunct
der vocalischen Assimilation; wo sich sonst andere kurze Vo-
cale als i vor innerem p finden, handelt sichs wieder nur um
Zusammensetzungen, so sind zu nennen: antecapit; urbicapus,
incapax; pinnirapus; semicaper ; — astrepit oder adstrepit, cir-
cumstrepit, conslrepit, insirepii^ interatrepit, obstrepit, persirepit;
concrepat, discrepat, increpat, percrepat, recrepat; cauricrepus,
perlerricrepus, pilicrepus ; intepet; abnepus, pronepös; — inopem;
peropus; — dissupat (neben gewöhnlichem dissipat); discupit,
percupit; legirupa; asttipet, circumsiupet, consttipet; desujjer, in-
super. In mehreren von cap {capere) ausgehenden Bildungen
hat sich unter unverkennbarem Einfluss dieses Lippenlautes an
die Seite des p ein kurzes u gedrängt, nämlich in aucupem
nebst aucupor und aucupat, mancupem (neben gewöhnlichem
mancipeiri) nebst mancupat (neben mancipat) und emancupat
(gewöhnlich ematicipat), nuncupat, occupat und p)raeoccupat.
Der selbe Einfluss des p zeigt sich in qvadrupes (neben qvadri-
pes) und noch mehreren Formen mit der Consonantenverbin-
Beiträge z. Kunde d. ig. Sprachen. 1. 12
162 Leo Meyer Zur Lehre vom lat. Vocalismus.
düng pl, wie lonupUs, centuplez , qvadruplex und qimdruplus,
sescuplex und sescuplus , ociuplus und andere.
Vielleicht liegt ein gleicher Einfluss des h vor in iüubat,
dessen inneres u aber wohl eher wurzelhaft ist, und in intubo-
(neben i?iiibo- und i?itybo-) und dem Namen Caeciibus. In co-
luber wurde das innere u wohl wie in dem schon früher be-
sprochenen Volmer durch Einfluss des vorausgehenden l her-
vorgerufen ; in celeber entstand das innere e ohne Zweifel un-
ter assimilirendem Einfluss des nah vorausgehenden Vocals und
ebenso vielleicht das innere kurze a in cäcabat, während das
erst spät auftauchende cänaba in seinem inneren a das Kenn-
zeichen des Lehnwortes trägt. Dass eine Anzahl von pluralen
Dativ-Ablativen von Grundformen auf u vor ihrem Suffix bus
den dunkeln Vocal wahrten und an seiner Stelle das i ganz
oder doch in mehr oder weniger weitem Umfang vermieden,
wird auch in nächstem Zusammenhang mit jenem Einfluss des
b stehen; zu nennen sind in dieser Beziehung arcubus, acubus,
qvercubus, iribubus, ferner artubus (neben artibus), lacubus (ne-
ben lacibus), partubus (neben pariibus), portubiis Tneben porti-
bus), specubus (neben specibus), verubus (neben veribus), genn-
bus (neben genibiis), tonitrubus (neben toniiribus). Wo sonst
noch andere kurze Vocale als i vor innerem b sich finden, ste-
hen sie in zusammengesetzten Formen, wie in cmiehabet, post-
habet; affaber und malefaber (bei Späteren) ; — approhis nebst
approbat, comprobai, improbat nebst improbus , reprobat (bei
Späteren); conglobata — accubat, decubat, excubat, tticubat nehst
incubö, occubaf, recubai, secubat; collubet (neben coUibet), per-
lubet; innubus, pronuba , subnuba; subrubet nebst subruber;
alicuhl, neulrtibi , sicubi , utrubi (oder utrobt).
Manches Hesse sich noch hinzufügen, namentlich in Bezug
auf die Geschichte jener inneren Vocalkürzen und dann zum
Beispiel auch in Bezug auf ihr über die vorletzte Silbe noch
weiteres Zurückliegen; das Gegebene mag aber hier genügen,
ein Lautverhältniss zur Anschauung zu bringen, das in der ei-
genthümlichen Färbung dos lateinischen Vocalisn)us einen sehr
wesentlichen Bestandtheil bildet.
Dorpat, den 6ten December [24. nov.] 187ß.
Leo Meyer.
163
Miscellanea.
1) Schwan und Taube.
In seiner Preisschrift „Ueber den Zusammenhang des letto-
slavischen und germanischen Sprachstamm.es" S. 50 Note 7 be- ,.^^.
merkt R. Hassencamp „die Litauer hätten die Namen zweier I
Vögeln vertauscht", da htauisch gulbe „Schwan" = a\\^sf^Q^ '"'"^
kf^ ,,Ta^^i&*' und litauisch h^rlmij;^ (lett. bat'ä4is) „taube" =r*~ / /
altsiav. 11^»<i[/ „^Ct«5;aii**v.§icli ergebe Die Verwechslung dieser U'l/|>t^
zwei Vögel haben indessen nicht die Litauer sich zu Schulden
kommen lassen, sondern dieselbe ist sehr alt, da sie auch die
Osseten und Armenier Rennen. Im Ossetischen bedeutet näm-
lich Dig. t??*^ , Tag. \o^^öi2 „eine Taube grosser Art" — lit.
baläncFis, und ml ArmeniscKeiT lautet der Ausdruck für Schwan :
karap, welches aus älterem garahy garh = litauisch gulbe ver-
schoben ist. I
Wien Oktober 187G. ]f. Müller.
2) aYylr^ i). HC^^
^^^ihf) Gläu^, ScmJlMatlgr, alyh]EiQ glänzend, strahlend füh-
ren bei unbefangener Betrachtung auf eine Wurzel UV glgj
schimmern, die auch in lett. vifet (d. i. v-if-ei) glänzen, schim-
mern, vifilüi {vifolüt, mfulüi) flimmern, glänzen, vifuU Flittern 2),
vifulfU mit Flitter putzen, vifns flimmernd enthalten ist. — Zu
erwägen ist , ob diß so .^wonnene Wurzel ig auf Jag beruhe ;
zu dieser gehören ahjx, a^sJEs»vlit. ?S«<^ Eisscholle , pl. ?^ini
Ti*eibeis (nach Nesselm. Wbch. S. 2y), yi^j y^'4*Jreibeis (nach
Kurschat Wbch. IL 235) ^), lett. Ufy EissseJ^ollen , treibendes
Eis, germ. Jikan, ßkula *) (vgl. Fick^ I. 730, IIL 31). Das
*) Das Wort ist in verschiedener Weise von Brugmann Stud. VII.
314 und Curtius Grundz.^ 137, 631 besprochen.
2) visuii in ülmanns Wbch. S. 343 ist Druckfehler.
^) Möglicherweise ist y^fta^^^s^us ndd. f^-'^ntßljn^
*) So , oder j^h«^ , Je%nla muss man als gerili. ansetzen ; anlauten-
des ./ schwand lautgesetzlich Tm nord. und i oder e erlitt „Bf^ohung".
Uebrigens legt -ndä. Jokel, j'okele (Schilletund Ijibben II. 409) die Ver-
mutung nahe, dass die von Fick zu an. ^ol^- jöÄMZgestellten german.
Worte aus dem nord. entlehnt seien?'^""*"'"*^"^'^*^ ^^ ' -■~^^.^,,:^^^'^y.^^..^■•=.
12*
164 Miscellanea.
Eis wäre als „das flimmernde, glänzende" sehr passend be-
zeichnet, vgl. noch lett. üdens savißjis „das Wasser ist etwas
gefroren", eigentlich „flimmernd, glänzend" (Ulmann Wbch. s. v.
vißt). Das Nebeneinanderliegen der Wurzelformen ig und Jag
fände ein Analogen an ug und vag (Fick I. 206) u. a.
)as vielbesprochene home'^»y7rtO;-jtnild , gütig, sanft, lin-
dernd\( j^TTto-dw^og freundlich s|endend; deckt sich genau mit
lit. o/)«-s (alt auch äpu-s), oder vielmehr mit den\ in der Fle-
xion dieses Adjectivs erscheinendes! Stamm opia-. ' Opus bedeu-
tet nach Nesselmann Wbch. s. v. '^weichlich, zerbrechlich"^ ei-
nige Nuancen dieser Bedeutungen äjnd Im altlit. nachzuweisen.
In der Bretkenschen Bibelübersetziitig finden sich die Rand-
glossen: 1) „zart apus dailus iaunas\ zu II. Sam. 3. 39 efch
fchitai efmi prafias 2) „(mulkus dailus opus" zu kudas I Chron.
23. 5 3) „^abnus dailus apus^' ebenfall^^ zu kudas das. 30. 1
4) apus zu g^afzus (zart) Jes. 5. 7. kxik diesen Glossen bez.
den in ihnen \enthaltenen Synonymen von \&pitis jergeben sich fü^
dieses die Bedeutungen „zart, zierlicht^ ^^la/^^h aus „zart
auch sonst ,,mi\d" entwickelt (vgl. skr.\mH<<^weich^art,-
zärtlich), so ist Üie Zusammenstellung von ^m^ und opus
begrifflich gerechkertigt.
Weitere Verwante dieser Wörter kenne ich liur im griechi-
schen: riTcedavög schwach, hinfällig, gebrechlich , das eine Er-
weiterung der zu Grunde liegenden Wurzel mit da voraussetzt;
iJTtlalog bösartiges Fieber, ursprünglich adj. (zu nvQSTog) mit
der Bedeutung „hinfällig machend, abzehrend"; 6/rlo- in oftlo-
TEQog, OTcXöxaxog (zart), jung ; \anakog zart, weich ; endlich wol
auch ^jtavla Mangel, Entbehrung ^}. '""'"
4) Zu SS. 41 ff. dieses Bandes.
Zu meinem Aufsatz „Mythologisches im altlit. Texten" habe
ich einige Nachträge zu machen. Das Wort stahas Abgott ist
in der Bretkenschen Bibelübersetzung noch an einer zweiten
*) Nur wenn man den Zusammenhang dieser .Wörter mit 7\niog
leugnet, ist man berechtigt, das letztere mit Aufrecht KZs. 5. .359 if. zu
skr. dpi , dpja zu stellen. — Aj^dere P]rklärungen haben gegeben : Ebel
KZs. 4y447 (52i?*^ yg\.l0>frpius) , Pictet das. 5. 42 (vgl. ^v .^%i(j^)«effa\
ydn^a) , D}ifff^er das. 12. 24 {l^niog verständig, vgl. v^Tiiog). Sie sind
SEUumtlich unzulässig.
Miscellanea. 165
Stelle nachzuweisen: atfifpirimas eft Stahu meldimas ir abrofu
flufzba I. Sara. 15. 23, Das Wort findet sich nach Geitler
Lit. Studien S, 111 auch noch in späteren, ostlit. Texten. —
Das Wort elkas steckt wahrscheinlich in den von Geitler S. 79
angeführten Wörtern: auka, aukininkas, aukuras (auko kalnais
arba aiko-kalnais). Ueber den Uebergang von al in au im lit.
s. „Beiträge zur Gesch. d. lit. Sprache" S. 73. — Das Wort
siulpas mit der Bedeutung „Strahl" findet sich im Psalter von
1625 : fchäuk tawa ftulpus 144. 6 , vgl. Dmhhceffei graüde ir
ftulpmoo das. 77. 18. ,,.-
5) MessB^iß. ßi&ßr].
Eine Erklärung des messapischen,,. Wortes ßioßr] {ßiaßriv
ÖQSTravov cif.i7tEXor6i.inv XeyovüLiMiGGciTTLOL Hesych.) lässt sich
finden, wenn man das zweite ß als aus g entstanden betrachtet
(sei es durch die Mittelstufe gv, oder durc^ Assimilation an das
anlautende /?)^^^^^/ff5'^entspricht genau gi*. j^J25«5'^m ^g^*«^^»'
Messer. — Die Vertretung von cp durch ß kann nicht aufikllen,^
denn cp fehlt dem messapischen Alphabet (Mom^sen UD. S. 48)
und dass messap. h griechischeraf (jP, ig. hh regelrecht entspre-
che, zeigt ganz deutliclij^gi;^V'^(= oltila Mommsen UD. S. 70),
das unzweifelhaft mit ahd^^^^. habitatio /erwant ist und zu
der Wurzel hhü gehört. ' /
6j Skr. gap.
Fick hat Vgl. Wbch.3 I. 518 zu der Wurzel
halten als einzigen arischen Vertreter derselben arm
fesslen gestellt. Da indessen nach Hübschmanns Untersuc
KZs. 23. 5 ff. das Armenische — wenn auch Hübschmann die-
sen Schluss dort nicht gezogen hat — zu den europäischen
Sprachen zu stellen ist, so fällt der einzige anerkannte arische
Vertreter jener Wurzel hinweg. Ich glaube indessen an sein
Stelle einen anderen setzen zu können. „Yaska pw^nt Nir.S
21 (vgl. Naigh. 3. 29) das Wort repa das männliche (rlied und!
bemerkt dazu : gepali gapate spr^atikarmano d. h. „Qepah kommt]
her von dem Verbum gap welches berühren bedeutet". Die Be-
merkung ist auffallend, denn ein gap berühren kommt nirgends
vor ; trotzdem ist sie nicht kurzer Hand zu verwerfen, denn ein
cap „berühren" verhält sich zu'dQm gewöhnlichen! g<
^«aj^ (5?a/7ai^^''^^h,'TE!?l^?»,Si;j^wui^^^ sekti nacE etwas
reicht, greifen zvl sekti schwören, lat. m!Si^^ehmen zu gr
166 Miscellanea.
oftw/LH schwören (Fick a. 0, IL 41) und aus cap „schwören"
ein cap „berühren" zu erschliessen, ist um so berechtigter, als
auch bei den Indern der Fluch mit feierlicher Berührung ver-
bunden gewesen zu sein scheint (vgl. abhishahga und J. Schmidt
Vocal. II. 499) i). Da sich das letztere nun an der angeführ-
ten Stelle findet, so verdient dieselbe alle Beachtung und es ist
nicht zu kühn, das Verbum ^ap schwören mit der Grundbedeu-
tung „nach etwas reichen" zu europ. kap zu stellen ^). In ih-
rem Anlaut stimmen die beiden Verba nicht überein , aber eu-
rop. k steht mehrfach arischem c gegenüber, vgl. europ. pcku,
arisch pacu u. a.
7) Germ, vrisan- Riese.
Dass ^nj,>^, aJ^df^aJ^tf, risi des as. wrisilik (wrisilik gi-
werk Hei. 1397) wegen nicht zu got. *rßi^^ sich erheben ge-
stellt werden dürfe, hat bereits J. Grimm Mythol. 492 bemerkt.
Zur Erklärung bieten sich dagegen ungezwungen skr. värsht-
yarhs, värshishtha Compar. und Superl. eines varsha- der Stamm
des Positivs Hesse sich auch anders ansetzen r^^^^och, gross
lang", varshman Höhe| \sJL_yerrüca^'i\\i. vpt'g^^^ Obere, ksl.
^•^«Ä^^^lfeH^^bti^CFicks li. 669; J.^hfiiidt Vocal. II. 19).
Nach diesen Zusammenstellungen könnte man vrisan-,
vrisja- erklären als „der hohe, grosse, lange". Diese Erklä-
rung würde jedoch etwas matt sein. Eine andere bietet sich,
wenn man daran denkt, dass germanischer Glaube sich die Rie-
sen als Bewohner der Berge und Felsen dachte (vgl. die Be-^
nennungen berghüi, hraunbüi bei Jac. Grimm a. a. 0. S. 499).
Vrisan- (vrisja-) könnte dem entsprechend ursprünglich den
„die Höhen,' "Berge bewohnenden" bedeutet haben und Kürzung
eines Compositums vrisu-büan- sein. Ueber derartige Kürzun-
gen vgl. Gott. G. Anz. 1876 S. 1373 und u. iamie.
8) Nhd. tann, ianne.
Dem nhd. Wort tann entspricht mhd. tan Wald, Tannen-
wald, mndd. dan Tann, Wald. Dass die Bedeutung „Tannen-
^) Eine andere Wurzel cap steckt in fd'pa „was lliessendes Wasser
mit sich führt", ^äpehi „angeschwemmtes Schilf u. dergl." ; sie erinnern
an lit. szapas Halm, Ilachel j)!. szäpai „der Rückstand, den eine üeher-
schwemmuiig auf den Feldern zurücklägst".
'^) Grassmann Wbch. 0. 1378 zieht an. hefnu rächen, strafen zu
cap; indessen die Bedeutungen beider Verba stimmen doch zu wenig
überein.
Miscellanea.
167
wald", welche an unserem iatin klebt, und die das mhd. ian
zeigt, unursprünglich ist, ist leicht zu beweisen. Tatm hängt
unzweifelhaft mit tarnte, ahd. ianna zusammen. Dieser Baum-
name hatte ursprünglich nicht die specielle Bedeutung „abies",
sondern eine allgemeinere, wie daraus erhellt, dass ahd. ianna
nicht allein durch „abies", sondern auch durch „quercus" glos-
sirt ist (Graff V. 428j. Diese allgemeinere Bedeutung kann nur
,, Waldbaum" gewesen sein, und folglich muss, den Zusammen-
hang von tanne und iann vorausgesetzt, dieses ursprünglich
„Wald" bedeutet haben Erst nachdem ianna ausschliesslich
die Bedeutung „abies" angenommen hatte, erhielt ian die Be-
deutung „Tannenwald".
Was das formelle Verhältniss von ianne zu iann betrifft,
so betrachte ich ahd. ianna als Kürzung eines vorauszusetzen- / /\yu«AAA
den Conipositums ianna-boum „W'aldbaunr', das im mhd, {ian-
houm Lexer II. 401) neu gebildet ist und wieder neben der spe-
ciellen Bedeutung („abies"; die allgemeinere und ursprünglichere
f„Waldbaum") zeigt.
Aus der Vergleichung von mhd. ian (tannes) und mndd.
dan (dannes) ergibt sich eine Grundform danna- die sich völ-
lig mit gr. \diü}.ivo-g dightes,, Buschwerk , Gesträuch , Gebüsch
deckt. — Neben jenem danna- könnte auch äamma- vörkom- '
men; ob sich dieser Stamm in dem von Schiller und Lübben
Mndd. Wbch. s. v. dan angeführten Dative dämme (in eneme
dämme) erhalten hat, wage ich nicht zu entscheiden.
Ueber die griechischen Verwanten von &tt(.ivog hat in sei-
ner umfassenden Weise Ahrens Ueber die Göttin Themis II.
(Programm des Lyceums zu Hannover, Ostern 1864) S. 26 ff.
gesprochen. Von germanischen hebe ich noch die von Fick
Vgl. Wbch. 3 III. 148 unter dimma zusammengestellten Wörter
hervor. \^)'lj"^
9)lNdd. man. , *
Die in der niederdeutschen Sprache viöt^gbrauchte Partikel
man — hier in Göttingen hört man dafür hMß.g' Mant— „nur"
findet sich in derselben Form und Bedeutung schon in den äl-
teren ndd. Dialecten, so in mnddT""'^?««^. mS^s^md im afries. men
und mo^ma. Die Lexika geben ausser der Fedeutung „nur"
auch andere^ etwas abweichende Bedeutungen an; dass aber
„nur, allein" die eigentliche Bedeutung der angeführten Parti-
keln sei, wird jeder bei sorgiältiger Prüfung der in ihnen an-
168 Miscellanea.
geführten Belege leicht erkennen. — Ich hebe besonders den
mndd. Gebrauch von men, man zur Verstärkung des Imperativs
hervor, der des weiter folgenden wegen beachtenswert ist; er
findet sich ebenso im modernen nd^. — Was die neben men,
monna stehende(a^ PartikeAi^^/jT ,,nur, ausgeffsojiderti, a^bpj^
betrifft, so nehme ich an, daassieT durch 'Vermen^ung von men
mit were, wera, wara „sondern, aber, ausser", das von v. Richt-
hofen s. v. richtig erklärt ist, entstanden sei. — Das ndd, man
erscheint endlich auch im altnord. in der Partikel nema (= «e-
man), wie K. Hildebrand in seiner scharfsinnigen und umfassen-
den Besprechung dieses Wortes (Ueber die Conditionalsätze und
ihre Conjunctionen in der älteren Edda, Leipzig 1871, S. löff.)
überzeugend nachgewiesen hat.
Was die Etymologie von man betrifft, so hat Hildebrand
a. a. 0, es dem hd. wan gleichgestellt i) , worin ich ihm indes-
sen nicht beitrete. Denn einerseits ist der Uebergang von w in
m in den german. Sprachen verhältnismässig so dürftig bezeugt ^j,
dass man gut tut, mit ihm nicht zu operiren, andrerseits ist er
innerhalb der german. Grundsprache, der man unz^ifelhaft an-
gehörte, vöHig beispiellos. Id^telle man (St|«^m mana-y^M
gr. (.lovo-g, ep. fiovvo-g (SJafmm /iiovfo-)'^ymii dem Gdn'auch
des adv. /iiövov stimmt n^n besonders Jli so fern üloerein, als
auch jenes verstärkend zum Imperativ tritt.
Indessen nicht nur im griechischen, sondern auch im litaui-
schen findet sich ein Reflex des ndd. man. Ich meine die
— mit yVusnahme einer Stelle, an der d«n;^ptativ steht — nur
beim Imperativ vorkommende Partikel m5^k^ (minaü), über
welche Schleicher Glos. z. Donal. p. 233 gSprochen hat 3).
Er übersetzt das Wort mit „durchaus, ja", ebenso jetzt Nessel-
mann (Glos. z. Donal), welcher »i/?2^^frühäK,(Wbch.) ganz un-
^) Vgl. Höfer Germania 15. 81.
2) Die wenigen mndd. Fälle der Art hat Lübben Mndd. Wbch. III.
S. 1 zusammengestellt. Das einzige Beispiel, welches er dort für den Wech-
sel von tn mit b anführt, ist nicht zutreflbnd,' denn bat und met sind
etymologisch verschieden. Bet gehört mit ahd. bit (Müllenhoff u. Sche-
rer Denkm.2 n. LXVI z. 23 u. 24), mhd. bit-, bat- (in bitalle, betalle) zu
äol. Titöä (Wackernagel Ad. Handwbch. 85a, Führer de dialecto boeot.
S. 40); met mit ahd. mit zu gr. fiträ.
") Ich kenne das Wort nur aus Donalitius und der von Schleicher
a. a. O. citierten Stelle seines Lesebuches p. 140.
Miscellanea. 169
richtig die Bedeutungen „durchaus nicht, ja nicht, beileibe" bei-
legte, "^"^ch Kurschat endlich (Deutsch-Lit. Wbch. s. v. ja)
dient min^M^ zur Verstärkung der Warnung oder Ermahnung.
Er führt an : 'mvfmik^ saugökis und minäu ri'uzmlrszk. Wie man
hier auch die bedeütung „nur*' annehmen kann, so an allen
anderen zu belegenden Stellen. Begrifflich steht also der Zu-
sammenstellung von minäu mit fiövov und man nichts im Wege;
eben so wenig formell. Welcher Casus in minäu vorliegt, lässt
sich nicht erkennen; es erinnert an taczaü, Jaü, hau.
Wenn Schleicher in minau einen verkürzten Imperativ, etwa
von minavöti gedenken annehmen wollte, so ist dagegen einzu-
wenden, dass eine Verkürzung von minav6k(i) zu minäu doch
zu stark ist, um ohne Aveiteres behauptet werden zu dürfen, und
dass die Bedeutung „vergiss nicht, denke daran" zu wenig in
minäu hervortritt, als dass man annehmen müste, es habe sie
jemals besessen.
Die weitere Verwantschaft der besprochenen Wörter vgl.
bei Curtius Grndz.3 n. 475.
' . 10) arvl^ü}.
i^Tt-gta^bedeutet ursprüä^ij^ „beengen, beängstigen", pas. 'A
„beengt, ängstHt^i sein , werden"*1i^dweiter „verwirrt, betäubt
sein , erschrecken^NLQheu werden", jt-p^.^ das schon Hesych
atvteo^ai zu (xrunde legte ^\ , liegt demselben begrifflich fern, O
ebenso skr. tu/ schlagen, stossen, sclniellen, zu dem Sonne KZs. .
12. 297 arvteod^ai ziehen wollte. l^ivOio ist in a und Tt-Cw zu"
zerlegen (vgl. o. S. 69 d-refißw 2)) ; tiIco ist aus Hfsyyuo ent-
standen (part. aor. pas. anx^sig 11- 6. 468) und auf das eng- vi.,
ste verwant mit germ. (p^rt»^'pt^^^diökt, cTil5k^|Fick3 III. 133),
ksl. iq(/a afflictio, anxietas, angor (l^lck^ Iti. 576), lit. pmrl^$^
(oder -tegui? e oder ^' aus ^) hinter einärÄder (vgl. an. /^Ä^r
in der Bedeutung „eng, ne'b©a.,.eina!tti€J^'J, pra-tega {oder -i egal)
Knieriemen der Schuster (ksl. J_^^o Riemen), niieTS.ittrrj^doii
contorquere, contrahere, constringere , /?/;//? (^«ji^ fortius'^aslrinT"'
^) Leo Meyer macht miÄr freundlichst darauf aufmerksam, dass
schon Benfey Allgemeine Monatsschrift 1854 S. 38 u-ri^ß(o zu skr. [ava-)
damhh gestellt hat.
170 Miscellanea.
gere cingulum vel frenum (Hübschmaiin K. Beitr. 7. 462), —
Die Annahme einer yflvafig , gr. Tßeyy rechtfertigen Ficks Zu-
sammenstelhingen ; wer an ihr Anstoss nimmt, mag a-rrCw aus
Toyyuü erklären. Die Etymologie bleibt trotzdem dieselbe.
Adalbert Bezzetiberger.
11) Zur Erklärung der Tabula Bantina.
V. 20 ff. Avt soaepis censiomen nei cehnusi clolud malud
in. eizeic vincter , esuf comenei lamaiir pr. meddixud lovtad
praesentid , perum dolum mallom , in. amiricatud allo famelo
in. ei. sioom, paei eizeis fust, pae ancensto fast, tovtico estud ^).
Der Sinn der Worte esuf lamaiir wird durch „caput dimi-
nuatur" zweifellos richtig wiedergegeben, aber di^ Etymologie
von lamaiir scheint nicht erkannt zu sein. {Z)hi^^i?>v^t III. sg.
conj. praes, pass. eines Verbumv.;^gjw?^5^jbrechen, aufhören ma-
chen", oder III. sg. praes. ind. (in conjimctivischem Sinne ver-
wendet wie sakarater Weihinschrift von Agnone Z. 21) eines
^ y . Verbs lamaum von gleicher Bedeutung 2^. Mit la^nrnn odertste
V/^y" j^jftaum ver\^ant sind gr. vcohiue^sJ== (ini2-o%^Ps^ unaufhörlich '
y^'O^undjDreuss.yAwli^^^ V^ Wbch!^"Tir'^52).
'"'' allo ist nicht lät>, alia^f, sondern got. alla (oder *«/« ?),
vgl. altirT^I^J»»^ , cambr^- ijorn. arem,_. Ö^,^/2!^mnis (Vgl. Wbch.i
1. 499); oHd fa^ivtip ist'''^8o,^,^^das'''^!^»^e Veri!?is^^''. in. ist
jdie geläufige i\.bbreviätur für'-'VM'm , n. mü" eiiuo , vgl. (suvad)
'eiiiv. —leiliuvad. Dem alh^.J^ fuM^lo) parallel steht sivom ~
"umBr." '^evö)n^€~gr.l anfagmeii', g^^\ , "'*• — "
FüTTie Richtigkeit ^"seTDeuTüng spricht der Zusammen-^
hang : wer sich nicht hat censiren lassen\an esuf und eitua, f
soll so gestraft werden, dass sein esuf gebrochenun^^eine ei-
tua insgesammt dem Volke verfallen sei.
*) Selbstverständlich muss das V der Tabula Bantina als v gelesen
werden, wo es nach Ausweis der übrigen oskischen Denkniäler als v ge-
sprochen ist: Formen, wie attt, siiae, foutico entbehren jeder Gewähr.
^) Anders wird die Form lamutir aufgefasst von Bugge KZs. 22. 415,
^) Mommsen UD. 247 stellt nllo =rr illa; es ist indessen nicht recht
glaublich, dass dasselbe Wort im osk. *alliis , im l;it. olli/s , ille , im
umbr. iilo- gelautet habe.
Miscellanea. ^ 171
12) Osk. umbr. vorsus, lit. varsjms. \
Forsus „das nationale Ackermass dqr'^Osker und Umbrer,
von 100 Fuss ins Geviert, entsprecheiid dem griechischen Ple-
thron" (Moramsen UD, 260) ist aps" *vorsius entstanden und i
entspricht genau dem lit. varsias „ein Pfluggewende, eine Strecke \
auf dem Acker nach deren Bestreichung mit dem Pfluge man
umwendet, die Länge der l'^rchen und Rücke, auch als Wege-
mass gebraucht" (Nesseljjfänn Wbch. s. v.). Das diesen Wör-
tern zu Grunde liegende envo^.l^varsta ist von der Wurzel vart
wenden gebildet up^ bedeutet ursprünglich „Wenidung"7^ dann
„den zwischen awei Wendungen (mit dem Pfluge) liegenden
Raum". Varsiü ist in die Reihe der sprachlichen Belege für
den Ackerbad der ungeteilten Indogermanen Europas aufzu-
nehmen. /
13) Umbr. |5^/?a.^ 7
Das Verbum bifia, für welches schon Aufrecht und Kirch-
hofi" USD. p. 37 die Bedeutung „sehen, schauen" erschlossen
haben, und das von Bücheier Populi Iguyini Lustratio (Bonn
1876) noch präciser und richtiger durch (,j,nuntiare" übersetzt
ist (z. B. 48 combißatu nuntiato, 52 conbijiansiust nuntiaverit)
beruht auf einem Thema bhudhja , gebildet aus y^bhudh , zu
der vielleicht auch die latein. Namen Fufius und Fußdius ge-
hören.
14) T6Q€/.lVßl/.
Zu der im ital. reich ent;Mteten y^m'^,^jiJro]i^jJrabs^a\-
ken, umbr. trebeit aedifica^äf, osk. iriibnm BauwerkW'^Kymr.
ireb Dorf, lit. iroba Geb|kride scheint das äichierisc^ teQe/.ivov,
TiQa(.ivov Halle, Gern^^ zu gehören, das demnajjii'für Heqsßvo-
stünde und Laut fäi^ Laut dem umbr. iremn^, das schon Auf-
recht aus treb;^ erklärte, entsprechen^^rde. Auf slav. Ge-
biete ist vep^^nt ksl. iremü, rus. tereßffu aus *lerebmü ; die Zu-
sammens^ung von iremü mit jr^ef.ivov rührt schon von Mi- :
klosick^ (Lex.) her, '^ »
-^ 15) TTccd^vrj — q)ttTvrj Krippe zu yfßad^.
cpatvrj — dial. 7tdö^vr] Krippe bedeutet eigentlich „Vertie-
fung", wie daraus erhellt, dass die Vertiefungen im Tafelwerk
ebenfalls mit diesem Wort bezeichnet werden. Damit ist denn
auch die Etymologie der Wörter gegeben : 7tad^ = rpar in Ttad^vr]
= cfdTV7] entspricht der Wurzel ßaS^ in ßa&vg, ßevd^og, ßod^gog,
172 Miscellanea.
vgl lat. fodio u. s. w. ^ Ttad^ =■ ßaO^ wie Ttvd^ in /tv^-/^^v = ßvd-
in ßvd-og. ^ ..«„ ■ — "--^ "" '
16) Lat. rSiits Sraidc, ksl. rozga Zweig zu lit. re^i^^n^^W^
^Wie Bezz^berger^ 0. S. 68 dargethan, gehört skrTrt^t zu
lit. r^^*// ßeeljten, bestricken, binden, schnüren. Es wäremif-
fallend, wenn em so wichtiges altes Verb sich nicht auch sonst,
wenn auch nur in Ableituji^n erhalten hätte. Zweifellos ge-
hört hierher lat.^'^Ti^H^* Striclv^*il|das demnach für resc-ti-s
steht, wie pasior Tv^-p^c-tor. Den Eauten nach gehört hier-
her auch ksl. rozga palmes, doch vermag ich nicht anzugeben,
ob mit rozga ursprünglich eine Ruthe, Rebe zum Binden von
Reiserstricken bezeichnet wurde.
17) Armen, neghem, glukh, Ihuz, isarr.
Angeregt durch die schönen Arbeiten Hübschmanns, der
meines Erachtens zweifellos die armenische Sprache als den
äussersten Vorposten der europäischen Gruppe dargethan hat»
gebe ich im Folgenden einige armenische Etymologien, welclie
ebenfalls auf europäischen Character deuten.
neghem premo, affligo, neghuthiun afflictio, angustia (nach
Hübschmanns Transscription nelem) weist auf eine Grundform
'*nerem , denn armenisches gh ist regelrechter Vertreter eines
ursprünglichen r, vgl. astgh = dotiqQ. Dieses ^nerem findet sich
genau wieder im lit, neriti, ner-ii einziehen, einschlengen, einfä-
deln, wozu z. B. germanisch nar-va- eng = englisch narrovo.
Im Griechischen zeigt diese Wurzel sich als laq neben vaq,
vgl. vaQMOV dozöv Hesych. neben Xagycog, XaQxiov und vcxQva^-
iCLßiOTog Hesych. neben laQva^ i). — Nebenbei bemerkt, das
gleichlautende Wurzelwort zum ursprachlichen ?iar der Mann,
Mensch lässt sich sehr wohl durch folgende Zusammenstellung
gewinnen : s]sir.'fiar-manSch^z, Spass, su-nara^ü-nr-ta erfi'eulich,»
_zend, Jßt^raJJk[Qe^ßur'^az\i stellen sich im litjisjpä^^iMf
Begierde -«fia das abgeleitete nari zürnen , in nirsnzürnen,
närsa-s Zorn. Die Grundbedeutung aller dieser Wörter ist eine
und dieselbe, sie lässt sich etwa durch O^vf-ielad^ai, imd^v/ueiv
ausdrücken. Besonders schön stimmt lit, nöra-s zum zend.
hunara Tugend ^), demnach wörthch „der gute WilTe". ~~^ "
') Vgl. XCxvov neben vCxXov, lit. nPknti, Biigge Curt. Stud. 4. 335.
') [Auch zu ved. ndrä^dmsa, zend. nav't/öcaiilia ,,dor den (göttlichen)
Willen verkündende"? B.]
Miscellanea. 173
Armenisches gluhh Kopf kann sehr wohl für galu-ka stehen.
Fassen wir dann weiter galu als galva, so haben wir die letto-
slavische Bezeichnung des Kopfes: lit. gahä — ksl. glava.
thuz die Feige scheint mir identisch mit tv-/.o-v , altgrie-
chisch und dialectiscli für atyiov Feige, doch vermag ich die
armenischen Lautumgestaltungen nicht genau zu begründen.
Das armenische_/ÄS<|j'^^jpi!ii^rkenne ich wieder im preussischeiL—
garrian Baum. Dazti g^iör^n weiter lit. glre Wald und die
griechisch-dialectischen Wörter ßaqve(f dtvdqa und ßdagor ÖQveg,
öevÖQu beide bei Hesych ;7arwa Baum findet sich in Sanskrit-
lexicis, ob es vorkommt weiss ich nicht.
18) Kiaaa Heher, Gelüst zu lit. geidzü.
xlaaa heisst Heher und Gelüst, besonders Gölüst der
Schwangeren. Es ist kein Grund, in -ulaoa zwpt' verschiedene
Wörter zu sehen; der Heher ist als der lüsfce'rne, begehrliche
Vogel gut bezeichnet. Die ältere Form iöC yielaaa, das erhellt
aus der hesychischen Glosse :\X£iöjff^-'''x/ö'(ra. ^d^covsg. et isty^
vor Doppelconsonanz zu / contr^^Mrt wie z. K. in rQiay(.aide,K&
für TQeia-TiaL-ÖEKa. Die Grujmform xelaaa lässt sich nuijk^ver-
schiedentlich auflösen, i]»efner Ansicht ist sie nach Atialogie
von yuaaög Epheu zuL^-behandeln. Wie Windisch (Cirrtius Stud.
Vn. 184) gezeigt^-fiat , steht maoog für y-id^-jo^ — xt^-jo-g
und gehört ziv^iner Wurzelforra x«^ = X^^.-^ssen, vgl. lat. ^ \
hed-era Egheu. Zu dieser selben Wurzelfprrh Ksd- gehören bei- (>£^*vV^
läufig befnerkt die drei Bechernamen /^avßiov {= y,idjvq)iov), / , /
xi]d^i g und mod^tüv , alle drei demna^eh als „fassende", als „Ge- *""^ ^^
fasse" benannt. Lösen wir also,-*äch der Analogie von xiaoog
unser y,sTaaa auf, so erhalten x<ir als Urform yisid^-ja = %ELd^-ja
und dieses yiSL&ja stimmt vollständig mit dem Mt.Qßit^ff^
(^e^*»lr)"1)egehren , verlangen , wünschen , sich gelüsten lassen.
Wir dürfen demnach ein europäisches gheidhja- begehren auf-
stellen, eine Weiterbildung von ghaja begehr^ mit dhä thun,
vgl. lat. m-hiäre. .^Dazu gehören auch goth. ^o^ZSiißMangel,
.imd.. ahd.j^^^hd'.^'t?^«^ ..,^...^.-^-.«^..=
Bedenken Könnte erregön, dass diese Erweiterung sich bei
den Südeuropäern sonst nicht nachweisen lässt; allein die ganz
parallele Erweiterung des ursprünglichen ffha begehren durch
^dha lie^t im Griechischen deutlich genug vor in ^arf'w, yaTi^ia,
XrJTog die nach griechischen Lautgesetzen der Reihe nach für
174 Miscellanea.
Xa-d-id}, %a-d^ito) (vgl. eQE&lCco zu sged^co), %i}-(^o-g stehen. Mit
%rj-d^o stimmt ganz genau , wie mir Bezzenberger mittheilt , lit.
güda-s {goda-s, sly^gädor^m gaduii, gadoii Iliob 27. 8 ivif der
Bretkenschen JBiDelüb,^etzung) , Habsupfef , ß^ewwv^f Greizj^
demnach dürfen wir auch die Basis, ^a-ö?iw3f, ghär^ia begelji^
als bereits europäisches Gebilde aufstellen. Auch das gefinani-
sche gada- gut ist wohl als das begehrte, begehrenswerthe zu
denken; a/a-^o-g ziehe ich jedoch lieber zu aya-f-iai Dagegen
lakonisch '^aaio^, ^ccKLog gut, edel steht für xaS^iog und stimmt
,in der Bedeutung zum germanischen gada- gut. A. Fick.
A
f9) Nhd. garstig. /
Nhd. garstig hpslich, widerlich i), mhd. garst/%i. m. ran- ,
ziger, stinkender (Jeschmack oder Geruch 2), \<?«rÄ/ ranzig, ver-
dorben schmeckeiiid oder riechend, garstic , gestio ranciduly«,
rancidus, garsUkeit, gerstikeit rancor (Lexer^Khd. Wbch. s.Xv.),
ahd. gersti i^a'ncor, mndd. garst, g ar stich ,ßarster ich , g^terich
ranzig, stinlcend, bitter von Geschmack (^'ch bildlich gßbraucht
gasterige/hochfart u. a. vgl. Schiller /l. Lübben M^Üd. Wbch.
s. v.),/nndd. garsterich, galsterich ^y, an. gersta j^m.&[i belästi-
gen, jjlagen, ^er5/r sauer, mürrisch*) beruhen /sämmtlich auf
^) Vgl. darüber L. Meyer KZs. 20. 305, wo der von andrer Seite
(s. das Grimmsche Wbch. s. v.) angenommene Zusammenhang des Wor-
tes mit „gähren" mit Recht als unmöglich bezeichnet ist.
ä) Eigentlich „Ekel, ekelhafte Beschafienheit", vgl. lat. taediiim in
der Bedeutung „ekelhafter, ranziger Geschmack, Geruch".
') Ueber die hier stattgefundene Entstehung des / aus r durch Dis-
similation vgl. meine Arbeit „Ueber gegenseitige Assimilation und Dis-
similation der beiden Zitteriaute in den ältesten Phasen dfes Indogerm."
Ich benutze diese Gelegenheit um einige Verselicn in ihr zu berichtigen.
Zunächst bitte ich den Artikel aftarhringu S. 40 zu streichen, da diese
Form von Graff IV. 1167 hypothetisch angesetzt ist, um das Bib. 8 er-
scheinende aftarringa zu erklären. Dieses ist einfach eine durch Anleh-
nung an rmg gebildete Nebenform von aftarlinga, ebenso wie das S. 42,
namhaft gemachte silbarringa für -linga. — Sodann muss zu S. 43 nach-
getragen werden , dass mhd. morier auch schon im mhd. mortel neben
sich hat, und endlich ist die S. 42 vorgeschlagene Erklärung von reldcu-
lichonti durch rehtatrichonti unzulässig; in jenem ist vielmehr eher reht-
Cdlirhnnti (cf. got. galcikon) zu erkennen.
"*) Engl, ghastly, agha.st, welche Cleasby-Vigfusson s. v. gerstu hier-
her stellen, gehören wol eher zu mndd. gre-ne Schauder, Grausen u. s. w.
das auch lautlich an lat. horrere erinnert.
Miscellanea. 175
garst- unangeneliny^uwider (resp. einem Verbum oder Substan-
tivum von entsprechender Form und Bedeutung), welches sich
auf das engste^anscldiesst an ht. grasüs widerhch, ekelhaft,
grasiimas , ßft-am Ueberdruss , grhti überdrüssig werden , Ekel
empfinden/" Aus der Zusammengehörigkeit dieser Wörter ergibt
sich einpi^'nordeurop. yfghars oder ghras Widerwillen empfinden /
oder erregen. jZu ihr stelle ich auch lat. ?^5ij^_§*«i|j£^tolze 1
Veraclitung (eigentl. „das vornehme Ekeltun"7v§V/^]^S^m in \
gleicher Bedeutung). Die ursprüngliche Bedeutung von fasius \
hat sich in fastidio, fastidium erhalten; ich betrachte das er- \
stere als Compositum von fasiu- und -dio (vgl. au-dio), aus ]
fasiu-dio entstand fastidio , aus dem das Nomen fastidiu-m !
entnommen wurde. Dieses dehnte nach Analogie von fasii- 1
giu-m, vestigiu-m sein erstes ^,• der gedehnte Vocal drang dann 1
aus dem Nomen auch in das Verbum. •
Andere Etymologien des lat. fastus haben aufgestellt Cors-
sen KZs. 11. 423 und Ausspr. I. 141 (zu>kfC3lö*-'g5g&»^
Froehde KZs. 18. 315 {fastus verwant mit fastigium) , Breal
KZs. 20. 79 (zu skr. dharsh gr. -d^Qaavg). Ich muss es meinen
Lesern überlassen zwischen diesen Etymologien, unter denen
die Froehdes die beachtenswerteste sein dürfte, und der o. auf-
gestellten eine Entscheidung zu treffen.
Strassburg, 8. Nov. 76. Fr. Bechtel.
Zu dem Nekrolog i'iber Hi. Haug.
Nachdem ich bisher es vermieden habe, mich über irrige
Angaben zu äussern, die sich in mehreren theils zu Haugs Leb-
zeiten, theils nach seinem Tod erschienenen Lobreden finden
und mein Verhältniss zu ihm entstellen, glaube ich aus Anlass
des Nekrologs in diesen Beiträgen S. 70 ff", einige Worte sagen
zu sollen.
Haug liebte es sich als Autodidakten darzustellen. Das
war er höchstens bis er in das (jrymnasium zu Stuttgart ein-
trat. Auf der Universität hat er bei mir sieben Semester ge-
hört und jeden Vorschub erfahren, den ich damals einem Schü-
ler gewähren konnte. Er hat aber in seiner gedruckten Auto-
biographie nicht für gut gefunden meinen Namen zu nennen
(vgl. Justi Abfertigung des M. Haug. Leipzig 1868 S. 14). Ich
habe während seiner Studienzeit bei Collegen um Stipendien
176 E,. Roth Zu d. Nekrolog über M. Haug.
für ihn gebeten und zuletzt durch Fürsprache beim Minister zu
der Gewährung einer Reiseunterstützung mitgewirkt.
Wenn ich ihm abrieth sich ohne weiteres in die akademi-
sche Laufbahn zu werfen, vielmehr ihm zusprach, dass er —
wie es früher sein eigener Plan war — die Prüfung für Lehr-
stellen erstehe, so wird jeder diesen Rath gewissenhaft finden,
der weiss, dass Hang ganz mittellos war. Dadurch war aber
sein krankhaftes Gefühl verletzt. Als er von Göttingen zurück-
kehrte, suchte er mich nicht auf. Ewald schrieb mir damals,
dass ihm Haugs Arbeit über eine (ratha, welche in der Zeit-
schrift d. d. m. G. erschienen war, verunglückt vorkomme, und
wünschte, dass ich Haug auf den richtigen Weg weise. Ich
versprach es zu thun, sobald Haug sich mir vorstelle. Das
wurde dadurch bewirkt, dass Ewald ihn einen Brief an mich
bestellen hiess, und ich sagte ihm meine Ansicht über seine
Exegese, die heute niemand vertheidigen wird. Haug aber
konnte das nicht ertragen, wandte sich gänzlich von mir ab
und scheint nun bei sich die Ansicht ausgebildet und später
an seine Freunde weiter verbreitet zu haben — der Mythus
kommt erst nach einer Reihe von Jahren vor — dass ich seine
Habilitation in Tübingen verhindert habe.
Ich lese diese Behauptung in dem Nekrolog zum dritten
Male. Nichts desto weniger kann ich mich nicht erinnern, dass
er mir auch nur die Absicht einer Habilitation mitgetheilt hätte,
noch viel weniger hat er wirklich einen vorbereitenden Schritt
gethan. Und wie mit dieser Angabe, so steht es noch mit
manchen anderen in jenen Darstellungen.
Mein Urteil über Haugs Leistungen, das allerdings von
demjenigen seiner Verehrer weit abweicht, habe ich hier nicht
auszusprechen. Ich habe zu seinen Lebzeiten jede Polemik mit
ihm vermieden und ihn selbst aus Anlass eines seiner Ausfälle
wissen lassen, dass ich, wenn auch er es vergessen hätte, mich
immer erinnern werde, wie lange er mein Schüler gewesen sei,
und in keinen Streit mit ihm eintrete. Das habe ich gehalten,
so zahlreich die Gelegenheiten waren, sein selbstgefälliges Auf-
treten zu strafen. Ich hätte es darum billig gefunden, dass die
laudatores die Schonung anerkennen und nicht den Hingeschie-
denen auf Kosten lebender verherrlichen.
R. Roth.
177
Die Entstehung des st und ss im Lateinischen.
Es ist bekannt, dass mit Ausnahme des Sanskrit die indo-
germanischen Sprachen in der Wortbildung das Zusammen-
stossen zweier dentaler Verschlusslaute vermeiden und daher
Dentale im Auslaut von Wortstämmen vor den mit einem Den-
tal anlautenden Suffixen in den Spiranten des gleichen Organs
übergehen lassen. Vgl. u. a. Bopp Vergleichende Grammatik
§ 101 f., Pott Etymologische Forschungen II ^ 60 f., Schleicher
Compendium §§ 139. 148. 157. 173. 182. 191. 202, Curtius
Erläuterungen zur Schulgrammatik p. 35, wo der Grund dieses
Lautwandels sowie der physiologische Vorgang, durch welchen
der Sibilant erzeugt wird, treffend dargelegt ist. Der häufigste
und für das Lateinische allein in Betracht kommende Fall ist
der, dass ein ^-Laut mit folgendem i zu si wird. Es ist die
gewöhnliche Annahme, dass dieser Lautwandel, der in den
übrigen bezeichneten Sprachen ein durchaus geläufiger utid re-
gulärer ist, sich auch im Lateinischen „in nicht geringerem
Umfange" finde, nur „in versteckterer Weise", insofern ein
grosser Teil auf solchem Wege entstandener st in Folge einer
weitergehenden Lautzerstörung zu ss und dann nach langen
Vocalen und Diphthongen zu s geworden, dass also Formen
wie zum Beispiel quassus casus fessus usus durch die Mittel-
stufen "^quasius * castus *festus ^ustus aus *quai-tus *cad-tus
*fet-his *ut-ius entstanden seien. Ich bin an dieser Auffas-
sung, die ich früher geteilt habe, seit längerer Zeit irre ge-
worden und zu der Ueberzeugung gelangt, dass die ältere Er-
klärung der angeführten Formen, nach welcher dieselben viel-
mehr die Mittelstufen ^quat-sus *cad-sus *fet-sus "^ui-sus vor-
aussetzen, die richtige ist. Mein Hauptbeweis für diese An-
sicht stützt sich auf die Beobachtung der Entstehung des st in
den historischen Formen. Ich untersuche daher im Folgenden
zuerst den etymologischen Ursprung der tatsächlich vorliegen-
den s/, stelle dann zweitens fest, in welchem Umfange ss (s)
aus st hervorgegangen ist, und versuche endlich auf Grund der
gewonnenen Resultate' die angeregte Frage zu entscheiden.
Beiträge z. Kunde d. ig. Sprachen. I. 13
178 F. Fröhde
I.
Die Entstehung des st.
Das lateinische st im Inlaut der Wörter entsteht 1) in
Uebereinstimmung mit dem Altbaktrischen , Griechischen, Sla-
vischen, Litauischen, Germanischen, Keltischen aus d-t-\-t,
2) wie in allen Sprachen aus s-\-t.
1) st = d-t ■\-t.
Aus einem ^Laute ist das s der Lautgruppe st hervorgegangen
in folgenden Fällen:
1) in Bildungen mit den Suffixen tro ira tri und den zum
Suffixe tor gehörigen Suffixverbindungen iri-c und tri-na, d. h.
mit den Suffixen, die mit ir anlauten. Diese Entstehung des
st ist anzunehmen für folgende Wortformen:
castrum
aus cad-trum von W. caJ =skt. chad „decken, umhüllen, ver-
bergen" (Corssen Beiträge p. 372); formell entspricht skt. chat-
tra- n., dessen Bedeutung „Sonnenschirm" aus der allgemeine-
ren „Schutz, Schirm" individualisirt ist. Das Suffix tro er-
scheint zu tri geschwächt in procestria ; Paul. Epit. p. 225 M. :
procestria dicuntur, quo proceditur in muro. Aelius procestria
aedificia dixit esse extra portam. Artorius procestria, quae
sunt ante castra. Vgl, Corssen a. 0., der nur darin irrt, dass
er in der Erklärung der Worte des Aelius Stilo procestria at-
tributiv mit aedificia verbindet, während dieses vielmehr zum
Prädicat gehört ; vgl. Gloss. Labb. : procastria oiy(.r]fxai;a tzqo
naqsfxßoXrjg.
calamistrum calamister
vom gleichbedeutenden gr. xaXa^lg st. zaXa^ud-, indem an
den griechischen Stamm das lateinische Suffix trat wie in an-
deren Fällen bei Corssen Beitr. 370. In diesem Worte ist also
das instrumentale Suffix tro an einen Nomiualstamm getreten.
claustrum
aus claud-trum von claudo.
frustra frustrari
neben fraus St. fraudi- W. frud. Dass das d in diesen Wör-
tern zur Wurzel gehört, beweist das altlateinische Particip
frausus in den Verbindungen frausus stet (Plautus Asin. 2, 2,
Die Entstehung von si und ss im Lat. 179
20) \md l/raustis erit (Paul. Epit. p. 91), welches ein Präsens
*fraudor voraussetzt. Wenn also fraus zu gr. ^gavio gehört,
wie man gewöhnlich annimmt, so muss man mit Curtius (KZ.
II 400) das d als Wurzeldeterminativ fassen wie in claudo tendo
fundo u. a. Für sicher kann ich jedqch diese Erklärung nicht
ansehen, weil sich in ags. ^?g»te% ^,brebli^", aItMs/a^a^»5ijo^r
„Verbrecher" eine mit der lateinischen frud\^\\\g übel^stim^'^^
mende germanische Wurzel hrut zeigt, mit der dieselbe schon
von Pott Etym. Forsch. ^ II 61 verbunden wird. Aehnlich ge-
hört das mit fraus gleichgebildete laus. St. laudi- zu W. rud^
Secundärbildung von ru (KZ. 22, 548): ein Suffix. ^^» gibt es
nicht. ^*"
plausirum y^
aus plaud-trum W. plud. Potts Herleitutfg des Wortes von ^
plaudo , so dass der Wagen seinen Nanfen vom „Knarren" er- /
halten habe (Etym. Forsch. IP 273) ,. Verwirft Ebel (KZ. 7, 228/
mit Recht, da weder plaudo eigentlich „knarren" bedeutet nodh
das Knarren ein wesentliches Merkmal des Wagens ist. ^jÖer-
selbe führt das Wort zurück^ auf W. plu in skt. plavate ^4chif-
fen", plava- m. „Schiff" ud^d deutet es als ein Werkz^g zum
Fahren. Gleicher Ansipht ist Corssen (Beitr. 412), ^r das s,
welches Ebel als epenthetisch betrachtet, für d(^ Rest des
neutralen Suffixes 'b« erklärt, wie es auch in Itmrum ßusirum
und anderen Bildungen erscheine. Eine bessere' Erklärung der
Form wird gewonnen, wenn, wir auf die mit d weitergebil^ete
Wurzelfortd ö^^ in lit. plüdyii „ob^auf schwimmen", 2^^.flio- vÜt^
zan , siMii. Ayija v'ehoäfe zurückgehwi. ZÄ ihr gehört aliiyßaustr
n. „Schifir' (Sveinbibrn Egilsson^Lex^-' poet. s. v.), mit 4em sich
plq/üst/um formejif völlig deckx upd durch Ansetzuii^ des Mit-
tfelhegriffs vehicülum auch |}^riMich vereinigen läsgrt.
rasirum , /
aus rad-trum von rado. In rastellus wie in calamisier castel-
lum rostellum u. a. ist das e Svarabhakti, wie auch diese Un-
tersuchung herausstellen wird.
rostrum
aus rod-irum von rodo.
Vor dem aus iro (verschieden von dem instrumentalen tro;
vgl. Leo Meyer Vergl. Gr. 2, 546) abgeschwächten Suffixe tri
ist ein /-Laut zu s geworden in den Stämmen
equestri- pedestri-.
13*
180 F. Fröhde
aus equet-tri- pedei-iri- von eques pedes. Das e der Nomina-
tive equesier pedester ist ebenfalls Svarabhakti wie in ager ca-
per u. a. Aus *equesiros wurde * equesier os , dessen Endung
dann abfiel wie in socer u. a. Dasselbe gilt von
paluster
aus palud-ter von palus St. palud-.
Vor den Suffixverbindungen /r?-c und ^n-w« ist s aus ei-
nem Dental hervorgegangen in
estrix (Plautus) aus ed-trix.
defensirix (Cicero) aus defend-irix.
plaustrix (Non. p. 150) aus plaud-irix.
possestrix (Afran. bei Non. a. 0.) aus possed-trix.
assestrix (Afran. bei Non. p. 73) aus assed-trix.
persuastrix (Plautus) aus persuad-trix-
tonstrix (Plautus) aus iond-irix.
tonstrina aus iond-trina.
In diesen Wortformen kann die Entstehung des s aus ei-
nem ^Laute nicht zweifelhaft sein. Der Grund, weshalb die
Sprache hier von ihrer sonstigen Weise, d-t-^t zu behandeln,
abwich (vgl. clausus tonsor u. s. w.), liegt auf der Hand: die
Lautverbindung sr wurde im Lateinischen vermieden (Corssen
Vocalismus I ^ 182) ; wollte man also den Dental der Wur-
zel nicht völlig ausstossen, so blieb kein anderer Weg, als ihn
in den Sibilanten zu verwandeln. Es ist aber klar, dass man
sich auf diesen Fall der Entstehung des st nicht berufen darf,
um den Uebergang der Dentale in s auch vor ^-j- Vocal zu
beweisen.
Da so die Bildungen mit den mit tr anlautenden Suffixen
in der vorliegenden Frage eine besondere Stellung einnehmen,
so empfiehlt es sich, hier sogleich diejenigen Fälle zu behan-
deln, in denen das s vor diesen Suffixen ursprünglich ist, so-
wie auch diejenigen kurz zu verzeichnen, in denen der Ursprung
desselben noch der Aufklärung bedarf.
Das s ist ursprünglich in folgenden, Wörtern:
flauster '"v.^^^^ ^"-^^ \
von Ws^^in uro (Curtius^skundz. ^ n. 010) ;\d. lett. [öM«/nfc-
mas „Osfeü^ jßuslrinsch „Ostwhni^, ags. |e!^3'*^^^^^" (Fick
Wörterb. I o'Hii^
castrare
von einem nominalen Stamme Castro- = skt. gastra- n. m.
Die Entstehung von st und ss im Lat. 181
„schneidendes Werkzeug, Messer"; \^.\gasati „metzgen" (KZ.
23, 310).
hausirum
von haurio aus *hausio — ^lin. i^^j^a/ (!Fl!^c KZ. 22, 384). Auf-
fällig ist allerdings das von Anfen^an constant erscheinende
h des lateinischen Wortes, welches so singulär dasteht (Corssen
Sprachkunde 120).
lustrum „Sühnopfer".
Corssen (Beitr. 410) leitet das Wort von luo „spüle" in der
Weise ab, dass er zunächst von dieser Wurzel ein Neutrum
*lus aus ^iovos nach Analogie von Jus aus *jovos von W. j'u
construirt, an dessen Stamm dann das Suffix tro getreten sei.
Dieser Erklärung steht, voij Ariderem abgesehen, der Umstand
entgegen, dass das von lusiru^t^ wie auch Corssen annimmt,
augenscheinlich abgeleitete Y^hum^sirch^ mit seinen Compo-
sitis sowie die von diesen unmöglich xu tröcnenden Adjectiva
illustris und subluslris sich solcher Herleitung nicht fügen.
Lustrare bedeutet nicht allein „durch Sühnopfer reinigen", son-
dern auch „besichtigen , mustern", /collusirara ausser „durch-
mustern, betrachten" auch „beleuchten", und dieser Begriff tritt
in illustrare illustris sublustris so deutlich und ausschliesslich
hervor, dass eine Ableitung der ganzen Wortsippavon luo völlig j
unmöglich wird. Nun liegt in altn. Ij'ös n. „Licht" /^!^B^.,lßuchtejaiy
eine.'Wutzfcl lus „leuchten" vor, die Bugge (KZ. 20, 14) aus luc-s
iit 4ltbaktr7'raoMsÄ;^a, ahd. //(?^*«?2 „leuchtend" entstanden an-
nikij^t. Zu dieser Wurzel gehört nicht nur illustris (Lottner
KZ. 7,186, Curtius Grundz. No. 88), sondern auch lustrum.
Aus der Grundbedeutung des Leuchtens konnte sich die des
Reinigens leicht entwickeln (vgl. 2i\in. skirr „glänzend, hell,
rein, schuldlos", loX. candidus glänzend, weiss, lauter, rein"
und daraus die desSühnens. — No\x>lustrum „Sühnopfer" ist
^lus^ma^^ko^Q , P'fSstze, schmutziger Aufenthalii^ .,„
, trennen und, mit" Corssen (Beitr. 411) aus /j<i»-hefzüTeiten ; vgl.
\lutttm, gr.\XiJ^QOv lvpf4x{s. u.). ^"""^
/^ -mestris in se-mestris hi-mestris u. a.
aus *-mens-tris ^-mensi-tris von mensis (Corssen Beitr. 414).
' Nemestrinus
von einem verlorenen *nemestris , welches sich zu nemus (Cors
sen a. 0.) verhielt wie gr. ogiategog zu ogog.
182 r. Fröhde
*
pislrina pistrinum
von pinso W. pis.
supposirix von pono W. pos,
telluster von tellus.
transtrum
„Querbalken", welches doch wol durch Antritt des Suffixes
tro an die Präposition Irans entstanden ist.
ustrina ustrinum von uro W. us.
industria
aus ind-ustria, ahd, ustri industria ustinön fungi (Fick Wör-
terb. I 512). Als Wurzel mit Fick us „brennen" anzunehmen,
verhindert die altlateinische Form indostruus bei Pauli. Epit.
p. 106: industrium antiqui dicebant indostruum, quasi qui,
quidquid ageret, intro strueret et studeret; denn <; entsteht im
Lateinischen * nicht unmittelbar aus u. Vielleicht stammen die
"Wörter von äs „sitzen", wie sedulus assiduus von seder e.
Es folgen endlich diejenigen Bildungen mit der Suffixform
s-iro s-iri, in denen die Entstehung des s controvers und zweifel-
haft oder völlig dunkel ist. Hierher gehört zunächst eine grössere
Zahl von Stämmen auf es-iro- es-tri-, die den Eindruck gleichar-
tiger Bildung machen, und für die man daher auch nach einer
einheitlichen Erklärung suchen muss. Ich gehe aus von
Sequester sequestra
„vermittelnd", die ich mit Corssen (Beitr. 414, Nachtr. 138)
aus dem Participalstamme sequenti- durch Antritt des Suffixes
tro ira, welches hier wol das Comparativsuffix ist, wie in ma-
gister, minister, sinister, entstehen lasse. Zweifelhaft aber
scheint mir , ob dieses *sequenti-tro- durch die Mittelstufe *se-
quent-tro- zu ^sequenstro- und dann zu sequestro- wurde, oder
ob das t sich zunächst zu s assibilirte und das so entstandene
*sequensi-tro- sich weiter zu sequestro- gestaltete, wie ^semen-
sitris zu semestris. — Ist nun die vorstehende Erklärung von
Sequester richtig, so wird man auch der folgenden der Adjectiva
campestris terrestris
Fanestris segestre
lanestris (spät) sihestris
rurestris vallestris (spät)
welche eine Angehörigkeit meist an Oertlichkeiten bezeichnen,
eine gewisse Wahrscheinlichkeit einräumen müssen. Die ver-
schiedenen Ansichten über die Bildung dieser Wörter beurteilt
Die Entstehung von st und ss im Lat. 183
Corssen Beitr. 413 ff. Er selbst erklärt sie für Ableitungen
von Adjectiveri auf -ensis, die ebenfalls eine Ortsangehörigkeit
ausdrücken. Ich weiche von dieser Erklärung, nach der die
genannten Bildungen jüngeren Ursprungs sein würden, da ja
die Endung -ensis erst aus -eniius entstanden ist ( Corssen a. 0.
483), nur insofern ab, als ich an diese ältere Suffixform an-
knüpfe. Das Suffix ento- sehen wir im Lateinischen häufig an
nominale o-Stämme antreten ; vgl. Forentum Laurentum Grumen-
tum von den Stämmen foro- lauro- grumo- (Corssen a. 0. 470),
gracilenlus von gracilo-, violenius von violo- in violare, lucu-
lentus von luculo- in diluculum , luiulenius von luiulo- in luiu-
lari, fluenium von dem nur in Compositis erscheinenden y?Mo-,
cruentus von einem verlorenen cruo- = ahd. räo- u. a. Auf
solchen Stämmen basiren die auf endo- (wie Hortentius , umbr.
Huri eniius) , das durch die Mittelstufe ensio- {Horie?isius) in
der Regel zu ensi- (horiensis) wurde. So führen also die Stäm-
me campensi- valletisi- auf ^campenio- ^vallento-. Indem nun
an diese Stämme das Suffix tro trat, entstanden '^campenii-iro-
'^callenii'tro-, die sich in derselben Weise zu campesiri- val- ■
lestri- gestalteten , wie '^sequenii-tro- zu seqtiesiro-, — Segestre
. bedeutet „Däokft^voii15tfi»tt«4^der Fellen, Umhüllung, Emballage h
di^ Waaren, Kleid aus Fellen" und ist gleicher Wurzel mfü /
mgt^%. gr. ff o^Hk .o^fy^.jdie Fick (Wörterb» I 224) mit skt.
«a)|jC^)^S«anhäDgen", 5?:^^^^leid , Rüstung", lit. segiü verbin-
det. NeSen der Form sepesire findet sich auch segesiria und
segesira. Diesem nun gleicht
[mollestra \ sr.Y-^-\
welche^ nur durch -^ul. Epit*^ 135 überliefert iSi^^ moUestr^ f
dicG^nt pelles o^illas^*'*syjibus gäi|fta,s extergebant. l^a«. Wort ]
verhä^'^sich zu giv]^^«^ o g^^'^yiie^s^^ lanestris zu lana. — 1
Den Eindruck "gleiclier Bildung machxauch f
fenestra
Corssen (Beitr. 409) leitet dasselbe von einem verlorenen Neu-
trum "^fenus her »welches einem ebenfalls nicht vorkommenden
griechischen "^cpdvog entsprechen soll. Wenn, wie es wahr-
scheinlich ist, das Wort zu (paivo) gehört (vgl. cpMoriJQ •
d-vQig bei Hesych. und cpavojrtrjg), so wird man es nach der
^Analogie der eben besprochenen Formen am einfachsten auf
einen etwa dem griechischen q>av7J entsprechenden Nominal-
184 F. Fröhde
stamm zurückführen. — Noch grössere Schwierigkeiten bieten
der Erklärung die Substantiva
monstrum flusirum lustrum („Pfütze").
Corssens Erklärung des s in diesen Formen (Beitr. 409) ver-
wirft Osthoff (KZ. 23, 313) mit Recht; ich muss selbst die Mög-
lichkeit eines Neutrums "^monus von monere, wie es Corssen
construirt, bestreiten, da von abgeleiteten Verbis derartige Neu-
tra niemals vorkommen, wie ich ein ander Mal zu zeigen ge-
denke. Auch dem im Vorhergehenden selbst noch auf fenesira
angewandten Erklärungsprincipe wollen sich die vorstehenden
Formen nicht fügen. Osthoff (a. 0.) bringt eine neue Erklä-
rung des Suffixes -siro- in diesen Wörtern in Vorschlag. Er
vermutet, dass zufolge der falschen Analogie von rasirum ro-
slrum castrum clausirum hausirum sich im Sprachgefühl das
Bewusstsein einer selbständigen und mit t7'o- functionsgleichen
Suffixgestalt siro- ausgebildet habe. Da derartige Formüber-
tragungen sich im Lateinischen wie in anderen Sprachen viel-
fach finden, wie ja auch die oben erörterte Suffixverbindung
lento- ein selbständiges Suffix geworden ist, so würde mir diese
Erklärung probabel erscheinen, wenn sie Wörter jüngeren Ur-
sprungs beträfe und nicht so alte wie monstrum und lusirum
jedenfalls sind. Es kommt dazu, dass sich durch folgende Er-
wägung wenigstens noch immer eine Möglichkeit zeigt, das s
als etymologisch berechtigt zu erklären. Es scheint mir näm-
lich gar nicht notwendig, die genannten Substantiva von den
daneben stehenden Verbis unmittelbar abzuleiten; sie können
auch auf erweiterte Wurzelformen zurückzuführen sein, wie sie
von Wurzeln auf n und u sich zahlreich finden. Für mo«-|
istrum bietet sich eine solche in gr. /.isvd-^Qt] (bei Hesycn7|
durch cpQovTig erklärt), ksl. mqdrü cpQOvi/iiog, got. mundretK
axoTtog, mundon a-KOJtelv. Zu dieser Wurzelform würde mon-
strum ganz wol gehören können (vgl. d^av(A.a \on ^sdof-iai)
und auch mustricula (Corssen Sprachk. 189) würde sich leicht
fügen. Flustrum lässt sich an die griechische Secundärwurzel
cfXvd (Curtius Grundz. No. 412) anknüpfen; eine andere mit
Dental erweiterte Wurzelform liegt in mhd. blödem vor; Schmidt
(Vocalism. II 270) hält es auch für möglich, dass cplifw aus
*cpXi'atü entstand und sich mit mhd. brausen deckt. Von luo
ist allerdings eine derartige Secundärform nicht nachgewiesen. —
Verschieden von diesen Bildungen ist
Die Entstehung von si und ss im Lat. 185
capistrum
Gegen Corssens Ansicht (Beitr. 370), dass dieses Wort von.,j»«ff^^^
^/jtif^GQfäss*^ abgeleitet sei, spricht schon der von Osthoff (KZ.
23, 315) aus dem Unterschiede der Bedeutungen hergenommene
Grund; sie ist völlig unhaltbar deswegen, weil dieses capis St.
capid- f., wie der Accusativus Pluralis capidas (Lucilius bei
Priscian I p. 251 H.) beweist, .Lehnwort ist und dem griechi-
scheii oy,(xq>ig hi. axa.j^i-t?- f entspriclji- (KZ. 13, 452), wie
capisteriutn , welches Corssen (Naehtf.z95) ohne Not verändert,
dem von ax.aq)ig abgeleiteten öxacpiöTrjQiov ; über p = (p m
Lehnwörtern vgl. Corssen Voc. 1 13. Auch Osthoffs Ansicht (a. 0.),
dass capistrum durch den Antritt der auf falscher Analogie
beruhenden Suffixform -stro- an den Präsensstamm capi- ent-
standen sei , ist unmöglich , weil das i der Praesentia wie capio
niemals in die Wortbildung übergeht, vgl. captus captura cap-
ior captrix occupare capulus „Griff", capiio captiosus cap-io ca-
pesso capax ; über das Eindringen der präsensbildenden Ele-
mente in die lateinische Wortbildung gedenke ich bei anderer
Gelegenheit zu handeln. Ich selbst weiss eine probabele Er-
klärung der Form nicht zu geben und nehme, bis Besseres
gefunden ist, an, dass es in der Tat ein nach Analogie von
lapis cuspis cassis gebildetes ^cajns von capio in der Bedeu-
tung „Halfter" gegeben habe, von dem capistrum abgeleitet
ist wie calamistrum von xaXa(.iig. Das Suffix tro- ist aller-
dings ursprünglich primär (Osthoff a. 0. p. 314); einzelne Ab-
weichungen von der Regel werden sich jedoch nicht in Abrede
stellen lassen ; ähnlich ist das demselben Gesetze folgende Suf-
fix bro- hulo- , welches ich mit Leo Meyer und anderen für
identisch mit tro- halte, in sessibulum turibulum candelabrum
(Leo Meyer Vergl. Gramm. II 359) an Nominalstämme getreten.
Völlig unklar sind colustra glastrum ligusirum sowie die
Bildung der zahlreichen von Adjectiven und Substantiven ab-
geleiteten Nomina auf aster astra astrum wie claudaster ful-
vaster surdaster oleaster pinasier puUastra falcastrum u, a. ; zu
ihnen stimmt in der Bedeutung rapisirum bei Colum. 9, 45,
das vielleicht nur auf falscher Ueberlieferung beruht. Histrio
ist nachj^jv. 7, 2 etruskischen Ursprungs und kommt daher
niclht in Betracht, noch weniger Sie griechischen Lehnwörter
astrum ancistrum canistrum oestrus ostrum palaestra casteria
baptisterium aplustre u. a.
186 F. Fröhde
Es bleibt somit eine ansehnliche Zahl hierher gehöriger
Bildungen unerklärt; für die vorliegende Frage ist es glückli-
cher Weise gleichgültig, ob ihr s primär ist oder nicht, denn
dass s-tr- im Lateinischen aus d-t-\-ir entsteht, ist hinlänglich
erwiesen.
2) 5^ ist aus d-{-t entstanden in den zu edo gehörigen
Formen
est estis este estote estur.
Auch hier ist der Grund, weshalb die Sprache die beiden
zusammen stossenden ^-Laute nicht wie sonst in ss wandelte,
klar : die Personalendungen waren fest und characteristisch und
konnten daher nicht verändert werden. Nach diesen Formen
wurde dann auch das Particip comestus gebildet, welches sich
vereinzelt (bei Varro, Cato, Val. Maximus, Cael. Aurelianus,
während bei Cicero pro Cluentio c. 62 comesus überliefert und
zu lesen ist), für das gewöhnliche und in guter Sprache aus-
schliesslich gebrauchte comesus findet. Es gehörte dem Vul-
gärlatein an und wird von den Grammatikern verworfen; vgl.
Diomedes p. 362 K. : Participia esus, unde comesus et come-
dendus, non comestus et comesturus, ut vulgus existimat. Auch
heisst es stets esus amhesus adesus ohesus. Vgl. darüber Neue
Formenlehre der lat. Sprache II 443. Comesiura beruht auf
falscher Lesart bei Cato r. r. 157, 1. Wo sich comestor, wel-
ches zuweilen angeführt wird, finden soll, weiss ich nicht. Es
ist demnach auch dieser Fall der Entstehung des st besonderer
Art und darf nicht als Beweis angeführt werden, dass in clas-
sischen Wörtern d-\-t zwischen Vocalen zu st wird.
3) st ist t-^t entstanden in
Segestc
dem Namen e^er Saatgöttin bd Plinius 18, 3, 2: Hos ^im
deos tunc maxin^ noverant S^m^^Hß a serendo, Se^^aras^
segetibus appellab\iit, quarum s^üulachkin Circo videmus. Der
Name kommt sonstXnicht vor, do^i ist an der Richtigkeit der
Ueberlieferung nicht zu zweifeln. Wir haben also hier in der
Tat ein Beispiel für den Uebergang eines ^-Lautes vor t m s
zwischen Vocalen; dasselbe steht aber nebst dem rusticalen
comestus vereinzelt da. Denn alle die anderen Beispiele, die
man für den gleichen Uebergang noch angenommen hat, wie
aestas aestus castus crista cusios frustum fastus infestus fustis
subleslus masticare pestis u. a. , beruhen auf unrichtiger oder
Die Entstehung von st und ss im Lat. 187
unsicherer Etymologie und sind, etwa mit Ausnahme von ae-
stus , keineswegs allgemein anerkannt. Sie werden im Folgen-
den zur Sprache gebracht und entweder durch richtigere Er-
klärungen beseitigt oder wenigstens auch durch anderweitige
Gründe erschüttert werden. An dieser Stelle behandele ich nur
noch einige Fälle, in denen möglicher Weise der Uebergang
eines t vor i in s stattgefunden hat, aber nicht zwischen Vo-
calen. Es sind dies
1) die Ad jectiva a^res^w coelesiis domesti-cus, denen o-Stäm-
me zur Seite stehen. Die verschiedenen Erklärungsversuche
kritisirt Corssen (Beitr. 415). Sicher scheint mir, dass das es
in diesen Wörtern dasselbe ist wie in campestris und den übri-
gen gleichartigen Formen ; haben wir also diese richtig aus
"^campenti-iris u. s.w. erklärt, so müssen wir consequenter Weise
agrestis aus "^agrenii-iis hervorgehen lassen. Ob aber zwischen
beiden als Mittelstufe '^agrent-tis oder *agrensi-tis liegt, vermag
ich nicht zu entscheiden. — Gleicher Bildung ist modestus,
welches von modus- stammt; denn neben diesem ein Neutrum
*modus zu construiren, ist misslich wegen des o anstatt des in
einem derartigen 5-Stamme zu erwartenden e. — Auch molestus
möchte nicht anders zu erklären sein ; denn dasselbe von möles
abzuleiten, hindert schon der Unterschied der Quantität des
Wurzelvocals , ganz abgesehen davon, dass von Nominibus wie
moles Adjectiva auf -esttis sonst nicht vorkommen. Das Wort
liihrt auf einen Stamm molo- = gr. /noXo-, welches neben
fxwXoQ in alten Lexicis angeführt wird.
2) die Substantiva potesias und egestas.
Corssen erklärt Voc. II 214 mit Bücheier (Grundriss der
lat. Decl. 63) potesias als Ableitung von potius , wie majestas
von majus. Allein der Bedeutung nach passt das Wort weit
besser zu potens als zu potius „vorzüglicher, lieber, mehr" und
nach der angeführten Analogie wäre überdies *potiestas zu er-
warten gewesen. Ich halte daher die frühere Ansicht Corssens,
dass potestas aus ^potentitas entstanden ist, für richtig. Ebenso
sehe ich keinen Grund zur Erklärung von egestas mit.Bücheler
ein Nomen *egor zu construiren; vgl. Corssen a. 0. ' ■
3) die Ordinalzahlen auf esimus , älter ensumus.
Die Vergleichung von vicesimus mit skt. vimgaiitama- lehrt,
dass die Endung esimo- aus "^'entitomo- entstanden ist. Um von
188 F. Fröhde
diesem zu jenem zu gelangen, lassen sich folgende Entwicke-
lungsreihen denken:
enti-iumo- : ent-tumo- : ens-tumo- : ensumo-
— ensi-tumo- : ens-iumo- —
— ent-tumo- : ent-sumo- —
— en-tumo- —
Ein Kriterium für die Entscheidung sehe ich nicht. Die erste
Entwickelungsreihe Avird von Bugge (KZ. 8, 36), Schleicher
(Comp. § 241), Fick (Wörterb. I 218), Corssen (Voc. II 1018)
angenommen und hat altbaktr. tngägfema, gr. €ly,naT6g für
sich; die dritte hat Corssen (KZ. 3, 247) aufgestellt; die vierte
ist vom lateinischen Standpuncte aus die einfachste, da sowol
der Ausfall der Silbe ii durchaus regelrecht ist (s. u.) als auch
die Assibilation des t von tumo- nach dem Nasal. — Ebenso
wird es nicht nötig sein, für
4) utensile
aus *utent{-iile mit Bugge (a. 0.) erst eine Mittelstufe *uten-
stile anzusetzen ; nach lautgesetzlichem Ausfall der Silbe ii (vgl,
die zahlreichen Adverbia von Stämmen auf ento- anti- enti- wie
luculenier constanier prudenter u. • a.) wurde einfach utensile.
2) st = s-\-t.
Zwischen zwei Vocalen entsteht das st im Lateinischen re-
gelmässig durch den Antritt der mit t anlautenden Suffixe to
ta ti tu tor und der auf diesen beruhenden Suffixverbindungen
an nominale und verbale Wortstämme, die auf s auslauten.
A. Von nominalen «-Stämmen sind abgeleitet:
1) mit dem Suffix to fem. ta:
fasius angustus
Jusius arhustum
rusti-cus faustus aus ^favostus
funestus confoedustus (Festus p. 41)
honestus venusttis
Majesta ' vetustus
scelestus
tempestus
Nicht mehr vorhanden sind im Lateinischen die entsprechenden
Nomina von \
augusius von '*augus = skt.^^'as^Fick W.lL.X.S4}i^\
fidusius (Festus ,p. 89) von ^fidus, das sich zu fides ver-
hielt, mQ plebes sedesKciedes u. a. zvL.TtX^d-og edog ald-og;
Die Entstehung von si und ss im Lat. 189
vgl. Joh. Schmidt Voc. II 366 A. So verbinde ich jetzt auch
res unmittelbar mit gn XQ^^S, welches schon bei Homer „Ge-
schäft, Angelegenheit, Sache" bedeutet (KZ. 22, 252). Cors-
sens Ansicht, dass fidustus eine Superlativform sei (Voc. II 549),
ist gewiss unrichtig , da das Lateinische derartige Superlativ-
formen nicht kennt; die Erklärung des Verrius Flaccus nötigt
zu solcher Annahme nicht.
ungustus von *ungus = skt. arikas „Biegung, Krüm-
mung" (Fick Wb. I p, 7).
2) Von solchen Adjectiven sind weitergebildet mit dem Suf-
fix tau-:
honestas venustas
majestas vetusias
pesestas (Festus p. 210) •
tempesias
Nach der Berechnung Pauker's (KZ. 23, 157) kommen un-
gefähr 96 o/o der überaus zahlreichen Substantiva auf täti- von
adjectivischen Stämmen her. Da nun die Ausstossung der er-
sten von zwei gleichlautenden Silben im Lateinischen ungemein
häufig ist (Leo Meyer Vergl. Gramm. I 281; Fick KZ. 22, 98 f.
371 f.), so hat es nicht das mindeste Bedenken, in den ange-
führten Substantiven den gleichen Ausfall anzunehmen, wo-
durch Uebereinstimmung mit dem Gesetze hergestellt wird;
vgl. auch luculerUas neben lucule7itilas , voluntas für ^volunti-
tas. Dass neben honestas honestitas besteht und in angustitas
des Ausfall nicht stattgefunden hat, bildet keinen ausreichen-
den Grund gegen die aufgestellte Erklärung. — Da nun der-
artige Substantiva niemals von Verbalstämmen abgeleitet wer-
den, sondern ausschliesslich von Nominalstämmen, so kann
auch aestas nicht direct von der Wurzel aed ausgegangen sein.
Aufrecht (KZ. I l^l) und Pauker (a. 0. p. 157) lassen es wol
richtig aus '^aesti-tas (vgl. fruciifer) entstehen , obgleich es al-
lerdings kein Beispiel gibt, in welchem an einen Stamm auf
tu das Suffix täti- getreten wäre.
3) mit dem Suffix iiiti- ist gebildet das einzige
tempestus
welches Varro de lingua lat. 7, 51 aus den Augurbüchern an-
führt. Ein kürzerer Stamm tempesiu- zeigt sich in tempestuosus.
4) mit den Steigerungssuffixen tero- und limo- sind ge-
bildet
190 F. Fröhde
magisier minister sinister nosier vester
sinistimus (Paul. Epit. p. 74)
solistimus (Festus p. 298).
Vergl. Corssen KZ. 3, 277 f.; Voc. II 549. Corssen fasst auch
die Namen Antistius und Aniisiia sowie die Formen praesto
und praestus (Grut. 609, 4) als Superlative , gewiss unrichtig ;
denn weder hat die lateinische Sprache derartige Superlativfor-
men, noch ist eine solche Erklärung von Seiten der Bedeutung
irgendwie überzeugend. Antistius steht vielmehr für *Aniisti-
iius und stammt von antistes St. antistet-, indem das erste ti
nach dem eben angeführten Gesetze ausfiel. Ebenso ist prae-
stus aus *praesiitus *) gekürzt und bedeutet in Verbindung mit
fui eigentlich „ich habe mich gestellt", daher „bin zur Stelle,
bin gegenwärtig, bei d^r Hand"; vgl. sistere „zur Stelle brin-
gen, Jemanden herbeibringen, stellen, so dass er gegenwärtig
ist", sisti „sich stellen" ; die Präposition prae hat in diesem
Compositum dieselbe Bedeutung wie in praesens.
5) mit anderen Suffixen:
pristinus von prius.
Ligusticus Ligustinus (vgl. Ligures).
Ostia ostium von os.
Unklar sind arista Atrista (von Corssen Voc. II 549 als Su-
perlativbildungen gefasst) genista lanista locusta (vgl. AäxfVj^g)
mustela clandestinus (nach Corssen Voc. I 462 aus *clam-dies-
tinus entstanden).
Primär ist das s auch in folgenden von indeclinablen Stäm-
men abgeleiteten Wörtern, die hier angeführt sein mögen:
crastinus, hesternus, posterus, posticus, postumus (vgl. pone aus
"^posne), intestinus , Sestius (== Sextius). — Masturbare fasst
Benfey (Wurzellex. II 35) als Entstellung des griechischen fia-
azQorttveiv; nasturtium wird aus *nasitortium erklärt; se-
stertius entstand aus '*semis-tertius.
B. Von Nominal Stämmen sind abgeleitet
1) mit dem Suffix to fem. ta:
a) die passiven Participia von Verbis, deren Stamm auf s
auslautet :
hustus postus (Neue Formenl. II 435)
depstus questus
*) Aehnlichen Ausfall zeigt umbrisch andersisin r^ latein. intersistitn
(AK, p. 82).
Die Entstehung von st und ss im Lat. 191
gestus tostus
haustus ustus
pistus *gustus in gustare (W. gus).
Nicht ursprünglich wurzelhaft, aber primitiv ist das s auch in
mistus pastus dis-pestus
für *misc-tus *pasc-tus *dis-perc-sc-tus
Vergl. Corssen Beitr. 396 ff.
b) folgende zu Adjectiven gewordene Participia gleicher
Eptstehung :
"^ castus = skt. gästa- nasta- von W. gas „in Zucht, in
Schranken halten" (KZ. 23, 311). Gegen die Verbindung des
Wortes mit gr. Ku^agog spricht auch das von demselben nicht
wol zu trennende castigare.
^ I festus von 'Vf.fes — gr. ^£g in d^iaaaa&ai u. a. Vgl.
Curtius Grundz. * p. 509. Die griechische Schreibung des Eigen-
namens OrjoTog beweist, dass das e in dem Worte lang ge-
sprochen wurde. Etymologisch berechtigt ist die Länge des
Vocals nicht; sie beruht auf usueller Aussprache wie in Uctus
lectito und vielen anderen Participien und Frequentativen bei
Gellius 9, 3. Vgl. Corssen Voc. I 448.
infestus mani-festus = skt. dhrshta- von W. dharsh.
Vgl. KZ. 18, 314, wo ich diese Erklärung begründet und be-
sonders auf die Congruenz der Bedeutungen von infestare „feind-
lich behandeln, angreifen, beunruhigen, verderben" und skt.
dharshayati „sich an etwas vergreifen, über Jemand kommen,
beunruhigen, verderben" hingewiesen habe; vergleicht man fer-
ner dharshana- n. „Angriff, Mishandlung", ädhrshti- f. „An-
tastung, Angriff", dharshaka- Adj. „angreifend, über etwas her-
fallend" mit infestus a) activisch „feindlich behandelnd, an-
greifend, beunruhigend", besonders in Verbindung mit Wör-
tern wie exercitus signa, die infesta heissen im Augenblick
des Angriffs auf den Feind, b) passivisch „feindlich behandelt,
angegriffen, bedroht, beunruhigt von Feinden", so wird man
zugeben müssen, dass die Uebereinstimmung der lateinischen
Wörter mit den altindischen hinsichtlich der Bedeutung eine
vollkommene ist. Der Begriff des Kühnen, Verwegenen,
der sich in vielen zu derselben Wurzel gehörigen Wörtern zeigt,
scheint von der Vorstellung des Losgehens auf den Feind abstra-
hirt. Manifestus bedeutet „mit der Hand angegriffen, hand-
greiflich" und fügt sich meiner Ableitung ohne jeden Zwang.
192 F. Fröhde
Die Ansicht Breal's (KZ. 20, 79) , dass die Wurzel dhars in den
europäischen Sprachen das a erhalten habe, ist wenig begrün-
det. Das Verbum lautet lit. dr^'sti, das gotische gadars ist der
Form nach Präteritum, dessen regelmässiges Präsens *gadairsa
lauten würde. Im Griechischen zeigt sich die Schwächung in
aeol. d^SQGog sowie in den Eigennamen OsQairtjg Qsqolti-
Ttog QEQöilo%og t4 Xi&sqorjg; wenn dagegen in d^dqoog
d^qdoog das a erhalten ist, so erklärt sich diese Abweichung
aus der im Griechischen auch sonst hervortretenden Neigung,
in der Umgebung von q das « zu bewahren (vgl. Curtius Stu-
dien 8, 329). Das Adjectiv &Qaavg aus *d-Qavavg = lit.
drqsus (Schmidt Voc. I 31) kommt für diese Frage überhaupt
nicht in Betracht; vgl. lat. de usus levis pinguis neben daovg
klaxvg Ttct%vg. \
suh-lestus
„schwach, gering" (Festus p. 294: sublesta antiqui dicebant
infirma et tenuia) von W/ /a« == germ.'/a« in got, lasivs dod^s-
vYjg, altn. lasinn „schwach", ags. läsest last „der geringste".
Mit den deutschen Wörtern verbindet Fick (Wb. II 453) ksl.
loh „mager, dürftig", \iiJ liisas „mager, gering". — Die Ansicht
Lottner's (KZ. 7, 185), dass suhlestus gleich lassus sei, ist dem-
gemäss unrichtig.
heben maereoQniser. jln letzterem ist die Verwandlung des s in
r zwischen den beiden Vocalen aus demselben Grunde unter-
blieben wie in Cerealis pruina ver (aus *veser) und frio, welches
sowenig von gr. xqIo) wie dieses von skt. gharshati getrennt
werden kann; während aber in diesen Formen das s ausfiel,
blieb es in müer, um das seltsame *7nicr zu vermeiden, stehen.
Ebenso zu beurteilen ist caesaries = skt. kesara- (Fick Wb.
I 51).
mustus : j
„jung, frisch, neu" vom Wasser und vom jungen Weine. Fick
Wörterb. I 180 verbindet das Wort mit skt.\ modate „lustig,
fröhlich sein , sich freuen", mudita- „erfreut , froh", mudra-
„lustig, fröhlich", zend. maodhana- „Lust, Lüsternheit", lit.
mudrüs „munter, flink, beherzt" u. a. Dieser Erklärung wi-
derstrebt nicht nur das st, sondern auch die Bedeutung, die
Die Entstehung von st und ss im Lat. 193
von der der verglichenen Wörter doch sehr abweicht. Eine ei-
gene Erklärung vermag ich nicht zu geben *).
vastus; vgl. alts. wösti , ahd. wuosii (P'ick Wb. III 308).
c) folgende Substantiva:
Costa „Rippe" = ksl. kosti „Knochen" (Curtius Grundz.*
p. 209); die Wurzel ist unbekannt.
crista „Kamm der Vögel". Eine sichere Erklärung des
Wortes kenne ich nicht. Corssen (Voc. II 549) fasst es als
Superlativbildung, Walter (KZ. 12, 389) als Ableitung von W.
Card in cardo , gr. x^adaw u. a., indem er auch an v-ogvöog ,
erinnert; leichter Hesse es sich mit got. hrisjan vermitteln. l'\
Vielleicht ist es einfach mit cirrus „Haarbüschel" zu verbinden. rvIfVV
crusia von W, crus = gr. yinvg in x^vaTalXog kqv-
GTalvco y(.Qvog für ^a ^ va o g undKaRn. hrus in hrj'ösa ,, schau- ^, „ ^
dern", ahd. rosa crusta (Fick Wörterb. I 540, JohT Schmidr~*~"^^)
Voc. II 340).
frusturn
„Stück, Bruchstück", woher frustare „zerschmettern", von W.
frus = gr. S^Qvg in ^Qavo) für "^d-Qavaj'o) (vgl. avio für
*avajü) von W. us) = got. ga-drausja7i xaraßdlXsiv, Causale
zu driusan „fallen"; vgl. us-drusts „rauher Weg", schott. drush
fragmenta, ahd. kithrusit quassatus (Graff Althochd. Sprachsch.
V 264). Das Sigma tritt hervor in d^Qavo(.ia „Bruchstück"
Tsd-Qavo f^iai id-Qav ad^r]v S^gavarog, während d-gavQog
i^QavXog sich leicht aus *^QavaQ6g *d-QavaX6g erklären
(vgl. TQTjQog aus ^TQSGQog). Mit den griechischen Wörtern ver-
binden frusturn auch Walter (KZ. 12, 413) und Corssen (Beitr.
183). Zusammenhang von d^qavoi und gadrausjan vermutet
schon Fick Wörterb. I 121; derselbe betrachtet die Wurzel
dhrus mit Recht als eine Weiterbildung von dhru dhvar.
hasta =■ got. gazds St. gazda- ■kIvtqov (Graff a. 0. II
255).
Hostus
römischer Vorname , von derselben Wurzel wie hostis , Hosti-
lius ; davon Hostius (Corssen Beitr. 221). — Das homonyme
hostus „Ertrag des Oelbaums" ist dunklen Ursprungs.
*) Wörterb. II 194 stellt Fick das Wort zu mnscus , hält also die obige
Ableitung wol selbst nicht für sicher.
Beiträge z. Kunde d. ig. Sprachen. I. j^
194 F. Fröhde
testa
„Ziegelstein, Backstein, irdenes Geschirr, Schaale, Scherbe,
Schaaltier", von W. ters in gr. TSQüo/nai, lat. terra terrenus
(Corssen Beitr. 396).
usta
„Zinnober", von W. us in uro.
Vesia
von W. ves — gr. feg in eoTta (Curtius Grundz. n. GIO).
Cisia und cosium sind aus dem Griechischen entlehnt.]
d) folgende von solchen Stämmen weitergebildete Wort-
formen : ^ V
aestimare f /*<?
von einem Stamme aesio- , W. is; vgl. got. jaisian, ahdleral
(Fick Wörterb. I 29). ^ ~ — I ^
cusios
St. custo-d wird von Curtius in seiner Abhandlung über die
Spuren einer lateinischen 0-Conjugation (vgl. Grundz. p. 260)
auf ein ausser Gebrauch gekommenes Verbum '^cmio-ere zurück-
geführt, welches auf einen Stamm cusio- weist in der Bedeu-
tung „gehütet". Ihm entspricht got. huzda;:_djQaav^6g , ahd.
Jiori (Grimm Myth.2 922; Lottner K'L%JS2). Die Wurzel cus
betrachtet Corssen wol mit Recht als Secundärbildung von sku
„schützen" mit dem häufigen Determinativ s.
masticare
erklärt Corssen (Sprachk. § 215) aus *mand-H-care , Denomi-
nativum von einem Adjectivstamme mastico-, der mit dem Suf-
fix CO von einem nach Analogie von pestis vestis gebildeten
Stamme '^masii- aus '^mand-ti abgeleitet sei. Corssen übersieht
das griech. (.idaxa^ St. fxda'caii- nebst fnaoTixäco von /<«-
adoinaL, welchem das der späten Volkssprache angehörige und
augenscheinlich entlehnte lateinische Wort entspricht. Anders
verhält es sich mit dem alten masucius, welches in der von
Corssen bezeichneten Weise entstanden sein kann, wenn auch
nicht muss; vgl. griech, fiaavvrtjg „Schmarotzer", (.loaavviü
„kauen" bei Hesych. r"
pastillus pastillum
Vgl. Pauli. Epit. p. 121 : pastillus forma panis parvi utique de-
minutivum est a pane. Corssen Voc. I 424 leitet die Wörter
nebst panis von W. pä in pasco ab. Ist diese Etymologie rieh-
Die Entstehung von st und ss im Lat. 195
tig, so wird man das s in derselben Weise zu erklären haben
wie das von pastus pasiio pastor (s. o.).
pastinum
„Hacke", woher pasiinare „beackern" von W. pas in ksl. pa-
chati arare, poln. pachac „graben" (Fick Wörterb. I 672). Zu
derselben Wurzel gehört päla „Spaten" für *pas-la, Bildung wie
pilum aus '^pis-lum, vilis aus "^oeS'lis von W. ves in venalis „feil".
pistillum
ist wol Deminutivum von einem verlorenen *pis-tmum oder
*pis-tulum von W. pis ; denn von *pistrum würde nach der
Regel vielmehr "^pistellum gebildet worden sein.
2iosiulare
aus "^posc-tulare von posco ; ähnlich gebildet ist usiulare.
Pustula ^^^ *-*'*^ * III III - — /
von W. pus in uit. »^i«w „blasen", puste „Blase" irra. (Curtius "ipiA-/
Grundz. No. Gb^^r" """'tis-*''^ "------.^-«.
Unerklärt sind bestia und fistula. Für letzteres hält Cors-
sen (Sprachk. § 110) an der Herleitung yoji ßndo trotz Bugge's
Bedenken (KZ. 19, 443) fest. Für mich hat dieselbe auch ab-
gesehen vom st nichts Ueberzeugendes.
2) mit dem Suffix ti und den darauf basirenden Suffixver-
hindu ngen :
castigare l
vom Stamme casti- = skt.; gästi- „Bestrafung, Befehl" von W.
gas „zurechtweisen, strafen mit W^orten" (KZ. 23, 310).
fasiigare
von fasti = skt. hhrshti- „Spitze, Zacke" (KZ. 18, 315). Auf
demselben Stamme, möglicher Weise aber sich an ein von dem-
selben abgeleitetes Verbum *f astire anschliessend , beruht fasti-
dium, Bildung wie custodia von *custoere. lieber die Wurzel
s. unten. '" — -— ««-™«..
confestim festinus
führen auf einen Stamm festi-. Ist derselbe, wie Corssen (Bei-
träge 182) annimmt und auch mir nicht unwahrscheinlich ist,
mit infestus gleicher Wurzel, so identificire ich ihn mit skt.
dhrshti- in ädhrshti- „Antastung, Angriff". Der Begriff der
Eile hat sich dann aus dem des Angreifens, Anfassens,
Zufassens entwickelt; vgl. Cato bei Gellius 16, 14: qui multa
simul incipit neque perficit, is festinat.
14*
196 F. Fröhde
fiistis \
habe ich (Beitr. zur lal YA. p. 3) mit got. gazds xivTQov, nlhd.
gerte „Rute, sceptrum" Verbunden; gleicher Ansicht ist AscoH
(KZ. l7, 343). MögHch i^t diese Etymologie nach Bedeutung
und Form. Auch würde der Unterschied des Vocals die Iden-
tificirung der Stämme fusii- und gazda- nicht hindern, da sich
von den meisten masculinen z-Stämmen im Lateinischen teils
beweisen teils wenigstens wahrscheinlich machen lässt, dass ihr
i aus o geschwächt ist. *) Ich halte aber meine Erklärung
nicht mehr für richtig, einmal, weil dem got. gazds lat. hasia
entspricht, sodann weil die Verdunkehjng des a zu u vor st in
Wurzelsilben (Bugge in Curtius' Studien IV 346) sehr selten
ist (Corssen Sprachk. p. 188), endlich weil sich auch andere
Möglichkeiten der Erklärung bieten. Ich Erinnere besonders an
gr. d-vQOog, von dem Benfey (Wurzell. I 593) mit Recht an-
nimmt, dass es ursprünglich nichts als einen Zweig bedeutet
habe; wahrscheinlich war es wol die knotige\Weinrute. Mit
diesem S^vQOog lässt sich fustis aus '^furstis „Zweig, Knoten-
stock, Prügel" sehr wol vereinigen. \
gestio gestire von gero W. ges.
hostis — got. gasts , ksl. gosti .
Dazu hosiia hostire Hostilius (Corssen Beitr. 217).
misiio mistim
aus *misc-tio *misc-tim oder auch aus mixtio mixtim wie Sestius
aus Sextius.
Prae-nes-te ,
erklärt Corssen Voc. II 216 als eine Superlativform von *prae-
no- , welches von /?rae abgeleitet sei me pronus yow pro . Prae-
neste bezeichne die auf steilen Felsen gelegene Stadt als die
„hervorragendste". Eine solche Superlativform aber wäre noch
seltsamer als die oben erwähnten auf *isto-; ich suche viel-
mehr in der Silbe nes die Wurzel was von griech.lvatw aus
*) Vjfl. «K^ =r skt. alc&^a- m., äinU aHsa (auch lrt>s<^K^nd
aJvSfH^i\.);yilenti (auch lit. daiiti-) = skt.(ianta- m.; ^juMtirS" gr^x^,^^,,
Hi.'^caujÄS; ^f>^ts = x5%ttfv6s, lit. kalw^is; /e>»4s (vasis^^nus ' Ii&Ü^on. p.
544) ^«^.^'>j<;^>£ ; mensis = skt. mk^Si- ; I jidftitZ^ Tnessa^hs,gW'osvS«^cj.v
= got. fisfca-; to7-ris = altlat. torrus (SorW zu AeiTi-'J2, 298); mtffuis =
lit. nagas, skt. iiakha- m. Die Suffixe li mi vi sind nach Bopj) (Verjjl.
Gramm. § 939. 948. 840) aus In vtti na geschwächt. Anders urteilt über
die Sache G. Meyer Zur Geschichte d. indogerm. Stammbildung p. 28 ff.
Die Entstehung von st und ss im Lat. 197
^vdaj'o) und deute das Wort als „das hochbewohnte, das hoch-
liegenfler — - - -^
ostigo
„Räude" steht wol für "^ousügo und stammt von W. us.
pastio aus pasc-tio von pasco.
pestis
Alle bisher gegebenen Erklärungen dieses Wortes^ (von potior
pedo perdo 7r6'(>^w) scheitern schon an der be^_Festus^p.__210L/ %^
überlieferten Form f)esesias y= pesiilentia , diö anzuzweifeln (r^w^
nicht der mindeste Grund vorliegt; sie erweist die Ursprüng-
lichkeit des s von pestis. Ob etwa dieselbe Wurzel in griech.
irrif.ia „Verderben", welches vfie pestis auch von vej;derblichen
Personen gebraucht wird, enthalten (vgl^>^iTiir^v2ugSÄil" für
'*Qvaf.ia), oder ob dieses vielmehr mit skt. päp-man- gleicher
Bedeutung zu identificiren sei, mag hier nur gefragt sein. Das
griechische Wort zu Ttevd-og oder zu 7tao%ü) zu ziehen, hin-
dern Form und Bedeutung.
postis
von pono aus '^'posno wie deguno aus ^degus-no. Gegen die
Ansicht, dass pono ein Compositum von sino sei, sprechen fol-
gende Gründe : 1 ) die Wurzel von sino kann , wie sivi siius be-
weisen, nur si sein, wie die von Uno li, die von cio, ivi itum,
quivi quitum ci i qui ist. Von dieser Wurzel si konnte wol
ein Perfectura auf ivi ii (vgl. desii) stammen, aber nimmermehr
ein solches auf ui, sowenig wie jemals von den angeführten
Wurzeln oder von Verben der ^-Conjugation wie audio Perfect-
formen auf ui gebildet sind. Wenn wir neben sapui salui u. a.
sapivi salivi finden, so ist nicht jenes aus diesem entstanden,
sondern es ist dies ein Schwanken zwischen zwei verschiedenen
Conjugationsweisen, wie es das Lateinische auch sonst zeigt
(Osthoff Forsch. I 96). Eben dasselbe gilt von posui und dem
in der älteren Sprache häufig vorkommenden posivi. 2) Das
von pono doch nicht zu trennende postis weist durchaus auf
eine Wurzel pos , und in impomenta würden wir bei jener An-
nahme gar eine Wortform haben, die aus zwei Präpositionen
und zwei Suffixen bestände, während die Wurzel gänzlich aus-
gefallen wäre. 3) Auch die Form der Präposition macht Schwie-
rigkeit: die Präposition skt. prati , griech. ^Qoq, kret. Ttoqti,
umbr. pert erscheint im Lateinischen in den Verben portendere,
porrigere , porricere , pollingere , polliceri , pollucere , pol-
198 F. Fröhde
luere , possidere (Corssen Beitr. 88) ; nach der Analogie des
letzten wäre für das entsprechende Compositum von sino die
Form ^possino zu erwarten gewesen; dieses müsste sich nun
noch weiter zu '*posino '^posno pono gestaltet haben, ohne dass
für den starken lautlichen Verlust in phsui auch nur Ersatz-
dehnung eingetreten wäre. Endlich 4) ist auch die Bedeutung
jener Annahme nicht günstig; denn wie man die sinnliche Be-
deutung von pono „setzen, stellen, legen" mit der von sino
,, zulassen, dulden, dass etwas geschieht" vereiniggja^will , ist
mir unklar. Ueberdiös ist die Etymologie vojxsf^ noch nicht ^V
gefunden; denn Corssen's Identificirung der Wurzeln si und sa (j
(in sero saius) ist nach Laut und Begriff verfehlt, und auch
der von Fick (Wörterb. I 225) vertretenen Herleitung von skt.
Sanofi „geben, gewähren" kann ich besonders wegen der laut-
lichen Differenz der beiden Wurzeln nicht zustimmen. Mich
hat die Bedeutung von dem mit sino sehr wol vereinbaren
siius zu einer Vermutung geführt, die ich noch kurz andeuten
will. Situs *) heisst „gegründet , gelegen (von Orten) , wohnend
(von Personen und Völkern), ruhend, ruhig liegend besonders
von den Todten (vgl. Cic. de leg. II 22 : siti dicuntur ii, qui con- 1
diti sunt), und stimmt in seinem Grundbegriffe genau zu skt, |
W. kshi „weilen, wohnen, sich aufhalten besonders mit dem
Nebenbegriffe des ruhigen oder ungestörten oder verborgenen ^
Verweilens, ruhen" = gr. xrt in xt/Cw ev^f^ff^isvog iJH^ff^
gelegen". Die Wurzel skt. li:shi betracht^,<f6n mit Fjfik^s aus
skißS^stiSinden , nehme aber an, wie es Fick früher auch tat,
da^s die Umstellung der Consonanten in dieser Wurzel wie in
der verwandten ksha und in kshan schon in indogermanischer Zeit
erfolgt ist; denn es wäre ein seltsamer Zufall, wenn sich ge-
rade in diesen nämlichen Wurzeln ursprüngliches sk im Ari-
schen in ksh und im Griechischen in xr verwandelt hätte, wel-
chem auch in xe-ariov indogerman. ks gegenüber steht. War
aber die Wurzelform ksi schon im Indogermanischen vorhan-
k den, so musste sie im Lateinischen, welches den Anlaut A;«ll
\ nicht kennt, zu si werden; ebenso im Germanischen, aus dem
higher gehören alts. ^e^^wj^ „Wohnsitz", ahd. 5lWw5(^,Anbauer",^
sidMmn „siedeln" u. a., oie zu sitzen lautlich niefit passen.
^üch lat. quies , ^^^...h^^^ila , ksl.^&t>«<^>>,ruhen" gehen ,_^je^
*) l^as von Fick a. 0. mit smli verglichene skt. ava-sita- gehört doch
wol zu W. sd Praes. si/ati.
f
u\.
Die Entstehung von st und ss im Lat. 199
Fick (Wb. I 233) erkennt, auf die Wurzel ski zurück. Da aber
dem lateinischen (ju, wenn es aus einfachem Ä--Laut entstanden
ist, mit wenigen Ausnahmen im Sanskrit c gegenüber steht (A.
Kuhn KZ. 2,390; Grassmann 9, 11 ff.; Ascoli Vorl. p. 55 f .) , so
darf man auch für quies im Sanskrit die Wurzelform ci erwarten.
Diese suche ich in ci-ra- Adj. „langwährend, vor langer Zeit
bestehend", Iciram „lange, vor langer Zeit", cirayati „lange
machen, zögern, säumen"; vgl. got. lÄö>i|^«„zögern\unterlas-
sen", alts. \ht^ „dauernde Zeit", mhd. mt^t „vormaiä*'^ iilitl.
vj^Hmid „in voriger Zeit, vor Zeiten", i.iQ«^ == andauernde
Zeit.^^ Ist nun die gegebene Erklärung von sttus richtig, so
lässt sich auch sino ungezwungen mit demselben vermitteln:
sino bedeutet eigentlich „sich ruhig verhalten, wenn etwas ge-
schieht", daher „etwas ruhig geschehen lassen, ruhig zulassen",
ganz so wie quiesco zuweilen gebraucht wird; vgl. Cic. ad Att.
7, 9, 2-. /quiescat, repa- ladduci ad Interregnum j — Die Wurzel
posj^ porio pos(is''impomenta vermag ich mit Sicherheit in an-
deren Sprachen nicht nachzuweisen ; das letztere deckt sich for-
mell mit Ttw(.La BTtid^sf-ia, doch gehört dieses wol zu W. pd
^^ahren"; Lottner stellt (KZ. 5, 240) mit Zustimmung Cors-
sen's (Nachtr. 247)«o5^e^zu ahd. fasif; skt. paß^^ n. „Be-
_hausung^,..St?dP'"fr\,Haus und Hof, Wohnsitz" lässt sich auf
Qm&'^VL pas mit der Bedeutung von pono zurückführen (vgl.
Widman- familiä) ; auch wäre gr. 7raaju*$'''^äulßnh€ilfe7^or^
saäliiHwiTtTemselben zuj;gjxuM§ö»'?"''55r^nb Vermutung (KZ. 22, 262),
dass die W. pos m gr. rcoiiio enthalten sei, muss ich wegen
der Form STtolßtjk in einer Inschrift von Olympia (E. Curtius
Archäolog. Zeitung 1876 p. 48) jetzt verwerfen.
quaesiio von quaero.
questio von queror.
restis „Seil, Strick"
steht nach Fick o. S. 172 für resc-ii-s; vgl. skt. räjju Strick,
Seil, lit. regzti flechten (Bezzenberger o. S. 68).
tesiis „Hode"' von iexo.
testis
„Zeuge" aus *tersiis ; vgl. osk. tristamentud = iestamenio (Cors-
sen Beitr. 5). ,' ^ ■ --,=..^-.*.-,«-. > ^ ^ ''"la-«^
tri^ SMS, *trisß^= lit. iir^^ßffskt. irshta- (Fick ,WiJf|
I Jl^;<roh^^>fJ^mi^t^c. II 36?).-'" " '^"- ^ ^
ustio von uro. '"
200 F. Fröhde
loestis W. ves (Curtius Gruiidz. No. 565).
InesUbttlnm
beruht auf einem Siammei vesii- = ^tjL j)w^_jj,WoJh^ (Fick
Wörterb. I 217 III 301). "Uä"3äs Suffix bulo auch in sessthu^
lum und turibulum an Nominalstämine angetreten ist, so lässt
sich gegen Corssen's Ansicht (Beitr. 361), dass eben dasselbe
in vesiihulum geschehen sei, nichts einwenden. Trotzdem ziehe
ich es vor, das Wort aus '^vesti-stihulum zu erklären, so dass
es „Platz des Hauses" bedeutet.
vesiigare führt nach der Analogie von faiigare fastigare
castigare auf einen Stamm vesii- , der avoI mit Fick Wb. II 247
aus '*versit- zu erklären und von verro W, vers abzuleiten ist.
3) mit dem Suffix iu:
jaestus
Wenn dieses Wort, wie m§ja allgemein annimmt, zu skt. W.
indh, gr. ai&(o, lat. aetfes gehört, so wird die Fintstehung sei-
nes si aus d-\-i zugegeben werden mHgs^n; denn das Suffix iu
ist in der Regel primär. Es würde so' aestus das einzige ge-
läufige Wort der klassischen Sprache sein, in welchem st, ein-
geschlossen von Vocalen , aus ^-Laut -f- 1 hervorgegangen Aväre ;
denn das die übrigen für diesen Lautwandel angenommenen
Beispiele keineswegs für sicher gelten können, glaube ich im
Vorhergehenden gezeigt zu haben. Unter solchen Verhältnisren
ist ein Zweifel an der Richtigkeit auch dieser Etymologie ge-
wiss gerechtfertigt, um so mehr, wenn sich eine andere bietet,
die, in begrifflicher Beziehung ebenso gut, die Annahme der
lautlichen Anomalie nicht nötig msidity^^-^^esj^ßg-^zeichnet er-
stens das Fluten, das Wogen, die unruhige Bewegung des Mee-
res, im Besonderen die Flut, die mit der Ebbe wechselt, bei
Lucrez auch die Ausströmungen der Erde, das magnetische
Fluidum u. dgl.; es wird zweitens gesagt von unruhigen Be-
wegungen des Geistes, dem Schwanken in der Entschliessung,
der Aufgeregtheit der Seele in der Leidenschaft , ganz wie ßuc-
tuare , sowie von dem Drange der Seele nach etwas, der Ta-
tenlust, insofern sie den Geist in Unruhe versetzt u. dgl. mehr;
es wird dann drittens übertragen auf die wallende Hitze , die
Ausströmungen der Glut des Feuers und der Sonne (vgl. ßueiiia
flammarum). Ebenso wird jäÄS^fftrfe gebraucht vom Wogen des
Meeres, von unruhigen Seelenerregungen und dem Ausströmen
der Gluthitze; brennen im eigentlichen Sinne wie ardcre fla-
Die Entstehung Ton st und ss im Lat. 201
grare heisst es nie (vgl. Virgil Aen. 2, 751): propiusque aestus
iiicendia volvunt) ; aestuare desiderio (Cic. ad Fam. VII 18) ist von
flagrare desiderio (Cic. ad Att. V, 11) und ardere desiderio
(Cic. Tusc. IV 17) wesentlich verschieden: während diese Aus-
drücke den Grad , die Stärke der Sehnsucht bezeichnen , bezieht
sich jenes auf die durch den Affect hervorgerufene Unruhe.
Alle diese Bedeutungen aber lassen sich nach mehrfacher Ana-
logie auf den Grundbegriff der unruhigen Bewegung zurückfüh-
ren; vgl. ^Vivzoi dhü skt.dhimoti „schütteln, sich rasch hin
und herbewegen", i^y^zimarJjRauch", gr. ^vvo) „stürmen, eilen",
d^vto „stürmen, brausen, wogen (von Fluten), in leidenschaftli-
cher Erregung sein", rvcpto „brennen, sengen", Pass. „rauchen,
schweelen, glimmen", got. us-dauds „eifrig", ahd. iunst ,, Sturm,
Andrang", Wot<w „Dampf, Rauch"; W. bhar hhur in skt. hhu-
rati „zu.cken''^, bhuranyaii ,,in unruhige Bewegung versetzen",
hhürni- „aufgeregt", gr. noQ(pVQio (pQsaq, got. brumia brinnan
(Curtius Grundz. No. 415; Fick Wb. I 163), ferner in griech.
cpXvcü, \&X. ßuo u. a. (Job. Schmidt Voc. II 270); W. spar in
skt. sphurati „zucken, zittern", gr. OTtaiQio ftdlXco, mhd.
sprcBJen „sprühen, spritzen", Ttiint^rmi u. a. (Schmidt a. 0.
271); W. var in skt. ürmi- Welle, ahd. wallan „wallen", got.
valvjan „wälzen", vulan „sieden", ksl. varu „Hitze", _ahd. walnjk
„Hitze, Glut" u. a. (Diefenbach Wörterb. II 180; Fick Wör-
terb. I 213). So können nun auch aestus und aestuare sehr
wol von einer Wurzel mit dem Begriffe der unruhigen Bewe-
gung ausgegangen sein. Ei^e solcl:\e bietet sich in ^tߣ;;^|^"-
„stürzen, eilen, aestuare" j 6?s^v^glutreft4e As?^*q|,' (Grimm
Gramm. IL 754), skt. ishyaii „in schnelle Bewegung setzen",/
^^MÜ „enteilen", i^kmin adj. „treibend, eilig, stürmisch" (von j
den Winden), eshana- n. „Drängen" u. a. •
castus /
„Ritus, religiöser Brauch" von skt. W. cäs in gdsana- „Lehre,
Glaube, Religion" u. a. (KZ. 23, 311).
^jfastus y y \
„Stolz" von ^.-Ä?;^^ vgl. ahd.^
Äarmi^^stärr emporstehen", häM. ^ar^ew (g^roan. Grund|piTO
bavmtjan) „sich brüsten^<'^^|^^. Äamm^^^Stolz , H^ftimut"^
Bre'al (KZ. 20, 79) glaubt in /as^ws -^^nkteinisgheh Vertreter
der W. dhars zu erkennen; auch in diesem Falle wäre das s
primitiv, doch sehe ich keine Möglichkeit, den Begriff von
\ß^%lk
X\
0/
>iMp V
202 F. Fröhde
fastus fastidium fasiidire aus dieser Wurzel zu gewinnen , denn
fastus ist der Stolz, der sich zeigt in der Abneigung und der
daraus hervorgehenden Zurückziehung von anderen.
fesluca
„Grashalm, wilder Hafer, Gerstentrespe" habe ich Beitr. zury
lat. Et. p. 3 zu got. gazds, alts. ^er^ „Rute" gestellt, Viel-
leicht aber wird das Wort richtiger auf die eben erwähntej
Wurzel hhars bezogen *) ; vgl. dig^TVhKd fru^i«iiti spica, herba.
Unmittelbar einleuchtend ist die Ursprünglichkeit des s in
gestus gustus mistus pastus quaestus qucstus testu (vgl.
testa) ustura.
Unerklärt ist ßstuca „Schlägel" (vielleicht zu mhd, geisel fla-
gellum). Caestus „Gurt, Kampfriemen" wird bei Paul. Epit.
p. 45 für identisch mit cestus St. cesto = gr. TfieoTog erklärt
und ist in diesem Falle entlehnt.
4) mit dem Suffix tor :
haustor mistor pastor pisior quaestor ustor
deren Entstehung an sich klar ist.
\m J-f ^
r
II.
Die Entstehung des ss.
Von den verschiedenen Entstehungsweisen des lateinischen
SS kommen für die vorHegende Untersuchung nur zwei in Be-
tracht, nämlich 1) die aus st und 2) die aus d-i-\-i.
1) SS (s) = s-\-t.
Aus ursprünglichem st ist ss entstanden
1) in folgenden zu Präsensstämmen auf -ns und -rs gehöri-
gen Ableitungen mit den mit i anlautenden Suffixen:
censum census censor
cursum cursus Cursor cursim cursito
W(\/)i^
pinsum
versum von verro aus *verso.
Neben censor steht osk. censtur und skt. Qasiar- „Züchti-
ger". Curro nehme ich mit Anderen ,"*wie"'t)sthoff (Forsch.
►) So auch Fick Wörterb. II 169.
i^iri
Die Entstehung vou st nnd ss im Lat. 203
I 152), aus *curso entstanden an. Das pinsum vorange-
hende *pinsium hat sich andrerseits zu pistum gestaltet; da-
gegen ist es nicht nötig pisare aus '^pinsare auf *pinstare zu-
rückzuführen; ebenso stehen pisum „Erbe", wie auch griech.
TtiGov TtLGoog zeigt, und piso „Mörser", Piso Nom. propr.
für ursprüngliches.^ *pinsum '*pinso. Wenn versus „Furche,
Vers", umbr. l?mM«"-<AK. 423), wie Curtius (Stud. VI 269) an-
nimmt und wol möglich», ist, obwol die Bedeutung „Wendung
im Tanze, Pas" (vgl. azQoq)^) der Ableitung von verfo günsti-
ger ist, von verro stammt, so muss es für ^verstus stehen, da
rs im Lateinischen unursprünglich ist (Leo Meyer KZ. 22, 540).
lieber die Etymologie von verro vgl. Curtius a. 0.; ohne davon
zu wissen , bin ich (KZ. 22, 266) auf denselben Gedanken ge-
kommen. — Die Zusammenstellung von dorsum ,, Rücken" mit
gr. öeiQTj diqrj ist aus mehrfachem Grunde bedenklich (Leo
Meyer a. 0. 537 f.); wäre sie sonst zweifellos, so würde sich
dorsum aus "^dorstum erklären lassen. Auch die Erklärung der
Endung ensumus in den Ordinalzahlen aus zunächst vorherge-
hendem '■^enstumus und noch mehr die von utensile aus '^iiien-
siile ist, wie oben gezeigt wurde, unsicher. Richtig dagegen
ist Fick's Herleitung von
vesica
aus vensica (Lachmann zu Lucrez VI 130) von einem Stamme
vensii- — skt. vasii-, ahd. wansü- (Wörterb. I 210).
In diesen Fällen schlug die Sprache von den beiden We
gen, die ihr offen standen, um die ihr unbequemen Lautver-
bindungen nst und rst zu beseitigen, den ein, dass sie das t
dem vorangehenden s assimilirte und dann das eine s aufgab,
während in pistum tosium u. a. n und r ausgestossen wurden.
Es ist also dieser Fall der Entstehung des ss aus st augen-
scheinlich besonderer Art.
2) in folgenden derartigen Ableitungen von Stämmen, die
auf s auslauten, bei vorhergehendem langen Vocal:
hausurus
Diese Form des Particips findet sich bei Virgil Aen. 4, 383
und an zwei Stellen des Silius (Neue Formenl. II 460); sonst
lautet dasselbe hausturus in Uebereinstimmung mit dem Supi-
num haustum.
adhaesus adhaese haesurus
Das Substantiv adhaesus St. -haesu- gebraucht nur Lucrez und
204 F. Fröhde
ist wol von diesem gebildet; atlhaese „stockend" steht bei Gel-
liiis 5, 9; haesus dagegen kommt in der Literatur nicht vor
und wird nur von Diomedes (p. 367 K.) angeführt. Das geläu-
fige Frequentativum haesiio aus *haestüo zu erklären, empfiehlt
das s; vgl. jedoch quaeso neben quaero. — Sicher vom Prä-
sensstamme gebildet ist visüo (vgl. agito u. a.), denn ein Su-
pinum visiim ist von viso nicht vorhanden. — Fick (KZ. 21, 8)
stellt caesius zu lit. skaisias „hell, klar, glänzend" und setzt
ein bereits ,,der europäischen Einheitssprache angehöriges"
skaisias aus ^skaidh-ias an. Wäre diese Erklärung richtig, so
würde sie einen schwer wiegenden Grund enthalten gegen meine
Ansicht über die Entstehung von Formen wie laesus. Allein
das von caesius nicht zu trennende caeruleus (Benfey Wurzell.
II 151) deutet auf Ursprünglichkeit des s , da ein aus d -\-t
entstandenes s niemals in r übergeht; auch ist die Wurzel von
lit. skaisfas skaidrus im Lateinischen durch candeo vertreten
(Joh. Schmidt Voc. I 97). — Zweifelhaft ist ferner, ob jnisula
aus pustula entstand, oder ob beide neben einander bestanden
wie rallum aus '^rad-lum und rastrum- denn s zwischen Vo-
calen ist ohne ersichtlichen Grund auch erhalten in nasus ca-
seus quaeso und blaesus — altn^ kleiss (Bugge KZ. 19, 433). —
Endlich sind hier zu erwähnen' /;/av«.9 ■p/'/na pusio „Knabe", für
die sich verschiedene Möglichkeiten der Erklärung bieten. Das
s in diesen Wörtern muss wurzelhaft sein, da es ein primäres .
Suffix so im Lateinischen nicht gibt /(caM£a und pausa bedürfen [
noch der Aufklärung) und das Suffix to nacÜ Tocalen stets '
-erhalten bleibt. Weber (KZ. 5, 235) identificirt pusus mit skt.
ipumsa- „Mann" /nur in Compositis wie mahäpumsa- „grosser
Mann"), vföln&r (pmnsamni „einen Sohn habend". Gegen diese
Erklärung ist nicEtseinzuw enden; der Unterschied in der Be-
deutung wäre derselbe wie im deutschen (£M/^<7e neben lat. ju-
venis. Es kann aber auch püsus dem altindiscÜen pushia- Par-
ticip der Wurzel push *) „gedeihen, aufziehen, ernähren" ent-
sprechen (vgl. adolescens) oder endlich der Vocal ?/ Steigerung
des u dieser Wurzel sein (vgl. z. B. poshya- aufzuziehen, zu
*) Zu dieser Wurzel gehört skt. p^'^fip»- n. „das Aufhlühen, Blüte,
Menstrualblut", mit dem ich lat. ;;;/io- in pubens „blühend, strotzend,
mannbar", pubesco ,, heranwachsen , reifen, mannbar werden" identificire ;
ein ursprüngliches Suffix bo gibt es nicht.
Die Entstehung von st und ss im Lat.
205
ernähren). Eür die letzte Auffassung spricht pausülus bei Nov.
&I Ribb. und das auf Inschriften öfter vorkommende Posilla,
das doch wol mit Fusilla identisch ist.
3) in den Superlativen auf -issimus aus -isiimus , welches
noch erhalten ist in solistimus und sinisiimus (Schleicher Com-
pend. § 23G).
4) in den Formen : ossis (Gen.) ossu ossum osseus
verglichen mit oozeov, skt. asthi (Curtius Grundz. No. 213).
Fick a. 0. I 504 erklärt auch assis aus *asiis und identi-
ficirt es mit preuss. asti- „Ding, Wesen, Handlung" VÖTl ' W."
US, formell ansprechend, doch bedarf das Verhältnis der Be-
deutungen noch der Aufklärung. Derselbe Gelehrte bezieht
cossus „Holzwurm" auf W. /cas in skt. kashati „schaben, krat-
zen", lit. kasü „grabe", und vergleicht skt. kashkasha- „ein
schädlicher Wurm", vgl. auchi y.4' (Gen. x^o'g aus *>ctaoc,') „Holz-
wurm". Das Wort kann aber ebensowol7'\vörä1lf" mich der Herr
Herausgeber dieser Zeitschrift aufmerksam macht, mit lit. kändis
„Milbe" zu lit. kandü „beisse" gestellt werden.
2) SS = d-i-\-i.
Aus ^-Laut -}- 1 ist ss entstanden
1) in folgenden mit den ^Suffixen von noch vorhandenen
auf einen ^-Laut auslautenden Verben abgeleiteten Formen :
casus
ausus
tn-census
arsum
cessum
caesus
infensus
morsus
esus
clausus
ßssus
orsus
fassus
cusus
fressus u. fr esus
fessus
ßsus
/usus
versus
fossus
laesus
pre-hensus
f/ressus
lusus
mansum
messis
nisus
mensus
missus
plausus
pansus u. passus
osus
rasus
petisus
passus
risus
pransus
quassus
rosus
scansum
sessus
suasum
scissus
visus
taesum
sensus
di-nisns
irusus
spo?isus
usus
tensum
vasum
tonsus
tusus u. tunsus
206
F. Fröhde
Hierher gehören auch russus aus *rud-ius (KZ. 14, 433) und
Jussus (a. 0.) von W. ju-dh , Secundärbildung von j'u „binden"
mit dem geläufigen Wurzeldeterminativ dh (vgl. audeo gaudeo
ardeo u. a.); denn /wm aus *jus-hapsi zu erklären, ist schon
deshalb unmöglich, weil ein solches Perfectum von habeo nicht
existirt ; auch würde jus habere schwerlich bedeuten könen „für
Recht halten". Den Formen mit einfachem s in der zweiten
und ersten Columne gingen solche mit ss voraus, die zum Teil
noch erhalten sind (Corssen Voc. I 209); auch für die der
dritten und vierten Columne muss, wenigstens theoretisch, eine
solche Vorstufe angesetzt werden.
2) in folgenden Wörtern gleicher Entstehung, für welche
die entsprechenden Verba im Lateinischen nicht mehr vorhan-
den sind: /
assus
aus *ad-tus von W. ad
bei Hesych.
gr. a
U)
111
casa
aus "^cad-ta von W. idg. skad „decken" (Corssen Beitr. 448).
Auffallend ist allerdings die Kürze des Wurzelvocals , da sonst
in ähnlichen Bildungen {esus ösus visus casus) Ersatzdehnung
eintritt.
'' cassis
„Helm" aus *cad-tis von derselben Wurzel (Corssen a. 0. 449);
vgl. got. hilms, lit. szdlmas = skt. carman- „Schirm, Schutz,
Decke", cudo, dessen d, wie der Genetiv cudonis und das Ge-
nus beweisen, wurzelhaft ist (wie das von udo = ovd(6v\ von
( cassis i
„Jägergarn" aus *cat-tis von W. cat in catena , goti hintan
„fangen". ~
crassus
aus *crat-tus = ksl. crüsiü von W. erat in cräies, got. haurds,
gr. y.vQxoQ u. a. (Fick IvZ. 19, 254).
frausus
aus *fraud-tus von W. frud in fraus (s. o.).
grossus
„dick" = skt. grathita- „geballt, knotig, dick" (Fick KZ. 19,
254). Ob mit diesem Worte grossus „unreife Feige" identisch
Die Entstehung von st und ss im Lat. 207
sei (vgl. gr. dxqäq axsQÖog „wilder Birnbaum und Frucht des-
selben"), lasse ich dahingestellt sein.
lassus
aus *lad-tus von W. lad in lit. Uidmi „lasse", got. lats „lass",
latei „Verdruss", laijan „aufhalten", ahd. gilezzen „verzögern,
beunruhigen, quälen, verletzen", rahd. letze „Abschied, Ende",
got. letan dquevat, fra-letan ccTtoXveiv , and-letnan dvaXveiv.
Ich verbinde diese Wörter mit skt. ardaii, ved. rnaiti „in Be-
wegung der Teile geraten , sich auflösen", caus. ardayati „in
Unruhe versetzen, peinigen, verletzen". Aus dem Begriffe
der Trennung in die Teile ergeben sich die Bedeutungen der
deutschen Wörter ohne Schwierigkeit. In got. lats, lat. lassus
ist die Bedeutungsentwickelung ähnlich der in fatisci „ausein-
andergehen, matt werden", woher fessus „matt", und in griech.
Ivea&ai {yvla, yovvaza, aipsa); besonders genau stimmt ahd.
gilezzen in seinen Bedeutungen zu ardayati. In der Form
schliesst sich got. letatz an das ved. rnatti, zu dem es sich ver-
hält wie ßekan zu plango , gredus zu skt. grdhnu- nehva zu
nancisci u. a. (Schmidt Voc. I 44).
lausus
aus Haud-tus von W. rud in lit. raudöti „wehklagen" u.a. (KZ.
22, 548).
lessus
aus *lei-ius von W. rat in ratati „brüllen , heulen , wohklagen" *
(KZ. 22, 547).
nassa
aus *nad-ta von W. nad in got. nati „Netz" (Fick Wörterb.
646).
passus
wol aus '^pad-ius und wie passim zu pando gehörig, es kann
aber auch zu itaTog „Schritt" oder zu W. päd „gehen" gehören.
passer ] jO-^AÄ^"^
aus '*pat-ter von W. pat „fliegen", in skt. patatra- n. „Flügel", ^ ■■ J
patatri- „Vogel".
pessum - ,»#? 1
„zu Grunde" = skt. pattum Infin. von padyate „zu Falle kom- |\ Xf^
men", ksl. padq „falle" (Fick Wörterb. I 660^
spissus / / '^^ /'-"^
aus *spit-tih%Ao\\ W. spit in hiJ spib^^'^rä.nge" fFick KZ. 19, v)'4Sl32
t3
253).
/
208 F. Fröhde
m))i^
suasum
Festus p. 302 : suasum colos appellatur , qui fit ex stillicidio
fumoso in vestimento albo. Pauli. Epit. 111: insuasum ap-
pellabant colorem similem luteo, qui fiebat ex fumo^ stillici-
dio. Curtius (Stud. V 243) verbindet das Wort mit 5H^Äi£^Ä«r-|
dus , got. svarts , indem er ein mit sordeo vergleichbares^ *Äwar-]
deo construirt, dessen Particip '^suarsus sich nach Analogie von-
"prösä rüsum zu suasus gestaltet habe. Ist diese Erklärung rich-
tig, so steht suasum für '^suard-ium^ vielleicht aber gehört das
Wort zu ahd. sut*4<in „verbrennen" J sh^a „Dampf von Ver-
branntem", rahd. sttfi^m „Dampf"< vgl. gi\|ctr^?g~^i7yerbraiint,
schwarz" u. a. "^^S-T^G %' ~~ — «.«—«—-*—•
tussis f^O^-^-^^^r^^ii^^
aus *lud-iis von W\ iud = germ. t^Hl in^tn. .^oto ,A^»eti^'
( Bezzenberger , Gött.~~üel. Änz. 1875 p. 28?^. Andgrs Fick
(Wörterb. I 95), über dessen Wurzel ius „husten" Bezzenberger
a. 0. zu vergleichen ist. ^ "'
Einige, wie es scheint, hierher gehörige Formen mit ss
sind etymologisch noch nicht aufgeklärt und mögen daher über-
gangen werden.
Das Resultat der vorstehenden Untersuchung ist demnach
'folgendes :
1) si ist aus d-t-\-i entstanden in zwei Fällen von besonde-
rer Art, die eine eigene Beurteilung verlangen.
2) st zwischen zwei Vocalen ist in den historischen Formen
mit Ausnahme des selten vorkommenden vulgärlateinischen
comesius und des nur einmal erwähnten Namens Segesta nicht
aus d-t-\-t hervorgegangen, sondern ursprünghch; die Beispiele,
die man für jene Art der Entstehung angeführt hat, können
nicht für sicher gelten und sind mit Ausnahme von aestus, das
aber ebenfalls eine andere Erklärung zulässt, nicht allgemein
anerkannt.
3) SS ist aus st = st in der Umgebung von zwei Vocalen
entstanden nur in den Superlativen auf issimus und einigen ver-
einzelten Wortformen ; im Uebrigen ist das si stehen geblieben.
4) d-t-\-i wurde regelmässig zu ss und dann nach langem,
selten nach kurzem Wurzelvocale sowie bei vorhergehendem n
oder r zxk s.
Die Entstehung von st und ss im Lat. 209
Ich versuche nun auf Grund der gewonnenen Resultate die
Frage zu entscheiden, ob diese zuletzt erwähnten ss eine Mittelstufe
st voraussetzen , oder ob sie durch Assibilation des t der Suffixe,
die dann die Assimilation des Dentals der Wurzel zur natürli-
chen Folge hatte, hervorgegangen sind. Für die erste An-
nahme spricht der Umstand, dass die meisten indogermanischen
Sprachen den Zusammenstoss zweier Dentale durch die bezeich-
nete Dissimilation vermeiden. Angenommen nun, das Lateini-
sche wäre wie in den unter 1) bezeichneten Fällen auch hier
der nämlichen Weise gefolgt, so fragt es sich weiter, in welche
Zeit wol die Entstehung des st zu setzen sei. Es sind zwei
Möglichkeiten vorhanden: entweder erfolgte dieselbe in der Pe-
riode des Sonderlebens der lateinischen Sprache oder sie fällt
in voritalische Zeit. Ich erwäge zunächst diesen letzteren Fall
und frage weiter: welcher Periode der Sprache gehört dann
die Entwickelung des st an? Indogermanisch kann sie nicht
sein, denn das Sanskrit hat sie nicht; im Eranischen also ist sie
jedenfalls selbständig erfolgt. Ueber die Zeit von der Sprachtren-
nung bis zum geschichtlichen Auftreten der einzelnen Sprachen
herrscht keine Uebereinstimmung der .Ansichten. Gesetzt, es hat
eine europäische Einheitssprache gegeben, so würde man, wenn
man die Wandelung von d--^t zu st für voritaHsch hält, die-
selbe in diese Periode zu setzen geneigt sein können. Fick tut
das nicht, wenn er in seinem Wörterbuche als europäisch an-
setzt Formen wie karita kraita (I p. 525) padti (p. 661) pad-
iana (a. 0.) skaidhia (p. 815) u. a. , ist also der Ansicht, dass
in dieser Periode d-t^t noch erhalten war. Ist aber diese An-
sicht richtig — und ich wüsste nicht, was ihr entgegenstände
— so ist auch im Keltischen, im Slavodeutschen und im Grä-
coitalischen , um Fick's Stammbaum festzuhalten, die Entste-
hung des st unabhängig von einander und von den arischen
Sprachen vor sich gegangen. Weiter dagegen setzt Fick für
das Slavodeutsche Grundformen an wie karsta (II 322) mesta
(p. 430) rusta (p. 445) versta versti (p. 465) u. a., ebenso für
das Gräcoitalische karsto (II p. 54) skisto skisti (p. 266), er-
kennt also diesen Sprachperioden die Entwickelung des st aus
/-Laut-j-^ zu. Welche Gründe Fick zu diesem Verfahren be-
stimmt haben, weiss ich nicht; ich sehe keinen und nehme
daher an, dass im Gräcoitalischen der /-Laut noch erhalten
war. Diese Ansicht wird dadurch bestätigt, dass es eine An-
Beiträge z. Kuade d. ig. Sprachen. I. 15
210 F. Frölule
zahl italischer Wortformen gibt, die dafür sprechen, dass aiicii
im Oskischen und Altlateinischeu der /-Laut noch unangetastet
war. Es sind dies folgende :
osk. oiliiuf
(Cippus Abellanus Z. 40. 43) = lat. usio. Vergl. Bugge KZ.
22, 432. Wie man auch über das Suffix des Wortes denken
möge: sicher ist wol, dass es mit t anlautete und dass das /
der Wurzel (in altlat. oitier) \or demselben erhalten war.
lat. mallus
= skt. maiia- von W^. mad in madeo , gr. (.laöaw, also für
'^mad-ius (Fick Wörterb. I 170).
altl. adgretus egrelus
nach alter Schreibweise für adgrettus egrettufi aus '*(idgred-his
'*egred-ius. Vergl. Corsseu Voc. 1 209.
portenium ostenlum
für '^'portend-lum *ostend-ium von portendo osfendo (Corssen a.
0.). Ebenso sind wol mit Corssen die Participia rnfen/us af-
ientus aufzufassen, obgleich sich diese auch auf die kürzere
Wurzelform teyi {zeivLo) zurückführen Hessen.
credo
aus ^'cred-do — skt. craddadhämi (Bopp Glossar).
exfuti " ~"' — — "- u .-^--'^
für '^-exfad-ti ^ eßusi (Pauli. Epit. 81 , wo meritd für mersat
verglichen wird). Dagegen scheinen futis fulio futilis fulare
auf die kürzere Wurzel fu — gr. xv zurückzugehen.
millo
Bildung wie ßcr/o ncclo u. a. (Pauli KZ. 18, 3(3) ist entweder
mit Lottner (KZ. 7, LSG., Pauli (a. 0.), Fick (Wörter!). 17 10)
zu lit. 7nelu , ksl. 7/?<?/'r^ „werfe", oder mit Pott (Et. Forsch. I
253) zu ags. smildii. „werfen", altfrics. sjnUn zu stellen. Für
letztere Auffassung si)riclit die altlateinischo Form cnsmlUo
(Paul. Epit. p. 07), die anzuzweifeln kein (Jrund vorliegt.
smil-to entstand in diesem Falle aus '^smid-to wie mailns aus
*mad-ius.
ceilo.
wird von den (irammatikern als Imperativ gefasst \ Neue For-
menl. II 480) uiul stcilit also, wenn diese Auffassung richtig ist,
für ^cedite.
Andere I'alle der /\rt sind zweifelhafter. Corssen liillt
Sprachk. § 11 an seiner KikUirung von r.idlus aus ■'^rud-tilus
Die Entstehung von sl und ss im Lat. 211
fest, vielleicht mit Recht; sie hat zwar ihr Bedenkliches (Bugge
KZ. 20, 7), doch lässt sich nicht verkennen, dass auch die
Vermittelung mit gr. IxQvoög, lat. lütum lüteus lutea „Berg-
grün" (Bugge a. 0.) von Schwierigkeiten nicht frei ist. Viel-
leicht ist die von Curtius (KZ. 2, 335) ausgesprochene Ansicht,
dass sich im Lateinischen „doch eine oder die andere Aspirata
in eine tenuis verwandelt hat", wie es ja auch im Germani-
schen zuweilen der Fall ist (z. B. in got. greipan), richtig. —
Wenn vHrum zu tidere gehört (Bopp Vergl. Gramm. III 197;
CorssenBeitr. 368; Curtius Grdz. No. 282), so steht es für *mW-
irum; (vgl. jedoch ags. väd, ahd. weit „Färbepflanze", loeitin
„bläulich"). Das tt des von Pott (Etym. Forsch. I 230) zu got.
vindan gestellten vilta lässt sich auch anders erklären i Pauli
KZ. 18, 22).
Die angeführten Wortformen scheinen mir darauf hinzu-
deuten, dass im Altlateinischen /-Laut vor t noch erhalten
war. Es ist also nun der zweite der oben gesetzten Fälle zu
erwägen und zu fragen, ob es wol wahrscheinlich sei, dass
d-t-^t während des Sonderlebens der lateinischen Sprache in
den bezeichneten Wortclassen zunächst in st und dann in ss
übergegangen ist. Gegen diese Auffassung habe ich folgenden
gewiss gewichtigen Grund geltend zu machen. Wäre d-t-\-i zu-
nächst in st übergegangen, so würde es höchst auffälhg sein,
wenn dieses st sich weiter zu ss entwickelt hätte, während
doch das ursprüngliche st mit wenigen Ausnahmen stehen blieb.
Es ist ein vielfach zu beobachtendes Verfahren der Sprache,
dass Laute und Lautverbindungen, die, wenn sie ursprünglich
sind , Veränderungen unterliegen , doch, wenn sie secundär sind,
sich behaupten. So ist zum Beispiel urspüngliches s zwischen
Vocalen entweder ausgefallen oder in r übergegangen, dagegen
wird ein secundäres s der Art weder jemals ausgestossen noch
in 7' verwandelt. Handelte es sich also um die Annahme, dass
die ursprünglichen st zu ss geworden, die secundären dagegen
verblieben sein sollten, so wäre dagegen nichts zu sagen; allein
der umgekehrte Fall widerspricht dem sonst wahrnehmbaren
Verlaufe lautlicher Entwickelungen. Man könnte einwenden,
dass auch im Altirischen (z. B. in ßss scientia sess sedes mess
Judicium von den Wurzeln fid sed med) und im Germanischen
(in got. vissa mipinssei gaqiss ganiss us-stass , ahd. muosa aus
'^vÄt-da '^mt-tei '^qip-pi '^vid-fn '^stad-pi^ ahd. ''^^■miioz-ia) das
15*
212 A. Biclonstein
so entstandene si weiter zu ss geworden sei: allein hier be-
schränkt sich diese Entwickelung auf einige Fülle, während sie
im Lateinischen eine grosse Classe von Wörtern ergriffen hätte,
ohne dass die Mittelstufe sl , von dem wenig beweisenden co-
mesius abgesehen, zu erweisen wäre. Das Bedenkliche einer
solchen Annahme wird noch erhöht durch folgende Erwägung.
Ging d-t-\-t zunächst in st über, so besass die Sprache zu ir-
gend einer Zeit Doppelformen wie castus ( = castus und casus)
festus {— festus \xn^ fessus) lastus (— suh-lestus und lassus)
vastus (= vastus und in-vasus). Wäre es nun nicht ein selt-
samer Zufall, dass von diesen Doppelfornien gerade diejenige,
deren s erst aus t entstanden war, ihr st weiter in ss verwan-
delte, da doch die zu castus festus sublestus vastus gehörigen
Verba verloren waren ?
Alle Schwierigkeiten fallen weg, wenn wir an der früheren
Erklärung der Entstehung dieses ss festhalten und annehmen,
dass sich in den bezüglichen Formen zunächst das t der Suf-
fixe assibilirte. Die Richtigkeit dieser Auffassung wird dadurch
bestätigt, dass auch nach Gutturalen , Labialen, nach n und /
die nämliche Assibilation stattfindet (vgl. laxus mersus lapsus
mansum pulsum u. a.), w^enn auch nicht in gleichem Umfange.
Liegnitz,
F. Frohde.
Ueber Umlauts-Erscheinungen im Lettischen.
In meinem Werk „Die lettische Spruche nach ihren Lauten
und lärmen" L p. 17o ist ein kurzer Paragraph dem Umlaut ge-
widmet, wie er im Lettischen erscheint. Dieser §.117 macht ei-
gentlich nur auf eine einzige, allerdings sehr regelmässige, aber
doch nur in gewissen engen (lautlichen) Gränzen auftretende
Unilauts-Erscheinung aufmerksam, d. i. die Anähnlichung des
e über reine (nicht-mouillierte) Consonanten hinweg an nach-
folgende breite, offene Vocallaute (a, breites, offenes e, u) durch
Uebergang zu ä *) und an folgende spitze, geschlossene Vo-
*) Ich erlaube mir hier von der bcriptio vulgata und vun der wissen-
Heber Umlautserscheinnngen im Lettischen. 213
callaute fi, e) durch Uebergang zu der spitzen, geschlossenen
Aussprache: e. Beispiele finden sich für dieses Unilautsgesetz
Lett. Spr. I. §. 21. 22. p. 3ü if. und brauchen hier nicht wie-
derholt zu werden.
Bei Gelegenheit von Studien über die lettischen Dialekte
habe ich nun ein anderes, wenigstens local geltendes, recht
umfassendes Unilautsgesetz entdeckt, welches werth ist beach-
tet zu werden. Es erklären sich daraus eine Menge an ande-
ren Orten vereinzelt vorkommender Vocalwandlungen , die sich
nun leicht unter dieses Gesetz subsummieren lassen. Jedoch
dürfen wir, wie schon gesagt, keinesweges das sofort zu be-
leuchtende Umlautsgesetz auf die ganze lett. Sprache ausdeh-
nen. Es handelt sich um ein räumlich kleines Gebiet und des-
sen Dialekt.
Schleicher erwähnt in seinen verschiedenen Werken meines
Wissens nirgends einen im Lithauischen vorkommenden Umlaut.
Dass dieser also der lith. Sprache fremd ist , darin liegt auch
wieder ein Beweis dafür, dass das Lithauische auf einer relativ
älteren Entwicklungsstufe steht als das Lettische. Das Letti-
sche hat bereits weitere Wandlungen an sich erlebt und wenn es
nun mehrfache Umlautung zeigt, so. können wir mutatis mu-
tandis an das Gothische denken, das noch kein kurzes, aus a
umgelautetes e kennt, und an das Althochdeutsche, das etwa
seit dem 7. Jahrhundert mehr und mehr Umlautungen des a
zu e durch folgendes i zu zeigen beginnt.
Die ersterwähnten lettischen Umlauts-Erscheinungen am e
(Lett. Spr. L §. 20—22) finden sich hauptsächlich im soge-
nannten mittleren Dialekt, dem herrschenden Zweige des Nie-
derlettischen, dessen Bereich nördlich bei W^alk in Livland an
der Gränze der Esthen beginnt und sich dann südwestlich über
die Wolmarsche und Wendensche Gegend zu beiden Seiten der
livländischen Aa hinzieht, dann die beiden Ufer der unteren
Düna von Lennewarden bis Riga, dann ganz Semgallen, d. h.
die Mitauische, Bauskesche, Doblensche Gegend umfasst, und
schaftlichen Orthographie meiner „Lett. Sprache" Berlin 1863 abzuwei-
chen, und weil es hier so practisch erscheint, die I;aut-Nuancen auch
dem Auge deutlich zu machen, ä resp e (letzteres nach dem Vorgang
A. Schleicher's in der Lith. Gramm.) für (breites resp. spitzes) e zu
schreiben; ia ie für das vulgäre ee (,,Lett. Spr." i oder e); üa, (üe), 6a,
(öe) für das vulgäre o („Lett. Spr." u, ö).
214 ' A. Bielenstein
dann auch noch in das alte Kurland hineinreicht, nördlich bis
Tuckum und Kandau und südlich über die Windau und über
die Ambotenschen Berge zur Grobinschen Gegend hin. Dieses
so in grossen Zügen bezeichnete Gebiet des mittleren lettischen
Dialekts, der die Literatur beherrscht und Kirchen- und Schul-
Sprache überall geworden ist, hat westlich neben sich Ueber-
gangs-Gegenden , deren Sprache zur Küste hin sowohl bei Li-
bau, Windau, Dondangen, als auch am Rigischen Meerbusen,
namenthch bei Salis, immer ärgere Destructionen, namentlich
der Endungen, zeigt in Folge der Mischung lettischer Strand-
Ansiedler mit den früher da sesshaften nun lettisierten Kuren
und den zum Theil noch vorhandenen Liven, die beide zum
finnischen Stamme gehören.
Ein anders geartetes Uebergangsgebiet begränzt den mitt-
leren Dialekt nach Osten, das ist in Livland das Quellgebiet
der Aa und das ganze Land zwischen Adsel an der Grenze der
Esthen und dem Dünaland zwischen Kreuzburg und Lennewar-
den. Dazu gehört in Kurland die Friedrichstädtsche und Ja-
kobstädtsche Gegend zwischen dem Tauerkalnschen Forst und
der anderen Taille, die das Gouvernement Kurland durch nörd-
liches Eindringen lithauischer Gränze bekommt.
Von diesem Uebergangsgebiet östlich, also in Livland: die
Kirchspiele Oppekaln, Marienburg, Schwaneburg, Lubahn, in
Witepsk: die drei Kreise des polnischen Livland, Rositten, Lu-
zin, Dünaburg, in Kurland : der lUuxtsche Kreis, — i-epräsentieren
den hochlettischen Dialekt, der ebenso Einflüsse des Rus-
sischen und Polnischen erfahren hat, als wie der nordwestkuri-
sche, Tahmische, und der Salissche Dialekt Einflüsse des Li-
vischen (Finnischen).
Den mittleren Dialekt nennen wir nieder lettisch und
vergleichen ihn mit dem niederlithauischen (zemaitischen), wie
den hochlettischen mit dem hochlithauischen. Eine fast gerade
Linie, deren Anfang im Norden zwischen Walk und Adfel an
der Grenze der Esthen ist, und deren Ende südlich bei Kowno
auf den Njemenstrom stösst, scheidet das Hochlettische und
Hochlithauische einerseits- und das Niederlettische und Nieder-
lithauische andererseits.
Diese Andeutungen über die lettischen Dialektgrenzen wer-
den für das Folgende genügen.
Begeben wir uns nun nach Livland in das Quellgebiet der
lieber ümlautserHcheinungen im Lettischen. 215
Aii, (las, reich an Hügeln nnd Seen, durch hervorragende Hö-
henzüge fast nach allen Seiten so umschlossen wird, dass die
Aa einen weiten F)0gen nach Osten, Norden, Südwesten ma-
chen muss, um endlich ihren Weg zum Meere zu finden. Es
sind dort die Kirchspiele von Alt- und Neu-Pebalg. Hier in
der Mitte und auf der höchsten Höhe von Livland, in dem
dialektischen Uebergangsgebiet zwischen Niederlettisch und
Hochlettisch finden wir viele Eigenthümlichkeit in Sitte und
Sprache. Es ist hier ein ganz eigenartiges Volk nach Wuchs
und Streben. Und was seine Sprache anlangt, so ist's, ich
möchte sagen , eine Insel , in manchen Stücken niederlettisch,
in manchen Stücken hochlettisch, aber auch wieder von allen
Nachbaren ring.s umher sich unterscheidend durch völlige Ori-
ginalität-
Hier nun herrscht auch eine eigenthümliche Vorliebe für
den Umlaut bei folgendem i (ie und e) und derselbe findet sich
mit sehr grosser Regelmässigkeit. Dieser Umlaut zeigt sich
nicht blos bei der Aussprache des e, sondern bei allen Vocal-
lauten. In engeren Grenzen bewirkt dort auch u resj). a Um-
laute.
Ein folgendes i oder ie da) oder 6 wandelt durch
seinen Einfluss ein vorhergehendes
1) a zu ä oder ai,
2) ä zu e (breites zu spitzem e),
3) la zu ie,
üa zu üe,
6a zu öe oder öi",
4) u zu üe oder üi.
, 1) Beispiele. Langes ä vor i wird langes a:
inaz*^ajs*1äK4ß_äzIta^j<«^Predige^^ neben m ä^U^(icHs^hr&)»i
a'H^'f/'^alii^J^iege^^ äf^u.cGen. S. v. alNi|Jj^a-
nis I. Jänis (Johann); ' trapTt f. träpTt (treffen), neben
träpu (ich treffe); bralis f. brälis (Bruder) neben bräia
(Gen. S.). '~--'
Kurzes a vor i wird kurzes ä:
bäfnlza f. bafnlza (Kirche); gänlbas f. ganibas (PI.
tant. Trift) neben ganu (ich treibe, hüte ~ das Vieh — );
mäldTjäs f. maldljäs (er irrte sich) neben maldäs (er irrt
sich ; päti f. pati (ipsa) neben pats (ipse); wäri f. wari (du
216 A. Bielenstein
kannst) neben waru (ich kann); äfäritis f. äfarTtis (De-
min. V. äfars See); rädits f. radits (creatus) neben radu
(creo); säzTju f.' sazTju (ich sagte) neben saku (ich sage);
dräwinieki f. dfawTnieki (Bienenzüchter); pä-liku f. pa-
liku (ich Wieb)*) neben pa-läwu (ich Hess los); sä-dl'Twöat
f. sa-dlTwöat (zusammenleben) neben sa-püt (verfaulen); män(i)
f. man (mihi) neben mans (meus). [Die unzweifelhaft um-
gelautete Form man (im) wirft ein interessantes Licht auf die
allgemein giltigen Dativformen tew(im) (tibi), sew(ira) (sibi)
(cf. die Genitive tewis, sewis, Accus, tewi, sewi), in denen
wir nun auch ein Recht haben werden einen Umlaut anzuneh-
men, zumal nicht blos im Lith. die Formen mit a vorkom-
men, sondern auch im Lett. cf. westkur. taw, saw.]
Langes a vor e wird langes ä:
mazeja f. mäzeja (er konnte, verstand) neben mäku (ich
kann, verstehe); flies f. fäles (N. PI. Kräuter, Arzeneien)
neben fälu (Gen. PI.); dalderis f. dälderis (Thaler).
Kurzes a vor e wird kurzes ä:
räwet f. rawet (jäten); lldf mälei f. lidf malai (bis zum
Rande) neben mala (Rand); Andrejs f. Andrejs (Andreas);
inCompositis: ät-nesu f.r^-TVQg^^(ich trug herbei) neben
at-näzu (ich kam herbei). **" x V/*^"
Bei diesem in Pebalg geltenden Umlautsgesetz ist es ganz
indifferent, ob vielleicht in der Vergangenheit vor dem umlau-
tenden i ein a vorhanden gewesen und nun verloren gegangen,
wie z. B. solches der Fall ist im Nom. PI. der männlichen a-
Stämme, wo -i aus -ai entstanden, oder bei der gleichlauten-
den Adverbial-Endung -i aus -ai. In andern, in den meisten
anderen Gegenden ist ein solches verloren gegangenes a noch
durchaus nicht aus dem Gefühl des lettischen Volkes geschwun-
den, und wenn es auch nicht mehr selbst unmittelbar da ist,
so zeigt es sich in seinen umlautenden oder Umlaut verhin-
dernden Nachwirkungen. In solchen Adverbien oder Plural-No-
minativen wird ein vorhergehendes e allgemein breit (ä) — also
*) Hier und in vielen anderen Fällen macht sich die Umlautswirkung
in Compositis von einem Theil des Compositums auf den anderen hinüber
geltend, wie das bei dem althochdeutschen Umlaut niemals sich findet.
J. Grimm, deutsche Gramm, ed. 3. I. p 75.
Feber TJmlautserscheinungen im Lettischen. 217
doch in Anähnlichuiig an das folgende ausgefallene a — ausge-
sprochen, aber nicht spitz (e), denn der Einfluss des Endungs-i
ist durch das ausgefallene a paralysiert. Man spricht also all-
gemein:dali (Söhne, geschr. deli) wegen der früheren Form dalai
und lati (billig, geschr. leti) wegen der früheren Form latai
und nicht deli oder leti (cf.Lett. Spr. I.p.43). Hier in Pebalg
aber hindert solch ein historisches a die Umlautungswirkung
durchaus nicht; der Dialekt zeigt sich also in diesem Stück
gerade wieder als eine jüngere Sprachentwickelung, sofern die
Erinnerung an oder, sollen wir sagen, das Gefühl für das ge-
schwundene a (Bindelaut oder Stamm-Auslaut) bereits ganz ge-
schwunden ist. Cf. warti f. wärti (PI. tant. Nomin. Thor, 1^
Thorflügel) neben wärtus (Acc. PL); w^di f. waü^^i (Wör-
ter) neben wärdus (Acc. PL); läbi f. labi (Adv. gut) neben
Habs (Adj. gut); smälki f. smalki (Adv. fein) neben smalks . .
(AdJ. feinj; -wisadi f. wi>Ä>4,i (Adv. auf allerlet■•■A*t)^eböBs,^^3^
wisä'tls (Adj.).
Aehnlich ist es bei den Dativen Plur., deren Endung -iem
aus älterem -eimis oder -aimis entstanden und wo die Wand- '
lung von a in ai, ie vielleicht schon an sich ein Umlaut sein
dürfte (?). Cf. ;rSl!ii^ f. ralT&mJ{den Rädern, -dem Wagen)
neben ratus (Acc. PTl; wartiem, wardiem f. wärtiem,
ward iem u. s. w.
Neben der Umlautung des a zu ä finden wir eine andere
in ai, die vielleicht die ältere ist, wenn a die Verschmelzung
von a und i ist. Freilich hierüber lässt sich streiten. Im Alt-
hochdeutschen finden wir meines Wissens schon in den ältesten
Urkunden e für a vor i und nicht ai i). Im Lettischen scheint
mir aber eine Thatsache beachtenswerth und vielleicht massge-
bend. Während nämlich die Umlautung von a zu ä fast aus-
schliesslich auf den Thalkessel von Pebalg im Herzen Livlands
sich beschränkt, so hat die Umlautung zu ai eine viel weitere
Sphäre, namentlich nach Südosten zu bis zur Düna (Koken-
husom, Kreuzburg); aber auch in der Mitte und im äussersten
Westen Kurlands finden wir einzelne schöne Beispiele dieses
Umlauts. In Sjuxt (Mittelkurland) sagt man taini f. tani
(Loc. S. zu tas iste); in Neu-Autz (Südkurland) firg-gainis f.
1) [ai findet sich als Bezeichnung des durch i umgelauteten a; vgL
Scherer Zur Geschichte der deutschen Sprache S. 144. B.]
218 A. Bielenstein
firg-ganis ( Pfercleliirt ) ; in Sackenliausen\ (am Libauschen
Strande): pai-rTt f. pa-rTt(u) (übermorgen); -spa in is f. spa-
nis (Eimer, Spann) *). Was bedeuten diese vereinzelten
Umlautsfalle? Sind es Reste von früher allgemeinerer Umlau-
tung? Es ist mir fraglich, ob in irgend einer Sprache ein in
Mode gekommener Umlaut wieder aus der Mode gekommen ist
oder kommen kann? Sind es die Anfänge von einem sich erst
bildenden Umlautsgesetz in Gegenden, wo es bisher so nicht
geherrscht? Sind es hergeschneite Flocken? Ich wage nicht
darüber zu urtheilen
Südöstlich von Pebalg ist die Regel, dass wenigstens die
älteren, überhaupt noch dialektisch redenden Leute, die noch
weniger die nivelliei'enden p]inflüs§e der Volksschule erfahren
haben, sprechen: maf2r54«4.s f. mäzTtratj'&>,4P^6^^g6^) neben
iiT?f?Hi^ch lehre); pa wairtiem f pa wärtiem (durchs Thor)
neben wärtus (Acc. PI.); kairinät f. karinät (wiederholt
anfassen, necken); gaidiem f. gad'iem Jl^ai. Vi. von /^acls
Jahr; neben gadus (Acc. PL); Mairgiete f Margrete (Mar-
garethe); in Compositis: sai-siet f sa-siet- (zusammenbinden).
Nur ein besonderer P'all des allgemeinen Umlauts-Gesetzes
ist es, wenn in einer und derselben Sylbe, in dem Diphthong
ai das a durch das nebenstehende i zu e sich wandelt. Cf.
leime f. laimö (Glück); mäzTteis f. mäzitais oder -tajs;
lei f lai (dass, damit).
2) Verlassen wir nun das Umlaut-erfahrende a und kommen
nun zu dem Umlaut-erfahrenden e, welchen Laut der Lette in
breiterer Gestalt (wir schreiben ihn dann hier ä) und in spitze-
rer Gestalt (wir schreiben ihn dann hier c) hat, so finden wir
die entsprechenden Anähnlichungen , nur immer um einen
Schritt weiter abwärts auf der, ich möchte sagen, schiefen
Ebene. Wandelte sich das a umlautend zu ä, wie wir oben
sahen, so nun ä zu e und e zu ei. Eine weitere Anähnli-
chung ist nicht mehr möglich, es müsste denn Angleichung
eintreten.
Für die Umlautung von ä zu c finden sich in Pebalg un-
zählige Beispiele in der Flexion der nominalen a-Stämme, wo
*) Ganz unerhört .sind in Kurland auch nicht die Fälle von Umlautung
des a zu ä. En sehr altes Beisjjiel ist der Bauerhofs-Niime Gäncii
(PI. tant. von dem Sing ganelis, Demin. zu gans Hüter, Hirt). Cf.
pytädfina, Deniin. von pjtaga (Peitsche).
Heber TTmlautserscheinungen im Lettischen. 219
der im Nom. und Dat. PI. ausgefallene Stamm-Auslaut -a- durch-
aus keine schützende Nachwirkung mehr ausübt, die sonst in
dem herrschenden Niederlettisch überall vorkommt. Cf. täws
(Vater) Gen. S. täwa, N. PI. tewi, Dat. PI. töwiem; gräks
(Sünde), Gen. S. gräka, Acc. S. gräku, N. PL greki, Dat.
PI. grekiem. Bemerken swerth ist in letzterem Beispiel, wie
das ausgefallene a (Stamm-Auslaut) den Umlaut nicht hindert,
aber doch noch das k vor der sonst nothwendigen Wandlung
in z bewahrt (cf. Lett. Spr. 3, 112. 114) und seine ehemalige
Existenz in der breiten Aussprache des ä im Nom. S. (gräks
f. gräkas, täws f. täwas) immer noch offenbart.
Die Umlautung von e zu ei kommt vielleicht nicht so sehr
in Pebalg vor, als in anderen Gegenden. Ich habe sie in Ru-
jen gefunden (an der Grenze der Esthen, westhch von Walk),
und ich muss dann damit vergleichen die oben erwähnte That-
sache, dass gerade auch die Umlautung von a zu ai sich in
weiteren Kreisen findet als die von a zu ä. In Rujen hört I
man in CjM9npositis:^-^'eideti f. sedct (sitzen); sjy^-iT^ij
f. sw^dien^fSonnta'g, Feiepfag); peiz(i) f. pez(i) (hinter,
nachj; eist(i) f. est(i) (essen). Ebenso hört man bei Dohlen
in Mittelkurland den Bauerhofs-Namen Tezes (PI. zu d. Nom.
S. "Tö^i^ so aussprechen, dass man ihn kaum von Teizes und
T^&i«^ unterscheiden kann.
3) Bei den eigenthümlich-lettischen unächten Diphthongen ia
(ea), üa (6a) (in der scriptio vulgata: ee und o oder oh, in
Bielenstein lett. Spr. je nachdem der Ton gestossen oder gedehnt
ist : i , e und ü , ö) wird von dem Umlaut naturgemäss nur das
zweite Element (a) betroffen, welches eben zu ä oder e sich
wandelt. Uebrigens geht auch diese Erscheinung über die Gren-
zen von Pebalg hinaus. Mit grosser Genauigkeit und Allgemein-
heit findet man sie namenthch in Rujen. So lautet denn zum
Nom. S.
d. Acc. S.
d. Nom. PI.
d. Dat. PL
miats (Pfahl)
miatu
mieti
mietiem
tiaws (dünn)
tiawu
tiewi
tiewiem
ziats (hart)
zia tu
zieti
zietiem
lüaps (Vielj^
lüapu
lüepi
lüepiem
V^^^%^J^\xp^
küaku
küeki
küekiem
i^*53'«^tJ<»f'Ü'^
püadu
püedi
püediem
.,.,._._..->^ >p-
(Demin.
püedins f.
1
puadinsch
Töpfchen).
A
220
A. Bielenstei'n
Ebenso in Coinpositis: nüa-gäja (er ging fort), aber
"'ii^ e - iiair.t 4itörfe«i^»»^^^
nü&-pirkt (abkaufen)
n ü e - 1 i k t (hinlegen).
In Pebalg und noch mehr "nach Südosten zu gestaltet sich
das öe (Umlaut von öa) oft zu öi, cf. öitriem f. oetriem
(Dat. PI. V. oatrs, lat. alter, franz. autre); käpöisti f. käpo-
esti (PI. Kohl) neben dem Acc. käpöastus.
Erwägen wir, dass bei obigen Wandlungen ia in der Um-
lautung zu le dem i um einen Schritt näher gerückt ist, und
dass auch in Pebalg schon noch eine weitere Entwickelung,
noch eine weitere Assimilation des ie zu T sich findet, cf.
säimnTze f. säimnieze (Wirthin, Hausfrau) und cf. die En-
dung des Dat. PI. masc. -im f. -iem(i), z. B. dorblm f. dor-
biem v. dorbs, niederlett. darbs Arbeit), während aber ohne
umlautende Einflüsse ia intact beharrt, z. B, in saimniaks
(Wirth, Hausvater), so könnte man versucht sein anzunehmen,
dass im Hochlettischen das unendlich oft statt ia vorkommende
T eben in Folge von Umlautung entstanden sei. Doch erklärt
die Umlautung an folgendes i allein den hochlettischen Voca-
lismus in diesem Stück keinesweges. Um nur eins zu nennen,
I so ist dort noch hinzugekommen die Rückwärts- Assimilation
des a in ia an (^las vorhergehende i. Cf. diws f. diaws
(Gott), ^Tna f. idiana (Tag)., fj;firsr^f^^jj>ilf^( pT f.
Ipia (bei). Hiernach berichtigt sich die Behauptung in meiner
Lett. Spr. I. §. 55, 1, b. p. 96. " ^^ "
4) Gehen wir weiter zu dem Umlaut des u, so findet sich
bei demselben durch Einwirkung eines folgenden c ein dem u
nachhallendes e und durch Einwirkung eines folgenden i ein
dem u nachhallendes i; so, dass ue und ui nicht wie ein
einheitlicher Laut, sondern wie in der Mitte durchgebrochen
klingen; und nur vielleicht bei mehr als zweisilbigen Wörtern,
wo die Aussprache der ersten Wortsilben nothwendig an Ge-
nauigkeit verliert, dürfte man den aus lie oder üi weiterhin
sich entwickelnden Mischlaut ü hören.
Es ist sehr merkwürdig, dass wie das ai aus a und das
ei aus e, so das ui aus u weit über die Grenzen des Pebalg-
schen Thalkessels hinausgeht, namentlich nach Südosten bis
Kokenhusen , Lubahn und in einer gewissen Weise auch weit in
das ächte Hochlettische von Witepsk.
lieber Umlautserscheinungen im Lettischen. 221
So lautet also zwischen Pebalg und Kokenhusen: upe
(Bach): üepe oder auch üipe; püse (Hälfte): puese oder
auch püise; pa rudeni (im Herbste): pa rüedeui oder auch
pa rüideni; üdens (Wasser): üedens oder auch üidens;
dur(w)is (PI. t. Thür): düiris; tupijti (Kartoffeln); tüipitti
oder sogar tüpini; kuugi (N. PI. v. kuXgs HQrr): lrH4ngi>^,,_^^
in Compositis: üf-siet (aufbinden): viir-siet; bei längst"zu-
vor ausgefallenem oder abgefallenem Endungs-i: but(i) (sein):
büiti, in Witepsk: biut(ij; mum(i)s (nobis): müims.
So viel über die umlautende Macht des i (e) in Pebalg
und Südostlivlaud. Der ächte Hochlette in Marienburg und
Witepsk ist meist dagegen unempfindlich. Das a namentlich
wählt er auch statt des e vor i möglichst breit, z. B. auch in
maita f. meita (Mädchen), welches der Niederlette streng
unterscheidet von maita (Aas); in Compositis: na-gribu f.
ne-gribu (ich will nicht; — oder verdumpft das ä (a) selbst f/^
zu ö (o), cf. mözitajs f. mäzitajs (Prediger); lobi f. labi \A
(gut Adv.).
Der Niederlette kennt die umlautende Macht des i wohl,
aber heute in der Regel nur die spitzende Wirkung auf vor-
hergehendes e, das zu e wird, aber mit feiner Einschränkung,
wo einst vorhanden gewesenes, jetzt ausgefallenes a noch nach-
wirkt (cf. Lett. Spr. I. §. 21).
Die regressiv umlautende Wirkung eines u beschränkt
sich nicht auf die Gegend von Pebalg, sondern findet sich weit
und breit in Nordlettland (Walk) und nach Osten bis in's reine
Hochlettische jm Diphthong au , wo den^ das a zu o verdumpft
khngt. Cf. lO^ücs f. laH^s (F^) ;/ ougscha f. augschä
(oben); Dougawli^f. DaugWwa (Dß/a); koudlTte f. kaud-
iTte (Getreide-Schoberchen); iouns f. launs (böse); ^*>^§t^lSw
JUi^, ,(wa??lft«4^ nou f. nau oder naw(a) (ist nicTii) rVoiT
f. sawu (suum, Acc. S.). Im Süden, namentlich in Kurland
spricht der Niederlette rein au: s^Nde (^StrtfHjß) u. s. w. ohne
Verdumpfung. \. ^**"'**'*'<*.^
Die umlautende Wirkung des a macht wesentlish nur
auf vorhergehendes e sich geltend, das dann breit (ä) lautet,
wie in Pebalg, so im ganzen Niederlettischen.
Noch vieler genauer Forschungen bedürfte der hochletti-
sche Vocalismus, um festzustellen, wie viel von den dort vor-
kommenden Vocalwandlungen auf Umlaut zurückgeführt werden
222 G. Meyer
kann, wie viel aus anderen Ursachen erklärt werden muss.
Es scheint zwischen dem Niederlettischen und Hochlettischen
ein Vocalverschiebunggesetz obzuwalten, ähnlich dem Conso-
nantenverschiebungsgesetz , das J. Grimm in dem Gothischen,
Althochdeutschen, Mittelhochdeutschen nachgewiesen hat.
A. Bielenstein.
Die Praesentia auf -ojvwf.u.
Innerhalb der mit Nasalsuffixen gebildeten Präsensstämme
bilden eine zusammen gehörige Gruppe die Verba auf -tu^ft/a,
deren richtige Erklärung, wie mir scheint, bis jetzt noch nicht
gefunden ist. Von diesen Verben ist nur twvvv(.u bei Homer
nachweisbar, qc6vvvj.ii ist bei Hippokrates, otqwvvv^il bei atti-
schen Schriftstellern belegt, xQojvvvfu und x(jövvvf.a kennen wir
erst aus nachchristlichen Quellen und atovvvo) Tgtovrito gar blos
aus Grammatikeranführungen. Genauere Nachweisungen sehe
man in Curtius' Verbum 1 , 1G5 f. Leo Meyer Vgl. Gramm.
1 , 444 erklärte ohne nähere Andeutungen xQ^^^^f^^ ^^^
XQ(öo-vv(.ii, t(jüvvvf.ii aus Ccüavvfti, xc6vvv(.u aus %cijovv(xl. Für
^covvviiiL hat eine auf g auslautende Wurzel allerdings ei-
nige Wahrscheinlichkeit; denn das altbaktrische und slawolet-
tische kennen eine Wurzel jus (zd. jaohh JüqIö, ksl. pojasü
pojasad, \\i. Justi jusia Y'ick 1, 183), dem ein griech. t,ioG-
wol entsprechen könnte, und darum haben sich Curtius und
Fick a. a. 0. der Ansicht von L. Meyer angeschlossen. Auch
für x^6vvv/iu und xQf^^^^^'^'t ist Curtius geneigt, „da beide Verba
im Passivaorist a haben", in dem ersten v die Metamorphose
eines Sibilanten zu vermuten. In den übrigen verdankt nach
seiner Ansicht das doi)pelte v seine Existenz vielleicht nur der
Analogie von twvvvui. Wesentlich anders äussert sich Schlei-
cher Compendium ^ G8; er recurriert auf eine 'zweite Steige-
rung' von V zu w wenigstens für ^wvvvfti und x^^vvvfu {ou öv
— urspr. üu av), die aber bekannthch überhaupt für das grie-
chiscbe unerweislich ist. Ich habe in meinen Nasalischen Prä-
sensstämmen die Schleichersche P^rklärung nicbt unbedingt ver-
worfen und bin deshalb mit Hecht von Clemm in Fleckeisen's
Die Praesentia auf -t6vvuf.ii. 223
Jahrbüchern 1875 S. 437 getadelt worden. Aber auch dessen
Zurückführung auf (j-Stämme (Cof-og- von W. ja , gof-og- W.
Qv , xf>f-os- W. x^-) > „welche dann durch die Mittelstufe twog
Qwog x(x)og hindurch die vorhandenen Praesensformen leicht er-
klären und durch das g in der Tempusbildung unterstützt wer-
den", ist unhaltbar, denn diese Stämme haben sonst in nichts
einen Anhalt. Es wird daher gestattet sein, nach einer andern
Erklärung Umschau zu halten.
Alle jene Verba haben das Gemeinsame, dass sie sich mit
Leichtigkeit auf Wurzeln auf u zurückführen lassen:
Cc6vvv/iu auf \N.ju, sk. jii-nüti , ved. jwaäti j'auti , lit.
jdutis Ochs. Vgl. Lovod-tü. toiwvoiyo) Hesych., das gewiss auf
*to£0&co und weiter auf %Oß-€a^ü} zurück geht.
Qi6vvvi.li gehört samt Qoj/iir] und dem homerischen Qt6of.iai
zu W. Qv sru , es genügt hierfür auf Curtius Grdz. * 355 zu
verweisen.
OTQ(jövvv(.a stellt sich zu der von J. Schmidt Vocal. 2, 286
für das Deutsche, Slawische, Lateinische und vielleicht auch
das Altbaktrische nachgewiesenen, aus star entstandenen W.
stini, zu der ahd. strao, got. straujan, ksl. struna Saite, o-slru-
Jaii zerstören, lat. struere instrouxi gehören.
XQiovvv/iu geht auf eine griechische Wurzel XQ^~ zurück,
die auch in xQavco oberflächHch berühren, ritzen vorliegt; dass
-QV- auch hier aus -ar- entstanden ist, machen xqciio und
XQccLV(o wahrscheinlich, vgl. J. Schmidt Vocal. 2, 289; die aus-
sergriechische Verwantschaft dieser Formen ist freihch noch
zweifelhaft.
Xcijvvvui gehört natürlich zu x^ X^^i ^i^ bei Herodot und
Thukydides gebräuchliche Praesensform %ow steht zu ;fwvyt7a
wie LÖto (Lovod^cij) zu tc6vvv/LU, aber auch das homerische x^o-
f^iab ich zürne gehört hieher (Pott WW. 1, 2, 784j, wie QÜof-iai
zu Qiövvv/iu, eig. ich crgiesse mich in Zorn.
TQtovvvtü zu der in tqvw aufreiben, %Qavf.i(x Wunde vorlie-
genden W. trti aus iar (J. Schmidt Voc. 2, 267).
Giovviü) endlich, vielleicht bei seinem späten Auftreten nur
eine Analogiebildung, erledigt sich doch auch unter diesem
Gesichtspunkte, denn Gcog odog wird doch wol für *oafog ste-
hen und auf eine W. av- zurück zu führen sein, mag man
diese nun mit Brngman Stud. 4, 156 Anm. (dem sich Mangold
Stud. 6, 198 anschliesst), mit W, sku- bedecken identificieren
224 G. Meyer
oder nicht. Die homerischen Praesentia aoio und aiöio gehören
natürlich dazu.
Wie man sieht, erscheint das auÖallende w unserer Prae-
sentia auch in gcoofiat xojoi-iai aioio Als eine durchaus ent-
sprechende Bildung gehört zu letzterem nXcovi von W. TtXv
(ttXsiü), bei Homer und besonders bei Herodot sehr gebräuch-
lich. Ich meine aber noch einige andere ganz analoge Prae-
sensbildungen nachweisen zu können. Hesychios hat atoovto.
lüQficovTO. T^QxovTO , was ein Praesens ffcJw gibt, das sich zu
W. öv [k'aavTo] ebenso verhält wie jclioco zu rrkv ; Xioovto bei
Kallim. Min. 73 gehört zu einem Praesens Aww, das zu homer.
koto steht wie x^o/nac zu ;(ow, wie awio retten zu aow; wegen
der daneben erhaltenen Form lovoj ist dies von ganz beson-
derer Bedeutung.
Die homerischen Formen ßwoavti. M 337 E7rißM00(xai
et 378 ß 143 so wie die bei Herodot zalreich belegten dvs-
ßcoaa ßwoat ßcoaag d/ußwaag ßsßco/iiava eßcoaS^r^v sßioaaTO
erklärt man gewöhnlich aus Contraction aus ißorjaa ßorjGo-
ftat u. s. w. (z. B. zuletzt Merzdorf Stud. 8, 221). Als Pen-
dant dazu weiss man aber nur 6ydwx,ovTa anzuführen (denn
die Formen von voito werde ich auch anders erklären), wo das
o) durch die Analogie von oütcö hervor gerufen sein kann *).
Die Formen gehen vielmehr auf eine Praesensbildung ßiuco oder
ßoio für ß&f-o) zurück. Wurzel ist gu, diselbe aus der mit
erhaltenem Guttural yodio yoog hervor gegangen ist, das nur
in der Bedeutung sich differenziert hat (Aufrecht KZ. 1, 190).
yofo- fungiert auch als Praesensstamm im homerischen yoov
Z 500 für l'yoßo-v, das man gewöhnlich fälschhch als Aorist
fasst (Curtius Verbum 2, 15). yodw wie ßodco sind denominale
Weiterbildungen, die sich zu yoto ßoio verhalten ganz wie lat.
bovare zu boere.
Auf ßioaag reimt sich Herodot's svvtiaag (1,8G); dazu fer-
ner vwadfuvog Theogn. 1298. Kallim. Frg. 345 (Hesych. : vw-
adfi€vog. xöravojj'aag). vwaato Apoll. Rhod. 4, 1409. vwaaoi^ai.
ala&eax^tti, ivd^v^irj^vaL. vevojTai, h vio tyu, Hesych., als so-
*) Kaum darf als Aiialogon hiezu gelten das seltsame
ii^ )^y sßSttixitJVTbiTrig einer ionischen IJustrophedoninschrift
^iiJSTidTH'l^ aus Paros, die im yidrivaiov 187G S. 4 mitgeteilt ist.
Die Praesentia von -(ovvvfxi. 225
phokleisch bezeugt im Etym. Mgn. 601, 20 (Frgm. 191 Dind.) ;
das Particip brauchte nach derselben Stelle Anakreon (Frgm.
10); vevioy.a hivioro bei Herodot. Dazu vergleiche man noch
aus Hesychios viüf.ia. v6rjf.ia und viöiiaxa. ercl rcov VTtotvyloiv
xa. yvwQiafiaTa, und besonders das homerische dyvcoaaaxs t// 25.
Alles dies ergibt ungezwungen ein Verbum vtoco oder vow, ur-
sprünglicher yvcoco, das sich zu voog vovg ganz ebenso verhält
wie Tthüio zu irrXovg. Aeolisch yvoeo), attisch df-icfiyvoeco ccyvoiu)
ayvoia haben den vollen Anlaut ebenso bewahrt wie jenes
dyvtüoaaxs. Als Stamm ergibt sich yvofo-, durch Steigerung
hervorgegangen aus yvv- griu- aus ursprünglichem gan- (zd.
zan, lit. zinöti wissen, got. ^kann).
Was nun die Erklärung des w in twvvv(.a sowol wie in
jtlmo) und den übrigen betrifft, so kann darüber kein Zweifel
bestehen, dass es aus ursprünglichem ov hervor gegangen ist,
dass wir also z. B. ein ttXovü) neben tiXIoj aus *7rAfit;w anzu-
setzen haben, wie uns lovca gradezu erhalten ist. Für home-
risches TcXwouv u. ä. könnte man versucht sein gradezu tvXov-
oiEv zu schreiben und das w aus einer misverständlichen Trans-
scription des alten Alphabets herzuleiten, wenn nicht die zal-
reichen neuionischen Formen dagegen entschiedene Einsprache
erhöben. So werden wir auf eine mit der Umsetzung des zwei-
ten Teiles des Diphthongen in die verwante Spirans und deren
Schwund in Zusammenhang stehende Verdumpfung des ov ge-
führt, wie sie ähnlich schon Gurtius Grundz. ^ 565 angedeutet
hat. Wenn wir Brugman Stud. 4, 160 folgen, so läge hier ein
Beispiel der sogenannten Ersatzdehnung vor : ^rtlof-w zu rtXwüi
nach Ausfall des /. Dieser Auffassung widerspricht aber das
doppelte vv in den Form.en auf -cövvviAi, die wir zum Ausgangs-
punkte unsrer Untersuchung gemacht haben. Aus %ov-vvf^u,
das gebildet ist wie ddy.-vv-f.u mit Steigerung und Nasalsuffix,
konnte nach der Brugmanschen Erklärung nur Ccovvf-u werden.
Es ergibt sich daraus, dass die Längung des ersten Bestand-
teiles des Diphthongen während oder nach der Umsetzung von v
in /, aber jedenfalls noch während des Fortbestehens von /
statt gefunden hat, so dass aus urspr. tov-vv(.u zunächst Cw/-
vvf.u und dann mit Assimilation Lwvvvf^n hervOr gegangen ist.
Dieselbe Lautentwickelung haben das nicht blos dorische ßwg
(11 238 ßtöv Schild) aus ßovg, tco^og Suppe aus W. j'u (Gur-
tius Grundz, * 611), vielleicht "TTwAogTohlen Vf. pu (Gurtius
Beiträge z. Kuude d. ig. Sprachen. I. 16 '
226 G. Meyer
288") durchgemacht ; ip^pog Thor vergliche- sich dann doch mit j
sk. l^nf^Hj-s stumpfsinnig^^^ßföde, wo die Länge auf Steiger^ungi
zuriicF g^k^ kann (vgl. yimQa^vei. Tca^aytOTtTei. juaivsTUL^
Hesych.).
Wir können indessen vielleicht noch einen Schritt v^^eiter
gehen. Wenn wir die herodoteischen Formen d^cov/na neben
^av/iia, €/Li£iovTOv oeiovrov ewvtov für if-iavTOv asuvrov savrov
betrachteli, so scheint es klar zu sein, dass sich hier ein Ue-
bergang von au in ou vollzogen hat (vgl. hiefür OvhäTai CI.
Attic. 231, 7 neben ^vXiätaL 226, 13 u. ö.). Warum schrieb
man nun aber nicht d-ovi-ia hieovxov u, s. w. ? ov, das ja im
Griechischen , wenn auch nicht in allen , so doch in sehr vie-
len Fällen ursprünglich einen diphthongischen Laut bezeich-
nete, war sehr früh zu monophthongischer Aussprache verengt
worden; wollte man also ein wirklich diphthongisches ou be-
zeichnen, so griff man zu dem Ausdrucke mittels lov. Die Un-
terdrückung des zweiten Teils dieses Diphthongen lag in Folge
des grösseren Nachdrucks , den man der Differenzierung von ov
wegen auf die Deutlichmachung des ersten Teiles legte, sehr
nahe; vermutlich ist so das delphische {wrwv für avTcov (Cur-
tius Ber. der sächs. Ges. d. Wiss. 1864, S. 226), das lakoni-
sche coTCü für avTov (Inschrift im l4^i]vaiov 1, 255) entstanden,
ebenso das herodoteische xQtofxa für rgav/na auf dem Wege von
TQwvfua, wie Herod. 4, 180 in zwei Handschriften und bei Lu-
kianos de dea Syria c. 20 steht , während andrerseits auch ^t5-
f.ia ^cüficcLio sich bei Herodot mehrfach geschrieben findet (Bre-
dov de dial. Herod. S. 142). Herod. 3, 86 ist fast einstimmig
öiacpioayio} überliefert, 9, 45 diacpavoy.io ; letzteres erweist sich
durch 7it-(pav-o/.co q>avog als das ursprüngliche, -cptoaxo) also
durch cpo)va/.(x} aus <fovay.co. Endlich erwähne ich noch den Ac-
cusativ "jPwxtovg, der in einer kretischen Inschrift der Stadt
Rhaukos CI. 3051, 3 vorkommt (Hey de dialect. cret. S. 9.).
Nach solchen Analogien könnte man annehmen, dass aus Cov-
vv-f.u zunächst twv-vv-f^iL und dann Ctof-wia t(j^vvv(.u hervor-
gegangen sei. Das für die Aussprache irrelevante doppelte vv
nach dem langen Vocal blieb stehen wie in lesbisch fiijvvog —
attisch firjvog, aTi^lXt] = az^lr] aus ^araX-va.
Um übrigens des lautischen Verhältnisses zwischen 7cXcüa)
und Tclto) u. s. w. mit einem Worte zu gedenken, so scheint
es sicher, dass die Formen mit ov sich au nominale Bildungen
Analogiebildungen der neugriechischen Declination. 227
angelehnt haben, da die Abstufung von € in der Verbal- und
o in der Norainalbildung nicht blos aus der griechischen Laut-
lehre sicher steht. Das a endlich in der Tempusbildung eini-
ger Verba auf -wvvvf^u erklärt sich wie in eßcoo&rjv einfach als
Analogiebildung und beweist nichts für ursprüngliche g-Stärame.
Prag 10. Januar 1877.
Gustav Meyer.
Analogiebildungen der neugriechischen Declination.
Herr Emile Legrand, der verdienstvolle und unermüdliche
Herausgeber mittel- und neugriechischer Texte, hat in der Re-
vue critique vom 2. December 1876 meine Ausgabe des Ge-
dichtes Imberios und Margarona, Prag 1876, einer Besprechung
unterzogen, für die ich ihm zu Danke verpflichtet bin. Einige
der Ausstellungen, die er an von mir aufgenommenen liCsun-
gen machte, würden sich erledigt haben, wenn es mir vergönnt
gewesen wäre, mich über die von mir bei der Gestaltung der
Orthographie und Accentuation befolgten Grundsätze ausführli-
cher auszusprechen. Leider wird es mir für geraume Zeit nicht
möglich sein, meine Beschäftigung mit der Sprache dieser mit-
telgriechischen Literaturproducte fortzusetzen, und darum möge
es mir gestattet sein, wenigstens an dieser Stelle auf zwei von
Legrand hervor gehobene Einzelheiten kurz einzugehen, die auch
ein weiteres sprachwissenschaftliches Interesse beanspruchen
dürfen.
Legrand tadelt es, dass ich V. 34 und 290 xaW^ot statt
xdoTQr] geschrieben habe. Es war mir nicht unbekannt, dass
•/.doTQTj die in modernen Ausgaben mittelgriechischer Gedichte
recipierte P'orm ist, obwol die Handschriften und alten Drucke
schwanken. Aber ich weiss eine Form ycdargr] nicht zu erklä-
ren. y.dGTQOv ist die gewöhnliche mgr. Bezeichnung einer festen
Stadt; ein Plural y.(xoTQOL davon erklärt sich als Analogiebil-
dung nach den Masculinis, und ebenso ist das von Legrand
angeführte divÖQiq vielmehr devögoi zu schreiben. Ebenso ra
ccoTQOL Sterne Apollon. v. Tyr. 435. tcc nXovxoi Sachlik. 2,
102 vom Ntr. to nXovTog Florios 1870. t« (.drqoi Machaer.
Chron. 122, 3. Wo y.doTQot als Accusativ vorkommt, erklärt
16*
228 G. Meyer
sich das aus der im Mgr. nicht seltenen Verwendung des No-
minativs für die übrigen Casus, worüber W. Wagner in der
Note zum Belisarios (Hamburg 1873) V. 4 einige Nachweisun-
gen gibt, die sich leicht vermehren lassen, z. B. avÖQsg re
xal yvvaixeg als Accus. Flor. 55. rrjv /rXi^fjrjg d-etoQiav voll von
Schönheit Flor. 129. f^iovoyevfj ^vydTr]Q Apollon. 6. vtto tov
TtavroKQccTWQ Flor. 1781 (1783 als Accus.), tov ava^ Apoll. 52.
■KriQvyia dvay,QdCiov Apoll. 154. Tfjg eavrov d-v/dzriQ Apoll. 304.
tov jVQlyx.r]xp Apoll. 353. rrjg d/toQog Imberios (Wiener Ver-
sion) 205. d-vydzrjQ als Accus. Imber. 239. 251. 695. xbv nav-
TOKgdTtoQ Irab. 500. 679. 775. 806, TrarrjQ, vio) y.(xl ayiov Tvvsvfxa
Imb. 776. Was den Uebergang des Geschlechtes von xdotQa in
AdotQOi betrifft, so vergleichen sich ausser den angeführten Plura-
len noch (pOQog aus lat. forum, Syntip. 87,4 (Eberhard), nach
Ausweis von tov qpöqov Apollon. 477 an| Schluss eines politi-
schen Verses vielmehr cpöqog zu betonen; ovavlog Stall aus lat.
^stßßulum Imber. 548 (Wagner);' 6 deiTtvog Apoll. 234; tov ne-
Idyovl^o^. 317. Metaplasmen des Geschlechtes sind über-
haupt in diesen Producten nichts seltenes; instructiv ist für un-
sern Fall besonders xrjg d-aldoGov Imber. 482 Wg. , Chronik
des Machaeras 56, 4. 112, 3. 11. 132, 29. 309, 20. 311, 7.
(Sathas), Apokopos 393 (Legrand), Physiol. 112 (Legrand),
ganz vergleichbar dem tu yidoTQot, t« ttIovtoi. Aehnlich ist
auch Tjyg vviiTov Bustron. Chron. 428, 2 u. ö. did vvk.tov Ma-
chaer. Chron. 301, 10. Dem bereits angeführten ro 7cXovTog
stellt sich zur Seite t6 ervaivog Flor. 1406, to ÖQoaog Machaer.
Chron. 87, 30, t6 OTolog 126, 1.
Eine ganz ähnliche Analogiebildung, aber von bedeutend
weiter greifendem Einflüsse, hat sich im Plural der weiblichen
Nomina der sogenannten ersten Declination vollzogen. Man
findet in der Grammatik der griechischen Vulgärsprache von
Mullach S. 153 im Plural von ?y yXcoooa Nomin. ai (gem. 9y)
ylioaaaig Acc. ralg ylwooaig. Was zunächst den Nom. Plur.
des weiblichen Artikels betrifft, so ist das factische Verhältnis
das, dass ai eine gelehrte Neubildung der Schriftsprache ist,
während die Ausgaben von Vulgärtexten der Aussprache gemäss
fi schreiben. Das ist eine Form, die absolut unverständlich
und unerklärlich ist. Es kann, glaube ich, kein Zweifel dar-
über bestehen, dass vielmehr zu schreiben ist o/, d. h. dass
die Form des männlichen Artikels au die Stelle des femininen
Analogiebildungen der neugriechischen Declination. 229
getreten ist. Diese richtige Orthographie hat bereits Nikolaos
Sophianos in seiner ersten Grammatik der griechischen Volks-
sprache angewendet, vgl. S. 37 der Ausgabe von Legrand (Pa-
ris 1874): Tj ev&eia tcjv TtXrj&vvTr/Mv , or tj yeviy.t] xal doriKrj,
Twv ' 7] alriaTiTit], raig, ohne dass diese in Bezug auf den Nomi-
nativ vollständig richtige Bemerkung für unsere neueren Texte
fruchtbar gemacht worden wäre. Die Erscheinung selbst ist
übrigens nur die Erweiterung einer bereits im Altgriechischen
im Dual des Artikels hervor tretenden Neigung, die masculine
Form für die feminine zu verwenden. Kühner Griech. Gramm.
I 464 A. 3 weiss nur zwei Beispiele von rd anzuführen , nämlich
Soph. Ant. 769, wo indes Dindorf rw d' ovv xoga Tcöd' schreibt,
und Aristophanes Ritter 424. 484, wo Meineke und Dindorf
ebenfalls tco /.oytova statt des überlieferten xa, aufgenommen
haben. Ein Beispiel der Genitiv-Form ist Soph. Cid. Tyr. 1462
xcav ö' äd^Xiaiv oiüTQmv ze nagd^svcTiv s/tialv. Cobet Var. lect.
69 ff. geht, gewiss mit Unrecht, soweit überhaupt bei Prono-
minen, Adjectiven und Participien die Endungen -a und -aiv
verbannen zu wollen. Der neugriechische Dialekt der Terra
d'Otranto hat die besondere Form für das Femininum erhalten,
rase, i (oi), fem. e (ai) , s. Morosi Studi sui dialetti greci della
Terra d'Otranto (Lecce 1870) S. 118; in Martano und Calimera
ist das weibliche e ins Msc. gedrungen (a. a. 0. 101, wo die
Erscheinung aber unrichtig erklärt wird), während das Bove-
sische i für beide Geschlechter verwendet (Morosi in Ascoli's
Archivio glottologico IV 1 p. 36).
Ueber den nominalen Nom. Acc. Plur. yXcoauaig lehrt Mullach
a. a. 0. S. 152 folgendes : „Die Endungen des Nom. und Voc.
Plur. auf -ai sowie des Accusativus auf -ag werden in die des
alten Dativs auf -aig, auf äolische Weise, soweit dies den Ac-
cusativ betrifft, verwandelt". Ich glaube aus dieser völlig un-
klaren und unwissenschaftlich gefassten Regel dies als die An-
sicht Mullach's entnehmen zu können: der Accusativ der weib-
lichen a-Stämme im Ngr. ist die äolische Form dieses Casus
auf -aig, diese Accusativform ist dann auch auf den Nomina-
tiv übertragen worden. Der letzte Vorgang würde nichts sonst
unerhörtes sein, um so mehr der erste, denn es ist nicht ent-
fernt abzusehen , woher diese äolische Form ihren Weg ins
Neugriechische gefunden haben sollte, zumal die Masculina
ganz gewöhnlich rovg dv&Qiortovg flectieren. Diese Flexions-
230 G. Meyer
weise des Masculinums steht auch der Annahme entgegen, dass
die Form des Dativs auf den Accusativ und Nominativ über-
tragen sei, eine Annahme, die übrigens auch sonst jeder Ana-
logie entbehrt. Es ist mir nicht zweifelhaft, dass wir Nomin.
und Accus, ylwaosg zu schreiben und hierin eine Formübertra-
gung von den consonantischen Stämmen zu erkennen haben.
Die Veranlassung hiezu mag daran gelegen haben, dass der
Nom. und Acc. weiblicher consonantischer Stämme Formen wie
Nom. yXtüGaa, Acc. yXcoaoa(v) ganz gleich geworden war: ij
yvvaixa, ttjv yvvaly(,a(v), rj vvYxa tyjv vmTa{v), also auch wie
OL yvvalxeg ol vvxTeg nun ol yXwaaag. Der Acc. Plur. wird
auch bei den consonantischen Stämmen dem Nom. Plur. gleich
gebildet; Belege, die mir massenhaft zur Hand sind, mag ich
bei einer so gewöhnlichen Sache nicht unnütz häufen und ver-
weise darum blos auf Mullach.
Das umgekehrte hat statt gefunden in dem Nomin. Plur.
vvKzat, Dat. vvxzaig, der im Syntipas 71, 7. 6 steht: der Nom.
Sing, vvxra hat den Plural in die Analogie der damals noch in
alter Weise flectierten a-Stämme gezogen. Natürlich bleibt nun
auch nichts andres übrig als den Acc. des Artikels nicht raig,
sondern reg zu schreiben. Was die Form betrifft, so glaube
ich, dass sie erst von der Analogie der Nominalformen, mit
denen sie verbunden zu werden pflegte, nachgezogen worden
ist, d. h. dass ursprüngliches Tag yvvalyisg, rag vvKTsg, rag
yXioöaeg zu reg yvv. u. s. w. geworden sind. Der Dialekt der
Terra d'Otranto zeigt ganz entsprechend es für tes (msc. us =
tus); in der nominalen Form glösse für Nom. und Acc. ist s
abgefallen.
Obwol es nicht meine Absicht ist, das Wirken der Analo-
gie in der Gestaltung der neugriechischen Flexion weiter zu
verfolgen , kann ich mir doch nicht versagen noch auf ein schla-
gendes Pendant zu meiner Auffassung von ol yXwoasg hinzu-
weisen. Der Nom. Sing, eines e-Stammes wie q)vaig war durch
den Schwund des auslautenden g lautlich vollständig gleich ge-
worden einem Femininum auf -y nach der ersten Declination
wie ToXfirj; kein Wunder, dass er nun weiter so flectiert wurde
wie dieses. Daher z. B. Gen. T^g cpvGtjg Flor. 1119. xrjg no-
Xrjg Apoll. 829. Machaer. 119, 4. ^vdycoXrjg Imber. 237. dvd-
UTaarjg Apoll. 781. TtagaTtovearjg Flor. 978. z^g ra^^/g Ma-
Analogiebildungen der neugriechischen Declination. 231
chaer. Chron. 59, 27. vTtoi^eor^g 210, 10. dvvd/iir]g 345, 21.
Tijg rtioTrjg 390, 24,
Acc. Plur. dvayuaosg Imb. 143, ^Xlipsg 194. 688, evTqi-
Ttiotg 521. jtctQaTtöveösg 687. Flor. 1077, dyavaycrrjaeg Imb.
688. sTtagaeg Flor. 1119, Tcagaöiaßaaeg 1302. XQrjoeg Mach.
Chron. 65, 20. y.QioBg 121, 12.
Ob man den Nom. und Acc. Sing, -rj -rjv oder -i -iv
schreibt, bleibt sich gleich; im ersteren Falle hat ein vollstän-
diger Uebergang in die Jj-Declination statt gefunden (Wagner
schreibt z. B. iy d-Xlipr] Flor. 846; Sathas in der Chronik des
Machaeras 60, 22 rd^rj, 102, 18 taga^r], 9b, 11 dvarjv, 390,
25 TtiGTrjv, aber 132, 7 oqs^i., 264, 14 ttiotl, 62, 7 XQtjoi).
Der nämlichen Anziehung von Seite der ersten Declination un-
terlagen die Nomina auf -xrjg. Stamm -ttjt-, deren Nominativ
nach Verlust des g ebenfalls auf -rj auslautete; daher Ttjg veo-
trjg Imber. 8, xrjv veörtjv Imb. 656, rrjv vaozi] Flor. 1612, ek
T/jv Ttollrjv xpvxQotrjv Apoll. 387 (dagegen ibqaLOTrjTccv Imber.
303. 656).
Soviel zur Rechtfertigung meiner Schreibungen ol ^ligeg
und reg xi^veg. Legrand meint, „une innovation de ce genre
ne peut manquer d'echouer pour une foule de bonnes raisons
qu'on nous dispensera d'enumerer". Ich möchte ihn doch dar-
um bitten; ich glaube nicht, dass sie gegenüber der im Vor-
stehenden entwickelten sprachgeschichtlichen Erklärung der
fraglichen Formen stichhaltig sein werden, von der ich hoffe,
dass sie Legrands Abneigung gegen diese Endung -£g zu be-
siegen hilft.
Prag 11. Januar 1877.
Gustav Meyer.
Zum s-Suffix im Griechischen.
Nach einer meines Wissens bis jetzt allgemein angenom-
menen Auffassung — vertreten z. B. von Schleicher, Compen-
dium 3 S. 453 ff. — giebt es im Indogermanischen ein bereits
ursprachliches Nominalsuffix -as , welches an die Wurzel an-
tretend neutrale Nomina actionis (im Sanskrit und Latein In-
finitive), seltener Nomina agentis bildet. Diese in ihren Grund-
232 A. Fick
zügen aus der indischenden Grammatik herstammende Lehre
enthält zwei schwere Fehler, denn 1. ein Primärsuffix -as exi-
stirt im ganzen Bereiche der indogermanischen Sprachen nicht,
sondern nur ein suffixales -s und 2. dieses -s tritt nicht an
die „Wurzel", sondern an einen der in der Flexion des Verbs
erscheinenden Verbalstämme.
Dieses Verhältniss der s-Stämme zu den entsprechenden
Verbalbasen liegt am anschaulichsten im Griechischen vor, auf
das ich mich daher in der folgenden Beweisführung beschränkt
habe. Trennt man hier nach der üblichen Ansicht z. B. in
a-teiQEg, Ttiaog, ev-arad^ig, OTtiod^o-vvyig das eg, og als ver-
meintlich suffixales Element ab, so erhält man in den Rück-
ständen T€iQ, Tteg, avad- und vvy nicht „Wurzeln", sondern
das reine Garnichts, wogegen sich bei der richtigen Ablösung
des -g die Verbalstämme reiQS-Tac (Präsens) , Tteao-vTog (Aorist
Act.), orad-e-vTog (Aorist Pass.), vvyä-vtog (Aorist Pass.) er-
geben.
Nach dem Vocal, welcher als Auslaut des Verbalstamms
vor dem antretenden g erscheint, ergiebt sich die Gliederung
der e-Stämme in Nomina auf -a-g, -o-g, -e-g, letztere weitaus
überwiegend an Zahl.
Die Mehrzahl der Noraina auf g hat das entsprechende
Verbalthema noch neben sich; es gehen dieselben auf den Prä-
sensstamm, fast ebenso häufig auf die Aoriststämme, weit sel-
tener und zweifelhafter auf den nicht reduplicirten Perfect-
stamm. (Mit H. und A. ist das Vorkommen der Wörter bei
Homer, resp. den Attikern bezeichnet.)
I. Nomina auf -a-g. [JiCi/lii^,'
/S|D^*C^c; A. Götterbild gehört mit ßgo-TO-g geronnenes Blut zur
Wz.ßQs — /iieQ, vgl. sskr. mür, mnr-di geronnen (= ß^ö-
T0-), mur-ti Festwerden, Form, Gestalt, Bild, mur chaii
(Präsensstamm) fest werden, gewinnen. — Mit dem Ausgange
x(x-g vgl.^js*'-^. omci- verwunden neben ovtr]- = aJid^^P^^
^^^_^^;d.;»-Yerwunden.. --■"'' .,_ '"'^
ylQct^'^^. Ehre, Ehrengeschenk zu ysQct' jähren, auch jn ysQtf-
QO-g, vgl. grdrle-s , ^r^^^i-s (worin grq aus ^erä).
yrjga-g H. AKer: ytjqa altern, yrjQa-vaL.
difxa-g H. Gestalt. Vgl. £v6/nr]Tog (dfii] aus demä).
dsTta-q H. Becher, „Ze»t)iwier", vgl. äet^rör-'fin. ,^.
■■ " ^ ^' ■ ■■"■ '
Zum s-Suffix im Griechischen. 233
kshuj
Y.v£(pa-g H. Dunkel scheint mit sskr. kshaj) , kshima f. Nachi^
identisch. ^«* ^
'/.Qea-g, XQSßCc-g H. Fleisch = sskr. .gravis.
3?lS<5^g H Vlie^*Ts*Mäglleicht mit sskr7c7h»mj^ell, Haut zu ver
/.^^ g^en. . ^^^^ , , {
! A€?»«^g"l$iißpe vgl. Ai5ip(r-/<£j'^.sd!a!en.
ovda-g H. Schwelle vgl. sda-cpog, eÖE-d-lov.
asßa-g H. vgl. aeßo-fiai, Geße-ad-ai.
oela-g H. Glanz vgl. osla-yko, ndd. schwalken.
ay-ena-g H. vgl} oxercd-o) bedecken. ., i
<W^-& H.^chemßlr^. Block vgl. V/)a^-g Blmk.
zr^fBk;C H. Zeibhen vgl. r^'S^g de^itHch.
Zu beachten^ist, dass der Ausgang a-g nur hinter Liqui-
den, Labialen und vereinzelt r, ö vorkommt.
IL Nomina auf o-g giebt es nur zwei, die beide ihre verbale
Basis noch neben sich haben :
aldwg H. Scham .- aYöo-f.iat, aid6-f.iEvog H. ^^
r^htg H. kwg A.ccvcog Aeol. d. i. «Jiio-g Jklt5rgenröthe
d. i. avßö- anzünden.»,..vgl. lit. ausz-ti tagen. Daa^luter des -
o iu aviiog bezeugt lat. am^öra , welches auf «wsos = avuog
beruht X„^^ ^^
01^ /al^wg H. ein g enthalte und dem lat. .^ffl* gleichzu-
setzen &^ o^ier ob es dem sl avischen i^e/ca gleiche, ist hier
nicht zu untersuchen. ,_-.—-
IIL Weitaus die Mehrzahl der Nomina auf -g beruht auf
verbalen Stämmen, welche auf e und o auslauten; sie zeigen
daher auch diese Vocale vor dem antretenden g. Geordnet sind
die folgenden Verzeichnisse der -£-g-Stämme nach dem Tem-
pusstamme, an welche das suffixale g gefügt ist.
A. Nomina auf -e-g, neben welchen die genau entspre-
chende Verbalbasis im Griechischen selbst noch nachzuweisen ist.
1. An Präsensstämme ist g getreten in:
d-üQ-a/e-g H. dva-afe-g H. v7t£Q-afe-g H. : dfe-vteg, ar]fti.
ai d-o-g Bra.nd: ald^o-fisvog brennend.
a^f^i&^lii. Kummer \,^Lr^l€yeL-v6-g H. drt-rjleye-ajg H. rück-
sichtslos: d?Jyo-f.t8v sich kümmern, Rücksicht nehmen vgl.
lat. 7iec-legere.
dkd-o-g Heilung, dv-, dva-, ev-aX^i-g: dld-e-ro wurde heil.
Cr^'
234 A. Fick j
vt]liT€-g H. unsträflich , besser vrjlEtg^-g (aus vr^f^£iT£-g) : vgl.
^ dXoLxri Frevel, germ. //Ma^'-'^iten , Aorist' aA«r£'-a^«fc).
ev-aXde-g gedeihend, spät: aldo-f.tat gedeihen, spät.
av-, e§-, S7t-, xar-, TtQoo-dvxe-g A. : dvTO-/iiai. --^yt. ßC-w
veo-aqde-g H. frisch bewässert: agda-rai, ccgöo-fisvog.
dxd^o-g H. Last, dvÖQ-ax^e-g : dyßn-/iiat bin belastet.
ccxo-g H. Kummer : ayß-f.iaL bin bekümmert.
ßXdßo-g A. Schaden, d-ßkaßi-g A.: ßldßs-Tai, ßlaße-ig.
ßXeno-g A. Blick: ßlino-f-itv blicken.
dQTi-ßQEx-sg , olvo-ßQsyJ-g ■• ßQSX^-rat netzen.
( ßgid^o-g A. Wucht, Itii-, v/rsg-ßgid^i-g A. : ßgid^o-f-iev wuchten.
ye/iio-g A. Last, Ladung: yiiw-it€v voll sein.
sv-ykirpa-g, 7tQtoTO-ykv(f€-g: yXvg)e-T€, yXvrpe-ig.
yQd(po-g Schrift, dgzi-yQuqie-g, av-ygacpt-g : yqdcpo-i-isv, ygafpe-ig.
d-, drco-, kv-, TtQOG-f vTto-öetg A.: deo-(.ieVy dio-f.iaL bedürfen.
o^v-d€QX€-g Hdt. 7toXv-öeQ'/.8-g : d£qx,6-Tai.
öfQO-g Haut: 6iQ0-(.iev häuten.
S7ti-ösvs-g H. nachstehend: eni-devE-xai nachstehen.
7iav-dExi-g allaufnehmend : öexs-ad^ai aufnehmen.
dfi(pi-dQV(p€-g H. zerkratzt : djio-ÖQvcpoL H.
Ed-o-g A. Sitte: ed^o-vxeg gewohnt.
eido-g, J^Eiöo-g A. Ansehn, d-eo-feidi-g H. : el'ÖE-Tai, J-EiÖE-rai.
S7ti-fEix€-g H. d-fEix€-g H. /iiEvo-ßEiy.€g H. : impf, ei/.e, J-eIke H.
elEyxo-g H. Schimpf: iXeyxo-fiEv beschimpfen.
«Axog H. Wunde = lat ulcus: EXxo-f^sv (?).
EQEvd^o-g Röthe, sQEvd-eg roth : iQ£vd:o-{.iEv röthen.
vip-EQE(fE-g H. vgl. S7t-, d/.i(p-, xar-, vifj-rjQSifE-g IL: egEcps-TE
bedecken. Dazu wahrscheinlich auch das späte e^rpo-g Haut.
Evxo-g H. Ruhm : Evxo-juai,
^X^o-g H. Hass: Ex^s-a&ai.
ÖL-Exs-g, TtQoa-Exs-g, avv-EyJ-g A. : t'x^-r«, tx^-xai.
rjdo-g H. Lust, d^vfi-rjöi-g H. (.lEXi-rjÖE-g H. : fjöo/itai, rjÖE-xai.
d-dXno-g A. Wärme, dva-d^aXTiE-g H. : d^dX7to-(.iEv wärmen.
XvQO-d-EXyi-g leierbezaubeit : d^eXyE-xai.
avxo-d^EXt-g freiwillig: ^eXe-xe wollen.
d^EQO-g H. Sommer, Ka-i^EQt-g sehr heiss: i)-eQE-oi^at brennen.
dvo-g H. Rauchopfer, Weihrauch: i)vo-(.iEv opfern.
TtEQL-xäE-g , 7cvQL-'/.äE-g und TtvQi-xaia-g : xaw = xatw brennen.
xagcpo g A. trockner Halm, Reisig: y.aQcpo-vxEg, ■/.c<Qq)E-a&at dör-
ren.
Zum s-Suffix im Griechischen. 235
«wo-JteAe'-g Hdt. auf eignes Geheiss: zff7«-rat heissen.
Ksüd^o-g H. Schlupfwinkel: v.ev^o-(.iEv bergen.
'/.rjdo-g H. Sorge, lad^L-xrjöe-g H. : x^do-i^iai, Krjöe-im sorgen.
Kvvo-g Krätze (Hsd. Eöen): xvvo-fiev kratzen,
a-, ev-, loo-y.Qai-g -gemischt : y-qüe — xegdo-f^iat.
afig)i-, iy,-, etil, 7ieQE~y.Qei.ii-g: yQEina-fiai , ^Qs/nä-fisvog.
yvo-g Schwangerschaft: y.vo-[.iev.
vvKTi-Xaf.i7tE-g Simouides, TtvQi-'ka^iTts-g : IdfiTtE-te glänzen.
ETto-g A. Schale: Xe7to-(.iEv schälen.
lix^-S H. Lager: XeiE-xai • yo^Läxai Hesych., vgl. goth. Ugan
liegen."""^ ~^
l^d-o-g, dor. ka^o-g Vergessen, d-ltjd-e-g unverhohlen, wahr
H. : l^d^o-f-iEV, Xd^o-f.iEv, Xe-Xrj^E.
d-^ieXi-g A. 7tXri(j.-(.iEXE-g A. : fisho, ia.eXel.
Ef-i-i-iEVE-g beständig H. : f.ieve-TE bleiben.
f.irjdo-g H. Rath, 7tvyi-/.ir]dE-g H. : (.irido-fxaL, f.irjÖE-taL rathen.
vif.io-g H. Weide: vE[,io-fiEv, ve(.iE-TaL weiden.
d£QO-vr]X€-g , dXi-vt]XE-g: vriXE-f-iEvai.
no^f'-g H. trag vom Esel, „unbekümmert", vr]-oi^€-g : o^f^e-ad^ai ^
'" sich kümniern. /
ox^-g U.Wäi^n, sxEa-q)t Hesych., vgl. lat. vehere ,( goth. mgan
lit. vezH. \
d-,~'dm-, ev-TVEid-e-g A. : TtEi&E-ad-at.
Evrj-TVEXE-g sich wohl befindend: tteXei, iteKev werden, sein.
d-TtEvd^E-g unbekannt, unkundig: TiBv^E-xai.
TtXexo-g A. Geflecht: Ev-7iXEy.e-g H. : 7tXEy.o-f.iEv, TtXEye-rai.
TtXfjd-o-g H. Fülle: olvo- TiXiqd^s-g H. TCEQL-TtXrjd-E-g H. : TtX^d^o-
(XEV, Tti-TzXrjd-E.
Ttvlyo-g A. Erstickung, Hitze: rcviyo-fXEv ersticken.
d-7ivEE-g athemlos: 7tvE0-(.iEv.
aQl-TtQETTE-g H. EK-TtQETTE-g H. /HETa-TtQETtE-g H. : TlQtnELV , 6X-,
IXEXa-TtQETtELV.
QEyyo-g\ gsyxo-g das Schnarchen: QEyyo-j.iEv, QEyxo-f-iEv schnar-
chen.
QEO-g A. Welle, iv-QQEfe-g H. : QEO-fiEv, gefE-re.
d-, E7ti-, £TEQO~QQ£JiE-g A. : QETtE-TE umschlagcn.
d-, dva-, EV-, ^EO-GEße-g A. : aeßE-rai.
od^ivo-g H. EQi-o&EVE-g H. EVQv-ad^Eve-g H. : ad^ivo-VTEg, l-ad^svE.
dvEfio-ayETii-g H., d- , hti-, nEQi-ayETte-g : aKETtE-rai, azETto-
(.lavog.
236 A. Fick
aTiEiQO-g Hülle , £v-a7tEiQs-g : gtieiqio wickle (Gramm.).
a-OTtEQxi-q H. TteQL-öTtsQyJ-g A. : GTtSQxw, a7ttQx6-f.iEvog.
oxsyo-g A. Dach, ev-arsys-g : OT^yo-f-iev.
oxELvo-g H. Enge: OTeive-rai wird enge.
d-ategye-g A. lieblos: at^gye-te lieben.
dgyvQO-, ßio~ , v^Ilo-, TtaTQo-arsQ^-g A, -beraubt: azsQs-o^ai
beraubt sein.
at^cpo-g A. Kränzung, Afitxo-, neqi-, 7toXv-oreq)s-g : GTecpe-Te
kränzen.
ETti-OTecpi-g H. : ErtiöTscpEiv H.
sv-aTQ€(p€-g H. ETti-OTQEcpe-g A. : oigicpe-ad^ai, htLOXQScpE-oiyai.
d-TEiQs-g H. unverwüstlich: rEiQE-od^ai aufgerieben werden.
y.vY.Xo-tEQS-g H. rund (eigentlich kreisgebohrt) : vgl. xiqE-tQov
Bohrer, e-toqov aor. lat. tere-s iis rund, iere-re, tere-hrum.
d-TEQ7tf-g H. ör^f-io-, ovo-, EV-tEQTts-g : TSQ7t€-TE erfreuen.
TEvxo-g H. vEO-TEv^s-g H. neu bereitet: TEvxo-f.i£v, tevxo-vto.
Tfi^yo-g Furche: r/n^yo-iiiEv schneiden.
d-TQEf.is-g A, ruhig : tqs/lie-te zittern.
Ev-TQETTi-g A.: TQ87tE-o&ai sich wenden.
dXiO-, dvef.10-, dnaXo-^ dio-, Iv-, ^a-, vdaro-TQE(ps-g H. : tqs-
q)E-od^aL.
Ev-TQExs-g A. bewandert: iQsyE-TE laufen.
TQtxo-g A, Fetzen : zQvx6-[.iEvog aufreiben.
cpsyyo-g A. Glanz: (fsyysi, cpiyyE-Tai glänzen A.
d-cpELÖs-g nicht schonend: cpEidE-ad^ai schonen.
TTQO-q^Egi-g H. vorzüglich , e/n-, tceql-, 7tQoa-(f£Q€-g A. : cpsQS-TE,
(piQE-Tai.
ta-q)XEyi-g H. dsi-, ^jiu-, Tivgi-cplsys-g : (pUyE-Te, ffXsyE-Tai.
XQElo-g, XQ^^S H. Bedarf, Schuld: ;f(>so-»'r«f , 7()f£-ff^at vgl.
reus res (nach Fröhde).
d-xpEyi-g A. tadellos: xpSys-od^ai.
xpEvöo-g H. Lüge, ipEvd^-g H. falsch, cpilo-iliEvös-g H. : xptvdo-
(.laiy xjjEvÖE-Tai.
rpvxo-g H. Kühle : xI>vxo-/,iev hauchen , kühlen.
Lautliche Differenz zwischen Nomen- und Verbalstamm ist
eingetreten in
d-^ElXi-g H. zusammengedrängt y.ovi-aaXog: eI'XX(ü, ElXX6-/ii€vog
(für i/EXj'io). Vgl. auch IXXio lXX6-f.iEvog.
yST^xo-g Fellj Vliess : 7t€Uo-/.iEv scheeren.
tifisvo-g H. : ziftvo-fiEv schneiden.
Zum s-Suffix im Griechischen. 237
2. Durch Antritt von g an Aorist- (resp. Futur-) Stämme
sind gebildet:
d-aye-g, d-j^äye-g H. unzerbrechlich: s-fäyrj H. dys-ig.
avd--äd€-g A. selbstgefälhg : döslv gefallen, säde.
dXe-g, dls-g zusammengedrängt Hdt.: falfjvai, dXs-ig zusam-
mengedrängt.
7iQ0-aXe-g H. jäh (vorspringend): alr]-Tai, aXe-tai conj. H.
dXs-ad-ai springen.
7tiaa-aXL(p£-g, f.uXT-i]XL(pi-g Hdt. dv-rjXig)s-g : i^Xifprjv vgl. dX-
rjXicpe.
ri/ii-aX(p€-g A. Preis einbringend, kostbar: tjXcpov, aXcpoi.
d^vfx-ccQE-g A. herzgewinnend: vgl. dge-ad-ai gewinnen, oder zu
dgi-OMO vgl. dqE-Tiq.
Ttod-cxQAe-g H. agyio-g A. avT-agiis-g A. zu dq^E-to (ursprünglich
kein a-Stamm) ^ \at.-arce-o, vgl. a^x£-ro-g.
[agbs^ A . a>«^inn , Nubi^n: dQÖ-firjv, dge-oS^ac zu. tctQvvf^ai ge-
innen.
[ubi^n: UQO
/vr]fxs§T^>i:E. unfeldbar (= vrj-aus^H;^ vgl. «/ta^r^qs «/f-
ai^io-ßaq)s-g A. TtoXv-ßacpe-g A. [.teX(X(.t-ßacps-g : ßa<p^vai , ßd-
cpe-ig.
ßiXo-g H. 6^v-ßeXs-g H. : /^«Xe in xa-C^A« • xareßaXe Hesych. ,
vgl. ßeXe-i-Lvov, ßsXo-vi], ßoXo-g, ßoXrj. .,— -^
d-ßXaavE-g, sv-ßXaare-g -keimend: E-ßXaore.
•yivo-g H. öio-yevs-g H. evrj-yeve-g H. : yeve-ad-ai,, i-yevs-TO.
d-dcc€-g A. unkundig : öafjvat, dae-ig.
d^vf-io-daxE-g H. daxo-g \. : dayJeiv.
ddo-g H. Fackel, i^ui-öas-g H. d-eoTte-öas-g H. : ddrjxai conj.
aor. H.
d^axo-g Auge, £t'-(J^ax€-g A.: «-d^axo-v.
«do-g H. Sitz: vgl. y.ad--8dovf^iai, goth. seV«/?, sskr. sada-ihas,
sad-ant , sddas Sitz.
lao-Cvye-g, ^aXXi-^vye-g A.: "Qvyrjvai, Cvye-ig.
bf.t-riysQS-Bg H. versammelt: dyeQs-a&ai.
^dXo-g H. dficfi-d^aXe-g H. : d-dXov aor. (?) vgl. &aXe-d^(a.
dia-d-avi-g H. dqxL-d-avs-g A.: ^ave-eiv.
d-idi-g unsichtbar Hsd., d-TTQO-tds-g : lösiv , Ttgoidelv.
ovo-, Irtvo-'Kai-g : yiafjvai , xuE-lg.
doQi-xav€-g A. ?roAf-xaj'£-g A. : «-xavfi-rfi, xavfiTv tödten.
(Jfff-, fclAt-, 6v-y.Qiv£-g A. : äqivs-io, /.Qivs-ea&ai fut.
L
238 A. Fick
d-, STti-, heQO-, xuTa-, 7t€QL-y,Xtv£-g : '/.aTe-'KXivr]v , xaTayihvi]-
ooi-iai A.
€v-kaßs-g A. f.iEao-laßi-g A. : Xaßeiv, laßs-a&ai. Vgl. d/ii(pi-
Xacpi-g ?
fr/.-XL7ti-g A. Ek-Xmi-g A. : EyXiTTEiv, kXXirtslv.
udd^o-g A. Lernen, Lehren, d-, dva-, ev-, TtoXv-, cpiXo-i-ia&i-g
A.: s-i^ct&o-v, (.lad^slr.
yvvaL-^avi-g H. weibertoll, dy.QO-, d^so-, d^vQOO-, \TC7to-[j.av6-g
A. : f.iavrjvai, ^lave-ig.
six-fxaTti-iog H. rasch : (.larthiv H.
Tta/Li-iLuys-g A. a-, ititzo-, tcoXv-, ov^i-^uys-g: fiiyrjvai, {.nya-ig.
OTtiod-o-vvys-g von hinten stechend, spät: s-vvyrjv, vvys-ig spät,
zu VVOOO).
7tQ(jüT0-7T.ays-g H. erst gefügt: rtdye-v^ rcaye-ig.
Ttdd^o-g H. alvo-7tad-4-g H. : sTtad-ov, ndd^e.
dLa[.i-7tsqi-g durch und durch H. : vgl. Ttaigio, dva-TcaQs-lg, tco-
QO-g, ksl. pire-ti fährt.
du-Ttevi-g H. 7tahfj.-Tcez^-g H. yoj'ü-, jtsQi-, tt^o-, rcQoa-TtEre-g
A.: e-rrsTO-v dor. fiel.
ex-7rAa/«-g, xara-7rAaye-g entsetzt: «x-, xcfra-irAay^i'afc sich
entsetzen.
cpQEvo-nXrjyi-g A. den Geist schlagend: nXr]yrjvai, TtXrjye-lg.
sv-7iXvvs-g wohl gewaschen H.: TtXvvico fut.
7iEQL-7tvlyi-g zum Sticken: Ttvtyrjvai, ^vlys-ig.
■yLaxa-rccvxi-g, 7teQi~7tTv%£-g : e/iTvyriv oder vgl. tctvx^.
aif.io-^Qayi-g A. a-, (Jt/o-, jcsqi-, ipvxo-^Quyi-g, dva-qayi-g: qü-
y^vai, Qaye-ig.
sv-QQücpi-g H. wohl genäht: Xivo-qqacps-g k.: Qatprjvai, qacpe-ig.
drif.io-^qL(p£-g A.: QKprjvai, gicpe-lg.
yiaTa-QQv^-g A. herabfliessend : qvfjvai, qve-ig.
d-aivi-g H. ungeschädigt, oivo-g A. Schaden: zu otvofxai (fut.
alvov(.iaL kommt nicht vor).
a-^dcpo-g A. Schiffsbauch, ßad-v-öY.acpi-g A. ytaza-axag^^-g A.
vergraben: xaTaoxaq)F]vai.
d-axeXs-g H. 7r£^t-axeAe-g dürr, hart: axEXov/nac Hesych., vgl.
axfAfi-TO-g.
axt;Ao-g (t;) Haut Theoer.: 8-axvXi]v ayivXrjvai.
TtoXv-artEQi-g H. : arteqi-ü) fut.
aii-iavo-y ÖEifxaxo-, (XEXE-atuyi-g A.: a-atdyrjv, hti-oiayt-ig.
d-OTaXi-g, tv-ajaXi-g A. : E-aTaXrjV, avaXt-ig.
Zum s-Sul'fix im Griechischen. 239
d-OTQacpi-g (aargaßig Pind.): argacpfjvai, OTgacpe-lg.
OTvyo-g A. Abscheu, ßgoro-aTuys-g, ^eo-arvys-g A.: k'-arvyov
hasste.
ai/j.aTO-, avTO-, veo-ocpayi-g A. : s-a(pdyrjv.
d-avQ€-g (t?) ungespült, unrein: s-avQr]v, avQS-ig.
a-acpaXs-g H. dgi-ocpale-g H. : acpaXrjvai, acpale-ig
yvio-, SV-, ipvxo-zaxe-g : raxrjvat, raxe-/fi^
cdq)o-g H. das Staunen: s-tatpov raqxjov. \#v'W^^
Tsxo-g H. Kind: i-Tey.o-v, TE^e-od^at. \ J *
d-, ev-, i/.-T€ve-g A. dXi-, ßvgao-, axoivo-TEve-g: tevoj, revov-
uai fut. vgl. revo-vreg Sehnen part. aor., rovo-g.
iv-TQiße-g A. d-, iao-, rcaXiv-, TtegL-tgißi-g : s-TQißr]v, rgißa-ig,
TQvcpo-g H. Bruchstück: ÖLa-TQvcpi-v zerbrochen H.
dvTL- ÖOVQl-, KSVTQO-, TtaXiV-, XELQO-TVTCS-g, OXEQVO-TVrtS-g A. :
e-TVTCO-v, TVTzrjvaL, Tvne-ig.
a-, dva-, erti-, ev-, xa^-o-j TtaXiv-, TtQOO-xvxi-g A.: e-Tvxo-Vy
Tvxe.
TiqXe-cpave-g H. a-, dta-, Sfii-cpavi-g A.: cpavrjvai, cpave-ig.
evQv-cpve-g H. Ttgoa-cpvi-g H. avro-, v7teQ-(pvi-g A. : q)v^vai,
q)ve-ig.
xdvo-g ' xdofÄa^ d-, dxQO-, dgri-xccvi-g : e-xccvo-v.
Xtjitvo-, oivo-, v7t€Q-xc(Qf:-g: /a^^vat, /cr^fi-Zg.
8^-, Ttav-, TtQO-, cpQEv-wXe-g A.: diXe-ro, dTt-oXi-a&ai.
Lautliche Differenz ist eingetreten zwischen
vrj/ii€QT£-g {= vrj-a(.iEQT8-g) H. und d(.iaQZ€-Eiv (^dfiEQTE- kann
Präsensstamm sein). . .-r /
T^iiayo-g A. Schnitte und öi€-Tf.iayE, Tj^idyEv {tEfiaxE- lässt sich i ,
auch als Perfectstamm denken). |
Reduplicirten Aoriststämmen liegen gegenüber die nicht re-
duplicirten Nomina :
f:TEQ-aX'K€-g H. : dX-aX'^s. Vgl. dXx^.
ETto-g, fE7to-g H. df^iagzo-fETtsg H. i^dv-fE7ce-g H. : fEi7tef.tevai
= fE-/E7tE-j.lEVai.
^gade-g H. d-, dgi-q)gaöe-g H. : TtE-cpgads-^EV,
öl-, dovg-, Y.Evvg-, Ttod-rjVE'ÄE-g H. aor.: EVEyY.E = av-EVExe vgl.
lit. neszii, ksl. nes(^.
Vom Stamme des aor. pass. auf d^E ist gebildet:
fü-(jra^«'-c," H. wohlgegründet, a-orra^f-g unstät : E-GTud^n^v, ota-
d-E'ig. Vgl. avai^E-go-g.
240
A. Fick
/X.^'
Indem -g an Aoriststämme auf -ae tritt, entsteht der Aus-
gang -ao-g in:
akoo- H. Hain vgl. aXfia Hain zu al nähren in av-al-ro-g, dl-
daivu), aX-ds-TO , lat. alere, al-mu-s , al-tu-s.
a\po-g H. Gelenk, Glied: axpag H. rjXpE.
/(TOTy^-^U^. Abscheu, Hass yg\. /mao-drjf^wg (wie oqao-tQiaivrjg zu
oqao-f.uv aor,), /.uaico H. : Wz. /lut vgl. sskr. wfniii^^fein-
^ denT^l^iwt'^yi, a'-rnUkLla un^^eirnzt.
/ (ivao-g A. Abscheu zu (.iv Mund, Augen schliessen, /nvaav H.
nsoo-g A. Fall, ßaqv-Ttsaf'-g A. : e-Tceoo-v fiel.
Ttloo-g H. Au, Wiese: s-TTlae tränkte.
cpäqöo-g Hdt. Abtheilung vgl. lat. foruli, lit. bdra-s Abtheilung
u. s. w. ^a^w pflügen (aufreissen) bei Gramm.
3. Auf Perfectstämmen beruhen :
Trolv-yrjd-s-g H. yrjd^o-g Freude : ys-yrjd^e freut sich (praes. yrj-
rjS-o-g H. gewohnter Aufenthalt, a-, et-, v.ay.o- , of-io- , gvv-,
XeiQO-rjd^s-g A. : euod^e (— 'i£-n/w,9-£ B. "/«^■e) ist gewohnt.
SfjL-d^rjle-g H. veo-O^rjM-g H. : rs&rjlß blüht.
£i;-^^£-g H. ^vi.i-rJQS-g H. xalyi-rJQE-g H. : ccQrjQcög gefügt, pas-
send.
ev-Ttrjys-g H. fest: TtE-nriya ist fest.
TTpayo-g A. Geschäft: Tte-TVQaye.
Qiyo-g H. Kälte, Frost: e-^qiys.
'/.ar-ioQvxs-fffOi H. : oq-coqvxs.
av-iüds-g H. dtff-wjfi-g H. ; od-iode.
B. Die genau entsprechende Verbalbasis ist im Griechi-
schen nicht mehr nachzuweisen bei den folgenden c,*-Stämmen :
ayyo-g H. Gefäss , vielleicht zur Wz. lat. unge-re , sskrt-wayl
andkti, anja-nt schmifer©«,J^ft*ei6hen , vgl. lat. figulus zu
dhigh, ßngere. ^^
H. Thal, Bucht vgl. sskr. dhkas n. Biegung, Krüm-
mung, ankha-ya umklainmern, W. ac.
A. Ver^iw^ing, heiligu SlLü<,^ aCopt^t, vgl. sskr.'yay"
verehren, ydj'a^, '^tffifi^ veWkc£nd. >
ccyf>-c A. Schuld.
(aus j'arca),-
Das Sta^mve,
■iiif II <— >..
Zum s-Suffix im Griechischen.
av^fhhg H. Bmme vglNm'^y^ A. :s^a:.ändmnii\. Krsü
a-ß^iU-$ bei Sappho vgl. ^^Ö'/f^lMI^ Wt.'tökiu vokii vefsfcft^en.
ßev&o-g H. Ttokv-ßevd-s-g H. verhält sich zu ßä&o-g, wie Vra-
^o-g: e-'.ra^o-v zu Ttevd-o-g: Tti-novd^e, vgl. lat. yww(/w«?
y^£i;-/o-c; Most; ein Verbalstamm yXvy. hat bestanden, vgl. yXv~
^ig, yXev^Lg Most; ykevxs- scheint Präsensstamm.
sv-deleyj-g andauernd vgl. dohx6-g, ksl. dir ff ü lang
Ö£o-g H. Furcht, d-ddes-g H, = d-dj^ejeg: vgl. dsi-dto^ dte
fürchtete, vielleicht aus Ö£i€, öfsie, vgl. zend. ! dvae-tha
Furcht, lieber die Contraction von €l zu i vgl. jetzt G.
Meyer in dieser Zeitschrift S. 81 ff.
d-devxs-g H. rücksichtslos (?) vgl. h-övyiitog und lat. düce-re.
örjvo-g H,,,,£ath (nur pl. drjvsa) = sskr. ddrnsas n. vgl. daöae,
ßetl^aiy drjw.
lo-6vE(fE-g H. dunkel vgl. dv6cpo-g.
eyxo-g H. Lanze zur W. eyx — vsx stechen vgl. ksl. na-7ioziti
s^ se infigere, nozr Messer, nTzq nts-ii penetrare, niza-ti
trp,nsfigere, ahd. nagan nuog nagen u. s. w.
f>^ö"-g.,.Hr Wolle vgl. «i'-s^o-g zu , sskf 7 j^rtfS/.häf , vara-ii be- I ^
deckt; besser vielleicht zu lit. j^^ijiaijü]»^'
da-EXyk-g schwelgerisch vgl. sXeyalvco Et. M. i
'L4a-avÖQog, lAoi-ZLfiog zu ad gefallen.
Vlo-g, filo-g H. Sumpf, eigentlich „Biegung, Einsenkung" vgl.
faXe-lg gekrümmt, lat. vallts Thal.
sqsßo-g H. vgl. goth. riqis , sskr. rdjas , vgl. sskr. rajant Nacht,
raja-ya färben.
Vq'AO-g, fsQxo-g H. Geheg, sv-SQyts-g H. : vgl. oquo- in TtoXi-
oQ/J-cü, fOQiio-g Eid (= Einhegung).
VaO^o-g H. Kleidung vgl. sa^^-g rog : sad^rj-uivog gekleidet,
f-vQo-g H. Weite zu evqvg vgl. sskr. vdra-s Weite, vara-te um-
schliesst.
tevyo-g H. Joch, Gespann vgl. lat. jügera, (s-Kevy-fuvog) , ved.
yoj'a-te.
du(f-rjv.e-g H. zweischneidig, rava-r^-Ks-g H. langschneidig, B.
«/* vgl. äxo-vT-sg Wurfspiesse, eigentlich Particip, oder
'"" Basis rj^ce vgl. ccKrjxs pf. in dii^xoa^' dxtour],
ev-riM-g H. wohlwollend vgl. ^vg\ sskr. ai'rt-//, pf. af« begün- \
stigen, lieben, dvas n Gunst. n-.--«!-*-— --^
Beiträge z. Kunde d. ig. Spraction. I. J.7
Üppig sein, vgl.
242 A. l-'i.k
Lhr-}]ve-g H. abgünstig, /rooo-7jvt-g H. günstig, geneigt: vgl. an.
a/ina an lieben, ahd. unnan uu onda , as. gi-unnan, nhd.
<j-önnen , an. äst Liebe -- alitl. anal Gunst.
öcö-, rtoXv-, viU-r]ys-g H. 7]X0-g A. : vgl. rixrj, lat. vcigor , ved.
väca-ti rauschen, brüllen.
d^af.ißo-g H. Staunen fügt sich niclit in die Flexion von \tTaq)ov
^tQOo-g äol. QsQOi-Xoxog H. d^aQOO-g H. ^Qceao-g H. : vgl. sskr.
d/i rs/ia-?it , dh rsha-mäha , da-dharsha .
It^n-g H. Schweiss wohl mit G. Meyer o. S. 92 ~ ufeidog zu
nehmen, dann — lat. sildor (für stoidos-) oder vgl. ved.
sis/wid-äna?
y.dlhj-g H. Schönheit, TtsQi-KalXe-g H. /.alli-d^Qi^ U. Zu
(rrunde liegt ein Präsensstamm xaAAt = zaA/6, derselbe, wel-
cher im sskr. kalya wohlauf, noch deutlicher im ved. kalyäna
schon, welches offenbar Particip ist, erscheint; von /.aX-Jt,
y.alXe regelrecht yiällo-g, ~y.aXlk-g, '/.aXlo-vi], wie ijöo-g,
-t]de.-g, rjdo-vrj zu ^öo-^iai.
ki'-y.(xf.i7T8-g II. vgl. y.ä(.inT(x)j in dessen Flexion die Verbal form
AUfiTte- nicht erhalten ist. Ebenso:
Af:lvq)o-g /V. Hülle . zu ^aXimTco.
■/.XbfO-g H. zu xAüw vgl. \i^\. slovq heisse: dovo Wort, sskr.
grdvas Ruhm, "~
■K^jTTts^A. Diebstahl ztisij;A£/rrf'j, vgl. l-i-t. i c^^^;(?.
ixgtJ^^sÄ. Grausen^ x^t'£-^o-g grausS^, für xQv^ör-g vgl. Ttava-
i T«tVc(VS£<;ff-raA/t?)§v Das Verb isrv erhalten iik an-i/w^^v/
I — Jiraus hru^wi //roAmw" -plaudern, gra'Hsen. \ \
Xa^o-g A. Fetzen_jgLlat. /aw?»'^ j Ince-r, ihee-rä-rf!. Das Verb
ist noclTmcht nachgewiesen. "' '^'
Xißö-g A. Flüssigkeit, <povo-Xi.ßt-g A. vgl. X&ißu), Xniß)], l;it.
deAiImcre. Xiße scheint Aoriststamm zu Xtiße.
Xl/co-g A. fett, aXuce-g vgl. Xirra wohl ni(-lit mit uXtcfs salben
identisch, sondern für /Atx.-«, vgl. irisch ßiuch - cnnibr.
guihjp madidus (— vllquo-s).
iho-, a-/iiaQt-g A. schwer, leicht zu nehmen mit uc<q)^ Hand
zu i.iaQ fieiQüiiai bekommen.
itixro-g das Suchen: aävrjg 2 sg. ]>raes. bei Tbeocrit ist zwei-
felbaft.
fiii^ea ion. ^-=^ u/jöta H. S'-.ii;ini vgl. ksl. ?/i(ido lludc; das Verb
ist ueö scliwellen und lässt sich wieder herstellen aus ut>^tu :
Zum s-Suflix im Griechischen.
243
praes. /.iste, f^irjöta: pf. ^it/urjöe, das part. pf. pass. ist er-
halten in (.lea-To-g voll. Vgl. (.latö-g, uaa-ro-g, lat. madeo.
fievo-g H. dva-/iievs-g H. vgl. {.li-f-iovs, vecl. manä-mahe, manas
Sinn.
f-itQO-g A. Theil vgl. ubqe in e'fijuoQe, /^lOQO-g.
(xtlo-g H. Glied ist vielleicht aus Xs(.iog entstanden, wie Uavov
/aus viy.Xov, dann vgl. an. lim-r m., ags. lim pl. leomu_ n.,
/ engl. /wiÄ Glied. Zum an. limar pl. f. Baumzwejge, ags.jf
/^_^m Baum zweig würde schön f-iEliri Esche stimmen; Stamm-T
verb ist preuss. lim-twey brechen. *
7rQ0-jiir]d-e-g A. vorbedacht verhält sich zu /.lavd^dvio s/xaS^ov
{fiemid^e) wie Irjd^ng, a-Xrjd^e-g zu Xav&ävo) sXad^ov Xelrji^e
ui]-KO~g H. ovQavo-f.ifjX£-g H. zu /.lan-Qo-g.
f-irjxo-g H. vgl. /nrjxcc-v)] H. neben {.läyya-vov, vgl. sskr. mamha-
mäna, mamha-na^
vi(fo-g W.' y.eXai-vE(p€-g H. B. vecpe in V£q)i-Xi], ovv-vivoq)e ist
bewölkt.
|?i;s<^ H. vgl. ^tVr^TgÖ^Ä^^aiaw^ ->^^^^^ N. '^Cx n )^J^
olöo-g Geschwulst vgl. olda-w :. nü^. etzS^esc^l^j^^il ^^A/^O
vToXsfxe-g H. unablässig — vtj-olsfiE-g zu preuss. lim-twey
brechen.
ov€ido-g H. vgl. ved. a-nedi-ya (für a-neda-ya) — sskr. anedya
nicht zu tadeln.
ocpelo-g H. Nutzen, olyi-coq)6l€-g : zu 6q>eXXiü, dessen Aorist
ocpeXeiv mit ocpeXalv , dem Aorist von ocpeilio, zusammen-
gefallen wäre.
7Civd^o-g H. vrj-Ttsvd^i-g H. vgl. rteioojiiai ■= jcevi^-ao^ai, Basis
jcevO^e in itt-rcovd^s.
.itff^^k. penis, ■fttiL^;T£no-^ — sskr. pasas , vgl. lit. ^??»i^ö/^</
coiret*~- '*""- '^
7tl(xT0-g A.Breite vgl. TrAaTt'-c;: sskr. />rä/Ärt-s n. Breite, pratha-
ie , pf. pa-prathe sich ausbreiten,
^a/.o-g H. fga-Kog äol. ßganog Lumpen : vgl. qrjöaio , Qccaaco zer-
reissen, schmettern, qayfjvai, qayeig (mit y = -/),
^'jy^S, fQfjy(>Q H. Laken, Decke : Q^yyvfit, fqrjye nur in I-
Qi'yxo-g A. Schnauze, Rüssel, Schnabel, Fratze wohl zu
^/yyw.
oÜk(a-^J^ Schild 2l>»«a;44£j w (ouy,-jioyi:wi^iii^i
17'
2.
244 A. Fick
aa(p£-g H. vgl. lat. sape-re zu sapio , ahd. anl-seffian. (In
sape-re , face-re sind wohl mit Curtius Aoriststämme zu er-
^-~ kennen, wie in pare-7ites neben pario).
lisiQO-g H. Zeichen, ,.Himmelszeichen vgl. zegcc-g, TQä-v6-g deut-
I lieh, crjQetü,^.\\t.ia7^m sprechen.
arc€0-g H. = OTtano-g Höhle vgl. lat. spiri-tu-s sph'ä-re , ksl.
pacha-ii hauchen,
oclcfo-g A. Masse, Schaar vgl. OTKf-Qo-g {oTsißio).
aTV7C0-g A. Stock vgl. aTvcpe-liUo (?) , lat. siup-rare , sskr. ship
siumpali stossen.
TUQßo-g Angst H. , d-Tagßi-g U. vgl. as. mod-ihraka f. Herzens-
kummer, ags. ihracian angst sein, sskr. tarja-ti drohen,
schmähen, erschrecken.
jiyo-g H. Dach, Gemach vgl. azeyog : avsyw, lat. ter/ere, irisch
iep, iech n. Haus.
laixo-g H. Mauer, vgl. Tolxo-g Wand, germ. diga-n kneten.
TsXo-g H. Vollendung, Ziel vgl. TtU-iyio, itle-Tri. — tälog
Schaar H. m \^ ^^ ^
u-Tfimt-g IJ^^^Hnverdpaiif^ vgl. \^,)^icß>^^r^^ßi9r^
\J ^u-g H. gesund, ßasis vyie — ßsyej's = lat. vigeo.
^ J!^o-s Wasser Hsd. vgl. ksl. voda t Wa^eAsskr. uda-ka.
[yäeo-g H. Gewand vgl. (fagt-TQri, ahd [5*^^^^
I Oder gleichen Stammes mit (pdgaog r *) X^y
I «i;-X6^£-e A. dva-xeqs-g A. leicht-, schwer zu iiÄhmen vgl. ^-j
XSQO-VT-og, x^'^Qf^S, X^'^Q, ^Vw hdras nehmen, hdra-ti nimmt,
tcc-xQfji-g H. vgl. t-xQcte anfallen H.
C. Die griechische Sprache besitzt unter ihrem Erbgute
mehrere Bildungen auf -c, welche gleichstämmigen Adjectiven
auf v-g gegenüber liegen. So gleicht doysa- in h-agy^g dem
zend. arezah/i, während aQyv in ägyc-QO-g, äoyv-ipo-g dem lat.
0»^V\M.'*'^'**'.'^".^ ' «^«7"-^'^*» wie dem ,ßskr. drju-na entspricht; evqog : bv-
Qv-g vgl, sskr, vdras Weite: urü vdriyams weit; r^dog, f-ieXi-
iqötg : i^dig vgl. sskr, prd-svädas liebhch: svädü; h-rjtg : rjvg
vgl. sskr. äoas Gunst, gallisch avi- , gotli. aci- gut; Ttkdrog :
fiXaxvg vgl. sskr. prälhas Breite, prlhü breit, ra/og : xaxvg
vgl. zend. iaeanh Lauf, sskr. läku. Dieses Wechselverhältniss
*) fDoederlein Hom. Glos, stellt if^uQo? vielleicht richtiger zu (fü()€u ■
vifttCvtiv. nXfxfiv {lle.s,) , vgl. auch iett. buras , biirves kleine Segel, lit.
burpelis „Segelbenetzer'' {-jjelis zu j)ilti giessen). B.J
Zum s-Siiffix im Griechischen. 245
ist in den übrigen Sprachen kaum beachtet worden, im Sanskrit
sind sogar lautliche Differenziirungen eingetreten zwischen vd-
ras : urü, präthas : prthü; die griechische Sprache hat, so
weit wir sehen , selbständig — doch vgl. auch lat. pecus oris :
pecu, während densor, albor u. s. w. zunächst auf densere, al-
bere beruhen — den Typus evQog : evQvg systematisch durch-
geführt und geleitet durch die Analogie von wenigen ursprüng-
lichen Fällen der Entsprechung von g- und t-Themen, neben
fast jedem f-Stamm ein entsprechendes Abstract auf -g geschaf-
fen , wie die folgende Uebersicht zeigt :
alTtog, aiTtei-vo-g H. : aiTtv-g H. jäh.
alaxog H. Schande : aloxv-vio H.
ev-a^ye-g B-. : agyi: in agyv-QO-g, agyi-ffo-g H.
ßdd-og, dyxL-ßad-i-g H. : ßadS-g H.
ßccQog A. olvo-ßaqt-g H. : ßaqv-g H.
ßqddog A. : ßgaövg H. langsam.
ßgccxog A. : ßqaxv-g H. kurz.
ßQli>og A. : ßQiH-g H. (ßgid^to).
ydvog A. : yävv-fxai H.
yXvÄOg {= yXti'Xog) : ykvxv-g H.
ddaog A. : öaov-g H. dicht.
sQvog FI. : {iQvv — ) ooru-TUL, vgl. oginevog Schössling.
6VQug li. : €VQv-g H. breit.
i^dog H. fielt-rjöe-g H. : ^Sv-g IL
h-TjHg H. : '^v-g^ €v-g H.
d-aQöog H. : d-^aac-g H.
•/.ÜQTog, xQarog H. : XQarv-g H.
ö^og A. Essig („Schärfe") : o^v-g H. scharf.
Itdxog B. Dicke : yra^J^-g H. ^j^jj/ -—-'*— *^'»'
/rAarog .\. : rcXarv-g H. breit.
TQtoßog A. : TTgiaßv-g H. /| (1
trraxog ganz spät, Nardenart : atäxi-g H. Aehre. Yf/*'v''5
rdgixog A. : raQxv-io H.
TttQcpog H. : xaqcpv-g H. dicht,
ra/og H. : raxt;-g H.
y^ro(J-wx)^g H. : wxt'-g H.
Diese Bildungen konnten, soweit sie speciell griechisch
sind, um so leichter geschaffen werden, als die Basen auf «,
deren die Stämme auf -e-g bedürfen, in der Flexion der v-
V'T!
246 A. Fick
Stämme hervortreten vgl. rmi-feg u. s. w.; ebenso schuf man
mit Anschluss an e- resp. o -Stämme 'KdlXo-g H. , TtsQi-jtalXi-g
aus aaXXi- (— xaXje-), vifjo-g A. Höhe aus vipi, vifj6-a€, und
•KVQO-g A. Macht aus xr^o = sskr. cü'ra in a-xvQO-g, Ob diese
Bildungen nach dem Sanskritschema als primär oder secundär
zu bezeichnen sind, steht dahin; die aus der Sanskritgramma-
tik stammende Unterscheidung von Primär- und Secundärbil-
dungen ist nur ein vorläufiger Nothbehelf, den man fallen las-
sen kann, wenn man in den Geist der ig. Nominalbildung et-
was tiefer eingedrungen ist.
Der Analogie von xdXXog, xvQog, vxpog folgen rrrjQog : nrj-
Qo-g, alxxog Ekel : ffix;fo-g, alcpXog Verstümmlung : aupXo-g,
(pfJQog Ohrendrüse (satyrhaft) zu! (pi^Q Satyr, meist späte und
schlecht bezeugte Wörter. "
D. Zwischen den Stämmen auf -s und den suffixlosen auf
-a- besteht ein uraltes Wechselverhältniss , welches darauf be-
ruht, dass man aus jedem Verbalstamm auf -a das Abstract,
resp. Adjectiv auf s mit derselben Leichtigkeit bilden kann,
mit der man den Verbalstamm ohne Suffigirung als Abstract
resp. Adjectiv verwendet. So giebt der Verbalstamm yuga =
tvys die Stämme juga-m und Jugas gen. jugasas, griechisch
Lvyöv, ev-^vyrjg, ksl. igo gen. izese, und es scheint durchaus
nicht wunderbar , dass ein auf dieser Leichtigkeit beide
gleichwertige Bildungen aus denselben Verbalstämmen zu
vollziehen beruhendes uraltes Wechselverhältniss zwischen a-s
und a-Stämmen bestanden habe, ohne dass hierbei an „Ver-
stümmelung" zu denken wäre. Auf ein solches uraltes Ver-
hältniss weist Manches: so liegen im Sanskrit usha und ushds,
Jara und jards u. s. w. neben einander; im Slavischen wech-
seln die a- und a-Ä-Stämme wiederholt in der Flexion, am
deutlichsten aber tritt die Beziehung zwischen den beiden
Stammbildungen im Griechischen hervor, hier jedoch so, dass
mit wenigen Ausnahmen die Stämme auf -g jüngere Wechsel-
formen von a-Stämmen, besonders von Femininen auf a sind.
Alt sind möghcher W^eise yXrjvog neben yX^vt]^ wovon es sich
auch im Sinne scheidet, dgiog neben ra dgia vgl. ksl. dreves-,
rjxog : i^xv ^S^- ^^^- ^^ffor, (pQlKog : g)Qix^ vgl. lat. frigtis ; alle
übrigen scheinen jünger, sind wenigstens fast durchweg jünger
bezeugt als die Formen auf o, rj, wie die folgende Uebersicht
zeigt.
Zum s-.Snffix im Griechischen.
247
y^^^^ H. SchäH^ück : j'A^j^ H.
'diipog\3i)ursi spät neben dixpa H.
Pupülle, vgl. KhiH-od.
gl. /CQO-v(0Tirig
^ ^.itW"^
k
dqlog H. pl. ta ögia vgl. ksl. drevo , gen. drevesc und dreva.
riyog A. dva-rjysg H. : j^/iy vgl. lat. vägor, sskr. vä\,ati.
■/.duTcog Seeungeheuer vgl. -Adf^irttj Raupe
X^(.ißog Kahn : ls(.ißo-g m. Kahn.
Xiojtog Gewand neben Iwrcrj H. (Ae'/rw).
mxog A. Vliess : vd/r^ H. Vliess (zu vccGoot).
vd/tog A. Waldthal : vdroj H. Waldthal.
praeceps.
v'r/iog selir spät neben vlxrj H. Sieg.
TtXddog spät neben nXddrj, /cXaödo).
jcXiyog sehr spät neben 7cXiydg interfeminiuin : TtsjtXtye.
QiTtog Hdt Matte : qiip H.
alyog spät neben ff^^vy Schweigen.
O'KTivog, G'/.m>og Zelt : axrjv^ A.
ffxr/rocj, ay.0Tsi-v6-g A. : ffxoro-^' m. H.
au^rpog spät neben ovQcptj, avqrperog.
cdyyog. spät -ijßben zdyyrj rancor.
xdqayng A. neben Taoayjj Verwirrung.
rrjTog spät neben rj^Viy Mangel , irjzdiü.
TQvyog, d-zQvyeg spät neben Tqvytj.
vdog Wasser Hsd. vgl. ksl. voda.
v(pog Ä. Gewebe : vcpi], vcpdia.
fpQ7'/.og spät neben cfgUrj : 7tscpi/,&.
yXidog (oder xXldog'?) : x^fdrj, /Atdaw.
Einigeniale liegen neben ganz jungen -c;-Stämmen nur Verba
auf dco, aus denen man dann wohl den a-Stamm entnahm.
So in
l-idöog ■ ipiXio&Qov : ^addto
jivöog nachattisch : (.ivödio A.
mdog nachatt. : olddcj
ocpQiyog spät, Strotzen : acpQiydio.
Dagegen sind die a-Stämme tXeyyo-g, yteXado-g, reyt] und
OTtyr] jünger als die g-Themen ro sXeyyog, /.eXadti-vo-g , ziyog
und otiyog, wie man aus dem Mangel der Vocalumfärbung
ersieht.
In der Coniposition sind die y-Stämme vielfach ganz deut-
lich Vertreter von a-Themen. So schon bei Homer in:
248 A. Fick Zum s-Suffix im Griech.
ETT-aqtis H. vgl. ofM-aqtfi-ü}.
y.€ve-avx€g H. vgl. avxeco A.
yalKO-ßatig H. vgl. ßaro-g.
vrjXeEg H. sXBeL-vo-g H. vgl. ikeö-g H.
tv-eqyäg H. : sqyov H. Werk.
dva-7tov€og gen. H. : /rovo-g H. mit Beibehaltung des o, das
in einer ächten alten g-Bildung nicht ara Orte wäre.
€VQV-7tvXsg dw H. : TtvXy] H. Thor.
ev-xQoeg H. neben svxQOog, fieXay-xQoisg H. neben f.i6kav6-xQOog.
Während man unter den homerischen eben verzeichneten
mit o-Stämmen wechselnden Themen noch ileeg- und avxeg- für
alt halten kann, sind in den folgenden Compositis die g-Stäm-
me durchweg jünger als die o-Themen :
t7t-avayy.ig Hdt. notwendig : dvdyxr].
e^-avysg A. XQ^^'^^y^g • ccvyi] H.
dv-a(pig A. sv-ag)ijg : dcprj A.
'/.akXi-diveg A. tvsqi-, TtoXv-öivtg : öivrj H.
sv--KOf,udsg Hdt. : xojiiidr] A.
öia-, nara-, 7tQOG-y.oq8g : zopog.
ri(.a-^ TtoXv-f-isd^ig : (.Ud^rj.
d-f.i6TQsg spät : /ntvQov.
\ao-7taXig Hdt. di;(T-, «t;-7raA£g : rtdXr^.
Ev-7tQVfxvig A. : 7tQv(.iva.
d-oaXig unbewegt : adXog.
i^Xio-GTißsg, viq)o-atißeg A. : ajißog.
Xid^o-f vsvQO-OTtadsg : vgl. STti-aTtddrjv.
TtoXv-artad^ig dicht gewebt : aTtdi^rj,
tv-rexv^O-iara spät : rex^rj.
dva-, €v-, TiQOO-cpiXig A. : <piXog.
ßov-xavdeg spät : x«>'<5oy (vgl. Frohwein in Curtius' Studien
I, 114).
o^-wTteg spät neben o^v-a)7c6g : W7r*y, orttDita.
A. Fick.
F. Fröhde Etymologien.
249
^1
Etymologien.
1) pilare.
Das Lateinische besitzt zwei Verba pilare, die etymolo
gisch verschieden sind: pilare „festdrücken" und pilare
„rauben, plündern". Beide sind gräcoitalisch , wie folgende
Vergleiche lehren. Was das erste betrifft, so entsprechen sich
pilare „festdrücken" und gv.'n iXtio „(\\c\ii zusammendrücken,
verdichten, filzen", pilalus „dichtgedrängt, dicht" (z. B. agmen
pilatum) und ^rtAj^Tog. Das Verbum ist abgeleitet von dem
Stamme nlXo-, in \2X. pile-us und gr. TrtAog „Filz. 'Dass mit
letzterem pilus „Trupp, Heeresabteilung" identisch ist (Fick
Wörterb. II 151), bcAveisen die Verbindungen pilatim exercitum
ducere, pilatum agmen (vgl. gr. Xlri von fiTAw). Als Wurzel
dieser Wörter betrachtet Fick a. 0. pis in skt. pinashii pidaie
(aus *pisdaie), gr. TtTiooo) Ttistto aus "^maijoi (Curtius Ver
bum I. 235). Die zu derselben Wurzel gehörigen ^at. \j^um\
„Stengel zum Stampfen, Mörserkeule, Spiess" und pila ,^lörser
Pfeiler" sind wol erst auf lateinischem Sprachboden entstanden
Von diesem pilare völlig verschieden ist pilare „berauben,
plündern" in compilare, expilare, suppilare, pilatriz. Von den
Synonymen spoliare depopulari praedari u. a. unterscheidet sich
expilare bekanntlich dadurch, dass es immer ein'Leermache_n^
Auslej^ren bezeichnet. So ergibt sich seine Id^atifat mit gr.
i||^>ii^^.,^,4rähl machen, bgi^fSben", abgeleitet^örf r^/t^'g ,,naßfetf
kahl , l^Är**T Das latein. p steht dem griech. xp gegenüber wie
m pdlpare parus pulex pilus vergjiiohen mit ipjjJ.Mfp'afif^ xpdq
il.iv IIa dor, ifjikog ~ miXog. 1 '-"^
Wie zwei pilare, so müssen, wie mir scheint, auch zwei
fllum geschieden werden, von denen das eine „Faden, Faser",
das andere „Gk^alt, Bi^ing, (xättiißg" bedeutet. Denn wie
sich zwei so verscniedene Begriffe mit einander vereinigen sollen,
tyerma,g ich nicht zu erkennen. Dagegen stimmt das zweite
ßlum m seinen Bedeutungen genat^ überein mit^^^w^^,- vgl.
Jilum mulieris, corporis, oraiionis (d. \ Form, Darstellungsart),
\mrgo filo liberali und figura muliehris , \oris , oraiionis , homo
\tenusta ßgura. Es scheint mir hiernach , S^ass ^^m „Gestalt"
;Hus '^ßglum zu erklären und zw. ßngo zu ziehen ist'
"L
250 F. Fröhde
2) Qhf.lß(0.
Die Wurzel varj bildet im Sanskrit die Praesentia varjati
und vrnakti. Die erste Form reflectiren gr. Etqyio, got. vri-
kan , zu denen sich lat. urgeo aus * norgeo verhält wie mulgeo
zu d(.UXya) u.a. Die nasalirte Präsensform ist bisher nur im
Germanischen nachgewiesen; vgl. mhd. renken „biegen, wenden",
ags. vrenkan „Ränke machen", die auf ein ablautendes germ.
vrenkan führen = skt vrnakti „wenden, drehen, aus der ur-
sprünglichen Richtung bringen, ablenken vom Wege", wozu
tarjana- n. „das Vermeiden, Vernachlässigen". Dieselben Be-
deutungen zeigt gr. QEi-ißio „drehen, im Kreise bewegen", Pass.
„umherschweifen, nachlässig handeln", wozu Q^:f^ißc6dr]s „nach-
lässig". Formell decken sich Qef.ißovoi und vrnjanti völlig;
denn der Abfall eines Spiranten im griechischen Worte ist von
vornherein wahrscheinlich (KZ. ''12, 264 ff.), ß und/ entspre-
chen sich ganz regelrecht (vgl. Qaißog), vor ß aber musste'
selbstverständlich f.i für v eintreten; vgl. oxa^ißog =r skt
chanja- und ähnlich ntf.i7ttog = skt. pahcaiha-, rcifJ-Tcelog
„wackelig" (Beiwort des Alters) = skt. cancala- „beweglich"
von cal „schwanken, wackeln".
3) fuscina.
fnaciria „dreizackige Gabel" kann ursprünglich nur ein In-
strument zum Stechen fi^deutet haben, denn der Begriff der
Dreiheit hat in dem Woke offenbar' keinen Ausdruck gefun-
den. Ebenso bezeichnet gnech. cpäayavov „Schwert, Messer,
Dolch" ein stechendes Werkzijug. Da nun ay im Griechischen
scliwerlich ursprünglich und a^ch in /niaya) aus o/. hervor-
gegangen ist, so möchten wol \ie beiden Wörter zu identi-
ficiren sein. Als Wurzel bietet siöji die von lat. fodio , ksl.
hosli „stechen". \
Germ, vrisan-.
\ Altn. n'X, ahd. nVV haben, ^^e altSv «;yv>K^//; u-ibwg"
zeigtvjmlautenä^s o verloren. Der sich so ei-gebende ptanhn;
vrisan-^"^ völlig eongruent rfiit skt. vrsimn- „gewaltig, Igross,^
männlich",""* welches ganz wie noch heutig „riesig" vonlAllem'
\ 1
Etymologien. 251
gebraucht wird, \va.s sich durch gewaltige, kräftige Erschei-
nung auszeichnet, vom Männchen des Tiers (Hengst, Stier,
Löwe, Eber), von leblosen Dingen, die durch Grösse hervor-
ragen, wie dem Wagen der Götter, Indras Armen, svana- u. a.
und von den (iöttern. Die Herausgeber des Pet. Wörterbuchs
weisen die üblicJie Ableitung des Wortes von W. varsh „reg-
nen" mit Recht zurück und nehmen vielmehr Zusammenhang
an mit vaHIimanr „Gipfel", va^r^kishia „der höchste, grösste" *).
Aus dem Griechischen ziehe ich hierher //?^t (stil tov ^ßiäXot /'>
Hesych.) aus fqig *in ßQirJTtvog „gewaltig schreiend" vom />}t^
Ares (II. 13, 521), ßgLaocQ/narog vom Wagen des Ares (Hes. • /:
Scut. 441), ßqidio „stark sein", ßgiagog „stark, gewaltig",
.B(l"^a§«w§*^J^^«^,g[e'*>^ „mit gewaltigen. Armen".
Möglich Wenigstens ist es, dass auch die Eigennamen .^jß^id et c;
Bgiarjtg .hierher gehören, die auf einen Stamm Bqiao- zu-
rückführen (Leo Meyer o, p. 20 H'.). Ist diese Annahme rich-
tig, so würde Bqloo- mit dem Eigennamen Vrshna- unmit-
telbar verbunden werden können; vgl. d^qaavg : dhrshnus,
Y.vo6g : lat. cunnus.
5) Germ, heugan.
Mit dem altind, hhujati biegen lässt sich got. biuggn '/,(x/.i-
Ttrsiv, so schön es in der Bedeutung zu demselben passt, ohne
Annahme lautlicher Anomalie nicht vereinigen, denn die germ.
W. bug setzt indogerm. hhugh voraus, welches im Sanskrit zu
*buh geworden sein würde, während skt. bhuj nur aus bhug
hervorgegangen sein kann (A. H(ovelacque) Revue de linguistique
6.368, Hübschmann KZ. 23, 388). Im Griechischen haben wir
nach Analogie von Tvsid^io jciv^og icsvd-SQog ytrjxvg 7Tv&-
f.iv^v Ttvvd-dvo/iiaL Tväyxv — hahu- Superl. bamliishta- für
ursprachliches bhugh die Wurzelform ttd/ zu erwarten; sie er-
scheint in TtTv^ St. TtTV'x aus *7tvx (vgl. TtTiaaio TtxEqva
nxr]aGOi u. a.) nebst seinen Ableitungen TtTvaow mv'^ig
7txvyi.ia u.a. Tlrv^ bedeutet 1) ,, Falte, Schicht, Lage, Tafel",
*) So erweist sich die oben S. 1(J6 dargelegte, mir erst nach Abfas-
sung dieses Artikels bekannt gewordene Ansiclit Bezzenberger's , dass
vrisun- mit diesen Wörtern gleicher Wurzel sei, als richtig; hingegen
lässt sich die Deutung der Riesen als ITöhenbewohner, so schön sie der
germanischen Vorstellung entspricht, mit meiner Annahme, dass die
Stämme vrisan- und vrshmt- identisch seien, nicht wol vereinigen.
•2 A. Bezzenberger
{wie nhd. böge bogen (Papier) „plagula, eigentlich gebogenes,
gefaltetes, zusammengelegtes Papier" (Grimm Wörterb. II. Sp.
219), 2) „Windung, Krümmung eines Gebirges, des Meeres,
Schlucht", vgl. altn. hogi „Biegung", nhdi Bucht des Tales, des
Meeres (Grimm, a. 0. Sp. 483). Das vonT TTf t'^ abgeleitete
nrvooio aus '^Jtxvyjto wird besonders vom Falten der Klei-
der gebraucht; vgl. Bucht „eine Biegung im Kleide" (Grimm a.
0.), bügeln, Bügeleisen u. a.; mv^ic, erklärt Hesych. durch
■/.äuiptg. So zeigt sich in den verglichenen germanischen und
griechischen Wörtern völHge Congruenz in Wurzelform und
Bedeutung.
F. Fröhde.
Vermischtes.
1) Zur Lehre von der Reduplication im Litauischen.
J. Schmidt Vocal. II. 499 betrachtet lit. caweris , väivaras
das Männchen vom Eichhörnchen als reduplicirt, wie duL-dällw,
naL-cpäöOio , tcol-jivvw, was ich für nicht richtig halte. Vai-
ceris darf nicht von mcere (Nesselmann W^bch. S. 87), owerie
(Geitler Lit. Stud. S. 99) ^j getrennt werden; die Grundform
beider Wörter kann nur vqverja- sein, deren q einerseits zu a,
o {vovere, lett. täveris, vävere) , andrerseits zu ai wurde {vai-
veris, väivaras), vgl. bruiszis aus brtf,szts (preuss. brunse), träi-
sza aus trqsza (Nesselmann S. 112, vgl. tr^szos Geitler a. a. 0.
S. 40 Z. 50). Jene Grundform anzunehmen, ist um so not-
wendiger , als vaiveris neben vovere nicht anders beurteilt wer-
den darf, als väivaras Heidelbeere (lett. vaivarim Porsch) ne-
ben voüöras (lett. väveraji) , deren Grundform vqvoras erhalten
ist (Geitler a. a. 0. S. 120).
Wir finden hier dieselbe Reduplication, wie in skr. j'anjap-
yale, dimdahiti, pamphulyate , gr. 7Ti/^i7tQr]/ia, nif.i7tXrjfA.i u. a. ^)
Sie ist im Lit. in noch einigen Wörtern aiizunehmen, nemlich
in: gogilöti hastig fressen (aus gqgiloti, vgl. skr. gal verschlin-
*) In owerie ist v vor o eingebüsst . wie in otceriksztis und ojns; eben-
so ist V vor ü eingebüsst in ouszus (= vaszas) und oiistai (*t:nsfai) (Geit-
ler a. a. 0.).
*) Die Beispiele, welehe man früher angeführt hat. um diese Redu-
pi icationsweise im Lit. nachzuweisen , sind mehr als zweifelhaft.
Vermischtes. 253
gen); vaivolas Hirte (Geitler a. a. 0. S. 119); gaigo in gaigo-
czus Kostmäkler (Nesselm. S. 243) , altlit. gaigoii an etwas mä-
keln, das ich als Intensivum des Wurzelverbs ghä (Fick ^ I.
575) betrachte, vgl. skr. ha verschmähen (in jihäsati er will
verschmähen PVV. 7. 1591); vakoriksziis (daneben vnveriksztis,
oweriksziis) Regenbogen (Geitler a. a. 0. S. 119) neben ord-
rykszte. Vaivoriksziis beruht auf der durch Prothese eines v
entstandenen und demnach späten Form '*vordnkszü's (voras fin-
det sich bei Schleicher zu Donal. S. 338, vgl. Kurschat Gram.
§ 1004); die in Rede stehende Reduplicationsweise ist also im
Litauischen sehr lange lebensfähig gewesen, oder ist es noch. —
In allen bisher angeführten Wörtern enthielt die Reduplications-
silbe den anlautenden Consonanten des der reduplicirten Form
zu (jrunde liegenden Wortes und a-j- Nasal; dieses a ist zu-
weilen zu e geworden, das sich mit dem folgenden Nasal zu ^
verband und weiter in e oder e überging, vgl. pepala (oder
pepala?) Wachtel (Nesselm. S. 285; Nom. PL piepalas Bretk.
II. Mos. 16. 13) neben preuss. penpalo und lett. pdipala : alt-
lit. giegals Taucher, preuss. ^e<7«/w neben lett. gaigale eine Mö-
wenart, \\t. gaigals Enterich; endlich auch preuss. tceware, ksl.
veverica (aus venv-) neben vaiceris, vovere s. o.
Ausser der besprochenen Reduplicationsweise kennt das
Lit. nur noch die andere, einfachere, nach der die Reduplica-
tionssilbe durch den anlautenden Consonanten der nicht-redu-
plicirten Wortform -\-e (bez. eine Umgestaltung von e) gebildet
wird, wie in szeszelis Schatten = skr. gicira Kühle, dedervine
Hautflechte neben skr. dadrü Hautausschlag.
2) Zend. urcäta.
Roth hat in seiner kürzlich erschienenen Abhandlung „lie-
ber Yagna 31" (Tübingen 1876) zend. urväta treffend zu skr.
pratd gestellt. „Die Schreibung urvä im Anlaut, metrisch ein-
silbig, ist noch nicht erklärt". Auch ich vermag das anlau-
tende urv für or nicht mit Sicherheit zu erklären und erinnere
nur an die altfries. Wörter ruald, rueka, in-ruesze ifiir n:rald,
icreka, in-wresze , vgl. Jak. Grimm bei v. Richthofen Altfries.
Wbch S. 11G4), die vielleicht zur Erklärung jener Schreibung
dienen können. — Skr. vraid bedeutet nach dem Petersb. Wbch.
„Wille, Gebot, Gesetz, vorgeschriebene Ordnung, Botmässig-
254 A. Bezzenberg-er
keit, üeliorsam, Gebiet, Beruf, Amt, gewohnte Tätigkeit,
Pflicht, Gottesdienst, Regel, Gelübde" u. a. Alle diese Bedeu-
tungen beruhen auf den beiden „Gebot" und „Verpflichtung"
(„Verabredung"), die auch zend. urcäta (nach Justi: „Ueber-
einkunft, Lehre, Gesetz") zeigt. Die Wurzel beider Wörter ist
nicht var ,, wollen", sondern cur „sprechen", und urväia ent-
spricht ganz genau dem griech. qr^xo- vgl. qr^tä verabredete Be-
dingungen, kypr. fqijzal Verabredungen, Vertrag, fQt]Tdof.iai \
ich verabrede, verpflichte mich (Deecke und Sigismund in Cur- *
tius Stud. VII. 247) und^A|r^a Verabredung, Vertrag, Ueber-
einkunft, Gesetz (in der letzteren Bedeutung nur von den un-
geschriebenen Gesetzen des Lykurg gebraucht). Neben der
Wurzelform jzqi] liegt im Griech. /qs in s^Qsd^riv, elqeS-rjv; an
diese schliesst sich skr. ( vraicf an , das demnach nicht ganz
genau mit urväia übereinstimmt, obgleich beide unter einer
Grundform vartd- sich wol vereinigen Hessen. — Ist das be-
merkte/richtig, so muss die Zusammenstellung von ^vAvratd
mit gv.\ioQTri (Fick Vgl. Wbch. ^ I. 211) zum mindesten für
unsicher gelten.
3) Zend. urvaeza.
urvaeza findet sich nur in dem ana^ Xsyojuevov urcaezC-
maidhya Yt 17.11, das von Justi durch „mit schlanker Taille"
und von Spiegel (Avestaübers. III. 168) durch „mit schlanker
Mitte" zutreff"end übersetzt ist; eine Etymologie von urvaeza-
ist, so viel ich weiss, bisher nicht aufgestellt. Es beruht nach
meiner Meinung auf ^vraeza- — gr. qaißog krumm, gebogen,
bes. einwärts gebogen = got. vraiqs ayioXiog (Fick a. a. 0. III.
308)^); kaintno urvaezumaidhydo sind demnach „Mädchen, de-
ren Mitte (sehr) (einwärts) gebogen ist", dh. die eine schlanke
Taille haben. Ganz ebenso bedeutet skr. natamadhyadega ei-
gentlicli „die Mitte des Leibes gebogen, gekrümmt (vertieft)
habend", dann aber „mit schlanker Taille", vgl. Sucruta II.
483 Z. 5 ff. :
pi\natyayeshu vikatorunitambavatyah
pinonnatastanabharä n a t a m a d h y a d e g a li j|
praudhah striyo 5 bhinavayauvanapinagätryah
sevyäcca pancavishaya,ti(;-ayasvabhäväh j
^) iJJy von J. Peters Gotisclio. Conjectiireii S. 9 vorgescUlaf^fiii«.- Aeii-
derutig- von vraiqs in vraips halte ich für unnötig-.
V^ermischtes. 255
unxieza- weist auf grundsprachliches vraighi zurück, wäh-
rend gaißog und vraiqs auf vraiga berulien (Hühschraann KZs.
23. 387). Die letztere Form ist nach Ausweis von skr. vrj
{vrndkti), gr. gsfißto, germ. wenhan (Froehde o. S. 250) die
altertümlichere; urvacza- schliesst sich an sie an, wie haeshaz
an skr. hhishaj {hhishdkti) (vgl. Hübschmann a. a. 0. S. 395).
4) Karisch ßavda, ytXav, yiaaa, lydisch-thrakisch ßaadga.
Das^Njer Name '"^r karischen Stadt ^^^f^ßavöa die Wörter
ala Pferd uhd /?«»'()« Sifeg,^^enthalte , wie Steß^ha,nus v. Byzä'Bz
(ed. Westermann'- p. 30) angibt, ist mir sehr zweifelhaft, da
l4Xaßavöa von den karischen Städtenamen ^!AXivda , KaXvvöa,
Kvllavdog, ^aßgavöa, ^rjip^fiavöog, von Tllyivda, dem Namen
eines karischen Demos, von den lykischen Städtenamen ^4qv-
■/.avöa, Q()vavda, Olvoavda, dem pamphylischen Stadtnamen
^L^ajtevöog und dem lykaonischen Stadtnamen ^aqdvöa, die of-
fenbar alle suffixales -vd- enthalten, kaum getrennt werden
darf. Die Ueber lieferung der Wörter oÄ« und ßdväa bleibt
deshalb jedoch zu Recht bestehen und ich stimme de Lagarde :.
bei, wenn er (Ges. Abb. S. 269) smi Grund dieser W^örter denl'
semitischen Character der karischen Sprache bestreitet, wenn ">'
ich auch ßdvöa 3,^ber zu zend. vainti , vanant als zu npers.
band in devhand , zend. handa (Justi Zendspr. s. v.) stellen
möchte.
Für die indogerm. Herkunft der karischen, oder, wie viel-
leicht richtiger gesagt wird, der lelegisch-karischen Sprache
(vgl. Deimling Die Leleger S. 27) spricht auch das Wort^*Ä!ßy,
das Stephanus v. Byzanz unter ^iovdyybXu (vgl. Qmyyel^ über-
liefert und durj&b"/^a(T/Af'« übersetzt fde Lagarde a. a. Q.). Es
gehört u»5;\veifelhaft zu lit. Q^ti^i (alt auch g^l^-tffKÖnnen,
verjaiögen, ffcilß/ms ein Mächtiger, ein grosser llerr, ks\. mleffiu
magnus (Fiök V^l. Wbch. ^n. 551). IVIit diesem y§^v ist viel-
leicht identisch, /iaAj^*^das ph^ygi^che V^lovX^^^S^-^^^^i^iii^'fi^
Lagarde a. a. OTS. 285], ^veTches ^fedocli von Fick (Die ehe-
malige Spracheinheit der Indogermanen Europas S. 412) zu ksl.
dpi^7 mäjp*<praestantior gestellt wird. Jedenfalls lässt die
'^ehnlictikeit jener Wörter die Möglichkeit einer nahen sprach-
lichen Verwantschaft der Phryger und' Karer als nicht undenk-
bar erscheinen und deshalb ist es nicht gefa'Een, karisch aovav,
256 A. Bezzenberger Vermischtes.
das Steplianus v. Byzanz durch rmpov übersetzt, als kovav
aufzufassen und zu lat. cuvea (vgl. darüber Fick Vgl. Wbch. -^
II. 62) zu stellen, da k im Phrygischen als k erscheint (Fick
Spracheinheit S. 413) i). ^
Karisch ylffua (yiaoa xfj Kaqiov (finsvf] U&og f^Qm^verai.
y.ai vvv Toy4 TiXaKiodeig xat (.lala-Ku^ug ?u&ovg y'ipim XfyoiGi. \
de Lagarde a. a. 0, S. 269) isfc-'älid. /mhd. kis ^^%. \
Die lydisch-thrakische Bezeichnung IL^^" xixmv oder einer \
Art von y^ixiäv. ßaactqa. (ßaaoaQa vgl. de Lagarde a. a. 0. SS.
271, 278) ist aus /aardga, ^aaxqa entstanden und entspricht
genau skr. vdslra Gewand, Zeug, vgl. an. vesl schützendes
Oberkleid. ,, ""?Sc^-^^
f)) (Üälay^. j
0aXay^ in seiner doppelten Bedeutung „Schlachtreihe,
^Reihe oder Glied der Schlachtoji'dnung" (davon übertragen
„Glied" überhaupt) und „FIoJ*«tS2mi3är^(dann, weil Holzstärame
als Walzen benutzt wurden, übertragen „Walze, Rolle") schliesst
sich auf das engste an an an. ß<fl/& „fealken" (SchsidewäH^)
und „Abteilung, Haufen" (vgl. Cleasby-Vigfussön Icelandic^Engl.
Dictionary s. v.) und gehört mit ihm unzweifelhaft zu der o.
S. 68 von Fick aufgestellten ^hhalg (ßlccTtTto sufßdmen, bdlkr).
Mit (fdXay^ aus "^(pläy^ v^leichen sich hinsichtlich seiner Bil-
c|ung zunächst ^estislimd. W(?>h4i (Cleasby-Vigfusson s. y.planki),
nuHj. ih^dd. blande Plaitk^, dicm^Brel^L Bohle , die nicht mit
planki, ptanke , die aus lat. planca entlennt sind, zusammen-
geworfen werden dürfen.
Als Reflexe der ^bhalg sind wol auch lit. balzmasy bal-
zena , balzino P^ggbalken , Eggscheide und die von Fick Vgl.
Wbch. ^ II. 752 unter balz stützen aufgeführten Wörter zu be-
trachten.
*) BiQtxvvrni geliört nicht zu skr. hhrdc (Fick S. 412) , sondern steht
für fQfxvvTia^ vgl. Gott. G. Anz. 1875 S. 1325 N. Meine dort ausge-
sprochene Vermutung, dass in ABAZlAA[AKIO der Name der gross-
phryg. Landschaft Aßaatrii stecke, nehme ich zurück, da nach einer
freundlichen Mitteilung meines Collegen Niese 'AßaaCridog Strabo XII. 57ß
fehlerhaft für l^ßueirid^og steht (vgl. Franz Fünf Inschriften und fünf
Städte in Kleinasien, Berlin 1840, S. 26 Anm. 5).
Adalbert Bezzenberger.
257
Die Etruskischen Zahlwörter.
Die etruskischen Inschriften, in denen nachweislich Zahl-
wörter vorkommen, sind folgende, nach den Fundorten ge-
ordnet.
Toscanella (Tuscania).
1) Zwei Elfenbeinwürfel, cubisch, 23™" gross, 1848 von Se-
condiano Campanari ausgegraben, später im Besitze des
Herzogs von Luynes, jetzt in dessen Sammlung im Medaillen-
cabinet der Nationalbibliothek zu Paris (n. 816 u. 817). Die
folgenden Diagramme habe ich zuerst durch die Güte Isaac
Taylor 's bekommen; dann hat im Herbste dieses Jahres mein
Freund und College Dr. Blaum auf meine Bitte während eines
Aufenthaltes in Paris selbst eine Copie der Würfelinschriften
genommen.
a) n. 816. b) n. 817.
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2) Inschrift eines Travertinsarkophags aus dem Grabe der
Vipinana, das 27 grosse Särge enthielt, jetzt im Britischen
Museum. Auf dem Deckel ruht ein Mann.
vipinans : s'eöre : velöurfus] : meölasial : Öan/vilu :
avils : eis : cealx^s
Fabr. C. I. nT 2108; t. XXIX, nach Conestabile Spicil. See.
p. 14, t. IV^; vgl. Deecke Etr. Forsch. I, p. 23 ff., n. 19.
Beiträge z. Kunde d. ig. Sprachen, i. 18
258 W. Deecke
3) Inschrift am Deckel eines Sarges aus demselben Grabe,
vipinanas : vel : cla|nte • ultnas : la6al clan j
avils : XX : tivrs ; s'as
Fabr. ibid. n. 2119, nach See. Campanari Tuscania II, 7;
t. I, n. 13, verbessert P. Spl. p. 113; vgl. Corssen I, p. 701 ff.
4) Inschrift einer Aschenurne, vielleicht aus einem Grabe der
Ceise.
laröi • ceisi • ceises • velus • velisnas • ravnöus •
sex i avils • s'as • amce • uples
Fabr. C. I. n. 2104, nach See. Camp. Tuscania ibid. n. 14;
vgl. Corssen I, p. 699 ff.; Deecke P^tr. Forsch. I, p. 22, n. Iß.
Volci.
5) Eingehauene und roth ausgemalte Inschrift am Deckel ei-
nes grossen Nenfrosarkophags aus dem Grabe der Tute, in ei-
nem Magazin des Fürsten Torlonia zu Castel Musignano.
Auf dem Deckel ruht ein Mann. Rohe Arbeit.
tu/es • s'eöre • laröal • clan pumplialx ' velas •
zilax«uce | zilc ti • purts'vavct« * lupu • avils • ma/s *
zaörums
Fabr. C. I. P. Spl. n. 388, nach Heibig Bull. d. Ist. 1869,
p. 172 ff; vgl. Corssen I, p. 663 ff.; t. XIX, 1; Deecke Etr.
Forsch. I, p. 19, n. 10.
6) Eingehauene Inschrift am oberen Rande eines ähnlichen
Sarkophags aus demselben Grabe, am gleichen Orte verwahrt.
Das Relief der Vorderseite zeigt den Todten als Staatsbeamten,
in der Toga, auf einer Biga stehend; zwei Lictoren mit Bün-
deln gehen voran, zwei Diener folgen. An der rechten Seite
zwei Hornbläser.
tute : lar6 : anc : farOna/e : tute : arnöals : lupu :
avilsesals : cezpal/als | haOlials : ravnöu : zilynu :
cezp z purts' vana : 6unz.
Fabr. ibid. n. 387, nach Hei big ibid. p. 173 ff,; vgl. Cors-
sen I, p. 746 ff; t. XIX, 2; Deecke Etr. Forsch. I, p. 28,
n. 48.
Corneto (Tarquinii).
7> Eingehauene Inschrift in meist eckigen und alterthümli-
Die etruskischen Zahlwörter. 259
Buchstaben auf einem Nenfrosarkophag aus dem Grabe der
Aisina, von der Gräfin Bruschi 1873 aufgedeckt.
velöur laröal • clan j pumpualclan • lar6ial | avils .
ceal/Is • lupu
Fabr. C. I. See. Spl. n. 112, nach Ed. Brizio; vgl. Corssen
I, p. 659 ff.; Deecke Etr. Forsch. I, p. 20 ff*., n. 14.
8) Eingehauene und roth ausgemalte Inschrift ähnlicher Art
am Deckel eines Nenfrosarkophags aus demselben Grabe.
larO • avles • clan | avils hu6s • | muvalxls • lupu
Fabr. ibid. n. 115, nach demselben; vgl. Corssen I, p. 662.
9) Schwarzaufgemalte Inschrift eines Sargdeckels aus demsel-
ben Grabe (Fabr. ib. n. 116; Cors. ib.).
larö : larÖial : avils : huös : lu[p]M
10) Inschrift eines Sarkophags von Poggio del Castelluc-
cio, 1854 gefunden, jetzt im Garten Falgari, der Gräfin
Bruschi gehörig.
a«icne . . «eltna : turefnesi-
övas I avilscis • muval/l . . .
Fabr. C. I. n. 2335, d, nach Hübner Bull. 1860, p.l48, n.3»>.
Die erste Zeile ist jedenfalls arg verlesen. Die Inschrift des
Deckels s. Fabr. ibid. c, nach Hübner ibid. 3* ; vgl. Deecke
Etr. Forsch. 1, p. 16 ff., n. 8.
11) Eingehauene Inschrift am oberen Rande (nach Fabretti
am Deckel) eines schwarzgrauen Peperinosarkophags aus dem-
selben Grabe, an gleichem Orte verwahrt. Auf dem Deckel
liegt ein Mann. Die Vorderseite zeigt in flachem alterthümli-
chem Relief den Todten auf einer Biga, begleitet von einem
geflügelten Dämon; vorn 8 Männer, hinten 2.
larö • arnOal ' plecus : clan : ramOasc : apatrual :
eslz • I zila^nöas ; avils : öunes'i : muvalxls: lupu
Fabr. ibid. a, nach Hübner ibid. n. 1; vgl. Corssen I, p.
552 ff., der ramöasv und Öuns s'i liest; Deecke Etr. Forsch.
I, p. 17, n. 9, wo auch über das Verhältniss dieser Inschrift
zu derjenigen des Deckels von n. 10 gesprochen ist.
12) Inschrift am Deckel eines grossen Sarkophags der Villa
Averardi.
laröi einanei • s'eöres • sec • ramOasurus'la | ec-
natial • puia • larOl • cuclnies • vel6[urus] | avils •
huöscelxls
18*
260 W. Deecke
Fabr. C. I. P. Spl. n. 437, nach eigener Copie; vgl. Corssen
I, p. 660 ff.; Deecke Etr. Forsch. I, p. 15 ff., n. 7.
13) Schwarzaufgemalte Wandinschrift des Grabes der C ei-
sin i, 1735 entdeckt.
ramöa " matulnei • se^ ' marces * matulwa[s] . . . . )
puiam • amce • se6res ceis[in]ies • cisum • tarne
[ra] . u I laf . . . nasc • matulna sc • cla-
lum • ce s • ci clenar • m • | a avence-lupum*
avils[' m]axs • meal/lsc • eitvapia • me ....
Fabr. C. I. nT^MO, nach G^ori Mus. Etr. III, cl. II, t. VII,
n. 3—4 und Maffei Osservaz. letter. V, p. 310, t. III; vgl.
Corssen I, p. 704 ff., der Z. 3 afuna und ceisies ergänzt,
Z. 4 afuna und mene (?); Deecke Etr. Forsch. I, p. 31 ff.,
n. 56.
14) Schwarzaufgemalte Wandinschrift neben dem Zuge eines
reitenden Feldherrn in einem 1864 von der Gräfin Bruschi
entdeckten Grabe.
Oui • ciei • a.utniaö : | vel • velus'a • avils | eis •
zaörmisc | s-e . . . r : auis'a
Monum. InedTVIU, t. XXXVI, vgl. Brunn Ann. d. Ist. 1866,
p. 422 ff. — Das Grab scheint nach andern Inschriften einer
Familie ap(u)na gehört zu haben, deren Name vielleicht auch
in der ersten Zeile obiger Inschrift steckt. Statt clÖi lasst sich
su6i vermuthen. Die vierte Zeile ist ganz dünn und fein und
theilweise unleserlich geschrieben.
Viterlio und Umgegend.
15) Erhabene Inschrift eines grossen Sarkophags aus dem
Grabe der Churchle, jetzt, nach dem Tode des Hrn. Lat-
tanzi, im Besitze des Hrn. Franc. Bomba in Vetralla.
Auf dem Deckel hegt ein Mann, in ein Tuch gehüllt, ein Hünd-
chen in der Hand. An der Vorderseite ein ReHef von zwei
Cestuskämpfern mit zwei Dämonen und einem Seedrachen: auf
der rechten Schmalseite ein Mann zu Ross.
Iar6 : xur/Jes : arnOal ^uryles : fJanxvilusc : cra-
cial I clan : avils : ciemzaörms : lupu
Fabr. C. I. n. 2071, nach JohTFo rchhammer bei Henzen
Bull. 1853, p. 184, und Orioli Album XIX, 173; vgl. Cors-
Die etruskischen Zahlwörter. 261
sen I, p. 656 ff.; Deecke Etr. Forsch. I, p. 8 ff., n. 1 ; im
Herbst 1875 von mir revidirt.
16) Aehnliche Inschrift aus demselben Grabe, ebendort ver-
wahrt. Der Mann auf dem Deckel ist bekränzt, am Oberkör-
per nackt und hält einen zerbrochenen Becher in der Hand.
An der Vorderseite zwei Männer, mit zwei Tritonen kämpfend.
arnö : -/urcles : larßal : clan : ram6as : wevtnial :
zilc : parxis : amce | marunu/ : spurana • cepen :
tenu : avils : maxs semcpal/ls lupu
Fabr. ibid. n. 2070, ebendorther p. 183; Orioli p. 173; vgl.
Corssen I, p. 703 ff.; Deecke Etr. Forsch. I, p. 11 ff., n. 2;
im Herbst 1875 von mir revidirt.
17) Eingehauene Inschrift am Deckel eines Sarkophags von
Nenfro aus dem grossen Grabe der Alethna bei Viterbo, das
über 40 Särge enthielt.
aleönas • v • y • öelu : zilaö • parxis | zila8 • ete-
rav • clenar . ci • acnanasa |»lss'i • zilax'^u • ce-
lus'a • ril XXVIIII | papalsea • acnanasa • VI • ma-
nim • arce • ril LXVII
Fabr. ibid. n. 2055; P. Spl. n. 111, nach Bazzichelli bei
Orioli Bull. 1850, p. 92 ff.; vgl. Corssen I, p. 677 ff., der
clenarci und li (?) statt VI liest. Im Herbst 1875 von mir
revidirt.
18) Eingehauene Inschrift auf der Brust eines auf dem Deckel
eines ähnlichen Sarkophags liegenden Mannes, der eine Trink-
schale in der Hand hält; aus demselben Grabe.
arnö • ale6n|as • ar • clan • ril | XXXXIH • eitvatat
mera • s'arvenas | clenar • zal * arce • acnanasa •
zilc • mar|unuxva • ten8as • e8l • | matu • manimeri
Fabr. ibid. n. 2056, ebendorther p. 40 u. 92; vgl. Corssen
I, p. 682 ff., der marvenas und clenarzal liest. Im Herbst
1875 von mir revidirt.
Orvieto (Volsinii?).
19) Schwarzaufgemalte Wandinschrift auf dem Gewände ei-
nes Knaben im ersten Golini 'sehen Grabe, demjenigen der
Leinie.
vel • leinies : laröial * Qura * arnöialum ( clan ve-
lusum : prumaös' • avils • sewqps' | lupuce
262 W. Deecke
Fabr. ibid. n. 2033, bis; par. 6 (D), c, nach eigener Copie;
vgl. Co n est. Pitture murali a fresco e suppellettili scoperte in
una necropoli presso Orvieto p. 44 ff.; Corssen I, p, 649 ff.,
der ruka und 8es6s liest. Im Herbst 1875 von mir revidirt.
Perugia.
20) Der grosse Travertincippus (Fabr. ibid. n. 1914; t.
XXXVIII; Conest. Mon. Perug. IV, p. 511-35; t. I, n. 1;
Corssen I, p. 881 ff., t. XXII) der Velthina und Afuna
scheint an drei Stellen Zahlwörter zu enthalten, von denen die
erste allerdings etwas zweifelhaft ist. Die Inschrift ist einge-
meisselt und roth ausgemalt, und steht auf zwei Seiten (Au. B).
a) naper sranczl Öiifalsti • v (A, 15)-
b) elöina hutnaper • penezs' (A, 16)
c) hen • naper • cicnlhareutus'e (A, 24)
In allen 3 Fällen steht 'naper dabei, das auch A, 5—6 mit
dem Zahlzeichen XII vorkommt. Im Herbst 1875 von mir re-
vidirt.
Volterra.
21) Inschrift auf zwei Seiten eines würfelförmigen Tufsteins
vom Eingange eines Grabes, wo er von Thonsachen umgeben
stand, jetzt im städtischen Museum.
tites'i : caleis'i
cina: es': mestles
huö : naperlescan
letem : 8ui
aras'a : 6entma
selaei : trecs
öens'i : meuaöa
Fabr. ibid. n. 346; t. XXV, nach eigenem Abklatsch; vgl.
Corssen I, p. 618 ff. Im Herbst 1875 von mir revidirt, wo-
bei ich zweifelnd letes'i und 8ens'i angemerkt habe.
Wörter mit Zahlenbedeutung hat man ferner in folgenden
Inschriften zu erkennen geglaubt, oder könnte sie wenigstens
darin finden.
Die etruskischen Zahlwörter. 263
22) Inschrift an einem sculpturgeschmückten Sarkophag aus
dem Grabe der Alethna zu Viterbo (vgl. n. 17 u. 18).
. . . ? av [le • ale] 6wa« [ajrneal cla[n •] öanxvilusc *
ruvfial • zilax[nuce] j . . . ? spurc6i • apasi • svalas*
marunu/va cepen • tenu • eprönevc • eslz te • • j
epr8weva • eslz
Fabr. ibid. n. 2057"; P. Spl. p. 111, t. X B, nach Bazzi-
chelli; vgl. Corssen I, p. 665 ff.; Deecke Etr. Forsch. I,
p. 12 ff., n. 3. — Ob im Anfange der ersten und zweiten Zeile
etwas fehlt, ist zweifelhaft. — Zu elsz vgl. n. 11, und esals
n. 6
23) Fragment einer Inschrift von einer arca bisomos aus
Bomarzo, einst bei Hrn. Basseggio zu Rom, jetzt verloren.
zilaxnce avil • si
Fabr. ibid. n. 2432, nach See. Campan. Giorn. Accad. CXIX,
325; vgl. Corssen I, p. 676. — Da vielleicht avils zu lesen
ist, so kann der als i gedeutete letzte Strich auch einer Ziffer
angehört haben, so dass gar kein Zahlwort vorläge.
24) Inschrift eines Sargdeckels mit Mannesfigur aus dem
Hauptgrabe der Geicna (Caecina) zu Volterra, im dortigen
städtischen Museum.
ceicna • a • [tjlapuni • avils' . .
Fabr. ibid. n. 309, nach eigener Abschrift. — Lanzi Saggio
II 2, p. 356, n. 47 las avils • s' . . Der Punct ist jedenfalls
undeutlich, aber es heisst sonst stets avils.
25) Inschrift am Deckel eines grossen Sarkophags aus Cor-
neto, im Garten Falgari, der Gräfin Bruschi gehörig (vgl.
n. 10—11).
pumpui : larbi puia laröal : cislevsijnas av/es'la
sex sewiinal öaan/vilus
Fabr. C. I. See. Spl. n. 107, nach Ed. Brizio; vgl. Corssen
I, p. 801 ff.; t. XIX, B, 4, der avies'la und seviinal liest;
Deecke Etr. Forsch. I, p. 21 ff., n. 15. — Corssen hat eis
von levsinas getrennt und sieht darin dasselbe eis wie in ei-
nigen der obigen Grabinschriften (= lat. hie, „hier"); Fa-
bretti hat clevsinas, vgl. Deecke Kritik p. 12. Ich erin-
nere an xisvlics' (Fabr. C. I. n. 1922).
26) Schwarzaufgemalte Wandinschrift in der Grotta delle
Iscrizioni zu Corneto, neben einem Bilde des Priapus (?).
264 W. Deecke
civesanaraatvesicalesece ' ewrasvclesvas • fes-
öixvaxa
Fabr. C. I. n. 2301, nach Kell er mann Bull. 1833, p. 60,
n. 27; dagegen t. XLII, nach Mus. Etr. Vatic. I, t. CHI; vgl.
Corssen 1, p. 533 ff., t. XVI, 1, in der jetzigen Gestalt, wo
civesan im Anfange und x^ a,m Schlüsse verblichen sind.
Auch hier sieht Corssen dasselbe ci; vgl. Deecke Kritik
p. 12.
27) Inschrift auf dem Deckel eines grossen Sarkophags von
Poggio del Castelluccio, im Garten Falgari, der Gräfin
Bruschi gehörig (vgl. n. 10 — 11; n. 25). Der Sarkophag
selbst mit flachen und alterthümlichen Reliefs trägt eine zweite
Inschrift (Fabr. C. I. n. 2335 ").
cawnas : larQ • laröals' : atnalc • clan an • s'uöi
lavtni : zivas • ceri)(M | tesamsa s'uöiö atrs'rc • es-
cunac • alti • s'wöi timun8 zivas murs'l XX
Fabr. C. I. n. 2335, nach Hübner Bull. 1860, p. 148, n. 2» ;
vgl. Corssen I, p. 559 ff.; t. XVII, 1, der canpnas liest,
tesam sa trennt und in letzterem dasselbe Wort, wie s'as in
einigen der obigen Grabschriften erkennt. Vgl. auch Deecke
Etr. Forsch. I, p. 28 ff., n. 49; Kritik p. 12.
Dass nun aber auf den Würfeln und in den Grabschriften
u. 2 — 21 wirklich Zahlwörter (in den unterstrichenen Wör-
tern) vorliegen, ist in meiner Kritik „Corssen und die Sprache
der Etrusker" hinreichend nachgewiesen worden. Es ergiebt
sich dabei, dass die Angabe des Lebensalters, die auch in Zif-
fern nicht häufig ist (etwa 130 mal, meist aus Südetrurien), in
Zahlwörtern sehr selten vorkommt, nämlich nur 16 mal (dar-
unter einmal gemischt, n. 3), und zwar nur in der Südwest-
ecke des eigentlichen Etruriens, in dem engen Dreiecke zwi-
schen Vulci, Viterbo und Corneto; nur einmal begegnet etwas
weiter nördlich in Orvieto eine Wandinschrift mit dem Lebens-
alter in einem Zahlwort (n. 19). Von jenen 15 Inschriften fer-
ner sind nur 2, aus Corneto (n. 13 u. 14), Wandinschriften,
die übrigen stehen an grossen Sarkophagen und Aschenkisten,
meist sorgsam eingehauen , mehrfach mit alterthümlich eckiger
Schrift. Aus jener selben Gegend stammen auch die beiden
Würfel, sowie die 3 Inschriften, in denen ein Zahlwort mit
Die etruskischen Zahlwörter. 265
clenar „Söhne" verbunden ist (n. 13; 17; 18), endlich die
beiden mit zil/nu : cezpz (n. 6) und eslz • zilaxnöas (n.
11); auch 8unz (n. 6) und das doppelte eslz (n. 22) gehören
dahin. Ausserdem finden sich sichere Zahlwörter nur auf je
einem Denkmal aus Perugia und Volterra, mit dem Worte na-
per verbunden, von Corssen (I, p. 495) als „conditivum"
erklärt, zur indogermanischen Wurzel nabh „verhüllen" gehö-
rig. Im Allgemeinen also waren die Etrusker in schriftlicher
Anwendung der Zahlwörter sehr sparsam, wie denn auch die
beiden Würfel neben Hunderten anderer mit Augen versehener,
in etruskischen Gräbern gefundener, ganz isolirt stehen.
Gehen wir zur Deutung über, so bezeichnen die Wörter
auf den Würfeln, etruskisch alphabetisch geordnet
ci, zal, hu6, 6u, ma^, s'a,
zweifelsohne die Einer von 1 — 6; die schwierige Frage aber ist,
in welcher Reihenfolge. Die Würfel selbst geben darüber kei-
nen Aufschluss. Wären sie wenigstens parallelepipedisch,
so könnte man eine von dem Chefingenieur der Stadt Bologna,
Caval. Ant. Zannoni, dem hochverdienten Entdecker der dor-
tigen Nekropolen, gemachte Beobachtung verwerthen, wonach
bei den 6 bisher aufgefundenen parallelepipedischen Würfeln
aus dem etruskischen Bologna, wie ich mich im Herbst 1875
selbst überzeugt habe, die Zahlen 1 und 2 auf den kleinsten
Seiten stehen, 3 und 4 auf den mittleren, 5 und 6 auf den
grössten. Oder fehlten zwei Seitenflächen, wie bei vielen rei-
henweise verbundenen etruskischen Würfeln, so würde man
nach deren Analogie wissen, dass dies die Flächen mit 2 und
5 wären. Nun aber sind die Würfel cubisch und vollständig:
die Zahlwörter aber stehen in allen Diagonalen ohne jede Ge-
setzmässigkeit, auch bei beiden Würfeln verschieden, so dass
kein Anfang zu entdecken ist. Als einziger Anhalt könnte be-
trachtet werden, dass, wenn man die Würfel so nebeneinander
legt, dass in beiden ma/ in der zum Schreiben natürlichsten
Diagonale steht, nämlich von rechts oben nach links unten,
die sämmtlichen übrigen Flächen sich in Bezug auf die in ih-
nen enthaltenen Wörter decken; aber die Richtung entspricht,
wie die obigen Diagramme zeigen, auch nicht bei einem einzi-
gen Worte, und selbst in dieser Unregelmässigkeit ist kein Ge-
setz zu entdecken. Legt man dagegen die W^ürfel so, dass ir-
gend ein anderes Wort in beiden die gleiche Richtung hat, so
266 W. Deecke
entsprechen sich nicht einmal die übrigen Wörter, die Unre-
gelmässigkeit ist dann also noch grösser. Dennoch ist es wohl
dieser Anhalt gewesen, auf welchen hin, wie Dr. Braun in
in der Sitzung des archäologischen Instituts zu Rom vom 7.
April 1848 (Bull. p. 73) mittheilte, Domenico Canipanari
zuerst den Versuch einer indogermanischen Ableitung jener
Zahlwörter gemacht hat, indem er may = l setzte. Es heisst
dort p. 74 in Bezug auf die Würfel: ora il sign. Dom. Cam-
panari ha fatto l'ingegnoso esperimento di porli a compara-
zione con altri dadi antichi, dove i numeri trovansi indicati
con occhj numerici, e ponendo il „max" col n. 1, il „8u" ha
corrisposto perfettamente al n. 2 del medesimo dado, e cosi il
„zal*' al n. 3, ed il „hu8" al n. 4, mentre „ci" = 5, e „s'a"
= 6 venivano a stare sui fianchi precisamente come presso gli
altri dadi antichi. Hiernach bot sich von selbst die Combina-
tion von ma/ mit griech. /^la, wozu ich selbst noch, mit feh-
lendem i, ,«a-x«AAa (neben di-KElXa) und fuo-vv^ hinzufüge,
während das x dem k von sansk. e-ka, dem c von lat. uni-cus
verglichen werden kann, auch dem y von etr. rumax = Ro-
manus, cusiax = Cosanus u. s. w. zu entsprechen scheint (0.
Müller Etr. P, p. 501); ferner entspräche 8u mit doppelter
Lautverschiebung dem Stamme des sansk. dv-a, lat. du-o; zal
wäre aus *tar als vermuthetem Stamme von sansk. tr-i, lat.
tr-es entstanden, vgl. ter-tius, ter-ni, wobei t entweder
durch Aspirirung, wie im Germanischen, oder durch Assibili-
rung (durch die Mittelstufe s) in z übergegangen wäre; huö
enthielte mit einfacher Lautverschiebung beider Consonanten
den Stamm von sansk. cat-var, lat. quat(t)-uor, wobei die
Verdumpfung von a zu u keine Schwierigkeit macht; ci wäre
der Rest von lat. qui-nque, vgl. qui-ni; s'a derjenige von
sansk. sa-s, lat. se-x, vgl. se-ni. So bestechend dies Alles
auf den ersten Blick scheint, so schwer sind die Bedenken, die
sich bei näherer Prüfung erheben. Aehnliche Verstümmlungen,
wie sie hier angenommen werden müssen, gehören nur Spra-
chen spätester Formation an , wie etwa dem Neupersischen ; die
Lautverschiebung ist vollständig unregelmässig; der Uebergang
von t in z, von r in 1 ist etruskisch durchaus nicht sicher
nachgewiesen, viele kleinere Bedenken gar nicht zu rechnen.
PjS bleibt daher wahr, was ich in meiner Kritik p. 27 behaup-
tet habe: „Eine Sprache mit den Einern max, Öu, zal, hu 6,
Die etruskischen Zahlwörter. 267
l
ci, s'a ist nicht italisch und gehört, wenn
sie überhaupt indogermanisch ist, einem weit abliegenden Zweige
an". Ich hätte auch sagen können „steht weiter vom Urindo-
germanischen ab , als irgend eine bisher mit Sicherheit aus die-
sem abgeleitete Sprache gleichen Alters". Man vergleiche nur
die altceltischen oder altitalischen Zahlwörter mit den Urfor-
men des Etruskischen, und der grössere Abstand dieser indoger-
manischen wird klar hervortreten. Dies hat auch Corssen
wohl gefühlt, wenn er, um seine Hypothese der nahen Ver-
wandtschaft des Etruskischen mit den übrigen italischen Spra-
chen aufrecht zu halten, zu seiner verzweifelten Deutung jener
6 "Wörter als einer Widmungsinschrift des Künstlers gegriffen
hat, wobei er die Campanari'sche Reihenfolge unbesehens
beibehielt; vgl. meine Kritik p. 8 ff. —
Nun aber muss ich, nach sorgfältigster Umsicht, die
Grundlage des Ganzen, nämlich die obige Behauptung Dom.
Campanari's vom Entsprechen anderer antiker Würfel,
durchaus bezweifeln. Es ist mir weder durch Autopsie, noch
durch mündliche oder schriftliche Erkundigungen gelungen, in
irgend einer Sammlung Italiens oder des übrigen Europa's auch
nur einen einzigen antiken Würfel aufzufinden, der die Zahlen
so geordnet enthielte , wie Campanari angiebt und bei seinem
Deutungsversuch voraussetzt, dass sich 1 und 3, 2 und 4, 5
und 6 auf den entgegengesetzten Flächen gegenüberständen.
SämmtUche griechische und römische, sowie die meisten etrus-
kischen Würfel beobachten die in der Anthologia Palatina
(XIV, 8) angegebene Anordnung
e^ ev, rcivTE ovo, TQia riaGaga xvßog sXavvei,
die auch bei den modernen Würfeln sich behauptet hat, dass
nämlich die Zahlen der entgegengesetzten Seiten zusammen im-
mer die Summe 7 ergeben. Nur in Etrurien findet sich , zwar
nicht gleich häufig, aber doch auch nicht selten und an ein-
zelnen Orten überwiegend , eine andere Art Würfel , auf der die
Zahlen so vertheilt sind, dass die auf einander folgenden sich
gegenüber stehn, also 1 und 2, 3 und 4, 5 und 6, mit den
Summen 3, 7, 11. So haben diese Anordnung von 19 bolog-
neser Würfeln mindestens 13; sie findet sich auch bei Würfeln
von Marzabotto (Gozzadini Relazione di un' antica necropoli
a Marzabotto p. 39; t. XIX, 15), und ich habe sie namentlich
im Südwesten Etruriens, in Orvieto, Viterbo, Corneto beob-
268 W. Deecke
achtet; bei parallelepipedischen Würfeln scheint sie sogar re-
gelmässig zu sein. Man kann diese Anordnung vielleicht als
die ältere, specifisch etruskische ansehn, die nach und nach
von der griechisch-römischen verdrängt wurde. Den einzigen
Versuch aber, einen Würfel nach Campanari's System zu
belegen, hat Fabretti in seinen Appunti epigrafici p. 10,
Note 2 gemacht, wo er für einen solchen Würfel aus Pompeji
Rieh Dict. des antiqu. rom. s. v. tessera citirt. Beim Nach-
schlagen von Rieh aber ergiebt sich, dass derselbe im Texte
überhaupt nur die gewöhnlichen griechisch-römischen Würfel
kennt, deren entgegengesetzte Seiten 7 ergeben, und dass die
Abbildung eines Würfels von Herculaneum (nicht Pompeji),
die er giebt.
1^
1 •
;~\
. .
von Fabretti offenbar falsch gedeutet worden ist, indem un-
ten 6, hinten 3, rechts 2 zu denken ist, so dass ein gewöhn-
licher Würfel vorliegt. Demnach muss Campanari's ganzer
Deutungsversuch so lange als vollkommen unsicher gelten, bis
ein Würfel der verlangten Art wirklich nachgewiesen wor-
den ist.
Eine zweite Deutung • der etruskischen Zahlwörter hat
Isaac Taylor versucht, und zwar aus dem uralischen oder
tschudischen Sprachstaram, zuerst in den Etruscan Re-
searches 1874, Chapt. V, p. 155 fi'., dann in einer kleinen
Schrift the Etruscan language 1876, p. 4 ff. Die von mir
in meiner „Kritik" p. 4, Note * gegebene Reihenfolge ist nur
diejenige, in welcher er die Zahlwörter bespricht; als Resultat
dagegen stellt er hin
max, ci, zal, s'a, 6u, huö.
Seine Vergleichungen sind leider etwas unmethodisch und
gehen nicht immer auf die nachweisbare Grundform zurück:
doch kann ich das in dieser Zeitschrift nicht ins Einzelne ver-
folgen. Nach meinen Untersuchungen sind die uralischen
Grundformen
ak, kak, kal-m, nal-ja, vat, kvat,
von denen offenbar kak aus akak= 1-f-l, kvat aus akvat =
Die etruskischen Zahlwörter. 269
l-j-5 entstanden sind. Berührungen mit dem Etruskischen zei-
gen sich nur bei 2, 3 und 6; denn bei 1 kann weder in ak
Abfall des anlautenden m, noch in max Vorschlag eines m
angenommen werden. Aber auch bei den andern Zahlwörtern
ist sowohl der Abfall der Endconsonanten, wie die Lautver-
schiebung auffällig und unregelmässig. Für 6u ferner muss
man schon zum andern Zweige des Uralo-Altaischen , zum Ta-
tarischen hinübergreifen, wo mongolisch tab-un, teb-un,
tew-un = 5 ist, zu vergleichen mit mandschuisch tof-o-khon
= 5. Endlich s'a findet sein Analogon nur ausserhalb jenes
Sprachstammes, in den jedenfalls nur in höchst entfernter Ur-
verwandtschaft mit ihm stehenden Sprachen der in raschem
Untergange begriffenen Jenis sei er Sibiriens. So ist die Wahr-
scheinlichkeit einer Verwandtschaft mit dem Tschudischen
um kein Haar grösser, als mit dem Indogermanischen. Was
aber die Hauptsache ist, auch Taylor's Reihenfolge beruht auf
dem noch nicht nachgewiesenen C am panari 'sehen Bezeich-
nungssystem.
Wie leicht aber solche etymologische Aehnlichkeiten täu-
schen, davon mag eine Deutung aus denJjenis^ei'^chen, mit
der ich mich lange trug, eine Probe geben. Die Ordnung wäre
danach .
I hu6, ci, 6u, s'a, zal, max,
und ihr wü/den entsprechen die jenissei 'sehen Grundformen
hut, ki-n, tu-ng, sa, %al, ah. '>«>*>
Hier ist die Uebereinstimmung viel grösser, als bei jenen bei-
den ersten Vergleichungen, und doch habe ich auch diese auf-
gegeben, da auch sie auf Campanari's Anordnung beruht.
Da demnach auf dem bisher eingeschlagenen Wege nichts
zu erreichen ist, müssen wir einen andern suchen. Ich gehe
daher von den übrigen Inschriften aus. Da zeigt sich zu-
nächst, dass ci und zal nicht — 1 sein können, da sie beide
mit dem Plural clenar „Söhne" verbunden vorkommen, ci
zweimal (n. 13 u. 17), zal einmal (n. 18). Auch s'a heisst
schwerlich „ein", denn erstens scheint auch in tivrs (= *ti-
vars?) ein Plural zu stecken (n. 3) und zweitens wäre dann
laröi ceisi (n. 4) im zweiten Jahre gestorben, während sonst
bei Kindern unter 4 Jahren das Alter niemals angegeben ist,
vgl. Fabretti Osservationi paleografiche e grammaticali C. I. P.
Spl. p. 243, Note 1. — Ferner kommt, wie ci und wahr-
270 W. Deecke
scheinlich zal (n. 20, c u. a), auch hu 6 (hut) zweimal (n. 20,
b u. 21) mit dem Worte na per vor, das demnach, wie auch
sein schliessendes r anzuzeigen scheint, gleichfalls wohl ein
Plural ist, wie es sich denn unverändert auch mit der Ziffer
XII findet (Fabr. C. I. n. 1914, A, 5—6). Auch wäre, nach
dem Zusammenhang der Stellen die Einzahl bei naper schwer-
lich durch ein eigenes Zahlwort ausgedrückt worden. Die ein-
zige Inschrift, auf der naper sonst noch vorkommt,, stammt
von einem, jetzt leider verlorenen, Stein neben dem Thore San
Severo in Perugia, nur handschriftlich überliefert in doppelter
Zeichnung und Copie des Architecten San Gallo (Fabr. See.
Spl. n. 90; t. I)
.... susinal
.... naperi
Es ist dies offenbar ein kleines Fragment einer grösseren In-
schrift, an allen Ecken verstümmelt, und wenn Fabretti (ibid.
p. 19, Z. 10) das schliessende i als die Ziffer 1 deutet, so ist
dies durchaus unwahrscheinlich. — Endlich ist von max schwer-
lich der Zehner muvalxl (n. 8; 10; 11) oder mealxl (n. 13)
zu trennen, in welchem, wenn auch die Umgestaltung des Ei-
ners noch unklar ist, die Endung -(a)lxl jedenfalls „-zig" be-
deutet. Nun wäre aber eine Bildung der einfachen 10 aus der
Eins mit der Endung der Decaden unerhört und ist auch im
Etruskischen kaum denkbar. So bleibt für die Einzahl nur 6u
und dem widerspricht nichts. — Heisst aber 6u „eins", so muss
das gegenüberstehende Zahlwort hu6 „zwei" oder „sechs" be-
deuten. Da aber der Todte in n. 9 nur huO Jahre alt geworden
ist, so ist es nach Obigem wahrscheinlicher, dass hu6 „sechs"
ist. Auch sprechen folgende zwei Gründe dafür, c i == 2 anzu-
setzen : erstens sind 6 u == 1 und c i die beiden einzigen unter
den 6 Zahlwörtern, die mit einem folgenden Zehner noch an-
ders verbunden erscheinen, als durch blosse Aneinanderrückung
oder die dem Zehner angehängte Conjunction -c „und", vgl.
meine Etr. Forsch. I, p. 1 ff. ; 31 ff., nämlich in
öunes'i : muval/ls (n. 11)
ciemzaörms (n. 15).
Nun sind es bekanntlich die beiden ersten Zahlen, die in einer
Reihe von Sprachen theils durch Addition, theils durch Sub-
traction in eigenthümlicher Weise mit den Zehnern sich ver-
binden, vgl. lat. unetvicesimus, duodetriginta u. s. w.
Die etruskischen Zahlwörter. 271
Im ersten Hefte meiner Etr. Forsch, ferner (p. 35) habe ich in
Öunesi eine Dativbildung vernmthet und glaube in der Ver-
bindung eine Additionsforni zu sehn; vgl. wegen des ilexivi-
schen n 6u-n-z in n. 6. Dann wird ciemza6rms eine Sub-
tractionsform = lat. duode- sein; vgl. die Addirung in eis •
zaörmisc (n. 14). Zweitens begegnet in cezpz (n. 6) ein
höherer Einer, der 8 oder 9 heissen muss, vgl. den Zehner
cezpalxals (ibid.). Da nun auch in ceal/l (n. 2 u. 7) und
in cel^l (u. 12) das i von ci als e erscheint, so liegt die
Wahrscheinlichkeit vor, dass im Etruskischen die 8 durch Sub-
traction der Zwei von der Zehn gebildet ist, wie in manchen
andern Sprachen, z. B. im baskischen zortzi = 8, neben be-
deratzi = 9 und bat = 1, fast durchgängig in den tschudischen
Sprachen u. s. w. Ist aber ci = 2, so ist sein Gegenwort sa
= 5 , und es liegt das gewöhnliche griechisch-römische Bezeich-
nungssystem vor. Für die Vertheilung von ma/ und zal un-
ter 3 und 4 bietet vielleicht einen Anhalt der cippus von Pe-
rugia (n. 20), »wo erst 12 naper genannt werden, später hut
= 6 und ci = 2, so dass der Rest in z(a)l = 4 stecken
würde. Auch ist wahrscheinlicher, dass mit za6r(u)m = 40
eine neue Bildungsform der Zehner beginnt, als dass es als 30
zwischen ceal/ 1 = 20 und muval/.! — 40 eingeschoben wäi-e;
50 und 60 fehlen leider noch; dagegen schliessen sich 70 und
80 wieder an die Bildungsweise von 20 und 30 an. Es ist
nämlich wohl unzweifelhaft, dass semcp (n. 19) — 7 ist, sera-
cpal^l (n. 16) = 70; cezpal^al — - 80 ist oben erwähnt.
Bei Angabe des Alters der Todten erscheinen die Zahlen,
sowohl Einer, als Zehner, regelmässig mit angehängtem -s , ein-
mal -is (in za6rm-is-c n. 14). Da auch das stets vorher-
gehende Wort avils, in dem der Begriif „Lebensalter" stecken
muss, dieses s zeigt, so ist es höchst wahi-scheinlich nicht, wie
Taylor meint, das Ordinalsuffix , sondern ein Casuszeichen,
und zwar des Genitivs, dessen Bildung durch -s und -is sicher
steht, vgl. z. ß. 0, Müller Etrusker I^, Beilage II die Vor-
namen, und clens', gen. von clan, s'exis' von s'e/, P- 442;
502 ff. — Der Genitiv avils erklärt sich dann wie lat. aeta-
tis „im Alter", der Genitiv der Zahlwörter aber, wieder von
avils abhängig, entspricht dem deutschen „von so und so viel
Jahren". Das mitunter vor avils stehende oder dem Zahl-
wort folgende lupu (lupum, lupuce) muss dann heissen
272 W. Deecke
„starb". Man wird auf diese Weise überall oben zu einer be-
friedigenden Deutung kommen. In n. 3 ist die Zahl der Le-
bensjahre durch eine Ziffer gegeben, und es folgt tivrs : s'as,
wahrscheinlich „(und) von 5 Monaten". Ich glaube nicht, dass
ein so kleiner Abschnitt , wie 5 Tage, angegeben worden wäre;
nach Wochen aber wurde schwerlich gerechnet. Dem so ge-
wonnenen, in den Inschriften angegebenen Alter widersprechen
die mehrfach auf dem Deckel der Sarkophage ruhenden Ge-
stalten nicht. Der lar6 x^^xle (n. 15), nach meiner Deutung
von ciemzaOrms 38 Jahre alt, wird zwar von Fabretti als
uomo vecchio bezeichnet, erschien aber mir und meinem
Reisebegleiter im Herbste 1875, wo ich noch in za6r(u)m eine
viel höhere Zahl suchte, also mein Urtheil eher zum Gegentheil
disponirt war, als ein Mann von höchstens 30 Jahren; während
arnö /urcle (u. 16) in der That alt schien, so dass sem-
cpalxls — 70 passte. Wie unsicher übrigens diese Schlüsse
aus den Deckelfiguren sind und wie wenig sich die im ersten
Hefte meiner Etr. Forsch, (p. 9 u. 19) ausgesprochenen Hoff-
nungen auf entscheidende Resultate durch Autopsie erfüllt ha-
ben, darüber vgl. 0. Müller Etr. 1 2, p. 439 ff. — Die einzige
erhaltene Wandfigur mit Zahlinschrift (n. 19) zeigt einen Kna-
ben, zu dessen Alter semcps' = 7 recht gut passt.
Endlich erscheint auch mehrmals ein angehängtes z, näm-
lich in 8u-n-z (n. 6), eslz (n. 11 u. 22) und cezpz (n. 6).
Die daneben stehenden Wörter scheinen theils Verba zu sein,
theils Ehrenämter zu bezeichnen , so dass ich die Vermuthung
wage , das angehängte z entspreche im Sinne dem griech. -axtg,
dem deutschen „-mal".
Die so gewonnenen Zahlwörter sind demnach folgende:
= 8u; dazu Öunes'i (Dat.) und Öunz (einmal)
~ ci, Gen. eis; dazu ciem- ^= lat. duode-
— may, Gen. mays
= zal, verkürzt geschrieben zl (n. 20, c), Gen. esals;
dazu eslz (viermal j. Der Vorschlag des e ist räthsel-
haft; der Wechsel von z und s nicht unerhört (Deecke
Kritik, p. 10).
= s'a. Gen. s'as
= hu6, einmal hut (n. 20, bj, Gen. huös
= Gen. sem 'f s
■ ■= cezpz (achtmal)
Die etruskischen Zahlwörter. 273
20 = Gen, cealxls, einmal celyls
30 — „ muvalxls, „ meal^ls
40 = „ zaörums, zaörmis, za6rms
70 — „ semcpal/ls
80 = „ cezpal/als.
Vom Indogermanischen abweichend ist die Flexion sämmt-
licher Einer und Zehner; auch die Endung -al/al, -al/l ist
eigenthümlich genug und klingt nur schwach an litauisch -lika
an; räthselhaft ist endlich auch die Bildung von za-6rum.
Ueberhaupt sehe ich keine Möglichkeit einer etymologischen
Verwandtschaft der gewonnenen etruskischen Zahlwörter mit
den indogermanischen. Ebensowenig aber stimmen sie zu den
semitischen, koptischen, baskischen, uralo-altaischen , jenisseii-
schen u. s. w. — sie stehen vollständig isolirt, wie die Ver-
wandtschaftswörter und die wenigen sonstigen sichern Vocabeln.
Nachtrag zu p. 257, n. 1. Nach einem Briefe Bunsen's an
Lepsius (Arch. Ztg. VI, p. 375), auf den Hr. Dr. Körte
mich aufmerksam macht, stammten die Würfel vielmehr aus
den Ausgrabungen der Fürstin von Canino um Vulci und
sind von ihr erst an See. Campanari verkauft, durch den
sie zunächst nach England kamen, wo Bunsen sie sah.
TV. Deecke.
Semitische Lehnworte im älteren Griechisch.
lieber semitische werte im Griechischen sind bisher mei-
nes Wissens zusammenhängende Untersuchungen nicht angestellt.
In Gesenius' Geschichte der hebräischen spräche und schrift
findet sich S. 66 ein Verzeichnis hebräischer resp. phönizischer
Worte, welche ins Griechische übergegangen (hier mit G be-
zeichnet): diese liste, deren quellen weiter nachzugehen wol
nicht nötig ist, hat Renan, Histoire generale et Systeme com-
pare des Langues Semitiques (1855) S. 192— 194 (2. ed. 1858 S.
203—204} mit einigen änderungen aufgenommen (R). Andres
findet sich einzeln in Gesenius' Thesaurus und Handwörterbuch,
üoitrUge z. Kunde d. ig. Sprachen. I. 19
274 A. Müller
ferner in Benfey's Griechischem Wurzellexikon (1839 — 42; B):
darauf scheint Victor Hehn, Kulturpflanzen und Hausthiere
(2. Aufl. 1874; H) etwas zu sehr sich verlassen zu haben i),
dessen bezügliche stellen ich wegen der culturhistorischen fol-
gerungen anführe. Seit Gesenius und Benfey ist wesentlich neues
fast nur durch de Lagarde hinzugefügt worden; einiges in den
Gesammelten Abhandlungen (1866) verstreut (La), einiges in den
Rehquiae iuris ecclesiae antiquissimae graece (1856) S. XXVI,
XXXVII, XLVII (Lr), einiges in den Anmerkungen zur grie-
chischen Übersetzung der proverbien (1863) S. VIII (Lp); da-
neben ist mir nur noch bekannt, was Fleischer zu Levy's Wör-
terbuch angemerkt und was Fr. Müller bei Kuhn, Zeitschrift
X 267 über eUcpag, 319 über olvog, und Beiträge II 490 über
^ig)og, ravQog, qööov gehandelt hat , sowie die bezüglichen
stellen aus Schröder, die phönizische Sprache (1869; Sehr.).
Es dürfte sich lohnen, dies zerstreute material einer Zusam-
menstellung und genauen betrachtung zu unterwerfen: wirklich
neue funde habe ich nur wenige, meist nicht einmal sichere,
zu verzeichnen; wer nicht über die umfassende gelehrsamkeit
und die scharfsinnige combinationsgabe eines de Lagarde ge-
bietet, wird sich auf diesem und ähnlichen gebieten immer mit
der bescheidnen, hier aber hoffentlich nicht ganz undankbaren
rolle des commentators begnügen müssen.
Was nun den meinem commentar zu gründe zu legenden
text angeht, so habe ich denselben nicht auf das durch die
Überschrift dieses artikels abgegränzte gebiet beschränkt. Es
zeigt sich nämlich schon bei oberflächlicher durchsieht des
oben angegebenen materials, dass die bisherigen combinationen
ziemHch unsystematisch nach äusserer klangähnlichkeit , ohne
^) Von R. V. Raumers indogermanisch-semitischen ctymologien habe
ich nur die einsehen können, welche in seinen Gesammellen sprachwis-
senschaftlichen Schriften (Frankfurt a/M. 18G3) S. 494 ü'. stehen. Man
wird nicht misbilligen, dass ich ihn auch, wo er entlehnte werte an-
führt, bei Seite lasse: der verdiente mann war hier eben in ein labj'rinth,
-geraten, in welchem der vermeintliche Ariadnefaden seiner methode ifin
/ nur immer mehr irre führte. — Nöldechens programm „Semitische
I Glossen zu Fick und Curtius*-- (ilG[gcrel)urg 1876, ein zweiter teil für
1877 angekündigt) berührt sich hie und' da mit unserem Thema (z. B.
bringt auch er ^6y;(r) mit wy~\ zusammen), war aber nicht in diese Ar-
beit hineinzuziehen, da-€f*'e8' auT' wüfzetvergleichungen abgesehen hat.
Semitische Lehnworte im älteren Griechiscl^. 275
Zugrundelegung bestimmter regeln bezüglich der einander ent-
sprechenden laute vorgenommen sind. Ist dies der standpunct,
von dem ausgegangen werden muss, um überhaupt erst einiges
material zusammenzubringen, so versteht es sich ebenso von
selbst, dass möglichst bald versucht werden muss , das zunächst
blos scharfsinnig erratene in einen gesezmässigen Zusammen-
hang zu bringen : die geschichte der etymologie ist ein fortlau-
fender beweis für die gefährlichkeit jenes äusserlichen Verfah-
rens, an welchen hier nur erinnert zu werden braucht. Um
nun nicht eine reihe von gesezen, aber doch einige beobach-
tungen über die erscheinungen festzustellen, welche die aus
dem semitischen Sprachgebiet ins griechische übergehenden
Worte zeigen und die wenigstens einen vorschmack der krite-
rien geben können, welche hier bei fortgesezter forschung je-
denfalls ans licht treten werden, müssen wir das spärliche ma-
terial möglichst zu ergänzen streben. Aus diesem gründe wird
es gerechtfertigt erscheinen, dass ich mit ausnähme einiger
ganz unhaltbarer combinationen i) nicht nur die alten lehn-
worte, sondern auch spätere fremdworte und selbst einige glos-
sen in die folgende liste aufgenommen habe ^j : zur Orientierung
darüber sind jedem wort einer oder einige namen von Schrift-
stellern, bei denen es zuerst vorkommt, hinzugefügt. Ich habe
diese aus der neuen Pariser ausgäbe von Stephanus' Thesaurus
entnommen, wo die genaueren citate an den betreffenden stel-
len zu finden sind (sp. = spätere, lexx. = alte lexicogra-
phen). Die namen der griechischen buchstaben besonders mit-
anzuführen habe ich für überflüssig gehalten.
1 aßqa^ gesells^p^afterjjö^-f'^avjja^'iSI^aand. = aram.nnan
^ L
2 aQQaßojv h anseid Isaeus = hebr. I^O^fy Unterpfand \
G.'^B I 101. X' ^
^) Dazu gehört auch Gesenius' €X(fog := ^bü; J. Schmidt in Kuhn'a
Ztschr. 22, 316. """" "" '' ' ' '""^
^) Dagegen fehlt unter den zur vergleichung herangezogenen dialecten
das Assyrische, dessen ich nicht kundig bin. Vielleicht wird man mis-
billigen, dass ich trozdem diese Untersuchung zu führen gewagt habe:
aber die resultate der Assyriologie sind im detail, wenn gesichert, so
doch jedenfalls nicht soweit anerkannt, dass man sie zu vergleichenden
betrachtungen wie die vorliegende heranziehen könnte.
19*
276
A. Müller
,.>^"
3 ccQTtr] sic.h'M dichter vonJJesiod ab; Lugiatlf Aelian = hebr.
y nnn schwß.rf Lp VIII. ^--•'^
4 ßaloai^ov Theophrast, spp. == 1;^ Dü;:3 La 17, 8.
5 ßdaavog pH^ierstein Find. Th'feqgn. (später üfeßrtragen)
= h. >j;n (das land) Basait'sß II 65; vonW ]ns
prüfen Lr XLVII; eränisch La^4, 35, vgl^Sur-
tius Griech. Etym. 4. Ausg. s. 430. 'X,, ^
6 ßmd^s3im. krng llerodot, Xen. — vielletQht s^Öii^sch, ~ h.
- \ ^^aWjasÄ? La 212, 4. "■:
7 ßoi^^ traHJje 'llieophr. (aber ßöiiQvodcoQog
— 'Tob o/^(payt^ Lp VIII.V
Aristoph.)
er Hero3i94i, yavXog kal^ffahrFei^chiff
"ba? vgL V-V^^ä ölkrug7*^enfallsS^n
der^undun^Ss.. ^-**., \ ^*v
10 yoiö Schwarzkümmel, koriander Dioscor. app. = h.
,..ii> La 57, 10,..
11 dß/e€g schK.ßib.ta'fel Eurip., Aristoph. - riSo tüX; — sei^,
-^ colimNje ein^^^uches. -,^ \ *^
12 1^^ el^^holz'Herodot = "h. 'll^^h^ass. R 192
i3ja>s^p]|J5;;;^^^
14 jhx^og etn getretrkymasV LXX**<2 Kön. 6, 25), Geop.,
X. Lex\. =: h. 3|^Säss. B II 157. ,^
15 Mi^ eiTR-^c^Herodot = h. ^^h^^as'SrfKl^S 'Ö-^l,
16 xaxy^ßrj (-og) ^tapf Aristoph. u. a. kom., semitisch? La
50 anm. 2.
17 y.dfir]kog Aesch., Herodot = h. hm R 193.
f 18 '/.dvva röhr Aristoph. = h. nsp^ R 192.
19 xa(TC«^)4^ Hei^M, spp. =->h»,^y/Sp, R "^^3.
20 >ußd*^og ufSriHiJ^ Find. = ai-am. -j/ uCj.:-. [kdb] lü^n
> VlII>v , I ^ ■ \
21 -Avßwxog schrank Aristoph. =(h. r:api|k asten Rödiger in
Ges. Thes. s. v.; EwaM" heb/ Gramm. § 47 c S.
i23'anin. 3 der 8. ausg.; Fleischer in Ber. der^k.
Sachs. Ges. ,d.. . Wiss. 1866 T^IO flr ~XXXVir ''
22 x/(5a^T>tt^of^f^K^i'bai^ Phife>4Qseph. , Menjiq^. Leg,
inD krönenH*|vy phoenN^iörterb
8...,^, aber vie1t|^cht persisi^^hOt- 207, 13. /^
23 xmJrfjtMoiipv zT^TT^HerodSr^tti&tot. ^'*Tr>.;.i32tP^:^i.J^^^
24 x/>Kf?aein saHßninstrument, LXX, Joseph. =h. "^1^^1194.
25 Kl
Semitische Lehnworte im älteren Griechisch.
277
u^cdikf^ strassenräuk^i'nbemocrit bei Stobaeus„Jdf. y4 y'^ /?
'-^ h. y hh^ PÄ^en R 194. ^^'^ (Zlci^i;^
26 xtfTw zimmt Dioscor. — rr^p. Sehr. 126. V -"'^
27 irMt^v sa'tri^ Hom. vielleicht,^ = h.'^^i^g'^^^utue (?) Arnos 5.
" 26 La 03, 3L ^^^^^
28[x/Jh^g'lisw. Ta^g Ä'ntipater epigr. in Anth. Pal., Hero-
\ ^ dian., Eultath. =r syr. ioab^o [k'lüb] dass. R 193
[auch h. i^W]- .».«»»'-'^
29 xt;;e«j'o?rkümmel Ari^oi)h. = h. ]i733 R 192, H 181.
30 TtvTtccQiaaog cypresse Hom. — -\5ä ein nadelholz (?) R
192; = h. -iDb pech B 11 148 (nach v. Bohlen).
31 TLVTtQog cyperbaum, henna Dioscor. = h. *^tb R 192
Sehr. 134.
,32_JLaog.Y0lk = DNb Lp VIIL _„ r ^<'
33 Actl^-eTn (niilcl>')fias3JJ©8fcli;^^^^.U^
34 )^jlqv (AiyJ'öfWJHerod. Iir^ip7. 112 %,Aristot.;-sfin^ =
^ U'bimijf^ = ar. ^^lJcJHiad_an] odm^j^S1> [ft%,n].
35 Xißavog, XißavcoTog weihrauch ""Herod. III 107, Eurip.,
Aristoph., Plat. :^ h. lip\ dass. R 192. ,
36 Xig, Xkov löwe Hom. = h. uj'^b, ar. v^a-J [leit] dass.| Pott
_J.I^2 8^1262 B H 1; "= N^?b löwin B II, x. Vgl.
n'^ef." ■■""" ■" ' "^ ■^"■■""""■^'"
37 loyyr} lanze Pind., Aesch. = h. riHh dass. Lp VIIL
38 jLiayaöig ein Saiteninstrument Xen. = h. nbriT: dass.
r LrSXXSHI. .,
39 -lißv^i^Eia,
'^ '^^"^ ""'' ^^ -^— " ^^^
weicfi>^i^achs''''l^«5|toph,, Demosth. =h. ubtj mör-
(1 R ly^t- La 25üS4J; Ewald a. a. o. anm. 1
(dagegen Dietrich in G. iHdw. s. v., Sehr. s. 30 a.
1, Curtius 327).
41 (.lavöalog riegel Artemid. = h. b^5>273 dass. Lr XXXVII.
42 ^lävdqa bürde, stall Soph. (fragm.), Callim., Eratosth. —
kloster, spp. kirchl. = ar. ,>02;s? [mahdar] ort der
anwesenheit (h. -ii2n vorhof) Lr. XXXVII.
43 jiiavdvrj, pavövag mantel LXX, Themist, u. a. spp. = b.
n73 Lr XXXVH; La 209, 8.
44 (.lagoiTtog sack, tasche Xen. lexx. Lp VIIL
Jß4Af\
^
40 ^aU
^
^K
*) das citat 128 bei Stephanus wie in Pape's Wörterbuch ist irrige.
278 A. Müller
45 fiaoTQ^^g kuppler, /naargörteveiv prostituieren Xen.
^^Semitis petitum: näm <^yui^\ [istä'rab] (cuiusj
parl^ipium est v-jjüIas^ [musta'^rib]) obscoene lo-/
^ — quutus^^st, appetivit marem" Lr XXVI. „
{46 f.i(xxcciQa schlactitmesser Hom., schwert = h.\n-ir)73
^^ dass. Lr XXXVII; umgekehrt (?) R 195.
47 ^dyiij^ saal Hom. zir-ii^ "ini wO%a-Äß^Lr "XXiJ^VIL
48 fxiaaßog Joch zu u-aj*^i£ ['asäbj, syr. wo^i:. ['sab]l[^usam-
^ man) binden „dubitans" Lr XXXVII— VIII.
49 fihaXlo^^ e r g w e r k Herod., 'Thuc. , m e t a 1 1 spp. zH'-i),,^ Vtaa
sclt=Hiieden R 193 („peut-etre"). "*""
50 fiha^a {(xar.) faden, (rohe) seide spp. = chald. ND^.q):
usw. (umkehrung von pu372T Ges. Thes. s. v.) Hit-
zig, s. Fleischer zu .Levy's chald. Wb. II, 568»;
mit arab. y*>Xxct [i'takas] umkehren, jj^lXc
fikas] verglichen von Lr XXXVII.
51 f.ivä mine Xen. = h. n?» dass. R 193, Levy phöniz. Wb.
/ 52 jW?^i?<2a my^^;he Säl^^o, Hippocr. = h. t^ („forme ara-
^-^ ^ me^eN^^^dass. R 192. ^
53 väßXag {vavXag u. a^^tti.) ein Saiteninstrument Soph.
(fragm. bei Plut.), Euphorion (bei Ath.), Joseph,
spp. r= h. baa dass, (eig. schlauch) R 194. Vgl.
La 265, 207^-^""' ■"■"'"■""''■
54 vbxiortov eine salbe, resp. öl Hippocr. = h. nob5 (tro-
pfen? vgl. unten) R 193.
55 VLTQOV laugen salz Sappho = h. -in: dass. R 192, Ewald
^ a. a. 0.
56To^9'»*^lleinwand Hom. = h. 'p&?<K(2L^ 193, Ew9Ms^a.
^^., H 147. 508.
57 olvog wein Hom. = aeth. (DJß^[, ar. qJ^ [wein] dass.
Müller (Kuhn's Ztschr. X 319) H 67, dagegen in-
dogerra. La 276, 1. Vgl. Curtius 393.
58 ovog esel Hom. = h.\]iUN eselin B I 123, H 502.
59 7i'2?7T>f.4els, hifg^ dicK'ter von Hoiilei;^ab; Aehan >^olyaen,
LTücian = a^NiSi» [fag'g'] brei'tr^.bergstra^e Lr
XXXVIL ■ ' "%. "^
60 TtaXäd^rj marmelade Herodot, spp. = h. inbST, aram.
]Z\!::ii.ci> [debeltä,] feigenkuchen G 66 (zweifelnd;
bestimmt im Hdwb.).
Semitische Lehnworte im älteren Griechisch.
279
= aräBo« N5
61 [TtdlXa^, 6 junger mann, ^ mädchen (nur Ammon. u.
lexx.)] TtalXaycig kebsweib Hom. spp. naXXa.Y.ri
dass. Her. usw. = h. ■vD^b*'? dass. G Lr XXVI;
/ .. umgekehrt (?) R 195. ' '
62 kfiffd^og stei^-zlmfei brettsp.i^T iBoph. fragm.i vielleicht
V i^^^.,.,^/^' araraf nd''D ^sf ein, /täf eichen ^Fleischer zu
63 7r()a(Toy "tauch ÄristopH. , Theopr. = aram. l-^o^ ar. ^\S
[karrät] dass. Lr XXXVII; Fleischer zu Levy Ch.
Wb. I 428 b. ' ~-
64 Qccßdog rute, stab Hom. usw., peitsche Xen. = h. nab
^-\ Ochsenstachel Lp VHI. ^ /'s,
^65 Q%nv bergg^i^f^l Hom^^j.,;M3irgebirgeJkfta =1 araS;^. ]]
ry^C^^ris] hauj><^pfel J^P'VtfL {^
66 Qoiä (Qoa) granatapfel Her., Aristoph., Plat. = h. '\"^J2'
dass. B II 372 H 515.
67 aäyi'Aog (dem. aazniov; Aristoph. auch aaxrag) sack Xen.,
Aristoph. = h. p'q dass. R 193 H 61.
68 aa/iipi^mj einN^iteninstrument Arist
^R 194?^
69 a^g motte Aristoph., Menand., Aristot, = h. DD dass. R
193. ' ^ :
70 o^ip eine giftschlange Aristot., Nicand. = h. nii, ar. I
Lj^vto [dabb] eidechse. „„. ^
71 alyXog eine persische münze Xen..= h. bp.u: La 199,15.
72 ai^sQa beraus,chendes get^,änk Eusel>*^u. a. spp. (bes.
**" kirchl.) =i 1). -i5"q dass.'''-B,, 193.
73 oiiivQig (und verschiedene nebenformen, z. b. a/j^iQig) smir-
gel Dioscor. = h. "T'Wuj dorn, diamant R 193.
74 aovaov lilie Diosc. bei Ath. = h. )\dw dass. R 193. L-"-"^
75 avy.diJ.Lvog maulbeerbaum Amphis, Theophr. = h. fiüp.üj
R 193.
76 Tid^aißwaacü bauen, nisten Hom., Nicand. (nähren Ly-
cophr.) „parait venir de uJai" [hon ig] R 193. ^
77 vßQig frevel Hom. usw.==h. rriäS'. Übertretung Lp VIII. i,„m^r
78 macüTtog Theophr., LXX, Dlosc.^"=' hTjiiTN R 192.
79 cpmog tang, schminke Hpm. usw. = Tr"!]nD schminke
-'"'" R 192 Sehr.' 134.
80 xf'^^ßdv^ galbanumharz Hippocr. , Theophr. = h. naabn.
R 192.
lA
280 A. Müller
81 ;caf>'tüvcg (xcißbiveg , ;{ai;wv£g, xavwveg) gerstenkuchen
\ LXX, lexx. ==-. h. ]x^_ R 193 B II 195. ,
82 xj^^a^o^ Schlupfwinkel Umn., Ap. Rhod.\Lycophr., m\
pt«osa erst von AristoK, an = ar. ^»^^^[choram]:
Fr^4^g s. V.: petraeN^issuras rupWrasque
habeüt.es Lr XXXVIL ^_.,^ --V
83 x^rtJv Unterkleid Hom. usw. =in3n37l(nebenl nahs) dass
R 193 H 60. 144 La 256713^
84 x^rffog gold Hom. usw. = hebr. y^in dass. [phöniz. y'^n
Ztschr. d, D. M. G^ML131]R 192 H 61. 487.
Ausserdem erwähnt G 66 einige mass und gewicht bezeich-
nende glossen, welche nur die griechischredenden Juden auf-
genommen haben, z. b.
85 aUlog (h. bpuj). /^
86.x3^(h.N^" jJry^
87 adrov (aram. sriND = h. riNC, s. G. Hdwb.), auch \ m^^i^
rr^Nabu^g. ' '
SolcKSr finden^ch abec. auch unter den bisher aufgeführ-
ten verschiedene, wie aus den beigefügten schriftstellernamen
sich ergibt. Sie werden später wo nötig eingeklammert er-
scheinen.
Hierzu füge ich einige worte, welche zwar entschieden in-
dogermanischen Ursprungs sind, sich aber gleichzeitig auch im
Hebräischen finden, also entweder in das Griechische durch
semitische Vermittlung eingedrungen sind, oder doch vermöge
ihres gleichzeitigen Vorkommens in beiden sprachen für die
feststellung der einander entsprechenden laute mit herangezo-
gen werden können i) :
89 dydlloxov aloe = skr. agaru („dans les dialectes vul-
gaires aghil" R), hebr. D-^briN R 194, La 11, 1.
90 ßdelXa (Hesych.), ßöilliov (Diosc. , Galen.) ein harz ■—
skr. udükhala (od. ulükhala), h. nbna La 20,2;
r X anm.2; = skr. madälaka R 194 (nach Lassen).
91 ßrjQvXXog = skr. väidürya; erst aus dem Griechischen
aram. billor La 22, 5; r X a. 2.
92 xa^TroÖTrgk.^inernn^re'i^L^JW^ lin^-fti^es ßegefh^
*) Dazu sind worte wie na^dSeiaog , naoaac'cyyrjg nicht zu brauchen
s. La 77, 28 ff. 210, '6i ff. — obwol mir die gleichstellung von naqü^n-
aog mit dem arabischen plural farädis 211, 3 nicht möglich erscheint.
Semitische Lehnworte im älteren Griechisch.. 281
skr. '^»a^päsa/^^am. oe'-^s
94 liaß^aviog (-i'a) weites gefaS^ beclieV „scheint Ihir
eine zusammenziehung von Itnavaravant und durch
semitische Vermittlung den Griechen zugegangen,
weshalb das t fehlt" La 215, 16.
95 vccQÖog == skr. nalada, h. -rn.; R 194.
96 TZQOvvizog läufer: „ob das von B[ochart] h[ieroz.] I 794
zu dem von ihm sicher falsch ausgesprochenen
p:TiD [pers. parwanah diener] gestellte 7tQOvviy.og
wirklich dazu gehört , mögen andre entscheiden , die
Wahrscheinlichkeit ist durchaus nicht dafür." La
77, 26.
97 aaTtipELQog Theophr. , Diosc. = skr. ganipriya, h.
aram. -i-ic^c resp. J^I^asib [sappil] Lr X
V R 193- ■ '■ -sJ
98 a/iia^öog (jiia^rtji^g) — skr. ma?1*Jl^ta, h. np;*«^, Lr X,
>gl. G. Hd^""Üilrtt»8^.6, ^^ ' '"-"•
Endlich die von Fr. Müller behandelten worte zweifelhaf-
ter herkunft:
99 ܀(pag Kuhn's Ztschr. X, 267.
100 ^ig)og Beitr. H, 491.
101 ravQog ebd. 491 (s. auch Ewald, hebr. Gr. § 48 c s. 123
a. 1 der 8. ausg.).
102 Qodov ebd. 493.
Um zu sehen , wie viele von diesen soi-disant Semiten wirk-
lich die ahnenprobe bestehen können, wird es zunächst nötig
sein, eine anzal vollkommen sicherer beispiele herauszulesen.
Als solche werden wir nur die ansehen können, bei denen die
entlehnung durch besonders frappante Übereinstimmung des lau-
tes und der begriffe, durch den mangel einer angemessenen in-
dogermanischen etymologie, oder auch dadurch gesichert wird,
dass die bezeichnete sache auf semitischem boden erwachsen
oder wenigstens ganz bestimmt durch Semiten weitergetragen ist.
Hier sind anzuführen ßäkoai^ioV ßvaaog (yolö) sßevog
laamg (xaßog) y.a/,irjlog Kccvva xaoaia y^ivvdjucovov (xt-
vvga) ytXcüßog (KOQog) y.vuivov xvTtQog {Xevyrj) krjöov, A?y-
davov lißavog, XißavtoTog f.iva uvqqu vaßXag vltqov aay,-
Y.og oa(.ißvxrj oä7tq)£iQog (adrov) {oUsqu) (aUXog) {aov-
282 A. Müller
aov) avTid/iiivog voowTtog yaXßavr] xav{v)6iveQ ßdeXXa,
ßdskhov y.(xQ7taaog vagdog. Bei keinem dieser worte wird ein
zweifei möglich seiu; wir sind also berechtigt, sofern wir in
ihnen bestimmte consonanten einander regelmässig entsprechen
sehen, diese correspondenzen unserer weiteren Untersuchung
wenigstens im wesentlichen zu gründe zu legen. Es finden sich
aber in den genannten Worten
ß — ■2 V = 3
y = a (s. aber k) tt = c
d =: 1 Q = "^
t=i (7=:otou3i2 (auch aa) i (vaatOTtog)
X — p :i D T — r\
A = b. f/) = B
i« =^ » X = n 3
das heisst: im allgemeinen entsprechen sich die einzelnen buch-
staben genau, wie die Ordnung in den beiden alphabeten es
erwarten lässt. Doch sind dazu noch einige bemerkungen zu
machen.
Man ist gewohnt, hebräischem n in eigennamen ein grie-
chisches d-, dem u ein r entsprechen zu sehen: Ewald i) aber
hat darauf hingewiesen, dass ursprünglich vielmehr das umge-
kehrte der fall sei, und de Lagarde ^j dazu eine reihe weiterer
belege geliefert, durch welche die sache für das n vollkommen
ausser zweifei gesezt wird. Für ü = -^^ hat sde Lagarde nur
üb^. = /iiccXd^a, Ewald neben diesem noch ]ntV == "^^Ät^v^ :
beide etymologien sind angezweifelt, doch erscheint fein d- z. b.
auch in dem punischen namen 0o^7ra^=nDnu und in xiod-cov
= ibp^^)^ ^em namen des zweiten hafens von Karthago. Auch
kann diese correspondenz dem nicht auffallen, der mit Curtius*)
in den griechischen aspiraten wirkliche aspirierte explosivlaute,
nicht Spiranten sieht, da erstere ohne zweifei den emphatischen
*) Hebr. Gramm. § 47 c anm. , S 123 a. 1 der 8. ausg. (andeutungs-
weise z. b. schon in der 3. ausg. von 1838). — lieber die Schlüsse, wel-
che die Semitischen dialecte in betreff' der ausspräche des Griechischen
an die band geben, entsinne ieh mich vor längerer zeit eine abhandlung
von Renan als Separatabzug aus einer französischen Zeitschrift gesehen
zu haben; leider ist sie mir jezt nicht mehr zugänglich.
2) Abhh. 255, 28 ff.
■) Schröder 171 a. 28; 127.
*) Gr. Etyra. 4 ausg. S. 416 f.
Semitische Lehnworte im älteren Griechisch. 283
lauten der Semiten mindestens näher standen, als die lezte-
ren i). Ganz ähnlich verhält es sich mit der darstellung des
hebräischen d, welches in älterer zeit überall als x erscheint ^j,
später wenigstens in der mehrzal der fälle durch 7 ausgedrückt
wird 3), in welchem man doch zunächst geneigt wäre den Ver-
treter des hebräischen n zu suchen. Aber dieser laut muss den
älteren Griechen von ihrem / weit abweichend und unbequem
erschienen sein: fast in allen älteren phönizischen namen ist
er bei der umsezung in griechische laute einfach übergangen *),
ja nicht einmal durch einen spiritus asper angedeutet ^), und
dem entsprechend fehlt n einfach auch in einigen späteren Wor-
ten wie ßdiXXa = nbin. Immerhin lässt sich nicht läugnen,
dass eine ganz stricte regel für alle diese vier fälle sich nicht
festhalten lässt. Semitischem ü entspricht t in dem alten na-
men TvQog 6), umgekehrt d- dem n in dem schon bei Xenophon
vorkommenden Gdipanog; xltlov zeigt neben dem regelmässi-
*) Ueber die umkehrung des ursprünglichen Verhältnisses s. La 256,
14 ff.
^) Ewald a. a. o.
^) Vgl. in obigem Verzeichnis xav{v)ü)Vfs, spätere eigennamen wie
Mä^^og, ^läjußh/o;. Schliesslich zeigt sich solche erweichung sogar in
fällen, wo x = n gewesen war, wie ^Afj,ilx^9 = lifiCXxag bei Appian.
■*) Die beispiele {'Avvwv, Llvvißag, 'AjjLtlxag usw.) s. bei Schröder s.
85 ff. — Da im Lateinischen in diesen namen überall ein h, stellenweise
sogar ch erhalten ist, genügt die nachweisliche neigung des späteren
Phönizischen zur Schwächung der kehlhauche nicht für die erklärung
dieser thatsachen.
*) Bei 'leQbifiog, 'leqöfißakog wird die erinnerung an das griechische
IsQÖg mitgewirkt haben.
*') Ich kann nicht mit Schröder (S. 111) annehmen, dass das r in die-
sem Worte, wie in dem pflanzennamen äxiQ-{aCnTri u. a.), neben s ss st
ts z tz einer der mangelhaften versuche sei, den eigentümlichen semiti-
schen laut Säde , der dem Griechischen und Lateinischen abgeht zu um-
schreiben. Die älteren Griechen wenden, wie die obigen beispiele zei-
gen, ohne umstände aa oder, vorzüglich im anfange des wertes, ff an,
und es wäre ganz unerfindlich, wie sie auf den einfall hätten kommen
sollen j zwar ■j'iij ZcSayv, aber «^i» TvQog zu sprechen und zu schreiben.
Andrerseits zeigen die phönizischen inschriften selbst stets »^jj; woraus
mir aber nur zu folgen scheint, dass die Griechen den namen zuerst durch
(indirecte) aramäische Vermittlung (vgl. unten fivQQo) müssen kennen ge-
lernt haben. Gern stüzte ich diese Vermutung noch weiter durch de La-
garde's ansieht (Abhh. 255, 32), dass die buchstabennamen alipa ßTJra
usw. „gar nicht daran denken phoenicisch zu sein, sondern syrischen
284 A. Müller
gen ausdruck des n durch x für s bereits das % ^), welches an-
drerseits in xalßävri für n eintritt, wie es sich auch in dem
weit älteren, freilich gegen das Punische übrigens stark verän-
derten KaQxrjdiüv und in dem doch gewis schon lange vor Ly-
kophron in dieser form gebräuchlichen Ildxvvog zeigt. Sogar
k ist für den rauhen kehlhauch angewandt worden in Qdipaxog
= nODn. Im allgemeinen werden wir aber daran festhalten
können, dass in älteren worten n = r, t: = ^, d = x ist,
n einfach wegfällt.
Keinem zweifei unterliegt die doppelte Vertretung des a
durch / und x, die an kein bestimmtes gesez gebunden er-
scheint.
Auffällig ist wieder das verhalten des d. In fast allen äl-
teren Worten entspricht ihm mit grosser regelmässigkeit 7t;
nur im buchstabennamen al(pa und in oaTicpeiQog, wo die Ver-
doppelung, resp. die geschlossene erste sylbe selbst nach spä-
terer semitischer ausspräche ein 7t erwarten Hesse, ist ein cp,
das dann auch in %ovq>q)OLQ (= chüfis, yp/n) bei Dioscorides ^)
sich findet, ebenso in vielen eigennamen bei den LXX ^).
Alle Zischlaute werden einfach durch a ausgedrückt, nur
erscheint für das schärfere 2t wol oo. Dass in voawTtog ein aa
das doch sehr weiche t zu ersezen bestimmt ist, wird seinen
character zeigen". Aber es scheint mir nicht allein nahe zu liegen, das
schliessende « derselben mit Schröder S. 30 — 31 als griechischen zusaz
anzusehen, sondern direct dagegen sprechen die namen fxv ^ vv , tav, wel-
che aramäischartig vielmehr fxvfxcc (oder eigentlich fiTf^tt), vvva, rttvcc
hätten lauten müssen. Ganz ebenso ist z. b. 2:dQanTa = nD'^22. — lie-
ber 13"^ = kijö-ov s. unten.
^) Auch Xvä = 3>;D soll schon Hecataeus gesezt haben, Sehr. S. 6;
man würde daher nichts erreichen, wollte man die semitische herkunft
anzweifeln oder statt /^vnäv die ionische form xc&wv (vgl. zu fivQQa 52)
heranziehen (s. die analogen fälle bei Krüger, dialect. formenlehre §4,1.3;
Curtius Etym. S. 416). — Jenes Xvä, 'O^vk übrigens mit *om^ zu com-
biniren (H 517) ist ein gradezu abenteuerlicher gedanke, mit dem auch
B II 109 nicht ernst zu machen wagt; eine wenigstens methodischere
ableitung des griechischen namens (von 7ID oder 1''^) hat de Goeje in
den Abhandlungen der Holländischen Gesellschaft der Wissenschaften
vorgeschlagen und durch hebräische eigennamen u.a.m. zu stüzen versucht,
s. The Academy, May 14, 1870, p. 218.
3) Sehr. 131.
") Ewald S. 123 anm. 1. 2.
Semitische Lehnworte im älteren Griechisch. 285
grund in der kürze des ersten vocals haben, der den accent
auf sich gezogen hatte.
Wenn der stärkste aller semitischen kehlhauche von den
Griechen meist vollkommen übergangen wird, so kann man sich
nicht wundern, dass von einem versuche zur nachahmung der
laute n und s» nirgends die rede ist; es genügt, auf eßsvog und
xaoola hinzuweisen.
Was die vocale angeht, so erklärt sich das meiste ganz
einfach, sobald wir einige der eigentümlichkeiten der phönizi-
schen ausspräche berücksichtigen: da ist es begreiflich, dass
hebräischem o der massoretischen Überlieferung v entspricht
{kvtcqoq, y.vTtccQioaog, mviga), dass hebr. s'wä mobile öfters
durch einen kurzen vocal dargestellt wird (xitcov, Xißavog: an-
ders yiXcüßog, ßdälla, die später herübergekommen sind), dass
nicht nur hebr. hireq (rfnpp), sondern auch sere (gesteigert
aus i) ebenfalls als v erscheint {vaatorvog), dass das zweite a
von gamal zu e herabgedrückt ist {■Kdf.ir]Xog) , dass statt der
endung -an das -6n auftritt ixavwv) ^). Bei ganz späten ent-
lehnungen ist natürlich nicht sowol die phönizische als die ita-
cistische ausspräche zu berücksichtigen {yoid, Xsvyog).
Im allgemeinen zeigen also die griechischen formen ziem-
liche genauigkeit in wiedergäbe der semitischen laute, beson-
ders wenn man statt der sog. segolatformen der traditionellen
hebräischen ausspräche bei werten wie vaßXa{g), vltqov die ur-
sprünglicheren einsylbigen bildungen (nabl statt nebel) zu
gründe legt. Hie und da finden sich freilich ausnahmen, die
wir indes zum teil erklären können. Wenn z. b. hebräischem
db griechisches Xrjdov, Xrjdavov gegenübertritt, so wird die
griechische form eben nicht dem Hebräisch-Phönizischen , son-
dern dem Arabischen entnommen sein, das sein lad an (oben
no. 34) nicht, wie z. b. ...LJb balasän, erst wieder aus dem
Griechischen zurückerhalten haben kann, da schon Herodot
Xccdavov gradezu als arabische glosse anführt (III, 112); auf
die von r;:hb abweichende vocalisation von Xißavog wird der
name des gebirges von einfluss gewesen sein. Doch ist da
manches irrationale zuzugeben, dem wir wenigstens nicht mehr
nachkommen können, wie das eingeschobene 1 in ßdXaaf.iov =
^) Sehr. S. 98. 121. 125. 126 ff. — /awojr könnte freilich auch syrisch
sein.
286 A. Müller
cüJä (etwa basm) oder die form v.vf.uvov neben -jiTa^D mit auf-
gäbe der Verdopplung und ändrung der vocalisation ^j. Letz-
tere ist überhaupt veränderlicher, als das consonantische ge-
rippe der Wörter, dem gegenüber die vocale im Semitischen
bekanntlich eine weit untergeordnetere rolle spielen als im In-
dogermanischen: grade in dieser beziehung ist es daher nicht
zu verwundern, dass die Griechen sich die Wörter hie und da
durch einschieben von vocalen und änderung des tons mund-
recht zu machen suchten [sßevog, oaf,ißvy.Yi ^ lalßävrj, oindf-u-
vog, was mit den fällen wie xitcov sich berührt). Doch dürfen
wir, glaube ich, aus dem bisherigen wenigstens den schluss
ziehen, dass bei der aufnähme semitischer worte in das ältere
Griechisch mit einer gewissen regelmässigkeit verfahren worden
ist, von welcher abzusehen nur in solchen fällen unbedenklich
sein wird, wo die entlehnung durch besondere gründe andrer
art sicher gestellt oder doch äusserst wahrscheinlich gemacht
wird. Legen wir diesen saz, der sich nachher noch durch zwei
gesichtspuncte sachlicher art ergänzen wird, der folgenden be-
trachtung des restes unserer ersten liste zu gründe, so gewin-
nen wir für unsere resultate einen grad der Sicherheit, welcher
durch die gefahr, in einigen wenigen fällen stark entstellte
wortformen zu verkennen, mir nicht zu teuer erkauft scheint 2).
[L Sßga = mnn würde ^ch laut und bedeutung genau
übereinstmjmen ; der besser bezeugte spir. lenis (= n s. ob. s.
283) wäre ä^nach jedenfalls richtig.^ Doch beweist, wie mir
Dr. Bezzenber^r bemerkt, die analogiKdes lateinischen deli-
cata Lieblingsskiavin , dass auf aßgog zuHickzugehen und das
wort mit\Fick (KuHn\ Ztschr. X^H, 216) fü^.makedonisch zu
halten ist.7'~"*^ — '^ \ '""
2. ccQQußcüv ist als semitisch von Gesenius reclamiert, von
Renan in seiner liste übergangen worden, während Benfey es
festhält. Ich glaube, mit recht; es ist mit Ges. Hdwb. s. v.
als ein terminus technicus zu betrachten, dessen entlehnung
nahe genug liegt , die laute wie die bedeutung unterstüzen eben-
falls diese annähme.
^) wenn man nicht eine von der hebräischen verschiedene form vor-
aussezen will: aber auch aram. und arab. ist kammün.
*) Eckige klammern bezeichnen in der folgenden liste, dass die se-
mitische herkunft durch die genauere Untersuchung ausgeschlossen er-
seheint.
Semitische Lehnworte im älteren Griechisch. 287
[3. (xQTtrj kann ich nicht = S'^n halten. Abgesehen vom
Spiritus asper , auf den ich kein gewicht legen will , ist tt = a
nicht zu rechtfertigen; ausserdem ist das wort, wie dies nicht
selten vorkommt, ausschliesslich älteren dichtem und der spä-
testen prosa eigen. Fremdwörter aber darf man in der alten
poesie (die komiker natürlich ausgenommen) nur da suchen,
wo entweder mit einer fremden sache ein fremdes wort früh-
zeitig gemeingut des ganzen volkes geworden und der fremde
Ursprung vergessen war, oder aber der dichter einen beson-
deren zweck mit solcher auffälligen abweichung vom ge-
wöhnlichen verband; wie wenn Aeschylus ein wort wie ßaX^v
anwendet, welches eben zu seinem g)XaTrö&QaT gehört. Bei
den Alexandrinern und noch späteren, dichtem wie prosaikem,
würde ein solches bedenken natürlich nicht stichhaltig sein.
Ueber die indogermanische etymologie s. Curt. 264.]
[5. ßäaavog kann weder zu dem lande Bas an gehören,
denn man sieht die Verbindung nicht ein, noch aber zu V^na,
da n = ff unerhört ist. Ich war in folge dessen geneigt, mich
der späteren ansieht Lagarde's anzuschliessen , nach welcher
das wort eränisches lehnwort ist ; aber Prof. Fick erklärt es nach
einer freundlichen privatraitteilung Dr. Bezzenberger's = ßd^d'-
ffavo-g unter vergleichung von lith. bandyti probieren, prüfen;
-aavo- ist da Suffix = preuss. -sena-.]
6. ßUog halte auch ich für semitisch, trotzdem die ver-
gleichung mit dem geminierten h. baq-büq nicht sicher ge-
nug ist.
[7. ßoTQvg stimmt schon wegen der bedeutung nicht zu
nob, auch ist das r für o unzulässig.]
[9, yavlog und yavlog habe ich zweifelnd zur y' ba ge-
stellt; ich würde bestimmteres wenigstens über das erstere (s.
s. 300 unten) aufzustellen wagen, wäre nicht skr. gola vor-
handen. So bleibt nichts übrig, als ein eigentümliches zusam-
mentreffen zu constatieren oder sich auf semitisch-indogerma-
nische Sprachvergleichung einzulassen.]
11. öeXzog identificiere ich ohne bedenken mit hebr. nbn.
B II 199 „wegen der ähnlichkeit mit der form dieses buchsta-
bens (//) ist nach ihm benannt deArog" usw. Das ist die alte
erklärung des Eustathius, der (Steph. Thes. s. v. öelxatTov)
sagt -Kai tÖ zrjg dslzov ds ovof.ia o/noicog avcodsv ycareßi] onl
Tcov öeXtcütcöv ßißXiwv rjrovv sx tcov xara dilza 7txvoaoj.isvcüv
288 A. Müller
yQa(pwv, aV xvQLcog diXtoi zaXovfiEvai dq)rj:iav xdlg voteqov ßi-
ßXioig ^XrjQOvoi^rjaai ToiavTrjg y.}.^0£cog und weiter wg yccQ dsk-
Tog öia tÖ öeXtwxov oxfjf^ia. Aber diese etymologie ist so nicht
wahr, denn von ursprünglich „dreieckig gefalteten" büchern ist
doch sonst nicht die rede, kann auch nicht wol die rede sein,
da eine solche form zweckwidrig wäre. Ausserordentlich nahe
liegt dagegen der vergleich einer schreibtafel mit einem tür-
flügel, wie denn die ähnliche bedeutung seite (eines buches)
für das hebräische wort ganz unzweifelhaft ist: also wird öiX-
fov nicht von öeXia erst auf griechischem boden abgeleitet,
sondern wie der eigentlich ja allerdings identische name des
buchstaben mit der sache zugleich von den Phöniziern ent-
lehnt sein.
[12. sßevog 16mn von dem hebr. D^ann nicht wol getrennt
werden :, dass aber "H^zteres ein semitisches wort wäre , kann ich
nicht annehmen, da^s auf eine passende y nicht zurückzu-
führen ist^ Es wird alsia seinen plaz in der zweiten liste fin-
den müssen.] >,
[13. Von Xaortig gilt dasselbe, üs^,^ (mit ä der 1. sylbe)
ist eine den hebräischen sprachgesezen widersprechende bil-
dung, für die eine befriedigende erklärung innerhalb der se-
/mitischen sprachen nicht zu geben ist;^siia£h_ß^I ^^^ wäre es
^ȊgypMsch, wovon ich nichts verstehe.^
loS^dog ist als semitisch von Benfey in anspruch genom-
men, voW Curtius 137 bezweifelt worden, ich sehe nicht wes-
halb: lautN^nd bedeutung passen vorzüglich und eine indoger-
manische etyi^ologie fehlt, da das allein entsprechende ksl.
kadi zu einer ^chen doch nicht genügt. '**'^ ■■"■-■.--n-,«-. ..._.„,
^16. xaxxa/?jy mit de Lägard e für semitisch zu halten liegt
um so näher, als ganz dasselbe wort dem alten namen Kar-
thagos :3DD entspricht i). Wie freihch lezterer, so viel an ihm
herum erklärt ist ^), mir noch in tiefem dunkel zu liegen
scheint, so habe ich auch für den gleichlautenden topf^ nichts^
stichhaltiges beizubringen. Das chaldäische '"2'^'i;> stammt erst
wieder aus dem Griechischen.
[20. y(.ißdr]Xog ^mbinirt de Lagarde geistreicliVmit der ara-
mäischen, resp. altsetaitischen y kdb (hebr. kzb, ^w-ab. kdb).
Beweisen lässt sich niötits, aber die Vermutung bleiÖt, da die
^) Sehr. 105. ^) ebd. a. 1.
Semitische Lehnworte im ^^eren Griechisch. 289
Umstellung des 2. tind 3. radicals keinen ^j^toss bietet, neben
den etymologien bei^Sßnfey II 158 und Curtibssl53 immerhin
möglich; die form wäre\natürlich nur durch aramäische Ver-
mittlung zu erklären. \^
[21. xißcoTog mit n^n zusammenzustellen scheint mir un-
möglich, trozdem Rödiger, Ewald, Fleischer und de Lagarde
diese ableitung empfehlen. Ob, wie indogermanisches k zu t
werden kann, so hier der umgekehrte Wechsel möglich ist, will
ich nicht entscheiden, aber nir selbst erscheint als ein ar-
chaistisches und seltenes wort (für das ächthebr. ■;t~>n), von
dem kaum anzunehmen ist, dass es im gebrauche des gewöhn-
lichen lebens gewesen sein könnte; chald. «mn-^n (im syrischen
fehlt das wort!) ist jedenfalls lediglich als ein solennes wort
aus dem Hebräischen herübergenommen, und ganz denselben
character zeigt das weiter zu den Arabern und Aethiopen ge-
drungene täbüt, täbot; grade umgekehrt aber gehört y.ißo)r6c
lediglich der spräche des gewöhnlichen lebens an, bis_die LXX
(und danach auch der Syrer) es zur übersezung des hebräischen
Wortes anwenden. Einer ableitung direct aus dem Aegyptischen
würde ich aus diesem gründe wenigstens nicht widersprechen,
semitische Vermittlung halte ich für äusserst unwahrscheinlich.
S. auch Renfey II 324, wo wenigstens die heranziehung von
jo/Jtö'fg' usw. beayhtung verdient.] y
[22. xldagig/ ist mit de Lagarde ^,ls persisch an/usehei
das phönizische verbum ist denominativ, eine allgemein senjiti-
sche y nicht/ vorhanden.], ' ,' /
[23. v.Lvv(x(.uovov stammt, unzweifelhaft zunächst aus dem Se-
mitischen: mehr aber kanik auch aus Her. III, ill i) nicht
gefolgert werden. Auch diesVird eins von jenen wörten sein,
auf welche Fr. Müller 2) als aVf „fremdlinge" aufmerksam ge-
macht hat, die „zum grösstenVheile nach dem geiste'der je-
„desmaligen spräche so geschickt verarbeitet sind und ih ihre
„Umgebung so gut hineinpassen, \dass es schwer wird, \ den
„fremden gast im einheimischen kWde zu erkennen und^als
„solchen zu behandeln". Semitisch ist "J'^^Sf? keinesfalls, wohV
es stamme, weiss ich nicht; eine indische etymologie s. bei^^
Benfey H 157.] " \ '
^) G. Hdwb. s. V. ]lW:p; die dort gegebene etymologie ist nur ein
notbehelf.
2) K. Beitr. II 490.
Beiträge z. Kunde d. ig. Sprachen. I. 20
290 A. Müller
[25. yii^dXXr]g „qui signifiait pirate dans la haute antiquite
„grecque (voir l'mscription de Teos, dans Boeckh, Corpus
„ins er. graec. no. 3044), me parait venir de bb^ (praeda,
„praedator) par un redoublement analogue a celui de Tcd^ai-
„ßwaoco; le son chuintant aura passe au son k, d'apres une
„analogie tres-familiere au sanscrit: on comprend du reste que
„le nom des pirates et de la piraterie soit venu des Pheniciens."
Diese deduction Renans (193) scheitert sofort daran, dass se-
mitischem uj ausnahmslos einfaches a entspricht (s. ob. s. 284) ;
auch wird die analogie von Tid-aißcoaoaj mit der semitischen
herkunft desselben zugleich hinfällig; s. u. s. 298. Benfey II
161 stellt es zu y ^tt^--]
26. xiTTiü zeigt nicht nur die spätere ausspräche der ur-
sprünglichen femininendung a, sondern auch r statt ö, was
aber in dem buchstabennamen Iwra ebenso der fall ist.
[27. xiwv möchte ich mit h. -jt^s schon deswegen nicht com-
binieren, weil lezteres'aTra^ leyofxevov, also jedenfalls ein selten
gebrauchtes wort ist, abgesehen davon, dass auch die bedeu-
tung in zweifei gezogen wird und sich mit der griechischen
nicht genau deckt.]
30. yivTiaQLOOog wäre besser als zu lor) zu -12:1 zu stellen,
wenn für lezteres die bedeutung „nadelholz" sicher stände.
Auffällig ist auch das schhessende -laaog; selbst wenn es als
griechisches suffix unanstössig sein sollte, pflegt doch ein sol-
ches nie in dieser weise an ein semitisches wort gehängt zu
werden. Andrerseits möchte ich auch nicht gradezu beide worte
zu trennen wagen.
[32. Xaog mit cjtb zusammenzubringen halte ich für unstatt-
haft; in den beiderseitigen -j/y stimmen eigentlich nur die an-
fangsbuchstaben überein. S. auch Curtius 364.]
[36. Ebenfalls unwahrscheinlich ist die gleichung Xig, Xiwv
— ijjfb, vi^-J [leit]. Pott und Benfey scheinen mir zu überse-
hen, dass das schluss-g von Ug als nominativendung mit dem
radicalen r nicht wol in parallele gestellt werden kann; lezte-
res aber einlach zu ignorieren wäre gegen alle analogie. Auch
hat Benfey II x diese ableitung selbst wieder aufgegeben und
hebr. N-^r^b = Xef- herangezogen. Aber a = c und die ein-
fache weglassung des schliessenden i ist doch unzulässig; will
man dagegen die beiderseitigen yy in Verbindung bringen, so
tritt das aus dem rahmen dieser arbeit heraus.]
Semitische Lehnworte im älteren Griechisch. 291
[37. l'öyyri = nah ist nicht zu halten ; keiner der bei-
den hier vorausgesezten lautübergänge lässt sich nachweisen,
denn in dem umgekehrt entlehnten ß^Qv?dog = -nbn haben
beide liquiden lediglich den plaz getauscht, und n?: = yx bleibt
stets bedenklich, wenn es auch allein vielleicht die Verwerfung
nicht motiviren würde.]
[38. fiiayadig = n'bnTa scheitert an dem sonst unbelegten d
— b und y = n; eins von beiden würde sich vielleicht noch
zugeben lassen, beides zusammen nicht.]
39. /iiayyaveia = rtr:;:» : die begriffe stimmen allenfalls,
aber das hebräische wort hat doch eine zu stark specificierte
bedeutung. Ich würde jedenfalls ein starkes fragezeichen da-
neben sezen.
40. Um fiald^a streiten sich Indogermanen und Semiten,
und leztere haben es zum teil schon aufgegeben. Jedenfalls
ist die Sache zweifelhaft, so gern ich mit der schreibtafel (s.
oben zu 11) auch deren wachsüberzug für die Phönizier recla-
mierte.
[41. ^avdalog scheint mir doch nicht zu 'bn:>3ö zu gehören.
Das griechische wort ist spät und hätte also aus dem Aramäi-
schen kommen müssen , wo es aber nicht vorhanden ist, ausser-
dem ist das eingeschobene d und a für ü auffällig.]
[42. Arab. m ah dar würde der bedeutung nach allenfalls
zu dem späteren fidvöga kloster, sonstige ableitungen der y
"ii:n noch besser zu der älteren bürde stimmen, und dass das
wort nur im Arabischen wirklich in der form mit vorgeseztem
m erscheint, wie dass vor ö ein v eingeschoben ist, wäre kein
absolutes hinderniss. Aber d = (jo :£. halte ich für unmög-
lich; in dem einzigen freilich auch zu verwerfenden beispiele, wo
ein solches i: vorkommt, wäre es auch im Griechischen ein a ^).
Auch ist ixävdqa wenigstens in der einen bedeutung ein altes
wort, dessen entlehnung aus dem Arabischen nicht wol ange-
nommen werden kann ^) ; aus dem Hebräisch-Phönizischen wäre
aber unter allen Umständen nur a, nicht d zu rechtfertigen.
Semitisch wird es nicht sein; ob es überhaupt ein fremdwort
^) S. zu no. 70.
^) Vgl. zu no. 3 ; XriSavov s. 277 ist als name eines ganz bestimmten
südlichen productes doch anders.
20*
292 A. Müller
ist, oder nach Benfey II 44 mit (.idvdalog zu ymad gehört, kann
ich nicht beurteilen.]
[43. Das späte jnavdvi] mit h. i7o gleichzustellen ist deswe-
gen nicht rätlich, weil lezteres im Aramäischen fehlt, wo die
y 173 eine ganz andre bedeutung hat i) ; auch bliebe das v uner-
klärt, während das v nach aram. lautgesezen ohne anstoss wäre,
de Lagarde's argument „^72 a LXX semper per /navövag red-
ditur" Hesse sich auch dahin erklären, dass eben wegen der
äusseren ähnlichkeit beider wörter f.iavdvag stets zur überse-
zung von -i73 gewählt wurde. Eine andre erklärung weiss ich
freilich nicht.]
44. (xäQOLTCog bezeichnet de Lagarde als „deutlich semiti-
schen Ursprungs" und in der tat legt nicht nur die form mit
dem vorgesezten 12, sondern auch die ganze übrige gestalt des
Wortes nahe dem zuzustimmen. Nur will es mir nicht gelin-
gen, ein semitisches etymon zu finden. Derivate der y w2ia)j
rsf passen eventuell nur sehr gezwungen, solche von y jsxmh
rs'f gar nicht. Man wird daher das wort vorläufig nur in die
reihe der des semitismus verdächtigen stellen können.
[45. De Lagarde's combination scheint mir ebenso geistreich
als unhaltbar. Das wort müsste wegen der specifisch arabi-
schen zehnten, im Nordsemitischen gar nicht vorkommenden form
direct aus Arabien nach Griechenland gewandert sein, was bei
seinem alter und der art seiner bedeutung unmöglich angenom-
men werden kann, auch passen die begrifie nicht einmal ober-
flächlich zu einander.]
[46. Die einander gradezu widersprechenden experimente,
die seit alten zeiten mit m372 = /.laxaiga angestellt werden,
können schon deswegen nie zu einem resultate führen, weil
bekanntlich die bedeutung dieses hebräischen aTta^ Xeyof^ievov
eine durchaus zweifelhafte und bestrittene ist; auch triff't hier
wieder zu, dass das wort jedenfalls ein ganz seltenes und also
der übertragu^ in eine fremde spräche schwerlich ausgesezt
war.]
[47. /usyaQov yoitsuiiyag abzuleiten 2)\^g seine bedenken
haben, aber einen zusaimnenhang mit y -ii:» rfe^ustellen dürfte
noch schwieriger sein, ^«ar haben wir h. -)W2 ä^enthalts-
*) Vgl. zu no. 41.
2) Curtius 329.
Semitische Lehnworte im älteren Griechisch. 293
ort, auch ^^hnun^, aber das/^timmt nicht zu dem bßgrin
von f.iiyßi^v , der^nmer im ge^nsaz zur einfache]i--wö!in8tätte
de^-^ossen^j^al, dan^.'-'aen palast bggeiclinet Auch das
a spricht ge^en die id^atificierungj^.,..,.--'''''''''^
[48. liigaaßog würde ich nicht einmal dubitans auf y 'sb
in der bedeutung binden zurückführen. An eine wurzelver-
wandtschaft kann doch nicht gedacht werden, und eine semiti-
sche ableitung durch 73 mit einer irgend hieherpassenden be-
deutung fehlt; ebenso freilich bisher eine indogermanische ety-
mologie.]
[49. jiisTaXXov kann man aus dem gründe nicht mit h. büTj
combinieren, weil diese y nur schmieden (eigentlich lang
machen, ausdehnen) heisst, also hier gar nicht passt.]
50. De Lagarde's /ndra^a = arab. (etwa) mu'takas ist
so unmöglich wie 45: auch die form mit eingeschobenem t ist
specifisch arabisch und die bedeutung passt gar nicht, denn
(j^jCä heisst umkehren und dass ein ^_JJic. grade ein strick
ist, hat mit dem eigentlichen begriff der y nichts zu tun. Das
richtige bietet Fleischer an der citierten stelle.
51. uvä ist selbstverständlich das hebräisch - phönizische
wort. Aber die form ist eigentümlich; man erwartete nach
dem Hebräischen /iidvrj oder /ndvva (vgl. xccwa). Vermutlich
hatten bereits die Phönizier das vielgebrauchte wort zu nDTa
verkürzt, dem lat. mina gut entsprechen würde. Die ionische
form ^ivea trägt zur aufklärung nichts bei; vielleicht stammt
das wort direct aus dem Aegyptischen (B II 368).
52. (.ivQQu ist eine äolische form ; die lonier und späteren
sagten a/nvQvr] i), vgl. of-iägaydog; über dies vorgeschobene ö,
insbesondre den zeitpunct seines eintretens habe ich nirgends
etwas gefunden ausser etwa bei Curt. 526 den saz, dass „fremd-
wörter ihre eigenen wege gehen". Ich wage daher auf den weg,
den das wort etwa genommen hat, aus der formverschiedenheit
der dialecte keinen schluss zu ziehen, obwol die jedenfalls nur
dem Aramäischen entsprechende form ebenfalls bemerkenswert
ist. Mit Hehn 514 (.ivqqa usw. und f^vQzog zu identificieren
sehe ich keine berechtigung.
54. vhcoTtov = nsb: wäre an sich ganz ansprechend; frei-
lich kommt lezteres im Hebräischen nur als eigenname vor,
^) Herod. VII, 181.
294 A. Müller
aber man könnte das wort ohne anstoss auch auf aram. |.2i4,u
n6tä,fä zurückführen. Bedenklich ist aber immerhin das t: =
r in einem so alten worte (s. ob. s. 283); ich wage nichts be-
stimmtes zu behaupten.
55. Ueber die spätere nebenform Xltqov s. Curtius 443.
Dass das wort ursprünglich semitisch sei, ist mir wieder sehr
zweifelhaft; die etymologie G. Hdwb. s. v. genügt nicht. S. zu
no. 23.
56. Die Verbindung 'Q^^'H'n ]ni:2i<, in welcher das hebr. wort
Prov. 7, 16 allein vorkommt, legt bei dem mangel eines semi-
tischen etymons nahe, an ägyptische herkunft zu denken, doch
vermag ich nicht anzugeben, ob sich dort ein ähnliches wort
findet. Gegen die gleichstellung spricht, dass auch "jnuN ein
arta^ Xeyof.iEvov ist; doch kommt es im Chaldäischen als strick
wieder vor, und ist also wenigstens kein grund zu vollständi-
ger ablehnung vorhanden, obwol alles fraglich bleiben muss.
[57. oivog wein wird mit gleicher bestimmtheit im Griechi-
schen und im Semitischen als lehn wort bezeichnet; aus lez-
terem saze zieht Hehn die schönsten culturhistorischen folge-
rungen. Aber sprachlich ist die sache unmöglich, denn eine
hebräischem -^ii, arab. ^^.*, [wein], äth. (D^*?! [wein] ent-
sprechende ^ y^ wäre die einzige begriffswurzel in sämmtlichen
semitischen sprachen, die mit ii anlautete ^), könnte also nur
angesezt werden, wenn gar keine andre möglichkeit der erklä-
rung vorläge. Es ist also jedenfalls an einer indogermanischen
etymologie festzuhalten, an welcher, habe ich hier nicht zu
beurtheilen.]
58. Obwol selbst Curtius 404 den indogermanischen Ur-
sprung von ovog aufgibt, kann ich mich doch nicht ohne wei-
teres entschliessen , das wort einfach vom hebräischen iin«
(ähnlich auch in den andern dialekten) herzuleiten, welches
^) äthiop. G)^irifci. [waital] caprea (J'o()z«? ist schwerlich semiti-
schen Ursprungs; Dillmann Lex. aeth. s. v- hat gar kein etymon dazu;
Praetorius möchte es mit /TIA, (V "'bü) combinieren, durch Metathese
der Wurzel und präfigiertes zu w geschwächtes m, eine Bildung wie
amhar. (l)j^,aji\ Stier für ^^J^/j,Xmi äthiop. mit präfigiertem t
l'^/^ 2. 5 doch bezeichnet er mir diese ableitung wenigstens als
nicht ganz sicher.
Semitische Lehn w orte im älteren Griechisch. 295
mit lateinischem asin- parallel stände. Für den Übergang ei-
nes semitischen t in s haben wir kein einziges beispiel; dass
man nicht das masc. mTsn herübergenommen hätte, wäre zwar
ebenfalls auffällig, aber doch erklärlich, ev. schon wegen des
den Griechen unbequemen n (s. oben s. 283). Da freilich die
entlehnung in uralter zeit stattgefunden haben müsste, könnte
man auch eine stärkere lautliche differenz gerechtfertigt finden,
aber behaujDten lässt sich darüber jedenfalls nichts.
[59. De Lagarde's combination von Ttdyog und ^ halte ich
für unmöglich aus den zu no. 3. 42 erörterten gründen, sowie
wegen der höchstens ganz oberflächlichen ähnlichkeit der be-
deutungen.]
[60. Die alte Zusammenstellung von rcaXad-i] mit nbn, so
nahe sie durch die identität der bedeutung gelegt wird, ist
doch lautlich unmöglich, nicht nur wegen des vorausgesezten,
nirgends sonst nachzuweisenden Wegfalls eines anlautenden d,
sondern auch wegen der unzulässigkeit der gleichung /r = n.]
61. naXXa^, TtaXlaY.ig usw. bieten für eine rationelle er-
klärung grosse Schwierigkeiten dar. Jedenfalls müssen sie mit
hebr. u3^Ve identificiert werden; nur fragt sich, ob die griechi-
sche, ob die hebräische form für ursprünglicher gelten soll.
Zunächst ist TtälXa^ auszuschliessen, das lediglich um unhalt-
barer etymologien willen von späteren grammatikern (zuerst
überliefert es Ammonius) gebildet erscheint; die älteste, bei
Homer ausschliesslich auftretende form ist Ttallay-ig. Da scheint
nun die reihe Ttallamd- aram. -npb"'C , hebr. ujabo nach re-
gelmässigen lautgesezen auf ein ursprünglich semitisches plgt
hinzuweisen; dann wäre das auch ziemlich alte TtoXkav.r] durch
eintreten einer andern femininendung für das den lezten radi-
cal ersezende -ic, später gebildet. Dagegen spricht, dass sonst
stets die griechische endung erst hinter dem lezten radical des
semitischen wortes antritt; auch ist das chaldäische Nnpb"'D
nach Levy's Wb auf einen kreis hebraisierender texte be-
schränkt und liegt daher die möglichkeit einer entlehnung aus
dem Hebräischen nahe genug. Ich würde nichts desto weniger
an die richtigkeit der ersten annähme glauben, da u):jbQ schon
in der Genesis vorkommt, also ursprünglich griechisch kaum
sein kann; aber acht semitisch ist es gewiss ebenso wenig.
Dr. Bezzenberger schreibt mir darüber : „Tra^Aax»^' , TcaXka.Y.'ig
296 A. Müller
u. s. w. glaube ich aus dem indogerm. erklären zu können ;
es ist durch secundär-suffixales k aus nalla- = jvadXa- wei-
tergebildet und dieses gehört zu der y bhadh verbinden, ge-
sellen vgl. die wurzelhaft verwanten skr. bandhu u. a. Ver-
wanter, Freund, bandhu-ka Bastard, bandha-ki liederliches
Weib (vgl. begrifflich noch lit. draiigas Gefährte, Gesell,
draugalas das. und ßuhler, draugalauti in Gemeinschaft le-
ben, ehebrechen). — Die Etymologie ist aber kühn und ich
will mich nicht auf sie steifen". — Stammt es aus Kleinasien?
[62. TteoöOQ mit Fleischer aus dem Aramäischen abzuleiten
scheint mir nicht ganz unbedenklich, da das griechische, übri-
gens sehr alte wort nicht nur die steine, sondern, wie Ttaa-
aov, auch das brett im spiele bezeichnet und, da die fünftei-
lung des lezteren noch bei den Griechen feststeht, für dieses
Benfey's erklärung durch Tcivze vorzuziehen sein dürfte, sofern
nicht etwa vom indogermanischen standpuncte einwendungen
dagegen zu machen sind. Dann wäre das zusammentreffen mit
Vcoa usw. zufällig.]
[63. Die semitische etymologie für rtQcxoov hat sich Hehn
merkwürdiger weise entgehen lassen , da er s. 173 auf Benfey
II 100 sich zu beziehen scheint. Und doch wäre bei der häu-
figkeit der Verwandlung von k in tt die erklärung möglich,
wenn nicht durch die frühere form *7t(XQOov = lat. porrum
die indogermanische herkunft gesichert wäre (Fick ^ H, 146).]
[64. Qaßdog stimmt mit nnb besonders dem buchstabenna-
men Xdßda, Xdfxßda gegenüber zu wenig überein, als dass es
seinen plaz hier behaupten könnte.]
, [65. Ein wort, das einen berggipfel bezeichnet, aus dem
semitischen abzuleiten, scheint mir a priori bedenklich ^)\ aus-
serdem ist die anwendung des syrischen \m.»'i eine durchaus me-
taphorische, der gewöhnlichen für haupt gegenüber im Sprach-
gebrauch weit zurücktretende — wer würde ein wort für gipfel
aus dem griechischen xaQrjvov erklären wollen, nur weil ogacov
yi(XQr]va vorkommt? Lautlich wäre die sache möglich; vgl.
Curtius 378.]
[66. Umgekehrt hätte goa aus 'jia-i aus sachlichen gründen
viel für sich, aber die lautverhältuisse passen nicht, denn die
ganze ähnhchkeit besteht im gleichen anfangsbuchstaben. Zwar
*) Vgl. zu no. 77.
Semitische Lehnworte im älteren Griechisch. 297
meint Benfey, / für m sei eine sehr natürliche Umwandlung;
man müsste aber positive belege dafür erwarten , um zustimmen
zu können. Auch ist die gemeinsemitische Verdopplung des m
zu beachten, die doch nicht ohne weiteres bei seite gelassen
werden darf.]
[68. aaf-ißvyo] hat ein correspondirendes wort nur in ftoao
oder 'nto, das sich ausschliesslich im 3. kap. des buches Daniel
findet. Ich glaube nun bestimmt, dass es da, wo es zwischen
den unzweideutig griechischen worten D"^nip und "j-^nnaDD steht,
auch als griechisches fremdwort zu erklären ist, da es allen
versuchen, ihm eine semitische etymologie aufzudrängen i), spot-
tet, die bedeutungen der y "jno und ihrer derivate auch nicht
den geringsten anknüpfungspunct für eine solche bieten. Für
das griechische wort ist die deutung doch wol auf kleinasiati-
schem boden zu suchen , auf welchem ich aber die führung an-
deren abtreten muss.]
[69. a^g hat nur eine ganz äusserliche ähnlichkeit mit DD
und den entsprechenden worten der übrigen dialekte; der grie-
chische stamm erscheint als as- oder ar^z-; ein aea- dürfte
schwerlich zu rechtfertigen sein.]
[70. ai]ip = ni: v_Lto zu sezen, würde ich nicht wegen des
arabischen (jis^wol aber wegen der Verschiedenheit der bedeu-
tung beanstanden: ai]ip ist nach Aristot. &av/ii. äyiovajLi. 164
(p. 846^ 10) eine bösartige giftschlange , Si: (J^ eine unschäd-
liche eidechsenart.]
[71. oiyXoQ muss doch wol mit deLagarde, trozdem es eine
persische münze bedeutet ^), zu h. bpu) gestellt werden, das
als aUkog (no. 85) später auf anderem wege nochmals er-
scheint. Das ungewöhnliche y — p erklärt sich besonders bei
einem von den Griechen mitten in Asien gehörten worte leicht
durch die von alters her schwankende ausspräche des lezteren
consonanten.]
[73. S mir gel und Diamant können schwerlich durch das-
selbe* wort bezeichnet werden. Die lautverhältnisse würden
^) Besonders schön ist die des sonst gewis höchst achtungswerten v.
Lengerke, der z. st. den namen a fidibus perplexis et implicatis
ableitet. Also die neuste flügelconstruction mit gekreuzten saiten —
oder was sonst?!
2) S. Lag. Abhh. 238, 10.
298 A. Müller
allenfalls stimmen, aber a/iivQva, a/naoaydog sind geeignet, das
a von fremdwörtern , die mit a/ii anfangen, zu verdächtigen.]
[74. Ob h. aram. "[UJity, neupers. j^yw^^ wirklieb ein ursemiti-
sches wort ist?]
[75. Ueber die zwischen avKditivog und av/,6f.ioQog = üTopttJ
eingerissene Verwirrung s. Hebn s. 334, der, wie es scheint,
einer anregung Benfey's (I 442) folgend das -iv- auf die hebr.
pluralendung -im (besser also phöniz. -in) zurückführt. av-Kov
selbst für semitisch zu halten (B a. a. o.) fehlt die berech-
tigung.]
[76. TLd^aißiöooo) möchte Renan als semitisch ansehen; mit
unrecht, denn einmal ist das wort ein homerisches aita^ Xeyo-
(.iBvov 1), zweitens wäre es das einzige verbum, welches aus
dem semitischen ohne nominale Vermittlung herkäme , drittens
stimmen die laute nicht vollständig überein und endlich ist die
reduplication bei einem lehnwort nicht zu rechtfertigen.]
[77. vßQLg = rr^ay wäre lautlich möghch , dagegen spricht
aber eine durchgreifende sachliche rücksicht. Unter sämmtli-
chen hier verzeichneten worten wäre dies das einzige wirklich
abstracter bedeutung: nun lehrt aber nicht nur eine selbst
oberflächliche einsieht in die ausserordentliche Selbständigkeit
und die lebendige productivität des Griechischen, sondern ganz
einfach ein blick auf die in ihm erscheinenden lehn- und fremd-
wörter, dass es sich hier stets um ganz concreto dinge han-
delt, welche, als ungewohnte erzeugnisse fremder länder auf-
fallend, ihren fremden namen mit sich brachten: alles, was
darüber im obigen hinausging, waren wir schon aus anderen
gründen zu verwerfen genötigt. Steht einiges wie das s. 287
erwähnte ßaXriv herrscher scheinbar schon auf der grenze,
-^"fTigr^g^^^ffSSr^in solcher würdename noch etwas anderes,
als ein ganz abstracter begriff wie frevel — im gebrauch des
gewöhnlichen lebens war jenes aeschyleische wort ausserdem
gewis nicht; das unter no. 39 besprochene, übrigens selbst sehr
zweifelhafte ^layyaveta aber wäre als eine art terminus techni-
cus zu betrachten (vgl. aggaßcov, das auch kunstwort ist). Le-
diglich aus diesem gründe, der eben nur für das Griechische,
für dies aber ganz und voll gilt, glaube ich troz des fehlens
^) Natürlich gebrauchen es spätere gelehrte dichter in nachahroung
der homerischen stelle; sie waren sich aber so wenig wie wir klar darü-
ber, was das wort eigentlich bedeute.
Semitische Lehnworfce im älteren Griechisch. 299
einer befriedigenden erklärung für vßqig de Lagarde's feine
combination ablehnen zu müssen i).]
79, Für cpv'/.og kenne ich nur die sehr zweifelhafte etymo-
logie Benfey's II, 109: es ist gewis das nach laut und bedeu-
tung genau übereinstimmende "^id, das zwar auch kein sicheres
etymon hat, aber seinerseits schon wegen seines frühen Vor-
kommens nicht aus dem Griechischen herstammen kann. Ob
es wieder einer der „fremdlinge" ist? (s. 289).
81. Die hebräische form sichert die Schreibart xavcoveg.
[82. x^qai-iog kann wiederum als ein altes poetisches wort
nicht mit dem arab. ^ sS. (nicht ^ ^ Freyt.) combiniert wer-
den, welches ausserdem ein seltener ausdruck ist.]
83. Gegen die semitische herkunft von %itiov darf man bei
der frappanten Übereinstimmung von laut und bedeutung sich
schwerlich aussprechen. Ob man pftrwv oder m^cov oder ein
noch älteres *xi^wv zu gründe legt, ist nach s. 284 anm. 1
unerheblich.
84. XQ^^^S ist wie das lezte so auch ziemlich das zweifel-
hafteste wort dieser ganzen reihe. Es gibt indogermanische ety-
mologien dazu (B II 197 — 8; Curtius 204) und man hat es
aus dem semitischen (yi"in,) abgeleitet. Was gegen die erste-
ren etwa spricht, kann ich nicht beurteilen; vom semitischen
standpuncte ist gegen das leztere etwa nur die gleichung n = x
einzuwenden, deren möglichkeit wir jedoch s, 284 oben wenig-
stens als ausnähme zugeben mussten ; auch die anlautende doj)-
pelconsonanz würde durch vergleichung von (^va 51 gerecht-
fertigt werden können. Ich möchte mir daher nicht erlauben,
eine entscheidung geben zu wollen.
85. aUlog s. 71.
Als sicher semitische lehnwörter älterer zeit (etwa bis zu
den LXX) können somit nur bezeichnet werden dgQaßwv ßaX-
aa/iiov ßvaaog deXrog ndöog y.äf.irjXog yiawa '/.aoala xiv-
vafxiovov %vf.uvov yivndqiooog Xrjd{av)ov Xißavog (.ivä fivQ-
qa vccßXag vItqov acxKxog alyXog ov/.df^iivog voaiü-
Ttog (fvinog xaXßdvr] x^rvjv; mehr oder weniger,, unsicher
sind f-iayyaveia f-iägoiTiog veziOTtov cd^ovrj ovog TtaXXamg
^) Wer trozdem die ableitung für möglich halten sollte, dem em-
pfehle ich als eine andre nicht weniger ansprechende dvia = n'IN.
300 A. Müller
XQvaog, und auch von der ersten reihe sind vielleicht einige
noch als „fremdlinge" auszuscheiden.
In bezug auf den Ursprung der nun folgenden worte, wel-
che sicher schon im Semitischen lehnworte sind, habe ich mich
begnügen müssen zusammenzustellen, was ich bei andern fand,
und füge dem hier nur noch wenige kurze bemerkungen hinzu.
93. yifjßog scheint wegen des rj doch nicht durch das he-
bräische, sondern auf anderem wege nach Athen gekommen zu
sein, k^dov — ti'b darf man nicht anführen ; s, s. 285,
94. Ich habe de Lagarde's ansieht wörtlich angeführt, da
mir selbst die sache sehr zweifelhaft erscheint, doch masse ich
mir kein bestimmtes urteil an.
96. De Lagarde's zweifei sind gewis sehr begründet.
97. Die aramäische form "T'DTsq ist, wie die bezüglichen
Artikel in Levy's Ch. Wb. zeigen, selbst erst wieder aus dem
griechischen adf.i(p€iQog entstanden, kann also nicht als beweis
dafür dienen, dass das wort durch die Aramäer zu den Grie-
chen gekommen sei.
98. Das f.1 in af-idgaydog gegenüber hebräischem n lässt
eine semitische Vermittlung nicht sehr annehmbar erscheinen.
Oben s. 289 haben wir der vortrefflichen bemerkung Fr.
Müller's über die „fremdlinge" uns rückhaltlos anschliessen kön-
nen. Ob er im einzelnen mit dem, was er über die hieher ge-
rechneten worte s. 98 — 101 gesagt, überall das rechte getrof-
fen hat, darf ich nicht zu beurteilen wagen. • Nur in bezug auf
arabisch wä-y« = griechisch ^icpog möchte ich rein vom semi-
tischen standpuncte aus bemerken , dass eine ganz befriedigende
etymologie des arabischen wertes innerhalb des Semitischen
selbst von Fleischer zu Levy Ch. Wb. II nlO^^ gegeben ist.
Das princip seiner darlegung ist aber jedenfalls sehr richtig,
so wenig man aus den von ihm selbst hervorgehobenen gründen
hoffen darf, es im detail je sehr fruchtbar werden zu sehen.
Freilich dürfte den gleichen vorwnrf auch unserer Untersuchung
der nicht ersparen , welcher das winzige resultat mit dem dazu
gemachten aufwände vergleicht. Und ich bin gewis der erste, i
der zugesteht, dass durch geschickte benuzung des vorbände
nen gemeinsemitischen Sprachmaterials hier noch mancherlei |
erreicht werden kann, was mir entgangen ist. So kann es z. |
b. wunderbar erscheinen, dass von den in ziemlicher zal er-
haltenen griechischen schiffsausdrücTcen, die zum grössten teil
i
Semitische Lehnworte im älteren Griechisch. 301
noch unerklärt sind, nicht ein gutes teil auf phönizische wortel
'-zurückzufuhren sein sollte: und der art mag es noch mancher- 1
r- lei geben. Ich muss das gelehrteren und scharfsinnigeren über-
lassen: aber ich glaube, grade auf diesem gebiete, auf welchem
die unsichersten combinationen zu den weitgreifendsten cultur-
historischen folgerungen führen können — und wer wollte dem
culturhistoriker einen Vorwurf daraus machen, wenn er auszu-
nuzen sucht, was ihm der Sprachforscher bietet? — grade auf
diesem gebiete ist ein bescheidener versuch berechtigt, wenig-
stens annähernd einmal festzustellen, was man sicher weiss,
was man nicht sicher weiss und was man sicher nicht weiss.
Halle a|S.
August Müller.
Homerische %a und i«/mt.
Im dritten Bande des Philologus, von Seite 5 bis 8, findet
sich unter „Homerischen Studien" von Georg Curtius ein Auf-
satz über 'iy]^i - u(.iai, der nun also nahezu dreissig Jahre
alt geworden ist, in dieser Zeit wohl mehrfachen Widerspruch,
wie zum Beispiel namentlich von Pott, erfahren hat, von sei-
nem Verfasser aber noch neuerdings mit dem Bemerken an-
geführt ist, dass was Pott darin als „ausser Acht gelassen" be-
zeichne, alles „wohl erwogen" sei. Der kurze Inhalt des Auf-
satzes ist: das homerische %iq[.u „entsenden, werfen" hat voca-
lischen Anlaut und fast immer anlautendes kurzes t, %Eixai
„streben, wünschen" aber fast immer gedehntes i und conso-
nan tischen Anlaut; trini ist reduplicirt, lautete zunächst yyiy^ut
und schliesst sich an altindisches Ja „gehen", dem die Redu--
plication die causative Bedeutung ,, gehen machen" verlieh, die
dann das ganze Verb ergriff. Auch u(.iaL ist reduplicirt, in
ihm aber erzeugte die Reduplication „im bunde mit den me-
dialen endungen" aus der Bedeutung „gehen" die des ,,Stre-
bens". „Der Vocal der Reduplicationssylbe wurde gedehnt"
und da die Verdopplung im Medium noch „eine fühlbarere
Kraft" hatte als im Activ, hielt sich hier die Länge und der
consonantische Anlaut noch im homerischen Dialekt.
302 Leo Meyer
In allen diesen Ausführungen und was ihnen weiter zu-
gefügt ist, findet sich so gut wie gar nichts, das vor strengerer
Kritik Bestand haben könnte.
Das altindische ja „gehen" fiectirt im Präsens sehr ein-
fach jdmi „ich gehe", jä&i „du gehst", juti „er geht" und
so fort und daneben bestehen durchaus keine reduplicirten For-
men , die einem griechischen i'jy^ta (als zunächst für ßjrii.iL) zu
Grunde liegen könnten, vielmehr sind solche, und zwar zuerst
von Bopp in seiner vergleichenden Grammatik, rein aus der
Luft gegriffen und ohne jede Berechtigung construirt. Dem
griechischen %öT7]f.u dagegen, das Bopp und nach ihm Georg
Curtius zur Vergleichung heranzieht, steht allerdings auch im
Altindischen ein aus der Wurzelform sthd „stehen" durch Re-
duplication — wenn auch mit untergeordneten lautHchen Ab-
weichungen — gebildetes Präsens gegenüber : tishthämi „ich
stehe", iishthasi „du stehst" und so weiter. Das griechische
iGTr]fa (für OiOTTq(.u) und das mit ihm übereinstimmende, wenn
auch in die o-Conjugation hinübergenommene, sistö zeigen nun
allerdings — im Gegensatz zum Altindischen — die Causativ-
bedeutung „ich mache stehen, ich stelle", das aber berechtigt
doch in keiner Weise, nun solche Bedeutungsveränderung für
alle beliebigen andern Verba mit reduplicirten Präsensformen
weiter zu construiren: die nächstvergleichbaren dldtüf.u = alt-
indisch dddämi „ich gebe", TlS-i]/iic — altind. dddhämi „ich
setze, ich mache", *ßißr]iiu (homerisch ßißdvr- „schreitend") =
gigämi (für gigämi) „ich gehe", dLdi]f.a „ich binde" {didtj „er
band" Ilias 11, 105), 7ti(.i7iX7jf.ii — altind. piparmi „ich fülle",
7iii.i7tQri(.u „ich verbrenne", bibo — altind. pibämi (für pipämi)
„ich trinke" und andre , die durch alle activischen Formen we-
sentlich die gleiche Bedeutung fest halten, zeigen das ganz
deutlich.
Wenn Georg Curtius aber zur weiteren Begründung seiner
Anschauung bemerkt, dass die neue Causativbedeutung, obwohl
sie gewiss mit Hülfe der Reduplication erzeugt sei, bei iaTi^/ni
nicht bloss an den reduphcirten Formen hafte, sondern sich
auch weiter über die aus der schlichten Wurzel gebildeten zum
Beispiel OT^aw, eotiqoa erstrecke, so ist dagegen zu sagen, dass
die beiden Beispiele wenig glücklich, das heisst nichts bewei-
send, gewählt sind. Schon Buttmann (§. 113, 3) hebt hervor,
dass in mehreren primitiven Verben Futur und erster Aorist
Homerische irji^i und i€f.iai. 303
des Activs der causa tiven, zweiter Aorist aber und Perfect, na-
mentlich zweites Perfect des Activs, der immediativen, und
zwar hauptsächlich der intransitiven Bedeutung den Vorzug ge-
ben, und giebt als Beispiele savrjv „ich stellte, blieb stehen"
neben eaTt]aa „ich stellte" [az^aco „ich werde stellen"], ecpvv
„ich ward" neben sipüaa „ich zeugte" [fpvao) „ich werde zeu-
gen"], sßrjv „ich ging" neben sßrjoa „ich brachte, stellte wo-
hin" [ßriow „ich werde gehen machen"], edvv „ich ging ein"
neben edvoa „ich hüllte ein" [dvoo) „ich werde einhüllen"],
hcLOv „ich trank" neben trcloa „ich tränkte", eoßriv ,,ich er-
losch" neben eaßeoa „ich löschte aus" [aßeaco „ich werde lö-
schen"]. jMit solchen Verben aber, die nach ganz bestimmten
Tempusformen den Wechsel von transitiver und intransitiver
Bedeutung hervortreten lassen, lässt irj/iu, das vielmehr in al-
len seinen activen Formen deutlich die eine Bedeutung „sen-
den" erkennen lässt, durchaus keinen unmittelbaren Vergleich
zu, und Georg Curtius war ganz unberechtigt, im Anschluss
an das Obenangeführte so kurzhin fortzufahren (Seite 8) „So
ward w[urzel] 1 rein transitiv und hiess entsenden".
Noch weit minder glücklich aber, als in der Behandlung
des activen njiii erweist sich Georg Curtius in dem Versuch,
das mediale homerische iefiat „ich wünsche, ich begehre" ety-
mologisch zu erläutern, wie es von mir auch bereits in der
Kuhnschen Zeitschrift (21, 353—355) darzulegen versucht ist.
Er glaubt, aus der Wurzel jä ,, gehen" sei ebenso wie irjf^L
auch das Medium ief-iai, ,,aber auf eine völlig selbständige
W^eise" hervorgegangen. Die Reduplication habe im Allgemei-
nen intensive Kraft, die nicht selten, wie zum Beispiel in tl-
Tvoy.of.iaL, lilalofiai, eine desiderative Kraft erzeuge, und so
habe im Griechischen die Reduplication in le/nai (jljstiiaL) im
Bunde mit den medialen Endungen gewirkt, um aus ja ,, ge-
hen" ein „Streben" zu machen, während sie im Activ eine cau-
sative Geltung bekommen habe. Der Vocal der Reduplications-
silbe sei gedehnt, wie in den altindischen Intensiven und zum
Beispiel im griechischen vrjvecü. „Hier im Medium hatte die
.Verdoppelung noch eine fühlbarere Kraft als im Activ, deshalb
hielt sich hier die Länge und der consonantische Anlaut noch
im homerischen Dialekt. Spuren eines anlautenden j — mag
das nun selbst gesprochen oder in einen kräftigen Hauch über-
304 Leo Meyer
gegangen sein — kommen auch sonst vor, am deutlichsten vor
wg = skr. j'äi'^.
Es würde zu weit führen, auf all das viele und überviele
Bedenkliche in diesen Ausführungen von Georg Curtius des
Näheren wieder einzugehen, es genüge zu betonen, dass die
vorgetragene Lehre über ein homerisches j, die sich einzig auf
die beiden ganz und gar unsicheren Etymologieen von wg und
ui^iüL stützt, alles Mass von Willkührlichkeit überschreitet.
Wie wenig Werth die Zusammenstellung des homerischen tog
„wie" mit dem nur selten auftretenden altindischen jät „in so
weit als, so viel als; so lange als, seit" hat, habe ich schon
bei Kuhn (21, 351—353) nachzuweisen versucht. Da das ho-
merische ü)g „wie", wie Immanuel Bekker (homerische Blätter,
S. 204) mit Recht hervorhebt, sich „meist digammirt" verhält,
also in eigentlich homerischer Form fiog lautet, da weiter die
pronominellen homerischen fs, fol, feo, fog und so fort, auf
einen alten Pronominalstamm dritter Person sva-, der zum Bei-
spiel auch im Lateinischen se (aus sve) , sihi (für sve-hhi) , suus
erhalten wurde, zurückzuführen, da zu diesem Pronominalstamm
ferner die gothischen adverbiellen sva „so" und auch sve „wie"
gehören, welches letztere also auch in seiner Bedeutungsent-
wicklung jenem wg genau entspricht, so ist vielmehr nicht zu
zvfeifeln, dass wg „wie", also homerisches /wg, auch altanlau-
tenden Zischlaut besass und aus ursprünglichem svät hervor-
ging. Da gothisches e altem ä entspricht, weiter aber nach
gothischem Lautgesetz alte auslautende Dentale aufgegeben wer-
den, so kann jenes sve „wie" dem homerischen /wg ganz ge-
nau entsprechen.
Als besonders bedenklich in der Ausführung von Georg
Curtius über u(.iai darf aber die Bemerkung gelten, dass sich
hier im Medium „die Länge und der consonantische Anlaut
noch im homerischen Dialekt" gehalten habe, weil darin „die
Verdopplung noch eine fühlbarere Kraft als im Activ gehabt"
habe: darin werden rein formale Verhältnisse mit denen der
innern oder der Bedeutungsentwicklung in einer Weise durch
einander gewirrt, die mit allen bekannten Sprachwissenschaft- ,
heben Resultaten im Widerspruch steht. Viel mehr kann jede
vorsichtigere und strengere Betrachtungsweise das homerische
%e(.iaL „ich strebe" mit seinem entschiedenen consonantischen
Anlaut und der Dehnung seines i und das active 'irj(.u „ich
Homerische 'irif.u und i£f.iai. 305
sende" mit seinem entschieden vocalischen Anlaut und der
Kürze seines anlautenden i nur als gar nicht mit einander zu-
sammenhängende Wörter ansehen. Immanuel Bekker hat in
seiner letzten Homerausgabe (Bonn 1858), was er in Bezug auf
jenes dig „wie" noch nicht wagte, bekanntlich u/itai und was
dazu gehört mit anlautendem /, also /Uiiiai, geschrieben und
zwar mit vollem Recht, in so fern nämlich als seine Schreibung
des Digamma im homerischen Verse überhaupt als berechtigt
gelten darf. Die ältesterreichbare griechische Form jenes is/Liai,
lautet nach allem, was der homerische Vers uns bis jetzt ge-
lehrt hat, unzweifelhaft fte/^iai.
Was nun aber die weiter zurückliegende Geschichte oder
die Etymologie dieses alten fUf^iai „ich strebe" anbetrifft, so
nöthigt nichts, wie bei ttj/ni auch dort an eine reduplicirte Prä-
sensform, also dann altes fl/efiac zu denken. Vielmehr wird
uns vielleicht der Vergleich des homerischen öi€/naL auf den
rechten Weg leiten. Allerdings kommen von beiden Verben
bei Homer zufälliger Weise nicht dieselben Verbalformen vor,
und es lässt sich daher eine durchgehende Uebereinstimmung
ihrer Bildung nicht mit voller Sicherheit behaupten. Die be-
achtenswertheste Uebereinstimmung zeigen aber doch zum Bei-
spiel das singulare fürai (Ilias 12, 68 und Odyssee 2, 327)
und das plurale öUvTai „sie laufen fort" (Ilias 23, 475) und
dann auch wieder die Pluralform des Imperfects flevvo (Ilias
13, 501 = 16, 761) mit ihrem inneren e. Die übrigen P'or-
men, die von jenem zum Vergleich herangezogenen Verbum
bei Homer vorkommen, sind der Infinitiv dUoO^ai, der Ilias
12, 304 auch „fortlaufen" sagt, sonst (Ilias 12, 276; 18, 162;
Odyssee 17, 398 und 20, 343) aber „forttreiben, jagen" bedeu-
tet, die Conjunctivformen duo/.iac (Odyssee 21, 370 und Ilias
5, 763, an welcher letzteren Stelle f^iäxrjg «^ ccTtoduo/iiai zu
schreiben sich mehr empfiehlt als s^a7todiojf.iai, wie Bekker be-
vorzugt), dh]Tac (Ilias 7, 197; 15, 681; 16, 246; 22, 189 und
22, 456) und öitovrai (Ilias 17, 110) und die Optativform dl-
oiTO (Odyssee 17, 317), welchen letzteren allen nur die Cau-
sativbedeutung „forttreiben, jagen, scheuchen" innewohnt. Von
dem zugehörigen Activ findet sich nur iv-dUoav „sie hetzten
an" (Ilias 18, 584 vof.nif£g . . yivvag) und öiov „ich lief" (Ilias
22,251), statt welches letzteren Bekker nach einer abweichenden
alten Ueberlieferung giebt öieg „du triebest, du jagtest".
Beiträge z. Kunde d. ig. Sprachen. I. 21
306 Leo Meyer
Von ffead-ai, das aber in dieser Infinitivform selbst nicht
vorkommt, begegnet am Häufigsten und zwar über vierzig Mal,
das Particip fli/navo-, weiter vierzehn Mal die Imperfectform
/feto, und dann noch ausser den schon oben genannten fiezai
und ftavTo die Dualform des Imperfects fUod-rjv {l\\Sk^ 18, 501;
23, 718 und Odyssee 3, 344) und das Imperativische ffead^e.
Das letztere findet sich nur Ilias 12, 274, wo aber statt des
unrichtigen dlla TTQoaoco 'ieod^E der Ausgaben, wornach also
isad^s weder gedehnt sein noch Digarama vor sich leiden wür-
de, zu lesen ist dXlä tcqooco flead-e, wie ja das tiqooio statt
TtQoaow bei Homer sich auch noch findet Ilias 17, 598: ßXrJTO
yaQ (x)f.iov dovQi, TCQÖao) Tergafiiusvog alfei, Odyssee 9, 542: trjv
ÖS TtQoaco q)eQS %vua und Odyssee 21, 3(59: atxa rcqöao) cpsQe
TO^a. Wegen jener metrischen Störungen aber bei cead^e, wie
Georg Curtius oben (3, Seite 6) vorschlägt, an el/iu „ich gehe"
zu denken, verbieten schon Parallelstellen, wie Ilias 13, 291:
TtQÖOGOi fJ€f,ievoio und Ilias 16, 382: TCQÖaGoi fU/iievoi. Unser
Verbum fteod^at hat durchweg gedehntes l und selbstverständ-
lich ist es daher nicht enthalten in Ilias 4, 77 : tov de xe noX-
Xol ccTiö OTtLvd-rJQsg uvzai „Funken fliegen" und Odyssee 22,
304: xal f.i€v x sv Tteöiqf vacpea nxcoaoovoai %evxaL „Vögel flie-
gen". Das anlautende / von fteaü^ai ist bei dem häufigen
Auftreten seiner Formen im homerischen Verse über und über
deutlich und nur ganz vereinzelte Verse scheinen dagegen zu
sprechen, so ausser dem schon angeführten Ilias 12, 274, der
sich leicht richtig herstellen liess, noch Odyssee 2, 327: sttsI
vv TC£Q '^lexat alvcog, wo möglicher Weise zu lesen ist eTisl vv
ye /texai, Ihas 18, 501: aftcpco d' Mod^rjv sul fiaxoQL rceiqaQ
eXiod^ai, neben dem der ebenso beginnende Odyssee 3, 344:
«f^iq^io fiead^rjv -/.oiXrjv hrl vrjfa vteod-ai jenes störende S' noch
nicht bietet, Odyssee 10, 246: ovöi xi s-MfccoO^at dvvavo fhcog
i€f.i€v6g TCEQ und Odyssee 14, 142: ovöe vv xiov ext xöaaov oöv-
QOfiat, lt/.l€v6g 7t€Q. ' ■- ^ X^
tCl (Ai "H/ i "^^^ oben angezogene\^^Ä«t^r>>Jaufchv ^2^"^^^
^^^ I Frii li unmittelbar an das altindiscne^VÄ^ege^^L das, wieuträss-
mann's vortreffliches Wörterbuch ausweist, an dreizehn Stellen
im Rgvedas begegnet, denen allen, da die Verbalform über-
haupt nicht ülierviel begegnet, auch hier ein Platz gegönnt sein
mag. Es wird vorwiegend von mythischen Wesen gebrauclit,
so vom Sonnengott Sürjas 7, 63, 5 : jäirä cukrm amrlds gätüm
Homerische fvy/a und lef-iai. 307
asmai cjainds nd dijann änu aiii pathas „wo die Unsterbli-
chen ihm die Bahn machten, geht er wie ein Adler fliegend
den Weg entlang"; vom Agnis 0, 4, ö: ätigigds nä dt Jan „wie
Au^idshas (?) fliegend"; vom Götteraar 4, 27, 1: gatdm mä pü-
ras ajasis arakshan ddha cjainds gacdsä ms adtjan „hundert
eiserne Burgen bewahrten mich, dann als Falke mit Schnellig-
keit flog ich heraus"; vom Donnergott Pardshanjas 5, 83, 7:
udantdiä pdri dtjä rdlhama „mit wasserreichem Wagen flieg
umher"; vom Brhaspatis 10, 103, 4: pdri dijd rdlhaina „flie-
gen umher mit dem Wagen" ; vom Sömas 9, 3, 1 : aishd dai-
vds ämartias parnavis iva dij'ati ahhi dräunäni äsddani „die-
ser unsterbliche Gott fliegt wie geflügelt zu den Kufen sich zu
setzen"; von den Wassern 2, 35, 14: apas ndptrai ghrtdm dn-
nam vähantis svajdm dikdis pdri dijanti j'ahvis „die Wasser,
dem Sohne fette Speise bringend, umfliegen aus eignem Antrieb
mit Gewändern, die rasch strömenden." Am Häufigsten aber
erscheint di von den göttlichen A9vinen („den Berittenen") und
ihren Rossen gebraucht, so 5, 73, 3: jidri anja nahushd juga
mahnä rdydnsi dljaüias „zu andern benachbarten Stämmen
durchfliegt ihr mit Herrlichkeit die Lufträume"; 5, 74, 9: ar-
väctnu vicaitasd vibhis ^,jainä iva dtjalam „nahe herbei, ihr
Weisen, flieget mit fliegenden (Rossen) gleichwie Adler"; 8, 26,
6: dasra lii vigcam änushdk makshubhis paridijatkas „denn
ihr wunderthätigen umflieget das All ringsherum mit raschen
(Rossen)"; 8, 5, 8: jäibhis iisräs parävdlas divds vigvdni rau-
cana iri'ns akiii'n paridijatkas ,,mit w^elchen (Rossen) ihr die
drei Fernen [grossen Welträume] , alle Lichträume des Himmels,
die drei Nächte [dunkeln Räume] durchfliegt"; 7, 47, 4: dmdsas
jdi t'äm üpa ddcüshas grhdm Jucam dtjanti bibhratas „die
Rosse, welche euch beiden zu des Opferers Hause bringend
fliegen"; 1, 180, 1: rdthas j'dd väm pdri drndnsi di'Jat „wenn
euer Wagen durch die Luftmeere fliegt". In sehr wenig glück-
licher Weise versucht Georg Curtius in seinen Grundzügen mit
dem altindischen di „fliegen" die griechischen öeidoi „ich fürch-
te", däog „Furcht", deiXög „feige", ÖEivög „furchtbar" zusam-
menzubringen, so dass also der Begriff des „Fürchtens" aus
dem des „Fliegens" hervorgegangen sein müsste, während für
die genannten Wörter aus der homerischen Spruche schon längst
ein altanlautendes 6f, wie es in neuerer Zeit durch die inschrift-
lich Namensform JFENI^ aufs Beste bestätigt worden ist,
21*
308 Leo Meyer
erschlossen war: ein genau entsprechendes altindisches dm be-
gegnet, so weit unser Blick reicht, nirgends.
Ganz in der selben Weise wie das homerische öUadai „lau-
fen, fortlaufen" an das altindische di „fliegen" schliesst sich
nun ohne Zweifel jenes homerische ftead^at „streben, verlan-
gen" an ein altindisches vi, und in unverkennbar nah ver-
wandter Bedeutung findet ein solches sich in der That, wie
eine Anzahl von Stellen aus dem Rgvedas wieder veranschauli-
chen möge. Es heisst 7, 6, 3: pra pra fä'n ddsjüns agnis m-
väja „gegen die Feinde drang Agnis vor", wie ganz ähnlich
Ilias 13, 291 : TVQoaato fuj^&vow (.istä rcQOficcxtov J-oaqiaTvv
„vorwärts strebend in das Getümmel der Vorkämpfer" oder iL
12, 274 : dXXa Ttgoaco fiead-a „strebet vorwärts" oder iL 16, 382 :
TtQoaaa) fis/nsvoL „vorwärts strebend" von den Rossen, oder iL
15, 543: TtQoaoio fis/^uvr] von der Lanze. Weiter mag ange-
führt sein 1, 105, 7 : idm mä viunti ädhias vrkas nd Irshndgam
mrgdni „mich fallen an die Sorgen gleichwie ein Wolf die dur-
stige Gazelle"; 5, 30,4; vdishi id dikas Judhäjai bhujasas cid
„du (Indras) stürmst allein auf mehrere zum Kampf"; 10, 28,
9: vdjat naisds vrshablidm Qucuvänas „es greife an das Kalb,
grossgeworden, den Stier"; 5, 44, 7: vditi dgrus gdnivän vdi
dti sprdhas „er (Sürias) stürmt unvermählt beweibt über die
Feinde hinaus"; 9, 71, 1: vditi druhds rakshdsas „er (Savitä)
eilt los auf feindselige Rakshas". Wie bei Homer die Verbin-
dungen mit dem Infinitiv geläufig sind, wie Odyssee 4, 823 =
13, 426 und 14, 282: fu/iievoi yiTEivai, Ilias 20,469: /u./nevog
Xiaasad^ai, Odyssee 1,58: fUfiavog .. ymttvov .. vofjaai, Odys-
see 15, 201: fiefitvog cpi?JeLV , Ilias 16,383: furo yccQ ßaXeeiv
und sonst, so verbindet sich auch vi mehrfach mit dem Infi-
nitiv, wie 8, 61, 5: vdili sldulavai amhiam „er eilt zu preisen
die Mutter"; 8, 4, 17: vdimi ivd pthhann rngdsai, vditni Hdu-
iarai äghrnai „ich eile dich o Pushan zu erstreben, ich eile
(dich) zu preisen, o Strahlender", 1, 141, 6; jdd ... purushiu-
tds mdrlam gdnsatn vigoddhä väili dhd'jasai „dass der vielge-
priesene (Agnis) zu dem sterblichen Sänger allezeit eilt zum
Trinken". Mit homerischen Verbindungen wie Odyssee 3, 160
und 9, 261: folnade fief.i6vni, Odysse 19, 187: J^iif.ievov Tq^t-
rjvÖE, Ilias 8, 313: /it^iavov 7CTolE^i6vde , vei'gleichen sich ve-
dische wie 6, 2, 10: vdishi hl adcanjatd'm dgnai hdutd ddmai
vigum „du eilest (strebst), o Agnis, als Opferpriester in der
Homerische trjf^ii und %E(.im. 309
opfernden Menschen Haus", 6, 15, 14: dgnai jdd adjd vigds
adhcarasja hautar patakagaucai vdis „Agnis, wenn heute zu
den Menschen, o Opferpriester, hellleuchtender, du eilst" und
andre. Besonders häufig wird vi von dem „verlangenden Ei-
len" zum Opfer gebraucht, das dann auch gradezu in das „Ge-
niessen" übergeht, wie 8, 11, 4: d?iti cid sdniam dha j'agndm
mdrtasja ripdus nd üpa vaühi ,,zu dem wenn auch in der Nähe
befindlichen Opfer des bös gesinnten Menschen eilst du nicht" ;
7, 82, 7: jdsja dnivä gdchathas vithds ddoharam nd idm mdr-
tasja nagatai pdrihvriis „zu wessen Opfer ihr beiden Götter
kommt und verlangend eilt, den erreicht nicht eines Sterbli-
chen Nachstellung"; 4, 48, 1: vihi hduträs dvitds „eile zu
Opfern, die noch unangerührt sind"; 5, 11, 4; agnis nas j'ag-
ndm üpa vaiiu sddhujä „Agnis eile herbei zu unsern Opfern
gradesweges" ; 10, 61, 4: vildm mai jogndm d gatam mai dn-
nam „eilet ihr beiden zu meinem Opfer, kommt zu meiner
Speise"; 6, 60, 15: titarfi haitjdni d gatam pibaiam saumidm
mddhu „eilet zu den Opfern, kommt, trinkt den Somasaft".
Mehrfach steht das vedische vi auch ganz ohne Zusatz, so 5,
46, 8: Uta gands viantu daivdpatnU . . . vidntu daivis „und
die Götterfrauen sollen heran eilen", „heraneilen sollen die Göt-
tinnen"; 1, 180,6: prdishat vdishat vdtas nd siiris „er erfreue,
er eile herbei wie der Wind, der Herrliche"; 10, 114, 1: divds
pdjas didhishdnds avaishan . . . daivds ,,des Himmels Milch
verlangend eilten herbei die Götter"; 7, 42, 1: prd krandanüs
nabhaniasja vaiiu „vorwärts dringe das Rauschen unseres Lie-
des". Das participielle abhivitä „erwünschtes" begegnet 7, 27,
4, und die Superlativform des Particips, vitdiamäni havj'd „die
erwünschtesten Opfer" 7, 1, 18.
Die Quantitätsverschiedenheit des l von d/sod^ai und J-te-
ad^ai bei Homer im Vergleich mit der Gleichförmigkeit jener
altindischen di und vi ist von untergeordneter Bedeutung und
beruht ohne Zweifel nur auf einer gewissen Verschiedenartig-
keit ihrer Flexion, gleichwie auch die oben angeführten Fle-
xionsformen von di und vi mancherlei, wenn auch grade von
jenen griechischen Verben abweichende , Verschiedenheiten
zeigten.
Was nun noch die Etymologie des auch im späteren Grie-
chisch immer sehr lebendig gebliebenen irj/Lu anbetrifft, so ist
zunächst in Bezug auf sein Aeusseres zu bemerken, dass, wie
310 Leo Meyer
an eine Zugehörigkeit zum altinclischen ja ,, gehen", also eine
Entstehung aus j'ijri^ii durchaus nicht gedacht werden kann,
so auch der Gedanke an ein etwa auch ihm zukommendes altes
anlautendes / durch die homerische Sprache entschieden aus-
geschlossen bleibt, dass man also dazu gedrängt wird , die Ent-
stehung seines anlautenden harten Hauches aus altem Zischlaut
zu vermuthen. Da nun aber die ganze Formenbildung von
%rii.a genau der von TLd^r]f,ii entspricht, so kann man, wie zu
letzterem die griechische Wurzelform als i^£, die altindische
aber als dhä anzusetzen ist, nicht wohl anders, als seine grie-
chische Wurzelform als e aufstellen und ihr gegenüber ein alt-
indisches sä.
Die Bedeutung tritt in ihrer sinnlichen Ursprünglichkeit
am deuthchsten in homerischen Wendungen heraus, wie Ilias
16,736: fjyie d^ i^siad^ievog (jterQov) „er warf" oder „er schleu-
derte den Stein, sich stemmend", Odyssee 9, 538 : tcoIu /neitova
lafav dfsiqag r^y. sTTidivijaag „einen viel grösseren Stein hob
er auf, schwang und warf ihn", vom Polyfem, von dem es
auch schon vorher Vers 481 hiess lyxe „er warf" und dann
wieder Vers 499: roaaov yccg irjaiv „so weit wirft er"; Ilias 3,
12: oaov T £7tl Xafav itjolv „wie weit man einen Stein wirft";
Ilias 16, 608: STrl Mr]Qi6vr^ doQv xdXxeov fjxev „warf den Speer
auf Meriones"; Ilias 1, 382: rjyts ö" sn ^AqyBtOLai xamv ßsXog
„(Apollon) warf auf die Argeier sein verderbliches Geschoss"
und ähnlichen, und dann zum Beispiel auch in den homerischen
Ableitungen rj^uov „(Speer-)werfer" und T]^ia „{ Speer-) wurf", die
beide nur je einmal einander sehr nahe stehend vorkommen,
nämlich Ilias 23, 886: xa/ q^ 7jf.ioveg dvögsg dviatav „speer-
werfende Männer erhoben sich'* und 23, 891: rjf.iaatv ercleo
dgiGTog „im Speerwurf warst du der erste".
So dürfen wir also dem griechischen %a gegenüber ein
altindisches sä mit der Bedeutung „werfen, schleudern" ver-
muthen, und solches finden wir in der That, wenn auch nicht
mehr als lebendige Verbalform, so doch in den unmittelbar zu-
gehörigen Bildungen säjaka- „zum Schleudern bestimmt" m. n.
„Wurfgeschoss , Pfeil", sdinä- f. „Wurf geschoss, Wurfspiess",
prd-sita- „dahin schiessend" und prd-siti- f. „Zug, Strich" ;
„Anlauf, Andrang"; „Schuss, Wurf, Geschoss". Das Böhtlingk-
Ilothsche Wörterbuch nimmt als Grundlage zu diesen Wörtern
eine Wurzel si „schleudern" an, zur Annahme einer solchen
Homerische trjf^it. und %e(,iaL. 311
Wurzelform aber mit dem Vocal i nöthigt durchaus nichts.
Die angeführten Bildungen konnten sämmtlic von einer Wur-
zelform sä ausgehen, wie ja auch sthili- f. „das Stehen, das
Verbleiben, Standort" und sthitd- „stehend, befindlich" und
siajuka- ,, ständig, dauernd" von sßiä „stehen" ausgingen,
Jdtd- (zunächst für dhild-) ,, gesetzt, gelegt, befindlich", ,, zu-
recht gemacht, erspriesslich" und -hiti- (zunächst für -dhiti-) in
daivd-hiti- „göttliche Ordnung" (Rgvedas 7, 103, 9) und das
nur von Grammatikern angeführte dhdjakd- „setzend" von dhd
,, setzen", -päjikä „trinkend" in tdila-pdßkä- f. ,, Schabe", ei-
gentlich ,,Oel trinkend" von pd „trinken", dhdind- f. „milchen-
de Kuh" von dhd ,, saugen, trinken" und staind- ,,Dieb" von
einem sid mit dem Particip sldjdnt- ,, verstohlen".
Genau in der selben W^eise wie dem griechischen iGTrjf.(i
(für Giarrj/Lu) das lateinische sisio, stellt sich dem griechischen
ir]/iu das lateinische sero ,,ich säe" gegenüber, worin der Zisch-
laut zwischen den Vocalen nach lateinischer Weise in r über-
ging und dann das im Lateinischen vor r unbeliebte i durch e
ersetzt wurde. Die Bedeutung des „Säens" konnte sich ohne
Zweifel aus der des „Werfens" sehr leicht entwickeln, auffällig
erscheint dabei nur, dass sie sich durch die gleichbedeutenden
altbulgarisch sej'alt, littauisch seit, gothisch soian und unser
säeti als schon seit sehr alter Zeit an der Wurzelform sä haf-
tend ergiebt und doch nicht im Griechischen irj^a deutlich vor-
tritt. Wir haben darin eine Erscheinung, wie sie ähnlich in
der Entwicklungsgeschichte der Bedeutungen gar nicht selten
entgegen tritt : da der engere Begriff des „Säens" im Griechi-
schen durch OTCtiQEiv übernommen wurde, gewann in %rj(.ii (al-
orjfu), wie früh sich in ihm auch schon die engere Bedeutung
des „Säens" entwickelt haben mochte, doch wieder die noch
ältere des ,, Werfens" die Ueberhand, aus der sich dann auf
dem speciell griechischen Boden die ganze reiche Bedeutungs-
fülle entwickelte, wie wir sie in 'i'rj^u und den zahlreichen von
ihm ausgegangenen Bildungen bemerken.
Dorpat, den 11. März [27. Februar] 1877.
Leo Meyer.
312 A. Fick
Die suffixlosen Nomina der Griech. Sprache.
III.
Es wäre befrenidlich, wenn die im Griechischen so belieb-
ten verbalen Präsensstämrae Co = djo nicht ebenfalls, dem
allgemeinen Principe gemäss, dessen Darlegung uns hier be-
schäftigt, ohne Weiteres als Nominalstämme fungirten. Da
nach der allgemeinen Regel das / des Präsensstammes im iden-
tischen Nominalstamme als t erscheint, so muss das dem Ver-
balstamme auf ^w = dj'io entsprechende Nominalthema dio lau-
ten, und so finden wir denn auch im Griechischen Nomina,
meist Adjectiva auf öio (aÖLO, idio, odto), welche dieselben
lautlichen Elemente enthalten wie die Präsensstämme auf tto,
atcü, ito), otcü. Dass nun auch hier die ursprünglich lautglei-
chen Nominal- und Verbalstämme wirklich identisch sind, zeigt
die griechische Sprache dadurch an, dass in einer grossen An-
zahl von hierhergehörigen Fällen neben den Nominalstämmen
auf ÖLO noch die entsprechenden Verbalstämme auf to) liegen,
wie die folgende Uebersicht zeigt.
aÖLO — a^o in:
StTtladiog doppelt : dinlätw verdoppeln.
dix&ddiog vgl. TgL^i^ädLog zu öix^cc : vgl. dixäCco zu dixa.
avy~xonddiog Hesych. : avyx.oiTdCio.
^QVTtTccding : xQVTczdUo erst spät bezeugt.
lißdöiov Aue : Xißd^co triefen vgl. Xißdtovoa yrj feuchtes Land.
luokrtdÖLog, Mokytadia : ^lolTtd^io.
oy.Xadia • oyiXaaig Suid. : oy.XdCco.
ctTto-artdöiog vgl. dva-ö7tdtovOiv ' dvaaTtagdoGOvaiv Hesych.
azdÖLO-g vgl. di-ardCto.
XBL[.iddiog überwinternd : xfi^i^'^Ctu.
XEijudÖLOv Winterlager : x^H^^^^'
a7t-q)döiog ausgebrütet : STtciidtio ausbrüten.
iSio = 1^0 in:
dve/Liidiog vgl. dveitiito).
7tQ0-aQiaTiÖLng (jtXovg) vor dem Frühstücken : dgiaTttofiat
frühstücke.
nqn-yaaTQiöiog vgl. yaOTgiCw.
dno-duTCvlÖLog : dEi7tvl^o(.iac.
Die suffixlosen Nomina der griech. Sprache. TU. 313
im-doQTtidiog : i7tidoQ7Ti^oi.iai.
STTi-, Ttaga-, VTieQ-d^aXaaoidiog vgl. xara-^aAarr/tw.
87tL-d^lOQ(XY.idL0V Vgl. €7rid^WQaX.lCo^ai , 7tEqL-d^lOQaY.itlt}.
STti-xaQTtidiog : xaQTti^co.
y.a7tvQLdia Art Kuchen : xaTtvQlCo) schwelgen.
87ti-, vito-y-oknidLog vgl. xoXTtitu) ginen Busen bilden.
xovQiöiog : y.ovQito) jugendlich sein. Vgl. y.ovQit6(AEvog • v^e-
vaiovjLuvog Hesych.
Xrjldiog erbeutet : Xr]i^o^iai erbeuten.
voacpidiog getrennt : vooq)itoi trennen.
ETti-vcoriöiog auf dem Rücken : sTtivioTi^o) auf den Rücken
nehmen.
olxidLog, SV-, xar-oi-aidiog : omito), ev-, xaT-oim^o).
OQd^Qidiog früh : oQd^QiCio früh sein.
TtixQiöiog bitterlich : TtiyiQitijo.
TtQOfKidiog : TtgomiCco ausstatten.
TtQOOTEQvidiov Brustpanzer, Brustkissen : Ttgoa - azsQvl^ofiat
an die Brust drücken, vTto-aTEQvH^w unter die Brust
nehmen.
E7ti-, TCQO-aTTjd^ldiog vgl. ex-, arto-OTt^d^itio.
QTqldiog, gadiog leicht : Qr]iC(o, qalta) leicht machen.
vTto-GaQ'Kidiog unter dem Fleische vgl. aagul^to.
Ev-TEixidiog : EVTeixlKojLiaL.
vTtvidLog, Ecp-VTtviÖLog einschläfernd : V7tvit.a) einschläfern.
Ey-XEigidiog : ey-xEiqitio.
EyxELQidiov Griff, Dolch : EyxEiQitfa.
odio ~ oto erscheint nur in
aQ/iwdio-g passend : aQ/ii6to) füge, passe.
ßXvdiov ' vyqov, tiov bei Hesych. : ßXvto) ist wohl primär,
ebenso -kIvölov ' rciXayog Hesych. : xAü^w.
Während in allen bis hierher aufgezählten Fällen dem ver-
balen Co ein nominales ölo gegenüberliegt, ist in einem einzi-
gen lakonischen Nomen das urspüngliche djo ebenso behandelt,
wie im identischen Verbalstamme, nämlich in
ai-/,i6da lakon. Schande : aiyf.iLofi£v (würde lakonisch alxid-
öof.iEg lauten). Lobeck Prjf.iatiy.6v S. 262.
Das Verhältniss von oxidöeLOv Schirm zu axid^co beschat-
ten ist nicht ganz klar; einige Bildungen auf dto wie rcav-av-
öij], axaöing, yaiiojLidding, ey-zdöiog, d/n-q^ddiog gehen zunächst
aus Verbaladverbien auf öov, drjv hervor, welche selbst nicht
314 A. Fick
abzulösen sind von der Verbalbildung auf d, tio ; sie bilden
gewissermassen Aoriststämme zu den (J- Verben, deren Präsens
djo = to) und deren allgemeiner Stamm d ist; ebenso verhält
sich v.o(.iLdri zu '/.of-utco: es ist mit einem gedachten Aorist-
stamme y-Ofiiörj-vai identisch.
Die übrigen Präsensstämme virerden nur vereinzelt nominal
verwendet.
Zu Stämmen auf va gehören:
7ttüXo-ddfivi]-g, TO^o-dafivog : dcaivrj^d, dä/nva-inai.
'/.qrif.iv6-g : kann auch mit '^Q^/iivrjf.u parallel sein.
v€XQ0-7tfQva-g Leichenverkäufer : TtsQvd-g.
Zu Stämmen auf ve, vo:
OQOo-ddxvrj „Keimnager", Erdfloh : ddy.vio beisse.
TQi-da-/.vog Art Auster, Dreibissenauster : däv.vo).
iTiavo-g hinlangend : iy.dvo) (ä).
■/.eQXvrj Falk, xegyro-g Heiserkeit : Y.tQxvto bin heiser.
ttIvov Bier, alqo-Ttivov Trespensieb : Tcivw.
VTio-raf-ivo-v Zauberkraut : rd/iivco.
Zu Präsen^ämmen auf^vt;;
dyvv-g Be^ftiböiss Et.
ravv-fi^dr^g : ydvv-jiiai.
ihvveg Rasttage : iXivvw.
"EQLVvrS Desae^r, Enthaj^ : fqtH^ zürne.
(]j/vi!f>5Y^v?^TCBiekehleT*5ia^'-i^7«*
f^uvv-ioQiog vgl. /iiivv-d^to, \sL^."mtnub, sskr. mtnu = tnina.
Tavv-^urjg, Tavv-cploLog , ravv-cpvXXog : rdw-TOi.
Mit einem reduplicirten Präsensthema ist identisch
lOTo-g Mast, Webstuhl : lozd-vm vgl. sskr. iishiha : iishtha-
ii, -dada gebend, -dadha setzend, daddtiy dadhdli.
Zu Präsensstämmen auf axo gehören :
aQEoy.o-g : dgiazw gefallen.
ßooy.6-g : ß6oy.o-f.iEV.
Wahrscheinlich auch dLOv-og {diTieiv) und (pv-oy.a vgl. q)v-0(x,
letzteres Aoriststamm, vgl. nhd. Bausch, Beii-le.
Einen Präsensstamra auf to enthält nur:
a-KTjTtTO-g Windstoss : ayiij/tTco sich worauf stürzen.
ßXaaro-g Keim gehört zum Aorist eßXaarov, der durch Antritt
eines ursprünglich präsentischen to an ßXai)^ (vgl. ßXo)d^-Q(-g)
entstanden ist.
Die suffixlosen Nomina der griech. Sprache. IV. 315
IV.
Auch der allgemeine oder kürzeste Verbalstamm, welcher
vor dem a des Futurs und Aorists sowie in einigen Formen des
Perfects erscheint, kann nominal verwendet werden. Diesen
kürzesten Stamm nennt man nach indischem Vorgange beim
starken, nichtabgeleiteten Verb ,, Wurzel" und die mit diesem
Stamme identischen Nominalstämme werden daher ,, Wurzelno-
mina" genannt; die Inder freilich nehmen mit schauerlicher Con-
sequenz auch hier ein Suffix, nämlich das Suffix Null an. Wenn
auch im Ganzen wenig auf die Benennung sprachlicher Erschei-
nungen ankommt, falls nur das Wesen derselben richtig erfasst
ist, so ist doch gegen die Bezeichnung „Wurzelnomen" Ein-
sprache zu erheben , weil dadurch wesensgleiche Bildungen aus-
einandergerissen werden. Es wird nämlich im Griechischen und
auch sonst der allgemeine Verbalstamm nicht bloss der star-
ken, sondern auch der abgeleiteten, denominalen Verba ohne
Zutritt weiterer Suffixe als Nominalstamm verwendet, und -diese
mit allgemeinen Denominalstämmen identischen Noraina stehen
zu ihren Verbalbasen in demselben Verhältniss wie das soge-
nannte Wurzelnomen zur ,, Wurzel" oder dem kürzesten Stamme
des starken Verbs. So enthält z. B. yecü-fihQrj-g Feldmesser
in seinem zweiten Theile den allgemeinen Stamm des Verbs
f.isTQhü messen , wie derselbe in /.isTQTj-ato, i-juer^rj-aa, (xergr^-rog
erscheint, gerade so wie 2tv^ den allgemeinen Stamm azvy
hassen (z. B. in t-azv^a) enthält. Wir zerfallen daher die
Darstellung des mit dem allgemeinen Verbalstamme identischen
Nomens in zwei Abtheilungen:
1. Nomina, welche mit dem allgemeinen Stamme starker,
2. Nomina, welche mit dem allgemeinen Stamme schwacher
(abgeleiteter) Verba identisch sind.
Mit Wurzelvocal a :
dXy.1 dat. : aXx in s/t-aX^ig vgl. aAzjy , «AaAxe.
al-g Salz, Meer : ak salzen in dv-al-zo-g = lat. in-sulsus,
al-f,ir] vgl. lat. salm-acidus , lat. sallere^ salsus.
däi dat. Schlacht : daB. vgl. sskr. abhi-däs (oder daß).
daQ'ueg * ösa/iiol Hesych. vgl. daQX-(.iäg ' ögaxindg Hesych. :
ÖQü^aa^ai , dedQayf.ievog.
öga^ Kog Handyoll : öqd^aG&ai, öedgayf-iivog.
Cch^xlefes^gl. 'Sg^gy^rmen. IJjj'^n^ÖBw^
316 A. Fick
€7tl yiaQ vgl. xagt], zend. ^are = gara Haupt, Herrschaft.
YXayyl dat. (vgl. ■^Xayyri) : xAa/^w, hlay^a.
i^ixga^ : X€XQd^of.iai.
zrXif^^läche ■ : -lett. plak-t fläch^v^ferdeh;' :
m^^^Ai: scheu vgl. i'7tta'/.ov (lat. conquexi nach Fröhde, oder
/\^vgl. armen, phach-num fugio?).
\0aQ^''^^.~ aiqh, FleiscTf; -etymologisch dunkel.
ardysg Tropfen : arä^e.
OTQay^ Tropfen : lat. stringere,
(fdip ßog wilde Taube wohl zu rpaß = cpeß in cpeßo(.iaL.
In Compositis :
ßagl-ßa-g Tragg. = vavßdrrjg : ßd-/ii€vai, l'ßä.
öi-TtXa^, zQL-nla^ vgl. lat. duplex, triplex : 7rA«x flechten,
TtAfix-ro-g, Ttkax^vm.
At'XO-ffTT«? , odvvO'G/rdg : dva-ondtoj Hesych. , OTtdaag, i-
O7taa-^£vog.
dia-o(pd^ Riss, Kluft : acpdzzw == aq)d^w, eigentlich auf-
schneiden oder schnüren?
veo-acpa^ yog frisch geschlachtet : Offd^ai, oq)ay.-r6-g.
drto-cpQdg (^fiiQu) dies nefastus : qiqdtio, cpgdoag, Jte-q^qad-
(.Uvog.
Mit Wurzelvocal ö:
ßlä^ xog schwach vgl. ßltjx-QO-g = dßlrjXQog, dßXrjx-(J.(jJv '
df.ißXvg Hesych. Bezzenberger vergleicht lit. blöga-s
.schwach.
qd^ y^gWeiü^ere vgl. ^5J§v.Ijra,ube , laC
TXiq-7i6Xtf.iog , dt>¥> Tla-Ttökeuog ^ TtoXv-rka-g : TXrj-/ii€vai,
s-rXa-v, rXd-g.
ipdg = iprjQ Staar : ipaLQU).
Mit Wurzelvocal e:
dvrjQ g. dviqog : nar wollen vgl. lit. nora-s Wille, zend. hu-
nara Tugend.
dat^Q Stern vgl. sskr. siar, zu otsq in azfQ-vov, OTQa-To-g,
az6Q-vvf.li, lat. ster-no
'Ariq Herz aus x«^(J vgl. lit. szirdis, armen, siri, lat. cor cord-is.
xQf^ ein Vogel : x^exw XQe^ag xpex-rog.
aziQOip blitzend vgl. d-ozQdyt-zo) , oziXTt-vog.
cpXiip ßog Ader wohl zu (fXeß schlagen: lat ßag-rum, genn.
hiecan bleuen.
(pQtveg zu (f)Q€v = (fqav in oa-q>Qaivo/nai oder zu 9?^« in
Die suffixlosen Nomina der griech. Sprache. IV. 317
oa-q^Qt-ad^ai ; cpQs heisst „scheiden". Vgl. f.i€Td-(p(}evov,
€V-(pQÖvt].
X^Q-OQ g- Hand : vgl. x^Q-^o-g, sskr. har-mi hr-t.
XQhtip ein Fisch : xQ^f^^^o/xm.
In Corapositis:
■KUTCö-ßlaip (Hermes) : ßXixpag, ßlsTt-tc'g.
S^ea- Gott in i^ea-cpatog : &€a-aaad^ai, TtoXv-d^eoTog.
ßov-yilsip : Y-lexpo), s-y-Xaipa.
sni-xe^ praegnans, KaXXi-te^ : re^of-iac, ve^aa&aL.
Mit Wurzelvocal jy:
ß^,^ yP'i Husten : ßr]^co, sßrj^a.
d}]^ xog Holzwurm : d>]^ofiai dedr^y/usvog.
d^^Q Thier vgl. cp^g Unthier vgl. ksl. zverf Thier (also //jy^ ?)
xj^^ xog Seemöve vgl. sskr. kä'ka Krähe.
K^Q Ker, Verderben vgl. xeiQio yiegaltio.
a^ip fauliges Geschwür, Art Schlange : a^ipo), earjips, ae-
atjTtcog.
ocpiq^ y.6g Wespe vgl. öcpriy.6o) schnüre und aq)iyyü) 2(piy^ =
■ ,<P/^^ Olalov OQog. -^^
Z^V^gßl ==?v4at. her, 4t ^ vgl. lat. hir^tu-^, lit. zer-iis
^.^^rbü, kratzen. ■^--
In Compositis:
f46o6-df^rj : ö/ntj-Tog gebaut.
oag)v-rj^ : a^at eäye.
SQi-r]Qsg pl. neben iQitjQog : ag-fievog, aQ-rjQ-iög.
TCQoa-iyrj — TiQoaO^eaig Gramm : d-t]-/ii€vac.
veo-O-Yj^ neugewetzt : &ri^o) d^rj^ag Te&rjy^iivog.
dvvi-rtr]^, yXayo-Ttrj^ Lab, did-TTrj^ : rtiq^to Ttrj^ai TTJ^/^e/g
Ttirtriye.
ßov-TiXrj^, dficpi-rcX^^, xaia-ytlrj^, oIotqo-tcX^^, Ttaga-Ttli]^ :
ETtlrj^a, 7rk/rl)]yf.iai.
dTto-Tf-iTj^ : er/iüj^a.
Mit Wurzelvocal o:
dlo^ {— dfXo^) — avXa^, wla^, coX^ Furche vgl. evXdyia
Pflugschaar : /iXxtü, J-'A^w.
aoQ^ Schwert vgl. doQTi]Q Schwertgehenk : deg&eig.
ßovg gy'^Qcog vglT^i^tj-J^Ä , irisf'h -4(4^^
Jo^.Ileh vgl. ösdogKiog. -— «h^,
dto Haus (= do/ii) : töiLina baute (a-de^i-aa).
e/toifj Wiedehopf vgl. lat. upiipa.
318 A. Fick
■^q6v.a^ xpoxfg (vgl. x^oxjy) ; kqs^io.
OTii , OTta Stimme : fen vgl. lat. vox , vocäre , armen, gochel,
sskr. vak-tave , uk-ta.
7C0vg Jtodog vgl. lat. pes, sskr. päd, pai-tave , a-pad-ran.
JTQO^ Vgl. TtEQY.-vog fleckig.
. ay,6Xo\p Pfahl vgl. lat. scalp-tum.
\GT£j^oip blitzend vgl. d-OTQocTVTCD, GTcXn-vo-g.
cpXo^ vgl. scpls^a, acp'ks'KTog. ■" ■ •— ^
yid^cjv g. %d-ov6g ist etymologisch dunkel.
Xovg g. %o6g Schutt vgl. %£v-i.ia, 8-%eva.
In Compositis:
avÖQ-anodov : arcoöo verkaufen.
aid'-oip, oiv-oxp, vcoip (va-oip) : oipofiai, oiparo, ortTog.
y,aXa-vQOip vgl. QOTtalov, oinw QSipco e'^qeipa und xaXd-f.iri,
xAa-g.
di-cpQO-g „zwei einlassend" : (pQS-g, ela-q^Qsg lass ein.
Mit Wurzelvocal co:
yXoJx-sg vgl. yXü)%iv, yXcoaaa, yhqyjuiiv = ßXrjyiov Polei.
dfitü-g, v7t6-dfiiog : df^irj-O^eig, d8df.irif.iavog, döf-irfcog.
d^w-g Schakal vgl. d-covaaco schreien.
d^(üip Schmeichler : ^coTt-zio, Tt-d^rjTta.
Kkiod--eg = KaTa-xXcod^ag : '/.Xwd^ in ETt-ixXcoaa {'/.Xwg-tqov).
^Xioip Dieb vgl, xXeTCXLo y-XsTt-TÖg, xXaTt^vai, lat. clep-si.
■Kviüip vgl. xtvwTrfirov.
x^wj/; Sichel vgl. lett. zirpe Sichel, zerjm zi'rp-t scheeren =
lit. kerpü kirpti (J. Schmidt Vocal. II. 368).
X(a\p = XiOTti] vgl. XsTtio sXsifja eXänrjv.
TCQCü^ Tropfen vgl. sskr. prshat Tropfen, /re^x-vo'-g fleckig.
TtTh:^ scheu : TtTioaooi {Ttrixm-Jio).
öcü§ Riss : sQQioya, s^Qcoyojg. ■.
^h»^== ^a|^S4;;^be vghN^t. racefnm ; oder zu ksl. ffrozdü,
"^^„^^gf^yz-nü Traul5&? ^v \.
^tüip Reisig vgl. qdßöog ,^Q&7ft^.
aviojip p]ule : axf'ifjofiai spähen.
TQOJ^ (Nager) Wurm : TQi6^of.iat , y.aT€-TQco^a.
TQw^ Loch (vgl. T(ji6yXrj Loch) : TeTQioy-/iuvog, TQion-Tog.
cp'jLQ Dieb — lat. für vgl. (psQstv y.al dyeiv, lat. ferre atque
agere.
elg üTia : o\po(.iai, oncorca.
Die suffixlosen Nomina der griech. Sprache. IV. 319
In Compositis:
Ttaqa-ßXtoxp : ßXsipio ßXeTt-Tog.
&)]QO-duo^ : ditü^cü aölco^a.
d7io-(jQW^, d-QQi6^, dia-QQio^, xaTa-QQtü^ : sQQCüytog,
xvai-io-TQO}^ : TQio^ofiai, xarirQio^a.
Mit Wurzelvocal t:
aig : r]igcc, ai^aaa.
doniq öog : vgl. aircidrjg ausgedehnt.
doxliy'^, oarhy^ Ringel vgl. OTlayylg, lat. stringere , ovqoy-
yvXog, lit. stulgüs länglich rund.
d^Qi'^ g. TQiyog Haar. Etymologisch dunkel.
^Qiilj Ttog Holzwurm. Ebenso.
I^ g. hog Käfer. Vielleicht = t/x = iy/., vgl. nhd. Engerling.
lifj g. Irtog Wurm. Vgl. lipai schädigen.
■Kt'g g. yciog Wurm. Vgl. sskr. M-Ia, zend. kae-ta Wurm.
xvlda acc, Nessel : xv'iQio^ yivioto, e'Avioa.
TiTiösog zu IxTig öog Wiesel.
'/.ovLg öog Niss : ags. hfiilu , nhd. Ntss. Zu xviCo).
y,Ql Gerste aus aqlö^ vgl. xqlS^^, hordeum.
Xiip ßog Nass vgl. Xißog, Xißätio, lat. de-lihuere.
vi(pa acc. Schnee = lat. nicem, lit. stiig-ti schneien.
TtXi^ Xog Schritt : dia-TckTiXiy^e. TtXlao^iaL.
Tivi^ yog Ersticken : tivi^o) eirvi^a.
Qig g. Qivog Nase : irisch srön Nase, srenim sterto.
qiip Ttog Flechtwerk : lit. verp-ti spinnen.
oyivLTCeg^ = '/.vlrtsg y^mm. Ameise.
oy.vi\p = o-/.VL7r6g Knicker : ksl. s/cqpä.
OTixcc, ariyeg, aiixccg Reihe : JvsQi-ari^ai Hesych.
acpLy^ = 2(piy^ : tocfiy^a, aq^iyz-T^g.
Gyiöa acc. Spalt, Fetzen : gxlöu) oxio-d^eig, sayiGfitvog.
TQiy^ ein V<'gel : tqiUo xsrQiyojg.
cpqi^ y.6g Schauder : ecpQi^a 7TtcpQiy.a.
tpiyög gen. Bröckchen : vgl. ipcoxco.
ipiösg pl. Tropfen : ipiUo xpi^o^ai.
In Compositis:
v.OQvd^-di^, TToXv-di^ : di^aaa.
vfj-ig {vrj-fiö) : fiö-f.i6v.
X&Q-viip : x^QVtiparo.
d^icpi-TiXl^ : TtXiaao/iiai, öia-neTiXix^.
dXo-TQllp, oi'AO-TQilp, TCeÖO-TQllfj l TQtlpa), TeTQL(.lU£VOg.
320 A. Fick
Mit dem Wurzelvocal ol nur:
oXy.ade neben olxovde vgl. el'^tü etjcw.
Mit dem Wurzelvocal ai: i ""v
<^at|"~ÄT©gÄ,^ ah»^eV?Siiege Vgl. zend[ izaena^ von Fell.
aiyeg dorisch Wellen vgl. sskr. ej sich bewegen, zucken.
■Kax-aidv^ opßqog Platzregen : af^t'affw, aYd-vy-fia, ald^vK-TtJQ.
Mit dem Wurzelvocal v:
dkdXvy^ vgl. Xvy^ Xvto).
yQv Mucks (für yqvy) vgl. yQvtw, yqv^aL.
yvTTeg Geier vgl. ai-yv7ti6g „Ziegengeier".
yQv^) Greif vgl. yguTcdviog, yQvrtaivto krümmen
l^i^^iiS Fisd^*JE;gd^J[it/^ä«^M
Ivy^ em Vogel : IvCto i=\j:ivyyjci)) schreie.
J^kvda acc. (zu yiXvdtov) : y,h'tco y.Xvaaio v.i%XvGxaL.
V. .^^'V' '^^^ ' iXdxiavov : -kvvco, y.vv-f.ia.
Jky^r\- dvTi-TiQv gegenüber (für -xt'(»), vgl. dvteytvQoa begegnete, xvq
V aai. Vgl. deßOrtsnamen .^vrt-xy(»a.
ii^^ Luchs vgl. Ijt. /M^Hiüt nhd. l^lj^^ (pl- Luchse).
iA!i?>jfc^as''SiAJ3^.ken^^ t^
^vg g. jt/vog Maus vgl. Isii. fnJls zum Verb sskr. mush rau
ben, stehlen. / x
rvxa acc. vgl. ved.| nak Nacht.\
ovv^ Nagel vgl. germ. nagan riög , nhd. nagen.
OQV^ yog Spitzhacke : ögvoaio ngv^ag wgvye.
oq)Qvg Braue zu q>Qv = q>vQ , vgl. lit. bruvis , sskr. bhrü
Braue. "
Tttvy^ ein Vogel. Etymologisch dunkel.
rttv^ Falte : Tczvaoo) mt'^ag 7tTvx.Tng.
nvya acc. zu Ttvyx] Steiss. Etymologisch dunkel.
.5ri;^ : eOTv^a hasste.
avg = lg vgl. lat. svs , ahd. sit , zend. hu.
TQvya acc. Most. Vgl. TQvyto erqv^ev.
q)vyade : ^tsq^vy^itvog.
In Compositis :
VTio-ßgvxcc unter Wasser vgl. dva-ßißqvxe.
TiQto-ßvg kret. TtQBi-yvg, worin yv = /Jv = yj-a vgl. yiya-
^ev, yv-vrj — böot. ßavd.
sy-yvO-i = ^yyvg, fy-yvi^sv vgl. yaitiov (für ye/rtov wie ^e?-
d^QOv == Qe/d^QOv): lit. gan-ii bekommen.
öl-tv^ vgl. lat. con-juz , sskr. yuj-mahe, yuk-ta.
Die suffixlosen Nomina der griech. Sprache. IV. 321
e7t-r]Xvg, vl-tjXvg vgl. ijlvoig, iX^lv(.i€v.
avy-xXvg : -/.XvCco i^Xvooco y.sy,lvoTai.
di-Tttv^ : TtTvaaco Ttrv^ag.
af^i-TCv^ Stirnband vgl. 7rvy.-v6-g.
olvo-cpXv^ : (flvto) (pXv-K-raiva , lat. fluc-tus.
TtQoo-cpv^ : 7tEcpvyfj.{iVog.
Intensivstämme enthalten :
ßdßa^ : ßaßcttü), ßaßav.rrjg.
Xailaxp Sturm vgl. laLxprj-QO-g.
XdXaysg die grünen Frösche : XuXcttoi XaXdyr].
7tof.t(p6Xv^ Blase vgl. (pXv}c-Taiva , (pXvn-vig.
Zu Stämmen auf a gehören
ayrj Staunen : aya-/iiai.
aqrj Unheil : dgrj-fxEvog.
aQTtt] Sichel, Falke, dqTtd-Xayog „Hasenraffer", ein Jagdge-
räth : dQTtd-i.uvog.
ysXo-g Lachen : ysXa lachen.
€QO-g Liebe, Begehr : ega-^iai, SQa-Tog.
axsrrr] Schirm : axsTtdco^ vgl. ansTtag.
Durch die Erkenntniss des Princips, dass jeder in der Ver-
balfiexion erscheinende Verbalstamm auch als Nominalstamm
verwendet werden kann, werden drei bisher ganz falsch auf-
gefasste Bildungen klar:
idvv-Tara von Id-vv dem allgemeinen Stamme des Verbs id^v-
viü, z. B. in Idvv-d-rjv.
(padv-TUTog : e-cpadv-d-rjv.
cpiX-rEQog, (piX-razog : (piX in cplXai, aor. (== cpiX-aai) vgl.
(piX-TQov, welches ebenfalls von (ptX lieben in (flXai ge-
bildet ist.
Werden die Stämme starker Verba auf t] als maskuline
Nominalstämme verwendet, so müssen diese selbstverständlich
auf fj-g auslauten , und zwar wird dieses r]- dialectisch mit a-
wechseln müssen, weil eine Declination mit wechsellosem t] im
Griechischen bekanntlich nicht existirt. So sind gebildet :
ßvQO0-diipr]-g Gerber : dsiprj-aag.
av&-eipr]-g, (nvQ-siprj-g , Ttav^-siprj-g : eip^-aco, sipfj-aai,
eiprj-d^eig.
vipi-7t€zr]-g , dor. vipirterag, imv-rthrj-g : ttsxi] fliegen in
TtEvri-oonaL.
Beiträge z, Kunde d. ig. Sprachen. I. 22
322 A. Fick
Ebenso werden die Stämme abgeleiteter Verba auf ä, rj
bebandelt, wenn sie als maskuline Nominalstämme fungiren.
Es erscheinen dieselben nur im zweiten Gliede von Compositis.
So in:
TTQoa-airrj-g Bettler : alrrj-aai.
(xTjTQ-, TtatQ-aXoia-g Mutter-, Vaterschläger : j^Ao/j^-ff«, äXoa-
aai.
fxiad^-aQvr]-g : aQv^-aaaS^ai.
TisQ-avlrj-g Hornbläser, TQirjQ-avh]-g : avXrj-aai blasen.
SQi-ßqvyrj-g brüllend : ßQVxaof-iai brülle, ßQvx^-^f^iog, ßqv-
f.ir]Xcevo-, Ttgayf-iaTO-dicpri-g : diq)d(o suchen, dLcprj-TioQ.
evQv-Y.6ag : ycoäv = y.o£iv, sxorjaa.
ßvOOO-, ySCO-, GLTO-lilETQrj-g : fAEXQiq-OO), (.lETQrj-GaL.
EQL-^vY.rj-g brüllend : /iivKcco^ai (xvY,ri-d^f,i6g.
sv-vcoua-g, i7t7TO-vc6^ia-g : vtofirj-aai.
dXlavTO-, avTO-, f.ivQ0-7tu)X^]g : rtcüXfj-aai.
avXo-TQVTtrj-g Flötenbohrer : TQVTtfj-aaL , TQV7tr]na.
yvvamo-f SQr]/iio-q)ila-g dor. : (piXij-aco.
avdgaTtod-, ßo-, TeX-covrj-g : tdv^-aaad^ai.
Die Ansicht, wonach in -avXr]-g, -fieTQtj-g, -vco^ia-g ein
besonderes suffixales a enthalten wäre, das dann also an avX,
(.lexQ, vco/,1 (!) angetreten sein müsste, bedarf keiner Widerle-
gung. Ueberhaupt sollte man im Griechischen gar nicht von
maskulinen a-Stämmen sprechen. Es sind fast nur Composita
und das a hat in denselben mit dem Maskulincharacter gar
nichts zu schaffen, sondern gehört dem Verbal- oder dem No-
minalstamme an, welcher den zweiten Theil des Compositums
bildet. Bei einigen Compositis kann man in dem Schlusstheile
ebensowohl Verbal- als Nominalstämme auf a erblicken, wie in
alvo-ßia-g : ßia, ßido), yMXXi-ßoa-g: ßod, ßodto, XaßQ-ayoQtj-g :
dyoQi], dyoQrj-aaad^ai, oQvid^o-^rJQa-g : i^r]Qa, ^rjQdo^iai, woge-
gen in OQao-TQiaiva-g, dytov-d^x^Sj döo-Xfoyjj-g, ccioXo-fiiTQrj-g
die Femininastämme TQtaiva, agy^, Xiox^j, f^iiTQi] ja gar nicht
zu verkennen sind.
Das einzige alte Wort, worin ein überschüssiges a enthal-
ten zu sein scheint, ist das homerische avQv-ona {ort Stimme),
allein es hat gar kein Bedenken, ein altes Verb fojta- rufen
= lat. vocd-re anzunehmen.
Die suffixlosen Nomina der griech. Sprache. IV. 323
Die Nomina auf dg, idg entspringen aus den Verben auf
«Cw, latio in der Art, dass deren allgemeiner Stamm, welcher
ad-, laö- lautet, ohne Weiteres nominal verwendet wird. Dies
wird dadurch bewiesen, dass neben einer grossen Zahl von No-
men auf dg, Lag Verba auf atio, latio liegen. Diese Verba von
den Nominibus herzuleiten, geht nicht an, weil das Nomen in
der Mehrzahl femininales Adjectiv ist und auch sonst dem Verb
gegenüber eine verengte Bedeutung zeigt , wie die folgende Zu-
sammenstellung lehrt :
df-iaQxdg Verfehlung : aßgord^w. .
ßa^-xidg Bakchantin : ßaxxiduo =: /Jax^fit'w.
ßkrjyd^ f. blökend : ßXrjxdtco blöke.
'^QOf-udg bakchantisch : ßgo/nLa^o/iidlT
yeveidg Bart : yeveidtco, dor. yeveidaöo) Bart bekommen, ye-
vsLov Bart.
/myögjn, f. nackt, -gö'übt : yvuvdCo'fläi nackji.^.»b'eh.
^iX^g Hälfte : dixaCw halbiren.
ödpxqQ Reh : döQxdUo bliekß.
ö-vd^^'^eiheit : Svdlü verdoppeln; acudvdg gepaartjuiU^^t^ii-
^0^-« sich paaren.
sd^eigdösg Haare : s^sigdCco behaart sein.
eQrj!.idg die Einsame : sQr]/nd^io einsam sein.
SQivdg die wilde Feige : SQivdtco.
fQfidg f. : fQ/iidCio,
€vdg f. bakchisch, Bakchantin : evdtoi.
evidg f. bakchisch : svidl^io.
Xa/^iai-evvddeg (oveg) : evvdCof^ai.
rjXidg f. sonnig : ^hd^co sonnen.
^Idg f. Ionisch : YaCw ionisiren, laari.
tx/fchkg^ f. N"äs^ : Ixpd'Co) iiet/cn (spät).
llkdg Seil , Stricte : llXd'Cw zusammenbinden (Spät).
iTTTidg f. adj. : IrcTtdCofiai, reiten, geritten werden.
j y.aaa'kßdg Hure : ■KaoaXßdto) huren.
/ xjyxc'g f. schmähend : zjyxo^w schmähen. - 1/,
KQef-idg hängend vgl. y.Qefiaa-&£ig.
xvyiXdg f. : xtxÄaCw runden.
Xaiyidg Hure : laiyidCco huren.
Xevxdg f. hell : AefxaCw hell sein.
7tQ0-Xif.ivdg Vorsumpf : XqivdCio Sumpf bilden
hyjidg (tto«) beleckt : A/x/mLw belecken.
22'*
324 A. Tick
Xirtdg ein fetter Vogel : Xinäto} fett machen.
"ftifmg f. blökend : fir]xdt(o (spät) = jur^xccouai.
/.iiydg m. f. gemischt : /niyd^ofiai sich mischen.
ökzdg (vavg) Lastschiff : öl-adCco schleppen.
Ttevrdg = nefXTtdg Fünfzahl : Ttefirtatio abfünfen.
7tQ0Y.äg — nqn^ vgl. neQ-Kcc^cü dunkel werden.
Qs^ißdg f. schweifend, irrend : Qs/ußdCco in der Irre umher-
führen.
Qod-idg f. rauschend : god-idCco rauschen, Qod-iog : Qo&t'ai, q6-
^og.
axidg Schattendach, Schirm : aKid^co beschatten.
GTißdg Streu : OTLßdtto feststampfen, schichten.
TQoxdg Rennschuh : zQOxd^co rennen.
cpwXdg f. im Hinterhalte : (pcoldCco im H. liegen.
XaXifxdg Hure : xalLfxdtiu) trunken, brünstig sein.
XELf-idg f. winterlich : xeif-idto), xsL^d'Oiofxai.
xpexdg Tropfen : rpay-dtco sprühen.
xpidg Tropfen : xpidtco.
Einige Nomina auf dg stellen sich zunächst zu Verbalad-
verbien auf adrjv, adov, welche ursprünglich Nomina sind (vgl.
ßaöov : ßddog) und jedenfalls mit den Verben auf at/ca zu dem-
selben Systeme gehören. So
d/iioißdg : dfioißadov , ercauoLßaöig.
i/iißdöag Schuhe : i/iißadov. Vgl. ßi-ßdt/u), ßißdod^wv (ßi-
ßad-d-tov).
d(.ißoXdg, if.ißoXdg : df.ißolddr]v.
ÖQOf-idg, 7t€QL-, Gvv-dQOf-idg : ÖQO/iiddr]v, f^ETaÖQO/udörjv.
Xoydg : koydörjv.
TtaQuardösg Pfosten : Ttaquatadov.
7tXo'/.dg : TteQiuXo-Adörjv.
GTToqdg : onoQadrjv.
OToXdg : STtiarolddrjv.
OTQOcpdg : eTti-OTQOcpdörjv.
(pogdg : cpogadr^v.
Die Nomina auf lg sind die nominal gebrauchten allge-
meinen Stämme der Verba auf l'Cco. In einigen Fällen könnte
man allerdings zweifeln, ob nicht das Verb auf lOo erst aus
dem Nomen auf lg erwachsen sei, wie denn zweifellos darclCo)
von danlg stammt, allein meistens zeigt die Bedeutung des
Nomens deutlich genug, dass das Verb auf t^w als Basis zu
Die suffixlosen Nomina der griech. Sprache. IV. 325
betracliten ist, wie z. B. yoyyvUg runde Rübe von yoyyvXl^to
runden , dv^^gaytig Bratfisch von dvd^Qaxi^co auf Kohlen braten
abzuleiten sind, weil das Nomen eine specialisirte , das Verb
die allgemeinere Bedeutung hat. So ordnen sich denn:
dy-jialig Armvoll : dyy.alitofxai in die Arme schliessen.
dy-Avlig ein Jagdgeräth : dyxvXlCofxai fortschleudern.
axavS^ig dornig : d^avd^i^a) dornig sein.
dxQig Heuschrecke : aKQiUo ' ciy.Qoßavew.
aXf-ivgig Salzigkeit : äXiivglCo) salzig sein.
dvd^gaxlg, aTtardga^lg Bratfisch : dvd^Qaxlta), ccTtavd^Qaxito)
auf Kohlen rösten.
ccTtoixig TtoXig : ccTtoimtw.
ccTtoTTVQig Bratfisch : drtoTCVQito) auf Kohlen rösten.
dqyvQig Silbergeschirr : dQyvQitjio.
idoxaQig Spulwurm : doKagitco zappeln.
'tt^tg P^ufist : dz^^oj dijijsten. .
ßavKidsg elegante WeTbS-scBxiTfe T /^ai'x/Cw coquettirei
j^/g Pf^l , Senkblei : d-aqoßü^tco vtm-^E^iljB^ej!;^
yalaxrlg {Tterga) : yaXaKTita) milchig sein.
diTtXoig Mantel : öittXoi^io doppelt nehmen.
eiaoTtxQig Spiegel : eiaoTtxQiCto spiegeln, eXaoTtTQOv Spiegel.
eXnig : eXiti^o) (eA/rw).
s^(x)(.ug Unterkleid : e^cof.uto) den Arm bloss haben.
ETtioTO/iug = (poqßeid : tTtLOiof-dtco den Mund verschliessen.
STticpvXllg Nachlesetraube : eTticpvXXito) nachlesen.
kzaiQig Hetäre : kzaigitco sich gesellen; buhlen.
Ev/Li€vidsg Eumeniden : euj-ievi^o) geneigt machen.
iSQig Priesterin : isglUo weihen.
iXXig f. die Schielende : erc-LkXiCa) blinzeln.
lovlig ein Fisch : lovlito) Milchhaare bekommen. . m
'Itüvig die ionische : '/wv/Cw ionisiren, 'icona-tL //i/i I
xß^Jörrg LineaTT xavon^o>--öach der,Ricfttschnjtir..Äa'clien. {/Vsp^
ytagdaf-ug kresseähnliches Kraut : xagdaf-iiCco wie Kresse sein.
'/.azatyig Orkan : -/.aTaiyil^w herabstürmen.
kyy.evTQig Stachel, Sporn : ■KevtQitw stacheln.
7iivva/niüf.ug schlechter Zimmet : xivvafi(of.ä^io dem Zimmet
ähnlich sein.
xXi^ig Schlüssel : ulrjiKto vgl. lat. claude-re.
XsTtig Schale : Xertito) schäle, Xsrtog.
Xr]ig Beute : Xr]l^of.iai erbeuten, gewinnen.
326 A. Fick Die suffixlosen Nomina der grieoh. Sprache. IV.
XoTtig Schuppe : XortlCco abschälen.
f.isQig Theil : usgitco theile, i-isQog.
juvQig Salbenbüchse : (.ivQitü) salben.
vottg Näss^^ : voTitm. bene^eü:
TtizQig Bitte rkraut : Trtx^/^w bitter sein.
QiTtig Fächer : giTziCo) anfachen.
Qodlg Rosenpulver : qoöIi^o} wie Rosen duften, aussehen.
axaXlg Hacke : oy.aXitw, da-/.aXtCoj behacken. ""
ö'/.aQLg = daxaglg Spulwurm : axagitco = doytagiKoj zappeln.
OToXig Falte : OToXito) bekleiden.
ftpoQTig (vavg) Lastschiff : cpogtiteod^m laden.
i^Qvoig Goldgeräth : xQvaitio goldig , sein.
ipccXig Scheere : ipaXito) abkneifen, ipdXXu) rupfen, zupfen.
Bei avXig, iXTtig, omg sind die Formen avXi-^ eXrti-, oTti-
und avXiS-, sXmd-, OTtid- zu scheiden; das d der letzteren
stammt zweifellos aus den Verbalstämmen avXltojLiai, iXTtltw,
Auch die deminutive Verwendung von id, idtov erklärt sich
durch Zurückführung auf die Verbalstämme id, ito). Die Verba
auf lCw haben nämlich auch die Bedeutung „dem gleichen,
das nachahmen", z. B. ^SioxQaTitio den Sokrates nachahmen.
Demnach bedeutet das Deminutiv ^iOTcgaTidio-v, lautlich mit
aa)}iQaTit,o- identisch, „ein Ding, welches den Sokrates nach-
ahmt, ohne ihm ganz zu gleichen", d. i. ein kleiner Sokrates.
Das deutsche Deminutivsuffix t beruht darauf, dass wir im
Deutschen den griechischen auf atw, tCw entsprechende Verba
auf tj'a besitzen.
Das hier in seinen Grundlinien dargelegte Princip der
Verwendung der Verbalstämme als Nomina liegt auch der Bil-
dung der sog. besonderen Feminina zu Grunde, deren Wesen
darin besteht, dass die Sprache zur Bezeichnung des weiblichen
Geschlechts zu den nächst liegenden secundären Verbalstämmen
greift, wie man ja schon daraus sieht, dass die Feminincharak-
tere la, aiva, lö, ad, lad der Reihe nach den Verben auf yw,
aiviü, i^io, atco, latoj entsprechen. Doch erfordert dies eine
besondere Darstellung.
Göttingen 22. April 1877.
A. Fick.
Etymologien, 327
Etymologien.
avilla.
Das nur bei Paul. Epit. p. 14 überlieferte und durcli
agnus receniis partus erklärte avilla pflegt man als Deminuti-
vum von ovis anzusehen. Dieser Annahme steht ein doppeltes
Bedenken entgegen. Erstens wäre es doch sehr merkwürdig,
wenn sich in dem abgeleiteten Deminutivum das ursprüngliche
a erhalten haben sollte, während es in dem Stammworte so-
wie in sämmtlichen sicheren Ableitungen von demselben nicht
nur im Lateinischen, sondern auch im Griechischen zu o ver-
dunkelt erscheint. Curtius (Berichte d. K. Sachs. Gesellsch, d.
Wissenschaften 1864 p. 20) rechnet mit Recht den gemeinsa-
men Besitz des o und 6 zu den Kriterien, aus welchen wir
auf eine engere Verwandtschaft des Griechischen und Lateini-
schen schliessen dürfen, und ich stimme ihm ganz bei, wenn
er Formen wie das Zahlwort octo , die Wurzel gnö „erkennen"
neben gen gnä „zeugen", ok „sehen", Wörter wie ov>is, potis,
ocom in dieser Vocalisation für specifisch graecoitalisch erklärt.
Wäre nun aber avilla, welches doch eine speciell lateinische
und erst auf lateinischem Sprachboden entstandene Bildung ist,
von OVIS abgeleitet, so müsste auch dieses in einer älteren Pe-
riode der lateinischen Sprache noch *avis gelautet haben und
die schöne Uebereinstimmung zwischen o'ig und ovis auch im
Vocale wäre verloren. Zweitens aber wird das Wort nicht
durch ovis, sondern durch agnus erklärt; der Urheber der
Glosse hat es also jedenfalls. nicht als zu ersterem gehörig an-
'gesehen, sonst hätte er wol ovis gesetzt. Es ist nicht der min-
deste Grund vorhanden, an der Richtigkeit der alten Erklä-
rung zu zweifeln; vielmehr ist avilla das ganz regelrechte De-
minutivum von agnus (Masc. und Fem.) oder agna. Wie näm-
lich von Signum iignum pugnus u. a. die Deminutiva sigillum
iigillum pugillus stammen, in denen das i Svarabhakti ist, so
würde das entsprechende Deminutivum von agna zunächst
*agilla lauten müssen. Nun aber gehört agnus, wie gr.\a/j.v6g
aus ^dßvög beweist (Walter KZ. 11, 429, Fick 20, 175^7^ '
denjenigen Wörtern, deren g jene Affection erfahren hat, die /» s
zwischen Vocalen im Lateinischen regelmässig durch v reflectirt
328 Etymologien.
wird (A. Kuhn KZ. 10, 290, Ascoli Vorles. p. 96), und es ist
somit das v von avilla in vollkommenem Einklang mii^dem
Gesetz. Mit agimuk^xmdt. d(.iv6g vergleicht Fick richtig ksl.'^a^M^
„Lamm", jagftf«^^ „Lämmchen" ; dagegen müssen ksl. jazino
„Fell" und skt. ay/io^ „Vltes^, wenn sie auch zu derselben
Wurzel gehören mögen, gesondm werden, denn skt. j = ksl.
z weist auf g^ (Hübschmann KZ. 23, 23), das im Lateinischen
und Griechischen nur durch das reine g reflectirt wird. Da-
gegen entspricht dem lateinischen gv (nur nach n) oder v
(zwischen Vocalen, im Anlaut vor Vocalen und zuweilen nach
r), selten b (im Anlaut vor Vocalen) = gr. /?, selten d, im
Slavolettischen nur g, nicht ksl. z, lit. z (== ursprachlich g^) :
üiWs tJ^>is^gr. jTfcßg, got. qius , altir. 1Wm^ cymr. W^ —
lit. gytat> XX
vmar^ gr. ?^^#|^Hi — ^^^- 9^^^^'> ^^' ^^e^*-
hos gr. /^oiJg^'^'^SK^j^,,,;:-:; ksl. gove^do..^,.
boere bovare gr. ßoäio — ksl. govorü Iß-ogvßog.
uva — lit. üga.
servus servare — lit. sergu (Joh. Schmidt Voc. II 76).
ßalavog — lit. gile. Im lateinischen gla?is ist die Af-
fection vor 1 aufgegeben wie vor n in agnus, vor r in gravis
neben gr. ßaqvg, nach r in vergo neben urvum und in tergo,
wenn ich dieses (KZ. 23, 312) richtig mit gr. Tgißw identifi-
cirt habe; den secundären Guttural zeigt auch got. ihair-k-o
TQv/iiaXiä.
aeol. ßavä, att. yvvrj (aus ^yfavrj), got. qino qens^ altir.
ben — altpreuss. ganna.
ßiog — lit. gij'e „Faden".
ßXirtio — ksl. glipati.
ßqicpog deXcpvg ddeXcpog — ksl. zreh^.
got. qairnus , ahd. chwirna — lit. girna.
_ jgot: naqaths ( lat. nudus aus, *novidus wie prudens aus
pnopidensf)^ lit. nßi^aß^f ^^\. n6gu/'
Hiernach werden "^ wir also ksl. yJö[i5^»a_Jjicht unmittelbar
mit Jagnp^ gr. d/iivog, lat. agnus avilla zusammenstellen dür-
fen. Es ist diese Lautentsprechung in den beiden g ebenso re-
gelmässig wie die parallele in den beiden k; Ausnahmen sind
selten. Keine Abweichung von der Regel der letzteren, nach
welcher slavischem s lit. sz, arisches (^ gegenüber liegt, ist ksl.
slama = gr. KaXä/iirj, lat. culmus, ahd. halam ; denn skt.
Etymologien. 329
kalama- ist aus dem Griechischen entlehnt (Fiele Spracheinheit
p. 76); der ächte Vertreter jener Wörter ist im Sanskrit viel-
mehr gara- m. „Rohr", garamaya- „aus Rohr gemacht"
annona.
annona hat zwei Bedeutungen: es bezeichnet 1) den Er-
trag, die Ernte an Dingen verschiedener Art, wie Salz {annona
salaria) , Wein, Most, besonders aber, ganz dem deutschen
„Ernte" entsprechend, an Kornfrüchten, Getreide {annona fru-
meniaria) ; '2) den Getreidepreis, wie sich denn die Begriffe
„Ertrag, Lohn" und „Preis" öfter berühren. Was die P'orm
betrifft, so zerlegt sich das Wort leicht in anno-na und ist
eine Bildung wie patro-nus neben patro-cinor u. a. Das dop-
pelte n entsteht im Lateinischen entweder' durch verschärfte Aus-^
spräche wie in pannus = dor. ^j^^ogjoä^r — und das ist das
Gewöhnliche — durch Assimilation wie in penna aus altlat.
pesna. Dass diese zweite Entstehungsweise auch für annona i
anzunehmen ist, beweisen got.; asans „Erntezeit, Sommer, Ern-
te", ahd. am „Ernte", amen amön „ernten, erwerben, verdie-
nen, die Frucht von etwas geniessen", arnöi „Ernte", got. as-
neis, ahd. asni „Löhner". Es ist also wol annona aus *asno-na
mit dem Suffixe na von einem dem ahd. amön aus ^asnon ent-
sprechenden schwachen Verbum abgeleitet und enthält dasselbe
6 wie aegrotus custos u. a., in denen Curtius Derivate von ver-
lorenen Verbis der o-Conjugation erkennt. — Schwierig ist die
Frage, ob auch annus, welches formell zu annona stimmt und
in nachaugusteischer Zeit vereinzelt die Bedeutung desselben i
hat, gleichen Stammes sei. Ist sie zu bejahen, so muss annus]
aus *asnus erklärt und als „Sommer" gedeutet werden, wie jaf
z. B. das dem altindischen samä „Jahr" entsprechende zend.
hama „Sommer" bedeutet. Mir scheint indessen Fick's Zusam-
menstellung von annus und got. aihn wegen der völligen Con-
gruenz auch in der Bedeutung vorzuziehen (Corssen Sprach k.
p. 39); die Stämme *alno- und "^asno- fielen im Lateinischen
zusammen. \
Ein anderes Beispiel für lat. tm aus sn ist cunnus , wel- \
ches ich mit Aufrecht (KZ. 9, 232) und Curtius (Grundz. N. |
83 c) zu gr. y,vö6g y,vad-og und lit. kuszys , neben welchem |
sich freilich auch kuzys findet, stelle. Der Stamm *cusno- ent- \
a
330 Etymologien.
spricht dem altind. m^hia- in JmSh«iaii „rei^^j^ zei«^issen"\
(vgl. rima\axiG(xa). Mit^iesem Stamme lässt sicfe aber^uch
"KVGog identificiren : der Nasal trat zunächst in das Innere des
Wortes und fiel dann vor a aus, wie in(,^9*^^^t;g.5^^
sus = skt.'^'^Ä«^^« (Joh. Schmidt Vocal. I 31); in xvaaa-
Qog, welches von'^x^og nicht getrennt werden kann, steht
dann oa für va. So erklärt sich die Erhaltung des'a zwischen
Vocalen. Möglich ist aber auch, dass zvaog aus *yivaj6g
(und demgemäss yivaoaQog aus -/.vaj'aQog) zu erklären und
mit dem litauischen Worte zu identificiren ist (vgl. skt. ku-
shyaii). — Eine andere Erklärung von xvaog, die, was dieses
allein betrifft, ganz untadelig ist, gibt Fick Wörterb. I 52.
quacius. conquinisco.
Bei Isidor Or, 20, 2, 35 findet sich folgende Erklärung:
quactum quasi coactum et quasi coagulatum. Es muss sich also
quacius in der ungefähren Bedeutung von coactus „zusammen-
gedrängt" in der Literatur gefunden haben. Ich vermute, dass
das Wort das Particip zu cotiquexi conquinisco „zusammenkau-
ern", ocquinisco „sich niederbücken, sich ducken" ist, welche
eine Wurzel quac enthalten. Dem lateinischen qu gegenüber
ist im Griechischen in erster Reihe 7t zu erwarten. Ich ver-
binde daher die lateinische Wurzel quac mit der griechischen
Trrox in eTvray.ov z a r a /rr'jftn^ oj „sich niederducken", Ttroja-
oo) „sich furchtsam hinduckeu, sicli fürchten, sich iaerum drü-
cken" (vom Bettler), ytr^h^ mw^ ,,furclitsain, schücktern",
TCt>»qog „BÖi|ler". Ueber m aus tc vgl. A. Kuhn KZ. 11,
310, Ööfftius (jh^idz. * p. 489. Im Sanskrit entspricht dem
lat. qu = gr. tt in der Regel c; ich ziehe hierher das Particip
cakita- ,, furchtsam, erschrocken" und das zusammengesetzte
kuiicaka- „eine Art Bettler", welches nach Analogie von huti-
cara- „eine Art von Asketen, die von Hütte /u Hütte betteln
gehen", bedeuten wird „sich in Hütten herumdrückend", vgl.
alloTQiovg ol'xovg Tirwooeiv (Hes. Op. 397). Mit cotiquinisco
vergleicht Eick Wörterb. I 535 nhd. Äwei:e«--'ÄoC;^git.,.^,;ttf^Ujbe»'
der Bedeutung^iach trefflich stimmt, jibör im Wurzelauslaut
abweicht; .-^gl. niederl. hukk&i^i'%c[vNeA. huka, oXin. hpIainH
„nie|^Ärg^)ogen , kjiiumm". — Neben ma-/. besteht im Griechi-
schen eine kürzere Wurzelform 7t xa in 7te7tTr]iijg „hinkauernd,
Etymologien. 331
sich zusammenduckend"; k ist also wol Wurzeldeterminativ wie
in TtqctGGVi aus *TCQd-y.-jo} (vgl. TTQ^aaeiv yiiXevd^ov, odov,
aXcc wie Tteqdto tiÖvtov, aXa u. a., Tregalvo); Curtius Grundz.'^
274), lat. facto jacio fulcio ulciscor = epi;xw aus *i-fQvxa},
oder die Wurzel kak beruht auf alter Reduplication.
ßoXßog.
Die labiale Media ist in den indogermanischen Sprachen
ausser in einigen schallnachahmenden Wörtern aus anderen
Lauten hervorgegangen (Grassmann KZ. 12, 122 ; Curtius
Grundz. '^ p. 291). Von den sechs Beispielen, die Curtius (a.
0.) für gr. /!? = idg. b anführt, sind drei Schallwörter; in dem
reduplicirten ßof.ißvUg = lit. humbulys ist nach Ausweis von
altn. hulla ebullire, ahd. folla bulla in aqua, folliculus, lat.
follis (Schmidt Voc. II 225) die Media nach dem Nasal aus
der Aspirata erweicht wie in vielen anderen Beispielen bei Cur-
tius Grundz. * p. 515 ff.; zu derselben Wurzel gehört lit. hulh
(Schmidt a. 0.) und also wol auch skt. huli f. (Fick Wörterb.
I 151); die Entstehung des ß in ßqaivg und lat. hrevis lässt
sich nicht erkennen, da sichere Verwandte in anderen Sprachen
fehlen Das sechste von Curtius' Beispielen ist ßoXßog, das er
mit la^tßulbus und \Qtt.J)Ufnbuls ^^KnolW* verbindet. Von die-
sen Wörtern muss aber jedenfalls das lettische mit Fick (Wör-
terb. II 179) ausgeschieden werden, da es ja offenbar mit lit.
humhulys „Steckrübe, Wasserblase" zu dem oben erwähnten
ahd. polla ,, Bolle" zu stellen ist. Das lateinische bulhus kann
entlehnt sein wie lit. bulbe buhis ,, Kartoffel"; aber auch, wenn
man es für urverwandt hält, verhindert es nicht die folgende
Erklärung von ßoXßog, welche das erste ß aus y entstanden
annimmt; denn übereinstimmend zeigen das Griechische und
Lateinische b für g auch in ßovg bos , ßoäio bovare, ß(x'/.VQOv
haculmn (Curtius Grundz. ^ p. 6o) und in ßqaövg ßagöiOTog
„trag, schwerfällig, stumpf", lat. bardus „dvaia&rjrog , ßgadvg,
a(pQ(ov, ßXä^ (Gloss. Labb.), dumm, einfältig" (Fick Wörterb.
II 177), die ich mit skt. yac?a* „empfindungslos, stumpf, dumm,
einfältig", Jadakriya „trag, saumselig" verbinde, indem ich
Entstehung des lingualen d aus rd annehme wie in gadayitnu
neben gardayitnuy nadaka = gr. vaQ&r]^ (Fick Wörterb. I
126), khodaii „hinken" verglichen mit got. halin (Fick I p. 47)
332 Et3'^mologien.
u. a. Dagegen ist blaesus , welches ich Bugge folgend oben S. \
204 unrichtig für lateinisch gehalten habe, griechisches Lehn-
wort, ebenso balneum — ßaXavelov, welches auf einen Stamm
ßaXavo- führt = skt. garana n, „das Bespritzen", galana adj.
„rinnend" von W, gal = germ. quäl in ahd. quillti „quelle".
Ueber den Ursprung der ß von ßoXßog gibt Auskunft altn. i
köifr „Pfeil, Klöpfel der Glocke, keulenartige Wurzel, Wurzel-
knolle", wozu ahd. cholbo „Ballen, Kolben"; letzteres führt
weiter zu lat. glohus „Ballen", welches ich für den wahren Re-
flex des europäischen Stammes golbha- (germ. kolba-, gr. *yoA-
q)0-) im Lateinischen halte. — Verwandt mit globus ist glomusx
„Knäuel", woher glomerare „ballen, zusammendrücken", glo-\
(meraie glomerosus ,jgedrängt"; dieses weist auf eine Wurzel!
glam ■= germ. klatn in ahd. chlemman aus klamjan „zusam-l
mendrücken" u. a.
Neben Jada findet sich Jala , wie neben nada nida guda
kadamba — nala nila gula kalamba ; gewöhnlich verbindet man
mit jada lat. gelu , ahd. chuoli, indem man Uebergang von 1
in d annimmt. Ob diese Annahme statthaft ist, weiss ich
nicht; A. Kuhn, der KZ. 13, 79 (vgl. Möbius a. 0. 14, 277)
den Uebergang von 1 in d behandelt, bringt Beispiele aus dem
Sanskrit nicht bei.
F. Fröhde.
Uterus, Xav'Kavia, (pwXsog, -\/ li, Xaivog, aita, yiTtov, (fvXayiog,
710QV&-, aiol , d'/iovio und dxgodoinai, y tvar drehen, y tvar
fassen, f-iiraXXov, ocpaXäGOO), vannere, veiog.
Lat. Uterus ist aus gvoterus entstanden durch Abfall des
g vor V und Contraction der Silbe vo zu u , genau wie lat.
uter aus cvoterus = oskisch pul ovo- --. nÖTEQog = goth. hva-
ßar hervorgegangen ist. Mit uterus = gvoterus decken sich
nach Laut und Bedeutung goth. qißra- in laus-qipra- und
sskr. Jathdra Bauch, Mutterschooss *).
Xavviavia Kehle gehört zum lit. pa-laukys der Kader un-
*) [Die ansprechende und zweifellos richtige Zusammenstellung von
jathdra und uterus findet sich schon — wo sie leicht übersehen werden
kann — bei Leo Meyer Vgl. Gram. I. 38. B.]
Etymologien.
333
ter dem Kinn, die Wamme des Rindes. Das Stammverb ver-
mag ich nicht anzugeben.
cpcoleö-g Schlupfwinkel, Versteck der Thiere gehört zu-
nächst zu (pcoleco und mit diesem sammt cpioXäg : cpcolä^o) und
(pcolevco zu einem StammAvorte qxalo- , dem ganz genau an. hol
n. Wohnstätte und noch näher in der Bedeutung bmli n. Auf-
enthalts-, Zufluchtsstätte, namentlich von Thieren entspricht. *)
Zu bhava in der Bedeutung wohnen.
Eine europäische Wz. (// biegen ist anzusetzen wegen Xt-
H'qv Hafen (eigentlich „Bucht"), lei-fnwv Wiese (= Niederung
wie lit. lankä Wiese), hdtof.iai biege aus, \a.t.{li-fuus Krumm-
stab, (gebogene) Zinke (vgl. tnor-tuu-s) , li-mu-s schief, schräg,
vielleicht auch liquis , ob-Uquus , die doch nicht wohl zu lak
biegen (lat. lacus, lacicna, laqueiis) gehören können. In Nord-
europa stellt sich zu unserem li lett. lei-ja das Thal, die Nie-
derung, lei-jsch niedrig gelegen.
Dem griech. Xaivo-g in laivo-xsiQ • GY-XriQo-xeiQ mager-
händig entspricht genau lit. lama-s schlank, vom menschlichen
Körper. Zu Grunde liegt eine europ. Wz. li schwinden, ab-
nehmen, wozu weiter gehören: XT-fno-g Hunger, Xoi-fiö-g Pest,
lat. le-tum Tod, lit. lei-la-s dünn, Idi-ba-s zart, mager vgl. ksl.
libivü dass. und mit s weitergebildet Xolo-d^o-g der letzte, lit.
lystu lys-ii abnehmen, mager werden, l'esas mager.
Mit lett. aita Schaf ist lautHch das ved^ £(a, womit ein
reichlich Milch gebendes, schnelles Thier bezeichnet wird, iden-
tisch. Man versteht unter etd eine Hirschart, vielleicht ist das
asiatische Wildschaf, Argali, zu verstehen, dann hätten wir in
aitd eine ursprachliche Benennung des Schafes neben avi-s.
xtiov Säule ist von Keiio spalte nicht zu trennen. Hat
nun G. Meyer (in dieser Zeitschrift S. 82) Recht, x«/w auf sM
zurückzuführen, so gewinnen wir für y.tiov eine genaue Paral-
lele im Deutschen, falls wir nur bedenken, dass mit ^tiov ur-
sprünglich jedenfalls nicht die künstlerisch ausgeführte Säule,
sondern jeder Pfeiler, Stender, Pfahl bezeichnet worden ist.
Es ist dann y.twv (für ayceiwv) = mhd. schie f. Pfahl zur Um-
zäunung, Zaunpfahl, nhd. Schweiz, die Scheie dass.
q)vXayiö-g Wächter, wovon (pvXdoGio: q>vXa^, erklärt sich,
*) Die obige Zusammenstellung wird jedoch hinfällig, wenn die Iden- (A/lAi^
tificirung von böl mit ags. botl (Cleasby-Vigfusson s. v. böl) richtig ist.
334 Etymologien.
wenn man sich erinnert, dass d vor k im Griechischen spurlos
ausfallen kann, wie z. B. in yiaaeka lakonisch für xa^-etJAa,
worin sXa = sola dem lat. sella für sedla sowie dem goth.
sitla- entspricht. Setzen wir demnach (fvXaxö-g als (pvö-lay.og
an, so erkennt man in -laywg eine Suffixverbindung, wie in
TtaX-Xaxog, xpvkXa^, ähnlich der lateinischen 'Endung in petul-
cus, hiulcus, huhulcus. cpvd entspricht ursprünglichem bhudh
/wie d^vy in ^vyaTrjQ einem ursprünglichen dhugh. Das alte
Verb bhudh zeigt in mehreren Sprachen die Bedeutung „wa-
chen" so im sskr. 4üMä erwltehen , huddjia ergeht, zend. lud
erwachen , caus. erwecken , m^^undih^2ichQ , ludmti weclt«c^
ksl. ßüileti wabi^n, Buditi S^fec^ft. Mit lit. bulhii^ wäfeligam |
mag cpoXvg (für cpvXvg (pvd-Xvg) näher zusammengehören, das
als eine Eigenschaft der Hunde angegeben wird.
■KOQvd- in '/.E-y.OQv&f.itvog , ircTto-y.OQvaz^g , zoQvg Helm
heisst rüsten und steht nach griechischen Lautgesetzen für kv-
Qvd^ = y.Qvd-. Scheinbar entspricht genau ags. hreödhan hroden
ornare, onerare, woher ahd. hrust, nhd. rüsten. Allein nach
dem Vernerschen Gesetz entspricht hreodha- unverschobenem
kreuta- und Vertretung von x durch d^ im Griechischen hat
Bedenken. Vielmehr liegt eine gemeinsame Basis kru zu Grun-
de, erhalten im lit. kruvä Haufe, krdu-ii\i2i\\ien, laden, packen,
fleihen, vgl. ags. hreödhan belasten, beladen, welches die
Grundbedeutung ist. Aus kru ist xoqvd- = zvgvd- = XQV-d-
durch dha thun, gerra. hru-ßa- — kru-ta- durch ia weiterge-
bildet. Die ältere Buchstabenstellung kur ist im ags. hyrst
Rüstung, hyrsien rüsten, wie im griech. y.oQ&vg (für ycvQ-d-vg)
Haufe (vgl. lit. krdu-ii häufen, krucä Haufe), xoq&vo) erheben,
■/.OQÖvXrj Beule erhalten; die Bedeutung ,, häufen" ist auch in
■KOQv-öög Haubenlerche zu erkennen.
Ags. ^^l — SiW.^äHkU dirus gehörfc«^um arriSf^. la/!em
hasse, das a^ÖH. HübschmannNj:ichtig zu latS^e gesteHi ist.
Eine europ. Wz. ärf hassen scheiitfe damit gesicneH, """^t
uY-ovo) und ä-KQodo(.Lai hören stehen zu einander wie
die alten Eigennamen l4xd-örj/iiog und l4xQ6-örjf.iog; beide sind,
dieses mit dyia- scharf, jenes mit d/.QO- scharf zusammenge-
setzt; im zweiten Gliede enthalten beide ovg Gehör vgl. vrj-
■Kova-xiiü. Eine ebenso kühne alte Composition liegt in oa-
cpQt-ai^at für dd-cpqe aus od riechen und (pQE, (pqav wahrneh-
men (scheiden), das auch in (pQiveg, ^t£zd-q)Q£vov , €v-q>Q6vr],
Etymologien. 335
cfga^co u. s. w. vorkommt. Die Vergleichung von ccKQnfdofiac
mit sskr. cru ist ganz verkehrt, dieses heisst auf europäischem
Boden Jdu.
Auf die Basis ivar, tru d r e h e n^xgehen mehrere Nomina
in der Bedeutung „Quirl, Rührlöffel", nämlich toqvvt] (für rv-
Qv-vrj) Quirl, lat. irua Rührlö|fef, Kelle, an. ßcara f. Quiyl^
mhd. twirel, twirl was sich Ä<5hnell herumdreht, Ball, Rübflöf-
fel, Quirl. Zu derselbej>-^urzel gehört lat. turma u^ä ags.
ßrym Haufe. Als st^i*Kes Verb ist tvar erhalten im ^^d. dwe-
ran, tweran, mhd/fwern schnell herumdrehen, ruhj^mi, mischen.
Zu der gleichlautenden Basis tvar fassen im lit. tver-ii
fassen, su-tverti formen, schaffen, ksl. tvoriti machen, schaffen
gehört auf südeuropäischem Boden tvq-gl-q Thurm = lat. iur-
ris und oskisch iru-iu-m fest (zicolom Tag), das ganz genau
dem lit. ivir-ia-s fest entspricht
füSTaXlov heisst bekanntlich in der älteren Gräcität nicht
„Metall", sondern „^uchstelle, Platz wo Mineralien gesucht wer-
den". Es gehört tM; fieTalldco suchen, forschen, fragen, das
natürlich nicht mit den Alten von (.ler äXla abzuleiten ist.
Vielmehr ist liiev, wie ja auf der Hand liegt, = l^itar suchen in
(.idzrifiL, fiaTs^o, (.lazevio suchen, vlit. matyti, lett.\ wa?Mmos-<
wahrnehmen, wa//^ empfinden, ksl. moiriti spectare.
Zu GipaXdaGio stechen, ritzen : aqxxXa^ Stechdorn gehört
lit. spilkä Stecknadel, Nadel an der Schnalle, spilka raszoma
Schreibgriffel. Gemeinsame Grundform ist spelka-, daraus wur-
de lit. spilka, griechisch ag)eXxo- , acpXaxo-, o(faXa/.o-. Aus
aq)aXa/.o- ist arpaXdoaco gebildet, wie f^iaXdaaco aus fiaXay.og,
(pvXdaaio aus q^vXa-j^o-g; aus dem allgemeinen Stamme von acpa-
Xdooco in aq^aXd^to u. s. w. ist ocpdXa^ Stechdorn erst entnom-
men, wie q>vXa^ aus q)vXdaoco, ydQcc^ aus xaqdaoio. Zu Grunde
liegt dem erschlossenen »pelka- natürlich spal spalten.
VLat. va7inere schvvingen, wozu vannus dje Schwinge \ist
von mir früher uniichtig^^ zu va wehen, lit. veiyti windigerf^^
worfelk gestellt; vannere seht vielmehr für cvannerKC^iß vapor \
für ßt'ä»or) und entspricht de^i ahd. hwenjan hwennah, wennan X
schwingen, wie vannus dem ahd. ivanna = mhd. tf^ne f.
FutterschVinge. Auf Grund dieser Gleichung darf man "kvan
schwingen \ ^ra«« Getreide-, Futterschwinge als europäisch
ansetzen.
veiog {dqovQu) wird als Brachland gedeutet und zu vEog
336 Etymologien.
neu, vedio brache, lat. novä-re brachen, novä-Ie Brachland ge-
stellt. Dem Sinne nach gewiss richtig, aber nicht der Form
nach, veiög gehört nämlich, wie mir scheint, zu veiod^t unten,
veiod^ev von unten, veiaiQa Unterleib, vEiaxog der unterste,
letzte. Alle diese Wörter sind ebenfalls bisher zu vsog, lat.
novus gestellt und an den Gebrauch von novissimus der letzte
erinnert worden. Allein eine Ableitung von „neu" kann wohl
das Letzte als das zu jüngst passirende fvgl. novissimum agmen)
bezeichnen, aber nicht das locale unten, wie doch veiod^i, vel-
aTOQj veiaiQa thun. Ich stelle vielmehr die bezeichnete grie-
chische Wörtergruppe mit ?ii unten im hochdeutschen hie-nie-
den , nieder, ksl. ni-zü unten , sskr. ni , ni-tardm zusammen,
übersetze vuog {aQovqa) als Tiefland und halte es für genau
identisch mit ksl. niva f. Acker, wovon nivari agricola und
anderes stammt. Zu Grunde liegt eine europäische Bildung
nei-va, vgl, lat. pri-vu-s.
A. Fick.
dVrjx^S, skr. yahvd.
Die Erklärung des homerischen dCrjx^s als d-dirjxVSf wel-
che unlängst Clemm in Curtius Studien VIII. 48 wieder vorge-
bracht hat, verdient keinen Beifall, denn dirjxeco, dirjx^g — die
übrigens bei Homer wol diafrjxsco, diafrjxVS lauten würden — •
sind spät, und begrifflich wenig geeignet, dtrjx^S ,, unablässig, un-
aufhörlich" zu erklären, -tr^x^g- gehört meines Erachtens zu
skr. yahtä „schnell dahin schiessend, eilend, rastlos, fortwäh-
rend tätig" (Grassmann), „etwa „in fortwährender Bewegung
oder Tätigkeit befindlich, rastlos; continuus, beständig"" (PW.)^).
Mit dieser Etymologie ist die Ansicht Grassmanns (Wbch. C.
1001), nach der das in yahvd, yahü , yaJwdnl enthaltene Ver-
bum yah zu ahd. Jagön gehört, sowie die Ficks (Vgl. Wbch. ^
I. 402 ' , der die angeführten Sanskritwörter zu lit. jegti stark
sein (vgl. lett. jegt verstehen) stellt, sehr wol zu vereinigen. —
Ob das den ersten Bestandteil von dCrjxrjg bildende a privativ,
copulativ, intensiv oder euphonisch ist, möge Clemm entschei-
den; ich selbst beschränke mich darauf, hinsichtlich des Alpha
^) Anders wird yahvd von Benfey Oi-. u. Occ. I. 426 übersetzt („kräf-
tig, mächtig, Herr"); A. Ludwig übersetzt „jugendlich".
Etymologien. 337
copulativum zu bemerken, dass die Behauptung, die Präposi-
tion sa finde sich nur in griechischen und arischen Zusammen-
setzungen (J. Schmidt Verwantschaftsverhältnisse S. 21) sehr
anfechtbar ist. Denn es hindert nichts, das copulative a (bez.
o) auf altes *0£v zurückzuführen ^) (über a = en vgl. u. a.
Fröhde o. S. 192, Brugman Stud. IV. 72, IX. 299), das dem
altpreuss. se?i, altlit, sen- , (acc. sg. f^zine^, ahd. as. ags. afr.
sin- {sin-Mun, sin-hiwun, sin-hivan, sin-higen , vgl. auch ahd.
sinwerhal, sinwelbi u. a.) ^) an. si- (z. B. si-valr), sin- (z. B.
Sinfj'ötli) genau entspricht. Neben dem so sich ergebenden eu-
ropäischen sen- ist wegen ksl. lit. s<^- y su- die Form san- an-
zusetzen; ebenso ist das privative Präfix in der europäischen
Grundsprache als en- (a-, lat. in--, umbr.a-, altpreuss. en-K.Beitr.
8. 365) und an- (gr. av-, ir. osk. umbr. an-, got. un-) anzusetzen.
Ich bemerke diess trotz J. Schmidt's Bemerk. KZs. 23. 341 Anm.,
die mich nicht überzeugt hat, und gegen seine Ausführungen
das. S. 271, gegen die ich zugleich auf die vedischen Wörter
anänukrtyd, anänudd, dndnudishia, dnänubhüti ^ die nach Ben-
fey für ana-anukrtyd u. s. w. stehen, verweise.
Lit. aibrumas , gr. «l/9w.
Lit. aibrufims (aibrumas°%uj:noj' „dätSiJ^ssern im Munde")
ist von einem Aojectivum ^aibras oder "^aibrus ,^ässerig, feucht"
gebildet (vgl. gerümas : geras , saldiimas : saldüs), das zu gr.
el'ßm^gokört und sich lautlich eng an das mit diesem zusam-
mengestellte iBX.jiiber (Fick Vgl. Wbch. ^ II. 33) anschliesst.
Gr. daTtig, lit. skydas.
Benfey hat in seinem griech. Wurzellexikon I. 612 dajtid-
mit Recht zu y sku bedecken (Fick a. a. 0. IL 271) gestellt;
es ist aus d-OY.J^id- entstanden, vgl. ci[xid- von y am. Neben
doTtid- erscheinen die Stämme dayrido- {do7ndo-(piQf.io)v) und
aariLÖä- {doTCLÖrj-OTQoqjog) , welche sich beide im Litauischen in
skydoz^s und"^"»^«/«-",, Schild' 'wiederfinden; das y dieser litaui-
*) Scheinbar sprechen lat. osk. sa- (Fick Vgl. Wbch. ^ II. 250) dage-
gen, aber auch sie können auf sen- zurückgeführt werden; vgl. 'ujiis ne-
ben ^fjinCi ahd. imbi (Fick a. a. 0. S. 19, Schmidt Vocal. I. 110).
'^) Ahd. sina- in sinaunerpalo , smaunerpili (Graff IV. 1238) ist zu be-
urteilen , wie una- in unuholda (J. Schmidt KZs. 23. 274).
Beiträge z. Kunde d, ig. Sprachen. I. 23
338 Etymologien.
sehen Wörter ist Contraction von ui, die auch in den Locati-
ven musyje, Jusyß (zunächst aus mtisuije, jusuije) und in dem
Worte slyras Steuerruder (aus stuiras , vgl. ßtiire Jakob. 3. 4
in der Bretkenschen Bibel) stattgefunden hat.
V Got. aühjön, gr. oyacco/iiai.
Goi^mj^n poQvß'^t^ai ^ühj7jduss^oi^%sßo auf
vorgotischem'"oA;V?-, das sich eng an gr. ('iy/.ccoJi^, lat. uncare,
ksl. j(icati (aus j-e^kHi) (Fick a. a. 0. S. 45) anschhesst; nicht
nasalirt ist die diesen Wörtern zu Grunde liegende Wurzel in
oAvog Rohrdommel und in dem wol auch hierher gehörigen
oWa, das germanischem ohjd- genau entspricht. Die Zusam-
menstellung von ooGa mit oaoo/iiaL (Fick a. a. 0. 43) ist wenig
ansprechend, denn oaoa bedeutet eigenthch nicht „Ahnung",
sondern vielmehr ,, Stimme" (auch „Lärm"); gegen die Verglei-
chung von oaaa mit skr. vähja- (Curtius Grdz. ^ 420) spricht
der Mangel des Digammas in oaaa.
Gr. /jyv- in f^voip, zend. qeng.
Bei den bisherigen Versuchen, das homerische ffjvoifj zu
deuten, ist übersehen worden, dass f-)]v- eine ganz genaue Ent-
sprechung in zend. qenff „Sonne" findet; qeng, nur in den Ga-
thäs vorkommend, steht lautgesetzlich für svans, aus dem /j^v-
entstand, wie z. B. xv^- ^us (x^^S-) ghans-. Das indogerma-
nische svans wird etwa „Glanz, Helle" bedeutet haben, die ei-
gentliche Bedeutung von ffjvoip ist also ,,mit Glanz blickend",
„hell blickend".
Lit. jeiis, skr. athari.
Lit. jeiis Spitze eines Spiesses, Spiess, Speer (jetinis mit
einer Spitze ^qv^qIxqw, jetininkas Lanzenträger) kann aus *etis
entstanden sein und ist dann mit ved. athari (oder athart), das
nach Böhtlingk-Roth „Lanzenspitze" bedeutet, verwant. Zu
dem letzteren geboren atharya und aiharyü „Lanzenspitzen zei-
gend", „Spitzen schiessend" und atharvi ,,von einer Lanze durch-
bohrt" 1). Atharya und aiharyü sind Epitheta Agnis und des-
* A. Ludwig übersetzt athurl mit ,, Lanze", athuryn mit „spitzenreich'',
aüuirvx vs\\\j „lianzenkämpferin"; nach Grassmann bedeutet a^Aar«' „Flam-
me", aiharyü ,, flammend", atharvi' „Priesterin".
Etymologien. 339
halb ist es gewiss nicht zu kühn, auch zend. dtar (wovon äthra-
van, atharvan, über die zuletzt Spiegel KZs. 23. 191 f. gehan-
delt hat) als Verwanten von lit. jetis zu betrachten. — Ueber
ad^)]Q, mit dem im PW. aihari zusammengestellt ist, s. Fick
a. a. 0. IL 514; vielleicht gehört zu ihm ved. scddhiti (= su-
adhiti) Axt, Beil, Messer.
Gr. 'AoßaXog, nhd. Gimpel.
Von xoßäkog Possenreisser, Schmarotzer (vgl. xoftßaxsvETai •
liOfiTiovg ksyei, ytoßeigog' 'ye?^otaozrjg, GMOTtTrjg, loidoQiazrig Hes.)
glaube ich TtejiiTtog (• xovcpog, sXacpgog avd^hoTtog Res.) , das mit
M. Schmidt für makedonisch erklärt und auf -/.sf^tcpog zu-
rückgeführt werden darf, nebst y.tf.i(päg • elacpog (Hes.) und
y,£7tcpog 1) Namen eines Seevogels und Bezeichnung eines gim-
pelhaften Menschen nicht trennen zn dürfen. Sie zeigen , dass
ß in y.6ßälog — offenbar aus y.oßaXog — Vertreter einer älte-
ren Aspirata ist; weiter dürfen xo/?«Aog auf yöcpalog und xf^u-
nog, -KSf-Kpag, 'ASTtcpog auf v€fiq)6g, yei-icpäg, xäiX(pog zupückge-^
führt und dann mit an.^ütÄö mocking, mockery, gabbft to mojjfe;
make game of one, mhd. ^a;?i]sN^7~Fe»j^»^derjenige, mit dem
man seinen Spott treibt, hd. ^^flte*^^ scherzen , hüpfeii, sprin-
gen (Fick a. a. 0. Ill.^iOl) verglichen werden. Mit ■KÖßaXog .
deckt sich unser Gngfpel fast Laut für Laut. — Das Verhältnis
der besprochenen griechischen Wörter zu ytovifog (Schmidt Vo-
cah L 115, 181) kann hier nicht untersucht werden; jedenfalls
leugne ich ihre Verwantschaft mit capald.
Gr. AiyV*?) lit, elmes, ndd. olm.
Eben so wenig wie atylri (o. S. 163) hat Irn-itj „aus den
Augen fliessende und in den Augenwinkeln gerinnende Feuch-
tigkeit" (Xrif-iiq • levKov vyQOV sv 6(pd^aXf.iolg avviaTa/itsvov , (xv.cc-
^agaia; X^/nai • al tcsqI rovg xard^oig xcov ocfd^aXf-iüv TtErcrj-
yvlai ovGxäoEig. exQiovaaL iiov ocpd^aX^aov d'/.ai}aQOiai Hesych. ;
vgl. Xrj/iiäiü triefäugig sein, Xr]f.iaX^og triefäugig) anlautendes /
eingebüsst, wie G. Curtius Grundz.^ 504 und Bugge KZs. 19.
432 annehmen. Vielmehr ist Xi^fuj nach dem von J. Schmidt, zu-
letzt KZs. 23. 267 aufgestellten Schema auf ^sXs^irj, *eX^ir] zurück-
*) Ein namenartiges Wort, daher die VerdoppUing des inlautenden
Consonanten (Fick Die griech. Personennamen p. LIX).
23*
340 Etymologien.
zuführen; diese letztere Form schliesst sich unmittelbar an lit.
elmes „die aus dem toten Körper, besonders aus dem Munde
fliessende Feuchtigkeit". Neben elmes und mit ihm bedeutungs-
gleich liegt im Lit. almetis, das, wie ich beiläufig bemerke, sehr
wol aus "^elmens entstanden sein kann , und ^ zwar, wenn nicht
in anderer Weise, so doch in der, dass *elmens zunächst zu
*ohnens wurde, aus dem regelrecht almens entstehen musste. —
Als weitere Verwante von l^f^irj sind zu nennen: das in Sanct-
gallener Glossen des IX. Jh. überlieferte ahd. olmohi cariosus
(Graff I. 249), ferner mhd. ulmec faul, verfault („mundartlich
ulm, olm verfaultes Baummark" Müller-Zarncke III. 178) und
mndd. olmich, w/mecÄ verrottet, nndd. o/w, tilm Fäulnis in den
Bäumen. — Vielleicht gehören zu den besprochenen Wörtern
auch skr. drma „eine besondere Augenkrankheit" und arman
„Name verschiedener Krankheiten des W^eissen im Auge", je-
doch wage ich diess nur vermutungsweise zu äussern.
GrJ Xvyv]^ as. wolkan.
Wie At'xog aus "^folv-OQ entstanden ist, so können Xvyri
Schatten, Dunkel, Finsternis (vgl. Xvyalog dunkel, finster) und
TjXvyr] Dunkelheit, Schatten (aus i^-flvyt]; vgl. i^Xvyaiog, i^lv-
yciCoi, ^Xvyi^it}, rjXvyLOLiög, rjXv^, S7trjXvyaC(o, i7rrjXvyiCo(.iai, fjtrj-
Xvyia/.i6g, etctjXv^) nebst Xiyvvg Rauch, Qualm (nach Fick für
Xvyvvg; vgl. Xiyvvosig, Xcyvvioör^g) aus einer Basis foXy hervor-
gegangen sein, deren Uebereinstimmung mit as. wolkan (ags.
volcen , afr. wölken , til/cen , ahd. ivolchan) Wolke klar ist. Die
weitere Verwantschaft dieser Wörter s. bei Fick a. a. 0. I. 778,
jchmidt Vocal. II. S. 20. Was das begriffliche Verhältnis von
ivyr] zu z. B. \ett,pe'lffs Feuchtigkeit betrifft, so findet es
ilogon in dem Verhältnis von skr. ndbhas Nebel, Dunst,
Gewölk zu dmbhas Wasser.
Slav. m(\zdra, lat. membrum, gr. (^irjQog.
Dem slav. mp^zdra (neusl. mezdra zarte Haut auf frischer
Wunde, cech. mazdra^ vgl. poln. miezdrzyc das Fleisch von der
inneren Seite der Felle abschaben) entspricht lautlich lat. mem-
hrum (Fick a. a. 0. I. 722). Die Grundbedeutung dieser Wör-
ter muss „fleischig" gewesen sein, ihre Grundform \iii memsra-;
an sie schliesst sich unmittelbar gr. i-iriQÖg (aus ^/nef^iOQog,
Etymologien. 341
*f.irjaQ6g) „der obere fleischige Teil des Schenkels", „Schenkel"
an. Zu beachten ist, dass in der Hesychischen Glosse /nr]Q6g *
lOTtog dfiTtekov, y.ctl ^vXov, xal ro r^g y.(xXa(.ir^g xtHXov,
y.al OQog — f-ifjQog die Bedeutung „Glied" zeigt.
Nhd. nüster, lit. nasrai.
Aus nhd. nüster, mndd. nuster, noster, nusteren, afries. nos-
teren, nostern ergibt sich ein „westgermanisches" Wort, dessen
thematische Form etwa als nosierän- anzusetzen sein wird; re-
ducieren wir sie srni nosträn- und betrachten wir das zwischen s
und r stehende i als Einschub, so schliesst sich nosrän- eng
an lit. nasrai Maul, Rachen, für welches in der Mundart von
Kovno nastrai vorkommen soll (Geitler Lit. Stud. S. 97) und
ksl. nozdrY nares an. Auch lat. naris kann hierher gehören
und aus *nasris entstanden sein.
Ndd. schuft, skr. zeud. gupti, lat. scapula.
Die ndd. Wörter schucht f. „Schulterblatt", schufft „der
obere Teil des Vorderbeins des Pferdes und des Rindviehs"
(osnabr.), schufft „obere Vorderbein des Pferdes" (götting.),
schuft f. „Brust der Pferde und des Rindviehs" (Brem.-nieders.
Wbch. IV. 725; vgl. Jellinghaus in seinen in einem der näch-
sten Hefte dieser Zeitschrift erscheinenden Mitteilungen aus ei-
nem ungedruckten Wörterbuch der Osnabrücker Mundart) wei-
sen auf germ. skufti-, das sich nach Lauten und Bedeutung
eng an zend. gupti (pehl. soft , npersisch vi>Äs«) , ved. güpti
„Schulter" anschliesst und mit ihnen zu lat. scapulae „Schul-
terblatt" gehört. Arisch gupti gegenüber germ, skufti- würde
am besten durch die Annahme einer ig, Grundform shiipti seine
Erklärung finden; jedoch sprechen gegen dieselbe einstweilen
noch zu verschiedene Bedenken, als dass man sie mit Sicher-
heit behaupten könnte.
Lat. urhs, ksl. gradü.
Weder die Zusammenstellung von urhs mit orhis (L. Meyer
KZs. 5. 387), noch die Vergleichung desselben mit skr. ardha
(Lottner das. 7. 27) oder apers. vardana (Ascoli das. 16. 120)
befriedigen sonderlich: gegen alle drei Etymologien sprechen
beachtenswerte Gründe, über die man Ascoli a. a. 0, und
342 Etymologien.
G. Curtius Grundzüge ^ 81 Anra. vergleichen wolle. Es spricht
aber nichts von Belang dagegen, urhs auf älteres Jword-s zurück-
zuführen und zu ksl gradu murus, hortus, stabulum, civitas (die
Verwanten desselben s. bei Schmidt Vocal. IL 128) zu stellen.
Das ksl. g von gradü weist auf altes gh (im Gegensatz zu gh^),
das, wie lat. nimi, nivosus neben lit. snigti' zeigen , im Latei-
nischen zu hv, V werden konnte.
Lat. urna aus '"^coorna.
Zu den von Fick a. a. 0. I. 523 unter karu, karaka,
harna „Schüssel, Topf" zusammengestellten Wörtern gehört
auch lat. urna, das aus *cviorna entstand, wie uter aus *cvoie-
rus (o. S. 332). Wie urna ist auch urceus zu erklären , das
sich zunächst an skr. /c'^-a^a" Wasserkrug anschliesst.
\ Ahd. antrisc, skr. tw^ö*— »>^ ^^A-x4 Ij, \
Ahd. emiso , andisc und antrisc, entrisc antiquus, vetustuS)
/Graff I. 385,'v387) gehören mit mhd. enirisch alt, oberd. enle- '
rAsch , enzerisc% ungeheuer, seltsam wahrscheinlich zu ags. Äij/,
Riese (Grimm MVth.MGl, Holtzmann Mytb. 172, Leo Ags. Glos.f
472, Simrock M^h.3 426). £'n/^5^^^eruht auf dem Stamm ania-X
= ags. enta-, undkdemgemäss ist ainrisc auf ßinen Stemm antra-j
,3iese" zurückzufüofen, der genau mit zend. a^^i^(imisi^ pehl.f
a5J^?w....(Justi Handb.XS. 55) und''Sfe;^l)?8li;rt übereinstimmt. Di^
Wurzel dieser Wörter\ist wol *and -■= skr. nad „brüllen". i
Gr. vod-og, vvd-og, skr. andhd.
Von vo^g uneheli^jh ist vu^-oj,'-, heimlich {vvdffH^ acptovov.
oyioT€iv6v, rf^tDcJfig • aza^vcodeg Hes7)\nicht zu trennto; die
Bedeutungsdifferehs erklärt >4p^ leicht, l^nn man vo^^^als
Kürzung des Compositums vo1k)ytvvi]Tog amf^sst und dieses
mit „heimlich erzeugt" übersetzt. Mit vod^og, vvd-og stimmen
skr. andhd blind und lit. j'ü'das schwarz (Fick a. a. 0. I. 488)
lautlich und begrifflich überein. Vielleicht gehör|i zu ihnen
auch lat. umbra (aus *o?id-rä); dann fänden die ü?n-bri lautlich
ein Gegenstück in den indischen andhräs.
Adalbert Bezzenberger.
Schreiben des Hrn. Prof. A. Weber. 343
Schreiben des Herrn Prof. Albrecht Weber an die Redaction.
Sie gestatten mir wohl eine kurze Antwort auf den Angriff
Pischel's im zweiten Hefte Ihrer Zeitschrift p. 114 fg.
Derselbe geht davon aus, dass ich, „auf gänzlich unge-
nügendes Material gestützt, es unternommen habe, den Dativ
im weitesten Umfange in das Dramenpräkrit der Prosa,
die ^auraseni, einzuführen".
Dies ist unrichtig. Ich habe nur die ,,in den älteren Dra-
men" noch vorliegenden „vestigia des Dativs als wirklich be-
rechtigte alte Reste" gegen ihre willkürliche Beseitigung durch
die bisherigen Herausgeber vertheidigt, mögen dieselben nun in
der (^auraseni, deren Bezeichnung durch Pischel als ,, Dramen-
präkrit der Prosa" (richtiger hiesse es zum Wenigsten wohl:
Prosa-Prakrit der Dramen!) ich in dieser Allgemeinheit über-
haupt nicht als berechtigt anerkennen kann, oder in einem
andern Prakritdialekt vorliegen.
Und in der That sieht sich ja nun auch Pischel, der frü-
her den Dativ im Prakrit gänzlich perhorrescirte , jetzt doch
genöthigt, zwar nicht auf Grund meines Materials , das er eben
seinerseits nicht gelten lassen will, sondern als „gänzlich un-
genügend" bezeichnet, wohl aber auf Grund einer Regel des
Hemacandra, dem Dativ faktisch eine Stelle im Prakrit
einzuräumen, freilich „nur für die Mäharäshtri, d. h. das
in Versen gebrauchte Prakrit, das in den Dramen sich nur in
den Gäthas findet", so wie nur in der von Hem. angegebenen
Bedeutung als ,,finalis, resp. terminativus , wohin - casus", in
welcher Verwendung er überhaupt die ursprüngliche und Grund-
Bedeutung des Dativs anerkennt.
Dem gegenüber kann ich nun meinerseits ihm weder in
dieser letzteren Anschauung beistimmen, halte vielmehr an der
alten, auch durch das Zusammentreffen der Namen Dativ und
sampradane gewissermassen gewährleisteten Erklärung fest, dass
der Dativ einfach der Casus des ferneren Objekts ist, noch
kann ich zugeben , dass der Dativ im Prakrit auf die angegebene
Verwendung, oder gar dass er nur auf die Verse beschränkt
sei. Faktisch liegt er ja im Drama bis jetzt, so weit ich sehe,
in Versen nur ein einziges Mal , dagegen mehrfach in der Prosa,
und keineswegs blos als terminativus vor (cf. die solenne
Grussformel sotthi bhode; was will denn Pischel an die Stelle
344 Schreiben des Hrn. Prof. A. Weber.
dieses bhode setzen?). Vor Allem aber, — die ganze Be-
schränkung der Mähärashtri auf die Verse ist überhaupt
ebenso irrig, wie die angebliche Beschränkung der Gültigkeit
jener Regel des Hem. auf die Mähärashtri allein. Denn es liegt
1) annoch kein irgend welcher Beweis dafür vor, dass die
Regeln der Prakrit-Grammatiker, speciell die des Hemacandra,
über die Mähärashtri sich nur auf metrische Texte beziehen,
und 2) alle Regeln, die sie für die Mähärashtri geben, gelten
ganz ebenso auch für die Qauraseni und für die anderen
von ihnen behandelten dgl. Dialekte, falls nicht in den diese
speciell betreffenden Abschnitten ausdrücklich eine andere
Bestimmung getroffen wird. Und dgl. ist hier nicht geschehen.
In den drei Fällen, in Bezug auf welche Pischel in der
Note auf p. 114 gegen mich zu Felde zieht, ist er dagegen im
Recht. Jedoch bemerke ich in Bezug auf den ersten Fall,
(Hem. 3, 96), dass sich meine Angabe auf den Text bezieht;
in diesem wird tatto in der That nicht erwähnt, wohl aber in
dem ja freilich angeblich auch von Hem. selbst verfassten Com-
mentar, und zwar eben in der von Pischel angegebenen Weise.
Dass ich dies übersehen habe, beruht darauf, dass ich mir im
Nov. 1873 von dem so eben für die Königl. Bibliothek ange-
langten Exemplar der Bombayer Ausgabe des Hem. eine Ab-
schrift machte, wobei ich nur den Text vollständig, den Com-
mentar dagegen nur im Auszug copirte. Jetzt liegt uns ja
auch Letzterer in Pischel's Ausgabe bequem vor.
Zum Schluss bemerke ich noch, dass Pischel's Auffassung
der Worte Kaiyata's auf p. 112 einer Berichtigung bedarf. Es
ist zu übersetzen: „wenn ein betretener Weg begangen wird,
dann gilt der pratishedha : anadhvani (d. i. dann braucht man
den Accusativ : panthänam gachati, er geht den Weg); wenn
man aber mittelst eines Abweges den richtigen Weg zu betre-
ten sucht, dann ist nur der Dativ am Platze (pathe gachati,
er geht nach dem Wege)". ,
Endlich benutze ich diese Gelegenheit noch , um aus einem
Briefe von Georg Bühl er, vom 7. Dec. v. J., die interessante
Mittheilung zu machen, dass er in Kashmir ein etwa 200 Jahr!
/ alt.es bhurja-Mscpt. der ^akuntalä erworben hat, welches „einej
i^anz neue Recension giebt, die bald mit der sogenannten De-|
vanägari, bald mit der bengalischen stimmt". Bühler hat „ei-l
-Tfeii ' A et zum Drucke präparirt. Die Stellen bei Mammata , der!
ein Kashmirer war, sind wie es scheint dieser Recension ent-l
lehnt". Vgl. hiezu das Ind. Stud. 14, 179 von mir Bemerkte. ;
Berlin 7. März 1877. A. Weber.
Register.
I. Sachregister.
Ablaut im griech. : verbales e wird
im Nomen o 9 ff . 317 f.; tj wird
0) 17. 318 f.; ft wird oi 15; fv
wird Ol; 16. — Fehlen der Um-
färbung 14 16.
Adj ectiva: homer. auf fy- 20; lat.
auf aster 185, auf estris 182 f.
Adverbia: griech. auf (t, T, i 86.
Analogiebildungen: im griech.
227. 245; im lat. 175. 184 f.; in
der neiigriech. Deklination 227 ff.
Aspiraten: urspr. anl. u. ausl.
Asp. wird im griech. zu Ten.-Asp.
od. Asp-Ten. 65 f. 172 f.; auch
zu Ten.-Med. 61.69.296.339, od.
Asp.-Med. 334. — Folge zweier
anl. Asp. im griech. nicht durch-
gehends gemieden 65 f. — Die
griech. Aspiraten wirklich aspi-
rierte Explosivlaute 282.
Aspiration: unechte im gi'iech. 59.
Assimilation: skr. ny = yy 48 f.,
zj = jj 68 ; griech. JA = Xk 296,
Xv = XX 58; lat. In = 11 62, dm
= mm 63, sn = nn 329; germ.
In = 11 58.
Betonung: Aenderung derselben
in griech. Lehnworten 286.
Buchstabennamen: die griech.
nicht aramäisch 283 •) f. ; das
schliessende « griech. Zusatz 284.
Deklination: Analogiebildungen
der neugriech. Dekl. 227 ff.
Deminutiva: griech. u. deutsche
auf Verben zurückgehend 326.
Diphthonge: ev aus fi 61, ou
(wr) aus au 226; lit. au aus al
165.
Dissimilation.
vocalische: o-v aus v-v 63 f.
334 f. ; t-v aus v-v 340.
consonantische : gerra. I-r
aus r-r 174 ^).
Eigennamen: auf iv- (rjf-) 36 ff.;
auf (t(t 40; aui ft«?, f«f, tag, log,
IS 89 ff.
Genus: Wechsel desselben im alt-
lit. 44.
Kasus:
Gen.-Dat.(-Loc) du. 67 f.
Dativ: Grundbedeutung dessel-
ben die locale des „wohin" 119;
der Dat. der Kasus des ferneren
Objects 343. — Dat. terminativus
im Skr. 112 f., im Präkrit 113 fl.
343 f.; Dat.finalis im Fall 119 f. -
Dat. sing. cons. Stämme im griech.
86 ff ^
Komposita : Kürzung derselben
166' f.
Konsonanten:
b meist aus anderen Lauten her-
vorgegangen 331 ; /? aus //■ 61, =
skr. j 250; lat. b=/S aus g 331;
messap. ß = griech. (f 165, aus
g 165; griech. ß = 2 282.
d skr. aus rd 331; lat. d f. dd
210; J = T 282.
g slavolett. = ß od. J = lat.
gv 328; y aus ;f 61; y = ;| 282,
= p 297.
gh armen, aus r 172-
k europ. = q 166 ; x neben r
aus xf 59 ; X == p J 3 282 ff, =
n 284. »
/ = n 282. 284, = 3 282 f., =-
p 297.
' 1 skr. neben d 332 ; X mit v
wechfiplnd 172; lat. 1 aus d 63;
X = ^ 282.
m germ. mit b wechselnd 168*);
germ. m nicht aus w 168; fi =
O 282.
V = ^ 282.
p. lat. in Lehnw. == <f 185, =
ip 249; TT = S^ 282.
^ == £ 282.
qu lat. = skr. c 199. 330.
p = -) 282.
s lat. aus SS 206, aus t 212;
Verwandlung des s in r unter-
blieben 192. 204; ff = D ijf tJ' t
282, = X 282. 283 «)
t lat. f. tt 210; T = t3 282 f.
294, = n 282. 284.
* = n 282 f., = t3 282. 284.
v lat. aus gh 342.
Konsonanteneinschub : griech.
T hinter anl. n 251. 330; germ.
t zwischen s u. r 341.
Konsonantengruppen:
ßX aus (fX 61.
hv lat. aus gh 342.
ks indog. aus sk 198.
fl -\- Labial im griech. = skr.
n -f Guttural 250.
nn lat. aus n 329.
ay griech. aus ox 250.
346
Register.
SS got. altir. aus st 211 f , lat.
BS aus s-ft selten 202 ff., aus
d-t-ft 205 ff., letzteres durch die
Mittelstufe d-t-fs 211 f.; aa =
it, r 282. 283 «).
st lat. aus d-t+t selten 178 ff.,
aus 8-(-t 180 ff. 188 ff.
tt osk. altlat. bewahrt 209 f.
Konsonanten Vorschlag : a in
Lehnworten 293 ; o vor v 62.
Konsonantenwegfall.
anlautend: lat. c vor v 335.
342, g vor V 332; lit. v vor o u.
ü 252 »).
inlautend: lat. c zwischen s
u. t 172; 3 vor k 334; lat. g vor
m 61. 63; kelt. p 57.
Kontraktion: skr. ava = o 68,
aya -= e 49; f«, f*, fo - v 64.
169; ft = i^ 58; « = t 68.
Lehnworte: griech. im lat. 178.
185. 194. 202. 331 f.; griech. aus
dem ägypt. 289. 294; seniit. im
griech. 273 ff. , durch aramäische
Vermittelurig 283 % 289. 293, aus
dem arab. 285 ; semit. aus dem
griech. 280. 288. 291. 297. 300 —
Die griech. lichn- U.Fremdwörter
sind Concreta 298; Fremdw. in
der altgriech. Poesie 287. 299.
Metathesis: A« aus uX 61 , aus tk
335 ; kr} aus ik 339; kv aus ok 340;
vo, vv aus ov 342.
Nomina: auf «?232f.; auf of 233:
auf ig 233 fi.; auf ag, tag 323 f.:
auf ig 324 ff.; masc. auf r]- 321 f . ;
homer. auf ev- 26 ff.; auf rjft^-
39 f. ; auf t«, tia 87 f. — lat. auf
ulcus 334 ; mit Suff, tero u. timo
189 f. ; Nomina von iridekl. Stäm-
men abgeleitet 190.
Praefixe: europ. en- u. an- 337;
sen- u. San- 337.
Praesentia: die griech. aui-wvvvjui
222 ff. ; griech. mit inl. l u. v 83.
Reduplikaton: lit. mit Nasal 252 f.
Silben: Wegfall der ersten von
zwei gleich laut, im griech. 04, im
lat. 188 l 200.
Stämme: griech. Nominalstämmc
identisch mit Praes.- und Aorist-
themen auf t 5 ft'. , mit Perfect-
stämmen 17, mit Aoriststämmen
auf an 18, mit verbalen ja-Stäm-
men 120 ff., mit Praesensstäm-
men auf djo 312 ff., mit dem all-
gem. Verbalstamme 315 ff. 335;
Nominalstämme mit suft". s auf
Verbalthemen zurückgehend 231
ff. — Nominale s-Stämme neben
f-Stämmen 245, neben a-Stämmen
246 ff.; «i;-Stämme neben o-Stäm-
men 28.
Suffixe (vgl. Adjektiva, Nomina,
Stämme) : Nominalsuff, a ist nicht
anzunehmen 1 ff. 322 , desgl. ja
120 fi". ; statt -as- ist -s- anzuset-
zen 231 ff. — europ. va 336.
Sanskrit: vant 41.
Griechisch: fv secund. 26 ff.
bei Hom. = rjp 21, ist = va 41;
X secund. 296; m aus eia 87 f.;
kctxo 334 ; a((vo 287 ; rko f. />>lo
65 f.; T/ja rfxo f. üfxa {Jfiu 66 f.
Lateinisch: bro, bulo secund.
185. 200; CO secund. 194; enti
188; ento secund. 183; lento 184;
na 329 ; täti secund. 189; tero u.
timo öteigerungssuff. 189 f.; ti
195 ff'.; to 199 ff'. 202 f. 205 ff.,
secund. 188 f.; tor 178. 202; tri
(aus tro) 178 ff.; tric, trina 178.
180; tro 178 ff",, secund. 178. 185,
Comparativsuff. 182; tüti 189. —
Suff, bo gibt es nicht 204*), desgl.
di 179, desgl. prim. sa 204.
Altpreussisch: sena 287.
Superlativformen: lat. 189 f.
194. 205.
Svarabhakti: im griech. 63. 335;
im lat. 179. 180. 327.
Umlaut im lett. : durch i und e
215 ff. (a wird ä od. ai 215 ff".;
ä wird e 218 f.; la, üa, 6a wer-
den ie, üe, 6e od. 6'i 219 f.; u
wird üe od. üi 220 f.) ; durch u
221 ; durch a 221.
Verba: abgeleitete auf evut 30 ff.;
verlorene der o-Conjug. im lat.
329; Verbalformen an nominale
Bildungen angelehnt 226.
Verwantschaf tsver hältnisse
der indüg. Sprachen : das Armen,
zum europ. Zweige gehörig 165.
172; indog. Herkunft des Kari-
schen 225 ; Verwantschaft der
Phrygcr u. Karer 255 ; das Etrusk.
nicht indog. 206 ff.
Vocaie (vgl. Ablaut. Umlaut):
Aendorung der Voc. in Lehnw. im
griech. 286.
« im Aor. erst spät eingetreten
14; « aus en 192. 337; lat. a aus
cm 337 *) : lit. a vor 1 aus e 340.
e skr. = a 49; lit. e od. e aus
a+Nasal 253; t) aus e^ 340.
Register.
347
i skr. vor flg. voc. aus i 49 ; i
aus H 81 ff. 173; i = "1 282; lit.
y aus ui 337.
o jünger als e 59 ; w aus ov
225 f.; wv = hebr. an 285.
u lat. vor l aus e 62 ; u = hebr.
o, hireq u. sere 285.
Vocaldeh nung: durch Liq. und
Nas. im griech. 83. — skr. ä aus
an vor y 49, aus a vor Suff, vant
41 ; r] aus f vor f 41.
Vocalschwächung: «zut vor
Doppelcons. 62. 67; lat. o zu i
196. — Innere Vocalkürze in mehr-
silb. Wörtern im lat. zu i ge-
schwächt 149 ff., bes. in vorletz-
ter Silbe 149, und im ausl. Vocal
des ersten Gliedes in Zusammen-
setzungen 150; Ausnahmen finden
sich vor b 162, vor c (k) 160, vor
d 159 f., vor g 160 f., vor h 152,
vor 1 155 ff., vor m 157 f., vor
n 158, vor p 161 f., vor r 152 fi.,
vor v 152.
Vocalvorschlag: « 69. 169.
Volkssprache: Einwirkung der-
selben auf das Sanskrit 49.
Wurzeln: secundäre durch Com-
position entstanden 2 f.; Wurzel-
formen mit anl. i = ya u. u = va
164.
Wurzeldeterminative: dh 206.
334; k 331; m 59; s 194 ; t 334.
Zahlwörter: lat. Ordinalzahlen auf
esimus 187 f. — Die etrusk. Zahlw.
257 ff. ; Uebersicht derselben 272 f.
Sanskrit,
agaru 280.
ajina 328.
anc 65.
athari 338 f.
anänu- 337.
andha, andhra 342.
ambhas 340.
ar 57.
ardati 207.
arma 340.
av 58.
a§ 59.
ä-dhrshti 191. 195.
indh 200.
indra 342.
ishyati 201.
udükhala 280.
urvarä 63.
rnatti 207.
eta 333.
eshati 201.
kapi 281.
karpäsa 281.
kashati 205.
kuticaka 330.
kushnäti 329.
kshi 198.
khanja 250.
khan' 49.
garana, galana 332.
gola 287.
gharshati 192.
cakita 330.
cancala 250.
capala 239.
II. Wortregister.
cira 199.
chad 178.
jathara 332.
jada 331 f.
Jan 49
jarna 173.
jalä 332.
tan 49.
tap 58.
tuvi 58.
trshta 199.
dadru 253.
dabh 69.
di 306 f.
dharshaka 191.
dhars 201.
dhämari 199.
dhüpa 69.
dhrshta 191.
dhrshnus 251.
nabhas 340.
narägamsa 172 *).
narman 172.
nalada 281.
ni 336.
nud 52 *).
patatra 207.
padyate 207.
pastya 199.
päpman 197.
pis 249.
pumsa 204.
pushta 204.
pushpa 204 *).
prati 197.
pra-siti olO.
bandhu 296.
bahu 251.
budh 334.
budhna 69.
buli 331.
bhisaj 255.
bhujati 251.
bhrshti 195.
ma"tta'210.
madälaka 280.
marakata 281.
mäyä 49.
modate 192.
yahva 336.
yu 223.
rajju 68. 172,
ratati 207.
las 62.
vap 64.
varjati 250.
varshmau 166.
vasu 58.
vasti 203.
vastra 256.
vi 308.
vrnakti 250. 255.
vrshan 250.
Vrshna 251.
vaidürya 280.
vrata 253.
ganipriya 281.
Qap 165.
gara 329.
yarman 206.
gas 201.
gästar 202.
348
Register.
Qasti 195.
^igira 253.
5upti 341.
(jepa 165.
graddhämi 210,
^ru 335.
Banjate 183.
san 49.
sanoti 198.
sarati 5.
saha^eyyäya 47 fF.
8ä 310.
ßu- 58.
sunara 172.
stusheyya 48 f.
Bvadhiti 339.
har 57.
ha 253.
Zend.
andra, indra 342.
ätar 339.
ubdaena 64.
urvaeza 254
urväta 253 f.
qeng 338.
tafnarih 57.
tafnu 58.
dab 69.
nairyÖQariba 172 *).
baeshaz 255.
banda 255.
bud 334.
maodhana 192
§upti 341.
vainti 255.
hunara 172.
Pehlvi.
andar 342.
soft 341.
Persisch,
tanjidan 169.
tunjidan 169.
devband 255.
parwänah 281.
Buft 298.
BÜsan 341.
Ossetisch.
Dig. balan 163.
Tag. balon 163.
Armenisch,
atem 334.
glukh 173.
kapel 165.
karap 163.
neghem 172.
neghuthiun 172.
phachnum 316.
thuz 173.
tsarr 173.
Phrygisch,
ßaXriv 255.
Karisch.
liikdßuvSa 255.
ßni^a 255.
yiXav 25Ö.
aoi7«i;'255r*'^'
Lydisch-Thrakisch.
ßaönqa 256.
Griechisch.
«- (cop.) 337.
«- (priv.) 337.
aßQti 275. 286.
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/SJKiJoi" (lisch.) 173.
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ßiv&og 171.
ß^QvXXog 280. 291.
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/Si;^d? 172.
/9i;ff(rof 276. 281. 299.
/Sw? 225.
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ycivlög^ yavXog 276. 287.
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j/eiVcur (Hsch.) 59.
yoiii 276. 281. 285.
ÖKTlTb) 69.
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6f(.Q^ 203.
Jf'Aro? 276. 287. 299.
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J^fw 83.
fßSffxrixovTfi (dor.) 59.
f/Sfw? 276.281.286.288.
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/A«/i'? 192.
^Af'y«? 281.
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Register.
349
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^/eatfiv (Hsch.) 59.
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Cwjuoi 225.
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rikvyri 340.
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d-afivog 167.
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^QKva/UK 193.
;>(>««;« 179. 193.
(hQtyxög {S^Qcyyög, &Qiy-
pg) 68.
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^wi*,«« (Hdt.) 226.
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J'f^f« 301 ff.
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xfTaan (Hsch.) 173.
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x^/Sof (z^TTo?) 281. 300.
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xlßSrilog 276. 288.
xt/St<rtf 289.
xißwTÖg 276. 289.
xiduQig 276. 289.
xi&wv (Jon ) s. /Arcdv.
xw^co 83.
xivväfXMvov 21 Q. 281.
289. 299.
xivv/nai 83 f.
xtri^pa 276. 281. 285.
xf;=aA>l??? 277. 290.
xf? 205.
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xtffffof 173.
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xiTTci 277. 290.
xtW 277. 290. 333.
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xAw/So? 277. 281. 285.
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xoQÖvkt] 334.
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xoQvüög 193. 334.
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x()«j«a> 193.
xot'Of 193.
xQvGTctkXog 193.
xTivv/Jt, 83.
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xv/xivov 277. 281. 285.
299.
xi/7r«pt(Töo? 277.285. 290,
299.
xvQTog 206.
xt'cro? 329 f.
x(o»(m> 173. 282.
InßQwviov 281. 300.
AwtFra'or 285.
XtuvüxiiQ 333.
laiT/uce 67.
XaxfTtjg 190.
A«o? 277. 290.
A«()xo? 172.
>l«(j»'af 172.
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Xhuwv 333.
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Jl^wj' 277. 290.
XiiSov {IriSavov) 277. 281.
285. 291 2). 299.
Xrifxa 62.
A»J^jj 339.
hä^oficu 333.
XCßuvog (Xtßavonög) 277.
281. 285. 299.
Aij't'j;? 340.
A/xj-or 84. 172 »).
XiXaCofiat 62.
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Xlg s. A^öjr.
XiTQov 294.
Ady/jj 277. 290.
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Aw^poj' 181.
Xv/iicc 181.
^ayaSlg 277. 291,
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f^cc(^«(o 63. 210.
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/uäX»a 277. 282. 291.
^ufdAdff 183.
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292.
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350
Register.
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ntv&og 197.
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Tit^Cüj 249.
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TTopT^ (kret.) 197.
noOdSurv 85.
Tipßffor 279. 296.
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320.
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Trpowjxoj 281. 300.
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nxlaaia 249.
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TTTüiffffW 330.
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nvO^fii^v 172. 5^
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TivQyog 60.
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TTwAof 225.
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^a/3dof 279. 296.
p«ty3df 250. 254 f.
(><u/9a> 250. 255.
(>>jr« 254.
^i^ov 279. 296.
(JdJov 281.
^o«< {^>o«) 279.
(5«}jU« 197.
"Püixiovg (kret.) 226.
^(üvvv/ji 223.
(mofiut (Hom.) 223.
aüyog 183.
aäxxog (adxTag) 279.
281. 299.
(TkAjj 5.
aafAßüxt} 279. 281. 286.
297.
ff« TTyftpof 281.284.300.
ZitQauTtt 283 «) f.
ffttTor 280 f.
ff»J? 279. 297.
ff/ii// 279. 297.
fftj'Ao? 279. 297. 299.
2:t(fwy 283 «).
ff/;f*p« 279. 281.
fffxAoff 280 f. 297.
axafjßSg 250.
axaifCg , axcctfiari^Qiov
185.
ffu«(i«j/Jo?281. 283. 300.
ff/xy^tf 279. 297.
a/xvQVt] (Jon.) 293.
ffö^off 170.
ffoi}ffor 279. 281. 298.
ar^XXr] (lesb.) 226.
ö'T(>«j/j'dff 5.
OTQiüvvvfii 223.
oxinpio 83.
avxtifxivog 279. 282. 286.
298 f.
avxö/noQog 298.
fftixov 173. 298.
a<f>((Xciaa<a 335.
aiflyyoi 83,
a^hkiog 66,
o^/Cw 82.
awvviKo 223.
ffww (Hom.) 224.
TttyyjJ 5.
Tßiipo? 281.
T«j;? 58
Tf/yw 210.
T^XfXWQ 60.
T^xj tov 198.
riQi^vov {T^Qccfivov) 171,
r^QGo^ai 194.
T^TflUi 59.
TfvrXov 65.
T^(f()n 58.
TiO^fußwaoü) 279, 290,
298.
TM',*d<; 8.
T^yw (rivvfii) 83.
T^w 82.
Tofor 60.
TOQvvt) 335.
TQuvjua 223.
Register.
351
TQlßü} 83.
TQiyy.ög 68.
TQv(fi<lfia 64.
TQdJ/ja (Hdt.) 2'2G.
TQwvvvio 223.
rvxov 173.
Tü(JOf 283 ö).
TVQOis 335.
Tv(fil6s 69.
rt^V'W 69. 83
i'jS(Jtf 279. 298.
uAaw 64.
VTTTjVl] 64.
i/WwTTo? 279.232. 284 f.
299.
(fuivw 183.
(fäkay'i 256.
<f>av^, (f,ttv6nrr]s 183.
(fäQca (Hsch.) 244 *).
(fKQSTQri 244.
(fitQos 244.
(pKQOos 244.
(pccQv^ 62.
(fiiayKvov 165. 250.
(fttTVT] 171.
ip&ivb} 83.
yä/w 82.
yAyo) 184.
(polßog 5.
«/'omi 284 ^).
(föXvg 334.
(fÖQvy^ 62.
(fovQxoQ (Hsch.) 60.
(fiQÜCo) 335.
(fQi'vfs 334.
(f'Qi'yü) 83.
(fvySxUov 66.
yyxoc 279. 299.
(fvlcc/cög 333.
»PvQxos (elisch) 60.
(fvxXa 65.
(ptolfög, (fcjXtiCa 333.
(pfoati^Q (Hsch.) 183.
^aßdv 8. yavvwv.
Xcfxt^^co, /«5/Cw 174.
Xctkßfivri 279. 282. 284.
' 286. 299.
^äaiog (lakon.) 174.
/UT^w, )^ttTCC(ii 173.
/nvviüv (ycivwv) 280. 282.
283 ^). 285 1). 299.
X^Cfi^d^kov 66.
;f"'!? 57.
Xfjxi^os 174.
XnQt^Hog 280. 299.
XfJTo; 173.
;ftrw»' 280. 283. 284 ^).
285 f. 299.
Xr« 284 »).
Xov(f(foig 284.
/()KV(ü 223.
/(>^o? 189.
/(?<'w 192.
/(»i'o-df 211. 280. 299 f.
XQ(üvvv^i 223.
XvtXov 65.
Xdivvvjut. 223.
X<tio/Liac 223.
i/zdow 249.
\pvXU) 83.
wf 304.
(ürtov (delph.) 226.
M e s s a p i s c h.
ßavQia 165.
/5/ff/S/? 165.
Oskisch
,allo 170.
£censtur 202.
-^ämatir 170.
^Trftiuff 210.
sa- 337 1).
sivom 170.
tnibüm 171.
tristamentud 199.
trutum 335.
vorsus 171.
Umbris eh.
a-, an- 337.
bifia 171.
pert 197.
sevom 170.
trebeit 171.
tremno 171.
vorsus 171. 203.
Lateinisch,
aboleo 58.
adgretus 210.
adhaesus 203.
aedes 200.
aestas 189.
aestimare 194.
aestus 200 f.
agrestis 187.
anclarft 65.
annona 329.
Antistius 190.
aperio 57.
apis 337 ^).
assis 205.
assus 206.
attentus 210.
augustus 188.
auster 180.
avere 58.
avilla 327.
balneum 332.
bardus 331.
blaesus 204. 332.
bulbus 331.
caeruleua 204.
caesius 204.
Caestus 202.
calamistrum 178.
candeo 204.
capere 4.
capistrura 185.
cardo 193.
casa 206.
caseus 204.
cassis 206.
castigare 195.
castrare 180.
castrum 178.
castus 191. 201.
uatena 206.
cavea 256.
censor 202.
Cerealis 192.
cestus 202.
cette 210.
cirrus 193.
cista 194.
coelestis 187.
comestus 186.
confestim 195.
conquinisco 316
cosmitto 210.
cossus 205.
costa 193.
costum 194.
crassus 206.
crates 206.
credo 210.
crista 193.
crusta 193.
cudo 206.
culmus 328.
cunnus 251
curro 202.
custodia 195.
custos 194.
damnum 69.
delicata 286.
densus 192.
domesticus 18
dorsum 203.
edo, est 186.
egestas 187.
egretus 210.
emere 165.
exfuti 210.
330.
329.
352
Register.
familia 199.
fastidium 175. 195, 202.
fastigare 195.
fastus 175. 201.
fatisci 207.
fenestra 183.
fessus 207.
festinus 195.
festuca 202.
festus 191.
fidustus 189.
figura 249.
filum 249.
fingo 249.
firmus 60.
Firmum 61.
fistuca 202,
fistula 195.
flustrum 184.
fodio 172. 250.
fraus 179.
frio 192.
frumen 62.
frustra 178.
frustum 193.
Fufius 171.
iuscina 250.
fustis 196,
futi8,.futare 210,
gelu 332.
genu 59,
gestio 196.
globus 332,
glomuB 332.
grossus 206.
baesito 204.
hasta 193.
haustrum 181,
hausurus 203,
hedera 173.
horrere 174 *).
hostis 193. 196.
Hostus 193,
ico 59.
illustris 181.
impomenta 199.
in- 337,
indostruus , industria
182,
infestus 191.
intcntns 210.
jacere 59,
jussus 206.
lassus 192, 207,
laus 179.
lauaus 207.
lessiis 207.
letum 207.
levis 192.
limus 333.
lituus 333.
locusta 190.
lustrum 181. 184.
lutum 181.
lütura 211.
raadeo 63.
maestus 192.
mamma 63.
manifestus 191.
masticare 194.
masturbare 190.
masucius 194.
mattus 210.
luembrum 340.
miser 192,
mistio 196-
mitto 210.
modestus 187.
molestus 187.
mollestra 183.
monstrum 184.
mulier 63.
mustricula 184.
mustus 192.
naris 341.
nassa 207.
nasus 204.
Nemestrinus 181.
novale 336.
novus 336.
nudus 328.
obliquus 333.
odi 334.
oitier 210.
orbis 341.
OS, ossis 205.
ostentum 210
Ostia 190.
ostigo 197.
Ovis 327.
pala 195.
palus 60.
pando 207.
passer 207.
passim 207,
pastillus 194,
pastinum 195.
pastio 197.
pastor 172.
pausillus 205.
pecus 60.
pectere 60.
pessum 207.
pestis 197.
pila 249,
pilare 249.
pileus 249.
pilum 195. 249.
pinguis 192.
pisare 203.
Piso 203.
pistillum 195.
pisum 203.
plaustrum 179,
pono 197 ff.
por- 197 f.
porrum 296.
portentum 210.
Posilla 205.
postis 197. 199.
postulare 195.
potestas 187.
Praeneste 196-
praestus 190.
pristinus 190.
privus 336.
procestria 178.
pruina 192,
pubens 204 *).
pullus 62.
Pustula 204.
pusus 204.
quactus 330,
quadru- 64.
quaero , quaeso 204.
quies 198.
quiesco 199.
rallum 204.
rastrum 204.
res 189,
restis 172. 199.
russus 206.
rutilus 210.
sagum 183,
satus 198,
scam^ja« 341,
segestre 183.
sella 334.
Sequester 182.
sero 198. 311.
sinistimus 205.
sino 197 ff.
Situs 198.
solistiraus 205.
sordes 208.
spissus 207.
stringere 5.
suasum 208,
sublestus 192.
sufflamen 61.
surdus 208.
tempestas 189.
tepeo, tepor 58.
Register.
353
terra 194.
testa 194.
testis 199.
trabs 171.
transtrum 182.
tristis 199.
trua 335.
turma 335.
turris 335.
tussis 208.
über 337.
udo 206.
umbra, Umbri 342.
uncare 338.
ungustus 189.
urbs 341.
urceuR 342.
urgeo 250.
urna 342.
usiu 210.
usta 194.
ustulare 195.
utensile 188.
Uterus 322.
vannere, vaniius 335.
vastus 193.
veho 59.
venalis 195.
ver 192.
veno 203.
Verruca 166-
versus 203.
vesica 203.
Vesta 194
vestibulum 200.
vestigare 200.
videre 211.
vilis 195.
visito 204.
vitrura 211.
vitta 211.
Keltisch.
(Das Altirische ist nicht
besonders bezeichnet.)
aig 163.
airlam, airle 62.
avi- (gall.) 58.
Bergomum (gall.) 61.
doninfedam 66.
Eucant (arem.) 58.
fiss 211.
gal 59.
gallaf (kymr. arem.) 59.
irlithe 62.
lam 62.
mess 211. [arem.) 170.
oll, ol (cambr. corn.
sess 211.
SU- (gall.) 58.
tene 57.
Tenedo (gall.) 57.
tinfet 66.
treb (kymr.) 171.
uile 170.
Slavisch.
(Wörter ohne weitere
Bezeichnung sind kir-
chenslavisch.)
bolij 255.
hosti 250.
büdeti 334.
veverica 253.
glava 173.
golemü 255.
golabü 163.
gosti 196.
gradü 341.
zlödq, 59.
kadi 288.
kosti 193.
Icbedi 163
libivü 333.
losi 192.^
rcazdra (cech.) 340.
met^ 210.
miezdrzyc (poln.) 340.
motriti 335.
madrü 184
niva 336.
nizü 336.
nozdri 341.
pada 207.
pachati 195.
po-citi 198.
rozga 172.
slama 328
SU- 337.
sa- 337.
teremü (russ.) 171.
tvoriti 335.
tremä 171.
t§go 169.
taga 169.
crüstü 206.
jagn§ 328.
jazino 328.
j§cati 388.
Preussisch.
asti 205.
brunse 252.
en- 337.
garrian 173.
gegalis 253.
limtwey 170.
Beiträge z. Kunde d. ig. Sprachen. I-
penpalo 253.
sen 337.
weware 253.
Litauisch.
aibrumas 337.
Aitvars 42.
almens 340.
auka, aukininkas, au-
kuras 165.
baländis 163.
balzenas 256.
bandyti 287.
bau 169.
biogas 316.
bruiszis 252.
büdinti 334.
bulis 331.
bulbe, bulvis 331.
bumbulys 331.
burpelis 244 *),
dedervine 253.
drasus 192.
draugas 296.
drignas 68.
drikkas 68 **).
dr^sti 192.
elkas 42. 165.
elmes 339 f.
gaduti 174.
gaigals 253.
gaigoczus, gaigoti 253.
galva 173.
galeti 59. 255.
geidzu 173.
gelöti 59.
giegals 253.
girJ^ 173.
godas 174.
gogiloti 252.
grasüs 175.
gristi 175.
gulbe 163.
gödas 174.
izas, yze 163.
jaü 169.
jautis 223.
jegti 336.
jetis 338.
jü'das 342.
kandis, kandü 205.
kasü 205.
kaukai 42.
ketur- 64.
krauti, kruvä 334.
kuszys 329.
läibas 333.
lainas 333.
24
354
Register.
leidmi 207.
leilas 333.
lesas 192. 333.
lysti 333.
inatyti 335.
in etil 210.
min au 168 f.
mudrüs 192.
närsas 172.
nasrai 341.
nerti 172.
nirsti , nöras 172.
ojus 252 ^)
opus 164.
orarykszte 253.
oustai, ouszus 252 ^).
owerie 252.
oweriksztis 252 *) 253.
pa-laukys 332.
pelke 60.
pepala 253.
plüdyti 179.
pratega 169.
raudoti 207.
regszti 68. 172.
retis 47.
s^- 337.
segiü 183
sekti 165.
Ben- 337.
Bkaidrus, skaietas 204.
skydas 337.
smagurei 62.
spilkä 335.
spitu 207.
Btabas 45. 164.
stambas 46.
stulpa 43 f. 165.
SU 337.
szalmas 206.
szcszelis 253.
taczaü 169.
tirsztas 199.
träisza 252.
troba 171.
tverti, tvirtas 335.
Udburtelli 46.
ulVjauti 64.
uloti 64.
vaiveris , vaivoras , vai-
voriksztis u. s.w. 252 f.
varstas 171.
vetyti 335.
vinszus 166.
zib, ziib, zaibas 5.
zemepatis 42.
Kulininkas 47.
Lettisch,
aita 333.
balüdis 163.
bumbuls 331.
buras, burves 244 *).
elks 42.
gaigale 253.
jegt 336.
leija, leijsch 333.
matu 335.
paipala 253.
rel'chget, refchgis, reg-
fchis 68.
vaivari»i, väveraji 252.
väveris 252.
ve'lgs 340.
vifa 163.
vifet u. 8. w. 163.
Gotisch,
aistan 194.
alhs 42.
alls 170.
asans, asncis 329.
aühjon 338.
aviliud 58.
bergan 60.
biugan 251.
daubs 69.
durabs 69.
fidiir- 64.
gadars 192.
gadrausjan 193.
gaidva 173.
gaqiss 211-
gasts 196-
gaviss 211.
gazds 193. 196. 202.
haurds 206.
hilras 206.
hinpan 206.
hrisi'an 193.
huzd 194.
hveila 198.
hveilan 199.
lasivs 192.
latei, latjan, lats 207.
la|)a 62.
Ictan 207.
mif)vissei 211.
mundon, mundrei 184.
nati 207.
qi|)ra 332.
sitia 334.
svarts 208.
Bve 304.
usstass 211.
vindan 211.
vissa 211.
vraiqs 254 f.
vrikan 250.
Altnordisch,
atall 334.
baeli 333.
balkr 61. 256.
barki 63.
bjälki61.
bogi 252.
böf 333.
cisa 201.
faer 60.
flaustr, flytja 179.
gabb 339.
gerstr 174.
hokinn 330.
hradhr 56.
hrjosa 193.
illr 58. •
jaki, jökuU 163 *).
kleiss 204.
kolfr 332.
lagabrjotr 179.
lasinn 192.
Ijös, lysa 181.
neraa 168.
risi 250.
si-, sin- 337.
stabbi,stobbi,stubbi 46.
)j6ta 208.
3vara 335.
jykkr 169.
vesl 256.
vist 200.
Neu nordisch,
blanki (westisl.) 256.
far (schwed. dän.) 60.
huka (schwod.) 330.
planki (westisl.) 256.
snage (dän.) 62.
snaka (norw.) 62.
Angelsächsisch,
atol 334.
bolca, bälc 61.
breötan 179.
brord 202.
ealh 42.
ent 342.
hrad, hraod 56.
hreodhan, hroden 334.
hyrst 334.
läsest 192.
smitan 210.
|)rym 335.
Register.
355
väd 211.
volcen 340.
vridhan 55.
Englisch,
aghast 174 *}.
bark 63.
drush (schott.) 193.
ghastly 174 *).
ill 58.
narrow 172.
rathe, ready 56.
Altfriesisch,
balka 61.
mar 168.
men, rnonna 167 f.
nostei'n 341.
ruald , rueka , in-ruesze
253.
smita 210.
ulken, wölken 340.
Altsächsiseh.
alah 42.
balko 61.
gerda 202.
gisidli 198.
hvila 199.
wolkan 340.
wrisilik 166. 250.
Mittelniederdeutsch,
bet 168 2).
blanke 256.
broderen 56.
dan 166 f.
garst, gasterich 174.
grese 174 *;.
man, men 167 f.
met 168 •^).
nuster 341.
olmich 340.
planke 256.
Neuniederdeutsch,
galsterich 174.
is 163 3).
jokel 163 *).
man, mant 167 f.
olm, ulm 340.
schucht, schuft 341.
Niederl ändisch.
hukken 330.
Althochdeutsch,
aftarringa 174 ').
arn 329.
balco'61.
barren 201.
bar 11 n 204.
bit 168 2).
bür 165.
chlemman 332.
cholbo 332.
chuoli 332.
dweran , tweran 335.
entisc, antrisc 342.
era 194.
fahs 60.
fasti 60.
garidau 55.
gersti 174.
gilezzen 207.
halara 328.
hört 194.
hrad 56.
hrust 334.
hwenjan 335.
imbi 337 %
jagön 336.
kis 256.
kit 173.
kithrusit 193.
mit 168 2).
muosa 211.
olmoht 340.
quillu 332.
rad 56.
redan 47.
rehtculichonti 174 ^).
riso 166. 250.
rosa 193.
sidaljan, sidilo 198.
suedan, swetha 208.
tanna 167.
ustinön, ustri 182.
wanna 335.
wanst 203.
weit 211.
wennan 335.
wolchan 340.
wona 61.
wonen 62.
wuosti 193.
Mittelhochdeutsch,
barzen 201.
bet- , bit- 168 ^).
blodern 184.
brienrauos 55.
broedelich 55.
broekeit 56.
einzeht 54.
gampel, gempel 339.
garst 174.
geisel 202.
gerte 196.
guoter 54.
keskar 53 f.
kis 256.
letze 207.
liument, Hunt 56.
morter, mortel 174 ^).
nuz 51 f.
reden 47.
riden 55.
rot 56.
schächgenöz 53.
schie 333.
schupfen 56.
swadem 208.
tan 166 f.
tweru 335.
ulmec 340.
ungenozzen 52 f
wanne 335.
wilent 199.
Neuhochdeutsch,
balken 61.
bogen 252.
brausen 184.
bügeln 252.
bucht 252.
bürg 60.
fechten 60.
garstig 174.
geiz 173.
gimpel 339.
hocken , hucken 330
laden 62.
nieder 336.
nufsen 52.
nüster 341.
rüsten 334.
scheie 333.
schnökern 62.
sitzen 198.
tann, tanne 166 f.
wan 168.
weiland, weile 199.
wölke 340.
zünden 8.
Berichtigungen und Nachträge.
S. 25 Zeile 11 lies wichtiger statt richtiger. S. 26 Z. 28 1. müsste st.
ntiissfe. S. 41Z 9\. oQTvy- st. oQivy-. dia8.Z.l5vi.22 \. kaicavd st. Kaicavä.
das. Z. 16 1. Mica st. Küica; kurarävä st. Kurarävd. das. Z. 17 1. A;m-
rar« st. Kürara. das. Z. 23 l. Ächp« st. Käifa. Zu S. 121 fF. füge hin-
zu: ßvCf( Uhu : ßvCo/iiev heulen. ar^V.a • Cüafia : ar^XXo-fxai. aqvaan
haustrum : dffvacfo-^fv. dXyvvrj : dXyvvo-utv. fxvvri Vorwand : /xvvo-
fiai (vj). ytQmö-s alt : vgl. ksl. zireja werde reif, skr. jardyu (beruht
aui j'aräga). yr]Qai6-g alt : yrjQao-fifV. yivsrj, 6^ö-yvio-g : yeCvoftat. yoi-
kio-g Thierlager = lit. gülis , lit. guliü liege. iStu : iöinv inf. vgl. lat.
Video, ifto-s (:=: i^ifios) Vgl. skr. divi/cl himmlisch, di't^yati. Zul, S. 123flF.
nkrjO^H«, ion. akriO-T]Cri : dkrj&eva). S. 125 streiche nrjka/Avthixo, das nicht
zu belegen ist. S. 126. 1. nQtaßvr^Qelov : nQeaßvTffieixo ; streiche ^vnc<Q(a :
QV7ia()(vo/uni. S. 127 streiche qwkiog und xpvxQia ■ ipv/QSvo/xai. Z. 18 1.
la st. r«. Zu II, S. 127 flf. füge hinzu: ykwaa- etc. akyia : ykwao- etc.
akyeto, -akyi^g; auf S. 130 zu tilgen, nqxtog : uox^w; auf S. 130 zu til-
gen. ä(f'Vfco-g vgl. d<f)Vi']-juwv (a(fivog). freio-g vgl. d^(fc-(Te(o {Hog). xf^e-
Qeio-g : x)^fQ((u) {x)-^Qog) ; auf S. 133 zu tilgen. dkiyri-mkCri : oktyri-ntkiwv
vgl. fvrj-nfkia , avTj7ifki]g. rekeio-g, T^keo-g : Tskftu)^ rskioi [tikog). tii-
relxio-g, Tfi^io-eaoitt : Tfi/so-vreg , i-ref/fo-v {nT/og). Zu III a, S. 129 :
iCfiio-g: Tt'fj/iiti • rh'ft Hesych [r^fi^Ei = Tfi/ujei). (foirixco-g : (foiv^aao).
S. 130 lies dvTKTo-g : dvTKbj, dvTio-g : rjvreov imperf. zu dvxdoi b. Homer.
S. 131 ydfitog : ya/Li^cD, ytkoiio-g (=: ytkojfjo~g) : y^kotäu) (= ytkojajbi),
d7io-Srjy.ia : dno6r]fj.io} (füge örifiio-g hinzu), 6l\pio-g : ion. öixp^w = dc-
\pä(a. S. 132 Z. 27 1. -^n^Ca st. -f»;Aew. S. 133 Z. 32 füge hinzu: yufjLo-
xkonta : yafio-xkon^w , yauo-xkonog. S. 134 Z. 4 xonUi Ermüdung : fxe~
TfWQo-xon^M. S. 135 1. oJcdog : oSüw, aber o(iiog zu -o(h'o). S. 136 1. ^cc-
^ov^ia, du()ov)^i(o, SccSoij}(og; nnknfivaio-g vgl. Tiuka^iäojxai, ; nkoxto-g,
nokv-nkoxCa : aTtifavrj-nkoxs'w. S. 137 füge ein: x)^eo-nQonCa : xHo-tiqo-
niü), ü^eo-TtQonog. das. Z. 10 ist zu streichen, ö. 139 streiche rv^^aiog,
vffQidog, vOTfQKiog; füge hinzu: (fwkfö-g : f/wAfcu. das. Z. 24 1. <f&OQ(a :
-(fi&oQ^o). S. 140 Z. 5 V. u. 1. tv-aQfioaT^u). das. füge hinzu: /ueT-doOio-g :
d(ni(a = dgido), aQTio-g : d()rio-fica. S. 141 Z. 12 1. -öoata. Das. füge
hinzu: vvxr-fysQala : vvxT-eyfQT^cj , ivicdaio-g : dn-triKvT^w, dvÖQo-xxa-
all]: {-XTatiia =) got. skapjan. S. 143 füge hinzu: naQty-xvoCa : ikaio-,
xri^o-xvrim. S. 145 Z. 32 1. Qimiti- st. Quin-. S. 146 Z. 8 1. dies st. tä-
les. S. 148 Z. 11 1. docebimini st. docebhnini. S. 149 Z. 21 1. sa/^< st.
sali. S. 150 Z. 5 1. grund- st. Grund-, S. 152 Z. 22 1. i st. «. S. 153
Z. 3 1. stelerint, öderint, locaverint, in den Perfecten stetirunt st. steterunt.
S. 154 Z. 31 1. habiturit st. hahitari. S. 159 Z. 28 1. (^ts st. t/a«s. S. 162
Z. 2 1. anderen st. andere. S. 250 Z. 18 1. khanja st. chanja. S. 251 Z. 8
1. varshishtha st. varshishta. Das. Z. 29 1. bamhishtha st. bamhishta.
Druck von E. A. Huth in Göttingen.
P Beiträge zur Kunde der indo-
501 germanischen Sprachen
B/V
Bd.l
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